Das Bild der Stadt 9783035602166, 9783764363604

wie orientieren wir uns in einer Stadt? Was haftet im Gedächtnis? Woher rühren unsere ganz fest umrissenen visuellen Vor

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German Pages [216] Year 2001

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Table of contents :
Einleitung
Joint Center for Urban Studies
Vorwort
Inhalt
I Das Bild der Umwelt
II Drei Städte
III Das Stadtbild und seine Elemente
IV Die äußere Gestalt der Stadt
Anhang
Bibliographie
Stichwortverzeichnis
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Das Bild der Stadt
 9783035602166, 9783764363604

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Bau welt Fundamente 16

Herausgegeben von Ulrich Conrads und Peter Neitzke Beirat: Gerd Albers Hildegard Barz-Malfatti Elisabeth Blum Eduard Führ Werner Sewing Thomas Sieverts Jörn Walter

Kevin Lynch

Das Bild der Stadt

Bauverlag Gütersloh · Berlin

Birkhäuser Basel

Titel der 1960 bei M.I.T. Press & Harvard University Press in Cambridge/Mass, erschienenen Originalausgabe: »The Image of the City« Ubersetzung von: Henni Korssakoff-Schröder (bis Seite 96) und Richard Michael (ab Seite 96) Umschlagentwurf: Helmut Lortz

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. 1. Auflage 1965 2. Auflage 1989 7., unveränderter Nachdruck der 2. Auflage 2013 Der Vertrieb über den Buchhandel erfolgt ausschließlich über den Birkhäuser Verlag. © 2013 Birkhäuser Verlag GmbH Ein Unternehmen von De Gruyter Postfach 44, CH-4009 Basel, Schweiz Β auverlag BV GmbH, Gütersloh, Berlin

Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF oo Printed in Germany ISBN: 978-3-7643-6360-4 987654

www.birkhauser.com

Einleitung

Was bedeutet die Form der Stadt tatsächlich für die Menschen, die in ihr leben? Was kann der Stadtplaner tun, um das Bild der Stadt lebendiger und einprägsamer zu gestalten? Um diese Fragen beantworten zu können, studierte Kevin Lynch die Erfahrungen von Menschen, die in Los Angeles, Boston und Jersey City wohnen. Aus einer Fülle neuen Materials, das er aus Flächenstudien in diesen drei Städten und aus persönlichen Gesprächen mit ihren Einwohnern gewann, ergänzt durch Erkenntnisse aus Literatur, Anthropologie, Psychologie und Kunst, bildet Lynch ein neues Kriterium: das der »Einprägsamkeit«, »Lesbarkeit«, »Vorstellbarkeit«, dessen möglichen Wert für den Aufbau und Wiederaufbau von Städten er aufzeigt. Die Spannweite dieser umfassenden Erörterungen führt zu einer ursprünglichen und lebendigen Methode der Beurteilung einer Stadtgestalt. Von diesem Gesichtspunkt aus lassen sich ständig neue Verfahren und neue Vorstellungen entwickeln. Kevin Lynch stammt aus Chicago und war Schüler von Frank Lloyd Wright. Er hat als Berater für Städtebauprojekte im ganzen Land reiche praktische Erfahrungen gesammelt; von 1954-1959 leitete er gemeinsam mit Gyorgy Repes ein Versuchsprojekt, das die anschauliche Form der Stadt zum Gegenstand hatte. Heute ist er außerordentlicher Professor für Stadtplanung am Massachusetts Institute of Technology. Dieses Buch ist das erste einer von der Μ. I. T. Press und der Harvard University Press für das Joint Center for Urban Studies herausgegebenen Reihe von Publikationen.

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Joint Center for Urban Studies ist ein Gemeinschaftsunternehmen des Massachusetts Institute of Technology und der Harvard University, das 1959 ins Leben gerufen wurde. Sein Ziel ist es, den weiten Bereich der Probleme des Städtebaus zum Sammelplatz für die Talente und Kenntnisse der Studierenden auf den Gebieten der Philologie, der Architektur und Stadtplanung, des Maschinenbaus, des Gesundheits- und Erziehungswesens, des Geschäftslebens, der Rechts-, Natur- und Sozialwissenschaften zu machen. Zu den Problemen, für die sich das Joint Center interessiert, gehören folgende: Einführung technischer Neuerungen in Stadt und Stadtgebiet; vergleichende Untersuchung der Städte unter historischen sowohl als auch zeitgenössischen Gesichtspunkten; städtisches Verkehrswesen; Wachstum und Struktur der Stadt; Stadtpolitik und -planung; Städtebau in Entwicklungsländern; städtischer Hoch- und Tiefbau; Sozialwerte und Gemeinwesen; Methoden öffentlicher und privater Kontrolle von Stadtveränderungen. Die von der Harvard University Press und der Μ. I. T. Press gemeinsam herausgegebene Buchreihe soll den Studierenden auf allen Gebieten der Kommunalwissenschaften und der Planung sowie Beamten, führenden Persönlichkeiten der Bürgerschaft, öffentlichen und privaten Geldgebern die Ergebnisse von Untersuchungen des Joint Center zugänglich machen. Das Joint Center beschäftigt sich in erster Linie mit grundlegender Forschungsarbeit, will jedoch gleichzeitig eine Brücke zwischen Theorie und Praxis schlagen.

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Vorwort

Dieses Buch handelt vom Aussehen der Städte und davon, ob dieses Aussehen von irgendwelcher Bedeutung ist und ob es verändert werden kann. Die Stadtlandschaft ist u. a. etwas, das man sehen, im Gedächtnis behalten und an dem man sich freuen soll. Der Stadt eine visuell erfaßbare Form zu geben, das ist ein ganz besonderes Problem für die Planung - und ein vollkommen neues dazu. Im Verlauf der Untersuchung dieses Problems zeigt das Buch drei amerikanische Städte: Boston, Jersey C i t y und Los Angeles. Es schlägt eine Methode vor, mit deren Hilfe wir die visuelle Gestaltung im Maßstab der Stadt vornehmen können, und bietet einige erste Prinzipien der Städteplanung. Die Arbeiten, die mit dieser Untersuchung verknüpft waren, wurden von Professor Gyorgy Kepes und mir beim Center for Urban and Regional Studies des Massachusetts Institute of Technology geleitet. Sie wurden während einiger Jahre großzügig aus Mitteln der Rockefeller-Stiftung unterstützt. Das Buch selbst ist eines aus einer Serie von Werken des »Joint Center for Urban Studies« des Massachusetts Institute of Technology und der Harvard University - einer Forschungsstelle, die sich aus der Tätigkeit dieser beiden letztgenannten Institute auf dem Gebiet der Städtebauforschung entwickelt hat. Wie bei jedem Geistesprodukt, so stammt auch hier der Inhalt aus verschiedenen Quellen, die schwer nachzuweisen sind. Verschiedene Mitarbeiter trugen direkt zum Zustandekommen dieses Werkes bei: David Crane, Bernard Frieden, William Alonso, Frank Hotchkiss, Richard Dober, M a r y Ellen Peters (jetzt Mrs. Alonso). Ihnen allen danke ich herzlieh. Der Name eines Mannes müßte zusammen mit dem meinen auf der Titelseite erscheinen - wenn er dadurch nicht auch für die Mängel des Buches verantwortlich gemacht werden könnte: Gyorgy Kepes. Die Durchführung im einzelnen und konkrete Studien stammen von mir, aber die zugrunde lie-

genden Pläne ergaben sich während des häufigen Gedankenaustausche mit Professor Kepes. Wenn ich sagen sollte, welche Ideen von mir und welche von ihm stammen, so wäre ich dazu nicht in der Lage. Für mich waren es Jahre eines guten Zusammenwirkens. M. LT. Dezember f959

Kevin

Lynch

Inhalt I Das Bild der Umwelt Ablesbarkeit 12, Gestaltung des Bildes 16, Struktur und Identität 18, Einprägsamkeit (Bildhaftigkeit, Bildprägekraft) 20

10

II Drei Städte Boston 27, Jersey City 37, Los Angeles 45, Allgemeine Themen 57

25

III Das Stadtbild und seine Elemente Wege 63, Grenzlinien (Ränder) 78, Bereiche 82, Brennpunkte 90, Merkzeichen 96, Die Beziehungen zwischen den Elementen 102, Das »Image« im Wandel der Zeit 104, Die Qualität des Vorstellungsbildes 107

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IV Die äußere Gestalt der Stadt Die Gestaltung der Wege 114, Die Gestaltung der anderen Elemente 119, Eigenschaften der Formen 125, Die Ganzheit der Stadtstruktur 129, Die Gestalt der modernen Stadtlandschaft 133, Der Entwurfsprozeß 136

110

V

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Der neue Maßstab

Anhang Α Bemerkungen zum Thema Orientierung Typen von Bezugssystemen 148, Der Aufbau eines Vorstellungsbildes 151, Die Bedeutung der äußeren Form 154, Die Nachteile der Bildhaftigkeit 159

143

Β Die A n w e n d u n g der Methode Die Methode als Grundlage für den Entwurf 176, Zielrichtung zukünftiger Forschungen 178

161

C

182

Zwei Beispiele der analytischen Untersuchungen

Boston: Beacon Hill 182, Boston: Scollay Square 195 Bibliographie

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Stichwortverzeichnis

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I Das Bild der Umwelt

Der Anblick von Städten kann ein besonderes Vergnügen bereiten, wie alltäglich er auch immer sein mag. Gleich einem einzelnen Werk der Architektur ist auch die Stadt ein Baugefüge im Raum, jedoch in großem Maßstab - sie ist etwas, was erst im Verlauf ausgedehnter Zeitabschnitte zu erfassen ist. Städteplanung ist daher eine zeitbemessene Kunst, für die jedoch kaum die kontrollierten und begrenzten Sequenzen anderer zeitbemessener Künste - wie z.B. der Musik - in Anwendung gebracht werden können. Aus verschiedenen Anlässen und für verschiedene Menschen werden die Sequenzen verzögert, unterbrochen, aufgegeben, abgeschnitten. Die Kunst der Städteplanung ist jeder Beleuchtung und jeder Witterung ausgesetzt. Es ist in jedem Augenblick mehr vorhanden, als das Auge zu sehen und das Ohr zu hören vermag - immer gibt es einen Hintergrund oder eine Aussicht, die darauf warten, erforscht zu werden. Nichts wird durch sich selbst erfahren, alles steht im Zusammenhang mit seiner Umgebung, mit der Aufeinanderfolge von Ereignissen, die zu ihm hinführen, mit der Erinnerung an vergangene Erlebnisse. Wenn man die Washington Street durch das Feld eines Farmers laufen ließe, so könnte sie noch so sehr wie die Geschäftsstraße im Herzen Bostons aussehen - hier müßte sie ganz und gar anders wirken. Jeder Stadtbewohner fühlt sich mit irgendeinem Teil seiner Stadt eng verbunden, und sein Bild malt sich in den Farben von Erinnerungen und Bedeutungen. Die beweglichen Elemente einer Stadt - insbesondere die Menschen und ihre Tätigkeiten - sind genauso von Bedeutung wie die stationären physischen Elemente. Wir sind nicht einfach Beobachter dieses Schauspiels - wir spielen selber mit und bewegen uns auf der Bühne gemeinsam mit den anderen Spielern. Meistens ist unsere Wahrnehmung von der Stadt nicht ungeteilt und gleichmäßig, sondern vielmehr zerstükkelt, fragmentarisch, mit anderen Dingen und Interessen ver-

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mischt. Fast alle Sinne treten in Tätigkeit, und das vorgestellte Bild setzt sich aus ihnen allen zusammen. Die Stadt ist nicht nur ein Objekt, das von Millionen Menschen, die hinsichtlich ihres Standes und ihres Charakters grundverschieden voneinander sind, wahrgenommen (und vielleicht sogar mit Vergnügen wahrgenommen) wird - sie ist auch das Produkt vieler Baumeister, die ihre Struktur ständig ändern (dafür haben sie ihre eigenen Gründe). Während die Stadt in ihren Hauptzügen im großen ganzen für einige Zeit stabil bleibt, ändert sie sich doch ständig in Einzelheiten. Uber ihr Wachstum und ihre Form kann nur eine Teilkontrolle ausgeübt werden. Es gibt kein Endresultat - nur eine dauernde Aufeinanderfolge von Phasen. Es ist daher kein Wunder, daß die Kunst der Stadtgestaltung zum Zweck rein sinnlicher Wahrnehmung mit anderen Künsten wie Architektur, Musik oder Literatur absolut michts gemein hat. Sie kann eine Menge von diesen anderen Künsten lernen, aber nicht sie imitieren. Daß eine Stadt eine schöne und erfreuliche Umgebung hat, ist etwas Seltenes - manche werden vielleicht sogar sagen: etwas Unmögliches. Keine einzige amerikanische Stadt, deren Größe die eines Dorfes überschreitet, ist von durchweg guter »Qualität«, wenn auch so manche einige freundliche Ansichten zu bieten hat. Es ist daher nicht überraschend, daß die meisten Amerikaner keine Ahnung haben, was es bedeuten kann, in einer solchen Umgebung zu wohnen. Sie wissen ziemlich genau Bescheid über die Häßlichkeit der Welt, in der sie leben, und sie äußern sich ziemlich vernehmlich über den Schmutz, den Rauch, die Hitze, die Überfüllung, das Chaos und die Eintönigkeit, die in ihr herrschen. Aber sie sind sich kaum im klaren über die Wichtigkeit einer harmonischen Umgebung - einer Welt, in die sie vielleicht einmal als Touristen oder Urlauber einen kurzen Blick werfen durften. Sie können sich keinen Begriff davon machen, was der Rahmen bedeuten kann: tägliche Freude, einen Ankerplatz für ihr Leben - eine ausdrucksvollere und reichere Welt.

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Ablesbarkeit Dieses Buch will den visuellen Wert der amerikanischen Stadt abwägen, indem es das Vorstellungsbild prüft, das sich die Einwohner dieser Stadt von ihr machen. Es konzentriert sich in der Hauptsache auf eine besondere visuelle Qualität: auf die Klarheit oder »Ablesbarkeit« der Stadtszene. Damit ist die Leichtigkeit gemeint, mit der ihre einzelnen Teile erkannt und zu einem zusammenhängenden Muster aneinandergelegt werden können. Genauso wie diese bedruckte Seite, wenn sie leserlich ist, visuell als ein zusammenhängendes, aus erkennbaren Symbolen bestehendes Muster erfaßt wird, so sind auch bei einer »ablesbaren« Stadt die einzelnen Bereiche, Wahrzeichen und Weglinien leicht zu identifizieren und zu einem Gesamtmodell zusammenzufügen. Dieses Buch behauptet, daß Ablesbarkeit für das Bild der Stadt ausschlaggebend ist; es will diesen Begriff detaillieren und darzulegen versuchen, auf welche Weise er beim Neuaufbau unserer Städte Verwendung finden kann. Die vorliegende Studie ist, wie der Leser rasch feststellen wird, ein erstes und nicht ein letztes Wort - sie versucht Ideen aufzugreifen und vorzuschlagen, wie diese Ideen entwickelt und erprobt werden könnten. Der Ton, der hier angeschlagen wird, ist spekulativ und vielleicht gar ein bißchen leichtsinnig: vorsichtig zugleich und vermessen. Im ersten Kapitel werden einige der Grundideen entwickelt; die folgenden Kapitel zeigen diese Ideen in ihrer Anwendung auf verschiedene amerikanische Städte und erörtern ihre Konsequenzen für die Städteplanung. Wenn auch Klarheit bzw. Ablesbarkeit keineswegs die einzige wichtige Eigenschaft einer schönen Stadt ist, so ist sie doch von besonderer Bedeutung, wenn man die Umgebung im Zusammenhang mit dem Maßstab der Stadt in bezug auf Dimension, Zeit und Verzweigtheit betrachtet. U m das zu verstehen, müssen wir die Stadt nicht einfach als ein Ding an sich betrachten, sondern so, wie sie von ihren Einwohnern wahrgenommen wird. Gliederung und Kenntlichmachung der Umgebung sind lebenswichtige Fähigkeiten aller sich fortbewegenden Tiere. Viele Hilfsmittel werden benutzt: solche visueller Art, wie Farbe, Form, Wahrnehmung von Bewegung, Lichtpolarisation, und andere Mittel, wie Geruch, Geräusche, Berührung, 12

Kinästhesie, das Gefühl für Schwerkraft und evtl. für elektrische oder magnetische Felder. Diese Orientierungstechniken - vom zielsicheren Flug einer Seeschwalbe bis zum tastenden Kriechen einer Schnecke über das Mikrogelände eines Felsbrockens - sind mitsamt ihrer Bedeutung in einer ausgedehnten Literatur ausführlich beschrieben [10, 20, 31, 59]. Psychologen haben diese Fähigkeit auch beim Menschen untersucht, allerdings ziemlich oberflächlich oder unter begrenzten Laboratoriumsbedingungen [1, 5, 8,12, 37, 63, 65, 76, 81]. Trotz einiger noch ungelöster Rätsel hält man es heute für unwahrscheinlich, daß es irgendeinen mystischen Orientierungs-»Instinkt« gibt. Viel eher handelt es sich um folgerichtige Anwendung und Organisation ganz bestimmter, der Außenwelt zugehörenden Sinneshilfsmittel. Diese Organisation ist von grundlegender Bedeutung für die Leistungsfähigkeit und das Fortbestehen frei sich bewegender Lebewesen. Sich ganz und gar zu verirren - das ist wahrscheinlich ein sehr seltenes Erlebnis für die meisten Menschen in einer modernen Stadt. Unterstützung wird uns hier geboten durch die Anwesenheit anderer Menschen und spezieller Wegweiser: Karten, Straßennamen, Markierungen, Bus-Schilder. Aber wenn es uns einmal passiert, daß wir uns verirren, dann wird uns durch das Gefühl der Unruhe und des Schreckens klar, wie sehr dieses Mißgeschick unser Gleichgewicht und unser Wohlbefinden beeinflußt.

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Γ II 1 II UL 1 II II 1II Hl

Allein schon das Wort »verirrt« (»lost« = verloren) bedeutet in unserer Sprache mehr als nur geographische Unsicherheit; in ihm schwingen Obertöne, die absolutes Entsetzen ausdrücken. Beim Prozeß des Sichzurechtfindens besteht das strategische Hilfsmittel in der Vorstellung von der Umgebung, in dem allgemeinen geistigen Bild, das sich eine Person von der äußeren Welt der Erscheinungen macht. Dieses Bild ist ein Produkt aus unmittelbarer Erfahrung und der Erinnerung an vergangene Erfahrung; es wird benutzt, um Wahrgenommenes zu deuten und der Handlung eine Richtung zu geben. Das Bedürfnis, unsere Umwelt zu erkennen und zu »etikettieren«, ist so wesentlich und wurzelt so tief in der Vergangenheit, daß dieses erwähnte Bild für das Individuum einen ungeheuren praktischen und gefühlsmäßigen Wert hat. Es ist klar, daß ein deutliches Bild einen befähigt, sich leicht und schnell umherzubewegen und ζ. B. das Haus eines Freun13

des, einen Polizisten oder einen Knopfladen zu finden. Aber eine geordnete Umgebung kann mehr als nur dies bewirken; sie kann eine breite Basis für Beziehungen bilden, sie kann Aktivität oder Anschauungen oder Erkenntnisse fördern. So kann man sich zum Beispiel, wenn man die bauliche Struktur Manhattans begreift, anhand dieser Einsicht eine bedeutende Anzahl von Tatsachen und Ideen im Hinblick auf diese Welt, in der wir leben, zusammenreimen. Eine solche Struktur gibt - wie jede stabile Grundlage - dem Einzelwesen die Möglichkeit der Entscheidung und dient als Ausgangspunkt für die Erwerbung weiterer Erkenntnisse. Ein klares Bild der Umwelt ist somit eine nützliche Basis für die individuelle Entwicklung. Ein lebendiges und vollständiges Milieu, das ein scharfumrissenes Bild liefert, spielt auch im Sozialleben eine Rolle. Es kann das Rohmaterial für die Symbole und die Kollektiverinnerungen der Gruppenkommunikation bilden. Eine eindrucksvolle Landschaft ist das Gerüst, auf dem viele primitive Völker ihre für das Gesellschaftsleben wichtigen M y t h en aufbauen. Gemeinsame Erinnerungen an die Heimatstadt waren im Krieg oft das erste und einfachste Mittel, um den Kontakt zwischen einsamen Soldaten herzustellen. Eine gute Vorstellung von der Umgebung verleiht dem, der darüber verfügt, ein ausgeprägtes Bewußtsein gefühlsmäßiger Sicherheit. Er ist in der Lage, eine harmonische Verbindung zwischen sich selbst und der Außenwelt herzustellen. Die gegenteilige Empfindung ist die der Angst, die einen überfällt, wenn man sich verirrt; daraus geht hervor, daß das wohlige » H e i m a t « - G e f ü h l dann am stärksten ist, w e n n »Heimat« nicht nur etwas Vertrautes, sondern auch etwas irgendwie Charakteristisches ist. In der Tat bietet ein charakteristisches und leicht ablesbares Milieu nicht nur Sicherheit - es vertieft und intensiviert darüber hinaus das menschliche Erleben. Wenn es auch nicht unmöglich ist, im visuellen Chaos der modernen Stadt zu existieren, so könnten doch die gleichmäßigen täglichen Handlungen neue Bedeutung gewinnen, wenn sie in einer wirklich anschaulichen Umgebung ausgeführt w ü r d e n . Potentiell ist die Stadt an sich das gewaltige Symbol einer komplizierten Gesellschaft. Wenn dieses Symbol deutlich dargestellt wird, kommt sein Sinn auch klar zum Ausdruck. Es könnte gegen den Wert physischer Ablesbarkeit der Einwand erhoben werden, daß das menschliche Gehirn bewun14

dernswert anpassungsfähig ist und daß man nach einiger Ü b u n g lernen kann, sich auch durch ungeordnete oder »gesichtslose« Gegenden einen Weg zu bahnen. Es gibt unzählige Beispiele exakter Navigation durch die »pfadlosen« Weiten von Meeres-, Sand- und Eiswüsten oder durch Dschungelgewirr. Und doch hat sogar das Meer die Sonne und die Sterne, die Winde, Strömungen, Vögel und seine Färbungen - alles Dinge, ohne die eine sonstiger Hilfsmittel bare Schifffahrt nicht möglich wäre. Die Tatsache, daß nur geschickte Fachleute ihre Fahrzeuge zwischen den Polynesischen Inseln hindurchsteuern können - und zwar erst nach ausgedehntem Training - , macht deutlich, mit welchen Schwierigkeiten gerade diese Gegend aufwartet. Selbst vorzüglich ausgerüstete Expeditionen blieben von Strapazen und Ängsten nicht verschont: Was unsere eigene Welt anlangt, so könnte man sagen, daß fast jeder, der aufmerksam ist, lernen kann, sich in Jersey City zurechtzufinden - allerdings um den Preis einiger Anstrengungen und Unsicherheit. Es fehlen die positiven Werte einer leserlichen Umgebung - und damit die Werte der gefühlsmäßigen Befriedigung, der Grundlage für Kommunikation oder begriffliche Organisation und für die Tiefe des täglichen Erlebens. Diese Freuden gehen uns verloren - wenn auch das gegenwärtige Stadtbild nicht so verworren ist, daß es denjenigen, die damit vertraut sind, unerträgliche Anstrengungen aufbürdete. Es muß zugegeben werden, daß eine Umgebung, die Geheimnisse, Irrwege und Überraschungen bereithält, ein gewisses Etwas hat. Vielen von uns gefällt das Spiegelkabinett auf dem Jahrmarkt, und die gewundenen Straßen in Boston haben durchaus ihren Reiz. Aber reizvoll wirkt das alles nur unter zwei Bedingungen: Erstens darf man nicht Gefahr laufen, daß man ganz und gar den Weg und die Richtung verliert und sich nicht mehr auskennt; die Überraschung muß vielmehr in das Gesamtgerüst eingebaut sein, die Gebiete der Verworrenheit müssen im übersehbaren Ganzen klein bleiben. Und zweitens muß das Labyrinth bzw. das Geheimnisvolle an sich eine Form besitzen, die erforscht und mit der Zeit begriffen werden kann. Vollkommenes Chaos ohne irgendeinen Hinweis auf Zusammenhang ist niemals erfreulich.

Siehe Anhang

Teil A

Jersey City ist im 2. Kapitel beschrieben

Diese Punkte sind erweitert wiedergegeben im Anhang, Teil A

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Diese Gedanken deuten eine wichtige Voraussetzung an: Der Beobachter selbst muß bei der Betrachtung der Welt aktiv werden und schöpferisch an der Entwicklung des Bildes mitwirken. Er muß in der Lage sein, dieses Bild auszuwechseln, um wechselnden Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Eine Umgebung, die bis ins letzte präzise und endgültig eingeteilt ist, kann für neue Tätigkeitsvorbilder ein Hindernis darstellen. Eine Landschaft, in der jeder Stein eine Geschichte erzählt, macht die Erfindung neuer Geschichten schwierig. Wenn dies auch in unserem städtischen Chaos nicht wesentlich zu sein scheint, so wird dadurch doch klar, daß, was wir suchen, nicht eine endgültige, sondern eine wandlungsfähige Ordnung ist, die eine ständige Weiterentwicklung ermöglicht.

Gestaltung des Bildes Das Bild der Umwelt ist das Ergebnis eines Prozesses, der zwischen dem Beobachter und seiner Umwelt stattfindet. Die Umgebung bietet Unterscheidungen und Beziehungen, und der Beobachter wählt und fügt mit großer Anpassungsfähigkeit zusammen und gibt dem, was er sieht, eine Bedeutung. Das so entwickelte Bild begrenzt und betont nun das Gesehene und wird selbst in einem ständigen, wechselweise wirkenden Prozeß hinsichtlich der Vorstellungs-Aufnahmefähigkeit auf die Probe gestellt. So kann das Bild einer gegebenen Wirklichkeit für verschiedene Wahrnehmer je ein ganz verschiedenes sein. Die Übereinstimmung des Vorstellungsbildes mit der Wirklichkeit kann auf mannigfache Weise möglich werden. Es mag z.B. im realen Gegenstand wenig Geordnetes oder Bemerkenswertes geben - und doch erhält sein Bild in der Vorstellung Individualität und Gliederung auf Grund langer Bekanntschaft; der eine findet mit Leichtigkeit Gegenstände auf einem Tisch, auf dem ein anderer nur ein vollkommenes Durcheinander erblickt. Ferner ist es möglich, daß ein zum erstenmal wahrgenommener Gegenstand identifiziert und in Zusammenhang gebracht wird - nicht, weil er selbst vertraut ist, sondern weil er einem vom Beobachter bereits eingeordneten Typ entspricht. Wie »unsichtbar« der Drugstore an der Ecke auch einem Buschmann bleiben mag: ein Amerikaner 16

wird ihn ohne weiteres finden. Oder aber ein neuer Gegenstand kann in seiner Struktur und Individualität überzeugend erscheinen, weil er auffallende physische Eigenschaften hat, die ihr eigenes Gepräge anbieten oder aufdrängen. So können das Meer oder ein hohes Gebirge die Aufmerksamkeit eines Menschen fesseln, der aus den weiten Ebenen des inneren Landes kommt - selbst wenn er so jung oder so unwissend sein sollte, daß er diesen gewaltigen Erscheinungen keine Namen geben kann. Die Städtebauer, die »Bearbeiter« der physischen Umwelt, interessieren sich hauptsächlich für die von außen wirkende Kraft in dem Wechselprozeß, der das Vorstellungsbild der Umwelt hervorbringt. Gewisse Umgebungen widersetzen sich dem Vorgang der Bildgestaltung - oder erleichtern ihn. Jede existierende Form - eine schöne Vase oder ein Lehmklumpen - wird bei verschiedengearteten Betrachtern mit großer oder geringer Wahrscheinlichkeit eine starke Vorstellung hervorrufen. Sobald man die Betrachter in bezug auf Alter, Geschlecht, Erziehung, Beschäftigung, Temperament oder Bekanntschaft mit dem Gegenstand in möglichst gleichartige Gruppen einteilt, kann diese Wahrscheinlichkeit mit großer Genauigkeit berechnet werden. Jedes Einzelwesen erschafft sein eigenes Bild und trägt es in sich, aber zwischen den Gliedern der gleichen Gruppe scheint eine wesentliche Übereinstimmung zu herrschen. Die Städteplaner, die danach streben, eine Umwelt aufzubauen, die für viele gedacht ist, interessieren sich gerade für diese Gruppenvorstellungen, die eine Übereinstimmung zwischen vielen aufweisen. Diese Untersuchung wird sich daher nicht mit individuellen Unterschieden befassen, so interessant sie auch für einen Psychologen sein mögen. Die allererste Aufgabe ist die Beschäftigung mit dem, was man »allgemeine Vorstellungen« nennen könnte: mit den gemeinsamen geistigen Bildern, die eine große Anzahl der Einwohner einer Stadt in sich trägt; hier findet sich eine Übereinstimmung, die in den Wechselbeziehungen einer einzigen physischen Realität, einer gemeinsamen Kultur und einer die Grundlage bildenden physiologischen Natur in Erscheinung treten könnte. Die Orientierungssysteme, die bisher in aller Welt benutzt wurden, variieren erheblich, sie unterscheiden sich voneinander je nach Kultur und Landschaft. In Anhang Α werden viele Beispiele genannt: abstrakte und festgelegte Systeme,

bewegliche Systeme und solche, die nach der Person, dem Heim oder dem Meer ausgerichtet sind. Die Welt kann rings um eine Zahl von Brennpunkten angeordnet werden, sie kann in benannte Bezirke zerstückelt oder durch in Erinnerung behaltene Strecken zusammengefügt werden. Diese untereinander so verschiedenen Methoden und diese, wie es scheint, unerschöpflichen Möglichkeiten in bezug auf die Anhaltspunkte, mit deren Hilfe der Mensch seine Welt unterscheiden kann, werfen interessante Streiflichter auf die Mittel, die wir heute benutzen, um uns in unserer städtischen Umgebung zurechtzufinden. Die Beispiele scheinen sonderbar genug - zum größten Teil die wesentlichen Vorstellungselemente wiederzugeben, in die wir zweckmäßigerweise das Stadtbild aufteilen: Wege, Merkzeichen, Grenzlinien, Brennpunkte, Bereiche. Diese Elemente werden in Kapitel Iff dargelegt und erörtert.

Struktur und Identität Das Vorstellungsbild der Umwelt enthält die folgenden drei Komponenten: Identität, Struktur und Bedeutung. Es ist zweckmäßig, diese drei bei der Untersuchung gesondert zu betrachten - man darf dabei nur nicht vergessen, daß sie in Wirklichkeit zusammengehören. Ein brauchbares Bild erfordert zunächst die Identifizierung eines Gegenstandes, die es möglich macht, ihn von anderen Gegenständen zu unterscheiden und als Separat-»Wesen« zu erkennen. Wir nennen dies »Identität« - nicht im Sinn der Übereinstimmung mit irgend etwas anderem, sondern im Sinn von »Individualität« oder »Ganzheit«. Zweitens muß das Bild eine räumliche oder strukturelle Beziehung des Gegenstands zum Beobachter und zu anderen Gegenständen enthalten. Und schließlich muß der Gegenstand für den Beobachter irgendeinen Sinn haben - entweder praktisch oder gefühlsmäßig. »Sinn« ist ebenfalls eine Beziehung, die sich aber ganz und gar von räumlichen oder strukturellen Beziehungen unterscheidet. So muß also bei einem Bild, das den Zweck des Hinausgehens veranschaulichen soll, notwendig eine Tür als deutlich von anderen unterschiedene Wesenheit erkannt werden, und ihre räumliche Beziehung zum Beschauer sowie ihre Bedeutung als Öffnung, durch die man hinausgeht, müssen 18

klar ersichtlich sein. Diese Eigenschaften sind im wesentlichen nicht voneinander zu trennen. Das visuelle Erkennen einer Tür hängt eng mit ihrer Bedeutung als Tür zusammen. Es ist jedoch möglich, die Tür in bezug auf die Identität ihrer Form und die Deutlichkeit ihrer Position so zu betrachten, als ob diese beiden Merkmale den Vorrang vor ihrer Bedeutung hätten. Solch ein analytisches Kunststück mag bei der Untersuchung einer Tür sinnlos sein, nicht aber bei der Untersuchung städtischer Umgebung. Vor allem ist die Frage der Bedeutung innerhalb der Stadt sehr kompliziert. Gruppenvorstellungen in bezug auf Bedeutung sind hier weniger wahrscheinlich als solche in bezug auf Wahrnehmungen des Wesens und der Beziehungen. Die Bedeutung ist überdies weniger leicht als die beiden anderen Komponenten durch physische Kunstgriffe zu beeinflussen. Wenn wir beabsichtigen, Städte zu bauen, an denen sich eine große Anzahl von Menschen der verschiedensten Verhältnisse erfreuen soll (Städte zudem, die auch auf künftig lebende Menschen zugeschnitten sein sollen), so werden wir sogar gut daran tun, uns auf die physische Klarheit des Bildes zu konzentrieren und die Entwicklung der Bedeutung abzuwarten, ohne direkt auf sie hinzuwirken. Das Bild der Silhouette von Manhattan kann als symbolisch angesehen werden für Vitalität, Kraft, Dekadenz, Rätselhaftigkeit, Überfüllung, Größe - oder was immer man sonst noch will; aber in jedem Fall wird die Bedeutung durch die scharfumrissene Linie dieses Bildes kristallisiert und intensiviert. Die persönlichen Meinungen über eine Stadt - selbst wenn ihre Form leicht zugänglich ist - sind so verschieden, daß es möglich erscheint, die Bedeutung von der Form zu trennen - wenigstens im frühen Stadium der Analyse. Unsere Untersuchung wird sich daher auf die Identität und die Struktur der Stadtbilder konzentrieren. Soll ein Bild Wert haben im Hinblick auf Orientierung innerhalb des Lebensraums, so muß es über bestimmte Qualitäten verfügen. Es muß zweckmäßig und zuverlässig im nüchternen Sinn sein und dem Individuum gestatten, sich in den Grenzen seiner Umgebung nach Wunsch zu bewegen. Die Stadtkarte, sei sie nun ganz exakt oder nicht, muß jedenfalls so gut sein, daß man mit ihrer Hilfe nach Hause findet. Sie muß so deutlich und so vollständig sein, daß es zum Ent-

Ziffern keiner großen geistigen Anstrengung bedarf: Sie muß gut zu lesen sein. Sie muß Sicherheit bieten und zusätzliche Hinweise enthalten, so daß eine Wahl der Bewegung bleibt und das Risiko des Versagens nicht allzu groß ist. Wenn ein Blinklicht das einzige Zeichen an einer gefährlichen Kurve ist, dann kann ein Stromausfall verheerende Folgen haben. Das Bild sollte möglichst »offen« bleiben, so daß Änderungen möglich sind und der Besitzer der Karte fortfahren kann, die Wirklichkeit zu erforschen und zu organisieren: er muß genügend freien Platz finden, um selbst weitere Eintragungen in die Zeichnung vornehmen zu können. Schließlich sollte sie bis zu einem gewissen Grad anderen zugänglich sein. Der relative Wert dieser Kriterien eines »guten« Bildes variiert je nach Person und Situation; der eine wird ein sparsames und zweckmäßiges System loben, während ein anderer ein »offenes« und leicht verständliches rühmt.

Einprägsamkeit (Bildhaftigkeit, Bildprägekraft) Da bei dieser Untersuchung der Nachdruck auf der physischen Umgebung als der unabhängigen Variablen liegt, beschäftigen wir uns mit den physischen Qualitäten, die mit den Eigenschaften der Individualität und der Struktur des geistig geschauten Bildes in Zusammenhang stehen. Wir kommen dabei zur Definition einer Eigenschaft, die als »Einprägsamkeit« (oder »Bildprägekraft«) bezeichnet werden könnte: jener Eigenschaft eines Gegenstandes, die mit großer Wahrscheinlichkeit in jedem Beobachter ein lebendiges Bild dieses Gegenstandes hervorruft. Bestimmte Formen, Farben und Anordnungen helfen dem Beschauer, sich ein zweckmäßiges und - was starke Individualität und Struktur angeht - ausgezeichnetes Bild von der Umwelt zu machen. Man könnte auch »Ablesbarkeit« oder - in einem höheren Sinn - »Greifbarkeit« sagen; damit ist gemeint, daß Gegenstände sich den Sinnen klar umrissen und intensiv darstellen. Vor einem halben Jahrhundert beschrieb Stern dieses Merkmal eines Kunstwerkes und nannte es »Offensichtlichkeit« [74]. Die Kunst beschränkt sich nicht auf dieses Ziel - aber er empfand doch, daß eine ihrer beiden fundamentalen Funktionen die sei, »Bilder zu schaffen, die durch Klarheit 20

und Harmonie der Form dem Bedürfnis nach lebendig begreiflicher Erscheinung Rechnung tragen«. Seiner Meinung nach war dies ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zum Ausdruck inneren Wesens. Eine in diesem Sinn bild- oder vorstellungsprägekräftige (sichtbare, ablesbare, greifbare) Stadt müßte wohlgeformt, ausgeprägt, bemerkenswert sein; sie müßte Auge und Ohr zu größerer Aufmerksamkeit und Teilnahme anregen. Das sinnenmäßige Erfassen einer solchen Umgebung würde nicht nur vereinfacht, sondern ausgedehnt und vertieft. Eine solche Stadt könnte - über die Zeit hinaus - als ein Gefüge von großer Kontinuität mit ausgeprägten und deutlich untereinander verbundenen Teilen verstanden werden. Die Sinne des wahrnehmenden und bereits vertrauten Beobachters könnten neue Eindrücke aufnehmen, ohne daß sein Grundbild zerstört würde, und jeder neue Eindruck könnte eine Reihe bereits vorhandener Elemente berühren. Der Beschauer wäre gut orientiert und könnte sich mit Leichtigkeit in seiner Umgebung bewegen. Er wäre sich seiner Umwelt voll bewußt. Als Beispiel für eine derart einprägsame Umgebung könnte Venedig gelten. In den Vereinigten Staaten könnte man Teile von Manhattan, San Francisco, Boston und vielleicht die Seeseite von Chicago anführen. Diese Charakteristik ergibt sich aus unseren Definitionen. Der Begriff der Einprägsamkeit umfaßt nicht notwendig etwas Feststehendes, Begrenztes, Präzises, Einheitliches, regelmäßig Angeordnetes - wenn damit auch manchmal diese Qualitäten gemeint sein können. Es soll auch nicht gesagt werden, daß etwas auf den ersten Blick greifbar, augenfällig, großartig oder einfach erscheinen muß. Die gesamte zu modellierende Umwelt ist äußerst kompliziert, während das augenfällige Bild bald langweilig wird und immer nur wenige Züge der lebendigen Welt zeichnet. Die Einprägsamkeit der Stadtform wird im Mittelpunkt der nachfolgenden Untersuchung stehen. Es gibt noch andere grundlegende Merkmale einer schönen Umgebung: Wirkung oder Ausdruck, Sinnenfreude, Rhythmus, Anregung, Erlesenheit. Wenn wir uns auch auf die Einprägsamkeit konzentrieren, so leugnen wir doch nicht den Wert der genannten Eigenschaften. Unser Zweck ist einfach der, dem Bedürfnis nach Identität und Struktur in unserer Wahrnehmungswelt Rechnung zu tragen und auf die besondere Wichtigkeit dieser Qualität

im besonderen Fall der komplexen und veränderlichen städtischen Umgebung hinzuweisen. Da sich das Vorstellungsbild in einem Prozeß entwickelt, der zwischen Wahrnehmer und Wahrgenommenem abläuft, ist es möglich, die Vorstellung durch Symbole, durch Umschulung des Beschauers oder Umformung der Umgebung zu verstärken. Man kann dem Beschauer einen symbolischen Plan in die Hand geben, aus dem er ersieht, wie sich die Welt zusammensetzt: eine Karte oder eine Anzahl schriftlicher Belehrungen. Solange er Wirklichkeit und Schema zusammenfügen kann, besitzt er einen Schlüssel zu den Beziehungen der Dinge untereinander. Man kann sogar eine Maschine aufstellen, die die Richtung weist, wie dies kürzlich in N e w York geschehen ist [49]. Solche Vorrichtungen sind einerseits sehr nützlich, da sie gedrängte Angaben über wechselweise Beziehungen liefern - auf der anderen Seite jedoch sind sie gefährlich, da eine Orientierung unmöglich wird, sobald ein derartiges Gerät verlorengeht; und das Gerät selbst muß ständig auf Realitäten eingestellt und ihnen angepaßt werden. Die in Anhang Α angeführten Fälle von Gehirnverletzungen machen deutlich, wieviel Unruhe und Anstrengung mit dem uneingeschränkten Vertrauen auf solche Mittel verbunden sind. Überdies fehlen dabei das tatsächliche Erleben der Zusammenhänge und die Schärfe des lebendigen Bildes. Der Beobachter kann auch geschult werden. Brown erzählt, daß ein Labyrinth, durch das sich Versuchspersonen mit verbundenen Augen hindurchfinden sollten, diesen zuerst ein unlösbares Problem zu sein schien. Bei der Wiederholung waren schon einzelne Teile des Modells - insbesondere Anfang und Ende - vertraut und nahmen den Charakter von Räumlichkeiten an. Und als die betreffenden Personen schließlich das Labyrinth ohne Irrtümer durchlaufen konnten, kam ihnen das ganze System wie eine vertraute Örtlichkeit vor [8]. De Silva beschreibt den Fall eines Jungen, der einen »automatischen« Orientierungssinn zu haben schien; es stellte sich heraus, daß er seit frühester Kindheit (von seiner Mutter, die »rechts« und »links« nicht unterscheiden konnte) darauf gedrillt worden war, »die östliche Seite der Veranda« und »die südliche Seite des Büfetts« zu finden [71]. Shipton schildert in seinem Bericht über die Erkundungsexpedition vor der Besteigung des Mount Everest einen dra22

matischen Fall solcher Schulung. Als die Expedition sich dem Everest aus einer neuen Richtung näherte, erkannte Shipton sofort die Hauptgipfel und -täler, die ihm schon von der Nordseite her vertraut waren. Der Sherpaführer jedoch, der ihn begleitete und dem beide Seiten des Berges seit langem bekannt waren, hatte noch niemals festgestellt, daß dies die gleichen Linien waren, und er zeigte sich von der Entdeckung überrascht und entzückt [70]. Kilpatrick beschreibt den Prozeß anschauungsmäßigen Lernens, der einem Beschauer durch neue Anregungen, die nicht mehr in die existierenden Bilder hineinpassen, aufgezwungen wird [41]. Er beginnt mit hypothetischen Formen, durch die diese Anregungen begrifflich erklärt werden, während die Illusion der alten Formen weiterbesteht. Die persönliche Erfahrung der meisten unter uns bestätigt dieses Fortbestehen eines trügerischen Bildes noch lange Zeit, nachdem seine Unzulänglichkeit verstandesmäßig erkannt ist. Wir starren in den Dschungel und sehen nur das Sonnenlicht auf den grünen Blättern, aber ein warnendes Geräusch sagt uns, daß sich ein Tier dort verborgen hält. Jetzt lernt der Beobachter, auf Hinweise zu achten und frühere Zeichen erneut zu überprüfen; und dann kann er das versteckte Tier am Leuchten seiner Augen erkennen. Schließlich, nachdem sich die Erfahrung wiederholt hat, ist das ganze Wahrnehmungs-»Muster« verändert, und der Beobachter braucht nicht länger bewußt nach Fingerzeigen zu suchen oder einem alten System neue Daten hinzuzufügen. Er hat ein Bild geformt, das sich in der neuen Situation als nützlich erweisen wird, da es natürlich und richtig erscheint. Ganz plötzlich sieht man nun das versteckte Tier zwischen dem Laubwerk auftauchen - »so klar wie nur etwas«. Auf gleiche Weise müssen wir die verborgenen Formen in der ausgedehnten Verworrenheit unserer Städte zu sehen lernen. Wir sind nicht gewohnt, eine künstliche Umgebung von so gewaltigem Ausmaß zu gliedern und uns bildhaft vorzustellen; nichtsdestoweniger werden wir durch unseren Tätigkeitstrieb dazu gezwungen. Curt Sachs zeigt an einem Beispiel, wie von einem gewissen Grad an die Herstellung von Verbindungen mißlingt [64]; Stimme und Trommelschlag des nordamerikanischen Indianers haben ganz und gar verschiedene Tempi, sie werden unabhängig voneinander wahrgenommen. Als analoges Beispiel in unserem Musikleben nennt er unsere Gottesdienste, bei denen es uns nicht in den

Sinn kommt, den Chor im Kirchenraum mit dem Ton der Glocken hoch darüber in Einklang zu bringen. In unseren weiten Großstadtgebieten bringen w i r Chorgesang und Glockenklang nicht in Verbindung miteinander; wie der Sherpa sehen wir nur die Seiten des Everest und nicht das ganze Gebirge. Die Erweiterung und Vertiefung unserer Wahrnehmung der Umwelt würde die Fortsetzung einer langen biologischen und kulturellen Entwicklung bedeuten, die von der Empfindung des Nahen zur Empfänglichkeit für das Entfernte und von da zur symbolischen Mitteilung gelangt ist. Wir haben die Behauptung aufgestellt, daß wir jetzt in der Lage seien, uns das Bild der Umgebung sowohl durch Einwirkung auf die äußere physische Gestalt als auch durch einen inneren Lernprozeß zu formen. Und in der Tat werden wir durch die Kompliziertheit unserer Umwelt hierzu genötigt. In Kapitel IV werden nähere Erläuterungen gegeben. Der primitive Mensch mußte sich sein Bild von der U m gebung machen, indem er seine Wahrnehmungsfähigkeit der gegebenen Landschaft anpaßte. Geringfügige Änderungen an der Umgebung konnte er durch Errichtung von Steinhügeln, durch Signalfeuer und Markierung an Bäumen vornehmen, aber wesentliche Änderungen zum Zweck visueller Deutlichkeit oder visueller Inbeziehungsetzung beschränkten sich auf den Wohnraum oder auf Kultstätten. N u r starke Kulturen können auf ihre gesamte Umwelt im großen Maßstab einwirken. Die bewußte Umformung der ausgedehnten physischen Umgebung ist erst seit kurzem möglich; daher auch ist das Problem der Umwelt-Einprägsamkeit ein ganz neues. Mit technischen Mitteln können wir jetzt in kürzester Zeit vollständig neue Landschaften »machen«, wie z.B. im Fall der holländischen Koog-Gebiete. Hier befassen sich die Planer bereits mit der Frage, wie die ganze Szene gestaltet werden müßte, um es dem menschlichen Beschauer zu erleichtern, die einzelnen Teile zu identifizieren und zu einem Ganzen zusammenzusetzen [30]. Wir sind dabei, sehr rasch eine neue funktionelle Einheit aufzubauen: die Stadtregion - aber wir müssen noch begreifen, daß auch diese Einheit ein entsprechendes Image braucht. Suzanne Langer gibt dem Problem in ihrer Definition der Architektur Ausdruck: »Sie ist die Greifbarmachung der gesamten Umwelt [42].«

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II

Drei Städte

U m die Rolle zu verstehen, die das Bild der U m w e l t in unserem städtischen Leben spielt, mußten wir uns einige Stadtgebiete sorgfältig ansehen und uns mit ihren Bewohnern unterhalten. Wir mußten den Begriff der »Bildprägekraft« (»Einprägsamkeit«) entwickeln und prüfen; außerdem mußten wir, um einige Prinzipien für die Städteplanung aufstellen zu können, durch einen Vergleich des Bildes mit der visuellen Wirklichkeit herausfinden, welche Formen ausdrucksstarke Bilder hervorrufen. Diese Arbeit wurde geleistet in der Überzeugung, daß die Analyse der existierenden Form und ihrer Auswirkungen auf den Stadtbewohner von grundlegender Bedeutung für die Städteplanung ist, und in der Hoffnung, daß sich bei dieser Gelegenheit als Nebenprodukt einige nützliche Methoden zur Geländeerforschung und Einwohnerbefragung ergeben möchten. Wie es bei jedem derartigen Versuch ist, war es viel eher beabsichtigt, Ideen und Verfahren zu entwickeln, als Tatsachen abschließend und endgültig beweisen zu wollen. Es wurden daher Untersuchungen in den Zentralgebieten dreier amerikanischer Städte vorgenommen: Boston, Massachusetts; Jersey City, N e w Jersey; Los Angeles, Californien. Boston, die für uns nächstliegende Stadt, ist einzigartig unter den amerikanischen Städten, da sie, was Form angeht, Anschaulichkeit besitzt und gleichzeitig hinsichtlich ihrer Anlage Schwierigkeiten bereitet. Jersey C i t y wurde gewählt wegen seiner offensichtlichen Formlosigkeit, die auf den ersten Blick der Grund für seine außerordentlich geringe Einprägsamkeit zu sein scheint. Los Angeles hinwiederum ist eine neue Stadt in einem ganz anderen Maßstab und mit einem gitterförmig gestalteten Zentrum. In allen Fällen w u r d e eine Zentralfläche von etwa vier auf zweieinhalb Kilometer für die Untersuchung festgelegt. In jeder dieser Städte w u r d e n zwei grundlegende Untersuchungen durchgeführt:

25

Genauere Angaben se^ im Anhang Teil Β

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1. Ein ausgebildeter Beobachter machte einen systematisehen Erkundungsgang zu Fuß durch das Gelände; er zeichnete die verschiedenen Elemente auf und vermerkte ihre Übersichtlichkeit, ihre starke oder schwache Bildhaftigkeit, ihre Verbindungen, Unterbrechungen und sonstigen Beziehungen; außerdem notierte er jeden besonderen Vorteil und jede besondere Schwierigkeit der potentiellen Bildstruktur. Es ging um eine subjektive Beurteilung der unmittelbaren Erscheinung dieser Elemente im Gelände. 2. Es wurden lange Unterredungen mit einer kleinen Anzahl von Stadtbewohnern geführt, um einen Begriff zu erhalten von dem Bild, das sie sich von ihrer physischen U m w e l t machten. Im Verlauf dieses Interviews wurden Beschreibungen, Ortsangaben, Skizzen und Phantasieausflüge gemacht. Bei den befragten Personen handelte es sich um solche, die schon lange in dem Gebiet ansässig oder beschäftigt waren und deren Wohnungen oder Arbeitsplätze sich über den ganzen Bereich der fraglichen Zone verteilten. In Boston wurden auf diese Weise etwa 30 und in Jersey C i t y und Los Angeles je 15 Personen befragt. In Boston wurden die Interviews durch Fotografie-Erkennungstests, durch tatsächlich durchgeführte Ausflüge ins Gelände und durch zahlreiche Fragen nach verschiedenen Richtungen, die man an Straßenpassanten stellte, ergänzt. Zusätzlich wurde im Gebiet von Boston noch eine detaillierte Geländeerkundung in bezug auf einige besondere Elemente vorgenommen. Alle diese Methoden sind in Anhang Β beschrieben und ausgewertet. In Anbetracht der geringen Anzahl der Beispiele und der Tatsache, daß man sich vorzugsweise an höhere Berufsklassen wandte, dürfen wir nicht davon reden, daß eine wirklich »allgemeine Vorstellung« gewonnen worden sei. Aber das Material enthält reiche Anregungen und läßt in seiner Folgerichtigkeit den Schluß zu, daß wesentliche Gruppenvorstellungen wirklich existieren und - teilweise wenigstens - auf Grund solcher Methoden ermittelt werden können. Durch die unabhängig durchgeführte Geländeuntersuchung ergab sich im voraus schon ziemlich genau das an Hand der Befragungen gewonnene Bild - und damit ergab sich auch die Rolle der physischen Formen selbst. Zweifellos trug die Konzentration der zurückzulegenden Wege und der Arbeitsplätze auf einem gemeinsamen Gebiet dazu bei, daß eine solche Übereinstimmung des Gruppen-

bildes erzielt wurde: Gleiche Elemente boten sich den Blicken vieler einzelner Betrachter dar. Gemeinsamkeit in bezug auf sozialen Stand und Herkunft - beides Faktoren nichtvisueller Art - verstärkten noch die Ubereinstimmung. Aber es steht außer Zweifel, daß die Form der Umgebung selbst eine große Rolle bei der Gestaltung des Bildes spielte. Die Ähnlichkeit der Beschreibungen, der Anschaulichkeit und selbst des Zögerns in Fällen, in denen Vertrautheit auf Kenntnis hätte schließen lassen sollen - alles dies bekräftigt das Gesagte. Unser Interesse konzentriert sich auf diese Beziehung zwischen Vorstellungsbild und physischer Form. Es tauchen deutliche Unterschiede in der Bild- bzw. Vorstellungsprägekraft (Einprägsamkeit) der drei Städte auf, obgleich die befragten Personen alle so etwas wie einen Prozeß der Anpassung an ihre Umgebung durchgemacht hatten. Bestimmte Eigenschaften - ζ. B. freie Plätze, Vegetation, Bewegung auf den Straßen, visuelle Kontraste - schienen im Stadtbild von besonderer Bedeutung zu sein. Zum größten Teil leitet sich der weitere Inhalt dieses Buches aus den durch den Vergleich dieser Gruppenbilder mit der visuellen Wirklichkeit gewonnenen Daten und den darüber angestellten Betrachtungen her. Die Begriffe der Bildprägekraft und der Typen der Elemente (die in Kapitel III besprochen werden) ergaben sich aus der Analyse dieses Materials oder aus ihren verbesserten und weiterentwickelten Resultaten. Die Betrachtung über Vorzüge und Schwächen der Methoden bleibt dem Anhang Β vorbehalten - es ist jedoch wichtig, die Grundlage zu kennen, auf der sich die Arbeit aufbaut.

Boston Das Gebiet, das in Boston für die Untersuchung bestimmt wurde, war das der zentralen Halbinsel innerhalb der Linie der Massachusetts Avenue. Es handelt sich hierbei um ein für eine amerikanische Stadt ziemlich ungewöhnliches Gebiet, und zwar in bezug auf Alter, Geschichte und eine etwas europäisch anmutende Atmosphäre. Es umschließt das Geschäftszentrum des Stadtgebietes sowie einige dicht besiedelte Wohngebiete - Slums sowohl als auch hochherrschaftliche Häuser. Bild 1 zeigt eine Luftansicht des Gebietes,

Bild 1, Bild 2, Bild 3, Seite 30

1 Die Bostoner

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Halbinsel,

Bild 2 ist eine Umrißskizze und Bild 3 eine schematische Darstellung der hauptsächlichen visuellen Elemente, die sich aus der Geländeuntersuchung ergaben. Für fast alle Befragten ist dieses Boston eine Stadt mit sehr deutlichen Distrikten - und sehr gewundenen, verworrenen Straßen. Es ist eine schmutzige Stadt mit roten Backsteingebäuden; charakteristisch sind die freie Fläche des Boston Common, das State House mit seiner goldenen Kuppel, der Blick über den Charles River von der Cambridge-Seite aus. Die meisten Leute fügten noch hinzu, daß Boston eine alte historische Stadt voll veralteter Bauwerke sei, daß es jedoch zwischen den alten auch einige neue Bauten gebe. Die engen Straßen sind überfüllt mit Menschen und Autos; es gibt keinen Parkplatz; gewaltig ist der Kontrast zwischen breiten

von Norden

gesehen

Haupt- und engen Nebenstraßen. Das Stadtzentrum bildet eine von Wasser umgebene Halbinsel. Zusätzlich zum Common, zum Charles River und zum State House findet man noch verschiedene anders auffallende Elemente, insbesondere ζ. B. Beacon Hill, die Commonwealth Avenue, den Geschäfts- und Theaterbezirk der Washington Street, Copley Square, die Back Bay, Louisburg Square, das North End, das Marktviertel und die Atlantic Avenue mit den Kais. Ein großer Teil der Befragten nannte noch mehr für Boston Charakteristisches: daß es keine freien bzw. Erholungsplätze habe, daß es eine »individuelle« kleine bzw. mittelgroße Stadt sei, daß große Bezirke gleichzeitig verschiedenen Zwecken dienten, daß es gekennzeichnet sei durch Erkerfenster, Eisenzäune, rote Sandsteinfronten.

2 Übersichtsplan

der Bostoner

Halbinsel

29

Bild 4

Die beliebteste Ansicht war gewöhnlich die Fernsicht mit einem Hauch von Wasser und freiem Raum. Der Blick über den Charles River wurde oft zitiert; erwähnt wurden auch der Blick vom Fluß die Pickney Street hinunter, die Aussicht von einem Hügel in Brighton, die Ansicht Bostons vom Hafen aus. Ein weiterer beliebter Anblick war der der erleuchteten Stadt bei Nacht - von nah oder fern; dann scheint die Stadt von einem aufregenden Fluidum umgeben, das ihr sonst fehlt. Boston hat eine Struktur, die fast von allen diesen Leuten erfaßt wird. Der Charles River mit seinen Brücken bildet einen scharfen, klaren Rand, zu dem die Hauptstraßen der

l 3 Die äußere

30

Gestalt von Boston entsprechend

den Aufzeichnungen

geschulter

Beobachter

Back B a y - z.B. Beacon Street und Commonwealth Avenue - parallel verlaufen. Diese Straßen beginnen bei der Massachusetts Avenue, rechtwinklig zum Charles River, und ziehen sich zum Boston Common und zum Public Garden hin. Neben diesen Back-Bay-Straßen befindet sich der Copley Square, auf den die Huntington Avenue mündet. Auf der unteren Seite des Common verlaufen die Tremont und die Washington Street - parallel zueinander und durch einige kleinere Straßen miteinander verbunden. Die Tremont Street geht bis zum Scollay Square, und von diesem Schnittpunkt aus läuft die Cambridge Street zurück zu einer anderen Kreuzung am Verkehrsring der Charles Street, so daß der Rahmen am Fluß wieder geschlossen ist. Auf diese Weise wird Beacon Hill eingesäumt. Etwas entfernter vom Fluß erscheint eine weitere ausgeprägte Wasserbegrenzung: die Atlantic Avenue und die Hafenfront, nur lose mit dem übrigen verbunden. Obgleich viele Personen Boston rein begriffsmäßig als Halbinsel ansahen, waren sie nicht in der Lage, eine visuelle Verbindung zwischen Fluß und Hafen zu erkennen. Boston scheint eine etwas »einseitige« Stadt zu sein, die an Präzision und Gehalt verliert, sobald man sich vom Charles River entfernt.

Bild 5, Seite 33

Soviel kann fast jeder Einwohner von Boston über seine Stadt erzählen - wenn unsere Stichprobe als repräsentativ gelten kann. Ebenso sicher ist, daß er über einige andere

31

Seite 168

Bild 6

Dinge nichts aussagen kann - z.B. über das dreieckige Gebiet zwischen Back Bay und South End oder über das Niemandsland südlich von North Station, oder darüber, wie die Boylston Street in die Tremont Street mündet, oder über das Gefüge der Straßen im Finanzbezirk. Einer der interessantesten Bereiche ist ein hier nicht verzeichneter: das dreieckige Gebiet zwischen Back Bay und South End. Dieses Gebiet war für jeden der Befragten - sogar für einen, der dort geboren und aufgewachsen war - ein weißer Fleck auf der Karte. Es handelt sich um einen Bezirk von beträchtlicher Ausdehnung, der über einige bekannte Elemente (wie z.B. die Huntington Avenue) und hier und da über charakteristische Wahrzeichen (wie z.B. die Christian Science Curch) verfügt; aber es gibt kein Modell, in das diese Symbole hineinpassen. Wahrscheinlich tragen die Absperrung durch die ringsherumlaufenden Eisenbahngleise und die Verdrängung dieses Gebietes durch die als parallellaufend empfundenen Hauptstraßen der Back Bay und des South End zu diesem »Verschwinden« bei. Der Boston C o m m o n hingegen ist für viele das Herz des Bildes, das sie sich von der Stadt machen; er wird am häufigsten neben Beacon Hill, dem Charles River und der Commonwealth Avenue als besonders lebendiger Platz erwähnt. Oft weichen die Leute bei ihren Gängen quer durch die Stadt von ihrem Weg ab, wenn sie hier vorbeikommen, und verweilen ein wenig. Der C o m m o n - ein großer Platz mit Bäumen am Rand des verkehrsreichsten Bezirks in Boston, ein Platz voller Leben, allen zugänglich - ist nicht zu übersehen. Er ist so gelegen, daß er je eine Seite dreier wichtiger Bereiche sichtbar macht: Beacon Hill, Back Bay und Geschäftsviertel; daher ist er ein Kernpunkt, von dem aus jeder seine Bekanntschaft mit der Umgebung erweitern kann. Außerdem ist er selbst sehr abwechslungsreich mit seiner kleinen Untergrundbahn-Plaza, seinem Springbrunnen, dem Froschweiher, dem Musikpavillon, dem Friedhof, dem Schwanenteich usw. Gleichzeitig aber hat dieser Platz eine äußerst seltsame Form, die schwierig zu behalten ist: er bildet eine fünfseitige rechtwinklige Figur. Da der Platz ferner so groß und so dicht mit Bäumen bestanden ist, daß man nicht von einer Seite zur anderen sehen kann, sind Leute, die ihn überqueren wollen, oft ratlos. Und daß zwei der angrenzenden Straßen, nämlich

Boylston Street und Tremont Street, für die ganze Stadt von Bedeutung sind, macht die Schwierigkeit noch größer. Hier an der Kreuzung stoßen sie rechtwinklig aufeinander, aber weiter weg verlaufen sie fast parallel; beide haben ihren Ausgangspunkt auf einer gemeinsamen Grundlinie, der Massachusetts Avenue, von der aus sie im rechten Winkel verlaufen. Zusätzlich noch macht der Geschäftsverkehr eine ungeschickte rechtwinklige Wendung an dieser BoylstonTremont-Kreuzung, wird schwächer und dann weiter oben in der Boylston Street wieder lebhaft. Alles dies trägt zu einer kritischen Undeutlichkeit der Form im Stadtzentrum bei und bildet ein Haupt-Orientierungshindernis. Boston ist eine Stadt mit übersichtlichen Bereichen, und in den meisten Gebieten des Zentrums erkennt man, w o man ist, ganz einfach aus dem allgemeinen Charakter der U m gebung. Den ungewöhnlichen Fall eines zusammenhängenden Mosaiks aus solchen übersichtlichen Distrikten findet man bei den aufeinanderfolgenden Gebieten Back B a y Common - Beacon Hill - Zentral-Geschäftsviertel. Hier taucht die Frage, w o man sich befindet, niemals auf. Und doch geht diese thematische Anschaulichkeit typischerweise Hand in Hand mit Formlosigkeit oder verwirrender Anordnung. Wenn die Bostoner Bereiche in struktureller Hinsicht klar und deutlich gestaltet werden könnten, so wäre dies ein großer Vorteil. Durch diesen Fehler unterscheidet sich Boston wahrscheinlich stark von vielen anderen amerikanischen Städten, deren in bezug auf Form wohlangelegte Gebiete wenig Charakteristisches aufweisen. Während die einzelnen Bereiche in Boston übersichtlich sind, ist das Straßensystem im allgemeinen verworren. Nichtsdestoweniger ist die Verkehrsfunktion so wichtig, daß die Straßen im Gesamtbild noch vorherrschen - geradeso wie in den anderen getesteten Städten. Es gibt für diese Straßen keine grundlegende Anordnung - außer für die aus historischen Gründen überwiegenden Hauptstraßenlinien, die von der Basis der Halbinsel aus landeinwärts laufen. Fast im ganzen Zentrumsgebiet kann man sich ost-westlich von und zu der Massachusetts Avenue leichter bewegen als im rechten Winkel zu dieser Richtung. In diesem Sinn verfügt die Stadt über eine Art Längsstruktur, die sich in den Verzerrungen widerspiegelt, die sich bei zahlreichen der »unternommenen« Phantasiereisen ergaben. Die Struktur der Straßen ist ungewöhnlich

7 Die Central Artery

Richtungszweideutigkeit — — W e g ohne ausgeprägten Charakter •Λ. Mangel an Unterscheidungsmerkmalen unklare Straßenkreuzung W

s c h w a c h e o d e r nicht v o r h a n d e n e G r e n z l i n i e

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Formzweideutigkeit

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Π|π|ΐ

8 Problemzonen im Image von Boston

M a n g e l n d e Kontinuität abgeschnittene verborgene W a s s e r f r o n t

Bild 7, Seite 35

36

schwierig, und ihre Komplikationen haben zu den im Kapitel III angestellten systematischen Überlegungen in bezug auf das Straßenproblem eine Menge Material beigetragen. Die Schwierigkeit, die sich auf Grund der rechtwinkligen Kreuzung der »parallel« zueinander verlaufenden Boylston und Tremont Streets ergibt, wurde bereits erwähnt. Das regelmäßige Back-Bay-Netz, ein abgedroschenes Charakteristikum der meisten amerikanischen Städte, erhält in Boston besondere Bedeutung durch den Kontrast mit dem Rest des Gefüges. Zwei Uberland-Verkehrsstraßen ziehen sich durch das Zentralgebiet: Storrow Drive und die Central Artery. Beide werden unklar entweder als »Schranken« in bezug auf den Verkehr in den älteren Straßen oder aber - wenn man sich vorstellt, daß man selbst auf ihnen fährt - als Weg-»Strecken« empfunden. Sie wirken, je nachdem, unter welchem dieser beiden Gesichtspunkte man sie betrachtet, ganz verschieden: Wenn man die Artery von unten aus anschaut, ist sie eine massive grüne Mauer, die an verschiedenen Stellen nur bruchstückhaft sichtbar wird. Als Weg-»Strecke« ist sie ein Band, das ansteigt, sich neigt und wendet und mit Verkehrssignalen gespickt ist. Sonderbarerweise werden beide Straßen als »außerhalb« der Stadt und k a u m mit ihr in Verbindung stehend empfunden, obgleich sie doch durch sie hindurchlaufen. Storrow Drive jedoch ist ganz deutlich mit dem Charles River in Verbindung zu bringen und gehört daher zum Gefüge der Stadt. Die Central Artery hinwiederum windet sich unübersichtlich durch das Zentrum und unterbricht die Verbindung mit dem North End, indem sie die Hanover Street blockiert. Sie wurde übrigens mehrmals mit dem Straßenzug Causeway-Commercial-Atlantic verwechselt, obgleich sie sich ganz deutlich von diesem unterscheidet; die Ursache hierfür war offenbar, daß beide Straßenzüge als Verlängerung des Storrow Drive angesehen werden könnten. Für Boston mögen einzelne Teile des Straßensystems als charakteristisch gelten. Aber dieses äußerst unregelmäßige System setzt sich aus separaten Elementen zusammen, die nur manchmal - und mitunter überhaupt nicht miteinander verbunden sind. Es ist schwierig, dieses System aufzuzeichnen oder es sich im ganzen bildhaft vorzustellen; um es zu bewältigen, muß man sich gewöhnlich auf die Aufeinanderfolge von Kreuzungen konzentrieren. Diese Kreuzungen

oder Schnittpunkte sind daher in Boston sehr wichtig, und oft werden ziemlich farblose Gebiete - wie z.B. die »Park Square area« - nach der Kreuzung benannt, die im Brennpunkt steht. Bild 8 ist eine Zusammenfassung der Analyse des Bostoner Stadtbildes - eine Zusammenfassung, die ein erster Schritt zur Ausarbeitung eines Planes sein könnte. Hier sind die Hauptschwierigkeiten des Stadtbildes graphisch zusammengestellt: Verwirrungspunkte, Stauungen, schwache Abgrenzungen, Isolierungen, Unterbrechungen, Unklarheiten, Verzweigungen, Mangel an charakteristischen Merkmalen und Deutlichkeit. In Verbindung mit einer Darstellung der Stärken und Möglichkeiten des Bildes entspricht diese Abbildung einer Bauskizze im kleineren Maßstab. Gleich einer solchen Skizze schreibt sie keinen bestimmten Plan vor, sondern bildet lediglich den Hintergrund, auf dem schöpferische Entscheidungen getroffen werden können. Da sie im Rahmen einer eingehenderen Analyse angefertigt wurde, gibt sie natürlich umfassendere Erläuterungen als die vorhergehenden Zeichnungen.

Bild 8, Seite 35

Jersey City Jersey City, New Jersey, liegt zwischen Newark und New York City und bildet ein Grenzgebiet zwischen beiden; es hat wenig eigene Zentralfunktionen. Von Eisenbahnschienen und Verkehrs-Hochstraßen kreuz und quer durchzogen, gleicht die Stadt einem Ort, den man eher durchreist als bewohnt. Sie ist nach rassischen und sozialen Gruppen unterteilt und wird vom Wall der »Palisades« durchschnitten. Was zum natürlichen Geschäftszentrum hätte werden können, wurde durch das künstliche Gebilde des Journal Square im oberen Gebiet zurückgedrängt, so daß die Stadt jetzt nicht nur ein einziges Zentrum, sondern deren vier oder fünf hat. Zur üblichen Formlosigkeit in der Anlage und zur Uneinheitlichkeit der Struktur, durch die sich das verwahrloste Gebiet einer jeden amerikanischen Stadt auszeichnet, kommt hier noch die völlige Verwirrung eines unzusammenhängenden Straßennetzes. Die Eintönigkeit, der Schmutz und der Geruch der Stadt sind zuerst einmal überwältigend. Dies ist natürlich der erste oberflächliche Eindruck, den ein Außen-

Bild 9, Seite 39

Bild 10

Bild 37 und 41, Seite 169 und 171

Bild 11, Seite 41

seiter erhält. Es war interessant, festzustellen, welchen E i n druck die Stadt auf Menschen macht, die lange Jahre in ihr gewohnt haben. Die visuelle Struktur von Jersey City, die sich aus den O r t s begehungen ergab, ist im selben Maßstab und mit den gleichen Symbolen dargestellt, wie sie für das Schema von B o s t o n verwendet wurden. Die Stadt verfügt über ein wenig mehr F o r m und Gefüge, als ein Außenseiter anzunehmen versucht ist - und das muß sie wohl, wenn sie überhaupt bewohnbar sein soll. Aber sie hat, wie gesagt, wenig von beidem - dafür hat sie mehr unübersichtliche Elemente als B o s t o n (auf einer gleichgroßen Fläche). Das Gelände wird häufig durch scharfe Trennlinien unterbrochen. Wesentlich in der Struktur sind der Journal Square, eines der beiden Hauptgeschäftsviertel, und die Linie des H u d s o n Boulevard, die sich hindurchzieht. A n den Hudson Boulevard schließen sich die »Bergen Section« und der bedeutende West Side Park an. Drei Straßen gehen nach Osten über den Rand des Abhangs und laufen im tieferliegenden Gebiet mehr oder weniger zusammen: N e w a r k , M o n t g o m e r y und C o m m u n i p a w - G r a n d . A m Abhang steht das Medical Center. An der Schranke der Eisenbahn-Industrie-Docks am Hudson k o m m t alles zum Stillstand. Dies ist im wesentlichen das Muster, und abgesehen vielleicht von einer oder zwei der drei talwärts verlaufenden Straßen ist es jedem B e w o h n e r bekannt. D e r Mangel an charakteristischen M e r k m a l e n fällt sofort auf, wenn man die Elemente, die von E i n w o h n e r n der Stadt Jersey C i t y für besonders ins Auge fallend gehalten werden, mit dem Schema von B o s t o n vergleicht. Die Karte von Jersey C i t y ist beinahe leer. D e r Journal Square sticht wegen seines intensiven Geschäfts- und Unterhaltungsbetriebs von dem übrigen ab, jedoch sein Verkehrschaos und seine räumliche U n o r d n u n g sind verwirrend und beängstigend; der H u d s o n Boulevard wetteifert, was Wirkung angeht, mit dem Square; dann folgt der West Side Park, der einzige große Park innerhalb der Stadt, der wieder und wieder als etwas Besonderes angeführt wird, das man innerhalb der allgemeinen Struktur als Wohltat empfindet. Weg wichtiges Element

weniger bedeutendes Element

38

Grenzlinie Brennpunkt Bereich M e r k z e i c h e n

Hi^··

ΜΙΙΙΜΜΗΙΙ

Bild 12

Die »Bergen Section« fällt in erster Linie als »Klassen«-Bezirk auf. Das N e w Jersey Medical Center ist visuell unverkennbar, es erhebt sich riesig und weiß am R a n d des A b hangs - ein aufs Geratewohl dahingestellter Gigant. Es gibt k a u m etwas, w a s außerdem noch übereinstimmend als charakteristisch bezeichnet w u r d e - höchstens w ä r e noch der majestätische A n b l i c k der N e w Yorker Silhouette in der Ferne zu nennen. Auf anderen Skizzen ist das Bild der Stadt ausgefüllt durch H i n z u f ü g u n g insbesondere der praktisch unentbehrlichen Straßen, vor allem der verkehrsreichen Straßen, die sich durch ihren ununterbrochenen Verlauf von den meisten Straßen in Jersey C i t y unterscheiden. Es mangelt an charakteristischen Bereichen und Kennzeichen sowie an allgemeinbekannten Brennpunkten oder Kreuzungen. Typisch jedoch für die Stadt sind verschiedene stark betonte Ränder oder isolierende Grenzlinien: die Hochbahnen und H o c h straßen, die Palisades und die zwei Wasserfronten. Bei der Auswertung der einzelnen Skizzen und Interviews w u r d e deutlich, daß keiner der Befragten einen genauen Uberblick über die Stadt besaß, in der sie alle so viele Jahre gelebt hatten. Die Karten waren häufig fragmentarisch, w i e sen große weiße Flächen auf und blieben oft auf kleine » H e i matbezirke« beschränkt. Das Flußufer erschien als stark isolierendes Element, u n d g e w ö h n l i c h zeigten die S k i z z e n entweder die Hochfläche sehr ausgeprägt und die Niederung schwach - oder umgekehrt, oder aber sie stellten eine Verbindung beider Teile durch eine oder zwei lediglich angedeutete Straßen her. Insbesondere das tieferliegende Gelände schien schwierig zu gliedern. Auf die Frage, w a s ganz allgemein für die Stadt als charakteristisch gelten k ö n n e , w a r die häufigste A n t w o r t , d a ß sie kein Ganzes sei, daß sie kein Z e n t r u m habe, daß sie vielmehr eine A n s a m m l u n g vieler » D ö r f e r « darstelle. Die Frage: » W a s k o m m t einem bei dem Wort » J e r s e y C i t y « z u erst in den Sinn?« (eine Frage, die für Bostoner so leicht z u b e a n t w o r t e n w a r ) bereitete Schwierigkeiten. Immer u n d i m m e r w u r d e wiederholt, daß einem »nichts Besonderes« in den Sinn k o m m e , daß die Stadt schwer z u charakterisieren sei, daß sie über nichts Auffallendes verfüge. Eine F r a u sagte das so: »Das ist es, was ich in Jersey City so bedaure — es gibt nichts, wovon ich zu jemandem, der aus irgendeinem fernen Ort bierber-

40

our7

mare

12 Das New Jersey Medical

Center

41

käme, so

Bild 13

sagen könnte:

>Icb möchte

so gern, daß Sie das sehen — es ist

wunderschön!

Boston Museum X^Ä ot Science

38 Die äußere

Gestalt

von Boston

entsprechend

den Aufzeichnungen

geschulter

Beobachter 169

39 Das aus den müindlichen

40 Das aus der Überlagerung

170

Befragungen

hervorgehende

von Planskizzen

entstehende

Vorstellungsbild

Vorstellungsbild

von Jersey

von Jersey

City

City

»_ W S e t l V C < M r

41 Die besonders

42 Die äußere

charakteristischen

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Elemente

von Jersey

City entsprechend

City

den Aufzeichnungen

geschulter

Beobachter

171

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43 Das aus den mündlichen

Befragungen

Fret*ay

hervorgehende

Vorstellungsbild

von Los

Angeles

S e n P b ä r a w ^Μ·1«^'·'^·Λ·ΙνΛν

44 Das aus der Überlagerung

172

von Planskizzen

entstehende

Vorstellungsbild

von Los

Angeles

45 Die besonders

charakteristischen

Elemente

von Los

Angeles

pmad^/ay

1000

46 Die äußere Gestalt von Los Angeles

entsprechend

den Aufzeichnungen

geschulter

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Beobachter

173

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Jersey

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zwischen

15

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47

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Oberlagerungsverhältnis

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Befragungen,

Planskizzen

und

dem

Ortsbegehungen

48

174

Das

aus Passantenbefragungen

hervorgehende

Vorstellungsbild

von

Boston

Ergebnis

der

bezug auf die Wohnorte sollte sie aber korrigiert werden. Nach den derzeitigen Erkenntnissen würde aber eine vollständig zufällige Verteilung der Wohnorte das allgemeine Bild nicht so sehr beeinflussen wie ein brauchbarerer Querschnitt durch alle sozialen Klassen. Manche Gebiete prägen sich gut ein, obwohl sie relativ unbekannt sind, andere sind vertraut und bilden trotzdem ein schwaches Image. Die Straßenbefragungen umfaßten einen größeren Personenkreis, der auch in seiner Sozialstruktur mehr zufällig zusammengesetzt war. Die Informationen wurden zwar sehr rasch gegeben, aber sie schienen das Resultat der längeren Interviews zu bestätigen. Die kritische Betrachtung der benutzten Personenauswahl kann darum so zusammengefaßt werden: 1. Die interne Beständigkeit der von mehreren Quellen erhaltenen Daten scheint zu beweisen, daß die angewandten Methoden tatsächlich eine ziemlich zuverlässige Einsicht in das vielschichtige Vorstellungsbild der jeweils befragten Personen ergeben und daß diese Methoden für verschiedene Städte angewandt werden können. Die Tatsache, daß die Vorstellungsbilder verschiedener Städte so verschieden waren, entspricht der Hypothese, daß die äußere Form eine wichtige Rolle spielt. 2. Trotz der kleinen, sozial und zum Teil örtlich einseitigen Auswahl wies vieles darauf hin, daß das aus der Uberlagerung der Einzelresultate gewonnene Bild doch als eine erste, ungefähre Annäherung an das tatsächliche, in der Öffentlichkeit vorhandene Vorstellungsbild gelten könnte. Größe und Zusammensetzung der Personenauswahl muß jedoch bei erneuten Versuchen verbessert werden. Da die Stichproben zahlenmäßig so gering waren, wurde auf weitere Kategorisierung sowie auf die Untersuchung der je nach Alter, Geschlecht usw. verschiedenen Vorstellungsbilder verzichtet. Die Auswahl wurde als Ganzes analysiert und die Herkunft der Personen nicht berücksichtigt, es sei denn zur Klärung einer allgemeinen Tendenz im Endergebnis. Die Untersuchung der Gruppenunterschiede wäre unzweifelhaft ein interessantes Thema. Bislang hat die Untersuchung nur die Existenz eines logischen Vorstellungsbildes bewiesen, das benutzt wird, u m die Stadt in Abwesenheit der Wirklichkeit zu beschreiben oder ins Gedächtnis zurückzurufen. Es kann sich von dem am Ort benutzten Bildgerüst durchaus unterscheiden. Die einzigen Überprüfungsmöglichkeiten dieser eventuell vorhandenen Diskrepanz waren die Ortsbegehungen, die mit einigen Personen gemacht wurden, und die Straßenbefragungen. Die letzteren schienen trotz der Kürze der doch ausschließlich verbalen Aussage das aus dem Gedächtnis konstruierte Bild zu bestätigen. Die Ergebnisse der gemeinsam mit Laien durchgeführten Ortsbegehungen waren zweideutiger. Obwohl die all-

gemeine Struktur ähnlich zu sein schien, wurden am Ort oft andere Wege gewählt als während der Befragung im Büro. In den Begehungsberichten erschienen wesentlich mehr Merkzeichen. U n glücklicherweise waren diese Berichte aus technischen Gründen nicht sehr umfangreich und ausführlich. Sehr wahrscheinlich besteht ein Unterschied zwischen der Vorstellung, die man einer anderen Person rückblickend übermittelt, und dem Bild, das man am Ort benutzt, wenn eine persönliche Verständigung nicht nötig ist. Doch ist es wahrscheinlich, daß diese beiden Vorstellungsbilder nicht scharf getrennt sind, sondern ineinander übergehen. Schließlich offenbart das Material die Wechselbeziehung zwischen Handlung und übermitteltem Bild und deutet die ausgeprägte gefühlsmäßige Bedeutung des letzteren an. Die angenommenen Elementtypen (Brennpunkt, Bereich, M e r k zeichen, Grenzlinie, Weg) wurden mit einigen Einschränkungen weitgehend durch die Angaben bestätigt. Nicht, daß die Existenz solcher Kategorien im Sinne platonischer Urtypen damit bewiesen wäre, aber die Kategorien erwiesen sich als ein logisches Mittel, das Material ohne Anstrengung zu ordnen. Wege erwiesen sich als das zahlenmäßig vorherrschende Element. Der Anteil der einzelnen Kategorien an der Gesamtzahl der Elemente w a r zwischen den drei Städten bemerkenswert gleichbleibend. Die einzige Ausnahme war die Aufmerksamkeitsverschiebung von Wegen und Grenzlinien w e g auf Merkzeichen, w i e man es in Los Angeles beobachten konnte. Dies war für eine auf das Automobil ausgerichtete Stadt sicher ein überraschender Wandel, aber er mag mit dem undifferenzierten, rasterartigen Straßensystem zusammenhängen. Während das Material über Einzelelemente und Elementtypen vielleicht ausreichend war, fehlten Auskünfte über die Beziehungen zwischen den Elementen, über Abfolgen und umfassende Zusammenhänge. Es müssen bessere Methoden entwickelt werden, um diese vitalen Zusammenhänge zu untersuchen.

Die Methode als Grundlage f ü r den Entwurf Die allgemeinen kritischen Betrachtungen werden vielleicht am besten in einem Vorschlag für eine Untersuchungstechnik zusammengefaßt, die die oben erwähnten Schwierigkeiten umgeht und als Grundlage für den zukünftigen Bebauungsplan irgendeiner gegebenen Stadt gedacht ist. Das Verfahren würde mit zwei Untersuchungen beginnen: Zunächst käme eine Ortsbesichtigung durch zwei oder drei geschulte Beobachter, die die Stadt systematisch zu Fuß und im Fahrzeug, bei Tag

176

und bei Nacht und zusätzlich durch die vorhin erwähnten Gänge durch »Problemzonen« bearbeiten. Das Ergebnis würde in einer Ortsaufnahmekarte und einem kurzen Bericht zusammengefaßt, der die starken und schwachen Punkte, die Gesamtstruktur ebenso wie die einzelnen Teile behandelt. Parallel dazu würde ein Masseninterview, das einen ausgewogenen Bevölkerungsquerschnitt erfaßt, durchgeführt. Dieser Gruppe, die gleichzeitig oder auch in mehreren Teilen befragt werden müßte, würden vier Aufgaben vorgelegt: a) Zeichnen Sie von dem bezeichneten Gebiet eine Planskizze, die die interessantesten und wichtigsten Merkmale enthält und einem Fremden ermöglicht, sich ohne Schwierigkeiten zu orientieren. b) Fertigen Sie eine ähnliche Skizze von ein oder zwei imaginären Spaziergängen, und beschreiben Sie darin Wegeführung und angrenzende Besonderheiten. Die Gänge werden so ausgewählt, daß das Gebiet in Längen- und Breitenausdehnung erfaßt wird. c) Stellen Sie eine Liste der für Sie besonders charakteristischen Bestandteile der Stadt auf. Der Fragesteller definiert, was unter einem »charakteristischen Bestandteil« vorzustellen ist. d) Beantworten Sie die folgenden Fragen mit einer kurzen schriftlichen Antwort: ζ. B. »Wo liegt ... ?« Der Text würde auf die Häufigkeit, in der die einzelnen Elemente und ihre Beziehungen genannt werden, auf die zeitliche Entstehung der Zeichnung, auf besonders lebhafte Elemente, Empfinden für Struktur sowie auf Uberlagerungen im Resultat untersucht. Die Ergebnisse von Ortsbegehung und Masseninterview würden dann miteinander auf die Beziehung zwischen Vorstellungsbild der Öffentlichkeit und äußerer Form hin verglichen, um eine erste Analyse der visuell starken und schwachen Zonen zu erreichen und u m kritische Punkte, Abfolgen oder Zuordnungen, die näher untersucht werden könnten, herauszufinden. Dann würde eine zweite Untersuchungsserie kritischer Probleme beginnen. Eine kleine Auswahl von Personen wird in Einzelinterviews über die Lage ausgesuchter kritischer Elemente befragt und aufgefordert, sie schriftlich und zeichnerisch zu beschreiben und auf kurzen imaginären Ausflügen mit ihnen zu operieren. Eine kurze Schilderung der mit den Elementen eventuell verbundenen Gefühle und Erinnerungen würde folgen. Mit einigen Personen könnte man Besichtigungen der Problemzonen durchführen und das Gesehene an Ort und Stelle beschreiben und besprechen. Eine zufällige Auswahl von Passanten könnte außerdem über Lage und Richtung der Elemente befragt werden. Wenn diese zweite Studienserie im Hinblick auf Inhalt und Problem analysiert wäre, würde eine ebenso intensive Bestandsaufnahme der

fraglichen Elemente folgen. Detaillierte Untersuchungen von Identität und Struktur unter verschiedenen Bedingungen und in bezug auf Belichtung, Entfernung, Aktivität und Bewegung würden sich anschließen. Diese Studien könnten auf den Ergebnissen der Befragung aufbauen, dürften aber auf keinen Fall dadurch eingeschränkt werden. Die ins einzelne gehenden Studien der Bostoner Elemente im Anhang C können dafür als Vorbild dienen. Das gesamte Material würde schließlich in einer Reihe von Karten und Berichten zusammengefaßt, die das grundlegende Vorstellungsbild der Öffentlichkeit, die allgemeinen visuellen Probleme und Vorzüge, die kritischen Elemente mit ihren Wechselbeziehungen sowie deren Eigenschaften im einzelnen und die Änderungsmöglichkeiten enthalten würde. Eine solche Analyse, die man natürlich ständig ändern und auf dem laufenden halten müßte, könnte die Grundlage für den Plan der zukünftigen äußeren Gestalt des Gebietes werden.

Zielrichtung zukünftiger Forschungen Die vorausgegangene kritische Betrachtung sowie viele Seiten der früheren Kapitel deuten auf ungelöste Probleme hin. Uber einige der weiteren Schritte der Untersuchung ist man sich im klaren; andere, sogar wichtigere, sind noch nicht definiert. Offensichtlich wird es einer der nächsten Schritte sein, die vorher erwähnte analytische Technik mit einem angemessenen Bevölkerungsquerschnitt zu wiederholen. Die Ergebnisse dieser Arbeit stünden dann auf festerem Grund, und man könnte eine passendere Methode zur praktischen Anwendung finden. Unsere Kenntnisse der Materie würden außerdem bereichert durch eine Ausweitung der vergleichenden Studien auf bauliche Zusammenhänge, die sich von denen der drei Städte unterscheiden. Sehr junge und sehr alte Städte, kompakte und aufgegliederte, dicht und dünn besiedelte, chaotische und weitgehend geordnete Siedlungen können charakteristische Unterschiede in ihrem Image zeigen. Inwieweit unterscheidet sich das öffentliche Image eines Dorfes von dem Manhattans? Ist eine Stadt am See leichter erfaßbar als eine Stadt an Eisenbahnlinien? Mit derartigen Studien könnte man Material über die Wirkungen physischer Formen sammeln, auf das die Planer zurückgreifen könnten. Es wäre ebenso interessant, die Methoden auf Umgebungen anzuwenden, deren Maßstab und Funktion sich von denen der Stadt unterscheiden: auf ein einzelnes Gebäude ζ. B., eine Landschaft, ein Verkehrssystem oder eine Talregion. Was die praktische Notwen178

digkeit anbelangt, ist die Anwendung und Anpassung dieser Gedankengänge jedoch am wichtigsten in unseren Stadtregionen, die im Augenblick scheinbar hoffnungslos außerhalb unseres Wahrnehmungsvermögens liegen. Wesentliche Unterschiede können ebensogut beim Betrachter selbst liegen. Planung entwickelt sich immer mehr zu einer weltweiten Disziplin, und viele Planer sind damit beschäftigt, für die Menschen anderer Länder zu entwerfen. Es wird hier notwendig, klarzustellen, ob die Ergebnisse der amerikanischen Forschungen nicht einfach eine Ableitung aus der lokalen Kultur sind. Wie sieht ein Indianer seine Stadt und wie ein Italiener? Diese Unterschiede machen dem Stadtforscher nicht nur in seiner internationalen Praxis, sondern auch in seinem eigenen Land zu schaffen. Er kann Gefangener einer provinziellen Denkungsart oder aber — besonders im Amerika — der seiner eigenen Gesellschaftsklasse sein. Wenn Städte von vielen Menschengruppen benutzt werden sollen, dann ist es entscheidend, zu wissen, in welcher Weise die wichtigsten der Gruppen ihre Umwelt zu sehen geneigt sind. Das gleiche könnte von verschiedenen Persönlichkeitstypen gesagt werden. Die vorliegende Arbeit behandelte nur die allgemeingültigen Faktoren innerhalb der befragten Gruppe. Es wäre interessant festzustellen, ob einige der Vorstellungstypen, die vorzukommen schienen — die statisch-hierarchischen und die auf dynamischen, abrollenden Zusammenhängen aufgebauten Systeme oder die aus konkreten bzw. abstrakten Bildern zusammengesetzten —, von vornherein als starre, nicht übertragbare Typen gelten müssen, oder ob sie nicht einfach das Ergebnis von Milieu und besonderer Erziehung sind. Weiterhin: Welcher Zusammenhang besteht zwischen einigen dieser Typen? Kann ein dynamisches Vorstellungsbild gleichzeitig auf Fixpunkten aufgebaut sein? Auch die Beziehung zwischen übermittelbarem Gedächtnisbild und dem draußen zur Orientierung benutzten Vorstellungsbild könnte untersucht werden. Alle diese Fragen sind nicht nur von theoretischem Interesse. Städte sind die Wohnungen vieler Gruppen, und nur mit dem differenzierten Verständnis der Vorstellungsbilder von Gruppe und Individuum kann eine Umwelt gestaltet werden, die alle befriedigt. Bis diese Zusammenhänge erforscht sind, muß sich der Entwerfer weiterhin mit einem sehr allgemeinen Namen behelfen und im übrigen versuchen, eine möglichst große Vielfalt von Typen für den Aufbau des Vorstellungsbildes zu liefern. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich auf Vorstellungsbilder, w i e sie zu einem bestimmten Zeitpunkt bestanden. Wir würden sie weit besser verstehen, wenn wir etwas über ihre zeitliche Entstehung wissen würden. Wie bildet sich der

Fremde das Image der für ihn neuen Stadt; wie entwickelt sich das Kind ein inneres Bild von der Umwelt? Wie können solche Bilder angelernt oder übertragen werden? Welche Formen eignen sich zur Bildung eines Vorstellungsbildes am besten? Eine Stadt muß beides besitzen: eine klare Struktur, die sofort begriffen werden kann, und ebenso ein Gefüge, das die allmähliche Bildung eines vielschichtigen und umfassenden Bildes zuläßt. Die stetige Umwandlung der Stadt verursacht ein damit verbundenes Problem: die Anpassung des Vorstellungsbildes an äußere Veränderungen. Da unsere Behausung immer beweglicher wird und immer rascher wechselt, wird es immer wichtiger, eine Kontinuität des Vorstellungsbildes durch alle Umwälzungen hindurch zu bewahren. Inwieweit kann sich ein Image dem Wandel anpassen, und w o liegen die Grenzen? Wann wird die Wirklichkeit ignoriert oder verzerrt, u m das Bild zu erhalten? A n welchem Punkte zerbricht das Image, und was sind die Konsequenzen? Wie kann dieser Zusammenbruch durch äußere Kontinuität verhindert werden, oder wie kann die Bildung eines neuen Vorstellungsbildes erleichtert werden, wenn das alte nicht zu retten ist? Die Bildung flexibler und wandelbarer Umweltbilder ist ein besonderes Problem: Bilder, die gleichzeitig fest und doch unvermeidbaren Belastungen gegenüber elastisch sind. Das bringt uns zu der Tatsache zurück, daß das Vorstellungsbild nicht allein aus den äußeren Gegebenheiten resultiert, sondern ebensosehr vom Betrachter selbst abhängig ist. So wäre es möglich, die Qualität eines Image durch Erziehung zu verbessern. Es wäre hier zweckdienlich, die Mittel, durch die die Bevölkerung z u m besseren Begreifen ihrer städtischen Umwelt erzogen werden kann, näher zu betrachten: Museen, Vorträge, Besichtigungsgänge, Schulerziehung usw. Damit verbunden ist die mögliche Anwendung symbolischer Mittel: Karten, Zeichen, Diagramme, Orientierungsmaschinen. Eine scheinbar verworrene Umwelt kann durch die Erfindung eines symbolischen Diagrammes, das die Beziehung der wesentlichen Merkmale in einer der Bildprägung entgegenkommenden Weise aufzeigt, an Klarheit gewinnen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Schemaplan der Londoner Untergrundbahn, der auf jeder Station an hervorragender Stelle aufgehängt ist. Die vielleicht wichtigste Aufgabe zukünftiger Arbeit ist schon vorher mehrere Male erwähnt worden: die städtische Szene als u m fassendes komplexes Gebilde zu begreifen, Verständnis zu wecken für die Wechselbeziehungen zwischen den Elementen, für Gesamtstruktur und zeitliche Abläufe. Die Wahrnehmung der Stadt ist im wesentlichen ein zeitliches Erleben, das sich auf ein sehr großmaßstäbliches Objekt richtet. Wenn die Umwelt als organisches Ganzes 180

empfunden werden soll, dann ist die Erfassung der Einzelteile in ihrem direkten Zusammenhang nur ein erster Schritt. Es w i r d äußerst wichtig sein, Wege zum Verständnis und zur Manipulation der großen Zusammenhänge zu finden oder zumindest die Probleme der zeitlichen Abfolge und der sich entfaltenden Struktur zu bewältigen. Es mag sein, daß diese Studien in irgendeiner Weise zahlenmäßig ausgewertet werden können — ζ. B. auf die Anzahl oder auf den relativen Uberschuß an Informationsbruchteilen hin, die nötig sind, um den Weg zu einem wichtigen Ort der Stadt zu beschreiben. Die Geschwindigkeit des Identifikationsprozesses könnte untersucht werden oder der Uberschuß an Information, der zum sicheren Erkennen einer Situation benötigt wird, oder die Anzahl von Details, die eine Person von ihrer Umwelt im Gedächtnis behalten kann. Hieran knüpft sich wiederum die vorher erwähnte Möglichkeit der Benutzung symbolischer Mittel oder mechanischer Orientierungshilfsmittel. Aber es scheint, als ob sich der Hauptteil der Arbeit zumindest vorerst nicht mit quantitativen Analysen, sondern vor allem mit den Überlegungen von Struktur und Abfolge beschäftigen wird. Hierbei wird es nötig sein, eine Methode zu finden, die die komplexen Strukturen im zeitlichen Maßstab darstellen kann. Bevor man derartige Strukturen verstehen oder gar beeinflussen kann, müssen Wege gefunden werden, das Wesentliche so darzustellen, daß eine Übermittlung ohne Wiederholung des ursprünglichen Erlebnisses möglich ist. Das ist eine ziemlich schwierige Aufgabe. Da das ursprüngliche Interesse an dieser Untersuchung von der Gestaltung der äußeren Umwelt ausging, steht auch eine versuchsweise Erprobung der Theorien an realen Entwurfsaufgaben auf der Liste zukünftiger Forschungen. Die Möglichkeit bildhafter und einprägsamer Gestaltung sollte erschlossen und ihre Brauchbarkeit als Grundlage für den Bebauungsplan geprüft werden. Dies scheinen im Augenblick die wichtigsten Themen zukünftiger Arbeit zu sein: Die Anwendung des hier entwickelten Konzepts auf Gebiete vom Ausmaß einer modernen Großstadt; die Ausweitung der Untersuchungen in bezug auf die Unterschiede zwischen den wichtigsten sozialen Gruppen; weiterhin Forschungen über Aufbau bzw. Entwicklung des Vorstellungsbildes und seine Anpassung an wechselnde Umweltverhältnisse; über die Gesamtstruktur der Stadt mit ihren vielfältigen zeitlichen Abläufen; über die Möglichkeiten einer Planung mit dem Ziel der Einprägsamkeit bzw. Bildhaftigkeit.

181

C Zwei Beispiele der analytischen Untersuchungen

Bild 49

Als Beispiel für den Typ der aus Ortsbegehungen resultierenden, detaillierten visuellen Analyse städtebaulicher Elemente und als Beispiel für die Beziehung zwischen dieser Analyse und den Ergebnissen der Befragungen werden w i r zwei einander benachbarte Ortlichkeiten von Boston beschreiben: den sehr gut erkennbaren Bereich von Beacon Hill und den verworrenen Brennpunkt des Scollay Square, der am Fuße des Hügels liegt. Bild 49 zeigt die strategische Lage der beiden Elemente im Zentrum von Boston und ihre Beziehung z u m West End, dem innerstädtischen Einkaufsbereich, dem Common und dem Charles River.

Boston: Beacon Hill

Bild 50

182

Als einer der letzten ursprünglichen Hügel der Stadt liegt der von vielen Punkten aus sichtbare Beacon Hill quer zwischen dem kommerziellen Zentrum und dem Fluß und kreuzt so den nordsüd-gerichteten Verkehrsfluß. Der Detailplan zeigt Straßenstruktur und überbaute Flächen. Beacon Hill ist besonders für amerikanische Verhältnisse ein einmaliger Ort: ein wohlerhaltenes Reststück aus dem frühen 19. Jahrhundert, das wie ehedem genutzt w i r d und voller Leben ist; ein ruhiger, intimer und vornehmer Wohnbezirk unmittelbar neben dem Herzen der Metropole. In den Befragungen enthüllte sich ein entsprechend ausgeprägtes Vorstellungsbild: Beacon Hill w u r d e als ausgesprochen einmalig angesehen. Er wurde häufig als das Symbol von Boston und oft wie aus weiter Ferne betrachtet. Man wußte, daß er im Inneren der Stadt liegt, nahe am Zentrum, von Beacon Street scharf begrenzt und somit in Berührung mit dem Common. Gemeinhin sah man in Cambridge Street die Grenze zum West End, und für die meisten Personen endete der Bereich an der Charles Street, wenn auch manche zögernd das untere Gebiet mit einschlossen. Beinahe jeder w a r sich der Beziehung z u m Fluß bewußt. Die vierte Ecke blieb unbestimmt, gewöhnlich war es J o y oder Bowdoin Street; aber dort ist ein verworrenes Gebiet, das »irgendwie« zum Scollay Square hinunterführt.

Ovinnel

49 Die Lage von Beacon Hill und Scollay Square auf der Bostoner

50 Straßen

und Bauwerke,

Beacon

Halbinsel

Hill 183

Im Inneren schien das Gebiet aus zwei unterschiedlichen Teilen zu bestehen, aus einer »Vorder-« und einer »Hinterseite«, die in sozialer und visueller Hinsicht durch die Myrtle Street getrennt sind. Das Straßensystem stellte man sich als ungefähr parallel, »sauber« oder gerade vor, aber es erschien nicht gut verknüpft und schwierig zu durchqueren. Bei der Vorderseite dachte man an mehrere parallele Straßen (Mt. Vernon Street wurde am häufigsten genannt) mit dem Louisburg Square an der einen, dem State House an der anderen Seite. Die hintere Seite geht hinunter bis zur Cambridge Street. J o y Street schien als Querverbindung wichtig zu sein. Beacon und Charles Street wurden als Teile des Ganzen empfunden, Cambridge Street dagegen nicht. Mehr als die Hälfte der Personen erwähnten die folgenden Details als Teile ihres Vorstellungsbildes (in annähernder Reihenfolge der Häufigkeit): ein steiler Hügel schmale, ansteigende Straßen das State House Louisburg Square und sein Park Bäume hübsche alte Häuser rote Ziegel zurückgesetzte Eingangstüren andere häufige Kommentare waren: Gehsteige aus Ziegeln Kopfsteinpflaster Blicke auf den Fluß ein Wohngebiet Schmutz und Abfall soziale Unterscheidungen Eckläden im rückwärtigen Gebiet blockierte oder gekurvte Straßen Zaun und Statuen am Louisburg Square unterschiedliche Dachformen Schilder auf der Charles Street die goldene Kuppel des State House purpurrote Fenster einige Apartment-Häuser als Kontrast Folgende Bemerkungen wurden zumindest von drei Personen gemacht: abgestellte Autos Erkerfenster Eisengitter alte Straßenlaternen eine »europäische« Atmosphäre 184

der Charles River der Blick zum Massachusetts General Hospital im rückwärtigen Gebiet spielende Kinder schwarze Fensterläden Antiquitätenläden auf der Charles Street drei- und viergeschossige Häuser. Die rasche und formlose Art der Straßenbefragungen erbrachte eine ganz erstaunliche Fülle von Kommentaren. Im wesentlichen enthalten sie: Beacon Hill ist ein Hügel, und Straßen oder Treppen führen zu ihm hinauf. Er ist durch das State House mit seiner goldenen Kuppel und den Freitreppen markiert. Er grenzt mit Beacon Street an den Common und enthält Louisburg Square mit dem Park und dem Zaun darum. Einiges wurde von zwei oder mehr Leuten hinzugefügt: es gibt dort Bäume; es ist ein vornehmes Wohnviertel; es ist nahe beim Scollay Square; es enthält Joy, Groves und Charles Street. Diese Kommentare spiegelten in ihrer abgekürzten Form die Ergebnisse der intensiveren Interviews. Betrachten wir die physische Realität, die diesem Vorstellungsbild zugrunde liegt. Der Bereich ähnelt tatsächlich sehr weitgehend einem steilen, ungewöhnlichen Hügel, dessen größtes Gefälle in Richtung Charles- und Cambridge Street verläuft. Das Gefälle setzt sich in gewissem Grade hinter der Cambridge Street ins West End hinein fort, aber der Ubergangspunkt zum seichteren Gefälle liegt bereits vorher, und diese Brechung scheint das optisch entscheidende Merkmal zu sein. Die Geländekante fällt genau mit Charles Street zusammen, und das macht, w i e wir später sehen werden, die Eingliederung des unteren Gebietes in den Beacon HillBereich schwierig. Auf den anderen beiden Seiten jedoch haben die Grenzlinien auf den Hügel übergegriffen. Beacon Street befindet sich schon zum Teil an seinem Hang, und der Common liegt zum wesentlichen Teil darauf. U n d doch ist der räumliche und bauliche Kontrast stark genug, diese topographische Unklarheit zu überspielen. Beacon Hill beginnt eindeutig an Beacon Street, wenn der tatsächliche Hügel auch bereits an Tremont Street anfängt. Im Osten ist die Situation eine andere. Ein beträchtlicher Teil des Hügels ist mit kommerziellen Gebäuden überbaut worden. Scollay Square liegt auf der Flanke des Hügels, und School Street besitzt ein steiles Gefälle. Die topographischen Gegebenheiten sind ignoriert worden; es gibt weder eine größere räumliche Öffnung, die die Situation sichtbar machen, noch einen ausgeprägten Wechsel im Charakter, der die Kontinuität künstlich unterbrechen würde. Das trägt zweifellos zur Unklarheit des Gesamtbildes auf dieser Seite und zu der räumlichen Verschwommenheit des Scollay Square bei.

Bild 51, Seite 186

185

52 Blick auf die Chestnut Street von Charles Street aus

186

Auf dem Hügel ist das Gefühl für die Geländeneigung, sei es visueil oder in bezug auf Kraftanstrengung oder Gleichgewicht, allgegenwärtig. Die Tatsache, daß die Straßengefälle des »vorderen« und »hinteren« Bereiches vorwiegend in zwei verschiedene Richtungen verlaufen, verstärkt die Besonderheit jedes der beiden Gebiete. Die räumlichen Qualitäten des vorderen Gebietes sind offensichtlich. Es besteht aus durchlaufenden Straßenkorridoren in einem überall intimen Maßstab. Die meist dreistöckigen Fassaden sind nah und greifbar und vermitteln das Gefühl, die Reihenhäuser seien alle nur von einer Familie bewohnt. Miethäuser, Pensionen und Institutionen sind nicht leicht zu unterscheiden. Innerhalb dieser äußeren Begrenzungen gibt es jedoch, wie es die skizzierten Querschnitte andeuten, wesentliche Unterschiede in der Proportion. Eine beachtliche Variation gibt es z.B. an der Mt.Vernon Street oberhalb des Louisburg Square, w o eine lange Reihe »großer« Häuser auf der Nordseite so weit zurückgesetzt ist, daß schmale Frontgärten auftauchen. Dies ist ein auffallender und angenehmer Wechsel, der den Zusammenhang des Ganzen nicht beeinträchtigt. Die Proportionen des Raumes wechseln im hinteren Gebiet auffallend; die Gebäude, offensichtlich keine Einfamilienhäuser mehr, werden vier bis sechs Geschosse hoch. Der Straßenraum w i r d schluchtartig. Da das Gelände hier nach Norden fällt, sind die Straßen seltener der Sonne ausgesetzt. Empfindungen von räumlicher Proportion, Licht, Geländeneigung und Sozialprestige scheinen die primären Kennzeichen dieses Gebietes zu sein. Die Bilder 53 und 54 zeigen die Lage anderer thematischer Elemente, die das Vorstellungsbild zu kennzeichnen scheinen. Es mag erwähnt sein, daß es sich vorwiegend um Charakteristika der »vorderen« Seite handelt. Die Verteilung der Gehsteige aus Ziegelstein, der Eckläden, der zurückgesetzten Eingangstüren, der ornamentalen Eisengitter, der Bäume und in gewissem Grade der schwarzen Fensterläden, all das betont die Einmaligkeit der Vorderseite des Gebietes und seine Unterscheidung vom rückwärtigen Teil. Anhäufung und Wiederholung dieser Motive und der Unterhaltungszustand, der in poliertem Messing, frischer Farbe, sauberem Pflaster und gut gepflegten Fenstern z u m A u s d r u c k kommt, haben einen verstärkenden Effekt, der dem Image des Hügels eine gewisse Vitalität verleiht. Die Erkerfenster sind, außer in der unteren Pinckney Street, weniger charakteristisch, und die purpurroten Fenster, die gewöhnlich mit dem Viertel in Verbindung gebracht werden, erscheinen in Wirklichkeit selten. Dasselbe kann man von dem Kopfsteinpflaster sagen, das tatsächlich nur in zwei kurzen schmalen Streifen am Louisburg Square und in der dunklen Acorn Street zu sehen ist.

Bild 51

Bild 52

Bild 53 und 54, Seite 188

Bild 55, Seite 189

187

53 Zurückgesetzte

Eingangstüren

und Gebsteige aus

Backsteinen

Backstein ist in der Tat das fast überall verwandte Baumaterial. Obwohl dieses Material für Boston kaum etwas Besonderes ist, sorgt es für einen einheitlichen Hintergrund von Farbe und Textur. Die alten Straßenlaternen erscheinen ebenso im ganzen Gebiet. Die visuellen Sub-Bezirke des Hügels sind durch äußere Besonderheiten von Raum, Abstufung, Nutzung, Bodenbelag, Bepflanzung und Einzelheiten, wie Türen, Fensterläden und Ziergitter, alle deutlich gekennzeichnet. Gewöhnlich erscheinen die Charakteristika gekoppelt und verstärken so das Einmalige der Situation. So ist der vordere Teil ein Gebiet steilen Gefälles zur Charles Street, maßstäblich intimer Straßenkorridore, gut unterhaltener, vornehmer Gebäude; ein Bereich von Sonnenlicht, Straßenbäumen, Blumen, Gehsteigen aus Backstein, schwarzen Fensterläden, zurückgesetzten Eingangstüren; von Dienstboten, Chauffeuren, alten Damen und teuren Automobilen auf den Straßen. Die Rückseite fällt zur Cambridge Street hinunter, mit finsteren, schluchtartigen Kanälen, die von schmucklosen, schlecht gepflegten Mietshäusern flankiert

> > Die »thematische

Einheit« von Beacon

Bild 56, Seite 191

Hill 189

Bild 57

190

werden. Sie ist voller Eckläden, die Straßen sind schmutzig, und Kinder spielen auf dem Pflaster. Einige Bauten aus Naturstein erscheinen zwischen den Ziegelhäusern. Bäume sieht man eher in den Höfen als auf den Straßen. Lower Beacon Hill, das Gebiet zwischen Charles Street und Charles River, hat vieles mit der »Vorderseite« gemeinsam: Bepflanzung, Backstein und Gehsteige aus Backstein, zurückgesetzte Türen, Ziergitter. Aber das Fehlen von Gefälle und die Barriere der Charles Street bewirken, daß man das Gebiet als nicht richtig dazugehörig ansieht. Charles Street selbst ist ein Unterbereich eigener Prägung. Der besondere Charakter der Einkaufsstraße rührt von den dort angebotenen, ziemlich teuren Altwaren her, nach denen hier eine große Nachfrage besteht. Die Verteilung der Antiquitätenläden illustriert diesen Punkt. Das durch den massiven Akzent des State House gekennzeichnete Regierungsviertel ist hinsichtlich der Nutzung, des räumlichen Maßstabes sowie des Straßenlebens wiederum gänzlich verschieden. Zu erwähnen bleibt jene Ubergangszone z w i schen Hancock und Somerset Street, unterhalb von Deane Street, die einige der Charakteristika des Beacon Hill aufweist: Gefälle, Gehsteige aus Backstein, Erkerfenster, zurückliegende Eingangstüren und Ziergitter. Aber das Gebiet scheint abgeschnitten: Läden und Kirchen sind mit dem Wohngebiet vermischt, der Unterhaltungszustand deutet auf eine soziale Klasse unter der des vorderen Gebietes. Das Fehlen markanter Grenzen ist ein weiterer Grund für die Schwierigkeit, die Umrisse des Hügels auf dieser Seite ausfindig zu machen. Es ist interessant, die Wirkung der Verkehrskanäle bzw. ihr Fehlen zu beobachten. Die Hindernisse, die sich der Bewegung vom »vorderen« in das »hintere« Gebiet entgegenstellen, sind ebenso wie die Tatsache, daß die Gebiete gewöhnlich von zwei verschiedenen Seiten betreten werden, dazu angetan, beide Teile voneinander zu isolieren. Das State House schneidet Bowdoin Street vom Wohngebiet ab, es sei denn, man benutzt die ziemlich verstellte Passage unter dem Bogen mit ihrem wenig einladenden Zugang von Osten. Die Schwierigkeit, z u m Scollay Square hinunterzugehen, bringt noch weit größere Verwirrungen und bewirkt, daß der Platz in bezug auf dem Hügel »schwimmt«. Auf der anderen Seite erhalten die durchgehenden Straßen eine besondere Bedeutung: Mt. Vernon, Joy, Bowdoin und Charles Street. Obwohl sie topologisch regelmäßig verlaufen und obwohl alle oben erwähnten Straßen tatsächlich durchlaufen, sind alle Straßen optisch blockiert, was sehr zur Dichte, Intimität und Identität des Gebietes beiträgt. Joy, Bowdoin und Pinckney Street sind durch Kurven in der vertikalen Ebene geschlossen; Mt. Vernon, Cedar und Charles

iü «ο; ) 6 Nebenbereiche

auf Beacon

Hill

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57 Merkzeichen

und kommerzielle

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Nutzungen 191

Bild 58

58 Das State 192

House

Street durch leichte Knicke in der Horizontalen. Alle anderen enden stumpf innerhalb des Gebietes. So ist es unmöglich, an irgendeinem Punkt durchzuschauen. Trotzdem gibt es einige schöne Blicke vom Hügel auf den Charles River, und zwar von Chestnut, Mt. Vernon, Pinckney, Myrtle und Revere Street hinunter. Die Ausblicke ergeben sich durch das Gefalle und die breitseitige Lage des Hügels zum Fluß. Von Mt. Vernon Street aus kann man einen kurzen Blick durch Walnut Street auf den Common werfen. Alle nach Norden verlaufenden Straßen der »Hinterseite« überblicken das West End, aber der Blick über die Dächer bietet nicht viel. Eine Ausnahme ist der Blick auf das ehemalige Bulfinch Hospital durch Anderson Street (die auch die einzige Verbindung zwischen Vorder- und Hinterseite bzw. zwischen J o y und Cedar Street darstellt). Von Pinckney Street aus hat man einen überraschenden Blick auf den Stumpf des Custom House Tower, während man oben von der Chestnut Street eine reizvolle Ansicht der goldenen Kuppel des State House gewinnt. Das State House ist selbstverständlich das wichtigste Merk- oder Wahrzeichen des Hügels. Die einmalige Form und Funktion, ebenso die Lage nahe am höchsten Punkt der

Erhebung und die Öffnung zum Common hin machen das Gebäude zu einem Schlüsselpunkt der gesamten Bostoner Innenstadt. Es wirkt ebenso innerhalb von Beacon Hill wie aus dem Gebiet heraus. Louisburg Square, ein kleiner Platz mit Wohnhäusern am unteren Hang der »Vorderseite«, ist der andere Zentralpunkt. Er ist nach außen nicht sichtbar, besitzt keine erkennbare Verbindung zu Kopf oder Basis des Hügels und ist auch nicht recht in der Struktur verankert. Er w i r d deshalb kaum zur Orientierung benutzt. Man stellt sich den Platz »irgendwo innerhalb« des Viertels vor, aber er verkörpert dessen Charakter besonders deutlich. Tatsächlich sind dort alle Motive der »Vorderseite« konzentriert und erscheinen in ihrer reinsten Fom. Außerdem ist der Platz ein gestalteter Raum, der mit dem räumlichen Charakter der Umgebung kontrastiert und ihn dennoch verstärkt. Er enthält die erwähnten Streifen von Kopf steinpflaster, einen eingezäunten, mit Statuen und viel Grün versehenen Park, der durch seine Üppigkeit ebenso wie durch das nicht ausgesprochene, aber fühlbare »Betreten verboten« Aufmerksamkeit erregt. Es ist interessant, daß die Hanglage, die eine klare Orientierung innerhalb des Ganzen an sich erschwert, der visuellen Klarheit des Platzes selbst kaum schadet.

59 Loitisbitrg

Square

Bild 59

Bild 57, Seite 191

194

Es gibt noch einige andere Merkzeichen von Bedeutung innerhalb des Gebietes: Die Universalist Church an Mt. Vernon und Charles Street, die durch ihre Lage und den Turm auffällt; die dem State House an der Deane Street gegenüberstehende Suffolk Law School, die mit ihren Baumassen dem Regierungsviertel angehört; das N e w England College of Pharmacy, das in den Wohncharakter der Mt. Vernon Street eindringt; und das Carnegie Institut an der Ecke von Pinckney und Anderson Street, das die Flucht der Fassaden unterbricht und den Eingang z u m rückwärtigen Teil des Gebietes markiert. Es gibt noch andere wohnfremde Nutzungen auf dem Hügel, aber sie fügen sich überraschend gut in das allgemeine Bild ein. Sehr wenige außerhalb des Gebietes liegende Merkzeichen sind sichtbar, so daß die Struktur fast ganz von den internen Kennzeichen bestimmt wird. Die scharfe Grenze zwischen dem Hügel und dem West End und die verworrene Ubergangszone zum Scollay Square sind schon erwähnt worden. Daß das Viertel an den Common angrenzt, ist allen klar, aber es sollte hinzugefügt werden, daß die direkte Verbindung zwischen beiden ziemlich schwach ist. Der direkte Übergang von einem Gebiet ins andere ist blockiert und nur an Charles, J o y und Walnut Street möglich. Der Ausblick auf das dichte Grün der Bäume ist ebensowenig möglich. Der Begrünung des Gebietes fehlt so die Kontinuität, die erreicht worden wäre, wenn lotrecht zur Beacon Street Offnungen oder Wege angeordnet wären. Eine gewisse Beziehung zum Charles River wurde wahrscheinlich wegen der reizvollen Ausblicke von den Ost-West-Straßen beinahe von jedem empfunden. Aber das Verbindungsgelenk w a r im einzelnen wegen der zweifelhaften (sozialen) Einstufung des unteren Gebietes, wegen des eingeebneten und vom Storrow Drive durchschnittenen Ufergeländes und wegen der Schwierigkeit, das Wasser zu erreichen, ziemlich unklar. Die Beziehung zum Fluß, die oben auf dem Hügel so offensichtlich ist, schwindet, sobald man dem Wasser näher kommt. Trotz seiner geringen Einwohnerzahl spielt Beacon Hill im Zusammenhang mit der gesamten Stadt eine bedeutende Rolle. Er ist durch Topographie, Straßenräume, Bäume, Einzelheiten, durch Sozialstruktur und Unterhaltungszustand von jedem anderen Gebiet in Boston deutlich unterschieden. A m ähnlichsten wäre noch der Back-Bay-Bezirk mit seiner Einheitlichkeit in bezug auf Material, Vegetation, Assoziation, zum gewissen Grade auch in bezug auf Nutzung und Status. Aber Topographie, Detail und Unterhaltungszustand sind dort anders. Immerhin wurden die beiden Gebiete zuweilen verwechselt. Das einzige andere vergleichbare Gebiet wäre Copps Hill im North End: das ist ein altes Wohnviertel, das auch

auf einem Berg liegt, sich aber hinsichtlich Sozialprestige, Raumbildung, Detail und auch durch das Fehlen von Bäumen und Begrenzungslinien scharf unterscheidet. Beacon Hill ist somit wirklich ein einzigartiger Bereich. E r überragt das Stadtzentrum und verbindet Back Bay, C o m m o n , Innenstadt und West End; er besäße die Anlagen, beherrschender Brennpunkt des gesamten zentralen Stadtgebietes zu sein und könnte den sonst so schwer erfaßbaren und doch für das gesamte Stadtgefüge so entscheidenden Richtungswechsel des Charles River fühlbar und deutlich machen. Wenn man B o s t o n von Cambridge aus betrachtet, trägt der Hügel nicht nur zur Belebung des Panoramas, sondern auch zur Bestimmung und Gliederung der Abfolge von Stadtteilen bei: Back B a y — Beacon Hill — West End. Von anderen Teilen der Stadt jedoch, außer v o m West E n d und vom C o m m o n , ist der Hügel wegen seiner allmählichen Steigung und den Sichtbehinderungen nicht als Ganzheit erkennbar. D i e Verkehrsströme fließen u m das Hindenis am F u ß des Hügels herum; die Aufmerksamkeit richtet sich auf die umgebenden Wege und Brennpunkte: Charles Street, Cambridge Street, Scollay Square. D e r Hügel erweist sich so als ein Bereich, dessen äußere Charakteristika das lebendige, weithin bekannte Image noch stärker ausprägen. Das Gebiet enthält viele Beispiele für die psychologischen Wirkungen der Gestaltung von Wegen, Räumen, Begrenzungen, Geländeneigungen sowie der Konzentration typischer Einzelheiten. Das Gebiet scheint aber trotz seiner guten Voraussetzungen seinen potentiellen Rang nicht zu erreichen. D i e Ursachen dafür sind die innere Spaltung, die unklare Beziehung zum Charles River, zum C o m m o n und zum Scollay Square sowie das Fehlen von Sichtbeziehungen nach außen hin. Auch die nicht ausgenutzten Möglichkeiten der hervorragenden Lage über der Stadt tragen dazu bei. Kraft und sein menschlicher Maßstab und sein Charme sind jedoch kaum zu übersehen.

Boston: Scollay Square Scollay Square ist ein ganz anderes Kapitel. Dieser für die Stadtstruktur so bedeutende Brennpunkt schien schwer erfaßbar und nicht einfach beschreibbar zu sein. Seine Lage in B o s t o n und seine Rolle als strategischer Verkehrsknotenpunkt gehen aus dem Bild 49

Bild 49 und 60,

hervor. Bild 60 zeigt einen mehr in die Einzelheiten gehenden Plan

Seite 183 und 197

mit den wesentlichen äußeren Merkmalen des Platzes. In der öffentlichen Vorstellung war der Platz ein wichtiger K n o t e n punkt für die den Beacon Hill umgehenden Straßen sowie für die

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Straßen zum Zentrum und zum North End. Cambridge, Tremont und Court Street (oder war es State Street?) münden dort ein und eine Reihe anderer Straßen, die zum Dock Square, zur Faneuil Hall, zum Haymarket Square und zum North End weiterlaufen. Hanover Street führte früher direkt zum North End, und es verwirrte, daß sie jetzt blockiert ist. Von manchen Personen wurde Bowdoin Square in den Scolly Square mit einbezogen. Der Eingang zum Pemberton Square war fast nur älteren Leuten bekannt. Die Cambridge Street dagegen bildete bei ihrer Einmündung ein klares Gelenk, und ihre Kurvung wurde lebhaft empfunden. Das Einmünden der Tremont Street war bekannt, aber die Stelle war weder sicher noch irgendwie bemerkenswert. Für viele endete Washington Street auf dem Platz, und das verursachte häufig eine Verwirrung zwischen Tremont und Court Street und der vermeintlich auch anwesenden Washington oder State Street. Außer der blockierten Hanover Street waren die zu Dock Square, North End oder Haymarket Square führenden Straßen im einzelnen nicht bekannt oder wurden nicht unterschieden. Ungeachtet ihrer Kurvung schienen sie als Gruppe den Berg hinunterzulaufen. Sehr wichtig waren die Höhenverhältnisse: Beacon Hill lag oberhalb; Scollay Square war ein geneigtes Plateau am Hang; Cambridge und Tremont Street folgten den Höhenlinien; die anderen Straßen liefen bergab. Der Platz war formlos und schwer erfaßbar, »bloß eine andere Straßenkreuzung«; der zum Bowdoin Square gelegene Teil war etwas mehr differenziert. Das wesentliche Kennzeichen war der Eingang zur Untergrundbahn in der Mitte des Platzes. Der deutliche und immer wieder spürbare Unterton: Verwahrlosung, geringe Nutzung, billige Amüsierlokale. Mehr als die Hälfte der befragten Personen stimmten in folgendem überein: Cambridge Street mündet mit ihrem gekrümmten und konischen Lauf dort ein. Der Platz liegt am Abhang, und die Straßen führen zu ihm hinauf oder herunter. Mehr als ein Viertel der Befragten fügte hinzu: Tremont Street mündet ein Es gibt eine Untergrundbahnstation in der Mitte Hanover Street beginnt dort Court Street (oder ist es State Street?) geht von dort aus mit mehreren Kurven den Berg hinunter. Zumindest drei Personen bemerkten: Einige Straßen führen hinunter zum Dock Square und zur Faneuil Hall Es gibt dort Bars und Kneipen Der Platz hat eine unklare Beziehung zur Washington Street. 196

D i e Straßenbefragungen brachten nur die folgenden häufig wiederholten Bemerkungen: Er liegt an einer U-Bahn-Linie Tremont Street führt dorthin. Z w e i bis vier der angehaltenen Passanten fügten folgendes hinzu: Cambridge Street mündet dort ein Washington Street läuft herein (unrichtig) In der Mitte ist eine U-Bahn-Station Straßen führen vom Platz bergauf oder bergab Von North End herkommende, jenseits und unter der Artery verlaufende Straßen münden ein Es gibt Kinos Ein für Boston typischer

Platz

Bild 60, Seite 197

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Nicht mehr als eine Straßenkreuzung Ein großer Platz An einem Ende ist eine Garage. Die Kommentare waren im Vergleich zu denen über Beacon Hill eindeutig dürftig. Nur die verbindenden Wege waren ausführlich aufgezählt, aber sie waren abstrakt beschrieben und oft durcheinandergebracht. Trotz seiner äußerlich grauen Erscheinung spielt Scollay Square eine wichtige Rolle im Gefüge der Stadt. Der Platz ist an sich im Grundriß ein relativ geordneter Raum: der eigentliche Platz (von Sudbury bis zur Court Street) ist ein langes Rechteck mit schmalen, in unregelmäßigen Abständen einmündenden Straßen. Im Plan erscheint das Straßensystem halbwegs geordnet und ähnelt einer einfachen Spindel mit drei zusätzlichen Armen an der einen und zwei an der anderen Seite. In der dritten Dimension jedoch kommt diese Ordnung nicht zum Ausdruck. Die lückenhaften Seitenfronten und der starke Verkehr zerstören den Raum, und der schiefgeneigte Boden verstärkt den unruhigen Eindruck. Wenn irgend etwas in diesem Raum ein Gefühl von Stabilität auslöst, dann ist es noch am ehesten die große grelle Reklametafel an der Ecke von Sudbury und Cambridge Street, die den Platz zwar nicht schön, aber doch bestimmt abschließt. Das Straßengefüge ist dadurch verunklart, daß einer der Spindelarme, nämlich Sudbury Street, das Aussehen einer ziemlich untergeordneten Straße hat und daß die meisten der Straßeneinmündungen kaum voneinander zu unterscheiden sind. Die Hanglage ist im ganzen Gebiet spürbar. Obwohl sie das Empfinden räumlicher Stabilität erheblich beeinträchtigt, ist sie der Hauptschlüssel für die Beziehung zu den nicht sichtbaren Nachbargebieten. Der Raum setzt sich nach Nordwesten fort und verschwimmt über die breite Cambridge Street mit dem Bowdoin Square, der eigentlich eher eine Kreuzung oder eine Biegung der Cambridge Street selbst ist. Zwischen Bowdoin und Scollay Square ist der Raum so sehr formlos und ungestaltet, daß die Orientierung stark erschwert ist, es sei denn, man richtet sich nach dem Verkehrsfluß. Das Verkehrsgewühl ist tatsächlich der vorherrschende Eindruck. Der Platz ist ständig mit Autos überfüllt, und die Linien des starken Verkehrsflusses werden ungeachtet ihrer physischen Gestalt zu Hauptstraßen. Auf dem Platz gibt es kaum Gebäude, die in irgendeiner Weise das Empfinden von Einheitlichkeit oder Charakter aufkommen lassen. Die Häuser zeigen alle möglichen Materialien, haben die verschiedensten Formen und Dimensionen, sind zum Teil alt, zum Teil ziemlich neu. Das allgemeine Kennzeichen ist Verwahrlosung und Verfall. Nutzung und Leben in den unteren Geschäftslokalen weisen

jedoch mehr Gleichmäßigkeit auf. Auf beiden Seiten des Platzes zieht sich eine endlose Reihe von Bars, billigen Kneipen, Spielhallen, Kinos, Gebrauchtwaren-, Neuigkeits- und sonstigen Kleinpreisläden hin, und diese Reihe ist nur an der Westseite durch ein paar leere Läden unterbrochen. Der N u t z u n g entsprechen die äußeren Details der Ladenfronten mit den Werbeschildern und die Art der Passanten. Neben den üblichen Einkäuferscharen und den Büroangestellten sieht man Landstreicher, Alkoholiker und Seeleute. Nachts unterscheidet sich das Gebiet stärker vom Rest der Innenstadt, weil Licht, Leben und die Menge der Passanten in scharfem Kontrast zur sonst stillen und dunklen Stadt stehen. Die wesentlichen optischen Eindrücke des Platzes sind also räumliche Formlosigkeit, starker Verkehr, merkliches Gefalle, der allgemeine Eindruck der Verkommenheit, eigenartige Nutzungen und merkwürdige Bewohner. Die meisten dieser Charakteristika sind nicht so ungewöhnlich in der Stadt, daß der Scollay Square dadurch zu einem unverwechselbaren Platz würde. Verwahrlosung und viele der Nutzungen trifft man ebenso an zahlreichen Stellen des Innenstadtrandes, und die besondere Kombination von Nutzung und Bewohnern kehrt in sogar stärkerem Maße in der Washington Street

61 Scollay Square, von der Südseite ans

gesehen

199

und Broadway wieder. Räumliches Durcheinander an der Kreuzung mehrerer Straßen ist in Boston häufig, und andere Beispiele, w i e Bowdoin Square, Dock Square, Park Square, Church Green oder die Kreuzung von Harrison und Essex Street, lassen sich leicht finden. Der lange, rechteckige Grundriß des Platzes mag einmalig sein, aber er ist optisch nicht erkennbar. Das Gefälle innerhalb dieses Platzes und die strukturelle Beziehung zum Gesamtstadtbild sind unzweifelhaft seine primären Erkennungszeichen. Da Scollay Square vorwiegend ein Straßenknotenpunkt ist, sollte man ihn nicht als etwas Statisches, sondern eher aus der Bewegung heraus betrachten, beim Hinein- und Herausfahren, bzw. -gehen. Beim Zugang von der Tremont Street her stellt sich der Platz so dar: die Gebäudemassen werden niedriger, hier ist offensichtlich der Rand des zentralen Geschäftsbereiches; der Blick fällt zuerst auf ein altes Backsteingebäude mit Reklameschild an der Ecke von Cornhill Street und dann auf ein Gewirr von Räumen und verwitterten Werbeschildern zur Linken. Das Verkehrsgewühl ist der vorherrschende Eindruck. Washington Street führt in erster Linie zum Dock Square, und die mit dem Scollay Square verbindende Court Street scheint nur eine kleinere unwichtige Querstraße zu sein, obwohl sie an der Ecke durch das Old State House markiert ist. Court Street selbst führt in einer ziemlich schrägen und zerstückelten Art zum Scollay Square herauf. Cambridge Street führt nach Südosten ziemlich klar auf das große, deutlich erkennbare, wenn auch gesichtslose Telephone Building am Bowdoin Square hin. Hier mündet der Weg jedoch in das bare räumliche Chaos, und jeder Richtungssinn geht verloren. Erst an der nächsten Straßenwendung, an der Sudbury Street, wird das charakterische Beieinander von Bars, den hohen Bürogebäuden dahinter und der U - B a h n Station in der Mitte sichtbar. Die talseitigen Straßen — Sudbury, Hanover, Brattie und Cornhill Street — gewinnen alle an Steigung, wenn sie sich dem Platz nähern. In jeder der Straßen hat man das Empfinden, einer Öffnung näher zu kommen, vielleicht auch einer Konzentration von Kneipen und ähnlichem. Aber der Platz selbst ist von weitem gewöhnlich schlechter erkennbar als der C o u n t y Courthouse Annex am Pemberton Square, der die Dachlinie überragt. Scollay Square scheint nichts anderes als ein Ende oder eine Wendung in der Straße zu sein. Die aufsteigende Kurve der Cornhill Street ist ein nettes räumliches Erlebnis (so war es auch geplant), aber die Einmündung in den Platz oben ist ohne Interesse. Auch von der Bergseite her gesehen, von Pemberton Square und H o w a r d Street aus, ist der Platz kaum erkennbar. So hat eigentlich trotz der Unklarheit jenseits des Bowdoin 200

Square nur die Cambridge Street eine Einmündung von einigermaßen einprägsamer Form. Auch der Ausgang zur Cambridge Street ist verhältnismäßig eindeutig. Aber die einst so wichtige Hanover Street ist heute, nimmt man ihre größere Breite aus, kaum von den anderen Straßen zu unterscheiden. Auch Sudbury Street, die heute einen beachtlichen Verkehr führt, scheint, gemessen an ihrer Breite und den sie begleitenden Nutzungen, nur eine sehr untergeordnete Straße zu sein. Von Norden her gesehen, ist der Eingang in die wichtige Tremont Street scharf abgedreht und beinahe unsichtbar. Viele der Befragten hatten Schwierigkeiten, die Lage dieser Einmündung anzugeben. Aber sobald man die Stelle gefunden hat, ist die Fortsetzung des Weges klar, denn es erscheint eine weiterführende Kette von Merkzeichen: das Beacon Hill Theater, das Parker House, King's Chapel, der Tremont Temple, der Granary Burying-Ground und der Common. Der Platzraum »fließt« mit dem Gefälle bergab, ζ. T. auch nach links durch die Court Street, obwohl der einbahnige, auf den Platz ge-

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Bild 62, Seite 201

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richtete Autoverkehr diesem Eindruck widerspricht. Folgt man der Court Street weiter, so findet man keinen Hinweis auf die Nähe der Washington Street. Man sieht nur das Old State House und einen ungeordneten Raum. Die Beziehung zwischen Washington Street und Scollay Square ist so in beiden Richtungen unklar. Irreführend ist weiterhin, daß Court und Cornhill Street, die so dicht nebeneinander in den Platz münden, schon einen Häuserblock weiter auf Ziele hinführen, die psychologisch so weit entfernt sind w i e State Street und Dock Square. Auch hier kommen w i r zu dem Schluß, daß beim Verlassen des Platzes nur der Weg der Cambridge Street deutlich erkennbar ist, wenngleich die Unklarheit bei der Tremont Street nur ziemlich kurz währt. Außer durch das Gefälle und die Wegverbindungen gewinnt der Platz durch Ausblicke einige Beziehungen zur Nachbarschaft. Man sieht unter anderem das Telephone Building am Bowdoin Square und den Courthouse Annex am Pemberton Square (beide nur in ihrer Höhe, aber architektonisch kaum voneinander zu unterscheiden) und den gut identifizierbaren Custom House Tower, der im Südosten das untere Ende der State Street und die Küstenfront markiert. A m auffallendsten ist die im Süden sichtbare Baumasse der zum Postdistrikt gehörenden Bürogebäude, die die Lage des Scollay Square am Rande des Innenstadtzentrums verdeutlichen. Im Gegensatz zu Beacon Hill oder Commonwealth Avenue ist der Platz von außen nicht sichtbar, es sei denn, man befindet sich in unmittelbarer Nähe. Nur alte Bostoner würden bei einem Fernblick auf den Courthouse Annex daran denken, daß dieses Bauwerk nahe am Scollay Square steht. Innerhalb des Platzes gibt es relativ wenig, u m Richtungen oder Teile des Raumes unterscheiden zu können. Das wichtigste Merkzeichen sind der U-Bahn-Eingang und der Zeitschriftenkiosk auf einem kleinen Oval in der Mitte des Verkehrs. Aber auch diese Dinge sind unscheinbar. Sie sind von weitem kaum und wenn überhaupt, dann vor allem an einem gelb beschrifteten Zeichen und an einem Loch im Boden zu erkennen. Der Eindruck wird außerdem durch ein ähnliches Bauwerk auf einem ähnlichen kleinen Oval direkt dahinter abgeschwächt. Dieser zweite Eingang zur U-Bahn w i r d allerdings selten und nur als Ausgang benutzt, hat keinen Zeitungskiosk und ist darum für das Auge »tot«. Der U-Bahn-Eingang, der scheinbar für jeden »in der Mitte von Scollay Square ist«, liegt übrigens beinahe am äußersten Ende. Ein anderes auffallendes Detail des Platzes ist ein grell beschrifteter Tabakladen an der Ecke von Pemberton und Tremont Street. Er ist im Erdgeschoß der Suffolk Bank untergebracht und steht im scharfen Gegensatz zu der nackten Fassade dieses Gebäudes.

Es gibt innerhalb des Platzes, wenn man von dem seitlichen Gefalle und den vorherrschenden, die Achse betonenden Verkehrslinien absieht, wenig Richtungshinweise. Raum und Baumassen bieten keine bemerkenswerten Abstufungen. Die über der Dachlinie im Süden sichtbaren hohen Gebäude und die abschließende Reklametafel im Norden sind die wesentlichen richtunggebenden Elemente des baulichen Gefüges. Deutliche Richtungsangaben kann man allerdings dem Wechsel von Nutzung und Aktivität entnehmen. Die Verkehrs- und Fußgängerdichte ist am südlichen Ende, w o die üblichen Geschäftsnutzungen der Innenstadt, w i e Drugstores, Restaurants und Tabakläden, vorherrschen, am größten. Der Passantenstrom besteht hier aus Büroangestellten und Käufern. Die Ramschläden konzentrieren sich eher auf die Ost- als auf die Westseite, während die Absteigen und billigen Hotels im Westen liegen und sich aufwärts bis in die Ubergangszone des Beacon-Hill-Gebietes fortsetzen. Dort findet man die Leute, mit denen der Platz üblicherweise identifiziert wird. Die Anhäufung der billigen Buchantiquariate an der Cornhill Street ist ein anderes internes Erkennungsmerkmal. A n den nördlichen Rändern des Gebietes findet man Speicher und Lagerhäuser. So ist der an sich äußerlich unzureichend differenzierte Platz intern durch das Gefälle, den Verkehr und die Verteilung der Nutzungen gegliedert. Was der Platz demnach braucht, ist eine visuelle Eindeutigkeit, die seiner funktionellen Bedeutung entspricht. Eine bessere Ausprägung der potentiell vorhandenen Formen — des rechteckigen Raumes, des spindelförmigen Wegesystems, der Terrassenlage am Hang — wäre damit verbunden. Die Mündungen aller wichtigen Straßen müssen von beiden Richtungen her deutlich erkennbar sein, wenn sie ihre Funktion erfüllen sollen. Der Platz hätte die Voraussetzungen zum zentralen Brennpunkt des alten Kernes der Bostoner Halbinsel zu werden, zum verbindenden Gelenk einer ganzen Reihe von Bereichen (Beacon Hill, West End, North End, Marktviertel, Finanzdistrikt, zentraler Einkaufsbereich) und zum Knotenpunkt so wichtiger Verkehrswege wie der Tremont, Cambridge, Court, State sowie der Sudbury Street; er könnte auch das zentrale Element in der ansteigenden Folge der Dreiergruppe brennpunktartiger Terrassenplätze sein: Pemberton, Scollay und Dock Square. Scollay Square ist nicht nur eine Gegend mit Nutzungen, die anständigen Leuten unangenehm ist; der Platz bietet eine städtebauliche Chance, die bisher verpaßt wurde.

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Stichwortverzeichnis

Abfolge 135 Darstellung 180 Kontrapunkt 136 Netz 136 Umkehrbarkeit 135 Unterbrechungen 135 von Bewegungen 151 Ablesbarkeit 12, 20 (s. auch Offensichtlichkeit, Einprägsamkeit) Abstufungen 69,118 Akropolis 143 Albany 156 Aliuten 153, 159 Alpen 152 Altersgegensätze 59 (s. auch Kontrast) Änderungen, Umwelt 59, 133, 180 Arktis 152 Arunta 146-150, 153, 154, 159 Ashanti 146, 155 Assam 155 Ausrichtung auf Zentralpunkte 150 Autostraßen 64 Barrieren 61, 120 Beacon Hill 29, 31, 64, 69, 79, 85, 86, 88, 89, 91,166,182-195 Beschreibung des Interviews 184 Blicke nach außen 190 Charakteristika 193 »Hinterseite« 184, 190 Lage 182 Lageplan 183 Merkzeichen 192, 194 Nutzungen 191 räumliche Form 185,186 Regierungsviertel 190 Sichtbarkeit nach außen 194 Straßenbefragungen 184, 185 thematische Einheit 189 thematische Elemente 187,188 Topographie 185, 186 208

Übergang in den West-End-Bereich 80 Ubergangszone 190 Unterbereiche 190, 191 Verbindung zur Stadtstruktur 194 Verkehrshindernis 194 »Vorderseite« 184, 189 Wege 190 Bedeutung des Umweltbildes 19 Beeinflussung städtischer Gestaltung 138 Befragungen als Methode zur Analyse 26 Büro 161-164 das Image von Boston als Ergebnis von 168 das Image von Jersey City als Ergebnis von 170 das Image von Los Angeles als Ergebnis von 172 Größe und Zusammensetzung der Stichproben 167 in Straßen von Boston 175 Massen 177 Passanten 163, 166 Überlagerungen in den Vorstellungsbildern 166 Begrenzungen, Anordnungen von 133 (s. auch Grenzlinien, Brennpunkte, Bereiche) Bereiche 61, 82-90, 103, 123,124, 150 (s. auch Boston, Jersey-City, Los Angeles) Ausstrahlung 87, 123 Begrenzungen 86, 124 Benennungen 86 Charakter 83, 84 Einheitlichkeit der Fassaden 84 Identität 86 innere Einheitlichkeit 86 Kontraste 90 linear 65 Mosaik 90, 124 Nebenbedeutungen sozialer Natur 58, 85 Sichtbarkeit 124 Struktur 88, 123 thematische Einheit 85, 124 thematische Kontinuität 84 Verwirrung als Orientierungshinweis 85 wechselnde Bedeutung 84

Beverly Hills 54 Bewegungsbewußtsein 127 Bezugssysteme 148 Binet, M.A. 145 Bootsformationen 154 Boston 21, 25, 27-56 Ausblick 30 Bereiche (s. Boston — Bereiche) Brennpunkte (s. Boston — Brennpunkte) Charakter 28 charakteristische Elemente 169 Formzweideutigkeit 34 Grenzlinien (s. Boston — Grenzlinien) Halbinsel 28,31,72,78 Image, aus den Befragungen 168 Image, aus den Passantenbefragungen 174 Image, aus den Planskizzen 168 Image, schwache Punkte 26, 35 lebendige Elemente 28 Merkzeichen (s. Boston — Merk- oder Wahrzeichen) Ortsuntersuchung durch geschulte Beobachter 30, 169 Stadtstruktur 31,32 Straßenkreuzungen 73 Ubersichtskarte 29 Wege (s. Boston — Wege) »Weiße« Gebiete 32 Boston: Bereiche 34, 86 Back Bay 31, 34, 72, 76, 77, 79, 85, 86 Beacon Hill 29, 31, 64, 69, 79, 85, 86, 88, 89, 91, 166, 182-195 Chinatown 89 Common 29, 31-33, 70, 71, 88, 166, 194 Copps Hill 194 Finanzviertel 32, 65, 78, 104 Marktviertel 29, 88 North End 29, 36, 80, 85, 89, 166 North Station 166 Public Garden 31, 64 Scollay Square 31, 58, 91, 95, 96, 104, 182, 195-203 South End 68, 71, 76, 85, 86, 166 »vergessenes Dreieck« 32, 80 West End 80, 87, 166 Boston: Brennpunkte Back Bay Station 91 Bowdoin Square 196

Charles-Street-Kreisel 31,80,91 Church Green 73 Copley Square 29, 31, 74, 95 Dewey Square 57,96 Dock Square 76, 88, 104 Ecke Jordan-Filene 93 Haymarket Square 88 Louisburg Square 29, 93, 184, 193 Park Square 37, 74 South Station 92 Untergrundbahn-Stationen 92, 202 Boston: Grenzlinien Charles River 28, 30, 31, 57, 64, 72, 78, 79, 82, 166,194 Hafen 31, 72, 78 Mystic River 79 South Bay 79 Boston: Merk- oder Wahrzeichen Court House 100 Custom House 100 Faneuil Hall 88,98 John Hancock Building 98, 100,102, 166 Old South Meeting House 70 State House 28, 98, 100,105, 184, 190, 192 Symphony Hall 70 Telefongebäude 98 Boston: Wege Arlington Street 66, 73 Atlantic Avenue 29, 31, 36, 65, 66, 68, 71, 72 Beacon Street 31, 64, 65, 68-70, 76, 80, 185 Boylston Street 34, 71, 74 Cambridge Street 31, 64, 65, 68, 69, 72, 80, 166, 184,195, 200 Causeway Street 36, 68 Central Artery 35, 36, 67, 72, 74, 79-81 Charles River Dam 67 Charles Street 64, 70, 71, 73, 80, 81, 184, 190 Chestut Street 186 Columbus Avenue 77 Commercial Street 36, 68 Commonwealth Avenue 29,31,65,66, 68, 73, 76, 84, 166 Cornhill Street 200 Court Street 198,200 209

Hanover Street 36, 71, 80, 196 Hochbahnen 81 Huntington Avenue 31,74 Joy Street 184 Longlellow Bridge 67 Marlboro Street 76 Massachusetts Avenue 31, 67, 71, 73 Mt. Vernon Street 184 Myrtle Street 184 Nashua Street 74 Newbury Street 76 Shawmut Avenue 67, 77 South End, Straßen 71, 76, 77 Storrow Drive 36, 66, 74, 79 Summer Street 71, 73 Tremont Street 31, 34, 67, 71, 75, 77, 166, 196, 200, 201 Untergrundbahnen 74, 75 Washington Street 29, 31, 64, 65, 69, 71, 74, 76, 93, 94, 196 Brennpunkte 61, 90-96, 122 (s. auch Boston, New Jersey, Los Angeles) Begrenzungen 95 Beziehung zur Stadtstruktur 123 Einmündungen in 122 extrovertierte 96 Gelenke zwischen 123 Identität 122 introvertierte 95 Knotenpunkte 90-96 Konzentration 92-94 Organisation, Aufbau 132 räumliche Form 122 Brighton 157 Brown, W. 145,151 »Canti« 150 Charles River 29, 31, 57, 64, 72, 78, 82, 166, 194 Chicago 21,82,83 Chichester 157 China 148, 159 Chukchee 148 Comb ray 148 Cornetz, V. 154 De Silva, H.R. 22

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Dobu 157 Dominanz 126 Einmaligkeit 125 Einprägsamkeit bzw. Bildhaftigkeit, Bildprägekraft (s. auch Ablesbarkeit, Offensichthchkeit) Definition 20 Werte 13,14 Eisenbahn 72 Hochbahnen 81 Stationen 90, 92 Elemente des Stadtbildes, hervorragende 165, 169, 171,173 Gruppen 101 Rangordnung 165 Typen 57, 60, 176 Überschneidungen 174 Zwischenbeziehungen 103, 129 Emely-Schlucht 143, 144 Entfernungsmaßstab 158 Entwicklungsplan 138 Eskimo 153, 154 Firth, R. 149 Flanagan, Τ. 141 Flexibilität 132 Florenz 110,111,146,150 Dom 101, 112,122 Flughäfen 92 Flugreisen 134 Form, Eigenschaften 125—129 Bedeutung 154, 156 Forschungsarbeit in Stadtgestaltung und Wahrnehmung 178-181 Forster, E.M. 159 Fotografien, Erkennen von 166 Führungslinien 155 Gatty, H. 153 Gay, J. 157 »Gegenwart« 156 Gehirnverletzung 144 Gelenke, Klarheit 127 Geoghegan, R. H. 159 Geomantik 160 Gestaltung der Stadt (s. Stadtgestaltung) Gill, E. 157

Grabhügel in Australien 149 Grenzlinien 61, 78-82, 119, 120 (s. auch Boston, Jersey City) als Barriere 61, 120 als Begrenzungen 80, 86 als Wege 81 angehoben 81 auflösende Wirkung 86 Differenzierung der Endpunkte 120 Differenzierung von Außen- und Innenseite 119 Erreichbarkeit 120 Kontinuität 78, 80 Kontraste 119 Orientierung 149 Sichtbarkeit 120 trennende Wirkung 80 Typen 60 Hackensack River 80 Halbwachs, M. 147 »Hauptstraßen« 67 Hawaii 114 heilige Bezirke 144 heiliger Berg 155 Hierarchie städtischer Gliederung 134 des Raumes 67 Himmelsrichtungen 148 Himmelsspiegelung 152 holländische Koog-Gebiete 24 Holland-Tunnel 63 Identität 16 Beziehungen zur Stadtstruktur 103 des Umweltbildes 18 Image, Vorstellungsbild abstraktes 107 als Bezugssystem 145 als Ordnungsmittel 145 als Οnentierungsmittel 175 als »totales« Feld 179 Angemessenheit 20 anpassungsfähiges 159 auf Festpunkten aufgebaut 107 aus Abfolgen bestehend 108 beschreibendes 175 Bildungsprozeß 16,17 Brauchbarkeit 20 Dichte 107

die Weite des Gesichtskreises fördernd 131 Ebenen 105 Entwicklung, Aufbau 105, 179 Flexibilität 132 flexible Struktur 108 Funktionen 143 gefühlsmäßige Bedeutung 147 Gliederung 152 Gliederung, Aufbau 107, 108 hierarchisches 109 in der Öffentlichkeit vorhanden 17, 26, 60, 177 Komponenten 18 konkretes 107 Kontinuität 130 lebendiges 147 soziale Bedeutung 145 Sozialgruppenunterschiede 175, 179 Stadtregion 134 starre Struktur 108 Typen 179 Übertragbarkeit 19, 160 Umwelt 13 Variationen der Organisation 131 Verzerrung 106 Wandelim 104 Zusammenhang 16 Insel-Gruppen 153 Jaccard, P. 145, 149, 150, 154-156 Jersey City Abstufungen in Nutzung und Unterhaltung 44 Ausblicke 39, 43 Bereiche (s. Jersey City — Bereiche) Brennpunkte (s. Jersey City — Brennpunkte) Charakter 40,42 Grenzlinien (s. Jersey City — Grenzlinien) hervorragende Elemente 171 Hochbahnen 81 Image aus den Befragungen 170 Image aus den Planskizzen 170 Küstenlinie 80 lebhafte Elemente 40 Mangel an Bildhaftigkeit 42, 44 211

Merkzeichen (s. Jersey City — Merkoder Wahrzeichen) New Yorker Silhouette 40, 42 Ortsuntersuchung 38, 39, 171 Straßenz eichen 44 Wege (s. Jersey City — Wege) Jersey City: Bereiche 40 »Bergen Section« 40 West Side Park 44 Jersey City: Brennpunkte 40 Hamilton Park 43, 44 Journal Square 37, 38, 41, 58, 92, 95 Tonnelle Avenue Circle 42, 74, 75, 91 van Vorst Park 44 Jersey City: Grenzlinien 42 Hackensack River 80 Küstenlinie 80 Palisades 37,64, 137 Jersey City: Merk- oder Wahrzeichen Journal Square, Reklametafeln 44 New Jersey Medical Center 40,41, 44, 98 Jersey City: Wege 40 Bergen Boulevard 75 Communipaw-Grand 38 Fairview Avenue 44 fehlende Konvergenz der drei Hauptstraßen 70 Hudson Boulevard 38, 68, 73, 75 Montgomery Avenue 38 Newark Avenue 38 Pulaski Skyway 42 West Side Boulevard 75 Karolinen-Inseln 144,153 Karten, primitive 152 Kawaguchi, Ε. 155,156 Kernzonen 62 Kholgyal See 155 Kilpatrick, F.P. 23 kinästhetischer Sinn 69 Klarheit der Form 126 Klassenunterschiede 58 Knotenpunkte 61, 90-96 Kontinuität 126 Kontrast 59, 126, 130 Konzentration 61

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Korrelation zwischen dem Überlagerungsergebnis der Planskizzen und Befragungen 165 Kurven, Wahrnehmung 69 irreführende 71 Landschaft 113 italienische 114 neue 137 nicht ablesbare 15 Lewis, C.S. 144 Los Angeles 25, 45-56, 176 Alter 55 Altersstufen 54 Autostraßen 55, 67, 69, 72, 75, 76 Bereiche (s. Los Angeles — Bereiche) Brennpunkte (s. Los Angeles — Brennpunkte) Charakter 53, 56 Dezentralisierung 46 Farbe 56 Gliederung, Aufbau, allgemein 57 Image aus den Befragungen 172 Image aus den Planskizzen 172 Klassenunterschiede 50 Längsstraßen 51 Luftansicht 46 Merkzeichen (s. Los Angeles — Merkoder Wahrzeichen) Ortsuntersuchung 45 Querstraßen 50 Rauch, Dunst 54, 55 Richtungsdifferenzierung 52 Straßenraster 46, 65, 71, 73, 76 Struktur 46 Symbole 56 Topographie 55 Vegetation 56 visueller Abschluß 51 Wege (s. Los Angeles — Wege) Zugang zum Innenstadtbereich 54 Los Angeles: Bereiche 47, 54 Beverly Hills 54 Bunker Hill 48,51,56,89,90 Civic Center 46,48,52,57 Little Tokyo 47 San Fernando Valley 54 Skid Row 47

Spring Street, Finanzviertel 47 Transportation Row 47 Los Angeles: Brennpunkte 50 Pershing Square 46, 48-50, 56, 93, 96 Plaza-Olvera Street 46, 48, 52, 56 Los Angeles : Merk- oder Wahrzeichen 47 Biltmore Hotel 47, 50 Bullocks Department Store 47 City Hall 47, 55, 98 »die kleine graue Lady« 98, 99 Federal Savings Building 47 Hall of Records 98 Philharmonic Auditorium 47 Public Library 47, 51 Richfield Oil Building 47, 55, 98 Robinson Department Store 47 Statler Hotel 47,51,70 Union Depot 47 Los Angeles: Wege 48 Alameda Street 52 Autostraßen 67, 69, 72, 75, 76 Broadway 46, 47, 50, 51, 56, 65 Figueroa Street 81 First Street 50 Flower Street 51 Grand Street 51 Harbor Freeway 46, 81 Hill Street 67 Hollywood Freeway 46, 53, 81 Hope Street 51, 67 Längsstraßen 51 Los Angeles Street 81 Main Street 47 Olive Street 51,67 Olvera Street 52, 65, 93 Olympic Street 81 Querstraßen 50 Seventh Street 46, 47, 50, 51, 56, 70 Sixth Street 50 Spring Street 47 Straßenraster 46, 65, 71, 73, 76 Sunset Boulevard 68, 81 Wilshire Boulevard 56, 68 Luritcha 144,147 Lyon 145 Malinowski, B. 146,157 Manhattan 21

Maori 159 McDonnell-Berge 144, 157 Medjbed 151 melodische Reihen 119,128 Merk- oder Wahrzeichen 96-102, 120, 122, 151, 176 (s. auch Boston, Jersey City und Los Angeles) Abfolgen 102, 122 Bedeutung, Sinngehalt 98 Einmaligkeit 97, 120 Ferne 62 »grundloses« 100 Häufungen 121 isolierte 101 Klarheit der Form 120 Lage an Brennpunkten 120 lokale 62, 100 räumlicher Kontrast 98 Meshed 150 Metropolis oder Stadtregion, Form der 141 Bildhaftigkeit 112, 133 Gesamtstruktur 136 Michigansee 82 Mikronesische Seefahrer 148 Minneapolis 156 Mississippi-Schiffer 154 Mobilität des Wohnens 133 Mt. Everest 22 Mt. Reani 155,158 Nahtlinie 61, 80,120 natürliche Lage 131 Navigationssystem 154 Netsilik-Eskimos 147, 152 New York 84, 156 Silhouette 40, 42 Offensichtlichkeit 20 Öffentlichkeit, Vorstellungsbilder 17, 26, 60, 177 Ordnung, flexible 16 Oregon Trail 156 Orientierung 148, 149, 151 Orientierungshilfen 23 Orientierungslosigkeit 145, 154 Orientierungssysteme 17 »Örtlichkeit« 104 Ort 141 213

Ortsbegehung 175, 177 Ortsnamen 128, 143 Ortsuntersuchung 25, 165, 176 Boston 169 Jersey City 171 Los Angeles 173 Ubereinstimmung mit den Befragungen 174 Paiute 152 Paris 147 Peterson, J. 156 Piazza San Marco 96,97 Pink, Ο. Μ. 150 Planskizzen 165 das Image von Boston als Resultat der 168 das Image von Jersey City als Resultat der 170 das Image von Los Angeles als Resultat der 172 Überschneidungen 166 Struktur in 166 Porteus, S.D. 146 Pratolini, V. 146 Proust, M. 148,151 Puluwat 144,154 Rasmussen, K.J.V. 152,154 Rastersystem, differenziertes 118 Richtungswechsel 78 Rattray, R.S. 146 Raum, Hierarchie 67 Eindruck 57,58 Räumliche Landschaft 125 Richtungsdifferenzierung 127 verminderte Kommunikation 159 Rom 150 Sahara 150 Sandwich, New Hampshire 113 San Francisco 21 Einfahrt nach 119 Sapir, E. 152 Schulung des Beobachters 22, 138, 142, 180 Schwelle 166 Scollay Square 31, 58, 91, 95, 104, 182, 195-203 214

als Knotenpunkt 195 Ausgänge von 200 besondere Charakteristika 198 Fußgänger 203 Gefälle 196 Lage 183 Plan 197 potentielle Bedeutung 203 Sichtbarkeit nach außen 202 Straßenbefragungen 196 Verbindungen 198 Verkehr 198,202 visuelle Elemente 201 Zwang zum 198 Seven Dials, London 157 Shipton, E.E. 22 Sichtbarkeit (s. Offensichtlichkeit, Ablesbarkelt, Einprägsamkeit) Sozialprestige, Wirkungen auf das Vorstellungsbild 165 (s. auch Klassenunterschiede) Stadtgestaltung 11,136,140,181 Aussichten 57 (s. auch Raum) Bildhaftigkeit 20,112 Stefänsson, V. 152 Sternbilder 153 Steuermänner der Südsee 153, 154 Straßenkreuzungen 92, 117 (s. auch Boston) Strauss, A. L. 148 Strehlow, C. 154, 159 Struktur von Umweltbildern 18 auf Festpunkten aufgebaute 103 Beziehungen zur 103 flexible 108 Mangel an 145 starre 108 Stuarts-Bluff-Berge 157 Studien, vergleichende 177 Südsee 153 symbolisches Diagramm 22, 180 Tibet 147 heiliger Berg 155 Kholgyal-See 155 Tikopia 146, 149 Marae 144 Mt. Reani 155,158 Topographie 131, 151

Touareg 154, 155 »Traumzeit«-Wege 146,157 Trobnand-Inseln 146, 157 Trowbridge, C. C. 156 Tunesien 154 Twain, M. 154 Umwelt Änderungen 59, 133, 179 Erforschungen 131 Identifikation 12 Nachteile einer stark vorstellungsprägenden 159 Symbolgehalt 141 Umformung 24 Vorstellungsbild 13 Wahrnehmung 23 Untergrundbahn-Stationen 71, 72 (s. auch Boston — Brennpunkte) Vegetation 58 (s. auch Los Angeles) Venedig 21, 151, 159 Piazza San Marco 96,97 Straßen 122 Verkehrshindernisse 64 »visueller« Plan 138 Gesichtskreis 127 Grundlage für den 176 Vögel, Nistplätze der 155 Vors tel lungs komplex 103

Bepflanzung als Imageverstärkung 65 Β ewegungs empfinden 116 Einbahnstraßen 76 Fassadencharaktenstika 65 Identität 65, 115 Kontinuität 67, 115 Kreuzungen 72, 117 melodische Anordnung 118 Netz 76, 118 Nutzung entlang der 64 Pflaster, Textur 65 Raster 118 räumliche Qualitäten 65 Richtungsänderung 71 Richtungsdifferenzierung 69, 70, 116 Richtungseindeutigkeit 115 Richtungshinweis auf Autostraßen 72 Struktur 68, 74, 117 Trennung vom Rest der Stadt 71, 72 visuelle Hierarchie 115 visuelle Öffnung 67, 117 Ziel 69 Yung, E. 152 Zeitliche Reihenfolgen 128 Zentralpunkte 150

Waddell, L.A. 155 Wahrnehmung, Anpassung 24,152 Wanderung, von Insekten und Vögeln 155 Wasser 58 Witkin, Η. A. 145 Wohl, R. R. 148 Wohnort, aufschlüsselungsgemäß 167 Wege 58,60,63-78,103, 114-119,150, 176 (s. auch Boston, Jersey City, Los Angeles) Abmeßbarkeit 70, 116 Abzweigungen 73 als Grenzlinie 66 Ausgangspunkte 69 Ausrichtung 71 Au to bahnkreu Zungen 76 215

Bauwelt Fundamente

(lieferbare Titel)

1 Ulrich Conrads (Hg.), Programme und Manifeste zur Architektur des 20. Jahrhunderts 2 Le Corbusier, 1922 - Ausblick auf eine Architektur 12 Le Corbusier, 1929 - Feststellungen 16 Kevin Lynch, Das Bild der Stadt 50 Robert Venturi, Komplexität und Widerspruch in der Architektur 53 Robert Venturi/Demse Scott Brown/Steven Izenour, Lernen von Las Vegas 73 Elisabeth Blum, Le Corbusiers Wege 111 Alison und Peter Smithson, Italienische Gedanken 118 Thomas Sieverts, Zwischenstadt — zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land 126 Werner Sewing, Bildregie. Architektur zwischen Retrodesign und Eventkultur 127 Jan Pieper, Das Labyrinthische. Uber die Idee des Verborgenen, Rätselhaften, Schwierigen in der Geschichte der Architektur 128 Elisabeth Blum, Schöne neue Stadt. Wie der Sicherheitswahn die urbane Welt diszipliniert 131 Angelus Eisinger, Die Stadt der Architekten 132 Karin Wilhelm/Detlef Jessen-Klingenberg (Hg.), Formationen der Stadt. Camillo Sitte weitergelesen 133 Michael Müller/Franz Dröge, Die ausgestellte Stadt 134 Loi'c Wacquant, Das Janusgesicht des Ghettos und andere Essays 135 Florian Rötzer, Vom Wildwerden der Städte 136 Ulrich Conrads, Zeit des Labyrinths 137 Friedrich Naumann, Ausstellungsbriefe Berlin, Paris, Dresden, Düsseldorf 1896-1906. Anhang: Theodor Heuss - Was ist Qualität? (1951) 138 Undine Giseke/Erika Spiegel (Hg.), Stadthchtungen. Irritationen, Perspektiven, Strategien 140 Erol Yildiz/Birgit Mattausch (Hg.), Urban Recycling. Migration als Großstadt-Ressource 141 Günther Fischer, Vitruv N E U oder Was ist Architektur? 142 Dieter Hassenpflug, Der urbane Code Chinas 143 Elisabeth Blum/Peter Neitzke (Hg.), Dubai. Stadt aus dem Nichts 144 Michael Wilkens, Architektur als Komposition. Zehn Lektionen zum Entwerfen 145 Gerhard Matzig, Vorsicht, Baustelle! 146 Adrian von Buttlar et al., Denkmalpflege statt Attrappenkult 147 Andre Bideau, Architektur und symbolisches Kapitel 148 Jörg Seifert, Stadtbild, Wahrnehmung, Design 149 Ulrike Franke, Torsten Lockl, Steen Eiler Rasmussen, LONDON, The Unique City