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German Pages 735 [770] Year 1826
C. M. Wielands
sämmtliche Werke. Seche und dreißigster Band.
Hera u sgegeben von
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Phüosophrsche und kulturhrstvnsche Werke VII. Band. A r l fr i p p.
istct Theil
Leipzig, bey Georg Joachim Göschen 1525»
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r Aristipp an Kl^o nidas in Cprene. Alte Götter der beiden Elemente, denen du bei unserm Abschied mein Leben so dringend empfahlst, schienen es mit einander abgeredet zu haben, die Ueberfahrt deineS Freundes nach Kreta zu begün stigen. Wir hatten, was in diesen Meeresgegenden selten ist, das schönste Wetter, den heitersten Him mel, die freundlichsten Winde; und da ich deck alten Vater Oceanus den schuldigen Tribut schon bei einer frühern Seereise bezahlt hatte, genoß ich dießmal der herrlichsten aller Anschauungen so rein und un gestört, daß mir die Stunden deS ersten TageS und der ersten Halste einer lieblichen mondhellen Nacht zu einzelnen Augenblicken wurden. Gleichwohl — darf ich dirs gestehen, Kleonidas? — dauchte michs schon am Abend des zweiten Tages, als ob Mir das majestätische, unendliche Einer-lei internierst — lange Weile zu machen anfange. Himmel und Meer, in "Einen unermeßlichen Blick vereinigt, ist vielleicht das größte und erhabenste
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Bild, das unsre Seele fassen kann;
aber nichts als
Himmel und Meer und Meer und Himmel, ist, wenigürde, wenn sie ungehcuchelt wäre, und daß alle meine Bemühungen ihre Gebieterin wieder zu sehen, vergeblich seyn würden. Alles was ich mit vielem Bitten und einem kleinen Deutel voll Dariken von ihr erh:clt, war ein Versprechen, daß sie sich diesen Abend an einem gewiffen Orte einfinden wollte, um eine unbedeutende Kleinigkeit für ihre Dame in Empfang zu nehmen, wodurch ich auch mein Andenken bei ihr lebendig zu erhal ten wünschte. Sie sagte mirs zu, aber ich erwar tete sie vergebens. Was dünkt dich von dieser närrischen Begeben heit, Kteonidas? — Für mich ist sie denn doch nicht ganz so unbedeutend als sie scheint; und da ein weiser Mann alles in seinen Nutzen zu verwandeln wissen soll, so denke ich einen zweifachen Vortheil au6 ihr zu ziehen. Der erste ist, daß ich mich vor der Hand ziemlich sicher halten kann, daß die Er innerung an meine reihende Unbekannte nur sehr wenigen Schönen gestatten wird, einigen Eindruck auf mich zu machen; der zweite, daß ich, voraus gesetzt ich könne das, was ich bei dieser Gelegenheit erfahren habe, als einen Maßstab meiner Empfäng lichkeit für leidenschaftliche Liebe annehmen, —
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große Ursache habe zu hoffen, daß ich weder mei nen Verstand noch meine Freiheit jemals durch ein schönes Weib verlieren werde.
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An Demokles von Cyrene.
Griechenland zählt nun seit dem ersten Neumond nach der letzten Sommer-Sonnenwende das erste Jahr seiner vier und neunzigsten Olympiade; die Spiele sind geendigt, und id; habe gesehen — was zu sehen war. In der That große, auffallende, prachtvolle, und nach der gewöhnlichen Schatzung der menschlichen Dinge, sehenswürdige Schauspiele! Aber, soll ich dir davon sprechen wie ich denke, Demokles? — Du hast oft mit mir über meine (wie ich immer wahr zu glauben Ursache finde) angeborne Maxime, Nichts zu bewundern, gestritten; und wenn wir am Ende, wie gewöhnlich, jeder mit seiner eigenen Meinung davon gingen, söhntest du dich immer durch ein wohlwollendes Mit!eiden mit. mir aus, mich durch eine so gleichgültige Gemüths stimmung des hohen Grades von Vergnügen entbeh ren zu sehen, welches, wie du sagtest, den gefühlt
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vollen Sekten -u Theil werte, die gerade durch den Affekt der Bewunderung zu erkennen geben, daß sie bei großer und schönen Gegenständen ungleich mehr empfinden, als derjenige, der sie ansehen kann, ohne aus seiner gewöhnlichen Fassung gesetzt zu werden. Es mag sein, daß meine Maxime mich öfters eines lebhafter» Genusses beraubt: aber dafür gewahrt fie mir auh den Vortheil, mich selten in meiner Er wartung getauscht zu finden. Auch begegnet mir öfters, dar ich anstatt mit der Menge zu bewundern, mich (mitdeiner Erlaubniß) nicht wenig verwun dere, wie die Leute so gutmüthig seyn mögen, über Ding? in Entzückung zu gerathen, die, bei kaltem Blute aufs gelindeste beurtheilt, nur lächer lich sind, und bei strengerer Prüfung leicht in einem noch ungürstigern Licht erscheinen könnten. Nach dieser Vorrede bist du vermuthlich schon auf das Gestandniß gefaßt, daß dieß beim Anschauen der weltberühmten Kampfspiele zu. Olympia ganz eigent lich mein Fall war, daß ich, wahrend alles um mich her in Entzückung zerfloß, mich in aller Stille nicht genug verwundern konnte, wie ein Volk, das sich selbst für das flttigste und aufgeklärteste des ganzen Erdbodens hätt, und von andern dafür erkannt wird , vor einer so großen Menge ausländischer Zu schauer sich nicht schämte, einen so hohen Werth auf den Sieg in so kindischen oder barbarischen Wett kämpfen zu legen, aus den dazu angesetzten Tagen
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sein höchstes Nazionalfest zu machen, und sogar seine Zeitrechnung nach ihrer Feier zu bestimmen. Käme, dacht' ich, ein Perser oder Skythe, der noch nichts von diesem Instttut gehört hatte, von ungefähr dazu, wenn im Angesicht einer unzählbaren Menge Volks, in einem Ehrfurcht gebietenden Kreise der edelsten und angesehensten Männer der Nazion, ngch einem dem Könige der Götter dargcbrachten feierli chen -Opfer, die Sieger öffentlich erklärt und gekrönt werden, und. sähe das stolze Selbstbewußtseyn, wo mit sie, von ihren wonnetrunkenen Verwandten, Freunden und Mitbürgern ümdrangt, und vom all gemeinen Jubel der Zuschauer bcwillkommt, sich den Kampfrichtern nahen, um die Krone zu empfangen: müßt' er nicht glauben, diese Menschen könnten nichts geringeres gethan haben, als ganz Griechenland durch einen Marathonischen oder Salaminischen Sieg vom Untergang gerettet, oder, wenigstens, jeder umrfctne eigene Vaterstadt sich, durch irgend eine au ßerordentliche That unendlich verdient gemacht zu haben? Aber wie erstgunt und betroffen würde dann ein solcher dastehn, wenn er hörte daß es weiter nichts ist, als daß der eine dieser gekrönten Helden am besten laufen kann, ein anderer die schnellsten Rennpferde und den geschicktesten Kutscher hat, ein . dritter der größte Mehrer im Faustkampf oder in dssr edeln Kunst seinenGegner.zu Boden zu ringen ist? Wahrlich dieser Perser^ oder Skythe, wiewohl die
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er in sich. Als der Entschluß einmal gefaßt und das Spiel angefangen war, mußte er nun alles darauf setzen. Alles gewinnen oder alles verlieren! ein drittes gab es jetzt nicht mehr für ihn. Natürlich war das erste sein Zweck, und wer den Zweck will, will die Mittel. In seiner Vorstellungsart konnten die Kämpfe mit den Aristokraten und Demagogen, wenn sie auch noch weit mehr Köpfe und Proscripzionen gekostet hätten als sie wirklich kosteten, kein Grund seyn, dev reizenden Basil eia nicht nach zustreben. Aber daraus schließen zu wollen, er müsse nothwendig grausam blutdürstig und der unmenschtrchsten Gräuel fähig seyn, wäre ein eben so falscher als unbilliger Schluß. Was er that, war nicht mehr als wozu er theils durch den wüthenden Wider stand der Gegenpartei gezwungen, theils durch ihre mehr als barbarischen Mißhandlungen seiner Gemalin auf eine Art gereizt wurde, die den sanftesten aller Menschen zum Wütherich gemacht hatte. Auch ist gewiß, daß seine Feinde das, was wirklich geschah, sehr übertrieben haben; und ich zweifle sehr, ob unter denen, die er auf seinem Wege zum Thron, weil sie sich selbst unter die Rader seines Wagens warfen, zertreten mußte, oder den racheschreienden Manen einer geliebten Gattin opferte, nur ein einziger war, dessen Tod ein Verlust für den Staat gewesen ist. Die dem aber auch seyn möchte, daß er, seitdem
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man ihn ruhiger regieren laßt, seinen höchsten Stotz darein setzt, zum Glück SicilienS zu regieren, be weisen alle seine Handlungen, und (wie ich neulich dem Syrakusaner sagte) wofern er in der Folge mehr in Hierons als in Getöns Fußstapfen treten sollte, so wird niemand Schuld daran seyn als die Syrakusaner selbst. Dreß, edler Learch, ist dermalen alles, was ich dir vom Dionysius zu sagen weiß, und ich setze nur hinzu, daß Hippias über ieß alles mit mir gleicher Meinung ist. Ob die Griechen des festen Landes Ursache haben, über die immer wachsende Macht dieses Fürsten eifer süchtig zu seyn, zumal wenn es ihm (was vielleicht bei seiner Unternehmung gegen Karthago seine Haupt absicht ist) gelingen sollte, sich von ganz Sicilien Meister zu machen — überlasse ich deiner tiefer sehenden Staatsklugheit. Mir (wenn ich im Vor beigehen meine unbedeutende Meinung sagen darf) scheint Korinth bei seinen chrgeitzigen Planen am wenigsten gefährdet zu seyn, aber wohl im Gegen theil sich, durch eine gelegenheitlrche Verbindung mit ihm, eine kräftige Stütze gegen die Uebermacht und die Anmaßungen der Athener und Spartaner ver schaffen zu können. Uebrigens bedarf es bei dir wohl keiner Versicherung, daß ich nicht den geringsten Vortheil dabei suche noch finde, wenn ich den Syrakusischen Tyrannen aus der düstern, verzerrenden und grausenhaften Beleuchtung, in welche sein Cha-
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ratter mit absichtlich bösem Willen von seinen Fein den gesetzt wird, in das reine, nichts verbergende noch verfälschende Sonnenlicht gestellt habe. Er bedarf meiner so wenig als ich seiner, und da ich im Begriff bin Sicilien wieder zu verlassen, was könnt: mich bewegen, mich des Vorrechts eines Auslanders, unparteiisch zu seyn, von freien Stücken zu bege ben? Die neuesten Nachrichten, die mir aus Cyrene -«gekommen sind, melden mir, daß Ariston den übel bedachten Versuch, den DionysiuS nachzuahmen ohne ein Dionysius zu seyn, bereits mit seinem Leben bezahlt hat. Noch ist die öffentliche Ruhe und Ord nung nicht wieder hergestcltt, aber beide Parteien scheinen geneigt, sich auf billige Bedingungen zu vergleichen, und ich verspreche den angcfangenen Unterhandlungen einen guten Erfolg, da mein Bru der Aristagoras und mein Freund Demokles an der Spitze der Parteien stehen. Was mich zur Rückkehr nöthigt, ist daher nicht so wohl die Hoffnung, meinem Daterlande bei dieser Gelegenheit vielleicht einige Dienste thun zu können, als die Nachricht, daß mein Vater, (ein alter Freund des deinigen) seinem Ziele nahe zu seyn glaubt, und mich im Leben noch zu sehen verlangt. Ich beurlaube mich also hiermit von Griechenland und von dir, edler und gastfreundlicher Learch. Mein nächster Brief wird dir aus Cyrene zukommen; indessen gehabe dich wohl!
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Aristagoras an Aristipp. Hoffentlich hat der weise Sokrates deine weltbürgerliche Filosofie von ihrem hohen Fluge der Erde wieder nahe genug gebracht, daß dir die Schicksale deines Vaterlandes nicht ganz gleichgültig seyn werden. Es ist freilich nur ein Ameisenhaufen, wenn du willst; aber uns Ameisenhaufen ist unsere Erdscholle eine Welt. Ich berichte dir also, lieber Aristipp, daß Ariston, dem du dich durch deinen kleinen Brief schlecht empfohlen hattest, deine Weiffagungen bald genug erfüllt, und mich und meine Mitarbeiter von dem undankbaren Frohndienst, seine Thorheiten, wo nicht hm 11 er zu vergüten, wenigstens zu ver schleiern und den Ucbennulh seiner Günstlinge in Schranken zu halten, befreit hat. Selten ist ein Mensch von den zufälligen Umständen mehr begün stigt worden als Ariston; und wie wenig er auch des Diadems würdig war, hatte er nur so viel Thätigkeit und Gewalt über seine Leidenschaften besessen, als nöthig war, die schwärmerische Zunei gung der untern Volksklassen eine Zeit lang zu recht fertigen , so saß' er jetzt ruhig auf dem Fürstenstuhl
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der Battiaden z seine Feinde hatten den Muth ver loren ; der Bürgerkrieg wäre in der Geburt erstickt worden, und die üppigen, Ruhe und Vergnügen über alles liebenden Cyrener, durch seine Populari tät, Prachtliebe und Freigebigkeit bestochen, hätten sich unvermerkt gewöhnt, seine Indolenz und Verdienstlosigkcit für Tugenden eines milden friedlieben den Fürsten anzusehen. Aber sein böser Dämon gewann gleich in den ersten Wochen seiner Regierung die Oberhand. Anstatt die Verwirrung und Schwäche seiner Feinde zu benutzen, und die Flüchtigen ohne Verzug bis in ihren letzten Schlupfwinkel zu ver folgen, überließ er sich seinen dir wohlbekannten Neigungen, ordnete Feste an, affektirte von dem Bürgerkriege als einer geendigten Sache zu reden, und theilte die emgezogenen Güter der Proscribirten unter seine Parasiten aus. Die Vorstellungen seiner getreuesten Räthe wurden nicht gehört, und alles was ihm die Leute riethen, denen er folgte, war zu seinem Verderben. Dennoch hätte alles noch leidlich ablaufen mögen, wenn er uns nur erlaubt hätte, gegen die (sogenannten) Rebellen, die sich in einen haltbaren Posten an den Grenzen der Cesammonen geworfen hatten, auszurücken, bevor sie Jeit gewannen, die übrigen Flüchtlinge, Mißvergnügte und Verbannte, an sich zu ziehen und unvermerkt zu einem Heer anzuwachsen. Aber Ariston wollte die Ehre, seine Truppen in eigner Person anzufüh-
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ren, keinem andern abtreten, und glaubte sogar seine Sache sehr politisch anzustellen, wenn er seinen Feinden Zeit Ließe, sich alle in einen Haufen zusam men zu drangen, damit er der Rebellion mit Einem Schlag ein Ende machen könnte. Und so mußte das Einzige, was allenfalls an ihm zu rühmen war, seine persönliche Tapferkeit, durch die Unktugheit, womit er sie handhabte, die Ursache seines Verder bens werden. Die republikanische Partei hatte durch sein Zögern Luft bekommen, und durch die rastlose Thätigkeit ihrer Anführer Mittel gefunden, etliche Tausend Messenier, die, von den Spartanern aus Naupakros und Kefalonia vertrieben, sich an die Cyrenische Küste geflüchtet hatten, unter dem Ver sprechen, ihnen die Ländereien der Königlichen und das Bürgerrecht von Cyrene zu schenken, an sich zu ziehen, und durch diese Verstärkung zu einem furcht baren Heer anzuschwellen. Denn die Meffenier wur den von jeher unter die tapfersten und streitbarsten Völker Griechenlands gezählt, und waö konnte man nicht von solchen Kriegern in einer Lage erwarten, worin sie außer einem elenden Leben nichts zu ver lieren, hingegen wenn sie siegten, ein neues Vater land, reiche Vergütung alles Verlornen, und die völligste Sicherheit vor ihrem ewigen Todfeinde, den Spartanern, zu gewinnen hatten? Die Republi kaner fühlten sich nun stark genug, etwas zu unter nehmen, wozu der Mangel an Lebensmitteln sie
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ohnehin bald gezwungen haben würde; sie verließen ihre Verschanzungen, unterwarfen sich das platte Land umher, und gingen murhig auf Cyrene los. Jetzt erwachte Ariston plötzlich aus seiner bisherigen Unthatigkeit. Aber der Fanotism des Volkes für ihn halte sich abgekühlt, und es kostete Mühe, bis er mit Hülfe seiner Getulischen Leibwache so viele be waffnete Bürger und Landleute zusammen brachte, daß er dem Feinde, den er noch immer verachtete, d'.e Spitze bieten zu können wähnte. Es kam einige Meilen ron der Stadt zu einem entscheidenden Tref fen; beide Theile fanden einen stärker» Widerstand als sic erwartet halten, und fochten mit desto größe rer Erbitterung; es war vielleicht der blutigste Tag, den Cvrene je gesehen hatte. Eine Menge angesehe ner Bürger, eine große Anzahl der vornehmsten Befehlshaber, und alle Mcsienier die als Verzwei felte fechtend weder Quartier gaben noch annah men , auf der feindlichen Seite — und ein großer Theil Volks auf der unsrigcn, blieben auf dem Platze; Ariston selbst stürzte mitten unter seinen für ihn kämpfenden und um ihn her fallenden Getulischen Löwen, rödrlich verwundet zu Boden, und wurde ati: folgenden Tage unter einem Haufen Erschlagener herrorgezogen. Das Gemetzel wahrte so lange, bis die Nacht den Ueberrest beider Heere zum Rückzug zwang. Brauchte cs tun etwas weiters als auf beiden Seiten wieder zur Besinnung zu kommen,
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um aufs lebendigste zu fühlen, daß Friede und Mäßi gung der einzige Weg sey, alles Unheil, das Zwie tracht und ungezügelte Leidenschaften über unser blu tendes Vaterland zusammengehäuft hatten, so viel möglich wieder gut zu machen? Friede, Aussöhnung, Verzeihung, war jetzt das allgemeinste und drin gendste Bedürfniß. Demokles, der beliebteste unter den übriggebliebnen Anführern der Demokra tischen Partei, und ich, von Seiten derer die es mit Ariston gehalten hatten, wurden also bevollmächtiget, in Unterhandlung zu treten, und das Resultat war: daß beide Parteien einander ewiges Vergessen alles Vergangenen zuschwören, die Verbannten zurückbe rufen, die eingezognen Güter zurückgegeben, und von jeder Seite fünf Manner ernannt werden solltenum den gesummten freien Einwohnern von Cyrene eine Regierungsform vorzuschlagen, durch welche die Republik zugleich vor allen künftigen Fehden -wischen den alten Familien und dem Volke, und vor der Gefahr, wieder in die Gewalt eines Einzigen zu gerathen, sicher gestellt würde. Diese neue Regie rungsform liegt noch auf dem Amboß; alles übrige ist bereits vollzogen. Da die Wahl der Zehn män ner auf lauter redliche und staatskundige Bürger gefallen ist, und unser Volk zum voraus geneigt scheint, sich jeder neuen Ordnung der Dinge zu fügen, so ist nicht zu zweifeln, daß Cyrene in kur zer Zeit von den Wunden wieder geheilt seyn wird,
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die ihr der thörichte Ehrgeitz einiger-ausschweifenden und übelberathenen Schwindelköpfe geschlagen hat. Es giebt Falle, wo eine starke Verblutung einem Staate, so wie gewissen menschlichen Körpern, heil sam ist, und bei vorsichtiger Behandlung den Grund zu einer bessern Gesundheit legen kann. Möchte ich nicht genöthigt seyn,'mein Bruder, dir diese tröstliche Nachricht durch eine andere zu verbittern, die uns beide unmittelbar betrifft. Unser guter alter Vater verspricht sich selbst die Freude nicht, die bessern Zeiten, die uns bevorstehen, zu erleben. Er verlangt sehr, dich noch zu sehen, und vielleicht würde die Erfüllung dieses Wunsches zu Verlängerung seiner Tage beitragen. Ich bitte dich also, deine Hierherkunft, so sehr du immer kannst, zu beschleunigen. Mögen die Gelübde, die wir alle um Begünstigung demer Reise thun, dem Ohr einer freundlichen Gottheit begegnen J
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