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German Pages 430 [432] Year 1981
ZEITSCHRIFT
BEIHEFTE ZUR FÜR ROMANISCHE B E G R Ü N D E T VON GUSTAV
FORTGEFÜHRT
VON W A L T H E R
HERAUSGEGEBEN
VON
Band 183
GRÖBER
VON
KURT
PHILOLOGIE
WARTBURG
BALDINGER
HANS S C H E M A N N
Das idiomatische Sprachzeichen Untersuchung der Idiomatizitätsfaktoren anhand der Analyse portugiesischer Idioms und ihrer deutschen Entsprechungen
MAX N I E M E Y E R VERLAG T Ü B I N G E N 1981
Vom Fachbereich Sprachwissenschaften der Universität Hamburg als Habilitationsschrift angenommen.
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Schemann, H a n s : Das idiomatische Sprachzeichen : Unters, d. Idiomatizitätsfaktoren anhand d. Analyse portugies. Idioms u. ihrer dt. Entsprechungen / Hans Schemann. - Tübingen : Niemeyer, 1981. (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie ; Bd. 183) N E : Zeitschrift für romanische Philologie/Beihefte ISBN 3-484-52183-X
ISSN 0084-5396
© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1981 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Portugal Satz und Druck: Livraria Cruz, Braga, Portugal Einband: Heinr. Koch, Tübingen
Vorbemerkung
Die ersten Pläne und Vorarbeiten zu der Untersuchung entstanden während meiner langjährigen Tätigkeit als Lektor und «professor contratado» in Portugal (Lissabon) und Brasilien (Porto Alegre). Bei dem Bemühen, nach Beendigung meiner Auslandsarbeit diese Pläne und Vorarbeiten weiter zu verfolgen, fand ich bei Herrn Wolf-Dieter Stempel sowohl auf wissenschaftlicher wie auf allgemeinerer Ebene eine äußerst tatkräftige und kontinuierliche Unterstützung. Ihm gilt mein herzlichster Dank. Mein aufrichtiger Daiik gilt gleichermaßen Herrn Hugo Steger, der mein Anliegen von Anfang an engagiert unterstützt und die Arbeit durch zahlreiche Ratschläge, Hinweise und kritische Stellungnahmen gefördert hat. Auch Herrn Rainer Hess, der sich für die Realisierung des Projekts einsetzte, Herrn Jürgen Schmidt-Radefeldt, der mir bei meiner Rückkehr nach Deutschland die Einarbeitung in die damals vorliegende Literatur zur Idiomatik durch nützliche bibliographische Hinweise erleichterte, und Herrn Harald Thun, der mir das Schreibmaschinenmanuskript seiner weitgespannten Untersuchung zu den Problemen der Phraseologie zur Verfügung stellte, sei an dieser Stelle sehr gedankt. Auch möchte ich hier der Deutschen Forschungsgemeinschaft meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Ohne die Unterstützung durch ein Habilitations- und ein Forschungsstipendium hätte ich diese Arbeit, das portugiesisch-deutsche idiomatische Wörterbuch, eine (in Kürze in Druck gehende) umfangreiche Untersuchung zu den portugiesischen Verbalperiphrasen und das (im nächsten Jahr abzuschließende) deutsch-portugiesische und deutsch-französische idiomatische Wörterbuch nicht fertigstellen bzw. in Angriff nehmen können. VII
Herrn Kurt Baldinger bin ich dankbar für die rasche Zustimmung zur Aufnahme der Arbeit in die Reihe der «¡Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie» und den Verlagshäusern Niemeyer und Cruz/Braga für die komplikationslose Zusammenarbeit, durch die der bei Untersuchungen dieser Art übliche Druckkostenzuschuß der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingespart werden konnte. Last not least gilt mein Dank meiner Frau, die meinen zahlreichen Rückfragen nach der Bedeutung und den Verwendungsmöglichkeiten bestimmter Einheiten mit einer überreichen Dosis an «paciencia» begegnete. Stuttgart Im Juli 1981
VIII
Braga
Inhaltsverzeichnis Zur Einführung 1.
Das Material und die methodologischen Grundlagen der Untersuchung 1.1.
Das Corpus und seine Relevanz. Idiomtypen und Perspektiven einer paradigmatischen Idiomatikforschung
1
5
5
Paradigmatische Idioimatikforschung anhand eines gegliederten Corpus versus Analyse isolierter Idioms (5) — DAR als eines der fruchtbarsten idiomatischen Lexeme des Portugiesischen (6)—Begrenzungen des Corpus. 1. Quantitative Begrenzung: der Idiombestand des Portugiesischen und Brasilianischen und das Material des Corpus (6) — 2. Technische und methodologische Begrenzungen bei der Anlage des Corpus; Informanten, Revisoren, Definitionsprobleme ( 8 ) — 3 . Strukturelle Begrenzung: wohlgeformte Verbalphrasen als Hauptbelege (10) — Jedes Idiom vor dem Hintergrund der übrigen im Corpus vertretenen Einheiten zu sehen und in seiner Bedeutung durch ein Beispiel definiert, in dem auch die Situation und die Stilebene herauskommen ( 1 1 ) — K e r n der Fragestellung: Zusammen spiel der Idiomatizitätsfaktoren und Auffassung des Idioms als transparentes — stilistisches — Sprachzeichen (11).
1.2.
Das idiomatische Sprachzeichen als .lexikalisierter Tropus, die tropischen Idiomtypen und die Beschreibungssprache der Analyse
14
Übertragung, Kontext, Sprecherintention als zentrale IdiomatizitätsfaJitorein und die Beschreibungssprache (14) — "Übertragung als Substitution (echter Tropus) bzw. als Ausfüllung einer Lücke im Wortschatz (Katachrese) und das Idiom als lexikalisierter Tropus: «kontextfreie» IX
Bedeutung des dem Tropus zugrundeliegenden Lexems — Bildbedeutung des Idioms; «kontextbedingte» Meinung des Tropus — Sprachbedeutung des Idioms (15)—Bild und Bildhaftigkeit (18)—Lexikalisierte Kontextsignale: scheinbarer Verstoß gegen die Referenzregeln eines Texts als Ursache der Stabilität des Idioms und die Schwierigkeit der Aktualisierung der Bildbedeutung durch einen spezifischen Kontext (19)—Metapher, Synekdoche und Metonymie als grundlegende Gliederungskriterien der Idioms (23) — Die in dieser Arbeit vorausgesetzte Auffassung von der Metapher (25) — Die Übertragung mehrerer Lexeme: die «allegonistischen Idioms» und ihr Gehalt als Ausdruck der jeweilig verschiedenen Relation Bildbedeutung — Sprachbedeutung (32) — Die beiden (De-) Kompositionsformen der Synekdoche (36) —Synekdoche, Bedeutungswandel, Idiomatik (37)—Die Formen der Metonymie (39) — «Kontext» (44) — «Pragmatisch» (45) —Übersicht über die diskutierten Kriterien und Einteilung der [Idioms (46) —Definition des Idioms und spezifische Aufgaben der Idiomatikforschung im Sinne dieser Arbeit (48).
2.
2a
Die Bedeutung von nicht-idiomatisch DAR, von idiomatisch (übertragenem) DAR und von DAR als Element übertragener Einheiten
51
Die Bedeutung von nicht-idiomatisch DAR 2.1.
Nicht-idiomatisch DAR : «jem. etwas Konkret-Zählbares geben» . . . .
51
Methodologische Überlegungen: die Analyse eines Morphems im Hinblick auf unsere Problemstellung (51) — Die logisch-semantische Struktur von nicht-id.DAR (56) — Der nur in einem allgemeineren philosophischen Rahmen definierbare Ort von Primärelementen wie «existieren» oder «haben» ( 5 8 ) — D e r theoretisch-grammatische Ansatz in der Analyse (60).
2b
Die Bedeutungen von idiomatisch DAR 2.2.
DAR I : «jem. etwas Abstraktes geben» Die Formen des «abstrakten Gebens» — DAR I je nach der Natur der Abstrakta und seine deutschen Entsprechungen (62) — Abwandlung der Grundstraktur von nicht-id. DAR bei DAR I und der Zirkel in der Erfassung
X
61
der (vollen) semantischen Bedeutung ( 6 7 ) — D A R I als lexikalisierte Klassenmetapher: lexematische Irrelevanz von Modifikatoren im Portugiesischen im Gegensatz zum Deutschen (68)—Valeinzstruktur, Metapher, Synekdoche — das Verstehen trotz normwidriger Lexemverbindungen (70) — «Idiomatisch» als: «charakteristisch f ü r eine Einzelsprache», «verschiedenartige formale (lexematische) Realisierung einer identischen logischsemantischen Struktur (System — Norm)», «Tendenzen zur Wahl bestimmter Modifikatoren bei der Übertragung auf bestimmte semantische Bereiche», «spezifische Verteilung (in einer Einzelsprache) der Merkmale auf ein oder mehrere Lexeme/Morpheme und spezifische Form der Verteilung» ( 7 5 ) — D i e Klassenmetapher als Grenzwert, die Schwierigkeit der begrifflichen Fassung der Übertragung auf bestimmte Bereiche von Klassen (Metapher + Synekdoche) und die Struktur des nichtid. Lexems als Ausgangspunkt in der Analyse der Übertragungen (76).
2.3.
DAR II: «(bei jem./etw.) etwas hervorrufen»
77
Die semantische Struktur von DAR II, ihre Klassenübertragung, Verbindungen mit einer Synekdoche und die verschiedenartigen lexematischen Realisierungen im Deutschen ( 7 7 ) — D A R I I in der Bedeutung «eine (den Körper durchziehende) seelische Empfindung hervorrufen» und die deutschen Äquivalente ( 8 0 ) — D A R I I als Beleg f ü r die Widersprüchlichkeit der HabenRelation und seine semantisch bedingte syntaktische Struktur (81) — «Idiomatisch» als: «Übertragung eines in seiner Valenzstruktur veränderten Lexems auf bestimmte Bereiche» (83). 2.4.
DAR
III:
«bei jem. einen (plötzlichen/seltsamen) Anfall hervorrufen»
84
Valenzänderung — Norm und Vergleich zwischen DAR I I und DAR m (85) — Die semantisch-syntaktischpragmatischen Konstruktionen von DAR H I und ihre Übersetzungsäquivalente im Deutschen ( 8 7 ) — D i e Übergänge von einer nicht-idiomatischen zu einer (kontextbedingten) idiomatischen Bedeutung (88).
XI
2.5. D A R I V : «eine Bewegung verursachen (an/mit Körper (-teil)/Gegenstand)»
89
Die Anordnung der idiomatischen Verbindungen nach dem Objekt, an/mit dem die Bewegung erfolgt, und die Valenzstruktur von DAR IV (90) —Sehr verschiedenartige oder fehlende Äquivalente im Deutschen (91) — DAR IV — «eine Sprachäußerung verursachen»: «idiomatisch» als: «indirekte Wiedergabe direkter Rede» (93) — Besonders heterogener Kontext bei DAR IV (97).
2.6.
D A R + P r ä p o s i t i o n als Konstituente einer Bildbedeutung und als eigenständige Einheit. Als Konstituente einer Bildbedeutung: DAR + Präp.: «sich bewegen/gehen (an/zu/mit Körper (-teil)/Gegenstand)»
98
Gegenüberstellung von DAR I, DAR IV und DAR + Präposition ( 9 8 ) — D A R + Präposition als Konstituente einer Bildbedeutung: bei einem Teil der deutschen Entsprechungen in der Norm durch gehen, sich bewegen realisiert, bei einem anderen Teil durch diese Lexeme nur in einer abstrakteren Beschreibungssprache wiederzugeben (100) — Die Einheit Verb + Präposition als Idiom — die zu unterscheidenden Erscheinungen (101)—Die verschiedenen Übertragungsbereiche bei DAR + Präposition (104).
2c
DAR und die Einheiten, die als ganze oder bei denen andere Konstituenten übertragen sind 2.7.
Die ü b e r t r a g e n e n mehrgliedrigen Idioms I. Die Formen der Übertragung als Kohäsionsfaktor idiomatischer Einheiten Die Übertragung der Synekdoche, der Metapher und der Metonymie in der Relation Bildbedeutung — Sprachbedeutung am Beispiel von dar ein im Kontext spezifischer Lexeme (106)—Dar em (eine Realisierung von DAR + Präposition in der Funktion einer Konstituente einer Bildbedeutung) als klassenunspezifiziertes Primärelement und seine (blockartige) Übertragung — Konstituierung einer auf wenige Kontexte beschrankten Bedeutung (109) — Die Bedeutungskonstituierung von dar em/dar com und der mit ihnen gebildeten Idioms:
XII
106
das Zusammenspiel verschiedener übertragungs — und Kontextformen (111)—Die Übertragung als Intendierung-«referent»-und die Erfassung der Form der (linearen, blockartigen oder globalen) Übertragung als Bedingung des Verständnisses der Bedeutung eines mehrgliedrigen Idioms (114)—Bildspendende Bereiche. Vorzugsrichtungen in den Übertragungsformen und Tendenzen zu blockartiger oder globaler Bedeutungskonstituierung als mögliche Spezifika einer Einzelsprache und als interdependente Faktoren der Herausbildung bestimmter, an spezifische Lexeme und Strukturmuster gebundener Bedeutungen (117) —Die Toleranzgrenze der Zuordnung der Bedeutungselemente innerhalb der einem «Bild» als Einheit zugeschriebenen Bedeutung (120).
2.8.
Die
übertragenen
mehrgliedrigen
Idioms
II. Metonymie, Metapher, Synekdoche, ihre Abgrenzung in den Idioms und die Funktion der Bildbedeutung für die Sprachbedeutung . .
121
Sichere Fälle und Zweifelsfälle bei der Zuordnung der metonymischen, metaphorischen und synekdochenförmigen Idioms unseres Corpus (121)—Die «figures de signification» als notwendiger Ausgangspunkt in der Analyse übertragener Einheiten (123)—Theoretische und praktische Relevanz der von den drei grundlegenden Tropen ausgehenden Auffassung der Idioms (125) —Historizität der Bildbedeutung versus Änderung der Sprachbedeutung versus Modifizierung einer oder mehrerer Konstituenten eines Idioms — raumzeitlich stabile und instabile Anschauungen, Sitten, Gebräuche und Bedeutungswandel (128) — Irreale Bildbedeutung — reale Sprachbedeutung (132)—Die Frage der Kommunikabildtät der Bildbedeutung (133).
3.
Idiom und Kontext
3a
Analytische Betrachtung 3.1.
Die N a t u r tex ts
135
des
sprachlichen
Kon-
136
Der begriffliche (logisch-semantische) und der idiomatisch-strukturelle Kontext (136)—Die hierarchische Struktur des Kontexts bei den mehrgliedrigen Idioms (138)—Der idiomatische Kontext als spezifische Kontextkonstellation (140) — Semantischer und lexematischer XIII
Kontext — begrifflich und analogisch begründete Lexemverbindung— freie und gebundene Form ( 1 4 1 ) — D e r dynamische Charakter der Wortbedeutung — Tendenzen in der Kontextbildung — Generalisierung und Partikularisierung als oppositionell — komplementäre Entwicklungsrichtungen (144)—Der allgemein-kulturelle Kontext und Analogiebildungen (147)—Kombination verschiedener Kontextformen bei den Idioms, Suppletivität von Idiomkonstituenten als Grenzbegriff und die Bildbedeutung als Ursache von Kontextrestriktionen (148) — Zusammenspiel von Kontextformen bei DAR III: semantischer Kontext (Wortfeldkontext), lexematischer Kontext, Konstruktionskontext, pragmatischer Kontext, Text-Kontext — Definition des Idioms als abstrakte Bedeutungseinheit mehrerer Elemente in unterschiedlicher lexematischer Realisierung (152) — Übertragung vor dem Hintergrund eines je besonderen Kontexts; Klassenmetapher als Grenzfall: keine neue Kontextkonstellation (156).
3.2.
K o n t e x t f o r m e n und K o n t e x t f u n k t i o n e n in ihrer V e r s c h r ä n k u n g . . .
158
Semantischer, lexematischer und situativer Kontext in bedeutungsmodifizierendem Zusammenwirken (158)—Besondere Konstellation des lexematischen Kontexts als Bedingung der Realisierung einer in freier Form vorliegenden Bedeutung innerhalb eines Idioms (161) — Komplementär-oppositionelle Kontexte — Desintegration und Reintegration der Idioms (162)—Idiomvarianten (164) — Verschiedenartige Kontextformen — identische Funktion: Spezifizierung eines identischen Bedeutungskerns (168) —Folgerungen f ü r das Verständnis und die Definition eines Idioms: 1. Das Idiom als Exemplifizierung der Interdependenz von Allgemeinem und Besonderem im Wort; 2. das Idiom eine Einheit, die zur Realisierung ihrer Bedeutung einen nicht nur semantischen Kontext benötigt (173)—Beispiel einer ungewöhnlichen Bedeutungsvielfalt je nach Kontext: dar + volta, die methodisch zu unterscheidenden Formen der Herausbildung einer neuen einheitlichen Bedeutung mehrerer Idiomkonstituenten und ihre objektsprachlich gegebene Überschneidung bzw. Kontamination (175).
3.3.
Die
pragmatischen
Idioms.
.
.
.
«Pragmatische Idioms —«Situation» — «Routineformeln» (186)—Pragmatische Idioms als Stereotype; formale XIV
186
Stereotypie und Denkstereotypie; ihre erste Funktion: Garantie der sozialen Bindung (188) — Z w e i t e Funktion: die Aktualisierung des Selbstbewußtseins ( 1 9 1 ) — P r o positionaler Gehalt und pragmatische Idioms (193) — D i e Problematik der imit den pragmatischen Idioms geäusserten Sprechakte ( 1 9 4 ) — A n a l y s e des Zusammenspiels der einzelnen Idlomatizitätsfaktoren anhand der in unserem Corpus vertretenen pragmatischen Idioms. — Vorausgesetzter situativer Kontext + Zusammenwirken m i t anderen Kontextfortmen ( 1 9 5 ) — A f f e k t i v e oder hyperbolische Umschreibung der Sprecherhaltung als Sonderfall der Übertragung, d. h. des Meinens des einen durch d a s Sagen des anderen (198) — D i e «vorgrammatische» Orientierung der Idioms auf den Sprecher, das Besprochene oder den Angesprochenen hin und die sog. «faux amis» ( 2 0 1 ) — D i e unterschiedlichen Bedeutungen von «pragmatisch» und die Idiomatikforschung (203) — Die Erkenntnis des Zusammenwirkens pragmatischer und nicht-pragmatischer Idiomatizitätsfaktoren als Voraussetzung einer adäquaten Beschreibung zahlreicher Idioms ( 2 0 5 ) — L e x i k a l i s c h fixierte Situation — lexikalisierte Sprecherhaltung: zwei Aspekte desselben P h ä nomens? (207). 3.4.
E l l i p s e
und
I d i o m
209
Ellipsen, bei denen der «fehlende» Teil durch einen immer gegebenen lexematlschen Minimalkontext immer evident Ist; Ellipsen, bei denen ein weiterer Kontext die «Lücke» k l ä r t ; Ellipsen, die zu ihrer Aufhellung einen metasprachlichen Vergleich benötigen ( 2 0 9 ) — E l l i p s e durch Übert r a g u n g von Bedeutungsmerkmalen, die bei dem infragestehenden Lexem oder den infragestehenden Lexemen in anderen Kontexten explizit ausgedrückt werden (210) — Schwer rekonstruierbarer lexematisch-syntaktischer Kontext trotz evidentem situativem Kontext ( 2 1 1 ) — L e xematische Parallelen und Ineinanderwirken von Ellipse und (fiktiver) Bildbedeutung; Grade der Verallgemein e r u n g ( 2 1 2 ) — D i e Bedeutungen von dar o/um fora (a/em alg.) als Beispiel kompliziert s t r u k t u r i e r t e r Ellips e n — d a s Zusammenwirken vielfältiger F a k t o r e n : eine Sprachbedeutung als Bildbedeutung einer anderen Sprachbedeutung, lexematisch-grammatische Doppelung, Synekdoche, Metaphorisäerung, vorausgesetzter situativer Kontext, vorausgesetzter allgemein-kultureller Kontext ( 2 1 4 ) — D e r Grad elliptischer Dunkelheit keine (eindeutige) Variable grammatischer Nicht-Wohlgeformtheit ( 2 1 6 ) — A u f h e l l u n g scheinbarer elliptischer Dunkelheit XV
anhand paralleler S t r u k t u r m u s t e r und Bedeutungsreaüsierungen ( 2 1 7 ) — E l l i p t i s c h gebrauchte Pronomina in unterschiedlichen Funktionen und S t r u k t u r e n (218) — Z u sammenstellung der F a k t o r e n der Ellipsenbildung bei den in unserem Corpus vertretenen Idioms und die d a r a u s sich ergebenden Schlußfolgerungen — Idiomatikforschung und Ellipsenforschung in ihrem Gegenseitigkeitsbezug (222).
3.5.
Konstruktionen als Ausnahmen. Die einzelsprachlichen Regularitäten als Vergleichskontext
224
Syntaktische Besonderheiten bei dem durch einen spezifischen lexematischen Kontext semantisch modifizierten DAR und der von der Verbindung DAR + lexematischer Kontext jeweils anders konstituierte Wortfeldkontext ( 2 2 4 ) — P e r i p h r a s t i s c h e Bildungen, lexikalisch-grammatische Muster, syntaktische und pragmatische Regularit ä t e n bei bedeutungsähnlichen Syntagmen, Funktionen von Tempus und Modus, Infinitivkonstruktionem in idiomatischer Spezifizierung (231) — Idiomatik als Ausn a h m e — implizierter Bezugspunkt: Regularltät; Grade der Regularität als Kennzeichen einer natürlichen Sprache ( 2 3 7 ) — D a s metasprachliche Kriterium der Reziprozität und die Annahme objektsprachlicher Wechselw i r k u n g von Idiomkonstituenten ( 2 3 8 ) — I d i o m a t i s c h e lexikalisch-grammatische Verbindungen als regelmäßige Konstruktionen einer Sprache — Idiomatizität als Bind u n g jedweder in der gegebenen Sprache vorliegenden freien Form, Struktur, Funktion (Beispiele: Verlaufsform, periphrastische Tempusbildung, Einheiten mit DAR + Substantiv mit den Suffixen -ada/-ida/-adela/-idela, Verbalperiphrasen) (240).
3b
Synthese 3.6.
Die Idiomatizitätsfaktoren als Faktoren spezifischer Lexemverbindung 245 Systematische Zusammenstellung der In dieser Arbeit unterschiedenen Kontextformen und ihrer Funktion (245) — Die einzelnen Übertragungsformen und ihre Kombinationsmöglichkeit bei den Idioms aus mehreren Lexem e n (251) — Sonderformen ( 2 5 2 ) — K o n t e x t - und Übert r a g u n g s f o r m en in ihrem Zusamimenspiel als Konstitutionsfaktoren unterschiedlicher idiomatischer Einheiten
XVI
( 2 5 3 ) — K o n t e x t und Ü b e r t r a g u n g in ihren wechselseitigen Relationen (255) — I d i o m a t i z i t ä t als F i x i e r u n g u n d Spezifizierung: d e r U m f a n g einer kontextuellen Definition von «idiomatisch» ( 2 5 6 ) — D e r U m f a n g von «idiomatisch» als «übertragen» (258) — S t e l l u n g n a h m e zu drei in der I d i o m a t i k f o r s c h u n g wiederholt d i s k u t i e r t e n P r o b l e m e n von den hier entwickelten Grundlagen aus: 1. Idiom und F i x i e r t h e i t ( 2 6 2 ) — 2 . Die t r a n s f o r m a t i o nellen und funktionellen D e f e k t e d e r Idioms (264) — 3. Die verschiedenen sog. «dunklen Idioms» (266) — Eine Einzelsprache als «idioma»: ein spezifisches G e f ü g e lexikalisierter K o n t e x t e und Ü b e r t r a g u n g e n (269).
4.
Das idiomatische Sprachzeichen 4.1.
Sprache
Sprachzeichen
als
als
stilistisches
Stil
271 271
Definition des Stils a n h a n d der A u f f a s s u n g von der rhetorischen F i g u r (271) — «Natürlich», «einfach», «normal» — «künstlich», «künstlerisch», «poetisch»: «stilistisch» (273) — S p r a c h e als «direkter» A u s d r u c k des Gleichen im Ungleichen — Stil als S p r a c h e zweiten G r a d e s : als «Aufhebung» der «natürlichen» Einheit der D i n g e r f a s s u n g — des Gleichen — im W o r t — i m Ungleichen, d. h. als Meinen des einen d u r c h d a s S a g e n des anderen und d a m i t als B e w u ß t m a c h u n g des Meinenden — des W o r t s — u n d des G e m e i n t e n — des D i n g s (274).
4.2.
Das
Idiom
als
Stil wort
275
D a s Idiom als Stil-Wort — seine Verdeutlichung der N a t u r des W o r t s ( 2 7 5 ) — D i e analytischen I d i o m s als objektsprachlich gegebene M e r k m a l a n a l y s e eines W o r t s ( 2 7 5 ) — D i e S y m b o l h a f t i g k e i t der analogischen Idioms: der Ü b e r g a n g von einer W o r t b e d e u t u n g zur anderen von einem zugrundeliegenden «Bild» aus, d a s «Bild» als Durchscheinen der «Teilhabe» im «Wissen» u n d d a s «Schema» als dynamische N o r m im G e g e n s a t z z u r W i l l k ü r (276) — Die Idioms als Grenze der ü b e r s e t z b a r k e i t und Darstellung der N a t u r des Übersetzens: Übersetzen des Gemeinten und nicht des Meinenden, Verstehen d e s j e I n t e n d i e r t e n und nicht W i e d e r e r k e n n e n des B e k a n n t e n ; B e d e u t u n g als dynamische Größe v e r s u s Ideologisierung, B e d e u t u n g als statische Größe und Klischee (280) — D i e elliptischen Idioms: d a s W o r t als Andeuten des Gemeinten
XVII
(284) — D i e m ehrgliedrigen fiktiven Idioms als prägnantester Ausdruck des poetischen Umgangs mit der Sprache auf der Ebene des Worts (284).
Das Corpus
287
Zeichenerklärung
289
Die Einheiten mit DAR I Die Einheiten mit DAR I I Die Einheiten mit DAR (HI Die Einheiten mit DAR IV Die Einheiten mit DAR + Präposition Metonymische Idioms Metaphorische Idioms Synekdochenförmige Idioms Onomatopaica Dunkle Idioms Aspekt- oder aktionsartartige Bildungen «Literarische Kleinformen» Polyseme Idioms Sonderfälle . Dado in spezifischer Bedeutung
Literaturverzeichnis
XVIII
290 312 321 324 332 340 348 357 359 360 364 369 373 395 39®
397
Zur Einführung
Zur Einführung
Die -vorliegende Untersuchung stellt die für den Druck überarbeitete Passung meiner Habilitationsschrift dar. Wichtige inhaltliche Änderungen wurden lediglich in den Kapiteln 3.3. und 4. vorgenommen. Die Literatur zur Idiomatik hat gerade in den letzten Jahren sehr zugenommen. Von den umfangreicheren Untersuchungen zum Thema konnten (u. a.) nicht mehr berücksichtigt werden: die der Idiomatik gewidmete Sondernummer der Zeitschrift «Die Neueren Sprachen» (78:6 ( = 1979)) und Alberto Zuluaga, Introducción al estudio de las expresiones fijas» (Frankfurt — Bern — Cirencester/U. K. 1980). Zielsetzung der Arbeit ist nicht eine detailliertere Klassifizierung der idiomatischen Ausdrücke oder ihre Integrierung in eine vorgegebene linguistische Theorie. Es geht mir vielmehr in erster Linie darum, die einzelnen I d i o m a t i z i t ä t s f a k t o r e n und ihr Z u s a m m e n s p i e l auszumachen — Paktoren, die nach der hier zugrundeliegenden Auffassung in je spezifischer Bündelung die unterschiedlich strukturierten Idioms konstituieren. Die Erarbeitung dieser Faktoren erfolgt anhand eines breit angelegten und in sich gefügten Corpus portugiesischer und brasilianischer idiomatischer Einheiten und Verbindungen und ihrer deutschen Entsprechungen. Dabei geht die Analyse insbesondere von der Frage aus, was die jeweilige idiomatische Einheit oder Verbindung von einer nicht-idiomatischen Einheit, von einer freien Form, einem (vor allem) kontextuell nicht restringierten Lsxem also, abhebt. Der Begriff «idiomatisch» wird demnach in seinen verschiedenen Bedeutungen und Bedeutungsnuancen nicht nur schrittweise l
entwickelt; er wird im methodologischen Ansatz auch sehr weit gefaßt. Er deckt sich fast mit dem gesamten Bedeutungsumfang des englischen Terminus idiom: 1. «Sprache (vor allem in ihrer spezifischen Eigenart als je besondere Einzelspradhe)»; 2. «(spezifische) Ausdrueksweise (insbesondere hinsichtlich Dialekten bzw. Sprecher und Sprechergruppen)»; 3. «idiomatischer Ausdruck», «Wendung», «Konstruktion, die einer Sprache eigentümlich ist» \ Aus diesem Grund entschied ich mich auch trotz gewisser ästhetischer Bedenken für die deutseihe Version — Idiom, Idioms — dieses Terminus: zur Debatte steht das G e s a m t g e b i e t d e r I d i o m a t i k , in dem jede einzelne Erscheinung einen bestimmten Ort hat. Die Analyse dieser Erscheinunigen vor dem Hintergrund eines im Hinblick auf die Untersuchung durchstrukturierten Corpus sucht also die vorwissenschaftlich wie auch fachsprachlich gegebene Vorannahme zu verifizieren, daß der Subsumierung der zahlreichen Bedeutungen von «idiomatisch» unter e i n «Wort» eine währheitshaltige Intuition zugrundeliegt, sodaß sich die Eigenart einer natürlichen Sprache als idioma, idiome besonders deutlich in den idioms manifestiert und die Linguistik als «Idiomatik» die letztlich identischen Faktoren für die Besonderheit einer Einzelsprache und der idiomatischen Ausdrücke aufzudecken hat. Insofern die Untersuchung der K o n s t i t u i e r u n g der unterschiedlichen idiomatischen Einheiten nachgeht, sieht sie die Sprache d y n a m i s c h : das Reservoir der Idioms einer gegebenen Sprache gilt ihr als Kristallisation ständiger Neustrukturierung — einmal auf der Grundlage des jeweiligen nicht-idiomatischen Lexembestands, zum andern in der Umwandlung bereits vorliegender idiomatischer Einheiten und schließlich in der Bildung «fiktiver Idioms». Insofern ist die Arbeit auch ein Beitrag zur Analyse des Bedeutungswandels. Bei der notwendigen Begrenzung des Corpus konnten die Idiomatizitätsfaktoren in ihrer Anzahl und in ihrem Zusammenspiel nicht vollständig ausgemacht werden. Eine Weiterführung des in dieser Arbeit entwickelten Ansatzes könnte in zwei Richtuni Vgl. dazu Harald Thun, Probleme der Phraseologie, Tübingen 1978 ( = Beihefte zur ZrPh 168), Kap. I, 2. und meine Rezension dieser Arbeit im «Romanistischen Jahrbuch», Bd. 30, 1979, S. 138 ff. 2
gen gehen und damit die «Idiomatik» zu einer Grunddisziplin im oben angedeuteten Sinn machen 2 : — ausgehend von einem umfangreichen idiomatischen Wörterbuch und anderen ¡Materialien wären die Idiomatizitätsfaktoren nach Möglichkeit vollständig zu erarbeiten; — es wäre ein Modell zu. entwerfen, wie diese Faktoren die unterschiedlichen idiomatischen Einheiten und Verbindungen in einer natürlichen Sprache strukturieren bzw. strukturieren können.
Nach der Klärung dieser beiden Problemstellungen schließlich wäre die linguistische Grundfrage nach der Relation von «Bild» — «Bedeutung» — «Begriff» erneut zu stellen und die Idiomatikforschung anthropologisch zu fundieren Die vorliegende Untersuchung läßt sich als ein erster 'Schritt in diese Richtungen verstehen.
2 Bisher scheint die Idiomatikforschung gleichsam in Wellen zu verlaufen: periodisch rückt sie ins Zentrum des wissenschaftlichen und auch des didaktischen Interesses — um dann bald wieder ein Randdasein zu führen, einem weiteren Leserkreis hauptsächlich präsent durch mehr oder weniger hilfreiche Idiomlisten, Wörterbücher, Texterklärungen u. ä. Schon die Tatsache, daß bis heute nicht einmal f ü r die meisten europäischen Hauptsprachen (In etwa) vollständige idiomatische Wörterbücher vorliegen, mit lebendigen und ausreichend breiten Beispielen, einem semantischen Index, der sie auch didaktisch erschließt, usw., mag dafür verantwortlich sein, daß die Idiomatik weithin als eine in Einzelfällen vor allem praktisch nützliche «Hilfsdisziplin» aufgefaßt wird. Entscheidend aber scheint mir zu sein, daß die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den idiomatischen Ausdrücken und Verbindungen zu häufig von linguistischen Theorien und Vorannahmen geführt wird, die zu sehr von außen an dies Themengebiet herangetragen werden, s Diese Zielsetzung erscheint bisher, soweit ich sehe, nur bei A. Rey. 3
1. Das Material und die methodologischen. Grundlagen der Untersuchung
1.1
Das Corpus und seine Relevanz Idiomtypen und Perspektiven einer paradigmatischen Idiomatikforschung
1.11. Die bisherige Idiomatikforschimg1 war bis auf wenige Ausnahmen2 insofern atomistisöh, als sie einzelne Idioms oder kleine Gruppen von Idioms unter jeweils wenigen Aspekten untersuchte. Unser Ansatz ist paradigimatisch: als Paradigma für den idiomatischen Bestand einer Sprache dient uns ein — verhältnismäßig vollständiges3 — Corpus von Wendungen, denen ein gemeinsamer Nenner, das Verb DAR, zugrundeliegt; ein Corpus also, das sinnvolle Vergleiche aller diskutierten Idioms zuläßt und das in sich gefügt ist. An diesem Corpus suchen wir die wesentlichen Probleme der Idiomatik sichtbar zu machen. Bildet das Corpus als ganzes ein verkürztes Paradigma des idiomatischen Gesamtbestandes, dann stellen bestimmte, nach ihrer Struktur zusammengefaßte Idiomgruppen dieses Corpus Einzelparadigmen oder Typen dar, an denen sich exemplarische Analysen vornehmen lassen. Unsere Methode gleich also in ihrem Ansatz der paradiigmatisch orientierten Untersuchung der Deklination, Konjugation und ähnlicher Erscheinungen, bei denen ein Corpus von Substantiven, Adjektiven, Verben usw. gegliedert wird nach bestimmten Verhaltensmustern einzelner Gruppen, für die ausgewählte Exempla als Muster dienen (lat. Dekl. auf -a, wie femina; frz. unregelmäßige Verben, Muster: sartir, des1 Ausführlichster Überblick bed Thun; vorher bei Burger und Heller. 2 Ausnahmen insbes. Thun und Makkai; dann die den Funkionsverbgefügen gewidmeten Arbeiten oder neuerdigs Koller. — Unveröffentlicht ist Meter: Gretenberg-, S. R.: Families of Idioms in American English. Unpublished paper presented to the Linguistic Society of America. 28J12.1966. — Vgl. auicih Rey, Structure. * VoMstäinldlgkeit ist selbst bei Beschränkung auf Idioms, idiLe mit dem Verb ¡DAR gebildet wenden, ein Grenzwert; doch dürften in unsenem Corpus alle Typen von Idioms erfaßt sein, in denen DAR eine Konstituente ist.
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cendre...; usw.). Auch, die Ausnahmen lassen sich auf diesem Weg erfassen und beschreiben4. Die in unserem Corpus auftretenden Typen werden im ersten Hauptteil (Kap. 2) auf ihren gemeinsamen Nenner hin untersucht; dabei werden systematisch die Übertragungsformen geklärt, die ein- oder mehrgliedrige Idioims auszeichnen. Der zweiite Hauptteil (Kap. 3) sucht vor allem die unterschiedlichen Kontextformen und die pragmatischen Faktoren herauszuarbeiten, die Idiomatizität konstituieren. Die zentrale Thematik des dritten Hauptteils (Kap. 4) schließlich ist der Versuch, die allen Idioms gemeinsame Grundlage zu fassen. — Auf diesem Weg, so steht zu hoffen, wird die Idiomatikforschung das Stadium der — im oben angegebenen Sinn —atomistiischen Betrachtungsweise überwinden können. 1.12. Den gemeinsamen Nenner unseres Corpus bildet das portugiesische Verb DAR. Dies Verb scheint f ü r die Konstituierung von Idioms das fruchtbarste Lexem der portugiesischen Sprache zu sein, ja es ist offenbar eins der fruchtbarsten aJller idiomatisch untersuchten europäischen Sprachen5. Ein Corpus, das nach einem lexikalisch-semantisch gemeinsamen Nenner angelegt sein soll, wird sich sinnvollerweise auf Lexeme wie DAR stützen. 1.13. Auf der anderen Seite ist unser Corpus begrenzt. Zunächst dadurch, daß es nur etwa fünf bis sieben Prozent der portugiesischen Idioms erfaßt, dann durch nicht vermeidbare Fehlerquellen. Beides bedarf einer näheren Erläuterung. 1.13.1. Nach Schätzung aufgrund eines abgeschlossenen portugiesisch-deutschen idiomatischen Wörterbuchs 8 beläuft sich der Gesamtbestand der heute in Portugal — in der Umgangssprache des Bürgertums — gebrauchten Idioms, je nach der Definition 4
Wie Kap. 3.51 zeigt, ist der AusnaJimecharakter ein Definitionskriterium für Idie Idioms. Je miacih dier zugrumidegelegtein 'Regel gibt es verschiedeine AuaaiaJhlmietfkDirimleai; dann Gradie von Ausnahmen (Ausnahme von der AuäniaJhimie...). 5 Dies sind insbes. das Englische, Französische und Deutsche, dann das Spanische und Italienische. Für das Portugiesische Portugals lag bisher keinerlei idiomatisches Wörterbuch vor (vgl. Anna. 6), für das BraSllianisohe vgl. Anm. 6, 7. « Es ist gerade in München, Hueber, und Braga/Portugal, Cruz erschienen. Auch das Brasilianische ist berücksicfhtitgt. 6
des Begriffs «idiomatisch», auf etwa 7-11.000 Einheiten. Dabei sind Bildungen aus zweii Konstituenten, bei denen eine eine Präposition oder Partikel ist — de graga, a fio usw. — nicht mitgerechnet, ebenso nicht syntaktisch-semantische Muster vom Typ estar morto por, dar -ada/-ida/-adela/-idela (dar uma chegadela usw.). Für das Brasilianische ist der Bestand schwer zu schätzen. Es liegt kein auch nur annährend zuverlässiges, vollständiges und aktuelles idiomatisches Wörterbuch vor7, und den vorliegenden nicht-idiomatischen Wörterbüchern sowie den nur einen relativ geringen Ausschnitt der Idiomatik erfassenden idiomatischen Wörterbüchern8 mangelt es an Kriterien; schon auf die Fragen, ob der Gebrauch eines Idioms regional begrenzt list oder nicht, ob eine Einheit veraltet, selten, literarisch ist oder zur normalen Umgangssprache zählt, geben sie keine oder keine ausreichende Antwort. Bei der äußerst starken regionalen lexikalischen Differenzierung des Brasilianischen fallen diese Mängel viel stärker ins Gewicht als für das Portugiesische Portugals, wo die Umgangssprache des Bürgertums verhältnismäßig homogen und die einzige wichtigere Differenzierung diastratischer Natur ist: das «Volk» hat bis zu einem gewissen Grad einen anderen Wortschatz als das Bürgertum — und nur innerhalb des «Volks» sind auf lexikalischem Gebiet stärkere Unterschiede von Provinz zu Provinz feststellbar9. Bei einem Test der in fünf brasilianischen Wörterbüchern10 verzeichneten, mit D A R gebildeten Idioms durch zehn i Wissenschaftlich am zuverlässigsten, doch wenig umfangreich: Nascentes; zur Einführung für einen Deutschen geeignet: das port.-engl. idiorri. Wörterbuch van iSejtpa; iséhr materiaífrieich und zuverlässig dias regionale Wörterbuch «volkstümlicher Ausdrücke» voa Cabral, das indessen auich sehr viele >nidht-idäamatiac(he ESünheitm verzeichnet; dm seátoiem Geltungsbereich sehr beschränkt (¡bes. auf Rio, dann auch S. Paulo und auf Idie Sprache dier JouroiaJisben usw.), aber mateniajlreioh unid lebendig geschrieben, Carneiro da Silva. — Vgl. auch die Einleitung des in Anm. 6 giewannitetn ildlam. Wörteirhudhs. s Vom dein iniciht-idiomaitiiscihm Wörterbüchern erwiesen si'oh ibei dem Sitiichjprofoen als am zuverlässigsten: Pequeño Dicioriário Bnisileiro da Lingua Por-
tuguesa (Auiflélfo Buajrq-ue de HoHlamida Ferreira) und Novo Dicionário Brasüeiro.
9 «öas PantuglesiSdhe ischeint die homogenste Sprache dies Koetiinients zu sein» (Vidos, S. 342). Inwieweit dies auch für die vom «Volk» gebrauchten üdioimis gilt, läßt sich bisher nicht sagein. io Nieibm dien beiden iin Arnim. 8 angegebenen: Calidas Aulelte, Ed. íBnasáleira; l/audeMmo Prellte; Dicionário Mor (Candido die Oliveira). 7
bzw. vier Studentinnen in Porto Alegre und Säo Paulo stellte sich beispielsweise heraus, daß bis zu 50/60 % des angegebenen Materials allen Testpersonen entweder völlig unbekannt war oder aber von ihnen anders definiert wurde. Aussagen zur Idiomatik, die sich auf Wörterbücher stützen, sind daher besonders für Brasilien nur sehr begrenzt schlüssig. Das gilt schon für die Existenz oder Nicht-Existenz einer Einheit. Nach unserem Eindruck beim Test von gut 5 000 zunächst in Portugal gesammelten Idioms im Süden (Porto Alegre), in der zentralen Industriezone (Säo Paulo) und im Norden (Fortaleza) Brasiliens dürfte der Gesamtbestand wenigstens 12-15 000 Wendungen umfassen, dem Deutschen oder Französischen aileo vergleichbar sein, wenn nicht höher liegen. Doch wäre dieser Eindruck, der sich auf die Kommentare stützt, die die Testpersonen zu den vorgelegten «portugiesischen» Idioms gaben, und auf die zahlreichen «Synonyma», die spontan genannt wurden, nur durch eine aktualisierte MateFialsammlung für das Brasilianische zu erhärten — eine Sammlung, die wir lediglich für Einheiten mit DAR und etwa 3.000 andere Idioms durchführen konnten. Unser Corpus umfaßt etwa 650 idiomatische Verwendungen von DAR, denen rund 800 Bedeutungen zugeordnet wurden. Davon sind gut 300 Wendungen und gut 350 Bedeutungen dem «Portugiesischen» und Brasilianischen gemeinsam, etwas über 100 Wendungen und ca. 130 Bedeutungen nur «portugiesisch», und ungefähr 200 Wendungen und 300 Bedeutung nur brasilianisch. In Portugal gebräuchlich sind danach gut 400 Wendungen und fast 500 Bedeutungen, in Brasilien etwa 500 Wendungen und 650 Bedeutungen. 1.13.2. Methodisch sind wir folgendermaßen vorgegangen. Als Quelle dienten Informanten in Portugal und Brasilien — in fast allen Fällen Studenten bzw. Akademiker: besonders in Brasilien, aber auch in Portugal ist nicht nur die Eindeutigkeit im Gebrauch der Idioms über die regionalen Schranken hinweg, sondern auch die Fähigkeit zur Bildung von treffenden Beispielsätzen, zur Paraphmsierung, zur Definition aufgrund des Mangels an einschlägiger Erziehung und Bildung in Elternhaus, Schule, Universität, des Fehlens orientierender Wörterbücher in der Art des Dudens oder des Larousse auf einen Teil des Bürgertums beschränkt. Zur Kontrolle dienten uns alle mündlichen und schriftlichen Texte, 8
die Idioms enthielten und uns zu Gehör bzw. zu Gesicht kamen: Gebrauch in Unterhaltungen, Vorträgen, Reden, im Fernseihen, in Zeitungen, Zeitschriften, Büchern usw. — Über jedes Idiom wurde eine Karteikarte geführt. Vor Anlage des Corpus wurde jede Einheit mit den Informanten durchgesprochen: sie bildeten zunächst damit mehrere, in verschiedene Kontexte eingebettete Sätze, die dann jeweils mehrere ¡Male paraphrasiert wurden; in Zweifelsfällen erfolgte dazu ein metasprachlicher Kommentar bzw. eine Definition. Das Wichtigste davon hielten wir auf der Karteikarte fest, auf der die Informanten abschließend ein Beispiel schriftlich fixierten. — Fotokopien des zunächst vorläufigen Corpus ginigen danach erneut an je zwei Informanten in Portugal und Brasilien, mit der Bitte um eine genaue Revision. Stimmten diese Informanten den Beispielsätzen in der Form und der paraphrasierten Bedeutung zu — bei den meisten Sätzen war dies der Fall — und waren sie mit der Bedeutungsangabe im Deutschen einverstanden (soweit sie Deutsch können: ein portugiesischer und ein brasilianischer Revisor), blieb das Material des provisorischen Corpus unverändert; im entgegengesetzten FaHl bildeten die Revisoren ein neues Beispiel und gaben eine Bedeutungsumschreibung des Idioms in portugiesischer Sprache 11 . Trotz der mehrfachen Kontrolle der Aussagen der einzelnen Informanten und der Revision bleiben einige UnsicherheitsfaJktoren. Sie gelhen im Prinzip auf drei Gründe zurück: 1. auf die besonderen Probleme, die der Gebrauch und die Definition der Idioms stellen — diese Probleme werden im Laufe dieser Arbeit ausführlich analysiert werden; 2. auf das Fehlen absoluter Kriterien, von welchem Augenblick an Bedeutungsnuancen und — Variationen in eine neue, zweite Bedeutung übergehen, die Problematik der Polysemie also; 3. auf eine gewisse Unbestimmtheit, in einzelnen Fällen sogar Widerspriichllichkeit der Angaben der Informanten und Revisoren, die trotz der Beispielsätze und der Kontrollen nicht ganz zu vermeiden waren. — Schon bei einem Idiomcorpus f ü r die europäischen Sprachen, f ü r die zahlreiche zuverlässige idiomatische und nicht-iidiomatis.c'he Wörterbücher vorliegen und die eine jahrhundertelange Spracherziehung hinter sich haben, taucht dies ii Dabei wurde immer wieder betont, daß das «treffende Beispiel» sicherere Aufschlüsse gibt als die metalinguistische Umschreibung. 9
Problem auf. Wieviel mehr für das «Portugiesische», wo beides weitgehend fehlt, und vor allem für das Brasilianische, das im Vergleich zu den europäischen Sprachen Englisch, Französisch, Deutsch etwa sehr offen, wenig definiert ist, wo die Festlegung des Gebrauchs der Lexeme — die Norm im Sinn von Normiertheit — ungtleidh weniger scharf und die Bedeutung daher schwerer präzis anzugeben ist12. Schon die Erklärung und Begründung der für die Anlage des Corpus verwandten Zeichen belegt diese Eigentümlichkeiten anschaulich. Im übrigen war eine der Methoden, mit deren Hilfe moderne Wörterbuohautoren und — Verlage diese Schwierigkeiten zu beheben suchen: eine statistische Erhebung auf breitester Grundlage und Auswertung durch Computer, in unserem Fall nicht möglich. A11 diese Fehlerquellen scheinen indessen nur einen sehr kleinen Teil des Corpus in der Zuverlässigkeit seiner Angaben einzuschränken; denn bei der überwiegenden Mehrzahl der Idioms ergaben sich Übereinstimmungen in den Aussagen der Informanten und Revisoren. Und da die Wendungen nach Typen geordnet sind, werden die Fehlerquellen bei einzelnen Idioms weitgehend neutralisiert bei unseren Analysen und Folgerungen. 1.14. Eine Begrenzung sui generis unseres Corpus ist struktureller Natur: es berücksichtigt in der Hauptsache Verbalphrasen und bringt nicht sehr viele Idioms, in denen ein Gegensatz besteht zwischen der syntaktischen idiomatischen Funktion im Satz und dem normalen Wortklassencharakter des Ausgangssyntagmas (zum Beispiel: einen feuchten Kehrricht — Nominalphrase im Akkusativ; aber, idiomatisch: jen. einen feuchten Kehrricht angehen — Adiverb; der Satz: Das geht dich einen feuchten Kehrricht cm ist mit dem Satz: Das geht dich absolut nichts an synonym.). Weinreich nennt solche Idioms «nicht-wohTgeformt»" — ein Terminus, den wir im folgenden übernehmen werden. — Eis wird im Laufe der weiteren Untersuchung zu klären sein, inwieweit unsere Aussagen über die (portugiesische) Idiomatik durch diese Begrenzung beeinträchtigt werden. Bei bestimmten Pro-
12 Der «Kult» der Genauigkeit durch den treffenden Ausdnuok, den Fadhteriminus usw. scheint in Brasilien ungfleidh schwächer als in Europa und hier in Portugal etwa weitaus schwächer als z. B. in Deutschland, i» Probleme, S. 432.
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blemstellungen werden wir auf zusätzliches, nicht mit DAR zusammenhängendes Material zurückgreifen. 1.15. Das Corpus und der Text der Arbeit sind in ihrer Anlage streng aufeinander abgestimmt. Technisch bringt die Allfügung des Corpus am Schluß des Texts den Nachteil mit sich, daß der Leser an den Stellen, an denen er die Aussagen verifizieren will, zurückblättern muß. Der entscheidende Vorteil, den der ständige Rückgriff der Argumentation im Text auf ein breites Corpus darstellt, wiegt diesen Nachteil indessen auf: dem Leser steht bei jeder Fragestellung ein ausführliches, auf den jeweiligen Gegenstandsbereich bezogenes, in sich gefügtes Dokumentationsmaterial zur Verfügung. Außerdem wird auf diesem Weg vermieden, anhand von Idioms zu argumentieren, Schlüsse aus Lexemen und Lexemverfoindungen zu ziehen, die losgelöst von jedem Kontext stehen. Unsere Aussagen zu den einzelnen Idioms und ihren Zusammenhängen fußen auf den im Corpus gegebenen Beispielen, die wiederum so gewählt wurden, daß die Situation und auch die Stilebene nach Möglichkeit klar herauskommen. 1.16. Bei der Typenaufstellung und ihrer Diskussion werden vielfach deutsche Parallelbeispiele herangezogen, ebenso wie im Corpus selbst auf treffende deutsche Entsprechungen Wert gelegt wurde. Eine Beantwortung der Frage, welches Gewicht die einzelnen Erscheinungen für die beiden Sprachen als ganze haben, setzt für die meisten Probleme indessen eine genaue Sichtung ihres gesamten Idiombestandes voraus. Dies muß späteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Uns geht es hier weniger um die statistische Relevanz der Phänomene als um ihre theoretische Erfassung und Klärung; um eine Grammatik der Idiomatik, bei der die Idiomatizitätsfaktoren und ihr Zusammenspiel unabhängig von der Zahl der Fälle gefaßt werden, auf die sie anwendbar sind. In diesem Sinn ist die Arbeit strukturell und synchronisch ausgerichtet. Andererseits zeigt gerade das Studium der Idiomatik, daß eine strenge Trennung von Synchronie und Diachronie der Sprache nicht gerecht wird. «... la description de la phraséologie», schreibt Rey, «contribue au mouvement par lequel la dichotomie saussurienne, symchronie-diachronie, est reprise dans une dialectique. L'étude synchronique des locutions, en effet, par la mise en con11
sidération des connotations, met en oeuvre et en cause des processus dynamiques (démotivations et remotivations) ancrés dans la motivation première et définis par rapport à elle. Même si les figures productives (métaphore, métonymie, antiphrase, hyperbole, etc.) sont effacées, les signifiants des éléments-signes — devenus hyposignes d'un signe complexe — conservent ou peuvent conserver des traces du rapport signifiant initial, amalgamées aux remotivations ultérieures. L a complexité s é m i o l o g i q u e de l a ' l o c u t i o n ' e s t m ê m e le seul f a c t e u r de c o h é r e n c e de ce concept naif; o r , elle e s t liée à la p r é s e n c e de t r a c e s d i a c h r o n i q u e s . La structure morpho-sémantique des locutions revèle en effet, sous une forme exceptionellement dense, l'épaisseur métaphorique de la composante lexicale, révélée par Mallarmé ou Nietzsche, ou encore dans l'admirable texte de France (dans L e j a r d i n d ' Ê p i c u r e ) qu'a profondément commenté J. Derrida ( L a m y t h o l o g i e b l a n c h e , Poétique, n.° 5)»14. Letztlich ist die Natur des Idioms alls komplexes Sprachzeichen, bei dem die Diachronie in der Synchronie durchscheint, nichts anderes als ein besonders anschaulicher Beleg für die Natur jedes sprachlichen Zeichens. «The fact that a sign can intend one thing without ceasing to intend another, that, indeed, the very condition of its being an e x p r e s s i v e sign for the second is that it is also a sign for the first, is precisely what makes language an instrument of knowing»15. Ob es sich um die Relation einer diachronischen (veralteten) zu einer synchronischen (aktuellen) Bedeutung oder um das Verhältnis einer (aiktuellen) Bedeutung zu einer anderen handelt: die Transparenz des sprachlichen Zeichens ist strukturell identisch. Der Begriff der Transparenz ist hierbei zu präzisieren. Nicht geht es uns in diesem Zusammenhang um das jeweils verschieden gelagerte Problem, für wen die Transparenz — und die damit gegebene Motivation bzw. deren Möglichkeit — zu gelten hat: für den Sprachteilnehmer oder den linguistisch interessierten Beobachter der Sprache. Vielmehr geht es um die — sei es lediglich latent vorhandene, sei es objektspraohlich genutzte, sei es i* Rey, ¡Phraséologie, S. 106. is Urban, ¡S. U2f. 12
metasprachlich kommentierte — Relation zwischen der Bedeutung, die ein Lexem in nicht-idiomatischer Verwendimg, und der Bedeutung, die dasselbe Lexem in idiomatischer Verwendung hat. Insofern nun jedes sprachliche Zeichen verschiedene Bedeutungen annehmen kann, gilt, was Rey vom Idiom sagt, potentiell für alle sprachlichen Zeichen, wie Urban ausführt. Die so verstandene Transparenz des sprachlichen Zeichens — intentionall gefaßt — impliziert die metaphorische Natur der Sprache. Sie liegt unserer Auffassung von der Idiomatik und vom Stil zugrunde und bildet den Kerngedanken, von dem der Ansatz dieser Arbeit ausgeht und den sie im einzelnen zu belegen und zu entfalten sucht. Zwischen der ¡Metapher und dem Idiom besteht unter diesem Gesichtspunkt also kein prinzipieller Unterschied: das Idiom ist eine Übertragung, die in der entsprechenden Sprache für ein oder mehrere Lexeme unter bestimmten Bedingungein festgelegt, lexikalisiert ist. Der Idiomatikforschung muß es nach diesem Ansatz vor allem darum gehen, festzustellen, unter, welchen kontextuellen, pragmatischen oder anderen Bedingungen welche Übertragungsformen realisiert werden. Und eine natürliche Sprache 'ist danach notwendig ein idiomatisches Gebilde, insofern als sie, von einem bestimmten Corpus nicht-idiomatischer Lexeme ausgehend, Tendenzen zu bestimmten Übertragungen und Übertragungsformen unter bestimmten Bedingungen offenbart. Daß die übertragenen Lexeme und Lexemverbindungen, d. h. die Idioms, zudem in ihrer Struktur, ihrer syntagmatischen Ausdehnung und ihrer grammatischen Funktion innerhalb eines Satzes je nach der Binzeilsprache wiederum ein je verschiedenes Gewicht haben, liegt auf der Hand. Auch diesen Erscheinungen hat die Idiomatükforschung nachzugehen. Erste Aufgabe, so folgt aus dem Gesagten, ist indessen die Klärung des Begriffs der Übertragung und die genaue Differenzierung der für die Idioms wesentlichen Übertragungsformen.
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1.2 Das idiomatische Sprachzeichen als lexlkalisierter Tropus, die tropischen Idiomtypen und die Beschreibungsspraohe der Analyse 1.21.1. Bei der «Anlage des Corpus und der schrittweisen Systematisierung der verschiedenen Idiomtypen ließen wir uns von dem methodologischen Grundsatz leiten, daß eine «'vorläufige' Kenntnis des Objekts der Etablierung der Methode zu seiner Erkenntnis vorausgeht»16. Für den nächsten Schritt, die an dem gemeinsamen Nenner ansetzende Analyse der Idiomtypen, brauchen wir eine Beschreibungssprache, die die Einheiten adäquat faßt 17 und eine gesicherte Grundlage abgibt, um eine «Theorie des idiomatischen Sprachzeichens» zu entwickeln. Der Begründung dieser Beschreibungssprache und der — vorläufigen— Abgrenzung der einzelnen Idiiomtypen durch diese Beschreibungssprache gellten die folgenden Ausführunigen. 1.21.2. Um zu bestimmen, was eine idiomatische Einheit ist, muß diese Einheit von einer nicht-idiomatischen Einheit abgesetzt werden. Den besten Aufschluß über die Faktoren, die Idiomatizität konstituieren, liefert ein systematischer Vergleich zwischen den Idioms und ihren Konstituenten, insofern sie als bzw. im Idiom auftreten, und denselben Einheiten, insofern sie nicht-ddiomatisch sind. Dieser Grundaimaihimie der Opposition idiomatisch— nicht-idiomatisch liegt als zeichentheoretisclhe Voraussetzung die von Hey, Urban und anderen18 erörterte strukturelle Transparenz zugrunde. Gehen wir von dieser Opposition aus, ist bei einem Corpus, dessen gemeinsamer Nenner das Verb DAR ist, zunächst die Bedeutung von nicht-idiomatisch DAR —dt. «geben» — in Sätzen wie A gibt B einen Mantel (C) —A da um casaco (C) a B— herauszuarbeiten. Dies DAR — «geben» wird dann zuerst mit dem DAR kontrastiert, das in Idioms erscheint, bei denen außer DAR i« Gauger, (Die Sprachwissenschaft und ihr Objekt. Bloomfield, Chomsky, Saussure, Paul. In: Sprachbewußtsein und Sprachwissenschaft, S. 100. iT Zur Beschreibungsspraohe vgl. u. a. die Einleitung bei Bechert — Clément— Thümmel — Wagner, S. 23. i» Die Idioms bzw. Idiomkonstituenten, die In der nichtidiomatischen Sprache nicht existieren, sind nicht sehr zahlreich. Vgl. das zu den verschiedenen Formen der Dunkelheit Gesagte (S. 266 ff.). 14
keine Idiomkonstituente übertragen gebraucht wird; daran schließt sich eine Analyse der übertragenen Einheiten mit DAR an. Daß Übertragung als Wesensmerkmal einer natürlichen Sprache Idiomatizität konstituiert, ist ein erstes Ergebnis der Arbeit. Zu definieren sind hier für die Beschreibungssprache daher vor allem die 'grundlegenden zu unterscheidenden Übertragungsformen. Da der Kontext und pragmatische Elemente die beiden anderen zentralen Idiomatizität konstituierenden ¡Faktoren sind, ist hier weiterhin zu definieren, was darunter verstanden werden soll. Nach der Beschreibung der verschiedenen Idiomtypen werden die Elemente der Beschreibungssprache, dem hermeneutischen Zirkel aller Erkenntnis entsprechend, noch einmal reflektiert, sodaß die «Theorie der Idiomatik» nicht zuletzt auch eine Auseinandersetzung mit den Begriffen «Übertragung», «Kontext» und «Pragmatik» darstellt. 1.22.1. Mit der Übertragung und ihren Formen hat sich besonders die — klassische und moderne — Rhetorik beschäftigt. Sie unterscheidet zunächst die «Übertragung» von anderen «Figuren» unter dem Namen der Tropen. Geht man dabei — wie Lausberg, die Lütticher Verfasser der «rhétorique générale» und andere — von den klassischen Kategorien adiectio/adjonction/Zufügung (Überschuß) — detractio/suppression/Defizit — ordo(permutatio)/permutation/Anordnung — immutatio (substitutio)/suppression+ +adjonction/Ersatz (Übertragung) (Suibstitution) aus19, dann bilden die Tropen die Figuren der Substitution. Da wir in dieser Arbeit unter dem Idiom ein Wort bzw. ein Syntagma verstehen, gilt für uns die syntagmatische Einschränkung für die Tropen: Substitution eines Lexems bzw. einer Lexemgruppe. «Übertragung» im Sinn von Substitution/Ersatz setzt voraus, daß etwas ersetzt wird: das suibstituendum steht dem substituens 1» Nach diesen Kategorien ist der Hauptteil (III Ornatus) von Lausbergs «Elementen» angelegt. Vgl. dazu u. a. die übersichtliche Wiedergabe bei Binder — Haberkamm — Kaihrmann — Reiß — Rlchartz — Schlucht er — Steinberg, S. 133 ff., wo zugleich die Funktion dieser Kategorien in Lauäbergs «Handbuch der Rhetorik» in einer tabellenförmigen synoptisöhen Gegenüberstellung' eingearbeitet ist. — Die «rhétorique générale» geht von denselben Grundlagen aus (S. 47), ohne sich dabei expressis verbis auf Lausberg oder andere ältere Vorlagen zu beziehen. 15
gegenüber, das «verbum proprium» dem «verbum trans'latum», das «eigentliche» dem «uneigentlichen» Wort oder Syntagma— wenn Wir uns auf unseren Gegenstandsbereich beschränken; insofern beschäftigt sich das Studium der Idiomatik mit einem Teilbereich des «uneigentlichen Sprechens»20. Besteht kein «verbum proprium», als dessen Ersetzung sich ein Lexem bzw. eine Lexemverbindung auffassen läßt, die in einer unüblichen Bedeutung gebraucht wird, spricht die Rhetorik von einer Katachrese (abusio). Der Begriff der «Übertragung» umfaßt also 1. die substitutio eines «eigentlich» zu erwartenden Lexems bzw. Lexemgruppe durch ein oder mehrere andere, und 2. die Ausfüllung einer im Wortschatz einer gegebenen Sprache vorliegenden «semantischen Lücke». Im ersten Falll werden wir, sofern die Unterscheidung von Belang ist, von «Übertragung S» (Übertragung als Substitution), im zweiten von «Übertragung K» (Übertragung als Katachrese) sprechen. Wo die Übertragung von der Sprachgemeinschaft (normalerweise) nicht erkannt oder gefühlt wird, ist der Tropus lexikalisiert. Inwieweit das in einem gegebenen Spraohzustand oder bei bestimmten Sprechern/Hörern der Fall ist, läßt sich sehr häufig nicht objektiv ausmachen. Wir gehen davon aus, daß idiomatische Einheiten potentiell mit der Intention stilistisch-uneigentlichen Sprechens verwandt werden können, daß sie aber als Elemente der «langue» diese Potentialität nur unter jeweils besonderen Bedingungen realisieren. Um die Erkenntnis dieser Bedingungen geht es uns in dieser Arbeit nur insoweit, als sie für die Fassung des idiomatischen Sprachzeichens aufschlußreich sind. Auf der anderen Seite kann man ebenso davon ausgehen, daß der idiomatische Tropus wie jeder Tropus, diachronisch gesehen, einmal uneigentliches Sprechen war und als solches wieder aktualisiert werden kann, und zwar nicht nur unter bestimmten Bedingungen der sprachlichen Kommunikation, sondern aiuch in metaspraChlicher Reflexion und heuristischer Perspektive. Auszunehmen sind dabei lediglich die (nicht sehr zahlreichen) Fälle, in denen das Idiom «dunkel» ist; ein eigenes Kapitel wird sich 20 Das «umeigentliohe Sprechen» umfaßt jede indirekte Darstellung oder Äußerung, also auch die «indirekte Rede», «Anspielung», Gestaltung' unter P s e u d o bzw. Heteronyimen, jede Art von Verfremdung u. a. m. — D a s Phänomen der tibertragung liegt allem uneigentlichen Sprechen zugrunde.
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daher mit den Ursachen und formalen Kriterien dieser «Dunkelheit» zu befassen haben. Logisch-semantisch besteht zwischen einem lebendigen und einem wieder aktualisierten Tropus kein Unterschied. In beiden Fällen «meint»21 das Lexem etwas anderes als es «eigentlich», «wörtlich» sagt, «bedeutet» — jede Annahme von substituierenden Tropen impliziert eine intentionale Bestimmung dessen, was ein «Wort» ist, also auch die Annahme von Idioms. Nur ist bei dem «lebendigen Tropus» diese «Bedeutung» dem Bewußtsein des Sprecher/Hörers im System der Sprache und die «Meinung» erst durch einen im Verhältnis zur Sprach^Bedeuitung «konterdeterminierten» Kontext22 gegeben, während es sich beim lexikalisierten idiomatischen Tropus gleichsam umgekehrt verhält: die ursprünglich nur in einem bestimmten Kontext aktualisierte «Meinung» hat hier den Platz der (kontextfreien23) Sprachbedeutung eingenommen und damit die ursprüngliche Bedeutung in den Hintergrund gedrängt. Die mit dem lebendigen Tropus implizit gegebene Spannung von «eigentlicher» und «uneigentlioher» Bedeutung, von «Bedeutung» und «Meinung» muß hier erst eigens wiederhergestellt, die ursprüngliche «Bedeutung» revitalisiert werden. Logisch-semantisch wird hierdurch die Relation von «Meinung» und «Bedeutung» aber nicht berührt: die psychologische Frage, ob der Sprecher /Hörer beim Gebrauch des Worts «Strom» in der (neuen) «Bedeutung» — und uirspriingiliohen «Meinung» — «Elektrizität» die frühere «Bedeutung» «Wasser-Strom» realisiert oder nicht, hat mit dem Verhältnis «Wasser-Strom» — «Elektrizität» nichts zu tun. Die Erfassung der jeweils unterschiedlichen Relation «Bedeutung» — «Meinung» aber steht im Zentrum der 21 im Sinne Weinrichs. Vgl. Anm. 22. 22 Terminus nach Weinridh, in «Die Metapher». Bochumer Diskussion. 8. 100. —Daß alle Tropen durch Verletzungen der syntagmatischen Verknüpfumgsregelln— gleich, wie diese Regeln nach sprachtiheorischem Ansatz definiert werden («Selektionsregeln», «Solidaritäten», «Wesenhafte Bedetutungsbeziehunigen» etc.) — realisiert und erkannt, aber durch paradigmatiscihe Relationen definiert werden, kehrt in sehr vielen Untersuchungen als Leitgedanke wieder und darf als allgemein anerkannte Erkenntnis gelten. 28 «kontextfrei» im strengen Sinn gibt es nicht; es heißt hier: der nach der (Norm für das infraigestehende Lexem vorgesehene weiteste semantische Kontext, der zur Definition der Bedeutung dieses Lexems nicht eigens angegeben zu werden pflegt. Vgl. Kap. 3,11 17
Methode unserer Untersuchung; denn die Erkenntnis dieser Relation offenbart die semantischen Bildungsprinzipiell der Idioms als lexikalisierter Tropen. Da sie wie jedes Verhältnis «Bedeutung» — «Meinung» auf einer paradigmatisohen Relation beruhen, nennen wir diese Prinzipien die «paradigmatischen Idiomatizitätsfaktoren». 1.22.2. Die hinter der (neuen) Bedeutung der Idioms mehr oder weniger latent vorhandene (ursprüngliche) Bedeutung nennen wir «Bild», und zwar in einer generischen, nicht auf Visuelles bezogenen Bedeutung des Worts. «Sprachbilder gibt es immer dann und nur dann, wenn sich der ersten Ausdrucksrelation 'Sprach-Zeichen— vom Sprach-Zeichen-Gemeintes' eine zweite (oder mehr als eine zweite) überlagert... Ein Spraohbild ist ein Ausdruck (beliebiger Länge und Form), dessen Ausdruckswert mehr als eindeutig ist. ... Fernhalten muß man bei einer Bild-Interpretation die Annahme, ein Sprach-Bild sei etwas Anschauliches. Es mag gelegentlich der Fall sein, daß sprachliche Ausdrücke, vom Auge oder Ohr aufgenommen, visuelle Erlebnisse heraufbeschwören. Aber einerseits sind diese Erlebnisse etwas anderes als Seherlebnisse, zum andern können Sprachbilder völlig andere Erlebnisse vermitteln; im wesentlichen bewirken sie Gefühls- und Gedankenerlebnisse, und das allein genügt»24. Diese auf jedes mehrdeutige Zeichen, (besonders auf lebendige Tropen bezogenen Ausführungen geben die Niohtgebundenheit des von uns verwandten Bildbegriffs an Anschauliches präzis wieder, sind aber im Zusammenhang mit den idiomatischen Einheiten in zweierlei Richtung zu modifizieren: einmal ist bei den Idioms die Überlagerung der, (Sprach-) Bedeutung durch eine oder mehrere (Bild-) Bedeutung Oen) lediglich potentieller Natur; zum andern meinen wir mit «Bild» nicht das idiomatische Spraohzeichen als ganzes, sondern nur seine «ursprüngliche Bedeutung», beziehen uns also auf das «significatum». Streng vom «Bild» zu trennen ist also die «Bildhaftigkeit». Sie ist je nach Idiom verschieden. Bei dt. Bescheid geben werden 2* iFisöher-Lexikoo, Literatur,, Bd. 2, 1, S. 84. — Das Fisdher-Lexicon wird •) ist zu verstehen als: Relation von — zu. Die übrigen Elemente der Beschreibungssprache bedürfen keiner Erläuterung, da sie nicht spezifisch auf die Untersuchung der Idiomatik bezogen sind. 1.28.2. Eine erste Definition, die sich aus dem Gesaigten für ein Idiom ergibt und die dem Folgenden zugrundeliegt, ist somit: Ein Idiom ist ein lexikalisierter Tropus auf der Ebene des Worts oder des Syntagmas, der in seiner Sprachbedeutung von einer zugrundeliegenden Bildbedeutung mehr oder wieniger stark mitdeterminiert ist. Sprach-und Bildbedeutung beruhen insbesondere auf der Relation der Metapher, der Synekdoche oder der Metonymie eines, mehrerer oder aller seiner Konstituenten. Je nach der Struktur der ((gesamten) Bildbedeutung bekommt die Sprachbedeutung einen ironischen oder hyperbolischen, emphatischen oder litoteshaften, einen allegorischen, g'leichnishaften, parabelförmigen, falbelartigen, sprichwortartigen, sagen- oder legendenhaften, rätselhaften, kasuistischen, komischen, symbolischen, zitatfönnigen... Gehalt. Die Spraohbedeutung setzt als Lexikalisierung konitextuelle Gegebenheiten bzw. syntaktische oder/und pragmatische Beziehungen voraus. Aufgabe der Idiomatikforschung ist es demnach, die im einzelnen vorliegenden Beziehungen zwischen Sprachbedeutung, Bildlbedeutung, Gehalt und syntaktischer Form zu explizieren, die für 418
eine natürliche Sprache grundlegenden Phänomene der Übertragung, des Kontexts und der Sprecher — Hörerintention anhand ihrer idiomatischen Fixierung auf der Ebene der «langue» zu analysieren und einen Zeichenbegriff zu entwickeln, der alle Faktoren der Idiomatizität adäquat berücksichtigt.
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2.
Die Bedeutung von nicht-idiomatisch DAR, von idiomatisch (übertragenem) D A R und von D A R als Element übertragener Einheiten.
2a. Die Bedeutung von nicht-idiomatisch DAR 2.1. Nicht-idiomatisch DAR: «jem. etwas Konkret-Zählbares geben»
2.11.1. Weinreich stellt nicht-idiomatische Verbindungen formalisiert gegenüber1: nicht-idiomatisch
a
idiomatische
idiomatisch
;Mj
A
und
Mt
/\ B b
LA + B I W a , b)
A —
a
\
ß
—
b
A + B >•
x
Hierbei repräsentieren A und B eine Phonemfolge, a und b die zugehörige Bedeutung, Mi einen nicht-terminalen Knoten mit der semantischen Funktion f 1( unter dem die 'beidien Morpheme stehen, der Pfeil den Durohgajng des fragmentarischen Strukturbauims durch den semantischen Kalkulator2 und f t die Tatsache, daß die sich ergebende Gesamtfunktion nicht lediglich die Punktion des dominierenden Knotens oder ein symmetrisches, linear-summenihaftes Ergebnis dier Verbindung von a und b ist. In der idiomatischen Verbindung ist die Bedeutung der Gesaimteinheit, der idiomatischen Wendung also, keine Punktion der Bedeutungen der Elemente — der Idiomkonstituenten —, sondern eine Funktion von einem x. Bei der Diskussion dieses x unterscheidet Weinreich drei mögliche Fälle. In einer idiomatischen Weindung kann sich die Gesamtbedeutung dadurch differenzieren, daß 1 «Probleme», S. 421 f. 2 Hierzu Weinreich, «-Erkundungen».
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a) ©ine der sich ergebenden Bedeutungskomponenten verschieden von der zu erwartenden Punktion ist: A + B
A + B
(y, b) Beispiel: dar alta a b
(Nr. 634)
(y^a) «jen. (aus deim. Krankenhaus) entlassen» (um.beriieksichtigit dabei, daß DAR (hier DAR I)
Um welche der beiden sich ergebenden Bedeutungskomponenten es sich dabei handelt, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. b) keine der beiden sich ergebenden Bedeutungskomponenten der zu erwartenden Funktion entspricht: A + B x
_
A + B
~
fi (y, z)
Beispiel: (Nr. 443) dar (uma) mancada a b
(y^-a;
z^b)
«eine Dummheit machen/ begehen»; «sich daneben benehmen»
c) die semantische Funktion, die die beiden Morpheme verbindet, verschieden ist von der für die Konstruktion, in der sie sich «befinden, im System der Sprache typischen, normalen Funktion: A + B x
_
A + .B
Beispiel: (Nr. 258) e éle/éla a dar-lhe!
( =j= e éle/éla a dar qc.: ele/ela ßulbj. zu DAR) Objekt zu DAR: The, welches éle/éla wiederaufnimmt; eie/ èia also vorangestelltes Objekt. 52
(i =F j )
f; (a, b) «und da kommt er/sie schon wieder damit!»; «schon wieder dieser Singsang!»
Die Wendungen der ersten Gruppe nennt Weinreich «phraseologische Einheiten», die der zweiten «Idioms», die der dritten «nicht wohlgeformte phraseologische Einheiten bzw. Idioms». Die letzte Gruppe scheint, wie Weinreioh betont, in allen Sprachen ziemlich klein zu sein. Unser Corpus bestätigt diese Beobachtung. 2.11.2. Bei der Komponentialanalyse der Konstituenten der phraseologischen Einheiten bzw. Idioms — die wir in den Zusammenhängen, in denen es auf eine Unterscheidung nicht ankommt, weiterhin unter dem Termius «Idiom» zusammenfassen — kann sich, nach Weinreich, herausstellen, daß sich die idiomatische Bedeutung — x bzw. y — von der nicht-idiomatischen — a bzw. b — unterscheidet: a)
b)
durch das Fehlen eines Merkmals: a = fi (ni! m2 m 3 )
b = f] (n! n2 n 3 )
x = f; (mx m 2 )
y = fj (nx n„)
durch das zusätzliche Vorhandensein eines Merkmals: x = fj (ni! m2 m3 m 4 )
c)
y = fj (n! n2 n3 n,)
durch die Differenz von einem oder mehreren Merkmalen: x = fi (nu m5 m 0 )
y = f j (nt n3 n 7 )
Gegenüber den auch in neueren Einführungen in die Linguistik noch recht vagen Definitionen wie «ein Idiom ist eine Wendung, deren Bedeutung nicht aufgrund der Bedeutung ihrer einzelnen Morpheme vorausgesagt werden kann»3 — eine Definition, die sich wie ein roter Faden durch die Literatur zur Idiomatik zieht4 — stellt Weinreichs Präzisierung einen Fortschritt dar. Die Mängel, die weder durch diese Formalisierung noch durch die weitere Diskussion in Weinreiichs Arbeiten behoben werden, bestehen in den ungelösten Fragen: wo fängt die Idiomatizität an? Wie sieht s Langacker, S. 60. — Immerhin werden die Idioms in dieser Einführung behandelt, während sie bei Lyons und in den grundlegenden Werken zur Semantik von Ullmann, Greimas, Ziff u. a. gar nicht erwähnt werden. * Sie geht auf Bally, «Stylistique française», zurück. i
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der Schnitt aus von der immer größeren Merkmaldifferenz zwischen mehreren nicht-idiomatischen Bedeutungen eines Morphems (Polysemie) zur Merkmaldifferenz zwischen einer «normalen» und einer idiomatischen Bedeutung eines Morphems? Nach den «Erkundungen» ist bereits eine nicht-idiomatische Verbindung mehrerer Morpheme nicht-summenhaft und kann neue Elemente mit sich bringen — ein Gesichtspunkt, dem auch die oben wiedergegebenen 'Fonmalisierungen der nicht-idiomatiischen Verbindungen ¡Rechnung tragen. INeuerscheinen oder Verschwinden, von Merkmalen allein kann dann aber Idiomatizität nicht begründen. — Und schließlich stellt sich bei Weinreichs Ansatz die Frage: was ist die normale Bedeutung eines Morphems? E s zeigt hier eine bekannte Schwäche relationaler Definitionen: idiomatisch =j= normal; normal idiomatisch5. Der hermeneutische Zirkel droht zu einem circulus vitiosus zu werden6. 2.11.3. Ein ähnlicher Zirkel ergibt sich, wenn man von struktural'istischen Ansätzen in der Art von Pottiers Untersuchungen zu den Bezeichnungen für Sitzgelegenheiten, von Heringers Analyse von « T a g » und «Nacht» oder von der bei Hilty in seiner Diskussion mit Gauger vorgeschlagenen Methode ausgeht7. Zur Bedeutungsibestimmung von «Nacht» zieht Heringer Sätze heran wie er schläft Tag und Nacht8 oder Syntagimen wie ein Unterschied wie Tag und Nacht9. Hilty findet sogar ein Sem von frz. «jour» ausschließlich über eine Verwendung in einer idiomatischen Einheit: elle a donné le jowr à un enfant sóli das Bedeutungselement [als Ausdruck des Leibens] .belegen10. — Ziel einer Hertausarbeitung der Bedeutungselemente von «Tag», «Nacht», «jour» usw. wäre ihre genaue Bestimmung als Elemente der Einheiten s Zu den relationalen Definitionen vgl. u. a. Coseriu, «Linguistik», S. 43 ff., 59 ff., 113 ff. « Zuim Zirkel in allem «philologischen» Erkennen, im der Erkenntnis als solcher und (bes. in der Sprachwissenschaft vgl. Spitzer, «Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft», in: «Textesrkilärungen», S. 7ff.; bes. Anm. 15, S. 203 ff. — Einen einführenden Überblick über die verschiedenen Ebenen des (hermeneutischen Zirkels, mit ausführlichen Literaturangaben, findet (man im Fisdher-tLexikon, 2., 1., S. 277 ff. T IN seinen späteren Arbeiten geht Heringer von ganz anderen Ansätzen aus. s Methodisch wäre von dem Idioim Tag urid Nacht auszugehen. » S. 225 f. io S. 253.
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«Tag», «Nacht», «jour» usw. In den Sätzen er schläft Tag und Nachts eile a downe le jour ä un enfant handelt es sich aber kaum um diese Einheiten. Tag und Nacht ist eher eine neue — idiomatische — Einheit mit der Bedeutung «ständig», «dauernd», «mehr aHs man sollte» o. ä., und donner le jour eindeutig ein phraseologisches «Synonym» zu mettre au monde. Hätte es Sinn, die Bedeutung von schieben anhand von Sätzen wie ich habe drei Tage Köhldampf geschöben festzustellen? Der Idiomaitizität ist hei der Merkmaltanalyse also Rechnung zu tragen. Die von Hilty «syn¡tagmatisöh» genannte Methode der Heranziehung möglichst zahlreicher Kontexte zur semantischen Analyse von Morphemen findet ihre Grenze, wo diese Morpheme «Merkmale» idiomatischer Einheiten sind. Da wir D A R in nicht-idiomatischer und idiomatischer Bedeutung fassen und kontrastieren wollen, scheidet dieser Weg hier aus11. Ebensowenig hilft uns die Kommutationsprobe weiter, die «paradigmatische Methode», wie Hilty sie nennt. Die besondere Spezifizierung der Bedeutung eines Morphems, das Teil einer idiomatischen Einheit ist, erfolgt u. a. durch den besonderen Minimalkontext der übrigen Morpheme dieser Einheit; ein anderes, in nicht-idiomatischer Verwendung vielleicht synonymes, Morphem wird in diesem Minimalkontext (durchweg) anders spezifiziert — wenn es hier überhaut einen Sinn ergibt. Es macht also gerade die Eigenart eines Morphems in idiomatischer Verwendung aus, in dieser Position nicht kommutierbar zu sein12. Aufgrund dieser Überlegungen werden wir die Analyse von nicht-idiomatisch D A R logisch-semantisch im Sinn der Generativen Semantik und bestimmter Formen der Valenzgrammatik durchzuführen haben. Da diese Analyse mit dem Ziel erfolgt, das nicht-idiomatische Einzellexem D A R zu kontrastieren mit 1. dem idiomatischen Eimzelexem D A R und 2. den mithilfe dieses Einzellexems gelbildeten idiomatischen Einheiten — bzw. die Verschrän11
A u oh aus einem anderen Grund muß dieser W e g hier ausscheiden: die hier erwähnten Strukturellsten umschreiben die Seme mit ganzen Worten, so Hilty jour etwa mit «Tag», «Sonnenaufgang»... Einmal wären diese Worte wieder zu definieren, zu zerlegen; zum andern bieten Wort-Umschreibungen dieser A r t keinen gemeinsamen Bezugspunkt für einen Vergleich zwischen den verschiedenen Bedeutungen von idiomatisch und nidht-ldiomatisoh DAR.
12
ausgenommen die Variantenbildung. Vgl. S. 165 ff.
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klingen zwischen 1. und 2. zu erfassen—, muß sie sehr explizit sein; denn sonst lassen sich die Bedeutungsmodifikationen von DAR in der weiteren Untersuchung nicht präzis beschreiben. 2.12.1. Bei der Analyse von nicht-idiomatisch DAR gehen wir also von dem Gedanken aus, daß sich die Bedeutung eines Lexems wenigstens ansatzweise als eine Struktur von Bedeutungskomponenten darstellen läßt. Damit ist zugleich gesagt, daß die Bedeutung in solche Komponenten zerlegbar sein muß — ein Verfahren, das sich für die Komponenten wiederum so lange wiederholen läßt, bis man zu nicht weiter unterteilbaren Primärelementen kommt. — Die Klasse von Komponenten, die die unmittelbaren Träger der Leerstellen sind, seien «Funktoren» genannt; insofern sie nicht weiter zerlegbar sind, «Primärfunktoren». Diese Punktoren sind sehr allgemeine Prädikate vom Typ «sein» («existieren»), «machen» («bewirken»), «haben». Von ihnen unterscheiden sich jene Komponenten, die die allgemeinen Funktoren modifizieren und die wir deshalb «Modifikatoren» nennen; sie konstituieren z. B. semantische Unterschiede wie die zwischen «töten», «ermorden», «umbringen», «schlachten» usw. —Unterschiede, die auf die Valenzen keinen Einfluß haben. — «Ein relativ gut überschaubares Beispiel (für diese Zusammenhänge) bieten die Verben igelben', 'leihen', 'schenken'. Bei 'igefben' sind drei Mitspieler (A, B, C) beteiligt. Eine zerlegende Beschreibung hat in Rechnung zu stellen, daß eine dieser Größen (A) bewirkt, daß als Ergebnis des Gelbens eine zweite Größe (B) die dritte Größe (C) hat: 'A macht, daß B das C hat'. — Die Bedeutung von 'geben' ist also in die beiden zweistelligen Funktoren 'machen' (x, y) und 'haben' (v, z) zerlegt worden, die vermutlich Elementarfunktoren sind. Beide sind so kombiniert, daß entsprechend den beiden Phasen des Geben-Vorgangs 'haben' die zweite Leerstelle von 'machen' besetzt. Dies ergibt die Funktorenstruktur: 'A macht: B hat C'»1S. Eine strengere Formalisierung hätte die Funktoren «machen» und «haben» im Rahmen einer allgemeinen semantischen Theorie zu definieren. In unserem Zusammenhang scheint das nicht erforderlich; hier kommt es vor allem auf die Erkenntnis an, daß auf dieser logisch-semantischen Ebene die einzelsprachliche Realisierung der
i3 Bandzto, s. 93. 56-
Funktoren, die wir mit den Lexemen machen> haben usw. umschrieben haben, irrelevant ist. In der bisher vorgeschlagenen Analyse werden also A und B als Mitspieler interpretiert, die bewirken bzw. erleiden; über C wird danach verfügt. Von der Perspektive € aus handelt es sich um einen Übergang: von A zu B. Zu fragen wäre, ob «geben» ein «machen, daß jemand etwas h a t » ist oder nicht (zunächst) ein «machen, daß jemand etwas b e k o m m t » . Einleuchtend wäre auch eine Analyse wie: « A verursacht: Übergang von nicht( B hat C) zu ( B hat C)» 1 4 . Bevor A mit C etwas «machen» kann, muß es C «haben». Die Haben-Relation ist a:lso bei beiden Mitspielern fundierend. Außerdem gilt die Fräsupposition: damit jemand etwas «haben» kann, müssen sowohl dieser «jemand» als auch das «etwas» «existieren»: fundierend für die Haben-Relation ist also die Sein^Relation: A, B, C sind/existieren. Bei «machen», «bewirken» ist, wie Brekle zu Recht betont, zu unterscheiden zwischen «selbst verursachen» und «nicht selbst verursachen». A, der Geber, verursacht selbst, daß B etwas hat; man kann ihn wohl nicht mehr als «Geber» bezeichnen, wenn er C an B über einen Dritten überreichen läßt; es handelt sich also um caus. «in der 'engen' Interpretation»15. Außerdem ist zu unterscheiden zwischen eineim Verursachen, das auf den Verursachenden allein zurückgeht (caus,), und einer von außen mitbewirkten Kausalität des Verursachenden (caus 2 ). Man kann jemandem etwas «geben» auf Veranlassung eines Dritten; es handelt sich also um caus.,. Eine explizitere Analyse von «geben» wäre afeo:
oder: oder:
[A, B, C existieren; A hat C; A caus2: B bekommt C ] [ A caus2: Übergang von: A hat C —> B hat C ] [ A caus2: B nicht hat C - » B hat C ] .
So wenig wie [bekommen] ist [Übergang] ein Primärelement. Die Umschreibung mit diesem Begriff macht deutlich, daß bei den Komponenten von «geben» nicht nur ein logisches Relationsverhältnis vorliegt, sondern auch eine Zeitstruktur: A hat "
Inimler, S. 157.
15 Brekle, «Satzsemantik», S. 116, Anm. 14.
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C v o r B. «Übergang» setzt voraus: das Element C; eine Bewegung, in der Zeit; eine Richtung: Ausgangspunkt der Bewegung: A, Endpunkt der Bewegung: B. Endpunkt, nicht: Ziel. Ähnlich wie bei «¡machen», «bewirken» ist zu differenzieren zwischen dem «Erleiden», das in x sein Ziel findet oder finden soll (teleologisch) (pati), und dem, das (nur) auf es/zu ihm hingewandt ist (pat2). Man kann jemandem etwas für einen Dritten geben; es handelt sich also bei B um pat2. Eine befriedigendere KomponentiaJlanalyse vion «geben» wäre demnach wohl: [1. Stadium: (statisch): 2. Stadium: (dynamisch):
A (B) C existieren; A hat C caus2 «in» A—operiert über C— C äff Zeit — C dir Bewegung: Ausgang der Bewegung: A, Endpunkt der Bewegung: B 3. Stadium: (statisch): (A) B C existieren; B hat C]. Mit vertauschten Rollen ist die Ausgangskonstellation wiederhergestellt. 2.12.2. Nicht geklärt ist, wie in einer semantischen Theorie das Primärelement «existieren» anzugeben wäre — ist der Existenzquantor «sein» ein Prädikat, wie die Generative Semantik annimmt, oder ein variablenibindender. Operator, wie manche Logiker einwenden?16—, inwieweit der Begriff des Kausierens Annahmen über das Subjekt der causa impliziert, welchen genauen Ort Zeit und Bewegung in einer solchen Theorie einnähmen und wie die Haben-Relation definiert werden müßte. Wir werden das in unserem Zusammenhang offenlassen dürfen. Wichtig ist für uns zweierlei: Einmal: die Primärkomponenten stehen in jedem Stadium in einer bestimmten Relation zueinander, haben eine Struktur; und zum andern: konstitutiv für das dynamische Stadium — geben ist ein sog. «Handlungsverb» — ist der Begriff der Kausalität, konstitutiv für die statischen Stadien die HabenRelation. Auch diese Relation zeigt, wie ungeklärt die Problematik der Primärmerkmale ist17. Sehr vereinfachend lassen sich vielleicht i« VigH. Immler, S. 163. "
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Vgl. Immler, ¡S. 118 u. a.; Schmidt, «Texttheorie», Kap. 4.
insbesondere drei Bedeutungen von haben unterscheiden18: 1. «haben» im Sinn von «besitzen» (Onkel Karl hat ein Haus); 2. die von Bierwisch untersuchte Teil-von-Relation19 (Ein Mensch hat zwei Beine; vgl. dazu das oben zur attributiven Synekdoche Gesagte) und 3. haben in einer schwer faßbaren, weiten Bedeutung, uim die es hier vor allem geht und die auch für die ersten beiden angegebenen Bedeutunigen mitfundieirend zu sein scheint: «etwas vor sich/ in Reichweite halben», «über efcwias verfügen (können)» oder ähnlich wäre sie zu umschreiben. Alle diese Umschreibungen sind notwendigerweise ungenau, da sie haben in der gemeinten Bedeutung bereits spezifizieren; in dieser Bedeutung ist haben allgemeiner, grundlegender als jede mögliche Umschreibung. Letztlich drückt es eine Grundrelation des Menschen zur Welt aus. Philosophisch ließe sie sich vielleicht angeben mit «Welt-Haben des (menschlichen Geistes»20. Ohne solche allgemeine philosophische Gesichtspunkte sind Grundworte wie existieren, haben kaum zu definieren: insofern Sjprache sich auf die Welt bezieht, steckt gerade in solchen Worten eine Art primärer Wéltanschauung, die dann alle sprachlichen Einheiten, in denen diese Grundworte als Komponenten enthalten sind, mit definiert. Neben anderen Bedeutungen (Hier hast du das Geld; wir haben heute den... usw.) spielt haben auch f ü r die Idiomatizität und Ihre Definition eine Rolle, n. a. in der Tempusbildung (vgl. Guohmann), dem lexikalisch-grammatischen Zusammenspiel haben zu In der Bedeutung von «müssen» «sollen» u. a. (Was hat das zu bedeuten?; du hast zu kommen), Ausdrücken wie dem, Anschein haberi, einen Vogel haben usw. 19 Bierwisoh, «Hierarchie». 20 «Was ist nun... 'Geist'...? Selten ist ¡mit einem Wort so viel Unfug getrieben worden, einem Wort, bei dem sich nur wenige etwas Bestimmtes denken. Stellen wir hier an die Spitze des Geistesbegriffes seine besondere Wissensfunktion, eine Art Wissen, die nur er geben kann, dann ist die Gruindbestimmung eines geistigen Wesens, wie immer es psychologisch beschaffen sei, s e i n e e x i s t e n t i e l l e E n t f o u n d e n h e l t v o m O r g a n i s c h e n , seine Freiheit, Ablösbarkeit — oder doch die seines Daseinszentrums — von dem Bann, von dem Druck, von der Abhängigkeit vom «Leben» und allem, was zum 'Leben gehört — also auch von der eigenen triebhaften Intelligenz. Ein 'geistiges Wesen' ist also nicht mehr trieb- und umweltgebunden, sondern 'umweltfrei' und, wie wir es nennen wollen, 'weltoffen'. Ein solches Wesen hat Welt. ... Geist ist daher S a c h l i c h k e i t , Bestimmbarkeit durch das Sosein von Sachen selbst. ...» (Scheler, «Stellung des Mensohen im Kosmos», S. 32). 59
Da unsere logisch-semantische Analyse zunächst die Beziehungen innersprachlicher Elemente zu klären sucht, liegt diese Problematik hier außerhalb ihres Gesichtskreises. Die verschiedenen Bedeutungen und Verwendungen von DAR— insbesondere auch unterschiedliche Metaphorisierungen— sirid indessen nicht ohne das Verständnis der wichtigsten Bedeutungen von haben und ihrer grundliegenden Präsuippositionen einsichtig; daher war hier auf die philosophischen Aspekte kurz einzugehen. Im Sohlußkapitel ist die Problematik von unserer Fassung des Begriffs «idiomatisch» erneut anzugehen. 2.12.3. Besonders die Betonung der Rolle der Mitspieler, die die Verben DAR/geben verlangen, geht auf den methodologischen Ansatz der Valenzgrammatik zurück. Unsere Untersuchung zielt indessen auf die Analyse nicht eines isolierten Verbs, sondern eines Verbs innerhalb eines Syntagmas, das wiederum in normale Sätze eingebettet ist — entsprechend dem Ausgangspunkt von einem die lebendige Sprache möglichst genau wiederspiegelnden Corpus. Die die Position im Syntagma fundierenden «lexikalischen Solidaritäten»21 sind nicht nur von einem Verblexem, sondern auch von den mit diesem Lexem zu verlbindenden Substantiven 'her zu begründen. Eine Berücksichtigung zentraler Gesichtspunkte nicht nur der Valenzgrammatik, sondern auch der Konstituenzgrammatik — insbesondere des Begriffsischemas der Subkategorisierungsregeln — ist bei der Kontrastierunig von nichtidiomatisch und idiomatisch DiAR daher unerläßlich. Die Struktur von nicht-idiomatisch DAR wurde von der Valenzgrammatik her entwickelt: mit diesem DAR sind die Mitspieler oder Valenzen —A, B, C — und die Interrelationen dieser Valenzen — Kausalität (A), Übergang, Bewegung (C), «Erleiden», Endpunkt der Bewegung (B) —gegeben. Die nähere Spezifizierung der Lexeme indessen, die außer den von DAR erforderten Merkmalen auch eine Reihe anderer Merkmale auszeichnet, wenn sie in Verbindung mit DAR auftreten, hat an diesen Lexemen selbst zu erfolgen, nicht von DAR aus 22 . Von diesem Verb aus ist für die mit ihm kombinierten Lexeme aufgrund unserer Analyse lediglich zu sagen, daß sie in den Positionen A und B Mitspieler bezeichnen Vgl. Anm. 47 und 48. 22 Hierzu insbes. Baumgärtner, «Konstituenz und Dependenz», S. 52 ff. 21
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müssen, die, in dem allgemeinen Sinn von «haben», «über etwa» verfügen», «etwas vor sich/in Reichweite haben» können, und in der Position C ein Etwas, das zunächst ibei A, dann bei B sein, von A und B also unabhängig sein muß und über das «verfügt werden kann». Die Bedeutung von nicht-idiomatisch DAR exemplifizierein demnach Sätze wie a mäe/ o tio/ o cagador/... da uma bola/ uma magä/ uma espingarda/... ao füho/ ao rapaz/ ä moga/ ao cölega/..., sodaß sich schematisiert das Modell ergibt: 1.
Leerstelle (A) DAR ( + hum.)
2. Leerstelle (C) ( + zählb.) ( + kohkr.)
3. Leerstelle (B) (+hum.)
Dieses zur Verdeutlichung der -Subkategorisierungsregeln angewandte Schema schränkt die mit dem Verb geben verbundenen allgemeinen «Valenzbeziehungen ... die ... einen Geber ..., etwa» Gegebenes ... und einen Empfänger (des Gebens) ... voraussetzen»23, auf bestimmte Klassen von Einheiten ein, die geben, gegeben werden und empfangen. Die (erste) Diskussion der Relevanz dieser Einschränkung für die Idiomatik erfolgt bei der Untersuchimg von DAR I. 2b.
Die Bedeutungen von idiomatisch DAR
2.2. D A R I: «jem. etwas Abstraktes geben» 2.21. Unsere Analyse von DAR (bezieht sich in diesem Kapitel auf die im Corpus angegebenen Einheiten Nr. 1-95, mit Ausnahme der Wendungen, vor denen ein Querstrich steht (z. B. Nr. 17: dar vfcita do processo): sie werden im zweiten Ha/uiptteil untersucht — ebenso wie die zweite Gruppe der im Corpus unter DAR I angeführten Idioms (Nr. 96-166). Semantisch handelt es sich aAich bei allen diesen später zu analysierenden Idioms um DAR I; doch kommen ibei ihmen noch andere Idiomatizitätsfaktoren ins Spiel. 28 Bondzio, a. a. O. 61
Als Ausgangspunkt der Untersuchung sollen uns charakteristische Beispiele aus dem Corpus dienen. An ihnen werden wir zunächst — in einer Kontrastierung mit den jeweiligen deutschen Entsprechungen — die verschiedenen Unterbedeutungen entwikketln, die DAR I annimmt. Danach sofli eine systematische Analyse, die DAR I in seiner einheitlichen Struktur Märt, zu einer Gegenüberstellung mit nicht-idiomatisch DAR führen. 2.21.1. An Beispielen und Bedeutungen ergibt sich aus unserem Corpus: —> DAR I ai: '-> DAR I a 2 :
a)
b)
c) DAR I a 3 :
—> DAR I a 4 : -> DAR I a5 :
—> DAR I a e :
62
d)
e)
f)
Se nào te caJlas, dou-te urna bofetada. (Nr. 1) —allgemeiner gefaßt: «jem. Ohrfeigen/Prügel/Fußtritte/... geben» (Nr. 1-11) (verpassen, verabreichen) Eie dà aulas de matemàtica... (Nr. 12) «jem. Unterricht/Privatstunden/... geben» (Nr. 12) (erteilen) ... os Martins däo um baile. (Nr. 13) «(für jen.) einen Ball/ein Konzert/eine Soirée/... geben» (Nr. 13-14) (veranstalten, organisieren) ...demos traballio a 200 jornaleiros. (Nr. 15) «jem. eine Arbeit/Beschäftigung/ Lehrstelle/... geben» (Nr. 15) (verschaffen) ... só (lhes) posso dar urna visäo panoràmica do assunto. (Nr. 16) «jem. eine Übersicht/einen Überblick/ Einblick/... geben» (Nr. 16-17) (verschaffen) ... o Joäo deu-me a noticia (de que...) (Nr. 18) «jem. eine Nachricht/Erklärung/... geben» (überbringen) «jem. eine Mitteilung machen» «jem. Bescheid geben» «jen. in Kenntnis setzen» (Nr. 19-21)
Ele deu-me ordern para cortar esta madeira. (Nr. 21) DAR I a*: «jem. einen Befehl/eine Anordnung/... eine Erlaubnis / Genehmigung/... eine Aufgabe/... geben» (Nr. 21-22; 24; 26-27) (erteilen) Ii) O convite ...dá-me ... a possibilidade de... (Nr. 28) DiAiR I a8: geben» «jem. die Möglichkeit (Nr. 28) (verschaffen) O elogio deu-lhe novo alentó. i) (Nr. 33> DAR I aa: «jem. Mut/Hoffnungen/... machen» (Nr. 33-34) ... o Fernando deu (-nos) um eatemplo de coraj) geni. (Nr. 35) DAR I aib: «jem. ein (Muster-) Beispiel (von...) geben» «einen Maßstab/ein (Rieht-) Maß ab-geben (Nr. 35-39) k) O que Ihe deu reneme internacionall foi... (Nr. 40) «jem./einer S. einen Namen geben» DAR I bi: «jem./einer S. Bekanntschaft verschaffen» «jeim./einer ß. Berühmtheit verleihen» (Nr. 40-45) 1) A mterjxretagäo da P. deu um sentido completamente diferente ao pajpel da avó da pega... (Nr. 46) «einer IS. Sinn/Gestalt/Leben geben» DAR I ibj «einer S. Kraft verleihen» «einer S. Geist ? » (Nr. 46-48; 50-55) ¡m) Dou-lhe quarenta anos. (Nr. 56) DAR I ib8: «jem. ... Jahre/ein ... Alter geben» (Nr. 56-58) (zuschreiben) n) As ... janelas däo luz a este quarto. (Nr. 59) «einer S. LicM/Spielraum/Luft/... geben» (Nr. 59-60) DAR I c: o) É preciso dar andamento aos trabalhos... (Nr. 61) g)
63
—>
DAR I d:
DAR I e:
— >
DAR I f:
— >
DAR I g:
— >
DAR I ih:
«etw. in Gang bringen» «etw. vorantreiben» «einer S./ (jem.) ein Ende setzen» (bereiten/machen—, etw. beenden) «einer S. einen Anfang ? » «einer S. ein Vorangehen ¥ » (Nr. 61-66) p) ... dou cumprimento äs ordens... (Nr. 69) «eine Ausführung/Durchführung sicheratellen( ?) » «eine Suche durchführen» «einen Stoß ausführen» «einen Schuß abfeuern» «jem. einen Kam¡p£/ein Gefecht liefern» «Jagd auf etw./jen. machen» (Nr. 69-77) q) ... dou 'preferencia ao primeiro candidato. (Nr. 86) «jem./einer S. den Vorzug geben» (Nr. 86) (einräumen) r) A Ana Isabel dá muito amor aos seus filhos... (Nr. 87). «jem. Liebe/Vertrauen schenken» (entgegenbringen) «jem. Achtung {entgegenbringen) / bezeigen» «jem. Hilfe leisten» («jem. Schutz/Unterschlupf gewähren») (Nr. 92) («jem. ein Amt über-geben») (Nr. 93) (Nr. 87-91; 94) s) A ledtura da pega de Brecht deu-me mmas boas inspiragöes. (Nr. 95) «jen. inspirieren» (vgl. «jem. Inspirationen ein-geben»)
2.21.2. In den mit a (i. g ) indizierten Unteribedeutiungen von DAR I entspricht dem port. DAR in allen Fällen dt. geben. Unsere Anordnung orientiert sich dabei an der Natur von C: von einem vergleichsweise äußerlichen C geht sie zu einem vergleichs64
weise innerlichen über: als Archilexeme ließen sich angeben: Schläge ( a j , Unterrichtsstunden (a 2 ), Veranstaltung (a 3 ), Beschäftigimg (a 4 ), Überblick («iSeh-Orientierumg») (a 5 ), Mitteilung («Wort-Orientierung») (aa), Ver-, Gebot («Moralische Orientierung») (a 7 ), Möglichkeit («Orientierung frei») (a 8 ). — Das C gehört in allen diesen Beispielen weder zu A noch zu B. Anders in DAR I aa, wo es die Kausierung einer (psychischen) Disposition in B («Mut») angibt: hier ist im Deutschen geben nicht möglich; es tritt machen ein — und DAR I ab, wo das C in seiner Qualität diurch A geprägt ist — eben darin liegt das «Beispiel»; hier ist im Deutschen wieder geben üblich. Bei den mit b(i_3) indizierten Unterbedeutungen bedeutet DAR I: «B eine Qualität geben» — wie auch im Deutschen gesagt wird—: b ^ «ein Erscheinungsbild gegenüber anderen/der Welt»; b2: «eine innere Beschaffenheit»; b 3 : «Alter». — Bei DAR I c gibt eine Sache einer anderen eine (äußere) Qualität; auch hier tritt dt. geben ein. Ganz anders hingegen bei DAR I d — wo das C eine «Bewegung» von B ist: «Anfang», «Vorangehen», «Aufhören»...—und DAR I e — wo C «Realisierung/Diurchführung (durch A)» bedeutet: einheitliche Äquivalente sucht man hier im Deutschen vergeblich. DAR I g drückt eine innere Einstellung von A zu B aus; hier bevorzugt das Deutsche schenken und verwandte Lexeme. DAR I f und DAR I h schließlich sirid — ebnso wie DAR I a 8 («Möglichkeit») — schwer unter einen weiteren semantischen Nenner zu bringen; das eine impliziert eine Relationierung von B zu einem Dritten (X) —dias Deutsche verwendet hier geben—, das andere bedeutet eine spezifische Erfassung, Verwandlung von B, ausgelöst durch A, f ü r die das Deutsche kein treffendes Lexem hat: jem. eine Inspiration eingeben ist eine Notlösung. 2.21.3. Eine Schematisierung mithilfe der bei nicht-idiomatisch DAR entwickelten Grundstruktur [A macht: B bekommt/ h a t / verfügt über C] ergibt: [A macht:
B bekommt
DAR I a j a2
«Schläge» «Unterricht»
hat — «Unterricht»
verfügt über C] —
65
[A macht:
B bekommt
hat
venfüigt über CJ
a»
a4 a5 ae
«Beschäftituiig» «Überblick» «Mitteilung» «¡Befehl»
a8 aa bi
«Möglichkeit» «Mut» «Kraft/Leben/ Ausdruck/...»
b, c d e f
g h
66
«Spielraum» [A macht: [A macht: «(Vorzug»
(andere Bedeutung: «Verpflichtung») «Beschäftigung» «Überblick»
«Beschäftigung» (?) «Überblick» «Mitteilung» (?)
(andere Bedeutung: «B wird im Namen eines Dritten befehlen») «Möglich«Möglichkeit»keit» «Mut» «Mut» «Berühmtheit» (?) «Leben/Aus- «Geist» druck/ Geist (?)» «... Jahre» «Spielraum» «Spielraum» B macht C] B wird C- gemacht! (andere Bedeutung: «eine hervorzuhebende Eigenschaft»)
«Liebe/ Vertrauen (?)» «Inspiration»
2.22.1. Völlig aus dem Rahmen fallen, wie die Übersicht ergibt, DAR I d und DAiR I e, wo die grammatische Struktur [A macht/ führt durch (Agens): B ¡macht/vollzieht (eiTgativ) C] 'bzw [A macht/führt durch (Agens): B wird C- gemacht (Pajtiens) ] vorliegt — eine Struktur, die bei den übrigen Unterbedeutungen nicht vorkommt. Doch auch hier verschleiert die lexematische Identität nicht selten semantische Differenzen. So ist das Bekommen eines Befehls («einen Befehl e r h a l t e n » ) etwas andere® als Mut bekommen («mutig werden») und wieder etwas anderes als Licht bekommen («das Licht f ä l l t / k o m m t herein/ k a n n h e r e i n f a l l e n » ; «es (das Zimmer usw.) w i r d e r l e u c h t e t / h e l l » ) . Die Umschreibung der Geben-Struktur durch die Lexeme machen, bekommen, haben, verfügen über führt hier zu ähnlichen Problemen wie die schlichte Umschreibung durch geben. Eine genauere Untersuchung müßte die volle, explizite Analyse von nichtidiomatisch geben f ü r jede Unterbedeutung mit einer ebenso expliziten Analyse des jeweiligen DAR I kontrastieren, um die Verschiebungen, d. h. die Modifikationen und ihre jeweilige Relation zueinander, zu erfassen. Dabei würde sich für alle Bedeutungen von DAR I herausstellen, daß A hier nicht nur der [Ausgangspunkt ] des [Übergangs] von C an B ist, sondern [Existenz-Ursache] von C: die «Prügel», der «Unterricht», der «Befehl» usw. bestehen nicht unabhängig von A — dem entspricht, daß die Fügungen dar onrdem/exemplo/possibilidade/... (weitgehend) einem Verb entsprechen: ordenar/exemplificar/possibilitar/... (die Bedeutungen sind allerdings nicht immer identisch). Und weiter würde sich herausstellen, daß B viel stärker das Ziel ist als bei nicht-idiomatisch DAR, wo es (lediglich) [Endpunkt] bedeutet. [Ursache], [Ziel] und [Übergang] aber sind bei jedem einzelnen DAR I anders: bei «Prügel» hat die Causa ihren Ort (u. a.) im Körper (von A), bei «Mitteilung» (u. a.) im Wort; bei «Veranstaltung» ist B (eher) indirekte Bestimmung, bei «Befehl» oder «Mut» direkte® Ziel — hier sittlich, dort seelisch...—Die Erklärungen ließen sich ins Uferlose fortsetzen, f ü r jedes einzelne DAR I. Darin aber wird zweierlei deutlich: 1. Bei Jedem DAR I hat der Strukturrahmen [Ursache — Übergang (Bewegung) — Ziel] jeweils seine eigene «Form»: er ist auf jeweils amdere Weise modifiziert. Die abstrakte, an nichtidiomatisch DAR entwickelte Struktur von «geben» faßt die 57
verschiedenen Bedeutungen von DAR I daher nur logisch-semantisch, nicht aber im vollen Sinn semantisch24. 2. Bei dein Versuch, in der Analyse die aJbstrakte, logische Struktur zu einer im vollen Sinn semantischen Beschreibung auszuweiten, ergibt sich der Zirkel, daß maai jeweils voraussetzen bzw. schon wissen muß, was zu beweisen ist: ohne Kenntnis dessen, was «Prügel», «Unterrichtsstunden», «Möglickeit», «Mut», «Licht» oder «Fenster» ist, läßt sich die jeweilige Modifikation der [Ursache], des [Übergangs], der [Bewegung], des [Ziels] im eigentlich semantischen Sinn nicht angeben, das jeweilige DAiR I nicht zureichend beschreiben. iFiir das idiomatische DAR I ergelben sich hieraus mehrere Schlußfolgerungen. 2.22.2. Einheitliche Struktur von DAR I ist wie bei nicht-idiomatisch DAR die Valenzbeziehung Geber (A) — Gegebenes (C) — Empfänger (B), imit dem [Übergang] (der [Bewegung]), von C, von A zu B. Das Gegebene, C also, ist indessen hier etwas Abstraktes, von A in seiner Existenz verursacht. Die GebenStruktur wird also metaphorisiert: DAR I ist eine Klassenmetapher von nicht-idiomatisch DAR 25 .—Die Metaphorisierumg läßt allso die Valenzstruktur intakt. 2.22.3. Während das Portugiesische über eine lexikalisierte Klassenmeta,pher zu nichtnidiomatisch gehen — DAR verfügt, findet sich im Deutschen kein (einheitliches) Lexem für «abstraktes Geben». Hier ist die jeweilige Modifikation des «abstrakten Gebens» teilweise durch geben und dazu durch ein oder mehrere die Modifikatoren ausdrückende(s) Lexem (e) (verpassen, verabreichen, verschaffen, erteilen, verleihen, zusdhreiben, einräumen, schenken u. a.), teilweise durch das Simplex geben + die Modifikatoren ausdrückende Präfixe («Maßstab»: ab- geben, usw.) und teilweise nur durch andere Lexeme (leisten, durchführen, machen u. a.) realisiert. Das Portugiesische repräsentiert die abstrakte Geben-Struktur also lexematisch homogen, das Deutsche heterogen. — Aus diesem Grund müßte ein Corpus, das einen vollstän2i Vgl. S. 276 ff. dieser Arbeit. 2» Unter der Voraussetzung-, daß es keine Ausnahmen im Bereich «abstrakt»
gibt.
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d'igen Vergleich zwischen dem Portugiesischen und dem Deutschen für den Bereich «abstraktes Geben» ermöglichen wollte, alle Teilbereiche von «abstrakt» erfassen. Erst ein solcher vollständiger Vergleich würde auch sicherstellen, daß im Portugiesischen wirklich jedes «abstrakte Geben» durch DAR lexematisch wiedergegeben wird — wobei sich erneut ein im oben erörterten Zirkel begründetes Definitionsproblem stellen würde: was ist «abstrakt» ?—Die allgemeinen Folgerungen für unsere Zusammenhänge werden durch das notgedrungen begrenzte Material nicht beeinträchtigt. Im Vergleich zum Deutschen scheint für das Portugiesische die Wiedergabe einer semantischen Grundstruktur durch ein Lexem, das die Modifikatoren (weitgehend) vernachlässigt, charakteristisch. Vgl.: port. pór — dt. setzen, stellen, legen, auflegen, hereinlegen...; port. ir—dt. gehen, laufen, fahren, fliegen...2*. In der Bedeutung «charakteristisch für eine Einzelsprache» wird nun, wie Voigt gezeigt hat27, seit Jahrhunderten der Terminus «idiomatisch» gebraucht—einer Bedeutung, die, wie sich zeigen wird, nur einen Teilbereich der von uns mit diesem Terminus gemeinten Bedeutung absteckt. In dieser eingeschränkten Bedeutung ist DAR I für das Portugiesische, die Vielzahl der die Modifikation mit ausdrückenden Entsprechungen für das Deutsche idiomatisch. Die bekannte Erfahrung, daß die jeweils korrekte Wortwahl, besonders aber die Präfixe, für sehr viele Ausländer eins der schwersten Kapitel bei der Erlernung unid dem Gebrauch 26 i n dea Vergleichen des französischen und deutschen Wortschatzes finden sich u. a. zwei Thesen: a ) der Wortseihatz des Französischen enthält mehr Einheiten
verhältnismäßig
großer
Extension
als
der
des
Deutschen;
b ) I n frz. Texten kommen solche verhältnismäßig «allgemeinen» Lexeme häufiger vor als in deutschen Texten. — « M a n wird... in der Praxis vor allem auf Probleme der Diversifikation vom Französischen zum Deutschen stoßen, etwa auf die Frage, ob man faire du café im gegebenen Fäll mit 'Kaffee S.
matihen'
76 f . ) . — Z u m
oder
'Kaffee
portugiesischen
kochen'
übersetzen
Wortschatz
soll.»
sind uns keine
(Albrecht, Untersu-
chungen kontrastiver A r t f ü r diese Zusammenhänge bekannt, doch scheinen die angegebenen Beispiele in der T a t typisch zu sein, das Portugiesische
sich
vom
Deutschen
ajlso zumindest
in
diesen
Konstruktionen
ähnlich zu unterscheiden w i e das F r a n z ö s i s c h e . — D i e Probleme der Idiomatik, u. a, auch der Bedeutungseinheit rnehrgiliedriger
Idioms,
wären
bei ¡Sprachvergleichen in der angeführten F o r m zu ¡berücksichtigen. Vgl. das zum «analytischen Idiom» unten S. 292 f f . Gesagte. 21 S. 197 ff. — D a z u Thun, Kap. 2„ u. a. S. 12 f f .
5
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des Deutschen bilden, erhärtet diese einzelsprachlichen Beobachtungen. 2.22.3. Eine zweite Bedeutung, die der Terminus «idiomatisch» ebenfalls seit Jahrhunderten hat — von Voigt und anderen ziemlich beziehungslos neben die erste gestellt28 —, ergibt sich unmittelbar aus diesen Zusammenhängen: wenn es für eine Sprache typisch, idiomatisch ist, Valenzstrukturen eines sich auf die Ebene [¡konkret] beziehenden Lexems auf der Ebene [aJbstrakt] a) je nach der Modifizierung lexematisch verschieden zu realisieren oder aber b) das Ausgangslexem in einer generischen abstrakten Bedeutung zu verwenden, ergeben sich im ersten Fall (a) zahlreiche Funktionsverbgefüge des hier, behandelten Typs: — jem. eine Mitteilung machen — jem. etw. mitteilen —jem. Hilfe leisten — jem. helfen — jem. etw. auftragen— —jem. einen Auftrag erteilen Funktionsverbgefüge, bei denen die Komponenten, wie wir sahen, mehr oder weniger obligatorisch sind, d. h. sehr häufig keine Substitution möglich ist, im zweiten Fall Ob) die kontextgebundene Alternative, das generelle Lexem durch einen Zusatz spezifizieren zu müssen oder nicht: vgl.: ich habe ihm das Buch nicht einfach gegeben, sondern geschenkt/geliehen/...—näo Ihe dei o livro simplesmente, mas dei-lho de presente/ emprestado/...; ich fahre nicht, sondern ich laufe/fliege/... —näo vou de carro, mas a pé/de amäo/... Die jeweilig verschiedene lexematische Realisierung einer allgemeinen Struktur liegt auf der Ebene der Norm. Coseriu hält die Bedeutung der Norm auch im Bereich des Wortschatzes für so groß, daß er neben einer «(Lexikologie 'des Systems» eine «Lexikologie der Norm» für erforderlich erachtet29. Und nach Sinclair «gibt es gute Gründe dafür, den Fremdsprachenunterricht mit Clichés zu beginnen, mit lexikali28 eba. — «Idiomatisch»: 1. spracheigentümlich, sprachspezifisch...; 2. in Übereinstimmung mit dem Sprachgebrauch des Muttersprachlers...; 3. Adjektiv zu idiom, z. B. 'idiomatische Wendung'... («Handbuch der Linguistik», 8. 1 9 5 ) . — D i e zweite Bedeutung ist seltener; sie folgt aus der ersten: «sprachspezifisch» spricht in erster Linie der Muttersprachler. Der Terminus bekommt eine (positive) Wertung. 29 «Wortschatz», S. 44.
70
sehen Einheiten in typischer Umgebung. High-frequency-collocations sind in verschiedenen Sprachen verschieden ..., ein Lernender kann dazu ermuntert wenden, für sich sedbst lexikalische Muster zusammenzustellen. Nimmt seine Gewandtheit zu, so wird er zweifellos eine Fähigkeit entwickeln, au® aufgenommenen Äußerungen lexikalische Muster zu sichten. Mein Vorschlag geht dahin, dem Schüler eine grundlegende, spezifische Ausbildung bei diesem Sichten als unerläßliche Technik beim Fremdsprachenunterricht zu erteilen»30. Dieser sprachdidaktische Vorschlag trägt der präskriptiven Norm oder Normierung Rechnung, d. h. dem für den Sprachteilnehmer gegebenen Zwang, will er korrekt streichen, in bestimmten Kontexten und für bestimmte Gegenstände, Zusammenhänge usw. ausschließlich oder fast ausschließlich bestimmte Lexeme zu verwenden, obwohl von der Bedeutungsstruktur her noch eine Reihe «Synonyme» möglich wären. Bei den Funktionsverbgafügen, und nicht nur hier, war die Wahl des Lexems in vielen Sprachen früher weitaus freier als heute31. Der Vorschlag Sinclairs betont daher für die heutigen europäischen Sprachverhältnisse vielleicht noch mit mehr Recht als für andere Sprachen oder Sprachstadien, daß man eine Sprache nicht in isolierten Wörtern, sondern in deren gemeinsamem, typischem Vorkommen erlernen sollte. E r läßt aber zwei grundlegende Faktoren unberücksichtigt: 1. wie wir anhand der Gegenüberstellung von DAR I und seinen deutschen Entsprechungen sahen, lassen sich zahlreiche high-fraquency-collocations in den verschiedenen Unterbedeutungen von DAR I semantisch begründen. So bevorzugt das Deutsche bei den Einheiten, die eine innere Einstellung von A zu C implizieren, schenken und ähnliche Verben (Liebe/Vertrauen/...) — wo das innere Beteiligtsein vielleicht am stärksten ist, gibt es (oft) nur ein Prädikativum + sein: vgl.:dankbar sein (Dank sagen klingt demgegenüber äußerlich). Je sachlicher die Einstellung und das Verhalten von A zu B («Mitteilung», «Überblick», «Möglichkeit», «Vorzug»...), je konkreter sein Geben («Schläge»), um so größer die Möglichkeit, das Lexem geben einzusetzen. In der Bedeutung «C eine Qualität geben» (DAR I b) ersetzt das Deutsche geben gern durch verleihen, besonders, wenn es sich um innere, «0 Coseriu, «Wortschatz», S. 82. » Vgl. Volt'l, S. 211 f. 71
wesenhafte Qualitäten handelt («Kraft», «Leben»...) — w o der Qualitätsgrad vielleicht am stärksten ist («Geist»), ist eine Wiedergabe durch ein Funktionsverbgefüge offenbar ebensowenig üblich wie bei dem starken Beteiligtsem von A (dankbar sein). — Bei all diesen lexematischen Realisierungen der Teilbereiche des «aJbstrakten Gebens» handelt es sich zwar nicht um feste Regeln, die als solche zu erlernen wären; die Teilbereiche bilden nur in Einzelfällen durch ein Archilexem albzugrenzende feste Wortfelder («Schläge» — geben; «Beispiel» — geben; «Veranstaltung» — geben), in vielen anderen ist der Kontext der deutschen DAR I — Entsprechungen heterogen. Doch obwohl hier eine Unifikation (Synekdoche Dg) der einzelnen deutschen Entsprechungen von DAR I nicht möglich ist, bestehen in diesem heterogenen Kontext, wie wir sahen, durchaus semantische Tendenzen (verleihen — «Qualität geben», usw.), die für die Erkenntnis der «idiomatischen Eigenart» oder der «inneren Form» des Deutschen32 aufschlußreich sind. Der idiomatische Gebrauch einer Sprache schließt die Erfassung solcher Tendenzen mit ein («Sprachgefühl»). 2. Auch die weitgehend gegebene Möglichkeit des Verstehen® der diskutierten Syntagmen auch dann, wenn die lexematische Realisierung einer ihrer Konstituenten gegen die Norm verstößt, wird nicht erklärbar, wenn man, wie Sinclair, hinter der Vielfalt der Normrealisierungen nicht nach zugrundeliegenden einheitlichen Regularitäten sucht. — Logisch-semantische Grundlage aller lexematischen Normrealisierunigen, die im Deutschen für DAR I auftreten, ist, wie wir sahen, die Valenzstruktur Geber (A) [A:causa nicht-idiomatisch DAR: DAR I:
Gegebenes (C) C ¡Übergang [C:konkret] [C rabstrakt]
Empfänger (B) Brfinisl
Diese Struktur wird innerhalb der Klasse [abstrakt] auf die verschiedensten Bereiche übertragen, z. B.: 32 Faßt man «idiomatisch» als «sprachspezifisch», steht die mit diesem Terminus verbundene Auffassung von einer natürlichen Sprache in der Tradition der Anschauung Humboldts u. a.
72
Leerstelle A [thum]
3.
Leerstelle C [abstrakt]
2.
Leerstelle B [hum]
Synekdoche Ap: [geistig] («Mitteilung» usw.) [moralisch] («Beispiel» / «Befehl»/...) [psychisch] («Mut» / «Hoffnung»/...) [Emotion] («Liebe»/«Vertrauen»/...) [hum]/ (abstrakt)
2.
[abstrakt]
[abstrakt]
Synekdoche Ap: [Qualität] [hum]/ [ibeü]
(«Sinn»/...)
[abstrakt]
[hum]/ [bei]/ [abstrakt] [konkret]
Synekdoche Ap: [Präferenz ]
(«Vorzug»/...)
Ja, die drei Mitspieler können sogar alle [konkret] sein: 4.
[konkret] —
A janela
da
[konkret]
[konkret]
a luz
ao quarto.
— eine Verwendung von DAR, die wir zur Illustration der Mannigfaltigkeit der Abwandlungen in diesen Zusammenhang mit aufgenommen haben. Es ergeben sich damit die unterschiedlichsten Metaphern, und zwar in zweierlei Spezifizierungsrichtiungen: — je nach dem Teilbereich von [abstrakt], zu dem C zählt (Synekdoche Ap von C [abstrakt]) — je nach der Klasse von A und B ( ± konkr.), ( ± zählb.), ( ± bei.), ( ± hum.) oder dem Teilbereich der Klasse, zu dem A und B jeweils gehören. 73
Doch bei allen Unterschieden in der Übertragung, bei aller Vielfalt ihrer Ursachen und bei aller Bedingtheit durch Kulturform, Geschichte, Lebenserfahrung u. a. m.33 setzt sowohl ihr Verständnis beim Hörer/Leser wie ihre Realisierung beim Sprecher/Schreiber im Prinzip «nur» die Fähigkeit voraus, die Struktur Geber — Gegebenes (Übergang) — Empfänger auf die jeweiligen intendierten Gegenstandsklassen und -bereiche zu applizieren. W e r dem Fenster die Fähigkeit, Lieht zu «geben», dem Zimmer, Licht zu «empfangen», nicht zuschreiben kann, kann den Satz A janela da luz ao quarto weder verstehen noch wird er ihn bilden. Auch das Verständnis eines scheinbar absurden Satzes wie A espingarda da um bolo ao jardim — « D a s Gewehr gibt dem Garten einen Kuchen» setzt bei dem Hörer/Leser — insofern er davon ausgeht, daß der Sprecher/Schreiber die Intention hatte, einen Satz zu bilden, der Bedeutung hat — an der Geben-Struktur an; und die Erfassung dieser Struktur begründet auch noch das Verständnis der Absurdität. 2.22.4. Das gegen die Norm verstoßende Sprechen und sein Verstehen erfolgt also weitgehend in demselben logisch-semantischen Rahmen. Ein Portugiese, der sagt Ich gebe dir Hilfe/ Vertrauen/..., ich gebe dem Stück Kraft/..., verstößt gegen die Norm, weil er sich an die allgemeine D A R I — Struktur hält. E r wird von einem Deutschen mühelos verstanden. Ein Portugiese, der sagt Ich verschaffe dir Vertrauen/Hilfe/..., ich verpasse dem Stück Kraft/..., verstößt gegen die Norm, weil er bei der Wahl der (Verben die Modifikatoren fälsch berücksichtigt. E r wird von einem Deutschen verstanden, wenn die Spannweite zwischen der der Norm entsprechenden und der gewählten Modifizierung nicht zu groß und der Kontext nicht zu vage ist. Die Tendenz, in einer Sprache, die man idiomatisch nicht voll beherrscht, auf generische Lexeme vom Typ D A R I zurückzugreifen, liegt zum Teiil hierin (begründet — ebenso wie die Vorliebe von Kinüern usw., dlie die Norm nicht kennen, für Lexeme wie tun, machen, Sache usf. Aus den gleichen Gründen sind die Idioms, die solche generischen Verben kontextgebunden spezifizieren — ir a pe / de
33 Übertragung ist ein dynamischer Wortgebrauch; ohne Berücksichtigung der «historischen» Ebene der Sprache läßt sie sich nicht zureichend untersuchen. (Vgl. das Sohlußkapitel dieser Arbeit).
74
carro/de amäo/... — auch für solche Hörer/Leser leicht verständlich, die ihnen zum ersten Mal begegnen. All diese Zusammenhänge werden nur in einer Lexikologie deutlich, die das System und die Nonn, die sich gegenseitig erhellen, auch in ihrer gegenseitigen Beziehung unitersucht. 2.23.1. Der Terminus «idiomatisch», dessen allgemeine Bedeutung, wie gezeigt, als «charakteristisch für eine Einzelsprache» anzugeben ist, läßt sich aufgrund unserer Überlegungen mit Bezug auf die lexematische Struktur einer gegebenen Sprache nach folgenden Kriterien aufgliedern: 1. «Idiomatisch» = Tendenzen entweder dazu, ein allgemeines Lexem als gleichbleibende Realisierung einer zugrundeliegnden semantischen Struktur zu wählen — ein Lexem, das nur spezifiziert wird, wenn der Kontext es verlangt (dar de presente/emprestado/...; ir — a pé/de carro/de aviäo/...)—oder aber dazu, spezifisch modifizierende Lexeme vorzuziehen (Hilfe — leisten; Vertrauen — schenken). 2. «Idiomatisch» = spezifische formale Muster bei den unter 1 genannten lexematischen Realisierungstendenzen. So fanden wir als Entsprechunigen im Deutschen für die semantische Struktur von DAR I: a. ipräfigierte Verben {ab-/ein-/über-/... geben); b. modifizierende Verben, mit oder ohne Präfix (verpassen, verschaffen, schenken, leisten u. a.); c. normhafte Floskeln aus mehreren im System der Sprache freien, im Idiom gebundenen Lexemen (Hüfe — angedeihen lassten u. ä.). Semantisch implizieren diese unterschiedlichen formalen Muster eine spezifische Verteilung der Merkmale auf ein oder mehrere Lexeme und eine spezifische Form der Verteilung (schenken — dar de presente — zum Geschenk machen — ...; sterben — ver- scheiden — ir-se — ir desta para melhor — ...). 3. «Idiomatisch» — Tendenzen zur Wahl bestimmter Modifikatoren bei der Übertragung auf bestimmte semantische Bereiche.— Vgl. Vertrauen/Liebe/... schenken. Als Modifikation von «geben» zu schenken» läßt sich angelben: [B: Ziel, nicht Endpunkt des Gegebenen; Übergang: an B, für immer (dies impliziert eine veränderte Zeitstruktiur); Intention von A: B: volle Verfügung über C; A: affektive Einstellung: C für B bestimmt, gewählt zu 75
Freude, Genuß o. ä.]. — Diese Modifikatoren werden (teilweise) auf den semantischem Bereich «inneres Beteiligtsein von A beim Geben» übertragen, daher: Vertrauen/Liebe/schenken. In all diesen Bedeutungen wurde der Terminus «idiomatisch» in der Forschung verwandt, ohne daß indessen die Implikationen der jeweiligen Auffassung und die Zusammenhänge der verschiedenen Bedeutungen des Wortes im einzelnen analysiert wurden37. 2.23.2. Anhand unserer Überlegungen wurde schließlich deutlich, daß 1. der Klassenbegriff ( ± abstr., ± hum. usw.) nur eine erste Orientierung gibt und eine reine Klassenrmetapher einen Grenzfall darstellt; sehr häufig kommt zu der Klassenübertragung die Übertragung auf einen bestimmten Gegenstand («iFall», «Exemplar») oder Gegenstandsbereich a u s dieser Klasse hinzu; 2. zur weiteren Unterteilung der Klassen Begriffe wie die von uns verwandten («geistig», psychisch», «moralisch» usw.) nur Anhaltspunkte für die semantische Beschreibung abgeben — ebenso wie die übrigen Termini, die wir in der Merkmalanalyse verwandten («Übergang», «Ziel» usw.) —und bei einer Untersuchung, der um die präzise und volle semantische Fassung der einzelnen Äquivalente von DAR I im Deutschen ginge, wieder definiert werden müßten. Wie solche lexematischen Bereiche im einzelnen gewonnen und abgesteckt werden, hängt von dem methodologischen Ansatz ab, den man wählt35. Um unsere Unterau Vgl. Voitl und vor allem Thun, Kap. 2. — Zu «idiomatisch» = «verschiedenartige formale Realisierung einer identischen logisch-semantischen Struktur»: «Anders als Vinogradov müsse man aber genauestens zwischen der 'begrifflichen' Gebundenheit des Wortgebrauchs (auch: 'semantische Valenz' eines Wortes oder 'Kompatibilität' mehrerer Wörter) einerseits und der phraseologischen Gebundenheit der Wörter andererseits unterscheiden, denn die erste Art der Gebundenheit beruhe auf dem logischen Charakter der Sprache, die zweite hingegen auf ihrer Historizität, bzw. auf dem Faktum der 'Macht der Gewohnheit' in ihrem Gebrauch.» (Thun, S. 121; (Resümee der Stellungnahme des ungarischen Forschers G. O. Nagy). —Soweit wir sehen, ist Nagy der einzige Forscher, der die Abweichung von der logisch-semantischen Struktur systematisch als Ausgangspunkt für die (Definition der Idiomatizität annimmt. — Thun sieht hierin eine Nähe zu Coserius Trennung von System und Norm. Uns scheint, zu Unrecht, denn «System» wird bei Coseriu nicht logisch, sondern von den Sprachfunktionen in ihrer Opposition her erklärt. ss Vgl. u. a. Baumgartner, «Struktur des Bedeutungsfeldes». 76
suchung nicht mit dieser Problematik — die das, was «idiomatisch» ist, nicht trifft — zu belasten, belassen wir es bei den oben angegebenen Elementen der Beschreibungssprache und gehen den Synekdochen Ap von «abstrakt» («geisitig»/«(psychisch»/...) nicht weiter nach; 3. die Kennzeichnung der (metaphorischen) Übertragung der, allgemeinen Valenzstruktur mithilfe der Klassenibegriffe eine Ausgangsstruktur voraussetzt. Nur unter der Voraussetzjung von nicht-idiomatisch DAR mit der Struktur [hum. — konkr. — hum.] wird bei A janela da a lus ao quarto das Fenster und das Zimmer, bei 0 cäo da a bola ao rapaz der Hund, bei A situagäo pölitica da muitas possibilidades aos comerciantes die politische Situation «humanisiert» — wobei im ersten Fall die Metaphorisierung lexikalisiert ist, in den beiden anderen Fällen ad hoc erfolgt. Insofern die Valenzstruktur bei all diesen Übertragungen unangetastet bleibt, könnte man von einer Idiomatizität ersten Grades sprechen. Sie gilt für alle in diesem Kapital erörterten Erscheinungen.
2.3.
D A R II: «(bei jem./etw.) etwas hervorrufen»
2.31. DAR II — erörtert werden in diesem Kapitel die Einheiten Nr. 167-204, wiederum ausgenommen die, vor denen ein Querstrich steht — DA'R II ist zweiwertig. An der dritten Valenzstelle erscheint indessen B fakultativ; wir setzen diesen Mitspieler daher in Klammern. Die Struktur ist: [A macht: C ist (ibei/an/... B ) ] Im Deutschen läßt sich die Bedeutung am besten mit «(bei jem./etw.) etw. hervorrufen/produzieren», «(bei jem./etw.) zu etw. führen» wiedergeben; je nach Kontext finden sich auch andere lexematische Entsprechungen. 2.31.1. Als Ausgangspunkt für die Analyse wählen wir Sätze wie O campo da trigo — ««las Feld gibt Korn» («auf dem Feld wächst Korn»), as vieles däo viriho — «die Reben geben Wein» («an den Reben wächst Wein») (Nr. 167), a ärvore da sombra — 77
«der Baum spendet Schatten». An der ersten Stelle (A) steht hier ein Lexem mit dem Merkmal [belebt] («Natur»). Dies A laßt ein C in die Erscheinung treten, sich realisieren, wie es seiner und C's «Natur» entspricht. Es ist nicht im strengen Sinn (Allein-) Ursache von C — der Baum ist nicht Ursache des Schattens, sondern das Zusammenspiel von Sonne und Baum als Hindernis ihrer Strahlen, das Feld nicht Ursache des Korns, sondern «Bett» für den Samen, usw. Aber C kann doch nur in/ durch A, durch seine natiurhaft bedingte causa, zur Erscheinung/ zur Existenz kommen. Vergleichen wir die Merkmalstruktur dieses zweiwertigen DAR mit der dreiwertigen von nicht-idiomatisch DAR und DAR I, so läßt sich gegenüberstellen: [A
—nicht irgendein jemand, der kausiert, sondern ein A, belebt, das C's Existenz mitbedingt. Kein B bzw. B fakultativ C —nicht irgendein jemand, der «erleidet»; ein von A Mitgeschaffenes. Causa nicht caus2; auch nicht eine Existenzursache, wie bei DAR I; vielmehr naturhaft (der Natur von A entsprechend), entelechiehaft (den Gesetzmäßigkeiten von A und C entsprechend). Übergang—kein Übergang von Ausgangs- zu Endpunkt; ein (biologisches) In-die-Erscheinung-Treten-Lassen.] Alle Merkmale von DAR in dieser Bedeutung — wir nennen es DAR II a — sind also sehr eng aufeinander bezogen; die Struktur ist sehr fest. Ähnlich wie bei existieren handelt es sich um ein nur schwer definierbares Grundverb. Schematisch ist es darzustellen: DAR II a:
1.
Leerstelle CA) [bei. (Nat.)]
2.
Leerstelle (C) [bei. (Nat.)]
Im Deutschen besteht hier keine durchgehende lexematische Entsprechung. Der Baum spendet Sdhatten, trägt Früchte; auf dem Feld wächst Korn — das Feld gibt Korn ist wohl möglich, aber kaum glücklich; ähnlich die Reben geben Wein. Der mit dem zweiwertigen DAR erfaßte Naturvorgang ist im Deutschen also nicht als einheitlicher Grundvorgang lexikalisch wiedergegeben. 78
2.31.2. Wie sind nun folgende Sätze zu beurteilen: Este negöcio da dinheiro (Nr. 168) — «dieser Handel/dies Geschäft bringt Geld ein», o bom comportamento da amigos — «das gute Verhalten/anständige Benehmen führt zu Freunden», a preguiga da prejuizo — «die Faulheit führt zu Schaden/ schädigt» ? — Während bei DAR II a die beiden Valenzstellen durch Lexeme der Merkmalklasse [belebt] besetzt sind, haben wir hier solche mit den Merkmalen [konkret], [abstrakt]. Die Valenzstruktur [A macht: C ist (bei B)] bleibt indessen intakt: von DAR II a aus ist dies DAR — DAR II b — eine Klassenmetapher. Im Deutschen entspricht DAR II b führen zu oder auch geben; doch ist dies g eben nicht selten wenig glücklich: der Handel/ das Geschäft g ibt Geld36. 2.31.3. In den Sätzen As negociagöes deram (um bom) resultado — «die Verhandlungen gingen gut aus», isso näo vai dar resultado (nenhum) — «'dies/das wird zu nichts führen», isso näo da nada — «dies/das (er-) gibt nichts» (Nr. 171-174) nimmit DAR exakt die — auf geistiger Ebene liegende — Bedeutung von fuhren zu, ergeben an: C, bei DAR II b der Natur von A und C jeweils entsprechendes Ergebnis, wird hier mit dem Lexem besetzt, das die Bedeutung «Ergebnis» hat. Die zweite Valenzstelle von DAR II c ist im Verhältnis zu der von DAR II b eine Unifikation (Synekdoche Dg). Die einzelnen Exempla/Fälle von C, bei DAR II c, sind Ci, C2, C 3 ...; bei DAR II b ist C die resümierende Angabe dieser Exempla/Fälle: Este negocio/a preguiga/ o bom comportamento/...
^ DAR n b
Este negócio/a preguiga/ o bom comportamento/...
^ DAR n c
resultado Synekdoche Dp: i dinheiro / lucros / rendimentos / amigos /
Ein «Resultat» liegt auch vor bei dar bronca/sarilho/raia (Nr. 183-185) — Theater /Stunk geben, wie man auch im Deutschen sagt, bedeutet: «zu einem schlechten/ungünstigen/unange38
Das gibt Geld scheint ein Anglizismus bzw. Amerikanismus zu sein, der sich weitgehend durchgesetzt hat. 79
nehmen/... Ergebnis führen», — etwas gibt Schlaf (vgl. INr. 189) sagt man im ¡Deutschen nicht, wohl aber: etwas gibt (viel/ wenig/...) Arbeit, das gibt ("noch) eine Liebschaft (vgl. Nr. 187-188). Wie in Verbindung mit Theater/Stunk drückt geben hier die Unzufriedenheit des Sprechers mit dem Ergebnis aus: die Entsprechungen von DAR II c und dt. geben sind pragmatischer Natur. Daher auch: das gibt nichts, gibt das etwas? — näo dá nada, dará alguma coisa? (Nr. 174, 175), aber eher: das führt z u einem... Ergebnis/er-g ibt ein Ergebnis als das gibt ein... Ergebnis. 2.31.4. Eine Gruppe für sich bilden die Einheiten Nr. 190-204, in denen DAR «eine (den Körper durchziehende) seelische Empfindung hervorruf ein», «(bei jem.) (in der Seele/vital) Schmerz/ Freude/Lust/... hervorrufen» bedeutet und im Deutschen geben als Äquivalent nicht mehr auftritt: DAR H d: dar vontade (Nr. 190) — Lust bereiten (?) — + Lust haben prazer (Nr. 191) — Spaß machen gosto (Nr. 192) — Freude machen/ bereiten — erfreuen pena (Nr. 193) —Leid verursachen (?) —leidtun — schmerzen dó (Nr. 194) — Schmerz verursachen (?) uojo (Nr. 195) — Ekel erregen — anekeln (Bedeutung nicht identisch) enjoo (Nr.196) — Ekel erregen — anwidern (Bedeutung nicht identisch) gana (Nr. 197) — erregende Lust be lustvoll erregen reiten (?) (sexuell) erregende Stimmung— wütend / kribbverursachen (?) Hg machen cuidado (Nr. 203)— Sorge(n) machen dores de càbeça (Nr. 204) — Kopfschmerzen machón 80
Machen, bereiten sind nur möglich, wo es sich um vergleichsweise äußerliche Vorgänge bzw. um positive Empfindungen handelt; bei Schmerz/Leid/Ekel ist die Tendenz zu Verbbildungen auffällig. 2.32.1. DAß, II d ist ein neues, anschauliches Beispiel dafür, wie wenig die für die Erklärung von geben grundlegende HalbenRelation geklärt ist. Trotz der Struktur [A macht: C ist (bei B) ] und obwohl [A macht] nach den Annahmen für nicht-idiomatisch DAR und für DAR I impliziert, daß es das [hat], was es [macht], worüber es [verfügt], braucht A das Leid/den Schmerz/die Freude/... keineswegs zu «haben», die es (bei B) «macht»/«verursacht». Das Gelächter «verursacht» Freude, ohne sie zu «haben», der kranke Mensch Leid, ohne darüber zu «verfügen»...: A ist also (lediglich) Anlaß oder Mitursache, daß das in der Natur von B oder in keiner und B's Natur angelegte C aktualisiert wird; es löst — bei B, das nicht genannt sein muß — C aus. Die für DAR H a als Ausgangseinheit entwickelte feste Struktur, die auf der naturhaften, entelechiehaften Kausalität der Valenzen beruht — eine Struktur, die bei DAR II b metaphorisiert wird und von der DAR II c zusätzlich eine Synekdoche Dp darstellt — wird hier, /bei DAR II d, auf den psychisch-vitalen Bereich übertragen. 2.32.2. Mit der Reduktion der Rölle von A hängt die für DAR II d im Portugiesischen geläufige syntaktische Struktur zusammen: däC (aB) fazer qc. Ungewöhnlich ist die Satzstruktur mit einem Nomen als Subjekt: — A vista destas criangas da gosto (ao üo). «Der Anblick dieser Kinder erfreut (den Onkel) »„ Wenig üblich ist die Ersetzung des Nomens ( + Attribut) durch einen vorangestellten Infinitivsatz: — Ver estas criangas da gosto (ao tio). «Diese Kinder zu sehen erfreut (den Onkel)». Gebräuchlich ist (niur) der nachgestellte Infinitivsatz: — Da gosto (ao tio) ver estas criangas. Dabei bleibt B (ao tio) gern unausgedrückt; impliziert ist dann: «(nach Meinung des Sprechers) in der Natur des Menschen liegend/der Natur des Menschen entsprechend». B ist dann also verallgemeinert. Im Deutschen entspricht dem die Konstruktion: einen/erfüllt einen — Es er freut/erheitert/... mit Sorge/..., diese Kinder zu sehen. 81
Während diese Konstruktion bei den kommentierten Wendungen die Regel ist, doch auch die Möglichkeit besteht zu sagen: — qc. dá gosto/prazer/... (ao tio), besteht bei dar pena u. a. ©ine Beschränkung auf einen pronominalen Mitspieler B — * este rapaz dá pena aos pais — este rapaz dá-lhes pena. Dementsprechend ist am häufigsten: — dá-me/te/lhe/... pena fazer qc. Nach der Sprachstruktur des [Portugiesischen wie des Deutschen macht es also die Eigenart der causa von pena/dó/... aus, (oft) schwer faßbar, unbestimmt, allgemein zu sein; daher die Norm: dá pena/dó/... fazer qc. — «es tut (jem.) leid, schmerzt einen/..., etw. zu tun». Daß es sich hier indessen nicht um feste Gesetzmässigkeiten handelt, liegt auf der Hand. Ebenso sind keine festen Gesetzmäßigkeiten auszumachen für die Bedeutung, die der Kasus jeweils annimmt. Bei DA1R I drückt der Dativ den Empfänger des Gegebenen aus, bei DAR II ist er semantisch als [C ist/vollzieht sich (bei/an/in/... B)] zu umschreiben. Übergänge, Äquivokationen und schwer entscheidbare Grenzfälle sind nicht selten. Bei dar trabalho mit DAR in der Bedeutung von DAR II kann ein Dativ stehen, der die Person ausdrückt, bei der Arbeit verursacht wird; dt.: «jem. Arbeit machen». Bei dar trabalho mit DAR in der Bedeutung von DAR I, dt.: «jem. Arbeit/Beschäftigung geben, drückt der Dativ das Ziel des Gebens aus. (Vgl. Nr. 288 und Nr. 15). Der Satz A quinta dá-me dores de cabega — «Das Gut macht mir Kopfschmerzen» (Nr. 204) — könnte sowohl von DAR I wie von DAR II her verstanden werden. — Die im Corpute angekreuzten Einheiten mit encanto, cäegria, desgosto (Nr. 200-202) sind von der dreiwertigen Geben-Struktur her zu erklären — sie werden bei DAR II zur Konfrontation herangezogen. Die entscheidende methodologische Präge, auf die diese Konfrontationen führen, lautet: wie ist zu entscheiden, ob es sich um DAR I oder DAR II handelt, ob zwei oder drei Valenzen obligatorisch sind — und damit: welche Bedeutung ist dem Kasus jeweils zuzuschreiben? Nach welchen Kriterien? — Der Zirkel, daß man zur Lösung dieser syntaktischen Probleme die Bedeutung des jeweiligen Lexems, das das Gegebene (C) angibt, kennen muß, ist (auch) hier unausweichlich. Die (tiefenstrukturelle) Hintertfragung syntaktischer Regulari täten setzt die 82
Erfassung des semantischen Inhalts voraus; semantisches und syntaktisches Verstehen konstituieren sich in e i n e m Erkenntnisakt37. 2.33. Die bei D A R I entwickelte allgemeine Bedeutung des Terminus «idiomatisch» läßt sich mithilfe der bei DAR II gewonnenen Kriterien weiter spezifizierten. «Idiomatisch» ist danach die Fragestellung: welche ValenzstruMuren welcher Lexeme werden in einer gegebenen Einzelsprache wie verändert, um, auf bestimmte Bereiche übertragen, neue, syntaktisch und semantisch konstituierte Bedeutungen zu bilden ? — Vergleichen wir part. DAR II und dt. machen, einbringen, um dies zu veranschaulichen: nicht-idiomatische DAR: nicht-idiomatisch machen, einbringen: dreiwertig zweiwertig (Er macht Fehler; er bringt die Ernte ein) 3S. idiomatisch DAR II: zweiwertig (B fakultativ) Satzstruktur:
idiomatisch machen, einbringen: zweiwertig (B fakultativ)
— da (-me/-te/...) pena/alegria/... fazer qc. Subjekt: nachfolgender Infinitivsatz — es macht (mir/dir/...) Freude/Spaß/etw. zu tun; es bringt (mir/dir/...) Ärger /Sorgen/... ein, etw. zu tun Subjekt: nachfolgender Infinitivsatz— aufgrund der nach der deutschen Satzstruktur obligatorischen Position des Verbs aai der zweiten Stelle durch es vorweggenommen 39. "
Das heißt natürlich keineswegs, daß semantisch identische Relationen oder 'Einheiten auch syntaktisch identisch ausgedrükt werden müssen in einer gegebenen EinzeJsprache (oder gar von einer Einzalspraohe zur anderen). ss Schon dieses einbringen ist übertragen; das ist iiier nicht weiter zu verfolgen, ss Vgl. Schulz-Griesbach, S. 125 ff
85
Übertragung der Bedeutungsstruktur von DAR II aiuf den Merkmalbereich [seelisch, vital (pos. u.neg.)]. machen auf den Merkmalbereich [seelisch, vital (pos.)] einbringen auf den Merkmalbereich [seelisch, vital (neg.)] (dar pena/... nojo; Freude/Spaß machen; Ärger/Sorgen/... einbringen). Sowohl im Portugiesischen als auch im Deutschen ist der Kontext der diskutierten Lexeme heterogen: ganz abgesehen von der unzureichenden Präzision der Beschreibunigskriterien [seelisch], [vital], [positiv], [negativ] u. ä. läßt sich so wenig ein Archilexem wie ein Merkmal finden, mit dessen Hilfe im einzelnen entscheidbar wäre, ob id. DAR II, machen, einbringen in Verbindung mit einem bestimmten Lexem der Norm entsprechen oder nicht. Weil die jeweilige neue Bedeutung in dem jeweilig neuen Übertragrungsbareich auch für die syntaktische Struktur des idiomatischen Lexems fundierend ist, läßt sich eine zureichende Merkmalanalyse nur von einem semantischen Ansatz aus durchführen, nicht aber von syntaktischen Modellen aus. Herrlitz hat dies in seiner Untersuchung der «Funktionsverbgefüge vom Typ 'in Erfalhrunig bringen'» im einzelnen gezeigt—eine Untersuchung, die sich auf eine Idiomform beschränkt, der es niciht um die Fassung des Begriffs «idiomatisch» geht und in der der Übertragungsbegriff dementsprechend keine Rolle spielt40. Insofern die 'Valenzänderungen zugleich semantische und syntaktische Änderungen sind, (läßt sich bei den Einheiten, bei denen sie auftreten, von einer Idiomatizität zweiten Grades sprechen.
2.4. D A R HI: «Ibei jem. einen (plötzlichen/seltsamen) Anfall hervorrufen» 2.41. In dt. das macht dir/ihm/meinem Vater/... Ehre hat macht fast dieselbe Bedeutung wie in den bei DAR II angeführten Beispielen, ist aber das Dativobjekt obligatorisch: man sagt, ohne 40
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Einheiten wie m Aufregung bringen und ms SpieH bringen oder irt Händen sein und in Harnisch sein u. a. werden daher nicht systematisch unterschieden (vgl das Inventar der Funktionsverbgefüge S. 160ff.).
Dativobjekt: das ¡macht Spaß/Freude/Vergnügen/..., aber nicht: das macht Ehre. Das Kausieiren der Ehre und die Angabe, bei wein sie kausiert wird, werden eng koaxelationiert, so, als ließe sich über das Hausieren ohne die Bestimmung seines Ziels bei dem Begriff «Ehre» gar nichts Sinnvolles aussagen. Der Dativ ist im Übertragungsfall Ehre bei machen eine Norm, obwohl die Valenzätruktur von machen dies nicht vorsieht und die Bedeutungsmodifikation im Vergleich zu Spaß/Vergnügen/... machen gering ist. Die Dreiwertigkeit von machen in Verbindung mit dem Lexem Ehre ist also kaum weiter erklärbar: sie wird bei jem. Ehre machen als solche konstituiert. Auf derselben Ebene wie der Übergang von (jem.) Spaß/Vergnügen/... machen zu jem. Ehre machen liegt der Übergang von DAR II zu DAR HEI — wobei allerdings noch zusätzliche syntaktische und pragmatische Faktorein ins Spiel kommen. 2.41.1. Vergleichen wir DAR II c und DAR III: DAR H c:
A (B) folgender fakultativ Infinitivsatz
C Lexem au's seelisch-vitalem Bereich
Beispiel: Da (-me) «Es ekelt DAR m
(mich)
nojo an
fazer... zu...»
(A) B Lexem aus niur unter bestimmten obligatorisch seelisch-körpersyntakt. Bedingungen liebem Bereich realisiert, (vgl. unten)
Beispiel: Dä -me um baque. «Es überkommt mich (plötzlich) ein innerer Schock» Wie bei dar pena sind bei DAR III im Dativ (B) nur Pronomina möglich; im Unterschied zu DAR I I ist ein Dativpronomen, das B repräsentiert, hier indessen obligatorisch — wie bei dt. jem. Ehre machen. — Ebenfalls im Unterschied zu DAR I I ist bei DAR III der Übentragungsbereich genauer zu spezifizieren. 6
85
DAR III bedeutet: «bei jein. (mir/dir/ihm/...) einen plötzlichen/ seltsamen Anfall (in der Seele/im Körper) verursachen». Formalisiert: [ (A) macht in/an B] C in der (Regel nicht ausgedrückt
[seltsamer/plötzlicher Anfall] [abstr]
obligatorisch [hum] [Obel)]
Dabei wird C— [plötzlicher/seltsamer Anfall] —lexematisch besetzt durch Einheiten, die die Bedeutung «Anfall» haben (Nr. 233, 234), die «einen besonderen Fall von Anfall» bedeuten (Synekdoche Dp) (Nr. 235-238), die das Merkmal [seltsam] (metaphorisch — Nr. 239 — oder nicht — Nr. 240) betonen. Diese LexembeSetzung entspricht weitgehend der von DAR II c. Doch stärker als dort ist hier das pragmatische Element. Der Satz: Deu-me/te/... uma coisa bedeutet: «ich weiß nicht, was ich plötzlich halbe», «'es hat mich plötzlich ein seltsamer Anfall/ eine seltsame Sache befallen'». Coisa hat hier also die Bedeutung «seltsamer Anfall», «seltsame Sache», eine Bedeutung, die dies Lexem sonst nicht hat. Als Proform 41 läßt sich coisa daJbei nicht auffassen; denn es hat nicht die Funktion, ein anderes Lexem mit derselben Referenz in einem gegebenen Text wiederaufzunehmen oder vorwegzunehmen. Vielmehr hat coim im Kontext von dä-me/te/... uma nach der Norm des Portugiesischen i m m e r die Bed/utung «seltsamer Anfall», «seltsame Sache». In der Frage (Nr. 243; vgl. auch Nr. 253), in Verbindung mit den Lexemen, die «Kopf» bedeuten (Nr. 252) sowie mit der Präposition para (Nr. 255; vgl. Nr. 256, 257) ist in dä-me/te/... selbst das Merkmal [seltsam] vorauszusetzen; der Satz que te deu? bedeutet: «'was an Seltsamem hat dich (plötzlich) befallen?'», «was hast du plötzlich?». In all diesen Kontexten realisiert coisa — bzw. dä-me/te/... — also, im Vergleich zu seiner gewöhnlichen Bedeutung «Sache»—bzw. «er/sie/... gibt mir/dir/...» — eine spezifische Bedeutung, in der eine Haltung des Sprechers lexika41 ¿Einen Überblick über die neueren Untersuchungen zur «Verweisung im Text» findet man bei Kallmeyer — Klein — Meyer-Hermann — Netzer — Siebest, Bd. 1, S. 177 ff. — Das von uns hier analysierte coisa hat in diesem Zusammenhang keinen Platz.
86
lisiert erscheint: «wie merkwürdig — die Sache, die jen. befällt!», ließe sie sich umschreiben. In diesem Sinn bezeichnen wir das Sem [seltsam] als pragmatisches Bedeutungselement. Aiuf diese Fassung von «pragmatisch» und ihren Zusammenhang mit verschiedenen Idiamformen ist weiter unten (Kap. 3.3.) ausführlicher einzugehen. 2.41.2. Die semantisch-syntaktischen Konstruktionen von D A R III sind also: 1. da-me/te/ ...i2 + Subst. (Lexem mit der Bedeutung «seltsamer Anfall», «Seltsames, das jen. befällt», «seltsame Sache») (Nr. 233-242) 2. da-me/te/... + para + a) Subst. (Lexem, das die «Ausführung des seltsamen Anfalls» bedeutet. — Der Ülbertragungsbereich ist im Verhältnis zu 1 also metonymisch.) (Nr. 255) b ) Infinitivsatz (er drükt, wie die Lexeme in 2a, die «Ausführung des seltsamen Anfalls» aus.) (Nr. 255) c) ai / ali (in der Bedeutung: «das vorher im Text als 'seltsamer Anfall' Qualifizierte» («aqueles ataques esquisitos — de que se falou»). — Ai/ali ist also auf einen je spezifischen Kontext bezogen, den es wiederaufnimmt, d. h. Proform. (Nr. 256) «
Wichtig ist die unpersönliche Struktur der Einheit, im Deutschen wiederzugeben als: es bef&Ut mich/... — Zum syntaktischen Verhalten unipersönlicher Ausdrücke im Portugiesischen vgl. D. M. Perlmutter, «Evidence für Subject Downgrading in ¡Portugnese», und A. C. Quicoli, «On Portugiese impersanal verbs», beide in: SGhmidt-Radefeldt, «readings in portugu,ese linigmistics», S. 93 ff. bzw. 63 ff.—Eine Studie unter semantischem Aspekt oder ein Vergleioh mit anderen Spraohen (u. a. mit der es—Struktur im Deutschen) gibt es bisher nicht. 87
d)
alguma
e)
boa
(in der Bedeutung: «irgendein seltsamer Anfall»; aa) «Schlag», bb) «Ohnmacht». — Alguma ist also Ellipse von alguma coisa esquisitawobei coisa statt ataque o. ä. (vgl. oben).) (in der Bedeutung: «vielleicht etwas Gutes/Nettes».— Boa ist demnach Ellipse für alguma coisa boa, dazu ironisch, steht also statt: alguma coisa de maneira nenhuma boa, wobei, wie bei 2d, coisa für ataque o. ä. (Nr. 257)
3. que + dä-me/te/... (in der Bedeutung: «was für ein seltsamer Anfall». — Que ist also elliptisch für que ataque esquisito/que coisa esquisita.) (Nr. 243; vgl. Nr. 253) 4. dd-me/te/... + em + Lexem für «caibega» — «Kopf» (Hier ist das Merkmal [ataque esquisito] in dä-me/te/... anzusetzen (vgl. oben). (Nr. 252) Daher: fazer tudo/todas as coisas/as coisas mais disparatadas/... que me/te... däo na cabega/... (Nr. 244-251) 2.42 Im einzelnen sehr unterschiedliche syntaktische und pragmatische Erscheinungen werden, wie die Analyse zeigt, durchsichtig vor dem Hintergrund der einheitlichen semantischen Bedeutungsänderung. Diese Bedeutungsänderung ist—wie bei DAR II— auch bei DAR m an eine Valenzänderung geknüpft: das kausierende A ist hier nicht angegeben, es liegt implizit in dä-me/te/... — das Merkmal [seltsam] ( + [plötzlich]) scheint gerade darin zum Ausdruck zu kommen, daß die causa ein indefinites «es» ist, nach dem nur gefragt werden kann; das belegen auch verschiedene Entsprechungen im Deutschen: es befällt/überkommt/packt jen. ein Anfall/ein ungutes Gefühl/die plötzliche Tour, etw. zu tun/...; ss
elliptisch: es packt jen. mal wieder; in der Frage: was befällt/ / überkommt / packt ihn plötzlich / fällt ihm ein / . . . ? ; usw. — Während DAR III demnach wie DAR II zweiwertig ist, sind hier die zweite und dritte Stelle besetzt (außer in der Frage), wohingegen es dort die erste und zweite Steile sind. Die Transparenz der jeweils sehr unterschiedlichen Phänomene unter semantischer Perspektive fordert dazu auf, die Erklärung eines Idioms mithilfe des Kriteriums des Konitexts semantisch weiterzutreiben. Das Kriterium des Kontexts wurde u. a. von Mekyuk, Amosova, Weinreich, Fräser, Chafe und Bugarski herangezogen 43. Unter «Kontext» verstehen diese Forscher das Minimum, das erforderlich ist, um die nicht-normale, idiomatische Bedeutung zu determinieren. In diesem Sinn sind die idiomatischen Bedeutungen, die ai, ali oder boa in den diskutierten Beispielen annehmen, von dem Kontex DAR III (bedingt, hier also nicht substituierbar, und handelt es sich daher unter diesem Aspekt bei dä-me/te/... para ai/ ali oder da-me/te/... para boa um ein festes syntagmatisches Idiom. Die nicht weiter hinterfragte Auffassung von Kontext als «Vorkommen bestimmter Lexeme in der Umgebung anderer Lexeme» führt indessen, wie gerade die Untersuchung dieser Idioms ergab, zu einer Kontrastierung idiomatisch — nicht-idiomatisch, freies Syntagma — festes (idiomatisches) Syntagma, die in ihrer starren Opposition den vielfältigen Übergängen in der Sprache nicht gerecht wird. Gerade die Übergänge von einer «normalen» zu einer speziellen, in besonderer Umgebung auftretenden Bedeutung sind, wie DAR HU besonders anschaulich illustriert, für das Verständnis syntagmatischer Idioms aufschlußreich. Insofern bei den idiomatischen Einheiten zur Valenzänderung noch kontextbedingte Modifikationen hinzukommein, sprechen wir bei ihnen von einer Idiomatizität dritten Grades. 2.5.
D A R IV: «eine Bewegung verursachen (an/mit Körper (-teil)/Gegenstand) »
2.51.1. Unter DAR IV haben wir die Einheiten zusammengestellt, in denen DAR bedeutet: «eine Bewegung verursachen/ motivie45
Die größte Bedeutung hat dieses Kriterium bei Amasova. 89
reu», und zwar entweder eine «Bewegung an/mit dem Körper» — sei es der ganze Körper, sei es ein Körperteil— oder eine «Bewegung an/mit Gegenständen». — Im einzelnen: a) b) c)
d)
e) f) g)
h)
i)
[mit dem ganzen Körper - - absichtlich] (Nr. 261-265) [mit dem ganzen Körper - - unabsichtlich] (Nr. 266) - als (mehr oder weniger) biolo[mit Körperteilen igisch4nstinkthafte Äußerung] (Hand, Gesäß, (Nr. 267-272) Nase, Mund) • als (mehr oder weniger) in[mit dem Mund stinkthafte Äußerung einer Disposition] (Nr. 273-277) -als Sprachäußerung] [mit dem Mund (Nr. 278-301; 307) • Schlaf, Wachen] [leiblich-vital (Nr. 308-312) [Äußerung, ¡bei der nicht - • Äußerung einer Eigenschaft/ gesaigt ist, ob sie nur imit eines Zustands] dem Körper getan wird (Nr. 313-318) [Äußerung, bei der nicht - - Lautäuß erung] (Nr. 319-321) gesagt isit, ob sie nur mit dem Körper getan wird (Nr. 322-327) [an/mit Gegenständen]
2.51.2. Auch DAR IV ist zweiwertig. Doch im Verhältnis zu DAR ELI stellt es eine Reduktion der Valenzstruktur von «geben» mit teilweise vertauschten Rollen dar. Im Vergleich: DAR HI: macht [(A) in idler 'Regel [plötzl. nicht seltsamer ausAnfall] gedrückt
90
(an/in B) ] [hum] ([bel]) obligatorisch
DAR IV: [ CA) macht [hum] ([bei])
C
an/mit A ' ( + Y ) / Y («zu» B)]
[Bewegung] A': Körper / Körperteil von A Y: Gegenstand als «Werkzeug»
in der Regel nicht ausgedrückt
Der Akzent liegt also hier ganz bei A, welches bei DAR III ganz im Hintergrund steht. Die Tätigkeit, die Ausführung der «Bewegung» von A macht den Kern der Bedeutung von DAR IV aus — eine «Bewegung», die sich an/durch A vollzieht: Körper, Körperteil, Gegenstände, die «ibewegt» werden, sind das Instrument, das «Werkzeug» der «Bewegung». — B, bei DAR HI obligatorisch, tritt hier nur selten auf, und wo es auftritt, stehen wir in der Nähe der Geben-Struktur von DAR I (-vgl. Nr. 313-317). Kriterium der Abgrenzung ist: wenn B, als notwendiges Ziel der causa von A, obligatorisch ist, haben wir DAR I, sonst DAR TV. (Vgl. die Einheiten Nr. 302-306), die vielleicht eher zu DAR I gehören). 2.51.3. Im Deutschen sind die mannigfaltigen Modifikationen der causa in/bei A, des Vollziehens der causa an/mit A'(+Y)/Y, die unsere Erklärung der Anordnung der Einheiten in 2.51.1. andeutete, zum großen Teil lexeanatisch unterschiedlich realisiert: Schritte Spaziergang, Taucher, Rülpser, Bäuerchen, Schleife, Stoß (mit dem Ruder), Stoß (mit dem Billardstock) Dummheit Furz Seufzer, Schrei, Gebrüll (in) Gelächter ein paar Worte, guten Tag, guten Abend, gute Nacht, Lebewohl, daß man dagegen ist, daß j. willkommen ist (sein) Beileid
tun
machen lassen ausstoßen ausbrechen sagen aussprechen 91
bravo, nieder mit..., Tod dem,... jem. ein Wort (vgl. ein Wort gibt das andere — «führt (mit Sicherheit) zu...»: jport.: palavra puxa palavra, obwohl DAR II — Struktur: anderer Übertragungsibereich) Rat, Tip, Hinweis, Erklärung, Stichwort kein Wort, kein Sterbenswörtchen, kein Lebenszeichen seine Meinung Beweise von..., ein (anschauliches) Beispiel von... (seinen) Beitrag Urteil Alarm Nickerchen Abhauen, Stoß (gegen etw.), Niesen, Aufwachen, P f i f f , Anruf, Lassotourf, Stopfen (jem. einen) Gruß/Willkommensgruß/ Glückwunsch/Abschied
rufen/schreien geben
geben von sich -geben zum besten -geben liefern leisten fällen schlagen halten durchführen
Der Übeiilick zeigt nicht nur die Vielfalt der Entsprechungen im Deutschen, er zeigt auch, daß in vielen Fällen gar keine Einheit Nomen + Verb gebildet werden kann als Äquivalent zu Einheiten, die im Portugiesischen sehr (geläufig sind. Nicht nur die letzten Beispiele, mit einem Fragezeichen versehen, belegen das; auch die Wiedergalbe mit durchführen ist eine Hilfskonstruktion. «Durchführen» kann man alle «Bewegungen», innerliche wie äußerliche. Es entspricht DAR IV insofern am ehesten, als hier ebenfalls das Schwergewicht auf A liegt. Doch ein besonderer Bezug zu Körper, Körperteil besteht nicht; der idiomatische Übertragunsbereich von DAR IV findet bei durchführen keine Entsprechung. — Auch machen und tun sind ein «Durchführen». Wie die Gegenüberstellung ergibt, sind indessen sellbst diese allgemeinsten deutschen Verben in dem Übertragungsbereidh von DAR IV nur sehr beschränkt verwendbar. Das Deutsche ist in diesem Bereich zudem weitaus verbaler als das Portugiesi92
sehe, und ähnlich wie bei D A R I und D A R II werden viele Entsprechungen mit Verb + Präfix gebildet (dar parabens a alg. — jen. beglückwünschen; dar as despedidas a alg. — jen. verabschieden, usw.). 2.55.1. Während die bisher diskutierten Gesichtspunkte der Analyse von D A R I V und seinen Entsprechungen im Deutschen unsere prinzipiellen Überlegungen zum Begriff «idiomatisch» nicht erweitern, führt die Sondergruppe D A R I V + Lexem = «Sprachäusserung verursachen» (Nr. 203 f f . ) zu einer neuen Thematik. Bei diesen Einheiten wird das, was in der direkten Rede gesagt, gesprochen wird, mithilfe von D A R gleichsam indirekt wiedergegeben. In direkter Rede heißt es: Ele disse/...: «bom dia/boa tarde/boa noite/...» Den Gruß in der üblichen Form in die indirekte Rede zu setzen ist im Portugiesischen wie im Deutschen nicht möglich. In Parallele zu (direkt): Ele diz: «Eu estou doente» — « E r sagt: 'Ich bin krank'» — (indirekt): Ele diz que estd doente — « E r sagt, er sei krank» läßt sich zu (direkt): Ele diz: «.Born dia» — « E r sagt: "Guten Tag'» nicht bilden: *Ele diz que... — * « E r sagt...». Der Grund liegt auf der Hand: die Einheiten, die einen Griuß ausdrücken, berühren sich mit den performativen Einheiten taufen, versprechen usw. Ähnlich wie die Bedeutung von taufen, versprechen in dem Sprechakt des Taufens, Versprechens realisiert wird, wird das «jem. guten Tag/guten Abend/gute N a c h t / . . . — W ü n schen» in dem Sagen: «guten Tag/guten Abend/gute Nacht/...» realisiert oder das «Beileid-Aussprechen» in dem Sagen: «(mein herzliches) Beileid». Wie also der Satz Er taufte ihn... (eigentlich) bedeutet: « E r sagte zu ihm: 'ich taufe dich...' (und realisierte dabei die Taufe)», so bedeutet Ele deu-lhe bom dia: «Ele disse-lhe: 'Bom dia' (realizando o cumiprimento)»— « E r sagte zu ihm: 'guten Tag' (und realisierte dabei den G r u ß ) » . Formal liegen die einen Gruß indirekt wiedergebenden Einheiten gleichsam auf der Mitte zwischen dem indirekten taufen, bei dem das ¡Sagen des Realisierens lexematisch gar nicht zum Ausdruck kommt, und dem direkten dizer: «Bom dm» — «'guten Tag' sagen». — Solche auf einer Mittellinie zwischen direkter und indirekter Rede liegenden Einheiten finden sich in großer Zahl; vgl. dt. jem. danksagen — «'danke' sagen», etw. vernei/nen— «zu etw. 'nein' sagen», usw. 93
Dem indirekten dar vivas/bravos/morras/bons diast/boas noites/boas tardes stehen in direkter Rede gegenüber: dizer/gritar/...: «viva/bravo/morra/bom dia/ boa runte/boa tarde». Der Plural gehört hier also neben DAR zu den sprachlichen Mitteln, mit denen die direkte in die indirekte Rede — wenn diese Terminologie hier beibehalten werden darf—umgesetzt wird. Bei dar parabens/os pesames findet sich in der direkten Rede (meist) auch das Personalpronomen: dizer: «os (meus) parabens/os meus pesames—«'(meinen) herzlichen Glückwunsch/(mein) herzliches Beileid' sagen». Der Satz Ele deu-lhes as boas vindas — «Er hieß sie willkommen» heißt in direkter Rede: Ele disse: «Sejam bem vindos/vindas» — «Er sagte: '(seien Sie/seid) herzlich willkommen'» ; der Satz Ele deu o contra: Ele disse: «(eu) sou contra» — «Er sagte: 'ich bin dagegen'». Die Person, die angesprochen wird bzw. spricht, wird sowohl in der direkten wie in der indirekten Rede ausgedrückt; doch ist die Form in der indirekten Rede offen; es könnte auch heißen: *Ela deu o seu contra, *ele deu-lhes as suas boas-vindas. Bei vielen, wenn nicht bei allen hier besprochenen Einheiten läßt sich einwenden, daß das «Sagen, daß...» nicht unbedingt in ihrer Bedeutung impliziert ist. Nehmen wir als Beispiel das Idiom dar as despedidas a alg. (Nr. 291) —«jen. verabschieden», mit Bedeutungsänderung zu despedir alg. — «jen. entlassen» (vgl. aber despedir-se—«sich verabschieden») —ein Idiom, das wir aufgrund der formalen Entsprechung im Anschluß an dar as boas-vindas a alg. eingeordnet haben. Der Akt des Verabsohiedens ist nicht an den Sprechakt gebunden. Man kann jemandem am Bahnhof seine besten Wünsche auch schweigend zum Ausdruck bringen, etwa durch einen Händedruck mit entsprechendem Augenausdruck; ja, man bann jemanden nur der Form halber zum Bahnhof begleiten und keinerlei Reisewünsche äußern. Trotzdem tut man der «Pflicht des Verabschiedens» Genüge, realisiert die Bedeutung von dar as despedidas, wenn auch vielleicht nur unvollkommen. Entsprechendes gilt wohl für alle Formeln mehr oder weniger ritualisierter Sprachäußerungen (Gruß durch Kopfnicken, Lüften des Hutes usw.), und prinzipiell sind Gestik und Mimik, als intentionale Einheiten geäußert und aufgenommen, als Sprache ohne Worte zu verstehen. Von hier aus ist der Vergleich mit den Verben taufen, versprechen usw. wiederaufnehmen. Bei diesen perfbrmativen Einheiten konstituiert sich die Bedeutung in/diureh/mithilfe 94
des Sagens und ist deshalb der Gebrauch auf die 1. Pers. Präs. beschränkt. Ich taufe dich... ist daher genauer zu explizierein als: «Ich realisiere jetzt die Taufe zugleich durch mein Handeln und den dies Handeln zum Ausdruck bringenden, das Geschehen dein Handlungsteilnehmern gegenüber garantierenden und offizialisiereniden Text». Er taufte ihn... entsprechend als: « E r realisierte die Taufhandlung und dabei den Text: 'ich...'». Eine solche Explizienrng macht den Unterschied zu den besprochenen Idioms deutlich, die einen Gruß wiedergeben. Zwar ist hier das «Sagen» auch die Regel, doch keine conditio sine qua non der Bedeutungsriealisierung; und die 1. Pers. P r ä s . — b e i den: perfonmativen Einheiten grammatischer Ausdruck der die Bedeutung garantierenden sprachlichen Rolle des Sprechers und Handlungsträgers — ist hier nicht vorausgesetzt. Der Gruß, eine den sozialen Kontakt zwischen Sprecher u n d Angesprochenem konstituierende, erhaltende und bestätigende Äußerungsform, läßt sich wohl, wie Taufe oder Versprechen, jeweils nur akfcualiter realisieren; daher gibt es keine indirekte Rede bei den aufgeführten Idioms. Aber einmal genügt zur Anerkennung des Sozialkontakts (in der Regel) irgendeine vom Gegrüßten als Gruß einsehbare und zu honorierende Manifestationsform sprachlicher, gestischer, mimischer Art, und zum andern ist der Gruß, als ein den Gegenseitigkeitsbezug der Mitglieder einer Gesellschaft bestätigender Akt nicht (primär) gebunden an eine Garantie von seiiten des Sprechers; seine «Bedeutung» geht nicht nur über das Wort, sondern auich über die 1. Pers. Präs. hinaus44. Die Umsetzung der direkten Gruß-Wiedergabe in die indirekte Wiedergabe erfolgt, so sahen wir, mit unterschiedlichen sprachlichen Mitteln. Die Untersuchung dieser Mittel ist ein Teilgebiet der Idiomatikforschung. Im Gegensatz zu dem üblichen Ansatz in der Pragmatik, hinter den je nach der Einzelsprache unterschiedlichen Einheiten die gleichbleibenden Gesetzlichkeiten aufzudecken, die ihr semantisah-syntaiktischs Verhalten erklären, setzt die Idiomatikforschung umgekehrt an: sie geht von den allge4t Dazu u. a. Austin. «Performative und konstatierende Äußerungen» und «Zur Theorie der Spreohakte».— Dem Zusammenhang der «•Idiomatik», insbes. der hier besprochenen Erscheinungen, und der breit diskutierten Theorie der 'Spreohakte wäre in einer gesonderten Untersuchung genauer nachzugehen.
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meineren Gesetzmäßigkeiten in der direkten Rede aus und untersucht die sprachspezifische, in den Einzelfällen verschiedenartige Umsetzung in die indirekte Rede. So ist es durchaus nicht selbstverständlich, daß zu (direkt) Ele diz: «baptizo-te/ prometo-te» — «Er sagt: 'ich taufe dich/ich verspreche dir'» indirekt Ele baptiza-o/promete-lhe— «Er taufit ihn/verspricht ihm» gehört; analog zu unseren Grußlexemen könnte in der indirekten Rede die Norm sein: Ele dä-lhe o baptismo/ a promessa — «Er gibt ihm. die Taufe/das Versprechen»45. — Grußformen wie guten Morgen, guten Abend u. a. werden in der Literatur nicht selten als «pragmatische Idioms» bezeichnet40, u. a., weil ihre Bedeutung die soziale Funktion des Grüßens wiedergibt und insofern pragmatisch ist — guten Morgen bedeutet ja nicht: «der Morgen ist gut» und auch keineswegs immer: «der Morgen möge für den, der so begrüßt wird, gut verlaufen» — und weil die Einheiten feste Klischees bilden47, in der Regel aus mehreren unveränderlichen Elementen. Die Tatsache jedoch, aus mehreren Konstituenten zu bestehen, ist ein durchaus zufälliges und keineswegs durchgängiges Merkmal dieser Klischees — vgl. Tschüß, Tag, Adeus, Viva und andere Grußformeln aus einem Element; und nach den pragmatischen. Kriterien müßten alle in diesem Sinn pragmatischen Einheiten zur Idiomatik gezählt werden — also auch Sprichwörter, Sentenzen u. ä., die ja auch nach der Norm der Gesellschaft bei bestimmten Anlässen als feste Formeln gebraucht werden. Diese Folgerung ist auch verschiedentlich gezogen worden48, linguistisch aber weniger aussagekräftig, da das Gebiet der Idiomatik damit ins Unermeßliche erweitert wird. Daher auch das Zögern bei der Zuordnung solcher Einheiten zur Idiomatikforschung49. Unter (unserem Aspekt hingegen: als sprachspezifische, jeweilig unterschiedliche Umsetzung allgemeiner linguistischer — hier pragmatischer — Regularitäten haben diese «pragmatischen
— «Er macht einen Nieser» (?) «Er niest» — «'Er macht einen Seufzer'» «Er seufzt (auf)» — «Er macht einen Spaziergang»
j) Ele dá um passeio Die Übergänge der «Bewegung» als [ungeteiltes A] über [unwillentlicher Vollzug, von A, an/durch/mit A'] zum [willentlichen Vollzug, von A, an/durch/mit A'] sind äußerst fein. Im Deutschen ist der unwillentliche Vollzug in den angebenen Entsprechungen f ü r DAR + Präposition auf der Ebene der Norm mit gehen reali100
siert; bei dem willentlichen Vollzug (e, f ) dagegen verstößt es nicht nur gegen die Norm, sondern ist sogar als Element einer abstrakteren Beschreibungssprache nur schwer verständlich, wenn nicht unmöglich — ebenso wie in den Fällen, wo ein C realisiert wird (DAR IV). Zudem sind für gehen in der Bedeutung «sich unwillentlich/unwillkürlieh/versehentlich mit einem Körperteil bewegen» ajuf der Ebene der Nonn noch andere Restriktionen zu beachten; sie kommen bei der weiteren Analyse von DAR + Präposition zum Teil zur Sprache. — Gehen ist also — wie in der dt. — port. Gegenüberstellung durch das Setzen bzw. Fehlen der die Bildbedeutung bezeichnenden doppelten Anführungsstrichelchen gezeigt wurde — bei einem Teil der deutschen Entsprechungen ein der Norm entsprechendes Lexem, bei einem anderen Teil Element einer abstrakteren Beschreibungssprache. Als solches ist es für «sich bewegen» bei allen Umschreibungen der Bildbedeutung der mit DAR + Präposition gebildeten Idioms verständlich. Wie sich bewegen oder machen ist es das allgemeinste Lexem, das das Deutsche für die jeweiligen semantischen Beziehungen zur Verfügung hat. 2.62.1. Die Beschäftigung mit der Einheit Verb + Präposition unter der Bezeichung «Idiom» ist, besonders im englischen Sprachraum, üiblich in der Lexikologie52. In den theorietischen Arbeiten zur Idiomatik ist diese Terminologie hingegen ungewöhnlich". Prinzipiell sind bei der Einheit Verb + Präposition folgende Erscheinungen auseinanderzuhalten — unsere Anordnung erfolgt nach dem Kriterium des abnehmenden Kohäsionsgrades: 1. Das Verb hat eine bestimmte Bedeutung nur in Verbindung mit einer oder mehreren Präpositionen, und dabei sind die einzelnen Bedeutungselemente n i c h t dem Verb und der Präposition
"
Vgl. etwa Cowie-Mackin, «Oxford diotionaiy of current idiomatic Emglish. Bd. 1: Verbs wiith iprepositions and particles.»— Der Terminus erfaßt nicht nur einen Teil deT ehedem «Klischee» oder «Floskel» genannten Erscheinungen, sondern droht auch selbst zu einem Modewort oder Klischee zu werden. — Ein im Sinn von Cowie-Mackin idiomatisches, für den Sprachunterricht an Ausländer geeignetes Wörterbuch ist: Helbig-Scherikel, «Wörterbuch zur Valenz und Distribuition deutscher Verben». Der Terminus «idiomatisch» erscheint hier nicht. Auch spielt die Einheit Verb + (Präposition hier eine sehr untergeordnete Rolle.
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zuzuordnen. Ein Beispiel aus unserem Corpus ist dar por (Nr. 549). Di© Bedeutung «bemerken» läßt sich weder von DAR her — mit oder ohne Präposition — noch von por her — in seiner im System des Portugiesischen heute gegebenen Bedeutung — verstehen; semantisch (bildet dar por also eine untrennbare, nicht weiter zerlegbare Einheit, bei der die Übertragung aller Konstituenten «dunkel» ist. Solche Idioms, bei der die Übertragung aller Konstituenten (völlig) uneinsichtig ist, sind, soweit wir sehen 54, nicht sehr zahlreich. In unserem Corpus sind es lediglich die mit dar por gebildeten Einheiten. (Nr. 549-551). Bei allen anderen «dunklen Idioms» in unserem Corpus ist die Konstituente DAR einer der von uns entwickelten Bedeutungen dieses Lexems zuzuordnein, mit einer Einschränkung: in einigen Fällen ergeben sich semantische Überschneidungen und Neutralisierungen, sodaß man, je nach dem Ansatz in der Auffassung des Idlioms als Einheit, entweder DAR I oder DAR II usw. zugrundezulegen hat. In der Wortbildungslehre haben manche Forscher gerade die semantisch echten N e u bildungen «idiomatisch» genannt". Danach ist eine Einheit wie dar por idiomatisch wie etwa hoje, bei dem für einen Portugiesen, der kein Latein kann, die Elemente (ho- — hoc, -je - die-, hoje *- hodie) keinerlei eigene Bedeutimg haben, die (Gesamt-) Bedeutung von hoje von diesen Elementen her gesehen daher «dunkel» ist. 2. Das Verb hat eine bestimmte Bedeutung nur in Verbindung mit einer oder mehreren Präpositionen; trotzdem behalten beide Konstituenten eine (mehr oder weniger) eindeutig auszumachende Eigenbedeutung. Ein Beispiel hierfür ist das diskutierte DAR + Präposition: nur mit einer Präposition — wenn auch nicht mit allen Präpositionen, z. B. nicht mit por (Fall 1) oder mit para (Fall 3) — nimmt DAR die Bedeutung «gehen», «sich bewegen» an. Insofern bilden Verb und Präposition eine Einheit. Nichtsdestoweniger verteilt sich die Bedeutung dieser Einheit auf ihre Konstituenten. Als weitere Möglichkeit ist hier noch zuzufügen (Fall 2a), daß »* Auch in unserem portugiesisch-deutschen idiomatischen Wörterbuch sind die Beispiele ¡hierfür nicht sehr zahlreich, es so von Polenz, «Synpleremik I», in: «Lexikon der german. Linguistik», S. 147, 102
die Präposition mehr oder weniger starke Bedeutungsmodifikationen durchmacht, sogar «dunkel» ist. In dem letzten Fall würde die ¡Einheit Verb + Präposition den im Corpus vertretenen «dunklen Idioms» entsprechen. DAR, die eine Konstituente, ist hier in seinen Bedeutungsmodifikationen einsichtig, die andere Konstituente ist «dunkel»56. 3. Das Verb hat eine bestimmte Bedeutung in Verbindung mit einer oder mehreren Präpositionen, tritt auch in dieser Bedeutung normalerweise nur mit diesen Präpositionen auf, k a n n aber auch allein in dieser Bedeutung erscheinen. Als Beispiel aus unserem Corpus dient dar para (Nr. 217-223). In der Regel bedeutet DAJR «reichen» nur in Verbindung mit para, doch findet sich diese Bedeutung auch ohne para, insbesondere mit dem Lexem tempo (vgl. Nr. 217). 4. Das Verb verlangt als Ergänzung eine bestimmte Präposition, ohne daß diese auf seine Bedeutung einen Einfluß hätte. So sagt man in Brasilien statt dar qc. a älg. (auch) gern dar qc. para alg. (Ele deu isso para ela). Im ¡Fall (1) funktioniert die Einheit semantisch wie ein Simplex. Da die Konstituenten im System der Sprache eline andere Bedeutung haben, gehört sie nach unserer Definition zur Idiomatik: vorliegende Elemente (Lexeme; Morpheme) werden auf einen neuen Bereich übertragen. — Kommen die Konstituenten — oder eine von ihnen — im System der Sprache außerhalb des Idioms nicht vor, lassen sich diese Einheiten mit Melguk als «stabile Kollokationen» oder mit Makkai als «Pseudoidicxms» bezeichnen, d. h. als (Einheiten, die unikale Elemente enthalten. Auch Fall (2) und Fall (3) gehören zur Idiomatik; auch hier werden Lexeme auf besondere Bereiche übertragen. Bei Fall (2) auf einen insofern durch das Verb angegebenen Bedeutungsbereich, als die Verbbedeutung die gemeinsame Konstante in diesem Bereich, die Präposition das jeweilig modifizierende Element ist. Doch handelt es sich trotzdem nicht um ein einfaches Determinans-Determinatum-Verhältnis 87 , da, wie wir sahen, der Bedeu5« Wie unsere Analyse von DAR zeigt, gibt es die verschiedensten Grade und Formen der Dunkelheit (vgl. die «Dunklen Idioms» unseres Corpus und u. a. S. 266 ff.; ohne eingehende Analyse läßt sich über die «Dunkelheit» der mit DAR verbundenen Konstituenten nichts Genaues sagen. 07 Besonders in den Untersuchungen der Komposita spielt die Relation Determinans — Determinatum eine Rolle; wenn man die Zusammenhänge unter 103
tungsbereich erst durch das gemeinsame Auftreten beider Konstituenten konstituiert wird. Diese Konstituierung eines neuen Bedeutungsbereichs ist bei Fall (3) diskutierbar. Im Fall (4) fehlt sie ganz. Für die Zuordnung zur Idiomatik spielt die Präposition hier also keine Rolle. Funktionell leistet sie dasselbe wie Kasusergänzungen ohne Präposition: sich erinnern an gehört nicht mehr und nicht weniger zur Idiomatik als sich erinnern + Gen. Entscheidend ist hier demnach die Übertragung oder Nicht-Übertragung des Verbs. 2.62.2. Bei dar qc. para alg. (Fall 4) und dar por (Fall 1) ist der Übertragungsbereich für die mit diesen Einheiten zu kombinierenden Lexeme mit der in ihrer Bedeutung «etw. geben» bzw. «bemerken» implizierten Valenzstruktur abgesteckt: alle Lexeme, die Sachen bedeuten, die gegeben werden, Personen, die etwas geben können oder denen etwas gegeben werden kann, können bei (nicht-idiomatisch) DAR eingesetzt werden; alle Lexeme, die Personen oder Lebewesen bedeuten, die bemerken können, Sachen, Lebewesen, Personen, die bemerkt werden können, sind mit dar por kombinierbar. Bei dar para (Fall 3) hingegen ist der Übertragungsbereich der mit ihm kombinierbaren Lexeme, wie es scheint, eingeschränkt: auf [konkret-zählbar]. Man würde für dt. Die Vorbereitung dieser Texte reicht für das Examen nicht sagen: *A preparagäo destes textos dä paraoexame,sondern: ...chega para o exame. Der Übertragungsbereich von dar para in der Bedeutung von «reichen» bildet also nur einen Teilbereich (ISynekdoche Ap) des Bereichs «reichen» (chegar), ein Teilbereich, der aber exakt abzustecken ist und in dem es keine Ausnahmen gibt: alle Lexeme, die etwas Konkret-Zählbares bedeuten, dais «reichen» kanm, alle Personen, Lebewesen, Sachen, für die etwas «reichen» kann, können eingesetzt werden. Wie bei DAR-«geben» ist der Kontext homogen. Bei DAR + Präposition (Fall 2) kommt zunächst, wie bei dar para — «reichen» im Verhältnis zu chegar — «reichen» — nur ein Teilbereich von «gehen», «sich bewegen» ins Spiel: jener Bereich, in dem gehen die oben entwickelte Bedeutung hat. Diese Bedeuden verschiedenen mehrgliedrig-en Einheiten mit einheitlicher Bedeutung fassen will, wird man den Termini Determinans und Determinatum indessen eine weitere Bedeutung geben müssen. 104
tung impliziert: [sich auf Körper/Körperteil beziehend]. In diesem Teilbeireich aber können keineswegs alle Lexeme, die «Körper», «Körperteil» bedeuten, und keineswegs alle Lexeme, die Personen und Lebewesen ausdrücken, die sich an/mit dein Körper oder an/mit einem Körperteil «bewegen» können, eingesetzt werden. Die Unifikation der Anwendungsfälle von D A R + Präposition ist nicht möglich; der Kontext ist heterogen. Bei dar para in der Bedeutung «gehen auf» (Fenster/ Tür/... zur Straße/zum G a r t e n / . . . — A janela da para a rua — «Das Fenster geht zur Straße (hinaus)» liegen die Dinge wieder anders: D A R bedeutet hier «gehen», aber im konkreten Sinn, ähnlich wie in dar ein terra (Nr. 328) oder dar com os burros na ägua (Nr. 360) (hier jeweils als Element der Bildbedeutung); para hat seine im System des Portugiesischen (u. a.) übliche Bedeutung «au»/«naeh». Insofern steht dies dar para dem dar para — «reichen» nahe. Doch das «gehen» wird hier auf einen Bereich bezogen, der, wie es scheint, keinen Teilbereich eines anderen Bereichs bildet, auf den sich «gehen» bezieht. Der Umfang dieses Bereichs ist zudem sehr klein. Innerhalb dieses Umfangs aber ist der Kontext homogen: alle Lexeme, die (konkret) Sachen bedeuten, die Teile von anderen konkreten Sachen sind und als solche auf dritte, die beiden ersten umgebende Sachen «führen» können, lassen sich einsetzen. 2.62.3. In fast allen diskutierten Beispielen ist der Übertragungsibereich der Einheit Verb + Präposition auf je spezifische Weise — idiomatisch — abgesteckt Diese unterschiedliche Delimitation aber durch die Norm ist völlig unabhängig von den Kategorien «Verb», «Präposition»58. Die Einheiten Verb + Präposition bilden unter diesem Gesichtspunkt also keine Sondergruppe. Und auch die mannigfachen Formen der Determinierung der Bedeutung einer Idiomkonstituente durch eine oder mehrere andere, die wir in 2.62.1. erörterten, ist von den Kategorien «Verb», «Präposition» unabhängig. Die Einheiten Verb + Präposition, als freie oder aber als feste Syntagmen, sind demnach in
es (Die Einheiten Verb + Präposition aus der Idiomatik auszuschließen rechtfertigt sich demnach nicht, wenn man, wie seit Bally durchweg, unter einer idiomatischen Einheit eine Einheit versteht, die aus mehreren Elementen besteht, denen e i n e Bedeutung zuzuordnen ist.
105
derselben Weise idiomatisch wie andere freie oder feste Syntagimen. Entscheidend für die Form und den Grad der Idiomatizität ist die Natur des Übertragungabereichs, das, was übertragen wird, und die Übertragimgsform. Dies wird im zweiten Hauptteil genauer zu zeigen sein. Vorher sind noch die Idioms unseres Corpus zu analysieren, die Übertragungsformen aufweisen, die sich auf DAR als Glied einer umfassenderen Einheit beziehen. 2c.
DAR und die Einheiten, die als ganze oder bei denen andere Konstituenten übertragen sind.
2.7.
Die ü b e r t r a g e n e n m e h r g l i e d r i g e n I d i o m s . I. Die Formen der Übertragung als Kohäsionsfaktor idiomatischer Einheiten.
2.71 Die mit DAR + Präposition gebildeten Idioms bilden einen guten Ansatzpunkt, um über den Mechanismus der Übertragung und ihr Zusammenspiel mit den jeweiligen Übertragungsbereichen genauer Aufschluß zu gewinnen. Eine vergleichende Untersuchung einiger Einheiten aus dieser Gruppe wird dies näher zeigen. 2.71.1. Als erstes Beispiel wählen wir dar em terra (Nr. 328), mit der Sprachbedeutung «hinstürzen», «hinfallen» und der Bildbedeutung «'zur/auf die Erde gehen'». — Der Bereich der Lexembesetzung bei A ist eingeschränkt auf [hum./Ibel.]. Man sagt: O hörnern/o touro/... deu em terra — «Der Mann/der Stier/... fiel hin», aber nicht: *A pedra deu em terra — «Der Stein fiel hin», sondern: A pedra caiuna terra (vgl. dt. stürzen — fallen). Diese Lexembesetzung ist in der oben entwickelten Bedeutung von DAR + Präposition durch das normalerweise gegebene Merkmal [mit Bezug auf Körper/Körperteil] angelegt. Em und terra haben ihre im Portugiesischen übliche Bedeutung. Die Biidbedeutung ist also linear; sie konstituiert sich aus der Reihe DAR ( + Präposition) + em + terra — «'auf die/zur» + «Erde» + «gehen»'» (vom Artikel sehen wir dabei ab). Die Sprachbedeutung «hinstürzen» aber ist ein besonderer Fall von «auf die Erde gehen»: die Relation von Sprach- und Bildbedeutung ist also eine Synekdoche Dp (Was bei Sachen/Gegenständen ein «Exemplar von» ist, ist bei Vorgängen, Ereignissen usw. «ein Fall von».). Diese Übertragungsform ist für das Lexem DAR, auch für DAR + Präposi106
tion, nicht systeimatisierbar: Bildbedeutungen wie dar no chäo/no rochedo/no monte/... — «'auf den Boden/den Felsen/den Berg/... gehen'» imit einer zugehörigen Spraehibedeutung, die au ihr in der Relation «ein besonderer Fall von» stünde, kennt das Portugiesische niur im einigen Ausnahmefällen. In der (synekdochenhaften) Übertragung der Bildlbedeutung als ganzer liegt es also (u. a.) begründet, daß DA1R + em— «(mit dem Körper/einem Körperteil) gehen auf/zu/...» an der zweiten Valenzstelle nur ganz wenige Lexeme zuläßt — neben terra u. a. costa; vgl. dar ä costa/dar na costa (Nr. 329), ein Idiom, bei dem die Sprachbedeutung — «ian Land angeschwemmt werden» — im Verhältnis zur Bildbedeutung—«'an die Küst gehen'»—ebenfalls eine Synekdoche Dp bildet. Schematisch lassen sich die analysiertem Flaktoren folgendermaßen veranschaulichen: Bildbedeutung dar em terra (globale) Spracbbedeutung DAR + Präposition em: 1. Leerstelle: 2. Leerstelle: [Ihum/bel] terra u. einige andere Lexeme Die Doppelklammern und die zu ihnen gehörende Kennzeichnung «Synekdoche Dp» geben an, daß die Übertragung der Synekdoche Dp über die Bildbedeutung als ganze operiert, der Pfeil den Übergang zur Sprachbedeutung. Bei der Spraehibedeutung heben wir durch Unterstreichung die Isolierbarkeit bzw. Zusammengehörigkeit der Bedeutung der Idiomkonstituenten hervor. In unserem Fall sind die in freien Syntagmen voneinander unabhängigen Ausgangslexeme DAR + em + terra in einer ersten idiomatischen Verbindung zu dar em in der (partiellen Bild-) Bedeutung «'(mit dem Körper/einem Körperteil) gehen auf/zu/an/...'» verknüpft, einer Bedeutung, in der dar em auch in der Bildbedeutung von dar na oosta vorliegt (s. oben). EbenfiaMs von dar em in der angegebenen Bedeutung läßt sich dar num beco sem saida (Nr. 336) verstehen, mit der Bildbedeu1107
tunig «'in eine Straße ohne Ausgang gehen'» und der Spraehbedeutung «sich festfahren». Bei dieser Auffassung des Idioms operiert die metaphorische Übertragung über die gesamte Bildbedeutimg: jVDAR+Präp. + num+ibeco+sem+saida'» | Bildbedeutung
Metapher K
dar num beco sem saida (globale) Sprachibedeutung DAR + Präposition em: 1. Leerstelle: 2. Leerstelle: [hum] beco sem saida u. einige andere Lexeme Ebenso plausibel ist indessen auch eine Interpretation des Idioms als: «'DAR+Präp.+num [beco sem saida}'» Bildbedeutung Metapher K —
dar num beco sem saida (blockartige) Sprachbedeutung
wobei man von einem nach [konkret] und [abstrakt] noch unspezifizierten «gehen», «sich, bewegen» ausgeht, sodaß die Metaphorisierung nur über beco sem saida operiert (daher umfaßt die Doppeliklammer nur diese Idiomkonstituente (n) oder diesen Idiomblock). Die folgenden Überlegungen (2.71.2.) legen diese zweite Auffassung des Idioms nahe. Metonymisch ist der Schritt bei dar na vista (Nr. 342) — «'in den Blick gehen'», mit dem Ergebnis: «auffallen»: («DAR + Präp. + na + virta»\ Metonymie (der Wirkung/ | Bildbedeutung j des Ergebnisses) dar na vista (globale) Sprachbedeutung DAR + Präposition em: 1. Leerstelle: 2. Leerstelle: [hum/bel/korikr] vista iu. einige andere Lexeme 108
2.71.2. Bei dar em casamento (Nr. 332) erfolgt bei dem Schritt von der Bildibedeutung — «'in/zu eine(r) Heirat gehen'», «'sich, in/zu eine(r) Heirat bewegen'» — zur Sprachbedeutung — «zu einer Heirat führen», «mit einer Heirat enden» — eine Zusammenfassung lediglich des Blocks dar + em. Dar em — «gehen in/zu», «sich bewegen in/zu» — nimmt hier die Bedeutung an: «sich verändern zu», «werden zu» — «führen zu», «ergeben» ; während es bei dar em terra als ein «(konkretes) sich Bewegen (mit dem Körper) realisiert ist, wird hier also Bewegung» als «Veränderung» gefaßt—an die Lehre eines Piaton oder Aristoteles erinnernd, nach der jede, sowohl die physische als auch die seelisch-geistige Veränderung ihren einheitlichen «Grund»59 in einem «ersten Beweger» hat80. Solche philosophischen Überlegungen lenken von einer anderen Seite den Blick auf die Schwierigkeit einer logischen Definition sprachlicher Basislexeme wie haben, machen, gehen, sich bewegen..., ter, fazer, ir, pôr, DAR... als «Spiegel» vorsprachlicher Grundphänomene, die erst die einzelsprachliche Norm durch Zuordnung zu einem Bereich möglicher bzw. üblicher Lexemverbindungen subkategorisiert ; in unserem Fall zu: [abstr.] dar em. Und es wird vor diesem Hintergrund auch besser verständlich, daß besonders so allgemeine Lexeme, die mit größter Häufigkeit mit Lexemen aus den verschiedensten Klassen, Wortfeldern usw. kombiniert werden, kaum als echte Metaphern aufzufassen sind: der Begriff Metapher setzt die Unterteilung in spezifische Bereiche, denen die lexematischen Einheiten zugeordnet sind, bereits voraus. Die einzelspraohliche spezifische Bedeutungsänderung eines Lexems in spezifischer Umgebung geht bei unserem Beispiel indessen weiter. Nicht die Liebe selbst «wird zu» einer Heirat, sie «führt zu/endet mit» einer Heirat. Dar em nimmt als Bedeutungselement also das Ergebnis der Veränderung — «gehen/sich bewegen in/zu» — in sich auf. In Bezug zu dar em — «werden zu» ist dar em — «führen zu/enden mit» demnach eine Metonymie— nach Fontaniers Terminologie eine «métonymie de l'effet»—, eine Übertragung, die die beiden Idiomkonstituenten DAR und em zu einer Untereinheit zusammenfaßt. Vgl. unten S. 39 ff. «o Zur Bedeutung: von Aristoteles und Piaton für die Sprachphllosophie vgl. u. a. CJoserlu, «Geschichte der Sprachphllosophie», und Derbolav, «Piatons Sprachphllosophie». 10»
In dieser Bedeutung entspricht dar em acäbar em/acabar com — «führen zu/enden mit». Unser Beispielsatz aus dem Corpus würde mit diesem Verb lauten: ... este namoro vai acaibar em/com (um) casamento. Während aber bei acaibar, wie es scheint, die zweite Valenzste'lle mit allen Lexemen, die Abstraktes bedeuten, besetzt werden kann — 0 jogo acaba em/com bulhas — «Das Spiel endet in/mit Streit», A discussäo acabou em/com, cenas muito desagraddveis — «Die Diskussion endete in/mit sehr unangenehmen Szenen» usw. —, ist dar em in dieser Bedeutung auf die Verbindung mit casamento und einigen anderen Lexemen beschränkt. Schematisch ergibt sich also: «'{DAR + Präp. +em}+casamento'» Metonymie (der WirBildbedeutung kung/des Ergebnisses) dar em: nicht: «gehen auf/zu/in», sondern: «sich verändern», «führen zu» — dar em casamento (blockartige) ßprachbedeutung DAR + Präposition em: 1. Leerstelle: 2. Leerstelle: [abstr] casamento und einige andere Lexeme Eines der Lexeme, die sich mit dar em in dieser Bedeutung kombinieren lassen, ist nada (Nr. 337), ein anderes droga, welches seinerseits eine Metapher ist (droga — «Droge», «Medikament» — «schlechte Droge», «schlechtes Medikament» -«• «Sache, die nichts/Ärger/Übles einbringt» - «Mist» (?)); die sdhematische Wiedergäbe ist demnach: «'{DAR+Präp. + em) Bildbedeutung
->
dar em droga (blockartige) Sprachbedeutung
HO
(1) Metonymie (der Wirkung/des Ergebnisses) (2) Metapher
DAR 1. b: p:
+ Präposition ein: ¡Leerstelle: [konkr] [hum ] [ + konkr ? ]
2. Leerstelle: droga und einige andere Lexeme
Die einzelsprachliche Subkategorisierung führt hier bei einer in allen übrigen Bedeutungsfaktoren identischen Entwicklung zu einer Differenzierung zwischen dem «Portugiesischen» und dem Brasilianischen. 2.71.3. Auch ein Idiom wie dar oom os ossos em qc. (Nr. 354), mit den beiden Sprachbedeutungen (p., b.) «(nach einer langen Reise irgendwo) ankommen/landen» und (p.) «hinplumpsen» kennzeichnet eine metonymische Relation Bild Sprachbedeutunrj: sowohl b e i m Ankommen als auch b e i m Hinplumpsen «'geht man mit den 'Knochen' irgendwohin'»—wobei 'Knochen' pars pro toto, also Synekdoche Ap, für «Körper» ist: (1) Synekd. Ap (2) Metonymie (des Mittels/ Instruments) dar
com os ossos
em
(globale) Spraohbedeutung DAR + Präposition em: 1. Leerstelle: 2. Leerstelle: [hum] ([bei]) [konkr] Die erste und zweite Valenzstelle werden ohne Ausnahmen besetzt, wie bei dem «Synonym» ir parar — «landen», «ankommen»: alle Lexeme, die Personen (Lebewesen?), die ankommen können, und Orte, an denen man ankommen kann, bedeuten, lassen sich einsetzen. Die Beschränkung liegt also hier in dem Element com os ossos. Deutlicher wird die Natur dieser Beschränkung durch einen Vergleich mit dar com o nariz/rabo/... em qc. (Nr. 349) und dar oom qc. em qc. (Nr. 350). Bei Nr. 349 kann das Nomen in der Präpositionalphrase durch alle Lexeme vertreten Verden, die einen Körperteil bedeuten, mit dem/auf den man hinfallen kann; in
DAR + Präposition bedeutet hier: «(mit einem beliebigen Körperteil) (auf den Boden) gehen», und der Übergang von der Bild- zur Spraohbedeutung erschöpft sich in der geringfügigen Bedeutungsmodifikation DAR + Präp. — «gehen ( a u f / z u / i n / . . . ) » — «fallen (auf/in/...)», «(hin-/auf/gegen/...) schlagen». Und bei Nr. 350 ist das Substantiv der Präpositionalphrase durch alle Lexeme zu repräsentieren, die Körperteile oder Gegenstände bedeuten, mit denen man (versehentlich) irgendwo hin- (ein-) fahren/-schlagen/-stoßen/-werfen (kann; DAR + Präposition ist also hier nicht auf den Bezug zu Körper/Körperteil begrenzt, und der ¡Schritt von der Bild- zu der Spraohbedeutung erklärt sich durch die Verschiebung: DAR + Präp. — «gehen (von A mit A' (=Körperteil)/Y (=Gegenstand))» «gehen (von A'/Y)». Nicht die Person schlägt selbst mit einem Gegenstand oder Körperteil irgendwohin, sondern der Gegenstand oder Körperteil; die Rolle von A ist auf das (unwillentliche) Kausieren beschränkt, wie, nach unserer Analyse oben, bei DAR + Präposition durchweg. Schematisiert: Nr. 349: + com + Art. + Lexem f. «Körperteil» «' (DAR + ¿Präp.) | [ + em'» Bildbedeutung dar com Art. Lexem f. «Körperteil» em (blockartige) Sprachbedeutung dar em: 1. Metonymie (des Mittels / Instruments) ( b e i m Fallen/Hinschlagen bewegt man sich irgendwohin) 2. Merkmal, [versehentlich]
Nr. 350:
DAR + Präposition em: 1. Leerstelle: 2. Leerstelle: [hum/bel] [konkr]
«'(DAR + Präp.)l
+ com(+Art.) +Lexem f. «Gegenstand»w Bildbedeutung |+_emV
(1) «Gegenstand» = Lexem für «Gegenstand, mit dem man (versehentlich) irgendwohin -fahren / -gehen / -hauen / »werfen kann» 112
->
dar
com (Art.) Lexem f. «Gegenstand»*1*
LZ.-~-.TIZ
(blockartige) Sprachbedeutung
dar em:
em
I
1. Metonymie (vgl. Nr. 349) 2. Bedeutungsänderung: «geilen (A an/mit A ' / Y ) » — «gehen (von A ' / Y ) » 3. Merkmal: [versehentlich]
Der Übergang von Bild- zu Sprachbedeutung erfaßt mithin lediglich DAR + Präposition, operiert also nicht über die Bildbedeutung ails ganze, und ist zudem nicht sehr groß. — Wie das Beispiel im übrigen zeigt, läßt sich ein beträchtlicher Teil des Wortschatzes als Metonymie von Basislexemen wie gehen, sich bewegen verstehen: nicht nur beim (versehentlichen) (Hin-) (ein-) Gehen/ -Schlagen/-Werfen ist diese Übertragungsform gegeben, sondern auch bei zahlreichen anderen Realisierungen des Sich-Bewegens mittels bestimmter «Werkzeuge». Und außerdem wird hier wie bei den zuvor besprochenen Einheiten dar com os ossos em oder dar com + Lexem für «Körperteil» + em die Abgrenzungsproblematik der Tropen deutlich: sind «hinplumpsen», «hinfallen», «hinschlagen» usw. nicht auch als Synekdoche Dp, als ein jeweils besonderer Fall des Sich-Bewegens aufzufassen? Eine solche Auffassung sieht nicht auf das «Werkzeug», m i t dem die Bewegung ausgeführt wird, sondern auf die Form der Bewegung, die Modifikation des «Gehens» als solche, richtet den Blick auf die interne Relation «sich bewegen / gehen» — «fallen» / «hinschlagen»/... Von einer neuen Perspektive aus wird deutlich, daß bei der Metonymie im Gegensatz zu den übrigen grundlegenden Übertragungsformen ein Herausgehen aus der Ausgangseinheit vorliegt. Stellen wir nun den drei zuletzt erörterten Idioms noch dar em terra einserseits, dar em (Nr. 330) — «fallen (von Lichtstrahlen)» andererseits zur Seite, so ergibt sich: bei dar em terra realisiert Dar + Präposition seine spezifische Bedeutungsmodifikation «gehen» «fallen» durch die Verbindung mit dem Lexem terra; im Bereich «Licht» hat DAR + Präposition (dar em) ohne weiteren Kontext die Bedeutimg «fallen»; bei Nr. 349 realisiert dar em die Bedeutung «fallen» in Verbindung mit einem beliebigen Lexem 113
für «Körperteil, mit dein man (hin-) fallen kann». Dar em bedeutet also «fallen» — «cair», wenn gegeben: 1. Lexem terra —als Objekt zu dar em; 2. Lexem für einen beliebigen Körperteil, mit dem man fallen kann —als Objekt zu dar em; 3. im Bereich «Licht» — auf den dar em übertragen wird. Ein Lexem, in bestimmter syntaktischer Position, eine semantisch einsichtige und unter einen Nenner zu bringende (Unifikation; Synekdoche Dg) Lexemgruppe, in bestimmter syntaktischer Position, und ein spezieller Bereich (Synekdoche Dp), auf den das Verb übertragen wird, haben demnach eine identische semantische Punktion: für dar em die Bedeutung «fallen» zu konstituieren. Eine bestimmte Lexemgruppe hat bei Nr. 350 die Funktion,, für dar em die Bedeutimg «schlagen», «werfen» zu realisieren. Und diese Lexemgruppe ist nicht nur unter einen Oberbegriff zu bringen, bildet also nicht nur einen homogenen Kontext zu dar em (Unifikation); dieser Kontext ist zudem semantisch einleuchtend, zwingend: wenn man unwillkürlich «stößt», «schlägt», «wirft», tritt der Gegenstand, mit dem das geschieht, in den Mittelpunkt; er muß also ausgedrückt werden; da der Träger der causa aber trotzdem das Subjekt (A) bleibt, tritt das Instrument der Realisierung der causa als notwendige Ergänzung auf. Bei dar com os ossos em qc. schließlich realisiert DAR + Präposition die spezifische Bedeutung ausschließlich in Verbindimg mit e i n e r b e s t i m m t e n Präpositionalphrase; und zwar als Konstituente einer Bildbedeutung, über die, als ganze, wie wir sahen, eine metonymische Übertragung operiert. Dies gilt für das Brasilianische. Denn in der Bedeutung «hinpllumpsen», d. h. auf eine besondere Weise «fallen», ist dar com os ossos, em als «stilistische» Variante61 zu Nr. 349 dar com + Lexem für «Körperteil» + em — «fallen» aufzufassen (vgl. dt. mit der Nase/dem Hintern/... (auf die Erde) fallen). 2.72.2. Bei der Konstituierung der Sprachbedeutung durch Übertragung unterscheiden wir drei Formen: die lineare, die blockartige und die globale Sprachbedeutung. Jenachdem ob die Übertragungsfaktoren— Synekdoche, Metonymie, Metapher — über ein, über mehrere oder über alle Glieder der Bildbedeutung operieren, ist die eine oder die andere dieser Sprachbedeutungen gegeben. «i «Stil» in der Bedeutung von «Stilebene» (normal, gehoben, usw.). 114
Die Übertragung schweißt die Elemente, über denen sie wirksam wird — so ergab sich — zu einer Einheit zusammen. Das folgt unmittelbar aus der Natur des Worts als intentionales Zeichen62 und dem Wesen der Übertragung: was ist Übertragung anders als die Ausrichtung der in jedem sprachlichen Zeichen enthaltenen Intentionalität auf ein n e u e s Etwas? Umfaßt diese Neuausrichtung mehrere sprachliche Zeichen, werden sie durch diese sie gemeinsam leitende Intentionalität zu einer Einheit gebunden. In der Norm des Deutschen ist der unterschiedliche Kohäsionsgrad der übertragen bzw. nicht-übertragen gebrauchten Einheiten vielleicht am auffälligsten bei den Verben, die mit trennbaren Partikeln bzw. bald trennbaren, bald untrennbaren Präfixen gebildet werden. Vgl. Er hat das Boot über den Fluß (über-) gesetzt, aber: Er hat das Buch übersetzt; Er hat den Baum umgefahren, aber: Er hat den Baum umfahren, wie: Er hat alle Hindernisse umgangen, aber: Er ist um das Haus gegangen, usw. — Die Erklärungen zum Gebrauch der Präfixe pflegen von konkreter bzw. übertragener Bedeutung zu sprechen, den jeweilig unterschiedlichen Kohäsionsgrad aber nicht systematisch, aus der im sprachlichen Zeichen gelegenen Intentionalität zu erklären83. Die Erscheinungen werden präsentiert, als seien es zufällige Normen, während es sich uim den Niederschlag allgemeinsprachlicher Regularitäten handelt, die das Verständnis und den Sprachgebrauch in jeder Einzelsprache begründen und damit auch Grenzfälle erst entscheidbar machen. Nehmen wir ein Idiom wie port, meter a fundo — frz. mettre/couler à fond — dt. «versenken». Kann man sagen: Eies meteram o navio bem a fundo — Ils ont mis/coulé le navire bien à fond — «Sie haben das Schiff völlig «2 Vgl. Gauger, «Wort und Sprache», S. 50 ff., wo das Verständnis des Worts als Intentionales Zeichen unter verschiedenen Aspekten diskutiert wird. — Im übrigen zählt der Begriff der Intentionalität zu jenen Begriffen, die sich ohne philosophische Prämissen nicht klären lassen. Das belegt etwa Leist, «Zur Intentionalität von Spreähhandlungen» (in: Wunderlich (Hrsg.), «Linguistische Pragmatik»), wo «Intentionalität» einen ganz anderen Sinn hat als etwa bei Husserl. «3 Schwieriger zu erklären als die Untrennbarkeit ist die Unregelmäßigkeit der Erscheinungen: Er ist um den Baum (herum-)gegangen, aber: er heul den Baum umfahren; er hat die Schwierigkeit umgangen; eatqprectoende Metaphorisierung mit umfahreri ist nicht möglich. 115
versenkt» («...bis auf den Grund gebohrt»)? Der Norm der Sprache entsprechen diese Sätze weder im Portugiesischen noch im Französischen. Grund: es handelt sich bei meter a fundo, mettre/couler à fond um eine Metonymie, um die «métonymie du signe» (genauer: der Richtungsanzeige) : ein Schiff «'in Richtung (Meeres-) Grund 'bewegen'» bedeutet es «versenken»—um eine Metonymie also, die über die gesamte Bildbedeutung operiert. Sagt man, wie in unseren Beispielen : ... meteram ... bem a fundo, ... mis/coulé bien à fond, löst man die Metonymie auf, braucht die einzelnen sprachlichen Zeichen also nicht als Konstituenten einer durch die metonymische Übertragung einheitlichen Sprachbedeutung, sondern als autonome Elemente, wie sie in der Bildbedeutung vorliegen64, und meint deshalb nicht: «sie 'versenkten' das Schiff» — bei «versenken» ist nicht gesagt, ob das Schiff auf dein Grund gebohrt wird oder nicht—, sondern: «sie bewegten/ senkten/... das Schiff ganz bis auf den Grund», wobei sich, unseren bei dar em in der Bedeutung «fallen» entwickelten Regularitäten entsprechend, eine normwidrige Verwendung von meter bzw. mettre/couler ergibt, welche als freie Formen keine Bedeutungsmodifikationen von «setzen/stellen/legen» (oder «fließen») zu «(im Wasser) bewegen/senken» durchmachen. — Das Verständnis und die Analyse solcher Sätze setzen also die adäquate Erfassung der der Sprecher-/Schreiberintention korrespondierenden Übertragung oder Nicht-Übertragung bereits voraus. — Vgl. im Deutschen: Hast du das Bier kaltgestellt? — Ganz kalt. Es steht im Gefrierfach des Kühlschranks. Ein solcher Gebrauch der trennbaren Partikel kalt ist gewiß nicht sehr üblich, aber möglich Der Satz Haben sie den Parteiführer X in der Tat kaltgestelltf — Ganz kalt! aktualisiert dagegen einen Kalauer. Insofern die in der metonymischen, synekdochenhaften, metaphorischen Übertragung gegebene neue Intentionalität die sprachlichen Zeichen, die sie erfiaßt, gemeinsam auf ein neues Etwas, mithin auf einen außerhalb des mit den freien Formen gemeinten Bereichs liegenden referent hin orientiert, sprechen wir von einer «externen Determination». Sie ist streng zu unterscheiden von der «internen Determination», bei der die intentionaJe Ausrichtung des
B4 Die Blldbedeutung wird also nicht als Einheit gefaßt, die für etwas stellt: für die Spraahbedeutunig.
118
Determinatum sowohl bei der Bild- wie bei der Sprachbedeutung leitend ist und das Determinans — oder die Determinanten — diese Ausrichtung auch dann, wenn es in Verbindung mit einem spezifischen Determinatum eine spezifische, ihm außerhalb dieser Verbindung nicht zukommende Bedeutung annimmt, völlig unangetastet läßt (vgl. Nr. 350 dar com qc. em qc.). Bei den «Idioms», im Sinne Weinreichs, liegt die externe Determination vor, bei den «phraseologischen Einheiten» die interne Determination; bei den FunMionsverlbgefügen vom Typ dar (Determinans) uma ajuda (Determinatum) — «ajudar (Determinatum) duma certa maneira (Determinans)» — «Hilfe leisten», «auf eine bestimmte Art helfen» —> die interne, bei denen vom Typ in Erfahrung bringen — einer metaphorischen Einheit, bei der die Übertragung über die gesamte Bildbedeutung operiert (einer insofern «fiktiven» Bildbedeutung, als von einem analog zu in die Scheune/den Keller/... bringen gebildeten «'in (die) Erfahrung bringen'» auszugehen ist) —die externe Determination. —Die globale Sprachbedeutung kennzeichnet also die externe Determination aller Elemente der Bildbedeutung; bei der blockartigen Sprachlbedeutumg ist die Determination in Bezug zu den Elementen der Bildbedeutung, die sie erfaßt, extern, als Relation des Blocks zu den übrigen Elementen der Bildbedeutung in der Sprachbedeutung intern; die lineare Sprachbedeutung schließlich ist intern determiniert85. Die globale Determination konstituiert eine Idiomatizität vierten Grades: die Elemente, die sie erfaßt, verlieren ihre ursprüngliche Bedeutung durch einen (völlig) neuen Bezug. 2.72.2. Da jede globale Übertragung eine je neue Bedeutung der Gesamtheit der Konstituenten bildet, ist es methodologisch unergiebig, die deutschen Entsprechungen zu den einzelnen global übertragenen portugiesischen Idioms auf ihre mehr oder weniger starke lexematische Äquivalenz hin zu analysieren. (Die lineare und blockartige Übertragung — DAR I, II, HI, IV und DAR + Präposition wurden ja bereits anhand der Analyse von DAR als Element einer im übrigen nicht übertragenen Sprachbedeutung untersucht). Sinnvoll kann hier nur gefragt werden: 65 Die Unterscheidung' von interner und externer Determination greift die der endozentrischen und exozentrischen Determination unter dem Gesichtsspunikt der Übertragung auf. — Vgl. Rothkegel, «Feste Syntagmen». S. 18 ff.
8
10.7
1. Inwieweit haben bestimmte Bildspender, in der Terminologie Weinrichs, oder bildspendende Bereiche in den verglichenen Einzelspradhen die Tendenz, bestimmte Bedeutungen oder Bedeutungsfelder zu konstituieren — die sich in mehr oder weniger starkem Grad decken mögen? Das würde zu Untersuchungen führen wie: «Port. «'mäo'», dt. «'Hand'» als gestische Elemente (bildspendender Bereich) in der Idiombildung». Es würde auf der Ebene der «langue» verfolgen, was die Literaturwissenschaft unter dem Begriff der «Metaphernsysteme», «Metaphernfelder» u. ä. untersucht66. 2. Welches Gewicht haben die einzelnen Übertragungsformen — Metapher, Metonymie, Synekdoche — bei der Idiombildung der verglichenen Sprachen. — Diese Fragestellung scheint schon deswegen aufschlußreich, weil sie der Tendenz der Forschung, besonders der Natur der Metapher nachzugehen, zuwiderläuft: es geht aus unserer bisherigen Analyse ja hervor, daß von einem Übergewicht der Metapher bei der Idiombildung nicht die Rede sein kann. Linguistisch ist die genannte Tendenz also nicht zu erklären; sie hat historische, philosophische, literaturwissenschaftliche u. ä. Gründe. 3. Lassen sich Tendenzen ausmachen zu linearer, blockartiger oder globaler Sprachbedeutung, u. U. je nach Übertragungsformen und bildspendenden Bereichen? Alle drei Fragestellungen — sie setzen eine Sichtung des gesamten Idiombestandes oder doch eines sehr großen Teils voraus, wenn sie zu schlüssigen Antworten führen sollen — sprengen den Rahmen dieser Arbeit, der es um die Fassung des Begriffs «idiomatisch» und damit um die Natur des idiomatischen Sprachzeichens anhand des Vergleichs geht, nicht um die Charakteristik der infragestehenden Sprachen. Für die Fassung des Begriffs «idiomatisch» aber ergeben die Fragestellungen nichts prinzipiell Neues, da alle untersuchten Übertragungsmodalitäten, wie gezeigt wurde, algemeinsprachlicher Natur sind. Wohl aber ist noch genauer herauszuarbeiten, welche Funktion Übertragungsformen für bestimmte Tendenzen der Bedeutungsbildung und an sie gebundene formale Strukturmuster annehmen können. es Vgl. die Diskussion zwischen Gustafson, Höllerer und anderen über «Metaphern und Metaphernsysteme».
118
DAR + Präposition, so wurde deutlich, spezifiziert seine allgemeine Bedeutung «gehen/sich bewegen auf/zu/...» zu «'zu dem Körper/einem Körperteil gehen'», «'sich dem Körper zuwenden'» fast ausschließlich als Konstituente metonymisch oder metaphorisch gebildeter Sprachbedeutungen. Mit Ausnahme von Nr. 349, 350, 363 und 364 (nicht metonymisch bzw. metaphorisch) und 360 (nicht: «Körper/Körperteil») sind alle mit dar em und dar por + fixe Präpositionalphrase, eingeleitet durch com, konstituierten Idioms unseres Corpus entweder metonymisch oder metaphorisch; sie lassen sich also sc'hematisch folgendermaßen wiedergeben : + com+Lexem f. «Körperteil» 1 Meto'DAR+Präjp.| Bildbedeutung j +em/por'»j nymie Sprachbedeutung
/Metapher
(Vom Artikel in der Präpositionalphrase sehen wir dabei ab). Bei idar a und dar de + Präpositionalphrase + a/para finden sich nur zwei (Nr. 374 und 382) bzw. eine (Nr. 375) Ausnahme; f ü r alle anderen gilt das Schema:
{
«'DAR+Präp. + a+Lexem f. «Körperteil»'») ->• bzw.
Bildbedeutung -Spraöhbedeutung
/ Metonymie )
I +de+Lexem f. «Körperteil» \ Bildbedeutung |+em/a/para/com'»| | «'DAR+Präp.j Metonymie — Sprachbedeutimg (Wie oben wird vom Artikel in der Präpositionalphrase abgesehen) . Die angegebene Bedeutung von DAR + Präposition ist also an die Übertragungsform der Metonymie bzw. der Metapher geknüpft — nicht-metonymisch und nicht-metaphorisch: Nachdem er bei dem plötzlichen Knall erschreckt aufgeblickt hatte, wandte er sich wieder seiner Hand zu, die stark blutete oder ähnlich kann nicht mit DAR + Präposition übersetzt werden. Nicht nur bestimmte Valenzänderungen, Übertragunsbereiche, Lexemverbindumgen oder syntaktische Konstruktionen, auch spezifische 119
Übertragungsformen sind also für die Konstituierung bestimmter Bedeutungen notwendige Voraussetzung. Alle mit dar com/a/de + Lexem für «Körperteil» + em/af para/eom gebildeten Idioms unseres Corpus umschreiben Gesten — davon waren wir ausgegangen. Sie sind der bildspendende Bereich. Ihnen wird — metonymisch oder metaphorisch — eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Die sprachliche Wiedergabe der vorsprachlich «gesehenen» Bildspender greift hier auf Lexeme allgemeiner Art vom Typ DAR und auf spezifische formale Strukturmuster zurück: bildspendender Bereich, Üibertragungsform, Lexemwahl und formale Struktur erweisen sich als interdependent und als solche interdependente Einheit repetitiv. Auch solche Interdependenzen bilden also Tendenzen, die eine Einzelsprache idiomatisch auszeichnen können. 2.72.3. Untersucht man die gestischen Idioms daraufhin, mit welcher Präposition sie im einzelnen gebildet sind und ob der semantische Wert der obligatorischen Präpositionalphrase der im Portugiesischen üblichen Bedeutung von a, de, com entspricht, so läßt sich im großen Konkordanz feststellen. Bei dar + a ist der Körperteil eher ein Ziel, dem sich A zuwendet, bei dar + de eher ein Werkzeug/Instrument, um dessen Funktion es geht, bei dar + com eher das die «Bewegung» von A begleitende Mittel. Doch im einzelnen ergeben sich manche Inkongruenzen oder Fragen: warum dar d e cara com alg. — «jen. treffen» (Nr. 379), und nicht:* dar com a cara com alg.? Warum dar ao räbo (Nr. 367) —«mit dem Schwanz wedeln», aber: dar de ombros (Nr. 376)—«die Achseln zucken»? Warum dar como dedo em qc. (Nr. 351) —«an etw. herumfummeln», aber: dar de mäo em qc. (Nr. 348) — «sich etw. schnappen»? Die Präposition und damit die Perspektive, in der die Sprache die Bewegung des Körperteils, der die Geste bildet, wiedergibt, ist nicht vorherzusehen: innerhalb der der Geste intuitiv-gesamtheitlich zugeschriebenen Bedeutung liegt für die Zuordnung der einzelnen Bedeutungselemente zueinander eine gewisse Toleranzgrenze. Dies gilt nicht nur für die gestischen, sondern für alle Idioms mit einer globalen Sprachbedeutung und für die Blöcke der Idioms mit blockartiger Sprachbedeutung: diese Bedeutung ist etwas anderes als die Summe der Bedeutungen der Bildbedeutung + ihre syntaktische Verbindung, ganz
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gleich, welche Konzeption von der Leistung des BiMes in der Sprache der Analyse solcher Idioms zugrundegelegt wird. Unter diesem Aspekt ist auch zu fragen, ob sich die Bedeutung von dar à bomba/manivela/... (Nr. 379) —«die Pumpe/den Hebel/... betätigen (als Mittel, wie den Körper; vgl. u. a. Nr. 367, 369)», dar em qc. (Nr. 330) —«fallen (vom Licht, wie Mensch oder Tier mit dem Körper; vgl. u. a. Nr. 355)», (ir) dar oom alg. (Nr. 384) — «auf jen. stoßen (wie mit dem Gesicht auf jen. treffen; vgl. Nr. 379-381)» nicht am sinnvollsten als Verkürzung und dar com o nariz/o rabo/... em qc. (Nr. 349)—«mit der Nase/dem Hintern/... auf /gegen/... etw. schlagen/stoßen (wie mit einem Körperteil auf/gegen/... etw. gehen; vgl. u. a. 354, 356, 357) » als Verallgemeinerung der entsprechenden globalen (gestischen) Idioms auffassen lassen. Eine Antwort könnte nur eine historische Analyse liefern. Das Problem der Einheit (von) Verb + Präposition stellt sich von hier aus unter einem neuen Ansatz. Auf der anderen Seite führen diese Zusammenhänge zu der Fragestellung, welche (grundlegende?) Punktion die ganzflieitlich erfaßte 'Bedeutung in der Geste, im Bild für die (völlig) bildlose Bedeutung der Einzellexeme hat. Dieser Frage ist im Schlußteil unserer Arbeit nachzugehen. Jetzt sind zunächst die übertragenen Einheiten zu analysieren, die ohne Präposition gebildet sind. 2.8.
Die ü b e r t r a g e n e n m e h r g l i e d r i g e n I d i o m s . II. Metonymie, Metapher, Synekdoche, ihre Abgrenzimg in den Idioms und die Funktion der Bildbedeutung für die Sprachbedeutung.
2.81.1. Auf Gesten als Grundlage der Bildbedeutung geht die erste Gruppe der metonymischen Idioms unseres Corpus zurück (Nr. 285-393) : indem man «'in die Luft springt/die Handflächen aufeinanderschlägt/ ...'», äußert mam seine (n) «Freude/Beifall/...». Es handelt sich demnach um «métonymies du signe», genauer: um Körperbewegungen als Zeichen, bei denen (weitgehend) offen ist, ob sie spontan oder reflektiert gegeben werden. In der Gruppe Nr. 394-397 hingegen drücken die jeweiligen Bildbedeutungen Sitten aus, bei deren Realisierung Absichten und Zielvorstellungen durchweg stärker ins Gewicht fallen als Gefühle und Affekte. Solch eine Sitte kann eine spezifische Wort-Äußerung sein, wie die Nr. 398 und 399 belegen. Bei dar o ultimo suspiro 121
(Nr. 400) — «den letzten Atemzug tun», «sterben» scheint die Sprachbedeutung eine nötwendige Umsetzung biologischen Geschehens (-.Bildbedeutung) ins Sprachbewußtsein67 zu sein: es ist nicht einfach, sich zu der Bildbedeutung sinnvoll eine andere Sprachbedeutung zu denken. Schwierig in ihrer Zuordnung dagegen sind die Einheiten Nr. 411ff. — auf die Wendungen Nr. 401-410 kommen wir später zurück. Ihre Übertragungsform ist nicht eindeutig. Drückt man bei dar de costas a dlg./qc. (Nr. 411) — «'sich mit dem Rücken jem./einer S. gegenüber bewegen'», «jem./einer S. gegenüber Gleichgültigkeit äußern» oder bei dar ouvidos a tilg. / qc. (Nr. 412)—«'jem./einer S. Ohren/Gehör geben'», «jem./einer S. Gehör schenken» die Gleichgültigkeit bzw. die Aufmerksamkeit durch eine Geste mit dem Rücken bzw. mit den Ohren aus? Handelt es sich also um Metonymien — oder eher um Metaphern? Ist die «'Miene'» oder das «"Mienenspiel'» (die eigentliche Bedeutung von ar/ares ist «Miene ( n ) » ) , ein T eil des Ausdrucks, den man annimmt, wenn man sich einen besonderen «Anschein gibt» (Nr. 414 ff.; dar(-se) ares de...), oder ein M i t t e l , das den Schein hervorruft ? Haben wir es also mit einer partikularen attributiven Synekdoche zu tun oder mit einer «metonymie de l'instrument»? Finden die Bewegungen, auf die dar um errvpurräo/uma sacudidela/... (vgl. Nr. 417-420) zurückgehen, wirklich statt (Metonymie) oder nicht (Metapher) ? «'Theater'», «'Gebrüll'», «'(lautes) Rufen'» (vgl. Nr. 421-428) sind sicherlich ein «Instrument» des «Aufsehenerregens» bzw. der «Zurechtweisung»; doch es sind Mittel besonderer Art (vgl. «besonderer Fall»; Synekdoche Dp), derart, daß man eigentlich nicht mehr von «Theater» oder «Rufen» sprechen kann(-• Metapher)... Die Erklärung dieser Einheiten als Metonymie scheint uns die nächstliegende, ebenso wie bei den in einem anderen Zusammenhang zu besprechenden Wendungen Nr. 429-438; deshalb sind sie hier eingeordnet. Notwendig-stringent ist diese Einordnung indessen nicht. 2.81.2. Auch bei den Metaphern sind Zweifelsfälle nicht selten. Eindeutig sind wohl die Einheiten Nr. 439-444, bei denen Körperbewegungen ins Geistige übertragen werden (Metapher M ) , oder 87 Zu «Bewußtsein» vgl. das Schlußkapitel.
122
die Idioms Nr. 447-458, bei denen die Sprachbedeutung die «Bedeutung» vor Sitten und Gewohnheiten auf andere Bereich überträgt. Doch ist die Bedeutungshaftigkeit der Übertragung der Körperbewegung «'auf die Erde gehen'», «'einen BaJll hinaus (ins Aus?) schießein'» (Nr. 445, 446) zu «scheitern», «eine Dummheit machen», von den Gewohnheiten «'jem. eine Tracht Priigel/ein Bad/ein Waschen/einen Ball geben'» (Nr. 459-462) zu «jen. leicht/haushoch besiegen» als solche einsichtig? (Ähnlich Nr. 464-470). Ist bei dar um mimo (Nr. 471) eine metaphorische Übertragung von der ¡Klasse [abstrakt] (mimo— «Verwöhnung») zu [konkret] («jem. ein G e s c h e n k geben/mitbringen») anzunehmen oder eine Metonymie: Geschenk als Mittel der Verwöhnung? Sind «(moralische) geistige Aufnahme» (dar acölhimento), «Wechsel» (dar trooo), «Vorknöpfen» (dar uma ensinadela; Beispiele aus der Gruppe Nr. 472-478) besondere Fälle (Synekdoche Dp) von «'(bei/in sich) Aufnehmen (physisch oder geistig)'» «'Wechseln (bes. vom Geld)'», «'Beibringen'» oder metaphorische Übertragungen von einem Bereich in den anderen? Und wie ist die Fiktion in den Wendungen Nr. 479-506 genauer zu fassen: «eigentlich» kann man von Porto Alegre nach Säo Paulo keinen «ISprumg tun'» (Nr. 479), ist es sinnlos, sich die «'Knöchel einzuseifen'», um schnei wegzukommen (Nr. 500). 2.81.3. Und selbst bei der logisch einsichtigsten Übertragungsform, der Synekdoche, gibt es Grenzfälle. Ist bei den Nr. 508, 511, 512 ff. das Gesagte («'Hand'» — «'Handvoll'», «'¡Licht'» «'Wort'») ein Teil des Gemeinten («Schicht», «Welt», «Versprechen») und bei Nr. 517 umgekehrt das Gemeinte («sich in einer oder mehreren konkreten Aufgalben bewähren») nur ein Fall — oder mehrere Fälle — des Gesagten («'sich in d e r Aufgabe — ganz allgemein; vgl. die Funktion des Artikels! —bewähren'»), so ist achado in näo se dar por achado «so tun, als wäre man nicht betroffen» schon schwerer zu erklären: ist das «Sich-betroffenFühilen» ein besonderer Fall von «'sich (in seinen Intentionen usw.) gefunden/ entdeckt fühlen'» oder liegt der semantische Umfang des einen Lexems außerhalb des Umfangs des anderen? 2.82.1. Die Schwierigkeiten, die Idioms präzis gegeneinander abzugrenzen und mithilfe eines systematischen Begriffsgefüges eindeutig zu definieren, haben dazu beigetragen, mancherlei Strö123
mungen der älteren Idiomatikforschung versanden zu lassen und bei dein Neuansatz durch. Weinreich u. a.68 die Idioms zunächst im wesentlichen nur im Rahmen der transformationellen Grammatik auf funktionelle und transformationeile Defekte hin zu untersuchen. Eine solche Konsequenz auf die Dauer beizubehalten wäre wenig sinnvoll, und in den letzten Jahren geht die Idiomatikforschung denn auch vielfältigere Wege C9. Aus zwei Gründen wäre eine solche [Beschränkung unangebracht. Einmal: jede semantische Analyse einzeUspracher Worte — gleich, weiche Wortarten und -formen untersucht und welche Methode 'gewählt werden — steht vor der prinzipiellen Schwierigkeit, im Einzelfall entscheiden zu müssen, was mit einem Wort gemeint ist; der hermeneutische Zirkel gilt auch hier: man muß schon wissen, was ein Wort bedeutet, um semantisch etwas über es aussagen zu können. Und zum andern: letztlich zielt die Untersuchung der idiomatischen Bedeutungsmodifikationen nicht auf die Identifizierung einer bestimmten Anzahl einzelsprachlicher Idioms ab, sondern auf die Erkenntnis, welche Modifikationsformen eine Einzelsprache a l s Einzelsprache überhaupt zeigt und zeigen k a n n . Und da gilt für unseren 'Zusammenhang: die Tatsache, daß alle übertragenen Idioms unseres Corpus entweder eine Metonymie oder eine Metapher oder eine Synekdoche in der Relation Bildbedeutung—Sprachbedeutung bilden, d. h.: daß sie sich ausnahmslos mit unserem Begriffsapparat fassen lassen — wenn auch nicht alle erschöpfend; das wird uns im dritten Teil dieser Arbeit noch beschäftigen —, diese Tatsache ist entscheidend und nicht die Frage, ob dies oder jenes Idiom eher als Metonymie, als Metapher oder als Synekdoche zu klassifizieren ist. Die Frage also, ob bei dar um empurräo (Nr. 417) — «jen. zurechtstoßen» das Stoßen (nur) die Ausführung des «Tadels» ist oder aber die Bedeutung von empurräo — «Stoß» so allgemein nicht zu fassen ist, die idiomatische Bedeutung also aus diesem Bedeutungsbereich herausgeht, ist für p r i n z i p i e l l e Aussagen zur Idiomatik irrelevant. es Weinreich wurde u. a. von der russischen Forschung zur Beschäftigung mit der Idiomatik angeregt; die russische Forschung wiederum wurde maßgeblich von Bally beeinflußt. — Außer Weinreich beschäftigten sich die ¡Forsoher; die die Idioms von der Transformationsgrammatik her untersuchten, weder mit der russischen noch mit der älteren westeuropäischen Literatur zur Idiomatik. (Vgl. Thun, bes. S. 106ff.). 69 Vgl. u. a. (Rothkegel, Rey, Greämnas, Sontheim, Koller. 124
2.82.2. ßowhl die prinzipiellen Aussagen zur Idiomatik als auch, eine adäquate Interpretation der einzelnen Idioms setzen indessen zwei Bedingungen voraus: — die Klassifikationskriterien der drei grundlegenden Tropen müssen eindeutig und klar sein, sodaß prinzipielle Aussagen kohärent und am sprachlichen Material nachprüfbar sind ; — es ist den Implikationen der Klassifikationskriterien für die semantische Interpretation der Idioms nachzugehen. Entsprechend der oben diskutierten Definition der Metapher als «Sprungtropus » gilt für uns als Stichfrage für die Abgrenzung der Metapher von der Metonymie : gibt es von der Bildbedeutung zur Sprachbedeutung einen «Sprung» oder (lediglich) eine «Grenzverschiebung», d. h. eine Bedeutungsänderung innerhalb desselben semantischen Bereichs, sodaß die Bildlbedeutung nicht überschritten, sondern nur anders relationiert, gewertet wird? Verdeutlichen wir uns dies an einem Beispiel: sieht man bei dar um puxäo de orelhas (Nr. 395) — «jen. zurechtweisen» das «'Zwicken am Ohr'»—die Bildbedeutung — in der Sprachbedeutung mitenthalten, ist es ein metonymisches, andernfalls ein metaphorisches Idiom. Ein Vergleich mit dem oben als Beispiel herangezogenen dar um empurräo zeigt zudem, daß für das genaue Verständnis der Idioms auch in diesem Zusammenhang unsere Unterscheidung zwischen linearer, blockartiger und globaler Übertragung relevant ist: als Metonymie bildet das Idiom eine globale Übertragung — ( «'DAR um empurräo'»^ ( Bildbedeutung )
métonymie de l'instrument
Sprachbedeutung—; deutet man die Sprachbedeutung als Metapher, ist die Übertragung blockartig — «'DAR um / empurräo'» } Metapher K Bildbedeutung («empurräo»: Sprachbedeutung [konkr] -255
fälliger Form spezifiziert. Der idiomatisch-gebundene Kontext reflektiert also die in der Sprache gegebene nicht verallgemeinerungsfähige Sonderung, der semantische Kontext die Verallgemeinerung. 4. Die Metapher als Klassenübertragung und die Synekdoche als Teil-von-Relation sind Grenzfälle. Weitaus häufiger ist die Synekdoche als Relation «besonderer Fall von», «besonderes Exemplar von». Der idiomatisch-gebundene Kontext nun bildet einen Grenzfall dieser Synekdoche: er bezeichnet 'den Fall, d a s Exemplar, d i e Anwendung — oder die Fälle, Exemplare, Anwendungen — von sprachlich gegebenen Einheiten, die sich nur durch spezifische Lexeme, Situationen, Texte, allgemeinkulturelle Daten deutlich machen lassen. Bezieht sich die metasprachiiche Angabe «Synekdoche — Fall/Exemplar» auf ein oder mehrgliedrige idiomatische E i n h e i t e n und ihren semantischen Kontext, im Vergleich zum nicht-idiomatischen Ausgangskontext, ist sie daher prinzipiell zu unterscheiden von derselben Angabe, die sich auf die Sonderung von Idiomkonstituenten durch den Kontext mit anderen Konstituenten bezieht. 5. Übertragungen sind schließlich nur möglich vor dem Hintergrund eines Kontexts, nur von ihm her zu verstehen und zu definieren. Der Kontext gibt das einzelsprachlich Festgelegte an, die Übertragung zielt auf Neues, indem sie vom Festgelegten ausgeht. Dies gilt auf aJllen Ebenen, d. h. für das Wechselverhältnis von allen Übertragungs- und Kontextformen. 3.62. Von den Begriffen «Kontext» und «Übertragung» aus ist nun eine Definition von «idiomatisch» anzustreben, die der Vielfalt der Erscheinungen und der erwünschten Einheitlichkeit der Definitiansprinziipien Rechnung trägt. 3.62.1. Vom Kontext aus gesehen ist «Idiomatik» Fixierung, Sonderung, einzelsprachlich-speziell Gefaßtes, und zwar Sonderung der Bedeutung eines oder mehrerer Lexeme durch einen spezifischen Kontext, sei es ein lexematischer Kontext, ein situativer Kontext, ein Konstruktionskontext oder ein durch besondere Texte oder kulturelle Daten gebildeter Kontext. Wenn beispielsweise bestimmte Lexeme auf den Kontext «spezifisches Volk und seine Geschichte/Mentalität/...» (saudade, nicht einfach: «Sehnsucht», sondern: «Sehnsucht — der Portugiesen, wie bei/in/...»), auf «spezifische Epoche» (.raison — «Vernunft (18. Jahrhun256
dert»), colläborateur — «Mitarbeiter (mit der deutschen Besatzung u. ä., im/nach zweiten Weltkrieg»); s. oben S. 161), auf «spezifische Literatur («romantisch» o. ä.) bezogen sind, so ist das im Bereich des allgemeinen kulturellen oder zivilisatorischen Kontexts eine entsprechende Spezifizierung wie innerhalb der übrigen Kontextformen die behandelten Spezifizierungen. Besonders auf der Ebene des situativen Kontexts ist bei einem Sprachvergleich auffällig, daß einer spezifischen Äußerung in einer spezifischen Situation in einer Sprache in einer anderen Sprache dreierlei entsprechen kann: dem Inhalt nach dieselbe Äußerimg (lexematisch äquivalent oder nicht); eine andere Äußerung; keine Äußerung — auch das Schweigen ist, wie Coseriu betont hat, ein mögliches Übersetzungsäquivalent82; gleiche situative Kontexte können also unterschiedliche lexematische Relevanz haben, ebenso wie lexematisch gleiche Äußerungen fiir unterschiedliche Situationen relevant werden können, und zwar sowohl unter interlingualem wie unter intralingualem Gesichtspunkt. — «Idiomatisch» als «typisch für eine Sprechergemeinschaft und ihre Sprache» und «idiomatisch» als «die Idioms betreffend» ist demnach im Kern dasselbe: Bedeutungsspezifizierung unter besonderem Kontext, Sonderung. Auf der Ebene des lexematischen Kontexts betrifft die Sonderung alle Einheiten, «Worte», die aus mehreren Monemen oder Morphemen bestehen; demnach: — die in der Flexion (Konjugation, Derivation) untersuchten «Worte», d. h. «Wort» = «Monem», in der Bedeutung: «nicht weiter reduzierbare und nicht determinierte bedeutungstragende Einheit + Kategorem, d. h. Numerus, Genus, Kasus, Tempus, Modus» (vgl. barcoy singt); — die affizierten Moneme (Präfix, Infix, Suffix) (vgl. Schiffchen, reformülar); — die Komposita (vgl. Türschloß); — die auf der Ebene des Signifikanten durch Anordnung (Position) der Konstituenten, Bindestriche u. a. m. markierten fixierten Syntagmen 8 « (vgl. aide-de-camp; alto forno— «Hochofen» — im im Gegensatz zu um forno alto — «ein hoher O f e n » ) ; 82 in «Uber Leistung und Grenzen der kontrastiven Grammatik», S. 42. s$ Wir nennen diese Einheiten «fixierte Syntagmen», um sie von den sog. «festen Syntagmen» (Rothkegel; Herculano de Carvalho, Teoria da lin-
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— die auf der Ebene des Signifikanten nicht markierten festen Syntagmen, die Idioms. Bei all diesen Einheiten ist die Bedeutung einer Konstituente bzw. eines Elements durch den Kontext mit dem anderen Element bzw. den anderen Elementen spezifiziert bzw. eine Gesamtbedeutung durch das gemeinsame Auftreten zweier oder mehrerer Elemente gegeben, und zwar nach denselben, in dieser Arbeit diskutierten Prinzipien; und bei allen stellt sich die Frage nach der (mehr oder weniger) eingeschränkten Generalisierung des Kontext®. Am weitesten generalisiert sind die Kategoreme — wenigstens in den uns bekannten Sprachen: dieselbe oder fast dieselbe Form dient als Ausdruck derselben Zeit, desselben Modus usw. für den größten Bereich der Lexeme einer Kategorie (Verb, Substantiv usw.). — Die verschiedensten Generalisierungsgrade zeigen die Affixe, insbesondere die Präfixe, von weitgehend generalisierten wie re «zurück-» u. a., bis zu solchen, die auf ganz wenige Kontexte beschränkt sind (vgl. ariheim-, anheimstellen). — Entsprechend die Komposita: Schloß scheint sich im Deutschen mit allen Substantiven verbinden zu lassen, die etwas bedeuten, was ein Schloß haben kann; die Relation von Determinans (-schloß) und Determinatum (Tür-/Auto-/...) wäre dann semantisch (metonymisch: räumliche Verbindung) bestimmt (semantischer Kontext). Hoch dagegen findet sich nur im Kontext mit Ofen und einigen anderen Lexemen.—Die fixierten Syntagmen sind (ausnahmslos?) durch lexematischen Kontext charakterisiert. Die Idioms bilden unter diesem Aspekt also keine Ausnahme. Auch darin nicht, daß bei manchen Einheiten die Bedeutung auf die einzelnen Konstituenten oder Elemente verteilt werden kann (vgl aus — trinken, Tür — schloß, alto forno), bei anderen nicht (vgl. beeinträchtigen, Nabelsdhau, Vergißmeinnicht). Die (mehrgliedrigen) Idioms lassen sich von den übrigen «Worten» also nur durch morphologisch — syntaktische Kriterien als Sondergruppe abheben. 3.62.2. «Übertragen» werden können: Seme, Morpheme, Worte, Syntagmen, Sätze, Texte, Strukturen, Funktionen, Situationen, allgemeine Zusammenhänge — kurz alles, was in einer Sprache guagem, Bd. II, S. 514 ff. u. a.) abzuheben; denn die «festen Syntagmen» werden in der Literatur nicht von den «Idioms» nach bestimmten Kriterien unterschieden. 258
lexikalisch-gebunden, kontextuell fixiert ist. Dabei ist die Übertragung von Semen grundsätzlich eigener Art: nicht ein oder mehrere sprachliche Zeichen werden übertragen, sondern «Teile» des significatums eines oder mehrerer Zeichen. Hierbei sind folgende Modalitäten zu unterscheiden: a) Seme, die in bestimmten Kontexten einem oder mehreren sprachlichen Zeichen zugeordnet sind, werden in anderen Kontexten anderen Zeichen zusätzlich zu deren «normaler» Bedeutung zugeordnet (dar-me/te/... na cdbega/böla/...; que te deu? u. ä.); was dort explizit ist, ist damit hier implizit (-^Ellipse).— Die Semübertragung ist in diesen Fällen durch einen Vergleich der Bedeutung einer Einheit in verschiedenen Kontexten feststellbar. b) Seme, die einem oder mehreren sprachlichen Zeichen normalerweise nicht zukommen, weiden ihm bzw. ihnen dadurch zugeordnet, daß diese Zeichen Teil einer Bildbedeuitung sind, über die eine blockartige oder globale Übertragimg der Metapher, Synekdoche oder Metonymie operiert. — Die Semübertragung ist in diesen Fällen durch Auflösung der Bildbedeutung und Erklärung des Hiatus von Bild- zu Sprachbedeutung feststellbar (dar com os burros na ägua/nägua — «scheitern»; «'mit den Eseln ins Wasser gehen'»: «'dar'» — «'gehen'». — Vgl. DAR + Präposition— «'gehen'» «'sich bewegen'»). c) Seme, die einem oder mehreren sprachlichen Zeichen normalerweise nicht zukommen, werden ihnen in spezifischen Kontexten zugeordnet, ohne daß sich die Gründe dafür nach a) oder b) finden lassen; dabei besteht zwischen der Bedeutung von X ( = Lexem außerhalb des Idioms) und X' ( = Lexem als Idiomkonstituente) bzw. zwischen X t X2 X3 und Xj' X2' X3' eine Teildeckung. Der Übergang von einer Bedeutung zur anderen ist dabei mehr oder weniger gleitend, oft fast unmerklich. Diese gleitenden Übergänge von Kontext zu Kontext ließen sich bei dar em / para + Kontext — «sich entwickeln» (S. 168 ff.) oder dar + Kontext — «ein Resultat ergeben» (S. 170 ff.) besonders anschaulich beobachten, doch auch in anderen Zusammenhängen immer wieder nachweisen. d) die Semübertragung führt zu einer Suppletivität der Bedeutungen X bzw. Xj X2 X3 und X' bzw. X/ X2' X3', und eine Erklärung nach a) oder b) ist (synohronisch) nicht möglich (dar por (ela) — «(es) (be-) merken»).
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Auf der Ebene des «Worts» haben wir zunächst die lexikalisierten Übertragungen einzelner Valenzstellen, d. h. Modifizierungen im Rahmen der Ausgangsvajlenzstruktur. Diese Modifizierungen können an einer Stelle (dar ä estampa, dar wo desprezo; S. 228), an mehreren Stellen (qc. dá a possibilidade a alg.; S. 63 f.) oder an allen Stellen (As flores däo um encanto especial ä casa; A janela dá luz ao quarto; S. 73 f.) erfolgen (vgl. S. 71 ff.). Einzellexeme und Lexemverbindungen betrifft die Übertragung von Strukturen, die anderen in der gegebenen Einzelsprache vorliegenden Lexemen bzw. Lexemverbindungen — oder sogar aus anderen Sprachen — entlehnt werden. Solche Strukturen können sein: a) syntaktische Strukturen — welche mehr oder weniger generalisiert sind (andar de carro/comboio/...) dar de rijo; vgl. estar de avesso etc. — De: «auf die Weise»; S. 70, 120 f., 221 f. — Ao Deus dará — Adverbialphrase mit a; S. 216. — Dar que fazer; S. 229f.; vgl. há que fazer und ähnliche Konstruktionen; wenig generalisiert. — Dá gosto/prazer/... fazer qc. — Konstruktion bei unpersönlichem Ausdruck: É agraddvel / bom / ...fazer qc.; S. 81 ff.); b) Strukturen anderer Lexeme — die eine identische oder ähnliche Bedeutung wie das infragestehende Lexem bzw. die infragestehende Lexemverbindung halben können oder nicht (dar-se a, S. 228f., vgl. entregarse a. Dar como pronto/terminado/..., S. 227f., vgl. considerar qc. alg. como...); c) Verbindungselemente, die aufgrund ihrer üblichen Bedeutung auf ein Lexem bzw. eine Lexemverbindung übertragen werden, bei dem bzw. der sie normalerweise nicht stehen, mit dem bzw. der zusammen sie deshalb eine (relativ) neue Bedeutung bilden. Hierzu wären Idioms wie dar em casamento (S. 228)) zu zählen: em bringt in diese Einheit ebenso wie in oder zu in dt. etw. in Druck geben, etvo. zu den Akten legen seine normale Bedeutung mit ein. Als Beispiel für die Übertragung von Funktionen ergaben sich u. a. die Übertragungen von Bedeutungselementen auf morphologische Funktionen, die diese Bedeutung normalerweise nicht haben (Quem me dera — Plusquamperfekt als Ausdruck des Wunsches; S. 234 f. o. ä.), Übertragung von Referenzbeziehungen (S. 250; at/ali) bzw auf morphologische Funktionen + andere Einheiten gemeinsam, so, daß die Funktionen und die Einheiten, 260
wenn sie unabhängig voneinander auftreten, entweder eine andere oder gar keine definierte Bedeutung haben (Progressive form im Englischen; Periphrastische Tempusbildung im Deutschen; dar + -ada/-ida/-adela/-idela; S. 241 ff.). In bestimmten Fällen ist die Zuordnung der Übertragung zu eindeutig angebbaren Strukturen und Funktionen problematisch. Vor allem erschweren Kombinationen und Kontaminationen von verschiedenen Konstruktionen und von spezifischen Konstruktionen mit anderen Idiomatizitätsfaktoren bisweilen eine schlüssige Klassifizierung. Wie die Einzelanalysen indessen zeigten, sind auch in ihrer Konstruktion zunächst dunkel oder völlig isoliert scheinende Idioms vor dem Hintergrund der in der Einzelsprache existierenden teilweise generalisierten Strukturmuster meist zu erklären (vgl. e ele a dar-lhe, S. 235 ff.; dar äs de Vila-Diogo, S. 217). Von Übertragunigen der Konstruktionen und Funktionen hinsichtlich ihrer Bedeutung ist zu scheiden der Positionszwang: um eine idiomatische Einheit zu konstituieren, ist nicht selten das Vorhandensein einer bestimmten Struktur erforderlich, die in Verbindung mit anderen Lexemen derselben Kategorie auftreten Oder wegbleiben kann — ohne daß eine formale oder inhaltliche Modifizierimg dieser Struktur einträte (estar a dar o triste fim; S. 231). Für 'die Übertragung von Sätzen sind Dikta und Sprichwörter die ¡geläufigsten Beispiele (vgl. dazu u. a. S. 206 S4, wähnend die Bildbedeutungen der Idioms wohl die reichste Fundgrube für die Übertragung von Situationen und 'allgemein-kulturellen Zusammenhängen darstellen (vgl. S. 128 ff.). Entscheidend für die Beurteilung der Relevanz der Übertragungen in einer Einzelsprache ist die Feststellung: nur solche Kontextkonstellationen können als Übertragungsbasis dienen, die lexikalisch fixiert sind. Übertragungsvielfalt und Vielfalt an Kontextfixierungen sind demnach interdependent; nur im Rahmen kontextueller Gebundenheit ist die Freiheit der Übertragung möglich. Im Unterschieid zu Greimas halten wir es für unzutreffend, die Dikta von den Sprichwörtern dadurch abzuheben, daß man sie als nicht-übertragen definiert; wichtig für den Unterscheid scheint uns u. a. eine je verschiedene Geläufigkeit, ein unterschiedlicher Gebrauch oder Bekanntheitsgrad. Ob sich formale Kriterien finden lassen, die eine Zuordnung eindeutig ermöglichen, ist fraglich.
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2'Jl
3.63. Von den in 3.61. und 3.62. entworfenen Grundlagen aus ergibt sich unsere Stellungnahme zu drei in der Idiomatikforsohung immer wieder diskutierten Problemen: dem Verhältnis von IdiomaJtizität und Fixierung, den transformationeilen und funktionellen Defekten und den sog. dunklen Idioms. 3.63.1. Einen umfassenden Versuch, das Problem der Fixiertheit zu klären und von da aus die Idioms zu interpretieren, unternimmt Thun85. «Fixierung» ist nach seinem Ansatz alles, was als ein Insgesamt von mehreren Morphemen, Worten, Syntagmen, Sätzen usw. wiederholt wird. Darin berührt er sich mit der von uns versuchten Integrierung der Untersuchung der Idioms in eine umfassende Analyse aller sprachlichen Einheiten, die aus mehreren Elementen gebildet sind '(S. 251 ff.). Auf der anderen Seilte fehlt bei Thun eine am Material Selbst gewonnene Differenzierung der u n t e r semantischem Gesichtspunkt zu unterscheidenden m ö g l i c h e n Kontextformen und werden die Beurteilungskriterien der Fixierung und Wiederholung von unabhängig von der Idiomatik entwickelten linguistischen Theorien artis an die mehrgliedrigen Einheiten herangetragen86. Aus diesem Grund fügt sich eine Diskussion seiner Ausführungen nicht in unseren Zusammenhang. — Von den Versuchen, anhand der Analyäse idiomatischer Einheiten zu Klassifikationskriterien zu kommen für das Verhältnis von Idiomatizität und Fixierung, scheint der Ansatz Reichsteins am fruchtbarsten87. Er unterscheidet : a) die festgeprägten Sätze — d. h. die Lexemwahl, die (syntaktische) Struktur und der Kommunikationsaspekt (die pragmatische Funkition im Sinne der Sprecherhaltung; Aussage, Frage, Konstatierung usw.) sind festgelegt (Schwamm drüber = näo se fala mais nisso; daß ich nicht lache = (ora) deixa/deixe/deixem-me rir; Papier ist geduldig u. a.); b) die festgeprägten prädikativen Konstruktionen — d. h. die Lexemwahl und die Struktur sind festgelegt, die Sprecherhaltung ist frei (jem. steht der Sinn nach etw. — vgl. DAR II, S. 77 ff.); c) die festgeprägten Satzschemata — d. h. die Sprecherhaltung iund die Struktur sind festgelegt, die Lexemwahl ist frei « Kap. II. 8« insbes. Coserius Auffassung von der «wiederholten Rede». " W i r beziehen uns hier auf die Grundgedanken beider angegebener Aufsätze.
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(Pronomen/iNomen und unbest. Artikel Nomen/(Artikel) Nomen Infinitiv. Beispiele: Du und ein Seemann! = tu, marinheiro?!; er und Pferde füttern! = ele, dar de oomer aos cavalos ?!) Alle drei Fixierungen werden durch Übertragung konstituiert — soweit wir sehen, in allen von Reichstein herangezogenen Beispielen. Im ersten Fall (a) ist der Satz als ganzer übertragen. Sprichwörter, Dikfca, geflügelte Worte sind daher im wesentlichen die Einheiten, die die festgeprägten Sätze ausmachen. Im Gegensatz zu Greimas, der die Übertragung im Sinne der Metapher faßt, sehen wir auch in dem Hinausweisen der Dikta und geflügelten Worte eine Übertragung, die nach der in dieser Arbeit entwickelten Auffassung ja Metapher, Metonymie und Synekdoche umfaßt 88 . Papier ist geduldig ist gewiß kein Sprichwort; doch prädiziert ist geduldig hier nicht Papier bzw. erschöpft sich die Bedeutung des Satzes nicht auf dieser Ebene, sondern zielt die Einheit als ganze exemplarisch auf eine Aussage mit dem allgemeinen Inhalt: «Schreiben kann man, was man will», «beim Schreiben schaut einem niemand auf die Finger», «man liest den größten Unfug» u. ä. Ein exemplarischer Satz, der etwas Besonderes für etwas Allgemeineres ausdrückt, ist eine spezifische syntaktische Form der Übertragung der Synekdoche. Im zweiten Fall (b) ist die prädikative Konstruktion übertragen. In diesem Bereich liegt die Mehrzahl der mit DAR gebildeten festen Einheiten, die durch lexematisohen Kontext gebildet werden (vgl. S. 106 ff., doch auch S. 84 ff. u. a.). Im dritten Fall schließlich (c) ist die Funktion übertragen. Bei der Struktur Pn/N und AN / AN Inf.?! drückt und keine Koordinierung der Elemente aus, sondern eine Negation der Koordinierungsmöglichkeit (zu Lexema, d. h. Pn/N, paßt Lexem2, d. h. A N / A N Inf., nicht»), und diese Funktionsübertragung drückt die lexikalisierte Sprechereinstellung aus. Alle drei Fixierungen sind oft unvollständig, d. h. ein Element oder mehrere Elemente sind häufig nicht absolut fest, lassen sich also bis zu einem gewissen Grad substituieren. Dabei unterscheidet Reichstein die Substitution durch ein kompletierendes Bild oder Bildelement (der Schuß sitzt — der Schuß trifft ins Schwarze — der Schuß geht ins Leere-der Schuß geht nach hinten los) — in Parallele zu der Variation, die auf dieselbe Bedeutung zielt (vgl. sä Vgl. Anm. 220. 263
S. 165 ff.), nennen wir die eine neue Beideiutung konstituierende Abwandlung eines Bildes «Variierung» — und die Substitution durah ein nicht-bildhaftes Element (die Karre ist verfahren — die Lage ist verfahren). Diese zweite Ersetzung aber hängt nicht (allein) von der Bedeutung und Bedeutungseinheit des Idioms ab, sondern vor allem von dem Wortschatz der infragestehenden Sprache: verfahren ist im Deutschen zugleich in konkretem wie «übertragenem» Sinn lexikalisiert und daher in beiden Beispielen einzusetzen. In Parallele zur Substituierbarkeit oder Nicht-Substituierbarkeit eines einzelnen Lexems, das nicht durch einen lexematischen, sondern durch einen semantischen Kontext gebunden ist, je nach dem Lexembestand der Einzellsprache, ist auch die Substituierbarkeit oder Nicht-Substituierbarkeit eines oder mehrerer Elemente eines übertragenen, aus mehreren Konstituenten bestehenden Idioms von dem Lexembestand der Sprache abhängig. Zwischen der lexikalisierten Bedeutung der durch blockartige oder globale Übertragung konstituierten Idioms und der Bedeutung des Wortbestandes unabhängig von diesen Idioms gehen die Beziehungen in die eine wie in die andere Richtung und variieren damit die Substitutionsmöglichkeiten ständig. Für die Teilfixierung pragmatischer Aspekte ergaben sich in unserem Corpus mannigfache Beispiele (vgl. S. 189 ff.). Die Auflockerung der Fixierung von festgeprägten Sätzen schließlich liegt außerhalb unseres Zusammenhangs, da wir uns hier auf Einheiten unterhalb der Satzgrenze beschränken. 3.63.2. Aus diesen Zusammenhängen erhellen auch die Prinzipien der transformationellen und funktionellen Defekte 89 Wie Newmeyer zu Recht feststellt, ist bei der Beurteilung dieser Defekte grundsätzlich davon auszugehen, daß 1) die in einem Idiom gebundenen Elemente außerhailb des Idioms auch Defekte haben können, die semantisch motiviert sind; diese Defekte charakterisieren dann auch das Idliom; 2) die Gesamtlbedeutung des Idioms DefeMe begründet, die denen entsprechen, die die (aus einem Lexem bestehenden) «Synonyma» dieser Idioms kennzeichnen. Die Transformationen sind also von beiden semantischen Beschreibungen her, der des Idioms als Einheit und der der Konstituenten unabhängig vom Idiom, zu fassen. Gegen diese grundle89 Zu dieser Diskussion: Katz-Postal, Fräser, Hockett, Weinreich, Chafe, Ross, Mittwoch, Newmeyer, Koller; Chomsky kurz am Ende der «Aspects». 2164
genden Überlegungen ist eingewandt worden, man könne beispielsweise bei der idiomatischen Einheit rompre les chiens — «interrompre un entretien mal engagé» der Gesamtbedeutung entsprechend nicht sagen: les chiens sont rompus, doch im Gegensatz dazu lasse sich zu rompre la giace — «das Eis brechen» bilden: la giace est rompue — eine Form, die nach Newmeyers Ansatz ausgeschlossen sein müßte 90. Dieser Einwand ist nicht stichhaltig; denn im Deutschen wird brechen zugleich konkret (der Stein ist gebrochen), wie übertragen, und zwar genau in dem Übertragungsbereich, zu dem das Eis brechen gehört, gebraucht (ein Verhältnis brechen, das Vertrauen brechen, den Zauber brechen u. ä.). Ähnlich im Französischen. Nicht also von dem Idiom rompre la giace oder das Eis brechen, sondern von der Interdependenz dieser Einheiten und ihrer Elemente und dem übrigen Wortschatz her ist das Problem anzugehen. Hierin ist Newmeyer zu ergänzen. Möglichkeiten, wie Gottschalk sie anführt: Monika hat die Katze aus dem Sack gelassen? — Nein, Franz hat sie rausgelassen tn sind stilistischer Natur; sie betreffen Grenzfälle der Wiederaufnahme eines Elements einer mehrgliedrigen Einheit durch ein Stichwort, das sie evoziert; auf der Ebene der Grammatik sind solche Formen im Deutschen ebenso unmöglich wie im Englischen oder in anderen Sprachen: die Bedeutungseinheit von Wendungen wie die Katze aus dem Sack lassen läßt eine pronominale Wiederaufnahme nicht zu. Solche Konstruktionen widersprechen unseren Überlegungen also nicht. Wenn die Idiomatizität mehrgliedriger Einheiten eine Bündelung von Phänomenen ist, die, einzeln, auch außerhalb dieser Idioms auftreten, können auch die transformationeilen und funktionellen Defekte nur nach identischen Prinzipien innerhalb und außerhalb von Idioms aus mehreren Konstituenten behandelt werden. So gelten für DAR I — also für eine nicht-mehrgliedrige Einheit — bestimmte Defekte. Man sagt zum Beispiel nicht: *Um passeio foi dado, weil ein solches Passiv von DAR nicht-idiomatisch DAR charakterisiert und damit eine Kollision zu DAR I entsteht, dessen Bedeutung in dem Satz verlangt wird. Die durch eine einheitliche Bedeutung ausgezeichneten mehrgliedrigen Idioms — durch Übertragung konstituiert oder nicht »0 Vgl. Thun, S. 130 f. w
« W a s ist Idiomatisches Englisch». S. 143.
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(vgl. S. 184 f . ) — u n d Einzellexeme in idiomatischer Bedeutung verhalten sich unter transformationellem Gesichtspunkt grundsätzlich gleich: ihrer Bedeutung und ihrer Relation zum formgleichen nicht-idiomatischen Lexem einerseits und zum übrigen Wortschatz andererseits entsprechend. Dies erklärt, daß man auch in einer Fremdsprache nur selten gegen die Regeln, die für diese Defekte gelten, verstößt: sie sind dem Sprecher mit der Bedeutung des Lexems oder der Lexemverbindung weitgehend intuitiv gegeben. Und viel schwieriger als die Erfassung der durch die einheitliche Bedeutung mehrgliedriger Idioms begründeten Defekte ist in einer Fremdsprache die Frage, in welchen Übertragungsbereichen ein gegebenes Lexem gebraucht zu werden pflegt. So ist für einen Deutschen nicht von vorneherein gewiß, daß rompre im Französischen auch für «die Atmosphäre/... brechen» verwandt wird. Das Ausgreifen von der Grundbedeutung in bestimmte Übertragungsbereiche — Probleme, die wir amhand von DAR I erörterten (S. 61 ff.)—bietet für jemanden, der nicht native Speaker ist, vielleicht die größten Schwierigkeiten. 3.63.3. Die verschiedenen sog. «dunklen Idioms» und die Möglichkeiten der (Aufdeckung ihrer Dunkelheit bestätigen die in dieser Arbeit entwickelten Kriterien zur Fassung der Idioms. In der älteren Linguistik standen die dunklen Idioms, bei denen eine, mehrere Oder alle Konstituenten außerhalb des Idioms in der betreffenden Einzelsprache nicht vorkommen bzw. eine oder mehrere Konstituenten mit ihrer idiomatischen Bedeutung auf ältere Sprachstadien zurückgehen, im Vordergrund92. Böleia (Nr. 524), carona (Nr. 525), catanada (Nr. 526) und andere Konstituenten der in der Gruppe der «dunklen Idioms» zu Anfang genannten Einheiten (vgl Nr. 522-528) sind den (meisten?) Portugiesen und Brasilianern heute imbekannt. Die Klärung ihrer Bedeutung hellt aber die Idioms noch nicht völlig auf. So ist dar boleia — «'einen Kutschbock geben'», «jen. mitnehmen» — als Ellipse zu verstehen: «'jem. einen Platz auf dem Kutschbock geben'» —einer Ellipse, bei der der fehlende Teil «'einen Platz'» auf der Hand liegt; bei dem diskutierten dar o fora (S. 214f.), bei den syntaktisch unregelmäßigen dar alta (Nr. 634) oder dar baixa (Nr. 633a-d) und bei zahlreichen anderen im Kapitel über »2 Bei Darmesteter, Paul, Bröal u. a. (vgl. Thun, S. 75 ff.). 266
die Ellipse besprochenen Einheiten ist nur schwer, wenn überhaupt, auszumachen, welche Elemente genau fehlen. Die Ellipse ist indessen nur eine Form der synchronischen Dunkelheit. Eine zweite ist die Undurchsichtigkeit des Bedeutungszusammenhangs einer oder mehrerer Einheiten, jenachdem sie außerhalb oder innerhalb eines Idioms auftreten. Von sopa — «Suppe» (Nr. 543), eco—«Echo» (Nr. 544), bota — «Schuh» (Nr. 545) und DAR — «geben» her ist nicht zu verstehen, wie es zu den Bedeutungen «frei und ungenutzt da herumstehen» bzw. «für jedermann zu haben sein (Frau)», «bankrott gehen», «Theater geben» kommt (vgl. Nr. 529-548). Suppletivität konstituiert Dunkelheit. Eine dritte Form synchronischer Dunkelheit bildet der bei den metaphorisch, metonymisch oder Synekdochenhaft übertragenen Idioms gegebene Hiatus von Bild- zu Sprachbedeutung: von dar com os burros na ägua/nägua — «'mit den Elsein ins Wasser gehen'», dar murros em ponta de faca — «'Schläge auf einer Messerspitze austeilen'», dar um ar da sua graqa— «'einen Ausdruck seiner Anmut geben'» und zahlreichen anderen Idioms sind noch viele andere Sprachbedeutungen plausibel außer gerade «scheitern», «sich schädigen», «sich sehen lassen» bzw. «sich (in einer Unterhaltung) (endlich einmal) vernehmen lasen». Die Bildbedeutungen führen keineswegs immer gleichsam zwingend zu einer spezifischen Sprachbedeutung; sehr oft sind sie in die verschiedensten Richtungen hin offen, bieten mannigfache Möglichkeiten der Bedeutungsrealisierung — von denen die Sprache eine, und nicht immer die am nächsten liegende, wählt. Auch diese Dunkelheit ist synchronischer Natur und daher zu trennen von der Dunkelheit, die dadurch konstituiert wird, daß die Biidbedeutunig als solche historisch unverständlich oder mißverständlich geworden ist, indem bestimmte Sitten, Gebräuche, Gesten, Anschauungen usw. untergingen oder sich gewandelt halben (vgl. S. 128ff.). Bei den dunklen Idioms, bei denen alle oder die meisten Konstituenten außerhalb des Idioms, synchronisch gesehen, eine klar umrissene Bedeutung haben und/oder bei denen die Bildbedeutung als ganze «etwas» bedeutet, mag sich für die nicht historisch orientierte Mehrzahl der Sprecher/Hörer die Frage nach der Natur der Bedeutungsmodifikationen eher aufdrängen als bei den Einheiten, die synchronisch «nichts» oder «nichts Faßbares»
267
bedeuten93: es werden keine spezifischen Kenntnisse vorausgesetzt, und die Divergenz der freien und der idiomatisch-gebundenen Bedeutung regt Logik und Phantasie zur Klärung an. Wie sich indessen bei der Diskussion von dar por (ela) und anderen diachronisch dunklen Idioms zeigte (vgl. S. 150 ff. u. a.), ist bei dem Versuch ihrer Aufhellung den Kombinationsmöglichkeiten der Idiomatizitätsfaktoren nicht weniger Rechnung zu tragen als bei den aus semantischen oder/und syntaktischen Gründen synchronisch dunklen Idioms; ihre Klärimg reduziert sich nur in einer beschränkten Zahl von Fällen auf reine Tatsachenforschung. Synchronisch und diachronisch ausgerichtete Linguistik erweisen sich auch unter diesem Aspekt als eng miteinander verknüpft (vgl. S. 11 ff.). Selbst bei historisch völlig einsichtigen dunklen Idioms bleibt bei dem Versuch der Aufdeckung der Dunkelheit sehr häufig ein nicht aufzuhellender Rest an Hypothesen. Die Bedeutung «etvras ordentlich ausführen» oder «etwas bemerken» von dar conta de qc. (Nr. 619 a-c) ist von der üblichen Bedeutung DAR — «geben» und conta — «Rechnung» aus einsichtig: wenn man etwas ordentlich gemacht oder etwas bemerkt hat, kann man davon «'Rechnung geben'»; es handelt sich um eine Metonymie der Ursache und im ersten Fall zusätzlich um eine Spezifizierung (Synekdoche Dp: «'Grundlage schaffen, um Rechnung geben zu können — Bereich: Arbeit'»). Die zu Nr. 619a und 619c geradezu konträre Sprachbedeutung «etw./jen. kaputt machen/zerstören» (Nr. G19d) läßt sich als «fiktives Idiom» (vgl. S. 132 f.) verstehen: im übertragenen Sinn «Rechnung geben» kann man von den Dingen erst, wenn man sie zerstört, in ihre Einzelteile zerlegt hat. Die tägliche Erfahrung mit Kindern und «kindlich gesinnten» Erwachsenen, die Pflanzen, Tiere und Menschen wie Autos oder Radios auseinandernehmen, belegt, daß der Geist nicht eher zu ruhen pflegt — mit dem Gefühl, «ordentlich gearbeitet zu haben» (Nr. 619a-c) —, bis er den Gegenstand in seine Elemente zerlegt und ihn damit als «dunkle Einheit» zerstört hat. Aqora estd contente — jetzt hat die liebe Seele Ruh' pflegt der Volksmund bei solchen Anlässen zu kommentieren. Der durch solche Dikta belegte Erfahrungsschatz mag die angegebene Hypothese stützen, 93 Viele Idioms deuten mit ihrer Bildbeutung an, «bedeuten» aber (noch)
nicht. 268
Parallelen in anderen Sprachen — im Deutschen zum Beispiel Wendungen wie mit jem./etw. fertigsein/fertigwerden — mögen sie wahrscheinlich machen: Sicherheit ist nicht zu gewinnen. Die Sprache erweist sich unter diesem Gesichtspunkt als ein Reservoir prinzipiell offener Übertragungsrichtungen, deren Realisierung im einzelnen nur in einem Bruchteil der Fälle sicher zu begründen ist: der Evidenzgrad plausibler Übertragungen und notwendig-zwingende kausale Erklärung liegen auf verschiedener Ebene94. Der Gebundenheit durch den Kontext steht die Freiheit der Übertragung dialektisch gegenüber. 3.64. Zur Beurteilung der Relevanz der Dunkelheit bzw. der Transparenz für die Natur des sprachlichen Zeichens auf der einen, für die Benutzung des sprachlichen Zeichens auf der anderen Seite sind unsere Überlegungen zur strukturellen Transparenz, zum Durchscheinen der Diachronie in der Synchronie (S. 12f.), zur Intentionalität (¡S. 22), zur Zuordnungsmöglichkeit bestimmter Bedeutungsmodifikationen zu einer oder mehreren Idiomkcmtituenten bzw. zum Idiom als ganzem (S. 101 ff.), zur Metonymie als einem die Metapher fundierenden Tropus (S. 126ff.), zum historischen Wandel der Bildbedeutung im Unterschied von Modifikationen der Sprachbedeutung (S. 128), zu den Allgemeinheitsgraden der Bildbedeutung und ihrer Kommunikabilität (S. 130 und 132f.), zum Problem der Suppletivität (S. 149f.) und schließlich zur Frage des allgemeinen kulturellen Hintergrunikontextes und der Tendenzen in den Übertragungsrichtungen in einer gegebenen Einzelsprache (S. 147 f.) einzubeziehen. Bei jedem einzelnen sprachlichen Zeichen sind die verschiedenen Faktoren unterschiedlich gelagert; doch bei allen sprachlichen Zeichen, die nach der Auffassung dieser Untersuchung als idiomatisch anzusprechen sind, findet sich dieselbe prinzipielle Spannung: auf der Ebene der «langue» handelt es sich bei der Relation Bildbedeutung — Sprachbedeutung um eine logische Relation — und nicht um die Motivierung des Zeichenbenutzers im Spreehakt—; auf pragmatischer Ebene indessen stellt die idiomatisch lexikalisierte Relation Bild-Sprachbedeutung gerade die Basis dar, auf der die unterschiedlichen Motivierungsformen operieren. In dieser »4 Zur «Evidenz» als Kriterium die einschlägigen Hauptwerke der Phänomenologie (Husserl, Scheler u. a.); im Überblick Kap. II bei Bochenski. 269
Spannung manifestiert sich der je «individuelle» Umgang mit der «allgemeinen» Sprache besonders deutlich. So mag der Sprecher/Hörer beim Gebrauch der Einheit mit Kind und Kegel mehr oder weniger deutlich das Bewußtsein eines ihm mehr oder weniger unbekannten Lexems {Kegel) bzw. seiner Bedeutung innerhalb dieses Idioms haben; dies mag für einen Dialog, ein Gespräch u. ä. oder für die Beurteilung eines Texts durch Sprecher/Hörer oder metasprachllich von mehr oder weniger großem Gewicht sein; es mögen sich daraus mehr oder weniger bedeutsame Folgen für die Situation, die Wetterführung des Texts u. a. m. ergelben — all diese FaMoren werden erst möglich auf der Basis der strukturellen Relation Bild — Sprachbedeutung. Sie machen daher einen Kernpunkt dessen aus, was sich als «stilistischer Umgang» mit den in der Sprache gelegenen Möglichkeiten bezeichnen läßt. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Idiomatik lexikalisierter Stil — ein Stil, der zu strukturellen Charakteristika einer Einzelsprache geroinnen ist. Dies wird im Schlußteil noch eingehender zu zeigen sein. Letztlich alber wird in «lebendiger» Sprache in jeder einzelnen Äußerung jedes Lexem an einen je besonderen Kontext gebunden, auf einen sqpezifischen Bereich übertragen. Insofern ist alles echte Sprechen idiomatisch—oder «Stil». Was als lexikalisierte Abwandlung einer angenommenen logischen Basis eine gegebene Einzelsprache als «Sprachstil» ist, ist dann die Aktualisierung dieser Sprache als Realisierung ihrer Ausdrucksmögiichkeiten die «Stilsprache»98.
«s jn der Teminologie Spitzers.
270
4. Das idiomatische Zeichen als stilistisches Sprachzeichen 4.1 Sprache als Stil 4.11. Ebenso unterschiedlich wie die Auffassungen von der «Bedeutung» sind die vom «Stil». Die mannigfachen Definitionen sollen hier nicht wiederholt werden; gute Übersichten finden sich bei Bnikvist1, Spillner2, Guiraud3 und anderen. Wir gehen aus von einer modern gefaßten, im Kern indessen bereits traditionellen Definition des Stils — entwickelt am der rhetorischen Figiur, da es sich beim Idiom um ein spezifisches Sprachzeichen und insofern um eine Stilfigrur handölt. Nach Lausberg hat der Terminus «figura» folgende Bedeutungen: (a)
ordo artificialis
(b)
sohema gemius igrammaticum schematum
(c)
ornatus in verbis coniunctis positus
— d. h. die «künstliche Änderung der Normallage» (§ 47, 2). Hierzu gehört die «Veränderung eines linearen Ganzen» (§ 63). — d. h. die «Abweichung von der korrekten Syintax als Lizenz» (häufig einschl. des Metaplasmus) (§ 126, 2). (Als ¡Fehler — und nicht als Lizenz — heißt die Abweichung «soloecismus»). (§ 237); dabei ist dieser ornatius unterteilt in die «von Haus aus der inventio zugehörenden Gedankenfiguren» und die «zentral der elocutio zugehö-
1 Enkvist— Spencer — Gregory, «Linguistik und Stil». 2 «Linguistik und Literaturwissenschaft». » Guiraud — Kuentz, «La Stylistique». 271
renden Wort.fi euren» (eba.: § 2 3 8 ) (einschl. der Tropen und des Synonymentauschs; §§ 127, 2 3 9 ) .
(d)
schema
(e)
(Teil der) copia verbo nun
(f)
typus
—d. h. geblümte Redeweise, unter der «die verhüllenden Gedankentropen der .Emphase ... und der Periphrase zusammengefaßt» werden (S. 138, § 418). d. i. der «Schatz von Mögliehkeiten der Gestaltung von Wortgruppen», über die der «Redner (der Autor) in seinem Gedächtnis verfügt» (S. 46, § 100). — innerhalb der biblischen Typologie (S. 141, § 424).
Die letzte Bedeutung von «figura» interessiert uns in diesem Zusammenhang nicht: sie liegt im übrigen am Rande und ist ohne Einfluß auf die wissenschaftlichen Ansätze der Stilistik und der Rhetorik geblieben. Grundlegend ist die Unterscheidung der «künstlichen Redeweise» von der «natürlich an» (a). Die «Künstlichkeit» kann sich auf die Wahl der F o r m , ohne Berücksichtigung ihres Verhältnisses zum Inhalt, auf die Anordnung des I n h a l t s und auf das — uns hier besonders angehende — Verhältnis I n h a l t - F o r m beziehen. — (b) und (c) schränken dies ein auf die — aus ästhetischen Gründen oder/und aufgrund der rhetorischen Absicht, besser zu überzeugen/zu überreden — veränderte morphologische und syntaktische F o r m , (d) ist ein Sonderfall von (c), kann hier daher außer Betracht bleiben, (e) schließlich bringt einen neuen Gesichtspunkt, den der vorgegebenen Existenz der Figuren und ihrer Bildungsweisen, bezieht sich daher auf das Problem: Stil als S c h ö p f u n g oder als W a h l unter bereits vorhandenen Sprachformen und -möglichkeiten. 2712
4.12. Das Verständnis der Figur als «ordo artificialis» setzt voraus, daß jeder Gedanke auf zweierlei Weise sprachlich geäußert werden kann: «natürlich», «einfach», «normaJl» — oder wie die Termini in den verschiedenen Epochen und nach dein verschiedenen Autoren und Theorien heißen mögen — oder «künstlich», «künstlerisch», «stilistisch», «poetisch» ... Die unterschiedlichen Manifestationsformen des «ordo artificialis» zu beschreiben und nach Möglichkeit zu kodifizieren war das Ziel der traditionellen Rhetorik. Die moderne Stilistik geht zum großen Teil ebenfalls von dieser Dichotomie aus. iStil fängt danach an, wo die Gebundenheit an den lokalen, momentanen, individuell-relativen und aktuellen Charakter des «natürlichen» sprachlichen Ausdrucks wenigstens teilweise durchbrochen oder überwunden wird — dieser Grundgedanke Valéiys kehrt in den mannigfachsten Variationen wieder4. Sprache als flüchtiger natürlicher Ausdruck — als «Transitivität» — wird hiernach verstanden als ein Vehikel des Gedankens, das im und durch das Verständnis «vernichtet» wird; ails ein Werkzeug, das um so präziser ist, als es die Idee als solche rein, ohne Beimischung des materiellen linguistischen «Kleids» im Bewußtsein hervortreten läßt und dem mit-oder naehvollziehenden Verstehen zugänglich macht. Die Termini «Natürlichkeit», «Schlichtheit», «Klarheit», «Reinheit», «Präzision», «Plastizität» sind Umschreibunigen desselben Grundgedankens. — Sprache als Stil hingegen wird, ganz im Sinne Valérys, definiert: «entre ce que le poète a écrit et ce qu'il a pensé, se creuse un écart, un espace, et comme tout espace, celui-ci possède une forme. On appelle cette forme une figure, et il y aura autant de figures qu'on ¡pourra trouver de formes à l'espace à chaque fois ménagé entre la ligne du signifiant... et celle du signifié.» 5. Aufgabe der modernen Stilistik ist es demnach, den «natürlichen» Ausdruck exakt zu bestimmen und den Abstand dieses «degré zéro»6 zur rhetorischen Figur als der stilistischen Gestaltung im einzelnen präzis zu formulieren 7 . * Vgl. hierzu die Untersuchung von Schmidt-Radefeldt. s Genette, Figures, Bd. I, S. 208. « Der Terminus scheint auf R. Barthes zurückzugehen. Hier wird er verwendet wie bei Genette und vor allem in der «rhétorique générale». — Bei Barthes hat der Begriff durchaus noch andere Implikationen; dem wäre in einer eigenen Studie nachzugehen. t Ein Grundproblem dabei ist die Frage, inwieweit der «dégré zéro» nicht B713
Aiuoh der letzte bei Lausberg angegebene Gesichtspunkt, die Dichotomie von inventio und Wahl unter bereits vorhandenen Sprachformen und Sprachmitteln, taucht in der modernen Stilistik und Rhetorik immer wieder auf. In seiner letzten größeren Übersicht sucht Guiraud die verschiedenen Methoden der Stilistik in folgendem Taibleau zu veranschaulichen8:
inventio: choix en langue:
nature A B
technique C D
Die idiomatischen Einheiten gehören eindeutig zum Bereich «choix en langue» — der im Gedächtnis vorhandenen «copia verborum». Ob sie zur «nature» oder zur «technique» zu zählen, bei B oder D einzuordnen sind, ob also zu ihrer Erklärung eher auf kajusale oder finale Prinzipien zurückgegriffen werden muß, ist für eine synchronische Untersuchung der Idiomatik weitgehend irrelevant: j e d e s Sprachelement kann der einen wie der anderen Gruppe zugehören, je nach der Einstellung des Sprechers oder der linguistischen Theorie des Interpreten. 4.13. Die Auflösung der im «natürlichen» Sprachgebrauch nach. Auffassung Valerys so gut wie Genettes gegebenen unmittelbaren Einheit von Wort-«wahl» und Dingerfassung9 ist nach der angeführten grundsätzlichen Unterscheidung Stil. Stil ist also das Meinen des einen durch das Sagen des anderen. In dieser Auflösung der beiden «Elemente» der im «natürlichen» Sprechen vorliegenden Einheit macht Stil zugleich das «Ding» als das Gemeinte wie das «Wort» als das Meinende deutlich. Von diesem Gesichtspunkt aus nun ist das Idiom als Stil-Wort eine Verdeutlichung der Natur des Worts.
auch wieder dynamisch (und individuell abgewandelt) zu fassen ist. Vgl. u. a. Riffaterres Auffassung zum «Kontext» und zum «Archileser». s «Fonctions secondaires», S. 451. 9 Dieser Auffassung vom Wort, die sich besonders ausgeprägt in der phänomenologischen (philosophischen) Forschung — etwa bei Scheler — findet und die von Ricoeur präzisiert wurde, soll an anderer Stelle ausführlicher nachgegangen werden. 274
4.2 Das Idiom aJls Stilwort Wenn das Idiom in dem definierten Sinn als Stil-Wort aufzufassen ist, müssen sich an ihm die grundlegenden Charakteristika des Worts ablesen lassen. ¡Der Bestätigung dieser Überlegung dienen die folgenden Ausführungen. 4.21. Die Bedeutung eines Worts läßt sich prinzipiell auf zweierlei Weise angeben: a) durch Zerlegung in seine semantischen Elemente (Merkmälanallyse); b) in der Wiedergabe durch andere Worte mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung. Dies entspricht den beiden grundsätzlichen Erkenntnisformen der Analyse und der Analogie, die beide durch die Idioms symbolisiert werden. Zunächst beschäftigt uns die erste dieser beiden Formen. Gibt man die Bedeutungseinheit von «fahren» durch ir/vir de carro/de camiäo/de comboio/...—«'mit dem Auto/(Lastwagen/ Zug/... gehen/kommen/sich bewegen/...'» wieder, zerlegt man das Lexem in einige seiner Grundbestandteile. Solche Idioms sind also analytischer Natur. Wenn man davon ausgeht, daß zahlreichen Lexemen aus einem Element Idioms aus mehreren Elementen in der — einheitlichen — Bedeutung entsprechen — der grundlegenden Definition der Idioms: «mehrere Konstituenten — einheitliche Bedeutung» und der prinzipiellen Annahme der Substituierbarkeit mehrgliedriger Idioms durch eingliedrige Lexeme gemäß —, dann kann e i n e Konstituente der analytischen Idioms nur einen Teilgehalt dieser Bedeutung ausdrücken. Das analytische Idiom repräsentiert demnach objektsprachlich die metasprachliche Semanalyse. Diese in der Sprache selbst liegende Semanalyse ist indessen, soweit wir sehen, bisher nicht methodologisch konsequent genutzt worden: es ist uns keine Untersuchung bekannt, die die von der Sprache gelieferten Grundmerkmale nutzbar zu machen suchte f ü r die Erkenntnis vom semantischen Aufbau des Wortschatzes. Was wir f ü r DAR zu leisten versuchten, wäre nach diesem Ansatz f ü r einen größeren Teil des Wortschatzes einer Sprache durchzuführen, um darüber Aufschluß zu gewinnen, a) inwieweit die Sprache idiomatisch-symbolisch nicht weiter reduzierbare Merkmale liefert bzw. inwieweit die metasprachliche begriffliche Analyse zu Einheiten vorzudringen hat, die in der Objektsprache keinerlei Entsprechungen haben; b) wie eine Einzelsprache diese Merkmale in der Anordnung und Hierarchisierung strukturiert; 275
c) inwieweit sich von Einzelsprache zu Einzelsprache Gemeinsamkeiten feststellen lassen in der Repräsentierung der Merkmale und ihrer Struktur. Wenn ein Lexem in seiner Bedeutung einem mehrgliedrigen Idiom entspricht, kann ein Teil dieses Idioms, eine Idiomkonstituente, der Teilbedeutung gemäß, auch nur einen Teil der Valenzen des Lexems übernehmen. Die Reduzierung der Valenzen von Lexemen, insofern sie die Funktion von Idiamkonstittuentein übernehmen, ist demnach evident. Die Valenzreduzierung von nichtidiomatisch DAR zu DAR I, DAR II, DAR i n und DAR IV illustriert diese Zusammenhänge. Ein ausführlicher Vergleich von Idiomkonstituenten und ihren Valenzen mit freien Formein würde u. a. herauszustellen haben, bei welchen objektsprachlich gegebenen Einheiten sich keine sinnvollen oder sicheren Zuordnungen von Valenzen durchführen lassen. 4.22. Ein Leitgedanke in unserer Untersuchung der Idioms war der Zusammenhang von Bild-und Sprachbedeutung: er dokumentiert den analogischen Weg der Wiedergabe von Bedeutungen. Wie sich zeigte, ist der Übergang von einer, Bildbedeutung zu einer Sprachbedeutung grundsätzlich offen: niur ausnahmsweise — bei den von uns «symbolisch» genannten Idioms — führt die Bildbedeutung gleichsam zwingend zu einer spezifischen Sprachbedeutung. In allen anderen Fällen charakterisiert ein anaßogisohes Idiom prinzipiell eine «ambige» Relation Bildbedeutung-Sprachbedeutung, d. h. die von uns «strukturell» genannte Dunkelheit. Ist aber von einer Bildbedeutung, beispielsweise von dar com os burros na dgita/nägua — «'mit den Eseln ins Wasser gehen'», der Weg zu verschiedenen Sprachbedeutungen hin offen, die Sprachbedeutung — «'scheitern» — als solche indessen fixiert, so ist im Sinne unseres Verständnisses vom Idiom als Stil-Wort zu fragen: legen nicht auch unter diesem Aspekt mehrgliedrige idiomatische Einheiten Regularitäten offen, die, versteckter, jedem Wort zukommen? D. h.: geht auch bei einem Lexem aus einem Element die Übertragung von einer Bedeutung zur anderen über eine zugrundeliegende Bildbedeutung? Als eine Paraphrase zu diesem Gedanken kann man Heideggers «satz vom grund» lesen, in dem über den hörbaren oder sichtbaren Grund, den Ur-grund, Ab-grund usf., den logischen Grund z u g l e i c h meditiert, der Bedeutungsgehalt des Worts «Grund» entscheidend von den Bild278
bedeubungen her gewonnen und daran die allgemeine Überlegung geknüpft wird, daß es nur dann Sinn habe, von metaphorischer Übertragung zu sprechen, wenn man von der f ü r die vergangene (!) Metaphysik typischen Trennung des Sinnlichen und Nichtsinnllichen ausgehe — einer Trennung, die unzureichend sei10. Um diese metaphysische Problematik geht es uns hier nicht, wohl aber um die Frage nach der Bedingung der Möglichkeit der Bedeutungsübertragung und das sie fundierende Schema als Struktur der dynamischen Bedeutungspotentialität. Denn die Metapher als Übergang von einer Klasse in die andere (hium/ bei/...) ist, wie sich zeigte, nur ein Sonderfall der Synekdoche (Dp/g): der Übertragung von einem Bereich in einen anderen, bei Beibehaltung der Grundstruktur. Vergleicht man dar uma volta — «'eine Drehung durchführen'», «sich drehen», dar uma völta ä chave— «'dem Schlüssel eine Drehung geben'», «den Schlüssel umdrehen», dar voltas na cama — «'Drehungen im Bett durchführen'», «sich im Bett hin- und herwälzen», dar voltas ä gaveta — «'der ¡Schublade Drehungen geben'», «die Schublade durchsuchen/durchstöbern», dar voltas ä cabega — «'dem Kopf Drehungen geben'», «hin- und herüberlegen», dar volta ao caso — «'dem Fall eine Drehung geben'», «die Sache hinkriegen/deichseln», «den Fall lösen» u. a., so ergibt sich: der Übergang, die Übertragung von einer Sprachbedeutung zur anderen ist gar nicht anders zu verstehen als von einein generischen, anschaulich gegebenen «Bild» «'Drehung'» aus, und diese Übertragung findet keineswegs nur von einer Klasse in die andere statt, sondern auch innerhalb derselben Klasse von einem Bereich zum anderen. Insofern ist in der Tat, wie Nietzsche annahm, die Synekdoche eine allgemeinere Übertragungsfigur als die Metapher, und unsere Indizierung als Synekdoche Dp/g, als «besonderer Fall/besonderes Exemplar von» — ohne Änderung der Valenzen, d. h. der Merkmalstruktur des infragestehenden Lexems — ist hier insofern zu ergänzen, als sie gerade deshalb so vage sein muß, weil diese Form der Synekdoche auf die dynamische Bedeutungskonstellation zielt, das «Bild». Genau wie von dar com os burros na ägua/nägua der Übergang statt zu «scheitern» zu einer anderen Spradhibedeoitung möglich und plausibel ist, genau so sind von dem anschaulich gegebenen Vorgang des Drehens und des Gebens die vielen Sprach10 s. 88 f. 18
277
bedeutungen von dar völta plausibel, und in der gleichen Weise erklärt sich das breite Spektrum der Übertragungen von nichtidiomatisch DAR zu DAR I. — Wie sehr das anschauliche Element der jedem Lexem zugrundeliegenden Bildbedeutung die Spradhbedeutung mitbestimmt, geht im übrigen auch daraus hervor, daß auch innerhalb fester VaJlenzen und einer gegebenem Leersteltenbesetzung durch Lexeme mit bestimmten Klassenzugehörigkeiten selbst bei nicht-idliomatischen Einheiten keineswegs alle Lexeme dier entsprechenden Klassen eingesetzt werden können. Ich gebe dir eine Flöte ist ein normgerechter Satz, *ich gebe dir ein Haus nicht, obwohl Haus (konkr/zählb) die an dieser Leerstelle von geben an sich erforderlichen Massematischen Merkmale aufweist. Man «gibt» keine Häuser, es widerspricht offensichtlich der «Anschauung» vom Geben-Vorgang. —Aus diesen Zusammenhängen erhellt, daß eine Merkmalanalyse wie die von nicht-idiomatisch «geben» ohne Vergegenwärtigung des in dem Geben-Vorgang Liegenden unmöglich ist: die der begrifflichen Analyse vorhergehende intuitive Erfassung der Bedeutimg geht offensichtlich in einem Akt auf das anschaulich und begrifflich Gemeinte. — Und schließlich läßt sich von hier aus begründen, warum Metaphernerklärungen nur mithilfe von Klassenzuordnungen unbefriedigend sind: ohne Rückgang auf die Bildbedeutung, ohne Erfassung der ganzheitllichen anschaulich-begrifflichen Einheit des Worts läßt sich nicht erklären, warum beispielsweise statt fressen verzehren, verschlucken, verschlingen oder irgendein anderes spezifisches Lexem gewählt wind11. Wichtig ist indessen in diesem Zusammenhang, daß man, wie oben (S. 18) dargelegt, unter «Bild» nicht nur etwas optisch Gegebenes versteht — ebensowenig wie unter «anschaulich». Wenn Siprache an das «Bewußtsein» von «Dingen» geknüpft ist, an denen das «Wissen» vorsprachlich schon teilhat, kann «Bild» alles sein, zu dessen Teilhabe der Mensch als leiblich-psychisches Wesen fähig ist. Das «Bild» von saudade — «Sehnsucht» ist die äußere und innere an dieses Wort gebundene Erlebnisform — mit optischem Gehallt hat sie nichts zu tun. In diesem Sinn konkretisiert unsere Auffassung von der Bildbedeutung die «Historizität» eines jeden Worts und gibt ihr die dynamische Perspektive. Die Idioms mit einer manifesten Bildbedeutung illustrieren sie. 11 Vgl. oben S. 26 ff. 278
Wenn von einer Bildbedeutung her mehrere oder sogar sehr viele Sprachlbedeutiungen plausibel sind, so doch nicht alle: die Übertragung als Bedeutungsmodifikation in einem gegebenen Kontext und von bestimmten Sprechern hat ihre Vorzugsrichtungen. Über die dynamische Offenheit des Worts darf nicht übersehen werden, daß das Schema keine Willkür der Intuitions- und ImaginationsricMiungen konstituiert, sondern Freiheit innerhalb von Evidenzfeldern. Eine schwierige Aufgabe der Wortforschung stellt sich gerade hier: die Freiheit der Dynamik überzeugend zu fassen, ohne sie in erklärenden Systemen zu fixieren und damit wegzudeuten. Die idiomatischen Bedeutungen —sowohl der mehrgliedrigen wie der eingliedrigen Idioms — bieten ein Material, dessen Untersuchung zur genaueren Erkenntnis der dynamischen Natur des Worts beitragen kann. — «Instinktiv» übersetzen wir einen Rat geben durch dar um conselho, donner un conseil usw. Wie sind solche Entscheidungen zu begründen? Wo liegen ihre Grenzen? Welches sind ihre Fehlerquellen? Solche Fragestellungen ergelben sich aus der Untersuchung der Bildbedeutungen und der Relationen zur Sprachbedeutung bei den Idioms. Diese Untersuchung wendet auf die Sprache Gesichtspunkte an, die in anderen Bereichen gang und gäbe waren oder sind. Die «analogia entis» diente über Jahrhunderte als Grundlage metaphysischer Fragestellungen12; der Mythos — insbesondere der griechische Mythos — wurde als weit-erklärend gefaßt, weil man davon ausging, daß er «Schemata zur Veranschau'lichung fast jeden Grundgedankens liefert, ja gewissermaßen die Urtypen aller Dinge und Verhältnisse enthält, welche, eben als solche, immer und überall durchscheinen»13; in dieselbe Richtung geht die Auffassung von der Symbolik des künstlerischen Werks, die Untersuchung leitender Metaphernsysteme u. a. m.14. Solchen Anschauungen stellt die Linguistik die Grundfrage an die Seite, wie sich in der Übertragung Sprache als beständige Abwandlung der der nicht-idiomatischen Bedeutung zugrundeliegenden Bildbedeutung, d. h. als kontinuierlich-neue Realisierung ihrer Funktion als
12 Vgl. Ricoeur, S. 344 ff. is Schopenhauer, «Einige mythologische Betrachtungen», in: «Sämtliche Werke», Bd. 6, S. 434 f. 1« Vgl. Anm. 66 (Kap. 2). 279
Schema15 zur Konstituierung mannigfacher idiomatischer Bedeutungen, manifestiert. Eine Einzelsprache — in der Gesamtheit ihrer Bildbedeutungen — wird damit als Gestalt gesehen, die ein Schema zur Veranschaulichjung aller Gedanken liefert, die die Sprecher dieser Sprache formuliert halben — sodaß Mythos, Kunst, Metaphysik als Darstellung der G r u n d — gedanken der entsprechenden Sprachgemeinschaft und damit aJls teilweiser Konkretisierung der Sprache als Schema in ihrer Möglichkeit erst verständlich werden. Verallgemeinert man diesen Gedanken, so wird von einer neuen Perspektive her die von Aristoteles bis heute immer wieder entwickelte Auffassung verständlich, daß die menschliche Sipradhe nicht «unlogisch», sondern vorlogisch ist und ihre Untersuchung daher genauso in die Poetik und Rhetorik wie in die Logik gehört 18 . Innerhalb der Poetik und Rhetorik aber hat lange Zeiten hindurch besonders der Tropos die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Seine Abgrenzung von der Katachrese hat indessen das prinzipielle linguistische Problem eher verstellt: die Frage nach der Bedingung und den Modalitäten der Übertragung als Konkretisierung der der Wortbedeutung zugrundeliegenden Bildbedeutung, zur Realisierung einer abgewandelten Wortbedeutung in einem spezifischen Kontext durch einen spezifischen Sprecher — die Frage also nach der Wirksamkeit der Analogie auf der Grundlage der Bildbedeutungen. Die Idiomatik als Erforschung dieser Analogie steht der Idiomatik als Studium der Analyse in der Bedeutung daher keineswegs nach. 4.23. Faßt man die Idioms wie hier als in spezifischen Kontexten durch Übertragung konstituierte Bedeutungseinheiten, bilden sie die Grenze der Übersetzbarkeit von einer Sprache in die andere; denn nur die Bedeutung läßt sich übersetzen, nicht das die Bedeutung intendierende «Bild»17. Insofern ist die Gesamtheit der Idioms einer natürlichen Sprache ihre Sprachspezifität, heißt Idiomatik, eine Einzelsprache als Sprachstil sehen. Und auch
im Sinne Kants, auf den sich auch Ricoeur bezieht. i6 Vgl. Coseriu, «Logizismus und Antilogizismus in der Grammatik», in: «Sprachtheorie und allgemeine Sprachwissenschaft», bes. S. 213 ff. " Damit ist allerdings nur eine Übersetzungsgrenze angegeben. 280
innerhalb einer gegebenen Einzelsprache hat die «Übersetzbarkeit» einer Einheit durch eine andere hier ihre Grenze18. Ist jede natürliche Sprache und jedes ihrer Wörter somit ein «individuum», so macht es auf der anderen Seite gerade die Eigenart der menschlichen Sprache aus, übersetzbar zu sein. Und zwar aus demselben Grund: indem jedes Idiom als Stil-Wort das eine durch das andere sagt und damit das Wesen der Sprache als Ausdruck des Gleichen durch das Ungleiche sinnfällig macht, zeigt es, daß Sprache qua Sprache schon «Übersetzung» ist, sodaß jede so genannte Übersetzung schon eine solche zweiten Grades darstellt. Hierin liegt beschlossen, daß nicht das Meinende, das Wort, die Wortfolge, die Konstruktion, sondern das Gemeinte übersetzt wird: die intentionale Funktion des Worts als seine eigentliche Natur ist nichts anderes als das sprachlich dokumentierte Vermögen des Menschen zur Identität, zur «Dingerfassung» im «Bewußtsein» im Schelerschen Sinn, zur Fähigkeit also — die Coseriu als die zentrale Fähigkeit des Menschen als sprechendes Wesen betont19 —, diesalbs Bedeutung in verschiedenen Realisationen zu erfassen. Diese Fähigkeit, mit der natürlichen Sprache als Organ des Ausdrucks des Gemeinten durch das ihm nur Ähnliche gegeben, ist die Bedingung der Möglichkeit jeder Übersetzung, der intralingualen und der interlingualen Übersetzung wie der Übersetzung von einer Sprache in ein anderes Zeichensystem, ob sich dies nun visueller, arkustischer, logischer oder sonstiger Symbole bedient20. Diese Fähigkeit macht es dementsprechend auch erst verständlich, daß Angehörige einer (streng) aglutinierenden Sprache in der Lage sind, in einer (streng) isolierenden Sprache i8 Die Erklärung1 der Möglichkelten und Grenzen der interlingualen und intralingualen Übersetzung geht auf dieselben Prinzipien zurück.—Vgl. Jacobson, «Aspects linguistiques de la traduction». i» «Das Phänomen der Sprache», in: «Sprache. Strukturen und Funktio'nen». 20 Auch die Grenzen sind damit gegeben — auch die Grenzen also der wissenschaftlichen Deskription. «Die linguistische Deskription», schreibt Schnelle, «ist nichts anderes als eine Übersetzung der Objektsprache in bestimmte Zeichenkombinationen (für semantische Merkmale) der Metasprache. Die linguistische Beschreibung unterliegt also strenggenommen ebenfalls dem Prinzip der Unbestimmtheit der Übersetzungen.» (S. 193). — Dieser Mangel haftet nach Schnelle allerdings nicht einer Bezeichnungstheorie an, die mit rein abstrakten Entitäten, den sog. Intensionen bzw. möglichen Welten arbeitet. 281
Wortgruppen, d. h. Idioms aus mehreren Konstituenten, zu erkennen und in ihnen eine Entsprechung zu e i n e m Wort ihrer Ausgangssprache zu sehen21. Wenn also die Zuordnung e i n e r Bedeutung zu mehrgliedrigen Idioms das Vermögen zur Identität als ein alle weitere Sprachkompetenz fundierendes Vermögen besonders deutlich symbolisiert, so ist ajuf der anderen Seite die je neu realisierte Intentionalität auf der Grundlage der Bildbedeutung ein Zeugnis für die Sprache als ein Organ, das «etwas sagt». Jedes Idiom ist ein Beleg, wie eine Sprachgemeinschaft die Sprachibedeutunig von der Bildbedeutung her neuen Gegebenheiten anpaßt. Der häufig beklagte Verlust der Bildhaftigkeit einer «modernen» Sprache ist also kein «ästhetisches» Problem: ohne «Bildhaftigkeit», d. h. ohne das lebendige Wirken der Schemata der Intuition und Imagination erstarren die Worte zu fixen Sprachlbedeutungen und verlieren ihre Anpassungsfähigkeit an je neue konkrete Situationen und damit ihren Intentionalitätseharakter, der ja gerade das sprachliche Bewußtmachen einer vorsprachlichen und je neuen «Teilhabe im Wissen» ist und deshalb nur in konkreten Situationen, durch bestimmte Sprecher, realisiert wird. Und auf der Seite des Verstehens konstituiert dies den Unterschied zwischen dem Wiedererkennen und Identifizieren bekannter Worte («Verstehen» im Sinn von «reconheoimento») und dem eigentlichen Verstehen des Gemeinten («comjpreensäo»)22. Eine Sprache als Gesamtheit fertiger und als solcher wedtergereichter Sprachlbedeutungen aufzufassen hieße sie ideologisieren; denn linguistisch ist eine
Vgl. die konzise Charakteristik der «Sprachtypen» bei Sapir, Kap. VT, oder Hjelmslev, S. 96 ff. — Daß es keine ausschließlich isolierende usw. Sprache gibt, ist immer wieder hervorgehoben worden. 22 «...da parte do ouvinte, portante da recepgäo, necessltaremos... distinguir duas fases: a 1.», o reconhecimento ou identificagäo; a 2.», a compreensäo propriamente dita. O reconhecimento consiste na 'apreensäo de urna forma (Gestalt)' ( W . M. Urban, Lenguaje y realidad, 99), quer externa (material) quer interna, na identificagfio de uma sensagäo acústica percebida e do conteúdo intelectual que eia evoca com um signo linguistico anteriormente conhecido. A compreensäo, por outra parte, consiste na apreansäo da referéncia actual desse signo (designagäo ou slgnlficagäo actualizada) ou, debaixo de outro ponto de vista, na Identificagäo (com a sua dupla face de apreensäo e reconhecimento) da lntenclonalldade comunicativa do locutor.» (Herculano de Carvalho, « A metáfora», S. 113). 21
282
Ideologie zunächst eine Struktur kristalisierter Bedeutungen und damit das Unterlassen der dynamischen Anpassung der Worte an das Gemeinte—die Abtrennung also der Sprachbedeutimg von der Bildbedeutung. Da die Idioms den Bezug von Bild-und Sprachibeufcung dokumentieren, können sie vor der Ideologisierung der Sprache bewahren. Doch ist auch hier die Kehrseite nicht zu übersehen: gerade dadurch, daß ein Idiom schon eine besondere Abwandlung einer Sprachbedeutung darstellt, kann es eine erneute (Modifikation erschweren. Wie jeder Stil, verführt es zur Wiederholung um der Form willen und kann daher die je neue sprachliche Gestaltung verhindern, letztlich zur Klischeelbildung führen. Nicht ohne Grund sind die Idioms und die Klischees so häufig ungetrennt behandelt, ja nicht einmal terminologisch unterschieden worden23. Die Gesamtheit der Idioms einer Einzelsprache ist daher nicht als fertiges Ergebnis der Bedeutungsmodifikatdonen zu verstehen, wenn man die Sprache als energeia auffassen will, sondern auch wieder dynamisch: als Zeugnis für die Vielfältigkeit der Möglichkeiten in den Modifikationen, als Exempel zur Schulung der Modifikationsfertigkeit und als Anregung zu dynamischem Umgang mit der Sprache, das heißt nicht zuletzt auch zur Neubildung von Übertragungen, von Idioms. Wie unsere Analyse zeigte, belegen die idiomatischen Übertragungen die mannigfachsten Übergänge, angepaßt an die vielfältigsten Kontexte. Unsere Systematisierungen für diese Übergänge in den Kontext- und Übertragungsformen sind auf der einen Seite, wenn mehrgliedrige Idioms ein Symbol für das eingliedrige, ja für jedes Lexem darstellen, anzuwenden auf jede Variierunig einer Spraehbedeutung iim Rückgang auf die Bildbedeutung; auf der anderen Seite aber erschöpfen sie die Möglichkeiten definitorisch nicht: die Begriffe Metapher, Metonymie und Synekdoche geben ebenso wie die einzelnen Kontextformen nur einen Umriß, in dein jeder einzelne Fall wieder andere aussieht. Es genügt, sich die Variierung von dar volta zu vergegenwärtigen, um sich hiervon zu überzeugen. In der Bildimg wie in der Analyse 23 Dazu Thun, Kap. 2. und S. 40 ff. — In seinen Beispielen für das «Formeldeutsch», das unbedingt zu vermeiden sei, führt Reiners daher auch zahlreiche Idioms an — die nur dadurch, daß sie Idioms und als solche viel gebraucht sind, als Formeln abgestempelt werden. (S. 172 ff.).
283
der Idioms manifestiert sich stärker als der «esprit de géométrie» der «esprit de finesse» und seine begrifflich nicht auszuschöpfende Nuancieriung im Detail. 4.24. Die Intentionsrichtung des Worts als Zeichen für ein je neues Gemeinteis impliziert, daß das Wort bedeutet, indem es hindeutet. Diese Hiradeutung ist nicht selten nur ein Andeuten — das Wort ist damit eine Ellipse. Ein Idiom wie dar para torto — «sich schlecht entwickeln» gibt nur eine Andeutung, einen Umriß der Sprachbedeutung; «sich schlecht entwickeln» ist mehr als «'sich dem Krummen zubewegen'», eine sehr spezifische Weise dieser «'Bewegung'». Mit jeder Spezifizierung aber, d. h. bei jedem Mehr an Inhalt einer Sprachbedeutung im Verhältnis zur Bildbedeutung, ist eine Ellipse gegeben. Die vielen Ausprägunigen der Ellipse in den Idioms variieren dieses Prinzip, und in zahlreichen Fällen ist die Differenz des in der Bildbedeutung Gesagten und durch die Sprachbedeutung Gemeinten weit größer als in dem herangezogenen Beispiel. Jede Ellipse aber als Andeutung des Gemeinten verlangt vom Hörer/Leser eine besondere Anstrengung, um zu erfassen, worum es geht. Daher symbolisieren die elliptischen Idioms auf besondere Weise den dynamischen Charakter der Sprache. 4.25. Die analogischen Idioms charakterisieren zugleich analytische Elemente. So ist in einer Einheit wie dar com os burros ndgua die Konstituente dar im Verhältnis zu nicht-idiomatisch DAR ein in Semgehalt und Valenzen reduziertes Element, das das oben diskutierte Grundverb «gehen» realisiert (vgl. S. 106ff.). Und auch die Ellipse findet sich in den analogischen Wendungen häufig, wie u. a. aus unserer Erörterung von dar às de Vila-Diogo hervorgeht (S. 217). Die analogischen Idioms — in der Idiomatdkforschung in der Regel als «bildhaft», «übertragen» oder «metaphorisch» bezeichnet — haben daher zu Recht immer ein besonders starkes Interesse gefunden. Zu Recht vor allem auch deswegen, weil sie den schöpferischen Charakter des dynamischen Umgangs mit dem Wort am sinnfälligsten dokumentieren: dar com os burros nâgua gehört nach unserer Terminologie zu den «fiktiven» oder «irreellen» Idioms (vgl. S. 132ff.); seine Bildbedeutung «bezeichnet» etwas, was in der Realität nicht vorkommt, vom Sprecher also «frei» geschaffen wurde. Die Amlbigiuität des 284
Wortes burros («zweibeinige oder vierbeinige Esel»?) und die Absurdität des ganzen Vorgangs, den die Bildbedeutung darstellt, lassen zudem in diesem Beispiel den Witz als die vorherrschende Haltung des Sprechers stark hervortreten, der dadurch als spezifischer Sprecher erscheint, der spezifisch mit der Sprache umgeht. Hält man sich an den Aussagewert der analogischen Idioms als symbolischer Stil-Worte, gehören also analytische Genauigkeit, Fähigkeit zum Vergleich (Analogie) — manifestiert durch Schaffimg eines Bildes, in dem ein Wort in einmaligem Kontext mit anderen steht—, (geschicktes) Hindeuten (Ellipse) zusammen als Kennzeichen schöpferischen Gebrauchs der Sprache durch einen Sprecher, der durch die sichere Handhabung dieser dynamischen Funktionen des Worts hervortritt. Herculano de Carvalho hat in der Fiktion des Irreellen, imaginiert als Reelles und als solches intendiertes Symbol, durch einen «einmaligen» Sprecher, der einen «einmaligen» Kontext stiftet, d. h. im «poetischen» Umgang mit der Sprache das Wesen des den Menschen auszeichnenden Worts gesehen24. Wir fügen hinzu: des dynamischen Umgangs mit dem Wort, als überzeugendstes Beispiel für das Vermögen zur Sprache. Dieser Umgang ist in jeder Situation gegeben, in der der Mensch Phänomene sprachlich zu fassen sucht, die als solche noch nicht gefaßt sind: wie ein Jäger — wir erinnern uns des Pfeilsymbols — verfolgt er die Erscheinungen, die ihm «vor Augen stehen», «ihm vorschweben», «sich ihm darstellen», die er «fühlt», oder wie die Umschreibungen heißen, die das «Bild» andeuten, das er in Worten, in Sprachbedeutungen, zu bannen sucht. In solchen Situationen wird die Sprache «erzeugt» — auf dem Hintergrund fester Regeln und Bedeutungen, gewiß, aber in ständiger Abwandlung dieser Regeln und Bedeutungen durch Übertragung in ihren mannigfachen Formen. Wie jede Beobachtung bestätigt, zeigt sich erst in solchen Situationen, inwieweit ein Sprecher eine Sprache «kann», «beherrscht» — sei es die Muttersprache, sei es eine Fremdsprache— und gibt erst ein solcher Sprachgebrauch das Gefühl der Freiheit, sich in dieser Sprache «wohlzufühlen», weil man sie als ein schmiegsames Werkzeug zu handhaben weiß, das sich dem Reichtum der «Bilder» adäquat anpaßt.
2* «Sobre a criagäo poötlca», S. 171 ff. 285
Für diesen Umgang mit der Sprache sind die Idioms Belege bereits realisierter Möglichkeitein. Die analogischen Idioms vor allem, die übrigen mehrgliedrigen Idioms hernach, die eingliedrigen Idioms zuletzt — nach ihren spezifischen Eigenarten. Nicht also auf der Elbene der mehr oder weniger großen technischen Schwierigkeit, die idiomatischen Einheiten in einen angenommenen Regelapparat einzuordnen, liegt das Hauptproblem, das'die Idioms der Transformationsgrammatik stellen, sondern auf der Elbene eines unterschiedlichen Ansatzeis im Verständnis der Sprache: auf der einen Seite die Auffassung von der Sprache als Wiederholung und Anwendung vorliegender Strukturen — Sprache als Notwendigkeit—, auf der anderen Seite das Bewußtsein der Transzendierung dieser Strukturen im A M des persönlichen Ausdrucks ¡konkret erfaßter «Welt» — Sprache als ¡Freiheit28. Darin, daß jede 'Freiheilt als solche wnwiederholbar ist, liegt die Dialektik der Idioms als Einheiten der «lanigiue»: sie belegen die Verwirklichung dieser Freiheit diurch vergangene Sprechakte, bilden für die Wiederholung in zukünftigen SpreohaMen den Rahmen des (Notwendigen. Sie zeigen, daß die Ambivalenz jeden persönlichen Stils in der Sprache als Stil seine Wurzel hat. In diesem Sinn ist Idiomatik als Teilgelbiet der Stilistik eine Linguistik, der es um die Zeugnisse der Sprache als energeia geht.
25 Wie jede Freiheit, ist sie letztlich unbeweisbar; sie ist im Akt des sprachlichen Handelns gegeben — oder nicht gegeben — und an die Verantwortung für den adäquat zu fassenden «Gegenstand» geknüpft. In diesem Sinn ist Sprache als Freiheit «sachbezogene Verantwortung» wie jede andere Freiheit. 236
Das
Corpus
Das
Corpus
Zeichenerklärung Buchstäbe
(Zeichen) unter dem
Idiom:
B
— die brasilianischen Informanten kannten die Einheit in der in Portugal gebräuchlichen Form und Bedeutung an allen Orten, wo getestet wurde. b —die Einheit ist nur in Fortaleza und/oder Säo Paulo und/oder Porto Alegre belegt, nicht aber an allen drei Orten. — Die Frage, ob es sich in diesen Fällen um regional begrenzte Idioms handelt oder das Sprachwissen mancher Informanten lückenhaft ist, ließ sich nicht immer ¡klären. bm/bn/bs — die Einheit wurde nur in Säo Paulo (m), Fortaleza (n) oder Porto Alegre (s) getestet und belegt. (—) — die Einheit wurde in Brasilien nicht getestet. Kein Zeichen unter dem Idiom — die Einheit existiert in Brasilien nicht bzw. ¡konnte nicht belegt werden. Buchstabe
(Zeichen) neben dem
Idiom:
die Einheit ist nur in Brasilien, an den entsprechenden Orten, belegt, existiert aber nicht in Portugal. Zahlen unter den
Idioms:
Sie geben die Stilebene an; dabei bedeutet: 1 2 2a 2b 2c 3 4 5
gehoben; «literarisch» gehoben-formelhaft, mit Tendenz zu Kitsch Amtsstil Briefstil terminus technicus umgangssprachlich, «normal» familiär vulgär
Dabei ist die Definition dessen, was als umgangssprachlich anzusprechen ist, ziemlich weit gehalten: wie in Deutschland, sagt man auch in Portugal immer 289
mehr auch in Situationen, wo früher ein «gepflegterer», «restringierterer» Stil die Regel war. Und in Brasilien läßt sich bei einer sehr großen Zahl der Idioms — wie im gesamten Wortschatz — nur schwierig eine klare Stilebene ausmachen. — Im übrigen kann die Angabe der Stilebene nur Richtpunkte liefern: verbindliche Kriterien für die Einordnung eines Lexems haben sich bisher nicht definieren lassen. Zur Anlage des Corpus vgl. S. 5 ff.
DAR
I:
1. dar uma bofetada a alg. (B)
jem. eine Ohrfeige geben
— «Se näo te calas agora, dou-te uma bofetada», disse o pai r achando o seu filho teimoso demais. 2.
dar um tabefe a alg. (B)
jem. einen Klaps geben
— Eu nunca bato de força nos filhos, mas um tabefe de vez, enquando dou. Ê preciso. 3. dar um tapa a alg. (B)
jem. einen Klaps geben
4.
jem. (eine Tracht) Prügel geben
dar uma sova a alg. (B)
— A mäe dá-te uma sova, menino, se te sujas outra vez. E olha que as sovas da mäe doem! 5. dar uma surra a alg. (B)
jem. (eine (Kindern)
6.
jen. mit der flachen Hand/mit dem Handrücken ins Gesicht schlagen
dar uma Zambada a alg. (P) (4)
Tracht)
Prügel
geben
— Porque é que a pequeña está täo irritada com o pai ? — Parece que ele Ihe deu uma Tambada quando ela tentou pela décima vez tirar uns papéis da mesa. 7. dar uma Tambada a alg. (B)
jen. mit einem Riemen/mit der Peitsche/. .. schlagen/verhauen
— Tirou o cinto das calças e com ele deu uma bela Tambada ao ladräo quando o apanhou perto do hospital S. Pedro.
290
8. dar urna paulada a alg. (bs)
jem. einen Schlag mit dem Stock geben
— £ verdade que ele deu urna paulada ao vizinho quando este entrou no jardim dele? 9. dar pauladas (B)
mit einem Stock um sich schlagen
— O Francisco tem a mania de dar pauladas a torto e a direito. 10. dar pancadas (B)
mit einem Stock um sich schlagen
11. dar um pontapé a alg. / em qc. (b)
jem. einen (Fuß-) Tritt geben; (mit dem Fuß) gegen etw. treten
— Porque é que o Paulo está, a chorar ? — Parece que o Pedro Ihe deu um pontapé no rabo. — Como näo respondiam, pös-se a dar pontapés na porta. 12. dar aulas de qc. a alg. (B)
jem. (Privat-) Unterricht/Privatstuncien in etw. geben
— Ele dá aulas de matemática ou de francés? — De matemática. 13. dar um baile (B)
einen Ball geben
— Hoje á noite, os Martins däo um baile. 14. dar um concerTo (b)
ein Konzert geben
— O pianista deu o seu primeiro concerto em Braga. 15. dar trabalho a alg. (b)
jem. Arbeit geben; jen. beschäftigen
— Na colheita do ano passado demos trabalho a 200 jornaleiros. 16. dar uma visäo panorámica de qc. a alg. (b)
jem. einen (allgemeinen) Überblick über etw. geben
— Como o trabalho é muito extenso, só posso dar uma visäo panorámica do assunto, apresentando apenas os tópicos mais importantes. 17.
dar vista do processo a alg. (b) (2c)
jem. die Akten (eines Prozesses/Vorgangs) vorlegen (sodaß er sie beurteilt/bearbeiteit/...
— Jä demos vista do processo ao nosso advogado. Ele acha que isto vai levar muito tempo. 201
18. dar urna noticia (de qc.) a alg. (B)
jem. eine Nachricht von etw geben
— Só ontem é que o Joäo me deu a noticia da morte da tua sogra. 19. dar urna explicagäo a alg. (b)
1. jem. etw. erklären 2. sich jem. gegenüber rechtfertigen 3. jem. eine Nachhilfestunde geben
1. O empregado da Siemens veio montar a máquina de lavar e depois esteve a dar-me uma explicagäo de como ela funciona. 2. O senhor, depois da malandrice que me fez, näo pode comportar-se como se nada tivesse acontecido. O senhor tem que dar-me uma explicagäo. 3. O Albertina, marque-me a prova do vestido para mais tarde, porque äs 4 horas tenho que ir dar uma explicagáo a um pequeño que tem amanhá exame. 20. dar corihecimento (B)
de qc. a alg.
jen. von etw. in Kenntnis setzen
— Eu vou dar conhecimento minares da directoría. 21. dar ordern a alg. para fazer qc. (B)
aos funcionários das novas deter-
jem. befehlen, etw. zu tun
— Ele deu-me ordern para cortar esta madeira. 22. dar ordenas para que alg. faga qc. (B)
anordnen, daß j. etw. tut
— A administragáo deu ordens para que todos os empregados da empresa fizessem um relatório no fim do ano. 23. dar ordem a alg. de fazer qc. jem. gestatten, etw. zu tun (—) — Vocé anda a roubar madeira no monte? — O paträo deu-me ordem de cortar estas árvores. — O senhor dá-me ordem que passe pelo seu terreno com um carro de mato? 24.
dar íicenga a alg. para fazer qc. jem. die Genehmigung geben/ jen. (B) autorizieren, etw. zu tun — Eies deramr-te Iicenga para plantar lúpulo?
25. I dá Iicengaf | (B)
gestatten Sie?
— Dá Iicenga? Eu quería passar mais para a frente. Näo gosto de ir de aviäo, mas ainda menos perto das asas. 2912
26.
dar um recado a alg. (B)
jem. etw. bestellen; jem. (im Auftrag eines Dritten) etw. sagen
— Eu tinha pedido ao Zé para te avisar. — Ele deu-me o recado. Mas näo sei se dá, tempo. 27.
dar um problema resolver) (2c) (bs)
a alg. (para
jem. etw. aufgeben (Schule usw.)
— Antes das férias, o professor deu-nos tantos problemas para resolver que nem sei se chega o tempo até á. reabertura das aulas. 28.
dar a possibilidade fazer qc. (B)
a alg. de
jem. die Möglichkeit geben, etw. zu tun
— O convite da Empresa Martin dá-me dade de conhecer a Alemanha.
29.
dar motivo (B)
a qc./a que...
finalmente a
possibili-
Anlaß geben zu etw./dazu, daß...
— As explicagöes confusas dele deram muito desagradável.
motivo
a uma discussäo
30.
dar lugar a qc./a que... (B)
Anlaß geben zu etw./dazu, daß...
31.
dar ano a qc./a que... (b)
zu etw. führen/dazu führen, daß...
— E a terceira ou quarta vez que falta qualquer coisa nesta repartigáo. — Vocés deixam sempre as portas abertas; é evidente que isso dá azo a que acontegam coisas destas. 32.
dar ensejo a qc./a que... (B)
zu etw. Gelegenheit geben
— A próxima data nacional dará ensejo a que se facam multas festas. ( B ) 33.
dar alentó a alg. (B)
jem. (neuen) Mut machen; jen. aufmuntern
— Precisamos de dar alentó ao Carlos, ele anda táo desanimado. — O elogio deu-lhe 34.
dar esperanzas (b)
a alg.
novo
alentó. jem. Hoffnungen machen (u. a. in der Liebe)
— Vocé näo devia dar esperanzas á rapariga, se näo tem a certeza de que quer casar com ela.
19
293
35. dar exemplo de qc. (a alg.) (b)
etw. zeigen
— Vejam o Fernando, que exemplo de coragem deu, saltando na água gelada para salvar os companheiros. 36. dar bom/mau exemplo (a alg.) (B)
(jem.) ein gutes/schlechtes Beispiel geben
— Quando os pais däo bom exemplo, os filhos näo costumam falhar na vida. 37.
dar o exemplo (b)
mit gutem Beispiel vorangehen
— Os mais velhos é que tém que dar o exemplo, por isso nunca deves atravessar a rúa quando o sinal está vermelho, desde que h a j a criangas ao pé. — Tenho a impressáo de que quase nenhum dos alunos se arrisca a fazer este exercicio. — O professor de ginástica tem que dar o exemplo. 38. dar urna ligäo de qc. (a alg.) (b)
(jem.) geben
ein Musterbeiplel
an
etw.
— Ñas primeiras eleigöes livres depois de cinquenta anos o povo portugués deu ao mundo urna ligáo de civismo. 39. dar a medida de qc. (a alg.) (B)
(jem.) eine (genaue) Vorstellung von etw. geben; etw. veranschaulichen; einen Maßstab abgeben, nach dem etw. zu beurteilen ist
— Os livros de Aristóteles däo-nos a medida exacta da dimensäo cultural dos gregos antigos. 40. dar renome a alg. (B)
jen. berühmt/bekannt machen
— O que Ihe deu renome internacional foi o livro que escreveu sobre os Macondes. 41. dar reputagäo a alg.
jen. berühmt/bekannt machen
42.
dar nome a alg. (B)
jen. berühmt/bekannt machen; + sich mit etw. einen Namen machen
43.
dar a fama a alg. de ser... (B)
jem. den Ruf einbringen, etw. zu sein
— O artigo que escreveu sobre 'Die Hundejahre', de Grass, deu-lhe a fama de ser um crítico perspicaz e coerente; mas eu acho que esta fama näo corresponde ä realidade. 294
44. dar o nome a qc. (b)
+ von etw. seinen Namen haben
— O que dá o nome ao rio Douro é a cor amarelada das aguas durante a época das chuvas. 45. dar nome a alg. (b)
jen. (bes. eine Frau) (der unbekannt/wenig gelitten/... war) (durch seinen Namen) gesellschaftsfähig/ bekannt machen (durch Ehe/ Zusammenleben/...)
— Quem deu nome a esta mulher fui eu; antes de me conhecer, ela vivia na miséria. E agora éla faz-me uma coisa destas. 46. dar (um) sentido a qc. (b)
einer S. (einen) Sinn geben
— P a r a dar sentido à festa é preciso convidar o homenageado — uma festa de homenagem sem o 'objecto' dessa homenagem náo faz sentido. — A interpretagäo da Palmira Bastos deu um sentido completamente diferente ao papel da avó da pega. 47. dar vida a qc. (b)
1. einer S. Leben/Ausdruckskraft geben 2. etw. mit Leben erfüllen (2-3)
1. A encenaçâo deu vida à peça; quando a li, parecia-me bastante monótona. 2. Quem deu vida ao baile, foi a Renata. 48. dar força a qc. (B)
einer S. Kraft verleihen (Argumenten usw.)
— Os dados que apresentou deram força aos seus argumentos; desta maneira toda a gente ficou convencida de que o problema dos emigrantes nâo tem soluçâo nos próximos anos. 49. dou força (b)
ich wünsche dir/euch/... alles Gute; ich hoffe, daß alles klappt; ich drücke dir/euch/... den Daumen
— Gostei da ideia de fazeres o curso de medicina. Dou força. 50.
dar corpo a qc. (B)
einer S. Gestalt geben (Idee-Realisierung); + Gestalt annehmen
— Aos poucos foi dando corpo à ideia de descrever a vida em Trás-os-Montes, e assim nasceu a novela de costumes mais típica que temos. 295
51. dar corpo a qc. (b)
+ Gestallt annehmen (in js. Kopf)
— Já dei corpo ao negocio; agora é só comegar e agir. 52. dar forma a qc.
einer S. eine faßbare Gestalt geben (Pläne usw.)
— Ainda näo deu forma äquele projeoto de reestruturar a fábrica ? — Ainda näo tive tempo para tratar disso. 53. dar uma expressäo... a qc. (B)
einer S. einen ... Ausdruck verleihen
— Nao achas que o pintor deu uma expressäo pouco santa ao Santo António ? — Näo acho; mas também näo sei o que para ti é 'santo'. 54. dar um impulso... a qc. (B)
einer S. (neue) Kraft verleihen; einer S. einen ... Antrieb geben
— O novo chefe deu um impulso vigoroso as negociares com a Cámara, que se arrastam desde há meses. 55. dar um espirito... a qc. (b; p:eher:conferir...)
einer S. einen ... Geist verleihen
— Os jogos estavam a encaminhar-se para um fanatismo exagerado, quando o António entrou e deu um espirito desportivo ao campeonato. 56. dar ... anos a alg. (—)
jen. auf ... Jahre schätzen
— Quantos anos é que Ihe dás f — Dou-lhe uns quarenta. 57. que idade lhe(s) dá/dáo/...? (—)
wie alt schätzt du/ihr/... ihn/sie?
— Que idade dás ao Mello ? — Dou-lhe trinta anos mais ou menos. 58. dar mais/menos idade a alg. (—)
jen. älter/jünger schätzen
— O Manuel só tem quarenta anos? Eu dava-lhe mais idade. Está muito acabado. 59. dar lus a qc.
einer S. Licht geben (Zimmer)
— As très janelas däo muita lug a este quarto. 60. dar folga a qc. (2c)
einer S. (einen gewissen) Spielraum/ 'Luft' geben
— Tens que dar folga a esta pega; senäo o calor fä-la rebentar. 2!%
61. dar andamento a qc. (B)
1. mit etw. beginnen (Arbeiten) 2. etw. vorantreiben (Arbeiten)
1. O ministro ontem deu ordern para que se desse aos trabalhos da ponte.
andamento
2. «É preciso dar andamento aos trabalhos», disse o jury, «senäo chegam as férias de tribunal e temos ai muitos processos acumulados ainda por resolver.» 62. dar seguimento (2c)
a qc.
etw. bearbeiten (Dokumente); etw. vorantreiben (Prozeß/Vorgang/...)
— Junto envió os documentos que me pediram, esperando que déem agora seguimento ao processo. 63. dar inicio a qc. (bs)
mit etw. beginnen (3); etw. eröffnen (2c)
— Senhoras e senhores, vamos dar inicio äs comemoragoes do Sesquicentenário da Imigragáo Alema. 64. dar cometo a qc. (b)
mit etw. beginnen
— Vou dar comego áquelas malditas tradugöes. 65. dar fim a qc./alg. (b)
1. etw. beenden; etw. abschließen 2. jen. töten (Tier); js. Leben ein Ende machen (Tier)
1. Temos que dar fim á conversa; tenho que lavar a louga ainda. 2. Deram fim ao cäo ? — Deram. Andava täo fraco. 66. dar um sumigo em qc. (B)
etw. wegtun; lassen
etw.
verschwinden
etw.
verschwinden
— Estes objectos velhos só ocupam lugar. Vamos dar um sumigo nelest 67. dar um chá de sumigo em qc. (b) (4)
etw. wegtun; lassen
68. dar sumigo a qc. (4)
etw. verhexen
— Onde está o m a r t e l o ? — N ä o sei. O Joáo trabalhou com ele. Náo o posso encontrar. Parece que o rapaz dá sumigo os coisas. 69.
dar cumprimento (2a)
a qc.
etw. ausführen (Befehl usw.); einer S. folgen (Gesetz usw.)
— Nfio vejo razäo para o senhor se queixar: só dou äs ordens que recebi.
cumprimento
297
70. dar caga a alg. (B)
Jagd machen auf jen.; hinter jem. hersein
— Os polícias dáo caga aos traficantes de opio; os cagadores däo caga äs perdizes, aos leöes... 71. dar combate a alg./qc. (B)
1. gegen jen. kämpfen; jem. einen Kampf liefern 2. gegen etw. ankämpfen
1. Mais urna vez, os portugueses deram combate aos espanhóis... 2. Temos que dar combate á meningite. 72. dar (urna rija) luta a alg.
jem. (einen harten) Kampf liefern
— Eies atacaram pensando que fugíamos, mas nós luta. — A tropa deu urna rija luta aos terroristas... 73. dar urna busca (B)
demos-lhes
(umher-) suchen
— Deu-se urna busca no bosque para descobrir o paradeiro do menino. 74. dar urna batida (a qc.) (b)
(gegen etw.) Wagen usw.)
anstoßen
(mit
dem
— Ontem dei urna batida com o carro do meu pai; ele ficou bastante chateado. 75. dar um tiro (B)
1. einen Schuß abfeuern; (einmal) schießen 2. (mit Wucht) schießen (bei einem Ballspiel); einen Schuß abfeuern
1. P a r a dispersar a multidäo, a policía deu uns tiros no ar. 2.
O jogador de ténis cansou-se multo, pois desde o inicio do jogo só deu tiros.
76. dar um chuto (na bola) (B... chute...)
(den Ball) schießen; (gegen den Ball) treten
— O miúdo deu tamanho chuto na bola que ela foi ter ao outro lado da avenida. 77. dar um desfalque (p: fazer...)
(B)
etw. unterschlagen; sich einer Unterschlagung schuldig machen
— Porque é que mandaram o Joäo embora ? — Parece que deu uns desfalques, lá na repartigäo. 298
78. dar tratos ä cabega (b)
seinen Grips (ein wenig) anstrengen (4)
— Para compreender bem este romance cheio de complicagöes e de intrigas, tens que dar tratos á cabera. 79. dar tratos & bola (4) (b)
seinen Grips (ein wenig) anstrengen
80. dar tratos ao miolo (4) (bm)
seinen Grips (ein wenig) anstrengen
81. dar tratos ä imaginagäo (b)
seine Einbildungskraft ein wenig anstrengen
82. dar cabo de alg./qc. (B)
1. jen. kurz und klein schlagen (4); jen. aus dem Anzug hauen (4) 2. jen. (vollkommen) fertigmachen 3. jen. (vollkommen) fertigmachen; jen. verrückt machen 4. etw. zerstören; etw. kaputt machen (4)
1. 2. 3. 4.
Agora deixas a minha irmä em paz! Sen&o, dou cabo de ti. Aquele trabalho dá cabo de mim; näo aguento mais. Aquelas criangas däo cabo da mäe: sempre a gritar... Nao devias deixar o rapaz pör os discos. Ele dá cabo do aparelho.
83. dar cabo dos ñervos de alg.
jen. nervlich (vollkommen) fertigmachen; jen. aufreiben.
— O trabalho naquela empresa dá cabo dos meus ñervos: s6 intrigas, lutas, manipulares... 84. que destino dás/daráo/ ... a ... ? (bs)
wofür wirst du/werden sie/ verwenden?; was wirst du/werden sie/... mit ... machen?
— Que desTino dás ao divä que estava no teu quarto ? 85. näo saber/pensar/... que destino se há-de dar a qc. (bs)
nicht wissen / überlegen/..., wofür man etw. verwenden/was man mit etw. machen soll
— Näo sei que destino hei-de dar ao divä que estava no teu quarto. O pai näo gosta dele, vendé-lo deve ser bastante difícil... 86. dar preferencia a alg./qc. (B)
jem./einer S. den Vorzug jen./etw. vorziehen
geben;
— Entre todos os candidatos que se apresentaram, dou preferencia ao primeiro; acho que é mais simpático e mais culto do que os outros. 299
87.
dar (muito) amor a alg. (bs)
jem. (viel) Liebe schenken
— A Ana Isabel dá muito amor aos seus filhos. Nunca teria pensado que ela fosse urna mäe täo dedicada ä familia. 88.
dar (muito) mimo a alg. (B) (p:eher:tratar alg. com (muito) mimo)
jen. (Kinder/Ehemann/...) (liebevoll) verwöhnen
— Nao é bom dar mimo demais aos filhos. 89.
dar caririho a alg. (B)
jen. mit sehr viel Láebe behandeln/ 'verwöhnen'; jem. sehr viel Liebe schenken (bes. Frau—Mann, Kinder)
— Esta mulher dá tanto carinho ao marido e ele trata-a täo mal. 90.
dar confianga a alg. (B)
sehr vertraulich mit jem. umgehen; jen. (zu) nah an sich herankommen lassen; jem. gegenüber keinen Abstand wahren
— O tio deu confianga aos pequenos, de maneira que comegam logo a puxar-lhe pelo cabelo e a trepar-lhe para os joelhos — as crlangas abusam logo. 91.
dar uma ajuda (a alg.) (B)
jem. (praktisch) helfen; jem. Hand gehen; Hilfe leisten
zur
— Sempre que o Paulo precisa, a Caterina dä-lhe uma ajuda. 92.
dar abrigo a alg. (B)
jen. bei sich aufnehmen; jem. Unterschlupf gewähren
— Durante a guerra, ela deu abrigo a um judeu perseguido pelos nazis. — O José dá abrigo a todos os cäes vadios que aparecem na casa dele; é um horror. 93. dar a posse (de qc.) a alg. (2c) (b:selten)
jen. (in ein Amt/eine offizielle Stellung) einführen; jem. ein Amt/eine offizielle Stellung übergeben
— Já sabes que o Roberto Silva é o novo chefe do departamento da cultura? Deram-lhe a posse ontem. 94.
dar o despreso a alg. (B)
jem. seine Verachtung zeigen/ ausdrücken
— Depois do que ela fez, o Joáo deu-lhe todo o seu desprezo. 300
95.
dar urna inspirando a alg. (B)
jen. inspirieren; jen. auf gute/fruchtbare / schöpferische Gedanken bringen.
— A leitura da pega de Brecht deu-me urnas boas inspiragöes; agora j á tenho urnas boas luzes de como hei-de atacar o problema da dramaturgia moderna. 96.
dar a conhecer qc. / (o) que.../ se.../... (B)
etw. / daß... / was... / ob.../... zu erkennen geben
— O Presidente do Conselho ainda nao deu a conhecer a sua opiniáo; é cèdo demais, portante, para dizer qual será a poli* tica a seguir pelo nosso Governo... — O Presidente do Conselho ainda nao deu a conhecer o que pensa acerca do assunto;... 97.
dar a entender que... (B)
(a alg.) qc./
(jem.) etw./daß... zu verstehen geben
— O Presidente do Conselho deu-nos a entender a sua convicgäo de que... — ... a entender que preferia... — Ele deu a entender que ninguém joga melhor do que ele. 98.
dar a máo/a face/ a cruz/... a beijar (b:eher:... para beijar)
jem. die Hand/ die Wange/ das Kreuz/... zum Kuß hinhalten
— A senhora de idade deu-lhe a mäo a beijar. — O padre deu a cruz a beijar ao muribundo. 99.
dar-se a conhecer (b)
sich zu erkennen geben
— Eia näo gosta de se dar a conhecer quando está, em férias; diz que se sente mais livre quando ninguém sabe quem eia é. 100.
dar-se pressa (com qc./de fazer qc.) (b)
sich beeilen (mit etw./etw. zu tun)
— Desta vez ele deu-se pressa; fez a tradugäo em trés dias. — Desta vez ele deu-se pressa com a tradugäo.
301
101. näo se dar pressa (com qc./de fazer qc.) (b)
sich nicht beeilen (mit etw./etw. zu tun); es mit etw. langsam gehen lassen; sich mit etw. Zeit lassen
— Parece que o Pedro näo se dä pressa com a sua tradugäo; faz agora quatro semanas que estä a trabalhar nela, e ainda falta mais do que a metade. — A casa estava a arder, toda a gente nervosa, a correr dum lado para o outro; mas o Carlos näo se deu pressa de salvar os seuslivros. 102.
dar qc. por pronta/terminada/ conclufda/ bem feita/ entendida/ ... (bs:setten)
erklären, daß etw. fertig/beendet/ abgeschlossen/gut gemacht/verstanden/... ist
— Deram a obra por concluida. — Dow por bem feito e j ä aprovo o que o Joäo decidiu. 103.
dar alg. por morto (bs: selten)
(schon) erklären, daß j. tot ist
— Davam-no por morto, mas gragas a Deus, ainda vive. 104.
dar alg./qc. como morto/pronta/terminada/... (bs: seilten)
105. dar alg. por interdito (2c)
erklären, daß j. tot/etw. fertig/beendet/... ist
jen. f ü r unmündig erklären; § 51 geben
jem.
— Ouvi dizer que a Lurdes está internada numa casa de saúde de doengas mentáis. í¡ verdade? — Pois é, näo sabias ainda do escándalo? O marido deu-a por interdita para poder apresentar-se ele como herdeiro único do sogro. 106. darse por vencido/feliz/con 1 vencido/satisfeito/... (bs)
sich besiegt erklären/erklären, daß man glücklich/überzeugt/zufriedengestellt/... ist
— Apesar de o jogo estar a correr muito mal, eles näo se däo por vencidos. 107.
dar alg. em casamento (B)
a alg.
jem. jen. zur Frau geben -Tochter)
— O Sr. Joaquim deu a Rosita em casamento Martins. Este casamento darä certo? 302
(Vater-
a um filho dos
108. dar alg. ao despreso
jen. (nur noch) mit Verachtung behandeln; von jem. nichts mehr wissen wollen (weil man ihn verachtet) — Depois que a filha deu aquele mau passo, ele deu-a ao desprezo. Nunca mais a quis ver nem lhe prestou auxilio económico.
109.
dar-se ao trabalho de fazer qc. sich die Mühe/Arbeit machen, etw. (Bs) zu tun — Mesmo sabendo que näo lhe seria exigido, deu-se ao trabalho de organizar tudo.
110.
dar-se ao luxo de fazer qc. (es) sich leisten, etw. zu tun; sich (B) etw. leisten — Imagina que ele se dà ao luxo de fazer urna viagem de quatro semanas à Grècia, no último ano do curso, poucos meses antes do exame final. — Este ano dei-me ao luxo de fazer dois meses de férias. Estava täo cansada.
111. dar-se ao desfrute de fazer qc. sich nicht scheuen, etw. zu tun; hin(p: selten; b) gehen und etw. tun — Ele tinha passado a metade do veräo na praia. Mas quando veio a altura dos exames, deu-se ao desfrute de pedir ao professor que transferisse as provas para que tivesse mais tempo para estudar. — A secretaria deu-se ao desfrute de dar algumas sugestdes quanto à redacgäo do programa do partido. Evidentemente, estas sugestöes näo adiantaram grande coisa. 112.
dar-se a todos os abusos
allen möglichen Mißbräuchen huldigen — Durante o período da ocupagäo da Polònia, os alemäes deram-se a todos os abusos.
113.
(näo) se dar ao respeito
sich (nicht) so verhalten, daß die anderen Respekt (vor einem) haben; jem./den anderen (keinen) Respekt einflößen; (sich zu intim geben mit jem.; sich bei jem. nicht durchsetzen können) — A criada comporta-se muito mal com a Emilia, näo achas? — Acho; mas é lógico; a Emilia näo se dà ao respeito; conta à rapariga tudo o que se passa...
— A Fernanda näo é leviana demais com os rapazes ? — Näo é leviandade. Eia näo sabe dar-se ao respeito. — E urna turma horrível. — E verdade. Mas os professores que näo sabem dar-se ao respeito näo podem esperar outra coisa. 308
114. darse (b)
a qc.
sich einer S. hingeben/widmen
— Ela deu-se inteiramente áquele amor. — Uns däo-se ao estudo, outros, á bebida. 115. darse (b)
com alg.
mit jem. umgehen; mit jem. 'befreundet' sein
— Voces continuam a darse 116. darse
bem/mal com alg./qc.
com, os Martins? mit jem./etw. gut/schlecht zurandekommen; mit jem. (nicht) gut auskommen
— Ela dase muito mal com, o marido. — Mas parece que ele é uma pessoa bastante difícil, näo? — Nao sei; ela também nao é fácil, sabes. — Dou-me muito mal com o calor que costuma fazer aqui. — Ele dáse bem com o feitio dos Brasileiros. 117. darse
bem/mal em...
sich in / auf / an / ... w o h l / u n w o h l fühlen
— A pequeña dá-se bem nesta praia? — O meu filho dáse muito bem em Portugal. 118. dá/dáo/
-se em...?
— O teu filho dáse 119.
fühlt er/fühlen sie/... sich gut i n . . . t na Alemanha?
dar qc. de presente a alg. (B)
jem. etw. schenken
— Que mota estupenda! Quem é que t a e m p r e s t o u ? — N ä o é emprestada. O tio Umberto deu-ma de presente. 120.
dar qc. de gratificagäo a alg. (B)
jem. eine Gratifikation zahlen (Weihnachtsgeld u. ä.); jem. eine Geldsumme außer der Reihe geben
— O paträo paga-me agora 12 contos por més, e no Natal dá-me ainda uma gratificando de dez contos/dez contos de gratificagäo. 121.
dar qc. de brinde a alg. (b)
jem. etw. umsonst (dazu) geben (als Muster/bei einer Werbung/zu Weihnachten usw./weil man guter Kunde ist/...)
— Este ano o merceeiro deu-nos de brinde duas garrafas de champanhe e um bolo rei. 304
122. dar qc. de lambuja a alg. (b) (4)
jem. (beim Kauf) etw. (umsonst) dazugeben
— Quando comprämos o armàrio, o diva e as estantes, deram-nos urna cadeira de lambuja. 123.
dar qc. de lambugem a alg. (b) (4)
1. jem. etw. (Geld) (noch) dazu geben/außer der Reihe geben 2. jem. einen Vorsprung von... Metern/... geben (bei Wettbewerben/ Spielen)
1. Para as aulas que dou ao Pedro tinha combinado 200 cruzeiros com o pai. Pelo Natal, eie deu-me (ainda) 100 cruzeiros de lambugem. 2. Vamos fazer urna corrida, vamos? Dou-te cinco metros de lambugem. 124. dar qc. de barato (a alg.) (b)
1. + für jen. klar/sicher sein 2. jem. einen Vorsprung von... Metern/... geben 3. + die Differenz wird (nach js. Meinung) wenigstens... sein
1. Dou de barato a sua aprovagäo. Um aluno corno eie näo roda (B). 2. Na corrida, o pai deu 50 metros de barato ao filho; mesmo assim conseguiu ganhar. 3. Para o jogo entre A e B dou dois golos de barato a A. (Nach meiner Meinung wird A in dem Spiel zwischen A und B mit wenigstens zwei Toren Differenz gewinnen.) 125. dar de corner a alg. (B)
1. jen. ernähren 2. jem. zu essen geben 3. für jen. das Essen machen/ übernehmen
1. Os pais tèm que dar de corner aos filhos. 2. Tens que dar de corner aos pequenos; ja säo seis horas, e almogàmos täo cedo. 3. No domingo passado, a Rosa deu de corner a toda a gente: todos nós almogàmos e jantàmos em casa dela. 126. dar de comer/beber a alg. (B)
jem. zu essen/trinken geben; jem. beim Essen/Trinken helfen
— Tens que dar de beber à pequenita; sozinha, eia ainda näo sabe. 127. dar de marnar (a um bebé) (B)
(einem Baby) die Brust (die Flasche) geben
— ö Maria, jà deste de marnar à Catarina? 305
128.
deram (väo dar/daräo) no jornal/na ràdio/ na Televisäo (B)
es stand (wird stehen) in der Zeitung; im Radio/Fernsehen haben sie (werden sie) gesagt/durchgegeben (sagen /durchgeben)
— Ontem deram no jornal que o presidente adoeceu. Será, verdade ? — ele estava táo bom ainda há très dias. 129.
dar as últimas a alg. ( B ) (B)
jem. die letzten Neuigkeiten erzählen
— Assim que chegou da viagem, veio dar-nos as últimas de là. 130.
deram/estäo a ... (horas) (B)
dar/.../
es hat ... Uhr geschlagen/ schlägt gerade ... Uhr/...; (nach dem Radio/Fernsehen/...) war es/ist es/... Uhr
— Que horas s a o ? — H ä pouco, deram cinco (horas) no relógio da matriz/Está a ouvir: estáo a dar cinco (horas) no relógio da matriz./Acabam de dar seis (horas) na televisáo. 131.
deu o número... (na lotaria)(B) (p: saiu...)
(in der Loterie) ist die Nummer... herausgekommen
— Já leste que na lotaria da festa da Santa Bárbara deu, o número H i l l ? Esquisito, näo achas? 132.
que número vai dar/ dará (desta vez)? (p: vai sair/sairá...)
welche Nummer wird (diesmal) herauskommen ?
133.
dar a direita/esquerda a alg.
jen. (bei Tisch) rechts/links vom Hausherrn/von der Dame des Hauses Platz nehmen lassen
— O anfitriäo trajtou-nos duma maneira amabilíssima. A mesa, deu ä Joana a direita, a mim a esquerda, e depois, no saläo, chamou-nos para o seu 'grupo íntimo'. Foi urna noite muito agradável. 134.
dar (um livro) ä estampa (b)
(ein Buch) in Druck geben
— Já deste o teu romance ä estampa? — Ainda nao. Quero modificar ainda um capitulo. 135.
alg. dava/daria tudo para fazer qc./por qc. (B)
j. gäbe alles drum, um zu.../alles her für etw.
— Eu dava tudo para saber o que eles pensam de mim. — Ele daria tudo por urna vida menos agitada. 306
136.
alg. dava/daria a vida para fazer qc./por alg./qc. (B)
j. gäbe sein Leben (hin), um etw. zu tun/damit.../für jen./etw.
—• Ela daria a vida para rever a sua amiga que foi viver para a Franga. — Ele daria a vida por urna viagem ä Alemanha. 137. näo dar nada por alg. (bj
nichts halten von jem.; jem. nichts zutrauen
— O que pensas do novo director da fábrica; ele conseguirá, vencer a crise em que a empresa se encontra? — Nao acredito; näo dou nada por ele. 138. já nao dar nada por alg. (b)
jen. aufgegeben haben; f ü r jen. nichts mehr geben (4)
— Já näo dou nada pela minha avó; nem o tratamento nem a operagäo deram resultado. 139. dar (tudo) quanto pode (B)
alles tun, was man k a n n / was in seiner Macht steht
— Dei (Tudo) quanto pude, mas näo consegui terminar a obra dentro do prazo previsto pelo arquitecto. 140. dar tudo de si (para...) (b)
alles tun (um zu.../ damit...); sein Letztes hergeben (um zu.../ damit...)
— Durante a ausencia do marido, a Elisa deu tudo de si para a casa funcionar normalmente. 141. dar tudo por tudo
aufs Ganze gehen; alles dransetzen
— Na prova de hoje, tenho que dar tudo por tudo; é a minha última chance. 142. dar muito do seu tempo/ esforgo/... para (fazer) qc. (bs)
viel Zeit/Anstrengung/... darauf verwenden, zu.../für etw. verwenden
— Aquele hörnern dá muito do seu tempo para educar bem os seus filhos. 143.
dar-lhe/lhes no rabo/ ñas costas/... (com um pau/uma bengala/...) (b)
ihm/ihr/ihnen etw. auf den Hintern/ hintendrauf/... (mit dem Stocik/Spazierstock/...) geben
— Quando ouvi o que ele tinha feito, dei-lhe com um pau no rabo. 307
144. dar-lhes com qc. (em qc.) (4)
1. ihn/sie mit etw. füttern/vollstopfen 2. bei etw. (einem Essen) etw. anständig zusetzen/reichlich zugeben
1. O que esta crianga precisa é de vitaminas — dá-lhe com vitaminas! 2. Dá-lhe com sal nesta sopa, que ninguém a pode comer, de insossa que está. 145.
dar na sua pròpria cabega
sich selbst schädigen; selbst die Folgen zu tragen/unter den Folgen zu leiden haben
— Eu acho que o que tu estás a fazer é urna tolice. Näo queres ouvir o meu conselho. Mas estás a dar na tua pròpria cabega, nao estás a dar na cabega dos outros. 146. dar com a porta na cara a alg. (B)
'jem. die Tür ins Gesicht schlagen'; jen. grob abweisen und ihm die Tür vor der Nase zuschlagen (staitt ihn hereinzulassen/zu empfangen)
— Ele foi muito grosseiro com a Alexandra.Ela foi à casa dele para pedir desculpa do que se passou anteontem, e eie deu-lhe com a porta na cara. 147. dar com o nariz para trás a alg. (4)
jem. (mal) einen (kleinen) Nasenstüber versetzen; jem. (der frech ist/sich zu viel herausnimmt) (mal) die Flügel ein wenig stutzen
— Tive que dar com o nariz para trás à Fernanda, que se está a fazer muito fina. 148. dar-The em cheio
anständig was drantun (4); hart rangehen (4); feste (dran) arbeiten (4)
— Como s6 tinha ainda um prazo de dois dias para entregar a tradugäo, dei-lhe em cheio. 149. dar-The a vaJer
anständig was drantun (4); hart rangehen (4); feste (dran) arbeiten (4);
150. dar-lhe de rijo (4)
anständig rangehen; k r ä f t i g arbeiten (3); kräftig zupacken (3)
— Hoje deiche de rijo. 308
151. dar de rijo em alg. (a alg.) (bm: em qc.)
jen. heftig schlagen; (bei jem.) (regelrecht) draufhauen (4); bm: anständig was an einer S. tun (4); hart an einer S. arbeiten
— Aquele hörnern é um bruto; dá de rijo na mulher, nos filhos, e, parece, até na irmä. — Ele magoou-te? — Se magoou! Nao que ele deu-me de rijo! — bm: P a r a entregar as tradugöes a tempo, tenho que dar de rijo nelas ñas próximas semanas. 152. ter (muiito) que Ihe dar
noch viel/allerhand dran tun müssen
— P a r a entregar a tradugäo a tempo, tenho que lhe muito que Ihe dar ñas próximas semanas. 153. dar-lhe duro (4)
dar/tenho
anständig was drantun; hart gehen
ran-
— Se queres entregar o trabalho no íim do més, tens que dar-lhe duro. 154.
dar duro (B) (4)
anständig rangehen; anständig arbeiten (3)
— Se queres entregar o trabalho no fim desta semana, tens que dar duro. 155. dar um duro (tremendo/ formidável/...) (B) (4)
anständig schuften
arbeiten
(3);
anständig
— Conseguí terminar a tese dentro do prazo previsto. Mas dei um, duro tremendo nos últimos meses. 156.
dou-lhe uma, dou-lhe duas, dou-Ihe très (b)
zum ersten, zum zweiten, zum dritten (bei Versteigerungen)
— Minhas serihoras, meus senhores, o ültimo preço oferecido para a mesa D. Joäo V. é de 68 000 escudos. Dou-lhe uma, dou-lhe duas,... 157.
dar uma/umas de compenetrado/sério/... (b)
sich ganz würdig/ernst/... geben (während man normalerweise anders ist)
— Sempre que está em casa, tenta dar uma de compenetrado e sèrio. Na rua mostra-se folgazáo. (b) 20
309
158.
dar urna/urnas
de diferente(b)
sich anders verhalten, als man eigentlich ist/als nach Charakter/Temperament/... zu erwarten ist (auch: um durch Originalität aufzufallen)
— Esforgando-se por chamar a atengäo pela originalidade, vive dando urnas de diferente. 159.
Deus dé que... Gott gebe, daß... (p: selten; eher: Deus queira...) (2) — Deus dé que a doenga da pequeña näo seja grave.
160.
quem dera (b)
(que...)!
1. schön wär's! 2. das wäre schön! 3. hoffentlich...!
1. Ouvi dizer que a gasolina vai baixar cinco escudos. — Quem dera!... 2. Esta noite sonhei que ia sair no exame o capítulo sobre a produgáo no Alentejo. — Quem, dera! Foi o capítulo que estudei melhor. 3. Quem dera que viesse amanhá sol! Se vem chuva temos a excursáo estragada. 161.
quem me dera fazer...)! (b)
(que.../ poder
1. das war' schön 2. schön wär's! 3. wenn ich doch... könnte!; könnte ich doch...! 4. wenn... doch...!
1. A mäe diz que o pai se resolveu finalmente a pagar-te a viagem para a Suíga. — Quem me dera! 2. Vais passar as férias na Suíga? — Quem me dera! Nem tenho dinheiro para passar urnas semanas no Algarve. 3. Quem me dera poder estudar na Franga! 4. Quem me dera que a minha vida fosse täo simples! 162.
quem te/lhe/... dera (que.../ poder fazer...)! (—) (vgl. tomara eu/ele!/tomares tu!/...)
das wäre was (für dich/ihn/...); du/ er/... würdest/würde/... nicht nein sagen (wenn du/er/... könntest/ könnte/...)! (das glaube ich gern!)
— Ele vai passar as férias na Suíga? — Quem Ihe dera! Coitado, ele nem tem dinheiro para fazer férias na Praia das Magäs. — Quem te dera poder estudar na Suiga! — Se descobrisses algum tio rico!... 310
163.
ao Deus dará (bs)
1. allein und gottverlassen 2. ohne daß sich einer drum kümmert; wie der Zufall es will 3. wie es gerade kommt
1. É a terceira vez que aparego por aqui e que este rapaz está sozinho, completamente sozinho. Anda pelo mundo ao Deus dará. 2. Nesta térra anda tudo ao Deus dará, tanto na política como na vida particular, tanto na cidade como no campo, tanto os homens como as plantas. 3. Naquela quinta ninguém trata de nada. Cresce tudo ao Deus dará.
164.
estar a dar as últimas (bs: selten)
1. auseinanderfallen; dabei sein, den Geist aufzugeben 2. in den letzten Zügen liegen 3. aus dem letzten Loch pfeifen ( 4 ) ; + mit jem. ist nicht mehr viel los/ anzufangen
1. Porque é que nao trazes os teus sapatos castanhos? Gosto tanto deles. — Estáo a dar as últimas. Se os vestía para este passeio pela serra, chegava de certeza descaigo a casa. 2. Val haver um novo governo. -— Porqué ? — Este está a dar as últimas. O povo já nao acredita numa palavra do que eles prometem. 3. Vi ontem na televisáo a «Visita da Velha Senhora», com a grande actriz X. — E gostaste ? — Confesso que nfio. Ela já está velha demais para aguentar um papeláo daqueles. Náo se reconhece nela a grande actriz que foi. Coitada, está a dar as últimas.
165.
dar (muito) que falar (B)
1. viel Anlaß zu Diskussionen/Unterhaltungen geben (S.) 2. (viel) von sich reden machen ( P . )
1. O divórcio dos Abreus deu muito que falar. — A reforma agrària fem dado muito que falar. 2. O novo Ministro das Finanças tem dado muito que falar. Parece que tanto no plano pessoal como ñas propostas políticas que faz vai contra tudo o que tem sido uso na nossa capital. 311
166. dar que faner (a alg.) (B)
1. jem. etwas zu tun geben; jem. Arbeit geben 2. (jem.) (viel) zu tun geben 3. jen. dauernd beschäftigen; jen. (laufend) auf Trapp halten (4) 4. (jem.) (viel) zu schaffen machen
1. £ bom que abram novas fâbricas, que dêem que fazer a todos estes desempregados. 2. O jardim vai dar que fazer. Vamos precisar de pelo menos très dias para arrumâ-lo. 3. Os teus filhos däo que fazer! Que crianças tâo travessas — sô fazem disparates. E preciso estar sempre com os olhos em cima deles. 4. 32 um assunto que dâ que fazer, e nâo é qualquer um que o resolve finalmente.
DAR
II:
167. dar trigo/fruta/vinho/... geben; produzieren (B) — Este campo dá muito trigo. — As vides que plantámos há quatro ou cinco anos, däo muito vinho. — As suas macieiras däo muita fruta. 168. dar dinheiro/rendimentos/... geben; abwerfen (B) — Este negócio deve dar bastante dinheiro. — A quinta dele nao dá rendimentos nenhuns. 169. dá (b) (p: há)
es gibt; (*es gedeiht')
— Dá camaráo nesta praia ? — Dá. — Dá bom trigo neste campo. 170.
dá de tudo (b) (p: há)
es kommt alles mögliche vor
(: eher: tem...) — Na zona portuária dá de tudo. 171. dar um resultado (muito) bom/ positivo/... (B)
ein (sehr) gutes/positives Ergebnis haben/zeitigen
— As negociaQöes entre o nosso Governo e Angola deram resuTCado muito positivo. 8112
um
172. dar resultado (B)
zu einem Ergebnis führen; klappen (4)
— Tenho tomado sempre o medicamento, mas näo sinto melhoria nenhuma. — Experimenta tomá-lo em jejum. Vais ver, vai dar resultado. 173. näo dar resultado nenhum (B)
zu nichts führen; Ergebnis ergeben
nichts/keinerlei
— Falei très vezes com ele para ver se conseguia..., mas näo deu resultado nenhum. 174. nâo dar nada
zu nichts führen; nichts/keinerlei Ergebnis ergeben; nichts bringen (4)
— E a vossa conversa com o director da escola para esclarecer o assunto das notas, deu alguma coisa f — Näo deu nada. 175.
dä/däo/... alguma coisa ?
führt das/führen sie/... zu etwas?; bringt das / bringen sie / ... etwas (ein) ?
176.
dar para qc. (bs)
(geeignet) sein f ü r etw.; bei etw. funktionieren
— Esta chave näo dá para este tipo de parafusos. 177. dar
wirken (Medikamente usw.)
(—)
— O medicamento deu T — Deu. 178. dar, (—)
wächsen; 'gedeihen' (auf einem bestimmten Feld/in einem bestimmten Jähr/...) — Neste ano, a batata näo deu.
179. dar-se (—)
wachsen; 'gedeihen' einer Gegend usw.)
(allgemein: in
— No Minho, o arroz näo se dá. 180.
dar (—)
gehen; hinhauen (4) (Terminus/ Formulierung/...) — Pode-se dizer: «No Minho, o arroz näo dá»? — Isso já näo dá tanto.
181.
dar (bs)
Mappen; hinhauen (Examen usw.)
— Quando perguntei ao meu colega se passou no exame, ele respondeu: «näo deu». 313
182. dar: deu! (bs)
halt!; ist gut! (bei Fahrzeugen, die abgestellt werden/parken/...)
— O guarda ajuda-me a estacionar, e quando aproximo demais meu carro do outro, ele diz: «deu!». (b) 183.
dar bronca (4)
Stunk geben; zu unangenehmen Folgen führen (3)
— A encenagäo da pega deu bronca. A censura proibiu a representagäo a seguir à estreia, e a policía no dia seguinte fechou o teatro. 184.
dar sarilho (4)
1. Theater geben 2. (viel) böses Blut machen (3)
1. A pega deu muito sarüho. A censura acha que o problema humano é tratado duma maneira bastante superficial e que tudo s6 é um pretexto para uma crítica ao regime. 2. fi melhor nao te meteres nos assuntos deles, porque meter-se a gente nos assuntos dum casal dà sempre sarilho. 185. dar raia (4-5)
Theater/Stunk geben (4)
— Vocés falaram com o professor por causa do programa do próximo ano escolar? — Falámos. — E entäo ? — Deu raia. Ele ficou furioso por lhe voltarmos a falar no assunto. 186. dar uma bronca em alg. (b) (4)
jen. hart anfahren/anschnauzen; jem. einen anständigen Rüffel verpassen
— O Jorge deu uma bronca em Lucia por eia ter faltado ao encontro.(b) 187. dar namoro (B)
zu einer Liebschaft führen
— Eies andam sempre täo juntos. Aquilo ainda vai dar namoro. 188. dar traballio (a alg.) (B)
(jem.) Arbeit machen
— Esta tradugäo dá-me muito traballio. 189.
dar sono (a alg.) (B)
1. einen einschläfern; jen. ermüden (sodaß er leicht/viel schläft) 2. (bs) jen. einschlafen lassen (vor Langeweile)
1. Este remédio costuma dar muito sono; näo deve guiar automóvel enquanito o toma. 2. As aulas daquele professor däo sono — a matèria já näo é interessante, e eie fala duma maneira tao monótona, täo chata. 3U4
190.
dá vontade (a alg.) de fazer qc. (B)
+ bei etw. Lust haben, etw. zu tun
— Com täo pouco interesse por parte de todos., dá vontade de desistir. — Dá-me vontade de rir quando ougo uma asneira destas. 191.
dá prager (a alg.) de fazer qc. (B)
es ist (jem.) ein Vergnügen, etw. zu tun; es macht (jem.) Spaß, etw zu tun
— Dá prazer ver esta equipa. Os rapazes fazem do desporto uma arte. 192.
dá gosto fazer qc. (B)
(jem.) ist es eine Freude, etw. zu tun; es macht (jem.) Spaß, etw. zu tun
— Dá gosto ver o quarto dele: mobilado com todo o requinte, bem arrumadinho... 193. dar pena (a alg.) fazer qc. (B)
1. jem. leidtun 2. (jem.) wehtun, etw. zu tun
1. Ele dá-me pena: sozinho, numa cidade täo dura; ele deve sentir-se bastante infeliz. 2. Dá pena ver tanta energía gasta em váo. 194. dá dó fazer qc. (b)
es stimmt/macht (jen.) traurig, etw. zu tun; es schmerzt (jen.), etw. zu tun
— Dá dó ver uma moga täo bonita fechada em casa todo o santo dia. 195. dar nojo (a alg.) fazer qc. (B) (p: eher: fazer...)
1. jen. anekeln/anwidern, etw. zu tun 2. j. muß sich ekeln, wenn er etw. tut
1. Dá nojo ver a maneira como ela t r a t a os homens. 2. Dá nojo entrar no quarto de banho daquela familia: tudo sujo, desarrumado, mal tratado... 196. dá enjoo fazer qc. (b) (p: ficar enjoado com qc.)
1. es widert jen. regelrecht an, etw. zu tun (vgl.'j. ist ein Brechreiz') 2. es wird jem. übel
1. Dá enjoo ver como certas pessoas agem em público. 2. No aviäo dá enjoo. 315
197. dar urna gana a alg. (b) (4)
zum Reinbeißen sein (Frauen, Kinder); jen. sexuell (vielleicht) erregen (Frau den Mann) (3)
— Aquela mulher dá-me urna gana! Qualquer dia pego-a de jeito, (b) 198. dar urna gana a alg. (1)
jen. (vielleicht) wütend/kribblig machen
— O Alberto dá-me urna gana! Que mania de se fazer engragadinho! — Dá-me urna gana quando o Eduardo comefia a fazer ironias a meu respeito. 199. dar ganas a alg. de fazer qc. (4) (—)
+ bei etw. zuckt es jem. in den Händen, etw. zu itun; + bei etw. hätte j. Lust zu schlagen/...
— Deu-me ganas de lhe partir as bentas, quando falou täo mal de Portugal. 200.
d a r u m encanto especial/... dar muito/... encanto a qc. (B)
1. einer S. einen besonderen/... Reiz geben/verleihen 2. + (richtig) zauberhaft aussehen/ wirken mit etw.
1. O riso das criangas deu um. encanto especial á festa. 2. As flores däo muito encanto as sacadas das casas. 201.
dar urna alegría a alg. (b)
jem. eine Freude machen
— Vou-te dar urna alegría: o teu filho passou com 20 valores em matemática. 202. dar um desgosto a alg. (b)
jem. wehtun; + schwer haben an etw.
zu
tragen
— Eu sei que vou dar um grande desgosto aos meus pais, casando contigo, mas a nossa vida está no comego e näo vamos estragá-la por isso. 203.
dar cuidado a alg. (b)
jem. Sorgen machen
— A pequenita está doente já há tres semanas. Ela dá bastante cuidado aos país. — Aquele garoto dá muito cuidado aos pais. 316
204. dar dores de cabega a alg. (b)
jem. (vielleicht) Sorgen machen; jem. (geradezu) Kopfschmerzen machen
— Alegría?! — dores de cabeQa é que a quinta me dá, com aqueles problemas todos que há! 205.
ergeben (MengenmaB)
dar (bs)
— Este manuscrito pode dar um volume de duzentas páginas. — O lúpulo deste campo pode dar 2000 kg. — As magas devem dar quatro caixotes. 206. pouco se me/te/... dá que... (bs: selten)
mir/dir/... ist (es) schnuppe (4), ob/daß...
egal/eins/
— Pouco se me dá que nao venhas; a viagem do grupo faz-se como está combinado, tal qual. — Pouco se nos dá que náo venhas, a festa comega às oito e vai-se prolongar pela noite dentro. — Pouco se me dá que ele tenha tirado melhor nota do que eu. 207. tanto se me/te/... dá que... (como näo)
mir /dir/... ist (es) egal/eins/ schnuppe (4), ob... oder (ob) nicht
208. pouco ou nada se me/te/... dá que...
mir/dir/... ist (es) sozusagen egal/ eins/schnuppe (4), ob/daß...
209.
mir/dir/... ist (es) (sozusagen) egal/ eins/ schnuppe (4), ob ... oder (ob) nicht
tanto/pouco (pouco ou nada) se me/te/... dá que... ou näo (bs: selten)
— Pouco se me dá que venhas ou näo. — Pouco ou nada se nos dá que venhas ou náo. 210. pouco/.tanto (pouco ou nada) se me/te/... dá se... ou näo (bs: selten)
mir/dir/... ist (es) (sozusagen) egal/ eins/ schnuppe (4), ob ... oder (ob) nicht
— Tanto se me dá se voltas ou näo. 211.
muito se me/te/... dá que/se... ou nfio (eher: que...) (bs: selten)
mir/dir/... macht es viel aus, ob ... oder nicht (ironisch)
— Muito se wie dá que voltes/se voltas ou näo. O nosso casamento é täo feliz, sempre äs bulhas e aos gritos. 317
212.
tanto se me/te... dá como se das ist mir/dir/... schnurzegal; das me/te/... deu läßt mich/dich/... völlig kalt (4) (bs: selten) — Elle vai embora ? — Tanto se me dá como se me deu.
213. dê por onde der (b)
komme, was da wolle; was auch geschehen mag; und wenn der ganze Schnee verbrennt (4; selten) — Dê por onde der, näo deves deixar de dar andamento aos teus planos. — Eu vou conseguir aquele documento, dê por onde der.
214.
dê no que der (bs: selten)
komme, was da wolle; was auch geschehen mag
215.
(estar preparado/...) para o que der e vier/... desse e viesse (bs)
auf alles/jede Eventualität vorbereitet/gefaßt/... sein (da kann kommen, was will)
— Estamos preparados para o que der e vier. — Estávamos preparados para o que desse e viesse. — O rapaz está pronto para o que der e vier. 216. dar-se qc. (com alg.) (jem.) (etw.) passieren (bs) — O acídente deu-se na rua Alvaro Martins. — Deu-se comigo um facto bastante curioso naquele praia: nos primelros días gostei da água, do sol, do ambiente; depois, criei uma aversäo de tal maneira forte que tive que continuar as férias num outro lugar; e até hoje näo compreendi bem a razáo dessa aversäo. 217. dá tempo de/para fazer qc./ die Zeit reicht für/damit...; es gibt para que... (noch) Zeit für/damit... (B) — Dará tempo de ainda tomarmos um cafezinho. — J á näo dà tempo para ir à baixa. 218. isso/... dá folgado
(B)
das ist reichlich Zeit; die Zeit reicht dicke (4)
— Très semanas para a preparaçâo do trabalho pràtico: isso dá folgado. 219. dar {oiga a alg. (B) (p: dar uns dias/... de folga a alg.)
jen. (für eine gewisse Zeit) von der Arbeit/vom Dienst dispensieren; jem. (ein paar Tage/...) freigeben
— O chefe foi muito simpático : deu-me folga para eu preparar o meu exame de aptidäo. 318
220. dar lugar para (b) (eher: tem...) (p: há lugar em...)
reichen für; + es gibt Platz/Raum genug für
— Näo é preciso empurrar: o saläo dá lugar para todos. 221. dar para (fazer) qc.
(aus-) reichen für etw./um etw. zu tun
— O tecido dará para um vestido, ou é melhor fazer só uma saia? — A manteiga näo dá para tanta gente. — O ordenado do Zé näo dá para viver. 222.
(ainda/já näo) dá/deu/ (para fazer qc.)
die Zeit reicht (noch/schon nicht mehr) (um etw. zu tun)
— Näo sei se ainda dá para ensaiarmos a peça até ao fim, mas fazemos até onde der o tempo. 223. até onde/enquanto/... qc. deram/derem/...
soweit wie/solange/... von) etw. reicht
(die
Kraft
— Os soldados caminharam até onde derarn as pernas. — Enquanto as forças derem, vou trabalhando; näo podendo, deixo. 224. se/enquanto/... qc. der (—)
wenn/solange/... etw. funktioniert/ klappt (4)
— Enquanto o automóvel der, ando de automóvel. Quando estiver completamente estragado, vou a pé. — Se a maquina der, lavo a roupa à máquina. Senäo, lavo-a à mäo. 225. dar certo (b)
1. hinhauen (4); klappen (4) 2. aufgehen (Pläne) 3. den gewünschten Erfolg bringen; das gewünschte Ergebnis haben; 4- js. Rechnung geht auf 4. stimmen (Rechnungen)
1. Um casamento que comega assim, nunca dà certo! 2. Os planos dele costumami dar certo. 3. Eie aceitou o cargo de secretàrio do governador civil pensando que isso seria um bom caminho para se langar na carreira politica. Mas näo sei se a coisa vai dar certo. 4. Fizeste as contas? — Fiz, mas näo d&o certo. O resultado näo coincide com o teu. 310
226. dar errado
B: schiefgehen (p: sair...) p/bs: nicht stimmen (Rechnungen)
B: Deu tudo errado nos meus planos de ferias. — Os meus planos de começar com a construçâo da casa depois do período das chuvas deram errado. p/bs: J á fiz as contas très vezes, mas dáo sempre errado. 227. dá/deu/... chuva (b)
urna
pancada
de
es gibt/gab/... einen (anständigen) Schauer; es prasselt(e) ein (Regen-) Guß herunter
— Quando voltei para a casa, ontem à noite, deu urna pancada de chuva tao forte que tive que parar o carro. 228. dä para bem
+ alles läuft gut; nicht daneben gehen — Ouvi dizer que a tua filha se vai casar com aquele rapaz com quem andou muito no veräo passado. Deus queira que de p a r a bem. Um casamento e como a lotaria: pode ter-se boa ou m ä sorte.
229. dà para mal
daneben gehen
230. dà para torto
+ die Situation / allgemeine Lage / Sache/... entwickelt sich schlecht
— Eu näo queria emigrar, nao, e até tinha muita esperança que a normalizaçâo da situaçâo continuasse. Mas, como sabe, depois deu outra vez para torto... 231.
dar para torto
sich schlecht entwickeln; + etw. verdirbt jen.
— O rapaz, a ser educado naquela liberdade toda, com todo o dinheiro que quer no bolso, ainda dà para torto. Deus queira que me engane, mas dali vai sair um malandrò. 232.
dä-lhe que dä-lhe (—)
+ ich/du/... ran (4)
gehe/gehst/...
ständig
— O que? Voces ja acabaram? — Pudera! Trabalhämos sem parar, aqui dä-lhe que dä-lhe.
S20
DAR 233.
III:
dá-me/te/... um ataque (plötzlich) einen Anfall kriegen (b) — De que morreu ? — Näo se sabe ao certo. Deu-lhe um ataque de cabeça, e em très dias foi-se.
234. dá-me/te/... um ataque de fúría/... (4) (bs)
(plötzlich) einen Wut-/... Anfall haben (3)
— Quando ouviu como o seu filho se tinha comportado, deu-lhe um ataque de fùria. 235. dá-me/te/... urna guiñada
(plötzlich) einen stechenden Schmerz haben/fühlen
— Que tens? Ficaste täo pálida de repente. — Näo é nada..., é que me deu de repente urna guiñada aqui do lado esquerdo.... 236.
dá-me/te/... urna pontada (bs)
237. dá-me/te/... o riso (bs: selten)
(plötzlich) einen stechenden Schmerz haben/fühlen lachen müssen bei etw.
— Quando o vi assim vestido, até me deu o riso. 238.
dá-me/te/... um baque
(plötzlich) eine Art inneren Schock haben; sich plötzlich so komisch fühlen (4); + es übeifkommt jen. (plötzlich) eine Art physischer Schrecken
— Sabes uma coisa horrivel ? O teu irmäo teve ontem um desastre; ele está no hospital; dizem que está entre a vida e amorte. — Eu bem pressenti ontem qualquer coisa. Estava a lanchar, e de repente deu-me um baque... Vi logo que tinha acontecido desgraça. 239.
dá-me/te/... uma macacoa (4)
sich plötzlich unwohl/ganz seltsam fühlen (3); sich (plötzlich) nicht ganz in Schuß fühlen
— O Paulo näo pôde vir connosco. Deu-lhe uma macacoa. Mas amanhä à noite, ele tenciona vir. 240. d á - m e / t e / . . . go(lo) (4; selten)
o tangoloman-
(plötzlich) nicht mehr (so) ganz richtig im Kopf sein; (plötzlich) nicht mehr so ganz da sein
— Parece que me deu o tangolomangolo. coisa.
J á näo digo coisa com
— Deu-lhe o tangolomangolo; já näo podes levar a sèrio o que eia diz; está mesmo uma velhota... 321
241. dä ( - m e / t e / . . . ) baca (b) (4: selten)
(a) urucu-
(plötzlich) Pech haben (3); + es passiert (jem.) (plötzlich) etwas Dummes
— Quando ele fez a viagem para Peru, deu-lhe a urucubaca: num cruzamento, um caminhäo passou sem parar e destruiu o seu carro todo. (b) — Deu urucubaca no negöcio e falimos. 242. dá-me/te/... uma coisa (bs: selten)
sich plötzlich ganz seltsam/komisch (4) fühlen; nicht wissen, was man plötzlicht hat
— Estás täo pálida! Sentes-te mal? — Näo sei que tenho. Deu-me uma coisa, sinto-me esquisita. 243. que é que te/lhe/... deu ? (bs: selten) (4)
was hast du/hat er/... (plötzlich)?; was ist (plötzlich) los mit dir/ ihm/...? (3)
— Que é que te deu? Estás táo calada, de repente! 244. fazer tudo/só/... o que me/ te/... dá na cábega (B)
alles/nur (das)/... tun, was einem (plötzlich) in dén Kopf/Sinn kommt
— O Carlos faz tudo o que Ihe dá na cabega. As coisas mais disparatadas, ele é capaz de fazé-las. — Nao vamos exagerar, mas äs vezes tem pouco juízo, concordo. 245. fazer tudo/só/... o que me/ te/... dá na gana (4) (bs)
alles/nur (das)/... tun, was einem (plötzlich) in den Kopf (3) / Wirsing (4-5) kommt
246.
... dá na real gana
...was einem (so gerade) Kopf (3) kommt
in den
247.
... dá na telha (4) (B)
...was einem Birne kommt
(so gerade)
in die
248.
... dá na veneta (4) ( B )
...was einem (so gerade) Schädel kommt
in den
249.
... dá no mioilo (4) (b)
...was einem (so gerade) in den Schädel kommt
250.
... dá nos miolos (4) (bm) ... dá na panca (4)
...was einem (so gerade) Schädel kommt ...was einem (so gerade) Wirsing kommt (4-5)
251.
322
in den in den
252. d e u - m e / t e ... na cabega / na (real) gana/ na telha/... fazer qc. (4)
es kam mir/dir/... (plötzlich/ so gerade) in den Kopf/den Schädel/die Birne/..., etw. zu tun; plötzlich fiel mir/dir/... ein, etw. zu tun
— Deu-lhe na veneta comprar tres cavalos. E um absurdo; gasta rios de dinheiro com isto. 253.
que é que ite/lhe/ ... deu na cabegat/ na (real) gana/na. telha?! (4)
was ist dir/ihm/... (nur/bloß) in den Sinn gefahren?!/in den Kopf gekommen?!
— Que é que Ihe deu no miolo ?! Compra dez cavalos e tem dividas em todo o lado! 254. faga/... o que lhe/te/... der no goato
t u / t u n Sie/... was dir/Ihnen/... gefallt; mach/machen Sie/... das, wonach dir/Ihnen/... der Sinn steht!
— Faga aqui o que Ihe der no gosto. Espero que se sinta como em sua casa. 255. dó-me/te... para (fazer) qc. (4) • (b: dar para fazer qc.)
1. +plötzlich steht jem. der Sinn danach, etw. (Abwegiges/Seltsames) zu tun/steht jem der Sinn nach... (3); plötzlich die Tour haben, etw. zu tun 2. (unerwartet) die (seltsame/ abwegige) Gewohnheit annehmen, etw. zu tun (3)
1. Parece incrível. Nesta idade e nas condigöes em que vive... — deu-lhe agora para andar a cavalo. 2. J á sabias? O Pedro, deu-lhe agora para fazer teatro. — Depois da desilusáo com a Lena, deu-lhe para a bebedeira. 256. dà-me/te/... (4)
para aí/ali
plötzlich die Tour haben; plötzlich den Spleen haben; + plötzlich steht mir/dir/... der Sinn danach (3)
— A Susana era uma moga táo ajuizada e discreta, e agora é um horror; pinta-se como uma macaca, anda decotadíssima... — Tu que queres, agora deu-lhe para ali. 257.
dá-me/te/... (4)
para boa
vielleicht Einfalle haben (iron.)
— Olha que te deu para boa — com 50 anos é que vais aprender a dangar! Tem mas é juízo! 323
258. e ele/ela a dar-lhe! (e tu a daxes-dhe?/ e voces a daremlhe ?) (4)
und da kommt er/sie/... schon wieder damit; schon wieder dieser Singsang
— ö pai, quando é que compras um carro? — E ele a dar-lhe! Quantas vezes já te disse que nao ganho para carros! — Ö máe, vamos ao cinema hoje ä noite? — E ela a dar-lhe. Nao há meio de fazer-te compreender que nao tenho tempo hoje ä noite ?! 259. dá a louca nele/nela/... (B) (4)
plötzlich verrückt werden; blauen Affen gebissen werden
vom
— Eile faz urnas asneiras incríveis nos últimos dias. Parece que deu a Iowa nele. 260. dá-me/te/... alguma
1. einen Anfall bekommen 2. ohnmächtig werden
1. Näo vás contar isso ao avö, que ainda Ihe dá alguma. Tu sabes que ele sofre do coragäo e näo se pode afligir. 2. Abrain uma janela, senäo ainda me dá alguma! Este calor itodo, o fumo, o cheiro a próximo, estou quase a desmaiar.
DAR
IV:
261. dar dez/vinte/... passos (B)
zehn/zwanzig/... Schritte machen
— Eu pensava que ainda estävamos muito longe, mas afinal sö demos mais quinze passos e jä estävamos em casa dela. — A minha filha mais nova deu ontem os primeiros passos. 262. dar um passeio (B)
einen Spaziergang machen
— Depois deste almogo tenho que dar um passeio; senäo, näo consigo trabalhar. 263. dar o pira (4) (b)
abhauen; sich aus dem Staube machen
— A discussäo ontem, em casa dos Martins, foi muito desagradävel; por isso, äs tantas, dei o pira. 264. dar no pira (bs)
324
abhauen; sich aus dem Staube machen
265. dar um mergulho (B)
(em qc.)
1. (ins Wasser) (hinein-) tauchen 2. wegtauchen (Luft, Wasser)
1. Quando chegou ä piscina, deu logo um mergulho na ägua. 2. O aviäo deu um mergulho e escapou ä tempestade. 266.
dar uma pancada em qc. (bs)
(heftig) gegen etw. stoßen
— A pancada que deu na mesa foi täo forte que ficou tonto. 267. dar um murro a alg./em qc. (B)
mit der Faust auf/gegen etw. schlagen/auf jen. einschlagen
— Preso sem razäo, Alberto, desesperado, deu um murro/murros ao guarda que o prendeu. — Ele ficou doido com o barulho das criangas, e dando um murro na mesa, gritou: «calem-se!» 268.
dar pus (bs: puns) (4)
pupén
— Menino, näo se däo pus ä mesa que é feio. 269.
dar um traque/traques (4-5)
einen fahren lassen; furzen (5)
— Aquele rapaz é incrivel; dá traques & mesa... 270. dar um peido/peidos (5) 271. dar um espirro/espirr os (B)
furzen niesen
— O que disseste, Emilia? — Nada, só dei um espirro. 272. dar um (bs)
arroto/arrotos
aufstoßen; rülpsen (4-5); ein Bäuerchen machen (Babys)
— Dizem que a boa educagáo manda — ou mandou — na China que, depois dum bom almogo, se déem arrotos, para mostrar que bem soube. — No meio da mamada o bebé tem que dar um arroto, senáo pode vomitar o leite no fim. 273. dar um suspiro (B)
aufseufzen
— É verdade, disse ela, dando um suspiro prolongado, é verdade, a minha irmá nunca compreendeu a vida...
21
325
274. dar um grito (B)
(auf-) schreien; einen Schrei ausstossen
— Ouvi o Paulo, lâ em baixo, dar um grito. O que é que se passou? 275. dar um berro (b)
einen Schrei ausstoßen; brüllen
— Quando a enfermeira deitou âlcool na ferida, a pequena deu um berro horrivel. 276. dar uma gargalhada (B)
laut/lauthals lachen; in ein Gelächter ausbrechen
— Ele deu tantas gargalhadas quando o Alfredo contou aquelas anedotas sobre os alemäes. 277. dar uma risada laut (und spöttisch) lachen (B) — Quando lhe dissemos que näo aceitâvamos as suas condiçôes, deu, uma risada de escârnio. 278.
dar uma palavra/palawinha alg. (B)
a
(kurz mit jem. sprechen; (kurz) ein Wort mit jem. wechseln
— Podias esperar um momento, depois da conferência? Quero dar-te uma palavra/palavrinha. 279.
dar duas palavras/palavrinhas a alg. (B)
(kurz) ein Wort mit jem. wechseln
280.
dar très pàlavraa/palavrinhas a alg. (bn)
(kurz) ein Wort mit jem. wechseln
281. näo dar uma palavra (B)
kein/nicht ein Wort von sich geben; gar/überhaupt nichts sagen; kein Sterbenswörtchen von sich geben
— Näo sei o que ele pensa do assunto. Näo deu uma Parece mal disposto. 282. näo dar palavra (B)
palavra.
kein Sterbenswörtchen von sich geben; mucksmäuschenstill sein
— Ela parece bastante timida. Durante toda a noite näo deu palavra. 283. dar bom-dia alg. (B)
a alg. (p)/para
jem. guten Tag sagen; jen. begrüßen
— Quando eratrou, deu bom-dia aos colegas. 326
284. dar os bons-dias a alg. 285. dar boa-noite a alg. (B)
jem. guten Tag sagen; jen. begrüßen jem. gute Nacht sagen (vor dem Schlafengehen); (jem. guten Abend sagen? (Gruß))
— Depois de dar boa-noite a todos, a Maria Helena retirou-se da sala. 286. dar as boas-noites a alg.
jem. gute Nacht sagen (vor dem Schlafengehen); jem. guten Abend sagen (Gruß); jen. (abends) begrüssen
— 0 Maria, jä deste as boas-noites ä tia Maria Luiza e ao tio Miguel? 287. dar boa-tarde a alg. (selten) (B)
jen. (nachmittags) begrüßen
288. dar as boas-tardes a alg.
jen. (nachmittags) begrüßen
289. dar as boas-festas a alg. (b)
jem. ein frohes Fest wünschen
— Era Natal; fomos ä casa dos pais para Ihes dar as boasfestas... 290. dar as boas-vindas a alg. (B)
jen. willkommen heißen
— Com licenga, Sr. Augusto, vou dar as boas-vindas ao nosso jovem convidado. 291. dar as despedidas a alg. (b)
jen. verabschieden (nicht: jem. den Abschied geben)
— Ontem fomos ao aeroporto dar as despedidas ao Joäo. 292. dar vivas a alg. (B)
jem. applaudieren; (wenn j. etw. tut)
Bravo
rufen
— Mais uma vez, a multidäo deu vivas ao Eus6bio. 293. dar bravos (a alg.)
Bravo rufen (wenn j. etw. tut)
294. dar morras a alg. (bs: selten)
«nieder mit...» schreien
— Estiveste ontem no comicio do...? — Estive. — Que tal? — Deram morras ao ... 295. dar paräb€ns a alg. (B)
jen. beglückwünschen (zu etw.)
— Toda a gente deu parabens ao Carlos por causa da boa tese que tinha apresentado. 327
296.
dar os pésames a alg. (b)
jem. sein Belleid aussprechen
— Já deste os pésames ao viúvo ? Acho que tens que fazer isso. 297. dar os sentimentos a alg (b)
jem. sein Beileid aussprechen
298.
jem. Lebewohl sagen; jem. 'Tschüß' sagen (4)
dar adeus a alg. ( B ) (p: dizer...)
— Um momentinho só, que vou ciar adeus aos meus tios. 299.
dar o contra (B; p ? )
sagen, daß man dagegen ist; es nicht zulassen; sein Veto einlegen
— Queríamos ir ao Guincho. Mas o pai deu o contra. — Nao entendí bem porque é que ele näo quis, a ideia era muito boa. 300.
dar urna gafe ( B ) (b: eher, p: nur: cometer/ fazer...)
eine Dummheit machen (indem man aus Versehen/Unkenntnis gegen die Umgangsformen/Anstandsregeln verstößt; gewöhnlich durch deplazierte Worte, doch auch in Handlungen, etwa, indem man, verträumt, den Hut nicht zieht)
— Ele deu urna gafe ontem ao jantar! Pös-se a fazer o elogio do idealismo dos comunistas — que tinham ocupado a Quinta do Anfitreáo. 301.
dar urna (a sua) achega (para qc.) (bs: selten)
einen (seinen) (bescheidenen) Beitrag (zu etw.) leisten (Worte: um eine Frage zu klären; Handlung: um ein Problem zu lösen)
— O avö deu também a sua achega para a discussäo do problema, e achei muito útil e sensato o que ele disse. 302. dar um conselho a alg. (B)
jem. einen Rat geben
— Eu dei-lhe uns conselhos como acho que ele podia resolver o o problema; mas parece-me que ele näo liga muito ao que se lhe diz. 303.
dar um palpite a alg. ( b ) (4)
jem. einen Tip geben
— Dei ao Carlos um bom palpite para as corridas. 328
304. dar os seus palpfCes ( B ) (4)
seine Meinung zum besten geben (3); seinen Senf dazutun
— Claro que a Fernanda tinha que dar tambem os seus palpites. Ela näo sabe nada da politica; mas o que sabe menos ainda, 6 ficar calada. 305. dar uma dica a alg. (B)
1. jem. einen Hinweis/Fingerzeig geben 2. jem. erklären, wie er am besten vorgeht/vorzugehen hat
1. Ninguem sabe como 6 que se passou o assalto na Av. S. Miguel. Mas parece que jä deram umas dicas ä policia. — O Pedro deu-me umas dicas como tenho que fazer a redacQäo do artigo. 2. Agora jä sei como fazer o trabalho; um colega deu-me todas as dicas. 306. dar a deixa a alg. (b)
1. jem. das Stichwort geben (2c) (Theater: Schauspieler zu Schauspieler usw.) 2. jem. einen Tip geben (sodaß er etw. machen kann) (4); jem. auf die Sprünge helfen
1. O actor den a deixa ä actriz que contracenava com ele, mas ela esqueceu-se por completo da sua tirada, de forma que o rapaz continuou a dizer o papel dele com muita presenga de espirito. 2. Eu näo sabia como comegar a dissertagäo, mas o professor fol camarada e deu-me a deixa. (b) 307. dar sentengas (bm)
ein Urteil fällen; eine Stellungnahme abgeben; — seine Meinung zum besten geben
— Neste assunto näo quero dar sentengas. Podiam ter a impressäo de que estou a defender Interesses pessoals. — Lä estä a tua sogra outra vez a dar sentengas. Que senhora Insuportävel! Tem a mania que 6 ela s6 que percebe e sabe tudo. 308. dar uma cochilada (selten) (b)
ein Nickerchen halten; (ein wenig) schlummern
— Depois do almogo costumo dar uma cochilada. 309. dar um cochilo (b)
ein Nickerchen halten; (ein wenig) schlummern 329
310. dar urna cochidela (b)
ein Nickerchen halten; (ein wenig) schlummern
311.
dar uma soneca (bs: selten) (p: nur, B: eher: tirar...)
ein Nidkerchen halten; (ein wenig) schlummern
312.
(näo) dar acordo de si (b)
(nicht) zu sich kommen (bei Ohnmacht, wohl auch bei Zerstreutheit)
— Ele näo dä acordo de si desde há dez horas; nunca teve um ataque täo forte. 313.
dar provas de qc. (b)
etw. beweisen; etw. unter Beweis stellen; Beweise von etw. liefern
— Ele trabalhou intensamente naquele projecto, dando provas indiscutiveis de interesse e dedicagäo ä causa. 314.
dar mostras de qc. (b)
(durch bestimmte Handlungen) zeigen, daß man etw. ist/kann/zu etw. fähig ist; Beweise von etw. liefern
— Nas negociagöes com a imprensa russa, o Emilio deu mais uma vez mostras de objectividade e de compreensäo humana. 315. dar demonstragäo de qc./ de ser qc. (B)
etw./daß... (anschaulich) zeigen/ demonstrieren
— Respondendo daquela maneira ä senhora, o Joäo deu demonstrando de ser muito mal educado. — Explicando algumas características da literatura grega, o Professor deu (uma) demonstragäo de ser muito culto. — Tentando em väo consertar o motor, o mecänico deu grande demonstragäo de burrice. 316. dar sinal de qc. (B)
Anzeichen von etw. erkennen lassen
— Depots da discussäo do projecto apresentado pelo ministro, toda a gente deu sinál de cansago/preocupagao/... 317.
dar simal de vida
1. ( B ) : Lebenszeichen von sich geben (zeigen, daß man noch lebt) 2. (p/B): ein Lebenszeichen von sich geben; von sich hören lassen
1. O acidente foi horrível. Mas o condutor do carro dä ainda sinal de vida, 2. Recebi hoje uma carta da Madalena. Até que enfim que deu sinal de vida. 330
318.
dar einais de vida (bs)
319. dar um assobio (B)
Lebenszeichen von sich geben (zeigen, daß man noch lebt) pfeifen; — sich durch einen Pfiff vernehmlich machen
— Quando quero falar com minha namorada, que estä na sala de aula, dou um assobio, e eJa sabe que sou eu. (b) 320. dar alarme (B)
Alarm schlagen
— Dei alarme assim que vi os ladröes entrarem na loja pela porta arrombada. 321. dar sinal de alarme (B)
das Alarmzeichen schlagen
geben;
Alarm
— O padre mandou o sacristäo dar sinal de alarme, e logo os bombeiros se prepararam. 322. dar um telefonema a alg. (B) (b: auch, p: nur: fazer...)
jen. anrufen
— Tenho que dar ainda um telefonema recer o prego do andar. 323. dar uma tacada (B)
aos Martins para escla-
einen Stoß mit dem Billardstock (oder einem anderen Stock, der einen «taco» — eine 'Queue' — hat) ausführen
— Pedro deu uma tacada que decidiu da partida. 324.
dar uma remada
einen Stoß mit dem Ruder machen
(b)
— Tens que dar mais uma remada para chegarmos ä terra. 325. dar uma lagada (B)
1. eine Schleife machen 2. (bei Stickereien/Häkelarbeiten/...) den Faden um die Nadel schlingen, um einen Knoten zu machen
1. Näo te esqueceste de dar a lagada? Ontem andaste durante horas com os sapatos desapertados. 2. O que me custa mais, com esta luz, 6 dar as lagadas. 326.
dar um lagago (bs)
das Lasso (aus-) werfen (um Stiere usw. einzufangen)
— Ele deu um lagago formidävel apanhando o touro num instante. 3311
327. dar pontos
stopfen; nähen
— O que fizeste hoje ä tarde? — Passei duas horas a dar pontos: cosi a roupa toda! Depois meti-me a limpar a cozinha. — Que tarde horrível!
DAR +
Präposition:
dar em: 328. dar em terra
hinstürzen; (hin-) fallen
— O burro estava carregado demais. Deu com toda a carga em terra. 329. dar na costa (b) (b/p: ...á ...)
an Land/an die Küste angeschwemmt/gespült werden; an Land treiben
— Deu na (á) costa, ontem, um barril enorme. Deve ser dum dos navios grandes que estragam a regiäo com o petróleo. 330. dar em qc. fallen auf/in/... (Strahlen usw.) (bs) — De manhä, o sol dá no quarto de dormir, de tarde, na sala. 331. ir dar a qc. (b: ... em...)
herauskommen an/bei (Straße usw.)
— ... e subindo a rúa Augusta, fui dar ao Rossio. 332. dar em casamento (B) (p: nur/b: eher: dar mento)
casa-
mit einer Heirat enden; zur Heirat führen
— Os dois andam sempre juntos, fazem viagens em comum. Estou convencido de que este namoro vai dar em calamento. 333. dar no alvo (B)
(ins Ziel) treffen
— Aquele tiro deu bem no alvo. 334. dar no Vinte (bs) (auch: acertar...)
es treffen; ins Schwarze treffen
— Sabes o que me apetecía agora depois deste trabalho todo ? — Sei. Era um bom almogo e depois cama. — Deste no Vinte. 332
335.
dar ein droga (4)
b: + es wird Mist aus etw. p: sich (moralisch) schlecht entwikkeln; + es ist nichts mehr anzufangen mit jem.
b: Deu em droga aquela construgäo. p: Depois da desilusäo que teve, parece que a Maria deu em droga. 336.
dar num beco sem Saida ( B ) (vgJ. p/B: estar...)
sich festfahren; in einen Engpaß geraten
— Ele está assim angustiado porque deu num beco sem saida. 337.
dar em nada (B)
+ es wird nichts aus etw.; im Sande verlaufen; negativ auslaufen
— Conseguiram vender o vinho na Alemanha ? — Näo me fale nlsso! Todo esse negócio deu em nada. 338.
dar nisto/nisso/naquilo (b)
+da sieht man /siehst du/... das Ergebnis!; (und) das ist das Ergebnis/Resultat !
— Quiseste mais do que podias/devias/ ... — e deu nisto/nisso/ naquüo. 339.
ir dar no mesmo
auf eins/dasselbe hinauslaufen
— Viajar de comboio ou de carro para... parece-me que vai dar no mesmo, com os pregos que andam. — Näo achas que uma revisäo pode melhorar o estilo da tradugäo ? — Vai tudo dar no mesmo. 340. dar em qc. (b)
(überraschend) etw. (Abzulehnendes/Seltsames/...) werden
— A Helena canta täo bem; ela tinha uma carreira espléndida ä sua frente. Mas imagina: deu em cantora de opereta. 341.
dar em fazer qc.
(überraschend) die (abzulehnende/ kuriose/...) Gewohnheit annehmen, etw. zu tun
— Depois da desilusäo com a Helena, ele deu em beber. — Dantes costumava dar argumentos; agora deu em gritar. — O Pedro, que sempre tinha sido um rapaz sério e cheio de qualidades, deu em andar pelas rúas a pedir esmolas. — Imagina, disse a velhota, imagina, María Amélia, a Fernanda, durante anos uma esposa exemplar, deu agora em fazer teatro. 333
342. dar na vista (B)
auffallen
— Mas como hei-de dar-lhe o recado se näo a conhego ? — Näo se aflija que a encontra logo: ela dá na vista porque é muito mais alta do que os outros empregados todos da loja. — E se eu te acenar com a máo, como sinal ? — 32 melhor näo, isso dá muito na vista. 343. dar ñas vistas
auffallen (weil man auffallen will: Prätention, Angeberei u s w . ) ; — E i n druck schinden
— Aquela mulher quer sempre dar ñas vistas, com os seus vestidos mini-mini, os seus óculos quase pretos... 344.
dar em pantanas com qc. (3-4)
etw. durchbringen gen/...) (3)
(Erbe/Vermö-
— Os filhos deram em pantanas com toda a fortuna que o pai juntou, e olha que näo era nada pouco. 345.
dar no pé (B) (4)
sich davonmachen; fliehen (3)
— Quando o ladräo ouviu barulho no andar de baixo, deu no pé. 346.
dar ñas pernos (b) (p: ... ä s . . . ? )
schnell gehen; sich beeilen
— Como só faltavam dez minutos para a partida do autocarro, ele deu ñas pernos. — Se näo dás ñas pernos, perdes o autocarro. 347. dar em cheio (b) (b/p: acertar...)
genau das Richtige machen/sagen
— Dirlglndo-me ao meu tio Fernando para ele me ajudar a organizar o colóquio, dei em cheio; ele deu-me uns conselhos muito úteis e pös urna secretária sua ä minha disposigäo por alguns dias. dar de (...) 348.
em:
dar de mäo em qc. (b)
sich etw. schnappen (um damit zu arbeiten/umzugehen (4)
— Deu de mäo na vassoura e comegou a varrer a casa toda. 334
dar com (...) 349.
em:
dar com o nariz/rabo/... em qc. (b)
mit der Nase/dem Hintern/... auf/gegen/... etw. schlagen
in/
— O pequenito näo quería ouvir e, pumba, deu com o rabo no chäo. Grasas a Deus, näo foi grave. 350.
dar com qc. em qc. (bs)
mit etw. (versehentlich) in etw. fahren/gegen etw. stoßen/in etw. hineinschlagen; etw. (versehentlich) in/gegen/... etw. werfen/hauen
— O Paulo deu com o pau no olho da pequeña e quase a cegou. — O Vítor deu com, urna pedra no vidro da loja e partiu-a. 351. dar com o dedo em qc. (b)
1. an etw. herumfummeln (4) 2. sich (ohne zu zieren) ans Klavier setzen/die Geige in die Hand nehmen/...
1. Näo mostres a tua carteira nova á Fernanda; ela dá com o dedo nela e estraga-a. 2. Pediram-lhe para acompanhar as cangöes, e ele deu logo com o dedo no piano. 352.
dar com o dedo no gatilho (2c) (B)
den Hahn spannen; das Gewehr/die Pistole/... spannen
— Quando viu que o ladräo se aproximava dele, deu, rápido, com, o dedo no gatilho. 353.
dar com os olhos em qc./alg. (B)
1. + js. Blick fällt (plötzlich) auf etw./jen. 2. + j- steht plötzlich vor einem
1. Ele já ia ralhar com a rapariga, mas quando deu com os olhos no amigo déla, dominou a raiva. 2. Onitem dei um passeio pela rúa do Carmo, pensando em Colmbra, no Pedro, quando de repente dou com os olhos nele. Tinha vindo a Lisboa tratar duns negócios. 354.
dar com os ossos em... (4)
p/b: (nach einer langen Reise/einer großen Anstrengung/...) landen In/auf/... p: hinplumpsen i n / a u f / . . .
p / b : Onde vive o tio Frederico? — Primeiro, foi para os Estados Unidos, depois mudou para o México, e no fim deu com os ossos no Brasil. p: Estávamos a correr pela bouca; de repente dei com, os ossos na água. 335
355. dar com os costados em... (4) (b)
(nach einer größeren Reise/Wander u n g / Anstrengung/...) landen in/ auf/...
— Onde vive a tia Isabel ? — Primeiro, foi para os Estados Unidos, depois mudou para o México, e no fim deu com os costados no Brasil. — Depois de muito cavalgar, deu com os costados no Vale de Itajaí. 356. dar com a cara na porta (b)
vor verschlossene Tür kommen
— Fomos ontem ä nossa antiga casa de campo e queríamos entrar, mas demos com a cara na porta. O encarregado que guarda as chaves estava para fora. 357. dar com o nariz na porta (4) (b)
vor verschlossene Tür kommen (3)
— Ontem fui visitar-te, mas dei com o nariz na porta. Fartei-me de tocar á. campainha; ninguém veio abrir. 358. dar com o nariz no chao (b) (4)
kein Glück haben (bei jem.); abgewiesen werden (3); (vgl. eine Bauchlandung machen; auf dem Bauch landen)
— Ele foi pedir dinheiro ao pal para ir dangar, mas deu com o nariz no chao. O pai, além de negar-lhe o dinheiro, ainda Ihe deu urna descompostura. 359. dar com os cornos em qc. (4) (bs)
mit dem Schädel gegen etw. hauen/ stoßen
— Dei outra vez com os cornos naquela maldita porta. Um dia, arranco-a. 360. dar com os burros na água (4) (B; n&gua)
scheitern (bei der Konstruktion/dem Aufbau/dem Unternehmen von etw.) (3); S: In die Hose gehen
— E a construgäo do tanque ? — Tu näo soubeste ? Falhou. Os engenheiros deram com os burros na água/nágua. — Soubeste que o Hotel Ritz em Lisboa foi abaixo ? O arquitecto deu com os burros na água/nágua; näo recebeu mais encomendas para construgäo, está arruinado. 336
361. dar com a língua nos dentes (4) (B)
ausplaudern, was man für sich behalten sollte (3);—nicht dicht halten (können)
— Mais urna vez, a Helena dea com a língua nos dentes. Nao Ihe vou contar mais nada. — Nao se lhe pode contar nada; dá logo com a língua nos dentes. — Quem te mandou dar com, a língua nos dentes! Sabes perfeitamente que näo quero que a Kita saiba da minha colaboragäo com o Pedro. 362. dar com os calcanhares ñas costas (4) (bs: selten)
die Beine in die Hand nehmen
— Se queremos escapar äquela gente, temos que dar com os calcanhares nos costas. dar com (...)
contra:
363. dar com a cabeça/perna/... contra alg./qc. (b)
mit dem Kopf/Bein/... gegen etw./ jen. hauen/ schlagen
— Onde é que arranjaste o galo que tens na testa?—Dei com a cabeça contra a parede, quando fui à cave, anteontem à noite. 364. dar contra qc./alg. (b)
gegen etw./jen. stoßen/ hauen/schlagen
— Ontem à noite, o Pedro queria à força dar um passeio pela bouga. Estava completamente escuro, e logo na primeira curva do caminho ele deu contra uma ârvore.
dar com (...) por: 365. dar com a cabera pelas paredes (4) (bs: selten)
außer sich sein (vor Wut/Verzweiflung) (3); j. könnte die Wände hochgehen/hätte die Wände hochgehen können (")
— Até deu, com, a cabera pelas paredes quando viu que lhe iam estragar tudo o que tinha levado anos a construir. Sempre aquelas lutas políticas... 337
dar à: 366. dar aos queixos (4)
reinhauen; futtern
— O Pedro — outra vez a dar aos queixos! J2 um comiläo, aquele rapaz. 367. dar ao rabo
mit dem Schwanz wedeln (Hund)
— 0, Piloto, estäs a dar ao rabo; deram-te outra vez ossos? 368.
dar ao rabo de contente (4)
vor Zufriedenheit zuckersüß reagieren; sich ein Loch in den Bauch freuen (vor allem Kinder)
— A Ines estä a dar ao rabo de contente. Nunca a vi assim. S6 tu 6 que consegues isso com os teus presentes. 369.
dar ä sola (4)
sich davonmachen; machen, daß man davonkommt; Reißaus nehmen (3)
— Quando o ladräo ouviu barulho no andar de baixo, deu ä sola. 370.
dar äs gambas
sich davonmachen; machen, daß man davonkommt; Heißaus nehmen (3)
371.
dar á língua (4) (b) (b: auch (eher?): ... na...)
schwatzen; reden und reden (3)
— Quem te mandou dar á língua quando devias estar calado! Da próxima vez que formos aos Martins, tu nao abres a boca. Compreendeste ? — Compreendi, máe! 372. dar ao badalo (4)
ein Schwätzchen halten; schwatzen (und schwatzen)
— A Erica está outra vez a dar ao badalo f Parece que näo tem que fazer hoje. 373.
dar à tarantela (4)
374. dar à bomba/à pulverizador/...
(veraltend) manivela/ao
ein Schwätzchen halten; schwatzen (und schwatzen) die Pumpe/den Hebel/die Spritze/... betätigen
— O depósito näo tem ägua. — Näo demos á bomba hoje. — Parece que o gramofone näo funciona. — J á desTe & manivela? — E¡ verdade, esqueci-me. (Bei einem alten Plattenspieler, der mit der Hand betrieben wird) 33S
dar de (...) 375.
ä:
dar de esporas (2c)
(b)
(dem Pferd) die Sporen geben
— Sentindo aproximar-se o inimigo, o cavaleiro deu de
esporas.
376.
dar de ombros die Achseln zucken (b) — Imagina, quando lhe contei a desgrasa do Bernardo, deu, de ombros. Que pessoa sem coragáo!
377.
dar de ombros sorte/... (b)
á fortuna/ ä
über den Glücksfall/das Schicksal/ das Pech/... hinweggehen, als könnte er/es einem nicht das Geringste anhaben
— Parece que o Paulo recusou a posigäo de chefe da empresa... Ele nunca mais terá urna oferta destas. — Também acho; ele dá de ombros á fortuna, parece. dar de (...) 378.
dar de costas
para: para qc. (b)
sich für etw. nicht interessleren; + jem. egal sein; + jen. kalt lassen (4)
— Parece que ela dá de costas pura o alemäo.
379.
dar de (...) com: dar de cara com alg.
jen. unvermutet treffen; + jem. über den Weg laufen (4)
— Ontem, na Av. da Liberdade, dei-de cara com a Inés. Fiquei multo espantada! Supunha que ela estava na América. 380.
dar de rosto com alg. (bs: selten) (2)
jen. unvermutet treffen (3); + jem. über den Weg laufen (4)
381.
dar de face com alg. (b: selten) (2)
jen. unvermutet treffen (3); + jem. über den Weg laufen (4)
382.
dar äs de vila-diogo (4) (b) (veraltend) (vgl. p: ir äs do cabo — auf die Palme gehen)
Reißaus nehmen (3); sich aus dem Staub machen
— E as tropas defenderam-se bem — apesar da superioridade numérica do inimigo?—Bem? Foi uma vergonha! Deram äs de vila-diogo logo no principio do combate. 339
383. dar sobre e s : selten) (veraltend) (2c)
marschleren gegen (Heer/Truppe/...); marschieren auf... zu (")
— ...quando, uma noite, o exörcito inimigo deu sobre a fortaleza e a destruiu. 384. ir dar com alg. (a fazer qc.) (bm: eher:... com alg. fazendo qc.)
1. + etw. (gerade) tun, wenn j. kommt/einen sieht/trifft/...; auf jen. treffen, der (gerade) etw. tut 2. jen. dabei antreffen, wie er (gerade) etw. tut; jen. dabei ertappen, wie er (gerade) etw. tut
1. Quando entrei na casa, fui dar com o Paulinho a chorar. 2. Olha, hoje fui dar com o teu filho empoleirado numa cadeira a ver se conseguia tirar a lata dos rebugados de cima da prateleira / filho a arranjar uma cadeira para... METONYMIE : 385. dar pulos (de contente) (b)
(vor Freude) in die Luft springen (4)
—Ele recebeu uma óptima resposta do ministro; até dá pulos de contente. 386. dar piruetas (bs)
da herumspringen (vor Freude usw.) (4); sich nicht zu lassen wissen (vor Freude usw.)
— O Carlos está a dar piruetas porque o pai lhe deu uma bicicleta. 387. dar pinotes (bs: selten) (vgl.: pór-se a dar pinotes de alegría; aos saltos e aos pinotes)
da herumspringen (vor Freude usw.) (4); sich nicht zu lassen wissen (vor Freude usw.)
378. dar o braqo a alg. (B)
jem. den Arm reichen (sodaß er sich einhakt/festhält)
— Como o terreno era um bocado difícil, ele deu, o brago á filha para ela se apoiar. 389. dar palmas (b)
Beifall / i n die applaudieren
Hände
klatschen;
— Quando a pega acabou, toda a gente deu palmas; tinha sido um espectáculo vivo, com actores que sabiam interpretar. 340
390.
dar urna palmada a alg. (B)
ñas costas
jem. (mit der flachen Hand) freundschaftlich (und kräftig) auf die Schulter/ (den Rücken) schlagen
— Ao ver o Manuel, o Francisco, que já nao o via h á multo, deu-lhe urna palmada violenta ñas costas: «ó pá, bons olhos te vejam! Pensei que tinhas morrido!» 391.
dar urnas pálmadinhas ñas costas a alg. (B)
jem. (mit der flachen Hand) ein paar freundschaftliche Kläpse auf die Schulter/(den Rücken) geben
— Dando-lhe umas palmadinhas nos costas, o professor perguntou ao Frederico se já tinha encontrado o poema que apoiava a tese que ia defender no seu traballio de seminàrio. 392.
dar cotoveladas (b)
(a alg.)
1. mit den Ellebogen um sich stoßen (um sich Platz zu verschaffen, usw.) 2. jen. mit dem Ellebogen anstoßen (um ihn auf etw. aufmerksam zu machen, usw.)
1. P a r a conseguir avangar por entre a multidäo, ele deu cotoveladas para a direita e para a esquerda, e assim alcangou o seu fim. 2. Ontem, na conferéncia, para me chamar a atengáo para o ridiculo de certas passagens, a Mafalda pös-se a dar-me cotoveladas. 393. dar pontapés em qc./ a alg. (b)
gegen etw. treten/jen. treten
— Como nao respondiam, pós-se a dar pontapés na porta. 394. dar um puxäo de orelhas a alg. (b)
jen. ins Ohr zwicken (um ihn zurechtzuweisen)
— Ao saber da minha falta de respeito à mäe, o meu pal deu-me um puxäo de orelhas, dizendo que näo permitía tal coisa. 395.
dar a palma (da victoria) a alg. (bs: selten)
jem. das Siegeszeichen geben (selten)
(2)
— No festival de Paris, no ano passado, deram a palma da vitória à equipa de Amsterdäo. 396. dar a mäo a alg. (b)
jen. anspielen/(als ersten) aufspielen lassen
— fi a tereeira vez que o Carlos ganha. — E, tens razäo, mas também é a terceira vez que Ihe damos a mäo. Agora acabaram os priviléglos.
22
341
397. dar a mäo da sua filha a alg. (B)
jem. die Hand seiner Tochter geben (2)
— J ä soubeste que o Martins deu a mäo da sua füha ao Joäo Rodrigues ? — Ao filho do Rodrigues, assistente da Faculdade de Direito? Impossivel! 398. dar o sim (a alg.) (B)
(jem.) sein Jawort geben
— Ramos deu o sim à Maria na Igreja da Sé. — Ramos e Maria deratn o sim na Igreja da Sé. 399. dar um basta em qc. (B)
einer S. ein Ende machen (weil man genug davon hat)
— Vou dar um basta nesta história. (b) 400. dar o último suspiro (b) (auch: soltar...)
den letzten Atemzug tun; sterben
— Depois de urna lenta agonia, ele deu o último suspiro hoje antes do nascer do sol. 401. dar o Tiro de misericòrdia a alg. (b)
1. jem. den Gnadenstoß geben 2. jem. den Rest geben
1. O soldado, horrivelmente ferido e desfigurado, näo aguentava mais as dores e pediu que Ihe dessem o tiro de misericòrdia. 2. A empresa tinha mais dividas do que lucros. O aumento dos presos dos produtos químicos deu-lhe entáo o tiro de misericórdia. 402. dar o golpe de misericòrdia a alg. (bs)
1. jem. den Gnadenstoß geben 2. jem. den Rest geben
403. dar a alma ao criador (2) (B) (auch: entregar...)
den Geist aufgeben (3); sterben (3)
— Antes dos oitenta näo quero dar a (minha) alma ao criador. — Es um ambicioso. 404. dar a alma a Deus ((2) (B) (auch: entregar...)
den Geist aufgeben (3); sterben (3)
405. dar a alma ao Senhor (auch: entregar )
den Geist aufgeben (3); sterben (3)
342
406.
dar o espirito ao Senhor (2) ( p ? ; b)
den Geist aufgeben (3); sterben (3)
407.
dar gragas a Deus que.../ por... (2) ( B )
Gott danken, daß...; glücklich sein, daß... (3)
— Dou gragas a Deus por näo teres morrido naquele acidente. 408.
dar gragas ao bom Deus que.../ por... (bs: selten)
Gott danken, daß...; glücklich sein, daß... (3)
(2)
409.
dar a alma ao diabo ( b ) (1) (p: — ( b ? ) : vender...)
seine Seele dem Teufel verschreiben
— Fausto deu a (sua) alma ao diabo.
410.
(näo) dar o brago a torcer (4) ( B )
1. (nicht) nachgeben/ einlenken (indem man Schwäche oder Unkenntnis zugibt) (3) 2. zugeben, daß man Unrecht hat/ hatte (3); (in diesem Sinn:) einlenken (3)
1. Näo vale a pena discutir politica com o Carlos. Ele acha que tem sempre razäo e 6 intransigente. Dar o brago a torcer näo 6 com ele. 2. A Maria sentia que a sua atitude näo estava certa. Mas ela näo quis dar o brago a torcer perante o namorado. Reconhecer que näo tinha razäo? Nunca!
411.
dar as costas a alg./qc. ( B ) (vgl: virar as costas a alg. (p/B)
1. jen. gar nicht beachten; gar nicht beachten, was j. sagt; über das, was j. sagt, (einfach) hinweggehen 2. (anfangen) sich einer S. gegenüber gleichgültig (zu) zeigen; + jen. kalt lassen (res.) (4) 3. etw. aufgeben; etw. an den Nagel hängen (4)
1. Eu disse-lhe que considerava o problema da maior gravidade, mas ele me deu as costas. ( B ) 2. Ele deu as costai às responsabilidades do casamento. 3. Ele deu as cositas ao curso; diz que näo vale a pena.
343
412.
dar ouvido a alg./qc. ( B ) (2)
jem. Gehör schenken; einer S. nachkommen (Bitte) ( 3 ) ; etw. befolgen ( R a t ) ( 3 ) ; sich etw. aufmerksam anhören (was j. erklärt/rät/...) ( 3 )
— O professor näo deu ouvido ao pedido dos alunos dizendo que näo tinha tempo para repetir a matèria. — Nem deram ouvido ao que o rapaz explicou; ele estava julgado desde o principio da conversa. 413.
dar ouvìdos a alg./qc. (2) ( B ) ( p — ( B ? ) — s a u c h : prestar...)
jem. Gehör schenken; einer S. nachkommen (Bitte) ( 3 ) ; eitw. befolgen ( R a t ) ( 3 ) ; sich etw. aufmerksam anhören (was j. erklärt/rät/...) ( 3 )
414.
dar ares de sabichäo/ (grande) entendido/grande poeta/... ( b )
so tun, als wüßte man alles/als verstünde man etw. von der Sache/als wäre man ein großer Dichter/...; sich die Miene eines Menschen, der Bescheid weiß/von der Sache was versteht/eines großen Dichters/... geben
— Aquelas reuniöes säo de perder a cabega. Toda a gente fala, e ninguém sabe nada de nada. E o mais burro de todos, o Frederico, a dar ares de grande entendido. Um absurdo, isto tudo! 415.
dar-se ares de sabichäo/(grande) poeta/... (B)
sich den Anschein geben, als wüßte man alles/verstünde man etw. von der Sache/als wäre man ein großer Dichter/...; sich die Miene eines Menschen, der... geben
— Ele dá-se ares de entendido, mas na verdade näo sabe nada. — O Paulo dá-se ares de um grande industrial, mas a verdade é bem outra. 416.
dar (muitos) ares de alg. (b)
jem. (sehr) ähnlich sehen
— Com quem é que se parece a tua filha mais nova ? — N ä o sei bem. Mas dizem que dà muitos ares do avò do meu marido. — Gostei de olhar para esta moga; dà ares da minha irmä qpe está na América do Norte. 417.
dar um empurräo (b)
a alg.
jen. (ein bißchen) zurechtstoßen (sodaß er arbeitet/reagiert/...) ( 4 ) ; jen. wachrütteln ( " )
— Ontem fui ver como estavam os trabalhos là fora. T i v e que dar um empurräo aos operários; senäo, a casa estarla pronta daqui a dois anos.
344
418. dar urna sacudidela a alg. (b)
jen. wachrütteln (fig.)
— O assunto que tínhamos que discutir era importantíssimo, mas ele estava com ar täo indiferente que eu me irritei e Ihe dei uma sacudidela, para o despertar. 419.
dar urna abanadela a alg. (3-4)
jen. handfest anpacken (sodaß er zur Vernunft kommt); jen. anständig auf die Füße treten (")
— Äs vezes tenho vontade de dar-lhe uma abanadela, a ver se o fago compreender como é errado o caminho que segue na vida. 420. dar um dbanäo a alg. (3-4) (—)
jen. handfest anpacken (sodaß er zur Vernunft kommt); jen. anständig auf die Füße treten (")
421.
Aufsehen erregen (durch auffälliges/ungehöriges Benehmen) (3)
dar espectáculo (4) (B)
— Quando a mulher ia pör-se a ralhar com o marido no meio da rúa, ele disse num tom seco: «cala-te agora; que manía de dar espectáculo!» 422.
dar um espectáculo (4)
(b)
Aufsehen erregen (3)
— Na semana passada, Carlos deu mais uma vez um espectáculo: descompás a mulher no meio da rúa e deu uma bofetada ao filho em pleno baile da Assembleia. 423. dar brado
Aufsehen erregen (eher pos.)
— A encenagáo da 'Medeia' de Esquilo, levada a cabo pelo teatro de..., tem dado brado — o encenador fez uma actualizagáo do mito por meio da insergáo de noticias de jomáis auténticas, contando casos de mulheres que, no mundo industrializado, tem morto os próprios filhos. 424.
dar uma chamada em alg. (B)
jen. zurechtweisen
— Preciso dar uma chamada na minha secretária, ela anda ñamorando demais pelo telefone. (B) 425.
dar uma cantada em alg. (B) (4)
jem. in den Ohren hängen (um etw. von ihm zu erreichen); jen. beiknien (")
— Vou dar uma cantada no pai para que me dé um carro no Natal. 345
426.
dar urna cantada daquelas (bs) (4)
jem. mal wieder (wie üblich) in den Ohren hängen (um etw. von ihm zu erreichen); mal wieder mit seinem Singsang anfangen
— Domingo passado, a Terezinha deu urna cantada daquelas. Quer à força que eu a inscreva no curso de bailado, e ela nâo tem jeito nenhum para estas coisas. 427.
dar urna batida aos lobos/... (—)
eine 'Treibjagt' auf die Wölfe/... machen (um sie zu vertreiben/die Gegend davon zu säubern/...)
— Temos que dar outra batida aos lobos; eles vém quase até á estrada nacional. 428.
dar urna batida a um bairro/... (B)
in einem Viertel/... eine Razzia machen
— Como a polícia supunha que os ladröes se tinham escondido na Quinta das Mouras, deu urna batida a esse bairro — como de costume, sem grande resultado. 429.
dar um ar da sua graça (b)
1. sich bei jem. sehen lassen ( 4 ) ; jen. mit seinem Besuch beehren 2. sich (in einer Unterhaltung) (auch) (endlich) (einmal) vernehmen lassen
1. Até que enfim que deste um ar da tua graga. Já há dois anos que nfio aparecias cá em casa. — Dois anos ? Näo! Um ano e meio! 2. Finalmente deste um, ar da tua graga. Eu já tinha a impressáo que o tema te chateava profundamente. Estavas täo calado. 430.
dar os ares da sua graga ( b )
1. jen. mit seinem Besuch beehren 2. sich (in einer Unterhaltung) (auch) (endlich) (einmal) vernehmen lassen
431.
dar as caras ( b ) (4)
sich sehen lassen; erscheinen (3)
— Hoje, o Joäo Carlos näo deu as caras na repartigäo. Está, doente ? — Näo sei. — Ontem organizämos uma festinha de confraternizagäo, mas o Jorge näo deu as caras.
346
432.
dar os ares (B)
(wieder) erscheinen; (wieder) aufkreuzen (4)
— Näo se viam há muito tempo — até que ela deu os ares na universidade, onde ele era professor. 433.
(näo) dar o flanco
sich (nicht) (leicht) aufdecken (wenn andere Anspielungen machen, usw.); sich eine (keine) Blöße geben; -neg.: so tun, als hätte man nicht verstanden (und deshalb nicht reagieren); — (nicht) (leicht) zu durchschauen sein
— Ele dä o flanco com uma facilidade! — Eu fiz värias alusöes, mas ele näo deu o flanco. 434.
dar a mäo à palmatória (B)
zugeben/einsehen, daß man sich irrte/ daß es so ist, wie die anderen sagten
— O Pedro continua a exigir a expulsáo dos deputados que apoiaram a lei N.° 1 023 ? — Nao. Ele deu a mao á palmatória. Pediu desculpa a todos, explicando que tinha compreendido mal as razdes desses deputados. 435. ter o estòmago a dar horas — jem. knurrt der Magen (vor Hun(4) ger) — Anda mais depressa, Carlos, tenho o estömago a dar horas. Lembra-te que estou sem corner hä mais de oito horas. 436.
dar uma chegadela a alg.
jen. zurechtweisen (weil er sich zu viel herausnimmt); jem. einen Rüffel verpassen (4)
— Parece que a máe deu uma chegadela á Maria; ela mereceu, porque estava a ficar muito atrevida. dar marcha-a-ré (B) (p: fazer...; a fig.: «quando viu o trabalho que isso ia dar, fez marcha-a-ré)
zurücksetzen; zurückfahren
— Se queres estacionar o carro ali, tens de dar assim näo entras no espago livre. dar ré (B)
marcha-a-ré;
zurücksetzen; zurückfahren 347
METAPHERN : 439. dar urna patada a alg./em qc.
1. (mit dem Bein) ausschlagen (Pferd/Ochse/...) (bs); jem. einen Tritt versetzen (") (bs) 2. jen. anständig / (vielleicht) feste treten (4) (—)/(3) 3. (vielleicht) feste auf/gegen etw. treten (4) (—)/(3) 4. jem. eins hinter die Löffel geben/ hauen (4-5) (bs)/(4)/( ^ p.) 5. jen. rüde behandeln (4) ( B ) / ( 3 ) ; jem. eins verpassen (4) (B)/(4)
1. £ verdade que a Lena está no hospital? —E. O nosso cavalo deu urna patada á pequeña quando ela lhe puxou pelo rabo. 2. Ele deu-lhe urna patada, caramba! 3. Cheio de raiva, o Dinis deu urna patada no chao e berrou: «Näo fago o que aquele homem quer!» 4. Ele estava de tal maneira zangado com a mulher que eu tinha medo que lhe desse urna patada. 5. Tratei-o sempre bem, e no fim ele dá-me urna patada. Da parte dele, nao estava ä espera disso. — Nunca contei que ele me fizesse urna desfeita daquelas. Sempre o ajudei, fiz-lhe muitos favores, e logo ele é que havia de dar-me aquéla patada. 440. dar um coice a alg. (b) (Bed. 1:3; Bed. 2:4)
1. (mit dem Bein) ausschlagen (Pferd); jem. einen Tritt versetzen (")
2. jen. rüde behandeln; jem. eins verpassen 1. J ä soubeste que o nosso cavalo deu um coice ao António? 2. Criei-lhe os filhos, sacrifiquei-me sempre para que ele pudesse fazer a sua vida como queria, näo contava que me dessfe agora este coice. 441.
dar o chute a alg. (B) (4)
jen. fortjagen (Junge - Mädchen; Mann-Frau); jen. in den Arsch treten (") (5)
— Porque essa tristeza? —Meu namorado me deu o chute! (B) 442.
dar uma peitada
(b)
Mut beweisen; sich mutig verhalten (vgl.; die Brust herausstrecken; sich brüsten)
— Carlos deu uma grande peitada, desmascarando os compromissos que o presidente da Càmara tem com a Indùstria de Cerveja. 348
443.
dar urna mancada (4)
(b)
eine Dummheit machen/begehen (indem man etw. sagt, was man nicht sagen sollte) (3); sich daneben benehmen (") (3)
— Dei urna grande mancada dizendo ao Paulo que näo se pode confiar em Carlos; näo me lembrei que os dois sao amigos. 444. dar um salto (bs) (p?)
einen Sprung (nach vorn/oben) machen
— Ele deu um grande salto! De simples funcionário passou, em pouco tempo, a gerente da firma. 445.
dar por terra (b) (p:nur, b: auch: cair...)
scheitern (Pläne / Projekte / Unternehmungen)
— Aquele gasto imprevisto de dinheiro fez com que todos os planos dessem por terra. 446.
dar urna bola fora (b) (4)
eine Dummheit machen/begehen; sich daneben benehmen (3)
— No jantar em casa da familia Martins, Pedro deu urna bola fora, brigando com a dona da casa; a Helena ficou brava com ele. (b) 447. dar o tom (b)
den Ton angeben
— A personalidade mais forte do grupo é o Paulo; ele é que dá o tom. 448.
dar um torn de qc. a qc. (b)
einer S. einen Anstrich von etw. geben; einer S. einen eleganten/melancholischen/... Anstrich geben
— Elle dá sempre um tom de elegancia mundana äs festas em sua casa. — O Pedro deu um tom de melancolía á sua dissertagáo sobre Sá Carneiro, falando tanto das doengas, das crises, da vida difícil dele. 449.
dar a nota (B)
sich hervortun; sich hervorheben
— Carlos deu a nota, anteontem no baile, imitando a manelra de dangar dos senhores de idade. 450.
dar urna nota elegante/melancólica/... a qc. (bs)
einer S. eine elegante/melancholische/... Note geben
— O Fredenco deu urna nota interessante ä reuniäo de sábado, contando da sua viagem a América. 349
451. dar o lamiré (de qc.) a alg.
jem. einen Wink (wo/wie/...) geben
— A policía sempre apanhou o assassino, e quem Ihe den o lamiré do esconderijo do malfeitor, foi urna crianga de sete anos que, ä beira da estrada, brincava cortando barquinhos de pinheiro com a navalha com que fora praticado o crime. 452. dar as tintas a alg. (bs) (4)
jem. die notwendigen Hinweise geben; jem. einen Fingerzeig geben, wie man etw. macht
— Espero que pessoas mais experientes possam dar-nos as tintas neste trabalho; sozinhos, näo conseguiremos levá-lo a cabo. 453. dar (sempre) os amens a alg.
jem. (immer) seinen Willen tun; (immer) ja sagen zu dem, was j. will (vgl.: zu allem Ja und Amen sagen)
— Lá está ele a dar os améns ä menina preferida. Se a irmá tivesse pedido urna coisa destas, diría logo que nao é possível. — E claro que ele é o preferido do chefe, está sempre a dar-lhe os améns. — Claro que a Emilia näo faz objecgöes; ela dá sempre os améns ao Carlos. 454. dar crédito a alg./qc. (B)
jem./einer Sache Glauben schenken/ Vertrauen entgegenbringen
— Näo dé crédito ao que diz a Carlota; ela exagera sempre. 455. dar o ponto final (em qc.) (bs) (p-(B?) — : pör...)
etw. abschließen; den Abschluß bilden
— Um livro sobre os costumes dos Macondes deu o ponto final na obra do etnólogo. 456.
(näo) dar treguas a alg. (B)
jen. (nicht) zur Ruhe kommen lassen; jen. (nicht) zur Besinnung kommen lassen
— Foi urna vitória gloriosa. O nosso exército näo deu tréguas aa inimigo. 457.
(näo) dar quartel a alg.
p/b: jen. nicht schonen (im Kampf): jen. nicht zur Ruhe/Besinnung kommen lassen ( " ) b: jen. nicht schonen (bei der Arbeit usw.)
p/b: O nosso exército näo deu quartel ao inimigo. b: O novo chefe näo dá quartel a nimguém. Obriga-nos a todos a trabalhar como burros. 350
458.
dar pasto às más linguas
den bösen Zungen Stoff zum Reden geben
— O tipo de vida que eia leva dà pasto às más 459.
dar urna surra a alg. (B) (4)
línguas.
jen. klar/haushoch besiegen (3); jem. (im Spiel) eine Abfuhr erteilen
— Dei-lhe urna surra no jogo de xadrez, 460.
dar um banho em alg. (B) (4)
jen. klar/haushoch besiegen (3); jem. eine Abfuhr erteilen
— O jogo foi muito bom para «O Gremio»; deram um banho no «Internacional». 461.
dar urna lavada em alg. (B) (4)
jem. eine Abfuhr erteilen
462.
dar um baile em alg. (B) (4)
1. jem. eine Abfuhr erteilen 2. den anderen weit überlegen sein (bei jeder Art von «concours») (3); die anderen auf die Plätze verweisen (")
2. Nos exames de selecgäo dei um baile nos demais concorrentes. (B) 463.
dar o toque de recolher (2c) (B)
zum Zapfenstreich blasen
— Quando se dá o toque de recolher, todos os soldados tém que estar no quartel. 464.
dar um Toque em qc. (b) (p: tocar em qc.)
auf etw. anspielen; etw. berühren (Thema usw.)
— Depois de algum tempo de conversas superficiais, eie deu um toque no caso da Maria; eia fugiu de casa... 465. dar urna alfinetada
a alg.
jen. sticheln
— Se ele näo deixa de dar alfinetadas bofetadas bem dadas. 466.
dar peso a qc. (bs) (vgl.: um argumento de peso)
à Joana, dou-lhe duas
einer S. Gewicht verleihen mente usw.)
(Argu-
— Mas o argumento que o senhor empregou näo me contradiz. Pelo contràrio, ele vem dar peso à minha tese. — A epidemia de cólera este ano deu peso aos argumentos do Ministro das Obras Públicas em favor da construgáo de bairros económicos com condigöes de higiene, em substituigäo dos bairros da lata sem esgotos e sem água encanada. 351
467. dar lugar a qc./a que... (B)
zu etw./dazu, daß... Anlaß geben
— O discurso deu lugar a muitas interpretares diferentes. 468. dar limas luzes a alg.
jem. einige (nützliche) Hinweise geben; jem. ein paar Lichter aufsetzen
— O Fernando näo sabia corno fazer o traballio sobre Schiller. Dirigiu-se, por isso, ao assistente pedindo para eie lhe dar umas luses. 469. dou/dä/... um doce a quem fizer/se alg. fizer... (4) (B)
ich wette/du wettest/..., daß keiner (er-) rät/daß niemand mir/ dir sagen kann...
— Dou um doce a quem adivinhar o que me aconteceu hoje. — Dou-te um doce se me disseres quantos anos tem a Mafalda. — Ai uns 40. — Näo, tem 60. Eu logo vi que ninguém lhe dava a idade que eia tem. 470. dar urna apertadéla a alg. (4) (bs: selten) (vgl. p: apertar com alg.: aperte! tanto com ele que acabou por...)
jen. dazwischennehmen (um zusehen, ob er nicht klein beigibt/etwas zugibt/...); jem. auf den Leib rücken
— Tenho que dar-lhe urna apertadela para ver se ele confessa. 471. dar um mimo a alg. (B)
jem. etw schenken; jem. etw. mitbringen
— Sempre que vem, o avó dá um mimo aos netos. Claro que perguntam sempre: «quando vem o avó?» 472. dar bom acolhimento a qc. (bs)
etw. günstig aufnehmen
— Ele deu bom acolhimento aos meus projectos e prometeu que ia fazer todos os possiveis para eu poder realizá-los. 473. dar guarida a alg./qc. (b)
1. jem.Obdach geben 2. etw. nicht ungünstig aufnehmen; sich etw. was j. sagt/vorschlägt/..., anhören, um zu sehen, was sich machen läßt
1. Os refugiados procuram quem Ihes dé guarida. 2. Ele deu guarida aos meus projectos, mas disse que vai estudá-los ainda antes de me dar a opiniáo final. 352
474. näo deves/deve/... dar guarida a qc. (b)
du darfst/solltest dich/er darf/sollte sich von etw. gar nicht beeindrucken lassen; du darfst/... etw. gar nicht beachten
— Näo deves dar guarida a pensamentos que t e fagam mais tarde cair era tentagäo. 475. dar troco a alg./qc. (4)
j. jem./auf etw. scharf/in demselben (scharfen) Ton antworten (3); (jem. gegenüber/auf etw.) scharf reagieren (3) 2. jem. entgegenkommen (MannFrau) (3)
1. Se ele tornar a descompór-te na rúa, nao Ihe dés Troco, senáo dás espectáculo. — Estás a ver: á mais pequeña observagáo logo dá troco. Anda táo irritado. 2. Parece que o Joáo se apaixonou pela Fernanda. — E ela dá-lhe troco ? — Nao sei. 476.
dar o troco a alg. (B) (4)
sich wehren (3)
— Ele ofendeu-me agora pela terceira vez, dizendo que... — E n t ä o dá-lhe o troco, nao és nenhuma crianga. 477.
dar urna ensinadela a alg.
sich jen. einmal vornehmen/vorknöpfen (4)
— ó senhor Martins, o seu filho está a precisar que o senhor Ule dé urna ensinadela; todos os dias vem com outros garotos ao meu quintal roubar fruta. 478.
dar uma ligäo a alg. (B)
jem. eine Lektion erteilen; jem. einen Denkzettel geben (4)
— Quer queiras quer näo tens que dar uma ligäo ao Paulo; ele tem que deixar a vida de estroinice que faz. Por exemplo, corta-lhe a mesada. 479.
dar um pulo (p: a, b: em/até)
(mal) eben kurz gehen/fahren nach/ zu/in/...; auf einen Sprung vorbeigehen/vorbeifahren bei jem.; einen kurzen Abstecher machen nach (vom 'normalen' Weg ab)
— Preciso de tinta. Vou dar um pulo a/até a/na loja; volto já. — No fim de semana tenho que dar um pulo a S. Paulo. 353
480.
dar um pulinho (b)
mal eben kurz gehen/fahren nach/ zu/in/...
— Podias dar um pulinho cä a casa hoje ä noite; sö uns minutos. 481. dar um salto a
(mal) eben kurz gehen/fahren nach/ zu/in/...
482. dar uma saitada a
mal eben kurz gehen/fahren nach/ zu/in/...
483.
(eben) kurz weggehen/ wegfahren nach/zu/in/...
dar uma fugida a (bs)
— Se perguntarem por mim, diz que tive que dar uma fugida ä baixa; daqui a meia hora jä cä estou. 484.
dar uma topada com alg. (b)
jen. plötzlich treffen; auf jen. stoßen; + jem. (plötzlich) über den Weg laufen; + plötzlich vor jem. stehen
— Dei ontem uma topada com o Luis, no meio da rua da Praia. Hä anos que näo o tinha visto. 485.
dar um enconträo a alg./em qc.
jen. stoßen; gegen hauen/schlagen
etw.
stoßen/
— Deram-me um tal enconträo na rua, ontem, que chegeui a deixar cair os meus pacotes. — Dei um enconträo na mesa e entornei o copo/e fiquei toda dolorida. 486. dar por paus e por pedras (4)
1. 4- jen. packt die Wut; ganz außer sich sein (vor Wut/Entrüstung/...) (3); ganz aus dem Häuschen geraten 2. ganz außer sich sein (3); ganz aus dem Häuschen sein; (vielleicht) einen Tanz aufführen
1. Quando viu a brutalidade com que trataram o seu pai, deu por paus e por pedras. Tinha vontade de matar aquela gente toda. 2. Quando soube que puseram o seu amigo injustamente no olho da rua, deu por paus e por pedras: gritou, barafustou, jurou que havia de esclarecer o caso... 487. estar a dar o triste fim (4)
den Geist aufgeben
— O meu casaco estä a dar o triste fim; tenho que comprar outro. 354
488.
dar um furo (4)
(B)
ein Loch in die Luft schießen; in die Gegend schießen
— Viste esse furo que o Mesquita deu? 489.
dar um pé de danga
(ein wenig) das Tanzbein schwingen; tanzen
— E verdade que só voltaram às quatro da manhä? — Ë . — Onde é que estiveram ? — Estivemos a dar um pé de danga no 'Ribo co'. 490.
dar pontapés na gramática
gegen die Grammatik verstoßen
— £¡ inconcebivel que um hörnern que dá pontapés na gramática seja professor de universidade. 491.
dar um murro faca ( B ) (p?)
em ponta de
sich (in einer kritischen/gefährlichen/... Lage) (in der die anderen stärker / überlegen / im Vorteil/... sind) (durch sein herausforderndeindeutiges/ mutiges Handeiln) (nur) selbst schädigen
— Tentar agora uma reconversäo da Quinta, contra a vontade da familia, dos vizinhos, de toda a gente, isso seria dar murros em ponta de faca/dar um murro em ponta de faca; tanto mais que os partidos começam a dizer mal dos «proprietários». 492.
dar um soco em ponta de faca e s : selten; p ? ? )
sich (durch sein herausforderndeindeutiges/mutiges Handeln) (nur) selbst schädigen
493.
dar um rombo a alg. (bs)
ins Geld gehen (bei jem.); ein Loch ins Portemonnaie reißen (bei jem.)
nas finanças
— A doença da minha mulher deu-me um rombo nas finanças. Só à Casa de Saúde paguei 60 contos. 494.
dar o berro (4)
p: den Geist aufgeben; kaputtgehen; im Eimer sein (res.) b: (laut/lauthals) protestieren ( 3 ) ; ein Protestgeschrei/-geheul ausstoßen
p: ö Maria, näo trazes os teus sapatos azuis, de que gosto tanto? — Eies deram o berro. b: Näo aguentämos tanta bobagem e demos o berro. ( b ) 495.
dar uma descascada a alg. ( b ) (4)
jem. die Leviten lesen; jen. (anständig) anschnauzen (4-5)
— Quando meu pai viu minhas notas, me deu uma descascada. ( b ) 355
496. dar urna descascadela a alg.
jem. die Leviten lesen; jen. (anständig-) anschnauzen
497.
einen Seitensprung machen (in der Ehe)
dar urna facada no matrimònio
— Eu tinha a Marilia por muito séria, mas ouvi dizer que deu urna facada no matrimònio com o sòcio do marido. 498. dar dois dedos de conversa (com alg.) (B)
1. ein Schwätzchen halten; ein bißchen (zusammen) plaudern 2. sich mit jem. ein wenig unterhalten
1. Desculpa ter chegado tarde para o almogo. Encontrei o Ivo e estivemos a dar dois dedos de conversa. 2. Dei dois dedos de conversa, ontem, com o empregado; e uma pessoa simpätica. 499. dar dois dedos de prosa (com alg.) (B)
1. ein Schwätzchen halten; ein bißchen (zusammen) plaudern 2. sich mit jem. ein wenig unterhalten
500. dar sebo äs canelas (4) (B) (vgl. p: sebo!—jetzt aber ab!)
machen, daß man davonkommt; so schnell wie möglich das Weite suchen
— Quando vi o cachorro avangar para mim, dei sebo ás canelas, para que nao me alcangasse. 501. dar asas a alg. (b)
1. jen. nicht zu kurz halten; jen. frei gewähren/sich frei entfalten lassen 2. jen. immer gewähren lassen
1. Tens que dar asas aos teus filhos; eles tém tantos dons, mas parecem tímidos demais. 2. Näo tens de que te queixar se teus filhos estäo indo além do que deviam. Deste-lhes asas, a culpa é um pouco tua. 502. dar