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German Pages 181 [183]
ISBN 978-3-0343-0683-6
Ferdinand Ahuis
Das Porträt eines Reformators Der Leipziger Theologe Christoph Ering und das vermeintliche Bugenhagenbild Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Peter Lang
Das Porträt eines Reformators
V es t igia B i b liae 31
Vestigia 31 Bi bliae
Peter Lang www.peterlang.com
V es t igia B ib
Vestigia Bib liae
Ferdinand Ahuis
Das Porträt eines Reformators
Peter Lang
Der Leipziger Theologe Christoph Ering und das vermeintliche Bugenhagenbild Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Peter Lang
Das Porträt eines Reformators
V e s t i g i a B i bl i ae Jahrbuch d es D eut s ch en B i b el - Arc h i vs H am b u rg B eg rü nd et vo n H ei mo R ei ni t zer H eraus g egeb en vo n B runo R eud en b a ch B and 31
PETER LANG Bern • Berlin • Bruxelles • Frankfurt am Main • New York • Oxford • Wien
Ferdinand Ahuis
Das Porträt eines Reformators Der Leipziger Theologe Christoph Ering und das vermeintliche Bugenhagenbild Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
PETER LANG Bern • Berlin • Bruxelles • Frankfurt am Main • New York • Oxford • Wien
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.
Gedruckt mit Unterstützung der „Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve“ und der „Gemeinschaft der Freunde des Deutschen Bibelarchivs e.V." in Hamburg. Copyrights für die 75 Abbildungen durch die angegebenen Museen, Galerien, Bibliotheken und Institutionen.
Umschlaggestaltung: Thomas Jaberg, Peter Lang AG
ISSN 0939-6233 ISBN 978-3-0343-0683-6 EISBN 9783035102598
© Peter Lang AG, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Bern 2011 Hochfeldstrasse 32, CH-3012 Bern, Schweiz [email protected], www.peterlang.com Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Switzerland
Meinen Freunden in Sachsen
Titelbild: Nordelbisches Kirchenarchiv, 91 (Fotosammlung) Nr. 8871 Fälschliche Bezeichnung: Johannes Bugenhagen · Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. 1532 Mit Abdruckgenehmigung durch die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Hauptteil I. Der Lebenslauf Christoph Erings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Kindheit in Leipzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Studium und akademische Laufbahn in Leipzig . . . . . . . . . . . . . 3. Kaplan, Hofprediger Georgs des Bärtigen, Erzieher von Moritz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Prediger in Annaberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Prediger in Joachimsthal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Immatrikulation in Wittenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Lutherischer Prediger in Zwickau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) St. Marien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) St. Katharinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vom Schmalkaldischen Krieg bis zum Leipziger Landtag von 1548 . . . . . . . . . . . . . . . . Der Rangstreit zwischen Leonhard Beyer und Christoph Ering . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Das Aufbegehren Leonhard Beyers gegen die Obrigkeit in seinen Predigten und seine Amtsentsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Pfarrer und Superintendent in Zwickau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532 . . . . . 1. Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Wiederentdeckung des „Bildnisses C E“ aus dem Jahr 1532 und sein Erwerb durch die Evangelischlutherische Kirche im Hamburgischen Staate im Jahr 1960 . . . . 3. Zweifel an der Identifikation Johannes Bugenhagens mit dem Porträtierten und Stellungnahmen dazu . . . . . . . . . . . .
25 25 28 32 35 38 41 46 46 51 53 55 58 60 63 63 64 69
10
Inhalt
4. Der Bericht des Archivs der Evangelisch-lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate über die Nachforschungen zur Identität des Bildes vom 9. Februar 1961 . . . . . . . . . . . . . . . a) Schaube und Barett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Das Signum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Die Jahreszahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Kette und Filigrankapsel in den Händen des Porträtierten . . . e) Der Ring auf dem linken Zeigefinger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Die Physiognomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Die Rezeption des Berichts von 1961 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle (1960–1967) . . . . b) Wilhelm Imhoff (1968) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Hanns Lilje (1964) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Vier Jahrhunderte Lutherische Landeskirche in Braunschweig (1968) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Ausstellung im Kunstmuseum Basel (Dieter Koepplin/Tilman Falk [1974]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Jochen Pause (1983) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Ausstellung „Köpfe der Lutherzeit“ (1983) . . . . . . . . . . . . . . h) Ausstellung „Martin Luther und die Reformation in Deutschland“ (Bernd Moeller [1983]) . . . . . . . . . . . . . . . . i) Karlheinz Stoll (1985) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . j) Hans-Günter Leder und Norbert Buske (1985) . . . . . . . . . . . k) Hans-Otto Wölber (1989) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . l) Ausstellung „Lucas Cranach. Ein Maler-Unternehmer aus Franken“ (Claus Grimm [1994]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . m) Ausstellung „Glauben. Nordelbiens Schätze 800–2000“ (Inge Mager [2000]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n) Ausstellung „Glaube, Mythos und Moderne“ (Werner Schade [2003]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Zur Frage des Aufenthalts Lucas Cranachs d. Ä. im Jahre 1532 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Doppelbildnisse Lucas Cranachs des Älteren als Interpretationshintergrund für die Bildnisse von Christoph Ering (1532) und Johannes Bugenhagen (1537) . . . . a) Das Bildnis eines 41jährigen Gelehrten und seiner Frau (Jodocus [Jobst] und Barbara Welling?) (1503) . . . . . . . . . . . b) Der Humanist Dr. Johannes Cuspinian und seine Frau Anna Putsch (um 1502/3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
71 72 72 72 74 77 78 81 81 81 81 82 82 83 84 84 86 86 86 87 88 89 90 91 92 94
Inhalt
c) Mann mit Rosenkranz und betende Frau (1508) . . . . . . . . . d) Johann von Sachsen und sein Sohn Johann Friedrich (1509) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Heinrich der Fromme und Katharina von Mecklenburg (1514) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Moritz und Anna Buchner (1518) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Bartloser junger Mann und Frau (1522) . . . . . . . . . . . . . . . h) Johann Friedrich von Sachsen und Sibylle von Kleve (1526) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . i) Doppelbildnisse von Martin Luther und Katharina von Bora sowie von Hans und Margarethe Luther . . . . . . . j) Doppelbildnis Martin Luther und Philipp Melanchthon (1532) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Das erste Bildnis Johannes Bugenhagens von Lucas Cranach d. Ä. von 1537 auf dem Höhepunkt der Biographie des Doctor Pomeranus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Das Porträt Johannes Bugenhagens (1537) – Teil eines Doppelbildnisses? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Die Bildnisse Luthers, Melanchthons und Erings (1532) sowie Spalatins, Melanchthons und Bugenhagens (1537) und das fehlende vierte Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Ering und Luther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Ering und Melanchthon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Ering und Spalatin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Ering und Bugenhagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Klärung bislang ungeklärter Details des „Bildnisses C E“ von 1532 vor dem Hintergrund der Geschichte der Doppel- und Viererbildnisse bei Lucas Cranach d. Ä. . . . . a) Gelehrtenmantel und Gelehrtenmütze . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Signum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Jahreszahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Rosenkranz und Bisamapfel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Ring auf dem linken Zeigefinger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Physiognomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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95 96 97 98 99 100 101 103 105 110 117 127 127 128 128 129 129 131 132 133 134 143
Schluss Christoph Ering und Johannes Bugenhagen – ihr Weg und der Weg ihrer Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
12
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Personen-, Orts- und Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
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Vorwort
Unter den etwa tausend Bildnissen von Lucas Cranach (und seiner Werkstatt), die MAX J. FRIEDLÄNDER und JAKOB ROSENBERG in der von GARY SCHWARTZ herausgegebenen zweiten Auflage ihres Cranach-Werkverzeichnisses auflisten, befinden sich 94 Porträts unbekannter Personen, von denen 65 abgedruckt sind. Für manche der auf diesen und auch weiteren Bildnissen dargestellten Männer und Frauen hat es Identifizierungsversuche gegeben; manche mussten widerrufen werden. Das gilt auch für Bildnisse von angeblich bekannten Personen. Andere, sicher zugeordnete Bildnisse haben zu einer Bestätigung der Identifikation der Abgebildeten geführt oder zu deren Widerlegung. Über den interikonischen Vergleich hinaus haben auf schriftlichen Quellen basierende Beobachtungen zu einer Identifikation geführt. So wurde der Blick über die Kunstgeschichte hinaus auf andere Zeugnisse gelenkt, die einen Schluss von dem oder der von Cranach bzw. seiner Werkstaat Dargestellten auf größere geschichtliche Zusammenhänge zulassen. In diesem Buch öffnet ein kunstgeschichtlich kaum berücksichtigtes, hinsichtlich der Identifikation des Dargestellten umstrittenes Porträt aus dem Jahre 1532 von der Hand Lucas Cranachs d. Ä. den Blick für einen Theologen, der in der Kirchengeschichte der Reformationszeit noch nicht die ihm zukommende Beachtung erfahren hat, obwohl er in der Regionalkirchengeschichte Sachsens gut belegt ist: den aus Leipzig stammenden Theologen CHRISTOPH ERING, geboren 1491, gestorben in Zwickau 1554 und damit Zeitgenosse Luthers, Bugenhagens und Melanchthons. Ziel dieses Buches ist, die Biographie Christoph Erings ins Blickfeld der Kirchengeschichtsforschung zu rücken, dem Bildnis Christoph Erings von Lucas Cranach d. Ä. aus dem Jahr 1532 seinen Platz in der CranachForschung und damit in der Kunstgeschichte zu geben und gleichzeitig die Aufmerksamkeit zu schärfen für Johannes Bugenhagen, den Organisator von Reformation in Norddeutschland und Nordeuropa, den Stadtpastor in Wittenberg und damit Seelsorger der Familie Luther und den mit der Publikation vieler Auslegungen biblischer Bücher wirksamen Universitätsprofessor seit 1535, mit dem das Bildnis von 1532 seit 1952 immer wieder in Verbindung gebracht, aber wegen der Unsicherheiten der Zuordnung auch in einen 50 Jahre währenden Dornröschenschlaf versetzt wurde, von
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Vorwort
dem es zwischenzeitlich nur für kurze Zeit erwachte. In dieser Zeit ist niemals ernsthaft der Frage nachgegangen worden, wer denn auf dem Bildnis Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532 dargestellt ist. Die Forschung hat sich vielmehr darauf beschränkt, Argumente für oder gegen Johannes Bugenhagen zu sammeln. Der interikonische Vergleich ist auf die Darstellungen Johannes Bugenhagens beschränkt und der weite Horizont des Cranachschen Bildprogramms unberücksichtigt geblieben. Vor allem ist die Hausmarke auf dem Wappenring des Dargestellten bislang noch nicht erklärt worden. Hier aber können Unterschriften und eine Hausmarke aus der spärlichen schriftlichen Überlieferung von Christoph Ering zu einer Lösung geführt werden, welche die Zuordnung des Cranach-Bildnisses zu ihm zur Gewissheit erhebt.1 Vielen Persönlichkeiten aus dem Bereich der Kirchengeschichte wie der Kunstgeschichte und darüber hinaus ist zu danken: Frau Prof. Dr. Inge Mager für das unermüdliche kritische Gespräch, Herrn Prof. Dr. Johann Anselm Steiger sowie insbesondere Herrn Prof. Dr. Heimo Reinitzer für viele ermutigende Gespräche im Vorfeld der Veröffentlichung, Herrn Gerhard Paasch vom Archiv des Ev.-Luth. Kirchenkreises Alt-Hamburg, jetzt: Hamburg-Ost, Herrn Ulrich Stenzel vom Archiv der Nordelbischen Ev.Luth. Kirche in Kiel, Herrn Dr. Lutz Mahnke von der Ratsschulbibliothek Zwickau, Herrn Dr. Eckart Leisering vom Sächsischen Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden sowie Frau Stefania Sychta, Abteilung für Sondersammlungen der Biblioteka Gdañska PAN, und Frau Wanda Pêtlicka, Präsidentin der Fundacja Biblioteki Gdañskiej, Herrn Dr. Reiner Nolden und seinen Mitarbeiterinnen vom Stadtarchiv Trier – Deutsches Hausmarkenarchiv –, Herrn Dr. Hans-Walter Stork und Frau Marion Sommer von der Handschriftenabteilung der Universitäts- und Staatsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky für die Beschaffung von Archivalien, Herrn Dr. HansUlrich Lehmann, Dresden, und Herrn Dr. Georg Syamken, Singen, vormals Hamburg, für kritische kunstgeschichtliche Anmerkungen: die Liste der Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner ließe sich verlängern. Vor allem zahlreiche Kontaktpersonen in Museen und Galerien weltweit wären zu nennen. Dieses Buch wäre allerdings auch nicht möglich gewesen, ohne dass meine Frau und unsere Verwandten mich mehrfach zu Reisen
1
Das für die Kleiderkunde Maßstäbe setzende Werk von Ulinka Rublack, Dressing Up. Cultural Identity in Renaissance Europe, Oxford 2010, sowie Alexander Sembdner, Stadt und Universität Leipzig im späten Mittelalter, BLUWiG B 17, Leipzig 2010, konnten nicht mehr berücksichtigt werden.
Vorwort
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nach Wittenberg und Trier sowie Sachsen und Tschechien begleitet und nimmermüde Gespräche mit mir geführt hätten. Dankenswerterweise gewährten die „Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve“ und die „Gemeinschaft der Freunde des Deutschen Bibelarchivs e.V.“ in großzügiger Weise Druckkostenzuschüsse. Ein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Bruno Reudenbach für die Aufnahme des Buches in die Reihe „Vestigia Bibliae“ sowie Frau Sara Negro für die Lektorats- und Produktionsbetreuung. Hamburg, im Herbst 2010
Ferdinand Ahuis
Einleitung
Von den unter dem Einfluss der Wittenberger Reformation, wenn auch in zweiter oder gar dritter Reihe, stehenden Theologen verdient (D.) MAGISTER CHRISTOPH ERING über den Bereich der Regional-Kirchengeschichte Sachsens1 hinaus Beachtung.2 Er war nicht nur einer der Erzieher Moritz’ von Sachsen und nahm – bei allen Unterschieden im Einzelnen – wie dieser seinen Weg in der Spannung zwischen Altgläubigen und Evangelischen; er war auch in der Auseinandersetzung mit Täufern und Sakramentariern (Zwinglianern) sowie mit Altgläubigen von solchem kirchenpolitischen Gewicht, dass LUTHER sich auf ihn in einem Brief an die Herren von Schlick berief, die er zum Eingreifen gegen die Genannten im böhmischen Joachimsthal zu bewegen suchte. Sowohl in „katholischer“ (altgläubiger) als auch in evangelischer Zeit bewies Christoph Ering als Hofkaplan Herzog Georgs von Sachsen, Inhaber einer Domvikarie im Stift Meißen, Prediger in St. Annaberg und in St. Joachimsthal sowie an St. Marien und St. Katharinen in Zwickau und in seinem – teilweise parallel dazu verlaufenden – akademischen Werdegang in Leipzig ein erstaunliches, auch merkantilem Geist nicht abholdes Durchsetzungsvermögen und eine durch Gelehrsamkeit geprägte Standhaftigkeit, welche die schließliche, von PHILIPP MELANCHTHON schon Jahre zuvor befürwortete Betrauung Christoph Erings mit dem Superintendentenamt in Zwickau ein Jahr vor seinem Tode nur als konsequent erscheinen lässt. 1518 hielt er sich anlässlich des Reichstags in Augsburg, 1521 in Worms, 1522 zu einem Besuch in Nürnberg auf. Er war über Sachsen hinaus begehrt als Prediger in Nürnberg. In Joachimsthal 1 2
Wartenberg 1995; Flöter/Hain 2003; Junghans 2005; Müller 2008. In den einschlägigen Lexika fehlt der Name Christoph Ering. Die bislang umfassendste, aber keineswegs vollständige Darstellung der Lebensdaten Erings mit kommentierten Quellen findet sich in einer Anmerkung von OTTO CLEMEN in WA Br 6, Nr. 1965, S. 373 f., Anm. 1, vgl. a. Clemen 1907 a, S. 454, Anm. 2); Clemen 1926, S. 65 f., Anm. 5 (ND Clemen 1984 a, S. 229 f., Anm. 5). Vorher hatte schon Fabian 1890, S. 58, Anm. 11, einen Überblick über die Biographie Erings gegeben. Siehe auch Fabian 1902, S. 118, ferner Grünberg II, 1940, S. 156; Eckert 1974, S. 44; Pflug 1982, S. 108, ergänzende Anm. 3 zu Pflug 1969, S. 101 (Nr. 12: Brief von Nic. von Heynitz an Pflug, Leipzig, 6. August 1520, hier S. 100 f.); Wartenberg 1988, S. 48 f., Anm. 157; MBW 11, S. 416 f.; Hein/Junghans 2009, S. 94, ferner Loesche 1895, S. 77; Brown 2005, S. 35 mit Anm. 50 und 51, siehe auch u., S. 25–27, Anm. 10.
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Einleitung
weihte er im Jahre 1537 den ersten Neubau einer evangelisch-lutherischen Kirche überhaupt ein. Last but not least hat Magister Christoph Ering – über Jahrhunderte hinweg nicht identifiziert – dadurch eine späte überregionale, um nicht zu sagen: internationale Bedeutung erlangt, dass ein von LUCAS CRANACH D . Ä. gemaltes, äußerst qualitätvolles Bildnis, das ihn mit den Initialen „C E“ auf seinem Wappenring während seines Aufenthalts an der Universität Wittenberg im Jahre 1532 darstellt, seinen Weg von Leipzig (1851) über Coburg, Weimar (1871) und Wien (1886) nach Prag, Paris (1952), zum Pardo in der Nähe von Madrid (1953), dann nach Tanger und 1960 über London nach Hamburg nahm, wo es seitdem als Bildnis JOHANNES B UGENHAGENs gilt, was allerdings von Anfang an umstritten war.3 Die Tatsache aber, dass das Cranach-Gemälde fast sechs Jahrzehnte lang einmal mehr, einmal weniger mit Johannes Bugenhagen in Verbindung gebracht wurde, hat, auch wenn eine Beantwortung niemals ernsthaft versucht wurde, die Frage danach wach gehalten, wer auf dem „Bildnis C E“4 von Lucas Cranach d. Ä. porträtiert ist. Es dürfte CHRISTOPH ERING sein. Schenkt die Kirchengeschichte Christoph Ering zu wenig Beachtung,5 so ist er in der Cranach-Forschung gänzlich ein Unbekannter. Dieses Schicksal teilt dieser weitgehend mit dem zur Diskussion stehenden „Bildnis C E“. Das Standardwerk für die Cranach-Forschung von MAX J. FRIEDLÄNDER und JAKOB ROSENBERG aus dem Jahre 1932 scheint das „Bildnis C E“ nur auf dem Umweg über eine 1886 entstandene Radierung zu kennen, die unter Nr. 274b Erwähnung findet: „Bildnis eines bartlosen Mannes mit Rosenkranz“,6 während die zweite Auflage von 1979 bzw. 1989 dem Bildnis lediglich eine andere Nummer gibt: 340A.7 Für die überfällige dritte Auflage des Werks wäre der Abdruck des „Bildnisses C E“ – allein schon wegen der hohen Qualität der Ausführung – wünschenswert. Wenn auch JOHANNES BUGENHAGEN kirchengeschichtlich ungleich besser erforscht ist als Christoph Ering, so fehlt es immer noch an einer wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Bugenhagen-Biographie, nach3 4 5
6 7
Zwei weitere Beispiele fehlerhafter Zuweisungen von Cranach-Bildern behandelt Sander 1950. Ähnlich die Bezeichnung von J OCHEN P AUSE (Pause 1983, S. 25): „Bildnis C. E.“. Aber Punkte fehlen hinter den Initialen. Ering findet z. B. in der von HELMER J UNGHANS herausgegebenen Festgabe zum 450jährigen Bestehen der Reformation in Sachsen 1989 bzw. zum 125jährigen Jubiläum der „Gesellschaft für Sächsische Kirchengeschichte“ (Junghans 2005), keine Erwähnung. FR, S. 79. FR 2, S. 137.
Einleitung
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dem HANS-GÜNTER LEDER diesen Lebensplan nicht hat zu Ende führen können,8 und an einer kritischen Werksausgabe.9 Im Folgenden soll die Lebensgeschichte Christoph Erings erstmals im Zusammenhang dargestellt werden, bevor diese vor dem Hintergrund des Cranachschen Bildprogramms seit 1502/3 in Beziehung zu dem „Bildnis C E“ LUCAS CRANACHS D. Ä. aus dem Jahre 1532 gesetzt wird. Die Beobachtungen werden den Blick dafür schärfen, in dem Gemälde nicht Johannes Bugenhagen dargestellt zu sehen, sondern Christoph Ering. Wir sind uns dabei dessen bewusst, dass es immer leichter ist, Ausschluss-Kriterien beizubringen als positive Argumente dafür, dass neben einer Anzahl vielleicht nicht in den Blick gekommener Möglichkeiten nur eine, in diesem Falle Christoph Ering, übrig bleibt, der aus unserer Sicht mehr ist als nur ein Favorit. Umgekehrt macht der Vergleich der frühesten Darstellung Johannes Bugenhagens durch Lucas Cranach d. Ä.10 aus dem Jahre 1537 mit dem „Bildnis C E“ die Konturen Johannes Bugenhagens noch klarer als bisher. Aus der Hand Christoph Erings ist bis auf eine ausführliche Notiz über den Verlauf seiner Magisterpromotion von 1515 und deren Kosten,11 einen Brief aus Annaberg an Herzog Georg von Sachsen vom 18. Juni 1526,12 einen weiteren Brief vom 28. Juni 1528 aus Annaberg an den Pfarrer zu St. Moritz in Naumburg Johannes Wolkenhayn13 sowie eine von 20 Widmungen in einer 1541 und 1542 bei Hans Lufft in Wittenberg gedruckten 8 9 10 11
12
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Vgl. aber Leder 1985; Leder 2008 und Garbe/Kröger 2010; eine Bugenhagen-Biographie ist bei M ARTIN SCHWARZ LAUSTEN in Kopenhagen in Arbeit. Diese wird nach dem Tode von W OLF-DIETER HAUSCHILD am 17. März 2010 von ANNELIESE BIEBER -WALLMANN in Münster vorbereitet. Die Grenzen zwischen Lucas Cranach d. Ä., Lucas Cranach d. J. und der CranachWerkstatt sind in der neueren Cranach-Forschung fließend geworden: Tacke 2009. Es handelt sich um den aus Erings Besitz stammenden Quartband XXVI. V. 11 der Zwickauer Ratsschulbibliothek, Clemen 1904, S. 303 f.; vgl. auch Clemen 1922, S. 443. Leider führt CLEMEN nicht die in den Einträgen enthaltenen an Ering gerichteten Examensfragen auf. Es handelt sich um vier Fragenkomplexe mit insgesamt 13 (2/2/4/5) Einzelfragen. Der Quartband enthält das Werk des Aristoteles, Epitomata nova: que vulgo Reparationes dicuntur Lectionum et exercitiorum librorum physice, Köln 1508. Das Original befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden – unter der Signatur: 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10300/2, Dr. Martin Luthers Religion und andere Sachen, 1518–1539, Bl. 270a, b (nach der früheren Foliierung Bl 229 a, b); siehe ferner u., S. 37, Anm. 100. Über das Original verfügt die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky Sup. Ep. 104: 45 (früher Hamburger Stadtbibliothek, Cod. CIV, Fol. 45, vgl. Buchwald 1893 a, S. 239 f. [nicht immer fehlerfrei übertragen] sowie Krüger 1978, S. XXXII: „Variorum ad varios epistulae“). Ering begründet hier auch seine Zurückhaltung gegenüber schriftlichen Äußerungen: Es sind die gefährlichen Zeiten.
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Einleitung
deutschen Bibel14 aus dem Besitz Oswald Lasans, eines der beiden Bürgermeister von Zwickau ab September 1535,15 bislang nichts Schriftliches 14
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Es handelt sich um eine zweiteilige Prunkbibel zum Gedenken an das 10-jährige Bestehen des Schmalkaldischen Bundes (Beschreibung Schwand 1917, S. 25 f.), Teil 1 (bis Hohelied) aus dem Jahre 1541, Teil 2 aus dem Jahre 1542, deren erstem Band eine zehn Blätter umfassende Autographensammlung vorgeheftet ist, entstanden, als Oswald Lasan sich in Begleitung des Zwickauer Syndikus Nikolaus Reinhold nach Wittenberg begab und sich beim Kurfürsten und den Reformatoren um Unterstützung für die geplante Schule in den Räumen des ehemaligen Klosters Grünhain bemühte (WA 48, S. 71). Die Bibel befindet sich seit dem 1. März 1739 (Freytag 1909, S. 12) in der Stadtbibliothek Danzig (jetzt: Biblioteka Gdanska Polskiej Akademii Nauk; Signatur: Ms. 2499) (Nachlass des 1724 verstorbenen Danziger Diaconus [Johann] Gottfried Kirsch, Günther III, S. 326 f., Ms. 2499). Dress 1929, S. 527. Danach handelt es sich bei dem angeblichen Wernigeroder Stammbuch lediglich um nachträglich zusammengefasste, jeweils einzeln gefalzte Blätter (vgl. a. Jacobs 1905), die aus einer Bibel herausgetrennt worden wären, deren beschriftete Vorsatzblätter – wie in der deutschen Bibel von 1541 – sie gebildet hätten. Nach Klose 1985, S. 162 f., Anm. 18, handelt es sich hingegen um im Jahre 1542 (!) gleichzeitig von Nikolaus Reinhold und Oswald Lassan (Lasan) in Wittenberg, Leipzig, Halle, Braunschweig, Altenburg, Zwickau und Erfurt gesammelte Autographen, die jeweils einer Bibel vorgeheftet werden sollten. Dies unterblieb bei Reinhold, wurde aber von Oswald Lasan vollzogen. Bevor Lasan nach dem 1. August 1543 die Einbindung der Autographen in den ersten Band der Bibel von 1541/42 vornahm, ergänzte er demnach die Autographensammlung weiter z. B. um „persönliche Widmungszusätze zu den ausgewählten Bibelstellen“ „von zwei Pfarren in Altenburg (es dürfte sich wohl um Georg Spalatin handeln) und Erfurt (wohl Johannes Lang)“. Günther III, S. 326 f. listet im „Katalog der Danziger Stadtbibliothek III“ außerdem die Leipziger Johann Pfeffinger und Balthasar Loy (hinter dem Herzogenauracher, später Regensburger Hieronymus Noppus), „Christoph Eringk“ (statt des Zwickauers Johann Göbel), nach Justus Jonas Antonius Corvinus, nach Georg Spalatin den Zwickauer Wolfgang Zeyner (Zeuner), danach erst Johann Lang und den Naumburger Nicolaus Medler sowie einen am 1. August 1543 nachgetragenen unleserlich gewordenen Namen. Eine Autopsie ergab aber, dass der Name Johannes Göbel sowie ein Anonymus in der Lasan-Bibel durchaus erhalten sind. Die Annahme von Clemen 1928, S. 8 (ND in Clemen 1987, S. 142), es habe sich bei den Blättern – entsprechend der Danziger Autographensammlung – um das Stammbuch des Nikolaus Reinhold gehandelt, bedarf damit einer Korrektur. Es handelt sich um Autographensammlungen, die sich zwar auf dem Wege zu der Gattung von Stammbüchern befinden, aber noch nicht solche darstellen (hierzu auch das grundlegende Werk Schnabel 2003, S. 248.267 f.). Jedenfalls befindet sich der Eintrag Christoph Erings in der „Danziger Bibel“ (vgl. Clemen 1928, S. 8) und gehört zu den Ergänzungen der Autographensammlung (bis auf eine Eintragung vom 1. August 1543 alle aus dem Jahr 1542). Damit klärt sich auch der Befund, dass Reinhold 1542 nur elf Autographen gesammelt hat (Luther, Bugenhagen, Melanchthon, Cruciger, Rörer, Noppus, Helt, Maior, Beyer, Göbell, vom Rode), Lasan aber noch zehn mehr, wobei einer (vom Rode) weggelassen wird oder in der Liste von Reinhold zunächst noch nicht
Einleitung
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ans Tageslicht gekommen, obwohl er in zahlreichen Registern, Briefen und Schriften Erwähnung findet. Aber allein die schriftlichen Hinterlassenschaften von seiner Hand werden für die Identifizierung des „Bildnisses C E“ mit Christoph Ering und auch für seine Selbsteinschätzung ein hohes Maß an Beweiskraft erlangen – und „vestigia biliae“ offen legen. Umgekehrt sollte man schon angesichts dieser Quellenlage die Bedeutung Christoph Erings nicht zu hoch einschätzen.16 Allerdings muss bei der Würdigung Christoph Erings dessen bewusste Zurückhaltung gegenüber schriftlichen Äußerungen beachtet werden.17 Der Blick in zeitgenössische Briefe und Visitationsprotokolle wiederum wird das Bild in Erscheinung treten lassen, das man sich von Christoph Ering gemacht hat. Ist Christoph Ering durch sein Porträt zunächst über das ernestinische Sachsen hinaus in Erinnerung gebracht worden, dann ist er spätestens ab 1871 durch das „Bildnis C E“ über ganz Sachsen hinaus unbewusst bekannt geworden, bewusst aber dem historisch Interessierten durch die zweibändige Bibel Oswald Lasans aus den Jahren 1541 und 1542 ab 1739 expressis verbis in der Stadt Danzig, in Hamburg durch Erings Brief aus dem Jahre 1528, der 1767 in den Besitz Hamburger Stadtbibliothek gelangte. Der besondere Reiz dieser Untersuchung besteht darin, dass ein bisher von der Cranach-Wissenschaft eher vernachlässigtes Bild seinen Platz in diesem Forschungsbereich erhält und vor dem Hintergrund insbesondere der sächsischen Reformationsgeschichte in Beziehung zur Lebensgeschichte Christoph Erings, aber auch Johannes Bugenhagens gesetzt wird. Der interikonische Vergleich des „Bildnisses C E“ mit dem Bildprogramm Cranachs wird dabei ebenso eine Rolle spielen wie das, was wir aus textlicher Überlieferung von Christoph Ering, Johannes Bugenhagen und Lucas Cranach d. Ä. wissen. Das „Bildnis C E“ wird außerdem in die größeren Zusammenhänge der Kleiderkunde, der Ring- und Hausmarkenforschung, der „Stammbuch“-Forschung sowie der Rosenkranz- und Bisamapfelforschung gestellt. Stand bislang Hamburg im Zentrum der Beschäftigung mit dem „Bildnis C E“, so verschiebt sich der Schwerpunkt dieser Untersuchung nach Sachsen (Leipzig, Freiberg, Annaberg, Wittenberg, Zwickau) bzw. Böhmen (Joachimsthal). Umgekehrt lenkt das „Bildnis C E“ den Blick über
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vorhanden war, dazu Freytag 1909, S. 4. Damit ist ein Bezug zwischen Ering und den Wittenberger Reformatoren hergestellt, mehr aber auch nicht. Hierfür muss allerdings kein Maßstab sein, dass der Name Christoph Ering in Stupperich 1984 fehlt. Buchwald 1893 a, S. 239 f.
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Einleitung
Sachsen und Böhmen hinaus in ein Umfeld, zu dem auch Hamburg gehört. Obwohl mit dem 6. Band der „Politische(n) Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen“,18 den Regesten und Registern, teilweise auch schon den Texten zu „Melanchthons Briefwechsel“19 und dem Verzeichnis der Professoren und Dozenten der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig20, mit Einschränkungen auch den „Akten und Briefe(n) zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen“21 und dem „Album academiae Vitebergensis,“22 wichtige in diesem Zusammenhang interessierende Quellen erschlossen sind, hat es sich als sinnvoll erwiesen, auch in ältere Veröffentlichungen, besonders aber in die Originale der Texte zu blicken, wenn es um die präzise Erfassung von Daten ging. Entsprechendes gilt auch für die Archive z. B. der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche in Hamburg und Kiel.
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PKMS VI. MBW. Hein/Junghans 2009. ABKG I–III. Förstemann 1. Eine revidierte Edition ist bei M ARKUS W RIEDT in Frankfurt/M. in Vorbereitung.
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Hauptteil
I. Der Lebenslauf Christoph Erings
1. Kindheit in Leipzig Christoph Ering,1 auch Christopherus Eringk,2 Christophorus Eringus,3 Christophorus Eheringius,4 Cristofferus Kehrnick5 oder Cristofferus Eringk,6 auch Erich,7 wurde in Leipzig geboren.8 Das genaue Geburtsjahr ist nicht bekannt9 und lässt sich nur durch Rückrechnung von dem Datum seiner Immatrikulation an der Universität Leipzig im Wintersemester 1501/ 2 her bestimmen. Nimmt man ein Immatrikulationsalter von 16 oder 17 Jahren an, so kommt man auf das Geburtsjahr 1485.10 Mit besseren Gründen 1 2 3
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Brechenmacher, s.v. Ering, Ehring bzw. Eringer. Ehr-. Siehe u., S. 142. Förstemann 1, 146a, S. 12, voller Eintrag: „Christophorus Eringus Lipsen: Mgr.“ (Immatrikulationsverzeichnis der Universität Wittenberg vom Sommer 1532, Universitätsund Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle [Saale]: Yo 1, f. 110b recto). Siehe u., S. 142. ABKG I, S. 192, Anm. 3, Erler 2, S. 442, S. 34. Vgl. a. die Auflistung der Schreibweisen bei Erler 3, S. 170. ABKG I, S. 192. Buchwald 1933, S. 98. Die Matrikel des Hochstifts Merseburg führt neben Christoph Ering noch Adam Ering (Tonsur 23.5.1534), Heinrich Ering (Tonsur: 3.4.1518) und Wolfgang Ering (Subdiakon 22.9.1537; Diakon 24.9.1541) an. Alle stammen aus Leipzig (Buchwald 1926, S. 215). Vergleicht man die Aufstellungen Fabian 1890, Clemen 1935, Grünberg 1940, Eckert 1974 und Scheible (MBW 11 [2003]) (siehe u., S. 25–27, Anm. 10) miteinander, so lässt sich eine Tendenz von einem Verzicht auf die Angabe eines Geburtsjahres (FA BIAN , C LEMEN ) über eine Annahme mit Begründung (G RÜNBERG ) bis hin zu einer Festlegung auf das Jahr 1485 (ECKERT, S CHEIBLE) ohne weitere Begründung feststellen, so auch Hein/Junghans 2009, S. 94. Grünberg II, 1940, S. 156, der das Jahr 1485 in eckige Klammern setzt. Im Einzelnen führt Grünberg folgende Lebensdaten Erings auf: „Ering (Erich, Ehring), Christoph * [1485] in Leipzig (In Sächsisches Pfarrerbuch. Die Parochien und Pfarrer der Ev.-luth. Landeskirche Sachsens (1539–1939), Freiberg i. Sa 1939/40, S. 719.720. 722, nimmt Grünberg als vermutliches Geburtsjahr [1495] an, was schlechterdings unmöglich ist, siehe u.) 1501 stud. Leipzig
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Wittenberg 1508 Baccalaureus 1515 Magister Hofkaplan in Dresden 1526 Prediger Annaberg 1528 Joachimsthal 1531 Prediger Zwickau Marien 1540 Zwickau Katharinen 1553 Superintendent Zwickau † 1554.“ Sie sind, wie das Geburtsjahr, „errechnet ab der Immatrikulation (im Alter von sechzehn oder siebzehn Jahren, F. A.)“ (Abkürzungen, XIII), teils unsicher ([1485]), teils falsch (Baccalaureus [1508] und Magister [1515] in Wittenberg statt in Leipzig; 1528 Joachimsthal statt 1529, 1531 Zwickau statt 1533 Zwickau), teils aber auch ergänzungsbedürftig, wie das Folgende zeigen wird. – Eine weitere Auflistung des Lebenslaufs von Mag. Christoph Ering findet sich in Eckert 1974, S. 44: „1485 Leipzig 1501 Univ. Lpzg. 1508 Bacc. 1515 Mag. 15… Hofkaplan Dresden 1525 verjagt wegen reform. Gesinnung 1526–28 [formell noch katholisch] Pred. Annaberg 1528–31 Pred. Joachimsthal, legt Kirchenbuch an, richtet Spital ein, schwere Auseinandersetzungen m. Wiedertäufern SS 1532 i. Univ. Wittenberg, 19.5.1532 dch. Moritz Meyer in Joachimsthal abgelöst 1532–1540 Pred. St. Marien Zwickau 1553 Pred. St. Katharinen u. Schloßpred. Zwickau 1554 Sup. Zwickau † 1554 Zwickau?“ Diese Angaben setzen diejenigen aus dem Sächsischen Pfarrerbuch voraus. Aus dem fraglichen wird ein bestimmtes Geburtsdatum 1485 (so auch Hein/Junghans 2009, S. 94) – eine pure Behauptung. Dass Ering als Hofkaplan Herzog Georgs in Dresden tätig war, ist nicht belegt. Sicher belegt sind nur das Schloss Schellenberg (siehe u., S. 34) und das Schloss Freudenstein in Freiberg (siehe u., S. 33). Dass er wegen reform. Gesinnung vom Hof in Dresden verjagt wurde, ist neu und bedarf der Nachprüfung. Gewöhnlich wird die Empfehlung eines der Wittenberger Reformation Nahestehenden als Prediger für ein Nonnenkloster in Freiberg während Erings Aufenthalt in Annaberg als Grund für die Amtsentsetzung angesehen (siehe u., S. 37). Vielleicht ist der Wechsel Erings vom Hof Herzog Georgs nach Annaberg auch darin begründet, dass Ering in Annaberg die Pfründe erlangte, die ihm bei seinem merkantilen Geist immer schon vorgeschwebt hatte. Zu den Angaben über die Anlage des Kirchenbuchs und dem Bau des Spitals in Joachimsthal vgl. die Belege bei Loesche 1895, S. 77 sowie Brown 2005, S. 35, mit Anm. 50 und 51. Zumindest wurde Ering auch in Joachimsthal eine seinen Ansprüchen entsprechende Pfründe zuteil. Für die Zeit in Annaberg sind eher die Jahre
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Kindheit in Leipzig
aber lässt sich das Geburtsjahr auf 1491 datieren, wenn man von der Immatrikulation Christoph Erings im Alter von zehn Jahren ausgeht.11 Wenn auch nach kanonischem Recht für die Einschreibung an einer Universität das Alter von 14 Jahren gefordert war, „gab es auch Jüngere, bei denen die Eidablegung nachgeholt werden musste.“12 Für die Immatrikulation schon im Alter von zehn Jahren sprechen neben der Heimatstadt Leipzig als Studienort die relativ lange Dauer von 6 ½ Jahren13 bis zur Erlangung des
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1526–29 anzunehmen (siehe u., S. 38) und für die Zeit in Joachimsthal die Jahre 1529– 31 (siehe u., S. 38–40). Die Eintragung im Register der Universität Wittenberg zum SS 1532 ist eine wichtige und zutreffende Korrektur an der Eintragung im Sächsischen ȱȱ §ȱȱǯȱŗśǰȱǯȱŘŖǰȱ£ȱǯȱȱǮǯȱ Pfarrerbuch (siehe u., S. 77 f.). An St. Marien in Zwickau war Ering erst seit 1533 tätig ȱdzȃDZȱǻ£ȱȱȱȱȱȱŘŖŖ (siehe u., S. 46). Eine Lücke klafft zwischen 1540 und 1553. Hier wirkte Ering als ȱȱ Prediger an St. Katharinen in Zwickau, ob auch als Schlossprediger, bedarf der Nachȱȱȱ ȱȱȱ£ȱDZȱ prüfung. Superintendent oder Superattendent wurde Ering nicht erst 1554, sondern ȱ EINZ S CHEIBLE die Lebensdaten Christoph schon 1553 (siehe u., S. 61). – 2003 hat H Erings aufgelistet: „*1485 Leipzig. WS 1501/02 i. Leipzig, SS 1508 BA, WS 1514/15 Ŝǯ ǯŘŖǰȱǯȱŗŚǰȱ£ȱǯDZȱȱǮ ȃDZȱǮ ȃȱ MA, 1520 Bacc. biblicus, 1523 Bacc. sententiarius, 30.3.1510 Merseburg, Weihe zum ȱ Akoluthen, 22.12.1515 Subdiakon, 16.2.1516 Diakon, 8.3.1516 Priester. Dresden, Hofŝǯ ǯȱŘŜǰȱǯȱŗŖǰȱŚǯȱǯDZȱDZȱǮdzȱŗśśŚȃDZȱǮȱŗśśŚȃȱ kaplan des Hz. Georg von Sachsen, mit diesem Mai – September 1518 auf dem Reichsȱ tag in Augsburg. 1526 Annaberg, Pred., 1529 wegen evangelischer Predigt entlassen. Şǯ ǯȱŘŝǰȱǯȱŗŖǰȱ£ȱDZȱDZȱǮȱǮǰȱ ȱ 1529 Joachimsthal, Pred. SS 1532 i. Witt. 1533 Zwickau, Pred. Marienkirche, 1540 Pred. Katharinen, 1553 Pfr. und Sup. als Nachfolger des Georg Hala, 1553 MargadzȱŗǯřǯŗśśŚȱ ȃȱǮLjȱǰȱ ȱȱ ȱ ã rete, Witwe des Jobst Göpfert. † 1.3.1554 Zwickau,“ (MBW 11, S. 416 f.). Bis auf die ȃȱ Festlegung der Geburt in das Jahr 1485 sind die Angaben korrekt, können aber noch şǯ ǯŘŝȱȱȱŗşŘśDZȱȱŗşşşȱ ergänzt werden, vgl. a. Wartenberg 1988, S. 48 f., Anm. 157. – Erst SCHEIBLE stellt mit der Zitierung von E. F ABIAN 1890 und WABȱ (= WA Br) 6 sowie WARTENBERG 1988 ŗŖǯ ȱǯȱřŗǰȱ£ȱǯǰȱ£ȱȱ£ȱǯDZȱ die großen forschungsgeschichtlichen Zusammenhänge her. Unklar bleibt z. B., ob Ering von Herzog Georg wegen evangelischer Predigt entlassen oder vertrieben wurde, ȃDZȱǮȬȱȃȱȱǮȬȱȃȱ oder ob dies aus eigenem Entschluss Erings geschah, nachdem er sich mit Herzog ȱ Georg überworfen hatte – und wann dies zu datieren ist. ŗŗǯ ȱǯȱřśǰȱǯȱŞřǰȱ£ȱȱ£ȱǯDZȱDZȱ Philipp Melanchthon kam im Alter von 11 Jahren auf die Lateinschule in Pforzheim, ǮȬȱȃȱ mit 12 Jahren auf die Universität Heidelberg, wo er schon im Alter von 14 Jahren ȱ Baccalaureus artium und mit 17 Jahren Magister artium wurde. 1544 nahm er den erst 14jährigen Magister artium David Chyträus,ŗŘǯ derȱǯȱřşǰȱǯȱŚƸśDZȱDZȱDZȱǮ ȬȱȃDZȱǮ Ȭȱ schon im Alter von neun Jahren an der Universität Tübingen immatrikuliert wordenȱǮ Ȭȱȃȱ war, in sein Haus in Wittenberg auf (Fuchs 1993, S. 33 f.). Luther verließ Mansfeld als 14jähriger, um die Magdeburger ȱ Domschule zu besuchen. Verhältnismäßig spät – auch bedingt durch die Entfernung ŗřǯ ǯȱŚŗǰȱǯȱŗřřśȱȱ¡ǰȱDZȱŗřřǯȱ vom Wohnort Wollin – begann Johannes Bugenhagen erst 1502 sein von der Schwesȱ ter seines Landesherrn finanziertertes Studium der Artes liberales an der Universität Greifswald im Alter von 16 Jahren (Leder 2002 a, S. 43 f.), um schon mit 19 Jahren ŗŚǯ ȱǯȱŚŘǰȱ¡ȱ£ȱǯȱřǰȱ£ ȱǯDZȱûȱ Leiter der Lateinschule in Treptow an der Rega zu werden. ȱ Wriedt 1999, hier S. 16. ŗśǯ ȱǯȱŚřǰȱǯȱŗŚŜȱȱ ȱŘŖŖŗǯDZȱ ȱŘŖŖŗǰȱȱ Dabei muss man unterscheiden zwischen Immatrikulation und tatsächlichem StudienǯȱŘŞŘǰȱǯȱŜśȱ beginn.
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ŗŜǯ ȱǯȱŚŚǰȱǯȱŗŝŘȱǻDZȱŗśŖǼǰȱǯȱŚȱȱǮȱȱȃDZȱǮ ȃǯȱ ȱ
ŗŝǯ ȱǯȱśŖǰȱǯȱŘŘŘȱǻDZȱŘŖŖǼǰȱǯȱŗȱȱǮ ȱŗşşřȃDZȱǮ ȱ ŗŞǯ ȱǯȱśŗǰȱȱǼǰȱǯȱŚDZȱȱǮȃDZȱǮȃȱ ȱ ŗşǯ ȱǯȱśŚǰȱŘǯȱǯDZȱDZȱǮǰȱdzȱŗśŜŗȃDZȱǮǰȱȱŗśŜŗȃȱ ȱ
ŘŖǯ ȱǯȱŝŗǰȱǯȱřŚǰȱ£ȱDZȱȱǮȃDZȱǮ
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Grades des Baccalaureus artium14 sowie insbesondere seine Priesterweihe am 8. März 1516, die dann in dem üblichen Alter von 24 oder 25 Jahren stattgefunden hätte.15 Ering wird seine Kindheit in Leipzig verbracht haben.
2. Studium und akademische Laufbahn in Leipzig Im Wintersemester 1501/2 wurde er unter dem Namen Cristofferus Kehrnick16 ins Immatrikulationsregister der in seiner Artisten- und Juristenfakultät seit 1500 für den Humanismus offenen17 Universität Leipzig18 eingeschrieben19 und im Sommersemester 1508 ebenfalls in Leipzig20 zum Baccalaureus artium,21 im Wintersemester 1514/15 zum Magister artium promoviert.22 Im Sommersemester 1515 wurde er erneut immatrikuliert,23 im Wintersemester 1515/16 gleichzeitig in der theologischen24 und der philosophischen25 Fakultät, in letzterer auch im Sommersemester 151626 14 15
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Gewöhnlich betrug diese vier bis sechs Semester (Wriedt 1999, S. 16). Luther wurde 1507, Spalatin 1508, Bugenhagen 1509 im Alter von 24 Jahren zum Priester geweiht. Zu 24 Jahren als Mindestalter für das Presbyteriat vgl. Liermann, Sp. 292, anders Becker, Sp. 778, der für den Empfang der Priesterweihe ein Alter von 25 Jahren angibt. Diese Namensform dürfte sich daher erklären, dass die Eintragungen auf Zuruf erfolgten. Herrmann 2003, S. 18. Zu der Entwicklung in der theologischen Fakultät vgl. Wartenberg 1981 sowie schon Bornkamm 1939, S. 3; Bünz 2008. Zu den Verhältnissen an der theologischen Fakultät vgl. Wartenberg 1981; Junghans 2005 b, bes. S. 45–48. Siehe o., S. 25, Anm. 4. Dass Ering al. Kehrnick zu diesem Zeitpunkt erst 10 oder 11 Jahre alt war, ist nicht verwunderlich; denn es gab damals noch nicht die „Akademischen Gymnasien“ (Koch, H. A. 2008, S. 84), wie sie z. B. J OHANNES B UGENHAGEN mit dem Johanneum in Hamburg und dem Katharineum in Lübeck schuf. Fälschlich wird immer einmal wieder ein Studium in Wittenberg schon vor 1532 angenommen (Grünberg II, 1940). Hein/Junghans 2009, S. 94: 13. September 1508. ABKG I, S. 192, Anm. 3. Nach seinen eigenen Einträgen (siehe o., S. 19, Anm. 11) hat sich das Promotionsverfahren auf die Zeit vom 22. Dezember 1514 bis zum 16. Januar 1515 (anders Hein/Junghans 2009, S. 94: 28. Dezember 1514) erstreckt und 18 Gulden, 1 Groschen und 4 Pfennige gekostet. Vgl. zu den Daten auch Erler 2, S. 498. Erler 2, S. 501 (hier wird er irrtümlich de Dyllingen genannt, vgl. Erler 3, S. 170). Erler 2, S. 544, 2. Erler 2, S. 506. Erler 2, S. 512.
Studium und akademische Laufbahn in Leipzig
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und im Wintersemester 1516/17.27 In dieser Zeit scheint er Vorlesungen über Petrus Hispanus, den bedeutenden Logiker des 13. Jh.s, und andere gehalten zu haben.28 Die Länge des Studiums lässt darauf schließen, dass Christoph Ering sich ein solches Studium leisten konnte oder nebenbei für seinen Lebensunterhalt zu sorgen hatte; vielleicht spielten auch gesundheitliche Gründe eine Rolle, wofür die wiederholte Immatrikulation sprechen könnte. Üblicherweise fand die Promotion zum Magister artium nach weiteren etwa zwei Jahren und nicht erst nach 6 ½ Jahren statt.29 1520 wurde Ering nach der Regelzeit von fünf Jahren30 an der altgläubigen theologischen Fakultät der Universität Leipzig Baccalaureus biblicus.31 Schon 1519 hatte der Wittenberger Baccalaureus biblicus und von Luther zum Prior des Erfurter Augustiner-Klosters berufene JOHANN LANG 32 ihm die Rede gewidmet, die er am 16. Juli 1519 auf der Leipziger Disputation gehalten hatte,33 mit der Bitte, „dieses Encomium theologicae disputationis dem Herzog Georg zu überreichen“.34 Die Tätigkeit als Baccalaureus biblicus dauerte normalerweise ein Jahr.35 Aber erst am 9. November 1523, nach über drei Jahren, wurde Christoph Ering mit der Promotion zum Baccalaureus sententiarius ad legendas sententias zugelassen.36 Im Wintersemester 1524/25 wurde „Eringer“ wegen seines besonderen Eifers gelobt.37
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Erler 2, S. 516. Metzler 2008, S. 439, Anm. 2, vgl. a. ebd., S. 59. Wriedt 1999, S. 16. Nieden 2006, S. 59. Erler 2, S. 25; Erler 3, S. 170; Hein/Junghans 2009, S. 94 f.: 20. August 1520. Welte, S. 1078. Bauch 1905, S. 175 mit Anm. 1. Es handelt sich nicht um die Heidelberger, sondern um die Leipziger Disputation. WA 6, Nr. 1965, S. 373 f., Anm. 1. Nieden 2006, S. 59 (Oratio Ioannis Langij Lembergij, Encomium theologicæ disputationis, Doctorum, Ioannis Eckij, Andreæ Carolostadij, ac Martini Lutherij coplectens· Illustriss: Principi D. ac D. Georgio Saxoniæ duci a c, dicata·& illius iussu, ciu gratiariu actioe, xvi. Iulij die recitata, in frequentissima summorum uirorum concione … ANNO M.D.XIX.). Freudenberger 1988, S. 346; WA Br 6, S. 374, Anm. 1, Nr. 1965; Erler 2, S. 26; Erler 3, S. 170; Hein/Junghans 2009, S. 95. Erler 2, S. 589. Für die Länge dieses Intervalls wird eine Rolle gespielt haben, dass Ering gleichzeitig Kaplan am Hofe Herzog Georgs war, siehe u. unter 3.
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Als Baccalaureus sententiarius hatte er zwei Jahre lang Vorlesungen über die ersten beiden Sentenzenbücher des Petrus Lombardus zu halten.38 Mit der Promotion zum Baccalaureus formatus (frühestens 1525) übernahm er die Verpflichtung, zwei Jahre lang über das dritte und vierte Sentenzenbuch zu lesen39 (frühestens 1527). Damit konnte man die „licentia“, die Vorstufe zum „doctor“, erwerben.40 Voraussetzung hierfür war der Empfang der Subdiakonatsweihe.41 Ob Christoph Ering zum Doktor der Theologie promoviert wurde, muss offen bleiben. Ein Brief ANDREAS O SIANDERS vom 13. August 1530 ist adressiert „Optimo et doctissimo viro Christi servo D. Christophoro Ering“,42 und in einem Brief an den Zwickauer Bürgermeister Oswald Lasan aus dem Jahre 1536 bat der Leipziger Mediziner HEINRICUS STRAMER (= Heinrich Stromer), seinen Freund „D. M. Eringk“ zu grüßen und ihm die Scheda imposita mit dem Bericht über Erasmus’ Tod zu zeigen.43 Doch weist die Titulierung „D.“ nicht zwingend auf den Doktor der Theologie, sondern kann auch als „Dominus“ aufgefasst werden,44 wenn sich hierfür auch die Abkürzung „Dn.“ findet.45 Außerdem wird Christoph Ering später nur als „M.(agister)“ tituliert. Ferner findet er im Verzeichnis der Leipziger theologischen Promotionen keine Erwähnung.46 Allerdings sind in dem Zeitraum zwischen dem 7. August 1528 und dem 10. Oktober 1531 ohnehin keine Doktor-Promotionen verzeichnet. Das Fehlen eines Promotionseintrags kann ferner damit zusammen hängen, dass von Fall zu Fall 38 39 40 41
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43 44 45 46
Nieden 2006, S. 59. Nieden 2006, S. 59. Nieden 2006, S. 21 f.23.25. Nieden 2006, S. 59 f.; Erler 3, S. 170. Ering war am 30. März 1510 in Merseburg zum Akoluthen, am 22. Dezember 1515 zum Subdiakon, am 16. Februar 1516 zum Diakon, am 8. März 1516 zum Priester geweiht worden (Buchwald 1926, S. 215; WA Br 6, Nr. 1965, S. 373, Anm. 1). Für die Subdiakonatsweihe musste man mindestens 18, für die Diakonatsweihe 20 und die Priesterweihe 24 Jahre alt sein (Wriedt 1999, S. 21; alle Vorgaben stimmen mit der Lebensgeschichte Christoph Erings überein.). Seebaß 2005, S. 292. Die Aufbewahrung des Briefes in der Universitätsbibliothek Leipzig (S. 291) kann ein Hinweis darauf sein, dass Ering sich zu diesem Zeitpunkt in Leipzig aufhielt – zur Doktorpromotion? Clemen 1900, S. 138 mit Anm. 3. Müller/Seebaß 1997, S. 902, erklären das „D.“ als Abkürzung für „Domino“, Seebaß spricht davon allerdings nicht mehr in seiner Veröffentlichung aus dem Jahre 2005. Widmung Georg Spalatins an Oswald Lasan vom 5. September 1542 in der Prunkbibel von 1541, siehe o., S. 20, Anm. 14, Bl. 13r. Brieger 1890, S. 35, und Erler 2, S. 1–34; Brieger 1890, S. 50, führt Ering aber unter den Promotionen bis zum Magister auf.
Studium und akademische Laufbahn in Leipzig
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„der Graduierte selbst seine Promotion eintrug,“47 was wegen der Ortsabwesenheit Erings unterblieben sein könnte. Ohnehin wurde der Abstand zwischen dem Magister- und dem Doktortitel nicht als sehr groß angesehen.48 So bezeichnet Johann Mathesius auch Philipp Melanchthon als „M. Philippum“.49 Allerdings muss angesichts des Verfalls der (altgläubigen) Leipziger Theologischen Fakultät, der zeitweise mit Hieronymus Dungersheim nur noch ein einziger promovierter Gelehrter angehörte,50 gefragt werden, ob in dem genannten Zeitraum überhaupt theologische Doktor-Promotionen stattfanden. Jedoch sprechen zwei Beobachtungen dafür, dass Ering doch den Doktor-Titel erwarb: Osianders Brief ist nach Leipzig gerichtet, und Stramers Brief ist in Leipzig geschrieben und weist auf Erasmus hin. Beide dürften nicht ohne Grund das „D.“ für Doktor der Theologie verwenden.51 Es muss außerdem einen Grund dafür gegeben haben, dass Christoph Ering sich im August 1530 nicht in Zwickau, aber auch nicht in Augsburg zum Reichstag und den ihm folgenden Verhandlungen,52 sondern eben im Leipzig aufgehalten hat. In alledem gab Christoph Ering zu erkennen, dass er mehr im Sinne hatte, als nur Priester zu sein; denn dafür war das Theologiestudium keine Voraussetzung, wohl aber für die freie Predigt, das kirchliche Aufsichtsamt oder die Tätigkeit als theologischer Lehrer.53 In diese Zeit fiel der Versuch Leipziger Magister, ein an Wittenbergs Ordnungen angelehntes Vorlesungsprogramm an der artistischen Fakultät durchzusetzen.54
47 48 49
50 51
52 53 54
Erler 2, S. XV; vgl. auch Hein/Junghans 2009, S. 94 f. Erler 2, S. XVIIIf.; Junghans 2005 b, S. 47. J. MATHESIUS, Von des Ehrwirdigen in Gott seligen theuren Manns Gottes, D. Martin Luthers, Anfang, Lere, Leben, Standhafft bekentnuß seines Glaubens, unnd Sterben, Ordenlich der Jarzal nach, wie sich solches habe zugetragen, 1565 (WA DB 3, S. XV). Wartenberg (1981) 2003, S. 257. Gegen die Doktorpromotion spricht auch nicht, dass Ering in seiner Widmung in der Prunkbibel (siehe o., S. 20, Anm. 14) keinen akademischen Titel angibt. Einige Widmungen enthalten zwar Titel (D.: Luther, Bugenhagen, Lang, Medler; L: Pfeffinger; M(ag).: Rörer, Bayer, Zeuner), aber selbst Melanchthon nennt keinen Titel. Melanchthon weilte vom 2. Mai bis Ende Oktober 1530 in Augsburg (Scheible 1997, S. 107.116 f.). Nieden 2006, S. 60. Herrmann 2003, S. 18.
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Der Lebenslauf Christoph Erings
3. Kaplan, Hofprediger Georgs des Bärtigen, Erzieher von Moritz Die Länge der Intervalle zwischen den Promotionen wird auch damit zusammen hängen, dass Christoph Ering sich gleichzeitig sein Brot als Priester und aus den mit diesem Amt verbundenen Pfründen verdiente. Es ist möglich, dass er schon 1516 kurz nach seiner Priesterweihe am 8. März Hofkaplan des bis zur von ihm initiierten Leipziger Disputation von 151955 der Wittenberger Reformation gegenüber aufgeschlossenen56 und auch weiterhin zu Reformen bereiten57 Herzogs GEORG VON SACHSEN wurde, da der Vorgänger Hofkaplan Magister Wolfgang Gulden in diesem Jahr vom Landesherrn mit der Pfarrstelle Pirna belehnt wurde.58 Erstmals trat Ering als Kaplan Herzog Georgs Mai – September 1518 auf dem Augsburger Reichstag öffentlich in Erscheinung.59 Hier muss Ering einen persönlichen Eindruck von Luther gewonnen haben. Alles spricht dafür, dass Christoph Ering als Kaplan Georgs auch an der Leipziger Disputation vom 27. Juni bis 15. Juli 1519 teilgenommen hat.60 Auch während des Reichstags zu Worms 1521 soll Christoph Ering „schier ein halb Jar“ in eindrucksvoller Weise mit seinen Predigten aufgetreten sein und sich damit für spätere Aufgaben empfohlen haben.61 1521, ein Jahr nach seiner Promotion zum Baccalaureus biblicus,62 wurde Ering als Kaplan und Hofprediger einer der Erzieher63 des am 21. März 1521 in Freiberg auf Schloss Freudenstein geborenen64 Prinzen MORITZ VON SACHSEN,65 dessen Taufe am 2. Mai 152166 in Freiberg stattfand. Tauf55 56 57 58 59 60
61 62 63
64 65 66
Beyer 2004, S. 49–59. Junghans 2005 b, S. 45 f. Volkmar 2008. Volkmar 2008, S. 282, Anm. 85. Allerdings war Ering noch bis zum Wintersemester 1516/17 an der Universität Leipzig eingeschrieben. Volkmar 2008, S. 282 mit Anm. 85; ABKG I, S. 192, Anm. 3. Dafür spricht, dass Johann Lang ihm die Rede widmete, die er in Leipzig gehalten hatte, s. o., S. 29. Seifert 1883, S. 44–47, erwähnt Ering nicht, sondern führt nur die Namhaftesten auf. Seidemann 1878, S. 320 f.; Klaus 1958, S. 122. Siehe o., S. 29, Anm. 30. Fietz 1887, S. 4. In Zweifel gezogen von Clemen 1907, S. 18, Anm. 2, anders dann O. CLE MEN , Briefe von Liborius und Hiob Magdeburg und von Kaspar Glatz, in: ARG 23 (1926) 51–81, hier S. 65 f., Anm. 5 und O. CLEMEN , WA Br 6, S. 373–375, Anm. 1, Nr. 1965. Herrmann 2003, S. 15. Herrmann 2003, S. 18. Langenn 1841, S. 51, schreibt fälschlich statt 1521: 1511.
ŗŘȱ
£ȱȱȱŘŝǯȱ ȱȱŗśǯȱ ȱŗśŗşȱȱǯ ȱȱ §Ȭ ȱȱȱ£ȱȱŗśŘŗȱȱȱȱǮȱȱȱ ȃȱȱȬ ȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱûȱ§ȱ ȱȱǯ ȱ ŗśŘŗǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ǰ ȱ ȱ ȱ
ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ ȱ ȱ ȱ Řŗǯȱ§£ȱ ŗśŘŗȱ ȱ ȱ 33 Kaplan, Hofprediger Georgs des Bärtigen, Erzieher von Moritz ȱȱ ȱ£ȱ£ȱȱǰ ȱȱȱȱ ȱŗśŘŗ ȱȱȱǯȱȱ ȱ ȱȱ§ȱȱ ȱ waren Georg der Bärtige und Kardinal Albrecht von Brandenburg, ȱ ȱ ǰȱpaten £ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ Ȭ Erzbischof von Magdeburg und Mainz sowie Bischofsadministrator von ȱȱ ǯ ȱ£ȱ ȱȱȱ ȱȱ ȱȱ Halberstadt.67 Moritz war Sohn von Georgs Bruder Heinrich und Kathariȱȱǯ ȱȱ 68 nas von Mecklenburg.
Abb. 1: Moritz Prinz von Sachsen, Lucas Cranach d. Ä. 1526 (© Hessische Hausstiftung, Kronberg i. Taunus, WO B 8266).
ȱ
Seine Kindheit verbrachte Moritz in Freiberg, dessen Hof schon seit der Mitte der zwanziger Jahre dem neuen, evangelischen Glauben zuneigte.69 1526 porträtierte Lucas Cranach d. Ä. ihn. Vielleicht hat Lucas Cranach bei dieser Gelegenheit Christoph Ering kennen gelernt. Für die weitere, auch ȱ ȱȱ£ȱȱǰȱȱ ȱȱȱȱȱȱ wissenschaftliche Erziehung des £ǯ Prinzen70 hatȱ Christoph Ering keine Rolle £ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ŗśŘŜȱ §ȱȱ mehr gespielt. Die Wege hatten sich getrennt – allerdings nicht für immer.
ûȱǰȱȱ ȱȱȱȱȱ ǰȱȱȱȱ£ȱȱǰȱǯǯǰȱǯȱşǯȱ 67 Bautz 1, S. 91. ȱŗŞŞřǰȱǯȱŚŚȬŚŝǰȱ §ȱȱǰȱȱûȱȱȱȱǯ 68 Die Beiden heirateten am 7. Juli 1512 (Herrmann 2003, S. 14). ȱŗŞŝŞǰȱǯȱřŘŖǯDzȱ ȱŗşśŞǰȱǯȱŗŘŘǯ 69 Georg verlangte 1529 in seinem Ehevertrag für den noch kindlichen Moritz (er war acht Jahre alt) mit Bokunka von Bernstein aus dem böhmischen Hochadel, „dass diese nicht ȱǯǰȱǯȱśřǯ die lutherische Sekte gedrängt werden dürfe“ (Herrmann 2003, S. 19), vgl. PKMS £ȱŗŞŞŝǰȱǯȱŚǯȱȱ ȱ£ȱ in ȱȱŗşŖŝǰȱǯȱŗŞǰȱǯȱŘǰȱȱȱǯǰȱȱ I, S. 5 f., Nr. 1. Moritz heiratete schließlich Agnes von Hessen, Herrmann 2003, S. 30 f. ȱȱ ȱȱȱȱ ȱ £ǰȱDZȱ ȱŘřȱǻŗşŘŜǼȱśŗȬŞŗǰȱȱǯȱŜśǯǰȱǯȱśȱ 70 Richter 1913, S. 22 f. Die Rolle von Lehrern sollte man hier nicht zu hoch ansetzen: ǯǰȱȱȱŜǰȱǯȱřŝřȬřŝśǰȱǯȱŗǰȱǯȱŗşŜśǯ „Er (Moritz, F. A.) zeigte alle Vorzüge eines hochbegabten Autodidakten. Obwohl er wenig belesen war, hatte er einen stets bereiten guten Wortvorrat, sprach logisch, kurz ȱŘŖŖřǰȱǯȱŗśǯ und treffend,“ (Ebeling, S. 70, siehe Richter 1913, S. 24). „Große Fertigkeiten im ȱŘŖŖřǰȱǯȱŗŞǯȱ Lateinsprechen hatte Moritz nicht,“ Richter 1913, S. 24. ȱŗŞŚŗǰȱǯȱśŗǰȱȱ§ȱȱŗśŘŗDZȱŗśŗŗǯ £ȱŗǰȱǯȱşŗǯ ȱȱȱȱŝǯȱ ȱŗśŗŘȱǻ ȱŘŖŖřǰȱǯȱŗŚǼǯ ȱ ȱ ŗśŘşȱ ȱ ȱ ȱ ûȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ǻȱ ȱ ȱ ȱ Ǽȱ ȱȱȱȱȱãȱ ǰȱǮȱȱȱȱȱȱȱ
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Die Erziehung von Prinz Moritz war bestimmt von den evangelischen Tendenzen seiner Eltern und den altgläubigen seiner Paten. Bei seinem Patenonkel Kardinal Albrecht von Brandenburg erlebte er eine für seine persönliche Entwicklung wenig förderliche Hofhaltung,71 die Herzog Georg dazu bewog, umso stärker auf seinen Patensohn Einfluss zu nehmen. Der von Anfang an zögerlich wirkende Moritz72 war schon als Jugendlicher geprägt von einer Mischung altgläubiger und evangelischer Überzeugungen, die – neben Erwägungen der Tagespolitik – manche scheinbare Zickzack-Kurse in seinem späteren politischen Verhalten erklären dürften. Als Johann,73 der Sohn Herzog Georgs, 1537 im Alter von 39 Jahren und dessen schwachsinniger Bruder Friedrich bald darauf starben, war Georgs Neffe Moritz für die Nachfolge ins Auge gefasst.74 Seine Mutter aber verstand es, ihren Einfluss dadurch zu sichern, dass sie zunächst ihren Ehemann Heinrich, den Bruder Georgs, als Nachfolger durchsetzte.75 Aber zurück zu Christoph Ering: Versorgt wurde er mit einer Kombination aus eigenen und fremden geistlichen Lehen.76 So erhielt er am 28. September 1521 die vom Landesherrn zu besetzende Vikarie St. Bartholomaei am Dom zu Meißen.77 Ebenso war er im Gespräch für ein erledigtes geistliches Lehen im Hospital zu Delitzsch.78 Da Georg seinen Hofkaplan wegen der im Elbtal wütenden Pest auf dem sicheren Schloss Schellenberg wissen wollte,79 ließ er diesen die Investitur nicht persönlich entgegennehmen.80 Ering forderte aber offensichtlich noch mehr, wie eine Absprache mit Diedrich von Techwitz81 aus dem Jahre 1524 erkennen lässt.82 Es lässt sich bei Christoph Ering eine Mischung aus wirtschaftlicher und theologischer Durchsetzungsfähigkeit bei gleichzeitiger Rücksichtnahme auf seine Gesundheit feststellen. 71 72 73 74 75 76 77 78
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Herrmann 2003, S. 19–22. Anders Blaschke 2007, S. 317. Johann war verheiratet mit Elisabeth von Hessen, die sich schon 1526 der lutherischen Lehre zugewandt hatte, dazu Thieme 2008. Herrmann 2003, S25; Blaschke 2007, S. 318. Herrmann 2003, S. 30. Wolf 1906, S. 425. Brief Herzog Georgs an Dr. Nikolaus von Heinitz, Schellenberg, 30. September 1521, ABKG I, S. 193 (Volkmar 2008, S. 282, Anm. 86). Brief Herzog Georgs an den Amtmann zu Delitzsch, Schellenberg 21, September 1521, ABKG I, S. 192 (Volkmar 2008, S. 282, Anm. 87), vgl. a. Brief Herzog Georgs an den Amtmann zu Delitzsch, Schellenberg, 7. Oktober 1521, ABKG I, Nr. 241, S. 193 f. War Erings Gesundheit damals schon angeschlagen? Volkmar 2008, S. 282. Handelt es sich hier um den Assessor des Nürnberger Reichskammergerichts? Volkmar 2008, S. 282.
Kaplan, Hofprediger Georgs des Bärtigen, Erzieher von Moritz
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Christoph Ering hielt sich also während dieser ganzen Zeit nicht nur auf Schloss Freudenberg, sondern auch auf Schloss Schellenberg auf, und: Er unternahm größere Reisen: Am 1. April 1522 schenkte ihm Peter Henlein anlässlich eines Besuchs in Nürnberg ein „aroligium selbgeend“.83 Schon vor 1524, so wird berichtet, dachte die Leiziger Familie, der Christoph Ering entstammte, evangelisch.84 Sein Vater85 Hans war in Leipzig zwar als Anhänger Luthers bekannt, „gab aber bei Lebzeiten der Behörde keine Veranlassung zum Einschreiten und beklagte erst auf dem Totenbettte …, daß er das Abendmahl nicht unter beiderlei Gestalt gereicht bekommen könnte“.86
4. Prediger in Annaberg 1526 wurde Ering in das vom Herzog geliebte (er hatte dort 1516 für die im Bau befindliche und von ihm finanziell erheblich geförderte Kirche87 die Kanzel gestiftet)88 Annaberg89 entsandt:90 „Der Aufbau des kirchlichen 83
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85
86
87 88 89 90
Willers 1984, S. 84. Ob man Christoph Ering allerdings zu diesem Zeitpunkt noch als „Gegner Luthers“ (ebda.) bezeichnen kann, muss bezweifelt werden. „Aroligium“, auch „oralogium“ (S. 85) ist Verschreiber für „orologium“; gebräuchlich ist auch oraiologium („Oaiologium“, Willers 1984, S. 85 ist ebenfalls Verschreiber.). Herrmann 2003, S. 18, ohne Quellenangabe. Unter den 105 Leipziger Bürgern, die am 2. April 1524 den Rat der Stadt baten, M. Andreas Bodenschatz an einer größeren Stadtkirche anzustellen (Seifert 1883, S. 80 f.) wird der Vater Hans Ering nicht genannt. Zuweilen wird Hans Ering auch als Bruder Christoph Erings bezeichnet, Neudecker 1850, S. 128, Anm. 1. Aus dem „Vielleicht“ bei Neudecker ist bei Seifert 1883, S. 106 bereits ein „Zweifellos“ geworden, ihm folgend auch Clemen 1907, S. 44, Anm. 22. Oder gab es in Zwickau einen Onkel Christoph Erings? WA Br 6, Nr. 1965, S. 373, Anm. 1. Möglich ist, dass Hans Ering deswegen das Abendmahl überhaupt nicht gereicht bekam und entsprechend außerhalb des Friedhofs, in der „Schindgrube“ begraben wurde (Clemen 1907, S. 44, Anm. 2). So würde sich erklären, dass „dem Sarge eine ‚merckliche Anzahl‘ Leipziger Bürger (folgte), gegen die der Rat auf Befehl Herzog Georgs am 23. März 1533 einschritt“ (Clemen 1907, S. 44, Anm. 2). Vgl. dazu auch den Brief Georg Nagels aus Leipzig an Georg Helt in Wittenberg vom 12. März 1533 (Clemen 1907, S. 44, Nr. 60). Als Bauzeit werden die Jahre von 1499 bis 1525 angegeben, Magirius 1997, S. 4–12. Georg soll fast die Hälfte der Baukosten von 209.000 Gulden übernommen haben (S. 12). Volkmar 2008, S. 369. Zur Entstehung Annabergs vgl. auch Volkmar 2006. Volkmar 2008, S. 551.
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Lebens in der von ihm gegründeten Bergstadt St. Annaberg gehörte zu den wichtigsten kirchenpolitischen Anliegen Herzog Georgs“91 – vor allem auch angesichts der exponierten Lage Annabergs zum hussitischen Böh -A !! 4 ! men und an der Grenze zwischen dem albertinischen und dem ernestini!! 2 schen Sachsen.
Abb. 2: St. Annen-Kirche Annaberg, Kanzel Foto: Ferdinand Ahuis.
„Herzog Georg sorgte dafür, daß in Annaberg binnen kurzer Zeit eine besonders gut ausgestattete Pfarrstelle geschaffen wurde.“92 Allerdings dauerte die förmliche Einrichtung eines Predigtstuhls bis zum 17. April 1526.93 &/ 4 !*+ ,!B ( = ! Anscheinend schuf FRANZ MAIDBERG eigens mit Rücksicht auf Christoph 95 Dass Her )*
** ! ! ! *A Erings schwache !' Stimme94 einen Schalldeckel für die Kanzel. zog Georg Christoph Ering seinen ! Hofkaplan nach * Annaberg entsand ) ! mit 5 te, unterstreicht das Gewicht, das er der Stärkung der altgläubigen Seite in "+( * $ % 2 96 dieser „Hochburg der Evangelischen Bewegung“ beimaß. Das albertini-
!( *+ ! . / 4 $ % /* !, ! 4,! ! 2 ( ! 91 Volkmar 2008, S. 143. 2! &/ ! % - 'B 92 Volkmar 2008, S. 369 f. 93 Volkmar 2008, S. 550. !!* !C ! "*
94 Siehe u., S. 56. ! - 7: ::: 95 9 ! Magirius 1997, S. 39. 96 Volkmar 2008, S. 550. Vgl. auch Moeller 2004, S. 107–110, ! ! + !! AB2!2 allerdings ohne Nennung Christoph Erings. % ! ! 4! / , ! 6 5 2 , ! C =A 0 , ! !( ) ! *+ ! 9( 1 *
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Prediger in Annaberg
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sche Annaberg wurde dabei beeinflusst von dem Voranschreiten der Reformation in der ernestinischen Nachbarstadt Buchholz.97 1530 hatte Annaberg 12.000 Einwohner und war damit vorübergehend die größte Stadt Sachsens.98 Ering verlor schon bald die Gnade seines Herzogs, als er vor dem 18. Juni 1526 Heinrich von Sachsen, dem Vater seines Zöglings Moritz, den evangelisch denkenden ANDREAS BODENSCHATZ als Prediger für das Nonnenkloster in Freiberg empfahl99 und Georg davon erfuhr. Ering rechtfertigte sein Verhalten in einem Brief vom 18. Juni 1526,100 auf den Georg schon am 20. Juni 1526 mit einem Brief reagierte, in welchem er sein Missfallen zum Ausdruck brachte.101 Daraufhin versuchte Georg mehrfach vergeblich, Ering aus Annaberg zu „verjagen“.102 Jedenfalls konnte Ering 1528 nicht länger in Annaberg bleiben103 und verlor alle Rechte auf die Meißner und Delitzscher Pfründe, weil er „under dem scheyn, das gotliche wort zu vorkundigen, dye vordamte Lutterysche sect“ einführen wolle.104 Der Landesherr hat wohl mit Recht die besondere Stärke Erings in der Verkündigung gesehen. Sollte Christoph Ering noch in seiner Annaberger Zeit geheiratet haben, wie HEINZ SCHEIBLE und WALTER THÜRINGER mit guten Gründen darlegen,105 wäre die Aversion Georgs gegen Christoph Ering noch verständlicher. Wann seine Frau starb – er heiratete 1553 noch einmal –, und ob aus der Ehe Kinder hervorgingen, ist nicht bekannt. Ering sollte nach St. Joachimsthal in Böhmen wechseln, wieder in eine Stadt des Silberbergbaus. Über welchen Zeitraum sich Erings Wechsel ins evangelische Lager vollzog, zeigen Briefe PHILIPP MELANCHTHONS: Dieser teilte schon am 97 Moeller 2004, S. 108 f. 98 Thiel 2004, S. 95. – 1533 hatte Joachimsthal gar 18.000 Einwohner, vgl. Sturm 1964, S. 2. 99 Die von Kunze 2001, S. 28, Anm. 37, angegebene Jahreszahl 1523/24 ist falsch. Bodenschatz hatte 1523/24 in Leipzig in einem Nonnenkloster gepredigt, bevor 105 Männer den Rat der Stadt vergeblich darum baten, Bodenschatz an eine der großen Kirchen der Stadt zu holen. Bodenschatz musste Leipzig 1524 verlassen, Bornkamm 1939, S. 15 f. 100 ABKG II, Nr. 1263, S. 82. 101 ABKG II, Nr. 1265. 102 Clemen 1907, S. 18. 103 Kritisch hierzu WA Br 6, S. 374, Anm. 1, Nr. 1965. 104 Brief Herzog Georgs an Magister Christoph Ering, Schellenberg, 8. September 1529, ABKG III, Nr. 1898 (Volkmar 2008, S. 550, Anm. 31). – Nach dem Tode Georgs wurde im Jahre 1539 auch in Annaberg die Reformation eingeführt. 105 MBW 9, S. 27 f., Nr. 9326.
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Der Lebenslauf Christoph Erings
11. Januar 1529 Friedrich Myconius in Gotha mit, der (Wittenberger) Hof favorisiere „den ehemaligen (!) Annaberger [Prediger Christoph Ering] für die Gemeinde Waltershausen“ und erkundigte sich schon am 16. Januar 1529 nach dem Stand der Dinge.106 In einem dritten Schreiben ebenfalls vom 16. Januar 1529 wies er darauf hin, dass in jedem Fall seine (Melanchthons) Mitteilung über die Entscheidung Christoph Erings abgewartet werden müsse.107 Noch am 28. Juni 1528 hatte Ering aus Annaberg einen Brief an Johannes Wolkenhayn in Naumburg geschrieben, in welchem er diesen zu seiner (vermeintlichen oder abgelehnten) Berufung als Prediger nach St. Joachimsthal beglückwünschte108 – ein Zeichen aber auch dafür, dass Ering zu diesem Zeitpunkt schon Beziehungen nach Joachimsthal hinüber geknüpft hatte. Bald danach wird er selbst einen Ruf aus Joachimsthal erhalten haben. Im Januar 1529 scheint Ering aber noch keine Entscheidung für Joachimsthal getroffen,109 seine Stelle in Annaberg aber schon quittiert zu haben. Jedenfalls kann man bei Ering im Unterschied zu Luther oder auch Bugenhagen nicht von einem „reformatorischen Durchbruch“ sprechen; vielmehr handelt es sich um einen sich über Jahre hinziehenden Prozess.
5. Prediger in Joachimsthal Wir finden Christoph Ering 1529 wieder110 als Prediger in der erst 1516 vom Grafen Stephan von Schlick gegründeten111 und gesellschaftlich und konfessionell inhomogenen, von St. Annaberg nur 35 km entfernten Silberbergwerkstadt St. Joachimsthal in Böhmen,112 wo er sich mit Schwär106 107 108 109
MBW 1, S. 322 f. (Nr. 742); S. 324 f. (Nr. 747). MBW 1, S. 325 (Nr. 748). Buchwald 1893 a. Buchwald 1893 a nimmt die Berufung Erings nach Joachimsthal im Jahre 1528, die Aufnahme seiner Tätigkeit aber im Jahre 1529 an. Bei Mathesius 1618, J iij r findet sich eine andere Chronologie (Dienstantritt: 1528) als bei Mathesius 1562, L l iiij (Dienstantritt: 1529). 110 Nach seinem Auftreten auf dem Augsburger Reichstag sowie möglicherweise auf der Leipziger Disputation und dem Wormser Reichstag ist es nicht überraschend, dass Christoph Ering von Philipp Melanchthon in Briefen aus dem Jahre 1529 wie ein Bekannter angesehen wird, vgl. MBW 1, S. 322 (Nr. 742); S. 324 (Nr. 747); S. 325 (Nr. 748). 111 Koch 1 1866, S. 380. 112 Buchwald 1893; Richter 1913, S. 20; Altmann 1994.
Prediger in Joachimsthal
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mern, Sakramentariern und Altgläubigen113 auseinanderzusetzen hatte.114 Die Notwendigkeit der Konsolidierung der Finanzen nach der Thronbesteigung Ferdinands I. von Habsburg als König von Böhmen im Jahre 1526 brachte einen erhöhten Druck auf die Silberbergbauer mit sich. Das Joachimsthaler Bergwerk wurde der königlichen Verwaltung unterstellt. Die Grafen von Schlick verloren schließlich ihr Münzrecht.115 Indes wuchs die Stadt weiter und erreichte bis 1535 die Einwohnerzahl von etwa 18.000. Joachimsthal war damit nach Prag die zweitgrößte Stadt Böhmens.116 Die politischen und demographischen Veränderungen brachten auch soziale Verwerfungen mit sich. In die Zeit des Wirkens Erings in Joachimsthal fallen der Bau des Spitals und des Gottesackers „von milder Hand und gemeiner Fröne“ (1530), die Anlage eines Kirchenbuchs, „darinn die Proclamationes und Copulationes stehen“ (1531) sowie die „Spitals und gemeinen Kastens Ordnung, darin die armen Leut in dieser Gemein ziemlich unterhalten“ (1531).117 Christoph Ering soll diese Maßnahmen veranlasst haben.118 In seinem Brief vom 13. August 1530119 an Christoph Ering berichtet Andreas Osiander Ering vom Augsburger Reichstag. Da dieser Brief im Leipziger Universitätsarchiv erhalten ist, scheint Ering sich zu diesem Zeitpunkt in Leipzig aufgehalten zu haben. Der Schluss liegt nahe, dass er im Sommer 1530 hier zum Doktor der Theologie promoviert wurde.120 Die geradezu überschwängliche Anrede „doctissimo viro Christi servo D. Christophoro Ering“ spricht dafür. Der Aufenthalt in Leipzig wäre für Ering demnach wichtiger gewesen als die Teilnahme am Augsburger Reichstag.
113 Vgl. Ledderhose 1849, S. 18; Sturm 1964, S. 3 f. 114 M. LUTHER , WA Br 6, S. 373, Nr. 1965, spricht von „Rottengeister[n] und Schleicher[n]“, aber auch von „päpstlich[en] oder rottisch[en]“ Ärgernissen, dazu die Erwägungen von O. C LEMEN WA Br 6, S. 375, Anm. 2, Nr. 1965. 115 Majer 1994, S. 93 f. 116 Burachoviè 2007, S. 45. 117 Alles Mathesius 1562, L l iiij v. 118 Loesche 1895, S. 77. Eine Kirchen-, Schul- und Spitalordnung für St. Joachimsthal verfasste erst JOHANNES M ATHESIUS im Jahre 1551, Loesche 1895, S. 323–330: „Vom gemeinen Kasten und Hospital“. Ob Ering Kenntnis von Bugenhagens „Sendbrief an die Hamburger“ in der hochdeutschen Übersetzung (Wittenberg 1526) hatte, konnte nicht geklärt werden. 119 Siehe o., S. 30. 120 Siehe o., S. 30, Anm. 41 und 42.
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Schon am 19. Mai 1532 wurde Christoph Ering durch den bisherigen Diakon MORITZ MEYER121 abgelöst.122 Dieser wird als erster evangelischer Pfarrer in Joachimsthal bezeichnet.123 CHRISTOPHER BOYD BROWN hat die Auffassung vertreten, dass damit der pastor primarius im Unterschied zu den concionatores (Predigern) gemeint sei;124 doch scheint es in der noch recht jungen Stadt St. Joachimsthal von 1516 bis 1532 noch keinen eigenen Pfarrer gegeben zu haben. Die Pfarrkirche Schlackenwerth wird auch für Joachimsthal zuständig gewesen sein. Jedenfalls wirkte Ering in Joachimsthal als Prediger. Vielleicht gaben nach dem Dienstantritt von JOHANN MATHESIUS im Jahre am 15. März 1532 als Rektor der Lateinschule in St. Joachimsthal dessen Berichte über sein Studium in Wittenberg und seine Freundschaft mit Luther den Ausschlag für Erings plötzlichen Entschluss zur Aufgabe der Stelle in Joachimsthal und seinen Wechsel nach Wittenberg.125 Von 1518 bis 1560 wirkte der Liederdichter NIKOLAUS HERMANN als Kantor und Lehrer an der Lateinschule in Joachimsthal.126 Auch unter Moritz Meyer kam die Gemeinde Joachimsthal nicht zur Ruhe. Nicht anders erging es seinem Nachfolger JOHANNES SYLVIUS EGRANUS ; dieser blieb nur vierzig Wochen zwischen 1533 und 1534, nachdem er schon von Mai 1521 bis 1524 in Joachimsthal gewirkt hatte.127 Auch JOHANN MATHESIUS, der bis 1540 Rektor in Joachimsthal war, blieb nicht kontinuierlich in der Stadt, sondern kehrte immer wieder nach Wittenberg zurück. 1541 aber wirkte er kurz als Diakon, ab April 1542 als Prediger und ab 25. November 1545 endgültig als Pfarrer in Joachimsthal.
121 Oder Mag. Moritz Mayer, Eckert 1976, S. 78. 122 Eckert 1974, S. 44. – E RNST L UDWIG ENDERS will gar wissen, dass Christoph Ering „nachher“ (bezogen auf Erings Immatrikulation 1531 [!] in Wittenberg) „Hofmeister bei dem jungen Herzog Moritz von Sachsen“ wurde (Enders IX, 1903, S. 232, Anm. 2) – eine angesichts der weiteren Verwendung von Ering in Zwickau kaum vorstellbare Möglichkeit. Es scheint sich hier um eine Verwechslung mit dem Hofmeister Christoph von Carlowitz zu handeln (Richter 1913, S. 22 f.). – Nach H.Scheible, MBW 2, S. 116 f. (Nr. 1382) wirkte Johannes Silvius Egranus zwischen 1533 und 1534 vierzig Wochen lang in Joachimsthal als Pfarrer, gg. O. CLEMEN , WA Br 6, S. 375, Anm. 2 und S. 376, Nr. 1965, der Egranus schon 1532 Nachfolger Erings sein lässt (anders noch Clemen 1902, S. 10 mit Anm. 24. 123 Eckert 1976, S. 78 und S. 135. 124 Brown 2005, S. 221, Anm. 56. 125 Beyerle. 126 Bautz 2, 747. 127 Eckert 1976, S. 78 und 135.
Prediger in Joachimsthal
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Christoph Ering scheint die Vorgänge in Joachimsthal noch von Wittenberg und Zwickau aus weiterhin kritisch begleitet zu haben, was nicht ohne Einfluss auf Luthers Sicht der Verhältnisse128 gewesen sein dürfte. Luthers Brief an die Herren von Schlick129 wiederum bewirkte deren Eingreifen gegen die Wiedertäufer und die übrigen konfessionellen Dispute,130 auch gegen „viele unnötige und gefährliche Bücher“.131 1537 sollte Christoph Ering – er befand sich schon längst in Zwickau – die Kirche in Joachimsthal einweihen,132 den „früheste(n) für den evangelischen Gottesdienst unternommenen Kirchbau“133 – ein Zeichen für die Verbundenheit mit dem ehemaligen Prediger und dessen evangelisches Profil, der es offensichtlich geschafft hat, den Übergang zwischen den Altgläubigen und den Wittenbergern mitten in allen von anderen Kräften bestimmten Lagern nachhaltig zu begleiten.
6. Immatrikulation in Wittenberg Christoph Ering gab die Stelle in Joachimsthal auf und schrieb sich im Sommersemester 1532 an der Universität Wittenberg ein.134 Dies war endgültig der Wechsel aus dem albertinischen in das ernestinische Sachsen, nachdem die drei Jahre in Joachimsthal ein böhmisches Intermezzo135 dargestellt und die Jahre in Annaberg sich auf der Grenze zwischen den beiden Sachsen bewegt hatten.
128 Loesche 3, S. 433. 129 Wette, de 1827, N° MCCCC LXXI vom 9.10.1532; WA Br 6, S. 372–375, Nr. 1965: Luther an die Grafen Hieronymus und Lorenz von Schlick. 130 Brown 2005, S. 35. 131 Ledderhose 1849, S. 18. 132 Koch 1, 1866, S. 380. 133 Loesche 1895, S. 106. Die Torgauer Schlosskapelle wurde erst 1544 eingeweiht. 134 Siehe o., S. 25, Anm. 2. Vgl. a. Kroker 1908, S. 30.38. Es bestand seit dem 10.2.1522 das Verbot Herzog Georgs, „in Wittenberg wegen der neuen Lehre keine Kinder von Bürgern studieren zu lassen“ (Wartenberg 1991, S. 112 mit Anm. 13). 135 Zu den Beziehungen zwischen Joachimsthal und Zwickau in dieser Zeit siehe die sozialgeschichtlich angelegte Untersuchung Karant-Nunn 1987, S. 179 f.
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Abb. 3: Album academiae Vitebergensis 1532, Yo_1_110r mit Eintrag Christophorus Eringus Lipsen: Mgr.
Es war die Zeit, in der Ering in der Wittenberger Öffentlichkeit als der Mann dastand, der lutherisches Profil sowohl zur altgläubigen Seite als auch gegenüber dem linken Flügel der Reformation bewiesen hatte, es war auch das Jahr, in welchem LUCAS CRANACH d. Ä. das zur Diskussion stehende „Bildnis C E“ malte – wahrscheinlich vor dem Tode Johanns des Beständigen am 16. August 1532.136 Ering konnte sich finanziell ein derart aufwändig137 gemaltes Bild leisten.138 Mit diesem, wie sich zeigen wird, Darstellungen Luthers ähnelnden Porträt139 gab sich Christoph Ering endgültig als Lutheraner zu erkennen, genauer als „Wittenberger Gelehrter“, präzis als „Wittenberger Theologe“. Es wird der Frage nachzugehen sein, welches Ziel Ering mit diesem Bild verfolgte und wo er es präsentiert wissen wollte. Mit dem „Nürnberger Anstand“ des Kaisers Karl V. und der Protestanten vom 25. Juli 1532 angesichts der Türkengefahr war die Verfolgung der Protestanten eingestellt und damit eine ungehinderte Ausbreitung der Reformation ermöglicht worden. Wie schnell sich das Blatt regional aber wenden konnte, zeigt die Ausweisung einer Reihe von Leipziger Bürgern durch Herzog Georg im September 1532. Sie waren in der Zeit zwischen 1530 und 1532 vermehrt in die ernestinischen Nachbargemeinden gegangen, um dort lutherische Predigten zu hören.140 Sollte Ering beabsichtigt haben, sein Porträt in Leipzig zur Schau zu stellen, wird die kurze Zeit zwischen dem 25. Juli und dem September 1532 kaum ausgereicht haben, das Bild nach Leipzig gelangen zu lassen. Ob Ering die Jeremia-Vorlesung JOHANNES BUGENHAGENs und dessen Vorlesung über den 1. Korintherbrief gehört hat, die dieser ab Mai 1532 in
136 Zum Nachweis des Aufenthalts Cranachs in Wittenberg siehe u., II. 8. 137 Auch das Gewand ist ausgesprochen kostbar gearbeitet. Hat Cranach es selbst entworfen? 138 Leider hat sich eine Rechnung bislang nicht auffinden lassen. 139 Siehe u., S. 127. 140 Bornkamm 1939, S. 17–19.
Immatrikulation in Wittenberg
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Wittenberg hielt,141 ist nicht bekannt. Man kann sich allerdings auch das Zusammentreffen Erings und Bugenhagens in Wittenberg viel dramatischer vorstellen: hier der Magister im 42. Lebensjahr, der alle theologischen Grade, möglicherweise auch den Doktor, an der in seiner Artisten- und Juristenfakultät zwar humanistisch geprägten, in der theologischen Fakultät aber doch altgläubigen albertinischen Universität Leipzig erworben hatte – und dort der 47 Jahre alte, autodidaktisch im humanistischen Sinn gebildete und 1509 zum Priester geweihte Johannes Bugenhagen, der an der Universität Greifswald wahrscheinlich nicht einmal den Grad des Baccalaureus artium,142 jedenfalls keinen weiteren akademischen, geschweige denn, einen theologischen Grad erworben hatte, aber nach seiner reformatorischen Wende im Jahre 1520 bereits im Jahre 1521, Luthers Vorlesungen fortsetzend oder ersetzend, mit seiner Psalmenvorlesung begonnen hatte,143 mit seinem 1524 bei ADAM PETRI in Basel gedruckten Psalmenkommentar eine europaweite Zustimmung erfahren hatte,144 1525 mit Sendbriefen an die Christen in England,145 an Pfarrer Johann Heß in Breslau über das Abendmahl (Auflage: 8.000)146 und an die Hamburger über Glauben und gute Werke (Auflage: 3.000)147 diese Bedeutung unterstrichen, 1528–1532 die Reformation in Braunschweig, Hamburg und Lübeck geordnet hatte148 – und jetzt auf den ehrgeizigen Christoph Ering stieß. Die Weichen waren für Christoph Ering endgültig gestellt, als am 17. Juni 1533 Johannes Bugenhagen und Caspar Cruciger (zusammen mit ihnen auch der Hamburger Superattendent Johannes Aepinus) zu doctores der Theologie promoviert worden waren und sich damit die „Wittenberger Kollektivautorität“, zu der neben Luther, Melanchthon und Bugenhagen auch Caspar Cruciger und zunächst Justus Jonas, nach dessen Ausscheiden Georg Maior gehörten,149 komplettierte. 141 Gummelt 1994 a, S. 198. In der Anhaltischen Landesbibliothek in Dessau ist die Reinschrift dieser Vorlesung erhalten (Georg Hs. 77). Sie reicht von Jer 1–31. Im Februar 1534 bittet der Wittenberger Diakon A NTON LAUTERBACH GEORG HELT, ihm doch auch die Auslegungen Bugenhagens von Jer 40 bis 52 zuzusenden, vgl. Clemen 1907, S. 61 f.; Gummelt 1994 a, S. 198. 142 Leder 2002 a, S. 47 f. mit Anm. 17. 143 Leder 2008 b, S. 78. 144 Bugenhagen 1524; Holfelder 1974, S. 3; Willi 2006. 145 Bugenhagen 1525. 146 Gedruckt in Wittenberg und Nürnberg! – Gummelt 2001, siehe a. Kaufmann 1992, S. 282, Anm. 65. 147 Bugenhagen 1526 (geschrieben 1525, Kötter 1994, S. 91–170). 148 Leder 2008 c, S. 111. 149 Wolgast 2009.
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Wenn allerdings Ering schon 1534, bald nach seinem Wechsel nach Zwickau, die „annotationes bomerani“150 exzerpiert, so lässt dies darauf schließen, dass bei Ering ein Interesse an Bugenhagen entstanden war. Ering war wohl auch in seiner kurzen Wittenberger Zeit eher der Lernende als der Lehrende. Christoph Ering war andererseits trotz seiner Offenheit für die Wittenberger und seiner Freundschaft mit Heinrich Stromer durch die theologische Fakultät Leipzig wahrscheinlich zu sehr vom Thomismus geprägt, als dass er in das Profil der jungen Wittenberger Universität, speziell der theologischen Fakultät, gepasst hätte.151 Jedenfalls hielt er sich am 28. September 1532 (und wohl auch danach) noch in Wittenberg auf, wo der vormalige Zwickauer Pfarrer und Reformator Zwickaus Nikolaus Hausmann, der inzwischen von Dessau aus die Reformation in Anhalt-Dessau organisierte, ihn durch Georg Helt grüßen ließ.152 Ering scheint ferner mit Luther über die Verhältnisse in Joachimsthal gesprochen zu haben;153 dieser ließ sich von ihm zu dem Brief vom 9. Oktober 1532 an Familie Schlick, die Luthers Botschaft zugewandt war, mit dem Ziel des Eingreifens gegen die Täufer und Zwinglianer in Joachimsthal bewegen.154 Möglicherweise am selben Tage äußerte sich Luther in einen Brief an Wolfgang Wiebel in Joachimsthal erfreut über dessen Zuneigung zu ihm, von welcher ihm M. Christoph Ering berichtet habe, 150 Am 5. April 1534 bittet der Nürnberger „paedagogus puerorum“ Philippus Motz den Zwickauer Stadtschreiber Stephan Roth um die „annotationes bomerani“ in der Hoffnung, dass „magister eryg (Christoph Ering) eywer prediger hab sie nun außgeschryben von euch“ (Buchwald 1893b, S. 147, Nr. 439). Ering muss sich also schon bald nach dem Amtsantritt in Zwickau mit der Lektüre der „annotationes“ und deren schriftlicher Verarbeitung befasst haben. Mit den „annotationes“ können Nachschriften von Bugenhagens Vorlesungen zwischen 1524–1527, z. B. auch die Jesaja-Vorlesung oder die Paulus-Briefe gemeint sein. Sie unterscheiden sich von der ausführlichen „interpretatio“ in Form eines gedruckten Kommentars. Auch annotationes wie die zu den Samuelbüchern (auch diese hatte Stephan Roth aus Wittenberg nach Zwickau mitgebracht) konnten als Kommentar gedruckt werden. 151 Bornkamm 1939, S. 3. Im Übrigen sahen die von Philipp Melanchthon 1533 verfassten Statuten der theologischen Fakultät der Universität (Friedensburg 1926, S. 154– 158) vier theologische Professuren vor (S. 154). Die Inhaber mussten in Wittenberg oder einer anderen Akademie promoviert sein (S. 154). Promovenden mussten nachweisen, dass sie sechs Jahre biblische Vorlesungen bei ordentlichen Doktoren gehört hatten (S. 156), Voraussetzungen, die Ering kaum erfüllen konnte. 152 Clemen 1907, S. 39. 153 Ering kann 1532 nicht mehr als „der damalige Geistliche im Tal“ bezeichnet werden, wie Loesche 1909, S. 67, meint. 154 Siehe o., S. 41 mit Anm. 128.
Immatrikulation in Wittenberg
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und von dessen Bericht über die Predigt des Egranus in Joachimsthal155 – ein Zeichen dafür, dass die Kontakte Erings nach Joachimsthal nicht abgerissen waren. Die Quellen schweigen, aber es muss einen Grund dafür gegeben haben, dass Ering Wittenberg so schnell156 wieder verließ. Vielleicht war es auch das für ihn unverträgliche Klima im Elbtal. Auch der Umstand, dass Luther nach seiner Galaterbrief-Vorlesung von 1531 eine Pause einlegte und seine Lehrtätigkeit erst wieder mit der Genesis-Vorlesung von 1535– 1544 aufnahm, mag ein Grund dafür gewesen sein, dass Ering in Wittenberg nicht weiter die „gratia … audiendi verbum Dei“157 suchte. Andererseits werden wirtschaftliche Überlegungen den Ausschlag für eine neue Orientierung gegeben haben, in jedem Fall aber die Aussicht auf eine nicht unattraktive Predigtstelle. Jedenfalls konnte der Anspruch, den das „Bildnis C E“ von Christoph Ering als einem „Wittenberger Gelehrten“ erhoben hatte, nicht aufrechterhalten werden. Es kann vermutet werden, dass Ering das Bildnis in Wittenberg zurückließ, möglicherweise in der Erwartung, dass es nach Leipzig gelangen könnte, wenn sich endgültig das Blatt zugunsten der Wittenberger Reformation gewendet haben würde. Ering ließ mit seinem Wechsel nach Wittenberg endgültig seine altgläubige Zeit, mit dem Wechsel von Wittenberg nach Zwickau auch das Bild hinter sich, das Lucas Cranach d. Ä. 1532 von ihm gemalt hatte. In die Übergangszeit von Wittenberg nach Zwickau fiel der Tod von Erings, der evangelischen Sache seit Jahren zugewandtem Vater Hans, der „acht tage[…]“ vor dem 12. März 1533 wegen seiner Haltung zum Abendmahl „auffs felt (d. h. in ungeweihter Erde, F. A.) begraben“ wurde, wie Georg Nagel aus Leipzig Georg Helt in Wittenberg in einem Brief vom 12. März 1533 berichtet, in welchem ferner davon die Rede ist, dass der letzte in Leipzig verbliebene Theologe „Ochsenfurth“ (Hieronymus Dungersheim von Ochsenfurt) „schellig auf“ ihn, Georg Helt, sei, „das ir zu Wittenber (sic, F. A.) studiert“.158
155 WA Br 6, Nr. 1966, S. 376. 156 Ob sich Ering auch noch im Wintersemester 1532/33 in Wittenberg aufgehalten hat, ist nicht bekannt. Noch am 28. September 1532 lässt Hausmann Ering in einem Brief an Georg Helt in Wittenberg grüßen, Clemen 1907, S. 39. 157 Clemen 1907, S. 36. 158 Clemen 1907, S. 44.
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7. Lutherischer Prediger in Zwickau a) St. Marien 1533159 nahm Christoph Ering seinen Dienst als lutherischer Prediger an der Marienkirche in Zwickau auf, wo er am 26. Juni 1533 seine erste Predigt hielt160; ein Jahr zuvor hatte Pfarrer LEONHARD REIFF, gen. BEYER oder Beier,161 der auch162 das Superintendentenamt in Zwickau bekleiden sollte,163 sein Amt als lutherischer Pfarrer an der Marienkirche in Zwickau angetreten. Bei der Visitation vom 22. November 1533164 wird zu Ering angemerkt: „Ist auch ein geschickter gelerter man“, zu Beyer: „Ist ein gelerter, geschickter und beredter man“.165 Der Zwickauer Rat hatte 1505 das Patronatsrecht gekauft.166 Spannungen zwischen der den Superintendenten berufenden Visitationskommission167 und dem Rat waren vorprogrammiert. Wie würde Christoph Ering sich in diesem Spannungsfeld verhalten? „Kann Wittenberg als Ausgangspunkt der lutherischen Reformation gelten, so wurde Zwickau ein Ursprungsort volksreformatorischer und wiedertäuferischer Ideen und Handlungen.“168 In Zwickau hatte THOMAS MÜNTZER von 1520 bis 1521, zunächst an der Marien-, dann an der Katharinenkirche, gewirkt und großen Aufruhr in der Stadt erregt und war 159 Die Jahreszahlen 1531 (Grünberg II, 1940, S. 156), 1532 (Eckert 1974, S. 44) und 1535 (Hildebrand 1841, S. 98) sind falsch. 160 WA Br 6, S. 374, Anm. 1. 161 Boosert. Da er durchweg unter dem Namen Leonhard Beyer oder (kaum) Beier zitiert wird, in der RE und der TRE (Heinrich, S. 111) aber Leonhard Reiff, wird bei den REbzw. TRE-Artikeln Reiff gen. Beier der besseren Verständlichkeit wegen geschrieben und sonst Beyer. 162 Am 22. November 1533 wird er bereits als Superattendent aufgeführt, Fabian 1902, S. 118. 163 Er war der erste, der nach der Reformation den Titel eines Visitatoris perpetui oder Superattendenten in Zwickau erhielt: Heckel 1831, S. 258. 164 Wolfgang Zeyner (Zeuner), seit 1516 zweiter Prediger an St. Marien, verließ nach dem 18. November 1533 (Grimmascher Vertrag) Zwickau, um Pfarrer in Schneeberg zu werden. 165 Fabian 1902, S. 118. Dass Ering im Unterschied zu Beyer nicht als „beredter Mann“ bezeichnet wird, könnte mit seiner schwachen Stimme zusammen hängen. 166 Junghans 1989, S. 51. 167 Junghans 1989, S. 50. 168 Groß 1998, S. 166.
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schließlich, als ihm der Boden in der Stadt zu heiß wurde, geflüchtet.169 Gleichwohl wurde ab 1521 in Zwickau das lutherische Bekenntnis offiziell anerkannt,170 als zweiter Stadt nach Wittenberg.171 Ab 1523 wurde der Rat der Stadt erneut zum Motor der Reformation. Am Palmsonntag 1524 wurde erstmals die deutsche Messe gehalten.172 Im selben Jahr wurde der Gemeine Kasten eingeführt.173 Im Frühjahr 1525 wurde das Kloster Grünhain geschlossen.174 Der ab 1523 an St. Marien wirkende Prediger PAUL LINDENAU175 aber stellte sich ab 1526 (der Bauernkrieg zeitigte seine Wirkungen in Zwickau) in seinen Predigten unter Berufung auf Luthers Schrift „Daß eine christliche Versammlung oder Gemeinde Recht und Macht habe, alle Lehre zu urteilen,“ zusammen mit dem Stadtpfarrer, Superintendenten und Reformator176 NIKOLAUS HAUSMANN und dem Prediger WOLFGANG Z EUNER in ihren Predigten gegen die Rechte des Rates der Stadt in Kirchensachen177 und musste 1529 die Stadt verlassen.178 1531 hatten die Spannungen zwischen dem Rat der Stadt Zwickau und den Geistlichen zur Ablösung des Predigers M. KONRAD CORDATUS179 an St. Marien und des Predigers LORENZ SORANUS an St. Katharinen geführt. Klar waren die Vorstellungen im Blick auf neue Prediger formuliert worden: Sie sollten keine unruhigen Geister wie Thomas Müntzer sein, aber auch Durchsetzungsvermögen besitzen.180 URBANUS RHEGIUS war ins Gespräch gekommen.181 Der Streit zwischen der Geistlichkeit und dem Zwickauer Rat war eskaliert – nicht zuletzt durch die Parteinahme Luthers für die Zwickauer Geistlichen – so sehr, dass auch NIKOLAUS HAUSMANN Zwickau hatte verlassen müssen.182 Es hatte fast ein Jahr gedauert, bis Zwickau mit Leonhard Beyer wieder einen Stadtpfarrer erhalten hatte. Dreizehn Kandi-
169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182
Wappler 1966, bes. S. 26–42; Langer 1905. Groß 1998, S. 168. Groß 1998, S. 168. Bräuer 1983, S. 37. Rosenbaum 1999, S. 94. Bräuer 1983, S. 38. Er war dem 1523 entlassenen Prediger Johann Zeidler gefolgt, Bräuer 1983, S. 39. Karant-Nunn 1987, S. 133–135 u. ö. Bräuer 1983, S. 39. Bräuer 1983, S. 42. Er war erst 1529 Paul Lindenau im Amt des Predigers an St. Marien gefolgt. Fabian 1905, S. 98. Fabian 1905, S. 98. Fabian 1905, S. 114.
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Der Lebenslauf Christoph Erings
daten hatten zuvor abgelehnt.183 Es sollte bis in den Herbst 1536 brauchen, bis LUTHER sich mit den Zwickauern, speziell mit STEPHAN ROTH, ausgesöhnt hatte.184 Christoph Ering war zu diesem Zeitpunkt schon seit über drei Jahren Prediger an St. Marien. Doch die Stadt kam nicht zur Ruhe. Nach erheblichen Auseinandersetzungen um die Besetzung der Pfarrstellen äußerte Luther 1531: Verflucht ist jeder, der sich nach Zwickau begibt … Zwickau habe ich für meine Person excommuniziert und habe es verflucht im Namen des Herrn … Ich habe mich gewöhnet, daß ich eine gute Zeit nicht gezürnet habe, aber die Zwickauer haben mich aus dieser Regel gebracht … Ehe ich mit denen aus Zwickau Glaubensgemeinschaft wollt haben, wollt ich mich nicht ein-, sondern zehnmal köpfen lassen.185
Christoph Ering ging von Wittenberg nach Zwickau. Was hatte Christoph Ering nach seinen schlechten Erfahrungen in Joachimsthal ausgerechnet nach Zwickau getrieben? Vielleicht waren es die Handschriften von Vorlesungen Bugenhagens im Besitz des Stadtschreibers STEPHAN ROTH,186 vielleicht auch die Bekanntschaft mit diesem seit Leipziger Zeiten,187 vielleicht war es auch in diesem Falle wieder die Wohlhabenheit der Stadt.188 War Annaberg mit 12.000 Einwohnern zeitweilig
183 Fabian 1905, S. 130; Karant-Nunn 1987, S. 167, die diese Ablehnungen auf die Besetzung der Predigerstelle bezieht, die dann von Christoph Ering eingenommen werden sollte. 184 Fabian 1905, S. 137. 185 Clemen 1938, S. 349 f. Vgl. a. Metzler 2008 zum schließlichen Zerwürfnis zwischen Luther und Stephan Roth im Jahre 1531. Als die „an der Auseinandersetzung beteiligten Kräfte“ nennt sie „die bürgerliche Oberschicht der Stadt Zwickau, die Bürgergemeinde, die Ortsgeistlichkeit, die Wittenberger Reformatoren und de[…]n Kurfürst[en]“ (S. 146). 186 Stephan Roth (1492–1546) hatte nach 1527 Ab- oder Reinschriften von Bugenhagens Vorlesungen aus den Jahren 1524–1527, auch den gedruckten Samuelkommentar von 1524, nach Zwickau mitgenommen. Sie befinden sich in der dortigen Ratsschulbibliothek, vgl. Gummelt 1994, S. 11 f. und Metzler 2008, S. 574–580. 187 Metzler 2008, S. 59. 188 Ering erhielt an St. Marien ein jährliches Gehalt von 150 Gulden und setzte dieses auch nach seinem Wechsel nach St. Katharinen durch, wo ihm eigentlich nur 125 Gulden zur Verfügung gestanden hätten, Karant-Nunn 1987, S. 172. In Wittenberg hätte Ering keine Stelle mit einem solchen Gehalt gefunden. Bugenhagen erhielt als Wittenberger Stadtpfarrer 100 Gulden im Jahr, Melanchthon für seine Griechisch-Professur ebenfalls, seit 1525 für biblische Vorlesungen 100 Gulden mehr (Kuropka 2002, S. 53 f.). Die finanzielle Ausstattung der theologischen Fakultät blieb aber bis 1536 schlecht.
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die größte Stadt im albertinischen,189 so Zwickau zwischen 1500 und 1547 mit ca. 7.500 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt im ernestinischen Sachsen,190 während die Residenzstadt Wittenberg als zweitgrößte Stadt 2.000 bis 2.500 Einwohner und noch einmal 2.500 Studenten zählte.191 Zwickau war größer als Dresden. Friedrich der Weise bezeichnete Zwickau „als sein Klein-Venedig, Venedig in jener Zeit als Sinnbild für Reichtum und Macht, und als ‚Perle seines Landes‘.“192 Das Steueraufkommen der Stadt war viermal größer als das von Dresden.193 In den letzten 28 Jahren seines Lebens sollte Ering mit Annaberg, Joachimsthal und Zwickau in den größten Städten der Region gewirkt haben. Das Zwickauer Klima aber belastete bald Erings Gesundheit.194 Krankheitsgründe hinderten ihn aber auch an einem schnellen Wechsel an einen anderen Ort: Als er schon am 28. August 1533 nach Nürnberg,195 im September 1533 als Superintendent nach Köthen196 empfohlen worden war und der Nürnberger Rat ihn bis November 1533 zweimal als Prediger berief, lehnte er eben wegen seiner angeschlagenen Gesundheit ab.197 Als Visitator von Zwickau berichtete GEORG SPALATIN am 10. April 1534 dem Kurfürsten Johann Friedrich, für den Prediger an St. Marien werde eine „Behausung“ im Werte von 200 Gulden als Wohnung hergerichtet198 – ein Zeichen dafür, dass Ering entschlossen war, länger in Zwickau zu bleiben.199
189 Siehe o., S. 37, Anm. 97. 190 Genaueres: Karant-Nunn 1987, S. 14. 191 Groß 1998, S. 163. Oehmig 2002, S. 35 gibt für 1550 als Einwohnerzahl ohne die Vorstädte, den Hof und die Mitglieder der Universität sowie die Studenten 2.800 an. 192 Groß 1998, S. 163. 193 Groß 1998, S. 163. 194 Auch Stephan Roths Ehefrau Ursula war schon 1527 der Wechsel von Wittenberg nach Zwickau nicht gut bekommen. „Dafür machte sie die Luft und die Getränke in Zwickau verantwortlich.“ (Metzler 2008, S. 129). 195 Seidemann 1878, S. 320 f. Zu den Beziehungen zwischen Zwickau und Nürnberg, Karant-Nunn 1987, S. 199–201 und das ganze Kapitel „The Erzgebirge versus Nuremberg“ (S. 177–214). 196 WA Br 6, S. 374, Anm. 1. 197 WA Br 6, S. 374, Anm.1; Klaus 1958, S. 122. 198 Das Jahresgehalt Erings betrug 150 Gulden, 10 Gulden mehr, als Bugenhagen für seine Tätigkeit als Stadtpfarrer (100 Gulden) und Professor (40 Gulden) in Wittenberg erhielt. 199 WA Br 7, S. 26, Nr. 2092, Nachgeschichte.
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Im selben Jahr geriet Christoph Ering zwischen die alten Fronten, als der im Sterben liegende ERNST VON SCHÖNBURG der sonst ein eifriger Catholik, …, noch auf seinem Todbett sich zu der Evangelischen Lehre bekannt hatte und den Churfürsten ersuchen lassen, ihm einen Prediger von Zwickau nach Glauchau zu schiken, der ihm das heil Abendmal unter beiderlei Gestalt reichen sollte. Der Herzog wollte es zwar nicht gestatten, der Churfürst gewährte aber dennoch den Wunsch des Schönburgs, und schikte ihm den Christoph Eringer.200
Aber auch neue Fronten hatten sich längst gebildet. Ein Briefwechsel zwischen dem Rat von Zwickau und Luther (22. September 1536)201 sowie dem Rat von Zwickau und den Gelehrten in Wittenberg (15. März 1537)202 wegen der Anstellung von Kirchen- und Schuldienern zeugt davon, dass LEONHARD BEYER es verstand, einmal geschlossene Verträge sehr zu seinen Gunsten auszulegen. So war auch das Verhältnis zwischen ihm und dem nicht weniger durchsetzungsfähigen, wenn auch mit leiser Stimme ausgestatteten203 Prediger M. Christoph Ering von vornherein nicht ungetrübt,204 zumal Leonhard Beyer als ehemaliger Gubener Superintendent auf den Rat Luthers hin mit diesem Amt auch für Zwickau betraut worden war.205 Das Amt des Pfarrers war dem des Predigers (Oberdiakon) übergeordnet, erst recht das Amt des Superintendenten.206 Erstere Überordnung erkannte Christoph Ering an, letztere nicht.207 Am 14. November 1536 wurde zwischen dem Rat der Stadt Zwickau und den Pfarrern bzw. Predigern ein förmlicher Vertrag geschlossen.208 Am 28. November 1536 wurde eine Verordnung der Visitatoren für Zwickau erlassen.209 Die Spannungen hatten damit aber kein Ende. 200 Roos 2 1782, S. 66. Zu den Transportkosten vgl. Buchwald 1933, S. 98: „1534 Sg Egid. Zwickau: xviij gr. Futerlohn auf iij pferde ij tage Gopffert hat Magister Erich zu hern Ernsten von schonberg gefurt,“ 5582, S. 103b, vgl. Mitteilungen des Altertumsvereins für Zwickau und Umg. VII S. 118.“ 201 WA Br 7, S. 548 f. 202 WA Br 8, S. 57 f. 203 Karant-Nunn 1987, S. 131. 204 Schon am 23. und 24. November 1533 wird mit Beyer und Ering wegen eines Schreibens, welches den Visitatoren zugestellt worden war, verhandelt, Fabian 1902, S. 120. 205 Bossert, S. 556. 206 Volz 1957, S. 88, Anm. 5. 207 Heckel 1831, S. 259. 208 Sehling 1902, S. 719. 209 Sehling 1902, S. 723 f. Danach ist der Pfarrer von Zwickau Superintendent. Die erste erhaltene Kastenordnung Zwickaus stammt aus dem Jahre 1535, Rosenbaum 1999, S. 96.
Lutherischer Prediger in Zwickau
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Wie sehr Erasmus von Rotterdam und damit der Humanismus für Christoph Ering wichtig geworden war, zeigt der Brief seines Leipziger Freundes Heinrich Stramer an Oswald Lasan vom 13. August 1536.210 1536 nannte der einflussreiche GEORG AGRICOLA in einem Brief an den Rat der Stadt Zwickau Mag. Christoph Ering unter den „gelahrten und trefflichen Leuten“ der Stadt, „der Gottes Wort verkündigt.“211 Da Zwickau zum Ort des Wiedersehens mit Moritz von Sachsen werden sollte, sei hier die chronistische Zwischenbemerkung erlaubt: Ab etwa dem Jahr 1537 hielt MORITZ sich am Hofe des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen auf.212 1538/9 hat er sich sowohl mit seinem Onkel, Georg von Sachsen, als auch mit seiner Mutter, Katharina von Mecklenburg, überworfen.213
b) St. Katharinen 1540 wechselte Ering als Nachfolger von STANISLAUS HOFMANN214 an die Katharinenkirche215 und wurde damit auch Schlossprediger.216 Offensichtlich sollte auf diese Weise auch die Stellung von St. Katharinen neben St. Marien gestärkt werden.217 Außerdem kam der Raum der Katharinenkirche wohl der eher leisen Stimme Erings218 entgegen. Ob die Stelle des Schlosspredigers mit besonderen Pfründen ausgestattet war und welchen Einfluss Moritz von Sachsen (ab 1547) auf das Schloss hatte, ist nicht bekannt. Am 9. September 1542 schlug Franz Peheim aus Altenburg Stephan Roth vor, wie ein in Altenburg befindlicher Zwickauer Wagen, mit dem Christoph Ering nach Weimar gefahren sei, nach Zwickau überstellt werden könne.219 210 211 212 213 214 215
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Siehe o., S. 30. Hoffmann 1905, S. 118. Richter 1913, S. 22. Herrmann 2003, S. 28–32. Herzog 1839, S. 254. M ELANCHTHON hatte am 8. Mai 1539 in einem Gutachten an Kurfürst Johann Friedrich, Christoph Ering neben Paul Lindenau für Dresden vorgeschlagen (MBW 2, S. 435, Nr. 2198). Grünberg I, 1939/40, S. 722. Das Schloss liegt in unmittelbarer Nähe der Katharinenkirche; es war durch einen Gang mit der Kirche verbunden, Krause 1989, S. 18. Sehling 1902, S. 721.723. Siehe o., S. 50, Anm. 203. Metzler 2008, S. 439, Nr. 211 (V 167).
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1542 schrieb Ering die vierzehnte von 20 Widmungen von der Reformation nahe stehenden Theologen, welche Oswald Lasan 1543 als Zwickauer Bürgermeister dem ersten Band seiner zweiteiligen Prunkbibel von 1541/42 vorheftete. Die Sprüche Mt 11,25 f.; 1. Kor 1,26–29 und 1. Kor 2,1–2 werden von einem kurzen Nachwort begleitet. Sie stellen nicht nur Erings Bibelkenntnis unter Beweis, sondern auch seine zutiefst lutherische, an Johannes Bugenhagen orientierte Theologie,220 bezogen auf seine Situation in Zwickau221 und auf seine angegriffene Gesundheit: Mt 11,25 Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. 26 Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen.222 1. Kor 1,26 Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. 27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; 28 und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist, 29 damit sich kein Mensch vor Gott rühme.223
220 Vgl. auch Erings Nachwort zu den beiden Stellen aus den Korintherbriefen unter Verweis auf Jes 53. Mt 11,25 f. war einer der Schlüsseltexte in Bugenhagens „Sendbrief an die Hamburger“ gewesen, die Texte aus dem 1. Korintherbrief könnten sich Ering schon bei seinen Exzerpten aus den „annotationes bomerani“ (siehe o., S. 44, Anm. 172) eingeprägt haben; Bugenhagens gedruckte Auslegung von 1. Kor 1–4 erschien 1530 in Wittenberg, diejenige des Matthäusevangeliums 1543 in Wittenberg. 221 Zusätzlich zu dem Erwähnten erklären sich die Autographen vor dem Hintergrund der Schaffung eines Paedagogiums in ehemaligen Kloster Grünhain bei Zwickau, Freitag 1909, S. 3 u. ö. Hierfür brauchte Lasan die Zustimmung des Kurfürsten Johann Friedrich I., was mehrere Reisen nach Wittenberg erforderlich machte (Freytag 1909, S. 6.7.8). Johann Friedrich I. verfügte am 2. Oktober 1542 die Übergabe des Grünhainer Hofes an die Stadt Zwickau (Freytag 1909, S. 8). 222 „Mathej am jj Ich preise dich Vater und Herr himels und der Erden das du solchs den weißen und vorstendigen verborgen hast, und hast es den unmündigen offenbart. Ja vater den es ist also wollgefellig gewesen für dir.“ 223 „i Corinth am j Sehet an, Liben Brüder euren berüff, nicht viel weißen nach dem Fleisch, nicht viel gewaltige, nicht Edele sint beruffenn sondern was torichst (sic!) ist für der welt, das hat Gott erwelet, das er die weißen zu schande machet, und was schwach ist fur der welt, das hat Gott erwelet, das er zu schanden machet, was starck ist, und das Vnedle für der weldt, und das VOrachte (sic!), hat Gott erwelet und das da nichts ist, Das er zu nicht machet, was etwas ist, Auff das sich fur im kein fleisch rhüme.“
Lutherischer Prediger in Zwickau
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1. Kor 2,1 Auch ich, liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen. 2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.224
Ering unterstreicht in diesen aus der Luther-Bibel von 1534 übernommenen225 Zitaten die letzten sechs Wörter und schreibt dazu: In disen kurzen worthen Zieget (zeigt) der h. paulus an, welches Do sey die einige und warhafftife weysheit der christen, nemlich das sie Jhesum nicht in herlicher, in so rechter gestallt des Creuzes erkennen und woll lhernen sollen, dass durch des erkhenntnis des gerechten, was Esaïs sagt (Jes 53), worden viel gerecht.
Vom Schmalkaldischen Krieg bis zum Leipziger Landtag von 1548 Im Juli 1546, Luther war am 18. Februar gestorben, brach der Schmalkaldische Krieg aus. Als Schlüssel zum westlichen Erzgebirge und zum Vogtlande war jetzt der Besitz von Zwickau überaus wichtig und daher auch die Besetzung dieser Stadt von Herzog Moritz von Sachsen und dem mit ihm verbündeten König Ferdinand als erstes gemeinsames Ziel ins Auge gefasst worden. Am 7. November (sc. 1546, F. A.) hatte sich dann Zwickau ohne Schwertstreich, um unnützes Blutvergießen zu vermeiden, Herzog Moritz ergeben und tags darauf ihm gehuldigt.226 224 „Und ich, Lieben Brüder do ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen worten, oder hoher weisheit, euch zu vorkûndigen die Gothliche predigt. Den ich hielt mich nicht dafür, das ich etwas wüste unter euch, on allein Jhesum Christum Den gecreutzigten.“ 225 Dafür spricht, dass Luther 1534 Mt 11,25 übersetzt „verstendigen“ und 1541/42: „Klugen“, 1. Kor 1,27 „zu schanden“ und 1,28 „zu nicht“ 1534 getrennt geschrieben werden und 1. Kor 1,28 „Starck“ 1541 groß; 1. Kor 2,1 1541 „göttliche“ statt „Götliche“, 2,2 „gecreutzigeten“ statt „gecreutzigten“. 226 Wappler 1908, S. 134; Fabian 1887, S. 48 f.; Langenn 1841, S. 325 beschreibt die Belagerung Zwickaus so: „Endlich führte Albrecht von Brandenburg-Kulmbach gegen Ende des Januar 1547 elf Fähnlein kaiserlichen Volks, 600 reisige Pferde König Ferdinands, sechs Fahnen Fußknechte desselben, und eine von ihm, dem Markgrafen selbst, aufgebrachte Mannschaft über die sächsische Grenze, er besetzte Zwickau und stellte sich zu Moritzens Befehl, um ‚dessen Fürstentum und Land und Leute zu retten‘.“ S. 326 „In Zwickau sollten sich die Mannschaften sammeln und in Schlachtordnung stellen. Den Bürgern ward geboten, sich aus der Stadt zu begeben, der Herzog befahl im übrigen möglichste Schonung, zugleich aber auch, alle Vorstädte und Orte, darin sich der /S. 327/ Feind aufhalten könnte, abzubrennen, für den Fall eines zu vermutenden Angriffs.“ S. 328: „In Zwickau aber standen seit Abbrennung der Vorstädte die Sachen so schlimm, daß Wolf von Ende den Herzog bat, /S. 329/ ihn des schweren Postens zu entheben und einem anderen den Oberbefehl zu übertragen, unter welchem er dienen wolle.“ S. 333 „Johann Friedrich ließ am 11. Februar Zwickau
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Während der Belagerung Zwickaus hatte der Hof- und Feldprediger JOWEIß (Albinus, † 1561) wegen des Frontenwechsels des Herzogs das herzogliche Heer verlassen.227 Differenzierteres erfahren wir von JULIUS RICHTER: HANNES
Als Moritz im November 1546 die Stadt Zwickau belagerte, erinnerte er sich des Mannes, „welcher zuvor seiner Gn. Hof-Meister oder Praeceptor war gewesen“, und hielt ihn für würdig, als Vermittler bei der Bürgerschaft zu dienen. Es gelang Ering auch, diese, die entgegen der Absicht der Offiziere zum härtesten Widerstande geneigt war, dahin aufzuklären, daß man sich bei etwaiger Gegenwehr keiner Gnade zu versehen habe.228
So legendenhaft sich die Kunde von dem Treffen zwischen Herzog Moritz und Christoph Ering ausnehmen mag: Sie ist belegt229 und zeugt von dem diplomatischen Geschick Erings.230 Ähnlich bewahrte Bugenhagen Wittenberg vor der Zerstörung. Anders sieht es P. WAPPLER: In dieser Zeit sollen der Superintendent „Mgr. Leonhard Bayer und der Prediger zu St. Catharinen, Mgr. Christoph Ering, die jetzt von der Kanzel her nicht nur auf die herzogliche Besatzung der Stadt, sondern ebenso auch auf Kaiser, König und Herzog Moritz selbst losschmähten,“231 die feindselige Haltung der Bevölkerung noch verschärft haben. WAPPLER bezeichnet die Beiden als „zwei typische Vertreter des Luthertums“: „Herrschsüchtig, höchst selbstbewusst und anmaßend, dazu
227 228
229 230
231
brennen.“ … „Moritz sendete 1000 gerüstete Pferde gen Zwickau.“ – Vgl. aber die Darstellung von Herzog Moritz in seinem Brief an König Ferdinand vom 12. Februar 1547 aus Chemnitz (PKMS III, S. 236, Nr. 315: Zwickau wurde nicht an Johann Friedrich übergeben, ferner PKMS III, S. 241 f., Nr. 324; S. 242, Nr. 325). Vgl. a. Clemen 1912, S. 60 (= Clemen 1984, S. 40). Wartenberg 1988 a, S. 64. Vgl. Langenn 1841, S. 325.328.333. Richter 1913, S. 20, nach Schmidt 2, 1656, S. 346. Die in PKMS II abgedruckten Briefe S. 912, Nr. 1048: Herzog Moritz an den Rat der Stadt Zwickau, Lichtenstein 1546 November 4; S. 917 f., Nr. 1051: Herzog Moritz an Herzogin Elisabeth, Zwickau 1546, November 7, lassen erkennen, dass Moritz sich am 7. November 1546 in Zwickau aufhielt. Fabian 1887, S. 34 f.: Aktenstück aus dem Ratsarchiv Zwickau (1.10.7) (S. 34, Anm. 3). Allerdings vertrieb Moritz am 31. Januar 1547 den größeren Teil der Bewohner aus der Stadt. Nach dem Sieg über Johann Friedrich im April 1547 erlaubte Moritz ihnen die Rückkehr. Trotz einiger von Moritz zugestandener Schutzmaßnahmen waren die Eigentumsverluste erheblich, Karant-Nunn 1987, S. 239. Wappler 1908, S. 134 f. Ähnlich auch Clemen 1909, S. 481 (ND in: Clemen 1983 a, S. 223), Clemen 1942, S. 159, Anm. 1 (ND in: Clemen 1985, S. 545, Anm. 1).
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unverträglich und nicht frei von Geiz und Eigennutz“, die sich überdies auch noch mit dem Rat der Stadt Zwickau angelegt hätten.232 Ein Blick in MELANCHTHONs Briefwechsel rät aber zu einer differenzierteren, weniger polemischen Betrachtungsweise. Danach handelt es sich einerseits um einen Rangstreit zwischen den beiden Geistlichen an Katharinen, Superintendent Magister Leonhard Beyer und Prediger Magister Christoph Ering, andererseits um das unterschiedliche Verhältnis Beyers und Erings zum Rat der Stadt Zwickau,233 wie es sich in ihren Predigten äußert, die zudem später zu datieren sind. Der Rangstreit zwischen Leonhard Beyer und Christoph Ering Der Wechsel Erings zur Katharinenkirche im Jahre 1540 hatte keineswegs ein Ende der Spannungen zwischen ihm und Leonhard Beyer bedeutet. Christoph Ering hatte „die Verpflichtung, mit dem Stadtpfarrer abwechselnd die Donnerstagspredigt früh in der Hauptkirche zu Sankt Marien zu halten, weigerte sich aber mit Rücksicht auf seine angeblich zu schwache Stimme, in dem großen, weiten Gotteshause zu predigen.“234 Nach der Entscheidung dieser Angelegenheit durch kurfürstliche Kommissare zu Ungunsten Erings erklärte dieser (um 1545), „er wolle sich fortan gegen dem hern pastor gehorsamlich verhalten, auch ermelte predigt helfen thun, do er gleich vffm predigtstuele sollte bleiben“.235 Anscheinend hat der Rat der Stadt Zwickau Ering, mit Rücksicht auf dessen außerordentliche Beliebtheit als Prediger, stillschweigend für die Dauer von zwei Jahren von dieser Verpflichtung entbunden. Beyer wiederum ließ nicht locker; doch Ering weigerte sich unter nochmaligen Hinweis auf seine schwache Stimme. Er bot Beyer an, statt in St. Marien in St. Moritz oder St. Johannis zu predigen. Darauf aber ging Beyer nicht ein, woraufhin der Rat sich durch Syndikus Dr. Nikolaus Reinhold und Stadtschreiber Wolf Baldauf an Melanchthon und Bugenhagen wandte.236
232 Wappler 1908, S. 135. 233 Wartenberg 1988 b, S. 101, Anm. 85), hat mit Recht darauf hingewiesen, dass die unterschiedliche Behandlung Beyers und Erings nicht aus deren Stellungnahmen zu Kaiser, König oder Kurfürst, sondern zum Rat der Stadt Zwickau resultierten. 234 Fabian 1890, S. 58 f. 235 R.-P. von 1547/1548, Bl. 22b (Ratssitzung am 28. Dezember 1548), Fabian 1890, S. 59, Anm. 45. 236 Fabian 1890, S. 59.
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Am 22. Januar 1548 schrieben JOHANNES BUGENHAGEN237, CASPAR CRUCIGER, GEORG MAIOR und PHILIPP MELANCHTHON in Wittenberg einen Brief an Leonhard Beyer238 und Christoph Ering in Zwickau, in dem sie Folgendes klarstellten: – Die Kirche muß für die betrübten Menschen ein Platz der Ruhe sein. – Die Vff. haben mit Kummer von dem kleinlichen Streit zwischen Beyer und Ering gehört und bitten, ihn beizulegen, – indem jeder das Wohl der Gemeinde dem eigenen Recht voranstellt, der Pfarrer Beyer von dem Prediger Ering nicht mehr Arbeit abverlangt und dieser zu mehr bereit ist, oder wenigstens einer nachgibt – gemäß dem Vorbild des demütigen Christus – und mit Rücksicht auf die schwere Zeit, den Willen des Kürfürsten (Moritz von Sachsen) und den Kummer der Vff. Streiten darf man nur um die Lehre.239 In diesem Brief handelt es sich um den Rangstreit zwischen Beyer und Ering, nur am Rande um Attacken gegen die Obrigkeit. Was war der Hintergrund für diesen neuerlichen Streit? Es war Herzog Moritz trotz erheblicher Anstrengungen bis zum Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges nicht gelungen, eine allgemein akzeptierte Kirchenordnung für sein Territorium ausarbeiten zu lassen.240 Nachdem sich Moritz gegen seinen ernestinischen, um 18 Jahre älteren Vetter, Kurfürst JOHANN FRIEDRICH (1503–1554), durchgesetzt und ihn 1547 als Kurfürst abgelöst hatte, erforderte „die notwendige Integration der im Mai 1547 hinzugewonnenen, bisher ernestinischen Gebiete … eine klare proevangelische Kirchen-
237 Vgl. a. Wolgast 1990, S. 133. 238 Mag. Leonhard Beyer hatte auf der im April 1518 unter Luthers Vorsitz in den Räumen der Artistenfakultät Heidelberg veranstalteten Disputation Luther geantwortet, Kiesow 1997, S. 40 f.; Boosert, S. 555. Anlässlich des Augsburger Reichstags vermeldete er am 7. Oktober 1518 dem Kardinal Cajetan Luthers Ankunft, Boosert, S. 555. Reiff gen. Beyer war der Reformator Gubens, Boosert, S. 556. Er verfasste die Schrift „Artikel und beschluß …. Wider die unchristlichen, losen und ungegründeten Artikel“ (4 Bl 4 1526), Boosert, S. 556. 1531 gab er sein Amt in Guben auf und zog nach Wittenberg zu Luther, Boosert, S. 556). Am 16. Mai 1532 wurde er vom Kurfürsten als Pfarrer und Superintendent in Zwickau bestätigt, Boosert, S. 556. Anfang 1549 befahl Moritz, Reiff gen. Beyer zu entlassen; am 1. März 1549 verließ er Zwickau (Boosert, S. 556), wurde Pfarrer in Cottbus und vielleicht 1552 Superintendent in Küstrin (Boosert, S. 556). 239 MBW 5, S. 239. 240 Wartenberg 1988 a, S. 63.
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politik“.241 Parallel zum Leipziger Landtag versammelte Moritz vom 18. bis 20. Juli 1547 die Theologen, zu denen neben Fürst GEORG (VON ANHALT) und Melanchthon alle Superintendenten und Vertreter der Universitäten Leipzig und Wittenberg gehörten.242 „Wenige Wochen vor den unheilvollen Auseinandersetzungen um das ‚Augsburger Interim‘243 reichte … der Konsens in Lehrfragen von Moritz über die Räte und Landstände bis hin zu den Wittenberger Theologen.“244 Der im September 1547 beginnende Augsburger Reichstag verhinderte allerdings weitergehende Beschlüsse.245 Ob sich Christoph Ering auch unter den 1547 in Leipzig Versammelten befand, ist nicht bekannt. Sollte dies der Fall gewesen sein – der theologische Rang Erings und die Bekanntschaft mit Moritz könnten dafür sprechen –, wäre dies eine weitere denkbare Ursache für die Rangstreitigkeiten mit dem Zwickauer Superintendenten Leonhard Beyer246 und dafür, dass Ering nicht sein Supremat als Superintendent anerkannte247 – und es wäre zu einer weiteren Begegnung Christoph Erings mit seinem früheren Zögling Moritz gekommen. Sollte dies nicht der Fall gewesen sein, dann wäre dies ein Hinweis darauf, dass der theologische Rang Erings doch nicht als so hoch eingeschätzt wurde. Jedenfalls dürfte der Hauptgrund für die Spannungen zwischen Beyer und Ering in deren unterschiedlicher Position gegenüber dem Rat der Stadt Zwickau gewesen sein. Aber auch seine Bekanntschaft mit Moritz seit seiner Erziehertätigkeit als Kaplan am Hof in Freiberg zwischen 1521 und 1526 und die Tatsache, dass Christoph Ering durch seine Vermittlerrolle zwischen dem Zwickauer Rat und Moritz Zwickau vor der Zerstörung bewahrt hatte, stellten Vorteile gegenüber Leonhard Beyer dar. Überdies war Moritz von Sachsen jetzt Christoph Erings Landesherr. Umso erstaunlicher ist es, dass Christoph Ering nirgendwo als theologischer Berater Moritz’ erwähnt wird, sondern Philipp Melanchthon diese Position einnahm.248 Obwohl Moritz „jede verbindliche und endgültige Stellungnahme“ zu dem ihm Mitte März 1548 von König Ferdinand I. vorgelegten „Interim“ 241 242 243 244 245 246 247 248
Wartenberg 1988 a, S. 65. Wartenberg 1988 a, S. 66. Wartenberg 2006, S. 15–32. Wartenberg 1988 a, S. 67. Wartenberg 1988 a, S. 66. Siehe o., S. 56. Heckel 1831, S. 259. Der direkte Kontakt zwischen Melanchthon und Moritz kann ab 1547 vorausgesetzt werden, Müller 2007, S. 180. M. a. W.: Auch Johannes Bugenhagen wurde nicht theologischer Berater Moritz’.
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und die Theologen mit ihrem Gutachten vom 22. April 1548249 bzw. 16. Juni 1548250 ebenfalls abgelehnt hatten, wurde am 30. Juni 1548 das „Augsburger Interim“ Reichsgesetz.251 Am 21. Dezember 1548 begann ein weiterer Landtag zu Leipzig, auf welchem die Räte die „Leipziger Artikel“ vorlegten, die den Anschein erwecken sollten, dass unter der Herrschaft des Kurfürsten Moritz den Forderungen des Interims Folge geleistet wurde. Diese wurden nicht verabschiedet.252 Die Vorlage an Moritz hingegen war von allen Teilnehmern unterschrieben worden.253
c) Das Aufbegehren Leonhard Beyers gegen die Obrigkeit in seinen Predigten und seine Amtsentsetzung Allein schon chronologisch können die von den Flacianern als „Leipziger Interim“254 bezeichneten „Leipziger Artikel“255 von Weihnachten 1548 nicht den Hintergrund für den Brief von BUGENHAGEN, MAIOR, GEORG RÖRER256 und MELANCHTHON an Leonhard Beyer257 vom 2. September 1548 bilden, in welchem diese Beyer – und nicht gleichzeitig Ering258 – auf seine Kritik an der Obrigkeit ansprechen. Die Verfasser äußern – Bitte um Verständnis für dieses Schreiben. Vom kursächsischen Hofe wurde mitgeteilt, dass Beyer in Predigten (besonders am 5. August) gesagt habe, der Rat und andere Amtsträger sollen Widerstand leisten, wenn die landesherrliche Obrigkeit kirchliche Änderungen anordne. 249 250 251 252 253 254
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Wartenberg 1988 a, S. 68. Wartenberg 2006, S. 18 f. Wartenberg 1988 a, S. 69. Wartenberg 1988 a, S. 75. Wartenberg 1988 a, S. 74. Zur Problematik der Rede von einem „Leipziger Interim“ vgl. Wartenberg 1988 a, S. 62. Die Leipziger Artikel tragen die Unterschriften von Georg von Anhalt, Johannes Bugenhagen, Melchior von Ossa und Christoph von Karlowitz, Wartenberg 2005, S. 86. Wartenberg 1988 a, S. 74. Wie weit sich die interimistischen Streitigkeiten auf Zwickau ausgewirkt haben, ist nicht bekannt. GEORG RÖRER, Schwager JOHANNES BUGENHAGENS , ersetzte CASPAR CRUCIGER, der am 16. November 1548 in Wittenberg gestorben war. Der Brief richtet sich bezeichnenderweise nur an Leonhard Beyer und nicht auch, wie noch der Brief vom 22. Januar 1548, an Christoph Ering. Fabian 1887, S. 80.
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– Die Verfasser weisen auf die daraus entspringenden Gefahren hin und mahnen zu geduldigem Dienst in der Kirche. – Wenn das Gewissen es verlangt, muss man als Privatperson das Bekenntnis ablegen, denn der Amtsträger als solcher ist zu Gehorsam verpflichtet. Wenn er diesen nicht mehr verantworten kann, soll er zurücktreten. Die Verfasser hätten lieber mit Beyer darüber gesprochen, als er neulich hier war. – Beyer soll nicht von der Obrigkeit reden, was gefährlich ist und missverstanden wird, sondern die notwendige Lehre predigen.259 Gegen Ering wurde dieser Vorwurf zu diesem Zeitpunk nicht erhoben. So wird man ERNST FABIAN nur bedingt zustimmen: „So gespannt auch schon seit Jahren sein (sc. Leonhard Beyers, F. A.) Verhältnis zu Mag. Ering, dem Prediger zu Skt. Katharinen, war, so fühlte er sich doch eins mit ihm in der Abneigung gegen den neuen Landesherrn.“260 Wenn Ering seine Kritik an den Leipziger Artikeln vorgehalten wird,261 so gehört dies ebenso deutlich in die Zeit nach diesem Brief wie der Vorwurf, Ering habe 1550 von der Kanzel von St. Katharinen aus die Leute davor gewarnt, mit Moritz in den Krieg gegen Magdeburg zu ziehen.262 Im Unterschied zu Leonhard Beyer wusste Christoph Ering immer den Rat der Stadt Zwickau auf seiner Seite263 – und seine schon über ein Vierteljahrhundert währende persönliche Beziehung zu Moritz. In jedem Fall muss man unterscheiden zwischen dem Rangstreit der beiden Zwickauer Geistlichen Leonhard Beyer und Christoph Ering und dem Aufbegehren Leonhard Beyers gegen die Obrigkeit.264 Dieses aber hat dazu geführt, dass Beyer um seine Entlassung bat. In einem Brief an den Rat der Stadt Zwickau vom 8. Dezember 1548 haben Bugenhagen, Maior und Melanchthon265 die Abneigung des Pfarrers (Leonhard Beyer) gegen den Rat bedauert. Da ein Wechsel der Seelsorger in der Interimszeit 259 260 261 262 263
MBW 5, S. 346. Fabian 1887, S. 73. Fabian 1887, S. 74–76. Siehe u., Magdeburg. Fabian 1887, S. 76. Darin unterschied Christoph Ering sich sehr deutlich von Luther – und konnte sich darin auf der Seite des Zwickauer Stadtschreibers Stephan Roth wissen, Metzler 2008, S. 143–165. 264 So auch Wartenberg 2003, S. 101, Anm. 85), der den Grund für Beyers Entlassung in seinem Zwist mit dem Rat der Stadt Zwickau und für Erings Verbleiben in Zwickau in dessen Übereinstimmung mit dem Rat sieht. 265 Man beachte die Reihenfolge!
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Gerede hervorrufe, hätten sie ihn ermahnt zu bleiben. Wiederhole er aber seine Kündigung, so solle der Rat ihn ziehen lassen. Eine Vermittlung wollten die Verfasser nicht noch einmal versuchen.266 In einem weiteren Brief, geschrieben am Tage darauf an Ludwig Fachs in Dresden, befürwortete Melanchthon die Entlassung, um größere Unruhen zu vermeiden. Der Rat wolle vor seiner Entscheidung den Hof hören.267
8. Pfarrer und Superintendent in Zwickau Beyer wurde 1549 amtsentsetzt.268 Trotz des Vorschlags von Bugenhagen, Maior und Melanchthon269 trat Christoph Ering nicht die unmittelbare Nachfolge als Superintendent an, sondern GEORG HALA aus Bayreuth.270 Hierbei müssen Erings Äußerungen gegenüber den „Leipziger Artikeln“ des Kurfürsten nicht unbedingt eine Rolle gespielt haben;271 denn auch Georg Hala hatte das (Augsburger, F.A.) Interim abgelehnt und war deswegen aus Waiblingen vertrieben worden.272 Vielleicht war Ering auch weiterhin einfach zurückhaltend gegenüber dem Superintendentenamt. Er konnte nicht ein Amt bekleiden, dessen Supremat er ablehnte und das ihn in eine neue Position gegenüber dem Rat der Stadt Zwickau gebracht hätte. Ering blieb Prediger an St. Katharinen. Nach Leipzig pflegte Ering weiterhin Kontakte. Am 2. Februar 1550 teilte JOACHIM CAMERARIUS, seit 1541 Professor in Leipzig, in einem Brief an Melanchthon u. a. mit, er habe sich mit Christoph Ering über Kirchenpolitik unterhalten.273 266 MBW 5, S. 393. 267 MBW 5, S. 393 f. 268 MBW 5, S. 422 f. (Nr. 5430); Fabian 1885; S. 219 f.266.313. Beyer starb nach 1552, Volz 1957, S. 88, Anm. 5. 269 MBW 5, S. 426 (Nr. 5440) vom 7. Februar 1549. 270 WA Br 6, S. 375, Anm. 1. 271 Fabian 1887, S. 77 mit Anm. 4. 272 MBW 12, S. 216. Wartenberg 2003, S. 101, Anm. 85, kommt mit Chalybaeus 1904, S. 65 „zu dem Schluß, daß in keinem einzigen Falle als Grund (für Entlassungen von Pfarrern bzw. Predigern, F. A.) das Leipziger Interim nachzuweisen ist,“ wobei allerdings zwischen dem Augsburgern Interim und den Leipziger Artikeln nicht unterschieden wird. 273 MBW 6, S. 23 (Nr. 5723).
Pfarrer und Superintendent in Zwickau
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In diese Zeit fällt auch der Vorwurf an Ering, er habe von der Kanzel von St. Katharinen aus die Leute davor gewarnt, mit Moritz in den Krieg gegen Magdeburg zu ziehen, wo dieser die Reichsacht zu vollstrecken hatte, was er aber nur halbherzig tat.274 Christoph Ering war sowohl mit dieser Äußerung, wenn er sie denn überhaupt getan hat,275 als auch schon in seiner Kritik an den „Leipziger Artikeln“ kaum etwas vorzuwerfen.276 Gleichwohl zeigte der neue kurfürstliche Hauptmann HEINRICH VON REUß Ering bei Kurfürst Moritz an und war entschlossen, ihn auf der Festung Sonnenstein bei Pirna festzusetzen.277 Doch in zähen Verhandlungen, auch mit dem Hinweis auf Erings Gesundheitszustand,278 erreichte der Rat der Stadt Zwickau die Freilassung Erings.279 Ering wurde vom Rat nahe gelegt, gegen ein Wartegeld von 100 Gulden Urlaub zu nehmen,280 was auch geschah. Die Rückkehr Erings aus dem Wartestand dürfte sich bis Ende 1551 hin gezogen haben. Der Rat der Stadt Zwickau charakterisierte Christoph Ering so: „… Magister Ering, ein alter diener des worts, vnnd ein weith bekanter man …“281 Wieder steht die Verkündigung im Mittelpunkt und sein Bekanntheitsgrad, zu dem auch sein Bildnis beigetragen haben dürfte, selbst wenn dieses bis 1539 in Wittenberg blieb.282 Nachdem Georg Hala 1553 Zwickau verlassen hatte und Pfarrer in Zeitz geworden war,283 ließ Christoph Ering sich zum Superintendenten ernennen. Damit stand ihm eine Gehaltszulage von 50 Gulden im Jahr zu.284 Ering verdiente damit 200 Gulden im Jahr – so viel wie einst Luther bzw. Melanchthon. 274 Herrmann 2003, S. 148 sowie überhaupt S. 145–157. 275 Dies wird bezweifelt in dem Schreiben des Rats an den Kurfürsten Moritz, die Angelegenheit Mag. Erings betr. vom 27. November 1550 (Fabian 1887, S. 128–130). 276 Überdies hätte er sich vom Grundsatz her auf Bugenhagen 1546 a, berufen können. 277 Fabian 1887, S. 80. 278 Fabian 1887, S. 130 f.: Schreiben des Rats an Dr. Ludwig Fachs in Leipzig, Mag. Erings Angelegenheit betreffend 15. Dezember 1550. Im Brief des Rats an Kurfürst Moritz vom 27. November 1550 Fabian 1887, S. 129, ist vom „lenden Stein […]“, d. h. Nierenstein, die Rede. Auch Luther, Calvin, Zwingli, Erasmus litten darunter. 279 Fabian 1887, S. 81.120; Richter 1913, S. 20. 280 Fabian 1887, S. 82. Johannes Bugenhagen erhielt als Stadtpfarrer in Wittenberg ein Jahresgehalt in dieser Höhe, Lorenz Soranus als Prediger von St. Katharinen in Zwickau ein Jahresgehalt von 60 Gulden (Fabian 1905, S. 90). 281 Fabian 1887, S. 129. 282 Siehe u., S. 116. 283 1554 wurde Hala Pfarrer an der Thomaskirche zu Leipzig, wo er 1562 verstarb. 284 Karant-Nunn 1987.
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Der Lebenslauf Christoph Erings
Am 11. Juli 1553 war Kurfürst Moritz an den Folgen der Verwundung gestorben, die ihm zwei Tage vorher in der Entscheidungsschlacht bei Sievershausen zugefügt worden war. Ihm folgte am 16. Oktober 1553 Lucas Cranach d. Ä. in Weimar. Am 1. März 1554 starb Christoph Ering wahrscheinlich in Zwickau.285 1553 hatte er noch Margarete Göpfert, die Witwe Jobst Göpferts und Schwägerin des Arztes Janus Cornarius,286 geheiratet.287 Nachfolger Christoph Erings als Superintendent von Zwickau wurde der 36jährige Johann Peter bzw. Petrejus aus Nürnberg.288 Zwei Tage nach Christoph Ering starb Johann Friedrich von Sachsen am 3. März 1554 in Weimar, Johannes Bugenhagen vier Jahre später am 20. April 1558 in Wittenberg. Eine Ära war zuende gegangen.
285 WA Br 6, S. 375, Anm. 1. 286 Clemen 1912, S. 58. 287 WA Br 6, S. 375, Anm. 1. Der (undatierte), in sehr devotem Ton geschriebene und von tiefer Dankbarkeit erfüllte Brief Melanchthons an Ering, CR 10, S. 9 (Fabian 1890, S. 64 f., Anm. 74), u. a. mit Glückwunsch zu seiner Hochzeit (Hammer II, S. 374) gehört nicht in dieses Jahr, sondern wahrscheinlich in Erings Annaberger Zeit bis 1529, siehe o., S. 37. Ering ist demnach zweimal verheiratet gewesen, vgl. Zwickauer Proklamationsbuch von 1522–1581, Bl. 66a, Nr. 25, unter dem Jahr 1533, und Fabian 1890, S. 64 f., Anm. 74. 288 R. Grünberg 1939/40, S. 720.
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II. Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
1. Vorbemerkung Der Umstand, dass wir auf dem „Bildnis C E“ von 1532 keinen direkten Eintrag darüber haben, dass es sich bei dem Dargestellten um Christoph Ering handelt, ferner dass das Wappen mit der Hausmarke sich bislang einer Deutung entzogen hat, aber auch der Umstand, dass wir bislang keine Rechnung haben1 oder ein anderes Bildnis von Christoph Ering,2 die einen schnellen Schluss zulassen würden, legt es nahe, auch hier den Rahmen weiter zu stecken und dem zur Diskussion stehenden Bild seinen Platz in der Cranach-Forschung zu geben, in welcher Christoph Ering bislang ein Unbekannter ist. Beobachtungen am Bildprogramm Lucas Cranachs d. Ä. und seiner Schule werden Interpretationshilfen für Details auf dem „Bildnis C E“ geben.
1
2
Eine Anfrage bei der Ratsschulbibliothek in Zwickau führte zu keinem Ergebnis. Das Fehlen einer Rechnung in den ernestinischen Archivalien in Weimar dürfte sich daher erklären, dass das Bildnis von Christoph Ering in Auftrag gegeben worden ist. Ist allerdings auch Folgendes zu bedenken: „Von 1505 bis 1547 und 1550 bis zu seinem Tod 1553 war Cranach Hofmaler der sächsischen Kurfürsten,“ (Koepplin 1974 b, S. 185), so hat Cranach auch „private“ Aufträge übernommen. 1550 folgte Lucas Cranach d. Ä. Johann Friedrich dem Großmütigen in die Gefangenschaft nach Augsburg und schließlich nach Weimar, während sein Sohn Lucas endgültig die Werkstatt in Wittenberg übernahm. Mein Dank gilt Herrn Superintendent Eberhard Dittrich in Zwickau sowie Herrn Direktor Dr. Lutz Mahnke von der Ratschulbibliothek Zwickau für ihre – leider vergeblichen – Recherchen nach einem Bildnis von Christoph Ering. – Schon Buchwald 1890 hatte kein Bildnis von Christoph Ering erwähnt.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
2. Die Wiederentdeckung des „Bildnisses C E“ aus dem Jahr 1532 und sein Erwerb durch die Evangelischlutherische Kirche im Hamburgischen Staate im Jahr 1960 Am 22. Juni 1960 erwarb der Kirchenrat der Ev.-luth. Kirche im Hamburgischen Staate auf einer Versteigerung bei Sotheby & Co. in London das „Bildnis C E“.3 Es stammte aus englischem Privatbesitz, war schon im Jahre 1952 in der Galérie Charpentier in Paris auf der Ausstellung „Cent Portraits d’Hommes“ gezeigt und als „Portrait de Jean Bugenhagen, dit le Poméranien … (Anc. coll. Salemfels, Paris)“ von Lucas Cranach d. Ä. bezeichnet worden.4 1953 gehörte es zur Sammlung Pardo5 und wurde dann nach Tanger verkauft,6 bevor es seinen Weg nach England nahm. Ein Friedländer-Gutachten gab den Ausschlag für den Erwerb des Bildes.7 Das schriftliche Gutachten gelangte allerdings erst nach Hamburg, nachdem das Bild schon ersteigert worden und in Hamburg angekommen war.8 Die Expertise besteht aus einem großformatigen Foto, das auf der Rückseite „Friedländers eigenhändigen (nachweislich identischen) Expertisenvermerk trägt: ‚Umstehend photographiertes Bild ist ein tadellos erhaltenes, signiertes eigenständiges Werk von Lucas Cranach, d. Älteren. M. J. Friedländer, Amsterdam, 24.XI.51.‘“9 Im Zusammenhang mit der Gründung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche im Jahre 1977 gingen die Eigentumsrechte an dem Bild auf den Kirchenkreis Alt-Hamburg über, dessen Rechtsnachfolger seit dem 1. Mai 2009 der Kirchenkreis HamburgOst ist.
3 4 5 6 7 8
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Catalogue 1960, Nr. 38 mit Abb. Gaxotte 1952, S. 6 und 10. Guth 1953, vgl. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 8. Siehe u., S. 70. D. ROSKAMP fordert es nachträglich am 22. Juli 1960 bei Sotheby & Co. in London an. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151: Das Gutachten wurde mit Schreiben vom 29. Juli 1960 von Sotheby & Co. an Dr. D.Roskamp, Hamburger Kunsthalle, nach Hamburg geschickt. Pause 1983, S. 29, Anm. 3. FR 2 nehmen auf diese Expertise nicht Bezug. Grimm 1994 a, S. 371, beurteilt das Bild folgendermaßen: Von der Hand des Meisters stammen die Kompositionsvorlage, die Vorlage der Einzelmotive sowie das Detail der Unterzeichnung, vom Gesellen 1 (typische Beiträge einer 2. Hand) evtl. die Ausführung der Malerei.
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Abb. 4: Das „Bildnis C E“ 1532 (Kirchenkreis Hamburg-Ost, Nordelbisches Kirchenarchiv, 91 [Fotosammlung] Nr. 8871).10
Während es immer als gesichert galt, dass das „Bildnis C E“ 1532 von Lucas Cranach d. Ä. gemalt worden war, gab es von Anfang an Zweifel, ob . es sich bei dem ' 0;984*!/0 Dargestellten um Johannes Bugenhagen handele. In einem O*! !ȱ9CD E9? E9C? 94 &! "B H ! *! B D?IE!9C E4?5 E48D 9C E9C? 94 DC $ ! ! B! 9C E48D ! &! "B H ! *! B DE!9C E9C? 94 ?@E!9C E48D
Der Bericht des Archivs der Evangelisch-lutherischen Kirche
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Der Rosenkranz und der Bisamapfel passen nicht zu dem Bugenhagen des Jahres 1532.
e) Der Ring auf dem linken Zeigefinger HEINZ STOOB beschreibt die Hausmarke in dem weißen Wappenschild korrekt: „schwarzer, stehender Pfeil mit kurzem Kreuzbalken am Fußteil des Schaftes, und kleinem, heraldisch links an den Schaft gefügtem Seitenkreuz … bekrönt mit den Buchstaben C E“:61 Die Hausmarke ist ein im 16. Jahrhundert noch so weit verbreitetes Kennzeichen, daß bisher kein Nachweis der hier etwa vertretenen Familie möglich war. Sehr häufig wechselten die Marken auch mit den Generationen, ja bei dem gleichen Träger. Es muß daher einstweilen offen bleiben, ob bei weiteren, im Gange befindlichen Nachforschungen noch Ergebnisse zu gewinnen sind, welche die Hausmarke zu identifizieren erlauben.62
Nach 50 Jahren liegt immer noch kein Ergebnis vor. Vielleicht hängt dies damit zusammen, dass einseitig nach einer Erklärung gefahndet wurde, die eine Verbindung mit Johannes Bugenhagen zulässt, aber nicht nach einem Namen, der sich hinter „C E“ verbirgt. STOOB hatte allerdings im Juli/ August 1960 im Sächsischen Landeshauptarchiv in Dresden recherchieren lassen. Die Durchsicht des Sächsischen Pfarrerbuchs, Teil II, bearbeitet von Reinhold Grünberg, hatte für den Bereich des späteren Landes Sachsen, einen auf die Initialen „C E“ passenden Namen eines Theologen: Christoph Ering ergeben.63 Wegen der Ähnlichkeit der Buchstaben „G“ und „C“ war auch noch Georg Eberhard64 angeführt worden. STOOB tat diese Angaben mit dem Hinweis ab, dass es von Ering kein vergleichbares Bild gebe und dass „keiner von beiden … so bedeutend (gewesen sei), daß seine Porträtierung durch den einflussreichen Wittenberger Hofmaler und Ratsherrn nahe liegen würde“.65 Dies mag für Georg Eberhard so zutreffen, nicht aber für Christoph Ering, wie die Darlegungen in Teil I. gezeigt haben dürften. Außerdem zeigt die Beischrift von Cranachs Bugenhagen61 62 63 64
65
NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 3. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 3. Siehe o., S. 25, Anm. 9. Lt. Schreiben des Sächsischen Landeshauptarchivs in Dresden vom 19.8.1960 (NEKArchiv Bestand 32.05, Nr. 151): „Georg Eberhard, geb [1490] in Hainichen, stud Leipzig 1509, erst in Reichenweil, 1532 Pfarrer in Rötha, † 1546.“ NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 4.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Gemälde von 153766 deutliche Unterschiede zwischen dem „C“ und dem „G“, so dass Georg Eberhard auch schon allein deshalb nicht in Frage kommt. STOOB hingegen kommt alles auf den Nachweis an, dass es sich bei dem Dargestellten um Johannes Bugenhagen gehandelt habe. Es mag allerdings sein, dass mit dem Sächsischen Pfarrerbuch der Filter für die Suche nach „C E“ zu fein eingestellt ist, dass sich noch andere Persönlichkeiten mit den Initialen „C E“ hätten finden lassen. Diese Erwägung kann vernachlässigt werden, wenn Christoph Ering allen Kriterien entspricht, die sich von dem „Bildnis C E“ her ergeben. STOOB hingegen deutete die Initialen „C E“als „Coniunx Eva“, „Coniungi Eva“ bzw. „Coniunx Evae“.67 Bugenhagen habe seine Frau Walpurga mehrfach „Eva“ genannt.68 Damit wäre dieser Ring als Ehering aufzufassen. Ob die genannte intime Bezeichnung aber auf einem Ring zur Schau getragen werden kann, bleibt offen. Insgesamt schwankt Stoobs Bezeichnung zwischen Ehering und Siegelring. Aber auch ein Siegelring ist es sicher nicht; denn die Initialen sind nicht spiegelverkehrt und nicht vertieft. Es handelt sich vielmehr um einen Wappenring.
f ) Die Physiognomie Methodisch überzeugend stellt STOOB den Vergleich mit eindeutig Johannes Bugenhagen zugewiesenen Bildnissen Lucas Cranachs d. Ä. an. Zeitlich am nächsten steht das einwandfrei Johannes Bugenhagen darstellende Bild von 1537. STOOB glaubt zwar folgende Ähnlichkeiten zwischen den auf den Bildern von 1537 und 1532 Dargestellten wahrnehmen zu können: „die Brauen, die Nase, die Mundpartie, ganz besonders aber Kinn und Unterkinn wären zu nennen,“69 überlässt die Klärung dieser Frage aber den Kunsthistorikern, um als Historiker der Frage nachzugehen, „ob denn überhaupt Künstler und Porträtierter 1532 gemeinsam an einem Orte nachzuweisen sind, und weiter, ob in diesem Jahre besondere Veranlassung zur Herstellung eines Bugenhagenbildes gegeben war.“70 Letztere wird so beschrieben: 66 67 68 69 70
Siehe o., S. 37. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 7. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 5. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 8. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 9.
Der Bericht des Archivs der Evangelisch-lutherischen Kirche
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Sein großer Aufstieg ist mit den Jahren 1528–31 verbunden, als er nacheinander die Kirchenordnungen [sic!] von Braunschweig, Hamburg und Lübeck gestaltet und dabei nüchternen Wirklichkeitssinn, ruhige und gefestigte Kraft, kluge Anpassung an gegebene Verhältnisse und geradezu geniale Organisationsgabe bewies.71
Ja, STOOB stellt die Leistung Bugenhagens in ganz große Zusammenhänge: „Im gleichen Jahre, als die Türken Wien belagerten, gewann Bugenhagen Hamburg endgültig für die Sache Luthers.“72 Die Vorverlegung der Rückkehr Bugenhagens aus Lübeck nach Wittenberg um ein Jahr auf den 30. April 153173 lässt STOOB Bugenhagen schon nach zwei Monaten wieder nach Lübeck eilen, „um die neue Ordnung weiter zu festigen“.74 Es ist richtig: Am 24. November 1531 war Bugenhagen immer noch nicht in Wittenberg zurück, wo Luther ihn sehnsüchtig erwartete.75 Seine Frau Walpurga, die ihn auf die Reise nach Lübeck begleitete, war schwanger. Noch am 2. April 1532 schrieb Bugenhagen in Lübeck das Vorwort zu der von ihm eingeleiteten, vollständigen Bibelausgabe in Niederdeutsch.76 Er kehrte erst am 30. April 1532 nach Wittenberg zurück. Am 26. April 1532 hatte er von Braunschweig aus einen Brief an das Brüderhaus in Herford geschrieben.77 Im selben Monat war Bugenhagen zurück in Wittenberg und blieb dort erstmals fast zwei Jahre lang ohne Unterbrechung: „Es steht fest, daß er mit großer Freude von Stadt und Universität bewillkommnet wurde, und daß sein Ansehen nie größer gewesen ist, als in diesen Jahren.“78 Doch sollte sein Ansehen noch weiter wachsen. Und: Johannes Bugenhagen und Lucas Cranach waren Nachbarn. STOOB erweist sich als Kenner der Wittenberger Verhältnisse. Denn Bugenhagen erwarb anlässlich seiner Eheschließung 1522 mit Walpurga eine „Bude“, wie wir heute wissen, in der Neugasse.79 STOOB spricht von „der Wedem des Pfarrherren“, „die zwei Jahre später an Bugenhagen kam.“80 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80
NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 9. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 10. Es war der 30. April 1532: Leder 2008 c, S. 156. Zur Widerlegung dieser verbreiteten These (so auch Stupperich 1964, S. 385) vgl. schon Vogt 1867, S. 338, Anm. 2. Brief Luthers vom selben Tage, NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 10. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 10. Vogt 1966, S. 125, Nr. 47. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 10. Vortrag Hennen 2008. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 11.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Spätestens jetzt kommt es STOOB nicht mehr in den Sinn, dass der Porträtierte doch ein anderer sein könnte als Bugenhagen. Auf Grund der Physiognomie des Dargestellten bescheinigt STOOB diesem „nüchternen Wirklichkeitssinn, ruhige und gefestigte Kraft, kluge Anpassung an gegebene Verhältnisse und geradezu geniale Organisationsgabe“81, und das kann auf niemand anders als auf Johannes Bugenhagen hinweisen: Der historische Zusammenhang drängt also 1532 förmlich danach, daß Cranach seinen Pfarrherren, dessen Bürgermeister er 1537 geworden ist, porträtierte. … In diesem Jahr 1532 wurde der Grund gelegt für jenes große Triptychon der Wittenberger Kirche, auf dem diese drei als Protagonisten der Reformation erscheinen: Luther amtierend beim Abendmahl, Melanchthon bei der Taufe, Bugenhagen bei der Beichte.82
Alles kommt STOOB auf den Nachweis an, dass der 1532 Porträtierte Johannes Bugenhagen ist. Dass das Jahr 1537 für Bugenhagen der Höhepunkt seines Lebens gewesen sein könnte, wird nicht in Erwägung gezogen. Ein solcher Gedanke fügt sich nicht zu der Grundentscheidung STOOBs, dass der auf dem „Bildnis C E“ von 1532 Porträtierte Johannes Bugenhagen sein muss. Wenn auch in Rechnung gestellt werden muss, dass dieselbe Person auf unterschiedlichen Bildern unterschiedlich dargestellt werden kann, sind die Unterschiede der auf den Bildern von 1532 und 1537 Porträtierten so groß, dass nicht beide Bugenhagen darstellen können.83 Die Identifikation des auf dem Bild Lucas Cranachs d. Ä. von 1532 Dargestellten mit Johannes Bugenhagen hatte allerdings ihre Wirkung in der bald einsetzenden Isolation der Bugenhagen-Rezeption in Ost und West nach dem Bau der Mauer am 13. August 1961: Hamburg hatte jetzt – abgesehen von dem Denkmal vor der Gelehrtenschule des Johanneum und der Skulptur an der Front der 1929 eingeweihten Bugenhagenkirche in Barmbek – „seinen“ Bugenhagen,84 und das war auch noch ein „echter Cranach“! So wirkt er bis heute weiter. 81 82 83
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Siehe o., Anm. 71. Das Stadtpastorat konnte erst 1530 bezogen werden. NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 11. Dies gilt, auch wenn man der von DDR-Ideologie gefärbten Beschreibung von W. SCHEIDIG in Lückecke/Scheidig 1953, S. 46, nicht zustimmt: „Ihn hat Cranach mit einem bäuerisch derben Gesicht und mit verträumten, fast verschlafenen Augen gemalt. Die selbstbewußte Haltung des Renaissancemenschen fehlt, eher könnte man von einer Intelligenz sprechen, die weltfremd nur in geistigen Problemen zu leben sucht.“ Gegenüber diesem Bild fällt der „Lübecker Bugenhagen“, das im Museum für Kunstund Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck ausgestellte Gemälde der Cranach-Schule aus dem Jahr 1570, ab.
Die Rezeption des Berichts von 1961
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5. Die Rezeption des Berichts von 1961 a) Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle (1960–1967) Als Leihgabe der Ev.-luth. Kirche im Hamburgischen Staate wurde das Cranach-„Bildnis C E“ von 1532 von 1960 bis 1967 in der Hamburger Kunsthalle gezeigt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, bevor es 1967 „revoziert“85 wurde und seinen Platz im Herrensaal der 1962 eingeweihten Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern fand. In einem Schreiben der Hamburger Kunsthalle an DIETER KOEPPLIN vom 6. Februar 1968 wurde noch einmal bestätigt: „Bei dem Bild, nach dem Sie fragen, handelt es sich zweifellos um das Bildnis Bugenhagen von Lucas Cranach d. Ä.“
b) Wilhelm Imhoff (1968) Es hat sieben Jahre gedauert, bis der Bericht des Hamburger Kirchenarchivs öffentlich diskutiert wurde. In der Juni-Ausgabe 1968 des „Hamburger Monatsblatt“, herausgegeben vom Landesverband der Christlich-Demokratischen Union,86 versuchte WILHELM IMHOFF die Bedenken gegen die Porträtierung Bugenhagens auf dem Cranach-Bild von 1532 unter Rückgriff auf den Bericht von Heinz Stoob87 zu zerstreuen, musste aber zugeben: „Die … Zweifel (an der Echtheit des Bildes) konnten trotz mancher Bemühungen bis heute wissenschaftlich nicht einwandfrei geklärt werden.“88
c) Hanns Lilje (1964) Schon 1964 hatte das Luther-Buch des Hannoverschen Landesbischofs HANNS LILJE für eine weite Verbreitung des Cranach-Bildes mit der Beischrift: „Lucas Cranach d. Ä. Johannes Bugenhagen“89 gesorgt. 85 86 87 88 89
Brief der Hamburger Kunsthalle an Dieter Koepplin vom 6. Februar 1968. Imhoff 1968. Dieser Name fällt nicht; Stoob ist aber zumindest einer der „Experten“, auf deren Urteil Imhoff sich beruft. Imhoff 1968, S. 9. Lilje 1964, S. 198.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
d) Vier Jahrhunderte Lutherische Landeskirche in Braunschweig (1968) 1968 zog die Braunschweigische Ev.-luth. Landeskirche mit ebendieser Zuweisung in der Festschrift zu ihrem 400jährigen Reformationsjubiläum nach.90 Dass der Ankauf des Bildes auf Kritik im Zuge der Studentenunruhen von 1968 stieß, ist nach dem derzeitigen Kenntnisstand schriftlich nicht belegt, wenn auch wahrscheinlich.
e) Ausstellung im Kunstmuseum Basel (Dieter Koepplin / Tilman Falk [1974]) In dem zweibändigen Katalog zur Ausstellung „Lukas Cranach. Gemälde. Zeichnungen. Druckgraphik“ vom 15. Juni bis 8. September 1974 in Basel fällt der Name „Bugenhagen, Johannes (Pomeranus)“ sieben Mal, davon vier Mal in der einleitenden Zeittafel.91 Dann werden der gleiche Titelrahmen für den Kommentar zu den kleinen Briefen des Apostels Paulus von Johannes Bugenhagen und der Hebräisch-Chaldäischen Grammatik von Matthäus Aurogallus aus dem Jahre 152592 erwähnt sowie „Johann Bugenhagen, stehende Figur hinter Brüstung“ (1551, Schweizer Privatbesitz) von Lucas Cranach d. J. Dieses Bildnis stellt vielleicht ein Pendant zum 1551 publizierten Melanchthon-Bildnis, einem Luther-Bildnis und einem Porträtholzschnitt von Caspar Cruciger dar, womit Koepplin auf zweimal zwei Doppelbilder und die Möglichkeit der interikonischen Interpretation einer Vierzahl von Bildern hingewiesen hätte.93 Weder das „Bildnis C E“ von 1532 noch das Bugenhagen-Bildnis von 1537 finden Erwähnung, obwohl die Hamburger Kunsthalle ihm auf Anfrage schon am 6. Februar 1968 brieflich mitgeteilt hatte, auf dem Bildnis von 1532 sei Johannes Bugenhagen dargestellt.94
90 91 92 93 94
Rauls 1968, S. 34. Koepplin 1974, S. 23.24.26.29. Koepplin 1974, S. 359. Koepplin 1974, S. 715. Siehe o., S. 81.
Die Rezeption des Berichts von 1961
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f ) Jochen Pause (1983) 23 Jahre nach dem Erwerb des Cranach-Bildes durch die Ev.-luth. Landeskirche im Hamburgischen Staate hat der Kunsthistoriker JOCHEN PAUSE die bisher umsichtigste und fundierteste Widerlegung der These vorgelegt, dass Johannes Bugenhagen der auf dem Bild von 1532 Porträtierte sei. In souveräner Kenntnis der kunstgeschichtlichen Literatur verfolgt er den Weg des Bildes hinter das Jahr 1886, allerdings nicht bis nach Leipzig vor 1851,95 zurück. 1871 befand sich das Bild in der Sammlung C.Schuchardt in Weimar. Es soll aus Coburg stammen.96 Das Erscheinen der zweiten, erweiterten und überarbeiteten Auflage von FRIEDLÄNDER / ROSENBERG97 im Jahre 1979 hatte im Blick auf das Cranach-Bild von 1932 keine Veränderung der Forschungslage gebracht. Das Bild wurde jetzt unter Nr. 340A aufgeführt. PAUSE gibt dem Bild die Bezeichnung: „Lucas Cranach d. Ä., Bildnis C. E., Hamburg-Harvestehude, Hauptkirche St. Nikolai“.98 Andererseits setzt PAUSE sich mit dem Bericht von HEINZ99 STOOB aus dem Jahr 1961 auseinander und trifft folgende vier Feststellungen: 1. „Auf dem Gemälde von 1532 sind … Siegel und Initialen im Fingerring nicht die Bugenhagens.“ 2. „Es gibt keinen Hinweis auf die Nichtzugehörigkeit der Inschrift, und die tatsächlichen Lebensdaten wurden zu Cranachs und Bugenhagens Zeiten recht ernst genommen. Wem hätte eine nachträgliche Verjüngung per Inschrift gefallen sollen?“ 3. „Schließlich ist ein Reformator mit Rosenkranz kaum vorstellbar. Der dargestellte Gegenstand kann auch nicht als ‚Zierkette mit Riechbüchslein‘ gedeutet werden; denn er wird nicht entsprechend getragen.“ 4. „Im Hamburger Bildnis ist ein viel kantigerer Kopf gegeben, Augen- und Mundpartien zeigen weniger Skepsis (scil. als im Bild von 1537). Kräftige braune Haarlocken quellen unter dem Barett hervor, Bugenhagen dagegen wird 1537 mit matt gewelltem, dunkelblondem, teilweise ergrautem Haar dargestellt. Die Augenfarbe ist 1532 bräunlich, 1537 bläulich wiedergegeben, Warzen entdeckt man nur im Hamburger Porträt.“100 95 96 97 98 99 100
Siehe u., S. 146, Anm. 3. Schuchardt 1871, S. 204, Nachtrag Nr. 89, ohne Abb. FR 2. Pause 1983, S. 22. Bei Pause 1983, S. 25, fälschlich „Ernst Stoob“ genannt. Pause 1983, S. 25.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Während der ersten Feststellung nur zugestimmt werden kann, bedarf die zweite einer Differenzierung: Dass die Inschrift ANNO AETATIS SVE · 42 nachgetragen ist, haben DIETRICH und STOOB schlüssig gezeigt;101 gleichwohl kann nicht von vornherein ausgeschlossen werden, dass das Lebensalter – vielleicht sogar durch Lucas Cranach selbst102 – aus persönlicher, korrekter Erinnerung freihändig nachgetragen wurde aus dem Interesse heraus, es evtl. für eine spätere Zeit besser identifizierbar zu machen, möglicherweise aber auch, um eine Beziehung zu den Altersangaben auf anderen Bildern herzustellen.103 – Auch die dritte Feststellung bedarf der Präzisierung. Ein Reformator mit Rosenkranz ist durchaus vorstellbar,104 nur nicht Johannes Bugenhagen, der sich in der Christlichen Ordnung der Ehrbaren Stadt Hamburg (1529) gegen den Rosenkranz ausgesprochen hatte.105 – In der vierten Feststellung arbeitet PAUSE die Unterschiede zwischen den auf den Bildern von 1532 und 1537 Porträtierten überzeugend heraus. Zu Schaube und Barett nimmt Jochen Pause nicht Stellung.
g) Ausstellung „Köpfe der Lutherzeit“ (1983) In der Ausstellung „Köpfe der Lutherzeit“ im Jahr 1983 in der Hamburger Kunsthalle106 wurden nur Zeichnungen präsentiert.
h) Ausstellung „Martin Luther und die Reformation in Deutschland“ (Bernd Moeller [1983]) Wohl aber wurde das Bild 1983 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg im Rahmen der Ausstellung „Martin Luther und die Reformation in Deutschland“ gezeigt. Der Göttinger Kirchengeschichtler BERND MOELLER hatte den Text zum Ausstellungskatalog verfasst unter der Überschrift: „Johannes Bugenhagen – Reformator zahlreicher Städte und Territorien in Norddeutschland, Professor und Pfarrer in Wittenberg, Luthers Beichtvater“,107 allerdings eingeschränkt: 101 102 103 104 105 106 107
Siehe o., S. 70 f. und II.4. Siehe o., S. 74. Siehe u., S. 93 und S. 127. Siehe o., II. 4. d). Siehe o., S. 75. Hofmann 1983. Moeller 1983, S. 326.
Die Rezeption des Berichts von 1961
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Die Identität des Dargestellten ist nicht über jeden Zweifel erhaben, da die (allerdings wohl erst nachträglich hinzugefügte) Altersangabe unrichtig und die Hausmarke auf dem Siegelring bisher nicht gedeutet ist, auch wirkt es irritierend, daß der Abgebildete eine Kette in Händen hält, die stark einem Rosenkranz ähnelt
– doch Moeller wiegelte ab: Für die Authentiziät des Bildes spricht die große Ähnlichkeit des Porträtierten mit den gesicherten Bugenhagen-Bildnissen sowie das Datum des Bildes, denn im Jahr 1532, in dem Cranach sich ausschließlich in Wittenberg aufhielt, hat dieser unseres Wissens nur noch zwei weitere Personen in der Weise unseres Bildnisses im Gelehrtenornat dargestellt, Luther und Melanchthon; in Bugenhagens Leben aber war 1532 das Jahr, in dem er nach langer Abwesenheit und erfolgreicher Tätigkeit in den Hansestädten nach Wittenberg in seine alte Stellung in Kirche und Universität zurückkehrte und ihm durch den neuen Kurfürsten Johann Friedrich das gewichtige Amt des Superattendenten übertragen wurde.108
Wenn auch die Vorbereitungen zu Visitationen noch im Jahre 1532 anliefen109 und deren Beginn für Anfang März 1533 ins Auge gefasst war,110 so zog sich doch der Abschluss der Wittenberger Kirchenordnung hin, was u. a. mit dem Wahlverfahren für Johannes Bugenhagen zusammen hing.111 Im Ergebnis fand zeitgleich am 17. Juni 1533 zunächst die Promotion dreier Theologen statt, die alle kirchenaufsichtliche Funktionen wahrnehmen sollten oder schon wahrnahmen: Johannes Bugenhagen, Johannes Aepinus und Caspar Cruciger.112 Als Stadtpastor von Wittenberg nahm Bugenhagen aber schon seit 1523 Superintendenten-Funktionen wahr.113 Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass Bugenhagen 1532 mit einer sehr aufwändigen und fünf Jahre später mit einer vergleichsweise einfachen Schaube dargestellt wurde. Es handelt sich vielmehr um „C E“. Mit dem Hinweis auf die Bildnisse von Luther und Melanchthon aber hat Moeller eine Fährte zum interikonischen Vergleich mit dem „Bildnis C E“ gelegt.
108 109 110 111 112 113
Moeller 1983, S. 326. Leder 2002 b, S. 289. Leder 2002 b, S. 302. Leder 2002 b, S. 303. Leder 2002 b, S. 308 f. Siehe u., S. 106.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
i) Karlheinz Stoll (1985) Über jeden Zweifel erhaben, dient das Bildnis als Titelblatt für den von KARLHEINZ STOLL herausgegeben Band „Kirchenreform als Gottesdienst“ zum 400. Geburtstag Johannes Bugenhagens.114
j) Hans-Günter Leder und Norbert Buske (1985) Ebenfalls zum 400. Geburtstag Johannes Bugenhagens stellen HANS-GÜNLEDER und NORBERT BUSKE, Reform und Ordnung aus dem Gottesdienst. Johannes Bugenhagen und die Reformation im Herzogtum Pommern, Berlin 1985, Abb. 20 und 21 „Das Hamburger Bugenhagen-Bild“ von Lukas Cranach d. Ä. aus dem Jahre 1532 und „Das Leipziger Bugenhagen-Bild“ von Lukas Cranach d. J. aus dem Jahre 1579 einander gegenüber, ohne auf die Unterschiede in der Physiognomie zu sprechen zu kommen. Das Postulat, auf dem „Bildnis C E“ sei Johannes Bugenhagen dargestellt, hat sich auch in der Kirchengeschichtsforschung der damaligen DDR festgesetzt.115 TER
k) Hans-Otto Wölber (1989) Nachhaltig hat die Aufnahme des Cranach-Bildes von 1532 in „St. Nikolai. Wegzeichen Hamburgs“ aus dem Jahr 1989 gewirkt, in welchem Altbischof HANS-OTTO WÖLBER kurz vor seinem Tode am 10. August 1989 „seiner“ Hauptkirche St. Nikolai ein Denkmal gesetzt hat.116 Wesentlich vorsichtiger als Hanns Lilje117 und das Braunschweigische Landeskirchenamt118 formuliert er den Text zur Schwarz-Weiß-Ablichtung des Bildes. Als erstes – und für den flüchtigen Leser nachhaltig ins Auge fallend – ist zwar zu lesen: „Johannes Bugenhagen, erster berufener Prediger der Reformation an St. Nikolai und Schöpfer der ‚Ehrbaren Stadt Hamburg Christ114 Stoll 1985. 115 Bezeichnenderweise aber übergeht Fiedler 2008 das Bildnis C E und erwähnt S. 21 mit Anm. 7 nur das „Leipziger Bild“ – mit ausdrücklicher Bezugnahme auf Leder und Buske. 116 Wölber 1989, S. 29. 117 Siehe o., II. 5. c). 118 Siehe o., II. 5. d).
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liche Ordnung‘. Porträt von Lucas Cranach im Herrensaal von Neu-St. Nikolai,“ dann aber heißt es: „Umstritten ist – vor allem wegen des Rosenkranzes oder der Zierkette in der Hand des Dargestellten – ob Lucas Cranach tatsächlich Bugenhagen oder einen anderen Mann gemalt hat.“ Aber dann: „Bei Ausstellungen in der Hamburger Kunsthalle, im Germanischen Nationalmuseum und in der Galerie Charpentier in Paris galt das Bild ‚als Porträt des Reformators Bugenhagen‘.“119 WÖLBER hat nicht nur die Zweifel an der Porträtierung Johannes Bugenhagens geschickt in anderem Text versteckt, sondern nur den schwächsten der vier Gründe, das Bild Bugenhagen abzusprechen, genannt: den Rosenkranz in den Händen des Dargestellten. Kein Wort wird über den Ring mit dem nicht auf Bugenhagen zutreffenden Wappen mit der Hausmarke und den nicht zu Bugenhagen passenden Initialen „C E“ verloren, kein Wort über die Problematik der Inschrift oben rechts im Bild, kein Wort über die Unterschiede der Physiognomie der auf den Bildern von 1532 und 1537 Dargestellten. WÖLBER hat mit diesem Text und der Ablichtung des Bildes kurz vor der Wende in Deutschland und Europa eine Wirkungsgeschichte des mit dem Namen Johannes Bugenhagen verbundenen Bildes initiiert, die weit in die Zeit des wiedervereinigten Deutschland bis in die Gegenwart reicht.
l) Ausstellung „Lucas Cranach. Ein Maler-Unternehmer aus Franken“ (Claus Grimm [1994]) Obwohl die Diskussion um den auf dem „Bildnis C E“ Porträtierten bekannt war, wurde in dem Katalog der Ausstellung auf Festung Rosenberg bei Kronach die Zuschreibung zu Bugenhagen wiederholt.120 Der Rosenkranz wurde unter Verweis auf ein Bildnis Georgs von Anhalt als für die Darstellung eines lutherischen Geistlichen möglich erachtet, während das Problem der Altersangabe (42 Jahre statt 47 Jahre) als Resultat einer Beschädigung der Zahl 7 erklärt wurde, so dass sich die Angabe mit Bugenhagens Geburtsjahr (1485) zur Deckung bringen ließ.121 Dabei liegt doch die Beschädigung einer 2 zu einer 7 und nicht umgekehrt viel näher. Weiterführend ist die Entdeckung, dass das Bildnis nicht nur im Format Luthers Bildnis von 1532 „in der größeren Variante“ entspricht, sondern 119 Wölber 1989, S. 29. 120 Grimm 1994, S. 334 mit S. 338 f. 121 Grimm 1994, S. 339.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
„auch in der Verwendung des Gelehrten-Ornats und in der Komposition.“122 CLAUS GRIMM hält es „für denkbar, daß das Bildnis als Entsprechungsbild zu einer Luther- oder Melanchthon-Darstellung angelegt war, daß aber kein Auftrag zu einer Serie erteilt wurde. Die bei FRIEDLÄNDER / ROSENBERG angegebenen weiteren drei123 bzw. zwei Bildnisse124 aus demselben Jahr werden nicht auf die Frage hin erörtert, ob sie Pendants zu dem „Bildnis C E“ darstellen könnten. „Wahrscheinlich von Lucas Cranach d. J. stammt die Vorlage für einen Bildnis-Holzschnitt Bugenhagens um 1551 (14,1 × 10,7), der formatgleich mit einem 1551 datierten Melanchthon-Holzschnitt bzw. mit einem Lutherbildnis dieses Typs ist.“125 Hierzu ist einschränkend zu sagen, dass als Pendant zu dem „Bildnis C E“ ein Luther-Bildnis kaum in Frage kommt; denn Luther wird – abgesehen von frühen Bildnissen126 – immer – wie „C E“ – mit Blick zum rechten Bildrand dargestellt. Somit kommt nur Melanchthon in Frage – oder aber Bugenhagen.
m) Ausstellung „Glauben. Nordelbiens Schätze 800–2000“ (Inge Mager [2000]) Einen ebenso soliden, umsichtigen wie knappen Text hat INGE MAGER zu dem Cranach-Bild von 1532 für den Katalog zur Ausstellung „Glauben. Nordelbiens Schätze 800–2000“127 unter der Überschrift verfasst: „Ein vermeintliches Bildnis Johannes Bugenhagens, des Reformators von Hamburg, Lübeck, Dänemark und Schleswig-Holstein. Unbekannter Mann (Gelehrter?), Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553), Kursachsen (Wittenberg?), 1532.“ Sie trifft folgende Feststellungen: 1. „Eine Ähnlichkeit des Dargestellten mit anderen gesicherten Bugenhagen-Porträts liegt m. E. nicht vor.“ 2. „Die Altersangabe Anno aetatis sue 42 in der rechten Bildecke trifft für den 1485 Geborenen nicht zu.“ 122 Grimm 1994, S. 338. 123 FR, Nr. 274: Bildnis eines bartlosen Mannes mit breitem Barett, FR 274a: Bildnis eines 19jährigen Jungen Mannes (Dieses entfällt mit Recht in FR 2, vgl. auch Koepplin 1976, S. 700, zu S. 622.), FR 274c: Bildnis des Fürsten Georg von Anhalt. 124 FR 2, Nrn. 340, 340B. 125 Grimm 1994, S. 338. 126 Luther als Mönch, vgl. Holste 2004, S. 303, Abb. 100; 100a; 100b; 101. 127 Mager 2000.
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3. „Ferner birgt der Siegelring einige Ungereimtheiten.“ (a) „Auf dem Wappenschild ist das Tierkreiszeichen des Schützen gut erkennbar. Daneben befindet sich ein gleicharmiges Kreuz. Bugenhagen führte aber mit großer Wahrscheinlichkeit eine Leier in seinem Wappen und wurde am 24. Juni, also im Zeichen des Krebses, geboren. Zudem ist bei ihm keine besondere Neigung zur Astrologie überliefert.“ (b) „Schließlich befinden sich über dem Wappen die Initialen C. E. Sie weisen weder auf den Ringträger noch auch dessen Frau (Walpurga) hin.“128 4. „Eine letzte Besonderheit hängt mit dem Rosenkranz in den Händen des Porträtierten zusammen. Dieser gibt m. E. jedoch die geringsten Rätsel auf, weil er bei eindeutig reformatorisch Gesonnenen lediglich deren Frömmigkeit veranschaulicht.“129 Kann man der ersten Feststellung nur beipflichten, so bedarf Feststellung 2. der oben130 dargestellten Präzisierung, dass es sich um einen Nachtrag handelt, der das Geburtsjahr des Porträtierten auf 1490 oder 1491 datiert. Um Johannes Bugenhagen kann es sich also nicht handeln. Ausschlussargumente sind auch die Feststellungen 3. (a) und 3. (b). Man kann ihnen nur zustimmen. Mit 3. (a) wagt Inge Mager sich am weitesten vor. Ob man wirklich so viel zur Heraldik auf dem Ring sagen kann, muss bezweifelt werden. Feststellung 4. gibt insofern doch Rätsel auf, als Bugenhagen sich in seiner „Christlichen Ordnung der Ehrbaren Stadt Hamburg“ von 1529 gegen den Rosenkranz ausgesprochen hatte.131 Schaube und Barett werden auch von Inge Mager keiner näheren Untersuchung unterzogen.
n) Ausstellung „Glaube, Mythos und Moderne“ (Werner Schade [2003]) In der Ausstellung „Glaube, Mythos und Moderne“ vom 6. April bis 13. Juli 2003 im Bucerius-Kunst-Forum in Hamburg wurde das Bild mit der Beischrift „Lucas Cranach d. Ä.: Bildnis eines Geistlichen, 1532“ ausgestellt.132 128 129 130 131 132
Mager 2000, S. 50. Mager 2000, S. 50 f. II. 4. c). Siehe o., S. 75. Schade 2003, S. 57.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
JOCHEN PAUSEs Zurückweisung einer Verbindung des Porträts mit Johannes Bugenhagen 20 Jahre zuvor zeigte ihre Wirkung. Die Frage, wer der porträtierte Geistliche sein könnte, wurde nicht gestellt.
6. Zur Frage des Aufenthalts Lucas Cranachs d. Ä. im Jahre 1532 Während für Christoph Ering die Anwesenheit in Wittenberg während des Sommersemesters 1532 durch den Eintrag ins Wittenberger Immatrikulationsverzeichnis gesichert ist,133 fällt der Nachweis, dass Lucas Cranach d. Ä. sich in dieser Zeit in Wittenberg aufgehalten hat, schwerer. Die Zweifel HEINZ STOOBs sind durch die Antwort des Reformationsgeschichtlichen Museums Lutherhalle Wittenberg zerstreut worden,134 während BERND MOELLER lediglich behauptet, Bugenhagen habe sich 1532 ausschließlich in Wittenberg aufgehalten.135 Dafür spricht aber: 1. Cranach hat 1532 den Reformationsaltar für die Stadtkirche konzipiert.136 2. Cranach war als Ratsherr an Wittenberg gebunden.137 3. Der Tod des Kurfürsten Johann des Beständigen († 16. August 1532) – er wurde ebenso wie schon Friedrich der Weise 1525 in der Schlosskirche zu Wittenberg begraben138 – hatte eine Flut von Bildnissen Friedrichs des Weisen, Johanns des Beständigen und Johann Friedrichs (des Großmütigen), teils als Doppelbildnis, teils als Dreierbildnis139 zur Folge,140 die eine Koordination der Arbeit der Cranach-Werkstatt durch den Künstler selbst erforderte.141 133 134 135 136 137 138 139 140
Siehe o., S. 41 f. NEK-Archiv Bestand 32.05 Nr. 151, vom 14.9.1960. Moeller 1983, S. 326. Siehe o., S. 67, Anm. 19. Lücke 1994, S. 63. Friedensburg 1926, S. 152 f., Nr. 169. Vgl. das Triptychon aus der Zeit um 1535 aus der Hamburger Kunsthalle (FR 2, Nr. 338). Proske 2007, S. 71. Schon 1533 erfolgte eine Zahlung von 109 Gulden und 14 Groschen für die Lieferung von „LX (60) par teffelein daruff gemalt sein die bede churfürsten selige und lobliche gedechtnis“, Hinz 1993, S. 81. 141 Zwar ist für den 14. Februar 1532 auch eine Rechnung für Arbeiten in Leipzig belegt (Heydenreich 2007, S. 425), diese kann aber wegen des Datums deutlich vor dem Beginn des Sommersemesters, dem Termin der Immatrikulation Christoph Erings, vernachlässigt werden.
Zur Frage des Aufenthalts Lucas Cranachs d. Ä. im Jahre 1532
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Gerade wegen dieser Arbeitsbelastung ist anzunehmen, dass das sehr qualitätvolle „Bildnis C E“ vor dem 16. August 1532 entstanden ist, ja, dass diese Bilderflut es im Jahre 1532 verhinderte, ein Pendant zu dem „Bildnis C E“, vielleicht sogar in Form eines Porträts Johannes Bugenhagens, zu schaffen. Quittungen belegen, dass die Cranach-Werkstatt 1532 mit besonders vielen an Wittenberg gebundenen Aufgaben betraut war (Anstricharbeiten an Schließfenstern und Toren der Festung, am Zeughaus, die Schosserei, im Schloss).142 Als Alternative zu Wittenberg käme für die Entstehung des Bildes eigentlich nur noch Torgau143 in Frage. Aber Torgau zog erst 1537/1538 mit der Umsiedelung Moritz’ ins dortige Schloss nach dem Tode seines Vetters Johann im Januar 1537, der „volle(n) und offene(n) Hinwendung der Freiberger Familie zum Kurfürsten Johann Friedrich und dem Abschluss des neuen Johann-Friedrich-Baus des Schlosses die Arbeitskraft der CranachWerkstatt auf sich.“144 Für das Jahr 1532 ist damit anzunehmen, dass Lucas Cranach d. Ä. sich in Wittenberg aufhielt.145
7. Doppelbildnisse Lucas Cranachs des Älteren als Interpretationshintergrund für die Bildnisse von Christoph Ering (1532) und Johannes Bugenhagen (1537) Im Folgenden wird der Versuch unternommen, das „Bildnis C E“ (Christoph Ering) in das künstlerische Werk Lucas Cranachs d. Ä. einzuordnen und vor diesem Hintergrund Einzelbeobachtungen zum „Bildnis C E“ von 1532 zu sammeln. Hierfür spielt das Programm der Doppelbildnisse eine besondere Rolle. Bei diesen ist zu unterscheiden zwischen Pendantbildnissen,
142 Schade 1974, S. 435. (Stadtarchiv Wittenberg, Reg. S. fol. 34a, Nr. 1, Bl. 95 [Scheidig, Kart. 144]; Reg. Bb. 2796, Bl. 102b [Scheidig, Kart. 145]; Reg. Bb. 2796, Bl. 107 [Scheidig, Kart. 146]; Reg. Bb. 2799, Bl. 133a [Scheidig, Kart. 148]). 143 Dass diese Frage nicht müßig ist, zeigt der ständige Wechsel der kurfürstlichen Hofhaltung zwischen Wittenberg, Altenburg, Lochau und anderen Orten, dazu Stievermann 1994, S. 68. 144 Herrmann 2003, S. 25. 145 So auch Strehle 2001, S. 88. Cranachs erste Tätigkeit als Wittenberger Ratskämmerer hat sich bis in das Jahr 1532 hineingezogen.
92
Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Bildnisdiptycha und Kapselbildnissen. Bei den Pendantbildnissen handelt es sich um auf zwei voneinander unabhängigen Tafeln in der Regel gleichen Formats dargestellte Personen, bei den Bildnisdiptycha sind die Porträttafeln durch Scharniere, Lederbänder, Ringe oder ähnliche Befestigungsmöglichkeiten miteinander verbunden,146 während Kapselbildnisse „zwei zusammengehörige Rundbildnisse bzw. ein Bildnis mit einem motivisch bezogenen Gegenstück“ darstellen, bei denen „eine besondere Profilierung … das Zusammenstecken oder Verschrauben beider Pendants zu einer Kapsel oder Dose (erlaubt), die ebenfalls über eine Außenbemalung zur geschlossenen Aufbewahrung verfügt.“147 Bei dem „Bildnis C E“ kann es sich lediglich um ein Pendantbildnis handeln.
a) Das Bildnis eines 41jährigen Gelehrten und seiner Frau (Jodocus [Jobst] und Barbara Welling?) (1503) Im Jahre 1503 hat Lucas Cranach d. Ä. das Doppelbildnis eines 41 Jahre alten Gelehrten und seiner Frau gemalt.148 Die Kunstgeschichte wollte darin die Porträts des aus Konstanz stammenden Rektors der Wiener Universität Johann Stephan Reuss und seiner Frau erkennen. Dann wies DIETER KOEPPLIN in seiner Dissertation darauf hin, dass Wiener Universitätsrektoren bis 1534 nicht verheiratet sein durften.149 Seitdem musste der Dargestellte „vorerst anonym bleiben,“150 bis TANJA H OLSTE mit guten Argumenten vorschlug, in den Dargestellten den Doktor der Rechte und Dekan der Juristischen Fakultät Wien Jodocus (Jobst) Welling und seine Frau Barbara zu erblicken.151
146 147 148 149 150 151
Holste 2004, S. 20 f. Holste 2004, S. 21. FR 2, Nr. 8 und FR 2, Nr. 9. Koepplin 1973, S. 270; so auch Grössing 1985, S. 44; Heiser 2002, S. 123 f. Heiser 2002, S. 124. Holste 2004, S. 50.
D4 Doppelbildnisse Lucas Cranachs des Älteren
D4
93
Abb. 15: Jodocus (Jobst) Welling (?) 1503 (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Gm 207, Fotograf: D. Meßbloger).
Abb. 16: Barbara Welling (?) 1503 (bpk / Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Foto: Jörg P. Anders, Motiv 00045105).
'I767=59; *!984 An die Altersangabe „VIXI · AN · 41“ erinnert nun die auf dem Bild von 'I767=59; *!984 AETATIS SUE · 42“ auf dem „Bildnis 1532 nachgetragene Angabe „A ' ==A==A KK7E E- E- NNO 54; ' 0;*!984L ' KK7E 54; ' 0;*!984L C E“ von 1532 – auch durch die hervorgehobene Kapitale beim ersten Wort $
*! ! >$ .!L!"
*! ! >$ .!L!" $ – so stark, dass er als interpretatorischer Querverweis angesehen werden ! O *
! O * .! 152 Wollte kann. mit dem Nachtrag auf " dem " Bild .! von1532, Cranach –= oder=
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seine Werkstatt – einen Hinweis darauf geben, dass auch das Bild von 1532 153 Teil eines Doppelbildnisses ist, auf welches hin es konzipiert war?
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*!984K !$$ "! B$ Q Die beiden Tafeln haben unterschiedliche Wege genommen, wie der B$ Q Verbleib der Bilder in Nürnberg und Berlin zeigt. K . ! I K . ! I = B = B ) 3! 0$ H(98@4R) ) 3! 0$ H(98@4R) !$$ 59P !$$ 59P 152 Dies 0 gilt auch, es auch *! bei der Altersangabe auf dem$! Bild von 1503 um *! / 0
wenn 1 *! ( 98@4R) $! 2
*! /
>B 1sich >B ( 98@4R)
2 einen Nachtrag handelt, wie Holste 2004, S. 45, meint. Siehe 3! H 0$ o.,3! 0$ H 0$ 153 S. 88.0$ 98@9"J -* . 95R98@@& "! 98@9"J -* . 95R98@@& "!
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94
Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
b) Der Humanist Dr. Johannes Cuspinian und seine Frau Anna Putsch (um 1502/3)154 Das Doppelbildnis des 41jährigen Gelehrten und seiner Frau ist nicht das erste dieser Art von Lucas Cranach d. Ä. Kurz vorher (um 1502/3) porträtierte der Maler den Humanisten Dr. Johannes Cuspinian und seine Frau Anna Putsch. Cuspinian war seit 1501 königlicher Beauftragter gegenüber der Universität Wien, 1499/1500 Rektor der Universität und in den Jahren 1501 und 1502 vor seiner Hochzeit mit Anna Putsch Dekan der medizinischen Fakultät.155 1493 war er durch Conrad Celtis mit dem DichterlorD D beer gekrönt worden.156
Abb. 17: Johannes Cuspinian 1502 (Winterthur, Sammlung Oskar Reinhart).
Abb. 18: Anna Putsch 1502 (Winterthur, Sammlung Oskar Reinhart).
Die beiden Pendants werden nebeneinander in derselben Galerie ausgestellt. Entweder sind sie von vornherein zusammen geblieben oder haben H H später wieder zusammen gefunden.
*!*! B ! $ B
*!*! B ! $ B )2&! "B (98@C) )2&! "B (98@C) 154 Vgl. dazu auch Borggrefe 2007, S. 15–42. 155 Heiser 2002, S. 58. Cuspinian war zu diesem Zeitpunkt also nicht mehr Rektor! 156 Heiser 2002, S. 59.
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ȱ Řřǯ ȱǯȱŝşǰȱ£ȱ£ǰȱ£ȱǯDZȱȱǮȃDZȱǮȃȱ Řřǯ ȱǯȱŝşǰȱ£ȱ£ǰȱ£ȱǯDZȱȱǮȃDZȱǮȃȱ ȱ ŘŚǯ ȱǯȱŞŝǰȱǯȱŘǰȱśǯȱǯDZȱDZȱǮȱ£ȃDZȱǮȱȃȱȱ ŘŚǯ ȱǯȱŞŝǰȱǯȱŘǰȱśǯȱǯDZȱDZȱǮȱ£ȃDZȱǮȱȃȱȱ 98 ȱ Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532 Řśǯ ȱǯȱŞŞǰȱ£ ȱ£ǰȱȱǯȱȱDZȱǮȱ Řśǯ ȱǯȱŞŞǰȱ£ ȱ£ǰȱȱǯȱȱDZȱǮȱ řǯȱȱŚǯȱǯDZȱDZȱȱǮȬȱȃȱǮȬȱȃȱȱ řǯȱȱŚǯȱǯDZȱDZȱȱǮȬȱȃȱǮȬȱȃȱȱ Auch dieses Doppel-, genauer: Pendantbildnis zeigt, dass Cranach dieǮȬȱȃȱ ǮȬȱȃȱ se Diptychen über vier Jahrzehnte hinweg in ungebrochener Linie herstellte. ȱ BERTHOLD HINZ hat darauf hingewiesen, dass die beiden Dargestellten ŘŜǯ ȱǯȱşŖǰȱ£ȱǯǰȱȱǮdzȱŗŜǯȱȱŗśřŘȃDZȱǮȱŗŜǯȱȱŗśřŘȃȱ ŘŜǯ „unter ȱǯȱşŖǰȱ£ȱǯǰȱȱǮdzȱŗŜǯȱȱŗśřŘȃDZȱǮȱŗŜǯȱȱŗśřŘȃȱ Einsatz von viel Gold und Kostümdekor zu optischen Sensationen ȱ gediehen“, aber gleichzeitig auf die Grenzen von Cranachs Darstellungsaufmerksam gemacht: „weder der Herzog, der seine Beine – vergebŘŝǯ ȱǯȱşŘǰȱǯȱŗŚŞDZȱ ȱȱǯȱşȱ§ǯȱ Řŝǯ kunst ȱǯȱşŘǰȱǯȱŗŚŞDZȱ ȱȱǯȱşȱ§ǯȱ lich –ȱ um einen Kontrapost bemüht, noch die Herzogin, die wie eine Tischauf dem Saum ihres steifen Brokatkleides zu stehen scheint“.164 ŘŞǯ ȱǯȱşŝǰȱǯȱŗŜŘDZȱ ȱǼȱȱŜŗȱ§ǯȱ ŘŞǯ glocke ȱǯȱşŝǰȱǯȱŗŜŘDZȱ ȱǼȱȱŜŗȱ§ǯȱ ȱ Řşǯund ȱǯȱşŞǰȱǯȱŘśƸŘŜDZȱȱãDZȱ Řşǯ fȱǯȱşŞǰȱǯȱŘśƸŘŜDZȱȱãDZȱ ) Moritz Anna Buchner (1518) ȱ ȱ
ȱ ȱ ȱ Abb. 25+26: Moritz und Anna Buchner 1518 (Minneapolis, Minneapolis Institute of Arts, řŖǯ 57.11 ȱǯȱŗŖŖǰȱǯȱŗǰȱǯȱŘDZȱȱǮ ȃȱǮ ȃȱ ȱǯȱŗŖŖǰȱǯȱŗǰȱǯȱŘDZȱȱǮ ȃȱǮ ȃȱ und řŖǯ 57.10). DZȱǯȱŚŝşȱȱŚŞŖȱȱ¡ǰȱDZȱŗŜşȱȱŗŝŖȱ DZȱǯȱŚŝşȱȱŚŞŖȱȱ¡ǰȱDZȱŗŜşȱȱŗŝŖȱ Moritz Buchner war Kaufmann und Ratsherr in Leipzig. Er trägt auf dem ȱ Zeigefinger einen Wappenring mit den Initialen M und B, ein Hinlinken řŗǯ weis ȱǯȱŗŖŘǰȱǯȱŘǰȱ£ȱǯDZȱDZȱǮȱȱȱȱȱȃDZȱȱǮȱ řŗǯ ȱǯȱŗŖŘǰȱǯȱŘǰȱ£ȱǯDZȱDZȱǮȱȱȱȱȱȃDZȱȱǮȱ darauf, dass auch mit den Initialen C und E auf dem „Bildnis C E“ auf den Namen des Dargestellten abgehoben ist. Das entsprechende Allianzwapȱȱȱȱȱȱȱȃȱ ȱȱȱȱȱȱȱȃȱ pen auf der Rückseite des männlichen Bildes bestätigt diese Identifizierung.165 ȱ ŘȃDZȱǮȱŘȃȱ Ř řŘǯ 164 ǯȱŗŖřǰȱǯȱŘǰȱǯȱŘDZȱȱǮ ǯȱŗŖřǰȱǯȱŘǰȱǯȱŘDZȱȱǮ HinzřŘǯ 1993, S. 78. Vgl. aber auch Duden 2005, S.ȃDZȱǮȱŘȃȱ 80–87. 165 ȱHolste 2004, S. 194. řřǯ ȱǯȱŗŖŝǰȱǯȱŘǰȱŜǯȱǯǰȱ£ȱȱǮȃDZȱ§ȱ řřǯ ȱǯȱŗŖŝǰȱǯȱŘǰȱŜǯȱǯǰȱ£ȱȱǮȃDZȱ§ȱ ȱ řŚǯ ȱǯȱŗŗřǰȱǯȱŘǰȱ£ȱǯDZȱ§£ȱǮȃȱȱǮśŘȃȱ řŚǯ ȱǯȱŗŗřǰȱǯȱŘǰȱ£ȱǯDZȱ§£ȱǮȃȱȱǮśŘȃȱ ȱ
99
Doppelbildnisse Lucas Cranachs des Älteren
Ist mit diesen Charakteristika das Bildnis Moritz Buchners ein Vorbote der Darstellung Christoph Erings, so fallen die Unterschiede in der Kleidung umso stärker ins Gewicht. Auch schaut Moritz Buchner im Gegensatz zu seiner Frau und dem auf dem „Bildnis C E“ Dargestellten den Betrachter an.
g) Bartloser junger Mann und Frau (1522) Der bartlose junge Mann und die Frau sind als Fast-Gürtelbild ohne Berücksichtigung der Hände gemalt. Die Darstellung des Mannes drängt nach einem größeren, diejenige der Frau eher nach einem kleineren Bildformat.166 Ŝŝȱ Ŝŝȱ von 57,6 × 39,9 cm2 bzw. Indem Cranach aber das fast gleiche Bildformat 58 × 39,8 cm2 wählte, stellte er die hierarchische Struktur für diese Beziehung vonȱ Mann dar.167 Durch den Verzicht aufûȱ dieȱ Darstellung derȱ ǰȱ £ȱ ȱ£ȱ ȱ ȱ ȱund ȱ ȱFrau
§ǰȱ ȱ ȱ
§ǰȱ ȱ ûȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ Hände, auch die Zurückhaltung in der Kleidung, fällt der Blick auf die §ȱȱȱȱȱ¢ȱȱ§ǯ §ȱȱȱȱȱ¢ȱȱ§ǯ ȱ ȱ Physiognomie der Porträtierten.168
ȱ
ȱ
ȱ
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Abb. 27+28: Bartloser junger Mann und Frau 1522 (Washington, National Gallery of Art: 1959.9.1 und 1959.9.2).
ȱ
ȱ
166 Holste 2004, S. 198: Das Größenverhältnis der Bilder stimmt nicht überein. Ǽȱ ȱȱȱȱȱ¢ȱȱ ȱǻŗśŘŜǼȱ Ǽȱ ȱȱȱȱȱ¢ȱȱ ȱǻŗśŘŜǼȱ 167 Holste 2004, S. 199. Das Bildformat entspricht in etwa demjenigen des „Bildnisses C E“ von 1532. 168 Holste 2004, S. 200. Diese Akzentuierung wiederholt sich in den Bildnissen Johannes Ǯȱȱȱȱǻ ȱȱȱȱȱ¢ȱȱ Ǯȱȱȱȱǻ ȱȱȱȱȱ¢ȱȱ Bugenhagens und Philipp Melanchthons von 1537.
ǰȱ Ǽȱ£ ȱ§ȱȱȱȱŞǯȱȱŗśŘŜȱȱ
ǰȱ Ǽȱ£ ȱ§ȱȱȱȱŞǯȱȱŗśŘŜȱȱ ȱȱȱǰȱȱȱ ȱȱȱ £ȱȱřǯȱ ȱŗśŘŝȱȱǯȃ ȱȱȱǰȱȱȱ ȱȱȱ £ȱȱřǯȱ ȱŗśŘŝȱȱǯȃ ȱ ȱ ȱȱ ȱ ȱȱ ȱȱ£ȱǯ ȱȱ ȱ ȱȱ ȱȱ£ȱǯ
ȱ 100
ȱ
Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
ȱ Ǽȱ ȱȱȱȱȱ¢ȱȱ ȱǻŗśŘŜǼȱ h) Johann Friedrich von Sachsen und Sibylle von Kleve (1526)
Ǯȱȱȱȱǻ ȱȱȱȱȱ¢ȱȱ „Das Pendantbildnis der Brautleute (Johann Friedrich von Sachsen und Sibylle von Kleve, F. A.) entstand zweifellos anlässlich ihrer Verlobung
ǰȱ Ǽȱ£ ȱ§ȱȱȱȱŞǯȱȱŗśŘŜȱȱ am 8. September 1526 in Burg an der Wupper, fast ein Jahr vor ihrer Hochȱȱȱǰȱȱȱ ȱȱȱ £ȱȱřǯȱ ȱŗśŘŝȱȱǯȃ ȱ zeit am 3. Juni 1527 in Torgau.“169 Im selben Jahr war das Kindheitsbildȱȱ ȱ ȱȱ ȱȱ£ȱǯ nis von Moritz entstanden.170
ȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱ ȱ Abb. 29: Johann Friedrich von Sachsen Abb. 30: Sibylle von Kleve
ȱ
als Bräutigam 1526 (Weimar, Staatliche als Braut 1526 (Weimar, Staatliche Kunstsammlungen, Schlossmuseum, Kunstsammlungen, Schlossmuseum, ŚŝŞȱ ȱŘŖŖŚǰȱǯȱŘŖŖǯȱȱ£ȱ ȱȱȱȱȱ ȱȱ Inv.-Nr. G 11). Inv.-Nr. G 12).
ȱȱȱȱŗśřŝǯȱ Śŝşȱ ȱŘŖŖŚǰȱǯȱŞŝǯ Wieder drängt das Bildnis des Mannes nach einem größeren, dasjenige der ŚŞŖȱȱǯǰȱǯȱŗŘǯ Frau aber nach einem kleineren Format. Der Mann trägt wieder auf dem linken Zeigefinger einen Ring.
169 Holste 2004, S. 87. 170 Siehe o., S. 33.
101
Doppelbildnisse Lucas Cranachs des Älteren
i) Doppelbildnisse von Martin Luther und Katharina von Bora sowie von Hans und Margarethe Luther Anknüpfend an die Fülle der Doppelbildnisse von Martin Luther und Katharina von Bora171 hat BERTHOLD HINZ einen kurzen Überblick über die Geschichte der Bildnispaare bei Cranach gegeben: „Die Bildnispaare folgen dem konventionellen Schema des Allianzbildnisses, das die Partner – getrennt – auf Einzeltafeln präsentiert. Es scheint, der Maler habe, anders als bei den frühen Wiener Pendants, die Personen separiert aufgenommen, denn einer authentischen Komposition widersprechen sowohl die Blickrichtungen als auch der figürliche Aufbau. Die im zeitgenössischen Ehepaarbild entwickelten Möglichkeiten, auch den Werten der Subjektivität und Innerlichkeit Raum zu geben, blieben ungenutzt. Die formalen KriteŜşȱ rien der Ehe behaupten unmissverständlich das Feld.
ȱ Abb. 31+32: Hans und Margarethe Luther 1527 (Eisenach, Stiftung Wartburg, Foto: Ulrich Kneise).
171 FR 2, S. 200 listet siebzehn Doppelbildnisse von Martin Luther und Katharina von ȱȱȱȱȱ§ǰȱȱȱ ȱȱȱ ûȬ Bora auf: FR 2, Nrn. 187–188; 189–190; 189A; 189–190A; 189–190B; 189B; 189– §ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱB;ȱ Ȭ 190C; 189–190 D; 189–190 E; 190Aȱ ; 190B;ȱ 312–313: 312–313 A; 312–313 312–313 C; 312–313 D ; 312–313 E . ȱ §ȱ £ ȱ ȱ ȱ ȱ ǯȱ ȱ £ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ
ȱȱȱȱȱȱȬ û§ȱǻȱ §ȱȱ ȱȬ Ǽȱǯȱ§ȱǰȱȱ ȱȱȱȱ £ȱ£ȱȱ ȱȱȱȱȱȱȱ§ǯȱ
102
Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
ȱ Die Form und der Geist dieser Ehestandsbildnisse verlangen nach Proȱ longierung durch Aszendenten und Deszendenten: tatsächlich ergänzte Cranach im Jahre 1527 die Bildnisse des Ehepaars Luther entgegen der genealogischen Laufrichtung durch Bildnisse der Eltern des Reformators (FR 2, Nrn.ȱȱȱȱȱ§ǰȱȱȱ ȱȱȱ ûȬ 316/317) im Sinne einer – künftigen Ahnengalerie.“172 Cranachȱ stellt Martin Luther als Brustporträt, seine Frau Katharina aber ȱ Ȭ ȱȱȱȱȱ§ǰȱȱȱ ȱȱȱ ûȬ §ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ als Gürtelporträt dar ȱ und betont damit entwederȱ ihre Bedeutung oder stellt §ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ ȱȱ §ȱ £ ȱ ȱ ȱ ȱ ǯȱ ȱ £ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ das hierarchische Verhältnis zwischen Mann und Frau klar. Im Gegensatz ȱ §ȱ ȱȱȱȱȱȱȬ û§ȱǻȱ §ȱȱ ȱȬ £ ȱ ȱ ȱ ȱ ǯȱ ȱ £ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ dazu sind die Eltern Hans und Margarethe Luther in einem Fast-Gürtelpor ȱȱȱȱȱȱȬ û§ȱǻȱ §ȱȱ ȱȬ Ǽȱǯȱ§ȱǰȱȱ ȱȱȱȱ £ȱ£ȱȱ trät (die Hände sind etwas abgeschnitten) dargestellt. Auffällig ist, dass Ǽȱǯȱ§ȱǰȱȱ ȱȱȱȱ £ȱ£ȱȱ ȱȱȱȱȱȱȱ§ǯȱ Katharina von Bora im Gegensatz zu ihrer Schwiegermutter auf dem lin ȱȱȱȱȱȱȱ§ǯȱ ken Zeigefinger und dem kleinen Finger Ringe trägt.
Abb. 33: Martin Luther 1526 (Eisenach, Stiftung Wartburg, Foto: Ulrich Kneise).
ȱ
Abb. 34: Katharina von Bora 1526 (Eisenach, Stiftung Wartburg, Foto: Ulrich Kneise).
1532 änderte Cranach dieses Bildprogramm, indem er an die Stelle von ȱ Katharina von Bora Philipp Melanchthon setzte173 – und an die Stelle der Gemahlinnen der Herrscher deren Nachfolger, wie das in den 60 PendantGemälden nach dem Tode Johanns des Beständigen im Jahre 1532 mehr als augenfällig wird. Im Blick auf das „Bildnis C E“ aber bedeutet dies: Es 172 Hinz 1993, S. 73 f. 173 Hinz 1993, S. 75.
ŝŖȱ ŝŖȱ ŗśřŘȱ§ȱȱȱǰȱȱȱȱȱȱȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ ȱ Ȯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśřŘȱ§ȱȱȱǰȱȱȱȱȱȱȱ ȱ 103 Doppelbildnisse Lucas Cranachs des Älteren
ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ Ȭ §ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ ȱ ȱ Ȯȱ ȱ ȱȱ ȱŜŖȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱ§ȱȱ ȱŗśřŘȱȱȱ§ȱ ǯȱȱȱȱȱ
ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŜŖȱ Ȭ §ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǮȱȱȃȱȱȱDZȱȱ §ȱãȱ ãǰȱ ȱȱȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ŗśřŘȱwenn ȱ §ȱ ǯȱ ȱ ȱ ȱ wäre höchst ungewöhnlich, inȱ diesem Jahr ein Gelehrtenbildnis ohneȱ ǮȱȱȃȱȱȱDZȱȱ §ȱãȱ ãǰȱ ȱȱȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱdoch ȱ ȱ ȱ ȱ ein Pendant entstanden oder zumindest ins Auge ȱ gefasst£ȱ worden wäre. ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ Nur widrige Umstände hätten es verhindern können, dass das Pendant nicht ȱ ȱ §ǯȱȱ ȱ§ȱ§ȱȱȱãǰȱȱȱ sogleich im Jahre 1532 gemalt wurde. ȱ ȱ §ǯȱȱ ȱ§ȱ§ȱȱȱãǰȱȱȱ ȱȱȱȱ ȱŗśřŘȱȱ ǯȱ ȱȱȱȱ ȱŗśřŘȱȱ ǯȱ ȱ ȱ ǼȱȱȱȱȱȱȱǻŗśřŘǼȱ j) Doppelbildnis Martin Luther und Philipp Melanchthon (1532) ǼȱȱȱȱȱȱȱǻŗśřŘǼȱ ȱ ȱ
ȱȱûȱȱȱȱȱȱ ȱŗśřŘȱûȱ ȱȱȬ Als Beispiel für den Wechsel des Bildprogramms im Jahre 1532 führt HINZ ȱȱûȱȱȱȱȱȱ ȱŗśřŘȱûȱ ȱȱȬ ŘȱřŗŚȦřŗśȱǰȱȱ ȱȱȱȱȱ£ȱ das Doppelbildnis FR 2 314/315 an, mit welchem Cranach Melanchthon ȱ Ř ȱ allerdings ȱ řŗŚȦřŗśȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ nicht zum ersten Mal ins Bild setzte, wie ȱ HINZ ȱund ȱ HOLSTE ȱȱȱȱ£ǰȱ ȱ ȱ
DZ 174 ȱ ȱȱȱȱ£ǰȱ ȱ ȱ
DZ annehmen:
ȱ
Abb. 35: Martin Luther CranachWerkstatt?175 1532 (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister M-1918-PS01).
ȱ
Abb. 36: Philipp Melanchthon CranachWerkstatt?176 1532 (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister Am-1919-PS01).
174 Hinz 1993, S. 75. Holste 2004, S. 190, erklärt sich dieses späte Datum der erstmaligen Darstellung Melanchthons durch Cranach daher, dass „durch die Person Luthers ȱ vorerst das Zugpferd der reformatorischen Bewegung verkörpert wurde“ und daher ȱ „möglicherweise kein Auftraggeber für die auf Bestellung arbeitende Cranachsche Werkstatt vorhanden“ war. Wahrscheinlich gab es ein erstes Melanchthon-Bildnis von Cranach schon 1526/7, siehe u., S. 114. ŚŞřȱ £ȱŗşşřǰȱǯȱŝśǯȱ 175 Kolb 2005, S. 478. Auf eine Entstehung außerhalb von Wittenberg, genauer: auf NordŚŞřȱ £ȱŗşşřǰȱǯȱŝśǯȱ deutschland die Holzart (Eiche) hinweisen, 1994, S. 194. ŚŞŚȱ £ȱ ŗşşřǰȱ ǯȱ ŝśǯȱ ȱ ŘŖŖŚǰȱkönnte ǯȱŗşŖǰȱauch §ȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ Klein ȱ ȱ ȱȱ ŚŞŚȱ £ȱŗşşřǰȱǯȱŝśǯȱ ȱŘŖŖŚǰȱǯȱŗşŖǰȱ§ȱȱȱ§ȱȱȱȱȱȱ 176 Kolb 2005, S. 478. Auf eine Entstehung außerhalb von Wittenberg, genauer: auf NordȱȱȱǰȱȱǮȱȱȱȱȱȱȱȱȬ deutschland könnte auch die Holzart (Eiche) hinweisen, Klein 1994, S. 194. ȱȱȱǰȱȱǮȱȱȱȱȱȱȱȱȬ ȱ ȱãȱ ȃȱȱȱǮã ȱȱȱûȱȱȱ ȱ ȱãȱ ȃȱȱȱǮã ȱȱȱûȱȱȱ ȱȱȱȱ ȃȱ ǯȱȱȱȱȱȱȬ ȱȱȱȱȃȱ ǯȱȱȱȱȱȱȬ ȬȱȱȱȱŗśŘŜȦŝǰȱȱǯǰȱǯȱŝşǯ ȬȱȱȱȱŗśŘŜȦŝǰȱȱǯǰȱǯȱŝşǯ ŚŞśȱ ȱ ŘŖŖśǰȱ ǯȱ ŚŝŞǯȱ ȱ ȱ ȱ đȱ ȱ ǰȱ DZȱ ȱ ȱ ŚŞśȱ ȱŘŖŖśǰȱǯȱŚŝŞǯȱȱȱȱđȱ ȱǰȱDZȱȱȱ ãȱȱȱ £ȱǻǼȱ ǰȱ ȱŗşşŚǰȱǯȱŗşŚǯ ŚŞŜȱ ȱ ŘŖŖśǰȱ ãȱȱȱ £ȱǻǼȱ ǰȱ ȱŗşşŚǰȱǯȱŗşŚǯ ǯȱ ŚŝŞǯȱ ȱ ȱ ȱ đȱ ȱ ǰȱ DZȱ ȱ ȱ ŚŞŜȱ ȱŘŖŖśǰȱǯȱŚŝŞǯȱȱȱȱđȱ ȱǰȱDZȱȱȱ ãȱȱȱ £ȱǻǼȱ ǰȱ ȱŗşşŚǰȱǯȱŗşŚǯ
ãȱȱȱ £ȱǻǼȱ ǰȱ ȱŗşşŚǰȱǯȱŗşŚǯ
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
ŝŗȱ ŝŗȱ Es gibt weitere Pendant-Bildnisse der beiden Reformatoren aus dem Jahre
ȱȱ ȱȬȱȱȱȱȱȱ ȱŗśřŘǰȱ£ǯǯȱ ȱȱ ȱȬȱȱȱȱȱȱ ȱŗśřŘǰȱ£ǯǯȱ 1532, z. B. das Frankfurter,177 Augsburger,178 Breslauer179 und das Regensȱ ȱ Doppelbildnis: burger ȱǰ ȱǰ ȱ ȱ ȱȱȱȱDZȱ ȱȱȱȱDZȱ ȱǰ ȱǰ ȱȱ
Abb. 37: Martin Luther 1532 (Regensburg, Historisches Museum, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Nr. 713a) (bpk / 1415-p / Foto: Lutz Braun).
ȱ ȱ Abb. 38: Philipp Melanchthon 1532 (Regensburg, Historisches Museum, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Nr. 713b) (bpk / 1412-p / Foto: Lutz Braun).
Dieser Wandel führt zu der Frage, ob Lucas Cranach d. Ä. auch den nach ȱȱ Luther und neben Melanchthon wichtigsten Gelehrten unter den Wittenȱȱûȱ£ȱȱǰȱȱȱȱǯȱ ǯȱȱȱȱȱȱ ȱȱûȱ£ȱȱǰȱȱȱȱǯȱ ǯȱȱȱȱȱȱ berger Theologen, nämlich Johannes Bugenhagen, in ähnlicher Weise darȱȱ ȱ ȱȱȱȱǰȱ§Ȭ ȱȱ ȱ ȱȱȱȱǰȱ§Ȭ gestellt hat. ȱ ȱǰȱȱ§ȱȱȱǯȱȱ ȱ ȱǰȱȱ§ȱȱȱǯȱȱ ȱȱ ȱ ȱ
Şǯȱȱȱȱ ȱȱȱȱȱǯȱ Şǯȱȱȱȱ ȱȱȱȱȱǯȱǯȱȱŗśřŝȱ ǯȱȱŗśřŝȱ ȱȱ ãȱȱȱȱȱȱ ȱȱ ãȱȱȱȱȱȱ ȱ ȱ
177 FR 2, Nrn. 314–15A, Format: 52,7 × 37 cm2. ûȱ ȱ ȱ ȮȱȮȱ ȱ ȱȱ ȱ ȱ ȱ Ȯȱ Ȯȱ ȱ ȱ ûȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ 178 FR 2, Nrn. 314–15 B. 179 FR 2, Nrn. 314–15 C . ŗśřŝȱȱ ȱȱȱ ãȱȱȱȱ ȱŗśřŘǰȱ ŗśřŝȱȱ ȱȱȱ ãȱȱȱȱ ȱŗśřŘǰȱ
ǰȱȱȱŗśřŘȱȱȱ§ȱǰȱȱȱȱ§ǰȱȱ ǰȱȱȱŗśřŘȱȱȱ§ȱǰȱȱȱȱ§ǰȱȱ ȱȱȱ£ ǯȱǮȱ ȃȱ£ǯ ȱȱȱ£ ǯȱǮȱ ȃȱ£ǯ ȱȱ ȱȱ ȱ ȱ ûȱ ȱȱ ȱ ȱ ȱ ȱ řŖǯȱ ȱ ȱȱ ȱȱ ȱûȱ ûȱ ȱ ûȱ ȱ ȱ ȱ ȱ řŖǯȱ ȱ ŗśřŘȱ ŗśřŘȱȱ ȱ ȱ ȱȱ ȱȱ ȱȱ ȱ Ȭȱ ȬȱǻŗśřŘȬŗśřŚǼ ǻŗśřŘȬŗśřŚǼ ȱ ȱ ȱ ȱ
ȱȱŘǰȱǯȱřŗŚȬŗś ǰ ȱDZȱśŘǰŝƼřŝȱŶǯ ȱȱŘǰȱǯȱřŗŚȬŗś ǰȱDZȱśŘǰŝƼřŝȱŶǯ ȱȱŘǰȱǯȱřŗŚȬŗś ǯ ǯ ȱȱŘǰȱǯȱřŗŚȬŗś ŚŞşŚŞş ǯǯ ȱȱŘǰȱǯȱřŗŚȬŗś ȱȱŘǰȱǯȱřŗŚȬŗś ŚŞŝŚŞŝ ŚŞŞŚŞŞ
Das erste Bildnis Johannes Bugenhagens von Lucas Cranach d. Ä.
105
8. Das erste Bildnis Johannes Bugenhagens von Lucas Cranach d. Ä. von 1537 auf dem Höhepunkt der Biographie des Doctor Pomeranus Für Johannes Bugenhagen stellte – auch in der Wahrnehmung Cranachs – das Jahr 1537 einen wesentlich deutlicheren biographischen Höhepunkt dar als das Jahr 1532, ja, ihm fehlten 1532 noch die universitären Qualifikationen, die es erlaubt hätten, ihn schon als Reformatoren bzw. „Wittenberger Gelehrten“ darzustellen.180 Erst nach seiner Rückkehr aus Lübeck in den Wittenberger Alltag am 30. April 1532 hatte Johannes Bugenhagen mit seiner Jeremia-Vorlesung (1532–1534)181 die Krönung seines exegetischen Werks auf den Weg gebracht,182 die Reformation in Pommern vorbereitet (1534/35),183 war am 17. Juni 1533 unter dem Dekanat von Justus Jonas zum Doktor der Theologie promoviert worden und 1535 Professor geworden. Der Gelehrtenmantel auf dem Bild von 1537 entspricht diesem neuen Status.184 180 Allerdings ist zu beachten, dass Bugenhagen schon am 1. August 1532 zusammen mit Luther, Jonas und Melanchthon ein Gutachten abgibt (MBW 2, S. 75 [Nr. 1264]; S. 75 f. [Nr. 1264]) und damit als einer der „Wittenberger Gelehrten“ erscheint. 181 Leder 2002 b. 182 Ahuis 2010. 183 Leder 2002 c. 184 Bugenhagen bekleidete zu diesem Zeitpunkt auch das Amt des Obersuperattendenten des sächsischen Kurkreises, der er seit der Wittenberger Kirchenordnung von 1533 war. Von 1523 bis 1533 war er als Stadtpfarrer auch Superintendent von Wittenberg. Erst 1555 wurde Bugenhagen Generalsuperintendent von Kursachsen, Garbe 2010, S. 229. Allerdings wurde „bereits 1528 … der Wittenberger Pfarrer von den Visitatoren als Obersuperattendent benannt“ (Krarup 2007, S. 296, Anm. 222, mit Hinweis auf Pallas 1906, S. VI und 2). Da Bugenhagen zwischen 1528 und 1532 aber die Reformation in Braunschweig, Hamburg und Lübeck organisiert hat, hat er diese Funktion im sächsischen Kurkreis bis zu diesem Zeitpunkt kaum ausüben können. Zäh hält sich die Kunde, Bugenhagen sei unmittelbar nach seiner Doktor-Promotion 1533 von Johann Friedrich dem Großmütigen zum Generalsuperintendenten ernannt worden (z. B. Bellermann 1859, S. 102; Moeller 1983, S. 326). „Als im November 1535 der päpstliche Nuntius Vergerio bei einem Besuch in Wittenberg die Frage nach der Ordination stellte, ergab sich übereinstimmend aus den Auskünften Luthers und Bugenhagens, dass der Stadtpfarrer für die Ordinationen in Wittenberg zuständig war, diese also dort praktiziert wurden“ (Leder 2008 d, S. 166; vgl. a. Kretschmar 1999, S. 196) – obwohl Bugenhagen grundsätzlich der Meinung war, dass die Ordination in die Gemeinde gehöre (Kretschmar 1999, S. 197; Leder 2008 d, S. 166). Die Weisung des Kurfürsten vom 12. Mai 1535 – und das Eintreten Luthers für sie (Kretschmar 1999, S. 197) taten
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Nach seiner Rückkehr aus Pommern war Bugenhagen am 19. September 1535 unter dem Dekanat Martin Luthers in die theologische Fakultät aufgenommen worden und hatte damit die vierte Professur inne. Nachdem man Anfang 1536, wie schon 1527,185 nach Jena ausgewichen war,186 war es Luther gelungen, die Gefahren der Pest herunterspielend, den Lehrbetrieb nach Wittenberg zurück zu verlegen, der dann „allmählich wieder einsetzte“.187 Kurfürst Johann Friedrich hatte „die letzte Etappe der Vorbereitungen für die von ihm bereits kurz nach dem Regierungsantritt angekündigte Fundation der Universität ein(geleitet).“188 Auf diese Weise konnte der Lehrbetrieb an der gesamten Universität, speziell auch innerhalb der theologischen Fakultät, entsprechend den neuen Statuten verbessert werden, die Philipp Melanchthon 1533 verfasst hatte. Am 5. Mai 1536 war die Fundation durch den Kurfürsten erfolgt: Sie schuf klare Verhältnisse in der Besoldung der Lehrkräfte und unterhielt verbindliche Anweisungen für die Gestaltung des Lehrbetriebs. Damit ergab sich für Johannes Bugenhagen als Stadtpfarrer die Verpflichtung, jeweils dienstags und donnerstags über das Matthäus-Evangelium und darüber hinaus das Deuteronomium „und jhe zu zeiten einen cleinen propheten“ zu lesen,189
was nicht bedeutet, dass dies auch wirklich geschah. Vielmehr scheint Bugenhagen lediglich Ende 1535 seine Vorlesung über den 1. Korintherbrief mit Kapitel 10 wieder aufgenommen zu haben.190
185 186
187 188 189 190
ihre Wirkung (Kretschmar 1999, S. 214), und: im November 1535 war Bugenhagen bereits seit etwa zwei Monaten Wittenberger Theologieprofessor, und: „An sich hatte die Fakultät aber die Ordination an Johannes Bugenhagen übertragen, eben als Stadtbischof Wittenbergs und inzwischen Generalsuperintendenten des Kurfürstentums (sic!),“ (Kretschmar 1999, S. 197). (Zum Ganzen vgl. schon Krumwiede 1967, S. 109– 119, zu Bugenhagen S. 113). Damit tritt das Jahr 1532 als Jahr der Übertragung der „Superattendentur (sic!) für den Kurkreis rechts der Elbe“ (Holfelder, S. 357, u. v. a. m.) in den Hintergrund (Leder 1985, S. 91, betont unscharf für die Zeit nach seiner Rückkehr aus Lübeck: „Mit der fortschreitenden kirchlichen Neuordnung wird Bugenhagen Generalsuperintendent für den rechtselbischen Kurkreis.“). Lorenzen 2008, S. 329; dazu Rez.: Ahuis 2008. Dieses mehrfache Ausweichen nach Jena begünstigte die Verlegung der ernestinischen Universität, genauer, der theologischen Fakultät von Wittenberg nach Jena als Folge des Schmalkaldischen Krieges. Vgl. dazu auch Walter 2006. Leder 2008 d, S. 161; die vorangehenden Ausführungen im Anschluss an Leder 2008 d, S. 160 f. Leder 2008 d, S. 161. Leder 2008 d, S. 161, mit Anm. 19. Leder 2008 d, S. 160; Gummelt 1994b, S. 199; Junghans 2005 c.
Das erste Bildnis Johannes Bugenhagens von Lucas Cranach d. Ä.
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Am 12. Mai 1535 hatte der Kurfürst die Weisung an die Superintendenten erlassen, „alle Bewerber für ein geistliches Amt sollten fortan nach Wittenberg geschickt werden, um dort durch ‚die Gelehrten der Heiligen Schrift‘ ordiniert zu werden.“191 Bugenhagen lehnte diese zentralisierte Ordination im Grunde ab, „weil die Gemeinde und ihr Pfarrer für ihn untrennbar zusammengehörten“.192 Im Jahre 1536 fand im Schloss Torgau die auf dem Greifswalder CroyTeppich von der Cranach-Schule festgehaltene Eheschließung zwischen Philipp I. von Pommern und Maria von Sachsen, der Tochter Johanns des Beständigen und Halbschwester Johann Friedrichs des Großmütigen, durch Martin Luther in Anwesenheit von Philipp Melanchthon auf der sächsischen Seite und Johannes Bugenhagen auf der pommerschen Seite statt.193 Damit bekannten sich die Pommern zum Luthertum, obwohl es auf dem Landtag von Treptow 1534 nicht gelungen war, die Pommersche Kirchenordnung zu verabschieden, und es noch bis zum Tode des letzten altgläubigen Bischofs von Cammin Erasmus von Manteuffel-Arnhausen und dem Amtsantritt von Bartholomäus Suawe als erstem evangelischen Bischof am 4. Mai 1545 dauern sollte, dass die Reformation in Pommern umgesetzt werden konnte. Am 21. Mai 1536 hatten die Vorbereitungen für eine Zusammenkunft der Wittenberger Theologen mit den Oberdeutschen begonnen, an deren Ende die „Wittenberger Konkordie“ vom 29. Mai 1536 stehen sollte. Ob Bugenhagen an den Verhandlungen beteiligt gewesen ist, ist nicht erkennbar;194 unterschrieben hat er die Konkordie aber. Im Dezember 1536 hatte Luther mit den „Schmalkaldischen Artikeln“ „sein abschließendes theologisches Credo“ formuliert.195 Bei den Beratungen über die Konzilsfrage in Schmalkalden vertrat Bugenhagen neben Luther und Melanchthon die Wittenberger.106 Die Drei empfahlen, die Einladung zu einem Konzil durch Papst Paul III. vom 2. Juni 1536 nicht strikt abzulehnen, sondern abzuwarten, konnten sich aber nicht durchsetzen.197
191 Leder 2008 d, S. 164 f. 192 Leder 2008 d, S. 166. 193 Bezeichnenderweise blicken sowohl Melanchthon als auch Bugenhagen – entsprechend dem Stammbuch Lucas Cranachs d. J. – zum linken Bildrand, obwohl doch die Darstellung der Beiden als Pendants in diesem Falle näher gelegen hätte. 194 Leder 2008 d, S. 170. 195 Leder 2008 d, S. 173. 196 Leder 2008 d, S. 174. 197 Leder 2008 d, S. 174 f.
ŝŚȱ 108
Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
ȱ £ǯ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ ȱȱȱȱûȱȱȱȱ£ȱǰȱȱȱȱ Da sich Luthers Nierensteinleiden dramatisch verschlimmerte, war Bugenȱ ȱ ȱ ȱ £ǯǯȱ ûȱ ȱ Ȭ hagen nicht nur für ihn als Seelsorger zur Stelle, sondern auch als Vertreter ȱȱǯ ȱȱȱûȱȱãȱȬ der theologischen Interessen Luthers z. B. gegenüber Melanchthon insbeȱǯ ȱ sondere in der Abendmahlsfrage.198 Bugenhagen sorgte für einen versöhnlichen Abschluss der Verhandlungen.199
Abb. 39: 1536/37 Unterschrift der Reformatoren unter die Schmalkaldischen Artikel.
Luthers Gesundheitszustand verschlechterte sich weiter. Der Reformator sah den Tod auf sich zukommen, wollte aber in Kursachsen sterben. Auf ȱ nach Wittenberg beichtete Luther in Goder Rückreise von Schmalkalden tha dem Pomeranus und traf letztwilllige Verfügungen.200 Am 14. März 1537 kehrten Luther, Bugenhagen, Spalatin und der ihnen bis Erfurt ȱ £ȱȱȱ ǯȱȱȱȱȱ entgegen gereiste Justus Jonas nach Wittenberg zurück. ȱ£ǰȱ ȱȱ ȱ ȱǯȱȱ ȱûȱȱ Zwickau brachte sich im März 1537 mit dem von Leonhard Beyer vom Zaun gebrochenen Streitȱ um die Anstellung von Kirchen-ȱ und Schuldieȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ nern in Erinnerung, in welchem sich die Wittenberger Gelehrten um eine ȱ ûǯ ȱ ȱ ŗŚǯȱ §£ȱ ŗśřŝȱ ȱ ǰȱ ǰȱȱ Schlichtung bemühten.201
ȱȱȱȱȱȱȱ ȱ ȱȱȱ£Ȭ
198 Leder 2008 d, S. 176. 199 Leder 2008 d, S. 178. 200 Leder 2008 d, S. 179. ȱȱȱȱ§£ȱŗśřŝȱȱȱȱȱ¢ȱȱȱȬ 201 Leder 2008 d, S. 180; WA Br 8, S. 57 f.
ȱȱȱȱȱȱ Ȭȱȱȱȱǰȱȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ûǯ ȱȱ §DZȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ §ǯ ȱȱ
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Das erste Bildnis Johannes Bugenhagens von Lucas Cranach d. Ä.
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Eine Auffälligkeit: Christoph Ering wird in dem Schriftwechsel nicht erwähnt.202 Aber 1537 ist auch das Jahr, in welchem Christoph Ering mit der Einweihung der Kirche in Joachimsthal, einer kirchenaufsichtlichen Aufgabe, betraut wurde. Bevor Johannes Bugenhagen am 8. oder 9. Juni 1537 zusammen mit seiner Familie Wittenberg in Richtung Dänemark verließ, muss Lucas Cranach d. Ä. Johannes Bugenhagen porträtiert haben; als Wittenberger Bürgermeister, der Cranach 1537 zum ersten Mal wurde,203 stellte er – selbst auf dem Höhepunkt seiner Karriere – „seinen“ Stadtpastor auf dessen biographischem Zenit dar: als „Wittenberger Gelehrten“, als Reformator. 1537 hatte Bugenhagen noch JOHANNES KNIPSTRO zum Generalsuperintendenten von Pommern ordiniert.204 Kurz vor seiner Abreise nach Dänemark erfolgte noch die Promotion des Dänen Peder Palladius und des aus Husen im Herzogtum Kleve stammenden Tileman (von Hussen) zur Vorbereitung ihrer Aufgaben als Superintendenten von Seeland mit Residenz in Kopenhagen und gleichzeitig Theologe an der Theologischen Fakultät Kopenhagen (ab September 1537) bzw. (Tileman) als Theologe an der Theologischen Fakultät der Universität Kopenhagen, Erzieher von Christians Tochter Anna (Herbst 1537) und „Bischof “ von Schleswig (1542) durch Bugenhagen Anfang Juni 1537 in Wittenberg.205 Diese Promotionen unterstreichen das Gewicht, das Bugenhagen dem theologisch Gelehrten für das kirchenleitende Amt beimaß. Großes stand bevor:206 Am 12. August 1537 krönte Bugenhagen König Christian III. von Dänemark und seine Frau in Kopenhagen, überbrachte die von dänischen Theologen entworfene und von (Luther und) ihm in Wittenberg kritisch durchgesehene Kirchenordnung, lehrte an der Universität Kopenhagen und ordinierte die dänischen Superintendenten,207 lehnte 202 Dies wird damit zusammen hängen, dass Beyer als Superintendent erster Ansprechpartner war. Wenn Johannes Pfeffinger, Georg Major und Caspar Cruciger sich während ihres vierwöchigen Aufenthaltes ab dem 29. März 1548 in Zwickau auf ihrem Wege zum Reichstag in Augsburg auf Anraten des Zwickauer Stadtrats mit Beyer und Ering „über kirchliche und besonders Schulangelegenheiten … besprechen“ (Klopfer 1822, S. 11), so erklärt sich dies aus der Rollenverschiebung zwischen den Beiden ca. fünf Monate vor Beyers Demission. Zur Berater-Rolle Melanchthons „in allen Angelegenheiten, die die Schule betrafen“, vgl. Fabian 1890, S. 50–57. 203 Lücke 1994, S. 63. 204 Leder 2002 c, S. 352. 205 Abschluss: 6. Juni 1537: Leder 2008 d, S. 185. 206 Schwarz Lausten 2008, S. 104–118. 207 Leder 2002 d, S. 385 f.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
aber die Annahme des Bischofsamtes ab. Erst am 4. Juli 1539 traf er mit seiner Familie wieder in Wittenberg ein. Bugenhagen hatte sich in dem allem so betätigt, wie er 1547 auf dem Wittenberger Reformationsaltar dargestellt wird: als Petrus – nicht als Nachfolger Petri und damit Konkurrent des Papstes, sondern als Petrus selbst und damit als Jünger Jesu. Diese Selbst- und Fremdwahrnehmung ließ ihn über allem stehen. Die deutlich prächtigere Schaube als auf dem Bild von 1537 entspricht dieser neuen Stellung Bugenhagens.208 So wird Bugenhagen 1547 nur anscheinend klein abgebildet, weil sitzend, und deutlich größer als Luther und Melanchthon.209 Erst 1569 stellt Lucas Cranach d. J. Johannes Bugenhagen auf dem Grabmal für Paul Eber mit dem violetten Generalsuperintendenten-Mantel210 dar, bezeichnenderweise mit der Spitzhacke in der Hand Ordnung schaffend im Weinberg des Herrn.211 Der biographische Status des Pomeranus, der die Voraussetzung für dieses kirchenleitende Amt schafft, ist in dem Bildnis aus dem Jahre 1537 erfasst. Es muss vor seiner Abreise am 8. oder 9. Juni 1537 nach Dänemark begonnen und bis zum Tod von Hans Cranach am 9. Oktober 1537, möglicherweise aber schon unmittelbar nach Cranachs Antritt des Bürgermeisteramtes im selben Jahr, fertig gestellt worden sein.212
9. Das Porträt Johannes Bugenhagens (1537) – Teil eines Doppelbildnisses? Bugenhagen war jetzt Doktor der Theologie und Universitätsprofessor. Als Wittenberger Gelehrter ließ er sich von Lucas Cranach d. Ä. porträtieren. Die Darstellung Bugenhagens verzichtet auf alles Beiwerk. Die Konzeption als Brustbild und nicht als Gürtelbild übergeht die Darstellung der Hände, die nach dem Stammbuch Lucas Cranachs d. J. leer sind.213 Mit 36,5 × 24 cm2 ist das Bildnis auch erheblich kleiner als das „Bildnis C E“
208 209 210 211 212 213
Es handelt sich um die Pelzschaube eines Richters (siehe u., S. 129, Anm. 294). Kretschmar 1999, S. 191. So auch auf dem Dessauer Abendmahlsbild. Steinwachs 2001. Siehe o., S. 109. Siehe u., S. 118.
Das Porträt Johannes Bugenhagens (1537) – Teil eines Doppelbildnisses?
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mit 54 × 38,5 cm2 214 und entspricht damit in etwa den Maßen der Bildnisse von Luther und Katharina von Bora von 1526 (Eisenach) (37,5 × 24,4 cm2), 1528 (37,5 × 23,5 cm2) bzw. 1529 (37 × 23 cm2).215 Wenn dieses Format und das Sims mit Inschrift und Signum216 auf dem unteren Teil des Bildes aber bewirken, dass „die Darstellung seiner Person monumentalisiert und mit Bedeutung beladen wird,“217 muss dies auch für andere Bildnisse des Jahres 1537 mit diesen Merkmalen gelten.218 Augenfällig ist „der leicht bedrückt wirkende, direkte Blick zum Betrachter, mit dem Cranach wiederum seine Wertschätzung der dargestellten Person zum Ausdruck zu bringen scheint.“219 Dieses Porträt steht dem aufwändigen Bildnis von Christoph Ering aus dem Jahre 1532 in Qualität deutlich nach. Der Hintergrund wirkt schnell gemalt, auch das sichtbare linke Ohrläppchen scheint nicht ausgearbeitet;220 vielleicht ist das Bildnis unter hohem Zeitdruck zustande gekommen.221 Aber weder diese Auffälligkeiten noch das kleinere Format sind Argumente gegen die Annahme, dass das Bugenhagen-Porträt ein Pendant zum Ering-Porträt darstelle. Das würde bedeuten, dass das Ering-Porträt sich 1537 noch in Wittenberg befand und als Gegenüber für das Bugenhagen-Porträt diente. Hierfür spricht auch, dass Cranach die Altersangabe für Christoph Ering (im 42. Lebensjahr) nachtrug, um diesen von dem 52 Jahre alten Johannes Bugenhagen zu unterscheiden, der trotz des Altersunterschieds von zehn Jahren jünger wirkt als Christoph Ering.
214 Auf den Doppelbildnissen Luthers und Katharinas von Bora von 1526 ist es umgekehrt: Luther ist als Brustbild und Katharina als Gürtelbild dargestellt. 215 Holste 2004, S. 272. 216 Das Signum sowohl auf dem „Bildnis C E“ als auch auf dem Bugenhagen-Bildnis ist kein Gegenargument gegen die These des Pendant-Bildnisses. Denn es ist im Bugenhagen-Bild Bestandteil des Simses und nicht des Bildnisses selbst. Es kann aber ein Hinweis darauf sein, dass die Bildnisse schon früh unterschiedliche Wege nahmen. 217 Holste 2004, S. 221, die an die ähnliche Darstellung Luthers 1520 erinnert. 218 Siehe u., S. 115. 219 Holste 2004, S. 221. 220 Holste 2004, S. 221. 221 War das Bugenhagen-Bildnis für Dänemark bestimmt?
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ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ Ȭ Ȭ§ȱȱȱ£ȱȬ§ȱǯȱȱ ûȱǰȱȱȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ Ȭ§ȱ ȱ ŗśřŝȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ûȱ ûȱȬ ȱ Ȭ Ȭ§ȱȱȱ£ȱȬ§ȱǯȱȱ ûȱǰȱȱȱ Ȭ§ȱ ǯȱ ûȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ûȱ Ȭ§ȱ ȱ ŗśřŝȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ûȱ ûȱ ȱ Ȭ ȱȱǻȱŚŘǯȱǼȱǰȱȱȱȱȱśŘȱ ȱȱ Ȭ Ȭ§ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ûȱ ȱ ȱ £ȱ ûȱ ǰȱ £ȱ ȱȱ ȱ 112 ǯȱ Das „Bildnis C ȱ E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532 ȱ £ȱ ȱȱǻȱŚŘǯȱǼȱǰȱȱȱȱȱśŘȱ ȱȱ Ȭ ȱûȱ ȱȱȱǯȱȱ ȱ ȱ £ȱ ǰȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱûȱ ȱȱȱǯȱȱ
ȱ
Abb. 40: Christoph Ering 1532 (Hamburg, Kirchenkreis Hamburg-Ost).
ȱ
Abb. 41: Johannes Bugenhagen 1537 (Wittenberg, Lutherhalle).
ȱ ȱ Hinzu kommt, dass auch bei Pendant-Bildnissen von Luther und Melan2 2 nicht gar 19 ×ȱ 15 cm eherȱ das kleinere Format von 35 × 23 cm , wenn
£ȱchthon ǰȱ ȱ ȱ Ȭȱ ȱ ȱ ȱ gewählt wurde und nur in Ausnahmefällen wie den Frankfurter Bildnissen ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ řśƼŘřȱ Ŷǰȱ ȱ ȱ ȱ ŗşƼŗśȱ Ŷȱ §ȱ ȱ das Format von 52,5 × 37 cm2,222 und: Auch die Bildnisse von Spalatin und ȱ ȱȱȱ§ȱ ȱȱȱȱȱȱȱśŘǰśƼřŝȱ Melanchthon aus dem Jahre 1537 weisen das Format 34,6 × 22,5 bzw. Ŷǰ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśřŝȱ
£ȱȱ DZȱ ǰȱ ȱ Ȭȱ ȱ ȱ ȱ ȱ 34,5 × 22,6 cm2ȱ auf.223ȱ ȱ Wenn so das Bildnis von Johannes Bugenhagen der unterschiedli ȱȱȱřŚǰŜƼŘŘǰśȱ£ ǯȱřŚǰśƼŘŘǰŜȱŶȱǯ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ řśƼŘřȱ Ŷǰȱ ȱ ȱ ȱtrotz ȱ ŗşƼŗśȱ Ŷȱ §ȱ ȱ chen Größe als Pendant-Bild zu demjenigen von Christoph Ering angeseȱȱȱȱȱ ȱȱ£ȱȱȱ ãđȱ ȱȱȱ§ȱ ȱȱȱȱȱȱȱśŘǰśƼřŝȱ hen werden kann (unterschiedliche Bildgrößen und unterschiedliche Entȱ Ȭȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ 224, ȱ Ŷǰ ȱ DZȱstehungsjahre ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱǻȬ ŗśřŝȱ kamen beiȱ Pendant-Bildnissen Cranachs auch sonst vor)ȱ ȱ ãđȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ ȱȱȱřŚǰŜƼŘŘǰśȱ£ ǯȱřŚǰśƼŘŘǰŜȱŶȱǯ ȱ 222 FR 2, Nr. 131. Ȭȱ ȱ ȱ ȱ Ǽ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱȱȱȱ ȱȱ£ȱȱȱ ãđȱ 223 Siehe u., S. 115.
224 Die unterschiedlichen Größen Bildnisse einesȱ niederländischen Herrn und seiner ȱ ǻȬ ȱ Ȭȱ £ȱ ȱ ȱderȱ ȱ ȱ śřŘȱȱŘǰȱǯȱŗřŗǯ Frau, um 1508: 47,7 × 35,2 cm2 / 42,2 × 33,5 cm2, Holste 2004, S. 265 können die Folge ȱ ãđȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ śřřȱȱǯǰȱǯȱŝşǯ von Beschneidungen sein: Die Nischen auf der Rückseite deuten darauf hin, dass das Frauenbild linksȱ und ȱ rechts schwach beschnitten ist, so dass beide ȱ Bilder ursprüngśřŚȱ ȱ ȱ Ȭȱ ȱ ȱ Ǽ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ãđȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ lich 35,2 cm breit gewesen wären. Nicht nur das Bild der Frau ist unten beschnitten
ŗśŖŞDZȱŚŝǰŝƼřśǰŘȱŘȱȦȱŚŘǰŘƼřřǰśȱŘǰȱ ȱŘŖŖŚǰȱǯȱŘŜśȱãȱȱȱȱȱDZȱȱ (Brinkmann 2007, S. 138), sondern auch dasjenige des Mannes oben und eventuell ȱȱȱûȱȱȱǰȱȱȱȱȱȱȱ ȱȬ śřŘȱȱŘǰȱǯȱŗřŗǯ auch ein wenig unten. Noch deutlicher sind die Unterschiede der Maße der wohl als ȱǰȱȱȱȱȱûȱřśǰŘȱȱȱ ȱ §ǯȱȱȱȱȱȱȱȱ śřřȱȱǯǰȱǯȱŝşǯ ȱȱǻȱŘŖŖŝǰȱǯȱŗřŞǾǰȱȱȱȱȱȱȱȱȱ śřŚȱ ȱ ȱ ãđȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱȱ ȱǯȱȱȱȱȱȱȱđȱȱ ȱȱȱ£Ȭ ŗśŖŞDZȱŚŝǰŝƼřśǰŘȱŘȱȦȱŚŘǰŘƼřřǰśȱŘǰȱ ȱŘŖŖŚǰȱǯȱŘŜśȱãȱȱȱȱȱDZȱȱ ȱ ǻ ȱ ŘŖŖŚ ǯȱ ŗřŘǼ ȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ ǻŚřǰřƼřŘǰŜȱ ŘǼȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱȱûȱȱȱǰȱȱȱȱȱȱȱ ȱȬ ȱǻřŚǰśƼŘŘǰśȱŘǼǰȱȱȱȱȱȱŗśřŝȱǻǷǼǰȱ ȱŘŖŖŚǰȱǯȱŘŜşǯȱȱȱãǰȱȱ
ȱǰȱȱȱȱȱûȱřśǰŘȱȱȱ ȱ §ǯȱȱȱȱȱȱȱȱ ȱȱǻȱŘŖŖŝǰȱǯȱŗřŞǾǰȱȱȱȱȱȱȱȱȱ ȱȱ ȱǯȱȱȱȱȱȱȱđȱȱ ȱȱȱ£Ȭ ȱ ǻ ȱ ŘŖŖŚ ǯȱ ŗřŘǼ ȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ ǻŚřǰřƼřŘǰŜȱ ŘǼȱ ȱ ȱ ȱ ȱǻřŚǰśƼŘŘǰśȱŘǼǰȱȱȱȱȱȱŗśřŝȱǻǷǼǰȱ ȱŘŖŖŚǰȱǯȱŘŜşǯȱȱȱãǰȱȱ
Das Porträt Johannes Bugenhagens (1537) – Teil eines Doppelbildnisses?
113
dann interpretieren sich diese beiden Bilder gegenseitig, ja, durch die nachträgliche Einfügung des Lebensalters von Christoph Ering in dem Bild von 1532 hätte Lucas Cranach d. Ä. eine Beziehung zwischen beiden Bildern, zwischen Bugenhagen im 52.225 und Ering im 42. Lebensjahr hergestellt.226 Da Christoph Ering im 42. Lebensjahr älter wirkt als Johannes Bugenhagen im Alter von fast 52 Jahren, war der Nachtrag zwingend erforderlich, wenn denn eine Beziehung zwischen den beiden Bildnissen und den auf ihnen Porträtierten hergestellt werden sollte. Es war oben schon darauf hingewiesen worden, dass das Bildnis von Christoph Ering aus dem Jahre 1532 auf ein Pendant hin konzipiert gewesen sein könnte, das nicht sofort zur Ausführung kam.227 Es ist allerdings auch möglich, dass das Porträt Erings zunächst als Einzelbild gedacht war mit der Absicht, dass es z. B. in Leipzig aufgehängt würde und Christoph Ering sich als inzwischen zu den Wittenbergern Konvertierten zu erkennen gab. Jedenfalls wird es nicht als Konkurrenz-Bild zu Luther gedacht und daher auch nicht für das Wittenberger Publikum gedacht gewesen sein. Das Jahr 1532 mochte angesichts des Nürnberger Anstands besondere Hoffnungen für eine Stärkung der Evangelischen, darunter Erings Vater Hans, in Leipzig erweckt haben.228 Doch Georg der Bärtige wies die Evangelischen aus Leipzig aus. Das mag der Grund dafür gewesen sein, dass das „Bildnis C E“ nicht schon 1532 nach Leipzig gelangte, sondern bis mindestens 1537 in Wittenberg blieb – und dort als Pendant für das Bugenhagen-Porträt diente. Hierfür spricht eine weitere Beobachtung aus der Vorgeschichte der Doppelbildnisse: Auf den Doppelbildnissen von Martin Luther und Katharina
225
226 227 228
Pendants aufzufassenden (Holste 2004, S. 132) Bildnisse von Georg dem Bärtigen (43,3 × 32,6 cm2) und Barbara von Sachsen (34,5 × 22,5 cm2), beide aus der Zeit nach 1537 (!), Holste 2004, S. 269. Auf die Möglichkeit, dass über einen Zeitraum von sieben Jahren und mehr hinweg ein Pendantbildnis entsteht, weist Holste 2004, S. 99 (Holzschnitte Friedrichs des Weisen von 1525 und Johanns des Beständigen nach dessen Tode am 16. August 1532) hin. Von Friedrich dem Weisen existieren Bildnisse aus den Jahren 1522, 1525 und 1527 in unterschiedlichen Formaten (46 × 29 cm2; 28,5 × 23,5 cm2; 39,7 × 26,5 cm2), zweimal (1522; 1527) als Gürtelbild und einmal als Brustbild (1522), Holste 2004, S. 266.285. Das Bild muss wegen der Abreise Bugenhagens nach Dänemark am 8. oder 9. Juni 1537 (siehe o., S. 110) noch vor Bugenhagens 52. Geburtstag am 24. Juni 1537 gemalt worden sein. Luther befand sich zu diesem Zeitpunkt im 49. Lebensjahr. Siehe o., S. 88. Siehe o., S. 35 u.ö.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
von Bora aus dem Jahre 1526 hat Luther die gleiche Augenstellung wie Christoph Ering und Katharina von Bora wie Johannes Bugenhagen. Dieses Argument wiegt schwerer als der Befund, dass es aus dem Jahre 1532 noch zwei weitere Porträts gibt, auf denen der Dargestellte jeweils zum linken Bildrand blickt und die insofern Pendants zu „C E“ sein könnten: FR 2, Nr. 340: Bildnis eines bartlosen Mannes mit Barett (mit Abbildung),229 und FR 2, Nr. 340B: Bildnis des Fürsten Georg von Anhalt.230 Ihre Kleidung (breites Barett mit Hutagaraffe mit einer rot gekleideten Frau, Kleid schwarz / weiß, Kette mit Amulett FR 2, Nr. 340; Pelzschaube, beschlagenes Kästen in den Händen, FR 340B) unterscheidet sich so sehr von derjenigen von „C E“, dass sie als Pendants nicht in Frage kommen. Außerdem ist nicht über allen Zweifel erhaben, dass auf FR 2, Nr. 340B tatsächlich Georg von Anhalt dargestellt ist. Die Unterschiede auch in der Physiognomie gegenüber dem Porträt Georgs aus dem sog. Briefbuch von 1538/39231 sind zu deutlich. Während die Bildnisse Erings, Luthers und Melanchthons aus dem Jahr 1532 jeweils als Gürtelbild gestaltet sind, haben Lucas Cranach d. Ä. und/ oder seine Werkstatt 1537 verschiedene Brustbilder, jeweils mit Sims, gemalt: Johannes Bugenhagen, aber auch Georg Spalatin und Philipp Melanchthon. Cranach bzw. seine Werkstatt stellen zwischen dem Melanchthon-Bildnis von 1537 und dem Dresdner Bildnis von 1532 einen deutlichen Bezug her: Auf beiden Bildern wird Melanchthon im Alter von 30 Jahren dargestellt,232 d. h. in dem Alter, in welchem er sich im Jahre 1526/7 befand. Die Angabe auf dem Bild von 1537: C2 („copia secunda“) kann ein Hinweis darauf sein, dass das Dresdner Bild von 1532 die copia prima darstellt233 und dieser ein Original aus dem Jahre 1526/7, also dem dreißigsten Lebensjahr Melanchthons, voraufgeht.
229 230 231 232
Vgl. auch die Kommentierung von Koepplin 1976, S. 700 (zu Nr. 623). Abb. bei Grote 1929, S. 58. Evangelische Landeskirche Anhalts 1997, S. 28 f. H. JACOB-F RIESEN, in: R.Stamm (Hg.), Lucas Cranach der Schnellste. Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen 2009, Bremen 2009, S. 14 (Text). 233 Darauf weist auch die Auffassung hin, dass es sich bei dem Dresdner Doppelbildnis von 1532 um ein Bild der Cranach-Werkstatt oder der Cranach-Schule handelt, siehe o., S. 103, Anm. 176. Außerdem wirkt Melanchthon auf dem Dresdner Bildnis von 1532 jünger als auf dem Regensburger Bildnis von 1532.
ȱŗśřŝȱȱǰȱ ȱȱǰȱDZȱ ȱǰȱ ȱȱ ȱȱ ȱ ȱǯȱȱȱ£ ǯȱȱȱ ȱȱ ȱȱ ȱ ȱǯȱȱȱ£ ǯȱȱȱ ȱ£ ȱȱȬȱȱŗśřŝȱȱȱȱȱȱ ȱ£ ȱȱȬȱȱŗśřŝȱȱȱȱȱȱ ŗśřŘȱȱȱ£ȱDZȱȱȱȱ ȱȱȱȱȱ ŗśřŘȱȱȱ£ȱDZȱȱȱȱ ȱȱȱȱȱ řŖȱ ȱǰ ȱǯǯȱȱȱǰȱȱ ȱȱȱȱ ȱŗśŘŜȦŝȱǯȱ ȱǯǯȱȱȱǰȱȱ ȱȱȱȱ ȱŗśŘŜȦŝȱǯȱ řŖȱ ȱǰ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśřŝDZȱ ȱ ȱ ǻǮȱ ȃǼȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǻǮȱ ȃǼȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśřŝDZȱ ȱǰȱȱȱȱȱȱŗśřŘȱȱȱȱȱȱȱ ȱȱȱ ȱǰȱȱȱȱȱȱŗśřŘȱȱȱȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśŘŜȦŝǰȱ ȱ ȱ đȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśŘŜȦŝǰȱ ȱ ȱ đȱ ȱ ǰȱ 115 Das Porträt Johannes Bugenhagens (1537) – Teil eines Doppelbildnisses? ǯȱȱ ǯȱȱ ȱ ȱ
Abb. 42: Georg Spalatin 1537 (Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inv. 941).
ȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱ ȱ ȱ Abb. 43: Philipp Melanchthon 1537 (Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inv. 940).
HOLGER JACOB-FRIESEN meint, den beiden Bildnissen von Georg Spalatin und Philipp Melanchthon auch das Bugenhagen-Bild von 1537 zuord nen zu können, und möchte „zumindest das Konterfei Luthers … gedank
ȱǰȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱ
ȱǰȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱ lich ergänzen“.234 Wenn auch die Wege der Bilder unterschiedlich waren – während „die beiden Karlsruher Gemälde eine bis ins 17. Jahrhundert zuȱȱȱȬȱȱŗśřŝȱ£ȱ£ȱãǰȱȱãȱ ȱȱȱȬȱȱŗśřŝȱ£ȱ£ȱãǰȱȱãȱ rückzuverfolgende fürstliche Provenienz“235 haben, hat das Bugenhagen ȱȱȱȱȱ Ǯ£ȱȱ ȱȱdzȱȱ§£ȃǯ Ǯ£ȱȱ ȱȱdzȱȱ§£ȃǯ ȱȱȱȱȱ Bild einen ganz eigenen, später zu beschreibenden Weg genommen –, so ȱȱȱ ȱȮȱ §ȱǮȱȱ ȱ §ȱȱȱ ist der Vorschlag, ein viertes Bild mitzudenken, hilfreich, sofern hier auf ȱȱȱ ȱȮȱ §ȱǮȱȱ ȱ §ȱȱȱ die Absicht des Malers abgehoben wird. Als viertes Bild kann aber auch ȱ ŗŝǯȱ ȱ £û£ȱ ûȱ £ȃȱ ȱ ǰȱ ȱȱ ȱȱ ȱ ŗŝǯȱ ȱ £û£ȱ ȱ ǰȱ das Bildnis Christoph Erings im Blick ûȱ gewesen sein.£ȃȱ Ȭȱȱ£ȱǰȱ§ȱ£ȱȱȱȱȮȱǰȱ Umgekehrt kann auch bei den Bildnissen von 1532 (Luther / MelanȬȱȱ£ȱǰȱ§ȱ£ȱȱȱȱȮȱǰȱ chthon, Ering) noch ein viertes vorgestellt gewesen sein. Als solches konnȱȱȱǰȱȱȱȱ£ǰȱǰȱȱȱȱȱȬ ȱȱȱǰȱȱȱȱ£ǰȱǰȱȱȱȱȱȬ te ein Bugenhagen-Bildnis 1532 aus den oben genannten Gründen noch nicht zur Ausführung kommen,236 während 1537 ein neues Ering-Bildnis nicht mehr erforderlich war. Sowohl das Ering-Bildnis von 1532 als auch śŚŗȱȱȱȱŗşşŝǰȱǯȱŘŞǯ śŚŗȱȱȱȱŗşşŝǰȱǯȱŘŞǯ das Bugenhagen-Bildnis von 1537 sind offen für ein Pendant und ergänzen śŚŘȱ ȱDZȱǯȱǻ ǯǼǰȱȱȱȱǯȱ ȱãđȱ śŚŘȱ ȱDZȱǯȱǻ ǯǼǰȱȱȱȱǯȱ ȱãđȱ gegenseitig das Bildkonzept Cranachs bzw. seiner Werkstatt. ȱŘŖŖşǰȱȱŘŖŖşǰȱǯȱŗŚȱǻ¡Ǽǯȱ ȱŘŖŖşǰȱȱŘŖŖşǰȱǯȱŗŚȱǻ¡Ǽǯȱ 234 Jakob-Friesen 2009. śŚřȱȱ ȱȱȱȱǰȱȱȱȱȱȱȱȱȱŗśřŘȱȱ śŚřȱȱ ȱȱȱȱǰȱȱȱȱȱȱȱȱȱŗśřŘȱȱ 235 Jakob-Friesen 2009. ȱȱȱȬȱȱȱȬȱǰȱȱǯȱǯȱŚŞŜǯȱđȱ ȱ 236 Siehe o., S. 88. ȱȱȱȬȱȱȱȬȱǰȱȱǯȱǯȱŚŞŜǯȱđȱ ȱ ȱȱȱȱȱȱŗśřŘȱûȱȱȱȱȱȱȱŗśřŘǯ ȱȱȱȱȱȱŗśřŘȱûȱȱȱȱȱȱȱŗśřŘǯ śŚŚȱ ȬȱŘŖŖşǯ śŚŚȱ ȬȱŘŖŖşǯ śŚśȱ ȬȱŘŖŖşǯ śŚś
ȱ ȬȱŘŖŖşǯ
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Gemeinsam ist den Gemälden von 1532 und 1537 Philipp Melanchthon. Durch die Angabe seines Alters auf den Bildnissen von 1532 und 1537 schafft Melanchthon eine Brücke zu der (sekundären) Altersangabe für Christoph Ering auf dessen Bildnis von 1532, und: Wie Luther auf dem Karlsruher Doppelbildnis zugunsten von Spalatin ausgeblendet wird, so tritt Luther 1532 zusätzlich ins Licht in der Darstellung von Christoph Ering, sofern Ering nach dem „Typos“ Luther gemalt ist. Das Lebensalter von Christoph Ering dürfte frühestens 1537 – von Lucas Cranach d. Ä.237 – nachgetragen worden sein und darauf hindeuten, dass das Bildnis Christoph Erings sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Cranach-Werkstatt in Wittenberg befand, bevor die Bildnisse unterschiedliche Wege nahmen. Nicht auszuschließen ist, dass das Bildnis Christoph Erings im Zuge der Reformation Leipzigs im Jahre 1539238 in seine Heimatstadt Leipzig gelangt ist. Die Wittenberger Fakultät begab sich damals nach Leipzig und Heinrich der Fromme und Moritz von Sachsen sowie der Kurfürst Johann Friedrich ebenfalls239 – es wäre verwunderlich, wenn Lucas Cranach d. Ä. nicht unter ihnen gewesen wäre. Immerhin wäre ein Leipziger Theologe, wie ein „Wittenberger Gelehrter“ nach dem Typus Luther dargestellt, für das sich verändernde Selbstbewusstsein dieser Stadt, aber auch angesichts der bis in den Herbst 1540 und darüber hinaus andauernden Widerstände,240 ein aussagekräftiges Symbol gewesen. Um so mehr versetzt in Erstaunen, dass Christoph Ering 1539 nicht als Superintendent ins albertinische Sachsen zurückging, zumal „für entscheidende Aufgaben – wie die Superintendenturen – kaum albertinische Theologen zur Verfügung standen.“241 Denkbar, wenn auch weniger wahrscheinlich, ist auch, dass Moritz von Sachsen erst nach seinem Regierungsantritt als Kurfürst 1547 das Bild seines Erziehers von Wittenberg nach Leipzig gelangen ließ.242 Jedenfalls hatten Bildnis und Abgebildeter längst eigene Wege genommen. Wenn Christoph Ering sich als „Wittenberger Gelehrter“ darstellen ließ, ist damit nicht gesagt, dass er diese Stelle tatsächlich einnahm. Immerhin könnte es ein Wunschbild Christoph Erings gewesen sein. Wenn auch be237 238 239 240 241 242
Siehe o., S. 74. Jadatz 2004, S. 60–71. Bornkamm 1939, S. 22. Bornkamm 1939, S. 22–25. Wartenberg 2005, S. 71. Zum „Schicksal der Universitäten Wittenberg und Leipzig“ als einer „sachliche(n) Einheit“ über 1547 hinaus, aber auch der „Zäsurkraft des Wendejahres 1547/48“ vgl. Töpfer 1994, S. 114–128.170–183, bes. 117 und 181.
Das Porträt Johannes Bugenhagens (1537) – Teil eines Doppelbildnisses?
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dacht werden muss, dass ehemals altgläubige Priester sich irgendwann zum Studium nach Wittenberg begaben – Bugenhagen ist das beste Beispiel dafür –, so sticht Christoph Ering doch durch das Bildnis heraus, das er von sich malen ließ.
10. Die Bildnisse Luthers, Melanchthons und Erings (1532) sowie Spalatins, Melanchthons und Bugenhagens (1537) und das fehlende vierte Bild ȱǰȱȱ§ȱȱȱ
Vier oder fünf Gelehrtenbildnisse miteinander zu vergleichen, ist für die ȱ Cranach-Forschung nicht neu. Es legt sich nahe, ein solches Bildprogramm ȱ als Interpretationsrahmen für das Bildnis von Christoph Ering heranzuziehen. ȱ Schon 1974 wies DIETER K OEPPLIN auf die Darstellung der Rundbilder ŗǯ ȱȱȱ §ȱǻȱȱŘŖǯŖŚǯŘŖŗŗǼȱȱȱȬ LUTHERS und MELANCHTHONS sowie AGRICOLAS243 und des ERASMUS DzȱȱȱȱřŖŜȱ ȱȱŘŞŚȱǻȱǯǰȱȱřǯǼǯȱ um das „Wappen des Professors Dr. Ulrich Schilling von Karlstadt“ aus ȱ dem Jahr 1531 hin:244 Es handelt sich hier um die Bildnisse eines TheoloȱŚŚDZȱ gen (Martin Luther) und von drei Mitgliedern philosophischer Fakultäten. ȱ
Abb. 44: Wappen des Professors Dr. Ulrich Schilling von Cannstadt Wittenberger Matrikelbuch, Yo_1_107v Lucas Cranach d. Ä. 1531/22.245
ȱ ȱ Gemeint ist wohl Rudolph Agricola. Řǯ 243 ȱ§ȱȱȱȱȱȱȱ 244 Koepplin 1974 b, S. 274. ȱ ȱȱ£ȱǰȱȱȱȬȱȱû ȱȱȱȱ 245 Koepplin 1976, S. 276; Schuchardt 1871, S. 161 f., Nr. 1: Karlstadt. ȱãđȱȱȱǯȱȱ ȱȱȱȱ ȱȱȱǻȱȱȱȱ£Ǽǯȱ ȱ řǯ ȱ ǰȱ ǯȱǯȱȱȱȱȱȱŗŝŖȬřŗŖȱȱ¡ȱ ȱȱȱȱȱǯȱȱûȱȱDZȱŗŚŞȬ ŘŞŞǯȱȱȱ ȱ ȱȱȱȱǻǯǯǰȱŘǯǼȱ Ȭ ǯȱȱ ȱ Śǯ ȱȱȱȱ§ȱȱȱȱdzȱ£ȱǻǯǯǼǯȱ ȱ śǯ ȱûȱȱȱ£ȱ
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
ŞŘȱ
DZȱȱȱȱ ȱ ȱȱ ȱȱ ȱȬ Drei Theologen (Martin Luther, Justus Jonas, Johannes Bugenhagen) und ȱȱȱȱǯ ȱȱ ȱ ȱȱȱȱȱȱ ein Mitglied der philosophischen Fakultät werden im Jahre 1547 – neben Ǯȱ §ȃȱȱ ǰȱȱȱȱȱȱȱȬ den Kurfürsten – in dem – mit Widmungen versehenen – „Stammbuch“246 Dzȱȱ ȱãȱȱȱŗśŚŗȱȱȱȱŗśŚŚȱȱȱȱȱ Lucas Cranachs d. J. festgehalten: die vier Reformatoren Justus Jonas und ȱǯ ȱ Johannes Bugenhagen sowie Martin Luther und Philipp Melanchthon.247 ȱ
Abb. 45: Das Stammbuch Lucas Cranachs d. J. 1547 (Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky Hamburg FG 1026: 9064).
246 Kritisch hierzu; Schuchardt 1851, S. 27–32. Zur Frage der Vorlagen bei Lucas Cranach d. Ä. vgl. Erichsen 1994. ȱ ȱȱȱȱ ȱ ȱȱȱȱǯ ȱȱ 247 Mechel 1814.
ȱ Dzȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ûđǯȱ ȱ Ŝǯȱ ȱ ŗśŘŗȱ Ȯȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ Ȯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱŗŞŗŚǯȱ ȱȱŘŖŖşǰȱǯȱşŞǯ śśşȱȱŘŖŖşǯ śśŝ śśŞ
Die Bildnisse Luthers, Melanchthons und Erings
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Wenn Justus Jonas hier noch als Mitglied der „Wittenberger Kollektivautorität“ dargestellt wird, so handelt es sich um einen Anachronismus; denn Jonas gehörte dieser ab 1541 de facto und 1544 de iure schon nicht mehr an.248 Dabei war die Stellung des Justus Jonas von vornherein nicht unumstritten.249 Er war Jurist; seine Wandlung zum Theologen wurde von Luther begrüßt. Am 6. Juni 1521 – nach dem Reichstag zu Worms – wurde Jonas als Propst der Wittenberger Schlosskirche eingeführt. Jonas strebte den Doktor der Theologie an. Er promovierte am 24. September zum Licentiaten, am 14. Oktober zum Doktor der Theologie und wurde am 17. Oktober Mitglied der Theologischen Fakultät. Jonas behandelte 1522 den Römerbrief,250 1524 die Apostelgeschichte, 1529 die Psalmen – und löste damit den Psalmenexegeten Johannes Bugenhagen ab, der zu dieser Zeit in Hamburg weilte. Die Doktorpromotion von Johannes Bugenhagen am 17. Juni 1533 fand unter seinem Dekanat statt.251 1536 übernahm er das Pfarramt in Naumburg und wirkte mit bei der Einführung der Reformation 1537/38 im albertinischen Gebiet Sachsens unter Herzog Heinrich. Dass Justus Jonas in dem Stammbuch von 1547 die Rolle als Reformator spielt,252 dürfte damit zusammen hängen, dass er a) 1521 schon – wie 1533 sein Pendant Johannes Bugenhagen – in evangelischer Zeit zum Doktor der Theologie promoviert worden war, b) 1541 an die Marktkirche in Halle ging und so zum Reformator Halles wurde und c) – wenigstens vorübergehend – 1547 in den interimistischen Streitigkeiten eine vermittelnde Rolle gespielt hatte.253 Die Abbildung zumindest der Wappen dieser vier Reformatoren plus Caspar Cruciger findet sich auch auf dem Titelblatt des Unterrichts der Visitatoren aus dem Jahre 1538.254
248 249 250 251
Wolgast 2009, S. 98. Wolgast 2009. Kritisch Gummelt 2009, S. 122. Gleichzeitig wurden der Hamburger Superattendent Johannes Aepinus und Caspar Cruciger zum Doktor der Theologie promoviert. 252 Bezeichnenderweise ist allein bei ihm der Ort „Wittenberg“ mit verzeichnet! 253 Kohnle 2009. 254 Melanchthon 1538, Lucas Cranach d. J. Die Titeleinfassung wurde benutzt von Hans Lufft in Wittenberg 1533–1539; Hans Weis in Wittenberg 1534 und Joseph Klug in Wittenberg 1534–1538, vgl. Luther 1973, Tafel 38.
ȱ £ȱ §ǰȱ ȱ ȱ Ǽȱ ŗśŘŗȱ ȱ Ȯȱ ȱ ŗśřřȱ ȱ ȱ Ȭ ȱ Ȯȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱǼȱŗśŚŗȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱ£ȱȱ ȱ ȱǼȱȮȱ ȱûȱȮȱŗśŚŝȱȱȱȱȬ ȱȱȱǯ ȱȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ 120 Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532 ȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱ řŞǯ ȱ
ŞŚȱ ȱ
Abb. 46: Unterricht der Visitatoren, 1538 (Berlin, Staatsbibliothek Berlin, Stiftung preußischer Kulturbesitz [4"@Luth. 5216])
Auf dem Titelblatt eines 1544 in Wittenberg gedruckten Gesangbuchs sind ebenfalls die Wappen dieser fünf Reformatoren dargestellt:
ȱȱȱŗśŚŚȱȱȱȱ ȱȱȬ ȱȱûȱȱDZȱ
ȱ ȱŘŖŖşǰȱǯȱŗŘŘǯ ȱ ȱȱ ȱȱ ȱȱȱȱȱ£ȱ ȱȱǯ ȱȱȱȱȱȱȱǮȃȱȱ£Ƿ ŘŖŖşǯ ȱŗśřŞǰȱȱȱǯȱ ǯȱȱȱ ȱ£ȱȱ ȱȱȱȬ řřȬŗśřşDzȱ ȱȱȱȱŗśřŚȱȱ ȱ ȱȱȱŗśřŚȬŗśřŞǰȱǯȱȬ ǰȱȱ ȱřŞǯ Abb. 47: Newe Deudsche Geistliche Gesenge, Wittenberg 1544 (Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky Hamburg M A/3351)
ȱ ȱȱǻǼǰȱ ȱȱǻ Ǽǰȱȱȱǻȱ ȱ £Ǽǰȱ ȱ ȱǻ ȱȱǼǰȱȱȱǻȱȱȱȱȬ ǯ ȱȱȱȱ§ȱȱȱȱȱȱȱȱȬ ǯȱȱ£ȱȱȱ£ûǰȱȱȱ ǯȱ ȱȱȱȱǯȱ ǯȱûȱȱȱȱȬ ȱ ȱȱ £ ǯȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱȱŗśŚŗȦŗśŚŘȱȱ ȱȱȱȱȱȱȱ
Die Bildnisse Luthers, Melanchthons und Erings
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Martin Luther (Rose), Johannes Bugenhagen (Harfe), Philipp Melanchthon (Schlange am Kreuz), Justus Jonas (Jona mit Wal), Caspar Cruciger (Noah mit Arche und Taube).255 Aus diesem Programm fällt das Wappen auf dem Ring Christoph Erings heraus. Es zeigt keine biblischen Bezüge, sondern eine Hausmarke. Das Stammbuch Lucas Cranachs d. J. dürfte hervorgegangen sein aus Darstellungen von Reformatoren bzw. Visitatoren mit Widmungen, welche zur Einheftung in eine der 1541/1542 bei Hans Lufft in Wittenberg gedruckten Prunkbibeln vorgesehen waren. Möglicherweise wurde ein schon bestelltes Exemplar nicht ausgeführt.256 Dargestellt ist neben Luther, Melanchthon, Jonas und Bugenhagen diesmal Georg Spalatin.257 Es ist so, als wenn Jonas, Cruciger, Spalatin, vielleicht auch Maior, austauschbare Größen wären. Als solche taucht Christoph Ering aber nicht auf. Auf den Cranach-Bildnissen von 1532 und 1537 sind neben drei Theologen (Luther, Bugenhagen, Ering) mit Melanchthon und Spalatin zwei Mitglieder der philosophischen Fakultät vertreten.258 Wenn Melanchthon – und Spalatin – auf den Bildnissen mit dargestellt werden, dann geht es nicht um die Darstellung der Theologen,259 sondern der Reformatoren, der Wittenberger Gelehrten; denn obwohl Melanchthon den Grad des Baccalaureus biblicus besaß, war er doch Mitglied der philosophischen Fakultät,260 so wohl auch Georg Spalatin,261 während Caspar Cruciger als Mitglied der theologischen Fakultät (seit 1528)262 übergangen wird. Wie anders Cranach einen Theologen einer anderen Fakultät darstellen konnte, zeigt das Bildnis des Magdeburger Theologen Dr. Johannes Scheuring263 aus dem Jahre 1529.264
255 256 257 258 259 260 261 262 263 264
Vgl. Böcher 2004. Wartburg-Stiftung 1996, S. 294. Wartburg-Stiftung G 1995, 1996, 1997, 1998, 1999, 2000. Die Gewänder Spalatins und Melanchthons scheinen gleich zu sein. Im Unterschied zu Melanchthon trägt er die Gelehrtenmütze. Hierfür hätten sich Porträts von Luther, Bugenhagen, Jonas und Cruciger angeboten. Friedensburg 1917, S. 116–126. In dem Stammbuch von 1547 trägt das MelanchthonBildnis die Unterschrift: PROF. LINGUAE GRAECAE. Als Jurist hätte er eine Schaube mit Pelzkragen getragen. Nieden 2002, S. 144–148. Sander 1950, S. 35–44. Es ist zu beachten, dass dieses Bild ein Jahr vor der Reichspolizeiordnung von 1530 mit ihrer Kleiderordnung entstand!
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ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱDas ǯȱ ȱ ȱ 122 „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. ȱÄ.ȱ aus dem Jahre 1532 ȱŗśŘşǯ ȱ
Abb. 48: Dr. Johannes Scheuring 1529 (Brüssel, Musée des Beaux Arts) (bpk / 14014-p / Foto: Hermann Buresch)
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Der Nürnberger Religionsfriede von 1532 ist im Hintergrund dieser Bildnisse zu sehen, aber auch die fünf Jahre von 1532 bis 1537. Im albertinischen Sachsen breitete sich die Reformation gegen den Widerstand Herzog Georgs weiter aus. Die durch Maßnahmen Georgs Bedrängten fanden ȱûȱȱȱŗśřŘȱȱȱ ȱȱȱ£ȱ Trost durch Luther und Unterstützung durch dessen öffentliche Proteste. Am Ende ist „Herzog Georgs Niederlage im Kampf gegen die Reformatiǰȱȱȱȱûȱ ȱȱŗśřŘȱȱŗśřŝǯȱȱȱȱȱ zu konstatieren.265 ȱ ȱ ȱon“ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ǯȱ ȱ ȱ Aber auch etwas anderes ist zu bedenken: „Die Verschiedenheit von ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Hinsicht ȱ û£ȱ Luther und Melanchthon ist in mancherlei so augenfällig, daß sie 266 Bewusst ȱ ȱ ãȱ ǯȱ ȱ ȱ ȱ Ǯ £ȱ ȱ ȱ ȱ nutzdie sachliche Übereinstimmung verdeckt.“ oder unbewusst te der Niemegker Pfarrer Conrad Cordatus 1536/1537 diese Unterschiede ȱȱȱȃȱ£ȱǯ ȱ in seiner Auseinandersetzung mit Caspar Cruciger um die Rechtfertigungsȱȱ ȱȱȱ£ȱDZȱǮȱȱȱȱȱ lehre aus. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen rechnete Meȱȱȱȱ ȱȱ§ǰȱđȱȱȱȱtȬ lanchthon im Sommer 1537 mit seiner Entlassung.267 Diese theologischen ȱǯȃ ȱ ȱȱ ȱ£ȱȱȱȱȬ Unterschiede schlagen sich in den Bildern nieder: Auffällig ist bei Melanchthon die fehlende Kopfbedeckung sowohl in der Darstellung von 1532 ȱŗśřŜȦŗśřŝȱȱȱȱȱ£ȱȱȱ als auch von 1537. Ist sie, wie im Fall von Johann Friedrich I., aber auch in ȱȱȱȱǯȱȱȱ ãȱȱȬ der „sakralen Sphäre der Kirche“, als Ausdruck der „Reverenz“ Luther –
ȱȱȱȱȱŗśřŝȱȱȱǯ ȱȱȬ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ DZȱ §ȱ ȱ ȱȱ 265 Brecht 1987, ȱ S. 73–81. 266 Scheible 1997, S. ȱ 158. ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśřŘȱ ȱ 267 Scheible 1997, S. 160–162. ȱȱŗśřŝǯȱȱǰȱ ȱȱȱȱ ȱȱǯǰȱȱȱȱȱǮȱ §ȱȱ ȃǰȱȱȱȱǮ£ȃȱȱȮȱȱȱȱȮȱȬ
ȱŗşśŖǰȱǯȱřśȬŚŚǯ ȱ£ȱǰȱȱȱȱȱ ȱȱȱ£ȱȱŗśřŖȱȱȱ Ȭ ȱǷ ȱŗşŞŝǰȱǯȱŝřȬŞŗǯ ȱŗşşŝǰȱǯȱŗśŞǯ ȱŗşşŝǰȱǯȱŗŜŖȬŗŜŘǯ
Die Bildnisse Luthers, Melanchthons und Erings
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und auch Spalatin – gegenüber zu verstehen?268 Auch die Darstellung des jeweils auf 30 Jahre „verjüngten“ Melanchthon auf den Bildern von 1532 (Dresden) und 1537 (Karlsruhe) könnte dafür sprechen. Auffällig ist, dass sowohl Philipp Melanchthon als auch Johannes Bugenhagen auf den Bildnissen bis zu ihrem Tode zum linken Bildrand blicken.269 Das ändert sich erst mit Darstellungen nach dem Tode, so z. B. auf dem Bugenhagen-Epitaph Lucas Cranachs d. J. aus dem Jahre 1560 in der Stadtkirche Wittenberg und dem Dessauer Abendmahlsbild aus dem Jahre 1565.270 SPALATIN war 1525 Pfarrer und 1528 Superintendent von Altenburg geworden, obwohl er weder Theologie studiert noch sich einer Promotion unterzogen hatte.271 1508 zum Priester geweiht, hatte er ab dem Sommersemester 1498 in Erfurt Philosophie studiert, griechische und historische Studien betrieben und 1503 an der Artistenfakultät der Universität Wittenberg den akademischen Grad eines Magisters erworben, bevor er im Wintersemester 1504/5 in Erfurt sein Jura-Studium fortgesetzt hatte, das er 1503 in Wittenberg begonnen hatte.272 Bei einer Kirchenvisitation in Zwickau hatte er im Januar 1529 bis auf den Hermannsdorfer Pfarrer alle dem Kloster Grünhain unterstellten Pfarrer des Amtes enthoben. Ab dem 10. Mai 1537 hatte er nach der Entscheidung Heinrichs des Frommen vom Februar desselben Jahres, dem Schmalkaldischen Bund beizutreten, und des Kurfürsten Johann Friedrich I., die Visitation in Freiberg zu begleiten, zusammen mit Dr. Melchior von Creytzen, dem Amtmann zu Colditz, die Freiberger Visitation vorbereitet, deren Ergebnis die am 26. Mai 1537 ausgefertigte Instruktion für die Visitation in Herzog Heinrichs Gebieten war273 – in den Gebieten, in denen Christoph Ering als Erzieher Moritz’, des Sohnes Heinrichs, als Kaplan tätig gewesen war und deren Reformation jetzt umgesetzt wurde. Diese nahm zwei Jahre darauf durch die Predigt Martin Luthers am Pfingstmontag 1539 in der Thomaskirche ihren Weg. Andererseits war mit dem „Bildnis C E“ das Bildnis eines Wittenberger Gelehrten geschaffen, das seinen eigenen Weg nahm.
268 Vgl. Bierende 2006, S. 332. 269 Bildnis von 1537, Reformationsaltar Stadtkirche Wittenberg 1547, Greifswalder CroyTeppich 1554, Epitaph Michael Meienburg 1555, Epitaph Paul Eber 1569, Bildnis von 1579. 270 Schulze 2004, S. 186–191, bes. S. 188. 271 Höss 1989, S. 17.34–37. – Trotzdem trägt Spalatin die Schaube und das Barett des Wittenberger. 272 Höss 1989, S. 9–20. 273 Höss 1989, S. 388.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Es konnte endlich das umgesetzt werden, was Christoph Ering für sich schon mit seinem Wechsel 1529 von Annaberg nach Joachimsthal und dann erst recht mit seinem Wechsel nach Wittenberg 1532 vollzogen hatte und worauf das Bugenhagen-Bild von 1537 zurückblicken konnte.274 Schon auf dem Dresdner Doppelbildnis Martin Luther / Philipp Melanchthon von 1532 wird Melanchthon, der älter aussah, als er war, im Alter von dreißig Jahren dargestellt,275 wie auch in dem Karlsruher MelanchthonBildnis von 1537276 mit dem um fast dreizehn Jahre älteren Georg Spalatin als Pendant. Demgegenüber sind Christoph Ering 1532 im 42. und Johannes Bugenhagen 1537 im 52. Lebensjahr porträtiert. Das kürzeste Studium von allen Fünfen absolvierte JOHANNES BUGENHAGEN. Lediglich zwei Jahre studierte er, versehen mit einem Stipendium der Schwester seines Landesherrn, vom Winter 1502/3277 bis zum Sommer 1504 an der Universität Greifswald.278 Selbst die häufig geäußerte Annahme, er habe die Universität mit dem untersten Grad des Baccalaureus artium verlassen, wird bezweifelt.279 Ohne seine ständigen autodidaktischen Bemühungen wäre seine berufliche Karriere von der Leitung der Ratsschule in Treptow über das zusätzliche Lektorat am Kloster Belbuck280 und die Betrauung mit Vorlesungen an der Universität Wittenberg281 nicht denkbar. Erst 1533, im Alter von 48 Jahren, wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und 1535, im Alter von 50 Jahren, Professor. Eine akademische Blitzkarriere legte PHILIPP MELANCHTHON zurück. Schon als 21jähriger bekleidete er die Professur für griechische Sprache an der Universität Wittenberg. Im Unterschied zu Luther, Melanchthon und Bugenhagen haben Christoph Ering und Georg Spalatin niemals eine Professur innegehabt. Philipp Melanchthon hingegen war als Einziger aus dem Gelehrten-Quintett nicht zum Priester geweiht, während an Luther, Spalatin, Bugenhagen und Ering die Priesterweihe jeweils im Alter von 24 oder 25 Jahren vollzogen wurde (1507, 1508, 1509, 1516). 274 Vgl. dazu auch Brecht 1987, S. 73–81. 275 Jacob-Friesen 2009. 276 Melanchthon war, obwohl er 1537 nach allen Angriffen gegen ihn mit seiner Entlassung rechnete, an der Universität Wittenberg geblieben (Scheible 1997, S. 158–162). 277 Die Einschreibung am 24. Januar 1502 bedeutet nicht, dass Bugenhagen erst zu diesem Zeitpunkt das Studium aufgenommen hat. Einschreibungen erst im Laufe des Halbjahrs sind üblich. 278 Leder 2002 a, S. 44 f. 279 Siehe o., S. 42 f. mit Anm. 141. 280 Leder 2008 a. 281 Leder 2008 b, S. 78.
Die Bildnisse Luthers, Melanchthons und Erings
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Während GEORG SPALATIN sich keiner Doktor-Promotion unterzog, hatte PHILIPP MELANCHTHON zwar keinen Doktor der Theologie, sondern an der Universität Wittenberg eine philosophische Professur für griechische Sprache inne. Immerhin erlaubte es ihm die Promotion zum Baccalaureus biblicus, theologische Lehrveranstaltungen anzubieten.282 Während MARTIN LUTHER sein volles Theologiestudium außerhalb des albertinischen Sachsen (Erfurt, Wittenberg) absolvierte,283 war CHRISTOPH ERINGS Studium auf die albertinische Universität Leipzig begrenzt. JOHANNES BUGENHAGEN und Justus Jonas sind als einzige von den Sechsen in „evangelischer Zeit“ zum Doktor der Theologie promoviert worden. Mit Melanchthon und Spalatin hat Bugenhagen gemein, dass er niemals Scholastik studiert hat.284 Ering unterscheidet sich von Luther u. a. darin, dass er in Leipzig thomistische Theologie, Luther aber in Erfurt die nominalistisch geprägte ŞŞȱ ŞŞȱ Philosophie und Theologie der via moderna studiert hatte.
Abb. 49: Martin Luther Lucas Cranach d. J., 1570/80 (Wien, Kunsthistorisches Museum, GG 845).
Abb. 50: Philipp Melanchthon Lucas Cranach d. J., 1570/80 (Wien, Kunsthistorisches Museum, GG 854).
282 Scheible 1997, S. 33 f. 283 Brecht 1994, S. 33–129. ȱȱȱȱȱȱǰȱȱȱȱãȱȱ ȱȱȱȱȱȱǰȱȱȱȱãȱȱ 284 Leder 2002 a.
ȱ ȱ ȱȱ §ȱ §ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱ ȱȱ ȱȱȱȱȱȱȱ ȱǯȱȱȱȱ ȱȱȱȱȱȱȱ ȱǯȱȱȱȱ ȱ ȱ ȱ ȱ£ǯȱ £ǯȱȱ ȱ §ȱ
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Im Vergleich mit dem Bildnis Christoph Erings, aber auch den Möglichkeiten der Darstellung Bugenhagens285 fällt die Schlichtheit auf, das sie mit den Bildnissen Georg Spalatins und Philipp Melanchthons aus demselben Jahr teilt. Alles scheint auf dieses Gewand anzukommen. Bugenhagens Hände sind nicht zu sehen. Kein Blick kann also auf das fallen, was sich in seinen Händen befinden könnte. Kein Wappenring, kein Buch, aber ganz gewiss kein Rosenkranz. Es ist einfach das schlichte Gewand. Es weist auf den Gelehrten, den Reformator hin. Mit der Darstellung als Brustporträt wird dieser Akzent gesetzt – und die Entsprechung zu Melanchthon und Spalatin hergestellt. So wird denn auch in dem Stammbuch Lucas Cranachs d. J. Johannes Bugenhagen in der sich an das Bildnis von 1537 anlehnenden – oder für diese die Vorlage bietenden? – Darstellung mit der Bezeichnung aufgeführt: JOHANNES BUGENHAGEN POMERANUS DOCT. ET PROF. THEOLOGIAE. Nach dem endgültigen Weggang von Justus Jonas aus Wittenberg im April 1541 trat GEORG MAIOR am 31. Mai 1545 an dessen Stelle.286 Christoph Ering hatte den Platz schon längst geräumt, den er sich vielleicht mit seiner Immatrikulation 1532 in Wittenberg erträumt hatte, worauf das Pendant des Ering-Bildnisses, nämlich das Bugenhagen-Porträt von 1537, zurückblicken könnte. Aber: Erings Tätigkeit blieb 1537 nicht auf Zwickau begrenzt; immerhin weihte er die Kirche in Joachimsthal ein und nahm damit eine Ephoral-Aufgabe, und diese sogar außerhalb von Sachsen, wahr. BERTHOLD HINZ hat bei den Porträts Lucas Cranachs d. Ä. die Erwartung zu zerstreuen versucht, dass man in ihnen – von Ausnahmen abgesehen – von einem „freien Austausch zwischen malendem und gemalten Individuum“287 sprechen könne. Vielmehr sei „das Bildnis in seiner Form durch Außenansprüche bedingt, wenn nicht programmiert“.288 Auf diese Möglichkeit ist immer auch bei der Betrachtung des Bildnisses von Christoph Ering zu achten. Der Vergleich mit den Reformatoren aber kann das Besondere dieses Bildnisses zutage fördern. Im Übrigen ist immer auch zu bedenken, dass der Meister für den Kopf der Dargestellten immer einen Originalentwurf verwendete. Im Folgenden sei Ering (1532) jeweils verglichen mit Luther (1532), Melanchthon (1532 und 1537) sowie mit Bugenhagen (1537). 285 286 287 288
Siehe o., S. 109. Wriedt 2005, S. 106. Hinz 1993, S. 80. Hinz 1993, S. 80.
Die Bildnisse Luthers, Melanchthons und Erings
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a) Ering und Luther Die Entsprechungen zwischen den Darstellungen Erings und Luthers aus dem Jahr 1532 sind auffällig und dürften erklären, weswegen man seit 1952 spontan in dem auf dem „Bildnis C E“ Darstellten den Pomeranus wahrgenommen hat. Es ist das klassische Bild des Reformators. Erblicken wir aber in „C E“ Christoph Ering, so wird deutlich: Hier soll 1532 der dargestellt werden, der die Wende zum Wittenberger Luthertum vollzogen hat. Die Haltung der Hände Luthers und Erings entspricht einander. Ering ist dem Stammbuch-Typ „Martin Luther“ entsprechend dargestellt. Umso aussagekräftiger ist es, dass Luther in seinen Händen ein Buch, wahrscheinlich eine Bibel, hält, Ering aber einen Rosenkranz. Im Vergleich mit Luther hat Ering deutlich breitere Schultern, wirkt kräftiger als Luther. Auf diese Weise sind die Züge der Physiognomie Erings unterstrichen, in denen sich die Durchsetzungsfähigkeit Christoph Erings spiegelt. Sie stehen in einem gewissen Widerspruch zu seiner angeschlagenen Gesundheit, auf die wiederum Rosenkranz und Bisamapfel hinweisen könnten. Im Unterschied zu Luther trägt Ering einen Ring auf dem linken Zeigefinger. Auf diese Weise scheint Ering identifizierbar sein zu sollen.
b) Ering und Melanchthon Der Vergleich zwischen den Porträts dieser beiden Gelehrten macht vor allem eins deutlich: Die nachträgliche Inschrift auf dem Ering-Bild orientiert sich an der Inschrift der Altersangabe auf dem Melanchthon-Bild. Ist die Altersangabe ANN AET XXX auf dem Melanchthon-Bildnis original und weist darauf hin, dass der Melanchthon des Jahres 1527 abgebildet worden ist, so ist in der Darstellung Erings die Angabe ANNO AETATIS SVE 42 nachträglich wahrscheinlich von Lucas Cranach d. Ä. vorgenommen worden, worauf die Kapitale „A“ hinweist.289 Dieser Nachtrag belegt nun aber nicht ein vom Jahr der Entstehung des Bildes abweichendes Lebensalter, sondern dass der Dargestellte im Jahre 1532 im 42. Lebensjahr war, also 1490 oder 1491 geboren sein müsste, q.e.d.
289 So vermerkt der 1472 Geborene auf seinem Selbstbildnis von 1550: „AETATIS SUAE LXXVII“ (77).
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c) Ering und Spalatin Mit Spalatin hat Ering gemeinsam, dass er Hofkaplan war, der eine am Hof Friedrichs des Weisen in Wittenberg, der andere am Hof Georgs des Bärtigen. Beide wurden zum Priester geweiht; beide nahmen Gemeindepfarrstellen wahr, beide Superintendenten-Aufgaben. Aber damit beginnen auch schon die unterschiedlichen Wege: Spalatin studierte – wie Luther – in Erfurt und Wittenberg, aber niemals Theologie; Ering absolvierte ein volles Theologiestudium im albertinischen Leipzig. Spalatin erwies sich in Fragen der Kirchenorganisation als außerordentlich geschickt und durchsetzungsfähig; bei Ering stand diese Fähigkeit bei allem diplomatischen Geschick eher im Hintergrund.
d) Ering und Bugenhagen Tatsächlich strömen Cranachs Bildnisse, auch wenn ihre Entstehung von härtester politischer Wirklichkeit diktiert ist, eine Besinnlichkeit und eine kindliche Wärme aus, deren Kontrast zu den explosiven Auseinandersetzungen der Zeit nicht bloss als Manko gesehen werden sollte, sondern als ein Aufruf zu einer Haltung, die jene von Lavater genannten Charaktere auch in sich schliesst: Sanftmut, Horchsamkeit, Andacht und Demut.290
Diesen Grundzug kann man in dem Bugenhagen-Bildnis von 1537 wahrnehmen, das darin in Kontrast zu dem Bildnis Christoph Erings von 1532 steht. Während (D.) Magister Christoph Ering als durchsetzungsfähiger, dem Streit durchaus nicht ausweichender, gleichwohl Versöhnung suchender, standhafter Theologe und Kirchenmann erscheint, ist Bugenhagen sensibler, feinsinniger, vorsichtiger, verbindlicher, versöhnlicher. Diese unterschiedlichen Wesenszüge verraten sich in ihrer Physiognomie: „Im Hamburger Bild ist ein viel kantigerer Kopf gegeben, Augen- und Mundpartien zeigen weniger Skepsis. Kräftige braune Haarlocken quellen unter dem Barett hervor, Bugenhagen dagegen wird 1537 mit matt gewelltem, dunkelblondem, teilweise ergrautem Haar dargestellt.“291 Diese Beschreibung entspricht Christoph Ering im Unterschied zu Johannes Bugenhagen. Bugenhagen und Ering eint gegenüber Luther und Melanchthon, dass sie Gemeinde-Pfarr- bzw. Predigerstellen bekleideten, Ering schon in altgläubiger Zeit in Annaberg seit 1526, dann in einer Übergangszeit in Joachimsthal ab 1529, schließlich 21 Jahre lang in Zwickau, Bugenhagen in Wittenberg seit 1523. 290 Koepplin 1974 b, S. 288. 291 Vgl. Pause 1983.
Klärung bislang ungeklärter Details des „Bildnisses C E“
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11. Klärung bislang ungeklärter Details des „Bildnisses C E“ von 1532 vor dem Hintergrund der Geschichte der Doppel- und Viererbildnisse bei Lucas Cranach d. Ä. a) Gelehrtenmantel und Gelehrtenmütze Der Vergleich der sechs Bilder miteinander erlaubt es jetzt auch, das Gewand auf dem Bildnis „C E“ als Gewand eines Theologen zu identifizieren: Luther, Bugenhagen und Ering tragen offensichtlich das gleiche Gewand, während Melanchthon und Spalatin als Mitglieder der philosophischen Fakultät einen Mantel mit halbem Stehkragen tragen. Außerdem hat Melanchthon im Unterschied zu den drei Theologen und Spalatin als Kopfbedeckung keine Gelehrtenmütze292 – wie auf dem Regensburger Porträt von 1532; demgegenüber weist das Dresdner Bildnis von 1532 eine Gelehrtenmütze auf, die in der Form von derjenigen der drei Theologen etwas abzuweichen scheint (höhere Krempe, ähnlich Spalatin). Gemeinsam ist den Mänteln, dass sie keinen Pelzbesatz tragen.293 Es sind Mäntel promovierter protestantischer Gelehrter.294 Bugenhagen hatte erst seit 1533 die Qualifikation, die seinem europaweiten Ruf entsprach. Es war eine Qualifikation, die der fünf Jahre vorher von Lucas Cranach d. Ä. porträtierte (D.) M. Christoph Ering möglicherweise schon 1532 vorweisen konnte. Wenn man bedenkt, welche Rolle die DoktorPromotionen von Palladius und Tileman im Jahre 1537 für deren zukünftige Ämter als Superintendent von Seeland/Kopenhagen bzw. Bischof von Schleswig spielten,295 wird klar, weswegen Bugenhagen 1537 im Gelehrtenmantel des Theologen dargestellt wird. Er weist ihn aus als Reformator. 292 Zum Barett in der ersten Hälfte des 16. Jh. vgl. Zander-Seidel 1990, S. 219. 293 Zur Entwicklung der pelzbesetzten Schaube zum „Protestkleid der Reformation“ vgl. Zitzlsperger 2008, S. 26; Zander-Seidel 1990, S. 164. Zum rechtlichen Hintergrund: Weber 2002. Dass Cranach auch einen Nichtpromovierten im Gelehrtenmantel darstellen konnte, zeigt das Bildnis Spalatins aus dem Jahre 1537 (s.o., S. 115). Zum Gebrauch der Bezeichnung „Schaube“ vgl. Zander-Seidel 1990, S. 164 f. Zur Frage der Akzeptanz und Umsetzung der Kleiderordnungen vgl. auch Zander-Seidel 1993. 294 Wenn demgegenüber Bugenhagen im „Reformationsaltar“ eine Pelzschaube trägt, so hat dies seinen Grund darin, dass Bugenhagen als Beichtvater die Funktion eines Richters wahrnimmt: „… nur der Richter in Aktion, in Ausübung seines Richteramtes, trägt die Pelzschaube als Insignie,“ (Zitzlsperger 2008, S. 94). Sehr unscharf hingegen noch Bringemeyer 1974. 295 Siehe o., S. 109.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
Außerdem zeigen die Bildnisse Bugenhagens von 1537, 1543, 1547, 1560 und 1567, dass die Schauben immer kostbarer werden (1543: Gelehrtenmantel vom FormatşŘȱ des auf dem „Bildnis C E“ Dargestellten):
Abb. 51: Johannes Bugenhagen Lucas Cranach d. Ä., 1543, sog. Stammbuch (Wartburg-Stiftung G 1998, Foto: Ulrich Kneise).
1547: Reformationsaltar Stadtkirche Wittenberg und 1560: Epitaph Stadtkirche Wittenberg: Pelzschaube), 1567: Epitaph Paul Eber: Generalsuperintendenten-Schaube), während das Bildnis von 1537 Bugenhagen ŗśŚŝDZȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśŜŖDZȱ ȱ ȱ Ȭ mit einerŗśŜŝDZȱ Schaube darstellt, deren ȬǼǰȱ Falten kaum erkennbar sind. Aus diesem DZȱ £Ǽǰȱ ȱ ȱ DZȱ Rahmen fällt das „Bildnis C E“ von 1532 heraus; es wäre kaum plausibel §ȱȱȱȱŗśřŝȱȱȱȱȱǰȱȱȱ zu machen, dass Cranach Bugenhagen zunächst (1532) aufwändig und dann ȱȱǯȱȱȱȱ§ȱȱǮȱȱȃȱȱŗśřŘȱDzȱ (1537) ganz einfach darstellt, um ihn dann immer aufwändiger ins Bild zu ȱ §ȱȱȱ£ȱǰȱȱȱȱ£§ȱǻŗśřŘǼȱȬ setzen. In diese Reihe passt auch der Stich von Christoff Pickenhagen, der §ȱȱȱǻŗśřŝǼȱ£ȱȱǰȱȱȱȱȱ §ȱȱ wahrscheinlich erst nach dem Tode Bugenhagens296 entstanden ist und Buȱ £ȱ £ǯȱ ȱ ȱ ȱmit ȱ ȱ ȱ ȱdarstellt: ȱ ȱ ǰȱ ȱ genhagen einer Pelzschaube ȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱȱ ȱȱ£ȱDZȱ 296 Darauf könnte hindeuten, dass Bugenhagen zum rechten Bildrand blickt. Zumindest ist das Bild nicht 1531 entstanden, wie Hatje 2002, S. 199, meint; denn es wird in der ȱ
ȱ ȱ ãȱ ǰȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱŗśřŗȱǰȱ ȱ ȱŘŖŖŘǰȱǯȱŗşşǰȱDzȱȱȱ ȱȱȱȱ£ǰȱȱ ŜŖŜ
şřȱ Klärung bislang ungeklärter Details des „Bildnisses C E“
şřȱ
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Abb. 52: Johannes Bugenhagen nach 1547 (Staatsarchiv Hamburg, Plankammer 215, Bu 252).
b) Signum Ǽȱȱ
ȱ ȱ ȱ Ǯȱ ȱ ȃȱ ȱ ȱ Ǯȱ ȱ ȱ Ȭ Das Signum auf dem „Bildnis C E“ stellt eine „Schlange mit hochgestellǼȱȱ 297 dar. ȃ ȱǯȱȱ ten Fledermausflügeln“
ȱ ȱ ȱ Ǯȱ ȱ ȃȱ ȱ ȱ Ǯȱ ȱ ȱ Ȭ ûȃ ȱǯȱȱ
Abb. 53: Bildnis „C E“, 1532 Signum und Jahreszahl.
Auch das Bugenhagen-Bildnis von 1537 weist die senkrecht stehenden Fledermaus-Flügel auf.298 Das kann lediglich ein Hinweis darauf sein, dass das Gemälde vor dem Tode Hans Cranachs am 9. Oktober 1537 entstanden
ȱȬȱȱŗśřŝȱ ȱȱȱȱȬ ǯ ȱȱȱȱȱ ȱȱǰȱȱȱ §ȱȱȱ Beischrift vorausgesetzt, dass Bugenhagen Professor ist (1535) und die Reformation ȱȱȱşǯȱȱŗśřŝȱȱǯȱŗśřŝȱ§ȱȱȱȬ in Dänemark organisiert hat (1537–1539); die Jahresangabe 1531 auf dem Bilde beȱȱȬȱȱŗśřŝȱ ȱȱȱȱȬ zieht sich nur auf die Reformation in Lübeck. ûȱȮȱȱȱȬǯȱ ȱǯ ȱȱȱȱȱ ȱȱǰȱȱȱ §ȱȱȱ 297 NEK-Archiv Bestand 32.05, Nr. 151, Stoob 1961, S. 2. ȱȱ ȱȱȱȱȬȱ§ȱȱ£ȱ 298 Holste 2004, S. 221. ȱ ȱȱȱşǯȱȱŗśřŝȱȱǯȱŗśřŝȱ§ȱȱȱȬ DZȱ Ǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱûȱȮȱȱȱȬǯȱ ȱȱȱȱȱȱûǯȃ ȱȱ ȱȱ ȱȱȱȱȬȱ§ȱȱ£ȱ
DZȱ Ǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśřŝDZȱȱȱȱȱȱûǯȃ ȱȱ
ȱȱřŘǯŖśǰȱǯȱŗśŗǰȱȱŗşŜŗǰȱǯȱŘǯ ŖŖŚǰȱǯȱŘŘŗǯ ȱ
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
ist. 1537 erhält die Schlange liegende Vogelflügel – durch die CranachWerkstatt. Dieses Urteil wird durch die neuere Cranach-Forschung bestätigt und gleichzeitig korrigiert: „Der Vater Cranach verwendete die gleiche Signaturform wie sein şŚȱ Sohn seit 1537: die Schlange mit dem gesenkten Vogelflügel.“299
ȱ
ȱ
Abb. 54: Signum und Jahreszahl 1546.
Dass es sich aber bei dem Signum von 1532 eindeutig um dasjenige Lucas Cranachs d. Ä. handelt, steht gleichwohl außer Zweifel. Man muss allerdings ȱ auch berücksichtigen, dass bis 1537 Cranachs älterer Sohn Hans (*1513 ȱȱȱȱȱȱŗśřŘȱȱȱȱȱȱ † 1537) die Werkstatt führte.300 Das Jahr 1537 bedeutete, dass die Führung der Werkstatt auf den zweiten Sohn Lucas (*4. Oktober 1515) überging. ǰȱȱ ȱđȱ ǯȱȱȱȱȱûȬ Die Position des Vaters blieb hiervon unberührt.301
ȱ ȱ ŗśřŝȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ǻȘŗśŗřȱ ȱ ŗśřŝǼȱ ȱ ȱ ûȬ ȱŗśřŝȱǰȱȱȱûȱȱȱȱȱ£ ȱȱ c) Jahreszahlen ǯȱ ȱ ŗśŗśǼȱ ûǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ
Lucas Cranach d. Ä. hat das „Bildnis C E“ 1532 in Wittenberg gemalt.302 Die nachgetragene ȱ Altersangabe „im 42. Lebensjahr“ orientiert sich an dem Porträt des 52 Jahre alten Johannes Bugenhagen und den Altersangaben Ǽȱ £ȱ auf dem Bildnis Philipp Melanchthons aus dem Jahre 1537. In Letzterem
ȱǯȱ ǯȱȱȱǮȱȱȃȱŗśřŘȱȱȱǯ ȱȱȬ 299 Koepplin 1974 b, S. 285 mit Anm. 75. ȱǮȱŚŘǯȱȃȱȱȱȱȱ§ȱȱśŘȱ ȱ 300 Steinwachs 2001, S. 45. 301 So schonȱ Giesecke 1905; Schadeȱ 1974, ȱ S. 79: „Die im gleichen Jahr (sc. 1535) zuerst ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ auftauchende viel besprochene, aber doch nicht umfassend untersuchte Veränderung ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśřŝǯȱ ȱ £ȱ ȱ Vogelschwingen
ûȱ ȱ ȱ des Wappentieres: die ȱ Schlangeȱ trägt seitdem statt der Fledermausflügel, von denen der Wappenbrief 1508 spricht, ist sicherlich kein persönliches Attriȱ§ȱ£ȱ ȱûȱ£ǰȱȱȱ£ȱȱȱ but des Sohnes Lucas. Es ist vielmehr eine allgemeine Veränderung, die von allen Mitgliedern der Familie seit dem Jahre 1537 angenommen wurde.“ Hinz 1994, S. 45, ȱȱȱǰȱ §ȱȱȱŚŘǯȱȱûȱȱȬ weist darauf hin, dass die Schlange mit den liegenden Flügeln eines Vogels bereit seit ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǯȱ ȱ ȱ ȱ 1535 auf Cranach-Bildern belegt ist. 302 Siehe o., II. 6. Eine dendrochronologische Analyse des Bildes fehlt bislang, zum Stand ȱȱ §ȱǰȱ£ȱȱȱȱȱȱȱŚŗ§ȱ der Forschung vgl. Klein 1994. ȱȱȱ ȱŗśŖřǯȱŜŗřȱ ȱ Ǽȱ£ȱȱȱ
£ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱȱȱȱ£ȱǰȱȱȱȱȱȱ ûȱ ǯȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ǰ ȱ ȱ ȱŗśřŘȱȱȱ£ȱȱȱ ȱ ȱ ǰȱ §ȱȬ
Klärung bislang ungeklärter Details des „Bildnisses C E“
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kann sich der Künstler die Freiheit nehmen, den Porträtierten zehn Jahre jünger darzustellen, als er zum Zeitpunkt der Herstellung des Bildes ist, während umgekehrt das 42. Lebensjahr für Christoph Ering zutreffend aus der Erinnerung nachgetragen worden ist. Dass Cranach hier nicht irgendein Alter gewählt hat, zeigt der Vergleich mit dem Bildnis des 41jährigen Gelehrten aus dem Jahre 1503.303
d) Rosenkranz und Bisamapfel Rosenkranz und Bisamapfel in den Händen Christoph Erings und gleichzeitig der Gelehrtenmantel des Theologen erinnern daran, dass Ering den Wechsel aus dem altgläubigen in das evangelische Lager vollzogen hat, dieser Wechsel aber noch nicht lange zurück liegt. In die Hände Bugenhagens passt der Rosenkranz nicht,304 und Luther hält 1532 statt des Rosenkranzes eine Bibel in der Hand, während Melanchthon seine Hände einfach ineinander gelegt hat. Möglicherweise weist der Bisamapfel nicht nur in die altgläubige Zeit zurück, sondern auch allgemein auf die angeschlagene Gesundheit Christoph Erings hin, die ab 1533 ihren literarischen Niederschlag fand.305 Mediziner mögen beurteilen, ob Anzeichen der Krankheit auf dem Bildnis von 1532 zu erkennen sind.306 Hatte Lucas Cranach d. Ä. als Inhaber einer Apotheke in Wittenberg307 einen besonderen Sinn für die im Bisamapfel enthaltenen Arzneien, deren Wirksamkeit oder vielleicht auch Nicht-Wirksamkeit? Zu erwägen ist auch, ob der Bisamapfel nicht identisch ist mit dem Christoph Ering 1522 von Peter Henlein geschenkten „oralogium selbgeend“, das von Peter Henlein mehrfach, vielleicht sogar regelmäßig in einen Bisamapfel eingebaut wurde.308
303 Siehe o., S. 93. 304 Siehe o., S. 76. 305 Siehe o., S. 49. Vgl. a. die Schutzmaßnahmen Herzog Georgs, siehe o., S. 34. 1550 werden Nierensteine diagnostiziert (siehe o., S. 61 mit Anm. 278). 306 Zumindest wirkt er im 42. Lebensjahr älter als Johannes Bugenhagen im Alter von 52 Jahren. 307 Ludolphy 1984, S. 111 f.: Aufgrund des Kurfürstenprivilegs von 1520 erhielt Cranach das Monopol für Arzneien, Gewürze, Zucker und den „süßen Weinschank“ für Wittenberg; doch schon 1521 beklagte sich die Universität über mangelnde Qualität und Quantität der Materialien und überhöhte Preise. 308 Siehe o., S. 35 und Dohrn-van Rossum 2007, S. 163.
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e) Ring auf dem linken Zeigefinger Die Hausmarke309 auf dem Wappen kann auf die Familie Christoph Erings in Leipzig hinweisen; sie ist aber Bestandteil eines Wappens. Da ein Wappen vom Landesherrn verliehen wurde, dürfte dies durch Georg den Bärtigen, am ehesten in der Zeit um 1526 geschehen sein. Gleichzeitig ist zu bedenken, dass Hausmarken aus Initialen entstanden sein können. Wie sehr zu einer HausmarkeşŜȱ gewordene Initiale die Gestaltung von Cranachs Signum bestimmt haben, wurde oben schon herausgestellt.310
Abb. 55: Wappenring mit Hausmarke („Bildnis C E“, Lucas Cranach d. Ä. 1532, Kirchenkreis Hamburg-Ost, Ausschnitt).
309 Die Hausmarken-Forschung ist, zumindest so weit sie nicht Bestandteil der Heraldik ist (Müller-Westphal 1994, S. 85–110; Biewer 2002, S. 201–209: „Hausmarken“), seit den 1960er Jahren kaum vorangekommen. Das letzte umfassende Werk (nur 95 Seiten, aber sehr informativ) wurde 1960 von HERBERT SPRUTH († 1972) veröffentlicht: Spruth 1960. Das von dem Berliner Rechtsanwalt und Hausmarkenforscher K ARL K ONRAD RUPPEL (1880–1968) bis 1939 in der damaligen „Forschungsstätte für Hausmarken und Sippenzeichen im Ahnenerbe“ in Berlin-Dahlem aufgebaute (Ruppel wurde 1939 entlassen) Hausmarkenarchiv befindet sich nach Umwegen über das Archiv für Volkskunde und die Universitätsbibliothek Marburg seit 1954 schwer zugänglich im Stadtarchiv Trier: „Die Karteikarten enthalten links folgende Rubriken: Fundort, Zeichenführer,
ȱ ȱ ȱ ȱdessen ȱGeburtsort ȱ £ ȱ ȱ ȱ und -datum, Sterbeort und ȱ -datum, die Fundstelle sowie Anmerkungen; rechts die gezeichnete Hausmarke. Die biographischen Angaben fehlen aber auf fast ȱDZȱǮȱȱ ȱȱãȱǯȱȱ ȱȬ allen Karteikarten.“ (Laufner 1970, S. 266). Nach Durchsicht der 21 Karteikarten zur ûǰȱȱȱȱ£ȱȱǰȱȱȱȱȱ £ǰȱȱȱȬ Region Sachsen fand sich weder die zur Diskussion stehende Hausmarke noch der Familienname Ering. Ichǯȱ danke demûȱ Leiterȱ des Stadtarchivs Trier, Herrn Dr. Reiner Nolden, ȱ ȱ ǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ und seinen Mitarbeiterinnen für Hilfen beim Zugang zur „Hausmarkensammlung Rupȱ ȱ ȱ ǯȃ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ pel“. 1955 wurde von HERBERT Sȱ PRUTH eine Zentralstelle für internationale Hausmarkenforschung mit dem Sitz in Berlin-Lichterfelde-West, Rotdornweg 9, gegründet. ȱ ȱ £ȱ ǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗŚǯȱ ǯȱ ȱ Die „Familiengeschichtliche(n) Blätter und Mitteilungen des Vereins zur Förderung der ȱ£ȱûǰȱȱȱ ȱȱȱȱ£ȱǯȱȱȱȬ Zentralstelle für Personen- und Familiengeschichte und der Stiftung Zentralstelle zu Berlin“, die 1960 die bisȱ 1944 erschienenen „Familiengeschichtliche(n) ȱ ãDZȱ Ǯ ȱ £ȱ ȱ ȱ ûȱ ȱ ȱBlätter“ ȱ der Zentralstelle Leipzig für Deutsche Personen- und Familiengeschichte ablösten und ǯȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱ£ ȱ §Ȭ halbjährlich unter „Zeichen- und Markenforschungen“ zu den Hausmarken berichteten (Laufner 1970, S. 266), stellten 2006 mit der N. E. 5 (2001/2006) ihr Erscheinen ein. ȱȱ£ȱȱȱȱ §ȱȱȱǰȱȱȱȱȱǯȃ ȱȱ 310 S. 73, Anm. 38.
tȱ ȱȱȱȱȱȱãȱȱȱȱ Ȭ DZȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ǯȱ ȱ ãȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱȱȱȱȱȱȱŗśřŘȱȱǯȱȱȱȱ ȱǮȱȱȱ£ȱ ȱȱȱ ȱȱȱȬ ȱ §ȱ ȱ ǯȃ ȱ ȱ ȱ ȱ ãȱ ȱ ȱȱ ȱ ¢ȱDZȱȱȱ§ȱȱ ǯ ȱȱ ȱȱ ȱȱȱȱ ȱȱ ȱȱ£ȱûȬ DZȱ ȱȱȱȱȱȱ ǯȱ
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şŜȱ
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Abb. 56: Johannes Bugenhagens Wappen.
HANS HORSTMANN311 hat auf die Unterschiede zwischen Hausmarke und Wappen aufmerksam gemacht: „Die Marken waren rein strichförmige Zeichen. Es war gleichgültig, ob man sie einritzte oder aufmalte, ob man sie mit schwarzer, blauer oder roter Farbe malte. Es blieb immer dieselbe Marke. Für das Wappen dagegen ist die Farbe ein notwendiger Bestandteil.“312 So konnten Wappen und Hausmarke unabhängig voneinander benutzt werden. Aber schon im ersten Viertel des 14. Jh. ging man dazu über, Wappen und Hausmarke in einem Siegel zu vereinen. Es gab unterschiedliche Möglichkeiten: „Entweder setzte manȱ die Marke über oder neben den Wappen ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ ȱ
ȱ ȱ schild. Oder man teilte den Schild durch eine DZȱǮȱȱ ȱȱãȱǯȱȱ ȱȬsenkrechte Linie in zwei Hälften und setzte in die eine Hälfte das alte Wappenbild, in die andere die £ȱȱǰȱȱȱȱȱ £ǰȱȱȱȬ Marke.“313 ȱ ȱ ȱ ȱ ǯȱ ûȱ ȱ ȱ Über H ORSTMANN hinaus ȱ sollte nochȱ eineȱ dritte Möglichkeit ins Auge gefasst werden: Die Hausmarke ersetzt das Wappenbild. Das könnte der ȱ ǯȃ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ in dem dem Ring des in dem Cranachbild von 1532 Darȱ £ȱ ǯȱ ȱFall ȱ ȱWappen ȱauf ȱ ȱ ŗŚǯȱ ǯȱ ȱ gestellten sein. Damit verlor die Hausmarke „ihre bisherige Bindung zum ȱȱ ȱȱȱȱ£ȱǯȱȱȱȬ Hof und folgte wie jedes andere Wappenbild unverändert dem FamiliennaDZȱ Ǯ ȱ £ȱ ȱ ȱeine ȱ ȱ ȱ 314 Auf vierteûȱ Möglichkeit weist Cȱ ARL GUSTAV HOMEYER hin: men.“ ȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱ£ ȱ §Ȭ Das Wappenbild verdrängt die Hausmarke.315 Noch eine weitere Beobachtung aus der Geschichte der Hausmarke ist ȱȱ §ȱȱȱǰȱȱȱȱȱǯȃ ȱȱ zu berücksichtigen: Hausmarken konnten direkt mit Initialen verbunden ȱȱȱȱȱȱãȱȱȱȱ Ȭ werden.
ȱ £ȱ ȱ ǯȱ ȱ ãȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱȱȱŗśřŘȱȱǯȱȱȱȱ ȱȱ£ȱ ȱȱȱ ȱȱȱȬ ȱ ǯȃ ȱ ȱ ȱ ȱ ãȱ ȱ ȱȱ 311 Horstmann 1963. DZȱȱȱ§ȱȱ ǯ ȱȱ 312 Horstmann 1963, S. 94. 313 Horstmann 1963, S. 95. ȱȱȱȱ ȱȱ ȱȱ£ȱûȬ 314 Horstmann 1963, S. 95. ȱȱȱȱȱȱ ǯȱ 315 Homeyer 1870, S. 354.
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Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
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ȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱ Abb. 57: Hausmarke,
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ȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱ ȱ ȱ ȱ ȱ
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Abb. 58: Hausmarke,
ȱ in Holz geschnitzt, an einem Herdfeuer auf Fensterscheibe gemalt, 317 im Museum Haselünne.316 in der Kapelleȱ Höven. ȱ ȱ Ȭȱ ȱ ŗśřŘȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ
ȱȱȱǯȱ Auf ȱ dem ȱ Cranach-Bild vonȱ 1532 stehen die Initialen separat von Wappen ŗśřŘȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭȱ Ȭȱ ŗśřŘȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱǰȱȱȱȱȬȱȱȱ ȱȱ mit Hausmarke oberhalb des Wappens.
ȱȱȱǯȱ ǰ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ £ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ
ȱȱȱǯȱ In Anbetracht dessen, dass sich das Cranach-Signum aus einer Hausmarke ȱ
ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ǯȃȱ ȱȱǰȱȱȱȱȬȱȱȱ ȱȱ 318 ist bis ȱȱǰȱȱȱȱȬȱȱȱ ȱȱ heraus entwickelt, zum Erweis einer anderen Erklärung zu fragen, ǰ ǻǼȱȱǮȃȱǯȱûȱȱȱ£ȱȱûȱȱ ȱ ȱ ȱob£ȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ £ȱ ǰȱ ȱ ȱ ǰ ȱ ȱder ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ £ȱ ǰȱ sich hinter Hausmarke von Christoph Ering schlicht undȱ ergreifend nur ȱ ȱ ȱ ȱǻ Ǽȱȱ ȱȬûDZȱȱȱȱȱȱȱ die Initialen „C“ (spiegelverkehrt) und „E“ verbergen. Dafür sprechen die ȱ ȱ ȱ ȱȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱ ȱ ȱ Ǯȃȱ ȱ
ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ǯȃȱ zahlreichen Belege für die Siegel (Gemerke) der Zwickauer Rats-Buchführer: ȱ ŗśŘśȱ ȱ ŗśŚśȱ ûǰȱ ǻǼȱ ȱ
ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǻǼȱȱǮȃȱǯȱûȱȱȱ£ȱȱûȱȱ ǻǼȱȱǮȃȱǯȱûȱȱȱ£ȱȱûȱȱ Zahlreich sind die Belege aus den Jahren 1525 bis 1545 dafür, (a) dass ȱ ȱ ǻǼȱ ȱ £ȱ ûȱ ȱ £ȱ ȱ
ȱ ȱ ǰȱ ȱǻ Ǽȱȱ ȱȬûDZȱȱȱȱȱȱȱ ȱǻ Ǽȱȱ ȱȬûDZȱȱȱȱȱȱȱ Hausmarken nach den Initialen umgestaltet wurden und (b) bei einzelnen ȱȱȱȱ ȱ£ǰȱǻǼȱȱȱȱȱ ȱ ŗśŘśȱ ȱ ŗśŚśȱ ûǰȱ ǻǼȱ ȱ
ȱ ȱ ȱdieȱ ȱ ŗśŘśȱ ȱ ŗśŚśȱ ûǰȱ ǻǼȱ ȱbelegt
ȱ ȱ ȱ ȱ Buchführern bis zu sieben Hausmarken sind, vonȱ einemȱ individuelȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Gestaltungswillen zeugen,ȱ (c) die ȱ Initialen ȱ sich £ȱ oberhalb des Wappens ȱ ȱ ǻǼȱ ȱlen £ȱ £ȱ ȱ ǰȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ǻǼȱûȱ ȱ £ȱ ûȱ ȱ ȱ
ȱ
ǰȱǰȱǻǼȱȱȱȱȱ§ȱãǯ ȱ und gleichzeitig innerhalb des Wappens, im Zusammenspiel mit der Hausȱȱȱȱ ȱ£ǰȱǻǼȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱ ȱ£ǰȱǻǼȱȱȱȱȱ 319 ȱ marke, finden, (d) die Initialen ihre Schreibrichtung verändern können.
ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ
ǰȱǰȱǻǼȱȱȱȱȱ§ȱãǯ ȱ
ǰȱǰȱǻǼȱȱȱȱȱ§ȱãǯ ȱ ȱ ȱ ȱ
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Abb. 59: Wappen in ihrer Entwicklung aus Hausmarken und Initialen.320
ȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ £ȱ £ȱ ȱ ȱ 316 Horstmann 1963, Tafel 5. 317 Horstmann 1963, Tafel 6. £ȱ ǰȱ ȱȱȱȱȱ ȱȱ ȱ 318 Siehe o., S. 73, Anm. ȱ38. ȱȱȱ§ȱǰȱȱȱȱȱȱ ȱŗśŘŚȱȱȬ 319 Buchwald 1893, S. 6. – 8. Anlagen-Seite. ǰȱǰȱûȱȱđȱȱȱ ãȱǯ ȱȱ 320 Buchwald 1893, 6. und 8. Anlagen-Seite.
ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ £ȱ £ȱ
ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ§ȱ ȱ §ȱ ȱ £ȱ
ȱ ȱ £ȱ ǰȱ ȱȱȱȱȱ ȱȱ £ȱ ǰȱ ȱȱȱȱȱ ȱȱ ȱȱȱ§ȱǰȱȱȱȱȱȱ ȱŗśŘŚȱȱȬ ȱȱȱ§ȱǰȱȱȱȱȱȱ ȱŗśŘŚȱȱȬ ŜŘŜȱ ȱŗşŜřǰȱȱśǯ ǰȱǰȱûȱȱđȱȱȱ ãȱǯ ȱȱ ǰȱǰȱûȱȱđȱȱȱ ãȱǯ ȱȱ ŜŘŝ
ȱ ȱŗşŜřǰȱȱŜǯ ȱȱǯǰȱǯȱřŚŞǯ ŜŘşȱ ȱŗŞşřǰȱǯȱŜǯȱȮȱŞǯȱȬǯ ŜřŖȱ ȱŗŞşřǰȱŜǯȱȱŞǯȱȬǯ ŜŘŜȱ ȱŗşŜřǰȱȱśǯ ŜŘŜȱ ȱŗşŜřǰȱȱśǯ ŜřŗȱȱŘŖŖŞȱǯ ŜŘŞ
ŜŘŝȱ ȱŗşŜřǰȱȱŜǯ ȱ ȱŗşŜřǰȱȱŜǯ ŜŘŞȱȱǯǰȱǯȱřŚŞǯ ȱȱǯǰȱǯȱřŚŞǯ ŜŘşȱ ȱŗŞşřǰȱǯȱŜǯȱȮȱŞǯȱȬǯ ŜŘş ŜŘŝ ŜŘŞ
Klärung bislang ungeklärter Details des „Bildnisses C E“
137
şŞȱ Das Wappen Johannes Bugenhagens enthält im Gegensatz zur Hausmarke die zehnsaitige Harfe, Hinweis auf Bugenhagens Psalmenauslegung im ȱ ȱ ǯȱ ǯȱ ȱ ȱ ŗśřŘȱ £ ȱ ȱ §ȱ §ǰȱ ȱ Kloster Belbuck und ȱ an der Universität Wittenberg, die mit dem Druck des Kommentars 1524 in ȱBasel, Wittenberg, Nürnberg und Straßburg einen ǯ ȱ ȱ ȱ ȱ đû ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ 321 ersten Höhepunkt fand. ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱ Lucas Cranach d. Ä. hat im Jahr 1532 zwei weitere Männer porträtiert, ȱȱ ǰȱ §ȱȱ£ȱȱȱ ȱȱ£ãȱǯȱȱ mit breiJohann Friedrich den Großmütigen322 und einen bartlosen Mann 323 ȱ£ȱ ȱȱȱ ǰȱȱȱ£ȱǰȱȱǮȱȃȱ tem Barett. Sie tragen beide auch Ringe, aber bei Ersterem enthält der Ring keine Initiale oder eine Hausmarke, während bei Letzterem das WapǻȱǼȱȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱȱȱ pen im Ring zerstört ist. Da aber zumindest Johann Friedrich verheiratet ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ(Christoph ȱ ŗśŘşȱEring) ȱ ǯ war, ist umgekehrt zu fragen, ob „C E“ mit Initialen und ȱ ȱ ȱ ȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱȱ ȱ Wappen mit Hausmarke auf alles andere als auf seine Ehefrau hinwiesen wollte, obwohl er seit 1529 verheiratet war.324 Das Fehlen von Initialen ȱȱǻŗśŘŜǼȱȱȱǯȱ ȱȱȱȱȱȱǰȱȱ und Wappen auf dem Ring an dem rechten Zeigefinger der Katharina von ȱȱ§ȱ£ȱȱȱ ǰȱȱȱȱȱǻđȬ Bora (1526) belegt dies ebenfalls. Kaum handelt es sich um einen Doktorȱ ȱ Ǽȱ Dz ȱ ȱ ȱ Ǯȃȱ ȱ ring, mit welchem ȱ Ering hätte zur Schau ȱstellen wollen,ȱ dass er§ȱ alle Pro325 motionen (einschließlich der Doktorpromotion) absolviert habe; ȱȱ ȱ in ȱȱȱǯȱȱȱȱ ȱ ȱ diesem Falle hätte das „D“ neben den beiden Initialen gestanden. Mit Iniȱȱȱȱȱȱȱ ȱȱ ǯȱ tialen und Hausmarke will der im Gewande des Reformators Dargestellte
£ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ vielmehrǮȱ als Christoph Ering wieder erkannt werden. Hinzu kommt, „dass Bugenhagen selber keinen besonderen Wert darȱ ȱ ȱ ȱ [ȱ £ȱ ȃǯ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ auf legte, sein Wappen in der Öffentlichkeit zu gebrauchen“.326 Immerhin ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ benutzt er sein Wappen aber auch in der Unterschrift unter die SchmalkalŗśřŜȦřŝDZȱȱ dischen Artikel von 1536/37: ȱ
ȱ Abb. 60: Unterschrift Johannes Bugenhagens unter die Schmalkaldischen Artikel von 1536/37.
ȱȱȱ£ȱȱȱŗśŚŞDZȱȱ ȱ
321 322 323 324 325
Leder 2008 e. FR 2, Nr. 335). FR 2, Nr. 340) MBW 9, S. 27 f., Nr. 9326. Zum Doktorring als allgemein verbreiteter Insignie vgl. Gall 1965, S. 60. Vgl. ferner ȱȱ die Doctor und ire die Reichspolizeiordnung von 1530: „Dergleich sollen und mögen ȱ weiber auch kleyder / geschmuck / ketten / gulden ring / und anders irem standt und freiheyt gemeß tragen,“ (Weber 2002, S. 146). 326 Leder 2008 e, S. 189.
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ŜřŘ Ŝřř
ȱȱŘǰȱǯȱřřśǼǯȱ ȱȱŘǰȱǯȱřŚŖǼ
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ȱȱȱȱȱȱ ȱȱ ǯȱ ǰȱ Ǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ £ȱȱ ǰȱ Ǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ [ȱ £ȱ ȃǯ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ [ȱ ȃǯ ȱ ȱȱ £ȱȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱȱȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ řŝDZȱȱ ȱ 138
ȱ
Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
ȱ£ȱȱȱŗśŚŞDZȱȱ ȱȱ£ȱȱȱŗśŚŞDZȱȱ und unter die Leipziger Artikel von 1548: ȱȱ
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Abb. 61: Unterschrift Johannes Bugenhagens mit Wappen unter die Leipziger Artikel von 1548.327
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Abb. 62: Wappen und Initialen aus der Unterschrift von 1548.
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Am nächsten kommt in diesem Zusammenhang dem „Bildnis C E“ das ȱ§ȱȱȱȱȱȱǮȱȱȃȱȱȱǯȱ ȱ Bildnis D. Heinrich Stromers, des Freundes Christoph Erings,328 von dem
ȱǰȱȱȱȱǰ ȱȱȱȱȱ Ȭ Meister der Gregorsmessen, einem Cranach-Schüler, aus dem Jahre 1527:329 ǰȱȱȬûǰȱȱȱ ȱŗśŘŝDZ ȱ řśǼǯȱ
ŚŖǼ ǰȱǯȱřřśǼǯȱ ȱŘŝǯǰȱǯȱşřŘŜǯ ǰȱǯȱřŚŖǼ ȱȱȱȱȱǯȱ ȱŗşŜśǰȱǯȱŜŖǯȱǯȱȱȱȬ ȱşǰȱǯȱŘŝǯǰȱǯȱşřŘŜǯ ȱ ŗśřŖDZȱ Ǯȱ ȱ ȱ ãȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ¢Ȧȱ ȱȱȱȱȱȱǯȱ ȱŗşŜśǰȱǯȱŜŖǯȱǯȱȱȱȬ ȦȱȱȦȱȱȱȱȱȱ¢ȱđȱǰȃȱǻȱŘŖŖŘǰȱǯȱ ȱ ȱ ŗśřŖDZȱ Ǯȱ ȱ ȱ ãȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ¢Ȧȱ
ȦȱȦȱȱȦȱȱȱȱȱȱ¢ȱđȱǰȃȱǻȱŘŖŖŘǰȱǯȱ ŞȱǰȱǯȱŗŞşǯ ȱŘŖŖśǰȱǯȱŞŝǯȱȱ£ȱȱ ȱȱȱȱǯȱûȬȱ ȱŘŖŖŞȱǰȱǯȱŗŞşǯ
ȱŘŖŖśǰȱǯȱŞŝǯȱȱ£ȱȱ ȱȱȱȱǯȱûȬȱ ǯȱŞŞǯ
ȱ
Abb. 63: Heinrich Stromer 1527 (Meister der Gregorsmessen: Kiel, Privatbesitz http://www.pookerart.de/alt/s_kop/kopCra.html).
327 Wartenberg 2005, S. 87. Zur Benutzung einer Hausmarke in einer Unterschrift vgl. Müller-Westphal 1994, S. 88. 328 Siehe o., S. 30. ȱ ȱ§ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȉȉȱ ȱ ȱ ȱ ǯȱ 329 Koepplin 1976, S. 695. Schuchardt 1851, S. 86 schrieb das Bild noch Lucas Cranach ȱȱ ȱȱȱȱȱȱǰȱ ȱȱȱȱ d. Ä. zu und hielt es für eine Darstellung des Wittenberger Theologen Heinrich Stagkmann (= Stackmann). §ȱȱ£ȱ ȱȱ
ȱǯ ȱȱãđȱ
£ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ãȱ ûǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ ǯȱ
ȱ Klärung bislang ungeklärter Details des „Bildnisses C E“
139
ȱ§ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȉȉȱ ȱ ȱ ȱ ǯȱ Auch Stromer trägt einen Ring mit den Initialen H·S·D auf dem linken ȱ ȱȱȱȱȱȱǰȱ ȱȱȱȱ Zeigefinger. Auf blauem Grund ist ein steigender halber Lammbock abgeȱȱ£ȱ ȱȱ
ȱǯ ȱȱãđȱ bildet, wie schon in der Universitätsmatrikel von Leipzig beim Bild Heinȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ330 ȱ ȱ ȱ ȱ rich Stromers. Die Vergrößerung zeigt, dass es sich bei dem Ring auf ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Heinrich ȱ ǰȱ demȱ linken Zeigefinger Stromers im ȱ Unterschied zu demjenigen ȱ ȱ ȱ ãȱ ûǰȱ ȱeinen ȱ ȱSiegelring ȱ ȱ Ȭ spiegelverkehrte Christoph Erings um handelt, dessen Initialen der Auflösung bedürfen, wie es in der Bildinschrift geschieht. ŗŖŖȱ
ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ §ȱ ûȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśřŖȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ûȱ Ȭ ŗŖŖȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ǯȱ ȃȱ ȱDZȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ §ȱ ûȱ ȱ ȱ ȱ Abb. 64: Das Wappen auf dem Siegelring Heinrich Stromers.331 ûȱ ȱ ȱ ȱ ŗśřŖȱ ȱȱ ȱ ȱ ȱ ûȱ Ȭ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱund ȱ ȱ Ǯȱ ȃȱ Johann Friedȱ im ȱ Auch der Auftrag des Prinzen späteren Kurfürsten ȱDZȱ rich des Großmütigen hergestellte und Luther 1530 in der Veste Coburg ȱ überreichte Siegelring weist die vertiefte Lutherrose in einem Wappenschild und die Initialen „M L“ spiegelverkehrt auf: ȱ
ȱŗŖǯ şŝŜǰȱǯȱŜşśǯȱȱŗŞśŗǰȱǯȱŞŜȱȱȱȱȱȱȱǯȱ ǯȱ£ȱȱȱ ȱȱȱȱ ȱȱǻƽǼǯ ȱ şŝŜǰȱǯȱŜşřǯ Abb. 65: Luthers Siegelring (Augsburg um 1530, ȱ Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, ȱŗşŝŜǰȱǯȱŗŞǯ Inv.-Nr. VIII 97).332
Beim Wappenring kannȱ ebenfalls neben den Initialen das „D“ stehen, wie ȱȱȱȱȱȱȱǮȃȱǰȱ ȱȱ§ȱ das Porträtȱ des Dr. Christoph Scheurl von 1509 (FR 2, Nr. 23) zeigt (rechȱȱȱŗśŖşȱǻȱŘǰȱǯȱŘřǼȱ£ȱǻȱǼDZȱ ter Zeigefinger):
ȱȱȱȱȱȱȱǮȃȱǰȱ ȱȱ§ȱ ǯȱȱȱȱŗśŖşȱǻȱŘǰȱǯȱŘřǼȱ£ȱǻȱǼDZȱ
330 331 332 333
ȱ
ȱ
Abb. 66: Dr. Christoph Scheurl Lucas Cranach d. Ä., 1509 (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Inv.-Nr. Gm 2332 [Ausschnitt]).333
Koepplin 1976, S. 693. Schnelbögl 1976, S. 18. ȱ Kluth 2004, S. 150 f. ȱ ȱ / Brockhoff 1994, S. 335. Grimm / Erichsen
ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ǯȃȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱȱȱ§ȱȱ£ȱȱȱ ȱǯȱȱȬ ȱȱǮȃȱãȱûȱȱȱȱ§ȱȱȬ ȱ ȱ
ȱ ȱ Ǯȃȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱǰȱȱȱ§ȱȱ£ȱȱȱ ȱǯȱȱȬ ȱȱǮȃȱãȱûȱȱȱȱ§ȱȱȬ
ȱ
ȱ 140
ȱ Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
ȱ ȱ
ȱ ȱ Ǯȃȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ist daDas Fehlen des „D“ auf ȱ einem Siegelring oder einem Wappenring ȱǰȱȱȱ§ȱȱ£ȱȱȱ ȱǯȱȱȬ mit kein Hinweis darauf, dass der Träger nicht zum Doktor promoviert worden ist. Die Einbeziehung des „D“ ermöglicht demgegenüber die IdenȱȱǮȃȱãȱûȱȱȱȱ§ȱȱȬ tifikation des Trägers als doctor.
ŗŖŗȱ
ŗŖŗȱ Abb. 67: Luthers Doktorring (Herzog Anton Ulrich Museum, Braunschweig, ȱ §ȱ ȱ Ȯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȯȱ ȱ ȱ ȱ ȱInv.-Nr. 121).334 ȱ ȱ§ȱ ȱ ǰ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱ
§ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱȱ ȱ ȱ Ȯȱ ȱ ȱ Ȯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Entsprechend trägt Luthers – auf den Daumen gesteckter – Doktorring auch ȱȱȱȱȱȱǻȱȱǼȱDZȱ ȱ ȱ ȱ ǰ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ335
§ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ die Buchstaben M L D, wie auch die eine Hälfte seines Eherings, auf ȱȱȱȱȱȱȱǻȱȱǼȱDZȱ ȱ
deren anderer sich die Buchstaben C V B (Catharina von Bora) befinden:
ȱŘŖŖŚǰȱǯȱŗśŖǯ ȦȦȱŗşşŚǰȱǯȱřřśǯ ȱŘŖŖŚǰȱǯȱŚśǯ
ȱ
Abb. 68: Luthers Ehering.336
ȱ
Abb. 69: Luthers Ehering (Herzog Anton Ulrich Museum, Braunschweig, Inv.-Nr. 122).337 ȱ
334 335 336 337
Luckhardt 2004, S. 45. ȱ ȱ Berlepsch 3, 1850, S. 196 f. ȱ Berlepsch 3, 1850, S. 193, vgl. a. Luckhardt 2004, S. 45 (HAUM Inv.-Nr. 220). Luckhardt 2004, S. 45.
ȱ §ȱȱȱȱȱ§ȱȱȱȱȱȱ§ǰȱȱȱ ȱ ȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱȱȬ §ȱȱȱȱȱ§ȱȱȱȱȱȱ§ǰȱȱȱ £ǯȱ ȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱȱȬ ȱ ȱ ȱ ȱ Ǯȱ ȱ dzȱ ûȱ ȱ ã£Ȭ £ǯȱ ȱ dzȱ ǻǼȱ ȱ û ȱ ȱ ȱ ǯȃ ȱ ȱ ȱ
ȱ ȱ ȱ
ȱ ȱ ȱ Ǯȱ ȱ dzȱ ûȱ ȱ ã£Ȭ ȱ ȱ Ǯȱ ȃȱ ȱ ȱ ûȱ ȱȱ ȱ ¡ȱ ȱ ȱ ȱ dzȱ ǻǼȱ ȱȱû ȱ ȱ ȱ ǯȃ ȱ ǰȱ
ȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ȱ ǯȱ
ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ Ǯȱ ȱ ȃȱ ȱ ȱ ûȱ ȱ ¡ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱȱȱȱǮ§ȃȱǰȱȱȱ£ǰȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ȱ ǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱȱ ȱ ȱȮȱȱȱȱȱǵȱ ûȱ ȱȱȱȱǮ§ȃȱǰȱȱȱ£ǰȱ
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Klärung bislang ungeklärter Details des „Bildnisses C E“
Während aber Luther auf keinem Porträt von Lucas Cranach einen Ring trägt, ist die Bedeutung des Wappenrings mit der Hausmarke auf Erings linkem Zeigefinger herauszustreichen. Nach HERBERT SPRUTH ist „die Hausmarke … ursprünglich ein Persönlichkeitszeichen … (und) das überwiegend bis heute geblieben.“338 Wenn die Hausmarke wie auf dem „Bildnis C E“ dem Betrachter gegenüber derart exponiert wird, dann will der Träger darin wieder erkannt werden. Hat die Darstellung die Funktion, dass Christoph Ering in seinem „altgläubigen“ Wirkungsbereich, insbesondere in Leipzig, wieder erkannt werden wollte – als Vertreter der Wittenberger Reformation? Hierfür käme insbesondere die Zeit nach der Reformation seiner Vaterstadt Leipzig im Jahre 1539 in Frage. Dass es sich bei der Hausmarke ŗŖŘȱ in dem Wappen tatsächlich um diejeniŗŖŘȱ ge Christoph Erings handelt, wird zur Gewissheit durch die Hausmarke, ŗŖŘȱ die Ering in der Aufstellung über die Kosten und den Verlauf seiner Magisȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ terprüfung in dem aus seinem Besitz Quartband339 ȱ der Rats- ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱstammenden ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ schulbibliothek Zwickau neben seinem Namen benutzt im Vergleich mit ȱȱ£ȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱDZȱ ȱȱ£ȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱDZȱ ȱȱ£ȱȱȱȱȱ ȱȱȱȱDZȱ der Hausmarke im Wappen des Ringes: ȱ
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Abb. 70: Aufstellung der Kosten und des Ablaufs der Magisterprüfung 1515 (Vorlage und Repro: Ratsschulbibliothek Zwickau: Quartband XVI. V. 11).
Abb. 71: Ausschnitt aus vorheriger Abbildung.
Abb. 72: Wappenring auf dem „Bildnis C E“ (Lucas Cranach d. Ä. 1532, Kirchenkreis Hamburg-Ost, Ausschnitt).
ȱ ȱȱȱȱ ȱ§ȱȱȱȱȱǮȃȱȱȱȱ 338 Spruth 1960, S. 10, gg. Ruppel 1939. ȱ Ǯȃȱǯ ȱ ã ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ 339 Siehe oben, S. 20. ȱȱȱȱ ȱ§ȱȱȱȱȱǮȃȱȱȱȱ ȱ ȱ Ǯȃȱ ǯ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱȱȱȱ ȱ§ȱȱȱȱȱǮȃȱȱȱȱ ȱ Ǯȃȱǯ ȱ ã ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ§ȱȱȱȱȱȱȱ£ȱ ǯȱ ȱ ȱ Ǯȃȱǯ ȱ ã ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ǯȃȱ ǯ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ûȱ ǻŗśŗśǼȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǻŗśřŘǼȱ ȱ £ȱ ȱ ȱ Ǯȃȱ ǯ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǯȱȱ ȱ§ȱȱȱȱȱȱȱ£ȱ ǯȱ ȱ ȱ§ȱȱȱȱȱȱȱ£ȱ ǯȱ ȱ ȱȱȱ £ȱ ȱȱŗŞǯȱ ȱŗśŘŜ ȱ§ȱȱDZȱ ȱ ûȱ ǻŗśŗśǼȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǻŗśřŘǼȱ ȱ £ȱ ȱ ûȱ ǻŗśŗśǼȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǻŗśřŘǼȱ ȱ £ȱ ȱ ǯȱȱ
ǯȱȱ ȱȱȱ £ȱ ȱȱŗŞǯȱ ȱŗśŘŜ ȱ§ȱȱDZȱ ȱȱȱ £ȱ ȱȱŗŞǯȱ ȱŗśŘŜ ȱ§ȱȱDZȱ ȱ ȱ ǯȱ
ȱ
142
Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
ȱȱ ȱ§ȱȱȱȱȱǮȃȱȱȱȱ In der kursiv geschriebenen Hausmarke lässt sich rechts oben ein „E“ und ȱǮȃȱǯ ȱã ȱ ȱȱ ȱǰȱȱȱ links ein spiegelverkehrtes „C“ erkennen.340 Möglicherweise ist eine Ähre 341 Die ȱ Ǯȃȱ ǯ
ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Hausmarangedeutet,ȱ ȱ die an den Familiennamen „Ering“ȱ erinnert. ke im Wappen des Ringes ist wesentlich stärker stilisiert als die in der ȱ§ȱȱȱȱȱȱȱ£ȱ ǯȱ ȱ Unterschrift benutzte Hausmarke. der Magisterprüfung ûȱ ǻŗśŗśǼȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱZwischen ǻŗśřŘǼȱ ȱ £ȱ (1515)
und der Entstehung des Bildes (1532) liegen siebzehn Jahre. Sein Brief an Herzog Georg vom 18. Juni 1526342 trägt folgende Unterȱȱȱ £ȱ ȱȱŗŞǯȱ ȱŗśŘŜ ȱ§ȱȱDZȱ schrift:
ŗŖřȱ
Abb. 73: Brief Christoph Erings an seinen Landesherren (Herzog Georg von Sachsen) vom 18. Juni 1526 (Vorlage und Repro: Sächsisches Hauptstaatsarchiv – Staatsarchiv Dresden, 10024.Loc103000-02.Bl270a).
ǯȱ ȱȱȱȱȱǮȃȱȱȱȱȱ£ȱȱûȱȬ ȱ AuffälligǮȃǯȱ sind das fast kreisrundeȱ „C“ȱ und das im Unterschied ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱzu den übri343 kursive „E“. Der Vergleich mit gen Buchstaben des Familiennamens ǰȱ ȱ ȱ ȱ ŗśŘŜȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ŗśŗśȱ der Unterschrift von 1515 zeigt, dass Christoph Ering 1526 seine Unterȱǰȱȱȱȱȱȱȱȱȱ ȱȬ schrift der Hausmarke von 1515 angepasst hat, entsprechend auch die UnȱŘŞǯȱ ȱŗśŘŞDZȱ terschrift in dem Brief an Johannes Wolkenhayn vom 28. Juni 1528:
ǰȱǯȱřǯ ȱǮȱȱȱȱǻȱȱǰȱǯǯǼȱȃȱȱȱ Abb. 74: Brief Christoph Erings an Johannes Wolkenhayn ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ vom 28. Juni 1528 (Vorlage und Repro: Staats- und ûȱ ȱãȱŘŖŖŚǰȱǯȱşȱǯ Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky ȱȱȱȱȱŗśřŘȱȱȱȱȱȱȱȱǮ Ȭ Handschriftensammlung, Sup. Ep. 104, Bl. 45). ǵ ǯǰȱǯȱŗŘǯ Zwischen 1515/26 und 1532 hat sich die Hausmarke zum Wappen gewan-
delt. In der Zwischenzeit muss die Verleihung des Wappens durch den Landesherrn Erings, durch Herzog Georg, erfolgt sein. Hierfür kommt die denkbar kurze Zeit zwischen dem Wechsel nach Annaberg zum 17. April 1526 ȱŗśŗśȦŘŜȱȱŗśřŘȱȱȱȱ ȱ£ȱȱ ǯȱȱ und dem Zerwürfnis mit Herzog Georg ab Mitte Juni 1526 in Frage. £ȱȱȱȱȱȱȱȱȱǰȱ
£ȱ ǰȱ ȱ ǯȱ ûȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ £ ȱ 340 ŗŝǯȱ Auf das „aus heraldischer Courtoisie gedrehte (und damit F.A.) S“ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ ŗśŘŜȱ ȱ ȱ ûȱ ȱspiegelverkehrte,
£ȱ des Namens des Johannes Schwebel als Hausmarke innerhalb der rechten Hälfte des ȱȱ ȱŗśŘŜȱȱǯȱ Wappens des Reformators von Zweibrücken weist Böcher 2004, S. 9 hin. 341ȱ Steht ȱ in der stilisierten Form von 1532ȱ dieȱ in der Architektonik der Renaissance be ȱ ȱ ȱ ŗśŚŘȱ ȱ ȱ ȱ ȱ kannte „Giebelähre“ Pate? £ȱȱ ȱûȱ ȱ ȱȱȱȱȱ 342 Siehe o., S. 19, Anm. 11. 343 Dieser lässt sich als „Eheringk“ entziffern und zeigt, dass auch Christoph Ering selbst ȱDZȱ für seinen Namen eine nicht immer einheitliche Schreibweise benutzt hat, so auch ȱ 1528 in dem Brief an Johannes Wolkenhayn: „Eheringius“ (Buchwald 1893 a, S. 240).
ȱ
ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ
ȱŗśŗśȦŘŜȱȱŗśřŘȱȱȱȱ ȱ£ȱȱ ǯȱȱ ȱ £ȱȱȱȱȱȱȱȱȱǰȱ ȱ £ȱ ǰȱ ȱ ǯȱ ûȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ȱ £ ȱ 143 Klärung bislang ungeklärter Details des „Bildnisses C E“ ȱ ȱ ȱ ȱ £ȱ ŗŝǯȱ ȱ ŗśŘŜȱ ȱ ȱ ûȱ ȱ £ȱ ȱȱȱ ȱŗśŘŜȱȱǯȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Eine weitereȱ Unterschrift ausŗśŚŘȱ dem Jahre 1542 findet sichȱ in der Prunk344 ȱ£ȱȱ ȱûȱ ȱ ȱȱȱȱȱ bibel aus dem Besitz des Zwickauer Bürgermeisters Oswald Lasan am ȱDZȱ Ende der Widmung Christoph Erings: ȱ
ȱ
ȱ Abb. 75: Unterschrift Christoph Erings unter seine Widmung (1542) in der Prunkbibel Oswald Lasans (1541) (Biblioteka Gdanska Polskiej Akademii Nauk; Signatur: Ms. 2499).
§ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Ȭ sind die nach£ȱ obenǰȱweisende Ähre innerhalbđȱ des C und der wie ȱ ȱAuffällig ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ǰȱ ȱ ein spiegelverkehrtes C wirkende Anstrich zum E, ferner das markante ȱȱȱȱȱȱȱȱȱ ȱȱ ȱȱãȬ abschließende k, in welchem sich noch einmal die Initialen C und E sowie ǯȱ die Hausmarke spiegeln mögen. ȱ ãȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ Wirȱ können also die gesonderte Darstellung von Hausmarke und Unterschrift (1515), die Integration der Hausmarke in die Unterschrift (1526), ǻŗśŗśǼǰȱȱȱȱ ȱȱȱȱǻŗśŘŜǼǰȱȱ ȱȱ die Hausmarke als Teil des Wappens (1532) und die Auswirkung des WapȱȱȱǻŗśřŘǼȱȱȱ ȱȱȱȱȱȱȱȱ pens auf die Initialen und den letzten Buchstaben der Unterschrift (1542) £ȱȱȱȱǻŗśŚŘǼȱûȱȱȱȱŘŝȱ ȱȬ über einen Zeitraum von 27 Jahren verfolgen und haben damit einen Glücksȱȱȱȱȱ ûȱȱ ȬȱȱȬtȱ fall der Hausmarken- und Wappen-Überlieferung vor uns, der die Zuschreibung des „Bildnisses C E“ zu Christoph Ering zur Gewissheit macht. ȱ ȱ §ȱ ȱ ȱ Ǯȃȱ £ȱ ȱ £ǰȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ȱ ûȱ ȱ f) Physiognomie ȱȱȱȱȱ ȱ£ȱǰȱȱȱŗśŘŞȱȱȱȱȱ ȱ ¢DZȱǮȃȱǻ ȱŗŞşřȱǰȱǯȱŘŚŖǼǯ So sehr Lucas Cranach d. Ä. Christoph Ering nach dem Typus Luther darŜśŚȱȱǯǰȱǯȱŘǯ 345 Ŝśř
gestelllt hat, so sehr hat er doch seine Physiognomie mit ihren individuellen Zügen erfasst. Dies gilt umso mehr, als Cranach das Gesicht selbst zu proträtieren pflegte.346 Diese Züge unterscheiden Christoph Ering nicht
344 Siehe o., S. 20. 345 Zur Darstellung Johann Friedrichs I. nach dem Typus Luthers durch Lucas Cranach d. Ä. vgl. Bierende 2006, S. 335–345. 346 Holste 2004, S. 23–25
144
Das „Bildnis C E“ Lucas Cranachs d. Ä. aus dem Jahre 1532
nur von Johannes Bugenhagen,347 sondern auch von Martin Luther. Als nach dem Typus Luther gemalter Wittenberger Gelehrter hebt sich Christoph Ering aber grundsätzlich von dem Typus Johannes Bugenhagen ab. Die Beobachtung aber, dass das Bildnis Christoph Ering von 1532 und das Bildnis Johannes Bugenhagen von 1537 aufeinander bezogen sind, lässt umso mehr das Besondere von Christoph Ering und Johannes Bugenhagens hervortreten.
347 Pause 1983, Anm. 25: „Im Hamburger Bildnis ist ein viel kantigerer Kopf gegeben, Augen- und Mundpartien zeigen weniger Skepsis (scil. als im Bild von 1537). Kräftige braune Haarlocken quellen unter dem Barett hervor, Bugenhagen dagegen wird 1537 mit matt gewelltem, dunkelblondem, teilweise ergrautem Haar dargestellt. Die Augenfarbe ist 1532 bräunlich, 1537 bläulich wiedergegeben, Warzen entdeckt man nur im Hamburger Porträt.“
145
Schluss Christoph Ering und Johannes Bugenhagen – ihr Weg und der Weg ihrer Bilder
Die Wege von Johannes Bugenhagen und Christoph Ering haben sich nur an einer Stelle berührt: im Sommersemester 1532 in Wittenberg. Christoph Erings Lebensweg hatte in Wittenberg seinen nördlichsten, derjenige Johannes Bugenhagens, sieht man einmal von seinen Reisen nach 1536 Torgau sowie 1536/37 und 15391 nach Schmalkalden ab, seinen südlichsten Punkt. Ob Ering und Bugenhagen sich getroffen haben, ist nicht bekannt, wenn auch wahrscheinlich. Nach seinem Wechsel nach Zwickau zeigte Christoph Ering Interesse an Bugenhagens Schriften. Als Mitglied der „Wittenberger Kollektivautorität“ verfolgte Bugenhagen den Weg Christoph Erings in Zwickau. Tritt uns in dem Bildnis von 1532 der Christoph Ering in den Blick, der seinen Wechsel aus dem altgläubigen in das evangelische Lager vollzogen hatte, so gelang es Christoph Ering, in seiner Tätigkeit als Prediger, Pfarrer und Superintendent in Zwickau eine lutherische Position gegenüber Altgläubigen, Täufern und Sakramentariern einzunehmen, die mitten an allen Auseinandersetzungen eine biographische Kontinuität von 21 Jahren ermöglichte, wie sie weder seine Vorgänger noch auch seine unmittelbaren Nachfolger erreicht haben. Dem entspricht, dass er mit seiner Widmung in der Bibel des Zwickauer Bürgermeisters Oswald Lassan, wenn auch aus dessen Blickwinkel, als einer der führenden zwanzig von der Wittenberger Reformation her geprägten Theologen auftritt.2 Länger als Christoph Ering ist sein Bildnis in Wittenberg geblieben. Erst im Jahre 1537 waren die Voraussetzungen dafür gegeben, dass auch Johannes Bugenhagen als Reformator – als Pendant zu „C E“ – porträtiert und in das Bildnis Christoph Erings dessen Lebensalter nachgetragen werden konnte. Beide Bilder haben Wittenberg verlassen. Für die ins Auge gefassten Betrachter sprach das „Bildnis C E“ durch die Initialen und die Hausmarke im Wappenring aus sich heraus, nicht aber das Bugenhagen-Bild, das eine 1 2
Vogt 1966, S. 598. Siehe o., S. 19 f.
146
Schluss
ausführliche Nennung des Namens erhielt und dadurch den Dargestellten erkennbar machte – wie Georg Spalatin und Philipp Melanchthon auf den Bildnissen von 1537. Mit der nachträglichen Angabe des Alters wurde der auf dem „Bildnis C E“ Dargestellte klar von Martin Luther abgehoben, aber auch von Johannes Bugenhagen. Die Wege der Bilder haben sich irgendwann – wie schon 1532/3 diejenigen der auf den beiden Bildern Dargestellten – getrennt. Christoph Ering verließ Wittenberg spätestens 1533 in Richtung Zwickau, während sein Bild vermutlich zunächst in Wittenberg blieb und so als Pendant für das Bugenhagen-Bild von 1537 diente, bevor es – auf welchen Wegen auch immer und wann auch immer zwischen 1537 und 1851, am ehesten wohl mit der Reformation Leipzigs im Jahre 1539 – nach Leipzig gelangte. Als das Ering-Bild vor 1851 vom Leipziger Kunstverein gezeigt wur3 de, erkannte man in ihm längst nicht mehr Christoph Ering, den Sohn der Stadt, sondern ein „Männliches Porträt“. Anders wäre es auch kaum verständlich gewesen, dass das Bild veräußert wurde und seinen Weg über Coburg, Weimar, Wien und Prag nach Paris, zum Pardo, nach Tanger und London bis nach Hamburg nahm. Umgekehrt ist die Zugehörigkeit des Bildes zum Bestand des Leipziger Kunstvereins ein Hinweis darauf, dass es sich schon vor dessen Gründung im Jahre 1837 in Leipzig befand. Im Gegensatz hierzu befand sich das Bugenhagen-Bild von 1537 in der Sammlung des 1856 verstorbenen Halberstädter Oberdompredigers Dr. theol. Dr. phil. Christian Friedrich Augustin. Diese wurde von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen erworben, der sie 1860 dem Lutherhaus Wittenberg schenkte.4 So kehrte das Bugenhagen-Bildnis von 1537 nach Wittenberg zurück. Die Beischrift zeigte den Wittenbergern eindeutig, dass es sich um Johannes Bugenhagen handelte. Wie lange es sich nach 1537 in Wittenberg befunden hat, darüber kann man nur mutmaßen. Vielleicht war es von vornherein für eine Präsentation außerhalb von Wittenberg bestimmt. Kaum wird sich das Bild bis 1547 in Wittenberg befunden haben; denn dann wäre es am ehesten nach Dresden5 gelangt und nicht in das westliche Sachsen. Ering indes hätte sich mit seinem Porträt ein Denkmal als lutherischer Theologe – am plausibelsten für seine Vaterstadt Leipzig – gesetzt. Cranach wäre ihm 1539 in dieser Absicht gefolgt, während Ering schon längst 3 4 5
Hierzu Müller 1995. Laube 2003, S. 8. Vgl. die Dresdner Bildnisse von Luther und Melanchthon aus dem Jahre 1532, siehe o., S. 103.
Christoph Ering und Johannes Bugenhagen – ihr Weg und der Weg ihrer Bilder
147
seinen Weg nach Zwickau genommen hatte und seinen Wechsel als Prediger an St. Marien zum Prediger an St. Katharinen vorbereitete. Das Bildnis Christoph Erings ist einen so eigenen Weg gegangen, dass es – mit Ausnahme von Moeller 1983 und Grimm 1994 – in keinem Katalog von Cranach-Bildern abgedruckt wurde. Während MAX J. F RIEDLÄNDER in seiner Expertise vom November 1951 noch nicht von Johannes Bugenhagen spricht, findet sich die Zuschreibung an Johannes Bugenhagen zuerst 1952 im Katalog einer Porträtausstellung der Galerie Charpentier, Paris6 und ist möglicherweise erst in diesem kurzen Intervall weniger Monate zustande gekommen. Es gehört zu den Fügungen der Geschichte, dass der erste eindeutige Anhaltspunkt für die Identifikation des auf dem „Bildnis C E“ Dargestellten eine Entdeckung in der Ratsschulbibliothek der Stadt war, in der Christoph Ering von 1533 bis zu seinem Tode 1554 als Prediger, Pfarrer und Superintendent wirkte: Zwickau.7 In Hamburg aber erinnert das Bild weiter daran, dass die Reformation ausging von den „Wittenberger Gelehrten“, als deren einer Christoph Ering 1532 von Lucas Cranach d. Ä. dargestellt wurde.
6 7
Gaxotte 1952, Nr. 15. Siehe o., S. 141.
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
= Abbildung(en)
ABKG
= Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen
AKG
= Arbeiten zur Kirchengeschichte
ARG
= Archiv für Reformationsgeschichte
AZw
= Alt-Zwickau
BBKL
= Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Bd.
= Band
BHTh
= Beiträge zur Historischen Theologie
BLUWiG = Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte CR
= Corpus Reformatorum
d. Ä.
= der Ältere
Diss.
= Dissertation
d. J.
= der Jüngere
Ev.-luth.
= Evangelisch-lutherisch
f.
= folgende
ff.
= fortfolgende
FR
= Friedländer/Rosenberg
Hg.
= Herausgeber (singular)
Hgg.
= Herausgeber (plural)
i. Sa.
= in Sachsen
LStRLO
= Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der lutherischen Orthodoxie
LuJ
= Lutherjahrbuch
MBW
= Melanchthons Briefwechsel
Ms.
= Manuscript(um)
NASG
= Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde
ND
= Neudruck
NEK
= Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche
NF
= Neue Folge
N. R.
= Neue Reihe
150
Abkürzungsverzeichnis
o.
= oben
Nr.
= Nummer
Phil.
= Philosophisch(e)
PKMS
= Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen
RE
= Reallexikon für protestantische Theologie und Kirchenrat der evangelischlutherischen Kirche im hamburgischen Staate
RGG
= Die Religion in Geschichte und Gegenwart
rm
= Rowohlts Monographien
S.
= Seite
SKGNS
= Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsen
ThStKr
= Theologische Studien und Kritiken
TRE
= Theologische Realenzyklopädie
u.
= unten
Univ.
= Universität(s-)
UTB
= Universitäts-Taschenbücher
WA Br
= Weimarer Ausgabe. Briefe
WA DB
= Weimarer Ausgabe. Deutsche Bibel
WZ
= Wissenschaftliche Zeitschrift
ZKG
= Zeitschrift für Kirchengeschichte
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Personen-, Orts- und Sachverzeichnis
Agricola, Georg 51 Agricola, Johann 75 Albrecht von Brandenburg 33, 34, 53 Alt-Hamburg 14, 64 Altgläubige 17, 39, 41, 145 Annaberg 17, 19, 21, 26, 27, 35, 36, 37, 38, 41, 48, 49, 62, 124, 128, 142 Augsburg 17, 27, 31, 63, 109, 139 Augsburger Interim 57, 58 Aurogallus, Matthäus 82 Baccalaureus artium 27, 28, 43, 124 Baccalaureus biblicus 29, 32, 121, 125 Baccalaureus formatus 30 Baccalaureus sententiarius 29, 30 Baldauf, Wolf 55 Barett 72, 83, 84, 88, 89, 114, 123, 128, 137, 139, 144 Beyer, Leonhard 20, 46, 47, 50, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 108, 109 Bibel Prunkbibel 20, 30, 31, 52, 121, 143 Bildnisdiptychon 96 Bildprogramm 14, 19, 21, 63, 102, 103, 117 Bisamapfel 75, 76, 77, 127, 133 Bisamapfelforschung 21 Bodenschatz, Andreas 35, 37 Braunschweig 20, 43, 75, 79, 82, 105, 140 Buch 13, 14, 75, 126, 127 Bugenhagen 7, 13, 14, 18, 19, 20, 21, 27, 28, 31, 38, 39, 42, 43, 44, 48, 49, 52, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 64, 65, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 99, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 117, 118, 119, 121, 123, 124, 125, 126, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 135, 137, 138, 144, 145, 146, 147 Bugenhagen, Walpurga 78, 79, 89 Christliche Ordnung der Ehrbaren Stadt Hamburg 86
Cordatus, Konrad 47, 122 Cornarius, Janus 62 Cranach-Werkstatt 19, 73, 90, 91, 103, 114, 116, 132 Cruciger, Caspar 20, 43, 56, 58, 82, 85, 109, 119, 121, 122 Delitzsch 34 Doktor der Theologie 30, 31, 39, 72, 105, 110, 119, 124, 125 Doktor-Promotionen 30, 31, 129 Doktorring 137, 140 Doppelbilder 82 Siehe Pendantbildnisse, Bildnisdiptychon, Kapselbildnisse Eberhard, Georg 70, 77, 78 Egranus, Johannes Sylvius 40, 45 Ehering 78, 140, 142 Epitaph 75, 123, 130 Erasmus 30, 31, 51, 61, 117 Ering, Hans 35, 45, 113 Erzgebirge 49, 53 Ev.-luth. Kirche im Hamburgischen Staate 64, 69, 70, 71, 81 Ferdinand I. 39, 57 Freiberg 21, 25, 26, 32, 33, 37, 57, 91, 97, 123 Friedrich der Weise 49, 90 Generalsuperintendent 105, 106, 109, 110, 130 Georg von Anhalt 58, 75, 88, 114 Georg von Sachsen 17, 19, 22, 27, 32, 51, 142 Gesundheit 34, 49, 52, 127, 133 Göpfert, Jobst 27, 62 Göpfert, Margarete 27, 62 Hala, Georg 27, 60, 61 Hamburg 14, 18, 21, 22, 28, 43, 64, 68, 79, 80, 84, 86, 88, 105, 119, 146, 147 Hamburger Kunsthalle 64, 69, 71, 81, 82, 84, 87, 90 Hauptkirche St. Nikolai 83, 86
176
Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern 81 Hausmann, Nikolaus 44, 45, 47 Hausmarke 14, 63, 73, 77, 85, 87, 121, 134, 135, 136, 137, 138, 141, 142, 143, 145 Hausmarkenforschung 21, 134 Heinrich von Sachsen 37 Helt, Georg 20, 35, 43, 44, 45 Hermann, Nikolaus 40 Herz 75 Hofkaplan 17, 26, 27, 32, 34, 36, 128 Hofmann, Stanislaus 51 Hofprediger 32, 33, 35 Humanismus 28, 51 Immatrikulation 25, 26, 27, 29, 40, 41, 43, 45, 90, 126 Initialen 18, 70, 74, 77, 78, 83, 87, 89, 98, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 143, 145 interikonische Interpretation 82 interikonischer Vergleich 13, 14, 21, 85 Joachimsthal 17, 21, 26, 27, 37, 38, 39, 40, 41, 44, 45, 48, 49, 109, 124, 126, 128 Johann Friedrich von Sachsen 62, 96, 100 Kurfürst Johann Friedrich 49, 51, 56, 85, 91, 106, 116, 139 Kurfürst Johann Friedrich I. 52, 123 Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige 51 Kaplan 29, 32, 33, 35, 57, 97, 123 Kapselbildnisse 92 Karl V 42 Katharina von Mecklenburg 51, 97 Kirchengeschichte 13, 14, 18 Kirchenkreis Hamburg-Ost 64, 65, 112, 134, 141 Kleidergeschichte 72 Kleiderkunde 14, 21 Klima 45, 49 Kreuz 67, 75, 89, 121 Landtag 53, 57, 58, 107 Lang, Johann 20, 29, 31, 32 Lasan 20, 21, 30, 51, 52, 143 Lehen 34 Leipzig 13, 14, 17, 18, 20, 21, 22, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 35, 37, 39, 42, 43, 44, 45, 57, 58, 60, 61, 67, 70, 77, 83, 90, 98, 113, 116, 125, 128, 134, 139, 141, 146 Leipziger Artikel 58, 59, 60, 61, 138
Personen-, Orts- und Sachverzeichnis
Leipziger Disputation 29, 32, 38 Leipziger Interim 58, 60 Lindenau, Paul 47, 51 Lübeck 28, 43, 79, 80, 88, 105, 106, 131 Luther 13, 17, 19, 20, 27, 28, 29, 31, 32, 35, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 47, 48, 50, 53, 56, 59, 61, 79, 80, 84, 85, 87, 88, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 133, 139, 140, 141, 143, 144, 146 Luther-Bibel 53 Magister artium 27, 28, 29 Maior, Georg 20, 43, 56, 58, 59, 60, 121, 126 Mathesius, Johann 31, 38, 39, 40 Meißen 17, 34 Melanchthon 13, 17, 20, 22, 27, 31, 37, 38, 43, 44, 48, 51, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 80, 82, 85, 88, 99, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 112, 114, 115, 116, 117, 119, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 133, 146 Meyer, Moritz 26, 40 Moritz von Sachsen 22, 32, 40, 51, 53, 56, 57, 74, 116 Herzog Moritz 53, 54, 56 Kurfürst Moritz 61, 62 Prinz Moritz 34 Moritz, Kurfürst 61, 62 Müntzer, Thomas 46, 47 Musculus, Andreas 75, 76 Naumburg 19, 38, 119 Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche 7 Nürnberg 17, 35, 43, 49, 62, 84, 93, 137, 139 Nürnberger Anstand 42, 113 Obersuperattendent 105 Osiander 30, 31, 39 Paternosterkranz Siehe Rosenkranz Pendantbildnis 91, 92, 95, 98, 100, 113 Petrejus, Johann 62 Petrus Hispanus 29 Petrus Lombardus 30
Personen-, Orts- und Sachverzeichnis
Pfarrer 19, 25, 40, 43, 44, 46, 50, 56, 59, 60, 61, 70, 77, 84, 105, 107, 122, 123, 145, 147 Pfründe 26, 32, 37, 51 Physiognomie 78, 80, 86, 87, 99, 114, 127, 128, 143 Porträtholzschnitt 75, 82 Prediger 17, 26, 27, 35, 37, 38, 39, 40, 41, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 53, 54, 55, 56, 57, 59, 60, 61, 86, 145, 147 Priester 27, 28, 30, 31, 32, 43, 117, 123, 124, 128 Priesterweihe 28, 30, 32, 124 Protestanten 42 Rantzau, Heinrich von 75 Reformation 13, 17, 18, 26, 32, 37, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 52, 65, 74, 75, 80, 84, 86, 105, 107, 116, 119, 122, 123, 129, 131, 141, 145, 146, 147 Reichstag 17, 27, 31, 32, 38, 39, 56, 57, 109, 119 Reiff, Leonhard Siehe Beyer, Leonhard Reinhold, Nikolaus 20, 55 Reuß, Heinrich von 61 Rezeption 80, 81, 83, 85, 87, 89 Rhegius, Urbanus 47 Ring Siehe Doktorring, Ehering, Siegelring, Wappenring Rörer, Georg 20, 31, 58 Rosenkranz 18, 21, 66, 67, 70, 74, 75, 76, 77, 83, 84, 85, 87, 89, 95, 126, 127, 133 Roth, Stephan 44, 48, 49, 51, 59 Sakramentarier 17, 39, 145 Schaube 72, 84, 85, 89, 110, 121, 123, 129, 130 Schlackenwerth 40 Schlick, Stephan von 38 Schmalkaldischer Krieg 53 Schwärmer 38 Siegelring 69, 78, 85, 89, 139, 140 Signum 72, 73, 111, 131, 132, 134, 136 Soranus, Lorenz 47, 61 Stammbuch 20, 21, 107, 110, 118, 119, 121, 126, 127, 130
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Steueraufkommen 49 Stramer Siehe Stromer, Heinrich Stromer, Heinrich 30, 44, 138, 139 Superattendent 27, 43, 46, 85, 106, 119 Siehe Obersuperattendent, Superintendent Superintendent 17, 26, 27, 46, 47, 49, 50, 54, 55, 56, 57, 60, 61, 62, 63, 85, 105, 107, 109, 116, 123, 128, 129, 145, 147 Siehe Generalsuperintendent Täufer 17, 44, 145 Thomismus 44 Türkengefahr 42 Unterschrift 14, 58, 67, 69, 108, 121, 137, 138, 142, 143 Visitationskommission 46 Visitator 46, 49, 50, 105, 119, 120, 121 Wappen 63, 69, 70, 87, 89, 117, 119, 120, 121, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 141, 142, 143 Wappenring 14, 18, 78, 95, 98, 126, 134, 139, 140, 141, 145 Wappenschild 77, 89, 135, 139 Weiß, Johannes 54 Wiebel, Wolfgang 44 Wirkungsgeschichte 68, 87 Wittenberg 13, 15, 18, 19, 20, 21, 25, 26, 27, 28, 31, 35, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 52, 54, 56, 57, 58, 61, 62, 63, 67, 68, 69, 70, 79, 84, 85, 88, 90, 91, 103, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 116, 117, 119, 120, 121, 123, 124, 125, 126, 128, 130, 132, 133, 137, 145, 146 Wittenberger Gelehrter 42, 45, 105, 108, 109, 110, 116, 121, 123, 144, 147 Wittenberger Theologe 42, 57, 104, 107, 138 Wolkenhayn, Johannes 19, 38, 142 Worms 17, 32, 38, 119 Zeuner, Wolfgang 20, 31, 46, 47 Zwickau 13, 14, 17, 20, 21, 26, 27, 31, 35, 40, 41, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 108, 109, 123, 126, 128, 141, 145, 146, 147 Zwinglianer 17, 44
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Moritz Prinz von Sachsen, Lucas Cranach d. Ä. 1526 (© Hessische Hausstiftung, Kronberg i. Taunus, WO B 8266) . . . . . . . . 33 Abb. 2: St. Annen-Kirche Annaberg, Kanzel Foto: Ferdinand Ahuis . . . . . . . . . . 36 Abb. 3: Album academiae Vitebergensis 1532, Yo_1_110r mit Eintrag Christophorus Eringus Lipsen: Mgr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Abb. 4: Das „Bildnis C E“ 1532 (Kirchenkreis Hamburg-Ost, Nordelbisches Kirchenarchiv, 91 [Fotosammlung] Nr. 8871) . . . . . . . . . 65 Abb. 5: Lucas Cranach, Männliches Bildnis Radierung von J. Groh, 1886 . . . . . 66 Abb. 6: Johannes Bugenhagen (1537, Lutherhalle Wittenberg, Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Abb. 7: Johannes Bugenhagen in der Funktion Petri (Wittenberger Reformationsaltar, Stadtkirche Wittenberg, Lucas Cranach d. Ä. [Entwurf] Werkstatt Cranach 1547) . . . . . . . . . . . . . 69 Abb. 8: nachträgliche Inschrift in dem Bild von 1532 (aus dem Jahre 1537?) . . . 74 Abb. 9: orig. 1532 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Abb. 10: originale Beischrift Lucas Cranachs d. Ä. 1537 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Abb. 11: Moritz von Sachsen 1553 (Lucas Cranach d. J., Ausschnitt aus dem Ehebildnis mit Agnes von Hessen, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gal. Nr. 1945, Foto: Hans-Peter Klut) . . . 74 Abb. 12: Ausschnitt aus dem Bildnis des Andreas Musculus . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Abb. 13: Bisamapfel © Rheinisches Bildarchiv, Köln H 832, rba_c014889 . . . . . . 76 Abb. 14: Kette aus 22 Bernsteinkugeln mit einer Abschlussperle und Bisamapfel, Frühes 16. Jahrhundert – Dommuseum Salzburg . . . . . 76 Abb. 15: Jodocus (Jobst) Welling (?) 1503 (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Gm 207, Fotograf: D.Meßbloger) . . . . . . . . . 93 Abb. 16: Barbara Welling (?) 1503 (bpk / Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Foto: Jörg P. Anders, Motiv 00045105) . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Abb. 17: Johannes Cuspinian 1502 (Winterthur, Sammlung Oskar Reinhart) . . . . 94 Abb. 18: Anna Putsch 1502 (Winterthur, Sammlung Oskar Reinhart) . . . . . . . . . . 94 Abb. 19: Mann mit Rosenkranz 1508 (New York, Metropolitan Museum of Art) (bpk / 86901-p / The Metropolitan Museum of Art) . . . . . . . . . . . 95 Abb. 20: Betende Frau 1508 (Zürich, Kunsthaus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Abb. 21+22: Johann der Beständige und sein Sohn Johann Friedrich 1509 (London, National Gallery, NG 6538 + 6539) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Abb. 23: Heinrich der Fromme 1514 (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie, Gal. Nr. 1906 G, Foto: Hans-Peter Klut) . . . . . . . . . . . . 97 Abb. 24: Katharina von Mecklenburg 1514 (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie, Gal. Nr. 1906 H, Foto: Hans-Peter Klut) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Abb. 25+26: Moritz und Anna Buchner 1518 (Minneapolis, Minneapolis Institute of Arts, 57.11 und 57.10) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
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Abbildungsverzeichnis
Abb. 27+28: Bartloser junger Mann und Frau 1522 (Washington, National Gallery of Art: 1959.9.1 und 1959.9.2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Abb. 29: Johann Friedrich von Sachsen als Bräutigam 1526 (Weimar, Staatliche Kunstsammlungen, Schlossmuseum, Inv.-Nr. G 11) . . . . . . . 100 Abb. 30: Sibylle von Kleve als Braut 1526 (Weimar, Staatliche Kunstsammlungen, Schlossmuseum, Inv.-Nr. G 12) . . . . . . . 100 Abb. 31+32: Hans und Margarethe Luther 1527 (Eisenach, Stiftung Wartburg, Foto: Ulrich Kneise) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Abb. 33: Martin Luther 1526 (Eisenach, Stiftung Wartburg, Foto: Ulrich Kneise) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Abb. 34: Katharina von Bora 1526 (Eisenach, Stiftung Wartburg, Foto: Ulrich Kneise) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Abb. 35: Martin Luther Cranach-Werkstatt? 1532 (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister M-1918-PS01) . . . . . 103 Abb. 36: Philipp Melanchthon Cranach-Werkstatt? 1532 (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister Am-1919-PS01) . . . . 103 Abb. 37: Martin Luther 1532 (Regensburg, Historisches Museum, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Nr. 713a) (bpk / 1415-p / Foto: Lutz Braun) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Abb. 38: Philipp Melanchthon 1532 (Regensburg, Historisches Museum, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Nr. 713b) (bpk / 1412-p / Foto: Lutz Braun) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Abb. 39: 1536/37 Unterschrift der Reformatoren unter die Schmalkaldischen Artikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 Abb. 40: Christoph Ering 1532 (Hamburg, Kirchenkreis Hamburg-Ost) . . . . . . . 112 Abb. 41: Johannes Bugenhagen 1537 (Wittenberg, Lutherhalle) . . . . . . . . . . . . . 112 Abb. 42: Georg Spalatin 1537 (Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inv. 941) . . . . . 115 Abb. 43: Philipp Melanchthon 1537 (Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inv. 940) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Abb. 44: Wappen des Professors Dr. Ulrich Schilling von Cannstadt Wittenberger Matrikelbuch, Yo_1_107v Lucas Cranach d. Ä. 1531/2 . . 117 Abb. 45: Das Stammbuch Lucas Cranachs d. J. 1547 (Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky Hamburg FG 1026: 9064) . . 118 Abb. 46: Unterricht der Visitatoren, 1538 (Berlin, Staatsbibliothek Berlin, Stiftung preußischer Kulturbesitz [4"@Luth. 5216]) . . . . . . . . . . . . . . . 120 Abb. 47: Newe Deudsche Geistliche Gesenge, Wittenberg 1544 (Staatsund Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky Hamburg M A/3351) . . 120 Abb. 48: Dr. Johannes Scheuring 1529 (Brüssel, Musée des Beaux Arts) (bpk / 14014-p / Foto: Hermann Buresch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Abb. 49: Martin Luther Lucas Cranach d. J., 1570/80 (Wien, Kunsthistorisches Museum, GG 845) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Abb. 50: Philipp Melanchthon Lucas Cranach d. J., 1570/80 (Wien, Kunsthistorisches Museum, GG 854) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Abb. 51: Johannes Bugenhagen Lucas Cranach d. Ä., 1543, sog. Stammbuch (Wartburg-Stiftung G 1998, Foto: Ulrich Kneise), . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Abb. 52: Johannes Bugenhagen nach 1547 (Staatsarchiv Hamburg, Plankammer 215, Bu 252) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
Abbildungsverzeichnis
Abb. 53: Abb. 54: Abb. 55: Abb. 56: Abb. 57: Abb. 58: Abb. 59: Abb. 60: Abb. 61: Abb. 62: Abb. 63: Abb. 64: Abb. 65: Abb. 66: Abb. 67: Abb. 68: Abb. 69: Abb. 70:
Abb. 71: Abb. 72: Abb. 73:
Abb. 74:
Abb. 75:
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Bildnis „C E“, 1532 Signum und Jahreszahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Signum und Jahreszahl 1546 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 Wappenring mit Hausmarke („Bildnis C E“, Lucas Cranach d. Ä. 1532, Kirchenkreis Hamburg-Ost, Ausschnitt) . . . 134 Johannes Bugenhagens Wappen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Hausmarke, in Holz geschnitzt, an einem Herdfeuer im Museum Haselünne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Hausmarke, auf Fensterscheibe gemalt, in der Kapelle Höven . . . . . . . 136 Wappen in ihrer Entwicklung aus Hausmarken und Initialen . . . . . . . . . 136 Unterschrift Johannes Bugenhagens unter die Schmalkaldischen Artikel von 1536/37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Unterschrift Johannes Bugenhagens mit Wappen unter die Leipziger Artikel von 1548 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Wappen und Initialen aus der Unterschrift von 1548 . . . . . . . . . . . . . . . 138 Heinrich Stromer 1527 (Meister der Gregorsmessen: Kiel, Privatbesitz http://www.pookerart.de/alt/s_kop/kopCra.html) . . . . . . . . 138 Das Wappen auf dem Siegelring Heinrich Stromers . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Luthers Siegelring (Augsburg um 1530, Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. VIII 97) . . . . . . . . . . . . 139 Dr. Christoph Scheurl Lucas Cranach d. Ä., 1509 (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Inv.-Nr. Gm 2332 [Ausschnitt]) . . . . . . . . 139 Luthers Doktorring (Herzog Anton Ulrich Museum, Braunschweig, Inv.-Nr. 121) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Luthers Ehering . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Luthers Ehering (Herzog Anton Ulrich Museum, Braunschweig, Inv.-Nr. 122) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Aufstellung der Kosten und des Ablaufs der Magisterprüfung 1515 (Vorlage und Repro: Ratsschulbibliothek Zwickau: Quartband XVI. V. 11) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Ausschnitt aus vorheriger Abbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Wappenring auf dem „Bildnis C E“ (Lucas Cranach d. Ä. 1532, Kirchenkreis Hamburg-Ost, Ausschnitt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Brief Christoph Erings an seinen Landesherren (Herzog Georg von Sachsen) vom 18. Juni 1526 (Vorlage und Repro: Sächsisches Hauptstaatsarchiv – Staatsarchiv Dresden, 10024.Loc103000-02.Bl270a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Brief Christoph Erings an Johannes Wolkenhayn vom 28. Juni 1528 (Vorlage und Repro: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky Handschriftensammlung, Sup. Ep. 104, Bl. 45) . . . 142 Unterschrift Christoph Erings unter seine Widmung (1542) in der Prunkbibel Oswald Lasans (1541) (Biblioteka Gdanska Polskiej Akademii Nauk; Signatur: Ms. 2499) . . . 143