Das Amt Leuchtenburg 1479-1705: Ein regionales Zentrum wettinischer Landesherrschaft 9783412214722, 9783412207762


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Das Amt Leuchtenburg 1479-1705: Ein regionales Zentrum wettinischer Landesherrschaft
 9783412214722, 9783412207762

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Das Amt Leuchtenburg 1479–1705

Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen Kleine Reihe Band 33

Ulrike Kaiser

Das Amt Leuchtenburg 1479–1705 Ein regionales Zentrum wettinischer Landesherrschaft

2012 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit Unterstützung durch das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Zeichnung der Leuchtenburg aus dem Jahr 1658. Quelle: ThStA Altenburg, AG Kahla, II.M.1.ß a, Nr. 5, Bl. 9r.

© 2012 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-412-20776-2

Inhalt

Vorwort ......................................................................................................................

3

1.

Einleitung ..........................................................................................................

5

2.

Die innere und äußere Struktur des Amtes Leuchtenburg ....................... 2.1. Die Amtsdörfer und ihre Fronarbeiten für das Amt .......................... 2.2. Land- und forstwirtschaftliche Flächen ................................................ 2.2.1. Die Vorwerke mit Wiesen und Äckern ..................................... 2.2.2. Die Schäfereien und weiterer Tierbestand................................ 2.2.3. Die Jagd- und Forstwirtschaft .................................................... 2.2.4. Der Weinbau.................................................................................. 2.2.5. Die Teiche und Fischwasser ....................................................... 2.3. Die Personalstruktur ................................................................................ 2.4. Die Einnahmen- und Ausgabenstruktur ..............................................

11 14 19 20 23 27 32 37 39 43

3.

Die Rolle des Amtes Leuchtenburg als unterste Herrschaftsebene innerhalb der wettinischen Landesverwaltung ............................................ 3.1. Die Finanzverwaltung .............................................................................. 3.2. Recht, Ordnung und Sozialdisziplinierung .......................................... 3.2.1. Der Ablauf von Prozessen .......................................................... 3.2.2. Fallbeispiele niederer Gerichtsbarkeit ....................................... 3.2.3. Fallbeispiele hoher Gerichtsbarkeit ........................................... 3.2.4. Gerichtsfälle im Dreißigjährigen Krieg ..................................... 3.2.5. Gerichtsbarkeit und Religionskonflikte .................................... 3.3. Verhandlungen und Politik ..................................................................... 3.4. Entwicklung und Infrastruktur .............................................................. 3.4.1. Unterhalt der Leuchtenburg........................................................ 3.4.2. Unterhalt der Jagdschlösser und anderer Amtsgebäude ........ 3.5. Verteidigung .............................................................................................. 3.5.1. Mobilisierung der Untertanen ..................................................... 3.5.2. Die wehrhafte Ausstattung der Amtsburg................................ 3.5.3. Einquartierung und Versorgung von Truppen ........................ 3.6. Versorgung und soziale Verantwortung ...............................................

53 56 58 61 69 75 85 90 98 105 107 134 138 138 141 147 150

2

INHALT

4.

Die Entwicklung und Profilierung der obersten Schlüsselrollen in der Amtsverwaltung .................................................................................... 155 4.1. Differenzierungsprozess vom Alleinverwalter (Vogt) zum Staatsbeamten (Schösser) ............................................................... 155 4.2. Porträts von Amtmännern, Schössern und Schreibern (1479–1705) ........................................................................... 161

5.

Zusammenfassung ........................................................................................... 193

Anhang ....................................................................................................................... 199 Verzeichnis der Abbildungen, Diagramme und Tabellen.................................. 254 Quellen- und Literaturverzeichnis ......................................................................... 257 Ortsregister ................................................................................................................ 269 Personenregister ........................................................................................................ 273

Vorwort

Der Beschäftigung mit dem Amt Leuchtenburg ging eine sehr persönliche und beruflich geprägte Fragestellung nach dem Burgalltag vor mehreren Jahrhunderten voraus. Die alltägliche Praxis der Verfasserin, als Direktorin des Museums und Verantwortliche der Bereiche Öffentlichkeitsarbeit und Projektentwicklung die Leuchtenburg als eine der schönsten Höhenburgen Deutschlands zu vermarkten, deren Anblick Touristen von den Autobahnen anlockt und sie den steilen Burgberg mit freudigen Erwartungen erklimmen lässt, ging mit dem Gedanken einher, unter welchen Aspekten die Bevölkerung in früherer Zeit die Leuchtenburg als Amtsburg betrachtet haben mag. Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2009/10 von der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena als Dissertation angenommen und für die Drucklegung geringfügig überarbeitet. Ich danke an dieser Stelle meinem Doktorvater Prof. Dr. Helmut G. Walther und dem Zweitgutachter Prof. Dr. Uwe Schirmer für ihre Hinweise und Unterstützung. Für wertvolle Anregungen danke ich auch meinem akademischen Lehrer Prof. Dr. Matthias Werner, dem die Leuchtenburg ebenfalls besonders am Herzen liegt und dem Geschäftsführer der Historischen Kommission für Thüringen, Falk Burkhardt. Ein Dankeschön geht an alle Mitarbeiter der Staatsarchive, vor allem in Altenburg und Weimar. Für ihre Unterstützung bei der Flurnamenrecherche danke ich dem Forstamt Stadtroda, Frau Veronika Pfaffendorf von der Verwaltungsgemeinschaft Südliches Saaletal (Abteilung Liegenschaften), der Gemeinde Seitenroda und Prof. Dr. Edgar Seim. Für wertvolle Hinweise danke ich meinen Kollegen der regionalen Geschichtsforschung Hans-Jürgen Haase, Jens Hild, Hans-Joachim Pätzold und Dr. Peter Lange. Für die Bekanntschaft mit Nachfahren der Leuchtenburger Amtmänner und Schösser und ihre Hinweise aus der eigenen Familienchronik danke ich Dr. Hermann Vogt, der Familie Neuendorf und Wolfgang Thieme. Ich danke der Historischen Kommission für Thüringen und deren Vorsitzenden Prof. Dr. Werner Greiling für die Aufnahme in die „Kleine Reihe der Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen“ sowie für die finanzielle Unterstützung. Der Dank für diese Förderung der Drucklegung geht auch an das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie an den Landrat des Saale-Holzland-Kreises, Herrn Andreas Heller. Leuchtenburg, im Juni 2011

Ulrike Kaiser

1. Einleitung

Die Leuchtenburg nahe der thüringischen Stadt Jena gehört zu den markantesten Höhenburgen Deutschlands. Sie wurde um 1200 von dem aus Franken stammenden Adelsgeschlecht der Lobdeburger in 400 m Höhe über dem Saaletal errichtet. 1221 findet sich die erste urkundliche Erwähnung der Burg, als ein Hartmann von Leuchtenburg einen Rechtsstreit beilegte.1 1333 verkauften die Lobdeburger die Leuchtenburg samt allen zugehörigen Wäldern, Wiesen, Feldern und Rechten an die Grafen von Schwarzburg.2 1396 übernahmen die Wettiner die Herrschaft über die Burg und die Region,3 die sie bis in das 20. Jahrhundert beibehalten sollten. Bereits unter den Vögten der Grafen von Schwarzburg und verstärkt mit der Machtübernahme der Wettiner, wurde die Leuchtenburg als flächendeckendes Herrschaftsnetz zum Amtssitz ausgebaut. Durch ihre bewusst gewählte Höhenlage verkörperte die Leuchtenburg die Präsenz und Dominanz der Landesherren. Für die Untertanen mag sie symbolisch und ambivalent Ort der Steuerabgaben, der Fronarbeit, der Inhaftierung und Folterung, aber auch des Schutzes und des Rechtsbeistands gewesen sein. Die vorliegende Arbeit geht daher mit Blick auf der Leuchtenburg selber der Fragestellung nach dem „alltäglichen Funktionieren“ des Amtes und der Amtsburg nach. Dabei wird sich dem Alltag der Amtsuntertanen angenähert – ob bei der Fronarbeit oder inhaftiert in den Kerkern-, das Profil der Amtsträger herauskristallisiert und die Rolle der Amtsburg innerhalb der wettinischen Landesherrschaft definiert. Gemessen an der wettinischen Landesherrschaft in der Region des Amtes Leuchtenburg von 1396 bis in das frühe 20. Jahrhundert, würde sich der zeitliche Umfang der Arbeit entsprechend ausdehnen. Er wurde aber bewusst auf 1

2

3

Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae. Namens des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde bearb. u. hrsg. von Otto DOBENECKER, Bd. 2, Teil 2 (1210–1227), Jena 1900, Urkunde vom 15.04.1221. Vgl. zur Frühgeschichte der Leuchtenburg Kurt HAUFSCHILD, Leuchtenburg, Seitenroda 1983, S. 14ff. und Ulrike KAISER, Leuchtenburg. Burg und Museum, Regensburg 2011. Ernst DEVRIENT, Der Kampf der Schwarzburger um die Herrschaft im Saaletal, in: Forschungen zur Schwarzburgischen Geschichte, Festschrift Berthold Rein zum 75. Geburtstag, Hrsg. von Willy FLACH, Jena 1935, S. 1–44, siehe auch Hans PATZE/ Walter SCHLESINGER, Geschichte Thüringens, 2. Band, 1. Teil, Köln, Weimar 1974, S. 83 und S. 150. Heinrich BERGNER, Urkunden zur Geschichte der Stadt Kahla, Kahla 1899, Nr. 9, S. 6f.

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EINLEITUNG

die Zeit von 1479 bis 1705 eingegrenzt. Ursache dafür ist zum einen die Arbeit von Rudolf TRÄGER, Das Amt Leuchtenburg im Mittelalter,4 aus dem Jahr 1941, die sich dem Zeitraum des 14. Jahrhunderts bis zum Jahr 1550 widmet. TRÄGER lieferte eine wesentliche Basisarbeit, indem er quantitativ die Einbindung der Amtsdörfer in adelige oder landesherrschaftliche Strukturen untersuchte, den zu leistenden Steuerabgaben nachging und eine Beamtenliste für den genannten Zeitraum erstellte. Grundlegende Definitionen der Grenzen des Amtes und seiner „äußeren Hülle“ wurden durch ihn geschaffen. Ihm ging es um das Aufzeigen von Abhängigkeitsbeziehungen jedes Dorfes als Amts-, Adels- oder Klosterdorf in den drei Bereichen des Amtes Leuchtenburg, Orlamünde, Roda und Leuchtenburg. Anknüpfend an die Darstellung von TRÄGER versucht die vorliegende Arbeit, einen tieferen und umfassenderen Blick in die Strukturen des Amtes und seiner Bevölkerung zu werfen. Den wesentlichen Aspekt für den zeitlichen Rahmen bildeten jedoch die für diese Arbeit als Hauptquelle verwendeten Einnahmen- und Ausgabenrechnungen des Amtes Leuchtenburg,5 die erst ab dem Jahr 1479 nahezu lückenlos vorhanden sind und durch die detaillierte Auflistung aller Positionen, die dem Amt Geld oder Naturalien einbrachten, beziehungsweise es Geld oder Naturalien kosteten, verbunden mit kurzen inhaltlichen Beschreibungen, diese detaillierte Analyse der Binnenstruktur des Amtes überhaupt erst möglich machen. Das Ende des Betrachtungszeitraums im Jahr 1705 leitet sich vom Todesjahr des letzten Amtsschössers/Amtmanns, Johann Emmanuel Rudolph, 4 5

Rudolf TRÄGER, Das Amt Leuchtenburg im Mittelalter, Jena 1941 (Arbeiten zur Landes- und Volksforschung, hrsg. von der Anstalt für geschichtliche Landeskunde an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Bd. 8). ThHStA Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv (im Folgenden EGA), Reg. Bb 1615 (1485); Reg. Bb 1618, Reg. Bb 1620, Reg. Bb 1622, Reg. Bb 1624, Reg. Bb 1626, Reg. Bb 1630, Reg. Bb 1632, Reg. Bb 1634, Reg. Bb 1635, Reg. Bb 1636, Reg. Bb 1637, Reg. Bb 1638, Reg. Bb 1640, Reg. Bb 1641 (1564/65); ThStA Altenburg, Finanzrechnungsarchiv 13, Repositur XI, (im Folgenden FRA), Nr. 1a (1484/85) bis FRA, Nr. 195 (1722/23) = 190 Rechnungen; ThStA Altenburg Landesregierung Clas. XIII (im Folgenden Landesreg.), Nr. 20608 (Einnahmen-Ausgabenrechnung 1518/19); Nr. 20610 (Einnahmen-Ausgabenrechnung 1519/20); Nr. 20612 (Einnahmen-Ausgabenrechnung 1520/21); Nr. 20615 (Einnahmen-Ausgabenrechnung 1522/23); Leuchtenburger Einnahmen-Ausgabenrechnungen innerhalb der Gesamtthüringer Rechnungen: ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 112 (1479–1483), Reg. Bb 113, Reg. Bb 117, Reg. Bb 118, Reg. Bb 121, Reg. Bb 122, Reg. Bb 123, Reg. Bb 124, Reg. Bb 125, Reg. Bb 126, Reg. Bb 127, Reg. Bb 128, Reg. Bb 130, Reg. Bb 131, Reg. Bb 132, Reg. Bb 133, Reg. Bb 135, Reg. Bb 147, Reg. Bb 149, Reg. Bb 151, Reg. Bb 154, Reg. Bb 157, Reg. Bb 159a, Reg. Bb 164, Reg. Bb 165, Reg. Bb 171, Reg. Bb 172, Reg. Bb 174, Reg. Bb 180, Reg. Bb 185, Reg. Bb 189, Reg. Bb 193, Reg. Bb 195, Reg. Bb 202, Reg. Bb 204, Reg. Bb 205, Reg. Bb 207, Reg. Bb 209, Reg. Bb 212, Reg. Bb 214, Reg. Bb 216, Reg. Bb 220, Reg. Bb 225, Reg. Bb 226, Reg. Bb 227, Reg. Bb 228, Reg. Bb 229, Reg. Bb 230, Reg. Bb 231, Reg. Bb 232, Reg. Bb 234 (1562/63).

EINLEITUNG

7

ab. Er übte seine Verwaltertätigkeit ab dem Jahr 1700 bereits in dem neu gebauten Amtshaus in Kahla aus. Die Leuchtenburg hatte ihre Rolle als Amtsburg verloren. Diese letzten fünf Jahre von 1700 bis 1705 und der endgültige Wechsel von der Burg in die Stadt bilden einen natürlichen Schlusspunkt der Darstellung. Außer der Arbeit von TRÄGER zum mittelalterlichen Amt Leuchtenburg, liegen nur ältere Kurzbetrachtungen von Victor LOMMER aus dem Jahr 19126 und nahezu inhaltsgleich von Richard DENNER aus den Jahren 1932 und 19377 zur Thematik vor, die aber leider keine Quellenangaben enthalten. Die Studie von Volkmar JOESTEL zum Wirken des Reformators Karlstadt und den damaligen sozialen Bewegungen im Saaletal aus dem Jahr 1996 lässt allerdings viele Beispiele aus dem Amt Leuchtenburg in dem Zeitraum um 1522/24 mit einfließen.8 Zu wettinischen Ämtern und ihren Amtsträgern existieren bereits zahlreiche Einzelstudien, die zur Beurteilung des Amtes Leuchtenburg und der wettinischen Herrschaftspraxis vergleichend mit heran gezogen wurden. Allem voran ist hier die umfangreiche Arbeit von Christian HESSE, Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, aus dem Jahr 2005 zu nennen,9 welche die Entwicklung von Amtmännern, Schössern und Schreibern in wettinischen, baden-württembergischen, bayerischen und hessischen Territorien vergleichend betrachtet. Von den Untersuchungen zu einzelnen Ämtern sind vor allem die Arbeiten von Brigitte STREICH zum Amt Altenburg,10 von Uwe SCHIRMER zum Amt Grimma,11 von Jens KUNZE zum Amt Leisnig12 und von Herbert MÜLLER zum Amt Jena-Burgau13 zu nennen. 6 7

8 9 10 11 12 13

Victor LOMMER, Urkundenauszüge und Jahrbücher von der Leuchtenburg, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde zu Kahla und Roda, Band 7, Kahla 1912, S. 262–305. Richard DENNER, Die Gerichtspflege in der Stadt Kahla, sowie in den Ämtern Leuchtenburg, Orlamünde und Kahla, in: Heimatklänge. Heimatkundliche Beilage zum Kahlaer Tageblatt, Nr. 11–21 (Fortsetzungsreihe), Kahla 1932 sowie ders., Jahrbücher zur Geschichte der Stadt Kahla, Kahla 1937. Volkmar JOESTEL, Ostthüringen und Karlstadt. Soziale Bewegung und Reformation im mittleren Saaletal am Vorabend des Bauernkrieges (1522–1524), Berlin 1996. Christian HESSE, Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich (Schriftenreihe der Historischen Kommission), Göttingen 2005. Brigitte STREICH, Das Amt Altenburg im 15. Jahrhundert: Zur Praxis der kursächsischen Lokalverwaltung im Mittelalter (Veröffentlichung des Thüringischen Staatsarchivs Altenburg), Weimar 2000. Uwe SCHIRMER, Das Amt Grimma 1485 bis 1548. Demographische, wirtschaftliche und soziale Verhältnisse in einem kursächsischen Amt am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, Beucha 1996. Jens KUNZE, Das Amt Leisnig im 15. Jahrhundert. Verfassung, Wirtschaft und Alltag. (Schriften zur Sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 21), Leipzig 2007. Herbert MÜLLER, Das Doppelamt Jena-Burgau betrachtet nach Entstehung, Ausbau und Umfang der wettinischen Landesherrschaft von den Anfängen bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts, Inaugural-Dissertation der Universität Jena, Coburg 1929.

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EINLEITUNG

Eine wichtige Grundlage für die Betrachtungen der Finanzverwaltung bietet die Untersuchung von Uwe SCHIRMER zu den kursächsischen Staatsfinanzen aus dem Jahr 2006.14 Bisher existierte keine Analyse der Binnenstruktur des Amtes Leuchtenburg, die über eine formale Bestandsaufnahme hinaus ging. Dies soll durch die vorliegende Arbeit geleistet werden. Erstmals werden im folgenden Strukturen und Zusammenhänge des Amtes Leuchtenburg, Aufgabenbereiche und Wirkungskreise unter Darstellung vieler Fallbeispiele und Einzelbegebenheiten aus dem Amtsalltag rekonstruiert und später untersucht. Neben den bereits beschriebenen Hauptquellen, den Einnahmen-Ausgabenrechnungen aus den Archiven von Altenburg und Weimar, wurden aus den gleichen Archiven Quellen zur Gerichtsbarkeit in Form von einigen wenigen erhaltenen Prozessakten und anhand zeitgenössischer Findbücher herangezogen und der Schriftverkehr des Amtes, vor allem aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, eingesehen. Baurechnungen und Beamtenbestallungen fanden sich ebenfalls in den genannten Archiven. Zusätzlich wurden Bestände zum Amt Leuchtenburg im Staatsarchiv Gotha, im Hauptstaatsarchiv Dresden, in den Stadtarchiven von Kahla und Orlamünde sowie in Privatsammlungen gesichtet. Unter dem „Amt Leuchtenburg“ wird dabei der Kernbereich des Amtes, bestehend aus circa 20 Dörfern auf der rechten Seite des Flusses Saale und der Stadt Kahla verstanden, der in dieser Arbeit schwerpunktmäßig untersucht wird. „Amt Leuchtenburg“ meint aber gleichzeitig ein größeres Gebiet, das sich auf das Unteramt Orlamünde und zeitweilig (bis 1528) auch auf das Amt Roda mit ebenfalls jeweils circa 20 Dörfern ausdehnte. Vor allem aus dem Bereich des Amtes Orlamünde werden zahlreiche Beispiele in die Untersuchung einbezogen. Die Arbeit gliedert sich in drei Teilbereiche: Zuerst werden die innere und äußere Struktur des Amtes bestimmt und seine natürlichen Gegebenheiten, Rohstoffe, Stärken und Schwächen sowie der personelle und finanzielle Aufbau untersucht, um ein Grundverständnis des Amtes und dessen Voraussetzungen in der Rolle als wettinischer Verwaltungssitz zu erlangen. Im zweiten Teil wird diese Funktion des Amtes Leuchtenburg als unterste Herrschaftsebene innerhalb der wettinischen Landesverwaltung unter sechs Aspekten betrachtet und mit zahlreichen Fallbeispielen präzisiert: 1. Finanzverwaltung, 2. Recht, Ordnung und Sozialdisziplinierung, 3. Verhandlungen und 14

Uwe SCHIRMER, Kursächsische Staatsfinanzen (1456–1656). Strukturen – Verfassung – Funktionseliten. (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte Bd. 28), Stuttgart 2006.

EINLEITUNG

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Politik, 4. Entwicklung und Infrastruktur, 5. Verteidigung und 6. Versorgung und soziale Verantwortung. Im dritten und letzten Teil werden die obersten Träger der Amtsverwaltung, die Amtmänner, Schösser und Schreiber, und ihre Aufgabenveränderung über die Dauer des Untersuchungszeitraums analysiert. Sofern es die Quellenlage zulässt, wird dieses Personaltableau durch biographische Einzelporträts individuell differenziert.

Abb. 3: Zeitgenössische Fotografie der Leuchtenburg Bildquelle: Stiftung Leuchtenburg.

2. Die innere und äußere Struktur des Amtes Leuchtenburg

Grundvoraussetzung für die Untersuchung des Amtes Leuchtenburg innerhalb der wettinischen Landesverwaltung bildet eine Bestandsaufnahme und Analyse der überkommenen und neu geschaffenen Strukturen dieses Herrschaftsbereiches. Auf welche Ressourcen konnten die wettinischen Landesherren zurückgreifen und welche Einnahmen ließen sich für sie daraus erzielen? Welches Potenzial steckte in dieser Infrastruktur und welche Strukturen schufen die Wettiner, um ihre Herrschaft effizient auszuüben? Kernpunkt dieses Amtes war die Burganlage auf dem 400 m hohen Leuchtenberg. Sie versprach nicht nur militärischen Schutz, sondern verkörperte die Macht der Landesherren und deren herrschaftliche Präsenz. Der Fluss Saale war Lebensader des Amtsgebietes, bereichert von den einmündenden Flüsschen Orla im Süden und Roda im Nord-Osten. Das Amt Leuchtenburg im engeren Sinne meinte das Gebiet, das sich rechtssaalisch vom Rotehofbach im Osten bis an die Roda im Norden erstreckte und südlich bis zum Drehbach- und Würzbachgrund reichte.15 Im Westen schloss sich das Amt Orlamünde mit den geografischen Einheiten des Hexen-, Dehna- und Reinstädter Grundes als Unteramt der Leuchtenburg an. Ebenfalls im Westen grenzte das Amt Leuchtenburg an die Herrschaft Altenberga. Als Grenze galt die mittlere Saale. Auf der westlichen Seite der Saale gab es lediglich mit den Dörfern Bibra und Greuda zwei marginale Splitter des Amtes Leuchtenburg. Nördlich grenzte das Amt JenaBurgau und nordöstlich das Amt Eisenberg an. Das Amt Roda, welches bis 1528 dem Amt Leuchtenburg als Unteramt angehörte, schloss sich östlich mit der geografischen Einheit der Tälerdörfer an das Amt Leuchtenburg an. Im Süden befanden sich Amt und Stift Saalfeld sowie das Amt Arnshaugk. Heute liegen diese Gebiete der Ämter im Landkreis Saale-Holzland, und werden im Norden von der Stadt Jena, im Süden vom Saale-Orla-Kreis, im Süd-Westen vom Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und im Nord-Westen vom Landkreis Weimarer Land flankiert. Die alten Grenzen des Kernbereiches des Amtes Leuchtenburg haben sich bis heute relativ detailgetreu in den einzelnen Revieren

15

Zu den Grenzen siehe auch TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 23f. und S. 35f.; SHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 8460/10 (Grenzbeschreibung im Zuge von Grenzirrungen 1448); ThStA Altenburg, Kartenund Plansammlung, Nr. 729 (Übersichtskarte der Ämter Leuchtenburg und Orlamünde, 1735).

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

Wolfersdorf, Hummelshain, Leuchtenburg und Rotehofsmühle des Thüringer Forstamtes Stadtroda erhalten.16 Drei markante Muschelkalkberge – der Dohlenstein, der Pfaffenberg und der die Leuchtenburg tragende Leuchtenberg – heben sich am rechten Saaleufer von der sie umgebenden Buntsandsteinlandschaft ab.17 Die Kalksteinböden speichern die Sonnenwärme des Tages bis in die späte Nacht. So entsteht im Saaletal ein Mikroklima mit bis zu vier Grad höheren Durchschnittstemperaturen. Wärme liebende Pflanzen des Mittelmeerraumes, wie Orchideen, Winterlinge und Kuhschellen aber auch Weinreben, finden hier besonders günstige Wachstumsbedingungen. Bis in das ausgehende 16. Jahrhundert war der Weinanbau ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor des Amtes Leuchtenburg. Ein noch bedeutenderer Wirtschaftsfaktor als der Wein war allerdings der bis in die heutigen Tage andauernde Holzreichtum dieses Verwaltungsbezirkes. Der Verkauf dieses Rohstoffes bildete eine der wesentlichen Einnahmequellen des Amtes. Der Waldreichtum bot sich neben der Nutzholzgewinnung aber auch zur Jagd an, weshalb als weitere Charakteristika des Amtes die über Landesgrenzen hin bekannten fürstlichen Jagdschlösser und -anlagen zu nennen sind.

2.1. Die Amtsdörfer und ihre Fronarbeiten für das Amt Betrachtet man die Struktur des Amtes Leuchtenburg in seiner größten Ausdehnung vor der Abspaltung des Amtes Roda zu einem eigenständigen Verwaltungsbezirk im Jahr 1528, so fällt eine erstaunliche Homogenität in der Aufteilung von Dorf- und Stadtstrukturen zu den einzelnen Unterbereichen Leuchtenburg, Orlamünde und Roda auf. Jedem Distrikt waren 20 bis 23 Dörfer und jeweils eine Stadt zugeordnet (dem Amt Leuchtenburg die Stadt Kahla und den Ämtern Orlamünde und Roda18 gleichnamige Städte). Bereits TRÄGER vermerkt, dass diese Symmetrien keinem Zufallsprinzip, sondern einer wohl bedachten Planung der Territorialherren unterliegen und in vielen deutschen Gebieten auftreten.19 Kernpunkt der Untersuchungen von TRÄGER war die 16

17 18 19

Die alten Forstreviere der Ämter Leuchtenburg und Orlamünde beschreibt Victor LOMMER in seinem Aufsatz: Beiträge zur Geschichte der Altenburgischen Jagd- und Forstwirtschaft unter besonderer Berücksichtung der Forstreviere der ehemaligen Aemter Leuchtenburg und Orlamünde, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde zu Kahla und Roda, Band 6, S. 183ff. Otfried WAGENBRETH, Walter STEINER, Geologische Streifzüge: Landschaft und Erdgeschichte zwischen Kap Arkona und Fichtelberg, Leipig 19904, S. 97 (Leuchtenburg-Störung); vgl. auch HAUFSCHILD, Leuchtenburg, (wie Anm. 1), S. 4f. Zu den Dörfern des Amtes Roda siehe TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 85ff. Ebenda, S. 47.

AMTSDÖRFER UND FRONARBEITEN

15

Analyse der Amtsdörfer und das Sichtbarmachen von „verflochtenen Netzen“ und „Abhängigkeitsbeziehungen“ zwischen Amts-, Adels- oder Kirchendörfern.20 Er unterscheidet zwischen amtsschriftsässigen (dem Amt direkt unterstellten) und kanzleischriftsässigen (amtsunabhängigen, direkt der Landesherrschaft unterstellten) Dörfern. Da diese Ergebnisse TRÄGERs noch gültig sind, werden im Folgenden nur Übersichten zu den Amtsdörfern mit Schwerpunkt auf das Amt Leuchtenburg gegeben, ein Gesamtsystem aus den Einzelaufgaben der Dörfern abgeleitet und die Veränderungen innerhalb der Jahrhunderte aufgezeigt. Zum Unterbereich Leuchtenburg des Amtes Leuchtenburg gehörten in alphabetischer Reihenfolge: Bibra, Greuda, Großpürschütz, Hummelshain, Jägersdorf, Kleinpürschütz, Lindig, Löbschütz, Magersdorf, Oberbodnitz, Obergneus, Ölknitz, Schmölln, Seitenbrück, Seitenroda, Trockenborn, Unterbodnitz, Untergneus und Wolfersdorf. Im Anhang ist eine vertiefende Tabelle aufgefürt, die zu diesen Dörfern Einwohnerzahlen (von 1457–1671), die zu leistenden Fronarbeiten und die Höhe der zu entrichtenden Zinsleistung aufgelistet.21 Zusätzlich zu diesen Kerndörfern gab es eine Reihe anderer Dörfer, in denen der Einfluss adeliger oder anderer Strukturen überwog. Dennoch standen sie auf verschiedene Weise in Beziehung zum Amt und leisteten Steuerzahlungen. Nach dem Erbregister von 157522 sowie späteren Auflistungen handelt es sich um Altendorf, Altenberga, Ammerbach, Breitenhain, Burgau, Döberitzsch, Drackendorf, Großbockedra, Großkröbitz, Geisenhain, Kleinbockedra, Kleinschwabhausen, Laasdorf, Lichtenau, Leutra, Lobeda, Lichtenhain, Niedersinderstedt, Rausdorf, Rodias, Rothenstein, Rutha, Tannroda, Schiebelau, Schirnewitz, Schöps, Sulza, Wöllnitz, Ziegenhain, Zimmritz, Zöllnitz und Zwabitz. Die Kerndörfer des Unteramtes Orlamünde waren Beutelsdorf, Dienstädt, Dorndorf, Engerda, Freienorla, Geunitz, Großeutersdorf, Heilingen, Keßlar, Kleineutersdorf, Milda, Neusitz, Oberhasel, Röbschütz, Zeutsch und Zweifelbach.23 Auch hier können weitere Dörfer ergänzt werden, die überwiegend anderen Strukturen zugehörten und nur wenige Beziehungen zum Amt hatten.24 Im nachfolgenden Diagramm 1 wird die Bevölkerungsstruktur vom 15. zum 17. Jahrhundert aufgezeigt. Unter hausgesessenen Männern werden Männer und verwitwete Frauen gezählt.

20 21 22 23 24

Ebenda, S. 46ff. Anhang 1, Tabelle 7, S. 199. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 54 (1575), siehe auch TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 66ff., ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78), siehe auch TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 136ff. Vgl. TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 157–187.

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

Diagramm 1: Hausgesessene Männer im Amt Leuchtenburg, 1457, 1577, 1624, 1658 und 1671.

Die Amtsrechnungen nennen für 1534 als Gesamtanzahl der hausgesessenen Männer und Witwen der Ämter Leuchtenburg und Orlamünde mit 43 Dörfern 823 Personen,25 1577 werden 750 gezählt,26 1629 sind es 89627 und unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1647 nur 385.28 Danach stabilisiert sich die Personenzahl auf etwa dem Niveau vor dem Krieg. Die Auswertung der Fronarbeiten für das Amt zeigt vier unterschiedliche Tätigkeitsfelder, die sich an der Lage der Dörfer zu Jagdgebieten, Vorwerken, Schäfereien oder Schlossgebäuden orientierten. Es handelt sich um landwirtschaftliche Fronarbeiten (auf Wiesen, Äckern, in Weinbergen oder Schafställen und Vorwerken), Jagdfrone, Baufrone sowie Fronarbeiten direkt für das Schloss Leuchtenburg. Die meisten Dörfer mussten verschiedene Arbeiten leisten und sowohl den Bereich der Jagd-, Bau- und landwirtschaftlichen Frone bedienen. Eine Sonderstellung nahmen Seitenroda, Seitenbrück, Hummelshain, Trockenborn und Wolfersdorf ein. Die letztgenannten drei Dörfer lagen in unmittelbarer Nähe zu den Jagdschlössern und fronten daher ausschließlich für diese. Von allen anderen Leistungen waren sie befreit. Das Dorf Seitenbrück birgt 25 26 27 28

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 12 (1534/35). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 106 (1629/30). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 123 (1647/48).

AMTSDÖRFER UND FRONARBEITEN

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hinsichtlich seiner Entstehung und seinen Fronleistungen Rätsel. Wie bereits TRÄGER feststellt,29 finden sich bis zur ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts keine Eintragungen zu hausgessenen Männern oder etwaigen Frondiensten. Vielmehr verwundert der Eintrag im Erbregister des Jahres 1575, dass Seitenbrück außer Küchenholzfuhren zu den Jagdschlössern, ansonsten keine anderen Frone zu leisten schuldig ist, da dicz dorff vor der Zeitt nuhr eine Scheferei gewesen.30 In einem Brief der Landesregierung aus dem Jahr 1662 an den Schösser Samuel Ebart wird dagegen Seitenbrück ebenso wie Seitenroda als direktes Frondorf des Schlosses Leuchtenburg beschrieben, deren Einwohner die Wache, sowohl auf dem AmbtsHauße, als auch bei Gefangenen halten müssen.31 Von allen anderen Frondiensten waren beide befreit. Möglich ist, dass sich um den mindestens im 15. Jahrhundert in Seitenbrück angelegten Schafstall, mit einer beträchtlichen Kapazität von 600 bis 900 Tieren,32 schrittweise ein Dorf aus dem notwendigen Personal für die Tierbetreuung entwickelt hat. Eine besondere Beziehung zur Leuchtenburg hatten seit je her die Einwohner von Seitenroda. Sie waren jeder zeitt dem Hauße Leuchtenburgk zu volgen schuldig.33 Das bedeutete, dass sie für die Sicherheit bei Gewitter, die Bewachung von Gefangenen, die Sauberkeit der Burganlage, die Instandhaltung der Fahrwege sowie für Botengänge und Weinbergsarbeiten verantwortlich waren. Weiter heißt es, dass die Seitenrodaer dem [...] landknechte so oft es vonnöthen und sie erfordert werden zu helffen und mit anzugreifen, wenn Krieg oder sonstige entbehrung vorhanden, sich ufs schloß zu vorfügen und das zu bewachen, item mit der hand zu fronen das Haus Leuchtenburgk inwendig und auch ausserhalb im graben zu reinigen, sonderlich wenn es schneit oder sehr regnet die bau und wege inn und vorm schloss auch in fahrweg hinab ins dorff zu machen, auch umbs lohn botschaft laufen, desgleichen wenn es donnert oder wittert sein irer dreie als baldt ufs haus zugehen, hin und wider, damit nicht schaden geschehe, tag und nacht zu sehen und zu warten schuldigk; hierüber müssen sie alles getreyde ufm schloß schroten. Darfür gebuhret einem jeden 1 bar brot und kehse; item wann sie im Weinbergen als dem leuchtenberger und hackespan reben oder aber Herbstzeit weinber lesen gibt man einem jeden einen tag 4 pf zu lohn; desgleichen im garten so zu küchenspeise gehort hacken, reussen schnieden abnemen oder sieden geburret einen tag ein bar brot und kehse.34 Dafür, dass immer drei Seitenrodaer abwechselnd bei Sturm und Gewitter, am Tag oder in der Nacht, auf der Burg Wache halten mussten, erhielt die Gemeinde jährlich eine Tonne des so genannten Wetterbiers.35 Nachfolgend seien noch einige 29 30 31 32 33 34 35

TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 62. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 54, Zinsregister des Amtes Leuchtenburg, aufgestellt durch den Schösser Christoph Boner (1571–1575), 1575. Stadtarchiv Kahla A, Band 2, Nr. 3864. Siehe unten Kapitel 2.2.2., S. 24f. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 19, fol. 216f. (1540/41). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 54, fol. 78 b aus dem Jahr 1575. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 22 (1543/44), FRA, Nr. 120 (1644/45), vgl. TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 62f.

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

konkrete Beispiele genannt, in denen die speziellen Fronleistungen der Seitenrodaer für die Burg deutlich werden: 1551 standen ein Schock und 29 Groschen bei den Ausgaben für die Gerichte für den […] wechter Fridrich Schwabe zu Seidenroda […] der hat von Walburgis biß uff Michaelis als uff 22 wochen des seindt 154 tage und nacht des er neben den andern wechtern die nacht wache hat helffe vorfuhren.36 1552 beschrieb der Schösser Peter Wolfram: 18 Groschen habe ich des Hainczen Polczen weib und Lorenczen Petzolds weibe zu Seidenroda gegeben, die haben die woche Laurenti 72 Stück bethgewandticht gewaschen von Stück 3 pf gegeben: 4 paar Schwebische Tücher, 8 paar Ulmer tücher, 19 paar gemeine tücher, 5 tisch tücher, 4 handquellen.37 Im Winter 1586/87 bekam der Seitenrodaer Hans Müller einen Gulden Lohn, [...] so den gefangenen Greger Schmiden aus Seidenbrück bewacht, denn ehr keltte halben nicht im Thorm sitzen können.38 1589 hatte der Schösser Abraham Richtzenhan 1 fl 3 gr denn pauern zu seidenroda zuvortrincken geben, das Sie denn Zeugmeister das geschütze außm Zeugkhause ufm graben, und wieder inn Zeugkhaus führen helffen, denn 13 und 14 Juli Anno 89, Alß mein gnediger Fürst und Herr, Herr Friedrich Wilhelm Hertzog zu Sachssen mit dem Pfalczgraffen uff der Leuchtenburgk gewesen.39 Die nicht unerhebliche Summe von drei Gulden bekam 1616 Erhard Vorrath aus Seitenroda, [...] welcher den Thurmb den Schlejer genannt so bej mentzschenn gedenckenn nicht purgirt worden, gereinigt.40 Der Schleierturm war einer von vier Wachtürmen, die ab dem 16. Jahrhundert zu Gefängniszwecken genutzt wurden. Im Turm befanden sich neben Ratten und Würmern auch menschliche Exkremente, und nicht wenige Häftlinge begingen Selbstmord in dem düsteren Verlies. Zur Reinigung musste man sich durch ein Loch im Deckengewölbe am Strick in die dunkle untere Etage des Turmes abseilen.41 Einige Jahre später bekam derselbe Mann aus Seitenroda einen Gulden und 14 Groschen für die Reinigung der Cloacken.42 Die personell enge Einbindung des Burgdorfes Seitenroda in die alltägliche Bewirtschaftung der Leuchtenburg war für die Landesherrschaft effizient und kostensparend.

36 37 38 39 40 41 42

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 30 (1551/52). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 31 (1552/53). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 64 (1586/87). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 67 (1589/90). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 93 (1615/16). Siehe unten Kapitel 3.2.1., S. 62f. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 113 (1636/37).

LAND- UND FORSTWIRTSCHAFTLICHE FLÄCHEN

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2.2. Land- und forstwirtschaftliche Flächen Der Ausbau der wettinischen Landesverwaltung und die damit verbundene einheitliche und verbesserte Abrechnung der Ämter, ermöglicht überhaupt erst genauere Einblicke in das Amt Leuchtenburg mit seinen zugehörigen Strukturen und seinem Innenleben. Waren zuvor die Rechnungen auf die bloße Nennung der unterschiedlichen Einnahmen und Ausgaben in Form der aneinandergereihten Aufzählung beschränkt, so erweiterten sich ab dem Jahr 1479 diese Angaben zunehmend um bisher nicht genannte oder neue Einnahmen- und Ausgabenquellen, die dann immer stärker mit Details wie z.B. dem Tierbestand, der Nennung der Flurnamen der Wiesen, des Inventars der Vorwerke, bis hin zu den verschiedenen verkauften Baumsorten, angereichert werden. Außer in den Amtsrechnungen finden sich Aussagen zur Struktur und zum land- und forstwirtschaftlichen Zubehör des Amtes Leuchtenburg im Erb- und Kopialbuch,43 in einer Akte zu verweigerten Frondiensten aus dem Jahr 1508,44 im Zinsregister des Jahres 1575 mit einem Verzeichnis der Dörfer und Städte und deren Frondiensten45 sowie im ausführlichen Verzeichnis der dazu gehörigen Güter aus dem Jahr 1658.46 Obwohl für die Frühzeit des wettinischen Amtes Leuchtenburg ab dem ausgehenden 14. Jahrhundert keine vergleichbar aussagekräftige Quellen vorliegen, ist zu vermuten, dass der Kernbestand des Amtes unverändert blieb und sich bereits unter lobdeburgischer und schwarzburgischer Herrschaft herausgebildet hatte. Zu diesem Kernbestand gehörte im Zentrum das wehrhafte Schloss Leuchtenburg als Sitz des Amtsverwalters und somit des Amtes. Weitere Amtsgebäude waren das Vorwerk in Seitenroda, ein Vorwerk und eine Schäferei in Kleinpürschütz und eine Schäferei in Seitenbrück (später Löbschütz). Verschiedene Wiesen und Ackerflächen waren den Gütern zugeordnet. Umfangreiche Waldungen im Umfang von mehreren hundert Hektar, die man noch heute um die Leuchtenburg als landschaftsprägend, vor allem in südöstlicher Richtung, wahrnimmt, zählten ebenfalls zum Kernbestand des Amtes. Teiche, Weinberge, Fischwasser47 und Mühlen gehörten seit jeher dazu. Die mit dem Waldreichtum einher gehende Jagd- und Forstwirtschaft ist dem Amt ebenso von Anbeginn an zuzuordnen. Im Folgenden soll auf die land- und forstwirtschaftlichen Flächen des Amtes und ihre Entwicklung von ihrer ersten Erwähnung in den verwendeten Quellen bis zum Ende des Amtes im frühen 18. Jahrhundert, näher eingegangen werden. 43 44 45 46 47

ThStA Altenburg, AG Kahla Nr. 1. ThStA Altenburg, Landesreg., Nr. 20606. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 54. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1. Fischwasser sind Abschnitte im Fluss Saale, in denen das Amt die Fischereirechte besaß.

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

2.2.1. Die Vorwerke mit Wiesen und Äckern Zum Amt Leuchtenburg gehörten die beiden Vorwerke in Seitenroda und Kleinpürschütz. Beide wurden vom Amtsschösser jährlich verpachtet. Die Einnahmen aus dieser Vorwerksnutzung stellten einen nicht unerheblichen Betrag in den Gesamteinnahmen des Amtes dar. Bei einer statistischen Auswertung der Amtseinnahmen für das beginnende 17. Jahrhundert liegt diese Position nach den Einnahmen durch Getreide- und Holzverkauf und den Einnahmen durch die Verpachtung der Schäferei mit circa 181 Gulden an vierter Stelle. 1586/87 betrugen die Pachteinnahmen aus der Nutzung beider Vorwerke 170 Gulden.48 1594/95 werden 111 Gulden verzeichnet.49 Die ersten Informationen zum Vorwerk Seitenroda liefert das Erbbuch aus dem Jahr 1457. Das Vorwerk war an Hans Smedes verpachtet und es folgt eine Aufzählung der zugehörigen Wiesen und Äcker.50 In den ersten überlieferten Amtsrechnungen vom Ende des 15. Jahrhunderts begegnet man Notizen zu den Vorwerken nicht nur bei den Pachteinnahmen, sondern auch unter den Einnahmen der Bußgelder:51 Hans Wentzel aus Bodenitz (= Unter- oder Oberbodnitz) hat im forwerck zu sidenrode gedient und sich am getreide ungetruwellich gehalttin (1489/90). Er muss einen Schock und drei Groschen als Buße bezahlen. Ein anderer Gerichtsfall des gleichen Jahres nennt das Vorwerk in Kleinpürschütz: [...] der Herfellingenn Sonn aus Borschitz (= Klein- oder Großpürschütz) hat ein messer im forwerck Hoffe zu Cleinborschitz ober Matte den Schaffknecht gezcogen.52 Er musste 20 Groschen ins Amt geben. 1544/45 wurde das Vorwerk Seitenroda umfangreich erneuert und ausgebaut. Die entsprechende Amtsrechnung53 erwähnt einen solchen Neubau. Detaillierte Informationen zu den Vorwerken liefert ein ausführliches Inventarverzeichnis als Anhang an die Amtsrechnung des Jahres 1574/75.54 Danach bestand das Vorwerk Seitenroda damals aus einem Vihehaus mit Vihestuben, und einem Wohnhaus mit einer Kammer unten im Hause, einer Kesekammer, einer Stube und Schreibstube und einem Boden mit drei Kammern. Weiterhin gab es eine Kammer am Kühestall und einen Kuh-, Ochsen- und Pferdestall. Charakteristisch für das Seitenrodaer Vorwerk ist auch, dass der Amtsschreiber hier seinen Wohnort und Arbeitsplatz in der Ambtsschreiberstube hatte und nicht oben auf der Burg beim Schösser. Ebenfalls existierten 1575 am Vorwerk ein Gefengnis neben der Scheune mit zwei eisern banden und zwei eisern riegeln, einen neuen Saustall und ein Kelterhaus neben der Scheune. Die gleiche Quelle55 beschreibt das Inventar des 48 49 50 51 52 53 54 55

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 64 (1586/87). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 71 (1594/95). ThStA Altenburg, AG Kahla Nr. 1, fol. 82r. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1622 (1489/90). Ebenda. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 202 (1544/45). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75). Ebenda.

VORWERKE MIT WIESEN UND ÄCKERN

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Vorwerkes in Kleinpürschütz mit einem Wohnhause, einem Kühe- und Pferdestall, einem Backhaus und einem Kornhaus. Im Verzeichnis der eigenthümlichen Güther von 1658 wird das Vorwerk Kleinpürschütz mit Wohnhaus, Scheunen, Ställen, einen Geschirrhaus und einem Brunnen beschrieben.56 Im Zuge des Brunnenbaus auf der Leuchtenburg im Jahr 155357 ließ der herzogliche Baumeister Nicol Gromann auch im Vorwerk Seitenroda nach Wasser graben. Die Arbeiten blieben allerdings erfolglos und wurden wieder eingestellt.58 Im Dreißigjährigen Krieg dienten die Vorwerke oft als Einquartierungsorte für verschiedene Kompanien. Für Kleinpürschütz ist in den Amtsausgaben vermerkt, Was bei selbstthätiger Einquartierung welche ufn fürstl. forwerge zue Kleinen purschicz im Ambt Leuchtenburg gehörig ufgewendet worden müssen: den 13. und 14. Februari 1634 hat sich Alexander von Beularich Leutnant Dehrendendorff in gemeltt forwerge gelegt zue dessen undt die seinigen underhaltung ufgewendet worden: 2 fl 8 gr vor Eßen, 1 fl 6 gr vor 1 Eimer und eine Kanne Bier, 15 gr vor 6 Kannen Wein, 2 gr vor 1 pfund seiffe, 4 gr vor Hew, 1 fl 3 gr vor 3 vietel hafer, 1 fl 3 gr ahn gelde dem hoffmeister, ges. 7 fl 4 pf.59 Im weiteren Kriegsverlauf belasteten Plünderungen mit erheblichem Verlust an Vorräten und Vieh das Amt und die Vorwerkspächter.60 Die Bewirtschaftung der Vorwerksfelder und -wiesen erfolgte in Fronarbeit durch die Bewohner der Amtsdörfer. Für das Vorwerk Kleinpürschütz sind die Dörfer Ölknitz, Unterbodnitz, Oberbodnitz, Magersdorf, Jägersdorf, Großpürschütz, Untergneus, Obergneus, Lindig, Schmölln und Kleinpürschütz uff diesem Forwerge zufröhnen schuldig gewesen, und zupflügen, zuschneiden, einzuführen, soviel man bedorfft.61 Das Verzeichnis von 1658 bemerkt, dass […]aber schon vor langer Zeit denenselben, gegen jährlicher erlegung 91 fl 15 gr gemelte Frohne vererbet worden.62 1575 wurde diese Fronarbeit auf alle Fälle noch ausgeübt. Auch für die Seitenrodaer Vorwerksfelder und -wiesen ist eine ähnliche Tendenz festzustellen. 1658 wird vermerkt: Das dazugehörige Forwergs Feldt und Wiesen, seynd denen Seydenröder Unterthanen erblich verkaufft […].63 In den Amtsrechnungen aus dieser Zeit sind Einnahmen von den verkauften Vorwerksfeldern zu Seitenroda aufgezählt.64 Zum Ende des 17. Jahrhunderts werden überhaupt keine Wiesen- und Ackerauflistungen mehr vorgenommen.

56 57 58 59 60 61 62 63 64

ThStA Altenburg, KAKNr. 1, fol. 7r. Siehe unten S. 111. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 220, fol. 171r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 110 (1633/34). Siehe auch unten S. 26f, ThStA Altenburg, KAK, Nr. 11. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 7v, siehe auch KAK, Nr. 54 (1575). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 7v Ebenda, fol. 1r. Z.B. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 137 (1663/64) 55 Gulden und FRA, Nr. 141 (1667/68) fünf Gulden.

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

Das Inventarium des AmbtHaußes Seidenrohda aus dem Jahr 1674/75 liefert eine detaillierte Auflistung aller Kammern, Stuben und sonstigen Gebäude, wobei man zusammengerechnet neben Wohnstube und Amtsstube auf weitere zwölf Stuben mit 23 Kammern und einem Saal kommt. Weiterhin werden ein Pferde-, Kuhstall und Scheunengebäude genannt, verschiedene Küchen, ein Backhaus und eine Badestube, eine Silberkammer und ein Zehrgarten.65 Es handelte sich um das gleiche Vorwerksgebäude, das aber durch den Verkauf der Felder in seiner Nutzung mehr auf die Funktion der Amtsschreiberstube und -wohnung verlagert wurde. Das Vorwerk zu Kleinpürschütz wahrte noch länger als das Seitenrodaer seine ursprüngliche Aufgabe. Für das Jahr 1708/09 ist vermerkt, dass der Obrist Leutnant von Diskau, der zu dieser Zeit mit einer Kompanie auf der Leuchtenburg stationiert war, das Forwerck zu Kleinpürschütz auf 12 Jahre wiederkäuflich erhandelt hat, weshalb auch keine Pachtgeldeinnahmen von ehemals 111 Gulden mehr verzeichnet werden.66 Für vertiefende Studien der Wiesen- und Ackerflächen des Amtes Leuchtenburg sind im Anhang 3 und 4 zwei detaillierte Übersichten angefügt.67 Auf der Karte der Flur Seitenroda auf dem Vor- und Nachsatz dieses Buches sind die alten und heute gebräuchlichen Flurnamen der Gemarkung Seitenroda, Flur 1 bis 4 eingetragen.68 Für das Jahr 1589 werden als Gesamtackerbestand des Vorwerks Seitenroda 78 Acker und 20 Ruten angegeben und für das Vorwerk Kleinpürschütz 117 Acker und 55 Ruten.69 Die Entwicklung der zum Amt gehörigen Wiesen und Äcker verläuft von einer geringen Anzahl im 15. Jahrhundert bis zur Blüte im 16. und mittleren 17. Jahrhundert und fällt im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert bis zur fast vollständigen Aufgabe und einem endgültigen Verkauf ab.

65 66 67 68 69

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 148 (1674/75). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 179 (1708/09). Tabelle 8 und 9 auf Seite 203ff. Diese Flurnamenforschung entstand im April 2008 in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Gemeinde Seitenroda, Prof. Dr. Edgar Seim aus Großbockedra und der Verfasserin. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 67 (1589/90). Ein Acker (=200 Ruten) entspricht ungefährt 0,6 ha / 6.000 qm.

SCHÄFEREIEN UND WEITERER TIERBESTAND

2.2.2.

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Die Schäfereien und weiterer Tierbestand

Zum Tierbestand des Amtes, der in den Vorwerken zu Seitenroda und Kleinpürschütz, in den Mühlen (vor allem Schweine zur Mästung) und teilweise direkt auf dem Schloß Leuchtenburg gehalten wurde, können folgende Aussagen getroffen werden: Die ersten detaillierten Quellen benennen für das Jahr 1485 40 Kühe und 20 Kälber, acht Sauen, zwei Eber, 55 Schweine sowie elf Pferde, wobei vermerkt ist, dass ein Pferd zur Leuchtenburg von der brocken in den grabin zcu tode gefallin ist.70 Weiterhin gab es sechs Esel, die zum Wassertragen auf das Schloss Leuchtenburg genutzt wurden. Dem Amtmann standen im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert vier Wagenpferde zur Verfügung und der Schösser hatte ein Reitpferd.71 64 Schweine sind bereits in den ersten Rechnungsprotokollen des frühen 15. Jahrhunderts verzeichnet, ebenso wie Lämmer und Ausgaben für das Pferd des Schössers.72 Detailliertere Aussagen lassen diese kurzen Aufzählungen in den Protokollen allerdings nicht zu. Der Bestand der Pferde hat sich im 16. Jahrhundert gegenüber den elf Tieren im 15. Jahrhundert deutlich verringert. 1551 werden unter den Ausgabenposten „Heufütterungskosten“ und „Aufwendungen für den Hufbeschlag“ nur vier Wagenpferde und das Pferd des Schössers erwähnt.73 Diese Tiere hatten ihre Stallungen, ihrer Verwendung nach, direkt auf der Leuchtenburg, ebenso wie die Esel. Nach dem Bau des Burgbrunnens verringerte sich verständlicher Weise der Eselbestand auf nur noch zwei Tiere.74 Vor und nach dem Bau des Brunnens gehörte zum Amtspersonal auch immer ein Eseltreiber.75 Eine Rechnung aus dem Jahr 1643/44 schreibt den Leuchtenburger Eseln eine neue Funktion zu: Sie werden auf der Leuchtenburg zum Scheidttragen (= Holzscheidte, d.V.) gebraucht.76 Die Schweine, die man zur Mästung in den Mühlen hielt,77 verringern sich von circa 50 Stück im 15. Jahrhundert auf nur noch acht bis zehn im 16. Jahrhundert.78 Die Anzahl der Rinder belief sich über das ganze 16. Jahrhundert auf circa 30 Stück.79 Aus dem Schriftverkehr der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ist eine interessante Passage zum Tierbestand überliefert. Der Schösser Valentin Thieme

70 71 72 73 74 75 76 77 78 79

ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1616 (1485/86). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 113 (1483/84), Reg. Bb 129 (1505/06). SHStA Dresden, Bestand 10005 (Hof- und Zentralverwaltung), Loc. 4333, Nr. 6, fol. 10r (1401–1408) und fol. 55v (1408–1411). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 28 (1550/51). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78). Siehe unten Kapitel 2.3., S. 40 und S. 42. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 119 (1643/44). Unter dem Einnahmeverzeichnis aus der Schweinemastung in den Mühlen ist diese Position im 16. und 17. Jahrhundert immer mit in den Amtsrechnungen verzeichnet. Z.B. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 36 (1558/59), FRA, Nr. 54 (1577/78). Z.B. ThHStA Weimar, Reg. Bb 220 (1553/54) nennt 33 Rinder und ThStA Altenburg, FRA Nr. 41 (1563/64) 29 Stück.

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

schrieb im Januar 1641 an die Landesregierung:80 Gottlob, das schaafe undt Rindtvihe zue Kleinenpürschüz, ist in der gar großenn Kälte hierobenn, das Rindtvihe im Schloße, die Schaafe aber im graben, noch alß erhalten worden, das mir etliche Schaafnösser und zwei Kälber drufgangen. Wegen starken Minustemperaturen und zur Sicherheit vor Plünderungen in Folge des Krieges wurden die Rinder des Vorwerkes in den Schlosshof der Leuchtenburg und die Schafe in den Wallgraben der Burg getrieben. Die größte Bedeutung in der Tierhaltung im Amt Leuchtenburg hatte allerdings die Schafzucht. Für das ausgehende 15. und beginnende 16. Jahrhundert ist neben dem Schafstall in Kleinpürschütz auch ein ebenso großer Schafstall in Seitenbrück belegt.81 1485 sind in Seitenbrück 896 und in Kleinpürschütz 810 Schafe verzeichnet. Ein Jahr darauf findet man 719 Schafe in Seitenbrück und 500 in Kleinpürschütz. Neben Kleinpürschütz wird dann der Schafstall in Löbschütz genannt. Um 1520 enden die Notizen zur Schäferei in Seitenbrück. Die Ursachen für die Aufgabe dieses Schafstalls bleiben unbekannt. Verwunderlich ist die Nachricht über Seitenbrück im Erbregister von 1575. Darin heißt es nach der Aufzählung der fürstlichen Ober- und Untergerichte, dass neben der Unterstützung bei den fürstlichen Jagden und dem Hauen von Küchenholz keine weiteren Frone anfielen, da dicz dorff vor der Zeitt nuhr eine Scheferei gewesen ist.82 Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts betrugen die Schafzahlen (Schafnösser) in Kleinpürschütz und Löbschütz zusammen um 1000 Stück.83 Ab dem zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts sind nur noch circa 400 Schafe des Amtes belegt84 und weitere hundert Jahre später verbleiben noch 300.85 Jede Amtsrechnung enthält eine Abrechnung des Schäfers, in der seine Ausgaben für Brennholz, Heu, Rocken und Hafer und seine Einnahmen für verkaufte Schafe, Wolle, Felle oder Milch aufgezeichnet sind. Ähnlich wie die Vorwerke, war die Schäferei an einen Schäfer verpachtet. Die jährlich ins Amt zu zahlende Pacht differierte je nach Währung, Getreidepreis/Inflation und sonstigen Gegebenheiten. Beispielhaft folgen einige Angaben: 1550: 38 Schock,86 1552/53: 76 Schock,87 1586/87: 180 Gulden,88 1594/95: 130 Gulden,89 1603/04: 180 Gulden,90 1604/05: 190 Gulden,91 1605/1611: 200 80 81 82 83 84 85 86 87 88

ThStA Altenburg, KAK, Nr. 17, Brief vom 2.1.1641. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1616 (1485), Reg. Bb 1618 (1486/87), Reg. Bb 1622 (1489/90), Reg. Bb 1624 (1690/91), Reg. Bb 125 (1501/02). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 54 (1575). Vgl. oben S. 16f. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 16 (1538/39) = 953 Schafe, ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 220 (1552/53) = 1165 Schafe, Reg. Bb 222 (1553/54) = 1048 Schafe, Reg. Bb 226 (1555/56) = 1030 Schafe. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 9r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 29 (1550/51). Siehe zu den Geldwerten Tabelle 15, S. 229f. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 31 (1552/53). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 64 (1586/87).

SCHÄFEREIEN UND WEITERER TIERBESTAND

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Gulden,92 1612/14: 220 Gulden,93 1618/28: 250 Gulden,94 1634: 300 Gulden,95 1648/49: 280 Gulden,96 1658: 200 Gulden,97 1687/88: 200 Gulden.98 Die Schäferei war ähnlich wie die Vorwerke aufgebaut. Im Inventar von 1575 werden folgende Gebäude genannt, die sowohl im Wohnhaus und im Stall von gutem baulichen wesen seien:99 Ein Wohnhaus, eine Küche, eine Speisekammer, ein Keller, eine Magdkammer, eine Käsekammer, ein Grafenhäuslein über dem Keller, ein Kuhstall mit Krippen und einer Raufe, die so lang wie der Stall ist, ein Pferdestall, der Schafstall, eine Scheune und 400 Stück Vieh. Zum Schafstall gehörten Wiesen und Ackerflächen, die teilweise in Fronarbeit und teilweise aber auch gegen ein Lohngeld von den Amtsdörfern bewirtschaftet wurden. Das Verzeichnis der amtseigenen Güter des Jahres 1658 benennt diese finanzielle Aufteilung folgendermaßen: Über dieses hat der Schäfer, alles Graß uf seine Costen müßen abhauen und dürr machen laßen, Die Anspänner etzlicher Dörfer im Unterambt, müßen selbiges zur Frohne einführen, dargegen aber muß der Schäfer des Tages von einem Wagen 1 gr von einem Karren aber 6 pf Frohngebühren entrichten.100 Die gleiche Quelle nennt folgende Wiesen, die zusammen mit der Schäferei verpachtet wurden (insgesamt 53 Acker, 37 Ruten):101 Die Wiese in der Parnitz102 mit sechs Ackern, fünf Ruten, Die Öhlwiese unter Cahla darvon bekombt daß Pfarr Ambt doselbst den decem103 mit 19 Ackern, 45 Ruten, Die Mühlwiese zu Jägersdorf104 mit zehn Ackern, zwölf Ruten, Die Rinnwiese hinter der Schäferei Purschitz mit einem Acker, elf Ruten, Die Apostelswiese mit vier einhalb Ackern, vier Ruten, Die Pfarrwiese beym bäumen105 mit einem Acker, 50 Ruten, Die kleine Wiese in der

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 71 (1594/95). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 81 (1603/04). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 82 (1604/05). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 83–89 (1605–1611). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 90–92 (1612–1614). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 96–104 (1618–1628). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 11. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 124 (1648/49). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 9r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 160 (1687/88). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 9rf. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 9v, 10r. Zu den Maßen Acker/ha siehe Anm. 69 Die Parnitz, Gemarkung Stadt Kahla, Flur 5. Zwei zeitgenössische Aufmaße dieses Wiesenstücks finden sich in ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol 21r und fol. 35v. 103 Die Ölwiese, Gemarkung Stadt Kahla, Flur 1. Ein zeitgenössisches Aufmaß dieses Wiesenstücks findet sich in ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol 21r, fol. 22v und 36r. 104 Die Mühlwiese auch Die Schäferwiese genannt, heute Gemarkung Jägersdorf und Kleinpürschütz. Zwei zeitgenössische Aufmaße dieses Wiesenstücks finden sich in ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol 23v, fol. 35r sowie fol. 24v und 34r. 105 In ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78) wird diese Wiese als Pfarrwiese beim Brunn bezeichnet, ebenso in vorangehenden Rechnungen. Es könnte sein, dass ein Schreiber

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Potzschenau106 mit einem Acker, 30 Ruten und Das Werth unter Freyenorla mit neun Ackern. Die Fronverzeichnisse unterteilten genau, welche Wiesen von welchen Amtsuntertanen bewirtschaftet werden mussten. Die Ölwiese und Die Parnitz rechnete man den Magersdorfer, Ober- und Unterbodnitzer Untertanen zu. Die Mahd und das dürr machen der Wiese musste der Schäfer entlohnen.107 Die Mühlwiese bewirtschafteten die Anspännern aus Großpürschütz, Jägersdorf und Ölknitz. Auch hier musste die Mahd und das dürr machen der Wiese entlohnt werden. Die Apostelwiese wurde von den Einwohnern zu Kleinpürschütz dürr gemacht. Die Magersdorfer, Ober- und Unterbodnitzer Einwohner mussten sie einführen und die Wiesenmahd wurde in diesem Fall entlohnt. Die Wiese unter Freienorla wurde von den Freienorlaer und Zeutscher Untertanen dürr gemacht und eingeführt. Auch hier entlohnte das Amt die Wiesenmahd. Das kleine Wiesenstück In der Potzschenau musste vom Amt selber gehauen, dürr gemacht und eingefahren werden. Durch diese Regelungen war das Winterfutter der Schäferei gesichert. Für die Ernährung der Schafe in der Vegetationszeit waren die so genannten Triften entscheidend, das heißt diejenigen Flächen, die der Schäfer mit der Wanderherde beweidete. Nach einem Verzeichnis von 1574108 standen dem Schäfer in Kleinpürschütz folgende Triften zu: uf den Wiesen umb Jegersdorf, Ölcknitz, Magersdorf, beide Purschicz, beide Bodenicz, beide Gneus, Seidenbrück, Seidenroda, Löbschicz, Klein Euttersdorff und Linttich. Ausgenommen davon war Die Ölwiese, [...] die stehet als Hüteweide dem Schösser zu.109 Auf den Wiesen in der Kahlaer Flur hatte er nur im Frühjahr bis Ostern die Trift. Das Verzeichnis von 1658 nennt fast genau die gleichen Fluren, schränkt die Trift in Kleineutersdorf für die Zeit von Bartholomaei (24.8.), biß Georgen (23.4.) ein und ergänzt die Flur von Bibra.110 Die besondere Quellenlage für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges111 erlaubt auch bei der Schäferei tiefere Einblicke. Schäfereipächter in diesen Jahren112 war Nickel (Nicol) Wetzel. Er hatte unter Plündereien und Belagerungen zu leiden und seine erhaltenen Bittbriefe um finanzielle Entlastung an die Landesregierung zeichnen alltägliche Kriegsbilder. Am 13.5.1634 schrieb er an Herzog Philipp: Obgleich ich neben andern frommen Christen gehoffet auff besserung, so wirdt es von tage zu tage immerdar Erger auch von Jahre zu Jahren der grossen Beschwerung eingebüsset und die Soldaten mir nicht alleine viel Viehs genommen, auch wenn es ihnen gelüstet die ganze herde wegk getrieben hatten […].113

106 107 108 109 110 111 112 113

diese Passage einmal falsch abgeschrieben und interpretiert hat. Die Wiese kann bislang nicht lokalisiert werden. Die Wiese konnte bisher nicht lokalisiert werden. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 10v und 11r, vgl. auch die folgenden Angaben. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75). Ebenda. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 10rf. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 11. Mindestens belegt für den Zeitraum von 1634 bis 1658. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 11.

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Im Winter 1636/37 entstand dem Schäfer ein Schaden von 175 Gulden, weil er sowohl bei kurfürstlicher Einquartierung als auch wie die schwedischen Völcker im Salstrom gelegen insgesamt 117 Schafe verloren hatte.114 Der Schösser berichtete, dass der Schäfer Nicol Wetzel mit meinen Knechten, Leib und Leben darmit wir das übrige errettet habe aufgesazt und nicht wie auf anderen Fürstl. Schäferej ist hergangen.115 Bei den Ausgaben uff befehlich und aus gnaden wurden dem Schäfer jährlich zwischen 30 und 40 Gulden seines Pachtgeldes erlassen.116 Abrechnungen nach dem Krieg belegen, dass Nicol Weczel, schäfer zue Porschicz, insgesamt 179 Gulden dem Amt schuldig blieb. Davon wurden ihm nach einem Bittschreiben 104 Gulden erlassen, und den Rest musste er in Ratenzahlungen begleichen.117

2.2.3.

Die Jagd- und Forstwirtschaft

Der Holzreichtum und die damit verbundene Jagd- und Forstwirtschaft waren eines der wesentlichen Charakteristika des Amtes Leuchtenburg. Noch heute sind die umfangreichen Waldgebiete dieser Region landschaftsprägend. Die im deutschsprachigen Raum nahezu einzigartige Jagdanlage Rieseneck118 und die Dichte der Jagdschlösser in Hummelshain (Altes und Neues Schloss) und Wolfersdorf („Zur Fröhlichen Wiederkunft“) sind Zeichen der immensen Bedeutung, die der Jagd in dieser Region zukam.119 Vor der Leipziger Teilung 1485 zählten die drei großen Jagdgebiete um Lochau (Annaburger Heide bei Torgau), Schellenberg (bei Augustusburg) und Hummelshain-Wolfersdorf-Friedebach zu den bedeutendsten Wettinischen Jagdrevieren.120 Nach der Teilung von 1485 fiel das Schellenberger Revier an Herzog Albrecht und war damit für die ernestinische Linie der Wettiner verloren. Das Lochauer Revier musste nach dem verlorenen Schmalkaldischen Krieg 1547 abgetreten werden. Die Bedeutung, die dem verbliebenen Jagdgebiet um Hummelshain, Wolfersdorf und Friedebach für die ernestinische Linie der Wettiner zukam, ist vor diesem Hintergrund gut nachzuvollziehen. An keinem anderen Ort in Thüringen gab es ein mit Hummelshain und später ab 1552 auch mit 114 115 116 117 118

ThStA Altenburg, KAK, Nr. 13. Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 113 (1636/37). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 129 (1653/54). Neben der Anlage auf dem Rieseneck ist nur eine weitere in Baden Württemberg bei Böblingen bekannt. 119 Zu Hummelshain und Rieseneck siehe auch Claudia und Rainer HOHBERG, Die Hummelshainer Jagdschlösser und die Jagdanlage Rieseneck, Hummelshain 2007 und zum Jagdschloss Wolfersdorf siehe Martin LIEBESKIND, „Zur Fröhlichen Wiederkunft“. Geschichte und Nutzung eines Jagdschlosses in Wolfersdorf, unveröffentlichte Magisterarbeit an der FSU Jena, Jena 2008. 120 Vgl. HOHBERG, Hummelshain (wie Anm. 119), S. 14.

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Wolfersdorf vergleichbares Jagdschloss, das für die Aufnahme fürstlicher Hofjagden mit samt ihrem Gefolge ausreichend war.121 Die ersten Nachrichten über die zum Gebiet des Amtes Leuchtenburg gehörenden Waldungen, liefert das Erbbuch von 1457.122 Im Anhang 5, Tabelle 10, sind alle in den eingesehenen Quellen enthaltene Flurnamen von forstwirtschaftlichen Flächen des Amtes aufgelistet und können für eine vertiefende Studie herangezogen werden.123 Daraus geht hervor, dass der Holzbestand im 16. und 17. Jahrhundert deutlich erweitert wurde.124 Eine detaillierte Grenzbeschreibung der Forstreviere in den Ämtern Leuchtenburg und Orlamünde verfasste 1674 der Forstmeister Hans v. Stockhausen.125 In LOMMERS Aufsatz über die „Geschichte der Altenburgischen Jagd- und Forstwirtschaft“ sind diese Beschreibungen abgedruckt.126 Die Einnahmen aus dem Holzverkauf (zwei Mal jährlich im Frühjahr und Herbst) bilden durchgängig vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum ausgehenden 17. Jahrhundert nach den Einnahmen aus dem verkauften Getreide eine der wichtigsten Einnahmequellen des Amtes Leuchtenburg.127 Die Zahlen schwanken zwischen 20 % der Jahreseinnahmen des Amtes in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zu 40 % in der Mitte und am Ende des 16. Jahrhunderts. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts sinkt dieser Anteil von anfänglich 18 % auf nur noch 10 % um 1615. Gründe können in der „Thüringer Sintflut“ des Jahres 1613 und den Wetterkapriolen gesehen werden, die bereits einige Jahre davor auftraten.128 In der Endphase des Dreißigjährigen Krieges (1639–1645) wurden erstmals überhaupt keine Holzverkäufe (Waldgedinge) wegen des Kriegswesens und weil nach eingenommener Erkundigung sich wenig Leuthe umb Holz zue kaufen vernehmen laßen verzeichnet.129 Ab dem zweiten Drittel und bis zum Ende des 17. Jahrhunderts 121 Brief des Herzogs Johann Friedrich des Großmütigen an Johann Friedrich II. und Johann Wilhelm I. von Sachsen vom 2.12.1547, Altenburg, Haus- und Privatarchiv 1807c, unpag., vgl. Victor LOMMER, Aus jagdfroher Zeit, Kahla 1895, S. 3; vgl. HOHBERG, Hummelshain (wie Anm. 119), S. 16; vgl. LIEBESKIND, Wolfersdorf (wie Anm. 119), Fußnote Nr. 28. 122 ThStA Altenburg, AG Kahla, Nr. 1. 123 Siehe S. 211ff. 124 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 35 (1557/58) neue Waldkäufe für 100 Schock; FRA, Nr. 50 (1573/74) für 262 gute Schock um Wolfersdorf und Lindig Waldbestände dazu gekauft; FRA, Nr. 102 (1624/25) enthält einen umfangreichen Anhang mit allen Waldflurstücken, wo Neukäufe von 1606–1618 extra verzeichnet sind. 125 ThStA Altenburg, Domänen-Fideikommisses, Loc. 8, Nr. 5, vgl. LOMMER, Jagd- und Forstwirtschaft (wie Anm. 16), Seite 232ff. 126 LOMMER, Jagd- und Forstwirtschaft (wie Anm. 16), Seite 232ff. 127 Siehe Diagramme Nr. 5 und 6, S. 48. 128 Vgl. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 86 (1609/10): die wilde Flut zerreist den Damm um die Fröhliche Wiederkunft und ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389 (1612), in dem der Schösser vom Sturm berichtet, der schwere Verwüstungen auf dem Hause Leuchtenburg angerichtet hat. Siehe auch Kapitel 2.2.4., S. 34f. 129 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 117 (1640/41).

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steigt der Anteil aus den Holzverkäufen wieder auf 25 bis 28 % der Gesamteinnahmen. Zum Amt gehörten zwei Schneidemühlen, die eine wichtige Grundlage für die Verarbeitung zu Bauholz und für den Holzverkauf darstellten, da hier Schwarten, Bretter und Latten geschnitten werden konnten. Die eine Schneidemühle lag im Rotenhofe und war an einen Schneidemüller verpachtet. Die zweite im Leubengrund wurde 1543 auff bevehl des chürfürsten zu Sachsen und Burggraven zu Magdeburgk […] durch die gestrengen und erbaren Wolffe Gohltagker Jegermeister und Günther Heerwagen Rentschreiber […] von Gabriel Renchen sambt einen Holczmargke wiessen und Teiche erblich erkaufft.130 Auch sie wurde gegen Pacht an einen Schneidemüller vergeben. Welch hoher Stellenwert den Einnahmen aus den Holzverkäufen beigemessen wurde, macht die Amtsbestallung (= Arbeitsvertrag) des Schössers Elias Nandelstedt von 1612 deutlich.131 Darin ist die Verantwortung für den Holzverkauf neben den Forstmeistern direkt auf den Schösser übertragen, um Diebstahl und Missbrauch vorzubeugen. Beim Holzverkauf hatte er stets mit anwesend zu sein und neben dem Oberförster selbst das Holz auszumessen. Parallel zum Verzeichnis des Oberförsters sollte der Schösser ein eigenes Gegenverzeichnis über den Holzverkauf führen, Weme, waßerlej holz, wie viel, wie teuer undt an welchen orten daßselbe angeweist undt verkaufft, Auch wo die Keuffer wonhafftigk sein,132 das, mit Unterschrift und Siegel rechtskräftig bestätigt, der jährlichen Amtsrechnung angehängt werden musste. Außerdem galt die Anweisung, weil bishero die erfahrung geben das von denen Leuten, welchen holz verborgt, die bezahlung mit großer mühe eingebracht werden müssen, Auch bisweilen wohl gar nicht zuerlangen geweßen, doran sein sollen, das alles holz umb bar geldt verkaufft, undt uff borgk nicht mehr hingelassen.133 Jagd- und Forstwirtschaft werden im 15. und 16. Jahrhundert neben der Oberaufsicht durch den Schösser von Forstmeistern, Forst- und Heideknechten betreut.134 Bereits die ersten umfangreichen Amtsrechnungen ab dem Jahr 1485 130 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 22 (1543/44). 131 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol.1r–14v; siehe auch das vollständige Transkript der Bestallung im Anhang 15, S. 244ff. 132 Ebenda, fol. 8v. 133 Ebenda, fol. 8rf. 134 Eine Auflistung des Forstpersonals ab 1552 findet sich bei LOMMER, Jagd- und Forstwirtschaft (wie Anm. 16), S. 240ff. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind für die Jahre davor noch zu ergänzen: 1504/05 der Förster Andresen Ortels (ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 128), 1505/07 der Förster Thomas Jäger (vermutlich nicht identisch, sondern verwandt mit gleichnamigen Forstknecht von 1528) (Reg. Bb 129/130, 1528/29), die Forstknechte Hans Teufel und Thomas Jäger (ThStA Altenburg, FRA, Nr. 6 (1528/29)), die beide bis mind. 1539 tätig waren; zusätzlich für 1537–1539 Hans Bernhardt und Georg Sippach (FRA, Nr. 15/16 (1537/38)); für 1543/44 immer noch der Forstknecht Georg Sippach, dazu noch die Förster Hans Prosse, Hans Seiffart, Wolf Preussen und der Holzknecht Georg Sippach (FRA, Nr. 22 (1543/44)).

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enthalten eigene Abrechnungen des Forstamtes und der Förster. Darin sind sowohl verkauftes Wildpret und Vögel, als auch verkauftes Holz aufgelistet. Der Umfang dieser jagd- und forstwirtschaftlichen Abrechnungen entwickelt sich von einer Seite in der Zeit um 1500 über 10 bis 20 Blatt bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, erweitert sich deutlich zum ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert, indem die Listen der Waldgedinge und der einzelnen Holzverkäufe aufgenommen werden, und hat seinen Höhepunkt in den immer detaillierteren Abrechnungen über verkauftes Wildbret, über geschossene Tiere und deren Größe sowie über Jagdstrafen und das Waldmiethregister,135 zum Ende des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Diese Abrechnungen machen dann fast ein Drittel des Gesamtumfanges der Amtsrechnungen aus.136 Diese Tendenz deckt sich mit der allgemeinen Landesentwicklung, die man an der wachsenden Zahl der Mandate und Landesordnungen zur Jagd und dem Forstwesen ablesen kann, die bis zum 17. Jahrhundert deutlich zunehmen. In LOMMERS Aufsatz zur Jagd- und Forstwirtschaft sind diese Landesordnungen und Mandate abgedruckt und kommentiert.137 Darin wird vermerkt, dass die erste gesetzliche Bestimmung zur Jagd- und Forstwirtschaft in der Polizei- und Landesordnung des Jahres 1556138 festgehalten ist. Im Mandat des Herzogs Johann Philipp, den Wildbann betreffend,139 aus dem Jahr 1619, wird schon anhand der sprachlichen Formulierung die besondere Stellung des Leuchtenburger Wald- und Jagdgebietes deutlich: In dem sonst recht allgemein gehaltenen Text, der für das gesamt Herzogtum Geltung hatte, fallen Formulierungen wie sonderlich die Leuchtenburgischen Heiden oder unsere Leuchtenburgische [Heide] und andere auf. Sind für die im Gebiet des Amtes Leuchtenburg wachsenden Baumarten vor allem Kiefern (kynbäumhe), Fichten, Eichen, Tannen und Buchen belegt,140 so zeichnen die Dokumente über die verschiedenen jagdbaren Tierarten ein noch differenziertes Bild. Dabei sind besonders die in den Amtsrechnungen und Küchenbüchern des Jahres 1485141 verzeichneten Ausgaben für die Unterhaltung der dorchluchten hochgeborenn forstin meynem gnedigen frauwichen (Prinzessin Margarethe (1469–1528), Tochter des Kurfürsten Ernst), die sich in dieser Zeit im Amt Rossla (=Niederoßla) aufhielt, aufschlussreich.142 Vom 8.7. bis 135 Das Waldmietregister enthält die Auflistung, an wen, welches Holz und welche Bäume, zu welchem Preis verkauft wurden. Zuvor wurde diese Abrechnung im 16. und 17. Jahrhundert Waldgedinge genannt. 136 Z.B. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 121 /1496/97), Reg. Bb 128 (1504/05), Reg. Bb 227 (1556/57), ThStA Altenburg, FRA, Nr. 166 (1694/95), FRA, Nr. 175 (1704/05). 137 LOMMER, Jagd- und Forstwirtschaft (wie Anm. 16). 138 Pollicey und Landtsordenung 1556, Stadtarchiv Orlamünde, Bestand II A 14 47/1. 139 Wie Anm. 137. 140 Z.B. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 22 (1543/44), FRA, Nr. 26 (1547/48), FRA, Nr. 27 (1548/49). 141 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1616 (1485), Reg. Bb 1990 (1485/86). 142 Siehe auch den Beitrag von Hans-Joachim PÄTZOLD zu Niederrossla in der Publikation des DENKMALVERBUND THÜRINGEN e.V., Zerstörtes Land durch Bruderhand. Auf den

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11.11.1485 werden vom Amt Leuchtenburg in insgesamt 23 Einzellieferungen 16 Tauben, 20 Haselhühner, 233 große Vögel, 254 kleine Vögel, 20 Eichhörnchen, 15 Schnepfen und 35 Drosseln an den Hof des gnedigen frawchens nach Roßla überführt.143 An diesem Beispiel wird nicht nur die jagdwirtschaftliche Seite näher beleuchtet, sondern es werden auch die Beziehungen und der Warenaustausch zwischen den wettinischen Ämtern deutlich. Neben diesen kleineren jagdbaren Tieren, waren Wolfsjagden, Schweineund Bärenhatzen sowie Reh-, Hirsch-, Hasen- und weitere -jagden üblich.144 Logistische Zentren und Aufbewahrungsort für Jagdnetze, -lappen und andere Jagdutensilien waren die Jagdhöfe oder -schlösser. Angesichts der Tatsache, dass das Leuchtenburger Jagdgebiet das bedeutendste für die wettinischthüringische Landesherrschaft war, hatten diese Höfe und Schlösser neben ihrer praktischen Funktionalität im hohen Maße einen repräsentativen Charakter. Sie mussten für die Aufnahme von großen fürstlichen Jagdgesellschaften geeignet und ausgestattet sein. Neben dem Jagdhaus zu Hummelshain, existierte ein Jagdhof in Trockenborn, die beide baulich vom Amt Leuchtenburg unterhalten wurden und schon in den ersten ausführlichen Rechnungen vom Ende des 15. Jahrhunderts erwähnt sind. Das Jagdhaus in Trockenborn wurde im Schmalkaldischen Krieg völlig niedergebrannt.145 Die Amtsrechnung des Jahres 1547 zeigt das Ausmaß dieses Brandes in einem interessanten Detail der Bauausgaben: 39 paar pand [Bänder der Türrahmen], 15 Schloß, 19 paar hacken, 5 schlessen eysen [Schließeisen = Türschlösser] 4 handthaben [= Türklinken] und eine anzahl nagell wurden aus dem abgebrannten Haus zu Trockenborn aufgesammelt und dem Baumeister auf der Leuchtenburg übergeben.146 Der Brand war insbesondere deshalb schmerzlich, da das Jagdhaus in Trockenborn erst drei Jahre zuvor wieder aufgebaut worden war,147 nachdem es 1542 ebenfalls durch Brandstiftung erheblich beschädigt wurde. Als Mordbrenner konnte Wenzel Voigdt überführt werden. Nach neunwöchiger Gefangenschaft auf der Leuchtenburg, wurde er in Orlamünde mit einem großen eyssern pandt an eine eychene Sewhyll [= Säule aus Eichenholz] geschlagen und ebenfalls verbrannt.148

143 144 145 146 147 148

Spuren des Sächsischen Bruderkrieges (1446–1451) zwischen Saale und Ilm, Jena 2007, S. 30ff. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1616 (1485). Z.B. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 48 (1571/72), vgl. auch LOMMER, Jagd- und Forstwirtschaft (wie Anm. 16), darin abgedruckte Brunftberichte und Pirschverzeichnisse des 17. Jahrhunderts. Vgl. LIEBESKIND, Wolfersdorf (wie Anm. 119), S. 11. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 26 (1547/48). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 21 (1544/45). Beschreibung des Gerichtsprozesses unter Ausgaben zur Rechtfertigung der Gefangenen in ThStA Altenburg, FRA, Nr. 20 (1541/42). Drei Knaben aus Neustadt, die man verdachts halben ebenfalls beschuldigte, wurden nach fünf Wochen Haft und peynlicher Befragung wieder frei gelassen; Eintrag im Findbuch ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss: Voigdt

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Noch als sich nach der Schlacht am Mühlberg 1547 im Schmalkaldischen Krieg Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige in Gefangenschaft befand, entschloss er sich zu einem Neubau im Nachbardorf Wolfersdorf. Das 1552 fertiggestellte Jagdschloss „Zur Fröhlichen Wiederkunft“,149 bildete fortan neben Hummelshain das Zentrum der Jagd- und Forstwirtschaft und der fürstlichen Jagdaufenthalte. Zur besonderen herzoglichen Jagdfreude wurde im August 1588 in Hummelshain für 758 Gulden ein neuer Thier und Wildpretgarten150 angelegt. Im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts errichtete man dann noch zusätzlich auf dem Rieseneck in unmittelbarer Nähe einen Brunftplatz mit einem in Holz gefassten Gehege für die eingestellte Jagd.151 Erst nach dem hier zu betrachtenden Zeitraum wurden diese Jagdanlagen und -schlösser noch weiter perfektioniert und ausgebaut.

2.2.4.

Der Weinbau

Der Weinbau im Mittleren Saaletal und vor allem in der Region um Jena war im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit eine wesentliche Existenzgrundlage vieler Bürger und Bauern und ein bedeutendes kultur- und landschaftsprägendes Element. In Urkunden, Münzen und in der sakralen Kunst, begegnet man dem Weinbau ab dem 12. Jahrhundert in vielfältiger Weise.152 Für die Region des Amtes Leuchtenburg/Orlamünde ist vor allem das Tympanon in der romanischen Kirche zu Gumperda im Reinstädter Grund aus der Zeit um 1130 ein wichtiges Zeugnis: In der dargestellten Szene der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies, wird Adam mit einem Karst dargestellt. Mit der Abbildung des Karstes als wichtigstes Arbeitsgerät im Weinbau, ist die Einführung der Rebkulturen in dieser Gegend bereits im frühen 12. Jahrhundert ikonografisch belegt. In den Dörfern Dienstädt und Reinstädt weist bereits 1194 eine

149 150 151 152

Wenzel, hatt das Ambtt Leuchtenburgk mitt Mordtbrandt beschedigett, 1542. Die dazugehörige Akte ist nicht erhalten geblieben. Nähere Angaben zurm Jagdschloss Wolfersdorf bei LIEBESKIND, Wolfersdorf (wie Anm. 119). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 66 (1588/89). Vgl. HOHBERG, Hummelshain (wie Anm. 119), S. 20ff. und zur zeitgenössischen Jagd: Hans-Friedrich von FLEMING, Der vollkommene Teutsche Jäger, 2 Bde., Leipzig 1719 und 1724. In Jena wird der Weinbau 1185 erstmals urkundlich erwähnt. Siehe auch Gerhard FALK, Der Jenaer Weinbau. Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte einer thüringischen Weinbauernstadt mit besonderer Berücksichtigung des 15. bis 17. Jahrhunderts, Diss. phil., Jena 1955 (masch.); Günther RÖBLITZ, Geschichte der Münzstätte Jena, Jena 1977; HAUFSCHILD, Leuchtenburg (wie Anm. 1).

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Urkunde ausgedehnten Weinbau nach.153 Wie Gerhard FALK in seiner Arbeit über den Jenaer Weinbau aufzeigen konnte, gehörten 1542 1.308 ha Weinbaufläche zum Amt Jena-Burgau. Im Amt Leuchtenburg waren es 1.100 ha.154 Allerdings wurde nur ein geringer Anteil vom Amt aus bewirtschaftet. Der überwiegende Teil befand sich in bäuerlichem, bürgerlichem, adeligem und kirchlichem Besitz. Die zum Amt Leuchtenburg/Orlamünde gehörenden Weinberge sind in den Amtsrechnungen detailliert beschrieben. Mit zusammengerechnet 50 Ackern (= ca. 30 ha) machten sie nur knapp drei Prozent der insgesamt im Amtsgebiet vorhandenen Weinbaufläche aus. Angebaut wurde vorwiegend weißer Wein. Nur sechs bis sieben Prozent des Gesamtertrages fielen auf rote Trauben. Vorwiegend am Leuchtenburger Closterberg sowie in den Weinbergen zu Geunitz, gab es einige rote Weinstöcke. 155 Dieser Anteil ist typisch für das gesamte Mittlere Saaletal bis in die heutige Zeit. Die Weinberge wurden in Fronarbeit durch die Einwohner der anliegenden Dörfer bewirtschaftet.156 Für alle 50 Acker der amtseigenen Weinberge benötigte man beispielsweise circa 73 Fuder Mist (1 Fuder = 1 Pferdefuhrwerksgröße), die jährlich zur Düngung der Reben aus den Vorwerken herbeigeführt und verteilt werden mussten.157 In dem Leuchtenburger Weinberg Hackespan mussten durchschnittlich 30 Männer und Frauen über drei Tage lang hacken, wovon sich noch heute der Flurname ableitet.158 Neben diesen Tätigkeiten fielen aber auch Arbeiten wie das Schneiden und Beugen der Reben, das Pfaalziehen und Pfaalstecken sowie Reumen, das Buttentragen und die Weinlese an.159 Um die Reben vor Wildschaden zu schützen, wurde ein Hüterlohn […] des Wiltprets halben gezahlt.160 Eine Kelter für die Trauben befand sich direkt auf der Leuchtenburg und ist erstmals 1488 in den Amtsrechnungen bei den Bauausgaben dokumentiert.161 1522 wird eine newe spyndell in das kelter kegen leuchtenberg gekauft.162 Noch heute heißt ein Flurstück zwischen der Leuchtenburg und dem gegenüberliegenden

153 Vgl. Ernst LÖBE, Beitrag zur Geschichte des Weinbaues in unserm Westkreise vor der Mitte des 16. Jahrhunderts., in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde zu Kahla und Roda, Bd. 2, Kahla 1884, S. 431f. 154 FALK, Weinbau (wie Anm. 152). 155 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 29 (1550/51) für die roten Beeren am Closterberg sowie FRA, Nr. 145 (1665/66) für Geunitz. 156 Die Seitenrodaer Untertanen wurden beispielsweise für die Weinlese pro Tag mit vier Pfennigen Lohn vergütet, ThStA Altenburg, KAK, Nr. 54, fol. 78v (1575). 157 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 29 (1550/51). 158 Ebenda. 159 Ebenda. 160 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 35 (1557/58) in Höhe von acht Scheffeln Weizen. 161 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1620 (1488/89). 162 ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20615 (1522/23), fol. 75r.

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„Pfaffenberg“ Der Kelter. Der gepresste Traubensaft wurde in die fürstliche Kellerei nach Jena zur Lagerung und zum Ausbau geführt.163 Anhand der Erträge sowie der Ausgaben und Bemerkungen zur Bewirtschaftung in den Amtsrechnungen, kann ein genaues Bild über den Weinbau und vor allen zu seinem Rückgang bis zum völligen Erliegen ab dem Ende des 16. Jahrhunderts aufgezeigt werden. In Tabelle 11 des Anhangs sind die amtseigenen Weinberge mit Namen, Größe, Ersterwähnung und weiteren Details vor allem bezüglich ihres Ertrages und Untergangs verzeichnet.164 Die Ursache für die erste Nennung der Weinberge teilweise erst zum Beginn des 16. Jahrhunderts, ist nicht einem Nicht-Vorhandensein vor dieser Periode, sondern der sich erst in dieser Zeit voll ausprägenden schriftlichen Dokumentation in den Amtsrechnungen zuzuschreiben. So unpräzise die Quellengrundlage für die Ersterwähnungen der Weinberge bleibt, so detailliert fällt sie bei der Frage nach deren Ende aus. Wie aus den Eintragungen in den Amtsrechnungen ersichtlich wird, sind drei große Weinberge an den Südhängen der Leuchtenburg, Der Leuchtenberg und Der Hackspan und Esel, bereits 1589 liegen blieben und der Schösser gebrauchte sie als Hütweide.165 Als Ursache dafür wird angeführt, dass der Berg niemalß den Unkosten ertragen, noch der Wein wegen der Höhe des Berges darinnen Reiff worden. Vier Jahre später werden diese ehemaligen Rebflächen ausgerodet und den Bauern zu Seitenroda wieder angetan.166 Da sowohl Der Leuchtenberg als auch Der Hackspan und Esel einige Jahrzehnte früher durchaus einen reichhaltigen Ertrag von jeweils 20 bis 22 Eimern (= ca. 1.500 Liter) erwirtschaften,167 reicht allein die Höhenlage der Berge168 nicht zu einer Begründung aus. Ursache war vielmehr die europaweite Klimaveränderung, die in der Literatur auch als „Kleine Eiszeit“169 bezeichnet wird und ihren Höhepunkt in der Zeit von 1560 bis 1630 hatte. In dieser Zeit herrschte eine „hohe Dichte klimainduzierter Krisen“,170 die dem pflegeintensiven Weinbau erheblich zusetzte. Zahlreiche Belege zu dieser Krisenzeit finden sich in den Amtsrechnungen nicht nur bezüglich des Weinbaus. Beispielsweise häuften Sturm und Unwetter die Notwendigkeit von 163 164 165 166 167 168

FALK, Weinbau (wie Anm. 152), S. 45. Anhang 6, Tabelle 11, S. 217ff. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 67 (1589/90). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 70 (1592/93). Z.B. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 29 (1550/51). Noch heute ist der Leuchtenburger Weinberg an nahezu identischer, historischer Stelle mit ca. 360 m üNN die höchste Weinlage im gesamten Weinbaugebiet Mitteldeutschlands. 169 Wolfgang BEHRINGER, Hartmut LEHMANN, Christian PFISTER (Hrsg.), Kulturelle Konsequenzen der „Kleinen Eiszeit“, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Band 212, Göttingen 2005. 170 Christian PFISTER, Weeping in the Snow. The Second Period of Little Ice Age-type Impacts, 1570–1630, in: BEHRINGER, LEHMANN, PFISTER, Kleine Eiszeit (wie Anm. 169), S. 86.

WEINBAU

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Dachdeckerarbeiten an den Amtsgebäuden im erheblichen Maße.171 Der Ertrag der Heuernte schwandt von durchschnittlich 170 Fudern in der Zeit von 1552 bis 1559 auf nur noch 50 Fuder in der darauf folgenden Zeit von 1560 bis 1573.172 In den Jahren 1571 bis 1573 konnte erstmals überhaupt kein Getreide verkauft werden, womit die Haupteinnahmequelle des Amtes wegbrach.173 Von 1571 bis 1574 konnten keine Fische aus den Teichen gefischt werden, da durch Unwetter und Verschlammung alles erstickt gewesen.174 Wegenn der geschwinden teuren Zeit entfielen auch die Gerichtseinnahmen, da die Leute Unvermögenheit halben175 und aus Armuth176 nicht zahlen konnten und deswegen nur mit Gefängnis bestraft wurden. Die übliche Turmhaft musste mehrfach in die beheizbare Torstube verlegt werden, da die Häftlinge wegen der Keltte im Thorm nichtt setzen konnen.177 Zusätzliche Bewachungs- und Pflegekosten entstanden zum Beispiel auch für den Gefangenen Urban Reinhart, denn ihm waren im Turm wegen der Kälte leib und Schenkel dermaßen zerschwollen und zubesorgen gewesen.178 Eine Betrachtung der gekelterten Traubenmenge belegt ebenfalls den klimatisch bedingten Rückgang: Zum Ende des 15. Jahrhunderts lag der Ernteerntrag aus den amtseigenen Weinbergen bei circa 120 Eimern (= 8184 Liter).179 In der Dekade vor 1560 waren es durchschnittlich 130 Eimer (=8866 Liter) mit einer Spitzenernte von 245 Eimern (= 16.709 Liter) im Jahr 1554.180 1574 wuchsen nur 39 Eimer Trauben (= 2659 Liter)181 und 1627 war alles erfroren.182 Eine Notiz aus dem Jahr 1590 bemerkt, dass drei Weinberge im Ambt Orlamünda durch hagelgewitter dermaßen verderbett und von den flutthen zerrissen wurden, das sie niemand […] arbeitten will.183 171 Glaser und Dachdeckerarbeiten werden vor allem auf den Türmen der Leuchtenburg und auf dem Schloss Hummelshain notwendig: ThStA Altenburg, FRA, Nr. 47 (1570/71); ebenso werden 1574–1575 neun Wochen lang noch einmal mit insgesamt 34.000 Ziegel die Dächer auf den Leuchtenburger Gebäuden gedeckt und der Glaser musste die Fenster reparieren, ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75); 1582–1583 werden nochmals für die hohe Summe von 955 Gulden die Leuchtenburger Dächer mit insgesamt 105.000 Ziegeln über mehrere Monate gedeckt; die Mauern an dem Schösserei-Gebäude werden erhöht, daß kein Wind mehr in die Cammer gehen kann, ThStA Altenburg, FRA, Nr. 60 (1582/83). 172 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 220, Reg. Bb 222, Reg. Bb 226, Reg. Bb 227, Reg. Bb 230, Reg. Bb 232, Reg. Bb 234 (1552–1563), ThStA Altenburg, FRA, Nr. 50 (1573/74). 173 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 48 und 49 (1571–1573). 174 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 48–50 (1571–1574). 175 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 48 (1571/72). 176 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 62 (1584/85). 177 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 57 (1580/81). 178 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 61 (1583/84). 179 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1622 (1489/90). 180 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 28–34 (1550–1557). 181 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75). 182 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 104 (1627/28). 183 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 68 (1590/91).

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

Neben den extremen Wetterlagen bedeutete der Dreißigjährige Krieg für die meisten Weinberge das endgültige Aus. Der Klosterberg in Heilingen ist beispielsweise bei verlittener Kriegszeiten liegen blieben und eingegangen, ebenso wie der Weinberg in Drößnitz bei dem vorigen Kriege ganz abgangen und wüste liegen blieben.184 Die drei Weinberge in Geunitz sind 1668 durch Unwetter verderbet worden.185 Der einzige verbliebene Weinberg um die Leuchtenburg am gegenüberliegenden Closterberg blieb bereits 1659 ungearbeitet, da in den letzten Jahren viel ausgegeben wurde, und dennoch nichts erwinzert wurde.186 1670 heißt es dann: ein Weinbergk am Pfaffenberge, der Closterbergk genannt, lieget ganz wüste, und wird nicht gebraucht.187 Die einzig noch verbliebenen Weinberge in Amtsbewirtschaftung lagen in Reinstädt. 1708 wurden sie an den Forstmeister von Beusen verkauft, womit alßo künfftig die Weinbergs kosten weg fielen.188 Damit hatte der Weinbau für das Amt Leuchtenburg im 17. Jahrhundert nur noch eine marginale Bedeutung, bis er Anfang des 18. Jahrhunderts völlig zum Erliegen kam.

Abb. 5: Grafik der Leuchtenburg mit Weinberg um 1850, Bildquelle: Stiftung Leuchtenburg. Im 19. Jahrhundert finden sich wieder Weinberge am Südhang der Leuchtenburg. Im Jahr 2000 wurde an alter Stelle vom Förderkreis der Leuchtenburg ein Weinberg mit 2.000 Rebstöcken angelegt. 184 185 186 187 188

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 137 (1663/64). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 141, fol. 157r (1667/68). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 134 (1659/60). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 (1669/70). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 179 (1708/09), fol. 113v.

TEICHE UND FISCHWASSER

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2.2.5. Die Teiche und Fischwasser Die Fischzucht und die Fischerei waren ein selbstverständlicher Bestandteil der Versorgung und Warenwirtschaft. Inname von den fischweiden und aus dem Verkauf von gailfisch, zcailfisch, kipfisch und halpfisch189 sind bereits ab 1490 dokumentiert und mit Sicherheit auch vor dieser Zeit anzunehmen. Unterschieden werden Teiche, die zur Fischzucht vor allem für Karpfen und Forellen dienten, und so genannte Fischwasser. Bei diesen handelte es sich um bestimmte Abschnitte im Fluß „Saale“, die an Fischer gegen eine jährliche finanzielle Gebühr und zusätzliche Fischlieferungen in das Amt verpachtet wurden.190 Weitere Teiche waren als Floß- oder Schneidemühlenteiche unmittelbar mit der Forstwirtschaft verbunden. Die Auswertung der amtseigenen Teiche, die in den Rechnungen erfasst sind, zeigt eine deutliche Zunahme an Teichen vom 16. zum 17. Jahrhundert. 1542 werden lediglich fünf Teiche genannt, 1633 sind es bereits zwölf und 1658 31 Stück. Besonders reich an Teichen war und ist auch noch heute der „Leubengrund“. Auch hier belegen die verzeichneten Teiche eine deutliche Zunahme bis zum 17. Jahrhundert: 1560 werden dort nur drei Teiche benannt, 1633 steigt die Zahl auf fünf und 1658 auf acht Stück an. Diese Auswertung belegt aber nicht unbedingt, dass es im 16. Jahrhundert generell weniger Teiche gab, sondern sagt nur etwas über die Menge der Teiche, die sich unmittelbar in der Bewirtschaftung/Verpachtung des Amtes Leuchtenburg befanden. Explizit als Floßteiche werden erst seit der Mitte des 17. Jahrhunderts viele Teiche bezeichnet. Generell benötigten die Teiche intensive Pflege, da sie vor allem durch Unwetter und Hochwasser oft stark beschädigt wurden. Eine mehrmalige Entschlammung war erforderlich, da sonst die Gefahr des Erstickens der Fische drohte.191 So ist es nicht verwunderlich, dass einige Teiche, die noch im 16. Jahrhundert genannt sind, später als wüst bezeichnet und aufgegeben werden. Dafür kommen Neuanlagen und Neuankäufe dazu. Eine besondere Stellung nahm der 1548 angelegte Schlossteich um das Jagdschloss „Fröhliche Wiederkunft“ in Wolfersdorf ein. Neben seiner Funktion für die Fischzucht, hatte und hat er eine essenzielle Bedeutung für den Bauerhalt und Bestand des Jagdschlosses selber: Die Grundmauern ruhen auf Eichenbohlen, die nur dann ihrer statischen Rolle gerecht werden können, wenn sie dauerhaft von Wasser umgeben sind. Würde der Teich austrocknen oder Schaden nehmen, hätte dies umittelbare Auswirkungen auf das Schloss, weshalb dieser Teich in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten mit besonderem

189 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1624 (1490/91). Zu den Fischbezeichnungen Gailfisch, Zcailfisch, Kipfisch und Halpfisch konnten keine Übersetzungen in den heutigen Sprachgebrauch gefunden werden. 190 Die Fischlieferungen erfolgten vor allem an hohen Festtagen, siehe ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 15vff. 191 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 49–50 (1572–1574).

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

finanziellem Aufwand stets saniert und erhalten wurde.192 Tabelle 12 im Anhang bietet in einer Übersicht zusätzlich vertiefende Informationen zu den amtseigenen Teichen. Die gleiche Tendenz einer stetigen Zunahme ist auch bei den Fischwassern zu beobachten. 1550 werden fünf Fischbereiche in der Saale als zum Amt Leuchtenburg/Orlamünde gehörig benannt: Ein Stück in der Sala zu Khala, mit einem Ertrag von drei Schock, eins in der Sala bei Großen Eudersdorff, was einen Ertrag von zwei Schock und 20 Groschen bringt, ein Fischwasser bei Naschhausen mit zwölf Groschen Einnahmen, eines in Zeutsch mit 20 Groschen und ein Vischbach under Burschitz.193 Tabelle 13 im Anhang enthält ein detailliertes Verzeichnis der Fischwasser aus dem Jahr 1658.194 Ein besonderes Licht auf die Tätigkeit eines Pachtfischers an der Saale, auf dessen und anderer Fangmethoden und seine Lebensumstände wirft ein erhaltener Bittbrief des Fischers Hans aus Großpürschütz an den Herzog Johann Phillipp aus dem Jahr 1635 – mitten im Dreißigjährigen Krieg: Ich armer Fischer nach den Leipziger und Lütczener Niederlagen, wegen des hin und wieder reißens der Soldaten, wie denn auch von wegen derer Soldaten, welche vielmahls quartiert allhier und zu Kahla gemacht, großen Abbruch der Fisch halben gehabt, die fische, welche ich mit großer Mühe undt Arbeit zusammenbracht, nicht allein ufm wasser sondern auch in meinem Losament, wieder meinen Willen ohne geldt hin geben müssen, es haben auch die Soldaten die Fisch hemen aus meinem Häußlein mit gewalt genommen, seindt selbsten ins schiff getreten und damit gefischt, solche zerrissen, die fischreusen gehoben, zerhauen, ins waßer hin und her gezogen, das schiff hernach schwimmen laßen, hab alß in der besten fischzeit andere reusen schaffen müßen, das ich armer fischer hierdurch in großes verderben gerathen und kommen bin. Auch ist das so beschwehrlichen, das sich die Handwergs Leute jungk und alt auß der Stadt Kahla, Ihr 8., 10., 12. auch oftmahls mehr zusammen Rottieren, welche 2 tage in der woche, zu fischen, die macht haben wollen, legen ihr gewant unter der stadt nieder, können salva veniam ganz bloß herunter in die waßer gelauffen, haben nur ein tüchlein vorgethan, das sie die fische darein stecken, laßens bei einem ganzen tagk nicht bleiben, sondern gehen 2 oder 3 mahl einen tagk. Sonderlich nehmen sie auch steine, werffen damit ins waßer, undt scheuchen alß die fische unter die steine, hernach legen sich ihr einer 5 oder 6 umb einen stein herumb, fangen die besten fische wegk, wird alß das waßer von solchen bloßen handtgrifen sehr wüst gemacht, ob ihr einer gleich darumb zur wehr seczet, geben sie die aller verdrißlichsten wort darzu, muß ein fischer alß das nachsehen haben, Es hat der Herr Ambtsschößer zwahr durch einen erbarn rath eczliche mahl das greiffen außerhalb der fischtage verbieten laßen, geben sie 192 Noch heute ruht das Jagdschloss auf denselben Eichenbohlen aus dem 16. Jahrhundert und wird der Teich aus eben diesem baulichen Grund stets gepflegt. Siehe LIEBESKIND, Wolfersdorf (wie Anm. 119), S. 22. 193 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 29 (1550/51). 194 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 15vff. Siehe unten S. 224f.

PERSONALSTRUKTUR

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doch wenig drauf […]. Wenn denn gnediger Fürst und Herr ich armer Fischer 6 kleine unerzogene Kindelein und wenig zum besten, dann nur ein bloßes Häußlein habe, so gelanget mein untertheniges demütiges hochfleißiges suchen und bitten, e.f.g. [=Euer fürstlich Gnaden, d.V.] wollen umb Gottes willen undt einen armen fischer den waßer zinß von walburgis biß itzo vorstehendes Michaelis uf ein halb jahr welcher 4 fl. 18 gr ahnbelangt erlassen[…].195

Die Entscheidung des Herzogs in diesem Fall ist nicht überliefert. Resultate anderer Bittbriefe aus dieser Zeit lassen aber vermuten, dass dem geschädigten Fischer zumindest ein Teilbetrag erlassen und/oder eine Ratenzahlung ermöglicht wurde.

2.3. Die Personalstruktur Die Personalstruktur des Amtes Leuchtenburg wird erst mit den ausführlichen Aufzeichnungen ab 1485 fassbar. Vor dieser Zeit lässt sich aus Urkunden und den Rechnungsprotokollen des frühen 15. Jahrhunderts lediglich der Name des Vogtes oder Schössers identifizieren.196 Der übrige Personalbestand bleibt unerwähnt. Die Einnahmen-Ausgabenrechnungen des Amtes ermöglichen Einblicke in die Personalstruktur zum einen durch die angegebenen Lohnkosten, aber auch durch die Nennung der täglich zu verköstigenden Personen, die vor allem noch im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert mit aufgezählt werden. 1486 stehen folgende Personen auf der Lohnliste: Ein Hauptmann mit vier Pferden (Kaspar von Walsberg), der Schösser mit zwei Pferden (Hermann Berlitz), ein Schreiber, der Kellner Hans Francke, Peter, der Koch, und sein junger Koch, der Botenknecht Heinz, der Leuchtenburger Landknecht Pawel, der Torwärter, der Orlamündische Landknecht Cunz, ein Weinknecht, der Oberknecht Hans Albrecht, die Unterknechte Bastian und Rüdiger, ein Eseltreiber, ein Schweine- und ein Rinderhirte, eine Käsefrau und zwei Viehmägde aus Gneus und Löbschütz.197 Mit diesen 19 Personen, liegt das Amt Leuchtenburg, verglichen mit anderen wettinischen Ämtern, im unteren Bereich. Die Zahl der täglich zu verköstigenden Personen lag mit 25 ein wenig höher, da Familienangehörige des Hauptmanns und Schössers sowie ein 195 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 12, Gnadenbrief des Fischers Hans aus Großpürschütz an den Herzog Johann Phillipp vom 23.9.1635. 196 Diese Arbeit der Namensidentifizierung aus den Urkunden und Rechnungsprotokollen hat für die Periode von 1401 bis 1596 Rudolf TRÄGER geleistet: TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 27–31. Kleine Korrekturen zu seiner Beamtenliste sind durch neuere Erkenntnisse der gesamten Amtsrechnungen in einer neuen Beamtenliste auf S. 158f. eingearbeitet. Für Details zur Personalstruktur sei auch auf das Kapitel 4., S. 155ff. verwiesen. 197 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1618 (1486/87).

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

Priester und eine arme Frau mit gespeist wurden.198 Die größten wettinischen Ämter zu dieser Zeit waren Coburg mit 61 Dienstpersonen, gefolgt von Weimar mit 52, Altenburg mit 50 sowie Torgau mit 40 bis 50 Personen.199 Personell vergleichbar mit dem Amt Leuchtenburg waren in etwa Gotha (25 Personen 1485), Weida (23 Personen 1485), Jena (15 Personen 1485) und Arnshaugk (16 Personen 1486).200 Die Zahl und Art des Amtspersonals differierte zum Teil im Laufe des Bestehens des Amtes Leuchtenburg. Dennoch folgt für eine bessere Übersicht ein grobes Schema/Organigramm für die Zeit um 1555,201 das auch für die Jahre davor und danach durchaus Bestand hat. Schwierig ist die Einschätzung der Rolle des meist adeligen Amtmannes. Nur die frühen Abrechnungen aus dem 15. Jahrhundert setzen ihn überhaupt auf die Lohn- und Verköstigungslisten. Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts taucht der Amtmann dort nicht mehr kontinuierlich auf und man kann seine Existenz nur aus anderen Eintragungen wie Ausgaben für die Zehrung in Amtsgeschäften, dem Botenlohn oder aus parallel existierenden Urkunden und Briefen entnehmen. Diese Sonderolle wird an anderer Stelle noch zu behandeln sein.202

Abb. 6: Organigramm zur Personalstruktur des Amtes Leuchtenburg um 1555.203

198 199 200 201

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 1a (1484/85). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 117 (1485/86). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 33 (1555/56) und ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 226 (1555/56). 202 Siehe Kapitel 4.1., S. 155ff. 203 Siehe Anmerkung 201.

PERSONALSTRUKTUR

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Der Schösser hatte die Oberaufsicht über das Personal, die Amtsgüter, die Finanzen, infrastrukturellen Maßnahmen und über jegliche Verträge. Er war für den Zusammenhalt und Fortbestand des ihm anvertrauten Territoriums zuständig und musste jeden Schaden davon abwenden. Ihm oblag die niedere Gerichtsbarkeit über die Untertanen im Amtsbereich.204 Im 14. und 15. Jahrhundert war die Rolle des adeligen Amtmannes in den oben aufgeführten Aufgabenbereichen dominanter. Die Rolle des Schössers und die Entwicklung seiner Stellung in der Amtshierarchie – vor allem gegenüber dem Amtmann im 16. und 17. Jahrhundert – wird an späterer Stelle behandelt werden.205 Die rechte Hand des Schössers war der Amtsschreiber. Er führte alle Amtsund Erbbücher, Zins- und Steuerregister sowie die Handelsbücher. Er war bei allen Vertragsabschlüssen anwesend und fertigte die zugehörigen Schriftdokumente. Beim Holzverkauf hatte er das Waldregister zu führen und war auch für die Eintreibung des Holzgeldes mit verantwortlich. Bei der Aufsicht über die Pachtleute,206 Teiche, Weinberge, Flößerei und Gebäude, sollte er den Schösser entlasten und unterstützen.207 Der dem Schösser unterstehende Landrichter hatte alle hohen Gerichtssachen zu betreuen, verhörte Zeugen und Gefangene und war bei den peinlichen Gerichtsprozessen anwesend. Außerdem musste er Grenzstreitigkeiten und Erbverteilungen regeln und kontrollierte die Landvermessungen. Tot aufgefundene Personen wurden nur in seinem Beisein aufgehoben. Der Landrichter begleitete die personelle Besetzung von Richtern, Schöppen und Schultheissen in den Amtsdörfern. Er hatte auch die Aufsicht über die Landknechte zu führen, das Sie die armen leuthe mit den gebühren nicht ubernehmen dürffen.208 In beiden Unterämtern Leuchtenburg und Orlamünde gab es jeweils einen Landknecht, der neben der Steuereintreibung auch andere polizeiliche Aufgaben, wie das Gefangensetzen von Verbrechern und Verdächtigen und die Bewachung derselben im Gefängnis der Burg, ausführte.209 Die Aufgaben der Forstmeister sowie der ihnen unterstellten Forst-, Holz- und Jagdknechte, wurden bereits im Kapitel zur Jagd- und Forstwirtschaft behandelt.210 Mit dem Bau des Jagdschlosses „Fröhliche Wiederkunft“ wurde die neue Personalstelle eines 204 Siehe auch die Bestallung des Schössers Elias Nandelstedt aus dem Jahr 1612, ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 1r–14v (Transkript im Anhang 15 wiedergegeben, S. 244ff.), sowie das Kapitel 4.1., S. 155ff. 205 Vgl. Kapitel 4.1., S. 155ff. 206 Über die Pachtleute der Schafställe und Vorwerke, wie Schäfer und Hofmeister, wurde bereits unter Kapitel 2.2.1., S. 20ff. berichtet. 207 Siehe auch die Bestallung des Schreibers Conrad Grau aus dem Jahr 1654, ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 65r–78r. 208 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 61r. 209 Siehe auch die Bestallung des Landrichters Caspar Vieweg aus dem Jahr 1654, ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 57r–63r; erstmal wird ein Richter oder Landrichter im Jahr 1496 mit bei den Lohnlisten erwähnt: ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 121 (1496/97). 210 Siehe oben Kapitel 2.2.3., S. 27ff.

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

Bettmeisters/meisterin geschaffen, die fortan mit zum festen Personalbestand bis in das ausgehende 17. Jahrhundert gehörte. Die Aufgaben bestanden in der Pflege und Instandhaltung des umfangreichen Betten-, Laken- und Tücherbestandes des Schlosses sowie in der generellen Aufsicht über das Schloss und sein Inventar.211 Unter den Knechten kamen dem Torwärter und dem Eseltreiber seit dem Beginn der umfangreichen Aufzeichnungen des späten 15. Jahrhunderts eine besonders wichtige Rolle zu, denn sie werden immer extra, auch zum Teil namentlich, erwähnt. Der Eseltreiber, der mit Eseln Wasser von der Quelle holen musste oder Holzscheidte mit ihnen transportierte, musste zusätzlich gemeinsam mit dem Torwärter die Nachtwache auf der Leuchtenburg verrichten.212 Seit dem Bau des 80 m tiefen Burgbrunnens im Jahr 1552 mussten beide einmal im Jahr die Brunnenwände komplett mit Besen reinigen. Der Torwärter hatte zusätzlich noch die Aufgabe, alle Feuereßen der Burg zu fegen. 213 Neben diesem festen Personalbestand stellten vor allem die Seitenrodaer Untertanen für die direkten Aufgaben auf der Leuchtenburg eine besondere personelle Unterstützung dar, wie bereits oben ausgeführt wurde.214 Nur dieses System der direkten Einbindung im Rahmen der Fronarbeit, vor allem bei den Reinigungs-, Räumungs-, Bewachungs- und Vorsorgemaßnahmen, ermöglichte eine effiziente und ausreichende personelle Absicherung. Darüber hinaus war das Amt in viele externe personelle Beziehungen eingebunden, seien es Handwerker, Scharfrichter oder auch nur Personen, die alljährlich Mäusepulver auf die Kornböden des Amtes streuen mussten.215 Seit der Reformation, die für die Region den Einzug des Protestantismus bedeutete, wurden unter einem gesonderten Ausgabeposten für die Priester und Gotteskasten die Pfarrer in Kahla, Dienstädt und Seitenroda mit fünf (Dienstädt und Seitenroda), beziehungsweise mit 20 Gulden (Kahla) und Kornlieferungen zusätzlich vom Amt mit besoldet.216 Vor dieser Zeit, ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert, fand man zumindest immer einen Priester unter den zu verköstigenden Amtspersonen, mit dem der Pfarrer von Seitenroda gemeint war.217 Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert veränderte sich die Personalstruktur dahingehend, dass neue Bezeichnungen eingeführt und einige Posten überflüssig wurden: Nach dem adeligen Ambts Hauptmann folgt der Ambtmann,

211 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 53rff., Bestallung der Bettmeisterin Clauder zur Fröhlichen Wiederkunft. 212 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 30 (1551/52). 213 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 66 (1588/89). 214 Siehe Kapitel 2.1., S. 17f. 215 Zum Mäusepulver siehe z.B. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 81 (1603/04). 216 Siehe z.B. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 33 (1555/56) oder FRA, Nr. 121 (1645/46). 217 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1618 (1486/87); auf churfürstlichen Bevehl ist der Pfarrer zu Seidenroda dem Schosser zugestellt, Reg. Bb 172 (1536/37).

EINNAHMEN- UND AUSGABENSTRUKTUR

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der vormals Schösser genannt wurde; der Schreiber nannte sich Ambts Voget und die Gerichte wurden von dem Ambts Actuarius – vormals Landrichter – betreut. Anstelle von Landknechten werden zwei Policej Commissarii genannt und ein Floß- und Geleitsmann komplementieren die Personalliste des Jahres 1701/02.218 Knechte, Eseltreiber und Torwärter wurden nicht mehr gebraucht, da der Umzug des Amtes Leuchtenburg von der Burg in die Stadt Kahla bereits vollzogen war.

2.4. Die Einnahmen- und Ausgabenstruktur Die Amtsrechnungen vom späten 15. bis frühen 18. Jahrhundert des Amtes Leuchtenburg weisen eine auffällige Kontinuität in ihrem Aufbau auf. In den Grundelementen sind dies die Auflistungen der Einnahmen und Ausgaben in barem Geld, gefolgt von der Nennung der Einnahmen und Ausgaben in Naturalien, insbesondere der Getreiderechnung. Wesentliche Kernelemente der Einnahmen und Ausgaben sind dabei über die Jahrhunderte hinweg stets in gleicher Weise angeordnet. Diese sachliche Gliederung findet sich bei allen herrschaftlichen Finanzverwaltungen219 und deren unbedingte Einhaltung war Gegenstand der Amtsbestallung (des Arbeitsvertrages) des Schössers/Schreibers: clar, ordentlich, und wohl specificirt220 beschreibt die Bestallung des Schössers Nandelstedt des Jahres 1612 die Form der Jahrrechnung.221 Der Arbeitsvertrag gab dem Schösser auch eine Reihenfolge der verschiedenen Einnahmeposten vor: Beider Embter nuzungen an alten und neuen Erb: erkaufften, widerkeufflichen: Teich: Wasser undt Bischofen Zinsen, auch zinsbaren stücken, deßgleichen Jahr Renten, Landtbette, auch Hacke: Spundt: Frohn: Lehen: Straff: getreide: schuz und holzgeldt, Deßgleichen die nuzbarkeiten von den Fuhrwergen, Schäffereyen, Teichen, gärtten, weinbergen, gleiten undt Mühlen, Item Schweinemastungen,222 undt anders undt inn Summa alle gefelle, sie seindt erblich, steigendt oder fallend, nicht ausgeschlossen, wie auch die Landt: Tranck undt andere zufellige

218 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 172 (1701/02), der Amts Actuario tritt erstmals in FRA, Nr. 165 (1692/93) auf. 219 Vgl. SCHIRMER, Staatsfinanzen (wie Anm. 14), S. 95. 220 ThStA Altenburg, KAK, 1389, fol. 3v. 221 In ihrer Form und im Aufbau wurde die Bestallung traditionell über Jahrzehnte hinweg beibehalten und nur geringfügig angepasst. Wie der Aufbau der Amtsrechnungen des späten 15. und 16. Jahrhunderts beweist, wurde diese Form und Reihenfolge nicht nur im 17. Jahrhundert angewandt. 222 Zum Amt Leuchtenburg gehörte die Ober- und Niedergerichtsbarkeit über vier Mühlen (Blankenmühle in Jägersdorf, Heuselsmühle und Saalmühle in Kahla und Saalmühle in Jägersdorf). Diese führten jährlich zwei gemästete Schweine oder deren Geldwert in das Amt ab, vgl. TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 50.

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

steuern […].223 Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurde für eine effizientere Arbeitsund Kontrollweise ein vergleichender Mehr- oder Minderbetrag gegenüber den Vorjahresrechnung sowie dessen Ursache unter jedem einzelnen Posten vermerkt.224 Unumbgenglichen undt anbevohlenen Ausgaben wurden den Einnahmen entgegengestellt und mussten bei der jährlichen Abrechnung in der Rentnerei mit Quittanzen und bekendtnüßen und der handtwergs Leute Zetteln genauestens belegt werden.225 Konnte der Schösser keine schriftliche Anweisung vorlegen, so wurden ihm auch keine Bewirtungs- und Futterkosten für eigene getätigte Reisen oder aufgenommene Gäste rückerstattet. Auch bei den Sachausgaben für Botenlohn, Papier, Siegelwachs und Bindfaden sollte mit Maß und gewissenhaft gewirtschaftet werden.226 Im Laufe der fortschreitenden Entwicklung der Verwaltung werden die Einnahmen und Ausgaben zunehmend differenzierter. Neue Steuern, Geldquellen und Ausgabeposten entwickelten sich, obwohl die traditionellen Einnahmen- und Ausgabenposten namentlich gleich blieben. Tabelle 14 im Anhang zeigt für vertiefende Studien in einer Gegenüberstellung die Einnahmen und Ausgaben aus dem 15.,227 16.228 und 17.229 Jahrhundert.230 Ebenfalls im Anhang ist zur besseren Einordung eine Tabelle mit den Geldwerten aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit für den Bereich des Amtes Leuchtenburg dargestellt.231 Die Auswertung der Angaben über die Gesamteinnahmen und -ausgaben des Amtes von 1479 bis 1705 in den nachfolgenden Übersichten zeigt einen stabilen Finanzhaushalt, dessen Ausgaben den Einnahmen bis auf wenige Ausnahmen angepasst waren. Bei der Kurvenbetrachtung ist zu beachten, dass die Erhöhung und Verminderung von Einnahmen und Ausgaben in den wenigsten Fällen mit tatsächlichen Mehreinnahmen/-ausgaben verbunden war, sondern die Ursache im schwankenden Getreidepreis und im Bereich von Geldentwertung oder Geldwerterhöhung liegt. Diagramm 4 zeigt eine direkte Abhängigkeit des Getreidepreises zu der Finanzentwicklung.232 Die Ursachen dafür lagen in klimatisch bedingten Ernteausfällen, wie sie europaweit in der „Kleinen Eiszeit“

223 224 225 226 227 228 229 230 231 232

ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 2rf. Ebenda, fol. 3v. Ebenda, fol. 4v. Ebenda, fol. 5r. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1624 (1490/91) ThStA Altenburg, FRA, Nr. 64 (1586/87). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 124 (1648/49) und FRA, Nr. 165 (1692/93). Anhang 9, Tabelle 14, S. 225f. Anhang 12, Tabelle 15, S. 229f. In manchen Jahrrechnungen fehlen die Angaben zum Getreidepreis, weshalb es zu lückenhaften Darstellungen kommt.

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EINNAHMEN- UND AUSGABENSTRUKTUR

von 1560 bis 1630 auftraten.233 Inflationäre Krisen, in denen der Getreidepreis234 für Weizen vom Minimalwert von einem bis zwei Gulden auf vier bis sieben Gulden steigt, finden sich erneut von 1635 bis 1641,235 im Dreißigjährigen Krieg und zu Beginn des 18. Jahrhunderts.236 Entwicklung Einnahmen/Ausgaben 1479–1573

Einnahmen Ausgaben

1200 1000 Schock

800 600 400 200 0 Jahr

Diagramm 2: Übersicht der Einnahmen und Ausgaben im Amt Leuchtenburg/Orlamünde von 1479 bis 1573. Entwicklung Einnahmen/Ausgaben 1574–1705

Einnahmen Ausgaben

25000

Gulden

20000 15000 10000 5000 0 Jahr

Diagramm 3: Übersicht der Einnahmen und Ausgaben im Amt Leuchtenburg/Orlamünde von 1574 bis 1705. 233 Vgl. oben Kapitel 2.2.4., S. 34f. 234 Die fürstlichen Anweisungen an den Schösser, wie der Getreidepreis aktuell zu bewerten war, finden sich erst ab 1610 lückenlos in den Amtsrechnungen eingeheftet. 235 Siehe ThStA Altenburg, FRA, Nr. 112–118 (1635–1641). 236 Siehe ThStA Altenburg, FRA, Nr. 186–193 (1713–1721).

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

Einnahmen und Ausgaben in Abhängigkeit vom Getreidepreis Trend Getreidepreis

Einnahmen gesamt

Ausgaben gesamt

25000

Gulden

20000 15000 10000 5000 0

Jahr

Diagramm 4: Übersicht der Einnahmen und Ausgaben im Amt Leuchtenburg/Orlamünde von 1610 bis 1705 in Abhängigkeit vom Getreidepreis.

Für Abweichungen in den Normalkurven konnten auch bestimmte Bauvorhaben verantwortlich sein, zu deren Umsetzung von der Landesregierung ein erhöhter Betrag auf der Einnahmenseite zugewiesen wurde, wie dies beispielsweise 1552 für den Bau des Burgbrunnens auf der Leuchtenburg oder 1568 für Baumaßnahmen am Schloss „Zur Fröhlichen Wiederkunft“ zu sehen ist.237 Vergleicht man die Einnahmen- und Ausgabensituation des Amtes Leuchtenburg mit den anderen wettinischer Ämtern, wird deutlich, dass das Finanzvolumen dieses Amtes im Mittelfeld lag. Uwe SCHIRMER hat die Erträge kurfürstlicher Ämter von 1492/93 bis 1508/09 untersucht.238 In diesem Zeitraum hatte nach seinen Erkenntnissen das Amt Leuchtenburg-Orlamünde einen durchschnittlichen Ertrag von 365 Gulden und war damit annähernd vergleichbar mit Jena (240 Gulden), Eisenberg (299 Gulden), Weida (386 Gulden) oder 237 Für den Brunnenbau wurden 579 Schock bzw. 1658 Gulden vom Rentmeister ausgegeben: ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 220 (1552/53); für den Bau der neuen Schlossbrück auf der „Fröhlichen Wiederkunft“ stellte die fürstliche Rentnerei 350 Schock zur Verfügung: ThStA Altenburg, FRA, Nr. 44 (1568/69). 238 SCHIRMER, Staatsfinanzen (wie Anm. 14), S. 914, Tabelle XVI.

EINNAHMEN- UND AUSGABENSTRUKTUR

47

Arnshaugk (427 Gulden). Die ertragreichsten Ämter im gleichen Zeitraum waren Altenburg (2.155 Gulden), Coburg (1.908 Gulden) und Weimar (1.037 Gulden). Eine prozentuale Betrachtung der verschiedenen Posten innerhalb der Einnahmen und Ausgaben zeigt für das Amt Leuchtenburg folgende Schwerpunkte, die für den gesamten Betrachtungszeitraum relevant sind (Diagramme 5–9): Fasst man alle verschiedenen Steuern, Zinsen, Zölle und Bußgelder unter dem übergeordneten Begriff der Steuereinnahmen zusammen, so machen sie den größten Einnahmeposten des Amtes Leuchtenburg aus. Namentlich sind dies in einer ungefähren Reihenfolge ihres durchschnittlichen Finanzvolumens, beginnend mit dem höchsten Posten, der Erbzins zu Michaelis, Frongelder, Einnahmen aus zinsbaren Stücken, Einnahmen aus Gerichtsbußen, der Lehenzins, Einnahmen aus Schutzgeldern für Hausgenossen, Zolleinnahmen, das Pfingstkühegeld, der Wasserzins, die Jahrrente, der Pechofenzins (Bischoffenzins), wiederkäufliche Zinsen, die Landbethe, das Pfingstschafgeld, Steuereinnahmen aus dem Jahrmarkt zu Schöps, der Erbzins zu Walpurgis, das Hilfegeld, Zinsen für Lehenpferde, der Wiesenzins, das Spundtgeld, das Hackegeld und Teichzinsen. Der zweite Einnahmeposten, der in einigen Jahren durchaus die Steuereinnahmen übertreffen konnte, waren die Erlöse aus dem Getreideverkauf, die in den Quellen kurz „Getreidegeld“ genannt werden. Darin sind verschiedene Getreidesorten wie Weizen, Gerste, Roggen und Hafer, aufgegliedert nach den verkauften Scheffeln, zusammengefasst. Die dritte Einnahmequelle, die gleichzeitig das Charakteristikum und das Hauptmerkmal des Amtes Leuchtenburg darstellte, war der Holzverkauf. Die reichen Holzernten des Amtes verkaufte man zweimal jährlich im Frühjahr und Herbst bei den so genannten Waldgedingen an umliegende Städte, Dörfer oder Privatpersonen. Die in den Einnahmenlisten genau verzeichneten Baumsorten waren größtenteils Kynbeumhe (Kiefern), Fichten, Buchenholz, vereinzelt Tannen und das aufgrund der Verwendung der Böttcher für Weinfässer und ähnliches als potticher holcz bezeichnete Eichenholz. Der vierte wichtige Einnahmenposten setzte sich aus verschiedenen Pachtgeldern zusammen. Diese beinhalteten die verpachtete Schäferei in Kleinpürschütz (im 15. und frühen 16. Jahrhundert zusätzlich noch die Schäferei in Seitenbrück), die verpachteten Vorwerke in Seitenroda und Kleinpürschütz sowie verpachtete Schneidemühlen und andere Mühlen.

48

INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

Einnahmen 1586–1587 Pachtgelder 17%

Zinsen/Steuern 33%

Holz 17%

Zinsen/Steuern Getreide Holz

Getreide 33%

Pachtgelder

Diagramm 5: Prozentuale Verteilung der vier Haupteinnahmeposten 1586–1587.239

Einnahmen 1612–1613 Pachtgelder 9% Holz 10%

Zinsen/Steuern 31% Zinsen/Steuern Getreide Holz Getreide 50%

Pachtgelder

Diagramm 6: Prozentuale Verteilung der vier Haupteinnahmeposten 1612–1613.240 239 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 64 (1586/87).

49

EINNAHMEN- UND AUSGABENSTRUKTUR

Die Ausgaben des Amtes Leuchtenburg lassen sich in fünf Hauptgruppen zusammenfassen. Den größten Posten (ausgenommen von besonderen und zeitlich befristeten Bauvorhaben) bilden die Lohnausgaben für das Amtspersonal, die Förster und Forstknechte sowie nach der Reformation für kirchliches Personal.241 Ein weiterer wichtiger Ausgabenteil betrifft alle infrastrukturellen Kosten, bestehend aus Aufwendungen für Bauvorhaben und Instandhaltungsmaßnahmen an allen Amtsgebäuden, Vorwerken, Schlössern und Scheunen, den Ausbau und den Unterhalt von Straßen und Wegen, Wasser- und Abwasserleitungen (den so genannten Röhrenwassern) sowie darin eingeschlossen die Lohnkosten für Bauholzeinschlag und -fuhren. Ausgaben im Bereich der Rechtssprechung und Sozialdisziplinierung, wie beispielsweise Kosten für Inhaftierung und Bewachung von Straftätern, peinliche Gerichtsprozesse oder Hofgerichtsfälle, bilden die dritte Ausgabeneinheit. Unter dem Oberbegriff von landwirtschaftlichen Ausgaben, lassen sich als vierter Posten Kosten für die Bewirtschaftung von Weinbergen, Äckern, Wiesen, Teichen, Fischwassern und Hopfenbergen sowie Kosten für den Unterhalt der Esel, zugekauftes Heu oder Hafer zusammenfassen. Der fünfte und letzte Ausgabenbereich, unter dem Begriff Nebenkosten und Reise, umfasst Kosten für Reisetätigkeit und Amtsgeschäfte des Schössers und seines Personals, Kosten für die Schreiberei, Briefzustellung über Boten, gemeine Ausgaben und Gnadenerlasse.

Ausgaben 1586–1587 Nebenkosten / Reise Personalkosten Landwirtschaft 4% 19% 15%

Personalkosten Infrastruktur

Soziales / Recht 4%

Soziales / Recht Landwirtschaft Infrastruktur 58%

Nebenkosten / Reise

Diagramm 7: Prozentuale Verteilung der fünf Hauptausgabepositionen 1586–1587.242 240 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 90 (1612/13). 241 20 Gulden Jahrbesoldung erhielt der Pfarrer zu Kahla, fünf Gulden jener zu Dienstädt sowie mehrere Scheffel Korn für verschiedene Pfarrer und Schulmeister. 242 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 64 (1586/87).

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INNERE UND ÄUßERE STRUKTUR DES AMTES

Ausgaben 1612–1613 Nebenkosten / Reise 5% Landwirtschaft 8% Soziales / Recht 8%

Personalkosten 64%

Infrastruktur 15%

Personalkosten Infrastruktur Soziales / Recht Landwirtschaft Nebenkosten / Reise

Diagramm 8: Prozentuale Verteilung der fünf Hauptausgabepositionen 1612–1613.243

In den 50er und 60er Jahren des 17. Jahrhunderts kam als unmittelbare Folge des Dreißigjährigen Krieges ein neuer Punkt hinzu, der auf der Ausgabenseite verbucht wurde. Es handelte sich dabei um so genannte Caducen,244 die kriegsoder klimabedingte verlorene Einnahmen oder zerstörte Geldquellen bezeichneten. Dies können verödete Weinberge sein, zerstörte Häuser, überflutete Äcker und Wiesen, verbrannte Objekte, bei denen keine Steuereinnahmen aufgrund von höherer Gewalt einzubringen waren.245 Ausgaben 1667–1668 Nebenkosten / Reise Caducen 5% Personalkosten 4% Landwirtschaft 60% 7% Soziales / Recht 2%

Personalkosten Infrastruktur Soziales / Recht

Infrastruktur 22%

Landwirtschaft Nebenkosten / Reise Caducen

Diagramm 9: Prozentuale Verteilung der fünf Hauptausgabepositionen sowie der Caducen 1667–1668.246 243 244 245 246

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 90 (1612/13). Lat. caducus = hinfällig, vergänglich, verfallen. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 132 (1656/57) ff. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 141 (1667/68).

EINNAHMEN- UND AUSGABENSTRUKTUR

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Im Dreißigjährigen Krieg kam es auch erstmals und einmalig in dieser Dimension in der Geschichte des Amtes Leuchtenburg zu hohen Mindereinnahmen aufgrund des Unvermögens vieler Untertanen, angesichts der erlittenen Kriegsschäden den Steuerforderungen nachzukommen. Wie das EinnahmenAusgaben-Diagramm 3247 zeigt, wurde zwar kein Minusbetrag in den Jahren von 1618 bis 1648 erwirtschaftet, aber dennoch summierten sich insgesamt knapp 9000 Gulden an fehlenden Steuereinnahmen. Laut der Amtsbestallung hafteten der Schösser und nach ihm seine Erben persönlich für diese Fehlbeträge.248 Abzüglich etlicher Gnadenerlasse forderte das Amt 1659 immer noch 3999 Gulden, 15 Groschen, fünf Pfennige und ein einhalb Heller von den Erben des Schössers Valentin Thieme (1631–1654).249 Auch von den Amtsschreibern Stephan Göring (1654–1662), Conrad Grau (1662–1665) und Johann Heinrich Brezing (1665–1676) und deren Erben werden noch bis in die 1680er Jahre Gelder eingetrieben.250 Zusätzlich zu den Einnahmen und Ausgaben in Geld und Naturalien beinhaltete die Amtsrechnung auch Bestandslisten zu den amtseigenen Nutztieren und führte sorgfältige Listen über das mobile Inventar der einzelnen Amtsgebäude, die Amtsdörfer und zum Amt gehörige Fronleistungen und Dienste. Im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert veränderte sich diese Struktur und eine Entwicklung zu einem moderneren Verwaltungsapparat wird spürbar. Die agrarischen Strukturen wurden größtenteils von der Amtsträgerschaft entbunden und an Privatpersonen/Bauern verkauft. Vorwerksfelder251 und -wiesen, die Tierbestände und Weingärten finden sich ab ca. 1680/90 nicht mehr in den Amtsrechnungen. Die Verkäufe erklären die hohen Amtseinnahmen ab 1690 (siehe Diagramm 3). Das Schwergewicht der Einnahmen und Auflistungen verschob sich zugunsten der Jägerei und des Verkaufs von Wildbret.252 Ein weiterer Wandel in dieser Zeit ist innerhalb des Gerichtswesens zu verzeichnen. Gerichtsprozesse mit Scharfrichter und Schauhinrichtungen und die dafür aufgewendeten Kosten fanden kaum noch statt. Dafür wurden Straftäter in Zuchthäuser, beispielsweise nach Ichtershausen oder Gotha, verlegt.253 Das Ende der Amtsverwaltung auf der Leuchtenburg und der Umzug in die Stadt Kahla waren logische Konsequenz und Höhepunkt dieser Entwicklung. 247 Siehe S. 45. 248 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 2r, 13r. 249 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 Teilband zur Rechnung 1669/70 enthält Akte über die Thüymischen Ambts-Resta; ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1359 zu Thymischen Schulden. 250 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 136 (1664/65) für Brezing und Göring; FRA, Nr. 138 (1664-65) für Grau; FRA, Nr. 153 (1679/80) für alle drei Schreiber. 251 Von einst 26 verschiedenen Ackerfelden mit einer Größe von 200 Ackern im 16. Jahrhundert verbleiben 1670 nur noch fünf verschiedene mit gesamt 14 Ackern, ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 (1669/70). Zu der Maßeinheit Acker/Hektar siehe Anm. 69. 252 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 166 (1694/95). 253 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 185 (1712/13).

3. Die Rolle des Amtes Leuchtenburg als unterste Herrschaftsebene innerhalb der wettinischen Landesverwaltung

Johannes grave und herre czu Swarzburg alle unsere manne dy czu der herschaft czu Luchtinberg gehorn yn der herschafft und gerichten unde ußwendig geseßen lieben getruwen. Wenne wir den hochgeborn fursten und herrn herrn Fridrich ern Wilhelme unde ern Jörgen gebrudern marckgrafen czu Missen unsern gnedigen hern dy genante unsere herschaft recht unde redelich mit allen czugehorungen vorkaufft haben, heyßen wir uch unde einen ycklichen bysundern, das yz uch vortmer an dy genanten unsere hern haldet unde halden sullet, als yz uns getan habet unde sagen uch unde einen icklichen besundern sulcher hulde unde eyde qvid ledig unde los mit dysem unserm offen brive wenne wir das ouch yn deme kauffbrive getan haben. Des czu wissenschaft wir unsere insigele an dysen briff haben laßen wissentlichen drucken. Geschriben nach gotes geburte dryczehen hundert iar darnach yn deme sechs unde nunczigsten iare ame nesten Sunabende nach unsers herrn Lichnamestage.254 Mit diesem Brief vom 3.6.1396 entbandt Graf Johann II. von Schwarzburg seine Untertanen in der Herrschaft Leuchtenburg von ihrem Treueeid und verwies sie an die wettinischen Markgrafen Friedrich IV., Wilhelm II. und Georg. Vorausgegangen war der Kauf der Leuchtenburg samt dem zugehörigen Gebiet um Kahla und Roda am 27.2.1396 durch die Wettiner von den Schwarzburgern für 2100 Schock Freiberger Groschen.255 Was einen Herrschaftswechsel für die nächsten Jahrhunderte markierte, war letztendlich für die Untertanen nur eine formale Änderung, die ihren Lebensalltag kaum berührte. Die Leuchtenburg und der dazugehörige Amtsbereich blieben für die Einwohner, wie bereits seit vielen Jahren, der herrschaftliche Bezugspunkt. Mit einem einfachen Brief waren sie von ihren Treueeiden entbunden und mit einem einfachen Brief gingen diese auf eine andere Dynastie über. Der Amtsbereich als Identitäts- und Kontinuitätspunk bestand unverändert fort. Eine stabile Herrschaftstruktur war trotz vieler Herrschaftswechsel und Landesteilungen, wie sie auch für die Wettiner in Thüringen charakteristisch sein würden, nur durch die Unteilbarkeit der Ämter und die dadurch erreichte Stabilität auf der untersten Herrschaftsebene möglich. Diese Verwaltungsstrukturen waren nicht von vorne herein feststehend, sondern entwickelten sich 254 BERGNER, Urkunden (wie Anm. 3), Nr. 9, S. 6f. 255 Vgl. TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 21; CODEX DIPLOMATICUS SAXONIAE REGIAE, im Auftr. d. Königlich Sächsischen Staatsregierung hrsg. von Otto POSSE; Hauptth. 1, Abth. B, Bd. 2, Urkunden der Markgrafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen 1396–1406 (Urkunde vom 27.2.1396 und vom 5.6.1396).

54

DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

erst allmählich aus älteren Herrschaftszentren, und wurden dann maßgeblich unter den Wettinern gefestigt und ausgebaut.256 Die Amtsburg entwickelte sich zum Symbol einer uneinnehmbaren und starken Herrschaft und ihr Territorium war Messwert für Landeseinnahmen und somit den regionalen Ertrag für die zentrale wettinische Landesverwaltung. Die folgende Abbildung 7 und Tabelle 1 geben einen Überblick über die verschiedenen politischen Zugehörigkeiten und die jeweiligen Regenten des Amtes Leuchtenburg unter wettinischer Herrschaft:257

Wettinischer Gesamtbesitz 1396–1485 (Leipziger Teilung)

Ernestinischer Gesamtbesitz 1485–1572 (Erfurter Teilung) Kurfürsten/Herzöge von Sachsen Sachsen-Weimar 1572–1603 Sachsen-Altenburg 1603–1672

Sachsen-Gotha-Altenburg 1672–1826

Abb. 7: Übersicht der politischen Zugehörigkeit des Amtes Leuchtenburg vom 14. bis 18. Jahrhundert.

256 Dagmar BLAHA, Die Entwicklung der Landesverwaltung im 14. und 15. Jahrhundert, in: Hans HOFFMEISTER, Volker WAHL (Hrsg.), Die Wettiner in Thüringen. Geschichte und Kultur in Deutschlands Mitte. (Schriften des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar Nr. 2), Arnstadt und Weimar 1999, S. 60. 257 Vgl. die Regentenübersichten bei HOFFMEISTER/WAHL, Wettiner (wie Anm. 256), S. 437ff. und Detlef IGNASIAK, Die Fürstenhäuser Thüringens in Sage und Geschichte, Bucha bei Jena 2000, S. 108, 119, 136ff., 151.

DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

55

Tabelle 1: Übersicht wettinischer Regenten (Regierungszeit) für das Amt Leuchtenburg 1396–1705. Kurfürsten von Sachsen Friedrich I., der Streitbare (1381–1428), ab 1423 Kurfürst Friedrich II., der Sanftmütige (1428–1464) Ernst (1464–1486)

Wettinischer Gesamtbesitz

1485 Leipziger Teilung / Ernestinischer Gesamtbesitz

Friedrich III., der Weise (1486–1525) Johann, der Beständige (1525–1532) Johann Friedrich I., der Großmütige (1532–1547) Herzöge von Sachsen Johann Friedrich I., der Großmütige (1552–1554 Herzog von Sachsen) Johann Friedrich II., der Mittlere (1547–1565) Johann Wilhelm (1565–1572; 1572–1573 Herzog von Sachsen-Weimar)

1572 Erfurter Teilung / Haus Sachsen-Weimar

Herzöge von Sachsen-Weimar Herzog Friedrich Wilhelm I. (1572–1586 in Vormundschaft; 1586–1602) Herzog Johann (1602–1605)

1603 Teilung/ Haus Sachsen-Altenburg

Herzöge von Sachsen-Altenburg Herzog Johann Philipp (1603–1618 in Vormundschaft; 1618–1639) Herzog Friedrich Wilhelm II. (1639–1669) Herzog Friedrich Wilhelm III. (1669–1672 in Vormundschaft)

1672 Erlöschen der Linie SachsenAltenburg fällt zu ¾ an Sachsen-Gotha und zu ¼ an Sachsen-Weimar

Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg

Haus Sachsen-Gotha-Altenburg

Herzog Ernst I., der Fromme (1640–1674; ab 1672 für das Gebiet des Amtes Leuchtenburg) Herzog Friedrich I. (1674/5–1691) Herzog Friedrich II. (1691–1732)

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

Die Analyse der Amtsrechnungen und der Arbeitsaufgaben verschiedener Amtspersonen anhand ihrer Bestallungen lässt sechs wesentliche Aufgaben und somit Merkmale von Herrschaft erkennen, die in den nachfolgenden Unterpunkten mit Beispielen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert näher beleuchtet werden sollen.258 An wirtschaftlich bedeutendster und somit an erster Stelle steht die Finanzverwaltung. Im frühneuzeitlichen Finanzstaat ist sie das Wesen des untersten Herrschaftsbereiches und misst dessen jeweiligen Wert und Ertrag.259 Die Sozialdisziplinierung und die Umsetzung von Recht und Ordnung als weiteres Charakteristikum von Machtausübung und Herrschaft stehen an zweiter Stelle. Als dritter Punkt wird der politische Aufgabenbereich des Amtes betrachtet. Entwicklung und Infrastruktur als vierter Punkt sowie die Rolle des Amtes als Arbeitgeber und Versorger als fünfter Punkt stehen für den Erhalt und den Ausbau der Strukuren und somit des wirtschaftlichen Ertrages. Den sechsten und letzten Punkt bildet die Rolle des Amtes als militärische Herrschaftseinheit.

3.1. Die Finanzverwaltung „Es liegt im Wesen jeder geregelten Verwaltung begründet, mag sie nun eine fürstliche oder herrschaftliche oder selbst die eines vermögenden Privatmannes sein, dass sie genau wissen muss, was ihr zukommt, wie viel an liegenden Gütern oder Habe ihr gehört, auf welche regelmäßigen Einkünfte sie zu rechnen hat.“260

Diese Feststellung Woldemar LIPPERTS in der Einleitung zur Edition des Lehnbuchs Friedrichs des Strengen aus den Jahren 1349/50,261 das als erstes Werk die wettinischen Territorien als finanzielle Größe erfasst, beschreibt das Hauptcharakteristikum einer geordneten Finanzpolitik. In Thüringen entwickelte sich diese jedoch erst spürbar im 15. Jahrhundert, als mit dem Aufbau einer stabilen Staatsgewalt nach den wirtschaftlichen Zusammenbrüchen in Folge des Sächsischen Bruderkrieges begonnen wurde.262 Einen Meilenstein markierte diesbezüglich die erste wettinische Landesverfassung für Thüringen, die 1446 258 Die Bestallungen eines Schössers ist im Anhang 15 auf S. 244ff. abgedruckt. 259 SCHIRMER beschreibt die Finanzverwaltung als tragendes Element des frühmodernen Staates, SCHIRMER, Staatsfinanzen (wie Anm. 14), S. 34. 260 Zitat von Woldemar LIPPERT, zitiert nach HOFFMEISTER/WAHL, Wettiner (wie Anm. 256), S. 55. 261 Woldemar LIPPERT, Hans BESCHORNER (Hrsg.), Das Lehnbuch Friedrichs des Strengen Markgrafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen 1349/1350, Leipzig 1903. 262 Vgl. SCHIRMER, Staatsfinanzen (wie Anm. 14), S. 67ff.

FINANZVERWALTUNG

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Herzog Wilhelm erließ.263 1469 wurde Johann von Mergenthal als Landrentmeister ernannt, der das Finanzwesen grundlegend reformierte. Die Einschränkung der Hofhaltung und die regelmäßige Kontrolle der Amtleute standen im Mittelpunkt seiner Bemühungen um die Hebung der Finanzen. Basis dafür war eine zentrale Einnahmenkasse, die seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Kontrolle über alle Einnahmen und Ausgaben führte sowie die Tendenz zur festen Residenzbildung am Standort Weimar, gegenüber der kostspieligeren und dezentralen Reiseherrschaft, die sich bereits im 14. Jahrhundert herauszubilden begann. 264 Die Betrachtung des Abrechnungszeitraums der Leuchtenburger Amtsrechnungen verdeutlicht diesen Prozess: Die im Dresdner Staatsarchiv erhaltenen Rechnungsprotokolle des frühen 15. Jahrhunderts belegen völlig unregelmäßige Abrechnungen, deren Zeiträume von nur einem halben Jahr bis zu sieben Jahren differieren. Durchschnittlich wird alle vier Jahre abgerechnet. Der Abrechnungsort ist mit Arnshaugk, Saalfeld, Altenburg und Torgau ebenfalls immer unterschiedlich.265 Von 1439 bis 1479 fehlen sämtliche Notizen, was kriegsbedingte oder andere Ursachen haben kann. Die Rechnung des Amtsschössers Hermann Berlitz der Jahre 1479–1483 rechnet letztmalig über einen längeren Zeitraum von vier Jahren und 46 Wochen ab.266 Danach setzt eine lückenlose Überlieferung von Amtsrechnungen ein, die jährlich am festen Residenzorten Weimar (später in Altenburg) abgerechnet wurden. Eine Vereinheitlichung der Buchführung ermöglichte eine erhöhte Kontrolle und ein effizienteres Abrechnen. Die ab 1485 vorhandenen jährlichen Abrechungen des Amtes Leuchtenburg sind grundsätzlich im gleichen Schema gehalten, ebenso wie die übrigen wettinischen Amtsrechnungen.267 Im Prozess der Weiterentwicklung und Differenzierung der Landespolitik kamen im Verlauf des 15. bis 17. Jahrhunderts weitere Einnahmen- und Ausgabenposten dazu, wie bereits unter Kapitel 2.4. verdeutlicht wurde.268 Hintergrund ist das ständige politische Bestreben, das Einkommen durch neue Steuerquellen oder die Erweiterung der landwirtschaftlichen Flächen und deren 263 Vgl. Dagmar BLAHA, Landesherrliche Städtepolitik, in: HOFFMEISTER/WAHL, Wettiner (wie Anm. 256), S. 34 sowie DIES., Die erste wettinische Landesordnung von 1446, in: HOFFMEISTER/WAHL, Wettiner (wie Anm. 256), S. 71–76. 264 BLAHA, Landesverwaltung (wie Anm. 256), S. 60 und auch STREICH, Brigitte, Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der Wettinische Hof im späten Mittelalter, Köln 1989. 265 Vgl. Übersicht bei TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 11–13; SHStA Dresden, Bestand 10005 (Hof- und Zentralverwaltung), Loc. 4333, Nr. 6. 266 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 112. 267 Vgl. Gesamtthüringische Ämterrechnugen im ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 107– 234. 268 Vgl. oben Kapitel 2.4., S. 43ff.

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

Ertragssteigerung zu erhöhen.269 Dies ist auch formal bei der Betrachtung der Amtsrechnungen spürbar: Die ersten Rechnungsprotokolle des Amtes Leuchtenburg aus dem frühen 15. Jahrhundert beschränken sich auf Aneinanderreihungen von Zahlen und Fakten, die zwei bis sieben Quartblätter umfassen. Die Amtsrechnungen ab dem Jahr 1485 haben bis zur Jahrhundertwende die Form eines in der Mitte der Länge nach durchtrennten Quartblattes. Diese langen und schmalen Rechnungen umfassen nur maximal 50 Seiten. Um 1500 findet man dann durchgängig Quartblätter, die sich in den 20er und 30er Jahren des 16. Jahrhunderts in ihrem Umfang rasant verdoppeln und verdreifachen: Sind es um 1520 circa 100 Blatt, finden wir bereits 1533 140 und ein Jahr darauf 218. 1540 sind es dann bereits 315 Blätter und diese Anzahl wird auch im 17. Jahrhundert ungefähr beibehalten. Dass die Finanzkraft eines Amtes dessen Wesen prägte und als Bemessungsgrundlage von Herrschaft galt, zeigt die Praxis der Landesteilung von 1485, der der finanzielle Ertrag der einzelnen Ämter als kleinste landesherrliche Verwaltungseinheit zugrunde gelegt wurde.270 Eine effiziente Finanzverwaltung beinhaltete aber nicht nur die Steuereinnahmen, sondern auch die Oberaufsicht über alle vertraglichen und finanziellen Angelegenheiten der Amtsdörfer und -städte, was durch die Aufgabenverteilung an den Schösser geregelt war.271 Im Übrigen sei auf das oben behandelte Kapitel zur Einnahmen- und Ausgabenstruktur verwiesen, in dem bereits auf die Finanzverwaltung des Amtes eingegangen wurde.272

3.2. Recht, Ordnung und Sozialdisziplinierung Im Besitz von Gerichtsrechten manifestierte sich ein zentraler Aspekt von Herrschaft. Zum einen stand die Gerichtsbarkeit für Machtausübung und zum anderen verbanden sich mit den resultierenden Strafgeldern nicht unerhebliche wirtschaftliche Einnahmen. In der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gerichtsbarkeit lag aber auch ein ernormes Konfliktpotenzial, denn oftmals bestanden in nur einem Dorf ganz verschiedene rechtliche Strukturen aus landesherrlichen, adeligen oder kirchlichen Ansprüchen.273 269 Vgl. Johannes MÖTSCH, Der Ausbau des Territoriums, in: HOFFMEISTER/WAHL, Wettiner (wie Anm. 256), S. 42. 270 Volker GRAUPNER, Die Leipziger Teilung von 1485, in: HOFFMEISTER/WAHL, Wettiner (wie Anm. 256), S. 87ff., hier Seite 90. 271 Vgl. unten Kapitel 4.1., S. 155ff. zum Schösser und seinen Aufgaben. 272 Vgl. oben Kapitel 2.4., S. 43ff. 273 Vgl. die Arbeit von TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), der ausführlich in seiner Analyse zu den Dörfern des Amtes Leuchtenburg unterschiedliche Rechtszugehörigkeiten unterscheidet; siehe auch Dagmar BLAHA, Landesordnung 1446 (wie

RECHT, ORDNUNG, SOZIALDISZIPLINIERUNG

59

Aus der frühen Amtszeit des 14. und 15. Jahrhunderts sind Informationen zur Gerichtsbarkeit aus Urkunden der Landesherren oder von Adeligen zu entnehmen, die beigelegte Streitigkeiten oder Vertragsabschlüsse besiegeln.274 Auch in dem im Jahr 1457 begonnenen Erbbuch des Amtes Leuchtenburg wurden traditionelle, mündliche Überlieferungen von Recht und Ordnung festgehalten.275 Gerade in dieser Zeit des ausgehenden Mittelalters wandelte sich das Bild des Rechtswesens allmählich. Mündlich überlieferte Gewohnheitsrechte wurden durch schriftlich festgehaltene Gesetze, wie die Landesordnung von 1466276 oder die Polizei- und Landesordung von 1556,277 ergänzt und gelehrte Juristen verdrängten Laienrichter.278 Dies bestätigen auch die Eintragungen zu Rechtshandlungen im Amt Leuchtenburg aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert, die sich vor allem auf Aussagen von Dorfältesten berufen.279

274

275 276 277 278 279

Anm. 263), in: HOFFMEISTER/WAHL, Wettiner (wie Anm. 256), S. 71ff. und Hagen RÜSTER, Landfrieden und Rechtssprechung, in: HOFFMEISTER/WAHL, Wettiner (wie Anm. 256), S. 79ff. Vgl. Urkundenbuch der Stadt Jena, Nr. 106 (22.7.1423), Nr. 278 (13.4.1436), Nr. 428 (23.11.1448), Nr. 466 (vor 1.11.1451), Nr. 571 (1.9.1466), Nr. 924 (16.6.1498); BERGNER, Urkunden (wie Anm. 3), Nr. 17 (14.5.1424), Nr. 45 (16.2.1487), ebenda Stadthändel Nr. 55 (9.6.1464), Nr. 63 (26.4.1466), Nr. 176 (22.4.1482), Nr. 240 (21.9.1490), Nr. 251 (30.5.1492), Urfede Nr. 308 (1468), Nr. 309 (ohne Datum), Nr. 310 (1474) ThStA Altenburg, A.G. Kahla, Cl. XI. Ca. Nr. 1 (Erb- und Kopialbuch des Amtes Leuchtenburg von 1457). Vgl. Dagmar BLAHA, Landesordnung 1446 (wie Anm. 263), in: HOFFMEISTER/WAHL, Wettiner (wie Anm. 256), S. 71ff. Pollicey und Landtsordenung 1556 (wie Anm. 138). RÜSTER, Landfrieden (wie Anm. 273), in: HOFFMEISTER/WAHL, Wettiner (wie Anm. 256), S. 79ff. So heißt es beispielsweise in einer Akte zu Handlung und Schriften zwischen Herzogk Ernsten zu Sachsen, churf. Herzogk Albrecht und deroselbst […] Herzogk Wilhelm zu sachsen […] in den Emptern Jehna, Burgau und Leuchtenbergk, ThHStA Weimar, EGA, Reg. Gg 1002, Weimar (1448–1475): Hanß Stroman Und Hanß Mertin zu Ober Podenitz sagen yn sey wissentlich und sind dabie gewest vor vierzig Jaren das Concz Kroy desßmals Richter zu Luchtemberg Ein Halß gerichte uber einen genant Curd Fust der einen sole habe ermordet genant Concz von Buch gesessen habe uff der Welmiß uber Robiß in eim holczchen. Das ist wissen auch [....], ebenda fol. 4v. worauf die Aufzählung von verschiedenen Zeugen folgt. In dem selben Aktenstück heißt es weiter: Hans Moller zu Ruttersdorff ist elder dann sechzig Jar und had gesagt […] daß er vernommen had wie der alde mauwer zu Rotha eyne dip in sinem Hofe gefangen habe und gein Lobeda geantwort der dann an den galgen gehanget wart daselbst als hatte yn Grave Hans von Schwartzpurg gefangen und er hatte bie drien virteln Jares in dem gefengniß zu luchtemberg gelegen [...] das had hans Franckendorff von Jehna auch mal von sinem vater gehort sagen., ebenda fol. 8v, vgl. TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 79. In einem Streit über die Höhe von Fronarbeiten im Amt Leuchtenburg aus dem Jahr 1507 werden umfangreiche Befragungen von Ältesten aus verschiedenen Dörfern und Städten veranlasst, wobei unter anderem Hermann Flemigk, Bürger zcu Orlamünde 80 jar alt [...], Hanß von Worinster zcu Pewttelstorff (Beutelsdorf) gedenkt 77 jar saget synn alder sey fast hundert jar [...], der Alte Hanß Hoylßburgk, 65 jar [...]

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Zu Beginn der Frühen Neuzeit stützte sich im wettinisch-thüringischen Herrschaftsbereich die Rechtssprechung auf der untersten Ebene auf die Ämter, in deren Bereich Stadt- und Landgerichte tätig waren. Die wettinischen Brüder Ernst und Albrecht hatten 1483 in Leipzig ein Oberhofgericht gegründet, das lange Zeit für beide wettinischen Linien, wie sie ab 1485 entstanden, zuständig war.280 Erst nach dem Schmalkaldischen Krieg verboten die Ernestiner ihren Untertanen, sich an das albertinische Gericht zu wenden, und richteten 1566 in Jena ein Hofgericht ein. Nach der Gründung der eigenen Landesuniversität als Folge des Verlustes von Wittenberg verfügten sie auch über ein eigenes Spruchkollegium, bestehend aus Schöppenstuhl und Juristischer Fakultät, das rechtliche Auskunft erteilte und Urteile formulierte.281 Der Schwerpunkt der nachfolgenden Betrachtung liegt auf detaillierteren Aussagen zum Ablauf von Prozessen im Amt Leuchtenburg und auf der Leuchtenburg selber, zu konkreten Straffällen und Urteilen, wofür die ausführlichen Amtsrechnungen des Amtes Leuchtenburg ab dem Jahr 1485 als Hauptquellen genutzt werden. Diese Quellen betrachten ausschließlich finanzielle Aspekte eines Gerichtsfalls in Form von Einnahmen und Ausgaben für das Amt und sind entsprechend zu lesen. Hinweise zu anwesenden Personen bekommt man oftmals nur durch die Angaben über vom Amt bezahlte Unkosten für Mahlzeiten und Getränke, und die Art der Hinrichtung ist, wenn überhaupt, nur deshalb vermerkt, weil die Geräte dazu erst gegen Bezahlung angefertigt werden mussten.282 Prozessakten, die es auf alle Fälle gegeben haben muss, sind in den meisten Fällen vernichtet worden oder aus anderen Gründen nicht mehr vorhanden. Nur fünf ausführliche Strafprozessakten mit Verhören und Urteilen konnten in den Archiven von Altenburg, Weimar und Dresden aufgefunden

sowie Hanß Euderman zu ezelbach, 60 jar [...] zu Wort kommen. ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20606, fol. 16vff. 280 Zum Leipziger Oberhofgericht vgl. SCHIRMER, Staatsfinanzen (wie Anm. 14), S. 148– 150. 281 Nicole GROCHOWINA, Ein „besonderes“ Verhältnis. Der Jenaer Schöppenstuhl und die Universität in der Frühen Neuzeit, in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 57 (2003), S. 89–104; sowie Joachim BAUER, Andreas KLINGER, Alexander SCHMIDT u. Georg SCHMIDT (Hrsg.), Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2008, S. 47ff. 282 Jeweils ein Beispiel von denen unzählige andere hätten angebracht werden können: ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20608 (1518/19) fol. 72r: 8 gr Haben der Richter und Schepffenn zcu Groesenn Eydersdorff (Großeutersdorf) vorzehrt als sihe das erst halcze gericht uber georgen weidenhain gesessen, welcher seine kint vorbranth. Die Art der Hinrichtung von Cunegunda Pfortner, die den Schweinestall von Hans Pachmann aus Kleinpürschütz angezündet hatte, erfährt man durch Ausgaben für 1 Schock (ß) Reisig, 3 Fronwagen, die Reisig und Holz an die Richtstätte geführt haben, 6 Klafter Holzscheite, ½ Pfund Pulver, 1 Schaufel und eine Rodehacke: Sie wurde verbrannt. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 39 (1562/63).

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werden.283 Aufschlussreich ist auch das Findbuch zu den Peinlichen Malefizsachen aus dem 16. Jahrhundert,284 das aus dem Amt Leuchtenburg Kurzbeschreibungen von peinlichen Straffällen für den Zeitraum von 1540 bis 1573 enthält.285 Nur eine einzige der dort beschriebenen Akten war noch einsehbar und nicht vermodert oder anderweitig verloren gegangen.286

3.2.1. Der Ablauf von Prozessen Für die Inhaftierung und Disziplinierung der Untertanen war kein besserer Ort geeignet, als die wehrhafte Leuchtenburg selber, die, weithin sichtbar über der Bevölkerung thronend, zusätzlich abschreckende Wirkung erzielen konnte. Die noch heute nahezu vollständig erhaltene Wehranlage der Leuchtenburg wurde vermutlich nach dem Sächsischen Bruderkrieg in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet und mit vier Türmen, einem Zwinger und doppelter Wehrmauer versehen.287 Die Wehrtürme waren jeweils in drei Geschossen mit Schießscharten ausgestattet und über eine steinerne Wendeltreppe etagenweise verbunden. Mangels fehlender äußerer Bedrohung hat man sie in der Folgezeit für eine innere Defension umgenutzt.288 Wie die Amtsakten unter den Punkten Ausgaben zur Rechtfertigung der Gefangenen und Thurmstraffen belegen, hat man die Türme in ihren unteren Etagen spätestens ab dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts für Inhaftierungen, strafrechtliche Verhöre und Folterungen genutzt. In der Leuchtenburger Amtsrechnung des Schössers Peter Wolfram (1535– 283 SHStA Dresden, 10024-Loc. 8084-02 fol. 71rff. (Akte über das peinliche Verhör und das anschließende Urteil des Wildpretschützen Samuel Blumentritt aus Schleifreisen, 1612); ThStA Altenburg, AG Kahla Cl. XIII Nr. 1 (1664): Verhör und Urteil der Kindsmörderin Anna Maria Neidold aus Lindig, 1664; ThStA Altenburg, AG Kahla Cl. XIII, Nr. 1 (1676): Die von Erhardt Leutenberger an Hanns Eismann in Partschefeld verübte Mordtthat, 1676; ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss fol. 885 Nr. 2: Hans Weber zu Langen Orla hat Jobst Blumensteins Tochter geschwengert, 1570; EGA, Reg. N Nr. 1017 fol. 49r–74v sowie fol. 114v–116r: Fall des Wiedertäufers Hans Schleier aus Riethnordhausen, siehe auch unten Kapitel 3.2.5., S. 90ff. 284 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss Findbuch (2 Bände). 285 In diesem Zeitraum werden 73 Strafakten aufgeführt. 286 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss, fol. 885 Nr. 2: Fall Hans Weber (1570). 287 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1622 (1489/90) verweist auf den Bau der Wehrtürme unter dem Amtmann Dietrich Gans (1466–1479). 288 Vor diesem Umbau der Wehrtürme zu Gefängnistürmen wurde der untere Teil des Bergfrieds für diese Zwecke genutzt, vgl. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 10 (1532/33): 18 gr dem klein schmidt zue kahll vor ein eyssern gegytter und fur ein schloß und einen schlüssel auff dem thorme uber das loch do mahn die gefangenen ein lest zu machen lohn gegebenn. Ältere Forschung zu den Wehrbauten vgl. Franz LEHMANN, Die Wehrbauten der Leuchtenburg, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde zu Kahla und Roda 7 (1920), S. 305–335 sowie HAUFSCHILD, Leuchtenburg (wie Anm. 1) und KAISER, Leuchtenburg (wie Anm. 1).

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1559) zum Jahr 1535/36 heißt es: 50 gr habe ich dem steynmeczen zu Kahll von dem Nawen gefencknis welchs auß bevehll menes gnedigen herrn und uff des Herrn Cammerers mundtlichen berichts Hansen Schleuer umb linderung willenn zugericht und in dem Thorm nach dem pfaffen pergk durch das gewelbe ein loche geschlagen den Schudt daruff dreyer ellenn hoche außgemauert die thoer am wendell steynn und die zwej fenster vormauertt ist ime in bejsein Hentzn Nagels des landtknechts uberheupt vordingett und bej vierzehnn tagenn daran gearbeitt.289 Man vermauerte alle Turmöffnungen in der unteren Etage, ebenso die Wendeltreppe nach oben, um eine etwaige Fluchtmöglichkeit über die Fenster und den Wendelstein auszuschließen. Neuer Zugang in das dunkle Verließ wurde ein Loch im Gewölbe, durch das die Gefangenen an einem Strick herunter und zu Befragungen oder zur Folter wieder nach oben gezogen wurden.290 Man kann davon ausgehen, dass vor dieser Umnutzung der Wehrtürme der untere Teil des Leuchtenburger Bergfriedes für die Festsetzung von Gefangenen gebraucht wurde.291 Bei großer Kälte oder aus Gnade wegen schlechter körperlicher Verfassung der Straftäter wurde die beheizbare Torstube der Burg für Inhaftierungen verwendet, was aber zusätzlichen Bewachungsaufwand verursachte, denn im Gegensatz zur Torstube waren die vermauerten Türme auch ohne Wächter nahezu ausbruchssicher.292 Die Lebensbedingungen in diesen kalten 289 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 13, fol. 121r. 290 Siehe auch Ulrike KAISER, Der Fall „Hans Schleier“. Vom Leuchtenburger Gefängnisturm und mitteldeutscher Religionsgeschichte, in: Zeitschrift für Thüringische Geschichte 63 (2009), S. 307–319. 291 Vgl. Anm. 288. Die Leuchtenburger Amtsakten benennen nur noch einen späteren Fall aus dem Jahr 1628/29, wo mit Sicherheit der große Bergfried als Gefängnis genutzt wurde: Hans Neuber zue Heilingen der den Ahnschlag gemacht haben solle, das dem Orlamündischen botten die tranksteuer von zweien im quartier zue Heilingen gelegenen Reutern, abgenommen worden ist, 5 wochen undt 10 tage oben ufm Thurme gelegen, hat sich selbst los gebrochen undt ahn dem Seile damit die gefangenen in die Thürme gelaßen werden, ziemblich hoch bejm großen Thurme herunter undt ferner am alten Brunnen seil, welches ufm innern graben gelegen undt ausdorren sollen, inn eusern graben gelaßen undt darvon gemacht, ThStA Altenburg, FRA, Nr. 105 (1628/29). Die Bezeichnungen oben ufm Thurme und hoch bejm großen Thurme herunter machen deutlich, dass es sich nicht um die Wehrtürme gehandelt haben kann. 292 Vgl. beispielsweise ThStA Altenburg, FRA, Nr. 27 (1548/49) der Gefangene Caspar von Hagenest wird in der Thorstuben an Ketten geschlagen und vorwahrt, worauf 56 Groschen Wachegelt anfallen; ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78) 2 fl 10 gr Lohn für Volckmar, daß er den Gefangenen 3 Wochen und 4 Tage und nacht hat bewacht, und weil er also hart verwundet gewesen, hatt man ihn nicht draußen im Thorm setzten; 1583/84 wird vermerkt, dass zur zusätzlichen Bewachung von Urban Reinhardt weitere Kosten entstehen denn er im Torm erfrohren, daß Ihme der Leib und Schenkel dermaßen zerschwollen und zubesorgen gewesen, do er lenger hette siczen sollen, daß er gestorben sowie im gleichen Jahr erhält Hans Müller acht Gulden für zwölf Wochen Lohn, welcher den Gefangenen Cunz Wuestener inn d. Thorstuben bewachen und Eßen geben müßen, den er keine Handt zum Maul bringen können, so hat man Ihne auch wegen seiner Schwachheit nicht hinein Im Thorm lassen, FRA Nr. 61 (1583/84); FRA, Nr. 89 (1611/12) wird der verurteilte Totengräber aus Naschhausen Ritze Richter drei wochen in

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und dunklen Türmen waren denkbar schlecht und nicht selten gaben Häftlinge einem Freitod den Vorzug: 1562/63 entstehen Kosten in Höhe von einem Schock, Uf den Gefangenen Nickel Sonnekalp von Jegersdorff [...] für den Abdecker zu Kala, das ehr den gefangenen, welcher sich inn dem Thurme mitt einer Hutschnüre und einem Hosenbandt selbst erstreckt, auß dem Thorm gezogen, und neben das gericht begraben hat.293 Von menschlichen Exkrementen angezogen, waren Würmer und Ratten oft die einzige Gesellschaft der Häftlinge: Im selben Jahr werden nochmals 42 Groschen an den Abdecker zu Kala gezahlt, von dem Schleuer Thurm auszufegen, von wegen des vielfeltigen gewurms so darinnen gewesen.294 1666 wurden zumindest zwei der vier Wehrtürme (der heutige Münz- und Kleiderturm)295 zu komfortableren, beheizbaren Gefängnissen umgebaut. Man nutzte die Gewölbekonstruktion, um im unteren Teil einen Ofen einzubauen, dessen Wärme durch die Löcher im Gewölbe nach oben aufstieg, wo die Gefangenenstube mit Tisch und Bank eingerichtet war.296 War noch im 14. und 15. Jahrhundert der adelige Vogt oder Amtmann sowohl für gerichtliche, militärische und administrative Aufgaben zuständig, so fand ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert eine zunehmende Differenzierung der Aufgabenbereiche und des Amtspersonals statt.297 Der Schösser entwickelte sich zum neuen und professionell ausgebildeten Amtsträger, der zunächst die Finanzverwaltung und später auch die Gerichtsbetreuung übernahm, weshalb er auch bei der nachfolgenden Betrachtung im Mittelpunkt steht. Die Amtsbestallung des Schössers gibt über den konkreten Ablauf von hohen und niederen Gerichtsfällen298 Auskunft:299

293 294 295 296

297 298

den Thurm gesteckt, die anderen fünft wochen hat er da nicht bleiben können großer kelte wegen, ohne das die schenkel ganz erfröhret. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 39 (1562/63). Ebenda. Die Türme sind leicht als der östliche Münzturm und der nördliche Kleiderturm zu identifizieren, weil sie die einzigen sind, die in der unteren Etage einen Eingang haben, so wie er 1666 zu Befeuerung der Öfen in der unteren Etage notwendig wurde. Die Umbaukosten beliefen sich auf 165 Gulden: ThStA Altenburg, FRA, Nr. 145 (1665/66). Im Inventarverzeichnis wird die Funktionalität folgendermaßen beschrieben: In den beeden Gefängnissen, welche Anno 1666 auerbauet worden: Sind alle beide von Werckstücken mit Eisernen Wallen und Clammern, wohlbewahret, undt vierfach eiserne Spitzen und Gütter Eiserne eingemachte Rincken in der Wandt kleine runde eiserne Gütterlein über denen Löchern da die Werme herauf gehet; 1 Tisch und 1 Banck in das Gefängnüß; Unter diesem Gefängniß ist wiederumb ein klein gewölbe, darinnen ein Gemeiner Ofen welcher allen beeden Gefängnissen durch die aufgeführten 2 Löcher erhiczet, welcher ganz zu Grunde gangen, und ist iedes mit 2 Thüren daran die Inwendige mit Eißern Blech wohlverwahret, die Auswendige aber von starcken Eichenen Pohlen, mit eisernen Riegeln. Vor ieder inwendigen Thüren liegen 2 starcke Vorlege Schlösser vor de auswendigen aber vor ieder eines. FRA, Nr. 146 (1672/72) fol. 152f. Siehe auch unten Kapitel 4.1., S. 155ff. und vgl. HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9). Die hohe Gerichtsbarkeit umfasste das Richten über Sachen, die an „Hals und Hand“ gingen, also Leibes- oder Lebensstrafen nach sich zogen. Die niedere Gerichtsbarkeit umfasste entsprechend die kleineren Delikte über „Haut und Haar“.

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Abb. 8: Aufriss des Marterturms als Wehrturm (links) und nach den Umbauten zum Gefängnisturm, Stiftung Leuchtenburg 2010 (gezeichnet von Gerhard Löwe).

Darin wird beschrieben, dass neben der Verantwortung für den Finanzhaushalt das Wahren von Recht und Gerechtigkeit entsprechend der Landesordnung eine zentrale Aufgabe des Schössers war. Täglich wurden in der Amtsstube, im 299 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, Bestallung (Arbeitsbeschreibung und -anstellung) des Amtsschössers Elias Nandelstädt (1611–1615). Auch wenn dies eine Bestallung aus dem frühen 17. Jahrhundert ist, kann davon ausgegangen werden, dass sich Traditionen und Gebräuche überliefert haben und dieselben Anweisungen auch für Schösser des späten 15. und 16. Jahrhunderts galten. Vollständiges Transkript siehe S. 244ff.

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Torhaus der Burg, die Amtsuntertanen wegen ihrer irrungen und gebrechen verhört, und der Schösser hatte dem rechten […] gemes zuentscheiden300 und sich stets unparteiisch zu zeigen.301 In den meisten Fällen handelte es sich um Schlägereien, Beschimpfungen, Gotteslästerung oder üble Nachrede, also um Fälle der niederen Gerichtsbarkeit. Das Rechtsverständnis der Amtsuntertanen war soweit ausgeprägt, dass man sich bewusst an den Schösser wandte und darauf vertraute, von ihm als Amtsperson eine gerechte Behandlung des persönlichen, individuellen Falls zu erfahren und sein Recht durchzusetzen. Beispielsweise sei auf den Fall der Margaretha Topffer aus Jägersdorf verwiesen, die 1547 von ihrem Bruder Hans Michel mit einem topff blutrünstigk geworffen darzu mit einem bloßen messer uber lauffen wurde, weshalb sie sich im ampt an mich beclaget derhalben ich ihn auch habe gefenglich einfordern lassen.302 Wurden Untertanen aufgrund ihrer Unrechtshandlungen auf der Leuchtenburg eingesperrt, dann hatte der Schösser darauf zu achten, dass eine Freilassung erst nach vollständiger Bezahlung der vom Amt aufgewendeten Unkosten (cost- und sizegeldt303) erfolgte. In schweren Krisenzeiten, sei es durch wetterbedingte Ernteausfälle und eine in diesem Zusammenhang entstandene Inflation oder durch kriegsbedingte Ereignisse, sah die Praxis vor, anfallende Bußgelder der Untertanen mit längeren Turmhaftstrafen abzugelten. Während der „Kleinen Eiszeit“304 in den 1570er und 80er Jahren wurde beispielsweise bei den Bußgeldeinnahmen des öfteren Folgendes vermerkt: Denn obwohl dis Jahr eczliche Personen Busfellig wordenn seinn doch die selbigen wegenn der geschwinden teuren Zeit, auch sonderlich Irer Unvermögenheit halben desto herter mit gefengnis gestraft worden.305 In diesen Fällen der niederen Gerichtsbarkeit handelte der Schösser alleine und führte darüber detailliert Buch. Wenn er jährlich in den Amtsdörfern ein Rügeoder Ehegericht abzuhalten hatte, dann geschah dies gemeinsam mit dem Landrichter. Peinliche Angelegenheiten der Hohen Gerichtsbarkeit wurden von Richtern, Schöppen und Beisitzern verhandelt. Der Schösser hatte bei allen Prozessen anwesend zu sein, genauestens in den Jahresrechnungen Bericht zu erstatten und die Kosten zu kalkulieren. Der Ablauf dieser Prozesse war in der Regel immer gleich: Zunächst wurde der oder die Beschuldigte auf der Leuchtenburg inhaftiert und ein Bericht an die Landesregierung in Weimar (später Altenburg) geschickt. Zur Urteilsfindung wandte man sich entweder an das Sächsische 300 301 302 303 304 305

Ebenda, fol. 5v. Ebenda, fol. 12r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 26 (1547/48). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 11v. Siehe oben S. 34f. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 48 (1571/72), oder auch FRA, Nr. 61 (1583/84): hierüber seindt nachfolgende Personen mit dem torm gestrafft worden, welche auß unvermögen, keine geldt straffe geben können.

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Hofgericht in Wittenberg306 oder an das Leipziger Oberhofgericht, die anhand der durch gütliche (ohne Folter) oder scharfe Frage (mit Folter durch den Scharfrichter) erhaltenen Aussagen und des entsprechenden Verhörprotokolls sowie der Zeugenvernehmung eine Urteilsempfehlung aussprachen. Die Folter war kein willkürliches Quälen, sondern Teil eines rechtlich geregelten Beweisverfahrens zur Ermittlung des Tatgeschehens.307 Nur ein Geständnis brachte die rechtliche Legitimation der Verurteilung. Gestand ein Beschuldigter unter der Folter die Tat, so musste er oder sie die Aussage auch danach noch einmal ohne Folter wiederholen und wurde erst dann verurteilt. Wenn aber ein Beschuldigter auch unter der härtesten Folter bei seiner Aussage blieb, eine Straftat nicht begangen zu haben, galt dies als sicherer Beweis für seine Unschuld. Beispielsweise sei hier der Fall der Catherina Friczsche erwähnt, die von einem gewissen Hans Lucke schwanger wurde und ihr totes Kind im Feld begraben hatte.308 Zur Rechtseinholung wurde ihre Akte an das Leipziger Oberhofgericht geschickt, das die Empfehlung aussprach, die vermeindliche Kindsmörderin peinlich zu befragen und im Falle eines Geständnisses in einen sack mit einem hanne [= Hahn, d.V.], kaczen und hunde und schlangen zu stecken, um anschließend ertrenckt zu werden. An den Scharfrichter bezahlt man bereits Geld für vier Ellen Leinwand, aus dem der Sack zum Ertränken gefertigt wurde. In der peinlichen Befragung bestand Catherina Friczsche darauf, daß sie das kind nicht vorseczlich umbgebracht hat, sondern dass es ihr in großer notthe auß dem betth gefallen und erfroren ist. Diese Aussage wurde erneut an das Leipziger Oberhofgericht geschickt, wonach sie nochmals unter der Folter befragt wurde wie ihr doch das kind aus dem betthe kommen ob sie den nicht hette hulffe thun mögen, doch sie behart wie zuvor, dass sie dem kinde in großer schwachheit nicht hette helffen können. Danach wurden sie und der Kindsvater zu Staupen geschlagen und des Landes verwiesen. Die Kosten in Höhe von einem Schock und zehn Groschen bezahlten Freunden des Hans Lucke sowie der Vater der Catherina Friczsche. Mit dem Schwur der Urfehde wurden im Falle eines Urteils ohne Hinrichtung der Prozess und die Folter eidlich beendet. Der Verurteilte bekannte 306 Für eine Urteilseinholung aus Wittenberg sei beispielsweise der Fall des Hans Schaller aus Würzbach erwähnt, der einen Müller samt seiner Frau und zwei Kindern aus Wüstenbibra ermordet hatte (1539/40). Die verordenttlichten doctoren des churfürstl. sechssichen hoffgerichts zu wittenbergk wurden um ein peinliches Urteil angefragt, nachdem der Knabe Moritz Hoffmann als Zeuge befragt wurde. Gegen Hans Schaller wurde ein peinlicher Rechtstag abgehalten, wobei öffentlich der Delinquent mit einem Pferd, das ein Bauer aus Seitenbrück zur Verfügung gestellt hatte, geschleift und anschließend gerädert wurde. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 17 (1539/40). 307 Wolfgang SCHILD, „Von peinlicher Frag“. Die Folter als rechtliches Beweisverfahren. Schriftenreihe des Mittelalterlichen Kriminalmuseums Rothenburg o.d.T. Nr. 4., ohne Jahresangabe. 308 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 20 (1541/42).

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damit, sich wegen der erlittenen Maßnahmen während seiner Haft und Befragung an niemandem zu rächen und mit niemandem darüber zu reden. Nach der Jenaer Universitätsgründung im Jahr 1558 wurden die Urteile generell beim Schöppenstuhl der Juristischen Fakultät angefragt. Herzog Johann Friedrich erließ dazu 1562 ein öffentliches Anschreiben an alle Ämter und Städte, sich nirgendwo anders Recht zu holen als bei der Universität Jena, mit Ausnahme von Ehesachen sowie Malefiz und peinlichen Fällen, die beim Hof berichtet werden mussten.309 Im Rechtsverständnis des Mittelalters und der Frühen Neuzeit spielte der Aspekt der Abschreckung eine wesentliche Rolle zur Sozialdisziplinierung der Untertanen. Die Hinrichtungen wurden daher in der Regel öffentlich vollzogen und zum Teil noch zusätzlich inszeniert. Als Beispiel sei hier ein Mordfall aus dem Jahr 1543 erwähnt, der sich im Dorf Oberhasel zugetragen hatte.310 Der Schösser Peter Wolfram notiert dazu in seiner Jahresrechnung: Zwey nodt peinliche gericht habe ich freitags nach urbani anno 1543 zu Oberhassel widder Hanßen Schneider als Tetter und Hanßen Hainen als Folgern, welche Krestan Holgen entleibett im Dorffe Oberhassel hie dießer seiczs pachs durch richtter und schepffen halden und siczen lassen darzu habe ich alle pawern im dorffe gefordert die auch auß pflicht darbei haben sein müßen. Zusätzliche Kosten entstanden, weil ein Redner aus Jena bestellt wurde, der für 48 Groschen zwei wortt reden bei 2 peinliche Gericht hielt. Zusätzlich wurden 24 Groschen an Georg Schengke aus Seitenroda gezahlt der hat als anwalds die zetter geschrey vorführdt und 38 Groschen wurden für brotth, keße und bier gegeben, weil siebenzigk mahne welche mit irer weher und harnisch zo dießen peinlichen gericht gefolgett, verköstigt werden mussten. Außerdem bezahlte man für zwei Scharfrichter aus Jena. Auf welche Weise sie die Täter hinrichteten, wurde in diesem Fall nicht erwähnt. Ein anderes Beispiel für die Öffentlichkeit der Prozesse liefern die Gemeinderechnungen des Dorfes Heilingen aus dem Jahr 1580 und 1665: 1580 wurden fünf Groschen an Ausgaben für Verköstigung notiert, die Vorsteher mit dem schulten verthan, do sie uf der Leuchtenburgk gewesen, undt ein Marter angehert und 1665 wurden zwölf Groschen für sechs Personen der Gemeindevorsteher ausgegeben, das sie, als die arme Sünderin gericht worden, uf der Leüchtenburg gewesen.311 Man kann sicher sein, dass aus jedem Dorf eine Gesandtschaft von Personen diesen Hinrichtungen beiwohnen musste und eine entsprechend große Anzahl von Leuten zusammenkam. Alle im Zusammenhang mit der Hinrichtung stehenden Gegenstände, wie Wagenräder, Säcke, Holzsäulen, Reisig, Stricke oder ähnliches, galten als unrein

309 ThHStA Weimar, EGA, Reg. O, pag. 257, KKK (1562). 310 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 22 (1543/44). 311 Kreisarchiv Rudolstadt, Bestand Heilingen (1574–1585), Gemeinderechnung Heilingen /Röbschütz aus dem Jahr 1580 sowie Bestand Heilingen (1673–1704), Gemeinderechnung Heilingen/Röbschütz aus dem Jahr 1665, Transkript im Privatarchiv Hans-Jürgen HAASE, Altendorf.

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und wurden eigens für den Prozess angefertigt und nur für diesen Zweck verwendet.312 Eine übliche Rechtspraxis sah vor, dass Familienangehörige oder Freunde von Beschuldigten oder Verurteilten für deren Freilassung eine finanzielle Bürgschaft zu leisten hatten, die fällig wurde, falls sich der Verurteilte nach seiner Freilassung etwas zu schulden kommen ließ oder die Auflagen eines geleisteten Eides vernachlässigte. Dieses Prinzip sollte eine Selbstdisziplinierung innerhalb der Familie ermöglichen und verschaffte dem Amt nicht unerhebliche zusätzliche Einnahmen. Für einen Rechtsfall mit Bürgschaft sei das Beispiel des Hans Schleier aus Riethnordhausen genannt, der 1535 als Wiedertäufer verurteilt und auf der Leuchtenburg für ein halbes Jahr inhaftiert wurde und nach einem Widerruf 1536 frei kam.313 Bei seiner Freilassung mussten drei Verwandte und Freunde gemeinsam für ihn bürgen: Demnach [...] geloben und versprechen wir obgemelte Bürgen [...] vor uns und unser Erben, mit allem vleis [...] das iczt erczaltte czuesage [...] durch unsern Freundt Hannsen Schlewer stet, und vhest, soll gehalden sein, so er aber mit dieser und anderer, vorfürischen sectenn [...] sich offentlich oder heimlich anmast [...] wollen wir In wiederumb gefenglichenn einstellen, wann wir ymen aber nicht haben noch bey die handt bringen möchtenn, so willigenn wir hiermit, und wollen unserm genedigsten Herrn dem Churfürsten zu Sachsen Inn seine [...] Cammer Tausent gulden, Inn Jhares Frist, zu gebenn schuldigk sein. Dofür wollen wir [...] unsere habe und gütter czum untter pfandt seczen.314 Ein anderer Bürgschaftsfall ist aus dem Jahr 1573/74 überliefert: Ein Goldschmied wurde wegen Falschmünzerei überführt und nach sechs Wochen Haft auf der Leuchtenburg in Jena verbrannt. Wegen der ebenfalls inhaftierten Ehefrau mit ihren vier Kindern schickte das Amt einen Boten zu deren Vater, ob er sie losbürge, worauf dieser aber die Tochter und ihre Kinder nicht abholen lassen wollte. Weiter ist vermerkt, dass sich das Amt der Frau angenommen hat und sie dennoch frei kam.315 Ab den 1670er Jahren nahmen die gerichtlichen Eintragungen in den Amtsrechnungen deutlich ab. Die Gerichtsbußen und Turmstrafen wurden nur noch selten verzeichnet und man verwies auf andere Register und Protokolle, die aber nicht erhalten sind. Mit dem Beginn der Vorbereitungen zum Amtsumzug in die Stadt Kahla ab dem Jahr 1699 und der Einrichtung des Zuchthauses auf der Leuchtenburg ab 1720 enden für diese Untersuchung die Betrachtungen des Gerichtswesens im Amt Leuchtenburg.

312 Vgl. Fall Hans Tunckler, S. 73; Fall Veit Müller, S. 74; Fall Hans Gechsen, S. 74; Fall Wenzel Vogt, S. 75; Fall Cunegunda Pfortner, S. 75 und Fall Romanus Herzog, S. 78. 313 Siehe unten Kapitel 3.2.5., S. 90ff. 314 ThHStA Weimar, EGA, Reg. N, Nr. 1017, fol. 115vf. 315 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 50 (1573/74).

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3.2.2. Fallbeispiele niederer Gerichtsbarkeit Die Pollicey und Landtsordenung des Jahres 1556 zählt unter dieser Kategorie der Straftaten Folgendes auf: Alle burgkliche Sachen, Als Gulden, Schulden, ligend oder farend, stehend, beweglich und unbewegliche Güter, Schäden, Pfandungen sowie alle burgklichen Sachen, die von peinlichen nicht herfliessen. Hierüber die kleinen und geringen Brüche und Misshandlungen, als Diebstal unter drey Schilling, verbotene Wahr feilhaben, verbotene Messer und Waffen tragen, verbotene Spiel treiben und Rauffen. Item stossen, werffen, braun und plaw schlagen, Maulschellen, Nasen bluten, Zehen bluten, die nicht wackeln, Nagel kratzen und andere blutrunsten und verletzungen, daraus keine fehrlichkeiten des Todes, leme, fleisch kampffbare noch offentliche Wunden entstehen. Lügenstraffen. Item Schlechte Schmehewort, die nicht an freien Orten, oder hohen Personen geschehen und peinlich nicht geklagt werden. Item do einer den Gerichten ungehorsam würde oder vor Gericht sich unzüchtig erzeiget. Item der sich vor Gerichte etwas bewilliget und demselben nicht nachkommet. Item der Schulden so auff jnen mit Recht gewunden nicht bezahlte.316

Die Fälle der niederen Gerichtsbarkeit, die in den Amtsrechnungen unter den Einnahmepositionen der Gerichtsbußen und Turmstrafen vermerkt sind, sollen nachfolgend in verschiedene Themengruppen geteilt und mit einer Auswahl von Einzelbeispielen veranschaulicht werden. Es wird zwischen Fällen mit Schlägereien, Gotteslästerungen, kleineren Diebstählen, Widersetzlichkeiten gegenüber dem Amt oder Amtspersonen, Betrug, Randalen, unzüchtigem Verhalten, dem Gebrauch von Schimpfworten und dem Nichteinhalten von Eheversprechen sowie unehelichem Beischlaf unterschieden.317 Da das Amt auch für die Bergung und für das Begraben von tot aufgefundenen Personen im Rahmen des Gerichtswesens verantwortlich war, werden aus diesem Bereich ebenfalls einige Beispiele vorgestellt.

I. Schlägereien Bußgelder und Turmstrafen aufgrund von Schlägereien oder handgreiflichen Auseinandersetzungen mit Beilen, Messern oder Äxten nahmen bei den niederen Gerichtsfällen verhältnismäßig den größten Teil ein. Hier eine Auswahl von 1500 bis 1650: 1500/01 musste der Bruder des Dorfpfarrers aus Jägersdorf einen Schock und 20 Groschen als Strafgeld an das Lantgericht zu Leuchtembergk bezahlen, weil 316 Pollicey und Landtsordenung 1556 (wie Anm. 138). 317 Diese Unterteilung wurde von der Verfasserin übersichthalber gewählt, entspricht aber nicht den Eintragungen in den Amtsakten, da dort nicht nach Art der Gerichtsfälle unterschieden wurde, sondern in der Regel eine nach Datum sortierte Aufzählung erfolgte.

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er seiner Köchin ein arm lahm gehauwenn hatte.318 In der Jahresrechnung zu 1510/11 wurden 18 Groschen Bußgeld aus der Leuchtenbergischen pfhlege verzeichnet, weil Lorentz Dauch von Granau Hanß Bormr von breiten haiynn mit einem Handbeil in den Arm gehauen hatte.319 Ilgen Schmidt aus Unterbodnitz musste 1537 einen Schock zur Buße geben, weil er am Pfingst tage das hlg. sacrament den leip und blut unseres herrn Jesu christi empfangen und nach Mittag in der Schenke im Trunke sich gerauft hatte. Als Zeichen seiner Ehrlosigkeit musste er zusätzlich einen Tag und eine Nacht im Stock stehen.320 1564/65 verurteilte man Heinrich Topfer aus Hummelshain zu einem Schock Bußgeld, weil er auf der Brücke zu Kahla einen Hadder angefangen und einer armen Frau einen arm entzwei geschlagen hatte.321 Die nicht unerhebliche Summe von vier Gulden und zwölf Groschen musste Hans Grübner aus Röttelmisch als Bußgeld an das Amt bezahlen, weil er Cuncz Körmann aus Bibra mit einem Beil auf den Kopf geschnitten hatte.322 1577/78 zahlte Hans Schmidt der Ältere aus Seitenbrück einen Gulden, weil er seine beiden Stifsöhne braun und blau unterm Angesicht schlug. Zusätzlich lag er zwei Tage lang in einem der Gefängnistürme der Leuchtenburg.323 Wegen Schlägereien mit Todesfolgen musste Ludowigk Lertz aus Heilingen im Unteramt Orlamünde sieben Gulden als Gerichtsbuße zahlen. Er hatte sich am 7.3.1589 mit Hans Gunderman ubernn Spiell geschlagenn, und es darbei nicht bleiben lassen, sondern [lief] ufs dorff, unnd [schlug] seine Schwiegerinn mit einem Scheidtholtz darnieder, das sie vor todt gelegenn.324 Auffällig viele Schlägereien entstanden in der Ölknitzer Schänke – vermutlich unter Alkoholeinfluss: Am 14.2.1598 hatten sich Börge Stunczman und Hanß Stüelern aus Jägersdorf und Zwabitz im Ölknitzer Brauhaus geschlagen, weshalb sie für zwei Tage und Nächte in den Turm gesperrt wurden.325 Am 9.4.1612 zahlte ein gewisser Waldthenigs aus Ölcknicz sechs Gulden ins Amt, weil er sich in der Schenke geschlagen hatte326 Blasius und Matthes Becker aus Großpürschütz wurden 14 Gulden als Strafe auferlegt, weil sie Heinrich Wintern zue Jägersdorff und Georg Müllern zue Altenberga beyden Männern dießen daß Nassenbein entzwei schlugen und einen noch am Kopf verletzten, dass Heinrich Winter mit dem linken ohr eine zeitlang nicht [hat] hören können.327

318 319 320 321 322 323 324 325 326 327

ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1630 (1500/01). Breitenhain, ThStA Altenburg, FRA, Nr. 1b (1510/11). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 15 (1537/38). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1641 (1564/65), fol. 7r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 53 (1576/77). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 66 (1588/89). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 76 (1597/98). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 89 (1611/12). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 126 (1650/51).

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II. Gotteslästerungen Von Gotteslesterunge handelt der erste Absatz der Pollicey und Landtsordenung des Jahres 1556, was den gesellschaftlichen Stellenwert verdeutlicht. Wenn jemandes wes Standes von Mans oder Weibs personen die weren hinfurt bey Gott und seines Sons unsers Herrn Jhesu Christi namen oder blut, krafft, macht, leib, gliedern, wunden, todt marter, sacramenten und elementen schweren und lestern wirdt, Der oder die selbigen sollen durch die Oberkeit des Orts, da solchs geschehen, Erstlich vierzehn tage mit wasser und brod im Gefencknis, Wo aber der oder die selben zum andern mal in solcher Lesterunge befunden, Als denn mit dem Pranger oder Halseisen, an offentlicher stelle oder aber an irem Gut [...] gestrafft werden.328 Ein etwas milderes Strafmaß erhielten die beiden nachfolgenden Untertanen des Amtes Leuchtenburg für ihre Gotteslästerung: Am 24.3.1598 hatte Erhartt Fiedelern aus Lindig Gott gelästert und Mutwillen auf dem Dorffe getrieben, wofür er sieben Tage und Nächte in den Turm gesteckt wurde.329 Hanns Weißparth aus Ölknitz lag 1610/11 für acht Tage mit Wasser und Brodt im Turm, weil er abscheuliche Gotteslesterung trieb.330 Als nicht gottfürchtig galt auch derjenige, der am heiligen Sonntag Arbeiten nachging. So wurde 1679 Peter Neubernn aus Heilingen mit einem halben Eimer Bier im Wert von zehn Groschen als Strafe an die Gemeinde Heilingen belegt, Daß er vor Der früe Kirchen birnn geschüttelt.331

III. Kleinere Diebstähle Kleinere Diebstähle unter einem gewissen Wert fielen ebenfalls in den Bereich der niederen Gerichtsbarkeit, wohingegen schwerwiegendere Fälle mit hohen und peinlichen Gerichtsprozessen geahndet wurden. Nachfolgend sind Beispiele von 1489 bis 1668 aufgeführt: Hans Wentzel aus Bodenitz332 zahlte 1489/90 einen Schock und drei Groschen als Bußgeld, weil er im forwerck zu sidenrode gedient und sich am getreide ungetruwellich gehalttin.333 Im darauf folgenden Jahr wurde der Hirte Hans Oßwald aus Bodenitz mit 40 Groschen bestraft, weil er dem scheffer zu sidenrode ein lamp genommen.334 Michael Drefler aus Lindig hatte 1564/65 aus früstlichem gehölze etzliche stemme abgehauen, wofür er 21 Groschen Bußgeld entrichten musste.335 328 329 330 331 332 333 334 335

Pollicey und Landtsordenung 1556 (wie Anm. 138), Punkt I. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 76 (1597/98). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 88 (1610/11). Kreisarchiv Rudolstadt, Bestand Heilingen (1673–1704), Gemeinderechnung von Heilingen aus dem Jahr 1679, fol. 5v. Ober- oder Unterbodnitz. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1622 (1489/90). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1624 (1490/91). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1641 (1564/65).

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Ein ähnlicher Straffall ereignete sich 1576/77: Andreas Maurer und Hieronimus Lesch aus Seitenbrück haben im fürstlichen Gehölze eine Fichte abgehauen und davon geführt, wofür sie zwei Gulden Bußgeld bezahlten.336 Hanß Kalkofen aus Lindig hatte am 11.3.1598 in Kahla unrechtmäßig Holz geschlagen und sogar den Förster mit der Axt bedroht, wofür er einen Tag und eine Nacht in den Turm gesperrt wurde.337 Weil 1667/68 Hanß Größner aus Ölknitz alda Fischern zwej Schaffe entführet, musste er für acht Tage in den Turm und stand nachmahls am Halß Eisen den Sontag über.338

IV. Widersetzlichkeiten gegenüber dem Amt oder Amtspersonen Unter dem Bereich der Widersetzlichkeiten gegenüber dem Amt finden sich vor allem Bußgelder aufgrund verweigerter Frondienste oder wegen Beschimpfungen und Angriffen gegenüber Amtspersonen. Nachfolgend ist eine Auswahl von 1490 bis 1612 aufgeführt: 1490/91 wurden 20 Groschen Bußgeld am lantgericht zu leuchtemberg eingenommen, weil ein gewisser Knolle aus Trockenborn den schoiltheissin do selbst in ein arm gestochin und den Landfrieden (gebottin frede) gebrochen hatte.339 Für Hartz aus Ölknitz musste das Amt im Jahr 1510/11 für vierzehn Groschen Kostgeld aufkommen, weil der Häftling den gnedigen herrn Landknechts in eyn finger gebissen hat und deshalb vierzehn Tage im Turm lag und versorgt werden musste.340 Unter der gleichen Ausgabenposition wurden im Jahr 1522/23 Kostgelder verbucht, da Caspar Greffen zwene tage im thorme gelegen [hatte] darumb das er sich des fürstlichen schiedes der frone halber nit hat halden wollen.341 Hanß Dietterich aus Lindig sperrte man 1598/99 für zwei Tage und Nächte in den Turm, da er widersetzlich gegen das Ambt [gewesen ist] und keinen Schnitt ins Rottenhoffe hauen wollte.342 In der Erntezeit des Jahres 1611 (8.8.) wurde Heinze Möhr aus Ölknitz mit zwei Gulden, zehn Groschen und sechs Pfennigen Bußgeld belegt, da er die Ambtsfrohne nicht gebührend ausgeführt.343 Die hohe Bußgeldsumme von 18 Gulden musste am 19.9.1612 Hans Scheiding aus Großkröbitz ins Amt zahlen, da er öffentlich [hat] verlauten lassen, er scheiße auf fürstliche Befehliche.344 Ein Bürger von

336 337 338 339 340 341 342

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 53 (1576/77). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 76 (1597/98). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 141 (1667/68). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1624 (1490/91). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 1b (1510/11). ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20612. Rotenhof war ein amtseigenes Flurstück bei Trockenborn-Wolfersdorf, FRA Nr. 77 (1598/99). 343 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 88 (1610/11). 344 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 89 (1611/12).

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Naschhausen, der Dicke genannt, gab am 16.5.1612 acht ½ Gulden als Bußgeld, weil er das Ambtsgebot missachtet und unrechtmäßig fischte.345

V. Betrug Fälle von Betrug, Wucher und Hehlerei sind im Amt Leuchtenburg eher selten vemerkt. Dennoch hier ein Fall aus dem Jahr 1612: Mattes Otte aus Trockenborn musste einen Gulden als Strafgeld zahlen, weil er das Broth um eczliche loth zu klein gebacken hatte.346

VI. Randale, unzüchtiges Verhalten und Gebrauch von Schimpfworten Christen und erbarn Leuten gebühren schampere und unzüchtige Reden nicht, wie die Pollicey und Landtsordenung des Jahres 1556 konstatiert. Wo aber solchs von jemandes ubertretten der oder dieselben sollen jedes mals davon abzustehen durch die Oberkeit oder andere die es hören ernstlich vermanet und im fall der weiteren Ubertrettung ein ort eines Gulden zur straff in den gemeinen Kasten zugeben.347 Aber nicht nur der Gebrauch von Schimpfworten, sondern auch unzüchtiges oder aufrührerisches Verhalten, wurde vom Amt mit Bußgeldern und Turmstrafen geahndet. Nachfolgend sind Beispiele von 1500 bis 1668 erwähnt: Hanß Rudiger aus Bodenitz348 musste 1500/01 zwölf Groschen am Landgericht zu Leuchtenburg als Bußgeld entrichten, das er Bernrewterß frauwe eine hure geheißenn hadt.349 Als unzüchtiges Verhalten wurde das Spielen von gewissen Instrumenten angesehen: Am 7.11.1591 ermahnte das Amt den Landknecht von Orlamünde, daß er das Seittenspiel uff den Wirtschafften und Kindstauffen einzustellen hat, bei ernster Strafandrohung. Auf fürstlichen Befehl der Regierung zu Weimar war das Seitenspiel uff dem Lande verboten worden.350Am 8.4.1598 hat Hanß Schrecknagast aus Heilingen auf dem Dorffe Mutwillen getrieben und Fensterscheiben eingeschlagen, woraufhin er acht Tage und Nächte in den Turm gesteckt wurde.351 Besonders kurios ist der folgende Fall aus Ölknitz aus dem Jahr 1646: Anna Moxerin, deroselben Tochter, Stoffel Zipfelß Weib, undt Anna Maria [...] haben im Thurm gesteckt, daß sie in Heiliger WeynachtZeit, zum Neuen Jahre sich voll getrunken, Manns Kleider angezogen, umbher gesungen, undt dem Schenken verdrießliche scheldt wort gegeben.352

345 346 347 348 349 350 351 352

Ebenda. Ebenda. Pollicey und Landtsordenung 1556 (wie Anm. 138) Punkt V. Ober- oder Unterbodnitz. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1630 (1500/01). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 69 (1591/92). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 76 (1597/98). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 122 (1646/47).

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Ebenfalls mit Turmhaft wurde 1651/52 Merten Francke aus Seitenbrück bestraft, weil er geschrien, undt geflucht, und in der Nacht im Dorffe herumb gelauffen ist.353 Im selben Jahr zahlte Hanß Süße aus Lindig einen Gulden und neun Groschen als Bußgeld, daß er Merten Riesen eine Catholischen Schelm und dieb gescholen, ihm auch zum öftern geflucht, der donner und hagel solt ihn erschlagen, wie nicht weniger zuvorn den schultheßen daselbsten, in angehör etzlicher Anspänner, unschuldiger weise gescholten.354 Und weil Heinrich Gebler in der Heiligen Atvent Zeit des Jahres 1667 Schweinerej getrieben hat, musste er 20 Groschen ins Amt bezahlen.355

VII. Nichteinhalten von Eheversprechen und unehelicher Beischlaf Gottes Allmechtigkeit [wird durch] Hurerey, Ehebruch, uneheliche Beywonunge und dergleichen verletzt, wie die Pollicey und Landtsordenung des Jahres 1556 unter dem dritten Punkt konstatiert. Hohe Geld- und Turmstafen drohten denjenigen, die ein Eheversprechen nicht einhielten oder bereits vor der Eheschließung Beywonung nachgewiesen werden konnten. Nachfolgend stehen zwei Beispiele aus dem Jahr 1598 und 1626/27 für zahlreiche weitere Fälle aus dem Amt Leuchtenburg: Hanß Vorathen aus Seitenroda war mit Hanß Keseners Tochter verlobt und hat sie dann nicht heiraten wollen, wofür er am 1.4.1598 mit 17 Tagen und Nächten Turmhaft bestraft wurde.356 Das Vermögen von 34 Gulden musste 1626/27 Hans Seifart aus Großpürschütz als Bußgeld aufbringen, da er sein Weib vor dem Kirchgang geschwengert.357

VIII. Tot gefundene Personen Wurden tote Personen im Amtsgebiet aufgefunden, so mussten diese im Beisein des Schössers und von Richtern zunächst begutachtet und, falls Fremdeinwirkung ausgeschlossen werden konnte, auf Kosten des Amtes begraben werden. So findet sich unter den Gerichtsausgaben eine Extraposition für tot aufgefundene Personen, aus der nachfolgend Beispiele von 1531 bis 1610 dargestellt werden sollen: 1531/32 wird vermerkt, dass Gerichtsausgaben entstanden, als man mit Schosser, beiden Richtern und landtknecht besichtigt [hatte], an welchem ort sich die von brandenstein von einer eichen todt gefallen habe.358 Drei Gulden und sechs Groschen mussten 1598 aufgewendet werden, als am 1.11. ein Junge aus Lindig, der im Kahlaer Wehr ertrank, aufgehoben und begraben wurde.359 Im darauf folgenden 353 354 355 356 357 358 359

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 127 (1651/52). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 141 (1667/68). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 76 (1597/98). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 103 (1626/27). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 9 (1531/32). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 76 (1597/98).

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Jahr ereignete sich ein ähnliches Unglück, als ein Knabe aus Eichennbergk bei Großen Eudersdorff durch die Sahle [hat] waten wollen und dabei ertrank. Für die Untersuchung am 22.8.1599 und die anschließende Beerdigung entstanden Kosten von ebenfalls drei Gulden und sechs Groschen.360 Am 21.5.1610 ist Christof Seydeler, ein Knabe aus Blankenhain, in einem großen Ungewitter oberhalb Geunicz in einer wilden Fluth ertrunken. Drei Gulden und 18 Groschen musste das Amt für die gerichtliche Untersuchung und Beerdigung aufwenden.361 Im selben Jahr, nur eine Woche später, verstarb der Zimmermann Siemmon Kirchner aus Wiegau, als er uf der heiden holz gefellet und von einem Baum erschlagen wurde. Man begrub ihn für einen Gulden und drei Groschen bei Trockenborn.362

IX. Öffentliches Zurschaustellen Zur öffentlichen Zurschaustellung von Straftätern mit kleineren Vergehen, sperrte man diese auf Anweisung des Schössers und Landrichters für eine kurze Zeit in Halseisen. Man kann davon ausgehen, dass in jedem Dorf an einem öffentlichen Platz ein solches Halseisen angebracht war. 1582 fertigte beispielsweise der Kahlaer Schmied Paul Heidenreich im Auftrag des Amtes zwei Halseisen für die Dörfer Löbschütz und Lindig daran man die bösen Weiber wenn sie sich teglich scheltten, inngleichniß die bösen Buben, so nicht in die Kirche gehen wollen, straffe.363 Weil Barbara Büchelin 1641/42 einer magd aus ihrer hieroben zur Leuchtenburgk stehenden laden ein hembdt, welcke rüben undt dörr obst entwendet hat, ist sie ahns Halßeisen zue Seidenroda andernn zum abscheu gestellet worden.364 Im Zusammenhang mit dem Umzug des Amtes nach Kahla wird 1704/05 in den Ausgaben vermerkt, dass eine Seule mit Halseisen [...] vor das Cahlaer Ambtshaus neu gebaut wurde.365

3.2.3. Fallbeispiele hoher Gerichtsbarkeit Die Pollicey und Landtsordenung des Jahres 1556 zählt unter dieser Kategorie folgende Hauptstraftaten auf: Ketzerey, Zauberey, Kirchenbrecher, Blutschand, Notziher, Weglagern, Friedbruch, Ehebruch, Rauberey, Mord, Mordbrand, Vergiften, Verrathen, Meineyder, Auffrur und Auffleuffer.366 Nachfolgend sind verschiedene Beispiele von hohen und peinlichen Gerichtsprozessen aus dem Amt Leuchtenburg aufgeführt, gruppiert nach der Art der vollstreckten Urteile. Es sei nochmals auf die besondere Überlieferungsform in den Einnahmen- und Ausgaben360 361 362 363 364 365 366

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 77 (1598/99). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 88 (1610/11). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 60 (1582/83). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 118 (1641/42). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 175 (1704/05). Pollicey und Landtsordenung 1556, Punkt XXI Ober und Erbgericht (wie Anm. 138).

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rechnungen hingewiesen. Die Notizen zur Gerichtsbarkeit hatten in diesem Zusammenhang nur bezüglich ihrer Kosten und Gewinne Relevanz und wurden ausschließlich deshalb notiert. Verhörprotkolle oder anderer Schriftverkehr mit den Gerichten und Landesbehörden sind bis auf die fünf oben genannten Akten nicht erhalten.367 Die nüchterne Art der Beschreibung schlimmster Folterqualen und Hinrichtungsmethoden wirkt für den heutigen Leser befremdend und ist aber aus dem finanziellen Aspekt der Niederschrift und der Alltäglichkeit in seiner damaligen Zeit zu verstehen.

I. Rädern Eine sehr häufig angewandte Methode der Vollstreckung eines Todesurteils war das Rädern. Dabei wurden dem Verurteilten durch den Scharfrichter mit einem Wagenrad die Gliedmaßen zerbrochen. Anschließend wand man den in den meisten Fällen noch lebendigen Übeltäter unter qualvollen Schmerzen mit seinen Armen und Beinen auf und um die Speichen des Rades und stellte ihn oben auf dem Rad liegend an einem öffentlichen Platz zur Schau dar. Im Jahr 1539 wurden vom Amt Leuchtenburg die vorordenttl. doctoren des churfürstl sechssichen hoffgerichts zu wittenbergk [...] um ein peinliches urteil angefragt: Der Müller Hans Tunckler zu Wüstenbibra [ist] sambt seinem Weib und zweien Kindern erbermlich ermordett worden. Hans Schaller aus Würzbach wurde durch den Knaben Moritz Hoffmann als Zeugen der Tat überführt. Am 7. Juli 1539 hielt man einen peinlichen rechtstag wider Hanse Schaller ab, wobei er erst mit einem Pferd geschleift und anschließend gerädert wurde. Hans Grauner aus Seitenbrück bekam eine finanzielle Entschädigung für die Bereitstellung seines Pferdes sowie für einen alden bösen Sohllen und Strenge zum drunterlegen beim Schleifen.368 1548 wurden die beiden adeligen Brüder Caspar und Balthasar von Hagenest aus Kleinlöbichau auf der Leuchtenburg inhaftiert. Man beschuldigte sie des Überfalls und der Ermordung von Kaufleuten. Das Weimarer Findbuch notiert zum Jahr 1548: Orlamündischer entleibter Reutter so in einen diefen graben befunden und von dem Schosser und gerichtsdiener zur Leuchtenburgk aufgehoben worden welchen Balczer von Hagenest und seine gefolgschaft ermordt haben.369 In der Amtsrechnung des Jahres 1548/49 wird vermerkt, dass zwölf Hacken schüczen aus Magdala am 2. Juli 1548 für 17 Groschen und acht Pfennige beim Seitenrodaer Wirt gegessen und getrunken haben, als sie in der Nacht mit dem Schösser den Gefangenen Caspar von Hagenest aus Weimar auf die Leuchtenburg überführt hatten.370 Offenbar 367 368 369 370

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 137 (1663/64). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 17 (1539/40). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss Findbuch, 1548 unter dem Buchstaben O. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 27 (1548/49).

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wegen seines adeligen Standes, wurde er nicht in den Türmen, sondern in der Thorstube an Ketten geschlagen und vorwahrt. Für 168 Tage verköstigte man Caspar von Hagenest in der Gefangenschaft, und er bekam auch täglich aus der Seitenrodaer Schänke ein halbes Stübichen Bier.371 Aus einer anderen Quelle ist bekannt, dass die beiden Brüder unterschiedlich behandelt wurden. Caspar gestand seine Tat und sollte mit dem Schwert verurteilt werden. Aufgrund eines Gnadenerlasses der Herzöge Johann Friedrich des Mittleren und seines Bruders Johann Wilhelm, auf Bitten ihrer Mutter und Fürstin Sybille von Cleve, wird Caspar wegen seiner Jugend nach dem Schwur der Urfehde nur für fünf Jahre des Landes verwiesen, wofür sein Vater Georg von Hagenest und ein weiterer Verwandter, Christoph von Hagenest aus Camburg, eine Bürgschaft leisten.372 Bezüglich des Bruders Balthasar vermerkt die Amtsrechnung Kosten für den Wagener, der ein Rad und Stützen gemacht hat, um ihn in Kahla öffentlich durch das Rädern hinzurichten.373 1573/74 wurde Veit Müller aus Engerda auf der Leuchtenburg inhaftiert, weil er immer frawen in der Sonntagspredigt 40 ß gestohlen hatte und er sei mit dabei gewesen, wie der Kelch aus der Kirchen dieblich entwendet worden. Die Amtsakten notieren Ausgaben für den Wagenradmacher aus Kahla, um ein Rad zur Hinrichtung zu fertigen sowie Kosten für den Schmied, der es beschlägt. Der Scharfrichter benötigte zur Aufrichtung des Rades noch eine Schaufel und eine Leiter, die extra angefertigt wurden. Predicanten gaben dem Verurteilten bei seiner öffentlichen Hinrichtung Geleit und Trost, bevor ihn der Jenaer Scharfrichter hinrichtete.374 Am 16.11.1603 wurde der Junge Hansen Gechsen wegen Mordes inhaftiert, welcher seinen Vater, den alten Hans Kechsen mit einem Brotmesser erstochen, daß er alsbalde todt blieben, deßgleichen hat er seinen Bruder auch hartt verwundt. Er ist von oben herein mit dem Rade vom leben zum tode gebracht worden, wofür eine Schaufel, eine Rodehacke, eine Säge, ein Beil, eine hölzerne Säule sowie eine Leiter angefertigt wurden. Zusätzliche Kosten entstanden, da der Landknecht den Jungen drei Wochen lang Tag und Nacht bewachen musste, denn er immer verzweifeln und sich umbringen wollen, das man teglich ihn zu trösten genugsam gehabt.375

II. Verbrennen Die Todesstrafe des Verbrennens wurde vor allem bei denjenigen Straftätern angewandt, die selber mit dem Feuer ein Verbrechen begangen hatten. So 371 Ein Stübichen = ein Kännchen; Maß für Bier und Wein, circa 3,2 bis 3,9 Liter. 372 Vgl. LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 287. Die Originalquelle muss LOMMER vorgelegen haben, aber sie wurde durch ihn nicht angegeben und ist der Verfasserin unbekannt. 373 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 27 (1548/49). 374 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 50 (1573/74). 375 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 81 (1603/04).

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beispielsweise Wenzel Vogt, der als Mordbrenner 1542 verurteilt wurde. Das Weimarer Findbuch der peinlichen Straffälle verzeichnet zum Jahr 1542 den Eintrag: Voigdt, Wenzel, hatt das Ambtt Leuchtenburgk mitt Mordtbrandt beschedigett.376 Man beschuldigte ihn, für den Brand im Jagdhaus von Trockenborn verantwortlich zu sein und inhaftierte ihn für neun Wochen auf der Leuchtenburg. Die Hinrichtung durch Verbrennen wurde in Orlamünde vollzogen, wofür eine eychene Sewhyll angefertigt wurde, um die ein Schmidt ein großes eyssern pandt gemacht hat, welches der Scharffrichter diessem Mordtbrenner als er ihn auf die sewhyll geseczt umb seinen leib geschlagen und damit an die sewhyll gehefftt.377 Uff die Gefangene Cunegunda Pfortner, da sie Hansen Pachmann zu Klein Burschicz seinen Schweinestall angezündet, wurden im Jahr 1562/63 folgende Aufwendungen getätigt: Für elf Wochen, von Anfang September bis Mitte November, war sie auf der Leuchtenburg inhaftiert und wurde anschließend mit Feuer gericht. Dazu bezahlte das Amt drei Frohnwagen, welche Reisigk und Holz gefurth, damit die gefangene vor brandt wurden ist, sowie sechs Klafter Scheidtholz, ein halbes Pfund Pulver, eine Schaufel und eine Rodehacke. 21 Groschen erhielt der Kahlaer Schmied für Haspen darmitte die gefangene angeschlagen wurde. Die Gefangene musste auf die feuerstadt geführt werden, weil sie aufgrund der erlittenen Folter während des Prozesses nicht gehen hat können.378

III. Erhängen Am 8.9.1574 wurde Wolf Nauburgk aus Zimmritz aufgegriffen, weil er sich vor einen Jeger ausgegeben hatte. Die Untersuchungen ergaben, dass man ihn in Ranis wegen sieben Mordtaten beschuldigte. Die Rechtsfrage wurde an die Juristische Fakultät nach Jena gerichtet und das vorgeschlagene Urteil anschließend nach Weimar in die Kanzlei getragen. Nach acht Wochen Haft auf der Leuchtenburg und dem scharffen befragen, wurde er mit dem Strange gerechtfertigt.379 Hansen Bockell aus Zimmerndorf im Amt Lobenstein wurde am 24.9.1577 im Amt Leuchtenburg gefangen genommen und wegen Pferdediebstahl angeklagt. Nach Erkundigungen zur Herkunft des Pferdes sowie dem Bericht nach Jena und Weimar, bestellte man den Scharfrichter am 11.10. zur Folter. Einen Gulden und 17 Groschen hatte das Amt für den Scharfrichter und seinen Knecht an Kostgeld zu zahlen, dass er in der schenke zu Seidenroda als er die scharfe Frage vollbracht, verzehrett. Am 18.10. wurde über Bockell ein peinliches Halsgericht abgehalten, um ihn mit dem Strang hinzurichten. Kosten für einen Schmiedehandwerker 376 377 378 379

ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss, Findbuch zum Buchstaben V, Jahr 1542. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 20 (1541/42). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 39 (1562/63). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75).

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Abb. 9: Deckblatt einer Prozessakte einer Mordtat aus dem Amt Leuchtenburg mit angehängtem zerbrochenem Stab aus dem Jahr 1676 (ThStA Altenburg, AGKahla CI. XIII Nr. 1 (1676) Deckblatt). Das Stabbrechen war eine Rechtshandlung, die darin bestand, dass der Richter bei der Urteilsverkündung einen Stab zerbrach und dem Verurteilten vor die Füße warf. Dadurch wurde die Gemeinschaft des Verbrechers mit seinen Mitmenschen symbolisch zerbrochen.

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zu Khala für eine Kette, darmitt der Arme Sünder gerechtfertigett worden, musste das Amt bezahlen, ebenso wie für den Bader Peter Schmieden aus Seidenroda, weil er dem Armen Sünder drei große Wunden [heilte], denn weil er sich in der gefenktlichen Anhörung hartt zur wehr gesetzte. Zwei Gulden und zehn Groschen erhielt noch ein gewisser Volckmar, dass er den Gefangenen 3 Wochen und 4 Tage und nacht hat bewacht, und weil er also hart verwundet gewesen, hatt man ihn nicht draußen im Thorm setzen können.380

IV. Ertränken Die Todesstrafe durch Ertränken wurde vor allem für Kindesmörderinnen angewandt, denen man als Zeichen ihrer Schande oftmals noch zusätzlich entehrende Tiere in den Sack steckte. Der Fall der Catherina Fritzsche aus dem Jahr 1542 wurde bereits oben ausführlich geschildert. Sie sollte wegen angeblichem Kindsmord zusammen mit einem Hahn, einer Katze, einem Hund und einer Schlange ertränkt werden. Dazu kam es allerdings nicht, da sie auch unter der Folter kein Geständnis ablegte und schließlich des Landes verwiesen wurde.381 Auch die Kindsmörderin Anna Maria Neidold aus Lindig wurde 1664 rechtskräftig verurteilt, wegen Tötung ihres Neugeborenen im Sack ertränkt zu werden, wie das erhaltene Urteilsschreiben des Jenaer Schöppenstuhls an den Leuchtenburger Amtsschösser Daniel Triller belegt: Unsere freundliche Dienste zuvor, Ehrnvester, Wohlgelarter, günstiger guter Freundt, Als Ihr Uns die wieder Annan Marien Neidoldin zu Lindich ergangene Inquisitions Acta, wegen verübten Kindermords fernerweit zugeschickt, und Euch darüber des Rechten zu berichten gebethen, Demnach sprechen Wir vor Recht: Hat Inquisitin gestanden, und bekandt, dass Ihr Kind, als Sie es bekommen, wie ein Hünichen geadmet, und gepipset, und als Sie es oben uff dem Kopff mit dem Daumen gedrücket, zudem Ende, damit es wollends von der Marter kommen solde, hingestorben, auch daß Sie den Vorsatz gehabt, dass Sie es wollen umbbringen, darzu des Kindes Hälßlein in der Seite geknipet, dass es gestorben, solches ertödte Kindlein hinter den backoffen verscharret, Woferne nun Inquisitin auff diesem ihren gethanen bekändnis vor öffentlich gehegter Peinlichen Gerichte freiwillig verharret, So wird Sie wegen solcher begangener und bekanter Mordttath in einen sack gestecket, ins Wasser geworffen und erseuffet. Von Rechts wegen. Urkundlich mit unserem Insiegel besiegeltt. Verordnete Dechant, Senior und andere Doctores des Schöppenstuhls zue Jhena.382

Entgegen der Empfehlung des Jenaer Schöppenstuhls wurde Anna Maria mit dem Schwert hingerichtet, was als Gnadenakt zu bewerten ist.383 Das vollständige

380 381 382 383

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78). Siehe oben Kapitel 3.2.1., S. 66. ThStA Altenburg, AGKahla CI. XIII Nr. 1 (1664) fol. 55r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 137 (1663/64).

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Verhörprotokoll von Anna Maria Neidold und ihrer Mutter ist im Anhang wiedergegeben.384 Am 27.9.1695 wurde Romanus Hertzogen aus Engerda erträncket. Wessen man ihn beschuldigte, ist in diesem Fall nicht vermerkt. Aufgeführt sind stattdessen die Kosten in Höhe von einem Gulden für Zimmerleuthe zur verfertigung einer Brücken in dem Saalstrom, worauff gedachter Herzog erträncket worden sowie von zwei Gulden für sieben Stämme Bauholz, aus denen die Brücke gebaut wurde. Aus acht Ellen grober Leinwand nähte man ein Sack, in dem Romanus Hertzogen ertränckt wurde. Vor der Hinrichtung hat der Seitenrodaer Pfarrer ihn getröstet.385 Die Bedeutung des unehrenhaften Charakters von all dem, was mit der Hinrichtung in Verbindung steht, verdeutlicht der immense Aufwand zur Herstellung einer Brücke über die Saale, nur für den Zweck der Urteilsvollstreckung.

V. Enthaupten Zusätzlich zum eben aufgeführten Fall der Anna Maria Neidold lassen sich weitere Beispiele dafür anführen, dass, wie bereits vermerkt, das Enthaupten als die mildeste Form der Todestrafe galt. So etwa auch der Fall der Zimmritzer Brüder Nicol und Marten Beirreuther aus dem Jahre 1573/74. Wegen Diebstahl und Kirchenraub wurde der eine mit dem Rad und der andere mit dem Strang gerechtfertigt. Die beiden Brüder richteten ein Gnadenersuchen an die Kanzlei in Weimar, in dem sie wegen ihrer Freundschaft und armen Kinder um das Schwert baten. Die Amtsrechnung vermerkt allerdings, dass, als der Bote mit dem Antwortschreiben aus Weimar eintraf, die Sünder schon gericht waren. Wie die Antwort ausgefallen wäre, ist nicht notiert.386 Vom 15.10.1669 bis zum 15.6.1670 saß Adam Krause aus Seitenroda wegen Hexerei für acht Monate im Gefängnisturm der Leuchtenburg. Allerdings profitierte er bereits von den 1666 umgebauten und beheizbaren Haftzellen,387 denn die Amtsrechnung notiert sechs Gulden für zwölf Klafter Scheidholz, mit denen die Custodia tagsüber und nachts geheizt wurde. Nachdem 15 Personen als Zeugen befragt wurden, verhörte man ihn am 24.2. und am 25.5.1670 unter der Folter. Am 15.6.1670 wurde nach der Urteilsempfehlung aus Jena und einem Zeugniß des Rathsgerichts zu Altenburgk das öffentliche Halsgericht über ihn gehalten und die Exekution mit dem Schwert vollstreckt. Wegen der besonders schwerwiegenden Anklage der Hexerei, verbrannte man seinen toten Körper danach noch zusätzlich. Die Gesamtausgaben betrugen 88 Gulden.388

384 385 386 387 388

Anhang 13, S. 230ff. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 166–167 (1694/95) sowie (1695/96). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 50 (1573/74). Siehe oben Kapitel 3.2.1., S. 63. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 (1669/70).

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VI. Verstümmelungen Verstümmelungsstrafen standen in direktem Zusammenhang mit der Art und Weise der Straftat. Im nachfolgenden Fall aus dem Jahr 1489/90 waren es die begierigen Augen, die zwei Männern genommen wurden: Einen Schock und 36 Groschen erhielt der Henker von Jena, das er dem Schaffknecht zu Sidenbrock389 der zwei eliche weiber gehapt und Nicol Caspar zu rode der die Closter Jungfrawen uß deme closter zu rode wegkgefurt von yren aygen uß zustechin gegebin.390 Im anderen Fall aus dem Jahr 1550/51 verlor ein Mann seine Hand, mit der er eine Straftat begangen hat: Otto pewsthel hat nach dem richter geschossen und seinen szon auff die riebenn durch die häuth troffen; man hat ihm eine hand abhawen lassen und des landts verwiesen.391

VII. Staupenschlagen Das Staupenschlagen war eine oft verhängte, mildere Strafe, bei der die Verurteilten mit Ruten und Zweigen blutig auf dem Rücken geschlagen und oftmals danach des Landes verwiesen wurden. So geschehen beispielsweise bei Hans Lucke und Catherina Friczsche im Jahr 1542, die, wie oben bereits vermerkt,392 unehelich miteinander Verkehr hatten und das tot geborene Kind im Feld vergruben. Als ihnen auch unter der Folter kein vorsätzlicher Kindesmord nachgewiesen werden konnte, schlug man beide zu Staupen und verwies sie des Landes.393 Im März 1587 wurde Hans Grübner aus Zweifelbach verhaftet. Man beschuldigte ihn, in den Pfarrhof zu Gumperda eingestiegen zu sein und vom Pfarrer Eggen gestohlen zu haben. Nach gütlicher und peinlicher Befragung und der Urteilsfindung über die Juristische Fakultät der Universität Jena, wurde er zu Staupen geschlagen und des Landes verwiesen.394 Milder ging man hingegen im August 1590 mit Jacob Stiller aus dem Amt Ichtershausen um, der wegen unbekannter Straftaten auf der Leuchtenburg inhaftiert, gefoltert und verhört wurde. Da ihm seine schenckel [...] in der Tortur sehr zerrissen und durch den Kahlaer Barbier Hans Liebergelden wiederumb geheilett wurden, beschrieb man ihn dennoch als als einen ungesunder Menschen mit schweren Gebrechen, der das Staupen schlagen nicht ausstehen könne und deshalb uf einen hartten urpfeden loßgelassen wurde.395

389 390 391 392 393 394 395

Seitenbrück. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1622 (1489/90). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 29 (1550/51). Siehe S. 66. ThStA Altenburg, FRA, 20 (1541/42). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 65 (1587/88). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 68 (1590/91).

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VIII. Landesverweisung Einige Beispiele der Landesverweisung wurden oben bereits im Zusammenhang mit dem Staupenschlagen erwähnt, weitere sollen nachfolgend beschrieben werden: Zum Fall des Hans Weber aus Langenorla, der 1570 die Tochter von Jobst Blumenstein geschwengert hatte, ist eine der wenigen Prozessakten erhalten geblieben. Sie enthält zwei Briefe, einmal den Bericht des Leuchtenburger Schössers Johann Hoffmann an den Herzog Johann Wilhelm, datiert vom 23.7.1570 sowie das Antwortschreiben des Herzogs wenige Tage darauf: Nachdem Hanns Weber zue Langennorlau [...] Inn das zehenndte Jahr, mit seinem weibe, im Ehestanndt gewesenn, unnd mit derselbenn zwey Kinderlein erzeugett, auch sich gegen Ihr [...] ehelich unnd fromlichenn gehaltenn, unnd seiner Haushaltunge wohl vorgestanndenn hatt, Die weill sich aber er, durch anleittunge des boesenn, zu einer Dirnenn, Jobst Blummensteins zur Langendembach Tochter, welche bey ihme gedienett, unnd eine junge schnöde fettell von XVI. Jharenn ist, Im truncke fundenn, unnd wie er, unnd sie bekennenn, unnd gestehenn, fleischliche unnzucht miteinannder getriebenn. Und als die Dirnne sich geschwengertt fundenn, sich von Ihme aus seinem dienste, Inn des Itzigenn Neuen Pfarrers zu Orlamünda dienst begebenn, welcher das es mit der Magdt nicht Recht sein müste, vermerckett, unnd ahnn tagk bracht, Dahero mihr annders nicht gepueren wollen, denn nach beyden persohnenn trachtenn zulassenn, Also seindt sie beyde zur Hafft bracht, Dergestalt das der Mahn zur Leuchtenburgk gefencklichen enthaltenn wirdett, unnd die Dirnne, [...] noch eine guete zeitt für sich hatt, zu Orlamünda Inn einer stubenn, ahnn einer Kettenn sitzett, Ob nuhn wohl er der Mhann, umb Gottes willenn, zuverzeihunge, Desgleichenn sein weib, aus ehelicher pflicht, Ihme solches williglichenn zuevergebenn, bey mihr nicht alleine ahngehaltenn, unnd gesuchett, sondernn auch ein summe geldes als 50 fl sich damit auszusonen, mihr vermeldunge gethann, so habe ich Ihnenn dorauff diese anthwortt gebenn, das sie solches bey e.f.g. [=Euer fürstlich Gnaden, d.V.] unnd nicht bey mihr Inn unnderthenigkeitt anbringen müsten, [...] Derwegenn ahnn e.f.g. mein underthenige bitte, mihr Inn gnadenn bevehlenn zulassen, was e.f.g. wegenn dieses boesen lasters, so tieff einreissett, mit diesen beyden persohnenn gethann, oder gelassen haben wollen, vornemblichen aber, wie mhann sich gegen der Dirne, die noch lannge frist für sich hatt, mit dem gefencknis, dorauff viehl unkost gethann wirdet, verhalten solle [...].396 Darauf antwortete der Herzog: Lieber getreuer, wir haben deinen uns des gefangenen ehebrechers Hansen Webers halben [...] bericht hören lassen [...] Ob wir nun mal ursach genug hetten, dieses hochstreffliches und sündliches laster, welches leider sehr einreisset und uberhandt nimmt, an Ihme andern zur abscheu nach verordnung der Rechte straffen zulassen, jedoch, weil zuvermercken das Ihme sein weib 396 Schreiben des Schössers Johann Hoffmann an den Herzog Johann Wilhelm vom 23.7.1570, ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss, fol. 885 Nr. 2.

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den an Ihr begangenen ehebruch und die getriebene unzucht vorzeihen will, Als wollen wir dem Ehestande zu ehren und Ihme zu sonder gnade hirmitt geschehen lassen, so sein weib die angelobt und zusagen wirdett, das sie verkauffen und mitt Ihme unser fürstenthumb reumen und meiden wollte, Das [...] Du Ihne des gefengklich verkaufft uff einen urpheden entledigen und von dannen kommen lassen solltest, Die geschwengerte und verhaffte Dirne aber wolltest mitler weile biß sie der geburtt entlediget wol vorwharenn und wan solches beschehen sie Ingleichens [...] zur straffe und zur warnnunge unsers fürstenthumbs vorweissen lassen.397

In der Abwicklung dieses Rechtsfalls war keine weitere juristische Instanz einbezogen. Dem Herzog oblag es, in besonderen Fällen auch eigene Urteile zu fällen. Herzog Johann Wilhelm verwies zwar auf das bestehende Recht und das eigentlich höher anzuwendende Strafmaß, aber die Bitte der Ehefrau, verbunden mit der Geldzahlung von 50 Gulden, sowie die moralische Höherstellung der Ehe, veranlassten ihn zu der milderen Strafe der Landesverweisung. Am 1.6.1577 wurde Ernst Hertzer aus Seitenroda des Fürstenthums auf ewig verwiesen. Er hatte nach Hans Triller aus Lübschicz398 mitt einem Steine geworffen, das er gestorben. Interessant ist in diesem Zusammenhang noch der Ablauf des Verfahrens. Hertzer wurde über den toten Körper geführt und seine Reaktion beobachtet. Er zeigte aber keine Regung und die Juristische Fakultät der Universität Jena schlug als Strafmaß die Landesverweisung vor.399 Im Februar 1588 wurden Michell Körnner und Ena Elertin aus Unterbodnitz auf der Leuchtenburg inhaftiert. Michell wäre teglich Ena nachgegangen und hätte Unzucht mit ihr getrieben, worauf sie schwanger wurde. Selbst die unzüchtigen Orte werden beschrieben: im Haus, im Kühestall und auf dem Feldt. Nach der Aussage von vier Zeugen und einer Befragung ohne Folteranwendung, wurden sie nach dem Urteil der Juristischen Fakultät des Landes verwiesen.400

IX. Freispruch und Urfehde Im Falle eines Freispruchs bestand lediglich die landesherrliche Forderung nach dem Schwur der Urfehde. Wie bereits oben beim Ablauf der Prozesse erwähnt wurde,401 bekannte mit der Urfehde der ehemalige Inhaftierte, sich wegen der erlittenen Folterungen oder Haftbedingungen an niemandem zu rächen und darüber für immer zu schweigen. Trotz äußerst schlechter Ausgangslage wurde dieses Glück der Freilassung im folgenden Fall zur Realität: Wegen Zauberei verdächtigte man Barbara Jungmann, die Frau von Matz Jungmann aus Seitenroda, im Jahr 1610/11. Zu 397 Antwort des Herzogs Johann Wilhelm an den Schösser Johann Hoffmann vom 29.7.1570, ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss, fol. 885, Nr. 2. 398 Löbschütz (heute Stadtteil von Kahla). 399 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78). 400 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 65 (1587/88). 401 Siehe Kapitel 3.2.1., S. 66f.

GERICHTSFÄLLE IM DREIßIGJÄHRIGEN KRIEG

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verschiedenen mahlen [hatte man sich] des nechtens über sie belernet, dreimal ohne Folter befragt und einmal durch den Scharfrichter aus Jena mit seinen Instrumenten betrauen lassen. Nach acht Wochen Haft ließ man sie dennoch frei, und sie musste einen Uhrpfeden schwören.402 Abschließend sei noch ein besonders brisanter Fall erwähnt, der sich aufgrund der Aktenlage leider nicht völlig rekonstruieren lässt: Peter Schmitzerle war von 1559 bis 1563/64 Schösser des Amtes Leuchtenburg. Warum seine Amtszeit schon relativ schnell wieder endete, erklärt folgende kurze Notiz in den Amtsakten der Leuchtenburg unter dem Punkt Ausgaben gerünge in Ehesachen: 15 gr Das ander mhal der Herr Superintendens und ich, zu Khala vorzert, Als uf furstlichem befelich etzliche personen, betroffende Peter Schmitzerlen, und seine geschwengerte Amme, in geheim abgehort worden.403 Die Eintragung im Weimarer Findbuch zu den Peinlichen Straffällen vermerkt eine Akte mit dem Titel Tiecklers, Martha von Kahla, ist von ihrem Herrn Peter Schmitzerle gewessener Schosser zur Sachssenburg, geschwengert worden 1564.404 Offenbar war Schmitzerle vor seiner Tätigkeit auf der Leuchtenburg im Amt Sachssenburg als Schösser tätig. Wie dieser Fall bestraft wurde, ist leider nicht mehr zu rekonstrukieren, da die entsprechende Akte nicht erhalten ist. Es blieb aber nicht bei diesem einzigen Straffall in der Familie. Das Weimarer Findbuch nennt im Jahr 1570 folgenden Aktentitel: Schmitzerle, Hans, von Kahla, Peter Schmitzerleins gewessener Schossers zu Leuchtenburgk Sohn, hatt Caspar Spinlern entleibt, 1570.405 Auch hierzu fehlen weiterführende Notizen.

3.2.4. Gerichtsfälle im Dreißigjährigen Krieg Die Region des Amtes Leuchtenburg war vor allem in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges schwer von den Folgen durchmarschierender Heereszüge betroffen.406 Die großen Truppenbewegungen fanden aus logistischen Gründen entlang von Flussläufen statt, weshalb vor allem die Region um das Saaletal und die angrenzenden Dörfer hart zu leiden hatten. Das Ausmaß des Elends der Bevölkerung, die neben den Plünderungen ihrer Vorräte und ihres Viehs, Verwüstungen ihrer Felder, Brandschatzungen ihrer Dörfer und dem kriegsbedingten Fehlen vor allem der männlichen Bevölkerung auch noch 402 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 88 (1610/11). 403 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1640 (1564), fol. 27r 404 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss, Findbuch unter dem Buchstaben T (Tiecklers, Martha), Jahr 1564 405 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss, Findbuch unter dem Buchstaben S (Schmitzerle, Hans) Jahr 1570 406 Vgl. die Eintragungen in den Amtsakten, die von schlimmen Folgen des Dreißigjährigen Krieges erst ab 1627/28 (ThStA Altenburg, FRA, Nr. 104) berichten und ihren Höhepunkt um 1634 bis 1644 haben.

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durch die hohen Abgaben an das Amt belastet war, wird aus einem Brief von elf Einwohnern des Dorfes Engerda deutlich, den sie am 18.3.1634 an Herzog Johann Philipp schrieben: Wie nehmlich [...] durch große ungewitter und fast unerhörte Wasserfluten, viel unßere besten Ecker und wiesen, theils mit vielen und großen gräben zerißen, theils aber mit steinen und todten grieße gantz und gar uberschüttet worden, daß wir sie gantz wüste und öde tragen laßen müßen: sondern wir sein auch noch dazu leider Gottes erbarm es durch das langwierige continuirte Kriegswesen so ausgezogen und ausgesogen worden, daß wir sambt unßern weib und kleinen ungezogenen Kindern, in die äußerste Armuth gewachsen, große Noth und Mangel leiden, fast nackent und bloß daher gehen und dennoch unser Renten wie wir zu thun schuldig auch gern thun wollten [...]. Die pferd über 20 sind unß zu theil außm acker außgespannet, zum theil auch außm ställen mit gewalt genommen: daß Vih ist uns gleicher maßen theils geschlachtet und gefreßen, theils aber weggetrieben und verkaufft worden, [...] der täglichen vielfaltigen unaufhörlichen contribution und ander preßuren und untreglichen beschwerungen itzo geschwiegen: Ja es ist uns auch fast aller vor- und Haußrath drauf gangen, daß wir nicht mehr anzugreifen wißen und haben: denn ob wir wol Hauß und Hoff, Ecker und Wießen feil biethen, ist doch keiner niemand, der almäß bezahlen [...] deßen ungeacht von unsern Herrn Ambtschößer auf der Leuchtenburg Valentin Thieme umb den Kornreß hart gestreng angehalten und hierüber in Gehorsam eingelegt worden und auf keinerlei weiße weder mit bitten [...] dessen entnommen werden können, sein wir genottrungen worden, solcher euer fürstlich gnaden zu berichten und zu klagen [...].407

Der Amtsverwalter Valentin Thieme war selber in der schweren Lage, dass er zum einem für das Leid der armen Leute Verständnis hatte, aber zum anderen persönlich für Mindereinnahmen seines Amtes haftete. Trotz harter Steuereintreibung war bei der Landbevölkerung nichts mehr zu holen und die säumigen Untertanen wurden zur Buße mit harten Turmstrafen belegt. Oftmals musste man sie vorzeitig frei lassen, da auch das Amt ihre Ernährung während der Haft nicht sicherstellen konnte. Valentin Thieme schrieb 1634 an die Finanzverwaltung zu Altenburg, dass sich die armen Leuthe vor der schweren militarischen Execution welche itzo hierümb gar gemein wird, fürchten auch so sehr, das wenn es müglich were dass die sich theils ausgemergelten Underthanen mit Blute aus ihren eigenen Leibe könnthen der obliegenden schweren last und vielen geben, frej machen, sie würden es thun.408 Nachfolgend sind einige Beispiele aus dem Bereich der hohen und niederen Gerichtsbarkeit, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg stehen, aufgezählt. Es finden sich Fälle von verweigerten Frondiensten und Heeresfolgen, desertierten Soldaten, ermordeten und verstümmelten Personen, Raubüberfällen und Diebstählen aus dem Elend der Bevölkerung heraus:

407 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 11 (1634). 408 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 12 (1634).

GERICHTSFÄLLE IM DREIßIGJÄHRIGEN KRIEG

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Hans Löhern aus Ölknitz, der Ditterhans genannt wurde, hat im September 1629 einen Studenten vonn Laufe bürtig in der Heiden nicht weit von Lichtenau mit Claus Webern zue Magersdorff ahngreiffen undt berauben helffen welcher auch umb solcher Verbrechung willenn mit dem schwert gericht undt ufs Radt gelegt worden. Zuvor wurde er vom Neustädter Scharfrichter Jeremias Glaser gefoltert und sein Fall an die Juristischen Fakultäten der Universitäten Jena und Leipzig übergeben.409 Ein schwerer Mordfall wurde im März 1632 verhandelt, den der Schösser Valentin Thieme mit folgenden Worten beschrieb: Heintze Volcken aus Neusitz hat vor 3 Jahren den Schulmeister Hans Reuschen, welcher zu der Zeit, wie sich Soldaten doselbsten eingelegt quartier zeddel schreiben müssen und dahero uf ihn gemeldter Volcker einen Haß getragen, undt als er trunken weise von Engerda heimgehen wollen, der Schulmeister auch welcher im Filial Schmiden gewesen undt die Kirchrechnung verfertiget nur vor ihm her nach Neusitz zugewandert, nahe beim Dorf ihn mit einem knötigen Stecken uffm Kopff geschlagen das er darnieder gefallen, Volcke denselben in einen darbei gewesenen graben gestoßen, welcher des morgens früe alß todt funden nach Neusitz getragen undt begraben. Man richtete ihn mit dem Schwert beim Creuze zue Seidenroda, wobei vermerkt ist, dass der Scharfrichter aus Roda (Stadtroda) dazu fünf Hiebe (!) benötigte. Der Leichnam wurde anschließend an die Universität nach Jena getragen. Man kann vermuten, dass er an die medizinische Fakultät für Studienzwecke übergeben wurde.410 Vier desertierte Soldaten wurden von Oktober bis Dezember 1631 für zwölf Wochen auf der Leuchtenburg inhaftiert und nach einem Prozess mit geleistetem Urpfeden wieder dem Regiment des Obristen Mizschefahl unterstellt.411 Ein ähnlicher Fall ereignete sich 1632, als der Kahlaer Thuchschehrer Merten Fuchß für siebzig Tage im Gefängnisturm der Leuchtenburg Buße tun musste, weil er beschuldigtt worden, er sey der rädelsführer einer geweßen das meistentheyls defensiones von der fahne gewichen.412 Generell ist in diesen schweren Kriegsjahren die auffällige Tendenz zu beobachten, dass die Einnahmenposition der Geldbußen immer geringer wurden und teilweise ganz erlöschen, dafür aber die Turmstrafen vor allem für Steuerrückstände oder verweigerte Dienste zunahmen. Aus der Not leidenden Bevölkerung war nichts weiter zu holen. Valentin Thieme vermerkte in seinen Rechnungen des Öfteren: Sonsten seind sehr viel schuldige Ambts gefälle undt anderer verharter schulden wegen in gehorsamb gelegen, die meisten hat mann hungers wegen los laßen müßen, die wenigsten haben eczlicher maßen richtigkeit gemacht.413 Beispielsweise wurden 1632/33 zwei Untertanen, Hans Kolbe und Bastian Greiczscher, aus Großeutersdorf mit jeweils einem Tag Turmhaft bestraft, da der 409 410 411 412 413

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 106 (1629/30). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 108 (1631/32). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 108 (1631/32). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 109 (1632/33). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 114 (1637/38).

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eine inn nöthigen kriegßsachen, ein schreiben zum Kriegß Commisario naher Reinstedt nicht tragen wollte und der andere, daß er seiner zusage zu wieder kein Vorspann Pferdt zu fortschaffung Lohausischen KriegßVolcks herbey geschickt.414 14 Bauern aus Dorndorf im Unteramt Orlamünde wurden 1638/39 mit Turmhaft gestraft, weil sie geschehenen Ambtsgeboths, die uferlegte frohne zue Hommelshain, nicht verricht. Zusätzlich ist notiert, dass nebst solchen [...] viel nachbarnn auß Wolffersdorff, Großeneudersdorff, Engerda, Trockenborn, Seidenbrück, Großenpürschicz, Seidenroda, Ölcknitz, Dorndorff, Heilingen, Kleineudersdorff, Beuttelsdorf, Unterpodnicz, Hommelshain, Schmöln und Dienstedt ihrer schuldigen erb steuer undt anderer gefälle wegen in gehorsam gelegen.415 Auffällig ist auch, dass sehr viele tote und verstümmelte Personen gerichtlich vom Amt untersucht und begraben werden mussten. Am 13.12.1627 ist eine junge Mans person welche durch beide backen geschossen gewesen ufm Lübschüzer Anger under Kahla in der Sahla todt funden, gerichtslich ufgehoben nach Lübschütz begraben worden.416 Am 25.6.1637 Ist eine ManßPerson in der Suppichen uf der Wiesen funden worden, welcher der Kopf, der rechte arm und das rechte bein abgehaen gewesen vom leibe eine starcke Persohn die herüber am randt begraben worden, so dem ansehen nach 4 tage gelegen haben magk und derwegen ufgangen.417 Am 2.11.1636 hatte ein Soldaten zucg Unders Steinische Regiment gehörig Wolf Parzschefeldts Kindt zue Frejenorla geschossen, welches der Landrichter besichtiget.418 Am 5.4.1633 wurde Hanß Seidler Schulthes zue Trockenborn, welcher mitt einem Soldaten, alß des Herrn Obristen Kings Reuther durch marchirt, lauffen müßen, von dem selben auch umbbracht, in der Welcka nicht weit von Hommelsßhain ufgehoben und seinem Weibe zue erden zubestatten gegeben.419 Entsprechend den schwersten Einquartierungen und Plünderungen in den Dörfern um Großeutersdorf, ereigneten sich vor allem dort viele tragische Fälle: Am 19.5.1640 musste Hans Günther zue Großeneudersdorff welcher vonn Soldaten erschossen undt in die Saale geworffen, heraus genommen und begraben werden. Kurze Zeit darauf, am 4.6.1640, ist ein Soldat in der Pfarrscheune zu Großeudersdorff funden worden, welcher durchschossen gewesen, ist ufgehoben und begraben worden.420 Viele Straffälle ereigneten sich auch in unmittelbarem Zusammenhang mit der Einquartierung und der Anwesenheit verschiedenster soldatischer Truppen. Der Seitenrodaer Wirt Andreas Fischer wurde 1643/44 in den Turm gesteckt, weil er under der predigt ahn einen sonntage den Musquetieren bier gegeben.421 Im selben

414 415 416 417 418 419 420 421

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 109 (1632/33). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 115 (1638/39). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 104 (1627/28). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 113 (1636/37). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 109 (1632/33). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 116 (1639/40). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 119 (1643/44).

GERICHTSFÄLLE IM DREIßIGJÄHRIGEN KRIEG

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Jahr wurden die Musquetire Hans Lancz und Georg Franck für zwei Tage und Nächte mit Turmhaft bestraft, das sie ihrem officirer nicht parirt.422 Die Leuchtenburg wurde in dieser Kriegszeit besonders bewacht, wobei 1644/45 drei Soldaten dieser Wachmannschaft unerlaubt fehlten: Andreas Hommel, Hans Waltenn Krause undt Geörg Francke Mußquetirer sindt 3 tage und 3 nacht inn Thurmb gesteckt, das sie ohne erleubnis von hiesigenn Fl. Hauße blieben.423 Besonders drastisch liest sich auch der nächste Fall, der mit neun Wochen Turmhaft bestraft wurde: Nicol Ditmar der Mußquetierer, hat sich voller weiße grober abscheulicher reden gebraucht, auch das liebe brot von sich geworfen, sagende, der böße feindt sollte auch freßenn, der wegen er 9 wochen gefängklich gesessen ist auch ein urtheil uber ihn geholt, undt in Fl. [Fürstlich] S. [Sächsische] Wohlöbliche Canzlej uberschickt, hernacher uf f.g. [=fürstlich gnädigen, d.V.] befehlich nach geleistenn Uhrphedenn, der Haft wieder entledigt undt abgeschafft worden.424 Dass sich bei diesen harten Lebensbedingungen bei den Untertanen Aggressionen gegenüber der Obrigkeit aufbauten, wenn beispielsweise der Amtmann noch auf einem Pferde ritt, anderen Bauern aber ihre Tiere gestohlen wurden, lag mehr als nahe. So verwundern auch die folgenden Fälle nicht: 1633/34 wurde Hans Döpel zue Trockenborn [...] tagk und Nacht mitt dem Thurme gestraft [...] das er sich als er sein pferdt verlohren voll zu Kahla gesoffen und den Leuchtenbergk heraus sehr geflucht welches der Schößer selbst gehöret.425 1637/38 notierte der Amtsschösser: Georg Zettens hat mein, des Schößers pferd, mit einer hew gabel ufm Rücken gestochen, welches wieder zu heilen uber 19 Gulden gecostet derwegen er 12 tage im thurm stecken müssen.426 Ein ähnlicher Fall ereignete sich bereits ein Jahr zuvor am 5.11.1636: Georg Hans Kohlhase hatte drei Gulden und neun Groschen zur Straff geben müssen das er trunkener weise Junpfer Susannen trey Pferde welche sie umb zherung willen uf der Leuchtenburg stehend hat in hindern schenkel gestochen, undt obwohl dieser frevel viel höher zu straffen gewesen hat doch der Herr Jhegermeitser Bronsart und ander von Adel weil es aus großer trunkenheit erfolgt vorgebeten.427 Von der Not der Bevölkerung berichten auch die letzten sechs Fallbeispiele: Im Winter 1630/31 wurde Hans Fickler aus Seitenbrück für zehn Tage in den Schleierturm der Leuchtenburg gesteckt umb verbotenen Harzschabens willen. Wegen der Kälte sind ihm im Turm die Füße erfrört und er konnte aus armuth das sicze geld nicht geben. Dem Amt entstanden Kosten von einem Gulden und sieben Groschen.428

422 423 424 425 426 427 428

Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 120 (1644/45). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 110 (1633/34). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 114 (1637/38). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 113 (1636/37). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 107 (1630/31).

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Ein Jahr darauf mussten die Witwe des Müllers aus Oberbodnitz und ihre Tochter Martha Dreßler jeweils einen Gulden und neun Groschen als Bußgeld zahlen, das sie das brodt ufm Kauf zue Klein gebacken haben.429 Wegen verweigerter Jagdfolge wurden am 27.9.1631 zehn Bauern und Lehen Leuthe von Mennewitz und Trockhaußen in den Turm gesteckt.430 19 Gulden hatte Hans Wolframb zue Oberbodnicz uber ausgestandene 9 tage Thurmbstraaf darumb geben müssen, dass er am 4.11.1637 Nachts 12 garben Korn aus Caspar Müllers scheune und etzliche Kannen milch aus Jacob Polzenn Keller genommen und heimb in seine Scheune getragen hat.431 Im selben Jahr wurden Hanns Zetenns und Hanns Körner zue Seidenroda mit Turmhaft belegt, weil sie in den Weinbergk gestiegen, haben Kirchen gefreßen darübr sie von mir dem Schößer gesehen.432 Die große Summe von 22 Gulden musste die Witwe von Hans Döpel aus Wolfersdorf als Strafgeld bezahlen, weil sie am 15.6.1642 im Schloß Fröhliche Wiederkunft den Schlüssel zur Hoffstuben bej sich vertrauter weise gehabt, darin die Nachbarn zue Trockenborn getreidich undt anders geschaft undt sich zue der Döpelin nichts böses vermuthet, doch dieselbe bej nächtlicher weile understanden, einen Nachbar Hafer zue nehmen, damit sie ihren vorgeben nach, ihr Pferdt füttern wollen, darüber sie ergriffen worden.433

3.2.5. Gerichtsbarkeit und Religionskonflikte Niemals hätte ich es geglaubt, wenn ich es nicht gesehen hätte, daß hier so viel Unheil sei. Das Volk verachtet alles, was heilig ist […].434 Dieses Zitat aus Philipp Melanchthons Bericht nach einer Kirchenvisitation in der Region um Kahla im Jahre 1536 beschreibt eine große Verbreitung von religiösem Gedankengut, das von der Obrigkeit nicht geduldet und hart verfolgt wurde.435 Melanchthons Beschreibung bezog sich auf die Wiedertäufer, die besonders in Nord- und Ostthüringen zahlreiche Anhänger hatten. Der Name Wiedertäufer oder auch Täufer für diese Glaubensgemeinschaft leitet sich von

429 430 431 432 433 434

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 108 (1631/32). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 114 (1637/38). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 118 (1641/42). Volkmar JOESTEL, Andreas Bodenstein genannt Karlstadt. Schwärmer und Aufrührer? (Biographien zur Reformation), Wittenberg 2000, S. 48 und Richard WETZEL, Melanchthon und Karlstadt im Spiegel von Melanchthons Briefwechsel, in: Ulrich BUBENHEIMER und Stefan OEHMIG (Hrsg.), Querdenker der Reformation: Andreas Bodenstein von Karlstadt und seine frühe Wirkung. Wissenschaftliches Kolloquium, Karlstadt am Main, 24. bis 27. September 1998, Karlstadt 1998, S. 189, Anm. 228. 435 Vgl. und im Folgenden KAISER, Hans Schleier (wie Anm. 290).

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ihrer elementaren Ablehnung der Säuglings- und Kindertaufen und der dafür eingeführten Glaubenstaufe im Erwachsenenalter ab.436 Der Anfang der Wiedertäufer-Bewegung ging unmittelbar nach der lutherischen Reformation um 1520 aus der Diskrepanz zwischen den von Luther postulierten Freiheits- und Glaubensidealen und dem reformatorischen Alltag hervor, der für einige unbefriedigend blieb. Die Glaubensgemeinschaft der Täufer kennzeichnete sich durch ein maßvolles Leben, verkörpert beispielsweise in einfacher Kleidung, gemeinsamen, schlichten Mahlzeiten, der Ablehnung von weltlichen Feierlichkeiten und der strikten Verweigerung des Kriegsdienstes. Mit ihrem ausgeprägten Individualismus, der Gott als einzige Autorität gelten ließ, standen sie zwangsläufig in Opposition sowohl zur weltlichen als auch zur kirchlichen Obrigkeit.437 Das Amt Leuchtenburg und Orlamünde wurde durch die Besetzung der vakanten Pfarrstelle in Orlamünde durch den Wittenberger Reformator Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, zum Schauplatz von religiösen Auseinandersetzungen. Im Juni 1522 trat der in der Forschung als „unumstrittener zweiter Mann der Wittenberger Reformation“ gesehene Reformator seinen Dienst in Orlamünde an.438 Für die Region um das Saalestädtchen bedeutete dies den Einzug einer völlig neuen Qualität von reformatorischem Gedankengut. Karlstadts Theologie war durch die ausdrückliche Akzeptanz der Laienpredigt gekennzeichnet.439 Er war der Auffassung, dass das Priestertum von allen Gläubigen ausgeübt werden könne, und seine Gottesdienste verstand Karlstadt als Diskussionspodium mit dem Volk. Bereits in Wittenberg fiel er durch Predigten in einfacher Bauernkleidung und eine demütige und bescheidene Lebensführung auf. Karlstadt taufte keine Kinder, weil sie nach seiner Meinung frei von Sünde waren und er lehnte die Heiligenverehrung ab. Als Konsequenz ließ er alle Bilder und Skulpturen aus den Kirchen entfernen. Karlstadt geriet deswegen in einen Glaubensdisput mit Luther und der Landesregierung, der sich in 436 Vgl. Marlies MATTERN, Leben im Abseits. Frauen und Männer im Täufertum (1525– 1550). Eine Studie zur Alltagsgeschichte (Europäische Hochschulschriften, Reihe III Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, 791). Frankfurt a. Main u.a. 1998, S. 233. Die Verfasserin beschreibt die Erwachsenentaufe als Bundeszeichen (S. 19) und als „Initationsritus“ in die Täufergemeinschaft und gleichsam als „Exodusritus aus der Mehrheitsgesellschaft“ (S. 233). 437 Ebenda, S. 23ff. 438 JOESTEL, Karlstadt (wie Anm. 434), S. 24. Das Pfarramt in Orlamünde war in das Wittenberger Allerheiligenstift inkorporiert, dessen Archidiakon Karlstadt ab 1510 wurde. Damit war er per Statut ordentlicher Pfarrer zu Orlamünde und ließ sich von dem Wittenberger Magister Konrad Glitzsch (ab 1518) in diesem Amt vertreten. Mit dem Wittenberger Pfarrer war also bereits vor der Ankunft von Karlstadt in Orlamünde eine enge Verbindung zwischen der Saalestadt und dem Reformationszentrum geschaffen, JOESTEL, Karlstadt, S. 33 und DERS., Ostthüringen (wie Anm. 8), S. 144. 439 Vgl. und im Folgenden JOESTEL, Ostthüringen (wie Anm. 8), S. 87–90.

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seiner Reform der Altarsakramente zuspitzte: Brot und Wein waren für Karlstadt keine Zeichen der Realpräsenz von Leib und Blut Christi, sondern „vom Bäcker gebacken und vom Kelterer gekeltert“.440 In der Forschung und bereits unter seinen Zeitgenossen wird Karlstadt mit seiner Glaubenshaltung teilweise als „Vater der Täuferbewegung“ gesehen, was aber durchaus umstritten ist.441 Lange sah die Obrigkeit diesem radikalen Treiben und der daraus folgenden sozialen Destabilisierung nicht zu.442 Im Sommer 1524 wurde nach nur einem Jahr im Amt die Ausweisung Karlstadts angeordnet. Die Vertreibung Karlstadts verlieh diesem in der Region den „Glanz des Märtyrertums“, und seine Lehren wurden im Verborgenen noch populärer.443 Die verzeichneten Gerichtsfälle des Amtes Leuchtenburg spiegeln die Religionskonflikte besonders für die Jahre 1535/36 und 1540 wider.444 Im November 1535 wurden in der Mühle zu Kleineutersdorf sechzehn vormutene Widdertewfer gefangen genommen und auf der Leuchtenburg inhaftiert, wobei sie ane underlaß biß aufs schloß sangen.445 Für eine so große Zahl an Gefangenen war die Burg nicht ausgestattet und der Schösser Peter Wolfram schrieb 1535 an die kurfürstlichen Räte in Weimar, das alhir ane der thörm ubel befeste gefengknus seindt und eine zusätzliche personelle Bewachung notwendig wäre.446 Fünf Tage später wurden die elf Männer der Gruppe in die umliegenden Städte Jena, Arnshaugk, Neustadt und Kahla verlegt, und lediglich fünf Frauen verblieben auf der Leuchtenburg. Außerdem befanden sich bereits seit Juli desselben Jahres Hans Schleier, ein Leinenweber aus dem nordthüringischen Riethnordhausen und Klaus 440 Ebenda, S. 90f., Anm. 448. 441 Ebenda, S. 93, Anm. 472. Melanchton unterstellte Karlstadt, dass er zur Gänze […] jene schwärmerische Lehre der Wiedertäufer von Anfang an mit offenen Armen aufnahm. Andere Zeitgenossen sehen ihn als aller Sakramentschänder und Wiedertäufer Vater, siehe Richard WETZEL, Melanchthon (wie Anm. 434), S. 191, Anm. 249. 442 Vgl. JOESTEL, Ostthüringen (wie Anm. 8), der anhand von Amtsrechnungen sowie des Erbbuchs des Amtes Leuchtenburg und der darin verzeichneten Straffälle und Amtsgeschäfte detailliert die sozialen Spannungen in den Jahren 1522 bis 1524 untersucht. 443 Paul WAPPLER, Die Täuferbewegung in Thüringen von 1526–1584 (Beiträge zur neueren Geschichte Thüringens, 2), Jena 1913, S. 137. 444 Vgl. WAPPLER, Täuferbewegung (wie Anm. 443), S. 136ff. sowie dessen Brieftranskripte von ThHStA Weimar EGA, Reg. N, Nr. 999, 1011, 1017 und 1018, S. 394ff. und die Jahrrechnungen des Amtes Leuchtenburg für 1535/36 und 1540/41, ThStA Altenburg, FRA, Nr. 13 und 19. 445 Bericht des Schössers Peter Wolfram über die Gefangennahme am 21.11.1535, ThHStA Weimar EGA, Reg. N, Nr. 999, fol. 13r–18v, Transkript bei WAPPLER, Täuferbewegung (wie Anm. 443), S. 396. 446 ThHStA Weimar EGA, Reg. N, Nr. 999, Transkript bei WAPPLER, Täuferbewegung (wie Anm. 443), S. 395f.

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Heiligenstedt wegen angeblicher Wiedertäuferei in den Gefängnissen der Leuchtenburg. Bereits 1525 war Hans Schleier in Mühlhausen aufgefallen, als er öffentlich mit Thomas Münzer mehrere Stunden über Auslegungen zum Heiligen Geist und die Frage, ob ein jeder ihn empfangen könne, disputierte.447 Verhaftet wurde er im April 1535 in Weimar, da er sich geweigert hatte, sein Kind von dem Riethnordhäuser Ortspfarrer taufen zu lassen. Als angeblicher Wiedertäufer wurde er am 20.7.1535 auf die Leuchtenburg überführt. Wie bereits oben beschrieben wurde, besteht zwischen dem Häftling Hans Schleier und einem der Gefängnistürme der Leuchtenburg eine enge Verbindung, die bis heute überdauert hat: Hans Schleier wurde Turmnamensgeber des „Schleierturms“, weil für seine Inhaftierung aufwendige Umbaumaßnahmen im ehemaligen Wehrturm stattfanden.448 Neben dieser Tatsache erklären aber auch die Umstände der Haft von Hans Schleier die untrennbare Verbindung mit dem Namen des Turms: Zum einen war es die lange Haftdauer Hans Schleiers, der insgesamt neunundzwanzig Wochen und drei Tage im Turm gefangen gesetzt war (vom 20.7.1535 bis 5.2.1536).449 Während dieser 206 Tage wurde er für vierzehn Pfennige täglich gespeist und man hat ihm alle tage byer gegeben.450 Eine weitere Ursache für die Namensgebung ist ein Ausbruchsversuch, den Hans Schleier wagte. Der Schösser Peter Wolfram notierte in den Bauausgaben: Hanßen Vogtt und dem Steynmeczen zu Lobschicz gegeben, die haben das loche in dem Nawen gefencknis durch welches Hans Schleuer außgebrochen und fast entwordenn wider zu gemauertt.451 Der Landknecht Heinz Nagel, der den Gefangenen in seinem Turm bewachte, konnte ihn noch am Ausbruch hindern. Dabei kam es zu einer tätlichen Auseinandersetzung: 55 gr habe ich auß bevehl menes gnedigen herrn edellen Rethe Maister Wiglas dem Bader zu Kahll gegeben der hat Hansen Schleuer den schaden als ehr auß dem gefengnis gebrochen und en landt knecht fast ermordett am arme den ime der knecht entzwey gehawen wider geheillt inclusis 5 groschen vor das erste bandt.452 Die Verletzung Schleiers war so schlimm, dass noch fünf Wochen lang täglich der Kahlaer Arzt kommen musste, um ihn neu zu verbinden. Dabei halfen jeweils drei Einwohner aus Seitenroda, den Gefangenen aus dem Turm durch das Loch im Gewölbe zu ziehen und wieder hinunter zu lassen: 10 gr der Gemeine zu Seydenrhoda zu geschengke gegeben die habenn bey fünft wochen alle tage irer dreye dem landt knecht Hanßen Schleuer wan ine der bader hat binden wollenn helffenn auß dem Thorm zcihen und wider hinein gelaßen.453

447 ThHStA Weimar, EGA, Reg. N, Nr. 1017, fol. 9r, vgl. WAPPLER, Täuferbewegung (wie Anm. 443), S. 145, Anm. 3. 448 Siehe oben Seite 62. 449 Vgl.und im Folgenden ThStA Altenburg, FRA, Nr. 13, S. 121rff. 450 Ebenda. 451 Ebenda. 452 Ebenda. 453 Ebenda.

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Trotz allem konnte Hans Schleier als angeklagter Wiedertäufer keine abweichende Glaubenshaltung nachgewiesen werden. Kein Geringerer als Philipp Melanchthon selber wurde zur Klärung der Glaubensfrage im Fall von Hans Schleier und der anderen auf der Leuchtenburg inhaftierten Wiedertäufer, herangezogen.454 Bereits 1535 war sein Traktat „Etliche Propositiones wider die lehr der Widerteuffer“ erschienen.455 Es fügte sich günstig, dass sich Melanchthon aufgrund der Verlegung der Universität Wittenberg durch die dort ausgebrochene Pest in Jena und somit in der Region aufhielt. Am 26.12.1535 verzeichnet die Leuchtenburger Amtsrechnung acht Groschen, habe ich [der Schösser Peter Wolfram, d.V.] selb ander mit zweenn pferdenn zu Jhena vorzehrtt als ich auff bevehl m.g.h. den hochgelerthen Ern Phillippo Melanchton die wider Tauffer zu Leuchtenburgk zu examinieren angesucht.456 Am 13. Januar 1536 führte Melanchthon auf der Leuchtenburg das Verhör mit Hans Schleier und den anderen Personen in Beisein des Wittenberger Theologen Dr. Kaspar Cruciger, des Jenaer Stadtpfarrers Anton Musa, des Kahlaer Stadtpfarrers und des Schösser Peter Wolfram durch.457 Melanchthon befragte Hans Schleier zur Dreieinigkeitslehre, zum Taufsakrament speziell an Kindern, über das Abendmahlssakrament und den Gehorsam gegenüber Obrigkeiten. Außerdem hinterfragte er die Gründe für die Taufverweigerung an seinem Kind. Letztendlich resümiert Melanchthon, dass ich [...] nichts von diesem Hanß Schleier vernommen, darumb ehr, der lehr halben, sollte mit dem swert zu straffen sein so erbaut ehr sich auch zu allem gehorsam, weltlich und kirchen gehorsam.458 Am 6.2.1536 widerrief Hans Schleier zusammen mit den meisten anderen Wiedertäufern aus der Leuchtenburger Haft öffentlich in der Kahlaer Pfarrkirche seinen Glaubensirrtum.459 Diesen Widerruf musste er in Weimar und seiner Heimatstadt Riethnordhausen wiederholen. Drei Bürgen aus seinem Freundes- und Verwandtenkreis bekannten schriftlich, Hans Schleier bei jeder erneuten Glaubensabweichung sofort wiederumb gefenglichenn einzustellen oder aber 1.000 Gulden an die fürstliche Kammer zu zahlen.460 Letztendlich durfte er zu Rithnorthausen bei den seinen pleiben.461

454 Vgl. WAPPLER, Täuferbewegung (wie Anm. 443), S. 146, Anm. 7. 455 Philipp MELANCHTHON, Etliche Propositiones wider die lehr der Widerteuffer, gestelt durch Philip. Melanth., Wittenberg 1535. 456 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 121rff. 457 Handschriftliches Verhörprotokoll mit Hans Schleier von Philipp Melanchthon, ThHStA Weimar, EGA, Reg. N, Nr. 1017, fol 69r–74v. Zwei Abbildungen aus der Verhörakte finden sich auf Seite 96f. 458 Ebenda fol. 74v., Abbildung dieser Textstelle auf S. 96. 459 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 13, S. 121ff. und ThHStA Weimar, EGA, Reg. N, Nr. 1017 fol. 97v und 114v–116r, WAPPLER, Täuferbewegung (wie Anm. 443), S. 150 und 405f. 460 ThHStA Weimar, EGA, Reg. N, Nr. 1017, fol. 116r., siehe Kapitel 3.2.1., S. 68. 461 Ebenda, fol. 97v, Transkript WAPPLER, Täuferbewegung (wie Anm. 443), S. 405f.

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1540/41 verzeichnen die Amtsrechnungen die Inhaftierung des Wiedertäufers Wolf Stahl aus Schneeberg.462 Bis 1546 wurde dieser Mann bei den Ausgaben für Verpflegung und Kleidung in den Amtsrechnungen als Gefangener genannt,463 was die längste nachgewiesene Haftdauer eines Gefangenen auf der Leuchtenburg überhaupt darstellt.464 Vor seiner Gefangensetzung auf der Leuchtenburg war Wofl Stahl bereits in Weimar inhaftiert und wurde dort in Glaubensfragen persönlich von Martin Luther und Philipp Melanchthon verhört.465 Die Landesherren maßen der Eindämmung des wiedertäuferischen Glaubens eine enorme Gewichtung bei, was die aufwendigen Umbaumaßnahmen auf der Leuchtenburg und die Hinzuziehung der prominentesten Theologen des Landes für die Verhöre zeigt. Einige Jahre später waren es erneut prominente Persönlichkeiten, die aufgrund von Religionskonflikten auf der Leuchtenburg anzutreffen sind, nur in diesem Fall auf der Seite der Inhaftierten: Zu Ostern 1559 wurden auf herzogliche Anweisung der Jenaer Universitätsprofessor Victorin Strigel und der Jenaer Superintendent Andreas Hügel auf der Leuchtenburg gefangen gesetzt. Ursache dafür war ein Religionsauslegungsstreit mit dem vom Herzog Johann Friedrich den Mittleren berufenen Jenaer Universitätsprofessor Flacius. Dieses sah im Unvermögen der Menschen zum Guten die wahre lutherische Rechtgläubigkeit. Gegner in diesem Punkt war Victorin Strigl, nach dessen Auffassung durchaus Gutes im Menschen zu finden sei. Flacius’ Lehren wurden im sogenannten Konfutationsbuch zusammengefasst, auf das alle Kirchendiener verpflichtet werden

462 In ThStA Altenburg, FRA, Nr. 19, fol. 156ff. heißt es: Auff bevhell Menes gnedigsten und gnedigen Herrnn seindt zwei Nawhe gefenknis im Schloße Leuchtenburgk durch den Steynmeczen Hainczen Theymer zu Kahll zu gericht daran hat er selb vierde en gancze Woche gestanden. […] Diese Mewrer habenn in dem enen Thorm durch das gewelbe geschlagen, die Thoernn in den Wendell Steynnenn und die vier fenster darinnen außgemauert diesselbige fester mit Eyssern klammern geropeltt, vorgittert em gehawen und mit bleye vorgoßen uber dem gewelbe die enfahrth in dem enen Thoerm dreier ellen hoch außgemauert und das ober teil von gehawenenn steynen do das gegitter Inen gehett außgesecztt die backenn gehawen und mit Bleye vorgossen. Zu Wolf Stahl siehe auch ThHStA Weimar, EGA, Reg. N, Nr. 1018 und WAPPLER, Täuferbewegung (wie Anm. 443), S. 154f. und 467ff. 463 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 19, 20, 21, 22, 23, 24. WAPPLER geht aufgrund von Quellenmangel davon aus, dass Wolf Stahl nach seinem Verhör im Februar 1541 frei gelassen wird: WAPPLER, Täuferbewegung (wie Anm. 443), S. 155. Dass dem nicht so war, belegen die Altenburger Akten. 464 Diese Aussage stützt sich auf die Durchsicht der gesamten Amtsrechnungen des Amtes Leuchtenburg von 1485 bis 1720. 465 ThHStA Weimar, EGA, Reg. N, Nr. 1018: [...] Nach deme die beide herren, als doctor Martinus und Philippus Melanchthon etc., an ime nichts hetten schaffen mogen [...], vgl. WAPPLER, Täuferbewegung (wie Anm. 443), S. 468.

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Abb. 10: Erste Seite des durch Philipp Melanchthon geführten Verhörs Hans Schleiers vom 13.1.1536 (ThHStAW, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg N Nr. 1017 Bl. 69r).

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Abb. 11: Letzte Seite des durch Philipp Melanchthon geführten Verhörs Hans Schleiers vom 13.1.1536 mit der Unterschrift Melanchthons und dem Hinweis auf die eigene Handschrift (manu propria) (ThHStAW, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg N Nr. 1017 Bl. 74v).

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sollten.466 Wegen ihrer Weigerung zum Bekenntnis auf das Konfutationsbuch wurden Strigl und Hügel inhaftiert. Flacius wurde später von der Universität entlassen und Strigel wieder als Professor eingesetzt. Andreas Hügel ernannte man zum Superintendent von Orlamünde.467

3.3. Verhandlungen und Politik Das Amt war die niedrigste der Herrschaftsebenen, in denen landesherrliche Interessen in direkter Nähe zu den Untertanen durch den Vogt, später den Amtmann und dann den Schösser als Vertreter des Landesherrn um- und durchgesetzt wurden. Da im wettinischen Herrschaftsbereich keine Primogenitur festgeschrieben war, entstanden viele Kleinstterritorien, die nach Erlöschen der einen Linie an die nächstverwandte übergingen. Der Vorteil dieser Kleinteiligkeit lag in der intensiveren Teilhabe und Kontrolle der Herrschaft vor Ort, was aber auf der anderen Seite größere überregionale Einflussmöglichkeiten hemmte.468 Umso bedeutender ist die Herrschaftsebene der sich kaum verändernden Amtsbezirke einzuschätzen, die für die Untertanen politische Stabilität und Kontinuität verkörperten. Dennoch sei nochmals betont, dass neben diesen Strukturen adelige und kirchliche Ansprüche bestanden und die Machtverhältnisse oftmals stark in Bewegung waren. Aber zumindest im immer flächendeckenderen wettinischen Amtsbereich war die oberste Amtsperson Anlaufpunkt und Ansprechpartner in allen vertraglichen, politischen und gerichtlichen Angelegenheiten und trat verhandelnd oder vermittelnd auf. Zwischen den konkurrierenden Rechtsansprüchen anderer Grundherrschaften musste der Amtmann oder Schösser mit diplomatischem Geschick Konflikte beilegen und für Ausgleich sorgen. Informationen über konkrete politische Aktivitäten der Amtspersonen im Amt Leuchtenburg liefern zum einen die Einnahmen-Ausgabenrechnungen unter dem Punkt Zcerunge und Nachreyse, die Verpflegungs- und Reisekosten von Amtmann und Schösser mit einer kurzen inhaltlichen Begründung notieren. Zum anderen ermöglichen die erhaltenen Gemeinderechnungen des Dorfes Heilingen im Unteramt Orlamünde eine exemplarische Betrachtung des 466 Vgl. Daniel GEHRT, Joachim BAUER, Andreas KLINGER, Georg SCHMIDT, Gründung, Aufbau und Konsolidierung im 16. Jahrhundert, in: BAUER/KLINGER/SCHMIDT, Universität Jena (wie Anm. 281), S. 33ff. 467 Die entsprechende Akte der Amtsrechnungen ist nicht erhalten. Vgl. auch LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 288. 468 Vgl. MÖTSCH, Ausbau des Territoriums (wie Anm. 269), S. 40.

VERHANDLUNGEN UND POLITIK

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politischen Einflusses auf ein Amtsdorf.469 Urkunden und Lehenbriefe, in denen die Amtspersonen handelnd oder vermittelnd auftraten, sowie die Ernestinischen Landtagsakten, sind weitere wichtige Zeugnisse. Details und viele weitere Fallbeispiele, in die Amtspersonen des Amtes Leuchtenburg eingebunden waren, finden sich in zahlreichen thematischen Einzelakten zu bestimmten Vorgängen oder Vertragsangelegenheiten,470 die aber in diese Betrachtung nicht eingeflossen sind. Bereits die frühen erhaltenen Rechnungen des Amtes Leuchtenburg ab dem Jahr 1485 beinhalten Ausgaben für cerungen des Schössers und reise und cerunge des Heuptmanns oder Ambtmans.471 Der Schösser und der Amtmann waren teilweise gemeinsam oder auch getrennt in politischen Angelegenheiten unterwegs. Der adelige Amtmann war meist für gerichtliche Dinge zuständig und der Schösser für finanzielle. Oftmals vermischten sich die Aufgabenfelder und zum Ende des 15. und beginnenden 16. Jahrhundert übernahm der Schösser Bereiche des Amtmanns und war aktiver Teilnehmer an wichtigen Verhandlungen.472 In einem weiteren Entwicklungsschritt wurden diese Aufgaben auch vom Amtsschreiber ausgeübt.473 Diese personelle Verkettung ist beispielsweise unter dem Schösser Damian Leuthier, dem Schreiber Johannes Prosse sowie ihrem Amtmann Dr. Johannes Reinbott zu erkennen: 1520/21 hatte der amptmann handelungen mit den Edelleuten und Dorfschaft wegen gerichte, schaftrifft auch wegen Hansen Schwabens Erben. Der Schösser hingegen war dann unterwegs, wenn Geld einzunehmen oder die Rechnung in die fürstliche Kanzlei getragen werden musste. Vertretungsweise hieß es dann aber auch 21 gr hat der Schosser mit dem Landtknecht vorzehrt alß er awff erfordern des Ambtmans in etzlichenn ambtssachen und gebrechen awf f bevehl handlungen hat.474 Die Rechnung des Jahres 1522/23 benennt drei Groschen, die Damianus zum Rottenstein vorzehrt, hat an stadt des Ambtmans uff f. bevelh neben dem Schosser zu Jhene, zwischen dem Schreiber zu Gumperda und Hansen Pflawennen zu Keßlar gehandelt, und die sache vortragen.475 Im selber Jahr sind weitere Kosten vermerkt, die der Amptmann mit Johann Prossen vorzehrt, als er abermahls die retardat476 in den dreien Ampten überantwortt, auff befehl des Renthmeisters.477 Hier hat der Schreiber bereits die finanziellen Aufgaben des Schössers vertretungsweise ausgeübt. 469 470 471 472 473 474 475 476

Kreisarchiv Rudolstadt, Bestand Heilingen. Vor allem im ThStA Altenburg, Landesreg. Clas. XIII. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1615 (1485), Reg. Bb 1618 (1486/87). Siehe Kapitel 4.1., S. 155ff. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1620 (1488/89), siehe Kapitel 4.1., S. 155ff. ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20610. ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20612, fol. 28r. Lateinisch: retardare = verzögern; retardat steht für verzögerte/verspätete Steuereinnahmen des Amtes. 477 ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20612, fol. 31v.

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In manchen Akten ist gar kein Amtmann mehr fassbar und es taucht lediglich der Schösser in Verhandlungen auf. Vor allem unter Peter Wolfram (1530/31–1559) sind alleinverantwortliche Verhandlungen sehr deutlich: habe ich selbander zu freienorla vorzertt als ich uff bef.m.g.h. [=Befehl meines gnädigen Herrn, die Verf.] zwischen Alexandern von Brandenstein senen leuthen und matthesem tewbern handellung gehapt (1534/35).478 12 gr haben der superintendant pfarrer zur nawstadt und ich selbdritt mit dreyen pferden zu ulstett vorzehrt, doselbst haben wir auff churfürst. bevehl den nawen pfarrer eingeweist auch zwischen ihm und des vorigen pfarrers weib der abfertigung halben in bey sein beyder von Kochbergk gutliche handellung gehapt (1535/36).479 8 gr habe ich selb ander mit zweenn pferdenn zu Jhena vorzehrtt als ich auff bevehl m.g.h. [=meines gnädigen Herrn, die Verf.] den hochgelerthen Ern Phillippo Melanchton die wider Tauffer zu Leuchtenburgk zu examinieren angesucht (1535/36).480 [...] habe ich selbander in Orlamünde als ich auf m g h bevehl neben balthasar und wolffen von aichenbergk zwischen den Ebericzschen zu Freienorla und Clemens Gapeln zu Naschhausen in Vormundtschaft seiner Haußfrawen des Erbfahls halben underhandlungen gehabt (1547/48).481 8 gr Ausgaben habe ich selbander zu Kahla verzehrt als ich gezeugniß zwischen den richzen zu Heillingen und den Greutzschen eroffnet auch zwischen dem Nawen und alden pfarrer zu Gumperda underhandlungen gehabt.482 Unter der Prämisse der Wahrung von fürstlichen Rechten und Ansprüchen sowie des Bestands der Grenzen traten die Amtleute als vermittelnde Personen zur Schlichtung in verschiedenen Angelegenheiten auf. 1569 kam es zum Fronstreit in der Gemeinde Altenberga, die als eigenständiges Rittergut mit zugehörigen Dörfern direkt dem Landesherren und nicht dem Amt unterstellt war.483 Dennoch wurden die Leuchtenburger Amtspersonen mit der diplomatischen Vermittlung beauftragt und griffen in die Streitigkeiten zwischen den Untertanen und dem Rittergutsbesitzer Hans Fabian von Feilitzsch ein. Der Schösser Johann Hoffmann schrieb am 20.6.1569 an den Herzog Johann Wilhelm: [...] habe ich mich am Sonntag gegen Altenberga begeben und vonn den Gemeinden die des orts sein, zuwissen begerett, ob sie die Fröne Ihrem Gerichtsherrn […] gegeben. […] Als ist Cuntze Zeisse darauff […] erfürr kommen und mit ernst angezeigett, er gedechte nicht zu frönen, und da er drum kopf verwirckett, mochte mann abschlagen […] Deswegen ich nicht unterlassen deren allen wiederrumb zu undersagenn, das solche Halßstarrigkeitt keinen guthen 478 479 480 481 482 483

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 12 (1534/35), Schösser ist Peter Wolfram. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 13 (1535/36). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 26 (1547/48). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 33 (1555/56). Vgl. TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 66f.

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ausßgang gewinnen würde, [es] stünde ihnen nochmals frey, sich zu bedencken […] Das also […] ich des Ambts Leuchtenburgks Richter, und etzliche werhafttige Persohnen, die ich beiseits gehabt, holen und hierrein gehen lassen […] hat es gleichsovil als zuvor geholffen, uff welches ervolgett, das ich ahngedachten Richter dem [….] und darauff Cuntze Zeissen und die andernn persohnen, die ihm bejgepflichtet, gefangklichen annehmen, uff die Leuchtenburgk fürenn lassen, das orts sie seindt, und verwahret sitzen, jedoch seindt etzliche unter Ihnen, die denn ernst gesehen, alßbalde abgefallen, damit der Gerichtsherr zufrieden gewesen [….] davon 47 uff die Leuchtenburgk, und zum Altenberga 10, will man sie nicht alle uff dem Schlosse verwahrlich halten kennen […].484

Unter dem nachfolgenden Schösser Christoff Boner wird die Angelegenheit weiter verfolgt. Die Amtsrechnung des Jahres 1571/72 verzeichnet unter dem Punkt Ausgabe Zehrung in fürstlichen Geschefften folgende Eintragungen: 20 gr Wolff vonn Eichenbergk und ich zu Kahla verzehret, als wir zwischenn Hans Fabian von Feiliczsch und Hansen Kobern Commission gehabt, aber endtlich der von Feiliczsch nicht erschienen, 23. Mai 1571; 22 gr Wolff vonn Eichenbergk und ich zu Kahla verzehrt als Hans Fabian von Feiliczsch mit Adalario Wittich haben sollen rechtlich compromittieren worden, aber der von Feiliczsch nicht erschienen, 20. August 1571.485 Als weiteres Beispiel für einen fürstlichen Auftrag zur Streitschlichtung und Verhandlung sei ein Brief des Schössers Abraham Richtzenhan und des Oberaufsehers der Gehülze Wilhelm von Kaynn an den Rat der Stadt Kahla vom 12.3.1587 zitiert: [...] Erbare, Wolweise unnd Ersame, besondere günstige Herren, und gutten freunde, Ir wisset euch zuerinnern, das der durchlauchtige hochgeborene Fürst und Herr, Herr Friedrich Wilhelm Herzogk zu Sachssen unser gnediger Fürst und Herr, zwischen euch, und Christoff vom Eichenbergk zu Crossen, der streittigenn Lehen halben, unns Commission aufgetragen und gnedig bevohlen, euch forderlich vor unns zubescheidenn, wann wir dann hirinnen albereit Handlung gepflogen, und Ihr umb ferner tilation, damit Ihr Inn euren Zinßregisternn aufsuchenn, und briffliche Urkunden, fürlegenn kondett, gebethen, so wollen Crafft derselbenn wir hirmit güttlich bey euch gesucht, und für unns gebethen haben, Ihr wollet uf denn 18. huius schirsten früertagezeit für uns Im wirtshause zum gülden Stern erscheinen Eure Documente und briffliche Urkunden mit zur stelle bringen, und nach bescheidunge, verhor Handlung und billicher Vergleichung gewartten, solches haben wir Euch empfangener Fl. Commission nach vormelden sollen [...].486

484 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Gg 1002 und TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 68f.; siehe auch die Publikation von Hans-Jürgen HAASE, Die Untertanen des Rittergutes Altenberga kämpfen um ihre alten Rechte, in: „Merkwürdiges aus unserer Heimatgeschichte“, Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft „Südliches Saaletal“ Ausgabe 3/2009, S. 18f. 485 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 48 (1571/72). 486 Stadtarchiv Kahla B 1707–1708, Nr. XXII.17.

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Besonders interessant sind die Angaben der Gemeinderechnungen des Dorfes Heilingen,487 die als Gegenstück zu den Amtsrechnungen exemplarisch ein komplexes Bild von den Dorf-Amt-Beziehungen entstehen lassen. Damit mann daraus iedermals inn vorfallenden fellen nachrichtunge haben möge […],488 wurden vom Schösser alle Kauf-, Tausch, Pacht- und sonstige Verträge in den Amtsdörfern und -städten registriert und in ein Handelsbuch eingetragen.489 Die Stadträte, Schultheißen und Heimbürgen hatten in jedem Quartal dem Schösser dazu ihre Zuarbeit in Form von ordentlichen Verzeichnissen, die alle Verträge in ihrem jeweiligen Dorf oder ihrer Stadt beinhalteten, abzugeben. Hintergrund für diese Oberaufsicht war zum einen die Bewahrung aller Rechte und Dokumentierung für spätere Ansprüche und zum anderen die Tatsache, dass dem Herzogtum von jedem Kaufvertrag, der ordentlich im Amt gefertigt wurde, eine gewisse Summe an Lehengeld zustand. Neben diesen vertraglichen Angelegenheiten war der Leuchtenburger Schösser auch Ansprechpartner, um Streitfälle zu klären, wie folgende Beispiele aus Heilingen und Röbschütz belegen: 1585 kam es zwischen der Gemeinde Heilingen und dem Nachbarort Dorndorf zum Streit um ein Ackerstück mit der Flurbezeichnung „Bremengraben“.490 Wie die Ausgaben der Gemeinde vermerken, wurden beide Parteien auf die Burg bestellt: 3 g Ir Zweyen geben die uf die leuchtenburgk gangen deß streittigen Ackers ufm brem halben. Der Schösser kam auch vor Ort, um den Fall in Augenschein zu nehmen, wobei man üppig gemeinsam speiste, wofür die Gemeindeausgaben folgende Kosten aufzeichnen: Zehrung do der Schößer hier, undt ufm bramgraben gewesen, Neben schönfelde, den 5 Juli Montag nach Visitationis Maria, 6 g vor fische, 2½ g Vor Würtze, 13 g 3 Pf Vor brodt, 15 g 6 Pf vor kalpfleisch, 8 Pf vor 1 stubichen bier, 14 g Vor 1 lamp, 15 Pf Vor Saltz, 2 g Vor 2 Hüner, 15 Pf vor Eier, 1 g Vor 1 bahr tauben, 1 g 10½ Pf vor 1½ Pfund butter, 9 g vor hafer. Weitere 18 Groschen wurden ausgegeben, als der Schösser erneut wegen dieses Streites die Dorfvertreter zu einem Vorentscheid auf die Burg lud: Ir sechs verthan, do man Uf der Leuchtenburgk mit denen von Dorndorff ein vorbeschiedt gehabt.491 Offenbar war der Streit nicht so schnell beizulegen, denn 1588 wurden bei den Ausgaben ein Groschen und vier Pfennige

487 Heilingen wurde deshalb ausgewählt, weil die Quellen noch im Original vorhanden sind und freundlicherweise als Transkripte von Hans-Jürgen HAASE aus Altendorf der Verfasserin zur Verfügung gestellt wurden. Im Rahmen dieser Arbeit wurde nicht untersucht, welche ehemaligen Amtsdörfer noch über ähnlich umfangreiche Bestände verfügen. Kreisarchiv Rudolstadt, Bestand Heilingen, 1574–1702. 488 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389 fol. 7r. 489 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389 fol. 7rf. 490 Vgl. Hans-Jürgen HAASE, 1125 Jahre Heilingen, Heilingen 2001, S. 18. 491 Heilingen (wie Anm. 487), Jahr 1585.

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notiert, Bede Vorsteher verzerdt domals sie der streytgen sachen der Dorndorffischen halben Uffm schloß gewesenn.492 1592 wurden folgende Ausgaben verzeichnet; 2½ g VerZerdt Zwene Vorsteher Verthan als sie beim schößer Zur Leuchtenburgk der schmehe worde Vom Schulthus wiederfahren gewesenn.493 Auch im Folgenden Fall aus dem Jahr 1651 fungierte der Schösser als Streitschlichter: Vier Groschen wurden für Hanß Brömeln ausgegeben, vor zwene wege auff die Leüchtenburg Als denen Von Reschwitz eine Kuhe von den Nachbarn Zu Beytelsdorff gepfändet worden.494 Zur öffentlichen Bekanntmachung von fürstlichen Mandaten und Erlässen, wurden jeweils Vertreter der Amtsdörfer zur Anhörung auf die Leuchtenburg bestellt: 1585 werden 18 Pfennige vermerkt, die man Ilgen schmieden geben, das er uf der Leuchtenburgk gewesen,des Fürstlichen bevehls halben umb andtwordt.495 Ebenso im Jahr 1597: Drei Groschen item ihr Zwene abermals uffm schloß gewesen auß der gemeine do der schößer denn dorffschafften auß allen gemeinden uffs Schloß erforderdt die Kalischen halben Belangendt.496 1601 werden sechs Groschen notiert für ihr 4 daß sie sein uff der Leuchten Burg gewesen deß fürstlichen Befehlß halben;497 ebenso 1607 drei Groschen Ihr Zweyhen von heylingen daß sie sein bey den schößer gewesen deß firschtlichen Befehls halben.498 1619 werden sechs Groschen als Ausgaben notiert, für Heylingen und Rebschitz daß sie sein uff der Leuchten Burgk geweßen deß Fürschtlichen befehls der Landes Gerichte halben.499 Während der Endphase des Dreißigjährigen Krieges und kurz darauf werden die Dorfschaften deutlich öfters auf die Burg gerufen: 1644 notierte man dazu: Einen halben Scheffel Korn undt ein halb Virtel bonnen den beyden Vorstehern vor 10 wege auff die Leuchtenburg als Fürstliche Befehliche angehöret worden.500 Ähnlich verhielt es sich im darauf folgenden Jahr 1645: Fünff Halbe Virtel Korn, den Beyden Vorstehern, vor neun wege Auff die Leuchtenburg Auch wegen des Brauens auch etzliche F. Befehliche angehöret worden.501 1649: 1 A. scho. 2 g den schultzen vor 11 Wege, Als er in Ambtte Fürstliche Befehliche Angehörett.502 Man kann sich die Eingebundenheit des Schössers in diese vielfältigen Belange gut vorstellen, wenn man sich die 40 Amtsdörfer im Bereich Leuchtenburg/Orlamünde mit ihren 492 Ebenda, Jahr 1588; Schloss = Leuchtenburg; bede Vorsteher = Dorfvorsteher der Gemeinde Heilingen und derjenige von Röbschütz. 493 Ebenda, Jahr 1592. 494 Ebenda, Jahr 1651. 495 Ebenda, Jahr 1585. 496 Ebenda, Jahr 1597. 497 Ebenda, Jahr 1601. 498 Ebenda, Jahr 1607. 499 Ebenda, Jahr 1619. 500 Ebenda, Jahr 1644. 501 Ebenda, Jahr 1645. 502 Ebenda, Jahr 1649.

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jeweiligen Befindlichkeiten und Angelegenheiten in seinem Verwaltungsgebiet vor Augen hält, die er zu betreuen hatte. Inwieweit die Leuchtenburger Amtspersonen auf überregional bedeutenderer politischer Ebene aktiv und eingebunden waren, kann nur vage eingeschätzt werden. Die Auswertung der Akten der Ernestinischen Landtage, die erstmals unter der Regierung von Kurfürst Friedrich und Johann ab 1487 stattfanden, lassen eher auf eine geringe Bedeutung im überregionalen politischen Geschehen schließen. Diese Landtage wurden bei wichtigen Regierungsfragen einberufen und die Auswahl der teilnehmenden Personen, von denen man sich Beratung erhoffte, lag im Ermessen der Landesherren. Lediglich zwei Mal finden sich in der Zeit von 1487 bis 1532 Leuchtenburger Amtspersonen auf diesen Landtagen: 1523 wurde zu dem Landtag in Altenburg Hans Schwabe, alt schosser zu Leuchtenberg geladen,503 wohingegen der aktuell amtierende Amtmann Dr. Johannes Reinbott oder sein Schösser nicht erwähnt werden. Erst zum Landtag vom 18.12.1530 bis 24.1.1531 in Altenburg ist explizit Johan Reinboth, doctor zur Leuchtenburg unter den Ambtleuten und schossern erwähnt.504 Da die Tätigkeit der adeligen Amtmänner aus den verwendeten Quellen nur teilweise ersichtlich wird, können hier keine tieferen Aussagen getroffen werden. Auf der operativen regionalen Ebene hingegen, tauchen Leuchtenburger Schösser und/oder Amtmänner in Urkunden und Vertragsangelegenheiten als handelnde Personen öfters auf. Aus den Urkundenbüchern der Städte Jena und Kahla sollen dazu nachfolgende Beispiele genannt werden: Hans Rote, voyt zu Luchtinberg entschiedt gemeinsam mit dem Vogt von Arnshaugk in einem Streit zwischen der Stadt Kahla und dem Dorf Löbschütz wegen des Brückengeldes und des Hirtenkorns.505 In einer Urkunde aus den Bürgelschen Kopialbüchern vom 13.4.1436 heißt es: Die Räte des Herzogs Siegmund zu Sachsen thun kund, dass sie auf den Sonntag Jubilate die Vögte zu Luchtenberg und Ihene nach Bürgel schicken wollen zu einem Vergleiche zwischen dem Abt Erhard von Bürgel einerseits und Hans von Beulbar und seinem Sohne andererseits wegen der Fischerei und anderer Streitpunkte.506 1515 war der Leuchtenburger Schösser Johansen Schwaben Mitglied einer vom Herzog berufenen Kommission zur Klärung der Grenzstreitigkeiten zwischen den Pustern zu Drackendorf und dem Amt Burgau.507

503 C.A.H. BURKHARDT, Ernestinische Landtagsakten, Bd. 1 Die Landtage von 1487– 1532, in: Thüringische Geschichtsquellen Bd. 8, Jena 1902, S. 147f. 504 Ebenda, S. 198. 505 BERGNER, Urkunden Kahla (wie Anm. 3), Nr. 17, S. 17f. 506 Ernst DEVRIENT (Hrsg.), Urkundenbuch der Stadt Jena und ihrer geistlichen Anstalten, 2. Bd. 1406–1525, Jena 1903, Nr. 278, S. 127. 507 Ebenda Nr. 1182, S. 452.

ENTWICKLUNG UND INFRASTRUKTUR

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Im Amt Leuchtenburg dominierte die land- und forstwirtschaftliche Prägung. Die finanzielle Wirtschaftkraft lag im mittleren Durchschnitt.508 Diese Faktoren und die Tatsache, dass es in einer gewissen Entfernung zu wirtschaftlichen oder politisch bedeutenden Zentren gelegen war, lassen das Amt Leuchtenburg, gegenüber anderen Ämtern, wie beispielsweise Altenburg, Weimar oder Coburg, hinsichtlich seines politischen Gewichts, zurücktreten. Im Bezug auf die regionale politische und verhandelnd-vermittelnde Arbeit der Amtspersonen mit ihren direkten Untertanen war das Amt Leuchtenburg gleichwertig mit anderen Ämtern und erfüllte einen wichtigen Beitrag zur landesherrlichen Herrschaftsumsetzung.

3.4. Entwicklung und Infrastruktur Dass das Territorium des Amtes Leuchtenburg mit seinen […] zugehörigen dorffschafften, Furwergen, Schäfferejen, eigenthümblichen gütern, hergebrachten gerechtigkeiten, herrligkeiten, Regalien, gerichten undt freyheiten […] in dem Zustand bewahrt wurde, wie es seit alters her bestand, war Kernaufgabe des Amtmannes/Schössers, wie aus einer Bestallung des Jahres 1612 zu erkennen ist.509 Zugehörungen in Form von Liegenschaften, land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen, Rechten, Zoll- und Steuereinkünften durften mit fürstlicher Rücksprache vermehrt, aber um keinen Preis beschnitten werden: Würde er aber inn deme nachleßigk sein, undt bey seinen Zeiten oder Ambts Verwaltunge ichtwas, so geringe es auch sey darvon kommen, oder in unrichtigkeit bringen laßen, das entzogene auch nicht wider erlangen, noch es anbringen, oder sonsten dießen Embtern einigen nachteil zuzufügen verstatten, oder etwas verseumen, dafür soll er undt die seinen sowol sein Vorstandt ieder Zeit hafften […].510 Vor allem in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es zu vielen Flächenzukäufen des Amtes von Privatpersonen, die vor allem forstwirtschaftliches Gebiet betrafen. Dafür wurden auf fürstlichen Befehl zusätzliche Gelder bereitgestellt. Beispielsweise sei der Kauf einer Wiese uff dem Rießeneck erwähnt, der 1552/53 vollzogen wurde: 6 ß 40 gr habe ich auff menes gnedigen herren bevehln peter greiczschern zu Kleinen Eudersdorff vor die wiese darauf eine Salcz lecke geschlagen gegeben.511 Für 100 Schock wurden auff meines gnedigen Fürsten und Herren befehl 508 Wie oben Anm. 238. 509 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389 fol. 1vf., Bestallung des Elias Nandelstedt; Transkript S. 245ff. Zwar ist diese Bestallung aus dem 17. Jh., jedoch wird sie vorher inhaltlich nicht wesentlich anders ausgesehen haben. 510 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389 fol. 2rf. 511 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 31 (1552/53).

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1557/58 etzliches an Holz darzu gekauft: 30 ß habe ich Simon Lerchner obern bodnitz vor sein holz und wiesen wachs in der püczschenawe gelegen bezahlt; 17 ß 30 gr habe ich für holz und wiessenwachs zum nassen landt gegeben; 21 ß habe ich hansen bernhardt zu Schweinitz für sein holz gegeben; 20 ß habe ich der wittwe die menhardte genannte zu undern gneus und iren kindern vor die holz margk gegeben; 10 ß 30 gr habe ich ilgen topfer zu neustadt vor sene holz margk im redelles gelegen bezahlt.512 Nach dem Bau des Wolfersdorfer Jagdschlosses kaufte das Amt 1574 in diesem Gebiet zahlreiche Flächen, wofür der Schösser 262 Schock aus fürstl. Renthnerei bekommen hat: Nickel Zipparthen, Müller zu Wolfersdorf vor seine beholzung so ann die Fröhliche Wiederkunfft stossen thut 9. April 1574 (Mühlholz unter der Elisabethheide gelegen bis uff den Teich und von dem teich den alten weg hinauf bis an die Glaseiche an der Fröhlichen Wiederkunfft).513 Mit zuziehunge erfahrner werckleute514 war der Schösser für den Bauerhalt aller Amtsgebäude, wie die Leuchtenburg, die Jagdschlösser in Hummelshain und Wolfersdorf beziehungsweise Trockenborn, die Orlamünder Kemenate, das Rodaer Schloss,515 die Vorwerke und Ställe, sowie für die Straßen und Brücken verantwortlich. In den nachfolgenden beiden Kapiteln zum Bauunterhalt der Leuchtenburg und der anderen Amtsgebäude, wird diese Bautätigkeit detailliert untersucht werden. Damit die Zölle undt gleite nicht geringert, sondern ihren nuz alle Zeit ertragen mögen,516 hatte der Schösser die Brücken und Straßen stets in einem passierbaren Zustand zu halten. Mit rath und dem wenigsten517 an finanziellen Kosten, sollte er dabei vorgehen und somit die substanziell wichtige Infrastruktur erhalten. Vor allem die Straßen entlang der Saale im Gebiet um Großeutersdorf und Naschhausen wurden oft von der übertretenden Saale in Mitleidenschaft gezogen und mussten ausgebessert werden. In den Amtsrechnungen des Jahres 1582/83 ist beispielsweise zum 29.5.1582 notiert, dass elf Gulden zur Besserung der Landtstraßen von Orlamünde bis Großeutersdorf ausgegeben wurden.518 Für 1667/68 heißt es: 35 fl uf die Landstraßen, weil das Wasser und Gewitter aller orthen großen schaden gethan.519 Bei Straßen und Brücken, die zwar im Amtsgebiet lagen, aber in den Zuständigkeitsbereich von Adeligen fielen und auf deren Kosten instand gehalten werden mussten, hatte der Schösser dennoch die Pflicht, diese zu ermahnen, damit […] keine neue beschwerunge uff bede Embter dringen […] möge.520 512 513 514 515 516 517 518 519 520

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 35 (1557/58). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 50 (1573/74). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 9v. Nur bis zur Amtsabtrennung von Roda im Jahr 1528. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 10v. Ebenda, fol. 10r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 60 (1582/83). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 141 (1667/68). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 10r.

UNTERHALT DER LEUCHTENBURG

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Es galt nicht nur, Altes zu bewahren, sondern dem Schösser oblag in Rücksprache mit den Kammerräten der Landesregierung in Weimar oder später Altenburg auch die Entscheidung über Baugenehmigungen neuer Häuser.521 Wichtig war hierbei die Kontrolle, ob irgendwelche Rechte des Amtes, wie zum Beispiel die Schaftrift, durch Neubauten verletzt wurden. In der Gemeinderechnung des Amtsdorfes Heilingen aus dem Jahr 1591 sind drei Groschen an Zehrungskosten vermerkt, da Zwene Auß der gemeine uff der Leuchtenburgk beim schößer der Haußgenoßen Halben Zu Röbschitzs wegen deß bawens belangende gewesen.522 Für die Bauforschung sind die Quellen der Einnahmen-Ausgabenrechnungen von besonderem Interesse, weil jegliche Baukosten notiert wurden und meistens ein Verwendungszweck angegeben ist. Demnach könnte praktisch jede Bauaktivität auf den Amtsgebäuden nachvollzogen werden, doch wurden teilweise anstelle präziser und lokalisierbarer Angaben zum Baugeschehen allgemeinere Aufzählungen, zum Beispiel der verwendeten Baumaterialien, gemacht. Vereinzelt gibt es im Hauptstaatsarchiv Weimar zusätzlich zu den Finanzrechnungen auch detaillierte Bauakten, die mit Berichten und Briefen angereichert sind, so beispielsweise für den Bau des Burgbrunnens auf der Leuchtenburg oder des Schlosses in Wolfersdorf.523

3.4.1. Unterhalt der Leuchtenburg Aufgrund ihrer Größe, ihrer besonderen Lage und ihrer funktionalen und symbolischen Bedeutung für das Amt bildeten der Bauunterhalt und die bauliche Entwicklung der Leuchtenburg eine besondere Herausforderung. Bauschäden aufgrund von Stürmen und Bränden nach Blitzeinschlägen traten wegen der ungeschützten geografischen Lage der Leuchtenburg in 400 m Höhe wesentlich häufiger auf als an anderen Amtsgebäuden, und die Anlieferung von Baumaterial auf den steilen Muschelkalkberg war mühsam und kostenintensiv. Dennoch ist das Amt Leuchtenburg stets seiner Aufgabe nachgekommen, die Leuchtenburg zu unterhalten und Schäden zu beheben. Die Einnahmen-

521 Ebenda, fol. 7v. 522 Heilingen (wie Anm. 487), Jahr 1591. 523 Burgbrunnen: ThHStA Weimar, EGA, Reg. S, pag. 130, Nr. 9; Reg. S. fol. 129a Nr. XXXV; Der Bau des Burgbrunnens und des Schlosses in Wolfersdorf wurden an dieser Stelle nicht detaillierter betrachtet, da es diesbezüglich bereits Untersuchungen gibt: LIEBESKIND, Wolfersdorf (wie Anm. 119) sowie die Filmproduktion der Bennert Restaurierungen GmbH/Abteilung Monumedia, die auf der Leuchtenburg im Brunnenhaus zu sehen ist.

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

Ausgabenrechnungen des Amtes stellen für die Burgenbauforschung eine unentbehrliche Quelle dar, denn in nahezu jedem Jahr sind Bauaktivitäten und Instandsetzungsmaßnahmen genauestens verzeichnet. Daraus lässt sich ein ungefähres Bild der Anzahl und Anordnung der Gebäude erstellen, bis hin zur Einrichtung und Ausstattung der einzelnen Räume. In den nachfolgenden Übersichten sind zum einen die Bauaktivitäten von 1486 bis 1718524 sowie verschiedene Inventarauflistungen von 1525 bis 1674 verzeichnet. Tabelle 2: Bauchronologie der Leuchtenburg von 1486 bis 1718. 1486 Arbeiten an der äußeren Zugbrücke und Bau eines Hundestalls in den Burggraben: 1 gr deme zcymmerman ein tag nuwe brette uf dy ussern czogebrocke gesnettin und genaylt; dem Zimmermann einen langen stal vor dye jagthunde in den graben gemacht.525 1489 Bau von Dachkonstruktionen auf den Türmen (vermutlich die vier Wehrtürme); Nennung der Burgkapelle mit Altar: 3 gr Peter Clüger seine brüder und deme olemöller zu Kole von eyne dach Spitzen off den thorm die ditterichs Ganße gemacht und bißher ahn dachunge gestandenn gehawen gericht die latten gemacht, woche bartholomey.526 1500/01 Fensterarbeiten sowie Arbeiten am Burgbrunnen: 3 ß 41 gr dem gleßßer zwr newstadt vonn dryen nwen fenster uff der spitzen von vendeische scheiben gantz nwe und zwei inn der hoffe stobin und auch von 10 fenedische scheiben in den andern stobin. 55 gr Claws dem tischgreber selbander von dem bornne under dem slosse der verfallen gewest 13 elle nach der lenge in den berg 12 elle obir die qwer und 12 elle in die tiffe gegraben.527 1512 Umfassende Bauarbeiten am Thurm.528 1519 Zaunbau um die Leuchtenburg: Kostung des Zauns und graben szo auff fürstlichen bevehell Durch Henrichen von Hajn, umb der Leuchtenberge gemachte und auffgericht, Anno XIX. So seint aber zuvor etzliche schogk zaun Ruttl und stecken, gehawen und auf geschleufft, welche umb das tagelohn vordingt, und in vorrat bracht wie hernach volgendt Mittwoch nach Visitatae Marie [2.7.] ist der Schengke

524 Die letzte Eintragunge zum Jahr 1718 beinhaltet die Bereitstellung einer großen Summe zum Zuchthausumbau. Damit endet das Kapitel des Amtes auf der Leuchtenburg und die Nutzung als Zuchthaus wird bestimmend. 525 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1616, fol. 35rff. 526 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1622. 527 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1630. 528 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1638.

UNTERHALT DER LEUCHTENBURG

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Henrich vom Hayn, und Paull Keller von Rossla auff Leuchtenburgk, kommen, und der Orter dye Zeune, auff fürstlichen Bevehll zufertigen, angefangen.529 1522/23 Arbeiten am Burgbrunnen und an der Zugbrücke: von dem Born unter dem Schlosse auszureumen, den er ganz verfallen; von zwei trögen, an den Schloss born zu setzen; neue Zugbrücke gebaut.530 1524/25 Küche und Backhaus mit Ziegeln neu eingedeckt531 1525/26 Dachdeckerarbeiten am Burgturm: Von dem thorm mit schiffer zu decken.532 1526/27 Montage eines Zwingers auf der Burg; Arbeiten an der Brücke; Dachdeckung auf einem Schuppen und Schlosserarbeiten an der Kapelle: 35 gr dem schlosser zur Neustadtt hat den svinger zur neustadt im closter abgenommen und denselber wiederumb uff den hawßmanns thorm zu Leuchtenburg gebracht; 1ß 12 gr Andreas Olcken dem Zymermann hat 29 tage die Brücken uff dem Schlosse von news gemacht; 1ß 12 gr vor 6000 schindeln zu machen geben Andreas Wohlgetzogen und Hans Teuffeln tzum Homelshain seint uf die Schopffe vor dem thore fürstschlagen; schloss an der capellen wieder anzurichten.533 1528/29 Maurerarbeiten am Büchsenhaus; Bau neuer Tore: für 2 ß das Büchsenhaus undermawertt; Thor wurde vor das Buchsenhaus und den Pulver Thorm gemacht534 1531/32 Bau neuer Stuben und eines Pferdestalls: neues Sommerhaus in dem einen thorm, eine nawe pferdestall, ein newes stüblein (Zimmermann Andress elckenn Bodnicz)535 1532/33 Schmiedearbeiten für das Gefängnis sowie Malerarbeiten in des Amtmanns Wohnung: 18 gr dem klein schmidt zue kahll vor ein eyssern gegytter und fur ein schloß und einen schlüssel auff dem thorme uber das loch do mahn die gefangenen ein lest zu machen lohn gegebenn; Amptmanns Stube auf der Leuchtenburg geweist sowie kleines stüblein, darinnen des amptmanns weib zur wohnung hat ebenfalls geweisst.536 1533/34 Arbeiten am Heulager; Zimmerarbeiten am Torhaus sowie an der Zugbrücke: 1 gr 4 pf dem zimmermann Andreas Elcken hat eine halben Tagk das hewe hauße vor dem Schloße underschiedenn 529 530 531 532 533 534 535 536

ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20609. Ebenda, Nr. 20615, fol. 51r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 2 (1524/25). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 3 (1525/26). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 4 (1526/27). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 6 (1528/29). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 9 (1531/32). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 10 (1532/33), fol. 44v.

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darin der amptmahn sein hewe vor seine pferde hat legenn mogen; 1 ß dem Zimmermann von dem alden Thoer hauße biß uff die stube ab zu rewmhen und ein Nawe getzimmer wider auff zu richtenn dan es fewers halbenn besorglichenn des orths gestanden und ist in einer eyll byß zu wettertagenn uff anderung gemacht wurden, darzu seindt 25 stemme holcz gebraucht in der thangruben gehawen; kasten zu dem gewichte an der zihebrücke und etzliche bretter an die zihe brück gemacht537 1534/35 Hinweis, dass jährlich das komplette Bettgewand und alle Tücher geflickt und gewaschen werden.538 1535/36 Ausbau eines Wehrturms zum Gefängnis: 50 gr habe ich dem steynmeczen zu Kahll von dem Nawen gefencknis welchs auß bevehll menes gnedigen Herrn und uff des Herrn Cammerers mundtlichen berichts Hansen Schleuer umb linderung willenn zugericht und in dem Thorm nach dem pfaffen pergk durch das gewelbe ein loche geschlagen den Schudt daruff dreyer ellenn hoche außgemauert die thoer am wendell steynn und die zwej fenster vormauertt ist ime in bejsein Hentzn Nagels des landtknechts uberheupt vordingett und bej vierzehnn tagenn daran gearbeitt.539 1537/38 Errichtung neuer Zimmer am Wohnhaus und in der Küche: 40 gr dem Zimmermann Andreß Elcken aus Unterbodnitz von dreyen Nawen Zymher außzuhawen, der hat er ene auff das hauße am Großen Thorm und zwene auff die Kuchen geczogen.540 1538/39 Beplankung der Burgbrücke mit Schalholz: 1 große aiche und 1 kynbewhme an der hohen straße gefällt zu schalholcz beschlagen damit er die brücke vor dem Hause Leuchtenburgk von neuhem belegett (darzu 21 bretter vorthan)¸20 gr dem Zymmermann.541 1540/41 Ausbau zwei weiterer Wehrtürme zum Gefängnis: Auff bevhell Menes gnedigsten und gnedigen Herrnn seindt zwei Nawhe gefenknis im Schloße Leuchtenburgk durch den Steynmeczen Hainczen Theymer zu Kahll zu gericht daran hat er selb vierde en gancze Woche gestanden, und ist idem sen wochlohn wie volgett gegeben worden: 21 gr dem maister Hainczen Theymer; 15 gr Hainczen Prosser sen Woche lohn; 15 gr Urban Hackenberger sen Woche lohn; 15 gr Michel Hartmahn; Diese Mewrer habenn in dem enen Thorm durch das gewelbe geschlagen, die Thoernn in den Wendell Steynnenn und die vier fenster darinnen außgemauert diesselbige fenster mit Eyssern klammern geropeltt, vorgittert em gehawen und mit bleye vorgoßen uber dem gewelbe die enfahrth in dem enen Thoerm dreier ellen hoch außgemauert und das ober teil von gehawenenn steynen do das gegitter Inen gehett außgesecztt die backenn gehawen und mit Bleye vorgossen; 14 gr habe ich dem Zcymmermahn Andreß Elcken zu Undern Bodenicz gegeben der hat zwene grosse gewaldige Bloch thoern in en ander gerobelt und gezeppft daren leysten geschoben vor die gemawerte Thoern in beyden Wendel Steynnen gemacht mit engehawenenn Rigelln vorwartt darhinder habe ich es durch die froner mit grossenn steynenn und schutt außfuhren lassen; 4 gr habe ich

537 538 539 540 541

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 11 (1533/34). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 12 (1534/34). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 13 (1535/36), fol. 121r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 15 (1537/38). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 16 (1538/39).

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vor vier pfundt licht gegeben die habenn die steynmeczen in beidennn Thormenn die Woche uber vorbrantt.542 Reinigung der Schornsteine: 1 gr hans guthschmidt zu Seidenroda, hatt im Jahr alle vier wochen die fewer essen im Schloß und Forwergk gereinigt. 543 1542/43 Bau eines neuen Schuppens: nawe Schupffe gebaut mit 50 Stemmen Holcz, ein Schog latten, 1 Schog schalholcz, 500 Schindeln544 1546/47 Neubau eines Gebäude am Turm: Zimmerleute haben das nawe gebeude am großen Thorm und uber dem Fräwen zymer gemacht und vorfertigt drej nawe dach zumachen eingezogen; auf die schösserei 1500 schindeln.545 1547/48 Neuer Zisternenbau für 200 Gulden.546 1552/53 Umfangreiche Baumaßnahmen zum Ausbau der Wehrhaftigkeit der Leuchtenburg (Bau eines neuen Zeughaus und Bestückung mit Kriegstechnik, Ausschachtung des Burgbrunnens auf 80 m Tiefe, Arbeiten an der Zugbrücke und Umzäunung, Bau einer Streichwehr und Schießscharten): 547 765 gulden 19 gr 4 pf die seint auff meins gnedigen herren des Churfürsten zu Sachssen Herzog Johann Friedrichs des Eltern bewehel zu Anrichtunge des Newen Zihe Brunnens auch zu Befridunge des Schlosses zu Underhaltunge der gebeude, Besoldunge der Landtsknechte und anderer auch zur promiandierunge des hauses nach besage des Schossers rechenbuch ausgeben [...]; 5 fl 19 gr von 32 ß eichen pfelen zu dem stackete zumachen; 11 fl 15 gr von dem graben zu dem stackete außzuwerfen und zusetzen; 57 fl die Newe brücken mit den zugehorungen vorblanctem stacket so zubefridung der Brucken gemacht Meister Nickel der bawmeister548 [...] auff den Newen Zihebrun: 2 fl botenlon als man den perckmeister und berckknappen zu dem brunnen bestalt; 1 fl dem zimmerman von den Haspen zum brunnen zumachen; 259 fl den Berckgesellen der bisweilen sechsse auch under zeiten vier gewesen von dem Brunnen auszugraben von dem schut daraus zuziehen, gegeben alles mit vorwiisen des bawmeisters, inclusis für Licht im brun; 2 fl für berckeissen zum brun graben; 2 fl für newe seil zum haspen; 9 fl von den steinen zum brun zu brechen; 206 fl dem Steinmetzen Pawel Weisman von den Werckstücken zu dem brun zu hawen und damit den brunnen auszumawern und zuvorfertigen; 8 fl auff sechs personen haben tagk und nacht das wasser zihen müssen damit der steinmetz hat arbeiten mögen; 3 fl für Kalck zum brunnen; 33 fl schmiedes arbeit; 20 fl das geheuse sambt dem Wasserrade uber dem brunnen zu machen und zu fertigen darinnen man das wasser aus dem brunnen schepfen kann; 25 ½ fl von den Newen Schießlöchern auf den wehren und zwingern anzurichten; 15 fl von der Streichwehr im graben zu machen neben dem thor 47 fl für das zeugkhaus ausgegeben

542 543 544 545 546 547 548

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 19 (1540/41) fol. 156ff. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 19 (1540/41). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 21 (1542/43). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 25 (1546/47). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 26 (1547/48). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 220 (1552/53), fol. 169vff. Landesbaumeister Nickel Grohmann.

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1552/53 Anrichtung der Hacken büchsen: 1 fl für 18 veslein zum pulver; 16 gr für 10 schauffeln; 5 fl für 2 grosse seil zum geschütze; 70 fl furlon von dem geschutze von Gothaw nach der Leuchtenburgk; 1 fl furlon von 500 kugeln gein der Leuchtenburgk von Gothaw; 1 fl furlon von 2 falckenetlein von Weidaw anher; 2 fl von dem alten Büchsenhause auszureumen; 66 ß auf 9 Monate von Dienstag nach Margarethe bis auf Sontrags nach Martini dem Hauptman Pawel Mulpforten, sechs knechten, einen büchsenmeister und eine kochin so zu bewarunge ufs schlos geordnet549 Reinigung der Bettwäsche und Tücher: 3 gr 4 pf habe ich Hainczen Polczeners weib zu Seidenroda gegeben die hat selbander vierzehn stück bethgewandt uff das hauß Leuchtenburgk ehe der Mohel pfortt mit den Knecht ankommen gewaschen; 18 gr habe ich des Hainczen Polczen weib und Lorenczen Petzolds weibe zu Seidenroda gegeben die haben die woche Laurenti [10.8.] 72 Stück bethgewandticht gewaschen von Stück 3 pf gegeben (4 paar Schwebische Tücher, 8 paar Ulmer tücher, 19 paar gemeine tücher, 5 550 tisch tücher, 4 handquellen). 1554 Dachdeckerarbeiten: vill an schieffer dache nodt zu befestigen551 1557/58 Arbeiten am neuen Torhaus: 20ß bawhe am newen thor hauße (18 Wochen); fünf Tage hat die Tachung gedauert552 1562/63 Dachdeckerarbeiten am Turm, Schmiedearbeiten am Gefängnis, Uhr mit Glocke erwähnt: Turmdach mit Schiefer gedeckt; 6 gr vor 4 Clamern inn den schleuer thurm; 1 Zeigerwergk mitt zweien syhgern und einer glocke553 1566/67 Abbruch und Neubau eines Pferdestalls: 82 Handtfröner haben den langen pferdestall abgebrochen aufgeräumt und den nawn richten helfen554 1568/69 Bau einer neuen Schlossbrücke.555 1570/71 Dachdeckerarbeiten auf verschiedenen Gebäuden und kleinere Reparaturen: Ziegeldecker aus Weimar Jobst Düringen: 4084 Ziegel für Schleierturm und Bülüer Thurm; neue Dachung Kornboden, am Pferdestall, Langen Stall; Ausbesserungen in der Badestube, neue Öfen, Brücke ausgebessert556 1573 Bericht des Schösser über Schäden an der Wehrmauer (3.5.1573): Uffm Hausse Leuchtenburgk Begibt sich eine gros Stück Mauer der umblaufenden Weher, uff beyden seitten des Bülüer thurmbs, 549 550 551 552 553 554 555 556

ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 220 (1552/53), fol. 169vff. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 31 (1552/53). Handquellen = Handtücher. ThHStA Weimar, EGA, Reg. S. fol. 129a No. XXXV (1554), fol. 20r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 35 (1557/58). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 39 (1562/63). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 43 (1566/67). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 44 (1568/69). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 47 (1570/71).

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von unten ahn biß oben hinaus, dermassen von einander, das, wo mann denn selbigen Inn Zeittenn nich fürkemmen würdet, zubeseczen, das es einhegen, und als dann mit grossenn Uncosten wiederumb aufgebracht werden müste.557 1574/75 Einzäunung der Burg mit Pfählen, Reparaturen an Fenstern und Dächern durch Stürme: Vor die Befriedung: 20 gr Pangratio Porreßen und Hansen Stroman vor den Zaun vorm Schloße allenthalben auszuhebenn und andere Pfäle zu seczen und zuvorwahrenn, daßgleichen die altten umbgefallenen Pfähle umbs Schloß aufzuheben und inn das Schloß zu tragen Glaserarbeiten: 5 gr Bartheln Bachmann aus Kahla von einem fenster so der große Windt in der Renthereistuben hineingeworfen Ziegeldecker Jobst Düringen aus Weimar: 12.000 Ziegel uf die eine Seiten des Kornhauses (12 fl); 10.000 Ziegel uf den großen Pferdestall; 8.000 Ziegel uf den Roßthurm; 4.000 Ziegel uf den alten Pferdestall haben die eine Seite am Kornhause, die eine Seite am langen Pferdestall, den Gangk, das Thorhaus und das Haus kegenüber gedeckt; 57 fl Ausgaben für Ziegeldecker; insgesamt 9 Wochen; uff dem Gang neue Sparren eingezogen Gesamtausgaben für Leuchtenburgk: 214 fl 9 gr558 1577/78 Reparaturen an Fenstern durch Stürme: 2 fl 10 pf Ausgabe Barthel Bachmann zu Khala für Glaserarbeiten; im ganzen Schlosse haben große Winde und andere Ungewitter die Fenster zerschlagen und zerrissen vergangenen Sommer 18 Oct. 1577.559 1578/79 Neubau eines Amtsgebäudes: neue Schosserei mit einer Stuben und fünf Kammern errichtet, nicht groß, zwei Gemach hoch, insges. 215 fl560 1580/81 weitere Arbeiten am neuen Amtsgebäude: neue Schosserei auf Leuchtenburg gebaut; 2 fl Mertten Partzschefeld vonn einer newen fewermawr uff der Newen Schosserej zumachen, zu einem Newen Stüblein im Ercker, so im Sommer zur Verhör vor die Ambtsunterthane gebraucht werden soll, uff das nicht jedermann, oben Inns Schloß lauffen, unnd desselbenn gelegenheitt erforschenn magk561 1583/84 Für 15 fl werden drei neue Latrinen und heimliche Gemache gefertigt.562 1585 Reinigungsarbeiten im Burggraben: 12 gr uff 36 Handfröhner jedern ein tagk welche das Schloß, Hoff, Stelle und den graben gekehrett und gereinigett alls M.g.F. und Herr Herrn Friedrich Wilhelm Herzog zu Sachsen, sambtt s.f.g. gemahll und Hoffdienern uff der Leuchtenburgk ankommen dem 7. Mai 1585563 557 ThHStA Weimar, EGA, Reg. S. fol. 128a–129a, Nr. XXXIV, Bericht von Christoff Boner, Schosser, über notwendige Reparaturarbeiten an den Häusern im Amte Leuchtenburgk (3.5.1573):, fol. 10r. 558 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75). 559 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 64 (1577/78). 560 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 55 (1578/79). 561 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 57 (1580/81). 562 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 61 (1583/84). 563 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 63 (1585).

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1586/87 Bau einer neuen Zugbrücke und eines neuen Tors für 53 fl.564 1590/91 Reinigung der Schornsteine: Schlottfeger kehrt 8 Essen auf der Leuchtenburg565 1595/96 Maurerarbeiten an der Kammer des Schössers: Meuer Arbeit: 1 Tag von den heimlichen Secret des Schössers Cammer so die Schlage Regen eingeweicht wieder zu bessern 31.10.1596566 1599/1600 Bau am Zeugkhaus.567 1601/02 Dachdeckerarbeiten, Ausbau des Pulverturms (Schleier):568 für 152 fl für die ganze Tachung uff der Leuchtenburg; vonn dem Pulffer Thorm uff empfangenen bevehlich zue richten darein etzliche geschutze vorordnett worden solln 19 fl 12 gr: 2 fl von zwene starcken Thuerenn und vier fensterladen zue machen (beschlagen mit bender und riegeln), 5 fl dem Maurer den Thorm zu berappen und zue weißen item mit ziegel außzusetzen die Thuern und Fenster außzuhauen und forne über der Thüre breitte Steine außzuhawen und in Kalck zue legen und wie einen alten zu machen.569 1602 Arbeiten am Burgturm und der Schösserei, die durch Blitzeinschlag am 23.7.1602 beschädigt und innerhalb von fünf Wochen erneuert wurden: Von dem Thorm so durch das Wetter angezündet hienwegk gebrandt wiederumb fünf neue Spitzen darauf zue machen (ges.: 208 fl 20 gr): 50 fl dem Zimmermann Hans Elckenn von Treppen und Boden im Thorm und von den Thorm mit 5 Spitzen und vier Erckerlein; 10 fl Ziegeldecker zu Kahla vor den Thorm zu decken (3500 lange Ziegel, 4400 sturz Ziegel, 63 Keel Ziegel; fünf kupfferne Knöpffe aufgesacztt und angenagelt (Kupfferschmiedsarbeit, so jedes 159 ½ pfund gewogen); Von der Schösserei so von dem gewitter angezündet und hienweg gebrant wiederumb neue zue bauen: 359 fl. Weil die Schösserei zuvor nicht allenthalben uf einer mauren gestanden, und befestigt gewesen, das das feuer nicht schaden thun können, alß ist uf einer seitten nachm thorm zue eine neue mauer aufgeführett und die andren mauern alle erhöht worden; Tischler und Glaser Arbeit: 2 gefütterte Türen, 12 schlechte Türen, 15 Fenster; Töpfer Arbeit: 2 neue Öfen in die untere und obere Stuben.570 1603/04 Eintrag im Inventar der Schösserei: hintere Cammer und Boden alles verbrandt.571 Ungezieferbekämpfung: Paul Großkopffen von Meuse Pulver, vor den Kornboden zur Leuchtenburgk und Orlamünda.572 564 565 566 567 568 569 570 571 572

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 64 (1586/87). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 68 (1590/91). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 75 (1595/96). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 78 (1599/1600). Vermutlich mit der dreieckigen Ummauerung, wie sie heute der Schleierturm zeigt. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 79 (1601/02). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 80 (1602/03). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 81 (1603/04). Ebenda.

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1605/06 Sturmschäden am Dach der Schösserei und am großen Turm; Reparaturen für 17 fl.573 1609/10 Arbeiten an der eingefallenen Burgmauer: 15 Wochen Mauerarbeit uff das Stück Mauer so vom Pulfer Thorm ahn, bis an den Thurm, der Schlejer genandt, gar eingefallen, an welcher mann den grundt zwo ellen tief führen müßen, und ist solche Mauer vor Weiters bis oben der Erden gleich aufgeführet, und von den Zimmermanne förder mit brethern bis uf den früeling do dieselbe volents ausgeführt werden muß, bedeckt worden; Kosten: 396 fl.574 1611/12 Reinigungsarbeiten im Burggraben: 36 fl Ausgaben zur Ausreumung des auswendigen Zwingers so fast halb voll abraum schutt und steinen gelegen, und nun biß uf eine seite gar rein seuber und wolgestaldt wie augenscheinlich.575 Ausbau des Gefängnisses: Einen Meister und Gesellen, welche 5 Tage den einen Thurmb den Marterthurmb genandt außgemauert, das er zu einen gefengknis zugebrauchen ist uf befehlich geschehen.576 1612 Brief des Schössers Elias Nandelstädt an die Landesregierung vom 12.3.1612, indem er von gräulicher verwüstung und übler wohnung auf dem verwüsteten Hause Leuchtenburg berichtet. Von Mich 1611 bis Walb 1612 ist mit notturft geflicket undt gebessert worden, den gedacht hauß sehr wüst undt alles aus gerissen gewesen.577 1612/13 Reparaturen an den Dächern durch Stürme sowie Bau einer Zelle aus Holzbohlen: Besserung Tachung Leuchtenburg (großer Wind) mit 12450 Henge- und Sturzziegeln für 41 fl, 60 fl Arbeitslohn sowie 80 Fürstziegel für 1 fl, 281 Handfröhner haben über das Jahr auf der Leuchtenburgk gefrohnt; 2 fl dem Zimmermann Hanns Elcken vonn Seidenroda der uf mundtlichen Befehl des Herrn Rentmeisers ein Bolwergk zum gehorsamb der Pawern uffs Haus Leuchtenburg gemacht, den 22. April (1613) lauts zettels; 2 fl dem Schlösser von solchen Pohlwergs thuer starck zubeschlagen; 1 gr 2 Pers. welches das Pohlwerg außen Forwerge Sejdenroda aldo es zuergelegt worden ufs schloß geführt.578 1614/15 Notiz, dass am Torschloss die Churschwertter eingezeichnet waren.579 1616/17 Fertigung einer neuen Uhr: neue Uhr gefertigt für die Leuchtenburg für 34 fl von Christian König, Uhrmacher zu Weimar, 22.6.1617580

573 574 575 576 577 578 579 580

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 83 (1605/06). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 87 (1609/10). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 10 (1611/12). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 89 (1611/12). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 10, fol. 50. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 90 (1612/13). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 92 (1614/15). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 94 (1616/17).

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1628/29 Reinigungs- und Ausbesserungsarbeiten in den Türmen sowie Anlegen einer neuen Abwasserrinne, Informationen zum Kircheninventar: 2 fl Ert Vorrathen vom Schlejer undt Marter Thorme auszureumen, 1 fl Merten Porrußen von einer neuen Rinnen dardurch das Wasser außm Schloße ubern graben leuft zuemachen, 20.3.1629; 1 fl Anders Jungkman und seinen gesellen welche die 2 Thürme so die beiden gefangenen Sommerlatte und Hering fast gar durchbrochen wieder ausgebessert; Inventar: In der Kirchen: 1 Crucifix ufm Altar; 1 gemahlt Marien bildt, 1 Predigtstuhl581 1630/31 Anfertigung von Schranken und Schlagbäumen sowie Anschaffung einer neuen Brunnenwelle: 57 fl seindt zur verfertigung der Schranken und Schlagbeume auch uf verpohlung und eines davon gebrachten thors vor der Leuchtenburg welches alles vom 10.5. biß 20.8.1630 gemacht ausgegeben; 6 fl für eine neue Brunnenwelle.582 1631/32 Reinigungsarbeiten in den Türmen, Bau von Wachhütten, Ausbesserung an der Burgmauer: Ert Vorrathen so in die Thürme gefahren undt selbige besehen auch das Holz so hierin geworfen gewesen heraus gethan den 21.Oct. 1631 9 gr; Ert Vorrathen so den Marter Thurmb und das Bolwergk ausgereumet, gegeben 21. Nov. 1631, 1 fl 10gr; 8 fl Hans Krausen undt seinen gesellen von 4 Wachheußlein umb das Schloß zumachen undt zuebeschlagen; 7fl 15 gr Anders Jungkman, den Maurer, so die eußere mauer umbs Schloß so solche eingefallen undt mangelhaftig gewesen ausgebessert und wieder gemacht besag des zettels.583 1632/33 Besserung der Waffen und Bau von Schranken und Wachhütten: 3 fl 9 gr Thomas Messern vor 10 Musqueten, so von Vitzhumbischen Soldaten verderbt worden an Schlößern und sonsten wieder anzurichten und von 6 neuen Ladestecken zu machen geben; 12 fl 10 gr vor 2 Schock 11 Kienbäumene Brett, so zum Verschlagen an die Schranken vorm Schloße, Item zu wachhütten584 1635/36 Ausbesserung am Tor: 3 fl Hans Treibern und Matthes Schreinigen Schieß Löcher beyem Thor durchgebrochen und außgemauert 18. März 1636585 1636/37 Abwasserreinigung, Ausbesserung an den Zäunen und der Zugbrücke: 1 fl 14 gr Erth Vorrathen von der Cloacken zu reinigen gegeben, 23.3.1637; Zaunbefestigung verbessert und erneuert; Ziehebrücke und Beschläge mit großen Nägeln versehen; Ziehebrücke neu bebohlt und ausgebessert586 1639/40 Neue Brücke für fünf Gulden angefertigt.587

581 582 583 584 585 586 587

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 105 (1628/29). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 107 (1630/31). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 108 (1631/32). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 109 (1632/33). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 112 (1635/36). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 113 (1636/37). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 116 (1639/40).

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1640/41 Bau eines neuen gezimmerten Gangs vom Torhaus zum Turm: 31 fl Paul Süßen Zimmermann und seinen gesellen den neuen gangk vom thorhause ahn bis ahn den Thurm zu machen geben besagt des zettels588 1641/42 Arbeiten am neuen Gang, Palisaden neu gesetzt, Arbeiten an den Schießscharten: 5 fl Pallisaden vorm Thor geseczt; den neuen Gangk gedielet; im obern Graben lange Pallisaden geseczt, die Schieslöcher alle umbs Schloß mit eichenen Holz ausgesetzt589 1643/44 Anschaffen von neuen Trögen, Arbeiten an Palisaden und eingefallenen Mauern: 2 fl für 12 kleine Tröge, dann die vorigen alle von den Leuthen so hieroben gelegen zerbrochen worden; 6 fl 18 gr Paul Süßen dem Zimmermann und seinen Gesellen von Bäumen zue Palisaden zuhauen, die Pallisaden zu machen auswendig ahn graben bejm Thurme das Rößigenn genant zuseczen; 10 fl Ausgaben ebenso so 195 Stämme gehawen daraus Pallisaden gemacht auswendig ufm graben gleich uber so das stück mauer ingefalen geseczt in undern graben zwene abschnitte gemacht [1.4. bis 11.9.1644]590 24.3.1644 Briefverkehr zur eingefallenen Mauer [am 24.3.] und den Planungen zum Wiederaufbau: Jezig vergangene nacht umb 12 uhr, als es ganz still geweßen, ist ein stück mauer hinterm Korn Hauße dorauf vor zwej Jharen ein neuer gangk, umb des willen, das ahn solchenm orth die mauer umbs Schloß am niedrigsten gebauet worden, uff der seiten nach Jhena zue im eusern graben sambt dem gange gefallen, und hab ich den orth von der Thorstueben ahn bis ahn den ersten Thurmb messen laßen do ich befunden das 33 Ellen von der Thorstuben ahn, die mauer sambt dem gange noch stehet, 38 ellen sambt dem gange bis ahn einen pfeiler dorauf ein neu schiller Haußlein gestanden, die mauer gang und schiller Haußlein eingefallen, 23 ellen vom pfeiler bis zum Thurmb ist die mauer mit dem gange noch vorhanden. [...] und sol die izige neue mauer so hoch als der daroff gestandene gangk gewesen gemacht werden, damit es keines andern von holz gebaueten gangs bedürfe, sondern müßen Cracksteine gemacht werden, darauf mann schwellen legen und einen leichten gangk machen könthe, damit es keines schinteltachs reinwarts nachm Schloß zueverhütung der Trauffe vonnöthen sondern würde wie theils andere mauer mit ziegeln gedeckt und die traufe hinaus in graben gewiesen, darzue müste mann Hannßen Trebers meurers und schulteßen zue Lübschütz gemachten ahnschlagk nach haben: Neun rueten frische mauer Steine, von ieder Ruten zuebrachen 1 fl 10 gr 6 pf diese neuen sambt den alten verhandenen stenen zuvermauern seindt gerechnet 100 fl uhngefehr meurer lohn. summe ganzer Anschlag: 234 fl591 1651/52 Arbeiten an der Turmuhr und an Palisaden, Dachdeckerarbeiten: 2 fl Zacharias Perlten, Schlössern zu Orlamünde hat an der Uhr uf der Leuchtenburgk gearbeitet; 4 Neue Büchsen eingeschoben, ein neu getriebe in das minuten radt gemacht, das minuten radt ufs neue verglichen, die spindel erneuert, sowohl die Zapfen an der wellen, die gewichte an der unruhen zurecht bracht; bellisaten, so der wind umgeworfen, wieder aufgerichtet [7.2. 1652]; wind hat auch fenster in der Ambtsstuben eingeworfen; 9 fl

588 589 590 591

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 117 (1640/41). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 118 (1641/42). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 119 (1643/44). ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20637 (Die uffm Hauße Leuchtenburgk den 24, Martii Anno 1644 eingefallenen Mawer betr.; Briefe von Valentin Thieme an die Landesregierung, 25.3. und 31.3.1644).

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Hansen Fucken, Ziegeltecker, hat uf dem hohen thurme undt uf den anderen gebäuden daß dach bestiegen und außgebessert (1100 Ziegel) [vom 12.7. bis 7.8.]592 18.7.1658 Erhebliche Brandzerstörungen in der Kernburg: Weil das Fürstl. Haus Leuchtenburgk mit allen gebeuden, Stuben, Cammern, Saalen, Kirchen, Thurm und andern den 18. Juli 1658 in die Asche gelegt undt nichts den die fördern gebäude alß korn, und Heuboden, Brunnhauß, des Landtknechts und Thorstuben übrig gelassen worden.593 1657/58 157 Gulden zur Wiedererrichtung des zerstörten Wohngebäudes.594 1660/61 Bau einer neuen Brücke: 60 fl für eine neue Brücke [vom 22.4.–27.7.1661], 7 neue pfeiler gemacht, bögen ausgebessert; 60 fl Zimmermannsarbeiten an der neuen Brücke.595 1664/65 Bau der neuen Amtsstube.596 1665/66 Neubau des 1658 abgebrannten Gebäudes (bis ins Jahr 1670) für 791 Gulden, Arbeiten an den Gefängnissen und der Uhr: 165 fl seind uff dem neuen gefängnis bau uff der Leuchtenburgk verwendet worden; Verzeichnis was unmeidtlicher notturfft nach uff der Leuchtenburgk zur Ambtswohnung neugebauet und sonst repariert werden müssen 1659: Eine Ambtsstuben, welche bei einem alten Stüblein und einer Kammer zusammen gebrochen, theil mit einer neuen tecken ein klein Stüblein über der gastkammer mit einem alten ofen und zwei kleinen Fenstern so zur Kinderschulen nicht zu entbehren; Ein gang umb das gantze haußgebäude repariert; die Schlaguhr ist auch wieder neu angerichtet und uff das Hauß über der Treppen bei der Ambtsstuben angesetzt worden.597 1666/67 Arbeiten an der Uhr: 1 fl 15 gr Johann Seypeln einem Uhrmacher, von Uhrwergk anzurichten598 1667/68 Arbeiten am Neubau des 1658 abgebrannten Gebäudes für 619 Gulden.599 1669/70 Inventar zu den Gefängnissen, Brunnen- und Zaunausbesserungen:´In den beeden Gefangnissen welche ao. 1666 Neu erbauet worden: 1 Tischgen und 1 Banck. Unter diesen Gefängnissen ist wiederumb ein klein gewölbe, darinnen ein gemeiner Offen welcher allen beeden gefängnisen durch die auff

592 593 594 595 596 597 598 599

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 127 (1651/52). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 135 (1660/61), fol. 194ff. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 133 (1657/58). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 135 (1660/61). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 138 (1664/65). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 139 (1665/66). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 140 (1666/67). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 141 (1667/68), fol. 141v.

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geführen Löcher erhiczet welcher ganz zu Grunde gangen; Umfangreiche Brunnenausbesserungen; 3 fl vor Zaunsfähle und die Zäune zu seczen in des Schößers Garten600 1671/72 Arbeiten am Neubau des 1658 abgebrannten Gebäudes.601 1675/76 Arbeiten an der Umzäunung und Neubau eines Gebäudes: den Zaun am Schlossberge zu machen für 254 fl neues Gebäude auf der Leuchtenburg gebaut: für 33 fl von 11 Ruten Mauer zu machen; 50 fl für 22 fenster und thüren; 35 fl für 24000 Dachziegel602 1679/80 Arbeiten am Burgturm: für 131 fl wird der große Thurm auf der Leuchtenburg gefertigt und gebessert; eine neue Haube und Fahne auf dem Thurm [24.9.1680]; neu gedeckt mit 8000 Ziegeln603 1682/83 Bau einer Ziegelhütte unterhalb der Leuchtenburg: Ausgabe Geldt zur Errichtung einer neuen Ziegelhütten604 1696/97 Treppenbau im Turm: eine Thür mit verwahreten Schloß und zubehör, worinnen 4 boden übereinander mit 4 treppen, so bis auf die letzte, auf beiden seiten lehnen haben605 25.12.1701: Brand auf der Leuchtenburg und Bau einer Ziegelhütte vor der Burg: am ersten Weihnachtsfesttage hat es gebrannt in einer Stuben; 140 fl Ausgaben auf die Ziegelhütte.606 1706/07 Treppenbau im Turm: 28 fl dem Zimmermann Langenberger gedüngene Arbeith von der neuen Treppen in den dicken Turm zuververtigen607 1710/11 Arbeiten an der Burgmauer:608 142 fl Mauer- und Steinbrecherlohn wegen verfertigter Mauerarbeit ann der Ringmauer [5.9.1711].609 1718 Zuchthausbau: zur Errichtung des Zuchthauses Anno 1718 von E.F. Landschaft bewilligten 6000 fl610 600 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 (1669/70). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 145 (1671/72). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 149 (1675/76). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 153 (1679/80), fol. 65rf. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 156(1682/83), fol. 70vff. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 168 (1696/97). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 172 (1701/02). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 177 (1706/07). Dabei könnte es sich eventuell um die Verfüllung des westlichen Burggrabens handeln. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 181 (1710/11), fol. 111v. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 1 A Rep. I, Zuchthausrechnung (1722–1724).

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Die Auswertung der Bauaufzeichnungen und der Inventarlisten aus den Amtsrechnungen belegt die funktionale Trennung in Vorburg und Kernburg.611 Mit einem Burggraben, einer umlaufenden doppelten Wehrmauer sowie einer äußeren und inneren Zugbrücke, war die Burg wehrhaft gesichert.612 Zusätzlich war das Burggelände von Palisadenzäunen aus Holz umfriedet, die stets erneuert und ausgebessert werden mussten und vor allem während des Dreißigjährigen Krieges erheblich aufgestockt und mit Schranken, Schlagbäumen und Wachhäuslein zusätzlich versehen wurden.613 In der von den vier Wehr- und später Gefängnistürmen umgebenen Kernburg befanden sich neben dem Bergfried die Wohn- und Amtsgebäude, wie die Rentnerei, die Schösserei, die Fürsten- und Grafenkammer und das Frauenzimmer, ebenso die Kapelle, die Küche mit Backhaus und die große Amtsstube. In der Vorburg stand das Torhaus mit Torstube, daneben lagen die Badestube und verschiedene Wirtschaftsräume (ein großer und ein alter Pferdestall, Kuhstall, Kornhaus, Heuboden, Stall für die Jagdhunde).614 Eine kleinere Amtsstube, in der vor allem gerichtliche Anhörungen stattfanden, wurde 1580/81 in der Vorburg beim Torhaus eingerichtet, uff das nicht jedermann oben inns Schloß lauffen, unnd desselbenn gelegenheitt erforschenn magk.615 Ein Büchsenhaus wurde 1552 durch den Bau eines Zeughauses ersetzt und erhebliche Baumaßnahmen zur wehrhaften Instandsetzung der Burg durchgeführt.616 Die 1578/79 neu errichtete, zweigeschossige Schösserei mit einer Stube und fünf Kammern brannte 1602 nach einem Blitzeinschlag in den Turm wieder ab.617 Die anschließenden Reparaturen an der Spitze des Turms geben ein

611 Inventar ThStA Altenburg, FRA, Nr. 135, fol. 194ff. (1660/61); FRA, Nr. 60 (1582/83). 612 Umlaufende Mauer: Reg S fol. 128 a-129° Nr. XXXIV (1573); ThStA Altenburg, FRA, Nr. 108 (1631/32) (äußere Mauer). 613 Einzäunung mit Palisaden: ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20609 (1518/19), FRA, Nr. 52 (1574/75); FRA, Nr. 149 (1675/76); Ausbau während Dreißigjähriger Krieg: FRA, Nr. 107 (1630/31); FRA, Nr. 108 (1631/32); FRA, 109 (1632/33); FRA, Nr. 118 (1641/42); FRA, Nr. 119 (1643/44). 614 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 60 (1582/83); Stall für die Jagdhunde nur 1486 erwähnt, danach nicht mehr: Reg. Bb 1616, fol. 35r. 615 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 57 (1580/81), FRA, Nr. 148 (1674 Inventar nennt Amtsstube beim Torhaus), vgl. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 5r (1612) Die Unterthanen solcher Embtere Ihrer irrung undt gebrechen halben, so offt es von nöten undt teglich ohne auffschub gütlich undt mit glimpf inn der gewönlichen Ambtsstuben undt sonsten an keinem ort Verhören [...]. (Bestallung Schösser Nandelstedt) 616 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 6 (1528-29) und Reg Bb 220 (1552-53); vgl. auch Kapitel 2.5., S. 138ff. sowie den Zeitungsartikel „Der Amtssitz wird wieder Burg“ in: Jenaer Nachrichten/Thüringer Land, 29. Mai 1936 (N.N.) 617 Neubau Schösserei: ThStA Altenburg, FRA, Nr. 55 (1578/79); Brand: FRA, Nr. 80 (1602/03).

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Abb.12: Grundriss der Leuchtenburg mit dem heutigem Gebäudebestand, Bildquelle: Stiftung Leuchtenburg, 2010 (gezeichnet von Gerhard Löwe).

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anschauliches Bild von dessen Gestalt:618 Mit fünf Spitzen mit darauf aufgesetzten kupfernen Knöpfen und vier Erkern, sah er deutlich anders aus als heute und glich eher den heute noch bestehenden Kirchturmkonstruktionen in Kahla, Engerda oder Reinstädt. Schicksalsträchtig war der Brand vom 18.7.1658, bei dem die Gebäude der gesamten Kernburg beschädigt wurden und lediglich die vorderen Wirtschaftsgebäude unbeschadet blieben.619 Alle Gebäude und Mauern waren mit Ziegeln eingedeckt. Auf dem großen Turm befand sich eine Schiefereindeckung, die aber nach dem Brand und der Neukonstruktion des Dachstuhls 1602 ebenfalls durch Ziegel ausgetauscht wurde.620 Auffällig ist die Häufung der baulichen Instandsetzung der Dächer in den Jahren 1570 bis 1612. Mindestens drei Mal wurden in dieser Zeit nahezu alle Dächer der Burg neu gedeckt (1574/75, 1582/83 sowie 1601/02)621 und dazwischen viele kleinere Reparaturen durchgeführt. Ursache dafür waren klimatische Veränderungen, die als „Kleine Eiszeit“ in die Forschung eingegangen sind und bereits oben beschrieben wurden.622 Stürme, Unwetter und ein Abfall der Jahresdurchschnittstemperatur führten auch bei den Fenstern zu ständigem Reparaturbedarf. Die Wasserver- und -entsorgung war durch eine Zisterne, den Burgbrunnen, Abwasserrinnen und Kloaken geregelt.623 Der bereits bestehende aber verfallene Burgbrunnen wurde 1552 auf eine Tiefe von 80 Metern ausgebaut und stellte somit die Wasserversorgung sicher.624 Der Umbau der Wehrtürme zu Gefängniszwecken wurde bereits oben im Kapitel über die Gerichtsbarkeit behandelt.625 Die Namenszuordnung der vier Türme wird vermutlich nie zweifelsfrei zu klären sein, denn sie änderte sich offensichtlich mit den unterschiedlichen Nutzungen im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte. Heute tragen sie von Nord nach Süd die Namen Kleider-, Münz-, Schleier- und Marterturm. 1582/83 werden in Verbindung mit den Dachdeckerarbeiten die Türme jedoch als Pulverturm, Schlejerturm, Wiedertäuffer und Rößganns Thorm bezeichnet.626 Allerdings ist die Reihenfolge der Namen unklar. Vermutlich wurde dieses Wissen bei Personalwechseln auf der Burg nicht immer exakt vermittelt, so dass bereits damals die Turmnamen durcheinander 618 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 80 (1602/03). 619 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 135, fol. 194ff. 620 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 3 (1525/26), FRA, Nr. 39 (1562/63); FRA, Nr. 80 (1602/03). 621 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75), Nr. 60 (1582-83) und Nr. 79 (1601/02). 622 Siehe Kapitel 3.2.4., S. 34f. 623 Abwasserrinnen: ThStA Altenburg, FRA, Nr. 105 (1628/29); Zisterne-Neubau 1547: FRA, Nr. 26 (1547/48); Kloaken: FRA, Nr. 113 (1636/37). 624 Bestehender Burgbrunnen: ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20609, fol. 51r (1522/23), Neubau Brunnen: ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 220, fol. 169vff. (1552/53); siehe auch S. 108 zu den Jahren 1552/53. 625 Siehe Kapitel 3.2.5., S. 90ff. 626 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 60 (1582/83).

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kamen. Der Schleierturm ist jedoch als derjenige Thorm nach dem pfaffen pergk genau als der dritte, südöstliche und noch heute „Schleier“ genannte Turm eindeutig zu bestimmen.627 1611 wird einer der vier Türme Marterturm genannt. Im Inventar des Jahr 1674 werden der Kleiderturm, der Pulverturm, der Turm ufm Zwinger sowie der vierte Turm mit einer Leiter zum torquieren erwähnt, was auf den Marterturm hinweist.628 In nachfolgenden Auflistungen folgt zuerst eine Zimmerübersicht für die Jahre 1530/31, 629 1543/44, 630 1563/64, 631 1575632 sowie 1674. 633 Die Reihenfolge der aufgezählten Räume wurde beibehalten, da sich daraus zumindest für die Jahre 1563/64, 1575 und 1674 eine Raumabfolge mit darüber und darunter liegenden Zimmern ergibt. Anschließend werden ausführliche Inventare des 16. und 17. Jahrhunderts von der Leuchtenburg wiedergegeben. Tabelle 3: Zimmerübersicht nach den Inventarlisten vom 16. bis 17. Jahrhundert 1530/31 In der grafen Kammer; in der jungen herren kammer; in der alten herren kammer; im frawen zimmer; in der sylber kammer; in der speis kammer; in der kammer under dem thorm; auf der bade stuben; auf der kuchen; auf der schosserei; in herzogk Phillips gemache 1543/44 In der Hoff stuben; Im stüblein darneben; In dem stübleyn auf dem gange uber der kuchen; auf dem obersten boden neben dem frawen zimmer; in der schosserei; in der grafen kammer; auf dem sahel; im gewelbe; in der kuchen; in der capell; im büchßen hauße; auf dem mehl hauße; in der thorstuben 1563/64 In der grossen Stuben; vor der Stübenn; im kleinen Stüblein; in der kammer daneben; in der graffen kammer; im Stüblein uber der kuchen; in der kammer daran; uffm obersten bodenn; im gewelbe; inn der schossereij; in der kammer; in der küchen; uffm boden uber dem zeugkhause; im thurmgewelbe; uffm boden nebenn dem langen stalle; büchssen hause; in der Speisekammer 1575 uffm obersten Bodenlein; In der Chammer darunter; In der Frawenzimmer Stubenn; uff demselben obersten Boden über der Harnischkammer; In der Rentterey Stuben; In der Chammer doran; In der großen Stubenn

627 628 629 630 631 632 633

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 13 (1535/36), fol. 121r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 148 (1674/75). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 8 (1530/31). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 22 (1543/44). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 41 (1563/64). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 53 (1575). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 148 (1674/75).

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1674 Im Thore; In der Thor Stuben; In der Kammer beym Thore; In der Badestuben darneben; In der AmbtStuben oben drüber; In der Cammer daran; Außen vor der Ambtsstuben; Im Brunnenhausse; Imm ThurmStüblein; Im Pferdestalle; Im Zeughausse; Uf der Treppen, vorm Wohnhausse; Im Vorhausse; In der Küchen; In der Wohnstuben; In der SchlafCammer; im kleinen Stüblein daran; In der Gesinde Cammer; In der Cammer darneben; In der Commission Stuben; In der Cammer darneben; In der ober Stübgen auf dem Boden; Außen vor dieser Stuben; In der FleischCammer unten im Hoffe bej der Treppen; Im Kühe Stalle; In der Keese Cammer; Ufm boden überm Kühestall; ufm Heuboden; Ufm Boden oben drüber; In den beeden Gefängnissen, welche Anno 1666 auerbauet worden; In den großen Gewölbe in abgebranden Gebäude; In den keller unter darunter so der Ambtschösser gebraucht; In andern Keller; Im Kleider Thurm; In Pulver Thurm; In dritten Thurme ufm Zwinger; Im vierden Thürm

Tabelle 4: Inventarlisten 1525–1674 Inventar 1525/26634

20 fedde Betthe; 13 kissen; 2 topff; 4 bratspiesse; 2 feweryssenn; 1 rost

Inventar 1530/31635

In der grafen Kammer: 10 under betthe; 7 ober bethe; 8 pfuhll; 5 kissen; eine kiste (darinnen 2 paar schwebische fürstliche tücher, 1 paar vlinar tücher, 10 paar kemmnitzer beth tücher, 13 paar tücher von hauß leynwandt, 18 tischtücher, 9 handtquellen, 2 messing kandell, 3 messing becke, 1 eisern leuchter in der jungen herren kammer: 5 under bethe; 1 ober bethe; 2 pfhull; 1 kemmnitz fürstl beth tuch in der alten herren kammer: 9 under beth; 2 ober beth; 4 pfuhll; 5 kissen; 1 messing beck; 3 leuchter; 1 schwein spies; 1 stuhl im frawen zimmer: 3 under beth; 2 ober beth; 1 pfhul; 2 kissen in der sylber kammer: 2 under beth; 1 ober beth; 1 pfuhl in der speis kammer: 4 under beth; 2 pfuhl; 4 kissen in der kammer under dem thorm: 3 under betthe; ein ober betthe; 2 pfhull; 5 kissen; 2 kemmnitzer beth tücher auf der bade stuben: 2 under beth; 2 ober beth; 2 pfuhl; 4 kissen auf der kuchen: 2 under beth; 2 kissen auf der schosserei: 1 ober beth erfault gewest; 3 under beth; 2 pfuhl; 2 kissen in herzogk Phillips gemache: 3 under bethe; 2 ober bethe; 2 pfuhl; 7 kissen; 2 paar kemmnitzer tücher

1530/31 werden nur verschiedene Bettdecken, Kissen, Laken und Tücher sowie einige wenige Metallgegenstände in insgesamt elf Räumen genannt. Insgesamt sind 19 Oberbetten, 46 Unterbetten, 26 Pfühle,636 36 Kissen, 15 Chemnitzer Betttücher sowie zwei Schwäbische und etliche Tisch- und Handtücher aufgezählt.

634 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 3 (1525/26). 635 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 8 (1530/31). 636 Ein pfühl/phul ist die Bezeichnung für ein größeres Kissen in einem Bett.

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Inventar 1540/41637 In der kuchen: 2 brandt eyssenn; 1 Rost; 1 nawe brandt eyssen im ofen im gewelbe: 2 alde kisten nichts guths; 1 eyssern gelt kasten in der capellnn: 4 altar leuchter; 1 alde kiste; 1 boß meßgewandt mit senen zu gehorungen; 1 kelch noch fast guth in gemeine: 4 gemeine tisch; 3 bosse schrengke; 1 böse Sydell638; 16 spontt betthe böße und guthe; 11 ledernn wasser aymer; 6 korn secke; 3 esell im buchsen hauße: 16 hackenn buchssen mit irer nothdurfft und zugehorung; 3 felckenett auf redernn; 2 gegossene falckenett auff bogkenn; ½ thonlein pulvers; 2 guthe born seyll

Das Inventar von 1540/41 nennt überhaupt keine Zimmer, sondern nur die Küche, die Kapelle und das Büchsenhaus sowie Kisten im Gewölbe und allgemeine Gegenstände. An Möbelstücken werden lediglich vier Tische, drei kaputte Schränke und 16 Betten erwähnt, was mit Sicherheit nicht das ganze Burgmobiliar darstellte, vor allem im Hinblick auf das ausführlichere Inventar von 1543/44. Inventar 1543/44639

In der Hoff stuben: 1 klein nawe Tischlein; 2 böse geringe Tische; 2 fuhr bengke Im stüblein darneben: 1 geringer Tisch; 1 geringer spanbetthe640 In dem stübleyn auf dem gange uber der kuchen: 1 Tisch; 1 fuhrbangk; 3 sponde betthe in der cammer auf dem obersten boden neben dem frawen zimmer: 7 span betth fast guth; 1 alder boßer schrangk in der schosserei: 1 geringer tisch; 1 lange bangk; 2 alde kiste in der grafen kammer: 4 span betthe; 1 geringer tisch auf dem sahel: 1 alder schangk; 1 neue schrangk vor der hoffstuben; 1 span betthe im gewelbe: 1 eysserner kasten darinnen ist der kelch; 1 böse alde sidel in der kuchen: 1 alder schrangk; 1 böser tisch; 1 brandt eysen in der capell: 1 ald zer rissen meßgewandt; 4 altar leuchter; 2 zynnen Meßkendelegnn; 3 böse altar tücher; 1 meßbüch im büchßen hauße: den keffer mit steinen Eysen und zugehorungen; 3 falcknett auff reddern; 2 eysserne alde steinbuchsen; 2 falcknett auff bockenn; 2 große seyhll; 11 lederne wasser eymer auf dem mehl hauße: 1 alde große salz wanne; 1 eyserner steyn zogk; 6 newe korn seck; 6 alde korn seck seindt gar zerrissen in gemeine: 4 ziehe pferde mit zwene geretth; 1 nawen Rüstwagen; 2 alde wagen der einer ein (?tunck) der ander ein Rüst wagen; 2 pfluge; 1 binde Ketthe; 1 reumhe Ketthe; 4 esell in der thorstuben: 1 back wogk mit eysern beschlage; 1 span betth auff dem thorm hauße 637 638 639 640

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 19 (1540/41). Ein sydell oder eine siedel ist die Bezeichnung für einen Stuhl oder eine Bank. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 22 (1543/44). Spanbetthe oder Spondebetthe ist die Bezeichnung für ein einfaches hölzernes Bettgestell ohne Himmel und Decke.

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

Das Inventar von 1543/44 nennt in 13 Wohn- und Wirtschaftsräumen insgesamt acht Tische, 17 Betten, eine lange Bank, drei Vorbänke641 und vier Schränke. Die Kapelle ist mit einem zerrissenen Messgewand, vier Altarleuchtern und zwei Kerzenständern sowie drei Altartüchern und einem Messbuch sehr schlicht ausgestattet. Der Getreidespeicher (mehl hauß) verzeichnet eine große Salzwanne, eine eiserne Steinzange sowie sechs neue und sechs alte Kornsäcke. Vier Wagenpferde mit drei verschiedenen Wagen sowie drei Esel, zwei Pflüge und zwei Ketten zum Anbinden und Ziehen sind in gemeine notiert. Im Büchsenhaus befanden sich einige wenige Waffen und elf Ledereimer, die zum Wassertragen und Löschen verwendet wurden. Inventar 1563/64642

In der grossen Stuben: 2 Tisch ohne Schloß; 1 vorschlossener Tisch; 1 schene Tischlein; 2 furbencke; 2 Wasser spruntzenn vor der Stübenn: 1 Schranck mit zweien Liedenn im kleinen Stüblein: 1 tisch, 1 Siedel in der kammer daneben: 1 geringer tisch; 1 gut span tuch; 1 gering span tuch; 1 schubbett in der graffen kammer: 5 gemeine span bethe; 1 alter böser schranck im Stüblein uber der kuchen: 2 tisch; 1 fürbanck in der kammer daran: 3 gemeine spanbethe; 1 geringer tisch uffm obersten bodenn: 5 gar bose span bethe; 1 alte sponde bette inn der andern kammer im gewelbe: 1 eissenner Kasetn darinnen, 1 kelch mit spochenn; 11 lederne Wasser Eimer, hangen unter dem Stüblein neben dem grossen thürm inn der schossereij: 2 geringe tisch in der kammer: 2 geringe spanbethe in der küchen: 1 böser tisch; 1 alter schranck; 1 Rost; 3 grosse Eisserne bratspis; 1 Stück vonn einem backzeuge; 10 Ehrne dopff, große undt kleinne boß undt guth; 1 ehrner tiegel; 1 kupfferner Durchschlagk; 2 kleune Keßlein; 2 messinge beckenn; 2 messinge wasser kandeln; 2 messinge Leuchter; Ahn Zinnewerck: 12 runde Schüsselnn; 1 großer zinner brathdeller; 3 alde zinnere schüsseln; 1 alte zinne Schüsseln, ist von Hummelshain anhero geantwortt wurden; 2 zinnere Leuchter mit 1 Roren die sein aus 2 meßleuchtern gemacht wurden uffm boden uber dem zeugk hausse: 10 mehlsecke; 1 erfurtisch Viertel; 1 halb scheffel maß; 1 viertel maß; 1 korn kelle; 1 bierfaß mit großen graupenn im thurm gewelbe: 1 grosser kasten mit mehl uffm boden nebenn dem langen stalle: 4 große kasten mit mehl; 1 kleiner waldkasten mit hundemehl angefahr 4 scheffel büchssen hause: was im büchssen hause inn vorrath vorhanden ist, das hat der Büchsmeister zu Jhena Anthonius Wirke ein vorsiegelt vorzeichnis in der Speisekammer: 1 große steinn zange

641 Vorbank = bewegliche Bank. 642 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 41 (1563/64).

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Inventar 1563/64 An bethe gewantich: 9 feder bethe mit weisse zichenn ganz bose; 6 bethe mit gestreifften an pfülenn: 5 pfül mit wiessen zichenn; 7 pfüll mit gestreifftenn zichenn ahn küssenn: 8 kissen mit zichen ganz böse; 2 kissen ohne zichen böse ins schreibers betthe: 2 feder betthe; 1 pfühl in der wagen knechts betthe: 1 gering bethe seint 2 gewesen und eins abgang; 1 pfühl Ins Eseltreibers unnd Landtknechtsbetthe: 2 geringe feder bethe; 1 pfühl Mehr ist zu befinden etzliche heuptvorschreibung, Kauffbrieff, etzliche Vortrage, Ambtsbücher, Landtsteuer, Register und gots haus rechnunge

Das Inventar von 1563/64 nennt in 17 Wohn- und Wirtschaftsräumen insgesamt zwölf Tische, 17 Betten, drei Schränke, drei Vorbänke und eine Bank (Siedel). Außerdem gab es 18 gestreifte und weiße Federbetten, 14 große Kissen (Pfühle), zehn Kissen sowie verschiedene Tücher. Zum Kücheninventar gehörten verschiedene Gerätschaften aus Zinn, Messing und Kupfer: ein Rost mit drei Bratspießen, eine Backform, zehn Töpfe, ein Tiegel, ein Durchschlag (Sieb), zwei Kessel, ein Becken, zwei Wasserkannen, vier Leuchter, 16 Schüsseln und eine Bratpfanne. Inventar 1575643

uffm obersten Bodenlein: ein zeyger wergk mit zweien Spehr und einem Glocklein; die Thuer mit einem blindt Schloße ohn Schlüssel und Schlieshacken In der Chammer darunter: ein alt Spanbetthe, ohne boden und am fusbode eines bretts mangelnd; die Thuer darneben mit einem Blindtschloße und Schließhacken ohne Schlüssel In der Frawenzimmer Stubenn: ein ofen von weißen Kacheln, darunter drei böse ist auch wandelbar; dreie Glasefenster darunter ein feldt zerbrochen und etzliche ledige Scheyben; die Thuer mit einem gedoppelten Blindtschloße und aller zugehorunge, ausser eines Schlüßels; die andere Thuer nach dem Ofen mit einem geduppeltten Blindtschlosse ohne Klincke, Handthaben undt Schlüssel; die andere Stuben Thuer mit einem Blyndtschloße, Handthaben, Schlußhacken, ohne Schlüßel uff demselben obersten Boden über der Harnischkammer: zwölf gehämmerte Schüßell mit den Churschwerttern gezeichnet; einn grosser getzinnter Bradteller; drei alte zinnerne Schüßell; eine alte zinnerne Schüßel von Hummelshain anher geantworttet; zwene zinnerne Leuchter mit einer Rörenn; ein Rost; drei große eisernne Bratspisse; einn Stück vonn einem Backzeuge, ist ein Pasteten Herts; zehen Erne Dopffe, groß und klein, böse und guth; einn erner Digell; einn Mörser ohne Keuhle; einn grosser kupfernner Dürschlagk; zwei klein; zwene Messinge Leuchter vom Altare Kesslein; zwei Messinge Handtbecken darunter 1 in der Stuben; zwo Messinge Gießkandeln; vierzehn Fordertheil Harnisch; Neun Hinter Theil; Achtzehn Armscherenn; ein Pockelhaube; ein alter wohlbeschlagener offener Kastenn; ein großer Keßell mit Rincken; ein langer Spieß; sechs altte Helleparttenn; die Thuer mit Schloße und Schlüssell; die eusserste Thuer vor solchem Gemach mit einem doppeltten Blyndtschloße, mit Handthaben ohne Schlüßel und Hacken In der Rentterey Stuben: zwene Tische, eine Vorbanck; ein ofen mit gruenenn Kachelnn; zwey neue doppel Glasefenster; einn gering Schloße sambt Handthaben und Schlußeln In der Chammer doran: die Thuer mit einem Schloße, Schlüßell und handthabe; drei gemeine Spanbetthe 643 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 53 (1575).

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Inventar 1575 darunter eines mitt einem halben Himmel; eine Sydelbanck ohne Castenn; zwene altte Bettdritte; zweie guthe Glasefenster; einn geringer Tisch In der großen Stubenn: die Thuer verschlossen mit einem Blindtschloße, Klincken und Handthabe; ein beschlossener Tisch mitt einem Schlüßell; zwene Tisch ohne Schloß; ein Schencktischlein; eine Siedell, die Thuer mit einem Schloße, Schlüßell und handthabe; drei gemeine Spanbetthe darunter eines mitt einem halben Himmel; eine Sydelbanck ohne Castenn; zwene altte Bettdritte; zweie guthe Glasefenster; einn geringer Tisch; zwo Wasser sprützen; ein hangender Leuchter von einem Hirschgeweyhe; drei angenagelte Hirschgeweyhe; ein eiserner Kasten

Beim Inventar von 1575 fällt die Gewichtung durch die Nennung von Türen, Schlösser, Klinken und Schlüsseln auf. In sieben Wohnräumen der Kernburg werden zehn Türen, elf Schlösser und vier Schlüssel aufgezählt, ebenso wie zwei Öfen, sieben Betten, acht Tische, eine Vorbank und drei Bänke. Wirtschaftsräume werden nicht genannt, aber das Inventar der Schüsseln und Töpfe, die 1563/64 in der Küche aufgezählt werden, ist nun der Harnischkammer zugeordnet. Die bereits 1563/64 erwähnte Backform, wird mit der Form eines Pastetenherzes näher definiert. Zusätzlich wurden in der Harnischkammer 14 Brustteile von Harnischen, neun Hinterteile, 18 Armstücke, eine Pickelhaube sowie ein langer Spieß und sechs alte Hellebarden aufbewahrt. Als einzige Schmuckelemente sind in der großen Stube drei Hirschgeweihe angenagelt, und der Leuchter ist aus einem Hirschgeweih gefertigt. Verschiedene Briefe und Verträge, in rotem Leder eingeschlagen, wurden in einem eisernen Kasten aufbewahrt und mit ihrem Inhalt detailliert beschrieben. Kircheninventar 1628/29644 1 Crucifix ufm Altar; 1 gemahlt Marien bildt; 1 Predigtstuhl

1628/29 werden als Ausstattung in der Kirche ein Kruzifix, ein Gemälde mit Mariendarstellung sowie ein Predigtstuhl genannt.

644 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 105 (1628/29).

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Abb. 13: Inventar der Leuchtenburg aus den Jahren 1576/77. ThStA Altenburg, Finanzrechnungsarchiv Abt. 13, XI. Nr. 53.

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Inventar 1674645 Im Thore: Eine ufziehbrücken mit einer starcken Ketten. Ein starckes Thor wohl beschlagen, mit einer eisern Riegel undt Vorlege Schloß. Ein klein Pförtlein darinne mit einer blindt schloß In der Thor Stuben: 1 alter Tisch, 4 Tafelglas fensterlein, 1 alter kupferner Kessel im Ofen, so wenig nüzet In der Kammer beym Thore: 1 alt spann bette In der Badestuben darneben: 2 alte Scheiben Fenster, 1 alter weißer Ofen, so ganz zerbrochen, Ein küpfernern Kessel dorinnen, Eine Thür mit einen Anwurfe, die eußerste Thür mit Anwurfe undt handthaben In der AmbtStuben oben drüber: 5 fenster nach dem Hoffe, 1 Fenster nach dem Graben – alle 1669 mit neuer rähmen undt fenster außgebeßert, 1 schwarzer Kachelofen, tauget gar nichts mehr, 1 gegüttert cabinet, daran die thür beschlagen anno 1669 neü gemacht, die stubenthür mit schloß, schlüßel undt zugehörung In der Cammer daran: 2 Fenster die Thür verschlossen Außen vor der Ambtsstuben: 1 eisern Thürlein vor dem Ofen Im Brunnenhausse: 2 mit eisen wohlbeschlagene waßerEymer daran ein stück eiserne Kette; 1 brunnenseil so 80 Claffter lang, so anno 1668 neü gemacht worden; 1 welle mit eisen Zapfen, undt eisern schwenckrade, daran das waßer heraußgezogen wirdt; 4 unterschiedene waßertröge; 1 eiserne feuer pfanne, so außen vor dem Brunnen Hauße an dem Brun gemacht Imm ThurmStüblein: eiserne gitter vor dem Fenster löchern; 1 alter weißer ofen, so ganz in stücken, undt nicht mehr zugebrauchen; 1 Thür dafür, so beschlagen, ist alt und nicht viel nüze Im Pferdestalle: Krippen, Raufen undt 3 unterschiedene Verschlagenen Pferdestände; 1 verschlagen Cämmerlein dahinter eine heupacht die Thür beschlagen mit Schloß, Schlüssel und Zugehörung Im Zeughausse: 1 Starck Kelter mit Schrauben; 1 Thor dafür beschlagen ist alt und nicht viel mehr nüze Uf der Treppen, vorm Wohnhausse: 1 halbe Thür oben vor der Treppen; 1 Schlaguhr uf dem thürmlein über der Treppen mit einer Glocken und Zugehörung Im Vorhausse: 1 Thür verschlossen mit Zugehörung; 1 Fenster nach dem Hofe zue; 1 Fenster in der Küchen; 1 Anrichte Tisch In der Küchen: 1 blecherne Röhren in Bradtofen, dienet nicht mehr zugebrauchen; 1 angemacht Topfbreth; die Thüre verschlossen In der Wohnstuben: die Thür verschlossen mit Zugehörung; 1 schwarzer ofen, alt und ganz böse; 1 küpferne Blasen dorinnen; 3 guthe Fenster nach dem Hofe zue; 2 kleine Fensterlein in der Verschlagenen Schloßcammer; 1 Tritt oder Sessel am Fenster in der Wohnstuben unten mit verschlossenen Schrencken; 3 kleine henge Tischlein; 1 handtfaß breth; angenagelte bäncke In der SchlafCammer: die Thür verschlossen mit Zugehörung In kleinen Stüblein daran: 3 Schrencke mit Schlössern undt Zugehörung neü gebauet von Hr. Daniel Trillern; 1 Tresur mit einer verschlossenen Schrancke undt schub kasten darinnen, eben von selben gebauet; die Thür auß der SchlafCammer beschlagen darinnen oben 2 große Fenster welche Anno 1668 neu geschaffet worden; 2 klein und 1 groß Fenster nach dem graben zu; 1 Thür nach dem Gange beschlagen mit Schloß Schlüssel undt Zugehörung; 1 ganz klein Fensterlein nach der Küche zu In der Gesinde Cammer: die Thür verschlossen mit Zugehörung; die Thür nach dem Gange zue, auch verschlossen; 1 Fenster nach dem Hoffe zu In der Cammer darneben (izo die weiße Cammer): die Thür verschlossen mit Zugehörung; 1 Fenster nach dem Hofe zu 645 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 148 (1674).

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Inventar 1674 In der Commission Stuben: die Thüre verschlossen mit aller zugehörung; 1 schwarzer ofen ziemlich böse; 2 fenster; 1 großer doppelter verschloßener Schranck mit Schloß undt zugehörung In der Cammer darneben: die Thür verschlossen mit Zugehörung; 4 Fenster; die Thür nach dem Gange zu verschlossen In der ober Stübgen auf dem Boden: die Thür verschlossen mit zugehörung; 4 fensterlein; 1 schwarzer Ofen, welcher ganz nicht mehr tauget Außen vor dieser Stuben: 1 cammer, welche anno 1668 mit brettern verschlagen worden In der FleischCammer unten im Hoffe bej der Treppen: die Thür verschlossen mit Zugehörung Im Kühe Stalle: Kühe Krippen undt raufen; die Thür mit einer alten schloße In der Keese Cammer: die Thür verschlossen Ufm boden überm Kühestall: die Thür verschlossen mit Anrüsten ufm Heuboden: die Thüren auch verschlossen mit Anrüsten Ufm Boden oben drüber: 1 Fall Thür uf der Treppen mit einer Anrüste; 1 mit brettern verschlagener Unterschiedt daran die Thüre verschlossen In den beeden Gefängnissen, welche Anno 1666 erbauet worden: Sind alle beide von Werckstücken mit Eisernen Wallen und Clammern, wohlbewahret, undt vierfach eiserne Spitzen und Gütter Eiserne eingemachte Rincken in der Wandt kleine runde eiserne Gütterlein über denen Löchern da die Werme herauf gehet; 1 Tisch und 1 Banck in des von Dienstedt Gefängnüß; Unter diesem Gefängniß ist wiederumb ein klein gewölbe, darinnen ein Gemeiner Ofen welcher allen beeden Gefängnissen durch die aufgeführten 2 Löcher erhiczet, welcher ganz zu Grunde gangen, und ist iedes mit 2 Thüren daran die Inwendige mit Eißern Blech wohlverwahret, die Auswendige aber von starcken Eichenen Pohlen, mit eisernen Riegeln; Vor ieder inwendigen Thüren liegen 2 starcke Vorlege Schlösser vor der auswendigen aber vor ieder eines In den großen Gewölbe in abgebranden Gebäude: eine starcke eiserne Türe mit aller zugehörung In den keller unter darunter so der Ambtschösser gebraucht: vier Thür beschlagen mit Schloß und Zugehörung In andern Keller: vier außwendige Thür beschlagen Im Kleider Thurm: die Thür verschlossen; 3 Fenster In Pulver Thurm: die Thür mit einen anwurffe und vorlege Schloß 3 Fensterladen mit eisernen banden undt Riegeln; die Thür nach der treppen unter den Thurm mit banden undt Riegeln; 1 eiserne Feuerpfanne so ausen davor angehängt In dritten Thurme ufm Zwinger: 2 Gefängniße, darinnen ehe dessen der von Dienstedt und der von schönfeldt gesessen ist in ieden ein gemeiner Kachel Ofen welche nichts mehr nüzen und in beeden 3 kleine Fensterlein; die Thüren der vor sind mit eiserne Riegeln und Banden verwahret; die auswendige Thür mit einen Anwurffe Im vierden Thürm: die thür mit einen Anwurffe; 1 Leiter zum Torquiren Ferner an allerhand Mobilien: 1 Feldtstücklein auf Rädern mit den rautenKranze undt Jahrzahl 1503 undt einer Türkischen Sebel auf der Zündtlochs; 1 Feldtstücklein auf Rädern mit einem wapen mit Löwen undt der Jahrzahl 1494; 1 kürz feldtstücklein auf rädern; 2 eiserne stücke ohne räder, auch die wildten soinen genandt; 3 regiment stücklein vor metall ohne laveten; 1 klein eisern stücklein; 1 zersprungen eisern stücklein; 4 kleine doppelhacken undt 10 kurze feuerröhren, darzue 6 pfanner undt 1 krezer646, 646 Ein Krätzer ist ein Kratz-Eisen, mit dem der Lauf eines Gewehrs innen gereinigt werden konnte.

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Inventar 1674 1 Musqueten Lauff undt Hacken; 1 ehrner Topf zum Kugelgießen; 1 Lündtruthe; 1 kleine und 1 große ladung zum stücken; 2 kräzer; 1 ausziehruthe; 3 Musquetengabeln; 1 ganze undt 2 halbe Tönnlein pulver so nichts nüzet; 1 guthe menge Hagel und bley kugeln; 7 alte helleparthen; 1 großer proviant kasten und 1 großer meel Kasten – stehen auf dem Heuboden; 1 großer meelkasten und 1 großer verschlagener kasten – stehen im großen gewölbe; 1 feßel und ketten so in der Thorstuben angeschlagen; 4 feßel mit Ketten; 1 doppelte handtschelle ohne ketten; 14 hölzerne beschlagenen pulver flaschen; 1 steinerne stück Riegel; 35 eiserne klleine kugeln; 1 doppelte Bein Schelle mit Ketten; 1 einfache handtschelle ohne ketten; 1 eiserne brandtrettül am Ofen in der Wohnstuben; 1 ofen gabel; 1 großer mit eisen beschlagener Kloben; 1 starcker eiserner Zincken, daran mann große steine in Bauzeiten mit auffziehen kann; 1 eiserner wohlbeschlagener Kasten; 1 Holz sege; 1 axt zum Holzspalten; 1 groß vorlege schloß mit Churschwertern; 8 Vorlege Schlösser mit Schlüsseln; 4 Vorlege Schlösser ao 1669 erkaufet; 1 brodt Schranck mit 2 fachen, das oberste verschlagen; 1 grün Himmelbette mit zwo tritten; 1 weiß Himmelbette; 3 span bette; 1 Anhörnern Tisch; 1 lange Taffel; 1 klein Täfflein; 4 gemeine Tische; 23 lehnstühle, so meistentheils alt undt zerbrochen; 1 alte bau seil; 1 seil daran die gefangenen in Thurm gelasen werden; Von Mich. 1669 biß 70 ist neu geschafft worden: 2 neue Eymer in Brun; 2 neue Eymer zum fegen gebraucht werden; 2 schildt Schlösser; 1 beschlagen Schräncklein in der Ambtsstuben; Von Mich. 1670 biß 1671 neu geschafft: 2 Rode Hacken; 1 Stückel; 1 Kette an 1 Handtschelle; 1 neu blindtschloß an die Haußthür; 1 neu Schloß an die Küchen Kammer; Von Mich. 1671 biß 1672: 1 neu repositorium in die Ambtsstube; 1 neu fenster uff den kleinen runden Thurm; 2 neue mist geleten; 2 vorlege schlößer; 1 neue trückschloß dem Landtknechte; 1 Schraube an einer Schlagkbaum; Von Mich. 1672 biß 1673: 1 neu repositorium; 1 blindtschloß an die Thurmstube; 1 ganz neu beschläge, sambt einer neuen Schloße an die Cammer Thür in der wohnstuben; 1 neu vorlege schloß; 1 kappe an einer arm seßel; 3 Schrauben an die Schlagbäume; 1 bock zum holz segen; Vom Mich. 1673 biß 1674 neu geschafft: 1 Fenster in der Ambtsstuben getäfelt; 1 schreibe tischlein; 1 offen gerüste undt Thür umbt den offen in der wohnstuben; 1 kettel am Bornhausse; Von Mich. 1674 biß 1675: eiserne Creuz und stele vor die Thorstubenfenster; ein neuer waßereymer am Brun; 1 neuer Wassertrog

Das ausführliche Inventar von 1674 zählt offensichtlich alle auf der Leuchtenburg vorhandenen Zimmer, Stuben, Kammern, Böden, Keller, Ställe sowie die Gefängnistürme auf und kommt dabei auf 36 Räumlichkeiten inklusive des Tors mit einer kleinen Pforte. An Mobiliar werden neun Öfen, sechs Betten – davon zwei Himmelbetten – elf Tische, drei längere Tafeltische, fünf Schränke, ein Tresor in der Schlafkammer, 23 Lehnstühle sowie insgesamt 39 Türen mit entsprechenden Klinken, Schlössern und Schlüsseln genannt. Im Brunnenhaus befanden sich zwei Wassereimer mit einer eisernen Kette, ein 80 Klafter langes Brunnenseil, eine Brunnenwelle, ein Schwenkrad und vier Wassertröge. Verschiedene Waffen und Verteidigungsgerätschaften, die teilweise defekt oder mangelhaft waren und auf keine große Wehrtauglichkeit schließen lassen, werden unter allerhand Mobilien aufgezählt. Diese Inventarverzeichnisse sind sehr kritisch zu betrachten, weil es offensichtlich ist, dass nicht immer alle Räumlichkeiten erwähnt wurden. Während das Inventar von 1674 am ausführlichsten ist und sogar alle Wirtschaftsräumlichkeiten aufzählt, beschränken sich die anderen im Wesentlichen auf Kammern und Stuben der Kernburg. Auch die in den Zimmern aufgezählten Möbelstücke und Gebrauchsgegenstände geben nicht den tatsächlichen Bestand wieder. Mal werden nur Federbetten und Kissen gezählt, dann wieder

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ausschließlich Möbelstücke, Türen, Klinken und Schlösser sowie Öfen, bis hin zu detaillierten Auflistungen an Gebrauchsgegenständen aus Metall und Zinn. Eines ist allen Inventaren jedoch gleichermaßen zu entnehmen: Der Amtssitz auf der Leuchtenburg war durchweg schlicht und funktional gehalten. Gegenstände zur Zierde oder Bilder an den Wänden werden nie genannt. Dagegen fallen Beschreibungen wie gering, bös, alt, zerbrochen oder taugt gar nichts auf, die bei vielen Möbelstücken oder Öfen vorangestellt sind. Auch ein Vergleich der Inventarlisten des Schlosses Wolfersdorf als repräsentativer, fürstlicher Jagdsitz sowie des Rittergutes der benachbarten Herrschaft Altenberga, unterstreicht diese spartanische Einrichtung auf der Leuchtenburg: 1575 nennt das Inventar des Schlosses „Zur Fröhlichen Wiederkunft“, das zur Aufnahme großer repräsentativer Gesellschaften ausgestattet war, in 19 Stuben, 28 Kammern, vier Küchen und einem Stall insgesamt 17 Öfen, 53 Betten, wovon sieben mit Himmel versehen sind, 67 Tische, 46 Oberbetten und 65 Unterbetten, 48 Pfühle, 61 Kissen, 102 Bettlaken, 46 Bezüge für Pfühle sowie 44 für Kissen und 20 Tischtücher. Mit zahlreichen Gemälden waren die Stuben ausgestattet, wie beispielsweise sechße vonn der erschopffunge Himmels unnd der Erde; Eins vonn der gefengnis Christi im Gartenn; Die sieben Tugend uf Tücher gemahlet; Einn gemahlett Tuch inn leistenn gefasset, wie mein gnediger Herr Hertzog Johanns Friedrich der Eltter Churfürst zu sachsenn miit einem Hispanier im Schachtt Zeucht. Bemalte Öfen, lederne Bankkissen (lidderne Banckpfühle), Schmucktischlein sowie Einne grosse Krebsschere im Kasten gehören ebenso zu der wesentlich komfortableren Ausstattung des Wolfersdorfer Schlosses.647 Das Inventar des Rittergutes Altenberga des Jahres 1628 zählt 13 Stuben und 17 Kammern, darin vier Öfen, 26 Betten, wovon zehn mit Himmel ausgestattet sind, 21 Tische, 16 Oberbetten, 18 Unterbetten, 16 Pfühle sowie 21 Kissen. Die Wände einiger Stuben sind mit gewürckten Tüchern umbschlagen, mehrere Vorhänge von edlem Stoff werden aufgezählt und verschiedene in Taffel gefaste bilter man unndt Weibes Personen sowie ein abgemahltes biltnüs der Judithen unndt des Holofernes verzieren die Wände. Auch die umfangreiche Ausstattung an Metallgerätschaften ist mit den wenigen Stücken auf der Leuchtenburg kaum vergleichbar.648 Die Landesherren und ihr Gefolge sowie andere vornehme Gesandtschaften bevorzugten für ihre Aufenthalte die nahe gelegenen Jagdschlösser, die auch logistisch besser erreichbar waren. Die Burg blieb ausschließlich ihrer wirtschaftlichen und militärischen Funktion als Amtssitz vorbehalten, und entfaltete als Ort von Inhaftierung und Folter zwar Herrschaftspräsenz, aber keinerlei 647 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 55 (1578/79) enthält Inventar des Jahres 1575. 648 Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, F27 D Nr. 12/8, fol. 10vff., Transkript der Originalquelle von Hans-Jürgen HAASE, Altendorf Nr. 48, dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

Herrschaftsrepräsentativität. Falls einige der Amtspersonen sich mit privaten Stücken die Räumlichkeiten etwas luxuriöser ausstatteten, so fand dies in den amtseigenen Inventarlisten selbstverständlich keine Erwähnung.

3.4.2. Unterhalt der Jagdschlösser und anderer Amtsgebäude In der Bestallung des Jahres 1612 wird an erster Stelle der Ausgaben zum Bauerhalt das Jagdhaus „Zur Fröhlichen Wiederkunft“ in Wolfersdorf genannt, was die große und vor allem repräsentative Bedeutung dieses 1551 fertig gestellten Schlosses zu dieser Zeit deutlich herausstellt.649 Der Schösser hatte nicht nur stets über den baulichen Zustand zu wachen, sondern es mussten auch die zahlreichen Betten, Kissen und Laken gewartet und darauf vleißige uffsicht650 gehalten werden. Im Amt war zu diesem Zweck ein Bettmeister oder eine Bettmeisterin angestellt, die die kostbaren Gewänder reinigte, ausbesserte und kontrollierte. Besonders der Schlossteich bedurfte aufwendiger Pflege und war bei Unwettern des Öfteren stark beschädigt. Hier war bei den Reparaturen höchste Eile geboten, weil das Schloss im Teich auf Eichenpfählen gegründet wurde und ein Austrocknen des Teiches den gesamten Schlossbau gefährdet hätte. Dem Unterhalt der anderen Amtsgebäude in Hummelshain, Kleinpürschütz, Orlamünde und Trockenborn kam man ebenfalls nach, wobei hier besonders neben dem Schloss Wolfersdorf die repräsentative Schlossanlage in Hummelshain ausgebaut und gepflegt wurde. 1588 legte man für 758 Gulden hier ein Tier- und Wildtpretgarten an.651 In der nachfolgenden Auflistung werden lediglich die größeren Bauaktivitäten im Amtsgebiet von 1485 bis 1687 erfasst, und es besteht, anders als bei der Leuchtenburger Übersicht, kein Anspruch auf Vollständigkeit. Tabelle 5: Auszüge aus den Bauaktivitäten an anderen Amtsgebäuden von 1485 bis 1687. 1485/86 Bau eines neuen Stallgebäudes beim Schloss Roda: Ußgabe des gebawes zcu rode uff deme slosse: einen nuwen stal hinder die hoffe stobe gemacht, do ein thorwert sein vihe hene gestallet; mit schindeln gedeckt652 1486/87 Bau eines Gebäudes in Trockenborn sowie einer Scheune im Vorwerk Kleinpürschütz: newes haws in Trockenborn mit Badestube auf befehl des Herzog Ernst; Neue Scheune aus Stein wird im Vorwerk Kleinpürschütz gebaut (alte Scheune aus Holz war vom Wind zerstört; 649 650 651 652

ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389 fol. 9r. Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 66 (1588/89). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1616, fol. 40rf. (1485/86).

UNTERHALT DER JAGDSCHLÖSSER UND ANDERER AMTSGEBÄUDE

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beim Bau des neuen Steingiebels ist er teilweise wieder eingestürzt und hat dabei den Schafstall beschädigt), Länge: 42 ellen, Höhe: 22 ellen.653 1507/08 Arbeiten an der Orlamünder Kemenate: 29 gr Hermann kropel 26 tage daß loch an der kempnaten ab genommen und wider auß gemauwert 654 1509/10 Neubau auf dem Schloss Hummelshain: 157 ß Außgaben für das neue gebäude zu hummelshain655 1538/39 Arbeiten am Neuen Haus zu Hummelshain: mit 5000 Schindeln gedeckt.656 1540/41 Reinigung der Bettwäsche und Tücher: seife und schwebische und ulmer tücher, auch kemnitzer; bettgewänder werden immer vor der Ankunft und nach deren Abfahrt von fürstlichem Gefolge auf den Jagdhöfen in Trockenborn und Hummelshain gewaschen.657 Arbeiten auf Schloss Hummelshain (fürstengemach, cantzlei stuben) für 77 Schock.658 1543/44 Arbeiten auf den Jagdhöfen in Hummelshain und Trockenborn: In Hummelshain Bau eines neuen Hauses, einer neuen Küche und einem Keller über die Dauer von 3 Monaten für 48 Schock; Bau eines neuen Hauses auf dem Jagdhof Trockenborn für 43 Schock. Arbeiten auf dem Schloss Orlamünde: Schloß Orlamünde: 10 gr habe ich dem Zymmermahn Hanß Großen gegeben der hat die Thorm an der Kemnathen darinnen die gefangenen erhaltten werden widder einseczen und gemachett darzu hat er auch die Treppe widder erhoben und die brugk mit schalholcz gebessert Bau einer Schneidemühle in der Leube. Dazu schwarten und bretter gekauft.659 1546/47 Arbeiten im Sägewerk im Leubengrund: Ausgabe zu erhaltung und besserung der schneidemohl: Diese mohl ist in der leube gelegen; newe schneidesege gefertigt.660 1547/48 Brand im Jagdhof Trockenborn und Wiederverwendung des Eisens (Bänder, Schlösser, Haken, Schließeisen, Klinken und Nägel): von dem alden eyssen, welchs von dem abgebrandt hawß zu Trockenborn auffgelessen und zu sammehn gebracht; eysen wurde auf die Leuchtenburg gebracht und dem baumeister uberantwortett: 39 paar pand, 15 Schloß, 19 paar hacken, 5 schlessen eysen, 4 handthaben und ein anzahl nagell.661 653 654 655 656 657 658 659 660 661

ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1618 (1486/87), fol. 58vff. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1635 (1507/08), fol. 34r. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 133 (1509/10). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 16 (1538/39). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 19 (1540/41). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 185 (1540/41). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 22 (1543/44). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 25 (1546/47). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 26 (1547/48).

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

1547 Neubau des Jagdschlosses in Wolfersdorf662 1568-69 Arbeiten auf Schloss Wolfersdorf: für 246 nß nawer Rohrkasten, nawe Brattküche gefertigt.663 1570/71 Aufgrund von Stürmen und Unwettern finden an allen Amtsgebäuden umfangreiche Glaser- und Dachdeckerarbeiten statt.664 1578/79 Arbeiten am Teich, der Brücke und den Dämmen des Schlosses Wolfersdorf: für 535 fl wird Teich an der Fröhlichen Wiederkunfft gebessert; drei Bolwerke über der steinernen Brücke geschaffen; hölzerne Brücke über dem wilden Graben; damm zubeschütten.665 1580/81 Dacharbeiten auf Schloss Wolfersdorf: neues Dach übern Pferdestall der Fröhlichen Wiederkunfft gemacht; mit 8400 Schindeln gedeckt, ebenso Dachstuhl der Bettmeisterstube erhöht, 251 fl666 1581/82 Neubau einer Steinbrücke auf Schloss Wolfersdorf für 359 Gulden.667 1582/83 Reparaturen nach Brandschäden auf Schloss Wolfersdorf, Anbauten auf den Jagdhöfen in Trockenborn und Hummelshain, sowie Teicharbeiten: für 759 fl 6 gr 2 pf Wiedererbauung des Thorms und abgebrannten Küchen zur Fröhlichen Wiederkunfft; neue Heuslein an den Zeugkhäusern Trockenborn und Hummelshain; Besserung der teiche zur Fröhlichen Wiederkunfft und Seidenbrück für 24 fl668 1583/84 Auf Schloss Wolfersdorf werden für 27 Gulden zwölf Betten mit eingefasstem Himmel gefertigt.669 1586/87 Für 69 Gulden wird auf Schloss Wolfersdorf ein neues Kohlenhaus gebaut; das Schloss Hummelshain erhält eine neue Dachdeckung mit neuen Erkern (62.500 sturz und hengeziegel für 62 fl).670 1588/89 Bau einer Küche, einer Brücke und eines Hundestalls auf Schloss Wolfersdorf: neue Ritterküche gebaut, so außwendig ins gefierde sechszehn ellen, unnd inwendigk inns licht zwolff ellen weit für 251 fl; Erbauung hinderste Newe Schloß Brückenn mit Zugbrücke (Baumeister Georg Kohlern) 662 663 664 665 666 667 668 669 670

Details siehe LIEBESKIND, Wolfersdorf, (wie Anm. 119). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 44 (1568/69). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 47 (1570/71). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 55 (1578/79). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 57 (1580/81). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 58 (1581/82). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 60 (1582/83). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 61 (1583/84). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 64 (1586/87).

UNTERHALT DER JAGDSCHLÖSSER UND ANDERER AMTSGEBÄUDE

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[27.2.1589] für 278 fl; neuer Hundestall gebaut für 235 fl; Anlage eines neuen Thier und Wildpretgarten in Hummelshain für 785 Gulden ab dem 24.8.1588 (Bartholomei)671 1589/90 Arbeiten am Schloss Wolfersdorf und in Hummelshain: ein newe Schwanheußlein im Teich, eine newe walze ins Thor zur Zogebrücken und vier neue stuffenn am Born gemacht, 170 Scheiben gebessert; Bau eines neuen Schoppens und Lusthauses im Thiergarten Hummelshain für 644 fl; Zeiger der Uhren auf Schloss Wolfersdorf und in Hummelshain werden mit Kühefüssenmarck und Baumöhlle geschmiert.672 1590/91 Schornsteinfeger: Schlottfeger fegt 24 Schlott auf Schloss Wolfersdorf, acht auf der Leuchtenburg und zwölf in Hummelshain.673 1591/92 Ausgabe von 1722 Gulden für den neuen Küchenbau auf Schloss Hummelshain.674 1594 Der Bettmeister zur Fröhlichen Wiederkunft erhält ein Schreiben, daß alles altes Zinnwergk in die fürstl. Rentherei nach Weimar geschafft werden soll, damit es wieder umgegossen werden kann. (16.11.1594).675 1608/09 Teicharbeiten am Schloss Wolfersdorf: 297 fl Vor den Teich umb das Schloß zur Fröhlichen Wiederkunfft, welcher zwej mahl von der wilden flut ann dem Dam der maßen zerrissen, das er mit großen unkosten wieder ausgeschlemmt werden muß, desgleichen von der steinern brücken, daran etzliche pfeiler und Bogen von der wilden flut eingerissen, aus dem grunde vor winters uf mündlichen Bevehl des Hern Cammer Rathes zubawen (Dauer dreizehn Wochen).676 1610/11 Notiz, dass der Teich auf Schloss Wolfersdorf erneut von der Flut eingerissen wurde.677 1613/14 Für 24 Gulden werden 120 Ellen Leinwand für Bettgewand auf dem Schloss Wolfersdorf ausgegeben.678 1624 Dachdeckerarbeiten aufgrund von Stürmen: Für 94 Gulden werden im Forwerk Burschitz auf das Wohn- und Kornhaus 3000 Schindeln neu gedeckt; ebenso auf dem Schloss Wolfersdorf (September 1624).679 671 672 673 674 675 676 677 678 679

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 66 (1588/89). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 67 (1589/90). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 68 (1590/91). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 69 (1591/92). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 72 (1594/95). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 86 (1608/09). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 88 (1610/11). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 91 (1613/14). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 102 (1624/25).

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

1650/51 In Naschhausen wird eine neue Heuschopfe für 66 Gulden gebaut.680 1667/68 Neuer Schlossbau in Hummelshain: 2357 fl uf den neuen Schlossbau 681 1686/87 Beitrag des Amtes für den Bau einer Saline in (Bad)Sulza: 141 fl Bauausgabe aufs Saltzwerck neuen Soltza, fürstl. Saltz Ambts.682

3.5. Verteidigung Innerhalb der wettinischen Landesverwaltung waren die Ämter, die sich wie ein Netz über das gesamte Territorium legten, in ihren jeweiligen Bereichen mit der Verteidigung des Landes betraut. Der Vogt/Amtmann war stellvertretend für den Landesherrn für seinen Amtsbereich der oberste Militärbefehlshaber und somit auf der einen Seite für die Mobilisierung der Untertanen im Kriegsfall und zum anderen für die wehrhafte Ausstattung der Amtsburg verantwortlich.683 Der Schösser hatte seiner Amtsrechnung eine Liste der Heeresfolgen in den einzelnen Amtsdörfern anzufügen, um stets die Übersicht über die wehrhafte Bevölkerung zu haben.684 Durchziehenden Truppen musste das Amt Quartier gewähren, weshalb es vor allem im Dreißigjährigen Krieg zu erheblichen Belastungen kam.

3.5.1.

Mobilisierung der Untertanen

Einen besonderen Einblick in die Mobilisierung der Amtsuntertanen und deren steuerliche Belastungen mit dem Schwerpunkt auf dem Dreißigjährigen Krieg gewähren die Gemeinderechnungen von Heilingen, die, wie bereits erwähnt, exemplarisch für andere Amtsdörfer herangezogen werden können. In den Einnahmen-Ausgabenrechnungen des Amtes selbst dagegen finden sich diesbezüglich nur wenige Notizen.

680 681 682 683 684

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 126 (1650/51). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 141 (1667/68). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 159 (1686/87). Vgl. KUNZE, Leisnig (wie Anm. 12), S. 141ff. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 3v; siehe auch Anhang 1, Tabelle Nr. 7, S. 199ff und vgl. Kap. 2.1. S. 14ff.

MOBILISIERUNG DER UNTERTANEN

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1596 wurden in Heilingen fünf Groschen Steuerausgaben notiert für Etzlichen Lands Knechten Zu steuher, welche nach dem Landt Zu Ungernn wieder denn türcken Zu streytten geZogenn.685 1607 zahlte die Gemeinde drei Groschen an den schultheuß und Zweyhen Vorstehern do sie Zu Kala bey den schößer gewesen deß uffgebotts halben686 und im Jahr 1614 vier Groschen ihr Zweyhenn daß sie sein Uff der Leuchtenburgk gewesen wegen deß Ein gesamleten geldes wegen deß Hehr Zuges; 8 Pf Einen Bothen der die Vorsteher und land menner wegen der Hehrsteuerung gefordert, 8 g 3 Pf ihr vieren Auß der gemeine Heylingen und Roebschitz do sie Zu Orlamünda gewesen deß gesamleten Hehres geldes halben.687 1620 werden fünf Groschen und drei Pfennige den Landes Knechten welche uff Churfürschtlichen befehl die saal herunter geZogen,688 gezahlt und 1621 zwei Gulden und neun Groschen für 17 Personen, welche Zu Naschhaußen uffn wissen sind gemostertt worden.689 1626 zogen Soldaten durch den grund, welche uff den Keußer geworben690 und 1627 reiste der Gemeindevorsteher auf die Burg, daß man Keß Butter Hünner und Eyher samlen Müße.691 Lebensmittelleistungen wurden immer wieder notiert, so beispielsweise 1629 in Höhe von zwei alten Schock und 13 Groschen für wein, fisch und Baum ohl für das Kriegs Volcks;692 1631, als Hanns Ritze uff der Leuchtenburgk gewesen und denn befehlich der Victualien Nach Leybtzig empfangen hat;693 1632, als ein Gemeindevorsteher wegen der fleyschschatzung auf die Leuchtenburg musste694 und im selben Jahr viehe und Bier nach seydenRode geliffertt wurde;695 1633, als Einen Botter Köbel und 8 Eyher uff die Leychtenburgk geliffertt worden;696 1634, als ½ Scheffel Hafer zur Burg gebracht wurden;697 oder 1639, da 3 halbe Virttel ist Zu Commis nach Erfurdt gegeben worden.698 Es verwundert nicht, dass die Gemeinde bei diesen zusätzlichen Kriegskosten schnell an ihre Leistungsgrenze kam und sich hinterstellige gelder ansammelten. Im Jahr 1635 wurden beispielsweise am 11. september ein Groschen, zehn Pfennige und einen Heller zur schatzung gefordert, am 2. octobris sieben Groschen und sechs Pfennige, am 14. octobris nochmals drei Groschen und neun Pfennige und am 23. octobris erneut sieben Groschen und sechs Pfennige.699 685 686 687 688 689 690 691 692 693 694 695 696 697 698 699

Heilingen (wie Anm. 487), Jahr 1596. Ebenda, Jahr 1607. Ebenda, Jahr 1614. Ebenda, Jahr 1620. Ebenda, Jahr 1621. Ebenda, Jahr 1626. Ebenda, Jahr 1627. Ebenda, Jahr 1629. Ebenda, Jahr 1631. Ebenda, Jahr 1632. Ebenda, Jahr 1632. Ebenda, Jahr 1633. Ebenda, Jahr 1634. Ebenda, Jahr 1639. Ebenda, Jahr 1635.

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

In der nachfolgenden Übersicht zu der Einnahmen und Ausgaben der Gemeinden Heilingen und Röbschütz von 1574 bis 1699 wird das Ausmaß der finanziellen Belastung deutlich: Gewinn/Verlust-Struktur der Gemeinderechnungen Heilingen und Röbschütz 1574–1699 Gewinn/Verlust

60 50

alte Schock

40 30 20 10 0 -10 Jahr -20

Diagramm 10: Gewinn-Verlust-Struktur der Gemeinderechnungen Heilingen und Röbschütz 1574 bis 1699.

Das Ende des Dreißigjährigen Krieges bedeutete aber für die Gemeinde nicht das Ende von kriegsbedingten steuerlichen Belastungen oder erneuten Kriegswerbungen: Von 1685 bis 1693 war die Gemeinde im Rahmen des Türkenkrieges zu folgenden Leistungen verpflichtet: 1685 musste ein Dorfvorsteher ins fürstl. Ambt, um den auffsatz Wegen Der lüneburgischen Soltaten hienauff zu tragen;700 1686 wurden zwei Groschen Dem Schultzen Vor einen Weg ins fürstl. Ambt gezahlt, Das er einen befehl angehöret Wegen Der lüeneburgischen Völcker;701 1690 wurden am 27. Juli zwei Groschen und ein Pfennig zur Kriegssteür fällig und verschiedene ranghöhere Soldaten zogen durch die Dörfer, um Söldner zu akquirieren: 1690 gab man drei Groschen und sechs Pfennige Vor Eßen undt Trincken Valten 700 Ebenda, Jahr 1685. 701 Ebenda, Jahr 1686.

WEHRHAFTE AUSSTATTUNG DER AMTSBURG

141

gürbarthen aus, alß die werber dagewesen, und weitere neun Groschen wurden Vertahn alß d. H. fendtrich u. feldtwirbel da gewesen wegen der Neüen werbung.702

3.5.2.

Die wehrhafte Ausstattung der Amtsburg

Im Kapitel zur baulichen Entwicklung der Leuchtenburg wurde bereits auf ihren wehrhaften Charakter hingewiesen. Bisher konnte durch verschiedene Quellenandeutungen nur vermutet werden, dass die vier Wehrtürme um die Burg mit dem doppelten Graben nach dem Bruderkrieg (1446–1451) und der Belagerung der Burg nach 1451 errichtet wurden. Vom Ausgang der Fehde und der Belagerung berichtete der Zeitzeuge Hartung Kammermeister: [...] hertzoge Wilhelm bestalte das sloz noch siner bequemlichkeit.703 Der Bau der imposanten Wehranlage mit doppelten Mauern und vier Wehrtürmen wurde daraufhin Herzog Wilhelm als Reaktion auf die Belagerung von 1451 zugeschrieben. Eine bauliche Notiz in der Amtsrechnung von 1489/90 könnte auf den Bau der vier Wehrtürme unter dem Amtmann Dietrich Gans (1466–1479) verweisen: 3 gr Peter Clüger seine brüder und deme olemöller zu Kole von eyne dach Spitzen off den thorm die ditterichs Ganße gemacht und bißher an dachunge gestandenn gehawen gericht die latten gemacht, woche bartholomey.704 Jüngste Bauforschungen mit dendrochronologischen Untersuchungen konnten das Rätsel teilweise lösen und ergaben, dass das Bauholz vom Dachstuhl des Marterturms, einem der vier Wehrtürme, 1457 gefällt wurde.705 Nach einer unbekannten Trocknungszeit des Holzes, wird es dann auf dem Marterturm verbaut worden sein. Unklar bleibt weiterhin, auf welchen Turm sich die Textpassage aus der Baurechnung von 1489/90 bezieht. Ob es sich dort um einen anderen Turm auf der Burg handelt, der nicht in Zusammenhang mit der Wehranlage steht oder tatsächlich einer der Wehrtürme erst ca. 30 Jahre später mit einem Dachstuhl vollendet wurde, muss nach derzeitiger Forschungslage offen bleiben. 1519 wird vom Graben- und Zaunbau um die Burg berichtet. Dazu kamen am 2.7.1519 zwei Baumeister aus dem Amt Rossla, der Schengke Henrich vom Hayn, und Paull Keller, auf fürstlichen Befehl auf die Leuchtenburg.706 Dieser und weitere Zäune um die Burg mussten aufgrund ihrer Witterungsanfälligkeit ständig ausgebessert und wieder neu aufgerichtet werden. Notizen dazu finden 702 Ebenda, Jahr 1690. 703 Robert REICHE, Chronik des Hartung Kammermeister, Halle 1896, S. 122. (Hartung Kammermeister war Bürgermeister von Erfurt, geb. 1400, gest. 1476); vgl. DENKMALVERBUND, Zerstörtes Land (wie Anm. 142), S. 148. 704 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1622 (1489/90). 705 Dendrochronologische Untersuchung vom Juli 2010 des Instituts für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, im Auftrag des Museums Leuchtenburg. 706 ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20609.

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

sich in den Jahren 1552/53,707 1574/75,708 1636/37,709 1641/42,710 1643/44 – hier wurden für Palisaden immerhin 195 Stämme gekauft und auswendig ufm graben gesetzt711 – 1651/52712 sowie 1675/76.713 Bei dem wehrhaften Ausbau von 1552/53 wurde aus Eichenpfählen ein Stacket gemacht, welches mit 160 Schuh (ca. 45 m) Länge und sieben Ellen Höhe (3,92 m) beachtliche Ausmaße annahm. Für elf Gulden wurde vor diese Einzäunung noch ein Graben gesetzt.714 Im gleichen Zusammenhang errichtete man im Graben vor dem Tor für 15 Gulden eine zwölf Ellen lange (6,72 m), sechs Ellen breite (3,36 m) und acht Ellen hohe (4,48 m) Streichwehr mit Schießfenstern. An der steinernern Zwingermauer und den Wehrtürmen wurden für 25 ½ Gulden neue Schießscharten gefertigt.715 Grund für diese wehrhafte Ertüchtigung war zum einen eine drohende Kriegsgefahr durch Herzog Moritz von Sachsen nach der Niederlage des ernestinischen Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen im Schmalkaldischen Krieg und zum anderen der vermutete Aufenthalt von dessen Gemahlin Sybille von Cleve und ihren drei Kindern zu dieser Zeit auf der Leuchtenburg.716 1601/02 wurde einer der Wehrtürme, der Pulffer Thorm, uff empfangenen bevehlich für 19 Gulden und zwölf Groschen ausgebaut, weil darein etzliche geschutze vorordnett worden solln. Man fertigte zwei starke Türen und vier Fensterläden, die mit eisernen Bändern und Riegeln beschlagen wurden, verbreiterte den Wehrturm mit Ziegeln, die wieder verputzt und geweißt wurden und vergrößerte die Tür- und Fensteröffnungen. Anschließend war er in Kalck zue legen und wie einen alten zu machen.717 Diese Baubeschreibung könnte auf die Umformung des Schleierturms hindeuten, der als einziger der vier Wehrtürme eine dreieckige angemauerte Spitze aufweist. Dieser Turm liegt exakt gegenüber dem Pfaffenberg, welcher für einen Angriff auf die Burg mit 707 708 709 710 711 712 713 714

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 31 (1552/53). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 113 (1636/37). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 118 (1641/42). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 119 (1643/44). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 127 (1651/52). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 149 (1675/76). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 220, fol. 169vff.; vgl. N.N., Amtssitz (wie Anm. 616), S. 11f. 715 N.N., Amtssitz (wie Anm. 616). 716 LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 287. Aus den Amtsrechnungen lässt sich der Aufenthalt der Kurfürstin nicht belegen. LOMMER hat die Originalquelle nicht angegeben. Sie ist der Verfasserin unbekannt. Zu Johann Friedrich dem Großmütigen siehe die Monografie von Georg MENTZ, Johann Friedrich der Großmütige: 1503– 1554; Festschrift zum 400jährigen Geburtstage des Kurfürsten, hrsg. von der Thüringischen Historischen Kommission, Jena 1903. 717 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 79 (1601/02).

WEHRHAFTE AUSSTATTUNG DER AMTSBURG

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Artillerie den besten Ausgangspunkt bildete. Die dreieckige Ummauerung konnte die Kugeln ablenken und verstärkte die Mauer gegen die gefährdete Seite. Im unteren Bereich blieb dieser Turm weiterhin Gefängnis.718 In den Amtsrechnungen werden erst ab 1540/41 Listen zum Inventar des Büchsen- oder Zeughauses sowie der Harnischkammer geführt. Diese wurden aber nicht jährlich fortgeschrieben, sondern finden sich in unregelmäßigen Abständen bis 1674. Im Anhang ist eine Bestandsübersicht von Harnischkammer, Büchsen- und Zeughaus im Zeitraum von 1540 bis 1674 dargestellt.719 Es ist auffällig, dass bis 1552 nur ein sehr geringer Bestand an militärischen Gegenständen im Büchsenhaus erwähnt wird, dann in den 50er bis 70er Jahren eine umfangreiche Aufrüstung erfolgte, wohingegen die Ausstattung sich nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder völlig desolat war: 1540 finden sich 16 Hakenbüchsen,720 drei Falkonett721 auf Rädern, zwei gegossene Falkonett auf Böcken sowie ½ Tonne Pulver. 1543 werden zusätzlich noch zwei eiserne alte Steinbüchsen722 genannt. Wie bereits bei der Untersuchung der Bauausgaben geschildert wurde, fand um 1552 eine umfangreiche militärische Aufrüstung der Burganlage statt. Ein Zeughaus wurde für 47 Gulden errichtet und mit diversen Geschützen, Kugeln, Blei, Spießen und Pulverfässern neu ausgestattet.723 Im Inventar des Zeughauses von 1569 werden neben den Falkonetten und eisernen Büchsen, die vermutlich die selben, wie die bereits 1540/43 erwähnten sind, 32 Doppelhakenbüchsen,724 198 kurze Hakenbüchsen, 100 Hellebarden, 1070 lange Spieße, 27 Fässer Pulver und viele Pulverflaschen sowie 20 Bündel Lunten aufgezählt. Auch wenn es zu dieser Zeit keinen Hinweis gibt, dass die Kriegsgeräte unmittelbar auf der Leuchtenburg zum militärischen Einsatz kamen, so wurden sie doch wenigstens zum fürstlichen Salutschießen verwandt: 1589 ist bei den Ausgaben vermerkt: 1 fl 3 gr denn pauern zu seidenroda zuvortrincken geben, das Sie denn Zeugmeister das geschütze außm Zeugkhause ufm graben, und wieder inn Zeugkhaus führen helffen, denn 13 und 14 Juli Anno 89, Alß mein gnediger Fürst und Herr, Herr Friedrich Wilhelm Hertzog zu Sachssen mit dem Pfalczgraffen uff der Leuchtenburgk gewesen.725 718 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 39 (1562/63), fol. 122v. und FRA, Nr. 106 (1629/30). 719 Anhang 14, Tabelle 16, S. 243f. 720 Hakenbüchsen sind frühe Feuerwaffen, die am Lauf einen angeschmiedeten Haken haben, der zum Abfangen des Rückstoßes diente. 721 Ein Falkonett ist ein leichtes Feldgeschütz (Dreipfünder). 722 Steinbüchsen sind mittelalterliche Belagerungsgeschütze, aus denen mit einer Pulverladung Steine abgefeuert wurden. 723 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 31 (1552/53), ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 220; N.N., Amtssitz (wie Anm. 616). 724 Doppelhakenbüchsen waren wesentlich größer als einfache Hakenbüchsen und wurden zum verteidigen von Burgwällen genutzt. Ihre Länge konnte bis zu zwei Meter betragen. 725 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 67 (1589/90).

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

1575 wird das Inventar einer Harnischkammer unter dem obersten Bodenlein aufgeführt, welches 14 vordere und neun hintere Harnischteile enthält, ebenso wie 18 Armstücke, eine Pickelhaube, einen langen Spieß und sechs alte Hellebarden.726 Diese Kammer ist nicht mit dem Zeug- oder Büchsenhaus gleichzusetzen. Ihre erste Erwähnung in 1575 bedeutet auch nicht unbedingt, dass es diese Kammer zuvor nicht gegeben hat. Über das Inventar des eigentlichen Büchsenhauses wird nichts erwähnt, was aber damit zusammen hängen kann, dass spezielle Büchsenmeister separate Inventarlisten über ihre Bestände zu führen hatten, wie es beispielsweise 1563/64 erwähnt ist: was im büchssen hause inn vorrath vorhanden ist, das hat der Büchsmeister zu Jhena Anthonius Wirke ein vorsiegelt vorzeichnis.727 1601/02 findet sich die Notiz, dass in den Pulverturm etzliche geschutze vorordnett worden solln.728 Der Turm wird für diese Zwecke für 19 Gulden ausgebaut. Ob die Geschütze wirklich ankamen, ist nicht vermerkt. Im Inventar des Jahres 1631 findet sich wieder eine Notiz zu der Harnischkammer neben dem Thurmb unterm Stüblein, aus der 1622 auf fürstlichen Befehl 27 Spieße den in Kahla lagernden Soldaten gegeben wurden.729 Das sehr ausführliche Inventar des Jahres 1674 beschreibt einige wenige vorhandene militärische Geräte.730 1 Feldtstücklein731 auf Rädern mit den rautenKranze undt Jahrzahl 1503 undt einer Türkischen Sebel auf der Zündtlochs; 1 Feldtstücklein auf Rädern mit einem wapen mit Löwen undt der Jahrzahl 1494; 1 kürz feldtstücklein auf rädern; 2 eiserne stücke ohne räder, auch die wildten soinen genandt könnten aufgrund ihres Alters die bereits 1540/43 genannten drei Falkonette und zwei eisernen Stücke sein, die offenbar immer auf der Leuchtenburg verblieben. Lediglich sieben alte Hellebarden, vier kleine Doppelhakenbüchsen, zehn Feuerröhren, drei Krätzer, drei Musketengabeln,732 35 eiserne Kugeln, ein eiserner Topf zum Kugelgießen und 14 Pulverflaschen sind noch vorhanden und wurden auch in den folgenden Jahren nicht wieder aufgestockt. Personelle Unterstützung zur Bewachung der Burg war in der Zeit des Bauernkrieges, während der Gefangenschaft des Kurfürsten nach dem Schmalkaldischen Krieg und in den politisch unruhigen Jahren darauf sowie im Dreißigjährigen Krieg notwendig. Uff bevehl wurden 1525/26 sechs Wächter für acht Wochen und sechs Tage auf die Leuchtenburg bestellt, wobei jeder pro Tag einen Groschen Lohn erhielt: 6 ß 39 gr sechs wechtern, welche acht wochen und sechs tage auff dem Schlosse gewacht, 726 727 728 729 730 731 732

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 53 (1576/77). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 41 (1563/64). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 79 (1601/02). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 108 (1631/32). ThStA Altenburg, FRA, 148 (1674/75). Siehe Anm. 721. Auf Musketengabeln wurden beim Abfeuern die schweren Musketen (Handfeuerwaffen) abgestützt. Siehe Anm. 737.

WEHRHAFTE AUSSTATTUNG DER AMTSBURG

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idem die Woche 7 gr gebenn und 1 wechter auf dem thorme hat 30 tage gewacht idem tag 1 gr. Unter den Ausgaben für Kostgelt werden insgesamt 13 Personen genannt, die acht Wochen lang zur Wache auf dem Schloss waren, darunter Militärs, ein Büchsenmeister und zwei Hundeknechte: 18 ß 40 gr kost gelt vorn 13 personenn acht wochen zu bevehl gespeist, Nemlich Heincz vom Ende mit 1 knechte, Matthesen von dolczigk und Caspar von Dranitzsche, 6 wechter, 1 büchsenmeister, zwene hunde knechte.733 Auf besonderen fürstlichen Befehl hielten Seitenrodaer Bauern von 1551 bis 1553/54 auf der Leuchtenburg Nachtwachen. Der Eseltreiber und der Torwärter wurden zusätzlich entlohnt, da sie ebenfalls beide Nachtwachen leisten mussten: 2 ß 40 gr giebt mahn dem Thorwarther und Esseltreiber darümb das sie beide das Jaer uber die nacht wache im Schloß vorbringen müssen; 1 ß 29 gr habe ich dem wechter fridrich Schwabe zu Seidenroda gegeben der hat von Walb biß uff Mich als uff 22 wochen des seindt 154 tage und nacht des er neben den andern wechtern die nacht wache hat helffe vorfuhren.734 Ursachen dafür liegen in dem oben beschriebenen wehrhaften Ausbau der Burg, in der militärischen Bedrohung in dieser Zeit und vermutlich dem Aufenthalt der kurfürstlichen Familie während der Gefangenschaft von Johann Friedrich dem Großmütigen im Schmalkaldischen Krieg. Aber auch nach der Freilassung des ernestinischen Landesfürsten am 27.08.1552 herrschte zwischen Albertinern und Ernestiner eine angespannte Situation, wie die angeordneten zusätzlichen Nachtwachen noch bis 1553/54 belegen.735 Besonderen Schutz benötigte die Burg vor allem während des Dreißigjährigen Krieges, wofür Wachmannschaften aus den umliegenden Dörfern verpflichtet wurden. Man baute speziell für diese Bewachung Schranken, Schlagbäume und Wachhäuslein.736 Wie die Gemeinderechnungen von Heilingen belegen, wurden verschiedenen Untertanen mit ihren Musketen,737 Blei und Pulverlieferungen auf die Burg geordert, was mit Sicherheit alle Amtsdörfer gleichermaßen betroffen hat. 1621 entstanden beispielsweise Ausgaben für ihr 8 die Uff der LeuchtenBurg Uff Zwöene Tage Uff gewarttet mit ihren Musketen; Vor Bulffer den Muschcadierenn do malß sie Uff der Leuchten Burgk Uff gewartett; Vor Bley domalß; Vor Bretzeln den die Uff der LeuchtenBurg uff gewart; Einen Vorsteher der daß Bulffer und den Bley Auff die Leuchtenburgk getragen.738

733 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 3 (1525/26). 734 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 30 (1551/52) sowie FRA, Nr. 31 (1552/53) und FRA, Nr. 32 (1553/54). 735 Zur Spannungssituation zwischen Albertinern, Ernestinern und Karl V. vgl. MENTZ, Johann Friedrich (wie Anm. 716). 736 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 107 (1630/31); FRA, Nr. 108 (1631/32); FRA, Nr. 109 (1632/33). 737 Musketen sind schwere Handfeuerwaffen mit einem langen Lauf. Wegen der Länge und Schwere des Laufes wurden sie beim Schießen auf einer Musketengabel abgestützt. 738 Heilingen (wie Anm. 487), Jahr 1621. Ebenso zum Jahr 1627, 1630 und 1640.

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

1644/45 wurden die Mußquetirer Andreas Hommel, Hans Waltenn Krause undt Geörg Francke 3 tage und 3 nacht inn Thurmb gesteckt, das sie ohne erleubnis von hiesigenn Fl. [Fürstlichen, d.V.] Hauße blieben sindt.739 Aus einem Briefwechsel des Schössers Thieme und des Herzogs gehen weitere Details zu den Schutzvorkehrungen der Leuchtenburg hervor. Am 17.9.1632 schrieb der Schösser: Es ist der Pulvermacher zu Kahla so vermögens nicht, daß er [...] ezliche Centner Pulver inn Vorrath schaffen und halten kann. Derwegen uf erfolgten großgünstigen befehlich, ich [...] bej ihme sechß Centner Pulver, die sich an der zahlung ziemblich hoch belauffen werden, bestellet, habe ich demselben etwas, so viel ich inn eill zusammen bringen können, zu erhandelung Salpeter, uf abschlagk außgezehlt [...] an hiesigem Vorrath 2 ½ Centner 15 Pfund Pulver [...] zu Gott unzweifflich hoffende, die werde unß gnedig schüzen, daß wir hiesiges orths nicht etwa deß nunmehr mangelnden Pulvers wegen, inn gefahr siczen mögen. So baldt nun dem Pulvermacher etwas zu liefern möglich, wil ich das iezig alhir geborgte wieder ersezen [...] Derweil auch der Seiler sich beclagt, daß iezo so großer mangel an Gespinste sey und er dahero die bestelten Lunten nicht verfertigen könne.740

Am 10.10.1632 schrieb der Herzog an Valentin Thieme: Demnach die Notturft erfordern wil, daß bej iezigen [....] besorgenden gefahr daß Hauß Leuchtenburgk inn acht genommen und zur gegenwehr versehen werden möge. So haben wir die Verordnung gethan, daß solch Hauß, den gemeinen wessen zum besten, mit 50 Mann zu Fueß und 25 Pferden besezet werden soll [...]. Ihr wollet dieselbe zu dero ankunft nicht allein ufnehmen, und biß uf anderweite ortinance mitt nothwendigen unterhalt alß Futter und Mahl versehen, sondern auch alßobaldt auch gute anzahl scheffel meel auch Pulver und Bley nebenst fourage uf solches Hauß verschaffen [...].741

In dieser Kriegszeit bot die wehrhafte und bewachte Burg mit ihren Gräben den umliegenden Dorfbewohnern mit ihren Viehherden des Öfteren Schutz vor plündernden Soldaten: Am 11.6.1640 berichtete der Schösser Valentin Thieme an den Herzog Friedrich Wilhelm: Alhier im Schloße allenthalbenn, vnd im äußern grabenn habenn 1610 menschen [...] sich bis zum vfbruch gemelter Armeen vfgehalten.742 Größere militärische Ausgaben für die Amtsgebäude wurden um 1700 auf dem Schloss Fröhliche Wiederkunft getätigt. 7959 Gulden gab man für einen dortigen Kasernenbau aus, wofür aus der fürstlichen Kriegs Cahsa 4737 Gulden bereitgestellt werden. Für 545 Gulden kaufte man 1884 Fichten, Tannen- und

739 740 741 742

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 120 (1644/45). ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20637. Ebenda. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 16, unpag.

EINQUARTIERUNG UND VERSORGUNG VON TRUPPEN

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Kiefernstämme und für weitere 767 Gulden Holz und Bretter zum Casernenbau.743 Auch die Gemeinderechnungen von Heilingen verzeichnen gesonderte Ausgaben, die die Amtsdörfer für diesen Kasernenbau zu tätigen hatten: 1 aßo 11 g 6 Pf Vor 1½ ßo stroh, welches Zum Cassernen Bau, auff die fröliche Wiederkunfft kommen, und von dem Herrn Ampts Vogt bezahlet worden; 1 g Von einen Weg Nach seithen roda alß Mann gebethen wegen des stroh gebens nach der Frölichen Wieder kunfft Zum Cassernen bau; 1 g Von einen padent, alß wir die FrohnRegister wegen des Cassernen bau nach der Frölichen wieder künfft ein geben sollen.744 In derselben Zeit wurde auch auf der Leuchtenburg Militär stationiert: Die Amtsrechnung von 1702/03 vermerkt Soldaten und Miliz des Herrn von Dischkau auf der Burg.745

3.5.3. Einquartierung und Versorgung von Truppen Das Netz der Ämter war für die Versorgung von Truppenteilen im ganzen ernestinischen Gebiet verantwortlich. Dazu finden sich verschiedene Einträge in den Rechnungen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die von kriegerischen Auseinandersetzungen im Zuge der Reformation geprägt waren. 1523/24 wird notiert, dass zwei Kälber und zwei Hammel aus dem Amt auf dem Hoflager verzehrt wurden.746 1525/26 bekamen die furlewtten einen Schock zu zehrung, welche acht thonnen pulvers von leuchtenburg gegen koburg gefurt,747 und 1527/28 führte der Schäfer zu Burschicz etzcliche Schafnösser gein weimar ins Hoflager sowie 107 scheffel malz.748 Zwischen 1535 und 1547 wurden jährlich zwischen 80 und 120 Schafe und Hammel in das fürstliche Hoflager nach Torgau übersandt, von wo aus offenbar die Verteilung an die Truppen erfolgte. Pro Schaf wurde das Amt dafür mit zehn bis 15 Groschen entlohnt und pro Hammel zahlte man 21 bis 24 Groschen. 1548/49 waren es nur noch 16 Schafe und in den darauf folgenden Jahren findet sich dazu kein Eintrag mehr.749 743 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 173 (1702/03), fol. 85v. 744 Heilingen (wie Anm. 487), Jahr 1701. 745 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 173 (1702/03), TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 188. 746 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 149 (1523/24). 747 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 3 (1525/26). 748 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 5 (1527/28). 749 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 171 (1535/36) 80 Schafe; Reg. Bb 174 (1537/38) 80 Schafe und 62 Hammel; Reg. Bb 180 (1538/39) 40 Schafe und 42 Hammel; Reg. Bb 189 (1541/42) 39 Schafe, 49 Hammel und 6 Lämmer; Reg. Bb 195 (1543/44) 14 Schafe und 63 Hammel; Reg. Bb 202 (1544/45), 40 Schafe und 40 Hammel; Reg. Bb 204 (1545/46) 40 Schafe, 40 Hammel und 8 Lämmer; Reg. Bb 205 (1546/47) 74 Schafe und 40 Hammel; Reg. Bb 209 (1548/49) 16 Schafe

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

Am schwerwiegendsten für die Amtsuntertanen war die Tatsache, dass das Amt für die Versorgung und Einquartierung von landeseigenen oder verbündeten Truppen vor Ort zu sorgen hatte. Hier liegt der Schwerpunkt im Betrachtungszeitraum auf dem Dreißigjährigen Krieg, für den neben den EinnahmenAusgabenrechnungen auch ein umfangreicher Schriftverkehr zwischen Landesregierung, Amt und einzelnen Amtsuntertanen überliefert ist. Für die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg ist in den Amtsakten lediglich einmal erwähnt, dass 1547/48 Kriegsvolck im Dorf und Forwerg Seitenroda liegt,750 das vermutlich in Verbindung mit den Auseinandersetzungen zwischen Herzog Moritz und den Ernestinern während des Schmalkaldischen Krieges stand. Der Tenor in den erwähnten Briefen zwischen dem Schösser Valentin Thieme, dem Herzog selber oder dem Rentmeister in Altenburg ist annähernd gleich: Thieme haftete laut seiner Amtsbestallung persönlich für Fehlbeträge in seinen Amtsrechnungen und nach ihm seine Erben.751 In den 1630er und 1640er Jahren kam es zu erheblichen Fehlbeträgen, denn die verarmte und ausgeplünderte Bevölkerung war oftmals nicht in der Lage, irgendwelchen Geldforderungen nachzukommen, selbst wenn dies nachdrücklich und hart von ihr gefordert wurde.752 Daher beschrieb der Schösser in seinen Briefen die Umstände und das Leid der Untertanen ausführlich, um bei der Landesregierung Gnadenerlasse und Rechnungsaufschübe zu erwirken. Gleichfalls finden sich Bittbriefe von Untertanen, die direkt an den Herzog verfasst wurden, in denen diese ebenfalls um Gnade bezüglich der Steuerforderungen aufgrund ihrer erlittenen Kriegsschäden baten. Mit der Übersendung der Jahresrechnung 1632/33 schrieb Thieme am 5.1.1634 an den Rentmeister von Altenburg Johann Reichardt: Was es mit hiesigen underthann izo vor einen beschwerlichen Zustandt habe [...]. Der Schuldigkeit nach sollte undt wolte Eure ich izo zugleich auch ganz gerne etwas von gelde mit uberschicken, Ich habe aber uber ahngewanten Fleis wegen iziger gar großen Kriegslasten wenig [...] einbracht, darvon dem Weinmeister zu Kunitz anbefohlene 50 fl ausgezehlt werden können, Itzo seindt die armen Ambt Underthanen mit hiesigen besaczung der Oxenstirnischen Contribution und dem underhalt der Churfürstl. S. zu Kahla logierenden Reütter beladen, [...] der vielfeltig inn den Dörffern vorgefunden auch betrolichenn einquartirungen [...] undt der uffm Lande kundtbahren uhnsicherheit, dardurch handel und wandel gehindert wirdt.753

Drei Monate später wandte Thieme sich erneut an den Rentmeister und berichtete von dem lagernden Herr des Obristen Oxenstirn um Kahla, dem er wöchentlich 250 Gulden zur Verhütung einer hart militarischen Exekution zu zahlen 750 751 752 753

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 26 (1547/48). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389 - Amtsbestallung Nandelstedt, fol. 2rff. und 13r. Siehe Kapitel 3.2.4., S. 85ff. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 11 (1634), Brief vom 5.1.1634, unpag.

EINQUARTIERUNG UND VERSORGUNG VON TRUPPEN

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hatte. Wieder stehen Amtsschulden an: Ahn Ambts geldern hab ich uber allen ahngewanten fleis nicht mehr denn etwa 31 gulden einbringen können.754 Im Juni berichtete Thieme dann erneut an Johann Reichardt: Es seindt Gott lob zwar nunmehr die Oxenstiernischen Reütter von hierweg, sie haben aber nur lehr gemachte beütel zurück gelassen, alß das die Leuthe nicht wissen woher sie geldt nehmen und bezahlen sollen.755 In zahlreichen Verzeichnissen listete der Schösser auf, welcher Viehbestand ihm durch kurfürstliche oder schwedische Truppen genommen oder während der Einquartierungen geschlachtet wurde. Vor allem die Vorwerke waren bevorzugte Orte, in denen sich Truppen aufhielten:756 den 13. und 14. Februari 1634 hat sich Alexander von Beularich Leutnant Dehrendendorff in gemeltt forwerge gelegt zue dessen undt die seinigen underhaltung ufgewendet worden: 2 fl 8 gr vor Eßen; 1 fl 6 gr vor 1 Eimer und eine Kanne Bier; 15 gr vor 6 Kannen Wein; 2 gr vor 1 pfund seiffe; 4 gr vor Hew; 1 fl 3 gr vor 3 viertel hafer.757 Im Herbst 1636 hatte Churfürstliches Volck 14 Hammel und zehn alte Schafe ahn Vihe aus den Hürdtenn weg genommen. 1637 hatte das schwedische Volck aus den Ställen hinwegk genommen 41 Hamel, die Panirischen Soldaten genommen; 24 alte Schaaf auch das Panirische Volck wegk genommen und das Vihe mit Hunden von einander gehezet; 8 Stück viehe meinen Knechten auch mit wegkgenommen; 14 Jährlinge auch geschlachtet und verwüstet.758 1636/37 wurde in den Amtsrechnungen vermerkt: Das Anno 1636 erbawete Hew und grommet zue naschhaussen ist meistentheils von den Schwedischen Stahlhausischen Reütern, welche zue ende des Januarii und anfangs des Februarii 1637 zue Frejenorla logiert verfüttert.759 In einigen Fällen bestand die Möglichkeit, sich durch Geldzahlungen von einer drohenden Einquartierung loszukaufen. Davon berichten beispielsweise die Gemeinderechnungen aus Heilingen zum Jahr 1633: Vier Groschen und neun Pfennige wurden Zur Abwendung deß Quartirsch Nach orlamünda gezahlt. Dem Einwohner Hanns Girbarten zahlte die Gemeinde drei Groschen und neun Pfennige vor speyße da der Juncker Wilhelm bey ihme gewesen Zur Abwendung der soltaten.760 Interessant ist auch der Eintrag aus dem Jahr 1639 der Gemeinderechnung, in dem das Amt einem Knabenn welcher von hauß Zu hauß geschickt und die Nachbarnn gemahnett, drei Pfennige auszahlte. Offenbar hatte er die Einwohner vor drohenden Soldaten gewarnt.761 Trotz vieler erlassener Steuerzahlungen auf herzogliche Anweisung hin, war das Dilemma im Ganzen nicht zu lösen. Thiemes Amtsschulden betrugen von 1646 bis 1659 3.999 Gulden, 15 Groschen, fünf Pfennige und eineinhalb Heller, die 754 755 756 757 758 759 760 761

Ebenda, Brief vom 27.4.1634, unpag. Ebenda, Brief vom 15.6.1634, unpag. Siehe Kapitel 2.2.1., S. 21. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 110 (1633/34). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 13 (1636/37). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 113 (1636/37). Heilingen (wie Anm. 487), Jahr 1633. Ebenda, Jahr 1639.

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

nach seinem Tod im Jahr 1654 von seinen Erben eingefordert wurden. Das Amt setzte einen Verwalter ein, Georg Friedrich Vogt zu Orlamünde, der die Schulden eintreiben sollte: Undt ist zue förderst zue wissen, daß der Fürstl. Sächß. Wohlverordneten Rents-Cammer zue Altenburgk uf des gewesenen Ambt Schößers zue Leuchtenburgk Valentin Thymers Mich. 1646 geschloßene Ambts Rechnung den 6. Dec. A.1659 abRechnung gehalten, undt den gezogenen Calculs nach an retardaten noch schuldig verblieben 3999 fl 15 gr 5 pf 1 ½ he Undt nun vom wohlermelter Fl. Rents Cammer, ich befehlicht worden den außenstand einzuebringen, undt getreue Rechnung darob vorzue wenden.762 Die Erben des Valentin Thieme ließen sich anwaltlich von Johann Salomon Döbrizsch (mandat ermelter Thymischer Erben) vertreten. Die Verhandlungen dauerten bis 1682 an. Zu diesem Zeitpunkt wurden die offenen Posten beglichen und das Amt zahlte 1.000 Gulden, die als Kaution beim Amtseintritt von Thieme im Jahr 1631 geleistet wurden, den Erben aus.763

3.6. Versorgung und soziale Verantwortung Recht und Gerechtigkeit für alle Unterthanen in dießen seinen [des Schössers, d.V.] befohlenen Embtern waren als gesetzliche Pflichten in der Amtsbestallung des Schössers manifestiert.764 Das Amt übernahm somit soziale Verantwortung für seine Einwohner, was sich in den Rechnungen und im Schriftverkehr des Amtes an vielen Beispielen zeigt. Insbesondere betraf dies Steuererlässe aufgrund von Bränden, Unwettern und Kriegseinwirkungen oder die Übernahme von Arztkosten bei Verletzungen im Rahmen der Fronarbeit. Nachfolgend seien hier einige Beispiele aus verschiedenen Jahrhunderten erwähnt: 1485/86 sindt zcu Sydenrode im dorff fünff hwsere mit alle Iren schun apgebrant, weshalb der erpzins aus Gnaden erlassen wurde.765 1531/32 erhielt Nickel Weiße zu Kleinrempach auf Befehl meines gnädigen Herrn einen Schock und 45 Groschen darumb das ehr auff der Schwein hatcze von einem Schwein gehawen wurde.766 Ebenfalls wegen eines Brandschadens wurde 1548 den abgebrannten mennern zu Klenen Burschicz und Ölcknitz auf fürstlichen Befehl hin ire zinß uff drei jare auß gnaden erlassen.767 Aber nicht nur das Amt selber, sondern auch die zugehörigen Dörfer, 762 763 764 765 766 767

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 (Akte zum Thüymischen Ambts-Rest 1646–1669). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1359. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389 fol. 5v. ThHStA Weimar, EGA, Reg Bb 1616 (1485/86), fol. 1r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 9 (1531/32). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 27 (1548/49), und seindt alßo 2 jahre vorfloßen, das heißt, die Brände waren in 1546.

VERSORGUNG UND SOZIALE VERANTWORTUNG

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kamen bei Brandschäden gegenseitig füreinander auf. Dies belegt beispielsweise die Gemeinderechnung von Heilingen aus dem Jahr 1576, als den Armen Abgebranten Leuttenn Zu seydenbrücke sechs Groschen gezahlt werden.768 Die soziale Verantwortung reichte auch über die Amtsgrenzen hinaus: 1606 werden neun Groschen und sechs Pfennige in der Gemeinde Heilingen und Röbschütz gesammelt, den Armen abgebranten leuten Zu Bürgel und milda Zu steuer ist gegeben.769 Der Pfarrer aus Reinstädt erhielt 1551/52 aus Gnaden des schadens halben der ihm von dem grossen gewitters in seinen weynpergen und ackfeldern geschehen, drei Schock und 30 Groschen.770 Für zwei Unfälle während der Fronarbeit kam das Amt 1591 und 1595/96 auf: Am 15.1.1591 hatte Hans Kircher zu Biebra bei der Frohne in der Ziegelhütten zu Kahla grossen schaden empfangen und uff der Scherffe des Bretts denn hirnschedel halb entzwej gefallen, wofür das Amt dem Barbier für Artzlohn und Kostgeld 24 Gulden entrichtete.771 1595/96 wurden einem Fronarbeiter unbekannter Herkunft durch einen Baum die Schenkel entzwei geschlagen, als [er] im Rottenhoffe scheid gehawen hatte, wofür das Amt die Arztkosten trug.772 1670/71 zahlte das Amt in einem besonderen Gnadenfall lebenslänglich für einen Einwohner aus Seitenroda: Elias Schmieden erhielt ad vitam zwei Scheffel Korn in Höhe von zwei Gulden und acht Groschen, da er durch Zauberej gelehmet worden.773 Verantwortung übernahm das Amt aber auch gegenüber Amtspersonen und deren Angehörigen. Nach dem Tod des langjährigen Schössers Abraham Richtzenhan (1575–1611) lebte seine Witwe noch weitere 30 Jahre. Aus Gnaden erhielt sie bis 1641 jährlich ein bis zwei Scheffel Korn und wurde dabei als Schösserin betitelt.774 Unter Richtzenhans Amtszeit kam es am 23.7.1602 zu einem schweren Brand am Turm und den Nebengebäuden aufgrund eines Blitzeinschlags. Deshalb seindt dem Schößer zuer Leuchtenburg an seinem uf der Leuchtenburg erliedenen Brandtschadens auß gnaden 100 Gulden gegeben worden (7.4.1603).775 Die Schösserbestallung regelte auch den Umgang mit verwaisten Kindern, für die das Amt finanziell aufkam und eine Betreuung zu organisieren und zu überwachen hatte. In der Bestallung des Elias Nandelstedt von 1611 heißt es:

768 769 770 771 772 773 774 775

Heilingen (wie Anm. 487), Jahr 1576. Ebenda, Jahr 1606. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 30 (1551/52). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 68 (1590/91). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 75 (1595/96). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 144 (1670/71). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 88 (1610/11) bis FRA, Nr. 117 (1640/41). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 80 (1602/03).

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

Nach deme auch die notturfft erfordert, das neben andern, unmündige Kinder inn acht genommen werden, Alls soll er dohin trachten, das zu ieder Zeit inn seinen befohlenen Embtern unmündige Kinder, wenn deren Eltern verstorben, mit Gott fürchtigen, frommen, undt nicht eigennüzigen Vormunden versehen undt dieselben im Ambt bestetigt werden, Auch ferner Zue gewissen Zeiten des Jahres einmahl oder do es von nöten zwie alle die Jenigen so Vormundtschafften verwalten, vor sich bescheiden, Ihrer Vormundtschafft Rechnungen, derselben Mündlein Zum besten, mit vleis durchsehen, wo einiger schaden oder eigenüz darinnen befunden wirdt, solchen alßbald abschaffen, die Vormünden derohalben zur rede sezen, undt mit vleis darauff sehen, das inn alle wege den Unmündigen das Ihre nicht verzehret undt übel angewendet, so [...] zu rath gehalten undt hirunter derselben bestes gesucht, hergegen ihrer Vormunden Vortheil oder eigennüz vermiden werden möge.776

1636/37 wurde beispielsweise vor dem Schloss Fröhliche Wiederkunft ein Findelkind gefunden und einer Amme (Georg Ernmers weibe) in Trockenborn zur Pflege gegeben. Das Amt zahlte jährlich für dieses Mädchen 26 Gulden. Am 11.7.1640 ist es dennoch verstorben.777 Das Amt verfügte auch über eine konstante Armenfürsorge, die sowohl von Amtsgeldern als auch von den jeweiligen Dorfgemeinden getragen wurde. In den Küchenausgaben des Jahres 1519 auf der Leuchtenburg werden zum Beispiel 13 gr für 3 ß 15 kese, für jeden schog 4 gr dem Ambtman abgekaufft, den arme leuthen wan man mit fleisch gespeist hat, für eyn essen geben, jeden 1 kese geben, und die Köchin auf der Leuchtenburg erhielt fünf Groschen welche für dye armeleuthe gekocht. Ebenfalls wurde im gleichen Jahr eine Pfingstkühe für 1 ß gerechnet als für vorrath geschlacht, und disse 4 wochen für dye armen leuthe verbraucht.778 Einblick in die Armenfürsorge des Amtes und der Amtsdörfer gewähren erneut die Gemeinderechnungen von Heilingen und Röbschütz, die von 1596 bis 1685 folgende Einträge verzeichnen: 1596 wurde Einem Armen gebrechlichen Manne Ausm Ampt weymar ein Groschen gegeben so der schößer daselbsten verschrieben.779 1597 zahlte die Gemeinde einen Groschen Einem armen gebrechlichen Manne welchem eine Handt Ein Mühl Radt abgerissen.780 1611 wurden zwei Groschen ausgegeben, Einen armen Man von Neusitz, welchen der schößer uff der leuchtenburgk verschrieben seins lahmen sohns willen.781 Im Dreißigjährigen Krieg erhielt am 13.9.1623 ein armer Mann, welcher von den Krigs volck vertrieben, einen Groschen und 1627 wurden drei Groschen ihr Vier persohnen gesteurett welche von Krigs Volck verderbet.782

776 777 778 779 780 781 782

ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 5vf. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 116 (1639/40). ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20609 (1519). Heilingen (wie Anm. 487), Jahr 1596. Ebenda, Jahr 1597. Ebenda, Jahr 1611. Ebenda, Jahr 1623 und 1627.

VERSORGUNG UND SOZIALE VERANTWORTUNG

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Im ausgehenden 17. Jahrhundert schien die Armenfürsorge noch deutlich an Gewichtung zuzunehmen: 1680 wurden insgesamt über 40 Personen mit durchschnittlich sechs Pfennigen unterstützt, die durch die beiden Dörfer Heilingen und Röbschütz zogen, darunter unter anderem Einen armen abgebrandten mann, Zweien armen Menschenn, Zwey abgebranden, Zweien armen vonn Erffurt, Zwey armen Menschen aus Pommern, Einen armen Man von Schlitz, Einer armen frauen von Reinstrohm, Einen armen man, Zwey armen Kindernn, Einen lahmen Soltaten, Einen armen Menschen von Pösneck, Einenn armen von blauw, Einen armen Mann aus Den brandenburgischen lande, Einen armen Soltaten aus Dem lande, Einen armen Menschen von leutenberg, Einen abgebranden, aus Den anhaltischen, Einen armen Mann mit Weib und 2 Kindern und Einen armen Tuchmacher aus Pohlen.783 1685 wurden insgesamt 19 Groschen und sechs Pfennige für 49 Arme ausgegeben.784 Das Amt verfügte in den Vorwerken, auf den Kornböden der Leuchtenburg und vor allem im Getreidespeicher der Kemenate zu Orlamünde über Getreidevorräte, die in Krisenzeiten teilweise an die Bevölkerung ausgeliehen werden konnten. Während der klimatisch schwierigen Jahre im frühen 17. Jahrhundert schrieb der Schösser Elias Nandelstedt am 9.3.1612 an die fürstlichen Kammerräte: [...] das ich von den Armen Leuthen meines bevohlenen Ambts Undthanen alhier, umb vorseczunge eczlicher Getreidichs zue Ihrer leibs underhaltung, teglich ersucht und ganz flehentlich angelanget werde; Nun ist es an deme, das der Winter etwas langer gewehret bej welchem [...] das arme Volck [...] ufgezehrt und hiergegen nichts erworben [...] das ich nicht alleine ihre [...] Michaelisschuldigen Getreide Zinsen ungeachtet es an scharffenn mahnen nicht gemangelt, von Ihnen nicht erlangen können [...] derselben viel vollents verhungern, oder weib undt kindt siczen laßen und davon lauffen. Wiewol ich nun den Armen leuthen in deme gerne geholffen wissen wollte, Dieweil mir aber nicht geburren wollen, ohne fürst. sonderbaren bevehlichl [...]. Alß ist undt gelangt an dieselbe hiermit mein undertheniges bitten, Mich mit grosgünstiger resolution versehen zu lassen wessen ich mich mit ausleihung angeczogenen Getreidichs verhalten, und ob icz den Armen leuten, bis uf künftigenn anschlagk damit willfahren, oder aber das uf einen oder andern fall ich mich darnach zue achten haben müge [...].785

Wie im konkreten Fall entschieden wurde, ist nicht überliefert, aber Getreideausleihen fanden auch in den darauf folgenden Jahren in erheblichen Umfang statt. Beispielsweise 1623, als aus verkauftem Weizen, so an die Unthertanen und Bürger zu Kahla geliehen, das Amt 440 Gulden Einnahmen erzielen kann, ebenso wie 1624, als die Summe von 481 Gulden aus selben Grund erwirtschaftet wurde.

783 Ebenda, Jahr 1680. 784 Ebenda, Jahr 1685. 785 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 10, unpag.

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DAS AMT ALS UNTERSTE HERRSCHAFTSEBENE DER LANDESVERWALTUNG

Wie bereits mehrfach beschrieben wurde, herrschte die größte soziale Not bei den Untertanen während der 1630er und 1640er Jahre des Dreißigjährigen Krieges. Plünderungen, Brandschatzungen und das Verwüsten von Äckern und Ernte durch durchziehende Heere brachten die Bevölkerung im Amt Leuchtenburg in äußerste Armut und Elend. Zahlreiche Briefe und Bittschreiben aus dieser Zeit belegen dies drastisch und anschaulich, wie der bereits zitierte Brief der Einwohner aus Engerda vom 18.3.1634.786 Der Schösser Valentin Thieme berichtet Herzog Friedrich Wilhelm am 11.6.1640 von der Lage in seinen Ämtern: [...] die Dörffere in E.F.G. Embtern Leüchtenburgk vndt Orlamünda alle ausgeplündert, Sinthemahl aller Vorrath ahn Vihe, getreydig vnd andern weggenommenn, Kirchen vfgebrochenn, die Heüser verwüstet, alle das gras vfn Wiesenn weggehawenn, verfüttert, das Sommergetreydig dergleichenn, bis in Theils ahn vndt über der Rotha gelegennen Dörffern, das Winter getreydig, sonderlich da der march ahn vorbey gangenn, durch ritten vndt fahren, den winter weizen gannz weg gefüttert, vornemblich auch in flurenn von Freyenorla herein bis vf Jegersdorff, do das Feldtlager gewesenn vnnd die früchte wohlgestandenn, also zuegerichtet, das es mit weinenden augenn ahngesehenn wirdt, In den Heüsern do sie geld vndt anders gesucht, ist es durchwühlet vnd grabenn, die öfen ein die fennster ausgeschmissenn, Tisch und Bäncke zerschlagenn vndt verbrennet, die blasen mitgenommen, die thüren zerdretten, Tächer vf Heüser vnndt Scheünen abgerißenn vnndt ins lager getragen, dahero die Leüthe noch nicht wohl drinnen wohnen, oder mittelhabenn können, solche wiederümb auszuebeßern, vnd legenn sich der Leüthe nunmehr, als sie anheimbs kommen, viel kranck darnieder, weil dieselbe im Holze, alhier, zue Kahla und sonnsten, wo sie sich vfhaltenn müßenn, vbel gelegenn, viel waßer getrunckenn vnndt Hunger geliddenn, Haben auch izo wenig Vorrath zue lebens mitteln vnd Labsal, darzue sie sich bekümmern, das viel uber Sommer nicht bestellenn und dahero wenig einErnden können, zue geschweigenn, woher künftig zur feldtbestellung vnd vnderhaltung getreydig genommen werden möchte, Aus vielen Dörffernn ist alhe das vihe wegk, vnd ob zwar etwas alhier vndt zue Kahla mit noth erhalten wordenn, Ist es doch nur wie Saamen zue achtenn, Zue Rudolstadt ist alle das Vihe, so den Engerdischen Nachbarn vnd selbigenn grund herein liegenden Dörffern zu gestanden, in der Plünderung mit nach Salfeldt, ins keyßerliche FeldtLager genommen worden [...].787

Fünf Jahre später wurden mit Befehl vom 29.1.1645 1.265 Gulden durch Herzog Friedrich Wilhelm den Zinßleuthen undt Gemeinde zue Engerda ahn rückstendigen zinsen und erbgefällen aus gnaden erlassen.788 Noch Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg werden vom Amt Gnadengesuche und Bittschreiben bearbeitet und Einzelpersonen zahlreiche Steuererlasse gewährt, wie bereits beim Pachtschäfer Nicol Wetzel oben geschildert wurde.789 786 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 11 unpag., siehe Kapitel 3.2.4., S. 86 sowie Kapitel 2.2.5., S. 38f. („Fischergeschichte“) 787 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 16, unpag. 788 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 120 (1644/45). 789 Siehe Kapitel 2.2.2., S. 26f.

4. Die Entwicklung und Profilierung der obersten Schlüsselrollen in der Amtsverwaltung

4.1. Differenzierungsprozess vom Alleinverwalter (Vogt) zum Staatsbeamten (Schösser) Im ausgehenden 15. Jahrhundert, in dem diese Untersuchung einsetzt, ist bereits eine grundlegende Wandlung in den obersten Positionen der Ämterverwaltung zu erkennen. Die Bündelung aller Amtsaufgaben militärisch-polizeilicher, finanzwirtschaftlicher und jurisdiktiver Art in der Person des Vogtes, wie sie vom 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts Praxis war, begann sich ab 1450 zu differenzieren.790 Grund dafür waren umfangreiche Reformen innerhalb der wettinischen Landesverwaltung, die mit dem Aufbau einer stabilen Staatsgewalt nach den Zusammenbrüchen des Sächsischen Bruderkrieges notwendig wurden.791 Zur Erhöhung der Staatsfinanzen war eine effiziente und regelmäßige Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben unablässig, was vor allem unter Landrentmeister Johann von Mergenthal ab 1469 umgesetzt wurde. Das System der Ämtervergabe an adelige Vögte als Pfand- oder Domänenbesitz, die als Gegenleistung für Darlehen an die Staatskasse die Einkünfte aus dem Amt bezogen, war wirtschaftlich überholt. Neuer Amtsträger, zunächst für die Finanzverwaltung, wurde der Schösser mit bürgerlich-städtischem Hintergrund, dem ein adeliger Amtmann für die Aufgaben im Gerichtswesen übergeordnet war. Diese Aufgabe nahm der Amtmann als faktischer „Oberamtmann“ für mehrere Ämter gleichzeitig wahr, was zur Folge hatte, dass bei Abwesenheit des Amtmannes der Schösser als alleiniger Verwalter auftrat und auch gerichtliche Aufgaben wahrnahm. In einem weiteren Schritt übernahm er gänzlich die Aufgaben des Amtmannes und leitete die Amtsverwaltung mit seinem unterstellten Personal selbst. Christian HESSE hat diese Entwicklung des Schösseramtes bereits ausführlich untersucht und ein Dreiphasenmodell aufgestellt:792 In der ersten Phase (bis 1450/1500) ist der Schösser eine Schreiber-Hilfskraft des Vogtes/Amtmannes, in der zweiten (ab 1450) übernimmt er die Finanzverwaltung des Amtmannes und in einer dritten (1480 bis 16. Jh.) wird der Schösser zum „Amtsschösser“

790 Vgl. HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 132f. 791 Vgl. Kapitel 3.1., S. 56f. 792 HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 146.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

und übernimmt zusätzlich Aufgaben im Gerichtswesen. Der Amtmann ist damit de facto aus seiner eigentlichen Position verdrängt worden. Für das Amt Leuchtenburg sind Vögte, Amtmänner und Schösser mit den Rechnungsprotokollen im Staatsarchiv Dresden zwischen 1401 und 1454 teilweise namentlich fassbar, was bereits Rudolf TRÄGER ausführlich analysiert hat.793 Vor dieser Zeit nennen einige Urkunden Vögte und Verwalter unter Schwarzburgischer Herrschaft auf der Leuchtenburg.794 Erst ab den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts setzt die Überlieferung anhand von Quellen umfassender ein, und es lassen sich die Amtsinhaber dann nahezu lückenlos verfolgen. Der Aufgabenwechsel vom Amtmann an den Schösser dokumentiert die Tendenz zur Fiskalisierung und die Herausbildung des frühneuzeitlichen Finanzstaates. Stand noch im Mittelalter die Gerichtsbarkeit an ranghöchster Stelle der Herrschaftsstruktur, so wurde sie im Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert von der Finanzverwaltung abgelöst. Dieser Funktionswechsel soll im Folgenden für das Amt Leuchtenburg nachgezeichnet werden: Im Amt Leuchtenburg rechneten von 1479 bis 1483 über drei Jahre und 46 Wochen sowohl der Amtmann als auch der Schösser ab. Im zugehörigen Rechnungstitel heißt es: Rechnung von den Ampten Luchtenberg und Orlamunde durch Heinrichen von Cromsdorff und Hermannen Berlts.795 Die nächste Abrechnung erfolgte bei der Amtsübergabe von Heinrich von Cromsdorff an Kaspar von Walsberg im Jahr 1483.796 Hier sieht man auch deutlich, dass die Abrechnungen nicht jährlich geregelt stattfanden, sondern in der Praxis oft erst nach vielen Jahren beim Wechsel von Amtspersonen erfolgten. In den Folgejahren bis zum Amtsantritt von Hans Schwab im Jahr 1502 ist dieser Differenzierungsprozess deutlich zu spüren. Mal rechnet der Schösser alleine ab, mal zeichnet wiederum der Amtmann als Verantwortlicher. Der Rechnungstitel von 1485 lautet: Inname vonn mir herman perletz schosser zcu Luchtembergk und Orlamünde in denn gnantin pflegenn myns ersten Jars Rechnunge an hebens [...].797 Obwohl Berlitz bereits seit mindestens 1479 bei der Rechnungslegung parallel zum Amtmann beteiligt war, wird diese Rechnung des Jahres 1485 deutlich als myns ersten Jars Rechnunge herausgestellt, weil er hier Alleinverantwortung für die Finanzverwaltung übernahm. Diese Aufzählung setzte sich auch in den Folgejahren bis meine sibende rechnunge fort.798

793 TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 27ff. 794 BERGNER, Urkunden (wie Anm. 3), Nr. 1 – 2.3.1350 (Holt voyt zu Luthenberc), S. 1; Nr. 2 – 30.10.1365 (Ocke Hold voyt zcu Luchtinbercg), S. 2; Nr. 5 – 10.3.1378 (Hannus Snabirsag voyt zcu Luchtinberg), S. 4. 795 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 112. 796 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 113. 797 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1615. 798 Bis 1490/91, ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1624; danach ist eine Überlieferungslücke bis 1498/99 (Reg. Bb 1626). Man kann davon ausgehen, dass

VOM ALLEINVERWALTER ZUM STAATSBEAMTEN

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Ein regelmäßiger, jährlicher Abrechnungszeitraum hatte sich jetzt fest etabliert. Mit dem Amtsantritt des Amtmannes Heinrich Mülich im Jahr 1495, der gleichzeitig das Amtsende des Schössers Berlitz bedeutete, lauteten die Rechungstitel wieder wie folgt: Inname vonn mir Heinrich Mülich zu Leuchtemberg ytzt amptmann inn der selbigenn unnd auch der orlamündischen pflege die sich anhebt sonntags quasimodogeniti [24.4.1498] daß ist dye woche für walpurge Anno 98 und endt sich widder uff Sontag Jubilate [30.4.1499] das ist der Sontag für Walpurgie Anno 99 und ist ein Gantz Jar.799 Der Amtmann hatte hier also wieder/noch die Finanzverwaltung in seinen Aufgabenbereich integriert. Mit dem Amtsantritt des Schössers Hans Schwab im Jahr 1502 lauteten die Rechnungstitel dann: Inname vonn mir Hannssenn Swabenn Schosser zcu luchtenberg in der selbigen auch der orlamündischenn pfhlege die sich anhebt uff Sontagk nach walpurge anno quarto und ent sich uff walpurge anno quinto.800 Besonders auffällig ist die Aufgabenverlagerung der Finanzverwaltung an den Schösser im Küchenbuch des Amtes aus dem Jahr 1485 zu erkennen:801 Der Amtmann/Hauptmann Caspar von Walsberg erklärt darin: Am Sontage Reminiscere Anno 85 [8.3.1485] ist ditz Kochenbuch zcu Luchtenberg bie mir Casper von Walsperg, haupzmann angehoben und diese hirnach bezceichneten personen tegelichen zcuspeisene gehabt Der hauptman Selbpdritte, Der Amptsschriber, Der Huzschriber, [...]. Der Name Caspar von Walsberg ist durchgestrichen und durch berletz, Schosser ersetzt worden. Ebenfalls ist der Titel Amptsschriber durchgestrichen und durch den Eintrag Schosser und schreiber faktisch aktualisiert worden. In der zum Küchenbuch des Jahres 1485 gehörigen Finanzrechnung schrieb der Schösser Berlitz: Sollich abgeschribene restatt an gelde und allem vorrath had herman Berliz schosser zu Luchtenberg uff sich genommen myn gnedigsten und gnedigen herren zcu rechen.802 Die Finanzverwaltung lag also klar in seinem Verantwortungsbereich. Wie die nachfolgende tabellarische Übersicht zeigt, sind seit 1479 bis zum Ende des Amtes auf der Leuchtenburg für jedes Jahr die Schösser als Hauptverantwortliche der Rechnungslegung genannt. Bis in das frühe 16. Jahrhundert waren auch parallel die Amtmänner noch in diese Tätigkeit involviert und sind daher aus den Rechnungen ebenfalls namentlich bekannt, wohingegen ab dem 16. Jahrhundert bis auf wenige Ausnahmen in den Abrechnungen keine Amtmänner mehr erwähnt werden. Das bedeutet nicht, dass es keine Amtmänner mehr gab, aber sie waren nicht in das operative Amtsgeschäft eingebunden und sind daher auch in dieser Hauptquelle nicht mehr greifbar. Ihre Aufgaben als Oberamtmänner spiegeln sich nur marginal und eher zufällig in den Einnahmen-

799 800 801 802

zumindest bis zum Amtsantritt des Amtmannes Heinrich Mülich (1495) diese Rechnungsnummerierung von der siebenden aufwärts von Berlitz beibehalten wurde. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1626 (1498/99). ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1632 (1504/05). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 1 c (1485), fol. 9v.; vgl. dazu auch HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 151f. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 1 a (1484/85), fol. 18r.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

Ausgabenrechnungen wider. Weiterhin fällt auf, dass ab dem 17. Jahrhundert die Rolle des Schreibers zunehmend wichtiger wurde, was an seiner namentlichen Nennung zu erkennen ist. Sukzessive übernahm der Schreiber in dieser Zeit frühere Aufgabenbereiche des Schössers vor allem in der Finanzverwaltung und war für die Abrechnung der Gelder zuständig. Der Schösser zeichnete oftmals nur mit einem vidit, um die Korrektheit der Angaben zu bestätigen. HESSE erkennt diese Tendenz in wettinischen Verwaltungsgebieten bereits im 16. Jahrhundert.803 Schreiber und Schösser vertreten einander und ihre Aufgaben gehen Hand in Hand. Endgültig erkennbar wird dies im Amt Leuchtenburg mit der Person der Schreibers Valentin Thieme. In der Amtszeit des Schössers David Faber (1615-31), seines Schwagers, übte er das Schreiberamt aus und seine Handschrift bestimmte bereits seit mindestens 1615 das Bild der Finanzabrechnungen. Nach dem Tod Fabers im Jahr 1631 übernahm er nahtlos das Schösseramt, weil er direkte Einblicke in das Amtsgeschäft hatte und es souverän weiterführen konnte. Tabelle 6: Übersicht der Amtmänner, Schösser und Schreiber von 1479 bis 1705.804 Amtmann bis 1479 Dietrich Gans 1479–1483 Heinrich von Kromsdorf Juli 1483–1495 Kaspar von Walsberg 1495–1502 Heinrich Mülich 1502–1504 Nickel vom Ende 1508–1509 Heinrich vom Ende 1518–1531 Dr. Johannes Reinbott 1532–1534 Veit Marschalck von Pappenheyn

Schösser 1479–1495 Hermann Berlitz

Schreiber

1490–1495 Niklas Rußwurm 1496–1501 Niklas Rußwurm 1502–1518 Hans Schwab 1520–1522 Johann Prosse 1522–1530 Damian Leuthier 1531–1559 Peter Wolfram 1559–1563 Peter Schmitzerle

1518–1519 Johann Prosse 1559 Andreas Ockler

803 HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 310. 804 Sofern in der Tabelle keine Quellen angegeben sind, finden sich diese ausführlich bei den Porträts der Amtmänner, Schösser und Schreiber im nächsten Kapitel. Freie Namensfelder könnten durch Hinzuziehung anderer Quellen/Urkunden sicher noch geschlossen werden – die Verfasserin nimmt dankbar weitere Hinweise entgegen.

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VOM ALLEINVERWALTER ZUM STAATSBEAMTEN Amtmann

1586–1587 Schweipold von Brandenstein 1615–1616 Hauptmann Georg von Vippach in Saalfeld 1617–1619 Marcus Gerstenberg in Drackendorf 1622–1631 Heinrich Sigmund von Vippach 1634–1638 Jan von Quingenberg zu Knau807

Schösser 1563–März 1571 Johann Hofmann 1571–1575 Christoff Boner 1575–1611 Abraham Richtzenhan 1611–12.9.1615 Elias Nandelstedt

Schreiber 1564–1570 Caspar Triller805

29.9.1615–Mai 1631 David Faber

1615–Mai 1631 Valentin Thieme

Johann Gierberg806

6.5.1631–1654 Valentin Thieme

1646–1654 Caspar Vieweg 1654–1662 29.9.1654–5.6.1662 Samuel Ebart Stephan Göring 11.9.1662–Febr. 1668 Juni 1662–1665 Daniel Triller Conrad Grau 1668–Nov. 1676 1665–1676 Tobias Michaelis Johann Heinrich Brezing Dez. 1676–1705 1677–1680 1676–1684 Amtshauptmann Johann Caspar Johann Emmanuel Rudolph Johann Wilhelm (1700 Prädikat Amtmann) von Körbitz zu Saalfeld808 Nehringen809 1685–1689 Johann Christian Parcusen810 1689–1691 Friedrich Creller811 1698–1712 1691–1705 Georg Ehrenfried von Henning Matthias Voges Nauendorf (Amtshauptmann)

805 806 807 808 809 810 811

LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 288f. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389, fol. 13v. LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 295. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 150 (1676/77) – Nr. 153 (1679/80). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 152 (1678/79) – Nr. 157 (1683/84). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 158 (1685/86) – Nr. 162 (1689/90). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 163 (1690/91). Creller verstarb und die Witwe Melusina Crellin führte die Rechnung fort.

160

ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

Trotz der zunehmenden Bedeutung kaufmännischer Erfahrung der Amtspersonen im Rahmen der Verwaltungsreformen blieb eine wesentliche Qualifikation für den fürstlichen Dienst weiterhin das persönliche finanzielle Vermögen, das Amtmänner, Schösser und später auch Schreiber als „Mitunternehmer“ in ein Amt einzubringen hatten.812 Defizite in den Amtsrechnungen hatten sie persönlich auszugleichen, und eine nicht unerhebliche Kaution wurde als Sicherheit vor Amtsbeginn in der fürstlichen Kasse eingelagert. Die Bedeutung der kaufmännischen Fähigkeiten und des persönlichen Vermögens können für das Amt Leuchtenburg in Bestallungen und Notizen seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert belegt werden. HESSE ordnet diese Tendenz bereits dem ausgehenden 15. und frühen 16. Jahrhundert zu.813 Man kann davon ausgehen, dass diese Entwicklung sich auch auf der Leuchtenburg zu früherer Zeit vollzog, aber aufgrund der besseren Quellenlage im 17. Jahrhundert, erst zu dieser Zeit deutlich wird. Kapital ermöglichte daher an der Schwelle vom 15. zum 16. Jahrhundert zunehmend bürgerlichen Familien, sich in den Ämterdienst „einzukaufen“, womit HESSE das fürstliche Amt als „Anlageobjekt der städtischen Kaufleute“ definiert.814

812 Vgl. HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 380. 813 Vgl. Bürgschaft des Christoff Boner, S. 171; Bürgschaft des Abraham Richtzenhan, S. 172 und die Schuldenabwicklung von Valentin Thieme, S. 149f. 814 HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), 306 und 380.

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

4.2.

161

Porträts von Amtmännern, Schössern und Schreibern (1479–1705)

Diagramm 11: Übersicht zur Amtsdauer der Leuchtenburger Schösser von 1479 bis 1705.

Dietrich Gans (1466–1479) und Hermann Berlitz (1479–1495) Notizen zum Amtmann Dietrich Gans finden sich in der Leuchtenburger Einnahmen-Ausgabenrechnung vom Zeitraum 1479–1483.815 Bereits aus dem Rechnungstitel geht hervor, dass Gans erkrankt war und deshalb sein Schösser Hermann Berlitz für ihn abrechnete: Rechnung Hermannen berlts von Walpurgis biß uff Jacobi appol in ditterich ganßs krangkheyt ingenommen und ym nicht berechendt in den gerichten luchtenberg Roda und Orlamunde Anno 79. Die Krankheit des Amtmannes war der Anlass, dass eine solche Abrechnung vorgenommen wurde, denn wie bereits aus dem Titel hervorgeht, wurde diese Rechnung ym nicht berechendt, und zur finanziellen Trennung gegenüber der fürstlichen Kasse war der Beginn einer neuen Abrechnung nötig. Unter den Ausgaben dieser Rechnung sind auch die Kosten für die ärztliche Behandlung des Dietrich Gans erwähnt (1 ß 21 gr nach bevele des amptmans in die apoteken und doctoribus gegeben),816 die aber zu keiner Genesung führte, denn der Schösser verzeichnete auf den nachfolgenden Seiten, was 815 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 112, fol. 49f. 816 Ebenda S. 50v.

162

ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

nach Ditterich ganßs tode ingenommen.817 Somit fiel der Tod von Dietrich Gans in das Jahr 1479.818 Der Amtmann hinterließ Schulden, die vom Schösser ausgeglichen werden mussten: 30 ß 11 gr an gesinde lon und andere hindersteligen schulden ditterich ganßs gelaßen bezahlt.819 Parallel zum Amt Leuchtenburg war Dietrich Gans seit mindestens 1456 auch Amtmann des Amtes Dornburg.820 Auch hier wurden nach seinem Tod Schulden registriert.821 1446 wird ein gleichnamiger Schösser in Coburg genannt, der mit dem Leuchtenburger Dietrich Gans identisch sein könnte.822 Seit wann genau Gans auf der Leuchtenburg Amtmann war, ist nicht sicher belegt. TRÄGER gibt allerdings ohne Nennung einer Quelle 1466 an.823 Weitere Hinweise auf den Amtmann Gans finden sich in einer Akte zu verweigerten Frondiensten aus dem Jahr 1508, in der alte Dorfbewohner aus dem Amt Leuchtenburg als Zeugen aussagen und sich auf Fronleistungen unter seiner Amtzeit beziehen.824 Diese Aussagen enthalten auch interessante Bemerkungen zum Schösser Berlitz (1479–1495)825 und seiner Rolle als Alleinverwalter nach dem Tod von Dietrich Gans: Befragung Hanß von Worinster zcu Pewttelstorff gedenkt 77 jar saget synn alder sey fast hundert jar: Umb dy gelt erbeyt der weingartten zcu Luchtenberg saget er habes vonn hören, daß an Ganß gelont und essen und tringken dar uber gegeben dar nach solle man den mennern ½ groschen geben und daß essen ab gebrochen, daß weyß er und keyne ander warheit. Item saget waß Herman perlitz gehessen daß haben sy menner thun müssen. Befragung Hanß Schorlitz zcu Ulstet, er gedenkt 50 jar und hat zu Engerda gewont: Item saget der Weingartten erbeyt zcu luchtenb. daß Ganß den Mennern 1 gr geben und er nach bey perlitz ½ gr weiß nicht bey wem es gefallen. Befragung Alte Hanß Hoylßburgk, 65 jar: Item saget der weingartten erbeyt daß Ganß hadt geben 1 gr und essen dar nach perlitz ½ gr und dar nach gar nichts. Befragung Hentz Moller zcu Rodelwitz::

817 Ebenda. 818 Träger gibt Dietrich Gans nur bis 1471 als Amtmann an (TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 30). 819 Ebenda. 820 HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 618, DEVRIENT, Urkunden Jena 2 (wie Anm. 506), Nr. 514. 821 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 112, fol. 146r; vgl. HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 618, Anm. 759. 822 HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 618, Anm. 757. 823 TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 30. 824 Ambt Leuchtenburgk, die verwaigerten Frohndienste daselbst betr. Anno 1508, ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20606. 825 Zu Berlitz oder auch Perletz, Berlts genannt vgl. TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 30 (gibt ihn allerdings fälschlicher Weise nur bis 1489 an; HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 639, Nr. 2619, ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1616–1620, ThStA Altenburg, FRA, Nr. 1a (1484/85).

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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Item saget ditterich ganß und herman perlitz haben dy nawe frone auß wirdisch inß ampt luchtenb. bracht. Und alle naw frone ist bey ganß und herman perlitz uff komme. Befragung Hanß Euderman zu ezelbach, 60 jar: item saget alle außlendische frone keyn luchtenburgk ist bey dittrich ganß und herman perlitz uff kommen Befragung Hanß Pattze zcu newsitz: Item bey dittrich Ganß haben sie sich wider dy frone gesatzt. Befragungen: Dienstag nach Reminiscere 1508 Hermann Flemigk, Bürger zcu Orlam. 80 jar alt: Umb den Artickel [der Weingartenarbeit, d.V.] hadt herman perlitz hart gehalts saget er sey eynn ernst man gewest so er eyn dingk geheissen, habe er es gethan wolt habs zu und dy lewth synt oft gepfhant es moge auß schulden adr unschulden geschenn sein.826

Diesen Befragungen ist zu entnehmen, dass sich die Entlohnung für Fronleistungen unter Hermann Berlitz verschlechterte. Von verschiedenen Amtsuntertanen wird er als besonders hart, ernst und von energischer Durchsetzungskraft charakterisiert, was sich bei den Einwohnern mit Pfändungen ihres Viehs bei verweigerten Fronleistungen niederschlug. Interessant ist auch die von den Untertanen beschriebene gleichwertige Stellung von Gans und Berlitz, obwohl Berlitz nur Schösser war und nach dem Tod von Dietrich Gans andere Amtmänner ihm vorgesetzt waren (Heinrich von Kromsdorf 1480–1483827 und Kaspar von Walsberg 1483–1495828). Dieses alleinverwalterische Selbstverständnis von Hermann Berlitz wurde bereits oben am Beispiel der Namensänderungen im Küchenbuch beschrieben.829 Hermann Berlitz war auch bei verschiedenen Rechtshandlungen beteiligt, wie aus einem Schriftstück über eine von ihm mit verhandelte Grenzeinigung zwischen Freienorla und Orlamünde aus dem Jahr 1489830 und aus der Eintragung aus dem Kahlaer Stadtbuch zum Jahr 1490 über Fronarbeiten, wo Berlitz sogar als Amtmann bezeichnet wird,831 hervorgeht. In den gleichzeitigen Amtsrechnungen wurde er allerdings weiterhin als Schösser bezeichnet, was die Aufgabenvermischung und den Übergang im Differenzierungsprozess zwischen den Aufgaben eines Schössers und eines Amtmannes erkennen lässt. Diese 826 Wie oben Anm. 824. 827 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 112, TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 30, HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 633, Nr. 2532; ThStA Altenburg, Landesreg. Clas. XIII, Nr. 1754, fol 20rff. spätere Abschrift eines Briefes von 1482, der Heinrich von Kromsdorf als Amtmann nennt. 828 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 1a (1484/85), 1c (Küchenbuch 1484-85), ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 113 (1483/84), Reg. Bb 117 (1485/86), Reg. Bb 1618, TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 30, HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 611, Nr. 2185. 829 Siehe oben S. 180. 830 Stadtarchiv Orlamünde, U 42, 1489. 831 BERGNER, Urkunden (wie Anm. 3), S. 161, Nr. 240 (21.9.1490).

164

ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

Aufgabenübernahme im gerichtlichen Bereich belegen auch die Eintragungen in den Amtsrechnungen, wo Reise- und Zehrungskosten für die Teilnahme von Berlitz an Verhandlungen aufgeführt werden.832 Mit einer nachgewiesenen Amtsdauer von mindestens 16 Jahren (vermutlich war Berlitz bereits einige Jahre vor 1479 unter Dietrich Gans Schösser, was aber nur den Aussagen der Untertanen im Bezug auf die Fronstreitigkeiten entnommen und nicht eindeutig belegt werden kann) war Berlitz überdurchschnittlich lange als Schösser auf der Leuchtenburg tätig. Wie die obige Übersicht zeigt, betrug die durchschnittliche Amtsdauer in dem Zeitraum von 1479 bis 1705 13 Jahre.

Abb. 14 und 15: Zeitgenössischer Namensschriftzug (Autograph?) von Hermann Berlitz sowie Abdruck seines Petschaftes mit Initialen aus einem Schriftstück zur Grenzeinigung zwischen Orlamünde und Freienorla aus dem Jahr 1489.833

Heinrich Mülich (1495–1502) und Niklas Rußwurm Heinrich Mülich (Mulich) ist zwischen 1495 und 1502 als Amtmann belegt.834 Wie bereits oben vermerkt, führte Mülich die Einnahmen-Ausgabenrechungen selber.835 Ihm zur Seite stand in einer Schösserähnlichen Funktion der Jenaer Bürger Niklas Rußwurm. Seine genaue Amtszeit auf der Leuchtenburg ist nur vage festzulegen. In einem Brief aus dem Jahre 1523, als Rußwurm als Stadtschreiber in Jena tätig war, forderte Herzog Johann von ihm ein Verzeichnis über das Dorf Geunitz an. In seinem Antwortbrief schreibt Rußwurm, dass er unter Hermann Berlitz Amtsschreiber war und unter Heinrich Mülich ähnliche Aufgaben wie die eines Schössers übernommen hatte: Do heinrich mülich amptmann und ich ym an stadt ins schossers zwu gethan.836 Somit wäre er von 1490 bis 1501/02 auf der Leuchtenburg tätig gewesen; davon fünf Jahre als Schösser. Nach den Recherchen von Christian HESSE stammte Rußwurm aus einem 832 Vgl. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1620 (1488/89). 833 Stadtarchiv Orlamünde, U 42, 1489. 834 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 121 (1596/97) - 125 (1501/02), TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 30 gibt ihn bis 1507 als Amtmann an, was nicht korrekt ist; HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 636, Nr. 2573. 835 Siehe oben S. 156f. 836 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ff No. 96, 1523.

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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Jenaer Bürgergeschlecht und hatte in Leipzig studiert. 1507 ist er als Brückenund Spitalmeister in Jena belegt.837

Hans Schwab (1501/2–1518) Hans Schwab war 16 Jahre als Schösser im Amt Leuchtenburg tätig.838 Noch ausgeprägter als Hermann Berlitz verkörpert er den Typ Schösser, der die Rolle des Amtmannes bereits vollumfänglich übernommen hat. Hans Schwab nahm an Verhandlungen teil, war im Gerichtswesen tätig und führte die Finanzen alleinverantwortlich.839 1515 war der Leuchtenburger Schösser Johansen Schwaben Mitglied einer vom Herzog berufenen Kommission zur Klärung der Grenzstreitigkeiten zwischen der adeligen Familie der Puster zu Drackendorf und dem Amt Burgau.840 Während seiner Dienstzeit sind die Amtmänner Nickel vom Ende (1502–1504)841 und Heinrich vom Ende (1508–1509)842 für kurze Zeit erwähnt, die aber zumindest in den Positionen der Einnahmen-Ausgabenrechnungen keine größere Rolle spielten, und offenbar mehrere Ämterbezirke unter sich führten. Der gleichnamige Sohn des Schössers ist 1514 als Student an der Universität Wittenberg als filius capitanei in Leuchtenbergk belegt,843 was für den Wohlstand der Familie spricht. Auch nach seiner Amtszeit auf der Leuchtenburg spielte Hans Schwab politisch eine gewisse Rolle, denn er wurde 1523 auf den Landtag zu Altenburg geladen und dort als alt schosser zu Leuchtenberg bezeichnet.844

837 HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 677, Nr. 3159, Anm. 2975–2977; zu Rußwurm auch TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 30. 838 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 126 (1502/03) – Reg. Bb 135 (1510/11); Reg. Bb 1632 (1504/05) – Reg. Bb 1636 (1512); Landesreg. Nr. 20608, Jahrrechnung 1518/19 nennt Hans Schwab als Altschösser zur Leuchtenburg; TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 30; HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 660, Nr. 2914. 839 BERGNER, Urkunden (wie Anm. 3), S. 68 Nr. 59 (Lehenbrief 17.4.1505), S. 71 Nr. 63 (Lehenbrief vom 26.11.1506); Vertrag zwischen einem Bürger von Naschhausen und der Stadt Orlamünde 1505, Stadtarchiv Orlamünde A2, Nr. 3/1, Ratsakten (spätere Abschrift aus dem Jahr 1577). 840 DEVRIENT, Urkunden Jena 2 (wie Anm. 506), Nr. 1182, S. 452. 841 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 129 (1505/06) sind Esel und Wagenpferde von Nickel von Ende erwähnt; Reg. Rr Nr. 344, Schriftverkehr zwischen dem Churfürsten und Nickel vom Ende, wird 1542 ins Renthmeisteramt Thüringen befördert; HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 673 Nr. 3108, TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 30; ein Nickel von Ende ist auch nochmals zwischen 1528 und 32 in den Amtsrechnungen erwähnt, obwohl hier bereits andere Amtleute dem Amt vorstehen; in welcher Funktion kann nicht gesagt werde, ThStA Altenburg, FRA, Nr. 6 (1528/29), 7, 10. 842 HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 633, Nr. 2542. 843 Ebenda, S. 373, S. 660, Anm. 2370. 844 BURKHARDT, Landtagsakten (wie Anm. 503) S. 147f.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

Abb. 16: Spätere Kopie des Siegels von Hans Schwab (1577) von einem Vertrag aus dem Jahr 1505.845

Dr. Johannes Reinbott (1518–1531), Johann Prosse (1518–1521) und Damian Leuthier (1522–1530) Mit dem Erfurter Bürger Johannes Reinbott prägte letztmalig in der Zeit des Amtes Leuchtenburg ein Amtmann wesentlich die Geschicke des Amtes und war neben seinem Schreiber und Schössern Johann Prosse und Damian Leuthier aktiv eingebunden und präsent. Reinbott war auch der einzige Leuchtenburger Amtmann mit einem Doktortitel, den er am 5.7.1506 an der Universität Erfurt in der Juristischen Fakultät erlangte.846 Im Jahr 1506 war er Rektor der Erfurter Universität und gehörte von 1508 bis 1519 dem kurfürstlichen Rat an.847 1514 bis 1516 ist er als Amtmann von Roßla bezeugt,848 und von 1518 bis 1531 war er als Amtmann des Amtes Leuchtenburg tätig.849 Wie aus den Eintragungen der Einnahmen-Ausgabenrechnungen hervorgeht, nahm er in den ersten vier Jahren seiner Leuchtenburger Dienstzeit (bis 1522) aktiv an Verhandlungen teil,850 was auch durch mehrere erhaltene Urkunden und Lehenbriefe belegt ist.851 Danach scheint sich sein Aufgabenschwerpunkt verlagert zu haben, und nur aus Randnotizen in den Amtsrechnungen, wie aus Besoldungslisten und Zehrungskosten, ist die Zuständigkeit eines Amtmannes belegt. Dass es sich dabei 845 846 847 848

Stadtarchiv Orlamünde A2, Nr. 3/1, Ratsakten. Erich KLEINEIDAM, Universitas Studii Erffordensis, Teil 2, Leipzig 1992, S. 328 HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 658, Anm. 2380/2381. Ebenda, Anm. 2282; DEVRIENT, Urkunden Jena 2 (wie Anm. 506), Nr. 1166, 1191, 1192. 849 KLEINEIDAM, Universitas (wie Anm. 846), S. 328 nennt den 2.9.1518 als Beginn seiner Amtszeit; ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20608 (Jahrrechnung 1518/19), Nr. 20610 (Jahrrechnung 1519/20), Nr. 20612 (Jahrrechnung 1520/21), Nr. 20615 (Jahrrechnung 1522/23); ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 147 (1522/23), fol. 285; ThStA Altenburg, FRA, Nr. 9 (1531/32) nennt Dr. Reinbott als den vorigen Amtmann; auf dem Ernestinischen Landtag 1530/31 in Altenburg wird Johan Reinboth, doctor zur Leuchtenburg unter den Ambtleuten und schossern erwähnt: BURKHARDT, Landtagsakten (wie Anm. 503), S. 198; HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 228 und S. 658, Nr. 2883 gibt ihn fälschlicher Weise nur bis 1522 als Amtmann an; TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 31. 850 ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20610 (1519/20), 20612 (1520/21), 20615 (1522/23); ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 147 (1522/23). 851 DEVRIENT, Urkunden Jena 2 (wie Anm. 506), Nr. 1237, 1239, 1251, 1255; Stadtarchiv Kahla B (1707–1708) Nr. XVIIII.1 (1521).

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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um Dr. Reinbott handelt, bestätigen ein Vertrag aus dem Jahr 1525,852 ein Brief von Reinbot in Gerichtsangelegenheiten aus dem Jahr 1529, unterzeichnet mit Johann Reinbott, Doctor zu Leuchtenburg und Orlamünde Ambtmann853 sowie die Tatsache, dass er zum Altenburger Landtag, der vom 18.12.1530 bis 24.1.1531 stattfand, explizit als Johan Reinboth, doctor zur Leuchtenburg unter den Ambtleuten und schossern genannt wird.854 Nach seiner Leuchtenburger Zeit ist er 1541 als Amtmann von Tonndorf bezeugt.855 Er starb am 16.9.1544.856 Nach seinem Tod gab es Rechtsstreitigkeiten mit seinen Erben, was aus einer Notiz der Amtsrechnung des Schössers Peter Wolfram von 1547/48 hervorgeht: In der Rechtssachen zwischen Dr. Reinbotten selligen Erben und mir [P. Wolfram, d.V.] reiste Wolfram nach Weimar.857

Abb. 17 und 18: Autograph von Johannes Reinbott sowie Abdruck seines Petschaftes mit Initialen I.R.858

Johann Prosse und Damian Leuthier standen dem Amtmann Reinbott während seiner Amtszeit als Schreiber und Schösser zur Seite. Prosse wird zunächst 1518 bis 1520 als Schreiber859 und von 1521 bis 1522 als Schösser bezeichnet.860 Ihm folgte 1522 Damian Leuthier ins Amt, der für die darauffolgenden acht Jahre

852 853 854 855 856 857 858 859

Stadtarchiv Kahla B (1707–1708) Nr. XXii.21 (1525). Stadtarchiv Kahla B (1707–1708) Nr. XXII.7 (1529). BURKHARDT, Landtagsakten (wie Anm. 503), S. 198. KLEINEIDAM, Universitas (wie Anm. 846), S. 328. Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 26 (1547/48). Stadtarchiv Kahla B, XVIIII.1 (1521). Gantze Jhars Rechnunge aller Eynnam und außgabe des ampts leuchtenburg roda und orlamünda durch Johann Prossen als Amptsschreyber, im namen des achtbarn und hochgelarthen Johann Reinbotten doctor und Amptmann des orths Walpurgis Anno 1519 angefangen und walprugis Anno 1520 beschlossen, ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20610 (1519/20). 860 Schosser zu Leuchtenburgk Johan Prossen: Stadtarchiv Kahla B (1707–1708) Nr. XVIIII.1 (1521); Rechnunge Hansen Prossen Schossers zcwe Leuchtenburg des Ambts daselbst alles Eynnehmens und awsgebens Walpurgis Anno 1522 angefangen und walpurgis Anno 1523 beschlossen, ThStA Altenburg, Landesreg., Clas. XIII., Nr. 20612 (1522/23); zu Prosse siehe auch TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 31.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

bis 1530 als Schösser (Schosserej verwalter) belegt ist.861 Als Jahreslohn erhielt er fünf Schock und 36 Groschen.862 Wie bereits oben beschrieben wurde, war Leuthier mit Aufgaben betraut, die dem eines Amtmannes ähnelten: So nahm er beispielsweise auch an Gerichtsverhandlungen teil. 1530/31 wechselte Damian Leuthier in das Amt Arnshaugk und war dort bis mindestens zum Jahre 1536/37 als Schösser tätig.863 Der dortige Schösser Peter Wolfram kam auf die Leuchtenburg.864

Peter Wolfram (1530/31–1559) Der Schösser Peter Wolfram prägte für 28 Jahre die Geschicke des Amtes Leuchtenburg und führte es bis zu seinem Lebensende.865 Sein Tod geht aus der Amtsrechnung von 1558/59 hervor, da die Rechnung von seinem Amtsschreiber Andreas Ockler mit einem entsprechenden Todesvermerk beendet wurde. Wolfram nahm mindestens bis Ostern 1559 noch Amtsgeschäfte wahr und ließ sich nur selten von seinem Schreiber vertreten.866 Diese Führungskontinuität hatte positive Auswirkungen auf die Stabilität des Amtes. Während der Amtszeit Wolframs fanden auf herzoglichen Befehl große Bauaktivitäten statt, wie der Neubau des Schlosses in Wolfersdorf, das Abteufen des Leuchtenburger Burgbrunnens auf eine Tiefe von 80 m, der Umbau der Wehrtürme zu Gefängniszwecken sowie der umfangreiche wehrhafte Ausbau der Leuchtenburg um 1552.867 Obwohl es neben Wolfram übergeordnete Amtmänner gegeben haben muss, spielten diese im alltäglichen Amtsgeschäft keine Rolle. Der einzige in den Rechnungen fassbare Amtmann während Wolframs Amtszeit war Veit Marschalck von Pappenheyn, der von 1532 bis 1534 für das Amt Leuchtenburg zuständig war.868

861 ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20615 (1522/23); ThStA Altenburg, FRA, Nr. 2 (1524/25) – Nr. 8 (1530/31); ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 147 (1522/23), Reg. Bb 491 (1523/24), Reg. Bb 151 (1525/26), Reg. Bb 154 (1527/28), Reg. Bb 157 (1528/29), Reg. Bb 159a (1529/30); TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 31. 862 ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20615 (1522/23), fol. 25v. 863 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 172 (1536/37). 864 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 159a (1529/30), ThStA Altenburg, FRA, Nr. 8 (1530/31) Inventarübergabe Leuthier an Wolfram. 865 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 164 (1532/33), 165, 171, 172, 174, 180, 183, 185, 189, 193, 195, 202, 204, 205, 207, 209, 212, 214, 216, 220, 225, 226, 227, 228, 229 (1558/59); ThStA Altenburg, FRA, Nr. 8 (1530/31) bis FRA, Nr. 36 (1558/59); TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 31. 866 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 36 (1558/59). 867 Siehe Kapitel 3.4.1., S. 111ff. 868 Der Beginn seiner Amtszeit geht aus der Amtsrechnung von 1531/32 hervor: ThStA Altenburg, FRA, Nr. 9, da vier Schock und 42 Groschen in Kahll auff die eynweissung des Nawen amptmahns vorzertt wurden. Michaelis (29.9.) 1534 hat er abschiedt des ampts

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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Peter Wolfram vereinte alle Amtsaktivitäten von der Rechnungsführung über politische Tätigkeiten bis zur Rechtssprechung in seiner Person.869 Unter seiner Amtszeit fanden die Auseinandersetzungen mit den Wiedertäufern statt, und er stand diesbezüglich in direktem Kontakt mit hochgestellten Persönlichkeiten wie beispielsweise Philipp Melanchthon.870 Peter Wolfram ist der einzige Amtsträger im Betrachtungszeitraum, der auf den Amtsrechnungen teilweise Schreibpapier mit einem eigenen Wasserzeichen (W) verwendete, was für sein Selbstverständnis und seine Verbundenheit mit seiner Tätigkeit im Amt spricht.871

Abb. 19 und 20: Autograph872 und Petschaft mit Initialen P.W. und einem Wolfskopf. 873

Peter Schmitzerle (1559–1563) Die Amtszeit von Peter Schmitzerle als Schösser des Amtes Leuchtenburg war mit nur vier Jahren eine der kürzesten in diesem Amt im Betrachtungszeitraum überhaupt.874 Grund dafür war eine gerichtliche Verurteilung, welche die Weiterbeschäftigung von Schmitzerle ausschloss, wie bereits oben im Kapitel zur Gerichtsbarkeit beschrieben wurde. Schmitzerle hatte die Amme, Martha Tieckler aus Kahla, geschwengert und wurde deshalb aus dem Dienst entlassen.875 Welche weitere Bestrafung er erhielt, ist nicht bekannt.

869 870 871 872 873 874

875

genommen, wie Wolfram in seiner Amtsrechnung von 1534/35, FRA, Nr. 12, fol. 147r beschreibt. Siehe auch Kapitel 3.3., S. 100f. Ebenda. Beispielsweise in ThStA Altenburg, FRA, Nr. 25 (1546/47). ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 22101 fol. 7r. ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 2903, fol. 71r. ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 230 (1559/60), 231, 232, 234 (1562/63); ThStA Altenburg, FRA, Nr. 38 (1561/62), Nr. 39 (1562/63), Nr. 41 (1563/64), Stadtarchiv B 1707/08, XXII.10 Gunstbrief des Schössers Peter Schmitzerle betreffend Martin Heinrich, 1563; X.3 Gunstbrief von Peter Schmitzerle, 1563; TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 31. Siehe oben Kapitel 3.2.3., S. 85.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

Abb. 21: Autograph des Schössers Peter Schmitzerle.876

Abb. 22: Autograph und Petschaftabdruck Peter Schmitzerles.877

Johann Hoffmann (1563–1571) Der Schösser Johann Hoffmann war auf der Leuchtenburg für acht Jahre tätig.878 Zuvor ist er um 1545 als Schösser in Saalfeld belegt.879 Hoffmann entstammte einer Familie, die traditionell dem fürstlichen Dienst verschrieben war, wie aus einem Brief von ihm an den Herzog Johann Wilhelm von 1571 hervorgeht: [...] mein vather und großvatter selige, inn die 60 Jahr, inn allen treuen vleis gedienet für anndern Herren [...].880 Im März 1571 folgte er einer fürstlichen Berufung als Geleitsmann an das Erfurter Geleitsamt.881 876 Stadtarchiv Orlamünde A5, Nr. 16/2, 1560. 877 Stadtarchiv Kahla B, XXII.10, 1563. 878 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 41 (1563/64) bis Nr. 47 (1570-71); ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 1640 (1564), Reg. Bb 1641 (1564/65); TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 31. 879 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Rr S. 1–316, N. 743, fol. 2rf. 880 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Rr S. 1–316, N. 743 (5.3.1571), fol. 1rf. 881 Ebenda.

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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Abb. 23 und 24: Petschaftabdruck und Autograph von Johann Hoffmann.882

Christoff Boner 1571–1575 Ebenso wie Johann Hoffmann entstammte Christoff Boner einer Saalfelder Beamtenfamilie.883 Sein Vater war von 1482 bis 1488 Amtmann und Bürgermeister von Saalfeld.884 Christoff Boner diente von 1571 bis 1575 für vier Jahr als Schösser im Amt Leuchtenburg.885 Als Jahreslohn erhielt er 36 Gulden, wovon er auch die Unkosten für den Amtsschreiber begleichen musste. Zusätzlich bekam er Kostgeld und diverse Getreidelieferungen, freien Hufbeschlag und freie Heu- und Strohnutzung für seine zwei Pferde sowie eine kostenfreie Wohnung auf der Leuchtenburg inklusive Holzbefeuerung.886 Wolf von Eichenbergk und Ernst von Eichenbergk zu Crossen leisteten mit ihren Gütern für Boner eine Bürgschaft.887 Diese musste allerdings auch in Anspruch genommen werden: Boners Amtszeit lag in der bereits erwähnten klimatisch schwierigen Periode der „Kleinen Eiszeit“, die erhebliche Ernteausfälle und eine Geldentwertung nach sich zog. Als Folge schwerer Stürme mussten zusätzlich viele Reparaturen auf den Amtsgebäuden getätigt werden.888 Wie einer Notiz aus dem Jahr 1581 zu entnehmen ist, blieb Boner dem Amt ungefähr 1.600 Taler schuldig. Es erfolgte eine Zwangvollstreckung gegen ihn und seine Bürgen und das

882 883 884 885

ThHStA Weimar, EGA, Reg. Ss fol. 885 Nr. 2, 2 v, 1570. LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 289. HESSE, Amtsträger (wie Anm. 9), S. 645, Nr. 2700. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 47 (1570/71) bis Nr. 52 (1574/75); TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 31. 886 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Rr S. 1–316, N. 2313 (1573), S. 1ff. Auszug und Verzeichnus aller Diener Besoldung unnd Einkommens beider Empter Leuchtenburgk und Orlamünda, sampt dem Jenigenn, was mann vonn einem jeder ann Stück Feldes, wann es besähet ist, vor dem Wilde zu huetten gibt; ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75). 887 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 52 (1574/75), fol. 1. 888 Siehe Kapitel 2.2.4., S. 34f.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

Eichenberger Rittergut wurde den landesherrlichen Gläubigern übergeben.889 Die Kürze seiner Amtszeit erklärt sich vermutlich aus diesen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Nach dem Rückzug aus dem Leuchtenburger Amt war Boner erneut in Saalfeld ansässig.890

Abb. 25: Autograph von Christoff Boner.891

Abraham Richtzenhan (1575–1611) Richtzenhan wirkte bis zu seinem Tod im Jahre 1611 insgesamt 36 Jahre als Schösser im Amt Leuchtenburg.892 Damit war er von allen Leuchtenburger Schössern am längsten überhaupt im Amt tätig. Übertroffen wird dies nur durch Valentin Thieme, der insgesamt mindestens 39 Jahre für das Amt gedient hatte; davon allerdings 16 Jahre als Schreiber und 23 Jahre als Schösser. Beim Amtsantritt von Richtzenhan übernahm der Rat zu Orlamünde eine Bürgschaft in Höhe von 2.000 Gulden.893 Das Bürgschaftsschriftstück ist im Stadtarchiv von Orlamünde erhalten: Ich Abraham Richtzenhan, Schosser zur Leuchtenburgk und Orlamünda, Thue kundt und bekenne, vor Mich, meine eheliche Hausfraue, unser beider Erben und Erbmennern, Nachdem denn Einn Erbar Wohlweiser Ratth zu Orlamünda, gegen der Churfürstlich Sechssischen Inn Vormundschafft verordenttenn Regierung, zu Weimar, vonn wegen meines bevohlenen Ambts Einnahme und Ausgabe vor zweytausent gulden, selbstschuldige Bürgenn wordenn, dergestalt, Do Ich Inn meiner Rechnunge etwas schuldigk bleibenn würde, Das Sie 889 LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 289, ohne Quellenangabe. 890 Sein Nachfolger Abraham Richtzenhan lässt 1580 Zinsregister von ihm aus Saalfeld abholen, ThStA Altenburg, FRA, Nr. 57 (1580/81). 891 Stadtarchiv Orlamünde A6, Nr. 22/7, Ratsrechnung 1574. 892 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 53 (1576/77) bis Nr. 88 (1610/11); TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4), S. 31 gibt ihn fälschlicher Weise nur bis 1596 als Schösser an; LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 289 datiert sein Amtsende ebenso falsch auf das Jahr 1589. 893 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 56 (1579-80).

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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vor Mich zahlen unndt laßten wollenn, davor Ich dann gedachttenn Rathe billich danck sage, Darmit Sie aber hinwiederumb auch versicherett verordnungenn, so setze Ich Ihnenn alle meine liegende grunde, unnd fahrende Habe, es sey ann Getreide oder anderen hirmitt zum guthwilligenn Unterpfande ein, dergestaltt, Do Sie etwas vor Mich wegen Meiner Ambtsrechnunge, es sey wenigk oder viel, bezahlen, oder schaden leidenn möchttenn, Das Sie sich Jederzeitt ann demjenigenn wie obenn gemeltt, zuerholenn, fug unnd machtt habenn sollenn, darwieder dann Mich Meinem Weib auch Erbenn und Erbmennern, keinn Rechtt, wie das auch erdachtt worden magk, schützenn soll, Inmassen Ich mich dann desselbenn hirmitt verziehenn habenn will, Es wehre denn das Ich der Schuldenn nichtt gestendigk, Auch diesselbenn vonn Meiner Ambtsrechnunge nichtt herflössen, Alles treulich unnd ohne gefehrde, Dessen zu Urkunde, habe ich zu ende dieser Verschreibung, Mein gewonlich petzschafft aufgedrückt, und Mich mitt eigener Handt unterschriebenn, Geschehen und gegeben am tage Philippi Jacobi den Ersten Maii Anno Domini 1582.894

Auch Richtzenhans Amtszeit war von schwierigen klimatischen Bedingungen und schweren Stürmen und Unwettern gekennzeichnet, die immer wieder aufwendige Reparaturen an den Gebäuden erforderten. Am verheerendsten war der Blitzeinschlag in den Bergfried am 23.07.1602, der zu einem Brand führte, dem auch die angrenzenden Gebäude einschließlich der Wohnung des Amtsschössers zum Opfer fielen.895 Während der Amtszeit von Richtzenhan ist der Amtmann Schweipold von Brandenstein von 1586 bis 1587 belegt, der gleichzeitig Amtmann des Amtes Saalfeld war.896 Im Oktober 1594 bat Abraham Richtzenhan, vermutlich wegen der Beschwerden des Burgaufstieges, Herzog Friedrich Wilhelm, eine Wohnung in der Stadt Kahla beziehen zu dürfen. Am 7.11.1594 gab der Herzog seiner Bitte statt, mit dem Vermerk, dass der Schreiber stets auf dem Hauße Leuchtenburgk zu sein hatte und dieses gut in aufsehen haben musste.897 Zum Ende seiner Amts- und Lebzeit bat der hoch betagte Schösser in einem erneuten Schreiben vom 2.11.1610 den Herzog, das ich bej meinem dienste bis uf künftige Michaelis möchte geringlich gelassen werden, So man mich alß dann wegen meines Alters halben lenger nicht dulden kann, will ich selbsten abbitten.898 Bereits seit 1608 rechnete sein Schreiber die Finanzen in Altenburg ab. Richtzenhan taucht kaum noch aktiv auf.899 Am 3.8.1611 schrieb der altenburgische Rentmeister an den Herzog: Durch absterben 894 Stadtarchiv Orlamünde, A6 18-2. 895 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 80 (1602/03), siehe auch Kapitel 3.4.1., S. 114. 896 Stadtarchiv Orlamünde, A6 22-7 Ratsrechnung; ThStA Altenburg, FRA, Nr. 71 (1594/95) sitzt der Amtmann in Saalfeld – Briefe und Berichte werden ihm von Boten nach Saalfeld gebracht. Ob es sich dabei um Schweipold von Brandenstein handelt ist nicht eindeutig zu belegen; LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 289 ohne Quellenangabe. 897 ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20649, ThStA Altenburg, KAK, Nr. 10, fol. 20. 898 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 10, fol. 20. 899 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 86 (1608/09).

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

des Schößers zu Leuchtenburgk Abraham Richtzenhans, hatt sich dasselbige Ampt verlediget, und will die notturfft sein, das es widerub mitt einer tüchtigen Person bestellet werde.900 Die Witwe von Richtzenhan, die in den Akten als Schösserin bezeichnet wird, hat noch weitere 30 Jahre nach dessen Tod gelebt und erhielt aus Gnade vom Amt jährlich ein bis zwei Scheffel Korn.901

Abb. 26: Autograph und Petschaftabdruck (mit Initialen A.R. und einem Hahn) von Abraham Richtzenhan.902

Abb. 27: Petschaftabdruck des Amtmannes Schweipold von Brandenstein.903 900 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 10 fol. 23. 901 Siehe oben Kapitel 3.6., S. 151; ThStA Altenburg, FRA, Nr. 88 (1610/11) bis FRA, Nr. 117 (1640/41). 902 Stadtarchiv Orlamünde A6, Nr. 18/2, 1582. 903 Ebenda, Nr. 22/7, 1586.

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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Elias Nandelstedt (1611–1615) Unmittelbar nach dem Tod von Richtzenhan empfahl der Altenburger Rentmeister in einem Schreiben an den Herzog vom 3.8.1611 Elias Nandelstedt als Nachfolger, der alhier zu Aldenburg ist, und beschrieb ihn als eine tüchtige Person.904 Nandelstedt trat sein Amt dann auch unmittelbar an,905 obwohl seine Amtsbestallung erst am 30.4.1612 unterzeichnet wurde.906 Exemplarisch für andere Schösserbestallungen, die analog aufgebaut sind, ist diese Bestallung im Anhang als Transkript wiedergegeben.907 Eine lange Amtszeit war Nandelstedt allerdings nicht vergönnt. Am 13.9.1615 berichtete der Amtsschreiber Valentin Thieme der Landesregierung in Vormundschaft des Rentmeisters: Diese vergangene nacht umb 11 uhr ist der Schoßer zur Leuchtenburgk Elias Nandelstadt nachdem er sich 9 tage unpässlich befunden, an einem hizigen fieber, darfür es gehalten worden, Todes verblichen.908 Seine Ehefrau Catherina vollendete seine Amtsrechnung und ging dann nach Gera.909 Abb. 28: Autograph und Petschaftabdruck von Elias Nandelstedt.910

David Faber (1615–1631) David Faber wurde am 29.9.1615 als Schösser des Amtes Leuchtenburg bestellt. Der Kurfürst Johann Georg Herzog zu Sachsen schrieb am 26.9.1615 diesbezüglich an den Cammerrath zu Altenburg: Vester und hochgelehrter Räthe und lieben getreue, aus euren überschickten bericht, haben wir verstanden, wie der Schößer zur Leuchtenburg, Elias Nandellstadt, verstorben, und das ir

904 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 10, fol. 23. 905 Bereits im März schrieb er als Schösser an den Kammerrat und Rentmeister in der Funktion und berichtete vom Leid der Bevölkerung aufgrund von Hungersnöten und gräulicher verwüstung und übler wohnung auf dem Hause Leuchtenburg. (9. und 12.3.1612), ThStA Altenburg, KAK, Nr. 10 fol. 50ff. 906 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389. 907 Anhang 15, S. 244ff. 908 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1358, unpag. 909 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 92 (1614/15); FRA, Nr. 93 (1615/16). 910 SHStA Dresden, 10024, Loc. 8084-02, fol. 85.

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vermeintt seine stelle könnt durch David Fabern zu Gerau911 wieder erseczt werden; Wohern nun ermelter Faber zu solchem Ambtt mit nuczen zu gebrauchen auch genugsamen vorstand, wie herkommen bestellen kann, So sind wir zufrieden, das er Faber zu dem erledigten Schößer dienst angenommen, vereydiget und eingewieset werden.912

Ganz reibungslos verlief dieser Amtsantritt Fabers allerdings nicht. Der endgültigen Bestallung ging ein umfangreicher Schriftverkehr voraus, der Fürbitten für ihn und von ihm enthält. Faber war ab 1604 bereits Schösser des Reußischen Amtes Gera, und in seiner Amtszeit kam es zu Fehlbeträgen,913 die er aber wieder ausglich. Mehrere Personen bewarben sich um das freie Schösseramt auf der Leuchtenburg und zur Entscheidungshilfe wurden Zeugnisse und Beurteilungen vorheriger Arbeitgeber angefordert.914 Der Sächsisch Pleurische Hauptmann samt Canzler und Räthe schrieb am 16.9.1615 an die Regierung in Altenburg: Abgesandt des Wohlgebornen edlen Herrn, Herrn Heinrichen deß Jüngern Reußen Herrn von Pleuren915, Herrn zur Greiz, Cranichfeldt, Gerau, Schleiz und Lobenstein, unsers gnedigen Herrn hat uns s. gnadens willen Ambsschößer Davidt Faber zuerkennen gegeben, wie er inn Hoffnung stünde vormittelst der Herrn Großgünstigen beforderung dießer Zeit wiederumb zur sprießlichen Dienstbestallung zu gelangen, und uns derwegen gebethen Ihne an diesselben neben gutwilliger gezeugniß seiner diesesorts vorgangener verhalltens, an deme Ihme merklich gelegen, schriftliche commendation mitzutheilen, Wiewohl es nun zwar an deme, das nun mehro fast vor zweien Jahren vorauß In seiner Rentrechnung Daß er zugleich mit uff sich genommen gehabt, undt in die Zehen Jahr geführet, sich ein ziemlicher groß [...] rest ereignen wollen, Auß deme er sich wegen wichtigkeit des wergks, undt vielfeltiger herunter mit eingefallener hendell undt Raißen solbalden nichtt expedierem können, undt umb des willens sollche Rendt und Ambtsverwaltung inn andere erege bestellet worden, So ist uns doch kein anders Gerufft, alß das er sonsten in wolermelter unsers gnedigen 911 Gera. 912 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1358, unpag. 913 Acta und Rechtliches Einbringen Inn Sachen David Fabers Anitzo fürstlichen Säch. Ambtschossers zu Leuchtenburgk und Orlamünda contra Bürgermeistern und Rath der Stadt Gerau in puncto etlicher ex errore calculi herührender forderungen, ThStA Greiz, Reuß jüngere Linie, Unterherrsch. Justiz- u. Parteisachen F31./I., 4 Bände, No. 1: 11.2.1619 – 11.6.1619; No. 2: 23.6.1619 – 25.9.1619; No. 3: 1.11.1619 – 25.9.1619; No. 4: 22.2.1620 – 28.8.1622 – offenbar waren vor Amtsantritt auf der Leuchtenburg doch noch nicht alle Schulden beglichen, wie im Schriftverkehr der Fürbitten dargestellt wurde. 914 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1358, unpag., beispielsweise der Brief Gregorius Röser aus Aldenburgk an die CammerRäthe in Altenburg vom 17.9.1615: […] ist E.H. und G. nicht unwissende, wie bej denselben Ich eine lange Zeit mihr fast in das 13. Jahr umb beförderung unterthänigk sollicitiren. Wierumb sich dann itzo eine Gelegenheit ereignet, inn deme Gott der Almechtige […] Herrn Elias Nandelstad gewessener Schößer zur Leuchtenburgk von dieser weltt abgeforddert […] da ohne gefehrt vorm Jahre […] der Ambtschreiber dienst vorlehdigt gewesen, und ich darzu nicht gelangen können nuhn aber der Allmechtige Gott es alß wunderlich geschicke das der Schößer dienst vorledigt worden […]. 915 Plauen.

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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Herrn Ambt und Dienstbestallung, dermaßen wie einen uffrichtigen diner gebühret sich verhalten, Auch S. Gnaden wolfarth Ihme soviell in seinen vermögen gewesen, treulich angeleget sein lassen. sich auch nunmehro berürten rest halben, theills allß expedtiret, theils aber mit mehrwolermelten unsern gnedigen Herrn dergestalt abgefundten, das S. gnaden wiederumb gnedigk mit demselen zufrieden […] Sächsische Pleurische Haubtman, Canzler undt Räthe daselbsten916

Man verschwieg nicht, dass ein ziemlicher groß rest seine Amtsrechnungen prägte und er deshalb auch inn andere erege bestellet worden, aber letztendlich hatte er sich wie einen uffrichtigen diner gebühret verhalten und die Fehlbeträge ausgeglichen. Faber selber schrieb an seinen ehemaligen Dienstherren Heinrich dem Jüngeren Reussen, Hern von Plauen, Graiz, Cranichfeld, Gerau, Schlaitcz und Lobenstein am 25.9.1615 einen Brief und bat ihn um ein positives Zeugnis, damit er sein glück versuchen könne: Gnediger Herr, E.G. kahn ich unterthenig nicht vorhalten, das vor 8 tagen von vornehmen und ehrlichen personen mihr zu erkennen geben worden, wie der Schösser dienst zur Leuchtenburgk durch absterben des geweßenen Schosserns Elias Nandelsteds sich vorledigt haben und nuhmero darauf beruhet, das denselben dienst itzo Michaelis (29.9.) mit einem neuen Schösser wieder bestellet und ersetzet werden soll, von dan auch ettliche personen bei Cuhrfürstlichen Sächssischen in Vormundschafft verordenten heuren CammerRäthen und Rendmeister zu Aldenburgk zu solchen vorledigten dienst sich angeben und sollicitieren thun. Wann dan von ettlichen meinen gutten und regst angewandten freunden mihr gerathenn worden, das ich mich auch umb solchen vorledigten Schosser dienst bewerben, auch zuforderst von E.G. eine Intercension und commendation schreiben, auch Zeugknis meines vorhaltens ahn gedachte heuren Cammer Räthe ausbringen sollte, welchen gethanen vorschlagk ich nicht aus den augen setzen, sondern durch E.G. gnedige vorschifft auch mein glück versuchen wollen. Gelanget derhalben ahn E.G. mein unterthenig und hochvleißiges bitten, die wollen ahn die wohlgedachten herren Cammer Räthe und Rendmeister mit einer gnedigen Commendation Schrifft und Zeugknis meines vorhaltens gnedig mitteilen und bej ihnen mich verbieten, domit ich vor andern zu den vorledigten Schösser dienst zur Leuchtenburgk kommen und befordert werden moge. Dogegen bin ich des unterthenigen erbietens, mit vorleihung gottlicher hülffe und gnaden, mich in solchen alles treuen vleißes und schuldigen gehorsams dermaßen zu verhalten, das E.G. der mihr gnedig mittgetheilten vorschrifft und die mehr ermelten heuren CammerRäthen ihrer großgünstigen beforderung nicht gereihen soll, das bin umb E.G. ich inn unterthenigen gehorsam zu verdienen pflichtschuldig, und bereit, datum Gerau, den 25. Sept. 1615 Untertheniger gehorsamer David Faber917

Die Antwort von Heinrich dem Jüngeren erfolgte umgehend am nächsten Tag (26.9.1615). Auch er verschwieg die defecta in den Rechnungen nicht, stellte ihm 916 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1358, unpag. 917 Ebenda.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

aber dennoch eine positive Bescheinigung aus, da er sich mit ihm genzlichen verglichen habe: Nun es wart an deme das in seinen, Zeit werenden dienstes gehaltene Rechnungen sichetliche defecta ereignet, derweil aber mit uns er sich nunmehro nicht alleine derentwegen genzlichen verglichen, sondern auch wir sonsten mit seinem verhalten gnedigk zufrieden, so haben wir Ihme dieses sein bitten nicht verweigern wollen. [...]918

Bis zu seinem Tod Anfang Mai 1531 übte Faber das Schösseramt aus.919 Die letzten drei Jahrrechnungen werden bereits ausschließlich von seinem Schreiber Valentin Thieme abgerechnet, da Faber offensichtlich altersbedingt ausfiel. Seine Dienstbesoldung, inklusive den Lohn für den Schreiber, betrug pro Jahr 100 Gulden.920 Am Beispiel David Fabers kann die personelle Verflechtung einzelner Familienmitglieder in das Verwaltungsgebilde gut nachvollzogen werden: Zum einen heiratete sein Schreiber Thieme am 23.5.1620 Fabers Tochter Sybilla, die gemeinsam eine Tochter und drei Söhne hatten, wobei die Söhne alle an der Universität Jena studierten.921 Zum anderen ist aus einem gedruckten Hochzeitsgedicht bekannt, dass Fabers Sohn Heinrich, Pächter des Vorwerkes in Kleinpürschütz war. Am 23.11.1630 heiratete er die Tochter des Seitenrodaer Pfarrers, Blandina Eichler.922 Während der Amtszeit Fabers sind verschiedene Amtmänner bekannt: 1615/16 wird Hauptmann Georg von Vippach aus Saalfeld923 erwähnt und ab 1617 wurde Marcus Gerstenberg der Jüngere zum Amtmann bestellt. Er saß in Drackendorf, wohin man ihm des Öfteren Briefe zum unterzeichnen brachte.924

918 919 920 921 922

Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 93 (1615/16) bis Nr. 107 (1530/31). ThStA Altenburg, FRA, 101 (1523/24). Familiennachlass von Dr. Hermann Vogt, Nachfahre Fabers und Thiemes. David Eichler, Thalassio Leuchtenburgensis, Das ist Hochzeitliches Ehrengedicht und Glückswundsch Als des Ehrenvehsten Vorachtbarn und Wolgelahrten Herrn David Fabers wolverordneten Ambtschössers zur Leuchtenburgk und Orlamuenda Eheleiblicher Sohn Der Ehrenvehste Wolgeachte Herr Heinrich Faber des F.S. Vorwercks Klein Borsicz Pacht-Inhaber und die Ehrentugendsame Jungfraw Blandina Des weiland Nicolai Eichlers Pfarrers zu Seydenroda seligen hinterlassenen Tochter Braudt, Ihren hochzeitlichen Ehrentag uff dem Fürstl. Sächs. Schloß und Ambtshaußse Leuchtenburg den 23. Novembris Anno 1630 celebriret / aufgesetzt und übergeben von der Braut Brudern David Eichlern, der H. Schrifft Studioso, Jena 1630. 923 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 93 (1615/16). 924 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 95 (1617/18), Nr. 96 (1618/19), siehe auch LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 291f.

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PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

LOMMER nennt 1622 und 1629 Heinrich Sigmund von Vippach als Amtmann zu Leuchtenburg und Orlamünde.925

Abb. 29: Autograph und Abdruck des Petschafts von David Faber.926

Valentin Thieme (ca. 1615–1631 Schreiber, 1631-–1654 Schösser) und Caspar Vieweg Am 6. Mai 1631 um 11 Uhr zu Mittage ist Valentin Thyme etzliche Jahr gewesener Ambtsschreiber zur Leuchtenburgk, uff allerseits gnedige bewilligung, zum Schösser der Ämbter Leuchtenburgk undt Orlamünda verordnet, an Davidt Fabers, seines abgeleibten Schwähers seligenn stadt, undt hadt darauff inn fl. Rathstuben alhier vorgeschriebene gewöhnliche pflicht inn gegenwart des fl. Canzlers d. Bernhart Bertrams, fl. f. Georgen von Frejwaldt und fl. Renthmeisters Christian Bechsteins wircklich geleistet, ist wegen bestellung des Vorstands an die fl. CammerRäthe und Renthmeister gewiesen worden, Worauff und vorgehende erinnerung er sich wegen der ihm erwiesenen gnedigen Forderung in unterthenigkeit bedancket undt zu unterthenigen treuen weise auch aller schuldigkeit erboten.927

Zum Zeitpunkt seines Amtsantritts war Thieme, der am 2.4.1590 im fränkischen Wertheim geboren wurde, 41 Jahre alt.928 Seit mindestens seinem 25. Lebensjahr war er bereits Schreiber des Amtes Leuchtenburg. Während seiner Amtszeit929 hatte der Dreißigjährige Krieg in der Region des Amtes 925 926 927 928

LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 292. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 95 (1617/18). ThStA Altenburg, Landesreg., Clas. XIII., Nr. 13791, fol. 19vf. Privatarchiv von Dr. Hermann Vogt, Auszüge aus den Kirchenbüchern zu Wertheim; Walther TRÖGE, Das Saaletal während des 30 jährigen Krieges und der Amtsschösser Val. Thiem auf der Leuchtenburg, in: Beiträge zur Heimatkunde, Beilage zur Jenaischen Zeitung, Nr. 15, 6. März 1928, Tröge ist ebenfalls ein Nachfahre von Thieme. 929 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 108 (1631/32) bis Nr. 130 (1654/55).

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

Leuchtenburg seine schlimmsten Auswirkungen und in zahlreichen erhaltenen Briefen Thiemes kommt das Elend der Bevölkerung und die wirtschaftlich schwierige Lage des Amtes zum Ausdruck, wie bereits oben im Kapitel zum Dreißigjährigen Krieg ausführlich dargestellt wurde.930 Daher verwundert es auch nicht, dass Valentin Thieme bei seinem Tod am 14.12.1654 auf der Leuchtenburg, im Alter von knapp 65 Jahren, erhebliche Schulden hinterließ, die noch Jahrzehnte später von seinen Erben eingetrieben wurden.931 In seinen letzten Lebensjahren wurde Thieme zunehmend von seinem Schreiber Caspar Vieweg vertreten, der ab 1648 auch alleinverantwortlich die Rechnungen führte. Jeglicher Schriftverkehr mit der Altenburgischen Landesregierung wurde dann auch direkt an diesen adressiert.932 Caspar Vieweg war parallel zu seiner Schreibertätigkeit noch Landrichter des Amtes. 1654 bat er wegen sejnes zuenehmenden Alters unndt lejbesindisposition von dieser Doppelrolle entlastet zu werden, und es wurde ihm eine neue Bestallung ausschließlich als Landrichter ausgestellt.933

Abb. 30 und 31: Petschaftabdruck und Autograph von Valentin Thieme.934

Samuel Ebart und Stephan Göring (1654–1662) Samuel Ebart war von 1654 bis 1662 acht Jahre lang Schösser des Amtes Leuchtenburg.935 Zuvor wurde er am 11.6.1649 zum Schößer nach Roda in bestallung genommen.936 Wie aus dem erhaltenen Schriftverkehr zwischen Ebart und der Landesregierung zu entnehmen ist, war die Leuchtenburger Amtszeit für ihn mit vielen Beschwerungen verbunden. Nicht nur, dass es zu erheblichen

930 931 932 933 934 935 936

Siehe Kapitel 3.2.4., S. 85ff. sowie Kapitel 3.5.3., S. 147ff. Siehe Kapitel 3.5.3., S. 147ff. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 124 (1648/49), Nr. 125 (1649/50) ff. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389 fol. 57r–63r. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 16, fol. 2rf. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 131 (1655/56) bis Nr. 137 (1663/64). ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 13791, fol. 24r.

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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Auseinandersetzungen mit seinem Amtschreiber Stephan Göring kam,937 sondern in seine Amtszeit fiel ein weiterer schlimmer Brand auf der Leuchtenburg, der am 18.7.1658 fast die gesamte Kernburg zerstörte.938 Unter dem Aktentitel Irrungen in unterschiedlichen Sachen zwischen dem Ambtschößer Samuel Ebarten, undt Ambtschreiber Stephan Göringen doselbst Anno 1656-57 werden diverse Briefe geführt, die im Folgenden kurz wiedergegeben werden sollen. Man streitet sich um die Aufgabenverteilung und Zuständigkeiten und schikaniert sich gegenseitig.939 Göring hatte gegen den Schösser Klage erhoben, weil er ihn vielfach kränken würde, und des alten Schulmeisters Tochter aus privat affectes in gefengliche Haft nehmen hat lassen; worauf Ebart erwiderte: Und weil ich mit weit bessern Wahrheits bestande micht uber den Ambtsschreiber zubeklagen habe, so will EFG [= Euer Fürstlich Gnaden, d.V.] meine gegründete gegennotturftt ich mit wenigen unterthenig erörtern […] in Ambtssachen was zubestellen so kann ich der Landtknechte wedr hir noch zu Orlamünda fast mehr ruhig sein, entschultigen sich indesmahls damit, sie müssten bej dem Ambtsschreiber stecz ufwartten […] Ist er äußerst bemüht die bestellung der frone und jagtdienste, Spannung, Fuhren und anders mehr mir uf den Hals zu welzen, welches doch niemahls vorigen Schößern angerichtet werden können, sondern notarie von dem Ambtschreiber in allen Ämbtern bestellet werden mus; Alß daß wo ich nicht große confusion sehen wollen […] solche bestellung etzliche mahls in gedult selbst verrichtet, was den vorigen Schößern bey ihrer beschwerlichen Haußhaltung uf diesem hohen berge von alters her geordnet, und in rechnung pahtiret worden, das will er mir ohne einzigen danck entziehen, An meiner besoldung kann ich kaum mit höchster mühe bisweilen etwas erhalten, und wird mir alles so schwer gemachet, daß ich, wenn nicht enderung erfolget, fast nicht sehe, wie ich die meinigen hinbringen könne, will ich einen trunck bier brauen so werde ich am brauhauße von ihm gehemmet, er ginge mir vor, ich müsste wohl wartten, […] Hat mein gesinde im Vorwerge oder in der Scheune was zu schaffen, (woselbst er seine wohnung, und ich theils zu behret der Haushaltung zu gebrauchen habe) so wurde es von ihm und seinigen verhöret und bedrohet, daß fast keiner mehr dahin gehen will, ja daß thor wird vor ihnen verschlossen, daß der knecht mit karn und pferd etliche stunden davor halten und verseumen mus. Wie ich auch genugsamb vermercket, daß bey exaction der Ambtsgeselle er denen armen Leutn allzuhart zu gesezet, habe ich ihne deßwegen zugeredet, zumahl mir bewusst, daß EFG an solcher grausamkeit einen eckel tragen, und dero arme Unterthanen mehr conserviret, als zu boten getrieben wissen wollen, wie ich aber mit großem ärgernis der Unterthanen von ihme angelassen worden, davon können die selben uffn bedarf bericht thun, [...] wann denn EFG hieraus gnedig ersehen können, wie ungütlich gleichwohl der Ambtschreiber mit mir handelt und hindangesezet alles respects, so als EFG würdigen bestellten Schößers, er mich schuldig, mich verkleinert, aushönet und ausfeindet.940

937 938 939 940

Ebenda, Nr. 20339 (1656/57). Siehe Kapitel 3.4.1., S. 118. ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20339 (1656/57). Ebenda.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

Am 26.11.1656 wurde ein gemeinsamer Verhörtermin in Altenburg angesetzt, den Göring aber mit dem Hinweis auf einen Getreidichmarkt in Orlamünde vom 27. bis 29.11., den er vorzubereiten hatte, verschieben ließ. Als neuer Termin wurde der 14.1.1657 bestimmt. Bei diesem reichten sich beide in Altenburg die Hand und versprachen, sich fortan zu vertragen. Vor diesem Hintergrund kann man es sich als äußerst schwierig vorstellen, dass nach dem Brand auf der Leuchtenburg im Juli 1658 der Schösser in das Amtshaus des Schreibers nach Seitenroda ziehen musste und dort seine Amtsgeschäfte verrichten sollte. In einem Schreiben an den Herzog Friedrich Wilhelm erklärte Samuel Ebart die dringende Notwendigkeit, sich in Kahla eine Wohnung zu suchen, was ihm für ein Jahr gewährt wird.941 Am 27.7.1658 schrieb Herzog Friedrich Wilhelm an Samuel Ebart: Lieber getreuer, Demnach mir berichtet worden, das du nach endtstandenen brandtschaden unsers haußes Leuchtenburgk dich daselbst, oder auch in dem Forwerck zu Seiden Roda nebst dem Ambtschreiber nicht aufhalten, undt die Ambtssachen alda verrichten könnest, so begehren wir hiermitt, du wollest dich umb ein Hauß zu Kahla bewerben, darinnen du bis uff unserer ferner Verordnnung wohnen, die Ambts acta verwahren, undt hinwieder in ordnung bringen auch die vorfallenden Ambtssachen dorinnen expediren mögest [in Klammern und das andere durchgestrichen: du wollest mit Adam Kraußen Zimmermann zu Seidenroda handeln und dich in seinem Hauß aufhalten] […].942

Darauf erwiderte Samuel Ebart am 2.8.1658: E.F. Durchl. haben vom 27.07. gnedigst mir anbefohlen, weile ich mich in dem Forwergke zu Seidenroda nebst dero Ambtschreibers, zu gleich weiter nicht ufhalten und die Ambtssachen darin verrichten könnte, daß mit dem Zimmermann Adam Krausen doselbsten, umb sein Haus ich handeln und dorin bis uf ferner verordnung nicht allein meine wohnung, sondern auch die Ambtsstuben haben, die Acta darinnen verwahren und in ordnung wiederumb bringen, auch darinnen unterthenigsten bericht thun sollte. Nun ist an deme, daß seith ausgestandenem schweren Unglück, ich mich nebst den meiningen in groser enge beschwerlich ufgehalten, welches nicht lenger continuiren, oder gedachten Ambtsschreiber, der mir in meinen iezigen Zustande mit allen behülflichen guten willen an hand gangen, in seiner wohnung weiter zubetrengen, über das auch bedenklich ist, die geretteten Ambtsacta so verwirret, und die expeditiones täglich mehr heuffen zulassen; so viel aber besagtes Adam Krausens Hauß betrifft, ist daß wegen von hiesigen bothen ungegründeter nachricht geschehen, denn solch haus hierzu allerdings undächtig ist, hat nur ein einziges dunkles Stübigen, und ezliche enge Cammern, der Küchen halber ganz keine gelegenheit etwas vor die Haußhaltung kochen zulassen, auch nechst deme das ganze Heußlein so inzwischen an wänden ungesundt und übel verwahret, daß ich weder die Ambtsacta, noch mein übriges armuth 941 ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20649 (1658). 942 Ebenda.

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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darinnen wagen darff, undt ob auch gleich ich mich in solches bauerheußlein gedulten müsste, so were doch kein rath oder gelegenheit, in was vor eines andern hause im dorffe die Ambtsstuben könnte gemachet werden, so wollte auch des Krausens Haus dienlich anzurichten ziemlich starcke erfordern, oder könnte vor winters gemacht werden, und bliebe doch endlich ein dumfiges ungesundes Haus; dahero ich aus noth ein bequem haus zur Ambtsstuben und wohnung zugleich, in Kahla am Marckte albereith besprechen und erlanget habe, Weil nun ohne Ambtstuben und heußliche wohnung lenger zu sein, weder denen Unterthanen noch mir vorund erträglich, das Ambtshauß auch hiebevorn lange Jahre in Kahla gewesen,943 und beeden den Beambten und unterthanen vielerlej beschwerungen dardurch abfallen, bevorab auch denen von Adel in Commissionssachen ihrer logir- und auslösung halber solches wohlzustatten kömbte [...].944

Am 13.8.1658 antwortete erneut der Herzog: [...] so können wir geschehen lassen, das du das in der Stadt Cahla zu besagtem ende besprochene Haus uff ein jahrlang miethen, die Ambtsacta darinn bringen undt die Ambtsverrichtungen darinnen führen, auch den haußzins in rechnungsaußgabe schreiben laßen mügest [...].945

1662 wurde Samuel Ebart nach eigener Aussage mit unverschuldigter beschimpfung und schweren uncosten fortgetrieben und musste seinen Amtsdienst beenden. Aus Jena schrieb er am 30.12.1662 an den Landtrenthmeister und Steuerobereinnehmer in Altenburgk und bat aufgrund seiner schwierigen wirtschaftlichen Lage, um Auszahlung der ihm noch zustehenden Besoldung – wie es scheint bereits zum wiederholten Mal.946 [...] ein glückseeliges Neues jahr, gute gesundheit und alle selbst begehrende unterdienstlichst anwünschen. An E. Herl. abermahls dies dienstl. brieflein abgehen zulassen, zwinget mich mein betrengter Zustandt, der E. Herl. ohne erzehlung genugsam bekannt, und wie ich nach meinen langen treuen diensten, ohne die verschriebene ufkündigung, in harten wintter nebst weib und soviel kleinen kindern, mit unverschuldigter beschimpfung und schweren uncosten fortgetrieben, und ohne ferner dienste gelaßen worden, auch nunmehro das geringe vermögen, so der fatalische brauch mir übrig gelaßen, so verzehren mus, dahero ich hoffentlich nich verdacht werden kann, beweglich zu bitten umb das wenige, so mir an meiner besoldung bis zum meinem abzuge, als Martini, rückstendig blieben [...].947

Ein Antwortschreiben ist nicht überliefert.

943 944 945 946 947

Unter Abraham Richtzenhan – siehe S. 173. ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 20649 (1658). Ebenda. ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1360 unpag. Ebenda.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

Ebarts Schreiber Stephan Göring starb am 5.6.1662 um Mitternacht. Eine gedruckte Leichenpredigt seiner Beisetzung auf dem Seitenrodaer Gottesacker ist überliefert,948 aus der biographische Details entnommen werden können: Göring wurde am 25.12.1623 in Unterpörlitz, in der Grafschaft Henneberg im Amt Ilmenau geboren. Sein Vater war ein Zimmermann. Er versuchte, an der Universität Jena zu studieren, musste dieses Vorhaben aber aus finanziellem Unvermögen abbrechen. In Leipzig und Berlin übte er diverse Schreibertätigkeiten aus und kam dann in Altenburg als Kellerschreiber an den fürstlichen Hof. 1654 wurde er Schreiber des Amtes Leuchtenburg und heiratete Maria, die Tochter des Mundkochs am fürstlichen Hof von Altenburg, Johann Bernhard Brezing. Dieser Ehe entstammten sieben Kinder, von denen fünf im Alter von wenigen Monaten verstarben und nur zwei Söhne überlebten. Acht Tage nach dem Tod von Stephan Göring verstarb das jüngst geborene Kind Gottlieb im Alter von nur zehn Tagen. Göring wurde 38 Jahre alt.

Daniel Triller (1662–1668) Am 11.9.1662, 11 Uhr, legte Daniel Triller seinen Amtseid als neuer Schösser des Amtes Leuchtenburg und Orlamünde ab.949 Zur offiziellen Amtseinführung war es Brauch, dass Ratsherren und Adelige mit einer Mahlzeit verköstigt wurden. Die Verwaltung in Altenburg schrieb an Daniel Triller am 16.9.1662, dass am 22.9. diese offizielle Einführung geplant sei und dass man Sorge habe, ob auf der durch den Brand von 1658 noch beschädigten Leuchtenburg, diese Veranstaltung durchgeführt werden könne: Der herr weis, […] den Herrn uf den 22. dieses zue Leuchtenburgk zum Schößer zue installieren [...] Weil denn bej dergleichen installtion allezeit denen Anwesenden von Adel und eczlichen von dem Rath eine mahlzeit gegeben worden, davon aber in dem fürstl befehl gar nichts gedacht oder befohlen. Nun wollte bedenklich sein, wann desgleichen bej des Installation nachbleiben solle; Alleine, weil die meisten gebeude ufn Schloße abgebrant, der Schößer auch vermuthlich das Hauß noch nicht gar geräumet haben wird, weiß ich nicht, ob dazu Platz ufn Fürstl. Hauße sein werde; darumb ich dem Stadt Richter zue Cahla, Hanß Otten uf eiliegende Maße Commission gegeben; weil aber dessentwegen auch der Logierung halber Jah Jhene keine gewißheit geben können, so ersuche ich den Herrn hiermit, er woll sich nach der Leuchtenburgk begeben, die beschaffenheit erkunden, sich mit dem Herrn Stadt Richter besprechen, und solche Anstalt machen, damit der Commissarius sogut, alß es sein kann, accomodiret, die Mahlzeit wo möglich ufm fürstl. Hauße verrichtet, und allenthalben dasjenige sonderlich die erforderung

948 Johann PFLÄNTZEL, Wahrer Christen Freude. Des weiland Ehrenvesten Vorachtbaren und Wohlgelahrten Herrn Stephan Görings, Notari wohlbestalten Ambt-Schreibers zur Leuchtenburgk und Orlamünde. Welcher im jahre 1662 auff en Gottes-Acker zu Seidenroda beygesetzet worden ist, Jena 1663. 949 ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 13791, fol. 2v.

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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der Ambtsschriftseßigen von Adel und ein baar außm Rath zu Orlamünda beobachten, was zu unsers guten Herrn respect gereichen möge.950

Triller war in dieser Position bis 1668 für sechs Jahre tätig.951 Zuvor hatte er für zwei Jahre seit dem 7.9.1660 das Amt des Amtsverwalters von Bürgel inne. Mit ihm trat der Schreiber Conrad Grau seinen Amtsdienst auf der Leuchtenburg an. Es fällt auf, dass nun und in den folgenden Jahren die Schreiber alleine für die Rechnungslegung verantwortlich zeichneten und auch finanzielle Fehlbeträge von ihnen selber auszugleichen waren. Als Grau 1665 starb, wurden von seinen Erben Rückstände eingefordert.952 Vor Amtsantritt hatte er eine Kaution in Höhe von 1.000 Gulden einzubringen.953 Daniel Triller folgte im Februar 1668 einer neuen Anstellung als Kanzleisekretär nach Zeitz.954 In der Kirche von Seitenroda befindet sich noch heute ein Epitaph des Schössers.

Abb. 32: Autograph und Abdruck des Petschafts von Daniel Triller.955

Tobias Michaelis (1668–1676) Am 8.2.1668 folgte Tobias Michaelis (Michels) als Schösser des Amtes Leuchtenburg und Orlamünde.956 Kurz nach seinem Amtsantritt hat er geheiratet, 950 951 952 953 954

ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1360, unpag. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 137 (1663/64) bis Nr. 141 (1667/68). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 138 (1664/65). Amtsbestallung des Conrad Grau ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389. ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 13791, fol. 8v, LOMMER, Urkundenauszüge (wie Anm. 6), S. 295. 955 Stadtarchiv Kahla A, Band 2, Nr. 3862. 956 ThStA Altenburg, Landesreg. Nr. 13791, fol. 8v.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

was aus einer Notiz der Gemeinderechnungen von Heilingen hervorgeht: Im Wert von einem Schock und 16 Groschen wurden dem H. Ambtschösser Zu seinen Hochzeit Geschencke Verehret.957 Er war acht Jahre bis November 1676 im Amt958 und fand 1677 eine Anstellung als Amtmann von Weimar.959 Auch er war mit der Rechnungsführung an sich nicht mehr betraut. Diese lag im Verantwortungsbereich seines Schreibers Johann Heinrich Brezing. Lediglich mit einem vidit zeichnete Michaelis gegen.960 Michaelis schrieb am 12.11.1676 an die fürstliche Regierung in Gotha, dass ein Beamter hiesiger Orthe ein rechter Eckstein ist, an dem das Unglücks-Radt alle Triebe reibet und bat um seine Amtsenthebung: Daß sowohl Ew. Fürst. Durchl. in Gott hochseeligruhender Herr Vater, mein vormahls gnädigster Fürst undt Herr, alß auch Ew. Fürstl. Durchl. selbst, nach absterben meines in Gott ebenmäßig hochseelig ruhenden gnädigsten Fürsten undt Herrn, zue Altenburgk, alß unter welches hochlöbl. Regierung mier diese Schößer function gnäd. aufgetragen worden, mich in der gleichen verrichtung laßen, undt alß einen unterthänigsten diehner gnäd. dulden wollen, dafür sage ich billig unterthänigst- undt gehorsambsten danck, werde auch zeit meines Lebens alle genoßenn hohe Fürstl. gnade und hulde zurühmen, mier angelegen seyn laßen. Wiewohlen ich nun, doch nach Gottes hohen Diection in Ew. Fürstl. durchl. treuen diensten zuleben undt zusterben ich mier fest vorgesetzet, so laßen sich doch wegen anschwellender Kriegesunruhn, undt anderer fast Strohmweise auf mich stoßender Unglückswellen, die zeiten dermaßen elend an, daß es baldt, […] keine Beßerung zu hoffen. […] in dergleichen Zeit ein Beamter hiesiger Orthe ein rechter Eckstein ist, an dem das Unglücks-Radt alle Triebe schreibet, meine gesundtheit aber, wegen solcher vielen Erschrecknüß undt anderer innerlichen Bewegungen, so wohl auch wegen unterschiedener außgestandenen schwehren Kranckheiten, deren zwej Ew. Fürstl. durchl. sich selbst gnäd. zuerinnern geruhen werden, ziemblich abgenommen, so daß zubefahren, ich möchte einsten mitten in solchen Troublen wo nicht gar versterben, doch wenigstens mich niederlegen, wordurch denn meine Steuer Rechnungen undt andere Ambtsverrichtungen in solche Confusion gerathen könten, daß Ew. Fürstl. durchl. merckliches Stechen an dero mier aufgelegten verrichtungen verspühren, ich aber, oder die meinigen den größten schaden wegen entstandener Unrichtigkeit empfinden würde. Alß habe solches Ew. Fürstl. durchl. ich in unterthänigkeit vorstellen, undt zugleich weil mier eine solche gelegenheit vorhanden gestoßen, darinnen ich solcher gefahr entgegen gesetzt zusejn, nicht verhoffe, gehorsambst bitten sollen, sie wollen gnädigst geruhen, undt mich solcher meiner dienste undt Pflicht gnädigst erlaßen. […] Signatum Leuchtenburgk, den 12. Novembris 1676 Tobias Michälis961

957 958 959 960 961

Heilingen (wie Anm. 487), Jahr 1668. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 142 (1668/69) bis Nr. 150 (1676/77). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1363. Beispielsweise ThStA Altenburg, FRA, Nr. 147 (1673/74). ThStA Gotha, KKK XXIX.r 5, unpag.

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Die Neubesetzung des Schösseramtes schien für die Landesregierung offenbar mit Schwierigkeiten verbunden gewesen zu sein. Michaelis durfte aufgrund der notwendigen Einquartierung von Soldaten, die Burg bis zur Ankunft des neuen Schössers nicht verlassen. Am 10.1.1677 bat er dringend um Genehmigung der Abreise und schrieb an den Fürsten in Gotha: Also gelanget an Ew. Fürst. Durchl. mein gehorsambstes undt unterthänigstes Bitten, nach dem von Weymar auß mein abzug desiderirt wird, sie wollen gnädigst geschehen laßen, daß ich nunmehro solchen so baldt sich’s schicken will, weckstellig machen möge, [...] so möchte ich bei ietzo annahenden Tauwetters undt des immer schlimmer werdenden weges mit der Zeit noch übler fort kommen seyn undt also mein wenig bißgen Mobiliar unterweges in Schaden undt abgang gerathen.962 Der Fürst antwortete ihm am 13.1.1677, dass er wegen der von neuen gemachten deslogierung der einquartierten Soldaten in selbigen Amte [...] biß zur Ankunft des neuen schößer [...] da bleiben solle.963

Abb. 33 und 34: Petschaftabdruck und Autograph von Tobias Michaelis mit Initialen T.M.964

Johann Emmanuel Rudolph (1676–1705) Nachdem für die vorherigen Schösser Triller und Michaelis das Leuchtenburger Amt nur eine Zwischenstufe in ihrer Karriere darstellte, folgte mit Johann Emmanuel Rudolph erneut ein Schösser, der das Amt für die lange Zeit von 29 Jahren kontinuierlich bis zu seinem Tod führte.965 Er musste 500 Gulden als

962 963 964 965

Ebenda. Ebenda. Stadtarchiv Orlamünde A5, Nr. 17/4, 1670. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 150 (1676/77) bis Nr. 175 (1704/05).

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Kaution leisten966 und erhielt ein Jahresentgeld von 100 Gulden. Vor seiner Leuchtenburger Anstellung war er Amtsverwalter in Salzungen.967 Bereits am 29.12.1676 bestimmte Herzog Fiedrich, dass Rudolph als Amtsnachfolger von Tobias Michaelis zu bestellen sei, der so wohl bey administration der justiz alß seinen andern Amtsexpeditionen sich bishero fleißig und dergestalt erwiesen, daß unsere samtliche Collegia alhier wohl mit ihm zufrieden seyn können [...] wejl wier eine in dergleichen Amtsverrichtungen geübte Person darzu nöthig gebrauchen könten [...].968 Allerdings musste seine dann frei werdende Stelle in Salzungen erst neu besetzt werden, weshalb es zu Verzögerungen kam. Am 13.12.1700 erhielt Rudolph, Schößer zue Cahla, wegen seiner viel jährigen dienste [...] das praedicat eines Ambtmannes.969 Spätestens ab dieser Zeit saß Rudolph auch nicht mehr auf der Leuchtenburg, sondern im neuen Amtshaus von Kahla, wie aus dieser Notiz hervorgeht. Auf der Leuchtenburg beziehungsweise in Seitenroda blieb noch bis zu seinem Tod im Jahr 1713 der Amtsschreiber Henning Matthias Voges, der ab 1700 Ambts Voiget genannt wurde.970 Sein Amtsnachfolger und Sohn Heinrich Andreas Voges bezog dann aber seinen Sitz in Kahla.971

Abb. 35: Autograph des Schössers Rudolph.972

Abb. 36: Autograph des Schreiber und Amtsvogtes Henning Matthias Voges (1691–1713).973

966 967 968 969 970 971 972 973

ThStA Gotha, KKK XXIX r.38, unpag. ThStA Gotha, KKK XXIX.r 5, unpag. Ebenda. ThStA Gotha, KKK XXIX.r 20a. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 171 (1701/02). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 186 (1713/14). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 162, Bl 1r. Heilingen (wie Anm. 487), Nr. 111, fol. 8r.

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Georg Ehrenfried von Nauendorff (1698/99–1712) Aufgrund einer gedruckten Leichenpredigt ist man über biographische Details von Georg Ehrenfried von Nauendorff gut informiert.974 Am 26.2.1662 wurde er auf dem familieneigenen Rittergut in Nauendorf geboren und besuchte ab 1677 das Gymnasium in Gera. 1681 bis 1688 schlossen sich Universitätsbesuche in Helmstedt, Leipzig und Orléans an. 1688 diente er als Leutnant im Krieg gegen Frankreich. Am 23.7.1691 heiratete er Dorothea Christiane Elisabeth von Hünefeld auf Altenberga. Seine erste Anstellung im fürstlichen Dienst war die als Amtshauptmann der Ämter Leuchtenburg und Orlamünde am 1.12.1698 im Alter von 36 Jahren. Die Gemeinderechnung von Heilingen verzeichnete diesbezüglich Ausgaben von zwei Groschen, da der Gemeindevorsteher ins Amt kam, daß wir den Herrn Ambts Hauptmann Vun Nauen dorff angelobet den 18. Aprill 1699.975 Als Amtshauptmann diente er bis 1712976 und erhielt dafür eine Besoldung von jährlich 300 Gulden, 50 Scheffel Hafer, 30 Klafter Holz, drei Fuder Heu, sowie das Recht auf Niedere Jagd und freie Wohnung auf der Leuchtenburg oder in Kahla.977 Ab Oktober 1699 war er zusätzlich Beisitzer beim Ernestinischen Hofgericht und übernahm 1726 die Stelle des Hofrichters.978 In einem Schreiben der fürstlichen Regierung vom 1.12.1698 wird die Aufgabenverteilung in der Amtsleitung zwischen Schösser und Hauptmann genau definiert: Wie es mit der Inspection und den Ambts Verrichtungen bey den Ämbtern Leuchtenburg und Orlamünde von dem Ambts Hauptmann und dem Schößer kunfftig zu halten. 1. Soll der Ambts Hauptmann die Oberinspection besagter Ämbter und deren Regalien, Rechten und Gerechtigkeiten führen und schuldig seyn [...]. 2. Inspecie soll Er unter seiner besorgung haben 1. der anvertrauten Ämbter Hohe Regalia und Gerechtigkeit 2. Policey- und Landes Nahrung sachen 3. vorfallende Militaria 4. steuer sachen, jedoch dass der Schößer die Einnahme behalte [...] 5. Cammer sachen 6. Commissiones die Ihm wegen den in dem Ambts Bezirck liegenden Adel und anderen Schriftsäßigen [...] ingleichen über den Rath zu Cahla und Orlamünda. 974 Familienforschung und Privatarchiv der Familie Neuendorf als direkte Nachfahren des Amthauptmanns; Leichenpredigt: Jesaias Friderich WEISSENBORN, In Namen Jesu! Die siegreiche Vollendung unserer Ritterschaft. Wurde zum Andencken des im Herrn entschlafenen Hoch-Wohlgebohrnen Herrn, Herrn Georg Ehrenfried von Nauendorff [...] in der Jenaischen Haupt-Kirche einer Volckreichen Versammlung fürgetragen, Jena 21.2.1734. 975 Heilingen (wie Anm. 487), Jahr 1699. 976 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 170 (1698/99) bis Nr. 183 (1711/12). 977 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 170 (1698/99) sowie ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1344, fol. 3r. 978 Siehe Anm. 974.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

4. Dem Schößer bleiben 1. Alle Gerichts- und Proceßsachen in civilibus und criminalibus sambt der Gerichts folge 2. Geistliche Untergerichtssachen 3. Gemeinde Rechnungen 4. die Aufsicht über den Ambtsschreiber und andere nachgeordnete Bediente 5. die Forst und was sonst dem Ambts Hauptmann nicht besonders aufgetragen.979

Es bestand die Prämisse, dass beide vertraulich miteinander communicirn.980 Die Endgültige Verlegung des Amtes Leuchtenburg von der Burg in die Stadt Kahla, ist auf das persönliche Engagement von Georg Ehrenfried von Nauendorff zurückzuführen. Er richtete an die Regierung auf Schloss Friedenstein entsprechende Anträge. In einem Schreiben vom 11.3.1699 an die fürstlichen Kammerräte heißt es: [...] durch erkauffung eines am Markte gelegenen und zur Gastung bestimt geweßenen Haußes sich eine bequeme gelegenheit ereignen dürffte, wie beygeschloßenes Memorial [...] zeuget, so überlasse meinem hochgeEhrtesten Herrn reiffliche Überlegung [...] anheim in wie weit solches thun und fürstl. gnädigste Herrschaft Interesse nützlich seyn möge [...]. Memorial 1. Das Mieths Hauß alhier wird [...] verkaufft vor 1100 fl welches geldt aber der verkäuffer bey der fürstl. Cammer gegen 5 pro Cent stehen lassen will, bittet sich an bey nichts mehr aus, als ihn, so ferne etwas vacant werden solte, zu bedencken weil er sonsten auch in diensten gestanden 2. Dieses Hauß Reparatur und einrichtung, als worein wohl 9 zimmer mit aller Gemächligkeit so darzu gehörig, gebracht werden können, kostet ohngefehr 800 fl doch ausgenommen die Bau Materialien alß welche gnädigste Herrschaft selbst hätten. [...] 7. Were solches gnädigste Herrschaft der Stadt und gemeinen wessen vielerley Respect halben nützlich und keines weges schädlich [...].981 Dieser Argumentation folgte die Regierung und Herzog Friedrich schrieb am 19.4.1700: Demnach wir resolviret und bewilliget dass der Ambts Hauptman von Nauendorff das so genante Rohrische Hauß zu Cahla erhandeln und zu einem bequeme Ambtshauß bauen und aptiren auch die Kosten darzu einesweils Vorschießen möge, und gemeinet sind [...] was die Rechnung künfftig aus machen wird, von Extra ordinar eingehenden Mitteln wieder zu

979 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1344, fol. 2r–3r. 980 Ebenda, fol. 3r. 981 Ebenda, fol. 5r–6v.

PORTRÄTS VON AMTMÄNNERN, SCHÖSSERN UND SCHREIBERN

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erstatten, Alß wird derhalber diese Versicherung ausgestellet und sind wie Bau-Kosten so genau als es seyn kan, einzurichten und zu menagiren. [...].982

In den Amtsrechnungen von 1701 bis 1703 wurden einmal 313 Gulden und weitere 111 Gulden für die Inneneinrichtung durch Tischler und Schmiede auf das neue Amtshaus in Kahla verbucht.983 Auf diese fürstliche Versicherung, die vorgestreckten Gelder tatsächlich wieder zu bekommen, musste von Nauendorff tatsächlich zurückgreifen. Acht Jahre später, im März 1708, bat er die Regierung, dass ihm die entstandenen Unkosten von mehreren tausend Gulden ersetzt werden mögen.984 Von Nauendorff starb am 19.1.1734 im Alter von 71 Jahren.

Abb. 37: Autograph von Georg Ehrenfried von Nauendorff.985

982 983 984 985

Ebenda, fol. 8r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 172 (1701/02), FRA, Nr. 173 (1702/03). ThStA Altenburg, Geheimes Archiv, Loc. 220, Nr. 3, fol. 1r–7v (1708). Ebenda, fol. 4v.

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ENTWICKLUNG DER SCHLÜSSELROLLEN IN DER AMTSVERWALTUNG

Abb. 38: Zeitgenössisches Porträt von Georg Ehrenfried von Nauendorff, Öl auf Leinwand, ohne Jahr, Kunstsammlung Gera.986 986 Inv.-Nr. GM 833, Maße: 70,0 x 51,5 cm.

5. Zusammenfassung

Im Zentrum dieser Untersuchung standen die Fragen nach der Wirkungsweise, den Aufgabenbereichen, den Untertanen, den Amtsträgern und der Entwicklung der Amtsburg des wettinischen Amtes Leuchtenburg im Zeitraum von 1479 bis 1705. Diesen zeitlichen Rahmen bestimmten zum einen die Einnahmen-Ausgabenrechnungen des Amtes als Primärquelle, die seit 1479 nahezu lückenlos vorhanden sind und erstmals systematisch ausgewertet wurden, und zum anderen die Leuchtenburg als Verwaltungssitz selber. Mit dem Zeitpunkt der Verlegung des Amtssitzes in die Stadt Kahla unter Beibehaltung des Namens „Amt Leuchtenburg“, schließen die Ausführungen dieser Arbeit. Die Analysen konzentrierten sich auf den inneren Kernbereich des Amtes Leuchtenburg mit circa 20 Dörfern, dem mit dem Amt Roda (bis 1528) und Orlamünde weitere Teilbereiche unter dem Oberbegriff „Amt Leuchtenburg“ angehörten. Aus dem Unteramt Orlamünde flossen aber durchgängig Beispiele in die Analyse ein. In einem ersten Teil, der sich den inneren und äußeren Strukturen widmete, wurden zunächst die Grundvoraussetzungen für das Verständnis der Rolle und des Funktionierens des Amtes Leuchtenburg innerhalb der wettinischen Landesverwaltung durch eine Bestandsaufnahme und Analyse der vorhandenen und geschaffenen Strukturen dieses Herrschaftsbereiches untersucht. Amtssitz, strategische Veste und demonstrativer Ausdruck der Macht der Landesherren war die Burganlage der Leuchtenburg auf dem 400 m hohen Muschelkalkberg. Zumindest bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts waren Burg und Amtssitz untrennbar miteinander verbunden. Diese zentrale Bedeutung büßte die Burg in den darauf folgenden Jahrzehnten, beschleunigt durch einen schweren Brand im Jahr 1658, zunehmend ein. Logistische und ökonomische Ansprüche standen der extremen Höhenlage diametral entgegen, was um 1700 zur Verlegung des Amtssitzes in die Stadt Kahla führte. Wichtigste wirtschaftliche Grundlage des Amtsterritoriums war das Holz, dessen Verkauf die wesentliche Haupteinnahmequelle des Amtes darstellte. Neben der Nutzholzgewinnung boten sich die Waldbestände auch zur Jagd an, weshalb als weitere Charakteristika des Amtes die über Landesgrenzen hin bekannten fürstlichen Jagdschlösser und -anlagen in Trockenborn/Wolfersdorf, Hummelshain und auf dem Rieseneck zu definieren sind. Zumindest bis zum Beginn der so genannten „Kleinen Eiszeit“ ab 1570 war der Weinbau ein weiterer wichtiger wirtschaftlicher Faktor des Amtes Leuchtenburg. Der anstehende Muschelkalkboden sorgte für ein besonderes Mikroklima

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ZUSAMMENFASSUNG

mit erhöhten Durchschnittstemperaturen, das sich günstig auf den Weinanbau auswirkte. Als Teilergebnis dieser Untersuchung zu Acker-, Wald-, Wein- und Wiesenflächen, sind die Zusammenstellung aller Flurnamen im Amt Leuchtenburg und der Versuch, diese zu lokalisieren, zu benennen. In einem weiteren Schritt wurden die Amtsdörfer und ihre Fronarbeiten betrachtet. Hierbei wurden mit den landwirtschaftlichen Fronen, Jagdfronen, Baufronen und Fronarbeiten direkt für das Schloss Leuchtenburg, vier unterschiedliche Tätigkeitsfelder der Fronarbeit herausgestellt, die sich an der Lage der Dörfer zu Jagdgebieten, Vorwerken, Schäfereien oder Schlossgebäuden orientierten. Besondere Aufmerksamkeit galt dem Burgdorf Seitenroda, das durch die Fronarbeit ausschließlich für die Amtsburg eine effiziente personelle Abdeckung der vielfältigen Aufgaben zur Bewirtschaftung der Leuchtenburg ermöglichte. Nach diesen Betrachtungen der äußeren Struktur schloss sich die Untersuchung der inneren Personal- sowie Einnahmen- und Ausgabenstruktur an. Im Vergleich mit anderen wettinischen Ämtern ist die Größe des Amtes Leuchtenburg anhand des circa 20 Personen umfassenden Amtspersonals im mittleren Durchschnittsbereich einzuordnen. Die Einnahmen- und Ausgabenstruktur vom späten 15. bis frühen 18. Jahrhundert war durch Kontinuität in ihrem Aufbau gekennzeichnet. Der Umfang und die Vielfältigkeit nahmen im Laufe des 16. Jahrhunderts zu. Verglichen mit anderen wettinischen Ämtern war das Amt Leuchtenburg, von seiner Ertragskraft her, ebenfalls im mittleren Durchschnittsbereich angesiedelt. Amtsrechnungen aus verschiedenen Jahrhunderten wurden bezüglich ihrer prozentualen Verteilung von Einnahmen und Ausgaben analysiert. Dabei konnte festgestellt werden, dass bei den Einnahmen in der Reihenfolge ihrer Gewichtung zuerst die Steuereinnahmen, dann die Einnahmen aus dem Verkauf von Getreide, gefolgt von dem Holzverkauf und letztendlich den Einnahmen durch Pachtgelder relevant waren. Im Bereich der Ausgaben konnten fünf Hauptgruppen herausgestellt werden, angefangen mit der größten Ausgabeposition der Lohnkosten des Amtspersonals, gefolgt von Kosten der Infrastruktur und des Gerichtswesens, den landwirtschaftlichen Ausgaben für die Bewirtschaftung der zugehörigen Äcker, Wiesen, Teiche und ähnlichem und letztendlich dem Ausgabenbereich für Reisetätigkeiten, Postverkehr und Gnadenerlässe. Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist ein Rückgang der landwirtschaftlichen Einnahmen und Verpachtungen zu beobachten, wo hingegen die Jagdwirtschaft und der Verkauf von Wild deutlich zunahmen. Anhand von konkreten Kostenbeispielen für Lohn, Baumaterial Naturalien, Tiere und Mobiliar aus dem gesamten Betrachtungszeitraum konnte eine Übersicht der jeweiligen Geldwerte erstellt werden.

ZUSAMMENFASSUNG

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Im zweiten Hauptteil der Arbeit wurde die konkrete Rolle des Amtes Leuchtenburg als unterste Herrschaftsebene innerhalb der wettinischen Landesverwaltung betrachtet. Dabei konnte festgehalten werden, dass trotz Landesteilungen, wechselnder Herrschaften und Regierungssitze das Amt als stabile Herrschaftseinheit Bestand hatte. Die Unteilbarkeit der Ämter machte diese zu Identitäts- und Kontinuitätspunkten für die Untertanen und damit zu einem Ausdruck und Garanten für die Stabilität der Herrschaftsordnung. Die Amtsburg entwickelte sich zum Symbol einer starken und unveränderlichen Herrschaft der Dynastie, und ihr Territorium war Messwert für Landeseinnahmen und somit den regionalen Ertrag für die zentrale wettinische Landesverwaltung. Anhand der Beispiele aus dem 15. bis 17. Jahrhundert für das Amt Leuchtenburg wurden sechs wesentliche Aufgaben und somit Herrschaftsmerkmale herausgearbeitet. An erster Stelle stand die Finanzverwaltung, gefolgt von der Sozialdisziplinierung und der Umsetzung von Recht und Ordnung als zweitem Punkt, der politischen und diplomatischen Aufgabe als drittem Punkt, der Entwicklung und Infrastruktur als viertem, der Rolle des Amtes als Arbeitgeber und Versorger als fünftem und dem Amt als militärische Herrschaftseinheit als sechstem und letztem Punkt. Für den Bereich der Finanzverwaltung, als Wesen jeder geregelten Verwaltung, wurden die einschneidenden Reformen ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts skizziert, die zu einer effizienten Finanzpolitik mit regelmäßiger Kontrolle und höchstmöglichem Ertrags- und Einsparpotenzial führten. Die Entwicklung einer zentralen Einnahmekasse, der festen Residenzbildung und einer neuen Personalpolitik mit ausgebildeten Beamten konnte am Beispiel des Amtes Leuchtenburg nachgezeichnet werden. Damit ließen sich auch für diese Region die Tendenz zur Fiskalisierung und die Herausbildung des frühneuzeitlichen Finanzstaates, der anders als im Mittelalter anstelle der Gerichtsbarkeit die Finanzverwaltung an die ranghöchste Stelle der Herrschaftsstruktur stellte, deutlich bestätigen. Der Besitz von Gerichtsrechten blieb dennoch weiterhin ein wesentlicher Aspekt von Herrschaft, wie am Beispiel des Amtes Leuchtenburg sehr detailliert aufgezeigt werden konnte. Prozessabläufe und die daran beteiligten Personen und Institutionen sowie konkrete Straffälle aus dem Bereich der niederen und höheren Gerichtsbarkeit wurden im Rahmen der ausschließlich finanziell orientierten Betrachtungsweise der Quellen genau wiedergegeben. Ziel war dabei, sich so nah wie möglich dem Lebensalltag der Amtsuntertanen und dem konkreten Funktionszusammenhang der Ausübung der Gerichtsbarkeit auf der Leuchtenburg, mit all seinen baulichen und technischen Anforderungen, anzunähern. Als neues Forschungsergebnis konnte anhand der Baurechnungen gezeigt werden, wie die Wehrtürme der Burganlage für Inhaftierungszwecke umgebaut und neu genutzt wurden.

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ZUSAMMENFASSUNG

Gerichtsfälle in unmittelbarem Zusammenhang mit der Reformation und dem Auftreten der Wiedertäufer sowie mit dem Dreißigjährigen Krieges wurden gesondert betrachtet. Für den Aufgabenbereich der Politik und Verhandlungen wurden die Einnahmen-Ausgabenrechnungen unter dem Punkt Zcerunge und Nachreyse, die Verpflegungs- und Reisekosten von Amtmann und Schösser mit einer kurzen inhaltlichen Begründung notieren, analysiert. Die erhaltenen Gemeinderechnungen des Dorfes Heilingen im Unteramt Orlamünde ermöglichten zudem eine exemplarische Betrachtung des politischen Einflusses auf ein Amtsdorf. Urkunden und Lehenbriefe, in denen die Amtspersonen handelnd oder vermittelnd auftraten, sowie die Ernestinischen Landtagsakten, bildeten weitere Grundlagen in der Untersuchung. Die vorwiegend land- und forstwirtschaftliche Prägung des Amtes, seine nur durchschnittliche finanzielle Wirtschaftskraft und seine geografischen Lage mit gewissem Abstand von wirtschaftlichen oder politische bedeutenden Zentren, ließen das Amt Leuchtenburg hinsichtlich seiner politischen Bedeutung und Einflussnahme gegenüber anderen Ämtern, wie beispielsweise Altenburg, Weimar oder Coburg, zurücktreten. Im Bezug auf die regionale politische Arbeit der Amtspersonen mit ihren direkten Untertanen war das Amt Leuchtenburg jedoch gleichwertig mit anderen Ämtern, und erfüllte seinen wichtigen Beitrag zur landesherrlichen Herrschaftsumsetzung. Zum Bereich der Entwicklung und Infrastruktur zählte die Bestandsbewahrung und -pflege des anvertrauten Amtsterritoriums. Unter der Maßgabe der Ertragsvermehrung kam es besonders in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu vielen forstwirtschaftlichen Flächenzukäufen des Amtes von Privatpersonen. Der Erhalt aller Amtsgebäude, Straßen und Brücken lag ebenfalls im Aufgabenbereich des Amtes. Besonderes Augenmerk galt in der vorliegenden Arbeit den Bemühungen einer Rekonstruktion des Erhalts der Leuchtenburg vom ausgehenden 15. bis frühen 18. Jahrhunderts, da die Quellen der Einnahmen-Ausgabenrechnungen jede Bauaktivität nachzeichnen. Anhand von Inventarlisten wurde zusätzlich versucht, eine räumliche Zuordnung der einzelnen Zimmer und Gebäude auf der Burganlage sowie deren Ausstattung zu ermitteln. Im Ergebnis wurde ersichtlich, dass der Amtssitz auf der Leuchtenburg durchweg schlicht und funktional gehalten war. Gegenstände zur Zierde oder Bilder an den Wänden fehlten durchweg. Dagegen fallen Mobiliarbeschreibungen wie gering, bös, alt, zerbrochen oder taugt gar nichts auf. Ein Vergleich mit den Inventarlisten des repräsentativen Schlosses Wolfersdorf sowie des Rittergutes der benachbarten Herrschaft Altenberga konnte diese Feststellungen zur spartanischen Einrichtung auf der Leuchtenburg unterstreichen. Innerhalb der wettinischen Landesverwaltung waren die Ämter in ihren jeweiligen Bereichen mit der Verteidigung des Landes betraut. Der Vogt/Amtmann war stellvertretend für den Landesherrn im Zuständigkeitsgebiet seines Amtes der oberste Militärführer und somit einerseits für die Mobilisierung der Untertanen im Kriegsfall und andererseits für die wehrhafte Ausstattung der

ZUSAMMENFASSUNG

197

Amtsburg verantwortlich. Das Amt hatte in diesem militärischen Bereich außerdem die Aufgabe, durchziehenden landesherrlichen bzw. verbündeten Truppen Quartier zu gewähren, weshalb es vor allem im Dreißigjährigen Krieg zu erheblichen Belastungen kam, wie anhand von umfangreichem Schriftverkehr aus dieser Zeit gezeigt werden konnte. Bittschreiben und Gnadenersuche geben ein genaues Alltagsbild der Untertanen im Dreißigjährigen Krieg wieder. Für den Bereich der Versorgung und sozialen Verantwortung wurden anhand der Amtsrechnungen Steuererlässe aufgrund von Bränden, Unwettern und Kriegseinwirkungen oder die Übernahme von Arztkosten bei Verletzungen im Rahmen der Fronarbeit untersucht. Auch für die Vorsorgepflicht gegenüber Waisenkindern und für eine konstante Armenfürsorge konnten Beispiele aufgezeigt werden. Der dritte und letzte Hauptteil dieser Arbeit widmete sich der Prosopographie der obersten Amtsträger vom ausgehenden 15. bis frühen 18. Jahrhundert. Dabei wurde der Differenzierungsprozess vom allein verwaltenden Vogt, der militärisch-polizeiliche, finanzwirtschaftliche und jurisdiktive Amtsaufgaben in seiner Person bündelte, hin zum Modell der effektiveren Aufgabenverteilung zwischen Amtmann, Schösser und Schreiber am Beispiel des Amtes Leuchtenburg nachgezeichnet. Es standen vor allem die Entwicklung des Amtes und der Funktion des bürgerlichen Schössers und dessen zunehmende Professionalisierung für Tätigkeitsfelder, die zuvor dem adeligen Vogt vorbehalten waren, im Vordergrund. In einer Übersicht wurden Namenslisten von Amtmännern, Schössern und Schreibern von 1479 bis 1705 zusammengestellt, die bisherige Einzelstudien aktualisieren. In einem zweiten Teil wurden anhand von Notizen aus den Amtsrechnungen sowie des weiteren Schriftverkehrs oder erhaltener Urkunden Porträts ausgewählter Amtmänner, Schösser und Schreiber rekonstruiert. Durch beigestellte Autographen und Petschaftabdrücke bekamen diese Porträts eine persönliche Note. Vor allem im 17. Jahrhundert ist es auffällig, dass der Posten eines Schössers auf dem Amt Leuchtenburg, der mit logistischen Beschwerlichkeiten (Höhenlage) und wirtschaftlichem Risiko verbunden war, von vielen Amtsträgern nur als Sprungbrett auf der Karriereleiter betrachtet wurde. Die Verlegung des Amtssitzes nach Kahla war daher die zwingende Konsequenz, um mit anderen Verwaltungsterritorien Schritt zu halten. Der beschwerliche Aufstieg zur Burg und die extremeren Wetterbedingungen, die einen ständigen Reparaturbedarf durch Sturmschäden forderten und zu schweren Bränden durch Blitzeinschläge (besonders gravierend im Jahr 1658) führten, ließen seit dem frühen 17. Jahrhundert wiederholt die Forderung nach einer Umverlegung in die Stadt Kahla aufkommen.

198

ZUSAMMENFASSUNG

Mit dem intensiven Bestreben des Amtmannes Georg Ehrenfried von Nauendorff, das Amt Leuchtenburg endgültig nach Kahla zu verlegen und seinem persönliches Engagement für den Kauf eines entsprechenden Gebäudes, den er selbst vorfinanzierte, endet die hier vorgelegte Untersuchung des Amtes Leuchtenburg. Das Amt bestand unter dem gleichen Namen noch bis ins 19. Jahrhundert fort und hat bis heute seine Spuren in der Verwaltungslandschaft hinterlassen. Da im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit aber die Amtsburg selber stand, flossen diese weiteren Entwicklungen nicht mehr ein. Innerhalb des nunmehr fast 800jährigen Bestehens der Leuchtenburg, prägte die Zeit als strategische Veste, Machtsymbol und Amtsburg die Geschichte der Burg seit ihrer Erbauung um 1221 bis zum Jahr 1705 für knapp 500 Jahre. Die extreme Höhenlage der Burg, die sie nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges für ihre Funktion als Amtszentrum zunehmend ungeeignet werden ließ, machte man sich in der Folgezeit zu Nutze, indem man auf der Burg bis 1871 ein landesherrliches Zuchthaus mit Irrenanstalt und Armenhaus einrichtete. Auf diese Weise blieb die Burg nach ihrer kontinuierlichen Nutzung seit ihrer Ersterwähnung im Jahr 1221, bis zu dem Zeitpunkt erhalten, zu dem historisch Interessierte sie als Denkmal zu bewahren begannen und damit den Fortbestand der Anlage bis heute sicherten.

Anhang

Anhang 1, Tabelle 7: Übersicht der Amtsdörfer des Amtes Leuchtenburg mit Personenzahl (Jahre 1457,987 1577,988 1624,989 1658990 und 1671,991), Fron- und Zinsleistungen. Dorf

Haushalte Männer/Witwen 1457–1671

Fronarbeit992

Bibra994

1457: 12 1577: 13 1624: 18 1658: 17 1671: 17 1457: 6 1577: 3 1624: 3 1658: 3 1671: keine Angabe

Pferde- und Handfröner zu Baufuhren auf die Amtshäuser und zur Jagd

nur Steuerzahlungen, Fronarbeiten für das Rittergut Altenberga

24 gr

1457: 12 1577: 15 1624: 16 1658: 9 1671: 18

Pferde- und Handfröner zur Bausteuer; Heu und Getreide in die Schäferei und das Vorwerk führen; „Scheitholz“ auf das Haus Leuchtenburg; 3 Tage Haferernte; 1 Tag Schafschur

2 Schock (ß) 32 gr

Greuda

Großpürschütz

Erbzinsleistungen Michaelis 1527/28993 31 Groschen (gr) 1 Heller (h)

987 Erb- und Kopialbuch des Amtes Leuchtenburg 1457, ThStA Altenburg, A.G. Kahla, Cl. XI. Ca. Nr. 1, siehe auch TRÄGER, Leuchtenburg (wie Anm. 4), S. 51ff. 988 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78). 989 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 102 (1624/25). 990 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, Verzeichnis deren beeden Fürstlichen Sächs. Ämbtern Leuchtenburg und Orlamünda eigenthümbliche Güther, 1658. 991 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 145 (1671/72). 992 Zu den Fronarbeiten siehe ThStA Altenburg, KAK, Nr. 54 (Zinsregister des Amtes Leuchtenburg 1575) und KAK, Nr. 1 (1658). 993 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 5 (1527/28). 994 Der Ort Bibra war zwischen den Ämtern Leuchtenburg und Orlamünde geteilt: [...] die Nachbarn in der untern Seite gehören dem Ampte Orlamünde, die obern Seiten aber ins Ampt Leuchtenburg [...], ThStA Altenburg, KAK, Nr. 54, Zinsregister 1575.

200

ANHANG

Dorf

Haushalte Männer/Witwen 1457–1671

Fronarbeit

Erbzinsleistungen Michaelis 1527/28

Hummelshain

1457: 15 1577: 19 1624: 29 1658: 19 1671: 30

Jagdfrone in Trockenborn und Wolfersdorf

50 gr 7 Pfennige (pf) 1h

Jägersdorf

1457: 8 1577: 10 1624: 20 1658: 20 1671: 20

Pferde- und Handfröner zum Ackerbau; Jagdzeug bei der Jagd führen; Scheitholz auf das Haus Leuchtenburg, 3 Tage Haferernte; 1 Tag Schafschur

Kleinpürschütz [Vorwerk und Schäferei]

1457: 4 1577: 6 1624: 9 1658: 9 1671: 12

Wolfsjagd; Frone in der Schäferei (Heu wenden und einführen; Stroh in der Scheune ausräumen); „Scheitholz“ ins Vorwerk

2 ß 4 gr

Lindig

1457: 18 1577: 20 1624: 21 1658: 20 1671: 27

Pferde- und Handfröhner zur Bausteuer; „Scheitholz“ als Bauholz für die Leuchtenburg ins Vorwerk Seitenroda führen; Jagdfrone; bei Getreideernte 3 Tage mit der Sichel schneiden; 1 Tag Haferernte; 1 Tag Schafschur

1 ß 15 gr

Löbschütz [Schäferei]

1457: 13 1577: 18 1624: 21 1658: 15 1671: 18

Handfröner zur Baustelle; Flachs und Hanf von der Leuchtenburg zur Saale führen und dort auswaschen; Heu in den Schafstall Löbschütz einführen; Schafschur

1 ß 21 gr 3 pf

Magersdorf

1457: 8 1577: 12 1624: 11 1658: 13 1671: 14

Pferdefuhren zur Bausteuer und zum Ackerbau; Heu nach Kleinpüschütz fahren, Getreidefuhren in beide Vorwerke; Wolfsjagd und Schweinehatz; 1 Tag Haferernte; 1 Tag Schafschur

55 gr 3 pf

Oberbodnitz

1457: 15 1577: 16 1624: 18 1658: 19 1671: 21

Anspanner pflügen jährlich 8 Tage im Ackerbau; Heufuhren in die Schäferei Kleinpürschütz; Getreideernte und -einfuhr in beide Vorwerke; Scheitholz für die Leuchtenburg; Handfröner auf die Schweineund Wolfsjagd; Anspanner führen Jagdzeug

1 ß 58 gr 3 pf

201

ANHANG Dorf

Haushalte Männer/Witwen 1457–1671

Fronarbeit

Obergneus

1457: 8 1577: 14 1624: 14 1658: 12 1671: 17

Ölknitz

1457: 27 1577: 38 1624: 36 1658: 17 1671: 30

Schmölln

1457: 5 1577: 11 1624: 11 1658: 9 1671: 12 1457: keine Angabe 1577: 11 1624: 23 1658: 21 1671: 21

die Äcker pflügen; Schafschur; Haferernte; Scheitholz auf die Leuchtenburg; 1 Fronwagen zur Bausteuer stellen; Heuernte von der Wiese im Rothenhof nach Wolfersdorf; Anspännerfuhren bei der Jagd in der Heide 8 Tage Ackerbau für das Vorwerk Kleinpürschütz, Heufuhren zur Schäferei, 1 Tag Schafschur; Getreideeinfuhr ins Vorwerk; 3 Tage Haferernte; „Scheitholz“ auf die Leuchtenburg, Baufrone; Jagdzeug führen 3 Tage zur Leuchtenburg gehörigen Krautgarten oder Weinberg arbeiten; Wolfsjagd

Seitenbrück [Schäferei bis ca. 1500] Seitenroda

Trockenborn und Wolfersdorf Unterbodnitz

1457: keine Angabe 1577: 22 1624: 28 1658: 26 1671: 29 1457: 29 1577: 19 1624: 26 1658: 25 1671: 30 1457: 13 1577: 15 1624: 18 1658: 20 1671: 21

995 Siehe Anm. 30.

Küchenholz für die fürstlichen Jagdhäuser hauen und zuführen (Ist dicz dorff vor der Zeitt nuhr eine Scheferei gewesen, 1575995); 1662: Bewachung der Gefangenen und direkte Dienste für die Leuchtenburg, ähnlich Seitenroda, erwähnt Fronarbeiten ausschließlich für das Haus Leuchtenburg und die umliegenden Gärten und Weinberge; Reinigungsarbeiten am Schloß; Bewachung der Gefangenen Jagdfrone

Pferde- und Handfröner zur Bausteuer; 8 Tage Ackerbau für das Vorwerk Kleinpürschütz; Heufuhren zur Schäferei; 1 Tag Schafschur; Getreideeinfuhr in beide Vorwerke „Scheitholz“ auf die Leuchtenburg; Jagdzeug führen

Erbzinsleistungen Michaelis 1527/28

48 gr

30 gr 6 pf

46 gr

3 ß 31 gr pf 1 h

3

Trockeborn: 1 ß 23 pf Wolfersdorf: 1 ß 6 pf 1 ß 52 gr 6 pf 1 h

202

ANHANG

Dorf

Haushalte Männer/Witwen 1457–1671

Fronarbeit

Erbzinsleistungen Michaelis 1527/28

Untergneus

1457: 11 1577: 19 1624: 14 1658: 14 1671: 25

Bau- und Jagdfrone; Schafschur in Kleinpürschütz; Heuernte im Rothenhofe

28 gr 3 pf

Anhang 2:

Abb. 39: Dorfverzeichnis des Amtes Leuchtenburg 1576/77. ThStA Altenburg, Finanzrechnungsarchiv Abt. 13, XI. Nr. 53, unpag.

203

ANHANG

Anhang 3, Tabelle 8: Wiesenflächen des Amtes Leuchtenburg und Orlamünde. Das Jahr der Ersterwähnung in den Quellen hat keine Relevanz für den tatsächlichen Wiesenbestand des Amtes Leuchtenburg in früherer Zeit. Flurname

Flur

Größe in Acker996

Ersterwähnung

4 ½ Acker, 40 Ruten (1577) ½ Acker, 40 Ruten (1577) ½ Acker (1658) 2 ½ Acker (1577)

1577

Closterberg (Wie- Seitenroda senwachs unterm)

1 Flecklein

1670

der andere Teil obern Bache

Hummelhain

3 Acker, 38 1577 Ruten (1577)

der große Teich

Leubengrund

4 Acker, 35 Ruten (1577)

Apostelswiese Bornwiese

Kleinpürschütz

Clemenswiese

Leubengrund

Garten Forwergk Seitenroda

1485

Ertrag

Bemerkung

1 Fuder- Nutzung Vorwerk lein 1573 Kleinpürschütz

1577 gebraucht der Amtsschreiber

1577

1577

1 Fuder (1573)

gebraucht der Schösser

Garten Hummelshain

Hummelshain

4 ½ Acker, 50 Ruten (1577)

1577

Garten Kleinpürschütz

Kleinpürschütz

5 Acker, 50 Ruten (1577) ½ Acker, 12 Ruten (1577)

1577

1 Fuder (1573)

gebraucht der Hofmeister

1537

1 Fuder (1573)

Nutzung durch Vorwerk Seitenroda, Wiesenwachs ist dem Hofmeister beider Forwergke in seinem Schiedt gelassen.998

Gebind Seitenroda (Flecklein uff der) 997

gebraucht Forstmeister und Forstknecht

996 1 Acker sind 200 Ruthen, 1 Ruthe = 9 Ellen (16. Jh.). 1 Acker sind ca. 0,6 ha. 997 Heute: Die Gebind, heute landwirtschaftliche Nutzfläche am südwestlichen Dorfrand, Flur 1, Gemarkung Seitenroda. 998 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78).

204

ANHANG

Flurname

Flur

Größe in Acker

Ersterwähnung

Ertrag

Bemerkung

Hain (der) 999 Hahn (der) (die han hinder dem kalgoffen, 1457)

Seitenroda

3 ½ Acker, 48 Ruten (1577)

1457

1 Fuder (1573)

Nutzung durch Vorwerk Seitenroda, Wiesenwachs ist dem Hofmeister beider Forwergke in seinem Schiedt gelassen.1000

Helle (die), Hellwiesen1001

Seitenroda

4 Acker, 45 1537 Ruten (1577)

1 Fuder (1573)

Nutzung durch Vorwerk Seitenroda, Wiesenwachs ist dem Hofmeister beider Forwergke in seinem Schiedt gelassen..1002

Hofwiese Krautgarten

Nasch28 Acker hausen/ (1485) Orlamünde Seitenroda

Kurbelwiese /Kübelwiese

Hummelshain

2 ½ Acker, 12 Ruten (1577)

1577

Langewiese

Hummelshain

1577

Mühlwiese (Möhlwiese/Schäferwiese)

Jägersdorf

Nasse (das)

Oberbodnitz

3 ½ Acker, 16 Ruten (1577) 7 Acker (1485) 10 Acker, 12 Ruten (1577) 14 Acker (1577)

Oberstück ufm Lehen

Leubengrund

23 Acker, 47 Ruten (1577)

1577

1485 1577

dort auch fürstl. Heuschupfe 1 Fuder (1573)

1485

12 Fuder (1554)

1577

2 Fuder (1573)

gebraucht der Schösser

teils mit Holz bewachsen, ist mehrenteils sumpficht

999 Heute: Der Hahn, Die Hahn-Felder, Der Hahn-Garten, Wald-, Acker- und Wiesenstücke im Zentrum und Norden der Flur Seitenroda, Flur 1 und 4, Gemarkung Seitenroda. 1000 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78). 1001 Die Helle ist heute kein gebräuchlicher Flurname mehr. Wahrscheinlich ist der heutige „Höllgrund“ oder „Die Höllhügel in der Flur 2 der Gemarkung Seitenbrück südöstlich von Seitenroda gemeint. 1002 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78).

205

ANHANG Flurname

Flur

Größe in Acker

Ersterwähnung

Ertrag

Ölwiese

Kahla

1485

47 Fuder (1551)

Palcz (Pfalz) Rieseneck

Hummelshain

18 Acker (1485) 19 Acker, 45 Ruten (1577) 10 ½ Acker, 15 Ruten (1577)

1552/1577

3 Fuder (1573)

1552/53 von Peter Greitzscher aus Kleineudersdorff für 6 Schock erkauft und eine Salzlecke darauf errichtet.1003

Parnitzwiese (Parichswiese)

Kahla

4 Acker 1485 (1485) 6 Acker, 5 Ruten (1577)

9 Fuder (1554)

wird für die Esel auf der Leuchtenburg gebraucht (1577)

Pferrichtwiese beim Brunn (Pfarrwiese)

nicht lokalisiert

1 Acker, 50 1577 Ruten (1577)

Pulzschenau / Putczschmeir

Oberbodnitz (?)

1 Acker, 30 Ruten (1577)

Pusterswiesen (Posterswiesen)

nicht lokalisiert

Rinnwiese (Rynnhe)

Kleinpürschütz

1 Acker, 11 1537 Ruten (1577)

Rothenhof

Trockenborn

8 Acker, 9 1486 Ruten (1577)

Rückwiesen /Rinkwiese

Orlamünde 6 ½ Acker (1577)

1485 (vier Wiesen in Orlamünde ohne weitere Bezeichnung) Name ab 1534

Schirmers Wiese (Schierswiese / Schirnßwiesen 1658)

Hummelshain

1577

diesen Wiesenwachs hat der Schäfer in seinem Schiedt zu gebrauchen

1573 1537

2 ½ Acker, 50 Ruten (1577)

Bemerkung

1003 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 31 (1552/53).

5 Fuder (1554)

3 Fuder (1573)

gebraucht der Bettmeister zur Fröhlichen Wiederkunft

8 Fuder (1551)

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

206

ANHANG

Flurname

Flur

Größe in Acker

Ersterwähnung

Thomas Jegers Wiese (im Würzbach)

Hummelshain

½ Acker, 39 Ruten (1577)

1577

Weide zu Orlamünde

Orlamünde 13 Acker (1577)

1485 (vier Wiesen in Orlamünde ohne weitere Bezeichnung), Name ab 1551

31 Fuder (1554)

Weidicht (das)

Großpürschütz

1577

2 Fuder (1573)

Werth (das)

Nasch12 Acker, hausen/ 76 Ruten Orlamünde (1577)

1485 (vier 5 Fuder Wiesen in (1573) Orlamünde ohne weitere Bezeichnung), Name ab 1533

Wiese neben der alten Saal

Orlamünde 11 ½ Acker

1485 (vier Wiesen in Orlamünde ohne weitere Bezeichnung), Name ab 1551

21 Fuder Nutzung Vorwerk (1554) Kleinpürschütz

Wiese zu Burschitz

Kleinpürschütz

1485

12 Fuder (1551)

Wiesen

Geunitz

1668/69

5 ½ Acker, 9 Ruten (1577) 3 7/8 Acker (1658)

1004 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 142 (1668-69).

Ertrag

Bemerkung

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

die Wiesen zu Geunitz sind nebst den Ackern undt Weinbergen sechs Bauern doselbst vor 560 fl vererbt worden1004

207

ANHANG Flurname

Flur

Größe in Acker

Ersterwähnung

Ertrag

Wurzbach (Wiese im)

Hummelshain

8 Acker, 11 Ruten (1577)

1577

17 Fuder Würzbach, Pfalz u. Langewiese (1573)

2 ½ Acker (1577)

1577

zween kleine Tei- Leubenche (Wiese bei) grund

Bemerkung

Anhang 4, Tabelle 9: Ackerflächen des Amtes Leuchtenburg. Das Jahr der Ersterwähnung in den Quellen hat keine Relevanz für den tatsächlichen Ackerbestand des Amtes Leuchtenburg in früherer Zeit. Flurname

Flur

Größe in Acker

ErsterBemerkung wähnung

Acker im Leubengrund

Leubengrund

7 Acker 40 Ruten

1577

das unter Stück über dem Teiche ist Hackefeldt1005

Acker hinter der Schäferei

Kleinpürschütz

13 Acker (1557)

1557

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

Brandtbergk (Braunndebergk)

Kleinpürschütz/ Jägersdorf (?)

18 Acker (1557) 16 Acker 5 Ruten (1574)

1557

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

die drey eckere

Seitenroda

1542

Nutzung Vorwerk Seitenroda, 1542 mit Gerste angesäat.1006

die sieben eckere

Kleinpürschütz

1573

Dohlenstein (Acker ufm)

Seitenroda

3 Acker

1670

Gebinde (die)

Seitenroda

1542 / 4 Acker (1557) 4,5 Acker, 2 Ruten (1574)

14571007

1005 ThStA Altenburg, FRA Nr. 54 (1577/78). 1006 ThStA Altenburg, FRA Nr. 21 (1542/43). 1007 ThStA Altenburg, AG Kahla, Nr. 1, fol. 82r.

Nutzung Vorwerk Seitenroda

208

ANHANG

Flurname

Flur

Größe in Acker

ErsterBemerkung wähnung

Gehren1008

Seitenroda

1 Acker (1557)

1557

Nutzung Vorwerk Seitenroda

Gebind (die)

Kleinpürschütz?/ 13 Acker Seitenroda ? (1557) 16 Acker, 65 Ruten (1574)

1542

Goldgrube1010

Seitenroda

8 Acker (1557) 7,5 Acker, 2 Ruten (1574)

1485

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz, 1542: 291 Fuder Mist aus dem Forwerg Seitenroda und Burschitz in die Gepind und Sebitz eingebracht – Gerstenfeld.1009 Nutzung Vorwerk Seitenroda, 1542: 5 Scheffel Weizen und 2 Scheffel Roggen ausgesäat.1011

Hausleitt (die große)1012

Seitenroda

1542 / 8 (1557) 7,5 Acker 2 Ruten (1574)

14571013

Nutzung Vorwerk Seitenroda; 1542 über den Sommer Gerste angebaut; 86 Fuder Mist aus dem Vorweg Seitenroda eingebracht. 1014

Hausleitt (die kleine) Seitenroda

1 Acker (1557)

1557

Nutzung Vorwerk Seitenroda, 1542: 3 Tage lang haben Pferdefroner aus Kesslar Mist aus dem Schloßhof auf die Hausleit gebracht .1015

Hayn (der Hain) und Stein

5 (1557) 6 Acker, 14 Ruten (1574)

1542

Nutzung Vorwerk Seitenroda

Seitenroda

1008 Heute: Der Giehren, dreieckiges Landstück nördlich der Leuchtenburg, Gemarkung Seitenroda, Flur 4. 1009 ThStA Altenburg, FRA Nr. 21 (1542/43). 1010 Heute: Die Goldgrube, landwirtschaftliche Nutzfläche am südwestlichen Ende der Gemarkung Seitenroda, Flur 1, östlich von Die Prießnitz. 1011 ThStA Altenburg, FRA Nr. 21 (1542/43). 1012 Heute: Die Haus-Laide, landwirtschaftliche Nutzfläche am Nordhang des Leuchtenberges, Flur 1, Gemarkung Seitenroda. 1013 ThStA Altenburg, AG Kahla, Nr. 1, fol. 82r. 1014 ThStA Altenburg, FRA Nr. 21 (1542/43). 1015 Ebenda.

209

ANHANG Flurname

Flur

Größe in Acker

ErsterBemerkung wähnung

Hinterberg (der)

?

?

1658

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

hinter dem Dorfe (die Großpürschütz fünf Ecker hinterm Zimmer)

5 Acker (1577)

1557

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

Krautgarten

Seitenroda

1,5 Acker

14571016

Nutzung Vorwerk Seitenroda

Leinengrube1017

Seitenroda

2 Acker (1557) 1,5 Acker, 54 Ruten (1574)

14571018

Nutzung Vorwerk Seitenroda, Zusatzbezeichnung unter dem Hopfberg (1670)

Leuchtenburg und Hackspan

Seitenroda

5 Acker

1670

umgerodete Weinberge

24 Acker (1557) 28 Acker, 51 Ruten (1574)

1542

Nutzung Vorwerk Seitenroda, 1542 Gerste ausgebracht

14571021

Nutzung Vorwerk Seitenroda

1489

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

Prisnitz/Peisnitz1019 Seitenroda

Queckenberg1020 (den acker med dan holcze an dem qweckenberge, 1457)

Seitenroda

Sahlbergk (der)

Kleinpürschütz

Salczbergk

Kleinpürschütz

Sandberg

?

7 Acker (1557) 9 Acker, 43 Ruten (1574) 6 Acker (1658)

1573 ?

1658

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

1016 ThStA Altenburg, AG Kahla, Nr. 1, fol. 82r. 1017 Heute: Die Lehmgrube, östlich des Dorfes, auch Leinengrube genannt, Flur 2, Gemarkung Seitenroda. 1018 ThStA Altenburg, AG Kahla, Nr. 1, fol. 82r. 1019 Heute: Die Prießnitz, landwirtschaftliche Nutzfläche am südwestlichen Ende der Gemarkung Seitenroda, Flur 1. 1020 Heute: Der Queckenberg, Waldfläche nördlich des Dorfes mit Grünland- und Ackerfläche, Flur 1, 3 und 4, Gemarkung Seitenroda . 1021 ThStA Altenburg, AG Kahla, Nr. 1, fol. 82r.

210

ANHANG

Flurname

Flur

Größe in Acker

ErsterBemerkung wähnung

Schallersacker1022

Seitenroda

1557

Schloßberg

Kleinpürschütz

Sebitz (die) / Säbiczs (uf dem Sauwitz, 1658)

Kleinpürschütz

7 Acker (1557) 8 Acker, 12,5 Ruten (1574) 24 Acker (1557) 27,5 Acker, 4 Ruten (1574) 15 Acker (1658) 16 Acker (1557) 17 Acker, 38 Ruten (1574) 9 Acker (1658)

Steinbruch

Seitenroda?

uff der Höhe1024

1542

Nutzung Vorwerk Seitenroda, 1574 mit Stoppelweizen Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

1542

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz, 1542: 291 Fuder Mist aus dem Forwerg Seitenroda und Burschitz in die Gepind und Sebitz eingebracht Gerstenfeld1023

3 Acker, 59 Ruten (1574)

1574

Nutzung Vorwerk Seitenroda

Seitenroda

4 Acker (1557) 3,5 Acker ,60 Ruten (1574)

1557

Nutzung Vorwerk Seitenroda 1574 mit Roggenstoppeln

uff der Leinengrube

?

?

1658

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

uff der Lotzschen

?

7 Acker (1658)

1658

Nutzung Vorwerk Kleinpürschütz

Zwiebelgarten

Seitenroda

1 Acker (1557)

1557

Nutzung Vorwerk Seitenroda

1022 Heute: Die Schellers-Äcker, landwirtschaftliche Nutzfläche südöstlich in der Gemarkung Seitenroda, Flur 2. 1023 ThStA Altenburg, FRA Nr. 21 (1542/43). 1024 Heute: „Die Höhen“, landwirtschaftliche Nutzfläche östlich der Dorflage Seitenroda, Flur 2 und 3.

211

ANHANG

Anhang 5, Tabelle 10: Waldbestände des Amtes Leuchtenburg. Flurname

Flur

Abtei

Hummelshain / Trockenborn Trockenborn

Ersterwähnung

Bemerkung

1543 1457

bei dem Qeichselhäußel oder die langen Kühnbäume genannt, liegt am Neustedter Wege.1025 grenzt an Jahn Puster, Kynbeumhe

Ambsterthal mit dem großen und kleinen Teichthal / Amsterthal

1457

grenzt bis gegen Unterbodnitz

Badeholz / Holz an der Badelei, Bade Leite (1633) Bernstein / Gebrenstein (Zum) Blanckenholz / Planckenholz

1457

Friedrich von Conderstadt gewesen

Affterbuch

Blauer Hahn Bornthal oder Tannenborn Brandtbergk

Größe in Acker 184 Acker (1670) 90 1/4 Acker (1824)

1457 Trockenborn Hummelshain?

62 3/8 Acker (1824)

1457

Kynbeumhe

1670 1624

Jägersdorf

1624

Brunnengebeiß / Brehmengebeiß/ Brennengebisse

Lindig / Seitenroda?

1457

Buchholz

Seitenroda

1528/29

Emißenthal / Emmissenthal

Ameisental in Trockenborn?

1543

1025 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 (1669/70). 1026 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 102 (1624/25).

grenzt an S. Margarethenholz zum Lintich und hernach bis an die kleine Saale (am kleinen See); 1656: vom Brehmengebiß will niemand wissen, weil aber daßselbige an der Lünticher Höltzer stoßen soll, undt ein Schmitzerlein an der Gelengen ist, so von Schwartzen Heintzen nach Sejdenroda, muss es daßselbe vielleicht sein.1026 Fichten und Kynbäume

212

ANHANG

Flurname

Flur

Größe in Acker

Ersterwähnung

Bemerkung

Flutborn (Holz beim), beim weißen Keller Fuchsborn, Holz zum Fuchsgrund (Forhsborn) im Revier Wolfersdorf Geigersbergk Geiersberg (Geiersberg)? im Revier Fröhliche Wiederkunft erwähnt Geuhne / Gruhna (in der)

1624

1670 (1605)

Glasthal

Wolfersdorf

1543

Geuhne / Grüna (Grünau)

Revier Wolfersdorf

1548

GräfenBrunn / Grafenborn

Hummelshain

1457

grenzt zwischen das Rades zu Cala

Gruhna (Holz in der)

Wolfersdorf

1624

1617 für 250 fl von Barthel Molzers zur Neustadt gekauft1028

1624

von Wolff Freundts Erben zu Neustadt 1611 erkauft1029 1618 von Christoff Höfern zur Neustadt erkauft1030

1457

1624

13 Acker (1624)

Gruhna (Holz in der) Gruhna (Vierding Holz)

?

Hahnekampf

Trockenborn im Revier Fröhliche Wiederkunft erwähnt Hummelhain

1457

Hummelshain

1543

Hainthal

Hans Teufeln erkauft (Holz von)

Harte Stein (der)

1027 1028 1029 1030 1031

ca. 20 Acker (1624)

1618

zwei Stück Holz von David Zeise zu Neustadt uf Befehl erkauft1027

Kynbeumhe

1670

1571

Ebenda. Ebenda. Ebenda. Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 54 (1577/78).

7. Juli 1571 auf fürstl. Befehl für 9 ß 27 gr bezahlt1031 (Hans Teufel war Heidenknecht in Hummelshain um 1530.)

213

ANHANG Flurname Harraße (die) / oder Kirchberg Hartzgraben (Herzgraben) Heidenthal (Holzmark in dem) Helle (die) / Hölle (1670) Hessen Erben Gehölz (der)

Flur

Größe in Acker

Ersterwähnung

Bemerkung

1633

liegt an das von Harraß Gehölz nach Freienorla zu

Hummelshain nähe Rotenhof

1543 11.4.1606 gekauft

von Erben Schneidern, Zipparten zu Obergneus für 37 fl erkauft.1032

Seitenbrück

1485

Höllhügel? / Seitenbrück

1577

Hirschsprung (Holz Trockenuffm) am Schusselbach born auch Hirschgeschrey

23 Acker 1/4 (1624)

1543

Holunderteiche (Holz am)/ Holunderborn

Trockenborn

1543

Ilgen Töpfers Holzmarkt

?

1557

Kalte Grundt / Kalde Thal Kochsborn (Zum)

Hummelshain

1543

10 ß 30 gr habe ich ilgen topfer zu neustadt vor sene holz margk im redelles gelegen bezahlt1034

1582

Lamnicht Lawenhayn

26.6.1618 erkauft von Christoff Schuhern zur Neustadt1033

1670 Hummelshain?

Leimhecker (die)

1543 1670

Leingrube

bei Wolfersdorf?

1543

Kynbeumhe, Fichten

Leube (Holz in der)

Leubengrund

1624

1613 mit den daran stoßenden Teichen gekauft, vom Matthes Dicktusten zur Neustadt1035

Marschallsholz

1032 1033 1034 1035

1624

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 102 (1624/25). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 35 (1557/58). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 102 (1624/25).

214

ANHANG

Flurname

Flur

Ersterwähnung

Bemerkung

1624

gibt mehrere Mittelberge, vom Rath zu Orlamünde erkauft1036

Mosicht, Holz im

1457

an der von Brandenstein Holz

Mühlholtz unter der Wolfersdorf Elisabethheide gelegen bis uff den Teich und vom Teich den alten Weg hinauf bis an die Glaseiche an der Fröhlichen Wiederkunfft / Mühlbergk (1624) Münchenholz (das) / Mönchholz Nassen (ufm)

1530

1574 von Nicol Zapparthen erkauft, S. Elisabethenholz

1543

liegt nach der Schneidemühlen im Würzbach zu Ein holtz so von Volckmar Pietzschen zu Jhena 1616 uff befehl erkauft worden, liegt ufm nassen.1037

Mittelbergk

Nassen Vierding (ufm) / Gelänge ufm Nassen (1670) Palcz / Pfalcz Penczsthaw/ Potzschenau

1036 1037 1038 1039 1040

1616 7 Gelänge (1670)

Hummelshain Hummelshain

Pietzschen Holtz Rieseneck (der)/ Ressneck 1536

Größe in Acker 140 Acker (1670)

1624 1530 1543

30 ß habe ich Simon Lerchner obern bodnitz vor sein holz und wiesen wachs in der püczschenawe gelegen bezahlt.1038

1670 Hummelshain

1536

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 102 (1624/25). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 22 (1543/44). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 31 (1552/53). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 144 (1670/71).

Ausgaben aus Befehl und aus Gnaden: vor die wiese uff dem Rießeneck, 6 ß 40 gr habe ich auff menes gnedigen herren bevehln peter greiczschern zu Kleinen Eudersdorff vor die wiese darauf eine Salcz lecke geschlagen gegeben.1039 Ist ein großer Placz, so wegen der Wild bahne und Hirschbrunst geheget wird.1040

215

ANHANG Flurname

Flur

Größe in Acker

Rödelen (zum) Rödicht (Im)

Ersterwähnung 1577

Unterbodnitz Trockenborn

1577

Rotenhofe samt dem TrockenGlas- und Frawenthal born

63 7/8 1457 Glastal / 39 3/4 Frauental (1824) 1577

Roten Creutz bis uff den todten Mann (Holz vom)

Sandwege (uffm) Schirners Holz und Kaspar Riesen Holz zum Lintich

1457

Lindig

Schmölner Buch (der) / Schmöllner Gelenge (1670)

drei Gelengen, vormals sechs

Schüsselbach (der) Schwarze Buch (das)

grenzt an die von Brandenstein

grenzt an die von Meusebach

von Wolf von Eichenbergk erkauft

1577

Schirners Gelänge oder das Prießthal, liegt unterm Rieseneck

1624

sein noch drei gelängen, die anderen drei sein vertauscht worden vor die gehölze im Thiergarten.1041

1543 Seitenroda?

1624

Schwarze Heinze (der) nähe Seitenroda Lintich

1624

Seidenthal (im)

1624

Sippachsgrund

Trockenborn

1670

Sperbersgraben

Hummelshain

1624

Steinbrück

Bemerkung

1670

1041 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 102 (1624/25). 1042 Ebenda.

1606 vom Amt auf fürstl. Befehl abgekauft von Hansen Schmidts Erben für 37 fl), am Geygersberge im Rothen Hoff stoßend.1042 Heute Zippensgrund (Hans und Georg Sippach waren Forstknechte um 1540).

216

ANHANG

Flurname

Flur

Größe in Acker

Steinwegk (der)

Ersterwähnung

Bemerkung

1670

Suppichen

Seitenroda

1624

Tennicht / Tanngruben?

Hummelshain

1457

Thiergarten (Gehölze im)

Hummelshain

1624

Thomas Jegerholz

Hummelshain

1543

im Thiergarten (Th. Jäger war Heidenknecht um 1530.)

1624

unter den Neustädter Gehölzen gelegen1045

1485

soll in die 700 Acker halten; in die Welcke gehört Hartenstein, Hans Teufels Holz, Hartgraben, Sperbersgrund, schwarze heintze, marschalls holz, schwarze buch, emßenthal, Afterbuch, Wolfsgraben, Kynbeumhe1046

Vierding (etzliche) Welcke (die) und Hartenstein

Hummelshain

Wolfsgarten

Hummelshain

Wolfsgrube/Wolfsgraben

Trockenborn

Zettelbach/Goltenbach TrockenZottenbach/Zottelbach born (1670) / Zeitelbach (um 1470)

1043 1044 1045 1046

700 (1670)

1528 64 ½ 1457 große Wolfsgrube / 27 3/8 kleine Wolfsgrube (1824) 1457 15 5/8 (1824)

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 11 (1533/34). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 102 (1624/25). Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 (1669/70).

Kynbeumhe, Aus der Thangruben werden 1534 25 Baustemme gehawen für das neue Thorhaus.1043 darein Kaspar Riesen und Thomas Jäger Holz gehören1044

217

ANHANG

Anhang 6, Tabelle 11: Übersicht der amtseigenen Weinberge im Amt Leuchtenburg/Orlamünde. Flurname

Flur/ Lage

Leuchtenberge

Seitenroda, unter dem Schlosse

Hackespan und Esel

Seitenroda, an der Straßen nach Kahla beim Dohlenstein

Closterberg Leuchtenburg

Seitenroda, 8 Acker 1457/ der Closter1522 berg liegt am Pfaffenberge zwischen des Pfarrers zu Auma Weinbergk und Erhardt Diczphens zu Kahla leitte

1047 1048 1049 1050 1051 1052

Größe in Acker 6 Acker

Ersterwähnung 1457

8 Acker 1457

Abgang

Bemerkung/Abgang

1589

1589: Dieser bergk darumb abgangen, und liegen blieben, weil ehr niemalß den Unkosten ertragen, noch der Wein wegen der Höhe des Berges darinnen Reiff worden. So können auch keine Fesser mehr darinnen erbauet werden [...] braucht der Schösser zur Hütweide1047 1593: ausgerodet und den Bauern zu Seitenroda wieder angetan1048 1589: Dieser bergk ist gleichfalls abgangenn unnd liegen bliebenn, denn ehr niemalß den Uncosten bezahltt oder getragen, vielweniger ist der Wein dorinnen reiff worden, braucht der Schösser zur hütt weiden1049 1593 ausgerodet und den Bauern zu Seitenroda wieder angetan.1050 1634/35: Closterberge im Ambt Leuchtenburgk: Obwohl dieser Weinbergk uf den alle Jahr viel zuarbeiten gegeben gar zuverkauffen oder doch umb halb zu arbeiten außgeboten worden hat sich doch darzu niemandt angeben wollen1051 1659/60: bleibt Closterberg-Weinberg ungearbeitet, da in den letzten Jahren viel ausgegeben wurde, und dennoch nichts erwinzert wurde und auch die halbarbeitter1052 nicht mehr haben arbeiten wollen.1053 1670: ein Weinbergk am Pfaffenberge, der Closterbergk genannt, lieget ganz wüste, und wird nicht gebraucht1054

1589

1670

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 67 (1589/90). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 70 (1592/93). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 67 (1589/90). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 70 (1592/93). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 111 (1634/35). Die Pachtform des Halbbaus konnte auf Lebzeiten oder sogar in „Erbleihe“ vergeben werden. Die Pachtgüter wurden vom Pächter gegen Ablieferung der halben Ernte bewirtschaftet (= Halbarbeiter), siehe auch Franz LINKE, Peter BÜHNER, Der Jenaer Weinbau in Vergangenheit und Gegenwart, in: Schriftenreihe der Städtischen Museen Jena, Jena 1987, S. 17. 1053 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 134 (1659/60). 1054 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 (1669/70).

218

ANHANG

Flurname

Flur/ Lage

OrlaOrlamünde münder Berge Neustedter Closterberge OrlaHeilingen münder Closterberg

Größe in Acker 2 Acker

Ersterwähnung 1520

1½ Acker 6 Acker 1485

Abgang

Bemerkung/Abgang

vor 1664

seit Michaelis 1591 ist dieser Berg dem schutheiß von Heilingen, Bastian Schreckengast, erblich für 1 scheff weizen gelassen wurden 1664: Der Klosterberg zu Heilingen bei verlittener Kriegszeiten liegen blieben und eingegangen, auch noch nicht wieder anzubringen.1055 1668: Die Weinberge zu Geunitz sindt gleich denn Wiesen und Acker feldtern verderbet worden.1056

Oberlawen- Geunitz berg

3½ Acker

1485

1668

Unterlawenberg

Geunitz

3½ Acker

1485

1668

KarnGeunitz bergk/Korn berg

3½ Acker

1520/1 582

1668

Weinbergk zu Drößnitz [auch Ettersbergischer Closterberg genannt]

4 Acker 1582 Weinwachs Kesslar

1055 1056 1057 1058 1059 1060

Kesslar/ Drößnitz

1664

1668: Die Weinberge zu Geunitz sindt gleich denn Wiesen und Acker feldtern verderbet worden.1057 1666: Einnahme Geldt von denen verkaufften Weinbergen, Wiesen und äckern zu Geunitz; hierbei ist zu berichten, daß das Lehenstück in der Geuniczer Flur, so uf 11 Acker Weinberg, item ungefähr 3 Acker Weißen und 3 -4 Acker rothfeldt bestehen, gesamt 560 fl.1058 1668: Die Weinberge zu Geunitz sindt gleich denn Wiesen und Acker feldtern verderbet worden.1059 1664: wurde seit 1613 von Nicol Otto aus Wittersroda ausgelassen aber nach dessen Tod bei dem vorigen Kriege ganz abgangen und wüste liegen blieben .1060

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 137 (1663/64). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 141 (1667/68), fol. 157r. Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 139 (1665/66). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 141 (1667/68), fol. 157r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 137 (1663/64).

219

ANHANG Flurname

Flur/ Lage

Größe in Acker

Ersterwähnung

Abgang

Reinstädt

Bemerkung/Abgang

1708/09: Die zwej Weinberge sind nunmehro an Herrn Forstmeister von Beusen pro 170 fl verkaufft - fallen alßo künfftig die Weinbergs kosten weg1061

Anhang 7, Tabelle 19: Übersicht der amtseigenen Teiche im Amt Leuchtenburg. Name

Flur

Ersterwähnung

Jahr des Bemerkung Abgangs

Ein wüst Seitenroda 1542 Teichlein under dem Hauße Leuchtenburgk im Holcz gelegen

1658 nicht mehr erwähnt

1542: Ein klein Teichlein under dem schloß gelegen den habe ich dicz jaer schlemen und den Tham machen lassen ist unbeseczt.1062

Merckerds Teiche, drei Stück

Seitenroda 1668

1 Teich noch heute existent

1669: Davon der Obere dem Gottshaus Seidenroda lehnet und zinßet, sind anno 1668 von Daniel Trillern vor 60 fl erkauft worden mit Karpfen besetzt.1063 1696: Der Marckers Teich unter Seidenroda; zwei Teichlein darunter, liegen wüste.1064

Vier kleine Teichlein

Seitenbrück

1668

1824 noch da / heute nicht mehr existent

1658: Vier kleine Teichlein über einander, über dem Seydenbrücker Dorf Teiche, gehen alle in die Saala, und werden itzo nicht gebraucht.1065

Hellen Teich

Seitenbrück

1658

1824 noch da

1658: Der Hellen Teich, im Hellergrunde, uf der Seite bej Seydenbrück.1066

1061 1062 1063 1064 1065 1066

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 179 (1708/09), fol. 113v. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 21 (1542/43). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 (1669/70). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 168 (1696/97), fol. 161. Ebenda, fol. 5r. Ebenda.

220

ANHANG

Name

Flur

Ersterwähnung

Jahr des Bemerkung Abgangs

Floßteich

Seitenbrück

1666

heute noch da

Teich im Vorwerksgarten

Kleinpürschütz

1633

Schloßteich zur WolfersFröhlichen dorf Wiederkunft

1548

Grüner Teich hinter der Fröhlichen Wiederkunft

1658

1067 1068 1069 1070

Wolfersdorf

1666: Zahlungen für Hans Zuncker aus Seidenbrück von einer Wiese, worauf ein Floßteich gemacht und dadurch dem fürstl. Ambt übergeben worden.1067 1670: Ein Teich im hohlen Grunde uf der Seiten bei Seidenbrück zur Floße gebraucht ist ganz wüst.1068 1658: Ein Teichlein unter dem Forwerge, darvon gibt gemelter Herr Ambt Schößer einen Thaler jährlich zinß.1069

heute noch da

1548: Der 12 Acker große und 5 Ellen tiefe Teich um das Schloss fertiggestellt.1070 1578: Arbeiten am Teich für 535 Gulden1071 1608/09: Vor den Teich umb das Schloß zur Fröhlichen Wiederkunft, welcher zwej mahl von der wilden flut ann dem Dam der maßen zerrissen, das er mit großen unkosten wieder ausgeschlemmt werden muß, desgleichen von der steinern brücken, daran etzliche pfeiler und Bogen von der wilden flut eingerissen, aus dem grunde vor winters uf mündlichen Bevehl des Hern Cammer Rathes zubawen (Dauer 13 Wochen, Kosten: 297 fl, Größe 950 Ruten).1072 1658: Der Grüne Teich, hinter der Frölichenwiederkunft, worinnen das Wasser von der Lichtenau läuft, Ist gangbar.1073

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 139 (1665/66). ThStA Altenburg, FRA, Nr. 143 (1669/70). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1 fol. 8v. LIEBESKIND, Wolfersdorf (wie Anm. 119), S. 14ff. mit noch weiteren Angaben zum Schlossteich. 1071 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 55 (1578/79). 1072 ThStA Altenburg, FRA, Nr. 86 (1608/09). 1073 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1 fol. 4v.

221

ANHANG Name

Flur

Ersterwähnung

Oberer Sippachsteich / Michelsteich (1654)

Wolfersdorf

1609

Juni 1609: für 120 fl von Michael Sippachen aberkauft uf churfürstl. Bevehl; sollen mit Forellen besetzt werden1074 1658: Der OberSippachs Teich, liegt bald über dem Keller, im Grunde, ist fast gantz verwachßen, und helt sich kein Fisch darinnen, könte, wenn er außgeschlämmet würde, mit 2 schock Satz besetzt werden.1075

Unterer Sippachsteich

Wolfersdorf

1609

Juni 1609: für 120 fl von Michael Sippachen aberkauft uf churfürstl. Bevehl; sollen mit Forellen besetzt werden1076 1658: Der Unter Sippachs Teich, lieget neben diesem, in dieser Größe, und beschaffenheit.1077

Kleiner Hälter am Bergkeller

Wolfersdorf

1658

1658: darein bey Fürstl. Außrichtung die Speisenfische gesetzet werden (2 Ruten lang)1078

Holunderteich

Trockenborn? Im Rothenhofe Rothenhofe

1563

1658

1658: Der Forellen Teich im Rothenhoffe, kan mit 5 oder höchstes 6 Schock Carpfen und Forellensatz besetzt werden.1079

Schneideteich

Rothenhofe

1658

1658: Der Schneideteich, unter diesem gelegen, wird zur Flöße gebrauchet, werden gemeiniglich die Leichcarpfen darinnen gesetztet, undt der Satz darinnen gezeuget.1080

Teichlein zum Trockenborn am Jägerhofe

Trockenborn

1542

Forellenteich

1074 1075 1076 1077 1078 1079 1080 1081

Jahr des Bemerkung Abgangs

1658 nicht mehr

ThStA Altenburg, FRA, Nr. 86 (1608/09). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1 fol. 4r/v. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 86 (1608/09). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1 fol. 4v. Ebenda, fol. 4r. Ebenda, fol. 4v. Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 20 (1541/42).

1542: ist vom wilden Wasser vorflutt wurden und stehet jaer wüste (½ Acker Größe)1081

222

ANHANG

Name

Flur

Schwarzer Teich

Leubengrund

Forellenteich

Leubengrund

1633

1658: Der Forellenteich in der Leube, über der Mühle, kann mit 5 oder höchstes 6 schocken, halb Forellen, undt halb Carpfensatz besetzt werden.1083

Mühlteich, Teich an der Schneidemühle

Leubengrund

1543

1543/44: Im Gewitter bricht der Damm und wird wieder errichtet.1084 1658: Der Mühlen Teich, so an der Leubenmühle stehet, und von abgang getriben wird, kann mit 3 schock Carpfensatz besetzt werden.1085

Gürtlers Teich

Leubengrund

1633

1658: Der Gürtlers Teich, unter dieser Mühle gelegen, kann mit 3 schock Karpfensatz besetzt werden.1086

Clemens Teich

Leubengrund

1633

1588/89: Clemens Erben bei einer Wiese im Leubengrund erwähnt.1087 1658: Der Clemens Teich, welcher über Kleinen Eutersdorff, alßbald im Anfang des Leubengrundes lieget, Ist durchgraben, und in 50 Jahren gebraucht worden.1088

Sperbersteich

Leubengrund

1658

1658: Der Sperbers Teich in der Leube im grunde, von der Hohlen Eichen, uf Hummelshain.1089

Puschenteich

Leubengrund

1658

1658: Der Puschenteich, zur rechten handt diesen (=Sperbersteich, d.V.), nach dem Eselswege zu.1090

1082 1083 1084 1085 1086 1087 1088 1089 1090

Ersterwähnung 1633

Jahr des Bemerkung Abgangs

ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1 fol. 2v. Ebenda. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 22 (1543/44). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1 fol. 2v. Ebenda, fol. 3r. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 67 (1588/89). ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1 fol. 3r. Ebenda, fol. 5r. Ebenda.

1654 mit ½ schock Hechten besetzt; Der Schwartze Teich in der Leube, am Hummelshainischen wege, Ist vor diesen zur Flöße gebrauchet worden, kann mit 3 schocken besetzt werden1082

223

ANHANG Name

Flur

Ersterwähnung

Wöllner See

Leubengrund

1658

Teich zu Hummelshain im Dorfe

Hummels- 1542 hain

Teich in der Hummels- 1605 Welcke/ hain Zween Welcken Teich

Jahr des Bemerkung Abgangs 1658: Das Wöllner See, vom Puschenteiche nach der rechtenhand zu.1091

gibt es heute noch

1542: 2 Acker; gebraucht der Jäger und Oberforstmeister; 1658: Ein Teich im Dorfe Hummelßhain, am Brauhausse gelegen, ist gantz verschlämmet, welchen der Herr Jägermeister gebrauchet.1092 1605 gegraben1093 1658: Zween Welcken Teich, so über einander liegen, im grunde, wenn man von Trockenborn, uff Hummelßhein gehet.1094

Krötenteich

Welcke / 1658 Hummelshain?

1658: Weiter Ungangbare Floß Teiche: Der Krötenteich, unter der Welcke, doran der Hartestein stößet.1095

Langenwieser Teich

Hummels- 1658 hain

Zwei Hälterlein

Hummels- 1658 hain

1658: Ungangbarer Floßteich/Der Langenwieser Teich, von der Welcke, nach Hummelshain zu.1096 1658: Zwej kleine Hälterlein, hinter dem Fürstl. Hauße, welche nur dieß Jahr wiederumb außgeräumet, und gangbar gemachet worden. 1097 1658: Der Teich in Sipmans grunde, bej der Bodnitzer Heiligen Wiese, gehen alle biß an die Rothe.1098

Teich im Sip- Bodnitz/ manns Grunde Trockenborn?

1658

Floßteich ufm Heßlinger Anger

nicht loka- 1658 lisiert

1658: Ein wüster Floß Teich, ufm Heßlinger Anger, an des Raths zu Jhena Holtz.1099

Floßteich im Hieffthal

nicht loka- 1658 lisiert

1658: Einer, im Hieffthal am selbigen Holtz (Rat zu Jhena), die gräben seyn auch böse, gehen in die Rothe.1100

1091 1092 1093 1094 1095 1096 1097 1098 1099 1100

Ebenda. Ebenda, fol. 6v. ThStA Altenburg, FRA, Nr. 83 (1605/06). Ebenda, fol. 4v. Ebenda, fol. 5v. Ebenda. Ebenda, fol. 6v. Ebenda, fol. 5r. Ebenda. Ebenda.

224

ANHANG

Anhang 8, Tabelle 13: Übersicht der amtseigenen Fischwasser im Amt Leuchtenburg / Orlamünde 1658. 1101 Name

Lage

1. Ein Fischwaßer, in der Jägersdorf, Amt Saala, hebt sich an, am Gucks- Leuchtenburg loche, und gehet biß an das alte Jägerßdorfer Wehr.

Bemerkung Diese beede Waßer, nebst darzu gehörigen Weydichten, seynd Balthasar Beilen zu Cahla, und Nicol Müllern zu GroßenPürschütz, vor 19 fl 9 gr jährlich, verpachtet, undt muß ieder darzu alle Hohefeste, Ein eßen Fische, uf die Leuchtenburg geben

2. Ein Fischwaßer in der Saala, hebt sich an, über GroßenPürschütz, an Cahlischer Furth, undt endet sich am Gucksloche.

Großpürschütz, Diese beede Waßer, nebst darzu gehörigen Amt Leuchtenburg Weydichten, seynd Balthasar Beilen zu Cahla, und Nicol Müllern zu GroßenPürschütz, vor 19 fl 9 gr jährlich, verpachtet, undt muß ieder darzu alle Hohefeste, Ein eßen Fische, uf die Leuchtenburg geben.

3. Ein Fischwaßer in der Saala, hebt sich an, über des Saalmüllers Wehr, und endet sich außgangs der Barnitzen. 4. Ein Fischwaßer, in der Saala, zu GroßenEuterßdorff, hebt sich an beym Alten Furth, über KleinenEuterßdorff, und wendet unter GroßenEuterßdorff am Iwenstein.

Kahla, Amt Leuch- Dieses Waßer hat der Rath zu Cahla, undt tenburg gibt darvon Jährlichen Erbzinß ins Ambt Eilff gulden undt alle Hohefesttage uff die Leuchtenburg, vierpfundt Fische Groß- und Kleineutersdorf, Amt Orlamünde

5. Ein Fischwaßer, in der Saala, hebt sich an, unter Freyenorla, wo die Orla, in die Saala fellet, an der Werthspitzen, undt gehet biß an das Naschhäußer Wehr.

Freienorla und Dieses waßer ist in Dreytheil getheilet, Einen Naschhausen, Amt Theil hat Hannß Gebler, den andern, Testel Orlamünde Gundermann, den Dritten aber Georg Partzschefeldt zu Freyenorla, und geben darvon Jährlich 13 fl 7 gr undt muß auch ieder Fischer iedes Hohefest uf die Leuchtenburg, ein eßen fische geben.

6. Ein Fischwaßer in der Saa- Freienorla und darvon gibt Hannß Eberitzsch der Dücke, la, hebt sich an bey Häupt Naschhausen, Amt Jährlich 2 fl 18 gr und alle Hohefeste Ein Ulrichs Wiesen, an der Pappel, Orlamünde eßen fische uf die Leuchtenburgk und gehet biß am Saalrandt, wo die Orla in die Saala fället, Darzu gehört das Wasser, der Saalrandt genant.

1101 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1, fol. 15vff.

225

ANHANG Name

Lage

Bemerkung

7. Ein Fischwaßer in der Orla, Freienorla und über der Freyenorla hebt sich’s Langenorla, Amt an, bey der Alten Lachen uf der Orlamünde Kleinen Gemeinde, und wendet, wo der Weiseborn in die Orla fellet

Dieses Waßer hat Lorentz Partzschefeldt, und gibt Jährlich darvon 2 fl 18 gr.

8. Ein Fischwaßer in der Orla, Freienorla und hebt sich an, beym Weisenborn, Langenorla, Amt und gehet biß an die Langenor- Orlamünde laische Brücke.

[...] braucht der Herr Jägermeister zu Hummelßhain, undt gibt Jährlich darvon 1 fl 9 gr.

Anhang 9, Tabelle 14: Einnahmen- und Ausgabenübersicht vom 15. bis 17. Jahrhundert. Einnahmen 1490/91 Erpzins; Hacke geildt; inname von den fischweiden; Zcolles; Schencke geildt; Lehen geildt; Inname von den gerichten; Helffegeildt im Lantgericht Leuchtenburg; Buessenn im Lantgericht Roda; Buessen im Stadtgericht zu Rode; Helffegeildt im Stadtgericht zu rode; Nutzunge Schefferien Sidenbrocke, Borschitz; Inname vom Bruwe Hauwse zu Kole; Inname Getreide; Gemein Inname Einnahmen 1586/87 Erbzins Michaelis; Erbzins Walburgis; wiederkäufliche Zinse; Landtbethe; Hackegeldt; Spundtgeldt; Jahrrenthe; Frongeldt; Teichzins; Wasserzinse; Lehengeldt; Hülfegeldt; Gerichtsbüsen; Nutzung der Schäferei; Nutzung der Forwerke; Schweinemastung; Holtzgeld; Bischoffenzins; Jahrmarkt Schöps; Hausgenossen; Schneidemühle; verkaufftes Getraidich; Wiesenzins; Zohl; aus zinsbaren Stücken erkaufft Einnahmen 1648/49 Erbzins Michaelis; Erbzins Walburgis; wiederkäufliche Zinse; Landbethe; Hackegeld; Spundtgeld; Jahrrente; Frohngeldt; Teichzinsen; Wasserzins; Lehengeld; Hilfegeld; Gerichtsbüßen; Heu und Grommat; Nutzung Schefferei; Pfingstkühegeld; Pfingstschaffgeld und Jahrmarckt Schöps; Schweinemastung; Holtzgeldt; Bischoffenzins/Pechoffenzins; Nutzung Mühle Leube und Kahla; Verkaufte Fische; Getreidegeld; Schutzgeld; Wiesenzins; Feldmeisterei Zins seit 1607; Lehnpferd; Zohl; aus zinsbaren Stücken; Abzugsgeld Einnahmen 1692/93 Erbzins Michaelis; Erbzins Walburgis; wiederkäufliche Zinse; Landbethe; Hackegeld; Spundtgeld; Jahrrente; Frohngeldt; Teichzinsen; Wasserzins; Lehengeld; Hilfegeld; Gerichtsbüßen; Heu und Grommat; Nutzung Schefferei; Pfingstkühegeld; Pfingstschaffgeld und Jahrmarckt Schöps; Schweinemastung; Holtzgeldt; Bischoffenzins/Pechoffenzins; Nutzung Mühle Leube und Kahla; Verkaufte Fische; Getreidegeld; Schutzgeld; Wiesenzins; Feldmeisterei Zins seit 1607; Lehnpferd; Zohl; aus zinsbaren Stücken; Abzugsgeld; Geld vor Wildbräth; Schneidemühle Rothenhof Ausgaben 1490/91 Geildis inn meine gnetin Hern lagern und ußrichtunge; Geildis jeiger ußrichtunge; Bottelonn; Vorrats der kochen; Geildis zu vorrathe im keller; Bottemers arbeit ditz jar; Weingartten; Gebeuwetz; Oßgabe für pferde; Oßgabe für Wagen geschirre; Oßgabe Smedes arbeit; Hufslag ditz Jars; Oßgabe mederlon; Oßgabe schefferie Sidenbrock, Borschitz; Gesindelons; Gemein Lons; Gemeyne ußgabe

226

ANHANG

Ausgaben 1586/87 Priester und Gotteskasten; Zehrung; Bottenlohn; Gesindelohn; Besoldung Heidenknechte; Weingarten Arbeit; uf die Leuchtenburgischen gebäude; Gebäude Fröhl. Wiederkunfft; Gebäude Schloss Hummelshain; Jägerhäuslein Hummelshain; Gebäude Seitenroda; Gebäude Kleinpürsch; Wasserbau Naschhausen; Röhrenwasser Fröhl. Wiederk.; Ziehebrunn Leuchtenburg; Fischerei; teich in der Leube; Mehderlohn und Heu dürr; Holzhauer und Fuhrlohn; Hufschlag Esel; Schreiberei; Erhaltung Gericht; Gemeine ausgaben; Abgangk an Zinsen; erkaufter Hafer Ausgaben 1648/49 und 1692/93 uf bevehl und aus gnaden; Prister und Gotteskasten; Zehrung Gescheffte und Ambtssachen; Botenlohn; Personalkosten Ambtspersonen; Förster und Heideknechte; Weingartenarbeit; Besserung Gebeude Leuchtenburg; Gebeude Forwerk Seidenroda; Gebeude Forwerk Kleinpürschütz; Sahlmühle gebeude; gebeude und Bettgewandt Fröhl. Wiederk.; Gebeude Hummelshain; Zeughaus Trockenborn; Gebeude Schaffstall Löbschütz; gebeude Orlamünde; Wiese Naschhausen; zeiger und uhrwerk Leuchtenburg, Fröhl. Wiederk. und Hummelshain; Zihebrunn Leuchtenburg; Röhrenwasser Fröhl. Wiederk. und Hummelshain; Besserung Wege und Landstraßen; Teiche und Fischwasser; Karpfensetzling; Mederlohn; Holzhauer und Fuhrlohn Haus Leuchtenburg und Fröhl. Wiederkunfft; Köhlerlohn; Hufschlag 2 Esel; Schreiberei; Hofgerichtssachen; Gerichte und Rechtfertigung; Gemeine Ausgaben; Caducen; Wiesen und Gärten

ANHANG

227

Anhang 10:

Abb. 40: Rechnungsprotokolle der Jahre 1401–1408, geführt durch den Seitenrodaer Pfarrer Johannes, SHStA Dresden, Bestand 10005 (Hof- und Zentralverwaltung), Loc. 4333, Nr. 6, fol. 8r (1401–1408).

228

ANHANG

Anhang 11:

Abb. 41: Amtsrechnung des Schössers Peter Wolfram 1553/54, ThHStA Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv Reg Bb 220 Bl. 162r.

229

ANHANG

Anhang 12, Tabelle 15: Übersicht von Geldwerten im Amt Leuchtenburg in Schock und Gulden vom ausgehenden 15. bis 17. Jahrhundert. Geldwerte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit im Amt Leuchtenburg Währung bis 1540/50 1 Schock (ß) = 60 Groschen (gr) 1 Groschen (gr) = 12 Pfennig (pf) 1 pf 3 pf 8 pf 1 gr 1 gr 1 gr 7 gr 7 gr 7 gr 9 gr 15 gr 15 gr 21 gr 21 gr 31 gr 34 gr 42 gr 1 ß 12 gr 3ß 3ß 3 ß 30 gr 6ß 12 ß 24 ß 33 gr 114 ß

Kosten für acht Holzschindeln zur Dachdeckung Stücklohn zum Waschen von Bettgewand Lohn für eine Person zur Nachtwache Tageslohn für einen Schlosswächter Tageslohn für eine Frau zum Waschen des Bettgewandes Kosten zur Ernährung eines Gefangenen pro Tag Kosten für ein Lamm Kosten für einen Eichenbaum Kosten für einen Eichenbaum Gewinn aus 100 Litern Weinverkauf Kosten für ein altes Schaf Wochenlohn für einen Steinmetzgehilfen (pro Tag zwei Groschen) Kosten für einen Hammel Wochenlohn für einen Steinmetzmeister (pro Tag drei Groschen) Kosten für einen Scheffel Weizen Kosten zur Anfertigung von 1 Hemd, 1 Hose, 1 Jacke für einen Häftling auf der Leuchtenburg Kosten zur Anfertigung von zwei neuen Eisenfesseln mit Ketten für die Leuchtenburger Häftlinge Kosten für 6000 Holzschindeln zur Dachdeckung Jahresunterhalt für ein Pferd (Fütterung und Hufschlag) Jahresgeld für Essen/Trinken des Eseltreibers (pro Tag ½ gr = 6 pf) Jahreslohn für einen Eseltreiber plus Zusatzgeld für Nachtwachen auf der Leuchtenburg (pro Tag ca. 7 Pfennige) Jahresgeld für Essen/Trinken des Schössers (pro Tag 1 gr) Jahreslohn für den Schösser (pro Tag 2 gr) Gewinn von 245 Eimern (= 16.709 Litern) Wein Kosten für 222 Scheffel Weizen

1 Schock = 2,854 Gulden Währung ab 1540/60 1 Gulden (fl) = 21 Groschen (gr) 1 Groschen (gr) = 12 Pfennig (pf)

(1526) (1552) (1551) (1525) (1530) (1543) (1538) (1548) (1548) (1552) (1538) (1540) (1538) (1540) (1538) (1542) (1562) (1526) (1486) (1551) (1551) (1551) (1551) (1552) (1538)

230

ANHANG

Geldwerte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit im Amt Leuchtenburg 2 gr 2 gr 3 ½ gr 5 gr 6 gr 10 ½ gr 12 gr 21 gr 1 fl 1 fl 15 gr 2 fl 5 gr 4 ½ fl 4 fl 12 gr 7 fl 10 gr 15 fl 19 gr 17 fl 35 fl 36 fl 50 fl 100 fl 239 fl 300 fl

Kosten für 1 Pfund Seife (1634) Kosten für 1 altes Huhn (1633) Kosten für eine Kanne Butter (1633) Kosten für eine Gans (1633) Kosten für 1 Pfund Wachs (1633) Kosten für 1 große Forelle (1643) Tageslohn für 36 Personen, die den Burggraben gereinigt haben (p.P. 4 Pf) (1585) Gewinn aus einem Eimer Wein (1 Eimer = 68,2 Liter) (1540) Kosten für 1000 Ziegel zum Dachdecken (1576) Kosten für 1 verkauftes Schaf (1645) Kosten für 1 Himmelbett (1583) Kosten für 1 Fuder Heu (1635) 1 Scheffel Weizen (Inflation) (1612) Kosten für 6 Karpfen (1632) Jahreslohn für den Eseltreiber (1 gr pro Tag) (1621) Kosten für Essen und Trinken für den Schösser pro Jahr (1576) (pro Tag ca. 1 gr) Kosten für 24.000 Dachziegel (1675) Lohnkosten für den Schösser für das ganze Jahr (2 gr pro Tag) (1574) Jahreslohn für den Schreiber (3 gr pro Tag) (1627) Jahreslohn für den Schösser (6 gr pro Tag) (1621/1698) Gewinn aus 239 Eimern (= 16.300 Liter) Wein Jahresernte des Amtes Leuchtenburg (1540) Jahreslohn für den Hauptmann (1698)

Anhang 13:

Der Fall Anna Maria Neidold, 1664 Wegen eines gewesenen und heimlich vergrabenen Kindes wird im Februar 1664 Anna Maria Neidold aus Lindig auf der Leuchtenburg inhaftiert. Man wirft ihr vor, ein uneheliches Kind heimlich zur Welt gebracht, anschließend vorsätzlich getötet und hinter dem Backofen vergraben zu haben. Zu 41 Fragen musste sie sich äußern. Nachfolgend ist das komplette Verhör von ihr und ihrer Mutter wiedergegeben.1102 Die Abbildung auf S. 232 zeigt die erste Seite des Verhörprotokolls.1103

1102 ThStA Altenburg, A.G. Kahla, Clas. XIII, Nr. 1, 1664. 1103 ThStA Altenburg, AGKahla CI. XIII Nr. 1 (1664) Bl.18r

231

ANHANG

Art. 1 Wie Inquisitin mit Namen heiße? Art. 2 Wer ihre Eltern sind und was deren Gewerbe gewesen?

Antwort der Befragten Anna Maria Neidold Paul Neidold von Ranis und Ilsa Lorenz von Jägersdorf. Und wäre der Vater Lieutnant im Kriege gewesen.

Art. 3 Ob sie von ihnen als ein eheliches Kind und wo sie geboren?

Ja. Wäre zu Ravensburg geboren in der ersten Leipziger Schlacht.

Art. 4 Wie alt Inquisitin sei?

Seit oben genannter Schlacht.

Art. 5 Wo sie sich seit ihren mannbaren Jahren aufgehalten?

Art. 6 Wie Inquisitin sich allenthalben verhalten, ob sie dessen Zeugnis habe?

Als sie 11 Jahre alt gewesen sei, wäre die Mutter aus dem Krieg mit ihr nach Jägersdorf gekommen, sei da geblieben, bis sie erwachsen gewesen, vor etwas 7 Jahren wäre sie zu Herrn Schösser Ebart hierher [auf die Leuchtenburg, d.V.] in den Dienst gezogen und darinnen etwa ein Jahr geblieben, Danach hätte sie sich zu ihrer Mutter nach Zwabitz, alwo sie den Hirtendienst angenommen gehabt, gewendet und wäre bis in das andere Jahr mit ihr daselbst geblieben, da erst sie miteinander nach Bibra, auch das Vieh daselbst gehütet, es auch ein Jahr gezogen und sich nach diesem nach Lindig gewendet und daselbst zu Hause gezogen. Wüßte nichts übles, das sie getan, ohne da sie 2 uneheliche Kinder gehabt. Von Gumperda habe sie ein Zeugnis an ihren Herrn Pfarrer zu Lindig gebracht, hätte von demselben auch noch eines zu bekommen, sie wäre fleißig in die Kirche gegangen.

232

ANHANG

Abb. 42: Erste Seite des Verhörprotokolls der Anna Maria Neidold, ThStA Altenburg, A.G. Kahla, Clas. XIII, Nr. 1, 1664.

ANHANG

Art. 7 Wie lange sie im Dorfe Lindig gewohnt und was ihre Nahrung daselbst gewesen? Art. 8 Wie vielmahl des Jahres und wann zuletzt sie das Abendmahl des Herrn genossen? Art. 9 Ob Inquisitin nicht diese Zeit her schwanger gewesen und wie lang es sei? Art. 10 Ob sie nicht solches heimlich gehalten und sich mit denen, so sie derwegen beschuldigt, gezanket, auch sie bei dem Herrn Pfarrer verklagt?

Art. 11 Wieder von des Zanken und daraus folgende Klagen und wann und warum? Art. 12 Ob sie nicht, als sie von 2 Weibern zu Seitenroda besichtiget worden, einen großen Lappen auf den Leib gebunden gehabt, damit sich stellend, ob sei sie noch schwanger? Art. 13 Ob Inquisitin nicht berührten WeibernGeschenke verheißen, sie sollten die Wahrheit nicht sagen, damit sie nicht umbs Leben käme?

233 3 Jahre, habe das Tagelohn gearbeitet.

3 Mal. An Weihnachten das letzte Mal.

Ja. Seit ein wenig vor nächst voriges Pfingsten her. Sagt ja. Niemand aber hätte sie derwegen beschuldigt, ehe sie vor dem Brunnen ihr Geblüts gehen lassen, auf selbiges wäre sie noch desselbigen Tages von Pflenzel Mertens Weib erinnert worden, die Hüte geben ihr nichts gutes schuld, wenn sie sich gereift wüsste, sollte sie zum Herrn Pfarrer gehen. Darauf sie zu ihm gegangen und den Handel angeklaget, der es aber zu fernerer Nachforschung, weil es ein Weibergewäsch wäre, ausgesetzet. Antwortet wie Art. 10, dazu setzend: Weil sie niemand fürgenommen, so hätte sie auch, dass sie schwanger sei, niemand sagen können. Ja. Hätte ihn aber zu dem Ende darauf gebunden, dass der Leib nicht also sollte erkühlen, hätte ihn nach der Zeit auch wieder darauf gebunden.

Ja. Hätte gesagt, sie sollten sagen, was wahr wäre, sie wollte ihnen was verehren, sie hätte daheime ein Kettlein [...] wüsste aber nicht, dass sie gesaget, damit sie nicht umbs Leben käme.

234 Art. 14 Woher sie sich denn eingebildet, ob habe sie den 700 verdienst. Art. 15 Ob sie nicht kürzlich ihrer Leibesfrucht entbunden worden, wann und wo? Art. 16 Ob sie nicht solches geleugnet und gegen wen und wann? Art. 17 Ob sie nicht dasselbe auch im Amt alhier vom 24. bis den 27. Februar geleugnet und warum?

Art. 18 Ob sie nicht die Wehen zu der Geburt in ihrer Stuben zu Lindig angekommen und wann? Art. 19 Ob sie sich nicht in die Hocke gesetzt und die Mutter die darauf aus der Stuben in die Kammer gescholten und warum? Art. 20 Ob nicht die Mutter gewusst, was Inquisitin hätte? Art. 21 Ob sie nicht darauf eines zeitigen Kindes genesen und wo?

ANHANG

Saget, wie jetzt zuletzt.

Ja. Den 21. Februar in der Kammer im Hause zu Lindig um Bedämmerungszeit etwa 6 Uhr abends. Was sie hätte sagen sollen, weil das Kind das Leben nicht hätte gehabt und sie wegen niemand vorgenommen. Ja. Müsste es freilich gestehen, wäre ihr eine Schande, wenn sie es wollte leugnen. Sie hätte sich aber den 27. Februar bald früh resolviret gehabt, den Handel zu bekennen,wie sie denn solches dem hiesigen Torwärter ausgetragen, dem Amtsschösser zu sagen: Ja sie hätte ein Kind gehabt, aber in dem wäre sie selbst in die Amtsstube gefordert worden. Ja. Hätte um Bedämmerungszeit Reißen im Rücken bekommen, aber nicht gedacht, dass es Wehen wären, sie könnte nicht rechnen, hätte nicht gewusst, dass es Zeit gewesen. Ja, ließe es sich dünken. Es war des Hofmeisters Sohn von Pritzschroda mit seiner Schwester da gewesen, deswegen sie sich und die Mutter geschämet. Nein. Ja. In der Kammer, wie sie sich hätte wollen ausziehen und zwar die Strümpfe, willens sich in das Bette zu legen, ob ihr etwa das Reißen im Rücken vergehen wollte, so wäre etwas gesprungen kommen

235

ANHANG

ein Klumpen Geblüts, als denn möchte das liebe Kind gekommen sein, sie hätte sich schon nicht mehr recht besonnen. Zu Gedenken: Hierbei und sonst öfters hat Inquisitin gesagt, wie sie einen wunderlichen dummen Kopf hätte, wäre im Kriege darein grässlich einmal gehauen worden, sie wäre oft so albern und ungeschickt, dass sie nicht 3 Mandelfäden, wenn sie Garn weisset, zählen könnte. Art. 22 Warum Inquisitin niemand um Hilfe angerufen? Art. 23 Ob nicht besagtes Kind lebendig zur Welt kommen? Art. 24 Ob nicht Inquisitin demselben die Nabelschnur abgerissen und zwar vorsätzlich? Art. 25 Ob sie ihm nicht das Köpflein eingedrücket? Art. 26 Wohin sie ihm mehr einen Druck gegeben, ob sie ihm nicht einen Stoß in das Genicke gegeben? Art. 27 Wer es ihr geraten, das Kind zu ermorden, wer dabei gewesen und dazu geholfen? Art. 28 Warum Inquisitin ihre Geburt und dass

Hätte sich nicht bedenken können.

Nein. Sie hätte kein Leben an ihm gesehen, wie sie sich wieder ermannet und es durch das noch scheinende Tageslicht ersehen, hätte es auch nicht schreien hören. Nein. Wäre selbst entzwei gesprungen, wie das Kind hinunter gefallen. Nein. Wer es sagte, täte ihr Unrecht.

Nein. Hätte ihm kein Leid getan.

Wüßte von nichts.

Hätte sich nicht recht besonnen, wäre

236 das Kind tod, nicht alsobald ihrer Mutter, als sie zu ihr in die Kammer gekommen, angezeigt?

Art. 29 Wie bald die Mutter nach Inquisitin weggehen aus der Stuben zu ihr in die Kammer gekommen? Art. 30 Warum Inquisitin selbige Nacht in solcher Not alleine geblieben? Art. 31 Wo sie das Kindlein hingetan? Art. 32 Ob sie es nicht eingesacket und wann und wo? Art. 33 Wer ihr dabei geholfen oder solches gesehen? Art. 34 Warum und zu welchem Ende sie dieses heimlich getan?

ANHANG

ganz tod selbst gewesen, wäre in ihrer Angst da gelegen in ihrem Bette, darin sie sich, nach ausgehobenem Kinds, gelegt und mit der Aftergeburt gequälet. Als die Mutter gefraget: Wie geht’s dir? Hätte sie geantwortet: Mutter es geht mir gar übel, ich weiß nicht. Zudem hätte etwa die Mutter in das Geblüts getreten und darauf die alte Christina gerufet, welche mit einem Lichte gekommen und als sie solches gesehen, wären sie beide wieder gegangen. Was sie miteinander geredet, könnte sie sich nicht recht besinnen, ohne dass die Mutter zu Christina gesaget: Da sehet ihr es. Sie Inquisitin hätte dort gelegen und sich darein ergeben, sie müsste sterben. Die Mutter hätte sie nicht recht gefraget, so hätte sie auch die Sache ihr nicht sagen mögen. Wohl eine Stunde darauf.

Hätte sich nicht besonnen.

Hätte es zu dem Haupte gelegt. Ja. Montags früh den 22. Februar wie es schon ganz hell gewesen, bei dem Backofen. Niemand. Sie hätte auch keinen Menschen gesehen. Hätte gemeinet, was sie längs ein Spektakel mit machen sollte, weil das Kind

237

ANHANG

tod gewesen, sie wollte es in die frische Erde tun, doch hätte sie sich, selbiges einzugraben, nicht gefürchtet, meinend, wenn es gleich jemand sähe, es wäre besser, das Kind käme in die Erde, als wenn es etwa was froste. Art. 35 Wer des Kindes Vater eigentlich sei? Art. 36 Ob er mehr als einmal bei ihr gewesen und wann und wo und ob mit ihrem Willen geschehen?

Art. 37 Ob sie es ihm nicht angezeiget, dass sie schwanger sei und was er ihr darauf geraten? Art. 38 Ob Inquisitin vor einem Jahr nicht auch dicke gewesen und woher? Art. 39 Ob ihr nicht die Leute dazumal und bis dato Schuld gegeben, sie sei dazumal auch schwanger gewesen und warum sie es gelitten?

Hans Griepsch von Löbschütz. Zweimal. 1. Mal auf dem Wege von Lindig nach Kahla, da sie hätte wollen setzen, das 2. Mal in der Sipschke, da sie wollen Holz holen. 1. kurz vor nächsten Pfingsten, 2. Vor etwa 8 oder 9 Wochen. Wieder ihren Willen habe er es beide male getan, sie hätte auch geschrien, sich seines gewehret, er hätte ihr aber das 1. Mal den Kittel zerrissen, das 2. Mal zerstoßen und zermeckert, wie einen Hund, es hätte es noch kein Hund ausgestanden. Nein, ohne wie er das 2. mal bei ihr gewesen, hätte aber nichts darauf gesaget und verächtlich darauf geblasen. Nein. Man habe ihr Unrecht getan.

Ja. Pflenzel Mertens Weib Ilsa hätte es ihr dazumal gesaget, die Schulmeisterin hätte es ausgebracht, deswegen sie sich auch mit ihr auf eine Wiesens Acker gestritten, darauf die Schulmeisterin saget: Sie hätte es nicht sondern die Leute gesaget. Weil nun gleich die Frau Pfarrerin vorbei gegangen und den Zank gehöret, hätte Inquisitin gemeinet, es würde solcher Gestalt die Sache vor den Herrn Pfarrer

238

ANHANG

kommen, hätte auch gänzlich darauf gewartet, Alleine es wäre unterblieben und nachmals von der Beschuldigung stills worden, derwegen sie es auch ruhen lassen. Art. 40 Wo sie selbige Frucht hingetan.

Hätte keine gehabt.

Art. 41 Wer der Vater dazu gewesen?

Wüßte von nichts.

Womit dieses Examen beschlossen und alsofort der Gefangenen Anna Marien Mutter auf folgende Artikel befragt worden. Art. 1 Wie sie heiße und wer ihre Eltern, und was deren Gewerbe gewesen? Art. 2 Wo und ob sie von ihnen aus einem ehelichen Bette gebohren? Art. 3 Wie alt Inquisitin sei? Art. 4 Wo sie sich zeit Lebens aufgehalten? Art. 5 Ob sie eines Mannes ehelichs Weib gewesen und wessen und wann? Art. 6 Wie sie sich allenthalben verhalten, ob sie dessen Zeugnis habe? Art. 7 Wo sie denn mit ihrem Manne getrauet worden?

Ilsa Hanßen Lorenzen und Gerberen Fischerin Tochter zu Bockerda, der Vater sei ein Schlächter und Ackermann gewesen. Ja. Sei zu Bockerda gebohren und wäre unter 7 Kindern das letzte gewesen. A. 1613 habe sie die Gänse schon hüthen können, wäre doch über 60 Jahr alt. Wäre ein 70. Jahr im Kriege gewesen. Ja. Paul Neidolds eines Leutenants in die 17. Jahr. Jost Beck zu Kahla und andere mehr hätten sie im Kriege gekennet, sie hätte sich ehrlich gehalten. In Pommern, ihr Ehebrief lege zu Dresden. Sie wäre wohl hier getrauet worden, es hätte aber der Edelmann Beulwitz zu Jägersdorf, bei dem sie gedienet

239

ANHANG

sie nicht wollen freien lassen [...]. Art. 8 Wenn sie wieder aus dem Kriege kommen wo sie bishero gewohnet auch was ihre Nahrung sei? Art. 9 Wie vielmahl des Jahres und wann zuletzt Inquisitin zum Tisch des Herrn gegangen? Art. 10 Ob sie nicht umb ihrer Tochter Anna Marien Schwängerung und daß ihr die Leute solches Schuld gegeben bishero – und wie lange?

Antwortet wie oben Anna Maria Art. 5 und wäre etwa vor 20 Jahren aus dem Kriege wieder kommen, nehrete sich iezo in Lindich mit neen und spinnen. 3 Mahl des Jahrs, zu Michaelis das letzte mahl, hätte bishero keine Kleider dazu gehabt. Nein. Ohnen daß Margaretha Zlory Zwigers etwa 14 tage zuvor, ehe Anna Maria einkommen, zu Inquisitin in ihrs Stube wusst getreten und gesagt, ihr seyet schwanger, Toffel Riese aber hat euch entschuldiget, ihr wäret so fett. Darauf Inquisitin als Mutter zu ihr gesaget: Anna Maria gehe du mit hin und frags in der Nachbar Stuben, wer deß von dir geredet. Sie wäre auch gegangen und hätte gefragt in der Nachbar Stuben, im Rückkommen aber berichtet, sie hätte nichts rechts erfahren können, ohne daß Weiß Barbars solle berichtet haben, Pflenzel Merten hätte gesaget: Er würde bald braten bei Inquisitin seiner Haußgenoßin in seinem kleinen Häußlein essen, dabei es beruhet. Von dem hohen Leibs, den sie zwar an ihrer Tochter gesehen, hätte sie gedeutcht er käme von der bösen Kranckheit her, denn sie selbiges, wenn sie sich erzürnte, bald bekäme, dafür sie ihr viel eingegeben, als Maß von einem Menschen Kopfs, welches sie meynte habe geholfen, denn sie solchs Kranckheit seit dem nur noch 7 mahl gehabt. Sie hätte ihr auch eingegeben Zerißkraut und über dis etwas bei dem Apotheker zu Kahla vor 4 hl geholet, alles der sorgsamen gedancken, ihrer Tochter der bößen Kranckheit, wo

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möglich, zu entledigen. Sonst habe, sie ihrer Tochter Größe, weil sie so gar klein geweßen, ammeisten betrogen, daß sie auf ihr schwanger sein nicht gedencken können. Art. 11 Ob sie nicht gehöret, Anna Maria sei beschuldiget worden, die frucht sei schon weg, denn sich der hohe Leib verlohren?

Art. 12 Ob Inquisitin sich nicht mit denen Nachbaren in Sonderheit mit Ilsa Weisin den 23. Febr. auf das heftigste gezanket, als sie gehöret, man beschuldige ihre Tochter? Art. 13 Ob nicht Pflenzel Merten sie Inquisitin darüber gescholten, mit diesen worten: Anna Maria hat ja einen dicken leib genug bishero gehabt, hätte vorm Jahr auch dergleichen? Art. 14 Ob sie nicht gedrohet, derwegen bei dem H. Pfarrer zu klagen?

Art. 15 Ob nicht den 21. Febr. vorhero Anna Maria in ihrer Stuben kranck worden?

Sie hätte wohl gehöret, daß die Leute gesaget, der hohe Leib wäre weg, alleine sie hätte gemeinet, es wäre die böse Kranckheit gewesen, die wäre etwa gewichen. Derwegen sie auch selbiges zum H. Pfarrer gesendet sagends: du muß besehen werden, es muß in das Amt kommen. Nein. Wäre kein Zancken geschehen, ohne daß sie Ilsa Weisin angeredet, warumb denn Pflenzel Merten zum brunnen bei Anna Marien geblüts geführet, es hätte eins Frau sein sollen. Nein. Pflenzel hätte nichts gesaget, Cesius Ziezold auch dazu kommends hätte gesagt: der Leib ist weg.

Ja. Anna Maria solts klagen, die sie mit diesen Worten auch abgefertiget alsobald: Geh, wenn du dich rechtschaffen weiß hinein, du wirst besehen. Ja. Wie sie zu Mittags aus der Kirchen kommen, sie wäre in der Hück gekrochen und auf ihre der Mutter fragen saget, der Bauch thäte ihr weh.

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Art. 16 Ob sie selbige nicht heißen in die Cammer gehen und wenn und warumb?

Ja. Wie Priezschröders Junge kommen eine Stunde vor nacht.

Art. 17 Ob und wie bald sie ihr in die Cammer nachgegangen?

Alsobald. Hätte in der Cammer wollen Brod holen.

Art. 18 Wie sie ihre Tochter da angetroffen und wer bei ihr gewesen?

Art. 19 Ob sie gar nichts gemercket, auch ihr von ihrer Tochter nichts gemeldet worden, daß sie eines Kindes geweßen?

Art. 20 Warumb sie den selbigen Abends bei der Tochter nicht in der Cammer blieben?

Hätte sie vor dem Bette alleine stehend angetroffen und sie gefraget, was sie machte darauf sie geantworttet: Nichts. Als aber Inquisitin das Geblüte an der Erde gesehen, weil es noch helle gewesen, habe sie bald der alten Christinen in der Stuben gerufen und gesagt: Christina, da schaust, daß sie darnach nicht sagen, Anna Maria hat ein Kind gehabt. Da sehet ihr, eh ist einmahl, was ihr gefehlet, von ihr kommen meynende die böse Kranckheit. Solches habe auch Priezschröders Tochter Dorothea gehöret in der Stuben. Nein gar nichts. Hätte doch Anna Maria wie sie schon in der Thorstuben gesezet worden und sie die Mutter selbigs vom 25. bis 27. Febr. daselbst besuchet, ihr auff fleißiges fragen, nichts sagen wollen. Wüßte nicht ob es ihr hätte sonderlich eingegeben, wäre wegen Anna Marien unseinigkeit nicht zu ihr kommen, ohne nach dem essen habe sie Anna Marien ihr Kind von 4 Jahren zu ihr in das Bette getragen, sie fragends: Was machst du? Darauf sie geantwortt: Was soll ich machen, da liege ich. Gegen Morgen etwas 1 ½ Stunde vor tags wäre sie wegen frost von der Streue aus der Stuben wieder hinaus in die Cammer zu Anna Marien gegangen, die denn gewachet, und sich zu

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ihr in das Bette geleget, hätte aber nichts gemercket, wie sie denn auch dazumahl zusammen nichts geredet, ohne daß sie gesaget: Wachest du? Darauf Anna Maria: ja. Art. 21 Warumb sie oben gegen andere gesaget, eswäre kein Kind da? Art. 22 Ob Inquisitin nicht selbst Hand angeleget und das Kind ermordt und wie? Art. 23 Ob sie nicht der Tochter zum Mord gerathen? Art. 24 Ob sie nicht solches begraben hätte und wann? Art. 25 Ob nicht Anna Maria vor 1 Jahr auch dicke gewesen und ob nicht Inquisitin gewüst woher? Art. 26 Ob nicht die Leute davon geredet? Art. 27 Wo selbige Frucht hingekommen, ob Inquisitin es nicht wüsste?

Weil sie keines gesehen. Wollte Gott, sie hätte es gesehen, es sollte dazu nicht kommen seien! Ach nein! Wollte sich lassen dafür an beiden Händen die Finger mit glüenden Zangen abreißen, wenn sie es gethan! Nein. Niemahls.

Nein.

Wüßte nicht davon.

Antwortet wie Anna Maria Art. 39. Wie Anna Maria Art. 40 41.

Bittet übrigens ganz demüttig, man wolle sie nicht beschuldigen, wenn sie als Mutter etwas von dergleichen ihrer Tochter Händel gewusst oder daran mit Schuld hätte, wollte sie ja entlauffen sein, sie hätte ja anfangs 1000 mahl entkommen können. Actum Leuchtenburg den 7. März 1664 Wobei gewesen

Daniel Triller, Amts Schösser Caspar Vieweg, Landrichter Hanß Kirchner, Gerichtsschöppen Nicol Strohm

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Anhang 14, Tabelle 16: Übersicht zum Inventar von Büchsenhaus, Zeughaus und Harnischkammer 1540–1674. 1540/41 Büchsenhaus1104 16 Hakenbüchsen; 3 Falkonett auf Rädern; 2 gegossenen Falkonett auf Böcken; ½ Tonne Pulver 1543/44 Büchsenhaus1105 2 eiserne alte Steinbüchsen; 3 Falkonett auf Rädern; 2 Falkonett auf Böcken 1552/53 Neuanlage Zeughaus1106 1 Geschütz aus Gotha; 2 Falkonett; 18 Pulverfässer; 500 Kugeln; 50 Pechringe; 362 ½ Pfund Blei; Spieße, Pulver, Salpeter, Feuerzeuge, Lunten; 10 Schaufeln 1569 Zeughaus1107 3 Falkonett; 5 Kornbüchsen, darunter zwo eiserne so ganz untüchtig sein; 22 Eiserne und 10 messinge Duppelhacken; 198 kurze halbe eiserne Hacken; 20 Bundel Londenn und viel Pulverflaschen groß und klein; 100 Helleparthen; 500 Langespieße; 5 Keilpiecken; 8 Schauffeln und ein ziemlicher Vorrath eiserne Kugeln; 6 Feßlein Grobpulver; 11 Feßlein Kleinpulver; 570 lange Spieße Anno 1571 ins Zeughaus geordertt; 9 Centner 58 pfund Pulver Erhardt Eschern zugestelt inn 10 feßlein (jedes Faß wiegt zwischen ½ - 1 Centner) 1575 Harnischkammer1108 vierzehn Fordertheil Harnisch; Neun Hinter Theil; Achtzehn Armscherenn; ein Pockelhaube; ein langer Spieß; sechs altte Helleparttenn 16011109 19 fl 12 gr: vonn dem Pulffer Thorm uff empfangenen bevehlich zue richten darein etzliche geschutze vorordnett worden solln 1631 Harnischkammer1110 Neben dem Thurmb unterm Stüblein: Die 15 ahn diesem orth gelegene sambt noch 12 langen spiese seindt anno 1622 auf Herzog Friedrichen zu Sachsen bevehl zue Kahla gelegene Soldaten uf beschehene ahnordnung gegeben worden. 16741111 1 Feldtstücklein auf Rädern mit den rautenKranze undt Jahrzahl 1503 undt einer Türkischen Sebel auf der Zündtlochs; 1 Feldtstücklein auf Rädern mit einem wapen mit Löwen undt der Jahrzahl 1494; 1 kürz feldtstücklein auf rädern; 2 eiserne stücke ohne räder, auch die wildten soinen genandt; 3 regiment stücklein vor metall ohne laveten; 1klein eisern stücklein; 1 zersprungen eisern stücklein; 4 kleine doppelhacken undt 10 kurze feuerröhren, darzue 6 pfanner undt 1 krezer; 1 Musqueten Lauff undt Hacken; 1 ehrner Topf zum Kugelgießen; 1 Lündtruthe; 1 kleine und 1 große ladung zum stücken; 2 kräzer; 1 ausziehruthe; 3 Musquetengabeln; 1 ganze undt 2 halbe Tönnlein pulver so nichts nüzet; 1 guthe menge Hagel und bley kugeln; 7 alte helleparthen; 14 hölzerne beschlagenen pulver flaschen; 35 eiserne kleine kugeln.

1104 1105 1106 1107 1108 1109 1110 1111

ThStA Altenburg, FRA, 19 (1540/41). ThStA Altenburg, FRA, 22 (1543/44). ThStA Altenburg, FRA, 31 (1522/23); ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 220 (1552/53). ThStA Altenburg, FRA, 52 (1574/75) mit Inventar von 1569. ThStA Altenburg, FRA, 53 (1576/77). ThStA Altenburg, FRA, 79 (1601/02). ThStA Altenburg, FRA, 108 (1631/32). ThStA Altenburg, FRA, 148 (1674/75).

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Anhang 15: Transkript der Bestallung des Amtsschössers Elias Nandelstedt vom 30.04.1612.1112

Von Gottesgnaden wir Johann Georg Herczog zu Sachssen, Jülich, Cleve undt Berg, des Heiligen Römischen Reichs Erzmarschalch undt Churfürst, und desselben des Landes Sächsischen Rechtens undt an enden inn solchen vicariat gehörende, dieser Zeit vicarius Landtgraf inn Düringen Marggraf zu Meissen undt Burggraf zu Magdeburgk, Graff zu der Marck undt Ravensburgk, Herr zu Rauenstein ~ Bekennen inn Vormundtschafft des Weilandt Hochgebornen Fürsten unsers freundtlichen lieben Vetters Vaters undt Gevatters Herrn Friderich Wilhelms Herzogen zu Sachßen, löblicher gedechtenes nachgelassener Söhne, Alls Herrn Johann Philipßsen, Herrn Friderich Wilhelms, Herzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve undt Berg, Gebrüdern undt thun kundt iedermenniglichen, Das wir Unsern lieben getreuen Eliaßen Nadelsteten zu Ihrer Lande Schössern inn die Embter Leuchtenburgk undt Orlamünda auff widerruffen bestellet haben, Bestellen undt nehmen Ihn darzu hirmit undt in Krafft dießes briefes auff undt ahn. Undt befehlen Ihme solche Embter derogestalt und also. Das er uns inn gedachter Vormundtschafft getrew holdt, gehorsamb und dinstgewerttigk sein, nach seinem höchsten Verstandt undt vermungen Ihrer Ill[...] ehren, bestes nuz undt frommen suchen undt fördern, Dargegen aber alles schimpff, schaden, Unheil und nachteil abwenden undt vorkommen, sich uff der Leuchtenburgk weßentlich enthalten, das SchösserAmbt doselbsten undt zu Orlamünda neben allen ein: undt zugehörigen dorffschafften, Furwergen, Schäfferejen eigenthümblichen gütern, hergebrachten gerechtigkeiten, herrligkeiten, Regalien, gerichten undt freyheiten nichts ausgeschlossen, verwalten, undt uff bestendigetreue Rechnunge innehaben undt versorgen, deme getreulich vorstehen, sambt alles oberzelten stücken, handthaben, undt nichts darvon entziehen laßen, Do aber albereit etwas entwendet, nach seinem besten vermögen befleißen soll, solche entzogene stück und gerechtigkeiten, sie seindt hoch oder gering schezigk, wider darzu zubringen, wo Ihme aber widerwerttigkeit darinenn begegnete, Uns oder Unsern inn Vormundtschafft Verordneten Canzler undt Räthen zu Aldenburgk dasselbe mit grundt zuerkennen geben, damit Ihme das entzogene wieder zuerlangen, gebührlichen geholffen, undt er darob inn schuz genommen werde, Würde er aber inn deme nachleßigk sein, undt bey einen Zeiten oder Ambts Verwaltunge ichtwas, so geringe es auch sey darvon kommen, oder in unrichtigkeit bringen laßen, das entzogene auch nicht wider erlangen, noch es anbringen, oder sonsten dießen Embtern einigen nachteil zuzufügen verstatten, oder etwas verseumen, dafür soll er undt die seinen sowol sein Vorstandt ieder Zeit hafften und antworttenn. Beider Embter nuzungen an alten und neuen Erb: erkaufften, widerkeufflichen: Teich: Wasser undt Bischofen Zinsen, auch zinsbaren stücken, deßgleichen Jahr Renten, Landtbette, auch Hacke: Spundt: Frohn: Lehen: Straff: getreide: schuz und holzgeldt, Deßgleichen die nuzbarkeiten von den Fuhrwergen, Schäffereyen, Teichen, gärtten, weinbergen, gleiten undt Mühlen, Item Schweinemastungen, undt anders undt inn Summa alle gefelle, sie seindt erblich, steigendt oder fallend, nicht ausgeschlossen, wie auch die Landt: Tranck undt andere zufellige

1112 ThStA Altenburg, KAK, Nr. 1389.

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Abb. 43: Erste Seite der Bestallung von Elias Nandelstedt aus dem Jahre 1612, ThStA Altenburg, Kammer Amt Kahla, Nr. 1389 Bl. 1r.

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steuern, unvermindert uff die Vertagten fristen, sonderlich auch das Zinsgetreidich vonn den Zins Leuten an güter gangkhafftiger nucz tüchtigen Körnern nach rechten Zinsmas unverzüglich einbringen, Insonderheit aber und was die Steuern anlangt, dohin mit vleis trachten, das alle güter, ungeachtet was vor Personen sie besizen, versteuert, nichts untergeschlagen, sondern dieselben richtigk einbracht werden, undt solche inhalts der Ausschreiben neben richtigen wol Specificirten besiegelten Registern zu rechter zeit angehörende ende uberantworttenn. Keine retartata uff unterthanen, schuldt, pacht, gleits. und Zinsleute wachßen laßen, sondern einvleißiges aufsehen vorwenden, domit die gefelle und nuzungen, wie berurt, mit allen vleis einbracht werden und solche ohne einigen vortheil und abbruch, seinen gethanen Pflichten nach inn Einnahme treulich dargegen auch die schuldigen, nottürfftigen, unumbgenglichen undt anbevohlenen Ausgaben inn Ausgabe seiner Jehrlichen Rechnunge gebürlich verschreiben, undt berechnen, und das geldt, so im Ampt [...] obrigk sein, undt er zu den unumbgenglichen Ausgaben nicht bedurffen wirdet Zu seinem eigenen nutz nicht hinderhaltten, noch uff wenige oder lange Zeit anwenden, sondern solches alle Zeit, auch unerfordert inn unsere Vormundtschafft RentKammer gegen Aldenburgk unverwechselt, und an solcher müntze wie es einkömbt, undt inn dem werth, als es die Underthanen, schuldt, Pact, Gleits, und Zins leute erlegen, getreulich überantwortten, und also dieser Embter vollkommene Rechnunge clar, ordentlich, und wohl specificirt, alle Jahr, so lange er diesen dinst verwalten wirdt, füren, so wol unter allen Capiteln Inn Einnahme und Außgabe das stehen undt fallen, neben desselben verstendlichen gründlichen Ursachen melden, Auch der Rechnunge Jehrlichen alle des Ambts gerechtigkeiten, gerichten, eigenthümblichen gütern, Inventarien, Ritterdienste, Pfarr undt andere Lehen, Dorffschafften, Mannschafften, Heerwagen, Steuer, folge undt anders richtigk verzeichnet anhengenn, undt hierinnen keinen vleis sparen, Auff das mann dessen iederZeit eine clare und eigentliche wissenschafft inn der Rentherej haben möge. Uff den Abendt Michaelis iedes Jahres, soll er seine Jahrrechnunge schließen, und solche zum lengsten Vierzehen tage nach dem schlus neben geduppelten Summarischen richtigen Exträcten und den Vollkommenen geldtrest, Auff das nicht die neuen gefelle darmit bezahlet werden, gleichermaßen inn solchem werth als er die Münze einnimbt inn die Fürst. Rentherej getreulich überantwortten undt keines wegen hinderhalten, nach sich unterfangen, darmit, sowol dem Ambtsgetreidich, aleponirten gelde undt andern partirunge undt hendel zutreiben, oder ohne vorbewust ichtwas darvon zuverleihen, Inmaßen er sich dann auch alles eigennützigen Verkauffs an getreidicht, wollen, Viehe, wein, hopffen, holzes undt andernn, so Unsern Jungen Vettern undt den underthanen schedlich auch gemeinen nuz nachteilig, eußern, undt sich hierinnen ganz unverdechtigk erweisen, sondern vielmehr undt hergehen, iederzeit zur Rechenschafft wegen der Ambtsgelder, sowol des gewiß verhandenen getreidich Vorraths uff den Ambtsboden gefast, undt hiermit ausdrücklich vorwarnet sein, das er iedesmals bej seinen endtlichen Abrechnungen von Altenburgk nicht gelaßen werden soll, er habe denn den vollkommenen geldtrest geleistet, undt richtigkgemacht, Auch alle Quartal richtige Auszüge uber seine Einnahmen undt Ausgaben an gelde undt getreidicht zur Rentherej neben den rest anhero ohne abfordern überliefert, undt mit einiger Exception oder ausflucht sich mit nichten schüzen noch behelffen,

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Alles den Jenigen, welche Zins an gelde undt sonsten gleit oder anders ins Ambt antwortten, Auch holz undt getreidich bezahlen, sowol steuer oder andere Ambtspflicht keinerlej Ausgeschlossen, wenn die erlegung geschehen, wie viel, wofür undt inn welchem Jahr undt tag, iedes fellig geweßen, Desgleichen auch alle verrichtete Ausgaben an gelde und getreidicht bej vorwendung seiner Rechnunge mit befehlichen, richtigen Quittanzen undt bekendtnüßen, sowol der handtwergs Leute Zetteln bescheinen, Auch nichts ungewisses unnötiges, sonderlich das jenige, so inn seine AmbtsRechnunge nicht gehörig aus zehlen, vielweniger Jemandes, wer der auch sej im Ambt nach sonsten einige bewirttung undt ausrichtung weder an speise oder fütterunge thun, er habe denn dessen vonn Uns oder unsern inn Vormundtschafft Cammerräthen sonderlichen schriftlichen befehlich, Mit der ausdrücklichen verwarnunge, das kein einziger heller oder füttermas haffer, do er darwider handeln wirdt Ihme inn Rechnunge Paßiren, sondern dergleichen aufgangk, ganz undt gar über Ihn gehenn soll. Auch keine unnötige Zehrunge, botenlohn undt anders ursachen, deßgleichen uff Pappir, dinten, bindtfaden, siegelwachs undt anders, so zur schreiberej gehörigk, nur soviel, als mann zu den Rechnung undt Registern auch Zur nottdurfft im Ambt, bedarff, undt kein übermeßiges oder gewisses, wie bishero geschehen, inn Außgabe verschreiben, Die Unterthanen solcher Embtere Ihrer irrung undt gebrechen halben, so offt es von nöten undt teglich ohne auffschub gütlich undt mit glimpf inn der gewönlichen Ambtsstuben undt sonsten an keinem ort Verhören, Sie zu vergebenen wegen undt verseumnis ihrer wahrunge nicht verursachen, undt müglichen vleis vorwenden, uff fürgehenden genügsamen bericht, Verhör und erkundigunge nach billigkeit dem rechten undt sonderlichen der Landesordnunge gemes zuentscheiden, zugleich schüzen, Niemanden wider recht undt güte gewonheit aus eigenen offerten beschweren, noch hergegen umb geschencke, verehrunge, gaben, eigennüzes nach vortheils willen mit was schein es auch geschehe, den verbrechern einige straffen nachlassen, sondern nach seinem besten Verstande dohin iederzeit trachten, damit allen Unterthanen in dießen seinen befohlenen Embtern recht undt gerechtigkeit widerfahren, Auch dießelben von andern Ambtsdienern alls Ambtschreibern, Landtrichtern, Förstern, Gleitsleuten, Holz: undt Landtknechten nicht belestiget werden mögen. Nach deme auch die notturfft erfordert, das neben andern, unmündige Kinder inn acht genommen werden, Alls soll er dohin trachten, das zu ieder Zeit inn seinen befohlenen Embtern unmündige Kinder, wenn deren Eltern verstorben, mit Gott fürchtigen, frommen, undt nicht eigennüzigen Vormunden versehen undt dieselben im Ambt bestetigt werden, Auch ferner Zue gewissen Zeiten des Jahres einmahl oder do es von nöten zwie alle die Jenigen so Vormundtschafften verwalten, vor sich bescheiden, Ihrer Vormundtschafft Rechnungen, derselben Mündlein Zum besten, mit vleis durchsehen, wo einiger schaden oder eigenüz darinnen befunden wirdt, solchen alßbald abschaffen, die Vormünden derohalben zur rede sezen, undt mit vleis darauff sehen, das inn alle wege den Unmündigen das Ihre nicht verzehret undt übel angewendet, so [...] zu rath gehalten undt hirunter derselben bestes gesucht, hergegen ihrer Vormunden Vortheil oder eigennüz vermiden werden möge. Desgleichen Jehrlichen alle der Städte Kahla, undt Orlamünde, auch beeder Embter Dorffschafften gemeine Rechnungen vleißig anhören und mit besondern ernst verordnen, damit

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das gemeine einkommen nicht verschwendet, sondern den Stedten Undt einer ieden Dorffschafft zu nüz undt besten angewendet und zu fürfallender notturfft erspart werde, wie er denn sonderlichen umb gewisser Ursachen willen alle Jahre von der Städte Kahla undt Orlamünde Rechnungen, richtige AusZüge zur Fürstl. Renterej anhero uber schicken soll. Inn den Amptsdorffschafften soll er neben dem Landtrichter Jehrlichen rüge, Ehe: und andere gerichte halten, Alle gerichtsfelle vleißig verzeichnen, undt sich wie obgedacht, gegen Jedermann unpartejisch erzeigen, Wann aber Peinliche sachen undt hohe straffen vorfallen, uns oder unseren in Vormundtschafft Canzler undt Räthen derselben gelegenheit mit allen umbstenden undt grundt unseumblich berichten, bescheidt darauff gewarten, undt umb künfftiger nachrichtunge willen inn den Jahrrechnungen undt der Ambter handelsbücher richtig verzeichnen, und specificiren, an welcher enden undt welcher gestalt sich die Verbrechungen zugetragen, und wie sie iederzeit gestrafft wordenn, Nichts weniger auch sonsten über alle in beden Embtern vorfallende Hendel, Alls Conträcte, Keuffe, Täusche, [...] oder anders, vleißige Registraturen haltten, damit mann daraus iedermals inn vorfallenden fellen nachrichtunge haben möge, Sowohl den Rethen zu Kahla undt Orlamünde, Auch den Schulteißen undt Heimbürgen in den Ambtsdörffern bej einer namhafften straff befehlen, alle Quartal bej Ihren pflichten, richtige verzeichniße im Ambt zuübergeben, was an iedernort, wie er dann mit solchen verzeichnüßen inn seiner Rechnunge die Einnahme des Lehengeldes belegen, undt selbst ein vleißiges aufsehen haben undt es dohin richten solle, das alle Kauffbriefe im Ambt geferttiget undt alßo unsern Jüngen Vettern undt Pflegesöhnen an Lehengelde nichts underschlagen werde undt zurückbleiben müge, Undt nach deme bishero inn eines theils Embtern neue Heußelein erbauet, Aus welchen den zugehörigen geholzen auch den Gemeinden undt derselben dorffschafften an der gräserej Trifftgebrauchung, undt sonsten Verdacht erfolget, so soll er hinfüro ohne unsern oder unserer inn Vormundtschafft Cammerrethe zu Aldenburgk vorbewußt, keine dergleichen neue Heußelein inn diesen seinen befohlenen Embtern aufzurichten verstatten, Alle Reinungen undt grenzen der gehölze undt anderer eigenthümlichen güter vleißigk ins Ambtsbuch verschreiben, undt die Jehrlichen zwischen Mitfasten undt Pfingsten einmahl, oder do es von nöten zwei, neben dem Oberaufseher der gehölze Bastian Brünsarten, Förstern undt den anstoßenden Nachbarn beziehen, undt verkommen, das die nicht verendert, undt sich derer dadurch kündigk machen, Zu dem ende auch damit dieselben iederzeit inn guter richtigkeit erhalten, die Mahlsteine, Malbeume, graben undt andere Zweiffelhafftige gewercke, so offt es von nöten verneuern, undt do einige gebrechen doraus oder der wildtfehre befunden, daßselbige zu ieder Zeit berichten, Die Ambtsgehülze auch neben den Forstknechten inn treuer versorgung haben, allen nachteil abwenden, undt den holzkauff sambt gedachten Oberauffseher der gehölze anstellen, wie er dann bej allen Holtz-Märckten auch ausmessen des holzes selbsten sein undt neben Ihme die anweisunge, anschlagung undt zeichnunge des holzes zugleichen thun, undt deran sein soll, das es nach rechten werth aus bracht, undt ohne bewuß seiner des Oberaufsehers nicht verlassen, es geschehe auch unter was schein es wolle, Inmaßen Sie dann beide, weil bishero die erfahrung geben das von denen Leuten, welchen holz verborgt, die bezahlung

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mit großer mühe eingebracht werden müssen, Auch bisweilen wohl gar nicht zuerlangen geweßen, doran sein sollen, das alles holz umb bar geldt verkaufft, undt uff borgk nicht mehr hingelassen, Auch mit den holzzeichnen kein missbrauch geübet und zwischen den holzmerckten niemandes einig holz angewießen werde, es würde dann von Uns oder Unsern inn Vormundtschafft verordenten Cammerrethen insonderheit befohlen, Was auch in Clafftern undt schocken zuhauen verlohnet wirdet, die Forst Knechte vollkömblichen berechnen, Undt dieselben vor den abgangk undt verluß hafften laßen, Er der Schösser aber soll über solches alles richtige Register undt mit dem Oberauffseher gegen Verzeichnüße halten, solche uff beiden theilen unterschreiben, siegeln, darinnen ausführlich undt underschiedlich melden, Weme, waßerlej holz, wie viel, wie teuer undt an welchen orten daßselbe angeweist undt verkaufft, Auch wo die Keuffer wonhafftigk sein, undt dießelben Register und gegen Verzeichnüße, iedesmals seiner Ambtsrechnung anhengen, Auch sonderlichen Vorkommen, das sich niemandes inn den gehölzen nach den Ambtsgütern mit der gräßerej, hütunge, Trifften, laubsamblen, striffeln, eicheln leßen, Jagten, Weidewergen undt andern nüzungen dringen, welche dessen aus guten alten herkommen und genügsamen schrifftlichen schein, nicht berechtiget, undt achtunge darauff geben, das sich die Forst Knechte allerdings ihren bestallungen gemes erzeigen, undt sich aller holzpartirunge, Schencken, Wirtsheußern, undt was sonsten verdacht ursachet, genzlichen eußern undt enthalten, Das Jagthaus zur Fröhlichen Wiederkunfft inn vleißige uffsicht haben, damit dasselbe inn gutenn beulichen wessen, Auch der daßelbst verhandene Vorrath an Bettgewant undt andern vleißigk gewartet, undt mit demselben getreulich umbgangen werde, Deßgleichen uff die Teiche undt hegewasser gute achtunge geben, das sich deren zu nachteil niemandes mit einiger Nüzunge eindringe, Die Teiche zu rechter Zeit mit guten tüchtigen samen besezen, die zu winter Zeit öffnen laßen, undt vleißige sorge haben, das die fische aus mangel der Quell undt zugangs nicht schaden leiden mögen, Welche teiche auch fischbar, undt wie hoch die fische auszubringen Jehrlichen uff Bartholomei, Unsern inn Vormundtschafft Cammerrethen undt Renthmeister berichten, undt ihres bescheids darauffgewarten, Wan an einem oder dem andern ort unumbgengliche gebeude oder uff eines oder das andere zuverferttigen gehen, undt mann an holz, steinen undt andern Vorrath darzu bedürffen möchte, mit zuziehunge erfahrner werckleute in einen richtigen Anschlagk undt Verzeichnüs bringen, Solches Unsern inn Vormundtschafft Cammerrethe undt Rentmeister inn Zeiten anmelden, undt ihres bescheides erwarten, Auff das mann den notwendigen Vorrath inn Zeiten mit nüz zur stete schaffen könne, Undt do alß dann einige gebeude dorauff vorzunehmen befohlen, Mit den werckleuten treulichen undt Zum genauesten dingen, uberflus vermeiden, an deme so uff dießelben verordenet treulich handeln, solche auch bestendigst und warhafftigst ausführen zulassen, undt do an alten oder neuen holz, Auch andern Vorrath etwas abgehen möchte, dasselbe treulich berechnen, oder solches zu vorfallender künfftigen notturfft vleißigk vorwahren, Ohne obbenanter Cammerraths undt Renthmeisters vorbewußt aber hierinnen nichts anordnen, Welche brücken undt strassen auch durch die von Adel oder andere vor dießer Zeit erhalten die darzu ferner vermahnen, undt derwegen keine neue beschwerunge uff bede Embter dringen laßen, die Jenigen aberso die Embter vonn alters hero zuerhalten, schuldigk geweßen hinfür nochmals uff desselben costen, doch mit rath undt dem wenigsten, Als sich immer leiden will, inn seinen weßen undt riße bestendigk erhalten, oder durch die Pachtleute der gleite, do es inn

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ANHANG

Ihren schiedt versehen verrichten laßen, damit durch desselben verwarloßunge die Zölle undt gleite nicht geringert, sondern ihren nuz allleZeit ertragen mögen, Keinen unterthanen gestatten, Mit den andern umb den halben theil zu seen, obs aber eines oder deß andern eußerster noturfft halben, nachgegeben werden müsse, dorauff sehen, das das geströde in gütern bleibet, Undt nur die Körner getheilet werden, So soll Ihme solches vor sich selbsten auch nicht verstattet, sondern genzlichen verboten sein, Weil auch aus Verenderunge allerlej nachteil erfolget, So soll er keine Lasgüter oder widerkeuffliche Renthen Verendern undt vererben, vielweniger die Erbgüter geringern oder trennen laßen, noch Jemandes anders den Bauers Leuten verleihen, Er habe denn dessen sonderlichen befehl, die Lasgüter aber damit sie nicht zur Erbligkeit gelangen Jeweilen mit den Laszinsen verendern, So soll er auch einigenn, wehr der sej, eine neue wohnung undt behausung in den Gemeinden oder sonsten ohne sonderbaren bevehl auffzubauen nicht verstaten, Do Gefangene einkommen, solche nicht lange sizen laßen, sondern die Proces schleunigst fördern, uff Richter, geschworene Beysizer undt andere Gerichts personen von Peinlichen gerichten zuhegen, den gütlichen undt peinlichen bekentnüßen bejzuwohnen, Urgicht fragen und anders zuverfertigen, Undt was solchen Proces sonst anhengig, ein mehrers nicht denn herbracht inn Rechnunge verschreiben, Deßgleichen wann notwendigk uff flüchtige Personen bestallungen zumachen ider die von andern örtern ins Ampt abzuholen weren, solches soviel immer thunlich zum genauesten verrichten, Auch do Unterthanen undt andere inn bürglichen undt durch sie selbst verursachten hendeln zu gefengnüs bracht werden, Sie desselben nicht ehe benehmen, es sej dann das gewönliche cost undt sizegeldt vonn Ihnen bezahlet, Gleichwohl aber hierneben acht darauff geben, das die Landtknecht mehr nicht dann Ihnen gebüret, von den Leuten fordern undt nehmen, Die Erb: und Zinsbücher, sowohl die Rechnungen soll er inn guter richtigkeit undt verwahrunge, Auch neben allen den Jenigen, so Ihme inn dießen Ambte vertrauet undt er erfahren wirdet, geheim halten, denen es zuwissen nicht gebüret, mit nichten eröffnen, sondern mit sich in die grube nehmen, zu welchen ende er dann auch die AmbtsRechnunge iedesmals mit eigner Handt schreiben, oder durch den Ambtschreiber verrichten, sonsten aber Niemandes darüber laßen, Sowohl die Verhör der Unterthanen, desgleichen alle Commißiones, so Ihme vonn Uns oder Unsern inn Vormundtschafft Canzler undt Räthen zu Aldenburgk auffgetragen werden darzu er sich dann uff der Partejen, sonderlich des streitigen theils uncosten ieder Zeit williglich gebrauchen laßen soll, nirgends anders, wenn es nicht besichtigung betrifft, dann in dem verordenten Amptshauß anstellen, undt von den Amptssachen, sonderlich Rechnungen oder Register nichts verschleiffen oder vertragen sondern an den ort, do es versehen, bleiben laßen, Ohne Unsern oder unserer inn Vormundtschafft verordenten Cammerräthen und Renthmeisters alhier sonderlichen befehlich, erlaubnis und des Ampts geschefften oder erhebliche ursachen, keine nacht aus dem Ampts bleiben, sondern desselben ieder Zeit mit vleis wartten, Auch do inn einem oder dem andern ohne nachteil des gemeinen nuzes, neue Nuzungen zusuchen, undt sich eröffnen thete, solches gedachten Unsern inn Vormundtschafft verordenten Cammerräthen undt Renthmeister unseumlich mit grundt berichten, undt derselben bescheidt darauff gewartten, Undt alles das so beeder Empter notturfft erfordert, ieder Zeit bedencken,

ANHANG

251

Auch ein besonders auffsehen haben, das die Fürwerges undt andere gütere mit vleis bestellet, keines weges verwüstet, sondern sambt der Viehe Zucht zu guten nuz gebracht, Undt von den Pachtleuten der Schäfferei Seidenroda und Kleinpürschiz uff gerichte Pachtbrieffe vermögen allenthalben nachgesezt werde, Aber das sich zu denn verrichtungen, so Ihme sonsten uffgetragen werden möchten und hirinnen nicht begriffen, ieder Zeit underthenig undt willigklich gebrauchen laßen, Undt alß das Jenige, so Ihme bevohlen zu unserer geliebten Jungen Vettern besten bestellen, Undt hirinnen derselben nutz undt frommen scheffen, schaden, unheil undt nachteil abwenden und sich inn deme allen alß erweißen, als einen getreuen diener undt unterthanen gegen seinen Herren Undt Landesfürsten zuthun gebüret, undt er von Gott, Pflicht und rechtswegen schuldigk ist, Welchen alles er dann zuthun undt zuverzichten zugesagt, undt vorstandt auffgerichtet undt versprochen dieser seiner bestallunge inn allenn Puncten undt Articeln vleißige undt getreue folge zuleisten, solches auch eidlichen beteuert, Inmaßen er dann auch Krafft berürtes seines Vorstandes vor allen schaden undt nachteil, undt sonderlichen Rest, so er einigen in Zeit seiner Amptsverwaltunge machen würde, hafften undt denselben genzlichen abtragen undt bezahlen, Auch ehe undt zuvor solches geschehen seines Vorstandes nicht erlassen sein solle, Hergegen, Undt auff das er dieses seines dinstes mit desto besseren vleis aberwartten, Auch dessen eine ergetzunge haben möge, So sollen Ihme Iehrlichen uff seine Personen 100 fl Undt dann uff den Amptschreiber Johansen Gierbergen 50 fl zu Ihrer beeder Unterhalttunge vor alles gegeben, Auch den Schösser auff einen Klepper 15 Scheffel Kahlisch mas Haffern neben 40 Clafftern holz zu heizunge der Amptsstuben uff der Leuchtenburgk gefolget werden, doraus sie sich dann beeder wohl genügen, undt in keinem wege wie das nahmen haben mag, eigennüziger weiß Vortheils undt genießes unterwinden, vielweniger die Unterthanen dieser Empter mit der schreibe gebür von allerhandt hendeln beschweren undt übernehmen, Sondern mit den Jenigen, was von alters herkommen erstetiget sein, so soll auch der Schösser an abgangk vonn getreide mehr nicht als von ieden 100 Scheffel harten so ausgegeben wirdt, ein scheffel von dem Jenigen aber, so bej den Censiten abgeholet wirdt ½ Scheffel Vonn Haffer aber von iederm hundert scheffeln, so ausgegeben wirdt, 2 scheffel Undt dann vonn dem welchen man bei den Censiten abholet, halb soviel, deßgleichen an Zehrunge im Ampt tag und nacht mehr nicht als 14 gr Do er aber zur Rechnunge bescheiden wirdt, oder sonsten Rechnungs und geldtsachen, wegen verreißen mus tages und nachtes 24 gr Undt ein mehrers nicht inn Rechnung verschreiben, Inmaßen dann dorauff ein sonderlich auge, undt ob dießer bestallunge inn allenn Puncten mit vleis gehalten werden soll, Dessen zu ehrkundt haben wir dieße bestallung mit Unsern inn Vormundtschafft angeordenten Canzlej sowol bedrucken, vonn Unsern inn Vormundtschafft Cammerrath Daniel vonn Wazdorff zu Bergk undt Lichtentaun unterzeichnen, und Ihme dem Schösser zu seiner eigentlichen gewissen nachrichtunge zustellen laßen, Geschehen undt geben zu Aldenburg vom tage Walburgis nach Jhesu Christi, Unßers Herrn Heilands undt Seligmachers geburt im 1612. Jahre, Daniel vonn Watzdorff

Verzeichnis der Abbildungen, Diagramme und Tabellen

Abbildungen Abb. 1: Zeichnung der Leuchtenburg in einer Akte zu Grenzstreitigkeiten 1658 (ThStA Altenburg, AG Kahla, II, M. 1. ß a, Nr. 5, fol. 9r)…………………..………….Buchtitel Abb. 2: Dorf und Flur Seitenroda, 1824 (ThStA Altenburg, Karten- und Plansammlung (Nr. 8504-8507) inkl. Ergänzungen von weiteren Flurnamen aus einer Arbeitsgemeinschaft der Gemeinde Seitenroda vom April 2008…………………Vor- und Nachsatz Abb. 3: Zeitgenössische Fotografie der Leuchtenburg .................................................................

9

Abb. 4: Karte des Amtes Leuchtenburg und Orlamünde um 1550 ............................................

12

Abb. 5: Grafik der Leuchtenburg mit Weinberg um 1850 ...........................................................

36

Abb. 6: Organigramm zur Personalstruktur des Amtes Leuchtenburg um 1550 ......................

40

Abb. 7: Übersicht der politischen Zugehörigkeit des Amtes Leuchtenburg vom 14. bis 18. Jahrhundert .........................................................................................................

54

Abb. 8: Aufriss des Marterturms als Wehrturm und nach dem Umbau zum Gefängnisturm

64

Abb. 9: Deckblatt einer Prozessakte einer Mordtat aus dem Amt Leuchtenburg mit angehängtem zerbrochenem Stab, 1676 ............................................................................

79

Abb. 10: Erste Seite des durch Philipp Melanchthon geführten Verhörs Hans Schleiers, 1536 .......................................................................................................................

96

Abb. 11: Letzte Seite des durch Philipp Melanchthon geführten Verhörs Hans Schleiers, 1536 .......................................................................................................................

96

Abb. 12: Grundriss der Leuchtenburg mit heutigem Gebäudebestand ........................................ 121

VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN, DIAGRAMME UND TABELLEN

253

Abb. 13: Inventar der Leuchtenburg aus den Jahren 1576/77 ...................................................... 129 Abb. 14: Namensschriftzug von Hermann Berlitz .......................................................................... 164 Abb. 15: Petschaftabdruck mit Initialen von Hermann Berlitz...................................................... 164 Abb. 16: Spätere Kopie des Siegels von Hans Schwab ................................................................... 166 Abb. 17: Autograph von Johannes Reinbott .................................................................................... 167 Abb. 18: Abdruck des Petschafts von Johannes Reinbott mit Initialen I.R. ................................ 167 Abb. 19: Autograph von Peter Wolfram ........................................................................................... 169 Abb. 20: Petschaftabdruck von Peter Wolfram mit Initialen und P.W. Wolfskopf.................... 169 Abb. 21: Autograph von Peter Schmitzerle ...................................................................................... 170 Abb. 22: Autograph und Petschaftabdruck von Peter Schmitzerle ............................................... 170 Abb. 23: Petschaftabdruck von Johann Hoffmann ......................................................................... 171 Abb. 24: Autograph von Johann Hoffmann..................................................................................... 171 Abb. 25: Autograph von Christoff Boner ......................................................................................... 172 Abb. 26: Autograph und Petschaftabdruck (mit Initialen A.R. und einem Hahn) von Abraham Richtzenhan ................................................................................................. 174 Abb. 27: Petschaftabdruck des Amtmannes Schweipold von Brandenstein................................ 174 Abb. 28: Autograph und Petschaftabdruck von Elias Nandelstedt............................................... 175 Abb. 29: Autograph und Abdruck des Petschafts von David Faber............................................. 179 Abb. 30: Petschaftabdruck von Valentin Thieme ............................................................................ 180

254

VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN, DIAGRAMME UND TABELLEN

Abb. 31: Autograph von Valentin Thieme........................................................................................ 180 Abb. 32: Autograph und Abdruck des Petschafts von Daniel Triller ........................................... 185 Abb. 33: Petschaftabdruck Tobias Michaelis mit Initialen T.M..................................................... 187 Abb. 34: Autograph von Tobias Michaelis ....................................................................................... 187 Abb. 35: Autograph des Schössers Rudolph .................................................................................... 188 Abb. 36: Autograph des Schreibers Henning Matthias Voges ....................................................... 188 Abb. 37: Autograph von Georg Ehrenfried von Nauendorff. ....................................................... 191 Abb. 38: Zeitgenössisches Porträt von Georg Ehrenfried von Nauendorff................................ 192 Abb. 39: Dorfverzeichnis des Amtes Leuchtenburg 1576/77 ....................................................... 202 Abb. 40: Rechnungsprotokolle der Jahre 1401–1408 ...................................................................... 227 Abb. 41: Amtsrechnung des Schössers Peter Wolfram 1553/54................................................... 228 Abb. 42: Erste Seite des Verhörprotokolls der Anna Maria Neidold, 1664 ................................. 232 Abb. 43: Erste Seite der Bestallung von Elias Nandelstedt aus dem Jahre 1612 ......................... 245

Diagramme Diagramm 1: Hausgesessene Männer im Amt Leuchtenburg, 1457, 1577, 1624, 1658 und 1671 ....

16

Diagramm 2: Übersicht der Einnahmen und Ausgaben im Amt Leuchtenburg/Orlamünde von 1479 bis 1573 ...............................................................................................................

45

Diagramm 3 Übersicht der Einnahmen und Ausgaben im Amt Leuchtenburg/Orlamünde von 1574 bis 1705 ...............................................................................................................

45

VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN, DIAGRAMME UND TABELLEN

255

Diagramm 4: Übersicht der Einnahmen und Ausgaben im Amt Leuchtenburg/Orlamünde von 1610 bis 1705 in Abhängigkeit vom Getreidepreis ..................................................

46

Diagramm 5: Prozentuale Verteilung der vier Haupteinnahmeposten 1586/87 .................................

48

Diagramm 6: Prozentuale Verteilung der vier Haupteinnahmeposten 1612/13 .................................

48

Diagramm 7: Prozentuale Verteilung der fünf Hauptausgabepositionen 1586/87.............................

49

Diagramm 8: Prozentuale Verteilung der fünf Hauptausgabepositionen 1612/13.............................

50

Diagramm 9: Prozentuale Verteilung der fünf Hauptausgabepositionen sowie der Caducen 1667/68 ...............................................................................................................

50

Diagramm 10: Gewinn-Verlust-Struktur der Gemeinderechnungen Heilingen und Röbschütz 1574 bis 1699 ............................................................................................................... 140 Diagramm 11: Übersicht zur Amtsdauer der Leuchtenburger Schösser von 1479 bis 1705 ............... 161

Tabellen Tabelle 1: Übersicht wettinischer Regenten (Regierungszeit) für das Amt Leuchtenburg 1396–1705 ...............................................................................................................

55

Tabelle 2: Übersicht zur Bauchronologie der Leuchtenburg von 1486 bis 1718 .......................... 108 Tabelle 3: Zimmerübersicht nach den Inventarlisten vom 16. bis 17. Jahrhundert ...................... 123 Tabelle 4: Inventarlisten 1525–1674 .................................................................................................... 124 Tabelle 5: Auszüge aus den Bauaktivitäten an anderen Amtsgebäuden von 1485 bis 1687 ........ 134 Tabelle 6: Übersicht der Amtmänner, Schösser und Schreiber von 1479 bis 1705 ...................... 158 Tabelle 7: Übersicht der Amtsdörfer des Amtes Leuchtenburg ...................................................... 199

256

VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN, DIAGRAMME UND TABELLEN

Tabelle 8: Wiesenflächen des Amtes Leuchtenburg und Orlamünde ............................................. 203 Tabelle 9: Ackerflächen des Amtes Leuchtenburg............................................................................. 207 Tabelle 10: Waldbestände des Amtes Leuchtenburg ........................................................................... 211 Tabelle 11: Übersicht der amtseigenen Weinberge im Amt Leuchtenburg/Orlamünde................ 217 Tabelle 12: Übersicht der amtseigenen Teiche im Amt Leuchtenburg ............................................. 219 Tabelle 13: Übersicht der amtseigenen Fischwasser im Amt Leuchtenburg/Orlamünde, 1658 ... 224 Tabelle 14: Einnahmen- und Ausgabenübersicht vom 15. bis 17. Jahrhundert .............................. 225 Tabelle 15: Übersicht von Geldwerten im Amt Leuchtenburg in Schock und Gulden vom ausgehenden 15. bis 17. Jahrhundert ........................................................................ 229 Tabelle 16: Übersicht zum Inventar von Büchsenhaus, Zeughaus und Harnischkammer von 1540 bis1674 ............................................................................................................... 243

Quellen- und Literaturverzeichnis

Ungedruckte Quellen a) Thüringisches Staatsarchiv Altenburg

Einnahmen- und Ausgabenrechnungen des Amtes Leuchtenburg, Verzeichnisse und Erbregister – Bestand Finanzrechnungsarchiv: Finanzrechnungsarchiv 13, Repositur XI, Nr. 1a (1484/85); Nr. 1b (1510/11); Nr. 1c (1485 Kochenbuch); Nr. 2 (1524/25); Nr. 3 (1525/26); Nr. 4 (1526/27); Nr. 5 (1527/28); Nr. 6 (1528/29); Nr. 7 (1529/30); Nr. 8 (1530/31); Nr. 9 (1531/32); Nr. 10 (1532/33); Nr. 11 (1533/34); Nr. 12 (1534/35); Nr. 13 (1535/36); Nr. 14 (1536/37); Nr. 15 (1537/38); Nr. 16 (1538/39); Nr. 17 (1539); Nr. 18 (1539/40); Nr. 19 (1540/41); Nr. 20 (1541/42); Nr. 21 (1542/43); Nr. 22 (1543/44); Nr. 23 (1544/45); Nr. 24 (1545/46); Nr. 25 (1546/47); Nr. 26 (1547/48); Nr. 27 (1548/49); Nr. 28 (1550/51) Halbjahr; Nr. 29 (1550/51); Nr. 30 (1551/42); Nr. 31 (1552/53); Nr. 32 (1553/54); Nr. 33 (1555/56); Nr. 34 (1556/57); Nr. 35 (1557/58); Nr. 36 (1558/59); Nr. 37 (1561) Halbjahr; Nr. 38 (1561/62); Nr. 39 (1562/63); Nr. 41 (1563/64); Nr. 42 (1564/65); Nr. 43 (1566/67); Nr. 44 (1568/69); Nr. 46 (1569/70); Nr. 47 (1570/71); Nr. 48 (1571/72); Nr. 49 (1572/73); Nr. 50 (1573/74); Nr. 52 (1574/75); Nr. 53 (1576/77); Nr. 54 (1577/78); Nr. 55 (1578/79); Nr. 56 (1579/80); Nr. 57 (1580/81); Nr. 58 (1581/82); Nr. 59 (1586) Verzeichnis der Stedte und Dorffere; Nr. 60 (1582/83); Nr. 61 (1583/84); Nr. 62 (1584/85); Nr. 63 (1585/86); Nr. 64 (1586/87); Nr. 65 (1587/88); Nr. 66 (1588/89); Nr. 67 (1589/90); Nr. 68 (1590/91); Nr. 69 (1591/92); Nr. 70 (1592/93); Nr. 71 (1594/95); Nr. 72 (1595) Erbzinsregister Ambt Leuchtenburg; Nr. 73 (1595) Erbzinsregister Ambt Orlamünde; Nr. 75 (1595/96); Nr. 76 (1597/98); Nr. 77 (1598/99); Nr. 78 (1599/1600); Nr. 79 (1601/02); Nr. 80 (1602/03); Nr. 81 (1603/04); Nr. 82 (1604/05); Nr. 83 (1605/06); Nr. 83 (1606/07); Nr. 85 (1607/08); Nr. 86 (1608/09); Nr. 87 (1609/10); Nr. 88 (1610/11); Nr. 89 (1611/12); Nr. 90 (1612/13); Nr. 91 (1613/14); Nr. 92 (1614/15); Nr. 93 (1615/16); Nr. 94 (1616/17); Nr. 95 (1617/18); Nr. 96 (1618/19); Nr. 97 (1619/20); Nr. 98 (1620/21); Nr. 99 (1620/21) Duplikat; Nr. 100 (1621/22); Nr. 101 (1623/24); Nr. 102 (1624/25); Nr. 103 (1626/27); Nr. 104 (1627/28); Nr. 105 (1628/29); Nr. 106 (1629/30); Nr. 107 (1630/31); Nr. 108 (1631/32); Nr. 109 (1632/33); Nr. 110 (1633/34); Nr. 111 (1634/35); Nr. 112 (1635/36); Nr. 113 (1636/37); Nr. 114 (1637/38); Nr. 115 (1638/39); Nr. 116 (1639/40); Nr. 117 (1640/41); Nr. 118 (1641/42); Nr. 119 (1643/44); Nr. 120 (1644/45); Nr. 121 (1645/46); Nr. 122 (1646/47); Nr. 123 (1647/48); Nr. 124 (1648/49); Nr. 125 (1649/50); Nr. 126 (1650/51); Nr. 127 (1651/52); Nr. 128 (1652/53); Nr. 129 (1653/54); Nr. 130 (1654/55); Nr. 131 (1655/56); Nr. 132 (1656/57); Nr. 133 (1657/58); Nr. 134 (1659/60); Nr. 135 (1660/61); Nr. 136 (1661/62); Nr. 137 (1663/64); Nr. 138 (1664/65); Nr. 139 (1665/66); Nr. 140 (1666/67); Nr. 141 (1667/68); Nr. 142 (1668/69); Nr. 143 (1669/70); Nr. 143 (1646–1669) Thüymischen Ambts-Resta; Nr. 144 (1670/71); Nr. 145 (1671/72); Nr. 146 (1672/73); Nr. 147 (1673/74); Nr. 148 (1674/75); Nr. 149 (1675/76); Nr. 150 (1676/77); Nr. 151 (1677/78); Nr. 152 (1678/79); Nr. 153 (1679/80); Nr. 154 (1680/81); Nr. 155

258

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

(1681/82); Nr. 156 (1682/83); Nr. 157 (1683/84); (1686/87); Nr. 160 (1687/88); Nr. 161 (1688/89); (1690/91); Nr. 164 (1691/92); Nr. 165 (1692/93); (1695/96); Nr. 168 (1696/97); Nr. 169 (1697/98); (1700/01); Nr. 172 (1701/02); Nr. 173 (1702/03); (1704/05); Nr. 176 (1705/06); Nr. 177 (1706/07); (1708/09); Nr. 180 (1709/10); Nr. 181 (1710/11); (1712/13); Nr. 186 (1713/14); Nr. 187 (1714/15); (1716/17); Nr. 190 (1717/18); Nr. 191 (1718/19); (1720/21); Nr. 194 (1721/22); Nr. 195 (1722/23).

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

158 162 166 170 174 178 183 188 192

(1685/86); (1689/90); (1694/95); (1698/99); (1703/04); (1707/08); (1711/12); (1715/16); (1719/20);

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

159 163 167 171 175 179 185 189 193

Weitere Einnahmen- und Ausgabenrechnungen des Amtes Leuchtenburg, Bestallungen und Schriftverkehr –Bestand Landesregierung: Landesregierung Clas. XIII, Nr. 2903; Nr. 13791 (Bestallungen 1639–1676); Nr. 20339 (Irrungen zwischen dem Schösser Ebart und Schreiber Göring 1656/57); Nr. 20606 (verweigerte Frondienste 1508); Nr. 20608 (Einnahme-Ausgaberechnung 1518/19); Nr. 20609 (Zaunbau um die Leuchtenburg 1519); Nr. 20610 (Einnahme-Ausgaberechnung 1519/20); Nr. 20612 (Einnahme-Ausgaberechnung 1520/21); Nr. 20615 (EinnahmeAusgaberechnung 1522/23); Nr. 20637 (Schriftverkehr mit Landesregierung 1632– 1644); Nr. 20649 (Schriftverkehr wegen Brand auf der Burg 1658). Schriftverkehr des Amtes Leuchtenburg und Bestallungen – Bestand Kammer Amt Kahla: Kammer Amt Kahla, Nr. 1 (Eigenthümliche Güther 1658); Nr. 2 (Fragmente Landgericht 1485–1487); Nr. 3 (Brauereien und Schänken im Amt 1483–1570); Nr. 6 (Grenzirrungen 1681–1699); Nr. 10 (Schriftverkehr 1610–1613); Nr. 11 (Schriftverkehr 1634); Nr. 12 (Schriftverkehr 1635); Nr. 13 (Schriftverkehr 1636); Nr. 14 (Schriftverkehr 1638); Nr. 15 (Schriftverkehr 1639); Nr. 16 (Schriftverkehr 1640); Nr. 17 (Schriftverkehr 1641); Nr. 18 (Schriftverkehr 1642); Nr. 19 (Schriftverkehr 1643); Nr. 20 (Schriftverkehr 1646); Nr. 20 a (Schriftverkehr 1647); Nr. 21 (Schriftverkehr 1648); Nr. 22 (Schriftverkehr 1649); Nr. 23 (Schriftverkehr 1650); Nr. 24 (Schriftverkehr 1653); Nr. 25 (Schriftverkehr 1654); Nr. 26 (Schriftverkehr 1656); Nr. 27 (Schriftverkehr 1657); Nr. 28 (Schriftverkehr 1657); Nr. 29 (Schriftverkehr 1658); Nr. 30 (Schriftverkehr 1659); Nr. 31 (Schriftverkehr 1661); Nr. 32 (Schriftverkehr 1662); Nr. 33 (Schriftverkehr 17. Jh.); Nr. 34–44 und Nr. 46–47 (Schriftverkehr 17. Jh.); Nr. 54 (Erb- und Zinsregister 1575); Nr. 780 (Vererbung Schlossfelder 1712); Nr. 781 (Vererbung Äcker 1713); Nr. 792 (Vererbung herrschaftliche Teiche 1709); Nr. 793 (Vererbung Teiche 1712); Nr. 810 (Vererbung Vorwerk Seitenroda 1754); Nr. 811 (Vererbung Vorwerk Seitenroda 1754); Nr. 873 (Vererbung Schäferei Pürschütz 1672); Nr. 1079 (Bausachen 1663); Nr. 1080 (Bausachen 1659– 1700); Nr. 1082 b (Bausachen 1680); Nr. 1342; Nr. 1344 (Bestallung Amtmann v. Naundorff 1705); Nr. 1358 (Schriftverkehr betreff. Schösser Nandelstedt und Faber 1615); Nr. 1359 (Valentin Thieme und Amtsschulden); Nr. 1360 (Schriftver kehr betreff. Schösser Ebart und Triller 1662); Nr. 1385 (Verlegung des Amtes 1721); Nr. 1389 (Bestallungen 1612–1724).

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

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Bestand Amtsgericht Kahla A.G. Kahla, II. M. 1. ß a, Nr. 5 (Grenzirrungen 1657) A.G. Kahla, Cl. XI. Ca. Nr. 1 ( Erb- und Kopialbuch des Amtes Leuchtenburg von 1457) A.G. Kahla CI. XIII Nr. 1 (1664) (Inquisitionsakte Anna Maria Neidold) A.G. Kahla CI. XIII Nr. 1 (1676) (Inquisitionsakte Ehrhardt Leutenberger mit anhängendem zerbrochenem Stab) A.G. Kahla, Cl. XV. Nr. 14 (Erbbuch des Amtes und der Stadt Orlamünde von 1511) Bestand Geheimes Archiv Geheimes Archiv, Loc. 220, Nr. 3 (Schriftverkehr betreff. den Bau des neuen Amtshauses in Kahla, 1708) Flurkarten - Bestand Karten- und Plansammlung Karten- und Plansammlung Nr. 4794 (Die Altenburgischen Aemter Camburg, Eisenberg u. Orlamünde); Nr. 702 (General-Situations-Charte vom Froelichen Wiederkunfter Revier); Nr. 705 (Grund-Riß derer fürstl. Höltzer so zum frölich Wiederkunffter Revier gehören, von G.F. Horn, 1728); Nr. 710 (Das grose Stück von der Frölichenwiederkunfft aus [...]); Nr. 729 (Übersichtskarte der Ämter Leuchtenburg und Orlamünde, 1735); Nr. 881 (General-Karte des Herzogthums Sachsen-Altenburg (Westkreis), entworfen und gezeichnet von Oskar Brunkow im Jahr 1885/86); Nr. 5439 (Hommelshayner Revier); Nr. 7413 (Amt Cahla und Orlamünde); Nr. 8228 (Flur und Ortslage Geunitz, Tract. I.); Nr. 8250 (Ortslage Großpürschütz, 1824); Nr. 8275 (Flur und Ortslage Heilingen, Tract. I., 1824); Nr. 8276 (Flur Heilingen, Tract. II., 1824); Nr. 8277 (Flur Heilingen, Tract. III., 1824); Nr. 8278 (Flur Heilingen, Tract. IV., 1824); Nr. 8297 (Flur und Ortslage Cahla, Tract. I., 1824); Nr. 8298 (Flur Cahla, Tract. II., 1824); Nr. 8299 (Flur Cahla, Tract. III., 1824); Nr. 8300 (Flur Cahla, Tract. IV., 1824); Nr. 8301 (Flur Cahla, Tract. V., 1824); Nr. 8392 (Flur Oberbodnitz, Tract. I., 1824); Nr. 8410 (Flur und Ortslage Oelknitz, Tract. I., 1822); Nr. 8392 (Flur Oelknitz, Tract. II., 1822); Nr. 8392 (Flur Oelknitz, Tract. III., 1822); Nr. 8502 (Flur Seitenbrück, Tract. I., 1824); Nr. 8503 (Flur Seitenbrück, Tract. II., 1824); Nr. 8504 (Flur Seitenroda, Tract. I., 1824); Nr. 8505 (Flur Seitenroda, Tract. II., 1824); Nr. 8506 (Flur Seitenroda, Tract. III., 1824); Nr. 8507 (Flur Seitenroda, Tract. IV., 1824); Nr. 8545 (Flur Trockenborn, Tract. VI., 1824); Nr. 8674 (General Karte über die Dörfer und Fluren Hummelshayn Schmöln Freyenorla Lindig und Seidenbrück im Cahlaischen Amtsbezirk entworfen im Jahr 1801)

b) Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden Rechnungsprüfungsprotokolle aus dem 15. Jh. – Bestand 10005 Hof- und Zentralverwaltung (Wittenberger Archiv) - Kammersachen1113: 10005, Loc. 4333, Nr. 6, fol. 8r–11r (1401–1408); fol. 64v–66v (1408–1411); fol. 95r–96r (1411–1415); fol. 100r f. (1415–1416); fol. 120v–121v (1416–1422); fol. 127v (1422– 1113 Zur Zeit der Recherchen von Träger um 1941, TRÄGER, Leuchtenburg, (wie Anm. 4) nannte sich die Signatur noch Wittenberger Archiv (W.A.), Kammersachen, wobei heute der Bestand unter der Nummer 10005 Hof- und Zentralverwaltung, Loc. 4333 Kammersachen geführt wird. Die Aktennummern sind aber identisch geblieben. Vgl. die detaillierte Quellenauflistung bei TRÄGER, S. 11–13.

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QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

1423); fol. 137rf. (1424); fol. 151r (1423–1427); fol. 166r (1428–1429); fol. 13v (1432– 1433). Bestand 10004 Kopiale und 10024 Geheimer Rat: 10004 Kopiale, Nr. 4, Bl. 7 (Wie sich Herr Friedrich Churfürst, herr Siegmunde und Herr Wilhelm gebrüder Herzog zu Sachsen in ihre lande geschieden haben, 1436). 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 7382/11 (1523–1528, Die Ämter Herbsleben, Jena samt Burgaw, Leuchtenburg und Orlamünde betreffend). 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc.8084/02 (Inquisitionsakte der Wildbretschützen zur Leuchtenburg 1603–1612).

c) Thüringisches Staatsarchiv Gotha

KKK XXIX r Nr. 5 (Des Schößers zue Leuchtenburgk undt Orlamünda Tobiae Michäelis resignation undt wiederbestellung des dadurch vacant wordenen Schößerdienstes durch des zeittherigen Ambtsverwalthers zue Saltzungen Emanuels Rudolphi Person betreffen, 1676/77) Nr. 6 (Tabell ober deß hochfürstl. Sächß. Ambt Leuchtenburgk und Orlamündischen gehöltze, 16.03.1697) Nr. 20a (Dem Schößer Rudolphi zu Cahla wird das praedicat eines Ambtmannes bejgeleget, 1700) Nr. 29 (Georg Adam Bejer wird nach Cahla zum Policej-Commissario bestellet, 1700– 1713) Nr. 34 (Anhaltung umb die vacante Ambtmannsstelle zu Cahla nach Absterben des Ambtmannes Rudolphi, 1704) Nr. 38 (Wiederbestellung der Untersteuer-Einnahmen im Ambte Cahla durch des verstorbenen Ambtmanns Rudolphi Sohn Joh. Friedrichen, 1705/06) Nr. 46 (Georg Frantz Valentin wird zum Pflegschreiber bej dem Ambts Leuchtenburg u. Orlamünda bestellet, 1706–1717) KKK XXIX f Nr. 1 (Dem Cammerjunker und General Adjutanten von Dieskau wird die Commandantschafft auf dem Schloße Leuchtenburg wie auch die Obrist Lietenantsstelle bejm Altenburg. regiment aufgetragen, 1700) KKK XXIX e Nr. 14 (Dem Rath und Ambtshauptmann von Nauendorff wird das Praedicat eines Hoff-Raths, und dem Ambtsverweser Bejer zu Cahla das AmbtsMannesPraedicat bejgeleget).

d) Stadtarchiv Kahla Stadtarchiv A, Band 2: Nr. 3840 (Aufrühr 1525 Puster) Nr. 3860 (Urteil des Schöppenstuhls in Jena wegen Inquisitionsacta Peter Renczscheln, 1677) Nr. 3862 (Brief von Daniel Triller wegen besserer Beköstigung der Fronarbeiter in Seitenroda, 1666) Nr. 3864 (Brief an Samuel Ebart betreff. die Wache der Seitenrodaer (Frondienste), 1662)

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

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Stadtarchiv B 1707-08: I.1 (Schreiben an den Rath zu Kahla, 1487.) I.3 (Schreiben an Schösser Christoff Pohner wegen Abschriften aufgrund der Landesteilung, 1573.) VII.5 (Schreiben von Altenburg wegen Brückenbau und Kalckgrube an den Schösser zur Leuchtenburg, 1667.) X.3 (Gunstbrief von Peter Schmitzerle, 1563.) X.16 (Herzogliches Decret wegen der Hasenjagd, 1620.) XVIIII.1 (Schiedsschreiben von Dr. Reinbott und Puster wegen Irrungen zwischen Jorgen Weidenhain und dem Radt zu Kahla, 1521.) XVIIII.1 (Quittanz von Jorgen Weidenhain über den Empfang des Geldes und die Beilegung des Streites auf ewig, 1521.) XXII.17 (Schreiben von A.Richtzenhan und Wilhelm von Kayen, Oberaufseher der Gehölze an den Bürgermeister und Rath zu Kahla wegen einem Treffen bezügl. der Irrungen mit Christoff von Eichenbergk, 1587.) XXII.6 (Schreiben von Dr. Reinbott und Rath zu Kahla wegen Gerichtssache Claus Kanelt entleibt von Merten Kurt, 1525.) XXII.7 (Schreiben von Dr. Reinbott an Rath zu Kahla wegen Auslieferung eines Häftlings mit Namen Ritterschneider, 1529.) XXII.10 (Gunstbrief des Schössers Peter Schmitzerle betreffend Martin Heinrich, 1563.) XXII.21 (Vertrag zwischen Rath zu Kahla und Er. Heinrich Fewmesser geschrieben von Dr. Reinbott, 1525.)

e) Stadtarchiv Orlamünde U 42 (Grenzeinigung zwischen dem Rat zu Orlamünde und der Gemeinde Freienorla. Bestätigung der Einigung durch den Schösser zur Leuchtenburg Hermann Berlitz, 1489) U 62 (Der Amtmann zur Leuchtenburg und Orlamünde Dr. Joh. Reinbott entscheidet über eine Streitsache zwischen der Stadt Orlamünde und der Gemeinde zu Großeutersdorf über die Geschoßpflicht einer Wiese, 1530) U 72 (Reskript des Herzogs Joh. Friedr. des Mittleren an den Pfarrer Kaspar Möller zu Orlamünde, den Schösser Peter Wolfram zur Leuchtenburg und den Rat zu Orlamünde über die Verwendung der Klostergüter zu Orlamünde, 1552) U 79 (Geleitstafel des Amtes Leuchtenburg, 1649) Bestand II A, Unterbestand A3, Akten-Nr. 12/1 (Der Schösser zur Leuchtenburg bittet an einem von ihm gefertigten Geburtsbrief das Ratssiegel mit anhängen zu lassen, 1557) Bestand II A, Unterbestand A5, 16/2 (Auftrag des Schössers zur Leuchtenburgan den Rat um Vorladung eines Schuldners, 1560) Bestand II A, Unterbestand A5, 17/4 (Die vom Fürstl. Amte gesuchte Priorität vor den Ratsschulden an den entwichenen Georg Hartmann Handwerkszeug ingl. die vom Fürstl. Amte praedentierte Cogetion über die auf dem Schützischen Rittergute vorvergangene Diebereien, die Gabriel Reichardt begangen, 1670) Bestand II A, Unterbestand A6, 18/2 (Vor dem Schösser Abraham Richzenhan zur Leuchtenburg auf 2000 Gulden hoch geleistete Bürgschaft, 1576–1582) Bestand II A, Unterbestand A6, 19/39 (Die dem Amtsschösser Tobias Michaelis anbefohlene Steuerrevision, 1677) Bestand II A, Unterbestand A6, 22/1 (Ratsrechnungen 1431–1469) Bestand II A, Unterbestand A6, 22/2 (Quittungen, die der Rat erhalten, 1511)

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QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

Bestand II A, Unterbestand A6, 22/4 (Ratsrechnungen 1540–44) Bestand II A, Unterbestand A6, 22/5 (Ratsrechnung 1563) Bestand II A, Unterbestand A6, 22/6 (Ratsrechnung 1564–1569) Bestand II A, Unterbestand A6, 22/7 (Ratsrechnungen 1568–1593) Bestand II A, Unterbestand A14, 47/1 (Pollicey und Landtsordenung, 1556) Bestand II A, Unterbestand A23, 114/3 (Die dem Gastwirt zu Freienorla wegen Hütens auf des Amtsschössers herrschaftlichen Wiesen in hiesiger Flur gepfändete Kuh, 1580)

f) Kreisarchiv Rudolstadt Bestand Heilingen, Gemeinderechnungen von 1574–1704

g) Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar Leuchtenburger Einnahme-Ausgabe-Rechnungen innerhalb Gesamtthüringer Rechnungen – Bestand Ernestinisches Gesamtarchiv (EGA) Reg. Bb: EGA Reg. Bb 107, 1440 (noch ohne Leuchtenburg); Reg. Bb 108, 1441–1449 (noch ohne Leuchtenburg)¸Reg. Bb 112, 1449/50 / 1458–1483 (Leuchtenburg fol. 49–87, 1479– 1483); Reg. Bb 113, 1483–85 (Leuchtenburg fol. 196–210); Reg. Bb 117, 1485/86 (Leuchtenburg fol. 19–38); Reg. Bb 118, 1489/90 (Leuchtenburg fol. 8–23); Reg. Bb 121, 1496/97 (Leuchtenburg fol. 164–175); Reg. Bb 122, 1497/98 (Leuchtenburg fol. 158–168); Reg. Bb 123, 1498/99 (Leuchtenburg fol. 201–212); Reg. Bb 124, 1499/1500 (Leuchtenburg fol. 151–164); Reg. Bb 125, 1501/02 (Leuchtenburg fol. 208–220); Reg. Bb 126, 1502/03 (Leuchtenburg fol. 122–130); Reg. Bb 127, 1503/04 (Leuchtenburg fol. 197–204); Reg. Bb 128, 1504/05 (Leuchtenburg fol. 193–201); Reg. Bb 129, 1505/06 (Leuchtenburg fol. 205–214); Reg. Bb 130, 1506/07 (Leuchtenburg fol. 189– 199); Reg. Bb 131, 1507/08 (Leuchtenburg fol. 242–251); Reg. Bb 132, 1508/09 (Leuchtenburg fol. 241–251); Reg. Bb 133, 1509/10 (Leuchtenburg fol. 415–432); Reg. Bb 135, 1510/11 (Leuchtenburg fol. 2); Reg. Bb 147, 1522/23 (Leuchtenburg fol. 285–300); Reg. Bb 149, 1523/24 (Leuchtenburg fol. 312–331); Reg. Bb 151, 1525/26 (unpag.); Reg. Bb 154, 1527/28 (Leuchtenburg fol. 86–100); Reg. Bb 157, 1528/29 (Leuchtenburg fol. 177–185); Reg. Bb 159a, 1529/30 (Leuchtenburg fol. 84–94); Reg. Bb 164, 1532/33 (unpag.); Reg. Bb 165, 1533/34 (unpag.); Reg. Bb 171, 1535/36 (Leuchtenburg 99–117); Reg. Bb 172, 1536/37 (unpag.); Reg. Bb 174, 1537/38 (unpag.); Reg. Bb 180, 1538/39 (unpag.); Reg. Bb 183, 1539/40 (Leuchtenburg fol. 158–182); Reg. Bb 185, 1540/41 (unpag.); Reg. Bb 189, 1541/42 (Leuchtenburg fol. 119–145); Reg. Bb 193, 1542/43 (Leuchtenburg fol. 259ff.); Reg. Bb 195, 1543/44 (Leuchtenburg fol. 198–220); Reg. Bb 202, 1544/45 (Leuchtenburg fol. 19–44); Reg. Bb 204, 1545/46 (Leuchtenburg fol. 104– 122); Reg. Bb 205, 1546/47 (Leuchtenburg fol. 143–165); Reg. Bb 207, 1547/48 (unpag.); Reg. Bb 209, 1548/49 (unpag.); Reg. Bb 212, 1549/50 (unpag.); Reg. Bb 214, 1549/50 (Abschrift von Reg. Bb 212 mit Währung Gulden, unpag.); Reg. Bb 216, 1550/51 (unpag.); Reg. Bb 220, 1552/53 (unpag.); Reg. Bb 222, 1552/53 (Leuchtenburg fol. 129–149); Reg. Bb 225, 1554/55 (unpag., Halbjahr); Reg. Bb 226, 1555/56 (unpag.); Reg. Bb 227, 1556/57 (Leuchtenburg fol. 207–221); Reg. Bb 228, 1557/58 (Leuchtenburg fol. 184–204); Reg. Bb 229, 1558/59 (Leuchtenburg fol. 135ff.); Reg. Bb 230, 1559/60 (Leuchtenburg fol. 73ff.); Reg. Bb 231, 1560/61 (Leuchtenburg fol. 171ff.); Reg. Bb 232, 1561/62 (Leuchtenburg fol. 123ff.); Reg. Bb 234, 1562/63 (Leuchtenburg fol. 139ff.).

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

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Leuchtenburger Einnahme-Ausgabe-Rechnungen sowie Küchenbücher – Bestand Ernestinisches Gesamtarchiv (EGA) Reg. Bb: EGA Reg. Bb 1614m (undat. ca. 2. Drittel 15. Jh.); Reg. Bb 1615, 1485; Reg. Bb 1616, 1485/86; Reg. Bb 1618, 1486/87; Reg. Bb 1619, 1486/87 (Küchenbuch); Reg. Bb 1620, 1488/89; Reg. Bb 1622, 1489/90; Reg. Bb 1624, 1490/91; Reg. Bb 1626, 1498/99; Reg. Bb 1630, 1500/01; Reg. Bb 1631, 1500/01 (Küchenbuch); Reg. Bb 1632, 1504/05; Reg. Bb 1634, 1506/07; Reg. Bb 1635, 1507/08; Reg. Bb 1636, 1509/10; Reg. Bb 1637, 1511 (Halbjahr); Reg. Bb 1638, 1512 (Halbjahr); Reg. Bb 1640, 1564 (Halbjahr); Reg. Bb 1641, 1564/65; Reg. Bb 1990, 1485/86 (Rechnung des Amtes Rossla mit Küchenbuch – Verweis auf Amt Leuchtenburg). Bestallungen – Bestand Ernestinisches Gesamtarchiv (EGA) Reg. Rr: EGA Reg. Rr, S. 1–316, N. 743 (Brief des Schössers J. Hoffmann an Landesregierung betreff. Bestallung, 1571) EGA Reg. Rr, S. 1–316, N. 2313 (Verzeichnis aller Diener-Besoldung des Amtes Leuchtenburg, 1573) Gerichtssachen – unterschiedliche Bestände aus dem Ernestinisches Gesamtarchiv (EGA): EGA Reg. Ff No. 96 (Brief von Nicklas Rußwurm an die Landesregierung, 1523) EGA Reg. Gg 1002 (Schriftverkehr die Gerichte betreffend, 1447–1475) EGA Reg. Gg 1002 (Fronstreit zu Altenberga, 1569) EGA Reg. Kk pag. 104 No. 65.1. (betreff. die Gerichte in Bollberg, 1432/33) EGA Reg. O pag 257 KKK (Rundschreiben Herzog Johann Friedrich die Rechtssprechung betreff., 1562) EGA Reg. Ss pag. 533 Nr. 1 (Brief an die Juristische Fakultät in Jena, 1571) EGA Reg. Ss fol. 885 Nr. 2 (Peinliche Malefizsachen betreff. Hans Weber aus Langenorla, 1570) Reg. Ss – Findbuch zu „Peinliche Malefizsachen“ (die entsprechenden Akten dazu sind fast gänzlich kassiert oder vermodert, nur die Einträge im Findbuch sind erhalten geblieben, 1513–1573) Fall Hans Schleier / Widertäufer – Bestand Ernestinisches Gesamtarchiv (EGA) Reg N: EGA Reg. N, Nr. 999; Nr. 1009; Nr. 1011; Nr. 1015; Nr. 1016; Nr. 1017 Diese Quellen sind auch transkribiert abgedruckt bei: Paul WAPPLER, Die Täuferbewegung in Thüringen von 1526–1584, Jena 1913, in: Beiträge zur neueren Geschichte Thüringens, Bd. II., Jena 1913. Bauakten - Bestand Ernestinisches Gesamtarchiv (EGA) Reg S: Reg. S. fol. 128a–129a, No. XXXIV, Bausachen an der Leuchtenburg und Amtsgebäuden, 1573 Reg. S. fol. 129a No. XXXV, Brunnenbauakte, 1553

h) Privatarchiv Hans Haase

HAASE, Hans-Jürgen: Transkript der Gemeinderechungen von Heilingen aus dem Kreisarchiv in Rudolstadt, 1574–1704 (unveröffentlicht).

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QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

HAASE, Hans-Jürgen: Transkript zum Inventar des Rittergutes Altenberga, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, F27 D Nr. 12/8, fol. 10vff. (unveröffentlicht).

Gedruckte Quellen BERGNER, H.: Urkunden zur Geschichte der Stadt Kahla, Kahla 1899. BURKHARDT, C.A.H.: Ernestinische Landtagsakten, Bd. 1, Die Landtage von 1487– 1532, in: Thüringische Geschichtsquellen Bd. 8, Jena 1902. DEVRIENT, Ernst: Urkundenbuch der Stadt Jena und ihrer geistlichen Anstalten. 2. Bd. 1406–1525, Jena 1903. DOBENECKER, Otto, Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, Bd. 2, Teil 2 (1210–1227), Jena 1900. EICHLER, David: Thalassio Leuchtenburgensis, Das ist Hochzeitliches Ehrengedicht und Glückswundsch Als des Ehrenvehsten Vorachtbarn und Wolgelahrten Herrn David Fabers wolverordneten Ambtschössers zur Leuchtenburgk und Orlamuenda Eheleiblicher Sohn Der Ehrenvehste Wolgeachte Herr Heinrich Faber des F.S. Vorwercks Klein Borsicz Pacht-Inhaber und die Ehrentugendsame Jungfraw Blandina Des weiland Nicolai Eichlers Pfarrers zu Seydenroda seligen hinterlassenen Tochter Braudt, Ihren hochzeitlichen Ehrentag uff dem Fürstl. Sächs. Schloß und Ambtshaußse Leuchtenburg den 23. Novembris Anno 1630 celebriret / aufgesetzt und übergeben von der Braut Brudern David Eichlern, der H. Schrifft Studioso, Jena 1630. LIPPERT, Woldemar/ BESCHORNER, HANS (Hrsg.): Das Lehnbuch Friedrichs des Strengen Markgrafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen 1349/1350, Leipzig 1903. MARCKMÜLLER, Julius: Wahrer Christen gantz gewiß und süsse Ruh/So im Herren ihre Augen schliessen zu! Bey Wohlansehnlicher und Volckreicher Beerdigung Der Frau Anna Catharinen gebohrnen Keßlerin/Des. Hn. Joh. Emanuel Rudolphs/ Fürstl. Sächß. Wohlverordneten Ambtschösser der beyden Fürstl. Aembter Leuchtenb. und Orlamünda/ hertzliebst gewesenen Hauß-Ehren/ Welche den 17. Septembris A. 1678 auff dem Schloße Leuchtenburg entschlaffen/ und den folgenden 22. in der Kirchen zu Seidenroda in ihre Ruhe-Kämmerlein beygesetzet worden. Aus dem 14. Cap. der Offenbahrung Johann. Vers. 13/ einfältig gewiesen und nachmals auff Begehren zum Druck übergeben von Julio Marckmüllern/Pfarrern daselbst, Jena 1679 [Leichenpredigt]. MELANCHTHON, Philipp: Etliche Propositiones wider die lehr der Widerteuffer, gestelt durch Philip. Melanth., Wittenberg 1535. MENZEL, Karl: Die Aufzeichnungen des Thomas von Buttelstedt über die Landgrafschaft Thüringen zur Zeit des Anfalles an die Herzoge Friedrich und Wilhelm von Sachsen 1440–1443, in: Neue Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen 12 (1869) S. 427–488, Weimar 1869.

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PFLÄNTZEL, Johann: Wahrer Christen Freude. Des weiland Ehrenvesten Vorachtbaren und Wohlgelahrten Herrn Stephan Görings, Notari wohlbestalten Ambt-Schreibers zur Leuchtenburgk und Orlamünde. Welcher im jahre 1662 auff en Gottes-Acker zu Seidenroda beygesetzet worden ist, Jena 1663 [Leichenpredigt]. POSSE, Otto (Hrsg.), Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae, im Auftr. d. Königlich Sächsischen Staatsregierung hrsg. von Otto Posse; Hauptth. 1, Abth. B, Bd. 2, Urkunden der Markgrafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen 1396–1406. REICHE, Robert: Chronik des Hartung Kammermeister, Halle 1896. WAPPLER, Paul: Die Täuferbewegung in Thüringen von 1526–1584, Jena 1913, in: Beiträge zur neueren Geschichte Thüringens, Bd. II., Jena 1913 WEISSENBORN, Jesaias Friderich: In Namen Jesu! Die siegreiche Vollendung unserer Ritterschaft. Wurde zum Andencken des im Herrn entschlafenen HochWohlgebohrnen Herrn, Herrn Georg Ehrenfried von Nauendorff [...] in der Jenaischen Haupt-Kirche einer Volckreichen Versammlung fürgetragen, Jena 21.02.1734.

Literatur BAUER, Joachim/KLINGER, Andreas/SCHMIDT, Alexander/SCHMIDT, Georg (Hrsg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2008. BEHRINGER, Wolfgang/LEHMANN, Hartmut/PFISTER, Christian (Hrsg.): Kulturelle Konsequenzen der „Kleinen Eiszeit“ (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 212), Göttingen 2005. BERNUTH, Jörg: Der Thüringer Weinbau. Ein Beitrag übr Aufschwung und Niedergang des Thüringer Weinbaus, in: Schriftenreihe zur Weingeschichte Nr. 65 der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V., Wiesbaden 1983. BLAHA, Dagmar: Die Entwicklung der Landesverwaltung im 14. und 15. Jahrhundert, in: HOFFMEISTER, Hans/ WAHL, Volker (Hrsg.): Die Wettiner in Thüringen. Geschichte und Kultur in Deutschlands Mitte. (Schriften des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar Nr. 2), Arnstadt und Weimar 1999, S. 55–60. BLAHA, Dagmar: Landesherrliche Städtepolitik, in: HOFFMEISTER, Hans/WAHL, Volker (Hrsg.): Die Wettiner in Thüringen. Geschichte und Kultur in Deutschlands Mitte. (Schriften des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar Nr. 2), Arnstadt und Weimar 1999, S. 31–36. DENKMALVERBUND THÜRINGEN e.V. (Hrsg.): Zerstörtes Land durch Bruderhand. Auf den Spuren des Sächsischen Bruderkrieges (1446–1451) zwischen Ilm und Saale, Jena 2007. DENNER, Richard: Die Gerichtspflege in der Stadt Kahla, sowie in den Ämtern Leuchtenburg, Orlamünde und Kahla, in: Heimatklänge. Heimatkundliche Beilage zum Kahlaer Tageblatt, Nr. 11–21 (Fortsetzungsreihe), Kahla 1932. DENNER, Richard: Jahrbücher zur Geschichte der Stadt Kahla, Kahla 1937. DEVRIENT, Ernst, Der Kampf der Schwarzburger um die Herrschaft im Saaletal, in: Forschungen zur Schwarzburgischen Geschichte, Festschrift Berthold Rein zum 75. Geburtstag, Hrsg. von Willy FLACH, Jena 1935, S. 1–44.

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Ortsregister

Altenberga 11, 15, 70, 100f., 133, 189, 196, 199 Altenburg 3, 7f., 28, 40, 47, 55, 57, 60, 63, 81, 86, 104f., 107, 148, 150, 165, 167,173, 175f., 180, 182–184, 186, 196, 246, Anm. 463, Anm. 849 Altendorf 15 Ammerbach 15 Arnshaugk 11, 40, 47, 57, 92, 104, 168 Auma 217

Dienstädt (Dienstedt) 15, 32, 42, 88, 131, Anm. 241 Döberitzsch 15 Dorndorf 15, 88, 102f. Drackendorf 13, 102, 159, 165, 178 Drehbachgrund 11 Dresden 8, 60, 156, 238 Drößnitz 36, 218

Beutelsdorf 15, 59, 162, Anm. 279 Bad Sulza 138 Bibra 11, 15, 26, 70, 199, 231, 151, Anm. 994 Biebra (siehe Bibra) Bockerda 238 (siehe auch Groß- und Kleinbockedra) Bodenicz, Bodnicz (siehe Bodenitz) Bodenitz 20, 71, 73, 109, 223 (siehe auch Ober- und Unterbodnitz) Borschitz (siehe auch Klein- und Großpürschütz) 20, 225 Breitenhain 15 Burgau 7, 11, 15, 33, 104, 165, Anm. 279 Bürgel 104, 151, 185

Erfurt 55, 126, 166, 170, Anm. 703 Etzelbach (Ezelbach) 163, Anm. 279

Cahla (siehe Kahla) Camburg 77 Chemnitz (Kemnitz) 135 Cleinborschitz (siehe Kleinpürschütz) Cranichfeldt (siehe Kranichfeld) Crossen 101, 171 Dehnagrund 11

Eichenberg 101, 171f., 215 Eisenberg 11, 46 Engerda 15, 77, 81, 86–88, 122, 154, 162

Freienorla (Frejenorla) 15, 26, 88, 100, 149, 163, 213, 224f. Geisenhain 15 Gera 175–177, 189, 192, Anm. 911, 913 Geunitz (Geunicz) 15, 33, 36, 75, 164, 206, 218, Anm. 155 Gotha (Gothaw) 8, 40, 51, 55, 112, 186f., 243 Granau 70 Greiz 176 Greuda 11, 15, 199 Grimma 7 Großbockedra 15 Großeutersdorf (Groß Eutersdorff) 15, 87f., 106, 224, Anm. 282 Großkröbitz 15, 72 Großpürschütz 15, 20f., 26, 38, 70, 74, 88, 199, 206, 209, 224, Anm. 195 Gumperda 32, 82, 99f., 231

270 Heilingen 15, 36, 67, 70f., 73, 88, 98, 102, 107, 138–140, 145, 147, 149–153, 186, 196, 218, Anm. 291, Anm. 487 Helmstedt 189 Hexengrund 11 Hummelshain (Hommelshain) 11, 15f., 27, 31, 70, 88, 106, 126f., 134–136, 203–207, 211–216, 223, 226, Anm. 119, 171 Ichtershausen 51, 82 Jägersdorf (Jegersdorf) 15, 21, 25f., 63, 65, 69f., 154, 200, 204, 207, 211, 224, 231, 238, Anm. 104, Anm. 222 Jena (Jhena, Jhene) 3, 5, 7, 11, 32–34, 40, 46, 60, 67f., 77f., 80–82, 84f., 87, 92, 94f., 99f., 104, 117, 126, 144, 164f., 178, 183f., 214, 223, Anm. 152, 279 Kahla (Cahla, Kole) 7f., 14, 25f., 38, 42f., 51, 53, 68, 70, 72, 74f., 77f., 82, 85, 87–90, 92–94, 100f., 104, 108f., 113f., 122, 144, 146, 148, 151, 153f., 163, 169, 173, 182f., 184, 188–191, 193, 197f., 205, 217, 224f., 237–239, Anm. 102, Anm. 103, Anm. 222, Anm. 241, Anm. 398 Keßlar (Kesslar)15, 99, 208, 218 Kleinbockedra 15 Kleineutersdorf (Klein Eutersdorff) 15, 26, 92, 222, 224 Kleinlöbichau 76 Kleinpürschütz, (Cleinborschitz), Kleinen Purschicz 15, 19–24, 47, 134, 178, 200–203, 206f., 209f., 220, 226, 251, Anm. 104, Anm. 282, Anm. 922 Kleinrempach 150 Kleinschwabhausen 15 Kochberg 100 Kole (siehe Kahla)

REGISTER

Kranichfeld (Cranichfeldt) 176f. Kunitz, 148 Laasdorf 15 Langendembach 83 Leipzig 27, 38, 54f., 60, 66, 87, 165, 184, 189, 231, Anm. 280 Leisnig 7 Leubengrund 29, 37, 135, 203f., 207, 213, 222f. Leutenberg 153 Leutra 15 Lichtenau 15, 87, 220 Lindig (Linttich) 15, 21, 26, 71f., 74f., 80, 200, 211, 215, 230f., 233f., 237, Anm. 124 Lobeda 15, Anm. 279 Lobenstein 78, 176f. Löbschütz (Lobschicz, Lübschütz) 15, 19, 24, 26, 39, 75, 84, 88, 93, 104, 117, 200, 226, 237 Lüneburg 140 Lützen (Lütczen) 38 Magdala 76 Magersdorf 15, 21, 26, 87, 200 Milda 15, 151 Mühlhausen 93 Naschhausen 38, 73, 100, 106, 138f., 149, 204, 206, 224, 226, Anm. 292 Nauendorf 189 Nawstadt (siehe Neustadt) Neusitz 15, 87, 152 Neustadt (Nawstadt) 87, 92, 106, 109f., 211–213, 216, 218, Anm. 148 Niedersinderstedt 15 Oberbodnitz 15, 21, 26, 90, 106, 200, 204f., 214, Anm. 279 Obergneus 15, 21, 26, 39, 201, 213 Oberhasel 15, 67

271

REGISTER

Ölknitz (Ölcknitz) 15, 21, 26, 70–73, 87f., 201 Orlamünde 6, 8, 11, 14–16, 28, 31– 33, 35, 38f., 41, 45f., 70, 73, 76, 78, 83, 88, 91, 98, 100, 103, 106, 114, 117, 134f., 139, 149f., 153f., 156f., 161, 163f., 157, 172, 179, 181f., 184f., 189, 193, 196, 203– 206, 214, 217f., 224–226, 244, 247f., 249, Anm. 279, Anm. 291, Anm. 438, Anm. 859, Anm. 886, Anm. 913, Anm. 922, Anm. 994 Orléans 189 Partschefeld Anm. 283 Pewttelstorff (siehe Beutelsdorf) Plauen (Pleuren) 176f. Pommern 153, 238 Pößneck (Pösneck) 153 Pritzschroda 234 Ranis 78, 231 Rauenstein 244 Rausdorf 15 Ravensburg 231, 244 Rebschitz siehe Röbschütz) Reinstädt (Reinstedt) 11, 32, 36, 88, 122, 151, 219 Reschwitz (siehe Röbschütz) Riethnordhausen 68, 92–94 Röbschütz (Reschwitz, Rebschitz) 15, 102f., 140, 151–153, Anm. 492 Roda (Stadtroda) 3, 6, 8, 11, 14, 53, 87, 106, 180, 193, 225, Anm. 18, Anm. 515, Anm. 859 Rodias 15 Roßla (Rossla) 30f., 109, 141 Rotehof (Rottenhoffe, Rothenhof) Rotehofbach, -mühle 11, 14, 29, 72, 205, 213, 215, 221 Rothenstein (Rottenstein) 15, 99 Röttelmisch 70 Rottenhofe (siehe Rotehof) Rottenstein (siehe Rothenstein)

Rudolstadt 11, 154 Rutha 15, Anm. 279 Ruttersdorf Anm. 279 Saalfeld 11, 57, 159, 170–173, 178, Anm. 890, Anm. 896 Salzungen 188 Schiebelau 15 Schleifreisen Anm. 283 Schleiz 176 Schmölln (Schmöln) 15, 21, 88, 201, 215 Schneeberg 95 Schöps 15, 47, 225 Seitenbrück (Sidenbrock) 15–19, 24, 47, 70, 72, 74, 76, 82, 201, 213, 219, 220, 225, Anm. 306, Anm. 1001 Seitenroda (Sidenrode) 3, 15–23, 34, 42, 67, 71, 74, 76f., 81, 84, 88f., 93, 145, 148, 151, 178, 182, 184f., 188, 194, 200f., 203f., 207–211, 215–217, 219, 226, 233, Anm. 68, Anm. 156, Anm. 217, Anm. 922, Anm. 997, Anm. 999, Anm. 1001, Anm. 1008, Anm. 1010, Anm. 1012, Anm. 1017, Anm. 1019f., Anm. 1022, Anm. 1024 Sidenbrock (siehe Seitenbrück) Sidenrode (siehe Seitenroda) Sulza 15 Tannroda 15 Tonndorf 167 Torgau 27, 40, 57, 147 Trockenborn 15f., 31, 72f., 75, 78, 88–90, 106134–136, 152, 193, 200f., 205, 211–213, 215f., 221,223, 226, Anm. 342 Uhlstedt (Ulstett) 100, 162 Ulm 18, 112, 135 Ulstett (siehe Uhlstedt) Unterbodnitz 15, 21, 26, 70, 84, 110, 201, 211, 215

272 Untergneus 15, 21, 26, 39, 106 Unterpörlitz 184 Weida (Weidaw) 40, 46, 112 Weimar 3, 8, 11, 40, 47, 54f., 57, 60, 65, 73, 76, 78, 81, 85, 92–95, 105, 107, 112, 115, 137, 147, 167, 172, 186, 196 Wertheim 179 Wiegau 75 Wittenberg 60, 66, 76, 91, 94, 165, Anm. 306, Anm. 438 Wittersroda 218 Wolfersdorf 14–16, 27f., 32, 37, 90, 106f., 133f., 136f., 168, 193, 196,

REGISTER

200f., 212–214, 220f., Anm. 124, Anm. 192, Anm. 342, Anm. 523 Wöllnitz 15 Würzbach, -grund 11, 76, 206f., 214, Anm. 306 Wüstenbibra 76, Anm. 306 Zeitz 185 Zeutsch 15, 26, 38 Ziegenhain 15 Zimmerndorf 78 Zimmritz 15, 78, 81 Zöllnitz 15 Zwabitz 15, 70, 231 Zweifelbach 15, 82

Personenregister

Albrecht, Hans 39 Albrecht, Kurfürst von Sachsen 27, 60, Anm. 279 Bachmann, Barthel 113 Bechstein, Christian 179 Beck, Jost 238 Becker, Blasius 70 Becker, Matthes 70 Beil, Balthasar 224 Beirreuther, Marten 81 Beirreuther, Nicol 81 Beularich, Alexander von 21, 149 Beulwitz von 238 Beusen, Forstmeister von 36, 219 Berlitz (Perletz), Hermann 39, 57, 156–158, 161–165, Anm. 798 Bernhardt, Hans 106, Anm. 134 Bertrams, Bernhart 179 Blumenstein, Jobst 83, Anm. 283 Blumentritt, Samuel Anm. 283 Bockell, Hans 78 Bodenstein, Andreas (genannt Karlstadt) 7, 91f., Anm. 441 Boner, Christoff 101, 159, 161, 171f. Bormr, Hanß 70 Brandenstein, von 74, 214f. Brandenstein, Alexander von 100 Brandenstein, Schweipold von 159, 173f., Anm. 896 Brezing, Johann Bernhard 184 Brezing, Johann Heinrich 51, 159, 186 Brezing, Maria 184 Brömel, Hanß 103 Bronsart, Bastian, Jägermeister 89 Buch, Concz von Anm. 279 Büchel, Barbara 75

Caspar, Nicol 82 Clauder, Bettmeisterin Anm. 211 Clemens Erben 222 Cleve, Sybille von 77, 142 Clüger, Peter 108, 141 Conderstadt, Friedrich von 211 Creller, Friedrich 159 Creller, Melusina Anm. 811 Cromsdorff, Heinrich von 156, 158, 163, Anm. 827 Cruciger, Kaspar 94 Dauch, Lorentz 70 Dicktusten, Matthes 213 Diczphens, Erhardt 217 Dietterich, Hanß 72 Diskau, Leutnant von 22 Ditmar, Nicol 89 Döbrizsch, Johann Salomon 150 Döpel, Hans 89f. Dranitzsche, Caspar von 145 Drefler, Michael 71 Dreßler, Martha 90 Düringen, Jobst 112f. Ebart, Samuel 17, 159, 161, 180–183, 231 Ebericzsch 100 Eberitzsch, Hannß 224 Eichenbergk, Balthasar von 100 Eichenbergk, Christoff von 101 Eichenbergk, Ernst von 171 Eichenbergk, Wolf von 100f., 171, 215 Eichler, Blandina 178 Eichler, David Anm. 922 Eichler, Nicolai Anm. 922 Eismann, Hans Anm. 283

274 Elcke (Olcke), Andreas 109f. Elcke, Hans 114f. Elert, Ena 84 Ende, Heinrich vom 158, 165 Ende, Heinz vom 145 Ende, Nickel von 158, 165 Ernmers, Georg 152 Ernst I., der Fromme, Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg 55 Ernst, Kurfürst von Sachsen 30, 55, 60, 134 Escher, Erhardt 243 Euderman, Hans 163, Anm. 279 Faber, David 158f., 161, 175–179 Faber, Heinrich 178 Faber, Sybilla 178 Feilitzsch, Hans Fabian von 100 Fickler, Hans 89 Fiedeler, Erhartt 71 Fischer, Andreas 88 Flacius 95, 98 Flemigk, Hermann 163, Anm. 279 Franck(e), Georg 89, 146 Francke, Hans 39 Francke, Merten 74 Franckendorff, Hans Anm. 279 Frejwaldt, Georg von 179 Freundt, Wolff 212 Friczsche, Catherina 66, 82 Friedrich I., der Streitbare, Kurfürst von Sachsen 55 Friedrich I., Herzog von SachsenGotha-Altenburg 55 Friedrich II., Herzog von SachsenGotha-Altenburg 55, 190 Friedrich II., der Sanftmütige, Kurfürst von Sachsen 55 Friedrich III., der Weise, Kurfürst von Sachsen 55, 104 Friedrich Wilhelm I., Herzog von Sachsen-Weimar 18, 55, 101, 143, 173 Friedrich Wilhelm II., Herzog von Sachsen-Altenburg 55, 146, 154, 182

REGISTER

Friedrich Wilhelm III., Herzog von Sachsen-Altenburg 55 Friedrich, der Strenge 56 Fuchß, Merten 87 Fucke, Hans 118 Fust, Curd Anm. 279 Gans, Dietrich 141, 158, 161–164, Anm. 287, Anm. 818 Gapel, Clemens 100 Gebler, Hans 224 Gebler, Heinrich 74 Gechse, Hans 77 Gerstenberg, Marcus 159, 178 Gierberg, Johann 159, 251 Girbart, Hanns 149 Glaser, Jeremias 87 Glitzsch, Konrad Anm. 438 Goldacker, Wolf (Gohltagker) 29 Göring, Stephan 51, 159, 180–182, 184 Grau, Conrad 51, 159, 185, Anm. 207 Grauner, Hans 76 Greffe, Caspar 72 Greiczscher, Bastian 87 Greiczscher, Peter 105, 214 Griepsch, Hans 237 Gromann, Nicol 21, 108, Anm. 548 Große, Hanß 135 Großkopf, Paul 114 Größner, Hans 72 Grübner, Hans 70, 82 Gundermann, Hans 70 Gundermann, Testel 224 Günther, Hans 88 Gürbarth, Valten 140f. Guthschmidt, Hans 111 Hackenberger, Urban 110 Hagenest, Balthasar von 76 Hagenest, Caspar von 76f., Anm. 292 Hagenest, Christoph von 77 Hagenest, Georg von 77 Haine, Hans 67

275

REGISTER

Hajn, Henrich von 108 Hartmahn, Michel 110 Heerwagen, Günther 29 Heidenreich, Paul 75 Heiligenstedt, Klaus 92f. Heinrich d. Jüngere von Reuß 176ff. Hering 116 Hertzer, Ernst 84 Hertzog, Romanus 81 Höfer, Christoff 212 Hoffmann, Johann 83, 100, 161, 170f. Hoffmann, Moritz 76, Anm. 306 Holge, Krestan 67 Hommel, Andreas 89, 146 Hoylßburgk, Hans 162, Anm. 279 Hügel, Andreas 95, 98 Hünefeld, Dorothea Christiane Elisabeth von 189 Jäger (Jeger), Thomas 206, 216, Anm. 134 Johann Friedrich I., der Großmütige, Kurfürst von Sachsen 32, 55, 67, 111, 142, 145, Anm. 121 Johann Friedrich II., der Mittlere, Herzog von Sachsen 55, 77, 95, Anm. 212 Johann Philipp, Herzog von Sachsen-Altenburg 30, 55, 86, 244 Johann Wilhelm, Herzog von Sachsen-Weimar 55, 77, 83f., 100, 170 Johann, der Beständige, Kurfürst von Sachsen 55 Johann, Herzog von SachsenWeimar 55 Jungkman, Andreas 116 Jungmann, Barbara 84 Jungmann, Matz 84 Kalkofen, Hans 72 Kammermeister, Hartung 141 Kaynn, Wilhelm 101

Karlstadt (siehe Bodenstein) Keller, Paul 109, 141 Kesener, Hans 77 Kircher, Hans 151 Kirchner, Hans 242 Kirchner, Siemon 75 Kober, Hans 101 Kohler, Georg 136 Kohlhase, Georg Hans 89 Kolbe, Hans 87 König, Christian 115 Körbitz, Caspar von 159 Körmann, Cuncz 70 Körner, Hans 90 Körnner, Michell 84 Krause, Adam 81, 182 Krause, Hans 116 Krause, Hans Walter 89, 146 Kromsdorf, Heinrich von (siehe Cromsdorff, Heinrich von) Kropel, Hermann 135 Kroy, Concz Anm. 279 Lancz, Hans 89 Lerchner, Simon 106, 214 Lertz, Ludowigk 70 Lesch, Hieronimus 72 Leutenberger, Erhardt Anm. 283 Leuthier, Damian 99, 158, 161, 166– 168 Liebergeld, Hans 82 Löher, Hans 87 Lorenz, Hans 238 Lorenz, Ilsa 231 Lucke, Hans 66, 82 Luther, Martin 91, 95, Anm. 465 Markgraf Friedrich IV. zu Meißen 53 Markgraf Georg zu Meißen 53 Markgraf Wilhelm II. zu Meißen 53 Matte, Schafknecht 20 Maurer, Andreas 72 Melanchthon, Philipp 90, 94–97, 100, 169, Anm. 441, Anm. 465 Mergenthal, Johann von 57, 155

276 Mertin, Hans Anm. 279 Messer, Thomas 116 Michaelis, Tobias 159, 161, 185–188, 199–202 Michel, Hans 65 Mizschefahl, Obrist 87 Möhr, Heinze 72 Moller, Hentz 162, Anm. 279 Molzer, Barthel 212 Moritz von Sachsen 142, 148 Moxer, Anna 73 Mülich, Heinrich 157f., 161, 164, Anm. 798 Müller, Caspar 90 Müller, Georg 70 Müller, Hans 18, Anm. 292 Müller, Nicol 224 Müller, Veit 77 Mulpfort, Pawel 112 Musa, Anton 94 Nagel, Heinz 62, 93, 110 Nandelstedt, Catherina 175 Nandelstedt, Elias 29, 43, 115, 151, 153, 159, 161, 175, 177, 244f., Anm. 214, Anm. 914 Nauburgk, Wolf 78 Nauendorf, Georg Ehrenfried von 159, 189–192, 198 Nehringen, Johann Wilhelm 159 Neidold, Anna Maria 80f., 230–232 Neidold, Paul 238 Neuber, Hans Anm. 291 Neubern, Peter 71 Ockler, Andreas 158, 168 Ortel, Andres Anm. 134 Oßwald, Hans 71 Otte, Hans 184 Otte, Mattes 73 Otto, Nicol 218 Oxenstierna 148f. Pachmann, Hans 78, Anm. 282

REGISTER

Pappenheyn, Veit Marschalck von 158, 168 Partzschefeld, Merten 113 Partzschefeldt, Georg 224 Partzschefeldt, Lorentz 225 Parzschefeldt, Wolf 88 Pattze, Hans 163 Perlte, Zacharias 117 Petzold, Lorencz 18, 112 Pewsthel, Otto 82 Pflawen, Hans 99 Pflenzel, Ilsa 233, 237 Pflenzel, Merten 233, 237, 239f. Pfortner, Cunegunda 78, Anm. 282 Pietzsch, Volckmar 214 Polcze, Haincz 18, 112, Polze, Jacob 90 Porreß, Pangration 113 Porruß, Merten 116 Preussen, Wolf Anm. 134 Priezschröder, Dorothea 241 Prinzessin Margarethe 30 Prosse, Hans Anm. 134 Prosse, Johann 99, 158, 161, 166f. Prosser, Haincz 110 Puster 104, 165 Puster, Jahn 211 Quingenberg, Jan von 159 Reichardt, Johann 148f. Reinbott, Johannes 99, 104, 158, 161, 166, Anm. 849, Anm. 859 Reinhardt, Urban Anm. 292 Renchen, Gabriel 29 Reusche, Hans 87 Richter, Ritze Anm. 292 Richtzenhan, Abraham 18, 101, 151, 159, 161, 172–175, Anm. 890, Anm. 943 Riese, Kaspar 215f. Riese, Merten 74 Riese, Toffel 239 Ritze, Hanns 139 Röser, Gregor Anm. 914

277

REGISTER

Rudiger, Hans 73 Rudolph, Johann Emmanuel 6, 159, 161, 187f. Rußwurm, Niklas 158, 161, 164

Stüeler, Hans 70 Stunczman, Börge 70 Süße, Hans 74 Süße, Paul 117

Schaller, Hans 76, Anm. 306 Scheiding, Hans 72 Schengke, Georg 67 Schleier, Hans 68, 92–94., 96f., Anm. 290 Schmidt, Hans 70, 215 Schmidt, Ilgen 70 Schmied, Elias 151 Schmied, Ilgen 103 Schmiede, Peter 80 Schmitzerle, Hans 85 Schmitzerle, Peter 85, 158, 161, 169f. Schneider, Hans 67 Schönfeld 102, 131 Schorlitz, Hans 162 Schrecknagast, Hans 73 Schreinige, Matthes 116 Schwab(e), Hans 99, 104f., 156–158, 161, 165 Schwabe, Friedrich 18, 145 Schwarzburg, Hans von Anm. 279 Schwarzburg, Johann II. von 53 Seidler, Hans 88 Seiffart, Hans 74, Anm. 134 Seydeler, Christof 75 Seypel, Johann 118 Sippach, Bernhard Anm. 134 Sippach, Georg 215, Anm.134 Sippach, Hans 215 Sippach, Michael 221 Smedes, Hans 20 Sommerlatte 116 Sonnekalp, Nickel 63 Spinler, Caspar 85 Stahl, Wolf 95, Anm. 463 Stiller, Jacob 82 Stockhausen, Hans von 28 Strigel, Victorin 95, 98 Strohm, Nicol 242 Stroman, Hans 113, Anm. 279

Teufel, Hans 212, 216, Anm. 134 Tewber, Matthesen 100 Theymer, Haincz 110, Anm. 462 Thieme, Valentin 23, 51, 88f., 146, 148–150, 154, 158f., 161, 172, 175, 178–180, Anm. 591, Anm. 928 Tieckler, Martha 85, 169 Topfer, Heinrich 70 Topfer, Ilgen 106, 213 Topffer, Margaretha 65 Treber, Hans 117 Treiber, Hans 116 Triller, Caspar 159 Triller, Daniel 80, 130, 159, 161, 184f., 187, 219, 242 Triller, Hans 84 Tunckler, Hans 76 Vieweg, Caspar 159, 179f., 242 Vippach, Georg von 159, 178 Vippach, Heinrich Sigmund von 159, 179 Vitzhumb 116 Voges, Heinrich Andreas 188 Voges, Henning Matthias 159, 188 Vogt, Georg Friedrich 150 Vogtt, Hanß 93 Voigdt, Wenzel 31, 78 Volcke, Heintz 87 Vorrath, Erhard 18, 116 Waldthenigs 70 Walsberg, Kaspar von 39, 156–158, 163 Watzdorff, Daniel von 251 Weber, Claus 87 Weber, Hans 83, Anm. 283 Weis, Ilsa 240 Weisman, Pawel 111 Weiße, Nickel 150

278 Weißparth, Hanns 71 Wentzel, Hans 20, 71 Wetzel, Nicol 26f., 154 Wiglas, Meister 93 Wilhelm, Herzog 57, 141, Anm. 279 Winter, Heinrich 70 Wirke, Anthonius 126, 144 Wohlgetzogen, Andreas 109 Wolfram, Hans 90 Wolfram, Peter 18, 61, 67, 92–94, 100, 158, 161, 167–169, 228, Anm. 445, Anm. 868 Worinster, Hans von 162, Anm. 279

REGISTER

Wuestener, Cunz Anm. 292 Zapparthen (Zipparthen), Nicol 106, 214 Zeise, David 212 Zeisse, Cuntze 100 Zeten, Hans 90 Zetten, Georg 89 Ziezold, Cesius 240 Zipfel, Stoffel 73 Zipparten (siehe Zapparthen) Zlory Zwigers, Margaretha 239 Zuncker, Hans 220

ANNE-SIMONE KNÖFEL

DYNASTIE UND PRESTIGE DIE HEIR ATSPOLITIK DER WETTINER (DRESDNER HISTORISCHE STUDIEN, BAND 9)

Erstmals wird in diesem Band die Heiratspolitik der beiden Linien der sächsischen Dynastie der Wettiner vom 16. Jahrhundert bis 1918 untersucht. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den politischen Motiven für die Vermählungen und genealogischen Beziehungen der Albertiner und Ernestiner mit den Höfen Europas. Durch Einbeziehung gescheiterter Heiratsprojekte und einer statistischen Analyse der wettinischen Familienpolitik wird die ambitionierte sächsische Politik im Alten Reich nachvollziehbar. Auf lebendige Weise verknüpft sich so adelige Familiengeschichte mit der politischen Geschichte der Neuzeit. 2009. XII, 614 S. ZAHL. GRAFIKEN UND TAB. 2 FARB. KARTEN AUF VORSATZ. GB. 150 X 230 MM. ISBN 978-3-412-20326-9

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Die Weimarer staDtbücHer Des späten mittelalters eDition unD Kommentar

2005. XXXVI, 266 S. 5 s/w-Abb. auf 5 Taf. Gb. ISBN 978-3-412-16104-0

Band 12: Gabriela Signori (Hg. und Komm.), Jan Hrdina, Thomas T. Müller und Marc Müntz (Mitarb.) Das WunDerbucH unserer lieben Frau im tHüringiscHen elenDe (1419–1517) 2006. VI, 230 S. 5 s/w-Abb. auf 8 Taf. Gb. ISBN 978-3-412-25505-3

Band 13:

Johannes Mötsch (Hg.)

regesten Des arcHivs Der graFen von Henneberg-römHilD 2006. 2 Teilbde. Zus. XIV, 1717 S. Gb. ISBN 978-3-412-35905-8

Band 14:

Volker Wahl (Hg.)

Henry van De velDe in Weimar DoKumente unD bericHte zur FörDerung von KunstHanDWerK unD inDustrie (1902 bis 1915)

TT093

2007. VI, 532 S. 34 s/w-Abb. auf 16 Taf. Gb. ISBN 978-3-412-01306-6

Friedhelm Tromm

Die erFurter cHroniK Des JoHannes WellenDorF (um 1590) eDition – Kommentar – untersucHung

2010. Ca. 824 S. 1 Karte auf Vorsatz. Gb. ISBN 978-3-412-20230-9

Band 17:

Jacob Simon

ein JüDiscHes leben in tHüringen lebenserinnerungen bis 1930

Herausgegeben von Johannes Mötsch und Katharina Witter. 2009. VIII, 306 S. 8 s/w-Abb. auf 6 Taf. Gb. ISBN 978-3-412-20382-5

Band 18:

Günther Wölfing (Hg.)

Das prämonstratenserKloster vessra urKunDenregesten 1130–1573

2010. 776 S. 24 s/w-Abb. auf 4 Taf. Gb. ISBN 978-3-412-20445-7

Band 19:

Marie Begas

tagebucH zum KircHenKampF in tHüringen 1933–1938 Hg. und komm. von Heinz-Werner Koch und Folkert Rickers 2012. Ca. 1168 S. Mit ca. 22 s/w-Abb. auf Taf. und einem Dokumentenanhang auf CDROM. Gb. ISBN 978-3-412-20661-1

böhlau verlag, ursulaplatz 1, 50668 köln. t : + 49(0)221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar

Veröffentlichungen der historischen Kommission für thüringen

Der ns-gau tHüringen 1939–1945

Herausgegeben von Werner greiling

2010. IV, 403 S. Gb. ISBN 978-3-412-20447-1

Kleine reiHe

Band 29:

Markus Fleischhauer

eine struKtur- unD FunKtionsgescHicHte

Steffen Kachel

ein rot-roter sonDerWeg?

Eine Auswahl.

Band 24: Enno Bünz, Stefan Tebruck, Helmut G. Walther (Hg.) religiöse beWegungen im mittelalter FestscHriFt Für mattHias Werner zum 65. geburtstag

2007. XXVIII, 783 S. 41 s/w-Abb. auf 24 Taf. 1 Frontispiz. Gb. ISBN 978-3-412-20060-2

Band 25:

Band 28:

Falk Burkhardt

sozialDemoKraten unD Kommunisten in tHüringen 1919 bis 1949

2011. 599 S. Gb. ISBN 978-3-412-20544-7

Band 30:

Katharina Middell

marKt unD meDien Die tHüringer verlagslanDscHaFt um 1800

2012. Ca. 416 S. Gb. ISBN 978-3-412-20466-2

Jena 1848/49

Band 31:

Die revolution unD Die staDt

bauen aus Der not

2011. Ca. 536 S. Gb. ISBN 978-3-412-22306-9

Band 26:

Nicole Grochowina

Ulrich Wieler

arcHiteKtur unD stäDtebau in tHüringen 1945–1949

2011. 304 S. 88 s/w-Abb. Gb. ISBN 978-3-412-20645-1

Das eigentum Der Frauen KonFliKte vor Dem Jenaer scHöppenstuHl im ausgeHenDen 18. JaHrHunDert

2009. X, 451 S. 2 farb. Karten auf Vor- und Nachsatz. Gb. ISBN 978-3-412-20289-7

Band 27:

Stefan Wallentin

FürstlicHe normen unD aKaDemiscHe »observanzen« Die verFassung Der universität Jena 1630–1730

TR806

2009. 433 S. Gb. ISBN 978-3-412-20410-5

Band 32:

Jörn Voigt

beginen im spätmittelalter 2012. Ca. 560 S. Gb. 155 x 230 mm. ISBN 978-3-412-20668-0

Band 33:

Ulrike Kaiser

Das amt leucHtenburg 1479–1705 ein regionales zentrum Der WettiniscHen lanDesHerrscHaFt

2012. IV, 279 S. Einige s/w-Abb. und eine farb. Karte. Gb. ISBN 978-3-412-20776-2

böhlau verlag, ursulaplatz 1, 50668 köln. t : + 49(0)221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar