Bericht über die Hundertjahrfeier 21.–25. April, 1929 [Reprint 2019 ed.] 9783111669168, 9783111284460


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German Pages 447 [448] Year 1930

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Programm der Veranstaltungen
Verzeichnis der Teilnehmer
Bericht über die Veranstaltungen Texte und Inhaltsangaben der Reden und Vorträge
Internationale Tagung für Ausgrabungen
Festschriften. Geschenke. Mitgliederliste der Gesellschaft der Freunde des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches
Glückwünsche
Namensverzeichnis der Redner und Vortragenden
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Bericht über die Hundertjahrfeier 21.–25. April, 1929 [Reprint 2019 ed.]
 9783111669168, 9783111284460

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ARCHÄOLOGISCHES I N S T I T U T DES D E U T S C H E N REICHES HUNDERTJAHRFEIER

ARCHÄOLOGISCHES I N S T I T U T DES DEUTSCHEN REICHES

BERICHT ÜBER DIE HUNDERTJAHRFEIER 21-25 APRIL 19 2 9

WALTER DE G R U Y T E R & CO B E R L I N

1 9

3 0

Auf d e m Titelbild ist die Vorderseite der von Professor Edwin Scharff

zur Hundertjahrfeier

geschaffenen

Winckelmann-Medaille wiedergegeben. Titelblatt und Einband entwarf Professor Ernst B ö h m ; als Vorbild des Greifen diente dieRückseite der Winckelmann-Medaille.

DRUCK VON J . J . AUGUSTIN IN GLÜCKSTADT UND HAMBURG

VORWORT Dem Bericht, der im Auftrage der Zentraldirektion über die Hundertjahrfeier des Archäologischen Instituts erstattet wird, müssen Worte des Dankes vorangehen. Unser Dank gilt zunächst der Reichsregierung, dem Reichstag und dem Reichsrat, die die Durchführung der Feier ermöglicht und in jeder Weise gefördert haben. Wir sind ferner den Preußischen Staatlichen Museen zu D a n k verpflichtet f ü r den gewaltigen Eindruck, den sie den Teilnehmern der Feier in den Räumen des Pergamon-Museums haben zuteil werden lassen, und dem Magistrat und den Stadtverordneten der Stadt Berlin f ü r den Genuß, den sie ihnen mit der vollendeten Aufführung von Glucks Orpheus bereitet haben. Endlich haben wir der Gesellschaft für Antike Kultur für die Einladung zu ihrer Festsitzung zu danken, deren Vortrag durch die Behandlung der wesentlichsten Problematik der Altertumswissenschaft die notwendige Ergänzung zu der Darbietung archäologischer Tatsachen bot, die nach alter Institutstradition die Aufgabe der „Internationalen Tagung für Ausgrabungen" war. Zu danken hat der Unterzeichnete allen denen, die ihn bei der Vorbereitung u n d Durchführung der Veranstaltungen unterstützt haben, verehrten Kollegen, jungen Gelehrten und hilfsbereiten Studenten. Vor allem gilt der Dank den Mitgliedern des Büros zur Vorbereitung des Jubiläums, Herrn Direktor G. Bersu, der seine organisatorische Erfahrung zur Verfügung stellte, Herrn Dr. O. Brendel, der die Vorbereitungen durchführte, und den unermüdlichen und sachkundigen Sekretärinnen, F r a u H . Marold und Fräulein A. M. Krause. Besonders gedankt sei endlich Herrn Professor Dr. Fuchs, der in jener Zeit die vielseitigen Funktionen des Assistenten versah, und Herrn Privatdozenten Dr. Matz f ü r die Mitarbeit bei der Herstellung und dem Druck des Berichtes. G. Rodenwaldt

INHALT Vorwort

V

Inhalt

VII

Programm der Veranstaltungen

1

Verzeichnis der Teilnehmer

17

Bericht über die Veranstaltungen Texte und Inhaltsangaben der Reden und Vorträge

75

E m p f a n g im Palais Prinz Friedrich Leopold

77

Festsitzung im Plenarsitzungssaal des Reichstages..

78

Empfang im Pergamon Museum

102

Abendessen, gegeben von der Reichsregierung im Marmorsaal des Zoologischen Gartens

109

Festsitzung der Ersten Tagung der Gesellschaft f ü r Antike Kultur

132

Festoper Zwangloses

160 Beisammensein

im

Bankettsaal

des

„Rheingold"

161

Internationale Tagung f ü r Ausgrabungen

163

Eröffnungssitzung

165

Sektion 1. Rom und Imperium Romanum

167

Sektion 2. Griechisches Kulturgebiet

234

Sektion 3. Vor- und Frühgeschichte Europas

281

Sektion 4. Asien und Afrika

342

Festschriften. Geschenke. Mitgliederliste der

Gesellschaft

der Freunde des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches Glückwünsche

393 399

Adressen

401

Schriftliche und telegraphische Glückwünsche

433

Namensverzeichnis der Redner und Vortragenden

437

VII

PROGRAMM DER VERANSTALTUNGEN

Sonntag, den 21. April

1929*

EMPFANG DER VERTRETER UND DELEGIERTEN d e r R e g i e r u n g e n , Vormittags

Behörden und wissenschaftlichen Institutionen durch die Zentraldirektion des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches im Festsaal des Palais Prinz Friedrich Leopold. Entgegennahme von Adressen, Vorbesprechung über die Begrüßungsansprachen in der Festsitzung im Reichstag und beim Abendessen am Montag sowie über den Vorsitz bei der Internationalen Tagung för Ausgrabungen. FESTSITZUNG i m P l e n a r s i t z u n g s s a a l des R e i c h s t a g e s .

Abends

Festrede des Präsidenten des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, Herrn Professor Gerhart Rodenwaldt. Ansprachen von Vertretern der Behörden und der Wissenschaft des In- u n d Auslandes. Mitteilungen über Ehrungen und Stiftungen. Anschließend an die Feier ist in den Restaurationsräumen des Reichstages die Möglichkeit zu zwanglosem Zusammensein gegeben.

Montag, den 22. April

H-30Uhr

8

1929

EMPFANG IM PERGAMON-MUSEUM. Begrüßung durch den General- Vormittags 11 Uhr direktor der Staatlichen Museen, Herrn Professor Wilhelm Waetzoldt. Ansprache des Ersten Direktors der Antikenabteilung der Staatlichen Museen, Herrn Geheimrat Theodor Wiegand. ERÖFFNUNGSSITZUNG DER INTERNATIONALEN TAGUNG FÜR AUS- Nachmittags

GRABUNGEN. Plenarsitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses. Begrüßungsansprache durch den Präsidenten der Tagung, S.Exz. Herrn Staatsminister Dr. Schmidt-Ott. Bildung des Präsidiums der Tagung durch Zuwahl ausländischer Gelehrter f ü r den Vorsitz in den vier Sektionen der Tagung. * Abgedruckt nach dem endgültigen Programmheft, das während der Jubiläumsfeier an alle Teilnehmer ausgegeben wurde. Geschäftliche Mitteilungen sind hier fortgelassen.

l*

3

3 3

- °Uhr

1. Rom und Imperium Romanum. ^Deutsche Vorsitzende: Direktor Lehner, Bonn, Professor Noack, Berlin. 2. Griechisches Kulturgebiet. Deutsche Vorsitzende: Professor Dörpfeld, Berlin, Geheimrat Wiegand, Berlin. 3. Vor- und Frühgeschichte Europas. Deutsche Vorsitzende: Geheimrat Schuchhardt, Berlin, Professor Seger, Breslau. 4. Asien und Afrika. Deutsche Vorsitzende: Professor Andrae, Berlin, Professor Junker, Wien. 4-6.30 Uhr Anschließend finden die ersten Sitzungen der vier Sektionen statt. Nachmittags 1. R o m u n d I m p e r i u m R o m a n u m . 4 Uhr Plenarsitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses. 4-4.30 Uhr

Generaldirektor Roberto Paribeni, Rom : Restauri di monumenti in Italia.

4.30-5 Uhr

Professor Arduino Colasanti, archeologico in Italia.

5-5.30 Uhr

Professor Enrico Josi, Rom : Neue Ausgrabungen in römischen Katakomben.

5.30-6 Uhr

Professor Amedeo Maiuri, Neapel : Le ultime scoperte archeologiche nella Campania.

6-6.30 Uhr

Rom : Tesori del sottosuolo

Professor Antonio Minto, Florenz : Nuovo orientamento negli studi e nelle ricerche archeologiche in Etruria, particolarmente in relazione al problema delle origini della cività etnisca.

Nachmittags 2. G r i e c h i s c h e s K u l t u r g e b i e t . 4 Uhr Festsaal des ehemaligen Herrenhauses. 4-4.30 Uhr

Professor Carl W. Biegen, Cincinnati: Recent excavations a t t h e Argive Heraeum.

4.30-5 Uhr

Professor Axel Persson, Upsala : Ein argivisches Fürstengrab. 4

Professor Wilhelm Vollgraff, U t r e c h t : Das Tor der myke- 5-5.30Uhr nischen Königsburg in Argos. Alan John Bayard Wace, M. A., London: The Kalkani Ce- 5.30-6Uhr metery, Mykenae. Dr. Gabriel Welter, A t h e n : Deutsche Ausgrabungen auf Aegina. 6-6.30 Uhr 3. V o r - u n d F r ü h g e s c h i c h t e E u r o p a s . Hörsaal der Staatlichen Kunstbibliothek.

Nachmittags 4Uhr

Professor Boris Schukov, Moskau: Tardenoisien in der Krim, 4-4.30Uhr Neolithikum im Wolgagebiet. Professor Hugo Obermaier, Madrid: Die eiszeitliche Höhlen- 4.30-5 Uhr k u n s t Spaniens. Dr. P a u l R a u , Pokrowsk: Ergebnisse der neuesten Unter- 5-5.30 Uhr suchungen vorgeschichtlicher Gräber im unteren Wolgagebiet. Professor Ugo Reilini, R o m : Sulla teoria del miolotico e la pro- 5.30-6 Uhr babile presenza in Italia delle culture africane, ateriane, esbaikiane e capsiane. Gregori Petrow, Leningrad: Anthropologisch-archäologische 6-6.30 Uhr Untersuchungen in der K r i m . 4. A s i e n u n d A f r i k a . Hörsaal des Völkerkundemuseums.

Nachmittags 4 Uhr

Professor Oscar Reuther, Dresden: Die Grabung in Ktesiphon- 4-4.30 Uhr Seleukia. Professor Ernst K ü h n e l : Der Stuckdekor von Ktesiphon.

4.30-5 Uhr

Dr. H . R . Hall, L o n d o n : Die Ausgrabungen in U r .

5-5.30Uhr

Dr. Julius Jordan, Berlin: Die deutschen Ausgrabungen in 5.30-6 Uhr W a r k a vom November 1928 bis März 1929. ABENDESSEN, gegeben von der Reichsregierung f ü r die Teilnehmer a n der Jubiläumsfeier u n d der Internationalen Tagung f ü r Ausgrabungen im Marmorsaal des Zoologischen Gartens.

5

Abends 8 Uhr

Dienstag, den 23. April

1929

Vormittags 9.30-12.30 INTERNATIONALE TAGUNG FÜR AUSGRABUNGEN

Vorträge in den vier Sektionen: 9.30 Uhr

1. R o m u n d I m p e r i u m R o m a n u m . Plenarsitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses.

9.30-10Uhr

Direktor Michael Abramic, Split: Neuere Ausgrabungen und Funde in Jugoslawien.

10-10.30Uhr

Professor Carlo Anti, P a d u a : Ultimi risultati degli scavi di Cirene.

10.30-11 Uhr

Soprintendente Renato Bartoccini, T u r i n : Gli ultimi ritrovamenti in Tripolitania.

11-11.30 Uhr

Direktor José Ramon Mélida y Âlinari, Madrid: Les fouilles de Mérida.

11.30-12 Uhr

Professor Wladimir Petkovic, Belgrad: Die neuentdeckten Skulpturen in Stobi.

12-12.30 Uhr

Professor Otto Tschumi, B e r n : Die keltisch-römischen Ausgrabungen auf der Engehalbinsel bei Bern.

Vormittag» 2. G r i e c h i s c h e s K u l t u r g e b i e t . 9.30 Uhr Festsaal des ehemaligen Herrenhauses. 9.30-10 Uhr

Professor Wilhelm Dörpfeld, Berlin : Neue Untersuchungen am Heraion in Olympia.

10-10.30Uhr

Professor A. Keramopullos, A t h e n : Lichthöfe oder Lichtschächte in mykenischen Palästen des Festlandes.

10.30-11 Uhr

Professor Konstantinos Kuruniotis, A t h e n : Die letzten Ausgrabungen in Eleusis.

11-11.30Uhr

Direktor Konstantinos Rhomaios, Saloniki: Die Ausgrabungen in Thermos und Kalydon.

11.30-12Uhr

Direktor Pierre Roussel, A t h e n : Les récentes fouilles de l'Ecole française d'Athènes faites à Thasos.

12-12.30Uhr

Professor Ernst Buschor, A t h e n : Das Labyrinth des Rhoikos.

3. V o r - u n d F r ü h g e s c h i c h t e E u r o p a s . Hörsaal der Staatlichen Kunstbibliothek.

Vormittags 9.30 Uhr

Professor J. Andriesescu, Bukarest: Die letzten Ausgrabungen 9.30-10Uhr in Rumänien und ihre Bedeutung für die Vorgeschichte Südosteuropas. Professor Josef Kostrzewski, Posen: Einige Probleme der 10-10.30Uhr jüngeren Steinzeit Polens im Lichte der neuesten Ausgrabungen. Professor Emil Panaitescu, Klausenburg : Neuere Ausgrabungen. 10.30-llUhr in Dacia Superior (Siebenbürgen). Professor Albin Stock^, P r a g : Ausgrabungen in der Tschecho- 11-11.30Uhr Slowakei. Dr. Franz von Tompa, Budapest: Die Ergebnisse der neoli- 11.30-12Uhr thischen Forschungen in Ungarn. Professor Nikola Vulic, Belgrad: Die prähistorischen Aus- 12-12.30Uhr grabungen in Jugoslawien. 4. A s i e n u n d A f r i k a . Hörsaal des Völkerkundemuseums.

Vormittags 9.30 Uhr

Generalsekretär Henri Gauthier, Kairo : Bericht des General- 9.30-10 Uhr direktors Lacau über die letzten Arbeiten des Service des Antiquités. Mahmoud Effendi Aly Hamza, Kairo: The last results of the 10-10.30Uhr excavations at Qantir, north of Faqus. Professor Hans Henning von der Osten, Chicago: Die archäo- 10.30-11 Uhr logischen Forschungen des Orientalischen Instituts von Chicago in Anatolien 1926 bis 1928. Professor Uvo Hölscher, Hannover: Die Ausgrabungen des ll-11.30Uhr Oriental Institute der Universität Chicago in Medinet H a b u . Tempel und Palastanlage Ramses' I I I . Professor Hermann Junker, Wien: Die österreichischen Aus- 11.30-12Uhr grabungen auf dem Friedhofe bei den Pyramiden von Gizeh.

7

Abends

8 Uhr

FESTSITZUNG DER ERSTEN TAGUNG DER GESELLSCHAFT FÜR

ANTIKE KULTUR. Plenarsitzungssaal hauses.

des ehemaligen Herren-

Ansprache des Präsidenten der Gesellschaft, Herrn Staatssekretär Professor Johannes Popitz, Berlin. Festvortrag des Herrn Professor Werner Jaeger, Berlin: Die geistige G e g e n w a r t der A n t i k e . Anschließend zwangloses Beisammensein in der Wandelhalle und den Restaurationsräumen des im gleichen Gebäude befindlichen Preußischen Landtages.

Vormittags

Mittwoch, den 24. April 1929 FÜHRUNGEN in den Museen und Schlössern von Berlin und Potsdam. 1. STAATLICHE MUSEEN

Altes und Neues Museum. Antiquarium I. Bronzen, Terrakotten, Gold und Silber, Glas. Führer Professor Neugebauer.

Vormittags 11.30 Uhr

Antiquarium I I . Vasen, Olympia, Mumienporträts. Führer Dr. von Massow.

1.30 Uhr

Kaiser-Friedrich-Museum. Gemäldegalerie. Niederländische Malerei. Führer Frau Professor Schottmüller.

Vormittags 10 Uhr

Gemäldegalerie. Italienische Kunst. Führer Professor Voß.

12 Uhr

Nachmittags 2 Uhr

Gemäldegalerie. Deutsche und altniedcrländische Malerei. Führer Fräulein Dr. Kunze. 8

S a m m l u n g der v o r d e r a s i a t i s c h e n A l t e r t ü m e r . Führung durch die Sammlung. Führer Dr. Opitz.

Vormittags 10 Uhr

Sonderausstellung der neuen Erwerbungen aus Vorderasien Vormittags im Übergang vom Alten zum Neuen Museum. 12 Uhr Führer Direktor Andrae. Führung durch die Sammlung. Führer Dr. Ehelolf.

Nachmittags 2 Uhr

Museum f ü r V ö l k e r k u n d e I. Turfan- Sammlungen. Führer Professor von Lecoq. Buddhistische Sammlungen aus China und Japan. Führer Professor Lessing. Indien. Religionswissenschaftliche Abteilung. Führer Professor Stönner. Archäologie Mexikos. Führer Direktor Lehmann.

Vormittags 10 Uhr 11.30 Uhr 12 Uhr Nachmittags 2 Uhr

Museum f ü r V ö l k e r k u n d e II. Ältere und jüngere Steinzeit Europas, einschließlich der Vormittags Schliemann-Sammlungen. 11.30 Uhr Führer Dr. von Jenny. Kaiser- und Völkerwanderungszeit. Führer Direktor Dr. Unverzagt.

Nachmittags 1.30 Uhr

NATIONALGALERIE

A l t e s Gebäude. Sammlung älterer Meister vom Ende des 18. Jahrhunderts bis Vormittags etwa 1880. 10 Uhr Führer Dr. Thormaehlen.

12 Uhr

Sammlung älterer Meister vom Ende des 18. Jahrhunderts bis etwa 1880. Führer Dr. Thormaehlen.

Nachmittags

Dasselbe.

2 Uhr

N e u e A b t e i l u n g , ehemaliges Kronprinzenpalais. Sammlung neuerer Meister. Führer Dr. Rave.

Vormittags 10 Uhr 12 Uhr

Dasselbe.

Nachmittags

Dasselbe.

2 Uhr 3 . STAATLICHE SCHLÖSSER

Charlottenburg. Führung durch das Schloß. Führer Dr. Hildebrand.

Vormittags 10 Uhr

S c h l o ß B e r l i n , Historische Wohnräume. 12 Uhr

Führung. Führer Dr. Hildebrand. P o t s d a m : Sanssouci, Neues Palais, Charlottenhof.

10.30 Uhr

Zwei Führungen. Führer Dr. H u t h und Dr. Poensgen.

Nachmittags INTERNATIONALE TAGUNG FÜR AUSGRABUNGEN 3.30-6 Uhr

Vorträge in den vier Sektionen:

3.30Uhr 1. R o m u n d I m p e r i u m R o m a n u m . Plenarsitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses. 3.30-4 Uhr

Robin George Collingwood, M. A., Oxford: Recent excavation on Hadrian's Wall.

4-4.30 Uhr

Professor Anton Gnirs, Elbogen b. Karlsbad: Römische Kastelle vor dem norisch-pannonischen Limes.

4.30-5 Uhr

Professor Rudolf Egger, Wien: Ausgrabungen Italicus in Kärnten.

10

am

Limes

Direktor Giovanni Brusin, Aquileia : Gli ultimi scavi di Aquileia.

5-5.30 Uhr

Direktor Hans Lehner, Bonn: Xanten.

5.30-6 Uhr

2. Griechisches K u l t u r g e b i e t . Festsaal des ehemaligen Herrenhauses.

Nachmittags

3.30 Uhr

Direktor Rhys Carpenter, Athen: The latest excavations in Corinth.

3.30-4Uhr

Direktor Georgios P. Oikonomos, Athen : Das alte Messene.

4-4.30 Uhr

Direktor Frederik Poulsen, Kopenhagen : Die dänisch-griechischen Ausgrabungen in Kalydon.

4.30-5 Uhr

Professor Luigi Pernier, Florenz : Nuovi contributi italiani alla conoscenza della civiltà ellenica in Creta.

5-5.30 Uhr

Direktor Arthur M. Woodward, Athen : Excavations at Sparta by the British School at Athens 1924—1927.

5.30-6 Uhr

3. Vor- und F r ü h g e s c h i c h t e E u r o p a s . Hörsaal der Staatlichen Kunstbibliothek.

Nachmittags 3.30 Uhr

Professor Pedro Bosch-Gimpera, Barcelona: Neue iberische Ausgrabungen.

3.30^1 Uhr

Professor Leon Koslowski, Lemberg: Wohnbauten der bemalten Keramik und ihre Beziehungen zum Grabritus auf Grund neuer Ausgrabungen.

4-4.30 Uhr

Dr. Adolf Mahr, Dublin: Das frühe Inselkeltentum im Lichte neuerer Ausgrabungen.

4.30-5 Uhr

Dr. Joseph Zurowski, Krakau : Die neuen Ergebnisse der neolithischen Forschungen im südwestpolnischen Lößgebiete.

5-5.30 Uhr

Direktor Gerhard Bersu, Frankfurt: Der Goldberg bei Nordlingen und die moderne Siedelungsarchäologie.

5-5.30 Uhr

11

Nachmittags 4. A s i e n u n d A f r i k a . 3.30 Uhr Hörsaal des Völkerkundemuseums. 3.30-4 Uhr

Professor Raymond Lantier, St. Germain-en-Laye : Les fouilles de Carthage et la topographie des villes puniques et romaines.

4-4.30Uhr

Dr. Eleazar forschung.

Jerusalem: Neue

Synagogen-

Abends

FESTOPER. GLUCK, ORPHEUS UND EURYDIKE, i m

Städtischen

8 Uhr

Opernhaus, Charlottenburg, veranstaltet von der S t a d t Berlin zu Ehren des Jubiläums des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, der Internationalen Tagung f ü r Ausgrabungen und der Gesellschaft f ü r antike Kultur.

Vormittags Donnerstag,

Lipa

Sukenik,

den 25. April

1929

FÜHRUNGEN in den Museen und Schlössern von Berlin und Potsdam. 1. STAATLICHE MUSEEN

Altes und Neues Museum. Sammlung antiker Skulpturen. Führer Professor Neugebauer.

Vormittags 11.30 Uhr

S a m m l u n g ä g y p t i s c h e r A l t e r t ü m e r , Neues Museum. Vor- und Frühgeschichte Ägyptens. Führer Professor Scharff.

Vormittags 10 Uhr

Grab und Tempel. Führer Dr. Schott.

12 Uhr

Religion und K u n s t von Amarna. Führer Herr Zippert.

Nachmittags 2 Uhr

Kaiser-Friedrich-Museum. Islamische Abteilung. Führer Direktor Sarre.

Vormittags 10 Uhr

12

Deutsche Bilder. Führer Direktor Demmler.

12 Uhr

Altchristliche und byzantinische Altertümer. Italienisches Nachmittags 2 U*11 Mittelalter. Führer Dr. Volbach. S c h l o ß m u s e u m , Schloß Berlin. Festräume Friedrichs I. Führer Professor Schnorr von Carolsfeld.

Vormittags 10 Uhr

Französische Renaissance und Königskammern. Führer Dr. Klar.

12 Uhr

Mittelalter bis Renaissance und 18. Jahrhundert. Führer Fräulein Dr. Nienhold.

Nachmittags 2 Uhr

Museum für V ö l k e r k u n d e I. Turfan-Sammlungen. Führer Professor von Lecoq.

Vormittags 10.30 Uhr

Afrikanische Sammlungen, besonders Yoruba und Benin. Führer Dr. Baumann.

11.30 Uhr

Archäologie Perus. Führer Direktor Lehmann.

Nachmittags 1.30 Uhr

Museum für V ö l k e r k u n d e II. Turfan- Sammlungen. Führer Professor von Lecoq.

Vormittags 12 Uhr

Hallstatt- und Lat£nezeit. Führer Dr. Langsdorff.

Nachmittags 2 Uhr

2 . NATIONALGALERIE

A l t e s Gebäude. Sammlung älterer Meister vom Ende des 18. Jahrhunderts bis Vormittags 10 u h r etwa 1880. Führer Dr. Thormaehlen. 13

12 Uhr

Sammlung älterer Meister vom Ende des 18. J a h r h u n d e r t s bis etwa 1880. Führer Dr. Thormaehlen.

Nachmittags

Dasselbe.

2 Uhr

N a t i o n a l g a l e r i e , N e u e A b t e i l u n g , ehemaliges Kronprinzenpalais. Vormittags 10 Uhr

Sammlung neuerer Meister. Fährer Dr. Rave.

12 Uhr

Dasselbe.

Nachmittags

Dasselbe.

2 Uhr 3 . MÄRKISCHES MUSEUM

Vormittags 10 Uhr

Führung durch die Vorgeschichtliche Abteilung. Ausgrabungsergcbnisse des bronzezeitlichen Dorfes Buch und des wendischen Burgwalles auf dem Pennigsberge bei Mittenwalde. Auf Wunsch Besichtigung der Kulturschutzstelle auf den Müggelbergen. Führer Direktor Kiekebusch. 4 . STAATLICHE SCHLÖSSER

Charlottenburg. Vormittags 10 Uhr

Führung durch das Schloß. Führer Dr. Hildebrand. S c h l o ß B e r l i n , Historische Wohnräume. Führung. Führer Dr. Hildebrand.

12 Uhr

P o t s d a m : Sanssouci, Neues Palais, Charlottenhof. Zwei Führungen. Führer Dr. H u t h und Dr. Poensgen.

10.30 Uhr

Vormittags BESIGHTIGUNC der Deutschen Hochschule für Leibesübungen, 11 Uhr Charlottenburg, Deutsches Stadion.

14

INTERNATIONALE TAGUNG FÜR AUSGRABUNGEN

Nachmittags 4 - 6 . 3 0 Uhr

Vorträge in den vier Sektionen: 1. R o m u n d I m p e r i u m R o m a n u m .

Nachmittags 4 Uhr

Plenarsitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses. Professor Theophil Sauciuc-Säveanu, Bukarest: Neuere griechisch-römische Forschungs- und Ausgrabungsergebnisse in Rumänien.

4 - 4 . 3 0 Uhr

Konservator Theodor Makridi Bey, Konstantinopel: Die neuesten Ausgrabungen in Stambul.

4.30-5 Uhr

Professor Josef Keil, Greifswald: Die neuen Ausgrabungen in Ephesos.

5-5.30 Uhr

Direktor Martin Schede, Konstantinopel: Untersuchungen am Tempel in Aezani.

5.30-6 Uhr

Direktor Siegfried Loeschcke, Trier: Tempelbezirke im Tre-6-6.30 Uhr vererland. 2. G r i e c h i s c h e s K u l t u r g e b i e t . Festsaal des ehemaligen Herrenhauses.

Nachmittags 4 Uhr

Professor Christian Blinkenberg, Kopenhagen: Die dänischen Ausgrabungen in Lindos.

4—4.30Uhr

Professor Michael Boltenko, Odessa: Vergangenheit der Insel Berezanj nach den Ergebnissen der letzten Ausgrabungen.

4.30-5 Uhr

Professor Sergius Dloschewsky, Odessa: grabungen der letzten vier Jahre.

Die Olbia-Aus-

5-5.30 Uhr

Fräulein T. Knipowitsch, Leningrad: Der altjonische Einfluß im skythischen Hinterlande.

5.30-6 Uhr

Professor Amedeo Maiuri, Neapel: Gli scavi della Missione archeologica italiana a Jalisos nell'isola di Rodi.

6.30-7 Uhr

15

Nachmittags 3. V o r - u n d F r ü h g e s c h i c h t e E u r o p a s . 4 Uhr Hörsaal der Staatlichen Kunstbibliothek. 4-4.30Uhr

Direktor Bogdan Filow, Sofia: Die Ausgrabungen des Bulgarischen Nationalmuseums in Madara und Preslav.

4.30-5Uhr

Direktor A. E . van Giffen, Groningen: Die Ergebnisse der Warfengrabung.

5-5.30 Uhr

Direktor Graf Begouen, Toulouse: Les fouilles de Saint Bert r a n d des Comminges.

5.30-6Uhr

Professor Haakon Shetelig, Bergen: Die Ausgrabung und die Ornamentik des Oseberger Schiffes.

Nachmittags 4. A s i e n u n d A f r i k a . 4 Uhr Hörsaal des Völkerkundemuseums. 4—4.30 Uhr

Professor Türe Arne, Stockholm: Alanen oder Chazaren ? Die Ausgrabungen von Werhne-Saltovo.

4.30-5 Uhr

Professor Gregor Boro f f k a , Leningrad: Griechisch-baktrische Kulturbeziehungen auf Grund der Ausgrabungen in der Mongolei.

5-5.30 Uhr

Direktor Otto Kümmel, Berlin: Neue Ausgrabungen in Korea und in der Mongolei.

Abends

ZWANGLOSES ZUSAMMENSEIN i m B a n k e t t s a a l des

ab 8.30 Uhr

Potsdamer Straße.

16

»Rheingold«,

VERZEICHNIS DER TEILNEHMER.

I. Verzeichnis der Regierungen, Behörden und wissenschaftlichen Institutionen Vertreter von Behörden des Inlandes Reich Der R e i c h s p r ä s i d e n t Büro des Reichspräsidenten : Dr. O. Meißner, Staatssekretär Dr. Doehle, Ministerialrat Dr. Baron von Hoyningen-Huene, Oberregierungsrat Reichstag: P. Löhe Präsident: Dr. H. Brüning (Z.) Mitglieder: Dr. C. Cremer (D. V.) Dr. G. von Dryander (D. N. V.) Dr. O. Hoetzsch, Univ.-Prof. (D. N. V.) E. Koch-Weser, Reichsminister a. D. (D. D.) H. E. von Lindeiner-Wildau, Amtsrichter a. D. (D. N. V.) Dr. J . Moses (S. P. D.) Dr. E. Scholz, Reichsminister a. D.. Oberbürgermeister a. D. (D. V.) D. Dr. G. Schreiber, Prälat, Univ.-Prof. (Z.) W. Sollmann, Chefredakteur (S. P. D.) W. Steinkopf, Postamtmann (S. P. D.) D. H. Strathmann, Univ.-Prof. (D. N. V.) Reichsrat : Bevollmächtigte zum Reichsrat: Dr. Nobis, Ministerialdirektor, Berlin Preußen Dr. K. Ritter von Preger, Bayerischer Gesandter Bayern in Berlin und bevollmächtigter Minister Sachsen Dr. Gradnauer, Sächsischer Gesandter in Berlin, Reichsminister a. D., Sächsischer Ministerpräsident a. D., Berlin Dr. Bosler, Württembergischer Gesandter in Württemberg Berlin, Staatsrat Baden F. Honold, Badischer Gesandter, Berlin Dr. Münzel, bevollmächtigter Minister, Berlin Thüringen Nuß, Hessischer Gesandter in Berlin Hessen 2*

19

Hamburg

Mecklenburg-Schwerin Oldenburg

Dr. Strandes, Gesandter der Freien und Hansestadt Hamburg in Berlin und bevollmächtigter Minister, Senator, Berlin Dr. Tischbein, Mecklenburg-Schwerinscher Gesandter in Berlin Ahlhorn, Oldenburgischer Gesandter in Berlin, Staatsrat Meyer-Rodenberg, Legationsrat

Braunschweig, Anhalt und Mecklenburg-Strelitz Fr. Boden, Wirkl. Geh. R a t , Braunschweigischer, Anhaltischer und Mecklenburg-Strelitzscher Gesandter in Berlin und bevollmächtigter Minister Bremen Dr. Nebelthau, Gesandter der Freien und Hansestadt Bremen in Berlin und bevollmächtigter Minister, Senator Dr. Meyer-Lüerßen, Gesandter der Freien und Lübeck Hansestadt Lübeck in Berlin und bevollmächtigter Minister Reichsregierung: H . Müller, Reichskanzler Dr. G. Stresemann, Reichsminister des Auswärtigen K . Severing, Reichsminister des Innern Dr. R . Hilferding, Reichsminister der Finanzen Dr. R . Wissel, Reichsarbeitsminister Th. v. Guerard, Reichsminister der Justiz H . R. Dietrich, Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Dr. J . Wirth, Reichsminister für die besetzten Gebiete Reichskanzlei: Dr. Pünder, Staatssekretär Planck, Regierungsrat Presseabteilung: Dr. W. Zechlin, Ministerialdirektor, Pressechef Dr. Ritter von Kaufmann-Asser, Vortragender Legationsrat, Dirigent Vertreter der Länder bei der Reichsregierung: Bayern Dr. K . Ritter von Preger, Gesandter und bevollmächtigter Minister Sachsen Dr. Gradnauer, Gesandter, Staatsrat Württemberg Dr. Bosler, Gesandter, Staatsrat Baden F. Honold, Gesandter Thüringen Dr. Münzel, bevollmächtigter Minister

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Hessen Hamburg

Nuß, Gesandter Dr. Strandes, Gesandter und bevollmächtigter Minister, Senator Dr. Tischbein, Gesandter Ahlhorn, Gesandter, Staatsrat

Mecklenburg- Schwerin Oldenburg Braunschweig, Anhalt und Fr. Boden, Gesandter und bevollmächtigter Mecklenburg-Strelitz Minister, Wirkl. Geh. Rat Bremen Dr. Nebelthau, Gesandter und bevollmächtigter Minister, Senator Dr. Meyer-Lüerßen, Gesandter und bevollmächLübeck tigter Minister Reichsministerien: Auswärtiges Amt: Dr. Stresemann, Reichsminister des Auswärtigen Dr. von Schubert, Staatssekretär Dr. Ritter, Ministerialdirektor Dr. Schneider, Ministerialdirektor Dr. Trautmann, Ministerialdirektor Frey tag, Gesandter und bevollmächtigter Minister Göppert, Gesandter Dr. von Biilow, Vortragender Legationsrat Schubert, Vortragender Legationsrat Dr. Sievers, Vortragender Legationsrat Graf von Tattenbach, Vortragender Legationsrat Dr. Terdenge, Vortragender Legationsrat Dr. Klee, Gesandtschaftsrat Dr. Thomsen, Legationsrat Dr. Ziemke, Legationsrat Dr. Freudenberg, Legationssekretär Dr. Krümmer, Legationssekretär Dr. Mumm von Schwarzenstein, Legationssekretär Dr. Zölch, Legationssekretär Die deutschen diplomatischen Vertretungen im Ausland: Italien Freiherr von Neurath, Botschafter, Rom Litauen Morath, Gesandter, Kaunas (Kowno) Ungarn Dr. von Schoen, Gesandter, Budapest Schweiz Heilbron, Generalkonsul, Zürich Die fremden diplomatischen Vertretungen im Deutschen Reich: Bulgarien Dr. M. Popoff, Gesandter und bevollmächtigter Minister

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Dänemark Dominikanische Republik Egypten Estland Frankreich Griechenland

Großbritannien Italien Heiliger Stuhl Lettland Litauen Niederlande Österreich Paraguay Peru Portugal El Salvador

Schweden Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Tschechoslowakei Türkei

Ungarn

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H . Zahle, Kammerherr, Gesandter und bevollmächtigter Minister Dr. R . Kück, Geschäftsträger Dr. Hassan Nashaat Pascha, Gesandter und bevollmächtigter Minister K. Menning, Gesandter und bevollmächtigter Minister P. de Margerie, Botschafter und bevollmächtigter Minister, Exz. E. Canellopoulos, Gesandter und bevollmächtigter Minister J . K . von Hoefllin, Leiter der Presseabteilung Sir H . Rumbold, Botschafter, Exz. Conte L. Aldrovandi-Marescotti, Conte di Viano, Botschafter, Exz. Monsignore Dr. E. Pacelli, Erzbischof von Sardes, Apostolischer Nuntius, Exz. Dr. O. Woit, Gesandter und bevollmächtigter Minister V. Sidzikauskas, Gesandter und bevollmächtigter Minister Graf Limburg-Stirum, Kammerherr, Gesandter und bevollmächtigter Minister Dr. F. Frank, Gesandter und bevollmächtigter Minister Dr. E. Velazquez, Geschäftsträger Dr. F. B. Lizarzaburu, Geschäftsträger Dr. A. M. B. Ferreira, Gesandter und bevollmächtigter Minister I . G. Fuentes, Gesandter und bevollmächtigter Minister Dr. H . E. Serrano, Attache C. E. Th. af Wirsen, Gesandter und bevollmächtigter Minister N. Krestinski, Botschafter W. Lorenz, erster Botschaftssekretär C. Hoffmann, Legationsrat, Leiter der Presseabteilung Kemaleddin Sami Pascha, Botschafter, Exz. Basri Rechid Bey, Botschaftsrat A. Halid Bey, Pressechef K . v. Kanya, Gesandter und bevollmächtigter Minister Dr. J . Wettstein von Westersheimb, Legationsrat

Venezuela Vereinigte Staaten von Amerika

Dr. E. J . Dagnino, Gesandter und bevollmächtigter Minister J . G. Shurraan, Botschafter, Exz.

Fremde Konsularvertretucgen: Ecuador C. Zambrano, Generalkonsul, Hamburg R e i c h s m i n i s t e r i u m des I n n e r n : K . Severing, Reichsminister des Innern Dr. E. Zweigert, Staatssekretär Pellengahr, Ministerialdirektor Dr. Donnevert, Ministerialrat Dr. E. Redslob, Reichskunstwart Dr. F. Schmidt-Ott, Präsident der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, Exz. Reichsfinanzministerium : Dr. R . Hilferding, Reichsminister der Finanzen Prof. Dr. Popitz, Staatssekretär Graf Schwerin von Krosigk, Ministerialdirektor Prof. Dr. Dorn, Ministerialdirektor Dr. Wachsmann, Ministerialdirigent J . von Manteuffel, Ministerialrat Reichswirtschaftsministerium : Dr. Trendelenburg, Staatssekretär Reichsarbeitsministerium : Dr. R . Wissel, Reichsarbeitsminister Dr. Geib, Staatssekretär Reichs Justizministerium : Dr. von Guérard, Reichsminister der Justiz Dr. Joël, Staatssekretär Reichswehrministerium : von Greiff, Generalmajor, Inspekteur der Waffenschulen Keim, Oberstleutnant Reichspostministerium : Dr.-Ing. Sautter, Staatssekretär Reichsverkehrsministerium : F. Gutbrod, Staatssekretär

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R e i c h s m i n i s t e r i u m für E r n ä h r u n g und L a n d w i r t s c h a f t : H. R. Dietrich, Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft R e i c h s m i n i s t e r i u m für die b e s e t z t e n G e b i e t e : Dr. J . Wirth, Reichsminister für die besetzten Gebiete Schmid, Staatssekretär Dr. Mayer, Ministerialrat Reichsbank: Dr. H. Schacht, Präsident Dreyse, Vizepräsident Deutscher S t ä d t e t a g : Dr. Mulert, Präsident Kirchenbehörden: Deutscher Evangelischer Kirchenausschuß: D. Dr. Kapler, Präsident Deutsches Evangelisches Kirchenbundcsamt: D. G. Scholz, Oberkonsistorialrat

Preußen: Landtag: Staatsministerium:

Provinzbehörden: Rheinprovinz: Oberschlesien:

Deutsche Länder H. Bartels, Präsident D. Dr. Becker, Prof., Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung R. Weismann, Staatssekretär Dr. Nobis, Wirkl. Geh. Ob.-Reg.-Rat, Ministerialdirektor D. Dr. Richter, Prof., Ministerialdirektor Dr. Gall, Ministerialrat Dr. Windelband, Prof., Ministerialrat Dr. Leist, Oberregierungsrat Dr. Peiser, Oberregierungsrat (Pressestelle) Dr. Fuchs, Oberpräsident, Koblenz Dr. J . Busley, Landesverwaltungsrat, Düsseldorf (in Vertretung des Herrn Landeshauptmanns) Dr. B. Freiherr von Richthofen, Ratibor (in Vertretung des Herrn Landeshauptmanns)

Kirchenbehörden: Evangelischer Oberkirchenrat: D. Dr. Kapler, Präsident D. B. Kamatz, Geh. Konsistorialrat

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Bayern:

Sachsen: Württemberg:

Baden:

Hessen: Hamburg : Mecklenburg- Schwerin : Oldenburg, Lippe und Schaumburg-Lippe :

Dr. A. Hauptmann, Staatsrat (in Vertretung des Herrn Staatsministers für Unterricht und Kultus) Dr. Bünger, Minister für Volksbildung Dr. Woelcker, Ministerialdirektor Dr. Bosler, Gesandter, Staatsrat (in Vertretung des Herrn Staatspräsidenten) Dr. Bauer, Ministerialrat (als Vertreter des Württembergischen Kultusministeriums) Dr. C. Watzinger, Professor an der Universität Tübingen Dr. Schmidt, Staatspräsident Dr. Leers, Minister des Kultus und Unterrichts Prof. Dr. Mittelstraß, Hochschulreferent des Ministeriums für Kultus und Unterricht Adelung*, Staatspräsident und Minister für Kultus und Bildungswesen Dr. Edward, Ministerialrat, Berlin D. von Wrochem, Regierungsdirektor Dr. Krause, Ministerialdirektor, Schwerin Dr. G. von Luecken, Professor an der Universität Rostock

Anhalt: Bremen: Mecklenburg-Strelitz:

Ahlhorn, Oldenburgischer Gesandter und Staatsrat Meyer-Rodenberg, Legationsrat Stier, Oberregierungsrat, Weimar Fr. Boden, Gesandter und bevollmächtigter Minister, Wirkl. Geh. Rat Dr. E. Weber, Staatsministcr Dr. Spitta, Senator für Unterrichtswesen Dr. Freiherr von Reibnitz, Staatsminister

Augsburg:

Ackermann, zweiter Bürgermeister, Augsburg

Berlin:

Dr. G. Böß, Oberbürgermeister, Berlin J . Haß, Stadtverordnetenvorsteher, Berlin Dr. Kalischer, Studienrat, Berlin Dr. Lange, Stadtkämmerer, Berlin Lange, Stadtsyndikus, Berlin

Thüringen: Braunschweig:

Städte

* bedeutet: angemeldet, aber am Erscheinen verhindert.

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J . Nydahl, Stadtschulrat, Berlin Jung, Stadtamtmann, Bürovorsteher, Berlin Frankfurt a. M.: Köln: Mainz:

Dr. Landmann, Oberbürgermeister, Frankfurt a. M. Dr. Michel, Stadtrat, Frankfurt a. M. Dr. Adenauer, Oberbürgermeister, Köln Dr. Sprockhoff, Mainz

Ausland G u s t a v Adolf K r o n p r i n z von Schweden, Herzog von Schonen Königliche Hoheit, Stockholm P r i n c i p e F e r d i n a n d o di S a v o i a - G e n o v a , Principe di U d i n e , Königliche Hoheit, Turin Delegierte auswärtiger Regierungen Belgien Königlich Belgische Dr. J . Capart, Prof., Generaldirektor der MuRegierung sées Royaux d'Art et d'Histoire, Brüssel Bulgarien Königlich Bulgarische Dr. M. Popoff, Kgl. Bulgarischer Gesandter in Regierung Berlin und bevollmächtigter Minister, Berlin Dr. B. D. Filow, Professor an der Universität Sofia, Leiter des Bulgarischen Archäologischen Instituts, Sofia Dänemark Dr. K. Friis-Johansen, Professor an der UniKöniglich Dänische versität Kopenhagen, Kopenhagen Regierung Danzig Dr. H. Strunk, Senator für Wissenschaft, Kunst Senat der Freien Stadt und Volksbildung, Danzig Danzig Dominikanische Republik Dr. R. Kück, Geschäftsträger der DominiRegierung der Republik kanischen Republik, Hamburg San Domingo Ecuador Dr. C. A. Zambrano, Generalkonsul der RepuRegierung der Republik blik Ecuador, Hamburg Ecuador Egypten Dr. H. Gauthier, Secrétaire Général du Service Königlich Egyptische des Antiquités, Kairo Regierung Mahmoud Effendi Aly Hamza, ConservateurAdjoint du Musée Egyptien, Kairo

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Estland Regierung der Republik Estland Finnland Regierung der Republik Finnland Frankreich Regierung der Republik Frankreich Griechenland Regierung der Republik Griechenland

K . Menning, Gesandter und bevollmächtigter Minister, Berlin Dr. J . Ailio, Helsingfors

P. de Margerie, Botschafter der Republik Frankreich in Berlin und bevollmächtigter Minister, Exz., Berlin E. Canellopoulos, Griechischer Gesandter in Berlin und bevollmächtigter Minister, Berlin K . Kuruniotis, Prof., Leiter der Archäologischen Abteilung des Ministeriums für Unterricht und Kultus, Athen

Großbritannien Königlich Britische Regie- Sir Maurice de Bunsen, G. C. M. G., P. C. etc., rung London Sir G. Macdonald, Knight, M. A., Hon. LL. D., Hon. Litt. D., Hon. Curator des Hunterian Coin Cabinet, frUher Sekretär vom Committee of Council on Education in Scotland, Edinburgh G. F. Hill, M. A., Litt. D., LL. D., Keeper of the Department of Coins and Medals in the British Museum, London Irland Regierung des Freistaates Dr. A. Mahr, Dublin Irland Italien Königlich Italienische Dr. R . Pari beni, Prof., Comm., Direttore GeRegierung nerale delle Antichità e Belle Arti, Rom Dr. A. Colasanti, Prof., Comm., Gr. Uff., Rom Dr. C. Anti, Professor an der Universität Padua, Padua Dr. A. Maiuri, Prof., Direktor des Museo Nazionale, Soprintendente alle Antichità della Campania e del Molise, Neapel Dr. A. Minto, Prof., Direktor des R . Museo Archeologico, Soprintendente agli Scavi, Florenz Dr. P. Ducati, Comm., Direktor des Museo Civico, Professor an der Universität Bologna, Bologna

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Libysche Kolonien Heiliger Stuhl Päpstliche Regierung

Lettland Regierung der Republik Lettland Litauen Regierung der Republik Litauen Luxemburg Großherzoglich Luxemburgische Regierung Niederlande Königlich Niederländische Regierung Generalgouvernement Niederländisch-Indien Norwegen Königlich Norwegische Regierung

Österreich Bundesregierung der Republik Österreich Paraguay Regierung der Republik Paraguay Peru Regierung der Republik Peru

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Dr. G. Q. Giglioli, Comm., Professor an der Universität Rom, Rom Dr. L. Pernier, Professor an der Universität Florenz, Florenz Dr. G. Oliverio, Prof., Soprintendente alle Antichità della Cirenaica, Cirene Monsignore E. Pacelli, Erzbischof von Sardes, Apostolischer Nuntius, Exz., Berlin Dr. B. Nogara, Comm., Prof., Generaldirektor der Päpstlichen Museen, Rom Dr. J . P. Kirsch, Prof., Direktor des Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana, Freiburg (Schweiz)-Rom Dr. E. Josi, Professor am Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana, Rom Dr. F. Balodis, Professor an der Universität Riga, Präsident der Lettischen Philologischen Gesellschaft, Riga Dr. E. Wolteris, Prof., Direktor des Kownoer Stadtmuseums, Kowno Dr. P. Frieden, Prof., Bibliothekar an der Nationalbibliothek, Luxemburg Dr. W. Vollgraff, Professor an der Universität Utrecht, Utrecht Dr. F. D. K. Bosch, Chefarchäologe, Batavia

Dr. A. W. Bregger, Professor an der Universität Oslo, Direktor der Sammlungen nordischer Altertümer, Oslo Dr. H. Fett, Reichsantiquar, Oslo Dr. E. Reisch, Hofrat, Professor an der Universität Wien, Direktor des österreichischen Archäologischen Instituts, Wien Dr. E. Veläzquez, Geschäftsträger der Republik Paraguay in Berlin, Berlin Dr. F. B. Lizarzaburu, Geschäftsträger der Republik Peru in Berlin, Berlin

Portugal Regierung der Republik Portugal El Salvador Regierung der Republik E1 Salvador Schweden Königlich Schwedische Regierung Schweiz Regierung der Schweizerischen Eidgenossenschaft Siam Königlich Siamesische Regierung Sowj et-Republiken Regierung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Spanien Königlich Spanische Regierung

Dr. A. M. B . Ferreira, Portugiesischer Gesandter in Berlin und bevollmächtigter Minister, Berlin I. C. Fuentes, Gesandter der Republik El Salvador in Berlin und bevollmächtigter Minister, Berlin Dr. S. Curman, Reichsantiquar, Stockholm

Dr. D. Viollier, Professor an der Technischen Hochschule Zürich, Vizedirektor des Schweizer Landesmuseums, Zürich Prof. G. Coedès, Generalsekretär des Royal Institute of Literature, Archaeology and Fine Arts, Bangkok N. Krestinski, Botschafter der Regierung der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken in Berlin und bevollmächtigter Minister, Berlin Dr. J . R . Mélida y Alinari, Professor an der Universität Madrid, Direktor des Museo Arqueologico Nacional, Madrid Dr. H. Obermaier, Dr. med. h. c., Professor an der Universität Madrid, Madrid

Südslawien Regierung des Königreiches Dr. M. Abramic, Vizedirektor des Archäologider Serben, Kroaten und sehen Staatsmuseums, Split (Spalato) Slowenen Dr. W. R . Petkowic, Direktor des Nationalmuseums in Belgrad, Belgrad Dr. N. Vulic, Professor an der Universität Belgrad, Belgrad Tschechoslowakei Regierung der TschechoDr. A. Stocky, Professor an der Karls-Universislowakischen Republik t ä t in Prag, Direktor der Prähistorischen Sammlungen des Nationalmuseums, Prag Land Mähren Türkei Regierung der Republik Türkei

Dr. K . Absolon, Professor an der Universität Brünn, Brünn Dr. Halil Edhem Bey, Dr. h. c., Exz., Generaldirektor des Antikenmuseums, Konstantinopel

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Ungarn Königlich Ungarische Regierung

Venezuela Regierung der Vereinigten Staaten von Venezuela Völkerbund

Graf Klebeisberg, Königl. Ungarischer Kultusminister, Budapest Dr. Z. von Magyari, Ministerialrat, Chef der Hochschulabteilung im König], Ungar.Unterrichtsministerium, Budapest Dr. A. Hekler, Professor an der Universität Budapest, Budapest Dr. A. Alföldi, Professor an der Universität Debreczen, Budapest Dr. E. J . Dagnino, Gesandter der Vereinigten Staaten von Venezuela in Berlin und bevollmächtigter Minister, Berlin Gesandter A. Dufour-Feronce, Untergeneralsekretär beim Völkerbunde, Genf

Ausländische Frankreich

Griechenland

Italien

Niederlande

Österreich

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Kultusministerien

Ministerium für öffentlichen Unterricht und Kultus : Comte H. Begouen, Direktor der Société archéologique du Midi de la France, Professor an der Universität Toulouse, Toulouse P. Roussel, Prof., Direktor der École française archéologique in Athen, Athen Ministerium für öffentlichen Unterricht und Kultus : K. Kuruniotis, Prof., Leiter der Archäologischen Abteilung des griechischen Kultusministeriums, Athen Königlich Italienisches Ministerium für öffentlichen Unterricht: Dr. R. Paribeni, Prof., Comm., Direttore Generale delle Antichità e Belle Arti, Rom Königlich Niederländisches Ministerium f ü r Unterricht, Kunst und Wissenschaft: Dr. W. Vollgraff, Professor an der Universität Utrecht, Utrecht Österreichisches Bundesministerium für Kultus und Unterricht: Dr. E. Reisch, Hofrat, Professor an der Universität, Direktor des österreichischen Archäologischen Instituts, Wien

Ungarn

Königlich Ungarisches Ministerium f ü r Kultus und Unterricht: Graf K. Klebelsberg, Königlich Ungarischer Kultusminister, Budapest Dr. Z. von Magyari, Ministerialrat, Chef der Hochschulabteilung am Königl. Ungarischen Ministerium für Kultus und Unterricht. Budapest

Wissenschaftliche Institutionen Aachen

Technische Hochschule

Abo (Turku, Finnland) Agram (Zagreb, Jugoslawien) Agram

Abo Akademi (Schwedische Universität) Kroatischer Archäologischer Verein Kroatisches Nationalmuseum, Archäologisch-Historische und Prähistorische Abteilung Allard Pierson Stichting

Amsterdam

Amsterdam Amsterdam

Athen Athen Athen Athen Athen Athen Athen

Prof. Dr. R. von Schöfer, Aachen Prof. J . Sundwall, Âbo Dir. Prof. Dr. V. Hoffilier, Agram Dir. Prof. Dr. V. Hoffiller, Agram

Prof. Dr. D. Cohen, Amsterdam Prof. Dr. G. A. S. Snijder, Amsterdam Kgl. Akademie der Wissen- Prof. Dr. W. Vollgraff, Utrecht schaften Vereenigung tot Bevordering Prof. Dr. A. W. Bijvanck, der Kennis van de Antike Leiden Beschaving Prof. Dr. G. A. S. Snijder, Amsterdam Akademie d.Wissenschaften Prof. Dr. G. Oikonomos, Athen American School of ClassiDir. Dr. R . Carpenter, Athen cal Studies at Athens Archäologisches Institut I. Sekretär Prof. Dr. E. des Deutschen Reiches Buschor, Athen British School of ArchaeoDir. A. M. Woodward, Athen logy at Athens École française archéoloDir. Prof. P. Roussel, Athen gique d'Athènes Griechische Archäologische Prof. Dr. G. Oikonomos, Gesellschaft Athen R. Scuola Archeologica Dir. Prof. A. Deila Seta, Rom Italiana

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Athen

Universität

Augsburg

Städtisches MaximilianMuseum Associacio Catalana d'Antropologia, Etnologia i Prehistoria Ausgrabungsdienst, Barcelona Institut d'Estudis Catalans Kunstabteilung der Weltausstellung Seminar f ü r Praehistorie und alte Geschichte Universität

Barcelona

Barcelona Barcelona Barcelona Barcelona Barcelona Bari Basel Basel Belgrad

Belgrad Bergen Berlin Berlin

Berlin Berlin Berlin

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Museo Archeologico Provinciale Historische und antiquarische Gesellschaft Universität Kgl. serbische Akademie für Wissenschaft und Kunst Kgl. serbisches NationalMuseum Bergens Museum Altorientalische Gesellschaft Archäologische Gesellschaft

Prof. Dr. G. Oikonomos, Athen Kustos L. Ohlenroth, Augsburg Prof. Dr. P. Bosch-Gimpera, Barcelona Prof. Dr. P. Barcelona Prof. Dr. P. Barcelona Prof. Dr. P. Barcelona Prof. Dr. P . Barcelona Prof. Dr. P. Barcelona Dir. Dr. M.

Bosch-Gimpera, Bosch-Gimpera, Bosch-Gimpera, Bosch-Gimpera, Bosch-Gimpera, Gervasio, Bari

Prof. Dr. F. Staehelin, Basel Prof. Dr. F. Staehelin, Basel Prof. Dr. N. Vulic, Belgrad

Dir. Dr. V. R. Petkowii, Belgrad Dir. Prof. Dr. H . Shetelig, Bergen Prof. Dr. E. Ebeling, Berlin

Prof. Dr. F. Noack, Berlin Prof. Dr. K . A. Neugebauer, Berlin Architekten- und Ingenieur- Vizepräsident Kuhn, Berlin verein Archiv der Stadt Berlin Stadtarchivdirektor Dr. E. Kaeber, Berlin „Brandenburgia", GesellDir. Dr. A. Kiekebusch, Berschaft f ü r Heimatkunde lin und Heimatschutz in der Mark Brandenburg

Berlin

Bund Deutscher Architekten

Berlin

Collegium Hungaricum

Berlin

Deutsch-Aegyptische Vereinigung

Berlin

Deutsche Gegellschaft zum Studium Osteuropas Deutsche Hochschule f ü r Politik Deutsche Morgenländische Gesellschaft Deutsche Orient-Gesellschaft Deutsch-Persische- Gesell schaft

Berlin Berlin Berlin Berlin

Ehrenpräsident Geh. R a t Prof. Dr. C. Gurlitt, Dresden Bundespräsident Prof. Dr.Ing. W. Kreis, Dresden Prof. Dr.-Ing. E. J . Siedler, Berlin Dir. Dr. M. Tamedly, Berlin Berlin Prof. Dr. G. Kampffmeyer, Berlin Abdulla Waly, Kairo Prof. Dr. O. Hoetzsch, Berlin Präsident Prof. Dr. E. Jäckh, Berlin Minister a. D. Dr. Fr. Rosen, Berlin Prof. Dr. B. Güterbock, Berlin Dr. F. Hesse, Berlin Dr. E. Samhaber, Berlin W. Schmadel, Berlin Präsident D. Dr. H. Kapler, Berlin Oberkonsistorialrat D. G. Scholz, Berlin Prof. Dr. A. Alt, Leipzig Präsident D. Dr. H. Kapler, Berlin Geh. Konsistorialrat R . Karnatz, Berlin Prof. Dr. M. Dessoir, Berlin

Berlin Berlin

Deutsche Studentenschaft Deutsches Evangelisches Palästina-Institut

Berlin

Evangelische JerusalemsStiftung

Berlin

Gesellschaft für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft Gesellschaft f ü r Antike Staatssekretär Prof. Dr. Kultur J . Popitz, Berlin Gesellschaft f ü r Deutsche Geh. R a t . Prof. Dr. G. KosVorgeschichte sinna, Berlin Gesellschaft f ü r Erdkunde Staatsbank-Direktor Knörrich, Berlin Gesellschaft der Freunde Dr. J . Goldschmidt, Berlin des Archäologischen InDr. P. Kempner, Berlin stituts des Deutschen Wirkl. Geh. R a t . Dr. R . von Reiches Kühlmann, Exz., Berlin

Berlin Berlin Berlin Berlin

3

Archlologischea I n s t i t u t . H u o d e r t j i h r f e i e r

33

Berlin Berlin Berlin

Berlin

Berlin Berlin Berlin Berlin

Berlin

Berlin Berlin

Berlin Berlin Berlin

Berlin

Berlin

Berlin Berlin

Gesellschaft f ü r Ostasiatische Dr.-Ing. H. von Klemperer, Kunst Berlin Landgerichtsrat Dr. B. Wolf, Hauptverband Deutscher Berlin Höhlenforscher Kaiser-Wilhelm- Gesellsch. Generaldirektor Dr. F. Glum, zur Förderung der WisBerlin senschaften Kaiser-Wilhelm-Institut für Dir. Prof. Dr. E. Fischer, Anthropologie, menschBerlin liche Erblehre u. Eugenik Koldewey- Gesellschaft Prof. Dr.-Ing. H. Sülze, Dresden Berliner Kunstwissenschaft- Geh.-Rat Prof. Dr. A. Goldschmidt, Berlin liche Gesellschaft Dir. Dr. M. Arendt, Berlin Magistrats-Bibliothek Notgemeinschaft der Deut- Staatsminister a. D. Dr. Dr. h. c. F. Schmidt-Ott, Exz., schen Wissenschaft Berlin Geh. Rat Dr. V. Schwoerer, Berlin Bibliotheksrat Dr. A. JürNotgcmeinschaft der Deutschen Wissenschaft, Bigens, Berlin bliotheksausschuß Pressestelle des Preußischen Oberreg. R a t Dr. Peiser, Berlin Staatsministeriums Preußische Akademie der Prof. Dr. A. Amersdorffer, Künste Erster ständiger Sekretär, Berlin Geh. Obermed.-Rat. Prof. Di. Preußische Akademie der M. Rubner, Berlin Wissenschaften Preußischer PhilologenOberstudiendirektor Dr. W. verband Bolle, Berlin Preußische Staatsbibliothek Dir. Prof. E. Jacobs, Berlin Dir. Geh.-Rat E. Kuhnert, Berlin Reichszentrale für naturReg. Rat. Dr. K. Kerkhof, wissenschaftliche BerichtBerlin erstattung Dr. E. Kießling, Berlin Redaktion der Zeitschrift „Forschungen und Fortschritte" Dr. Fr. Boehm, Berlin Religionswissenschaftliche Vereinigung Dir. Reg.-Rat Th. v. Lüpke, Staatliche Bildstelle (Meßbildanstalt) Berlin

Generaldirektor Geh.-Rat Prof. Dr. W. Waetzoldt, Berlin

Berlin

Staatliche Museen

Berlin

Staatliche Museen Sammlung der antiken I. Direktor Geh.-Rat D. Dr.Bildwerke und GipsabIng. e. h. Th. Wiegand, güsse Berlin Staatliche Museen Sammlung der vorderDir. Dr.-Ing. W. Andrae, Berasiatischen Altertümer lin Staatliche Museen Museum für Völkerkunde, Dir. Dr. W. Unverzagt, BerPrähistorische Abteilung lin Staatliche Stelle für Natur- Dir. Prof. Dr. Schoenichen, denkmalpflege i. Preußen Berlin Technische Hochschule Rektor Prof. Dr. Hamel, Berlin Geh. Konsistorialrat D. DD. Treuhänderschaft „EpheA. Deißmann, Berlin susgrabung" Friedrich-Wilhelms-Univer- Rektor Geh. Rat Prof. Dr. sität W. His, Berlin Dir. Prof. Dr. E. Mittwoch, Universität, Seminar für Berlin orientalische Sprachen Universität, Ungarisches Prof. Dr. J . von Farkas, Berlin Institut Universitätsbibliothek Dir. Dr. G. Naetebus, Berlin Verband Deutscher GeStudienrat Dr. Amling, Berschichtslehrer lin Verein für historische Waf- Prof. Dr. P. Post, Berlin fen und Kostümkunde Vereinigte Staatsschulen Prof. Dr. W. Sörrensen, Berf ü r freie und angewandte lin Kunst Vereinigung der Freunde Staatssekretär Dr. F. Busch, Berlin antiker Kunst Vereinigung zur Erhaltung Geh. Hofbaurat Prof. B. EbDeutscher Burgen hardt, Berlin Vorderasiatisch-ägyptische Geh. Konsistorialrat Prof. Dr. Gesellschaft E. Sellin, Berlin Zentralinstitut für Erziehung Prof. Dr. F. Lampe, Berlin und Unterricht Bernisches Historisches Prof. Dr. 0 . Tschumi, Bern Museum Kantonale Universität Prof. Dr. 0 . Schultheß, Bern Prof. Dr. O. Tschumi, Bern

Berlin

Berlin

Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin

Berlin Berlin Berlin Berlin Bern Bern

3*

35

Bern

Schweizerische Gesellschaft Prof. Dr. O. Schultheß, Bern für Erhaltung historisch. Kunstdenkmäler (Kommission f. röm. Forsch.) Dir. Prof. Dr. J . P. Kirsch, Bonn Goerres- Gesellschaft Freiburg (Schweiz) u. Rom Dir. Prof. Dr. H. Lehner, Provinzialmuseum Bonn Bonn Dr. F. Oelmann, Bonn Rektor Prof. Dr. A. RadeBonn Rheinische Friedrich Wilmacher, Bonn helms-Universität Prof. Dr. Kahle, Bonn Verein von Altertumsfreun- Geh. Baurat Dr. h. c. R. Bonn den im Rheinland Schultze, Bonn Schlesischer AltertumsBreslau Dir. Prof. Dr. H. Seger, Bresverein lau Breslau Städtische Kunstsammlun- Dir. Prof. Dr. H. Seger, Breslau gen Breslau Prof. Dr. F. Weege, Breslau Schlesische Friedrich Wilhelms-Universität Gesellschaft Pro Vindonissa Dr. R. Laur-Belart, Brugg Brugg (Schweiz) Deutsche Technische Hoch- Prof. Dr. techn. J . Dell, Brünn (Brno, schule Brünn Tschecho-Slow.) Land Mähren Brünn Prof. Dr. K. Absolon, Brünn Brünn Mährisches Landesmuseum Prof. Dr. K. Absolon, Brünn Brüssel Generaldirektor J . Capart, Fondation Egyptologique Reine Elisabeth Brüssel Musées Royaux du CinGeneraldirektor J . Capart, Brüssel quantenaire Brüssel Museum der Bildenden Budapest Prof. Dr. A. Hekler, Budapest Künste Ungarische Akademie der Prof. Dr. V. Kuzsinszky, Budapest Budapest Wissenschaften Budapest Ungarische Archäologische Prof. Dr. V. Kuzsinszky, Gesellschaft Budapest Prof. Dr. A. Hekler, Budapest Ungar. Historische GesellDr. F. von Tompa, Budapest Budapest schaft Dr. F. von Tompa, Budapest Budapest Ungarisches Nationalmuseum Budapest Königlich Ungar. Petrus Prof. Dr. A. Hekler, BudaPazmanysche Univers. pest Bukarest Nationalmuseum für Alter- Prof. Dr. I. Andriesescu, Bukarest tümer

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Camerino Carlisle Catania Chicago (Illinois) Cincinnati (Ohio) Cirene Columbia (Missouri) Danzig Danzig Danzig Darmstadt Debreczen Debreczen

Dillingen (Donau) Dorpat Dresden Dresden Dresden Dresden

Düsseldorf Edinburgh

Prof. Dr. E. Ruffini, Rom Universität Cumberland and Westmore- Frau Prof. Collingwood, Oxford land Antiquarian Society Università di Catania Prof. Dr. G. Libertini, Catania Chicago-Universität Prof. Dr.-Ing. U. Hölscher, Hannover Orientalisches Institut Universität Cincinnati Prof. C. W. Biegen, Cincinnati Sopraintendenza alle Antichità della Cirenaica Missouri-Universität

Ostdeutscher Verband für Altertumsforschung Staatliches Museum für Naturkunde u. Vorgesch. Technische Hochschule Historischer Verein für Hessen Kgl. Ungarische StefanTisza-Universität Kgl. Ungarische Stefan-Tisza-Universität, Philolog.Archäologisches Seminar Historischer Verein und Museum des Historisch. Vereins Universität

G. Oliverio, Cirene Prof. Dr. W. Miller, Columbia

Dir. Prof. Dr. W. La Baume, Danzig Dir. Prof. Dr. W. La Baume, Danzig Prof. Dr. F. Krischen, Danzig Dir. Prof. Dr. G. Behrens, Mainz Prof. Dr. A.Alföldi, Debreczen Prof. Dr. F. Läng, Debreczen

Prof. Dr. P. Zenetti, Dillingen

K . Menning, Gesandter, Berlin Dr. G. Bierbaum, Dresden

Archiv urgeschichtlicher Funde aus Sachsen Museum f. Mineralogie, Dr. G. Bierbaum, Dresden Geologie u. Vorgeschichte Staatliche SkulpturenProf. Dr. B. Schröder, Dressammlung den Sächsische Technische Hoch- Prof. A. Schneegans, Dresschule den Geh. R a t Prof. Dr. R . Bruck, Dresden Rhein. Verein f. DenkmalOberlandesgerichtspräsident pflege u. Heimatschutz Dr. Schollen, Düsseldorf Society of Antiquaries of Sir G. Macdonald, K . C. B „ Scotland Edinburgh

37

Eisenstadt Erlangen Essen

Florenz Florenz Florenz

Frankfurt a. M. Frankfurt a. M.

Frankfurt a. M Frankfurt a. M. Freiburg i. Br. Freiburg i. Br. Freiburg i. Br.

Gießen Gießen Gießen

Görlitz Göttingen Göttingen Graz

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Burgenländisches LandesDr. A. Barb, Eisenstadt museum Friedrich-AlexandersProf. Dr. G. Lippold, Universität Erlangen Museum der Stadt Essen Dir. Dr. E. Kahrs, Essen für Natur- und Völkerk. Archäologisches Museum

Dir. Prof. Dr. A. Minto. Florenz Soprintendenza per le Anti- Dir. Prof. Dr. A. Minto, chitä d'Etruria Florenz Universität Prof. Dr. L. Pernier, Florenz Prof. Dr. G. Pasquali, Florenz Preußische Staatsuniversität Römisch-Germ. Kommission des Archäolog. Instituts des Deutschen Reiches Städtisches historisches Museum Wissensch. Institut der Elsaß-Lothringer i. Reich Albert-Ludwigs-Universität

Prof. Dr. M. Geizer, Frankfurt a. M. I. Direktor Prof. Dr. F. Drexel, Frankfurt a. M.

Hessische Ludwigs-Universität Oberhessischer Geschichtsverein Oberhessisches Museum und die Gailschen Sammlungen Kaiser-Friedrich-Museum, Vorgeschichtl. Abt. Georg-August-Universität

Rektor Prof. Dr. R. Herzog, Gießen Dir. Prof. Dr. P. Helmke, Gießen Dir. Prof. Dr. P. Helmke, Gießen

Dr. K. Woelcke, F r a n k f u r t a. M. Geh. Rat Prof. Dr. G. Wolfram, Frankfurt a. M. Rektor Prof. Dr. H . Dragendorff, Freiburg i. Br. Reichs-Limes-Kommission Geh. R a t Prof. Dr. E. Fabricius, Freiburg i. Br. Vereinigung der Freunde Gymnasialdir. Dr. J . Lengle, Freiburg i. Br. des Humanistischen Gymnasiums, Ortsgr. Freiburg

Gesellschaft der Wissenschaften Karl-Franzens-Universität

Dr. O. F. Gandert, Görlitz Rektor Prof. Dr. H . Meyer, Göttingen Geh. R a t . Prof. Dr. H . Thiersch, Göttingen Prof. Dr. R . Heberdey, Graz

Graz Greifswald

Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum Universität

Groningen

Universität, Theologische Fakultät Verein für Wurtenforsch. (Vereenigung voor Terpenonderzoek)

Haa«;

Museum Scheurleer

Halle

Vereinigte Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg Sammlung für christliche Archäologie u. kirchliche Kunst der Universität Altertumsverein Hamburgische Universität und Philosophische Fakultät der Universität Museum für Kunst und Gewerbe Museum für Völkerkunde

Greifswald

Halle Haltern Hamburg Hamburg Hamburg Hannover

Historischer Verein für Niedersachsen

Hannover

Kestner-Museum

Hannover

Provinzialmuseum

Hannover

Technische Hochschule

Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Landesarchäologe Prof. Dr. W. Schmid. Graz Prof. Dr. K. Ziegler, Greifswald Prof. D. Dr. H. W. Beyer, Greifswald Dir. Dr. A. E. van Giffen, Groningen Prof. Dr. A. G. Koos, Groningen Dir. Dr. C. W. LunsinghScheurleer, Haag Geh.-Rat Prof. Dr. O. Kern, Halle Geh. Konsistorialrat Prof. D. Dr. J . Ficker, Halle San.-Rat Dr. Conrads, Haltern Prof. Dr. F. Klingner, Hamburg Dir. Prof. Dr. M. Sauerlandt, Hamburg Dir. Prof. Dr. G. Thilenius, Hamburg Dr. G. Schwantes, Hamburg Landesarchäologe Dir. Dr. K. H. Jacob-Friesen, Hannover Dir. Dr. C. Küthmann, Hannover Landesarchäologe Dir. Dr. K. H. Jacob-Friesen, Hanno-

Prof. Dr. P. Schubring, Hannover Badische Rupprecht-Karls- Rektor Geh. Rat Prof. Dr. Universität K. Heinsheimer, Heidelberg Badische Rupprecht-Karls- Prof. Dr. A. von Salis, HeidelUniversität, Philosoph. berg Fakultät Deutscher Kulturbund Dr. O. von Riesemann, Heidelberg

39

Heidelberg

Helsingfors

Helsingfors Hildesheim Homburg v. d. Höhe Innsbruck

Heidelberger Akademie der Wissenschaften, „ S t i f t . Heinrich L a n z " Archäologische Landesuntersuchung Societas Scientiarum Fennica Pelizaeus-Museum Saalburg-Museum Leopold-FranzensUniversität

Jena

Landesuniversität

Jerusalem

British School of Archaeology in Jerusalem Hebräische Universität

Jerusalem Kairo Karlsruhe Karlsruhe Kassel Kiel Kiel Kiel Kiew

Klagenfurt Klausenburg (Cluj, Rumänien)

40

Ceh. R a t Prof. Dr. F. von Duhn, Heidelberg Dr. J . Ailio, Helsingfors o Prof. Dr. J . Sundwall, Abo Dir. Prof. Dr. G. Roeder, Hildesheim Baurat Dir. Dr. H . Jacobi, Homburg v. d. Höhe Prodekan Prof. Dr. H . Sitte, Innsbruck Prorektor Prof. Dr. F. Zucker, Jena Geh. R a t Prof. Dr. W. J u deich, Jena Prof. J . L. Myres*, Oxford Dr. L. Sukenik, Jerusalem

Deutsches Institut f. Ägypt. Prof. Dr. H. Junker, Kairo Altertumskunde Badisches Landesmuseum Dir. Prof. Dr. H. Rott, Karlsruhe Fridericiana, Badische Rektor Prof. Dr. K. WulzinTechnische Hochschule ger, Karlsruhe Museum Fridericianum Dr. H. Möbius, Kassel Dr. R . Hallo, Kassel (Hess. Landesmuseum) Dr. A. Tode, Kiel Archäologische Landesaufnahme v. Schi.-Holst. Prof. Dr. E. Schmidt, Kiel Christian- Albrechts-Univ. Dr. G. Schwantes, Hamburg Schleswig-Holsteinisches Mus. vaterl. Altertümer Prof. M. Boltenko, Odessa Ukrainische Akademie der Wissensch. u. archäolog. Ausschuß Kärntischer GeschichtsDr. Fr. Jantsch, Klagenfurt Verein Klausenburger Universität, Prof. Dr. E . Panaitescu, Philosophische F a k u l t ä t Klausenburg und Institut f ü r Altertumskunde

Knin (Jugoslawien) Kroatischer Altertumsverein Dir. Dr. M. Abramic, Split Köln Prof. Dr. A. R u m p f , Köln Universität Köln Dr. F. Fremersdorf, Köln Wallraf-Richartz-Museum Prof. Dr. B. Schweitzer, Albertus-Universität Königsberg Pr. Königsberg P r . Redaktion des „Gnomon" Prof. Dr. R . Härder, KönigsKönigsberg Pr. berg Pr. Kgl. Dänische Gesellschaft Prof. Dr. Chr. Blinkenberg, Kopenhagen Kopenhagen der Wissenschaften Frau Präsident Dr. L. JaeobKopenhagen Dänische- Sprach und sen, Kopenhagen Literatur- Gesellschaft Prof. Dr. K . Friis-Johansen, Kopenhagen Nationalmuseum Kopenhagen Dir. Dr. F. Poulsen, KopenKopenhagen Ny Carlsberg Glyptotek hagen Ny Carlsberg fondet Kopenhagen Helge Jacobsen, Kopenhagen Kownoer Stadtmuseum Kowno Dir. Prof. Dr. E. Wolteris, (Kaunas, Lit.) Kowno Polnische Akademie der Krakau Prof. Dr. J . Kostrzewski, Wissenschaften Posen Laibach (Ljubljana, Jugoslawien) Leiden

Leiden Leiden

Universität des Königreiches S. H . S.,Archäologisches Seminar Niederländisches Komitee für Ausgrabungen in Palästina Niederländischer Archäologischer Verein Rijksmuseum van Oudheden

Leipzig

te Leiden Literarisches Zentralblatt für Deutschland Redaktion und Verlag der „Klio" (Dietrich'sche Verlagsbuchhandlung) Universität

Lemberg (Lw6w, Polen)

Mus. d. ukrain. SevöenkoGesellsch. der Wissensch.

Leipzig Leipzig

Prof. Dr. B. Saria, Laibach

Prof. D. Dr. F. M. Th. Böhl, Leiden Prof. Dr. A. W. Byvanck, Leiden Konservator Dr. W. D. van Wyngaarden, Leiden Dr. H. Ruppert, Leipzig Prof. C. F. Lehmann-Haupt, Innsbruck Rektor Prof. Dr. O. Römer, Leipzig Prorektor Geh. R a t Prof. Dr. E. Bethe, Leipzig Dr. J . Pasternak, Lemberg

41

Leningrad

Leningrad Leningrad

Leningrad Leningrad London London

London London

London London

Lund Lund Madrid

Madrid

Madrid

42

Ständiger Sekretär S. F. Oldenburg, Leningrad Prof. Dr. F. Braun, Leipzig Prof. Dr. A. Schmidt, Leningrad Prorektor Prof. Dr. B. BogaLeningrader Staatliche jewsky, Leningrad Universität Museum f ü r Anthropologie Prof. Dr. A. Schmidt, Leningrad u. Ethnographie d. Akad. der Wissensch, d. U. d. S. S. R . Dir. Prof. Dr. O. F. WaldMuseum der Ermitage hauer, Leningrad Dir. Prof. Dr. T h Schmit, Reichsinstitut f ü r KunstLeningrad geschichte Sir G. Macdonald, K. C. B., Britische Akademie Edinburgh Dr. G. F. Hill, C. B „ London Britisches Museum Dr. H. R . Hall, F. S. A., Ixrodon Egypt Exploration Society Dr. H. Frankfort, London Dr. H. R . Hall, F. S. A., LonSociety of Antiquaries of don London R . G. Colling wood, M. A., F. S. A., Oxford Society for the Promotion Dr. H. R . Hall, F. S. A., London of Hellenic Studies R. G. Collingwood, M. A., Society for the Promotion F. S. A., Oxford of Roman Studies Sir G. Macdonald, K. C. B., Edinburgh Kulturhistorisches Museum Dir.Dr. G. J : son Karlin, Lund Kungl. Humanistika Veten- Prof. M. P. Nilsson, Lund skapssamfundet Prof. Dr. J . R. Mélida y AliKönigl. Span. Ministerium für Öffentlichen Unternari, Madrid richt und Schöne Künste Prof. Dr. H . Obermaier, Madrid Königliche Akademie der Prof. Dr. J . R . Mélida y Alinari, Madrid Geschichtswissenschaften Prof. Dr. H . Obermaier, Madrid Prof. Dr. J . R . Mélida y AliSpanische Zentraluniversinari, Madrid tät Prof. Dr. H . Obermaier, Madrid Akademie der Wissensch. der U. d. S. S. R

Magdeburg

Mailand Mainz Mainz Mannheim Mannheim Mannheim

Marburg Moskau

Humanita? (Vereinigung der Freunde des Human. Gymn. zu Magdeburg) Soprintendenza alle Antichità della Lombardia Altertums-Museum der Stadt Mainz Römisch-Germanisches Centraimuseum Mannheimer Altertumsverein Schloßmuseum West- und Süddeutscher Verband für Altertumsforschung Philipps-Universität

München

Staatliche Akademie für Kunstwissenschaften Erste Staatliche Moskauer Universität, Anthropologisches Institut Archäologisches Institut Industriell.Pädagog. Inst., Hist. Forschungsinstitut Anthropologisch-prähist. Sammlung Bayerische Akademie der Wissenschaften Bayerische LudwigMaximilians-Universitüt Glyptothek

München

Technische Hochschule

Münster i. W.

Altertumskommission für Westfalen

MUnster i .W.

Westfälische WilhelmsUniversität Gemeinde Pergamon

Moskau

München München München

Mytilene

Prof. Dr. R . Philippson, Magdeburg Frau Prof. Dr. A. Levi. Mailand Konservator P. T. Keßler, Mainz Dir. Prof. Dr. G. Behrens. Mainz Frl. W. St oll, Mannheim Prof. Dr. H. Gropengießer, Mannheim Prof. Dr. H. Gropengießer, Mannheim Prof. Dr. P. Jacobsthal, Marburg Prof. A. Gabritschewski, Moskau Prof. B. Schukow, Moskau

Prof. A. A. Zakharoff, Moskau Prof. W. Nikolsky, Moskau Prof. Dr. F. Wagner, München Präsident Geh. R a t . Prof. Dr. E. Schwartz, München Geh. R a t Prof. Dr. P. Wolters, München Geh. R a t Prof. Dr. P. Wolters München Prof. Dr.-Ing. H. Knackfuß, München Prof. Dr. A. von Salis, Heidelberg Dr. A. Stieren, Münster i. W. Prof. Dr. F. Münzer, Münster i. W. Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. W. Dörpfeld, Berlin Dr. M. G. Chiotelis, Pergamon

43

Neapel

New Häven (Connecticut, U. S. A.) New York New York Nürnberg Nürnberg

Odessa Oslo

Oslo Oslo Oslo

Soprintendenza alle Antichità della Campania e del Molise American School of Prehistoric Research

Dir. Prof. Dr. A. Maiuri, Neapel

American Numismatic Society Archaeological Institute of America Germanisches NationalMuséum Naturhistorische Gesellschaft

Präsident E. T. Newell, New York Dir. Dr. R. Carpenter, Athen

Historisch-Archäologisches Staatsmuseum Kgl. Frederiks-Universität, Sammlung nord. Altertümer Kgl. Frederiks-Universität, Ethnogr. Museum Norwegischer Altertumsverein Sammlung nordischer Altertümer der Universität Norwegische Akademie der Wissenschaften

Dir. Prof. S. S. Dloschewsky, Odessa Prof. Dr. S. Eitrem, Oslo

Prof. F. W. Aldrich, Bloomington (Illinois)

Staatssekretär Wirkl. Geh. R a t Dr. Th. Lewald, Berlin Oberstudiendirektor Dr. F. Stählin, Nürnberg

Dir. Prof. Dr. O. Solberg, Oslo Reichsantiquar Dr. H. Fett, Oslo Dir. Prof. Dr. A. W. Bregger, Oslo Prof. Dr. H. Shetelig, Bergen

Padua

Universität

Palermo

R. Deputazione di Storia Patria per la Sicilia Institut International d'An- Dir. Prof. Comte H . Bégouen, Toulouse thropologie Prof. Dr. J . Luchaire, Paris Institut International de Coopération Intellectuelle Dr. R . Lantier, Paris Musées Nationaux Prof. V. Skrabar, Pettau Museumsverein

Paris Paris Paris Pettau ( P t u j , Jugoslawien) Philadelphia (Pennsylvania) Philadelphia (Pennsylvania) Pokrovsk

44

American School of Oriental Research Pennsylvania-Universität Zentralmuseum der Wolgadeutschen Republik

Prof. C. Anti, Padua Prof. R . Battaglia, Triest Prof. G. M. Columba, Palermo

Dr. H . Ingholt, Kopenhagen Prof. W. W. Hyde, Philadelphia Dr. P. Rau, Pokrovsk

Porto

Posen (Poznán) Prag

Prag Prag

Prag Prag Prag Prag Prag Ra ti bor

Regensburg

Reichenberg (Böhmen) Riga Riga Riga Riga Rom Rom Rom Rom

Société Portugaise d'Anthropologie et d'Ethnologie Polnische Prähistorische Gesellschaft Deutsche Gesellschaft d. Wissenschaften u. Künste f. d. Tschechoslow. Rep. Deutsche Technische Hochschule Deutsche Universität

Tschechische Karls-Unisität Tschechosl. Staatsinstitut f ü r Archäologie National-Museum Societas scientiarum Bohemica Ukrainische Universität

Dir. Dr. G. Bersu, Frankfurt a. M. Prof. Dr. J . Kostrzewski, Posen Prof. Dr. C. Praschniker, Prag

Prof. Dr. C. Praschniker, Prag Rektor Prof. Dr. O. Grosser, Prag Prof. Dr. C. Praschniker, Prag Prof. Dr. J . Dobifig, Prag Dir. Prof. Dr. A. Stocky, Prag Dir. Prof. Dr. A. Stocky, Prag Dir. Prof. Dr. A. Stockt, Prag Prof. V. Söerbakivskyj, Prag

Oberschlesische Provinziale Dr. B. Freiherr von RichtDenkmalpflege für Kulhofen, Ratibor turgesch. Bodenaltertüm. Dr. phil. h. c. G. Steinmetz, Vorgeschichtlich-römisches Regensburg Kreismuseum zu St. Ulrich Priv.-Doz. Dr. L. Franz, Wien Deutsche Gesellschaft für Vor- u. Frühgeschichte in der Tschechoslowakei Präs. Prof. Dr. F. Balodis, Lettische Philologische Riga Gesellschaft Lettländische Akademie der Prof. Dr. K . Ronczewski, Riga Bildenden Künste Prof. Dr. F. Balodis, Riga Universität u. Philologisch Philosophische Fakultät Prof. Dr. K. Ronczewski, Architekturfakultät der Lettländischen Universität Riga American Academy in Rome Dir. G. P. Stevens, Rom I. Sekretär Prof. Dr. Dr. jur. Archäologisches Institut h. c. L. Curtius, Rom des Deutschen Reiches Dr. G. F. Hill, C. B., London British School at Rome Comm. U. Ferraguti, Rom Ispezione degli Scavi Etruschi di Vulci

45

Rom Rom Rom Rom

Evangelische Auslandsdiaspora Istituto Italiano di Archeologia e Storia dell'Arte Istituto storico cecoslovacco Musei e Gallerie Pontificie

Rom

Pontifico Istituto d'ArcheO' logia Cristiana

Rom

Reale Instituto di Archeologia della Società Romana di Antropologia Società „Magna Graecia"

Rom Rom

Universität

Rom

Reale Insigne Accademia di San Luca Scuola Romana di Roma Universität

Rom Rostock

Saloniki (ThessaIoniki) San Sebastian Sofia Sofia Split ( Jugoslaw.) Split (Jugoslaw.) Szegéd (Ungarn) Schwerin

Stettin

46

Ob.-Konsistorialrat Lio. Heckel, Berlin Prof. Dr. C. Anti, Padua Prof. Dr. U. Rellini, Rom Prof. Dr. J . Dobiai, Prag Gen.-Dir. Coirmi. Prof. Dr. B. Nogara, Rom Monsignore Dir. Prof. Dr. J . P. Kirsch, Freiburg ( Schweiz)—Rom Prof. Dr. E. Josi, Rom Comm. Prof. Dr. U. Rellini, Rom Comm. Prof. Dr. U. Rellini, Rom Comm. Prof. Dr. G. Q. Giglioli, Rom Comm. Prof. Dr. U. Rellini, Rom Comm. Prof. Dr. G. Q. Giglioli, Rom Prof. Dr. G. Lugli, Rom Rektor Prof. Dr. P. Gieseke, Rostock

Universität

Prof. K. Rhomaios, Saloniki

Sociedad de Estudios Vascos Bulgarisches Archäolog. Institut Bulgarisches Nationalmus. Archäologisches Staatsmus. Konservatoramt der histor. Denkmäler f. Dalmatien Kgl. Ungarische FranzJosefs-Universität Nordwestdeutscher Verband für Altertumsforschung Gesellschaft f. Pommersche Geschichte u. Altertumskunde

Prof. Dr. P. Bosch-Gimpera, Barcelona Prof. B. D. Filow, Sofia Prof B. D. Filow, Sofia Dir. Dr. M. Abramic, Split Architekt E. Dyggve, M. A. A., Split Prof. Dr. A. Buday, Szegéd Prof. Dr. R . Beltz, Schwerin

Oberstudiendirektor Prof. Dr. C. Fredrich, Stettin

Stettin Stockholm

Stockholm Stockholm Stuttgart Stuttgart Stuttgart Stuttgart Stuttgart

Syrakus

Dir. Dr. O. Kunkel, Stettin Provinzialsammlung Pommerscher Altertümer Kungl. Vitterhets Historie Reichsantiquar Prof. och Antikvitets AkadeS. Curman, Stockholm mien Dr. T . J . Arne, Stockholm Dr. E. Kjelìberg, Stockholm National-Museum Dr. T. J . Arne, Stockholm Staatl. Historisches Mus. Deutsch. Auslands-Institut Prof. Dr. C. Uhlig, Stuttgart Dir. Prof. Dr. P . GoeBler, Staatl. Landeskunstsammlungen Stuttgart Württembergischer Anthro- Dir. Prof. Dr. P. GoeBler, Stuttgart pologischer Verein Württembergisches Landes- Dir. Prof. Dr. P. GoeBler, amt f. Denkmalspflege Stuttgart Württembergischer GeDir. Prof. Dr. P. GoeBler, Stuttgart schieht s- und Altertumsverein Prof. G. Libertini, Catania Sopraintendenza alle Antichità della Sicilia

Trier

Tifliser Staatsuniversität Société archéologique du Midi de la France Gesellschaft für nützliche Forschungen Kommission zur Erforsch, der spätrömischen Kaiserresidenz und frühchristlichen Bischofsstadt Trier Rhein. Provinzialmuseum

Tübingen

Eberhard-Karls-Universit.

Turin

Accademia delle Scienze di Torino Universität

Tiflis Toulouse Trier Trier

Turin

Prof. Dr. G. Zereteli, Tiflis Dir. Prof. Comte H. Bégouen, Toulouse Prof. Dr. phil. h. c. J . B . Keune, Trier Dr. S. Loeschcke, Trier

Dir. Prof. Dr. E. Krüger, Trier Abteilungs-Direktor Dr. P. Steiner, Trier Prof. Dr. C. Watzinger, Tübingen Prof. Dr. G. De Sanctis, Turin Prof. Dr. G. Bendinelli, Turin

Upsala

Kungl.HumanistiskaVetenskapssamfundet

Prof. A. W. Persson, Upsala

Valencia

Servicio de Investigación Prehistórica Archäologisches MajewskiMuseum

Prof. Dr. P. Bosch-Gimpera, Barcelona Prof. Dr. V. Antoniewicz, Warschau

Warschau

47

Warschau Warschau Washington Weimar Wien Wien Wien

Polnisches Archäologisches Centraimuseum Staatl. Verband d. Konservatoren der vorgesch. Denkmäler Carnegie-Endowment, for International Peace Staatliche Kunstsammlungen Akademie der Wissenschaften Anthropologische Gesellschaft österreichisches Archäologisches Institut

Wien Wien

Prähistorische Gesellschaft Universität

Wien

Universität, Urgeschichtliches Institut Verein Camuntum

Wien Wien Würzburg Zürich Zürich Zürich

Wiener Prähistorische Gesellschaft Julius-MaximiliansUniversität Antiquarische Gesellschaft Schweizer Landesmuseum Universität

Konservator Dozent Dr. J . Zurowski, Krakau Konservator Dozent Dr. J . Zurowski, Krakau Deutscher Vertreter Dr. E. v. Prittwitz- Gaffron, Berlin Dir. Prof. Dr. W. Köhler, Weimar Hofrat Prof. Dr. E. Reisch, Wien Prof. Dr. V. Christian, Wien Prof. Dr. O. Menghin, Wien Hofrat Prof. Dr. E. Reisch, Wien Prof. Dr. R. Egger, Wien Dr. L. Franz, Wien Hofrat Prof. Dr. E. Reisch, Wien Prof. Dr. A. Wilhelm, Wien Prof. Dr. O. Menghin, Wien Hofrat Prof. Dr. E. Reisch, Wien Prof. Dr. O. Menghin, Wien Geh. Rat Prof. Dr. H. Bulle, Würzburg Dir. Dr. D. Viollier, Zürich Dir. Dr. D. Viollier, Zürich Prof. Dr. O. Waser, Zürich

II. Alphabetisches Namenverzeichnis der Teilnehmer Abramic, Michael Absolon, Karl Achelis, Hans* Ackermann*

48

Dr., Direktor des Archäologischen Staatsmuseums, Split, Jugoslawien Dr., Prof. a. d. Univ. Brünn, Brünn D„ Dr., Prof. a. d. Univ. Leipzig, Leipzig 2. Bürgermeister, Augsburg

Adelung* Adenauer* Ahlhorn Ailio, Julius

Hessischer Staatspräsident, Darmstadt Dr., Oberbürgermeister, Köln Staatsrat, Oldenburgischer Gesandter, Berlin Dr., Vorsteher der Archäologischen Landesuntersuchung, Helsingfors Prof., New Haven (Conn., U. S. A.) Aldrich, Frank W. Conte Aldrovandi-Marescotti, Königlich Italienischer Botschafter, Exz., Berlin Luigi Alföldi, Andreas Dr., Prof. a. d. Univ. Debreczen, Budapest Alt, Albrecht D., Propst, Vorsteher des D t . Evangel. Instituts f ü r Altertumswissenschaft des Hl. Landes, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Leipzig Prof. a. d. Univ. Freiburg, Freiburg i. Br. Aly, Wolfgang Dr., Bamberg Ament, Wilhelm Amersdorffer, Alexander Dr., Prof., Erster ständiger Sekretär der Preußischen Akademie der Künste, Berlin Amling, E m s t Studienrat, Dr., Berlin Amundsen, Leiv Bibliothekar an der Universitätsbibliothek, Oslo Andrae, Walter Dr.-Ing., Direktor der Vorderasiatischen Abteilung d. Staad. Museen, Berlin Andres, Friedrich* Dr., Prof. a. d. Univ. Bonn, Bonn Andriesescu, Joan* Dr., Prof. a. d. Univ. Bukarest, Bukarest Anti, Carlo Dr., Prof. a. d. Univ. Padua, Padua Antoniewicz, Vladimir* Dr., Prof. a. d. Univ. Warschan, Warschau Arendt, Max Dr., Direktor der Magistratsbibliothek, Berlin Arne, Ture J . Antiquar, Dr. , Stockholm Aubin, Hermann Dr., Prof. a. d. Univ. Gießen, Gießen Babinger, Franz Bachmann Bachstitz, K u r t Walter Baethgen, Friedrich von Bahrfeldt, Max Balodis, Franz Barb, Alphons Bartels, Friedrich Bartoccini, Renato Battaglia, Raffaello Bauer Baumgärtel, Elise

4

Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Reg. R a t . Dresden Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Direktor des Preuß. Histor. Instituts in Rom, Rom General der Inf. a. D., Exz., Dr., Prof. a. d. Univ. Halle, Halle Dr., Prof. a. d. Univ. Riga, Präsident d. Lettischen Philologischen Gesellschaft, Riga Dr., Leiter des Burgenländischen Landesmumuseums in Eisenstadt, Eisenstadt Landtagspräsident, Berlin Prof.,Dr.,Soprintendente agliMonumenti e Scavi in Tripolitania, Tripolis Prof. a. d. Univ. Padua, Triest Dr., Ministerialrat, Stuttgart Dr., Berlin

Archlologitches Institut, Hundertjahrfeier

49

Beck, Adolf Becker, Carl Heinrieb

Becker, Erich Beckmann, Franz* Comte Bigouen, H. Behrens, Gustav* Beltz, Robert Bendinelli, Goffredo* Bernhard Bersu, Gerhard

Berve, Helmut Bethe, Erich Beyer, Hermann Wolfgang Bieber, Margarete Bierbaum, Georg Graf von Bismarck-Osten, Carl Graf von Bismarck-Osten, Ferdinand Freiherr von Bissing, Friedrich-Wilhelm Blanke Biegen, Carl W. Blankenberg, Christian Blümel, Carl Boden, Friedrich Böhl, Franz M. Th. Boehlau, Paul Boehm, Fritz Boehm Börger, Hans Böß, Gustav Bogajewsky, Boris

50

stud, phil., Ludwigsburg (Württ.) D., Dr., Dr. h. c., Dr.-Ing., Prof. a. d. Univ. Berlin, Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Berlin D., Dr., Pfarrer, Baldenburg (Westpreußen) Privatdozent, Dr., Münster i. W. Prof. a. d. Univ. Toulouse, Direktor der Société archéologique du Midi de la France, Toulouse Prof., Dr., I. Direktor des Römisch-Germanischen Centraimuseums, Mainz Prof., Dr., Schwerin Dr., Prof. a. d. Univ. Turin, Turin Konsul, Berlin Dr.phil., II.Direktor der Römisch-Germanischen Kommission des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, Frankfurt a. M. Dr., Prof. a. d. Univ. Leipzig, Leipzig Geh. R a t . Prof. a. d. Univ. Leipzig, Prorektor, Leipzig D., Dr., Prof. a. d. Univ. Greifswald, Greifswald Dr., Prof. a. d. Univ. Gießen. Gießen Dr., Dresden Schloß Plathe, Pommern Schloß Plathe, Pommern Prof., Dr., Oberaudorf am Inn Stadtoberinspektor, Berlin Prof. a. d. Univ. Cincinnati, Cincinnati (Ohio, U. S. A.) Dr., Prof. a. d. Univ. Kopenhagen, Hellerup (Dänemark) Dr., Berlin Gesandter und bevollmächtigter Minister, Wirkl. Geh. R a t , Exz., Berlin D., Dr., Prof. a. d. Univ. Leiden, Leiden Justizrat, Berlin Dr., Berlin Medizinalrat, Dr., M. d. L., Remscheid Dr., Prof., Abteilungsvorsteher a. d. Kunsthalle, Hamburg Dr., Oberbürgermeister, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Leningrad, Prorektor, Leningrad

Boissevain, Ursul Philip Bolle, Wilhelm Bolte, Johannes Boltenko, Michel Boroffka, Gregor Bosch, F. D. K . Bosch-Gimpera, Pedro Conte Bosdari, Alessandro* Bosler Bovenschen Braun, Friedrich Brendel, Otto Breslauer, Alfred* Br0gger, Anton W. Bruck, Robert Brüning, Heinrich Brunn, Hermann Buday, Arpäd Büchsei, Karl von Biilow Bünger Bünte, Walther Bulanda, Edmund Bulle, Heinrich von Bunsen, Emma von Bunsen, Marie de Bunsen, Sir Maurice von Bunsen, W. Burg Busch Buschor, Ernst

Busley, J . Byvanck, Alexander W. Capart, Jean 4»

Dr., Prof. a. d. Univ. Amsterdam, Amsterdam Oberstudiendirektor, Dr., Berlin Geh. Studienrat, Prof., Dr., Berlin Prof., Hauptkonservator am Historisch-Archäologischen Staatsmuseum, Odessa Dr., Prof., Kustos an der Abteilung der Skythischen Altertümer der Ermitage, Leningrad Dr., Chefarchäologe, Batavia Dr., Prof. a. d. Univ. Barcelona, Barcelona Botschafter a. D., Exz., Bologna Dr., Württembergischer Gesandter in Berlin, Staatsrat, Berlin Dr., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Leipzig, Leipzig Dr., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Oslo, Oslo Geh. Rat, Prof. a. d. Techn. HochschuleDresden, Dresden Dr.. M. d. R „ Berlin Dr.. Prof. a. d. Univ. München, München Dr., Prof. a. d. Univ. Szeged, Szeged (Ungarn) Dr., Verwaltungsdir. b. d. Friedrich-WilhelmsUniversität, Berlin Dr., Vortragender Legationsrat, Berlin Dr., Sächsischer Minister für Volksbildung, Dresden Mag.-Baurat, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Lemberg, Lemberg Geh. Rat, Dr., Prof. a. d. Univ. Würzburg, Würzburg Diakonisse, Oberin am Elisabeth-Krankenhaus, Berlin Schriftstellerin, Berlin G. C. M. G., P. C. etc., London Major, Köln-Bickenbach, Haus Leppe Dr., Berlin Staatssekretär z. D., Dr., Berlin Prof., Dr., I. Sekretär der Athenischen Abteilung des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, Athen Landesverwaltungsrat, Dr., Düsseldorf Dr., Prof. a. d. Univ. Leiden, Leiden Prof. a. d. Univ. Gent und Lüttich, Generaldirektor, Brüssel

51

Carpenter, Rhys Casson, Stanley Chiotélis, M. Georg Christian, Viktor öikalenko, Leo Clausa, Max Coedès, George

Cohen, David Colasanti, Arduino Collingwood, Robin G. Columba, Mario G.* Conrads Conze, F. Conze, Leopold Conze, P. Conze Cram, Herbert Cramer von Cranach, Max Lucas

Cremer, Carl Cumont, Franz Cnrman, Sigurd Curtius, Ludwig

Dagnino, E. J . Dahms Dannenberg, Otto David, Eduard de Garis Davies, Norman Deichgräber, Karl Deißmann, Adolf Dell, Josef Della Seta, Alessandro* Demmler, Theodor De Sanctis, Gaetano*

52

Direktor, Dr., Athen M. A., Lektor a. d. Univ. Oxford, Oxford Dr., Pergamon Dr., Prof. a. d. Univ. Wien, Wien Kiew Dr., Berlin Prof., Generalsekretär des Royal Institute of Litterature, Archeology and Fine Arts, Bangkok Dr., Prof. a. d. Univ. Amsterdam, Amsterdam Dr., Prof., gr. Uff., Rom M. A., Fellow, Tutor und Bibliothekar, Oxford Prof. a. d. Univ. Palermo, Palermo Sanitätsrat, Dr., Haltern i. W. Ministerialdirektor, Dr., Wirkl. Geh. Ob.-Reg.Rat, Berlin Major a. D., Lübeck Unterstaatssekretär a. D., Dr., Berlin Reichsgerichtsrat, Dr., Leipzig Verlagsdirektor, Berlin Reg.-Baurat, Berlin Dr., Geschäftsführer der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Berlin Dr., M. d. R., Berlin Prof., Dr., Rom Reichsantiquar, Dr., Stockholm Prof., Dr., Dr. jur. h. c., I. Sekretär der Römischen Abteilung des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, Rom Dr., Gesandter der Bundesrepublik Venezuela in Berlin und bev. Minister, Berlin Baurat, Berlin Prof. a. d. Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst, Berlin Dr., Reichsminister a. D., M. d. R., Berlin M. A., B. D., Oxford Dr., Berlin D., DD., Geh. Konsistorialrat, Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule Brünn, Brünn (Brno) Dr., Dir., Prof. a. d. Univ. Rom, Rom Dr., Direktor bei den Staatl. Museen, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Turin, Turin

Dessau, Hermann Dessoir, Max Deubner, Ludwig Deubner, Otfried Diehl, E m s t Dietrich, Hermann R. Dloschewskv, Sergius

Dobias, Josef Doegen, Wilhelm Doehle* Dölger, Franz-Joseph Dornseiff Dörpfeld, Fritz Dörpfeld, Wilhelm Donnevert Dorn Dragendorff, Hans Drexel, Friedrich

Dreyse von Dryander, Gottfried Ducati, Pericle von Duhn, Friedrich Dyggve, Einar Ebeling, Erich Ebhardt, Bodo Edward Egger, Rudolf Ehrenberg, Viktor* Eichbaum, Otto Eichler, Fritz Eidam, Heinrich Eitrem, Sam

Dr., Dr. h. c., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin stud, phil., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Halle, Halle Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Dr., Prof. a. d. Univ. Odessa, Direktor des Historisch-Archäologischen Staatsmuseums, Odessa Dr., Prof. a. d. Karls-Univ. Prag, Prag Dr., Prof., Direktor der Staatlichen Lautbibliothek, Berlin Dr., Ministerialrat, Berlin Dr. theol., Prof. a. d. Univ. Breslau, Breslau Dr., Prof. a. d. Univ. Greifswald, Greifswald Ingenieur, Berlin Dr. phil. et jur. h. c., Dr.-Ing. e. h., Prof. a. d. Univ. Jena, Berlin Dr., Ministerialrat, Berlin Dr., Prof., Ministerialdirektor, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Freiburg, Rektor Magnificus, Freiburg i. Br. Dr., Prof. a. d. Univ. Frankfurt, I. Direktor der Römisch-Germanischen Kommission des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, Frankfurt a. M. Reichsbankvizepräsident, Berlin Dr., Geh. Oberreg.-Rat, M. d. R., Berlin Dr., Comm., Prof. a. d. Univ. Bologna, Bologna Dr., Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. Heidelberg, Heidelberg Architekt, M. A. A., Split Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Geh. Hofbaurat, Prof., Berlin Dr., Ministerialrat, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Wien, Sekretär des Österr. Archäolog. Instituts, Wien Dr., Prof. a. d. Univ. Prag, Prag Reg. Ob. Insp., Berlin Dr., Kustos, Wien Dr., Ober-Med.-Rat., Günzenhausen (Mittelfranken) Dr., Prof. a. d. Univ. Oslo, Oslo

53

Emerson, Alfred Erdmann, Kurt Escobar Serrano, Hector Fabricius, Ernst von Farkas, Julius Fechheimer, Hedwig Principe Ferdinando di Savoia-Genova, Principe di Udine, Königliche Hoheit Ferraguti, Ugo Ferreira, A. M. B. Fett, Harry Fett, Hugo Fick, Adolf* Fieker, Johannes* Filow, Bogdan Finäly de Kend. Gabriel Fischer, Eugen Fischer, Wolfgang Fleischer, Victor Fölzer, Elvira Forrer, Emil* Fossing, Poul Fraenkel, Eduard* Frankel, Hermann Frank, Felix Frankfort, Henry Frankfurter, Salomon Franz, Leonhard Fredrich, Cari Fremersdorf, Fritz Freudenberg, Adolf Freytag, Hans Frieden Friis- Johansen, Karl Fuchs* 54

Dr., Prof. a. d. Univ. Ithaca, Ithaca (New York, U. S. A.) Dr., Berlin Dr., Gesandtschafts-Attaché, Berlin Geh. Rat, Dr., Hon. Litt. D.. Prof. a. d. Univ. Freiburg, Freiburg i. Br. Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin. Berlin Berlin Turin Commendatore, Rom Dr., Portugiesischer Gesandter in Berlin und bev. Minister, Berlin Reichsantiquar, Dr., Oslo Oslo Reg.-Bauführer, Berlin D„ Dr., Geh. Konsistorialrat, Prof. a. d. Univ. Halle, Halle Dr., Prof. a. d. Univ. Sofia, Leiter des Bulgar. Archäologischen Instituts, Sofia Dr., Gymn.-Dir., Budapest Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Direktor des KaiserWilhelm-Instituts für Anthropologie, Berlin Prof., Dr., Pforzheim Dr., Berlin Dr., Berlin Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Berlin, Berlin Inspektor am Nationalmuseum, Kopenhagen Dr., Prof. a. d. Univ. Göttingen, Göttingen Dr., Prof. a. d. Univ. Göttingen, Göttingen Dr., Gesandter der Republik Österreich in Berlin und bev. Minister. Berlin Dr., London Dr. phil., Prof., Direktor a. d. Univ-.Bibliothek Wien, Wien Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Wien, Wien D., Dr., Prof., Oberstudiendirektor, Stettin Dr., Leiter der Römischen Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums, Köln Legationssekretär, Dr., Berlin Gesandter und bev. Minister, Berlin Prof., Bibliothekar a. d. Nationalbibliothek, Luxemburg Dr., Prof. a. d. Univ. Kopenhagen, Kopenhagen Oberpräsident der Rheinprovinz, Koblenz

Fuchs, Harald

Fuentes, Ismael G.

Gäbrici, Ettore* Gabritschewski, A.* Gall Gandert, Otto-Friedrich Gauthier, Henri Geib Geisenheimer, Hans Geißler, Paul Gelzer, Matthias von Gerkan, Armin

Gerster, A.* Gervasio, Michele* Giese, L. Gieseke, Paul van Giffen, Albert E. Giglioli, GiulioQ. Glaser, Curt Glum, Friedrich Gneist Gnirs, Anton Godeffroy, Ernst* Göppert, O. Goering, Beatrice Goeßler, Peter Goldenberger, Fr. Goldschmidt, Adolph Goldschmidt, Jakob Gomey, J u a n Gottwald, Joseph

Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Berlin, Assistent b. d. Zentraldirektion d. Archäologischen Instituts d. Deutschen Reiches, Berlin Gesandter der Republik El Salvador und bev. Minister, Exz., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Palermo, Palermo Prof. a. d. I. Moskauer Univ., Moskau Ministerialrat, Dr., Berlin Dr., Görlitz Sécrétaire général du Service des Antiquités, Kairo Dr., Staatssekretär, Berlin Dr., Berlin Bibliotheksrat, Dr., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Frankfurt, Frankfurt a. M. Dr.-Ing., Dr. phil., II. Sekretär der Römischen Abteilung des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, Rom Dipl.-Arch., Laufen-Bern Dir., Dr., Bari Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Rostock, Rektor Magnificila, Rostock Dir., Dr., Groningen Dr.. Comm.. Prof. a. d. Univ. Rom, Rom Dir., Prof., Dr., Berlin Dr., General-Direktor, Berlin Gesandter z. D., Berlin Dr., Prof., I.andeskonservator, Elbogen bei Karlsbad General-Direktor der Deutschen Levante-Linie, Hamburg Dr., Gesandter z. D., Berlin Dr., Berlin Dir., Prof., Dr., Stuttgart Dr., Bayerischer Minister f. Unterricht und Kultus, München Dr., Geh. Reg.-Rat., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Bankier, Berlin Prof. a. d . Instituto Pedagogico d. Staatsuniversität, Santiago de Chile Berlin

55

Gradnauer

von Greiff Grenier, Albert* Griewank, K . Gropengießer, Hermann Grosser, Otto Grunwald, Ernst Moritz von Guerard, Theodor Giirich, Arthur Güterbock, Bruno Güterbock, Hans Gustav Gurlitt, Cornelius

Dr., Sächsischer Gesandter in Berlin, Reichsminister a. D., Sächs. Minister-Präsident a. D., Berlin Generalmajor, Inspekteur der Waffenschulen, Berlin Dr., Dir., Prof. a. d. Univ. Straßburg, Straßburg Dr., Berlin Dir., Prof., Dr., Mannheim Dr., Prof. a. d. Deutschen Univ. in Prag, Rektor Magnificus, Prag Dr., Leiter des Literarischen Büros der AEG, Berlin Reichsjustizminister, Berlin Geh. Reg.-Rat, Berlin Prof., Dr., Berlin Berlin Geh. R a t , Prof. a. d. Techn. Hochschule Dresden, Dresden

Gustav Adolf, Kronprinz von Schweden, Herzogvon Schonen, Königliche Hoheit Stockholm Staatssekretär im Gutbrod, F.* Berlin Dr., München Guyer, S. Hahn, Ernst Hahn, Konrad A. Halid Bey Halil Edhem Bey Hall, H. R . Hallo, Rudolf* Hamel, Georg Hammarström, Magnus Hannibal, A. Harder, Richard* von Harnack, Axel Hartmann, Felix Hartmann, Oscar Haß, Johannes Hauptmann, A.

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Rcichsverkehrsministerium,

Dr., Ober-Reg.-Rat, Berlin Dr., Berlin Pressechef der Türkischen Botschaft, Berlin Dr.. Dr. h. c., General-Direktor des Antikenmuseums, Exz., Konstantinopel Dr., F. S. A., Keeper of Egyptian and Assyrian Antiquities, Britisches Museum, London Dr., Kassel Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule Berlin, Rektor Magnificus, Berlin Dr., Priv.-Dozent a. d. Univ. Helsingfors, Abo (Finnland) Dr., Teheran Dr., Prof. a. d. Univ. Königsberg, Königsberg Pr. Dr., Bibliotheksrat a. d. Preuß. Staatsbibliothek, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., New York Stadtverordnetenvorsteher, Berlin Dr., Staatsrat im Ministerium für Unterricht und Kultus, München

Heberdey, Rudolf Heckel Heidenreich, Robert Heilbron, Friedrich* Heinemann, Margret Heinrich, E. Heinsheimer, Karl von Heinz Heisenberg, August* Hekler, Anton Helm, Rudolf Helmke, Paul Henriques, Marie Hensler, Erwin Hepding, Hugo Herrmann, Paul Hertlein, Friedrich* Herzog, Rudolf Hesse, Fritz van Heuckelum, Mercedes Freiherr von der Heydt, Ed. Hilferding Hill, George F. Freiherr Hiller von Gaertrin gen, Friedrich

Dr., Prof. a. d. Univ. Graz, Graz Ober-Konsistorialrat, Lie., Berlin Dr., Heidelberg Generalkonsul des Deutschen Reiches, Zürich Ministerialrätin, Dr., Berlin Reg.-Baumeister, Berlin Geh. Rat, Dr., Prof. a. d. Univ. Heidelberg, Rektor Magnificus, Heidelberg Geh. Reg.-Rat, Schloß Tegel, Berlin Geh. R a t , Dr., Prof. a. d. Univ. München, München Dr., Prof. a. d. Univ. Budapest, Budapest Dr., Prof. a. d. Univ. Rostock, Rostock Dr., Prof., Stud.-Rat, Gießen Malerin, Kopenhagen Museumsdirektor, Dresden Dr., Prof. und Oberbibliothekar a. d. Universität Gießen, Gießen Dir., Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule und a. d. Kunstakademie Dresden, Dresden Dr., Prof., Stuttgart Dr., Prof. a. d. Univ. Gießen, Rektor Magnificus, Gießen Dr., Berlin Dr., Berlin Dr., Berlin Dr., Reichsfinanzminister, Berlin Litt. D., M. A., Keeper of Coins and Medals, Britisches Museum, London Dr., Hon. Litt. D „ Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Oberschulrat, Berlin Dr., Berlin

Hilker, W. Hilzheimer, Max von Beneckendorff und von Reichspräsident, Dr. h. c., Dr.-Ing. e. h., GeneHindenburg, Paul ralfeldmarschall, Berlin Prof., Dr., Berlin Hinneberg, Paul Dr., Prof. a. d. Univ. Gießen, Gießen Hirt, Hermann His, Wilhelm Geh. Med.-Rat, Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Rektor Magnificus, Berlin Dr.-Ing., Prof. a. d. Techn. Hochschule HanHölscher, Uvo nover, Hannover Pr. Finanzminister, Berlin Höpker-Aschhoff Dr., Bauamtmann, Passau Hörmann, Hans

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von Hoeßlin, J . K.

Leiter der Presseabteilung der griechischen Gesandtschaft, Berlin Hoetzsch, Otto Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, M. d. R., Berlin Hoffilier, Viktor Dr., Dir., Prof. a. d. Univ. Agram, Agram (Zagreb) Hoffmann Dr., Staatssekretär, Berlin Hoffmann, Camillo Legationsrat, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Heidelberg, Heidelberg Hoffmann, Ernst* Dr., Prof. a. d. Univ. Münster, Münster i. W. Hoffmann, Otto Hofmann, Theobald Oberstudienrat, Prof., Kassel Hohl, Ernst Dr., Prof. a. d. Univ. Rostock, Rostock Hohmann, Karl Dr., Dir., Eichwalde Holey, Karl* Dr., Hofrat, Prof. a. d. Univ. Wien, Wien Hofrat, Berlin Holland Homburger, Otto Prof., Dr., Karlsruhe Hondius, J . J . E. Dr., Gymn.-Direktor, Sneek (Holland) Honold, Franz X . Badischer Gesandter, Berlin Dr., Utrecht van Hoorn, G. Dr., Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. Würzburg, Hosius, Carl Würzburg Baron von Hoyningen-Huene Dr., Obenegierungsrat, Berlin Hübner, P. G. Dir., Dr., Berlin Dr., Frankfurt a. 0 . Hutloff, Johannes Hydc, Walter Woodburn* Prof. a. d. Univ. Philadelphia, Philadelphia (Pennsylvania, U. S. A.) Ilberg, Johannes Ingholt, Harold

Dr., Dr. h. c., Prof., Leipzig Dr., Museumsinspektor, Kopenhagen

Jachmann, Hans Jacob-Friesen, Karl Hermann Jacobi, H. Jacobs, Emil Jacobsen, Helge

Berlin

Jacobsen, Lis Jacobson, W. Jacobsthal, Paul Jäckh, Ernst Jaeger, Werner Jahn, Martin Janensch Jantsch, Franz Jastrow, Elisabeth

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Dir., Dr., Landesarchäologe, Hannover Dir., Baurat, Dr.-Ing. e. h., Homburg v. d. H. Dr., Prof.. Dir., Berlin Vorstand d. Direktion der Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen Frau Präsident, Dr.. Kopenhagen Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Marburg, Marburg Lahn Dr., Prof., Präsident, Berlin Dr., Hon. Litt. D., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Kustos, Breslau Frau Geheimrat, Berlin Dr., Klagenfurt Dr., Berlin

von Jenny, Wilhelm A. Joel, Curt Jordan, Julius Josi, Enrico Joubin, M.* Judeich, Walther Jürgens, Adolf Jung Junker, Hermann Jurado, Pablo Emilio

Kaeber Kahle, Paul Kahrs, Ernst Kaiser, Rudolf Kalischer* Kalitsunakis, Johannes Kampffmeyer, Georg von Känya, Koloman Kapler Karbe Karlin, G. J : s o n Kamatz Karo, Georg Karousos, Christos Karpinska, Alexandra* Ritter von Kaufmann-Asser Keil, Josef Keim Kekule von Stradonitz Kemaleddin Sami Pascha Kempner, Paul Keramopullos, Anton D.* Kerkhoff, K . Kern, Otto Keßler, P. T. Keune, Johann Baptist

Dr., Berlin Dr., Staatssekretär, Berlin Dr., Berlin Dr., Prof., Rom Direktor der Kunstbibliothek a. d. Univ. Paris. Paris Dr., Geh. Hofrat, Prof. a. d. Univ. Jena, Jena Dr., Bibliotheksrat, Berlin Stadtamtmann, Bürovorsteher, Berlin Prof., Dr., Kairo Legationssekretär, Berlin

Dr., Archivdirektor, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Bonn, Bonn Dr., Direktor, Essen Dr., Oberbibliothekar, Berlin Dr., Stud.-Rat, Berlin Dr., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Königl. Ungarischer Gesandter und bevollm. Minister, Berlin D„ Dr., Präsident des Deutschen Ev. Kirchenausschusses, Berlin Dr.. Berlin Dr.. Museumsdirektor, Lund Dr., Geh. Konsistorialrat, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Halle, Halle Dr., Ephoros. Athen-Theben Dr.. Posen Dr., Vortragender Legationsrat, Dirigent der Presseabteilung der Reichsregierung, Berlin Dr., Hofrat, Prof. a. d. Univ. Greifswald. Greifswald Oberstleutnant, Berlin Rechtsanwalt, Berlin General, bev. Botschafter der Republik Türkei in Berlin, Exz., Berlin Dr., Berlin Prof. a. d. Univ. Athen, Athen Dr., Reg.-Rat, Berlin Geh. Rat, Dr., Dr. h. c„ Prof. a. d. Univ. Halle, Halle Konservator, Mainz Prof., Dr. h. c., Trier

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Keydell Kiekebusch, Albert Kießling, Emil Kießling Kirchner, Johannes Kirsch, Johann Peter

Kirgtein, Gustav Kjellberg, Ernst Klaffenbach, Günther Klauser, Theodor Graf von Klebelsberg, Kuno Klee, Eugen Klein, Carl Klein von Klemperer, Herbert Klingner, Friedrich Kluge, K u r t Knackfuß, Hubert* Knipowitsch, Tatiana Knörrich, Walter Koch, Erich Koch, Herbert Köhler, Hans Köhler, Wilhelm* Koepp, Friedrich* von Koerner Kolbe, Walter Kolshorn, Otto Kopp Kornemann, Ernst Koslowski, Leon* Kostrzewski, Josef Krause* von Krause Kreis, Wilhelm* Krencker, Daniel Krenzlin Krestinski, Nikolai Kretschmer, Paul

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Dr., Bibliotheksrat, Berlin Dr., Direktor a. Märkischen Museum, Berlin Dr., Berlin Min.-Dir., Berlin Dr., Prof., Geh. Stud.-Rat, Berlin Dr., Direktor d. Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana, Prof. a. d. Univ. Freiburg, Freiburg (Schweiz)-Rom Dr., Leipzig Dr., Stockholm Dr., Berlin Dr., Brakel i. W. Königl. Ungar. Kultusminister, Exz., Budapest Dr., Gesandtschaftsrat, Berlin Oberregier.-Rat, Konservator. Saarbrücken Chefredakteur, Berlin Dr.-Ing., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Hamburg, Hamburg Prof., Berlin Dr.-Ing. e. h., Baurat, Prof. a. d. Techn. Hochschule, München Dr., Leningrad Direktor bei der Preuß. Staatsbank, Berlin Reichsminister a. D., M. d. R., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Jena, Jena Architekt, Assistent a. d. Techn. Hochschule, Berlin Dr., Museumsdirektor, Weimar Dr., Prof. a. d. Univ. Göttingen, Göttingen Wirkl. Geh. Rat, Exz., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Freiburg, Freiburg i. Br. Verbandsdirektor, Dr., Berlin Kapitän zur See a. D., Berlin Geh. R a t , Dr., Prof. a. d. Univ. Breslau, Breslau Dr., Prof. a. d. Univ. Lemberg, Lemberg Dr., Prof. a. d. Univ. Posen, Posen Dr., Ministerialdirektor, Schwerin Legationsrat, Schloß Bendeleben a. Kyffhäuser Prof., Dr.-Ing. e. h., Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten, Dresden Dr. phil. h. c., Dr.-Ing. e. h., Prof. a. d. Techn. Hochschule, Berlin Präsident d. Oberlandeskulturamts, Berlin Bevollm. Botschafter der U. S. S. R., Berlin Dr., Hofrat, Prof. a. d. Univ. Wien, Wien

Krischen. Fr. Kromayer, Johannes Krüger, Emil Krümmer Kröß Krukenberg, G.* Krukenberg, Werner* Krukenberg* Krukenberg-Conze, Elsbeth Kück, Roberto von Kühlmann, Richard Kühnel, E m s t Kümmel, Otto Küthmann, Carl Kuhn Kuhnert Kunkel, Otto Kuruniotis, Konstantinos Kurtz, Heinrich Knzsinszky, Valentin Laag, H. La Baume, Wolfgang

Lamer, Hans Lammert, Friedrich Lampe, Felix Landmann Läng, Ferdinand* Lange Lange* Langewiesche Langlotz, Ernst Langsdorff, A. Lantier, Raymond Laur-Belart, R . von Le Coq, Albert August Lederer, Philipp Leers*

Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule Danzig, Danzig Geh. Hofrat, Dr., Prof., Berlin Dir., Prof., Dr., Trier Legationssekretär, Berlin General-Direktor der Staatsbibliothek, Berlin Dr., Paris Dr., Leipzig Dr., Rinteln Weser Kreuznach, Rhld. Dr., Geschäftsträger der Dominikanischen Republik, Hamburg Dr., Wirkl. Geh.-Rat, Berlin Dr., Prof., Kustos, Berlin Dr., Direktor d. Ostasiatischen Abteilung der Staatl. Museen, Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin D r . , Dir., Hannover Vizepräsident, Berlin Geh. Rat, Dr., Berlin Dir., Dr., Stettin Prof., Leiter der Archäologischen Abteilung des Griech. Kultusministeriums, Athen Beuthen O.-S. Dir., Dr., Prof. a. d. Univ. Budapest, Budapest Lie., Priv.-Doz. a. d. Univ. Greifswald, Greifswald Dir., Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule Danzig, Prof. a. d. Univ. Königsberg i. Pr., Danzig Dr., Prof., Oberstudiendirektor. Leipzig Dir., Dr., Ratzeburg Dir., Prof., Dr., Berlin Dr. jur. et phil., Oberbürgermeister, Frankfurt a. M. Dr., Prof. a. d. Univ. Debreczen, Debreczen Dr., Stadtkämmerer, Berlin Stadtsyndikus, Berlin Oberstudienrat, Prof., Bünde i. W. Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Würzburg, Würzburg Dr., Berlin Dr., St.-Germain-en-Laye Dr., Brugg (Schweiz) Prof., Dr. h. c., Berlin Dr., Berlin Dr., Badischer Minister des Kultus und Unterrichts, Karlsruhe

61

Luckenbach, Ortwin Lücken, F.* von Luecken, Gottfried Lüders, Heinrich von Lüpke Lugli, Giuseppe Lunsingh-Scheurleer, C. W.* Lyncker, Karl Eduard

Dr., Geh. Rat, Prof. a. d. l'niv. Innsbruck, Innsbruck Dir., Prof., Dr., Bonn Dr.. Oberreg.-Rat, Berlin Gymn.-Direktor, Freiburg i. Br. Oberstudiendirektor, Dr., Berlin Prof., Dr., Mailand Dr., Florenz Dr., Wirkl. Geh. Rat, Staatssekretär, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Gießen, Gießen Dr., Prof. a. d. Univ. Catania, Catania D., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Kammerherr, Königlich niederländischer Gesandter in Berlin und bev. Minister, Exz., Berlin M. d. R., Berlin Dr.-Ing., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Erlangen, Erlangen Dr., Peruanischer Geschäftsträger, Berlin Oberstudiendirektor, Dr., Königsberg Pr. Reichstagspräsident, Berlin Dr., Abteilungsdirektor a. Prov.-Mus. Trier, Trier Dr., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Wien, Wien Dr., Prof. a. d. Univ. Marburg, Marburg Stud.-Rat, Prof., Bremen Botschaftssekretär. Berlin Dr., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Grenoble, Direktor des Institut International de Cooperation Intellectuelle, Paris Dr. phil., Geh. Hofr., Gymn.-Dir. a. D., Heidelberg Dipl.-Ing., Heidelberg Dr.-Ing., Reg.-Baumeister a. D., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Rostock, Rostock Geh. Rat, Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Reg.-Rat, Dir., Berlin Prof., Dr., Rom Dr. b. c., Dr.-Ing. e. h., Dir., Haag Oberstleutnant a. D., Berlin

Maas, Paul

Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin

Lebmann-Haupt, KarlFriedrich* Lehner, Hans Leist Lengle, Josef Lenschau, Thomas Levi, Alda Levi, Doro I^ewald, Th. Lewy, Julius Libertini, Guido* Lietzmann, Hans Graf Limburg-Stirum

von Lindeiner-Wildau Lindner, Werner Lippold, Georg* Lizarzaburu, Fr. B. Loch, E. Löbe, Paul Loeschcke, Siegfried Loeschcke, Walter Löwy, Emanuel Lommatzsch, Ernst Lonke, Alwin Lorenz, Wladimir Lubowski, Eduard Luchaire, Julien

Luckenbach, Hermann

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Knight, M. A., Hon. LL. D., Hon. Litt. D., Hon. Curator d. Hunterian Coin Cabinet, früher Sekretär vom Committee of Council on Education in Scotland, Edinburgh Ministerialrat, Budapest von Magyary, Zoltän Mahmoud Effendi Aly Hamza Conservateur-Adjoint du Musée Egyptien, Kairo Dr., Dublin Mahr, Adolf Dir., Prof., Dr., Soprintendente, Neapel Maiuri, Amedeo Majer-Leonhard, Ernst Dr., Gymn.-Direktor, Frankfurt a. M. Makridi Bey, Theodor Dir., Konstantinopel von Manteuffel, J . Ministerialrat, Berlin Maresch, Paul Dr., Chemnitz de Margerie, Pierre Französischer Botschafter, Exz., Berlin Masner, Karl* Dir., Prof., Dr., Breslau von Massow, Wilhelm Dr., Kustos, Berlin Matthes, Walter Dr., Direktor des städtischen Museums, Beuthen O.-S. Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Berlin, Berlin Matz, Friedrich Ministerialrat, Berlin Mayer Prof., München von Mayrhauser, Walther Meier, Burkhard Dr., Berlin Meier, Paul Jonas* Dr., Geh. Rat, Prof., Braunschweig Meißner, Bruno Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Meißner, Otto Dr.. Staatssekretär, Berlin Mélida y Alinarì, José Ramon Dir., Dr., Prof. a. d. Univ. Madrid, Madrid Menghin, Oswald Dr., Prof. a. d. Univ. Wien, Wien Menning, K . Gesandter von Estland und bevollm. Minister, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Kiel, Kiel Menzel, Theodor von Mercklin, Eugen Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Hamburg, Hamburg Merhart von Bernegg, Gero Dr., Prof. a. d. Univ. Marburg, Marburg Mesk, Josef Dr., Prof. a. d. Univ. Graz, Graz Messel, Elsa* Frau Geheimrat, Berlin Metzing, Adalbert Berlin Mey, Oscar Dr. phil. h. c., Geh. Komm.-Rat, Bäumenheim in Bayern Meyer, Eduard D., Dr. jur. h. c., Dr. phil., Geh. R a t , Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Meyer, Fritz Wien Meyer, Herbert Dr., Prof. a. d. Univ. Göttingen, Rektor Magnificus, Göttingen Meyer- Löerßen Dr., Gesandter der Freien und Hansestadt Lübeck und bevollm. Minister, Berlin Meyer-Rodenberg Legationsrat, Berlin Michaelis, Otto* Pfarrer, Weimar Macdonald, Sir George

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Michaelis, Rudolf Michel* Michon, Etienne* Milkau, Fritz Miller, Walter Miltner, Franz Minto, Antonio Misconi, Bashri Mittelstraß Mittwoch, Eugen Möbius, Hans Moraht, Hans

Mordtmann, J . H . Moses Miifid, Arif Müller, Bruno Albin Müller, Hermann Müller, K u r t Müller, Valentin Müller, Walter Münzel Münzer, Friedrich Muhle, Margit Mulert Mumm von Schwarzenstein, Herbert Mylius, Hermann* Myres, John Linton* Nachmanson, Ernst* Nachod, Hans Naetebus von Nagy, Ludwig Nashaat Pascha, Hassan Nebelthau Neeb, E.* Neppi Modona, Aldo* Nestor, Jon Neugebauer, Karl Anton Freiherr von Neurath, Constantin

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Dr., Frauenarzt, Bad Kreuznach Stadtrat, Dr., F r a n k f u r t a. M. Prof., Dr., Konservator, Paris Dr., Dr. jur. h. c., Geh. Rat, Prof., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Missouri, Columbia, U. S. A. Dr., Wien Dir., Prof., Dr., Soprintendente, Florenz Dr., Bagdad-Berlin Dr., Prof., Karlsruhe Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Kassel Gesandter des Deutschen Reiches in Kaunas (Kowno, Litauen) und bevollm. Minister, Kaunas Generalkonsul, Berlin Dr., M. d. R., Berlin Konstantinopel Dr., Hamburg Reichskanzler, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Göttingen, Göttingen Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Berlin, Berlin Prof., Dr., Dresden Dr., thüring. Gesandter. Minister, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Münster, Münster i.W. Berlin Dr., Präsident des Deutschen St&dtetags, Berlin Dr., Legationssekretär, Berlin Dr., Reg.- und Baurat, Bonn M. A., Hon. Sc. D.. Prof. a. d. Univ. Oxford, Oxford Dr., Dr. med. h. c., Prof. a. d. Univ. Göteborg, Göteborg Dr., Leipzig Dr., Direktor der Universitätsbibliothek, Berlin Dr., Budapest Dr., Gesandter und bevollmächtigter Minister, Berlin Dr., Senator, Gesandter der Freien und Hansestadt Bremen und bevollm. Minister, Berlin Dr., Dir., Prof., Mainz Dr., Prof. a. d. Univ. Pisa, Florenz Berlin (Bukarest) Dr., Kustos u. Prof., Berlin Dr. h. c., Botschafter des Deutschen Reiches in Rom, R o m

Newell, Edward T.* Nikolsky, Wladimir* Nilsson, Martin P. Noack, Ferdinand Nobis Nogara, Bartolomeo Nonn Norden, Eduard Nuß Nydahl, Jens

Präsident der Numismatic Society, New York Dr., Prof. a. d. Univ. Moskau, Moskau Dr., Prof. a. d. Univ. Lund, Lund Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin. Berlin Ministerialdirektor, Dr., Berlin Dr., Comm., Generaldirektor, Rom Ober-Reg. und Baurat, Dr.-Ing., Berlin D „ Dr., Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Hessischer Gesandter, Berlin Stadtschulrat, Berlin

Dr., Dr. med. h. c., Prof. a. d. Univ. Madrid, Madrid Dr., Prof., Berlin Oehler, Raimund Dr., Abteilungsdirektor a. Provinzialmuseum in Oelmann, Franz Bonn, Bonn Dr., Prof. a. d. Univ. Graz, Graz Oertel, Friedrich Kustos, Augsburg Ohlenroth, Ludwig Oikonomos, Georgios P. Dir., Dr., Prof. a. d. Univ. Athen, Athen Stand. Sekretär der Akademie d. Wissensch. Oldenburg* der LT. S. S. R., Leningrad Prof., Dr., Soprintendente, Cirene Oliverio, Caspare von Oppeln-Bronikowski, F. Rittmeister a. D., Schriftsteller, Berlin Dir., Prof., Dr., Leningrad Orbeli, Joseph Dr., Kustos, Budapest Oroszlän, Zoltän* von der Osten, Hans Henning Dr., Chicago Konsul, Würzburg Ott, Fritz Dr., Budapest von Ottlik, Ladislaus Otto, Walter Dr., Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. München, München Oxé, A.* Prof., Dr., Krefeld Obermaier, Hugo

Monsignore Pacelli, Eugen Paehler, Max Pallat, Ludwig Panaitescu, Emil Papaspyridi, Semni Paret, Oscar Paribeni, Roberto Pasquali, Giorgio Pasternak, Jaroslav* 5

Dr., Apostolischer Nuntius, Erzbischof von Sardes, Exz., Berlin Dr., Senatspräsident, Berlin Dr., Prof., Geh. Oberreg.-Rat, Ministerialrat, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Cluj, Cluj (Klausenburg) Dr., Athen Dr., Konservator, Stuttgart Dr., Prof., Comm., Direttore Generale delle Antichità e Belle Arti, Rom Dr., Comm., Prof. a. d. Univ. Florenz, Florenz Dr., Lemberg

Archäologiacbes Institut Hundertjahrfeier

65

Secrétaire des Musées Royaux, Brüssel Dr., Oberreg.-Rat, Berlin Dr. h . c., Hildesheim Ministerialdirektor, Berlin Leningrad Dr., Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. Greifswald, Greifswald Dr., Prof. a. d. Univ. Florenz, Florenz Permer, Luigi Dr., Prof. a. d. Univ. Upsala, Upsala Persson, Axel Waldemar Dr., Breslau Petersen, E m s t Dr., Direktor d. Nationalmuseums, Prof. a. d. Petkowic, Wladimir R . Univ. Belgrad, Belgrad Dr., Leningrad Petrow, Gregori Dr., Prof. a. d. Univ. Würzburg, Würzburg Pfister, Friedrich* Prof., Dr., Magdeburg Philippson, Robert Dir., Dr., Geh. Hofrat, Prof. a. d. Univ. Jena, Pick, Behrend Gotha Planck Reg.-Rat, Berlin Popitz, Johannes Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Staatssekretär, Berlin Popoff, Methodi Dr., Königl. Bulgarischer Gesandter, Berlin Post, P. Prof., Dr., Kustos am Zeughaus, Berlin Poulsen, Frederik Dir., Dr., Kopenhagen Praschniker, Camillo Dr., Prof. a. d. Deutschen Univ. Prag, Prag Ritter v. Preger, Konrad Dr., Bayerischer Gesandter in Berlin und bev. Minister, Berlin Prehn, Bruno Dr., Oberstudienrat, Breslau Preuner, Erich Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Preußer, Conrad* Dr., Berlin Preußer, Richard Rektor der Deutschen Oberrealschule, Konstantinopel von Prittwitz-Gaffron, Erich Dr., Berlin Pünder Dr., Staatssekretär, Berlin Purgold, Karl* Dr., Geb. Rat, Dir., Gotha

Paul, Marie* Peiser Pelizaeus, W. Pellengahr Peredolski, Anna* Pernice, Erich*

Rademacher, Arnold* Raschke, Georg Rau, Paul* Rauch, Christian* Basri R£chid Bey Redslob, Erwin Regling, K u r t Freiherr von Reibnitz Reimann, Arnold

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Dr., Prof. a. d. Univ. Bonn, Rektor Magnificus, Bonn Dr., Ratibor Dr., Pokrowsk (U. S. S. R. der Wolgadeutschen) Dr., Prof. a. d. Univ. Gießen, Gießen Botschaftsrat, Berlin Dr., Reichskunstwart, Berlin Dir., Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Staatsminister, Neustrelitz Dr., Oberstudiendirektor, Berlin

Reinhardt, Karl* Reiscb, Emil Reisinger, Ernst Rellini, Ugo Reuther, Oscar Rhomaios, Konstantinos Richter, Werner Freiherr von Richthofen, B. Ricke, Herbert von Riesemann, Oskar* Ritter Rodenwaldt, Gerhart

Roeder, G.* Römer, Oskar* Rohe, Wilhelm Ronczewski, Konstantin Roos, A. G. Rosen, Friedrich Rosenberg, Marc* Rosin, Arthur* Rott, Hans Roussel, Pierre Rubensohn, Otto Rubner, Max Ruffini, E. Rumbold, Sir Horace Rumpf, Andreas Ruppert, Hans von Salis, Arnold Samhaber, Ernst Saria, Balduin Sarre, Friedrich Sauciuc-Säveanu, Theophil

5*

Dr., Prof. a. d. Univ. Frankfurt, Frankfurt a. MDr., Dir., Hofrat, Prof. a. d. Univ. Wien, Wien Dr., Leiter d. Süddeutschen Landerziehungsheims Schondorf am Ammersee in Oberbayern Dr., Comm., Prof. a. d. Univ. Rom, Rom Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule Dresden, Dresden Prof. a. d. Univ. Thessaloniki, Thessaloniki D „ Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Ministerialdirektor, Berlin Dr., Ratibor Dipl.-Ing., Hannover Dr., Heidelberg Dr., Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Vorsitzender des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, Berlin Dr., Dir., Prof., Hildesheim Dr., Prof. a. d. Univ. Leipzig, Rektor Magnificus, Leipzig Dipl.-Ing., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Riga, Riga Dr., Prof. a. d. Univ. Groningen, Groningen Dr., Reichsminister a. D., Exz., Berlin Dr., Dr.-Ing. e. h.. Geh. Hofrat, Prof., BadenBaden Dr., Berlin Dir., Dr. jur. et phil., Prof., Karlsruhe Dir., Prof., Athen Dr., Prof., Stud.-Rat, Berlin Geh. Ober-Med.-Rat, Prof., Dr., Berlin Dr., Prof., Rom Botschafter von Großbritannien, Exz., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Köln, Köln Bibliothekar, Dr., Leipzig Dr., Prof. a. d. Univ. Heidelberg, Münster i. W. Dr., Santiago de Chile, z. Zt. Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Ljubljana (Laibach) Ljubljana Dir., Prof., Dr., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Czernowitz, Czernowitz

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Sauerlandt, Max* Saupe, Heinrich Sautter äierbakivBkyj, Vladymir Schacht, Hjalmar* Schadewaldt, Wolfgang Schäfer, Heinrich Schäfer Scharff, Alexander Scharff, Edwin Schede, Martin Schiff, Alfred Schleif, Hans Schlieper, Gustaf Schmadel, Walter* Schmid, Walter Schmid Schmidt, Alexis* Schmidt, Carl Schmidt, Eduard Schmidt, Hubert Schmidt-Ott, Friedrich Schmitt, Josef Schmitz, Hermann Schneegans, Alphons Schneider Schnitzler Schober, Arnold von Schöfer, R. von Schoen, Hans Schoene, Friedrich Schoenichen* Schollen* Scholz, Ernst*

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Dr., Prof. a. d. Univ. Hamburg, Hamburg Dr., Potsdam Staatssekretär, Dr., Berlin Dr., Prof. a. d. Ukrainischen Univ. Prag, Prag Dr., Reichsbankpräsident, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Königsberg, Königsberg Pr. Dr., Dir., Prof., Berlin Berlin Dr., Kustos u. Prof., Berlin Prof., Berlin Dr., Dir., Prof., Kustos an der Antikenabteilung der Preuß. Staatl. Museen (im Orient), Konstantinopel Prof., Dr., Berlin Dipl.-Ing., Berlin Geschäftsinhaber der Disconto-Gesellschaft, Berlin Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Graz, Landesarchäologe, Graz Staatssekretär, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Leningrad, Leningrad Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Kiel, Kiel Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr. jur., Dr. phil. h. c., Dr. med. h. c., Staatsminister a. D., Exz., Präsident der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, Berlin Dr., Badischer Staatspräsident und Finanzminister, Karlsruhe Reg.-Dir., Dr., Hamburg Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule Dresden, Dresden Dr., Ministerialdirektor, Berlin Dr., Ministerialdirektor, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Wien, Wien Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule Aachen, Aachen Dr., Deutscher Gesandter in Budapest und bev. Minister, Budapest Dr., Landrat, Stettin Dr., Dir., Prof., Berlin Dr., Oberlandesgerichtspräsident, Düsseldorf Dr., Reichsminister a. D., M. d. R., Oberbürgermeister a. D., Berlin

Scholz, Gustav Schräder Schramm, Erwin Schreibe!:, Georg Schröder, Bruno Schubart, Wilhelm von Schubert, Schubert Schubring, Paul Schubring, Walter Schuchhardt, Carl Schüler, Edmund Schukov, Boris Schultheß, Otto von Schultz, Claus Schultze, Rudolf Schultze, Viktor Schulz, Otto Th.* Schwantes, G. Schwartz, Eduard

von Schweinitz Schweitzer, Bernhard Schwcndemann Graf Schwerin von Krosigk Schwoerer, Victor Schwyzer, Eduard Seger, Hans Segelken Sellin, Ernst Severing, Karl Shetelig, Haakon Shurman, Jacob Gould Sidzikauskas, Venceslas Siebold* Siebourg Siedler, E. Jobst Siegismund

D „ Oberkonsistorialrat, Berlin Frau Dr., Berlin Dr. h. c., Generalleutnant a. D., Exz., Dresden D., Dr., Prälat, Prof. a. d. Univ. Münster, M. d. R . , Münster i. W. Dr., Dir., Prof., Dresden Dr., Dr. jur. h. c., Prof., Kustos, Berlin Dr., Staatssekretär, Berlin Vortragender Legationsrat, Berlin Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule Hannover, Hannover Dr., Prof. a. d. Univ. Hamburg, Hamburg Geh. R a t , Dr., Prof., Berlin Ministerialdirektor, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Moskau, Moskau Dr., Prof. a. d. Univ. Bern, Bern Berlin Dr. phil. h. c., Geh. Baurat, Bonn D., Dr. h. c., Geh. Konsistorialrat, Prof. a. d. Univ. Greifswald, Greifswald Dr., Prof. a. d. Univ. Leipzig, Leipzig-TauchaPönitz Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Hamburg, Hamburg D „ Dr. phil., Dr. jur., Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. München, Präsident der Bayer. Akademie der Wissenschaften, München Reg.-Assessor a. D., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Königsberg, Königsberg Pr. Dr., Berlin Ministerialdirektor, Berlin Dr., Geh. Ober-Reg.-Rat, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Bonn, Bonn Dr., Dir., Prof. a. d. Univ. Breslau, Breslau Dr., Sanitätsrat, Stendal Dr., Geh. Konsistorialrat, Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Reichsminister des Innern, Berlin Dr., Dir., Prof., Bergen Amerikanischer Botschafter, Exz., Berlin Gesandter und bevollm. Minister, Berlin Baurat, Bethel bei Bielefeld Dr., Vizepräsident, Prof., Koblenz Prof., Dr., Berlin, Leiter der Hauptverwaltung des Bundes Deutscher Architekten Geh. R a t , Dr. h. c., Berlin

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von Siemens-Helmholtz, Ellen Berlin Sieverg Dr., Geh. Rat, Prof., Berlin von Simson, Georg* Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Innsbruck, Prodekan, InnsSitte, Heinrich bruck Skrabar, Viktor Prof., P t u j (Pettau) Snell, Bruno Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Hamburg, Hamburg Snijder, G. A. S. Dr., Prof. a. d. Univ. Amsterdam, Amsterdam Sobernheim, Moritz Prof., Dr., Berlin Sörrensen, W. Prof., Dr., Berlin Solberg, O. Dr., Dir. d. Ethnographischen Museums, Prof. a. d. Univ. Oslo, Oslo Solf* Botschafter, Exz., Berlin Sollmann, W. Chefredakteur, M. d. R., Köln Solmssen, Georg Dr., Geschäftsinhaber der Discontogesellschaft, Berlin Sotiriadig, Giorgios* Dr., Prof. a. d. Univ. Thessaloniki, Rektor, Thessaloniki Soyter, Gustav* Dr., Prof. a. d. Univ. Würzburg, Würzburg Spiro, Friedrich Dr., Fürstenwalde Spitta Dr., Senator, Bürgermeister, Berlin Sprater, Friedrich Dr., Dir., Speyer Sprockhoff, Ernst Dr., Mainz Staehelin, Felix Dr., Prof. a. d. Univ. Basel, Basel Stählin, Friedrich Dr., Oberstudiendirektor, Nürnberg Steckeweh, Hans Dipl.-lng., Hannover Stein, Ernst Dr., Berlin von den Steinen, Karl Dr., Prof., Cronberg i. Taunus Steiner, Paul Dr., Abteilungsdirektor am Provinzialmuseum in Trier, Trier Steinkopf, Willy M. d. R., Berlin Stengel, Walter Dr., Direktor des Märkischen Museums, Berlin Steveng, Gorham Philipps Direktor d. American Academy in Rom, Rom Stier, August Oberregierungsrat, Weimar Stieren, August Dr., Münster i. W. Stocky, Albin Dr., Dir., Prof. a. d. Karls-Univ. Prag, Prag StoU, Wilma Mannheim Strandes, Justus Dr., Senator, Gesandter und bev. Minister der Freien und Hansestadt Hamburg, Berlin Strathmann, H. D., Prof. a. d. Univ. Erlangen, M. d. R., Erlangen Straubergs, K . Dr., Prof. a. d. Univ. Riga, Riga Stresemann, Gustav Dr., Reichsministcr des Auswärtigen, Berlin Strohm Dr., Berlin Strong-Seilers, Mrs. Eugenie* Dr., Rom Stroux, Johannes* Dr., Prof. a. d. Univ. München, München

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Strube, A. Strunck, H. Stuchtey, Karl Studniczka, Franz Stuhlfauth, Georg Sukenik, Eleazar L. Sülze, Heinrich Sundwall, Johannes Sykutris, Johannes

Dr., Generalkonsul, Bremen Dr., Senator, Danzig Dr., Prof., Berlin Dr., Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Leipzig Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Jerusalem Dr.-Ing., Prof. a. d. Techn. Hochschule Dresden, Dresden Dr., Prof. a. d. Univ. Abo, Abo Dr., Berlin

Dr., Breslau Dr., Dir.. Berlin Dr., Prof., Präsident der Schweiz. Gesellschaft für Urgeschichte, Solothurn Graf von Tattenbach, Franz Vortragender Legationsrat, Berlin Dr., Berlin Tepe, Hermann Dr., Vortragender Legationsrat, Berlin Terdenges, Hermann Türkischer Außenminister, Angora Tesik Ruschdi Bey Botschaftssekretär, Angora Tesik Bey Freiherr von Teuffei, Gisbert* Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule Karlsruhe, Karlsruhe Dr., Priv.-Doz. a. d. Univ. Kiel, Kiel Thciler, Willy Epimelet der Altertümer, Vathy (Samos) Theophanides, Basilios* Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule Wien, Wien Theuer, Max Dr., Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. Göttingen, Thiersch, Hermann Göttingen Dr., Direktor des Museums für Völkerkunde, Thilenius, G. Prof. a. d. Univ. Hamburg, Hamburg Dr., Legationsrat, Berlin Thomsen Dr., Mühlheim-Ruhr Thyssen, Fritz Mecklenburg-Schwerinscher Gesandter, Berlin Tischbein Dr., Kiel Tode, Alfred* Dr., Budapest von Tompa, Franz Dr., Ministerialdirektor, Berlin Trautmann Trendelenburg, Adolf Dr., Prof., Geh.-Rat, Berlin Trendelenburg Dr., Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium, Berlin Dozentin a. d. Univ. Leningrad, Leningrad Trewer, Camilla Dr., Prof. a. d. Univ. Bern, Bern Tschumi, Otto Tackenberg, Kurt Tamedly, Michael Tatarinoff, E.*

Uhlig, C. Unger, Eckhard Unverzagt, Wilhelm

Dr., Prof. a. d. Univ. Tübingen, Tübingen Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Direktor der Prähistorischen Abteilung der Staatl. Museen, Berlin

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Journalistin, Berlin Dr., Stuttgart Dr., Oberstudienrat, Berlin Dr., Dir., Zürich Dr., Kustos, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Utrecht, Utrecht Dr., Reg.-Rat, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Belgrad, Belgrad M. A., Deputy Keeper am Victoria and AlbertMuseum, London Dr., Ministerialdirigent im ReichsfinanzministeWachsmann rium, Berlin Dr.-Ing. et phil., Priv.-Doz. a. d. Univ. MarWachtsmuth, Friedrich burg, Marburg Dr., Prof., Stud.-Rat, Berlin Wachtler, Hans Dr. phil., Dr.rer. pol., Geh.-Rat, Generaldirektor Waetzoldt, Wilhelm der Staatlichen Museen, Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Wagenvoort, H . Dr., Prof. a. d. Univ. Groningen, Groningen Wagner, Eugen Dr., Staatsrat i. R., Darmstadt Wagner, Friedrich Dr., Prof., Konservator a. d. Prähistorischen Staatssammlung, München Wahle, Ernst Dr., Prof. a. d. Univ. Heidelberg, Heidelberg Waldhauer, Oskar F.* Dr., Direktor der Antikenabteilung der Ermitage, Leningrad Waldschmidt Dr., Berlin Waly, Abdulla Kairo Walzer, R . Dr., Berlin Waser, Otto Dr., Dir., Prof. a. d. Univ. Zürich, Zürich Watzinger, Carl Dr., Prof. a. d. Univ. Tübingen, Tübingen Weber Staatsminister, Dr., Dessau Weber, Wilhelm Dr., Prof. a.d Univ. Halle, Halle Wechsler, Eduard Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Wedepohl, E. Reg.-Baumeister a. D., Berlin Weege, Fritz Dr., Prof. a. d. Univ. Breslau, Breslau Wegner, Max Dr., Berlin Weigand, Edmund Dr., Prof. a. d. Univ. Würzburg, Würzburg Weismann, Robert Dr., Staatssekretär, Berlin Welter, Gabriel Dr., Referent für Ausgrabungswesen a m Archäolog. Institut des Deutschen Reiches, Athen Wentzel, Carl Oberamtmann, Teutschenthal Wettstein von Westersheimb, Dr., Legationsrat, Berlin Johann Wetzel, Friedrich Dr., Berlin Vallentin, Antonina Veeck. Walther Viedebantt, Oskar Viollier, David Volbach, Fritz Vollgraff, Wilhelm Vogg, Hans Vulié, Nikola Wace, Alan John Bayard

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Weynand Wickert, Lothar Wiegand, Theodor

von Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich Wikken, Ulrich Wildhagen Wilhelm, Adolf Wille, Wilhelm Windelband, Wolfgang Winter, Franz af Wirsün, C. E. Th. Wirth, Joseph Wissel, Rudolf Woelcke, Karl Woelcker Woit, Oscar Wolf Wolfram, Georg* Wolteris, Eduard Wolters, Paul Woodward, Arthur Wrede, Walther

von Wrochem Wulff, Oskar

Wulzinger, Karl van Wyngaarden, W. D. Zahle, Herluf

Dr., Oberschulrat, Magdeburg Dr., Berlin Dr.phil.,Dr.-Ing. e. h., Geh.-Rat, I. Direktorder Antikenabteilung der Staatlichen Museen, Berlin D., Dr. phil., Dr. jur. h. c., Dr. med. h. c., Wirkl. Geh. R a t , Exz., Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Berlin, Geh. R a t , Berlin Dr., Berlin Dr., Hofrat, Prof. a. d. Univ. Wien, Wien Reg.-Baurat, Berlin Dr., Ministerialrat, Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. Bonn, Bonn Königlich Schwedischer Gesandter und bevollm. Minister, Berlin Dr., Reichsminister für die besetzten Gebiete, Berlin Dr., Reichsarbeitsminister, Berlin Dr., Kustos am Städtischen Historischen Museum, F r a n k f u r t a. M. Dr., Ministerialdirektor, Dresden Dr., Gesandter und bev. Minister, Berlin Dr., Landgerichtsrat, Berlin Dr., Dr. h. c., Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. Frankfurt, F r a n k f u r t a. M. Dir., Prof., Dr., Kaunas (Kowno) Dr., Dir., Geh. R a t , Prof. a. d. Univ., München Direktor der British School of Archaeology a t Athens, Athen Dr., II. Sekretär der Athenischen Abteil, des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, Athen Dr., Regierungsdirektor, Hamburg Dr., Kustos an der frühchristlichen Abteilung d. Staatlichen Museen, Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Prof. a. d. Techn. Hochschule, Rektor Magnificus, Karlsruhe Dr., Konservator am Rijksmuseum, Amsterdam Kammerherr,Königlich Dänischer Gesandter und bevollm. Minister, Berlin

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Zahn, Robert Zakharoff, Alexis Alexeiewitsch* Zambrano, Carlos A. Zechlin, Walther Zeiß, Hans Zenetti, Paul Zereteli, Gregor* Ziegler, Konrat Ziemke Zoeich Zondek, Max Zucker, Friedrich Zurowski, Josef Zweigert, E.

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Dr., II. Direktor d. Antikenabteilung der Staatlichen Museen, Prof. a. d. Univ. Berlin, Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Moskau, Moskau Dr., Generalkonsul der Republik Ecuador, Hamburg Dr., Ministerialdirektor, Pressechef der Reichsregierung, Berlin Dr., Assistent bei der Römisch-Germanischen Kommission, Frankfurt a. M. Dr., Prof. a. d. Philos.-Theolog. Hochschule in Dillingen, Dillingen Dr., Prof. a. Univ. Tiflis, Tiflis (Georgien) Dr., Prof. a. d. Univ. Greifswald, Greifswald Dr., Legationsrat, Berlin Dr., Legationssekretär, Berlin Dr., Prof., Berlin Dr., Prof. a. d. Univ. Jena, Jena Dr., Konservator, Dozent a. d. Univ. Krakau, Krakau Staatssekretär im Reichsministerium des Innern, Berlin

BERICHT ÜBER DIE VERANSTALTUNGEN TEXTE UND INHALTSANGABEN DER REDEN UND VORTRÄGE

EMPFANG IM PALAIS PRINZ FRIEDRICH LEOPOLD Sonntag, 21. April, vormittags 11,30 Uhr. Das Praeludium der Veranstaltungen der Hundertjahrfeier bildete ein Empfang, den die Zentraldirektion des Instituts am Vormittag des 21. April für die Delegierten der Regierungen, Behörden und wissenschaftlichen Institutionen veranstaltete. Dank der Gastfreundschaft der Pressestelle der Reichsregierung standen die schönen Räume des alten Schlosses des Johanniterordens zur Verfügung, die Schinkel in denselben Monaten des Winters 1828—1829, in denen das Institut entstand, neu gestaltet und mit heiteren Grottesken geschmückt hatte. Gegen vierhundert Delegierte versammelten sich in dem Ballsaal, an dessen Langseite zu beiden Seiten des Thronsitzes die Mitglieder der Zentraldirektion Platz genommen hatten. Im Namen der Zentraldirektion wurden die Erschienenen von dem Präsidenten begrüßt. Es folgte die Besprechung über die Verteilung der Ansprachen bei dem Festakt im Reichstag und dem Abendessen der Reichsregierung. Im Anschluß an die geschichtlichen Bemerkungen des Vorsitzenden schlug Herr Blinkenberg vor, daß bei der Feier im Reichstag zunächst die Vertreter der Nationen, die an der Gründung des Instituts beteiligt waren, Englands, Frankreichs, Italiens, und zwar je ein Abgeordneter des Königreichs Italien und des Kirchenstaats, sodann die Repräsentanten der Länder, in denen die deutschen archäologischen Institute Gastfreundschaft genießen, außer Italien, Ägyptens, Griechenlands und der Türkei, das Wort ergriffen. Herr Paribeni regte an, daß als Vertreter der übrigen Nationen bei der Festsitzung im Reichstage Herr Blinkenberg spräche, dessen Land durch Thorwaldsen an der Entstehung und Entwicklung des Institutes mitgewirkt habe. Er bat ferner Herrn Gurman, die Vertretung aller Nationen als Redner bei dem Festessen zu übernehmen, und regte an, daß bei dieser Gelegenheit die Vertreter der Akademien von Leningrad und Wien, mit denen 77

das Institut durch besonders alte und nahe Beziehungen verbunden sei, die Herren Braun und Reisch, zu Worte kämen. Schließlich schlug Herr Eduard Schwartz als einzigen Vertreter der gesamten deutschen Altertumswissenschaft ihren Nestor, Exzellenz v. Wilamowitz-Möllendorff, vor. Sämtliche Vorschläge wurden von der Versammlung durch Akklamation angenommen. Sodann wurden die wissenschaftlichen Werke und Zeitschriften, die dem Institut zur Hundertjahrfeier gewidmet oder geschenkt wurden, sowie die Adressen, die eine große Reihe ehrwürdiger und bedeutender wissenschaftlicher Organisationen in kunstvoller Form zu Ehren des Instituts gestaltet hatten, von ihren Verfassern oder Vertretern überreicht und damit Glückwünsche von Regierungen und wissenschaftlichen Instituten verbunden. Zu den einzelnen Adressen, die in diesem Bericht abgedruckt sind, und in der Liste der gewidmeten Bücher sind die Namen der Herren, von denen sie überreicht worden sind, verzeichnet. Mit dem Dank des Präsidenten für die kostbaren Gaben, die dem Institut zuteil geworden sind, schloß die Versammlung.

FESTSITZUNG IM PLENARSITZUNGSSAAL DES REICHSTAGS Sonntag, 21. April, abends 8 Uhr. Der Plenarsitzungssaal des Reichstags, in dem dank der Genehmigung durch den Herrn Präsidenten des Reichstags der eigentliche Festakt stattfinden konnte, trug einen einfachen Schmuck. Inmitten von Blumen standen vor dem Rednerpult die Büsten Winckelmanns, W. v. Humboldts, Bunsens und Gerhards. Die römische Abteilung des Instituts hatte zu der Feier das Bronzeoriginal von Thorwaldsens Porträt W. v. Humboldts gesandt. In der kleinen Diplomatenloge hatte der Herr Reichskanzler, der zugleich den erkrankten Herrn Reichspräsidenten vertrat, Platz genommen, ihm zur Seite der Doyen des diplomatischen Korps, Nuntius Pacelli, der Botschafter der Union der Sowjetrepubliken, Herr Krestinski, und der amerikanische Botschafter, Herr J . G. Shurman, ferner Herr Reichstagspräsident Loebe, Herr 78

und Frau Staatssekretär v. Schubert und die Herren Dörpfeld, Fabricius und Wolters. Auf der Estrade des Saales saßen die Mitglieder und Vertreter der Regierungen des Reiches und der Länder sowie des Reichsrats, auf der Ministerbank die Herren Minister Dr. Stresemann, Severing, Dr. Becker und der Präsident der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, Staatsminister Dr. Schmidt-Ott. Zur Rechten des Rednerpultes hatte S. Kgl. Hoheit Prinz Ferdinand von Savoyen-Genua Platz genommen, neben ihm der Kgl. Italienische Botschafter Graf Aldrovandi-Marescotti, zur Linken derVertreter Frankreichs, Herr Botschafter de Margerie, und der Kgl. Ungarische Kultusminister Graf Klebelsberg; zu Seiten des Präsidentenstuhles saßen Exzellenz v. WilamowitzMoellendorff und die Mitglieder des Engeren Ausschusses der Zentraldirektion, die Herren Freytag, Noack und Wiegand. Die große vordere Seitenloge rechts war den Mitgliedern des diplomatischen Korps, die gegenüberliegende den Mitgliedern der Zentraldirektion und den Leitern der Abteilungen des Instituts vorbehalten. Auf den Plätzen der Abgeordneten saßen die Delegierten der in- und ausländischen Wissenschaft, in den vorderen Reihen die Vertreter der Akademien und die Rektoren der Universitäten. In den anderen Logen hatten die übrigen Teilnehmer Platz genommen. Nach der Feier vereinigte ein Zusammensein die Anwesenden in der Wandelhalle und in den weiteren Räumen des Reichstags. Der Wortlaut der bei der Feier gehaltenen Reden ist folgender: Präsident Professor R o d e n w a l d t : Hochansehnliche Festversammlung! Heute vor hundert Jahren wurde in Rom unter dem Protektorat des Kronprinzen von Preußen das Institut für archäologische Korrespondenz in feierlicher Sitzung eröffnet. Die Gründer, die erfüllt waren von dem Bewußtsein der Würde der Wissenschaft und der Heiligkeit des Gelehrtenberufs im Fichteschen Sinne, wählten zu diesem Akt einen Tag von schicksalhafter und glückverheißender Bedeutung, das Fest der Palilien, an dem der Sage nach die Stadt Rom gegründet worden ist. Es war ein kleiner Kreis von Gelehrten, Künstlern und Kunstfreunden, der 79

sich auf der Höhe des Kapitols in einem Saal des Palazzo Caffarelli vereinigte, aber er wußte sich begleitet von dem Echo der wissenschaftlichen Welt Europas. Heute welch anderes Bild! I n dem Raum, in dem die Geschicke des Deutschen Reiches entschieden werden, darf die Zentraldirektion des Archäologischen Instituts von Angesicht zu Angesicht die höchsten Würdenträger des Reiches und der Länder, die Repräsentanten aller Nationen und die Vertreter der Wissenschaft des In- und Auslandes willkommen heißen. Wir durften auf die hohe Ehre rechnen, den Herrn Reichspräsidenten in unserer Mitte zu sehen. Zu unserem Schmerz ist es nicht möglich gewesen; aber ich darf die Botschaft verlesen, die der Herr Reichspräsident am heutigen Tage dem I n s t i t u t gesandt h a t . Sie lautet: Zu meinem lebhaften Bedauern durch gesundheitliche Rücksichten daran verhindert, meine Zusage zu Ihrer heutigen Festversammlung zu erfüllen, muß ich dem Archäologischen Institut des Deutschen Reiches meine herzlichen und aufrichtigen Glückwünsche zu seiner J a h r hundertfeier auf diesem Wege aussprechen. Mit der gesamten wissenschaftlichen Welt gedenke auch ich am Tage der hundertsten Wiederkehr der Gründung des Deutschen Archäologischen Instituts in besonderer Dankbarkeit und hoher Anerkennung der umfassenden und wertvollen Arbeit, die das Institut f ü r die archäologische Wissenschaft geleistet, und der großen Bedeutung, die es durch sein hundertjähriges Wirken f ü r die Altertumsforschung der ganzen Welt gewonnen h a t . Ich verbinde damit den aufrichtigen Wunsch, daß das Archäologische Institut des Deutschen Reiches in Fortsetzung seiner Tradition auch künftig die Kenntnis der Antike erweitern und vertiefen und die Verbindung zwischen den Völkern auf dem Gebiete der Altertumsforschung erfolgreich pflegen möge. — Mit freundlichen Grüßen v. Hindenburg. Wir entbieten dem Herrn Reichspräsidenten unseren ehrfurchtsvollen Dank f ü r die Worte, mit denen er unseren Eintritt in das

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zweite Jahrhundert geleitet, und verbinden damit die Wünsche zu seiner baldigen Genesung. I m Namen der Zentraldirektion habe ich die Ehre, den Herrn Reichskanzler, der zugleich den Herrn Reichspräsidenten vertritt, zu begrüßen. Wir dürfen ferner den Herrn Reichsminister des Auswärtigen, dessen A m t unser Institut seit fünfundfünfzig Jahren unterstellt ist, willkommen heißen, mit ihm zahlreiche Vertreter der Reichsregierung, des Reichstags und des Reichsrats. Unserer Einladung sind die Vertreter der Regierungen und der Kultusministerien der deutschen Länder gefolgt, mit deren wissenschaftlichen Einrichtungen unser Institut durch nahe Zusammenarbeit verbunden ist. Mit ihnen dürfen wir die Herren Oberbürgermeister der deutschen Städte, die unserer Arbeit am nächsten stehen, begrüßen. Eine besondere Ehrung ist unserer Feier zuteil geworden durch die Anwesenheit Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ferdinand von Savoyen und Genua, Fürsten von Udine. Die Fürsten des Hauses Savoyen sind unserem Institut stets wohlgesinnt gewesen, seit König Karl Albert von Sardinien einer der Schützer und Förderer des Instituts wurde. Als unser Institut in Rom die Feier seines fünfzigjährigen Bestehens beging, wohnten der König und die Königin von Italien dem Feste bei. Wenn Euere Königliche Hoheit als Vertreter Seiner Majestät des Königs von Italien zu unserem Feste erschienen sind, so betrachten wir dies dankbar als ein Symbol des unlöslichen Zusammenhanges, der unser römisches Institut mit dem gastfreundlichen Italien verbindet. Wir haben die Ehre, Delegierte aller auswärtigen Regierungen begrüßen zu dürfen. Fast blendet uns die Fülle und der Glanz der wissenschaftlichen Institutionen, die heute hier vertreten sind. Wir begrüßen die Sekretäre der Akademien, die Rektoren der Universitäten des In- und Auslandes, die Vertreter der Museen, der wissenschaftlichen Institutionen aller Art. Seit hundert Jahren verbinden uns mit den Gelehrten der Altertumswissenschaft die Bande der Mitgliedschaft des Instituts. Zum ersten Mal in der Geschichte des Instituts und voraussichtlich f ü r lange Zeit auch zum letzten Mal dürfen wir heute einen großen Teil der Mitglieder bei uns sehen und das, was uns geistig und durch Korrespondenz verbindet, durch die persönliche Berührung vertiefen. Wir dürfen 6

ArchUologisches I n s t i t u t , H u n d e r t j a h r f e i e r

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ferner gelehrte Freunde und kunstsinnige Förderer der Altertumswissenschaft begrüßen. Der humanistische Geist unserer Wissenschaft hat in ihr stets stärker als in anderen Wissenschaften das Moment der persönlichen Beziehung und Freundschaft gedeihen lassen. Gemeinsames Erleben an den Stätten des Südens hat die Menschen zusammengeführt, und menschliche Beziehungen haben sich seit Generationen erhalten. So ist es uns heute angesichts der hundertjährigen Geschichte des Instituts eine besondere Freude, daß wir den Urenkel Wilhelm v. Humboldts und die Nachkommen des ersten Leiters unseres Instituts, Karl Josias v. BUnsens, begrüßen dürfen und zwar nicht nur die Enkelkinder aus Deutschland, sondern auch als Abgeordneten Englands Sir Maurice de Bunsen, der das Land vertritt, in dem Bunsen eine zweite Heimat gefunden und von dem aus er Jahrzehnte hindurch die Geschicke des Instituts geleitet hat. Die zweite Jahrhunderthälfte des Instituts ist vertreten, indem wir die Kinder von Alexander Conze, von Adolf Michaelis, dem Geschichtsschreiber des Instituts, und von Heinrich Brunn, dem Begründer der modernen deutschen Archäologie, in unserer Mitte sehen dürfen. Wir hätten es nicht gewagt, Sie alle zu der Mitfeier mit uns zu bitten, wenn nicht hundert Jahre in der Geschichte der Wissenschaft einen Abschnitt bedeuten, der es rechtfertigte, einen Blick auf die Vergangenheit zu werfen und vor allem denen zu danken, mit denen wir uns im Blick auf das Gewesene und in der Hoffnung auf die Zukunft verbunden fühlen. Die Keimzelle unseres Instituts war ein nordischer Freundeskreis in Rom. Ein Künstler, der zu ihm gehörte, der baltische Gelehrte und Kunstfreund Karl Magnus v. Stackelberg, hat diesem Kreise ein Symbol gezeichnet. Es enthält zur Linken den Greifen Apolls, der einen Arimaspen zu Boden zwingt, und auf der rechten Seite die römische Wölfin mit den Zwillingen Romulus und Remus. Der Freundeskreis trug den Namen der Hyperboreer; man nannte ihn so nach dem seligen Volk Apolls, das im Norden lebte und bei dem Apoll gern zu weilen pflegte. Aber das Symbol, das für den Bund dieser Freunde geschaffen wurde, können wir noch tiefer deuten; denn dieser Kreis mit seinem Wirken und Streben ist aus demselben Urgrund erwachsen, der für eine Fülle 82

von Erscheinungen unserer deutschen und der europäischen Kultur bestimmend gewesen ist, aus der Verschiedenheit zwischen den Völkern des Nordens und den Völkern des Südens und der Sehnsucht der nordischen Völker nach Ergänzung ihres Wesens durch Kunst, Kultur und Wesen des Südens. Die andere Komponente dazu bildet der Reichtum, den die klassischen Länder ausstrahlen, und die Gastfreundschaft, mit der ihre Nationen uns an dem gemeinsamen Erbe teilnehmen lassen. Aus dieser Verbindung der Sehnsucht des Nordländers nach dem Süden und der Gastfreundschaft des Südländers entstand unser Institut. Die deutschen Männer, die wir als Ahnherren, als Paten und als Gründer des Instituts verehren, stehen im Bilde, von Blumen umgeben, vor Ihnen. Wir betrachten Winckelmann als den Gründer der Archäologie; wir verehren in ihm aber auch den Mann, der die Altertumswissenschaft in eine nie wieder zu lösende Verbindung mit dem Wesen der deutschen Kultur gebracht hat. Was Winckelmann aus der Kraft seiner künstlerischen Natur gestaltete, das wurde Wilhelm v. Humboldt zum bewußten Problem der Bildung; er schuf im Kreis seiner römischen Freunde die Stimmung und die Gesinnung, die sich in Niebuhr und in Niebuhrs Nachfolger Karl Josias v. Bunsen fortsetzten. Bunsen, der preußische Gesandte beim Heiligen Stuhl, wurde der erste Leiter des Instituts. Er war erfüllt von tiefster Verantwortlichkeit, dem höchsten Ethos des Gelehrten, und weihte diese Eigenschaft dem Institut. Die Seele ihrer wissenschaftlichen und praktischen Arbeit wurde ein Fachgelehrter, Eduard Gerhard, ein Systematiker und Organisator großen Stils, der dem Institut die Verwirklichung brachte und alle Kreise der damaligen Kultur zu seiner Förderung zusammenschloß. Es ist heute nicht die Stunde, um die Geschicke unseres Instituts im Zusammenhang mit der Geschichte der Altertumswissenschaft und deren Verlauf in ihrer Beziehung zu der Entwicklung der geistigen Kultur des neunzehnten Jahrhunderts zu verfolgen. Die Wege sind verschieden gewesen. Fachwissenschaft und Kultur sind zeitweise zusammengegangen und haben sich manchmal von einander getrennt. Heute möchte ich aus der Geschichte des Instituts nur auf drei Entwicklungsgänge hinweisen, die entscheidend gewesen sind. Die eine Entwicklung führte von 6*

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der Spezialaufgabe zur Universalität, die zweite von der privaten Vereinigung zur Staatsanstalt und die dritte von der internationalen Organisation zum nationalen Institut, das in der Pflege des Zusammenhanges mit der Arbeit des Auslandes eine seiner Hauptaufgaben sieht. I n seiner Schrift über die innere und äußere Organisation der wissenschaftlichen Anstalten h a t Wilhelm v. Humboldt neben die altehrwürdigen Institutionen der Akademien u n d Universitäten den Begriff des wissenschaftlichen Hilfsinstituts gestellt. Humboldt verstand darunter die leblosen Institute, die Sammlungen, die der Wissenschaft dienten. Erst neuerdings h a t sich in den wissenschaftlichen Forschungsinstituten eine vollentwickelte neue Gruppe wissenschaftlicher Institute neben die alten Einrichtungen der Akademien und Universitäten gestellt. Die K r a f t und die Lebensenergie des Archäologischen Instituts h a t darin gelegen, daß es in keine dieser Kategorien einzuordnen ist, daß es nicht aus einem System heraus entwickelt, sondern aus dem Bedürfnis einer Wissenschaft heraus geschaffen ist, die eine ganz besonders verwickelte innere Struktur besitzt. Der Art und dem Wandel dieser Struktur h a t das Institut sich in seiner Entwicklung angepaßt. E s ist eine Reihe von fast pädagogisch wirkenden Stufen, in denen sich die Geschichte des Instituts vollzogen h a t . Der erste Name des Instituts war „ I n s t i t u t f ü r archäologische Korrespondenz". Es war jene glückliche Zeit, als noch in jeder Stadt, in jedem Dorf dem Reisenden neue und unbekannte Denkmäler entgegentraten, als es galt, alle diese neuen Denkmäler den Gelehrten und Kunstfreunden bekannt zu geben. I n den Zeitschriften und den Einzelwerken des Instituts sind die vorbildlichen archäologischen Publikationen geschaffen worden, deren Form die ganze Welt erobert h a t . Zu der Mitteilung über neue Funde t r a t die Aufgabe der Sammlung der Denkmälergruppen, die über die ganze Welt zerstreut sind. Das Institut übernahm sodann als eine seiner wichtigsten Aufgaben die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Es geschah dies durch die Einrichtung von Reisestipendien in jener epochemachenden Zeit der archäologischen Entwicklung, als Heinrich Brunn in Rom lehrte und die Archäologie auf die moderne Basis kunstgeschichtlicher Betrachtung stellte, als aus seinem Unterricht in Rom die führenden Gelehrten

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der zweiten Jahrhunderthälfte des Instituts, Conze, Michaelis, Kekule und andere hervorgingen. Durch diese drei Aufgaben der Mitteilung neuen Materials, der Sammlung von Denkmälern und der Erziehung des Nachwuchses war das Institut hinreichend vorbereitet, als in den siebziger Jahren die große Epoche der Ausgrabungen begann, als ungeahnte, gewaltige Denkmäler dem Boden entstiegen, als ganze neue Kulturen entdeckt wurden und die Methode der Ausgrabung in steter Verfeinerung lernte, nicht nur Objekte zu finden, sondern Probleme zu lösen. Als in den achtziger Jahren Alexander Gonze, der der zweite Gründer des Instituts wurde und die jetzige Form seiner Betätigung bestimmt hat, die Leitung übernahm, trat eine neue Aufgabe heran, die Beziehung der Wissenschaft zur höheren Schule. Damals sind Anregungen gegeben worden, die weitergelebt haben bis heute. Das Institut hat die ersten Schulwandtafeln herausgegeben, hat durch Veranstaltung von Reisen und Führungen im Süden und in der Heimat die Ergebnisse der Wissenschaft für den Unterricht nutzbar gemacht und Form und Methode der Kurse bestimmt, die später von den einzelnen deutschen Ländern fortgeführt wurden. Schließlich werden wir in den letzten Jahren wieder zurückgeführt zu dem Urgrund, aus dem vor hundert Jahren das Institut entstanden ist. Von neuem wird dank der Arbeit der Generationen vor uns die Antike und ihre absolute Bedeutung für uns zu einem lebendigen Problem, und wenn in der Gesellschaft für antike Kultur, die sich mit uns zu gemeinsamer Feier verbunden hat, eine Lebensfrage unseres Verhältnisses zur Antike behandelt wird, so begrüßt das Institut dankbar und gern eine starke Bewegung, der zu dienen und seine Hilfe zu leihen es als wesentliche Pflicht betrachtet. Nicht nur die Aufgaben des Instituts wuchsen, sondern auch die räumlichen Gebiete dehnten sich aus. In Italien war der erste Sitz des Instituts. Dann ging es hinüber nach Griechenland und Kleinasien. Es ergriff seit dem Beginn des Jahrhunderts die Führung in der Erforschung unserer eigenen deutschen Heimat. An dem ältesten Institutsgebäude in Rom trug der Giebel der Front ein symbolisches Relief: in der Mitte die Göttin Roma und neben ihr eine ägyptische Sphinx. Es war das Zeichen für die innige Verbindung, die im Beginn der Geschichte des Instituts 85

Archäologie und Ägyptologie verknüpfte. Dann schieden sich die Wege der Wissenschaften. Wenn wir jetzt hoffen dürfen, daß demnächst das deutsche Ägyptologische Institut in Kairo mit uns vereinigt wird, wenn wir erwarten, daß unsere alte, seit Generationen geübte Tätigkeit in der Türkei ihre feste Form in der Gestalt eines Instituts erhält, so folgt das Institut den Forderungen, die die neuere Entwicklung der beiden Disziplinen stellt. Wenn das Institut dem Gange der Wissenschaft zu folgen vermochte, so verdankt es dies der Entwicklung seiner Organisation. Als es entstand, war es getragen von der Sympathie der internationalen Kultur, vom Klassizismus, der eine Einheit geistiger Bildung Europas bedeutete, wie sie sich seitdem nicht wiederholt hat. Aber bald nach der Entstehung des Instituts brach diese Einheit zusammen, und wenige Jahre später hat Bunsen den Begriff der antiken Kultur dem modernen Zivilisationsbegriff, die Bedeutung der geistigen Bewegung dem der mechanischen Vollendung entgegengestellt in einem Gegensatz von Kategorien, der ganz modern erscheint. So wäre das Institut in diesem Bruch von Fachwissenschaft und Kultur untergegangen, wenn es nicht einen neuen Halt gefunden hätte. Wenn man dieser weiteren Entwicklung ein Symbol hätte geben wollen, so hätte neben die römische Wölfin an die Stelle des hyperboreischen Greifen der Berliner Bär treten müssen; denn in Berlin haben sich von jetzt ab die entscheidenden Geschicke der Zentraldirektion des Instituts vollzogen. Gerhard fand in den Kreisen des Berliner Klassizismus und der Romantik, bei Alexander v. Humboldt und seinen Freunden, die Unterstützung, die notwendig war, und das Institut wurde dadurch erhalten, daß das preußische Kultusministerium ihm eine sichere Grundlage schuf. Von Schritt zu Schritt hat Preußen das Institut gestützt, zunächst mit einzelnen Zuwendungen, dann mit den Gehältern der Beamten, später mit einer ständigen Dotation, und im Jahre 1871 wurde das Institut in eine preußische Staatsanstalt umgewandelt. Wenige Monate darauf tauchte der Gedanke auf, diese Wissenschaft, die mit dem Grundgedanken der deutschen Kultur verflochten ist und zugleich mit der gesamten Kultur Europas in Verbindung steht, zu einer Aufgabe der Betätigung des Reiches zu machen. Angeregt von Bayern und im Einvernehmen mit der 86

preußischen Regierung wurde das Institut im Jahre 1874 vom Reich übernommen. Es ist das erste wissenschaftliche Institut des Reiches gewesen. Seit diesem Übergange durfte das Institut in der Fürsorge des Auswärtigen Amts sich einer ruhigen und stetigen Entwicklung erfreuen, bis der Krieg unsere Arbeiten unterbrach. Keine Wissenschaft ist so durch den Krieg betroffen worden wie die unserige. Wenn wir in den letzten Jahren versuchen konnten, das Verlorene einzuholen, unsere Institute wieder aufzubauen und dem Gang der Wissenschaft zu folgen, so verdanken wir dies der Förderung, die wir bei der Reichsregierung, beim Reichstag und beim Reichsrat gefunden haben. Es bedeutete eine neue Phase für die Geschicke des Instituts, daß wir uns unter der Fürsorge der Kulturabteilung des Auswärtigen Amts in das große Ganze eines organischen Zusammenhanges der Pflege kultureller Beziehungen zum Auslande einfügen durften. Als das Gründungsmanifest des Instituts versandt wurde, stand neben den deutschen hyperboreischen Gelehrten die Reihe großer Italiener, darunter Carlo Fea und Aurelio Visconti. Es bestand von Anfang an nicht nur gastfreundliche Aufnahme, sondern vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien. Aber nicht darauf beschränkte sich die Internationalität. Der Gedanke der Gründung des Instituts ist vielleicht einer der ersten und großartigsten Gedanken internationaler Zusammenarbeit gewesen. Es war gedacht gewissermaßen als ein archäologischer Völkerbund. Ganz Europa sollte in Sektionen eingeteilt werden, und alle diese Sektionen sollten der Leitung einer Zentraldirektion unterstehen. Verwirklicht wurden von diesem gigantischen Plan nur die italienische, die deutsche, die französische und die englische Sektion. Ein französischer Mäzen der Kunst und Wissenschaft, der Herzog von Blacas, wurde der erste Präsident des Instituts, der kunstsinnige Herzog von Luynes einer seiner treuesten Freunde. Erhalten geblieben 6ind von dem großen Gebäude nur die Zentraldirektion und das römische Institut. Die Umwandlung aus einem internationalen zu einem nationalen Institut hat die gastfreundliche Haltung Italiens, hat unsere Zusammenarbeit mit dem Auslande nicht beeinflußt. Es ist der schönste Ausdruck der verbindenden Kraft einer geistigen Aufgabe, die fern von 87

Tagespolitik und materiellen Zwecken liegt, daß in dem Wandel der Organisation die Freundschaft der ausländischen Fachgenossen stets die gleiche geblieben ist. In der Einrichtung von Mitgliedern des Instituts war ein Band geschaffen, das es unbeschadet der organisatorischen Veränderung mit den Mitgliedern aller Nationen verband. Diese Zusammengehörigkeit findet einen überwältigenden Ausdruck in der Tagung für Ausgrabungen, in der alle Nationen uns das Geschenk der Mitteilung ihrer neuesten großen Entdeckungen machen. Die Einteilung der Sektionen folgt der Geschichte unseres Instituts. Es war entstanden in Italien, ging dann hinüber nach Griechenland und dem Orient, hinauf nach dem Norden und fand überall die gleiche Gastfreundschaft. Aber die Aufgabe der Archäologie beschränkte sich nicht auf die wissenschaftliche Zusammenarbeit. Bei der merkwürdigen Verbindung archäologischer Forschung mit praktischer Betätigung spielt sich nur ein kleiner Teil der Gelehrtenarbeit in der Studierstube ab. Der Archäologe reist im Lande, er arbeitet mit seinen Arbeitern zusammen und gewinnt so ein Verhältnis zum Volke, das inniger und stärker ist als in irgendeiner anderen Wissenschaft. So sind denn die Archäologen nicht nur Zusammenarbeiter mit den Kollegen der anderen Länder geworden, sondern auch die Mittler des Verständnisses von Volk zu Volk. Die Tätigkeit des Instituts umspannt eine ganze Welt, von der einfachsten wissenschaftlichen Tatsache bis zum tiefsten Problem der Bildung, und geht weit über die theoretische Wissenschaft hinaus. Überall stellt es seine Kräfte in den Dienst der Wissenschaft und ihrer Wirkung. Denn was kann Organisation überhaupt der Wissenschaft bedeuten ? Wir wissen, daß die höchste Leistung der Wissenschaft nur aus der Persönlichkeit stammt, und jener Punkt, in dem nach Fichte die Vollendung des Gelehrten erreicht wird, wo der Gelehrte übergeht in den freien Künstler, ist der Schöpfung durch die Organisation nicht zugänglich. Wohl aber vermag das Institut der Wissenschaft das Material zu liefern und jegliche Unterstützung zu leihen. Die Archäologie ist eine Wissenschaft, die dieser Grundlage bedarf, um wirken zu können. So wollen wir nichts weiter sein als ein Hilfsinstitut, dies aber im weitesten und tiefsten Sinne. Wenn wir der Wissenschaft die 88

Bausteine und das Rüstzeug liefern, wenn wir die Vorgeschichte unserer Heimat erforschen und Verständnis und Ehrfurcht dafür zu wecken suchen, wenn wir endlich die Zusammenarbeit der Wissenschaft aller Länder pflegen und an den Brücken des Verständnisses von Volk zu Volk mitbauen, so ist damit der dreifache Dienst gekennzeichnet, dem Vergangenheit und Zukunft des Instituts gewidmet sind, der Dienst an der reinen Wissenschaft, der Dienst an unserem deutschen Volke und der Dienst an der geistigen Gemeinschaft der Nationen. Ich habe nunmehr die Ehre, den Herrn Reichsminister des Auswärtigen zu bitten, das Wort zu ergreifen. Reichsminister des Auswärtigen Dr. S t r e s e m a n n : Euere Königliche Hoheit! Exzellenzen! Meine Damen und Herren! Es ist mir eine gern geübte Ehrenpflicht, im Namen der Reichsregierung dem Archäologischen Institut des Reiches herzliche Glückwünsche zur Jahrhundertfeier auszusprechen und zugleich die erlesene Zahl von Gästen aus allen Ländern willkommen zu heißen, die sich hier zur Jubelfeier des Instituts versammelt haben. Wer nicht von dreitausend Jahren Sich weiß Rechenschaft zu geben, Bleib im Dunkeln unerfahren, Mag von Tag zu Tage leben.

Diese Worte Goethes, der ja Mitglied Ihres Instituts war, scheinen mir Sinn und Zweck der Altertumswissenschaft zu umschreiben. Es ist nicht eine Augenblicksstimmung, die aus diesen poetischen Worten Goethes spricht. In dem größten Werke seines Lebens, das so wie sein Name die Zeit überleben wird, tritt uns eine Zeit entgegen, die vom Sagenkreis der Helena bis zum deutschen Mittelalter, vom Mittelalter bis zu jener Zeit geht, in der die technische Vervollkommnung sich bemüht, dem stürmenden Meer das fruchtbare Erdreich zu entreißen, und zwar in Worten und in Gedanken, die weit hinaus gingen über die Zeit, die der Schöpfer selbst erlebte, und auf Dinge hinwiesen, deren tiefe Bedeutung für alle Völker vielleicht erst das Unglück des Weltkrieges allen hat erscheinen lassen. Wer unsere Kultur verstehen und ganz sein Eigen nennen will, der muß auch die Wurzeln kennen, aus denen sie erwachsen ist. 89

Diese Wurzeln aufzuzeigen, ist die hohe Aufgabe der archäologischen Wissenschaft. Sie ist ja nicht ein Wühlen in toten Dingen, die der unaufhörlich rieselnde Staub der Zeit verschüttet hat. Wenn sie aus dem Schoß der Erde die stolzen Überreste der Vorzeit birgt und deutet, so ist es nicht ihre Absicht, unseren Augen ein schnell vergessenes Schaustück zu bieten. Sie läßt vielmehr den Geist lebendig werden, der hinter diesen toten Dingen steht, und lehrt uns, die seelischen und geistigen Triebkräfte zu verstehen, die, mag auch die Form ihrer Äußerung sich oft gewandelt haben, über die unendliche Kette der Geschlechter hinweg auch in uns nachwirken. So pflegt sie ein großes Erbe, von dem alle Völker zehren. Darum haben sich in ihr auch immer alle Nationen in gegenseitigem Verstehen auf dem Wege zum gleichen Ziele zus a mmengefunden. Jede gemeinsame Arbeit im Dienste der Wissenschaft ist aber auch Arbeit am Frieden. Es war ein Beweis des tiefen Verständnisses für den völkerverbindenden Charakter des Instituts, als Preußen und später unter Bismarck das Deutsche Reich das Institut in seine Obhut nahm. An seiner Wiege haben Männer wie Wilhelm v. Humboldt und Karl Josias v. Bunsen gestanden, und seine Gründer waren nicht nur erfüllt von Goethescher Kulturgesinnung, sondern sie standen bewußt im Banne der Gedanken, die er einst über Winckelmann und die Antike ausgesprochen hat. Das Archäologische Institut hält heute Rückschau auf die Ernte eines Jahrhunderts, stolz auf seine Erfolge und beseelt von dem Willen, seine große Tradition würdig fortzusetzen. Auch das Auswärtige Amt ist sich bewußt, daß es nur einer ehrenvollen Überlieferung folgt, wenn es auch in Zukunft dem Institut seinen Schutz und seine Hilfe angedeihen läßt. Wir nehmen teil an der Jubelfeier in aufrichtiger Bewunderung für die wertvollen Leistungen des vergangenen Jahrhunderts, in dankbarer Anererkennung der fruchtbringenden Arbeit in der Gegenwart und im gläubigen Vertrauen auf die Blüte des Instituts in den kommenden Zeiten.

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Professor B e c k e r , Preußischer Minister f ü r Wissenschaft, K u n s t und Volksbildung: Euere Königliche Hoheit! Exzellenzen! Meine Damen und Herren! Die antike Kultur bildet die gemeinsame geistige Grundlage der europäischen wie der vorderasiatischen Völker. Die Geschichte des allmählichen Bewußtwerdens dieser historischen Beziehungen seit den Zeiten des Mittelalters und der Renaissance bildet einen der reizvollsten Zweige der europäischen wie der orientalischen Geistesgeschichte. Ein besonders charakteristisches und über die historische Besinnung in das ästhetische Formbewußtsein Europas hineinwirkendes Teilgebiet dieser Entwicklung ist die Geschichte der Archäologie. Als heute vor hundert Jahren in Rom das Istituto di Corrispondenza Archeologica die erste Sitzung abhielt, war in dieser Versammlung ein deutscher Gelehrter, Eduard Gerhard, der fachlich wegweisende Kopf. Die großen Daten in der Geschichte der Archäologie waren bis dahin geknüpft gewesen an den Kunstsinn und den Sammeleifer italienischer Päpste und italienischer Aristokraten, an den Enthusiasmus englischer Dilettanti und englischer Diplomaten, die wie Lord Elgin ihren glückhaften Spürsinn zum Teil erst im Kampfe mit diesen Enthusiasten legitimieren mußten, und endlich an den unerhörten Weitblick des ersten französischen Kaisers und seiner gelehrten Mitarbeiter. H a t t e daneben schon ein Deutscher, Winckelmann, das internationale Interesse zu einer großangelegten ersten Synthese zu adeln versucht, so t r a t mit der G r ü n d u n g des Archäologischen Instituts der spezifisch deutsche Einschlag in der internationalen Arbeit in Wirksamkeit, die wissenschaftliche Systematik im Aufbau der werdenden Archäologie. Die ästhetische Freude an dem langsam aus Schutt, Erde und Verbauung wieder erstehenden antiken Erbe war allen Kulturvölkern gemeinsam. Der Hauptbeitrag des deutschen Volkes im edlen Wettstreit der Nationen bei der Wiedereroberung und Verwertung antiker Kulturgüter war die wissenschaftliche Fragestellung und die treue Kleinarbeit der Gelehrten, die neben mustergültigen Texteditionen und Quellenforschungen die großen Vasen- und Inschriftenpublikationen schufen, sowie der deutschen Architekten, die durch Entwicklung einer vorbildlichen Ausgrabungstechnik von der Freude am Fundobjekt zur Ehrfurcht 91

vor dem archäologischen Gesamtbefund vordrangen. Hier liegt die große erzieherische Wirksamkeit des Archäologischen Instituts, f ü r die ihm heute, wie die gegenwärtige Versammlung beweist, Inland und Ausland Dank und Anerkennung zollen. Unter dem Protektorat eines Prinzen begründet, lange J a h r e von Preußen unterstützt, einige Jahre sogar ein preußisches Staatsinstitut, steht das Archäologische Institut auch nach seinem Übertritt unter die weitsichtige und machtvolle Betreuung durch das Reich nicht n u r in äußeren Beziehungen zur preußischen Wissenschaftsverwaltung. Wenn heute wie die Reichsregierung so auch die preußische Staatsregierung sich zu dem J a h r h u n d e r t deutscher archäologischer Institute bekennt, so bekundet sich darin der gleiche Bildungswille, der Preußen in Deutschlands schwerster Zeit den Mut und die K r a f t finden ließ, das PergamonMuseum nach den Plänen einer glücklicheren Zeit zu vollenden. Dieser Bildungswille wurzelt im Humanismus. Möge der Humanismus nicht als starres System, aber als schöpferische und völkerverbindende K r a f t alle Zeit unter uns lebendig bleiben. Oberbürgermeister B ö ß (Berlin): Euere Königliche Hoheit! Exzellenzen! Meine verehrten Damen und Herren! Namens der Reichshauptstadt Berlin habe ich die Ehre, das Archäologische Institut bei seiner Jahrhundertfeier in den Mauern unserer Stadt auf das herzlichste zu begrüßen und zu dem Jubiläum auf das wärmste zu beglückwünschen. Ich füge diesen Wünschen in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Deutschen Städtetages auch die Glückwünsche der deutschen Städte insgesamt bei. Meine Damen und Herren! Das Archäologische Institut ist mit der Stadt Berlin durch eine lange Zeit auf das innigste verbunden gewesen, nicht n u r in sachlicher, sondern auch in persönlicher Beziehung. War es doch eine große Reihe Berliner Bürger, die Großtaten ersten Ranges f ü r die archäologische Wissenschaft verrichtet haben und von unserer Stadt geehrt und gewürdigt worden sind. Schon der erste, Wilhelm v. Humboldt, war Ehrenbürger von Berlin, und die Brüder Humboldt haben in Berlin eine Rolle gespielt, wie sie selten einem Bürger zuteil geworden ist. Durch eine besondere Stiftung h a t seinerzeit die Stadt Berlin ihre Bürger, die der Wissenschaft in so hohem Maße gedient haben, 92

geehrt; aber auch in der nachfolgenden Zeit sind Ehrungen von Gelehrten und Stiftungen unserer Bürger fast eine Regel in Berlin gewesen. Wir freuen uns dieses Umstandes und der innigen Verbindung der archäologischen Wissenschaft mit unserer Stadt. Ich nehme die Gelegenheit gern wahr, die Einladung, welche die Stadt Berlin dem Archäologischen Institut zur Festoper in unserer Stadtoper tiberbracht h a t , auch mündlich zu wiederholen. Des weiteren darf ich die Gelegenheit benutzen, zum Andenken an den großen Archäologen Heinrich Schliemann am heutigen Tage eine kleine Stiftung dem Archäologischen Institut zu überweisen. Es sind zweitausend Mark, die opferwillige Berliner Bürger f ü r diesen Zweck zur Verfügung gestellt haben. Mögen auch in der Zukunft die deutsche archäologische Wissenschaft und das Archäologische Institut mit unserer Stadt auf das innigste verbunden bleiben, und möge diese Verbindung dazu beitragen, daß das Archäologische I n s t i t u t sich weiter zum Vorteil der deutschen Wissenschaft, zur Ehre des deutschen Namens entwickelt. Präsident Professor R o d e n w a l d t : I m Namen der Zentraldirektion darf ich dem Herrn Reichsminister des Auswärtigen f ü r die gütigen Worte der Anerkennung und des Vertrauens danken, die uns in unsere neue Arbeit begleiten werden. Ebenso danke ich dem Herrn Preußischen Minister f ü r Wissenschaft, Kunst und Volksbildung f ü r seine geistvollen Darlegungen, in denen er zum Ausdruck gebracht hat, worin das Wesen der Betätigung unseres Instituts liegt, und dem Herrn Oberbürgermeister der Stadt Berlin f ü r die freundlichen Glückwünsche und die Mitteilung der hochherzigen Stiftung, die Berliner Bürger, der Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin uns haben zuteil werden lassen. Wir haben nunmehr die Ehre, die Worte seiner Königlichen Hoheit, des Prinzen Ferdinand von Savoyen Fürsten von Udine zu hören.

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Seine Königliche Hoheit P r i n z F e r d i n a n d v o n S a v o y e n , F ü r s t v o n U d i n e * ) : Exzellenzen! Meine Damen und Herren! Von Seiner Majestät dem König von Italien erwählt und auf Einladung der deutschen Regierung entbiete ich Ihnen an dem Geburtstage Roms, das heute vor hundert Jahren an der Wiege des jetzigen deutschen Archäologischen Instituts stand, den Gruß Italiens und Roms. Rom und Italien boten und bieten ein großartiges Feld zu eigenartigen Entdeckungen, zum Studium und zur fruchtbaren Zusammenarbeit. Auch heute wird in Rom das Wiederauffinden von wichtigen Denkmälern gefeiert. Die italienische Wissenschaft und die italienische Regierung, die zum Symbol des neuen Italien das römische Liktorenbündel wählte, arbeiten mit größter Energie und zähem Willen an dem Aufbau der menschlichen Kultur. Wie die Geschichte Lehrmeisterin des Lebens ist, so hat das römische Altertum in vielen Teilen der Welt unvergleichliche und fast unerschöpfliche Lehren verbreitet. In ihrer künstlerischen Arbeit und in ihren begriffeverbindenden Forschungen widmet sich die Archäologie der Betrachtung dieser Lehren. Sie verbindet dieselben mit jenen anderer Völker und reiht die Werte der Jahrhunderte in das Pantheon des Lichts im Wandel der Zeiten. Mit diesem Gefühl wohne ich dieser Versammlung von Gelehrten der ganzen Welt bei, welche sich zusammengefunden haben, um dem gewaltigen Werk des deutschen Archäologischen Instituts Beifall zu spenden in Anerkennung der Zusammenarbeit in der Vergangenheit und mit Glückwünschen für die Zukunft. Präsident Professor R o d e n w a l d t : Euerer Königlichen Hoheit danken wir ehrerbietigst für die Wünsche, die Euere Königliche Hoheit uns im Namen Seiner Majestät des Königs von Italien, im Namen Italiens und im Namen Roms überbracht haben. Nach dem Willen der Gründer ist unser Institut für ewig mit Rom verbunden. Die Gastfreundschaft Italiens ist das Fundament, auf dem unser Institut aufgebaut ist. Die Worte Euerer Königlichen Hoheit dürfen wir als ein glückverheißendes Auspicium betrachten, *) S. Kgl. Hoheit hat die oben abgedruckte Rede erst in einem italienischen, dann in dem hier wiedergegebenen deutschen Text verlesen.

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unter dem unser römisches Institut in sein zweites Jahrhundert eintritt. Es werden nunmehr die Vertreter der Nationen das Wort ergreifen, die mit den deutschen Gelehrten zusammen das Institut einst begründeten. Ich darf zunächst Seine Exzellenz den Botschafter Frankreichs, Herrn de Margerie bitten, das Wort zu nehmen. Botschafter d e M a r g e r i e (Frankreich): Monsieur le Président, Votre Altesse Royale, Excellences, Mesdames, Messieurs! Investi de la flatteuse mission de représenter, comme Ambassadeur de France, le Gouvernement de la République Française aux fêtes du Centenaire de l'Institut Archéologique allemand, je viens ce soir lui apporter le salut de la France et de l'Archéologie française. La France n'oublie pas qu'à côté des célèbres promoteurs allemands et italiens de l'Institut fondé à Rome il y a cent années, deux éminentes personnalités françaises, le Duc de Luynes et le Duc de Blacas eurent le privilège d'être étroitement associées à sa création et que ce f u t même au second, alors Ambassadeur de France auprès de la Cour des Deux-Siciles. que les fondateurs offrirent la première présidence du nouvel Institut. Les éminents archéologues qui représentent ici le monde entier savent comment les trois sections de l'Institut, à Rome, à Berlin et à Paris poursuivirent leurs intéressants t r a v a u x . L'histoire de leur activité est aussi l'histoire des difficultés qui, comme dans toutes les belles entreprises humaines, ne leur f u r e n t pas ménagées. On sait que les recherches les plus idéales et les plus désintéressées de l'esprit humain n'échappent pas aux contingences et à la tyrannie des préoccupations financières. Il me sera sans doute permis de rappeler que, là aussi, se manifesta le grand intérêt que la France prenait au développement de l'Institut et comment les libéralités du Duc de Luynes facilitèrent à celui-ci le passage des heures difficiles. Dans cette œuvre si féconde et si consolante des collaborations internationales, la France n ' a pas ménagé son tribut d'admiration aux t r a v a u x des archéologues allemands dans le monde, à l'audace de leurs explorations et à la science éprouvée des

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publications qui en enregistrent les magnifiques résultats. J e n'en veux pour preuve nouvelle que la présence ici d'archéologues réputés de mon pays, au nom desquels, comme au nom du Gouvernement français, je prie l'Institut Archéologique allemand de recevoir nos félicitations les plus cordiales à l'occasion de son premier centenaire. Sir M a u r i c e de B u n s e n (England): Herr Professor Gerhart Rodenwaldt, Your Excellencies, Ladies and Gentlemen! I feel pride, not unmingled with emotion, in being privileged to appear before you, on this deeply significant occasion, not only as Chief Delegate of the British Government, but as the grandson of the eminent man whose bust has been placed beneath the Tribune, and to whose encouragement and fostering care the birth of this Institute has been so handsomely and repeatedly acknowledged as being in large measure due. When just a hundred years ago the Institute first took definite shape at a meeting held in the Palazzo Caffarelli, my grandfather, then Prussian Minister to the Papal States, had been twelve years married to his English wife Frances Waddington. It may well be that this happy union was not without its influence on the international character which, in its early years, was such a notable feature of the Institute, and of which indeed the spirit may be said still to survive, as shown by the very cordial reception accorded to-day in this City of learning to the archaeologists of so many nations who have been honoured by receiving invitations to this great gathering. Bunsen's memory is revered by his English no less than by his German descendants. The ready co-operation, generally, of British with German archaeological research is demonstrated by the presence here to-day of delegates from leading British Societies labouring in the same field. I may mention, among these, the British Museum, the Society of Antiquaries of London, the Society of Antiquaries of Scotland, the British Academy, the Roman Society, the British Schools at Athens and Rome, the Hellenic Society, the Palestine Exploration Fund and the Egypt Exploration Society. On behalf of the three delegates of the British Government, namely myself, Sir George Macdonald and Dr. G. F. Hill, it 96

gives me very great pleasure to discharge our commission b y expressing to the German Archaeological Institute, and t o you, Sir, its distinguished President, the warm and sincere greetings of the British Government and their best wishes for the second Century of its active existence. Generaldirektor Professor P a r i b e n i (Italien): Herr Präsident! Königliche Hoheit! Exzellenzen! Meine Damen und Herren! Als vor jetzt hundert Jahren Karl Bunsen, Eduard Gerhard, August Kestner, Theodor Panofka, Carlo Fea, Barthold Georg Niebuhr, Albert Thorwaldsen, Aurelio Visconti und andere aus nie erlahmter, verständnisvoller Liebe für Altertum und K u n s t heraus an die Gründung des Instituts f ü r archäologische Korrespondenz dachten, welches die lebenden tätigen Kräfte der einzelnen Gelehrten vereinen, die Forschungen fördern und deren Ergebnisse mitteilen sollte, wußten sie f ü r diesen Zweck keinen verheißungsvolleren Tag zu wählen als den der antiken Palilien, kein glücklicheres Omen als das des aufgehenden Sterns Roms. Das einfache Schäferfest, an dem ländliche Gaben dargebracht wurden und saturnische Carmina die Altäre auf dem Palatin umkreisten, das mit der wachsenden Größe und Bedeutung Roms zu einem prunkvollen Gedenktag des größten menschlichen Ereignisses geworden war, um dann f ü r Jahrhunderte in Vergessenheit zu geraten und erst im Geiste unserer Humanisten wieder aufzukeimen, nahm durch die Tätigkeit der Gründer und Mitglieder dieses Instituts einen neuen lebendigen Ausdruck, eine neue Bedeutung an und erhielt in dieser Stadt, bis zu welcher die weit vordringenden Legionen nicht gelangt waren, seine Krönung durch späte Enkel jener freien Germanen, die mit der rauhen K r a f t und durch Verschanzung der unwegsamen Wälder in den eisigen Sümpfen jenen Legionen widerstanden und ihren Ansturm auf den freien Rhein und die Elbe vereitelt h a t t e n . Hier paarte sich mit dem stillen Gelehrtengeist das Fest der Palilien. Die hundertjährige Tätigkeit des Archäologischen Instituts findet heute den dankbaren Beifall der ganzen gelehrten Welt. Zu den freudigen u n d dankbaren Beifallspendern mögt I h r in erster Linie das Kultusministerium des italienischen Königreichs zählen. Auf Euere Veranlassung feiern heute hier Menschen, die aus allen Gegenden der 7

Archäologisches I n s t i t u t . H u n d e r t j a h r f e i e r

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Welt zusammengekommen sind, das erhabene Palilienfest Roms und fühlen, daß heute mehr denn je f ü r jeden Menschen, f ü r jedes Land, das ein Kulturleben f ü h r t , Rom communis patria, die gemeinsame Heimat, ist. Hier in diesem fernen Lande wie am Ufer des heiligen Tiber kennt man Dein mütterlich würdiges Antlitz, o Rom ! Denn vielleicht keiner h a t besser als diese Deine jüngsten Söhne die Mahnung Deines Dichters verstanden: antiquam exquirite matrem, und nirgends kannst du vielleicht tiefer eingeprägt finden das Kennzeichen Deines Stammes, o M u t t e r : et facere et pati fortia Germanum est. Generaldirektor N o g a r a (Päpstliche Regierung): Non parvo me honore affectum sentio, cum in t a n t a summorum hominum frequentia, in hac litterarum et artium sede praestantissima, sollemni hoc die etiam mihi detur dicendi potestas. Nomine enim et auctoritate Pii X I Pontificis Maximi hue invitatus veni; qua re ore et voeibus meis quodammodo adstant Musea Pontificum Romanorum iussu a fundamentis erecta, nec non sodales Pontificiae Academiae Urbanae monumentis veteris aevi exquirendis, quorum vice hic fungor. Quod vere hac vestra celebratone dignum vobis erit probatum, qui recordamini quibus vineulis Musea Pontificum cum viris doctis Romanarum antiquitatum studio addictis semper coniuncta sint, praesertim cum Instituto, quod, prius " d i corrispondenza archeologica" nuneupatum, in Archaeologicum Germanicum postea evasit. Cuius rei documentum e x t a n t acta et commentarla singulos in annos edita et maiora Volumina quibus nomen "Monumenti dell'Istituto", quibus concinnandis non solum sepulcra effossa, aedificia et oppida complura intra fines Romani imperii detecta materiam aptam praebuerunt, sed etiam monumenta in aedibus Vaticanis et Lateranensibus adservata. H u e accedit quod saepenumero in idem opus, collatis viribus, doctissimi una convenerint t u m Germanorum t u m Italorum genere nati, qui Romam communem quasi omnium gentium matrem vereantur et diligant; quorum in numero, u t alios omittam, Gualterium Amelung aequalem fere nostrum recensere fas est, qui, nuper fato praereptus, magnam vitae p a r t e m et acris ingenii vires monumentis Musei Vaticani declarandis impendent.

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Agantur igitur laudes et gratiae illis omnibus, qui hanc commemorationem hoc auspicatissimo die Romae urbis natali celebrandam curarunt, nempe excellentissimis Germanorum imperii rectoribus aeque ac vins sapientissimis, quorum consilio et auctoritate hoc Institutum Berolini, Romae, Athenis magis in dies illucescit et uberrimos doctrinarum et artium fructus exhibet. Faxit Deus, ut tanta rerum moles centum per annos feliciter deducta, felicissimam vitam in posterum etiam obtineat. Präsident Professor R o d e n w a l d t : Wir haben nun die Ehre, die Vertreter der übrigen Nationen zu hören, bei denen ständige deutsche archäologische Institutionen Gastfreundschaft genießen. Ich darf zuerst den Delegierten der ägyptischen Regierung, Herrn Generalsekretär Gauthier, bitten, das Wort zu nehmen. Generalsekretär G a u t h i e r (Ägypten) : Au nom du Gouvernement de Sa Majesté le Roi Fouad I e r , nous avous l'honneur de vous exprimer la vive reconnaissance de l'Egypte, descendante d'une des plus anciennes civilisations, pour l'aimable invitation que vous avez bien voulu lui adresser de participer aux travaux et aux fêtes du Centenaire de l'Institut Archéologique de l'Empire allemand, dont la cérémonie de ce soir marque d'une façon si brillante l'inauguration. Nous prions l'Institut Archéologique de l'Empire allemand de vouloir bien agréer l'hommage de la sympathie et de l'admiration du service des Antiquités Egyptiennes et du Comité de Conservation des Monuments de l'Art Arabe du Caire pour l'œuvre immense et féconde qu' il a su accomplir au cours de sa florissante carrière. Les égyptologues et les amis de la civilisation de l'antique Egypte n'ont garde d'oublier la place éminente qui fut, dès le début, réservée à l'égyptologie dans les travaux de l'Institut dont nous fêtons ce soir la centième année d'existence. Ils se souviennent avec une reconnaissante fierté que les trois pionniers de la science égyptologique, François Champollion, Ippolito Rosellini et Richard Lepsius ont été membres de cet Institut. Nous formons les vœux les plus ardents et les plus sincères pour que l'Institut Archéologique de l'Empire allemand continue à 99

déployer sur les champs les plus divers et avec plein succés sa magnifique et infatigable activité si précieuse pour le développement de la science archéologique dont nous sommes tous ici les dévoués serviteurs. Ministerialdirektor K u r u n i o t i s ( Griechenland): Königliche Hoheit! Exzellenzen! Meine Damen und Herren! Von der griechischen Regierung ist mir der ehrenvolle Auftrag zuteil geworden, als Vertreter Griechenlands das deutsche Archäologische Institut zu seiner Hundertjahrfeier herzlichst zu beglückwünschen. Mit Griechenland ist das Institut fast ebenso lange wie mit Italien verbunden. Wenn es auch in Rom gegründet und dort zu Größe und R u h m gelangt ist, so ist doch immer Zweck seiner Tätigkeit das Studium des griechischen Altertums nicht weniger als die Aufklärung der römischen K u n s t und Geschichte gewesen. Seit fünfzig J a h r e n sind seine Arbeiten zum größten Teil auf griechischem Gebiet ausgeführt worden. Durch seine Zweiganstalt auch in Griechenland eingebürgert, h a t das Institut eine lange Reihe von großen und schönen Unternehmen, reich an Resultaten, zu glücklichem Ende geführt. Wir können nicht vergessen — um nur eines aufzuführen — daß wir dem Institut die Aufdeckung von Olympia, der berühmtesten und heiligsten Stätte Griechenlands, verdanken, daß wir dank der Tätigkeit des Instituts die unvergleichlichen olympischen Skulpturen besitzen. Darum nimmt Griechenland mit ganz besonderer Freude teil an dem Feste des Instituts. Ich persönlich empfinde es als mein höchstes Glück, daß mir von der griechischen Regierung der Auftrag erteilt worden ist, dem Institut zu melden, daß die griechische Regierung, um das Institut fester mit dem griechischen Boden zu verbinden, den Beschluß gefaßt hat, dem Institut zum Bau des geplanten neuen Instituthauses das Grundstück zu schenken. Es liegt am IiissosUfer, nicht weit von dem schönen, von Plato gerühmten Platz, wo Sokrates durch die Lehren seiner Philosophie seine Schüler aufzuklären liebte. Ich schließe mit dem innigen Wunsch, daß dem Institut noch ein sehr langes Leben voller R u h m und reich an Resultaten vergönnt sein möge.

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Generaldirektor H a l i l E d h e m B e y (Türkei): Hochverehrter H e r r Präsident! Erlauben Sie mir, Ihnen die Grüße und die herzlichsten Glückwünsche Seiner Exzellenz, des Herrn Unterrichtsministers der türkischen Republik zu übermitteln, der mich beauftragt hat, ihn bei der heutigen Hundertjahrfeier des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches zu vertreten, u n d zu gleicher Zeit den verbindlichsten Dank f ü r Ihre freundliche Einladung auszusprechen. Die türkische Regierung h a t Ihre Einladung mit um so größerer Freude angenommen, als wir nicht nur die außerordentlichen Verdienste des Instituts u m die Altertumswissenschaft voll zu würdigen wissen, sondern auch schon seit etwa einem halben J a h r h u n d e r t mit der Zentraldirektion direkt in Freundschaftsbeziehungen stehen. Aus den von Ihnen in unserem Lande durchgeführten Arbeiten haben wir wichtige wissenschaftliche Vorteile gezogen. Der Umstand, daß die türkische Regierung den Vorschlag des Instituts, auch in Stambul eine Zweiganstalt zu gründen, mit Freuden begrüßt und ihre Genehmigung dazu erteilt, bildet einen glänzenden Beweis dafür, wie hoch wir das Institut schätzen und welche Verehrung wir f ü r seinen Präsidenten, Herrn Professor Rodenwaldt, hegen. Bei dieser Angelegenheit ist es mir eine angenehme Pflicht, meine persönlichen Wünsche f ü r das Gedeihen und die Weiterentwicklung des Instituts, zu dessen Ehrenmitgliedern zu gehören ich die hohe E h r e habe, zum Ausdruck zu bringen und dem Institut zu seinem großen Festtage meine Begrüßung darzubringen. Präsident Professor R o d e n w a l d t : Ich bitte jetzt als Vertreter der übrigen Nationen Herrn Professor Blinkenberg das Wort zu nehmen. Professor B l i n k e n b e r g (Kopenhagen): Königliche Hoheit! Exzellenzen! Meine Damen und Herren! Man h a t es natürlich gefunden, daß auch ein Vertreter derjenigen Nationen, die an der Gründung des Instituts nicht direkt beteiligt waren, einen kurzen Glückwunsch ausspricht. Ich t u e es gern, weil unsere Glückwünsche dem besten Boden entspringen, nämlich einer tiefempfundenen Bewunderung und Hochschätzung; denn die ganze neuere Entwicklung der archäologischen Wissenschaft, 101

deren Diener wir alle sind, wäre ohne das Institut undenkbar. Ich brauche hier nicht an den Umfang der Institutsarbeiten zu erinnern, auch nicht daran, wie weitspannend die wissenschaftliche Tätigkeit des Instituts ist, die sich von der Erforschung der frühesten menschlichen Kultur auf griechischem Boden über die klassische Kunstarchäologie, die im Anfange des Instituts fast seine einzige Aufgabe bildete, bis zu der Aufhellung der jüngsten Spuren römischer Kultur an den Grenzen des Imperiums und noch darüber hinaus erstreckt. Wissenschaftliche Arbeit ist Sache des Intellekts und vermag Bewunderung, andererseits Kritik, Mitarbeit und Wettbewerb hervorzurufen. Das Institut, an sich eine rein wissenschaftliche Anstalt, setzt aber als lebendiger Organismus noch andere Seiten unserer Seele in Bewegung. Stimmungen und Gefühle sind schwer zu definieren, eigentlich um so schwerer, je tiefer sie empfunden werden. Ich werde das auch nicht versuchen, sondern nur ein Bild aus dem alltäglichen Leben benutzen, das mir von selbst vor die Augen t r i t t , nämlich das der älteren Schwester, ich sage nicht, das des Bruders, weil die archäologische Wissenschaft als Muse j a eine Dame ist—dasjenige der älteren Schwester, die nicht unbekümmert und sorgenlos ihren eigenen Weg geht, sondern ihrer Pflicht wohl bewußt, den jüngeren Geschwistern die H a n d gibt und ihnen hilft, den rechten Weg zu finden. Mit anderen Worten: das I n s t i t u t h a t nicht n u r seine eigene Arbeit getan und dadurch vorbildlich gewirkt, es ist auch stets dem Fremden gegenüber gastfreundlich und hilfsbereit gewesen. Es h a t seine Bibliotheken, seine photographischen Aufnahmen, seine übrigen wissenschaftlichen Sammlungen, seinen archäologischen Unterricht jedem Archäologen in freigebiger Weise zugänglich gemacht und dadurch die archäologischen Studien der gesamten Kulturwelt in höchstem Maße gefördert. Wie weitschauend die Männer waren, die das Institut gründeten, erhellt am klarsten daraus, daß nach Verlauf eines ganzen Jahrhunderts das Institut nicht nur selbst in voller Lebens- und Schaffenskraft steht, sondern auch von einer stattlichen Reihe von Schwesteranstalten umgeben ist, die, nach und nach ins Leben gerufen, an den gemeinsamen Zielen der Forschungsaufgaben mitarbeiten. Ich richte den Ausdruck der Dankbarkeit, die uns erfüllt, nicht an das Institut in ab102

stracto, sondern an die Manen der längst dahingegangenen Stifter u n d der Männer, die ihnen folgten, vor allem a n die noch lebenden hervorragenden deutschen Gelehrten, die die Tätigkeit des Instituts, sei es in Berlin, sei es in Rom und Athen, bis auf den heutigen Tag geleitet und weitergeführt haben. Denn es sind die Männer, nicht die geschriebenen Satzungen, so gut sie auch sein mögen, die dem I n s t i t u t den Charakter gegeben haben, den wir bewundern und lieben. Präsident Professor R o d e n w a l d t : Ich darf nunmehr Seine Exzellenz Herrn v. Wilamowitz-Moellendorff bitten, als Vertreter der gesamten deutschen Wissenschaft das Wort zu nehmen. Wirklicher Geheimer R a t Professor v. W i l a m o w i t z - M o e l l e n d o r f f : Königliche Hoheit! Meine Damen und Herren! Wenn ich f ü r alle die deutschen wissenschaftlichen Anstalten, die ihre Vertreter hierher gesandt haben, reden soll, so ist es mir unmöglich, auch nur die einzelnen Anstalten aufzuzählen. Die Zeit würde nicht reichen, um die Akademien, Universitäten, Museen und die glücklicherweise so zahlreichen wissenschaftlichen Vereine, Genossenschaften usw. zu nennen. Wenn ich aber f ü r sie spreche, so ist das dadurch motiviert, daß ich wohl das älteste Mitglied des Instituts bin; denn ich bin schon, ehe es Reichsinstitut war, Korrespondent des Instituts geworden. Infolgedessen habe ich die ganze fünfundfünfzigjährige Entwicklung des Instituts bis zu seiner gegenwärtigen Höhe mitgemacht und i m Innern mitempfunden. Wenn ich darauf zurückblicke, so k a n n ich das nicht t u n , ohne daß sich meine Worte m i t denen des Herrn Generalsekretars berühren oder kreuzen. Das erste, was ich dem I n s t i t u t nachzurühmen habe, ist, daß es nicht das einzige geblieben ist, sondern den Anstoß dazu gegeben h a t , daß aus einem internationalen Einheitinstitut der vielstimmige Chor der Institute geworden ist, die jetzt nebeneinander bestehen. I n diesem vielstimmigen Akkord, in dieser Symphonie liegt erst die Macht der Archäologie, die über ein einzelnes I n s t i t u t weit hinausreichen muß. Gesehen und erlebt habe ich, wie von R o m und von Athen aus unser ganzer wissenschaftlicher Unterricht vomAltertum sich gänzlich umgestaltet h a t .

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Von dort her sind die Anregungen gekommen und Gott sei Dank immer aufgenommen worden. Zuerst galt das nur f ü r die Universitäten; jetzt ist es glücklicherweise auch zu den höheren Schulen heruntergekommen. Aber dazu h a t auch das Weitere hingewirkt, daß das Institut denjenigen, die nach R o m oder später nach Athen, sei es als Stipendiaten, sei es sonstwie kamen, einen Mittelpunkt bot, an dem sie sich zusammenschließen konnten und so ein neues, schöneres Studentenleben im Süden durchmachten, so daß sie nicht n u r das, was sie gelernt, sondern auch das, was sie innerlich in sich aufgenommen hatten, nach Hause mitnahmen und dann in der Lehre und in der Arbeit weitergaben, wo es tausendfältig in vielen Menschen Früchte getragen h a t . Aber sie haben noch etwas anderes mitgebracht, was wir Deutsche nicht unterschätzen dürfen. Sie haben Verständnis und Liebe zu den Völkern und zu den Nationen gewonnen, deren Gastfreundschaft sie genossen. Daß dieses Verständnis bei uns Deutschen gegenüber jenen Völkern Italiens, Griechenlands, der Türkei und Ägyptens, die wir nicht vergessen wollen, erwachsen ist, das ist — so hoffe ich — auch den befreundeten Völkern einigermaßen zum Bewußtsein gekommen. Die ganze Altertumswissenschaft ist tatsächlich seitdem umgestaltet, neu geworden durch die Archäologie oder die monumentale Philologie, wie E d u a r d Gerhard sagte, und diese Wirkungen werden immer tiefer gehen. Das Ausgraben ist gelernt. Gelernt ist, wie vieles die gute Mutter Erde dem zu sagen weiß, der n u r feinhörig sie zu fragen versteht. Seitdem die Frankfurter Zweiganstalt gegründet worden ist, kommt diese Arbeit auch unserem eigenen vaterländischen Boden zu gute. Damals wußten die Deutschen vielfach noch nicht zu schätzen, daß eine römische Kaiserstadt in unserem Trier die schönste und reichste Ruinenstätte diesseits der Alpen ist; jetzt haben sie gelernt, daß, wo man den Spaten n u r richtig anzusetzen weiß, die ganze Vergangenheit aus dem Boden wieder herauswächst. Es kann nicht ausbleiben, d a ß so, von den römischen Germanen ausgehend, vom römischen Imperium, dessen Limes j a längst überschritten ist, die Durchforschung des deutschen Bodens bis hinauf an die Nordgrenze Deutschlands unternommen werden muß, u m unsere alte Volksgeschichte kennen zu lernen, wo wir uns dann mit den

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befreundeten skandinavischen Völkern berühren, die die Kunst, ihren Boden zu befragen, schon längst in wunderbarer Weise ausgebildet haben. Wenn wir so, wir alle, die wir an der Wissenschaft dieser Axt teilnehmen, eigentlich alle, die überhaupt an historischen Wissenschaften teilnehmen, heute den Gründern des Instituts, deren Bilder vor uns stehen, unseren Dank aussprechen, so ist natürlich immer der eine Gedanke, daß jenseits der Paliliengründung als der Heros Winckelmann steht, der es in einem ganz unhistorisch gerichteten J a h r h u n d e r t gewagt h a t , k ü h n vorgreifend, übereilend Gott sei Dank, eine Geschichte der bildenden K u n s t von den ältesten Zeiten bis Justinian zu entwerfen. Diese geschichtliche Arbeit ist unser tägliches Bemühen. Nichts, was von altem Leben irgendwie zeugen k a n n , dürfen wir verachten. Es ist zum Teil schwere und zum Teil scheinbar nicht genug lohnende Arbeit; und doch ist mit dem, was die Tagesarbeit füllt, die Aufgabe der Archäologie und so auch die des Instituts nicht erschöpft. Auch hier brauchen wir j a n u r an Winckelmann zu denken, den die Begeisterung f ü r die Schönheit erst dazu gebracht h a t , auch die Geschichte zu erforschen. Relativ scheint und ist in weiter Ausdehnung alles, was Menschen schaffen. Völker, Einzelwerke, Länder hebt die Geschichte empor und zerstört sie. Aber in der Kunst gibt es Zeiten, in denen sich das Relative zu einem absoluten Werte steigert. I n dieser Kunst brennt eine Flamme, die leuchtet. Sie leuchtet nicht nur, sondern sie erwärmt. Sie wärmt die Seele, sie wärmt uns die Seelenkraft. Wenn man am Feiertage andächtig sich auf das beseligende Schauen des ewig Schönen beschränkt, dann gewinnt man auch wieder die K r a f t , die Wochentagsarbeit voll und gern zu leisten, wie mühselig und schmutzig sie auch scheinen mag. Diese heilige Flamme der klassischen Schönheit darf von keinen Dünsten überschattet werden, kommen sie, woher sie wollen, seien sie, was sie wollen. Eine Flamme, ein heiliges Feuer muß unterhalten werden, und wenn die Wissenschaft die Reiser zusammenholt, u m das Feuer zu nähren, dann ist die Vestalin, die seiner wartet, die Archäologie. Das A m t dieser Vestalin mit zu versehen, ist auch die Aufgabe, die das Institut erfüllt h a t , erfüllt und weiter erfüllen wird.

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Wenn ich hier im Namen der gesamten deutschen Wissenschaft dem deutschen Institut huldigend von seiner Vergangenheit, seiner Gegenwart und den Hoffnungen seiner Zukunft rede, so danke ich dem Institut für den einen Gedanken, daß wir in dem Rahmen bleiben, den die Gründer uns gezogen haben, daß wir in dem alten Hellenen- und Römertum immer das Zentrum sehen. Das ist der Sitz jenes belebenden Feuers, das viel weiter, als wir vielleicht ahnen, ausgestrahlt hat. So schaue ich zurück auf eine glückliche, aufstrebende Zeit, auf eine Gegenwart, die sich ihrer Pflichten bewußt ist. Was die Zukunft bringen wird, Gott weiß es allein. Aber das Institut wird seine Pflicht tun, und Gott wird es segnen. Präsident Professor R o d e n w a l d t : Tief bewegt danken wir für die Wünsche, die uns zuteil geworden sind. Sie sind ein Schatz des Vertrauens, der uns den Mut gibt, der Zukunft entgegenzugehen. Einen besonderen Dank widmen wir der griechischen Regierung, die uns die Möglichkeit gibt, uns aus längst zu eng gewordenen Mauern zu befreien. Erst vor wenigen Monaten hat die Stadt Rom uns ein Grundstück geschenkt, um uns dort ein neues Heim zu errichten. Großartiger als durch diese Schenkungen von Rom und Griechenland kann Gastfreundschaft nicht ausgeübt werden. Ich darf nun von Ehrungen Mitteilung machen, die das Institut zur Feier seines Jubiläums vorgenommen hat. Kurz vor seinem Tode hat unser ältestes Ehrenmitglied, Fürst Johann II. von Liechtenstein, eine Winckelmann-Medaille gestiftet, die bei besonders feierlichen Gelegenheiten verliehen werden soll. Wir können dem verewigten Fürsten unseren Dank für diese Stiftung nur in das Grab nachrufen. Die Medaille trägt auf der Vorderseite das Bildnis Winckelmanns, auf dem Revers das Bild des hyperboreischen Greifen. Sie ist ein Werk des Berliner Bildhauers Edwin Scharff. Wir freuen uns, mit diesem Werk in Verbindung mit der Kunst der Gegenwart zu treten. Die Zentraldirektion hat zur Feier des Jubiläums zwei Winckelmann-Medaillen verliehen. Die eine ist S e i n e r K ö n i g l i c h e n Hoheit dem K r o n p r i n z e n Gustaf Adolf von Schweden gewidmet. Wir ehren in unserem 106

langjährigen Ehrenmitglied, dem Kronprinzen von Schweden, den Förderer der schwedischen Archäologie, wir ehren aber auch den Archäologen von Fach, der uns eine neue Epoche der griechischen Vorgeschichte mit erschlossen h a t . Wir werden die Ehre haben, in der Tagung f ü r Ausgrabungen die Medaille Seiner KöniglichenHoheit überreichen zu dürfen. Die zweiteMedaille haben wir der Stätte verliehen, der wir entstammen und der wir ewig verbunden bleibender S t a d t R o m . Auf der Höhe des Kapitols werden wir die Medaille den H ä u p t e r n der Stadt R o m überreichen. Seit hundert Jahren haben wir die Größten der Wissenschaft und Größen aus allen Gebieten des Lebens zu Ehrenmitgliedern wählen dürfen. Wir haben zur Feier des Jubiläums drei ausländische Förderer der Archäologie zu Ehrenmitgliedern erwählt, d e n H e r z o g v o n A l b a u n d B e r w i c k , den Protektor der kraftvoll aufblühenden Archäologie Spaniens, den Förderer der Arbeitsgemeinschaft zwischen spanischer und deutscher Archäologie, die sich in den letzten Jahren immer lebendiger entwickelt h a t , den Königlich Ungarischen Kultusminister G r a f e n v . K l e b e l s b e r g u n d den F ü r s t e n D o n G i o v a n n i T o r l o n i a in Rom, den Bewahrer einer der uns teuersten Stätten Roms, der Villa Albani, und den Förderer und wohlmeinenden Gönner der Arbeiten unseres Instituts. Der Herzog von Alba und der Fürst Torlonia haben heute nicht hier anwesend sein können und haben uns Grüße gesandt. Um so höher schätzen wir die Ehre, daß wir Seine Exzellenz den Herrn Grafen v. Klebeisberg persönlich hier begrüßen dürfen. Wir bewundern in Euerer Exzellenz den Träger der ungarischen Kulturpolitik als Ausdruck dessen, was die Macht von Willen und Geist über die Not der Materie vermag, den Organisator der wissenschaftlichen Arbeit in Ungarn und den unermüdlichen Anreger der Beziehungen zur ganzen deutschen Wissenschaft. Davon h a t unser Institut ein reichliches Teil erfahren können an den Ausgrabungsstätten Ungarns und in den Museen von Budapest. I n den ungarischen Auslandsinstituten und bei uns in F r a n k f u r t , in Rom und in Athen haben ungarische und deutsche Gelehrte auf Anregung Euerer Exzellenz zusammengearbeitet. Euerer Exzellenz möchten wir dafür danken und Sie bitten, freundlichst die Ehrenmitgliedschaft des Instituts anzunehmen. Ich darf Euere Exzellenz bitten, das Wort zu nehmen. 107

G r a f v . K l e b e l ß b e r g , Königlich Ungarischer Minister f ü r Kultus und Unterricht: Herr Präsident! Königliche Hoheit! Exzellenzen! Meine Damen und Herren! Vor allem möchte ich f ü r die durch meine Wahl zum Ehrenmitglied des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches mir zuteil gewordene E h r u n g verbindlichst danken. Ich bin mir wohl bewußt, daß diese f ü r einen Ausländer besonders ehrenvolle Auszeichnung nicht n u r eine Anerkennung, sondern zugleich eine Verpflichtung bedeutet, die Verpflichtung zur Pflege und Unterstützung der archäologischen Forschung und Wissenschaft, mit der ich mich nicht n u r durch Herzensneigung, sondern auch durch die Erkenntnis verbunden fühle, daß die Spatenforschung auf ungarischem Boden von den prähistorischenAnfängen bis zur Völkerwanderungszeit zur Lösung europäischer Probleme berufen ist. Die systematische Inangriffnahme der unser hier noch harrenden Aufgaben ist eine Ehrenpflicht der ungarischen Archäologie, und ich kann Sie daher bei der Lösung dieser Aufgaben unseres stets wachsenden Interesses versichern. Die I d e n t i t ä t der Fragestellungen und die Verwandtschaft der Probleme bei der Erforschung der gemeinsamen Grundlagen unserer europäischen Kultur machen das Zusammenwirken der Nationen zu einer Notwendigkeit. Die von allen störenden Nebenfragen freie Arbeitsgemeinschaft scheint mir ganz besonders geeignet zu sein, die so erwünschte geistige Annäherung der Nationen vorzubereiten. Ganz besonders günstige Wirkungen verspreche ich mir von der engeren Verbindung mit der ruhmreichen deutschen archäologischen Wissenschaft, welche ihre tatkräftige Hilfsbereitschaft uns gegenüber auch bereits in der Vergangenheit nicht versagt h a t . Diese Hoffnungen und das offene Bekenntnis der Geneigtheit Ungarns, die heimatliche Bodenforschung und die archäologische Wissenschaft nach Möglichkeit zu fördern, mögen Sie, meine Herren, von mir als positiven Dankestribut zum heutigen Feste entgegennehmen.

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Präsident Professor R o d e n w a l d t : Euerer Exzellenz danke ich f ü r die gütigen Worte. Wir sind stolz darauf, Euere Exzellenz in der Reihe unserer Ehrenmitglieder begrüßen zu dürfen. Wir haben ferner fünf deutsche Ehrenmitglieder ernannt, Männer, deren Förderung wir in den letzten Jahren erfahren haben u n d denen wir uns durch ihr persönliches Verhältnis zur Antike nahe verbunden fühlen. Wir haben zum Ehrenmitglied gewählt den Herrn G e s a n d t e n F r e y t a g . Schon lange J a h r e durften wir ihn zu den unsrigen zählen als den feinsinnigen Kenner des Südens, seiner Literatur u n d K u n s t . Als Leiter der Kulturabteilung des Auswärtigen Amts h a t er das Institut großzügig in den Zusammenhang allgemeiner kultureller Beziehungen hineingestellt und uns von J a h r zu J a h r gefördert. I n Herrn S t a a t s s e k r e t ä r P r o f e s s o r D r . P o p i t z ehren wir den verständnisvollen Förderer des Instituts, den Präsidenten der Gesellschaft f ü r antike Kultur, der wir uns innerlich tief verbunden fühlen, den Liebhaber und Kenner der archaischen K u n s t der Griechen. I n dem B a y e r i s c h e n G e s a n d t e n E x z e l l e n z v. P r e g e r dürfen wir den warmherzigen Vertreter der Tradition wohlwollender Anteilnahme begrüßen, die uns die bayerische Regierung hat zuteil werden lassen, seit das Institut auf Anregung eines Bayerischen Gesandten in ein Reichsinstitut umgewandelt worden war, zugleich den Bekenner der Idee des Humanismus und den Freund antiker Kunst. Herrn P r ä l a t P r o f e s s o r D r . S c h r e i b e r haben wir gewählt als den Vorkämpfer f ü r den Wiederaufbau und die Erhaltung der deutschen Wissenschaft nach dem Kriege, zugleich als den Forscher, der aus seinem Gebiet heraus unseren Arbeiten neue Wege und Ziele weist. I n Herrn W i r k l i c h e m L e g a t i o n s r a t D r . T e r d e n g e , dem Referenten f ü r unser Institut in der Kulturabteilung des Auswärtigen Amts, begrüßen wir in der Reihe unserer Ehrenmitglieder den unermüdlichen, tatkräftigen und erfolgreichen Helfer in allen großen u n d kleinen Aufgaben der Entwicklung des Instituts, der mit sicherem Feingefühl das Wesen des Gelehrten und der gelehrten Forschung mit den Bedürfnissen des wirklichen Lebens in Einklang zu setzen weiß. Mit freudigem Stolz dürfen wir die neuen Ehrenmitglieder heute persönlich in diesem Räume begrüßen.

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Ich darf nun die Stiftungen verkünden, die uns zum heutigen Tage zuteil geworden sind. An der Spitze steht eine Gründung, die f ü r uns von entscheidender Bedeutung i6t. „Aus Anlaß der Hundertjahrfeier des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches h a t sich in Berlin unter dem Ehrenvorsitz des Herrn Reichsministers des Auswärtigen D r . S t r e s e m a n n und des Herrn S t a a t s m i n i s t e r s P r o f e s s o r B e c k e r e i n e G e s e l l s c h a f t d e r F r e u n d e dieses Instituts gebildet, in der sich Persönlichkeiten der Finanz und der Industrie zur besonderen Förderung der Aufgaben der auf eine bedeutende Geschichte zurückblickenden in das internationale Kulturleben eingegliederten Einrichtung zusammengefunden haben. Über die von der Gesellschaft bereitgestellten Mittel wird im Einvernehmen mit dem Archäologischen I n s t i t u t Verfügung getroffen. Den Vorstand bilden die Herren Wirklicher Geheimer R a t D r . R i c h a r d v. K ü h l m a n n , Professor L u d w i g G u r t i u s , J a c o b Goldschmidt, Dr. P a u l K e m p n e r , Professor G e r h a r t R o d e n w a l d t , Vortragender Legationsrat D r . H e r m a n n T e r d e n g e " . Wir danken den Protektoren dieser Stiftung sowie den Männern der Finanz und der Wirtschaft, die uns diese Hilfe zuteil werden lassen. Die Stiftung soll vor allem dazu dienen, unserem römischen Institut die Erfüllung der Aufgaben zu ermöglichen, die ihm die aufblühende Archäologie in Italien stellt. Aber diese Stiftung hat f ü r uns noch eine größere Bedeutung als die der materiellen Hilfe. Wenn die Persönlichkeiten der Politik, der K u l t u r , der Finanz und der Wirtschaft, in denen das Leben der Gegenwart am tätigsten und produktivsten pulsiert, unserer Wissenschaft, die den Werten der Vergangenheit zugewendet ist, zu Hilfe kommen, dann sehen wir, daß diese Werte auch heute noch gelten und daß sie es verdienen, ihnen unser Leben zu widmen. Ich darf bekannt geben, daß die von den Herren J a n s s e n , O b e r l ä n d e r und T h u n begründete W y o m i s s i n g F o u n d a t i o n zu R e a d i n g , USA. uns einen Betrag von hunderttausend Mark f ü r die Fortführung der Grabungen gestiftet h a t , die wir dank dem Vertrauen und der Gastfreundschaft der griechischen archäologischen Gesellschaft im Kerameikos zu Athen vornehmen dürfen. Es ist dies die F o r t f ü h r u n g einer Stiftung in gleicher Höhe, die uns schon seit vier Jahren durch die Hochherzigkeit des Herren 110

Oberländer ermöglicht, dieses alte Aufgabengebiet des Instituts wieder in Angriff zu nehmen. Einer der treusten Helfer der deutschen Wissenschaft, Herr J o h n M a x W ü l f i n g h a t eine W ü l f i n g s c h e S t i f t u n g errichtet, die dazu bestimmt ist, jährlich ein bis zwei Stipendien f ü r Reisen junger Gelehrter nach dem Süden und in den Orient zu ermöglichen. Der Tod h a t es verhindert, dem großen Menschenfreund, dem wir diese Stiftung verdanken, heute persönlich unseren Dank auszusprechen. Wir können ihm diesen Dank n u r in das Grab nachrufen. K o m m t uns hier Hilfe aus Amerika zur Arbeit im Süden, wo wir seit Jahrzehnten mit amerikanischen Gelehrten zusammen* arbeiten, so will die nächste Stiftung uns in Verbindung mit den großen Schätzen Amerikas und mit den Persönlichkeiten der gelehrten Forschung in Amerika bringen. Unser Ehrenmitglied Herr R e i c h s b a n k p r ä s i d e n t D r . S c h a c h t h a t in Verbindung mit dem N o r d d e u t s c h e n L l o y d und der H a m b u r g - A m e r i k a L i n i e die Mittel zur Verfügung gestellt, u m vier deutschen Archäologen einen Studienaufenthalt in Amerika zu ermöglichen. Alte Beziehungen verbinden uns mit den deutschen Buchhändlern. Unsere berühmte römische Bibliothek ist seinerzeit als Stiftung deutscher Buchhändler in Rom gegründet worden. Heute danken wir einem Verlage, mit dem wir seit Generationen verbunden sind, dem V e r l a g v o n W a l t e r d e G r u y t e r , f ü r eine schöne Gabe, die Marmorbüste Eduard Gerhards, die heute vor Ihnen steht, des Mannes, der unser I n s t i t u t gegründet h a t und dessen Schriften in dem Verlage erschienen sind, dessen Fortsetzung der Verlag de Gruyter ist. Schließlich f ü h r t uns eine weitere Stiftung in die Geschichte der hundert J a h r e des Instituts zurück. Es sind uns die Grundlagen eines A r c h i v s z u r G e s c h i c h t e d e r A r c h ä o l o g i e zur Verfügung gestellt worden. Die Kinder von Adolf Michaelis, dem Geschichtsschreiber unseres Instituts, haben uns die Briefe internationaler Gelehrter an Eduard Gerhard, an Friedrich Gottlieb Welcker und an Otto J a h n gestiftet. Dazu k o m m t ein Schatz aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Die Kinder von Alexander Conze, der der Gründer der jetzigen F o r m des I n stituts war, haben uns die Briefe Conzes an Benndorf und Micha111

elis gestiftet, und F r a u Geheimrat Kekule v. Stradonitz h a t uns den Nachlaß ihres Gatten f ü r das Archiv zur Verfügung gestellt. Den tätigen Dank, zu dem uns die Fülle von Gaben u n d Wünschen verpflichtet, werden wir versuchen müssen, durch die Leistungen des Instituts abzustatten. Heute sind wir tief erfüllt von dem Wohlwollen, dem Vertrauen und der Freundschaft, die uns entgegengebracht werden, und wir glauben, d a ß die Stimmung dieser Feierstunden ein Quell sein wird, der die Arbeit der kommenden Werktage befruchtet. Lassen Sie mich dem, was wir empfinden, mit den schlichten Worten Ausdruck geben, mit denen einst Alexander v. Humboldt auf einen Glückwunsch der Berliner Akademie antwortete: „Das Gefühl eines Gemeingutes der Intelligenz durchdringt mit belebender K r a f t . Da, wo ungetrübt die Quelle der Erkenntnis fließt, werden auch die Regungen des Gefühls zu einem Bedürfnis geistiger Existenz. Durch die stille Macht dieser Überzeugung getrieben, biete ich Ihnen dar, was auf allen Stufen des Lebens im Menschen das Menschlichste ist: den Ausdruck tiefempfundenen Dankes."

EMPFANG IM PERGAMON MUSEUM Montag, 22. April, vormittags 11 Uhr. Begrüßung durch den Generaldirektor der Staatlichen Museen, Herrn Professor W a e t z o l d t : I m Namen der Staatlichen Museen heiße ich Sie, die Teilnehmer an der Hundertjahrfeier des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, herzlich willkommen. Der Altar von Pergamon, an dessen Treppenstufen Sie stehen, ist f ü r die Archäologen der ganzen Welt heiliges Land. Sie, meine Damen und Herren, haben daher ein inneres Anrecht als die Ersten einen Blick in diese Säle zu werfen, deren Türen sich bei der Hundertjahrfeier unserer Museen im kommenden J a h r e der Allgemeinheit öffnen werden. Noch ist hier ein Bauplatz. Ringsherum regen sich tagtäglich hunderte von Händen, um den gewaltigen Organismus der Museums-Neubauten zu vollenden. Noch sprechen nicht alle 112

Wirkungen — oder sie sprechen noch nicht in ganzer Stärke. Aber schon jetzt ist dieser Saal eine sakrale Insel im Ozean modernen Großstadtlebens. Keiner überschreitet die Schwelle, dem nicht für einen Augenblick der Fuß stockt, die Brust sich weitet unter dem Eindruck der stillen Größe des Raumes. Erst langsam findet sich der Blick zurück zur Bewegtheit des Gigantenfrieses und zum Pathos des Treppenbaus. Seit fast einem halben Jahrhundert breitet der preußische Adler schützend die Schwingen über das Altarwerk von Pergamon. Aber nur fünf Jahre lang, 1901—1906, konnten seine Reliefs, zusammen mit anderen Funden aus den deutschen Ausgrabungen in Kleinasien, in einem provisorischen Bau, dem alten PergamonMuseum — an das mancher unter Ihnen sich noch erinnern wird — gezeigt werden. Als im Jahre 1907 der große Architekt Alfred Messel daran ging, die Pläne für die Neubauten der Museen hier auf der Museumsinsel zu entwerfen, legte seine Phantasie ein neues Pergamon-Museum in das Zentrum sämtlicher Bauten. Hier, wo sie stehen, ist ein baukünstlerischer Mittelpunkt und ein musealer zugleich. Erst jetzt — nach der Vollendung dieser Säle — besitzen wir in Wirklichkeit den Altar von Pergamon wieder. Auf dem Bau und seinem plastischen Schmuck, einem der sieben Weltwunder des Altertums, ruhen heute bewundernd die Augen der gebildeten Welt. Die pergamenischen Friese sind nicht nur in Stein geschriebene Urkunden antiker Kultur, sie sind über Entstehungszeit und Ursprungsland hinausgewachsene Werke großer Plastik. Damit erweitert sich unser Kreis: zu den Fachleuten und Freunden des Altertums treten alle kunstempfänglichen und künstlerischen Menschen. Sie fragen nicht so sehr nach Nam' und Art, zu ihnen spricht mit elementarer Gewalt das Kunstwerk, das heute so lebendig ist wie am ersten Tag. Die archäologische Bedeutung des Altars von Pergamon bestimmt einen Platz inmitten der Antikenabteilung, sein künstlerischer Rang rechtfertigt die Aufstellung im Herzstück der Inselbauten. Daß schließlich das neue Pergamon-Museum sich in der Nachbarschaft des historischen Berliner Wissenschafts- und Kunstforums erhebt, zwischen dem Deutschen 8

Archüologiachee Institut, Hundertjahrfeief

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Museum und dem Kaiser-Friedrich-Museum im Norden, den Museen vorderasiatischer und islamischer K u n s t im Süden, neben Stülers Neuem u n d Schinkels Altem Museum, nicht weit von Universität, Staatsbibliothek und Staatsoper, nahe den Denkmälern Hegels und der Brüder Humboldt, das mutet an wie ein Symbol. Wir sehen den Kreis der Gelehrten und der Kunstfreunde sich noch einmal weiten: er n i m m t die geistigen Menschen auf. Sie bilden j a eine große Gemeinschaft, die weder Sprach- noch Landesgrenzen k e n n t , ein ideales Weltreich, in dem jeder Bürgerrecht erwerben k a n n . Wenn wir im Glauben an die Macht des Geistes uns verbunden Fühlende vor diesem Altar stehen, den die pergamenischen Herrscher dem Zeus, den die Hände der Künstler dem Genius der Kunst geweiht haben, so erscheint er uns dem Geiste zugeeignet. Zu diesem allzu vielen noch unbekannten Gotte sich frei zu bekennen — gibt es d a f ü r eine feierlichere Stätte als die, an der wir stehen, eine glücklichere Stunde als die, die uns heute vereinigt ? Das ist mein Gruß und das mein Wunsch! Ansprache des Ersten Direktors der Antikenabteilung der Staatlichen Museen, Herrn Geheimrat W i e g a n d : Umgeben von den gewaltigen Resten des pergamenischen Weltwunders gedenken wir zuerst des Landes, dessen Boden diese Schätze entstiegen sind, und der türkischen Regierung, unter deren Auspizien sie vor fünfzig Jahren zutage gefördert wurden und die unseren Gelehrten in immer steigendem Maße edle Gastfreundschaft und Förderung gewährt. Dem uns anvertrauten Schatz eine würdige Heimstätte zu bereiten war Ehrenpflicht. Daß wir diese erfüllen konnten, verdanken wir der großzügigen Bereitwilligkeit der preußischen Regierung, insbesondere dem Herrn Minister f ü r Wissenschaft, Kunst und Volksbildung sowie dem Herrn Minister der Finanzen. Nun aber gedenken wir des Mannes, dessen Unternehmungslust und Entdeckerfreude das hier Geborgene gefunden h a t — Karl Humanns. Ich sage nicht zu viel: dieser monumentale Saal ist das schönste Denkmal f ü r den seltenen Mann, der praktischen 114

Sinn mit höchstem Idealismus und leidenschaftlicher Vaterlandsliebe verband. Was Humanns Leben erfüllte, kann nur mit einem Dichterwort geschildert werden, das von Rudolf Binding s t a m m t : „ W e m das Leben ein ewiger Morgen der K r a f t ist, solcher reißt diese Erde als eine Geliebte ans Herz. Leuchtend setzt seine K r a f t er gegen die Männliche, die seinen Schweiß saugt, sein Blut trinkt und dennoch ihn liebt. Lächelnd hebt er sein Schicksal selber vom Weg auf und leicht schreitend trägt er's dahin wie eine Feder am H u t " . So war Carl H u m a n n , freudig und stark. Und diese Freude übertrug sich auf alle seine Mitarbeiter, voran seinen getreuen Architekten Richard Bohn. Es ist hier nicht der Ort, die ganze Vorgeschichte der Ausgrabung zu schildern. Viel plastischer t r i t t Humanns warmherzige Persönlichkeit vor unser Auge, wenn wir ihn bei einer seiner großen Entdeckungen begleiten, wie er sie in seinem ersten klassischen Ausgrabungsbericht schildert. Mit seinen Gästen steigt er empor zur Burg. Sieben mächtige Adler umkreisen glückverheißend die Höhe. Aus der byzantinischen Mauer wird eine Platte gelöst: ein schlangenfüßiger Gigant zeigt sich! Die zweite Platte fällt: ein blitzgetroffener Gigant greift schmerzhaft nach der Schulter. „Ich wittere Deine Nähe, Zeus!" ruft I i u m a n n , und nun bringt die nächste Platte tatsächlich den gewaltigen Körper des Göttervaters, und alle Platten passen aneinander! „Das ganze ein Werk — schreibt Humann — so groß und herrlich wie irgendeins, war der Welt wiedergeschenkt, unseren ganzen Arbeiten die Krone aufgesetzt. Tief ergriffen umstanden wir glücklichen Menschen den köstlichen Fund, bis ich mich auf den Zeus niedersetzte und in Freudentränen mir L u f t machte." I n engster Arbeitsgemeinschaft mit seinem Wegebereiter Alexander Conze h a t H u m a n n sechs J a h r e auf der Burg gearbeitet. War uns der pergamenische Altar zugefallen, so fühlten wir andererseits die Verpflichtung, nun auch durch umfassende, streng wissenschaftliche Grabungen die Stadt aufzuklären, die solche Kostbarkeiten gespendet hatte. Auch nach Humanns Tode ist diese Arbeit bis zum Weltkrieg durch Conze und Wilhelm Dörpfeld fortgesetzt worden, und seit 1927 habe ich, unterstützt

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durch die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, die Leitung der neuen Grabungen übernommen. Inzwischen h a t t e n die Berliner Museen, wo Richard Schoene und Reinhard von Kekule die Ausgrabungen aufs Hingehendste von der Heimat aus förderten, erst Magnesia am Maeander, sodann die hellenistische Musterstadt Priene ausgegraben, hierauf — 1899 bis 1914 — die gewaltige Handelsstadt Milet und das große Orakelheiligtum zu Didyma. Von allen diesen Stätten sind uns in dankenswerter Weise als Lohn f ü r unsere Mühen wertvolle Altertümer, insbesondere Architekturen, überlassen worden, und diese haben mich in den Stand gesetzt, n u n in dem neuen Pergamon-Museum eine zeitliche Abfolge von Beispielen architektonischer Werke darzustellen, die mit dem sechsten J a h r h u n d e r t vor Christus beginnt und mit dem Anfang des Christentums endet. Alle diese Bauwerke waren früher unbekannt, sie sind erst durch die deutsche Forschung der Welt wiedergegeben. Sie werden, hochverehrte Festgäste, diese Säle nachher betreten, und ich will daher kurz sagen, was jetzt schon dort zu sehen ist. Pergamon ist das Athen Kleinasiens — Sie werden sich der Ausführungen unseres Altmeisters v. Wilamowitz erinnern — und so begrüßt Sie am Eingang in den hellenistischen Architektursaal die marmorne attalische Nachbildung der Athena des Phidias, die als Hauptschmuck in der berühmten Bibliothek stand. Ihren Hintergrund bildet die mit Hilfe antiker Werkstücke rekonstruierte Fassade des Zeus-Sosipolis-Tempels von Magnesia. Zur Linken stehen in ganzer Höhe zwei Säulen mit Gebälk vom Athena-Tempel zu Priene, davor die Originalstücke, ebenso rechts die Säulen des hermogenischen Artemistempels von Magnesia. An der Eingangswand aber erhebt sich zweistöckig das pergamenische Athenapropylon mit den Waffenreliefs aus den großen Gallier kämpfen. Auch vom Rathaus von Milet ist naturgroß die Ecke aufgebaut. Der Saal auf der Südseite ist der römischen Baukunst geweiht. E r wird Ihnen in ähnlicher Weise den A u f b a u des pergamenischen Trajaneums, des Caracalla-Tempels und der Hofhallen von Baalbek zeigen. Das Hauptstück aber ist das unter Antoninus Pius errichtete zweistöckige Eingangstor zum milesischen Südmarkt, ein anschauliches Denkmal des römischen Barock und

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ein interessantes Beispiel der Übertragung einer BühnenwandDekoration auf einen profanen Nutzbau. Die hohen Wände auch der Nebensäle ermöglichten es, die Architekturen auch dort in voller antiker Höhe darzustellen, damit wirkliche Proportionen zu schaffen und dem Raumgefühl gerecht zu werden. I n diesem Museum soll sich der Blick aufs Ganze richten, wenn auch die Forschung ins Einzelne gehen muß. Nur wenige Bevorzugte unter unseren Volksgenossen sind es, die in Italien oder gar in Griechenland des Anblicks aufrecht stehender Denkmäler teilhaftig werden. Die wißbegierige Masse unseres Volkes ist davon ausgeschlossen, heute mehr denn je. So möge man an unserem neuen Museum wenigstens einen Begriff von Größe und R h y t h m u s der Antike gewinnen. So erfüllt das, was wir hier schaffen, auch den sozialen Zweck. Verehrte Festgenossen! Die Arbeit des modernen Archäologen ist nahe verwandt der des Naturforschers. Sie beruht auf exakter Beobachtung, darauf gründen sich seine Synthesen. Wir sind nicht die Totengräber des Altertums, sondern — das darf ich stolz sagen — die Wiedererwecker. Durch unsere K r a f t erhebt sich verlorene Schönheit zu neuem Leben. Und wie in der Natur nichts verloren geht und alles immer von neuem zum Leben drängt, so zeigt sich auch hier Auferstehung aus Tod und Nacht so, wie es Goethe in seinem achtzigsten Lebensjahr, in seinem letzten großen Gedicht gesagt h a t : Kein Wesen kann in nichts zerfallen! Das Ew'ge regt sich fort in allen, — Am Sein erhalte dich beglückt! Das Sein ist ewig: denn Gesetze Bewahren die lebendigen Schätze, Aus welchen sich das All geschmückt.

Und nun werfen wir noch einmal einen Blick auf die verschwenderische Fülle bildlichen Schmuckes, der uns umgibt. Wie eine gewaltige Symphonie stellt sich in immer neuen, menschlich ergreifenden Abwandlungen der Sieg des Lichtes über die Finsternis dar, der Triumph der Kultur über entfesselte Wildheit und Barbarei. Möge die Zeit kommen, wo gerade dieser Gedanke u n d diese Gefahr alle gebildeten Völker zu einem einzigen Willen zusammenf ü h r t . So werde das zweitausendjährige Werk, das hier auf117

erstand, ein warnendes und werbendes Symbol für alle gebildeten Völker der Erde! I m Anschluß an die Reden der Herren Waetzoldt und Wiegand n a h m der Dekan der theologischen Fakultät der Universität Greifswald, Herr Professor B a y e r , das Wort um die feierliche Ehrenpromotion des Herrn Wiegand zum Doktor der Theologie zu vollziehen.

ABENDESSEN, GEGEBEN VON DER REICHSREGIERUNG, IM MARMORSAAL DES ZOOLOGISCHEN GARTENS Montag, 22. April. Am Abend des 22. April fand im Marmorsaal des Zoologischen Gartens ein Essen zu 900 Gedecken statt, das von der Reichsregierung für die Teilnehmer an der Hundertjahrfeier und der Internationalen Tagung f ü r Ausgrabungen gegeben wurde. An dem Essen nahmen, der Einladung der Reichsregierung folgend, S. Kgl. Hoheit Prinz Ferdinand von Savoyen-Genua, zahlreiche Mitglieder des diplomatischen Korps, der Herr Preußische Minister f ü r Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, sowie Vertreter der Regierungen der Länder, des Reichsrates und des Reichstages mit ihren Damen teil. Während des Essens wurden folgende Reden gehalten: Reichsminister Dr. W i r t h : Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe die Ehre, Sie im Namen der Reichsregierung zu begrüßen und Ihnen aufrichtigst dafür zu danken, daß Sie ihrer Einladung in so großer Zahl Folge geleistet haben, um nach des Tages Last und Mühen und nach den wissenschaftlichen Vorträgen auch einige heitere, gemütliche und fröhliche Stunden in diesem Saal zu verleben. Vielleicht h a t es bisher in der Geschichte solcher Tagungen noch nie geschadet, wenn ein Minister eines Reiches oder eines Landes oder wenn der Oberbürgermeister einer Großstadt eine solche illustre Corona begrüßte. Aus der Wärme der Ansprache haben die führenden Männer der Gesellschaft immer geschlossen, in welchem Umfange die genannten Behörden geneigt sind, ihnen entgegenzukommen. Wenn ich also 118

warme Worte finde, so spreche ich damit n u r eine alte Weisheit aus. Als ich heute Abend mit der Bitte überrascht worden bin, Ihnen einige freundliche Worte zu widmen, griff ich in meiner Verzweiflung aus meinem Bücherschrank ein Buch über Goethe heraus, der j a in diesen Tagen wiederholt als der große Heros des Geistes und der Kunst in Ihren Kreisen genannt worden ist, und da schaute ich nach, ob es mir vielleicht auch glücken könnte, ein günstiges Wort dieses großen reichen Geistes zu finden, u m es Ihnen zu sagen. Dabei habe ich entdeckt, daß Goethe vor mehr als hundert Jahren, im J a h r e 1821, auch bereits ein starker Realpolitiker gewesen ist; denn ich habe in einem Brief Goethes an den Grafen v. Bülow folgende Worte gefunden: „Wie schön ist es, zu einem großen Zweck hinreichende Mittel zu h a b e n ! " Sie sehen, meine Damen und Herren: auch der Staatsminister Goethe h a t es in seiner Zeit verstanden, worauf es ankommt, wenn er als Minister zu sprechen h a t t e . Es wäre ein reizvolles Thema, einmal darüber nachzusinnen, inwieweit die archäologische Wissenschaft, die antike Kunst und die Kunst überhaupt zu Diplomaten, zu Politikern und Staatsmännern in Verbindung stehen. Ich brauche Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, wohl nicht zu versichern, daß es auf dem Erdenrund keinen Menschen gibt, der nicht sehnsuchtsvoll und ergriffen von den großen Werken der Antike, von den ästhetischen Werten, die Sie durch Ihre Arbeit vermitteln, nach den Lasten und Mühen der politischen Amter gerade in der Nachkriegszeit bei der Antike sich immer wieder neue K r a f t holte, der nicht Sehnsucht hätte nach dem sonnigen Himmel des Südens, sei es in Süd-Frankreich, sei es in Spanien, in Italien, in Griechenland oder weiter darüber hinaus in der Türkei und in Ägypten, der nicht im Genuß der ästhetischen Werte der Antike immer neue K r a f t fände, u m dann im politischen Leben an dem großen Werk der Versöhnung und der Verständigung der Völker stets von neuem zu arbeiten. Das ist die lebendige Beziehung zwischen politischer Kunst und Ihrer Wissenschaft, der archäologischen Wissenschaft. Meine Damen und Herren! Ich habe gehört, daß es in Amerika verboten ist, eine Rede ohne ein heiteres Wort zu beginnen und 119

zu beschließen, und ich glaube, Sie Herr Botschafter Shurman, sind ein Meister in der Kunst, an eine illustre Gesellschaft in heiterer Form eine Rede zu halten. Auch ich wünschte, ich wäre es. Ich bin nicht Finanzminister, war es allerdings schon in meinem Leben. Wir haben schon oft Gelegenheit gehabt, sowohl in den Reichs- wie in den Landesbehörden alles aufzubieten, um immer wieder kraftvoll an Ihrem Werk mitzuwirken. Wenn wir einmal aus der politischen Arena scheiden, so können wir nur wünschen, daß wir die Möglichkeit haben, an den Werken der Antike uns zu erfreuen und im Genießen der großen Werke der Vergangenheit einer einzelnen Nation uns versöhnend die Hände zu reichen in dem großen Gedanken, daß die Kunst des Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit eines der Mittel ist, um die Völker, die Menschen, die Nationen einander näherzubringen. Reichstagsabgeordneter Professor Dr. H o e t z s c h (Berlin): Meine hochverehrten Damen und Herren! Nach dem Herrn Reichsminister Dr. Wirth als dem Vertreter der Reichsregierung habe ich die Ehre, Ihnen im Namen des Deutschen Reichstags und im Auftrag des Herrn Reichstagspräsidenten die Grüße und Wünsche der Volksvertretung zu überbringen. Der Reichstag sagt Ihnen am heutigen Jubeltage seinen Dank für die großen Leistungen des Instituts, und er bringt Ihnen seine Wünsche f ü r das neue J a h r h u n d e r t in der sicheren Zuversicht dar, daß die Leistungen des Instituts in dem nächsten J a h r h u n d e r t auf der gleichen Höhe stehen werden wie vordem. Ich entledige mich dieser Aufgabe u m so lieber, als ich j a seit nunmehr neun Jahren die Ehre habe, als Berichterstatter zum Haushalt des Auswärtigen Amtes auch das Archäologische Institut mitzubetreuen, und ich darf im Rückblick auf diese neun Jahre sagen, daß mir die Arbeit sehr selten wirklich schwer gemacht worden ist. Sie ist mir nicht schwer gemacht worden von Seiten des Instituts, das niemals mit unmöglichen und utopischen Wünschen an die Regierung und das Parlament herangetreten ist, auch nicht schwer von Seiten des Reichstags und des Haushaltsausschusses. Ich darf mit Freude feststellen, daß in all den Jahren der Reichstag ohne Unterschied der Parteien — auch die Vertreter der Arbeiterschaft haben in dieser Hinsicht, wie ich betone, nie Schwierigkeiten gemacht — 120

immer mit vollem Verständnis f ü r die Bedeutung, j a die Notwendigkeit Ihrer Arbeit die Mittel bewilligt hat, die Sie nötig haben. Wir stehen in einem schweren Ringen, unseren Haushalt zu balanzieren. Aber niemals b a t uns die Erkenntnis gefehlt, wie entscheidend notwendig f ü r das Leben einer Nation die zweckfreie Arbeit der Wissenschaft ist, nicht n u r der Wissenschaft, deren Resultate sofort praktisch wirksam werden, sondern auch der Wissenschaft, deren Resultate nicht sofort am praktischen Ergebnis gemessen werden können. Glauben Sie mir, meine Damen und Herren: der Reichstag ohne Unterschied der Parteien und des Standes h a t Respekt vor der Arbeit der Gelehrten, und er erkennt die Notwendigkeit dieser Gelehrtenrepublik an mit allen Zöpfen, die uns — ich bin j a auch ein Glied von ihr — hinten anhängen. E r erkennt die Notwendigkeit dieser Gelehrtenrepublik f ü r das kulturelle Streben der Nation, f ü r ihre Weltgeltung, f ü r ihre Stellung unter den anderen Nationen an. Ich bin davon überzeugt, daß Fürst Bismarck sich von solchen Erwägungen leiten ließ, als er mit kühner Initiative das Institut zur Reichsanstalt machte und dem Auswärtigen A m t unterstellte. Um wieviel notwendiger ist uns das heute, wo wir nicht die Mittel der Macht oder der wirtschaftlichen Überlegenheit einsetzen können, wo wir mit den Mitteln einer zielbewußten und organisch zusammengefaßten Kulturpolitik arbeiten und arbeiten müssen f ü r die Weltgeltung unseres Volkes. I n diesem Dienst steht auch die Tätigkeit des Archäologischen Instituts, das nicht als Glied der Politik, am wenigsten als ein Teil irgendwelcher Parteipolitik — da sei Gott vor! — sondern frei und unabhängig in zweckfreier Arbeit seinen Weg sucht und dazu beiträgt, daß das deutsche Volk wieder vorwärts kommt und den Platz im R a t e der Völker zurückerobert, den es früher einn a h m Welche Wissenschaft könnte dafür nützlicher und erfolgversprechender sein als die, der das Archäologische Institut dient! Drei Entwicklungsgänge h a t gestern der verehrte Herr Präsident des Instituts gezeichnet: vom Spezialistentum zur Universalität, von der privaten Gesellschaft zur Staatsanstalt, von der internationalen Vereinigung zur nationalen Organisation. Es ist ganz 121

klar, daß f ü r die zweite u n d dritte Richtung der Arbeit die Hilfe des Staates geradezu entscheidend ist. Soeben h a t der Herr Minister Dr. Wirth die Unterstützung der Reichsregierung auch fürderhin zugesagt. Ich freue mich, daß gerade am Geburtstage des Archäologischen Instituts sein Haushalt zum ersten Mal in einer sinnvollen u n d sinngemäßen Ordnung erscheint, die I h n e n zeigt, wie eine organische Zusammenfassung möglich ist. Es sind zusammengefaßt in einem neuen Kapitel die Zentraldirektion in Berlin, die römisch-germanische Zweiganstalt in F r a n k f u r t am Main, die Abteilungen in Rom, Athen, Kairo und Konstantinopel. Auch in dem Milliarden-Etat unseres Reiches sind die Aufwendungen f ü r das I n s t i t u t nicht unbeträchtlich. Die Wünsche, die gestern geäußert wurden, daß die Abteilung in Konstantinopel zu einem selbständigen Glied ausgebaut werden möge und daß die Abteilung in Kairo eingeordnet werde, sind erfüllt worden. Wenn auch die Sparsamkeitsaktion, die nun einmal in schwerer Zeit unvermeidlich war, manchen Titel des Archäologischen Instituts h a t ergreifen müssen, an dem Lebensnerv Ihrer Arbeit wird auch in diesem schweren J a h r nicht gerührt. Ich weiß, daß mancherlei Wünsche offen bleiben. Wir haben gestern mit D a n k und lautem Beifall die Mitteilung über die Munifizenz der italienischen und der griechischen Regierung gehört, die f ü r die unumgänglich notwendigen Räume unserem Institut Bauflächen zur Verfügung gestellt haben. Auch der Leiter der Etatabteilung des Auswärtigen Amts, auch der Berichterstatter zum Haushalt des Auswärtigen Amts und — ich nehme ohne weiteres a n — a u c h die Vertreter des Reichsfinanzministeriums haben diese Erklärungen mit Beifall und D a n k aufgenommen. Natürlich wissen wir, daß ein Bauplatz ohne ein Haus darauf eine wertvolle, aber nicht sonderlich brauchbare Gabe ist, daß die Kunst bis dato nicht erfunden ist, ohne Geld ein Haus auf einem solchen Bauplatz zu errichten. Ich weiß nicht, wieweit die damit entstehenden Wünsche bald Befriedigung finden können. Ich wiederhole, was ich vorhin sagte, auch von Seiten der Vertreter des deutschen Volkes, daß Sie meine Herren vom Archäologischen Institut, alle Zeit auf die Unterstützung und die Bereitschaft des Deutschen Reichstags zählen können, in der Erkenntnis, daß

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I h r e Arbeit an sich und auch angewandt notwendig für das deutsche Volk u n d seinen Staat ist. Lassen Sie mich noch einige Worte als Mensch und zugleich als Gelehrter, als Universitätslehrer hinzufügen! Da ich Universitätslehrer bin, tue ich j a diese Arbeit im Reichstag mit ganzem Herzen, und meine Seele gehört den Arbeiten des Instituts. Die Tätigkeit des Instituts dient der Erforschung der antiken Kultur, die die Grundlage unserer heutigen Kultur ist, wie Herr Minister Becker gestern so schön ausgeführt h a t . All mein Lebtag werde ich ein Anhänger der humanistischen Bildung und Erziehung in unseren Schulen und auf unseren Universitäten bleiben. Die humanistische Bildung ist die Voraussetzung Ihrer fruchtbringenden Arbeit. Mit einer Vestalin ist gestern zutreffend das Archäologische I n s t i t u t verglichen worden. Es ist als die Vestalin bezeichnet worden, die das heilige Feuer des Humanismus zu unterhalten und weiterzutragen h a t , des Humanismus, der die Grundlage ist und bleibt der Kultur, auf der wir stehen, auf der wir ringen, auf der wir weiter vorwärts kommen wollen. D a n n ein Letztes! Vom wissenschaftlichen Spezialismus zur Universalität, so sagte gestern I h r Herr Präsident, h a t sich das Institut entwickelt. Welches ist denn der große Zug in der Arbeit des Archäologischen Instituts gewesen ? Der große wissenschaftliche Zug nun schon ein J a h r h u n d e r t lang war nicht die einzelne erfolgreiche Arbeit, Ausgrabung und Erforschung, sondern der universale Geist, die einheitliche, zentrale, die geschichtliche Auffassung von der Einheit der antiken Kultur in Leben, Werden und Vergehen. Das ist der Lebensodem gewesen, der das Institut beseelt h a t , der in ihm von Herder bis Wilhelm v. Humboldt, von Wilhelm v. Humboldt bis zur Gegenwart hin mächtig gewesen ist, bis zu den beiden großen Forschern, die in hohem Alter, in unvergleichlicher Frische heute zu unserer Freude in diesem illustren Kreise unter uns weilen, mit denen einer Stadt und einer Universität anzugehören, wir stolz und glücklich sind, Ulrich v . Wilamowitz-Moellendorff und E d u a r d Meyer, die beide in ihrem wissenschaftlichen Lebenswerk die Fackel dieser universalen, dieser zentralen, dieser wahrhaft geschichtlichen, einheitlichen Auffassung durch die Jahrzehnte getragen haben.

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Mit diesem persönlichen Bekenntnis darf ich schließen und Ihnen noch einmal die Grüße und die Wünsche des Deutschen Reichstags sowie seines Präsidiums überbringen. Ich darf anschließen meine eigenen persönlichen Wünsche und Grüße als eines Mannes, den vielerlei freundschaftliche Beziehungen mit den Männern des Archäologischen Instituts verbinden. Ad multos annos auch im neuen Jahrhundert! Zu segensreicher wissenschaftlicher Arbeit im Dienste der reinen Erkenntnis der Antike, im Dienste von Volksgemeinschaft und Staat, quod bonum, felix faustumque sit! Reichsantiquar Dr. Cur man (Stockholm): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im Auftrage der hier als Gäste versammelten Vertreter des Auslandes beehre ich mich, das Wort zu ergreifen, um zu versuchen, in aller Kürze der Bewunderung und der Dankbarkeit Ausdruck zu geben, die uns bei dieser Gelegenheit erfüllen. Meine Worte richten sich heute Abend vor allem an die deutsche Reichsregierung, die uns diese hochgeschätzte Gelegenheit gegeben hat, unter so würdevollen und festlichen Formen zusammenzukommen und ein Ereignis zu feiern, das für die ganze wissenschaftliche Welt von höchster Bedeutung sein muß. Dabei wende ich mich zunächst au den Herrn Reichsminister Dr. Wirth, um unsere tiefe und aufrichtige Dankbarkeit zu bezeugen für seine von feinen Gedanken und echter Gastfreundschaft getragenen Begrüßungsworte an uns, die wir aus den verschiedensten Teilen der Welt heute Abend als Gäste der deutschen Reichsregierung versammelt sind. In unseren Tagen dürfte es selten vorkommen, daß eine so umfassende Versammlung von Vertretern der verschiedensten Völker in dem festen, gemeinsamen Gefühl der vollen Einigkeit und des vollen Einverständnisses aller Teilnehmer stattfindet. Hier unter uns steht nicht das eine Interesse dem anderen gegenüber, wie es sonst so oft der Fall ist. Unser Interesse für die archäologische Wissenschaft im weitesten Sinne des Wortes wirkt einigend auf alle und trägt dazu bei, das Gefühl der Zusammengehörigkeit immer mehr zu verstärken. Warum wirkt gerade die archäologische Wissenschaft so einigend ? Die archäologische Wissenschaft ist sicherlich eine 124

greifbare Äußerung eines der am meisten sympathischen Triebe des Menschen, seines Begehrens, die Wahrheit über sich selbst u n d seinen Ursprung zu erfahren. Letzten Endes ist doch die Befriedigung des Wissensdurstes in dieser Beziehung das äußerste, wenn auch unerreichbare Ziel der archäologischen Wissenschaft. Zwar h a t es Zeiten gegeben, in denen die Archäologie der gegenseitigen Absonderung und Abgrenzung unter den Menschen gedient h a t . Dies war z. B. der Fall in der Altertumsforschung Schwedens, meines Vaterlandes, im 17. J a h r h u n d e r t , deren im Voraus gegebene Aufgabe es war, zu beweisen, daß das Paradies in Schweden gelegen h ä t t e und d a ß die Schweden das älteste und beste Volk auf der Welt seien. Das glaubt n u n heutzutage niemand mehr, wenigstens nicht bei uns. Die Fortschritte der archäologischen Wissenschaft haben sicherlich zur Stärkung anderer und wertvollerer Eigenschaften der Menschen beigetragen als zur Entwicklung des Übermutes und der Selbstzufriedenheit. Der Archäologe h a t durch seine Arbeit reichlich Anlaß, in Demut über die Endlichkeit und Vergänglichkeit alles Menschlichen nachzudenken. Wohl noch öfter als andere Menschen muß er sich darauf besinnen, wie verhängnisvoll es ist, wenn die negativen, auflösenden K r ä f t e losgelassen werden. Seine geschichtliche Erfahrung lehrt ihn, mit wieviel größerer Leichtigkeit diese verheerenden Mächte sich geltend machen als die positiven, die einigenden und aufbauenden. Was in jahrhundertelanger mühevoller Arbeit aufgebaut wurde, k a n n j a manchmal durch die losgelassenen Leidenschaften im Laufe eines Tages für immer in einen jener Trümmerhaufen verwandelt werden, die wir jetzt mit so erwartungsvollem Interesse durchsuchen. Andererseits ist es durch die Ausdehnimg der archäologischen Arbeit auf immer weitere und fernere Gebiete immer klarer geworden, wie stark schon in ältesten Zeiten der Kulturaustausch selbst unter fern von einander lebenden Völkern gewesen sein muß. J e mehr wir in unseren verschiedenen Ländern lernen, der Mahnung zu folgen, die uns gestern Abend der Altmeister der deutschen humanistischen Wissenschaft gegeben h a t , nämlich der Mutter Erde mit feinhöriger Aufmerksamkeit ihre Geheimnisse abzulauschen, u m so mehr finden wir, wie wunderbar dicht die 125

verschiedenen Fäden in dem ungeheueren, bunten Gewebe sind, das die Kulturentwicklung der Menschheit darstellt. Dieses Gewebe kann man weder in seiner Technik noch in seiner Ornamentik studieren und verstehen an dem kleinen Fetzen, der innerhalb der jetzigen politischen Grenzen jedes einzelnen Landes liegt. Dort finden wir wohl selten den Anfang oder das Ende der Fäden dieses Gewebes. Dieser Umstand h a t mit Naturnotwendigkeit zur Entwicklung der intimen Zusammenarbeit zwischen den Archäologen aller Nationen geführt. Die Zusammenarbeit ist um so intensiver in der Erforschung der Länder und der Zeitalter, die mehr als andere die gebenden und grundlegenden f ü r die verschiedenen Kulturgebiete gewesen sind. I n dieser Zusammenarbeit haben wir alle Platz gefunden. Große u n d kleine Nationen sind Seite an Seite gegangen ohne Rücksicht auf die Rangskala der politischen Größe. Besonders f ü r die kleinen Völker ist diese Zusammenarbeit im Zeichen der Gleichberechtigung von großer und anregender Bedeutung gewesen. So ist aus natürlichen Voraussetzungen ein Weltbürgert u m , eine Weltmacht der Archäologen aufgewachsen, getragen von gegenseitiger Hilfsbereitschaft und gegenseitigem Vertrauen sowie von tiefer E h r f u r c h t vor den großen gemeinsamen Aufgaben. Zu diesem vom Gesichtspunkte der internationalen Beziehungen so wünschenswerten Verhältnis haben unsere deutschen Kollegen kräftig und zielbewußt beigetragen, und zwar besonders durch die Wirksamkeit des deutschen archäologischen Instituts. Das Archäologische Institut des Deutschen Reiches h a t sch immer durch die größte Liberalität ausgezeichnet. Besondeirs f ü r die kleinen Nationen, die keine eigenen Institute als Stützpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeiten in den Mittelmeergebieten besessen haben, sind die deutschen Institute in Rom und Athen von unschätzbarer Bedeutung geworden. Die Archäologen der hier vertretenen Nationen stehen gewiß alle in der einen oder anderen Weise in einer Dankesschuld der deutschen archäologischen Wissenschaft gegenüber. Sie haben dabei ihre vielleicht schönste Eigenschaft, ihre Generosität, erfahren. Mit aufrichtiger Freude sind wir daher alle der Einladung gefolgt, dieses f ü r die deutsche archäologische Wissenschaft so bedeutungsvolle Säkularfest zu feiern. Daß die deutsche Reichs126

regierung uns bei dieser Gelegenheit mit der Einladung zu einem festlichen Zusammensein h a t beehren wollen, erfüllt uns mit dem Gefühl freudigen Dankes. I n dieser Einladung sehen wir aber nicht n u r ein Wohlwollen uns ausländischen Gästen gegenüber, sondern wir glauben darin auch zu erkennen, welche Bedeutung die Reichsregierung der archäologischen Forschung überhaupt zumißt, was j a auch in der starken Unterstützung seinen Ausdruck findet, welche die Reichsregierung dieser Forschung immer gewährt h a t , worüber wir alle unsere aufrichtige Freude aussprechen. Meine Damen und Herren! Ich möchte die anwesenden ausländischen Gäste bitten, mit mir ihr Glas zu erheben zum Zeichen unserer tiefempfundenen Dankbarkeit gegenüber der deutschen Reichsregierung nicht nur f ü r die uns heute erwiesene Gastfreundschaft, sondern auch f ü r alles das, was die Regierung selbst und durch ihre Organe f ü r unsere Wissenschaft getan h a t und t u t . Wir fügen hinzu unseren aufrichtigen und einmütigen Wunsch auf eine weitere frische und kräftige Blüte f ü r das jubilierende archäologische Institut und f ü r die ganze deutsche archäologische Wissenschaft. H o f r a t Professor R e i s c h (Wien): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mir ist der ehrenvolle Auftag zuteil geworden, im Namen der Akademien und der wissenschaftlichen Institute hier vor Ihnen zu sprechen. Ich bin Vertreter der Wiener Akademie, die in besonders enger persönlicher und wissenschaftlicher Beziehung zu Alexander Conze gestanden h a t . Alexander Conze war der Bannerträger neuer Ideen in der Organisation des deutschen Archäologischen Instituts während der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. E r h a t an der Wiener Akademie die Herausgabe der Sammlung griechischer Grabreliefs angeregt, und diese Arbeit der Wiener Akademie ist später in Gemeinschaft mit dem reichsdeutschen archäologischen Institut weitergeführt worden. Es ist eine Arbeit, deren große Bedeutung f ü r die Kunstgeschichte des Altertums im Anfang noch gar nicht voll übersehen werden konnte. Alexander Conze h a t auch in Wien der Altertumswissenschaft eine Fülle von Anregungen hinterlassen, und erst auf Grund dieser Anregungen entstand später durch die Energie Otto Benndorfs das österreichische Archäologische Institut, das 127

als ein Sprößling der Ideen Conzes gelten darf und das daher mit besonderer Genugtuung heute die Dankesschuld an das reichsdeutsche Institut abträgt. Ich will nicht den Versuch unternehmen, neuerdings zu formulieren, welche Verdienste das reichsdeutsche Institut sich um die archäologische Wissenschaft erworben hat und wie sehr es sich durch die Unterstützung, die es anderen Instituten angedeihen ließ, den dauernden Dank verdient hat. Alles dies ist schon am gestrigen Tage in ausgezeichneter Weise gesagt worden. Die wissenschaftlichen Institute können nur erklären, daß sie sich dem Ausdruck der tiefsten Sympathie und der wärmsten Dankbarkeit voll und ganz anschließen. Gestern ist mehrfach darauf hingewiesen worden, daß das Institut ein lebendiger Organismus ganz besonderer Art ist. Das Institut hat sich durch die Fähigkeit, sich den jeweiligen neuen Bedingungen der Wissenschaft anzupassen und sich ihren Forderungen entsprechend umzugestalten, in der Tat als ein solches organisches Lebewesen erwiesen. Aber es hat einen großen Vorzug vor allen menschlichen Lebewesen, da es nicht den Gesetzen des Alterns unterliegt. Es ist auch vor den kleinen Gebrechen des Altwerdens durch seine Organisation geschützt, die ihm immer wieder neue, junge Kräfte als Ersatz für die älteren zuführt. Wenn wir sehen, wie heute im Institut neben den altbewährten Meistern junge, hoffnungsvolle Kräfte unter zielbewußter, energischer Leitung am Werke sind, so sind wir gewiß, daß die Entwicklung des Instituts auch weiterhin in aufsteigender Linie vor sich gehen wird. Wer gestern gehört hat, was innerhalb des Instituts alles im Werden begriffen ist, der hat die Empfindung, daß unsere Wünsche für die Zukunft schon heute nicht mehr ins Leere greifen. Wir sehen schon einen Zipfel des Schleiers gelüftet, der die Zukunft verbirgt, und es taucht dahinter schon das Morgenrot einer glänzenden Zukunft im neuen Säkulum auf. In dieser Zuversicht bitte ich Sie, meine Damen und Herren, mit mir das Glas zu erheben auf das Wohl des Archäologischen Instituts, der Zentraldirektion, ihres tatkräftigen Vorsitzenden und aller derer, die an leitender Stelle den hohen Zielen des Instituts so ausgezeichnet dienen. Das Archäologische Institut des Deutschen Reiches, es lebe hoch, hoch, hoch! 128

Professor B r a u n (Leipzig): Meine Damen und Herren! Es ist die drittälteste Akademie der Welt, die Russische Akademie der Wissenschaften, die Gründung des großen Zaren, jetzt Akademie der Sowjetunion, die mir den ehrenvollen Auftrag gegeben h a t , das Archäologische I n s t i t u t des Deutschen Reiches zu begrüßen u n d ihm zu seiner Jubelfeier ihre aufrichtigsten Glückwünsche zu überbringen. Der ständige Sekretär der Akademie, Herr von Oldenburg, war zu seinem größten Bedauern leider verhindert persönlich herüberzukommen. So müssen Sie mit mir als seinem Ersatzmann vorlieb nehmen. Doch darum soll der Gruß aus dem Osten nicht minder herzlich zu Ihnen herüberklingen. E r soll Ihnen das Bewußtsein bringen, daß man auch in Rußland in diesen Tagen des Instituts voll dankbarer Verehrung gedenkt. Gestern beim Festakt h a t Exzellenz von Wilamowitz-Möllendorff treffend bemerkt, es sei ein Vorzug des Instituts, daß es nicht einzig in seiner Art sei, oder vielmehr nicht einzig geblieben sei, daß vielmehr nach seinem Muster und Vorbild in allen Teilen der Welt ähnliche Institute begründet worden seien. E r nannte einige Beispiele. Ich möchte die Reihe durch Rußland ergänzen und an das russische Institut in Konstantinopel erinnern, das unter der Leitung des jüngst verstorbenen Akademikers Uspenskij stand. Es war eine Gründung nach deutschem Muster. So h a t das Institut auch in Rußland vorbildlich gewirkt. Doch darauf beschränkt sich, wie bekannt, der Zusammenhang nicht, er wirkte sich vielfach auch anders aus und f ü g t sich organisch in den breiteren Rahmen des Zusammengehens der russischen Wissenschaft mit der deutschen überhaupt. Die russische Akademie, eine nur wenig jüngere Halbschwester der Berliner — denn beide haben den gleichen geistigen Vater, Leibniz — ist sich dieser nahen Verwandtschaft stets bewußt geblieben und h a t die Zusammenarbeit mit der deutschen Wissenschaft im Laufe der zwei Jahrhunderte ihres Bestehens treu gehütet und nach Kräften gewahrt. Und nach dem entsetzlichen Kriege war sie wohl die erste, die von allen Akademien der ehemals feindlichen Nationen die H a n d nach Deutschland hinüberreichte zur Versöhnung und Wiederaufnahme der gemeinsamen Arbeit: die Hoffnung, die darin lag, h a t nicht getäuscht, die alten Fäden sind n u n wieder fest geknüpft, u m hoffentlich nie mehr abzureißen. Grade auf dem Gebiete der 9

Archäologisches I n s t i t u t , H u n d e r t j a h r f e i e r

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Archäologie erscheint diese gemeinsame Arbeit besonders erwünscht und vielversprechend. Es liegt dort im Osten eine archäologische Raumwelt, die der deutschen näher steht als man zu denken pflegt, und die russische Forschung ist an dem Gedeihen und den Ergebnissen der deutschen aufs Höchste interessiert, j a beteiligt, und zwar sowohl passiv als aktiv. Passiv insofern, als das Gebiet der Sowjetunion ja auch in der Archäologie sozusagen einer der Hauptlieferanten von Rohstoffen ist, die freilich nicht exportiert werden dürfen, dafür aber den Vorteil haben, daß sie dem Nutznießer nichts kosten, als nur eine Reise zu ihnen. Ich brauche bloß an die reichen Schätze des skythisch-hellenischen Kulturkreises zu erinnern, die der russische Boden bereits hergegeben hat und wohl noch geben wird, sowie an die Fäden, die sich von hier in das Innere Asiens ziehen, das auch bereits epochemachende Funde geboten hat, ferner an das osteuropäische Faläo- und Neolithikum, deren systematische Durchforschung erst begonnen hat und doch schon vielversprechendes Material liefert, endlich an die Reste frühmittelalterlicher Kultur, in der sich Probleme für die Zusammenarbeit schon heute fest und klar andeuten. Andererseits sucht die archäologische Forschung der Union auch einen aktiven Anschluß an die deutsche. Denn die archäologischen Interessen sind dort jetzt reger denn je, und zwar nicht nur in den großen Zentren, wie Leningrad, welches, wie bekannt, eine eigene groß angelegte Organisation besitzt, die grade diesen Zielen dient — die Akademie der Geschichte der materiellen Kultur — oder wie Moskau, Kiew, Odessa und andere. Auch die russische Provinz ist zu neuem Leben erwacht, und in den der Sowjetunion angegliederten nationalen Republiken regt sich das Interesse für die Vergangenheit des bisher kaum beachteten Volkstums. Fast überall wird gegraben und geforscht, und die führenden Männer der Wissenschaft sind sich ihrer Verantwortlichkeit bewußt und werden diese Arbeit in die richtigen Bahnen zu lenken wissen. Aus all dem ergibt sich von selbst der Wunsch nach Zusammenarbeit, und der heutige Gruß der Akademie der Sowjetunion möchte dies betonen. Doch darüber hinaus soll er auch noch etwas anderes zum Ausdruck bringen: er soll ein warmer Händedruck von Freundeshand sein, der hofft, einem ebensolchen Gegendruck zu begegnen. Er soll das schöne Vorrecht 130

der Wissenschaft zum Ausdruck bringen, über alle politischen und sozialen Gegensätze hinweg der Versöhnung und dem wahren Frieden zu dienen. I n diesem Sinne grüßt die russische Akademie das Deutsche Archäologische Institut und wünscht ihm, aus wärmster Freundschaft und Anerkennung heraus, auch fernerhin blühendes Gedeihen im Interesse nicht Deutschlands allein, sondern der ganzen Welt. Geheimrat Professor W o l t e r s (München): Meine Damen und Herren! Nur wenige Worte! Man soll nach altem deutschen Recht, wenn man vor Gericht oder sonstwie an die Öffentlichkeit geht, seine Rede t u n und dann schweigen. Man soll, wenn ich recht verstehe, seiner Meinung möglichst klar Ausdruck geben und Weitschweifigkeit meiden. Darnach werde ich handeln. Zumal nach der Fülle von Wichtigem und Wertvollem, das wir hören durften, so d a ß k a u m noch R a u m f ü r meine Worte bleibt. Aber ich habe die Pflicht, einer Dankbarkeit Ausdruck zu geben, die allerdings zunächst n u r mich allein anzugehen scheint, der Dankbarkeit gegenüber dem Institut, das mich vor vielen Jahren als Stipendiaten nach Athen sandte und mich dann nach überraschend kurzer Frist an seinen eigenen Arbeiten selbständig wirkend teilnehmen ließ. Seit jener Zeit bin ich eng mit dem Institut verbunden, so eng, daß es aus meinem Leben gar nicht weggedacht werden kann. Aber ebenso steht es bei zahllosen anderen, auch wenn sie nicht gerade dieselben persönlichen Erfahrungen gemacht haben. Aus dem Leben keines Archäologen läßt sich das Institut streichen. Wir können nur wünschen, daß der gute Stern, der bei der Gründung unseres Instituts in Rom leuchtete, ihm günstig bleibe. Es ist j a heute nicht mehr die bescheidene Gründung einzelner Forscher und einzelner Freunde antiker Kunst, sondern es ist Glied einer starken Kette, die sich aus den gleichartigen Einrichtungen vieler Nationen gebildet h a t und deren Einheit in der Gleichheit der Ziele liegt. Das was uns gestern an freundlichem Dank zum Ausdruck gebracht wurde, haben wir mit dem gleichen Gefühl aufgenommen und erwidert. Auch in die Vergangenheit schweift unser Blick. Ein deutscher Fürst ist es gewesen, der vor einem J a h r h u n d e r t dem in Rom gepflanzten Reis seinen Schutz angedeihen ließ, seine Existenz sicherte und kräftigte, 9*

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indem er von weitblickendem Rat unterstützt den ersten Schritt t a t , u m das Institut aus den Zufälligkeiten des Lebens zu retten. Das konnte damals noch durch die Hilfe des einzelnen Gönners geschehen, aber weitere Schritte in der gleichen Richtung mußten sich anschließen und wurden getan. Mit zwingender Gewalt folgte das aus der Anerkennung unserer Ziele, nicht n u r als großer, sondern als lebenswichtiger Aufgaben f ü r das ganze Volk, das sich seiner Kultur bewußt freuen will, und Erfolge n u r als Ansporn zu neuer Arbeit schätzen soll. Der schützende Arm staatlicher Fürsorge h a t unser zielsicheres, aber n u r innerem Gesetz folgendes Streben immer wieder gefördert, wenn es nötig war, und daran erinnern wir uns heute gerne, indem wir unsern Dank den Männern aussprechen, deren sorgender Obhut jetzt das Institut anvertraut ist, den Männern, die in der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes wirken. Möge unserm Institut diese Fürsorge nie fehlen, damit sich seine freie Entwicklung stets weiter ausgestalten kann, nach dem Gesetz, nach dem es angetreten an jenem Palilientage, nach dem Gesetz der vom Geiste wissenschaftlicher Pflicht getriebenen und getragenen freiwilligen, hilfsbereiten Gemeinschaft.

FESTSITZUNG DER ERSTEN TAGUNG DER GESELLSCHAFT FÜR ANTIKE KULTUR Dienstag, 23. April, abends 8 Uhr. Plenarsitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses. Die Gesellschaft f ü r Antike Kultur h a t t e die Teilnehmer an der Hundertjahrfeier des Instituts zu der Festsitzung ihrer ersten öffentlichen Tagung eingeladen. Der Sitzung wohnte S. Kgl. Hoheit Kronprinz Gustaf Adolf von Schweden bei. Nach der Feier blieben die Teilnehmer in den Räumen des Preußischen Landtages vereinigt. Ansprache des Präsidenten der Gesellschaft f ü r Antike Kultur, Herrn Staatssekretär J o h a n n e s P o p i t z : Ich habe die Ehre, namens des Vorstandes der Gesellschaft f ü r Antike Kultur die Festsitzung der ersten Tagung unserer Gesellschaft zu eröffnen. Ich begrüße den Kreis hochgestellter und 132

hochangesehener Gäste aus Inland u n d Ausland, die durch ihr Erscheinen unsere Tagung auszeichnen; ich begrüße insbesondere auch die Teilnehmer an der Hundertjahrfeier des Archäologischen Instituts, in deren Rahmen wir unsere Tagung einfügen durften. Mit Freuden stelle ich fest, daß die Mitglieder unserer Gesellschaft in großer Zahl sich heute zum ersten Male zu einer Kundgebung zusammengefunden haben, die vor einer breiten Öffentlichkeit Zeugnis ablegen soll von den Zielen der Gesellschaft. Diese Versammlung bringt uns den Beweis, daß die Männer, aus deren Initiative die Gründung der Gesellschaft f ü r antike Kultur im September 1924 hervorging, die rechte Empfindung f ü r ein Bedürfnis hatten, das gerade aus der gesellschaftlichen Entwickelung der Nachkriegsjahre hervortreten mußte. Diese Männer, denen heute zu danken sicherlich eine unserer Aufgaben sein muß, haben bisher ihre werbende Tätigkeit f ü r den Gedanken, der sie beseelt, in erster Linie durch die Herausgabe einer Zeitschrift entfaltet, die Sie alle kennen und die Sie sicherlich alle lieben gelernt haben. Die Versenkung in ihren Inhalt, die Freude an ihren Darbietungen und an ihrer Form h a t uns Mitglieder bisher verbunden. Wenn nun der in der Mitgliederversammlung von 1928 gewählte Vorstand dazu überging, die Mitglieder zu einer Tagung, wie der heutigen, aufzurufen, so erstrebte er nicht nur die engere Fühlungnahme mit denen, die sich bisher u m die Hefte der „Antike" vereinigt haben, sondern er wollte mehr. E r bezweckt, nach außen ausdrücklich zu zeigen, daß eine Gemeinde der Freunde der Antike besteht und daß diese Gemeinde gewillt ist, einen Platz im Leben der Gegenwart einzunehmen als ein Sammelpunkt aller derer, die sich der lebendigen Bedeutung der antiken Kultur für die Gegenwart bewußt sind. Worin besteht die Bedeutung ? Sind die Wandlungen im Gefüge der modernen europäischen Welt und im Gefüge unseres engeren Vaterlandes, in der uns umschließenden Gesellschaft und Wirtschaft nicht so gewaltig gewesen, daß wir besser daran t ä t e n , uns um die Erkenntnis der neuen und neuesten Entwicklungstendenzen zu bemühen, sollten wir nicht gerade den „Gebildeten" — u m diesen schwer umgrenzbaren Begriff zu gebrauchen — die Mahnung zurufen, den Anschluß an die K r ä f t e zu suchen, die ihren Ursprung in der wirtschaftlichen lind politischen Geschichte 133

der neuesten Zeit haben ? Wissen wir doch, wie sehr erfolgreiche Praktiker unseres Erwerbslebens und wesentliche Träger unseres politischen Lebens der geistigen Bindung an das Überlieferte, die Verstaubtheit unserer Schulweisheit Mitschuld zuschreiben an Mißerfolgen und Rückschlägen, hören wir doch immer wieder von der Nutzlosigkeit der Beschäftigung mit den alten Sprachen, mit Geschichte und K u l t u r längst versunkener Völker, von der Vernachlässigung der exakten Wissenschaften, kurz von der Rückständigkeit nicht n u r in der Vorbildung, sondern in der gesamten Einstellung unserer Gebildeten. Nun, es wird gut sein, nachdrücklich zu betonen, daß die, denen die Antike im Sinne unserer Gesellschaft etwas bedeutet, weit davon entfernt sind, Vorurteile konservieren zu wollen, irgendwie einseitige Versenkung in einen lediglich durch Herkömmlichkeit legitimierten Bildungsstoff als Schutz im Wirrsal der Zeiten zu predigen. J a , es ist überh a u p t nicht Sache und Aufgabe unserer Gesellschaft, Streitfragen, wie sie sich aus den angeführten Meinungen ergeben, entscheiden zu wollen. Nicht um antike oder moderne, u m humanistische oder realistische Vorbildung oder Geistesrichtung handelt es sich, sondern lediglich um das diese vorgeblichen Gegensätze zusammenfassende Problem, wie sich die Gegenwart in allen ihren Erscheinungen zur antiken Kultur verhält. Diesem Problem kann freilich n u r der entscheidende Wichtigkeit beimessen, der sich nicht willenlos tragen läßt von den Wogen moderner Entwicklung, sondern der vorwärts schreitet mit rückwärts gewendetem Blick, der sich nicht nur die bange Frage des Wohin in der Sorge des Alltags vorlegt, sondern der von der Notwendigkeit überzeugt ist, in der Erkenntnis des Woher und W a r u m wertvolleres Material f ü r die Antwort auf jene Frage zu finden, als im hemmungslosen Wünschen und Hoffen. Woher kommen die Gebilde unserer modernen Welt, woraus entstand ihr inneres Gefüge ? Wer von dreitausend Jahren weiß sich Rechenschaft zu geben, wer aufmerksam das, was wir unsere Kultur zu nennen gewohnt sind, vergleicht mit den Kulturen anderer Erdteile, der wird finden müssen, d a ß wir in fast allen Lebensäußerungen unserer Gegenwart umklammert sind von jenem E r b g u t , das einst der schöpferische Geist des Weltgeschehens auf jener kleinen Halbinsel entstehen ließ, die sich wie eine zum Empfang 134

reichster Gaben geöffnete Hand nach den uralten Kulturgebieten Asiens und Afrikas hin ausstreckt und doch die Hand nicht über den empfangenen Gaben sphloß, sondern sie f ü r alle Zeiten öffnete, u m allen Nationen der Welt darzubieten, was sie selbst, Empfangenes umgestaltend, unendlich Neues hinzufügend, der Menschheit als kostbarste Mitgift bereitet h a t . Was ist es, was der griechische Geist erschuf und was unserer Gegenwart noch eingeprägt erscheint? Sind es die Hallen mit ihren klingenden Säulen, die Tempel, deren Trümmer uns entzücken, wenn uns ein günstiges Geschick in die Mittelmeerwelt f ü h r t , ist es das edle Gliederspiel antiker Statuen und Bildwerke, die ausgeglichene Form der Vasen und Geräte, ist es der unerhörte Reichtum einer Literatur, die auf fast allen Gebieten des Wissens und der Formgebung noch heute dem Leser Erhebung und Belehrung übermittelt, ist es das immer wiederholte Bemühen um die tiefsten Fragen, die Menschen bewegen können, ist es die Prägung der Begriffe vom Staat und seinen Bürgern, vom Volk und seinen Pflichten ? Gewiß, alle diese Schöpfungen hellenischen Geistes werden uns noch heute erheben, die immer wiederholte Beschäftigung mit ihnen wird uns Stunden des Glücks übermitteln, uns in Bewunderung versetzen über das, was Menschengeist vor vielen Hunderten von Jahren vermochte. Aber allen diesen Einzelschöpfungen werden wir dies und jenes, je nach Einstellung und Urteilsfähigkeit, zur Seite setzen können, was andere Nationen schufen und was vor allem uns Deutschen unsere eigenen großen Männer und Meister übermittelten. Nicht jene Einzelschöpfungen, so herrlich und ragend sie sind, geben der Antike ihre einzigartige Stellung im Leben der Gegenwart. Die Griechen gaben der Menschheit mehr, sie gaben ihr ein Ganzes, eine Kultur oder, besser gesagt, die bewußte Idee der Kultur als eines höchsten Menschengutes, und sie stellten damit durch ihr Vorbild den Völkern die Aufgabe, sich nicht im Streit um äußere Macht und um die Güter dieser Welt zu erschöpfen, sondern die Glieder der Nationen zu wahren Menschen, das heißt zu Wesen von innerer Freiheit und von Verbundenheit mit der Gemeinschaft, in die sie hineingestellt sind, heranzubilden. Diese Aufgabe setzte das Griechenvolk der Menschheit gewiß nicht bewußt, sondern lediglich durch das Vorbild, als Prototyp eines Volkes mit unbeirrbarem Kultur135

gefühl. Und die Weltgeschichte zeigt, daß kein Volk, das dieser Aufgabe nachging, sie einer seiner besonderen nationalen Eigenheit entsprechenden Lösung entgegenzuführen wußte, ohne sich irgendwie an das gegebene Vorbild anzuschließen und ohne mit der Aufgabe auch wesentliche Teile des Bildungsinhalts und derFormenwelt der Antike zu übernehmen. Der Wirkungsgrad des einmal von diesem besonders begnadeten Volke Erreichten ist so stark gewesen, daß die antike Kultur, alsbald getragen auf den starken Schultern der äußerlich herrschenden, geistig aber angeglichenen Macht des römischen Volkes, nicht n u r alle die Länder durchdrang, die zu dem gewaltigen Imperium Romanum gehörten, sondern daß sie sich verband mit der auf ganz anderem Boden entstandenen christlichen Religion und ihrer Kirche u n d mit ihr zusammen, auch nach Zeiten der Vernichtung und der Barbarei, zu einem entscheidenden Teile die Geistesrichtung aufzubauen wußte, die unserer europäischen Kultur und damit überhaupt der Kultur der gebildeten Welt eignet. Es wäre ein zur Erfolglosigkeit verurteilter Versuch, wenn sich der moderne Mensch losmachen wollte von dem geistigen Erbe aller der Generationen, die vor ihm immer wieder zurückkehrten zur belebenden K r a f t der Antike. Zu fest hält auch unsere Gegenwart trotz aller äußeren Veränderungen, trotz unseres ganz anderen Verhältnisses zu den Kräften der Natur, trotz alles verständlichen Strebens zur Unbedingtheit und Eigenwüchsigkeit, die Begriffs- und Formenwelt umklammert, die der Antike entstammt. Gerade wer den Wunsch hegt, sich freizumachen von dem Beiwerk, das aus der alten Welt neben dem wahrhaft Wertvollen in die Überlieferung und Ideenwelt unserer Zeiten hinübergeglitten ist, muß in dem Problem klarer Erkenntnis des Verhältnisses von Gegenwart und antiker Kultur ein Zentralproblem gerade auch unserer an Wirrnissen reichen Tage erblicken. Wenn J o h a n n J a k o b Bachofen einmal gesagt h a t , daß die Jurisprudenz durch zwei Mittel ihre Frische bewahre und sie immer wieder erwürbe, durch den unmittelbaren Verkehr mit der alten Weisheit, dem E r b e der Antike, und durch die Beschäftigung mit dem praktischen Leben, so scheint er mix mit diesem Ausspruch den Rahmen anzudeuten, in den jede Wissenschaft, jede geistige Bildung eingespannt ist. Das praktische 136

Leben, die Erkenntnis seiner Bedingungen und Wandlungen stellt dem Theologen, dem Philosophen, dem Juristen, dem Mediziner, dem Staatsmann und dem Politiker und so jedem anderen denkenden Menschen seine immer neuen Aufgaben; der aber wäre ein Tor, der an die Lösung dieser Aufgaben herangehen wollte, ohne sich dabei der „alten Weisheit", die ihm das Denken und Ringen der Generationen übermittelt, zu bedienen. Der moderne Staat ist gewiß etwas ganz anderes, als die Polis der kleinen griechischen Staatenwelt: aber wer wollte das Verhältnis von Staat und Volk, das Problem staatlicher Organisation zu durchdringen suchen und vorübergehen an den Worten, die der größte griechische Staatsmann, Perikles, dem Staate der Athener gewidmet h a t ? Für die vier großen platonischen Kardinaltugenden, die Frömmigkeit, die Tapferkeit, die Gerechtigkeit und die Besonnenheit können wir sicherlich aus der Geschichte aller Völker, können wir vor allem auch aus der Geschichte unseres deutschen Volkes, bis in die jüngsten Zeiten hinein, in unabsehbaren Reihen wundervolle Beispiele anführen und preisen, aber glaubt jemand an eine Zeit, wo wir uns loslösen könnten von jenen durch die Dichtung nicht bloß der Antike selbst, sondern aller folgenden Zeiten verklärten Gestalten eines Sokrates, eines Leonidas, eines Solon oder eines Aristides ? Die Geschichte aller Völker bietet gewiß immer wieder Beispiele f ü r Männer, die sich Übermensch genug fühlten, um sich gegen die Traditionen ihrer Väter und ihrer Volksgemeinschaft zu stemmen, aber wer wollte vergessen, daß uns griechische Geschichtschreibung und Dichtung die ersten Vertreter solcher Prinzen aus Genieland etwa in einem Alkibiades oder einem Alexander dem Großen geschildert h a t ? Doch genug der Beispiele. Jeder von uns wüßte aus seinem Tätigkeitsgebiet, u n d schiene es dem antiken Leben auch noch so entfernt, ähnliches hinzuzufügen. Halten wir fest, daß solche Beispiele f ü r unsere Auffassung von der Antike als einem schicksalvollen Ausgangspunkt unserer Gesamtkultur n u r gleichsam symptomhafte Bedeutung haben. Wir blicken nicht auf das Wunder der Antike in irgendeiner unklaren Schwärmerei, so warm unser Herz auch in Bewunderung vor ihren Leistungen schlägt; es gilt f ü r uns nicht — u m mich des Ausdrucks eines modernen Ästheten 137

zu bedienen — dem Rufe der Seele nach dem Weiß und dem Bernsteingelb und dem Meerschaumrosa des antiken Marmors und nach einem purpurnen Himmel —, das sind Träume, die den einen erheben u n d die dem andern vielleicht H e m m u n g in Kraftentfaltung und Weltanschauung bedeuten: es gilt der immer erneuten Erkenntnis vom organischen Ursprung unserer eigenen lebendigen Gegenwart. — Es sind n u r die Gedanken eines Laien, wenn Sie wollen, eines Gebildeten, dem gerade die Tätigkeit mitten im Getriebe des täglichen Lebens das Streben nach Erkenntnis innerer Zusammenhänge eingegeben hat, die ich I h n e n in dieser Eröffnungsansprache ausdrücken durfte. Sie zu vertiefen und zu klären, sie zu reinigen von unklarer Sehnsucht, sie systematisch zu gestalten, ist Sache des Forschers, des Gelehrten. Indem ich Sie, meine Damen und Herren, nochmals als Gesinnungsgenossen recht herzlich willkommen heiße, ist es mir eine besondere Freude, nunmehr das Wort dem Forscher und Gelehrten erteilen zu können, dessen Lebensarbeit der Antike und ihrer Bedeutung f ü r die Gegenwart gehört und dem unsere Gesellschaft zu einem wesentlichen Teile ihre Entstehung verdankt. Das Wort h a t der stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft f ü r antike Kultur, Herr Professor Werner Jaeger. Professor Werner

Jaeger: Die geistige G e g e n w a r t der Antike.* Inmitten der rauschenden Festeswogen der Jahrhundertfeier des Archäologischen Instituts und der Internationalen Tagung f ü r Ausgrabungen liegt ein kleines Eiland und lädt den Odysseus, der durch diesen Wogendrang sein schwankendes Boot steuert, zu flüchtigem Verweilen. Die Ufer unserer Insel bedeckt eine noch nicht gerade üppige Vegetation, aber sie sind immerhin grün, ein Zeichen des Lebens. Die Insel ist die Gesellschaft f ü r antike Kultur. Aus dem Meer der Wissenschaft ist sie eines Tages aufgetaucht, wie das kleine Delos in Urzeiten nach hellenischer Sage aus der Flut des erdumschlingenden Vaters sein H a u p t erhob, * Die Rede ist auch in der „Antike", Band 5, 1929 S. 167 ff. abgedruckt u n d als selbständige Schrift im Verlag von Walter de Gruyter & Co., Berlin erschienen.

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und wie jenes senkt sie ihre Wurzeln in den festen Grund ihres Meeres. Wenn einige sagen, sie sei in den ersten Zeiten noch unstet auf den Fluten u n t e r g e t r i e b e n , bevor sie ihren festen Platz fand inmitten des Kreises der Geschwister, so wäre j a auch das n u r eine neue Ähnlichkeit mit jener heiteren Insel, der Geburtsstätte Apolls, wo an festlichen Tagen die ganze meerbefahrende Griechenweit zusammenströmte und der Gott unter seinen Verehrern gegenwärtig war. Daß auch in unserer Panegyris heute und bei allen zukünftigen Tagungen, die ihr noch folgen werden, jene echte griechische Festfreude heimisch werden möge, die der blinde Sänger des homerischen Hymnus auf den delischen Apollon in strahlenden Versen verherrlicht h a t , das ist der Wunsch des Mannes, in dessen Gedanken das Zukunftsbild der Gesellschaft f ü r antike K u l t u r mit zuerst bestimmte Umrisse angenommen h a t und der heute die Freude hat, bei ihrer ersten Tagung zu sprechen. Möge auch unter uns der Genius immer gegenwärtig sein, den wir verehren, der lebendige Geist der Antike. Aber nicht n u r zu vorübergehender Epiphanie an seltenen Festen diesen Genius zu beschwören, ist unsere Gemeinschaft gegründet worden. Ihre Bestimmung ist es, den Geist der Antike im Leben unserer Zeit dauernd wirksam zu erhalten. Nicht ein Redeprunkstück f ü r den Genuß des Augenblicks, sondern ein Besitz für immer — mit diesen Worten h a t Thukydides einst seinem eigenen Geschichtswerk seinen Platz im geistigen Haushalt der Menschheit angewiesen, es als ein Stück ihres eisernen Bestandes gebucht, dessen unerschütterliches Vorhandensein den wechselnden E t a t ihrer Gewinne und Verluste im Gleichgewicht erhält. Die stolze Erwartung, die sich in diesem Bekenntnis zur schlichten Wahrheitsforschung nicht gerade ängstlich verbirgt, ist durch die Erfahrung von zwei und einem Drittel Jahrtausenden bestätigt worden. Nicht von der Gunst des Zufalls, sondern von dem inneren Werte seiner Leistung versprach sich der Gründer der kritischen Geschichtschreibung die Dauer seines Werkes. Denn nicht n u r einmalige Geschehnisse wollte er festhalten. Der große Krieg, der die Griechenwelt in der Hochblüte ihres Geistes politisch f ü r immer zugrunde richtete, h a t t e den mit dem Leiden seines Volkes innerlich ringenden Denker zu Erkenntnissen geführt, die, so war seine Überzeugung, wie unumstöß-

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liehe Gesetze Bestand haben würden, solange die Natur der Menschen dieselbe blieb. So war dem vergänglichen Ereignis der Stempel zeitloser Wahrheit aufgeprägt, die Dauer war bereits in die schöpferische Gesinnung mit aufgenommen, aus der das Werk geboren ward. Ein Besitz für immer — solange die Natur des Menschen dieselbe bleibt — die Formeln des großen Historikers scheinen wie geschaffen, um die Schöpfergesinnung der Antike überhaupt zu bezeichnen: aus dem intensivsten, geistigsten und natürlichsten Leben der Wirklichkeit zur Höhe der Idee geläuterte, allseitige Erfahrung des Ewig-Menschlichen in seiner Größe wie in seiner Grenze. Das Menschliche als der Grenzfall tierhafter und göttlicher Existenz inmitten des Kosmos; das Menschliche, weder in Hybris sich steigernd zum Ubermenschentum noch zynisch den Preis des Lebens unterbietend, sondern kreisend in der Harmonie der Lebenssphären, an die es durch natürliches Gesetz geheftet ist. Die Frage nach der geistigen Gegenwart dieser Welt kann nicht nur den Sinn haben, sie unter den besonderen Aspekt unserer modernen Zeit zu stellen. Sie hat ein Recht, an ihrem eigenen Maßstabe der Dauer gemessen zu werden. Die Gegenwart als bloßer Zeitpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft ist das schlechthin Flüchtige. Sie ist schon vorüber, wenn du sie denkst. Und soweit die Antike selbst ein Stück Geschichte in dem Sinne dieses ewigen Flusses ist, in dem nichts dauert als die Bewegung, ist sie nur ein Gewesenes, das nicht wiederkehrt. Die nacherlebende Phantasie unserer geschichtlichen Erinnerung kann das früher Geschehene wohl vergegenwärtigen, „als ob" wir es noch einmal miterlebten, doch diese Umsetzung des Perfectum in das Praesens historicum ist etwas anderes als die geistige Präsenz, von der wir reden: die Dauer im Wechsel. Aber Geschichte ist ja nicht nur der Strom des ununterbrochenen Geschehens. Zwar die Erinnerung der Menschen heftet mit Vorliebe sich an die elementaren Ausbrüche und gewaltsamen Erschütterungen im Leben der Völker, an die furchtbaren Krisen, wo das mühsam erbaute System der Kultur, das Werk der Jahrhunderte, wie ein Strohhaus zusammenknickt. An solchen Zeitwenden stehen die Heroen auf Und spielen die tragischen Schicksale sich ab, die von jeher der Lieblingsgegenstand aller Historie sind, dieser echten Tochter des epischen Gesanges. Aber es gibt noch eine andere tröstlichere 140

u n d sinnvollere Seite der Geschichte, das ist die Betrachtung des Aufbaus jener geistigen Welt, die sich in dem zeitlichen Flusse erzeugt, aber sich hochragend über ihn emporhebt wie eine unzerstörbare Akropolis. Vergänglich ist nur, was „geschieht". Aber was der Mensch in diesem Geschehen erlebt, erleidet, erk e n n t , und was in den Schöpfungen der K u n s t und des Gedankens zur bleibenden Gestalt des Menschlichen sich abgeklärt h a t , das löst sich los von seinem Ursprung und wandelt siegreich durch den Graus der Zeiten. Mag auch noch so viel kostbares Gut des Altertums wieder versunken sein: das was erhalten geblieben ist, h a t sich nicht ohne innere Notwendigkeit behauptet. Es sind nicht n u r gewaltige Einzelwerke, ehrwürdige Bruchstücke einer untergegangenen Welt. Das gilt in gewissem Sinne wohl für die antike Kunst, aber nicht f ü r die Literatur. I n ihrer Literatur lebt die Geisteswelt der Antike als ein ideelles Ganzes fort. Sie stellt eine geschichtb'ch-geistige Einheit, eine organisch entfaltete, in sich vollkommene Bildungswelt, einen Stufenbau der menschlichen Werte dar. I n den festen Grundformen dieses Kosmos r u h t auch heute noch das Leben der europäischen Völker, und wenn wir dieses Leben die europäische Kultur nennen, so bekennen wir schon durch dieses antike Wort, daß unser gesamtes geistiges Dasein seinen Maßstab und sein inneres Zentrum durch die Antike erhalten h a t . Geprägte Form, die.lebend sich entwickelt, so h a t Goethe das Strukturgesetz alles organischen Werdens formuliert. Die Formel, epochemachend f ü r ihre Zeit, seither ein Grundstein alles historischen Denkens, ist selbst der stärkste Beweis f ü r ihre eigene Wahrheit, denn der Begriff einer sich lebendig entfaltenden Form ist nichts anderes als der immer wieder sich durchsetzende aristotelische Gedanke der Entelechie. Angewandt auf die Stellung der Antike in der abendländischen Entwicklung, bedeutet dieser Gedanke : in allem Formwandel, trotz des steten Hinzutritts neuer religiöser, rassehafter und geistiger Formkräfte, erhält sich die Grundform konstant. . I n dieser Grundform der europäischen Entwicklung, in der antiken „ K u l t u r " , ist die Sinneinheit der abendländischen Geschichte begründet. Sie ist in dieser großen Symphonie das führende Thema. Denken Sie es fort aus der E n t wicklung, und die Geschichte des Abendlandes wird zum sinnlosen Chaos. 141

Niemals ist die Dauer der antiken Kultur im Wandel der Zeiten und Völker sichtbarer hervorgetreten als zu der Zeit, wo das römische Weltreich dem Ansturm der Germanen erlag u n d das Christentum wie eine Sturmflut über die Antike hereinbrandete. Damals sagten feurige Anhänger der neuen Religion den Untergang der herrschenden Bildung voraus. I n seinem erhaltenen Briefwechsel mit einem hochgelehrten christlichen Freunde, dem späteren Erzbischof und Kirchenvater Basilius von Caesarea, antwortet der griechische Rhetor Libanios auf eine Herabsetzung der klassischen Bildimg gegenüber den biblischen Büchern mit dem zuversichtlichen Bekenntnisse: „Halte Dich nur ruhig an die Schriften mit der schlechteren Form und dem wertvolleren Gehalt — wie Du sagst — wer wollte es Dir verwehren! Aber die Wurzeln der Bildung, die immer die meine bleibt und die früher auch die Deine war, dauern doch in Dir und werden dauern, so lange Du lebst, und keine Zeit wird sie jemals zerstören, auch wenn Du ihnen kein Wasser gibst." Die weitere Entwicklung der Dinge h a t ihm Recht gegeben. Zwar die Hoffnung seines kaiserlichen Beschützers Julian, des Abtrünnigen, wie ihn die kirchliche Geschichtschreibung genannt h a t , erfüllte sich nicht: der Traum einer nationalen Wiedergeburt Roms aus der Besinnung auf die höchsten Werte der klassischen Kultur erwies sich als ein P h a n t o m . Aber unter der führenden Schlicht erwuchs in dieser Zeit des Zusammenbruchs aus dem unzerstörbaren Glauben an die Roma aeterna eine Renaissance der klassischen Bildung, und sie wurde zur Geburtsstunde der christlich-abendländischen Kultur. Die Kirche h a t das geistige System der Antike nicht n u r nicht zerstört, sie h a t ihren Einzug darin gehalten und sich in seinem widerstandsfähigen Bau eingerichtet für die Jahrtausende. Über der nationalen Dichtung und Gesittung der romanischgermanischen Völker des Mittelalters wölbte sich der Geistesdom der klassischen Bildung und der aristotelischen Philosophie der Hochscholastik, und die germanischen Erobererkönige nisteten wie Adler in den Ruinen des römischen Imperiums und organisierten ihre Staaten auf den alten Reichsfundamenten und in dem Systemgehäuse des römischen Rechts. Als um 1500 das tausendjährige Bündnis des Christentums mit der Antike sich lockerte und f ü r einen großen Teil Europas sich wieder in seine beiden ur142

sprünglichen Elemente auflöste, in Humanismus und Reformation, da ging dem Streben nach Erneuerung des überweltlichen urchristlichen Glaubens parallel die Ablösung einer weltlichen Kultur, deren Ausgangspunkt die Wiedergeburt der Antike und ihrer Humanitätsidee war. Die französisch-englische Aufklärung des 17.—18. Jahrhunderts und der klassische deutsche Idealismus und Neuhumanismus am Ende des 18. Jahrhunderts sind die beiden Hauptstufen in der Entwicklung dieser modernen weltlichen Kultur Europas: beide sind echte Kinder der Renaissance. Mit jeder dieser historischen Schichten unserer geistigen Wesensstruktur ist die Antike untrennbar verschmolzen, auf jeder neuen Stufe dieses Prozesses ist unser Leben tiefer in ihr begründet worden. Auch heute noch wohnen wir unter dem alten Dach, in demselben festen Hause. Es gibt für die modernen Nationen keine andere geistige Solidarität als den Menschheitsgedanken der Antike und das Christentum. Die Stärke dieser Einheit liegt darin, daß sie nicht eine bloß abstrakte Idee ist wie Moskau oder Genf, sondern die gewachsene historische Einheit unserer geistigen und moralischen Denkform. Der Humanismus ist unbedingt ein Politicum. Das verkündigt imponierender, als Worte es vermögen, die glänzende Versammlung aller Nationen, die sich in seinem Namen hier zusammengefundene haben und die sich trotz aller sie entzweienden Interessen hier einmal als eine große Familie fühlen. Der Humanismus erweist sich als das tragende Gerüst im Aufbau unserer politischen Welt am stärksten dadurch, daß er wie kein zweites geistiges Prinzip die nationale Idee der Völker mit der Tatsache ihrer übernationalen Verbundenheit zu vereinigen weiß. Es ist die eigentümliche Doppelstcllung von Hellas und Rom in der europäischen Welt, daß jedes der großen Kulturvölker nur mit ihrer Hilfe zur kulturellen und nationalen Selbstentfaltung gekommen ist, und daß doch zugleich die Antike das übernationale Geistesband ist, das die Völker zusammenhält. Wer sich von der Antike scheidet, verzichtet damit auf das Verständnis seiner eigenen nationalen Kultur und bricht die Brücke ab zu den anderen Nationen. Ich muß nun auch von der Altertumswissenschaft als dem Vermittler unseres Wissens vom Altertum sprechen. Wie fügt sich die Tatsache der überzeitlichen Dauer der Antike der herrschenden 143

wissenschaftlichen Anschauung ein ? Der Klassizismus hatte allerdings die Werke der Alten immer als zeitlose Musterbilder der Schönheit, als absolute Norm der Form und des Gehaltes betrachtet. Eine Altertumswissenschaft in unserem Sinne als Geschichte des realen Lebens der Antike kannte er noch nicht. Er lebte ausschließlich in der idealen Welt der großen Geistesschöpfungen antiker Kunst, Poesie und Philosophie, die ihm eine Sphäre der reinen menschlichen Bildung war, und unwillkürlich übertrug sich die Idealität dieser Sphäre auf das Bild, das man sich vom wirklichen Leben der Antike machte. Unwägbar ist der Einfluß, den diese Anschauung auf unsere klassische deutsche Poesie und Kultur ausgeübt hat. Aber auch die größten Werke des Menschengeistes vertragen es auf die Dauer nicht, daß man sie losgetrennt von dem Leben betrachtet, aus dem sie erzeugt worden sind, sie müssen dadurch schließlich zu blutlosen Schemen werden. Es war die Rettung, daß die geschichtliche Anschauungskraft des 19. Jahrhunderts aus einem tiefen Realitätssinn das wirkliche Altertum wieder entdeckte, und es ist schwer zu ermessen, wieviel gerade unser geistiges Verständnis der großen Werke der Alten, auf die es letzten Endes doch immer wieder ankommt, dieser Wiederherstellung der geschichtlichen Realität zu verdanken hat. An ihr hat vor allem die Archäologie führenden Anteil gehabt. Winckelmann gab durch den kühnen Wurf seiner Geschichte der klassischen Kunst der Welt zum erstenmal das Vorbild einer geschichtlichen Betrachtung der Antike überhaupt, und die Schätze, die die Wissenschaft des Spatens im Laufe eines Jahrhunderts dem Boden entrissen hat, haben unser Bild vom wirklichen Angesicht des Altertums erst eigentlich lebendig gemacht und ihm seine natürlichen Farben zurückgegeben. Auch Kunst und Literatur wurden jetzt in den Fluß der Entwicklung ihrer Zeit getaucht, und da sie vielfach unsere einzigen Zeugnisse sind, so wurden auch sie nun einmal vor allem als Zeitdokumente ausgeschöpft. Es ist interessant die Wirkung dieser neuen Betrachtungsweise auf einen zeitgenössischen Künstler zu beobachten, dessen Gefühl ein feines Barometer ist für das Atmosphärische des Kunstwerks. Anatole France, der große Humanist der impressionistischen Generation des modernen literarischen Frankreich, schreibt im Jardin d'Epicure: „Ich 144

kann die Schönheit nicht unabhängig von der Zeit und vom Raum begreifen, ich fange erst an Freude zu haben an den Werken des Geistes, wenn ich ihre Zusammenhänge mit dem Leben entdecke, und das ist der Yerbindungspunkt, der mich anzieht. Die rohen Tongefäße von Hissarlik haben mich die Ilias mehr lieben lassen; ich goutiere die Göttliche Komödie besser um dessentwillen, was ich vom florentinischen Leben im 13. Jahrhundert weiß. Ich suche den Menschen und nur den Menschen im Künstler. Was ist das schönste Gedicht anderes als eine Reliquie ? Goethe hatte ein tiefes Wort gesprochen: „Die einzigen dauerhaften Werke sind Gelegenheitswerke". Aber es gibt schließlich überhaupt nur Gelegenheitswerke, denn alle hängen ab vom Ort und von dem Augenblick, wo sie geschaffen wurden. Man kann sie nicht verstehen noch sie lieben mit einer verstehenden Liebe, wenn man den Ort, die Zeit und die Bedingungen ihres Ursprungs nicht kennt. Es ist Sache einer hochmütigen Schwäche, zu glauben, man habe ein Werk produziert, das sich selbst genügt. Das höchste Werk hat Wert nur durch seine Beziehungen zum Leben. Je besser ich diese Beziehungen erfasse, desto mehr interessiere ich mich für das Werk." Ich kenne keine treffendere Charakteristik der modernen Altertumswissenschaft in ihrem Gegensatz zum Klassizismus und ihres inneren Zusammenhangs mit der Bewegung in der gleichzeitigen Kunst und Literatur. Wie in der Malerei die feinste Individualität der Stimmung, die Licht und Luft der Umgebung dem Gegenstande mitteilen, so wird in der modernen historischen Wissenschaft eine Verfeinerung des Zeitgefühls erreicht, die nicht mehr zu überbieten ist. Sie verträgt sich aber nicht mit der zeitlosen Betrachtungsweise des Klassizismus. Es ist klar, hinter diese Etappe der Entwicklung kann die Wissenschaft nicht wieder zurückgehen. Doch da kam der Krieg und die Revolution mit ihrer gewaltsamen Erschütterung der Tradition. Nach der Diastole folgte die Systole, nach einer Zeit optimistischer Organisationsfreudigkeit und schrankenloser Expansion erlebte unser ganzes Dasein plötzlich die strengste Konzentration auf das Wesentliche. Wir zogen uns zurück auf die wenigen absolut sicheren Positionen, auf die Fundamente. Dieser Augenblick bedeutete auch für die Altertumswissenschaft eine innere Wandlung. Zurückgeworfen werden auf die Fundamente, 1 0 Archäologisches Institut, Hundertjahrfeier

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hieß das nicht auch zurückgeworfen werden auf die Antike ? Mit einem Schlage h a t t e sie eine neue Aktualität gewonnen. Diese Wandlung war vielleicht schon seit dem Anfang des neuen J a h r hunderts innerlich in Vorbereitung gewesen, aber die großen Erfahrungen der Geschichte, die sich als Schicksal an uns vollzog, führten schneller zur bewußten Klarheit. Die innere Sicherheit des Lebensgefühls, das die Yorkriegsgeneration getragen h a t t e , war durch die gewaltsamen Ereignisse der Zeit erschüttert. Eine Krisis von unerhörter Heftigkeit machte die Grundlagen unserer geistigen Existenz problematisch. Von der Antike reden hieß jetzt nicht n u r von den Anfängen, sondern von den dauernden Prinzipien unserer Kultur reden. Jede Auseinandersetzung über unser eigenes Leben rührte j a an unser Verhältnis zur Antike. Wissenschaft und Leben rückten näher aneinander. Maßstäbe suchte die Zeit, an die man sich halten kann. Die Betrachtung des Altertums schien sich nicht mehr erschöpfen zu können im ruhigen ästhetischen Genuß eines farbensatten, unendlich nüancierten Kulturbildes. Sie wurde prinzipienhafter, erfüllt von einem neuen stärkenden Bewußtsein des Einsseins der Grundwerte unseres eigenen Geistes mit den Urschöpfungen der Antike. Das „ W e r k " t r a t f ü r den Forscher von neuem in den Vordergrund, seine „Zeitgeschichte" sank herab zur bloßen Kulisse. Gelegenheitswerke — so wollte Anatole France die klassischen Schöpfungen lebendig verstehen. Ich habe nichts dagegen, daß man Piatos philosophische Gesprächsdramen Gelegenheitswerke nennt. E r selbst h a t Wert darauf gelegt, in seinen Dialogen die geschichtliche Situation künstlerisch zu verewigen, aus der sein Problem entsprang. Aber er wollte damit nicht seine Philosophie verzeitlichen, f ü r etwas historisch Einmaliges erklären. Plato wie Thukydides glaubte, daß die „Gelegenheiten" wiederkehren im Kreislauf der Dinge. Die Zahl der menschlichen Schicksalslagen ist beschränkt, und die Fähigkeit des Menschen, sie erschöpfend zu deuten und auszudrücken, bleibt sich nicht gleich. Auf dieser einfachen Tatsache beruht es, daß es Werke gibt, die ihre Epoche überdauern, deren „ Z e i t " immer wieder kommt. Zwar Chronos flieht, doch Kairos kehret wieder im Kreislauf der Aionen. Aus dieser Gesinnung ist der Gedanke der Gesellschaft f ü r antike Kultur hervorgegangen. Der Anstoß zu ihrer Gründung ist von seiten der Wissenschaft gekommen, aber ihr Zweck ist nicht die 146

bloße Wissenschaftspflege. Sie soll die Antike mit ihren lebendigen Werten als wirkende Kraft in unsere Geisteslage von neuem hineinstellen. Vor hundert Jahren, in der Blüte der deutschen Poesie und Philosophie, hätte man sicher keine Gesellschaft gegründet, in der sich Menschen der verschiedensten Lebenskreise zusammenschließen zur Pflege ihres inneren Zusammenhangs mit diesen Dingen. Damals stand die Antike in der geistigen Welt unserer Dichter und Denker noch an unbestrittener Stelle. Das Griechentum war durch Winckelmanns dichterische Prophetie einer ganzen Generation großer Künstler zum Mittelpunkt und Symbol ihres Schaffens geworden. Es war die Erfrischung der „reinen Form" und der „ursprünglichen Natur", die man nach der schwelgerischen Üppigkeit des Barock und nach der vernünftelnden Dürre der Aufklärung aus dieser Quelle schöpfte. Die große Denkbewegung des deutschen Idealismus erneuerte gleichzeitig die Ideen des Plato und Aristoteles. Für diese grandiose Versöhnung von Antike, Christentum und modernem Denken wurde die rationale Begriffsform der hellenischen Philosophie wieder einmal das Gefäß, um den Reichtum unserer Geschichte aufzunehmen, und das Werkzeug, ihn geistig zu organisieren. Die Antike lebte, und in Hölderlins einsamer Seele stieg bereits über der marmornen klassizistischen Formenwelt die seherische Vision der göttlich-natürlichen Kräfte auf, die diese Form von innen gebildet hatten. Die echten Quellen der altgriechischen Religion, scheinbar seit Jahrtausenden versiegt, begannen wieder zu strömen in seinen Versen, und durch die entgötterte Welt flutete die lebende Seele der mythenschaffenden Urpoesie. Ein Jahrhundert industrieller Revolution der europäischen Gesellschaft, mit seinen einschneidenden politischen und geistigen Wirkungen hat sich wie ein Abgrund zwischen uns und jene Zeit gelegt. Der ungeheuerste Bruch mit aller Tradition, der je erhört ward, hat sich von 1830 bis 1929 in unheimlicher Stille vollzogen. Die nationale Staatenbildung des 19. Jahrhunderts, der Kapitalismus, die Technik, der Materialismus als Praxis und als Weltanschauung, das Massenproblem in Wirtschaft, Politik und Erziehimg einschließlich der höheren Schule und der Universität, die geistige Desorientierung des Bürgertums und die Mechanisierung der Kultur und Wissenschaft: das sind die seither in die Erscheinung 10*

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getretenen Mächte, mit ihnen müssen wir rechnen. Wo ist der Ansatzpunkt f ü r den Humanismus in dieser veränderten W e l t ? Die verhältnismäßig schmale bürgerliche Schicht, die der Träger dieser Tradition war, ist dahin. Es gibt heute keine Gesellschaftsschicht mehr, in der sie geborgen ruht. Es gibt keine deutsche Bildung mit einheitlichem Zentrum mehr, sondern so viele Bildungsideale, wie es gebildete Persönlichkeiten gibt. Die humanistische Schule findet nicht mehr wie vor dem Krieg im Staate einen mächtigen Protektor. Sie sieht sich im Konkurrenzkampf mit anderen Schulgattungen dem common sense der Masse und den Zufällen der Frequenzstatistik mit ihren Schwankungen überlassen, wo sie sich nicht gar selbst dem Niveau der Zeit anpaßt. I n dieser Lage fällt zwangsläufig der Altertumswissenschaft alle humanistische Initiative zu. Sie ist die berufene Repräsentantin der Tradition, zumal in den protestantischen Ländern. I n dieser Rolle liegt freilich nicht nur ihre Stärke, sondern auch die Schranke ihrer Wirkung in praktischer und produktiver Hinsicht. Die Altertumswissenschaft kann die Auseinandersetzung mit der Antike n u r in Gemeinschaft mit allen übrigen aufbauenden K r ä f t e n unseres Lebens führen, welche produktiven Anteil an der Antike nehmen. Die Wissenschaft ist in neuer innerer Bereitschaft. Die Frage ist: wie kommt das Leben unserer Zeit selbst der Antike entgegen? Es ergibt eine ermutigendere Perspektive, wenn wir uns nicht immer n u r im Gegensatz zu der ungeheuren geistigen Machtstellung des Klassizismus vor hundert Jahren sehen, sondern die Lage vor fünfzig Jahren zum Vergleich nehmen. Der große Elan der Humboldt-Zeit war damals erlahmt, das Interesse der Öffentlichkeit gering. Das Altertum war Schulmonopol geworden. Ererbte feste Urteile über die Unvergleichlichkeit griechischer Kunst herrschten zwar in weiten Kreisen fort, aber die lebendige Kunst ging andere Wege, und als die pathetischen Skulpturen des Altars von Pergamon und die Giebel von Olympia mit ihrer vorklassischen herben Strenge bekannt wurden, fiel selbst den Verehrern der „edlen Einfalt und stillen Größe" die Bewunderung schwer. Heute gilt autoritäre Überlieferung hinsichtlich der Antike ebensowenig wie auf irgendeinem anderen Gebiet. Die Schule zumal, äußerlich in ihrem Bestände stark geschmälert und dauernd 148

bedroht, schwankt zwischen dem Klassizismus, dessen Geschöpf sie war, und der realistischen Altertumsbeleuchtung der modernen historischen Forschung hin und her und sucht sich innerlich selbst erst wieder an ihrem humanistischen Bildungsideal zurechtzufinden, geschweige daß sie ihrerseits etwas Festes zu bieten h ä t t e . Aber diesem Minus steht ein nicht zu überschätzendes Plus gegenüber: die Antike ist f ü r eine nicht ganz kleine Zahl gebildeter Menschen in unseren Tagen wieder Gegenstand innerster Auseinandersetzung und echter Verantwortlichkit geworden. Kulturideen sind keine Nahrung der Masse, weder der besitzlosen noch der-besitzenden. Der Kreis ihrer eigentlich bewußten Träger war von jeher begrenzt. Der Ausgangspunkt ist f ü r unsere Zeit nicht das bloße ästhetische Interesse, das für sein unbegrenztes Einfühlungsbedürfnis in der Kunst Chinas und Indiens oder bei den Primitiven reizvollere, weil unbekanntere und fremdartigere Objekte findet. Die Antike h a t vor diesen jetzt vielbegehrten neuen Genüssen des ästhetischen Gaumens das voraus, daß sie nicht so leicht snobistische Mode werden, jedenfalls es nicht lange bleiben kann. Als bloße Delikatesse ist ihre Speise f ü r uns zu schwer. Wer heute zur Antike geht, der legt damit ein Bekenntnis ab. Unser Humanismus ist in hohem Grade ethisch und praktisch gesinnt. Die Linie der Entwicklung unseres Verhältnisses zum Altertum heißt in Deutschland: Winckelmann—Goethe — Hölderlin—Nietzsche. Sie f ü h r t vom klassizistischen Formideal zur Kulturkritik. Nirgendwo wächst der heutige Mensch mehr naiv-unbewußt in feste Formen hinein, weder national noch religiös noch kulturell. Ideehaft geworden ist unser gesamtes Verhalten zur Überlieferung. Der Humanismus des heiteren Genusses, die ironisch lächelnde Lebensweisheit, der feingeistige horazische Epikureismus lebt heute in verschämter Armut. Wenn mancher in der Reife seiner J a h r e auch noch jetzt dahin kommen mag, den alten Horaz auf seiner Villa zu besuchen und ihm manches abzubitten, was er im Übermut der Jugend Schnödes gegen ihn geredet, im Mittelpunkt steht unbestritten Plato f ü r uns. Plato h a t eine Auferstehung erlebt wie kein zweiter großer Vertreter des Altertums. E r steht eben wie kein zweiter im Brennp u n k t unserer Auseinandersetzung mit der Antike überhaupt, denn er ist der umfassendste politische, dichterische und philo-

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sophische Repräsentant derjenigen Gestaltungskräfte, die für die lebendige Dauer der Antike im Aufbau unserer Kulturwelt bis heute ausschlaggebend sind und immer bleiben werden: der menschenbildnerischen Schöpferkräfte des griechischen Genius. Doch sei es mir gestattet, einige Bemerkungen über unser Verhältnis zum Römischen hier voranzustellen, da es zum Teil auf anderen Voraussetzungen beruht. Kein Zweifel, daß unserem hochgesteigerten Gefühl für das Individuelle und unserem ästhetischen Einfühlungsvermögen die römische Kunst psychologisch interessanter ist mit ihrem ausgesprochenen Sinn für das zeitlich Einmalige, für das Geheimnis des Persönlichen, mit ihrer scheinbar absichtlichen Prosa, hinter der sich das stolze Bewußtsein des historisch Bedeutenden oder gesellschaftlich Anerkannten verbirgt, kein Zweifel, daß auch das immer höchst persönlich sich äußernde Menschentum der römischen Schriftsteller mit der reichen Skala seiner Gemütswerte und der großen Auswahl sympathischer Temperamente und Charaktere uns innerlich leichter nahekommt (daher auch mitunter leichter abstößt) als die im Morgenlichte über Geistesgipfel hochwandelnden Griechen. In Catull finden wir einen antiken Dichter, dessen Größe schon ganz aus der Gefühlstiefe eines tragischen persönlichen Schicksals, eines zerrissenen Herzens erwächst. Im Gedicht des Lucrez wird die lehrhafte Darstellung der materialistischen Naturphilosophie des Epikur für uns beseelt und empfängt ihre künstlerische Wirkung durch die Leidenschaft der persönlichen Hingabe des Dichters an seinen ihn beglückenden und befreienden Gedanken, den Gedanken eines Lebens nicht ohne Ehrfurcht, aber ohne Furcht. Mit Senecas philosophischen Betrachtungen kann auch der heutige Ästhet seinen Tag beschließen, und mit Horaz und Petron können wir uns zwanglos unterhalten, als säßen wir mit ihnen bei Tisch in demselben Zimmer. Das alles sind Stufen fortschreitender geistiger Verfeinerung, deren Vorhandensein in der Antike uns daran erinnert, daß auch unsere moderne seelische Struktur, unsere Persönlichkeitskultur im Altertum ihre Wurzel hat. Die Römer sind nun einmal eine uns historisch nähere Stufe, die Bringer der griechischen Bildung für den Westen und Norden Europas. Als die ersten wirklichen Humanisten sind sie in gleicher Lage wie wir gegenüber den Griechen 150

sozusagen auf einer Ebene mit uns stehend. Die Kompliziertheit ihrer kulturellen Synthese, ihre uns vorbildliche Mischung vorwärtsdrängender griechischer Geistigkeit mit eigenem realen Geschichtsbewußtsein und gesunder nationaler Beharrungskraft erregt immer wieder unsere höchste Bewunderung. Ganz zu schweigen von ihrer moralischen und staatlichen Größe. Zwar mit den Römertugenden h a t sich gern der Imperialismus aller Zeiten gerechtfertigt, aber nirgendwo auf der Welt k a n n geordnetes Gemeinschaftsleben existieren ohne integritas, fides, pietas, auctoritas, disciplina. Das sind ganz unabhängig von der Frage der Staatsform und ihrer sozialen Untergründe allgemein menschliche Werte geworden, sie sind ebenso wie die christliche caritas zu dem geistigen Gehalt der griechischen Menschidee hinzugefügt worden und haben sie bereichert und vertieft. Und auch das Wort heilig, das dreifache Sanctus des Propheten, hat f ü r alle Zeiten in unserem Herzen die echte Klangfarbe römischer religio bewahrt, seitdem Rom dem Okzident das Christentum gebracht h a t . I n der römischen Kirche wirkt überhaupt der lateinische Geist am unmittelbarsten, wenn auch nicht ungebrochen fort als gestaltende Macht der Gegenwart. Wesentlich auf der Durchdringung des Christentums mit diesem Geiste beruht die unleugbare Tatsache, d a ß der Katholizismus, der im politischen und geistigen Leben Europas um 1800 ausgespielt zu haben schien, seit Jahrzehnten wieder ein Faktor von wachsender Bedeutung in der Rechnung der Staatsmänner und in der geistigen Bilanz unserer Kultur ist. Der lateinische Geist ist der Geist der Stabilität und der Organisation. Das neuerdings gesteigerte Interesse der auf dem Individualismus beruhenden protestantischen Welt an der katholischen Lösung des Problems der Gesellschaft, der Masse und der Erziehung ist im tiefsten Grunde ein neues Interesse unserer Gegenwart an den unentbehrlichen Eigenschaften Roms. Der Platz der Antike im Aufbau der katholischen Kirche ist seit dem späten Altertum unverrückbar derselbe. Sie ist die Hüterin der klassischen Tradition. Auf dem Stuhle Petri sitzt zurzeit ein Gelehrter und Humanist, dessen ganzes Leben der Pflege und treuen Bewahrung des in den päpstlichen Handschriftensammlungen ruhenden Schatzes der antiken Überlieferung geweiht war. Das ist eine Tatsache von symbolischer Bedeutung. Vergebens 151

h a t man von humanistischer Seite zu leugnen gesucht, daß die Trennung des Erasmus von Luther ein typischer Vorgang in unserer Ceistesgeschichte war. Das geistige H a u p t des Humanismus fühlte das große Bildungserbe der Antike bei der Kirche am sichersten geborgen gegen die Gefahr eines neuen Bildersturms, des Bildersturms der reinen Innerlichkeit, wenn eines Tages hinter dem Ethos dieser radikalen Innerlichkeit nicht mehr die klare und weite Erkenntnis des griechischen Logos stehen würde, sondern nur noch der enge Verstand des kleinbürgerlichen Nützlichkeitsfanatismus. Der kirchlich-lateinische Humanismus ist denn auch bis heute der ruhende Pol der Stellung der Antike in unserer Kultur geblieben und zur Zeit ihre stärkste reale Machtposition. Es ist kein Zufall, daß die Wiederentdeckung der Griechen vor hundert Jahren ein Werk des protestantischen und insbesondere des deutsch-protestantischen Geistes ist. Das Römertum ist uns unmittelbare, lebendige geschichtliche Wirklichkeit. Wir stehen im Süden und Westen unseres Vaterlandes auf dem Boden der römischen Kultur. Am Rhein und an der Mosel wächst der Wein, den sie gepflanzt haben, ragen die mächtigen Denkmäler ihrer Tore, ihrer Thermen und Paläste. Unsere ehrwürdigsten Städte halten in ihren Namen noch den Nachhall ihres römischen Ursprungs fest. I n Tausenden deutscher Kirchen ertönt noch heute täglich beim Gebet und Opfer die feierliche Sprache Latiums, und die Liturgie wird mit dem unveränderten Zeremoniell altrömischen Kultbrauchs begangen. Das ist zwar gewiß nicht „Humanismus", aber es ist auch lebendige Antike. Das Griechentum k a m zu uns nicht als Tradition, sondern als Idee. Es bedeutete ein Zurückgreifen auf die letzten geistigen Prinzipien aller „ K u l t u r " , als man sich von der abendländisch-römischen Zivilisation wieder der Urquelle zuwandte. Geschichte ist beides, die römische Tradition wie die griechische Idee. Wo der Bruch mit der Tradition scheinbar die Geschichte a u f h e b t , da stellt der Anschluß an die griechische Idee sie in höherem Sinne wieder her. Die Rückkehr zu den Griechen war ohne Zweifel ein Sprung. Der Protestantismus h a t die Tradition in doppelter Hinsicht übersprungen: in der Religion ging er zu der Urform des Christentums zurück, in der „ W e l t " zur Urform des europäischen Geistes, zum griechischen Kulturgedanken. Der Protestantismus bedeutet die Wieder152

entdeckung des ursprünglichen Gegensatzes zwischen dem natürlichen Menschentum der Griechen und dem überweltlichen Gottesreich. Durch die Verschärfung dieses Gegensatzes zur Prinzipienfrage wurde nicht nur der christliche Glaube aufs neue innerlich belebt, sondern auch die griechische Kulturidee in ihrer Reinheit wieder hergestellt. Natürlich kann die Menschheit niemals in ihrer Entwicklung hinter die Stufe zurückgehen, die die katholische Kirche schon durch ihre Uberbrückung des Urgegensatzes von transzendenter Religion und innerweltlicher Kultur erreicht hatte. Auch für den Protestantismus bleibt die ideale Aufgabe, die beiden Mächte wieder zu versöhnen, deren Entzweiung er seinen Ursprung und seine wirksamste Ausprägung verdankt. Aber die Gleichgewichtslage der Antike bleibt im Protestantismus im Unterschiede zu der römischen Kirche dauernd labil, wie gerade die neuerdings herrschende Richtung der evangelischen Theologie mit ihrer grundsätzlich antihumanistischen Kulturabkehr und mit der Erneuerung der radikalen Zweifel Sören Kierkegaards sehr deutlich beweist. Die Kehrseite dieser Erscheinung ist naturgemäß die sich ständig steigernde Bedeutung des Griechentums als lebendige Seele und als geistiges Gewissen unserer „weltlichen Bildung". Entscheidend ist für unsere Stellung zum Griechentum nicht die oder jene Einzelheit, sondern die Wirkung, die es als Ganzes auf uns übt. Seine Zeitgemäßheit ist dabei allerdings nicht zu verwechseln mit Modernität. Ich sagte, die Besinnung auf das Griechentum war für den Protestantismus ein Ringen um den Sinn der objektiven Kulturidee. Sie war das unerläßliche Komplement der neuerwachten religiösen Innerlichkeit. Durch die Verinnerlichung wird der Wert des Lebens für den Menschen unserer Tage an die immer weiter gehende Steigerung und Bewußtwerdung der Individualität geknüpft mit einer solchen Einseitigkeit, wie sie dem griechischen Geiste fremd ist. In diesem modernen Subjektivismus hat nicht nur unsere religiöse, sondern unsere ganze neuere Geisteshaltung ihre Wurzel. Im gegenwärtigen Moment, wo wir aus der Kontinuität unserer Geschichte herausgerissen sind und neue Formen sich noch nicht gebildet haben, wird die Begegnung mit den Griechen uns von neuem ein Weg zur Selbstgestaltung. Nicht um die Entlehnung fertig vorgebildeter Form handelt es sich wie für den Klassizismus, es geht uns auch nicht wie Nietzsche 153

oder Bachofen um die romantisierende Wiederentdeckung eines irrationalen, neudionysischen, „vorsokratischen" Menschentums inmitten einer intellektuell verdünnten, mechanisch gewordenen Kultur, sondern u m das Selbstverständnis und um den Selbsta u f b a u des geistigen Menschen in der Grundstruktur seines Wesens. Man vermißt jetzt häufig an den Werken der Griechen den Willen zum individuellen Ausdruck des Innern, das psychologisch Reizvolle, die Seele, wie wir sie verstehen. Aber dieser scheinbare Mangel hängt mit der Grundbeschaffenheit, mit der höchsten Stärke des griechischen Geistes zusammen. Zugegeben, daß die Neigung in Deutschland stark nach Dostojewski geht, nach dem Zerfließen in grenzenlosem Verstehen des eigenen Ich und des fremden D u : die europäische Welt kann n u r aus ihren eigenen K r ä f t e n organisiert und wiedergeboren werden. Die Bedeutung der Griechen f ü r uns liegt gerade in ihrer Objektivität. Sie sind die Schöpfer des objektiven, normativen Menschenbegriffs. Ihre Geistesgeschichte ist der A u f b a u einer Formenwelt, in der die natürlichen Gesetze des Menschen sich allseitig entfalten. I n unserem Subjektivismus liegt unser Anderssein, aber auch der Grund unseres dauernden Bedürfnisses, uns an den Griechen wieder zum Ganzen zurückzufinden. Wenn wir uns in unserer gesteigerten Sensibilität aus der Dürre und Starre der Zivilisation in die reine Beschaulichkeit des Ostens, in die freischwebende Innerlichkeit zurückziehen, es bleibt doch Flucht vor der Wirklichkeit, letzten Endes Schwäche. Der Weg des Humanismus bleibt: darum zu kämpfen, die Formen unseres Seins von innen her mit immer neuem Safte zu durchdringen, sie ständig neu zu erzeugen aus der Wurzel, aus der sie erwachsen sind. Wenn es gestattet ist, unser heutiges Verhältnis zu den Griechen in den Hauptzweigen unsres Kulturlebens mit wenigen Strichen hier zu skizzieren, wie es durch die Kürze der Stunde geboten ist, so möchte ich das Urteil über die bildende Kunst als Philologe am liebsten denen überlassen, die hier aus eigener Lebensarbeit sprechen können. Aber vielleicht wäre es ein Fehler, wollten wir das Verhältnis des Fachgelehrten zur griechischen Kunst zum Maßstab ihrer Wirkung nehmen. Sein Standpunkt wird immer, soweit er nicht bloßer Handwerker, sondern ein innerlich berufener Deuter seines Gegenstandes ist, ein gleichsam zeitüberlegener sein, 154

wenn er dabei auch keineswegs unabhängig von der Geschmacksrichtung der Gegenwart bleiben kann. Die K u n s t h a t auf den ersten Blick den unendlichen Vorzug, daß sich ihrem Betrachter nicht wie bei der Literatur eine fremde Sprache als Hindernis in den Weg stellt. Ihre Einladung ergeht an alle empfänglichen Seelen. Und es wird gewiß niemals eine Zeit kommen, wo das Wunder der griechischen Form nicht von einer stillen Gemeinde als etwas Göttliches empfunden und verehrt werden wird. Gerade in der Wirkung auf das künstlerisch nicht geschulte, aber auch nicht verbildete Gemüt bewährt die griechische K u n s t auch heute ihre K r a f t , den Geist des Altertums zu übersetzen in die Dimensionen des Sichtbaren. Aber auch die Sprache des Auges h a t ihre Grammatik, und schon Heraklit sagt: Unbrauchbare Zeugen sind den Menschen Augen und Ohren, wenn sie Barbarenseclen haben, das heißt, wenn ihr Inneres unfähig ist, die Aussagen der Sinne sich zu verdolmetschen. Unleugbar ist für den, der in der künstlerischen Sehform unserer Zeit die Welt zu empfinden gelernt h a t , der hellenische Formgeist eine Fremdsprache, die mit ihren Kunstdialekten erst angeeignet werden muß, ehe man ihre Werke innerlich versteht. Das trügerische, allzu vertrauliche Nahgefühl des Klassizismus ist heute einer respektvollen Distanz gewichen, die vielleicht das erste Vorzeichen einer neuen tieferen Erfassung des Wesens der griechischen Form ist. Das Klassische und seine erhabene Harmonie ist uns nicht mehr das Selbstverständliche, schon Banale. Es ist uns wieder zum Problem geworden. Man kann die zunehmende Bekanntschaft unserer Zeit mit den Formwelten der Exoten und der vorgriechischen Völker in diesem Betracht gar nicht genug preisen, denn sie bringt uns die Einzigartigkeit des Phänomens der hellenischen F o r m erst wahrhaft zum Bewußtsein. Aber der Augenblick, wo das eigene künstlerische Wollen unserer Zeit sich wieder aus innerstem Bedürfnis den Griechen zuwendet, ist, wenn ich recht sehe, von einzelnen Ausnahmen abgesehen noch nicht in Sicht. Ich sagte vorhin: diesmal wird nicht das Ästhetische der Ausgangspunkt unserer Hinwendung zur Antike sein. Auf keinem Gebiet ist die Ästhetisierung unseres Lebens restloser durchgeführt als in der modernen Kunst. Sie ist in ihren Vorzügen wie in ihren Schwächen ganz der Ausdruck individueller ästhetischer Emotionen, sowohl f ü r den 155

schaffenden Künstler wie f ü r das genießende Publikum. Das Symbol des ästhetischen Relativismus unserer Generation ist Fleurs chinesisches Zimmer in Galsworthys Weißem Affen. Wir können aber kein griechisches Zimmer nach diesem Muster einrichten, sondern wir müssen nach dem Worte des Seneca „gesammelt den Tempel betreten", wo die Götter dieser Kunst ihren Platz haben. Ein ästhetisches Sensorium, welches alles feinfingrig zu ertasten vermag, Chinesisches, Indisches, Ägyptisches, ist schon zu weit spezialisiert, zu sehr losgelöst von der geistigen Totalität menschlichen Wesens, u m f ü r die große ethische und religiöse Gesinnung der griechischen Kunst den genügend umfassenden Blickpunkt zu gewinnen. Ein moderner Winckelmann würde nicht von der Kunst, von der Morphe aus den Weg zum Hellenischen suchen, sondern von den Geistesschöpfungen ausgehen, in denen diese unteilbare Einheit aller K r ä f t e des Geistes einen zwar weniger f ü r alle sinnfälligen, aber expliziten Ausdruck findet, von der Literatur, von dem Logos. Man würde heute allerdings auch in der Literatur wohl nicht mehr von Euripides oder von der feinen hellenistischen K u n s t der Seelenmalerei aus einen sozusagen unmittelbaren Zugang von der Moderne zu den Griechen suchen. Wir empfinden die „Modernit ä t " dieser Dinge doch immerbin als zu sehr behaftet mit Zeitgeschichtlichem. Sie setzen einen Leser voraus, wie Anatole France ihn schildert, mit bereits hochentwickeltem historischen Zeitgefühl und mit der inneren Bereitwilligkeit, sich dem Fremdartigen hinzugeben. Ihre Problematik ist der modernen verwandt, aber doch immerhin zu entfernt, u m unmittelbar auf den nichtphilologischen Menschen zu wirken. Sie ist gleichsam von vorgestern: in diesem Falle t r i f f t der oft gezogene, etwas unglückliche Vergleich des Euripides mit Ibsen vielleicht einmal zu. Aber mit Aischylos und Sophokles kann heute jeder großstädtische Bühnenleiter — ohne Zweifel auch ohne die zeitgemäße Verstümmelung — allabendlich mühelos die lereen Kassen und Plätze seines Theaters füllen. Es ist eine merkwürdige Erfahrung — unsere deutschen Klassiker lassen uns die hundert Jahre, die uns von ihnen trennen, nur allzu oft als Schranken ihrer Wirkimg fühlen: wie kommt es, daß in dem gleichen Maße, wie wir Schiller oder Racine als altertümlich empfinden, Homer und die attischen Tragiker sich zu 156

verjüngen scheinen ? Daß wir bei K a n t in jedem seiner gezirkelten Sätze den Sohn des Aufklärungszeitalters spüren, während Piatos philosophische Dichtungen im Reichtum unendlicher fruchtbarster innerer Beziehungen zur Gegenwart erblühen ? Eine der eigentümlichsten Erscheinungen unserer im ganzen so unliterarischen Jugend ist die geistige Auferstehung Friedrich Hölderlins: sie ist undenkb a r ohne ein verwandtes Fühlen dieser Generation f ü r die Griechen als den ewigen Jungbrunnen des poetischen Geistes. Die griechische Poesie ist geboren aus der Ehe des Mythos und der Idee. Darin liegt ihre überzeitliche, übernationale Gegenwart. D a r u m kehren wir stets zu ihr zurück, wenn wir selbstkritisch nach dem tiefsten Wesen und Recht alles Dichterischen fragen. Diese Frage h a t unsere Zeit wieder aufgeworfen, als sie an sich selbst die alarmierende Erfahrung machen mußte, daß ihr über Nacht die literarische Produktion ganzer, eben noch hoch gefeierter Generationen ins Wesenlose versank. Sie h a t mit neuem Ernst nicht n u r die Frage nach den Voraussetzungen alles wirklichen geistigen Schaffens und aller wahrhaft fruchtbaren Wirksamkeit des Geistes, nach den Bedingungen der Existenz des wahren Dichters und seines Werkes, sondern die Frage nach dem Sein ü b e r h a u p t gestellt. Sie drängt wieder aus der bloßen Empirie zur echten Philosophie. Alle lebendige Philosophie ist aber notwendig historisch, und so sind mit einem Schlage jetzt für uns Heraklit, Plato, Aristoteles wieder aktuelle geistige Mächte, nicht mehr bloße Philosophiegeschichte wie noch zur Zeit des Naturalismus vor fünfzig Jahren. Die Bewegung geht nicht von den abstrakten philosophischen Schulproblemen aus, sondern sie entspringt der wachsenden Spannung zwischen der modernen Wissenschaft und dem Leben. Man darf sich hier an eine Vorahnung des Grafen Yorck v. Wartenburg in seinem denkwürdigen Briefwechsel mit Wilhelm Dilthey erinnern: „Das Praktischwerdenkönnen ist j a n u n allerdings der eigentliche Rechtsgrund aller Wissenschaft. Aber die mathematische Praxis ist nicht die alleinige. Die praktische Abzweckung unseres Standpunktes ist die pädagogische im weitesten und tiefsten Wortsinn. Sie ist die Seele aller wahren Philosophie und die Wahrheit des Plato und Aristoteles". Jede Besinnung der Wissenschaft auf ihre unzerstörbaren Lebenswurzeln f ü h r t in der T a t zurück auf diesen ihren 157

schöpferischen Augenblick, auf die kritische Situation, aus der die Akademie Piatos, die Stammutter aller hohen Schulen der Wissenschaft, als Stätte der Forschung und Lehre gegründet wurde. Es war der Moment der griechischen Geschichte, wo der wissenschaftliche Geist sich nach einer Periode ausschließlicher Vorherrschaft der Naturforschung und Naturspekulation der drängenden praktischen Aufgabe zuwandte, das soziale Problem des aus den Fugen gehenden Lebens architektonisch zu bezwingen, die chaotisch-selbstherrlichen Kräfte des gesellschaftlichen Organismus durch die Macht der Erkenntnis unter einem allgemein gültigen obersten Werte neu zu binden. Noch jede europäische Bildungszeit, die große sozialerzieherische Aufgaben zu lösen hatte, führte mit innerer Notwendigkeit zur philosophischen Renaissance des Plato und Aristoteles: denn nie wieder ist vorher oder nachher eine Philosophie so unmittelbar aus der Problematik des praktischen Lebensaufbaus erwachsen oder hat die geistige Gestaltung der Wirklichkeit so nachhaltig und grundlegend beeinflußt. Die Analogie unserer Lage mit derjenigen, aus der Piatos Philosophie entsprang, geht aber viel weiter. Das pädagogische Problem, das ist für Plato das Problem des Staates. Sokrates, der strenge Frager, der Sucher der wachbewußten, geistgeschauten Lebensnorm, ist für ihn der einzige wirkliche Politiker seiner Zeit, denn er hat das Grundproblem bei seiner Wurzel gefaßt, das Problem der menschlichen Gemeinschaft. Fern dem lauten Parteigetriebe der sogenannten Realpolitik hat er die neue Grundlegung des Staates vollbracht, die Wiederherstellung des Staates aus der Idee, als des Kosmos der höchsten menschlichen Werte. Auch bei uns Deutschen findet der Wille zum Staat heute, wo seine traditionelle Form zerbrochen ist, in der Idee seine festeste Bindung. Plato gibt uns das Beispiel eines kritischen Denkens, das die Geschichte nicht rationalistisch auflöst, sondern aus der aufrichtigen Dialektik ihrer widerstreitenden Kräfte mit bildnerischer Gestaltungsmacht die versöhnende höhere Einheit formt. So wird Plato uns nicht nur der ewige Führer zur Philosophie und Wissenschaft in ihrem wahren und geistigen Sinne, sondern er ist uns der Erzieher zum Staat und zum bewußten Lebensaufbau, der gesetzgebende Schöpfer und Hüter des europäischen Kulturgedankens. 158

Das ist der Sinn der geistigen Gegenwart der Antike. Wir sollen gewiß nicht als Philologen und Archäologen in den Fehler verfallen, das Vergangene wieder lebendig machen zu wollen, das Zeitliche als absolut zu setzen. Aber unsere Beschäftigung mit dem Altertum ist auch nicht n u r selbstgenügsames Spiel, gelehrter Sport oder bloße Demonstration der Pietät. Sie ist selbst eine der kraftvollsten Äußerungen unserer inneren Lebendigkeit. Die Dauer der Antike und ihre neue Gegenwart beruht auf dem Gesetz das alles Leben regiert: dem Gesetz der ewigen Wiedergeburt. „ D e n n wie der Frühling wandelt der Genius von Land zu L a n d . " Die Wissenschaft des menschlichen Verstandes vermag das geschichtliche Leben nicht zu lenken, sie kann ihm n u r in Ehrf u r c h t lauschen. Sein immer strömender verborgener Urgrund ist das Menschenherz in dem geheimnisvolle R h y t h m u s seines Alterns und seiner Auferstehung. Zwei Quellen sind es, aus denen uns Wiedergeburt strömt, die eine ist die Freude, die andere der Schmerz. Wir Deutschen brauchen nicht zu fragen, aus welcher der beiden Quellen unsere tiefe Sehnsucht nach neuer innerer Nähe der Antike fließt. Weh! weh! Du hast sie zerstört, Die schöne Welt, Mit m&chtiger Faust; Sie stürzt, sie zerfällt! Ein Halbgott hat sie zerschlagen! Wir tragen Die Trümmer ins Nichts hinüber, Und klagen Über die verlorne Schöne. Mächtiger Der Erdensöhne, Prächtiger Baue sie wieder, In deinem Busen Baue sie auf! Neuen Lebenslauf Beginne Mit hellem Sinne, Und neue Lieder Tönen darauf!

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FESTOPER. Mittwoch, 24. April, abends 8 Uhr. Die Stadt Berlin veranstaltete zu Ehren der Hundertjahrfeier eine Festoper, bei der Glucks „Orpheus und Eurydike" im Städtischen Opernhause zur Aufführung gelangte. Es sangen: Frau Sigrid Onegin den Orpheus, Frau Maria Rajdl die Eurydike, Fräulein Marguerite Perras den Eros. Die musikalische Leitung h a t t e Herr Robert F. Denzler übernommen. Der Oper wohnten in der Mittelloge, empfangen durch Herrn Oberbürgermeister Boeß, S. Kgl. Hoheit Prinz Ferdinand von Savoyen-Genua, der Kgl. Italienische Botschafter Graf Aldrovandi-Marescotti, der Botschafter der Union der Sowjet-Republiken Herr Krestinski mit Gattin, Herr Reichskanzler Müller mit Gattin, Herr und Frau Dr. Stresemann bei. I n den Logen des Ersten Ranges hatten die meisten Mitglieder des diplomatischen Korps Platz genommen. Nach der Oper hatten die Zentraldirektion und die Gesellschaft der Freunde des Archäologischen Instituts die Delegierten der Auswärtigen Regierungen zu einem Abendessen im Hotel Esplanade eingeladen. Auch S. Kgl. Hoheit Prinz Ferdinand von Savoyen und eine Reihe von Mitgliedern der Regierungen des Reiches und der Länder waren der Einladung gefolgt. Die Mitglieder des diplomatischen Korps waren fast vollzählig erschienen. Führende Vertreter der Finanz, der Wirtschaft und der Wissenschaft nahmen an dem Essen teil. Für die Zentraldirektion und die Gesellschaft der Freunde des Instituts begrüßte der Erste Direktor des römischen Instituts, Herr Curtius, die Gäste, in deren Namen der Kgl. Italienische Botschafter Graf Aldrovandi-Marescotti in einer Rede antwortete, die in einem Hoch auf den Herrn Reichspräsidenten v. Hindenburg ausklang.

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ZWANGLOSES ZUSAMMENSEIN IM BANKETTSAAL DES „RHEINGOLD" Donnerstag, 25. April, abends 8,30 Uhr. Nachdem die Arbeiten der Tagung f ü r Ausgrabungen in den Sektionssitzungen des letzten Nachmittags ihren Abschluß gefunden hatten, vereinigten sich die Teilnehmer am Abend des 25. April im Bankettsaal des „Rheingold" zu einem Zusammensein, das unbeengt von jedem offiziellen Programm nur den menschlichen Beziehungen und dem persönlichen Gedankenaustausch gewidmet war. I n später Stunde folgte ein Teil der Anwesenden der Einladung zu einem Empfang, den der Kgl. Ungarische Kultusminister Graf von Klebelsberg in den Räumen des Institutum Hungaricum veranstaltete.

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Archiologisches l u s t i t u t , Hundertjahrfeier

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INTERNATIONALE TAGUNG FÜR AUSGRABUNGEN

ERÖFFNUNGSSITZUNG Montag, 22. April, nachmittags 3,30 Uhr. Plenarsitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses. Begrüßungsansprache durch den Präsidenten der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, S. Exz. Herrn Staatsminister a. D. S c h m i d t - O t t : Königliche Hoheit! Hochverehrte Anwesende! Wenn ich von der Leitung des Archäologischen Instituts beauftragt bin, Sie hier zu begrüßen, so verdanke ich das zweifelsohne dem Umstände, daß ich mehr als dreißig J a h r e als Glied der Preußischen Wissenschaftsverwaltung der Förderung deutscher Ausgrabungen dienen durfte und seitdem im Rahmen der Notgemeinschaft auch vielfach zu gleicher Tätigkeit zurückgekehrt bin. Sic wissen, daß Deutschland vor dem Kriege an den Weltausgrabungen, vor allem in Griechenland und im Orient, vollgemessenen Anteil gehabt h a t . Es ist mir eine besondere Freude, daß wir unter uns Herrn Professor Dörpfeld begrüßen können, in dem wir einen Meister aus der Frühzeit der Ausgrabungen schätzen und dessen Vortrag über Olympia wir morgen hören sollen. I n der schwierigen Lage nach dem Kriege h a t die Notgemeinschaft, die es sich zum Ziel gesetzt h a t , der deutschen Forschung die Teilnahme am internationalen Wettkampf zu ermöglichen, es f ü r ihre Pflicht gehalten, wenigstens die wichtigsten vor dem Krieg begonnenen Unternehmungen zum Ende zu führen, weil sie das der gesamten Wissenschaftswelt schuldig zu sein glaubte. So h a t sie die Ausgrabungen in Didyma vollendet, die in Pergamon, Tiryns, Ephesus — letztere mit den Österreichern — weitergeführt, andere wie die in Trier unterstützt, neue Aufgaben aber nur zaghaft und auch zum Teil auf Grund älterer Verpflichtungen in Angriff genommen, wie in Warka und Ktesiphon. Soweit es die sehr beschränkte Finanzlage gestattet, wird die Notgemeinschaft auch weiter Deutschlands besondere Gaben und das Können deutscher Forscher in den Dienst solcher großen, die ganze Welt berührenden Aufgaben zu stellen b e m ü h t sein. Zwei Tatsachen sind es, die mir in dieser Arbeit besonders entgegengetreten sind: erstens daß die Ausgrabungstechnik in 165

den letzten Jahrzehnten einen gewaltigen Aufschwung genommen h a t . Daraus erwächst allen Ausgrabungen auch anderen Nationen gegenüber eine neue und ernste Verantwortung. Wer der neuen Schichtenforschung, einer wahren Kunst, nicht zu genügen weiß, sollte es nicht wagen, die schützende Mutter Erde durch R a u b b a u zu verunglimpfen. Deutschland wird sich dieser Verantwortung b e w u ß t sein. Sodann aber ein anderes, was mir noch wichtiger erscheint. Die wissenschaftliche Bodenforschung soll nicht Museumsschätze sammeln, auch nicht allein die heilige Flamme der klassischen Schönheit nähren, die uns Exzellenz v. Wilamowitz in wundervoller Weise ins Herz gerufen h a t . Noch weniger darf sie auch im Anblick des Pergamonaltars dem Dichterworte folgen: „Wie ganz anders, anders war es da, als man Deine Tempel noch bekränzte, Venus Amathusia!" J e mehr die vorhandenen literarischen und inschriftlichen Zeugnisse versagen, muß sie neue dem Boden zu entreißen trachten und das ganze geistige Leben vergangener Völker uns vor Augen zu rücken bemüht sein. Dabei kommen auch die wirtschaftlichen Verhältnisse zur Geltung, aus denen wir auch für die Jetztzeit lernen können, und die technischen Leistungen, die noch heute unser Staunen wachrufen. Vor allem aber soll die Forschung uns auch in die sozialen Nöte und Kämpfe Einblick gewähren, die alte Zeiten wie die heutigen bewegt haben. Sie soll uns lehren, wie zu Zeiten Völker in der Kraft des religiösen Gedankens oder durch eigenen Trotz ihr Schicksal gemeistert haben. Wenn wir so den Völkerbewegungen, dem Aufstieg und Vergehen der Völker, nachzuforschen suchen, so wird sich immer von neuem erweisen, daß nicht Sieg und Niederlage das Menschenschicksal entscheiden, sondern daß nur die Völker geistiges und nationales Leben einbüßen, die sich selbst aufgegeben haben, eine Mahnung, die auch dem deutschen Volke in seiner heutigen Lage nicht verloren gehen darf. I n diesem Bewußtsein aber dürfen wir uns auch das Dichterwort zu eigen machen: Unter demselbigen Blau, über dem nämlichen Grün Wandeln die nahen und wandeln vereint die fernen Geschlechter, Und die Sonne Homers, siehe, sie lächelt auch uns.

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Die Sonne Homers möge auch Ihrer Arbeit lächeln. Sie möge Ihre Verhandlungen erleuchten, daß sie nicht n u r das gemeinsame Verstehen der Völkervergangenheit, sondern zugleich das gegenseitige Verstehen der Völker suchen, wie es Ziel und Frucht aller echten Wissenschaft ist. Möge die völkerverbindende Macht der Archäologie, die gestern gepriesen ist, sich auch in dem Fortgange Ihrer Ausgrabungsarbeiten bewähren. So heiße ich Sie namens der gesamten deutschen Wissenschaft von Herzen willkommen.

SEKTION 1. ROM UND IMPERIUM ROMANUM Plenarsitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses. Deutsche Vorsitzende: Direktor Lehner, Bonn. Professor Noack, Berlin. 1. SITZUNG* Montag, 22. April, nachmittags 4 U h r bis 6,30 Uhr. Ehrenvorsitzende : Generaldirektor Paribeni, Rom. Professor Loewy, Wien. PROFESSOR FERDINAND NOACK, BERLIN: Ich habe die Ehre, die erste Sitzung der römischen Sektion der Internationalen Tagung f ü r Ausgrabungen zu eröffnen. Das säkulare Fest, das den Anlaß zu dieser Tagung, zu diesem convegno di scavi e scavatori fortunati gibt, h a t die Bedeutung Roms als der Geburtsstätte und Heimat unseres Instituts wieder lebhaft vor Augen geführt. Wie da vor hundert Jahren die ewige Stadt der unvergleichliche Ausgangs- und Sammlungspunkt der archäologischen Wissenschaft war, der Winckelmanns souveräner Geist den ersten Weg gewiesen, so ist es heute wieder zu einem lebensprühenden, mächtigen Mittelpunkt der Altertumswissenschaft und der Archäologie im besonderen geworden, dokumentiert schon äußerlich durch die Zahl der wissenschaftlichen Institute, • E i n für diese Sektion vorgesehener Vortrag von Herrn G. C h e n e t , Le Claon près les Islettes (Meuse), über die Sigillatatöpfereien in den Argonnen wird in der „Germania" gedruckt werden.

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die, z. T. mit großen Bibliotheken, vorzügliche Arbeitsstätten sind. Wir danken es vor allem aber auch der intensiven, vielfältigen Arbeit der italienischen Kollegen, wir danken es den großen Unternehmungen, die sich der Initiative und starken Förderung der italienischen Regierung erfreuen. Die archäologischen Institute, die die Gastfreundschaft Italiens genießen, das unsrige vor allem, nehmen mitarbeitend, jedes in seiner Weise und in seinen Grenzen, dankbar daran lebhaftesten Anteil. Come espressione di quel saldo vincolo che unisce già da un secolo il nostro istituto colla città eterna, io sono lieto di salutare, a nome di tutti, gli illustri esponenti della scienza archeologica italiana. Rivolgo ai rappresentanti del governo italiano qui convenuti il nostro ringraziamento, in particolare a S. A. R. il Principe di Udine per averci voluto onorare della sua alta presenza, formulo infine l'augurio vivissimo perché questa ricorrenza segni per il nostro istituto il principio felice di un secondo secolo, ancor più felice, di vita. GENERALDIREKTOR ROBERTO PARIBENI, ROM: RESTAURI DI ANTICHI MONUMENTI IN ITALIA. Il dottor Paribeni, dopo aver fatto rilevare la gravità e la difficoltà dell' obbligo d'onore che l'Italia ha di conservare per lo studio e per la gioia degli uomini colti di tutto il mondo gli innumerevoli monumenti della sua storia e della sua arte, e dopo aver notato, come la lunga consuetudine alla cura di questi monumenti ha dato singolare abilità, perìzia, senso di rispetto storico e gusto artistico ai funzionari incaricati di questi delicati lavori, riferisce su alcuni lavori di restauro recentemente compiuti in Italia. Tali sono i restauri del tempio di Eracle ad Agrigento e del tempio C di Selinunte, di case, di tetti, di logge a Pompei, della cosidetta tomba di Virgilio a Napoli, di case e di horrea ad Ostia. Anche maggiori cure e più ingenti spese hanno richiesto i monumenti del medio evo più numerosi e spesso meno robustamente costruiti. Restauri importanti si sono compiuti in tutta Italia. Per ragioni di brevità il relatore riferisce solo su quelli della cattedrale di Trieste, della basilica Eufrasiana di Parenzo, di 168

alcune chiese e palazzi comunali dell' Umbria, del castello Angioino e di grandi chiese in Napoli, della basilica di S. Nicola a Bari. Nessun lavoro però richiese gli ardimenti, la tenacia, le ingenti spese della cattedrale e di altri due nobili chiese di Messina che il tremendo terremoto del 1908 aveva ridotto in polvere e cbe un pazientissimo lavoro di venti anni restituirà nel prossimo agosto complete all' appassionato amore dei Siciliani, all' ammirazione dei visitatori. PROFESSOR ARDUINO COLASANTI, ROM: TESORI DEL SOTTOSUOLO ARCHEOLOGICO IN ITALIA. Rivendicare dall'abbandono e dalla dimenticanza i monumenti famosi dell'antichità, cercar di strappare i suoi segreti al suolo, il quale, interrogato, risponde ora con segni misteriosi e oscuri, ora con inattese rivelazioni, proporre ogni giorno questioni nuove alla nostra mente, scrutare la verità nelle deformazioni del mito, liberare per sempre il passato da ogni germe di morte per mutarlo in una presente imagine di vita, tutto ciò s'impone a noi non solo come dovere di popolo latino, ma come obbligo di una età colta e civile. E questa la ragione per la quale durante i nove anni in cui io tenni l'ufficio di Direttore Generale delle Antichità e Belle Arti io volli che gli scavi in Italia assumessero uno sviluppo intensissimo, del quale i capisaldi sono le grandi imprese di Ercolano e di Nemi, che io, avendole pubblicamente annunziate fino dal 1920, ho avuto l'onore di promuovere e di iniziare e che il mio successore Roberto Paribeni saprà meglio di me continuare e compiere. La materia è tale e tanta, che io non potrei riferire su tutto neppure se volessi ridurmi a fare una semplice enumerazione. Ma poiché si tratta di cose in gran parte ormai note, io, in omaggio a questa celebrazione che vuol consacrare ancora una volta la fraternità della scienza italiana e di quella tedesca — come il Professore Paribeni, a me succeduto nell'ufficio di Direttore Generale nel novembre 1928, ha or ora illustrati i numerosi restauri di monumenti compiuti dall'Amministrazione nell'ultimo decennio —vi esporrò sommariamente i risultati ottenuti in questi ultimi tempi. Essi comprendono un lavoro che va dall'estremo nord all' estremo sud della penisola, da Bolzano e dai Balzi Rossi a Agrigentum, nessuna regione esclusa. 169

Ognuno di voi sa come spesso avvenga che si ritrovi quello che non si cercava ; così mentre a CollalLo, presso Bolzano, riprendendo le indagini già quattordici anni or sono iniziate dal Menghin dell'Università di Vienna, si cercava una palafitta e si rinvenne invece un villaggio di struttura nuova e singolare, ad Agrigentum si cercava un Teatro greco e si trovarono invece delle abitazioni romane di età t a r d a e la costruzione di un tempio greco del sesto secolo. Ma in occasione di questi scavi si potè determinare che il così detto Oratorio di Falaride è un Heroon del primo secolo avanti Cristo e vennero trovati numerosi resti architettonici e suppellettili votive presso il tempio di Giunone e quello di D e m e t r a ; anzi di quest'ultimo venne confermata l'attribuzione e accertato il carattere e la struttura. Ancora più importanti sono i risultati ottenuti dall'ispettore Pirro Marconi nell'Olimpieion. Tutti sanno che cosa siano i giganteschi Telamoni da quello che Vitruvio ne lasciò scritto : „Si qua virili figura signa mutulos aut coronas sustinent, nostri telamones appellant, Graeci vero eos atlantas vocitant". E dai tempi del Serradifalco in poi si ricordano come i più antichi, colossali e caratteristici Telamoni quelli dell'Olimpieion di Girgenti. Ma se di essi riconoscevano i frammenti superstiti, se ne ignorava la precisa ubicazione e, di conseguenza, la funzione specifica. Il Marconi ha dimostrato che i Telamoni erano situati contro il muro esterno del tempio e propriamente nel centro di ogni intercolunnio esteriore, perchè l'Olimpieion, anziché da un peristilio era circondato da un muro pieno, al quale erano addossate semicolonne all' esterno e pilastri piatti all'interno. Ma i Telamoni non avevano soltanto una funzione decorativa; miravano invece a diminuire fra i due capitelli la spinta del colossale architrave, scaricandola, per mezzo di una robusta mensola, sulla parte inferiore del muro. La esecuzione dei Telamoni, che deve porsi fra il 480—470 a. C., conferma la cronologia tradizionale che vuole l'Olimpeion, come in generale i grandi templi agrigentini, costruito subito dopo la battaglia d'Imera. Conclusioni importanti perchè, mentre confermano in gran parte la ricostruzione ideata dal Koldewey e dal Puchstein, distruggono l'ipotesi del D u r m e dello Choisy, che ponevano i Telamoni nell'interno della cella.

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Sempre in Sicilia, per opera del senatore Orsi e dell'architetto Valente, che già qualche anno addietro aveva rialzate in Agrigentum le colonne a b b a t t u t e del tempio di Ercole, giovandosi della cospicua elargizione di un connazionale residente all'estero, si è in gran parte provveduto al risollevamento del grandioso tempio e dell'acropoli di Selinunte. Nell'anno medesimo in cui era f a t t o console l'alano Ardaburio, padre di quell'Aspar che lasciò nei pressi di Cosa il suo magnifico clipeo d'argento, ornamento oggi del Museo fiorentino, Rutilio Namaziano abbandonava con uno schianto del cuore Roma, regina pulcherrima mundi, costeggiando sulla piccola cymba il litorale maremmano che doveva già essergli noto da quando suo padre Lachenius era stato in Toscana proconsole. E costeggiando, vede e rivede le incustodite rovine dell'antica e desolata Cosa e ricorda che da essa dovettero già da tempo emigrare gli abitanti. Dicuntur, egli esclama, muribus infestos deseruisse lares. Ridicola e strana questa storia di abitanti costretti ad abbandonare la loro città infestata dai sorci. Ma così già si raccontava nel 419; l'esodo della piccola città doveva quindi essere avvenuto in tempo allora già quasi lontano. Però se la cerchia delle foeda moenia, come Rutilio le chiama, benché esse rappresentino per noi uno dei più insigni esempi di turrite mura etnische era già da tempo deserta, non così doveva essere del t u t t o per le sue ville suburbane, se vi potè restare abbandonato, molti anni dopo, il clipeo di Ardaburio. Di una villa cosana già da tempo si erano trovate le reliquie, ma recentemente, colà appunto presso il lido del mare, in vicinanze di Torre Tagliata, sono venuti alla luce nuovi resti monumentali e nuove suppellettili che confermano l'esistenza di una grande villa romana : villa vasta e sontuosa perchè si sono trovati i suoi horrea e sopra t u t t o numerosi marmi orientali e africani che dovevano portare splendore a quegli ambienti fastosi e festosi. Come la mania delle ville era nell'antica Roma il lusso preferito dei grandi e dei ricchi, gli umili avevano, come è noto, la passione dei giuochi e del teatro. Ne seppero qualche cosa i due grandi amici di Cicerone, Roscio, il famoso comico, e sopra t u t t o Esopo, il più grande dei tragici romani, che potè lasciare al figlio venti milioni di sesterzi. Teatri e anfiteatri esistono anche nelle minori città d'Italia e delle loro condizioni si è preoccupata l'Amministrazione 171

delle belle arti, la cui opera si è portata particolarmente sui teatri di Ferento, di Ostia, di Benevento, di Gioiosa Jonica e sugli anfiteatri di Verona, di Rimini e di Santa Maria Capua Vetere. Mentre l'anfiteatro di Rimini ha restituito parte delle scalinate, i grandiosi sottoscala e le arcate superstiti del perimetro esterno, il bel teatro ostiense di Agrippa, il quale con pochi altri (quelli di Augusta Raurica, di Libarna e di Simitthu in Africa) presenta la curiosa singolarità di un corridoio d'ingresso centrale, voltato, di fronte alla scena, è stato a d a t t a t o a ospitare rappresentazioni classiche, e anche i lavori dell'anfiteatro di Santa Maria Capua Vetere sono stati rivolti all'esplorazione e al riassetto completo di quel monumento vastissimo, a q u a t t r o ordini, rumato dai Saraceni nell'anno 840. Nulla dico, perchè ormai noti a t u t t i degli scavi magnifici della via della Abbondanza in Pompei, dovuti a Vittorio Spinazzola che vi ha genialmente applicati metodi nuovi e che ne pubblicherà prestissimo i risultati; nè della rinnovata esplorazione di Ercolano, della quale dirà fra poco l'operosissimo Sopraintendente Maiuri. E col Maiuri noi riudremo la voce della vergine Sibilla di Cuma e coglieremo il ramo d'oro per scendere con lei nella spelonca e varcare l'eburnea porta del Sonno. La grotta della Sibilla cumana conduce il nostro pensiero a un'altra grotta che prende il nome della Sibilla e che si apre appunto sopra una v e t t a dei Sibillini, fra Norcia e Ascoli. Leggendaria anche questa e avvolta di poesia e di mistero, poiché se alla grotta Flegrea si accompagnano il nome e la visione di Enea, a questa di Norcia v a n congiunti il nome e la vicenda di Tannhauser, già vivi e secolari fra noi, come risulta dal racconto del viaggio del malizioso scrittore provenzale Antonio de la Sale, prima che essa nella seconda metà del secolo XV° apparisse nella sua forma tradizionale in Germania. Sperando che una esplorazione della grotta, delle sue vicinanze e dei suoi più riposti cunicoli potesse portare luce non solo sull'origine della famosa leggenda (che Gaston Paris volle a torto fosse impostata sopra un originario fondo celtico, mentre è da ritenersi che essa derivi da lontanissime tradizioni delle genti mediterranee) ma che essa potesse dar luce anche sulle forme e sui caratteri dei culti e dei riti primitivi e forse anche su alcuni dei problemi, ancora oggi controversi, 172

concernenti le popolazioni che abitarono la penisola prima e dopo la venuta degl'Italici, secondai molto volontieri l'iniziativa del Sopraintendente delle Marche professore Moretti, che già ebbe a scoprire sulle pendici meridionali del Tauro un'immensa grotta sacra riferibile all'età del bronzo. Purtroppo l'esplorazione della grotta della Sibilla ascolana non ha dato finora i risultati positivi che se ne attendevano. Nome carissimo a ogni italiano è quello di Aquileia, la città seconda del mondo latino che Ausonio chiamò moenibus et portu celeberrima e di cui Strabone lasciò scritto che vi si giungeva „rimontando il fiume Natisone per lo spazio di sedici stadii". Moenibus et portu — e infatti appena il direttore Brusin ebbe iniziati gli scavi, non solo le antiche mura vennero in luce, ma anche i più antichi resti del porto fluviale, con la sua banchina a grossi blocchi ben squadrati e in lieve aggetto sopra un muro verticale a lastroni, dominante il marciapiede posto a livello dell'acqua; sporgono ancora da essa, di venti in venti metri le pietre d'ormeggio, attraversate da un foro per le gomene. Non qui, infatti, le colonne d'ormeggio, come a Ostia, o i grossi anelli metallici infissi al muro, come a Fréjus, ma grosse pietre sporgenti a guisa di mensole con il foro verticale, come a Leptis Magna. Ma dove correva il fiume ricordato da Strabone e da Plinio se fra le banchine scoperte e il canale Natissa che le fiancheggia, intercede oggi uno spazio di oltre dodici metri ricolmato di cocci e da un argine a difesa delle acque ? Non a torto pensa il Brusin che probabilmente il Natisone come tanti altri corsi d'acqua a regime torrenziale, potè cambiare alveo e direzione, donde la necessità di colmare parte del letto e di sopprimere l'inutile porto che aveva dato alla città la ricchezza e la fama. E infatti dagli scavi è emerso che sopra la banchina e presso di essa sorse, durante l'impero, ma in età non precisata, t u t t o un nuovo t r a t t o delle antiche mura, spesse quattro metri, di pietrame e mattoni, che investono le banchine e le scalee. Il tempo stringe, non posso dire di t u t t o e sono costretto ad accennare di sfuggita ai lavori diretti a frenare il decadimento delle vestigia dell'antica Velia, a completare il riconoscimento di quella storica città e a metterne in luce i tre templi; alle esplorazioni condotte dal Minto negli antichi centri etruschi di Populonia, di 173

Chiusi, di Sovana, di Vulci, di Cere; allo scoprimento delle strutture del palazzo di Augusto sul Palatino; alle fortunate ricerche che hanno permesso al Moretti di rintracciare le belle mura ad andamento poligonale e le quattro porte monumentali dell'antica Settempeda; alle scoperte di tombe, di costruzioni romane, di oggetti vari avvenute in Lombardia; agli scavi condotti nelle grotte dei Balzi Rossi e in quelle di Cetona, nella speranza che qualche luce ne venga sulla dibattutissima questione dei caratteri, delle forme, dell' evoluzione del paleolitico superiore in Italia e dei suoi rapporti col paleolitico francese da una parte, col Capsiano dall'altra; all'esplorazione di una vasta necropoli romana a Zara, databile alla prima metà del primo secolo. Voglio più tosto fermarmi un poco sui mirabili rinvenimenti avvenuti presso Comacchio, argomento importantissimo anche dopo quello che se ne è lucidamente scritto dal Ducati. Nell'aprile dell'anno 1922, mentre per la bonifica della valle Trebba si compiva lo scavo di alcuni canali, si rinvennero dei vasi greci dipinti. Immediatamente avvertito e resomi conto della eccezionale importanza della scoperta, ordinai dapprima l'esecuzione di larghi saggi, poi feci iniziare l'esplorazione regolare della valle. Lo scavo offre specialissime difficoltà, perchè—rimossi spesso o coperti dalla melma i rozzi ciottoli fluviali indicatori—la presenza delle tombe nel sottosuolo è soltanto vagamente denunciata dall'ondulazione del terreno, che segna in modo generale l'andamento delle antiche dune. Inoltre, mentre le tombe a inumazione si rinvengono a una profondità che oscilla intorno a un metro, la falda liquida si trova a un livello superiore. Di qui la necessità di attendere senza interruzione allo smaltimento delle acque con pompe di grande potenza e il pericolo continuo di smottamento del terreno di deposizione. Così l'esplorazione procede penosamente per strati orizzontali, lungo il cordone delle dune che, da mezzogiorno a settentrione, segue all'incirca la direzione dell'antico lido marino. Per una estensione di più di due chilometri sono state esplorate finora novecento tombe, ed è stata ricuperata una suppellettile di circa diecimila vasi, oltre orecchini, anelli, fibule d'oro e di argento, collane d'ambra e vasetti di pasta vitrea, e infine bronzi, di cui taluni veramente insigni per pregio artistico, come le statuine sormontanti i tripodi e i quindici candelabri rinvenuti e le 174

eleganti anse dei crateri. E il vasto lenzuolo fangoso cela ancora molte centinaia, forse migliaia di tombe immuni da furti e da saccheggi. Queste tombe presentano il doppio rito della cremazione e della inumazione. Le prime, meno frequenti, sono più superficiali e serbano generalmente le ossa combuste dentro piccoli dolii di argilla grossolana, talora semplicemente decorati. Le altre, più profonde, limitate talvolta da rozze travi di quercia sui lati e raramente da un tavolato sul fondo, mostrano per lo più i cadaveri deposti sulla nuda sabbia, circondati della suppellettile funebre. Il materiale ceramico rinvenuto ha sorprendenti analogie con quello di Felsina. Se non che, mentre i sepolcreti felsinei possono ritenersi databili fra il 530 e il 360 a. C., la necropoli di Valle Trebba può farsi risalire soltanto agli ultimi decenni del sesto secolo e scende con alcune tombe fino al secolo terzo. Nell'uno e nell'altro luogo i vasi dipinti di provenienza attica sono in grandissimo numero. P u r tuttavia, mentre nelle necropoli bolognesi i vasi a figure nere sono rappresentati non solo da molteplici e bellissimi esemplari ma da tipi di grandi dimensioni, come anfore e crateri, a Valle Trebba non abbiamo finora raccolto che poche decine di vasi a figure nere; per lo più oinochoai, lekythoi e tazzette, e quasi t u t t i di disegno trascuratissimo. Così che, se per qualcuno di essi può risalirsi al sesto secolo, i più si addentrano bene innanzi nel quinto: sopravvivenze di una tecnica ormai superata. A partire da codesto tempo la suppellettile di Valle Trebba diventa assai più numerosa ed importante. Un'eco della grande arte del periodo fidiaco, appare in un cratere a colonnette in cui sono figurati due cavalieri che per l'ispirazione, il motivo, la nobiltà fanno subito pensare al fregio del Partenone. I riflessi del così detto "stile nobile" polignoteo sono evidenti nei vasi a molteplici zone di rappresentazioni. Motivi comuni si vedono talvolta t r a t t a t i con grande freschezza, come quello di una kelebe, dove un guerriero prende congedo da una giovane donna che gli offre la tazza augurale dell'addio, mentre un vecchio appoggiato a un bastone assiste commosso alla scena, e u n cane leva affettuosamente il suo muso verso il padrone che parte per non più ritornare. Dalle rappresentazioni delle Amazzoni a quelle del ciclo dionisiaco delle quali mostrerò un solo vaso in cui si vede la nascita 175

del dio che esce dalla coscia di Zeus, dai Centauri che colpiscono Ceneo alla lotta di Teseo e Sinis, dalla uccisione di Busiride a quella de Minotauro, dalla scena di Hera legata sul trono magico a quella dei banchetti e dei ritorni disordinati dai simposi notturni, dai piatti con decorazione zoomorfica al vasellame liscio completamente ricoperto di vernice nera, dai fittili con ornati vegetali impressi agli eleganti balsamari in forma di animali, gran parte del repertorio dei motivi tratti dalla vita, dal mito, dai poemi ciclici, e tutti i prodotti della ceramica e della ceroplastica attica sono qui rappresentati. E la Grecia che ancora una volta ritorna come sempre nelle età felici, nei momenti fortunati della via; sono le forme della sua arte che rinascono dallo splendore del sole antico e riappariscono nella eternità della loro giovinezza, che neppure i secoli e le barbarie e le forze della natura hanno potuto distruggere; è lo stile greco che risplende dinanzi ai nostri occhi meravigliati, segnato con le note di luce che l'accesero al suo primo apparire nel mondo. PROFESSOR GIULIO Q. GIGLIOLI, ROM: SCAVI A ROMA, SPECIALMENTE NEI FORI IMPERIALI NEGLI ULTIMI ANNI. Negli ultimi anni, dal 1923 ad oggi, per opera del Governo Italiano e del Municipio di Roma sono stati eseguiti molti scavi archeologici. 1. Il sepolcro degli Scipioni della Via Appia è stato completamente scavato, liberato dei muri che vi erano stati costruiti, dopo la prima scoperta nel 1780. Sono stati messi a posto i fac-simili delle iscrizioni portate al Museo Vaticano. E stata restaurata una interessante casa romana costruita durante l'Impero sulla tomba; sono stati scoperti due colombari, una catacomba etc.; tutta la zona è stata acquistata dalla città e restaurata a giardino. 2. Templi nella zona di via Argentina. Sono stati scoperti quattro templi di età repubblicana, chiusi in un sacro recinto. Due si conservano in parte, due sono stati scoperti ora. Tre sono rettangolari e uno è rotondo. Uno era di Eracle, le divinità cui sono dedicati gli altri non sono conosciute con sicurezza. Di due sono conservate anche molte colonne. Tutta la zona sarà conservata libera da costruzioni moderne. 176

3. Mausoleo di Augusto. E stato scavato la cella che era completamente inesplorata e si è potuto conoscerne la forma e ritrovare l'epigrafe di Ottavia, sorella di Augusto, e di suo figlio Marcello, l'urna di Ottavia e la base di una statua di Nerva. La cripta sarà resa accessibile al pubblico e restaurata in occasione del secondo millenario della nascita di Virgilio. 4. Teatro di Marcello e Portico di Ottavia sono stati liberati delle case che in parte li nascondevano e scavati fino al livello antico, acquistando una grande bellezza. Sono state trovate anche tracce sicure del terzo ordine, corinzio, del teatro. 5. Foro di Augusto e Tempio di Marte Ultore. L'area era profondamente interrata e occupata da un convento di monache. E stato scavato gran parte del Foro, con le due basiliche laterali, trovando una sala ben decorata e avanzi di statue e di epigrafi. Del tempio è stato scoperto il grande stilobate, il pavimento del pronao e della cella e avanzi di colonne e della base dei simulacri. Sono stati anche ritrovati avanzi sicuri degli archi di Druso e di Germanico. E stato in parte restaurato il castello dei Cavalieri di Rodi nelle rovine del Foro. \ 6. Foro di Traiano e mercato traianeo. E stato completamente scavato la pendice del Quirinale verso il Foro Traiano, con la scoperta di u n ' abside di questo, della via che era dietro essa e dell' emiciclo con due piani di botteghe. Più in alto, nel colle, oltre ad altre botteghe, è stata scoperta una grandissima aula coperta, con due file sovrapposte, per lato di botteghe, che formano un vero mercato coperto, della forma che ricorda la basilica, con un dato nuovo e assai importante degli edifizi pubblici del I I secolo dell' Impero. PROFESSOR ENRICO JOSI, ROM: GLI ULTIMI SCAVI IN SAN SEBASTIANO. La scoperta di una casa romana anteriore al gruppo dei sepolcri già pubblicati di Clodius Hermes dell'ascia; un altro gruppo di graffiti identici per età e per contenuto a quelli della triclia trovati nello scavo sotto il campanile; scoperta del proseguimento della triclia sotto la n a v a t a sinistra della basilica; scoperta di altri mausolei dopo quello detto della Domus Petri; scoperta di frammenti di sarcofagi classici e cristiani, tra cui uno

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Arch&ologiscbea I o s t i t u t , H u n d e r t j a h r f e i e r

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molto interessante con la scena Dominus legem dat che verrà pubblicato nella imminente edizione del Corpus Sarcophagorum Christianorum da Mons. Wilpert nel primo volume dei Monumenta del Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana. PROFESSOR AMEDEO MAIURI, NEAPEL: LE ULTIME SCOPERTE ARCHEOLOGICHE DELLA CAMPANIA. Dopo aver accennato alla intensa attività che si è svolta in questo ultimo quadriennio, nel campo della esplorazione e delle scoperte archeologiche in tutto il territorio della Campania, nel L a t i u m N o v u m e nelle regioni limitrofe dell'antico Sannio, il relatore crede opportuno soffermarsi solo su quelle esplorazioni e scoperte che abbiano particolare interesse per il problema storico e topografico di quelle regioni e che portino veri e sostanziali contributi di nuovi dati allo studio della civiltà preromana nel mezzogiorno della penisola. Inizia la sua breve rassegna da Pompei dove un'esplorazione condotta in questi ultimi anni nell'aggere della cinta murale della città, presso Porta Ercolanese e Porta Vesuvio, ha avuto il notevole risultato di mettere in luce due lunghi tratti della cortina interna d'una murazione anteriore all'occupazione sannitica, tutta in opera quadrata in pietra di Sarno ed evidentemente sprovvista all'interno del caratteristico aggere di terra. Secondo il Maiuri, che si riserva di dare ampia documentazione di questa scoperta in una prossima pubblicazione, questa murazione più antica della città che non ha nè il tipo poligonale, nè il tipo terrapienato della murazione italica, non può che ricondurci al tipo delle cinte murali delle colonie greche della Campania e della Magna Grecia e sopratutto alle mura di Neapolis, di Cuma, di Posidonia. I Sanniti che occuparono la città nell'ultimo quarto del secolo V, modificarono il tipo preesistente della murazione greca a doppia cortina con quello più schiettamente italico a cortina pilastrata e a terrapieno, e così le mura di Pompei ci conservano, uniche finora, ambedue i sistemi di fortificazione rappresentati separatamente nelle città dell'Italia meridionale: il greco e l'italico. Al problema arduo ed ancora incerto dei limiti dell'espansione e dell'influenza della civiltà etnisca nella Campania, ha portato singolare ed autorevole documentazione lo scavo d'una necropoli 178

arcaica presso Salerno con vasellame attico, copiosa messe di buccheri, bronzi, vasi e fibule, con un'associazione cioè di suppellettile funebre assai simile a quella delle tombe dell'Etruria, etrusco-laziali e felsinee del periodo fra il 550 e il 460—450 a. C. e diverse da quella delle necropoli greche. Il carattere peculiare di questo sepolcreto nell'estremo settore occidentale del golfo di Salerno, verrebbe a confermare quanto dagli storici, sulla base di testimonianze antiche, viene generalmente ammesso che cioè gli Etruschi non si siano arrestati ai limiti della Campania propriamente detta, ma abbiano occupato il territorio che si disse picentino e il golfo di Salerno fino alla ripa destra del fiume Silaros (Sele). Non minore importanza ha avuto per la conoscenza della civiltà primitiva delle stirpi italiche, l'esplorazione del Santuario della " D e a M a r i c a " nella zona paludosa che si estende presso la foce del Garigliano a sud della città di Minturno. Intorno ai ruderi del tempio di epoca preromana e romana, si potè raccogliere sul fondo della palude la stipe del santuario con una ricca serie di terrecotte architettoniche del VI secolo a. C. dal periodo arcaico all'età ellenistica, di statuette fittili di rozzissima arte locale e di vasellame ehe, dagli esemplari ad impasto e in bucchero, giungono fino al vasellame campano e dell'età romana. Lo studio di questa importante e copiosissima stipe di uno dei primitivi santuari della religione italica nella bassa valle del Liri, costituisce il primo caposaldo per la conoscenza della civiltà Aurunca. Nella regione del Sannio limitrofa alla Campania, a B o v i a n u m V e t u s , si è ripreso e completato lo scavo del Tempio e del Teatro sotto la vetta del Monte Caraceno raccogliendo nuovi elementi per lo studio di quell'arce sannitica : i materiali architettonici del tempio e sopratutto le forme ellenistiche del teatro, mostrano la profonda influenza che l'architettura greca esercitava nei centri montuosi ed impervi del Sannio. Ha esposto inoltre il relatore i risultati della prima campagna di esplorazione a Velia, colonia focese delle coste della Lucania, compiuta nell'estate del 1927 e cioè la ricognizione delle mura della fortificazione, la scoperta di un tempietto ellenistico e di un' ara su di una delle terrazze della fortificazione e della platea di un gran tempio sull'acropoli. 12«

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Chiude infine questa rassegna con l'illustrazione dei risultati ottenuti nel primo biennio della ripresa degli scavi di Ercolano, chiarendo e precisando quelli che sono e che devono essere il metodo ed i fini di questa grande impresa archeologica che, p u r essendo appena al suo inizio, h a dato già il f r u t t o prezioso di rivelarci il particolare interesse edilizio e monumentale di Ercolano nei confronti della stessa Pompei e di portare, con la conservazione della suppellettile e delle ossature lignee, nuovi contributi alla conoscenza della struttura e delle forme della casa antica. 2. SITZUNG Dienstag, 23. April, vormittags 9,30 Uhr bis 12,30 Uhr. Ehrenvorsitzende: Generaldirektor Nogara, Rom. Direktor Abramic, Split. Professor von Duhn, Heidelberg. DIREKTOR MICHAEL ABRAMIÓ, SPLIT: NEUERE AUSGRABUNGEN UND FUNDE IN JUGOSLAWIEN. Der Vortragende besprach an der H a n d zahlreicher Lichtbilder wichtigere Funde und archäologische Ausgrabungen aus dem verflossenen Jahrzehnt in Dalmatien. Ausgehend von Rhizonium, der alten illyrisch-griechischen Ansiedlung im innersten Winkel des Golfes von Kotor (Cattaro), wo zum Teil die Stadtumfassung ermittelt wurde und wo große Architekturblöcke eines Giebels, Fragmente einer Kaiserstatue und Basen von Ehrenstatuen die Lage des Forums in römischer Zeit bestimmen, führte er vorwiegend keramische Gräberfunde aus der Nekropole von Issa auf der gleichnamigen Insel, heute Vis (Lissa), vor. Diese schon zu Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr. gegründete Kolonie dorischer Stämme aus Sizilien h a t t e es verstanden, bis zu Caesars Zeiten für den griechischen Handel auf den Inseln der Adria und an der Ostküste sichere Stapelplätze zu finden und zu halten. Auf dem Festlande h a t t e Issa feste Plätze in seinem Besitz wie Tragurion, Salonae und Epetion. Eine nim durch ein neues Bruchstück vervollständigte griechische Inschrift aus Salona lehrt, daß Caesar der Stadt Issa diesen Besitz garantierte. Infolge seines caesarfeindlichen Verhaltens im Bürgerkriege zwischen Caesar und Pompeius verlor Issa seinen festländischen Besitz f ü r immer.

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Weiter erläuterte der Vortragende ein neugefundenes wichtiges Relief aus Tragurion, das K a i r o s , den Gott des günstigen Augenblicks, darstellt, und besprach die Möglichkeit einer Abhängigkeit dieses Stückes von der Bronzestatue des großen Erzgießers Lysipp, von der uns n u r poetisch gefärbte literarische Quellen, vorwiegend aus römischer und byzantinischer Zeit, berichten. Von den durch Lysipps Statue beeinflußten Nachbildungen des Kairos in Reliefdarstellungen steht das neue Stück dem Vorbilde am nächsten. Es wird in den Jahresheften des österreichischen Archäologischen Instituts, Band 26, veröffentlicht werden. Schließlich erörterte der Vortragende kurz die Resultate der dänischen Ausgrabungen in Salona, welche eine neue, dem Asterius und seinen vier Genossen im Martyrium geweihte Friedhofskirche ergeben haben, ferner neue Aufnahmen des Amphitheaters, des Theaters und eines kleinen Tempels sowie noch einige wichtigere Funde in der ehemaligen H a u p t s t a d t Dalmatiens, besonders schöne Mosaikfußböden aus römischer und neue Kirchenanlagen innerhalb der Stadtmauer aus frühchristlicher Zeit. PROFESSOR CARLO ANTI, PADUA: ULTIMI RISULTATI DEGLI SCAVI DI CIRENE. Carlo Anti, che, dal 1925, insieme a Luigi Pernier ed a Gaspare Oliverio, è incaricato dal Governo della Cirenaica dello scavo e dello studio di Cirene, riferisce sugli ultimi risultati dell'esplorazione e su una serie di sculture inedite. Mostra anzitutto la pianta a grande scala della città antica, rilevata nel 1925 dall'architetto Italo Gismondi e che sostituirà ora le piante speditive pubblicate in passato. Gli scavi principali eseguiti fin'ora sono due: l'Agorà e il Santuario di Apollo. Lo scavo dell'Agorà f u eseguito fra il 1915 e il 1919 in circostanze militari eccezionali e dovrà essere ripreso e completato q u a n t o prima. I n questi ultimi anni si è t u t t a v i a p o t u t o accertare che un sacello rotondo, il quale sorge presso uno dei suoi lati va identificato con la tomba-oracolo di Batto Aristotele, il fondatore di Cirene. Dal 1925 in poi l'attività di scavo della Missione vi è concentrata nel santuario di Apollo, presso la fonte Kyra. Si è

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completato lo scavo della parte principale del Santuario, dai Propilei ai templi di Apollo e di Artemide con le rispettive aree sacre ed è stata ultimata l'esplorazione dei due stabilimenti termali costruiti in epoca romana su parte dell' area sacra. L'Anti, oltre la pianta, varie vedute d'insieme e numerosi particolari dello scavo, mostra alcuni saggi dei restauri eseguiti, fra i quali notevoli quello dei Propilei romani, trovati completamente abbattuti ed ora ricomposti in tutti gli elementi principali e quello del grande altare di Apollo, trovato ridotto all'ossatura tufacea dell'altare del VIo secolo ed ora di nuovo rivestito dei marmi con i quali lo fece adornare nel IVo secolo Filone, figlio di Anniceri. Questi marmi furono trovati impiegati in un tardo pavimento delle Terme. Del Santuario restano ancora da scavare vaste zone ad ovest verso il Teatro greco, ed a sud verso la Fonte, ma tuttavia la parte già scavata è sufficiente a collocarlo fra i maggiori santuari ellenici. In esso è documentata la storia architettonica di Cirene : sotto il tempio di Artemide sono apparse tracce di costruzioni assai primitive ; alla fine del VII0 o al principio del VIo secolo av. Cr. sono riferibili le parti più antiche dei templi di Apollo e di Artemide e dell'altare di Apollo; al Vo secolo appartiene l'altare di Artemide, ad epoca ellenistica la fontana dei Propilei e qualche tempietto minore. In epoca romana si hanno due fasi costruttive principali: il periodo di Augusto e il principato di Adriano durante il quale il Santuario fu quasi ricostruito dopo le distruzioni della rivolta giudaica. Segue, ultima, una fase bizantina che nel Santuario si manifesta solo con modesti adattamenti degli edifici più antichi. Anche le sculture scoperte finora documentano lo sviluppo dell'arte a Cirene lungo tutta la sua lunga vita. L'Anti mostra solamente originali, tralasciando cioè le copie romane, che pure sono assai numerose e spesso hanno rivelato nuovi tipi. Notevoli sopra tutto fra gli originali sono: i curoi e le corai arcaiche, una testa femminile del principio del Vo secolo, un doppio rilievo nello stile di Olimpia, un piccolo ritratto in bronzo della metà del Vo secolo, due rilievi funerari di stile fidiaco, rilievi, teste e figure riferibili alle due maggiori scuole del IVo secolo, la prassitelica e la scopadea, ritratti e piccole sculture di stile sfumato. 182

Le sculture di grande arte trovate finora, anche se talvolta tradiscono qualche elemento locale, rientrano t u t t e abbastanza agevolmente nelle scuole artistiche già note. Nel VI 0 secolo Cirene dipende dalle scuole delle isole egee, nella prima metà del V° secolo dal Peloponneso, nella seconda metà dello stesso secolo da Atene. Nel IV° secolo si contendono con pari successo i favori locali gli allievi di Prassitele e di Scopa, ma nel I I I 0 secolo con lo stile sfumato, gli artisti attici prendono decisamente il sopravvento. Sul finire dell'ellenismo si nota qualche influsso d'Asia Minore e di Rodi. Queste sculture sono in genere di primissimo ordine, lavori di grandi artisti e non opere provinciali di artisti secondari, cosicché se Cirene non rivela o per lo meno non ha rivelato finora una nuova scuola artistica, arricchisce t u t t a v i a in modo insperato e con monumenti bellissimi il nostro patrimonio di originali greci. I n epoca romana le opere notevoli rientrano anch'esse nel quadro storico già fissato per 1' arte urbana, ma arricchendolo di elementi nuovi di grande importanza. I n ogni periodo non manca, naturalmente, un'arte popolare che ondeggia t r a ingenue forme primitive e modesti tentativi di imitazione delle manifestazioni contemporanee della grande arte. SOPRINTENDENTE RENATO BARTOCCINI, TURIN: GLI ULTIMI RITROVAMENTI IN TRIPOLITANIA. Il Dottore Renato Bartoccini riferisce intorno agli ultimi rinvenimenti in Tripolitania. Accenna brevemente allo scavo in corso del Teatro di Sabratha, e poi col corredo di numerose e belle visioni fotografiche si intrattiene sul foro imperiale di Leptis Magna. Rievoca i sistemi adottati per lo sgambero della sabbia alta in alcuni punti fino ad otto metri, i lavori occorsi per rialzare le grandi muraglie i n blocchi e diecine e diecine di colonne, i successivi sviluppi delle ricerche. Del foro propriamente detto mostra alcune figure di Meduse e di Nereidi che adornavano i portici, opera probabile di artisti usciti dalle scuole di scultura di Afrodisia nella Caria; della basilica illustra più particolarmente i magnifici pilastri scolpiti con rappresentazioni bacchiche, ove trovano anche posto due episodi della leggenda di Penteo, re di Tebe, ucciso dalla madre e dalle zie perchè scoperto a spiarle mentre erano dedite al culto di 183

Dioniso, a ciò spinte dal volere del nume, episodi che il Bartoccini rievoca con le parole stesse della tragedia euripidea „le Baccante", di cui le sculture illustrate sembrano quasi la rappresentazione scenica. DIREKTOR JOSÉ RAMON MÉLIDA Y ALINARI, MADRID : LES FOUILLES DE MÉRIDA. On sait bien que 25 années avant J . C., l'Empereur Auguste, pour stipendier les émérites de la guerre avec les Cantabres, fonda, dans la région de l'actuelle Estrémadure espagnole, la Colonia Augusta Emerita, en en faisant la capitale de la province de Lusitanie. Que cette ville, qui fut vantée par les écrivains classiques — et ce surtout par le poète Ausonius — ait été des plus importantes, est encore confirmé par les restes et les ruines de ses monuments, dont quelques-uns sont extraordinaires, et ce malgré les destructions et les agents atmosphériques. La ville romaine, construite sur le fleuve Anas (Guadiana), bordé bien visiblement d'un quai de 400 m de longueur, construit en pierre, avec les bouches des cloaques, était reliée à la mer grâce à ce fleuve sur lequel pouvaient remonter les navires venant de Rome. En ce qui concerne les communications terrestres avec les autres villes de la Péninsule, elles sont connues par l'Itinéraire d'Antoninus, par les routes romaines existantes dont les départs de Mérida sont indiqués par deux ponts: un petit pont au Nord, sur la rivière Albarregas, et à l'Ouest, sur l'Anas un des ponts romains les plus longs, mesurant 790 m, avec 60 grands arcs et d'autres petits, intermédiaires. Cest un monument considérable qui malgré les restaurations et réparations effectuées, conserve encore une grande partie de son imposante fabrique en pierre. On attribue la construction de cc pont au temps d'Auguste. Ce qui donne encore une idée de l'importance de Emerita, ce sont ses trois aqueducs, bien que les restes imposants de leurs réservoirs d'eau la rehaussent d'une façon remarquable. Je ne connais pas d'autres barrages analogues en Espagne. Celui qui est le mieux conservé c'est le réservoir dit de Proserpine. Il se trouve à 5,5 km au Nord, au centre d'un amphithéâtre montagneux, et constitue un énorme lac de 5 km de contours, coupé d'un côté par un quai gigantesque de 426,4 m de longueur, construit 184

en pierre, avec talus de neuf contreforts, deux châteaux d'eau y étant adossés. Ce réservoir alimentait l'aqueduc dit "Les Miracles" qui est le plus important. 38 piliers et quelques arcs en sont conservés. J e ferai observer la construction singulière en pierres et en briques alternativement, système hispanique dont ont profité les Arabes, et qui donne lieu à un bel effet décoratif par la succession des bandes rouges et blancs. J e ne vous causerai pas des temples, presque tous étant complètement abimés, mais seulement des restes du cuit aux divinités étrangères, Serapis et Mithras. Il s'agit d'une série instructive de marbres, de statues et d'inscriptions, dont quelques unes f u r e n t trouvées p a r hasard, tandis que les autres furent découvertes par nous parmi des morceaux de stuc peint du sanctuaire. De Serapis, nous possédons la tête, avec les yeux évidés, parcequ'ils étaient de matière précieuse, ainsi qu'un plan horizontal à la partie supérieure, pour y placer le modius. Nous avons l'image de Mithras, statue malheureusement décapitée, p o r t a n t le costume oriental. Sur son socle on a gravé une dédicace à l'Invicto et la signature du sculpteur grecDemetrios. Non seulement trouvons-nous le dieu persan, mais aussi ses génies : il y a deux images de Cronos ; une statue malheureusement mutilée, à tête de lion, conservant les ailes et le serpent enlaçant son corps. L'autre est plus intéressant bien que les bras lui manquent ainsi que les ailes qui formaient pièces à part. Mais elle a une t ê t e humaine, avec une chevelure qui rappelle celle du lion. Il s'y trouve des petits trous, probablement destinés à recevoir les tiges en bronce figurant les rayons du soleil. Debout et droit sur son 6ode, nu, avec une tête de lion sur la poitrine, enlacé par u n serpent tenant sa tête sur celle du dieu, cette statue est d'un type intéressant dans l'iconographie religieuse, et, elle est aussi du point de vue artistique la plus importante de la série. Il y a encore deux autres génies, nus, avec des flambeaux. Ces dieux étrangers n'étaient pas seuls à leur sanctuaire. Ils se firent accompagner, sans doute par bonne politique, des dieux du Panthéon romain. Ceci est la raison pourquoi nous trouvons parmi les marbres quelques-unes de ces statues. Telle celle de l'Océan penché sur les ondes, portant une dédicace de Hedychrus pater. Il y a de même des images de Venus. Celle de Mercure est

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plus importante. Il s'agit d'une bonne statue, représentant l'héraut des dieux assis sur une roche et tenant la lyre construite avec la carapace d'une tortue, où on lit une dédicace à l'invicto Mithras faite par le sus-mentionné pater Hedychrus en l'an 180 de la Colonie ce qui correspond à l'an 155 p. Ch. n., soit au règne de Marc Aurèle. Nous pouvons en conclure que ces cultes exotiques non-permis à Rome avant l'année 150 p . Ch. n., furent introduits en Espagne cinq aimées après cette date. La trouvaille de ces marbres n'a d'ailleurs été qu'un épisode des fouilles, dont l'objet principal a été la découverte des grands édifices destinés aux spectacles publiques: le théâtre, l'amphithéâtre, le cirque, dont les ruines, avant le commencement des travaux, étaient presque complètement recouvertes de terre. Le théâtre et l'amphithéâtre sont placés sur l'extrémité sud-est de la ville, et tout proches l'un de l'autre, et comme d'habitude, ils sont emplacés dans une colline. Le théâtre est grand. Son hémicycle a un diamètre de 86,82 m. Sa façade est hémicylindrique, percée de treize portes, dont sept donnent communication avec les places réservées aux spectateurs de l'ordre équestre, et les six autres avec les places destinées au peuple. A l'intérieur il n ' y a que quelques gradins en pierre. Mais partout on peut voir, taillés dans la roche et faits en béton en quelques endroits, les petits escaliers. On distingue très bien la ima cavea, la média cavea et la summa cavea, séparées par des praecinctiones, pavés en pierre et par des murs, baltei, dont le premier est percé de cinq portes. Six autres vomitoria coupent les gradins de l'ima cavea qui communiquent avec une galerie intérieure. L'hémicycle de l'orchestra est entouré de trois gradins, qui sont larges, mais n'ont que quelques centimètres de hauteur. C'est l'endroit pour les sièges ou fauteuils réservés aux magistrats, prêtres et a u x autorités. A ce sujet, permettez-moi une observation: on croit généralement qu'au théâtre romain, par la suppression du choeur, on utilisait l'orchestra pour y ranger des sièges destinés à quelques spectateurs. Cette opinion se base sur certains passages d'auteurs anciens. E n Espagne, la loi gravée sur des tables de bronce trouvées à Osuna, de la Colonia Genetiva Julia, conservée au Musée Archéologique de Madrid, spécifie quelles personnes avaient le 186

droit de prendre place dans l'orchestra. Mais il est un peu difficile d'admettre, à mon avis, que les Romains si pratiques comme ils l'étaient, et davantage encore des autorités, se seraient rangés pour voir le spectacle sur un plan horizontal, semblable à ceux des théâtres modernes, pour voir avec beaucoup de difficultés la scène, tandis que les spectateurs des gradins la voyaient en toute commodité. C'est pour cette raison que je pense que les sièges de l'orchestra auxquels se réfèrent les textes anciens, étaient les places autour de l'hémicycle du dit lieu, à Mérida sur trois gradins, sur quatres dans d'autres théâtres, et toujours séparés par une praecinctio de l'ima cavea. A l'endroit où celle-ci commence, entre les deux escaliers que limite un maenianum quelques lettres gravées marquent dix places pour chevaliers en première file. A base de cette indication précise, nous avons calculé que ce théâtre avait une capacité pour 5500 spectateurs. Aux extrémités de l'hémicycle se trouvent deux tribunes audessus des portes de sortie à l'orchestra qui correspondent a u x parodi, dont les voûtes en arc de cloître ont un intérêt architectonique. Une inscription sur les linteaux des dites portes nous fait savoir que le constructeur du théâtre a été le consul Marcus Agrippa. E n deux autres petites inscriptions nous avons trouvé encore les noms des fils d'Agrippa, Gaius et Lucius, avec leur titre de princeps juventutis qui leur f u t accordé par l'empereur Auguste dix-huit années avant J . G. Agrippa a fait constater ici cet honneur probablement parceque ce serait dans cette même année 18 que la construction du théâtre aurait été menée à bonne fin. Selon une inscription reconstituée p a r l'illustre Professeur Hiibner, la scène du théâtre d'Agrippa a été détruite par un incendie, et reconstruite ensuite par T r a j a n et Hadrien. La découverte nous en a donné la confirmation. La scène qui a une longueur de 59,9 m et une largeur de 7,28 m, conserve, à la hauteur du proscenium douze creusets ou petits puits en briques au profil rectangulaire, et profondes, et dans lesquels nous avons trouvé des morceaux de bois et des clous, restes des supports du rideau. Toujours au sol de la scène il y a trois fosses, dont deux grandes, rectangulaires en briques, 187

et une étroite, en pierre, destinées pour les coulisses ou machines du théâtre. Mais ce qui est le plus extraordinaire, c'est la scaenae frons dont nous avons trouvé les marbres magnifiques de colonnes, de l'entablement et de statues, pêle-mêle, et brisés pour la grande partie. Grâce à ces éléments architectoniques, il y a été possible de faire une reconstruction partielle réalisée d'une manière intelligente e t fidèle par l'architecte D. Antonio Gômez Millan. Malheureusement il n ' a pas été possible de monter sur cette belle colonnade une seconde, dont subsistent p o u r t a n t des parties importantes. Les futs sont en marbre bleu, les bases, les chapiteaux et les revêtements sont en marbre blanc. C'est un bel exemplaire de polychromie naturelle si chère aux Romains. Le grand socle de la scaenae frons, avec traces de la construction d'Agrippa, est percé par trois portes, la valva regia hémicirculaire, et les hospitalia carrées brisant d'une façon heureuse la ligne de la colonnade qui formait sept portiques d'un effet magnifique. Cette disposition est la même qu'au théâtre de Tugga en Algérie, ce qui confirme une fois de plus les caractères communs à l'architecture d'Espagne et d'Afrique. Les 6tatues qui décoraient les intercolonnes près desquelles nous les avons trouvé tombées, représentent des dieux et des hauts personnages. Les dieux appartiennent au cycle des divinités de la terre et spécialement au drame sacré d'Eleusis. Du côté droit se trouvait, assise sur un socle, la déesse Cérès voilant sa triste figure p a r un manteau, du même type consacré p a r la douloureuse Démeter de Cnidos. Il y avait aussi un dieu au torse nu, malheureusement sans tête, représentant, je pense, Bacchus ou Jupiter. De l'autre côté il y avait une statue mutilée que je crois devoir attribuer à Proserpine, élégante, gracieusement enveloppée dans sa robe, flanquée de la déesse de l'amour, dont il ne reste que des fragments, et de Pluton, à l'air farouche, et avec la couronne de son hyménée et le modius. Parmi les marbres représentant des personnages, nous relèverons trois torses de statues d'empereurs du type de statua thoracata. La cuirasse de deux de ces statues est ornée de deux centaures portant des trophées. On n ' a trouvé qu'une tête appartenant à un de ces torses; c'est celle d'Auguste. Peut-être celle qui manque, apparte-

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iiait-elle à Trajan. La tête de la troisième statue impériale n'a pas non plus été trouvée. On n'en possède qu'un bras et une j a m b e . J e suppose qu'elle appartenait à Hadrien à qui on doit la belle décoration sus-mentionnée du théâtre. Apropos de ceci il est à remarquer que le motif bien expressif ornant la cuirasse de cette statue est l'Athénée Promachos sur son piédestal. On sait bien que Hadrien a été un admirateur d'Athènes et de l'art grec et qu'on doit à son goût pour cet art la sorte de renaissance en style archaisant qu'il a provoqué dans l'art romain. C'est précisément le style de ces belles statues du théâtre de Mérida. L'imitation ou la réminiscence archaistique est bien visible aux draperies. Il f a u t encore ajouter à ceci que les éléments architectoniques sculptés présentent des signatures grecques. Pour compléter cette notice du théâtre, remarquons encore les portiques extérieurs et à la post-scaena les curieuses chambres des acteurs, dont l'une revêtue de marbre, fait penser que c'était celle du premier acteur. Considérant que la plupart des théâtres romains sont à moitié détruits et que la décoration monumentale de la scaenae frons est presque toujours complètement perdue, je ne me trompe peutêtre pas en supposant que le théâtre de Mérida est celui qui apporte le plus d'éléments pour bien connaître cette sorte de monuments. L'amphithéâtre est un exemplaire remarquable. Les inscriptions des tribunes nous ont fait savoir qu'il a été construit quand Auguste était investi de la tribunicia potestas pour la seizième fois, ce qui correspond à l'année 10 avant J . C., c'est à dire à la huitième année après la construction du théâtre. Cet amphithéâtre est à la forme elliptique courante de 126,30 par 102,65 m ; l'arène 64,50 par 41,15 m . A l'encontre de la plupart de ces monuments, cet amphithéâtre n ' a pas de galeries concentriques; mais il existe seize vomitoria en communication latérale avec trente-deux escaliers pour monter aux hautes places et directement au praecintio qui sépare l'ima cavea de la media. Il en reste quelques gradins en pierre et en béton le relief des autres, la summa cavea étant presque complètement abimée. Trois des dits vomitoria donnent accès à l'arène p a r deux portes situées aux extrémités et un autre du côté occidental sous la tribune présidentielle. Des deux côtés des deux portes extrêmes se trouvent les chambres 189

pour les gladiateurs. Dans l'arène on voit la fossa avec cinq galeries et au milieu un espace carré. L'architecture de cet amphithéâtre nous montre de curieux exemples de construction: des arcs en plain cintre avec surbaissement et avec linteau de trois et aussi de cinq dalles. J e crois que la cavea pouvait contenir 15 000 spectateurs. Le cirque est encore plus important que l'amphithéâtre, et ce, parceque de tous les édifices destinés aux spectacles ce sont précisément les cirques qui sont les plus détruits, et que celui de Mérida qui est aussi le plus complet d'Espagne, a permis d'apprécier ses parties essentielles et d'en élever le plan avec détail. Ce cirque a 423,15 m de longueur sur 114,80 m de largeur; l'arène 403,75 m sur 85,40 m. Il a la forme classique de deux longs massifs parallèles unis en demi cercle sur une extrémité, et sur l'autre en arc oblique. Nous y avons trouvé les fondements des carceres et l'unique inscription portant les noms des fils de Constantin et faisant mention des réparations faites au monument qui doit dater d'époque bien antérieure. Il conserve le podium h a u t de 1,60 m et le relief des gradins. La spina est de même complètement conservée. Elle a 222 m de longueur et 8,60 m de largeur étant pavée en opus signinum. Des creux circulaires carrés ou rectangulaires ont servi pour les fondements des monuments qui la décoraient. Elle est divisée en deux parties égales et chaque extrémité termine en demi-cercle, la meta occidentale et l'orientale. Il est à remarquer que la spina n'a pas été placé au milieu de l'arène, étant plus éloignée d'un côté que de l'autre. Elle n'est non plus parallèle à ces côtés, mais en ligne oblique a y a n t ainsi le même tracé que l'arc oblique des carceres, afin de donner plus de champ aux chars au commencement de la carrière et aux tournants. Pour ce même motif, l'arène n'est pas en plan horizontal, mais un peu rehaussé aux extrémités et incliné vers le centre plus bas. La disposition de ce cirque du reste fort intéressante pour connaître cette sorte de monuments est celle qu'on trouve reproduite dans les jeux hippiques des mosaïques dont nous avons de beaux exemplaires en Espagne où ce spectacle était fort en faveur.

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E n dehors de ces grands édifices publiques, nous avons découvert des tombeaux, d'un type nouveau à notre pays. Ce sont des constructions carrées, avec le bord supérieur des murs convexe et peint de rouge, le tout couronné de créneaux ou merlons terminés en pyramide, tout ceci indiquant que ces constructions n'avaient jamais été couvertes. Elles forment des petites cours, avec des niches pour les urnes cinéraires, c'est à dire qu'elles sont du type columbarium. Placées les unes en face des autres, chacune porte une inscription en marbre qui nous font savoir que nous sommes en présence du mausolée de la famille des Yoconius et du mausolée des Julius. Le marbre des Yoconius fait ostentation du coffre-fort et des torquis. Le mausolée des Julius contient un arcosolium avec une pierre percée de niches pour les urnes. Ce monument est uni à un autre en pierre qui était probablement l'ustrinum. A l'intérieur des mausolées il se trouve au milieu du sol une petite fosse et t o u t autour quelques restes épars dont je suppose qu'ils étaient pour le triclinium destiné au banquet funéraire. Les murs étaient décorés de peintures qui sont presque effacées au mausolée des Julius. Mais dans celui des Yoconius on voit dans trois niches rectangulaires sur les urnes cinéraires les portraits des défunts, en moitié grandeur naturelle: une belle matrone; un jeune couple formant un groupe, la femme tenant en main un miroir avec couvercle; et enfin un homme portant en main un volume. Tous ces personnages sont en habit blanc. Les peintures sont bien exécutées, la facture en est souple et facile. Au cours des fouilles auxquelles il f u t procédé à l'extrémité occidentale de la scène du théâtre, nous fîmes une découverte inattendue : nous trouvâmes d'abord une abside avec trois fenêtres, l'intérieur décoré de peintures. E n continuant les fouilles, nous tombâmes sur les ruines d'une maison romaine avec son atrium carré, conservant les bases des colonnes des péristyles, les planchers de mosaïque dans les galeries circulaires, la cour ou partie découverte, l'impluvium, des chambres communiquant avec les galeries. Il e6t possible qu'une pièce rectangulaire à gauche était le triclinium. E n face de l'entrée, au fond, se trouve la chambre de l'abside avec ses peintures murales et son plancher en mosaïque; une autre pièce est située à gauche, a y a n t de même son abside et 191

ses trois fenêtres. Il est à remarquer que les absides sont construites sur l'une des voies d'accès au théâtre. Tout ceci était extrêmement surprenant. Mais bientôt je pus reconnaître qu'il s'agissait d'une maison romaine, sans connexion aucune avec le théâtre, à laquelle, à l'époque du déclin du paganisme, c'est à dire au IV e siècle, on ajouta les absides pour la convertir en basilique chrétienne. Le tablinum avec l'abside formait l'église, la chambre à côté, le baptistère ainsi que le prouva notre découverte d'une piscine pour la baptême par immersion, et celle de niches dans l'un des murs destinées à recevoir les robes des néophytes. La découverte était sensationelle. En me mettant à la recherche de renseignements, j e les ai trouvés bien net6 dans un texte du diacre Paulus qui vécut à Mérida au VII e siècle. Il y parle de la première église qu'ait eue cette ville, qu'elle portait le nom Sancta Hierusalem, en ajoutant que son baptistère n'en était séparé que par un mur, l'église et le baptistère se trouvant sous un toit commun, que l'atrium de l'évêque s'y trouvait de même, et cet atrium s'effondra, et fut reconstruit plus tard. Les ruines découvertes nous ont effectivement confirmé ce détail. Nous sommes donc en présence de la basilique chrétienne la plus ancienne, non seulement de Mérida, mais de l'Espagne entière. Ce monument nous offre d'ailleurs aussi, à mon avis, l'exemple le plus ancien de fenêtres absidiales qui longtemps après devaient devenir caractéristiques pour les églises du Moyen-Age. Les fenêtres en question sont grandes et rectangulaires, et nous avons même trouvé les planches d'albâtre avec des ornements ajourés pour y placer des morceaux de verre ce qui confirme que c'est ainsi que furent faits les premiers vitraux. PROFESSOR WLADIMIR PETKOWIÖ, BELGRAD: DIE NEUENTDECKTEN SKULPTUREN IN STOBI. Bei der Ausgrabung eines frühbyzantinischen Gebäudes in Stobi in Südserbien, bei der Bahnstation Gradsko wurde unter dem Schutt eine Menge antiker Skulpturen aus verschiedenen Epochen entdeckt. Es fand sich dort ein archaistisches Marmorrelief mit dem Reigen der Nymphen und des Pan, die einen Feldaltar um192

tanzen, ein typisches Weihrelief aus der nachlysippischen Zeit. Da ist -weiter eine Marmorstatue des Dionysos, die ein gewisser L. D. Longinus in der Zeit des Kaisers Hadrian dem Weingott geweiht hat. Besonders interessant sind zwei Bronzestatuen, von denen die eine einen tanzenden, die andere einen flötenblasenden Satyr darstellt, beide hellenistisch. Mit der ersteren ist auch die runde Basis aus Bronze ausgegraben worden, unter der ein breiterer Bronzeuntersatz stand, dessen quadratische Platte auf vier Füßchen mit untergelegten runden Plättchen ruhte. Die Füsse sind als Besfiguren gestaltet, die in Löwenpranken endigen. Bei der anderen Statue sind die Fußsohlen mit Blei ausgefüllt, woraus zu schließen ist, daß sie früher auf einer Marmorbasis stand. Ferner ist da eine Venusstatuette aus Bronze; die Figur ist nackt, bis auf eine Draperie zwischen den Beinen. Drei Bronzestatuetten stellen den kitharaspielenden Apollon, einen Laren und die Fortuna dar. Ein Marmorkopf gehörte zu einer kolossalen Figur des Poseidon. Ein anderer stellt Kora, Demeter oder eine Muse dar. Sehr interessant ist ein Marmortorso, in dem Venus Victrix zu erkennen ist. Rechts sind Reste von einem Apfelbaum sichtbar, und darauf stand ein kleiner Eros, der seiner Mutter einen Apfel bot. Endlich ist das Bruchstück eines Votivreliefs aus Marmor mit einer Darstellung der Kybele und ein Marmorfragment der Hygieia zu erwähnen. PROFESSOR OTTO TSCHUMI, BERN: DIE KELTISCHRÖMISCHEN AUSGRABUNGEN AUF DER ENGEHALBINSEL BEI BERN. Die Engehalbinsel bei Bern ist eine Hochterrasse aus eiszeitlichem Schotter- und Moränenmaterial von 229 ha Ausdehnung. Sie ist seit Latene II besiedelt und muß nach Ausweis von Spitzgräben, Siedelungsspuren und Gräbern als ein helvetisches Oppidum angesprochen werden. Zwei Spitzgräben finden sich an den schmälsten Stellen der Halbinsel. Von Siedelungen rühren her der Massenfund vom Tiefenaufeld 1848, nach den Gegenständen eine Schmiede- und Wagnerwerkstätte aus Latäne II—III, ferner Wohngrubenfunde von 1866 und 1923 bis 1929. Vier kleine Gräberfelder aus Latene II, vorwiegend mit Skelettbestattung, sind gefunden worden: a) Aaregg 1848, b) Schärloch 1857 und 1929, c) Gemeindespital 1925, d) Roß13

ArcbSoIgisches Institut* Hundertjahrfeier

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feld 1913. In diesem letzteren enthielten Grab 2 und 7 Totenverbrennung, während sonst die helvetischen Kelten durchweg die Skelettbestattung ausübten. DieGräbervorkommnisse der Urzeit überhaupt müssen nach zwei Seiten ausgewertet werden: a) Schlüsse aus Grabanlage und Beigaben, b) siedelungsgeschichtliche Schlüsse. Der von der Forschung vernachlässigte Punkt a) erlaubt folgende Ausdeutung. Das Grab ist das Haus des Toten, daher wird öfters das Haus oder der Speicher der Lebenden nachgeahmt. Der Urtyp des Hauses ist einräumig mit dem Herd in der Mitte. Der Herd wird im Palaeolithicum (Grimaldi) als Grabstätte benutzt, woraus sein kultischer Charakter erhellt. Latenegräber von Dühren und Benken machen den Kultus der Herdgeräte wahrscheinlich. Herd und Altar waren ursprünglich vermutlich identisch. Das erklärt die Beigabe eines goldenen Altärchens in mykenischen Gräbern (Schachtgrab 3 und 4). Wir gelangen somit zur Formel: Grab — Haus — Herd, bzw. Altar. Unter den übrigen Grabbeigaben fallen in keltischen Gräbern Ackerbaugeräte auf (Idria bei Baca). Die Felsenzeichnungen von Finntorp, Tanum mit Pflügen, Gespann und Männern im Schwurgestus beleuchten die kultische Bedeutung des Ackerbaues. Aber auch Handwerksgeräte in Gräbern (Grab des Chirurgen in Este) sind vielleicht einer kultischen Ausdeutung zugänglich. Aus der Vergleichung der Gräbervorkommnisse der Aaregegend ergibt sich der siedelungsgeschichtliche Schluß, daß während der Periode Laténe I — I I die Funde gleichmäßig auf beide Aareufer verteilt sind, während in Laténe I I I Gräber- und Siedelungsfunde nur noch auf der Engehalbinsel vorkommen. Kriegerische Ereignisse können diesen Rückzug auf die feste Halbinsel verursacht haben, vermutlich der Cimbernsturm von 113 v. Chr. Es ist zu erwägen, ob dieses geschichtliche Ereignis nicht als urgeschichtliches Datierungsmittel eingeführt werden sollte, etwa wie folgt: Laténe I . I I 500 —113 v. Chr., Laténe I I I 113 bis zur christlichen Zeitrechnung. Die Besiedlung der Engehalbinsel wurde in römischer Zeit fortgesetzt. Die bisherigen Ergebnisse sind folgende: auf der Ost6eite der Halbinsel lagen größere römische Gutshöfe, auf der Nordseite der Straßenvicus mit einer größeren Töpferei, in der Mitte ein gallorömischer Tempel mit Celia und Períbolos und ein 194

noch nicht sicher gedeuteter Rundbau. Im Süden lag ein Gräberfeld von rund 170 Gräbern. In der Töpferei festgestellt sind vier Brennöfen mit Zisterne, Schlemmgruben, Abfallgruben und Töpfereidepot. Die Häuser des vicus liegen beiderseits der Straße und haben verschiedene Grundrisse. Das Gräberfeld zeigt Skelettbestattung und Totenverbrennung im Verhältnis von 7 : 1 . Die häufigsten Beigaben sind Henkelkrüge und Bronzemünzen von Augustus bis Antoninus Pius. Zur Aufstellung einer Chronologie der Gefäße wird folgender Weg beschritten. 1. Gefäßformen, die der Töpferei und dem Gräberfeld gemeinsam sind, a) Bemalte Lateneware in Form von Flaschen und Flaschenurnen. b) Terrasigillatagefäße der Formen Dragendorff 27, 29, 33, 35, 40. c) Henkelkrüge mit kantigem Halswulst, d) Becher mit eingepreßten ¿. Kreisen (decor ocule) des 2. bis 3. Jahrhunderts. e) Gefäße mit raetischer Verzierung des 2. Jahrhunderts. 2. Formen, die ausschließlich im Gräberfeld vorkommen, a) Gefäße und Statuetten gallischer Einfuhr, b) Vorwiegend frühe Formen der Terrasigillata. 3. Formen, die nur in der Töpferei vorkommen, a) Die Bilderschüssel Dragendorff 37 in Terrasigillata und Nachahmungen von solchen, b) Glasschliffware. In Lezoux und Rheinzabern häufig, findet sie sich in den Kastellen von Pfünz und Niederbieber (190—260 v. Chr.), so daß sie dem 2. bis 3. Jahrhundert zugeschrieben werden kann, c) Rädchensigillata. Sie kommt vor auf halbkugeligen Gefäßen, die am meisten an Dragendorff 37 erinnern. Ihre Blütezeit fällt nach Unverzagt in das 4. Jahrhundert, d) Halbkugelige unverzierte Schüssel, an Dragendorff 37 erinnernd, nach der Farbe Nachahmung der Terrasigillata. e) Schüssel mit steilem, gekehltem Rand und eingezogenem Fuß in Terra nigra und Nachahmungen von Terrasigillata. f) Kugelige Becher mit eingezogenem Fuß und Rädchenverzierung auf der Wandung. Schon jetzt kann der Schluß gezogen werden, daß das Gräberfeld im 1. bis 2. Jahrhundert benutzt wurde, während die Töpferei ihre Tätigkeit bis ins 3. und 4. Jahrhundert fortgesetzt hat. Das Vorkommen der Töpfernamen Cibisus, Cobnertus, Januarius u. a. läßt auf enge Beziehungen zwischen der Engehalbinsel und den Töpfereien in Ittenweiler, Rheinzabern, Heiligenberg und wohl auch denen der Pfalz schließen. Das Verbreitungsgebiet der 13*

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Töpfer und Ziegler unseres Fundplatzes ist das Mittelland zwischen J u r a und Alpen. Es stand in Beziehungen zu den K u l t stätten von Muri und Allmendingen bei Thun. An beiden Orten haben regiones Weihegaben dargeboten. Vermutungsweise handelt es sich bei diesen nicht nur um politische sondern auch u m kultische Verbände. Dies wird gestützt durch die soziale und kultische Organisation der Dendrophoren, die neben dem Feuerlöschdienst auch sakrale Aufgaben im Attis-Cybelekult versahen. Gerade dadurch wird die Frage nach der Bedeutung von Handwerksgeräten in römischen Gräbern von einer neuen Seite beleuchtet. Sie sollte von der Forschung gründlich untersucht werden.

3. SITZUNG* Mittwoch, 24. April, nachmittags 3,30 Uhr bis 6 Uhr. Ehrenvorsitzende: Direktor Melida y Alinari, Madrid. R. G. Collingwood, M. A., Oxford. Professor Egger, Wien. ROBIN GEORGE COLLINGWOOD, M. A., OXFORD: RECENT EXCAVATION ON HADRIAN'S WALL. From the strictly scientific point of view, the excavations carried out on t h e line of Hadrian's Wall are the most remarkable ever done b y English archaeologists. Nowhere else has a site of such extent (120 k m long) been so intensively studied in detail, as a single whole, b y means of numerous small excavations carried out in the most rigorously scientific manner at carefully-selected points. These excavations are the more worthy of study because, producing as t h e y do little to interest the general public, t h e y are insufficiently known even in England. Hadrian's Wall, 80 Roman miles in length and defended b y 17 castella (forts), is provided with smaller castella at every Roman mile, and intermediate signal-towers. I t is in general 7 1 /, Roman feet thick. Not far away on its south side is t h e socalled " V a l l u m " , a flat-bottomed ditch whose upcast is arranged * Der angekündigte Vortrag von Direktor Brusin, Aqnileia, fiel aus. Statt dessen sprach Professor Maiuri, Neapel, über das für Donnerstag in der Griechischen Sektion angekündigte Thema.

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in two mounds separated from it by wide berms. I n front of the Wall is a ditch of regular military type. The forts are in many cases avoided b y the Vallum b y means of a marked southward bend in its otherwise rectilinear course; t h e Wall abuts against them, as a rule, as if t h e y had existed before it was made. At intervals of about 40 metres the Vallum has been cut through by "crossings" consisting of a gap in each mound and a causeway across t h e ditch. These are explained as paths for men carrying stones from quarries to the Wall, and therefore indicate t h a t the Vallum is earlier t h a n the Wall. This is definitely proved by t h e diggings at Birdoswald in 1928. Here the Vallum ditch has been filled up very soon after it was first dug, and the ditches of the fort cut across i t ; b u t the fort is earlier t h a n the Wall, which in turn crosses the ditches of the fort. At this site there are two Walls, one of stone and one of t u r f ; recent work proves the turf Wall to have been originally 4 Roman miles long, corresponding to the only part of the limes where a deep and defensible rivervalley lay close behind the frontier-line. Elsewhere, instead of a turf Wall and a stone Wall, (7 feet 6 inches wide) there are generally traces of two stone Walls, one 10 feet wide ("broad Wall"), t h e other 7 feet 6 inches wide ("narrow Wall"). Recent excavation shows t h a t t h e Wall was originally intended to be 10 feet wide, and t h a t during construction its width was diminished and its length increased, so t h a t instead of a broad Wall from Newcastle to Carlisle (about 60 Roman miles) a narrow Wall from Wallsend to Bowness-on-Solway (80 Roman miles) was actually built. The Vallum, on the other hand, is a limes dating from a time before the Wall was built or planned. I t was based upon a road of Flavian date (the "Stanegate"), to which a few new forts were added: north of this road, and extending beyond its ends t o east and west, the Vallum was dug as a boundary-ditch with about ten new forts on its northern edge. This formed the "VallumStanegate-frontier". I t s date is about the beginning of Hadrian's reign, as proved b y excavations in its forts and confirmed b y what we know about t h e distribution of troops in Britain in t h e reign of T r a j a n . 197

This "Vallum-Stanegate-frontier" was replaced b y the Wall frontier after a very short period, a fact conclusively proved b y several different kinds of evidence. We are compelled t o infer t h a t in Britain at least the creation of a scientific frontier came about through a process of experiment and adaptation which falls as a whole in the earlier p a r t (probably the first ten years) of Hadrian's reign. PROFESSOR ANTON GNIRS, ELBOGEN BEI KARLSBAD: RÖMISCHE KASTELLE VOR DEM NORISCH-PANNONISCHEN LIMES. Die Wiederherstellung der Itinerare f ü r den sogenannten Markomannenkrieg aus der Bilderchronik der Marcus-Säule in Rom läßt sich zur Einführung in die Topographie der Länder nördlich des Donauufers zwischen Raetien und Pannonien verwerten. Es handelt sich hier u m Landgebiete der Hermunduren, Markomannen und Quaden, dann u m einen Landstreifen der Sarmatia, also um jenes Landgebiet, welches die Bilderfolge der Marcus-Säule auf Piazza Colonna in Rom annähernd umschreibt. In der aus ihr gewonnenen Topographie des Operationsraumes der beiden ersten von der Donau ausgehenden Züge des Kaisers Marcus fällt zunächst auf, daß die Reihe der militärischen Stationen an beiden nach Norden auslaufenden Hauptstraßen auf ein und dasselbe Schema zurückgeht. Nach der Donaugrenze erscheinen zwei Zonen dauernd besetzter Steinkastelle, auf die dann als vorgeschobene Posten Erdkastelle folgen. Nach diesen fanden die marschierenden Legionen nur in ihren Marschlagern, die als Zeltlager auf der MarcusSäule dargestellt sind, weitere Stützpunkte. Die bildhafte Darstellung dieser militärischen Anlagen nördlich der Donau ist zwar von der Forschung im allgemeinen beobachtet worden; topographisch ließen sich aber diese Zeugnisse solange nicht in dem gewünschten Ausmaße verwerten, als zugehörige Bodenzeugnisse und Denkmäler fehlten, die auf die örtlichkeit der angedeuteten Militärstationen hinweisen konnten. Es bleibt das Verdienst des tschechoslowakischen Staatsinstitutes f ü r Archäologie in Prag, während der letzten J a h r e der römischen Forschung im Gebiete der Republik erfolgreiche Wege eröffnet zu haben. Zunächst konnte meine Grabungsarbeit in der durch Römerfunde schon früher bekannt gewordenen Gegend von Stupava (Stampfen, 14 km nördlich

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der Donau am Westfuße der Kleinen Karpathen) ein Kastell feststellen, das auf dem flachen Südhang eines der genannten Ortschaft nördlich vorgelagerten Höhenzuges Platz gefunden h a t . Die Unterbringung des dort erkannten Lagervierecks von mindestens 100 m Seitenlänge im strategisch gedeckten Raum mit Ausblick des höchstgelegenen Lagerteiles in das Vorland entspricht noch den Anforderungen einer Limesanlage. Diese hier zu vermuten, verlangt die in Szene VI der Marcus-Säule genügend angedeutete Reichsgrenze, dann aber auch die 14 km betragende Entfernung von dem nächsten Donauufer, also die Breite jenes Grenzstreifens, den der Friedensschluß des Kaisers Commodus mit den Quaden neuerdings gesichert wissen wollte. Daß bei seiner Ausführung an einzelnen Stellen die vertragsmäßige Breite einer transdanuvianischen Militärgrenze auch erheblich überschritten worden war, beweist die kürzlich bekannt gewordene römische Station innerhalb eines burgus auf der Höhe des Oberleiserberges in Niederösterreich. Über die Einrichtung des in seiner nördlichen Diagonalhälfte erhalten gebliebenen Kastelles von Stupava-Stampfen geben die Grabungen des Jahres 1925 nur insoweit einen übersichtlichen Aufschluß, als große heizbare Unterkunftsräume und eine Wasserversorgungsanlage mit Fernzuleitung innerhalb der Ummauerung festzustellen waren. F ü r die Chronologie des Kastelles sind Ziegelstempel der legio X . g. p. f., der legio X I V . g. M. v. und der legio XV. Apollin. gewonnen. Ferner weist der Baubefund der zerstörten Baureste auf mindestens eine Wiederherstellung der einmal arg mitgenommenen Innenbauten, wie sich dann auch eine gewaltsame endgültige Zerstörung der Lagerbauten durch Feuer nachweisen läßt. Westlich von Stupava lag am anderen Marchufer innerhalb des hochliegenden barbarischen burgus von Stillfried eine Nachbarstation, deren Reste durch Spolierung zerstört zu sein scheinen. I h r Vorhandensein haben zuletzt die Grabungen 0 . Menghins nachgewiesen (ÖJh. 19—20 Beibl.), ohne aber irgend ein Bild der Anlage liefern zu können. Sicherlich jünger als das Steinkastell von Stupava, gehört das römische Stillfried wahrscheinlich nur den aus den Friedensschlüssen des Kaisers Commodus hervorgehenden Grenzeinrichtungen an. Zu diesen zählt auch das erwähnte römische Kastell auf der Hoch-

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fläche des Oberleiserberges, dessen Kenntnis den erfolgreichen Grabungen E . Nischer-Falkenhofs verdankt wird. Was bisher dort gefunden wurde, gestattet nicht die Annahme einer E n t stehung in früherer Zeit als in den Jahren der Unternehmungen Marc Aurels. Die Zone römischer Kastelle wird sich von Stupava aus ostwärts über die Kleinen K a r p a t h e n hinüber erweitern lassen, nachdem ein nächstes römisches praesidium schon innerhalb der Barbarenwälle von St. Georgen in der Niederung des unteren Waagtales erwartet wird. Eine zweite im Itinerar der Marcus-Säule angedeutete u n d weiter nördlich liegende Zone mit einer Sicherung durch Steinkastelle findet ihre topographische Bestätigung durch das in den Jahren 1927—1928 ausgegrabene Kastell innerhalb eines quadischen Hauptortes auf der Höhe des sogenanqten Burgstalles nördlich Muschau. Diese Station liegt bereits vor dem linken Thayaufer, schon ungefähr 80 k m von der Donau entfernt. Ihre Gleichsetzung mit der Gegend des in Szene X I der MarcusSäule dargestellten Kastelles wird durch das seinem Bilde angeschlossene kartographische Beiwerk, nämlich durch die Darstellung einer unschwer zu deutenden Flußgabel, von Wald und Sumpflandschaft sowie von Bergen (Polauer Berge) durchaus gerechtfertigt. Das Kastell von Muschau fällt aus den bekannten Typenreihen f ü r derartige Anlagen in jeder Beziehung heraus. Innerhalb eines Barbarenwalles angelegt, dessen Akropolis es einnimmt, bleibt das Kastellviereck mit seinen nicht mehr als 60 m innerer Seitenlänge noch hinter der Größe eines Numeruskastelles zurück. Ursprünglich lag in seiner Mitte als einziger Steinbau nur ein kleines heizbares Kommandantenhaus mit zwei Zimmern im Erdgeschoß, dessen bauliche Erweiterung sehr bald zur Anlage eines mit einem geräumigen Badehause ausgestatteten Hofgebäudes geführt hat. Dieses füllt die südliche Hälfte des Kastelles, während der übrige Teil n u r mit Holz- und Fachwerkhäusern bebaut gewesen 6ein kann. Von ihnen sind mit Rücksicht auf ihr vergängliches Material n u r spärliche Baureste nachweisbar, während die Grabungen im Kommandantenhaus und im balneum mit den aufgedeckten Hypokausten, Pavimenten und Mauerfundamenten die ehemaligen Grundrisse bis in Einzelheiten ver200

mitteln konnten. Die Baugeschichte dieser nördlichsten bekannten Station füllt ein kurzes Kapitel aus der Zeit des zweiten Jahrhunderts, f ü r dessen Chronologie neben den Bildern der MarcusSäule das Vorkommen verschiedener Ziegelstempel der legio X . g. p. f. schon einige Zeugnisse gebracht h a t . Geschichtlich bedeutungsvoll werden die in Österreich und im Boden der tschechoslowakischen Republik der Donau weit vorgelagerten Stationen dadurch, daß sie die Einrichtung römischer Schutzbezirke in der Form von Klientelstaaten vor der Donaugrenze neuerdings bestätigen und den oberhalb Wiens bis zur Zeit Marc Aurels scheinbar fehlenden Grenzschutz erklären. Diese im Barbarenland gewonnenen und überraschenden Grabungsergebnisse drängen dazu, die antike Topographie dieser Länder auch durch Untersuchung ihrer politischen Gebietsgrenzen festzulegen. Diese lassen sich auf unseren Karten genau eintragen, sobald nach Th. Mommsen das Gebiet des sogenannten regnum Vannianum festgelegt ist und man seine drei Donauzuflüsse Cusus, Duria, Marus in der Gleichung Gusen, Dyje (Thaya) und March erkannt h a t . Letzten Endes wird aber die Topographie der Markomannis und des Hermundurenlandes in ihrem Zusammenhange mit der nördlichen Reichsgrenze noch von der richtigen Deutung der beiden Elbequellen nach Ptolemaeus 248,7 und 250,8 bestimmt. Die Klientelverhältnisse des regnum Vannianum und des Quadenlandes, deren Kenntnis durch die aufgefundenen Kastelle erheblich erweitert wurde, müssen auch im Hermundurenlande, dann im anschließenden Räume der Markomannen nördlich des raetischnorischen Donauufers erwartet werden. Weitere Nachforschungen nach Römerspuren in diesen Gebieten können nicht zu Enttäuschungen führen. Es liefert j a die Topographie im Itinerar der Marcus-Säule ( X X V I I I — L I V ) f ü r den Markomannenkrieg das gleiche Schema militärischer Einrichtungen an den dort von der Donau nordwärts führenden Straßen, wie es eben im Quadenlande am Nord- und Ostrande des regnum Vannianum tatsächlich zur Auffindung von Römerkastellen geführt h a t . Auf einst bestehende Einrichtungen gehen sicherlich auch die bisher noch nirgends aufgedeckten Erdkastelle zurück, die in den beiden ersten Itineraren der Marcus-Säule nach der Zone der 201

Steinkastelle verzeichnet werden. Sie kommen nur im westlichen Kampfgebiete des Germanenkrieges vor. In der Sarmatia hingegen fehlten bis zu den Tagen MarcAurels derartige Einrichtungen. Soweit sie mit den vorgeschobenen Kastellen zusammenhängen, wurden sie zum Teil von diesem Kaiser erst während des Sarmatenkrieges geschaffen. Die Vorstellungen, die in der östlichen Germania und über ihre Grenzen hinaus von den Einrichtungen des römischen Grenzschutzes aus der Überlieferung und aus den letzten Grabungen gewonnen wurden, sind wesentlich andere als die, welche uns der Limes im Westen bisher vermittelt hat. Seine Einrichtungen entsprechen eben der Einstellung der Grenzvölker zum Imperium, dessen Politik damit rechnen konnte, daß bald nach seiner Begründung das freie Germanien in ein gegensätzliches West- und Ostland sich geteilt haben würde. Während derWesten die römische Politik einst in große Verlegenheiten versetzt hat, hatten im Osten deutsche Stämme wie Hermunduren, Markomannen und Quaden dem römischen Handel und der römischen Politik ihre Landgebiete eher geöffnet. In diese selbst konnte das Imperium Romanum verwaltungstechnische Maßnahmen eines Reichsschutzes schon im ersten Jahrhundert hineintragen; hier war es daher bis über die Mitte des zweiten Jahrhunderts nicht notwendig geworden, die Sicherung des Reiches durchweg von einer gesperrten Grenzlinie aus mit bereitgestellten Kerntruppen zu besorgen. PROFESSOR RUDOLF EGGER, WIEN: AUSGRABUNGEN AM LIMES ITALICUS IN KÄRNTEN. Anläßlich einer 1928 in Zusammenarbeit des österreichischen und Deutschen Archäologischen Instituts (Römisch-Germanische Kommission) durchgeführten Grabung in Oberkärnten wurde auf dem Hügel bei Duel nahe Feistritz zwischen Villach und Spittal a. d. Drau ein spätantikes Kastell aufgedeckt. Die Festungsmauer umzieht den unregelmäßigen Rand des Hügels und deckt eine Fläche von etwa 250 X HO m. Außen ist diese Maufer durch Türme und Strebepfeiler verstärkt, innen sind an sie die Mannschaftsunterkünfte, Blockhäuser und ein Magazin angebaut. Isoliert am höchsten Punkte steht das einfache Haus des Kommandanten und eine 202

dreischiffige Kirche mit Halbkreisapsis und gemauerter Priesterbank. Das Mittelschiff ist von den Seitenschiffen durch solide Hochwände und Türen getrennt. Mit diesem Kastell, das von etwa 400—600 n. Chr. aufrecht stand, ist eine Position des Limes Italicus in Binnen-Norikum gefunden (Draulimes). Bisher sind nur die Festungen und Sperren am Karst, welche dem 4. Jahrhundert angehören, erforscht, die anschließenden im Alpenbogen bis zum Golf von Genua dagegen waren lediglich literarisch bekannt. Geschichtlich darf dieser Fund Interesse beanspruchen, da das Kastell noch von den germanischen Herren Oberitaliens bis zum Ausgang des 6. Jahrhunderts verteidigt worden ist. Vom Standpunkt des Archäologen aus ist er deshalb von Bedeutung, weil mit ihm nunmehr unsere Vorstellungen vom Kastelltypus des 5. und 6. Jahrhunderts, wie er im Abendland üblich war, klare Formen annehmen, ferner weil solche Castra an manchen Orten bis ins Mittelalter hinein fortdauerten und so das Vorbild für spätere Burgbauten geworden sind. PROFESSOR AMEDEO MAIURI, NEAPEL: GLI SCAVI DELLA MISSIONE ARCHEOLOGICA ITALIANA SULL'ACROPOLI E NELLA NECROPOLI DI JALISOS (RODI). Dopo gli scavi compiuti dalla Missione archeologica danese a Lindos e dei quali ha avuto occasione di riferire in questo stesso Convegno il chiaro Prof. Chr. Blinkenberg, la più importante e compiuta esplorazione archeologica che sia stata condotta nell'isola di Rodi è quella della Missione archeologica italiana sull'acropoli e nella necropoli di Jalisos. Gli scavi iniziati fin dal 1914 e praticati saltuariamente in varie campagne di lavoro fino al 1927, hanno finora messo in luce : a) una cospicua parte della necropoli micenea trascurata nelle precedenti esplorazioni del Salzmann e del Biliotti del 1868—1871 ; b) una vasta zona della necropoli geometrica ed arcaica, con deposizioni a cremazione e in pithoi del primo periodo, a cassa ed a sarcofagi monolithoi della fase più recente; c) infine, sulla spianata dell'arce (Monte Fileremo), gli avanzi del tempio sacro ad Athana Jalisia ed una fontana monumentale di architettura dorica, dissepolta da una frana del monte poco al disotto del ciglio meridionale dell'acropoli. Se il tempio, di tipo tetrastilo anfiprostilo, di Athana Poliàs e di Zeus Polieus corrisponde per le sue 203

strutture ad un periodo relativamente recente della vita del santuario ( I I I 0 — I I 0 secolo a.C.), la copiosa e pregevole stipe sacra che si raccolse tutt'intorno nelle più profonde cavità della roccia, costituisce la più preziosa e compiuta documentazione che si possa desiderare di un culto greco dal periodo protoellenico a t u t t o il Y° secolo a.C. Sono bronzi di tipo sub miceneo e geometrico, migliaia di esemplari di fibule, statuette, oggetti di avorio e di osso, statuette fittili di tipo anellenico, faiences, ceramiche invetriate e scarabei, amuleti, materiali t u t t i che ci attestano la n a t u r a e il carattere di un culto di origine anellenica sulla roccia jalisia; del culto del VI 0 e Y° secolo a.C. sono chiaro documento più centinaia di iscrizioni graffite su vasi di offerta e talune su oggetti di bronzo. Nel suo complesso è la stipe del santuario di Athana Jalisia degna di eguagliare quella dei più celebrati e noti santuari dell'antichità greca e caposaldo per Io studio dei culti nell'isola di Rodi. La fontana con il 6uo bacino di raccolta e il portichetto dorico in gran parte ricostruito con gli elementi originari, riferibile al IV 0 secolo a. C., rappresenta fino ad ora il monumento non solo più architettonicamente importante della città di Jalisos, ma il più compiuto esempio che si abbia dell'architettura greca delle fontane. DIREKTOR HANS LEHNER, BONN: XANTEN. Wenn ich hier den Versuch machen soll, innerhalb der selbstverständlich engbemessenen Zeitspanne über die große Ausgrabung von Yetera einen Überblick zu geben, so muß ich mich auf die kürzesten Andeutungen beschränken. Aber ein paar Worte über die Aufgabe selbst muß ich f ü r die dem Thema fernerstehenden Zuhörer doch wohl vorausschicken. Als Augustus nach der Niederlage des Lollius 16 v. Chr. die Eroberung Cermaniens bis an die Elbe ins Auge faßte, wurde in den Jahren 16ff. eine starke Operationsbasis am Rhein angelegt, deren Hauptwaffenplätze Mogontiacum gegenüber der Mündung des Mains und Yetera gegenüber der Mündung der Lippe in den Rhein waren. Die Stelle des Lagers Vetera war nach Tacitus 60 römische Meilen nördlich von Köln, seinen Namen erhielt es offenbar nach einer einheimischen Ansiedlung, die in der Nähe war. Yon diesem Lager aus gingen die Feldzüge des Drusus nach Germanien und auch der unglückliche 204

Feldzug des Quinctilius Varus, der mit der Vernichtung der drei Legionen XVII, X V I I I und X I X und der dazugehörigen Hilfstruppen 9 n. Chr. endete. Wenn es als sicher gelten darf, daß dieses varianische Heer wenigstens zum Teil in Vetera gelegen hat, so ist für das Todesjahr des Augustus 14 n. Chr. Vetera als das gemeinsame Winterlager der V. und X X I . Legion von Tacitus bezeugt. Im Jahr 69 dagegen haben nach Tacitus die V. und XV. Legion dort gelegen; die X X I . ist also durch die XV. höchstwahrscheinlich 43 n. Chr. ersetzt worden. Das Lager wurde 69—70 von den Batavern unter Claudius Civilis erstürmt und eingeäschert; später, von 119 ab, lag die von Traian gegründete legio X X X Ulpia victrix in Vetera bis in die späte Kaiserzeit. In der flavischen Zeit und bis 119 scheinen die X X I I . und dann die VI. Legion zeitweilig dort gelegen zu haben. Diese nur ganz kurz angedeuteten wechselnden Geschicke des Lagers und der starke Wechsel seiner Besatzungen läßt schon ohne weiteres zum mindesten auf eine Anzahl Bauperioden und durchgreifende Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte schließen. Was vor dem Beginn der Ausgrabung bekannt und gegeben war, ist einzig und allein der Hügel, auf dem nach Tacitus Beschreibung das Lager von 69—70 gelegen hat, der sog. Fürstenberg zwischen Xanten und Birten, eine etwa 50 m hohe, flach gewölbte Endmoräne eines Eiszeitgletschers. Nicht nur stimmte die schon erwähnte geographische Angabe der Entfernimg von Köln gut zu der Lage dieses Hügels, sondern Zufallsfunde verschiedenster Art haben gerade die Anwesenheit der literarisch bezeugten Truppen dort bewiesen. Vor allem Ziegel mit dem Stempel der V. und XV. Legion fanden sich immer massenhaft auf dem Hügel; und an seinem Südfuß ist im Dorf Birten der berühmte Grabstein des M. Caelius aus der XVIII. Legion schon vor mehreren Jahrhunderten gefunden worden, der als einziges Denkmal aus dem Varuskriege des Jahres 9 n. Chr. nicht nur ein historisches Zeugnis allerersten Ranges, sondern durch seinen Fundort auch ein Hauptzeugnis für die Identität des Fürstenbergs mit dem Hügel von Vetera ist. Das sind aber auch alle äußeren Anhaltspunkte gewesen. Im Gelände selbst, das als fruchtbares Ackerland seit langer Zeit von der Kulturarbeit 205

völlig eingeebnet ist, h a t sich auch nicht die leiseste oberirdisch sichtbare Spur ehemaliger Bau- und Befestigungsanlagen erhalten. Nimmt man noch dazu, daß nicht nur von den augusteischen Anlagen, die Holzerdbefestigungen von der Art wie bei Haltern und Oberaden waren, nur Pfostenlöcher, Holzfundament gräbchen und Profile wiederzugefüllter Umfassungsgräben erwartet werden durften, sondern auch von den massiven Steinbauten von der zweiten Hälfte des 1. J a h r h u n d e r t s an mit verschwindenden Ausnahmen nicht etwa feste Fundamente, sondern nur noch die in späterer Zeit zur Bausteingewinnung ausgeräumten mit Schutt und Erde gefüllten Fundamentgruben vorhanden waren und endlich daß der sogenannte gewachsene Boden kein homogenes Erdreich, sondern ein fortwährend wechselndes Gemenge von Sand, Lehm und Kies ist, wie es in der Natur einer eiszeitlichen Moräne liegt, so kann man sich eine ungefähre Vorstellung von den besonderen Schwierigkeiten machen, welche die Ausgräber von Yetera fast mit einem Gefühl des Neides auf die glücklicheren Gefilde des Südens und des Orients oder auch nur von Trier blicken lassen. Diese Schwierigkeiten ermöglichen nur ein langsames Fortschreiten der Ausgrabungen, welche jährlich n u r in ein paar Spätsommer- und Herbstmonaten nach der E r n t e und vor der Neubestellung der Acker ausgeführt werden können, und sind daher der Grund, weshalb wir in vierzehn Kampagnen bisher eben erst das erreicht haben, was ich nunmehr kurz darzustellen versuchen möchte. Die bisherigen Ausgrabungen haben sich ausschließlich auf diejenigen Lagerperioden erstreckt, welche mit den Jahren 15 vor bis 70 nach Christus, also von der Gründung bis zur Zerstörung durch die Bataver, umschrieben werden können. Innerhalb des angegebenen Zeitraumes können wir nun drei Hauptperioden des Lagers Vetera unterscheiden. Die e r s t e P e r i o d e ist die der augusteischen Offensive gegen Germanien von 15 vor bis 16 nach Christus, die gekennzeichnet ist durch den ganz provisorischen Charakter der Befestigungen. Von einem eigentlichen Standlager Vetera in dem üblichen Sinne ist f ü r damals überhaupt noch nicht die Rede. Man hatte sich allem Anschein nach für die Winterquartiere eingerichtet, Winterlager, hiberna, angelegt. Rückte man zum Sommerfeldzug nach 206

Germanien aus, so ließ man das nur flüchtig mit Erdwall und Graben befestigte und im Innern wohl aus leichten Zelten und Baracken bestehende Lager verfallen und erbaute es neu, wenn man heimkehrte, um die Winterquartiere wieder zu beziehen. Wir erkennen darin den frischen Offensivgeist der augusteischen Expeditionen. Vetera war damals nur Stützpunkt für die Eroberung Germaniens, nach deren Gelingen der Hauptwaffenplatz sicher ins Innere von Deutschland vorgeschoben worden wäre. In diese Zeit, also rund ein Menschenalter, fällt die Hauptmenge der bisher ermittelten Lagerperioden. Es sind Umfassungsgräben mit dem von einer Palisadenverschalung eingefaßten 3 m = 10 römische Fuß breiten Wall, Befestigungsanlagen, die bisher sämtlich erst stückweise verfolgt werden konnten, sich aber kreuz und quer überschneiden. Wir kennen bisher etwa ein Dutzend längerer oder kürzerer Strecken solcher frühen Befestigungslinien, die immer wieder neue Bauperioden anzeigen, die allesamt aus augusteischer Zeit bis spätestens zur Frühzeit des Tiberius stammen. Zu einem dieser frühen Lager gehört eine Töpferei, von der zwei einfache kleine Töpferöfen gefunden wurden, zur Herstellung von gewöhnlichem Gebrauchsgeschirr bestimmt, genau von derselben Art, wie es auch in Haltern und Oberaden an der Lippe verwendet wurde. Im Jahr 16 n. Chr. rief Tiberius den Germanicus aus Germanien zurück und gab die rechtsrheinische Eroberungspolitik damit auf. Der Rhein wird Reichsgrenze, Vetera wird zur Defensivfestung hinter dieser Grenze. Damit beginnt natürlich eine neue P e r i o d e des Lagerbaues, die des ersten S t a n d l a g e r s Vetera, das, von der V. und X X I . Legion besetzt, vermutlich mindestens bis zum Abzug der letzteren 43 n. Chr. bestanden hat. Auch diese Bauperiode scheint noch keinen massiven Steinbau und keine Ziegel verwendet zu haben. Aber das Lager ist jetzt bedeutend solider gebaut mit Doppelgraben und starken Doppelpalisadenwällen dahinter und mit solideren Bauten. Wir kennen von diesem Lager eine etwa 260 m lange Strecke der Westseite und die Südwestecke. Die beiden Gräben, von den Hauptgebäuden des gleich zu betrachtenden claudisch-neronischen Lagers überbaut, durchschneiden ihrerseits eine frühtiberische Brandschicht, sind also jedenfalls jünger als die Zeit des Augustus. Man wird sie also 207

der Zeit von Tiberius bis Claudius oder, wie schon gesagt, von 16 bis 34 n. Chr. zuweisen dürfen. Von den Innenbauten dieses Lagers ist bisher nichts bekannt geworden. Dagegen kennen wir zwei Außenbauten, welche dieser Zeit angehören müssen. Den einen Bau h a t uns gerade die letzte Ausgrabungskampagne beschert, nämlich ein großes solid fundamentiertes Gebäude, welches mit derselben Orientierung wie die Südseite dieses Lagers dicht vor seiner Südwestecke liegt. Dieses Gebäude bildet in seinem Grundriß ein Rechteck von ungefähr westöstlicher Längsrichtung von 73 m Länge und 58,40 m Breite mit einer rechteckigen Apsis an der westlichen Schmalseite und sehr eigentümlicher Raumverteilung im Innern. Um einen zentralen Peristylhof legt sich eine Reihe kleiner Stuben, die auf der Westseite verdreifacht ist. Dann folgt ein 5 m breiter umlaufender Korridor und wieder ein äußerer Zimmerkranz von derselben Beschaffenheit; das Ganze ist mit einer Außenporticus umgeben. Die westliche Apsis schneidet als geräumiger Saal in diese Porticus und den äußeren Zimmerkranz hinein. Das Fundament h a t t e eine sorgfältige Packung aus Rollkieseln, die zum mindesten auf einen soliden Fachwerkbau schließen läßt. Ich kenne zu diesem eigentümlichen Gebäudegrundriß zwei Parallelen. Die eine ist in Novaesium mit ganz ähnlicher Raumdisposition, nur ist der große Saal hier in den inneren Stubenkranz hineingezogen. Das Gebäude wurde hier wegen des Fundes von chirurgischen Instrumenten als Valetudinarium erklärt und liegt innerhalb des Lagers in dem scamnum hinter dem Praetorium (Novaesium = B J b 111/112 Taf. 3 Bau 105 u n d Taf.13). Seine Größe (88,50: 49 m) stimmt im Flächenraum fast genau mit dem neuen Gebäude in Vetera überein (in Vetera 4320,86 qm, in Novaesium 4336,50 qm), nur ist das Gebäude in Novaesium etwas länger gestreckt. Die andere Parallele ist in Carnuntum (Röm. Limes in Österreich 7 1906 Taf. 2 S. 50). Über die Bedeutung des Gebäudes in Carnuntum, welches genau dieselbe Stelle im Lager einnimmt, wie das entsprechende Gebäude in Novaesium (Röm. Limes in Österreich 7 Taf. 1), h a t Groller, so viel ich sehe, keine Vermutung geäußert. Das Gebäude von Vetera liegt nun außerhalb des Lagers, zu dem man es doch allem Anschein nach in Beziehung setzen muß. Man wird es daher nicht gern als das Valetudinarium dieses 208

Lagers betrachten wollen, da man sich ein solches Gebäude doch viel eher innerhalb der schützenden Wälle des Lagers denken wird. Man wird aber auch angesichts des eigenartigen Grundrisses, der auf einen ausgesprochenen Nutzbau schließen läßt, Bedenken tragen, etwa an ein kaiserliches Absteigequartier oder dergleichen zu denken, und deshalb lieber vorderhand auf jede Deutung verzichten. Nur das eine dürfte die Richtung des Gebäudes noch lehren, daß das zugehörige Lager seine Front nach Osten, wie dieses Gebäude gerichtet h a t . Vor der demnach nachWesten gerichteten Rückseite dieses Lagers liegt dann der andere Außenbau, nämlich ein Töpferofen, der 134 m von dem äußeren Umfassungsgraben des Lagers entfernt ist und nach seinen Einschlüssen von Abfallware der Zeit von 40 bis 50 n. Chr. (Hofheim) angehört, also der letzten Zeit, die wir f ü r das Lager der V. und X X I . Legion in Anspruch genommen haben. Mehr ist über diese zweite Hauptperiode von Vetera einstweilen nicht zu sagen. Mit dem Abzug der X X I . Legion nach Obergermanien (Mainz und Windisch) und ihrem Ersatz durch die X V . Legion in Vetera, der sehr wahrscheinlich 43 n . Chr. stattfand, beginnt militärgeschichtlich die d r i t t e H a u p t p e r i o d e des Lagers, wobei freilich dahingestellt bleiben muß, ob nunmehr sofort zu dem großen Neubau geschritten wurde, von dem jetzt die Rede sein soll, oder ob dieser ganz erst unter Nero entstanden ist. Jedenfalls gehört aber dieses Lager ganz bestimmt in die Zeit zwischen 43 und 69/70, wo es durch die Bataver zerstört wurde. Es i6t das Lager, welches in Tacitus Historien mehrfach genannt wird, wobei wertvolle Fingerzeige f ü r seine Lage und Einrichtung gegeben werden. „ P a r s in collem leniter exsurgens, pars aequo adibatur," sagt Tacitus Hist. 4,13, und dies wird durch den Befund vollkommen bestätigt. Ein großes nordsüdlich sich erstreckendes Rechteck, zieht sich das Lager den Südhang des Fürstenberges hinauf, sodaß die südliche Schmalseite unten in der Ebene, die nördliche Schmalseite auf der höchsten Stelle des Hügels liegt. Die Richtimg des Lagers h a t sich also gegen die des vorigen etwa um 90 Grad gedreht. Das große Rechteck mit abgerundeten Ecken, in fast genau nordsüdlicher Richtung verlaufend, mißt in der Spitze des Um1 4 Archäologisches I n s t i t u t , H u n d e r t j a h r f e i e r

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fassungsgrabens gemessen 932 m (3150 Fuß) Länge auf 636 m (2150 Fuß) Breite u n d h a t einen Flächeninhalt von 59,28 Hectar. Der Umfassungsgraben ist ca. 6 m breit und war außen in j e 5 m Abstand von zwei Astverhaugräbchen begleitet. Hinter dem Graben war der 3 m breite, vorn mit einer schrägen Holzverschalung verkleidete Wall, an dessen Verkleidung außer Balken u n d Brettern auch in irgend einer Weise Dachziegel verwendet gewesen sein müssen, wie der Befund der in den Graben hinabgestürzten Reste bewies. Ich gehe der Kürze halber nicht näher darauf ein. Die vier Tore liegen an den üblichen Stellen, an den Schmalseiten in deren Mitte, an den Langseiten am Beginn des vorderen Drittels der Länge. Die letzteren sind die beiden portae principales, das Nordtor, die porta decumana, das Südtor, die porta praetoria, und auch das entspricht der Schilderung des Tacitus, wonach die porta praetoria unten in der Ebene gelegen haben muß. Die Konstruktion der Tore erhellt aus dem ganz ausgegrabenen Südtor und der Hälfte des Osttores. Hinter den an der Durchfahrt zurückgebogenen Grabenendigungen liegen zwei hölzerne Tortürme, die aus je acht Pfosten bestehen. Der Durchgang ist dann nochmals durch zwei Pfosten geteilt, die den Oberbau des Tores tragen halfen. So entstand ein von drei Seiten flankierter Vorhof, wie so häufig bei Kastelltoren. Die Pfosten der Tortürme standen wenigstens am Osttor in Tuffsteinsockeln, und es ließ sich bei den nur halb durchschnittenen Pfostenlöchern noch genau der Pfahl in der Einfüllung erkennen und messen. Vor der Durchfahrt des Osttores ist eine Anzahl von Astverhaugräbchen (tituli) gefunden worden, die von verschiedenen Verrammelungen herrühren müssen. Die vier Tore geben die beiden Hauptachsen des Lagers an, die durch die Tormitten führen, den nordsüdlich laufenden decumanus maximus und den ihn im rechten Winkel schneidenden westöstlichen cardo maximus, der mit der Hauptlagerstraße, der via principalis, zusammenfällt, die das ganze Lager durchquert, während der decumanus keiner durchlaufenden Straße entspricht, sondern durch die Gebäude der Lagermitte, wie üblich, unterbrochen ist. Diese große nordsüdliche Lagerachse h a t hier in Vetera die besondere Bedeutung, daß sie genau die Scheidelinie zwischen den beiden Legionen darstellt. An der ganzen Westhälfte des Lagers sind nämlich n u r Ziegel mit Stern-

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peln der V., an der Ostbälfte nur solche der XV. Legion verwendet. Die weitere Einteilung des Lagers und die Verteilung der Lagerbauten ist ja n u n derzeit nur zeitweise bekannt. Immerhin läßt sich wenigstens über die Anordnung der Hauptgebäude in der Mitte des Lagers und der sie umgebenden Straßen einiges sagen. Der mittlere, die Hauptgebäude umschließende Teil des Lagers ist durch die via principalis und zwei nördlich von ihr parallel laufende Straßen eingefaßt und in zwei scamna eingeteilt, welche wieder durch sechs nordsüdlich laufende Straßen in fünf strigae von verschiedener Breite zerfallen. So entstehen zehn große rechteckige insulae nördlich der via principalis, deren sechs mittelste die Hauptverwaltungsgebäude und die Stabsquartiere, also die principia, umfaßten, während die äußersten, soweit sich bisher beurteilen läßt, bereits f ü r Manipelkasernen bestimmt waren. Die Straßen sind jedenfalls zum Teil von Straßenportiken begleitet, welche allerdings zum Teil sicher Bestandteile der an den Straßen liegenden monumentalen Gebäude sind. So vor allem bei dem Mittelgebäude, das die ganze Mittelinsula nördlich der via principalis einnimmt, dem Praetorium A B. Die beiden insulae rechts und links vom Praetorium enthalten je ein palastartiges Gebäude H und P , wohl sicher, wie wir noch sehen werden, die Amtspaläste der beiden Legionslegaten. Außerdem aber enthält jede dieser beiden quadratischen insulae noch ein hinter dem Palast liegendes Gebäude L und S, welches ganz dicht an diesen herangerückt nicht durch eine Straße, sondern höchstens durch eine Traufgasse von ihm getrennt ist. Aber von diesen beiden Bauwerken konnte bisher keines ganz ausgegraben werden, weshalb ihre Gesamtanlage und Bedeutung noch unbekannt ist. Nach der via principalis zu enthält jede dieser insulae eine Reihe von Läden (tabernae), die sich in ganzer Breite nach der Straße zu öffnen. Was sich in diesem scamnum rechts und links anschließt, ist noch unbekannt. Das nächste scamnum nach Norden zu enthält in der mittelsten striga hinter dem Praetorium wieder ein die ganze insula einnehmendes rechteckiges Gebäude G, dessen Größe 124,50 : 95,40 m schon bekannt ist und von dessen Innenräumen schon eine Anzahl größerer und kleinerer Lichthöfe und viele kleine sie umgebende Zimmer ausgegraben sind. Aber ein großer Teil des Gebäude14*

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inneren konnte noch nicht ausgegraben werden. Ich werde noch darauf zurückkommen. Die beiden insulae rechts und links von diesem großen Mittelbau enthalten nun je mehrere kleinere Gebäude, sind aber leider erst zum Teil ausgegraben. Am besten bekannt ist die westliche insula, deren südlicher Teil drei ganz gleichartige mäßig große, ungefähr quadratische Peristylhäuser K, J , M enthält. Diese Reihe setzt sich, soweit erkennbar, in der östlich entsprechenden insula fort (Q). Und hier sieht man, daß sich nördlich zunächst ein freier Platz oder Garten anschließt, und daß der nördliche Teil der insula wieder durch ein oder mehrere mittelgroße Gebäude (R) eingenommen wird, die hier durch eine gemeinsame westliche Abschlußmauer mit dem südlichen Gebäude Q verbunden sind. I n diesem scamnum ist dann auch wenigstens ein Teil der westlichsten striga bis zur via sagularis schon untersucht worden, wobei sich zeigte, d a ß dieser Teil von westöstlich gerichteten Manipelkasernen eingenommen wird, von der Art, wie sie aus Novaesium Taf. I I I . bekannt sind. Von der Einteilung der praetentura, also des Lagerteiles südlich der via principalis, ist noch sehr wenig bekannt. Es ist dort erst südlich von der Südostecke des Praetoriums und des Legatenpalastes einiges ausgegraben worden. Die via principalis ist auf ihrer Südseite auch von Läden und einer Straßenporticus eingefaßt, an welche sich südlich unmittelbar größere Bauten anschließen, von denen aber bisher nicht viel mehr als die nördlichen Abschlüsse bekannt sind. Nur südlich von der Südostecke des Praetoriums ist schon etwas mehr freigelegt, und dabei sind besondere Verhältnisse festgestellt worden. Es fand sich dort zunächst an der via principalis ein Bauwerk C, welches einfach die Fortsetzung der Läden ist, aber nicht genau in deren Flucht liegt. Südlich davon liegen einige Mauern bei D und noch weiter südlich ein rechteckiges Gebäude E mit vielen kleinen Stuben und Gängen dazwischen, dessen ostwestliche Breite 24 m beträgt, während die Ausdehnung nach Süden noch unbekannt ist. Es zeigte sich nun, daß die Fundamente C und D von Kies überschüttet waren, woraus ich 1911 den Schluß zog ( B J b 122, 327ff. und 336), daß die via principalis vom Praetorium bis zum Bau E reichte, also in ihrer letzten Ausgestaltung nahezu 60 m breit war. Wenn 212

sich dies auch jetzt durch die Weiterverfolgung der via principalis nach Osten als irrig herausgestellt h a t , so bleibt jedenfalls bestehen, daß m a n offenbar die Bauten C und D vor dem Praetorium einmal abgerissen und dort einen breiten freien Platz geschaffen hat, der bis zu dem Bau E reichte, also 60 m breit war, und in den von Süden her die via praetoria gemündet h a t . Diese Neuanlage dürfte im Zusammenhang stehen mit der steigenden Pracht- und Luxusentfaltung, deren Zeugen wir nunmehr zu betrachten haben. Zunächst dürfen wir wohl mit aller Reserve, welche die Unvollständigkeit der Grabungen gebietet, nach den bisherigen Ergebnissen bereits eine weitgehende Symmetrie der beiden Lagerhälften, der westlichen und der östlichen, vermuten, hervorgerufen durch die gleichen Bedürfnisse der beiden Legionen. Zwar ist diese Symmetrie nicht so zu verstehen, daß die sich entsprechenden Bauten absolut identische Grundrisse haben, wovon wir uns sogleich überzeugen werden; aber m a n wird erwarten dürfen, in beiden Lagerhälften wenigstens die Gebäude mit derselben Bestimmung an derselben Stelle zu finden, was die Fortsetzung der Grabungen wesentlich erleichtern und vereinfachen dürfte. I n der Mittelachse des Lagers liegen zwei n u r einmal vorkommende Hauptgebäude, das Praetorium A B und das dahinter liegende Gebäude G, welches wir schon betrachtet haben. Das Praetorium stellt sich im Grundriß als ein großes Rechteck von 120 m Länge auf 94,80 m Breite (400: 310 röm. Fuß) dar. Dieser Gesamtkomplex gruppiert sich um zwei große Zentralräume, nämlich den fast quadratischen Peristylhof A und die gedeckte Säulenhalle B. Vor die Südfront, an der via principalis entlang, legt sich eine Porticus, durch deren Mitte das monumentale Haupteingangstor in den Hof A f ü h r t . Am Nordende dieses Hofes k o m m t man durch zwei Eingänge in die Halle B und damit in den vornehmeren, höher gebauten und daher auch stärker fundamentierten Teil des Gebäudes. Die Halle B h a t t e einen guten Kalkmörtelestrich und farbigen Wandverputz. Sie war durch 28 korinthische Säulen auf mächtigen Substruktionen in drei Schiffe geteilt und nach der wohlbegründeten Vermutung des Geh. Baurats Dr. Schultze in Bonn basilikal gebaut. Die Höhe der 213

Säulen kann auf Grund der Schaftreste auf über 7 m berechnet werden. Die Halle ist auf drei Seiten von größeren Sälen und kleineren Zimmern umgeben. In ihrer Längsachse liegen zwei durch ihre Einbauten und durch Reste korinthischer Säulen und Wandmalerei hervorgehobene größere Räume, offenbar die sacella der beiden Legionen. In der Mitte der Rückseite ist ein nur einmal vorkommender größerer Raum 1, zu dem vielleicht die beiden schmalen Seitenräume 2 und II hinzuzuziehen sind, vielleicht das tribunal. Die übrigen Räume des Nordflügels werden wohl nach Analogie anderer Lager, besonders von Lambaesis, wo inschriftliche Zeugnisse vorliegen, als die Verwaltungs- und Versammlungsräume der Stäbe, ferner als Legionsarchive und dergleichen zu betrachten sein, wobei auf eine Deutung im Einzelnen verzichtet werden muß. Der große Hof A ist auf drei Seiten von je einer Doppelreihe meist kleiner und gleichförmiger Stuben umgeben, welche im wesentlichen wie in Lambaesis und anderen Lagern die armamentaria der Legionsmanipel gewesen sein müssen. Da hierfür bei zwei Legionen 2 X 30 = 60 Stuben notwendig sind, so ist damit schon der größte Teil der Kammern in Anspruch genommen. Der Rest läßt sich als Versammlungsräume (scholae) der armorum custodes, als auguratorium und zum Teil als Nebeneingänge oder Durchgänge erklären. Diesem Zweck des seitlichen Eingangs dienten jedenfalls die beiden langen Gänge X I und 11 auf der West- und Ostseite, die, wie wir gleich sehen werden, die unmittelbare Verbindung mit den Legatenpalästen herstellten. Ich möchte hier nicht verfehlen, auf die Rekonstruktion des Erdgeschoßgrundrisses durch Geheimrat Dr. Schultze und das nach seinen Entwürfen hergestellte Modell hinzuweisen. Die Bedeutung des Peristylhofes A als forum für die Versammlungen der Soldaten dürfte klar sein. Weniger ist dies der Fall bezüglich der gewaltigen das ganze Baugebilde beherrschenden Basilica B. An die in einigen Inschriften bezeugte basilica exercitatoria, also eine Exerzierhalle, darf man natürlich bei der pompösen Ausstattung und der vornehmen Umgebung dieser Halle nicht denken. Am ehesten wird man ihr eine sakrale Bedeutung geben im Zusammenhang mit den beiden sacella, also etwa als Versammlungshalle der Offiziere bei feierlichen Anlässen 214

des Lagerkultus und dergleichen. Wenn, wie Schultze vermutet, in dem Mittelraum hinter der Halle das tribunal zu erkennen ist, so könnte die Halle auch f ü r Gerichtszwecke verwendet worden sein, was j a der Bedeutung der bürgerlichen Marktbasilica nahekommt, die bekanntlich bei den meisten römischen Städten dieselbe Stelle am Forum einnimmt, wie die Xantener Basílica bei dem Versammlungsforum A. Den eigentlichen Soldatenmarkt aber wird man in dem großen freien Platz vor der Südfront des Praetoriums an der von Läden eingefaßten via principalis erkennen dürfen, den wir vorhin aus den dortigen Befunden erschlossen haben. Zu beiden Seiten des Praetoriums liegen nun in den benachbarten Insulae die beiden Gebäude, die ich schon vorhin als die Paläste der beiden Legionslegaten bezeichnet habe. Betrachten wir zunächst den vollständig ausgegrabenen auf der Westseite. Sein Grundriß ist ein Rechteck von 9 7 : 77 m. Seine Front ist nicht nach Süden, wie die des Praetoriums, sondern nach Osten zum Praetorium hin gerichtet. Dort ist er von einer Porticus begleitet und h a t seinen Haupteingang genau gegenüber dem westlichen Seiteneingang des Praetoriums. Der Bau h a t also eine Breitfassade nach Osten. Durch das dreiteilige Tor betritt man das Vestibulum, an welches sich in der deutlich betonten Ostwestachse vier große Räume reihen: erst ein großer Empfangssaal, dann als zentraler R a u m des ganzen Gebäudes ein großer vierseitiger Peristylhof, der sich dann nach Westen zum Oecus öffnet. Aus diesem gelangt man in den eigenartigsten und imposantesten Teil des Gebäudes, ein langgestrecktes fast den ganzen Westteil dess Hauses einnehmendes Gartenperistyl mit zwei abgerundeten Schmalseiten, einen hippodromus oder eine gestatio in modum circi, wie wir sie literarisch bei Plinius dem Jüngeren und monumental im domitianischen Kaiserpalast auf dem Palatin und in der Hadriansvilla zu Tivoli kennen; hier in Vetera den engen Lagerverhältnissen entsprechend kleiner und streng dem rechteckigen Baukörper des Gesamtbauwerks sich einfügend, aber immerhin von der stattlichen Länge von 84 m bei einer Breite von 20 m. Wenn diese eben betrachtete Flucht von Räumen in gewissem Sinne an die Reihenfolge der Räume des italischen Hauses in seiner erweiterten Form, vestibulum, fauces, atrium, tablinum, peristylium, erinnert, so ist aber der Grundriß unseres 215

Bauwerks noch weit reicher durch die Räume an der südnördlichen Achse, welche die Ostwestachse in dem großen Mittelperistyl rechtwinklig schneidet. Den südlichen Teil beherrscht ein großes dreiseitiges Peristyl, dem ein ebensolches im nördlichen Teile entspricht. Umgeben sind diese Peristylhöfe von einer Menge verschieden großer Räume, die aus ihnen ihr Licht empfangen. U n d wenn wir nunmehr den von Regierungs- und Baurat Dr. Mylius rekonstruierten Erdgeschoßgrundriß betrachten, so sehen wir, daß noch einige Nebenperistyle an der Frontseite dazukommen. Endlich wird das Gebäude auf seiner ganzen Westseite durch einen breiten Korridor abgeschlossen, der sich nach Westen vermutlich in Arkaden öffnete. I m übrigen sind die Ränder des Gebäudes durch eine Menge kleiner Zimmer eingenommen. Die Lage des Gebäudes im vornehmsten Teil des Lagers an der via principalis, seine deutliche Beziehung zum Praetorium, die durch die einander gegenüberliegenden Eingänge gegeben ist, die Häufung von Peristylen, die an hellenistische Paläste und hellenistisch-römische Prachthäuser erinnert, vor allem das üppige Gartenperistyl, läßt mit Gewißheit in diesem Gebäude den Amtspalast des höchsten Offiziers, des Legaten der hier lagernden V. Legion erkennen, der hier nicht n u r seine Wohn- und Repräsentationsräume, sondern auch die Arbeitsräume seines umfangreichen Officiums gehabt haben wird, f ü r welches natürlich im Praetorium bei weitem nicht genügend Platz gewesen wäre. Inwieweit das westliche Nebengebäude in derselben Insula und der Bau südlich von diesem Palast ebenfalls noch solchen Verwaltungszwecken gedient haben, läßt sich vorläufig, so lange diese Gebäude nicht vollständig ausgegraben sind, noch nicht erkennen. Einen Begriff, wie nach dem Rekonstruktionsentwurf von Baurat Mylius der Palast ausgesehen haben mag, gibt das Modell. Und auf der Ostseite des Praetoriums wiederholen sich nun in dem entsprechenden Bau dieselben Merkmale palastartiger Anlage. Wenn auch dieser Bau bisher erst zum Teil ausgegraben werden konnte, so läßt sich nach der Grabung der beiden letzten J a h r e bereits sagen, daß er ein Rechteck von 109 m in nordsüdlicher und 78,50 m in westöstlicher Richtung, wieder mit Breitfassade nach Westen dem Praetorium zugewendet, war. Die Nord- und Westseite waren von Straßenportiken begleitet, die Südseite 216

durch Pilaster gegliedert. Der Haupteingang im Westen liegt wieder genau dem östlichen Seiteneingang des Praetoriums gegenüber und führt wieder durch ein Vestibulum in einen großen Saal, dessen Tiefe noch unbekannt ist. Zwei schmale Peristyle schließen beiderseits an diesen Saal an und sind durch einen aus Ziegeln'gemauerten Entwässerungskanal miteinander verbunden, der unter dem Fußboden des Mittelsaales hindurchgelaufen sein muß. Weiter liegt im nördlichen Teil ein großer Saal oder Hof, von vielen kleinen Räumen umgeben, die sich auch an der Westfront hinziehen, ähnlich den kleinen Stuben im westlichen Palast. Das südliche Drittel des Gebäudes ist schon ganz ausgegraben und brachte in wünschenswertester Klarheit die Entscheidung f ü r die Deutung des Bauwerkes. Denn es enthielt wieder einen großen hippodromartigen Garten mit gerundeten Schmalseiten und Peristyl im Innern, der in westöstlicher Richtung den ganzen Südteil des Gebäudes einnimmt. Die Stylobatmauer des Gartenperistyls h a t eigentümliche Pfeilervorsprünge nach innen zu, welche m a n vielleicht als Statuenbasen ansehen darf. Wie der Plan übrigens zeigt, ist der Garten über die Fundamente einiger älterer Räume hinweggebaut, gehört also erst einer letzten prunkvollen Ausgestaltung des Palastes an. Von der Partie nördlich des Gartenperistyls kennen wir bisher erst zwei dreiseitige Peristyle, die unmittelbar an die nördliche Abschlußmauer des Gartens anschließen und von denen das größere westliche wohl wieder in der Nordsüdachse liegen wird, an welcher nach Norden zu weitere größere Räume aufgereiht sein werden. Zwischen den beiden Peristylen liegen kleinere Räume, an welche nördlich wieder ein erst halb ausgegrabener Peristylhof schließt. Mehr läßt sich über die Raumanordnung des Gebäudes einstweilen nicht sagen. Aber das Gesagte genügt, um in dem Gebäude P einen dem gegenüberliegenden Gebäude H gleichartigen und gleichbedeutenden Bau zu erkennen. Wenn also meine Deutung des westlichen Baues als Palast des Legaten der V. Legion richtig sein sollte, so wäre in dem östlichen Bau P der Legatenpalast der XV. Legion zu erkennen und der Nachweis erbracht, daß beide Legionslegaten im Zweilegionenlager gewohnt und vielleicht abwechselnd das Oberkommando geführt haben.

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Gehen wir nun zur Einzelbetrachtung der Bauten des nördlich anschließenden scamnum über, so habe ich schon kurz angedeutet, daß wir von dem Mittelgebäude G zwar schon seine das Praetorium noch übertreffende Ausdehnung, aber noch nicht den ganzen Grundriß im Innern kennen. Es kann deshalb auch über die Bestimmung und Bedeutung des Gebäudes noch nichts sicheres gesagt werden. Vermutungsweise habe ich es vorläufig f ü r das Amtsgebäude des praefectus castrorum in Anspruch genommen, welchem seiner Bedeutung gemäß ein geräumiges Haus in zentraler Lage in der Nähe der offiziellen H a u p t b a u t e n des Lagers zukommen dürfte, und welcher der einzige Offizier ist, der auch im Zweilegionenlager vermutlich nur einmal vorkommt. Wir sahen dann vorhin, wie sich in den Insulae rechts und links von diesem großen Gebäude offenbar zwei Gruppen von je drei gleichartigen Peristylhäusern von mäßiger Ausdehnung anschließen, und können uns nach den beiden am vollständigsten ausgegrabenen J und M deren Form und Raumverteilung hinreichend klar machen. Es sind nahezu quadratische Bauten, 39 m breit, 41 m tief, mit deutlich betonter Nordsüdachse und mit je einem großen zentralen Peristylhof von 19: 22, bzw. 24 m Ausdehnung, um den sich auf allen vier Seiten größere Säle und kleinere Zimmer reihen. I m Süden von einer Straßenporticus begleitet, wird das Haus durch einen großen Mittelsaal betreten, der unmittelbar in den Peristylhof hineinführt. I h m entspricht in der Mitte der Nordseite ein zweiter großer Saal, der mit seinem nördlichen Drittel apsidenartig über die Nordflucht des Hauses vorspringt. Die nördlichen Teile der Häuser sind übrigens terrassenartig erhöht, was mit der Überwindung des natürlichen Gefälles des Hügels zusammenhängt. Die nördliche Seite des Hofperistyls liegt deshalb auf einer durchgehenden Terrassenmauer, in welcher an den beiden Enden kleine Treppen auf die Terrasse hinaufgeführt haben werden. Die Peristylhöfe sind etwas verschieden gebaut. Die Holzpfosten des Umganges standen bei J in Tuffsteinsockeln, die nicht nur ein Zapfenloch in der Mitte, sondern auch seitliche Einarbeitungen für Holzschwellen oder Holzgeländer hatten. Bei M staken die Holzpfosten in quadratischen Pfostenlöchern, die mit angestampfter Tonerde auf einer Tuffsteinbettung angefüllt waren. Gewisse Anzeichen deuten darauf hin, daß auf 218

der nördlichen Rückseite ein Hof oder Gartenraum abgegrenzt war, in welchen der Oecus in der Mitte der Rückseite hineinragt und zu dem er sich vielleicht verandaartig geöffnet haben könnte. Es handelt sich also um ansehnliche Peristylhäuser von unverkennbar vornehmem Wohnbautypus, welche offenbar zu drei und drei zusammenliegen. Man wird sie also einer durch Drei teilbaren Zahl von höheren Offizieren zuzuweisen haben, am ehesten also den zwölf Tribunen der beiden Legionen, wobei die Frage vorderhand noch offen bleiben muß, ob wir zwölf solche Bauten voraussetzen dürfen oder ob die Tribunen zu je zwei in einem solchen Haus, also in einem Contubernium, gewohnt haben. Fanden wir die Legatenpaläste mit ihrer Häufung von Peristylen und ihren Prachtgärtcn unverkennbar von der hellenistisch-römischen Palastanlage beeinflußt, so h a t auch der Typus dieser Peristylhäuser wieder deutlich seine Vorbilder und Vorstufen in hellenistischen Wohnhäusern. Bei dem Haus X X X I I I in Priene (Swoboda 7, 2b) in seiner erweiterten Gestalt nach dem Umbau hebt sich der Oecus als Hauptwohnraum hinter dem Peristylhof in ganz ähnlicher Weise heraus, und ihm entspricht gegenüber auch ein größerer Mittelraum, wie in Vetera, n u r daß die streng achsiale Symmetrie noch nicht besteht. Auch in Pergamon zeigt sich dieselbe Erscheinung an verschiedenen Häusern (AM 29, 1904 Taf. 7), besonders an dem Haus des Consuls Attalos (AM 32, 1907 Taf. 14), wo der mächtige Oecus 45 ganz ähnlich über die Flucht des Untergeschosses apsidenartig vorspringt und erst im Obergeschoß, das auf dem Felsen liegt, wieder in die Flucht des Hause zurücktritt. Auch hier entspricht ihm auf der entgegengesetzten Seite ein großer Mittelraum 30. Und der Typus ist in vereinzelten Peristylvillen auch in den Norden gedrungen, wie namentlich die Villa in Westenhofen bei Ingolstadt zeigt (Swoboda 23, 12), wo der mit einem Mosaikboden geschmückte Oecus, der noch mit einer flachgerundeten Apsis erweitert ist, genau ebenso 'über die Flucht der hinteren Wohnräume vorspringt. So sehen wir denn das Legionslager wie das Zweilegionenlager u m die Mitte des 1. J a h r h u n d e r t s n. Chr. schon weit abgerückt von dem ursprünglichen durch rein militärische Bedürfnisse geschaffenen Schema. Während die frühen Lager von Vetera, soweit wir bisher

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erkennen können, ihre Front nach Osten, also dem Feinde zugewandt hatten, i6t diese Orientierung hier aus keinem ersichtlichen Grunde aufgegeben zu Gunsten einer nach Süden gerichteten Lagerfront, die noch dazu durch das natürliche Gefälle des Hügels einen weitgehenden Einblick von Süden her in das Lagerinnere gestattet haben muß. Luxusbauten, eingeführt aus der italischen gleichzeitigen Palastarchitektur, sind für die Wohn- und Repräsentationsbedürfnisse der hohen Generalität in das Lager eingedrungen und bezeugen das uns auch anderweit bekannte Bedürfnis der hohen, vornehmen und feingebildeten Offiziere nach verfeinerter Lebenshaltung auch im Felde. Die Legatenpaläste mit ihren Prachtgärten muten so an, daß man fast auf den Verdacht kommt, die Legaten hätten ihren Aufenthalt im Lager Vetera lediglich als eine Sommerfrische angesehen und im Winter das Lager dem praefectus castrorum überlassen, während sie selbst in Köln oder anderswo behaglich die unwirtliche Jahreszeit zubrachten. Ein literarisch bezeugtes Analogon ist der Legat Cerialis, der bekanntlich bei dem Überfall des Legionslagers bei Trier gar nicht im Lager gewesen war, sondern erst in Trier selbst aus dem bequemen Bett geholt werden mußte. Die bürgerliche Stadt hat offenbar starken Einfluß auf das Lager dieser Zeit gehabt. Die Verbindung von Forum und Basilica kann nur der bürgerlichen Stadt entnommen sein. Beispiele wie Calleva und Venta Silurum zeigen dies schlagend. Auch die Lädenreihen an der via principalis entlang sind natürlich der bürgerlichen Stadtanlage entnommen, ebenso wie die Straßenportiken und ähnliche unmilitärische Anlagen.

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4. SITZUNG* Donnerstag, 25. April, nachmittags 4 Uhr bis 6,30 Uhr. Ehrenvorsitzende: Professor Minto, Florenz. Direktor Makridi Bey, Konstantinopel. Professor Alföldi, Budapest. PROFESSOR ANTONIO MINTO, FLORENZ: NUOVO ORIENTAMENTO NEGLI STUDI E NELLE RICERCHE ARCHEOLOGICHE IN ETRURIA. Antonio Minto, come Soprintendente alle Antichità e Presidente del Comitato Permanente per l'Etruria, espone il programma dei lavori che si stanno compiendo in quella regione dopo il Congresso Internazionale Etrusco di Firenze (Primavera del 1928). Si intrattiene a parlare degli schedari topografici dei monumenti archeologici ed epigrafici, in relazione alle carte archeologiche generali di cui offre dei saggi con relativi schedari; parla poi delle carte archeologiche speciali chiarendo per queste ultime i criteri direttivi nel rendere la distribuzione topografica e la sovrapposizione cronologica dei trovamenti. Viene poi agli scavi archeologici, praticati in questi mesi nei vari centri dell'Etruria, secondo un piano organico di revisione e di integrazione degli aspetti peculiari di civiltà che si notano nelle varie sedi, dell'espansione territoriale e dei rapporti fra centro e centro. La demografia, oltre che sui dati archeologici, viene studiata sui dati onomastici, offerti dai testi epigrafici, e sui dati toponomastici, raccolti con discernimento scientifico. L'oratore offre quindi un primo saggio delle monografie di sintesi di un centro archeologico, ottenuto con questo metodo di ricerca, nell'opera di Ranuccio Bianchi Bandinelli su Sovana. Parla poi dei nuovi criteri di ordinamento e di completamento del Museo Topografico dell'Etruria che, secondo il disegno del suo fondatore L. A. Milani, dovrà offrire un quadro integrale, per sedi e per periodi, di tutta la civiltà etnisca. * Der für diese Sitzung angekündigte Vortrag von Professor SauciucSäveanu, Czernowitz, konnte nicht gehalten werden. Dafür fand als erster der von Professor Minto, Florenz, für Montag, den 22. April, angekündigte Vortrag statt.

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Viene in seguito a discorrere del programma degli scavi per la soluzione dei problemi generali. Anzitutto delle ricerche in corso per conoscere la natura, l'estensione e la durata della civiltà neoeneolitica nella regione tosco-umbra, per conoscere come essa si ricolleghi alla civiltà villanoviana, per indagare il fenomeno della fase, relativamente a t t a r d a t a , di apparizione di tale civiltà in Etruria, e delle differenze f r a sede e sede. Tale programma di ricerche ha dato risultati sorprendenti a Cetona ed a Massa Marittima. Parlando del periodo di civiltà così detto orientalizzante, l'oratore accenna agli interessanti risultati di analisi su materie prime che la Sezione Naturalistica del Comitato per l'Etruria sta svolgendo con uniformità di metodo, per periodi e per zone archeologiche. Parla poi della carta archeologica che si sta eseguendo per segnare t u t t i gli antichi lavori minerari della regione, e dell'importanza che i nuovi dati raccolti avranno per lo studio della trasformazione della vita economica e particolarmente sul problema delle origini e dello sviluppo della civiltà etnisca. KONSERVATOR THEODOR MAKRIDI BEY, KONSTANTINOPEL: LES RÉCENTES FOUILLES DE CONSTANTINOPLE. I. L a P o r t e D o r é e . Comme il est connu le Château des SeptTours (Yédikoulé), bâti par Mahomet I I le Conquérant, est adossé au Mur Théodosien et à la Porte Dorée (Ducas, ed. Bonn p. 339. L. Chalcondylis, ed. Bonn p. 529. Tursina-Tursun Bey "Tarihi Ebul F a t i h " , texte turc), qui constitue le côté Ouest du vaste pentagone. Ce château dès sa construction a servi comme dépôt de l'artillerie, du butin de guerre, des archives et du Trésor de l ' E t a t . Vers la fin du X V I e siècle, le Trésor ayant été transféré au Vieux Sérail cet endroit servit exclusivement comme lieu de réclusion des ambassadeurs des puissances avec lesquelles la Turquie était en guerre, des prisonniers de guerre et des personnages de marque tombés en disgrâce et ceci jusqu'au commencement du siècle passé. E n 1838 le Sultan Mahmoud I I a rouvert la Porte des Propylées qui avait été murée presque quatre siècles auparavant par les Turcs. D u r a n t cette période la Porte Dorée et les Propylées n'ont pas subi de changement notable. 222

Les fouilles que nous avons entreprises ont consisté au nettoyage de la cour qui s'étend entre la Porte Dorée et celle des Propylées et à quelques sondages pour l'étude des détails des fondations. P a r ce fait toute la partie inférieure de l'immense construction de marbre a été dégagée et nous avons constaté qu'elle se termine par un corps de moulures dont le travail reste inachevé. On s'est borné à sculpter le motif sur les bords des joints, comme modèle, et à indiquer à l'ouvrier, par des lignes incisées, la direction à suivre. Au dessous de cette moulure commence le mur de soubassement, composé de onze assises de blocs de calcaire soigneusement taillés, qui descend à une profondeur de 4,30 m et s'appuie sur le rocher. Mais à l'angle formé p a r la jonction du pylône Nord, au bâtiment des arcs, nous avons constaté les restes d'une construction antérieure en maçonnerie que l'architecte a incorporé dans les nouvelles fondations. Nous avons également constaté que les ouvertures des arcs sont plus larges du côté Ouest que du côté opposé. Cette différence provient des recoins en retrait pratiqués sur toute la hauteur des jambages et destinés probablement à loger des châssis décoratifs au moment du passage triomphal de l'empereur. Les recherches aux Propylées nous ont amenés à conclure que toutes les constructions aujourd'hui apparentes datent d'une époque beaucoup plus récente que le V e siècle. E n effet dans la construction on remarque des marbres réemployés et sculptés une seconde fois qui ne peuvent être antérieurs au VI e siècle terminus ad quem. Il ne demeure pas moins vrai que les Propylées ont été construits simultanément avec le mur Théodosien, mais les seuls restes que nous pouvons attribuer avec certitude à cette époque consistent au mur de soubassement mis à jour par nos fouilles. Nous avons pu aussi identifier les deux tours de p a r t et d'autre de la porte, bâties par Jean Paléologue (Ducas, ed. Bonn p. 47—48), qui ont été confondues par certains auteurs avec les grands pylônes de marbre. E n dernier lieu nous avons établi d'une façon certaine le système de défense de la Porte Dorée pendant la dernière période byzantine; le seul accès de la porte se trouvant au Sud (Ducas 1. c.). Au cours de nos t r a v a u x nous avons pu récupérer plusieurs fragments des reliefs antiques provenant des douze panneaux à 223

encadrement de marbre se trouvant de part et d'autre de la Porte des Propylées. Ces reliefs ont été vus sur place par plusieurs voyageurs qui nous en laissèrent des descriptions par lesquelles nous sommes en mesure d'identifier la plupart des fragments découverts. Ainsi nous avons une très belle tête de la Lune avec des cornes et un bras tenant une torche allumée, qui proviennent du groupe d'Endymion et la Lune, lequel a été vu et décrit par Pierre Gilles (1544), Thomas Roe (1625), Spon et Wheeler (1674). Trois autres fragments appartiennent au groupe représentant Pégase et les Muses qui a été vu par Pierre Gilles, Thomas Roe, de Monceaux et Grelot. Enfin les fragments que nous possédons nous permettent de conclure que les sculptures décorant les douze panneaux étaient des hauts-reliefs, d'un travail bien fait, du II e siècle ap. J . C. II. L ' A r c d e T r i o m p h e de T h é o d o s e I. Nous avons été amenés à entreprendre ces fouilles par la découverte fortuite en 1920 d'un énorme fragment de colonne sculptée simulant un tronc d'arbre stylisé. En été 1928 nous avons entrepris les travaux avec la collaboration de Mr. Stanley Casson, de New College, Oxford (les fouilles de Yédikoulé ont été pratiquées également avec la collaboration de Mr. S. Casson) et dès les premiers jours nous nous sommes rendus compte que nous étions en présence des ruines d'un arc de triomphe colossal. Nous avons pu dégager en partie deux piédestaux de marbre, dont les dimensions sont h. 2 m, larg. 7 m, long. 8 m, qui supportaient chacun quatre colonnes de 1,40 m de diamètre. Un nombre considérable de pièces d'architecture, telles que colonnes, frises, corniches, voussoirs d'arc, cassettes de plafond, et des châpiteaux de dimensions colossales fut mis à jour. La reconstruction, basée sur ces éléments et exécutée avec beaucoup de soin par Mr. le Prof. Krischen, nous donne un arc de triomphe appuyé sur huit piédestaux ayant chacun un groupe de quatre colonnes d'une hauteur de 14 m. La hauteur présumée de l'arc est de 25] m et sa largeur de 45 m. Le travail, exécuté exclusivement sur du marbre, est un assez bon travail décoratif encore romain. Il est étrange que la description de ce monument colossal, sur lequel étaient placées les statues des empereurs Arcadius 224

et Honorius, ne soit donnée par aucun auteur byzantin. Il est non moins curieux que t a n t de voyageurs qui ont visité Constantinople à partir du moyen-âge ne fassent pas mention de ces ruines. Les seuls témoignages que nous possédons sur l'existence de cet arc sont ceux de „Scriptores Originum Constantinopolit a n a r u m " (ed.Praeger p.175—-176)etceluideThéophane(ed. Boor p. 231). Les premiers disent que les statues d'Honorius et d'Arcadius se trouvaient sur l'arc de pierre situé au Tauros près la grande colonne de Théodose I e r et le second relate la chute de la statue d'Arcadius pendant le tremblement de terre de 542. E n terminant nous dirons quelques mots sur les fragments de la colonne sculptée de Théodose I e r , que l'on voit encastrés dans le mur de fondation du bain de Bayézid I I , voisin de l'arc de triomphe, et que nous avons mis à jour. Ils représentent des guerriers casqués, armés de lances et de boucliers, au dessus d'une bande en spirale. Sur l'un de ces fragments on remarque la paroi de l'escalier à vis ménagé dans l'intérieur de la colonne. PROFESSOR JOSEF KEIL, GREIFSWALD: DIE NEUEN AUSGRABUNGEN IN EPHESOS. Durch eine von dem begeisterten Ephesosfreunde Adolf Deissmann vermittelte Spende des amerikanischen Mäcens John Rockefeiler junior, die durch Zuwendungen der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft und des österreichischen Unterrichtsministeriums ergänzt wurde, ist die Direktion des österreichischen Archäologischen Instituts in die Lage versetzt worden, die bis zum Ausbruch des Krieges unter Heberdeys Leitung mit allbekannten Erfolgen durchgeführten Arbeiten in Ephesos in engster Kooperation mit der türkischen Regierung wieder aufzunehmen. Die türkischerseits von dem hochverdienten Generalinspektor der Altertümer, A. Azis, österreichischerseits von einer dem Vortragenden unterstellten Delegation, der noch Professor Theuer (Wien), Dr. Hörmann (Passau), Dr. Miltner (Wien) und wiederholt auch Adolf Deissmann (Berlin) angehörten, geführten Arbeiten haben sich auf Monumente aller Epochen der ephesischen Geschichte erstreckt. Nachdem schon in der ersten der neuen Kampagnen die Reste der altionischen Stadt an der von dem Vortragenden vermuteten Stelle nachgewiesen worden waren, ist dieser Ansatz durch neue Archfiologieches I n s t i t u t , H u n d e r t j a h r f e i e r

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Untersuchungen und Funde noch weiter gestützt worden. Vermutlich ist dieser altionischen Stadt die älteste Anlage eines sehr zerstörten Tempels zuzuweisen, dessen Zella über einem tiefen, in das Wasser hinabführenden Felsspalt erbaut war und der vielleicht dem Apollo Pythios geweiht war. Der griechischen und hellenistischen Epoche gehören die Funde eines großen offenen Heiligtums der kleinasiatischen Göttermutter an, die hier in religionsgeschichtlich sehr bedeutsamer Weise mit Zeus und einem jugendlichen Gott, in dem ihr kleinasiatischer Begleiter Attis zum griechischen Hermes umgestaltet erscheint, vereint ist. Von den untersuchten Bauwerken der römischen Epoche ist das bedeutendste ein der besonderen Obsorge Professor Theuers anvertrautes mächtiges Gymnasion, das der als zweiter Stadtgründer gefeierte reiche ephesische Bürger Yedius Antoninus, der Freund des Kaisers Antoninus Pius, erbaut und mit reichstem Skulpturenschmuck ausgestattet hat. Wie zu erwarten, bestand dieser Skulpturenschmuck zum großen Teile aus Kopien der berühmten Meisterwerke der Vergangenheit; er h a t uns in der letzten Kampagne unter anderem auch eine große Herme geschenkt, die durch die metrische Inschrift als Kopie nach Alkamenes bezeichnet wird. Als Vertreter der Grabmonumente sind die Deckel zweier Klinensarkophage wichtig, von denen der besser erhaltene mit dem Porträtkopf des Inhabers durch eine juristisch höchst interessante Überlassungsurkunde kurz vor das J a h r 204 n. Chr. datiert ist. Ein großer Teil der Grabungsarbeit h a t zwei Anlagen der c h r i s t l i c h e n E p o c h e gegolten. Dort wo bei einem kleinen Felsspalt und einer niedrigen Grotte Griechen und Türken vor dem Kriege die Sieben treuen Jünglinge verehrten, die, nach der Legende zur Zeit der Christenverfolgungen in eine Berghöhle eingemauert, in Schlaf versenkt wurden, aus dem sie erst, als die Welt christlich geworden war, wiedererwachten, ist durch umfangreiche Grabungen, bei denen sich die jugendliche Energie Dr. Miltners besonders auszeichnen konnte, eine riesige, in mehreren Geschossen übereinander sich aufbauende Coemeterienanlage freigelegt worden, in deren Mitte wir unter dem Boden einer Kirche in einer Art Katakombe auch noch die Kammern wiedergefunden haben, in denen die sieben Schläfer ihre von zahllosen 226

Pilgern besuchte letzte Ruhestätte gefunden hatten. Unter den Funden sind namentlich die weit über Tausend betragenden Tonlampen hervorzuheben, welche die Aufstellung langer Entwickelungsreihen gestatten. Bei der großen Johanneskirche, deren Ausgrabung Professor Sotiriu während der griechischen Okkupation mit schönsten Erfolgen begonnen hat, ist nicht nur der berühmte Bau des Kaisers Justinian so gut wie vollkommen freigelegt, sondern durch minutiöse Tiefgrabungen Dr. Hörmanns auch der Grundriß der vorjustinianischen Anlagen bereits in wesentlichen Teilen erkannt und genau unter dem späteren Altar auch die unterirdische Kammer ausgegraben worden, die vielleicht schon gegen Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr. als das Grab des Apostels gegolten hat. Der Vortragende schloß seine Ausführungen mit dem Wunsche, daß die Ausgrabungen an dem geschichtlich so bedeutsamen und noch so viele Probleme aufgebenden, aber auch noch so viele gute Hoffnungen erweckenden ephesischen Platze, an dessen archäologischer Wiedererweckung Engländer und Griechen, Amerikaner und Türken, Deutsche und Österreicher zusammengewirkt haben, unter dem Schutze und der fördernden Mithilfe der türkischen Regierung ihre Fortführung finden mögen, damit sich die Hauptstadt der Provinz Asia in ihrer Besonderheit einst als ein würdiges Glied einfüge in die Reihe der großen von den Berliner Museen und dem Archäologischen Institut des Deutschen Reiches in so hervorragender Weise betreuten Grabungstätten von Pergamon, Magnesia, Priene und Milet (Eine ausführlichere Berichterstattung über die Ergebnisse der Nachkriegskampagnen ist in den Jahresheften des österreichischen Archäologischen Instituts Bd. 23 bis 25 enthalten). DIREKTOR MARTIN SCHEDE, KONSTANTINOPEL: UNTERSUCHUNGEN AM TEMPEL IN AEZANI. Die Forschungen in Aezani fanden im Herbst 1926 und im Herbst 1928 im Auftrage des Deutschen Archäologischen Instituts sowie der Notgemcinschaft der Deutschen Wissenschaft statt. Mit der Leitung des Unternehmens waren Professor Daniel Krencker und ich betraut; uns standen einige jüngere Herren zur Seite, und mehrere Wochen lang nahm auch Theodor von Lüpke, der Leiter 15*

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der Staatlichen Bildstelle, an der Expedition teil, um nach dem Meßbildverfahren eine topographische Aufnahme der Ruinenstätte vorzunehmen. Wärmsten Dank für die Genehmigung und Förderung unserer Arbeit schulden wir der türkischen Regierung. Der eigentliche Zweck unserer Unternehmung war die Bearbeitung des Zeustempels, der besterhaltenen Tempelruine Kleinasiens. Es bot sich hier Gelegenheit, ein einheitlich entstandenes und stilreines Bauwerk der Kaiserzeit bis in alle Einzelheiten hinein kennen zu lernen. Dazu war eine ganz genaue photographische und zeichnerische Neuaufnahme erforderlich; an vielen Stellen mußte aber auch durch Ausgrabung Klärung gesucht werden, was an vier Stellen geschah: 1. in der Celia und dem Pronaos, 2. vor der Ostfront und dem anschließenden Teil der Südseite, 3. vor der Westfront, 4. in dem unter der Celia gelegenen Kellerraum. Es war eine unserer leichtesten, aber auch wichtigsten Entdeckungen, daß zwischen den vorderen Anten keine Säulen standen, dagegen vor dem Pronaos sich eine viersäulige Prostasis befand. Diese vier Säulen sind zwar der byzantinischen Kirchenapsis zum Opfer gefallen und mit ihren Fundamenten entfernt worden. Jedoch lehrt ein Blick auf das Gebälk der noch stehenden zweiten, dritten und vierten Nordsäule, daß von der dritten Säule und nicht von der zweiten aus Architrave nach innen einbanden. Es ist merkwürdig, daß ein so exakter Beobachter wie Landron dies übersehen h a t . Aus dem F u n d einer Basis sowie eines Kapitells ergab sich dann, daß diese Prostase kompositer Ordnung war, wie die Säulen des Opisthodoms. Der Grundriß, den wir damit erhalten, besteht 1. aus einer pseudodipterischen Peristasis von 8 : 1 5 mit verbreitertem Mittelinterkolumnium der Schmalseiten, wie sie genau so am Artemision von Magnesia vorhanden ist. 2. aus dem Tempelhaus mit einer stützenlosen Celia, einem Pronaos mit viersäuliger Prostasis und einem Opisthodom mit Säulen zwischen den Anten; genau so ist der ganz 6inguläre Grundriß des Tempels des Zeus Sosipolis von Magnesia. I n Aezani sind also zwei Grundrißformen, die in Magnesia getrennt vorkommen, miteinander kombiniert worden. Übrigens h a t auch der Augustus-Tempel von Ankyra fast genau die gleiche Grundrißform gehabt. 228

Es wäre zur völligen Klärung des Tempels von Aezani wünschenswert gewesen, den Keller gänzlich auszuräumen. Doch waren die Schuttmassen so ungeheuer und die Arbeit so erschwert, daß wir uns damit begnügen mußten, an zwei Stellen bis auf den wohlerhaltenen Marmorboden zu gelangen. Der Fußboden lag wesentlich tiefer, und die Raumwirkung war viel bedeutender, als man bisher angenommen hatte. In byzantinischer Zeit war der Keller die K r y p t a der Kirche. Der antike Treppenschacht war aufgegeben worden, und statt der Holztreppe hat eine rohe Steintreppe von einer der seitlichen Fensterluken nach unten geführt. Die künstliche Erhöhung des Tempels über das umliegende Gelände fand außen ihren Ausdruck in der stattlichen Podiumanlage, deren Entdeckung erst unserem Unternehmen gelungen ist. Das Podium h a t als oberste Fundamentschicht eine Euthynteria, die auch ältere Werkstücke, z. B. einen Fries mit roh zerstörter Inschrift oder Ornament enthält. Darauf liegt eine Marmorstufe und weiterhin, zurückspringend, das Fußprofil des Sockels vom Podium. Auch die Orthostaten und das Kopfprofil des Podiums haben sich gefunden. Der R a u m zwischen Podiumsockel und Säulenfundament war ringsum mit einer sorgfältigen Packung aus Kalksteinbruchstücken gefüllt. Verschiedene Einarbeitungen auf den Steinen des Kopfprofils gestatten die Annahme, daß das Podium von einer Brüstung bekrönt war. Für diese Brüstung h a t Krencker die zweiseitigen reliefierten Bukranienfriese mit Mänadenköpfen in Anspruch genommen, deren einer schon durch Lebas bekannt geworden war. Von diesen Friesstücken h a t sich aber kein einziger am Tempel selbst gefunden, so daß die Stücke auch zum Altar oder zum Propylon gehört haben könnten. Zwischen der Podiumplattform und dem Säulenzugang müssen schätzungsweise zehn Stufen vermittelt haben. Von diesen Stufen haben wir aber ebensowenig gefunden wie von der großen an der Ostfront gelegenen Zugangstreppe. Den sonstigen A u f b a u des Tempels konnten wir fast bis in alle Einzelheiten feststellen. Besonderen Studiums bedürfen die Frontarchitrave, da auf ihnen die Befestigungslöcher f ü r die Bronzebuchstaben der Weihinschrift erhalten sind. Von den ursprünglich sieben Architraven der Ostfront sind sechs mehr oder weniger gut erhalten aufgefunden worden. Die ehemalige 229

Anordnung der Blöcke konnte mit absoluter Sicherheit wiederhergestellt werden, obwohl an der Ostfront keine einzige Säule mehr steht. Es schien nämlich gestattet, die rhythmische Abstufung der Zwischenweiten, wie sie an der Westfront vorliegt, auch für die Ostfront anzunehmen. Ferner zeigte sich, daß wie an der Westfront, so auch an der Ostfront die Sofittenornamente von innen nach außen in der Abfolge Eichenkranz, Mäander, Lorbeerstab und Palmblattstab geordnet waren. Die endgültige Gestaltung des Textes, der für die Datierung des Tempels natürlich entscheidend sein wird, ist noch nicht gelungen. Die Tympanonwand war im Osten mit einem Rankenornament überzogen, von dem das besterhaltene Fragment einen aus einer Blüte hervorwachsenden Pan mit Hirtenstab zeigt. Die westliche Tympanonwand war leer. Ganz besonders erfreulich war die Auffindung der Akroterien. Wir haben die beiden Mittelakroterien gefunden, sowie Reste von allen vier Eckakroterien. Das östliche Mittelakroterion ist nicht nur sehr zerstört, sondern auch sehr schlecht gearbeitet und überdies unfertig. Über einer Reihe von Akanthusblättern und seitlich eingefaßt von Rankenstengeln erhebt sich eine mit Chlamys oder Peplos bekleidete Büste. Der vermutlich nicht bärtige Kopf war mit kurzen runden Locken, die nicht einmal bis auf die Schultern reichen, umgeben. Viel besser erhalten ist das westliche Mittelakroterion. Die Büste ist hier mit einem Chiton und mit einem Mantel bekleidet. Eine leichte Andeutung weiblicher Brüste ist festzustellen, vor allem im Vergleich mit der völlig flachen Brust am östlichen Akroter. Der jugendliche Kopf ist durchaus in Vorderansicht und daher flach reliefmäßig behandelt. Für die Gesichtsformen sind klassische Vorbilder des V. Jahrhunderts mit ziemlicher Sorgfalt benutzt worden. Sehr eigenartig ist der Akanthusstil der Eckblätter. Die Lappen sind hier in der Seitenansicht dargestellt und erscheinen in ihrem zusammengekrümmten Zustand wie verwelkt. Diese Vorstellung finden wir auch an den Eckakroterien wieder, am deutlichsten an dem südöstlichen. Hier dreht sich der oberste mittlere Lappen um sich selbst und erscheint ebenfalls wie verwelkt. Auch sind an diesen Eckakroterien die Mittelblätter, in sich unsymmetrisch, aufeinander zugeneigt, so daß hier ein Eindruck entsteht, wie er 230

später durch die windbewegten Akanthusblätter hervorgerufen wird. Die Eckakroterien ruhen auf einem Untersatz, der mit einem Pfeifenornament und an der Ecke mit einem besonders gearteten Akanthusblatt verziert ist. Da der Tempel von Aezani fast vollständig bekannt geworden ist, darf man hoffen, daß es gelingen wird, ihn auf Grund seiner vielen charakteristischen Stilmerkmale zeitlich genau festzulegen und zu einem Fixpunkt der römischen Kunstgeschichte zu machen. Auf unsere ebenso wichtigen Grabungsergebnisse am Propylon sowie im Heiligtum der Göttermutter von Steunos konnte in diesem Vortrag nicht eingegangen werden. DIREKTOR SIEGFRIED LOESCHCKE, TRIER: TEMPELBEZIRKE IM TREVERERLAND. Von mehreren Tempelbezirken im Mosellande weiß man durch ältere Ausgrabungen schon seit Jahrzehnten. In ihnen allen wurden zur Zeit der Römerherrschaft die alteinheimischen Gottheiten an der Mosel weiter verehrt, meist allerdings in äußerer Anähnelung an die Götterbilder der Eroberer. So kam es, daß bisweilen auch doppelnamige Gottheiten verehrt wurden, von denen der eine Name dem einheimischen Element vertraut war, der andere dem römischen. In Pommern an der Mosel wurden drei Tempel erkannt, die innerhalb einer Säulenhalle liegen. Hier hatte vor allem der einheimische Heilgott Lenus Kult, der wegen seiner ähnlichen bildlichen Darstellung dem römischen Mars gleichgesetzt wurde. In Möhn fand sich außer einigen Heiligtümern die halbrunde Umfassungsmauer eines Theaters. Der hauptsächlichste Kult galt hier dem Mars Smertrius und der Ancamna, d. h. dem einheimischen Smertrius, der gleichfalls dem Mars gleichgesetzt wurde. Auch in Dhronecken fanden sich in dem Tempel und den zwei bis drei Kapellen, die mit ihm in einer quadratischen Ummauerung hegen, zahlreiche Bronzebildchen in Form der römischen Marsdarstellung und außerdem sehr zahlreiche Tonfigürchen sitzender Göttinen. Auch hier handelt es sich um einen Segensgott und um mütterliche Segensgöttinnen. Rund hundert Meter im Durchmesser mißt die etwa kreisförmige Ummauerung des Tempelbezirkes im Koblenzer Stadtwald, in der mit Sicherheit nur ein Tempel des Handelsgottes und der Rosmerta festgestellt werden konnte. Außerdem 231

wurde hier aber erkannt, daß unter diesem Tempel der Kaiserzeit die Reste eines prähistorischen Holzbaues liegen, der mutmaßlich auch schon ein Heiligtum gewesen sein wird. Auf das lebhafteste ist es nun aber zu bedauern, daß in allen genannten Fällen nicht ganze Arbeit geleistet werden konnte, denn unter und neben den erkannten steinernen Kultbauten liegen, wie sich heute noch aus den damals gemachten Fundbeobachtungen und aus den Fundstücken beweisen läßt, an mehreren Stellen ältere Steinbauten und zum Teil auch schon prähistorische Holzbauten. Welch ein Bild die sorgfältige und vollständige Erforschung solch eines kleinen Tempelbezirkes bieten kann und bieten müßte, hat Professor Lehner vor zehn Jahren durch die mustergültige Erforschung der Matronenheiligtümer bei Pesch in der Eifel bewiesen. Auch unmittelbar vor den Toren des von Kaiser Augustus gegründeten Trier hat es Tempelbezirke dieser Art gegeben. Sie waren allerdings viel bedeutsamer als jene genannten. Auf dem linken Ufer der Mosel liegt außerhalb der Stadtmauer der Römerstadt der Bezirk des Lenus-Mars und der Ancamna, in dem auch sonstige einheimische Gottheiten, wie Intarabos und die Xulsigiae, Kult hatten. Von diesem Bezirk ist bisher vornehmlich der prunkvolle Lenustempel erforscht worden. Auch auf dem rechten Moselufer einen Tempelbezirk zu finden, ist dem Vortragenden vor wenigen Jahren gelungen. Es handelt sich um einen ganz bedeutenden Tempelbezirk, der im Altbachtale liegt und im Laufe der Jahrhunderte in den Mauerring der Römerstadt einbezogen wurde. Hier wurden bisher schon fast fünfzig Tempel und Kapellen nachgewiesen und außerdem ein Theater von etwa 50 zu 40 Metern. Sorgfältige Untersuchungen haben hier gezeigt, daß unter den steinernen Kultbauten der Kaiserzeit einzelne prähistorische hölzerne Bauten liegen, darunter auch ein hölzerner Umgangtempel, der erst in der ersten Hälfte des 1. nachchristlichen Jahrhunderts zerstört wurde. Von weiteren Zerstörungen im Tempelbezirk ist vor allem diejenige von etwa 275 n. Chr. zu nennen, die durch die Germanen nach dem Fall des Limes erfolgte, nach der aber die Mehrzahl der Heiligtümer wiederhergestellt oder ersetzt wurde. Endgültig wurden die genannten Kultstätten verwüstet und 232

namentlich auch die Kultbilder gestürzt, als das Christentum, wie es scheint im Jahre 337, den endgültigen Sieg in der Kaiserund Bischofsresidenz Trier errang. An Götterbildern aus Stein und Ton haben sich hochinteressante Stückc im Laufe der Jahre gefunden. I n seiner Kapelle lag das geköpfte Bild de6 machtvollen stiergestaltigen Wassergottes. Erst jüngst wurde das Tonbild der keltischen bärengestaltigen Waldgöttin Artio gefunden und in ihrer Nähe ein lebensgroßer herrlicher Marmortorso der römischen Waldgöttin Diana. Von der einst stutegestaltigen Göttin der Pferdezucht, Epona, ist ein entzückendes Reliefbild der reitenden Göttin unversehrt auf uns gekommen, von thronenden mütterlichen Göttinnen der Fruchtbarkeit mehrere Steinbilder und eine große Anzahl von Tonbildern. Außer Früchten und Tieren halten sie auch Wickelkinder auf ihrem mütterlichen Schöße. Etwa hundert Tonfigürchen lagen in einem einzigen Tempelkeller beisammen. Sie stellen Ehepaare, Frauen und in besonderer Menge Kinder dar, um die die mütterlichen Gottheiten angerufen wurden; denn auch ihre Bilder fanden sich in dem genannten Keller. Von ganz besonderem Interesse ist es aber, daß hier auch Tonbilder der Götterdreiheit Merkur, Mars, Herkules lagen, von denen Tacitus sagt, daß die Germanen gerade sie vornehmlich verehrten. Wotan, Ziu und Donar dürfen wir in ihnen erblicken, wie heute noch die germanischen und romanischen Bezeichnungen der ihnen geweihten Wochentage Mittwoch, Dienstag und Donnerstag (Herkules und Jupiter wurden einander gleichgestellt) bezeugen. Von den sonstigen Götterbildern und Götterinschriften sei nur noch auf den Altar eines bisher unbekannten einheimischen Gottes verwiesen, der „Vertumnus oder Pisintos" genannt wird. Auch Menschenopfer wurden ihm dargebracht. Tacitus spricht bekanntlich ja davon, daß Gallier und Germanen Menschen den Göttern opferten. Einer dieser grausamen Götter war der bisher unbekannte einheimische Pisintos, der dem römischen Vertumnus gleichgesetzt wurde und dessen Altar bärtige und unbärtige Menschenköpfe zierten. Auch Mithras, der fast in der ganzen antiken Welt seinen Einzug hielt, h a t t e ein großes Heiligtum im neugefundenen Tempelbezirk. Ein prachtvolles Reliefbild, das seine Geburt darstellt, h a t sich neben 233

den durch das siegreiche Christentum gestürzten Altären des Oberpriesters Martius Martialis gefunden. Nach Vertreibung des Heidentums aus der Bischofs- und Kaiserstadt Trier dehnten sich die Ausläufer der Profanstadt über das einstige Tempelgelände aus. Unansehnlich sind die Bauten dieser Zeit; mutmaßlich ist der Hauptbau aber noch nicht gefunden. Daß diese großen Ausgrabungen nun schon mehrere Jahre hindurch ausgeführt werden konnten, wird der Zusammenarbeit von Reich, Staat, Provinz und Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft verdankt. Die unbefriedigende Erforschung der bisher bekannten, freilich viel kleineren Tempelbezirke im Trevererlande muß eine Mahnung sein, daß eine so lohnende und so einzig dastehende Ausgrabung wie die Erforschung des Tempelbezirkes im Altbachtale zu Trier unter keinen Umständen etwa unvollendet bleiben darf.

SEKTION 2 GRIECHISCHES KULTURGEBIET Festsaal des ehemaligen Herrenhauses. Deutsche Vorsitzende: Professor Dörpfeld, Berlin. Geheimrat Wiegand, Berlin. 1. SITZUNG Montag, 22. April 1929, nachmittags 4 Uhr bis 6,30 Uhr. Ehrenvorsitzende: Direktor Oikonomos, Athen. Professor Reisch, Wien. PROFESSOR CARL W. BLEGEN, CINCINNATI: THE RECENT EXCAVATIONS AT THE ARGIVE HERAEUM. The new excavations at the Argive Heraeum, undertaken with the funds left to the American School of Classical Studies at Athens for this purpose by the late Professor Joseph Clark Hoppin, and with a generous additional gift from Mrs. Hoppin, have now been brought to a conclusion. The whole enterprise, from its inception to its completion, was made possible by the interest and support of Dr. and 234

Mrs. Hoppin, to whom the major share of the credit for the results attained is due. Professor Hoppin had long planned and hoped himself to conduct the excavation, but when failing health compelled him in 1924 to relinquish this cherished project he asked Dr. B . H. Hill, then Director of the American School, and me to assume the responsibility in his stead and to represent him in the field. I t has been a source of infinite regret to us that Professor Hoppin's untimely death in 1925 deprived him of the opportunity to know the gratifying success of his last undertaking. The work was carried out in three campaigns, the first in the spring of 1925, the second in April and May of 1927, and the third during April, May and June of 1928. I n conducting the excavations we followed the plan suggested by Dr. Hoppin himself, namely to examine the crest of the hill above the classical temples in order to determine whether or not a prehistoric settlement had existed on the site, and, in the second place, to explore the whole region round about the sanctuary in a search for tombs of the pre-classical age. Both of these fields proved fruitful. At the summit of the ridge, the lower slopes of which are occupied by the precinct of Hera, abundant remains of a prehistoric settlement were brought to liglit. Although the deposit of earth covering the rock is here very thin, it proved to lie in clearly recognizable stratified order: in the lowest layer walls of houses appeared, datable by the accompanying potsherds to the Early Helladic Period; in the uppermost stratum foundations of Late Helladic houses were uncovered; and quantities of scattered fragments of pottery indicated that the intervening, or Middle Helladic, Period was likewise well represented. Remains of primitive construction visible here and there down the slope through the precinct show that the settlement, in its middle and later stages at any rate, occupied the whole of the hill subsequently taken over by the sanctuary. I would venture to suggest that the great Cyclopean wall, supporting the terrace on which the early temple was built, is itself a relic of the Mycenaean, or Late Helladic, age and that it was originally erected to sustain the platform crowned by a Mycenaean palace, similar to that at Mycenae and to that at Tiryns.

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Explorations to t h e northwest of the sanctuary, on three successive ridges descending from Mount Euboea, revealed an extensive cemetery comprising tombs belonging to all three divisions of the Bronze Age, Early Helladic, Middle Helladic, and Late Helladic, and furthermore scanty traces of a still earlier culture, yet in its neolithic phase. These latter remains consisted chiefly of small circular or rectangular hollows, possibly the emplacements of primitive huts constructed of wattle and daub. The depressions were all found filled with black earth containing carbonized matter, animal bones, and numerous fragments of pottery characteristic of the neolithic age. Most of this ware is of a kind corresponding to t h a t in use during the Second Neolithic Period in Thessaly, and there were not a few examples of the polychrome type of the so-called Dimini ware. The most important relics of this early age, however, were two small graves, the first, so far as I know, to come to light in the Peloponnese. They were simple little pits, hollowed out in t h e rock, in which the partly burned bones of the skeleton were neatly packed about the skull. Small stones had been laid over the bones, and the whole grave was covered with a deposit of very black earth in which charred bits of wood and carbonized matter, certainly due to fire, were conspicuously present. The only objects found were fragments of pottery, and a few stone beads of a peculiar type. The state of these two graves suggested t h a t the dead had been cremated and t h a t burnt offerings had been made over the tomb; b u t pending further discoveries in this field the evidence is still too scanty to determine whether these rites were regularly practised in the Neolithic Period, or whether we are dealing merely with an accidental or isolated instance. Only a single tomb probably assignable to the Early Helladic Period was found, and t h a t was unfortunately in a disturbed condition. I t appeared to be a'rock-shelter burial', similar to those discovered a few years ago at Zygouries; it contained three skulls and some other badly decayed bones, all lying incomplete disorder. Apart from scattered Early Helladic potsherds, no further objects were recovered here. The Middle Helladic graves were more productive: no fewer t h a n thirty were excavated, all simple cists, or shafts, hewn in 236

hardpan, and usually covered by three large slabs of limestone. Fourteen were found in a group close together, constituting a small cemetery at a considerable distance from the settlement. These Middle Helladic graves yielded a quantity of pottery, including vessels of Gray and of Yellow Minyan Ware and, more especially, a useful collection of small cups, jugs and jars of Mattpainted Ware, exceeding forty in number, decorated in an attractive manner with simple geometrical patterns in dull purplish black paint. I n addition to the pottery there were also a few small bronze implements, and some simple jewelry of bronze, crystal, carnelian, and glass-paste. The Late Helladic, or Mycenaean, sepulchres were all chambertombs of the familiar type, with dromos, doorway, and chamber, all hewn in soft rock beneath a harder ledge of conglomerate. Fifty such tombs were excavated, in twelve separate groups scattered widely over the three ridges to the northwest of the Heraeum. Many varieties of shape were represented, both of dromos and of chamber, and the tombs proved to range in date from early examples contemporary with the Shaft Graves at Mycenae to late specimens from the end of the Bronze Age. All of these chamber tombs were, so to speak, family vaults, in each of which many successive interments were made; the body was usually laid in the middle of the floor after the earlier occupants had for the most p a r t been unceremoniously brushed aside in order to make room for the new arrival. The skeletal remains, except those of the latest comer, were therefore almost always scattered or heaped up in disorder; b u t from a count of the recognizable skulls, or portions of skulls, it was possible to estimate the number of burials in each t o m b : it varied considerably, from two or three in small sepulchres to twenty-seven or more in the larger, giving an average of perhaps ten per tomb. Unmistakable traces of fire came to light in many t o m b s : in some they were limited to a small blackened area or to a heap of assembled bones; in others there was a well defined layer of ashes and charred wood, extending over the whole floor and testifying to a fire of no small proportions; in a few instances two or even three successive burnings were indicated. These are undoubtedly to be interpreted as evidence of fumigation on the 237

occasion of the reopening of a tomb for a new interment. The need for gome sort of fumigation is readily comprehensible if, as probably often happened, a fresh burial followed closely after a preceding one. I n some tombs fire was apparently not used, b u t the same effect of fumigation was secured by the introduction of a layer of earth to cover the earlier remains. The dromos was probably filled after each burial, and reexcavated whenever necessary. Detailed measured drawings of all the tombs were made before the objects were removed, and we thus have a permanent record of each chamber as it appeared when cleared of intrusive earth and debris. I t is planned to include the whole set of these drawings in the final publication, which will offer a mass of material for the study of Late Helladic, or Mycenaean burial customs. The chamber tombs at the Heraeum were the sepulchres of substantial private citizens, not of royal personages; and the objects found in them reflect light on the conditions of life among the burgher class in Mycenaean times. Few if any of the chambers had been violated by tomb robbers; such objects as may have been removed were doubtless taken by relatives or descendents at the time of a later burial. Chief among the objects recovered may be mentioned the pottery: the tombs varied greatly in this respect, producing a minimum of three or four and a maximum of some seventy vessels. The total yield exceeds one thousand vases, which form a very nearly complete collection of Mycenaean pottery, illustrating all the successive stages of Late Helladic ceramic art from its earliest phases to its very end. Indeed two of our tombs contained mattpainted jars of the polychrome style, best known from the examples in the Sixth Shaft Grave at Mycenae, probably to be ascribed to the end of the Middle Helladic Period. Along with these are some interesting specimens showing the earliest appearance of Minoan glaze on Helladic pots, followed in turn by pieces in the developed style of Late Helladic I, and by others decorated in the naturalistic spirit of Late Helladic I I . The greater number of course, belong t o Late Helladic I I I , and here the material is particularly full for a study of the development, which continued without interruption. 238

The most important objects in bronze are the two daggers, inlaid with gold, silver, and niello, which were found in the first campaign and reported in 1925. Many other weapons in plain bronze might be mentioned, including a long sword with goldplated rivets, numerous daggers, knives, cleavers, arrowheads, and other implements; and there were also some vessels of the same material. The tombs were fairly rich in jewelry of simple kinds. The necklace of gold beads recovered in 1925 was unfortunately stolen from the National Museum in Athens a year later. Many other beads have since been discovered (Tomb XLI last May yielded seventy of gold), but it has not been possible to put together a second necklace so pleasing as the first. Two gold rings were found, one a plain band, the other with a large bezel bearing an engraved scene of two heraldically confronted griffins, standing one on either side of a spirally fluted column — a motive recalling that of the Lion Gate at Mycenae. The rest of the jewelry comprised objects of various kinds, chiefly beads, of silver, bronze, amethyst, crystal, carnelian, amber, glass and ivory, among which some sealstones are worthy of special mention. One of the most notable objects unearthed in the concluding campaign is a small ivory statuette of a standing "goddess." She wears a characteristically Minoan costume with a low-cut bodice, open about the full breasts, and a flounced skirt, decorated with foliate sprays and rosettes. About the throat is an elegant necklace, similar to that in gold from Tomb II. The figure was found in a splintered condition, but it has now been skillfully repaired by E. Gillieron, Jr. The right arm is missing, but the remains of the fingers preserved show that the hand was laid over the right breast. The left arm was bent at the elbow and held across the body. Although not of striking beauty, this statuette is of considerable importance, since apparently only one other example, found by Tsountas at Mycenae, has previously been brought to light on the Greek mainland. It must date from the Third Late Helladic Period, indicating that the traditions of the Golden Age had not yet died out in Argolis at the beginning of the fourteenth century B. C. 239

At various points here and there in the region occupied by the Mycenaean cemetery our exploratory trenches encountered remains of post-Mycenaean times. Although later epochs were also represented, the most interesting of these remains belonged to the Geometric Period. On a terrace, not far from the beehive tomb excavated by Stamatakis in 1878, a large deposit of Geometric and Corinthian pottery and bronzes was brought to light. These objects seem to be the remnants of dedicatory offerings perhaps setup in a shrine, which possibly once stood on the terrace. They include numerous pins, discs, and mesomphalic phialae of bronze, some remarkably well preserved; the head of a sphinx in terracotta (from the lid of a vessel), and a small cup in the early Corinthian style, bearing an incised inscription. The chief treasure recovered, however, is a large piece of thin bronze revetment, meant for application against wood, evidently the decoration attached to the leg of a chair or a chest. It is worked in repousse technique, with scenes arranged in panels, separated by a band of guilloche. Two such panels are preserved, the upper one unfortunately incomplete at the top. This shows the figure of a woman, followed by a warrior in full armour; in the lower panel two standing female figures appear: one has seized the other by the hair with her left hand, while she stabs her in the waist with a dagger held in the right hand. The workmanship is good, with fine details added in delicate incision. Judged by its style, the piece must date from the latter part of the seventh century B. C., and it offers an admirable example of ArgiveCorinthian bronze work. The scenes represented may well be taken from local Argive tradition, and it is tempting to see in them the return of Agamemnon from Troy, and the slaying of Cassandra by Clytaemnestra. PROFESSOR AXEL PERSSON, UPSALA: EIN ARGIVISCHES FÜRSTENGRAB. Während des Sommers 1926 haben wir unter Mitwirkung des griechischen Ephoros N. Bertos ein mykenisches Kuppelgrab in der Nähe der alten mykenischen Burg Midea etwa 12 km nördlich von Nauplia ausgegraben. Der Kuppelraum hat einen Durchmesser von etwa 7,50 m und hat ehemals ungefähr dieselbe Höhe gehabt. Schon kurz 240

nach 1100 v. Chr. ist er zerstört und damals auch von Grabräubern durchwühlt worden. Bei der Reinigung des Grabes fanden wir vier Schächte. I n zweien dieser Schächte lagen in einer Tiefe von etwa 1,75 m drei Skelette in unberührter Lage, rechts vom Eingang das der Prinzessin, links diejenigen der Königin und des Königs. Die Königin hatte ihre Trinkschale bei sich, die innen aus Gold, außen aus Silber mit vier dünnen Goldreifen und dazwischen fünf Stierköpfen in Niello mit kleinen Goldeinlagen gearbeitet ist, sowie einen schönen Armband-Karneol mit zwei Ebern. Die Leiche des Königs war ganz mit Kostbarkeiten bedeckt. Oben stand der große Goldbecher mit einer prachtvollen 'Meereslandschaft' geschmückt, dann folgten zwei silberne Becher, von denen der eine interessante Jagdszenen zeigt, ferner ein Becher aus Gold und Silber mit Stierdarstellungen und zuletzt ein bronzenes Gefäß. I n dem großen Goldbecher lagen die Siegelsteine des Königs, sechs an Zahl, von denen der größte besonders schön ist, ein dunkelgeaderter Achat von mehr als 4 cm Durchmesser, mit einem Löwen, der einen Stier zerreißt. Neben den Siegelsteinen fanden sich unter anderem drei merkwürdige Fingerringe, aus dünnen Metallscheiben aus Silber, Blei, Kupfer und Eisen zusammengesetzt. Als die Becher weggenommen wurden, kamen die Waffen des Königs zum Vorschein: ein Schwert an der rechten Seite und drei an der linken, sämtlich mit goldenen Griffen. Rings um den Kopf des Königs herum fanden wir eine Menge von kleinen Gegenständen aus Kobaltglas, die einmal einen ledernen Helm geschmückt h a t t e n . Ein besonderes Interesse beanspruchen einige kleine viereckige Platten mit bildlichen Darstellungen. Wir konstatieren auf einer Europa auf dem Stiere, auf einer anderen Bellerophon und die Chimära. Es ist vielleicht das wichtigste Resultat unserer Ausgrabung, daß wir hier einen untrüglichen Beweis besitzen, daß wenigstens ein paar der späteren griechischen Sagen schon aus mykenischer Zeit stammen. Auf den Füßen des Königs lagen, in offenbarer Unordnung hingeworfen, ein Schwert, vier Speerspitzen, zwei Messer, Reste eines ledernen Helmes usw. Zwischen dem König und der Königin in der Mitte des langen Schachtes fanden wir ein reich verziertes Straußenei, eine goldene Halskette und eine Steatitlampe. 16

ArchKologitchei l o a t i t a t , H u n d e r t j a h r f e i e r

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Die Prinzessin h a t t e eine schöne goldene Halskette sowie einen goldenen Reif eines mit dünnen Goldspiralen verzierten Gürtels bei sich. Oberhalb der Decksteine lag ein prachtvoller massiver Goldring mit eigenartiger Darstellung. Die beiden Schächte, die in der Längsachse der Grabanlage liegen, waren Opfergruben, die eine mit Menschen- u n d Hundeknochen, die andere mit einer Unmenge von durch Feuer stark beschädigten Gegenständen aus Bronze, Gold, Glas, Fayence und Elfenbein, ferner mit Vasenfragmenten und sehr viel Holzkohle gefüllt. Die Keramik des Grabes ist nicht reich, genügt jedoch, um das Grab etwa 1350 v. Chr. anzusetzen. Die Fundumstände zeigen deutlich, daß der König und die Königin gleichzeitig begraben wurden. Es ist möglich, daß wir zu Midea mit einem Witwenopfer zu rechnen haben. Die Menschenund Tierknochen der einen Opfergrube möchte ich unter Hinweis auf die Beschreibung Homers von der Leichenbestattung des Patroklos als Reste eines Dieners und eines Hundes deuten, die dem Herrn ins Jenseits gefolgt sind. Das Studium der Funde erlaubt uns, die Bestattungszeremonie zu rekonstruieren. Der König h a t während seiner Lebenszeit f ü r sich und seine Familie das Grab bauen lassen. Als er starb, wurde sein Grabschacht in den Boden des Kuppelraumes eingehauen und vor der Tür ein anderer viereckiger Schacht, über dem große Holzstücke aus Langholz aufgeschichtet wurden. Die Prozession bewegt sich durch den langen Gang in die Kammer hinein. Der Verstorbene wird in sein Grab gebettet, und seine unzerstörbaren Schätze, Becher aus Gold, Silber und Bronze, Waffen usw. werden zurechtgelegt. Die Nächststehenden, die ihm auf seinem letzten Wege gefolgt sind, werfen als eine Art Huldigung andere Kostbarkeiten ihm zu Füßen in das Grab hinein, gerade so wie man heutzutage Blumen hineinwirft. Der Verstorbene brauchte auch Kleider und Nahrung in der anderen Welt. 'Mit guten Gaben füllte man ihm einen Scheiterhaufen', wie es Homer ausdrückt. Es gab dort schöne Kisten mit Gold oder Bronzebeschlägen und mit Verzierungen aus Elfenbein und Glaspaste, gefüllt mit kostbaren, goldgeschmückten Gewändern, und es gab Vasen und Tongefäße mit Speise und Trank. Einer der Verwandten 242

nimmt eine große Bügelkanne mit Wein, zerschmettert sie an den Scheiten des Haufens und 'feuchtet sprengend den Boden'. Er steht da mit dem Boden der Kanne in der Hand und wirft ihn ins Grab zu dem Verstorbenen hinein. So haben wir die Scherben gefunden. Auch andere Vasen werden an dem Scheiterhaufen zerschmettert: der Fuß eines Bechers trägt noch deutliche Spuren von Feuer in den Brüchen, die bei dem Zerschlagen entstanden. Der Scheiterhaufen brennt allmählich nieder. Er liegt ganz in der Nähe des Einganges, und dank der Grube unterhalb der Hölzer zieht es gut. Auf einmal fällt er zusammen, und die Reste werden von der Grube verschlungen. Halb verkohlte Holzreste, verbrannte Beschläge aus Gold und Bronze, verbranntes Elfenbein und Glas und zerschmetterte Vasen füllten zum größten Teil die Grube. Die Begleiter des Königs, ein Diener, ein Hund und vielleicht auch seine Frau, sind auf ihre Plätze gelegt worden. Der Tote wird mit Erde bedeckt. Ehe die steinernen Deckplatten zurecht gelegt werden, wird ihm ein Abschiedstrunk in einem hölzernen Krug mit reichen bronzenen Beschlägen gebracht. Wir fanden die Reste des Kruges unmittelbar unterhalb der Deckplatten auf der Erde. Die großen Platten werden hineingelegt, der Schacht wird ganz mit Erde gefüllt. Auch die anderen Schächte werden zugeschüttet, die Kammer wird gereinigt, und Scherben und dergleichen mehr, was nicht in einen Schacht hineingekommen ist, wird in den Gang hinausgefegt. Die tiefe Türöffnung wird mit aufeinandergelegten Steinen sorgfältig gesperrt. Ein letztes Opfer wird — wahrscheinlich ein paar Tage später — vor der ausgefüllten Tür gebracht. In vielen mykenischen Gräbern findet man eben dort einen Haufen von Kohle und Asche. Der Dromos wird mit Erde zugeschüttet, um den Toten zu verhindern herauszukommen und die Lebenden zu schädigen und wohl auch um die Lebenden zu verhindern, hineinzukommen und den Toten zu bestehlen. So viel erzählen uns die Funde von der Bestattung eines argivischen Fürsten um etwa 1350 v. Chr.

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PROFESSOR WILHELM VOLLGRAFF, UTRECHT: DAS TOR DER MYKENISCHEN KÖNIGSBURG IN ARGOS. Die Ausgrabungen in Argos, die ich im Jahre 1902 als niederländisches Mitglied der französischen Schule in Athen angefangen habe, konnte ich im Sommer des Jahres 1928 fortsetzen. Vorläufige Berichte über die Ergebnisse der Grabungen habe ich in den Mededeelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen, Afd. Letterk. 66 B 4 (Amsterdam 1928) und in der Mnemosyne 1928, 315 ff. veröffentlicht. Ich beschränke mich hier lediglich auf die Funde, die dem mykenischen Zeitalter angehören. Am Fuß der Aspis habe ich in den Jahren 1902 bis 1904 eine mykenische Nekropole freigelegt (BCH 1904, 463ff.). Die Frage, wo die Herren gesessen hätten, deren Gräber sich am Abhang der Aspis entlang ziehen, ließ sich nicht sogleich lösen (BCH 1906, 6f.). Auf der Aspis hat es eine mittelhelladische, aber keine mykenische Ansiedelung gegeben. Es galt nimmehr auch die Larissa zu untersuchen. Die Grabungen haben sich auf den inneren Burghof der venezianischen Burg auf der Larissa beschränkt. Es zeigte sich bald, daß der Boden zahlreiche mykenische Vasenscherben, daneben aber auch mittelhelladische Keramik in beträchtlicher Menge enthielt. Als die kyklopische Ringmauer der ältesten Burg zu Tage trat, erhob sich die Frage, ob diese dem mykenischen oder etwa dem vormykenischen Zeitalter zuzuteilen wäre. Das mag zur Zeit noch unentschieden bleiben. Das Burgtor und die Einfassungsmauern des anschließenden Torwegs sind aber zweifellos mykenisch. Der fast 4 m lange Torsturz, der in der jetzigen venezianischen Festungsmauer eingemauert liegt, besteht aus mykenischer Breccia und ist mit der Säge bearbeitet, wie es den Gepflogenheiten der mykenischen Architekten entspricht. Es steht mithin auf jeden Fall fest, daß die Larissa im mykenischen Zeitalter eine Burg getragen hat. Zu dieser gehören die Felsgräber am Fuß der Aspis. Die Landesfürsten der Argolis saßen damals freilich in Mykene. Aber die anderen örtlichkeiten der Landschaft hatten auch ihre Fürsten, die ihre eigenen Herrensitze und Festungen besaßen.

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ALAN J . B. WACE, M. A., LONDON: THE KALKANI CEMETERY, MYCENAE. In the Kalkani cemetery at Mycenae twenty tombs were explored in three campaigns from 1921 to 1923. The cemetery lies a little distance to the west of the citadel of Mycenae on the northern slope of a hill the summit of which seems to have been occupied by a small settlement, an outlying township of Mycenae, since the early Bronze Age (Early Helladic Period). The tombs all belong to the Late Helladic Period (1600—1200 B.C.) and were chambers hewn out of the soft rock of the hill and approached by entrance passages driven horizontally into the slope. They were all family graves and were used again and again for the interment of different members of the family. In one tomb over thirty skeletons were found and in the larger tombs the stratification of the burials was quite clear and the observations made in connection with them provide valuable evidence about the burial customs with the cult of the dead, about the successive phases of ccramic art during the Late Helladic Period and also about the development of the shape6 of the tombs themselves. The earlier tombs in Late Helladic I and I I have shallow doorways and entrance passages rather wide in proportion to their length with curving sides. The later tombs have deeper doorways and entrance passages which are narrow in proportion to their length and are wedge shaped in section. I t seems to have been the custom that, after a tomb had been once used, it could be reopened and the first or earlier burials could be removed to make room for others. In some cases the first burials were removed to small pits in the entrance passage or laid in graves in the tomb chamber itself. In other cases the bones and offerings were swept pell mell into a corner or into a small side chamber serving as a charnel house. In two tombs which had benches along one wall, lamps were found and some cult of the dead clearly seems to have taken place in them, perhaps a family worship of ancestors. By following the successive stages of the process of interment interesting points in the development of the styles of the painted vases were observed. Some of the earliest vases are contemporaneous with the Shaft Craves and have patterns of spirals, flowers or double axes, the last perhaps a design with a religious significance. Some vases are clearly imitations in clay of metal vessels, one in

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particular copying a silver or bronze vessel inlaid with gold. The flat vases called alabastra of which very many examples were found seem to have had some special funeral purpose as they are rarely found in household remains, but are very common in tombs. The stratification shows that in the earlier alabastra the height is equal to half the diameter, whereas in the later the height is at least equal to three quarters of the diameter. Further the earlier examples have wheel patterns on the base, but the later have concentric circles. One or two large vases of the so called Palace Style of the 15th century were found and the best of these has a very naturalistic design of three octopuses. A fine series of engraved seal stones or gems was found, two having representations of a goddess with her attendant lions, a double axe and a peculiar snake like ornament, a most important religious type. Another has an exciting episode from the bull ring, another a charming scene of a cow suckling its calf and yet another a splendid lion extremely well cut. In one tomb were two Egyptian scarabs of the late eighteenth dynasty dating from about 1400 B. C. which confirm the dates suggested for the tombs, in another a Hittite seal in steatite, the first Hittite object to be found in Greece, and in a third a Cypriote cylinder in blue paste. Many specimens were discovered of the embossed gold rosettes and bands which were employed to decorate women's dresses. A fine gold ring gives a spirited picture of two wild goats. Other jewellery included pendants from necklaces in the form of curled leaves, and beads in the shape of a chrysalis and of a pomegranate bud, the last being adorned with fine granulated work and small touches of blue paste. Other finds were a piece of ivory inlay from a wooden casket, a carved ivory lid from a round toilet box, a fine bronze dagger of early type and a bronze knife with its ivory handle still preserved. Necklaces of carnelian and tubular glass beads came from two early tombs and closely resemble examples from the Shaft Graves. Many other beads of glass, crystal, faience, and amber were also found. The unbroken use of these tombs by the same families throughout the Late Helladic Age indicates a continuity of manners and customs and suggests that there was no serious racial change in the population of Mycenae during this period. 246

DR. GABRIEL WELTER, ATHEN: DEUTSCHE AUSGRABUNGEN AUF AEGINA. Die seit 1925 wieder aufgenommenen Ausgrabungen in Aegina ergaben eine lückenlose Entwickelungsgeschichte der Stadt Aegina von der subneolithischen Zeit bis zum 10. Jahrhundert n. Chr. Folgende Phasen wurden archäologisch ermittelt: 1. Die Keimzelle der Stadt bildet eine subneolithische Ansiedelung auf dem flachen Felsrücken am Meere, der später den Aphroditetempel trug („Aphroditehügel"). 2. In der Frühen Bronzezeit legt sich eine mit einer starken Ringmauer versehene Ansiedelung über die neolithische Schicht. Verschiedene Erweiterungen. Areal etwa 2 Hektar. 3. In der Mittleren Bronzezeit wird die ältere Ansiedelung überbaut, die neue, gleichfalls mit einer Ringmauer versehene Anlage wird nach Osten vorgeschoben. Areal etwa 2 Hektar. 4. Die Mykenische Zeit erweitert nochmals nach Osten und umfaßt den Ostabhang des Aphroditehügels. 5. In der Frühgeometrischen Zeit entsteht ein Heiligtum auf dem Hügel. Die Ansiedlung dehnt sich in die Niederung östlich und südlich von ihm aus. Gräber dieser Zeit geben eine annähernde Grenze. 6. Die Begrenzung der Stadt vor dem Mauerbau, vor etwa 470 v. Chr., gibt eine innerhalb des Stadtgebiets ermittelte Nekropole mit Keramik der spätgeometrischen Zeit bis zu den Perserkriegen. 7. Die Befestigung der Stadt, um 470 v. Chr., ist ein wichtiger Moment in ihrer Entwickelungsgeschichte. Zwei Häfen, der Handelshafen und der von uns festgestellte Kriegshafen, müssen in den Mauerring eingeschlossen werden. Das bedeutete eine starke Ausdehnung nach Süden, da die im Altertum flache Bucht nördlich vom Aphroditehügel für einen Hafen überhaupt nicht in Frage kam. Da durch die Erweiterung die Nekropole (6) innerhalb des neuen Stadtgebiets zu liegen kam, wurde sie aufgehoben. 8. 458 v. Chr. werden Mauern und Häfen durch die Athener zerstört. Zerfall der Stadt. Um die Mitte des IV. Jahrhunderts 247

v. Chr. Wiederherstellung einzelner Bauten durch den Rheeder Lampis. Zahlreiche Kammergräber. 9. Im III. Jahrhundert n. Chr., wahrscheinlich unter Julia Domna, wurde die Stadtmauer an der Landseite auf dem Trakt und den untersten Quaderlagen der 455 v. Chr. zerstörten Mauer wiedererrichtet. An der Seeseite lagen große Strecken der alten Mauer infolge der inzwischen eingetretenen Küstensenkung bereits unter dem Meeresspiegel. An diesen Stellen wurde eine neue Stadtmauer an der neuen Küstenlinie errichtet. 10. Die Stadt bleibt bis zum X . Jahrhundert n. Chr. dicht besiedelt, vornehmlich infolge Zuzugs vom Festland. Synagoge. Kirchenbauten. Gegen Ende des X . Jahrhunderts wird sie nach dem Innern der Insel verlegt. 2. SITZUNG* Dienstag, 23. April 1929, vormittags 9,30 Uhr bis 12,30 Uhr. Ehrenvorsitzende: Direktor Hill, London. Direktor Roussel, Athen. Die Sitzung wurde von Herrn Professor Dörpfeld eröffnet, der zunächst den zu der Sitzung erschienenen Kronprinzen von Schweden begrüßte. Sodann ergriff der Präsident des Instituts, P r o f e s s o r R o d e n w a l d t , das Wort: Eure Königliche Hoheit habe ich die Ehre im Namen des Deutschen Archaeologischen Instituts zu begrüßen. Wir dürfen Eure Königliche Hoheit seit Jahren zu den Ehrenmitgliedern unseres Instituts zählen und betrachten es als eine hohe Ehre, daß Sie an der Jahrhundertfeier des Instituts teilnehmen. Wir empfinden es als ein besonders glückliches Geschick, Sie hier in dieser griechischen Sektion begrüßen zu dürfen, die Sie nicht nur als Protektor der schwedischen Altertumswissenschaft, sondern auch als Fachmann, der in Griechenland ein wichtiges Kapitel europäischer Vorgeschichte erforscht hat, zu den Ihrigen zählen darf. Mit dem ehrerbietigen Gruß darf ich eine Bitte verbinden. Unser jüngst verstorbenes Ehrenmitglied, * Der für diese Sitzung angekündigte Vortrag von Professor KeramopuIIos, Athen, konnte nicht gehalten werden.

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Fürst Johann II. von und zu Liechtenstein, hat zu unserer Feier eine Winckelmannmedaille gestiftet, die bei festlichen Anlässen verliehen werden soll. Die Zentraldirektion des Archaeologischen Instituts hat beschlossen, bei der hundertjährigen Wiederkehr des Gründungstages diese Medaille Eurer Königlichen Hoheit zu verleihen, und ich darf im Namen des Instituts die Bitte aussprechen, sie gütigst entgegennehmen zu wollen. D e r K r o n p r i n z v o n Schwedendankte hierauf mit folgenden Worten: Herr Präsident, meine Damen und Herren. Ich bitte zunächst an Sie alle, die Herren des Deutschen Archaeologischen Instituts, einen recht herzlichen Dank richten zu dürfen für die so große Liebenswürdigkeit, die Sie mir durch die heutige Verleihung dieser schönen Winckelmannmedaille erwiesen haben. Es ist dies eine hohe Auszeichnung, die auch ich hoch schätze, und ich bitte Sie davon überzeugt zu sein, daß ich sie als eine mir teure und kostbare Erinnerung an diesen Tag bewahren werde. Leider bin ich nur ein recht ärmlicher Amateur in der archaeologischen Wissenschaft. Es fehlt mir daher an Kenntnissen, aber es fehlt mir nicht an Interesse und Enthusiasmus für unsere gemeinsamen Aufgaben und unsere gemeinsamen Ziele. Ich fühle mich unwürdig, diese Medaille erhalten zu haben, aber ich betrachte die Überreichung dieser Auszeichnung als einen Ausdruck der Hochachtung Ihrerseits für die archaeologische Wissenschaft meines Heimatlandes Schweden. Und ich brauche bei dieser Gelegenheit nur daran zu erinnern, daß wir zu unseren Landsleuten Oskar Montelius zählen, dessen Name in der ganzen Welt so gut bekannt ist. Ich konnte leider vorgestern bei Ihrer feierlichen Sitzung nicht anwesend sein. Es war mir wegen anderer Pflichten unmöglich. Aber ich möchte sehr gern bei dieser Gelegenheit meine wärmsten und herzlichsten Glückwünsche dem Deutschen Archaeologischen Institut zu seiner Jahrhundertfeier darbringen. Möge das Archaeologische Institut, zu dem ich mich seit einiger Zeit dank Ihrer Liebenswürdigkeit zählen darf und das in den vergangenen hundert Jahren so viel geleistet hat, auch im neu begonnenen Jahrhundert an der Spitze der Forschung stehen. Mit den wärmsten Wünschen danke ich nochmals für diesen Tag, der mir unvergeßlich bleiben wird.

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PROFESSOR WILHELM DÖRPFELD, BERLIN: NEUE UNTERSUCHUNGEN AM HERAION IN OLYMPIA. Professor W. Dörpfeld sprach über neue Ausgrabungen in Olympia, die er 1928 auf Kosten des Athenischen Instituts mit dem Architekten Hans Schleif ausgeführt hat, um die noch immer strittige Frage nach dem Alter des olympischen Heiligtums zur Lösung zu bringen. Die Grabungen fanden in erster Linie am Heraion statt, dessen drei Bauperioden, die schon früher festgestellt waren, genauer erforscht wurden. Der oberste, noch gut erhaltene Tempel, der vor 52 Jahren ausgegraben und erforscht ist, hat den vollen Plan der späteren griechischen Ringhallen-Tempel. Seine Wände bestanden aus Lehmziegeln mit einem Sockel aus Stein. Seine Säulen waren ursprünglich aus Eichenholz, sind aber vom 7. Jahrhundert ab allmählich in Stein ersetzt worden. Sein Gebälk ist immer aus Holz geblieben. Im Innern standen abwechselnd Wandpfeiler (Mesodmai) und Säulen, wie im homerischen Königshause des Odysseus. Unter seinem Fußboden (0,80 m tiefer) haben sich Reste eines älteren Tempels gefunden, der auch bereits eine Ringhalle und im Inneren Wandpfeiler und Säulen hatte. Er scheint aber nicht lange bestanden zu haben, wenn er überhaupt ganz fertig geworden ist. Die Zeit der Erbauung der beiden oberen Tempel ergibt sich aus der großen Verschiedenheit der Steinsäulen, die im Laufe vieler Jahrhunderte an die Stelle von Holzsäulen getreten sind, als diese baufällig geworden waren. Pausanias sah noch eine der Holzsäulen, die damals etwa ein Jahrtausend alt war. Da die meisten Säulen schon im 7. und 6. Jahrhundert ersetzt sind, und da ferner eichene Holzsäulen mehrere Jahrhunderte bestanden haben müssen, um baufällig zu werden, so müssen die beiden Tempel etwa im 9. oder 10. Jahrhundert erbaut sein. Dazu paßt die protokorinthische und korinthische Keramik, die unter den Fußböden dieser Tempel zu Tage gekommen ist, allerdings nicht, wenigstens nicht nach der bisherigen Datierung dieser Keramik, wie sie Furtwängler in seiner Abhandlung über die Bronzen von Olympia festgestellt hat. Aber diese Datierung halte ich mit Oskar Montelius und anderen für unrichtig. Die protokorinthische Keramik ist meines Erachtens phönikisch und reicht zurück bis ins 10. Jahrhundert. Die An250

nähme Furtwänglers, daß die Olympier den Holztempel erst im 7. Jahrhundert erbaut und sich alsbald dieser Holzsäulen geschämt hätten, weil an anderen Orten damals schon Steintempel erbaut worden seien, ist unhaltbar, weil in diesem Falle mindestens die einzelnen Seiten des Tempels gleiche Säulen erhalten haben müßten. Aber die gleichen Säulen stehen vereinzelt auf verschiedenen Seiten des Tempels. Auch war man im ganzen Altertum stolz auf alte Holzsäulen, die man möglichst lange bewahrt hat. Noch 0,50 m unter den zwei oberen Tempeln sind die Fundamente und andere Reste eines noch älteren Tempels erhalten, die wir jetzt näher untersucht haben. Dieser erste Bau hatte noch keine Ringhalle, aber schon eine Vor- und Hinterhalle. Er ist durch Feuer zugrunde gegangen. Wohlerhalten sind noch seine Fundamente, aus kleinen runden Steinen mit Lehm erbaut. Über ihnen haben wir an einer Stelle im Innern noch einen interessanten Belag aus gefalzten Steinplatten gefunden, die etwas über eine Hand dick sind und auf allen vier Seiten Falze haben, mit denen sie übereinander greifen. Ich glaube in diesem Plattenbelag den oúSó? erkennen zu dürfen, der nach dem homerischen Hymnus auf Apollon Pythios am uralten Tempel von Delphi von den berühmten sagenhaften Architekten Trophonios und Agamedes über die Fundamente gelegt war. Diese Steinschwelle trug die Tempelwand und auch die Säulen und Pfeiler des Inneren und der Vorhallen. An den Türen war sie mit Holz überzogen. Über den ouSó? von Delphi hat Professor von Blumenthal im Philologus von 1927 (S. 220) gehandelt. Die Platten dieser Schwelle sind nach dem Brande des ersten Tempels entfernt und von neuem als Abdeckung der Fundamente der Ringhalle des zweiten Tempels wieder benutzt worden. Sie hegen dort aber zerbrochen und unregelmäßig und greifen nicht mehr übereinander. Auch beim Bau des großen Opferaltars der Hera östlich vom Tempel hat man sie damals benutzt. Das älteste Heraion, das große Ähnlichkeit mit dem Megaron des homerischen Königshauses hat, muß natürlich älter sein als die beiden oberen Tempel, die ich dem Anfange des 1. Jahrtausends zuwies. Wir müssen den untersten Tempel also noch dem 2. Jahr251

tausend zuschreiben. Dazu paßt ausgezeichnet, daß das Heraion nach der einheimischen Überlieferung bei Pausanias wenige Jahre nach der Dorischen Wanderung, also noch im 2. Jahrtausend erbaut worden war. Die zahllosen unter dem Tempel gefundenen Weihegaben aus Ton und Bronze müssen also noch dem 2. Jahrtausend zugeschrieben werden. Das widerspricht direkt der Datierung dieser Weihegaben durch Furtwängler, dessen zeitliche Beschränkung des olympischen Heiligtums auf das 1. Jahrtausend schon früher durch die Auffindung der steinzeitlichen Häuser bei dem uralten Grottenheiligtum östlich vom Heraion als unrichtig erwiesen ist. Auch bei der alten Idäischen Grotte, in der Zeus von seiner Mutter Rhea geboren sein sollte, haben wir 1928 nochmals kleine Ausgrabungen gemacht und unter dem Altar des Herakles, den Pausanias dort erwähnt, einen älteren runden Altar gefunden, der ebenso wie der Grottenbau aus der Zeit des Heraionbaues zu stammen scheint. Darunter sind geringe Reste einer noch älteren Anlage gefunden worden. Diese uralte Grotte lag bei einer Naturquelle und wird den ältesten Kern des olympischen Heiligtums gebildet haben. Dort war nach Pausanias das uralte Heiligtum der Mutter Erde, bei dem einst eine Orakelstätte gewesen war. So ist durch unsere neuen Grabungen die literarische Überlieferung, an die Ludwig Ross und Ernst Curtius noch glaubten, bestätigt worden, daß nämlich vor den griechischen Göttern Zeus und Hera einst die pelasgischen Götter Rhea und Kronos in Olympia verehrt worden waren. PROFESSOR ANTONIOS KERAMOPULLOS, ATHEN: LICHTSCHÄCHTE IN FESTLÄNDISCHEN MYKENISCHEN PALÄSTEN. Es wird allgemein angenommen, daß die festländischen mykenischen Paläste keine Lichtschächte hatten, während solche in den kretischen die Regel waren. Nun habe ich im verbrannten Kadmospalaste zu Theben (Böotien) einen kleinen, im Grundrisse viereckigen Raum gefunden (H im Plane üpaxTtxä 1927,33), auf dessen Boden zwar zwei verkohlte nordsüdlich verlaufende Balken in der verbrannten Schicht lagen, aber kein anderer Fund sich fand, während überall in Zimmern und Korridoren des Palastes zahlreiche Vasen, Schmucksachen und bemalte Wandstücke entdeckt 252

wurden. Seiner Natur und Bestimmung nach m u ß also dieser R a u m von den Wohnzimmern verschieden gewesen sein. Da der R a u m 0 zwischen anderen Wohnzimmern und Korridoren liegt, Vasen enthielt und sich im Übrigen von den anderen Zimmern des Palastes durch nichts unterschied, jedoch kein Licht erhielt, so muß der R a u m H ein Lichtschacht gewesen sein. Die Balken, die wir auf seinem Boden fanden, lassen vermuten, daß er ein höheres Dach (Ú7toXa[X7tá:) h a t t e , wie Chipiez f ü r das mykenische Megaron angenommen h a t (Perrot-Chipiez, Hist. de l'art 6, 648f.). Ob dadurch außer dem Zimmer 0 auch den angrenzenden Räumen Licht und L u f t zugeführt wurde, läßt sich nicht mehr ermitteln. PROFESSOR KONSTANTINOS KURUNIOTIS, ATHEN: DIE LETZTEN AUSGRABUNGEN IN ELEUSIS. Die Ausgrabungen fanden hauptsächlich an drei Punkten innerhalb und außerhalb des eleusinischen Heiligtums statt. Zunächst wurde vor dem südlichen Tore des Heiligtums eine kleine, durch einen polygonalen Períbolos wahrscheinlich vom Ende des 6. Jahrhunderts abgeschlossene Kultstätte fast ganz aufgeräumt. Das Terrain, das vom Períbolos umgeben wird, ist ungefähr 300 qm groß. I m Períbolos wurden die wohl erkennbaren Ruinen eines vollständigen Hauses aus dem 8. Jahrhundert entdeckt. Eine Menge von Vasenscherben von der spätgeometrischen Zeit bis zur Zeit der streng rotfigurigen Gefäße ist im Schutt, der den Períbolos bedeckte, gefunden worden. Auch einige kleine Terrakotten, vor allem von der bekannten Form der sitzenden Göttin, waren unter den Funden, sowie ungefähr ein Dutzend ziemlich großer tönerner Opferbecken. Dieser Umstand und die Tatsache, daß in drei besonders begrenzten Räumen im Hause viele große Vasen (Amphoren, Pithoi, Chytrae) aus spätgeometrischer oder protokorinthischer Zeit voll von Asche in Haufen gefunden wurden, gibt Anlaß zu glauben, daß im Períbolos ein Kult, höchstwahrscheinlich ein Ahnenkult, stattgefunden hat. Der vom Períbolos umschlossene Bezirk lag an der Straße vor dem Tore wie der Bezirk der Tritopatoren im Kerameikos zu Athen. Durch eine ausgedehnte Grabung östlich und nordöstlich vor der philonischen Stoa wurde festgestellt, daß die ältere Mauer, 253

die als Unterlage der späteren kimonischen pseudoisodomen Mauer diente, eine Fortsetzung der schon längst ausgegrabenen pisistratischen Peribolosmauer war, daß also der Tiefgang mit dem Zwinger östlich vor dem Telesterion eine Anlage pisistratischer Zeit ist. Bemerkenswert an dem aufgedeckten Teile dieser Mauer ist der schöne Eckturm, an dem noch die höhere Partie aus Luftziegeln bis zu einer Höhe von 3,5 m erhalten ist. Es wurde endlich die ältere Mauer aufgedeckt, durch die der dreieckige unterirdische Magazinbau, die nordöstlich beim Telesterion gelegenen Siroi, südlich abgeschlossen wurden; von dieser Mauer sind drei bis fünf Reihen bis zu einer Höhe von 1,50 bis 2 m erhalten. Sie besteht aus großen viereckigen Poro6steinen und ist wegen der Bauweise in dieselbe Zeit zu datieren wie die pseudoisodome kimonische Mauer. An der gleichen Stelle wurde eine neue Peribolosmauer aufgefunden. Sie ist vielleicht die älteste erhaltene Peribolosmauer, besteht aus kleinen unbearbeiteten Steinen und gehört wahrscheinlich zu der ältesten Terrasse, von der nur ein Teil einer Mauer vor dem nördlichen Eingang des Telesterions sichtbar ist. PROFESSOR KONSTANTINOS RHOMAIOS, SALONIKI: DIE AUSGRABUNGEN IN THERMOS UND KALYDON. Hauptfunde der Ausgrabungen sowohl in Thermos wie im Laphriaheiligtum zu Kalydon waren die Dachterrakotten und die bemalten Tonmetopen der archaischen Holztempel. Dieses für die Geschichte des älteren griechischen Tempels wertvolle Material ist auch von Thermos bis jetzt kaum genug bekannt. Zwar hat man aus den Publikationen des ersten Ausgräbers, Sotiriadis, und den Beiträgen von Kawerau und Koch viel gelernt. Mir ist es auch gelungen, durch reichste Nachlese von Fragmenten, durch deren Zusammensetzung und durch mehrere Grabungen die vielfachen Probleme zu fördern. Aber die endgültige Publikation mit den nötigen Plänen und Zeichnungen ist noch nicht zustande gekommen. Deswegen und namentlich wegen des Fehlens von Rekonstruktionsbildern kann ich hier nicht über die Resultate überzeugend sprechen. Ich werde mich also auf einige photographische Aufnahmen beschränken und vor allem auf eine Frage eingehen, die eine allgemeinere Bedeutung hat, die Frage nach dem Ursprung 254

und der Entstehung des dorischen Steingeisons, die sehr gut an den Funden von Thermos und Kalydon zu studieren ist. Man ist sich im ganzen darin einig, daß man mit Vitruv annimmt, die dem dorischen Geison eigenen hängenden Tropfenplatten hätten ihre Vorbilder in den vortretenden Sparrenköpfen des Daches. Etwas weiter ist man mit Hilfe der bekannten Mauerinschrift von Athen aus dem Jahre 306 gekommen, in der außer diesen Sparrenköpfen, die als yz>.at.T:68iG[ict bezeichnet werden, auch das ay.poyeiai.ov, also ein darüber liegender Balken, erwähnt und beschrieben wird, und in der auch die eigentlichen tönernen Geisa (xopiv-fha yeiaa) vorkommen, die oben und vorne die Holzstruktur bekleidet haben. Die einstige Form dieser ysiax hat man noch nicht festgestellt, aber im allgemeinen ist es wichtig, daß die in der Inschrift beschriebenen Teile der Holz- und Tonkonstruktion genau den drei Hauptteilen des dorischen Geison entsprechen, den Mutuli, der horizontalen Platte darüber und dem eigentlichen Geison mit der hohen Front. Denn von den Guttae, dem bekrönenden Kymation und der Geisonbasis mit oder ohne Blattwelle, dürfen wir wohl absehen. Sie sind sicher sekundäre Bildungen und können in archaischer Zeit alle fehlen. Die Bedachung der athenischen Lehmmauern vom Jahre 306 sollte sich natürlich auf die notwendige von alters her übliche Holzund Ziegelkonstruktion beschränken. Wie steht es nun mit dem Geison des Apollotempels von Thermos, der bekanntlich eine sehr alte Holzkonstruktion war und zudem schon ein ausgebildetes Triglyphon hatte ? Kawerau hatte in seiner Rekonstruktion über die genau berechnete Reihe der tönernen Metopcn und der Holztriglyphen einen in der Längsrichtung des Gebäudes verlaufenden Balken angenommen und darüber eine Reihe von Tonplatten mit bemalter Unterseite angeordnet. Letzteres war absolut unmöglich; denn diese Geisonplatten sind trotz ihrer Größe technisch ganz verschieden und gehören sicherlich zu dem im NO. gelegenen zweitgrößten Tempel des Bezirkes. Der Irrtum ist erklärlich aus der Zeit der Rekonstruktion (1908). Denn erst vier Jahre später konnte ich im Lokalmuseum die zugehörige älteste Dachdekoration des Apollotempels auffinden. Bei dieser Dekoration dienten als Traufziegel mächtige Platten, die vorne mit Löwen- oder Männer255

köpfen als Wasserspeiern geschmückt waren, mindestens 26 cm aus der W a n d hervorragten u n d u n t e n Bemalung m i t großen schwarz-weiß-roten B l ä t t e r n h a t t e n . Alles spricht d a f ü r , d a ß wir diese weit hervortretenden Strotere, die zusammen mit den Mädchenköpfen der K a l y p t e r e eine richtige F r o n t bildeten, als geisonartige Bekrönung anzunehmen h a b e n . Dazu k o m m t etwas anderes. Kawerau glaubte, d a ß die a m oberen E n d e der Metopen erscheinenden Ansätze dazu dienten, in den v e r m u t e t e n oberen Balken einzugreifen. Das wäre erstens unnötig, denn die Metopen waren mit ihren seitlichen E n d e n hinter den Trigyphen sehr gut befestigt. Die Ansätze dienten wohl einem wichtigeren Zwecke. 24—26 cm breit und 6—7 cm hoch, waren sie nämlich m i t nachträglicher Absägung der Zwischenstücke so gebildet, d a ß m a n gleichzeitig über der Mitte der Metope einen Einschnitt von 50 bis 57 cm Länge und an j e d e m E n d e einen 8—9 cm langen b e k o m m e n h a t . So können wir den naheliegenden Gedanken nicht abweisen, d a ß diese Einschnitte die Lagen der hölzernen Mutuli bezeichnen. Der mittlere lange Einschnitt ist f ü r den Mutulus der Metope b e s t i m m t , die beiden k u r z e n gehören den Triglyphenmutuli, u n d die dazwischen hegenden Ansätze, die ziemlich genau den b e k a n n ten aufrechten Rosettenreihen entsprechen, sollen die spatia Vitruvs bezeichnen. Allerdings sind die einzelnen Abstände n i c h t sehr regelmäßig, aber wir müssen mit der Unregelmäßigkeit der früharchaischen Zeit rechnen, da die Metopenlänge zwar o f t 1 m b e t r ä g t , aber einmal n u r 94 cm u n d ein anderes Mal sogar 83 c m m i ß t . Doch nicht zu bezweifeln ist die Tatsache der a m oberen E n d e der Metope wohlberechneten u n d genau bestimmten nachträglichen Arbeit. Wie dick n u n die Holzmutuli waren u n d wie weit sie herausragten, ist u n b e k a n n t , aber sehr wahrscheinlich ist es, d a ß diese ysia'nzoSst; mit einem oben liegenden u n d sie zusammenfassenden axpoyeiatov, ebenfalls aus Holz, versehen waren. Das Hauptgeison, das, wie gesagt, 26 cm herausragte, ist wohl f ü r diese Holzkonstruktion recht bezeichnend. I n späterer Zeit, ungefähr u m die Mitte des 6. J a h r h u n d e r t s , h a t man das ganze D a c h erneuert u n d dann s t a t t der geisonartigen Strotere ein besonderes Tongeison m i t Wassernase u n d n u n kleinerem Blätterschmuck a n die Unterseite gesetzt. Bei dieser Bedachung lagen über d e m Geison die besonders verfertigten Traufziegel mit den s p ä t e r e n 256

Silen- und Männerköpfen wie auch die Kalyptere mit den Mädchenköpfen. Wir haben also mit genügender Sicherheit erschlossen, daß beim Apollotempel von Thermos auch in der älteren Zeit neben dem ausgebildeten Triglyphon auch das dorische Ceison in seinen Hauptformen und Gliedern vorhanden war. Nicht wesentlich Abweichendes ergeben die F u n d e von Kalydon. Dort sind mit Unterstützung der dänischen Rask-Oersted- Stiftung schon in zwei Campagnen, 1926 und 1928, Ausgrabungen in Gemeinschaft mit Frederik Poulsen auch im Laphriaheiligtum ausgeführt, deren Resultate vor allem im Dachterrakottenmaterial sehr erfreulich waren. Wir haben im Heiligtum zwei Tempelruinen, und auf diese zwei Tempel müssen wir die verschiedenen Dachterrakotten verteilen. Unter den Funden gab es eine reiche Fülle von tönernen Metopenfragmenten, aus denen wir, wie auch aus anderen Gründen, auf die ehemalige vorwiegend hölzerne Konstruktion geschlossen haben. Es sind sogar Hinweise genug vorhanden, die mich überzeugen, daß der größere Tempel schon rund um 570 in seinen späteren Verhältnissen auf der imposanten Terrassenmauer stand und ein hölzernes Pteron hatte. Zu diesem Tempel gehörten, wenn nicht alle, so doch die meisten Metopen. Nun zeigen die Fragmente hier, was unsere Frage angeht, oben gar keine Spuren der Einteilung wie in Thermos, aber statt dessen haben wir im Laphriaheiligtum dieselben Indizien auf den erhaltenen Fragmenten der archaischen Geisa aus Poros. Die Stücke waren nach Berechnung 63 cm lang und bestanden aus einem so leichten Steinmaterial, daß sie sicher weniger wogen als die entsprechenden Tongeisa aus Thermos. Die glatte Front vorne, 12,5 cm hoch, bildet mit der Unterseite, die flächig geschnitten ist, einen spitzen Winkel, mit der oberen Fläche einen stumpfen. Aber merkwürdig ist es, daß die Unterseite Vorrichtungen zeigt, die deutlich auf die hölzerne Konstruktion der yetffi7toSe? und der spatia hinweisen. Es zeigen sich nämlich 8,5 cm hinter der F r o n t in regelmäßigen Abständen 47 cm lange und 16 cm breite Vertiefungen, die sicher wegen der gepickten Fläche bestimmt waren, Holz aufzunehmen. Die Holzbohlen sollten dazu dienen, die hängenden Geisa gegen die Gefahr des Abrutschens zu sichern und waren von unten als regelrechte Mutuli sichtbar. Zudem kann die Annahme einer Akrogeisionplatte, die über den Mutuli 17

Archlologitcbea Institut, Hundertjahrfeier

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entlang lief, die Existenz der letzteren nicht ausschließen, denn die Länge der Vertiefungen (47 cm) und der Zwischenräume (16 cm) entspricht sehr gut nicht n u r den Achsweiten der Säulen (2,50 m), sondern auch der einmal festgestellten Länge der Metope (78 cm). Wie weit aus der Metopenwand die YeiautoSeç vortraten, ist auch hier, wie in Thermos, nicht bekannt. Aber bezeichnend für den Fortschritt in der Geisonbildung ist es wohl, daß hier die Tiefe der CTJco-ria noch geringer ist (8,5 cm) als beim Apollotempel. Zum Schlüsse fassen wir zusammen, u m die Resultate zu präzisieren. Die Erklärung Vitruvs, nach der die Dachsparrenköpfe (cantherii prominentes) die Vorbilder der Mutuli waren, steht mit dem Befund in Thermos und in Kalydon im besten Einklang. Die an beiden Orten nachgewiesenen Hölzer waren einerseits Konstruktionsteile und bildeten andererseits, regelmäßig gelegt, einen entsprechenden Schmuck über den Metopen und Triglyphen. Außerdem haben wir in Thermos erfahren, daß das ursprüngliche eigentliche Tongeison dieselbe Form wie das einfache ionische Geison am Steinbau hatte. Auf der älteren E n t wickelungsstufe war es stärker ausladend als auf der späteren. Beim Laphriatempel war es entsprechend seiner Bildung aus Stein eckiger geschnitten und t r a t weniger hervor. So haben wir bei diesen alten ätolischen Tempeln einen mit drei Stationen wohl bezeichneten Weg, der uns sicher zum Verständnis eines wichtigen Baugliedes der dorischen Steinarchitektur führt. DIREKTOR P I E R R E ROUSSEL, ATHEN: LES RÉCENTES FOUILLES DE L'ÉCOLE FRANÇAISE D'ATHÈNES À THASOS. L'exploration archéologique de Thasos a été commencée p a r l'École française d'Athènes en 1911; interrompue de 1914 à 1919, elle a repris en 1920 et se poursuit actuellement encore. Les difficultés en sont considérables en raison du développement qu'a pris, dans la seconde moitié du X I X i m e siècle, l'agglomération moderne de Liménas; en 1904, C. Fredrich constatait déjà que depuis 1856, la destruction des restes antiques avait fait "d'étonnants progrès". On a p u néanmoins fixer l'emplacement d'un grand nombre d'édifices de l'ancienne ville et en particulier reconnaître le lieu 258

et les dispositions de l'ancienne Agora, avec les portiques qui l'environnaient, et les constructions avoisinantes, entre autres le Prytanée, jadis exhumé par Miller, mais dont les traces avaient disparu. Des rapports provisoires publiés dans les Comptes-rendus de l'Académie des Inscriptions 1912, 1913 et 1914, et dans le Bulletin de Correspondance Hellénique 1921 et 1923 ont permis déjà de constater combien la topographie de la ville de Thasos avait été éclairée par les recherches de l'École. E n ces dernières années, l'effort a porté principalement sur le quartier situé au Nord-Ouest de l'Agora. Vers la mer, ce quartier est limité par une muraille, percée de portes qui le mettaient en communication avec le port m a r c h a n d ; il a été principalement occupé par des sanctuaires dont on a exhumé les débris, souvent recouverts p a r des constructions byzantines. 1. Le Dionysion, dont le mur de péribole soigneusement construit, a été dégagé dans la direction S. E-N. E . sur 35 m de longueur avec u n retour au Sud à angle obtus; l'entrée du sanctuaire, marquée par un large seuil, était de ce côté; par ailleurs, on n ' a pu déterminer les limites exactes du sanctuaire. A l'intérieur, on a dégagé un édifice où l'on doit reconnaître un monument chorégique, sans doute du début du I I I i m e siècle. Sur un soubassement carré, accessible au Sud p a r un escalier de sept marches, se dressait un petit temple avec quatre colonnes en façade, dont le fond était occupé p a r une base semi-circulaire. La moitié seulement de cette base subsiste avec les emplacements pour cinq statues dont les noms sont donnés: Dionysos était placé au centre du demi-cercle ; il avait à sa gauche la tragédie, la comédie, le dithyrambe et le Nyctérinos, de dimension beaucoup plus petite. La tête de Dionysos, aux traits efféminés, a été retrouvée; la comédie, figurée p a r une femme aux draperies élégantes, a p u être redressée sur sa base: la tête seule fait défaut. A gauche de l'escalier, on notera l'existence d'un (Eôôpoç et d'un autel à prothysis qui n'ont pas la même orientation que le monument chorégique et sont indépendants l'un de l'autre; le floOpoç, plus ancien que l'autel, était, d'après une inscription, consacré à Agathos Daimon à l'exclusion expresse d'Agathé Tyché. Parmi les trouvailles faites en cette région, il f a u t mettre à p a r t u n bas-relief mutilé représentant une tête de bélier avec dédicace à Dionysos 17»

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(IV ème siècle av. J . C.). (Les inscriptions du Dionysion ont été publiées dans le Bulletin de Correspondance Hellénique 50, 1926. Sur le Dionysion et le monument chorégique, voir Bulletin de Correspondance Hellénique 47, 1923 et Revue de l'Art ancien et moderne 49, 1926). 2. Le Posidéion. Ce sanctuaire est situé au N. 0 . du Dionysion; c'est une vaste enceinte de forme presque rectangulaire (environ 50 m sur 30 m), taillée dans le roc à l'Est en raison de la déclivité du sol, bordée à l'Ouest par un mur de soutènement qui est construit en un magnifique appareil de marbre et qui forme la façade. La grande porte du sanctuaire était ménagée de ce côté et à cinq mètres au Sud, une ouverture était pratiquée, dont la partie inférieure formait comme une base supportant peut-être une statue, à moins qu'il ne faille reconnaître dans ce dispositif un autel extérieur. Deux socles quadrangulaires, placés en avant du seuil de la grande porte, portent l'un et l'autre une dédicace à Poséidon et assurent l'identification du sanctuaire. A droite de la porte, un autel monumental avec prothysis devait être dédié à Héra Épiliménia: à Délos et peut-être aussi à Athènes, cette déesse était protectrice du port. Une statuette d'époque hellénistique représente Aphrodite portée par un dauphin sur la queue duquel se joue un Amour. L'enceinte ne contenait pas de temple, mais trois autels, dont l'un circulaire. 3. Au Nord et à quelque distance du Posidéion, un troisième sanctuaire est resté jusqu'à présent anonyme; c'est une enceinte trapézoïdale dont la partie orientale est taillée dans le roc; elle présente dans le coin Sud un dispositif curieux : une niche de plan courbe s'enfonce dans le roc sur une profondeur d'environ 1,75 m. En avant, le roc aplani est sillonné de rigoles couvertes de tuiles rondes, débouchant dans un réservoir cylindrique. Au centre de la plate forme, se dressait un petit autel. Le déblaiement de ce sanctuaire n'a pas encore été terminé. On y a trouvé une dédicace à un héros archégète, mais rien n'assure qu'il soit le maître du lieu. Un décret de Sarapiastes, trouvé auparavant dans la région, peut donner à croire que dans ce quartier, qui parait avoir été peuplé de sanctuaires, les divinités alexandrines étaient aussi adorées. Dans le mur qui séparait le quartier de la mer, deux portes ont été reconnues, l'une et l'autre portant un bas-relief, selon l'usage 260

si fréquent à Thasos, mais le bas-relief de la porte la plus proche du p o r t de guerre est seul bien conservé : il représente une déesse montée sur un char que guide un personnage masculin barbu, marchant vers la droite, la tête tournée vers la gauche. Le personnage doit être Hermès; la forme de la coiffure, qui était en métal rapporté, reste douteuse; ce n'était ni le pétase, ni le bonnet pointu. La déesse, qui porte le costume ionien, avait sur la tête u n casque rond en forme de bonnet serré, en métal rapporté, d'où s'échappait la chevelure 'en queue de cheval'; on retrouve cette même coiffure sur les sarcophages de Clazomène. La déesse peut être Artémis ou Héra. L'inscription gravée sur la parastade est d'une lecture trop incertaine pour qu'on en puisse tirer des conclusions. L'intérêt principal du bas-relief est de nous montrer l'influence ionienne sur l'école thasienne de sculpture vers 494—492, époque où le rempart f u t construit. PROFESSOR ERNST BUSCHOR, ATHEN: DAS LABYRINTH DES RHOIKOS. Der Vortragende sprach über das Labyrinth des Rhoikos und Theodoros, das Plinius in Lemnos anzusetzen scheint, das aber in Samos zu suchen ist, in dem ersten großen Dipteros der Hera, dessen Spuren unter der Osthälfte des neuen Tempels und östlich davon nachgewiesen werden konnten. Namen und Heimat der Architekten, Säulenzahl, die Dreh-Technik der Säulen, die f ü r jenes Labyrinth überliefert sind, finden eich wieder. Dieser Dipteros, wohl der älteste seiner Art, erhob sich nur wenig über das umgebende Gebäude, das Plattenpflaster erstreckte sich noch über die äußeren Säulenstellungen, ein Opisthodom fehlte. Grundriß und Ausdehnung weichen nur wenig vom Nachfolgerbau ab. Von Pflaster, Säulen und Dachziegeln sind zahlreiche Reste erhalten ; große Teile müssen aus Holz gewesen sein, die Fundamente sind fast restlos abgetragen. Genau in der Mittelachse liegt östlich vor ihm ein riesengroßer Altar. Der Bau ist wenige Jahrzehnte nach seiner Errichtung durch Brand zerstört worden.

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3. SITZUNG Mittwoch, 24. April 1929, nachmittags 3,30 Uhr bis 6 Uhr. Ehrenvorsitzende: Professor Blinkenberg, Kopenhagen. Direktor Stevens, Rom. DIREKTOR RHYS CARPENTER, ATHEN: THE LATEST EXCAVATIONS AT CORINTH. The site of the ancient city and the location of the American excavations were shown in airplane photographs. During the last two years, Dr. Shear has laid bare the two parodoi and a considerable section of the koilon of the large theater. Traces of the Greek orchestra and auditorium exist beneath the Roman rebuilding; and it is now possible to determine their exact plan and construction. To the east of the theater a paved street was discovered sloping down to a paved square or piazzetta. The Odeum, mentioned by Pausanias, has been completely excavated. Its great blocks of stone for the scene-building, its passage-way vaulted in concrete, and its seats hewn in the living rock make it one of the most impressive sights of Corinth. The channel into which the curtain was lowered is clearlydistinguishable, but the various rebuildings of the Odeum and the varying uses to which it was put must be borne in mind in studying all these remains. Near the Cenchrean Gate of the ancient city-walls some trial-excavations struck the remains of an early Christian basilica. The type of construction in tile and mortar with internal revetment in marble suggests late-Roman times: the plan and some fragments of a "post-Theodosian" capital confirm a dating in the fifth century after Christ. A three-apsed construction attached to the south aisle and containing a hypogeum must be a memorial chapel or martyrion. The basilica was arcaded; and the aisles were barred from the nave by a low socle on which the arcading was based. Three floor-levels proved three building-periods, of which the second may be dated in the eleventh century on the evidence of carved panels, while the third and last seems to fall in Frankish times, when an attempt was made to introduce Gothic forms. The recent discovery of a potters' settlement with enormous quantities of broken sherds and figurines from the seventh, sixth, and fifth centuries B . C. holds out the hope that equally interesting and important results may attend the continuance of the American excavations at Corinth. 262

DIREKTOR GEORGIOS P. OIKONOMOS, ATHEN: DAS ALTE MESSENE. Der Vortragende schickte zur Einleitung eine kurze Geschichte des alten Messene in moderner Zeit voraus und skizzierte die seit Leake vorhandene Reiseliteratur, um dann zu den Ergebnissen der durch die Archäologische Gesellschaft zu Athen veranstalteten Ausgrabungen überzugehen. Er beschränkte sich dabei auf den Teil der Agora von Messene, der durch die Grabungen von 1895,1909 und 1925 aufgedeckt wurde. Unter den durch diese Arbeiten entdeckten Gebäuderesten ist ein dreiteiliger Komplex, der die messenische Agora östlich abschließt, der wichtigste Ertrag der Ausgrabung. Dieser Bau besteht aus drei selbständigen, aber einheitlich errichteten Teilen, die verschiedenen, doch wohl in den Rahmen der Agora sich fügenden Zwecken dienten. Die erste, nordöstliche Abteilung hat die Form eines kleinen Theaters mit dreitürigem Proskenion und schmalem Skenenraum, der von der östlichen Seite zugänglich ist. Der Zuschauerraum zerfällt in zwei Teile, deren unterer mit gut erhaltenen steinernen Sesseln (11 Reihen, 3 Kerkides) versehen ist, während der obere keine Sitze hat, weil da vermutlich Sitzbänke aus vergänglichem Material, d. h. aus Holz, aufgestellt waren. Zu dieser Vermutung führen die wenigen erhaltenen Bodenplatten. Die Orchestra bildet einen vollen Kreis und ist demnach dem griechischen Theatertypus einzureihen. Ein Reiterstandbild des Tiberios Klaudios Saithidas stand auf einer hohen Basis an der östlichen Treppenparodos. Dieser theaterförmige Bau wird als das inschriftlich bezeugte Synedrion gedeutet. Ist das richtig, so ist er mit den in Form und Bestimmung verwandten kleinasiatischen Rathausanlagen in Milet, Priene und Nysa zu vergleichen. Von diesen weicht er aber in einigen wesentlichen Punkten ab. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das Synedrion zugleich kleinen dramatischen Vorstellungen diente, was bei den oben erwähnten kleinasiatischen Rathäusern schon wegen des Fehlens der dafür notwendigen Skene ausgeschlossen zu sein scheint. Der südlich an das Synedrion grenzende Teil stellt den Eingang in die Agora dar. Dieser wurde gebildet durch ein Propylon, das durch eine Querteilung in eine östliche Halle mit vier Säulen und hohen Postamentbasen und in eine westliche mit zwei Säulen 263

zwischen Anten zerfiel. Die Ordnung war die korinthische; Säulenschäfte und Kapitelle bestanden aus Poros. Dem verschiedenen äußeren und inneren Niveau entsprechend haben auch die Teile des Propylons verschiedene Höhe. Der höhere östliche ist eben, während der westliche rampenartig gebildet ist und vielleicht ursprünglich eine niedrige Treppe hatte. Zwischen diesen Teilen befand sich eine Steinwand mit drei Türen. Dementsprechend wird auch die Bedachung zweiteilig gewesen sein, und dieser Tatsache hat der vorgeführte Rekonstruktionsversuch Rechnung getragen. Der dritte Teil der ganzen Anlage, der sich von Süden her dem Propylon anschließt, ist ein großer, fast viereckiger Saal (18 X19 m) mit steinernen Sitzbänken, die an seiner nördlichen, östlichen und südlichen Seite sich hinziehen. Die Westseite hat zwei Eingänge mit doppelsäuligen Hallen in antis, ebenfalls von korinthischer Ordnung. Auch dieser Saal scheint ein öffentlicher Versammlungsort oder vielmehr ein Raum zum Ausruhen, bzw. eine Wandelhalle zu sein. Er ist nur vom Inneren der Agora aus zugänglich, während er gegen Osten und Süden mit Wänden abgeschlossen war, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit Fenstern versehen waren. Natürlich war die gemeinsame Wand zwischen ihm und dem Propylon ohne jede Lichtöffnimg. Zum Schluß wurde eine Rekonstruktionsskizze gezeigt, die vor allem den sowohl im Grundriß als auch im Aufbau einheitlichen Plan dieser Bauten zu veranschaulichen versucht. Am Ende seines Vortrags begrüßte Professor Oikonomos das Institut im Namen der Akademie der Wissenschaften, der Universität und der Archäologischen Gesellschaft in Athen. DIREKTOR FREDERIK POULSEN, KOPENHAGEN: DIE DÄNISCH-GRIECHISCHEN AUSGRABUNGEN IN KALYDON. Unter der Leitung von F. Poulsen und K . Rhomaios und mit Unterstützung des dänischen Rask-Oersted Fonds sind seit 1926 Ausgrabungen in der alten sagenberühmten ätolischen Stadt Kalydon im Gange. Die erste Kampagne im Frühling 1926, an der sich der dänische Architekt Mogens Clemmensen beteiligte, ist schon in einer vorläufigen, recht umfassenden und reich illustrierten Veröffentlichung bekannt gemacht (Kgl. danske Videnskabemes 264

Selskabs Meddelelser XIV 3 1927). Die zweite Kampagne fand im Friililing 1928 statt und konzentrierte sich wie die erste um zwei Anlagen außerhalb der Stadtmauer von Kalydon, nämlich den Temenos der Artemis Laphria und das eigenartige Heroon im Tale. Im Temenos wurde Sicherheit gewonnen, daß der große Artemistempel und die dazu gehörige, gewaltige nördliche Terrassenmauer schon am Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr. angelegt worden sind, und daß das kleinere westliche Fundament zu einem Tempel und zwar zum Tempel des Apollon Laphrios gehört hat; wir fanden anderswo verbaut den alten Horos-Stein des 6. Jahrhunderts mit der Inschrift des Gottes. Am Südende der Tcmpelterrasse wurde eine große Anlage mit zwei Plattformen, von breiten Freitreppen flankiert, freigelegt, ein imposanter Aufgang, der an die Freitreppenanlage der Akropolis von Lindos erinnert. Die Kleinfunde an den Abhängen unter dem Tempelplateau waren 1928 noch reichlicher als 1926, und diesmal wurden auch mehrfach Inschriften auf Bronzeplatten gefunden, darunter eine interessante juristische über eine Zwistigkeit zwischen zwei ätolischen Familiengruppen. Eine Übersicht über die Funde gibt Rhomaios im A E X T Ì O V 1926, ITap«pr^[ia 24ff. Im Heroon wurden zwei Zimmer ausgegraben und dabei interessante Architekturstücke gefunden. Besonders wichtig waren einige ionische Kapitelle mit in Blumenkelchen eingefaßten Voluten, wie man sie auch aus der Palästra in Olympia kennt. Die nächstc Kampagne soll die Ausdehnung des wichtigen Heroons veranschaulichen. Vgl. CR. de l'Ac. d. inscr. 1929, 76 ff. PROFESSOR LUIGI PERNIER, FLORENZ: NUOVI CONTRIBUTI ITALIANI ALLA CONOSCENZA DELLA CIVILTÀ ELLENICA IN CRETA. Il professore Pernier accenna brevemente ai risultati degli ultimi studi italiani in Creta, per i quali vien fatta nuova luce sulla civiltà ellenica in quell'isola, specialmente durante il periodo arcaico. L'importanza della città ellenica di Festòs, che sorse sopra le rovine del palazzo e della città di epoca minoica, è rivelata dalla estensione delle mura di cinta, dalle costruzioni e dalle cisterne frequenti in tutta l'area della città, dalla bella monetazione e 265

dai notevoli oggetti d'arte ad essa appartenenti. Il professore Pernier mostra come i Greci, pure dando alla loro città una orientazione diversa da quella della città minoica, utilizzarono ancora alcune delle cisterne e si servirono dei pavimenti del palazzo per piantarvi sopra le loro case. Inoltre il Pernier fa vedere una cisterna ellenica scoperta a Festòs nel 1928 e alcuni interessanti oggetti, fra cui uno splendido pithos con rilievi, e una testa di leone di arte protogreca. L'epoca di questa singolare testa si può ora stabilire con sicurezza perchè essa trova un perfetto riscontro nella testa di un leone in terracotta dipinta, che è stato trovato nei fortunati scavi del dottore D. Levi nel paese degli Arcadi cretesi. Le abbondanti suppellettili della necropoli degli Arcadi portano grande luce sul perìodo di civiltà cretese, che va dall' età sub micenea alla protogreca, e colmano la lacuna che rimaneva nella conoscenza fra la fine della città minoica di Festòs e il sorgere della città proto-ellenica di Prinià. L a ricostruzione che fu fatta della pianta e dell' alzato del principale tempio di Prinià viene ora confermata, per la pianta, dalla scoperta di simili costruzioni (megara-templi) a Tirinto (scavi nella città bassa del 1927) e ad Asine, che il Pernier crede ci facciano conoscere il megaron-tempio del periodo geometrico; per l'alzato, dalla scoperta di un modello fittile di tempietto ellenico arcaico a facciata bipartita, scoperta fatta a Lemnos dalla scuola archeologica italiana di Atene nel 1927. Infine il Pernier riassume i risultati dello scavo completo dell'edificio circolare in cui è murata la Grande Iscrizione delle Leggi di Gortina ed offre al Congresso la sua recente pubblicazione su questo soggetto. DIREKTOR ARTHUR M. WOODWARD, ATHEN: THE EXCAVATIONS AT SPARTA, BY THE BRITISH SCHOOL OF ARCHAEOLOGY AT ATHENS, 1924—27. The excavations of 1924—27 form a second chapter in the history of the British exploration of Sparta; the first chapter consisted in the work done in 1906—1910 under the Directorships of Bosanquet and Dawkins, when the principal results were the discovery and excavation of the Sanctuary of Orthia, close to the Eurotas, the excavation of the 266

Sanctuary of Helen and Menelaos on the opposite bank of the river, the partial exploration of the Acropolis, including the discovery of the Sanctuary of Athena Chalkioikos, and the tracing of the line of the Hellenistic city-wall for most of its circuit. In 1924—27 the principal tasks were the completion of the excavation, on the Acropolis, of the precincts of the Sanctuary of Athena Chalkioikos, and the systematic excavation of the Theatre below it. The chief results of the former work were the discovery of the remains of a small portico in front of the Hieron of Athena, and, further to the south-west, and lower down the slope, of the foundations of a building, perhaps another shrine of Athena, or a Treasury ( ?), dating from the seventh century, at the earliest, which originally had walls of mud-brick and terracotta architectural decoration. Associated with these two buildings were numerous votive offerings, especially of pottery, terracotta figurines and 'protomai', and bronze objects; the finest of the terracottas belong to the early archaic period; and of the three best bronze statuettes, a naked female figure belongs to the late sixth century and two fine Athena-figures belong to ca. 480 and 450 respectively. A great bronze gorgon and a lion-protome of the same material must also be mentioned. In sculpture, far the most important find was the marble figure of a warrior, slightly over life-size, lacking the arms, but otherwise in good preservation down to the waist; of the rest of the statue only part of one leg has been found. It must date from about 480—470 B. C., and perhaps represents Leonidas, in which case it must have been erected after Thermopylae, on his tomb not far away. I t is of Parian marble, and is ascribed by some critics to a Peloponnesian School, though the discoverer claims that it might well be Attic. Mention must also be made of an inscription containing the remains, much mutilated, of a metrical dedication to Athena, dating from the sixth century. At the Theatre, the whole of the Stage, and the two Parodoi have been excavated, and enough of the cavea to establish the exact plan of the seats. The history of the various rebuildings of the stage is complicated and not free from uncertainty, but it is clear that there are no remains of earlier date than the Hellenistic period, from which survives only a short length of wall set obliquely 267

to the other walls of the stage. The Theatre as a whole, including the cavea and the earliest wall-remains in the stage-region, seems to date from the time of Augustus, and the earliest raised stage of which we have architectural evidence, belongs to a later rebuilding. There seem to be indications of remodelling of the stage perhaps under the later Antonine Emperors, again under Diocletian, again in about 361 A. D., and to some extent under Honorius, before it6 final destruction at the hands of the Goths in the year 396. Interesting features that must be mentioned regarding the construction of the Theatre include the presence of a massive external staircase leading up from the east parodos, near it8 outer end, to the diazoma; on the west, there was no similar stair, and its place was occupied at first by the Skenotheke and later (ca. 300 A. D.), by a Nymphaeum of normal Roman type which was found in good preservation. The retaining-wall in the E. Parodos was engraved with lists of Spartan magistrates nearly all of the period 100—150 A. D. and similar lists were carved on the blocks forming one side of the gutter around the Orchestra. The upper seats are supported on a great embankment of clay which attains a depth of over four metres beneath the uppermost seats, and it was beneath this clay filling that the early sanctuaryfoundations, and the majority of the votive offerings described above were buried. The finds of sculpture from the Theatre were disappointing but we may mention a fragmentary hero-relief of Laconian type, of the sixth century, a torso of a good copy of the Apollo Lykeios and two interesting portrait-heads of the mid-third century. More unexpected was a complete archaic clay pithos, in good preservation, found just behind the stage, representing in moulded relief a procession of chariots and warriors. This fine object must date from about the middle of the sixth century, and is a valuable addition to our knowledge of Spartan art at that period.

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4. SITZUNG • Donnerstag, 25. April 1929, nachmittags 4 Uhr bis 5 Uhr. Ehrenvorsitzende: Professor Vollgraff, Utrecht. Professor Nilsson, Lund. PROFESSOR CHRISTIAN BLINKENBERG, KOPENHAGEN: DIE DÄNISCHEN AUSGRABUNGEN IN LINDOS. Archäologische Untersuchungen, vom dänischen Carlsberg-Fond mit Genehmigung der türkischen Regierung veranstaltet, fanden auf der Insel Rhodos während der Jahre 1902 bis 1914 statt. Der Vortrag beschränkte sich auf die Erwähnung der bedeutendsten dieser Ausgrabungen, nämlich derjenigen der Akropolis zu Lindos, unternommen unter Leitung von K . F. Kinch, der die Arbeit an Ort und Stelle im Jahre 1914 abschloß, und Chr. Blinkcnberg, der nur während der drei Hauptkampagnen (1903—1905) zugegen war. Die Ausgrabung umfaßte zunächst die vollständige Freilegung der zum Heiligtum der Athana Lindia gehörenden Bauten und Anlagen. Es sind dies eine weit ausgedehnte Stoa, eine große Freitreppe, teilweise durch die Säulenreihe der Stoa verdeckt, Propyläen mit mehreren sich anschließenden Sälen und endlich der Tempel der Göttin, ganz im Süden der Burgfläche an ihrer höchsten Stelle gelegen. EinBrandopferaltar war nicht vorhanden, was durch die Eigentümlichkeiten des Kultus erklärlich wird. Die vorgefundenen Anlagen sind verhältnismäßig spät, in die Zeit zwischen etwa 400 und 250 v. Chr. zu datieren. Vom älteren einfacheren Zustande des Heiligtums zeugten besonders die Reste einer großen archaischen Freitreppe (etwa 550 v. Chr. anzusetzen). * In dieser Sitzung mußten die Vorträge von Professor Boltenko, Odessa, und Dr. Knipowitsch, Leningrad, ausfallen. Der für diese Sitzung angekündigte Vortrag von Professor Maiuri, Neapel, ist bereits am Mittwoch, den 24. April, in der dritten Sitzung der Sektion Rom und Imperium Romanum gehalten worden. Der hier abgedruckte Vortrag von Professor Sntiriadis, Saloniki, konnte nicht gehalten werden, weil der Vortragende verhindert war an der Tagung teilzunehmen. Am Schlüsse der Sitzung sprach Professor Dörpfeld im Auftrag der Gemeinde Pergamon in Mytilene, die er zusammen mit Dr. Chiotelis, Pergamon, bei den Jubiläumsfeierlichkeiten vertrat, den Dank und die Glückwünsche dieser Gemeinde an das Institut aus.

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Von den übrigen Funden hob der Vortragende besonders die zahlreichen kleinen Votivstücke hervor, deren Veröffentlichung in nächster Zukunft bevorsteht. Neben vielen zerstreut im Heiligtum zum Vorschein gekommenen Gegenständen dieser Art wurden drei größere Gesamtfunde gemacht: 1. in den noch unzerstörten Resten der Füllmasse einer um 550 v. Chr. vor dem Tempel hergestellten Terrasse; 2. in einer natürlichen Vertiefung im Felsboden westlich von den Propyläen, wo ein großes Depot von Votivstücken aus der Zeit von 525 bis 400 v. Chr. zu Tage gefördert wurde; 3. ein jüngeres, kleineres Depot von Terrakottafiguren aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., im Norden der Burg vor der großen Stoa. An Hand von Lichtbildern, die nach Tafeln der eben in Arbeit befindlichen Veröffentlichung hergestellt waren, wurde die Eigenart der genannten drei Funde charakterisiert. Von ihrer kultgeschichtlichen Bedeutung abgesehen, sind 6ie besonders dadurch wichtig, daß sie die mit der Zeit wechselnden kulturellen Beziehungen der Insel Rhodos sehr deutlich veranschaulichen. Sie fangen in der geometrischen Periode an (die mykenischen Fundstücke waren wenig und unbedeutend) und zeigen die Insel zuerst recht isoliert, dann etwa im 8. und 7. Jahrhundert in reger Verbindung mit dem Orient, namentlich mit Kypros, woher in der genannten Periode eine überaus große Menge der Fundstücke stammt. Die jüngeren Funde tragen ein reiner hellenisches Gepräge, das anfangs durch den Einfluß von Ionien und Naukratis, vom 5. Jahrhundert an mehr durch die Verbindung mit dem griechischen Festland bestimmt ist. Das Depot aus dem 3. Jahrhundert hat uns eine bisher unbekannte lokale Gattung hellenistischer Terrakotten kennen gelehrt. Kurz berührt wurden die anderen während der Ausgrabung gemachten Funde, namentlich die zahlreichen Inschriften aus hellenistischer Zeit, von denen einige der wichtigsten (die lindische Tempelchronik, Künstlerinschriften, die ermöglicht haben die Zeit desBoethosund derLaokoongruppe genau zu bestimmen,u.a.) schon veröffentlicht sind.

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PROFESSOR MICHAEL BOLTENKO, ODESSA: VERGANGENHEIT DER INSEL BEREZANJ NACH DEN ERGEBNISSEN DER LETZTEN AUSGRABUNGEN. Die Fortsetzung der archäologischen Ausgrabungen, die 1904 bis 1913 E. v. Stern, ehemals Professor der Odessaer, dann der Halle-Wittenbergschen Universität, auf der kleinen (ungefähr 1 km langen) an der Mündung des DnjeprBug-Liman im Schwarzen Meer gelegenen Insel Berezanj geleitet hatte, durch seinen Schüler, den Hauptkonservator des Odessaer Historisch-Archäologischen Staatsmuseums Professor M. Boltenko, in den Jahren 1927 bis 1928 erlaubten folgendes festzustellen: auf der jetzt verlassenen und menschenleeren Insel, die im Altertum noch eine mit dem Festlande verbundene Halbinsel mit bequemem Hafen war, sind außer der ältesten jonischen Handels- und Fischereiansiedlung des 7. bis 5. Jahrhunderts v. Chr. (von E. v. Stern entdeckt) auch son6t Spuren menschlichen Lebens, von Fischfang und vom Kult des Achilleus Pontarches, vorhanden. Sie gehören dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. an, als die Insel der bedeutendsten griechischen Kolonie dieses Gebiets, Olbia, gehörte, die zuerst unter römischem Schutze stand, später aber (unter Septimius Severus) dem römischen Reiche einverleibt wurde. Unter den Einzelfunden beanspruchen unsere Aufmerksamkeit der untere Teil eines gläsernen Pokals mit Schlangenfäden, eine Kölner Arbeit des 3. Jahrhunderts, und vier Bronzefingerringe mit Gravierung (Adler, Pentagramm usw.). Die Erforschung der tiefer gelegenen Kultur schichten ergab im westlichen Teile der alten von E. v. Stern entdeckten Ansiedlung (vom Ende des 6. bis zum Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr.) an der Grenze der umfangreichen Nekropole, die den Westen der Insel einnahm, das Vorhandensein von Überresten geräumiger Bauten und ziemlich gut erhaltenen Untergeschossen, die schon E. v. Stern zu untersuchen angefangen hatte. Diese Bauten gehörten nach den Funden von Weihinschriften, die auf Scherben schönen schwarzgefirnißten und schwarzfigurigen attischen Geschirrs eingeritzt sind, dem heiligen Bezirke der Göttin Aphrodite an, die von den Seeleuten als Euploia verehrt wurde. Unter den Einzelfunden ist besonders ein erhabenes tönernes polychromes Gorgoneion beachtenswert, eine Meduse mit schauerlichem Kopfe, gefletschten Zähnen und herausgestreckter Zunge. In 271

der untersten Schicht wurden Überreste eines interessanten Baues (Ende des 7. bis Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr) aufgedeckt, der uns mit der Technik des Häuserbaues auf feuchtem Grunde bei den jonischen Griechen bekannt m a c h t : es wurde in den lehmigen gewachsenen Boden ein Einschnitt gemacht, der im Profil einer flachen Schale ähnelt; dessen Oberfläche bildete durch starkes Brennen eine rötliche Rinde, auf der sich eine Substruktion von übereinanderliegenden dünnen Schichten aus Asche und Lehm b e f a n d ; über dieser war eine Schicht aus feinkörnigem gelbem Sande, die augenscheinlich den Boden des Gebäudes bildete. Seine Wände bestanden aus kleinen Bruchsteinen mit Lehm (bis 0,35 m dick). Berezanj, im Altertum Borysthenes, war die älteste griechische Handelsfaktorei in der Nordwestecke des Schwarzen Meeres. Nach seiner Gründung im 7. J a h r h u n d e r t verödete es allmählich, je fester und freundschaftlicher die Wechselbeziehungen der griechischen Kolonisten mit den Skythen sich gestalteten, die das Wachstum und die Entwicklung des an der Mündung des Bug günstiger gelegenen Olbia förderten. Die Verwandlung der Halbinsel in eine Insel, als die Meereswellen und die im Frühling vom Liman kommenden Eismassen die schmale Landenge durchbrachen, machte den Hafen weniger bequem; außerdem verschlammte er immer mehr durch die Anschwemmungen des Dnjepr und Bug, und die schwierigen äußeren Bedingungen für die griechischen Kolonien dieses Gebietes, die im 3. Jahrhundert v. Chr. anbrachen, entvölkerten die Insel vollständig. Sogar die Überreste der Bauten vom heiligen Bezirke der Aphrodite werden seit dieser Zeit augenscheinlich nicht mehr besucht. Erst seitdem auch für das Schwarzmeergebiet mit dem 1. Jahrhundert n. Chr. Zeiten des Friedens und normaler Verhältnisse — die P a x R o m a n a — anbrachen, gründeten auch auf Berezanj die Bürger Olbias den Kult ihres Helden Achilleus und unterhielten seine Verehrung bis zur Zerstörung Olbias und zum Fall der römischen Herrschaft am Anfang der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Einfall der Goten. Die Regierung der Sowjet-Ukraine, die der allseitigen Erforschung des Landes ein lebhaftes Interesse widmet, gründete 1927 eine ständige archäologische Expedition, an deren Spitze sie 272

Professor M. Boltenko stellte, der bis 1913 an den Grabungen auf der Insel teilgenommen hatte. Die Arbeiten dieser Expedition sind noch lange nicht beendigt und versprechen viel Interessantes. Es genügt darauf hinzuweisen, daß schon 1905 auf dieser Insel die für die Sowjetunion einstweilen einzige schwedische Runeninschrift, der Grabstein eines Kriegers Karl (um 1000 n. Chr.), gefunden wurde. PROFESSOR SERGIUS DLOSCHEWSKY, ODESSA: DIE OLBIA-AUS GRABUNGEN DER LETZTEN V I E R JAHRE. Olbia war nach Pantikapaion die wichtigste altgriechische (ionische) Kolonie am Nordgestade des Schwarzen Meeres. Diese Stadt lag 120 km von dem jetzigen Odessa und 35 km vom jetzigen Nikolajew entfernt am rechten Ufer des Bugliman. Die Stelle des alten Olbia ist am Ende des 18. Jahrhunderts von russischen Gelehrten entdeckt worden, lenkte aber gleich darauf auch die Aufmerksamkeit der deutschen Wissenschaft auf sich (P. K . Koeppen, A. Boeckh, L. Bürchner u. a.). Diese Kolonie, wie auch manche andere, wurde zur Rohstoffausfuhr gegründet. Olbia ist insofern ein außerordentlich vorteilhaftes Ausgrabungsobjekt, als sich an seiner Stelle seit langer Zeit keine Ansiedlung befand, die endgültig die alten Überreste hätte zerstören können, und da dort systematische Ausgrabungen beinahe 32 Jahre lang (1896—1926) nach dem bestimmten Plane eines Mannes, des hochverdienten B . W. Pharmakowsky, durchgeführt wurden. Als ein sehr vorteilhaft gelegener Vorposten griechischer Kultur im Skythenlande befand sich Olbia im Verlaufe seines beinahe tausendjährigen Bestehens (Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. ( ?) bis zum 4. Jahrhundert n. Chr.) immer unter dem Einfluß irgend eines der mächtigeren antiken Staatengebilde. Man kann folgende Einflußperioden unterscheiden: die jonische, die athenische, die sozusagen hellenistische (möglicherweise die Periode der größten Selbständigkeit und Blüte Olbias), die kurze mithradatische und, nach einer kleinen Spanne barbarischer Ubermacht, die römische. Das Territorium Olbias besteht aus dem Stadtgebiet (etwa 40 ha) und der Nekropole (etwa 300 ha). Etwa 15 J a h r e lang vor dem Weltkriege erforschte B . W. Pharmakowsky das Stadtgebiet mit folgenden Ergebnissen: er stellte die Grenzen der von prachtvollen 18

Archäologisches Institut,

Hundertjahrfeier

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hellenistischen Mauern umgebenen Stadt fest, erforschte den südlichen Teil dieses Bezirks, wo sich die römische Zitadelle befand, und deckte einen großen Teil der hauptsächlich hellenistischrömischen Ufergegend derStadt auf. Außerdem wurden bedeutende Arbeiten in der Nekropole durchgeführt. Der Weltkrieg und der Bürgerkrieg brachten eine Unterbrechung der Ausgrabungen mit sich. 1923 wurde Olbia zum Naturschutzgebiet des ukrainischen Staates erklärt, und 1924 gelang es B. W. Pharmakowsky, die Ausgrabungen wieder aufzunehmen. Dieses Jahr wurde dazu verwendet, um die Arbeiten der früheren Jahre abzurunden. Seit 1925 wurden den Ausgrabungen in Olbia neue Ziele gesteckt. Da die Forschungen der früheren Jahre vor allem verschiedene hellenisch-hellenistische (etwa 8) und drei römische Kulturschichten aufgedeckt hatten, so war es äußerst wichtig, die älteren, hauptsächlich ionischen und archaischen Kulturschichten Olbias aufzufinden, z.B. die ältere Mauer und die Gebäude, die Herodot erwähnt. Aus diesem Grunde schien es Pharmakowsky das Zweckmäßigste, für die Ausgrabungen der nächsten Jahre den Nordwinkel des Dreiecks, das vom Stadtgebiet gebildet wird, als Forschungsobjekt zu wählen. Auch in administrativer Hinsicht brachte das Jahr 1925 eine Neuerung: fortan nehmen an den Ausgrabungen als Mitglieder der Olbia Expedition eine Anzahl wissenschaftlicher Institute und Gelehrter teil, darunter auch Vertreter der benachbarten und daran interessiertenGebiete.Die verhältnismäßig geringfügigen Ausgrabungen von 1925 in der äußersten Nordecke des antiken Stadtbezirks ergaben, daß in hellenistischer Zeit sich hier scheinbar Vorstadtquartiere befanden, unter denen Bestattungsplätze aus ionischer und archaischer Zeit lagen. Die ausgedehnteren Ausgrabungen des Jahres 1926, an denen auch der deutsche Archäologe Dr. E. Gose teilnahm, fanden etwas südlicher statt als im vorhergehenden Jahre, in westlicher und nordwestlicher Richtung von dem sogenannten „Zeus-Kurgan", einer prachtvollen römischen Grabstätte etwa des 2. bis 3. Jahrhunderts n. Chr., und ergaben, was die sogenannten „Herodot-Mauern" betrifft, negative Resultate, so daß diese sich entweder noch südlicher befinden müssen oder überhaupt nicht existiert haben. In allem anderen aber hatten die Ausgrabungen dieses Jahres schönen Erfolg. Es 6ind unzweifel274

h a f t e Spuren einer ionischen Kulturschicht, der ältesten Olbias, mit ionischen Tonscherben und Terrakottafragmenten entdeckt worden. Dies war die letzte Ausgrabungskampagne B. W. Pharmakowskys. Seine zweijährige Krankheit erlaubte ihm nicht m e h r nach Olbia zu kommen. Die Ausgrabungen des Jahres 1927 wurden daher von einem Komitee unter Leitung des Vortragenden ausgeführt. Es wurden die Untersuchungen der älteren Kulturschichten Olbias in der Richtung nach dem „Zeus-Kurgan" weitergeführt, in der Absicht, die ganze Strecke von den Ausgrabungen 1926 bis zu der im Jahre 1903 teilweise entdeckten sogenannten „polygonalen Mauer" aufzudecken. Die Ausgrabungen erforschten weiter eine 10 m breite Straße, vielleicht die Hauptstraße des oberen Olbia, mit Scherbcnchaussee und zwei Gehsteigen aus großen runden Kieselsteinen; außerdem wurden Überreste eines großen Gebäudes aus frühhellenistischer Zeit entdeckt mit Vorratskammern, in denen sehr große Fässer (Pithoi) standen, und eine 7 m hohe gut ausgeführte Mauer darunter. Die Ausgrabungen von 1928 zeigten, daß diese Mauer zur Zeit des hellenistischen Gebäudes als Wand des Untergeschosses gedient hatte, daß sie öfters umgebaut wurde und daß ihr unterer Teil, der seinerseits die Wand eines Gebäudes bildete, nicht später als in frühklassischer Zeit errichtet ist. Außerdem wurde in diesem J a h r e in der äußersten nordwestlichen Ecke des Stadtbezirks gegraben. Die Ausgrabungen an dieser Stelle ergaben ein gut erhaltenes hellenistisches Quartier mit hohen Resten von Wänden aus verschiedenen Bauperioden. Zu ihrem A u f b a u waren augenscheinlich bedeutende Nivellierungsarbeiten vorgenommen worden, da auf dem Niveau der oberen Teile der Wände in unmittelbarer Nachbarschaft Bestattungen des 5. Jahrhunderts aufgedeckt wurden. Die Arbeit der letzten zwei J a h r e in der Nekropole war den hellenistischen und römischen Gräbern mit Erdgewölbe gewidmet, die interessante Funde ergaben. Die nächste Aufgabe der Olbiaausgrabungen besteht in der Erforschung der ältesten Kulturschichten und in der Bestimmung des architektonischen Charakters der sogenannten „polygonalen Mauer" in dem Baukomplex, der in den letzten J a h r e n untersucht wurde. Das Territorium des antiken Olbia ist nur an wenigen 18»

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Stellen durchgehend untersucht; es bleibt ein großes Feld zur Arbeit übrig, das hoffentlich noch viele wissenschaftliche Kräfte anziehen wird. PROFESSOR GEORGIOS SOTIRIADIS, SALONIKI: EXCAVATIONS AT DION, MACEDONIA. For many years after the liberation of Macedonia from centuries of heavy bondage Greece was unable to think of archaeological research work in these parts. The wars between 1912—1922 and the consequent difficulties account for that. But towards the end of 1926 the foundation of Greece's second University in the Metropolis of Macedonia and of all northern Greece, Salónica, finally gave the opportunity for the inauguration of archaeological work corresponding to that which in 1837 had started in old Greece and still continues. As Rector of the University of Salónica during the first two years of its existence, it was I who undertook this duty as soon as the funds of the institution and my other duties allowed it. Commissioned by the Government, the Archaeological Society and the University of Salónica, my work started in May last. I considered Dion the most promising place for the commencement of my searches in Macedonia. Dion, which is now a small hamlet, is situated in Pieria which extends from the vale of Tempi to the river Aliakmon, between the central mass of Mount Olympus and the Thermaikos Gulf. I had a special reason for this choice because I had excavated Thermon in Aitolia from the autumn of 1897 for many years, and in December 1920 I worked for a short time at Dodona in Epirus till the Constantine disturbances put a stop to the excavations there, almost as soon as I started them. The three names — Dion, Thermon, Dodona — are closely associated with one another owing to the warlike events of ancient Greece between 220—218 B. C., that is to say during the prosperous days of the Aitolian confederation and the reign of Philip V of Macedonia. These events are related by the famous citizen and historian Polybius in the 2nd century B. C. An Aitolian army destroyed both Dodona and Dion in the year 220 B. C., while the Macedonian King Philip V took his revenge two years later in 218 and destroyed Thermon. In Dodona, as I said before (splendidly excavated by Carapanos in 1875), I managed in 1920 to find the original ancient 276

temple and its triglyph where Carapanos and the archaeologists who worked with him, had left the ground intact (details of this discovery were published by the Revue des Etudes Grecques of Paris in 1927). In Thermon too the excavations yielded precious relics of the colonnades and the temple which Polybius describes so accurately. The above results made me optimistic of even more successful finds in Dion. We must take into consideration that Dion possessed the very ancient temple of Jupiter, as Dodona also boasted of one to the same great Greek god, while that of Thermon was dedicated to Apollon. Besides that the historian Titus Livius, relating the events of the third Macedonian war(171—168 B . C . ) had noted with admiration that at that time, after the death of Philip V and during the reign of his unworthy son Perseus, Dion was uncommonly well fortified (munitum egregie) and adorned with public buildings and quantities of statues (publicis Iocis et multitudine statuarum ornatum) and also possessed a sanctuary to Jupiter which all the Roman conquerors had left nearly intact. It. is therefore to be expected that even more relics than those mentioned by Polybius, when writing of the destruction of Dion by the Aitolians, should be found, because for 50 years after the event (220 to 171) the town was entirely rebuilt. I need not mention here the military importance of Dion in spite of its position on a level plain. Both Thucydides (4, 46) and the Roman Livius testify to that, the latter even giving details which are of importance for the topography of the country even today. I t is sufficient for me to say that the ruins of the old fortifications of Dion are visible, and also tally with those described by the tourist Pausanias regarding the river Baphyras which, having its source near Dion, had been made navigeable down to the sea by the Macedonians. But Dion under the Roman Emperors and during the reign of Augustus, had taken within its walls a Roman colony called Colonia Julia Diensis. I t was also the great religious centre of Macedonia from the fifth century B . C. under the great reformerking Archelaos (414—399 B . C. Thucydides 1, 100, 1) like that of Olympia, organizing great festivals, national sacrifices, gymnastic games, musical and dramatic plays, as testified by Diodoros, Arrianos, and others. The still existing vast theatre of Dion must have been erected by Archelaos himself, as we know 277

that lie invited the great Euripides to represent his tragedies in it. Euripides came to Macedonia and spent the remaining years of his life there. From these last conclusions it is evident that the archaeological research of Dion -will be of considerable importance, especially if luck lends a hand to the enterprise. The last time that Dion was mentioned in ancient days was in 346 A. D. The Bishop of Dion was then Palladios who signed the minutes of the ecclesiastical synod in Sardike (now Sophia) that year. That Constantine Porphyrogenetos mentions it in the tenth century A. D. is of no account, because this author-king counts the cities of Macedonia according to the ancient Hierocles and not according to the real date of his age. In modern times the first to know and describe Dion was the English colonel Leake in his valuable book "Travels in Northern Greece". A few years later, about 1860, the French writer Heuzey mentions it in " L e Mont Olympe et l'Acarnanie." What these two writers then saw at Dion was not much, but in any case considerably more than what remains today. The vast theatre remains as they then saw it, but of the stadion even the position i9 barely visible. The walls of the town have been much damaged since then. Happily however they can still be traced as Heuzey describes them, but without the towers which he speaks of. In fact I doubt whether these towers ever really existed, and Heuzey may have been deceived by certain phenomena which I need not mention here. I notice only that in one place alone (as-far as the excavations yet allow me to judge), in the southern wall, both the inner and outer façades are preserved and 9how very careful workmanship and splendid Greek wall-building from the middle of the fifth century and later. Their breadth is 3,55 m, and they are composed of rectangular stones of "isodomic" structure. As the northern gate is pretty-well preserved and even today is called by the peasants "the gateway", and as it was certainly the most important for communication, it was there where I started my excavations. But I had a special reason for this. From the very gateway inwards one can distinguish on either side the margins or borders of a road, also paved, and built of large thick flagstones. Almost immediately my search showed that this road, 278

of equal width everywhere (4,40 m), with the same splendid paving, led inwards in a straight line, b u t partly hidden b y the grain-laden fields in many places. I could not hesitate to call this t h e "sacred" or ceremonial road, and considered it the most import a n t of the city. I n this conjecture I was not deceived, as proved by the excavation a short time ago, because the road really does lead straight from the northern entrance to the southern exit, for about 600 m distance, and in its last section attains a width of 5,60 m with much larger and thicker flagstones. I t is almost unnecessary to say t h a t I started my digging under the influence of Thucydides' famous passage in 2, 100 oSou^ eu&eia? £T£[i.e about the works of Archelaos in Macedonia. Later on I found other similar roads in the town itself which cut across each other, always rectangularly, but narrower. I n one thing only my expectations were not justified. I felt convinced t h a t the big street would lead to the sacred enclosure (TS^SVOC) and the temple of J u p i t e r . Along the whole length of it I found relics of Roman times and precisely a t the end of the road to the south, and evidently at an important p a r t of the city, I found a large section from the days of the Emperors with inscriptions referring to Tiberius and Trajan, with coins of the emperors of the second century, with finely constructed sewers and with houses of Roman days with tessellated floors, which can be accurately attributed to the end of the fourth and about the beginning of the f i f t h century A. D. I also dug up an early Christian Basilica which, originally built at t h a t period, must have been destroyed on some occasion and again rebuilt. A very fine tessellated (mosaic) floor must have belonged to the older period, as it was two metres below the later building. I was also convinced of another thing and t h a t was t h a t under these Emperors the town had again suffered destruction and, I suppose, at the hands of Alaric the Goth in 395 A. D. If this supposition is correct, then I am justified in supposing t h a t after the above-mentioned destruction the town was again rebuilt more or less within the ruins left by Alaric. Byzantine relics however have not been found anywhere. The mosaic floors are decorated with quantities of crosses and there-

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fore must belong to the first decades of the triumph of Christianity. In the sixth century A. D. the church especially forbade the decoration of floors with crosses to be walked on by the feet of men. The area of the town is trapezoid in shape, six hundred metres by five hundred, and in many parts flat, now filled by cultivated fields and thick clusters of small trees. B u t other parts are on higher ground and in these were found Roman ruins, either of heavy stones or of Roman walls. I also found sculptures of Roman or Hellenistic times; pieces of inscriptions from the later Greek period; pieces of drums and capitals of Doric columns of exceptional workmanship, and which I presume must rather have belonged to the good Greek age. Amongst the sculptures I may mention a most characteristic marble Roman head of a man; and the head of a youth, probably of a Macedonian prince. Worthy of notice too are the masses of large bricks (0,40 X 0,40 X 0,80 m) of which some are engraved with the word Dion. B u t absolutely genuine traces of a Greek Macedonian stratum older than the fourth century B . C. have not appeared yet. The Roman stratum covers the whole surface and naturally that must be cleared away before I can reach the hopedfor and still-hidden Macedonian layer. Because that is the aim that the excavations of Dion have in view, that is to say to find relics — and positive relics — o f the city of Dion as it was in the days of its great kings Archelaos, Alexander I , and perhaps even Perdikkas I in the seventh century B . C. And why not also relics of the much older altar of Jupiter as were found in Thermon, and in many other parts of southern Greece, and of still older times ? And even if nothing else remains, pedestals at least with inscriptions from the quantities of statues which adorned the eolonnades and the temple of Jupiter, or relics of the foundations of the many buildings, cannot have been completely obliterated. The value to science of a still older inscription, with a few words in the original Macedonian dialect, is a thing which every scholar will appreciate. At present the second period of the excavation is drawing to a close, but precisely at the end a splendid Roman tomb was brought to light, and though evidently robbed in antiquity, is nevertheless of much greater value than that mentioned by Heuzey in his book relating

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to Korinos, a place not far from Dion. Relics of a small Creek temple with a Doric colonnade have also been found near the theatre, and another building, probably also Greek, in the swamps of the river of Dion. But this will probably only be thoroughly excavated next spring.

SEKTION 3. VOR- UND FRÜHGESCHICHTE EUROPAS. Hörsaal der Staatlichen Kunstbibliothek. Deutsche Vorsitzende: Geheimrat Schuchhardt, Berlin. Professor Seger, Breslau. 1. SITZUNG * Montag, 22. April, nachmittags 4,30 Uhr bis 6,30 Uhr. Ehrenvorsitzende: Graf Begouen, Toulouse. Professor Menghin, Wien. PROFESSOR BORIS SCHUKOV, MOSKAU: TARDENOISIEN IN DER KRIM, NEOLITHIKUM IM WOLGAGEBIET. Die Arbeiten über die Phasen des Tardenoisien in der Krim sind in der westeuropäischen Fachliteratur wohl bekannt, und zwar aus den Ergebnissen der Ausgrabungen in der Grotte Kisil-Hoba, die in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts von Mereschkowsky ausgeführt wurden. Seither, bis in die Zeit um 1920, hatte man dieser Kulturforschung keine neuen Stoffe zuführen können. Erst um 1920 herum gelang es dem Geologen Moisseev und Fräulein Wisniowsky, auf Grund neuer archäologischer Forschungsarbeiten viele Fundstellen der Tardenoisien Feuersteinindustrie zu ermitteln. Diese Stellen fanden sich in eigentümlichen geographischen Verhältnissen: in der Nähe von Quellen, vorwiegend auf einer Hochebene, der höchsten, über 1000 m sich erhebenden nach dem Meere zu gelegenen Gebirgskette des Jalta-Gebiets, oft mitten in der Karstlandschaft, aber auch an Bergabhängen. Beim Studium dieser Fundstätten nahm Moisseev einige Versuchsgrabungen * Ausgefallen sind die für diese Sitzung vorgesehenen Vorträge von Dr. Rau, Pokrowsk, und Gr. Petrow, Leningrad.

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vor, wobei er die Horizonte der Tardenoisien-Ablagerungen unmittelbar unter dem Rasen oder etwas tiefer festzustellen vermochte. Da die Dicke der Erdschicht, von der die Steinmassive der Bergabhänge bekleidet sind, gering ist und man vielfach Ursache hatte auf Abschwemmung dieser oberen Erdschicht zu schließen, so gelangten die russischen Archäologen zu der Überzeugung, daß alle offenen Tardenoisien Lagerstätten des Hochlands der Krim abgeschwemmt und ausgewaschen seien. Hieraus ergab sich die Folgerung, daß auf Entdeckung ganzer Komplexe von Funden in diesen Lagerstätten kaum noch zu hoffen ist, obgleich man auf ihrer Oberfläche nicht selten neben Feuersteinwerkzeugen eiserne Pfeilspitzen und byzantinische Keramik findet. Dagegen vermochten die Erklärungen Moisseews, daß manche Lagerstätten noch gut erhaltene Schichten aufzuweisen haben und daß darin zuweilen Bruchstücke roher Keramik und Tierüberreste vorkommen, keinen besonderen Eindruck zu machen, zumal diese Erklärungen Laien gegenüber abgegeben wurden. Als ich mich im Jahre 1926 in Jalta aufhielt, war ich von den im dortigen Museum befindlichen reichen Sammlungen Moisseevs sehr gefesselt. Bei ihrer Besichtigung fiel mir unter anderem ein flacher Stein mit Zickzackornament auf, der von einer reichhaltigen, wenn auch arg zerstörten Tardenoisien Fundstätte herrührte, die den Namen „Balin-Kosch" führte. Unwillkürlich drängte sich mir ein Vergleich dieses Fundes mit den Kieselsteinen von Mas-d'Azil auf. Im folgenden Jahre 1927 gelang es mir, das systematische Studium der Stätten im Bergland in Angriff zu nehmen. Dieses Studium, an dem in den Jahren 1927—1928 mein Assistent Bahder sowie andere Mitarbeiter und meine Schüler teilnahmen, bestand zunächst in Nachforschungen, die von speziell dazu bestimmten Gruppen von Mitarbeitern an den Tardenoisien Fundstätten vorgenommen wurden, wobei man sich mit der Planaufnahme und der Beschreibung derselben befaßte. Auch Probegrabungen wurden unternommen, um das Vorhandensein einer Kulturschicht feststellen zu können. Auf Grund dieser Nachforschungen wurden dann dort, wo sich Aussichten auf Erfolg zeigten, Ausgrabungen begonnen. 282

Auf diese Weise untersuchte man einige F u n d s t ä t t e n in dem Gebiete der Hochebene von Ai-Petri. An jeder wurden Feuersteinwerkzeuge gesammelt, auch an der Lagerstätte Balin-Kosch, die sich als völlig zerstört erwiesen, dennoch aber mehr als 6000 Tardenoisien Funde geliefert h a t , darunter Hunderte von bearbeiteten Feuersteinstücken. Zu gleicher Zeit wurden Ausgrabungsarbeiten an zwei weiteren Stätten unternommen, von denen die erste „At-Basch", sich in der Nähe eines steilen, dem Meer zugewandten Felsabhangs unmittelbar über dem Kurort Simeis befindet. Die andere liegt etwas weiter gegen Nord-Osten am Berghang, in der Nähe eines Teiches im ehemals Jussopovschen Besitze. Die Lagerstelle At-Basch liegt in typischer Karstlandschaft an einer Quelle. Geht man etwa 200 m weiter, so gelangt man an den Rand des Steilhangs von Ai-Petri, wo in einer Höhe von 1200 m ein herrlicher Ausblick auf das Meer und die tief unten am Strande gelegene Ansiedlung Simeis sich öffnet. Auf der entgegengesetzten Seite beginnen in einer Entfernung von 4—5 k m dichte Laubwaldungen des krimschen Hochlandes, in denen sich der Hirsch noch gehalten hat. Durch Ausgrabungen sind nun größere Strecken des etwas geneigten Rasenplatzes freigelegt worden, dicht an einem Felshang, der die Stätte im Nord-Westen schützt. Der Querschnitt zeigt folgende Erdschichtung : 1. Von 0 bis 15—20 cm Tiefe: Rasen und Humusschicht. 2. Von 20 bis etwa 35—40cm Tiefe: Schicht aus hellem, gelblichem Lehm, die kleinere Kalkstücke von wenig veränderter Struktur enthält. 3. Von etwa 40 cm bis 1 m und mehr Tiefe: Schicht aus festem, gelbem Lehm mit dunkelbraunen, eisenhaltigen Einschlüssen, die auf eine chemisch verwitterte Kalkart deuten. 4. Noch tiefer liegt eine Schicht aus zähem, festem Lehm, der in den Vertiefungen des verborgenen Felsbodens und auf dessen Oberfläche gelagert ist. Die Funde entstammen teilweise der zweiten Lehmschicht mit Stücken von unzerstörtem Kalk, dann aber auch den oberen Lagern der Schicht mit eisenhaltigen Einschlüssen.

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Obwohl das Alter der quartären Formationen der Krim gerade in diesem Gebiet von den Geologen noch nicht genügend studiert ist, kann doch angenommen werden, daß die Schicht mit den eisenhaltigen Einschlüssen eine der älteren ist. I n einer Tiefe, die dem Horizont der Tardenoisien Lagerungen entspricht, ging dieses Lager bei einem Teil der Ausgrabungsschächte in eine unverkennbare, dunkel gefärbte Kulturschicht über. Diese letztere ruhte in Form einer Linse auf dem darunter verborgenen natürlichen Felsrelief, das eine Art Mulde von 2 m Durchmesser bildete. Die Mulde selbst umschloß, wie sich herausgestellt h a t , noch zwei ziemlich große, lockere Steine. Die linsenförmige Kulturschicht enthielt aschenartige Einschlüsse, kleine Kohlenstücke und einige schlecht erhaltene Zähne von Eber und Hirsch. Diese Schicht füllte alle Spalten und Krümmungen der Felsunterlage aus. Außer den üblichen Tardenoisien Steinobjekten wurde hier ein Bruchstück vom Boden eines kleinen Gefäßes gefunden. Indem wir die Lagerungsverhältnisse der Tardenoisienfunde analysieren, heben wir hervor, daß in At-Basch eine Kulturschicht in situ erhalten war, die Tardenoisien Industrie und archaische Keramik enthielt, daß die Hauptmasse der Tardenoisienfunde in ihrem Bereich und daneben in entsprechender Tiefe gelagert war und daß die obere Fundschicht als eine sekundäre Ablagerung betrachtet werden kann, die wohl durch Unterspülung des älteren Lagers im oberen Teil der Fundstätte entstehen konnte. I n diesem oberen Teil kommen zuweilen auch Bruchstücke byzantinischer Keramik vor, wodurch unsere Annahme in vollem Umfange bestätigt wird. Ahnliche Lagerungsverhältnisse der Tardenoisien Industrie sind auch durch Ausgrabungen der Wohnplätze am Teich des ehemaligen Besitzes Jussupovs festgestellt worden, wo die Tardenoisien Industrie zusammen mit keramischen Fragmenten zu Tage kam, die sich den in At-Basch gefundenen als völlig analog erwiesen. Auf diese Weise lieferten der Wohnplatz von At-Basch und der am ehemals Jussopovschen Teich ganze Komplexe von Tardenoisien-Steinwerkzeugen, die einer bestimmten Entwicklungsstufe angehören. Diese Komplexe stehen einander im allgemeinen ziemlich nahe, unterscheiden sich aber durch einige Typen und 284

durch deren zahlenmäßiges Verhältnis. Beide Lagerstätten lieferten Werkzeuge, die aus ziemlich massiven Splittern hergestellt sind, vorwiegend Schaber. Bezeichnend sind große und kleinere runde Schaber. Typisch für beide Lagerstätten sind ferner prismatische und pyramidenförmige, flache Nuclei, kantige Plättchen, als erste Produkte des Abspaltens vom Nucleus, und eine Menge von Klingen in verschiedenen Größen. Zum Teil weisen sie Spuren des Schneidens auf, andere sind längs der Schneide vom Rücken oder von der glatten Seite her retuschiert. Es gibt auch Stücke, die in gebogener Linie ausgearbeitet sind und dem Typus „lamc ä encoche" oder „lame denticulee" angehören. Weiter gibt es Schneiden mit Abstumpfung der steilen Retusche am Rande, und andere, die im allgemeinen nicht so zahlreich sind. Einzeln treten „burins" von spätpaläolithischer Gestalt auf. Ziemlich zahlreich sind die „grattoirs sur bout de lame", die zuweilen recht dünn sind und krumme, runde oder gerade Schneiden haben. Ohne bei anderen weniger typischen Stücken zu verweilen, gehen wir zu den geometrischen Formen über. Darunter sehen wir rechtwinklige, segmentförmige und trapezartige mit flacher Retusche am Rücken, die offenbar für die spätere Phase des Tardenoisien bezeichnend sind. Unter den übrigen Formen ist ein winziges Werkzeug zu erwähnen, das einem kleinen „ t r a n c h e t " ähnlich ist. Die zugehörige Keramik ist von besonderem Interesse. Es sind Fragmente von grober, schwach gebrannter Ware, mit zugespitztem Boden und einigem Ornament am Halse, die in der Form an die Keramik der dänischen Kjökken-Möddinger erinnern. Außer einem Bodenfragment aus der Wohnschicht von At-Bäsch und einigen Bruchstücken aus deren unmittelbarer Umgebung und vom Jussupovschen Teich sind ähnliche Fragmente in der Lagerstätte Balin-Kosch gefunden. Analogen, aber mit Verzierungen versehenen keramischen Bodenfragmenten begegnen wir, als einer bereits überlebten Form, im früheren Neolithikum des Dnjeprgebietes. Schließlich wären noch längliche Steine und Kalkschieferplatten mit Zickzackornament hervorzuheben, die in der zerstörten F u n d s t ä t t e von Balin-Kosch aufgedeckt wurden. Da die F u n d e an Feuersteinwerkzeugen und Keramik von Balin285

Kosch denen von At-Basch nahe stehen, so ist es vielleicht, wenn auch nur bedingungsweise, zulässig, die ornamentierten Steine mit den gefärbten Kieseln von Mas- d'Azil zusammenzustellen. Indem wir das Gesagte zusammenfassen, können wir feststellen: 1. Die Funde der von uns untersuchten Lagerstätten der Krim stellen eine späte Phase der Tardenoisien Kultur dar, wobei sich dieser Kultur reiche Formenkomplexe der Steinindustrie anschließen. 2. Die Tardenoisien Kultur der Krim ist der Tardenoisien Kultur des Mittelmeergebietes und Westeuropas verwandt und weist zugleich Merkmale auf, die auf eine Gemeinschaft ihrer Kulturelemente mit denen der gleichen Kulturen von Mas- d'AzilMaglemose und den älteren dänischen Muschelhaufen schließen lassen. 3. Über das Alter der Phasen der Tardenoisien Kultur in der Krim k a n n man noch nichts Entscheidendes sagen; doch wenn dieses Alter den grundlegenden morphologischen Verbindungen entsprechen sollte, die zwischen den Tardenoisien Kulturen des Mittelmeergebietes und der Krim als einstiger Provinz dieses Gebietes bestanden haben, so besitzen wir in den spitz zulaufenden Bodenfragmenten der Topfware von Balin-Kosch und At-Basch wohl die ältesten keramischen Funde Europas. Aus der Tardenoisien Kultur der Krim geht hervor, daß sie keine Fischer- sondern eine Jägerkultur gewesen ist, wodurch die Verbindung der Mikrolithe mit der Fischerei widerlegt wird. I n der Krim konnte eine solche Kultur nur von einer Bevölkerung ausgehen, die zum Zweck der sommerlichen Jagden die Hochebene aufsuchte; denn im Winter liegt Ai-Petri tief im Schnee. Als Winterbehausungen mögen diesen Leuten die Höhlen des Randgebirges gedient haben, in denen einst Mereschkowsky und erst vor kurzem Bontch-Osmolowsky Schichten einiger Phasen der Tardenoisien K u l t u r nachgewiesen haben.— Während der Expeditionen, die in den letzten Jahren unter meiner Leitung in den Zentralgebieten Osteuropas durchgeführt wurden, sind einige Dutzend Fundplätze des Neolithikums und der früheren Metallzeit ausgegraben worden. Außer den Fundplätzen, die zum ersten Mal untersucht wurden, befinden sich auch solche darunter, die durch frühere Ausgrabungen schon bekannt 286

waren, wie zum Beispiel die Lagerplätze Wolossovo, Balachna und Sseima, aus denen man neues Material zur Kontrolle der früheren Beobachtungen bekam. Alle diese Fundorte befinden sich im Gebiet der Wolga und Oka, größtenteils in der Waldzone, aber auch in der Nähe der Wasserscheide der osteuropäischen Flüsse, die dieses Gebiet mit dem Baltischen, Schwarzen, Kaspischen und Weißen Meere verbinden. Unter diesen Denkmälern befinden sich, im Torfboden verborgen, neolithische Lagerstätten, wie zum Beispiel Jasykovo, ferner Wohnplätze auf Dünen und solche in alluvialem Boden. Bei der Untersuchung dieser Denkmäler schloß sich deutlich das Material zusammen, das zu den einzelnen Schichten gehörte; bisweilen konnte man innerhalb derselben Schicht keramische Gruppen feststellen, die ihrer morphologischen Form nach verschieden waren. Auf solche Weise bekam man einige keramische Komplexe, die stratigraphisch und örtlich bestimmt werden konnten; bei ihrer Analyse konnten einige Besonderheiten dieses Neolithikums festgestellt werden. Das Neolithikum der Waldzone Osteuropas entwickelte sich auf Grund des Zusammenwirkens der drei folgenden älteren Komponenten: 1. örtlicher epipaläolithischer Kulturen, 2. starker Einflüsse der Kulturen mit den Makrolithen (Typus südbaltischer Kulturen und Maglemose-Kjökkenmöddinger) und 3. aus dem Süden stammender Einflüsse der überlebenden mikrolithischen Kulturen (Typus Tardenoisien). Andere Grundzüge des nordeuropäischen Waldneolithikums sind: 1. Seine Wirtschaftsformen, die nur J a g d und Fischerei kennen. Die Haustiere fehlen außer dem Hunde, und vom Ackerb a u gibt es keine Spur. 2. Das Fehlen von Ritualbegräbnissen. Menschliche Skelette wurden ausschließlich in den Kulturschichten der Lagerplätze gefunden; es waren teils Knochenreste, die unweit des Feuerplatzes lagen, und in seltenen Fällen richtig gelegte Skelette, wie zum Beispiel am Wohnplatze Jasykovo. Hier sind zwei Skelette gefunden worden, die während der Meliorisationsarbeiten getrennt wurden, deren Teile aber unverletzt blieben; sie lagen mit dem Rücken nach oben. 3. Das Vorkommen von Wohnungsresten, die auf den Lagerplätzen meiner Ansicht nach zum Typus der rechtwinkligen E r d h ü t t e 287

gehörten. Ahnliche Hütten kann man noch heute in einigen Gegenden bei den russischen Bauern finden. Sie dienen als vorübergehende Behausungen beim Fischfang oder bei Waldarbeiten. Wie bekannt, gehören zu den typischen Werkzeugen dieses Neolithikums ungebohrte Beile, Dächsei, Hohlbeile und Meißel, die sich dem Typus des Walzenbeils nähern. Dazu kommen einige vielleicht mit dem primitiven Animismus verbundene Elemente der naturalistischen Kunst sowie die mit kammartigen Mustern verzierte Keramik. Ohne auf die örtliche und zeitliche Differenzierung dieser Steinindustrie einzugehen, betrachte ich hier nur die Keramik. Als älteste Keramik unseres Waldneolithikums gilt bis jetzt die grobe Ware mit dicken Wänden, die aus einer Mischung von Ton und Kies besteht. Diese Keramik hat Elemente von Strichornamenten und augenscheinlich auch einige Varianten des Kammornaments. Ich habe sie zum ersten Mal 1928 in der ältesten Schicht des Lagerplatzes Jasykovo entdeckt. Ihre Urform ist noch unbekannt. Augenscheinlich nähert sie sich den Typen Esbo Sperrings in Finnland, die Aarne Europeus 1926 publiziert hat. Ein gut bekannter früher Typus der von Ailio als Kammkeramik bezeichnetenWare— von mir wird diese Phase „GrübchenKammkeramik des archaischen Stils" genannt — ist die Keramik mit ovalem Boden und schwach differenziertem Hälschen, die ein Ornament in der Art einfacher Bänder von Grübchen- und Kammgepräge hat. Das Ornament bedeckt das ganze Gefäß. Diese Keramik ist für den Lagerplatz Ljalovo im Moskauer Gouvernement typisch. Als ihre Weiterbildung erscheint eine Ware von ähnlicher Form mit komplizierterem Ornament, zum Teil in Zickzackform. Einige Teile des Gefäßes bleiben von dieser Verzierung frei. Diese Keramik ist für den Grundkomplex des Lagerplatzes Jasykovo typisch. Wie die Stratigraphie in Ljalovo und Jasykovo zeigt, kann sich diese Keramik auf die Zeit beziehen, die der Bildung des oberen Horizonts der in unseren Torfmooren versunkenen Holzfaser vorangeht. Sie gehört augenscheinlich an das Ende der atlantischen Periode des Baltikum Klimas.

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Weiter ergibt diese Keramik Derivate von der Art der eigentlichen Kammkeramik. Diese Komplexe weisen örtliche Unterschiede auf. An derWolga unweit von Nischni-Novgorod erscheinen diese abgeleiteten Formen vorzüglich mit Kammelementen, die ärmliche Ornamente besonders auf dem Halse der Gefäße bilden. Die Größe der Gefäße nimmt zu. Ein anderes Derivat stellt in den Westbezirken die kesselartige Ware mit dicken Wänden dar. Der Ton ist mit Kies und Vogelflaum gemischt. Die Ornamentik besteht aus vertikalen Bändern sowie aus großen und langen Kammotiven, die tannenartige Muster bilden. Zusammen mit diesen lokalen Modifikationen der Keramik in den Waldkulturen erscheinen solche Gefäße, die eine an Flechtwerk erinnernde Verzierung haben. Die Gefäße dieser Gattung bewahren noch die alte Form des Bodens, das Hälschen aber kommt klarer zum Ausdruck. Die Entwicklung dieser archaischen Textilkeramik der neolithischen Fundstätten spielt sich augenscheinlich in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. ab. Es zeigt sich nun der Übergang dieser Kulturen des Waldneolithikums in die Eisenzeit. Überall erscheint im Laufe der Entwicklung der flache Gefäßboden, und die Keramik selbst wird im Typus ähnlich der von denbefestigten Orten (gorodischtsche) her bekannten, die wir als Diakovogruppe zu bezeichnen pflegen. Hier ist die Veränderung der Lebensweise durch das Auftreten der Haustiere, des Ackerbaus und der Metalltechnik bedingt. So erscheint im Lichte meiner Untersuchungen die normale Vollendung des Neolithikums an Wolga und Oka in der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. Aber diese gesetzmäßige Entwicklung des lokalen Waldneolithikums wird in einigen Teilen des untersuchten Gebietes unterbrochen. In verschiedenen Perioden drängten sich Kulturen aus anderen Gebieten ein; so kommt vom Baltikum die Kultur der Bootaxt und der Kugelkeramik, die an der Wolga in der Fatianovo-Kultur vertreten ist. Vom Süden aus denSteppen des Okagebietes strömen einige Bronzekulturen mit charakteristischer Keramik ein. Schließlich teilt sich das Gebiet der Kammkeramik in einige Sektoren, und infolge fremder Einflüsse bilden sich zusammengesetzte Kulturtypen. Es lösen sich dann einige Gebiete ab, in denen sich nicht weniger als drei Typen der Eisenzeitkulturen entwickeln. Später ergeben 1 9 ArchfiologUches Institut, H u n d e r t j a h r f e i e r

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sie Derivate, die mit finnischen Kulturen verbunden sein können, während in den nördlichen wilden Waldgebieten noch neolithische Kulturen leben. Durch das Studium der Ausgrabungen werden die Beziehungen zwischen dem Waldneolithikum und den Metallkulturen klarer. Eine Reihe von Gesetzmäßigkeiten in der Formation der lokalen und chronologischen Kulturkomplexe läßt sich erkennen. In der Klassifikation der Kammkeramik des europäischen Nordens, die Professor J . Ailio vorgeschlagen hat, ergeben sich dadurch einige Veränderungen. PROFESSOR HUGO OBERMAIER, MADRID: DIE EISZEITLICHE HÖHLENKUNST SPANIENS. Die ersten Kunstäußerungen des spanischen Urmenschen stammen, wie jene des übrigen Europa, aus dem ausgehenden Diluvium, d. i. der letzten Eiszeit, so daß sie sich rund über die Zeit 20 bis 10.000 v. Chr. erstrecken dürften. Werke der Kleinkunst (Skulpturen, Umrißgravierungen) sind verhältnismäßig selten, um so reicher und glänzender ist dafür die Höhlenkunst vertreten. Ein erster wichtiger Kunstkreis ist auf Kantabrien, vorab auf die Provinzen Vizcaya, Santander und Asturias begrenzt, von wo aus er nach Südfrankreich übergreift. Ihm verleihen große naturalistische Tierdarstellungen das charakteristische Gepräge, teils mit Steinsticheln ausgeführte Gravierungen, teils ein- oder mehrfarbige Malereien. Die hierfür erforderlichen Farben waren aus zerriebener, mit Fett verflüssigter Kohle, aus Ocker oder Rötel hergestellt, so daß alle Farbabtönungen von Gelb, Rot, Braun und Schwarz erzielt wurden. In den spanischen Höhlen sind — beinahe ausschließlich in Gestalt von auf sich selbst gestellten Einzelfiguren — vorzugsweise Bison, Urstier, Wildpferd, Steinbock und Hirsch abgebildet, also die wichtigsten Beutetiere jener nomadisierenden Jäger. Ihr geheimnisvolles Auftreten an den Wänden oder Decken der Höhlen, oftmals in deren finstersten und engsten Winkeln, wo sie dekorativ überhaupt nicht zur Wirkung gelangen konnten, läßt sich am Beispiel ähnlicher Auffassungen bei heute lebenden primitiven Völkern durch Jagdmagie und damit verwandte Ideen erklären. Wir hätten also in jenen Malereien Belege religiöser Kunst vor uns, die aber nicht der Aus290

schmückung der Kultstätten dienten, sondern als bildliche Zaubermittel. Dies liefert auch eine befriedigende Erklärung f ü r die befremdende Tatsache, daß die Malereien häufig rücksichtslos übereinander aufgetragen sind: man hielt eben das Tierbild, das seine Aufgabe im Dienste des Jagdzaubers erfüllt hatte, f ü r überflüssig und erledigt. Gerade diese palimpsestartige Überlagerung der Wiedergaben erlaubt uns, mehrere kunsthistorisch wichtige Zeitstufen zu unterscheiden. Die ältere stellt die Bilder flächenhaft auf das Lineare und die feste Umrißlinie ein, die jüngere arbeitet malerisch durch farbige Betonung der Binnenteile und Schaffung von Raumwirkung (Höhepunkt: die polychromen, teils plastisch ausgeführten Malereien von Altamira, unweit Santander). Der zweite eiszeitliche Kunstkreis Spaniens verteilt sich über Ostspanien, hauptsächlich die Provinzen Teruel, Castellön und Albacete. F ü r ihn existieren überhaupt keine auswärtigen Parallelen. Hier sind ebenfalls realistische Tierbilder häufig, im Mittelpunkte der Darstellung erscheint jedoch der Mensch, der in Kantabrien grundsätzlich ausgeschaltet ist. Diese Ostbilder sind ebenfalls vielfach zusammenhangslose Einzelwiedergaben, teilweise aber szenisch und handelnd gruppiert, ein glücklicher Umstand, dem wir eine Reihe unmittelbarer Darstellungen, wahre „Momenta u f n a h m e n " aus dem Leben unserer eiszeitlichen Vorfahren, verdanken (Morella la Vella: Kampf von sieben Bogenschützen. — Val del Charco del Agua Amarga: Verfolgung eines flüchtenden Kriegertrupps und Eberjagd. — Mas d'en Josep: Verfolgung von zwei angeschossenen Hirschen. — Cueva de los Caballos: Treibjagd auf ein großes Hirschrudel. — Bicorp: Treibjagd auf Steinwild und Honigsucher. — Civilüberhang, Alpera, bzw. Cogul: Waffen- und Kulttänze). Da der Bau dieser Kompositionen durch keinerlei Andeutung eines Hintergrundes gehalten wird, erfolgte die innere Bindung zumeist durch eine besonders kraftvolle Betonung der Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren. Daß auch hier keineswegs ausschließlich künstlerische Werte geltend waren, beweist ebenfalls die häufige Übermalung älterer Bilder durch jüngere. Das Hauptinteresse dieser Ostkunst, zugleich ihr schärfster Gegensatz zum Norden, liegt in einer ganz anderen Einstellung 19*

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zum Leben. Während in Kantabrien das getreue Wirklichkeitsbild, das Statische herrscht, bekundet hier alles aktiv in die Erscheinung tretende Energie, dynamische Unruhe. So entstand ein ungeahnter, überraschender Expressionismus, der hauptsächlich Handlung und Bewegung erstrebte und kein Hindernis darin erblickte, die Körper im naturalistischen Sinne falsch zu geben, um den Bildaufbau und die Handlung sinnfälliger zu gestalten. Ebenso wie die Geburtsstunde kennen wir auch das Sterbedatum dieser merkwürdigen Eiszeitkunst mit ziemlicher Genauigkeit: es fällt zusammen mit dem Ende des Eiszeitalters. Damals, etwa 10.000 vor Chr., erlosch die kantabrische Kirnst nahezu mit einem Schlage, ohne irgendwelche Abkömmlinge zu hinterlassen. Die lebensprühenden Gestalten Ostspaniens erstarrten zu geometrischen Schemen, zu symmetrischen, steifen Strichgebilden. Diesem Wechsel in der Kunst entsprach ein nicht minder totaler Umschwung in jener fernen Menschheit selbst: der geniale, launenhafte Eiszeitnomade verschwindet, und an seine Stelle tritt, mit all seiner Prosa, der seßhafte Ackerbauer. PROFESSOR UGO RELLINI, ROM: SULLA TEORIA DEL MIOLITICO E SULLA PROBABILE ESISTENZA IN ITALIA DELLE CULTURE AFRICANE ATERIANA E CAPSIANA. L'età miolitica corrisponde alla fine della età geologica passata o, più precisamente, ai tempi posteriori alla glaciazione di Wurm. Questi tempi furono del tutto diversi da quelli del quaternario medio, per le condizioni geologiche anzitutto, per la fauna, dominata dal mammuto e dalla renna, oppure dagli animali arctoalpini, per la stessa umanità e per la cultura. Alla stagnante umanità di Neanderthal succede ora l'homo sapiens, con varie razze : quella negroide, o di Grimaldi, di origine africana, quella di Cro-Magnon o ligure grande, detta così perchè nelle caverne liguri dei Balzi Rossi è più antica che a Cro-Magnon, e quella di Chancellade, delle quali è discussa l'origine, inoltre la razza della Maiella, che rappresenta la prima ondata dei dolicomorfi mediterranei, giunti sulla Penisola apenninica. In questi tempi non si ha più una cultura uniforme per tutta l'ecumene, ma culture molteplici e varie nelle differenti regioni, le quali, in parte almeno, si svolgono parallele e appartengono 292

a due grandi cicli: ciclo delle lame strette e svelte („Klingenkultur" degli scienziati tedeschi) e ciclo degli amigdaloidi. Il ciclo delle „lame strette e svelte" è per ora quello meglio studiato, e appartiene al bacino mediterraneo, ed è in seno ad esso che sorge l'arte, specialmente nella civiltà franco-cantabrica e nella civiltà capsiana. Appartengono a questo ciclo, oltre la cultura aurigno-magdaleniana nella regione franco-cantabrica, che è la meglio conosciuta per opera dei dotti francesi e spagnoli, la cultura ibero-capsiana, quella grimaldiana in Italia, quella Willendorfiana nella Bassa Austria, quella capsiana nella Mauritania, quella sebiliana nella valle del Nilo, quella anteliana nella SiriaPalestina. Il professore Rellini nota l'importanza della cultura grimaldiana in Italia secondo le ultime scoperte. Essa ha anche una sua propria fauna: la grande Patella ferruginea nelle caverne della Sicilia occidentale e meridonale, oggi sparita da quelle spiaggie, e l'equide di Romanelli (Eq. hydruntinus), che è stato riconosciuto non solo nei depositi dell'Italia meridionale e della Sicilia, ma anche nelle cavernette falische. Questo equide è affine a talune forme africane zebrate di cui si hanno persistenze, che vivevano selvagge in epoca storica in Spagna, secondo il ricordo dei testi. Il Rellini crede che la cultura grimaldiana sia una evoluzione, compiuta sulla Penisola apenninica, della cultura africana capsiana. Il Rellini nota il parallelismo dei fenomeni che 6Ì svolsero durante il miolitico nelle due penisole, iberica e apenninica, che era già stato sospettato da Obermaier, e indica le stazioni italiane in cui si possono sospettare influenze africane, che certamente le nuove ricerche metteranno meglio in luce. La cultura grimaldiana in Italia è importante anche per il fatto che essa fu veduta distendersi dalle cavernette del territorio falisco fino alle porte di Roma, e si può sospettare, date le stesse condizioni geologiche, che fino da questa epoca fossero occupati dall'uomo gli antri dei colli di Roma, come i famosi Lupercali. Materiali di carattere ateriense si sono raccolti presso Matera, in località Scalaferri.

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2. SITZUNG * Dienstag, 23. April 1929, vormittags 9,30 Uhr bis 13 Uhr. Ehrenvorsitzende: Professor Stocky, Prag. Professor Rellini, Rom. PROFESSOR J. ANDRIESESCU, BUKAREST: DIE LETZTEN AUSGRABUNGEN IN RUMÄNIEN UND IHRE BEDEUTUNG FÜR DIE VORGESCHICHTE SÜDOSTEUROPAS. Dank einiger glücklicher und verständiger provinzieller Forschungen sind wir heute in der Lage, das Leben Daciens in den paläolithischen Zeiten ganz anders als noch vor etlichen Jahren zu verstehen, nicht nur in Siebenbürgen, sondern auch in Nordbessarabien, in der Dobrudscha und in der Mittelmoldau, im Pruthtal. Man hat die Erforschung der unterkarpathischen Höhlen in Angriff genommen, und weitere Forschungen auf der Donaulinie stehen bevor. Wir sind mit der charakteristischen Kultur der verschiedenen Gegenden des skythischen und römischen Dacien in den vorhergehenden neolithischen Zeiten und zu Anfang der Metallperiode ziemlich vertraut. Eine Reihe von Forschern, die sämtlichen dort zusammenlebenden Volksteilen angehören, haben Materialien dazu entdeckt und veröffentlicht oder in öffentlichen und privaten Sammlungen und Museen zusammengestellt. Trotzdem konnte niemand vermuten, daß dieseKultur dermaßen ausgebreitet war und daß es kaum ein Tal oder eine ander» geeignete Stelle gibt, wo nicht allerlei und manchmal ganz neue Spuren von ihr zu treffen sind. Die Donauebene, weit davon entfernt eine wüste Gegend zu sein, wie es lange Zeit angenommen wurde, war dicht bewohnt. Das gilt ebenso von sämtlichen einigermaßen günstig gelegenen Anhöhen an den Ufern der in die Donau mündenden Flüsse, wie auch von den zahlreichen kleinen Donauinseln. Jede Ausgrabung bringt neue Gegenstände zum Vorschein oder deckt neue Beziehungen auf. Aber trotz aller ehrlichen und nützlichen Bemühungen um Synthesen (HoernesMenghin, Carl Schuchhardt, H. Schmidt, Gordon Childe, T. J . Arne, F. Matz u. a.) bleiben doch bei diesen Ausgrabungen Geheimnisse zurück, um deren Klärung wir rastlos bestrebt bleiben 'Ausgefallen sind die für diese Sitzung vorgesehenen Vorträge von Professor Andriesescu, Bukarest, und Professor Kostrzewski, Posen.

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müssen. Ein solches ist das Problem der Reihenfolge der Kulturen, S t ä m m e und Völker, die in diesen Gegenden nacheinander ansässig waren oder vorübergehend während des zweiten Jahrtausends v. Chr. dort gelebt haben. Die folgenden Zeiten werden ebenfalls allmählich besser bekannt. Es fehlt auch nicht an schönen zufälligen Entdeckungen, wie jüngst der eines Bronzezeitdepots im Donaugebiete. Ebenso h a t man Ausgrabungen vorgenommen, die genauere Daten f ü r die Kenntnis der Siedelungen und der Begräbnisbräuche liefern. Sie bringen eine Welt an den Tag, die von derjenigen der voranliegenden Zeiten ganz verschieden ist und deren Einzelheiten in mancher Beziehung fast völlig anders gestaltet sind. Nur so werden wir in Zukunft erfahren können, was Dacien nicht nur als Kulturgebiet, sondern auch als Volk im zweiten Jahrtausend v. Chr. bedeutet h a t . I n seinem großzügigen Werke „Getica" h a t Vasile Pärvan fesselnde, dem glänzenden mykenischen Leben des Südens gleichzeitige Bilder zusammengestellt. Es sind j a mehr Visionen, denen Forschungen und Tatsachen nachfolgen müssen. Dasselbe gilt größtenteils auch f ü r unsere Hallstattzeit. F ü r die Kenntnis der skythischen Periode sind die Grabhügel in Südbessarabien und in der Dobrudscha zu untersuchen, die im ganzen Lande in Hülle und Fülle vorhanden sind. Viel besser beginnt man die vorrömische Zeit kennen zu lernen, nicht n u r nach der Donau hin, sondern auch im Inneren bis zur Nordmoldau hinauf. Man trifft auf reges Leben, viel Bewegung, reiche Verhältnisse. Besonders bemerkenswert sind auch die Forschungen in den Festungen der Karpathengebiete. Cassius Dio erzählt uns, daß Trajan alle in seinem Wege liegenden Festungen der Reihe nach zu erobern hatte, bevor er fähig war die Daker zu besiegen und Sarmizegetusa zu besetzen. J e t z t erst sehen wir, daß dies keine Redeblume war. Die karpathischen Festungen zeigen, was damit gemeint war und wie das Leben der vorrömischen dakischen Könige aussah, die von den Karpathen aus bis gegen die Mitteldonau, nach Osten und Süden bis Olbia und Warna geherrscht haben. Jedenfalls erscheint diese Kultur ganz verschieden von dem, was bisher davon angenommen wurde. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis auch den nachfolgenden Völkerwanderungszeiten eine gleiche Aufmerksamkeit zugewendet 295

•wird. Ihre Erforschung ist aber mit der extensiven und intensiven Untersuchung möglichst vieler der bekannten oder vermuteten antiken Stätten verknüpft. Die Daten der vorgeschichtlichen und der mittelalterlichen Altertümer werden sich aus der Menge der neolithischen und der darauffolgenden Ansiedelungen nach und nach entwirren, u m uns möglichst viele Tatsachen und Beweise f ü r die hier äußerst bedeutsame Kultur in einer Epoche zu liefern, die bis zur Gründung der Fürstentümer, dem Anfang des heutigen rumänischen Staates, irrtümlicherweise noch fast allgemein als ein Chaos von Einfällen und Verwüstungen betrachtet wird. Auf Grund des von mir vorgelegten Materials, das, durch die nötigen Daten und durch eine archäologische Karte ergänzt, als Illustration zu einem Beitrag über Rumänien, einer Nebenstudie zu der von Georg Wilke in dem großen Ebert'schen „ R e a l l e x i k o n d e r V o r g e s c h i c h t e " , bestimmt ist, glaube ich die nachstehenden Bemerkungen aufstellen zu dürfen, die ich dem Urteil der geehrten Zuhörerschaft unterbreite: 1. Das neolithische und äneolithische Fundmaterial Daciens erscheint annähernd vollständig, mit zahlreichen besonders schönen Exemplaren, u. a. mit einer sehr bemerkenswerten technischen Bearbeitung des Feuersteins, der Schmuckgegenstände usw. 2. Die derselben Zeit angehörende Keramik kann nicht auf die bisher in unseren Gegenden bekannten Typen beschränkt werden. Neue Typen u n d Varianten kommen immer mehr zum Vorschein. Sie unterscheiden sich nach den betreffenden Gegenden und wechseln im Laufe der Zeit, wobei manche wieder einen ständigen Charakter aufweisen, dem zweifellos eine eigene Bedeutung beizumessen ist. Es werden jedes J a h r genaue stratigraphische Beobachtungen angestellt, die manchen Zweifel beseitigen u n d viele dunkle P u n k t e aufklären werden. 2. Die Plastik zeigt einen außerordentlichen Reichtum. Manches geht über den Durchschnitt ähnlicher Erzeugnisse der gleichen Zeit in Südo6teuropa weit hinaus, den Süden ausgenommen. Auch dieser Tatsache h a t m a n in Z u k u n f t eine annehmbare Auslegung zu geben. Bis dahin ist aber meines Erachtens zu raten, daß einstweilen hauptsächlich beobachtet, beschrieben und verglichen wird. Die vorzeitige Verallgemeinerung sowie die verfeinerten Kriterien mögen f ü r die Propaganda sinnreich und auch 296

wohl zweckmäßig sein. F ü r die wissenschaftliche Untersuchung 6ind aber solche Verfeinerungen, meiner Meinung nach, gefährlich und jedenfalls irreführend. Z u m Schluß meiner Bemerkungen 6ei es mir noch gestattet, bei dieser Gelegenheit darauf hinzuweisen, wie viel die junge rumänische Bewegung in der Archäologie der deutschen Wissenschaft und direkt oder indirekt dem Archäologischen Institut des Deutschen Reiches zu verdanken- h a t : von G. G. Tocilescu bis Vasile Pärvan, von meinem Hochschullehrer Teohari Antonescu an, einem Schüler von A. Odobescu, aber auch von Adolf Furtwängler bis zur jetzigen Generation. Gleichzeitig will ich meinen früheren Lehrern an der Berliner Universität, den Herren Eduard Meyer, Gustaf Kossinna, H u b e r t Schmidt, Hermann Dessau und anderen f ü r alles von ihnen Gelernte, sowie Herrn Professor Carl Schuchhardt, dem früheren Direktor der prähistorischen Abteilung der Berliner Museen, meine dankbarste Anerkennung aussprechen. Mit denselben Empfindungen erinnere ich mich auch der entgegenkommenden Aufnahme, die mir während meiner Studien bei dem deutschen wie bei dem österreichischen Archäologischen I n s t i t u t in Athen zuteil wurde. Den tiefsten Wunden der kriegerischen und politischen Verhältnisse wird es nie gelingen, in dem menschlichen Herzen die immer wieder auflebenden Empfindungen auszurotten, die darin von jeher eingepflanzt sind und ohne die vielleicht die Zukunft der Menschheit selbst unwiederbringlich gefährdet sein würde. PROFESSOR JOSEF KOSTRZEWSKI, POSEN: EINIGE PROBLEME DER JÜNGEREN STEINZEIT POLENS IM LICHTE DER NEUESTEN AUSGRABUNGEN. Die Einleitung des Vortrages war neueren Funden der mittleren Steinzeit gewidmet, insbesondere einigen Fundstellen der Tardenoisien Industrie, die der Verfasser am Ostseestrande in der Gegend von Ostrowo entdeckt hat, wobei er u. a. stratigraphische Beobachtungen machen konnte (Eine kurze Mitteilung über diese Funde ist unterdessen in der Festschrift des Studentenkorps „Baltia" Od morza, Posen 1929, 7—9 erschienen). Von wichtigen Ausgrabungen jungsteinzeitlicher Fundstellen aus der letzten Zeit wurden folgende besprochen. I n Chelmza (Kulmsee), K r . Toruh (Thorn) h a t der Verfasser zusam297

men mit Jazdzewski die erste Ansiedlung der Spiralbandkeramik in Pommerellen untersucht, die eine große Anzahl von typischer Keramik mit Spiral-Winkelband- und Fingernagelornamenten sowie zahlreiche Steingeräte geliefert h a t . Interessant war die Feststellung, daß die Mehrzahl der Silexgeräte aus dem wachsbzw. schokoladefarbenen, in Südpolen in der Gegend von Waschock anstehenden Feuerstein angefertigt wurde, von dem die Bewohner der Ansiedlung augenscheinlich bei ihrer Nordwanderung einen Vorrat mitgenommen hatten, der vielleicht durch Handel ergänzt wurde. Unter den Feuersteingeräten sind die Klingenkratzer am zahlreichsten vertreten. Daneben kommen fünf nucleusförmige Platten (pièces écaillées), ein Messer mit schräg abgeschnittenem, retuschiertem Ende, ein Bohrer, ein Doppelkratzer und drei querschneidige Pfeilspitzen vor. Die letzteren sind ein der Bandkeramik fremder Typus, der z. B. in den südpolnischen Absiedlungen dieser Kultur völlig unbekannt ist. Seine Anwesenheit in Chelmza muß auf Einflüsse der Spättardenoisien Industrie zurückgeführt werden, die in Polen augenscheinlich bis in die Periode I I des Neolithikums hinein weitergelebt h a t . Oberhalb der untersuchten bandkeramischen Wohngrube wurden zahlreiche Scherben der nordwestpolnischen Megalithgräberkultur gefunden, wodurch das zeitliche Verhältnis der beiden Kulturen klar beleuchtet wird (Die Funde von Chelmza sind unterdessen im „Muzeum Wielkopolskie" 4, 1928 veröffentlicht worden). I m Anschluß daran wurde ein in Radowiska Wielkie, Kr. Wäbrzezno (Briesen), innerhalb einer Ansiedlung der sogenannten großpolnischen Kultur (mit Trichterrandbechern u. dgl.) entdeckter, anscheinend gleichzeitiger Depotfund behandelt, der aus zwei etwa20 cm langen Feuersteinsägen (Spänen mit gezähntem Rand) bestand. Die Sägen sind aus schwärzlichem, am oberen Bug anstehendem Silex hergestellt, weisen also ebenfalls auf die Handelsbeziehungen Pommerellens, diesmal mit Südostpolen hin. Die Untersuchungen der letzten Jahre haben es ermöglicht, eine in Westpolen bisher unbekannte Kulturgruppe östlicher H e r k u n f t festzustellen, die hier zuerst von Jazdzewski zusammenfassend behandelt worden ist (Przeglqd Archeologiczny Bd. 3) u n d als ostbaltische, bzw. urfinnische Kultur bezeichnet wird. I n der Keramik dieser Kultur lassen sich bisher vier Gruppen unter-

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scheiden: 1. Gefäße mit Schnurwickelverzierung am Rande und wagerechten Linien oder Schnurabdrücken am Halse, der außerdem runde Durchbohrungen aufweist. 2. Gefäße mit schrägoder quergekerbtem Rande und Lochbuckelverzierung sowie Furchenstichornamenten im Oberteil. 3. Gefäße mit schrägen Linien- oder Schnurornamenten in Form von vertikalen Zickzacklinien oder ineinandergeschachtelten Winkeln. 4. Eigentliche Kammkeramik. Die letztere Gruppe ist bisher nur aus zwei Fundorten im nördlichen Großpolen (Koronowo-Crone, Kr. BydgoszczBromberg) und im südlichen Pommerellen (Nieszawka, Kr. Torun-Thorn) bekannt. Grabungen in Lasek, Kr. Poznan (Posen), Fundstelle 6 haben eine geologische Datierung der zweiten Gruppe der ostbaltischen (urfinnischen) Keramik ermöglicht. I n dem hier ergrabenen Profil wurden die betreffenden Funde der baltischen Keramik sowohl im Oberteil des unteren Dünensandes als im Unterteil der älteren Humusschicht gefunden, was auf eine sehr frühe Zeitstellung der betreffenden Gruppe hinweist. Zahlreiche ostbaltische (urfinnische) Elemente kann man im Typenvorrat der jungsteinzeitlichen Ansiedlungen der polnischen Ostseeküste (Gdynia, Oksywie, Rzucewo, Ostrowo) nachweisen, die allem Anschein nach eine besondere Untergruppe der Schnurkeramik repräsentieren. Diese nach dem seit drei Jahren systematisch untersuchten Fundort Rzucewo (Rutzau), Kr. Puck (Putzig) als Rzucewoer Kultur bezeichnete Kulturgruppe weist überhaupt eine Mischung von verschiedenen Einflüssen auf. I n der Keramik machen sich neben Einflüssen der jütländischen Einzelgräberkultur und der Oderschnurkeramik solche der mitteldeutschen Schnurkeramik, der nordwestpolnischen Megalithgräberkultur und der Kammkeramik bemerkbar. Außer zahlreichen mit Kammstempeln verzierten Gefäßen kommen vereinzelt auch Scherben mit gekerbtem Rande und Lochbuckelornamenten vor. Auf Beziehungen nach Osten hin weisen auch kreisförmig benutzte Schleifplatten mit erhöhtem Mittelteil, wie sie häufig in Finnland vorkommen, ferner lorbeerblattförmige Pfeilspitzen östlicher Form und ein Hohlbeil vom finnischen Typus. Sowohl in der Form als auch in der Ornamentik weist die Keramik der Küstenansiedlungen eine Reihe eigener Züge auf, z. B . wannenförmige Gefäße mit Griffwarzen,

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Schnurwellenmuster usw. Das Auftreten von polierten Kleingeräten aus Feuerstein (Miniaturmeißel, Schaber usw.) ist bisher auf diese Gruppe beschränkt. Zahlreich werden Knochengeräte, Steinbeile und Äxte sowie Bernsteinperlen gefunden. Die Bevölkerung scheint hauptsächlich vom Fischfang und von der Jagd auf Seehunde gelebt zu haben. Interessant ist das Vorkommen von zahlreichen Knochen des grönländischen Seehundes (bisher über 100 Individuen), der augenscheinlich als Relikt aus der Yoldiaperiode noch in der jüngeren Steinzeit an der südlichen Ostseeküste lebte. Innerhalb der Ansiedlung von Rzucewo wurden fünf Skelette in Hockerstellung gefunden, die leider keine Beigaben h a t t e n , aber zweifellos mit der Ansiedlung gleichzeitig sind. Zum Schluß wurde noch über neuentdeckte steinzeitliche Skelettgräber aus Zurawki, K r . Starogard (Stargard), berichtet, die innerhalb einer mesolithischen Ansiedlung lagen und als einzige Beigabe durchlochte Tierzähnc enthielten. Interessant ist die Feststellung, daß die Knochen deutliche Ockerspuren aufwiesen. Leider ist die Zeitstellung dieser Gräber sowie ähnlicher in Smol^g in demselben Kreise entdeckter Grabfunde noch unsicher. Man k a n n hier zwischen der Zuweisung zur Schnurkeramik (vgl.Charlottenhöhe, Kr.Prenzlau) und zum Mesolithikum (vgl. Schmöckwitz bei Berlin) schwanken. PROFESSOR EMIL PANAITESCU, CLUJ (KLAUSENBURG): NEUERE AUSGRABUNGEN IN DACIA SUPERIOR (SIEBENBÜRGEN). Die archäologischen Untersuchungen in Siebenbürgen wurden in den letzten zehn Jahren nach drei Richtungen unternommen: prähistorische, vorrömische und römische Untersuchungen. Die prähistorischen ergeben als Hauptresultat eine große Zahl paläolithischer Absiedlungen und Werkstätten. Die Untersuchung der dakischen Festungen wurde mit voller K r a f t durchgeführt. Erforscht wurde das System der Befestigungen in den Sebeser Gebirgen: Costesti, Grädiestea Muncelului u n d Piatra Rosie. Sie reihen sich in der Form eines Halbkreises aneinander. I h r Zweck ist, die H a u p t f e s t u n g von Grädistea Muncelului zu schützen. Die Festung von Costesti, die 17 km von Orastie (Broos) in einer Höhe von 550 m liegt, wurde ausgegraben. Diese Festung wird charakterisiert durch ihre Türme und durch den Auf-

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b a u der Mauer. Es wurden acht Türme freigelegt, auf die gewaltige, behauene Steintreppen führen. Der Eingang in den T u r m erfolgte durch ein Doppeltor. Die Mauern bestehen im Fundament aus sorgfältig behauenen Kalksteinblöcken, in ihrem oberen Teil aus an der Sonne getrockneten Ziegeln. Über diesen erhebt sich die Holzkonstruktion, die bis zum Dache reichte, das wieder aus Ziegeln bestand. Die ganze Festung ist mit einem Wall aus E r d e umgeben. Diese Festungen sind auf Berghöhen errichtet, wie die keltischen. Wenn sie nicht von Kelten gebaut wurden, können sie nur aus einer Zeit der Ausbreitung keltischer Zivilisation bis zu den Karpathen und der Donau stammen. Die Töpferwarenfragmente sind in die Periode La Tene I I I zu setzen. Dahin gehören auch die Bronzefragmente keltischer Herkunft. Dies wird bestätigt durch die griechischen Münzen von Histria (14 Stück), Mesembria (1 Stück) und Apollonia (1 Stück). I n der Periode von 300 v.Chr.—100 n.Chr. h a t die Geschichte der Daker ihren Höhepunkt. Sie ist durch Burebista und Decebalus bestimmt. Der erstere war der Gründer des Staates; er war auch der Schöpfer der Festungen. Decebalus führte den tapferen Kampf gegen die Römer. Die Verwüstung der dakischen Festungen auf dem Sebeser Gebirge war wahrscheinlich das Werk der Römer. Burebista wird als erster und größter König aus Thrakien erwähnt. Das Zentrum seiner ausgebreiteten Herrschaft lag in Siebenbürgen, in den Gegenden, wo Costesti und Grädistea Muncelului sich befanden. Caesar bereitete sich im Jahre 44 vor, die Macht Burebistas zu vernichten. Dieser gebot über eine Kriegsmacht von 200 000 Mann und versah zugleich das Zentrum seines Reiches mit einem gewaltigen Befestigungswerk. I m System dieser Bauten kann man keltische und mittelländische Elemente feststellen. Der Bauart des Steinsockels und des Mauerwerks aus in der Sonne getrockneten Ziegeln im oberen Teile begegnet m a n sowohl im mittelländischen Osten als auch in Italien. Der Hauptplan und die Art des Bauens haben nirgends ihresgleichen. Ich bin deshalb überzeugt, d a ß wir hier vor einem murus Dacicus, vor einem opus Dacicum stehen. Die römischen Festungen (castra) sind f ü r die Truppen und zur Aufrechterhaltung der Ordnung bestimmt und liegen in den

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Tälern der Flüsse. Bisher war nur Apulum größtenteils ausgegraben. I n den letzten zehn Jahren haben wir in Sarmizegetusa größere Ausgrabungen unternommen, wo in der Mitte der Stadt die Bauten des aedes Augustalium entdeckt wurden. In Verbindung damit, genau im Zentrum der Stadt, wurde das Forum der trajanischen Kolonie gefunden. Um den historischen Zweck der Castra und das Problem des dakischen Limes klarzulegen, haben wir angefangen die römischen Castra auszugraben. Bisher sind die von Cristesti, Bretcu und Cäsei untersucht. I m Castrum von Cristesti haben wir n u r provinzialrömische Keramik gefunden. Das Castrum von Bretcu gegenüber dem Oitozer Passe ist gut erhalten und bewahrt die von den antiken Autoren geforderten Bedingungen zur Errichtung eines Castrums. Die Cohorten I . Hispanorum und I. Bracaugustanorum h a t t e n die Verteidigung des Oitozer Passes zur Aufgabe. Dort k a m italische Terra Sigillata und ältere Ware in derselben Schicht vor. Das römische Castrum von Cäsei stammt aus den < J a h r e n 212—217. Die Datierung konnte nach einer im Praetorium gefundenen Inschrift vorgenommen werden. Es ist gut erhalten; die P o r t a Praetoria und Porta Decumana haben halbkreisförmige Türme, was charakteristisch f ü r die Anlagen des 3. Jahrhunderts ist. Die von mir untersuchte Limeslinie führte zu dem Schlüsse, daß in dieser Gegend der Limes durch eine Reihe von Castra (Cäsei, Gherla, Ilisua) bezeichnet ist, die miteinander durch eine Straße verbunden sind. Wir haben einen Flußlimes, bzw. einen Bachlimes, wie in der Schweiz, an der Donau oder am Rhein, wo ganze Teile durch Flüsse gebildet werden. Die Ehren- u n d Grabinschriften sind ebenso wichtig wie die keramischen Reste. I n Cäsei wurden im armamentarium fünfzig Pfeilspitzen, dreißig Münzen und zwei Marmorstatuetten gefunden, welche die Mischung der provinzialen Kunst mit der importierten von italischer H e r k u n f t beweisen. Ein opfernder Priester, aus örtlichem Stein primitiv gearbeitet, ist natürlich das Werk eines Steinmetzen aus Cäsei. < Der Vortragende bringt zum Schluß der deutschen Wissenschaft eine Huldigung dar, indem er betont, daß die archäologischen Untersuchungen in Siebenbürgen nach dem vorzüglichen Beispiele der deutschen Forschung vorgenommen werden. 302

PROFESSOR ALBIN STOCKY, PRAG: DIE AUSGRABUNGSTÄTIGKEIT IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK. Die Anfänge der systematischen Ausgrabungen in Böhmen fallen in das letzte Dezennium des neunzehnten Jahrhunderts und sind mit den Namen I. L. Pie's und R. v. Weinzierl's verbunden. Die gesamte Ausgrabungstätigkeit konzentrierte sich im Nationalmuseum, zu dem sich bald das Stadtmuseum zu Teplitz gesellte. In Mähren besorgten die Ausgrabungen hauptsächlich private Sammler, von denen sich mancher hoch über die Grenze des bloßen Dilettantentums hinaufgearbeitet hat. Es genüge, von den vielen nur die Namen Wankeis, Alaskas und Palliardis zu nennen. Nach dem Kriege führten die veränderten Verhältnisse zur Gründung des Archäologischen Staatsinstitutes, dem die Durchführung der großen systematischen Ausgrabungen in der ganzen Republik als seine Hauptaufgabe zugewiesen wurde. Da natürlicherweise für eine so große Aufgabe seine Kräfte nicht ausreichen, werden größere Provinzmuseen mit der Ausgrabung einiger in ihrem Bereiche liegender örtlichkeiten betraut. Gegenwärtig ist die Ausgrabungstätigkeit sehr rege. Sie bezieht sich auf alle prähistorische Epochen und noch weiter hinauf, über die Grenzen der historischen Zeit in das Mittelalter. Aus der altsteinzeitlichen Epoche seien nur die von Professor Dr. K. Absolon durchgeführten Ausgrabungen in den Höhlen des mährischen Karstes und in Vestonice (Wisternschütz) in Südmähren sowie ferner die Ausgrabungen von Professor Dr. Eisner in der Slowakei erwähnt. Aus der jüngeren Steinzeit wurden unzählige Ansiedlungen und viele Gräberfelder im ganzen Staate durchforscht. Sie gelangen nach und nach zur Veröffentlichung. Zur Kenntnis der ältesten Bronzezeit lieferten Beiträge die wichtigen Ausgrabungen des Archäologischen Staatsinstituts in Krnsko, des städtischen Museums in Kolin auf dem Gräberfelde zu Polepy, des Konservators Dr. I. L. Cervinka in Mähren und der äußerst interessante Fund von sieben Bronzedolchen von Ünetice, von denen der eine in einer Bronzescheide stak, der andere mit Bernstein und Gold eingelegt war. Viel neues brachte auch die Ausgrabung von fünf Hügelgräbern aus der älteren Bronzezeit in Läny, die auf Wunsch und Kosten des Präsidenten der tschechoslowakischen Republik, 303

Dr.T.G.Masaryk, unternommen wurde. Die Forschungsarbeit auf dem Hügelgräbergebiete in Südböhmen wurde dem Oberlehrer B. Dubsk^ in Repice bei Strakonice übertragen, dessen Fleiß wir in den letzten zehn Jahren sehr schöne Ergebnisse verdanken. Der Umenfelderkultur aus der Bronze- und Eisenzeit widmen hauptsächlich die ostböhmischen und mährischen Ortsmuseen ihre Aufmerksamkeit. Aus der Hallstattzeit sind namentlich die Ausgrabungen des Archäologischen Staatsinstituts in Prag- Stresovice und auf dem Brandgräberfelde in Platenice zu erwähnen. In Südböhmen wurde die ununterbrochene Entwicklung der Hügelgräberkultur von der Hallstattzeit bis in die ältere Latenezeit festgestellt. Mit Ausnahme von einem kleineren Gräberfeld in LetkyLibcice, wo unter anderen auch kopflose und verstümmelte Skelette vorkamen, wurden keine namhafteren Funde aus der Mittellatene-Periode gemacht. Die Siedlungen der jüngstenLat£nezeit (Stradonitzer Kultur), wurden jedoch in Südböhmen in ansehnlicher Zahl festgestellt. In diesem Jahre wird auch die methodische Untersuchung der klassischen Lokalität „Hradischt bei Stradonitz" unternommen. Die römische Forschung läuft jetzt in zwei parallelen Bichtungen. Die eine befaßt sich mit der „barbarischen" Kultur, die am reinsten in Böhmen sowie in Mittel- und Nordmähren erscheint. Die andere verfolgt die Spuren der Römer in Südmähren und in der Slowakei (Musov-Muschau bei Znojmo-Znaim, Stupava bei Bratislava und Lehanyvar bei Komärno). In der ersten Richtung wurden viele Brandgräberfelder aus der römischen Kaiserzeit in Böhmen und in Mähren ausgegraben. Von diesen ist namentlich das Gräberfeld von Trebusice bei Kladno zu erwähnen, weil es einige hundert Markomannengräber birgt, die uns die unmethodisch geborgenen und ungenügend inventarisierten Gräberfelder von Piöhora und Trebickä zu kontrollieren erlauben. Die früher stark vernachlässigte altslavische Zeit gelangt jetzt, nachdem man mit den alten, romantischen Anschauungen gründlich aufgeräumt hat, in den Vordergrund des Interesses. Es wurden Hunderte von slavischen Hügelgräbern durchforscht. Man kam dabei zu der festen Überzeugung, daß es keine echten Gräber sind, sondern daß die Urne mit dem Leichenbrand auf einem Pfahl oder 304

einem Stein aufgestellt wurde, wobei der Hügel die Brandstelle bedeckte und als eine Substruktion des Pfahles oder des Steines diente. I n der Slowakei h a t Dr. Eisner bei Devinskä Nova Ves ein Gräberfeld mit Reitergräbern gefunden, und in Stare Mesto bei Velehrad in Mähren wurde ein Skelettgräberfeld mit reichem Inv e n t a r , das die östlichen Beziehungen bezeugt, ausgegraben. Die Burgwallforschung, die eine der wichtigsten Aufgaben des Archäologischen Staatsinstituts ist, wurde mit den Ausgrabungen auf der Fürstenburg Vysehrad (Prag) und auf der königlichen Burg Hradschin (Hradöany) in Prag vielversprechend begonnen und wird auf den Burgwällen Libusin und Bude6 fortgesetzt. Dadurch verknüpfen wir die Vorgeschichte mit der Geschichte, so d a ß sich durch unsere Methoden viel Gewinn f ü r die historische Forschung ergeben kann. Mit einem gewissen Stolze kann ich mitteilen, daß alle Ausgrabungen — auch diejenigen aus dem späten Mittelalter — von Prähistorikern durchgeführt werden. Es mag sein, daß die Nachkommenschaft über unsere Arbeiten lächeln wird, so wie wir es so oft t u n . Eines bleibt aber sicher: daß wir nach dem besten Wissen und dem besten Willen es versucht haben, der vorzeitlichen Wissenschaft zu nützen. DR. FRANZ VON TOMPA, BUDAPEST: DIE ERGEBNISSE DER NEOLITHISCHEN FORSCHUNGEN IN UNGARN. I m letzten Jahrzehnt greift die vom Kriege so stark gehemmte ungarische urgeschichtliche Forschung mit großem Schwünge zur Lösung der Probleme der ungarländischen Urzeit. Die Ausgrabungen des Ungarischen Nationalmuseums, geleitet von Jenö Hillebrand, bzw. von Franz von Tompa, ermöglichten bereits eine ziemliche Klärung der Kulturgeschichte der jüngeren Steinzeit und der darauf folgenden Kupferzeit in der ungarischen urgeschichtlichen Region. Die Ausgrabungen von Tompas in Borsod, Bodrogkeresztur und am Herpälyer Hügel stellten fest, daß eine Gruppe der Bandkeramik, also der ältestenKultur derneolithischen Mitteldonauregion, auch nach Ungarn sich ausbreitete und dort im Bükker Gebirge sowie in der oberen Theissgegend sich zu einer selbständigen Kulturgruppe entwickelte, die als Bükker Kultur bezeichnet wird. Diese Kultur übertrifft an Technik und Ornamentik ihre westlichen Nachbarn, mit denen sie in ständiger 20

Arehlologiftches I n s t i t u t , H u n d e r t j a h r f e i e r

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Beziehung steht und die sie mit einigen neuen Kulturelementen bereichert. Neben dem Obsidian der Hegyalja-Gegend zieht von hier nach Westen der in der Bükker Kultur entwickelte neue Gefäßtypus, die Fußschale, und die Technik der Gefäßbemalung. Diese beiden Kulturelemente waren im älteren Neolithikum des Donaugebietes bisher unbekannt. Das sporadische Auftreten der bemalten Keramik in Böhmen war ganz problematisch. Dadurch kamen einige Forscher dazu, diese Kulturgüter aus Yorderasien stammen zu lassen. Die Ergebnisse der ungarischen Forschung ermöglichen die Ablehnimg der auch bisher nicht genügend begründeten Annahme von vorderasiatischen Beziehungen, da erwiesen wurde, daß die bemalte Keramik im ungarischen Neolithikum autochthon ist, und daß sie den westlichen Regionen durch die Bükker Kultur vermittelt wurde. Aus dieser Kultur entwickelt sich auch die im Jungneolithikum auftretende Theiss-Kultur, deren Träger in erster Linie Ackerbau betrieben. Diese Kultur, die bisher als Lengyel-Kultur bezeichnet wurde, gelangt von der oberen Theissgegend südlich bis nach Thessalien und westlich nach den Sudetenländern. In Ungarn folgt ihr unmittelbar die kupferzeitliche Kultur, deren Probleme Hillebrands Ausgrabungen in Bodrogkeresztur und Pusztaistvänhäza klärten. Auf Grund dieser Forschungen konnte Hillebrand feststellen, daß in Ungarn längere Zeit eine selbständige kupferzeitliche Kultur vorhanden war, innerhalb deren mehrere Entwickelungsphasen nachweisbar sind und deren Höhepunkt durch die reichen Kupfergerätefunde des ungarischen Bodens bezeichnet ist. Das Ungarische Nationalmuseum wurde in der Erforschung dieser Ergebnisse von den Spezialarbeiten der Museen zu Miskolc, Nyiregyhäza, Kecskemet und Debrecen wirksam unterstützt. . PROFESSOR NICOLA VULIÖ, BELGRAD: NEUE PRÄHISTORISCHE AUSGRABUNGEN IN JUGOSLAVIEN. Jugoslawen ist an prähistorischen Fundorten ein sehr reiches Land. Einige davon sind weltbekannt, wie Krapina, Butmir, Vinca. Die geographische Lage Jugoslaviens zwischen Süd- und Zentraleuropa gibt dieser Gegend in der Vorgeschichtsforschung eine besondere Bedeutung. 306

Vor dem Kriege hat man in Jugoslavien, besonders in Bosnien und Serbien, viele prähistorische örtlichkeiten ausgegraben. Nach dem Kriege ist diese Arbeit mit Eifer fortgesetzt worden. E s wurden dabei bedeutende Erfolge erzielt. Die Ansiedlungen, in denen man gegraben hat, gehören meistens dem Neolithikum an, einige dem Aeneolithikum und der Bronzezeit. Die wichtigste Entdeckung aber auf dem prähistorischen Gebiete in Jugoslavien während des letzten Jahrzehntes ist die einer Aurignacstation in der Potocka-Höhle. Sie liegt an der jugoslavischösterreichischen Grenze in einer Höhe von 1700 m. Man fand dort eine Menge von Höhlenbärenknochen und sichere Spuren von Menschenhand. Die Bedeutung dieses Fundes ist in mehr als einer Hinsicht sehr groß.

3. SITZUNG * Mittwoch, 24. April 1929, nachmittags 3,30 Uhr bis 6,30 Uhr. Ehrenvorsitzende: Dr. von Tompa, Budapest. Professor Obermaier, Madrid. Professor Bosch-Gimpera, Barcelona (I. V.). PROFESSOR PEDRO BOSCH-GIMPERA, BARCELONA: NEUE IBERISCHE AUSGRABUNGEN. Die Anlage iberischer Ansiedlungen ist erst in den letzten Dezennien durch planmäßige Ausgrabungen geklärt worden. Leider aber sind solche in den wichtigsten Fundorten Südostspaniens und Andalusiens noch nicht vorgenommen, und nur in Aragonien und Katalonien, bzw. in Gastilien gibt es vollständig ausgegrabene Wohnplätze, deren Gesamtplan klar ist. Mit ihrer Hilfe kann man aber schon eine gewisse Entwicklung bei starker Verschiedenheit der lokalen Typen beobachten. In Aragonien und Katalonien konnte durch die Arbeiten des Ausgrabungsdienstes Barcelona eine große Anzahl von Fundplätzen unter der Leitung des Vortragenden untersucht werden. * Der für diese Sitzung angekündigte Vortrag von Professor Koslowski, Lemberg, konnte nicht gehalten werden. Der nicht im Programm angekündigte Vortrag von Professor Absolon, Brünn, wurde mit Zustimmung der Versammlung als letzter eingeschoben. 20*

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Ihnen zur Seite treten andere Fundplätze in Katalonien, die durch Serra-Vilarö erforscht sind. In Aragonien im Gebiete von Alcaniz wurden einige durch P. Paris und Bardaviu ausgegraben. Dazu kommen die Arbeiten von Cabre und Perez-Temprado in Azaila. Der erste Typus von Ansiedlungen, der wohl in das V. Jahrhundert v. Chr., wenn nicht höher hinauf zu datieren ist, wird durch eine Reihe von Fundstätten in Niederaragonien (Les Escodines Baixes, Mas de l'Hora, Vall de la Cabrera usw.) vertreten. Er zeigt längliche, aneinander gereihte,viereckigeKammern, die aus unbearbeiteten kleinen Steinen ohne Mörtel gebaut sind. Die Außenseite der Kammern wird meistens durch eine primitive Befestigungsmauer aus unbearbeiteten „cyclopisch" aussehenden Quadern geschützt. In der Nähe finden sich meistens kleine Nekropolen von kleinen Steinkisten unter einem Tumulus. Sowohl die Bauart wie die Planbildung der Häuser und der ganzen Siedlung erinnert stark an die alten Wohnplätze der kupferzeitlichen, bzw. bronzezeitlichen Almeriakultur, namentlich an die Ansiedlung El Oficio in Almeria. Auch die kleinen Kistengräber wären mit solchen der Almeriakultur zu vergleichen. Es liegt wohl eine Art des Wohn- und Grabbaus vor, die in der iberischen Bevölkerung Ostspaniens tief verwurzelt ist, was darin seine Erklärung findet, daß diese iberischen Stämme wohl mit den alten Almerialeuten ethnologisch verwandt sind. Ein komplizierter Typ, der sich an den vorigen anschließt und anscheinend eine einheimische Entwicklung von ihm darstellt, ist durch die Ansiedlungen von Les Escodines Altes, S. Cristöfol in Mazaleon, Tossal Redö in Calaceite usw. vertreten. Es handelt sich um zwei, bzw. vier Reihen länglich rechteckiger Häuser, ohne Durchgangsstraßen und von derselben Bauart wie die erste Gruppe. Zu datieren ist dieser Typus in nicht wesentlich spätere Zeit (V. Jahrhundert n. Chr.). Noch gegen das Ende derselben Periode (große Ansiedlung von Tossal Redö bei Calaceite) erscheint eine bedeutende Veränderung des Ansiedlungsplanes: zwei Häuserreihen, deren Elemente in mannigfaltiger Weise durch Quermauern geteilt werden, sind durch eine richtige Straße getrennt. Auch in der Bauart läßt sich ein bedeutender Fortschritt beobachten: die Steine sind sorgfältiger gewählt, und ihre Kanten passen besser 308

aneinander Die Befestigungsmauern sind stärker und be gebaut. Auch b a u t m a n treppenartige Aufgänge zur Ansiedlung. Der obere Teil von S. Antonio bei Calaceite ist wohl in dieser Zeit (V.—IV. J a h r h u n d e r t ? ) angelegt. Außer den angegebenen Merkmalen zeigt er an der Umfassungsmauer einen vorspringenden viereckigen Turm. I n die Übergangszeit (IV. Jahrhundert) zur Blüte der iberischen K u l t u r Niederaragoniens fallen verschiedene Ansiedlungen (Piurö del Barranco Fondo bei Mazaleón, La Cessera bei Caseras in den Nachbargebieten Kataloniens), die regelmäßig eine Mittelstraße und eine sich verfeinernde Bauart aufweisen. Die Straße erhält sich in den großen Ansiedlungen des I I I . Jahrhunderts, wie z. B. in S. Antonio bei Calaceite. Dort entwickelt sich die frühe Ansiedlung auf dem obersten Plateau zu einem verwickelten Komplex mit einer Reihe von Häusern auf der unteren Terrasse und einer sorgfältig aus behauenen Steinen gebauten Umfassungsmauer, die turmartig vor dem Eingang der Stadt umbiegt. Es gibt auch Wachtposten auf den Felsvorsprüngen, einen künstlich gebauten Aufgang zur Stadt und vor ihrem Tore ein Wasserbecken. I n den Häusern sind Treppen, Keller und Reste von Wandverputz vorhanden. Einige Häuser bestanden zum Teil aus zwei Stockwerken. Die wohl noch spätere Stadt bei Azaila, die Cabré und PérezTemprado untersucht haben, ist in einer weiter fortgeschrittenen Art gebaut. Sie h a t mehrere Straßen und Aufgänge. Die Straßen sind sorgfältig gepflastert, und öfters wird der Bergabhang durch Stützmauern gesichert. Auch im Stadtplan beobachtet man Häuserblocks von mehr oder weniger hippodamischer Art. Eine große aus solchen Häuserblocks bestehende Stadt ist auch Numantia, das an der Stelle liegt, wo iberisches und keltisches Ansiedlungswesen sich überschneidet. Abgesehen von Numantia, das der iberischen Bauart näher steht, sind fast alle sonst bekannten Ansiedlungen Zentralspaniens von recht verschiedenem Typus, der mehr den keltischen Ringwall darstellt. Durch die Ausgrabungen von Taracena in der Provinz Soria kennen wir solche Ringwälle (sog. Castros), die auf steilen Bergkuppen liegen, mit einem Graben umgeben sind und vor diesem ein Gebiet haben, das mit spitzen Steinen bedeckt ist, u m die An-

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naherung des Feindes zu verhindern (Castelfrio, Ventosa de la Sierra usw.). Dieser Typus wird vervollständigt durch Las Cogotas (Prov. Avila), das die noch unveröffentlichten Ausgrabungen von Cabre uns kennen gelehrt haben. E r ist mit den sogenannten Castros und Citanias von Galicien, Asturien und Portugal verwandt (Sabroso, Briteiros, La Guardia usw.), in denen die typische keltische Ansiedlungsart der iberischen Halbinsel sich darstellt und ihre Entwicklung zu erkennen gibt. Es ließe sich so der iberische Siedelungstypus scharf von dem keltischen Ringwall abgrenzen. Der erstere wäre als eine Fortsetzung der alten einheimischen Wohnart der Almeriakultur zu betrachten, in den wohl fremde, wahrscheinlich griechische Einflüsse das Straßenwesen und den hippodamischen Plan eingeführt hatten. Daß in Z u k u n f t solche Einflüsse immer klarer hervortreten werden, läßt sich durch einen Vergleich der griechischen Kolonie Emporion mit einheimischen Stätten vermuten. So geben die sog. „cyclopischen" Mauern von Tarragona in ihrer Bauart und in der Form ihrer viereckigen Türme, die zum Schutze der Tore dienen, Gelegenheit, mehrfache Parallelen zu den Mauern von Emporion zu ziehen. DR. ADOLF MAHR, DUBLIN: DAS FRÜHE INSELKELTENTUM IM LICHTE NEUERER AUSGRABUNGEN *. Die zur vollständigen Erfassung des Archäologie und alte Völkerkunde verknüpfenden Themas unbedingt erforderliche eingehende E r örterung der physisch-anthropologischen und vor allem sprachwissenschaftlichen Seite des Problems kann hier auf beschränktem Räume nicht geboten werden. Es muß also der Gang der E n t wicklung der britischen Keltenforschung und der Weg, auf dem sie zur heutigen Problemstellung gelangt ist, einer Darstellung an anderem Orte vorbehalten bleiben. Der Aufschwung moderner Spatenforschung auch auf den britischen Inseln legt die Untersuchung nahe, wie weit archäologische Erkenntnisse aus der Sackgasse der Kontroversen heraushelfen können, die über den Zeitpunkt des ersten Auftretens der * Nur der erste Teil des Vortrags ist in dieser Inhaltsangabe wiedergegeben. Der ganze Vortrag wird in den Berichten der Römisch-Germanischen Kommission erscheinen.

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Kelten in Britannien (wie hier der Kürze halber statt „ b r i t i s c h e Inseln" gesagt werden soll) und über die Altersschichtung der beiden keltischen Sprachgruppen auf diesen Inseln immer noch bestehen. Die keltischen Sprachen gliedern sich bekanntlich in zwei Gruppen: Gallobritannisch (ausgestorbenes Kontinentalkeltisch und ausgestorbenes großbritannisches Keltisch mit dessen noch lebenden Tochtersprachen: Kymrisch oder Welsh, und Bretonisch) auf der einen Seite, Goidelisch (Tochtersprachen: heutiges irisches und schottisches Gälisch und das Gälisch der Insel Man) auf der anderen Seite. Soweit die britischen Kelten des Altertums in Frage kommen, werden die beiden Zweige herkömmlich als „Goidelisch" und „Brittonisch" bezeichnet. Nach dem augenfälligsten Unterscheidungsmerkmal sagt man auch Q- und P-Kelten (Pokorny in Eberts Reallexikon s. v. Britische Urbevölkerung). Q-Keltisch ist die ältere Sprachstufe und bewahrt den zu postulierenden urkeltischen Lautbestand. P-Keltisch stellt eine seit mindestens 600, wahrscheinlich aber schon seit ca. 1000 v. Chr. entwickelte jüngere Sprachstufe dar (vgl. die analoge Gruppierung der i. e. Sinne sog. italischen Sprachen). Daß der Lautwandel, der zur Herausbildung des Gallobritannischen führte, die nachmaligen Goidelen unberührt ließ, läßt keine eindeutige Erklärung für den Hergang ihrer Ansiedlung in Britannien zu. Nicht so weit zurückgehend als manche Autoren, die schon im "beaker folk" der "round barrows" Goidelen erblicken wollen, hat Rhys nachdrücklich die Ansicht verfochten, daß Q- und P-Kelten zwei verschieden alte Einwanderungswcllen darstellen, wobei die P-Kelten die jüngere Schicht sind. Ihre Einwanderung wird meist mit der LattSne-Invasion verknüpft. Die deutschen und viele britische Keltisten neigen aber dazu, die Einwanderung der Q-Kelten nach Irland in dieselbe Zeit anzusetzen, und hauptsächlich durch Zimmer hat sich die Auffassung befestigt, daß sie vom Kontinent nach Irland auf direktem Wege, ohne Großbritannien zu berühren, eingewandert sind. Eine kritische Untersuchung der kontinentalkeltischen Sprachdenkmäler ergibt nun, daß schon vor Ende der Latene B-Stufe Reineckes kein kontinentales Goidelengebiet von dem Umfange denkbar ist, daß man die Goidelen Irlands aus ihm ableiten könnte. 311

Die paar als q-keltisch gedeuteten Indizien—Überlebsel oder was immer — -wie Equabona, Sequana, equos im Kalender vonColigny, verschwinden unter der Masse gegenteiliger Zeugnisse. Der Bericht des Pytheas über seine Reise (ca. 322 v. Chr.) erweist übrigens, daß die üpeTTavixocl vrjaot. schon damals in die p-keltische Sphäre eingetreten waren. Die Latenekultur Irlands, die immer mit der goidelischen Invasion verknüpft wird, setzt aber erst nach Pytheas ein. Hier liegen also unlösbare Widersprüche vor. Das archäologische Material setzt uns nun schon heute instand zu sagen, daß Irland die Latenekultur n i c h t direkt vom Kontinent erhielt, sondern erst über England. Da die Latenekultur im Gefolge einer p-keltischen Invasion in Britannien auftritt, besteht zwischen Goideleneinwanderung und Latenekultur kein Zusammenhang. Aber auch f ü r frühere Perioden fehlt es an jeder archäologischen Möglichkeit, die Kelten Irlands direkt vom Kontinent herzuleiten. Sonach bleibt nur die Erklärung, daß die Goidelen wirklich eine ältere keltische Invasionswelle darstellen, die sich noch vor der Latäneperiode über Großbritannien und von da nach Irland ergoß. Unberührt davon bleibt die Frage, ob die P-Kelten wirklich erst mit der Lateneinvasion nach Britannien gelangten. U m nun diese Fragen einer Lösung näher zu bringen, empfiehlt es sich, vom Bekannten zum Unbekannten nach rückwärts schreitend, die verschiedenen archäologischen Schichten der Reihe nach abzuheben. DR. J O S E P H ZUROWSKI, KRAKAU: DIE NEUEN ERGEBNISSE DER NEOLITHISCHEN FORSCHUNGEN IM SÜDWESTPOLNISCHEN LÖSSGEBIETE. Die seit einigen Jahren in der Umgebung von K r a k a u und Sandomierz ausgeführten Forschungen brachten bisher aus Polen ganz unbekannte und sonst auch seltene Hockergräber sowie einige Ansiedlungen der älteren und der jüngeren Bandkeramik, die in Südwestpolen bisher fast n u r von vereinzelten F u n d s t ä t t e n her bekannt waren, ans Tageslicht. Neu sind die im Gebiete von Sandomierz entdeckten Ansiedlungen mit südmährischer bemalter Keramik. Der Inhalt einer ausgedehnten Ansiedlung bei K r a k a u bietet Anhaltspunkte f ü r Aussonderung der einzelnen Elemente und wirft Licht auf die Herkunft einer 312

anderen neolithischen Kultur, die der Jordansmühler Kultur am nächsten steht. Die Forschungen im Bezirk von Pinczöw und im Lößgebiet von Sandomierz vertieften die Kenntnis der sogenannten kleinpolnischen Kultur, die das Produkt einer Kreuzung von nördlichen und südwestlichen Elementen in der zweiten Hälfte der jüngeren Steinzeit bildet. Ihren Höhepunkt erreichte diese Kreuzung in der Kultur von Zlota, die nach dem Dorfe Zlota bei Sandomierz bezeichnet wird. Neben außerordentlich zahlreichen Hockergräbern findet m a n Tiergräber, gewiß zum Teil von Haustieren und zwar vom hornlosen und kurzhörnigen Rind, vom Pferd, Hund und Schaf. Das Schlußstadium der jüngeren Steinzeit bezeichnet die Glockenbecherkultur, die f ü r Polen zum erstenmal 1927 und 1928 in Skelett- und Brandgräbern wie auch in einer Siedlung in zwei Ortschaften bei Sandomierz festgestellt wurde. Zum Schluß sprach der Vortragende über die Bedeutung des Löß-Neolithikums in Südwestpolen. I n der jüngeren Steinzeit nimmt dieses Gebiet die vonSüdwesten kommenden Kulturen auf und übermittelt sie weiter nach Norden und Osten. Ferner findet hier in der jüngerenSteinzeit eine originelle Kreuzung der südlichen und der nordischen Kultur statt, die sich dann vor allem in südöstlicher Richtung ausbreitet. DIREKTOR GERHARD BERSU, FRANKFURT: DER GOLDBERG BEI NÖRDLINGEN UND DIE MODERNE SIEDELUNGSARCHÄOLOGIE. I n der Vorgeschichtsforschung stellt es sich steigend als ein Mangel heraus, daß wir über die Siedelungsverhältnisse des Vorzeitmenschen zu wenig unterrichtet sind. Diese Lücke unserer Forschung wirkt sich in allen kulturgeschichtlichen Fragen sehr fühlbar aus. IhreAusfüllung dürfte manche etwas steril gewordene Gebiete der Prähistorie in sehr wünschenswerter Weise befruchten. Um nun überhaupt einmal dieMöglichkeit festzustellen, ob unter günstigenAusgrabungsverhältnissen, die erfahrungsgemäß aber n u r f ü r einen geringen Teil der Wohnplätze gegeben sind, wesentliche Erkenntnisse dem Boden abgewonnen werden können, ist vom Vortragenden der Versuch unternommen worden, bei einer Siedelung die gesamte Wohnfläche abzudecken. Auf diese Weise soll das maximale Erfordernis, das Bild einer geschlossenen vorgeschichtlichen Landsicdelung und nicht nur ein zufälliger Aus-

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schnitt mit einzelnen Hausgrundrissen der Forschung gegeben und seinem Wert nach zur Diskussion gestellt werden. Die Wahl fiel nach sorgfältiger Vorbereitung auf den Goldberg bei Nördlingen im württembergischen Oberamt Neresheim, eine durch reiche Funde längst bekannte Höhensiedelung mit ebener Oberfläche, die auf drei Seiten steil abfällt und nur von der Westseite bequem zugänglich ist. Bestimmend war, daß auf der baumfreien Fläche des Berges die Untergrundverhältnisse das Erkennen der Spuren von Holzbauten gut gestatten, daß mit billigen Arbeitskräften gegraben werden kann, daß die Kulturschicht durchschnittlich nur 50 cm stark ist und daß hier sich Niederschläge von fünf verschiedenen Siedelungen finden. Diese haben sich gegenseitig so wenig gestört, daß es gut möglich ist, die einzelnen Bauten voneinander zu trennen und auch in ihren Details zu erkennen. Die grundsätzliche Annahme, daß der beschränkte R a u m einer Höhensiedelung am ehesten eine bewußte Planung der Siedelung erkennen ließe, gilt natürlich für jede dieser Einzelsiedelungen. Dieses Unternehmen ist dort seit 1911 im Gange. Durchforscht sind zurzeit etwa 20000 qm der ungefähr 25000 qm messenden besiedelten Hochfläche. Finanziell ermöglicht wird die Unternehmung durch die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft und den württembergischen Staat. Die Grabung dient außerdem bewußt der Schulung jüngerer Herren auf diesem Gebiete der Ausgrabungstechnik. Methodisch zeigt sich bereits als allgemein wichtige Erkenntnis: die Bauformen innerhalb einer einzelnen Kultur in einer Siedelung variieren so stark, daß es nicht angängig ist, aus geringem Material etwa schon das Typische des Hausbaues einer bestimmten Kultur festzulegen. Auch ist es bei einem zufälligen Ausschnitt, den eine Siedelungsgrabung bisher üblicherArt gibt, nicht möglich, irgendwelche Schlüsse auf den Charakter der Siedelung zu ziehen. Besteht in der Wissenschaft Interesse an Klärung von Fragen dieser Art, so werden wir u m weit umfangreichere Grabungen, als bisher unternommen, nicht herumkommen und nur bei sehr sorgfältiger Auswahl des Platzes und bewußter Konzentration der Mittel die Lösung erhalten können. Auf viele andere methodisch und ausgrabungstechnisch wichtige Feststellungen hier einzugehen, verbietet die Zeit, und es soll

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deshalb im folgenden n u r kurz das bisherige konkrete Grabungsergebnis geschildert werden. Die älteste Siedelung auf dem Goldberg (Goldberg I) gehört dem Rössener Kulturkreis an. Die Keramik, die ja entscheidend f ü r die kulturelle Zuteilung einer Siedelung ist, zeigt mit den deutlichen Körbchenformen der verzierten Gefäße, dem gekerbten Rand, dem Standring und den mit breitem Kanalstich tief eingedrückten Ornamenten eine sehr reine Stilform und nicht eine der degenerierten Rössenerstilgruppen an. Beigemischt findet sich dann noch mit feinen Stichreihen verzierte Keramik in der Art der Aichbühler Gruppe. Die Siedelung lag nur auf der Hochfläche, h a t t e offenbar dorfartigen Charakter und war von einem Palisadenzaun an der leicht zugänglichen Westseite des Berges geschützt. Die bisher aufgedeckten etwa zwanzig Häuser sind gleich orientiert. Straßenartige Anordnung ist bisher nicht zu erkennen. Es handelt sich um große Holzhäuser mit rechteckigem Grundriß. Die größeren Wohnhäuser messen 12 m zu 6 m. Es sind Giebelhäuser, deren Inneres durch Pfostenstellung in verschiedene Räiimc aufgeteilt ist. Der Herd liegt gewöhnlich im hinteren Teil des Hauses gegen eine Seitenwand verschoben. I n günstigen Fällen ist zu erkennen, daß die Wände aus Spalthölzern bestanden, die in Rinnen im Boden eingegraben waren, und daß das Dach von besonders tief eingegrabenen Einzelpfosten getragen wurde, deren Spuren in oder neben diesen Rinnen festzustellen sind. Die Siedelung ist durch Feuer zugrunde gegangen, hat aber, wie Umbauten zeigen, längere Zeit bestanden. Die nächstjüngere Siedelung gehört der Michelsberger Kultur an (Goldberg II). Ob es sich auch hier um eine dorfartige Siedelung handelt, kann noch nicht gesagt werden. Diese Siedelung schützt ein bis 3 m in den Fels gehauener tiefer Graben und eine in 2 m Abstand hinter diesem Graben sich hinziehende Palisadenwand. Die Befestigungsanlage verläuft als Abschnittsbefestigung über dem schmälsten Teil der bequem zugänglichen Westseite. Auf 100 m Länge finden sich vier Tore, kenntlich am Aussetzen des Grabens und der dahinter befindlichen Palisade. Die schmalen Toröffnungen sind 1,50 bis 2 m breit. Diese Siedelung nimmt einen wesentlich größeren Raum ein als die erste. Die Häuser haben unter sich wieder gleiche Achsenorientierung, die aber von der der älteren Bauten ab-

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weicht. Die Form der Häuser, rechteckige Holzhäuser von kleineren Ausmaßen als in der „Rössener" Siedelung, kann aus der rechteckigen Pfostenstellung leicht erkannt werden. Die Häuser sind ebenfalls Giebelhäuser, die häufig Mittelpfosten für den First haben. Auch diese „Michelsberger" Siedelung ging durch Feuer zugrunde. Tulpenbecher und Backteller sind die Leitformen der Keramik. Bemerkenswert ist, daß zwischen der reinen Michelsberger Keramik sich solche vom Schussenrieder Typ findet. Die dritte Siedelung des Goldberges gehört dem Altheimer Kulturkreise an (Goldberg III). Es ist anzunehmen, daß auch diese Siedelung befestigt gewesen ist, doch wird sich Endgültiges über die Art der Befestigung erst nach Abschluß der Grabung sagen lassen. Diese Siedelung hat bisher die größte Anzahl von Häusern geliefert. Die „Altheimer" Häuser unterscheiden sich wesentlich von denen der voraufgehenden Siedelungen. Es sind quadratische Häuser mit in den gewachsenen Boden eingetieftem Fußboden, so daß die Häuser beim Aufdecken als große schwarze Flächen im gewachsenen Boden erscheinen. Sie haben in ihrer Mitte entweder eine flache kreisförmige und bis 50 cm tiefe Grube oder — in den selteneren Fällen — einen bis 3,50 m tiefen, schachtartig in den Boden gesenkten Keller. Am Rande der Wand des Hauses finden sich in gänzlich unregelmäßiger Verteilung kleine, höchstens 15 cm im Durchmesser messende, aber meist bis 30 cm tiefe Pfostenlöcher. Weder die Ecke noch irgend eine Achse ist durch diese Pfostenstellungen besonders betont, so daß sich für den Aufbau der Häuser als wahrscheinlichste Lösung ergibt, daß sie Wände aus dünnen Stangen hatten, die oben kuppeiförmig zusammengebunden waren. Sie sind wahrscheinlich mit Fell bespannt gewesen, da Hüttenbewurf sich nie findet und die überaus zahlreich vorkommenden Reste vom wilden Rind und Hirsch zeigen, daß man über genügend Felldecken verfügte, um die Häuser bekleiden zu können. Die Herdstelle liegt stets seitlich des Kellers oder der Mulde. Die Häuser, die in ihrer Größe nur geringe Abweichungen voneinander zeigen, variieren zwischen 3 und 6 m Seitenlänge. Sie sind in kreisförmigen Gruppen angeordnet. Offenbar gehört jede dieser Gruppen einer Sippe an. Das Fehlen eines durch besondere Größe hervorgehobenen Häuptlingshauses zeigt, daß es sich um eine Siedelung auf 316

demokratischer Grundlage handelt, deren Grundrißanordnung mit den nebeneinanderliegenden Sippengruppen dem Siedelungstyp der Stadt entspricht. Die Funde weisen auf weitreichende Handelsbeziehungen sowohl nach Mitteldeutschland wie nach dem mittleren Donaugebiet und Böhmen hin. Zur Siedelung gehören dann noch kreisrunde bis 4 m in den Boden reichende Schächte, die mit Abfällen gefüllt sind und in denen sich menschliche Skelettreste in Gestalt von aufgeschlagenen Röhrenknochen und Schädelresten finden, die zum Teil Brandspuren tragen. Die Siedelung ist verlassen worden. Besiedelt wurde dann der Goldberg erst wieder in der Hallstatt C Periode (Goldberg IV),und zwar gehört die Siedelung, wie Keramik und Fibeln zeigen, in den Kulturkreis mit polychromer Keramik. Der Siedelungscharakter ist gut zu erkennen. Am gesichertsten Teil des Berges an der Südostecke liegt ein durch Torbau mit doppelter Umzäunung hervorgehobener Baukomplex. I n der Umzäunung liegt ein großes Wohngebäude von 15 m Seitenlänge, das ursprünglich wohl rechteckig mit 9 m Seitenlänge gewesen ist, aber durch Anbauten einen quadratischen Gesamtumriß erhalten h a t . Es handelt sich um ein Gebäude mit Giebeldach und mit Mittelstellung von Pfosten. Der Herd liegt seitlich im hinteren Teil des Hauses. Neben diesem großen Wohngebäude liegt ein quadratischer Bau von 14 m Seitenlänge ohne Herdstelle. Es muß sich hierbei um sehr kräftige Bauten gehandelt haben, denn die Pfostenlöcher haben mehr als 1 m Durchmesser und sind bis 1,50 m tief in den Fels eingearbeitet. Neben diesen Bauten haben sich mit gleicher Achsenorientierung Gruppen von anderen ebenfalls rechteckigen Bauten gefunden, die offenbar Gehöfte darstellen. J e eine solche Gruppe wird aus folgenden selbständigen Bauten gebildet: neben einem durch Herdstelle als Wohnbau gekennzeichneten Gebäude von bis 15 m Seitenlänge liegt gewöhnlich ein bis 20 m langes sehr schmales Gebäude, das offenbar einen Stall darstellt, und ein meist quadratisches Vorratsgebäude (Scheune) mit sehr enger Pfostenstellung in etwa ähnlicher Grundrißanordnung wie bei den Horrea der Holzkastelle römischer Zeit. Die Anlage ist durch einen Graben mit dahinter befindlicher Holzerdmauer befestigt gewesen. I h r Umfang deckt sich etwa mit dem der Altheimer und Michelsberger Siedelung. Der Siedelungstyp

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i6t der einer Dynastenburg mit einem Fürstenpalast und Gehöften, in denen die selbständigen Gefolgsleute desDynasten wohnten.Diese Hallstattsiedelung ist ebenfalls durch Feuer zugrunde gegangen. Auf sie folgt eine Mittel-La-Tene Siedelung (Goldberg V). Der R a u m , den der La Tenegraben und die dahinter befindliche, durch Plankenwand gestützte Erdaufschüttung schützt, ist wesentlich größer als bei den voraufgegangenen Siedelungen, aber nur wenige Bauten befinden sich im Innenraum. Die Häuser sind ebenfalls rechteckige Pfostenhäuser mit Mittelachse, also Giebelhäuser, aber von wesentlich bescheideneren Ausmaßen als die großen Hallstatthäuser. I n dieser Zeit ist der Goldberg offenbar eine Fluchtburg gewesen, in der dauernd n u r wenige Leute gewohnt haben, die die Befestigung in Stand hielten. I n der großen, von der Befestigung umschlossenen Innenfläche war dann genügend R a u m zur Aufnahme der Bewohner der offenen Siedelungen im Flachlande. Schließlich wurde dann noch in römischer Zeit auf dem Berg Ton gegraben und am Berghange Stein gebrochen. Aber von den Römern ist der Berg nicht besiedelt worden. Die Wasserversorgung der Siedelungen geschah offenbar aus einem heute allerdings mit Schlamm ganz ausgefüllten, verlandeten und oberflächlich nicht mehr erkennbaren Tümpel im Ostteil der Hochfläche. Die chronologische Abfolge der Bauten ist durch vielfache Überschneidungen gesichert. Die bisher vorliegenden, hier kurz skizzierten Ergebnisse dürften dargetan haben, daß es wohl lohnt, sich der mühevollen Arbeit der Aufdeckung einer ganzen Siedelung zu unterziehen. Der hier beschrittene P f a d auf dem Gebiete wirklicher Siedelungsarchäologie f ü h r t , wie auch Schuchhardts gleichartige Grabungen in Norddeutschland zeigten, zu fruchtbarem Neuland der Prähistorie. PROFESSOR KARL ABSOLON, BRÜNN: GRABUNGEN NACH FOSSILEN MENSCHEN UND PALAEOLITHISCHEN KULTUREN IN MÄHREN. Das durch die geographisch so berühmte Mährische P f o r t e gegen Norden breit geöffnete Gebiet Mährens war ein natürliches Durchzugstor, das der von Osten gegen Westen sich ausbreitende Menschenstrom der fossilen Träger der Aurignacienkultur im Laufe von Jahrtausenden passierte. Es ist also begreiflich, warum Oswald Menghin gerade dieses L a n d im 318

J a h r e 1925 f ü r die palaeolithische Wissenschaft mit folgenden Worten bewertete: „Neben Frankreich und Spanien gibt es derzeit kein Gebiet, das f ü r die Erforschung des Eiszeitmenschen wichtiger wäre als Mähren." I n dieser Erkenntnis war ich seit Jahren b e m ü h t , unsere Regierung zu überzeugen, daß es Pflicht des Staates ist, eine großzügige allgemeine Erforschung des mährischen Palaeolithikums ins Leben zu rufen, was mir auch gelang. Die Landesregierung h a t auch in der jüngsten Zeit den Entschluß gefaßt, ein „Internationales Forschungs-Institut für die Palaeontologie und Palaeoethnologie des Menschen" mit dem Sitze in Brünn ins Leben zu rufen. Alle vorhandenen Sammlungen sind den Forschern oder Sammlern abgekauft und in dem Museum dieses Instituts vereinigt worden. Seit dem J a h r e 1924 h a t die oben erwähnte planmäßige offizielle Arbeit an vielen alten und neuen Stationen begonnen, die zu qualitativ und quantitativ wichtigen Ergebnissen geführt h a t . Ich habe über die Resultate dieser Grabungen gelegentlich der 49. und 50. Versammlung der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft in Köln im J a h r e 1927 und in Hamburg im J a h r e 1928 gesprochen und verweise dafür auf die Tagungsberichte. Die wichtigsten neu durchforschten Stationen heißen: Predmosti, Ondratice, Dubicko, Petrkovice, Unter-Wisternitz und die Höhle Pekärna. Die zuletzt genannte ist die wichtigste, da hier zum ersten Male eine einwandfreie von den früheren Forschungen ganz abweichende Stratigraphie festgestellt wurde mit dem sehr wichtigen Ergebnis, daß alle als altpalaeolithisch bezeichneten Kulturen (Chelleen, Acheulleen und Mousterien) ein primitives Ur-Aurignacien darstellen, von dem das niedrigste Niveau der Stratifikation der diluvialen Schichten eingenommen wird. I n den Höhlen wie auch in den Lößstationen liegt diese Schicht immer an der Grenze zwischen Schotter und hangendem Löß. F ü r eine neue Facies der primitiven Aurignacien Steinindustrie, die ich als „gigantolithische" bezeichnet habe, verweise ich auf mein davon handelndes Tafelwerk. Es ist wichtig, daß es uns im J a h r e 1927 gelang, in einer stratigraphisch einwandfrei festgestellten Lage ein vollständiges Skelett der fossilen „Rasse von B r ü n n " und ein anderes der fossilen „Rasse von Predmost" zu

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heben. Alle diese Arbeiten werden von Jahr zu Jahr auf weitere Stationen, namentlich Höhlen, ausgedehnt (Kúlna, Byöi Skála usw.). Die Arbeit in der großen Mammutjäger-Station auf dem Plateaulehm von Unter-Wisternitz soll in einem viel größeren Maßstabe während der nächsten Jahre durchgeführt werden, nachdem jetzt mehrere jüngere Beamte für diese Untersuchungen ausgebildet worden sind. Im Laufe von fünf Jahren sollen wenigstens 10 000 qm durchgegraben werden. Es ist nicht anzunehmen, daß die von uns festgestellten stratigraphischen Profile eine durchgreifende Änderung erfahren könnten. Aber ein großer Zuwachs an Material ist zu erwarten, das die verschiedenen palaeoethnologischen Probleme beleuchten wird, namentlich das alte Problem des Verhältnisses der palaeolithischen Kulturen zu denen der Eskimos oder anderer primitiver Völker, sowie die Frage der Palaeomigration des mährischen Magdalénien-Volkes am Ende der vierten Eiszeit. Ich hatte die Ehre, meine Ansicht über diese Probleme auf Grund des neuen Materiales aus Mähren in der Januar-Versammlung 1929 der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte zu entwickeln. Daß in dieser Hinsicht in Mähren sehr viel zu erwarten ist, bezeugen am besten die unverhofften Entdeckungen von wunderbaren palaeolithischen Zeichnungen, Kompositionen und Schnitzereien, die den französischen nicht nachstehen.

4. SITZUNG * Donnerstag, 25. April 1929, nachmittags 4 Uhr bis 6,30 Uhr. Ehrenvorsitzende: Professor Schukov, Moskau. Professor Brogger, Oslo. PROFESSOR BOGDAN FILOW, SOFIA: DIE DES BULGARISCHEN NATIONALMUSEUMS PRESLAV. Die archäologische Forschimg in einiger Zeit angefangen, die altchristlichen und Denkmäler immer mehr in den Vordergrund

AUSGRABUNGEN IN MADARA UND Bulgarien hat seit die altbulgarischen ihrer Tätigkeit zu

'Am Schloß der Sitzung sprach Professor Bregger, Oslo, den Dank der sämtlichen Auswärtigen für die deutsche Gastfreundschaft sowie für die Leitung und Vorbereitung des Kongresses aus.

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stellen, ohne dabei aber die antiken Denkmäler, die in so großer Zahl in Bulgarien vorkommen, zu vernachlässigen. Die wichtigsten Denkmäler aus der altbulgarischen Zeit wurden bei den Ausgrabungen des Nationalmuseums in Madara und Preslav, im nordöstlichen Bulgarien, entdeckt. Madara war schon längst, hauptsächlich durch das große Felsrelief eines Reiters, als ein in archäologischer Hinsicht interessanter Ort bekannt. Die nähere Untersuchung des Reiterreliefs und der zugehörigen griechischen Inschrift hat ergeben, daß das Relief bald nach 814 ausgeführt wurde und daß es den eben verstorbenen bulgarischen König Krum (803—814) darstellt (G. Fehér, Die Inschrift des Reiterreliefs von Madara, Sofia 1928.Veröffentlichung des Bulgarischen Nationalmuseums). In der Nähe wurden die Ruinen einer altbulgarischen Stadt ausgegraben, die nach den Funden wahrscheinlich vom Anfang des 9. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts bestanden hat. Unter den Einzelfunden sind besonders die goldenen Verzierungen eines Gürtels hervorzuheben, die in einem Grabe gefunden wurden. Sie sind für die bulgarische Tracht des 9. Jahrhunderts charakteristisch, wie uns eine Miniatur aus dem bekannten Menologion Basilius' II. in der Vaticanischen Bibliothek lehrt (Der Fund ist im 4. Bande des Bull, de l'Inst. arch. bulg. 1926—27 veröffentlicht). Auf der Höhe, über der Felswand von Madara, wurde eine gut erhaltene altbulgarische Festung des 9. Jahrhunderts völlig ausgegraben. Auch eine neolithische und eine römische Siedelung wurden bei Madara festgestellt, aber noch nicht genügend untersucht. Die römische Siedelung hat zahlreiche Bruchstücke von Terra Sigillata und Ziegel mit dem Stempel der XI. Claudischen Legion geliefert. In Preslav ist man zunächst auf die Ruinen eines sehr ausgedehnten palastartigen Gebäudes gestoßen, dessen Grundriß noch nicht festgestellt werden kann. Kunstgeschichtlich viel wichtiger ist eine Kirche, die in der Nähe des Palastes im Laufe der beiden letzten Jahre ausgegraben wurde. Sie ist in den ersten Jahren des 10. Jahrhunderts erbaut worden und zeigt einen ganz ungewöhnlichen Grundriß. Die eigentliche Kirche ist ein Rundbau mit einem Durchmesser von 10,50 m, der im Innern zwölf tiefe halbrunde Nischen hat. Dicht vor den vorspringenden Mauerteilen erheben 2 1 ArchSologische» Institut, Hundertjahrfeier

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sich zwölf monolithe Säulen aus weißem Marmor. I m Westen schließt sich ein viereckiger durch zwei runde Türme flankierter Vorraum an, der in der Mitte vier Säulen h a t . Vor der Kirche befindet sich ein geräumiger Hof mit Säulenhallen und mit einem Brunnen in der Mitte. Das Innere der Kirche war besonders reich ausgestattet. Die Wände waren zum Teil mit Marmor verkleidet, zum Teil mit figürlichen Mosaiken auf goldenem Grunde verziert. Daneben finden wir auch eine Dekoration in glasierten, mit Figuren und anderen Ornamenten reich bemalten Tonplättchen, wie wir sie schon aus dem benachbarten Patleina kannten. Diese für die ältere christliche Zeit ganz ungewöhnliche Dekoration ist sehr stark von der sassanidischen Kunst beeinflußt. Nicht weniger beachtenswert ist eine andere Dekorationsart, die hauptsächlich bei kleineren architektonischen Schmuckstücken aus Marmor Verwendung fand und die die farbigen Steineinlagen der orientalischen Goldschmiedearbeiten in monamentaler Weise nachbildet. Überhaupt stellt die Dekoration der neuentdeckten Kirche von Preslav der Kunstforschung eine Reihe interessanter Probleme, die für die altchristliche K u n s t des Ostens im 9. und 10. Jahrhundert von besonderer Wichtigkeit sind. DIREKTOR A. E. VAN GIFFEN, GRONINGEN: DIE ERGEBNISSE DER WARFENGRABUNG. Klangvoll wie die Namen Pfahlbauten, Terramaren, Kjokkenmoddinger oder sonstige alteuropäische Siedlungen sind nicht diejenigen, auf die ich hier die Aufmerksamkeit hinlenken möchte. Abseits von dem großen Treiben der vorgeschichtlichenWissenschaft liegen die entsprechenden Gebilde überall zerstreut am östlichen Nordseegestade wie vergessen und vernachlässigt, und es scheint allein Lokalforschern überlassen zu sein, sich mit ihnen zu beschäftigen. J a , in dem großen, so überaus reich ausgestatteten und vielseitigen Ebertschen Reallexikon suchen wir umsonst die Wörter Terp, Wierde, Warf oder Werft. Wer kennt ihre Namen ? Dies ist in unserer Zeit außerordentlich auffällig, wo gerade die Siedelungsarchäologie eine so große Rolle spielt. Und Siedlungen sind es, j a sogar große, und sie betreffen Völker und Stämme, von denen jeder Gebildete,

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besonders der klassisch Geschulte, schon von seiner Kindheit an gehört hat. In den Küstenländern hat man den Warfen jedoch schon von alters her ein reges Interesse entgegengebracht, besonders in Holland, wo sie, den durch zahlreiche Kanäle geförderten Meliorisationszwecken zum Opfer fallend, schon Jahrzehnte lang ihren Inhalt zur Schau trugen. Massenhaft sind die in dieser Weise zu Tage geförderten Streufunde, und die Museen in Leeuwarden, Leiden und Groningen geben ein Bild ihrer Mannigfaltigkeit. Die beste Zusammenfassung über dies alles findet man in dem wertvollen Buch „Friesland tot de l l d c eeuw" von Mr. P. C. J . A. Boeles, dem Konservator der vor- und frühgeschichtlichen Abteilungen des friesischen Museums in Leeuwarden. Das Buch erschien als Festschrift zur Hundertjahrfeier der friesischen Genootschap. Alljährlich mehren sich die Funde, aber erst seit 1916 hat der Vorstand des damals gegründeten niederländischen Warfen-Vereins (Vereeniging tot het doen van Terpenonderzoek in Nederland, Vorsitzender Professor Dr. J . F. van Bemmelen, Schriftführer Professor Dr. A. G. Roos) auch systematische Ausgrabungen vorgesehen. Besonders im Zusammenhang damit erlaube ich mir hier einiges mitzuteilen und vorzuführen. Im voraus jedoch einige Worte zur Orientierung für diejenigen, denen die Küstengegend weniger bekannt ist. Wenn man in den Niederlanden und in Nordwestdeutschland von der hohen Geest sich dem Meere zuwendet, kommt man entweder direkt oder über Niederungs-, bzw. Hochmoore als Zwischengebiet in ein überaus flaches Gelände, die sogenannten Marschen. Weitaus die meisten Siedlungen, ja ausnahmslos die älteren, entweder Bauernhöfe, Gehöfte, Dörfer oder sogar „Städte", liegen dort auf mehr oder weniger großen Bodenerhebungen, aber es gibt unter diesen auch solche, die frei daliegen. Abgesehen von Deichen oder deren Überresten sind es diese Anhöhen, die man in Deutschland mit den Namen Warfen, Werften oder Wurten belegt, während sie in den niederländischen Provinzen Friesland, bzw. Groningen, Gelderland und Zeeland Terpen, Wierden, Woerden und Hillen oder Bergjes genannt werden. Die Warfen im engeren Sinne sind Hügel oder Bodenerhebungen in dem niederländischen und nordwestdeutschen Alluvialgebiet, 21*

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die größtenteils von Menschenhand aufgeworfen, zum weit geringeren Teil durch natürliche Tonablagerungen und Anhäufung von menschlichen und tierischen Abfallstoffen allmählich entstanden sind. Sie sind oder waren die Besiedelungs- oder Schutzplätze der Bewohner offener Meeresküsten, bzw. der Flußufer vor der Eindeichung, die örtlich im Alter sehr verschieden ist. Sie haben oder hatten, wenigstens vorübergehend, den Zweck, die Bewohner samt ihrem Vieh sowie das Trinkwasser gegen Hochfluten zu schützen. In erweitertem Sinne sind es aber alle künstlich erhöhten Siedlungsplätze oder Fluchthügel in Inundationsgebieten, und so kann man zu den Warfen u. a. auch rechnen die italienischen Terramaren und die ungarischen sogenannten Halloms. Der Form nach sind die Warfen gewöhnlich rund oder oval, seltener länglich. Wir können dabei einen Unterschied machen zwischen den bis zu 20 ha großen, bis zu 10 m hohen Wobnhügcln und den kleinen, nur wenige Ar großen, nicht über 4 oder 5 m hohen Fluchthügeln. Den eigentlichen Wurten begegnet man also im typischen Alluvialgebiete an der südlichen und östlichen Nordseeküste, und zwar zwischen Belgien und Dänemark. Genauer gesagt und von Süden nach Norden fortschreitend: erstens im niederländischen Seeland, weniger und nur ganz vereinzelt in den Provinzen Südund Nord-Holland, dann aber — und sogar in dicht gedrängter Anordnung — in Friesland, und schließlich, soweit Holland in Frage kommt, wenn auch bedeutend weniger zahlreich, in Groningen. östlicher kommen sie vor in Ostfriesland, Harlingerland, Jeverland, Butjadingen, Land Wührden, Land Wursten, Hadeln, Kehdingen,Dithmarschen und Eiderstedt, ferner im nordfriesischen Schleswig und dann wieder zahlreicher auf den Halligen. Übrigens werden sie auch auf den Inseln im Zuidersee angetroffen, die durch dessen Trockenlegung bald dem Festland einverleibt sein werden, und auf der Betuwe, der alten Bataverinsel. Schließlich ist in diesem Zusammenhang noch bemerkenswert — was sich in den letzten Jahren immer mehr herausgestellt hat — daß auch im Niederungsmoorgebiet, den kleinen Flüssen entlang, warfenähnliche Gebilde vorkommen, die offenbar jüngeren Datums sind. Es scheint dieses sogar zum Teil die spätere Wiederholung einer älteren 324

Siedlungsart aus dem Anfang unseres Zeitalters. Dort, wo Warfen und Deiche, die das andere f ü r das Alluvium typische Merkmal menschlicher Besiedlung bilden, zusammen vorkommen, sind die Warfen innerhalb der ältesten Deiche gelegen oder teilweise in sie einbezogen. Weiter ist hier das umliegende Gelände im allgemeinen niedriger als die mittlere Fluthöhe des angrenzenden Meeres. Wo dagegen die Küste, wie bei den Halliginseln, offen daliegt, ist die Umgebung der Warfen etwas (etwa 60 cm) über mittlere Fluthöhe aufgeschlickt. Hier bilden die Warfen die einzigen Siedlungsplätze der Bevölkerung. Dies allein sind noch benutzte W a r f e n ; wir können sie als aktive Warfen den anderen, passiven gegenüberstellen. Zudem ist es möglich, aus Lücken in ihrer Verteilung, aus der stellenweise ersichtlichen Anordnung in langen Reihen und dergleichen ältere geographische Zustände zu rekonstruieren und zu erklären oder umgekehrt das Zuschlicken und das Versanden, bzw. Verschwinden alter Meerbusen oder Wasserläufe (Middelzee, Fivelboezem, Harlebucht usw.). Was die Häufigkeit anbetrifft, so liegen die Warfen weitaus am dichtesten in der holländischen Provinz Friesland, namentlich in Westergoo, und zwar so, daß die älteren Siedlungen sogar die jetzigen an Zahl übertreffen. Von Nord-Niederland ausgehend, nehmen die Wurten sowohl nach Süden als nach Osten, bzw. Nordosten an Größe und Dichte ab, während die Halligwarfen sozusagen eine Mittelstufe bilden. I n Übereinstimmung mit der vorherrschenden Windrichtung und der entsprechenden Wasserwirkung bei verheerenden Sturmfluten ist im allgemeinen die Nordwestseite der Wohnhügel steiler, während die südöstliche Böschung mehr allmählich verstreicht. Zusammenfassend dürfen wir somit aus Lage, Form und Verteilung der Warfen wohl schließen: 1. daß die Warfen ein älteres Stadium in dem Kampfe der Küsten-, bzw. Uferbewohner mit dem Wasser bilden und daß die Warfengeschichte eine Vorläuferin der Deichgeschichte ist, daß somit die Geschichte der älteren passiven oder ruhenden Wurten etwa 1000 n. Chr. endet,

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2. daß der Höhepunkt der Warfenkultur wahrscheinlich im westlichen, und zwar im westergooischen Friesland liegt, und 3. daß die Umgebung der passiven Warfen sich seit ihrer Anlage gegen den Meeresspiegel oder wenigstens gegen das Hochwasser gesenkt hat. Die Streufunde und die gelegentlichen Wahrnehmungen bei den Abtragungen für praktische Zwecke sowie die historischen Nachrichten über das fragliche Gebiet haben diese Ergebnisse bestätigt und erweitert. Zunächst darüber noch einige Worte: die ältesten Nachrichten über das Warfengebiet, und zwar nördlich der Elbe, stammen — wenn wir an denjenigen des Avienus stillschweigend vorübergehen — von Pytheas von Massilia und Diodorus Siculus. Sie zeugen schon von einem Aestuarium nördlich der Elbe, d. h. einem von den Gezeiten oder Tiden heimgesuchten Meerbusen, der um die Mitte des 4. vorchristlichen Jahrhunderts von Teutonen und Guionen umwohnt war, bzw. von Kimbern, Teutonen und Ambronen am Ende des 2. Jahrhunderts. Es wird erwähnt, daß unaufhaltsames Vordringen des Meeres in ihre Wohnplätze den zuletzt genannten Völkern die Heimat raubte. Den tückischen Feind, den blanken Hans, hatte der damalige Küstenbewohner somit offenbar noch nicht zu bekämpfen, geschweige denn zu bändigen gelernt. Ich möchte aus den Mitteilungen des Pytheas und des Posidonius schließen, daß die Warfen, wenigstens in jener Gegend, damals noch nicht bestanden haben, um so mehr, als die Halligwarfen nicht sehr alt sind und kaum bis ins Mittelalter zurückgehen. Ist dieser Schluß richtig, so bildet das Ende des 2. vorchristlichen Jahrhunderts für die Warfengeschichte dort einen terminus post quem. Pytheas und Posidonius sprechen noch nicht von Germanen; sie rechnen die erwähnten Stämme zu den KeltoSkythen. Plinius und Tacitus führen dann zum ersten Male ein genaueresBild der bekanntenStammesverteilung derGcrmanen vor. Hierbei stellt es sich heraus, daß im Warfengebiet die Stämme der Ingaevonen saßen. Im Süden, in Zeeland, wohnten die Maresaten. Die Bataver hatten das Rheindelta, die Betuwe, inne. An der Küste, nördlich vom Rhein, saßen die Caninefaten — wir kennen dort jetzt noch das Kennemerland — weiter die Marsaten, die Sturii, die Frisiabonen, dann die Friesen bis zur Ems, die Chauken und bis 326

58 n . Chr. die Ampsivarii von dort bis zur Elbe, weiter nördlich die Reudinger und Avionen, Angeln, Warnen und J ü t e n . Dann aber sind wir schon außerhalb des Wurtengebietes. Erwähnung verdient hier noch, daß Ptolemaeus die Sachsen, wahrscheinlich die Reudinger und Avionen des Tacitus, in der Mitte des zweiten J a h r h u n d e r t s noch nördlich der Elbe wohnen läßt. Den genannten römischen Schriftstellern und besonders auch Dio Gassius und Ammianus Marcellinus verdanken wir auch die Nachrichten, aus denen wir ersehen, daß römische Heeresabteilungen und Flotten das Wurtengebiet und namentlich die westlichen Teile davon oft betreten und durchkreuzt haben. Wir kennen so die Züge des Drusus, Tiberius und Germanicus während der Regierung des Augustus im Jahre 12 v., bzw. 4, 5 und 14, 15 und 16 n. Chr. und auch noch spätere von Olennius, Gorbulo u. a. Das alles hängt natürlich zusammen mit der augusteischen Politik, die Reichsgrenze vom Rhein an die Elbe verlegen zu wollen. Deshalb wurden zunächst die an der Rheinmündung siedelnden Stämme, die Bataver, Caninefaten, Marsaten, Sturii und Friesen im Jahre 12 v. Chr. von Drusus unterjocht oder vielmehr tributpflichtig gemacht. Zwar bekommen wir nun allerhand wichtige Nachrichten über Ereignisse und Vorgänge, die besonders das westliche Warfengebiet berühren, aber über die Siedlungsweisc vernehmen wir k a u m etwas. Wir hören von Castra und Praesidia im Friesenund im Chaukengebiet, als Germanicus seine Emsfahrten machte. J a , es ist — nebenbei bemerkt — den Funden nach sogar möglich, daß ein solches Praesidium in einer Warf bei Winsum in Friesland seine Spuren zurückgelassen hat. Dort fanden sich nämlich arretinische Terrasigillatascherben von Cn. Ateius und sonstiger frühkaiserzeitlicher Import (vgl. Hofheim). Wir hören, wie die von Vitellius geführte 2. und 14. Legion bei der Rückkehr vom Varuslager in der Küstengegend, irgendwo im groningischen oder ostfriesischen Warfengebiet, stark vom Wasser bedrängt wurden. Dem Befehl des Germanicus, Vitellius habe die Seeküste entlang heimzukehren, darf man entnehmen, daß das betreffende Gebiet nicht täglich überflutet wurde, wie Plinius uns das später bei den Chauken ausmalt. Inzwischen bildete der Vorfall offenbar eine Warnung f ü r später. Und als im Jahre 16 Germanicus seine letzte Heerfahrt nach Nordwest327

deutschland machte, schiffte er das ganze Heer ein, und zwar auf der Bataverinsel. Dann fuhr er über die friesischen Seen dem Meere zu nach der Emsmündung. Dies alles erklärt, weshalb die friesischen Warfen soviel mehr römischen Import enthalten als die groningischen und die weiter östlich gelegenen. So zeigt die Richtung zugleich die vorher und nachher stets wieder für Wanderungen, Heerfahrten und Handel benutzten Verkehrswege in südnördlicher und west-östlicher Richtung. J a , es wird sogar mehr und mehr wahrscheinlich, daß man diesen Wegen nicht nur seit dem Anfang der Warfenzeit bei der ersten Besiedlung, bei der römischen Okkupation, bei der angelsächsischen Ubersiedlung nach England und dann wieder besonders seit der fränkischen Zeit bis ins späte Mittelalter mehr oder weniger gefolgt ist, sondern auch schon viel früher seit dem Miolithikum, während des Neolithikums und der Bronzezeit. Daß Drusus durch die Kanalisation der Vecht und andere Werke die Verbindung zwischen Rhein und Flie durch das Flevomeer zustande gebracht hat, ist im Lichte der damaligen Eroberungspolitik leicht zu verstehen. Schon Ritterling vermutete 1906 in Vechten (Vectio) die Operationsbasis für die Flottenexpeditionen nach dem Norden und dachte sich dort den Anfang des Drususgrabens. So erklärt es sich auch, daß J . H. Holwerda, als er bei seinen Ausgrabungen in Vechten so manche Inschriften fand, die von Neptunus, Oceanus, Rhenus usw. reden, diese Festung als Hafenort kennzeichnete. Die Alten erwähnen dann weiter, daß die Friesen bei dem Aufstand gegen Olennius im Jahre 28 sogar Castellum Flevum bedrohten und den Labeo, der Soldaten der fünften Legion zum Entsatz herbeiführte, halbwegs besiegten, so daß ihr Name seitdem unter den Germanen berühmt war: darum inde inter Germanos Frisium nomen! Zwar sprechen die Nachrichten nur im allgemeinen von einer Besiedlung rings um große, von den Römern befahrene Seen. Über die Warfen in ihrem Kerngebiete hören wir nichts. Allein wir verdanken eine äußerst wichtige Nachricht dem Plinius, der sich im Jahre 47 als vierundzwanzigjähriger Präfekt an einer Heerfahrt unter Corbulo zur Züchtigung der Chauken anläßlich der schon im 2. Jahrhundert bezeugten Raubzüge beteiligte. Die fragliche, übrigens oft wiederholte etwas drastische Beschreibung in seiner Historia naturalis bezieht sich nämlich unzweifelhaft auf Warfen in Ost328

friesland. E r erwähnt dort die Chauken, die auf hohen tnmuli oder auf von Menschenhand nach Maßgabe des höchsten Flutstandes erbauten „tribunalia" in einer Gegend wohnen, die täglich überflutet wurde und von der es schwer zu sagen war, ob sie zum Festland oder zum Meere gehörte, daß diese Leute kein Vieh hätten, daß sie aus Seegras und Sumpfbinsen Stricke flöchten, um daraus Netze für die Fischerei zu machen, usw. Kurz und gut, wir begegnen hier zum ersten Male einem historischen Zeugnis über die Warfen, und zwar sind es Fischerwarfen. Erst viel später hören wir wieder etwas von ihnen. Das römische Imperium war längst zugrunde gegangen. Auch die Völkerwanderungen h a t t e n aufgehört. Es war in den Zeiten der frühen, von England ausgegangenen Christianisierung unserer Gegenden. Unter dem friesischen König Adgill (610—672) sollen Wurten erbaut sein, u. a. bei Dokkum, zum Schutz gegen das Hochwasser. Obwohl der sogenannte Sionsberg, eine Warf unmittelbar bei Dokkum, nach den Funden in dieser Zeit errichtet sein muß, ist schließlich eine Stelle am Ende der Vita Sancti Bonifacii, der 754 bei Dokkum ermordet wurde, in dieser Hinsicht doch zuverlässiger. Der betreffende Bericht beschreibt nicht nur die Entstehung des sogenannten Bonifaciusbrunnens, sondern obendrein, und zwar unabsichtlich und daher vertrauenerweckend, die Errichtung einer der Warfen, auf denen Dokkum erbaut ist. Es geschah unter F ü h r u n g eines gewissen Abba, der damals auf König Pippins Anordnung die Grafschaft in jenem Gau und jenen Ort verwaltete. Der Bericht zeigt uns ein unbedeichtes Friesland unter fränkischer Oberherrschaft in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Merkwürdigerweise ist gerade der Name Abba auf einer in der Nähe (Hantum) gefundenen Knochenplatte in lateinischer Schrift verzeichnet, auf deren anderer Seite anglo-friesische Runen eingeritzt sind, die auch sonst in den Warfen entdeckt wurden. Aus dem 11. J a h r h u n d e r t haben wir die ältesten historischen Nachrichten über den Deichbau, und so dürfen wir aus diesen etwas längeren einleitenden Bemerkungen wohl schließen, daß die ruhenden Warfen in den älteren Marschen im ersten Jahrtausend unseres Zeitalters ihre eigentliche Rolle gespielt haben und ein Vorstadium der Verteidigung gegen das Wasser bildeten. Daß sie auch noch später angelegt wurden, hängt unmittelbar mit dem 329

Alter der Deiche zusammen. Auf den unbedeichten Halligen baute man sogar noch in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine neue Warf, Neupeterswarf. Mit den erwähnten Ergebnissen in vollem Einklang stehen nun diejenigen, die schon allein die Streufunde gezeitigt haben. Darunter herrscht besonders im westlichen Friesland nicht nur römischer und fränkischer I m p o r t aus der Rheingegend (Rheinzabern, Trier, bzw. Pingstorf), sondern namentlich auch solcher der sogenannten belgischen Ware vor. J a , die Funde bezeugen dort und in Groningen sogar eine ältere vorrömische Besiedlung der Marschen. Einigen vereinzelt in Warfen gefundenen Steinsachen ist wohl k a u m mehr als Kuriositätswert beizulegen; denn bronzezeitliche Altertümer fehlen vollständig. Auch die den Wessenstedter entsprechenden Schwanenhalsnadeln, Gürtelhaken und halbmondförmigen Messer kommen nicht vor. Bezeichnend f ü r die ältere Besiedelung sind die Mittel- und Spät-La-Tenefibeln und die ältesten keramischen Reste, die, wenn auch selten, an Jastorfware anklingen, denen aber nur eine Kropfnadel und eine holsteinische Nadel zur Seite gestellt werden kann. Auch die bis jetzt nur im westlichen Friesland gefundene, dort aber reichlich vertretene geometrisch verzierte, weiß eingelegte Keramik geht sicher in die vorrömische Eisenzeit zurück. Sie verrät m. E . einerseits rheinische Hallstatteinflüsse, andererseits gleichfalls unmittelbare Beziehungen zu den Jastorf-, bzw. zu den nordelbischen Kulturen. Auch gehören hierher einige bemalte La-Téne Scherben (Stradonitz, Beuvray und Jeverstedt, Holstein). F ü r die Frage der Herkunft der betreffenden Warfenkultur bilden die erwähnten Töpferarbeiten noch stets den Angelp u n k t . Kennzeichnend f ü r diese und die nächstfolgende Zeit sind dickwandige geglättete o'der ungeglättete Töpfe, im Anfang henkellos, nachher mit ein bis zwei Henkeln, sowie Fußschalen nach Sieger und Westerwannaer Muster und endlich sächsische Keramik. Die Einzelfunde belehren uns auch, daß die Römer das friesische Warfengebiet regelrecht verwaltet haben. Davon zeugt der Beetgumer Votivstein, worauf die conductores piscatus unter dem manceps Quintus Valerius Secundus votum solvunt libenter et mérito deae Hludanae, die nördlichste Steininschrift. Wichtig ist in dieser Hinsicht auch die von Professor Vollgraff entzifferte Tabula von Tolsum. Danach kaufte ein gewisser Gargileus 330

Secundus für 115 Sesterzen, also etwa 19 RM oder 14 Gulden, ein Rind von Stelus, dem Sohn des Riperius, wobei zwei Centurionen als Zeugen auftraten, deren einer Titus Cestius, der 5. Legion angehörte. Diese Legion beteiligte sich an der Unterdrückung des Aufstandes im J a h r e 28. Sie wurde im Jahre 69 aus Germanien zurückgezogen. Die Tabula weist somit auf die Zeit vor 28 oder auf die Zeit des Corbulo zwischen 47 und 69. I m übrigen bestätigen auch sonstige römische Importstückc, namentlich Töpferstempel, Fibeln, Bronzestatuetten, Münzen und dergleichen, die engen Beziehungen zum Rheingebiet bis ins 4. J a h r h u n d e r t . Die genannten fränkischen, merovingisch-karolingischen Erzeugnisse, darunter besonders Keramik, aber auch Münzen u. a. schließen sich an. Doch die erwähnten Einzelfunde, denen sich n u r gelegentlich geschlossenere Gruppen anschließen, zeigen auch andere, östlich und westlich orientierte Beziehungen. Es sind dies die angelsächsischen Urnen und Beigaben, die nebst dem merovingischen Import speziell den kleinen völkerwanderungszeitlichen Warfenfriedhöfen des 5. bis8. Jahrhunderts entstammen. H i n z u k o m m e n die entsprechenden Fibeln vom Tierkopftypus und vom kreuzförmigen Typus, Sceattas, Brakteaten und dergleichen, auch einige den späteren Wikingern gehörige Silberspangen. Charakteristisch für die letzte Epoche ist seit dem Anfang des 7. Jahrhunderts die mit karolingischem Import verbundene Kugeltopfware, die dann bis ins späte Mittelalter weitergeht. Schon mit der Pingstorfware schließt die eigentliche Warfenkultur ab. Allein die Halligwarfen enthalten, soweit mir bekannt, nur spätmittelalterliche Sachen. Außerdem geben Tausende von Funden uns ein Bild des Alltagslebens. I m ganzen genommen zeugen die Streufunde aus den ruhenden Warfen von einer im allgemeinen friedlichen, der Landwirtschaft sich widmenden Bevölkerung seit den ersten Jahrhunderten bis zum Ende der Karolingerzeit, d. h. bis zur ersten Eindeichung. Außer den Geräten enthalten die Warfschichten nämlich von Anfang an Reste von Kulturpflanzen (Flachs, Bohnen und Gerste) und Haustieren. Es sind dies überwiegend den im allgemeinen alteuropäischen Haustierbestand bezeugende kleinhörnige oder hornlose Rinder, dann Schafe (Torfschaf und Ovis Studeri), zwei kleine Pferdearten, seltener Schweine, noch seltener Ziegen, ver331

einzelt und erst spät (7. Jahrhundert) Katzen, aber dann wieder über die ganze Zeit verteilt in großer Anzahl Hunde in den verschiedensten, überwiegend kräftig gebauten Typen. Von Wild begegnet uns u. a. Elch und Auerochs sowie Rothirsch, Reh und Fuchs. Der Biber war damals offenbar auch noch vertreten. Die Fischerwarfen des Plinius kennen wir also nicht. Dann stellt es sich gewöhnlich bei den Grabungen heraus, daß die Warfsohlen auch unmittelbar besiedelt waren. Ihre niedrige Lage zeugt von kleinen positiven Niveauveränderungen bis etwa 2 m während unseres Zeitalters. Von Sturmfluten spüren wir aber an den Steilkanten der aufgeschlossenen Warfen weniger. Die Verhältnisse müssen also besonders im Anfang ganz andere gewesen sein. Die Annahme einer der ersten Besiedlung vorangehenden zeitweiligen Küstenhebung entspricht m. E . jedoch nicht der Bodenbeschaffenheit der vom Meere gebildeten kalkreichen, k a u m oxydierten Sohlen der friesisch-westergooischen, also gerade der ältesten Warfen. Ich nehme an, daß die Küsten damals geschlossener waren und die Fluten weniger hoch aufliefen. Aber vielleicht haben wir auch Klimaänderungen zu berücksichtigen, ebenso wie wir solche aus dem verschiedenen Bau der stein-, bzw. bronzezeitlichen und späteren Grabhügel glauben ablesen zu können. Immerhin ist es merkwürdig, daß Gams und Nordliagen gerade f ü r die gallorömische Zeit etwa zwischen 120 v. Chr. und 180 n. Chr. eine Austrocknungsphase annehmen. Zudem verdienen in dieser Hinsicht vielleicht Erwähnung die nicht erhöhten Marschsiedlungen aus dem 1. und 2. J a h r h u n d e r t n. Chr., die bei Bedum in Groningen und J e m g u m in Ostfriesland etwa 0,80 m unter dem Maifeld entdeckt wurden. Auch wäre hier zu berücksichtigen das schon dreimal festgestellte Vorkommen von Siedlungen aus derselben Zeit in kleineren Mooren, die von jüngerem Sphagnetum überwachsen waren. Dann aber macht sich das ränkevolle, dem J a n u s vergleichbare, zugleich zerstörende und aufbauende Meer wieder stärker bemerkbar, an einzelnen Stellen, wie es scheint, schon in der Zeit des Plinius, allgemeiner und kräftiger offenbar erst später. Besonders seit dem 8. oder 9. J a h r h u n d e r t h a t das Meer die Küstenbewohner heimgesucht, die bald darauf die ersten Versuche machten, sich durch Deiche gegen das Hochwasser zu schützen. Der alte Vorgang 332

der Küstenzerstörung fing wieder an, und verhängnisvoll mahnt er, ihm volle Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Wie wichtig das Ineinandergreifen dieser verschiedenen Erscheinungen ist, wird ohne weiteres einleuchten. Es hegen hier noch viele Probleme. Über den Bau der Warfen, über die ungleich alten Siedlungen, bzw. Häuser lehren die nichtwissenschaftlichen Grabungen wenig. Nur soviel wird dabei klar, daß der Bau nicht einheitlich ist. J e nachdem weist er einen Kern- oder einen Etagenbau auf. Herrschen dabei weiter östlich Ton- und Dünger- oder besser gesagt Pflanzenschichten vor, so trifft im westlichen Friesland das Gegenteil zu. Die seit Ende 1916 vorgenommenen systematischen Ausgrabungen haben uns nun wenigstens etwas näher über den Bau der Warfen, über die Wohnungen sowie auch über die Friedhöfe unterrichtet. Die zuerst in den untersten, sogenannten Dünger-, besser gesagt Pflanzenschichten der etwa 5 ha großen Warf „De Wierhuizen" in der Provinz Groningen angestellte Untersuchung erwies Folgendes: 1. Die zwischen 1,20 m bis etwa 0,40 m — N. N. schwankende Sohle ist in einem Niveau von wenigstens 0,40 m — N. N. unmittelbar bewohnt gewesen. Es fanden sich darin nicht nur viele Abfallgruben, Rinnen, Wasserteiche und dergleichen, sondern auch Hausspuren. Zwar waren diese von der späteren Überschlickung teilweise verwischt, doch gaben sie sich unzweideutig als rechteckige Hausgrundrisse zu erkennen. 2. Die vielen in den organischen Schichten angetroffenen Pfosten, die Pigorini und Dirks früher veranlaßten, die Warfen mit Terramaren, bzw. Pfahlbauten zu vergleichen, erreichten im allgemeinen nicht oder kaum den gewachsenen Boden. Sie entsprechen also nicht den Pfahlbauten. Ihre Konfiguration zeigte dagegen in zwei Fällen ganz klar mehr oder weniger rechteckige, zweiräumige Wohnungen von dreischiffiger Anlage, mit oder ohne Mittelgang und, wenn überhaupt, mit sehr niedrigen Wänden. Einmal wies sie auf einen viereckigen Stall mit einem Mittelweg hin. Die festgestellten Verschiedenheiten entsprechen also denjenigen der heutigen einfacheren Haustypen in unseren Marschen. Beim Hauseingang wurde jedesmal eine Zisterne beobachtet. Die Maße der Bauten sind 6,70 X 15,20; 5,70 x 14,25, bzw. 12,50 X 12,50 m. Auf dem Boden des Stalles waren sogar die Abdrücke von gespreizten, 333

tief eingesunkenen Rinderhufen zu erkennen. I m Übrigen wiesen die Pfosten im allgemeinen auf Häuser mit hohen Dächern hin, wie sie Plinius bezeugt. 3. Die ersten Ansiedler, die nach den Funden im 1. J a h r h u n d e r t oder etwas früher lebten, waren hier schon Viehzüchter. 4. In den für die Praxis abgegrabenen Warfteilen ließen sich wenigstens zwei kleine, auf einmal aufgetragene Hügel von etwa 50 m Durchmesser nachweisen. Sie deuten also auf eine Art Kernbau hin. Fanden wir somit in „De Wierhuizen" keine regelrechten Hauswände, so konnten wir in einer Warf bei Hatsum in Friesland an einem ähnlichen zweiteiligen Haus wenigstens die unteren Teile von solchen nachweisen. Sie zeigten ein mit Schilf belegtes Flechtwerk, das offenbar den im Boden etwas eingetieften Flur umgeben h a t . Merkwürdigerweise fand sich dort in diesen Wandresten ein römischer Dachziegel. D a ß aber die Pfostenanordnung nicht stets auf Hausanlagen deutet, beweisen die Ergebnisse einer Grabung, die Dr. Evelein und ich in der betuwschen „ W o e r d " in Ressen, Nijmegen gegenüber, vornahmen. Sie betrafen die erste Siedlung, in der sich noch nicht die Spuren der nachher so stark hervortretenden römischen Einflüsse bemerkbar machten. Die Konfiguration der im Boden nachgewiesenen einander nirgends überschneidenden Pfostenlöcher glich nämlich im kleinen derjenigen der Pfahlbauten. So ist es wahrscheinlich, daß die entsprechenden Pfähle hier anfangs gruppenweise eine Plattform getragen haben, auf der jedesmal eine Wohnung gestanden h a t . Sind aber dergleichen Gerüste auch in der Küstengegend verbreitet gewesen, dann wäre es verständlich, daß Plinius diese mit einem Tribunal verglichen h a t . Nachgewiesen sind sie dort aber bis jetzt nicht, und es bleiben auch noch andere Möglichkeiten zur Erklärung jener so sonderbaren Bezeichnung. I n größerem Ausmaß wurden in den letzten Jahren dann Untersuchungen angestellt in der Warf des Groninger Dorfes Ezinge. Die Ergebnisse können m. E . dazu beitragen, auch den Bau der Warf selbst und ihre Entstehungsgeschichte aufzuklären. Es h a t sich nämlich dabei herausgestellt, daß die etwa 17 ha große, 5 m hohe Dorfwarf — also ein etwas störriges Untersuchungsobjekt —

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im Anfang nur sehr klein gewesen und erst im Laufe von ungefähr 700 J a h r e n bis zu ihrer heutigen Größe angewachsen ist. Ich glaube das bisherige Resultat in folgender Weise zusammenfassen zu können: die Warf zeigt einen konzentrischen, schalenförmigen Bau. Die erste kleine zentrale Anlage besteht vorwiegend aus Pflanzenresten, unter denen Gräser und Schilf vorherrschen. Immerhin sind — wie Dr. W. Beyerinck nachwies — mehrere Halophyten vertreten, aber es zeigen sich darunter auch schon Flachs und Gerste sowie die Ackerunkräuter. I n und auf diesem organischen Kern fanden wir radial gerichtete Überreste von Häusern und Ställen wie bei „De Wierhuizen" und Hatsum. Allein sie waren stellenweise viel komplizierter, teilweise aber auch einfacher, mit hin und wieder gut erhaltenen geflochtenen Wänden. Die Funde, besonders die zugehörige und noch unvermischte typische ältere Warfenkeramik, weisen auf das erste J a h r h u n d e r t vor oder nach Christi Geburt. Auffällig sind darunter ein paar Brillenspiralfibeln. Schon diese erste Anlage, deren Mitte leider nicht erforscht werden kann, weil darauf die spätmittclalterliche Kirche steht, ist also nicht ganz einheitlich. Darüber hegt eine gemischte Tonschicht, die eine, so weit ersichtlich, bis zu etwa 3,20 m + N. N. ansteigende Wohnfläche mit zahlreichen ganz kleinen Sigillatascherben aufweist. Sie zeigt die römischen Einflüsse der frühen Kaiserzeit. Die Oberfläche der damaligen Warf liegt somit jetzt, und zwar etwa 40 m vom Mittelpunkt, noch wenigstens 3,20 m + N. N. I h r Durchmesser beträgt etwa 150 m. Wenn man die organische Zusammensetzung mit berücksichtigt, muß sie aber damals bedeutend höher gewesen sein. Daraufließen sich die schön erhaltenen Pfostenlöcher des Dachstuhles einer zweiteiligen Dachhütte gut erkennen. Höher und zugleich in etwas weiterem Umkreis, über der inzwischen mit Ton und Pflanzenstoffen „angewerften", d. h . erhöhten, bzw. erweiterten römerzeitlichem Warf finden sich zahlreiche dünne Aschenschichten. Sie bilden zusammen einen neuen Wohnflächenkomplex, der verhältnismäßig zahlreiche, ganz anders orientierte Kulturspuren aufweist, wie wir sie einerseits aus der Elbgegend (nördlich und südlich), andererseits aus England kennen. Zudem zeigen sich andere, viel kleinere unaufgeteilte Hüttengrundrisse, bzw. Wohngruben. Dies alles verrät die angel335

sächsischen Einwanderer. Die entsprechende sogenannte angelsächsische Warf, spätestens aus dem 5. J a h r h u n d e r t , erreicht jetzt etwa 40 bis 50 m vom Mittelpunkt schon eine Höhe von mindestens 4,15 m + N. N., während sie ungefähr 230 m Durchmesser aufweist. Sie h a t t e also schon damals beinahe die Höhe der heutigen Warf. Die zweiteilige Dachhütte auf dem römischen Niveau läßt sich leicht rekonstruieren nach dem Beispiele eines 1886 von Jessen gezeichneten sogenannten Schnitterzeltes im Kaiser Friedrich Koog. Seitdem h a t man hauptsächlich nur noch angewcrft und besonders die Ränder schalenförmig erhöht, bzw. erweitert, offenbar hauptsächlich u m mehr Ackerland zu gewinnen ; denn es kommen darin nur selten Kulturreste vor. I m Hangenden der sogenannten angelsächsischen Warfböschung findet sich nur fränkischer I m p o r t und die einheimische Kugeltopfware. So haben wir gewissermaßen ein schematisches Bild der Entstehungsgeschichte dieser Warf bekommen. Auf Einzelheiten wollen wir hier verzichten, wie interessant das gegenseitige Verhältnis der verschiedenen Kulturen, besonders der angelsächsischen gegenüber der friesisch-chaukischen, bzw. römischen auch sein mag. Nur auf zwei P u n k t e sei zum Schluß noch hingewiesen. Erstens befindet sich in der Sohle zwischen den Rändern der römischen, bzw. angelsächsischen Warf eine gürtelförmige, ganz allmählich verschlammte Rinne, die sog. Mirre. Sie entspricht offenbar der Stelle, der man die Erde für die Erhöhung der ursprünglichen Warf bis zum römischen Niveau entnommenhat. Die Art der Zuschlickung zeigt aber, daß damals keine verheerenden Sturmfluten das Land überschwemmt haben. Ausnahmsweise fanden sich deren Spuren in einer Warf bei Fernerd und einer bei Schettens, beide in Friesland. An zweiter Stelle verdient es Erwähnung, daß schon früher eine kleine Nekropole im südwestlichen Wurtabhang den praktischen Grabungen zum Opfer fiel. Die wenigen geretteten Urnen zeigen, daß sie von den angelsächsischen Kolonisten herrühren. Sie wurden zusammen mit Skelettgräbern gefunden. Das ist bei den etwa zehn mir bekannten Warfenfriedhöfen stets der Fall. Wir kennen deren jetzt leider n u r einen aus der römischen Kaiserzeit, und zwar in der Umgegend von Dokkum. Dieser enthält allein Skelettgräber. Übrigens weisen die vereinzelt gefundenen Skelette im Unter336

gründe der Warfen hin und wieder noch die alte, auch von Kropp f ü r die La-Tenegräber des Saalegebietes nachgewiesene Hockerbestattung auf. Am besten konnte ich die gemischte Bes t a t t u n g feststellen an dem systematisch untersuchten Gräberfeld bei der Godlinzer Dorfwarf. Dort sind die liegenden, d. h. die älteren Bestattungen nord-südlich, die hangenden jüngeren dagegen ost-westlich orientierte Skelettgräber. Dazwischen liegen die Urnenbestattungen der angelsächsischen Einwanderer. Die vergleichbare, nachträglich untersuchte Nekropole auf der Geest bei Wijster aus derselben Zeit bestätigt und erweitert die bei Godlinze gewonnenen Resultate. Sie zeigt in horizontaler Richtung dieselbe Reihenfolge wie die Godlinzer in senkrechter. In beiden Fällen ließ sich nämlich feststellen, daß die ältesten Gräber nordsüdlich orientierte Skelettgräber waren. Dann traten nebenbei die erwähntenUrnen auf, und schließlich folgten ostwestlich gerichtete, die ersten christlichen Einflüsse zeigende Skelettgräber. So wird es allem Anschein nach auch in Ezinge gewesen sein. Aber dort haben wir zugleich die Ansiedlung der Einwanderer zwischen der alteinheimischen Bevölkerung kennen gelernt. Überblicken wir zuletzt die Ergebnisse der Warfenforschung in den letzten Jahren, so ergibt sich Folgendes: 1. Wir haben die geologische Facies des Warfengebietes besser verstehen gelernt. Das Meer h a t die älteren Küstenbewohner aufgesucht und bedrängt und schließlich zum W a r f b a u , viel später zum Deichbau gezwungen. Die Warfsohlen weisen auf positive Niveauschwankungen, d. h . entweder auf eine Bodensenkung oder auf eine Meereshebung, hin. Allein die Masse sind über die ganze historische Zeit nicht so groß und beunruhigend, -wie man wohl annimmt. Die Grenzwerte erreichen m. E . nämlich in den letzten zwei Jahrtausenden höchstens einen Mittelwert von 2 m, d. h . 10 cm im J a h r h u n d e r t . 2. Wir wissen mehr über den Bau der W a r f e n : Kernhügel-, Etagen- u n d Schalenbau, vielleicht stellenweise sogar Pfahl- oder Tribunalbau, sowie über die zeitliche Entwicklung der verschiedenen Schichten. Auch den Typus der bei den Friesen im allgemeinen zweiräumigen, bei den Sachsen ungeteilten Wohnungen und Ställe, Wand-, bzw. Kübel- und Dachhäuser, anfangs ohne, später mit Lehmbewurf, haben wir einigermaßen kennen gelernt. 22

Archäologisches I n s t i t u t , H u n d e r t j a h r f e i e r

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Wir sind ferner besser als früher unterrichtet über die Totenbestattung, bzw. über die Friedhöfe mit Beerdigung bei den Friesen, mit Verbrennung bei den Sachsen. Es sei jedoch betont, daß wir der Yergleichsobjekte aus den deutschen Warfen dringendst bedürfen. 3. Immer klarer wird es, daß der westliche Teil der heutigen Provinz Friesland in der Warfenzeit und auch später noch eine führende Rolle spielt. Es liegen dort zudem ältere Verbindungen mit der Rheingegend sowie auch mit den Galliern vor, und einige dort aufgefundene menschliche Rundschädel könnten dies vielleicht auch anthropologisch bestätigen. Wir denken dabei an die Rückwirkung der Raubzüge und die erste Besitzergreifung der normannischen Küste, des später bezeugten Litus Saxonicum, durch Chauken und Friesen. 4. Die Schichtung der Streufunde ist stratigraphisch jetzt besser gesichert. Kulturelle, zum Teil auch politische Beziehungen treten klarer hervor, wie die Wechselwirkung zwischen den niederländischen, hauptsächlich friesischen, bataviscben, aber auch chaukischen Warfbauern und anderen Völkern, bzw. Stämmen, besonders Römern, Angeln, Sachsen und Franken. Andererseits lassen diese Ergebnisse immer deutlicher erkennen, wie notwendig es ist, daß auch die norddeutschen Warfen, die zwischen Ems und Elbe auf der einen, die zwischen Elbe und Eider auf der anderen Seite, endlich einmal aufgeschlossen werden. Ist es mir am Ende gelungen, Ihnen zu zeigen, daß die verschiedenen Ergebnisse nach und nach ein immer geschlosseneres Material für ein typisches Kapitel der Germanengeschichte zu geben imstande sind, so wäre es mir eine besondere Genugtuung, Sie für meine Überzeugung gewonnen zu haben, daß die Weiterführung der Warfenforschung am meisten verspricht, wenn sie hüben und drüben im engsten gegenseitigen Einvernehmen erfolgt. PROFESSOR GRAF BÉGOUEN, TOULOUSE: LES FOUILLES DE SAINT BERTRAND DE COMMINGES. Cte. Bégouen, professeur à l'Université de Toulouse, parle des fouilles entreprises par la Société archéologique du Midi dont il était le directeur, à St. Bertrand de Comminges (Hte. Garonne) autrefois Lugdu-

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num Convenarum, où mourut Hérode exilé. Avant la guerre Mr. Dieulafoy avait commencé le déblaiement d'une basilique chrétienne du début du IV e siècle, par conséquent le plus ancien monument religieux de la Gaule. Depuis les fouilles ont été reprises, toute la basilique avec ses sarcophages a été dégagée. On a trouvé les murs de nombreux établissements et de maisons et des fragments de statues qui avaient été brisées lors de la destruction de la ville par les Burgundes en 989. On remarque surtout une très belle statue de jeune fille (grandeur naturelle) et celle d'un jeune éphèbe lui faisant pendant. Un corps de captif enchainé à genoux (la tête manque), un torse d'empereur cuirassé plus grand que nature et divers autres fragments devaient faire partie d'un trophée impérial du règne de Trajan ou d'Hadrien. PROFESSOR HAAKON SHETELIG, BERGEN: DIE AUSGRABUNG DES OSEBERGSCHIFFES UND SEINE HOLZSCHNITZEREIEN. Die Ausgrabung des Osebergschiffes im Jahre 1904 bot Professor G. Gustafson, dem damaligen Leiter des Universitätsmuseums zu Oslo, eine sehr eigentümliche Aufgabe. Die Anlage stimmte zwar im allgemeinen mit den übrigen schon bekannten Schiffgräbern überein. Das Schiff war in nord-südlicher Richtung aufgestellt, in seiner Mitte war eine Grabkammer errichtet, und das Ganze war mit einem großen Grabhügel bedeckt. Dazu fanden sich auch Spuren einer Beraubung in früherer Zeit, bei der gewiß die wertvollsten Beigaben aus dem Grabe genommen worden waren. Das Schiff selbst aber war unberührt, mit zahllosen Gegenständen vollständig beladen und mit großen Steinblöcken bedeckt und umgeben. Prachtvolle zerbrechliche Schnitzereien fanden sich zwischen scharfkantige Steine gezwängt. Der Lehmboden hatte im Laufe der Zeiten dem riesigen Druckc des Grabhügels nachgegeben, wodurch das Schiff mit seinem Inhalt in den Grund hineingepreßt wurde. Die Verhältnisse waren insofern sehr günstig, als die Gegenstände nicht in fester Erde eingeschlossen waren. Nachdem die Steine gehoben waren, trat der ganze Inhalt des Grabes wieder klar zu Tage. Diesem Umstände verdanken wir es, daß es möglich war, selbst die feinsten Schnitzereien im äußerlich aufgeweichten Holze zu retten.

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Fast täglich während der Ausgrabung erschienen dann die unerhörten Überraschungen: die reichverzierten Betten und Schlitten, der große Wagen, die bildergeschmückten Gewebe, die Reihe von fünf wunderbaren Tierkopfpfosten, die schönsten Beispiele der altnordischen Kunst, die wir bis jetzt kennen. Alles dies erforderte ganz neue Maßregeln bei der Ausgrabung und Hebung. Es sei hier gestattet, in Dankbarkeit an Professor G. Gustafson zu erinnern. I h m allein verdanken wir, daß wir die Schätze von Oseberg tadellos ausgegraben und konserviert besitzen. Die gefundenen Skeletteile gehörten zwei Frauen. Es handelt sich ohne Frage u m eine hochgestellte Frau und um eine Dienerin, die sie im Tode begleitete. Das Grab ist um die Mitte des P.Jahrhunderts angelegt, und Professor A.W. Bregger h a t es gewagt, in der F r a u von Oseberg die Königin Asa, die Großmutter Harald Haarfagris, zu erkennen. Sie war eine der Persönlichkeiten, die am besten den Geist jener Zeiten verwirklichten, und noch in späten sagenhaften Erzählungen beschäftigte sie das Volk. Asa ist die junge Königin, die, u m sich f ü r den Tod ihres Vaters zu rächen, ihren eigenen Gemahl ermorden ließ und später für ihren Sohn Halfdan Svarti die Thronfolge durchsetzte. Seine größte Bedeutung h a t das Grab von Oseberg durch seine Holzschnitzereien, eine K u n s t a r t , von deren Bestehen in jener Zeit früher fast gar nichts bekannt war. Die Zierformen finden zwanglos ihren Platz in der nordischen Stilgeschichte. Einige der Arbeiten zeigen Formen, die wir nach Salin den dritten nordischen Stil nennen, und gehören dem Ende des 8. Jahrhunderts an. Dann folgt die auffallende Neubildung des Stiles um 800, die Sophus Müller richtig erfaßt und durch Einflüsse von karolingischen Löwenbildern erklärt h a t , und endlich die erste Entfaltung des älteren Wikingerstiles u m die Mitte des 9. Jahrhunderts. Die Arbeiten von Oseberg gehören demnach in erster Reihe dem norwegischen und nordischen Kunstkreise an, und dieser wieder war organisch mit der gleichzeitigen Geschichte und Kultur von Mittel- und Westeuropa verbunden. Das ist die von den nordischen Archäologen allgemein angenommene Auffassung. I n den letzten Jahren dagegen haben hervorragende Forscher wie Rostovtzeff, Strzygowski und andere die Behauptung aufgestellt, 340

die Kunst vonOseberg sei durch und durch orientalischen Gepräges, wie überhaupt die ganze altnordische Tierornamentik als ein Zweig des großen osteuropäisch-orientalischen Kunstkreises zu beurteilen sei. Die nordischen Archäologen sind im allgemeinen von diesen Ausführungen nicht überzeugt. Der Beweis, den wir erwarten, ist noch nicht erbracht. Es müssen nicht nur beliebige verwandte Formen zusammengestellt, sondern es muß auch gezeigt werden, wo und zu welcher Zeit die Berührung wirklich stattfinden konnte. Montelius h a t ausdrücklich hervorgehoben, daß erst gegen Ende des 9. Jahrhunderts die arabischen Münzen ihren Weg nach Schweden fanden, was Arne durch spätere Untersuchungen bestätigte. Dagegen wissen wir, daß gegen Ende des 8. Jahrhunderts die ersten Wikingerflotten in England und Irland, in Flandern und Frankreich eintreffen, und während der folgenden Jahrzehnte ist ganz Westeuropa diesen Piraten ausgesetzt. Bei ihren Raubzügen mußten die Wikinger mit fremden Kunstarbeiten in Berührung kommen, die sehr wahrscheinlich zu Neubildungen im nordischen Stile Anlaß gegeben haben. Eben das Neue und Fremdartige, das in dieser Form dem nordischen Künstler nicht erreichbar war, mußte ihn zu neuem Schaffen in der eigenen Formensprache anregen. In derselben Weise sehen wir, daß Eindrücke von den europäischen Stilformen des 17. und 18. Jahrhunderts in der nordischen Volkskunst erstaunlich lebensfrische und selbständige Neuerungen hervorgerufen haben. So wirkten auch die byzantinischen und karolingischen Formen auf die nordische Stilentwickelung des 9. Jahrhunderts.

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SEKTION 4. ASIEN UND AFRIKA Hörsaal des Völkerkundemuseums. Deutsche Vorsitzende: Direktor Andrae, Berlin. Professor Junker, Wien. 1. SITZUNG Montag, 22. April 1929, nachmittags 4 Uhr bis 6 Uhr. Ehrenvorsitzender: Dr. H. R. Hall, London. PROFESSOR OSCAR REUTHER, DRESDEN: DIE AUSGRARUNGEN IN KTESIPHON. Die seit 1927 von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft zusammen mit der Deutschen Orientgesellschaft geplanten Ausgrabungen in Seleukeia und Ktesiphon sollten Aufschlüsse bringen über den Hellenismus des Ostens und die Kultur des Sassanidenreiches und so eine Lücke ausfüllen, die die deutsche Forschung auf archäologischem Gebiet im Irak bisher gelassen hatte, nachdem sie in den beiden ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts im Wettbewerb mit anderen Völkern sich mit dem alten Babylonien in mehreren Ausgrabungen befaßt hatte und in Samarra dem Problem der Kultur und Kunst der frühislamischen Zeit näher getreten war. Die Expedition, die im Oktober 1928 im Irak eintraf, mußte nach der Ankunft auf ihrem Arbeitsfeld erkennen, daß sie die ihr gestellte Aufgabe nur zur Hälfte werde erfüllen können. Gelände- und Ruinenbeobachtung führten sehr bald zu dem Ergebnis, daß die auf dem Westufer des Tigris gelegene, vom Halboval eines Mauerzuges umgrenzte Stadtanlage, die bisher als Seleukeia gegolten hatte, zu Ktesiphon gehört, das heute vom verlegten Bett des Tigris durchschnitten wird, während die ältere Nachbarstadt weiter westlich jenseits des in einer breiten Senke erkennbar gebliebenen ehemaligen Tigrislaufes in den Ruinenhügeln um den Teil Umeir zu suchen ist. Dieses Gebiet war aber von der Regierung des Irak bereits 1927 der Michigan University als Grabungsstelle überwiesen worden, deren Expedition dort das alte Opis suchte. Die deutsche Expedition sah sich also auf Ktesiphon beschränkt. 342

Das Hauptobjekt der Ausgrabung mußte der auf dem Ostufer des Tigris bei dem Dorfe Selman Pak gelegene Palast der Sassanidenherrscher sein, dessen Mittelstück mit der überwölbten Thronhalle und der Südhälfte der Fassade als gewaltige Ruine und Wahrzeichen der Landschaft noch aufrecht steht. Die wegen des gefährdeten Zustandes dieser noch über Tag stehenden Gebäudeteile sehr vorsichtig durchgeführte Grabimg ergab durch Verfolgen der in abassidischer Zeit ausgeraubten Fundamentgräben das Wesentliche vom Grundriß des Hauptbaues des Palastes, der beiderseits der Thronhalle große und von ihr durch isolierende Raumgruppen getrennte Säle besaß und in der Achse hinter ihr einen ebenfalls mit einer Tonne überwölbt zu denkenden riesigen Saal von gleicher Breite. Gegenüber diesem vielleicht zu einem geschlossenen rechteckigen Baukörper zu ergänzenden Hauptteil des Palastes ließ sich auf der Ostseite des großen Hofes ein in seiner Frontausbildung entsprechender Bau feststellen, von dem es noch nicht feststeht, ob es sich um einen der Thronhalle im Wesen gleichen Iwan oder um eine monumentale Toranlage handelt, was die Geländegestaltung anzudeuten scheint. Südlich des Palastes und mit diesem in gleicher Flucht gelegen wurde ein Gebäude gefunden, das ursprünglich im wesentlichen alsein langrechteckiger, auf drei Seiten von Stützmauern und nach innen abfallenden Böschungen umschlossener Hof von rund 200 m Länge und 50 m Breite bestanden haben muß, möglicherweise eine Anlage für höfische Schaujagden oder das von den Neupersern gepflegte Polospiel. In einer jüngeren Periode ist dieser Hof durch eine quer durchgelegte Stützmauer geteilt worden. Der südliche Teil wurde später zu einer Terrasse aufgeschüttet und trug einen gesonderten, heute völlig zerstörten Palastteil. Das mit vielfarbigen Marmorverkleidungen und Glasmosaiken ausgestattete Gebäude verkleideten außen Stuckreliefs, von denen ornamentale Stücke — und zwar große Palmettenrosetten — und figurale, zu einem Jagdfries gehörige Teile gefunden wurden. Auf dem Westufer des Tigris schien der große in der Mitte des Stadtmauerovals gelegene, heute Dscha'aret el baruda (Pulvermühlenhügel) genannte Ruinenkomplex am meisten zu versprechen. Suchgräben ergaben indessen, daß die sassanidischen Schichten hier sehr tief unter mehreren islamischen Bebauungs343

schichten liegen. Greifbarere Ergebnisse brachte die Ausgrabung der unweit südlich gelegenen, durch anstehendes Mauerwerk gekennzeichneten kleinen Ruine Qasr bint el qadi (Schloß der Richtertochter). Sie stellte sich als ein monumentaler Backsteinbau heraus, und zwar als tonnenüberwölbte christliche Kirche. Im Mittelraum des dreiteiligen und apsidenlos, also flach geschlossenen Chores fand sich neben Resten farbig behandelter ornamentalerAusstattung die ebenfalls bemalte Hochrelieffigur eines mit antikisierendem Gewand bekleideten Mannes aus Stuck, offenbar des Heiligen, dem die Kirche geweiht war.Die Kirche, die mit einem südlich anstoßenden Kloster in Verbindung stand, hatte, wie der Grabungsbefund ergab, eine anders gestalteteVorgängerin, deren Tonne von Rundpfeilern anstelle der späteren Rechteckpfeiler getragen wurde oder getragen werden sollte, da verschiedene Umstände darauf hindeuten, daß dieser erste Bau unvollendet lag, als der zweite mit vergrößerter Schiffbreite daraufgesetzt wurde. Unbedingt sichere Anhaltspunkte für die Datierung der Kirche sind nicht gefunden worden. Der Stil der Heiligenfigur weist in der Gewandbehandlung Ähnlichkeiten mit den Victorien der Bogenzwickel von Taq-i bustan auf, wodurch — Gleichzeitigkeit von Bau und Ausstattung vorausgesetzt — etwa die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts als Entstehungszeit der jüngeren Kirche gegeben wäre. In islamischer Zeit ist die Kirche mit veränderter Zweckbestimmung umgebaut worden. Eine eingebaute Heizanlage läßt vermuten, daß sie nunmehr als Bad diente. Im Südteil des vom Stadtmauerring umschlossenen Gebietes veranlaßten Oberflächenfunde an parthischer Keramik, im besonderen an Bruchstücken parthischer glasierter Tonsarkophage, zur Untersuchung einer gegen die Nachbarschaft deutlich abgehobenen Ruinenhügelgruppe. Es wurden hier zwei der auch aus anderen irakischen Ruinen und aus Assur als parthisch bekannt gewordenen tonnengewölbten Grüfte aufgedeckt. Sie gehören offenbar zu einer größeren parthischen Nekropole, die in sassanidischer Zeit unbebaut liegen geblieben sein muß. Ein Anhalt für die Lage des parthischen Ktesiphon ist damit gewonnen. Die in ihrem Nordteil am westlichen Tigrisufer noch mächtig aufragende Stadtmauerruine galt bisher als die von Seleukeia. Die Ausgrabung schälte aus dem Ruinen wall eine 10 m starke 344

Lehmziegelmauer heraus, die wie die sassanidische Stadtmauer von Dastagerd am Diala gewaltige, im Halbkreis begrenzte Türme von 10 m Durchmesser und gleichgroßem Vorsprang besaß. Die Länge der Kurtine ergab sich mit 38 m. Nach der Feldseite legt sich vor die Mauer eine steile mit Lehmziegeln abgeglichene Böschung. Rundtürme von etwas kleinerem Durchmesser, die in kürzeren Kurtinenabständen stehen, wurden dann auch bei dem auf dem Ostufer des Tigris noch anstehenden Stadtmauerteil festgestellt. Schließlich schürfte die Expedition, die ihren Auftrag im Sinne einer möglichst umfassenden Voruntersuchung auffaßte und deshalb möglichst viele Objekte in Angriff nahm, auch an einigen außerhalb des engeren Stadtgebietes liegenden Ruinen. Sie stellte fest, daß der von den Umwohnern heute als Bustan el Kisra (Garten des Chosroes) bezeichnete Wall südöstlich von Ktesiphon ein starkes Festungswerk war, eine mit dichtgestellten Rechteck türmen bewehrte Mauer. Der hier zur Zeit nach Nordosten umbiegende Tigris hat von der Gesamtanlage nur zwei Mauerschenkel stehen lassen. Ergänzt man diese unter Annahme von Achsentoren, so führt das zu einem Mauerquadrat von mindestens 1400 m Seitenlänge, in dem vielleicht die von Chosroes I angelegte und mit den weggeführten Antiochenern besiedelte Stadt Weh Antiokh zu suchen ist. Zwei Ruinenhügel, östlich und nördlich von Ktesiphon an alten Kanalzügen gelegen, ergaben bei oberflächlicher Schürfung reiche Funde an ornamentalen Stuckverkleidungen spätsassanidischer Zeit, die eine künftige Ausgrabung lohnend erscheinen lassen. Offenbar liegen hier wie an anderen Stellen im Weichbild der Stadt kleinere Lust- und Gartenschlösser, deren Erhaltungszustand besser zu sein scheint als der der großen Palastbauten, da sie im Unterschied zu jenen aus Lehmziegeln bestehen, die nicht zu Raubgrabungen reizten. Mit weiteren Funden an kunstgeschichtlich sehr belangreicher Stuckornamentik und Keramik 6ind an diesen Stellen Aufschlüsse über den sassanidischen Wohnbau zu erwarten. Zu einem Ergebnis in dieser Richtung führte eine gegen Schluß der Kampagne im unmittelbaren Bereich des Dorfes Selman Pak durchgeführte kleinere Ausgrabung. Die Veranlassung gaben 345

zahlreiche Funde an Stuckornamenten frühislamischer Zeit, die bei neuerdings wieder aufgenommenen Raubgrabungen gemacht worden waren. Es wurde ein Wohnhaus ausgegraben, an dessen Wänden vereinzelt noch die Stuckpaneele saßen. Eine große Menge von Bruchstücken der schmückenden Wandverkleidung aus geschnittenem Stuck, und zwar in einer überraschenden Vielheit der Motive, fand sich in Sturzlage auf dem Ziegelpflaster der Räume und des Hofes des Hauses und im Verfallschutt zusammen mit Glasware, Keramik und anderen Dingen des Kunstgewerbes, durch die das Haus in das 9. Jahrhundert datiert wird. Es gehört zu einer frühislamischen Stadt, auf deren Ruinen das heutige Dorf Selman P a k steht, einer der unter der zusammenfassenden Bezeichnung al Mada'in von den arabischen Geographen verstandenen Nachfolgestädte der alten Städtezweiheit Seleukeia—Ktesiphon. Als Ergebnisse kann, um noch einmal zusammenzufassen, die erste Grabungskampagne in Ktesiphon buchen: die sehr bedeutsame topographische Erkenntnis der wirklichen Lage der beiden Städte Seleukeia und Ktesiphon; zum zweiten eine wesentliche Bereicherung unseres Wissens über den sassanidischen Palastbau und ganz neue Aufschlüsse über die christlich-kirchliche Baukunst und Plastik der Sassanidenzeit; ferner eine Erweiterung unserer Kenntnis vom Wehrbau, einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Keramik und nicht zuletzt über die Entwicklung des Bauschmuckes aus geformtem und geschnittenem Stuck und der an diese Techniken gebundenen Ornamentik bis in die islamische Zeit hinein. Die Hoffnung, daß in Ktesiphon die Bindeglieder zur islamischen Kunst zu finden sein müßten, h a t sich nach dieser Seite hin ganz besonders erfüllt. PROFESSOR ERNST KÜHNEL, BERLIN: DER STUCKDEKOR VON KTESIPHON. Als eines der wichtigsten Ergebnisse der Ausgrabung von Ktesiphon darf schon jetzt, nach der ersten Kampagne, der in erheblichen Mengen und an den verschiedensten Stellen des Stadtgebiets aufgefundene Stuckdekor angesehen werden. Bei der ausschließlichen Verwendung des Ziegelbaues lag seine Bevorzugung als Ziertechnik nahe, aber man konnte nicht erwarten, ihn in einer so reichen und geschlossenen Entwicklung

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anzutreffen. Sie reicht vom 6. bis 9. Jahrhundert und scheint bestimmt, alle noch klaffenden Lücken in unserer Kenntnis von der letzten Blüte der sassanidischen und der ersten Entfaltung der islamischen Ornamentik auszufüllen. Der Übergang vollzog sich so allmählich, daß wir bei einigen Funden zweifeln müßten, ob sie der einen oder der anderen Kunstperiode zugehören, wenn sie nicht durch besondere Umstände genauer zu datieren wären, und die entscheidende Bedeutung Ktesiphons für beide Stilrichtungen wird so in ein neues Licht gerückt. Die vorerst spärlichen Reste figürlicher monumentaler Reliefs vom Palast bedürfen noch der Ergänzung durch weitereGrabungen. Es hat sich offenbar um Friese königlicher Jagdszenen gehandelt, wie wir sie etwa von den Felsbildern von Täq-i-Bostän her kennen und wie sie nachweislich auch in Stuck im eigentlichen Persien vorkamen. Sie standen in dekorativem Zusammenhang mit den am ehesten als Balustradenschmuck zu deutenden, doppelseitigen großen Rosetten, die alle ein und dasselbe Palmettenmuster mit füllendem Herzornament und rahmendem Astragal aufweisen, und zierten mit ihnen den vermutungsweise so genannten „Paradeisos", dessen eigentliche Bestimmung erst spätere Untersuchungen erweisen werden. Sehr eigenartig ist in der letzten Phase der Sassanidenzeit das Vorkommen von quadratischen Stuckfliesen mit geschlossenem Muster, das durch Aneinanderreihung die Bedeutung eines textilen Rapports bekam, von einem Halbpalmettenfries abgeschlossen und von heraldisch stilisierten Flügelpalmetten mit Pehlewi-Devise bekrönt. Dieses Muster wurde in einem weitab vom Palast gelegenen Schutthügel festgestellt. An einer anderen Stelle, die wie diese vielleicht als Rest eines Lustschlosses vom Ende der Sassanidenzeit anzusehen ist, fanden sich ähnliche heraldische Stuckplatten, die aber über einem stark plastischen Wulstfries mit Kerbschnitt saßen und außer mit anderen ornamentalen Motiven auch mit Darstellungen sehr naturalistisch gezeichneter Tiere in dekorativer Verbindung standen. Die Ausführung dieses in verhältnismäßig kleinem Maßstab gehaltenen Wandschmucks ist besonders sorgfältig und von feinem künstlerischen Empfinden geleitet. 347

Außerordentlich wichtig waren die Stuckfunde in einem frühislamischen Hause, das durch die gleichzeitig zutage gekommenen Mengen von sogenannter Samarra-Keramik zeitlich näher bestimmt wird. Ein so großer Reichtum an Ornamenten ist in so engem Räume wohl selten festgestellt worden. I n den einzelnen Gemächern waren nicht nur die Sockel, sondern auch die oberen Wände und die Türlaibungen mit wechselnden Stuckmustern geschmückt, die durch ihren plastisch kräftigen Schnitt dieselbe Tiefendunkelwirkung erreichen, wie sie etwa die Fassade von Mschatta bietet. An diese wird man auch durch einige der zum Teil ganz naturalistischen Motive erinnert — darunter besonders üppige Traubenmuster — während andere unverkennbar zu der ältesten Phase des Samarradekors überleiten. Jedenfalls ist hier die omayadische Tradition noch gewahrt, und man darf annehmen, daß dieser erfindungsreiche und elegante Zierstil gegen 800, d. h. zur Zeit des Khalifen H a r u n er-Raschid, in Geltung war. Allem Anschein nach war damals das alte Ktesiphon noch eine blühende Stadt. Die Ausdehnung des frühislamischen Ruinengebiets ist erheblich, und hoffentlich gelingt es, die Reste alter Wohnkultur in größerem Umfange zu bergen, ehe sie durch Raubgrabungen der Ortsbevölkerung weiter zerstört werden. Die hier entdeckten mannigfachen und in den verschiedensten Maßstäben von der monumentalen Bau Verkleidung bis zum minutiösen Zierdetail gehaltenen Gipsdekorationen versprechen uns einen gleichwertigen Ersatz für das, was in dieser Hinsicht aus der ersten großen Blütezeit Bagdads unwiederbringlich verloren ging. DR. H. R. HALL, LONDON: DIE AUSGRABUNGEN IN UR 1918—1929. Die Ausgrabungen in Ur wurden zuerst durch das Britische Museum allein, später zusammen mit dem Museum of the University of Pennsylvania in Philadelphia ausgeführt. Die Beziehung des Britischen Museums zu Ur begann schon vor 70 Jahren, zur Zeit des Krimkrieges. Damals, 1853—1855, h a t der Konsul in Basrah, J E . Taylor, Ausgrabungen in Teil el-Muqayyar begonnen, der Ruinenstätte des alten Ur Kasdim, des „ U r der Chaldäer". E r h a t auch in Teil Abu Shahrain gegraben, der Stätte des alten Eridu, 20 k m südlich von el-Muqayyar in der Wüste. Wenn man die Verhältnisse seiner Zeit in Betracht 348

zieht, kann man sagen, daß Taylor ziemlich viel geleistet hat. Zu Muqayyar hat er die Gründungszylinder von Nabonid in den Ecken der Zikurrat entdeckt und bei Shahrain die ersten Reste des prähistorischen Babylonien gefunden, allerdings ohne sie zu erkennen. In England selbst hatte man 1855 noch kaum eine Idee von der Wichtigkeit von Feuersteinsplittern oder gar einen Begriff von der vorhistorischen Steinzeit. Dergleichen hatte man auch im Irak nie erwartet. Was man damals von Babylonien verlangte, waren kolossale Stiere mit menschlichen Köpfen, unendliche Inschriften in der so bezaubernden Keilschrift usw., keine Feuersteinsplitter. Also hörte die Arbeit Taylors fast unbeachtet auf, und man hat in der Gegend von Ur nicht wieder gegraben, bis mein Kollege Campbell Thompson im Jahre 1918 dorthin ging, um Taylors Arbeiten wiederaufzunehmen. Nach einer kurzen Rekognoszierung von Ur, die nur eine Woche dauerte, beschloß aber Thompson, dort zunächst nicht zu graben. Für seine damaligen Mittel wäre Ur eine allzu große Aufgabe gewesen. E r hielt es für ratsamer, sich nach Shahrain zu wenden, wo er tatsächlich eine fruchtbare Ausgrabung gemacht hat, deren Resultate bereits in der Archaeologia (60, 1920) veröffentlicht sind. Zum ersten Male hat Thompson in Shahrain die Existenz einer babylonischen Vorzeit erwiesen. Doch war er selbst überzeugt, daß diese Vorzeit eine elamitische war. Die bemalte Keramik usw. betrachtete er als elamitisch. Ich sehe indessen keine Notwendigkeit für diese Annahme. Für mich sind sämtliche Reste der prähistorischen Zeit dort nur frühsumerisch, Zu Beginn der geschichtlichen Periode hat die Keramik sich verändert, die bemalte Verzierung wurde aufgegeben, und man fing an die einfarbigen Töpfe des historischen Babylonien herzustellen. Zum Schluß seiner Arbeit von 1918 war Thompson auf Urlaub nach Hause gegangen, und an seiner Stelle sowie als Ersatz für meinen leider sehr bald darauf verstorbenen Kollegen King wurde ich nach dem Irak geschickt, wo ich nach einigen Parerga in Bagdad und Babylon die förmlichen Ausgrabungen in Ur zum ersten Male seit 1856 im Februar 1919 eröffnet habe. Es fehlt hier die Zeit, alle Resultate meiner dreimonatlichen Ur-Kampagne oder die meines viel kürzeren Aufenthaltes in Shahrain zu schildern.

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Ich kann nur meine wichtigsten Funde nennen, die in Teil al-Ubaid oder Teil al-Ma'abed gemacht wurden, einer Filiale sozusagen von Ur, die in einer Entfernung von etwa 6 oder 7 k m westlich von der Zikurrat Muqayyars liegt. Woolley und ich haben bereits unsere dort gemachten Funde in unserem Buch Al-Ubaid beschrieben. Ich war übrigens 1919 allein da, Woolley k a m erst 1923. Jeder von uns h a t eine Hälfte des Tempels der Göttin Ninkhursag freigelegt; jeder h a t auch etwa eine Hälfte der dort liegenden Altertümer entdeckt. Mein bester F u n d war die große kupferne Reliefgruppe des Imdugud, des Vogels Ningirsus, der zwei Hirsche an den Schwänzen packt, in der wohlbekannten Weise wie auf der Geicrstele im Louvre u n d verschiedenen anderen Denkmälern der älteren Zeit. Diese Gruppe h a t aber ihre Eigentümlichkeiten als Kunstwerk ihrer Zeit. Besonders zu bemerken ist die Art, wie das Geweih der Hirsche ganz frei vor dem übrigen Hochrelief hervorragt und sich über den Rahmen hinausschiebt. Die Gruppe ist eines der vortrefflichsten größeren Kunstwerke der Sumerer, die uns bisher bekannt sind, und nimmt würdig ihren heutigen Platz im Britischen Museum ein. Unter den anderen F u n d e n von 1919 in Al-Ubaid erwähne ich noch die mit Bitumen gefüllten Löwenköpfe aus Kupfer, deren weit offene Augen aus rotem Jaspis, weißer Muschelschale und grünem Steatit gefertigt sind und die wie zufriedene Katzen aus dem Munde ihre auch aus rotem Jaspis gebildete Zunge herausstrecken. Diese lebensgroßen Köpfe gehörten einigen türschützenden Tieren an, deren Körper jetzt bis auf wenige Teile verschwunden sind. Kleine Stiere aus Kupfer, Bitumen und Holz waren auch dabei. I h r hölzerner Kern ist jetzt meist in gelblichen Ton aufgelöst. Die Schale aus gehämmertem Kupfer war einst mit langen Nägeln an dem Holzkern befestigt. Bei den größeren Köpfen war die Herstellung sicher genau dieselbe wie bei den Körpern. Wir haben jedoch noch kleinere liegende Stiere gefunden, deren Köpfe offenbar aus massivem Kupfer gegossen waren, eine stattliche technische Leistung. Ich habe auch manche prähistorischen Reste entdeckt, aber nichts von dem Interesse und der Wichtigkeit der beschriebenen Gegenstände, die sich j e t z t alle im Britischen Museum befinden.

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Diese Ausgrabungen weiter zu verfolgen war bis zum Jahre 1922 nicht möglich. Ich war durch andere Pflichten und Arbeiten im Museum in Anspruch genommen. Also m u ß t e Herr Woolley, der bereits in Nubien mit Randall Maclver und mit Hogarth in Carchemisch (dort f ü r das Britische Museum) gearbeitet hatte, die Leitung der Ausgrabungen übernehmen, mit Hilfe eines Zuschusses vom University-Museum in Philadelphia. Diese Zusammenarbeit dauert noch heute, und die zwei Museen bringen je die Hälfte des nötigen Geldes auf. Die entdeckten Altertümer sind zwischen diesen beiden Museen und dem in Bagdad, das natürlich den Löwenanteil nimmt, nach dem Gesetz des Irak verteilt worden. Woolley h a t jetzt viele Jahre in Ur und Al-Ubaid gearbeitet.Seine größten Entdeckungen machte er in Al-Ubaid 1923 bis 1924 und in Ur 1928 bis 1929. I n Al-Ubaid h a t er, meinen Spuren folgend, noch mehr Stiere usw. aus Kupfer gefunden, darunter zwei von hervorragender Ausführung, von denen jetzt der eine in London, der andere in Philadelphia ist. I n Bagdad geblieben ist das merkwürdige Relief mit der Darstellung von Herdentieren, in Kalkstein auf einer schwarzen asphaltartigen Unterlage und mit kupfernem Rande ausgeführt, und andere ähnliche Reliefs, bei denen Muschelschale statt des Kalksteins verwendet ist. Dieses sind Hauptstücke der sumerischen Kunst. Endlich h a t Woolley in Ur die Reihe der sogenannten Königsgräber mit ihren unglaublichen Schätzen aus Gold, Silber, Elektron, Lapislázuli usw. entdeckt, die mit der erstaunlichsten Kunstfertigkeit gearbeitet und mit dem begrabenen Fürsten oder der Fürstin beigesetzt worden sind. Es ist hier unmöglich alles zu beschreiben. Ich kann nur die goldenen Becher und Trinkgefäße, die Dolche aus Gold und Lapislázuli, den goldenen Perückenhelm des Meskalamshar und die Kopfbedeckung der Shub-ad sowie die Harfe mit ihren eingelegten Verzierungen aus Muschelschale erwähnen. Nur der historische Wert der sogenannten „ S t a n d a r t e " , eines Mosaiks aus Lapislázuli und Muschelschale auf einem hölzernen Brett, das Leben eines Fürsten in Krieg und Frieden schildernd, soll noch hervorgehoben werden. Auch die reizende Figur eines kleinen Affen aus Gold, n u r 2 cm hoch, die als Kopf einer kupfernen Haarnadel gedient h a t , ist noch zu nennen. Ich kann n u r sagen: wenn Sie das kleine Maultier aus Elektron, das

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auf dem silbernen Zügelring des Wagens der Shub-ad steht, mit seinem lebendigen Maul und seinen zänkisch-kecken Ohren gesehen haben, so werden Sie mir zugeben, daß wir hier vor einem Glanzstücke der antiken Kunst überhaupt stehen. Ich freue mich, daß die „Standarte" und der Zügelring mit dem Maultier im Britischen Museum bleiben werden. Nach diesen Stücken wäre es nur eine Antiklimax, mehr zu sagen. Ich will aber noch bemerken, daß Herr Woolley diesen Erfolg nur nach sieben Jahren langer, harter Arbeit erreicht hat. Solche Resultate sind nur so zu gewinnen. Man braucht Geduld, man muß arbeiten ohne Hast, ohne Rast, bis — inschallah! — das große Glück kommt. Ich würde also den deutschen Archäologen und dem interessierten deutschen Publikum raten, sich bei den jetzt wieder aufgenommenen deutschen Ausgrabungen in Warka nicht im mindesten von ihrem Ziele ablenken zu lassen, wenn auch große Erfolge nicht sofort vorhanden sind. Sie werden später kommen; und wenn ich das als Fremder sagen darf, so muß es hier in Berlin viele wohlhabende Leute geben, denen man dringend raten kann ihre Beiträge zu den Kosten der Warka-Ausgrabungen zu geben, in der wohlbegründeten Hoffnung, vielleicht einmal ebenso wundervolle Schätze der altsumerischen Kunst nach Berlin zu bringen, wie sie jetzt in London und Philadelphia stehen. Also habe ich die Ehre meine Zuhörer herzlich zu bitten, den deutschen Ausgrabungen in Babylonien ihre Unterstützung angedeihen zu lassen. DR. J U L I U S JORDAN, B E R L I N : DIE DEUTSCHEN AUSGRABUNGEN IN WARKA VOM NOVEMBER 1928 B I S MÄRZ 1929. I m Auftrag der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft ist während des vergangenen Winters in Warka, dem sumerischen Uruk, in Südmesopotamien ausgegraben worden. Damit haben wir Deutschen die archäologische Arbeit an den Ruinenstätten Sinears, die während des Krieges und später unterbrochen bleiben mußte, wieder aufgenommen. Nach Koldeweys Weggang von Babylon im Frühjahr 1917 war nur eine kurze Pause in den Ausgrabungen in Babylonien eingetreten. Schon in der letzten Kriegszeit machte Campbell Thompson vom Britischen Museum Schürfungen in Ur. 1919 grub Dr. Hall im Auftrag des Britischen 352

Museums drei Monate in Ur und schuf damit die Grundlage zu den seit 1922 währenden Ausgrabungen des Britischen Museums und des Museums der Pennsylvania Universität. Über die kulturgeschichtlich besonders wertvollen Ergebnisse dieser Expedition unter C. Leonard Woolleys Leitung hat Herr Dr. Hall einen ausgezeichnetenVortrag gehalten. Östlich von Babylon leitete Langdon für die Universität Oxford (H. Weld) und das naturgeschichtliche Field-Museum in Chicago die seitdem jährlich fortgesetzte Erforschung von Kisch und Echursagkalama ein. Campbell Thompson grub in Ninive und beabsichtigt demnächst von neuem dort zu arbeiten, die American School of Oriental Research in Jerusalem and Bagdad bei Kerkuk, Reuther für die Notgemeinschaft und die Deutsche Orientgesellschaft in Ktesiphon, Abbé de Genouillac in Tello, Chiera für Rockefeller in Dur Scharrukin und Waterman für die Amerikaner in Teil Omar bei Ktesiphon, dem alten Seleukeia. Das sind in einem verhältnismäßig kleinen Lande wie dem Irak neun große Unternehmungen, bei denen eine ganze Anzahl europäischer Völker und die Amerikaner in einen erfreulichen wissenschaftlichen Wettbewerb mit einander getreten sind. Daß wir Deutschen dabei an einer so hervorragenden und für die Geschichte so wichtigen Stelle wie Warka mitwirken können, verdanken wir dem Präsidenten der Notgemeinschaft, Herrn Staatsminister Dr. Schmidt-Ott, der, gerade als es noch möglich war, die Grabungserlaubnis zu erwirken, für die Ausgrabimg von Warka eingetreten ist. Der Schwerpunkt der archäologischen Interessen hat sich ohne Zweifel in dem letzten Jahrzehnt vom Bereich der klassischen Antike stark nach Osten verschoben. In Bagdad befindet sich ein Museum voll der wichtigsten Altertümer unter der zielbewußten Leitung eines englischen Antikendirektors. Eingeborene, Europäer und Amerikaner nehmen an den Fortschritten der archäologischen Forschungen des Landes lebhaften Anteil, und die Ergebnisse der Ausgrabungen gerade der letzten Jahre haben unsere Kenntnis von der Geschichte Sumers, Akkads, Assyriens und der benachbarten Länder in überraschendem Maße vermehrt und vertieft. In Warka hatte die Deutsche Orientgesellschaft 1912/13 eine Versuchsgrabung veranstaltet und das große Heiligtum bît res mit dem Anu-Antum-Tempel aus neubabylonischer und 23

Arch&ologischea Institut, Hundertjahrfeier

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seleukidischer Zeit wiedergewonnen. Die topographischen und archäologischen Ergebnisse dieser Expedition konnten den in diesem Winter begonnenen Arbeiten als Grundlage dienen. Die Aufgabe dieses Winters war der Beginn der Ausgrabung von Eanna. Ich sage der Beginn; denn ein Heiligtum von einer solchen Flächenausdehnung und mit einer so über die Jahrtausende sich erstreckenden Geschichte vollends zu erforschen, dazu reicht die Arbeit eines kurzen Winters nicht aus. Die Forschungen in Ur haben ja von Neuem gezeigt, wie im Laufe der Untersuchungen ein Problem das andere gebiert, auch wenn der Blick auf das Wesentliche, das unbedingt Notwendige gerichtet bleibt. Und wie es beim heutigen Stand unserer Kenntnisse über Sumer und Akkad unerläßliche Voraussetzung ist: unausgesetztes Prüfen der Beziehungen zwischen den inschriftlichen Quellen und der Wirklichkeit, wie sie uns die Ruine erhalten hat, muß stattfinden, um die Bedeutung dieser an jenen zu messen und umgekehrt. Es ist nicht wie im Bereich der klassischen Antike subtilste Feinarbeit zu leisten, sondern da unser Wissen um die ganze sumerische und akkadische Kultur noch unvollkommen und lückenhaft ist, unsere Vorstellung von ihrer Eigenart noch in wichtigen Einzelheiten schwankend, muß es zunächst darauf ankommen, einfachste Tatsachen herauszuarbeiten und über ihre Bedeutung Klarheit zu gewinnen. Ich meine damit auch, daß es noch nicht gelungen ist, in die Art der Ruinen, sagen wir: des Geistes der Ruinen, so tief einzudringen, wie die Assyriologie der letzten Jahrzehnte sich in den Gehalt der inschriftlichen Quellen hat vertiefen können. Gerade Uruk-Warka, der Schauplatz des Epos von Gilgameschs Leben, Taten und Suchen nach der Unsterblichkeit, ist ein gutes Beispiel dafür, wie notwendig es ist, dem kunstvollen Gebäude unserer Vorstellung von Sumerern und Akkadern, das die Philologie errichtet hat, eine feste, wesenhafte Grundlage in der Wirklichkeit zu geben. Eanna, das Himmelshaus, in dem die Ischtar und die Nana über die Jahrtausende der sumerisch-akkadischen Geschichte Verehrung genossen, der heilige Bezirk, in dem die Tempel der beiden Göttinnen standen, durch dessen Tore und über dessen Höfe Millionen von Menschen geschritten sind, um dem heilbringenden Wirken der weiblichen Gottheiten nahe zu sein, dieses Eanna 354

wieder zum Leben zu erwecken, es aus dem Schutt wieder erstehen zu lassen, das ist das schöne Ziel, dem wir unsere Kräfte widmen durften. Mit Begeisterung allein ist freilich der alten Warka-Ruine nicht beizukommen. Sie ist arg verwildert und hat unfreundliche Manieren angenommen, seit die alte Kultur versank, seit das lebenspendende Euphratwasser versiegte und der Wind sein Spiel mit dem lehmigen Sand der Tempelreste treibt. Ischtar und Nana sind die beiden Hauptgöttinnen von Uruk. Sie beide hatten ihren Wohnsitz in Eanna. Ischtar, die sumerische Innin, die Tochter des Mondgottes Nannar-Sin, wurde verehrt als Göttin des Krieges, des Morgensternes, als „männliche" Ischtar, wohl nicht unähnlich der Athene, aber sie ist auch die Hieroduleder Götter. Auf der anderen Seite steht Nana, die Tochter Anus, des Himmelsgottes, und Göttin des Abendsternes, die gnädige Göttin, die Göttin der Liebe, der Mutterschaft, der edlen Weiblichkeit. Es scheint, daß in der späteren Zeit Innin den höheren Rang in Eanna gehabt habe. Die jüngsten von uns gefundenen Inschriften erwähnen die Herrin von Eanna und neben ihr die Nana. Aber diese Vertreterinnen der beiden Seiten der Frauennatur werden schon im dritten Jahrtausend in Eanna genannt, und die Tempelnamen Echilianna für Nana und Energalanna für Innin bleiben bis auf Nebukadnezar II. in Geltung. Nur in der allerältesten Zeit ist Eanna wahrscheinlich ein Anu-Heiligtum gewesen. Eannatum von Lagasch, von dem wir die bisher älteste Königsinschrift aus Uruk fanden, hat, von Innin berufen, das „ibgal" gebaut und dem Eanna, das er dem Anu erweitert hatte, zugeteilt. Nach den Quellen haben wir allen Grund, zwischen Innin-Ischtar und Nana streng zu unterscheiden, und ich bin überzeugt, daß auch in Eanna getrennte Bezirke für beide Göttinnen vorhanden waren. Daß außer Innin und Nana noch andere Gottheiten in Eanna verehrt wurden, haben unsere Funde gelehrt. Singaschid hat Weihinschriften an Lugalmarda und Ninsun an Nininsina und an Ea hinterlassen, von denen wenigstens die Göttinnen Kapellen im Bereich des Eanna gehabt haben können. Die Eannaruine ist durch Regen, Sandsturm und Raubgrabungen arg zerstört. Aber es wird trotzdem gelingen, ihre einstige Gestalt wiederzugewinnen, und zumTeil ist es schon gelungen. Unsere 23*

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Arbeiten setzten an der Umschließung des Tempel-Temenos ein und begannen in der Westecke und an der Südwestseite, an dem Punkte, der von der f ü r die Schutthalde einzig möglichen Stelle am weitesten entfernt lag. Dicht an der Umschließung liegt die Zikurrat, ein Werk Urnammus aus dem 24. J a h r h u n d e r t . Was im Plane im Südwesten als Umfassung des Temenos vorhanden ist, s t a m m t von Sargon I I . von Assyrien, der an der Wiederherstellung u n d Erweiterung Eannas regen Anteil genommen h a t . Seine Bautätigkeit fällt fast zusammen mit der des kraftvollen Merodachbaladan II., der von ihm vertrieben wurde. Auf Sargons Umschließung erheben sich die Bauten Nebukadnezars II., und ganz oben, so dicht unter der Hügeloberfläche, daß nur wenig davon übrig blieb, liegt die achämenidische Schicht von Kyros I I . Seleukidische Reste sind hier nicht erhalten. Es h a t den Anschein, als sei in der jüngsten Zeit, jener der chaldäischen Gelehrtenschulen, der Kult der Ischtar in E a n n a nicht mehr ausgeübt worden. Die in den Inschriften aus Uruks Seleukidenzeit genannte belit sa bit res h a t im großen Anu-Bezirk des bit res Unterkunft gefunden, der Ischtar-Kult ist gegenüber dem Anus und seiner Gemahlin A n t u m in den Hintergrund getreten. Sargon h a t eine Tontafel hinterlassen. E r schreibt darin: „ E a n n a , das Schulgi, ein früherer König, h a t t e machen lassen, war alt geworden. Die Mauern dieses Tempels waren eingefallen. Unter den Königen vor mir h a t t e keiner seinen Grundstein ü b e r s c h r i t t e n . . . . Ich entfernte den sametu der Umfassungsmauern von E a n n a am südlichen Hofe, worauf ihr temenu sichtbar wurde. Mit Steinen gründete ich ihren temenu auf der Brust des k i g a l l u . . . und übertraf alles Frühere." Diese baulichen Maßnahmen können wir an der Ruine nachweisen. Die Umfassungsmauern Schulgis, die Sargon entfernte, sind in Fundamenten erhalten. Sie hinterließen Spuren an der Nordwestfront und eine Ecke, an der sie vermutlich umbogen u n d den Zikurrat-Temenos nach Nordosten hin abschlössen. Sargon ging, wie er selbst sagt, über diese Einschließung hinaus u n d gründete auf einer harten Lehmwerkterrasse, dem kigallu, seine Mauern. I m weiteren Verlauf der Nordwestfront erscheint Sargons Einschließung wieder; im südwestlichen Teile fehlt sie. An ihrer Stelle liegt ein schmaler Tempelbau in die Flucht der R ä u m e eingeschachtelt. Dieser Tempel samt den nach Nordosten

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angehängten Räumen bestand vor Sargon; er wird von Merodachbaladan I I . errichtet sein. Wir haben indessen keinen Beweis dafür, sondern wissen zunächst n u r von der umfangreichen Bautätigkeit dieses Königs in E a n n a . Der Zikurrathof ist durch einen Torbau mit Schmuckwänden auf beiden Seiten zugänglich. Die ursprüngliche Zikurrat ließ sich nur mit Mühe aus dem Lehmziegelwerk einer jüngeren Ummantelung herausschälen, allerdings erst auf drei Seiten; die vierte bleibt zukünftiger Ausgrabung vorbehalten. Urnammus Zikurratbau h a t geböschte Wände mit Ziervorsprüngen. An der Nordostseite befand sich einst der Aufgang. Nur wenig ließ sich davon nachweisen, und schon dieses Wenige gehört der Zeit nach Urnammu an. Die Seitentreppen sind erst nach Singaschid, also etwa im 19. J a h r h u n d e r t oder später angelegt worden. Unter den Seleukiden h a t man etwa in halber Höhe einen R a u m an die Zikurratfront zwischen die beiden Seitentreppen gebaut. Auf dem Gipfel blieb nichts erhalten; jeder einzelne Lehmziegel wurde gesäubert mit dem Ergebnis, daß lediglich das Massiv des Urnammu-Kernes zutage k a m . Um so bemerkenswerter i6t es, daß Kleinfunde in nicht unbeträchtlicher Zahl oben auf und an den Ruinenseiten der Zikurrat gemacht wurden. Ob an der Südostseite ein Kultbau lag, muß später ermittelt werden. Die Zerstörung reicht hier zwar tief unter den Fußboden des Zikurrathofes hinab, aber Reste von einem größeren Gebäude müßten sich doch noch nachweisen lassen. Der Ausgrabungsbeginn h a t t e vorsätzlich der Temenos-Einschließung gegolten und h a t t e den erwünschten Aufschluß gebracht. Als wir uns bemühten, auf einen Tempelbau innerhalb des Temenos zu stoßen, war uns nordöstlich der Zikurrat abermals ein Teil der Einschließung beschieden. Da aber die eigentlichen Tempelgebäude doch irgendwo zu finden sein mußten — der Nordwesttempel wurde erst am Ende der Ausgrabungszeit aufgedeckt — begannen wir im Nordosten mitten im Temenos, und siehe da, wir fanden auch dort, wo es am allerwenigsten erwartet werden konnte, Räume der äußeren Umschließung. Sargons Begrenzung f ü h r t e an der Nordostfront entlang und bildete eine innere u n d eine äußere Hofecke. Aber wir fanden auch einen Tempel; nur liegt er bereits außerhalb der Sargon-Ein357

Schließung. Er ist vielleicht das wichtigste archäologische Ergebnis dieses Winters, und für Sumer neuartig. Doch die Ansicht der Ruine und der Grundriß des bis in die untersten Schichten zerstörten Tempelbaues verraten außer der Anordnung der Räume zu einem geschlossenen symmetrischen Baukörper nichts. Das Überraschende an ihm ergab sich aus unzähligen Backsteinstücken, die an der Hügeloberfläche und im Schutt seiner Ruine umherlagen. Diese Backsteine sind Teile von Flachreliefs von den Tempelwänden. Wir konnten so viele Stücke sammeln, daß sich mehrere Figuren werden zusammensetzen lassen: Gestalten einer weiblichen und einer männlichen Gottheit, oft wiederholt und wahrscheinlich abwechselnd neben einander. In den Händen halten sie Flaschen, aus denen das Lebenswasser hervorquillt, nach rechts und links als ein schmaler Wasserstreifen sich fortsetzend und nach unten fließend. Die Gestalten standen, wie sich aus den Formen der einzelnen Steine notwendig ergibt, in Wandvertiefungen, also aller Wahrscheinlichkeit nach in senkrechten Rillen, den bekannten Schmuckgliedern babylonischer Tempelaußenwände. Ein einfaches Band aus Doppelhalbkreisscheiben ergänzen wir zu Füßen der Figuren als eine Darstellung des Berges, über den die Gottheiten schreiten. Ahnliche, aber einfache Halbkreisscheiben sind nach unserm Zusammensetzungsvorschlag zwischen den Gestalten an der Wandstirn angebracht gewesen. Die Gestalten ergaben sich mit Gewißheit aus den aufeinander passenden Stücken der bald einbindenden, bald vorgesetzten Backsteinschichten. Für das Bergband darunter und die Scheiben unter den Wasserflüssen können wir nicht vorbehaltlos einstehen. Doch ergibt sich diese Anordnung als die sinngemäße, die sich mit den vorhandenen Bruchstücken ausführen läßt. DieserTempel mit seinen Reliefs wurde von dem Kassitenkönig Karaindasch im 15. Jahrhundert errichtet, für Innin, wie der Stifter in seiner Inschrift auf einem Backstein sagt. Die Tempel Kurigalzus in Ur haben eine ähnliche Form. Genetische Zusammenhänge mit einem Bau Siniddinams von Larsa in Ur drängen sich auf. Diese Nischenarchitektur wäre das Alteste, was wir bisher an sumerischen Tempeln kennen. Der Relief schmuck unseres Tempels ist freilich ganz eigenartig und bisher ohne weiteres Beispiel. Ich glaube, wir werden nicht fehl358

gehen mit der Annahme, daß sich darin die Eigenart kassitischer Könige ausspricht. Die Gottheiten mit Flaschen, aus denen Lebenswasser fließt, kennen wir allerdings schon von Gudea und auch sonst, aber die männliche und die weibliche Gottheit nebeneinander sind etwas Neues, und neu ist die Verwendung ihrer Gestalten zum Schmuck von Tempelaußenwänden. Was haben sie zu bedeuten ? Die in dem Tempel verehrte Gottheit wohl nicht; ihre häufige Wiederholung läßt vermuten, daß sie einen Sinn ausdrücken sollten, der zu der im Heiligtum angebeteten Gottheit in einer Beziehung stand; nicht unähnlich, denke ich mir, wie etwa die wesentlich jüngeren Lamassi oder die Gestalt des löwenwürgenden Heros an assyrischen Palastfassaden, nicht zur Abwehr feindlicher Mächte zwar, sondern zur Herbeirufung wohlgesinnter, herbeigesehnter. Wenn demnach die Figuren zu Karaindaschs Zeiten kaum bestimmte Gottheiten wiedergeben sollten, so liegt es doch nahe, zu vermuten, daß sich in ihnen ein Anklang an ältere Götterpaare erhalten hat. Ein Tonkegel Singaschids — also etwa 300 Jahre früher — nahe beim Tempel gefunden, ist den Schutzgöttinnen des Königs, Lugalmarda und Ninsun, gewidmet, denselben beiden Gottheiten, die auch Gilgameschs und Utuchegals Schutzgötter waren. An diese beiden könnte m a n denken; oder vielleicht, mit Rücksicht auf die Abstammung Karaindaschs, an die kassitischen Gottheiten Schukamuna und Schumalia, die iläni sa sarri, wie sie in einer Inschrift des spätkassitischen Melisipak genannt werden. Nebukadnezar I. nennt Schumalia die Herrin der glänzenden Berge, welche die Spitzen bewohnt und über die Bergkegel schreitet. Wie dem auch sei, wir müssen uns vorläufig damit begnügen, einen so eigenartigen und schmucken Tempel aus dem 15. J a h r h u n d e r t wiedergewonnen zu haben. Zum Schluß des Topographischen von Eanna noch ein Wort über den merkwürdigen einspringenden Winkel westlich am Tempel Karaindaschs, der j a sozusagen von dem durch Sargon eingeschlossenen Eanna-Temenos ausgeschieden im Freien, außerhalb dasteht, eine Eigenschaft, die wiederum zu der möglichen Beziehung zu Singaschids Tempel f ü r Lugalmarda und Ninsun f ü h r t . E kankal nennt Singaschid diesen Bau, den Tempel der Einöde. Das könnte bedeuten: an einer Stätte gelegen, die im

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Vergleich mit dem Innern des Eanna-Temenos als ein „außerhalb" und „ausgeschlossen" gilt. In der Hofecke Sargons liegt, von jüngeren Wänden Nabonids und Kyros' später umschachtelt, ein rechteckiges Wasserbecken. I m Innenhof verlaufen mehrere Kanäle nebeneinander und zum Teil senkrecht zu einander. Einer von ihnen durchfließt einen R a u m der äußeren Umschließimg mit sonderbaren Einbauten und die nordöstliche Außenmauer. Den R a u m mit den schmalen Mauerzungen halte ich für eine Anlage zum Klären des von Nordosten, also wohl aus einem Stadtkanal zugeführten Wassers. I n der inneren Hofecke befanden sich also die Vorrichtungen f ü r die Wasserhaltung, ohne die wir uns den K u l t nicht denken können. Wenn Urnansche sagt, er habe ein großes und ein kleines Weltmeer in seinem Tempel angelegt, so sind damit gewiß ähnliche Wasserbecken wie das unsere gemeint. Die Fürsten von Lagasch errichten die Wasserbehälter zu Ehren Eas, des Gottes der Wassertiefe. Ein glücklicher Umstand h a t es gefügt, daß wir ganz nahe bei dem „Weltmeere" einen dem E a gewidmeten Tonkegel Singaschids gefunden haben. Es ist nicht verwunderlich, daß die zunächst ausgegrabenen jüngeren Schichten Eannas Kleinfunde aus den verschiedensten, auch den älteren Zeiten enthielten. Aber f ü r uns war es eine freudige Überraschung, daß eine unverhältnismäßig große Anzahl wichtiger Stücke gefunden wurde. Ich kann nur einige davon herausgreifen. Zuerst der Thronsessel eines Sitzbildes aus Diorit. Seine Seiten sind mit Darstellungen von Schilfflechtwerk überspönnen. Die Wiedergabe von geflochtenem und gebündeltem Schilf, dem wichtigsten Stoff der ältesten sumerischen Bauweise, ist gerade in Uruk beliebt. Uruk scheint dafür einen besonderen Stil entwickelt zu haben. Das abgeschlagene Sitzbild selbst ist nicht gefunden worden. Trotz der vortrefflichen Ausführung in dem harten Stein dürfte der Thron dem Anfang oder der Mitte des 3. Jahrtausends angehören. Dann ein Kalksteinköpfchen eines sumerischen Priesters, offenbar unvollendet und etwas beschädigt; die mit Asphalt eingekitteten Augen sind herausgefallen. Von dieser A r t besitzt das Berliner Museum bereits ein ähnliches Stück. Ich halte es f ü r älter als die Zeit der d r i t t e n Dynastie von Ur. Weiter einige kleine Steinskulpturen, ein liegender Löwe aus geflecktem Serpentinstein und die Gruppe eines ein

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Rind anfallenden Löwen. Besonders fein ist ein kleiner Löwenkopf als ein Erzeugnis altsumerischer Kunst. Eines der schönsten Fundstücke dieses Winters ist eine liegende Stier- oder Rinderfigur. Fünf derartige liegende oder stehende Rinder aus Stein sind bis jetzt bekannt; sie werden alle a u s E a n n a stammen. Dem Stil nach gehört es der Zeit der dritten Urdynastie an. Die eingetieften Rosetten waren mit Kupfer ausgelegt. Das Stück ist der Länge nach und senkrecht weit durchbohrt u n d h a t den Bestandteil eines Gefäßes gebildet. I m Maule steckt ein stark oxydiertes Kupferröhrchen, durch das vermutlich Wasser geflossen ist. Weiter sind aufzuzählen: zwei Bruchstücke von sehr alten Sandsteinnäpfen mit eingeschnittenem Relief, die beliebten Darstellungen frühsumerischer K u n s t : Rinder und Löwe, ein Rind anfallend. Teil einer Stele aus Muschelkalkstein mit der Darstellung einer Opferszene anläßlich eines Tempelbaues. Der Götterthron, dahinter der Anbetende und Schilfstauden, die auch auf der Seite des Thrones abgebildet sind, also wieder die f ü r Uruk typische Darstellung. Darunter korbtragende Männer. Die letzte Reihe ist unkenntlich. Die Skulptur ist reichlich roh und außerdem stark abgescheuert. Sie wird älter sein als die von Woolley in Ur gefundene Stele Urnammus. Der Kopf einer Terrakottastatue. Die Augen mit weißer Paste aus Asphalt, das Stirnband mit Asphalt gefüllt. Eine außerordentlich wirkungsvolle und bisher ganz einzigartige Darstellung einer Göttin, gefunden in einem Privathause nahe bei E a n n a , dessen Schutt wir außerdem eine große Menge kleiner Tonfiguren und auch das sumerische Priesterköpfchen verdanken. Es fehlt uns noch an stilistischen Anhaltspunkten f ü r solche großen Tonbilder. Mit der Ansetzung in die kassitische Zeit werden wir jedoch nicht fehlgehen. An einem von Kassitenkönigen bewohnten Kultmittelpunkt waren auch Grenzsteine, kudurri, zu erwarten. Wir fanden einen solchen aus der spätkassitischen Zeit in der Hofecke nahe beim „Weltmeer" aufgestellt; Vorder- und Rückseite sowie die eine Seitenfläche sind mit leider stark beschädigter Inschrift bedeckt.

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Eine Reihe kleiner weiblicher Tonfiguren, die Flasche haltend. Hunderte von Bruchstücken solcher Figuren wurden in dem soeben erwähnten Privathause gefunden, das ich deshalb für einen „ k u m m u " halten möchte, f ü r die Stätte, an der m a n durch Vergraben von Tonfiguren unter den Fußboden auf Krankheiten magisch einzuwirken suchte. Auch diese Figuren halte ich f ü r kassitisch. Sie geben ebenso wie unsere Tempelreliefs die flaschehaltende F r a u wieder, aber ohne Wasserflüsse und deshalb vielleicht als der Gottheit nahend und sie u m Wasser bittend. Dazu gibt es die entsprechende männliche Figur m i t der Flasche und eine ähnliche Darstellung, aber eines Gottes in ägyptisierender Fassung, f ü r das 2. Jahrtausend nicht verwunderlich, während andere Figürchen Priester mit den am oberen Ende schnabelförmig gebildeten Opferflaschen darstellen. Ferner die auf einem Postament stehende männliche Figur mit dem Sichelszepter und eine Terrakottaplatte mit einer Jagdszene von nicht sehr hohem Alter. I n dem erwähnten Privathause barg die oberste Schicht viele Hunderte von Kamelfiguren aus gebranntem Ton, darunter ein gut erhaltenes Stück mit Halskette und eingedrücktem Steinamulett. Bezeichnenderweise fanden sich diese Kamelfiguren nur in der obersten Schicht. Das Kamel vor dem Ende des 2. Jahrtausends in Sinear anzunehmen, ist zunächst noch zweifelh a f t . Die auffallende Menge der Figuren läßt sich damit erklären, daß das Kamel damals neu eingeführt und als besonders wertvoll geschätzt war, also gern in den Kreis der kultischen oder magischen Zeremonien einbezogen worden sein mag. I n den kretischen Kulturkreis weist uns eine Tonform eines Gauklers auf einem Stier. Es ist außerordentlich wichtig, hier Beziehungen zu Kreta zu finden, von denen bisher nichts bekannt war. Weiter wurde ein besonders gut erhaltenes Stück der neubabylonischen Muttergöttin mit Kind und die Tonform f ü r eine vorzüglich durchgebildete flaschehaltende Frauenfigur gefunden sowie eine kassitische Frauenfigur von großer Eigenheit. I n den Verhältnissen ganz unmöglich, ü b t sie doch eine ganz eigenartige Wirkung aus, ähnlich unseren Reliefgöttinnen, die j a im Vergleich zu ihrer Länge auch viel zu schmal sind.

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Die englischen und arabischen Beamten des Irak-Staates und unser deutscher Konsul in Bagdad, Herrr Litten, haben die Expedition, die aus den Herren Dr. Preußer, Dr. Schott, Martiny und mir bestand, in jeder erdenklichen Weise gefördert. Âuch König Faissal, der mir eine Audienz gewährte, der Ministerpräsident und Unterrichtsminister haben ihr Interesse und ihre Freude an den Ergebnissen ausgesprochen. Mit Dr. Sidney Smith, dem Director of Antiquitics, konnte ich mich oft und ausführlich über wissenschaftliche und organisatorische Fragen unterhalten. Und von den Kleinfunden ist bei der Teilung ein erheblicher Anteil uns zugesprochen worden.

2. SITZUNG" 1 Dienstag, 23. April 1929, vormittags 9,30 Uhr bis 12 Uhr Ehrenvorsitzender: Generalsekretär Gauthier, Kairo. GENERALSEKRETÄR HENRI GAUTHIER, KAIRO: LES D E R N I E R S TRAVAUX DU SERVICE DES ANTIQUITÉS DU GOUVERNEMENT ÉGYPTIEN. Mr. Henri Gauthier, Membre correspondant de l'Institut de France, Secrétaire Général du Service des Antiquités du Gouvernement Egyptien, expose sommairement les résultats les plus intéressants des travaux exécutés par le dit Service au cours des dernières saisons. A Karnak, la nécessité de protéger les colonnes de la grande salle hypostyle contre les dangers des infiltrations annuelles du Nil a conduit à creuser tout autour de l'enceinte du temple un drain. Or, au cours du percement de la tranchée de ce drain, on a découvert jusqu'à présent vingt-sept statues ou socles de statues du roi Amenophis IV, le f u t u r Akhnaten ; elles sont adossées à des piliers dits osiriaques, et ont appartenu au temple élevé à Amon pendant les premières années de ce règne, avant l'hérésie atonienne. On a, d'autre p a r t , démonté et remonté sur de nouvelles fondations la colonne isolée de Taharqa dans la première cour du temple. On a enfin poursuivi l'opération du vidage du troisième pylône * Am Schluß der Vorträge teilte Generalsekretär Gauthier zwei kurze Berichte mit, einen über die Tätigkeit des Musée arabe de l'art in Kairo, den andern über die letzten Arbeiten des Institut français d'archéologie orientale in Kairo.

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(d'Amenophis III), de l'intérieur duquel on a extrait des blocs en albâtre, en calcaire, en quartzite rouge ou en granit gris foncé appartenant à sept édifices antérieurs, de la X I I e et de la XVIII e dynasties. A Abydos, les salles ont été couvertes par une toiture, qui abrite désormais contre les intempéries les magnifiques basreliefs de ce temple. Les dépendances du temple ont été dégagées et le mur d'enceinte a été retrouvé, ce qui permet de compléter le plan d'ensemble, avec les magasins en brique crue sur le côté Sud. Dans la première cour, derrière le pylône (qui n'existe plus), deux petites enceintes rectangulaires en pierre ont été trouvées, qui ont peut-être servi d'enclos aux arbres sacrés du temple. Enfin, dans l'axe du temple de Séti I " , a été découverte une profonde et large tranchée de plusieurs centaines de mètres de long, qui, après avoir servi à faciliter le transport des matériaux destinés à l'Osireion, situé derrière le temple de Séti, a été ensuite remblayée pour permettre la construction de ce dernier édifice. La nature peu consistante de ce terrain de remblai explique le fléchissement de la partie médiane de ce dernier. A Saqqara Sud, on a déblayé et publié le Mastabat Faraoun (sépulture du roi Chopsiskaf, IV e dynastie) et la pyramide de la Oudjebten, femme de Pépi II (VI e dynastie), on a dégagé le temple funéraire de ce dernier roi et nettoyé la nécropole de la fin de la VI e dynastie. Cet hiver on a trouvé trois statuettes en plâtre de divinités syriennes ou assyriennes, datant de l'époque persane, puis une nécropole araméenne d'époque tardive (IV e siècle avant notre ère), enfin une pyramide anonyme semblant devoir être attribuée à la X I I I e dynastie. Mais c'est à Saqqara Nord que, dans l'enceinte rectangulaire de la pyramide à degrés, ont été mis au jour les édifices les plus curieux. Contemporains du roi Zoser (III e dynastie), ils sont probablement l'oeuvre du grand architecte lmhotep. Ce sont: 1) Une grande galerie à double rangée de vingt colonnes fasciculées, d'un type absolument nouveau, paraissant être des imitations en pierre de faisceaux de roseaux, et surmontées d'un chapiteau également inconnu jusqu'alors.

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2) Un temple de Heb-Sed ( ? ) avec sa cour, ses chapelles bordant les deux longs côtés Est et Ouest, et son double trône pour la 6tatue du roi ou pour celle d'Osiris. 3) Un petit temple à tores d'angles à colonnes cannelées, rappelant les colonnes doriques grecques quoique beaucoup plus hautes et élancées, et surmontées d'un chapiteau de type nouveau. 4) Les chapelles de deux princesses, filles du roi Zoser, analogues entre elles, dont la façade comporte quatre colonnes cannelées au centre et deux pilastres aux extrémités, le tout supportant une corniche cintrée. Les colonnes portent le même chapiteau que celles du temple à tores d'angles. 5) Le temple funéraire du roi Zoser, attenant à la face Nord de la pyramide et contenant encore sa statue assise, murée dans son serdab de pierre. 6) Un grand tombeau anonyme, construit dans l'épaisseur même du mur d'enceinte Sud-Est, peut-être tout simplement un tombeau rituel du roi. On y a trouvé quatre salles décorées de plaques émaillées bleues en tout point semblables à celles qui encadrent le chambranle de porte rapporté jadis par Lepsius à Berlin de l'intérieur même de la pyramide à degrés. Trois niches, ou fausses portes, creusées dans la paroi Ouest d'une de ces salles, sont décorées de fins bas-reliefs représentant le roi Neter-Khet Zoser dans trois attitudes rituelles différentes. L'intérieur même de la pyramide à degrés a été, d'autre part, exploré à nouveau et a donné lieu à des découvertes intéressantes. Tous ces curieux édifices de l'enceinte de Zoser, à l'architecture si particulière, sont les plus anciens monuments en pierre construits en Egypte, et ils marquent la transition entre la construction primitive en brique crue et en bois et la construction postérieure en pierre. En dehors de l'enceinte de Zoser, on a déblayé cet hiver une pyramide, attribuée jusqu'ici faussement à Âsesa, mais qui est, en réalité, celle d'Ousirkaf, premier roi de la V e dynastie. La tête d'une belle statue colossale de ce roi en granit rose y a été trouvée, ainsi que le temple funéraire, situé de façon fort inattendue sur le côté Sud de la pyramide. Deux petites pyramides existaient encore à côté de ce temple, l'une à l'Ouest (qui paraît avoir été

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une pyramide rituelle) et l'autre au Sud (qui était peut-être celle de la reine femme d'Ousirkaf). A Saqqara encore a été déblayé un grand tombeau Saïte de la seconde moitié de la X X V I e dynastie, comportant, au fond d ' u n large puits, deux chambres funéraires voûtées et accolées l'une à l'autre, dont l'une contient le sarcophage tandis que l'autre n ' a donné qu'une série de plus de 300 belles statuettes funéraires en terre émaillée verte. E n f i n à Guizeh, le Service des Antiquités a, ces derniers temps, déblayé complètement, jusqu'au rocher, le grand Sphinx, pour permettre aux archéologues d'étudier ce monument unique au monde; il a également consolidé le cou de l'animal, que les attaques du sable du désert avaient endommagé de façon dangereuse pour l'équilibre de la tête. MAHMOUD EFFENDI ALI HAMZA, KAIRO: THE RESULTS OF THE EXCAVATIONS AT QANTIR, NORTH OF FAQÛS. The archaeological evidence is in favour of the fact t h a t Qantir was the regular northern abode of the Pharaohs from the reign of Ramses I I to Ramses V I I I , and the seat of the Delta government. Seti I seems to have been the first to build a palace there, where he could repose when he returned from his campaigns in Asia. By t h e time of Ramses I I , the Pharaohs were recognizing t h a t , if they were to keep the Asiatic possessions in their grip, as well as to save the country from the continuous encroachments of the Semites, t h e y must not spend their days far up the Nile at Thebes. They h a d to remain in the Delta within striking distance of Palestine in t h e event of a revolt. I t was, therefore, one of the distinguishing features of the reign of Ramses I I , to choose the site of Qantir for his royal residence and Delta capital. In the fields and houses have been found lintels and jambs bearing his name, besides hundreds of tiles, rosettes and figures which formed an important p a r t of the mural decorations of the palace. The presence of hundreds of pottery-moulds with t h e names of Seti I ( ?) Seti I I , Merenptah I, Ramses I I I , Ramses V I I I , and Ramses X proves t h a t these Pharaohs must have also resided here in palaces decorated by t h e products of t h e same factory.

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Qantir also possessed temples of Amun-Re, P t a h and Set, besides shrines of other lesser deities, as is evident from the enormous granite blocks still extant on the surface of the ground. Amun-Re of Thebes was naturally the chief god of the city. Hither the taxes were brought, and here were the public offices. The officials naturally built their habitations round the Pharaohs palace. Thus monuments were found bearing the names of Set-Her-Khepeshef, commander of the army of Ramses I I , of Ptah-Maai, chief scribe of t h e temple called " t h e house of millions of years of Ramses I I " , of Khai, probably a son of Ramses I I who was charged to proclaim the royal jubilees in the south and north. Some potterymoulds bear the name of " t h e fan-bearer on the right hand of the king, overseer of the house of the master' of the two lands, Ramses". Others mention the title " t h e royal herald of the third jubilee of Ramses" and " t h e royal herald of t h e sixth jubilee of Ramses". The palaces and habitations might have been destroyed during the disturbed times between the fall of the last of the Ramessides and the rise of the Bubastite Dynasty. I t is probable t h a t Qantir and Per-Ramses-Mer-Amun, the well known Delta residence of the Ramessides founded by Ramses I I , were identical. The identification of Per-Ramses with Pelusium is based wholly on philological deductions, b u t no excavations there have thrown any light on the presence of the remains of the palaces, either of Ramses I I or of his successors. The Egyptian passage which describes Per-Ramses as " t h e marshalling place of t h y cavalry, the rallying point of they soldiers, the harbourage of t h y ship's troops-they bring to thee tribute", cannot be taken as a definite proof t h a t Per-Ramses lay quite close to the sea, at or near Pelusium. The boats mentioned may have well reached Qantir, the probable site of Per-Ramses, through the Pelusiac branch across Lake Menzala and south of Qantir. The modern drain called Bahr-el-Baggar is the ancient Pelusiac branch, and boats can still sail on it to Lake Menzala, and thence to Port Said. I t even appears t h a t t h e region of Memphis was accessible by water from E l Qantarah on the Suez-Canal. The choice of Pelusium for the Delta residence is not practically opportune, its situation being such t h a t the Ramesside Pharaohs would be always in danger of being cut off b y their ever increasingly 367

restive tributaries in Palestine and Syria; moreover, t h e Semites of Sinai were not always faithful. I t was probably a military station and no more, in order to control the army fighting in Palestine. There was a line of strongholds extending from the Mediterranean, stretching well to Lake Timsah across the zone along which Egypt might be entered from Asia, and bending westward t o Wadi Tumilat. The fortress of Thel near modern E l Qantarah was the last Egyptian city on the north-eastern frontier, and the starting-point of t h e principal military road to Palestine. I t was from here t h a t the Egyptian armies under Thotmes I I I and Seti I, and of course, under Ramses I I as well, marched out t o conquer Asia, and it was here t h a t the Egyptian people came to greet Ramses I I on his return f r o m t h e campaigns in Asia. I t was from here again t h a t the Palestinian Syrians and all conquerors who sought to invade Egypt, entered the country from time immemorial. Qantir would therefore be t h e most probable site of Per-Ramses. Here, the king would be safe from being cut off by the enemy, as well as he would be in touch with t h e affairs of his country. PROFESSOR HANS HENNING VON DER OSTEN, CHICAGO: DIE ARBEITEN DES ORIENTALISCHEN INSTITUTS DER UNIVERSITÄT VON CHICAGO IN ANATOLIEN 1926 BIS 1928. I m Jahre 1926 hatte ich Gelegenheit dem Direktor desOrientalischen Instituts der Universität von Chicago, Herrn Professor Dr. James H . Breasted einen Plan zur archäologischen Erforschung von Kleinasien zu unterbreiten, den dieser gütigst in das Arbeitsprogramm des Instituts übernahm ( A J S L 43,1926/27, 85). Die erste Expedition des Instituts nach Anatolien 1926, mit deren Durchführung ich betraut wurde, zeigte mir in einer dreimonatlichen Erkundungsfahrt im Inneren des Küzül Irmak Bassins die ganze Größe und Schwierigkeit des Projektes, ganz besonders in Hinsicht auf das Problem der Hethiter vom archäologischen Standpunkte. Abgesehen davon, daß wir j a überhaupt erst anfangen die Hethiter des kleinasiatischen Großreiches archäologisch zu erfassen, sind die Verhältnisse in Kleinasien im archäologischen Sinne vielleicht viel schwieriger als in irgendeinem Gebiete des Vorderen Orients, von Syrien abgesehen, wo die Dinge ähnlich Uegen. Durch die

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kleinasiatische Halbinsel sind, seit wir Geschichte kennen, Völkerwellen von West nach Ost oder umgekehrt hindurch gegangen. Nur einmal vor der heutigen Türkischen Republik war Anatolien das Zentrum eines großen Reiches, dessen Einfluß weit über die Grenzen des eigentlichen Anatolischen Hochlandes reichte. Alle diese Völkerwellen haben ihre Spuren zurückgelassen, und so haben wir hier in den meisten Ruinen alter Siedlungen eine große Anzahl von Überlagerungen, die nicht selten von prähistorischen Zeiten bis zur neuesten Zeit reichen. Sehr selten findet man Ruinenstätten, in denen nur eine oder zwei Kulturschichten vorliegen. Das trifft vor allem für Zentral- und Ost-Anatolien zu. Von allen diesen Kulturschichten sind die nach der hellenistischen Periode oder die ihr gleichzeitigen verhältnismäßig leicht zu bestimmen. Eine der vorhergehenden Kulturschichtengruppe hat man mehr oder weniger genau als hethitisch bezeichnet, auf Grund besonders der Funde von Boghaz Köi. Aber für die dieser Gruppe vorhergehenden Schichten und diejenigen zwischen der sogenannten hethitischen und denen aus hellenistischer Zeit haben wir so gut wie gar keine Daten; denn ich glaube die Bestimmung einer gewissen Gruppe als phrygisch im Augenblick als noch sehr unbestimmt bezeichnen zu dürfen. Bei dem Mangel an systematischen Grabungen verfügen wir noch nicht einmal über eine zuverlässige relative Chronologie der anatolischen Töpferei, dieses wichtigsten archäologischen Kriteriums, wenn Inschriften fehlen (Vgl. die Arbeiten von de Genouillac und Frankfort). Diesen Verhältnissen wurde die Arbeitsweise unserer Expedition nach der ersten Erkundungsfahrt 1926 angepaßt. Unsere Hauptaufgabe sahen wir vor allem in dem gewissenhaften Sammeln von archäologischem Material, ohne sofort zu versuchen dieses auszuwerten und neue Theorien abzuleiten. Das kann mit viel sichererem Erfolge später gemacht werden, wenn wir genügend Vergleichsmaterial zu solchen Untersuchungen mit unbedingt zuverlässigen Angaben gesammelt haben. Für die Arbeit selbst haben wir Kleinasien einschließlich des Armenischen Hochlandes in verschiedene große Territorien eingeteilt. Jedes Jahr wird ein solches Territorium in großen Zügen durchforscht, und die in ihm befindlichen alten Siedlungen und sonstigen Monumente werden festgelegt. Von den Siedlungen wird 24

ArchMologiscbes Institut, Hundertjahrfeier

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eine bestimmte Anzahl als f ü r spätere Ausgrabungen geeignet ausgewählt. I n der Regel soll in jedem dieser großen Territorien zum mindesten eine Siedlung vollkommen ausgegraben und an verschiedenen anderen Stellen sollen Versuchsgrabungen gemacht werden. Wie gesagt, kommt es uns an erster Stelle nicht auf großartige Funde an, sondern auf zuverlässiges und systematisch gesammeltes archäologischesMaterial, das unbedingt sicher ist in seiner relativen Zeitfolge. Dieses Material wird uns dann, wenn wir oder andere Forscher irgendwo ein datierbares Stück ähnlicher Art finden, Rückschlüsse und eventuell eine chronologische Einreihung unserer anderen Kulturschichten gestatten. Eine dritte Arbeit unserer Expedition ist die systematische Aufnahme der archäologischen Denkmäler Zentral- und Ost-Kleinasiens. Um die Hauptausgrabung jedes großen Bezirkes wird ein Quadrat von 40 X 40 km gelegt, dieses unter Zugrundelegung des vorhandenen Kartenmaterials aufgenommen, und alle darin befindlichen archäologischen Denkmäler aller Perioden werden eingetragen. Gleichzeitig werden auch ethnologische, geographische und naturgeschichtliche Beobachtungen aufgenommen und registriert. Jede solche Sektion wird zusammen mit einem Textbande veröffentlicht. Mit der Zeit soll das zwischen diesen Quadraten liegende Gebiet in derselben Weise bearbeitet werden. I n den ersten drei Jahren unserer Arbeit haben wir zwei der großen Territorien durchforscht, eine Hauptgrabung zu drei Vierteln beendigt, eine Versuchsgrabung gemacht und ein Quadrat von 40 X 40 k m aufgenommen. Die Erkundungsfahrten 1926 (OIC 2 und OIP 5) und 1928 (OIC 6), die beide von mir unternommen wurden, haben zu der Festlegung und Untersuchung von ungefähr dreihundert alten Siedlungen geführt, die meistens wohl auch zur Zeit des hethitischen Reiches bestanden haben. Daneben ist eine Reihe von interessanten Beobachtungen und Funden gemacht worden: ein großer Basaltlöwe bei Hawus Köi, ein Torso bei Sivas, eine Reihe von Skulpturen bei Malatia (AJSL 14, 1928/29, 83ff.), Berichtigung einer graeco-aramäischen Inschrift bei Aghaya Kaleh sowie die Aufnahme eines dort befindlichen Felsgrabes im achämenidischen Stile usw. Doch will ich hier nicht weiter auf diese Funde eingehen,

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so interessant sie auch besonders vom siedlungsarchäologischen u n d historisch-geographischen Standpunkte aus sind. Das Ergebnis der Aufnahme des ersten Quadrates von 40 X 40 km, das von Herrn Frank H . Blackburn unter meiner Aufsicht 1927 bis 1928 fertig gestellt worden ist, war ebenfalls sehr lehrreich. War doch außer einer großen Zahl von alten Siedlungen und zweiundvierzig griechischen Inschriften auch das Fragment einer Bilderinschrift auf Porphyr festzustellen. Die interessantesten Ergebnisse brachten natürlich die Ausgrabungen am Alishar Hüyük, ungefähr 80 k m südöstlich von Boghaz Köi (Die Publikation der Ausgrabungen 1927 ist als O I P 11—12 im Druck. Die Ergebnisse der Grabung 1928 werden nächsten Herbst in Druck gehen). 1927 begann ich mit Herrn Dr. E. F. Schmidt zusammen die Ausgrabung. Von diesem Jahre ab wird er die alleinige Leitung dieser Grabung übernehmen, während ich eine größere Erkundungsfahrt in den östlichen Provinzen der Türkei durchführen möchte. Der Hüyük besteht aus einer 4 bis 7 m hohen ovalen Terrasse (520 m bei 350 m), in deren Mitte sich noch einmal eine Erhebung von rund 25 m über dem mittleren Niveau der Terrasse befindet. Unser Ziel in der ersten Kampagne war, zunächst einmal die innere Struktur eines Hüyüks und, wenn möglich, eine relative Chronologie der Töpferei festzustellen. Zu diesem Zwecke wurde eine Anzahl von breiten Gräben, deren jeder aus mehreren Sektionen besteht, auf der mittleren Erhebung, wahrscheinlich dem Burghügel, sowie auf der Terrasse ausgehoben. I m zweiten J a h r e wurde dann mit der systematischen Abhebung des Burghügels begonnen. Sie wurde bis auf das Niveau der großen Zitadellenmauer heruntergeführt, die wir 1927 schon gefunden und von der wir festgestellt hatten, daß sie auch zur Zeit der sogenannten hethitischen Bilderschrift benutzt, wenn nicht überhaupt entstanden ist. Das Ergebnis der bis Ende 1928 gemachtenGrabung läßt sich kurz wie folgt zusammenfassen. Das älteste Töpfereifragment, das bisher zum Vorschein kam, ist eine aus grauem Ton bestehende handgemachte Scherbe mit einem geritzten Ornament, ähnlich Troja I. Die älteste bisher erfaßte Kulturschicht, unsere I . Periode, ist durch eine handgemachte, rote, polierte Ware charakterisiert. Schwarze und braune, ebenfalls polierte Scherben kommen auch 24«

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vor. Die Leitform ist neben kleinen Töpfen eine Schale, oft mit einer knopfartigen Verdickung am Rande an Stelle von Henkeln. Bronzegegenstände sind selten. Typisch sind Knochennadeln mit Scheibenförmigen Köpfen. Diese Schicht -wurde in den Gräben auf der Terrasse angetroffen. Es wurden in ihr auch mehrere Begräbnisse gefunden. Das am tiefsten gelegene Skelett war im gewachsenen Boden in hockender Stellung ohne Beigaben beigesetzt. Eine Reihe von anderen Skeletten wurde in großen Tongefäßen, die mit Steinen verschlossen waren, ebenfalls in hockender Stellung gefunden. Einige dieser Begräbnisgefäße waren mit zwei Brüsten verziert. Wieder waren keine Beigaben vorhanden, abgesehen von kleinen Ohrringen aus Bronze und in einem Falle von einer im Winkel gebogenen Bronzenadel, die wahrscheinlich zur Befestigung des Gewandes auf der Brust gedient hat. Diese Objekte wurden in situ gefunden. Die gesamten Skelette sind augenblicklich im anthropologischen Laboratorium der Universität Chicago, wo sie unter Leitung von Herrn Professor CoperCole konserviert werden. Feuersteinmesserchen, Obsidianpfeilspitzen lind sogenannte Spinnwirtel erschienen häufig. Von Gebäuden -wurden bisher lediglich Fragmente freigelegt. Die Mauern bestanden meistens aus Luftziegeln auf Steinfundamenten. Die nächste Kulturschicht, unsere II. Periode, zeichnet sich durch eine verhältnismäßig feine, auf der Scheibe gefertigte, gelblichbraune Ware aus, die einen starken Glimmerzusatz im Überzug aufweist. Die Gefäße haben meist einen spitzen Boden. Es kommen aber auch Schalen mit ringförmigem Boden und zwei dreieckigen Henkeln vor. Kleine Kannen mit hohen Henkeln und hohen, breiten Schnauzen sind häufig. Es wurde auch eine große Menge von langen, schnabelförmigen Topfschnauzen gefunden. Die Töpferei dieser Periode ähnelt sehr der bisher vom Kiil Tepe bei Kaisariyeh gefundenen. Die Knochengeräte gleichen denen der ersten Periode. Es wurde eine Anzahl von Knochenpfeilspitzen von viereckigem Durchschnitte gefunden. Bronzegegenstände waren nicht selten. In dieser Schicht kam auch eine Menge von kleinen Tonschafen und eigenartige Töpferei (Traghenkel) mit Durchbohrungen an beiden Enden zum Vorschein. Lediglich ein Skelett konnte mit Sicherheit dieser Periode zugewiesen werden. Den wichtigsten Fund dieser Schicht bilden drei Siegelzylinder, die 372

zwei verschiedene Stile aufweisen und von denen der eine aus rotem Jaspis von ganz besonderer Feinheit ist. Auch hier wurden n u r Fragmente von Gebäuden freigelegt. Diese Schicht wurde bisher nur in den Gräben auf der Terrasse des Hüyüks getroffen. Die nächsten beiden Schichten, unsere Perioden l i l a und I l l b , wurden hauptsächlich bei der systematischen Abhebung des Burghügels erfaßt. Sie sind beide durch bemalte Keramik charakterisiert. l i l a zeigt in manchen Formen noch handgemachte Ware, so vor allem eine kleine Tasse mit spitzem Boden, großem Henkel und geometrischem Ornament. Typisch für l i l a ist auch eine kleine, an die anderen geometrischen Ornamente angehängte Spirale. Die Keramik von I l l b ist durchweg radgemacht; das Leitornament sind konzentrische Ringe sowie stilisierte Hirsche und Bäume. I m großen ganzen ist das die scheinbar hauptsächlich in Boghaz Köi vorkommende Keramik. Mit dieser Ware zusammen wnrden am Alishar H ü y ü k Siegelsteine mit Bilderinschriften gefunden. Gegenstände aus Bronze und Eisen sind häufig in beiden Perioden: Fibeln mit dicken, im Durchschnitt viereckigen Bögen, Pfeilspitzen von dreieckigem Durchschnitt, Nadeln mit großen runden Köpfen und leicht gekrümmte Eisendolche oder Schwerter, deren scharfe Seite die innere ist. Von anderen Kleinfunden sind besonders zu erwähnen eine Anzahl von kleinen aus Bleidraht zurecht gebogenen Ringen, drei ägyptische Horusaugen, mehrere flache Steine in Form von Tieren und ein Würfel mit zwei bis sieben Augen. Wie schon erwähnt, gehört die große Mauer auf dem Burghügel zu diesen Perioden. Sie besteht aus einem teilweise 1,50 m bis 3,00 m erhaltenen Bruchsteinfundament mit Holzverankerung, das 5 bis 7 m breit ist. An einer Stelle haben wir die daraufgelegten Luftziegel noch erhalten gefunden. Die Arbeiten im letzten J a h r e haben gezeigt, daß wir es mit mehreren Bauperioden zu t u n haben, deren saubere Scheidung erst in diesem J a h r e erfolgen wird. Es ist auch nicht unmöglich, daß die große Befestigungsmauer, die sich auf dem westlichen Ausläufer des Burghügels befindet, dieser Periode angehört. Von besonderem Interesse in dieser Zitadelle sind noch vier große Vorratsgefäße, die sich in einem kleinen Räume der Burg fanden. Drei in einem der Gräben auf der Terrasse gefundene Skelette gehören wahrscheinlich diesen Perioden an. Wohl gleichzeitig ist 373

eine feine rötlichbraune Tonware mit dunkelrotem, meist rautenförmigem Ornament. Vielleicht etwas später, jedenfalls nicht früher als I l l b ist eine Keramik, die der bisher als phrygisch bezeichneten sehr ähnelt. Die nun folgenden drei keramischen Gruppen haben wir vor allem 1928 auf dem Burghügel gefunden. In der unmittelbar auf den Kulturperioden l i l a und I l l b liegenden Schicht, die meist nur sehr kümmerliche Mäuerchen aufweist, tritt eine hellbraune, auf der Scheibe gedrehte Ware auf, die stark poliert ist. Die Leitform ist eine kleine Kanne mit kleeblattförmiger Schnauze und hohem Henkel. Die Metallgegenstände und Spinnwirtel sind verschieden von den unmittelbar vorhergehenden Schichten, ähneln aber mehr III a als der darauf folgenden Schicht. Die auf dieser liegende Kulturschicht zeigt zwei Bauperioden. Zwei große Gebäude sind unschwer zu erkennen. Die Luftziegelmauern auf sorgfältig gefügten Steinfundamenten sind teilweise bis zu einer imposanten Höhe erhalten. Die Keramik ist charakterisiert durch ein Vogelornament und durch die Bilder von Stiermenschen. Zwei Gemmen im griechisch-persischen Stil scheinen ebenfalls dieser Periode anzugehören. Wie erwähnt, sind die Metallgegenstände vollkommen verschieden von den vorhergehenden. So zeigen zum Beispiel die Pfeilspitzen eine lorbeerblattförmige Bildung mit Widerhaken. Es mag hier erwähnt werden, daß in der großen Stadt auf dem Kerkens Dagh während der vorjährigen Versuchsgrabung eine Anzahl derartiger Pfeilspitzen zu Tage kam. Eine weitere keramische Gruppe, die wir zur Zeit noch nicht genau einordnen können, hat als Merkmal ein aus parallelen Streifen bestehendes Ornament. Es folgt schließlich die «leicht kenntliche römische Schicht mit Terra sigillata und einer der arretinischenWare ähnlichen Keramik. Die Hauptsiedlung dieser Periode scheint aber nicht auf dem Hüyük selbst gewesen zu sein, sondern einige hundert Meter abseits, am Wege vom Hüyük nach dem Dorfe von Alishar. Aus byzantinischer Zeit haben wir außer Münzen und zwei Lampen nichts gefunden. Es mag aber sein, daß auf der Terrasse damals eine Kirche gestanden hat, da wir 1927 dort ein kleines Baptisterium freigelegt haben, das, worauf Professor Krencker 374

uns freundlicherweise aufmerksam machte, zu einer Basilika dieser Zeit gehört haben kann. Außer Münzen haben wir von der Seldschuken-Zeit n u r einige Raqqa-Scherben gefunden. Die Besiedlung in türkischer Zeit ist durch verschiedene Typen von osmanischer Keramik bezeugt sowie durch eine große Anzahl von Pfeifenköpfen, die meist in zwei kleinen Häusern gefunden wurden, deren Grundriß auf der Terrasse freigelegt ist. Schließlich liegen in nächster Nähe des Hügels, vielleicht 50 m entfernt, die Ruinen einiger Gehöfte eines armenischen Dorfes, das noch bis vor 50 Jahren bestanden hat. Das ist im wesentlichen der Stand der Ergebnisse unserer bisherigen Grabung. Dieses J a h r wird Herr Dr. E . F. Schmidt unseren drei ersten Schichten besondere Aufmerksamkeit widmen, während ich weiter im Osten nach neuen Ausgrabungsobjekten Umschau halten werde. Noch halte ich die Zeit nicht f ü r gekommen, Bestimmteres über die Zuweisung einer dieser Gruppen zu den Hethitern des Großreiches auszusprechen, wenn es wohl auch beinahe sicher ist, daß unsere Periode l i l a oder I l l b dafür in Frage k o m m t . Dasselbe trifft f ü r unsere I I . Periode zu. Sie wird sich vielleicht als identisch mit der Kulturschicht auf dem Kül Tepe bei Kaisariyeh erweisen, in der die Keilschrifttafeln gefunden sind. Das wesentliche Ergebnis für uns ist aber, daß -wir vollständige Reihen der verschiedenen Kleinfunde haben, bei denen wir für jedes einzelne Stück mit Sicherheit die Verbindungen kennen. Dasselbe trifft natürlich auch für unsere zweiunddreißig Skelette zu, deren Publikation nach beendigter Laboratoriumsarbeit uns ebenfalls interessante Aufschlüsse geben dürfte. PROFESSOR UVO HÖLSCHER, HANNOVER: DIE AUSGRABUNG DER TEMPEL- UND PALASTANLAGE RAMSES' III. ZU MEDINET HABU. Die Pharaonen des Neuen Reiches haben sich bekanntlich ihre letzte Ruhestatt auf der Westseite von Theben in der Einsamkeit und Verborgenheit des steil aufragenden Wüstengebirges, im Tal der Könige, angelegt. Die zugehörigen Gedächtnistempel aber haben sie in aller Öffentlichkeit zwischen dem Steilabsturze dieses Gebirgszuges und dem Fruchtlande erbaut. Dort liegen diese Tempel einer neben dem andern in langer Reihe, die meisten freilich arg zerstört, so daß das Auge des Laien kaum die 375

Stätte findet. Einige aber bilden noch heutigen Tages großartige Baudenkmäler, die allen Aegypten-Reisenden bekannt sind. Am besten erhalten ist der Tempel von Medinet Habu, welchen Ramses III., der letzte der großen Pharaonen des Neuen Reiches, um 1150 v. Chr. erbaut hat. Es ist ein großer rechteckiger Bezirk, in dessen Mitte der berühmte Amontempel aufragt. Gewaltige Festungsmauern aus Lehmziegeln schließen ihn ein, 10 m stark und ehemals 18 m hoch. Davor zog sich eine niedrigere steinerne Vormauer hin. Ein einziges Tor, das sogenannte Hohe Tor, in der Hauptachse des Rechtecks gelegen, bildete den Eingang. Es war dies ein starker, kubischer Befestigungsbau in der Art eines syrischen Migdols, im Kern aus Werksteinen, in den rückwärtigen Teilen aus Lehmziegeln ausgeführt. Im Innern barg er zahlreiche Zimmer, die mit ganz einzigartigen Haremsdarstellungen geschmückt sind. Man ersieht daraus, daß der König mit seinen Haremsdamen diese Räume gelegentlich zum Aufenthalt gewählt hat. Man hat daher diesen Bau früher auch wohl als den Pavillon Ramses' III. bezeichnet. Im Innern des rechteckigen Bezirkes, rings um den großen Amontempel herum, lagen bis vor kurzem Hausruinen und Schutthalden, die von Lehmziegelbauten aus drei Jahrtausenden übrig geblieben waren. In späteren, unruhigen Zeiten hatte sich nämlich die Bevölkerung des alten Theben in diesen befestigten Platz geflüchtet. Privathäuser erwuchsen und verfielen hier, um neuen Häusern Platz zu machen, bis der Schutt mehr als 10 m Höhe erreicht hatte. Von der ursprünglichen königlichen Anlage aber, die sich darunter barg, war nichts mehr zu erkennen. Man hatte gelegentlich wohl aus Anzeichen vom Hohen Tor und anderen Stellen her erschlossen, daß im Bezirk von Medinet Habu sich ehemals auch ein königlicher Palast mit einem Harem befunden haben müsse. Und vom nahen Ramesseum, dem großen Gedächtnistempel Ramses' II., her mußte man auch in Medinet Habu auf große gewölbte Speicheranlagen neben und hinter dem Tempel gefaßt sein; aber die Gesamtanlage war hier ebenso wenig wie bei einem der anderen Gedächtnistempel bislang irgendwie bekannt. Da entschloß sich im Jahre 1926 das Oriental Institute der Universität Chicago, diese Frage durch eine großzügige Aus376

grabung des ganzen Bezirkes von Medinet H a b u zu klären. I n zwei Kampagnen ist bislang etwa die Hälfte freigelegt und untersucht worden und h a t bedeutsame Ergebnisse gebracht. Der vordere Teil des umwehrten Bezirkes, hinter dem Hohen Tor, h a t als königlicher Park gedient. Wir konnten die Baumalleen nachweisen, die dort in dem kiesigen Boden angepflanzt waren, und einen Teich, aus dem das zu ihrer Bewässerung erforderliche Wasser geschöpft wurde. Höfe und Stallungen schlössen sich an. Dann folgte eine innere Befestigungsmauer, die kleiner als die äujßere, aber immerhin doch 6 m stark und gegen 12 m hoch war, mit Türmen in Pfeilschußabständen besetzt. Zwischen dieser und der äußeren Mauer erstreckten sich Priester- und Beamtenhäuser in langer Reihung in ganz regelmäßiger Folge. I m inneren Bezirk aber, seitlich von dem Tempel, lag der königliche Palast, ferner ein zugehöriger Hof oder Garten und endlich zweigeschossige Speichergebäude. Jede6 dieser Gebäude bot mancherlei des Interessanten in bau- und kulturgeschichtlicher Beziehung, am meisten aber der königliche Palast selber, der erste ägyptische Königspalast, den man genauer kennen lernte. I m Verlauf der Grabung stellte es sich heraus, daß es zwei Paläste waren, die übereinander lagen, beide von Ramses I I I . erbaut. Der erste war zerstört und abgetragen worden, bevor man den zweiten erbaute, zweifellos weii der Herrscher später größere Ansprüche an die Lebenshaltung machte. Von dem ersten Palast waren daher nur die Fundamente erhalten, die den Grundplan des Palastes ergaben. Weil aber dieser Palast gegen die wohlerhaltene Tempelmauer angebaut gewesen war, konnten wir die Anzeichnung des Aufbaus daselbst klar nachweisen: die Auflager der Architrave und die Spuren der Gewölbe, welche die Palasträume überdeckten. Dazu kam, daß man eine große Anzahl der wichtigsten Architekturteile dieses Palastes, Säulen, Pilaster und Architrave, Türgewände und Teile des Thrones, wiederfand. Sie waren nämlich in die Fundamente des zweiten Palastes eingebaut worden und konnten von dort herausgezogen werden. So ließ sich der ganze erste Palast zeichnerisch fast restlos rekonstruieren. Es war ein verhältnismäßig kleiner Palast. E r enthielt nur zwei Repräsentationsräume, nämlich einen zwölfsäuligen Breiten Saal und einen viersäuligen Thronsaal, daneben nur sehr bescheidene 377

Wohn- und Schlafräume f ü r den Herrscher sowie einige Nebengemächer. Man ersieht daraus, daß der Palast dem Könige nicht als eigentlicher Residenzpalast gedient hat, sondern nur als Absteigequartier zu vorübergehendem Aufenthalt bei Tempelfeierlichkeiten. Als Raumschöpfungen sind diese Säulensäle besonders interessant, denn sie sind die ersten tonnengewölbten Säulensäle, die wir in Ägypten kennen lernen. Und ebenso wichtig wie die Gesamtform sind die Einzelheiten, die Palmsäulen mit ihren reichgeschmückten Schäften, die Wandpilaster, die Türgewände und die Nischenarchitektur hinter dem Throne. Vom zweiten Palast, der ebenso wie der erste in der Hauptsache aus Lehmziegeln erbaut war, ist wesentlich mehr in situ erhalten, obgleich die Lehmziegelmauern selber fast restlos zerstört worden waren. Aber manche Säulenstümpfe und andere wichtige Architekturteile aus Stein standen noch aufrecht. Mehr noch wurden im Schutt gefunden und von uns wieder aufgerichtet. So konnten wir die Palastmauern in gewisser Höhe wieder herstellen. Es ergab sich eine wesentlich kompliziertere Grundplanung: der zweite Palast zerfällt in einen öffentlichen und einen privaten Teil, der erstere großräumiger und höher als die entsprechenden Räume im älteren Palaste, der private Teil mit allem Komfo rt der Zeit ausgestattet: das Wohnzimmer mit einem wohlerhaltenen Alabasterthron, das Schlafzimmer mit einer erhöhten Bettnische, das Bad und Kloset und eine Kleiderkammer. Neben und hinter dieses Hauptgebäude legt sich der Harem, der im ersten Palaste gänzlich fehlte: ein kleiner Haremshof mit rückwärtiger Säulenhalle, ein Frauengemach mit alabasternem Thronsitz f ü r den König, ein Bad und Kloset. Durch einen Zwischenraum, in dem wahrscheinlich der Eunuch bei Tag und Nacht Wache zu halten hatte, k a m man zu den eigentlichen Haremswohnungen, drei ganz gleichartigen Raumgruppen, die aus je zwei Zimmern, Bad und Kleiderkammer bestehen. Auf der anderen Seite verbindet ein winkliger Gang diese Haremswohnungen mit den Privaträumen des Königs. Man ersieht, daß hier nicht f ü r die Königin, sondern nur für drei gleichgestellte Favoritinnen Quartier gemacht war. Die Königin scheint niemals zu den Tempelfeiern mitgekommen zu sein. Das

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entspricht auch den Bildern im Hohen Tore, wo niemals die Königin, sondern nur nackte, mit Blumen in den Haaren geschmückte Mädchen des Harems dargestellt sind. Die Verbindung zwischen dem Palast und den Räumen im Hohen Tor wird im nächsten Jahre noch genauer nachzuprüfen sein. Die bisherige planmäßig durchgeführte Ausgrabung von Medinet Habu h a t bislang schon eine solche Fülle neuen Materials in bau- und kunstgeschichtlicher ebenso wie in kulturgeschichtlicher Beziehung erbracht, daß die Bedeutung desselben im Augenblicke noch kaum zu übersehen ist. PROFESSOR HERMANN JUNKER, WIEN: DIE ÖSTERREICHISCHEN AUSGRABUNGEN AUF DEM FRIEDHOFE BEI DEN PYRAMIDEN VON GIZEH. Die Grabungen der Akademie der Wissenschaften in Wien bei den Pyramiden von Gizeh erreichten in diesem Winter ihren Abschluß. I n acht Kampagnen, 1912bisl914 und 1925 bis 1929, wurden die ihr von der ägyptischen Altertumsverwaltung überlassenen Abschnitte des großen Residenzfriedhofes freigelegt, die im Westen und Süden der Cheopspyramide liegen. Die Ergebnisse der Grabungen sind f ü r die Geschichte der Kunst und Kultur des Alten Reiches (2900—2400 v. Chr.) von grundlegender Bedeutung. Die Funde zahlreicher neuer Grabanlagen mit ihren Reliefs, Inschriften, Statuen, Sarkophagen und Beigaben ermöglichen es nun, die Entwicklung der Architektur und Bildkunst zu verfolgen und den Wandel im Totenkult festzustellen. Die letzte Grabung, die Ende Februar dieses Jahres abgeschlossen wurde, brachte wesentliche Ergänzungen und überraschende Funde. So erhielten bestimmte Grabtypen durch Blockaufschriften mit Königsnamen ihre endgültige zeitliche Zuweisung; durch die Statue des Oberhofarztes Nj-anch-re wurden die Plastiken der 6. Dynastie um ein Glanzstück bereichert, und die monumentalen Grabanlagen der Prinzen Sechemka und Sepchemnefer zeigen bisher unbekannte Formen der Kultbauten.

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3. SITZUNG» Mittwoch, 24. April 1929, nachmittags 3,30 Uhr bis 4,30 Uhr. Ehrenvorsitzende: Professor Lantier, St. Germain-en-Laye, Professor Sukenik, Jerusalem. PROFESSOR RAYMOND LANTIER, ST. GERMAIN-EN-LAYE: LES FOUILLES DE CARTHAGE ET LA TOPOGRAPHIE DES VILLES PUNIQUES ET ROMAINS. L'étude d'une carte archéologique de Carthage permet de restituer dans ses grandes lignes l'histoire urbaine des diverses cités qui se sont succédées sur cet emplacement. Quelques soient les occupants, le plan général n'a pas été soumis à de profondes modifications. La nature qui ne change guère s'est chargée d'en inscrire les traits principaux sur le terrain. Des collines d'altitude moyenne se terminant par des plateaux spacieux qui dominent la mer et ouvrent de larges vues sur les territoires avoisinants, une plaine qui s'étend à leurs pieds jusqu'au rivage, tel est le cadre géographique dans lequel viendront s'inscrire les plans des diverses agglomérations. Autour d'une acropole, la colline de St. Louis, et sur ses pentes se pressent en un étroit espace monuments publics et demeures privées; au sud des collines, la basse ville et sa marine avec ses docks et son quartier d'affaires; enfin au-delà d'une ceinture de cimetières, vers le nord, des maisons, mi-rurales mi-citadines, éparpillées au milieu de jardins. De la villle carthaginoise seuls subsistent les nécropoles et les sanctuaires. Heureusement les tombes disséminées autour de la cité ne se sont pas mélangées les unes aux autres ; les sépultures les plus voisines de la mer sont aussi les plus anciennes et à mesure qu'on gravit la pente des collines, on descend le cours des âges; peu à peu la ville des morts s'est éloignée du rivage. Ces constatations permettent de suivre le développement de la ville dont le premier emplacement doit être recherché non loin de la pointe orientale de Bordj-Djedid, dans le voisinage d'une fontaine plus tard canalisée par les Romains et qui est le seul point d'eau important du littoral. L'abandon au début du V e siècle de la *In dieser Sitzung verlas Dr. Hannibal, Teheran, eine BegrüBungs- und Glückwunschadresse des Archäologischen Instituts in Teheran in deutscher Sprache.

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grande nécropole de Douimès-Dermech et rétablissement aux derniers temps de la domination carthaginoise d'un quartier de céramistes sur son emplacement tend à prouver que la ville des vivants avait gagné sur la cité des morts. Il en est de même sur les collines de St. Louis et de Junon que Strabon nous montre envahies par les maisons et sur lesquelles aucune tombe antérieure aux V — I V " siècles n ' a été découverte. Les limites méridionales et occidentales restent encore très indécises. Du côté de l'est, les fouilles ont prouvé l'existence de sanctuaires à ciel ouvert dont les emplacements sont signalés p a r de véritables accumulations de stèles élevées en l'honneur de Tanit et de Baal Hammon, et qui forment comme une ceinture sacrée s'étendant au long du littoral depuis les ports jusqu'aux collines. Ces constatations obligent à admettre que l'espace réservé à la ville proprement dite était particulièrement resserré entre les collines et le rivage de la mer. C'est à cet emplacement que l'on doit appliquer les descriptions de Strabon et de Diodore, hautes maisons à six étages, rues étroites et tortueuses. Il f a u t donc chercher ailleurs, à l'intérieur du rempart que nous ne connaissons encore que par les textes des auteurs anciens, les traces de la plus grande Carthage. Seule la plaine qui s'étend à l'ouest et le plateau septentrional conviennent à l'établissement d'une vaste agglomération et si l'on veut avec vraisemblance reconstituer le paysage urbain de Carthage, c'est vers le présent qu'il faut regarder. Les villes modernes de l'Afrique du Nord, aussi bien d'ailleurs que les cités romaines du Sud tunisien, Gigthis, par exemple, se divisent en deux agglomérations, l'une cantonnée autour du port, commerçante, administrative et religieuse, l'autre qui éparpille ses maisons et ses jardins dans la campagne environnante. Il en f u t sans doute de même pour Carthage. Nous en avons pour témoignage le texte d'Appien sur Mégara, la banlieue remplie de vergers, coupée de clôtures en pierres sèches, de haies épineuses, d'une infinité de canaux sinueux et profonds. C'est encore le même paysage urbain que présente la Carthage romaine de l'empire. De récents t r a v a u x entrepris sous les auspices de la Direction des Antiquités de la Tunisie ont permis de reconstituer le principe géométrique qui a présidé au tracé de la Colonia Julia Carthago. Celle-ci avait été édifiée sur un plan presque carré

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de 1776 m de longueur sur 1656 m de largeur, dont les deux lignes maîtresses orientées de PO. N. 0 . à l'E. S. E. et du N. N. E . au S. S. 0 . se croisaient au sommet de la colline de St. Louis. Le cardo maximus et le decumanus maximus déterminaient quatre rectangles sensiblement équilatéraux qui, en principe, étaient couverts de constructions et formaient des ilôts, séparés par des rues, drainées par un égoût axial. L'angle nord-ouest du premier de ces rectangles offre un système de castramétration différent qui correspond à un lotissement antérieur à la centuriation urbaine et qui s'étend sur tout le reste de la presqu'île carthaginoise. Il semble que ce second lotissement corresponde à celui de la colonia Junonia de Caius Gracchus (632/122), établi en dehors du territoire qui fut l'objet des imprécations des commissaires sénatoriaux (Appien 135). Cette colonie républicaine n'aurait pas recouvert la ville punique, elle aurait été tout près d'elle, non au-dessus d'elle. Mais une Carthage éloignée de la mer était un non-sens et la colonie envoyée par Auguste en 29 s'établit, elle, sur les ruines de la cité carthaginoise et c'est à cette seconde colonie que correspond la seconde centuriation. Cette ville impériale ne semble pas avoir atteint son plus grand développement avant le milieu du second siècle. L'emplacement occupé par la grande nécropole punique de Douimès-Dermech n'a pas fourni de ruines monumentales antérieures à cette date et jusqu'à cette époque paraît avoir été partiellement occupée par des cimetières. Ce n'est qu'avec les grands travaux d'édilité entrepris dans ce quartier par les Antonins que la ville s'est développée de ce côté. L'étude des cimetières de basse époque est particulièrement intéressante. La disposition des tombes, dispersées sans ordre apparent dans le quartier des ports, en divers points de la colline de Junon, au théâtre, à l'odéon, aux abords de la basilique byzantine de Douimès, aux V I — V I I " siècles, porte le témoignage d'une époque de ruines et de désastres. Au-delà de ces zones, on ne rencontre plus que des édifices abandonnés, des masures élevées sur les ruines des monuments publics avec des matériaux empruntés à leurs décombres. Ces constatations viennent d'ailleurs à l'appui de ce que nous savons, grâce au témoignage des auteurs byzantins, sur la situation de Carthage à cette époque. Une longue suite de guerres et d'épidémies a fortement diminué la population; la ville s'est resserée sur elle-même; 382

les grands travaux de restauration de Justinien n'ont été entrepris que sur la colline de St. Louis et dans la quartier des ports. A la f i n de son histoire, Carthage se replie sur ses emplacements primitifs, dans l'étroite bande de terre qui s'étend entre les collines et la mer. DR. ELEAZAR LIPA SUKENIK, JERUSALEM: NEUE SYNAGOGEN-FORSCHUNG. Die bahnbrechende Arbeit auf dem Gebiete der Erforschung der antiken Synagogen Palästinas ist von deutschen Gelehrten geleistet worden. Wir haben es der Expedition der Deutschen Orientgesellschaft unter der Leitung von Kohl und Watzinger zu danken, daß die Grundform der antiken palästinensischen Synagoge festgestellt und vieles der alten Synagogen Ornamentik zutage gefördert wurde. Manche ihrer Hypothesen und Teilrekonstruktionen haben sich bei späteren Ausgrabungen als unhaltbar erwiesen, im großen und ganzen jedoch betrachten wir diese Arbeit als Basis f ü r weitere Forschungen. Die Schürfungen oder Teilausgrabungen, mit denen sich diese Expedition vielfach begnügte, reichten aber nur zur Bestimmung der allgemeinen Grundlinien der Synagogen aus. Die Hebräische Universität beabsichtigt zur Klärung vieler bei dieser Methode noch ungelöster Probleme in weitem Ausmaße eine vollständige Freilegung der alten Synagogen durchzuführen. Vorläufig sind nur zwei der Synagogen, die Kohl und Watzinger teilweise freigelegt hatten, völlig ausgegraben worden, die bekannte Synagoge von Kapernaum (Tell H u m ) und die Synagoge von Chorazin (Kerâze). Der Franziskaner Pater Orfali, der die Vollendung der Ausgrabungen der erstgenannten Synagoge leitete, bemühte sich in seiner Schrift „Capharnaüm et ses ruines" (Paris 1922) als Bauzeit dieser Synagoge das erste nachchristliche Jahrhundert zu erweisen, kann aber keine genügenden Beweise hierfür anführen. Bei der in den letzten Jahren vorgenommenen teilweisen Rekonstruktion dieser Synagoge wurden zwei Inschriften, die eine in griechischer, die andere in aramäischer Sprache, gefunden, die auf Säulenschäften standen und in denen die Namen der Stifter der Säulen genannt sind. Wichtigere Resultate haben sich bei der vom Department of Antiquities der palästinensischen Regierung vorgenommenen Frei-

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legung der Synagoge von Chorazin ergeben. Es gelang jetzt, den Gesamtplan der Synagoge festzustellen und viel Neues von der Ornamentik sowie Teile der Architektur zutage zu fördern. Erwähnenswert ist ein steinerner Sessel mit einer aramäischen Inschrift, die von einem J u d a n , Sohn Ismaels handelt, der die Stoa und die Pylentreppe anlegen ließ. Dieser Sessel entspricht dem im Neuen Testament erwähnten Moseskatheder. Außerdem verdient die Rundfigur eines Löwen Beachtung, die, wie man aus den zeichnerischen Darstellungen auf den in den jüdischen Katakomben zu Rom gefundenen Goldgläsern schließen kann, vermutlich vor dem Thora-Schrein gestanden h a t . Ähnliche Löwenstatuen sind in letzter Zeit auch in anderen Synagogen gefunden worden. Die Jüdische Archäologische Gesellschaft in Jerusalem h a t in den letzten Jahren eine Synagoge ausgegraben, die durch Zufall beim Wegebau in der Nähe von Tiberias entdeckt worden war. Ihre Bauform ist die bei allen Synagogen Palästinas übliche basilikale. Dr. Slousch hat in dieser Synagoge ebenfalls in der Nähe des Thora-Schreins einen steinernen Sessel gefunden. Außerdem h a t man hier zum ersten Male in einer antiken Synagoge eine steinerne Menorah entdeckt, die nach den Darstellungen auf den Goldgläsern und anderen Abbildungen wahrscheinlich gleichfalls ihren Platz vor dem Thora-Schrein hatte. I m letzten Kriegsjahre wurde durch den Einschlag eines türkischen Geschosses in der englischen Front bei Jericho eine Inschrift freigelegt und an dieser Stelle nach dem Kriege (1921) von der École Biblique der Dominikaner in Jerusalem eine Synagoge ausgegraben. Hier fand man zum ersten Male den vollständigen, wenn auch sehr beschädigten Mosaikfußboden einer Synagoge, während bis dahin nur Fragmente solcher Böden bekannt waren. Von den Ornamenten des Mittelschiffs sei besonders ein Tierkreis erwähnt, ferner eine Darstellung Daniels in der Löwengrube, des Tb ora-Schreines mit den siebenarmigen Leuchtern usw. Die Bilder selbst sind leider fast sämtlich nur in den Umrissen erhalten; alles andere ist zerstört. Wir haben hier dieselbe Erscheinung, die m a n auch in den in Galiläa ausgegrabenen antiken Synagogen beobachten konnte. Offenbar haben die Juden in einer späteren

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Periode der Bilderstürmerei alle figürlichen Darstellungen in den Synagogen zerstört oder entfernt. Ende 1928 ist eine zweite Synagoge von diesem Typus bei Drainagearbeiten in der jungen jüdischen Siedlung Beth-Alpha im Tale Esdraelon unweit Beisan zufällig entdeckt und von mir im Auftrage der Universität Jerusalem ausgegraben worden. Dieser neueste Fund ist außergewöhnlich gut erhalten. Der freigelegte Mosaikfußboden erwies sich im Gegensatz zu dem der vorher erwähnten Synagoge als vollständig erhalten, und die Tatsache, daß er mit einer Mörtelschicht, herabgefallenen Steinen und Dachziegeln bedeckt war, wodurch er vor Beschädigungen durch herabgefallene Steine geschützt wurde, läßt darauf schließen, daß diese Synagoge bereits vor der Periode der Bilderstürmerei einem Erdbeben zum Opfer gefallen ist. Die freigelegte Fläche ist etwa 28 m lang und 14 m breit und enthält die Synagoge selbst sowie einen kleinen Narthex und einen Hof. Auch hier ist noch immer die Basilikaform gewahrt. Zwei Reihen von je fünf Pfeilern teilen die Synagoge in die üblichen drei Schiffe, von denen das mittlere 7 m und die Seitenschiffe je 3 m breit sind. Längs der Wände ziehen sich steinerne Bänke, wie man es vorher schon in verschiedenen anderen Synagogen gefunden hat. Der Bau selbst ist ziemlich unregelmäßig und kunstlos angelegt. Von großem Interesse ist aber eine Apsis, die aus der Südmauer der Synagoge vorspringt und zweifellos als Standplatz des Thora-Schreines diente. Es ist dies das erste Mal, daß man eine derartige Apsis in einer palästinensischen Synagoge gefunden hat. Allerdings weisen Synagogen späterer Perioden ebenfalls ähnliche apsidenförmige Bildungen auf. Später hinzugefügt ist offenbar eine Bank zwischen den Pfeilern der Synagoge und ein kleines stufenartig erhöhtes Podium (Bema) in der Nähe der Apsis. In situ hatte man bisher ein solches Bema noch nicht gefunden. Da wir, wie ich später ausführen werde, die Bauzeit der Synagoge und damit auch die Zeit der beiden Hinzufügungen ungefähr kennen, kann man aus dem Fund des Bemas schließen, daß dieses nicht, wie man bisher vermutete, von dem moslemischen Mimbar übernommen und in die Synagogen eingeführt wurde, sondern schon vor der islamischen Periode in den altjüdischen Synagogen des Landes angebracht war. Die Orientierung der 2 5 Archlologisches Institut, Hundertjahrfeier

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Synagoge weist nach Süden, ist also Jerusalem zugewandt, wie bei allen Synagogen, die nördlich Jerusalems aufgefunden wurden. Drei Eingänge fähren von Norden her in die Synagoge, entsprechend der Anordnung, die wir bei den erwähnten Synagogen bei Jericho fanden. Der Hof stellt einen rechteckigen Platz dar, auf dem wahrscheinlich die Wasserbehälter für rituelle Waschungen standen. I m Westen befindet sich ein Eingang, der offenbar zu einem leider schon zerstörten Nebengebäude führte. Der ganze Komplex ist mit Mosaiken ausgelegt, deren Ausführung auf dem Vorplatz, im Hof und in den Seitenschiffen einfach und kunstlos ist, während das Hauptmosaik des Mittelschiffes in primitiven Formen außerordentlich bilderreiche und vielfarbige Darstellungen aufweist. Dieser Mosaikfußboden ist in drei Felder geteilt. Der Rahmen wird von einer verschlungenen Weinranke gebildet, in deren Windungen sich Bilder von Menschen, Tieren, Vögeln, Fruchtkörben u. a. finden. Um bei der Apsis im Südteil des Baues zu beginnen, möchte ich zunächst das dort befindliche Mosaikfeld mit verschiedenen Abbildungen von Ritualgeräten beschreiben. Die Darstellung scheint eine Wiedergabe des Thora-Schreins mit seinen Geräten und Verzierungen geben zu wollen. Wir haben vor uns einen Raum, von dem ein Vorhang fortgezogen wird, um das Innere sichtbar zu machen. I m Mittelpunkt ist der Thora-Schrein als ein mit einem Giebel versehenes Gebäude abgebildet. Seine F r o n t weist zwei Flügeltüren auf, die in je vier Felder geteilt sind. Jedes der Felder zeigt Nachbildungen von Schnitzornamentik. Über den Türen trägt ein Gesims drei Vasen. Oberhalb der Vasen, im Dreieck des Giebels, sieht man eine Konche, über der vom Giebelvorsprung herab die Ewige Lampe hängt. Auf den Akroterien steht je ein Vogel. Wahrscheinlich sind die Cherubim der Bibel damit gemeint. Ahnliche Abbildungen findet man auch auf den erwähnten Goldgläsern. Zu beiden Seiten des Thora-Schreins stehen zwei große siebenarmige Leuchter, bei denen man zwei Widderhörner (rituelle Blasinstrumente) sowie Abbildungen von Thorarollen in Theken sieht, aus denen die Umbilici hervorragen. Rituelle Feststräuße und Citrusfrüchte (Lulab und Ethrog) finden sich unter den Abbildungen. Unterhalb der Leuchter flankieren zwei brüllende Löwen den Thora-Schrein. Wie ich erwähnte, h a t man

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in älteren Synagogen auch Rundfiguren solcher Löwen gefunden. Sträucher und Vögel füllen den freien Raum. An dieses Feld schließt sich ein rechteckiges Feld mit dem Zodiakus an, das hier den Mittelpunkt des ganzen Mosaiks bildet. I m Zentrum sieht man das wohlerhaltene Bild des Sonnengottes mit einem Strahlenkranze auf dem Haupte, der auf einem vierspännigen Wagen fährt. Die freien Stellen dieses Mittelstückes sind mit Halbmond und Sternen bedeckt, ein breites Flechtband rahmt es ein. Konzentrisch zu dem kreisförmigen Mittelstück sind die zwölf Sternbilder angeordnet, die ungewöhnlich gut erhalten sind. Unkenntlich ist nur das Bild des Steinbocks, das offenbar in alter Zeit einmal zerstört und später schlecht erneuert wurde. Das J a h r beginnt, wie aus den Inschriften klar ersichtlich ist, mit dem Widder, dem Sternbild des ersten Frühlingsmonats. Besondere Erwähnung verdienen ferner folgende Bilder: 1. Die Zwillinge, die eng verbunden wie siamesische Zwillinge dargestellt sind. 2 Die Jungfrau, die, mit Ohrringen und anderem Schmuck behängt, auf einem Thronsessel sitzt. 3. Die Wage, die das Bild eines Mannes zeigt, der in seiner Rechten eine Wage hält. Der Künstler h a t das hinter der Wage befindliche Bein nicht anzubringen vermocht, so daß sich die Gestalt auf einem Beine hält. 4. Der Schütze (kein Kentaur), der in der Linken einen Bogen hält. 5. Der Wassermann, der das Wasser aus einer Zisterne schöpft. — Die Sektoren mit. den einzelnen Sternbildern sind durch Borten voneinander getrennt. Ein weiteres Flechtband umschließt den ganzen Zodiakus. I n den vier Feldern des Rechtecks, das den Zodiakus umfaßt, sind die Darstellungen der Jahreszeiten angebracht, die durch geflügelte Genien veranschaulicht werden. Künstlerisch am besten ist das Bild des Herbstes. Die Gestalt trägt ein Diadem, Ohrringe und Schmuckbehang. Dieser besteht hauptsächlich aus Smaragd, Amethyst und Topas, zu deren Wiedergabe man Glaswürfel verwandt h a t . Bemerkenswert ist, daß die Genien sowie alle menschlichen Figuren blondes Haar haben, dessen Ungewöhnlichkeit offenbar auf den himmlischen Ursprung der abgebildeten Personen deuten soll. Gut erhaltene hebräische Inschriften finden sich neben jedem Bild. Zwischen dem Zodiakusfeld und der nächsten Darstellung 25*

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zieht sich ein breiter Mosaikstreifen mit einem Palmenmuster in abwechselnd roter und schwarzer Farbe hin. Das anschließende Feld ist einer Darstellung der Opferung Isaaks gewidmet und zeigt einen Aufmarsch aller beteiligten Personen von links nach rechts. Links stehen die beiden jungen Diener mit dem gezäumten Esel. Der Diener hinter dem Esel ist nur zur Hälfte abgebildet, da technische Ungeschicklichkeit die Wiedergabe der Figur hinter dem Tier erschwerte. Der zweite Diener, rechts vom Tier, hält in der rechten Hand die Zügel, in der linken eine Peitsche. Neben ihm sieht man einen Widder, der an einen Busch gebunden ist und aus Raummangel merkwürdig vertikal gezeichnet wurde. Über dem Widder findet sich ein Zitat aus dem Alten Testament, das auf den biblischen Vorgang hindeutet. Eine ausgestreckte, von einem Strahlenkranz umgebene H a n d , die zum Teil über den Rahmen des Feldes hinausragt, symbolisiert das Eingreifen Gottes und weist auf Abraham, der sich nach ihr umwendet, um den Ruf Gottes zu vernehmen. Unter der H a n d erwähnen einige hebräische Worte den himmlischen Befehl. Abraham selbst ist als ein älterer, bärtiger, wohlbeleibter Mann dargestellt, dessen langer Mantel bis auf die Knöchel herabfällt. I n der Rechten hält er ein langes Messer. Die Linke faßt seinen Sohn Isaak, der in sehr hellen, zarten Farben als Knäblein mit gebundenen Händen dargestellt ist. Über den beiden Gestalten stehen ihre Namen in hebräischer Schrift. Ganz rechts sieht man den Opferaltar mit lodernden Flammen. Zu beiden Seiten der Mitteltür zeigt das Mosaik Bilder zweier großer Tiere, eines Löwen und eines Bisons oder Stiers. Sie stehen der Tür zugekehrt, gleichsam als Wächter des Eingangs. Zwischen diesen beiden Tieren, nahe dem Eingang, wurden zwei Inschriften, eine aramäische und eine griechische, gefunden. Die gut erhaltene griechische Inschrift enthält die Namen der beiden Handwerker, des Marianos und seines Sohnes Hanina, die das Mosaik ausführten. Die leider zum Teil zerstörte aramäische Inschrift gibt die Zeit der Anlage des Mosaiks an, die wahrscheinlich mit der Bauzeit der Synagoge identisch ist, sowie die dafür verausgabte Geldsumme und die Namen der Stifter mit den üblichen Segensformeln. Von alledem h a t sich noch folgendes erh a l t e n : „Dieses Mosaik wurde im Jahre . . . . der Herrschaft des

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Kaisers Justinus gelegt, etc.". Aus historischen Gründen vermute ich, daß es sich hierbei um Justinus I. (517—528) handelt, so daß wir es also mit einer Synagoge aus dem Ende des ersten Viertels des 6. Jahrhunderts n. Chr. zu tun haben. Besonders bedeutungsvoll ist bei diesem Fund der Umstand, daß uns hier zum ersten Male in einer antiken Synagoge eine Datierung vorliegt, was nicht n u r auf manches Problem der Synagogcnforschung Licht wirft, sondern auch von großer Wichtigkeit für die hebräische Epigraphik im allgemeinen sein wird. Ich möchte außerdem noch eine Synagoge erwähnen, die ich im vergangenen J a h r e im Auftrage Herrn Dr. Welters, des Leiters der bayrischen Akademie-Ausgrabungen, auf Aegina ausgegraben habe. Es handelt sich u m jene Synagoge, von der zwei Inschriften schon vor hundert Jahren durch Ross bekannt wurden. Damals beschäftigte m a n sich aber nicht viel mit Plan und Anlage des Baus. Wie unsere Ausgrabung, die noch nicht ganz beendet ist, gezeigt h a t , ist diese Synagoge nicht in Form einer Basilika angelegt, sondern besteht aus einem einzigen Räume, der mit einem hübschen Mosaik in geometrischen Mustern ausgelegt ist. Wir konnten trotz der Verschlechterung des Erhaltungszustandes einige Berichtigungen der Lesungen von Ross vornehmen. Besonders interessant ist der Umstand, daß die Synagoge nach Osten gerichtet ist, eine Beobachtung, die auch an anderen antiken Synagogen des griechischen Gebiets, z.B. in Delos, Milet und Priene, gemacht wurde. Hieraus geht hervor, daß die Synagogen auch außerhalb des Heiligen Landes so angelegt wurden, daß sie Jerusalem zugekehrt waren.

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4. SITZUNG* Donnerstag, 25. April 1929, nachmittags 4 Uhr bis 5,30 Uhr. Ehrenvorsitzende: Professor Arne, Stockholm. Professor Boroffka, Leningrad. DIREKTOR OTTO KÜMMEL, BERLIN: NEUE AUSGRABUNGEN IN KOREA UND IN DER MONGOLEI. Die japanische Archäologie h a t leider im Chore der Glückwünsch enden fehlen müssen, da die weite Entfernung die Entsendung eines eigenen Vertreters verbot. Ich habe es daher unternommen, wenigstens an einer ihrer neueren Unternehmungen zu zeigen, daß die europäische Archäologie sich ihrer jungen fernöstlichen Schülerin nicht zu schämen braucht. Die Tätigkeit der japanischen Archäologen gilt naturgemäß in erster Linie ihrem eigenen Lande und h a t hier schon zu sehr reichen Ergebnissen geführt. Von ungleich größerer Bedeutung als die abgesonderte Inselwelt ist aber die große Kulturmacht Ostasiens, China. Indessen haben hier die Verhältnisse wissenschaftliche Ausgrabungen, abgesehen von den Unternehmungen des geologischen Dienstes, bisher so gut wie ganz verhindert, während zerstörende und die Zusammenhänge verfälschende Raubgrabungen im Dienste des Kunsthandels den Weltmarkt mit isolierten Einzelwerken reichlich versorgen. Nur in Gebieten Chinas, die sich eine gewisse Unabhängigkeit von China bewahrt oder errungen haben, waren wissenschaftliche Grabungen möglich, so in Turkestan und in der äußeren Mongolei, vor allem aber in den Gebieten, die heute unter japanischer Herrschaft stehen oder J a p a n gehören, also in der Mandschurei und in Korea. Korea war gerade in ältester Zeit chinesisches Siedlungsgebiet. Es wurde 108 v. Chr. unter Kaiser Wu Ti der ersten Han-Dynastie erobert und als Militärkolonie verwaltet. Die H a u p t provinz Lo-lang nahm den Nordwesten der Halbinsel zu beiden Seiten des Flusses Daidökö ein. Am Südufer des Flusses südlich des heutigen Heijö wurde von den japanischen Archäologen der Regierungssitz nachgewiesen. I n der nächsten Umgebung sind * In dieser Sitzung sprach Professor Boroffka, Leningrad, vor seinem Vortrag die Glückwünsche des Leningrader Instituts aus. Die Inhaltsangaben der Vorträge von Professor Boroffka, Leningrad, und Professor Arne, Stockholm, haben wir für diesen Bericht leider nicht erhalten.

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bisher 1386 Gräber chinesischer Siedler aufgefunden worden; etwa zwanzig konnten 1909—1928 genau untersucht werden. Es sind Hügelgräber mit Grabkammern aus Ziegelmauerwerk oder Holzbalken. Die sehr viel ansehnlicheren Ziegelgräber zeigen interessante Bauformen, z. B. ausgebildete Gewölbesysteme, während die Holzgräber bisher einen größeren Reichtum an Einzelfunden geboten haben. Wir erkennen zum ersten Male den Zusammenhang der Grabbeigaben, die unsere Sammlungen füllen, und ihre Bestimmung. Bewaffnung und Schmuck der Chinesen der Han-Zeit (etwa 200 vor bis 200 nach Chr.), die wir bisher nur aus einzelnen fragmentarischen Fundstücken kannten, werden uns vollkommen deutlich. Zahlreiche datierte oder annähernd datierbare Bronzegefäße und Bronzespiegel geben uns wertvolles und sicheres Material für die Geschichte der chinesischen Bronzekunst, die das Lieblingsgebiet der europäischen und amerikanischen Sammler bildet, als historisches Problem aber noch vollkommen unerforscht ist. Wundervolle Gold- und Tausiaarbeiten zeigen ganz ungeahnte technische und künstlerische Reichtümer, die den Chinesen der Han-Zeit bisher nicht zugetraut wurden. Die älteste glasierte Töpferei, über deren Datierung in den letzten Jahren der Streit entbrannt war, ist jetzt in China für die Zeit der Han nachgewiesen. Die größte Offenbarung aber bilden die zahlreichen Reste einer hochentwickelten Lackkunst, die durch lange Inschriften mit Daten vom Jahre 85 vor bis 69 nach Christus besonders genau festgelegt sind. Sie geben auf Werken von oft winzigen Ausmaßen außer dem Datum die Namen von vier, acht und mehr Arbeitern, die an ihrer Herstellung beteiligt waren, und von vier bis sechs Beamten, die durch ihren Namen für die Güte der Arbeit bürgten. Die bis zum äußersten durchgeführte Arbeitsteilung und die fast übermäßige Bürokratisierung, die aus diesen Inschriften spricht, gewährt uns einen ganz überraschenden Einblick in die sozialen und administrativen Verhältnisse der Han-Zeit. Daß die Werke größtenteils den kaiserlichen Ateliers in der fast 2000 km entfernten Stadt Ch'eng-tu (Provinz Ssuch'uan) entstammen, spricht für die vorzüglichen Handelsverbindungen in dieser Zeit. Künstlerisch und technisch zeigen die Lacke, die hauptsächlich Schwarz und Rot, daneben Gelb und Grün verwenden, mit Einlagen von Steinen, Glas, und Bronze geschmückt sind, 391

Einzelheiten in feiner Gravierung geben und durch Lackmalerei über Einlagen in Goldfolie ganz besonders zarte Wirkungen erzielen, höchste, von niemandem geahnte Vollendung. Der freie künstlerische Zug der Malerei in dem schwer flössigen Lack wirkt besonders überraschend. Daß sich in den Gräbern von Lo-lang Gläser syrischer oder ägyptischer Herkunft gefunden haben, gibt einen neuen Beweis f ü r die Beziehungen des Han-Reiches zum Mittelmeergebiet, die j a wohlbekannt sind. Einige Kleinplastiken aus Glas sind aber zweifellos chinesischer Herkunft. Die Chinesen haben also die K u n s t des Glases nicht erst zu Anfang des 5. Jahrhunderts, wie die chinesische Literatur angibt, sondern schon volle 500 J a h r e früher von ihren westlichen Lehrmeistern erlernt. Diese wenigen Grabungen in einem ganz exzentrischen Gebiete der chinesischen Kultur haben also schon überaus wertvolle Ergebnisse geliefert. Wenn der fast unerforschte Boden Chinas selbst sich erst öffnet, wird das riesige Reich mit seiner dreitausendjährigen Geschichte sicherlich ein Haupttätigkeitsfeld aucb der europäischen Archäologie werden.

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FESTSCHRIFTEN GESCHENKE MITGLIEDERLISTE DER GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS DES DEUTSCHEN REICHES

VON DER ZENTRALDIREKTION HERAUSGEGEBENE FESTSCHRIFTEN G e r h a r t B o d e n w a l d t , Archäologisches Institut des Deutschen Reiches. 1829—1929. Berlin 1929. A n t i k e D e n k m ä l e r , herausgegeben vom Deutschen Archäologischen Institut. Band 4, Heft 3 und 4: Kunstwerke, herausgegeben zur Hundertjahrfeier des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches am 21. April 1929. Berlin 1929. E r n s t B u s c h o r , Die Tondächer der Akropolis. I. Simen. Textband und Tafelband. Berlin 1929. DEM INSTITUT GEWIDMETE VERÖFFENTLICHUNGEN Tiryns. Die Ergebnisse der Ausgrabungen des Instituts. Herausgegeben von Georg Karo. 3. Band. K u r t Müller, Die Architektur der Burg und des Palastes. Augsburg, Köln, Wien. Von Professor G. K a r o : G. K a r o , Die Schachtgräber von Mykenai. Text und Tafeln. München 1929. Von Sir A r t h u r E v a n s , überreicht durch Dr. G. F. Hill: A r t h u r E v a n s , The Shaft Graves and Bee-Hive Tombs of Mycenae and their Interrelation. London 1929. Von der Vereinigten Friedrich U n i v e r s i t ä t H a l l e - W i t t e n b e r g , überreicht durch Professor 0 . Kern: K u r t G e r s t e n b e r g , Johann Joachim Winckelmann und Anton Raphael Mengs. 27. Hallisches Winckelmannsprogramm. Halle 1929. Von der A r c h ä o l o g i s c h e n G e s e l l s c h a f t zu B e r l i n , überreicht durch Professor F. Noack: P e t e r G o e s s l e r , Der Silberring von Trichtingen. Festschrift der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin. Berlin und Leipzig 1929. Von der Schriftleitung der P r a e h i s t o r i s c h e n Z e i t s c h r i f t , überreicht durch Direktor W. Unverzagt: P r a e h i s t o r i s c h e Z e i t s c h r i f t , herausgegeben von W. Unverzagt. 19. Band. 1928. 395

Von dem R ö m i s c h - G e r m a n i s c h e n Z e n t r a l m u s e u m , d e m S t ä d t i s c h e n Museum f ü r A l t e r t ü m e r in Mainz u n d d e m A l t e r t u m s v e r e i n i n M a i n z , überreicht durch Direktor E . Sprockhoff: M a i n z e r Z e i t s c h r i f t . Jahrgang 23, 1928. DEM INSTITUT GESCHENKTE BÜCHER Von P r o f e s s o r E. K r ü g e r T r i e r : Chr. W . Schmidt, Römische, Byzantinische u n d Germanische Baudenkmale in Trier und seinen Umgebungen. Textband und Atlas. Trier 1836—1845. J . N . vonWilmowsky, Der Dom zu Trier in seinen drei Hauptperioden. Trier 1874. Von P r o f e s s o r A. M i n t o , F l o r e n z : R. Bianchi-Bandinelli, Sovana. Topografia ed Arte. Firenze 1929. A. Trombetti, La Lingua Etrusca. Firenze 1928. P . Ducati, Storia dell'Arte Etnisca. Zwei Bände. Firenze 1927. Primo Convegno Nazionale Etrusco. I / I I . Firenze 1926. Atti del Primo Congresso Internazionale Etrusco. Firenze 1929. Studi Etruschi I / I I . Firenze 1927/28. R. Istituto Geografico Militare, Firenze. Edizione Archeologica della Carta d'Italia al 100000 (R. Bianchi-Bandinelli). Foglio 27—29, 102, 113, 120, 121, 129. 1927/28. Von D i r e k t o r A. E. v a n G i f f e n , G r o n i n g e n : 1.—12. Jaarverslag van de Vereenigung voor Terpenonderzoek, 1917—1928. Von P r o f e s s o r A. S t o c k ^ , P r a g : A. Stocky, La Bohème à l'âge de la pierre. Prag 1924. A. Stocky, La Bohème à l'âge du bronze. P r a g 1928. A. Stocky, La Bohème préhistorique. Prag 1929. Von P r o f e s s o r S. D l o s c h e w s k y , O d e s s a : Denkschriften (Zapiski) der Odessaer Gesellschaft f ü r Geschichte und Altertum. Jahrgang 2—4, 8—16, 24—33. 1850—1919. Von P r o f e s s o r G. C o e d è s , B a n g k o k : G. Coedès, Ars Asiatica. 12. Les Collections Archéologiques du Musée National de Bangkok. Paris et Bruxelles 1928.

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Von d e r M e x i k a n i s c h e n R e g i e r u n g , ü b e r r e i c h t d u r c h Generalkonsul Amozurrutia: E. J . Palacios, En los Confines de la Selva Lacandona. Mexico 1928. Dirección de Arqueología, Estado actual de los principales edificios arqueologicos de Mexico. Mexico 1928.

GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS DES DEUTSCHEN REICHES MITGLIEDERLISTE Andreae, Fritz, Berlin-Grunewald, Cronberger Straße 7/9 Beheim-Schwarzbach, Geheimer Justizrat Dr., Charlottenburg 9, Ebereschenallee 18 Berliner Handels-Gesellschaft (Geschäftsinhaber gemeinsam), Berlin W. 8, Behrenstraße 32/33 Bodenheimer, S., Berlin-Grunewald, Jagowstraße 33 Caro, Nikodem, Geheimer Regierungsrat Dr., Berlin-Dahlem, Hohenzollerndamm 97 Delbrueck, Adalbert, Berlin W. 10, Von der Heydtstraße 12 Dreyfus, Willy, Berlin W. 10, Tiergartenstraße 7a Goldschmidt, Jakob, Dr., Berlin W. 10, Hitzigstraße 7 Gutmann, Herbert, Berlin W. 9, Friedrich Ebert Straße 21 Hagen, Louis, Geheimer Kommerzienrat Dr., Köln a. Rh., Sachsenring 93 von der Heydt, Eduard Freiherr, Berlin W. 9, Hotel Esplanade, Bellevuestraße Hirschland, Kurt, Dr., Essen, Haumannplatz 2 Hyde, James, Versailles, 7 Rue d'Ermitage Kempner, Paul, Dr., Charlottenburg 9, Eichenallee 2 von Klemperer, Herbert, Dr., Berlin W. 10, Viktoriastraße 1 Koenigs, Franz, Amsterdam, Keizersgracht 119/121 Koppel, Leopold, Geheimer Kommerzienrat, Berlin W. 10, Rauchstraße 22 Krupp von Bohlen und Halbach, Baron Dr., Essen-Hügel von Kühlmann, Richard, Wirklicher Geheimer Rat Dr., Berlin W. 8, Wilhelmstraße 66 397

Löb, Rudolf, Generalkonsul, Berlin-Dahlem, Pücklerstraße 16 Mannheimer, Fritz, Dr., Amsterdam, Heerengracht 412 von Mayrhauser, Walther, Direktor der Bayerischen Vereinsbank, München, Felix Dahn Straße 4 Meinhardt, Willi, Dr., Berlin W. 10, Rauchstraße 11 von Mendelssohn, Franz, Berlin-Grunewald, Herthastraße 5 von Mendelssohn-Bartholdy, Paul, Berlin NW. 40, Alsenstraße 3 Merton, Richard, Dr., Frankfurt a. M., Bockenheimer Anlage 45 Nathan, Henry, Berlin W. 10, Tiergartenstraße 26 Neumeyer, Fritz, Geheimer Baurat Dr., Präsident des Aufsichtsrats der Bayerischen Yereinsbank, Nürnberg Pasternak, Friedrich, Direktor der Bayerischen Vereinsbank, München, Laplacestraße 6 Rosin, Arthur, Dr., Berlin W. 10, Stülerstraße 5 Salomonsohn, Arthur, Berlin W. 10, Tiergartenstraße 8 Schlieper, Gustaf, Berlin NW. 40, Fürst Bismarck Straße 3 Schiitter, Oscar, Berlin W. 10, Tiergartenstraße 14 von Schwabach, Paul, Dr., Berlin W. 10, Tiergartenstraße 3 von Simson, Georg, Berlin W. 62, Lützowplatz 5 Sobernheim, Walter, Kommerzienrat Dr., Berlin W. 62, Lützowplatz 7 von Speyer, Beit, Kommerzienrat, Frankfurt a. M., Taunusanlage 11 Stach, Paul, Amsterdam, Heerengracht 412 von Stauss, E. G., Dr., Berlin-Dahlem, Cecilienallee 14/16 Strube, Dr., Bremen, Hollerallee 14 Thyssen, Fritz, Dr., Hamborn Vielmetter, Joh. P., Generaldirektor Dr., Berlin-Grunewald, Königsallee 16 Warburg & Co. (Inhaber gemeinsam), Hamburg 1, Ferdinandstraße 75 Wassermann, Oscar, Berlin W. 10, Tiergartenstraße 8d von Weinberg, Carl, Generalkonsul, Frankfurt a. M., Feuerbachstraße 50 Wentzel, Carl, Oberamtmann, Teutschenthal Wolff, Otto, Köln a. Rh., Zeughausstraße

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GLÜCKWÜNSCHE

ADRESSEN ATHEN, ARCHÄOLOGISCHE GESELLSCHAFT Überreicht durch Direktor G. Oikonomos. ' A y a ^ i TuxT- An]|jiT)Tptou IlamiouXia 7tpoe8peiiovToç Tetopytou Otxovó[ioo

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