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German Pages 224 [221] Year 2016
Eric H. Cline
Biblische Archäologie Von Genezareth bis Qumran Aus dem Englischen übersetzt von Karin Schuler Erweiterte und bebilderte Ausgabe
Für meine Familie und meine Archäologenkollegen Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. Englischsprachige Originalausgabe Die Originalausgabe wurde unter dem Titel Eric H. Cline: Biblical Archeology. A Very Short Introduction zuerst bei Oxford University Press veröffentlicht. Die Übersetzung erscheint mit Genehmigung von Oxford University Press, Oxford. Biblical Archaeology. A Very Short Introduction, First Edition, was originally published in English in 2009. This translation is published by arrangement with Oxford University Press. Copyright © 2009 by Eric H. Cline Das zusätzliche Vorwort erschien erstmals unter dem Titel Eric H. Cline: The Raiders of Faux Ark im Boston Globe am 30. September 2007. Copyright © 2007 by Eric H. Cline Deutschsprachige Erstausgabe © für die deutschsprachige Ausgabe 2012 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart Aus dem Englische übersetzt von Karin Schuler Erweiterte und illustrierte Lizenzausgabe Die Lizenzausgabe erscheint mit freundlicher Genehmigung des Reclam Verlages. Der Verlag Philipp von Zabern ist ein Verlags-Imprint der WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft). © 2016 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Übersetzung des zusätzlichen Vorwortes: Dr. Cornelius Hartz Satz und Prepress: schreiberVIS, Bickenbach Einbandabbildung: Stier und Schrift beide akg-images / Bible Land Pictures / Zev Radovan Einbandgestaltung: Jutta Schneider, Frankfurt am Main Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8053-4978-9 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-8053-5016-7 eBook (epub): 978-3-8053-5017-4
Inhalt Vorwort: Der Jäger der verlorenen Arche . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Teil I Forscher auf den Spuren der Bibel
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1 Das 19. Jahrhundert: Die ersten Entdecker . . . . . . . . . . . . . . 2 Vor dem Ersten Weltkrieg: Von der Theologie zur Stratigraphie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Zwischen den Weltkriegen: Quadratische Löcher in runden Tells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Nach 1948: Wahrheitsgehalt der Bibel und Nationalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Nach dem Sechs-Tage-Krieg: Neue Methoden und Strategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Seit den 1990er Jahren: Vom Nihilismus zur Gegenwart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Teil II Archäologische Entdeckungen zur Bibel . . . . . 93 7 Von Noah und der Sintf lut zu Josua und den Israeliten . . . 8 Von David und Salomo zu Nebukadnezzar und den Neubabyloniern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Von den Amulettrollen zu den Qumranrollen . . . . . . . . . . . 10 Von Herodes dem Großen zu Jesus von Nazaret . . . . . . . . . . 11 Vom galiläischen Boot zum Mosaik aus dem Gefängnis von Megiddo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Fabelhafte Funde oder fantastische Fälschungen? . . . . . . . .
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Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorwort: Der Jäger der verlorenen Arche Die Arche Noah. Die Bundeslade. Der Garten Eden. Sodom und Gomorra. Der Auszug aus Ägypten. Das Grab Jesu. All dies hat man innerhalb der letzten 20 Jahre „gefunden“ oder verortet. Die Entdecker: ein ehemaliger Angehöriger eines SWAT-Teams, ein Geisterjäger und Parapsychologe, ein Filmemacher, der sich selbst als „der nackte Archäologe“ bezeichnet, und einige andere Leute. Aber keiner von ihnen war ausgebildeter Archäologe. Wir leben in einer Zeit, in der die biblische Archäologie einige wirklich aufregende Entdeckungen zu verzeichnen hat. Wir leben aber auch in einer Zeit der Betrüger, der Pseudo-Wissenschaftler und der Verschwörungstheoretiker. Einige der bemerkenswertesten Entdeckungen der letzten Zeit werden von Anschuldigungen überschattet, sie seien gefälscht: Dazu gehören das Jakobus-Ossuar, in dem eventuell die Gebeine des Bruders Jesu bestattet wurden (eventuell aber auch nicht), die Joasch-Tafel und ein kleiner Granatapfel aus Elfenbein, der aus der Zeit Salomos stammen soll. Jahr für Jahr begeben sich „wissenschaftliche“ Expeditionen auf die Suche nach der Arche Noah, finanziert von leichtgläubigen Gläubigen, die unerhörte Mengen Geld in diese Expeditionen hineinpumpen, eingelullt von den Räuberpistolen begeisterter Amateure oder verbrecherischer Betrüger (allzu oft kann man beides kaum auseinanderhalten).
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Im Grunde genommen bieten die Werkzeuge der modernen Archäologie wie Magnetometer und präzise Grabungsmethoden immer bessere Möglichkeiten, einige der faszinierendsten Geheimnisse rund um die Bibel zu beleuchten – jenes Buches, das immerhin eine der Grundlagen der westlichen Zivilisation darstellt. Und dennoch gelingt es Amateuren immer wieder aufs Neue, sich Unternehmungen finanzieren zu lassen, die uns kaum eine Chance bieten, unser Wissen in diesem Bereich zu erweitern. Mit ihren abenteuerlichen Behauptungen und der daraus folgenden Aufmerksamkeit verstellen sie den Blick der Öffentlichkeit dafür, dass es auch echte Wissenschaftler gibt, die sich mit dem Heiligen Land beschäftigen – stattdessen stiften sie Verwirrung und bringen dabei die biblische Archäologie in Misskredit. Leider kommt es aber auch nur selten vor, dass die Wissenschaft solchen Behauptungen entschieden entgegentritt. Ausnahmen bestätigten die Regel, so wie der Film „The Lost Tomb of Jesus“, der unter Akademikern zu einem regelrechten Aufschrei führte – im Film wird behauptet, Archäologen hätten bereits 20 Jahre zuvor das Grab Jesu gefunden, aber nicht als solches erkannt. Viel häufiger aber verstummt die Fachwelt, wie zu Beginn der Debatte über das sogenannte intelligent design, als es kaum Biologen gab, die handfeste Argumente gegen die wirren Theorien der Kreationisten lieferten. Auch Archäologen sind hier oft allzu zögerlich, weil sie fürchten, sie könnten die religiösen Gefühle mancher Menschen verletzen. Und so sind es ausgerechnet die Profis, die zulassen, dass sich langsam, aber sicher ein PR-Desaster abzeichnet – indem sie ein Feld von enormer Bedeutung Pseudowissenschaftlern, enthusiastischen Amateuren und verantwortungslosen Dokumentarfilmern überlassen.
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In einer Zeit, in der die Welt – sowohl vor unserer Haustür als auch weltweit gesehen – durch die Religionen mehr und mehr gespalten wird und sich viele Menschen zugleich als biblische Analphabeten erweisen, ist es wichtiger denn je, nach den gemeinsamen Wurzeln der Weltreligionen zu forschen. Ich bin der Meinung, dass die Öffentlichkeit etwas Besseres verdient – und auch möchte – als Spinnereien wie die Suche nach der Arche Noah. Wir brauchen korrekte Daten und Fakten, um den öffentlichen Diskurs auf eine solide Grundlage zu stellen. Es ist an der Zeit, dass wir uns dieses Feld zurückerobern. Die ersten archäologischen Expeditionen ins Heilige Land wurden nicht etwa von Archäologen organisiert, sondern von Theologen, die in erster Linie die vielen Orte aufspüren wollten, die in der Bibel erwähnt sind. Ein Ehrenplatz unter diesen Pionieren gebührt dem amerikanischen Geistlichen Edward Robinson, der das Heilige Land im Jahr 1838 bereiste, begleitet von einem amerikanischen Missionar namens Eli Smith, der f ließend Arabisch sprach. Robinsons Ziel war, so viele in der Bibel erwähnte Stätten zu identifizieren, wie sie nur konnten, um so eine historische (und zugleich biblische) Geographie Palästinas zu schaffen. Schon bald folgten ihm andere, darunter Sir Charles Warren, ein britischer General, der in den 1860er Jahren Jerusalem erforschte und vermaß. Keiner dieser Männer war ausgebildeter Archäologe, aber alle haben sie entscheidend zu dieser Disziplin beigetragen. Den Großteil des 19. Jahrhunderts über blieb das Gebiet der biblischen Archäologie von Männern dominiert, denen man nachsagte, sie arbeiteten mit der Schaufel in der einen und der Bibel in der anderen Hand. Bald jedoch verbesserten sich die wissenschaftli-
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chen Standards, nicht zuletzt dank der Bemühungen von Männern wie Sir William Matthew Flinders Petrie, der zwei wichtige, einander ergänzende Konzepte in die Archäologie einführte: die Stratigraphie (wenn eine Stadt auf den Ruinen einer anderen erbaut wird, ist die untere Schicht stets die ältere) und die Keramikseriation (bestimmte Keramiktypen sind mal mehr, mal weniger in Mode, wie heute die Kleidung, so dass man mit ihrer Hilfe die identifizierten stratigraphischen Schichten antiker Stätten datieren kann). Als Dame Kathleen Kenyon Mitte des 20. Jahrhunderts in Jericho und Jerusalem grub, war die Archäologie längst in den Händen von Profis, die nicht nur in Ausgrabungstechniken, sondern auch in wissenschaftlicher Methodik geschult waren und die sich viele Jahre lang mit den Sprachen, den Kulturen und der Geschichte der Antike beschäftigt hatten. Sie hatten Berge an Fachliteratur gewälzt, jahrelang ihr Handwerk ausgeübt und sich der Kritik von Kollegen gestellt. Die theologische Motivation indes verlor an Bedeutung. Heute gibt es in jedem Land des Nahen Ostens strenge Vorschriften, was Ausgrabungen betrifft. Man muss bei den zuständigen Behörden eine Grabungserlaubnis beantragen und im Zuge dessen einen detaillierten Forschungsplan vorlegen; man muss in der Lage sein, auf Nachfragen seitens der Behörden befriedigende Antworten zu geben, man muss belegen, dass die Finanzierung gesichert ist, und oftmals muss man bereits eine Strategie haben, wie die jeweilige Stätte nach Abschluss der Ausgrabungen konserviert werden kann. Bei allen großen Finanzierungsvorhaben sind Kreuzgutachten anderer Wissenschaftler eine Selbstverständlichkeit. Kurz gesagt: Das Ganze ist ein ernstes und hart umkämpftes Feld. Dennoch haben sich mittlerweile zwei gegensätzliche Kulturen eta-
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bliert: die Wissenschaftler und die Amateur-Enthusiasten. Die Amateure besitzen weder eine geeignete Ausbildung noch irgendeine Art von Legitimation. Unterstützt werden sie von der Klatschpresse, vom Fernsehen und inzwischen auch durch das Internet. Ein Beispiel: Im Jahr 2006 leitete Bob Cornuke, ein ehemaliger Angehöriger eines SWAT-Teams, der sich inzwischen als Bibelforscher sah und bereits zum Vizepräsidenten des Instituts für Bible Archaeology Search and Exploration (BASE) in Colorado aufgestiegen war, eine Expedition, die zum Ziel hatte, die Arche Noah zu finden. Die sensationslüsternen Medien berichteten, Cornukes Team habe auf dem Berg Suleiman im iranischen Elburs-Gebirge in 4000 Metern Höhe eine Felsformation entdeckt, die die Form eines Schiffs habe. Cornuke sagte, das Gestein sah „genau wie Holz aus … Wir entfernten dünne Schichten vom Gestein, und [Holz-]Zellstrukturen kamen zum Vorschein.“ Seine angeblichen Erkenntnisse wurden schnell von der Wissenschaft als falsch entlarvt. Kevin Pickering, seines Zeichens auf Sedimentgestein spezialisierter Geologe vom University College in London, kommentierte: „Die Fotos zeigen durch Eisen verfärbtes Sedimentgestein, wahrscheinlich dünne Schichten von silifiziertem Sandstein und Schiefer, die sich sicherlich vor langer Zeit in einer marinen Umwelt gebildet haben.“ Und dann ist da Michael Sanders, der mithilfe von Satellitenbildern der NASA nach biblischen Stätten und Objekten sucht. Zwischen 1998 bis 2001 verkündete Sanders, er habe nicht nur die verlorenen Städte Sodom und Gomorra entdeckt, sondern auch den Garten Eden, die Bundeslade und den Turm von Babel. Auf seiner Website bezeichnet sich Sanders als „Bibelforscher und Spe-
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zialist für Archäologie, Ägyptologie und Assyriologie“ – doch laut Los Angeles Times „räumt er ein, dass er keine formale archäologische Ausbildung besitzt“. Andere Medienberichte beschreiben ihn als „selbsternannten Akademiker“, der sich lediglich an der Duke University eine Zeitlang mit Parapsychologie beschäftigt habe. Außerdem sollten wir den Dokumentarfilmer Simcha Jacobovici nicht vergessen, der sich „der nackte Archäologe“ nennt und eine eigene Sendung auf dem History Channel hat. In mehreren Interviews hat er bereits zugegeben, kein Archäologe zu sein, sondern lediglich investigativer Journalist. Am bekanntesten ist Jacobovicis Dokumentation „The Lost Tomb of Jesus“, die zuerst im März 2007 ausgestrahlt wurde und die Prof. Jodi Magness von der University of North Carolina in Chapel Hill als „Sammelsurium reißerischer Behauptungen ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage“ bezeichnet. Kurz gesagt: Die Amateur-Arena ist voll von fragwürdigen Subjekten, die die Wissenschaft in den Schmutz ziehen. Wichtige Themen werden in legitim klingende Terminologie eingepackt, doch dem investigativen Prozess wird wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und gegenteilige Meinungen und Indizien werden ignoriert. Biblische Archäologen finden sich plötzlich in einer ähnlichen Lage wieder wie die Evolutionsbiologen, die gegen die Theorie des intelligent design kämpfen: Eine komplette Parallelversion ihres Forschungsfelds tut sich auf – eine Version, die auf religiösen Überzeugungen beruht statt auf wissenschaftlichen Prinzipien. Die Situation, in der sich die Biologen befinden, macht deutlich, welche Risiken dies birgt: Jahrelang haben sie sich nicht dazu herabgelassen, der „Wissenschaft“ der Kreationisten öffentlich zu widersprechen, und nun ist es fast zu spät, und die Anti-Evolution
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hält bereits Einzug in die Lehrpläne öffentlicher Schulen. Warum werden wir also nicht aktiv? Erstens liegt dies an einem gewissen Snobismus, der vielen Bereichen der Wissenschaft zu eigen ist: Kolleginnen und Kollegen, die sich zu weit von den „ernsten“ Themen fortwagen oder allzu oft in den populären Medien auftauchen, fürchten um ihre Reputation. Zweitens liegt es daran, dass die Geschichten selbst so obskur sind – viele biblische Fragen sind von so vielen Unwägbarkeiten umgeben, dass sie Rätsel darstellen, die niemand jemals wird lösen können. Nehmen wir nur einmal den Garten Eden: Selbst wenn es sich dabei um einen realen Ort handelte und selbst wenn wir wüssten, wo er sich befand – wie könnten wir sicher sein, dass wir ihn tatsächlich gefunden haben? Wenn wieder einmal jemand verkündet, er habe die Arche Noah entdeckt, dann rollen die meisten Archäologen und Bibelwissenschaftler lediglich mit den Augen und wenden sich wieder ihren ernsthafteren Studien zu. Dabei kann genau diese Haltung zur Folge haben, dass die Öffentlichkeit einen solchen Bericht für wahr hält. Und drittens liegt es daran, dass wissenschaftliche Erkenntnisse religiöse Dogmen infrage stellen könnten. Die Bibelwissenschaft ist ein wahres Minenfeld, schließlich ist die Bibel in erster Linie ein religiöses Buch, und jede Forschung in dieser Richtung birgt das Potenzial, lange gehegte Überzeugungen zu „beweisen“ – oder eben auch zu „widerlegen“. Was wäre, wenn der Auszug aus Ägypten nicht so stattfand, wie in der Bibel beschrieben? Wie reagieren die Menschen, wenn man ihnen erzählt, genau die gleiche Geschichte wie die mit Noahs Arche habe es bereits 500 bis 1000 Jahre früher gegeben, nur ohne Noah? Und dass die Götter die Flut
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über die Menschen schickten, weil die Menschen böse waren und sündigten – und dabei so laut waren, dass die Götter nicht schlafen konnten? Oder wenn man ihnen mitteilt, dass „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ein Konzept aus dem Codex Hammurapi ist, der fast 1000 Jahre älter ist als die Bibel? An dieser Stelle geben die meisten Akademiker entmutigt auf, denn genau hier tritt die Ideologie auf den Plan. Und die selbsternannten Experten sind oftmals ebenso geübte wie überzeugende Disputanten, was viele Forscher zusätzlich einschüchtert. Um Details aus der Bibel zu bestätigen, muss man sich nicht auf die Suche nach der Arche Noah machen. Im vergangenen Jahrhundert haben Archäologen die allererste Erwähnung Israels außerhalb der Bibel gefunden: in einer Inschrift des ägyptischen Pharaos Merenptah aus dem Jahr 1207 v. Chr. In den neoassyrischen Inschriften des frühen 1. Jahrtausends v. Chr. entdeckten sie die Namen israelitischer Könige wie Omri, Ahab und Jehu. Und erst vor Kurzem kam im Norden Israels eine Inschrift aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. ans Licht, die das Haus David erwähnt. All das sind schlüssige Beweise dafür, dass die betreffenden Menschen und Orte einst wirklich existierten und somit zumindest Teile der Bibel historisch durchaus korrekt sind. Nichts davon hätte die Medien und die Öffentlichkeit so begeistert wie der Fund der Arche Noah, aber all diese Funde erweitern und vertiefen unser Verständnis der Bibel und unsere Wertschätzung für das „Buch der Bücher“. Im Heiligen Land arbeiten religiöse und eher weltlich orientierte Archäologen oft Seite an Seite. Unter den Koryphäen des Fachs finden sich evangelikale Christen ebenso wie orthodoxe Juden und zahlreiche Anhänger anderer Konfessionen und Religionen. Hier
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geht es nicht um religiöse Überzeugungen – es geht allein um die Wissenschaft und um Forschungsergebnisse. Die Biblische Archäologie ist ein Feld, in dem Vertreter unterschiedlichster Religionen unter dem Banner der Wissenschaft miteinander kooperieren. Die meisten archäologischen Organisationen (wie die American Schools of Oriental Research, das Archaeological Institute of America oder die Society for American Archaeology) vertreten die Ansicht, dass es zu den Pf lichten professioneller Archäologen gehört, ihre Erkenntnisse und Entdeckungen der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Wenn wir Pseudowissenschaft und Scharlatanen erfolgreich entgegentreten wollen, müssen wir jedoch mehr tun als einfach nur wie bisher unsere Forschungsergebnisse veröffentlichen: Wir müssen mit unseren Informationen an die breite Öffentlichkeit gehen, und zwar nicht nur mit unseren Schriften, sondern über Radio, Fernsehen, Film und alle anderen verfügbaren Medien. Schließlich sind die Mysterien der Bibel mehr als bloß Alte Geschichte. Kämpfte Josua beispielsweise wirklich in der Schlacht um Jericho mit und vertrieb die Kanaaniter aus dem Land, wie in der biblischen Darstellung der Eroberung Kanaans durch die Israeliten erwähnt? Wenn ja, wer war zuerst da, und wem gehört das Land heute? Und für wen ist das heute wichtig? Nun, zumindest für viele Palästinenser, die als Nachkommen der Kanaaniter und Jebusiter einen (zweifelhaften) Anspruch auf das Gebiet erheben. Und auch für viele Israelis, die sich auf ihr ganz eigenes Verständnis der Geschichte ihrer Vorfahren berufen. Man sollte stets im Hinterkopf haben, dass professionelle Archäologen, die den Mund aufmachen, durchaus etwas bewegen
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können. Nicht umsonst findet sich auf der Webseite von Bob Cornuke inzwischen die Erklärung, er könne, was die Bundeslade, die Arche Noah und den Standort des Berges Sinai betreffe, keinerlei Haftung übernehmen. Und auf einmal heißt es, das BASE Institute „behauptet nicht, dass wir die Arche Noah gefunden haben. Wir möchten, dass Sie sich selbst ein Bild machen. Unserer Meinung nach ist der Felsen lediglich ein vielversprechender Kandidat. Die Forschung geht weiter.“ Auch wenn sie mitunter im Schatten der abenteuerlichen Behauptungen von Amateuren steht, so gelingt der Archäologie doch fast jede Woche eine neue wichtige Entdeckung. In den letzten Jahren gab es fünf aufsehenerregende Entdeckungen in Israel, davon alleine drei in Jerusalem:
• Am Tel Rehov im Tal Bet-Schean fand man 30 Bienenstöcke aus dem 9. oder 10. Jahrhundert v. Chr. Diese Bienenstöcke sind die frühesten aus dem alten Orient, die man je gefunden hat, und sie geben der Phrase vom „Land, wo Milch und Honig f ließen“, eine ganz neue Bedeutung.
• Unter einem Philisterdorf aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. nahe dem Gazastreifen entdeckte man eine möglicherweise ägyptische Festung aus der Zeit vor dem Auszug aus Ägypten. Ähnliche Gebäude fand man auch an anderen Orten in Israel; sie bezeugen, wie stark die Ägypter während der späten Bronzezeit in der Region präsent waren.
• In Jerusalem grub man einen Steinbruch aus, der die massiven Steinblöcke für den im 1. Jahrhundert v. Chr. errichteten Zweiten Tempel geliefert haben könnte. Es ist der erste Hinweis darauf,
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dass das Baumaterial für den Tempel tatsächlich aus der Gegend stammte.
• Bei Reparaturarbeiten oben auf dem Jerusalemer Tempelberg entdeckte man eine Mauer, die möglicherweise zum Zweiten Tempel gehörte. Sie wurde wahrscheinlich im 1. Jahrhundert v. Chr. errichtet und könnte von einem der Höfe des Tempels stammen; ist das der Fall, käme man endlich dem Grundriss des Tempels ein wenig mehr auf die Spur.
• Ein riesiger städtischer Abwasserkanal in Jerusalem aus der Zeit des Jüdischen Kriegs im 1. Jahrhundert n. Chr. passt zu einer Beschreibung beim jüdisch-römischen Militärkommandanten und Historiker Josephus: Er schreibt, die Abwasserleitung sei während der römischen Belagerung, im Rahmen der Stadt und Tempel zerstört wurden, als Fluchtweg genutzt worden. Wir können nicht alle Rätsel lösen, die die Bibel uns aufgibt. Aber selbst wenn unsere eigenen Untersuchungen nichts Konkretes ergeben, so können wir doch immerhin den aktuellen Stand unserer Funde präsentieren. Und wir können uns für eine gemeinsame Methodik stark machen und für eine allgemein zugängliche Materialsammlung, die von jedermann genutzt werden kann. Auch wenn die Fakten und Meinungen, die wir beisteuern, keine laufenden Debatten beenden, so sorgen sie doch wenigstens dafür, dass auf der Grundlage echter archäologischer und historischer Daten und Überlegungen diskutiert werden kann. So viel zumindest schulden wir der antiken Welt und den Menschen, die sie bewohnten.
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Eric H. Cline
Einleitung Die Themen der Biblischen Archäologie finden heute enormen Anklang, das Interesse der Öffentlichkeit ist groß wie nie. Die Zuschauerzahlen von Fernsehdokumentationen über den Exodus, die Bundeslade und das sogenannte Jesusgrab gehen in die Millionen. Große Verlage kämpfen mit Bibelatlanten um Marktanteile, die populärwissenschaftliche Zeitschrift Biblical Archaeology Review erreicht eine große Leserschaft, und jedes Jahr zu Ostern ist auch Charlton Heston in Cecil B. DeMilles Klassiker Die Zehn Gebote wieder als Mose auf den Bildschirmen zu sehen. Mit ausgestreckten Armen teilt er die Wasser des Roten Meeres, so dass die Hebräer hindurchgehen und sich in Sicherheit bringen können. Die Biblische Archäologie ist eine Unterkategorie des größeren Feldes der syro-palästinischen Archäologie – die sich mit der Region des heutigen Israel, Jordanien, Libanon und Syrien beschäftigt. Genauer gesagt ist es die Archäologie, die die Geschichten und Beschreibungen im Alten und Neuen Testament vom frühen 2. Jahrtausend v. Chr., der Zeit Abrahams und der Patriarchen, bis zur römischen Zeit im frühen 1. Jahrtausend n. Chr. näher untersucht. Obwohl Biblische Archäologen schon vor mehr als hundert Jahren mit der Bibel in der einen und dem Spaten in der anderen Hand anfingen, im Heiligen Land zu graben, sind noch immer viele wichtige Fragen ungeklärt. So weiß man bis heute nicht, ob es wirklich einen Auszug der Hebräer aus Ägypten gab und wie groß das Königreich Davids und Salomos war. Auch genauere Einzel-
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heiten zum Alltagsleben in der Zeit der Reichsteilung nach Salomo sind ebenso unbekannt wie die Unterschiede zwischen kanaanitischer und israelitischer materieller Kultur in der frühen Eisenzeit. Die meisten Biblischen Archäologen verfolgen nicht das Ziel, Elemente des Alten oder Neuen Testaments durch die Archäologie zu beweisen oder zu widerlegen. Vielmehr erforschen sie die materielle Kultur der Länder und Zeiten, die für die Bibel relevant sind, und die Menschen, Orte und Ereignisse, von denen in jenen alten Texten die Rede ist, um ihnen neues Leben einzuhauchen und die Kultur und Geschichte der Region zu rekonstruieren. Dies zeigt sich besonders deutlich in der Archäologie des Neuen Testaments. Hier hat die Freilegung von Städten wie Caesarea, Kapernaum und Sepphoris Licht in die gesellschaftliche, religiöse und geographische Situation in der Zeit vor, während und nach Jesu Wirken gebracht. Insgesamt allerdings hat die Biblische Archäologie mehr wichtige Informationen zur Lebenswelt des Alten Testaments geliefert. Für diese Schief lage gibt es verschiedene Gründe: Die Ereignisse im Alten Testament deckten einen viel längeren Zeitraum ab als jene des Neuen Testaments – wir reden über Jahrtausende im Vergleich zu knapp zweihundert Jahren. Zudem spielten die Ereignisse des Alten Testaments in einem weit größeren geographischen Rahmen. Der ganze Nahe Osten sowie Nordafrika liefern den Hintergrund für die Geschichten der Hebräer, während sich das Drama der frühen Christen hauptsächlich in Syro-Palästina und in geringerem Maße noch im antiken Griechenland und Italien entfaltete. Aus diesen beiden Gründen des Raums und der Zeit gibt es weitaus mehr potenziell relevante archäologische Stätten des Al-
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ten Testaments. Vielleicht ebenso wichtig ist noch, dass dort oft Ereignisse wie Schlachten und Eroberungen oder mit den Händen zu greifende Gegenstände wie Gebäude und in Stein gemeißelte Inschriften beschrieben werden. Diese hinterlassen materielle Reste, die über lange Zeit hinweg erhalten bleiben können. In den Geschichten des Neuen Testaments dagegen geht es oft um Sprache und Ideen, die enorme gesellschaftliche Wirkungen hatten, aber nur wenige Artefakte hinterlassen haben, die man bei Grabungen freilegen könnte. Dennoch hat die Biblische Archäologie wunderbare Einblicke in das Alte wie das Neue Testament geliefert und Funde und Befunde ans Tageslicht gebracht, die mit den Inhalten beider Schriften übereinstimmen (siehe Tabelle S. 12–16). Für viele Wissenschaftler ist die Bibel eine wichtige Datenquelle, die hilft, Licht in die antike Lebenswelt zu bringen. Einmal ganz abgesehen von ihrer religiösen Bedeutung und den Fragen zur historischen Genauigkeit des Textes steht außer Zweifel, dass die Bibel als grundlegendes historisches Dokument zu gelten hat. Als antike Quelle enthält sie oft eine Fülle von Einzelheiten und Beschreibungen des Heiligen Landes in der Antike. Sie ist eine Quelle, die man – mit der gebotenen Vorsicht – benutzen kann, um etwas über die antike Welt zu erfahren, genau wie die Syro-Palästina-Archäologen ägyptische, neuassyrische oder neubabylonische Inschriften derselben Zeit zu diesem Zweck heranziehen. Diese Verwendung antiker Quellen in der Biblischen Archäologie findet ihre Parallele in der Klassischen Archäologie, die sich auch mit den Schriften der Menschen befasst, die im antiken Griechenland und Italien lebten, oder in der Archäologie der Neuen Welt, die sich mit den Texten der präkolumbischen Völker Ame-
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rikas beschäftigt. Klassische Archäologen setzen ihre Feldfunde mit den griechischen und römischen Texten in Beziehung, um Fragen etwa nach den Besonderheiten des perikleischen Bauprogramms oder den Auswirkungen der Pest, die 430 v. Chr. in Athen wütete, zu behandeln, während andere, die sich auf die Bronzezeit spezialisiert haben, mit allen nötigen Vorbehalten auch die homerischen Texte heranziehen. Ähnlich vergleichen Biblische Archäologen oft (und mit der nötigen Sorgfalt) ihre Funde und Befunde mit den biblischen Erzählungen, um Fragen zu David, Salomo, der Zeit der Reichsteilung usw. zu diskutieren. Nicht immer weiß man allerdings von vornherein, wie genau die Berichte in der Bibel und auch in den ägyptischen, neuassyrischen oder neubabylonischen Inschriften sind. Dieses Problem stellt sich nicht nur der Biblischen Archäologie, denn es gibt auch beträchtliche Schwankungen in der Glaubwürdigkeit von Beschreibungen des antiken Griechenlands und Roms, wie wir sie in den Texten von Homer, Herodot, Thukydides, den griechischen Dramatikern, den römischen Autoren und Historikern finden. Klassische Philologen wissen, dass manche Texte zuverlässiger sind als andere. Man kann nicht alle verwenden, um Daten zu verifizieren, die man bei Feldgrabungen im Ägäisraum und im westlichen Mittelmeergebiet gewonnen hat. Hier, bei der Frage der historischen Genauigkeit der Texte, überschneiden sich die Interessen der Biblischen Archäologen und der gebildeten Laien, denn es sind oft die grundlegenden biblischen Fragen – die Fragen, deretwegen das Fach einst entstand –, die die Öffentlichkeit noch immer faszinieren. Hat Josua Jericho eingenommen? Gab es jemanden namens Abraham, der von Mesopo-
20 Einleitung
tamien nach Kanaan zog? Haben David und Salomo wirklich gelebt? Wo war Jesus begraben? Obwohl die Biblische Archäologie schon längst nicht mehr das ist, was sie vor hundert und mehr Jahren war – sie arbeitet heute exakter, und die Wissenschaftler befassen sich im allgemeinen mit eher anthropologisch ausgerichteten Themen –, klingen diese grundlegenden Fragen noch immer nach. Und leider ist es nicht immer leicht, sie zu beantworten. Übereinstimmung von archäologischen Befunden und Bibelgeschichten Archäologischer Befund
Datierung Biblische Geschichte(n)
Übereinstimmung
Ausgrabung von Jericho
1550 v. Chr. Josua vor Jericho
Nein
Eine »Zerstörungsschicht« in Hazor im heutigen Israel
13. Jh. v. Chr. Die Israeliten brannten Hazor bei ihrer Eroberung Kanaans nieder.
Unsicher
Die Israel-Stele – eine Nennung Israels außerhalb der Bibel
1207 v. Chr. Beschreibungen der Israeliten im Alten Testament (AT)
Ja
Bauten in Megiddo, Hazor und Geser, die Salomo oder späteren Königen zugeschrieben werden
10./11. Jh. v. Chr.
1 Kön 9,15; König Salomo hob Fronarbeiter aus, um in Hazor und Megiddo und Geser zu bauen.
Unsicher
Inschrift des Pharao Scheschonk in Karnak und Stelenfragment in Megiddo
925 v. Chr.
1 Kön 14,25: Angriff des Pharao Scheschonk auf Juda und Jerusalem
Wahrscheinlich
Die Mescha-Stele aus 9. Jh. v. Chr. Mehrfache Erwähnung Dibon in Jordanien des israelitischen Königs mit einer Nennung Omris Omriim AT
Ja
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Archäologischer Befund
Datierung
Biblische Geschichte(n)
Übereinstimmung
Monolith-Inschrift des 853 v. Chr. neu-assyrischen Königs Salmanassar III., in der u. a. auch Ahab genannt wird
Mehrfache Erwähnung des israelitischen Königs Ahab im AT
Ja
Schwarzer Obelisk des Salmanassar III. mit Nennung und Darstellung Jehus
841 v. Chr.
Mehrfache Erwähnung des israelitischen Königs Jehu im AT
Ja
Stele von Tel Dan in Nordisrael mit Nennung des »Hauses Davids«
9. Jh. v. Chr. Mehrfache Erwähnung von Ja David, König des vereinigten Königreiches, im AT
Archäologische Funde in Lachisch in Israel und Ninive im Irak
8. Jh. v. Chr. 2 Kön 18,13: Der neuassyrische König Sanherib greift die befestigten Städte Judas an.
Siloah-Inschrift im Hiskija-Tunnel in Jerusalem
8. Jh. v. Chr.
2 Kön 20,20: Vorbereitungen Ja des Königs Hiskija von Juda gegen den Angriff Sanheribs und der Neuassyrer 701 v. Chr.
Inschrift aus Tel Miqne / Ekron
Frühes 7. Jh. v. Chr.
Erwähnung der Philisterstadt Ekron im AT
Ja
Belege für die Zerstörung 597 und von Jerusalem inklusive 586 v. Chr. neubabylonischer Pfeilspitzen
2 Kön 24 f.; 2 Chr 36; Jer 39 und 52; Esra 4: Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezzar und die Neubabylonier
Ja
Analyse der Fäkalien aus antiken Toiletten belegt die Ernährung und die Parasiten der Einwohner während einer langen Belagerung.
Klgl 2,20; 4,4; 4,10; Ez 5,10 –17; über die neubabylonische Belagerung judäischer Städte
Ja
22 Einleitung
586 v. Chr.
Ja
Archäologischer Befund
Datierung
Biblische Geschichte(n)
Übereinstimmung
Silberne Amulettrollen aus dem Hinnom-Tal in Jerusalem
6. Jh. v. Chr.
Num 6,24 – 26; priesterliche Segenssprüche
Ja
Qumranrollen
3. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr.
Enthalten alle Bücher des AT mit Ausnahme des Buches Ester
Ja
Plattform des Tempelbergs durch Herodes den Großen erweitert
1. Jh. n. Chr.
Mt 21,12 – 14; Jesus wirft die Tische der Geld wechsler im Tempel um.
Ja
Galiläisches Boot im Seebett des Sees Gennesaret gefunden
1. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr.
Beschreibung von Jesus und seinen Anhängern am See Gennesaret im NT
Ja
Inschrift mit der Nennung des Pontius Pilatus aus Caesarea im heutigen Israel
30 n. Chr.
Zahlreiche Nennungen von Pontius Pilatus im NT
Ja
Ossuarium des Kajaphas
1. Jh. n. Chr.
Joh 11,49 – 53; 18,14: Mehrere Erwähnungen von Kajaphas, dem Hohepriester der Israeliten zur Zeit der Kreuzigung, im NT
Möglich
Mosaik aus dem Gefängnis von Megiddo, mit einer Inschrift, die Jesus Christus nennt
3. Jh. n. Chr.
Zahlreiche Nennungen Jesu Christi im NT
Ja
Einleitung 23
Teil I Forscher auf den Spuren der Bibel
Kapitel 1
Das 19. Jahrhundert: Die ersten Entdecker Die ersten archäologischen Unternehmungen im Heiligen Land wurden nicht von Archäologen angestoßen, sondern von Theologen, Bibelforschern und Ingenieuren, denen es vor allem darum ging, in der Bibel erwähnte Orte zu lokalisieren und die Geographie der Region zu kartieren. Obwohl keiner von ihnen als Archäologe ausgebildet war, trugen sie doch Wichtiges zu dem Fachgebiet bei, das einmal Biblische Archäologie heißen sollte. An erster Stelle ist hier der amerikanische Theologe Edward Robinson zu nennen. Er war zwar nicht der erste, der an biblischen Fragen in Palästina (wie es damals hieß) arbeitete, aber er wurde zum bekanntesten Vertreter dieser Forscher zu seiner Zeit. Robinson, 1794 in Connecticut geboren, war protestantischer Pfarrer, Professor für biblische Exegese und Entdecker und kombinierte all diese Interessen, als er 1838 in Begleitung eines amerikanischen Missionars namens Eli Smith, der fließend Arabisch sprach, nach Palästina reiste. Beide wollten so viele in der Bibel genannte
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Schauplätze wie nur möglich identifizieren – sie wollten, mit anderen Worten, eine historische (und biblische) Topographie Palästinas schaffen. Dazu verglichen sie zunächst die modernen arabischen Ortsnamen mit antiken hebräischen Namen – so identifizierten sie beispielsweise das damalige Beitan als das antike Bet-El. Robinson und Smith gelang es, auf ihren Reisen etwa einhundert biblische Stätten zu verorten, obwohl sie dazu neben Bibelausgaben in Englisch und Hebräisch wenig mehr als einen Kompass, ein Teleskop und Maßbänder zur Verfügung hatten. Die Ergebnisse ihrer ersten Erkundungen wurden nur wenige Jahre später in drei Bänden veröffentlicht. Robinson kehrte 1852 nach Palästina zurück und gab danach noch einen weiteren Band heraus. Er identifizierte nicht nur mehrere Dutzend weitere biblische Stätten, sondern auch eine Vielzahl anderer Überbleibsel der Antike, darunter einen Bogen am Tempelberg in Jerusalem, der noch heute als RobinsonBogen bekannt ist. Robinsons Zuschreibungen waren natürlich nicht immer ganz richtig, und es gelang ihm auch nicht, alle antiken Stätten zu lokalisieren, nach denen er suchte. Einmal stand er oben auf dem Tell elMutesellim, einem etwas über zwanzig Meter hohen Hügel im Jesreel-Tal – den er nicht als Menschenwerk erkannte –, schaute ins Tal hinab in Richtung der Berge Tabor und Gilboa und fragte sich, wo wohl das berühmte Megiddo (das biblische Armageddon) liegen mochte. Er wusste, es musste dort irgendwo sein, aber es kam ihm nie in den Sinn, dass er tatsächlich gerade mitten darauf stand und dass wenigstens zwanzig verschiedene Siedlungsschichten übereinander in dem uralten Siedlungshügel unter seinen Füßen steckten. Aus dem gleichen Grund fand er weder Jericho noch Lachisch,
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denn er erkannte nicht, dass die auffälligen Tells in der Landschaft des Heiligen Landes Überreste antiker Stätten sind. Bald nach Robinsons Erkundungen beauftragte der von Großbritannien aus operierende Palestine Exploration Fund (PEF), gegründet im Jahr 1865, einen gewissen Charles Warren – einen britischen Armeeangehörigen, der später zum Ritter geschlagen und zum Generalmajor befördert wurde –, die antike Topographie Jerusalems zu erkunden und aufzunehmen. Von 1867 an arbeitete Warren mehrere Jahre lang an diesem Auftrag. Vor allem untersuchte er das Wassersystem und andere Befunde im Untergrund des frühen Jerusalem. Der Warren-Schacht – ein Teil der unterirdischen Wasserversorgung der frühen Stadt – trägt noch immer seinen Namen. Lange ging man davon aus, dass dieser Schacht eine Rolle bei der Einnahme Jerusalems durch David vor dreitausend Jahren gespielt habe, aber vor kurzem hat sich herausgestellt, dass er erst seit dem 8. Jahrhundert v. Chr., also erst nach der Zeit Davids, in Betrieb war. Der PEF finanzierte Vermessungsprojekte, um die Geographie von ganz Palästina kartographisch zu erfassen. Der Erzbischof von York hatte bei der Gründungsfeier des PEF 1865 erklärt: »Dieses Land Palästina gehört Ihnen und mir, es ist dem Wesen nach das unsere. … Wir haben vor, Palästina der Länge und der Breite nach zu durchwandern, weil das Land uns gegeben worden ist.« Mehr noch, er fügte zur weiteren Erklärung und Rechtfertigung hinzu: »Wenn man die Bibel wirklich verstehen will …, muss man auch das Land verstehen, in dem die Bibel geschrieben wurde« – eine überzeugende Zusammenfassung der religiösen Motivation der Briten.
28 Teil I Forscher auf den Spuren der Bibel
Aber es gab auch geopolitische Motive. Die Briten waren fest entschlossen, das Gebiet zu vermessen, bevor die Franzosen sich dort festsetzen konnten. Sie wollten die Geographie im Griff haben, um schon in den Startlöchern zu stehen, wenn der unvermeidliche Zusammenbruch des Osmanischen Reiches begann. Die britischen Vermessungen in den 1870er Jahren, durchgeführt von den Royal Engineers unter der Führung von Männern wie Hauptmann Charles Wilson, Leutnant Claude Conder und Leutnant Horatio H. Kitchener führten zur topographischen Aufnahme von beinahe ganz Palästina und wurden in sechsundzwanzig Bänden Memoirs mit einer riesigen Landkarte, Architekturplänen und Fotos veröffentlicht. Die Arbeit war allerdings nicht einfach – die Bedingungen waren primitiv, viele der Männer litten an Malaria; einige starben sogar daran. 1875 wurde das Vermessungsteam in der Nähe von Safed angegriffen, und neben anderen wurden auch Conder und Kitchener schwer verletzt. Die osmanischen Behörden fassten die Schuldigen zwar schließlich und stellten sie vor Gericht, doch der Schaden war schon angerichtet. Die Vermessung hatte dauerhafte, noch heute nachwirkende Folgen für die Region, denn die moderne Grenze zwischen Israel und dem Libanon liegt dort, wo Conder und Kitchener ihre Arbeit in Obergaliläa beendeten. Im Gegensatz zu diesen amerikanischen und britischen Entdeckern und Ingenieuren war der Franzose Charles Clermont-Ganneau, der ursprünglich 1867 als Konsulatsmitarbeiter nach Palästina gekommen war, stärker an alten Schriften als an Architektur oder Geographie interessiert. Als Epigraphiker – Fachmann für antike Inschriften – war sein wichtigster Beitrag die Identifizierung
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von Gegenständen wie der Mescha-Stele (auch als Moabiterstein bekannt) aus dem 9. Jahrhundert v. Chr., die bei Dibon in Jordanien gefunden wurde. Die Inschrift war von Mescha, dem König von Moab, in Auftrag gegeben worden. Moab war damals ein kleines Königreich am Ostufer des Jordan im heutigen Jordanien. Die Inschrift auf einem schwarzen, 1,10 Meter hohen und 68 Zentimeter breiten Basaltstein beschreibt einen Sieg des moabitischen Königs und ist überaus bedeutsam für die Biblische Archäologie, denn sie nennt einen »Omri, König über Israel«. Omri regierte der biblischen Erzählung zufolge im 9. Jahrhundert das Nordreich Israel. Die Mescha-Stele zählt zu den ersten bekannten außerbiblischen Inschriften, in denen eine Person oder ein Ort genannt wird, der auch im Alten Testament vorkommt. Auf dem Stein listet König Mescha die wichtigen Leistungen seiner Regierung auf. Wahrscheinlich errichtete er die Stele in Verbindung mit dem Bau eines Tempels für den moabitischen Gott Kemosch. Unter seinen Taten ist auch ein Sieg über das israelitische Heer aufgeführt, das der etwas abweichenden Fassung im Alten Testament (2 Kön 3,4–27) zufolge von König Joram, dem Enkel des Omri von Israel, befehligt wurde. Vor allem berichtet Mescha von seiner Zurückeroberung moabitischen Territoriums, das zuvor von Israel besetzt worden war. Der entsprechende Abschnitt der Inschrift lautet:
Ich bin Mescha, … König von Moab, der Dibonite. Mein Vater war König über Moab dreißig Jahre und ich wurde König nach meinem Vater. Und ich machte dieses Höhenheiligtum für Ke-
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mosch. … denn er rettete mich vor allen Angreifern und ließ mich triumphieren über alle meine Gegner. Omri war König von Israel, und er bedrängte Moab lange Zeit … aber ich triumphierte über ihn und sein Haus. Und Israel ist für immer zu Grunde gegangen. Und es hatte sich Omri des ganzen Gebietes von Mahdeba bemächtigt und er wohnte darin während seiner Tage und der Hälfte der Tage seiner Söhne, vierzig Jahre. Aber es wohnte Kemosch darin während meiner Tage. Die Geschichte der Inschrift ist faszinierend. Ein anglikanischer Mediziner und Missionar namens F. A. Klein identifizierte sie erstmals im Jahr 1868. Als Klein sie in den Ruinen des antiken Dibon am Ostufer des Toten Meeres erblickte, war sie noch vollständig erhalten. Er bot den Beduinen dort den Gegenwert von 400 Dollar für den Stein (womit sie einverstanden waren), ließ ihn dann jedoch an Ort und Stelle. Ein Jahr später unternahm ein Abgesandter von Charles Clermont-Ganneau den Versuch, einen Abklatsch der Inschrift zu machen, doch sein nasses Papier zerriss in mehrere Stücke, als er sich Hals über Kopf davonmachen musste. Er fürchtete um sein Leben, als unter den Beduinen ein Streit ausbrach. Die osmanischen Behörden, denen das Gebiet unterstand, versuchten schließlich, den Stein zu bergen. Die Beduinen – die den türkischen Statthalter hassten – warfen den Stein in ein großes Feuer, bis er glutrot war, und übergossen ihn dann mit kaltem Wasser. Er zersprang in hunderte kleine Stücke, die die Beduinen in ihren Kornspeichern versteckten. Irgendwann gelang es Clermont-Ganneau, viele der Bruchstücke zusammenzukaufen. Charles Warren erwarb noch ein paar wei-
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tere, ebenso ein deutscher Forscher namens Konstantin Schlottmann. Insgesamt kamen siebenundfünfzig Stücke, große und kleine Fragmente, zusammen, und fast zwei Drittel der ursprünglichen Inschrift konnten rekonstruiert werden. Sie enthält zwar immer noch viele Lücken, die mitten durch einzelne Buchstaben oder ganze Wörter gehen, ist aber dennoch die längste Monumentalinschrift, die je im Heiligen Land gefunden wurde. Lange galt die Mescha-Stele vor allem als wichtig, weil sie die Existenz des israelitischen Königs Omri bestätigte. Noch bedeutsamer könnte allerdings sein, dass sie womöglich auch das Haus Davids (Beit David) erwähnt: »… Und das Haus [von Da]vid wohnte in Horonên.« Einige Jahre später befasste sich Clermont-Ganneau auch mit einer anderen Inschrift in frühem Hebräisch: Die Siloah-Inschrift war in das Steindach eines Tunnels in Jerusalem gemeißelt und wurde schließlich nach Istanbul gebracht. Der Tunnel war im Altertum fast 550 Meter weit durch den Fels getrieben worden, von der Gihonquelle außerhalb der Stadt zum sogenannten SiloahTeich in der Stadt. Zwei Jungen, die 1880 in dem Tunnel spielten, schauten zufällig nach oben und entdeckten die Inschrift mit folgendem Text:
Als noch […] Hacke(n) […] jeder zu seinem Gefährt hin, und als noch drei Ellen zu durchbohren waren, […] die Stimme eines Mannes, der dem anderen zurief, denn da war ein Spalt an der rechten Seite […] Und am Tag des Durchbruchs begegneten sich die Arbeiter, Mann gegen Mann, Hacke gegen Hacke, und das Wasser floss von der Quelle zum Teich, 1200 El-
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len weit und 100 Ellen war die Dicke des Gesteins über den Köpfen der Arbeiter. Clermont-Ganneau und andere meinten, die Inschrift beziehe sich nicht nur auf die Mittel, mit denen der Tunnel gebaut wurde, sondern spiele auch auf einen Abschnitt im 2. Buch der Könige an. Dort werden die Vorbereitungen beschrieben, die König Hiskija von Juda gegen den drohenden Angriff Sanheribs und der Neuassyrer im Jahr 701 v. Chr. trifft: »Die übrige Geschichte Hiskijas und alle seine Erfolge, wie er den Teich und die Wasserleitung angelegt und das Wasser in die Stadt geleitet hat, das alles ist aufgezeichnet in der Chronik der Könige von Juda.« (2 Kön 20,20) Zu den von Hiskija umgesetzten Verteidigungsmaßnahmen gehörte offensichtlich auch das Graben eines neuen Tunnels, um während einer Belagerung Wasser in die Stadt zu bringen. Eine ähnliche Strategie war zuvor schon in Megiddo, Hazor und Geser eingesetzt worden. So bestätigte die Siloah-Inschrift nicht nur einen Abschnitt des Alten Testaments, sondern erklärte auch, wie wohl auch die früheren unterirdischen Wasserkanäle in der Bronzezeit an anderen Orten im alten Palästina gebaut worden waren. All diese neuen Informationen zog George Adam Smith zu Rate, der letzte, aber wohl auch der größte in einer ganzen Reihe von Historischen Geographen, die zur Kenntnis des Heiligen Landes in jenen Jahren beitrugen, als das Fach Biblische Archäologie noch in den Kinderschuhen steckte. Smith war ein schottischer Theologe. Er wurde 1856 in Kalkutta geboren und ist wahrscheinlich vor allem durch sein Buch The Historical Geography of the Holy Land (1894) bekannt, einen überaus sorgfältig zusammengestell-
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ten Band, der die Veröffentlichungen von Robinson und anderen früheren Entdeckern auf den neuesten Stand brachte. So war etwa Smith der erste, der Tell el-Mutesellim korrekt mit Megiddo gleichsetzte, was Robinson und anderen entgangen war. Smith schrieb sein Buch nach zwei Besuchen im Heiligen Land, dem ersten im Jahr 1880, als er die Länder »Judäa, Samaria, Esdraelon und Galiläa« bereiste, wie er im Vorwort der ersten Auf lage schrieb. Der zweite Besuch fand im Jahr 1891 statt, und dabei erkundete er größere Teile des Landes und kam im Norden sogar bis nach Damaskus. Smith stand dabei auf den Schultern von Riesen wie Robinson, Conder und Kitchener, die er alle voller Hochachtung zitiert. Das hinderte ihn aber nicht daran, einige ihrer Deutungen beiseite zu schieben und noch einige weitere anzuzweifeln, wie er anmerkte. Sein Ziel war es, »ein Bild vom Land als Ganzem zu geben … [und] dadurch den Klang der Geschichte zu hören.« Smiths Buch, das zu einem durchschlagenden Erfolg wurde, kam praktisch jedes Jahr bis 1931 in einer neuen Auf lage heraus und wurde ständig auf den neuesten Stand gebracht, wenn neue archäologische Funde gemacht oder neue weltbewegende Ereignisse bekannt wurden. Nachdem etwa General Edmund Allenby die archäologische Stätte Megiddo im Ersten Weltkrieg eingenommen hatte, fügte Smith in die Auf lage von 1931 einen Bericht und eine Übersetzung einer ähnlichen Einnahme des kanaanitischen Megiddo im Jahr 1479 v. Chr. durch den ägyptischen Pharao Thutmosis III. ein. Laut Sir Archibald Wavell, einem Biographen Allenbys, hatte dieser auf seinen Feldzügen in Palästina eine frühere Ausgabe von Smiths Buch dabei und konsultierte es ebenso wie die Bibel praktisch jeden Tag.
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Die Arbeit, die Männer wie Smith, Conder und Robinson leisteten, bildete die Grundlage für das Kommende. Sobald die ersten geographischen Vermessungen des Heiligen Landes abgeschlossen waren, bestand der nächste Schritt darin, auf der Suche nach antiken Überresten den Boden aufzugraben.
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Kapitel 2
Vor dem Ersten Weltkrieg: Von der Theologie zur Stratigraphie Edward Robinson und Charles Warren waren Pioniere im Bereich der Biblischen Archäologie, aber sie waren von ihrer Ausbildung her keine Archäologen. Auch George Adam Smith war kein Archäologe, sondern vielmehr Theologe, Geograph und Historiker, während Charles Clermont-Ganneau im Laufe seines Berufslebens immer wieder zwischen diplomatischen Posten und der Erforschung der Altertümer hin und her wechselte. Wenn man den ersten »echten« Biblischen Archäologen sucht, stößt man früher oder später auf Sir William Matthew Flinders Petrie. Vor allem durch seine Leistungen entwickelte sich die Biblische Archäologie zu einer strengen Wissenschaft. Petrie wurde 1853, nur ein Jahr nach Robinsons zweiter Reise nach Palästina, in England geboren und erprobte seine archäologischen Techniken anfangs in Ägypten. Er war fast vierzig Jahre alt, als er 1890 vom Palestine Exploration Fund angestellt wurde und anfing, Tell el-Hesi im einstigen Südreich Juda freizulegen. Dort
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grub Petrie zum ersten Mal in Palästina nach der Methode der Stratigraphie – einem wohldurchdachten Konzept, das doch eigentlich auf der Hand lag und seine Ursprünge dem geologischen Prinzip der Schichtenfolge verdankte. Anders als Robinson vor ihm erkannte Petrie, dass einander nachfolgende Städte, die direkt übereinander errichtet werden, mit der Zeit einen Hügel oder tell bilden – eben jene Tells, die man überall im Heiligen Land verstreut findet. Und ihm wurde klar, dass innerhalb der Tells die weiter unten oder tiefer liegenden Städte immer die zeitlich früheren sind. Wenn sich Petrie also von der Spitze eines Hügels aus nach unten grub, arbeitete er sich in der Zeit zurück, enthüllte die Geschichte des Tell und die vielen Siedlungsphasen der Stadt, die sich in seinem Inneren verbarg, und legte manchmal mehrere Jahrtausende und zahlreiche Zerstörungen und Wiederauf bauten frei. Petrie führte auch die Konzepte der Keramiktypisierung und der Keramikseriation ein. Mit Hilfe der vielen tausend Tonscherben, die er fand, legte er die Chronologie der verschiedenen Schichten und der Städte fest, die innerhalb des Hügels, den er gerade ausgrub, übereinanderlagen. Im Grunde erkannte Petrie, dass Keramiktypen in Mode kamen und wieder verschwanden, genau wie die Kleidermoden heutzutage, und deshalb zur Datierung der Städte und Schichten in einem Tell herangezogen werden können. Er erweiterte dieses Konzept auf Städte und Schichten in anderen antiken Hügeln in der Nachbarschaft wie auch in anderen Ländern und kam zu dem Schluss, dass, wenn ähnliche Keramiktypen an verschiedenen Stätten gefunden werden, die Schichten, in denen sie gefunden werden, wohl gleich alt sein müssen. Dieser Punkt
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ist besonders wichtig für die Zeit vor Beginn der Münzprägung, die erst um 700 v. Chr. in Lydien in der heutigen Türkei einsetzte. Die Ergebnisse von Petries Ausgrabungen in Tell el-Hesi veröffentlichte er zusammen mit seinem amerikanischen Arbeitspartner Frederick J. Bliss in einem Buch mit dem Titel A Mound of Many Cities (1894). Petries Methoden und die Veröffentlichung seiner Entdeckungen revolutionierten das junge Fach der Biblischen Archäologie und untermauerten seinen Ruf als Gründervater dieser Wissenschaft. Zwei Jahre später, im Februar 1896, grub Petrie im Totentempel des Pharaos Merenptah in Ägypten in der Nähe des Tals der Könige, auf dem anderen Nilufer gegenüber der Stadt Luxor. Dort stieß er auf eine Inschrift aus dem fünften Jahr der Regierungszeit des Pharao (1207 v. Chr.). Diese Inschrift, heute als Israel-Stele bekannt, veröffentlichte er ein Jahr später. Sie ist die früheste Erwähnung Israels außerhalb der Bibel und damit eine der wichtigsten Entdeckungen der Biblischen Archäologie überhaupt. Hier ein Ausschnitt:
Die Großen werfen sich nieder und rufen »Frieden«. Keiner von den Neun Bögen hebt sein Haupt. Geplündert ist Tjehenu. Hatti ist befriedet. Kanaan ist mit allem Übel erbeutet. Aschkelon ist erobert. Geser ist gepackt. Yano’am ist zunichte gemacht. Israel ist verwüstet, seine Saat ist nicht mehr. Charu ist zur Witwe geworden wegen Ägypten. Alle Länder insgesamt sind in Frieden. Wer umherzog, ist bezwungen … Die Inschrift und ihre Deutung haben jahrzehntelang die wissenschaftlichen Debatten angeheizt. Ganz sicher zeigt sie, dass der Ex-
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odus (wenn es ihn tatsächlich gab) vor 1207 v. Chr. stattfand, denn seit damals gab es eine Gruppe (oder ein Volk) namens »Israel« im Lande Kanaan. Während Petrie grub, wurden weitere Expeditionen zur Erforschung des Heiligen Landes organisiert, allerdings nicht von Museen wie dem Louvre oder dem British Museum, die Grabungen an anderen Orten im Nahen Osten, etwa im heutigen Irak, finanzierten. An ihre Stelle traten quasi-nationale wissenschaftliche Vereinigungen wie der PEF oder der Deutsche Verein zur Erforschung Palästinas (kurz Deutscher Palästina-Verein, DPV). Sie waren Anhängsel imperialistischer politischer Bewegungen in den europäischen Nationen, die auf das Ende der Herrschaft des Osmanischen Reiches in der Region spekulierten. Das Konzept war einfach, die Briten hatten es sich schon länger zu eigen gemacht: Wenn das Osmanische Reich zusammenbrach, hatten diejenigen europäischen Länder, die schon in Palästina waren oder Interessen dort hatten, den größten Anspruch auf das Territorium. »Biblische Erkundungen« mit Vermessungskampagnen und vorbereitenden Grabungen lieferten den besten Vorwand – und Deckmantel –, um sich in diesem Gebiet festzusetzen. Eine groß angelegte Grabung – höchstwahrscheinlich mit solchen imperialistischen Hintergedanken – leitete zwischen 1903 und 1905 der in Amerika geborene württembergische Archäologe Gottlieb Schumacher in Megiddo. Die Stätte, heute als das biblische Armageddon bekannt, als der Ort also, an dem laut Neuem Testament die vorletzte Schlacht zwischen Gut und Böse stattfinden soll (Off b 16,16), wurde von vier verschiedenen Expeditionen ausgegraben. Schumacher und sein Team waren die ersten.
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Er arbeitete dort im Auftrag des DPV und finanziert von Kaiser Wilhelm II., der Jerusalem und das Heilige Land 1898 besucht hatte. Leider ließen Schumachers Methoden aus technischer Sicht sehr zu wünschen übrig, obwohl er einige wichtige Entdeckungen machte, darunter mutmaßliche Königsgräber aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. und ein beschriftetes Siegel, das einem Diener des Jerobeam, König des Nordreichs Israel, gehört hatte. Wie Heinrich Schliemann, der nur ein paar Jahrzehnte zuvor (1870– 1890) in Troja in der Nordwesttürkei gegraben hatte, beschloss Schumacher, der zwanzig Meter hohe Schutthügel von Megiddo sei wohl am besten in den Griff zu bekommen, indem man hunderte einheimische Arbeiter einen riesigen Graben anlegen ließ, der quer durch und tief in den ganzen Hügel hineinschnitt. Teile dieses großen Grabens sieht man noch heute. Und genau wie Schliemann durch die Schicht des Königs Priamos in Troja, die er eigentlich gesucht hatte, glatt hindurchgrub, übersah auch Schumacher in Megiddo vieles, so etwa das Bruchstück einer Inschrift, die der Pharao Scheschonk (der biblische Schischak) dort nach der Einnahme der Stadt um 925 v. Chr. hatte aufstellen lassen. Schumachers Arbeiter warfen das beschriftete Fragment auf den Schutthaufen, wo es zwischen anderen Steinen aus den abgebrochenen Mauern lag, bis es 1925 vom nächsten Ausgräberteam, diesmal aus Chicago, gefunden und geborgen wurde. Trotz seiner brutalen Ausgrabungsmethoden war Schumacher ein fähiger Zeichner mit einem guten Auge für die Stratigraphie, der nützliche Pläne von den Resten anfertigte, die er in Megiddo freilegte. Er veröffentlichte seine architektonischen und stratigraphischen Entdeckungen sehr zügig, schon im Jahr 1908. Es sollte
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allerdings noch einmal zwanzig Jahre dauern, bis die kleinen Funde aus Schumachers Grabungen von einem anderen deutschen Archäologen, Carl Watzinger, publiziert wurden, der vielleicht besser bekannt ist als Ko-Direktor der Grabungen in Jericho zwischen 1907 und 1909 und noch einmal im Jahr 1911. Im Auftrag des PEF arbeitete der irische Archäologe Robert Alexander Stewart Macalister zwischen 1898 und 1909 am verschiedenen Stätten; seine Grabung im biblischen Geser 1902 bis 1905 und 1907 bis 1909 war damals eine der größten in Palästina. Leider war Macalister der einzige Archäologe, der an der Fundstätte arbeitete, zusammen mit vierhundert Arbeitern und einem ägyptischen Vorarbeiter. Er grub schnell und nachlässig, ohne die genauen Fundorte der meisten entdeckten Gegenstände zu dokumentieren. Offenbar kannte er die Methode der Stratigraphie, die Petrie erst ein Jahrzehnt zuvor eingeführt hatte, aber ihn interessierte eher das antike Alltagsleben als eine genaue chronologische Ordnung. Keramik und Stratigraphie waren ihm längst nicht so wichtig wie Petrie, und die nachfolgende Arbeit späterer Archäologen zeigte, dass er sehr viel übersehen hatte – unter anderem verschätzte er sich bei der Datierung des eisenzeitlichen Eingangstors um fast tausend Jahre. Es überrascht nicht, dass Macalisters Veröffentlichungen zu seiner Arbeit in Geser zu wünschen übrig ließen – obwohl er drei dicke Bände innerhalb von drei Jahren nach Abschluss der Grabungen herausbrachte. Erfolgreich war allerdings seine Freilegung einer kanaanitischen »Kulthöhe« in Geser, die auf die Mittlere Bronzezeit IIB um 1600 v. Chr. zurückgeht und aus zehn aufrecht stehenden Steinen mit möglichen Hinweisen auf Tieropfer
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besteht. Macalister fand dort 1908 außerdem den sogenannten Geser-Kalender, eine Inschrift auf Paläohebräisch (der frühesten bekannten Form des Hebräischen) oder vielleicht auf Phönizisch, die wahrscheinlich auf das 10. Jahrhundert v. Chr. zu datieren ist. Der Kalender beschreibt die wichtigsten bäuerlichen Tätigkeiten im Jahreslauf und liefert damit Einblicke in das Alltagsleben in biblischer Zeit. Der Text lautet: »Zwei Monate (davon sind) Obsternte, zwei Monate (davon sind) Saat / zwei Monate (davon sind) Spätsaat / ein Monat Flachsschnitt / ein Monat Gerstenernte / ein Monat Getreideernte und Abmessen / zwei Monate (davon sind) Beschneiden / ein Monat Sommerobsternte.« George Reisner von der Harvard University war zwar praktisch zur selben Zeit als Ausgräber tätig, arbeitete jedoch ganz anders als Macalister, der ihn angeblich hasste. Reisner hatte seine archäologische Lauf bahn 1902 mit Grabungen in Ägypten und im Sudan begonnen, vor allem in den Königsfriedhöfen von Gise, doch für die Jahre 1908 bis 1910 war er zum Leiter der Grabung von Samaria in Palästina ernannt worden. Die Stadt hatte dem Nordreich Israel als Hauptstadt gedient, nachdem das von David und Salomo regierte Territorium nach Salomos Tod um 930 v. Chr. in zwei Teile zerfallen war. Da Reisner 1908 noch andere Verpflichtungen hatte, leitete Schumacher, der noch ein paar Jahre zuvor in Megiddo gearbeitet hatte, in der ersten Kampagne das Grabungsteam. In den nächsten drei Kampagnen allerdings konnte Reisner die Arbeit persönlich leiten und tat dies sehr viel besser als Schumacher. In Samaria waren fast ebenso viele Arbeiter im Einsatz wie bei Macalister in Geser – normalerweise um die zweihundert, doch gelegentlich auch
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bis zu vierhundertfünfzig Mann. Den Unterschied jedoch machten die Mitarbeiter. Reisner hatte ein gutes Team um sich versammelt, darunter Clarence Fisher, einen Architekten, der später in Bet Schean und Megiddo arbeitete; sie konnten die Arbeiter überwachen und methodisch alle Kleinfunde wie auch die Architektur aufnehmen. Reisner kannte die Prozesse, die die künstlichen Hügel, etwa in Megiddo, und die Überreste ganz oben auf Felshügeln wie in Samaria hatten entstehen lassen. Er sah seine Arbeit an der Grabungsstätte als einen Versuch, die menschliche Geschichte, die da unter seinen Füßen lag, zu entwirren, und ließ schon sehr früh einen Schnitt als Sondage bis hinunter auf den gewachsenen Fels ausheben. So gewann man eine Vorstellung von der Komplexität der Stätte und der verschiedenen Schichten, mit denen man zu rechnen hatte, wenn man an anderen Stellen ebensolche Schnitte anlegte. Reisners Dokumentation seiner archäologischen Grabungen und Entdeckungen war noch akribischer als die von Petrie und weitaus genauer als die Notizen von Macalister. Als einer der ersten Archäologen betonte er, dass man eine Stätte auch zerstört, wenn man sie ausgräbt. Es gibt nur eine Chance, wirklich nur eine, jeden Teil einer Fundstätte freizulegen. Deshalb galt eine ordentliche Befundaufnahme als unabdingbar. Reisner publizierte zwar nicht so schnell und brachte die Ergebnisse seiner Grabungen in Samaria erst 1924, etwa vierzehn Jahre nach Abschluss der Arbeiten, heraus, doch dann waren sie gut auf bereitet mit aussagekräftigen Beschreibungen, schönen Fotos und verständlichen Architekturplänen, die noch heute verwendbar sind.
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1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, beauftragte der Palestine Exploration Fund T. E. Lawrence mit der archäologischen Oberf lächenaufnahme in Südpalästina. Der heute nach dem biographischen Film von 1962 mit Peter O’Toole in der Hauptrolle allgemein besser als »Lawrence von Arabien« bekannte Archäologe hatte in Oxford studiert und 1910 dort seinen Abschluss gemacht. Als der PEF ihn unter Vertrag nahm, hatte er schon in Byblos im heutigen Libanon, in Karkemisch in Nordsyrien und mit Petrie in Ägypten gegraben. In nicht einmal zwei Monaten gelang es Lawrence und seinem Kollegen Leonard Woolley (der später noch selbst als Ausgräber von Ur im Irak zu Ruhm gelangen und für seine Leistungen zum Ritter geschlagen werden sollte), viele archäologische Befunde aus den verschiedensten Zeiten aufzunehmen, die in der Negev-Wüste und im Wadi Araba offen zutage liegen. Die ganze Zeit suchten sie angeblich nach biblischen Stätten und verfolgten alte Karawanenwege in einem Gebiet, das die Bibel die »Wüste Zin« nennt. Kaum jemand wusste, dass die archäologische Oberflächenbegehung eigentlich nur ein Deckmantel für eine britische militärische Vermessungsoperation war, bei der es um die Landwege ging, auf denen ein osmanisches Heer Ägypten im Falle eines Krieges erreichen könnte. Unabhängig von diesen militärischen Aufträgen wurde Lawrence’ und Woolleys Bericht über ihre Funde unter dem Titel The Wilderness of Zin 1915 vom PEF herausgegeben und wird noch heute von der Wissenschaft genutzt; 2003 hat der PEF einen Nachdruck mit einem neuen Vorwort und zusätzlichem historischen Material herausgebracht. Als der Erste Weltkrieg endete, hatte sich die Biblische Archäologie seit ihren ersten Anfängen schon stark verändert, besonders
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durch die Leistungen von Männern wie Petrie und Reisner. Allerdings steckte das Fach eigentlich noch immer in den Kinderschuhen und sollte bald noch weitere tiefgreifende Veränderungen erleben.
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Kapitel 3
Zwischen den Weltkriegen: Quadratische Löcher in runden Tells Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Petrie aus Ägypten nach Palästina zurück und grub bis in die 1920er Jahre eine Reihe von archäologischen Stätten aus. Im Laufe der Zeit drängten ihn neue Gesichter und eine neue Phase in der Biblischen Archäologie allmählich ein bisschen in den Hintergrund. Es war die Zeit des britischen Mandats, und britische Regierungsbeamte schufen die erste Altertümerbehörde in Palästina, das Department of Antiquities in Palestine. Etwa zur gleichen Zeit organisierten sie auch den ersten Antikendienst in Jordanien (Department of Antiquities in Jordan) und errichteten in den letzten Jahren der Mandatsregierung das Palestine Archaeological Museum in Ostjerusalem, um dort alle bisher gemachten Funde unterzubringen. Damals begannen die Universitäten die nationalen Organisationen bei der Finanzierung von Grabungen im Heiligen Land abzulösen oder ihnen zumindest Konkurrenz zu machen. Viele der neuen Archäologen lehrten an Universitäten, Colleges oder Semi-
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naren, und so gingen bei ihnen Lehrtätigkeit und archäologische Arbeit oft Hand in Hand – sie suchten in der Feldforschung Beweise für ihre theologischen Glaubensüberzeugungen und ihre Lehre sowie wissenschaftliche Darstellungen und Interpretationen der biblischen Texte. Da diese Professoren in der Vorlesungszeit unterrichten mussten, waren ganzjährige Grabungen nicht mehr die Norm. Stattdessen fanden die Kampagnen jetzt vor allem im Sommer statt, wobei es allerdings wichtige Ausnahmen wie etwa in Megiddo gab. Dieser Trend hat sich bis heute fortgesetzt, und die meisten ausländischen Archäologen, die auf diesem Gebiet arbeiten, haben ihr Standbein entweder an einer Universität oder an einem Museum und graben im Sommer. Auch viele einheimische Archäologen sind Professoren oder Kuratoren, andere arbeiten für Regierungsinstitutionen wie die israelische oder jordanische Antikenverwaltung. In den 1920er Jahren erlangte William Foxwell Albright, Professor an der Johns Hopkins University, erstmals eine gewisse Bekanntheit. Es war der Beginn seiner jahrzehntelangen beherrschenden Stellung auf dem Feld der Biblischen Archäologie und bei der Ausbildung einiger führender Archäologen, Epigraphiker und Bibelwissenschaftler der nächsten Generation. Er war ein komplexer Charakter – ein beispielhafter Ausgräber, ein sorgfältiger Wissenschaftler und ein gläubiger Methodist. Albright wird oft als der Doyen der Biblischen Archäologie bezeichnet, auch aufgrund der schieren Menge seiner Schriften, der großen Zahl von Graduierten, die er betreute, und seines Beharrens darauf, dass die Bibel aus historischer Sicht grundsätzlich Recht habe und die Archäologie dazu dienen könne, das zu beweisen.
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Diese hier allzu stark vereinfacht dargestellten Überzeugungen wandelten sich zudem im Laufe der Jahrzehnte. Unzweifelhaft sind Albright allerdings das wissenschaftliche Fundament und die akademische Seriosität dieses noch jungen Fachs zuzuschreiben. So waren etwa vor allem Albrights Veröffentlichungen und sein Einf luss der Anstoß für die ersten echten Versuche, die Geschichte des Heiligen Landes in nachvollziehbare und unterscheidbare archäologische Phasen zu unterteilen. In seiner Schrift zum Tell el-Hesi einige Jahrzehnte zuvor hatte Petrie von einer frühen, mittleren und späteren jüdischen Zeit gesprochen. Ähnlich klassifizierte Macalister die Ergebnisse seiner Grabungen in Geser 1912 mit den Begriffen einer präsemitischen und der ersten bis vierten semitischen Zeit. 1922 schließlich kam Albright mit drei anderen Wissenschaftlern zusammen, um eine korrekte archäologische Chronologie zu entwickeln – angelehnt an das sogenannte System der drei Zeitalter, das der dänische Gelehrte C. J. Thomsen fast ein Jahrhundert zuvor entworfen hatte und dessen Grundlage die Steinzeit, die Bronzezeit und die Eisenzeit bildeten. In der nachfolgenden Veröffentlichung seiner Grabungen am Tell Beit Mirsim (1932) verwendete Albright die neue Terminologie zum ersten Mal in einer Publikation zur Biblischen Archäologie und unterteilte jedes der großen Zeitalter weiter, wie es ihm nötig erschien. So gab es etwa eine frühe, mittlere und späte Bronzezeit, die jeweils wiederum untergliedert wurden. Die Verfeinerung dieser Epocheneinteilung ist noch heute nicht abgeschlossen (siehe Tabelle). Archäologische Epochen im Heiligen Land, ca. 8500 – 586 v. Chr. (leicht überarbeitet entnommen aus: Amihai Mazar, Archaeology of the Land of the Bibel. 10 000 – 586 BCE, London 1992, S. 30, Tabelle 2).
48 Teil I Forscher auf den Spuren der Bibel
Archäologische Epoche
Absolutes Datum
Präkeramisches Neolithikum A
ca. 8500 – 7500 v. Chr.
Präkeramisches Neolithikum B
7500 – 6000 v. Chr.
Wichtigste ethnische Gruppe oder politische Einheit
Keramisches Neolithikum A 6000 – 5000 v. Chr. Keramisches Neolithikum B 5000 – 4300 v. Chr. Chalkolithikum
4300 – 3300 v. Chr.
Frühe Bronzezeit I
3300 – 3050 v. Chr.
wahrscheinlich schon Kanaaniter
Frühe Bronzezeit II – III
3050 – 2300 v. Chr.
Kanaaniter
Frühe Bronzezeit IV / Mittlere Bronzezeit I
2300 – 2000 v. Chr.
Kanaaniter
Mittlere Bronzezeit IIA (auch MB II)
2000 – 1800/1750 v. Chr.
Kanaaniter
Mittlere Bronzezeit IIB – C (auch MB II und III)
1800/1750 – 1550 v. Chr.
Kanaaniter
Späte Bronzezeit I
1550 – 1400 v. Chr.
Kanaaniter
Späte Bronzezeit II A – B
1400 – 1200 v. Chr.
Kanaaniter
Eisenzeit IA
1200 – 1150 v. Chr.
Israeliten
Eisenzeit IB
1150 – 1000 v. Chr.
Israeliten
Eisenzeit IIA
1000 – 925 v. Chr.
Vereintes Königreich unter David und Salomo
Eisenzeit IIB
925 – 720 v. Chr.
Geteilte Reiche Israel und Juda
Eisenzeit IIC
720 – 586 v. Chr.
Königreich Juda
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Bei seinen Forschungen stützte sich Albright auf eine Kombination aus archäologischen Grabungen, Textanalyse und Bibelexegese (ein genaues Lesen des Textes) – ein auch heute noch häufig verwendeter Ansatz. Einfach gesagt, verwendete er die durch Grabungen erlangten Materialien in Verbindung mit dem biblischen Text wie auch mit außerbiblischen Inschriften, um seine Ergebnisse zu formulieren. Dabei mussten er und seine Studenten nicht nur die Techniken der Archäologie beherrschen, sondern dazu auch noch verschiedene antike Sprachen wie etwa Hebräisch, Akkadisch, Ugaritisch und Hethitisch. Seine Grabungen am Tell Beit Mirsim waren beispielhaft. Er griff Petries Ideen der Stratigraphie und der Keramikseriation in einer zuvor nicht dagewesenen Weise auf. Albright verwendete die Ergebnisse seiner Grabungen und anderer Forschungen für zahlreiche Bücher, die sich teils an eine akademische Leserschaft, teils, wie etwa Von der Steinzeit zum Christentum, an ein breiteres Publikum richteten. Oft teilte er das akademische Jahr auf zwischen der Johns Hopkins University, wo er das Orientalische Seminar leitete, und seiner zweiten Heimat an der American School of Oriental Research in Jerusalem (die 1970 in William F. Albright Institute of Archaeological Research umbenannt wurde und heute gewöhnlich nur noch »the Albright« heißt). Albright arbeitete einen großen Teil der 1920er und 30er Jahre als Direktor der American School. Das im Jahr 1900 gegründete Institut ist das älteste amerikanische Wissenschaftszentrum zur Erforschung des Alten Orients im Nahen Osten. Etwa zur selben Zeit wurden auch andere von westlichen Staaten finanzierte archäologische Forschungszentren in Jerusalem gegründet (oder erweitert), darunter das Deutsche Evangelische Institut für Alter-
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tumswissenschaft des Heiligen Landes, die École Biblique et Archeólogique Française und die British School of Archaeology. In den 1930er und 1940er Jahren wechselte sich ein jüngerer Wissenschaftler, Nelson Glueck, mit Albright als Direktor der American School ab und ersetzte ihn schließlich. Glueck war 1926 nach Palästina gekommen, schon als ordinierter Rabbiner, aber mit dem Wunsch, Archäologie zu studieren. Er wurde Albrights Student an der American School, grub mit ihm am Tell Beit Mirsim und entwickelte sich schließlich zu einem Fachmann für Keramik wie auch für Stratigraphie. Glueck steht vor allem für eine Reihe von Oberflächenerkundungen und Explorationen in Transjordanien, einem damals archäologisch relativ unerforschten Gebiet. Er brachte die Biblische Archäologie voran, indem er mehrere hundert antike Stätten in dieser Region, die den biblischen Reichen Edom, Moab und Ammon entsprach, identifizierte. Auch im Sinai, der Negev-Wüste und dem Jordantal suchte Glueck nach Siedlungsresten. Er war nicht nur Archäologe und Rabbiner, sondern auch Spion in Diensten des Office of Strategic Services – des Vorläufers der CIA. Wie Lawrence und Woolley vor dem Ersten Weltkrieg unter dem Deckmantel archäologischer Forschung im Negev militärische Auf klärungsarbeit geleistet hatten, so dienten auch Gluecks archäologische Oberflächenerkundungen vor dem Zweiten Weltkrieg als Tarnung bei der Suche nach Trinkwasserquellen und möglichen Fluchtrouten für den Fall, dass die Deutschen in Afrika siegen und darauf hin in Palästina einmarschieren würden. Besonders auf seinen viel späteren Grabungen in Geser bildete Glueck zahlreiche zukünftige Archäologen aus, von denen viele
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noch aktiv sind. Seine vielleicht größte Bekanntheit erlangte er allerdings, als er seine akademischen Meriten in der Archäologie mit seiner Ausbildung als Rabbiner verband und Präsident des Hebrew Union College in Cincinnati, Ohio, wurde, eine Position, die er von 1947 bis zu seinem Tod 1971 innehatte. Die Aufgabe des Hebrew Union College besteht zwar vorrangig darin, reformierte Rabbiner und Kantoren auszubilden, doch Glueck war überzeugt, dass archäologisches Wissen mit der Kenntnis der Bibel Hand in Hand gehen sollte. Deshalb setzte er sich dafür ein, in Jerusalem eine Außenstelle der Universität mit einer School of Biblical und Archaeological Studies (heute Nelson Glueck School of Biblical Archaeology auf dem Campus des HUC in Jerusalem) zu eröffnen. In dieser Zeit zwischen den beiden Weltkriegen begannen James Henry Breasted und Archäologen vom Oriental Institute der University of Chicago eine wichtige Serie von Ausgrabungen in Megiddo. Finanziert von der Familie Rockefeller, lief die Expedition durchgehend von 1925 bis 1939 und endete erst bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Dies war die längste ununterbrochene Grabung an dieser Fundstätte, bis die noch heute andauernden Grabungen der Universität Tel Aviv im Jahr 1992 begannen. Die Wissenschaftler aus Chicago lebten praktisch das ganze Jahr über an der Grabungsstätte und setzten hunderte einheimische und ägyptische Arbeiter ein, die manchmal ohne Aufsicht arbeiteten, während die amerikanischen Archäologen mit Malaria im Bett lagen, so krank, dass sie das Grabungshaus nicht verlassen konnten. Anfangs verwendeten sie in Megiddo eine neue Technik, die sogenannte Flächengrabung, bei der die stratigraphischen Schichten des Tells eine nach der anderen von oben nach un-
52 Teil I Forscher auf den Spuren der Bibel
ten abgetragen wurden. Nachdem sie schließlich die ersten beiden Siedlungsschichten (Strata I und II, die hellenistische und persische Zeit) auf das Sorgfältigste »abgepellt« und die dritte Schicht (Stratum III, die neuassyrische Zeit) freigelegt hatten, ging den Ausgräbern langsam das Geld aus. Sie hatten genug von der Flächengrabung und wechselten zu konventionellen vertikalen Grabungstechniken. Dazu gehörte auch ein Stufenschnitt an der Seite des Hügels, mit dem sie schließlich bis auf den gewachsenen Fels vorstießen und die historische Abfolge in der Entwicklung der Stätte ermitteln konnten. Sie stellten fest, dass zwischen 3000 v. Chr. und 300 v. Chr. in Megiddo wenigstens zwanzig Städte mit Palästen, Tempeln, Elfenbeinschätzen und einer Fülle von Belegen für die Lebensweise der alten Völker Kanaans und Israels übereinandergebaut worden waren. Im Zuge ihrer Arbeit bauten die Ausgräber aus Chicago eine Schmalspurbahn rund um die Spitze des Hügels, deren einziger Zweck darin bestand, die vielen Tonnen Erde abzutransportieren, die die Arbeiter abtrugen. Die Abraumhalden, die durch das Abladen dieser Erde in der Nähe des Tells entstanden, prägen heute die Landschaft von Megiddo – einschließlich der Blumen und Gräser, die dort im Frühling wachsen, und der auf ihnen weidenden Kühe im Sommer – und werden von Touristen oft fälschlich für Vorposten der antiken Stätte gehalten. Auf einem dieser Hügel fand ein einheimischer Kibbuznik, der in den 1950er Jahren seine Schafe und Ziegen dort weidete, ein Fragment des Gilgamesch-Epos auf einer Tontafel. Offensichtlich hatten die Ausgräber aus Chicago wie schon Schumacher vor ihnen hin und wieder antike Artefakte übersehen, die dann auf oder in den Abraumhalden landeten.
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Die Archäologen waren der Ansicht, sie hätten in Megiddo das Werk Salomos vor sich. Verschiedene Bauten der Fundstätte identifizierten sie als Ställe und beriefen sich vor allem auf die Beschreibung im 1. Buch der Könige, wo von »Wagenstädten« Salomos die Rede ist: »Salomo beschaffte sich Wagen und Besatzung dazu. Er hatte vierzehnhundert Wagen und zwölftausend Mann als Besatzung und brachte sie in die Wagenstädte sowie in die Umgebung des Königs nach Jerusalem« (1 Kön 10,26). Die korrekte Identifizierung dieser Gebäude wurde in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ausgiebig diskutiert. Einige Forscher hielten sie ebenfalls für Ställe, für andere waren es Lagerhäuser, Kasernen, Marktplätze oder Bauten mit anderen, noch nicht geklärten Aufgaben. Im Jahr 1998 legte die Expedition der Universität Tel Aviv in Megiddo einen weiteren »Stall« frei und beendete damit die Debatte. Es waren verschiedene Merkmale auszumachen, die als Indizien dafür gelten konnten, dass man zu Recht von Ställen ausgegangen war. Ganz und gar nicht klar ist leider, ob diese Ställe von Salomo errichtet wurden. Es kann genauso gut Omri, Ahab, Jerobeam II. oder ein anderer jener Könige gewesen sein, die lange nach Salomos Tod im Nordreich Israel lebten und herrschten. Interessanterweise hatte zu ebender Zeit, als die Archäologen aus Chicago in Megiddo arbeiteten, ein weiteres Archäologenteam, die sogenannte Joint Expedition, nicht weit entfernt die Grabungen an der Stätte des antiken Samaria wiederaufgenommen, das einst die Hauptstadt des Nordreiches Israel gewesen war und schon im Zentrum der von Reisner geleiteten Expedition der Harvard University gestanden hatte. Als Mitglieder dieser neuen Forschungsgruppe gruben dort von 1931 bis 1935 Archäologen der Bri-
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tish School of Archaeology in Jerusalem, des Palestine Exploration Fund und der Hebräischen Universität Jerusalem sowie verschiedener anderer Institutionen. Unter diesen Archäologen war auch Kathleen Kenyon, die ihre archäologische Lauf bahn als Mitarbeiterin von Gertrude Caton-Thompson in Südafrika und von Mortimer Wheeler in Großbritannien begonnen hatte. Dies war ihre erste Grabung in Palästina, doch berühmt sollte sie erst später durch ihre Arbeit in Jericho und Jerusalem werden. Als Kenyon sich der Gruppe in Samaria anschloss, brachte sie eine revolutionäre Grabungsmethode mit, die Wheeler in England entwickelt hatte. Bei diesem System achten die Ausgräber sorgfältig auf Unterschiede in Farbe, Zusammensetzung und anderen Charakteristika des Bodens und der antiken Überreste. Die Sammeleimer (oder -kästen) für Keramik und Artefakte werden jedesmal ausgetauscht, wenn ein Unterschied festgestellt wird, so dass das eigentliche Graben in Einklang mit der zu beobachtenden Schichtenfolge abläuft (und nicht einfach immer zehn Zentimeter auf einmal abgetragen werden, wie es einige frühere Ausgräber gemacht hatten). Mehr noch: Es wird in genau fünf auf fünf Meter großen Quadraten gearbeitet, wobei 1 Meter breite Sektionen – die sogenannten Kontrollstege – zwischen den Quadraten stehen bleiben. Diese Stege dienen nicht nur als Wege für die Archäologen und Arbeiter. Ihre vertikalen Flächen, die »Profile«, zeigen auch deutlich die Geschichte des freigelegten Gebiets. Eine Schicht nach der anderen wird am Ende der Kampagne gezeichnet und fotografiert und schließlich in den Grabungsberichten veröffentlicht, so dass die Stratigraphie der Stätte immer wieder neu untersucht werden kann, falls das nötig werden sollte, und zwar
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nicht nur von den Ausgräbern selbst, sondern auch von späteren Archäologen. Diese neue, genauere stratigraphische Grabung, die wohl die sorgfältigste und sinnvollste Vorgehensweise ist, wurde als die Wheeler-Kenyon-Methode bekannt. Sie ist noch immer die wichtigste Methode bei Grabungen im Heiligen Land und anderswo, wurde allerdings von einigen israelischen Archäologen bis zu einem gewissen Punkt modifiziert: Sie verwenden sie in Verbindung mit großangelegten Flächengrabungen, um gleichzeitig kontrolliert mehr von jeder einzelnen Schicht einer Stätte freizulegen.
56 Teil I Forscher auf den Spuren der Bibel
Kapitel 4
Nach 1948: Wahrheitsgehalt der Bibel und Nationalismus Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, genauer gesagt nach dem israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948, trat die Biblische Archäologie in eine neue Phase ein. Jetzt wurden die Stätten noch einmal untersucht und ausgegraben, die womöglich Verbindungen zwischen den alten Israeliten und den Israelis aufzeigen konnten, um einerseits eine Nationalgeschichte zu konstruieren und andererseits weiterhin den Wahrheitsgehalt der biblischen Erzählungen zu erkunden. 1951 wurde Kathleen Kenyon zur Direktorin der British School of Archaeology in Jerusalem ernannt (die heute ihr zu Ehren den Namen Kenyon Institute trägt) und nahm kurz darauf die Arbeit in Jericho auf. Bei ihren dortigen Grabungen in den Jahren 1952 bis 1958 setzte sie die erfolgreiche Wheeler-Kenyon-Methode der vertikalen Grabung ein, was zu einigen sehr wichtigen Entdeckungen führte. Kenyon war gebeten worden, in Jericho zu graben, weil durch die vorherige Arbeit des britischen Archäologen John Garstang
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zwischen 1931 und 1936 neue Fragen aufgeworfen worden waren. Garstang hatte nicht als erster in Jericho gewirkt, Charles Warren, Ernst Sellin und Carl Watzinger waren schon vor ihm dort gewesen, doch anders als jene früheren Ausgräber, die die Zerstörung der Stadt IV dieser Fundstätte auf die Zeit um 1550 v. Chr. datierten, war Garstang der Ansicht, dass sie um 1400 v. Chr. zerstört worden sei, und zwar von Josua und den einfallenden Israeliten, wie die Bibel es beschreibt (Jos 6,1–20). Allerdings stieß diese Deutung auf scharfe Kritik aus verschiedenen Lagern – man hat sie sogar als den berühmtesten Fauxpas in der Geschichte der Biblischen Archäologie bezeichnet –, und deshalb bat er Kenyon, die Grabungen wiederaufzunehmen, um seine Ergebnisse und Schlussfolgerungen zu überprüfen. Garstang gründete seine Datierung der Zerstörung von Jericho zum Teil auf das Fehlen importierter mykenischer Keramik aus Griechenland. Solche Keramik findet sich normalerweise an kanaanitischen Siedlungsplätzen des 14. und 13. Jahrhunderts v. Chr.; dass es in Jericho keine gab, hieß laut Garstang, dass die Stadt schon vor dem Jahr 1400 v. Chr. zerstört worden sein musste. Er ging davon aus, dass die Stadtmauer nach einem Erdbeben in dieser Zeit eingestürzt war und die Stadt dann von den einfallenden Israeliten, die die Situation ausnutzten, vernichtet wurde. Mit Hilfe ihrer verbesserten Grabungsmethoden stellte Kenyon zweifelsfrei fest, dass die Stadt IV tatsächlich um 1550 v. Chr. zerstört worden war, wie die früheren Ausgräber angenommen hatten, und nicht erst 1400 v. Chr., wie Garstang meinte. Sie konnte nachweisen, dass nicht nur die mykenische Importkeramik aus dem 14. und 13. Jahrhundert v. Chr. fehlte, sondern auch die Kera-
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mik der SB-I-Zeit, einem Zeitabschnitt der späten Bronzezeit, der auf die Zeit von 1550 bis 1400 v. Chr. anzusetzen ist. Das lässt vermuten, dass die Stätte schon zu Beginn dieser Zeit nicht mehr besiedelt war. Die Stadtmauer, die Garstang gefunden hatte, könnte tatsächlich bei einem Erdbeben zusammengestürzt sein – aber sie gehörte nicht zur Stadt IV. Sie war vielmehr schon tausend Jahre früher, um 2400 v. Chr., in sich zusammengefallen. Nach Kenyons Befund war Jericho für den Rest der späten Bronzezeit bis in die frühe Eisenzeit hinein im wesentlichen verlassen, es war also zur Zeit Josuas und der heranziehenden Israeliten unbewohnt. Die archäologischen Befunde und die biblische Darstellung sind also asymmetrisch (oder nicht miteinander vereinbar), und das an einem Ort, der für die Erzählung von der israelitischen Eroberung von so grundlegender Bedeutung ist. Obwohl die Debatte über Jericho noch heute andauert, hat Garstangs Position unter den Biblischen Archäologen nur noch wenige Anhänger; die meisten schließen sich Kenyons Ansicht an. Tatsächlich bereute Garstang selbst später zutiefst, dass er seine Grabungsdaten von Jericho mit den Bibelpassagen zu Josuas Einnahme der Stadt verbunden hatte. Er war ein sorgfältiger Archäologe, der als erster Direktor der British School of Archaeology in Jerusalem amtierte und die britische Politik hinsichtlich der Altertümer in der Region prägte. Er gehörte auch zu den Gelehrten, die 1922 mit Albright an der Entwicklung der chronologischen Terminologie gearbeitet hatten, die seitdem im Fach verwendet wird. Es ist durchaus möglich, dass Garstang hier unter dem allzu starken Einfluss seiner Frau, die das Kapitel schrieb, in dem Jerichos Zerstörung mit Josua in Verbindung gebracht wurde, und unter dem
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Einfluss des Hauptsponsors seiner Grabungen Sir Charles Marston stand, der mit Hilfe der Archäologie die Bibel beweisen wollte. Wenn das stimmt, dann haben wir hier vielleicht das früheste Beispiel dafür, dass ein Finanzier auf die Deutung von Grabungsergebnissen einwirkte oder sie beeinflusste – dies gilt noch heute als ein überall lauerndes Problem in der Biblischen Archäologie. Neben Samaria und Jericho grub Kenyon von 1961 an auch einige Jahre in Jerusalem. Ihre wichtigste Entdeckung dort war die sogenannte »gestufte Steinkonstruktion«, von der man annimmt, dass sie Teil des ursprünglichen jebusitischen (oder kanaanitischen) Verteidigungssystems der Stadt war, das auf die Bronzezeit zurückgeht. Leider starb Kenyon, bevor sie die Ergebnisse ihrer Grabungen in Jericho und Jerusalem vollständig publizieren konnte, und es sollte Jahrzehnte dauern, bis andere Wissenschaftler die Ergebnisse für sie veröffentlichten. Abgesehen von Kenyon war Yigael Yadin wohl der bekannteste Biblische Archäologe der direkten Nachkriegszeit. Yadin hatte drei vollwertige Berufslauf bahnen: Als Militär diente er, neben vielen anderen Aufgaben, als Stabschef der iraelischen Streitkräfte. Als Politiker wirkte er als stellvertretender Ministerpräsident in der Regierung von Menachem Begin. Und als Archäologe gehörte er der Fakultät der Hebräischen Universität Jerusalem an. Ungeachtet seiner militärischen und politischen Karriere war Yadin eigentlich buchstäblich dazu geboren, Archäologe zu werden. Er war der Sohn von Eliezer Sukenik, jenem Professor der Hebräischen Universität, der 1947 die ersten drei Qumranrollen kaufte. Yadin war damals gerade dreißig Jahre alt und Student. Nachdem er im Unabhängigkeitskrieg 1948 als Einsatzleiter und dann
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als Stabschef gedient hatte, ging Yadin schließlich an die Universität zurück und schrieb seine Doktorarbeit zur Übersetzung der Qumranrollen. Später unterrichtete er als Universitätsprofessor und Mentor eine ganze Generation zukünftiger Archäologen und sorgte dafür, dass an vielen Fundstätten, darunter Megiddo, (wieder) gegraben wurde. Er war nicht nur daran interessiert, unter Rückgriff auf antike Beweise für jüdisches Leben im Land eine nationale Identität für Israel zu schaffen, sondern er war auch – wie sein amerikanisches Gegenstück Albright – der Ansicht, dass die Archäologie dazu beitragen könne, die Genauigkeit und Authentizität der Bibel zu belegen. Yadins erste größere Grabungen fanden in Hazor im Norden Israels statt. John Garstang hatte dort schon 1928 gearbeitet, doch erst Yadins Kampagnen zwischen 1955 und 1958 – im Auftrag der Hebräischen Universität Jerusalem und teilweise finanziert von der Familie Rothschild – hauchten der Stätte wieder Leben ein. Yadin genoss die bedingungslose Unterstützung von David Ben-Gurion, weil seine Ergebnisse dem ersten Ministerpräsidenten Israels halfen, dem neuen Staat eine Identität zu schaffen. Die Grabungen in Hazor waren im Grunde eine nationale Angelegenheit, der Staat stellte die Arbeiter. Yadins Mitarbeiter gehörten zu den besten, die es gab; viele seiner Schnittleiter, die für einzelne Teile der Grabung zuständig waren, wurden später arrivierte Archäologieprofessoren oder Entscheidungsträger der Antikenverwaltung. In Hazor legte Yadin die Reste einer riesigen kanaanitischen Stadt frei, die in der mittleren und späten Bronzezeit und besonders im 2. Jahrtausend v. Chr. eine Blütezeit erlebt hatte. Er kam
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zu dem Schluss, dass Hazor eine wichtige Metropole gewesen sei, eine Stadt, die im 18. Jahrhundert v. Chr. sogar in Texten aus dem fernen Mari in Mesopotamien Erwähnung fand. Die Stadt wurde in ihrer Frühzeit von einem massiven, nach außen abschüssigen Erdwall, einem sogenannten Glacis, geschützt, das neunzig Meter breit und fünfzehn Meter hoch war. Dieses Glacis gab der Stätte eine unverwechselbare Form, die man heute am besten sehen kann, wenn man sich ihr von Süden her nähert. Yadin fand in Hazor auch die Reste einer Stadt der späten Bronzezeit, wahrscheinlich genauer des 13. Jahrhunderts v. Chr., die durch ein Feuer zerstört worden war. Ausgehend von seiner Datierung dieser Zerstörung durch Keramik und andere Kleinfunde, die sich in den Ruinen fanden, schrieb Yadin den Brand dieser Stadt den einfallenden Israeliten zu, die der Überlieferung der Bibel zufolge Hazor bei ihrer Eroberung Kanaans eingenommen und niedergebrannt hatten (Jos 11,10–13). Dies bestätigte in seinen Augen die biblischen Erzählungen von der israelitischen Landnahme in Kanaan und damit die Ansprüche der Juden auf das alte Land Israel. Yadin grub auch in Megiddo. Auf den Spuren von Gottlieb Schumacher (1903–1905) und der University of Chicago (1925–1939) leitete Yadin Mitte der 1960er und Anfang der 1970er Jahre die dritte Expedition. Auf den wenigen, kurzen Kampagnen dort bildete er wie zuvor schon in Hazor seine Studenten aus. Vor allem aber nutzte er die Grabungen als eine Gelegenheit, seine Theorien zur Authentizität der biblischen Überlieferung zu prüfen. In Megiddo legte Yadin die Reste von Häusern und anderen Bauten frei, darunter ein Stadttor und einen Palast. Diesen Palast identifizierte er aufgrund seines Grundrisses als ein »bit hilani« – ein
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mesopotamischer Name für einen bestimmten Palasttyp, den man in Nordsyrien zur Zeit Salomos häufiger fand. Das nahegelegene Stadttor mit sechs Kammern war einer Kasemattenmauer angegliedert (parallel verlaufende innere und äußere Verteidigungsmauern, die durch innere Bauten so verbunden waren, dass kleine Räume entstanden, die sowohl als Mauerteile wie auch als Lager oder Wohnräume dienten). Schon in Hazor hatte Yadin einen Teil einer Kasemattenmauer und ein Stadttor gefunden, die denen in Megiddo sehr ähnelten. Er datierte all diese Bauten auf die Zeit Salomos im 10. Jahrhundert v. Chr., auch aufgrund eines Bibelabschnitts – einer Passage aus dem 1. Buch der Könige, die die Bautätigkeit von Salomo in Megiddo, Hazor, Geser und Jerusalem beschreibt: »So verhielt es sich mit dem Frondienst: König Salomo hatte Fronarbeiter ausgehoben zum Bau des Tempels, seines Palastes, des Millo und der Mauern von Jerusalem, Hazor, Megiddo und Geser« (1 Kön 9,15). Yadin wollte überprüfen, ob es in Geser, dem letzten im Bibelvers erwähnten Ort, ein ähnliches Tor gab. Die Fundstätte war schon zuvor von 1902 bis 1905 sowie von 1907 bis 1909 von dem irischen Archäologen Robert Alexander Stewart Macalister ausgegraben worden. Yadin blätterte daher erst einmal in Macalisters Bericht und fand dort, was er suchte – ein Stadttor, das denen von Megiddo und Hazor verblüffend ähnelte. Macalister hatte eine Hälfte davon gefunden, es aber als makkabäische Festung oder Palast identifiziert und auf das 2. Jahrhundert v. Chr. datiert, in die Zeit des Aufstands unter Judas »dem Hammer« Makkabäus. Yadin war der Ansicht, dass Macalister dieses Bauwerk falsch identifiziert hatte und es stattdessen ein halbes Stadttor war, komplett
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mit Kammern wie jenen in Megiddo und Hazor. Allerdings musste die andere Hälfte noch freigelegt werden. Inzwischen hatte das Hebrew Union College – Jewish Institute of Religion in Jerusalem zusammen mit dem Harvard Semitic Museum die Arbeiten in Geser schon wieder aufgenommen. Yadin trat mit dem amerikanischen Archäologenteam, das dort grub, in Kontakt und erklärte ihnen seine Theorie. Sobald sie ihre Hacken und Kellen ansetzten, fanden sie die andere Hälfte des Tores und bestätigten damit seine Hypothese. Diese ersten amerikanischen Grabungen in Geser dauerten zehn Jahre. Dort wurde das System, nach dem amerikanische Collegestudenten sich freiwillig an der Grabung beteiligen konnten und dafür Leistungspunkte im College erhielten, erstmals in größerem Rahmen eingesetzt. Diese Praxis, die für die nötigen Dollars sorgt, die man bei einer Grabung braucht, ist heute bei allen größeren Projekten in Israel wie auch bei vielen in Jordanien, Syrien, der Türkei, Griechenland und Ägypten üblich. In den 1960er Jahren f loss erstmals zusätzliches Geld für Grabungen wie in Geser von privaten Spendern, philanthropischen Organisationen und schließlich von wissenschaftlichen und staatlichen Stiftungen wie National Science Foundation und National Endowment for the Humanities. All diese Zusendungen sind noch immer die wichtigsten Finanzierungsquellen, auch in Geser, wo gerade wieder gegraben wird, diesmal von einem amerikanisch-israelischen Team. Yadin fand bei seiner Arbeit in Hazor und Megiddo neues Material, doch weltweite Aufmerksamkeit sicherten ihm erst seine Grabungen in Masada, der Wüstenfestung, die die Römer nach dem Jüdischen Krieg (66–70 n. Chr.) belagert hatten. Die Grabungen dau-
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Das Reich Herodes’ des GroßenSidon (73– 4 v.Chr.)
Damaskus
ARAM
Tyros
Hazor
A
Karnaim
ISSACHAR Jesreel
D
Schunem
Rarnot-Gilead
Bet-Schean
di Wa ara F
Ebal Sichem Garizim
Afek
EFRAIM
A G
Tirza
N
MANASSE
Jordan
Abel-Mehola
Samaria
Penuel Jabbok
O
Megiddo
I S R A E L
Jafa
Aschtarot
Gat-Hefer
Karmel
Tell Oasile
S
N
See Gennesaret
Dor
N
H SC BA
Mittelmeer
Dan
Jor da n
Städte der Dekapolis
PHÖ NIZ IE N
Festungen des Herodes
AM
M
Rabba
Bet-El
Mizpa Geba Rama
BENJAMIN
Jerusalem
H
P
Hebron
Totes Meer
Adorajim
I L
Gaza
Tekoa Lachisch
JUDA Arad
Beerscheba
W ü s t e
Wadi Arnon
M O A B
I S T E R
Betlehem
EDOM
N e g e v
I
Kir-hareseth
0
10
20
30
40
50 km
Granatapfel aus Elfenbein. Der wunderschöne Fund wird dem Tempel des Salomo zugerechnet. André Lemaire ergänzte die paläohebräische Inschrift: »Zum Tempel des Herrn [JHWH] gehörend, heilig den Priestern«. Mehr dazu auf Seite 146.
Ossuar des Jakobus. Die in Aramäisch in die Seitenwand geritzte Inschrift, die dem ersten nachchristlichen Jahrhundert zugerechnet wird, lautet »Jakob, Sohn des Joseph, Bruder des Jesus« (Seite 150). II
Talpiot-Grab. Ist es wirklich das »verlorene Grab« Jesu, das Felsengrab, wie der Filmemacher Simcha Jacobovici behauptete? Mehr dazu auf Seite 132.
Der Berg Ararat in der Türkei. Fast jedes Jahr hört man von einem neuen Ort, an dem die Arche Noah gestrandet sein soll, ob wie hier am Berg Ararat oder am iranischen Elburz-Gebirge (Seite 98). III
Exodus-Karte. Die Bibel erzählt vom Exodus, dem Auszug der Hebräer aus Ägypten, wo sie versklavt worden waren. Noch immer sucht die Archäologie nach Zeugnissen zu dem Ereignis, das beim jüdischen Passah-Fest gefeiert wird (Seite 100).
Kopie des Geser-Kalenders. Die in paläohebräisch geschriebene Inschrift aus dem zehnten Jahrhundert v. Chr. zählt die wichtigsten landwirtschaftlichen Tätigkeiten im Jahreslauf auf, darunter Phasen der Ernte und der Saat, das Flachsziehen und die Weinlese. Mehr dazu auf Seite 42. IV
Mescha-Stele. Die von Charles Clermont-Ganneau übersetzte Inschrift beschreibt nicht nur die Leistungen des Königs Mescha von Moab, sondern erwähnt als eine der ersten außerbiblischen Inschriften eine Person des Alten Testaments, »Omri, König über Israel« (Seite 30).
V
VI
Die archäologische Stätte Megiddo in Israel. Die befestigte Stadt, das biblische Armageddon, wird seit Beginn des 20. Jahrhunderts ausgegraben. Ein riesiges archäologisches Projekt. Allein 20 Bauphasen lassen sich für den Zeitraum von 3000 – 300 v. Chr. unterscheiden. Mehr dazu auf Seite 52. VII
Sir William Matthew Flinders Petrie. Der Brite revolutionierte im späteren 19. und frühen 20. Jahrhundert durch die Stratigraphie und Keramikseriation das junge Fach der Biblischen Archäologie und untermauerte durch seine Entdeckungen seinen Ruf als Gründervater dieser Wissenschaft (Seite 36).
Stratigraphische Schichten in Tel Kabil in Israel. Die Geschichte des Palastes aus der Mittleren Bronzezeit II kann man in Form mehrerer Bodenniveaus mit übereinanderliegenden Siedlungsschichten im Profil erkennen. VIII
Israel-Stele. Die Granitstele trägt eine Inschrift aus dem fünften Regierungsjahr des Pharaos Merenptah (1207 v. Chr.). Die Inschrift preist seinem Sieg über die Libyer und enthält die erste außerbiblische Erwähnung Israels. Sir Flinders Petrie grub die Stele 1896 im Totentempel des Pharao aus. Mehr dazu auf Seite 38. IX
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Die Negev-Wüste in Israel. Unter dem Deckmantel archäologischer Forschungen leisteten hier T. E. Lawrence und später N. Glueck in erster Linie militärische Aufklärungsarbeit, aber dabei wurden viele archäologische Funde gemacht, auch zu Stätten der biblischen Zeit (Seite 44 und 51). XI
T. E. Lawrence. Der heute als »Lawrence von Arabien« bekannte britische Archäologe und Offizier wurde 1914 von dem Palestine Exploration Fund mit der archäologischen Oberflächenaufnahme in Südpalästina beauftragt. In einem Gebiet, das die Bibel die »Wüste Zin« nennt, suchte er offiziell nach biblischen Stätten.
William Foxwell Albright. Der Direktor der American School of Oriental Research in Jerusalem bestimmte lange Zeit das Feld der Biblischen Archäologie. In den 1920er Jahren erarbeitete er eine archäologisch gesicherte Chronologie, eine Pionierleistung für das junge Fach (Seite 47). XII
Jericho. Die Ausgrabungsstätte Tel El Sultan, am Westufer des Jordan gelegen, gibt Aufschluss über verschiedene Siedlungsphasen der biblischen Siedlung. Als gesichert gilt nunmehr, dass die Stadt IV bereits um 1550 v. Chr. zerstört wurde und nicht erst um 1400 v. Chr. von Josua und den Israeliten, wie es die Bibel schreibt. XIII
Aufsicht auf die Bereiche K und Q in Megiddo am Ende der Grabungskampagne 2008. Zu erkennen sind die 5 × 5 m großen Wheeler-Kenyon-Quadrate in einem Gitter mit 1 m breiten Stegen. Bei dieser vertikalen Grabungsmethode wird besonders auf die Unterschiede in Farbe und Zusammensetzung des Bodens geachtet (Seite 55).
Gestufte Steinkonstruktion. 1961 von K. Kenyon vor den Mauern Jerusalems Altstadt entdeckt. Erst als Teil der ursprünglichen jebusitischen Verteidigungsanlage gedeutet, verband man es später mit einem größeren Komplex. Wegen der Keramikdatierung für das zehnte Jahrhundert v. Chr. wird die Anlage heute als Teil des Palastes König Davids angesehen (Seite 60). XIV
Yigael Yadin. Der wohl bekannteste Biblische Archäologe der Nachkriegszeit sorgte dafür, dass an vielen Fundstätten, darunter Megiddo, wieder gegraben wurde. Er war überzeugt, dass die Archäologie dazu beitragen könne, die Genauigkeit und Authentizität der Bibel zu belegen (Seite 60).
Masada. Etwa 50 km südöstlich von Jerusalem erhebt sich die Stadt gut 400 m über der Landschaft. Wenngleich keine biblische Stätte ist die Wüstenfestung seit ihrer Freilegung durch Yadin in den Jahren 1963 bis 1965 ein Symbol des israelischen Nationalismus und Gegenstand der Diskussion um ihre Besetzung 70 – 73 n. Chr. durch jüdische Rebellen. Mehr dazu ab Seite 64. XV
Ausgrabungskampagnen in Megiddo. Israel Finkelstein (rechts) und der Autor (links) arbeiteten über zehn Jahre gemeinsam bei den archäologischen Ausgrabungen in Megiddo.
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erten nur von 1963 bis 1965, doch Yadin bezog ein internationales Archäologenteam ein und arbeitete mit so vielen Freiwilligen wie kein anderer in Israel. Masada ist genau betrachtet keine biblische Stätte, wenn man einmal davon absieht, dass Herodes der Große sie 40 v. Chr. befestigte, aber sie spielt in der Archäologie der Region eine große Rolle, denn sie ist seit ihrer Freilegung ein Symbol des israelischen Nationalismus und Gegenstand der Diskussion. Masada erhebt sich etwa 400 Meter über der trockenen Landschaft nahe dem Südende des Toten Meeres, fast fünfzig Kilometer südöstlich von Jerusalem. Die Bergfestung auf der Spitze diente Herodes’ Mutter und seiner Verlobten als sicherer Unterschlupf, während er 40 v. Chr. nach Rom reiste, um Marcus Antonius und den Senat um Unterstützung seiner Herrschaft zu bitten. Herodes sah den Ort als eine mögliche Zuflucht für sich selbst und seine Familie und stattete ihn mit zwei Palästen, einigen Zisternen, Kasernen und Lagerhäusern aus. Er nutzte Masada dann allerdings nie als Festung, und erst ein Jahrhundert später erlangte die Stätte ihre größte Bekanntheit, als jüdische Rebellen, die Sicarii (Dolchträger), sie im Jahr 70 n. Chr. nach der Niederlage im Jüdischen Krieg und der Zerstörung Jerusalems durch römische Armeen unter dem Kommando des Titus eroberten. Von 70 bis 73 n. Chr. hielten die jüdischen Rebellen Masada besetzt und plünderten das Land ringsum auf der Suche nach Nahrung, bis die Römer schließlich beschlossen, sich diese lästigen Juden ein für alle Mal vom Hals zu schaffen. Was dann geschah, hat Flavius Josephus, der jüdische General, der zum römischen Historiker wurde, in aller Ausführlichkeit beschrieben. Laut Josephus belagerten die Römer Masada und errichteten in der Wüste ver-
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schiedene Lager sowie eine Mauer, die die Bergfestung vollständig einkreiste, um die Bewohner von Essen und sonstigem Nachschub abzuschneiden. Dann bauten sie eine massive Rampe an der Bergflanke und rollten ihre Kriegsmaschinen bis direkt auf den Gipfel. Bald brachen sie ein Loch in die Verteidigungsanlagen und bereiteten die Erstürmung vor. Dann allerdings kam die Nacht, und die Römer verschoben ihren Angriff auf den nächsten Morgen. In jener Nacht, während des Passahfestes im Jahr 73 n. Chr., beschlossen die jüdischen Verteidiger von Masada, lieber von eigener Hand zu sterben, als den römischen Soldaten in die Hände zu fallen. Etwa 960 Menschen starben. Als die Römer am nächsten Morgen anrückten, fanden sie nur wenige Überlebende, die sich in einer leeren Zisterne versteckt hatten und sich schließlich herauswagten, um die tragische Geschichte zu erzählen. Es gibt allerdings einige Zweifel hinsichtlich der Genauigkeit von Josephus’ Darstellung. Historiker, die sich mit dem alten Israel beschäftigten, haben schon lange auf verschiedene Fehler hingewiesen, die Josephus bei seiner Wiedergabe der Ereignisse unterliefen – so erwähnt er beispielsweise nur einen Palast auf der Hügelspitze, nicht zwei, und gibt die falsche Höhe für die Mauern auf dem Gipfel an. Man geht allgemein davon aus, dass er bei der Belagerung und Eroberung von Masada nicht selbst dabei war. Höchstwahrscheinlich schrieb Josephus seinen Bericht in der sicheren Hauptstadt Rom mit Hilfe der Kriegstagebücher und anderer Primärquellen, die ihm Flavius Silva, der römische Leiter der Operation, zur Verfügung gestellt hatte. Yadin beschloss, in Masada großflächig zu graben, um festzustellen, was dort vor fast zweitausend Jahren wirklich gesche-
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hen war. Die praktischen Schwierigkeiten, die der 400 Meter hohe Berg dabei bot, machten die Grabung zu einem einzigartigen Unternehmen. Schweres Gerät musste per Hubschrauber auf den Gipfel gebracht werden, die Freiwilligen mussten jeden Morgen den langen, gewundenen »Schlangenpfad« hinaufsteigen und jeden Abend wieder hinunterwandern. Doch Yadin und bald auch die Weltöffentlichkeit fand, dass es den Aufwand wert war. Das Grabungsteam legte viele Bauten frei, darunter zwei Paläste, eine Gerberei, Lagerräume und Zisternen, dazu Kleinfunde des Alltagslebens wie die Gürtelschnalle eines Mannes – Dinge, die ihnen einen Blick auf das Leben der Bewohner in den Tagen und Wochen vor ihrem Tod erlaubten. Für Yadin vielleicht am wichtigsten war, dass die Ausgräber Spuren eines Konflikts fanden – Haufen von Schleudersteinen, Pfeilspitzen und andere Waffen. Sie entdeckten mehrere Leichen, darunter eine Gruppe von drei Körpern, die Yadin als die sterblichen Überreste von Mann, Frau und Kind deutete. Weitere Tote wurden in einer Höhle in der Felsflanke gefunden. Die Ergebnisse der Grabung schlugen die Bürger Israels in ihren Bann und wurden auch weit jenseits der Grenzen des neuen Staates zur Kenntnis genommen. Yadin schuf eine Art Nationalepos, ausgehend von der Überzeugung, dass diese Grabungen Josephus’ Bericht bestätigten. Mehrere Jahrzehnte lang wurden neue Rekruten in einer Zeremonie auf dem Gipfel von Masada mit der feierlichen Erklärung, dass die Festung »nie wieder« fallen werde, auf die israelische Armee eingeschworen. In den letzten Jahren jedoch ist Yadins Interpretation seiner Grabung in Frage gestellt worden, am entschiedensten von Nachman
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Ben-Yehuda, einem Professor der Soziologie und Anthropologie an der Hebräischen Universität Jerusalem. In zwei Büchern und einigen Aufsätzen haben Ben-Yehuda und andere Fachleute, darunter der Anthropologe Joe Zias, sich mit einigen Problemen in Yadins Deutung befasst und mögliche Ungenauigkeiten und Fehlinterpretationen herausgearbeitet. Am wichtigsten ist wohl die Entdeckung, dass die »Familiengruppe«, die Yadin gefunden hatte, vielleicht gar keine Familie war, sondern einfach mehrere nicht miteinander verwandte Individuen, und dass die Toten in der Höhle eher römische Soldaten waren als jüdische Verteidiger. Die Kontroverse um Masada und die Frage, ob es den Selbstmord der jüdischen Verteidiger je gegeben hat, ist auch heute noch nicht beendet. Die israelische Armee jedenfalls hält ihre Rekrutengelöbnisse nicht mehr auf der Festung ab.
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Kapitel 5
Nach dem Sechs-Tage-Krieg: Neue Methoden und Strategien Nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 setzte eine neue Phase der Biblischen Archäologie ein. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Israel Land in Besitz nahm, das zuvor zu Jordanien, Syrien und Ägypten gehört hatte. Eine neue Generation von israelischen Archäologen begann mit umfassenden Oberflächenuntersuchungen und einigen wenigen Grabungen in Gebieten, die zu den biblischen Regionen Judäa und Samaria gehört und vor dem SechsTage-Krieg jenseits der israelischen Grenze gelegen hatten und damit für Israelis nicht zugänglich gewesen waren. Gleichzeitig starteten internationale Archäologen mehrere neue Projekte in Jordanien, auch an biblischen Stätten wie Heschbon und Dibon, doch die Ergebnisse waren nicht annähernd so umstürzend wie die in Israel. Die neue Konzentration auf Oberflächenbegehungen, die sogenannten Surveys, war Teil einer größeren weltweiten archäologischen Bewegung Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre.
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Diese Bewegung, die sogenannte »New Archaeology« oder »Processual Archaeology«, wurde von dem Amerikaner Lewis Binford und seinen Studenten angeführt. Sie wollte Archäologie stärker als »harte« Naturwissenschaft mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Ableitung universaler historischer Gesetzmäßigkeiten etablieren. Surveys galten als ein kostengünstiger und erfolgversprechender Weg dorthin. Bei dieser Form des archäologischen Surveys begeht eine Gruppe von fünf bis fünfzehn Personen – weitaus weniger, als man bei einer Grabung braucht – das Gebiet, sucht dabei den Boden ab und dokumentiert die Funde und Befunde. Das können Keramikscherben sein, Steinabschläge, alte Mauerzüge und Fundamente oder andere Materialien möglicherweise antiker Herkunft. Mit dieser Technik kann man alle Fundstätten in einem zuvor festgelegten Gebiet dokumentieren, unabhängig von der Zeit, aus der sie stammen. Das Ergebnis liefert einen Einblick in die ganze Geschichte des begangenen Gebiets, wobei die Zahl der archäologischen Stätten aus den verschiedenen Perioden die Schwankungen in der Bevölkerungsdichte widerspiegelt. Dem Heiligen Land und besonders Israel waren archäologische Surveys nicht fremd. Neben den früheren und eher in die Fläche gehenden Oberflächenuntersuchungen von Glueck, Lawrence, Kitchener, Conder und Robinson hatte auch Yohanan Aharoni – Yadins Erzfeind, der schließlich auch das rivalisierende ArchäologieInstitut an der Universität von Tel Aviv gründete – in den 1950er Jahren einen bekannten Survey in Galiläa durchgeführt. Jetzt begann unter der Ägide der israelischen Antikenabteilung eine neue Serie von Oberf lächenbegehungen, vor allem im Westjordanland
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und im Sinai. Die bekanntesten waren der »Emergency Survey of Judaea, Samaria and the Golan« unter der Leitung von Moshe Kochavi im Auftrag der Israel Exploration Society, der 1968 begann, und der »Emergency Survey of the Negev« unter der Leitung von Rudolph Cohen zwischen 1978 und 1988. Letztendlich fanden israelische Archäologen wie Adam Zertal, Avi Ofer und Israel Finkelstein bei ihrer Arbeit vom Ende der 1960er bis zum Ende der 1980er Jahre buchstäblich hunderte zuvor unbekannte Stätten aus biblischer Zeit. Das führte dazu, dass die Bevölkerungsschätzungen etwa für die Eisenzeit – die Phase der Reichsteilung (um 930– 586 v. Chr.) – für das Nordreich Israel wie auch für das Südreich Juda angepasst werden mussten. Es zeigte sich zum Beispiel ausgehend von der großen Zahl neu aufgefundener Stätten, dass im Nordreich Israel zur Zeit der neuassyrischen Invasionen zwischen 734 und 720 v. Chr. weitaus mehr Menschen gelebt hatten als zuvor angenommen. Auch die Bevölkerung des Südreichs Juda war in den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts v. Chr. offenbar dramatisch gewachsen, wahrscheinlich durch Flüchtlinge, die nach dem Einfall der Neuassyrer aus dem Nordreich hereinströmten. Diese Ergebnisse waren sehr wichtig für Biblische Archäologen, die wissen wollten, wie die Menschen in diesen Gebieten im 1. Jahrtausend v. Chr. gelebt hatten. Der Sechs-Tage-Krieg führte nicht nur zur Eroberung großer Landstriche im Westjordanland und im Sinai, sondern auch zur Einnahme und Besetzung der Altstadt von Jerusalem durch israelische Truppen. Die nachfolgenden Abriss- und Bauprojekte in der Stadt erlaubten es israelischen Archäologen, in Bereichen zu graben, die bisher nicht zugänglich gewesen waren, und so wichtige
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Entdeckungen zu machen. Vor allem zeigten die neuen Grabungen, dass es in den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts v. Chr. substanzielle neue Entwicklungen und Bauten in der Stadt Jerusalem gegeben hatte. Die Bevölkerung stieg in dieser Zeit offenbar sprunghaft an, von eintausend auf etwa fünfzehntausend Einwohner, und die ganze Region entwickelte sich innerhalb sehr kurzer Zeit von einer verschlafenen Provinz zu einem wichtigen Bestandteil des Vorderen Orients, wahrscheinlich wiederum durch Flüchtlinge, die zwischen 734 und 720 v. Chr. aus dem Nordreich kamen. Bei der Arbeit im Jüdischen Viertel Jerusalems wie auch am Tempelberg und in der Davidsstadt entdeckten Archäologen wie Nahman Avigad und Benjamin Mazar Belege für eine verheerende Zerstörung der Stadt im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. Sie fanden Asche, hohe Schuttberge sowie herausgerissene und zerbrochene Fundamentblöcke. Im Schutt stießen sie auf Pfeilspitzen eines Typs, der vor allem von den Neubabyloniern im 6. Jahrhundert v. Chr. verwendet worden war. Diese Funde bestätigten die kurzen alttestamentlichen Berichte über die Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezzar und die Neubabylonier im Jahr 586 v. Chr. (2 Kön 24 f.; 2 Chron 36; Jer 39;52; Ez 4) und die längere dramatische Schilderung, die Flavius Josephus Jahrhunderte nach dem Ereignis verfasst hatte (Josephus, Jüdische Altertümer 10,7 f.). Interessanterweise fanden die Archäologen auch mehrere antike Latrinen, deren Inhalte sie unter dem Mikroskop untersuchen konnten. Die Analyse offenbarte, dass die Einwohner oft sogenannte »Hinterhofpflanzen« gegessen hatten – Senf, Rettich, Kohl, Petersilie, Koriander und ähnliches. Manche litten unter Bandwürmern und Peitschenwürmern, Darmparasiten, die man sich
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durch ungesunde und unhygienische Umweltbedingungen und Verhaltensweisen zuzieht – wenn man z. B. menschlichen Kot als Dünger benutzt, nicht genug Wasser zum gründlichen Waschen hat oder nicht genug Brennmaterial, um Fleisch richtig durchzugaren. Archäologen, die die Ergebnisse untersuchten, kamen zu dem Schluss, dass die Einwanderer unter irgendeiner Beeinträchtigung ihres Lebensraums litten. Die achtmonatige Belagerung und nachfolgende Zerstörung der Stadt durch die Neubabylonier im Jahr 586 v. Chr., wie sie sich im Alten Testament (Klgl 2,20; 4,4; 4,10; Ez 5,10–17) widerspiegelt, scheint als Erklärung auf der Hand zu liegen. Das Jüdische Viertel von Jerusalem lieferte auch Belege für eine weitere Zerstörung fast siebenhundert Jahre nach dem Einfall der Neubabylonier während der römischen Eroberung Jerusalems. Hier legte Avigad das »verbrannte Haus« frei, das im Jüdischen Krieg (66–70 n. Chr.) den Flammen zum Opfer gefallen war. Es enthielt die Überreste einer jungen Frau – nur einen Arm und eine Hand – sowie einen Speer und verschiedene Gegenstände, mit deren Hilfe man die Eigentümer des Hauses identifizieren konnte. Außerdem wurde in Israel noch seit 1971 in Tell el-Hesi gegraben, der Stätte, die Petrie fast ein Jahrhundert zuvor erstmals untersucht hatte. Die neue Expedition leitete Larry Toombs, ein Professor von der Wilfred Laurier University in Kanada. Toombs hatte in den 1950er Jahren mit Kenyon in Jericho gearbeitet und brachte die Wheeler-Kenyon-Methoden mit, als er zunächst mit G. Ernest Wright von der Harvard University in den 1960er Jahren im biblischen Schechem grub und in den 1970er Jahren dann die Grabungen in Tell el-Hesi wiederaufnahm. Er fungierte als ein wichtiges
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Glied in der Kette von Wheeler und Kenyon bis hin zu den heutigen Ausgräbern im Heiligen Land. Allerdings führte er auch einige bemerkenswerte neue Konzepte ein, auf die noch heute viele amerikanische, israelische und jordanische Expeditionen zurückgreifen. Besonders wichtig ist die tägliche Erstellung eines topographischen Plans für jedes Gebiet, in dem gerade gegraben wird. Mit dessen Hilfe kann man den täglichen Fortschritt verfolgen und einen Bericht zusammenstellen, während die Gegenstände und Architekturelemente freigelegt und entfernt werden; der dabei verwendete Maßstab liegt zwischen 1 : 20 und 1 : 100, je nachdem, wie groß die Grabungsfläche ist. Dazu kommt das Konzept einzelner loci bzw. Befundkomplexe, innerhalb derer jede Einheit, die bei den Grabungen zutage tritt, eine eigene Befundnummer bekommt. Diese werden dann auf individuellen Befundformularen festgehalten, auf denen auch eine Beschreibung des locus, wichtige Einmessungen und Höhenangaben sowie eine Skizze aller Funde und Befunde, aus denen der locus besteht, verzeichnet sind. Die so entstehenden Unterlagen dienen nicht nur der Dokumentation während der Grabung, sondern erleichtern auch die Abschlussveröffentlichungen der Kampagne und erlauben anderen Archäologen, später die Funde zu rekonstruieren und womöglich sogar neu zu interpretieren. Die ursprünglichen Befundformulare, wie Toombs sie entwickelte, sind heute von Computerdatenbanken und OnlineEinträgen abgelöst worden, doch die Idee dahinter bleibt dieselbe. Und schließlich war Toombs der Ansicht, es sei unumgänglich, alle Einzelheiten zu veröffentlichen, die ein Grabungsteam freilegt, damit andere sie ebenso nutzen können.
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Trotz aller Erfolge der Biblischen Archäologie nach dem SechsTage-Krieg begann einer der führenden Fachleute, William G. Dever von der University of Arizona, die Sinnhaftigkeit dieses Forschungsfeldes zu hinterfragen. Schon 1972 versuchte Dever, den Namen »Biblische Archäologie« abzuschütteln und stattdessen die seiner Ansicht nach genauere Bezeichnung der »Syro-palästinischen Archäologie« einzuführen. Mit dem Argument, dass die Archäologen nicht mehr vor allem daran interessiert seien, die Bibel zu beweisen oder zu widerlegen, sondern ihre Methoden jetzt einsetzten, um die verschiedenen Völker und Kulturen des Nahen Ostens zu beleuchten, begann Dever einen jahrzehntelangen Kreuzzug zur Auslöschung des Begriffs »Biblische Archäologie«. Auch aufgrund seiner Bemühungen wurde der Name der populärwissenschaftlichen Zeitschrift, die die American Schools of Oriental Research – die wichtigste Berufsorganisation für Nahost-Archäologen in den Vereinigten Staaten – herausgab, 1997 von Biblical Archaeologist in Near Eastern Archaeology umbenannt. Doch nicht alle waren Devers Meinung. Amnon Ben-Tor von der Hebräischen Universität Jerusalem schrieb in der Einleitung seines klassischen Werks zum alten Israel: »Wenn man der Archäologie des Landes Israel im 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. die Bibel nimmt … hat man sie ihrer Seele beraubt.« Wichtige neue Grabungen vor allem der zweiten Generation israelischer Archäologen – unter anderen David Ussishkin, Israel Finkelstein, Amihai Mazar, Roni Reich, Adam Zertal – starteten in den 1980er Jahren an biblischen Stätten wie Schilo, Izbet Sarta und Gilo. Bei den Grabungen, die Trude Dothan von der Hebräischen Universität und Sy Gitin vom Albright Institute in Jerusa-
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lem zwischen 1981 und 1996 in Tel Miqne leiteten, gruben Scharen von amerikanischen, israelischen und internationalen Freiwilligen manchmal sogar nachts bei Flutlicht, um der Tageshitze zu entgehen. Fortschritte im Fach, die dem Einfluss der New Archaeology zu verdanken waren, führten dazu, dass den Ausgräbern Fachleute für Paläoethnobotanik, Anthropologie, Palynologie, Archäozoologie und andere Diszplinen zur Seite standen, die durch Einzeluntersuchungen zusätzliche Aspekte des antiken Alltags erhellen konnten. Ähnlich haben auch die Ausgrabungen in der Philisterstadt Aschkelon, die Larry Stager seit 1985 im Auftrag der Harvard University und der Leon Levy Foundation durchführt, viele neue Erkenntnisse zur Archäologie der Stadt gebracht. Stager konnte die Geschichte Aschkelons von ihrer Zeit als Hafen der Bronzezeit über verschiedene Zerstörungen durch Angreifer, darunter die Neubabylonier im späten 7. Jahrhundert v. Chr., bis zur persischen Zeit und darüber hinaus nachvollziehen. Der vielleicht bekannteste Kleinfund aus Stagers Grabungen ist die Statuette eines silbernen Kalbs aus der mittleren Bronzezeit. Sie wurde in den letzten Tagen der Kampagne 1990 in Aschkelon entdeckt, in einem Tongefäß, das wie ein winziges Heiligtum geformt war. Das Gefäß war kurz vor der Zerstörung der Stadt um 1550 v. Chr. im Lagerraum eines Heiligtums deponiert worden. Solche Kultobjekte waren ursprünglich mit der kanaanitischen Gottesverehrung und später mit dem israelitischen Gott Jahwe verbunden; bekannt geworden sind sie vor allem durch die biblische Geschichte vom Goldenen Kalb und den Israeliten am Berg Sinai (Ex 32,4). Ganz offenbar ist das silberne Kalb aus Aschkelon nicht
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das Goldene Kalb der Bibel, aber es wurde in einem religiösen Kontext gefunden und zeigt, dass solche Kultobjekte oder Idole in kanaanitischer Zeit, also vor der Ankunft der Israeliten, in dieser Region angebetet wurden. Das Grabungsteam in Aschkelon trug außerdem – und ohne es zu wollen – zur Lebensqualität anderer ausländischer Archäologen bei, die in Israel arbeiten. In den ersten Jahren wohnte die Gruppe in einem Fünf-Sterne-Hotel – eine dramatische Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Freiwilligen wie für die festen Mitarbeiter, um den sie die Teilnehmer anderer Grabungen im Lande heiß beneideten. Bis dahin hatten die meisten Grabungsunternehmen ihre Leute in Zelten oder in Schulen untergebracht, die im Sommer leerstanden. Mitarbeiter und Freiwillige schliefen auf Feldbetten, aßen schlechtes Essen und hatten nur Gemeinschaftstoiletten und -duschen mit sehr wenig Privatsphäre. Die Grabung in Aschkelon veränderte dies alles; heute wohnen die meisten ausländischen Archäologenteams in Kibbuzim oder Hotels mit klimatisierten Schlafzimmern und Swimmingpools für die Freizeit. Es mag vielleicht nebensächlich klingen, doch der Nutzen für die Archäologie war unermesslich – gutes Essen, ein kühles Zimmer und eine anständige Dusche sind eine Himmelsgabe, wenn man den größten Teil des Tages in der glühenden Sonne gräbt und die Temperaturen eigentlich ständig bei 40 Grad oder darüber liegen. Einzigartig waren Stagers Grabungen in Aschkelon damals auch in Hinblick darauf, dass sie von einer einzigen privaten Stiftung finanziert wurden – eine ungewöhnliche Situation, die ebenfalls den Neid der Kollegen erregte. Im neuen Jahrtausend allerdings ist diese Gepflogenheit wieder aufgetaucht, und einige Archäologen war-
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nen düster davor, dass religiöse oder politische Motive der Sponsoren die Deutung der Ergebnisse beeinflussen könnten, etwa so, wie Sir Charles Marstons Finanzierung von John Garstangs Grabungen in Jericho eine Rolle gespielt haben mag bei Garstangs fataler Zuschreibung der Zerstörung der Stadt an Josua. So sind zum Beispiel Eilat Mazars Grabungen in Jerusalem auf einer Fläche, die der Ir David (Elad) Foundation gehört, in Frage gestellt worden, wobei man der Stiftung vorwarf, bei der Finanzierung der Ausgrabungen politische Motive zu verfolgen. Es geht hier insbesondere um den Wunsch, eine jüdische Beziehung zur Vergangenheit des Gebietes geltend zu machen und eine starke jüdische Präsenz in dem ehemaligen Dorf Silwan, direkt außerhalb der Altstadtmauern von Jerusalem, zu verankern.
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Kapitel 6
Seit den 1990er Jahren: Vom Nihilismus zur Gegenwart Die 1990er Jahre begannen mit einem weiteren Angriff auf das Fach Biblische Archäologie, getragen diesmal nicht von William Dever, sondern von einer Gruppe von Wissenschaftlern, die unter der Bezeichnung biblische Minimalisten zusammengefasst werden. Diese Wissenschaftler, zu denen Niels Peter Lemche, Thomas Thompson, Keith Whitelam und Philip Davies gehören, gehen davon aus, dass ein großer Teil des Alten Testaments und der israelitischen Geschichte im Grunde eine Erfindung von Autoren und Gelehrten ist, die entweder unter den Persern im 5. Jahrhundert v. Chr. oder im Hellenismus zwischen dem 3. und dem 1. Jahrhundert v. Chr. lebten. Sie werden Minimalisten genannt, weil ihrer Ansicht nach in der Bibel nur eine minimale Menge tatsächlicher historischer Fakten zu finden ist. Die Minimalisten werden oft auch als »Kopenhagener Schule« bezeichnet, weil mehrere von ihnen an der Universität Kopenhagen unterrichten, andere aber vor allem auch an der University of Sheffield in England. Man sollte
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sich klarmachen, dass es auf der anderen Seite des Spektrums auch die sogenannten biblischen Maximalisten gibt, die die Meinung verfechten, dass die biblischen Geschichten tatsächlich sowohl faktisch wie auch historisch korrekt sind, selbst wenn sie nicht immer von der Archäologie bestätigt werden. Die Minimalisten haben oft versucht, die Archäologie zur Stützung ihrer Argumente heranzuziehen. Allerdings ist nicht einer von ihnen praktizierender Feldarchäologe, und manchmal schlagen ihre Bemühungen völlig fehl. Das berühmteste Beispiel dafür ist die Tel-Dan-Stele. Das erste Fragment der Stele wurde 1993 in einem Ort dieses Namens in Nordisrael nahe der heutigen libanesischen Grenze und dem Quellgebiet des Jordan gefunden. Seit 1966 wird dort ständig gegraben, zunächst unter der Leitung von Avraham Biran und jetzt unter David Ilan vom Hebrew Union College – Jewish Institute of Religion in Jerusalem. Auf der Tel-Dan-Stele befindet sich die früheste bisher gefundene außerbiblische Inschrift, die die Existenz des Hauses Davids (Beit David) bezeugt. Sie wurde entdeckt, als eine Debatte dazu, ob David und Salomo je gelebt hätten, unter den Gelehrten gerade ihren Höhepunkt erreichte. Auf einen Schlag beendete der Fund dieser Inschrift die Diskussion und entschied die Frage, ob David eine historische Person war. Nach dem gegenwärtigen Stand der Rekonstruktion schildert die Inschrift die Niederlage von Joram, König von Israel, und Ahasjahu, König von Juda, gegen einen König von Aram-Damaskus im 9. Jahrhundert v. Chr. Hier ein Auszug:
Und der König von Israel drang früher in das Land meines Vaters ein. [Und] Hadad machte mich zum König. Und Ha-
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dad ging vor mir her, [und] ich brach auf von [den] sieben […] meines Königtums, und ich tötete [sieb]zig Kön[ige], die besaßen Tau[sende von Streit]wagen und Tausende von Reitern. [Ich tötete Jo]ram, den Sohn [Ahabs], den König von Israel, und [ich] tötete [Ahas] jahu, den Sohn [Jorams, den Kö] nig des Hauses Davids. Und ich legte [ihre Städte in Trümmer und machte] ihr Land [zur Wüste …] andere [… und Jehu re] gierte über Is[rael … und ich führte durch eine] Belagerung gegen […] Gila Cook, die Vermessungstechnikerin der Expedition, entdeckte das erste Fragment der Stele. Sie arbeitete am frühen Nachmittag an der Grabung und bemerkte zufällig, dass ein Stein in einer gerade freigelegten Mauer Buchstaben trug. Offenbar hatte man die ursprüngliche Inschrift, die um 842 v. Chr. in Tel Dan geschrieben und aufgestellt worden war, später niedergerissen und zerschlagen, um dann einige Stücke in der Mauer wiederzuverwenden. Nur durch das Streif licht der Nachmittagssonne konnte sie die eingeritzten Buchstaben erkennen, die alle anderen Mitarbeiter einschließlich der Freiwilligen, die an der Mauer arbeiteten, bisher übersehen hatten. Zwei weitere Stücke kamen im folgenden Sommer, 1994, ans Licht, und die drei Fragmente bilden das, was heute von der Tel-Dan-Stele übrig ist. Vielleicht werden in der Zukunft noch weitere Bruchstücke gefunden. Die Inschrift war eine große Sensation und zierte die Titelseiten von New York Times und Time. Sie machte weitere Schlagzeilen, als Niels Peter Lemche, ein prominentes Mitglied der Kopenhagener Schule, meinte, die Inschrift sei womöglich eine Fälschung, die der
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Ausgräber Avraham Biran dort platziert habe. Allerdings war Biran einer der ältesten, angesehensten und zuverlässigsten Archäologen, die im Staat Israel arbeiteten – er war Albrights erster Doktorand an der Johns Hopkins University und langjähriger Direktor der Nelson Glueck School of Biblical Archaeology am Hebrew Union College – Jewish Institute of Religion in Jerusalem –, und kein ernsthafter Gelehrter zweifelte an der Echtheit der Fragmente. Auch die Interpretation der Inschrift stand außer Frage, obwohl andere Minimalisten vorschlugen, Beit David bedeute vielleicht nicht »Haus Davids«, sondern etwas völlig anderes (sie verbanden das Wort »Haus« etwa mit dem Wort für »Geliebter«, »Onkel« oder »Kessel«). Heute akzeptieren die meisten Archäologen nach vielen weiteren Diskussionen in wissenschaftlichen Zeitschriften, dass die Inschrift nicht nur echt ist, sondern sich auch tatsächlich auf das Haus Davids bezieht und damit die erste Anspielung auf den biblischen David außerhalb der Bibel ist. 1996 behauptete Niels Peter Lemche, unbeeindruckt von der Skepsis, mit der seine These von der Fälschung der Tel-Dan-Stele aufgenommen worden war, dass eine andere Inschrift, die gerade in Tel Miqne etwa 37 Kilometer südwestlich von Jerusalem gefunden worden war, ebenfalls gefälscht sei. Lemches Anklage wurde schließlich widerlegt, und die sogenannte Tel Miqne/Ekron-Inschrift ist von praktisch allen anderen Gelehrten als weitere wichtige Entdeckung für die Biblische Archäologie anerkannt worden. Tel Miqne war erstmals 1957 von Joseph Naveh von der Hebräischen Universität Jerusalem vorsichtig mit Ekron gleichgesetzt worden, einer der fünf Hauptstädte der Philister, die häufig in der Bibel erwähnt werden (die anderen sind Aschkelon, Aschdod, Gat
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und Gaza). Zwischen 1981 und 1996 leiteten Trude Dothan und Sy Gitin Ausgrabungen an dieser Stätte. Die Inschrift wurde im Laufe der vierzehnten und letzten Kampagne in einem als Tempelkomplex 650 bezeichneten Gebiet gefunden. Entdeckt wurde sie in einer Schicht aus der Zeit des neubabylonischen Königs Nebukadnezzar, der den Ort 603 v. Chr. zerstört hatte, und sie bestätigte Navehs Vorschlag, dass Tel Miqne die archäologischen Überreste von Ekron in sich berge, denn die Inschrift war offenbar ursprünglich von einem König von Ekron namens Ikausu (eine andere Namensform von Achisch) in Auftrag gegeben worden, um an den Bau eines Tempels in der Stadt, wahrscheinlich irgendwann im frühen 7. Jahrhundert v. Chr., zu erinnern. Die Inschrift in phönizischer Schrift lautete folgendermaßen: »Das Heiligtum, das Ikausu erbaute, Sohn des Padi, Sohn des Jasod, Sohn des Ada, Sohn des Jaïr, König von Ekron, für Ptigaiah, seine Herrin. Möge sie ihn segnen und ihn schützen und seine Tage verlängern und sein Land segnen.« Achisch und sein Vater Padi, die ersten beiden Könige, die in dieser Inschrift genannt werden, sind auch aus neuassyrischen Inschriften bekannt. Der neuassyrische König Sanherib, der 701 v. Chr. in Juda einmarschierte, die Rebellion des Hiskija von Jerusalem niederschlug und dort verheerenden Schaden anrichtete, berichtet in einer Inschrift, er habe Hiskija gezwungen, Padi wieder als König von Ekron einzusetzen. Spätere Könige Assyriens, insbesondere Asarhaddon und Assurbanipal, gaben ebenfalls Inschriften mit Bezug auf »Ikausu, König von Ekron« in Auftrag. Die Tel Miqne/Ekron-Inschrift ist eine der wenigen Inschriften, die eine archäologische Stätte definitiv mit einer bestimmten
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antiken Stadt identifizieren. Die meisten Biblischen Archäologen können von einem solchen Fund nur träumen. Schließlich weitete sich die Diskussion über den biblischen Minimalismus, besonders in Bezug auf David und Salomo, ihre Herrschaft in Jerusalem und die Ausdehnung ihrer Reiche aus, bis sie – vielleicht nicht unbedingt überraschend – auch die Stadt Jerusalem selbst erreichte. Zu Zeiten der beiden biblischen Könige war die Stadt schon etwa zweitausend Jahre alt, deshalb ging es bei der stark archäologisch geprägten Auseinandersetzung vor allem um die Größe und den Reichtum Jerusalems im 10. Jahrhundert v. Chr. Während einige Forscher dafür eintraten, dass es sich wirklich um eine mächtige Hauptstadt gehandelt habe, wie sie in der Bibel beschrieben wird, meinten andere, Jerusalem sei einfach ein kleines »Kuhdorf« gewesen. Es ist tatsächlich noch immer nicht klar, wo David und Salomo in einem Kontinuum von Stammeshäuptlingen hin zu mächtigen Königen einzuordnen sind und wie groß die Stadt zu ihrer Zeit war. Bei ihren Grabungen in Jerusalem nach 1961 hatte Kathleen Kenyon in einem Gebiet direkt vor den Mauern der Altstadt die Reste dessen entdeckt, was die Archäologen seitdem als die »gestufte Steinkonstruktion« bezeichnen. Sie wird manchmal als Teil des Verteidigungssystems der Jebusiten gesehen, denen David die Stadt entriss. In neuerer Zeit haben Ausgrabungen von Eilat Mazar vom Shalem Center in Jerusalem in diesem Bereich eher vermuten lassen, dass diese »gestufte Steinkonstruktion« mit einem weitaus größeren Bau in Zusammenhang stand. Bei ihren Grabungen stieß sie auf massive Mauern, die sie als die Überreste eines Gebäudes, des »großen Steinbaus«, deutet und die ihrer Meinung nach Teil eines Komplexes waren, zu dem auch die »gestufte Steinkons-
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truktion« am Hang gehörte. Sie identifiziert diesen Komplex auch wegen seiner Lage und der Datierung der gefundenen Keramik, die ihrer Ansicht nach aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. stammt, mit dem Palast König Davids. Es ist allerdings durchaus nicht klar, ob es sich hier wirklich um Davids Palast handelt. Israel Finkelstein und drei weitere Archäologen von der Universität Tel Aviv sind nicht dieser Ansicht. Sie behaupten ausgehend von den Bautechniken und baulichen Unterschieden sowie von der Keramik und anderen Funden, dass die von Mazar freigelegten Mauern nicht zu einem einzigen Gebäude gehören, sondern zu mehreren. Die Keramik und andere Funde und Befunde belegen ihrer Ansicht nach, dass die »gestufte Steinkonstruktion« mindestens zwei Bauphasen aufweist – wobei der untere Teil möglicherweise aus dem 9. Jahrhundert stammt und der obere aus hellenistischer Zeit. Finkelstein hat in der jüngeren Diskussion um die genaue Datierung von Artefakten und Ereignissen, die angeblich auf die Zeit Davids und Salomos zu datieren sind, eine wichtige Rolle gespielt. In den 1990er Jahren forderte er eine Neudatierung der traditionellen Chronologie – derzufolge David und Salomo im 10. Jahrhundert v. Chr. regierten – und schlug stattdessen vor, einen großen Teil der Keramik und anderer Materialien, die ins 10. Jahrhundert datiert worden waren, dem 9. Jahrhundert v. Chr. zuzuschreiben. Yigael Yadin war noch davon überzeugt, dass er Belege für eine planvolle Tätigkeit Salomos an allen drei Stätten außerhalb Jerusalems gefunden habe, die im Alten Testament mit diesem König verbunden werden – eben die Tore und die Kasemattenmauern von Megiddo, Hazor und Geser. Doch alle diese architektonischen
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Belege wurden inzwischen als Teil einer größeren Diskussion um David und Salomo neu bewertet, und Finkelstein und andere treten dafür ein, dass sie vielleicht nicht aus der Regierungszeit Salomos stammen, sondern von einem Herrscher nach Salomo, etwa Ahab oder Omri, oder sogar von verschiedenen Herrschern in Israel und Juda gebaut wurden. Finkelstein beruft sich bei seinem Vorschlag einer Neudatierung dieser Bauten auf das 9. Jahrhundert v. Chr. nicht nur auf die von ihm angeregte neue Durchsicht der relevanten Keramik, die bei den Grabungen an diesen Stätten gefunden wurde, sondern auch auf Radiokarbondaten, die seit neuestem zur Verfügung stehen. Die Messung von radioaktiven Kohlenstoffisotopen oder von C14, wie es in der Literatur auch heißt, hat der amerikanische Chemiker und Nobelpreisträger Willard Libby im Jahr 1949 erstmals durchgeführt. Diese Methode hat sich seitdem für Archäologen als überaus nützlich erwiesen und zählt zu den wichtigen technischen Fortschritten, die die Biblische Archäologie seit 1950 verändert haben. Sie liefert den Archäologen ein Datum, zu dem bestimmte Organismen – seien es Menschen, Bäume, Pf lanzen oder Tiere – starben oder auf hörten zu wachsen, indem sie die Menge von C14 misst, die noch in den ausgegrabenen Resten vorhanden ist. Damit bietet sie Datierungshinweise für die Schicht oder den Kontext, in denen solche Reste gefunden werden. Allerdings gibt die C14-Methode kein genaues Datum an (z. B. 1005 v. Chr.); sie liefert vielmehr eine statistische Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Datum in einen gewissen Zeitraum fällt (z. B. 1005 v. Chr ± 15 Jahre = 1020–990 v. Chr.). Amihai Mazar, ein anerkannter Archäologe der Hebräischen Universität Jerusalem und ein Cousin von Eilat Mazar, vertritt al-
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lerdings die Ansicht, die traditionelle Datierung für David und Salomo – das 10. Jahrhundert v. Chr. – sei korrekt, und kontert Finkelsteins Argumente unter anderem mit Radiokarbondaten von seiner eigenen Grabungsstätte Tel Rehov wie auch von anderen Fundstätten in Israel. Als Ergebnis dieser Debatte stehen jetzt zwei alternative Fassungen der Archäologie und Geschichte Israels in dieser Zeit nebeneinander, und die Frage nach der Größe und Bedeutung sowie den korrekten Daten der Königsherrschaft Davids und Salomos bleibt weiter in der Schwebe. Schließlich folgte die Biblische Archäologie neben chronologischen Fragen in den 1990er Jahren und bis ins neue Jahrtausend hinein eng einigen Trends, die anderswo in der Archäologie zu beobachten waren. Auch an biblischen Stätten grub man jetzt immer mit einer expliziten Fragestellung, die über Erkenntnisse zur Geschichte der Stätte hinausging. Die führenden Fachleute begannen spezifische Interessen zu entwickeln: Begriffe wie Ethnizität, Migration, Gender, Feste, die Entstehung von Herrschaft und andere kulturanthropologische Themen rückten in den Blick. Diese Fragen wiederum erfordern die Ergänzung der klassischen Grabungsmethoden durch die Naturwissenschaften, wie etwa DNA-Analyse, Rückstandsanalyse und Petrographie (Gesteinskunde), die der Biblischen Archäologie in ihrer nächsten Phase wohl ihren Stempel aufdrücken werden. So wurden zum Beispiel an der von Amihai Mazar bearbeiteten Fundstätte Tel Rehov im israelischen Bet-Schean-Tal dreißig Bienenstöcke (die ein Bienenhaus oder einen Bienenstand bildeten) aus dem 10. oder 9. Jahrhundert v. Chr. gefunden. Die Stöcke sind die frühesten, die je im antiken Nahen Osten entdeckt wurden,
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und geben dem biblischen Ausdruck »das Land, in dem Milch und Honig f ließen« eine ganz neue Bedeutung. Die Ausgräber ahnten schon, dass sie womöglich einen Bienenstand ausgruben, also beschlossen sie, eine Rückstandsanalyse in Auftrag zu geben. Dabei wird die Oberfläche eines freigelegten Gefäßes abgekratzt oder ein kleines Stück davon zermahlen und mit Hilfe eines Gaschromatographen und eines Massenspektrometers nach organischen Stoffen gesucht, die Anhaltspunkte dafür liefern könnten, welche Art von Nahrungsmitteln das Gefäß einst enthielt. In Rehov ergab die Rückstandsanalyse abgebautes Bienenwachs in den Gefäßen und bestätigte damit die Vermutung der Archäologen. Etwa seit der Jahrtausendwende nutzen die Biblischen Archäologen neben den »klassischen« Grabungsmethoden auch fortschrittliche Prospektionstechniken wie Magnetometer, Bodenradar, geoelektrische Widerstandsmessungen und Satellitenfotos. Mit Hilfe dieser Techniken können sie unter die Oberfläche schauen, bevor die eigentliche Grabung beginnt. Mauerverläufe und andere Auffälligkeiten, darunter auch die monumentalen Stadttore von Städten wie Megiddo, kann man erkennen, bevor auch nur eine Spitzhacke den Boden berührt. Das erlaubt den Archäologen, ihre wertvollen Ressourcen in vorher festgelegten Gebieten einzusetzen, in denen nützliche Resultate zu erwarten sind. So begann zum Beispiel 2003 die Zusammenarbeit des Archäologen Assaf Yasur-Landau und des Geophysikers Yizhaq Makovsky von der Universität Tel Aviv. Sie nahmen sich Tel Kabri, eine Fundstätte, an der schon zwischen 1986 und 1993 gegraben worden war, noch einmal vor. Die früheren Ausgräber, der israelische Archäologe Aharon Kempinski und sein deutscher Kollege Wolf-Dietrich
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Niemeier, hatten dort einen kanaanitischen Palast aus der mittleren Bronzezeit, kurz nach der Zeit Abrahams, gefunden. Yasur-Landau und Makovsky fragten sich nun, ob der Palast nicht vielleicht noch größer gewesen sein könnte, als Kempinski und Niemeier vermutet hatten. Sie setzten zwei Prospektionsmethoden, die geoelektrische Widerstandsmessung und die Magnetometrie, ein, ohne überhaupt je eine Hacke oder eine Kelle zur Hand zu nehmen. Beide Methoden dienen dazu, unter der Oberfläche verborgene Mauern und andere architektonische Befunde aufzuspüren. Magnetometer messen die Stärke des lokalen Magnetfelds – zusätzlich zum Magnetfeld der Erde haben einige archäologische Befunde ein eigenes messbares Magnetfeld. Wenn zum Beispiel in einem Gebiet ein Graben gezogen und später zugeschüttet worden ist, enthält die Erde im Graben oft zusätzliche magnetische Partikel, die gemessen werden können. Die gewonnenen Daten lassen sich auf dem Computer als Rasterbild darstellen. Ähnlich misst ein Widerstandsmesser – der normalerweise aus zwei Stahlspießen besteht, die in den Boden gesteckt und über Drähte mit einer Stromquelle verbunden sind – den Spannungsabfall des elektrischen Stroms auf einer bestimmten Strecke im Boden: je feuchter der Boden, desto geringer der Widerstand. Wenn unter der Oberfläche eine Steinmauer oder eine harte Pf lasterung liegt, wird sie sichtbar, weil die Spannung abfällt, der Widerstand also größer ist. In Tel Kabri zeigten beide Methoden, dass es in einem direkt an den ergrabenen kanaanitischen Palast angrenzenden Bereich verschüttete Mauern gab. Als Yasur-Landau und der Autor 2005 mit ersten Sondierungsgrabungen begannen, bestätigte sich, dass der Palast doppelt so groß war, wie die vorherigen Ausgräber an-
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genommen hatten. Steinmauern und feste Bodenpflaster fanden sich zwei Meter unter dem heutigen Bodenniveau. Als Folge davon begann eine neue Serie von Grabungen an dieser Stätte. Ähnliche Prospektionssysteme werden heute auch an anderen archäologischen Stätten im und außerhalb des Heiligen Landes mit gutem Erfolg eingesetzt und haben eine neue Phase der Archäologie eingeläutet, die für die Zukunft wichtige Erkenntnisse erwarten lässt.
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Teil II Archäologische Entdeckungen zur Bibel
Kapitel 7
Von Noah und der Sintflut zu Josua und den Israeliten Die Biblischen Archäologen heute sind im allgemeinen eher daran interessiert, mehr über Einzelheiten des Alltagslebens in der biblischen Welt zu erfahren, als daran, die Berichte der Bibel zu beweisen oder zu widerlegen, doch bei vielen Laien liegen die Prioritäten anders. Sie wollen wissen: Gab es die Sintflut? Haben Abraham und die Patriarchen tatsächlich irgendwann gelebt? Wurden Sodom und Gomorra durch Feuer und Schwefel zerstört? Und was ist mit dem Exodus? Das waren einige Fragen in der Biblischen Archäologie, die die frühesten Pioniere des Faches faszinierten. Sie klingen noch heute nach, doch die Biblischen Archäologen sind auch heute weit von zuverlässigen Antworten entfernt. Tatsächlich werden Lösungen und Antworten auf solche Fragen häufiger von Pseudo-Archäologen oder archäologischen Scharlatanen angeboten. Sie ziehen den Leuten Geld aus der Tasche, um fragwürdige Unternehmen zu finanzieren, die unser Wissen kaum bereichern können. Jedes Jahr machen sich »wissenschaftliche« Ex-
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peditionen auf den Weg, um nach dem Garten Eden zu suchen, nach der Arche Noah, Sodom und Gomorra, der Bundeslade oder den zehn verlorenen Stämmen Israels. Hinter diesen Expeditionen stehen oft gewaltige Geldsummen, gestiftet von naiven Gläubigen, die bereitwillig die Geschichten ehrlicher, aber fehlgeleiteter Amateure oder habgieriger Betrüger akzeptieren. Diese Unternehmungen, die gewöhnlich außerhalb der etablierten Wissenschaftsinstitutionen vonstatten gehen, stiften Verwirrung bei den Menschen, die nicht mehr wissen, was wahr und was Täuschung ist. Indem sie auf Pseudo-Archäologie zurückgreifen und anerkannte archäologische Prinzipien sowie wissenschaftliche Erkenntnisse außer acht lassen, bringen die archäologischen Scharlatane das ganze Fach der Biblischen Archäologie in Misskredit. Es stimmt, dass in den letzten hundert Jahren im Nahen Osten großartige archäologische Stätten aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. entdeckt wurden. Sie lieferten tiefe Einblicke in die Lebenswelt der Kanaaniter Syro-Palästinas, der Hethiter Anatoliens, der Ägypter und der Völker Mesopotamiens, die alle für den biblischen Text und die Welt der Bibel relevant sind. Allerdings werfen solche Entdeckungen relativ wenig Licht auf die Geschichten des Alten Testaments – vor allem die Bücher Genesis und Exodus bleiben im Dunkeln. Viele frühe Geschichten des Alten Testaments konnten von Archäologen noch nicht bestätigt werden und bleiben Glaubenssache. Andererseits profitieren Nachrichten von Ereignissen aus etwas späterer Zeit, nachdem das Reich Davids und Salomos im 1. Jahrtausend v. Chr. auseinandergebrochen war, von außerbiblischen Inschriften, Berichten und anderen Dokumenten, die man heranziehen kann, um biblische Details zu bestätigen. So sind zum Beispiel
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der Angriff Sanheribs und der Assyrer auf Juda im Jahr 701 v. Chr. und die Zerstörung Jerusalems und des Tempels 586 v. Chr. durch Nebukadnezzar und die Neubabylonier, die als Ereignisse im Alten Testament beschrieben werden, durch archäologische Grabungen und Artefakte unabhängig von der Bibel bestätigt worden. Ein gutes Beispiel für die Schwierigkeiten bei der Suche nach archäologischen Belegen für Ereignisse in frühen Abschnitten des Alten Testaments und für die Möglichkeiten, die sich Pseudo-Archäologen dadurch bieten, ist die Geschichte von der Sintflut und der Arche Noah, wie sie das Buch Genesis erzählt. 1929 stießen der britische Archäologe Leonard Woolley – der fünfzehn Jahre zuvor zusammen mit T. E. Lawrence eine archäologische Oberflächenuntersuchung in der Wüste Negev durchgeführt hatte – und sein Team in der alten Stadt Kisch im heutigen Irak auf eine mehrere Meter dicke Sedimentschicht, die durch eine Überf lutung im Altertum entstanden sein musste. Oberhalb wie unterhalb der Schicht fanden sich Artefakte, vor allem Keramik, was zeigte, dass vor und nach der Flut Menschen dort gelebt hatten. Es war Woolleys Ehefrau, die aufgeregt ausrief, er habe »die Sintflut gefunden!« Die Entdeckung schaffte es weltweit in die Schlagzeilen, doch schon kurz darauf distanzierte sich Woolley von solchen Ideen und erklärte, sein Fund sei einfach ein Beweis für eine lokale Überschwemmung, nicht für eine weltweite Flutkatastrophe. Tatsächlich haben sich Belege für solche regional begrenzten Überschwemmungen an verschiedenen Stätten in Mesopotamien gefunden, was bei einem »Zweistromland« eigentlich nicht überraschen kann. Tigris und Euphrat traten häufig über die Ufer und setzten die Umgebung unter Wasser.
96 Teil II Archäologische Entdeckungen zur Bibel
In einem größeren Maßstab gibt es geologische Hinweise darauf, dass in der nicht allzu fernen Vergangenheit, sicherlich in einer Zeit, als sich schon Menschen im Nahen Osten und in Kleinasien niedergelassen hatten, manchmal gewaltige Überflutungen in einem größeren Gebiet auftraten. 1997 legten William Ryan und Walter Pitman, zwei Geologen der Columbia University, Daten vor, die ein solches Ereignis im Schwarzmeergebiet vor etwa 7500 Jahren dokumentieren, als das Meer weite Flächen in der heutigen Türkei und vielleicht noch südlich davon überflutete. Diese Ereignisse könnten Katalysatoren für Mythen und Epen über eine große Flut gewesen sein. Es ist verständlich, dass solche lokal begrenzten, aber dort vielleicht verheerenden Überf lutungen den Ursprung jener Geschichten bildeten, die die Sumerer, Akkader und Babylonier sich erzählten und die sich in so vielen Einzelheiten mit der Geschichte von Noah und seiner Arche im Alten Testament decken. Die früheste, sumerische Fassung dieser Geschichte reicht vielleicht bis in die Zeit um 2700 v. Chr. zurück. Darin geht es um einen Mann namens Ziusudra, der die große Flut überlebt. In einer mehrere Jahrhunderte jüngeren Version heißt der Überlebende Atrahasis. 1800 v. Chr. ist es im Gilgamesch-Epos Utnapischtim, der die Sintflut überlebt und die Geschichte von Gilgamesch, dem Helden des Epos, erzählt. Erst viel später, wahrscheinlich irgendwann zwischen 1200 und 900 v. Chr., wurde die biblische Fassung von Noah und der Sintf lut niedergeschrieben. Diese Erzählungen ähneln sich zu sehr, als dass man an einen Zufall glauben könnte. Im wesentlichen scheinen sie von derselben Geschichte auszugehen, obwohl sich natürlich auch einige Ein-
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zelheiten unterscheiden – der Name des Überlebenden, die Zahl und die Arten von Vögeln, die sofort nach der Sintf lut freigelassen wurden, und die Gründe hinter der Flutkatastrophe. In den früheren Fassungen etwa wurde die Flut gesandt, weil die Menschen zu viel Lärm machten; in der biblischen Version kommt sie, weil die Menschen zu böse und verdorben sind. Die biblische Geschichte von der Sintf lut könnte daher ein Beispiel einer Geschichte sein, die nicht nur innerhalb eines Stammes oder Volkes von einer Generation zur anderen weitergegeben wurde, sondern auch von Kultur zu Kultur, etwa von den Sumerern über die Akkader und Babylonier schließlich zu den Israeliten, vielleicht über den Umweg der Kanaaniter. Archäologisch gesehen ist allerdings noch kein unanfechtbarer Beweis für eine weltweite Flut gefunden worden. Ähnlich hat auch noch kein glaubwürdiger Archäologe Reste der Arche Noah gefunden. Und doch hört man praktisch jedes Jahr, dass irgendeine »Expedition« das Schiff gefunden habe. Ein einschlägiges Beispiel ist Bob Cornuke, Gründer des Bible Archaeology Search and Exploration (BASE) Institute in Colorado. Cornuke war nach eigenen Auskünften früher Kriminalbeamter und gehörte einer Spezialeinheit an, ist aber inzwischen zum Bibelforscher, internationalen Forschungsreisenden und Bestseller-Autor mutiert. 2006 leitete er eine Expedition auf der Suche nach der Arche Noah. Einigen Medienberichten zufolge fand Cornukes Team bootförmige Felsen auf einer Höhe von etwa 4000 Metern auf dem Berg Takht-i Suleiman im iranischen Elburz-Gebirge. Cornuke sagte, die Felsen sähen »Holz unheimlich ähnlich. … Wir haben dünne Scheiben von den Gesteinsproben geschnitten und [Holz-]Zell-
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strukturen gefunden.« Doch die Begutachtung durch professionelle Geologen widerlegte diese Ergebnisse schnell. Kevin Pickering, Geologe am University College London und Fachmann für Sedimentgesteine, sagte: »Die Fotos zeigen offenbar mit Eisen durchsetztes Sedimentgestein, wahrscheinlich dünne Schichten von verkieseltem Sandstein und Schiefer, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach in einem marinen Umfeld vor langer Zeit dort abgelagert haben.« Trotz Cornukes grandioser Selbstvermarktung gibt es keinen archäologischen – oder geologischen – Beleg dafür, dass er die Arche gefunden haben könnte. Unter den vielen Fundstätten, die Leonard Woolley ausgrub, war auch ein Ort in Mesopotamien, der unter dem Namen Tell Muqayyar bekannt ist. Nach Auskunft der in Tell Muqayyar selbst gefundenen Inschriften stand hier eine antike Stadt namens Ur. Woolley und andere verbanden diese Stätte schnell mit dem biblischen »Ur der Chaldäer« – wo der Überlieferung zufolge Abraham geboren wurde, der Patriarch, der in Judentum, Christentum und Islam gleichermaßen verehrt wird. Nun gab es aber mehrere Stätten im Nahen Osten, die den Namen Ur trugen, genau wie es heute in den Vereinigten Staaten viele große und kleine Städte namens »Troy«, also Troja, gibt, und es ist unklar, welches Ur, wenn überhaupt eines, man mit Abraham in Verbindung bringen kann, genauso wie keine der Städte in Amerika tatsächlich etwas mit dem Trojanischen Krieg zu tun hat. Die Frage nach der Existenz von Abraham, Isaak und Jakob – den sogenannten Patriarchen – bleibt unter Archäologen und Bibelwissenschaftlern umstritten. Während einige Archäologen meinen, dass die Einzelheiten der Patriarchengeschichten mit ihren Wan-
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derungen gut in die Lebensbedingungen, Sitten und Gebräuche des frühen 2. Jahrtausends v. Chr. passen, argumentieren andere, dass die Geschichten und ihre Hauptpersonen ebensogut erst Jahrhunderte später, im 1. Jahrtausend v. Chr., erfunden worden sein können. Es ist einfach so, dass zwar bei zahlreichen Ausgrabungen an Fundstätten vom alten Mesopotamien über Kanaan bis nach Ägypten unglaubliche Mengen archäologischer Funde und Befunde aus dem frühen 2. bis ins 1. Jahrtausend v. Chr. ans Licht gekommen sind, dass es aber bisher keinen direkten archäologischen oder außerbiblischen schriftlichen Beweis gibt, der die Existenz Abrahams und der anderen Patriarchen bestätigen oder widerlegen würde. Ähnlich verhält es sich mit der vielleicht verzwicktesten Frage, die von Biblischen Archäologen und vor allem an sie gestellt wird, der Frage nach dem Exodus. Mit dem Begriff Exodus bezeichnet man den Auszug der Hebräer aus Ägypten, wo sie von mehreren Pharaonen nacheinander versklavt worden waren. Die Erinnerung an dieses freudige Ereignis wird alljährlich beim jüdischen Passahfest gefeiert. Trotz der Bemühungen etlicher Biblischer Archäologen – und einer noch größeren Zahl begeisterter Amateure – über viele Jahrzehnte hinweg ist bisher noch kein glaubhafter direkter archäologischer Beleg für den Exodus gefunden worden. Man kann natürlich argumentieren, dass ein solcher Beleg auch schwer zu finden wäre, da Nomaden im allgemeinen keine dauerhaften Bauten hinterlassen, doch Archäologen haben in der Wüste Sinai durchaus nomadische Lagerplätze aus anderen Epochen gefunden und freigelegt. Wenn es also archäologische Überreste vom Exodus gäbe, würde man doch erwarten, dass man sie inzwischen gefunden hätte. Und doch fehlt bisher jede Spur von den biblischen »sechs-
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hunderttausend Mann zu Fuß, nicht gerechnet die Kinder. Auch ein großer Haufen anderer Leute zog mit, dazu … eine sehr große Menge Vieh« (Ex 12,37 f.), die vierzig Jahre in der Wüste umherwanderten. Das soll nicht heißen, dass ein solches Ereignis nicht stattgefunden hat, sondern nur, dass bisher noch keine archäologischen Belege dafür gefunden wurden. Verbunden mit der Exodus-Geschichte ist die biblische Erzählung von der Landnahme Israels, der Eroberung Kanaans durch die Israeliten, in den alttestamentlichen Büchern Josua und Richter. Sie beschreibt, wie Josua und sein Heer über das Land herfielen und es in blitzschnellen Angriffen überrannten. Sie zerstörten die wichtigen kanaanitischen Städte und nahmen ihre Könige gefangen. Im ganzen letzten Jahrhundert haben sich Biblische Archäologen darüber gestritten, wann dies geschah – und sich schließlich auf etwa 1250 v. Chr. als die wahrscheinlichste Zeit geeinigt, weil die Inschrift des Pharaos Merenptah aus dem Jahr 1207 v. Chr. eine Gruppe namens »Israel« in der Region Kanaan für jene Zeit erwähnt. Es wurden auch verschiedene miteinander konkurrierende Theorien zu der Frage entwickelt, wie die israelitische Eroberung Kanaans denn nun tatsächlich vonstatten ging, immer ausgehend von den archäologischen Funden und Befunden, die bei Grabungen an verschiedenen im biblischen Bericht vorkommenden Orten ans Licht kamen. So bevorzugte zum Beispiel William F. Albright das »Eroberungsmodell«, das die biblische Darstellung der Ereignisse im Grunde für bare Münze nimmt, und argumentierte, dass die Eroberung nach einem plötzlichen und gewalttätigen Blitzangriff stattgefunden habe. Doch nicht alle waren seiner Meinung. Die deut-
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schen Theologen Albrecht Alt und Martin Noth sprachen sich für ein »Migrationsmodell« aus, demzufolge im Laufe der Zeit kleine Gruppen hebräischer Nomaden ohne große Umwälzungen in Kanaan einwanderten. Die Amerikaner George Mendenhall und Norman Gottwald propagierten das »Revoltenmodell« und vertraten die Ansicht, die Israeliten seien eine Unterschicht innerhalb der kanaanitischen Gesellschaft gewesen und die Landnahme eigentlich eine Rebellion marxistischen Typs, in der die unterdrückende Oberschicht gestürzt wurde und das Proletariat die Macht übernahm. Und schließlich hat Israel Finkelstein das Modell der »unsichtbaren Israeliten« vertreten, demzufolge Israeliten und Kanaaniter gleichzeitig in Kanaan lebten und sich das Land teilten, bis die Wirtschaft nach dem Rückzug Ägyptens aus der Region am Ende der späten Bronzezeit zusammenbrach. Erst zu dieser Zeit traten die Israeliten allmählich und friedlich aus dem Schatten der Kanaaniter heraus und übernahmen die Macht. Alle diese Modelle können sich bei ihrer Argumentation auf archäologische Belege stützen. Ein kleines Problem haben allerdings die Anhänger Albrights und des Eroberungsmodells: viele Orte, von denen in der Bibel ausdrücklich berichtet wird, dass die einfallenden Israeliten sie zerstörten, sind inzwischen von Biblischen Archäologen ausgegraben worden – und daraus hat sich ein interessantes Rätsel ergeben. Einerseits zeigen die meisten dieser Stätten keine archäologischen Hinweise auf eine Zerstörung – und manche, wie etwa Jericho, waren damals noch nicht einmal bewohnt. Andererseits gibt es Orte in der Region, die definitiv zu jener Zeit zerstört wurden, doch keiner von ihnen wird in der biblischen Erzählung erwähnt. Einer der wenigen Orte, die laut Bibel von den
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Israeliten zerstört wurden und an denen Archäologen tatsächlich einen Zerstörungshorizont gefunden haben, ist Hazor. Yigael Yadin glaubte, dass er mit seinen Grabungen in Hazor in den 1950er Jahren Beweise für die israelitische Zerstörung der Stadt des 13. Jahrhunderts v. Chr. gefunden habe, die (in seinen Augen) den biblischen Bericht der Landnahme bestätigten. Nach einer Unterbrechung von mehr als drei Jahrzehnten begannen 1990 neue Grabungen in Hazor unter der Leitung von Yadins Schüler Amnon Ben-Tor, der weitere Überreste dieser zerstörten Stadt fand. Jetzt diskutiert man wieder darüber, wer für diese Zerstörung verantwortlich war – Israeliten, Ägypter, Kanaaniter oder Seevölker? Wie Yadin vor ihm tritt auch Ben-Tor für die Israeliten als die wahrscheinlichsten Aggressoren ein und liefert eine ganze Liste von Gründen dafür, einschließlich der Feststellung, dass weder die Ägypter noch die Kanaaniter die Schuldigen sein könnten, weil ägyptische wie kanaanitische Statuen entweiht im Zerstörungshorizont gefunden wurden und keine der beiden Gruppen so etwas geduldet hätte. Doch er hat mit diesen Argumenten nicht alle Forscher überzeugt, und so kann man sich auf der Suche nach den Zerstörern von Hazor nur schwer zwischen den Israeliten, einer umherstreifenden Gruppe der sogenannten Seevölker, die etwa zur selben Zeit in der Region auftauchten, oder einer anderen, bisher unbekannten Gruppe entscheiden. Es gibt keine archäologischen Belege, die Yadins und Ben-Tors Theorie widersprechen würden, aber im Moment auch keine zusätzlichen archäologischen Belege, um sie zu untermauern. Wichtige Komponenten in dieser Diskussion sind die damit zusammenhängenden Fragen, wer genau die Israeliten waren
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und woran man erkennt, dass man archäologische Belege für ihre Existenz freigelegt hat. Früher galt es als ein allgemein anerkannter Grundsatz in der Biblischen Archäologie, dass man, wenn man Gefäße mit Randwulst oder Häuser mit vier Räumen in einer Siedlung der späten Bronzezeit oder frühen Eisenzeit fand, eine israelitische Siedlung ausgrub, da man davon ausging, dass diese Merkmale einzig und allein israelitischen und nicht kanaanitischen Ursprungs seien. In letzter Zeit allerdings haben verschiedene Wissenschaftler festgestellt, dass solche Gegenstände und Baustrukturen nicht allein den Israeliten und sogar vielleicht nicht allein der frühen Eisenzeit zuzuordnen sind. Wie kann man also einen Israeliten von einem Kanaaniter unterscheiden? Einige Archäologen haben vorgeschlagen, dass das Fehlen von Schweineknochen in einer Siedlung der entsprechenden Epoche wegen des alttestamentlichen Verbots, Schweinefleisch zu essen, ein Anzeichen für die Anwesenheit von Israeliten statt von Kanaanitern sein könnte. Andere beharren darauf, dass man eine so verallgemeinernde Beobachtung nicht gelten lassen kann und dass auf jeden Fall die Argumentation ex negativo – mit dem Fehlen eines Objekts an einer Fundstätte – immer gefährlich ist, da die nächste Kelle Erde schon den Gegenbeweis erbringen kann. Die Frage bleibt also wie so viele andere in der Biblischen Archäologie vorerst offen.
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Kapitel 8
Von David und Salomo zu Nebukadnezzar und den Neubabyloniern Schon lange bilden Debatten über David und Salomo einen Schwerpunkt der Biblischen Archäologie, besonders jedoch, seitdem Anfang der 1990er Jahre ihre Existenz überhaupt in Frage gestellt wurde. Das Problem besteht darin, dass die Tel-Dan-Stele – von der in den Jahren 1993 und 1994 insgesamt drei Bruchstücke gefunden wurden – zwar heute zum ersten Mal außerhalb der Bibel die Existenz des Hauses Davids (Beit David) bezeugt, dass es aber bisher kaum andere direkte archäologische Belege für einen der beiden Könige gibt. Weitaus größeren Erfolg hatten Biblische Archäologen allerdings damit, die biblischen Berichte über Ereignisse direkt nach der Zeit Davids und Salomos im frühen 1. vorchristlichen Jahrtausend von etwa 925 v. Chr. bis 586 v. Chr. zu bestätigen. Es gibt außerbiblische Inschriften, Archivalien und Berichte sowie andere Dokumente aus dieser Zeit, darunter auch Inschriften, die einzelne Könige von Israel und Juda nennen, archäologische Belege für San-
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heribs Angriff auf Juda im Jahr 701 v. Chr. und die Zerstörung Jerusalems und des Tempels 586 v. Chr. durch Nebukadnezzar. In gewisser Weise ist es wirklich günstig, dass militärische Zerstörung manchmal archäologische Funde und Befunde hinterlässt, die mit Bibeltexten in Übereinstimmung gebracht werden können. Laut dem biblischen Bericht war eines der ersten wichtigen Ereignisse nach dem Tod Salomos ein Überfall des ägyptischen Pharaos Schischak um 925 v. Chr. Dem Text zufolge (1 Kön 14,25; 2 Chr 12,9) fiel Schischak in Juda ein und belagerte die Stadt Jerusalem. »Er raubte die Schätze des Tempels«. Ägyptologen kennen seit langem eine Inschrift an den Mauern des Amun-Tempels in Karnak (dem modernen Luxor), die von einem Angriff des Pharao Scheschonk auf das Gebiet von Israel und Juda berichtet, mit einer Liste von 150 Städten, die er eigener Aussage nach eroberte. Scheschonk war der Begründer der 22. Dynastie in Ägypten, er bestieg den Thron um 945 v. Chr. und herrschte etwa bis 924 v. Chr. Unter den von Scheschonk aufgezählten Städten war auch Megiddo. Und in Megiddo selbst fanden die Ausgräber von der University of Chicago 1925 ein Fragment einer Inschrift in Stein mit der Königskartusche Scheschonks. Es gehörte zu einem Inschriftentyp, den gewöhnlich nur die Ägypter verwendeten – auf Siegesmonumenten an Orten, die sie eingenommen und dann besetzt hatten. Die Inschrift war später zertrümmert worden, die Stücke fanden als Baumaterial Verwendung. Das Fragment kam dann während der Grabungen von Schumacher zwischen 1903 und 1905 zum Vorschein, landete jedoch auf dem Schutthaufen, wo es später die Arbeiter der Chicagoer Grabung entdeckten. Scheschonks Behauptung, er habe Megiddo eingenommen, wurde damit also
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archäologisch untermauert. Es bleibt jedoch unklar, ob der ägyptische Scheschonk mit dem biblischen Schischak gleichzusetzen ist, obwohl die meisten Archäologen und Bibelwissenschaftler davon ausgehen. Scheschonk nutzte bei seinem Angriff die Gunst der Stunde: Das geeinte Königreich Davids und Salomos war sofort nach dem Tod Salomos in die beiden Reiche Israel und Juda zerfallen. In vielen Geschichten des Alten Testaments geht es um Könige, die die Länder während dieser Zeit der Reichsteilung regierten. Mehrere von ihnen werden auch in neuassyrischen und neubabylonischen Texten des frühen 1. Jahrtausends v. Chr. erwähnt, so dass ihre historische Existenz durch unabhängige Quellen gesichert ist. Man kann daher vermuten, dass auch die verschiedenen Beschreibungen des Alltagslebens in der Bibel durchaus zutreffen könnten. Ein König des Nordreichs, mit dem sich die Autoren der Bibel beschäftigten, ist Ahab, Sohn Omris. Er heiratete Isebel und »tat, was dem Herrn missfiel, mehr als alle seine Vorgänger« (1 Kön 16,30). Die Bibel berichtet von einigen Schlachten, die Ahab gegen Ben-Hadad von Aram ausfocht, der von Damaskus aus herrschte (wie 1 Kön 20 sagt). Ahab wird in einer außerbiblischen Inschrift auf einem über zwei Meter hohen Gedenkstein erwähnt, der auf das Jahr 853 v. Chr. zurückgeht. Diese sogenannte Monolith-Inschrift des assyrischen Königs Salmanassar III. beschreibt eine Schlacht bei der Stadt Karkar im heutigen Syrien. Salmanassar kämpfte dort gegen ein militärisches Bündnis mit Soldaten aus Damaskus, Byblos, Ägypten, Israel und anderen Orten, darunter 2000 Streitwagen und 10 000 Fußsoldaten, die Ahab unterstanden:
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Karkar, seine Residenz, zerstörte, verwüstete und verbrannte ich mit Feuer. 1200 Streitwagen, 1200 Reitpferde und 20 000 Mann des Hadadeser von Aram; 700 Streitwagen, 700 Reitpferde und 10 000 Mann des Irchuleni von Hamat; 2000 Streitwagen und 10 000 Mann des Ahab von Israel … diese 12 Könige nahm er zur Hilfe. Um Kampf und Schlacht zu liefern, zogen sie mir entgegen. Einige Archäologen und Historiker sind der Ansicht, der Ben-Hadad, der in der Bibel als Ahabs Feind genannt wird, und der Hadadeser, der laut Salmanassars Inschrift Ahabs Verbündeter war, seien ein und dieselbe Person gewesen, doch diese Theorie ist noch nicht bewiesen. Wir können allerdings relativ sicher sagen, dass Salmanassars Text Ahab als historische Persönlichkeit bezeugt. Zudem haben in den 1990er Jahren Grabungen des israelischen Archäologen David Ussishkin und seines britischen Kollegen John Woodhead im antiken Jesreel, das nahe Megiddo lag und der bi blischen Darstellung nach die Heimatstadt Ahabs und seiner Ehefrau Isebel war, bestätigt, dass es dort tatsächlich in der entsprechenden Zeit, im 9. Jahrhundert v. Chr., eine Stadt gab. Leider konnten bisher selbst die begeistertsten Feldarchäologen keine Beweise dafür finden, dass Isebel tatsächlich aus dem Fenster geworfen und von Hunden gefressen wurde (2 Kön 9,30–37). Es gibt auch archäologische Belege dafür, dass König Jehu tatsächlich gelebt hat. Die Bibel (2 Kön 8,25–10,27) berichtet, Jehu habe den Thron Israels usurpiert, indem er sowohl den König von Israel wie auch den König von Juda tötete. Unabhängig davon wird Jehu als der »Sohn Omris« (mit dem er vielleicht tatsächlich ver-
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wandt war) auf dem sogenannten Schwarzen Obelisken genannt – einem weiteren zwei Meter hohen Steinmonument Salmanassars III., das man auf das Jahr 841 v. Chr. datieren kann. Jehu ist dort auch abgebildet, wie er sich zu Füßen des Königs niederwirft. Der Begleittext dazu lautet: »Abgaben nahm ich in Empfang von Jehu, dem Sohne Omris: Silber, Gold, eine Schale aus Gold, ein Gefäß aus Gold, Becher aus Gold, Eimer aus Gold, Zinn, ein Zepter für die Hand des Königs und Jagdspieße.« Fast 150 Jahre später fiel der neuassyrische König Sanherib 701 v. Chr. in Juda ein und marschierte auf Jerusalem – ein Ereignis, von dem auch die Bibel berichtet. Seine Truppen griffen sechsundvierzig Städte an, darunter die zweitgrößte des Landes, Lachisch. In der Bibel heißt es dazu kurz und bündig: »Im vierzehnten Jahr des Königs Hiskija zog Sanherib, König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und nahm sie ein.« (2 Kön 18,13). Dieses Ereignis wurde umfassend bestätigt durch wichtige archäologische Grabungen in Lachisch, die David Ussishkin von der Universität Tel Aviv seit 1973 durchführte. In Lachisch hatte schon James L. Starkey zwischen 1932 und 1938 gegraben, doch die Arbeiten wurden eingestellt, nachdem Starkey auf der Reise zur Eröffnung des Palestine Archaeological Museum (heute Rockefeller Museum) in Ost-Jerusalem ermordet worden war. Ussishkin erkannte, dass die »Tonnen und Tonnen« von Felsen und Gestein, durch die Starkey und sein Team sich zu graben versucht hatten, eigentlich die Reste einer Belagerungsrampe der Neuassyrer waren, die diese beim Angriff auf die Stadt 701 v. Chr. errichtet hatten. Zudem fand er innerhalb der Stadt eine judäische Erdaufschüttung zur Verstärkung der Mauer aus derselben Zeit.
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Lachisch ist aufgrund einiger Stellen im Alten Testament und in außerbiblischen Abbildungen und Inschriften im antiken Ninive im heutigen Irak untrennbar und auf ewig mit Jerusalem verbunden. Die Bedeutung der Stadt für die Biblische Archäologie beruht nicht auf ihren Verbindungen zur Bibel, sondern auch auf der sorgfältigen und überlegten Art, wie Ussishkin sie stratigraphisch freilegte, und auf der Vielzahl verschiedener Quellen selbst aus dem fernen Ninive, die er nutzen konnte, um die Geschichte des Ortes zu sichern. Ussishkin veröffentlichte die Ergebnisse seiner Grabungen in einem fünf bändigen Mammutwerk, das für alle historischen Phasen der Stadt alle gefundenen Einzelheiten von architektonischen Details bis hin zu mikroskopischen Ergebnissen der Archäobotanik enthält. Als Sanherib und seine Männer Lachisch schließlich einnahmen, führten sie ihre Gefangenen zurück nach Assyrien – sie bildeten einen Teil der über 200 000 judäischen Exilanten, die Sanherib eigenen Aussagen nach auf diesem Feldzug deportierte. Sanherib befahl, Darstellungen seines Triumphes auf den Mauern eines Saals in seinem »Palast ohnegleichen«, wie er ihn nannte, im assyrischen Ninive am Ufer des Euphrat anzubringen. Diese Reliefs, denen man wie einem modernen Comicstrip in einzelnen Bildern rund um die vier Wände des Raums folgen kann, zeigen die gesamte Belagerung. Zunächst ziehen die assyrischen Kämpfer, Bogenschützen und Fußsoldaten, vor der Stadt auf. Dann werden die Belagerungsmaschinen die sieben oder mehr Rampen emporgeschoben, die die Assyrer errichtet hatten (einschließlich jener, die Starkey und später Ussishkin ausgruben). Dann folgt die Schlacht selbst, bei der Fackeln durch die Luft flie-
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gen und die Verteidiger Pfeile von den Türmen herabschießen, und dann die Folgen, mit triumphierenden Assyrern, die Beute wegschleppen, während einige geschlagene Judäer auf dem Boden festgepflockt und bei lebendigem Leib gehäutet werden und anderen der Kopf abgeschnitten wird (die Assyrer hängten die Köpfe dann in die Bäume und verwendeten sie für Schießübungen). Die gewaltige Masse der Juden wird als Flüchtlinge dargestellt, die sich mit ihren Familien in das weit entfernte Assyrien schleppten, die Habseligkeiten auf Karren gestapelt. Sanherib selbst ist in einer der Schlussszenen dargestellt: Er sitzt auf seinem Thron, Beute und Gefangene werden vor ihm zur Schau gestellt. Die Darstellung der Belagerung und Einnahme von Lachisch in Sanheribs Palast in Ninive sollte zweifellos nicht nur den Sieg unsterblich machen, sondern auch der Propaganda dienen. Sie war eine Warnung an die Botschafter und Delegationen anderer unterworfener Nationen, nicht gegen die Macht Assyriens aufzubegehren. Und sie tat ihre Wirkung: Die Neuassyrer waren zwar offenbar tatsächlich so brutal und blutdürstig, wie sie sich selbst darstellten, aber sie handelten allem Anschein nach ebenso oft diplomatische Vereinbarungen aus, wie sie die Dinge auf dem Schlachtfeld regelten. Starkeys und später Ussishkins Ausgrabungen in Lachisch, die Darstellungen in Sanheribs Palast in Ninive und Sanheribs eigene Inschriften bieten einzigartige unabhängige Informationsquellen und Belege für die neuassyrische Belagerung von Lachisch, eine überzeugende Bekräftigung und Ausgestaltung der knappen Einzelheiten, die wir aus dem Alten Testament kennen. Dies ist einer der sehr wenigen Fälle, in denen es zahlreiche unabhängige Belege für ein Ereignis im alten Israel oder Juda gibt. Deshalb zählen
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die Entdeckungen zur neuassyrischen Belagerung von Lachisch im Jahr 701 v. Chr. zu den bisher wichtigsten Funden in der Biblischen Archäologie. Nach der Einnahme von Lachisch machten sich Sanherib und sein Heer auf den Weg nach Jerusalem. Der judäische König Hiskija legte Vorräte an und arbeitete an verschiedenen Verteidigungsmaßnahmen – so steht es zumindest im Alten Testament (2 Chr 32 und Jes 22,10). Archäologen zufolge gehörte dazu wohl auch der Bau einer über sechs Meter dicken und vierzig Meter langen Mauer, der sogenannten »breiten Mauer«, auf die der israelische Archäologe Nahman Avigad in den 1970er Jahren im Jüdischen Viertel von Jerusalem stieß. Aus dem biblischen Bericht lässt sich nicht klar erschließen, ob die Verteidigungsmaßnahmen des Hiskija erfolgreich waren, denn man findet im Alten Testament zwei unterschiedliche Geschichten. Einerseits (2 Kön 19,32– 36; wiederholt mit leichten Abweichungen in Jes 37,33– 37 und 2 Chr 32,20 f.) sagt die Bibel, es habe eine Seuche unter den assyrischen Soldaten, die die Stadt belagerten, gewütet, so dass 185 000 in einer einzigen Nacht gestorben seien und sich die Assyrer darauf hin zurückgezogen hätten. Andererseits steht in 2 Kön 8,4–16, Hiskija habe Sanherib, der noch mit der Belagerung von Lachisch beschäftigt war, bestochen, damit er Jerusalem in Frieden ließ, und ihm dreihundert Silber- und dreißig Goldtalente gezahlt. Sanheribs eigene Aufzeichnungen scheinen eher die letztere Geschichte zu bestätigen, denn in einer Inschrift berichtet er, es sei ein Bestechungsgeld gezahlt worden, das sich tatsächlich auf achthundert Silber- und dreißig Goldtalente belief. Er erklärt sogar:
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»Was Hiskija, den Judäer betrifft, so unterwarf er sich nicht meinem Joch. Ich belagerte sechsundvierzig seiner starken befestigten Städte und zahllose kleine Dörfer in ihrer Nachbarschaft und eroberte sie … ich trieb auf ihnen heraus 200 150 Menschen, jung und alt, Männer und Frauen, Pferde, Maultiere, Esel, Kamele, großes und kleines Vieh ohne Zahl und betrachtete sie als Beute. Ihn selbst [Hiskija] schloss ich als Gefangenen in Jerusalem ein, in seiner Königsresidenz, wie einen Vogel im Käfig« (Sanherib-Prisma im Oriental Institute). Etwas mehr als ein Jahrhundert später griffen Nebukadnezzar und die Neubabylonier – die Nachfolger der Assyrer – Jerusalem an und eroberten die Stadt 597 und noch einmal 586 v. Chr. In der biblischen Darstellung heißt es: »Gegen ihn [König Jojakim von Juda] zog Nebukadnezzar, König von Babel, herauf und legte ihn in Ketten, um ihn nach Babel wegzuführen« (2 Chr 36,6). An anderer Stelle ist zu lesen: »In seinen Tagen zog Nebukadnezzar, der König von Babel, herauf … Der Herr sandte nun die Räuberscharen der Chaldäer [Neubabylonier] … gegen ihn [Jojakim]. Er ließ sie über Juda herfallen und es verwüsten …« (2 Kön 24,1 f.). Diese Berichte bestätigt ein Eintrag für das siebte Regierungsjahr Nebukadnezzars in den Babylonischen Chroniken – zeitgenössischen Berichten über die wichtigsten Ereignisse jedes Jahres, die neubabylonische Priester in Mesopotamien auf Tontafeln festhielten. Sie wurden von Archäologen geborgen und übersetzt. Dort heißt es: »Im 7. Jahr (598), im Monat Kislew, bot der König von Akkad (Babylonien) seine Truppen auf und zog nach dem Hethiterlande. Die Stadt Juda (d. h. Jerusalem) belagerte er. Am 2. Adar eroberte er die Stadt. Den König nahm er gefangen. Einen König
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nach seinem Herzen setzte er dort ein. Seinen schweren Tribut nahm er mit und führte ihn nach Babel« (Chroniken der neubabylonischen Könige). Nebukadnezzars Schreiber stellten mit anderen Worten fest, dass Jerusalem erobert worden war und die besiegten Völker Judas im Jahr 597 v. Chr. nach Babylon gebracht wurden. Damit bestätigt er den biblischen Bericht. Nebukadnezzar und sein Heer taten dasselbe noch einmal im Jahr 586 v. Chr., und für diesen Angriff und die damit einhergehende Zerstörung haben wir archäologische Belege in Form von Asche, Pfeilspitzen und umgestürzten Mauern, die der israelische Archäologe Nahman Avigad in den Jahren nach 1967 im Jüdischen Viertel Jerusalems fand. Wahrscheinlich nahm Nebukadnezzar tatsächlich das hebräische Königshaus und die führenden Bürger Jerusalems als Kriegsgefangene mit, wie die Bibel sagt – damit begann das Babylonische Exil der Juden, das fast fünfzig Jahre dauern sollte (586–538 v. Chr.) –, doch neuere archäologische Forschungen haben gezeigt, dass das Land Juda nicht völlig menschenleer war. Dies widerspricht den bisherigen Vorstellungen, die von der biblischen Darstellung ausgingen. Es gab zwar eine schwere demographische Krise, wie Oded Lipschits von der Universität Tel Aviv es ausdrückte, doch die Begehungen haben bestätigt, dass über 70 Prozent der Bevölkerung in den Jahren nach der Eroberung im Lande blieben – die Orte blieben bewohnt, und es gab keine großflächigen Wüstungen, wie man vielleicht hätte erwarten können. Es bleiben wahrscheinlich meist die Bauern und Angehörige der unteren Schichten zurück, denn die Oberschicht wurde den Quellen zufolge praktisch geschlossen nach Babylon gebracht.
114 Teil II Archäologische Entdeckungen zur Bibel
Insgesamt belegen die relevanten außerbiblischen Inschriften eindeutig, dass die biblische Darstellung tatsächlich genaue Einzelheiten zu Menschen, Orten und Ereignissen des 1. Jahrtausends v. Chr. enthält. Sie bestätigen die Existenz der verschiedenen Könige von Israel und Juda und manchmal sogar den Inhalt ganzer Bibelpassagen – etwa die Einnahme Jerusalems durch Nebukadnezzar im Jahre 597 v. Chr. In keinem Fall ist die biblische Darstellung eines Ereignisses aus dem frühen 1. Jahrtausend v. Chr. bisher von einer außerbiblischen Inschrift komplett widerlegt worden.
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Kapitel 9
Von den Amulettrollen zu den Qumranrollen 1979 konnte Gabriel Barkay, damals Professor an der Universität Tel Aviv, durch die Freilegung etlicher Gräber in Jerusalem in einem Gebiet über dem Hinnom-Tal die Bibelerzählung aus einer einzigartigen neuen Perspektive beleuchten. Die Gräber befinden sich in Ketef Hinnom (der »Schulter des Hinnom«), einem eisenzeitlichen Friedhof südlich des King David Hotel, in der Nähe der schottischpresbyterianischen Kirche St. Andrew. Eines der Gräber – genauer gesagt, eine Grabhöhle (Höhle 24) – wies mehrere Kammern auf. In einer davon (Raum 25) fanden sich die Überreste von mehr als fünfundneunzig Individuen zusammen mit über eintausend Gegenständen, von denen sich mindestens siebenhundert auf den Grabliegen befanden. Neben 263 intakten Gefäßen, zahllosen Goldgegenständen, über hundert Silberschmuckteilen, Pfeilspitzen und Axtköpfen fand sich auch eine Silbermünze, die im 6. Jahrhundert v. Chr. auf der griechischen Insel Kos geprägt worden war. Sie gehört zu den frühesten Münzen,
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die je in Israel gefunden wurden – die Münzprägung war gerade erst zum Beginn des 7. Jahrhunderts v. Chr. in der Türkei erfunden worden. Noch interessanter waren zwei Amulette, die jeweils aus einem kleinen aufgerollten Silberstreifen bestanden: Einer ist fast zehn Zentimeter lang und über zwei Zentimeter breit, der andere fast vier Zentimeter lang und etwa einen Zentimeter breit. Drei Jahre mühevolle Kleinarbeit am Israel Museum waren nötig, um die Streifen ganz zu entrollen. Als das endlich geschafft war, zeigte sich, dass sie in winzig kleiner Schrift graviert waren. Ein Wort der längeren Inschrift sprang Yaakov Meshorer, dem Kurator der numismatischen Abteilung des Israel Museum, ins Auge: YHWH, das Tetragrammaton des Gottesnamens Jahwe (Herr). Später stellte sich heraus, dass das gleiche Wort YHWH auch auf dem kleineren Stück vorkam. Die beiden Inschriften schienen priesterliche Segenssprüche auf Hebräisch zu enthalten, ähnlich dem Priestersegen in Num 6,24 ff., der lautet: »Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.« Noch immer war allerdings nicht klar, was genau denn nun auf den beiden Amuletten stand, denn die Schrift war in den über 2500 Jahren fast unlesbar geworden. Es bedurfte der gemeinsamen Anstrengungen der Mitarbeiter des West Semitic Research Project an der University of Southern California unter der Leitung von Bruce und Kenneth Zuckerman, um den vollen Text der Inschriften mit Hilfe einer Kombination von Foto- und Computertechnik, darunter der Glasfaseroptik, herauszuknobeln.
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Sie konnten schließlich die Lesung der Inschrift auf dem kleineren Stück sichern: Möge er/sie gesegnet sein von Jahwe, dem Krieger [oder Helfer] und dem Bekämpfer des [B]ösen: Möge Jahwe dich segnen, dich behüten. Möge Jahwe sein Angesicht leuchten lassen über dir und dir Fr[ie]den geben.« Die Inschrift auf dem längeren Stück lautet ähnlich, man kann noch lesen:
[…] JHW … der Groß[e… der bewahrt] den Bund und [H]uld gegenüber jenen, die [ihn] lieben, und jenen, die [seine Gebote …] halten. Der Ewige? […]. [der?] Segen mehr als jede [Fal]le und mehr als das Böse. Denn Erlösung ist in ihm. Denn JHWH ist unser Wiederhersteller [und] Fels. Möge JHWH dich segn[en] und [möge er] dich behüten. [Möge] JHWH [sein Gesicht] leuchten lassen … Barkay vermutete, dass die beiden Amulette bald nach der Zerstörung der Stadt durch Nebukadnezzar und die Neubabylonier im Jahr 586 v. Chr. dort deponiert wurden, denn der größte Teil der Keramik und der anderen Gegenstände stammte aus dieser Zeit direkt nach der Eroberung. Man kann zwar nicht genau sagen, wie alt die Amulette sind; die Paläographie verweist – anhand der verwendeten Schriftform – auf das 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr. Sicher ist jedoch, dass sie als die bisher ältesten biblischen Texte überhaupt enorm wichtig sind. Die Tatsache, dass sie sich so eng an das anlehnen, was auch in heutigen Fassungen des Alten Testaments zu lesen ist, steigert ihre Bedeutung nur noch. Man sollte noch anmerken, dass die Amulette bei einer zwar sehr sorgfältigen, aber doch routinemäßig durchgeführten Gra-
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bung eines Teams von Archäologen und Studenten gefunden wurden. Ihre Geschichte ist – einmal abgesehen von ihren Inschriften – auch deshalb so interessant, weil hier Scharfsinn und Einfallsreichtum zusammen mit moderner Technik entschlossene Forscher in die Lage versetzten, die Amulette zu entrollen und die Inschriften zu untersuchen. Ein ähnliches Zusammenspiel von Findigkeit und moderner Technik war und ist auch bei den Qumranrollen nötig, die William Albright einst als den größten Handschriftenfund der Moderne bezeichnete. Die vor mehr als sechzig Jahren gefundenen Schriftrollen wurden größtenteils zwischen dem 3. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. verfasst und sind für Juden wie für Christen von Bedeutung. Entdeckt wurden diese berühmten Rollen ursprünglich nicht von Archäologen, sondern von Beduinen, die sie an Antiquitätenhändler verkauften. Der traditionellen Darstellung der Geschichte nach tränkten 1947 drei junge Männer eines lokalen Beduinenstammes ihre Schafe und Ziegen im rauhen Wüstengebiet nahe dem Westufer des Toten Meeres. Einer von ihnen begann aus Langeweile Steine in den Eingang einer Höhle in einem Felsen hoch über ihm zu werfen. Einer der Steine flog durch den Höhleneingang, und der Junge hörte ein Scheppern. Da es schnell dunkel wurde, ging er ins Lager zurück. Er erzählte seinen beiden Freunden davon, und am Morgen kletterten sie den Felsabhang hinauf und betraten die Höhle, wo sie Stücke eines zerbrochenen Kruges und mehrere heile Krüge fanden. Wenigstens einer von ihnen enthielt verschiedene straff aufgerollte Lederrollen. Enttäuscht, dass sie kein Gold gefunden hatten, sammelten die Jungen die Rollen ein und kehrten in ihr Lager zurück.
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Irgendwann später schlossen sie sich wieder dem Rest ihres Stammes an und hängten die Rollen an eine Zeltstange, bis ihre Wanderungen sie in die Nähe der Stadt Betlehem führten. Dort verkauften sie ihren Fund an einen Antiquitätenhändler namens Kando, der sie, wenn er sie nicht als Antiquitäten weiterverkaufen konnte, zumindest als Rohmaterial für Sandalen zu Geld zu machen hoffte. Kando wiederum kontaktierte Professor Eliezer Sukenik von der Hebräischen Universität Jerusalem, der in seinen Laden in Betlehem kam, um die Rollen zu untersuchen. Sukenik kaufte die drei Rollen und kehrte nur Stunden vor Ausbruch des israelischen Unabhängigkeitskrieges nach Jerusalem zurück. Die Rollen erwiesen sich als überaus wichtig. Eine war eine Abschrift – wenigstens tausend Jahre älter als jede zuvor bekannte Abschrift – des Buches Jesaja aus dem Alten Testament. Die zweite Rolle, heute als Hymnenrolle bekannt, enthielt Lieder und Gebete. Die dritte schließlich, die sogenannte Kriegsrolle, beschrieb eine apokalyptische Auseinandersetzung zwischen den »Söhnen des Lichts« und den »Söhnen der Finsternis«. Nach und nach tauchten vier weitere Rollen auf dem Antiquitätenmarkt auf. Yigael Yadin, Eliezer Sukeniks Sohn (der inzwischen einen hebräischen Namen angenommen hatte), kaufte sie schließlich auf eine Kleinanzeige im Wall Street Journal hin durch einen Mittelsmann. Die Entdeckung dieser ersten Qumranrollen war der Startschuss für einen Wettlauf zwischen Archäologen und Beduinen auf der Suche nach weiteren Rollen. Letztendlich wurden vor allem zwischen 1947 und 1960 sowohl vollständige Rollen wie auch tausende Fragmente in mindestens elf verschiedenen Höhlen in den Felswänden an der Nordwestküste des Toten Meeres in der
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Umgebung der archäologischen Stätte Qumran gefunden. Insgesamt kamen aus diesen Höhlen über achthundert Rollen, intakte wie bruchstückhaft erhaltene, zum Vorschein, die meisten aus der Zeit zwischen 200 v. Chr. und 70 n. Chr. Weitere Rollen sowie Artefakte wie etwa Ledersandalen und geflochtene Körbe wurden in anderen, weiter entfernten Höhlen entdeckt, von denen einige aus der späteren Zeit des Bar-Kochba-Aufstandes 132– 135 n. Chr. stammten, doch es sind vor allem diese über achthundert Rollen aus der Region um Qumran, die in der Öffentlichkeit Aufsehen erregten. Die Entdeckung der Rollen war erst der Anfang der Geschichte. Sie waren jetzt zwar aus den Tiefen der Höhlen geborgen worden, in denen sie seit fast zweitausend Jahren gelegen hatten, doch in ihrer Gesamtheit noch lange nicht übersetzt und veröffentlicht. Einige Rollen wurden sehr schnell zugänglich gemacht, aber noch bis in die 1990er Jahre hinein gab es einen Publikationsstau. Etliche Rollen aus Höhle 4 wurden damals immer noch von einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern untersucht, die Jahrzehnte zuvor die Publikationsrechte zugesprochen bekommen hatten. Erschwerend kam hinzu, dass die Rollen aus jener Höhle in etwa 15 000 kleine Bruchstücke zerfallen waren, wodurch ihre Arbeit eher einem riesigen Puzzle glich, bei dem sie mit einer unbekannten Zahl von Puzzlestücken gleichzeitig arbeiteten – und ohne die Hilfe eines Bildes, das beim Zusammensetzen helfen konnte. Die Verzögerungen bei der Veröffentlichung führten zu allen möglichen abwegigen Verschwörungstheorien, einschließlich des Vorwurfs, der Vatikan unterdrücke die Veröffentlichung der Rollen, weil sie Texte enthielten, die die Grundfesten des Christen-
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tums erschüttern würden. Es genügt wohl zu sagen, dass es keine solche Verschwörung und keine solchen Texte im Korpus der Qumranrollen gab, was sich auch zeigte, als der Veröffentlichungsstau sich schließlich auf löste und die letzten Bände mit Fotografien, Übersetzungen und Kommentaren vom Ende der 1990er Jahre an erschienen. Die Arbeit an den Rollen wird auch heute noch fortgesetzt mit Techniken wie der Infrarotfotografie und der Glasfaseroptik, mit deren Hilfe man die am stärksten beschädigten Fragmente zu lesen versucht. Damit sind vor allem ebenjene Mitarbeiter des West Semitic Research Project befasst, die auch an den Silberamuletten von Ketef Hinnom gearbeitet haben. Bald werden hochauf lösende Digitalfotos aller Fragmente im Internet für jeden Interessierten zugänglich sein. Mit Ausgrabungen im nahegelegenen Qumran vor den Höhlen, in denen die Schriftrollen gefunden worden waren, begann in den 1950er Jahren Pater Roland de Vaux von der École Biblique et Archéologique Française. Seiner Meinung nach war Qumran ein Kloster, dessen Mönche die Rollen verfassten und dann später in den Höhlen hinter der Stätte versteckten, bevor die Römer 68 n. Chr. in das Gebiet einmarschierten, Qumran zerstörten und seine Bewohner vertrieben. Danach blieben die Schriftrollen zweitausend Jahre unangetastet. Spätere Forscher und Ausgräber waren mit de Vaux’ Schlüssen oft nicht einverstanden. Sie vermuteten in der Fundstätte entweder eine römische Villa, eine Keramikmanufaktur oder eine Festung. Sie haben darüber gestritten, ob die Bewohner Essener waren, eine jüdische religiöse Gruppe aus der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr., wie der römische
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Historiker Josephus anzudeuten scheint, oder eine andere jüdische Gruppe wie etwa die Sadduzäer oder Pharisäer. Diskutiert wird auch, ob die Rollen womöglich eigentlich aus Jerusalem oder anderen Teilen Judäas stammten und erst später im Gebiet um Qumran versteckt abgelegt wurden. Unabhängig von solchen akademischen Diskussionen ist klar, dass die Qumranrollen Wichtiges zur Geschichte des Judentums wie des Christentums beitragen. Ihre biblischen Texte sind ein Jahrtausend älter als die ältesten, die man zuvor aus der Zeit um 900 n. Chr. kannte und die 1896 in einer Synagoge in Kairo gefunden worden waren. Sie bieten deshalb Einblicke in die alttestamentliche Textgeschichte und die historische Entwicklung der Texte. Klar ist allerdings auch, dass sie nur eine von wenigstens drei Fassungen des Alten Testaments repräsentieren, die es damals (in Babylon, Palästina und Ägypten) gab, was zeigt, wie unklar die Lage war, bevor der Kanon des Alten Testaments in seiner heutigen Form festgelegt wurde. Aber auch die nichtbiblischen Texte in den Schriftrollen sind faszinierend. So eröffnen etwa die genauen Regeln der Gemeinschaft, die die Rollen verfasste, den Blick auf eine Form des Judentums, die in jenem Gebiet praktiziert wurde, einschließlich verschiedener Ge- und Verbote in Bezug auf Essen, Trinken, Zusammenkünfte usw. Sie zeigen, dass die Verfasser der Rollen ein Armageddon und das Kommen eines Messias erwarteten. Eine Rolle ist auf Kupfer geschrieben, sie wurde in zwei Stücken in Höhle 3 gefunden. Es dauerte Jahre, bis man sie mit Hilfe eines Präzisionsinstruments am Manchester Institute of Technology in England aufschneiden konnte. Sie wurde in kleine Abschnitte zer-
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legt, wieder zusammengesetzt und gelesen. Dabei stellte sich heraus, dass sie ein Inventar von vierundsechzig vergrabenen Schätzen aus Gold, Silber und anderen Kostbarkeiten enthielt. Trotz wiederholter Versuche vor allem von Amateurarchäologen ist nicht einer dieser Schätze gefunden worden. Das liegt wahrscheinlich zumindest teilweise an den doch sehr vagen Angaben; die Hinweise zum ersten Schatz etwa lauten einfach nur: »In der Ruine, die im Tal liegt, gehe vierzig Ellen weit unter den Stufen, die nach Osten führen … dort ist eine Geldtruhe, und der Inhalt [hat] das Gewicht von siebzehn Talenten.« Wir wissen nicht, wofür diese Schätze stehen, ob es sie überhaupt je gab. Wenn die Rolle die Realität widerspiegelt, waren es höchstwahrscheinlich Wertgegenstände aus dem Schatz des Zweiten Tempels in Jerusalem, die beim Ausbruch des Jüdischen Krieges 66 n. Chr. versteckt worden waren, oder der jährliche Zehnte, der für den Tempel bestimmt war, aber dort wegen der Kriegswirren nicht abgeliefert werden konnte. Wenn die Angaben fiktiv sind, stellt sich die Frage, mit welcher Absicht die Rolle geschrieben wurde. Die Qumranrollen enthalten – in manchen Fällen mehrere – Abschriften aller alttestamentlichen Bücher mit Ausnahme des Buches Ester, dessen Fehlen wahrscheinlich nur ein Zufall ist. Es gibt allerdings nicht eine Abschrift eines Buches aus dem Neuen Testament. Dagegen finden sich in den Rollen etliche Aussagen und Vorstellungen, die sich schließlich zu Bestandteilen des christlichen Kanons entwickeln sollten und religiöse Entwicklungen, die sich anbahnten, vorwegnahmen. Besonders interessant ist ein Vergleich der Kriegsrolle, in der beschrieben wird, wie Gott und sei-
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ne Engel den »Söhnen des Lichts« (den Essenern) dabei helfen, ihre Feinde, die »Söhne der Finsternis«, auszulöschen, mit Paulus, der sagt: »Ihr aber, Brüder, lebt nicht im Finstern … Ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages …« (1 Thess 5,4 f.), und mit dem Johannes-Evangelium, in dem es heißt: »… Wer in der Finsternis geht, weiß nicht, wohin er gerät. Solange ihr das Licht bei euch habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichts werdet« (Joh 12,35 f.). Die silbernen Amulettrollen zeigen ebenso wie die Qumranrollen, wie wichtig Textfunde sind. Die meisten archäologischen Artefakte sind stumm, sie müssen von ihren Findern gedeutet werden. Antike Texte und Inschriften dagegen sprechen, sofern man sie übersetzen kann, buchstäblich Bände, und sowohl die Archäologen wie auch die breitere Öffentlichkeit können ihre Stimme hören.
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Kapitel 10
Von Herodes dem Großen zu Jesus von Nazaret Aus archäologischer Sicht bleiben nicht nur zum Alten Testament eine Menge Fragen offen, sondern auch der Text des Neuen Testaments verlangt noch nach vielen Antworten. Von besonderem Interesse sind für Neutestamentliche Archäologen und die breite Öffentlichkeit gleichermaßen zum Beispiel archäologische Belege für den historischen Jesus, die Suche nach Gräbern, etwa dem des Herodes und natürlich nach Jesu Grab, die Frage, ob Johannes der Täufer Essener gewesen sein könnte, das Wissen über das Alltagsleben in Städten wie Caesarea, Kapernaum und Sepphoris in jener Zeit und die Aussagen der Archäologie zum Leben der Apostel. Die Biblische Archäologie des Neuen Testaments beschäftigt sich ganz allgemein mit Ereignissen, die unmittelbar vor, während und nach der Lebenszeit Jesu stattfanden, von der Zeit des Herodes 40 v. Chr. bis zum Tod der Apostel gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. Die Archäologie des Neuen Testaments muss neben Israel und Jordanien (dem Heiligen Land) auch die Türkei, Griechenland
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und Italien abdecken, um die Reisen des Paulus im Mittelmeergebiet und den Tod des Petrus in Rom miteinzubeziehen. Insgesamt umfasst die Neutestamentliche Archäologie eine sehr viel kürzere Zeitspanne (knapp zweihundert Jahre) und einen sehr viel kleineren geographischen Raum (das Mittelmeergebiet) als die Archäologie des Alten Testaments (die sich mit etwa 1500 Jahren und fast dem gesamten Vorderen Orient befasst). Um mit Herodes dem Großen anzufangen: Wir wissen, dass Julius Caesar Herodes’ Vater Antipatros nach 49 v. Chr. zum Verwalter von Judäa ernannte. Gleichzeitig wurden Herodes und sein Bruder Phasael als Gebietsverwalter eingesetzt. Als ihr Vater starb, übernahmen beide gemeinsam dessen Amt, waren aber schon im Jahr 40 v. Chr. mit einem Aufstand konfrontiert. Herodes’ Bruder wurde gefangengesetzt und schließlich getötet, Herodes jedoch f loh durch die Wüste in die Festung Masada. Dort ließ er seine Familie und seine Verlobte Mariamne mit achthundert Soldaten zurück und machte sich auf den Weg nach Rom, um Marcus Antonius und den römischen Senat um Unterstützung zu bitten. Der Senat nahm seine Bitte wohlwollend auf und designierte ihn zum »König der Juden«. Mit der Großmacht im Rücken kehrte Herodes nach Judäa zurück, holte seine Familie und seine Verlobte, eroberte Jerusalem und herrschte für die nächsten Jahrzehnte über Judäa. Masada befestigte er immer stärker, obwohl er dort nie Zuflucht gesucht hatte; dazu kamen unzählige weitere Bauprojekte überall in seinem Herrschaftsbereich. Am bekanntesten ist vielleicht eine Küstenstadt mit Hafen südlich des heutigen Haifa, die Herodes zu Ehren seines Patrons, des römischen Kaisers Caesar Augustus Caesarea Maritima (»Caesarea am Meer«) nannte. Die Stadt
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wurde innerhalb von fast zwölf Jahren, zwischen 22 und 10 v. Chr., auf den Resten früherer Bauten errichtet. Im Jahr 6 n. Chr., nach Herodes’ Tod, wurde Caesarea die Hauptstadt der römischen Provinz Palästina und behielt diesen Status über sechshundert Jahre lang bis 641 n. Chr., als muslimische Heere die Stadt überrannten. Doch selbst danach noch spielte Caesarea Maritima eine wichtige Rolle, vor allem zur Zeit der Kreuzzüge (1099–1271 n. Chr.) und der Mamluken (1250–1517 n. Chr.). Ausgrabungen haben ein Amphitheater, ein Theater (heute für moderne Musicals und Theaterstücke restauriert), ein Hippodrom, einen Palast, einen Aquädukt und Marktplätze ans Licht gebracht, dazu noch Lagerhäuser und Hafenbauten. Gegraben wurde praktisch fast das halbe letzte Jahrhundert hindurch von verschiedenen italienischen, amerikanischen und israelischen Archäologenteams bis heute. Die bisher vielleicht wichtigste Entdeckung für die Biblische Archäologie in Caesarea ist eine lateinische Inschrift aus dem Jahr 30 n. Chr., die Pontius Pilatus, den Präfekten (oder Statthalter) der römischen Provinz Judäa, erwähnt, der im Neuen Testament eine so traurige Rolle spielt. Die Inschrift wurde 1961 bei den italienischen Ausgrabungen im Theater von Caesarea gefunden. Sie dokumentiert eine Weihung von Pontius Pilatus an den Kaiser Tiberius. Die drei fragmentarisch erhaltenen Zeilen lauten: »Tiberieum / [Pon]tius Pilatus / [Praef ]ectus Iuda[eae] –, übersetzt »das Tiberieum / Pontius Pilatus / Präfekt von Judäa«. Die vollständige Inschrift soll folgendermaßen gelautet haben: »Pontius Pilatus, der Präfekt von Judäa, hat dem Volk von Caesarea das Tiberieum (vielleicht einen Tempel zu Ehren des Tiberius) geweiht«. Es ist die ein-
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Sinflut-Tafel. Die neuassyrische Tontafel, die ins 7. Jahrhundert v. Chr. datiert, stammt aus der Bibliothek des Aššurbanipal. Sie ist die elfte von zwölf Tafeln, die eine Fassung des Gilgamesch-Epos überliefern (Seite 97).
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Inschrift am Amun-Tempel in Karnak (dem modernen Luxor). Sie berichtet von einem Angriff des Pharao Scheschonk, der von 945 – 924 v. Chr. regierte, auf das Gebiet von Israel und Juda. Ob der ägyptische Scheschonk jedoch mit dem biblischen Schischak gleichzusetzen ist, ist unklar (Seite 106). II
Tel-Dan-Stele. Die drei erhaltenen Fragmente wurden 1993 und 1994 in dem gleichnamigen Ort in Nordisrael entdeckt. Sie trägt die früheste bisher gefundene außerbiblische Inschrift, die die Existenz des Hauses David belegt (Seite 80).
Ekron-Inschrift. Der Fund datiert von 1996 in Tel Miqne, etwa 37 km südwestlich von Jerusalem. Die Schicht, in der die Inschrift gefunden wurde, wird der Zeit des neubabylonischen Königs Nebukadnezzar zugschrieben, der den Ort 603 v. Chr. zerstört hatte (Seite 82). III
Tel Hazor. Einer der wenigen Orte in Israel, der laut Bibel von den Israeliten zerstört wurde und an dem tatsächlich ein archäologischer Zerstörungshorizont gefunden wurde. Yadin glaubte darin Beweise für den biblischen Bericht der Landnahme im 13. Jahrhundert v. Chr. gefunden zu haben. Mehr dazu auf Seite 62 und 103.
Rampe Lachisch. »Im vierzehnten Jahr des Königs Hiskija zog Sanherib, König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und nahm sie ein.« So heißt es im Alten Testament. Eine der Städte auf dem Weg nach Jerusalem war Lachisch. Davon zeugt eine der ältesten Belagerungsrampen, stratigraphisch freigelegt durch David Ussishkin (Seite 109). IV
Relief Belagerung Lachisch. Nicht nur im Alten Testament, auch auf diesem Relief aus dem Palast des Sanherib in Ninive (Irak) wird vom Feldzug der Assyrer berichtet. Sie eroberten nicht nur das Land, sondern brachten auch tausende judäische Gefangene mit nach Assyrien (Seite 109).
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Der schwarze Obelisk von Salmanasser. Der Obelisk ist ein etwa zwei Meter hohes Steinmonument, das auf etwa 841 v. Chr. datiert wird. Auf dem Stein wird von Jehu als »Sohn Omris« gesprochen. Jener König Jehu, der den König von Israel wie auch den König von Juda laut dem Alten Testament tötete. Mehr dazu auf Seite 108. VI
Herodium. Die imposante Wüstenfestung des Herodes liegt etwa elf Kilometer südlich von Jerusalem. Dort versuchte auch Ehud Netzer das Grab des Herodes zu finden. Laut dem römischen Historiker Josephus soll der Leichnam von Herodes dorthin gebracht worden sein. Nur an welche Stelle? VII
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Der Tempelberg von Jerusalem. Der Tempelberg wurde unter Herodes so erweitert, dass er eine Fläche von fast 14 Hektar einnahm und heute noch einnimmt. Früher galt der Tempel des Herodes als das achte Weltwunder. Mehr dazu ab Seite 129 und 159. IX
Pilatus-Inschrift in Casarea. / Theater von Caesarea. Die Zeilen auf der Inschrift lauten übersetzt »das Tiberieum / Pontius Pilatus / Präfekt von Judäa«. Die einzige bekannte Steininschrift zu Pontius Pilatus wurde 1961 bei Ausgrabungen im Theater von Caesarea gefunden (Seite 129).
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Amulettrolle von Ketef Hinmon / Ketlef Hinmon (»Schulter des Hinnom«) in der Nähe des King David Hotels in Jerusalem. Bei Grabungsarbeiten wurde in Jerusalem eine winzige Amulettrolle gefunden, mit der Abkürzung YHWH – für Jawe. Mit größtem epigraphischem Geschick konnte die Inschrift entschlüsselt werden: Seite 117. XI
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Qumran-Panorama / Qumranrolle (folgende Seiten) In dem eindrucksvollen Panorama von Qumran, nahe dem Toten Meer, fand zwischen 1947 und 1960 ein Wettlauf zwischen Beduinen und Archäologen um die berühmten Schrifttrollen statt (ab Seite 119). Der hebräische Text auf der Schriftrolle beschreibt einen jüdischen Tempel, der niemals gebaut worden ist. XIII
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Galiläisches Boot. Während einer Dürre sank der Wasserspiegel am See Gennesaret so stark, dass im Schlamm ein Boot aus der Zeit zwischen dem späten ersten vor- und dem ersten nachchristlichen Jahrhundert entdeckt wurde. Die Konservierung wurde zu einem Wettlauf mit der Zeit: Ab Seite 136.
Inschrift in der Megiddo Kirche. Ein faszinierendes Mosaik ist aus dem 3. Jahrhundert nach Chr. in Megiddo, dem biblischen Armageddon, erhalten geblieben. Die griechische Inschrift weiht den Platz Jesus Christus. XVI
zige bekannte Steininschrift, in der Pontius Pilatus genannt wird, und bestätigt den ihm verliehenen Titel, der zuvor nur aus dem Neuen Testament bekannt war. Herodes nahm neben Masada und Caesarea noch viele andere Bauprojekte in Angriff. Das berühmteste befand sich in Jerusalem – die Erneuerung des Tempelbergs und die Veränderungen am darauf stehenden Zweiten Tempel. An derselben Stelle hatte sich schon Salomos Tempel (der Erste Tempel) befunden, den die Neubabylonier 586 v. Chr. zerstört hatten. Wie im Buch Esra beschrieben, erlaubte Kyros der Große von Persien den Wiederaufbau des zerstörten Gotteshauses. Der Bau des Zweiten Tempels begann 535 v. Chr. und war um 516 v. Chr. abgeschlossen. Mit relativ wenigen Veränderungen stand dieser Tempel dann die nächsten fünf Jahrhunderte dort. Herodes errichtete eigentlich den dritten hebräischen Tempel an diesem Ort; da allerdings die rituellen Opfer während des Baus weitergingen, blieb die Kontinuität mit dem Zweiten Tempel gewahrt und der Name erhalten. Herodes’ Bauten in den Jahren 19 bis 10 v. Chr. erweiterten den Tempelberg enorm, so dass er bald eine Fläche von vierzehn Hektar einnahm. Diese Größe hat er annähernd noch heute. Die Erweiterungen am Zweiten Tempel machten den Komplex zum achten antiken Weltwunder, und er wird oft als Tempel des Herodes bezeichnet. Laut Josephus wirkte er auf Besucher »wie ein schneebedeckter Berg«. Viele Jesus im Neuen Testament zugeschriebene Ereignisse geschahen in und rings um diesen Tempelkomplex. Jesus sagte sogar die Zerstörung des Tempels voraus (Mt 21,12 ff.; 24,1 ff.) – eine Prophezeiung, die durch die Römer unter Titus im Jahr 70 n. Chr.
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wahr gemacht werden sollte. Bisher sind allerdings nur einige wenige Reste des Tempels freigelegt worden, wahrscheinlich weil die Römer diesen Bereich so gründlich zerstörten. Eine der spannendsten herodianischen Entdeckungen der letzten Jahre machte Ehud Netzer von der Hebräischen Universität Jerusalem in Herodium, der Wüstenfestung des Herodes etwa elf Kilometer südlich von Jerusalem. Netzer, der im Laufe seiner langen Forschungstätigkeit Reste des herodianischen Bauprogramms an vielen Orten freilegte, grub seit 1972 in Herodium. Er konzentrierte sich dabei auf den unteren Palast, eine gewaltige Anlage von der Größe einer Kleinstadt. Die Ausgräber legten Palastgebäude, Gärten, Lagerhäuser, Teiche und Ställe frei. Über dieser »Unterstadt« ragt ein kegelförmiger Berg auf, den Herodes über einem natürlichen Hügel aufschütten ließ, bis er so hoch war, dass man ihn von Jerusalem aus sehen konnte. Der Gipfel lag volle 750 Meter über dem Meer und sah wie ein Vulkankrater aus. In diesem Krater errichtete Herodes einen zweiten, befestigten Palast, der aus einem riesigen runden Hof mit umliegenden Gebäuden, einem Empfangsbereich und einem römischen Bad bestand. Das Ganze war von vier Wachtürmen umgeben. Der römische Historiker Josephus berichtet, Herodes’ Leichnam sei nach seinem Tod in Jericho im Jahr 4 v. Chr. nach Herodium gebracht worden. In einer langen Prozession marschierten Herodes’ Söhne und Verwandte neben der Totenbahre, auf der Herodes in ein Purpurgewand gehüllt lag, mit einem Diadem und einer Goldkrone auf dem Kopf und einem Zepter neben der rechten Hand. Die Bahre aus reinem Gold war mit Edelsteinen besetzt. Wie Josephus uns erzählt, folgten den Verwandten »die Soldaten der Leib-
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wache, die thrakische Abteilung, die Germanen und die Galater, alle in voller Kriegsrüstung. An der Spitze marschierte der übrige Teil des Heeres, geführt von seinen Befehlshabern und Anführern, ebenfalls in vollem Waffenschmuck, und daran schlossen sich fünf hundert Sklaven und Freigelassene, die köstliche Spezereien trugen. So zog man mit dem Leichnam zweihundert Stadien weit nach Herodium, wo er dem Befehle des Verstorbenen gemäß beigesetzt wurde. Das war das Ende des Herodes.« Josephus beschreibt die Lage von Herodes’ Grab oder Mausoleum nicht. Nach jahrelanger vergeblicher Suche im Bezirk des unteren Palastes wandte Netzer seine Aufmerksamkeit 2006 einer Fläche auf halber Höhe des künstlichen Hügels zwischen dem oberen und dem unteren Palast zu. Fast sofort stießen er und sein Team auf Anzeichen dafür, dass sie am richtigen Ort suchten. Sie legten Reste eines monumentalen Kalksteinsarkophags und eines Mausoleums frei, außerdem verschiedene Architekturelemente sowie verzierte Graburnen. Leider waren sowohl der Sarkophag wie auch das Mausoleum übel zugerichtet, und sie fanden nur einen Teil des zehn mal zehn Meter großen Podiums aus großen weißen Steinquadern, auf dem das Grabdenkmal wohl einst stand. Ausgehend von den Architekturresten wie auch von der Lage des Bauwerks vermutete Netzer, dass dieses Grab Herodes dem Großen gehörte und von jüdischen Zeloten während des Jüdischen Kriegs gegen Rom zwischen 66 und 70 n. Chr. zerstört wurde, als die Aufständischen laut Josephus auch Herodium eroberten. Nur wenige menschliche Knochen sind in diesem Bereich gefunden worden, und bisher sind auch keine identifizierenden Inschriften ans Licht gekommen, so dass zwar die meisten Forscher überein-
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stimmend meinen, dass Netzer jetzt eines der Rätsel des Neuen Testaments, die Frage nach dem Grab des Herodes, gelöst habe, eine eindeutige Bestätigung dieser Annahme aber noch aussteht. Jesus wurde unter der Regierung von König Herodes (37– 4 v. Chr.) geboren – irgendwann zwischen 7 und 4 v. Chr. Der Darstellung im Neuen Testament zufolge versuchte Herodes, diesen neuen »König der Juden« loszuwerden, indem er die Ermordung aller männlichen Kinder in Betlehem anordnete. Jesus und seine Eltern jedoch f lohen nach Ägypten, wo sie blieben, bis sich die Nachricht von Herodes’ Tod verbreitete (Mt 2,1–18). Bisher hat die Archäologie noch kein direktes Licht auf die Geburt, das Leben oder den Tod Jesu werfen können. Das heißt, es gibt noch keine archäologischen Belege für den historischen Jesus – oder einen der Apostel, wie man hinzufügen sollte. Die Archäologie beschäftigt sich mit den materiellen Überresten der Vergangenheit, seien es die Reste von Gebäuden, Keramikscherben oder Inschriften auf Stein oder Papyrus. Solange man daher nicht die tatsächlichen Überreste eines Leichnams findet, können die Instrumente der Archäologie selten Beweise für die Existenz eines bestimmten Individuums oder einer Gruppe von Individuen liefern, die in der fernen Vergangenheit lebten. Dennoch haben Biblische Archäologen und Pseudoarchäologen natürlich immer wieder versucht, eine Bestätigung dafür zu finden, dass es Jesus und die Apostel tatsächlich gegeben hat. Beim letzten Versuch in dieser Hinsicht ging es um das sogenannte »verlorene Grab« Jesu, dessen Entdeckung 2007 und 2008 durch die Schlagzeilen ging, nachdem ein Buch und ein Dokumentarfilm unter demselben Titel erschienen waren. Der Film von den Filmemachern
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Simcha Jacobovici und James Cameron wurde im Discovery Channel gezeigt. Das Buch schrieben Jacobovici und Charles Pellegrino. Sowohl im Film wie im Buch behauptete Jacobovici, das Grab Jesu sei drei Jahrzehnte zuvor in Jerusalem entdeckt worden. Tatsächlich war dieses Grab – unter Archäologen eher als das Talpiot-Grab bekannt – 1980 bei Abrissarbeiten für die Fundamente eines Wohnblocks zufällig gefunden worden. Amos Kloner, der Bezirksarchäologe der israelischen Antikenabteilung (heute Antikenbehörde oder Israel Antiquities Authority) für Jerusalem, organisierte eine schnelle Rettungsgrabung, die Yosef Gath leitete. Den Abschlussbericht der Grabungen veröffentlichte Kloner, der heute an der israelischen Bar-Ilan-Universität lehrt, im Jahr 1996. In diesem Bericht wurde keine wie auch immer geartete Verbindung des Grabes zu Jesus oder irgendeinem Familienangehörigen erwähnt, und dazu gab es auch keine Veranlassung, da es keine Verbindung gibt. Jacobovici, der nicht Archäologie studiert hat, aber eine Fernsehserie mit dem Titel The Naked Archaeologist moderierte, hat im Laufe der letzten Jahre einen Sensationsfund nach dem anderen gemacht und diese Funde fast immer kurz vor Ostern bzw. dem Passahfest als Film veröffentlicht. Der erste war Der Exodus – Wahrheit oder Mythos? (2006), dann Das Jesus-Grab (2007), gefolgt von Secrets of Christianity: Nails of the Cross (2011) und zuletzt The Jesus Discovery (2012), in dem es um die Auffindung von angeblich judenchristlichen Gräbern geht, die Jacobovici den Jüngern Jesu zuschreibt. Sehr viele Wissenschaftler haben sich mit diesen Funden beschäftigt und sie widerlegt. Die große Mehrheit von ihnen hält Jacobovicis Behauptungen für nicht glaubwürdig.
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Archäologen kritisierten Jacobovicis Dokumentarfilm heftig und protestierten gegen die Manipulation von Funden und Befunden und die Naivität, die mit dieser Behauptung einherging. Jodi Magness, Biblische Archäologin und Professorin für Religionswissenschaften an der University of North Carolina in Chapel Hill, sagte, die Behauptung sei reine Effekthascherei ohne jede wissenschaftliche Basis oder Rückendeckung. Joe Zias, ehemaliger Kurator für Anthropologie und Archäologie bei der israelischen Antikenbehörde, der an der ursprünglichen Bergung des Grabes beteiligt gewesen war, nannte den Film intellektuell und wissenschaftlich unredlich. Aus Archäologensicht bleibt das Grab Jesu und seiner Familie unentdeckt, und man vermutet es eher in ihrer Heimatstadt Nazaret als in Jerusalem. Archäologen können die Behauptungen verantwortungsloser Filmemacher widerlegen, und sie können die materielle Kultur zur Zeit Jesu und der Apostel erhellen – zum Beispiel, was die Menschen aßen, welche Kleidung sie trugen und wie ihre Häuser und Gebäude in den Städten Galiläas, in Sepphoris, Kapernaum und Jerusalem, aussahen. So kann die Archäologie bis zu einem gewissen Grad die Einzelheiten in den Schriften der Apostel und des Historikers Josephus konkretisieren. Die Ausgräber der Stadt Sepphoris etwa – die nur etwas mehr als sechs Kilometer von Nazaret entfernt in Galiläa liegt – beschreiben das Leben im 1. Jahrhundert n. Chr. dort als stark jüdisch geprägt, als nicht so hellenistisch oder römisch, wie man zuvor angenommen hatte. Sepphoris war erstmals 20 n. Chr. und dann wieder von 61 n. Chr. an die Hauptstadt von Galiläa. In den vier Jahrzehnten dazwischen diente die neue Stadt Tiberias am Ufer des Sees Gen-
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nesaret als Hauptstadt, aber Sepphoris war ganz sicher kein Provinznest. Wie Eric Meyers, Biblischer Archäologe an der Duke University und einer der Ausgräber von Sepphoris, erklärte, war es architektonisch anspruchsvoll gestaltet, »mit gepflasterten, von Säulengängen gesäumten Straßen; einer Wasserversorgung, womöglich mit Thermen auf dem Ostplateau und einer Art öffentlichem Wasserspeicher näher an der Akropolis; mehrstöckigen Häusern und wichtigen öffentlichen Gebäuden, darunter einer großen Säulenhalle, ebenfalls auf dem Ostplateau.« Ähnlich haben die Ausgräber von Kapernaum, der Stadt am See Gennesaret, in der Jesus in den Jahren, bevor er nach Jerusalem ging, lebte und predigte, nicht nur bestimmte Gebäude gefunden – wie etwa die Synagoge und Kirchen, die über dem Ort errichtet wurden, an dem der Überlieferung nach das Haus des heiligen Petrus stand –, sondern auch Belege dafür, dass Kapernaum im 1. Jahrhundert n. Chr. ziemlich wohlhabend war. John Laughlin, Professor für Religion an der Averett University, schreibt, dass »Kapernaum, der Mittelpunkt von Jesu Wirken in Galiläa, ganz und gar kein armes, isoliertes Dorf war, sondern durchaus wohlhabend … In den nächsten Jahrhunderten wuchs Kapernaum und florierte weiterhin, auch als christliches Pilgerzentrum …« Offenbar kurbelte der Tourismus damals wie heute die Wirtschaft an, und seitdem profitiert die Stadt davon.
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Kapitel 11
Vom galiläischen Boot zum Mosaik aus dem Gefängnis von Megiddo Archäologische Entdeckungen mit Bezug auf die Bibel tauchen oft ganz unerwartet auf. So litt Israel zum Beispiel 1985 und 1986 unter einer schweren Dürre. Damals sank der Wasserspiegel des Sees Gennesaret dramatisch, und große Flächen des Seebetts waren zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder sichtbar. Nahe Kapernaum kam, als sich das Wasser des Sees zurückzog, ein wichtiger Fund zum Vorschein, der nur noch darauf wartete, entdeckt zu werden. Moshe und Yuval Lufan, zwei Brüder aus dem nahegelegenen Kibbuz Ginnosar, nutzten die Gelegenheit, die jetzt zugänglichen morastigen Flächen zu erkunden. Wie Shelley Wachsmann, heute Professor für Biblische und Unterwasserarchäologie an der Texas A&M University, erzählt, wühlte ein Traktor, der im Schlamm des Seebetts steckengeblieben war, bei dem Versuch, aus dem Schlick freizukommen, ein paar antike Münzen hoch. Die beiden jungen Männer suchten die Gegend ab und entdeckten einige antike Ei-
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sennägel, bevor sie auf ein Boot stießen, das so tief im Schlamm begraben lag, dass nur die Umrisse zu sehen waren. Wachsmann, der damals als Inspektor für Unterwasserdenkmäler für die israelische Antikenbehörde arbeitete, wurde zur Untersuchung des Fundes an den See geschickt. Bei ersten Grabungen im und in der Nähe des Bootes kamen ein Kochtopf und eine Öllampe zum Vorschein, beide aus römischer Zeit. Weil die Nachricht von der Entdeckung des Bootes an die Medien durchgesickert war und weil der Wasserspiegel des Sees wieder zu steigen begann, musste man unverzüglich mit einer richtigen Grabung beginnen – für die übliche Vorplanung und Beschaffung von Geldmitteln, die Monate oder sogar Jahre in Anspruch nehmen können, war keine Zeit. Die ganze Grabung dauerte nur elf Tage. In dieser Zeit schafften es die Archäologen, Konservatoren und etliche Freiwillige aus dem ganzen Land, die rund um die Uhr im Einsatz waren, das freizulegen, was von Schiffskörper und Auf bauten des Bootes übriggeblieben war. Sie packten alle Überreste in eine »Zwangsjacke«, wie Wachsmann es nennt, aus Polyurethanschaum und und zogen das Boot so über den See zum Yigal Allon Museum im Kibbuz Ginnosar. Dort wurde schnell ein Becken gebaut und das ummantelte Boot hineingehoben. Nach mehrjähriger Konservierungsarbeit durch Orna Cohen und ihr Team ist das Boot heute öffentlich ausgestellt, man kann es in einem eigenen Flügel des Museums besichtigen. Die Ausgräber kamen zu dem Ergebnis, dass das Boot vor allem aus einem Eichenrahmen mit einer Beplankung aus Zedernholz bestand. Allerdings kamen beim Bau auch fünf weitere Holzarten zum Einsatz. Das Boot war 8 Meter lang, 2,3 Meter breit und 1,4
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Meter hoch, mit rundem Heck. Es hatte wahrscheinlich einen Achtersteven, der ein Steuerruder und einen Mast trug, so dass es gesegelt und auch gerudert werden konnte. Mit wohl fünf Mann Besatzung, zwei Ruderern pro Seite und einem Steuermann, konnte es bis zu zehn Passagiere aufnehmen. Wachsmann geht davon aus, dass das Boot, womöglich nach einem langen und nützlichen Leben, als Abfallholz endete, nachdem viele noch verwendbare Holzteile entfernt worden waren. Der Rest des Rumpfes wurde in den See hinausgeschoben und sank dort auf den Seegrund, wo er fast zweitausend Jahre später wiedergefunden wurde. Siebzehn datierbare Keramikstücke – darunter die vollständige Lampe und der Kochtopf, die in den ersten Tagen gefunden worden waren – kamen bei der Grabung ans Licht. Sie alle verweisen auf den Zeitraum vom späten 1. Jahrhundert v. Chr. bis in die Jahre um 70 n. Chr., also ein paar Jahrzehnte vor bis ein paar Jahrzehnte nach der Lebenszeit Jesu. Die Radiokarbondatierung bestätigte diese Ergebnisse. Das Holz des Bootes wurde auf die Zeit zwischen 120 v. Chr. und 40 n. Chr. datiert. Allerspätestens sank das Boot irgendwann während des Jüdischen Krieges gegen Rom, der von 66 bis 70 n. Chr. dauerte. Frühestens wurde es schon zu Lebzeiten Jesu im See versenkt. Die Entdeckung des Bootes – des einzigen, das aus dieser Zeit in dieser Region bekannt ist – erweitert unser Wissen über die Segeltechnik und den Bootsbau der Zeit, da Archäologen das Aussehen und die Baumethoden am Objekt studieren können, statt ihre Schlüsse nur aus Mosaikbildern oder Beschreibungen in der Bibel zu ziehen. Leider kennen wir den Besitzer des Bootes nicht und wissen nicht, ob es womöglich irgendeine Rolle bei den Ereignis-
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sen spielte, von denen die neutestamentlichen Geschichten von Jesu Wirken am und auf dem See Gennesaret erzählen. Biblische Archäologen haben im Heiligen Land weitere Gegenstände gefunden, die man mit Geschichten aus dem Neuen Testament in Verbindung bringen kann. Manche kamen bei regulären Grabungen ans Licht, etwa in Sepphoris oder Kapernaum; andere wurden zunächst zufällig gefunden, und die Archäologen wurden dann schnell dazugeholt. Zur letzteren Kategorie gehören die Gruft und das Ossuarium des Kajaphas, eines besonders berüchtigten Menschen, den man mit dem Leben Jesu in Verbindung bringt. Kajaphas war zwischen 18 und 36 n. Chr. Hohepriester in Jerusalem, also auch in der Zeit, in der Jesus angeblich festgenommen und vor Gericht gestellt wurde (Joh 18,12–14.24–28; Lk 3,1 f.). Man kennt ihn vielleicht vor allem wegen seines Ausspruchs über Jesus und die Juden, dass »es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht« (Joh 11,49–53; 18,14). Im Jahr 1990 wurde das sogenannte Ossuarium (oder Ossuar) des Kajaphas – eine Steinkiste, die womöglich die Knochen von Kajaphas oder Angehörigen seiner Familie enthielt – entdeckt, als ein schwerer Lastwagen beim Bau eines Wasserparks in Jerusalems Peace Forest, südlich des Tempelbergs und knapp unterhalb der Haas-Promenade, durch die Decke einer Grabhöhle brach. Das dann von Zvi Greenhut von der israelischen Antikenbehörde freigelegte Grab befindet sich inmitten eines großen Friedhofs mit in den Fels geschnittenen Grabkammern aus der Zeit zwischen dem 1. vorchristlichen und dem 1. nachchristlichen Jahrhundert. In diesem einen Familiengrab allein fanden sich ein Dutzend Ossuarien. Alle enthielten Knochen von verwesten Leichen, die
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in Form eines Sekundärbegräbnisses später in diesen Steinkästen gesammelt worden waren. So konnte das Grab mit seiner begrenzten Zahl von Felsnischen mehr Tote fassen – sie verwesten in den Nischen und wurden dann schließlich jeweils in einem Ossuarium beigesetzt. Auf einer dieser Kisten war das Wort »Qafa« (aramäisch für den griechischen Namen Kajaphas) eingeritzt worden. Es war der erste Hinweis darauf, dass die Archäologen hier womöglich über das Grab der Familie des Kajaphas gestolpert waren. Mehrere Kisten im Grab enthielten die Knochen von mehr als einem Toten. In einem reich verzierten Ossuarium fanden sich sogar die sterblichen Überreste von sechs Individuen – eine erwachsene Frau, ein Heranwachsender, ein kleines Kind und zwei Babys, aber auch ein Mann, der bei seinem Tod wohl etwa sechzig Jahre alt war. Diese Knochen hat man vorsichtig als die des Kajaphas aus dem Neuen Testament identifiziert. Zwei Inschriften auf dem Steinkasten, »Yehosef bar Qafa« und »Yehosef bar Qayafa«, können als aramäische Versionen der griechischen Worte »Joseph, Sohn des Kajaphas« oder vielleicht sogar »Joseph aus der Familie Kajaphas« verstanden werden. Der römische Historiker Josephus sagt, Kajaphas habe mit vollem Namen Joseph Kajaphas gehießen, sei aber einfach nur Kajaphas genannt worden – »der Hohepriester Joseph, der auch Kajaphas hieß« (Josephus, Jüdische Altertümer 18,2,2; 18,4,3). Der Joseph der Inschrift auf dem Ossuarium könnte also der Kajaphas des Neuen Testaments gewesen sein. Allerdings ist diese Gleichsetzung alles andere als zwingend, denn Tote wurden in der Antike oft mehrmals umgebettet und sogar in Ossuarien verstaut, die ihnen ursprünglich gar nicht zugedacht waren.
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Falls es sich jedoch tatsächlich um Kajaphas handeln sollte, wäre er einer der sehr wenigen Menschen, von denen im Neuen Testament die Rede ist und deren sterbliche Überreste von Archäologen identifiziert worden wären. Damit ist diese Entdeckung bedeutsamer, als sie es ohne die Inschrift auf dem Ossuarium und mit einem unbekannten Toten wäre, denn dann wäre, eine Identifizierung vorausgesetzt, wenigstens bestätigt, dass die im Neuen Testament vorkommenden Personen tatsächlich gelebt haben und nicht erfunden sind. Selbst einige wichtigere Menschen aus dem Neuen Testament, wie etwa Johannes der Täufer, haben kaum Spuren ihrer Existenz hinterlassen. Deshalb zeigte die Öffentlichkeit enormes Interesse, als Shimon Gibson, ein britischer Archäologe, der schon lange in Jerusalem arbeitete, erklärte, er habe eine Höhle gefunden, die mit Johannes dem Täufer verbunden sei. Er legte seine Argumentation in einem Buch mit dem Titel The Cave of John the Baptist: The Stunning Archaeological Discovery that has Redefined Christian History (2004) dar. Gibson hatte an den Wänden einer Höhle in der Nähe des Dorfes Ain Kerem, das in der Überlieferung als der Geburtsort Johannes’ des Täufers gilt, geritzte Bilder eines Mannes mit Stab, eines Hundes und eines Kopfes gefunden. Er deutete sie als bildliche Darstellungen der Lebensgeschichte des Johannes. Zudem fand er einen ovalen Stein mit einer Vertiefung in Form eines Fußes, der seiner Meinung nach bei rituellen Fußwaschungen Verwendung gefunden haben könnte. Doch nach fünf Jahren Arbeit in der Höhle räumten Gibson und sein Kollege James Tabor, ein Bibelwissenschaftler von der University of North Carolina in Charlotte, ein, dass die Höhlenmalereien frühestens aus byzantinischer Zeit
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(4. bis 7. Jahrhundert n. Chr.) stammten und dass es keine direkte Verbindung zu Johannes dem Täufer gibt. Gibson vermutet, dass die Höhle vielleicht von christlichen Mönchen oder anderen Gläubigen genutzt wurde, die ihrerseits eine Verbindung zu Johannes dem Täufer sahen, und erklärt die eingeritzten Zeichnungen so. Gibsons Deutungen sind interessant, doch nur wenige Forscher haben sich seiner Meinung angeschlossen. Im Jahr 2008 vertrat Joe Zias, ehemals Angestellter der israelischen Antikenbehörde, vielmehr die Ansicht, dass die meisten Bilder aus der Zeit der Kreuzzüge stammen und sich nicht auf Johannes den Täufer, sondern auf Lazarus, den Schutzheiligen der Leprakranken, beziehen. Zur Leprabehandlung gehörten auch Fußwaschungen der Erkrankten. Bei anderen interessanten, aber unbewiesenen Vermutungen der letzten Jahre zu Johannes dem Täufer geht es um dessen Betonung der Taufe und die Tatsache, dass es in Qumran viele Becken – wahrscheinlich jüdische Tauchbäder zur rituellen Reinigung (Mikwaot) – gibt. Die Kombination der Existenz dieser Mikwaot in Qumran, der Vorstellung, dass dort Essener gelebt haben könnten, und der Annahme, dass die Idee der christlichen Taufe vielleicht von der jüdischen Praxis des rituellen Tauchbads in der Mikwe abgeleitet sein könnte, hat einige Wissenschaftler zu einer dreischrittigen Theorie geführt: dass Johannes irgendwann selbst zumindest kurz in Qumran gelebt habe; dass er womöglich Essener gewesen sei (selbst wenn er weder im Neuen Testament noch bei Josephus als solcher bezeichnet wird); und dass er die Idee der Taufe von der Verwendung der Ritualbecken in Qumran abgeleitet haben könnte. Man sieht sofort, dass diesen Annahmen sehr viel Spekulation zugrunde liegt, aber wenig Archäologie.
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Was nun den tatsächlichen Gottesdienst betrifft, den Jesus und seine Anhänger einführten, so fanden sich die interessantesten Belege dafür im November 2005 in einem Hochsicherheitsgefängnis nur wenige hundert Meter von der berühmten archäologischen Stätte von Megiddo (dem biblischen Armageddon) im Jesreel-Tal entfernt. Bei Bauarbeiten zur Erweiterung des Gefängnisses entdeckten Arbeiter ein faszinierendes Mosaik in einem Bauwerk, das offenbar von römischen Soldaten benutzt wurde und heute auf das 3. Jahrhundert n. Chr. datiert wird. Das vierteilige Mosaik bedeckte den Boden im Norden, Süden, Westen und Osten rund um das Zentrum des Raumes, wo früher ein Tisch gestanden hatte, der für die Eucharistie genutzt wurde. Die Flächen im Osten und Westen zeigen nur geometrische Muster, im Norden und Süden jedoch finden sich griechische Inschriften. Im Norden ist im Mosaik der Name des römischen Zenturios Gaianus zu lesen, der das Mosaik bezahlte, und der des Brutius, der es legte. Auch zwei Fische sind zu bewundern, frühchristliche Symbole, die vielleicht auf die Speisung der Fünftausend zurückgehen und als Sinnbild für Jesus verwendet wurden, mehrere Jahrhunderte bevor das Kreuz zum universellen Symbol der christlichen Religion wurde. In Übersetzung lautet die Inschrift folgendermaßen: »Gaianus, auch Porphyrius genannt, Zenturio, unser Bruder, hat das Pflaster auf eigene Kosten als großzügigen Akt finanziert. Brutius führte die Arbeit aus«. Der südliche Teil enthält zwei Inschriften. Rechts (oder im Osten) sind vier Frauennamen zu lesen. Der Betrachter wird gebeten, »der Primilla und Cyriaca und Dorothea und vor allem auch der Chreste« zu gedenken. Links (oder im Westen) befindet sich
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die interessanteste Inschrift, die besagt, dass der Eucharistietisch in der Mitte des Raums von einer Frau namens Akeptous bezahlt wurde: »Die Gott liebende Akeptous hat diesen Tisch dem Gott Jesus Christus zum Gedenken gegeben«. Es ist die früheste bisher gefundene Inschrift in Israel – und vielleicht überhaupt auf der Welt –, die Jesus Christus erwähnt. Die in den Inschriften genannten Menschen sind nicht identifiziert worden, doch sie gehörten wahrscheinlich einer christlichen Gemeinde unter den Soldaten der römischen Sechsten Legion an, die in jenen Jahrhunderten im Gebiet um Megiddo stationiert war. In der wissenschaftlichen Debatte geht es darum, ob das Gebäude, in dem das Mosaik gefunden wurde, eine Kirche war. Es hatte wohl kaum den Kirchengrundriss, den wir heute kennen. Christliche Kirchen in dieser Form gab es im 3. Jahrhundert noch nicht, sie tauchen erst nach dem Edikt von Mailand 313 n. Chr. auf, in dem Kaiser Konstantin das Christentum zur geduldeten Religion erklärte, die man ohne Angst vor Bestrafung ausüben durfte. Erst danach wurden etwa die Grabeskirche in Jerusalem oder die Geburtskirche in Betlehem errichtet. Einige Wissenschaftler sind der Ansicht, dass das Gebäude, in dem das Mosaik lag, eine sogenannte Hauskirche gewesen sein könnte, wie sie offenbar im 2. und 3. Jahrhundert benutzt wurden, als das Christentum noch verboten war; damals mussten die Orte, an denen christliche Gottesdienste gefeiert wurden, so unauffällig wie möglich sein. Diese Orte der Gottesverehrung trugen verschiedene Namen, darunter auch ecclesia und domus Dei (Haus Gottes). In der Entstehungszeit der Mosaiken galt das Christentum im Römischen Reich als verbotene Religion, Christen konnten be-
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straft werden. Allerdings sahen die römischen Behörden oft über die Aktivitäten einer Vielzahl verfemter Religionen hinweg – darunter die sogenannten Mysterienkulte wie etwa die Anbetung der östlichen Götter Mithras, Osiris oder Orpheus –, solange die Anhänger dieser Religionen daneben auch das Pantheon der offiziellen römischen Götter und Göttinnen verehrten. Aber dennoch gehörte die Provinz Syria Palaestina, wie sie damals hieß, im 3. Jahrhundert einschließlich des Gebiets um Megiddo zum Römischen Reich, und wer sich dort in den Mosaikinschriften mit Namen nennen ließ, setzte womöglich sein Leben aufs Spiel. Dass die Namen an so prominenter Stelle zu lesen waren, spricht vielleicht für die Tiefe des persönlichen Glaubens ihrer Träger. Andererseits könnte die Datierung um ein Jahrhundert danebenliegen, und von 313 an durfte man den christlichen Glauben ohne Angst vor Strafe praktizieren, so dass die Geschichte nicht so dramatisch aussähe. Inzwischen aber haben wir uns weit von den Ereignissen entfernt, von denen im Neuen Testament die Rede ist, und uns jenseits der weitesten Grenzen der Biblischen Archäologie in die Archäologie der byzantinischen Zeit und der Spätantike begeben, und das wäre wieder ein ganz anderes Thema.
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Kapitel 12
Fabelhafte Funde oder fantastische Fälschungen? In einer besonders interessanten neueren Diskussion in der Biblischen Archäologie geht es um drei Artefakte, die seit den 1990er Jahren ins Blickfeld geraten sind. Sie zählen entweder zu den wichtigsten Funden, die je im Bereich der Biblischen Archäologie gemacht wurden, oder zu den größten Schwindeleien, mit denen man je eine leichtgläubige Öffentlichkeit hinters Licht geführt hat. Ich spreche von einem Granatapfel aus Elfenbein mit Inschrift, der vielleicht aus dem Tempel Salomos in Jerusalem stammt; einem Ossuarium, das laut Inschrift die Knochenkiste von Jakobus, dem Bruder Jesu, sein soll; und von der Joasch-Inschrift, die angeblich Reparaturen am Tempel Salomos auf Befehl von König Joasch dokumentiert, der von etwa 836 bis 798 v. Chr. in Jerusalem herrschte. Alle drei Gegenstände haben die Fantasie der Öffentlichkeit angeregt und wurden in der Biblical Archaeology Review vorgestellt, einer populärwissenschaftlichen Zeitschrift, die Hershel Shanks
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herausgibt – ein Rechtsanwalt, der die Biblical Archaeology Society in Washington (D. C.) gegründet hat und als der einf lussreichste Amateurarchäologe im Bereich der Biblischen Archäologie bezeichnet worden ist. Alle drei Artefakte sind von verschiedenen Wissenschaftlern nach Untersuchungen mit leistungsstarken Mikroskopen, petrographischen Analysen der Materialien und Analysen der Inschriften als Fälschungen an den Pranger gestellt worden, aber sie werden von Shanks und einigen wenigen Wissenschaftlern leidenschaftlich als echt verteidigt. Die Geschichte begann im Jahr 1979, als André Lemaire, ein angesehener Epigraphiker und Professor an der Sorbonne in Paris, den Laden eines Antiquitätenhändlers in Jerusalem betrat. Er fragte dort nach antiken semitischen Inschriften, was zwar heute unter Biblischen Archäologen verpönt ist, weil es den Schwarzmarkt fördert, damals aber durchaus üblich war. Lemaire bekam einen kleinen Granatapfel aus Elfenbein gezeigt, nicht einmal fünf Zentimeter hoch, der angeblich einem anonymen Sammler gehörte. Er war aus dem Eckzahn eines Nilpferds gefertigt. Ein Stück des Fruchtkörpers war ebenso abgebrochen wie zwei der ursprünglich sechs Blätter, die sich über der Frucht erhoben. Oben auf dem Fruchtkörper, gerade unterhalb des kurzen Stengels, aus dem die Blätter hervorgehen, waren ringförmig paläohebräische Buchstaben in das Elfenbein geritzt. Diese Buchstabenschrift wurde in Juda bis zur Rückkehr der nach Babylon verschleppten Gefangenen im Jahr 539 v. Chr. verwendet. Nachdem Lemaire Fotos gemacht und die Inschrift unter dem Mikroskop begutachtet hatte, kehrte er nach Paris zurück. 1981 schrieb er einen wissenschaftlichen Aufsatz in der Revue Biblique,
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dann 1984 auch einen eher allgemein gehaltenen Artikel in der Biblical Archaeology Review. Er identifizierte den Granatapfel als Aufsatz eines Ritualstabs oder eines Zepters, dessen Stab in ein kleines Loch passte, das man an der Unterseite der Frucht erkennen kann. Er datierte den Granatapfel auf das 8. Jahrhundert v. Chr. und vermutete, dass er wahrscheinlich den Priestern gehörte, die im Tempel in Jerusalem Dienst taten. Lemaire kam zu diesem verblüffenden Schluss anhand der teilweise abgebrochenen Inschrift, die er zu lby[t yhw]h qdsû khnm (»Zum Tempel des Herrn [JHWH] gehörend, heilig den Priestern«) ergänzte. Wenn er mit seiner Schlussfolgerung recht hätte, wäre der Granatapfel das erste heilige Objekt, das bewiesenermaßen aus dem Tempel Salomos stammt. Kurz darauf wurde der elfenbeinerne Granatapfel aus Israel hinausgeschmuggelt und 1985 bei einer Ausstellung in Paris gezeigt. Drei Jahre später wurde er, nachdem Nahman Avigad von der Hebräischen Universität Jerusalem noch einmal die Echtheit bestätigt hatte, für 550 000 Dollar an das Israel Museum verkauft. Ganz allgemein geht man davon aus, dass der hohe Preis aufgrund der Gutachten von Lemaire und Avigad zustande kam. Um seine Bedeutung zu unterstreichen, wurde der Elfenbeingranatapfel als Einzelstück in einer Glasvitrine in einem sonst leeren Raum des Israel Museum ausgestellt. 2004 allerdings verschwand er plötzlich aus der Ausstellung, und das Museum gab eine Presseerklärung heraus, derzufolge er sich als Fälschung entpuppt hatte. Tatsächlich war eine erstmals im September 2004 zusammengetretene Expertengruppe zu dem Schluss gekommen, dass der Granatapfel an sich zwar alt, die Inschrift jedoch eine Zutat jüngeren Datums sei. In ihrem Bericht
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war zu lesen: »Im Gegensatz zum hohen Alter des Granatapfels selbst sind die Inschrift und das patinaähnliche Material auf der Inschrift eine jüngere Fälschung … Die Inschrift wurde auf dem Granatapfel angebracht, nachdem er schon in der Antike zerbrochen war, was zu einigen neueren Absplitterungen durch den Druck des Gravierwerkzeugs am Rand des alten Bruchs führte. Deshalb sind [die hebräischen Buchstaben] taw, he und yod unvollständig in Bezug auf den Bruch im Granatapfel.« Die Echtheit des Granatapfels und seiner Inschrift wurde nicht zum ersten Mal in Frage gestellt, doch diesmal schien das Ganze in ein Muster zu passen: Eine Gruppe von Händlern und Sammlern hatte sich angeblich zusammengetan, um mit gefälschten Inschriften auf echt antiken Stücken deren Wert in die Höhe zu treiben. Der Granatapfel ist seitdem mehrmals von weiteren Experten untersucht worden, die mit Hilfe mikroskopischer Untersuchungen klären wollten, ob die Inschrift eingeritzt wurde, bevor oder nachdem das große Stück vom Fruchtkörper abgesplittert war. Dahinter steckte eine einfache Überlegung – wenn die Inschrift echt war, sollten die Buchstaben sich direkt bis in den alten Bruch hinein fortsetzen. Wenn die Beschriftung aus neuerer Zeit stammte, würden die Lettern womöglich ein paar Millimeter vor dem Bruch enden, weil der Fälscher Angst hatte, noch mehr von dem originalen Elfenbein abzubrechen, wenn er wirklich bis zum Rand ging. Einig waren sich alle Fachleute schließlich darin, dass der Granatapfel selbst ein antikes Stück ist und wahrscheinlich aus der späten Bronzezeit, also dem 13. oder 12. Jahrhundert v. Chr. stammt. Nicht eindeutig klären konnten sie, ob die Inschrift darauf aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., also aus der Zeit des Ersten Tempels, oder
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aus dem späten 20. Jahrhundert n. Chr. stammt. Diese Frage bleibt trotz aller wissenschaftlichen Tests offen. Alles hängt an drei kleinen hebräischen Buchstaben. Größere Schlagzeilen als der elfenbeinerne Granatapfel machte das sogenannte Ossuarium des Jakobus, das Shanks mit großem Trara auf einer Pressekonferenz im Oktober 2002 vorstellte. Seine Zeitschrift, die Biblical Archaeology Review, brachte den Fund in der Ausgabe November/Dezember 2002 als Titelgeschichte heraus. Ossuarien findet man im Heiligen Land gar nicht so selten; es sind Steinkästen, die Knochen eines (oder mehrerer) Toten enthalten, die nach der Verwesung der Leichen eingesammelt und als Sekundärbestattung in diesen Kisten beigesetzt wurden (siehe Kap. 11). Das Ungewöhnliche an diesem einen Ossuar ium ist die Inschrift, die in aramäischer Sprache in eine Seitenwand geritzt worden war: Yaakov bar Yoseph, Achui de Yeshua (»Jakob, Sohn des Joseph, Bruder des Jesus«). Als die Medien weltweit am Morgen nach der Pressekonferenz über das Jakobus-Ossuarium berichteten, schlugen die Wellen hoch. Man bejubelte den Fund als wichtige Entdeckung – schließlich war er womöglich der erste materielle Beweis für die Existenz Jesu überhaupt. Die Spätnachrichten im Fernsehen machten mit der Geschichte auf, und auch die großen Zeitungen und Zeitschriften in den Vereinigten Staaten und in der ganzen Welt beschäftigten sich damit. Das Jakobus-Ossuarium gehörte Oded Golan, einem Antiquitätensammler aus Tel Aviv, der sagt, er habe es Mitte der 1970er Jahre gekauft und ein paar Jahre auf dem Balkon der Wohnung seiner Eltern abgestellt, bis er es in seine eigene Wohnung mitnahm. Golans
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Interesse an der Antike war schon in sehr jungen Jahren erwacht: Bereits als Zehnjähriger soll er bei einem Ausflug nach Hazor eine heute berühmte kleine Keilschrifttafel entdeckt haben. Golan behauptet, er habe die Inschrift auf dem Ossuarium gesehen und davon gewusst, seit er es zuerst von einem Ost-Jerusalemer Antiquitätenhändler in der Altstadt von Jerusalem gekauft hatte, aber ihm sei die Bedeutung anfangs nicht bewusst gewesen. Er habe geglaubt, dass »sich die Inschrift auf drei Generationen bezieht, denn das einzige, was [er] sicher lesen konnte, waren die drei Namen, Yaakov, Yosef und Yeshua«. Und er habe nicht gewusst, dass Jesus überhaupt Geschwister hatte. Golans eigener Darstellung nach lud er 2002 André Lemaire, den Inschriftenkundler für semitische Sprachen an der Sorbonne, ein, sich ein anderes der vierzig Ossuarien in seiner Sammlung näher anzusehen, um eine vierzeilige aramäische Inschrift zu entziffern. Dabei fragte Lemaire, ob er noch weitere beschriftete Stücke besitze. Golan zeigte ihm ein paar Fotos, darunter ein Bild des JakobusOssuariums, das damals im Depot stand. Auf Lemaires Bitten hin holte Golan das Ossuarium und gestattete dem Professor, die Inschrift bei einem neuerlichen Besuch in Augenschein zu nehmen. Darauf hin schrieb Lemaire einen Artikel für Hershel Shanks’ Biblical Archaeology Review, was an sich schon etwas seltsam war, denn für eine Erstpublikation eignet sich eigentlich eher eine wissenschaftliche Zeitschrift mit Gutachtergremium als ein Wissenschaftsmagazin für einen größeren Leserkreis. Bevor Shanks den Artikel veröffentlichte, bat er Ada Yardeni, eine führende israelische Epigraphikerin, die Echtheit der Inschrift zu untersuchen. Zusätzlich ließ er sich von Angehörigen des Geo-
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logical Survey of Israel (GSI) die Echtheit des Ossuariums an sich bestätigen. Nachdem er von allen Seiten entsprechende Gutachten bekommen hatte, setzte Shanks die internationale Pressekonferenz für Oktober 2002 an, in enger zeitlicher Nähe zur Veröffentlichung des Ossuariums als Titelgeschichte seiner Zeitschrift. Das Ganze wurde für eine spätere Fernsehsendung im Discovery Channel aufgenommen, und zwar ausgerechnet von Simcha Jacobovici, ebenjenem Filmemacher aus Toronto, der später für das Fiasko des verlorenen Jesusgrabes verantwortlich zeichnete. Schnell wurde für den nächsten Monat, November 2002, eine Ausstellung des Ossuariums im Royal Ontario Museum (ROM) in Toronto organisiert. Ein solches Tempo ist in der Museumswelt, wo Ausstellungen gewöhnlich jahrelang im voraus geplant werden, praktisch beispiellos. Doch die Jahrestreffen der Society of Biblical Literature, der American Academy of Religion und der American Schools of Oriental Research sollten alle Mitte November in Toronto stattfinden und tausende Bibelkundler und Archäologen in die Stadt bringen, was das Interesse des Royal Ontario Museum an der Sache erklärt. Die Ausstellung fand statt wie geplant und zog in der kurzen Zeit, in der das Ossuarium zu sehen war, angeblich 100 000 Besucher an. Der einzige Haken dabei war, dass das Ossuarium schlecht verpackt – in einem normalen Karton mit Luftpolsterfolie – von Israel nach Kanada verschifft worden war und schwer beschädigt in Toronto ankam, mit breiten Rissen an verschiedenen Stellen, von denen einer direkt durch die Inschrift lief. Die Konservatoren am ROM gaben sich alle Mühe, das Ossuarium rechtzeitig für die Ausstellung zu restaurieren, und den Mitarbeitern bot sich dabei die
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Gelegenheit, einige weitere Untersuchungen daran vorzunehmen. Das führte zu zusätzlichen Forschungsdaten und Fragen hinsichtlich der Echtheit der Inschrift. Nach der Ausstellung bekam Oded Golan das Ossuarium zurück, sehr zur Erleichterung der israelischen Antikenbehörde, die ihm die Exporterlaubnis erteilt hatte, ohne die mögliche Bedeutung des Stücks zu erkennen. Golan übergab das Ossuarium schließlich der Behörde, die es durch eine Gruppe von vierzehn Wissenschaftlern untersuchen lassen wollte. Inzwischen schrieb Shanks zusammen mit Ben Witherington III, Professor für Neues Testament am Asbury Theological Seminary in Lexington, Kentucky, fleißig an einem Buch über das Ossuarium. Es erschien im Jahr 2003, mit einem Vorwort von Lemaire. Im selben Monat trat zum ersten Mal eine von der Antikenbehörde beauftragte Expertenkommission zusammen und bekam ihren Marschbefehl – sie sollten die Echtheit des Jakobus-Ossuariums und seiner Inschrift untersuchen. Die vierzehn Fachleute teilten sich in zwei Komitees. Eine Gruppe von acht Wissenschaftlern, das sogenannte »Writing und Content Committee« (Komitee für Schrift und Inhalt), sollte sich die Inschrift näher ansehen. Die andere Gruppe von sechs Wissenschaftlern, das »Materials and Patina Committee« (Komitee für Materialien und Patina), sollte insbesondere die Materialzusammensetzung des Ossuariums begutachten. Die Experten verkündeten ihre Ergebnisse in einem Bericht, der nach einem gemeinsamen Abschlusstreffen Mitte Juni 2003 herauskam. Teile davon wurden im Jahr darauf im Journal of Archaeological Science veröffentlicht. Die Arbeitsgruppe war zu dem Schluss gekommen, dass zwar das Ossuarium echt sei, nicht aber
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die Inschrift darauf. Wie Orna Cohen, eine erfahrene archäologische Restauratorin, die der Kommission angehörte, erklärte, durchbricht die Inschrift »die ursprüngliche Patina und ist mit einer körnigen Patina überzogen, die offenbar aus mit Wasser vermischtem Kalkstaub hergestellt und auf der Inschrift verteilt wurde«. Ein anderer Fachmann der Kommission, Yuval Goren von der Universität Tel Aviv, erklärte weiter: »Die Inschrift wurde in moderner Zeit eingraviert oder gesäubert. Der Überzug ist nicht natürlich entstanden und wurde wahrscheinlich erzeugt, indem man Kalk (oder vielleicht das Pulver, das beim Gravieren anfiel) zerkrümelte, in heißem Wasser auf löste und die Lösung dann auf der Inschrift und dem Bereich rundherum verteilte, um die frisch gravierte Inschrift zu verwischen.« Dieses Ergebnis kam für viele Fachleute in der Welt der Biblischen Archäologie nicht überraschend. Allerdings löste es vor allem auf Websites und in interaktiven Foren im Internet Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten darüber aus, wie viel von der Inschrift gefälscht worden war. Manche vermuteten, dass nur der letzte Abschnitt »Bruder von Jesus« von einem Fälscher hinzugefügt worden sei. An diesem Punkt verfochten nur noch einige wenige Leute die Ansicht, dass das Ossuarium wie die gesamte Inschrift echt seien. Diese wenigen – vor allem Shanks, Witherington und Angehörige der ersten Gruppe, die die Knochenkiste und die Inschrift für die Erstpublikation begutachtet hatten – bestritten die Ergebnisse mit dem Argument, die Kommissionsmitglieder seien voreingenommen und die Tests sowie die Schlüsse daraus fehlerhaft. Ein paar Wochen später, im Juli 2003, kamen Polizisten in Golans Wohnung, um das Ossuarium zu beschlagnahmen. Sie
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fanden es schließlich auf einem Toilettensitz in einem Badezimmer auf dem Dach des Mehrfamilienhauses. Während noch der Streit um das Jakobus-Ossuarium tobte, gingen erste Gerüchte über ein weiteres Objekt auf dem Antikenmarkt um – eine schwarze Steintafel mit einer Inschrift, in der es angeblich um König Joaschs Renovationsarbeiten am Ersten Tempel im 9. Jahrhundert v. Chr. ging. Joasch herrschte laut dem Alten Testament zwischen etwa 836 und 798 v. Chr. über Juda. Die Bibel berichtet von seinen Tempelreparaturen (2 Kön 12,1–21), was bedeutet, dass die Steintafel, falls sie echt wäre, direkt die Historizität des biblischen Berichts bestätigen würde. Zudem wäre diese Tafel das dritte Stück mit möglichen Verbindungen zur Biblischen Archäologie, das in den letzten Jahrzehnten ans Licht kam. Als die Weltpresse 2003 zum ersten Mal über die Joasch-Tafel berichtete, herrschte wieder große Aufregung, und auch diese Nachricht fand den Weg in die Fernsehprogramme und die Zeitungen und Zeitschriften. Professor Gabriel Barkay, Entdecker der winzigen silbernen Amulettrollen in Jerusalem, erklärte, die Tafel sei, ihre Echtheit vorausgesetzt, der bedeutendste Fund, der je im Land Israel gemacht worden sei. Nachdem jetzt fast alle verfügbaren Informationen öffentlich gemacht worden sind, stellt sich heraus, dass die Existenz der Joasch-Tafel einigen wenigen Auserwählten schon zwei Jahre lang bekannt war, bevor Anfang 2003 erste Gerüchte in Umlauf kamen. Doch erst als die Biblical Archaeology Review die Geschichte im März des Jahres aufgriff und die Joasch-Tafel im Mai auf dem Titelblatt abbildete, kam die Sache richtig ins Rollen, gerade als sich der erste Aufruhr um das Jakobus-Ossuarium allmählich legte.
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Berichten zufolge wurde die Tafel im Sommer 2001 zunächst Joseph Naveh von der Hebräischen Universität Jerusalem vorgelegt. Naveh gilt als einer der führenden Paläographen in Israel, ist also Fachmann für antike Schriften. Er erhielt einen anonymen Telefonanruf und dann ein Foto der Tafel, bevor er einwilligte, die Inschrift zu untersuchen. Das Treffen fand in einem Hotel in Jerusalem statt. Zwei Männer zeigten Naveh die Tafel und erklärten, sie sei im Kidron-Tal östlich des Tempelbergs gefunden worden. In späteren Berichten hieß es, dass die Tafel ursprünglich 1991 bei illegalen Grabungen gefunden worden sei, als die islamische ›Waqf‹, die für den Tempelberg zuständig ist, die Marwani-Moschee in der Südostecke des Berges anlegen ließ, und dass man sie mit all dem anderen Schutt und den dabei zutage geförderten Artefakten ins Kidron-Tal gekippt habe. Die Tafel aus schwarzem Stein ist etwa 7,5 bis 9 cm dick und 24 mal 30 cm groß. Sie trägt fünfzehn Zeilen Text in paläohebräischen Buchstaben, der Schrift, die vor dem Babylonischen Exil in Gebrauch war. Die Inschrift lautet:
[Ich bin Joasch, Sohn des A]hasja, K[önig von … Ju]da, und ich machte [die Arbeit …], gerade als die Bereit[scha]ft des Herzens jedes Menschen im Land und in der Wüste und in allen Städten Judas vollkommen war, um eine Menge Silber für das Heiligtum zu geben und gehauene Steine und Zypressen zu kaufen (und) Kupfer aus Edom, um die Arbeit in treuem Glauben zu machen. Und ich führte die Reparatur des Hauses durch und der Mauern ringsum und am Anbau und Flechtwerk und den Wendeltreppen und Absätzen und Toren. Und
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dieser Tag soll zu einem Zeichen sein, dass die Arbeit gelingen möge. Möge Jahwe sein Volk mit einem Segen weihen. Die erste Zeile, in der wohl der Name Joasch stand, ist abgebrochen und deshalb fast gänzlich erschlossen, ausgehend von dem Namen Ahasja, der der Vater des Joasch war. Die Tafel wurde zunächst zur Analyse und für ein Echtheitsgutachten zum Geological Survey of Israel (GSI) gebracht, wo man Kohle und winzige Goldpartikel in der Patina auf der Oberfläche der Tafel und in den eingravierten Buchstaben fand. Stammten sie von verbranntem Holz und geschmolzenem Gold bei der Zerstörung des Tempels in einem großen Brand im Jahr 586 v. Chr. ? Die Geologen, die die Tafel untersuchten, waren davon überzeugt. Sie veröffentlichten 2003 ihre vorläufigen Untersuchungsergebnisse in der Zeitschrift Geological Survey of Israel Current Research und kamen dabei zu dem Schluss: »Es fand ein Ereignis statt, bei dem reines Gold auf eine Temperatur von über 1800°C erhitzt wurde und schmolz, so dass sich Goldkügelchen bildeten.« Sie erklärten, dass »sich eine dünne braune Patina entwickelte … Goldkügelchen und Kohlepartikel waren in die Patina eingeschlossen. … Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Patina künstlich auf den Stein aufgebracht wurde.« Dann gingen sie über die übliche Analyse und Echtheitsbegutachtung hinaus und fügten ungewöhnlicherweise ihrer GSI-Veröffentlichung ein »Hypothetisches Szenario« an, in dem sie vorschlugen:
Die Tafel könnte ursprünglich etwa 2800 Jahre B. P. [vor heute] in Jerusalem aufgestellt worden und dort etwa 200 Jah-
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re lang geblieben sein. … Dann, als die Babylonier Jerusalem etwa 2600 B. P. [586 v. Chr.] zerstörten, zerbrach die Tafel und verschwand später im Schutt. Dort begann sie Patina anzusetzen. Das Gold könnte von goldenen Artefakten oder vergoldeten Gegenständen stammen, die es damals in Jerusalem gab. Als Jerusalem brannte [2 Kön 25,9], könnte ein Teil dieses Goldes dabei geschmolzen sein, in die Luft gespritzt sein und sich dort wieder verfestigt haben, um später als winzige Kügelchen auf dem Boden niederzugehen. Diese Kügelchen gerieten später in die Patina, die sich auf der verschütteten Tafel bildete. Inzwischen wurde die Tafel jedoch ein zweites Mal von jenem Expertenkomitee der israelischen Antikenbehörde analysiert, das auch das Jakobus-Ossuarium untersuchte. Auch hier ging es um die Echtheit des Stücks. Die Ergebnisse des Komitees zur JoaschTafel standen in demselben Bericht wie die Ergebnisse zum Ossuarium und wurden nach dem Abschlusstreffen Mitte Juni 2003 herausgegeben. Auch Ausschnitte dieses Gutachtens wurden im Jahr darauf veröffentlicht, diesmal in der Zeitschrift Tel Aviv. Goren und seine Kollegen vom »Materials and Patina Committee« sagten ausdrücklich, dass die mikromorphologische, petrographische und Sauerstoffisotopen-Zusammensetzung der Patina über den Buchstaben und der Oberfläche der Inschrift deutlich darauf hinweisen, dass sie erst in jüngerer Zeit künstlich entstanden und die Tafel daher eine moderne Fälschung sei. Auch die Feststellung, dass sich zwei verschiedene Typen von Patina auf der Tafel fanden, brachte sie zu diesem Schluss. Der eine Typ war fest mit der Oberfläche verbunden, fand sich aber nur auf der nicht be-
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schriebenen Rückseite der Tafel. Der andere war »eine künstliche Mischung von Elementen«, darunter Kalkspat, Lehm, Holzkohle und Gold. Goren und seine Koautoren argumentierten, dieser zweite Patina-Typ, der die Buchstaben der Inschrift überzog, könne »nicht unter den natürlichen Bedingungen, die im judäischen Hügelland in den letzten 3500 Jahren herrschten, entstanden sein« und sei höchstwahrscheinlich eine »nachgemachte Patina«. Das wiederum lässt vermuten, dass sie »künstlich … mit heißem Wasser vorbereitet und auf der Oberfläche (und Inschrift) der Tafel aufgebracht wurde. Erhitztes Wasser wurde verwendet, um die Patina zu härten und eine gute Haftung zu gewährleisten.« Darüber hinaus stellten sie fest, dass die Tafel nicht, wie die ersten Geologen des GSI erklärt hatten, aus arkosischem Sandstein besteht, wie er in Südisrael oder Jordanien vorkommt, sondern vielmehr aus metamorpher Grauwacke, die nicht in Israel vorkommt, sondern auf Zypern und in weiter westlichen Gebieten. Goren merkte an, dass man manchmal solche Steine in Israel findet, wo sie beim Bau von Kreuzfahrerburgen Verwendung fanden, nachdem sie ursprünglich als Ballast auf Schiffen aus Zypern ins Land gekommen waren. Es gibt eine solche Burg in Apollonia, nicht weit von Tel Aviv. Jedenfalls kam das »Materials and Patina Committee« zu dem Schluss, es handle sich bei der Joasch-Tafel um eine moderne Fälschung. Das »Writing and Content Committee« kam hinsichtlich der Inschrift zu einem ähnlichen Ergebnis. Ein Mitglied der Arbeitsgruppe, Shmuel Ahituv von der Ben-Gurion-Universität, erklärte, die Inschrift sei von einem Menschen geschrieben worden, der modernes Hebräisch sprach und einen Text verfasste, der für ihn oder
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sie biblisch klang, grammatisch aber nicht korrekt war. Sein Kollege Avigdor Horowitz sagte, die Inschrift offenbare einen Mangel an Verständnis für das Hebräisch des 9. Jahrhunderts v. Chr., und all die verschiedenen grammatischen Elemente zusammengenommen belegen seiner Ansicht nach »eindeutig, dass der Text eine Fälschung ist«. Dies passte sehr gut zu dem Ergebnis, zu dem Naveh schon gekommen war, als er die Tafel 2001 zum ersten Mal sah. Schon bei diesem ersten Treffen war Naveh überzeugt, dass er eine Fälschung vor sich hatte, vor allem wegen der Probleme mit der Inschrift. Viele andere Paläographen und Epigraphiker haben dem seither zugestimmt, darunter auch Frank Cross von der Harvard University und P. Kyle McCarter von der Johns Hopkins University, die elementare Falschschreibungen und grammatische Fehler in der Inschrift aufgelistet haben, die nicht vorkommen dürften, wenn sie wirklich antik wäre. Cross kam zu dem Schluss: »Es gibt kaum Zweifel, dass wir es mit einer Fälschung zu tun haben … glücklicherweise ist es eine ziemlich schlechte Fälschung.« Christopher Rollston von der Emmanuel School of Religion stimmte dem zu; er schrieb: »Die Schrift der Joasch-Inschrift weicht so substanziell von allen sicher bezeugten eisenzeitlichen hebräischen Inschriften ab, dass sie meiner Ansicht nach nicht ernsthaft als antik betrachtet werden kann.« Inzwischen kam heraus, dass Oded Golan mit der Joasch-Tafel zu tun hatte, genau wie er zuvor beim Jakobus-Ossuarium die Hände im Spiel gehabt hatte. Die beiden Männer, die Joseph Naveh die Tafel gezeigt hatten, waren offenbar bezahlte Strohmänner, die nichts über die Tafel wussten und einfach Geld dafür bekommen
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hatten, dass sie sie zu dem Treffen im Hotel in Jerusalem brachten. Nach einiger Detektivarbeit der »Theft Prevention Unit« (Präventionseinheit) der Antikenbehörde kam die Wahrheit ans Licht. Die Tafel gehörte Golan, der jedoch behauptete, nur der Mittelsmann bei dem Geschäft zu sein. Er sagte, der eigentliche Besitzer sei ein inzwischen verstorbener Antiquitätenhändler namens AbuYasser Awada gewesen, der Golan gebeten habe, ihm beim Verkauf zu helfen. Golan hatte eingewilligt und offenbar eine große und angesehene Anwaltskanzlei beauftragt, für ihn tätig zu werden, während er anonym im Hintergrund blieb. Gerüchten zufolge war die Tafel sogar dem Israel Museum für mehr als vier Millionen Dollar angeboten worden. Allerdings sagt der Direktor des Museums, die Tafel sei nur für ein Echtheitsgutachten im Jahr 2001 oder 2002 im Museum gewesen, bevor die Untersuchungen der Behörde begonnen hätten, und über einen Preis sei nie geredet worden. Es sind zwar nur wenige, aber es gibt noch Forscher, die für die Echtheit – oder mögliche Echtheit – der Joasch-Tafel und ihrer Inschrift eintreten. Ihre Argumente finden sich vor allem auf den Seiten der Biblical Archaeology Review. Obwohl der GSI im Juni 2003 eine offizielle Stellungnahme in Einklang mit den Ergebnissen des Expertenkomitees herausgab, behaupten die ursprünglich beteiligten Geologen des GSI immer noch, dass ihre Schlüsse und das hypothetische Szenario in Hinblick auf die Tafel richtig seien. Sie stellten ihre Position noch einmal 2005 auf dem Jahrestreffen der Geological Society of America dar und veröffentlichten 2008 einen Artikel im Journal of Archaeological Science. Im März 2008 sendete allerdings das amerikanische TV-Nachrichtenmagazin 60 Minutes ein Video-Interview mit einem ägyp-
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tischen Handwerker namens Marco Samah Shoukri Ghatas (von 60 Minutes als Marko Sammech vorgestellt), der sagte, er habe in Kairo fünfzehn Jahre lang für Golan gearbeitet. Als man ihm ein Foto der Joasch-Tafel zeigte, sagte Ghatas – vor der Kamera –, er habe »mehrere Steinplatten graviert, die genau wie diese aussahen, für [Oded] Golan … Golan brachte mir den Text, und ich gravierte ihn auf die Tafel.« Laut einem weiteren Artikel in Ha’aretz im April 2008 beichtete Ghatas sowohl den ägyptischen Behörden wie auch Amir Ganor, dem Leiter der »Theft Prevention Unit«, dass er »persönlich die Joasch-Inschrift auf der Grundlage von Zeichnungen, die Oded Golan ihm gab, gefälscht« und zahlreiche andere Gegenstände »entsprechend genauen Angaben von Golan« hergestellt habe. Ganor zufolge gab Ghatas auch zu, das Jakobus-Ossuarium »gewässert und eingeschmiert« zu haben, offenbar mit einer künstlichen Patina. Als die Polizei im Juli 2003 Golans Wohnung, sein Büro und ein gemietetes Lagerabteil durchsuchte, nahm sie sowohl das JakobusOssuarium wie auch die Joasch-Tafel mit: Sie fand auch Bodenproben von zahlreichen Grabungsstätten in etikettierten Tüten, Werkzeuge und Gravierausrüstung, halbfertige Königssiegel, andere Inschriften in verschiedenen Produktionsstufen, epigraphische Handbücher, einen unbeschrifteten Stein in ähnlicher Größe wie die Joasch-Tafel und andere Dinge. Zudem stießen die Polizisten auf Fotos einer Quarzschale mit einer Inschrift in ägyptischen Hieroglyphen, die davon berichtet, dass der Kommandant des Heeres des ägyptischen Pharaos Schischak die alte Stadt Megiddo eingenommen habe. Die Schale war offenbar von Golan zerstört worden, die Fotos aber hatte er behalten.
162 Teil II Archäologische Entdeckungen zur Bibel
Diesen drei Gegenständen – dem Granatapfel, dem Ossuarium und der Tafel – ist, einmal abgesehen vom Fälschungsverdacht, auch gemeinsam, dass sie zuerst auf dem Kunstmarkt auftauchten und ihre Herkunft unbekannt ist. Wenn sie bei kontrollierten Grabungen ausgewiesener Archäologen gefunden worden wären wie die Tel-Dan-Stele, die Tel Miqne/Ekron-Inschrift und die silbernen Amulettrollen, hätten sie sofort einen Platz unter den wichtigsten je gefundenen biblischen Artefakten eingenommen. Wie es jetzt aussieht, belegen die drei Objekte vor allem, warum sich die meisten professionellen Biblischen Archäologen und Fachzeitschriften weigern, Gegenstände vom Kunstmarkt überhaupt zu veröffentlichen oder zu bearbeiten, die keine ausgewiesene Herkunft und keinen dokumentierten Kontext haben.
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Epilog Nachdem die Biblische Archäologie den ins Leere führenden Nihilismus der 1990er Jahre und der ersten Jahre des neuen Jahrtausends überstanden hat, profitiert sie ungeachtet der fortdauernden Diskussionen über David und Salomo wie auch über die Frage möglicher Fälschungen von neuen Entdeckungen, besonders von neugefundenen Texten. So hat etwa Aren Maeir von der Bar-Ilan-Universität, der die Philisterstadt Tell es-Safi/Gat ausgräbt, in einer Schicht des 10. oder 9. Jahrhunderts v. Chr. eine Tonscherbe gefunden, auf der vielleicht das antike Äquivalent des Namens »Goliath« eingeritzt ist. Die Scherbe (und der Name) haben zwar fast sicher nichts mit Davids Goliath zu tun, aber der Fund zeigt doch, dass dieser Personenname in der Gegend zu etwa der passenden Zeit durchaus gebräuchlich war. In Tel Zayit ist Ron Tappy vom Pittsburgh Theological Seminary auf das älteste bisher aus dem Heiligen Land bekannte Beispiel
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eines geschriebenen Alphabets gestoßen. Es befindet sich auf einem 17 Kilo schweren Kalksteinbrocken, der später in einer Mauer verbaut worden war. Das Abecedarium von Tel Zayit stammt aus dem späten 10. Jahrhundert v. Chr. und ist ein wichtiger Vorläufer in der Geschichte der Schrift; die Ausgräber vermuten, dass »alle nachfolgenden Alphabete der antiken Welt (einschließlich nichtsemitischer wie etwa des griechischen) sich von dem Alphabet ableiten, das auf der Tel Zayit-Inschrift zu sehen ist«. Und an der Grabungsstätte Khirbet Qeiyafa (vielleicht das antike Schaarajim) hat Yossi Garfinkel von der Hebräischen Universität Jerusalem eine wahrscheinlich aus dem 10. Jahrhundert stammende Tonscherbe mit fünf Zeilen Hebräisch gefunden, geschrieben mit Tinte in einer protokanaanitischen Schrift, einem Vorläufer des hebräischen Alphabets. Die Worte »König«, »Richter« und »Sklave« konnte man sofort erkennen, doch der Rest der Inschrift war so ausgeblichen, dass mit bloßem Auge nichts zu lesen war. Das Ostrakon wurde in die Vereinigten Staaten gebracht, wo Greg Bearman, der früher am Jet Propulsion Laboratory am California Institute of Technology für die NASA gearbeitet und Pionierarbeit bei der Anwendung moderner bildgebender Verfahren in der Archäologie geleistet hat, die verschiedensten Hightech-Systeme in Massachusetts und Kalifornien einsetzte, um weitere Bilder zu bekommen, darunter zwei verschiedene bildgebende Spektrometer (eines, das das gesamte Reflexionsspektrum einer Zeile auf einmal erfasst, und eines, das Bilder sowohl des Reflexions- wie des Fluoreszenzspektrums liefert) und ein bildgebendes Multispektralsystem mit höherer räumlicher Auf lösung als die beiden vorhergenannten Methoden. Wenn all diese Bilder analysiert sind, soll-
Epilog 165
te man die ganze Inschrift lesen können; und falls dies wirklich gelingt, könnten diese fortschrittlichen Methoden auch auf einige fragmentarisch erhaltene Qumranrollen und andere antike Inschriften angewendet werden. Was nichtschriftliche Entdeckungen angeht, so haben die Biblischen Archäologen Tom Levy von der University of California in San Diego und Mohammad Najjar von »Jordan’s Friends of Archaeology« Belege dafür veröffentlicht, dass an der Grabungsstätte Khirbat en-Nahas in Jordanien, wo in der Antike Kupfer geschmolzen wurde, eine etwa sieben Meter dicke Schicht aus Verhüttungsrückständen zu finden ist. Laut Levy kann die Stätte im biblischen Königreich Edom mit der Radiokarbonmethode auf das 10. oder 9. Jahrhundert v. Chr. datiert werden, ist also wohl etwa dreihundert Jahre älter als bisher angenommen – Khirbat en-Nahas könnte so mit den berühmten Kupferminen König Salomos in Verbindung gebracht werden. In Jerusalem haben Forscher verschiedene wichtige Funde angekündigt, darunter eine Schicht unberührter und noch unausgegrabener Überreste aus der Zeit des Ersten Tempels oben auf dem Tempelberg, die die islamische ›Waqf‹ – eine religiöse Stiftung, die die Aufsicht über das Areal führt – bei Reparaturarbeiten gefunden hat. Die Schicht, die wahrscheinlich aus dem 8. bis 6. Jahrhundert stammt, enthält Keramik, Knochen und andere antike Überreste, die ersten aus dieser Epoche, die man auf dem Tempelberg gefunden hat. Im Zuge derselben Arbeiten auf dem Tempelberg wurde auch eine Mauer gefunden, die wahrscheinlich aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammt und vielleicht zu einem Hof des Zweiten Tempels gehörte; falls sich das bewahrheitet, würde es uns helfen, ei-
166 Epilog
nen ersten Einblick in die Anlage des Tempels zu gewinnen. Etwa zur selben Zeit wurde ein Steinbruch in Jerusalem gefunden, der womöglich die massiven Quader für den Zweiten Tempel lieferte. Es ist der erste Hinweis darauf, dass solche Materialien vor Ort beschafft worden sein könnten. Und schließlich wurde eine riesige Stadtentwässerung aus der Zeit des Jüdischen Krieges im 1. Jahrhundert n. Chr. in Jerusalem gefunden. Sie passt zu der Beschreibung von Josephus, dem jüdischen General, der zum römischen Historiker wurde, von einem Fluchtweg, den man während der römischen Belagerung benutzte. Ganz offensichtlich bleibt auf dem Feld der Biblischen Archäologie noch viel Spannendes zu entdecken. Das Fach ist nicht neu, wird seit über einem Jahrhundert ernsthaft betrieben, aber es hat mit den modernen Entwicklungen Schritt gehalten. Anfangs waren Hacke und Schaufel die wichtigsten Werkzeuge, heute jedoch setzen Biblische Archäologen neben klassischen Grabungsmethoden auch Magnetometer, Bodenradar, geoelektrische Widerstandsmessung und Satellitenfotografie ein, mit denen sie unter die Oberf läche sehen können, bevor die eigentlichen Grabungen beginnen. Die Radiokarbondatierung wird parallel zu klassischen Methoden zur chronologischen Einordnung wie Keramikseriation und -typisierung verwendet, und Biblische Archäologen arbeiten Hand in Hand mit Spezialisten für keramische Petrographie, Rückstandsanalyse und DNA-Analyse, um eher anthropologisch ausgerichtete Fragen zu Ethnizität, Gender, Handel und der Entstehung von Herrschaft und komplexen Gesellschaftsstrukturen zu beantworten. Manchmal tragen diese Werkzeuge dazu bei, den biblischen Text zu bestätigen, manchmal nicht. Hin und wieder können die Ar-
Epilog 167
chäologen die Menschen, Orte und Ereignisse der Bibel lebendig werden lassen. Doch es geht in der Biblischen Archäologie nicht darum, die Bibel zu beweisen oder zu widerlegen; die Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, wollen die materielle Kultur der entsprechenden Länder und Zeiten untersuchen und die Kultur und Geschichte des Heiligen Landes über eine Zeitspanne von mehr als zweitausend Jahren hinweg rekonstruieren. Und das an sich ist für Fachleute wie für die breitere Öffentlichkeit schon absolut faszinierend.
168 Epilog
Literaturhinweise Viele Einzelheiten zu den Personen, Fundstätten und Entdeckungen stammen aus den verschiedenen Einträgen in der Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East, Bd. 1 – 5, hrsg. von Eric M. Meyers, New York 1997. Die meisten Schriftquellen finden sich in deutscher Übersetzung in der Reihe Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, hrsg. von Otto Kaiser, 3 Bde., Gütersloh 1982–97 (Alte Folge), und in den neuen Folgen der Reihe seit 2004 von verschiedenen Herausgebern. Eine genauere Übersicht von Ernst Kausen steht als Weblink bereit unter de.wikipedia.org/wiki/Texte_aus_der_Umwelt_des_ Alten_Testaments. Diese Texte wurden für die Übersetzung herangezogen; sie weicht aber, der englischen Vorlage folgend, an einigen Stellen ab. Die Bibelzitate in diesem Buch sind der Einheitsübersetzung (Stuttgart 1980) entnommen. Ein Teil des hier verwendeten Materials ist in anderer Form ursprünglich erschienen in Eric H. Cline, From Eden to Exile: Unraveling Mysteries of the Bible, Washington (DC) 2007, und »Raiders of the Faux Ark«, in: Boston Globe, 30. September 2007, D1 – 2, vom selben Autor, und wird hier mit freundlicher Genehmigung verwendet.
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180 Weiterführende Literatur
Abbildungsverzeichnis Bildteil 1 Seite I Karte: Israel und Juda zwischen 930 und 720 v. Chr. Peter Palm auf der Grundlage der Reclam-Ausgabe. II Elfenbein Granatapfel (Israel Museum): akg-images / Bible Land Pictures / Z. Radovan / www.BibleLandPictures Ossuar des Jakobus: https://en.wikipedia.org/wiki/File:JamesOssuary 1-.jpg III Jesus-Grab: akg / Bible Land Pictures Arche Noah: ©User: Mfikretyilmaz/Wikimedia Commons/CC-BY-SA-3.0 IV Exodus Karte (Nat Library of Israel): ©The Education Center of the National Library of Israel / CC-BY-SA-3.0 Gezer Kalender: ©Ian Scott / CC BY-SA 2.0 V Mescha-Stele (Louvre): akg-images / Bible Land Pictures / Z. Radovan / www.BibleLandPictures VI, VII Megiddo Grabung: akg-images / Bible Land Pictures / Z. Radovan / www.BibleLandPictures VIII Petrie: http://www.ucl._c.uk/museums/petrie Stratigraphiscehe Schichten in Tel Kabri © Eric H. Cline IX Israelstele: Egyptian National Museum, Cairo, Egypt / Bridgeman Images X, XI Negevwüste: ©Andrew Shiva / CC-BY-SA-3.0 XII TE Lawrence: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:T_E_ Lawrence_1888-1935_Q73535.jpg Albright: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:William_Albright_ 1957.jpg?uselang=de XIII Jericho: akg-images / Bible Land Pictures XIV Wheeler-Kenyon Quadrate:. Aufsicht auf die Bereiche K und Q in Meggido am Ende der Kampagne 2008. Sky View Photography Ltd. Gestufte Steinkonstruktion: ©MathKnight at Hebrew Wikipedia / CC-BY SA-2.5 XV Yadin: akg-images / Bible Land Pictures Masada: ©Andrew Shiva / CC-BY-SA-3.0 XVI Israel Finklstein bei den Ausgrabungen in Meggido in Nordisrael, Eric H. Cline Der Autor bei den Ausgrabungen in Meggido: Eric H. Cline
181
Bildteil 2 Seite I Gilgamesch, Sintf luttafel (BM): AKG1781405: akg-images / Bible Land Pictures / Zev Radovan II Scheschonk I Palästina Kampagne: © Olaf Tausch / CC-BY-SA-3.0 III Tel Dan Stele (Israel Museum): © User: yoav dothan / Wikimedia Commons / GFDL Version 1.2 Ekron-Inschrift (Israel Museum): ©User: אור פ- אור פat Hebrew Wikipedia / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0 IV Tel Hazor: ©User: Mboesch / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-4.0 Rampe Lachisch: ©User: Wilson44691 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0 V Relief Belagerung Lahisch (Relief in BM): akg-images / Erich Lessing VI Obelisk Salmanasser III (in BM): akg-images / Bible Land Pictures / Z. Radovan / www.BibleLandPictures VII Herodion: akg-images / Albatross / Duby Tal VIII, IX Tempelberg: akg bible lands pictures X Caesarea, Pilatus Inschrift: ©Berthold Werner / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0 Caesarea Theater: akg-images / Bible Land Pictures XI Amulettrolle: ©collage: Aharon Varady; from image by Ardon Bar Hama, COJS, and drawing by Gabriel Barkay Ketef Hinnom: ©Tamar Hayardeni / Wikimedia Commons XII, XIII Qumran Panorama: ©User: Lux Moundi / Flickr / CC-BY 2.0 XIV, XV Qumranrolle (Temple Scroll): akg-images / Bible Land Pictures XVI Galiläisches Boot (Bild aus Buch) (Yigal Allon Museum): Shelley Wachsmann. Inschrift: Megiddo Kirche: akg-images / Bible Land Pictures
182 Abbildungsverzeichnis
Dank Dieses Buch verdankt seine Existenz einzig und allein den Bemühungen und dem Lektorat von Nancy Toff, der ich zu großem Dank verpflichtet bin. Danken möchte ich auch den Studenten in meinen Seminaren an der George Washington University, an denen ich in den letzten acht Jahren einen großen Teil dieses Materials ausprobiert habe, meist ohne jede Vorwarnung. Großen Dank schulde ich zudem Felicity Cobbing, Israel Finkelstein, David Ussishkin und Shelley Wachsmann für ihre Hilfe bei der Beschaffung und Bereitstellung einiger Abbildungen; Leah Burrows für ihre Hilfe bei der bibliographischen Recherche; und Martin J. Cline, Felicity Cobbing, David Farber, Norma Franklin, Jim West, Assaf Yasur-Landau und verschiedenen anonymen Lesern für ihre hilfreiche Kritik, ihre Hinweise und redaktionellen Vorschläge zu früheren Konzepten einzelner Abschnitte oder des ganzen Buches.
183
Register Abraham
17, 20, 89, 94, 99 f.
Achisch (Ikausu) 83 Ägypten, Ägypter 6, 12 f., 15, 17, 19 f.,
34, 36, 38, 41 f., 44, 46, 52, 64, 69, 95, 100, 102 f., 106 f., 123, 132, 161 f. Ahab 13, 22, 54, 81, 86, 107 f. Aharoni, Yohanan 70 Ahasja 157 Ahasjahu 80 Ahituv, Shmuel 159 Albright Institute 50, 75 Siehe auch American School of Oriental Research Albright, William F. 47 f., 50 f., 59, 61,
82, 101 f., 119 Allenby, Edmund 34 Alt, Albrecht 102 American Academy of Religion 152 American School of Oriental Research (Albright Institute) 50 f. American Schools of Oriental Research (ASOR) 14, 75, 152 Ammon 51 Amulettrollen, silberne 23, 116 ff., 122,
125, 155, 163 Antikenabteilung (Department of Antiquities, Israel) 47, 61, 70, 133 f. Antikenabteilung (Department of Antiquities, Jordanien) 46 f. Antikenabteilung (Department of Antiquities, Palästina) 46 Antikenbehörde (Israel Antiquities Authority) 133 f., 137, 139, 142, 153,
158, 161 Antipatros 127 Archaeological Institute of America 14 Arche Noah 6, 8, 10, 12 f., 15, 95, 96 ff. Armageddon 27, 39, 123, 143
184
Asarhaddon 83 Asbury Theological Seminary 153 Aschdod 82 Aschkelon 38, 76 f., 82 Assurbanipal 83 Athen 20 Atrahasis 97 Averett University 135 Avigad, Nahman 72 f., 112, 114, 148
Babylonische Chroniken
113
Babylonisches Exil 114, 156 Bar-Ilan-Universität 133, 164 Barkay, Gabriel 116, 118, 155 Bar-Kochba-Aufstand 121 BASE Institute 10, 15, 98 Bearman, Greg 165 Beduinen 31, 119 f. Begin, Menachem 60 Beit David 32, 80, 82, 105 Siehe auch Haus Davids Beit Mirsim, Tell 48, 50 f. Beitan 27 Ben-Gurion, David 61 Ben-Gurion-Universität 159 Ben-Hadad 107 f. Ben-Tor, Amnon 75, 103 Ben-Yehuda, Nachman 68 Bet Schean, Bet-Schean-Tal 15, 43, 87 Bet-El 27 Betlehem 120, 132, 144 Biblical Archaeologist 75 Biblical Archaeology Review 17, 146,
148, 150 f., 155, 161 Biblical Archaeology Society 147 Bienenstöcke 15, 87 Binford, Lewis 70 Biran, Avraham 80, 82
Bliss, Frederick J. 38 Bodenradar 88, 167 »Breite Mauer« 112 Britisches Mandat 46 British Museum 39 British School of Archaeology 51,
54 f., 57, 59 Siehe auch Kenyon Institute Bundeslade 6, 10, 15, 17, 95
Caesarea
18, 23, 126 ff. Caesarea Maritima 127 California Institute of Technology 165 Cameron, James 133 Caton-Thompson, Gertrude 55 Christus siehe Jesus Clermont-Ganneau, Charles 29, 31 ff.,
36 Cohen, Orna 137, 154 Cohen, Rudolph 71 Columbia University 97 Conder, Claude 29, 34 f., 70 Cook, Gila 81 Cornuke, Bob 10, 15, 98 f. Cross, Frank 160
Damaskus
34, 80, 107
David (König) 17, 20 ff., 28, 32, 42, 49,
80, 82, 84–87, 95, 105, 107, 164 Davidsstadt 72 Davies, Philip 79 Department of Antiquities, Israel siehe Antikenabteilung Department of Antiquities, Jordanien siehe Antikenabteilung Department of Antiquities, Palästina siehe Antikenabteilung Deutscher Verein zur Erforschung Palästinas (DPV) 39 f. Deutsches Evangelisches Institut für
Altertumswissenschaft des Heiligen Landes 50 f. Dever, William G. 75, 79 Dibon 21, 30 f., 69 Discovery Channel 133, 152 DNA-Analyse 87, 167 Dothan, Trude 75, 83 Duke University 11, 135
École Biblique et Archéologique
Française 51, 112 Edikt von Mailand 144 Edom 51, 156, 166 Ekron 22, 82 f. Siehe auch Miqne, Tel; Tel Miqne/ Ekron-Inschrift Elad Foundation 78 Elburs-Gebirge 10 England siehe Großbritannien Erdbeben 58 f. Erster Tempel 129, 149, 155, 166 Siehe auch Salomos Tempel Erster Weltkrieg 34, 36, 44, 46 Esdraelon 34 Essener 122, 125 f., 142 Ester (Buch) 23, 124 Exodus 17, 38 f., 94 f., 100 f., 133
Finkelstein, Israel 71, 75, 85 ff., 102 Fisher, Clarence 43 Flavius Josephus 16, 65 ff., 72, 123, 129 ff., 134, 140, 142, 167 Flavius Silva 66
Galiläa
29, 34, 70, 134 f.
Galiläisches Boot 23 Ganor, Amir 162 Garfinkel, Yossi 165 Garstang, John 57 ff., 61, 78 Garten Eden 6, 10, 12, 95
Register 185
Gat 82, 165 Siehe auch Safi, Tell esGath, Yosef 133 Gaza 83 Geburtskirche 144 Geoelektrische Widerstandsmessung
88 f., 167 Geological Survey of Israel (GSI) 151 f., 157, 159, 161 Geological Survey of Israel Current Research 157 Geser 21, 33, 38, 41 f., 48, 51, 63 f., 85 Geser-Kalender 42 »Gestufte Steinkonstruktion« 60, 84 f. Ghatas, Marco Samah Shoukri 162 Siehe auch Sammech, Marko Gibson, Shimon 141 f. Gihonquelle 32 Gilboa (Berg) 27 Gilgamesch 97 Gilgamesch-Epos 53, 97 Gilo 75 Gise 42 Gitin, Sy 75, 83 Glacis 62 Glueck, Nelson 51 f., 70, 82 Golan, Oded 150 ff., 160 ff. Golan-Höhen 71 Goliath 164 Gomorra 6, 10, 94 f. Goren, Yuval 154, 158 f. Gottwald, Norman 102 Grabeskirche 144 Granatapfel 6, 146–150, 163 Griechenland 18 f., 20, 58, 64, 116, 126 Großbritannien 28, 36, 55, 79, 123 »Großer Steinbau« 84
Harvard Semitic Museum
64
Harvard University 42, 54, 73, 76, 160
186 Register
Haus Davids 13, 22, 32, 80, 82, 105 Siehe auch Beit David Hazor 21, 33, 61 ff., 85, 103, 151 Hebräische Universität Jerusalem 55,
60 f., 68, 75, 82, 86, 120, 130, 148, 156, 165 Hebrew Union College 52, 64, 80, 82 Heiliges Land 7 f., 13, 17, 19, 26, 28,
32 ff., 39 f., 46, 48, 51, 56, 70, 74, 90, 126, 139, 150, 164, 168 Hellenistische Zeit 53, 79, 85, 134 Herodes 20, 23, 65, 126 ff. Herodium 130 ff. Heschbon 69 Hesi, Tell el- 36, 38, 48, 73 Hethiter 50, 95, 113 Hinnom-Tal 23, 116 Hiskija 22, 33, 83, 109, 112 f. Hiskija-Tunnel 22 Historical Geography of the Holy Land
33 History Channel 11 Horowitz, Avigdor 160 Hymnenrolle 120
Ilan, David
80
Ir David 78 Irak 22, 39, 44, 96, 110 Isaak 99 Isebel 107 f. Israel Antiquities Authority siehe Antikenbehörde Israel Defense Forces (IDF) siehe Streitkräfte Israel Exploration Society 71 Israel Museum 117, 148, 161 Israeliten 13 f., 18, 21 ff., 30, 32, 49, 57 ff.,
62, 76 f., 79, 94, 98, 101 ff. Israel-Stele 21, 38 Italien 18 f., 127 f. Izbet Sarta 75
Jacobovici, Simcha
11, 133 f., 152
Jakob 99 Jakobus siehe Ossuarium des Jakobus Jebusiter 14 Jehu 13, 22, 81, 108 f. Jericho 9, 14, 20 f., 27, 41, 55, 57 ff., 73,
79, 102, 130 Jerobeam 40, 54 Jesaja (Buch) 120 Jesreel 108 Jesreel-Tal 27, 143 Jesus 6, 18, 21, 23, 126, 129, 132 ff., 138,
143 f., 146, 150 f., 154 Jesusgrab 6 f., 11 17, 21, 126, 132 ff., 152 Jet Propulsion Laboratory 165 Joasch-Tafel 6, 146, 155 ff. Johannes der Täufer 126, 141 f. Johns Hopkins University 47, 50, 82, 160 Joint Expedition 54 Joram 30, 80 f. Jordan 30, 80 Jordanien 17, 21, 30, 46, 64, 69, 126, 159, 166 Jordan-Tal 51 Josephus siehe Flavius Josephus Josua 14, 20 f., 58 f., 78, 94, 101 Josua (Buch) 58, 62, 101 Journal of Archaeological Science 153,
161 Juda 21 f., 33, 36, 49, 63, 71, 80, 83, 86, 97,
105 f., 108–115, 147, 155 f., 159 Judäa 34, 69, 71, 123, 127 f. Judas Makkabäus 63 Juden 13, 16, 48, 61 f., 65 f., 68, 78, 99 f., 111,
114, 119, 122 f., 127, 132 ff., 139, 142, 167 Jüdischer Krieg (66–70 v. Chr.) 16,
64 f., 73, 124, 131, 138, 167 Jüdisches Viertel 72 f., 112, 114 Julius Caesar 127
Kabri, Tel
88 f.
Kajaphas siehe Ossuarium des Kajaphas Kanaan, Kanaaniter 14, 18, 21, 34, 38,
41, 49, 53, 58, 60 ff., 76 f., 89, 95, 98, 100 ff., 165 Kanada 73, 152 Kando 120 Kapernaum 18, 126, 134 ff., 139 Karkar 107 f. Kempinski, Aharon 88 f. Kenyon Institute 57 Siehe auch British School of Archaeology Kenyon, Kathleen 9, 55, 57 ff., 73 f., 84 Keramik 37, 41, 49, 51, 55, 58, 62, 70,
85 f., 96, 118, 122, 132, 138, 166 f. Keramikseriation 9, 37, 50, 167 Keramiktypisierung 37, 167 Ketef Hinnom 116, 122 Khirbat en-Nahas 166 Khirbet Qeiyafa 165 Kibbuz Ginnosar 136 f. Kidron-Tal 156 Kisch 96 Kitchener, Horatio H. 29, 34, 70 Klein, F. A. 31 Kloner, Amos 133 Kochavi, Moshe 71 Kopenhagener Schule 79, 81 Kriegsrolle 120, 124
Lachisch
22, 27, 109 ff.
Laughlin, John 135 Lawrence, T. E. (»Lawrence von Arabien«) 44, 51, 70, 96 Lazarus 142 Lemaire, André 147 f., 151, 153 Lemche, Niels Peter 79, 81 f. Leon Levy Foundation 76 Levy, Tom 166
Register 187
Libanon 17, 29, 44 Libby, Willard 86 Locus (Pl. Loci) 74 Los Angeles Times 11 Louvre 39 Lufan, Moshe 136 Lufan, Yuval 136 Lydien 38
Macalister, Robert Alexander Stewart (R. A. S.) 41 ff., 48, 63 Maeir, Aren 164 Magness, Jodi 11, 134 Magnetometrie 89 Makovsky, Yizhaq 88 f. Manchester Institute of Technology
123 Marcus Antonius 65, 127 Mari 62 Mariamne 127 Marston, Charles 60, 78 Marwani-Moschee 156 Masada 64 ff., 127, 129 Maximalisten 80 Mazar, Amihai 48, 75, 86 f. Mazar, Benjamin 72 Mazar, Eilat 78, 84 f., 86 McCarter, P. Kyle 160 Megiddo 21, 27, 33 f., 39 f., 42 f., 47, 52–
55, 61, 62 ff., 85, 88, 106, 108, 143 ff., 162 Megiddo, Gefängnis in 23, 143 Mendenhall, George 102 Merenptah 13, 38, 101 Mescha 30 f. Mescha-Stele, Mescha-Inschrift 21, 30, 32 Siehe auch Moabiterstein Meshorer, Yaakov 117 Mesopotamien 20, 62 f., 95 f., 99 f., 113 Meyers, Eric 135
188 Register
Mikwaot 142 Minimalisten 79 f., 82 Miqne, Tel 76, 82 f. Siehe auch Ekron; Tel Miqne/ Ekron-Inschrift Moab, Moabiter 30 f., 51 Moabiterstein 30 Siehe auch Mescha-Stele Mosaik 23, 136, 138, 143 ff. Muqayyar, Tell 99 Mutesellim, Tell el- 27, 34 Mykenische Keramik 58
Najjar, Mohammad
166
National Endowment for the Humanities 64 National Science Foundation 64 Naveh, Joseph 82 f., 156, 160 Near Eastern Archaeology 75 Nebukadnezzar 22, 72, 83, 96, 106,
113 ff., 118 Negev-Wüste 44, 51, 71, 96 Nelson Glueck School of Biblical Archaeology 52, 82 Netzer, Ehud 130 ff. Neuassyrer 19 f., 22, 33, 53, 71, 83, 107,
109, 111 Neubabylonier 19 f., 22, 72 f., 76, 83, 96,
107, 113 f., 118, 129 »New Archaeology« 70, 76 Niemeier, Wolf-Dietrich 88 f. Nil 38 Ninive 22, 110 ff. Noah 94, 97 Siehe auch Arche Noah Nordreich Israel 30, 40, 42, 54, 71 f., 107 Noth, Martin 102
Ofer, Avi
71
Office of Strategic Services 51
Omri 13, 21, 30 ff., 54, 86, 107 ff. Oriental Institute 52, 113 Osmanisches Reich 29, 31, 39, 44 Ossuar(ium) 139 f., 150 Ossuarium des Jakobus 6, 146, 150–155,
158, 160, 162 f. Ossuarium des Kajaphas 23, 139, 141
Padi
83
Paläohebräisch 42, 147, 156 Palästina 8, 26 ff., 33 f., 36 f., 39, 41 f., 44,
46, 51, 55, 123, 128 Palestine Archaeological Museum (Rockefeller Museum) 46, 109 Palestine Exploration Fund (PEF) 28,
36, 44, 55 Paris 147 f. Patriarchen 17, 94, 99 f. Paulus 125, 127 Pellegrino, Charles 133 Perikleisches Bauprogramm 20 Pest 20 Siehe auch Seuche Petrie, William M. F. 36 ff., 41, 43 ff.,
48, 50, 73 Petrographie 87, 147, 158, 167 Petrus 127, 135 Phasael 127 Philister 15, 22, 76, 82, 164 Phönizier 42, 83 Pickering, Kevin 10, 99 Pitman, Walter 97 Pittsburgh Theological Seminary 164 Pontius Pilatus 23, 128 f. Präkolumbisch 19 »Processual Archaeology« 70 Protokanaanitisch 165
Qumran
120–123, 142
Qumranrollen 23, 60 f., 119 ff., 166
Radiokarbondatierung
86 f., 138, 166 f.
Rehov, Tel 15, 87 f. Reich, Roni 75 Reichsteilung 18, 20, 49, 71, 95, 107 Reisner, George 42 f., 45, 54 Revue Biblique 147 Richter (Buch) 101 Robinson, Edward 8, 26 ff., 34 ff., 70 Robinson-Bogen 27 Rockefeller Museum 108 Siehe auch Palestine Archaeological Museum Rockefeller (Familie) 52 Römer, römisch 16, 20, 64 ff., 68, 73,
122, 126–132, 134, 138, 140, 143 ff., 167 Römische Zeit 17, 137 Rotes Meer 17 Rothschild (Familie) 61 Royal Ontario Museum 152 Rückstandsanalyse 88 f., 167 Ryan, William 97
Safi, Tel es-
164
Siehe auch Gat Salmanassar III. 22, 107 ff. Salomo 6, 17 f., 20 f., 42, 49, 54, 63, 80,
84 ff., 95, 105 ff., 164, 166 Samaria 34, 42 f., 54 f., 60, 69, 71 Sammech, Marko 162 Siehe auch Ghatas, Marco Samah Shoukri Sanherib 22, 33, 83, 96, 107, 109 ff. Satellitenfotografie 88, 167 Scheschonk 21, 40, 106 f. Siehe auch Schischak Schilo 75 Schischak 40, 106 f., 162 Siehe auch Scheschonk Schliemann, Heinrich 40 Schlottmann, Konstantin 32
Register 189
Schumacher, Gottlieb 39 ff., 53, 62, 106 Schwarzer Obelisk 22, 109 Sechs-Tage-Krieg 69, 71, 75 Sechste Legion 144 See Gennesaret 23, 134 ff., 139 Sellin, Ernst 58 Sepphoris 18, 126, 134 f., 139 Seuche 112 Siehe auch Pest Shalem Center 84 Shanks, Hershel 146 f., 150 ff. Sicarii 65 Silbernes Kalb 76 Siloah-Inschrift 22, 32 f. Siloah-Teich 32 Silwan 78 Sinai 51, 71, 100 Sinai (Berg) 15, 76 Sintf lut 94, 96 f. Smith, Eli 8, 26 f. Smith, George Adam 33 ff. Society for American Archaeology 14 Society of Biblical Literature 152 Sodom 6, 10, 94 f. »Söhne der Finsternis« 120, 125 »Söhne des Lichts« 120, 125 Sorbonne 147, 151 Stager, Larry 76 f. Ställe 54, 130 Stämme Israels, zehn verlorene 95 Starkey, James L. 109 ff. Stratigraphie 9, 37, 40 f., 50 ff., 55 f., 110 Streitkräfte, israelische 60 Sudan 42 Südreich Juda 36, 71 Sukenik, Eliezer 60, 120 Survey 69 f. Syria Palaestina 145 Syrien 17, 44, 63 f., 69, 107 Syro-Palästina 18, 95
190 Register
Syro-palästinische Archäologie 17,
19, 75 System der drei Zeitalter 48
Tabor (Berg)
27
Tabor, James 141 Takht-i Suleiman (Berg) 10, 98 Tal der Könige 38 Talpiot-Grab 133 Tappy, Ron 164 Tel Miqne/Ekron-Inschrift 22, 82 f.,
163 Tel-Dan-Stele 80 ff., 105, 163 Tempel des Herodes 129 Siehe auch Zweiter Tempel Tempel Salomos 129, 146, 148 Siehe auch Erster Tempel Tempelberg 16, 23, 27, 72, 129, 139, 156,
166 Texas A&M University 136 Thompson, Thomas 79 Thomsen, C. J. 48 Thutmosis III. 34 Tiberias 134 Tiberius 128 Titus 65, 129 Toombs, Larry 73 f. Topographischer Plan 74 Totes Meer 31, 65, 119 f. Transjordanien 51 Türkei 38, 40, 64, 97, 117, 126
Unabhängigkeitskrieg
57, 60, 120
Universität Kopenhagen 79 Universität Tel Aviv 52, 54, 70, 85, 88,
109, 114, 116, 150, 154 University College London 10, 99 University of Arizona 75 University of California in San Diego
166
University of Chicago 40, 52 ff, 62, 106 University of North Carolina in Chapel Hill 11, 134 University of North Carolina in Charlotte 141 University of Sheffield 79 University of Southern California 117 Ur 44, 99 Ur der Chaldäer 99 Ussishkin, David 75, 108–112 Utnapischtim 97
Vaux, Roland de
122
»Verbranntes Haus« 73 Vereinigtes Königreich Davids und Salomos 22, 49, 95, 107
Wachsmann, Shelley
136 ff.
Wadi Araba 44 »Wagenstädte« 54 Wall Street Journal 120 Waqf 156, 166 Warren, Charles 8, 28, 31, 36, 58, 128 Warren-Schacht 28 Washington, D.C. 147 Watzinger, Carl 41, 58 Wavell, Archibald 34 West Semitic Research Project 117, 122 Westjordanland 70 f. Wheeler, Mortimer 55, 74
Wheeler-Kenyon-Grabungsmethode
55 ff., 73 Whitelam, Keith 79 Wilfred Laurier University 73 Wilhelm II., Kaiser 40 William F. Albright Institute of Archaeological Research 50 Siehe auch American School Wilson, Charles 29 Witherington III, Ben 153 f. Woodhead, John 108 Woolley, Leonard 44, 51, 96, 99 Wright, G. Ernest 73 »Wüste Zin« 44
Yadin, Yigael
60 ff., 70, 85, 103, 120
Yardeni, Ada 151 Yasur-Landau, Assaf 88 f. Yigal Allon Museum 137
Zayit, Tel
164 f.
Zertal, Adam 71, 75 Zias, Joe 68, 134, 142 Ziusudra 97 Zuckerman, Bruce 117 Zuckerman, Kenneth 117 Zweiter Tempel 15 f., 124, 129 f.,
166 f. Siehe auch Tempel des Herodes Zweiter Weltkrieg 51 f., 57
Register 191
Über den Inhalt Große Forscher und große Entdeckungen Erinnern Sie sich an jenen Granatapfel aus Elfenbein, der aus dem Tempel Salomons stammen sollte? Nach Jahren fanden Forscher heraus, dass der Apfel echt war, jedoch seine Inschrift gefälscht worden ist. Eric H. Cline entschlüsselt für uns die Geheimnisse der biblischen Archäologie und zeigt ebenso die großen Funde, außergewöhnlichen Pioniere wie die größten Fälschungen im Land der Bibel. Überblick Vorwort: Der Jäger der verlorenen Arche Teil I Forscher auf den Spuren der Bibel Teil II Archäologische Entdeckungen zur Bibel
Über den Autor Eric H. Cline war mit »1177 v. Chr.« bereits für den Pulitzer-Preis vorgeschlagen und hat mit der »Biblischen Archäologie« den ersten Preis der American School of Oriental Research gewonnen. Cline ist Professor für Klassik und Anthropologie und Direktor des Archäologischen Instituts an der George Washington Universität.