Das Dorf Tempelhof [1 ed.]


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German Pages 221 Year 1878

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Table of contents :
Das Dorf Tempelhof
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I. Abschnitt. Bis zum Schluß des 30 jährigen Krieges
II. Abschnitt. Vom Schluß des 30 jährigen Krieges bis jetzt
Anhang
I. Die Tempelhofer Berge
II. Die Hasenhaide
Karte: Karte des Rittergutes Tempelhof und dessen Bebauungsplan
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Das Dorf Tempelhof [1 ed.]

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Schriften GE

des

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der

Stadt Berli a eriin.

Heft XV. e

Das Dorf Tempelhof. Von

Dr. €. Brecht, Kanzlei - Rath und Geheimer Registrator im Zustiz = Ministerium ; Mitglied der Königlichen Akademie gemeinnüßiger Wissenschaften in Erfurt und der Akademie ver Quiriten in Rom ; Ehrenmitglied und Meister ves

Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt a, M. ; Ehrenmitglied des Vereins für die Geschichte Potsdams ; Mitglied des Vereins für die Geschichte Berlins, des wissenschaftlichen Beiraths des Märkischen ProvinzialMuseums, ves historischen Vereins zu Frankfurt a, O, und des Germanischen

Museums in Nürnberg,

Berlin 1878. Verlag des Vereins für die Geschilenb. Jahrbr. I. 207). UHermannus de Templo

war mithin Kommendatox der in Tempelhof domicilirenden Orden3ritter-Kommende, und kann der betreffende Oxden, da die Johanniter später als die Tempelritter in dex Mark auftraten und erst um 1318 in die Güter der lekteren eingeseßt wurden, nur der der

Templer gewesen sein. Da die ziemlich 2 Quadrat-Meilen große

Feldmark der späteren Dörfer Tempelhof incl. Rixdorf, Mariendorf und Marienfelde nicht ohne wendische Dörfer gewesen sein kann, für dexen Vorhandensein die auf den Feldern massenhaft gefundenen Urnen sprechen, so ist anzunehmen, daß nach Eroberung der Feldmart die vorgefundenen wendischen Dörfer ihre deutschen Namen nach der heiligen Jungfrau Maria und dem Orden erhielten. Dex Ritter- d. h. nach vorfichendex Ausführung der- Templex- |

Orden, ließ sich auf dem Landcomplex nieder, welchen zur Zeit das Amts3haus mit seinen Wirthischaftsgebäuven einürmmt. Die Befestigung dieses Wohnsitzes muß in einer mit Weich-

häufern versehenen, aus Feldsteinen aufgeführten Mauer bestanden haben, welche die Kixcer Thore3 und heraus stürzte unter Leitung ihrer Gewertsmeister das Fußvolk der Innungen. Die Söldner, welche dem ersten Angriff ausgeseßt waren, wehrten sich tapfer, die Ritter eilten 31 ihren Rossen, saßen auf und warfen sich der Reiterei entgegen. Län? gere Zeit schwankte der sv entbrannte Kampf, von beiden Seiten

wurde mit gleicher Erbitterung gefochten, endlich aber blieb Dey Komtur nichts Andexes übrig, als den Befehl zu geben, sich durch zuschlagen und den Rückzug anzutreten, wobei, da die Richtung nach Tempelhof sich den Rittern bereits verlegt fand, diese: ichließlich den Weg nach Cöpenick einzuschlagen gezwungen wurden.

17

=

Gleich nach Beendigitng- des Kampfes zogen städtische Truppen nach Tempelhof und bemächtigten sich des dortigen Schlosses, in welhem die Ritter, um zu der beabsichtigten Ueberrumpelung alle ihre

Kräftezusammen zu raffen, nur geringe Mannschaft zurückgelassen hatten. Einer Besaßung, welche demnächst dort zurückblieb und welche nach damaligem Krieg3brauch das Schloß und die Mauer zerstörte, wur= den, wie mehrere Chronisten melden, am folgenden Tage von Berlin und Cöln reichlicher Proviant und mehrere Wagenlasten Bier zugeführt. So groß die Siegesfreude auch gewesen sein mochte, so war dev Sieg selbst den Städten doch sehr theuer zu stehen gekommen.

Außer einex beträchtlichen Anzahl Kleinbürger zählten auch iele Angehörige der in beiden Städten ansäßigen Geschlechter zu “4 Todten und Verwundeten. Dex Ehre war Genüge geschehen,

idem beide Theile ihre Kräfte gemessen hatten, auf jeder Seite iwvaren schwere Verluste entstanden und so erklärt es sich denn auch,

daß nunmehr die Parteien zu Friedensverhandlungen sehr geneigt erschienen. Die Städte aber wünschten dringend, die gefährliche Nachbarschaft für immer lo8 zu werden. Hierzu bot sich indeß fein besserex Ausweg, als die Besikungen des Ordens anzukaufen. Die Johanniter erklärten sich auch zur Veräußerung bereit und noc< im Septembex 1435 wurde der betreffende Kaufcontract ab= geschlossen, nach welchem die Städte Berlin und Cöln das Dorf Tempelhof mit dem Rittersize und allem Zubehör, das Dorf Rixdoxf mit dex Haide, dem Bruche, den dabei

belegenen Wiesen, das Doxf Marienfelde mit der Windmühle und das Dorf Mariendoxf mit dem „Hegesee“ bei Teltow gegen Zahlung einex Summe von 2439 Scho> 40 Groschen (nach Jeutigem Gelde rund 40,260 Mark) erwarben. Am 23. September ertheilten Bürgermeister, Rathmänner, Viergewerke und die Gemeinheit beidex Städte dem JohanniteLOrden Über die erkauften Güter einen. Revers (Fidicin, I. 158)

welcher wörtlich lautet: »„Wy Borgermeystere vnde

„Wir Bürgermeister und Nath-

Radmanne , virwerke fvnde gSemeynheyde der Stede Ber-

männer, Biergewerfe und Gemeinde der Städte Berlin und

lin

vnde

Colen Bekennen

Cöln,

befennen öffentlich

für

openbar vor vns vnde vynse

uns und die nach uns kommen-

naKkomende Radmanne, vier-

den Rathmänner, Viexgewerke und

zs

werke vnde gemeynheyde der onanten stede Berlin vnde Colen, vor allen dy desgen briff 5yn, horen odder legen, dat wy den Eyghen*) Tem-

Gemeinheit der genannten Städten Berlin und Cöln, vor ällen die)

pelhoff vnde dy dorpere Tempelhofe, Rigerstorpp, Margenfelde vnde Margendorppe,

hof, Rixdorf, Marienfelde und Mariendorf mit allen "und jeg? lichen Zubehörungen, wie fie

met allen vnde ieweliken eren tubehorungen, wy men

heißen mögen , nebst Haiden; Büschen, Wäldern und nament?

dy benümen müchte, darthbu heyden, Busge, welde vnde nemeliken dy See genant dy

lid dem sogenannten Hegesee, so wie wir dieselben von dem würdigen Bruder Balthäsäax von

Hegesee, 30 alze wy dy von

Scdlieben, dem Meister und Ge

deme werdigen Bruder Balthazar van Sliewen, ordinsz Sunte Johanns des bilgen

bietiger des Ordens St. Johannis des heiligen Ho3pitals zu Jerusfalem, in der Mark, in Sachsen,

hospitals to Jerusalem, in der Marken, in Sasgen, in

in Wendland und in Pommert und seinem Orden recht und zed-

Wendlande vpde in Pomeren

lich für zweitausend vierhundert

Meystere vnde gemeyne bi-

neun und dreißig Scho> um

digere vnde Syme orden recht vnde redeliken gekoft hebben, vmme vir vnd twintighundert Schock negen vnde drüttig

vierzig Groschen Böhmischen Gel? des gefauft haben, von vdemfel* ben obengenannten Meister Her" Balthasar v. Schlieben und seinem

Schok vnde virtig groschen an Bemisgen gelde, van deme-

Orden zu einem ewigen vechten) Lehen empfangen und ihm und)

Sülnigen

diesen Brief sehen, hören oder lefen, daß wir das Gut -Tempelhof und die Dörfer Tempel?

herren Balthazar

seinem Orden deswegen gelobt ha

van Sliewen obgenanten meyStere vnde Syme orden tu

ben treu und gewärtig zu fein, wit) brave Leute ihrem Herrn nach

eyme ewigen rechten lehne entphangen vnde

Redt und Gewohnheit billig thu" und sein jollen, und empfangen

em vnde Syme orden daruan gelouet hebben truwe vnde

und geloben da3 in Krast diese? Briefes jo ohne Arg und Ge

gewere tu synde, alze berue

fährde zu halten.

Inde oren herren van rechte

Summe Geldes hat unjer of

Die gedacht!

*) Vyohen = Eigen, nach ven deutschen Rechtsbüchern der Gegensaß von Ceh“ (CG. F. v. Gerber. System des deutschen Privatrechts 12. Auflage, 8. 104. Jen

1875.) Der Rittersik, nicht das Dorf, war hiernach Allodial-Gigenthum'des Orden?

Bn

Sl Derniien

vnde wonheyt bilk dun vnde Syn Sollin, entphan vnde gelouen dat in kraft dessis brinves

80

ane

arg

vnde

genannter Herr, der Meister von Ordens wegen wieder auf Schloß, Stadt und Land Scelnn zu bleiben vnnd zu haltten, gleich ob alles von Wortte zu Wortte

hier june ausgedruckt vnd vorschrieben were, Vnnd als Wix

auch wissenn, das jun allewege so offte der Fhall geschehen, die Redte vnd gemeyne beider Stedte Bexlin vnnd Collen von

Bnusern Vorfarnn seligen die Lehen vorgeschriebener Masse gejucht vnd entpfangen vnd aber darueber bis ißt ahnn Vn3 keine sonderliche Brkunt vnd schein genohmmen, Sonndex jn

Zre Register vorzeichnet, So soll Jnenn vnnd Jren Nachkommen des an sollichen Jren eigenthumblichen Lehenguettern vnd gesamptter Hant, vonn Vnusexn Nachkommenden Meistern vnd Orden vor keine Vorseumnuß ader hinlessikeit, daxumb

jie bruchfelligt worden sollten seyn, angezogen adex gedeutet werden, ahne alle gefher jun Crafft vnd Macht dis Brives, Bund als dann auch die bemeltten beiden Redte vnd Stedte,

eine Andexungk mit dem Dorffe Reychstorff gemacht, alfo das dasselbige die vonn Collen vox Jx Antheill behalttenn, So soll

Znenn solliche Anderungk vnd theilungk ahnn Jxenn gesambtten Lehenen gankß vnschedelich sein. Mogen auch hinfurdex Jrer gelegenheit nach, vntexr sich, solliche ader dergleichen Andexungk mit deme benantenn Iren Lehenguettern zumachen woll,

macht haben, Bnd dieweil denn Vnßere Vorfarxn vnd Orden si< jun dex Erbvorschreibungk, Confixmation vnd Lehenbrieffe, die Pfarre zu Tempelhoff vnd Richtsdorff als Filial zu uorleihenn vnd mit eynem Prior zu besehen vorbehaltenn, vnd vns solliche Pfarre zu ferne vonn abhenden gelegen, So habenn Wir bemeltten Burgexmeistern, Redtenn ynnd Ge-

ZA Gi

meynen beidex Stedte gegunst vnnd zugelassen, das

sie hinfurder solche Pfarre, biß vsf Vnunser ader Unnsex Nachkommenden Meister vnd Orden wiederumb [lo3fundigung mogen vorlihen, vnnd wan Wir ader

Vuser Nachkommen Jnen jolliche Pfaxxe nicht mehr zu uorleihenn lassen abfundigen, So sollen sie davon abstehen, vnnd sollich Kix als dem Holk gleich gemacht. Dargegen ist Ihme alles vor alles zugesagt vndt versprochen wordten 43 Thaller, Eine Seitten Speck versprochen vndt zugesagt ; die

sollen auf diesen Contract, wie exß zu vnterschiedenen Mahlen entpfangen wirdt, verzeichnet werden, vndt sein 2 außgeschnitten Zettel gleich lauts vndter einex handt geschrieben vndt ver=

fertiget. Vrkundtlihen hatt obgedachtex Anthonius von Pannewiß vndt Schlauerspach diesen Zettell mit eigen Handen vnterschrieben. Actum p. Tempelhoff den 21. Morty Anno 1602.

Anttonius von Panwiß.

Paull Schlaurspach.“ CG.

„Auf der Churfürstin zu Brandenburgk, Vusex gnedigen frawen gnedigsten beuehl vndt vorordnung , Anthonius

von Pannewiß vndt Paulus Sclaur8-Pach, mit Meister Hanßen N. Meurer, die zwey Newen Heußer

zum Tempelhof handelung gepflogen, Alß ist folgender gestallt Solches zu wer>e zu richten verglichen: Erstlich soll ex

beide Heußer mit allem fleiß Seinem besten Verstande nach mit ziegeln tecken, darnach in" beiden Heußern 9 Schorsten hinauß fuhren Neben den Andern Scen, tinchen, vnd alles daß daran zu machen, Ist zugesagt 22 Thlr.“ „Den 14. Augusti Ist jme vor den Stahl jn Kalch 3 decken vertingt worden, vnd bedte Böden mit Kalch vn« Leimen abzuser Anthonius von Pannewitz vnd! Paulus Schlauer3pach, Ist mit Andreas Schuman 31 dem Nawen Hauß Leim zu graben, So viel deßelbige" von Nötten vndt der kleinber bedarf, vordingett worden dergestalt vndt also, des ex soll alle den Leim graben vnd

auf den Hof Schaffen, so viel alß man dar zu benöttige! vndt haben muß, vndt soll auch die grubenn darauß ex dei!

Leim grebet also balde wiederumb mitt exde ausschuttenDargegen Ist ihnn vox alles zugesagtt vndt vox Sprache" worden 14 Thaller 12 groschen, vndt so offt ex waß em“



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=-

pfenget, auf diesen Zettel geschrieben werden. Actum Tempelhofe den 24. April Anno 1602.

Anttonius von Panwiß. Mein handt.

Paull Schlaurspach.

„Den 20. Mai Ist mitt ihme wieder gehandeltt worden wegen das grundts zu der Scheunen zu graben vndt die Scheunen auß zu Schitten zu einen ebenen Boden, auch den Meurern Leim zu dem grundt zu schaffen. So wohl zu alle dex Schorsteine Leim zu schaffen. Ist ihme vor alles zugesagett worden 11 Thlr.“

„Den 5. Juni JTst mitt Ine abermahl gehandelt worden wegen des Schafstahl, Sohl Leim zu schaffen So viel man deßelben zu den Klewen bedarf, vndt. von Notten ist, auch die Spene von Acker zu bringen auf den Viehoffe, So wohl bey der Scheunen ein graben zu machen vndt den die Leim gruben wiederumb zu zumachen, vor alles zugesagtt 12 TSh1T.7

„Den 25. Juni ist jm vertingt worden, den Steinsekßern Crdten vnd Stein zu karren, so ville ex betarft, auf den

Hoff vndt Sthall, auch foll ex den Hoff mit Exdte Erhöhen, jo hoch als das jme ist vom Meixex gezeicht worden. Davor soll Er 13 Thlr. haben.“

„Den 29. Juli Andtres Schönaugst, Auff allen heußern zu den Flohren auß zu karren, vnd Leimen zu schaffen,

souil der Meier vnd Topffer betharff, auch alle heimlichkeit rein zu machen, vnd einen graben zu machen, vox alles

12 Thlr. zugesagt.“

E.

„Durch der Churfurstin zu Brandenburgk p. Unsex gnedigsten frauen Beuhel, Ist durch Junker Anthonius8 von Pannewikß vndt Paulus Schlauer8pach mit Meister Hanßen Exrbarn, Klebern, handlungk getroffen wegen des wohn Haußes zum Tempelhof, das Selbige neben dem Wendelstein auf da3 allexsauberste, seinem besten Verstande nach, mach vndt zu verferttigen, Neben dreyen Spindtboden, außwendig dem Holt gleich gemacht, aber inwendig in allen Stuben, Cammern, Kuchen vndt Sahl das Holkwer> mitt .

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beklebt vndt auf das Schönste machen, wie es sich geburett vndt gehörtt, vndt das jenige alles, was jn dem Haus zw. machen, nichts außgenohmen, zuuerferttigen vndt machen ver--

sprochen. Dargegen ist ihme eins fur alle8 vorsprochen vnd zugesaget worden funf vndt Siebentzigt Thaller, die sollen auf diesen Contrakt, wie erß zu verschiedenen Mahlen em-

pfengett, auf diesen Zettel vorzeichnet werden. Urkundlichen hatt obgedachter Anthonius von Pannewitz vndt Paulus Schlaur3-Pach dießen Zettel mit eigenen händen vnderschrieben: Actum Tempelhof den 29. Aprillis Anno 1602.

Anttonius von Panwiß. Meine Handt.

BPaull Schlaurspach.“

„Mehr ist Ime die Scheune mit den zweien flohx zu machen vordinkt wordten zu kleiben vox Ein vndt zwankig thaller.“ Am 18. Mai 1602 besichtigte die Kurfürstin die Bauten i1 Tempelhof. Aus den Kammer = Rechnungen geht hervor, daß bei

dieser Gelegenheit verschiedene Festlichkeiten und den Handwerkern: Arbeitsleuten und dem Gesinde „Ergöklichkeiten“ bereitet wurden Es wurde nämlich an diesem Tage ein Türke getauft und d'-

Hochzeit des Malers Nathan gefeiert. Beiden kix gesaget für solche gnedige Belehnung, auch den ermelten Herrn Canklex, Hofmeistern vnd Secretarium das sie solchen Actum in IJ. F. G. nahmen vorrichten wollen. Hierauf hatt der Herr Cankler den lezten Lehenbrieff, so ein Raht vom Herrn Meistex Graff Martin von Hohnstein haben, in originali abgefordert, den newen darnach zu ferttigen, vnd deswegen eine recognition von sich gegeben, mit der Zusage, den Rethen beedex Stedte den neuen Lehnbrieff mit diesen altten durc< einen aigen Boten von Sonnenburgk aus zuzufertigen, vnd lautet dieselbige recognition von Wortte zu Wortte wie sfolget: Heute Dato den 14. Aprili3s haben Vn-

sex8 gnedigsten Fursten vnd Hexxn, des Meister8 F. G. mix verordneten Cankler zux Sonnenburgk, die Erbaxe vnd wol-

weise Herrn Geoxg Jahn Burgemeister, Hexx Paull Behme vnd Herx Georg Celestinus beide die Lehnherrn genandt, vnd

Herx Sigemundt Celestinus Bauher, anstadt eines Erbarn Rath3 zu Cöln alß Possessoren, vnd Herx Jacob Straßburg vnd Sebastian Baurath beede Burgermeistere, alß des mitbelehnten Raths zu Berlin abgeordneten, wegen Jhrer Lehenguetere so sie von J. F. G. vnd dem Ritterlichen Orden zu Lehen haben, vnd mit dem Bedinge vor diesem aigenthumb= lichen an sich gebracht, die geburliche Lehen3 Pflichte, dem herkommen nach, dur< ein Handgelubde gethan, vndt Ihren Lehenbrieff , So Sie vom Hexxn Meister Graff Martin

von Hohnstein löblicher gedechtnuß exlanget, in Originali zugestellt, den neuwen darnach zu fertgen. Soll Ihnen nebenst dem newen wiederumb zugeschi>t werden. Zu deßen schein ist ihnen diese recognition von mix ertheilet worden. Signatum vnd geschehen im beisein des Edlen, gestrengen vnd

Ersamen Herrn Johan Christoff Volmax3 von Baxn3hofen I. F. G. Hofemeistex's, vnd des Ernuesten achtbaren vnd

ze

-

fornehmen Hexxn Julij Hafens F. G. Cammer Secretarius so auff dero Gnaden Befehll der Belehnung beigewohnet auff dem Churfl. Hause zu Coln an dex Sprewe des morgen3 vmb 9 Vhr obgesekten Tages im 1613. Jahre. (gez.) D. Laurentiu3.

Colasius Cankler. Meyer. (manu propria).“

Zwei weitere Lehnbriefe des Ordensmeister3, Markgrafen George! Albrecht zu Brandenburg, vom 11. November 1615 (Stadt=Archivs

Nr. 395) und des Ordensmeister3, Markgrafen Johann Georg zu Brandenburg, vom 12. Mai 1620 (Stadt=Archiv Nr. 496) enkhalten nichts , was für die Geschichte Tempelhofs von Interesse sein

könnte, dagegen trugen sich vier Wochen nach Erlaß des lekten Lehnbrief8 Ereignisse in Tempelhof zu, welche den dortigen Einwohner!" einen Vorgeschmac> der Situation beibrachten, welche die Folgen de?

1618 ausgebrochenen (30 jährigen) Krieges in Schrecken exregender Weise nach sich zogen. Im Jahre 1620 am 30. Juni trafen näm? lich von Spandau her in Tempelhof und den umliegenden Dörfer" die Truppen ein, welche der König Jacob I. von England seinem Schwiegersohn, dem Könige Friedrich von Böhmen unter dem Obersten

Andreas Grey zu Hülfe sandte. Da König Jacob aus politischen

Rücksichten reguläre Kriegsvölkex nicht schien mochte, so hatte ex dem Oberst Grey gestattet, ein Hülfskorps zu werben, welches sich vorzugsweise aus den Gefängnissen verschiedener englischer Graf“ schaften rekrutixrte. Obwohl die Mannschaften unbewaffnet waren, so zeigten fie doch bei ihrex Landung auf deutschem Boden ein jol Schaff Vieh, sv anikßt vorhanden, können aber 600 gehalten werden.

Ein Krug so anißo 60 Thlr. arrende thut, kann aber mehr geben. Ein Obst und Küchengarten. Cine große Wiese bey Rixdorkt. Der Commenthur Busch welcher auch zu dem guth gehöret und gemähet werden fann.

Brenholß gratis aus dex Heyde. Fischerey nothdürsitig in denen Seen auf dem Felde.

Schweine Zucht, Ochsen, Hünex und Gänse. Onera seind von diesem guth nicht abzutragen, alß des Priesterx3 und Küster3 Meskorn in 18 Scet, Cx Cochius auch für sich und seine Erben diesen in duplo ausgefertigten contract mit eigener Hand und beigedrücktem Petschaft

vollenzvgen. So geschehen Cölln an der Spree den 27. Octobris -

Anno

1688.

Friedrich. (1 3.) (L. 8.) Cochius. Eberhard Danckelm:

(Akten des Dominiums Sect. I Nr. 3.)

Cochiu8, welcher hierdur< das Gut Tempelhof als Eigenthum frei von allen Lasten und mit dem Versprechen dex Gewährleistung Überlassen erhielt, trat jedoch exst nach Coulumbel3 Ableben in den

Befiß. Nach dem Tode des Hof-Prediger3 Cochius erbte dessen Wittwe das in dem vorerwähnten Anschlag al8 Allod bezeichnete Gut Tempelhof. Sie verkaufte dasselbe jedoch am 29. October 1714

erb- und eigenthümlich an den Königlichen Geheimen Krieg3rath, Directox des General-Commissariat3, Wirklichen Geheimen Kabinet3Rath und Krieg38-Secretarius Levin v. Scharden für 10,800 Thlx. mit allen aus dem -Permutation3-Kontract erlangten Rechten laut

folgenden Vertrages: „Zu wißen, daß unter heutigem dato zwischen dex Frau Hoss“ Predigerin Frau Wittiben Cochius, an einem, und dem Kb

==".

89

zu

niglichen Geheimbten Krieges-Rath Hexxn Levin &Schardio am andern Theil, wegen das jektgedachter Frauen Wittiben zugehörigen Guts Tempelhokf ein aufrichtiger , beständiger

und unwiederrufflicher Erb-Kauff geschlossen und Vollzogen worden, Dergestalt, daß gedachte Frau Wittibe Cochius,

Wohlgedachtem Herrn Geheimbten Krieges Rath Schardio, Grb- und Eigenthümblich Verkaufft, oberwehntes Jhr Gut Tempelhoff mit allen Pertinentien an Äckern, Wiesen, Seen,

Gärten, Trifft und Hütungen, Hofs= Diensten, Kruge und dazu gehörigen Hueffen, sv, wie Seine Königl. Mayst. in

Preußen, höchstseeligen Andenkens, dasselbe in seinen NRhainen und Grenken beseßen, und der Frau Verkäufferin Seelr. EheHerx Von Deroselben durch den unterm 27. October 1688 errichteten Permutations- und Donations-Recess Überfommen, Sie auch bisher beseßen hatt, und zu besizen, auch zu ge-

nießen berechtigt gewesen, frey Von allen Schulden, we3halb und wegen allen Anspruchs, so an das Gut gemachet wer=

den Köndte, Sie, die Frau Verkäufferinn und Ihre Erben, dem Herrn Käuffer die Eviction auf eine zu Recht be-

ständige Weise hiexmitt Verspricht.

Zmgleichen itberläßet

Sie dem Hexrn Käuffer alles jeho bey dem Gut befindliche Vieh, an Ochsen, Kühe, Schaaffen, Schweinen, und allexhand VJeder-Bieh, auch die Vorhandene Instrumenta Rustica und das im Stroh Vorhandene Getreyde, alles Überhaubt in Pausch und Bogen Vox und umb Zehen Taugend acht Hundert Rtthlr. jeden zu 24 gl. gerechnedt. E3 reger-

viret fich aber dabey Frau Verkäuferien die bey dem Gute Vorhandene Victualien, imgleichen Vier Mast = Schweine,

welche Heex Käuffer gegen Weinachten lieffexn läßet. Weilen auch zwey Bauern dex Frau Verkäuferinn noc< einen zu ? Thaler sich belauffenden Vorschuß und

Dienst-Geld schuldig seyen, so Verspricht Herr Käuffer sothane Schuld von besagten Bauern forderlichst beyzutreiben und Sie

dex Fran BVerkäufferinn zu entrichten. Wegen Auszahlung der Kauff- Summa ift zwischen beyden Theilen beliebet wor-

den, daß auf Abschlag derselben dex Frau Verkäufferinn so forth bey Auswechselung dieses Contracts die Summa von 800 Jitthlr. fage Acht Hundert Rtthlr. und zugleich ObliSationes über fünff Tausend Rithlr. bey hiesigex Landschafft

--=“

2) 41

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alß eine richtige und exigibile Forderung von dem Heer" Käuffer ausgehändiget und cediret werden sollen. Wegen der Übrigen fünf! Tausend Rtthlr. welche der Heer Käuffer umb fünff p. Cent zinßbahr an sich behält, selbige aber in

fünff nach einander folgenden Jahren, jeden Jahrs mit Taugend Rtthlr. und biß zu gänßklicher Tilgung des Capitals, die Zinsen & 5 p. Cent jährlich richtig abführet, regerviret

fich die Frau Verkäufferinn die Uypothecq und Versicherung in dem Gute Tempelhotl, bis zu JIhrer gänßlichen Be

friedigung, tradiret auch so forth nach geschloßenem Contract besagte3 Gut dem Herrn Käuffer und seket Jhm in die gt*

ruhige Possession und Gebrauch deßelben. Uhrkundtlich sind von diesem Contract zwey gleichlautende Exemplaria Ber

fertiget und selbige Bon beyderfeits Contrahenten eigenhändig unterschrieben und besiegelt worden. So Geschehen und Gegeben zu Berlin den 29. October Anno 1714:

(L. S.) Catharina Claubergh,

(L.. S.) Levin Schardius m. PY

Wittwe Cochius.

(Akten des Dominiums Sect. I Nr. 3.) Wie im Abschnitt I. bemerkt ist, hatte der Magistrat vo" Cöln beim Verkauf des Gut3 Tempelhof an Libbext Miller im

Jahre 1621 sich die Gericht8barkeit und das Patronatsrecht über

das Dorf Tempelhof vorbehalten.

Auch zog derselbe noch imme!

einen Fleischzehnten aus dem Dorfe, welcher nach einem 10jähr!" gen Durchschnitt 56 Thlr. 10 Sgr. 5 Pf. jährlich betrug, und * stand ihm schließlich noch das Lehnrece,

2. Martin Schulte, 3. Martin Krause,

4. Gottfriede Dodeving, 5. 6. 7. 8.

Peter Arendt, Gürge Bredevecke, Christoph Krause, Jürge Dunkel,

55

=2E'

-.

9. Cobes Nagell, 10. Martin Dunckel, 11. Andreas Kuhle,

12. Andreas Schulhe, 13. Jacob Dödering, 14. Andreas Freyerdt.

Der Cydt aber ist folgendermaßen abgeschworen worden: „ardt verkaufte. Demnächst besaß e3 die Wittwe des lekßterxen, sodann Ch. EC. H. Schmidt von Mauritius und schließlich der Landrath von Schäkel. Von diesem erkaufte da? Grundstü> 1812 der Kaufmann Hartwig, 1815 besaß es ein Fräulein Hofsmann, 1817 die Wittwe Gersmann, 1820 der Geh. Sekretär

und General=Salz=Kassen-Kontroleux H. L. Henke, 1829 dessen Kinder, 1837 der Gastwirth Knoll, 1860 die verehel. Kaufmann Dressel, 1862 dex Klempnermeister Westendorf, welchex es 1863 an

den Restaurateur Kalz veräußerte. Nr. 11. Restaurant. 1864 besaß das Grundstück der Holzhändler Degebrodt, 1872 dex Rentier. Neudert, welcher es noch in demselben Jahre an die Kaufleute Liefert und Maecker verkaufte. Von diesen erwarb es 1873 die Aktiengesellschaft „Preußische UnionBau-Bank“, von dex es die Vorbesißer zurückerwarben, bi38 dem-

nächst der jehige Besiker, Nentiex Liefert, es erkaufte. Nr. 12. Restaurant. Besitzer: Rentier Liefert. Beide Häuser (Nr. 11 u. 12) stehen auf dem Grundstücke de? früheren Lehnschulzengut3, dessen Texxain 1860 dex Holzhändler Degebrodt vom Dominium erkaufte und demnächst parzellirte.' Nr. 13.

1830.“

Erbpacht-Krug mit 5 Hufen.

Schon das Landbuch Kaiser Karl IV. gedenkt des Kruges, der eine Abgabe von 2 Pfund Pfeffer zu entrichten hatte. Das Grund?

stück ist jedenfalls eines dex ältesten des Orte3. Das Baumaterial

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der Grundmauern bilden Feldsteine, untermischt mit Backsteinen dex ältesten Form. Ein Theil dex Grundmauer reicht bis zur Hälfte der Chaussee. Nachdem vom Jahre 1809 bis 1829 der Königliche Amt-

mann Pusch den Krug in Pacht gehabt hatte, erfaufte denselben 1835 der Gastwirth A. E. T. Kreideweiß, nach dessen Tode das

Grundstück 1859 auf seinen Sohn Zulius, den gegenwärtigen Besiher, überging. Vater und Sohn haben den ehemaligen Krug zu einem der besten Restaurants der Umgegend erhoben und ihren

Namen gewissermaßen volfsthümlich gemacht.

Nr. 14. Erbaut 1828. Bauergut von 4 Hufen. Besißer des Gutes war 1804 der Kaufmann Grunow, 1806 der Hof-= rath Kruse, 1807 wieder der Kaufmann Grunow, 1809 die

separ. Destillateur Ganzer, 1811 der Gastwirth Walk, 1815 der

Kaufmann Braumüller, 1821 die verehel. Hofrath Stackebrandt,

welche es ihren Kindern vererbte. Nr. 15. Villa. Das Grundstück, welches früher den Stacke-

brandt'schen Erben gehörte, ist ein Pertinenzstück des Bauerguts Nr. 14.

Die Villa ist von dem Bauergutsbesiker Rohrbeck ex-

baut, dessen Wittwe das Besißthum erbte. Nr. 16.

Bauergut von 4 Hufen.

Nachdem das alte Ge-

bäude, welches 1796 3. F. Rohrbe>, 1817 Ch. L. Rohrbeck besaß, im Jahre 1823 ein Raub der Flammen gewoxden, wobei der leßtere das Leben einbüßte , ging“ das Gut zuerst auf die Wittwe und Kinder des Verunglückten über, von denen es 1843

der älteste Sohn Johann Christian erhielt. Von diesem erbte G 1872 dessen Sohn Christian Friedrich Wilhelm, welcher das Haus und die Stallungen in der jekigen Gestalt aufführen ließ. Nr. 17. Bauergut von 2 Hufen.

Auch hier sind die alten

Gebäude 1825 verbrannt, in Folge dessen die jetzigen Baulichleiten aufgeführt wurden. Das Gut besaß 1773 Ch. Grunac>, seit 1826 dessen Sohn J. L. Grunac> und besikt seit 1855 dex Enkel J. L.

Grung.

„Nr. 18. Gehört dem Militair - Fiskus. Nachdem die 1823 iedergebxannten Gebäude von dem damaligen Vesiker , Bauer

Lorenz, wieder aufgebaut waren, erkaufte der Militär-Fiskus das Grundstück und überließ es dem Königl. Amtmann Pusch zur

Wohnung. Gegenwärtig verwaltet es die Königl. Garnison-Ver-

waltung.

Nr. 19.

Kossäthenhof mit einer halben, seit längerer Zeit

--

128

--

abgelösten Kixchenhufe. Im Jahre 1801 besaß den Hof der Kossäth Blaßmann, 1809 dessen Wittwe und seit 1837 dexen Sohn J. L.

Ch. Blaßmann, dessen Wittwe gegenwärtig Eigenthümerin ist. Der Kossäth J. L. Ch. Blaßmann gab im Jahre 1848, als dex Feldmarschall Graf von Wrangel sein Hauptquartier in Tempelhof aufgeschlagen hatte, einen Beweis seines Patrioti8mus dadurch, daß ex seinen ganzen Borrath an Schinken, Würsten, Eiern 2c.

dem Marschall für die Truppen brachte, damit die „braven, blauen

Jungens“ nicht Noth leiden sollten. That nie vergessen.

Graf Wrangel hat diese

No. Im Jahre 1816 gehörte der Antheil dem Büdner Mehlhaus, von welchem ihn 1822 Manuß exkauste1851 besaß, ihn dessen Witte, dann deren Sohn E. G. L. Manußwelcher den Besih 1874 dem Rentier Lüdecke veräußerte, von wel? k,

1858 am 6. November dex Schlachtenmaler C. Rechlin mit

Luise Auguste Sophie geb. Stackebrandt,

1861 am 19. November John James Haxt mit Albertine

geb. Quarfowsty,

-

134

=

1865 am 20. Juni der Bauergut3besiker Ch. Rohrbeck mit

Friederike geb. Vogler, 1869 am 11. April der Rentier C. L. Fuhrmann mit Dorothea

Regine geb. Brederec>, 1870 am 20. April der Bäckermeister IJ. Friedenreich mit

Bertha geb. NRec3, 1870 am 18. Dezember dex Eigenthümer J. F. Wolff mit

Luise Friederike geb. Fuhrmann, 1872 am 11. Februar der Büdnex G. Dunkel mit Henriette

geb. Hewerer, 1873 am 8. Juni der Bauergutsbesiker J. W. Bredereck mit

Marie Luise geb. Berlinick; b. goldene Hochzeiten: 1867 am 5. Oktober dex Arbeitex und Veteran D. Schlanke

mit Dorothea geb. Rathnow, 1875 am 1. September dex Veteran L. Schröder mit Regine

geb. Dahlemann, 1876 am 6. Februax dex Zimmermann G. Hecht mit Caro“

line geb. Kunert, 1877 am 7. Juni der Rentier G. Berlini> mit Henriette

geb. Dahlemann. Tempelhof, früher schon bei den Wettrennen auf dem Tempelhofer Felde, der Jahresfeiex dex Schlacht von Groß- Beeren be-

sonders besucht, hat durch die im Sommer 1875 eröffnete Pferdebahn nicht nur an Fremdenverkehr, sondern auch an Einwohnerzahl

dadurc



Gerste

.

8 Sce in Crossen zum Nachfolger des Ringeltaube. Da die bedeutende Vergrößerung Berlin8 vox dem ehemaligen Halleschen Thore eine Lostrennung dex dort belegenen Grundstücke aus dem Parochial-Verbande von Tempelhof und ebenso die Errichtung einer eigenen Predigerstelle in Rixdorf wünschen3= iverth machte, so erklärte das Konsistorium, die Vocation des Pfarrers Lüdecke für die Parochie Briß-Tempelhof zwar bestätigen zu wollen, jedoch mit dem Vorbehalt, daß sich dexselbe die in Aussicht genommene Verkleinerung dex Parochie gefallen lasse. Der Pastor Lüdecke lehnte in Folge dessen die Wahl ab, und wurde fiir die Vacanz nunmehr der Predigkamts = Kandidat und

Lehrex am Kornmesser'schen Waisenhause zu Berlin, Caspar Ludwig Friedrich Carl Ohle aus Sandau gewählt und als Prediger von Brit und den Filialen Tempelhof und Osdorf bestätigt. Ohle staxb nach zwanzigjähriger Amtsführung am 19. Juni 1873. An seine Stelle trat dex Prediger Gustav Gotthelf Heinrich Rungius zu Poklow bei Prenzlau, welcher früher von 1862 bis 1870 das. Rixdorfer Pfaxrxamt verwaltet hatte. Dur< das Tempelhofer Patxonat berufen, wurde ex am 28. Juni 1874 als Pfaxrex von Brit, Osdorf und Tempelhof eingeführt. Wie im Abschnitt 1. S. 59 exsichtlih, wax in Tempelhof für

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150

«-

den Küster ein eigenes Haus nicht vorhanden; dieser Kixchenbeamte, welcher gleichzeitig als Lehrex fungirte, wohnte in einem Kossäthen-Hause. Lekteres muß in der Folge für Küsterei und Schule erworben sein, da ein in den Kixc'sche und Richnow'sche Bauergut, sowie Ländereien vom Schulzengericht, Kruggute, dem Stakebrandt'schen, Dunfel'schen, Grunack*schen und Schulze'schen Bauergute, je 120 MoxZen, vom Bredere>'schen Gute etwas weniger, angekauft.

Die ver-

hältnißmäßig nicht erheblichen Kaufgeldex betrugen für einzelne Güter 3000 bi8 4000 und für den ganzen Ober- und. Unterx=Ac>ex

des Richnow'schen Guts 9000 Thaler. Einzelne Wirthe, von denen nur eine geringe Morgenzahl gekauft war, erhielten zwischen 30 und 49 Thaler pro Morgen. Nach diesen Erwerbungen beantragte der Militair-Fiskus die Special-Separation, um durch eine veränderte Planlage die ExexcierPläße rechts und linf3 der Chaussee nach Berlin, möglichst nahe dex Stadt, zu erhalten. Dex Rezeß kam im Jahre 1839 endgültig zu Stande, die Interessenten in Tempelhof wurden durch Ländereien

abgefunden und der Militair-Fiskus erhielt den gewünschten Uebungs-

-=-

158

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plaß unter der allerdings lästigen Bedingung, der ausschließlichen Unterhaltung der Teltower-Straße, dex Chaussee vom Plateau ab, de3 Wege3 nac< Rixdorf vom Wegweiser ab u. |. w.

Die seit Jahren schwebenden Differenzen zwischen dem Dominium, dex Gemeinde und dem Fiskus waren indeß hierdurch abgeschlossen, so daß die Truppen von nun ab ohne Beschränfung und Einreden den Plaß benuken konnten. Veber die Art wie die Revüen auf der Tempelhofer Feldmark, unter König Friedrich Wilhelm I. abgehalten wurden , theilt

Beneckendorf Folgendes wörtlich mit: „Der König hielt gewöhnlich im Mai oder im Junius die Musterungen über die Berlinische Garnison, welche damal3 nux aus 6 JInfanterie=Regimentern bestand.

An Kavallerie befand sich hiex das Gen3d'armes = Regiment,

welches damal3 Überaus prächtig war, überaus große und ansehnliche Pferde hatte, aus deren einem man wohl zwei der jeßigen machen könnte. Die Gemeinen hatten mit Gold

staxk beseßte Bandeliexe und Hüte und massiv gestickte Schabra>en , und hierzu kamen noch set wurde. Mit „Marsch, marsch!“ jagte die die3* seitige Kavallerie auf die Russen los, kam von hinten in die Batterie, hieb die Artillexisten nieder und jagte die russische Kavallerie hinter

dem Rücken der fechtenden Infanterie bis nach Rixdorf. Hier jedoch stand das Gros der feindlichen Reiterei, und da Kleist einsah, daß ex mit seiner Zahl, die überdem dur< das Jagen über das weit!

Feld ganz außer Athem gekommen war, nichts ausrichten würd

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Wl=

so sammelte ex seine Reiter und 399 sich zuerft nach Tempelhof und, weil die russische Kavallerie ihm dahin folgte, noch weiter zurück, um fich mit dem im Anmarsche befindlichen v. Hülfen'schen-Korps wieder zu vereinigen. Als die diesseitige Infanterie das Zurückgehen der Kavallerie bemerkte, zog sie sich nach den Feldern bei der Stadt zurück und nahm hier eine neue Aufstellung. Zur großen

Verwunderung der diesseitigen Kommandixenden griff Tottleben nicht weiter an, sondern war, da die Oesterreicher inzwischen bei Tempelhof eingetroffen und er diesen den Kampf allein überlassen wollte,

nach Köpenick zurückmarschixt. Trokdem gegen 3 Uhr Nachmittags das Hülsen'sche Korp38 in Berlin angelangt war, hielten der Herzog von Württemberg und der General von Seydlik ihre Truppen doch für zu schwach, dem vereinigten Russischen und Oefterreichischen Heere widerstehen zu können; sie zogen de8halb sowohl die Truppen vox dem Halleschen, als diejenigen, welche gegen Czernitscheff vox dem Land3bexger Thore standen, zurück und marschixten, um die Armee dem Könige zu erhalten, nach Spandau ab. Von dem Tempelhofer Felde her rückten denn am Morgen des 8. Oktober die Oesterreicher in Berlin ein, welches kurz vorher mit den Russen eine Kapitulation abgeschlossen hatte und sich nux durch eine hohe Contribution vor dex Plünderung rettete.

Nach geschlossenem Frieden diente das Tempelhofer Feld Legelmäßig wieder als Uebung3- und Mandöver-Terrain.

Am

28. April 1809 hielt auf diesem Felde in der Nähe von Tempelhof

das Brandenburgische Husarxen- Regiment, der Kommandeur, Majox von Schill, forderte das Regiment auf, das Vaterland befreien zu helfen und von hier aus trat ex durch Tempelhof seinen sieg-

reichen Marsch an, bis das Verhängniß ihn in Stralsund ereilte und dort ihm ein trauriges Ende bexeitete. Im Jahre 1817, erhielt der Oberst von Krohn für die damalige

Garde-Pionier- Kompagnie südlich dex ehemaligen Privatweinberge cinen Uebung3plaß überwiesen, auf welchem, nachdem das GardePionier -Bataillon gebildet wax, um 1850 zwei Bastionen, ein Ravelin und das Wachthaus errichtet wurden. Im Jahre 1835 verlegte dex unter dem Protektorate Seinex

Majestät des Königs Friedrich Wilhelm II. ins Leben gerufene, und durch Allerhöchste Ordxe vom 30. Juni 1828 mit Korporation3-

rechten ausgestattete Verein für Pferdezucht und Pferde-Dressur seinen Rennplaß von dem Terrain des Ritterguts Lichterfelde

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172

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nach dem zwischen der Chaussee und dex Pot8damer Eisenbahn belegenen Theil de3 Tempelhofer Feldes und hielt hier alljährlich im Monat Juni zur Zeit des Wollmarktes seine Rennen ab. Als durch die Anlage der Anhaltischen Eisenbahn (1840) die Rennbahn sehr beschränkt wurde, erfolgte die Verlegung der letzteren nach dem östlich dex Chaussee belegenen Theile des Feldes und fanden hiex die Wettrennen bis zum Jahre 1867 statt, von welcher

Zeit sie in Hoppegarten abgehalten werden.*) Durch den Ankauf einiger Bauergüter in Tempelhof war der Militär -Fiskus auch in den Besiß de3jenigen Theile des Tempelhofer Feldes gelangt, welcher von dem Weinberg3- Terrain durch den Weg getrennt wurde, dex zum Theil noch vor dem Hopf'schen

Etablissement und der Bockmühle erhalten ist, (projektixte Straße Nx. 23) und von dem Wege, südlich dieser Grundstücke, an dem

Steuergebäude beginnend, (projektirte Straße Nr. 22) begrenzt windZu diesem Texrain gehörte auch der Weg, welcher von hier nach der Bergmannstraße herunter führte und dessen Abdachung nach dex Chaussee hin, noch vox wenigen Jahren durch seine Fliederbüsche im Frühjahr einen prächtigen Anbli> gewährte. Nachdem schon im Jahre 1835 der Militär-Fisku8 von diesem Theile des Tempelhofer Feldes Parzellen an die Wittwe Fleischmann, den Müller Kaufmann und an den Fabrikanten Schälling veräußert hatte, verkaufte ex 1838 eine weitere an den Brauerei-Besiker Hopf**), *) Der Verein für Pferdezucht und Pferde- Dressur löste sich demnächst auf» und traten fast sämmtliche Mitglieder in den Union-Club über. 3%) (Georg Leonhard Hopf, ein geborner Württemberger, war im Jahre 1820 aus Baiern nach Berlin gekommen und hatte hier zunächst Stellung als Küfer in

der damals größten hiesigen Habel'schen Weinhandlung gefunden.

In Folge seiner

besonderen Tüchtigkeit avancirte er in kurzer Zeit zum Kellermeister. Später miethete er in dem Hause Leipzigerstraße 6 eine Kellerei zum Betriebe einer eigene" Weinhandlung und versuchte im Jahre 1827 hier Baierisches Bier zu brauen. Das

[. 9. Waschhaus wurde mit einem Kessel versehen, das Nöthige beschafft, und gleich der erste Versuch fiel zur Zufriedenheit aus. Das Bier war jedoch noch oberjährig und konnte deshalb nur auf Flaschen gefüllt in einem engeren Kreise Verwendung

erlangen. Das Gebräu fand bei Männern allgemeine Anerkennung, doch bedurfte es längerer Zeit, ehe es bei Damen sich einige Geltung verschaffen konnte. Hopf beabsichtigte nunmehr eine eigene Brauerei zu errichten, da jedoch seine Mittel hierzt! nicht ausreichten, so fand sich ein zu damaliger Zeit höchst geachteter Geldman" bereit, dem thätigen und praktischen Mann das nöthige Geld zur Erwerbung der Braunbier-Brauerei in der Großen Friedrichstraße 126 herzugeben. Hier wurd“ das erste in Berlin gebraute Baierische Bier dem Publikum übergeben und fand

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welcher noc und Geschäft für 630,000 Mark an den Hötelbesiter L. F. Ehrenreich, welcher es, nachdem ex das Grundstück 1867 durch Ankauf des größten Theils de3 ehemals Fleischmann'schen, zu diesex Zeit im Besiße des

Rentier Schälling befindlichen Terrains, vergrößert hatte, im Jahre 1871 an die jehige Berliner Boc>-Brauerei-Aktiengesellschaft.

Den

Theil des früheren Fleis lo>t.

Hopf starb am 30. April 1844 und hat hier in Berlin

durch die Ginführung des Baierischen Bieres sein Andenken auf immer gesichert.

parzellixte. Die Gesellschaft verkaufte: 1842 11 Morgen an den Oekonomen Weimar;

1844 das Gehöft, bestehend aus dem Wohnhaufe mit dem Thürm ererbten und es 1872 an den Kaufmann

Zimmermann verkauften; 1859 6 Morgen an den Militär-Fiskus.

Hinter „Kriegersfelde“, dicht an der Anhaltischen Eisenbahn, entstand im Jahre 1870 das große Baracken=Lazareth, dessen Abbruch, nac< Ueberführung der leßten Kranfen in die Garnison=

Lazarethe, im Jahre 1871 erfolgte. Von den Freiheitskriegen bis auf die Gegenwart ist das Tempelhofer Feld in einem Zeitraum von bald 180 Jahren feinem Dieke treu geblieben, viele Tausende haben dasselbe als Soldaten ihres Vaterlande3 betreten , darauf vor ihrem obersten Krieg3=

herrn Proben ihrer Ausbildung abgelegt, und zahllosen Kämpfern 1vay es vergönnt, am 16. Juni 1871 unter Anführung ihres Kaisers und Königs ruhm- und sieggekrönt von hier aus in die Hauptstadt

des Landes einzuziehen. Schließlich mag noch des f. g. „Neuen Kaiserstein3“ Erwähnung geschehen, derjenigen Stelle nämlich, ziemlich nahe der östlichen Seite der Chaussee, kurz hinter dem ehemaligen Steuergebäude gelegen, an welchex Seine Majestät der Kaisex und König bei Besichtigung der Truppen auf dem Tempelhofer Felde. zu Pferde zu steigen pflegen. Das leßte Mal geschah dies bei Gelegenheit dex Parade des GardeKorps am 28. Mai 1878.

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Indem ich hiermit die Geschichte des Dorfes Tempelhof dem geneigten Lesex zux nachsichtigen Beurtheilung vorlege, habe ich mix gestattet, noch einen Anhang beizufügen , welcher die Tempelhofer Berge und die Hasenhaide behandelt. Diese Anhangs wird es zur größeren Vollständigkeit um so mehr bedürfen, al38 Berge und Haide lange Zeit zu Tempelhof gehörten, später auch stet3 mit dem Dorfe in engen Beziehungen standen und, besonders die Berge bei dem

größten Theile der Bevölkerung noch heute für einen integrixenden Theil dex Tempelhofer Feldmark gehalten werden.

Anhang. *

Hie Tempelhofer Berge, Die Tempelhofer Berge bei Berlin, welche sich westlich der Hasenhaide bis nach dem Dorfe Schöneberg hinziehen, und nörd-

li< durch die jehige Bergmann- und Kreuzberg-Straße begrenzt werden, reichen südlich bis an den Weg, welcher fich ehemals hinter den Kircs, dessen Vater und Großvater

schon Weinmeistex gewesen sein sollen, und 1688 dex Weinmeistex David Vetter, ein Sohn des Weinmeisters Jürgen Vetter genannt wird, so wurde ihnen unter König Friedrich I. doh nur noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und der geringe Ertrag, 1701 bei-

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184

spiel8weije nur 258 Tonnen, mag auch Veranlassung gewesen sein, daß Friedrich Wilhelm I. unterm 22. Januax 1718 den Befehl

ertheilte, sie zu verkaufen. Die Licitations-Termine fanden vom Mai bis September statt und wurden die bezüglichen Bekanntmachungen in Spandau, Coepenic>, Bees8kow, Ziesax, Land3berg und Potsdam affigirt. Hierbei muß bemerkt werden, daß auf dem Berge westlich des

heutigen Kunheim'schen Ctablissement3 dxei Weinberge sich befanden. Diese drei Weinberge hatte 1675 dex Weinmeister Peter Marcks, demnächst der Weinmeister Jürgen Vetter, 1688 dex Weinmeister David Vetter und 1701 Hans Vetter bewirthschaftet und wurde der

Berg allgemein „Han3 Vettex3 Weinberg“ genannt. Um 1701 benußte den ersten 10 Morgen 20 [ ]Ruthen großen Weinberg, der Weinmeistex Bölc>ke, den zweiten 11 Morgen 3% [ ]Ruthen großen, der Weinmeistex Lehmann, wogegen der dritte 12 Morgen große Berg, allein noch) von Hans Better bewirthschaftet wurde. Als sich in Folge der Licitationen keine Käufer für den ganzen Berg fanden, wurden die darauf belegenen 3 Weinberge zuerst verpachtet , demnächst aber und zwar der erste mit dem Preßhaus und der Presse für 662 Thtx. 12 gr. an P. Thevenau, der zweite für 662 Thlr. 12 gx. an Jean Voisin und der dritte, westlich dex heu-

tigen Chaussee gelegen, für 885 Thlr. an den Schweizer Abraham Steinert übereignet.

Im Jahre 1725 verkaufte Thevenau sein Besißthum für 810 Thlr. an die Mannoury's, welcher sie 1871 an die Berlinex Union3-Brauerei veräußerte.

'96

Sg.

Snes

Die jeßige Berliner Unions-Brauerei verdankt ihre Entstehung dem aus Wittsto> hierher Üübergesiedelten Kaufmann Gratweil. Dieser verkaufte seine auf den Grundstücken Nr. 4 und 3 der Hasenheide errichtete Brauerei, mit dem von ihm in Charlottenburg er-

worbenen Bendel'schen Besißthum „Bi3marc>3höhe“ im April 1870 an die jezige Kommanditgesellschaft auf Aktien „Berliner UnionsBrauerei“.

Von leßterer wurde alsdann im Jahre 1871 da3

Reine>"sche Grundstück Hasenhaide Nr. 5 käuflich erworben, jo daß

43,450 []Met r, dasjenige in Charlot enburg 16, 0 [

das der Gesellschaft nunmehr gehörige Areal in der Haide circa

umfaßt.

Die Feuerkasse dex auf ersterem Complex erbauten Fabrik und Restauration3anlagen, beträgt nahezu 1'4 Millionen Mark. Die Gebäude find successive von dem Maurermeister Streubel, dem Zimmermeister Friße und den Königlichen Baumeistern Ende und Böck mann erbaut worden. Die Fabrikanlagen gestatten eine jährliche Produktion von cixca 100,000 Tonnen Bier.

Der größte Malz-

verbrauch betrug im Jahre 1873 50,168 Centner, der größte Absaß im Jahre 1875: 74,365 Tonnen Biexr.

Das auf dem Brauerei-

Grundstück in der Hasenhaide befindliche Restauration3= Etablissement fann für die Sommerzeit bequem 10,000 Personen placiren.

Die verschiedenen Einrichtungen: Skating-Rink, Theater-Aufführungen des allbefannten Puppenspieler3 Linde, Conzerte 2c. machen, in Verbindung mit dem vorzüglichen Fabrikat der Brauerei, dies Etablissement zu dem besuchtesten und beliebtesten dex Haide.

Jorstland und 14 Morgen 1 5[ Nx. 6, 1802 in dex Größe von 13 Morgen 158 []Ruthen

resp. 1805 der Kammergerichts- Präsident von Schleiniß in Erbpacht. Derselbe legte darauf einen großen Garten an und ließ ein

herrschaftliches Wohnhaus erbauen. Im Jahre 1824 erfaufte die

Besizung von der verwittweten Präsident von Schleiniß der Kaufmann Hesse, von welchem sie der Böttchermeister Nießle exwarb1827 besaß das Grundstück der Schlächtermeister Köhler, 1828 der Kammachermeister Fleischhammer, 1830 der Amtmann Herms, 1832 der Koch Sturm, 1836 der Kondukteur Binneboe38, 1837 wiederum der Koch Sturm, 1845 der Geh. Kommerzien-Rath v. Beer, 1850 der Brauereibesiker Vilain, von dem es 1859 der Färbereibesiker Brunow in dex Subhastation erstand. Brunow verkaufte 1867 die Gebäude mit dem 10 Morgen

dagegen, mit dex Front nach dem Urban, blieb im Besitz des Brunow.

An der Ecke de3 Grundstücks, dicht an der Urban = Straße,

steht auf einem Hügel eine Linde, welcher man verschiedene Bedeutungen beigelegt hat. Nach der eingehenden Forschung Dde5 verstorbenen Schlachtenmalex3 Friß Schulz hat indeß jenex Baum nicht die geringste historische Bedeutung, sondern einzig und allein der Liebhaberei eine3 fritheren Besikers seine Pflanzung zu verdanken. Wa3 dem Brauereibesiker Vilain nicht gelungen war , die

von ihm eingerichtete Brauerei in Schwung zu bringen, gelang der

Thätigkeit des nunmehrigen Besißer3. Happoldt ließ in den Jahren 1867 bis 1873 vollständig neue Gebäude zum Brauereibetrieb er-

richten, und vergrößerte denselben derart, daß die Brauerei eine Leistungsfähigkeit von jährlich 40,000 Tonnen hat. Außerdem wurden die Ausschankslokale umgebaut und verschönert, so daß da3 Lokal mit das besuchteste dex Haide geworden ist. Zwischen Nr. 6 und 7 liegt der Theil des ehemaligen Kolonnen=

weges, welcher in seiner Verlängerung das Lücke'sche Gestell bildet, später gepflastert wurde und den Namen „Fichtestraße“ erhielt. Die östlich diesex Straße belegenen Grundstücke grenzten, mit der Hinterfront excl. des Grundstücks Nr. 2, sämmtlic in der Subhaftation die Kuratoren der D. Ihtig'shen Nachlaßmasse, von denen es noc< in demselben Jahre der pens. prinzliche Küchen= schreiber und Gastwirth Gonserow3ki erwarb, 1828 erbte es dessen Wittwe mit den viex Kindern, welche e3 nach dem Tode der Mutter

1829 allein besaßen. Von den Geschwistern erkaufte da3 Grund= stück 1842 die verehel. Kaffetier Lücke geb. Gonserowski, von wel-

er es 1873 die Stadtgemeinde Berlin erwarb.

Durch Ankauf

einer Parzelle von dem Grundstück Nr. 10 wurde der städtische Bejiß auf 31,084 [7] Metex gebracwik. Derselbe löste

1840 die Erbpacht ab und verkaufte 1847 eine 8 Morgen 14 [

then große Parzelle (jezt 7b) an den Partikuliex Börner. Jm Jahre 1852 kaufte der Kunstgärtnex Gude das Grundstück, veräußerte es

1856 an den Königl. Lakaien Kehse, welcher 1858 eine Parzelle von 1 Morgen 150 []Ruthen (jeßt 83) an den Gärtner Gude und demnächst den Rest des Grundstücks 1865 an die Kaufleute G. G. Stei-

del und Ch. A. Schulß zu gleichen Rechten und Antheilen verkaufte. Seit 1874 ist dex Kaufmann Steidel Alleinbesißer der Grundstücks. Nr. 9a nahm 1804 in der Größe von 10 Morgen 141 [-]Ru-

then der Ober-Forstrath C. F. Jun> in Erbpacht. 1813 besaß das Grundstück der Geh. exped. Sekretär und Kalkulator C. F. W. Roehl, 1826 waren dessen 5 Kinder die Besiker, von denen es 1833

der Rentier Ch. Boellert erkaufte. Leßterex übereignete 1842 eine Parzelle von 2 Morgen 32 []Ruthen (jezt Nr. 9) an den Geh.

Kanzlei-Sekretär J. W. Boehm. Nx. 7b. Nach dem Erwerb des Grundstücks (efx. Nr. 7c u. 8) Seiten3 des Partikulier3 Boernex von dem Kaufmann Scha>wiß im Jahre 1847 blieb dasselbe bis 1861 in dessen Besih. In diesem

Jahre ging es auf seine Wittwe über, welche gleichzeitig eine Par zelle von 1 Morgen 75 [ ]Ruthen (jeht 7a) an ihren Schwager, den Kaufmann Boerner abtrat. Den Rest des Grundstücks 7b und das Grundstück 7a erkaufte 1871 resp. 1872 der Brauereibesißer Gratweil. Nx. 10. Im Jahre 1802 nahm Dorothea Wilhelmine Charlotte Noack das Terrain, welches sich hintex den Grundstücken 7 bis 9a hinzieht und in eine Spiße an der Chaussee und Pionierstraße

ausläuft, zur Anlegung einer ächten und einer wilden Baumschule in Erbpacht.

1813 war der Gärtner A. E. Engel Besikex de?

Grundstücks, 1818 dessen Wittwe mit Kindern, 1842 zunächst der

noc

drei Wohnräume für die Mädchen, GarderobeRäume, die Wohnungen der Lehrerinnen, der ersten und zweiten Hausmutter, das Krankenzimmer nebst Zubehör; im 2. Sto> drei Schlafsäle und vor denselben die Räumlichkeiten, in welchen sich die Mädchen wa-

schen. Die Waschbeken werden durch Röhren vermittelst eines Pumpwerks gespeist und geleert. Der rechte Seitenflügel enthält im Souterrain die Badezimmer für die Knaben, den Gemüse-, Holz- und Torfkeller, den GemüsePußfeller, die Küchen für die Lehrex, die Wohnungen des Portiers und des Gärtners und das Pumpwerk; im Parterre den Speisesaal für die Knaben, drei Schulzimmer, den Arbeitssaal; im 1. Sto> secte. Das Bataillon besonders werth gehalten, zur Aufstellung dex Denk-

mnäler, welche es seinen in den Feldzügen von 1866 und 1870--71

defallenen Kameraden widmete. Der Schießplaß des Garde-Schüßen-Bataillons wird nach Sx.

Königlichen Hoheit dem Prinzen Carl von Preußen, Höchstwelcher sich früher als Kommandeur der 2. Garde= Jnfanterie= Brigade (1822-1830), dex das Bataillon einverleibt war, für das Schießen

dex Offiziere und Mannschaften besonders intevessirte, auch veränlaßte, daß dem Offizier-Korps Material zum Bau des noch heut bestehenden Pavillon3 aus der Tegelex Forst überwiesen wurde (Akten des Finanz-Ministerium3), dex „Karl3garten“ genannt. Dex Plaßz zählt fünf Schießstände (Nx. 1 u. 2 300 Meter, Nr. 3 400, Nr. 4 u. 5 500 Meter lang), von denen dex erstere jeht dem 3. Garde-

Regiment zu Fuß eingeräumt ist. Links des zweiten Standes, in einer von Bäumen und Buschwerk gebildeten Rotunde, hat dex Hauptmann von Hindenburg den um die Verschönerung des Plaße8 verdienten Hauptmann Rechenberg eine von einem Adler gefrönte Erinnerung5=

säule mit dex Widmung „Rechenberg3-Ruh“ errichten lassen. Rechts von dem neu erbauten Wachthaus, vox dem fünften Stande gelegen,

befindet fich eine Kantine, welche, eine ehemalige Jagdbude, von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Carl dem Bataillon geschenkt worden ist. Sie enthält drei Zimmer, eins für die Offiziexe, eins für die Mannschaften und ein großes für den Restaurateux. Auf dem in der nordöstlichen E>e des Plaßes befindlichen Hügel foll, der Tradition zufolge, der Majox von Schill mit seinen Offizieren, bei nächtlichen Zusammenkünften den Gewaltstreich gegen Napoleon berathen haben. An der östlichen Seite des RKarls8gartens befindet sich der mit einex Eiche bepflanzte und von einem Gitter ngebene „Friesenhügel“, welchex von Turttern der Erinnerung des

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204

=

1813 gefallenen Lehrex3 an der Plamann'schen Anstalt und Mit-

helfer3 Jahns bei Errichtung des Turnplaßes in der Haide, Friedrich Friesen, gewidmet wurde. Se. Königliche Hoheit der Prinz

Georg hat diesen Hügel einex besonderen Aufmerksamkeit gewürdigt Und ist mit der Aufsicht über dies Exinnerungszeichen “der Förster dex Hasenhaide betraut worden. Ein anderer, südlich belegener Hügel, ebenfalls von Turnern errichtet, gilt dem Gedächtniß de3 in dex Schlacht bei Trautenau gefallenen Turner3 Genutat. Al3 das Turnen 1843 im Preußischen Staate wieder in Auf-

nahme kam, galt e3, speciell für die Schüler des Friedrich-WilhelmGymnasiums und dex Königlichen Realschule in der Hasenhaide einen Turnplaß zu schaffen. Von einem Erwerb in dex Haide selbst mußte aus mehrfachen Gründen Abstand genommen werden, doh gelang e3 schließlich den Bemühungen des Professor3 Maßmann, eine8 alten Freunde3 Jahn3, durch das beveitwillige Entgegenkom? men des Ministerx3 von Bodelschwingh, das an dex Haide belegenet

Grundstück des damaligen Ort3vorsteher3 Pfaffenländex für den Fiskus zur Anlegung eines Turnplaßes zu erwerben. „Der Plaß wurde al3bald von schlesischen Erdarbeitern in seinen

Hauptabstufungen geebnet und der Tie, oder Bersammlungsort oben unter überschattenden Eichen bestimmt. Auf der ersten Böschung3-

fläche wurden die Klettergerüste, links auf der oberen Böschungs* ebene die Barren, etwas tiefer die Recke errichtet. Von oben, in dex Mitte des Plaßes , wie zu den Seiten, führen bestufke Wege hinunter. Die Böschungen wurden mit Rasen belegt und at! den Rändern mit Bäumen bepflanzt. Rechts vom Tie stand ein verschließbarex Geräthschuppen, sowie ein an den Seiten offener, aber gede>ter, zur. Ablegung dex Kleider. Auf dex zweiten größeren Abstufung gelangt man zum breiten Spielplaße. Rechts und lins von diesem stehen die Springgestelle und Tiefspringel. Die leßte

niedrigste Böschung leitete zux Rennbahn hinab, welche, mit Bäu? men auf beiden Seiten bepflanzt, von Westen nach Osten den Plab

durchschnitt.

Zunächst dem Geländer, dem Klettermaste gegenüber,

wax dex Wunderkreis ausgegraben, oder vielmehr durch aufgelegte" '

und befestigten Rasen gebildet. So ist, xesp. war dex Turnplaß, dex unter dem unvergeßlichen |

Turnlehrer Feddern eine Generation bildete, welche in Schle3wig-| Böhmen und Frankreich nicht unrühmlich gefochten hat.

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205

=

Die auf den 19. Juni 1844 projektirte Einweihung mußte ungünstigen Wetter8 wegen, auf den 26. dess. Mt3. verschoben werden, an welchem Tage die vereinigten Anstalten, das Friedrich-Wilhelm-

Gymnasium und die Königliche Realschule vor dem Plaße Aufstellung nahmen. Es geschah dies in Gegenwart des Minister38 der geist lichen 2c. Angelegenheiten, Eichhorn, der mit sämmtlichen Räthen seines Ministeriums das Fest verherrlichte. Außerdem waren der Obex-Präsident von Meding -und eine große Anzahl anderer Freunde des Turnwesen3 zugegen. Die Zöglinge beider Anstalten, von denenüber 900 ihre Theilnahme erklärt hatten, versammelten sich mit Fahnen auf der Schlächterwiese, zogen, in ihre Riegen getheilt, dem Turnplaße zu, und nahmen dort. auf den für sie bestimmten Sißen, dem s. g. Tie, Plaßh. Die Feierlichkeit wurde eröffnet durch den Gesang eine8 vom Professor Maßmann gedichteten und von Hauer componirten Liedes. Nachdem der Direktox Ranke die Festund Weihrede gehalten, welcher der Gesang zweier Lieder folgte, begannen die Uebungen unter Leitung des Professor Maßmann. Dieser blieb bis zum späten Abend in der Mitte dex Turnex und

hielt bei Beendigung der ganzen Festlichkeit eine Rede, welche die Schüler auf den zukünftigen Gang und die Bedeutung dex Turn-

übungen hinwies.

Feddern starb am 4. Zuli 1849 an der Cholera und wurde

von seinen Turnern zur lezten Ruhestätte getragen. Nach seinem Tode traten andere Kräfte für den Turnunterricht in der Hafenhaide ein, und es wurden andere Regeln der Turnkunst ein-

geführt. In seinex jezigen Verfassung bietet dex Tuxnplaß nur no< ein entferntes Bild des alten Feddexw'schen und das fußhohe

Gras desselben giebt Zeugniß von dem Werthe seiner gegenwärtigen

Vestimmung.

Als Jahn am 15. Octobex 1852 sein bewegtes Leben in Frei-

burg an der Unstrut endete und auf Anregung der Jenenser Studenten ihm ein Grabdenkmal errichtet worden war, wurde Sei-

tens mehrerer hiesiger Turnvereine beschlossen, ihm auch in Berlin ein Denkmal zu widmen.

In Folge weiterer Beschlüsse wurde dex

vorgedachte Turnplaß zur Aufstellung des Denkmal3 ausersehen und am 10. August 1861 dex Grundstein zu demselben gelegt.

Gilf

Jahre später, (1872) ebenfall3 am 10. August, fand die Enthüllung der Bildsäule Jahns, modellirt vom Bildhauer Erdmann Encke, unter entsprechenden turnerischen Feierlichkeiten statt. Das Stand-

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bild ist 10 Fuß hoch, aus Bronce gearbeitet und steht auf einem Unterbau von Steinen, welche die Turnex allex Erdtheile zu diesem

Zwecke einsandten.

Der hundertste Geburt8tag Jahn's wurde am Sonntag den 11. August d. 3. (1878) auf dem Turnplaße in der Hasenhaide /

festlich begangen.

Die JZugendabtheilungen versammelten sich am'

Nachmittage daselbst zu einem Schauturnen. Nach dem BVorbei- ' marsch der sämmtlichen Turner am Jahndenkmal und dem Absingen

des Liede3: „Ein Ruf ist erklungen“, hielt der städtische Ober-Turnwart, Dr. Angerstein, eine Ansprache, in welcher ex die deutsche

Gesinnung des Gefeierten hervorhob, eine Gesinnung, die das Leben und alle Thaten des braven Mannes verkläre.

Sie fei 68,"

welche die Nachkommen zur Verehrung fir ihn entflamme. Er habe das Turnen zu einem nationalen Erziehungsmittel gemacht. Als, 3 lag dem Vater Jahn nicht lediglich daran, die Körper= ' fräfte dex Jugend zu entwickeln; er wollte den PatriotiSmus exrhöhen und durch das Turnen des Vaterlandes heiligste Güter ge- '

sichert wissen.

Daher seine Volksthümlichkeit. =- Das8 nach dieser

Rede stattfindende Schauturnen sc Land an der Chaussee"

angewiesen, und die Erlaubniß, daselbst ein Wohnhaus und zwei Privatschießstände zu errichten. Nach dem Tode Behm's exkaufte der Domainen-Fisku8 das Wohnhaus und räumte dasselbe dem Förster der Haide zur Dienstwohnung ein. - Gegenwärtig werden die Stände Nx. 6 bis 9 und die beiden

Privatstände kassirt und auf ihrem Terrain neue Stände für das 3. Garde-Regiment zu Fuß angelegt. Zwischen dem Lücke"schen Gestell und dem Kolonnenwege bei, Streiß wurden bald nach den Freiheitskriegen Schießstände fix die!

Berliner Garnison eingerichtet, für deren Verschönerung sich um! 1850 der Oberst-Lieutenant von Lenß besonders verdient machte." Gegenwärtig liegen hier 11 Stände, von denen die Stände 10 bis 14 (Nr. 10 320 Meter, Nr. 11 und 12 250 Meter, Nr. 13 400

Meter, Nr. 14 320 Meter lang) dem Kaiser Franz-Garde-Grenö-

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'dier-Regiment Nr. 2, die Stände 15 bis 20 (Nx. 15 und 16 250 Meter, Nr. 17 320 Meter, Nr. 18 und 19 300 und Nx. 20

600 Meter lang) dem Kaiser Alexander-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 angehören.

Troß des umfangreichen Gebrauchs, welchen die Truppen von den Ständen machen, ist das Thiex, dem die Haide ihren Namen verdankt, durc, so daß am Grabe wohl über 2000 Zuschauer versammelt waren. Das Grab innerhalb des eisernen Gittex5 war 6 Fuß lang, 3 Fuß breit und 4 Fuß tief; ein Gärtner hatte dasselbe machen

müssen. Nachdem der Leichenwagen an dies Grab herangefahren war, trugen wieder mur Muselmänner den Sarg von demselben in das eiserne Gitter. Sie öffneten hier den Sarg und nahmen den Leichnam, welcher ganz in Leinwand gewickelt und genähet war, heraus, Sodann legten sie den= selben in das Grab, mit dem Gesicht nach dex Gegend gerichtet, wohin Mekka liegt, und zwar in schräger Richtung, stellten dichte Bretter, welche zum Theil an Ort und Stelle vom Tischler noch abgepaßt und zugeschnitten wurden, schräg

über denselben, so daß keine Erde auf ihn fallen konnte, ergriffen hierauf selbst die Spaten und warfen das Grab mit Erde zu. Dies alles geschah beim Laternenschein; das eiserne Gitter wurde verschlossen; das Begräbniß war halb zehn Uhr am

gestrigen Abend beendigt, die Türken fuhren in ihren Kutschen nach ihren Wohnungen zurü> und das Publikum verstreute

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Das Grab, welches mitten auf freiem Felde gelegen, nunmehr die Leichen dreier Muselmänner barg, wurde bald von den angepflanzten Bäumen überschattet, und machte die Anlage einen wiir-

digen, zu ernsten Betrachtungen stimmenden Eindruck. Häufig exschienen Abends Mitglieder der Gesandtschaft, welche bei angezündeten Kerzen am Grabe zu Allah beteten. Das Publikum achtete die Ruhestätte dex Todten, und sind Beschädigungen des Grabes, soviel ermittelt, nicht vorgekommen ; das eiserne Gitter jedoch wurde mehrere Male von Lebensmüden, die ihren Tod durch Erhängen daran suchten, benußt. Einer derselben, der Diätar Friebe, hatte, um später nicht erfannt zu werden, vor dem Erhängen seine Kleidungsstücke mit brennenden Schwämmen angefüllt. Dex während der Nacht in seiner, damals am Wege nach dex Hasenhaide stehenden, Mithle beschäftigte Müller Weimar bemerkte wohl das Feuer, achtete indeß anfangs wenig darauf, da ex glaubte, daß sich Türken am Grabe zum Gebet

eingefunden hätten; als ihm jedoch dex Schein zu lange währte, ging er mit seinem Sohne nach der Grabstätte, wo dex Erhängte, jedoch no< nicht so verbrannt, um nicht recogno3cixt werden zu können, gefunden wurde. Das Grab blieb 15 Jahre lang geschlossen, bis e3 seine Pforten im Jahre 1853 wieder öffnete, als dex Kadet Rassim= Effendi und

1854 ein junger Türke, Namen3 Aziz, welcher am 5. April, Moxr-

gens 5 Uhr, beerdigt wurde, starben. Die lehten beiden Todesfälle ließen befürchten, daß der vorhandene Raum zum Bestatten weiterer Todten nicht hinreichen würde,

und suchte de3halb. der damalige Gesandte dex Pforte, Kemal-Effendi, im Mai 1856, die Vergrößerung des Bergräbnißplaße3s bei dem

Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten nach. Lektexes trat mit dem Krieg3-Ministexrium, als Eigenthümex de3 Texrains, in

Communikation, worauf der vergrößerte Begräbnißplaß, nachdem die Pächter abgeerndtet hatten, der türkischen Gesandtschaft überwiesen wurde, welche demnächst die Absicht aussprach, den Plaß in dex Form eines 50 Fuß langen und 60 Fuß tiefen Rechtecks herstellen und mit einer 7 Fuß hohen Mauer umfriedigen lassen zu wollen. Da hierdur< der bereits festgestellte neue Bebauungsplan für Berlin eine Aenderung erlitten hätte, so trat am 21. Juli 1856 eine, aus dem

Attache der Gesandtschaft Carath6odory, Landbaumeister Albrecht, Amtmann Pusch, Vermessung3-Revisox Meyer und Garnison-Verwaltung53-Direktox de Lalande gebildete Commission an Ort und Stelle

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zusammen, und vereinbarte die Größe des Plaßes auf 60 Fuß Länge in der Straßenflucht, und 80 Fuß Tiefe, also mit einem Flächen= inhalt von 334 OI Ruthen. Bald darauf wurde das Gitter mit dem Postamente abgetragen

und der Plaß planixt, die Mauer des vergrößerten Kix