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German Pages 613 [624] Year 1841
Ueber die
Schönheit und die
& u tt ft. Von
Friedrich Wilhelm Tittmann.
Merlin, bei G. Reimer.
1841.
Druck von G. Froebel in Rudolstadt,
Inhalt.
Erster Theil.
Don der S ch ö n h e i l. Erstes Buch.
Von dem Wesen und tan Gattungen der Schönbeit.
VrsteS Kapitel.
Wesen der Schönheit. &c tt
Ben der Erkennttrist bet Schönheit................
3
Von der Möglichkeit der Erklärung.......................
4
Freiheit Bedingung der Schönheit............... 8 Nnerklärlichkeit des Schönen............................. 10 Geschmack.................... ....................................... II Das Schöpferische, Gnlie, Begeisterung ... 12 Bild, Einheit, Gestalt...................................... 13 Vcn der Realität der Schönheit....................... 18 Stoff des Schönen. Das Äesthetische .... 27 Grenze des Schönen...................................... 30 Zweites Kapitel.
Arten der Schönheit.
Sinnliche und geistige Schönheit....................... 34 - Schönheit der Art und der Form .......................... 39 Schönheit des Allgemeinen und des Besondern . 43 Drittes Kapitel.
Klassen des Schönen.
I. Naturschönheit. A.
Elemente der Natnrschönheit. 1) Licht und Farbe......................................48 2) Ton.....................................................49
IV v. Die drei Naturreiche................................ . ..
€ exte 60
C. Landschaft. Erscheinung der Natur im Gamzem
64
II. Vom Geiste erzeugte Schönheit. A. Schönheit int Gedanken und in der Kunst
..
62
B. Sittliche Schönheit.............................
..
69
Zweite- Buch. Von dem Grunde der Schönheit. Erstes Kapitel. Von den ästhetischen Eigenschaften. Verhältniß zwischen der Schönheit und andern ästhetischen Eigenschaften ♦♦♦♦.«» ♦ Zwei Reihen Her ästhetischenEigenschaften ... Würde und Anmuth .............................................. Das Prächtige. Glanz............................. ♦ Das Majestätische....................................... ♦ Das Hohe und die Hoheit............................. ♦ Erhabenheit. Wesen der Erhabenheit und ihre' Verschiedenheit von derSchönheit.... Inhalt des Erhabenen......................... ..... . Begriff und Anschaulichkeit im Erhabenen . . Erhabenheit der Ideen.................. . . Erhabenheit in den Steffen der Natur ... Erhabenheit in den Naturreichen ..... Erhabenheit in der Natur als einem Ganzen . Erhabenheit in der Kunst ....... Erhabenheit in der Wissenschaft . . . . . Erhabenheit int Sittlichen und im Religiösen . Wirkung des Erhabenen ....... Beziehung zwischen Erhabenheit und Schönheilt Das Große ................................................. Das Edle............ ♦ Das Strenge und das Ernste ....... Das Liebliche und das Anmuthige ..... Die Grazie....................................... 128 Zierlichkeit, Zier, Eleganz............................. . Das Reizende und das Angenehme ..... Zartheit und Feinheit.................................. ♦ Regelmäßigkeit, Symmetrie, Eurythmie . „ .
77 80 62 87 90 92 93 96 99 101 103 104 105 106 109 112 114 115 117 120 122 124 131 132 134 136
V Angemessenheit.
©litt Zweckmäßigkeit............................... 147
Schluß............................................................................... 148 Zweites Kapitel.
Bedeutung als Grund der Schön
heit, und bedeutungslose Schönheit. Grund des Ausdrucks................................................. 149 Ausdruck des Individuellen und der Gattung, des Allgemeinen, des Ganzen
.......
Ausdruck des Gedankens in seiner Verkörperung
.
157 159
Offenbarung des Lebens der Natur und des Geistes Grund der Schönheit in der Bedeutung
.
.
.
— 165
Klare und unklare Bedeutung..................................... 171 Bedeutnng und Bedeutungslosigkeit
.....
178
Ergebniß des zweiten Buchs...........................................181
DritlteS Buch.
Beziehung des Schönen zum Geiste. •
Erstes Kapitel.
Reiz, Erkenntniß, Erhebung.
Gefühl und Erkenntniß......................................... .......
185
Grund der Macht der Schönheit...........................188 Reiz und Erhebung...................................................193 Zweites Kapitel.
Gemüth, Gefühl, Stimmung.
Gemüth..................................................................... 194 Gefühl und Stimmung.............................................196 Art des Gefühls und der Stimmung aus dem Schönen Ernst und Heiterkeit, Seligkeit.
Heiligkeit
.
200 201
Rührung und Wehmuth................................. 204 Das Schöne und die Schönheit Drittes Kapitel.
......
207
Von der Liebe.
Ausdehnung der Analogie der Liebe..................... 208 Bedingung der Liebe..............................................210 Das Ziel der Liebe................................................... 212 Beziehung der Liebe auf das Selbst und auf Anderes
214
Liebe zum Individuum urcb zum Allgemeinen
.
.
216
Liebe zum Begriffe der Schönheit gehörig
.
.
.
218
Der Liebe Richtung auf die Schönheit
.
.
.
220
.
Liebe zur Schönheit des Liebenö........................... 223 Ergebniß über das Wesen der Schönheit ....
224
VI Zweiter Theil.
Von der Kunst. (f r fu
B u ch.
Bon dein Allgemeinen der Kunst.
Einleitung. Vorausgenommenes Ergebniß.
Lccrre
Merkmale der Kunst........................................... 2233 Hohes und Niederes in der Kunst. Klassizität . 2236 Grenze der Künste, die sich an andere Zwecke schließen 2237 Uebergang der Kunstwerke in anderen Charakter . 2238 Ausdehnung der Kunst über alles Thun des Geistes 2239 Verhältniß der Kunst zum Leben........................... 2241 (5nur Abschnitt. Wesen der Kunst. C r st e s K a p i t e l.
DaS- Werk der Kunst.
A. Idee und Gestaltung. Gestaltung, Darstellung, Ausdruck .. . . 2244 Das Werk der Darstellung ...... 2249 Die 2dee und ihre Verkörperung...................... 2253 Verhältniß der Idee und der Gestalt zum Werke der Kunst...................................................... 2259 Verhältniß zwischen Kunst und Geschichte • . 2263 2dee und Ausführung...................................... 2266 Einheit des Kunstwerks ..................................... 2273 Erkenntniß in der- Kunst..................................... 2277 Anschaulichkeit und Tiefe ....... 228» 1$. Von den Mitteln der Kunst. I.
Sprache der Kunst. Sprache in Gestalten................................ 2285 Bild. Gleichniß. Poetische Diktion. Spraebe ohne 2nhalt ........................................... 2286 Symbol und Allegorie................................ 2292 Styl........................................................... 2295
lf. Technik; Technik Merkmal der Kunst.......................... 3201 Wurde der Technik ........ 3206
VII Leite
Zweites. Kapitel. Abkunft der Knnstgestaltung. Phantasie und Nachahmung der Natur. Subjekti vität und Objektivität...................................... 307 Genie ....................................... 314
Das
♦ ..».♦..♦»♦• 318
Der ideale Typus................................................ 325 Das Eharakteristijche und das Zoeale .... 32!) Das Phantastische............................................ 335 Verschiedenheit der Künste .................... 339 Drittes Kapitel. Znhalt der Kunst. A. Ableitung aus dem Wesen der Kunst. Gestalt, Körper .......... 342 Gehalt und Stoff ......... 341 Verschiedenheiten des Inhalts-.............................348 a) Geist und Natur....................................— b) Zeit und Raum. Geschehendes und Seyendes. Situation.......................... 350 r) Bild, Gefühl, Gedanke.................... — B. Angemessenheit des Inhalts zu den Mitteln. Verschiedenheit der Malerei und der Poesie . 352 1. DaS Aesthetische. Wesen des Aesihetischen in der. Kunst . . . 357 Das Aesthetische als Merkmal der Kunst . . 359 Sentimentalität . . . -.............................360 Verschiedenheit der Künste.............................. 361 D. Einzelne Gattungen des Stoffs. Klassische und romantischeKunst..........................365 Christliche Kunst............................. 370 Ritterthum und Ehre.......................................380 Liebe............................................................... 383 Z w eitet A b s ch n i t t. Vom Interesse der Kunst. Erstes Kapitel. Zm allgemeinen. A. Spiel und Ernst. Begriff des Spieles ........................................387 Das Spiel Merkmal int Begriffe der Kunst . 390
VIII Sceite
Ernst und Ironie........................................ 3393 Illusion...................................................... 3394 Interesse des Spiels. Das Spiel an sich und sein Gegenstand........................................ 3996 Spiel der Phantasie.............................. 3398 Steigerung des Interesse des Spiels . . 4601 Befreiung des Geistes im Spiele der Kunst 4C09 13. Gefühl und Stimmung. Ableitung des Gefühls in der Kunst . . . Stimmung............................................ .... Vergleichung der Künste.............................. Art des Gefühls und der Stimmung aus der Kunst: Beruhigung, Bewegung, Furcht und Mitleid, Reinigung der Leidenschaft. Heiterkeit und Ernst.............................. Einheit der Stimmung................................... Daö Recht des Gefühles in der Kunst . . .
4522 4227 4443
C. Reiz und Erhebung...................................
4443
4113 4116 4118
Zweites Kapitel. Von dem Tragischen und von dem Komischen, und vom Humor. A.
Gemeinschaftliche Ableitung des Tragischen und des Komischen. Humor. Wesen und Grund des Tragischen und des Ko mischen ................................................. Dom Humor .................................................
B. Vom Tragischen insbesondere. Charakter des Tragischen ....... Inhalt des Tragischen................................... C. Dem Komischen insbesondere. Vom Lächerlichen.................................. * Laune und Scherz......................... .... Das Komische ............................................. Weitere Entwickelung. Witz......................... Gattungen des Komischen und des Lächerlichen Kritik des Komischen................................... Klassizität und Schönheit im Komischen . .
4416
4512 4517 46.1
463 46« 471 473 479 489
497
IX Dritter Abschnitt. Erstes Kapitel.
Gcite Vom dem Ziele des Werkes der Kunst. Schönheit in der Kunst
.
...
601
Unterscheidung der Kunstschönheit und der Schön heit des Gegenstandes..........................................
603
Beziehung zwischen Kunstschönheit und Schönheit des Gegenstandes...................................................... 604 Eigenthümlichkeit der Kunstschönheit..............................606 Richtung der Kunst auf die Schönheit Zweites Kapitel.
....
508
Klassizität.
Zur Feststellung des Begriffs.......................................... 510 Richtung der Klassizität................................................ 612 Eigenschaften des Klassischen.......................................... 517 Wirkung der klassischen Kunst.......................................... 529 Recht des Nicht Klassischen.......................................... 530 Gegen Mißverständniß...................................................... 533
Zweites Buch.
Die einzelnen Künste.
Einleitung.
Ueber Verschiedenheit und Eintheilung
der Künste .................................................................................... 510 Erste Klasse. A.
Künste mit äußerem Zwecke.
Die Baukunst............................................................. 547
B.
Die Gartcnkunff....................................................... 551
C.
Die Redekunst............................................................. 555
Zweite Klasse. A.
Künste ohne äußeren Zweck.
Künste der räumlichen Gestaltung. I.
Künste momentaner Gestaltung. 1) Tanzkunst.............................................................559 2) Mimik.............................................................563
II.
Die bildenden Künste: Plastik und Malerei
564
(Landschaft).............................................................574 ( Genremalerei)...................................................... 680
B.
Die Musik. Die Töne nnd die musikalische Idee ....
682
Tongestaltung und Ausdruck
685
......
X Seite
Idee und Gestaltung in der Musik . . . Melodie und Harmonie............................. „ Bedeutung und Geheimniß in derMusik . Verhältniß des TerteS zur Musik . . . . Charakter der Musik............................. ly.
-
587 589 591 593 601
Die Poesie.
~
Verhältniß der Poesie zu den andernKünsten Gattungen der Dichtkunst........................ Verhältniß der Poesie zur Kunst
.
Uebergang der Poesie in das Leben
. . ♦ ♦
. .
-
603 604 609 611
Erster Theil:
Von -er Schönheit.
Xittnumh, Sch-ndcit und Kunst.
1
Erstes Buch. Don dem Wesen und den Gattungen der Schönheit.
Erste- Kapitel. Wesen -er Schönheit.
Von der Erkenntniß der Schönheit. ^ieArt deS ErkennenS, auf welche wir wohl den Ge brauch deS Wortes Denken zu beschränken haben, — wo wir von einer Erkenntniß zur andern, von Bekanntem zn Unbekanntem fortschreiten, durch das Mittel einer Vorstel lung oder eines Begriffs oder eines Urtheils andere Begriffe, Vorstellungen, Urtheile finden, — dieses Erkenne» durch Ableitung kann nicht alle Erkenntniß erschöpfen, da wir, in der Reihe der Entwickelung einer Erkenntniß aus der ander» zurückgehend, zuletzt auf. einen Anfangspunkt stoßen müssen, vor welchem kein Erkannthaben vorhergeht.
Un
sere Erkenntniß muß mit einem ersten Erkenne» begonnen haben, daS nicht aus einem anderen abgeleitet ist.
Dieß
ist unmittelbare Wahrnehmung oder Anschauung. Nur durch unmittelbare Wahrnehmung ist zu erkennen, was Momente hat, welche sich sonst nirgends finden und daher unS nicht sonst bekannt geworden seyn können.
Von
einem Rubin können wir unS eine Vorstellung bilden, ohne je diese Steinart gesehn zu haben, weil wir die Dorstel-
hing auS bekannten Vorstellungen zusammensetzen könncnen, deS Steines, des Edelsteines, der Härte, deS GlauzcizeS, der rothen Farbe, welche Eigenschaften wir an andern Gegegenständen erkannt haben.
Hingegen von der rothen Fararbe
und von der Farbe überhaupt können wir keine Vorstellutung bilden, ohne sie durch unmittelbare Anschauung gewonnenen zu haben. Wer nie Farbe gesehn hätte, könnte nicht wissessen, waö Farbe ist, und wer, wenn auch andere Farben, drdoch nie Roth gesehn hätte, könnte von der rothen Farbe Meine Vorstellung haben.
So ist es auch mit Gefühl und Stiitim-
mung und ihren Arten, mit Lust und Unlust. Wir können solche, nicht durch Ableitung auS andedern Vorstellungen, sondern nur durch unmittelbare Anschauuiung zu gewinnende Vorstellungen primitive oder Urvorstellillungen nennen und alö Urstoffe deS Werks deS Geistes trachten, ähnlich den Nrstoffen der Natur,
be
gleich derene»
auch sie nicht auf einfachere Elemente zurückgeführt werdrdeu können.
WaS in mehrere, bekannte und zu bezeichuenmdc,
Momente zerlegt werde» kann, fällt in den Begriff, d das Denken, die Definition. Unter die primitiven oder Urvorstellungen gehört n min auch die Vorstellung von der Schönheit.
Denn die Eigigen-
schaft der Erscheinung der Gegenstände, welche wir Schchönheit nennen, gleicht keiner andern Eigenschaft der Ersch'cheinung; sie enthält keine Merkmale, welche sich auch anderwibärtS fänden und und sonst bekannt seyn könnten.
Darum» ist
das Wesen der Schönheit nicht anders als unmittelelbar durch Anschauung zn erkennen. Von der Möglichkeit der Erklärung. Der Definition Aufgabe ist, einen Begriff auS i be? kannten Merkmalen festzustellen.
Sie enthält die Zerlegigung
einer Vorstellung in die einzelnen Momente oder Vonrstel-
(uiigeu, aus denen sie zusammengesetzt ist. Folglich gilt von der Definition, was von dem Denken überhaupt im Gegensatze gegen die Anschauung gilt: alleS kann definirt werden, wovon uns die Momente oder Merkmale ander wärts her bekannt sind, nicht aber ist solches zu definire», wovon die wesentlichen Merkmale unS nicht sonst bekannt seyn können. Was nur Gegenstand der unmittelbaren An-, schaumig seyn kann, ist nicht in eine Definition zu bringen. Und so kann die Schönheit nicht definirt werden, so wenig als Roth definirt werden kann. Der Beweis fließt aus dem Vorstehenden. Damitaber offenbar werde, daß keine Definition der Schönheit leisten kann, was von der Definition geleistet werden soll, Erkenntniß der Schönheit zu geben, drängt eS sich unS auf, als ein leicht weiter anzuwendendes Beispiel eine ge gebene Erklärung zu betrachten, und zwar liegt unS dazu am nächsten die jetzt herrschende Erklärung der Schönheit als der Erscheinung der Idee oder auch deS Göttlichen im Endlichen. Die Absicht, Anderer Lehre zu bestreiten, ist den vorliegenden Blättern so fern, daß wir sogleich die Frage nach der Nichtigkeit dieser Erklärung bei Seite legen, und unerörtert lassen, ob darnach wirklich daS Schöne vom Nicht-Schönen sich unterscheide, ob nicht alles Erscheinung der Idee und des Göttlichen sey, und ob nicht daher nach jener Erklärung alles schön seyn würde; es soll nicht unter sucht werden, ob denn alle, die diese Erklärung annehmen, mit dem Worte Idee denselben Begriff verbinden, und ob überhaupt darunter etwas verstanden werden könne, dessen Erscheinung daö Wesen der Schönheit enthielte. Hier möge nichts weiter betrachtet werden, als die Erreichung des Zweckes jeder Definition, der Gewinn, der aus solcher Erklärung für die Erkenntniß deö WesenS der Schönheit zu ziehen seyn würde.
6 Nun ist aber zuvörderst die Schönheit eine Eigenschchast der Erscheinung der Gegenstände.
Jene Erklärung hingecpgen
will nicht die Art dieser Eigenschaft, sondern ihren Grrrund bestimmen. Sie berührt gar nicht daS, was jedenfalls ddas Wesen der Schönheit ausmacht. DingeS ist nicht in seiner Ursache.
Denn das Wesen jctrdes Wäre eö auch gegrmin-
det, daß daS immer schön wäre, wo die Idee oder
wo
daS Göttliche erschieneund daß eö deshalb schön wääre, weil die Idee darin erschiene, so würde eS doch nicht ddeshalb und in dieser ^Beziehung schön genannt, sondern weeegen der eigenthümlichen Art der Erscheinung, und nur in dicieser ist daS Wesen, das von der Definition bestimmt wertrden soll.
Obgleich in demselben Gegenstände zusammenfalleLnd,
wären eS doch zwei verschiedene Vorstellungen, die Schhönheit und die Erscheinung der Idee, daS Schöne und doaS, woran die Idee erscheint.
Schönheit wäre eine Eigenschhaft
der Erscheinung, welche der Gegenstand daher hätte, tdaß er Erscheinung der Idee oder deS Göttlichen wäre, «nicht aber die Eigenschaft deS Gegenstandes, Erscheinung
der
Idee oder deS Göttlichen zu seyn. Wenn man unS sagt, Grün sey die Farbe, die eauS der Mischling von Gelb und Blau entstehe, oder die bllaue Farbe habe „die spezifische Einheit von Hell und Durnkel zu ihrem Begriffe," so erhalten wir dadurch keine Vorsstellung, wie Blau und Grün aussieht, waS doch daö Weesen der Farbe und mithin der Gegenstand der Definition
ist;
vielmehr können wir nicht anders als durch unmittelbbare Anschauung zu dieser Vorstellung gelangen.
Wir erhallten
keine Vorstellung von Süß und Bitter, wenn unö angeegcben wird, daß durch daS Eine oder das Andere die Zunggenwärzchen zusammengezogen oder ausgedehnt werden.
O)der
wenn man uns sagt, die Quinte sey ein Verhältniß won zwei Tönen, wo die Zahl der Schwingungen sich verhalte
wie zwei jit drei, so werden wir und daraus nicht eine Vor stellung bilden können, wie die Quinte klingt, was doch das Wesen der Quinte ist. Eben so wenig wurde nun dem, der nicht auS Anschauung wußte, waS Schönheit ist, eine Vorstellung davon durch die Definition gewährt werden, daß die Schönheit Erscheinung der Idee seh. Daß aber dieses Aufgabe der Definition ist, wird vorzüglich klar an dem, was in der Erscheinung besteht, wie die Farbe oder die Schönheit, weil Erscheinung nichts anderes ist, als die Erregung einer Vor stellung. — Sagt man von einem Dinge, eö sey auf der einen Seite blau, auf der andern gelb, so giebt eö auch dem eine Vorstellung, der nie ein Ding von so zusammen gesetzten Farben, wohl aber Blau und Gelb einzeln gesehn hätte. Anders ist es mit dem Grünen, wo Gelb und Blau zu einer dritten Farbe vereinigt ist, von welcher die Vor stellung von Gelb und Blau keine Vorstellung giebt. Darum hat jene Definition deS Grünen nicht den Gewinn für die Vorstellung, den eS hat, zu sagen: Bunt sey, waS aus mehreren Farben zusammengesetzt ist. Eben so wenig ge wönnen wir eine Vorstellung vom Schönen, wenn und seine Entstehung erklärt wurde. Ferner leistet jene Definition auch dieses nicht, daß nach den in ihr enthaltenen Merkmalen der, dem bis jetzt die Schönheit noch nie erschienen wäre, wenn sie ihm nur an einem Gegenstände sichtbar würde, sie erkennte. Wäre dieses, so müßte er an dem Gegenstände zuerst bemerken, daß hier die Idee erscheine, und hierdurch müßte er zu der Erkenntniß geführt werden, daß also der Gegenstand schön sey. Allein der Eindruck, welchen das Schöne macht, und daraus eine Vorstellung von der Schönheit, wird früher da seyn als der Gedanke, daß hier die Idee erscheine. An anderer Stelle werden wir daraus zurückkommen, daß das Göttliche am Endlichen erscheint, weil cd schön ist, nicht
8 aber ein Gegenstand, an dem das Göttliche erscheint, darrum Schönheit hat.
Freiheit, Bedingung der Schönheit. Wie das Wesen der Schönheit nicht durch den Beggriff zu erkennen ist, so ist auch nicht auS Begriffen abzuleriten und nachzuweisen, waö schön sey. Schönheit,
Es ist Charakter
daß sie nicht an dem seyn kann,
waS
Nothwendigkeit auS einem Begriffe zu bestimmen ist.
der mit !Wo
die Bestimmtheit des Begriffes anhebt, da endet das Rieich deS Schönen.
In mathematischen Figuren kann, weilt sie
durchaus durch ihren Begriff bestimmt sind, keine Schöntheit seyn, so wenig in dem Kreise als in dem Dreieck, in
der
krummen Linie an sich nicht mehr als in der geraden.
Al
lein mit der Willkühr der krummen Linie beginnt die Mög lichkeit der Schönheit. Stufe.
Hier ist der Schönheit unteerste
Schon eine höhere Stufe bildet sich aus der
Zu
sammensetzung von Linie» und mathematischen Figuren,
wie
als Zier phantastisch gestaltet zu werden pflegt.
In Arrchi-
tcktonik, ja im Geräthe, wird Raum für die Schönlheit und für die Kunst von da an, wo Willkühr in der Fcorm beginnt. In der Freiheit und Willkühr in der Gestaltung ttrifft der Begriff des Ideals mit dem der Schönheit zusamnnen, denn das Ideal entspringt auö der willkührlichen AnSfülllung der mit Nothwendigkeit bestimmten Idee; ein Dreieck eben so wenig ein Ideal als Schönheit.
hat
Demnach hat die
Schönheit so weit Raum als das Ideal. Da nun aber doch der unbegrenzte Strom der Schön heit, über die Welt sich ergießend, alle Trefflichkeit in sich aufnimmt, so ergreift er auch solches, wo Bestimmtheit des Begriffes ist.
Die vom Geiste ausgehende Schönheit hat
eine auf Verstand und Vernunft ruhende Grundlage,