Über Choralrhythmus: Eine Betrachtung unserer Melodieen von der metrischen Seite mit dem Versuch einer rationelleren Taktierung derselben [Reprint 2020 ed.] 9783112373743, 9783112373736


126 32 14MB

German Pages 78 [93] Year 1899

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Über Choralrhythmus: Eine Betrachtung unserer Melodieen von der metrischen Seite mit dem Versuch einer rationelleren Taktierung derselben [Reprint 2020 ed.]
 9783112373743, 9783112373736

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Über

Choralrhythmus. Eine Betrachtung unserer Melodieen Ton der metrischen Seite mit dem Yersnch einer rationelleren Taktternng derselben von

G. Weimar.

GIESSEN J. Bieker'sehe Verlagsbuchhandlung 1899.

Alle Rechte vorbehalten.

C. Q. Röder in Leipzig.

Inhalt. L II. HI. IV. V. VI. VII. VIEL IX. X. XI

Der Rhythmus 1 Der Dreitakt 7 Der Viertakt 21 Melodien mit überwiegendem C-Takt 33 Melodien mit Phasenverschiebung 43 Melodien von dem Typus — uw wu — . . 48 Der Sechstakt 51 Gemischte Bhythmen 56 Zusammenfassung 66 Schloss 72 Register der besprochenen Melodien 75

Von demselben Verfasser erschien ferner:

Über Kirchengesang und Kirchengesangvereine, Darmstadt, Johs. Waitz, 1884. Innere Mission nnd Pfarramt,

in Monats-

schrift für Innere Mission, 1896, S. 401 ff.

Htilfsagende

für jeden Sonn- und Festtag, Vor- und Nachmittag, zu sämtlichen kirchlichen Feiern und Kasnalien. Zum Gebrauch für alle Landeskirchen, für Gemeinden mit und ohne Liturgie. Darmstadt, Johs. Waitz, 1898.

Volkstümliche Musikpflege, in

S c h ä f e r , evangelisches Volkslexikon, Bielefeld, 1899.

Demnächst erscheint:

Geistliches Liederbuch,

187 Schülerchöre, zugleich 2- und 3-stimmig, für kirchlichen Gebrauch, in neuer Taktierung. Musikalischer Anhang zu des Verfassers Hülfsagende, zugleich 2. Teil von dessen Untersuchungen über „Choralrhythmug".

Der Rhythmus. Die Silben der Sprache unterscheiden sich unter anderm durch ihre Betonung. In den alten Sprachen kommt noch dazu der Unterschied von Länge und Kürze der Silben. Der Rhythmus der Sprache besteht in dem Wechsel von mehr und weniger betonten, von kurzen und langen Silben. Mit auf diesem Wechsel beruht der Wohlklang der Sprache. In der Umgangssprache, in wissenschaftlichen Definitionen kann und muss die Rücksicht auf den Rhythmus zurücktreten hinter andern Zwecken. In der Abhandlung aber und in der Rede gehört zur Schönheit der Darstellung auch die Berücksichtigung des Rhythmus. Das Ohr soll nicht verletzt werden durch Hftrten, Kahlheiten oder schaukelnde Bewegung des Tones (wenn stark betonte Silben unmittelbar nebeneinander stehen, oder eine Reihe einsilbiger Wörter aufeinander folgen, oder wenn jemand in lauter Daktylen spricht), sondern ergötzt und erfrischt werden durch ästhetische Konstraste, durch eine wohlklingende Folge von mehr und weniger betonten, von langen und kurzen Silben. Anders wieder ist der Rhythmus in der Poesie. Mag der Inhalt auch noch so poetisch sein, es ist eine scharfe Grenze zwischen dem Rhythmus der ungebundenen und der gebundenen Rede. Eis wirkt nicht erfreulich, wenn diese Grenze verwischt wird, wenn die gebundene Rede innerhalb der ungebundenen nicht als Citat markiert wird. Das ist der Unterschied von Prosa und Poesie: In der W e i m a r , Über Choralrhythmoa.

1

2

Der Bhythmus.

Poesie wird der Rhythmus zum Gesetz. Der gesetzm&ssige Rhythmus begründet mit das Wesen und die Schönheit der Poesie. Allerdings die Seele der Poesie ist weder Reim noch Veranlass, sondern der Inhalt, wie die hebräische Poesie und das Prosadrama zeigt. Wir meinen hier Poesie in engerem Sinne. In der Poesie wird der Bau der Rede gleichsam in geometrischen Mustern aufgeführt, in der Prosa dagegen wie das Mauerwerk im sog. Cyklopenverband, siehe das Rauhmauerwerk an neueren Kirchen und die Granitfügungen an den Sockeln moderner H&user. Auch dies hat den Reiz der Schönheit im Vergleich zu dem pedantischen Backsteinverband (alexandrinisches Versmars). Nur dürfen auch hier nicht gleichartige Stücke an einzelnen Stellen gehäuft, noch zu ungleichartige nebeneinander gesetzt werden. Vielleicht mähr als der Klang der Laute ist der Rhythmus das musikalische Element der Sprache. Und mehr als die Melodie macht der Rhythmus die Musik der Architektur ähnlich, so dass die Musik flüssige Architektur, die Architektur aber festgewordene Musik ist. Die deutsche Sprache ist ihrem Charakter nach keine quantitierende, sondern ein accentuierende. Wir haben nur mehr oder weniger betonte Silben. Dass es im Deutschen lange und kurze Silben gäbe, ist eine Täuschung, herrührend von falschem Sprechen und von dem Gebrauch der alten Sprachen. Denn wie kann das Deutsche von den alten Sprachen Quantität lernen, wenn dort ein Vokal durch mehrere folgende Konsonanten gedehnt, im Deutschen aber verkürzt oder vielmehr geschärft wird (|iaXÄ.ov: Alle). Das falsche Sprechen aber besteht zum Beispiel darin, unbetonte Silben gedehnt zu sprechen. Statt von vohn, statt hät haht, statt Goethe Goethee. Umgekehrt statt Büch Büch, statt ziemlich zimmlich. In Wahrheit existieren für den Rhythmus im Deutschen ohne Rücksicht auf Dehnung und Schärfung nur verschieden b e t o n t e Silben. Deshalb vermögen wir die Quantität bei den

Der Rhythmus.

3

Alten nicht vollständig zu würdigen, namentlich auch in ihrem Unterschied von der Betonung. Es fällt dem deutschen Sprachgefühl schwer, lange Silben unbetont zu lassen und den Ton auf kurze Silben zu legen, z. B. ßsßr,xa. Man warf zusammen Thesis und Länge, Arsis und Kürze. Man sprach früher legere und insuläs. Die Verwirrung wächst, wenn das Versmass dazu kommt und verwendet die Worte ohne Rücksicht auf die Betonung, nur nach der Quantität. Allerdings herrscht vielfach die Meinung, man dürfe innerhalb des Verstons doch den Wortton nicht vergessen. So hört man den Vers integer vitae häufig so: integer vitae, wodurch ein ganz anderes Versmass herauskommt. Und gerade die Musik scheint dies zu lieben, wie die Melodie zu integer vitae zeigt. Der Text „Nun preiset alle" geht nach der alkäischen Strophe u ± u ± u u. s. w. Aber der Anfang der M e l o d i e trägt ganz andere Charakter ^ ^ ^ £ -. Wir sehen, wie bei den Alten, so bleibt auch im Deutschen im V e r s der Wortton vielfach unberücksichtigt. Seit längerer Zeit erscheint es allerdings als ein Erfordernis metrischer Reinheit, dass der Verston möglichst übereinstimmt mit dem Wortton. Aber in früherer Zeit wurden die Silben nicht gewogen, sondern gezählt. Da kann die Zeile „Nun komm, der Heiden Heiland" durchweg als trochäisch gelten, was man aus den übrigen Zeilen erschliessen muss. Ganz besonders aber gilt dies für die musikalische Begleitung der Texte. Es ist also eine doppelte Inkongruenz möglich. Weder der Wortton, noch auch der Verston stimmen immer mit dem Accent der Melodie. Es ist aber der Rhythmus der Melodien, welchen wir in der vorliegenden Arbeit behandeln wollen. Es giebt Probleme auf diesem Oebiet, welche durch den Venton zuweilen Beleuchtung empfangen, seltener durch den Wortton, und fast nie, wenn dieser mit dem Verston nicht zusammenfällt. Zahn hat über 8800 Choralmelodien der Inventari1»

4

Der Rhythmus.

sierung gewürdigt. Im ganzen giebt's deren inkL der minderwertigen oder nicht in kirchlichen Gebranch übergegangenen vier bis fünfmal soviel. Ich beschränke mich im folgenden auf das Choralbuch meiner Heimat. Unter seinen 180 Melodien sind alle vorhandenen Typen des Rhythmus, und diese in den wichtigsten möglichen Ausgestaltungen vertreten. Vorliegende Arbeit bat den praktischen Zweck, den Rhythmus der Melodien, wie sie gegenwärtig in kirchlichem Gebrauch sind, zu untersuchen. Nicht ist die Absicht, historisch den Rhythmus der Originale festzustellen. Dieser ist überhaupt oft schwer festzustellen, weil die rhythmischen Begriffe früherer Zeiten oft fliessend und zum Teil andersartig sind als heute, weil man meist nur Noten und Perioden, aber keine Takte hatte, daher der Rhythmus häufig nicht durchgehend, gleich, sondern voll reichen Wechsels war, auch die Quantität der Noten und Pausen oft sorglos und falsch notiert wurde. Sämtliche historische Notizen vorliegender Arbeit sind entnommen dem unschätzbaren Werk von Zahn, „Die Melodien der deutschen evangelischen Kirchenlieder", bezeichnet mit der Abkürzung 0 . Nach dem Zusammenhang bedeutet O auch die Form des Originals bei Zahn. Der gegenwärtige kirchliche Bestand scheint mir genügend charakterisiert durch die Heranziehung folgender vier typischer Werke: Deutsches evangelisches Kirchengesangbuch in 150 Kernliedern (Eisenacher) ed. 1853, bezeichnet mit E; Zahn, Psalter und Harfe ed. 1886, bezeichnet mit Z; Gesangbuch für die ev.-luth. Kirche in Bayern ed. 1853, bezeichnet mit B; Choralbuch für die ev. Kirche im Gr. Hessen ed. 1892, bezeichnet mit H. Das sind also zwei Choralbücher verschiedenartiger Landeskirchen, dann die reife Frucht einer ersten Autorität, nnd das grundlegende Werk der Eisenacher Konferenz. Diese vier stimmen meist überein. Abweichungen werden angemerkt. Alle haben Taktzeichen vorgezeichnet. EB haben keine Takt-, sondern

Der Rhythmus.

5

Perioden- (Zeilen-) Abteilung. Z hat immer Taktstriche, auch die gemischten Rhythmen mit einem einzigen durchgehenden Taktmass versehen. H schwankt zwischen beiden Methoden. In neuerer Zeit sucht man die Taktierung dem Rhythmus mehr anzupassen, z. B. Herzog im Kasseler Choralbuch. Sehr weit im Ausschreiben wechselnder Rhythmen geht Mergner, besonders in seinen eigenen Werken, z. B. seinen Kompositionen von Paul Gerhards Liedern. Wie der gemischte Rhythmus z. B. in „Wie nach einer Wasserquelle" zu verstehen, zu fassen, zu schreiben, zu dirigieren ist im Takt, das ist das eigentliche Problem im Rhythmus unsrer Choräle. Zur Lösung dieses Problems ist's nützlich, auch die übrigen Rhythmen einfacherer Art einer Betrachtung zu unterziehen. Um die Taktstriche handelt es sich. Und von diesen hingt das Taktschlagen und die Accentuierung, die ganze Dynamik des Gesangs ab. Wie wichtig ist also diese ganze Frage für den praktischen Gesang, für Dirigenten nnd Sänger, damit sie in der bunten Reihe langer und kurzer Noten zur Orientierung, Einteilung und Betonung feste, richtige Punkte besitzen, und nicht wegen der scheinbaren Regellosigkeit zaghafte, verschwommene und falsche Tritte thun. So sehr die Originale ein Recht hatten, häufig keine Taktstriche zu setzen, so sehr haben wir die Pflicht, in unsern Musikstücken es zu thun, in unsrer modernen Notenschrift, es sei denn, dass wir eine Kadenz schreiben, oder dass wir zu historischen Zwecken Quellen reproduzieren wollten. Denn der Rhythmus ist nicht genügend bestimmt durch vorgezeichnete Taktzeichen und Periodenabteilung. Bedeutet — eine Halbe-, u eine Viertelnote, so kann das Schema w—u—u—w— ebensogutw—|u—|u-|w— wie gelesen weiden, was doch ein grosser Unterschied ist. Andrerseits kann man die Durchfährung einer einzigen Taktart durch einen gemischten Rhythmus nur als eine mechanische und nutzlose Ausflucht betrachten, die unter

6

Der Rhythmus.

dem Schein der Hilfe nnd Ordnung positive Irrtümer einfuhrt, während das Unterlassen der Taktstriche die Entscheidung wenigstens in Schwebe lässt Die gemischten Rhythmen erscheinen uns wirr und vieldeutig. Die einzelnen regelmässigen Partikeln darin schwimmen in einer scheinbar uferlosen Umgebung. Doch ist Hoffnung, die Umrisse zu fassen, zu fixieren und zuletzt ein schönes, harmonisches Gebilde zu schauen in reicher Gliederung, und das innere Gesetz auch äusserlich sichtbar zu machen. Wir beginnen mit dem Dreitakt. Die Halbenote drücken wir aus durch das Zeichen —, die Viertelnote durch das Zeichen u. — steht auch für eine Viertelnote mit folgender Viertelpause. —. bedeutet eine Dreiviertelnote, oder eine Halbenote mit folgender Viertelpause. ^ . >-• bedeutet ein punktiertes Viertel mit folgendem Achtel. CZ bedeutet nach dem Zusammenhang bisweilen zwei Achtel, z. B. s / 4 |wuC73|. Der normale deutsche Versfuss ist zweisilbig. In Takt gebracht ergiebt das einen Zweitakt i j 1 , */g oder ~/4. Indes ist dieser Takt selten, d. h. für eine ganze Strophe. Gewöhnlich vereinigt man zwei Füsse zu einer kleinsten Gruppe. Das ergiebt einen Viertakt */2 oder */4. In diesem Takt bewegen sich die meisten unserer Choräle durchgehends (wobei aber die Noten auch zusammengezogen und aufgelöst werden können: ] / 4 -j- 1 / i 1 / i = J / g -jund hervorragende Partien in — den gemischten Rhythmen. Aber es giebt auch eine Möglichkeit zu einem zweifüssigen Takt, der doch kein Z w e i t a k t ist, nämlich der Dreitakt. Zwei Silben und Töne in einem Takt, einem Dreitakt: da muss einer der beiden verlängert werden, um den Takt auszufällen, und naturgemäss der betonte, und das ist im Takt der e r s t e Ton. So haben wir das Schema des dreitaktigen Rhythmus: j — 1 o d e r für Jamben: u. s. w. Auch um deswillen empfiehlt es sich, den Dreitakt vor dem Viertakt zu behandeln, weil im Viertakt zwei Accente vorliegen,

Der Dreitakt.

7

und es deshalb zweifelhaft sein kann, die Serie 12 34 56 so zu teilen; |12 34 56 oder so: 12 34 56|. Diese Zweideutigkeit wird oft zu einer schweren crux, wie wir sehen werden. Im Dreitakt liegt diese Verlegenheit nicht vor.

Der Dreitakt. Wir besitzen eine Melodie, in welcher das Schema j—u| ganz rein vorliegt, sozusagen die normalste Melodie der Welt: Da C h r i s t u s g e b o r e n w a r , E Z B H , aus dem Gesangbuch der böhmischen Brüder von 1544. 0 hat die Vorzeichnung G, andere ältere Bücher s / 4 , aber ohne Taktstriche. Diese sind auch im folgenden immer als fehlend vorausgesetzt bei 0 , wenn nicht das Gegenteil bemerkt ist. 0 hat an manchen Stellen ¡«J—| oder |CTDu| statt |—•uj. Ein Beispiel für die rhythmische Sorglosigkeit der Alten ist, dass in den vierten Takten der Zeilen hinter der Halbennote der Punkt fehlt. In der jetzt recipierten Form, der siebenmal wiederholten Zeile —u - w —u — macht dieser Rhythmus in seiner strengen Regelmässigkeit, mit seinen durchgehenden Trochäen, seinem siebenmaligen männlichen Zeilenschluss den Eindruck ruhiger, imponierender Sicherheit, ernster Einfachheit und männlicher, unumstös8licher Festigkeit. Unter Beibehaltung der Silbenzahl kann die lange Note dieses Schemas musikalisch aufgelöst werden in zwei kurze, wodurch der Takt drei Noten erhält, von denen aber zwei, durch einen Bogen verbunden, eine sogenannte Schleife bilden Diese Auflösung ist überaus häufig und erscheint in geringerer oder grösserer Frequenz in Rhythmen wie Allein Gott in der Höh' sei Ehr', O du Liebe meiner Liebe, Gott des Himmels und der Erden u. ä. Die Melodie Allein G o t t in d e r H ö h ' sei E h r ' stammt aus einem alten Ostergloria, das schon bei 'Thomas

Der Dreitakt.

7

und es deshalb zweifelhaft sein kann, die Serie 12 34 56 so zu teilen; |12 34 56 oder so: 12 34 56|. Diese Zweideutigkeit wird oft zu einer schweren crux, wie wir sehen werden. Im Dreitakt liegt diese Verlegenheit nicht vor.

Der Dreitakt. Wir besitzen eine Melodie, in welcher das Schema j—u| ganz rein vorliegt, sozusagen die normalste Melodie der Welt: Da C h r i s t u s g e b o r e n w a r , E Z B H , aus dem Gesangbuch der böhmischen Brüder von 1544. 0 hat die Vorzeichnung G, andere ältere Bücher s / 4 , aber ohne Taktstriche. Diese sind auch im folgenden immer als fehlend vorausgesetzt bei 0 , wenn nicht das Gegenteil bemerkt ist. 0 hat an manchen Stellen ¡«J—| oder |CTDu| statt |—•uj. Ein Beispiel für die rhythmische Sorglosigkeit der Alten ist, dass in den vierten Takten der Zeilen hinter der Halbennote der Punkt fehlt. In der jetzt recipierten Form, der siebenmal wiederholten Zeile —u - w —u — macht dieser Rhythmus in seiner strengen Regelmässigkeit, mit seinen durchgehenden Trochäen, seinem siebenmaligen männlichen Zeilenschluss den Eindruck ruhiger, imponierender Sicherheit, ernster Einfachheit und männlicher, unumstös8licher Festigkeit. Unter Beibehaltung der Silbenzahl kann die lange Note dieses Schemas musikalisch aufgelöst werden in zwei kurze, wodurch der Takt drei Noten erhält, von denen aber zwei, durch einen Bogen verbunden, eine sogenannte Schleife bilden Diese Auflösung ist überaus häufig und erscheint in geringerer oder grösserer Frequenz in Rhythmen wie Allein Gott in der Höh' sei Ehr', O du Liebe meiner Liebe, Gott des Himmels und der Erden u. ä. Die Melodie Allein G o t t in d e r H ö h ' sei E h r ' stammt aus einem alten Ostergloria, das schon bei 'Thomas

8

Der Dreitakt.

Münzer 1524 vorkommt. Schon 0 hat das Taktzeichen 3. Das jetzige Schema des Rhythmus lautet bei EZBH: Z. 1. 3. 5. 6. • 2. 4. . 7. Die vorhergehende Melodie markierte mit einer / 4 Note den Zeilenschloss. Bei der vorliegenden geht's unaufhaltsam weiter. Zur Markierung des Zeilenschlusses wurden später Fermaten gesungen, notiert und ausgeschrieben. Bei der vorliegenden Melodie ist nicht bloss eine Halbenote in eine Schleife aufgelöst, sondern um bei mangelnder Silbenzahl doch die normale, viertaktige Periode herauszubringen, ist auch eine Silbe durch einen ganzen Takt durchgezogen mit Hilfe einer Schleife, nämlich im zweitletzten Takte von Z. 2. 4. 7. Dies Hilfsmittel wird uns noch öfter begegnen. Oder auch ohne Schleife wird die eine Silbe auf einer vollständigen s / 4 Note ausgehalten. Ein charakteristisches Zeugnis, wie naturgemäss die Vierteiligkeit der elementaren musikalischen Periode ist, und wie sehr vom unmittelbaren Gefühl gefordert. — Die Melodie 0 du L i e b e m e i n e r L i e b e gehört wohl ursprünglich einem weltlichen Lied an, welches Knorr von Rosenroth 1684 geistlich travestiert hat. Knorrs Text hat die Überschrift: „Die Gemüthsruh bleibe stets auf einem Wege. Parodie." und lautet: ,,Hat der Himmel gleich viel Wege, so bleibt doch der Sonnenglanz immerfort auf e i n e m Stege und geht nie mit an den Tanz, den das Chor der Sterne führet; zwar sie läuft doch auch mit Ruh, stark bewegt, doch unverrühret, auf das kühle Wasser zu." Die Melodie hat im O die Vorzeichnung 0 3/4 und besitzt Taktstriche, die aber wunderlicherweise so gesetzt sind, dass zu Anfang zwei, später drei und vier Versfüsse in einen Takt gefasst sind. Also in Vierteln ausgedrückt, es wechselt '/ 4 , "/4 und ia / 4 Takt. Das jetzige Schema lautet bei EBH: s

Der Dreitakt.

9

—w www

— w —w Z. 1, 3. _. b 2. 4. 6. —v — u — w B 5. 7. — u — w wwu . Ö Auf den Zeilenschluss gesehen, endigen die ungeraden Zeilen noch kürzer als bei der vorigen Melodie, nämlich mit einer Viertelnote, die geraden dagegen mit einer s j t Note. Durch diesen regelmässigen Wechsel werden j e zwei Zeilen zu einer Doppelzeile zusammengefasst mit j e einem Ruhepunkt am Ende, was für die Singbarkeit genügt. Z bat die Melodie im Viertakt. Bei den fünf ersten Silben erinnert diese Melodie an die folgende: G o t t des Himmels und der Erden, Text und Melodie von Albert 1642. Schon 0 hat das Taktzeichen 3. Jetziges Schema: —W W W —v uüu —w i*/. W W WWW .

— W

W

WWW

WWW

—.

Z. 1. 3. „ 2. 4. „ 5. n

6 .

Die Zahl der Schleifen nimmt zu. Ebenso in den beiden folgenden Rhythmen, in denen ausserdem bei mangelnder Silbenzahl dreitaktige Zeilen entstehen, die aber durch das musikalische Gefühl zur normalen Vierzahl gedehnt werden. Macht hoch die Thür, die T h o r ' macht w e i t findet sich bei Freylinghausen, Aus meines Herzens Grunde findet sich schon 1598. Das Schema des ersteren ist: u —W W WWW — Z. 1. 2. 5, 6. W W WWW WWW — B 3. 4. u — w —u —. „ 7. W W WWW — ff 8. Um die Viertaktigkeit der 7. Zeile herzustellen, ist die letzte Note derselben um einen Takt verlängert, was O nicht hat. In der Schlusszeile wäre dies nicht nötig für die Ausführung in Gesang und Spiel, da der letzte

Der Breitakt.

10

Ton jeder Strophe ohnehin mit Fermate zu denken ist. Aber vielleicht ist's korrekter, die Verlängerung doch zu schreiben, was EB auch thun. Durch diese Verlängerungen entstehen Takte ohne Text. Dies kann indes kein Grund sein, derartige Melodien im */ 4 -Takt zu schreiben, wie einige thun. 0 hat 0 8 / g . Die Helodie A u s m e i n e s H e r z e n s G r u n d e tritt schon bei ihrem ersten Erscheinen in so verschiedener Gestalt des Rhythmus und Taktes auf, dass die Urform viel älter sein muss. Gegenwärtig ist folgendes Schema reeipiert: ^ ^ —^ v.vw —w — Z. 1. 3. 7. —u — „ 2. 4. 8. w u

—o

—u

—.





6.

Die Verlängerung am Schluss von Z. 2. 4. 5. haben EZB, dagegen nicht H, obwohl H die Verlängerung hat in Macht hoch die Thür und Nun lob mein Seel' den Herren. In vorliegender Melodie tritt zum erstenmal das punktierte Viertel auf, sowie die Dehnung einer Silbe durch einen ganzen Takt auf einer einzigen Note in Z. 6. Zur Zeit des musikalischen Rationalismus wurde bei diesem Lied mit der Abstreifung des Rhythmus auch die Melodie entleert. Sie ging nun fast nur in h a r m o n i s c h e n Intervallen einher, und man weiss, wie schnell ein harmonisches Motiv sich abnutzt und ermüdet Daher auch die neuerliche Vorliebe für melodische (nicht harmonische) Geläute, unter der Voraussetzung, dass die Empfindung des nacheinander Anschlagens der Glocken die Empfindung des Gesamtaccords überwiegt. Bei mangelnder Silbenzahl müssen die Noten, insbesondere die Schlussnoten der Zeilen gedehnt werden, um eine viertaktige Periode herauszubringen. Bei überschiessender Silbenzahl müssen zum selben Zweck die Noten verkürzt werden, um eine grössere Zahl zu bekommen und die Silben unterzubringen. Dies geschieht

Der Dreitakt.

11

in den beiden folgenden Beispielen. Bei einem jambisch beginnenden Rhythmus ist das dritte Viertel des Schinastakts einer Zeile schon durch die folgende Zeile in Anspruch genommen. Es bleiben in diesem Schlusstakt nur zwei Viertel zur Verfügung. Sind für diese aber nicht eine, sondern zwei Silben vorhanden, so kann das Schema des Schlusstakts nicht anders lauten als statt des seitherigen oder trochäisch j.u. Dies sehen wir an dem Rhythmus von Z e u c h m e i n e n G e i s t , triff m e i n e S i n n e n BH. Schema: —v — —v ww Z. 1. 2. —u —w —u — n 3. 4. u Z hat Schleifen. Text und Melodie ist von Knorr und lautet folgendermassen:

Zeuch mei-nen Geist, triff - f r t — -1

mei-ne

Sin-nen, du

, : 1 n — 1 ,L - * J d Hirn - mels-licht, strahl stark von in - nen,

^

f—m

m

1—; m

1 4

r l H '

schiess dei-ner

Lie - be

Strah

-

p

^

len-schein tief

ps

in

mein Herz Umbildung.

Ü

irf-p

und nimm Zühlen 1698.

es

ein!

12

Der Dreitakt.

Die Taktbegriffe der Alten sind noch nicht fest, ebenso wie dies Es-dar mit nur zwei' b (bei der viertletzten Silbe fehlt aach noch das b), und die Verzierungen in ihren Melodien sind nicht gemeindemäasig. Zu beachten ist die t r o c h ä i s c h e Gestalt der ersten Form. Drei Silben in einem Takt in Verbindung mit vielen Schleifen und punktierten Vierteln zeigt eine schöne, gehaltvolle Melodie von A. Mendelssohn zu dem Rückertschen D e i n K ö n i g k o m m t in n i e d e r n H ü l l e n , bei der nur nicht einzusehen ist, warum sie im */ 4 Takt (statt s / 4 ) geschrieben ist. Schema: w —w —w w.ww ww Z. 1. 4. £ j . w

www

—w

w.ww

w

www

—v

www



w

www

www



w.ww

ww



2. ß.



6,

Das Schema ¿w tritt aber auch ohne Nötigung in einem v o l l s t ä n d i g e n s / 4 Takt auf. Der Takt lautet dann ¿ ^ i oder Dies ist der Fall in einigen folgenden Melodien, zunächst am Schluss, dann auch in der Mitte der Zeilen, wie bei Nun lob' mein Seel' den Herren. Die Melodie G r o s s e r G o t t , wir l o b e n D i c h führt Schicht als Schweizerlied auf, andere als kath. Wallfahrtsmelodie. Schema: Z. 1. 3. 6. n 2. 4. „ 5. Zu bemerken ist, dass 0 am Schluss der 2. u. 4. Z. das charakteristische w— gerade nicht hat, dagegen die Vorzeichnung 3 / 4 und Taktstriche. Beim ursprünglichen Zeilenschluss — w geht der Fluss dieser Melodie nach der 2. und 4. Zeile unaufhaltsam weiter, wie wir dies auch bei Allein Gott in der Höh' sei Ehr' bemerkten. Durch die Änderung w— wird ein Ruhepunkt am Zeilenschluss gewonnen. Ob dies auch das M o t i v der Änderung war?

Der Dreitakt.

13

Bei Triller erscheint 1555 das Lied Den die H i r t e n l o b t e n s e h r e , das alte Quem pastores. Vielleicht geht auch die Melodie weiter zurück. VW

V> V V

'

— v WV

V —v WV

V



V

— .

Trillers Text hat auch in der vierten Zeile den Schluss u—, so dass hier der charakteristische Schlussrhythmus konsequent durchgeführt ist. Während seither auch bei vielzeiligen Strophen die v e r s c h i e d e n e n Zeilentypen sich auf höchstens vier reduzierten, besitzt der folgende Rhythmus acht lauter verschiedene Zeilen: 0 , du H ü t e r I s r a e l . Dazu werden hier zum erstenmal nicht nur Viertel in j e zwei Achtel V

VW

— V

V

VW W

WW

—v V

V —

— VW

—.

— .

VW

—V

VW

U —

VW

VW

—V

—.

aufgelöst (in der 1. u. 2. Z.), sondern es treten auch zum erstenmal Halbzeilen auf von zwei Takten. Die beiden halben Zeilen sind zu ihren j e vorhergehenden Zeilen Echos im Rhythmus, die 5. Z. auch in der Melodie. 0 bei Freylinghausen hat die Vorzeichnung */, und halbe Taktstriebe. Auch lautet wie bei „Grosser Gott, wir loben dich" der Zeilenschluss i - im 0 In der Melodie Nun l o b mein S e e l ' den H e r r e n aus 1540 kommen einsilbige Takte mit zwei oder einer Note vor Z. 1 u. 7. Das Schema u— erscheint in der M i t t e der Zeilen 6 u. 10. Endlich sind hier auch drei-

14

Der Dreitakt.

taktige Zeilen am Ende verlängert. In Z. 6 hilft sich 0 in interessanter Weise: w —w — 3. 5. — W —W —W Z. 1. . 2. 4.

W —W W

— w www

.

. 6. 10.

„ 7. 9. 11. 8. 12.

0 hat die Vorzeichnung C und nach j e d e m Zeilenpaar Pausen, entsprechend unserer Verlängerung der 6. Z., aber auch da, wo dies nicht nötig ist.

Wir hatten seither jambische und trochäische Texte. Das Schema www war deshalb nicht drei-, sondern zweioder einsilbig CTDw wC"D uuu- Den Übergang zu den daktylischen Strophen bildet ein dreisilbiger Takt am A n f a n g jambischer oder trochäischer Verse, j^ww|, entstanden aus w |—wj. Dahin gehören die Rhythmen „ 0 Jesu Christ, mein's Lebens Licht", „Erschienen ist der herrlich Tag", „Heut' triumphieret Gottes Sohn", „Ermuntre dich, mein schwacher Geist" u. a. Interessant ist, dass wie die Quantität, so auch die Tonhöhe der drei ersten Noten gleich ist in den beiden erstgenannten Melodien, und in den beiden folgenden wenigstens c c d bezw. f f g. Alle vier haben in 0 das Taktzeichen 3. Die Melodie O J e s u C h r i s t , m e i n ' s L e b e n s L i c h t aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts heisst eigentlich H e r r Jesu Christ usw. 0 hat im zweit- und drittletzten T*kt der Strophe —.¡www, während in der Gegenwart alle vier Zeilen nach dem Schema wwwj— w — w|-, gehen. Von Hermann ist Text und Melodie des Liedes E r s c h i e n e n ist d e r h e r r l i c h T a g , ursprünglich Am Sabbat früh Marien drei. Beim Zeilenschluss geht die

Der Dreitakt.

15

Melodie unaufhaltsam weiter wie bei Allein Gott in der Höh'. ^/UU W' . w w — 1 — —U w'^W — V/ - — W —U V.Ww' V —C —V —w — W vv — . In der Melodie Heut t r i u m p h i e r e t G o t t e s Sohn (bei Gesius) erscheint der Anfang noch einmal in der y^u —v — ^ — Z." 1. \J —V W. VU —\J . w 2. t). \j w v. w u/ vwv — n*^* v-1 —v —w w . v — n 4> V»- —V —U —W —• „ 6. 3. Z. Diese lautet wie angegeben bei E B H. Sangbarer ist die Form bei O Z u-.wu wuu — E r m u n t e r e dich, mein schwacher G e i s t von Schop. Bei 0 lautet der 2. u. 3. Takt 1 y yj ^ ^ y j die 8. Z. mit geradem Takt. W U U W.UU —u — Z. 1, 3. 6. - w —u —u —. „ 2. 4. U W U — W V.UV —. I). u -. „ 7. 8. u

W e r nur den lieben G o t t l&sst walten, Text und Melodie von Neumark, hat folgendes einfaches Schema. 0 Taktzeichen C 3. www —u —u u— Z. 1. 3. wui-i —u —\j —. 2. 4 — 6 . Wir kommen zu den im Text daktylischen Metren mit oft vielsilbigen Zeilen. Bei drei Silben im Takt ist's nicht anders möglich, als dass in der Melodie das Schema vuu die Hauptrolle spielt Diese Bbythmen sind deshalb

Der Dreitakt.

16

sehr lebendig, fast aufgeregt in Freud' oder Schmers. Ei folgen zuerst rein daktylische, dann gemischte Metren. Bein daktylisches Metrum im Text haben die vier folgenden ans der Zeit um den Anfang des 18. Jahrhunderts, meist bei oder von Freylinghausen. J e s u , hilf siegen, du F ü r s t e des Lebens! 0 Taktzeichen s / 4 mit sechs Vierteln in einem Takt, auch mit Punktierungen und anderen Ausschmückungen. Die letzte Zeile schliesst dort hat also nur vier Takte. vuu vwu uvu - u uvu uuv w v - . — — —

Z. 1. 3. 5. „ 2. 4. „ 6.

F r i e d e , ach Friede, ach g ö t t l i c h e r Friede. Nach den ungeraden Zeilen ist kein Ruhepunkt. 0 Taktzeichen 3. V-/.WW VW V.W VV Z. 1, 3» V VW VW VW — n 2, 4. V VW U,UU VW W V vuu u w w .VW u - "B 6. 0 f r ö h l i c h e Stunden, o h e r r l i c h e Zeit, aus einer älteren Melodie dieses Namens. t

U U.UV uUU u uuv j; V WU

UUU — W U V . UV — uy|u uuu uu UUU UUU — :| \J\JU

Die jetzige Form heisst eigentlich 0 Ursprung des Lebens, o ewiges Licht. 0 8/a mit Taktstrichen und Fermaten. Hier und im folgenden werden öfters zwei Textzeilen zu einer Melodiezeile zusammengenommen, um möglichst überall viergliedrige Perioden zu erhalten und besser vergleichen zu können. Ob in den Texten die längere oder die halbierte Zeile steht, das hängt meist davon ab, ob der Dichter arm oder reich an Reimen ist.

Der Dreitakt.

17

Es glänzet der Christen inwendiges Leben. 0 s/4 ohne Taktstriche, nur die ersten zwei Achtel sind durch einen Taktstrich abgetrennt. Mehrere Schleifen. ^ wv vw w v wo z. 1. 3. V VW VW w V — ,, 2. 4. V

VW

VW

L'WV

W

J)^ {J^

Nach Z. 1, 3, 5, 6 ist kein Ruhepunkt, wie bei Friede, ach Friede, ach göttlicher Friede. Wegen des Auftakts sind die drei letzten Lieder eigentlich amphibrachisch zu nennen. Für den Takt aber stehen sie den daktylischen völlig gleich. Zweisilbige Takte kommen vor in Die g ä l d n e Sonne von Ebeling. 0 Taktzeichen 3. W V V . W V W V . W Z. 1. wv V VW —V „ 2. W V V . VV V W —. M 3. 6. WV

VW

V.W

V—:

„ 4. 5.

Es folgen zwei Loblieder. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, ursprünglich Hast du denn, Liebster, dein Angesicht gänzlich verborgen? 1666, dessen Zeilen sechs, zwei, drei und vier Takte haben. |: V W v . w w v wv —. J w v VW w v

VW V . W —. —.

:|

Im 0 schliefst die erste Zeile — v. Die Punktationen stehen cum Teil an anderen Stellen, wie auch in der Melodie verschiedene Varianten. Es scheint ein älteres weltliches Lied zu Grunde zu liegen. Aus demselben Jahr stammt die Grundlage (Lobet den Herren aller Herren) für das Freylinghausensche Lobe den Herren, o meine Seele. 0 hat Taktteichen 3 mit Taktstrichen und Fermaten, die 2. u. 6. Z. beginnt statt v w mit v—v. Im sechsten Vers ist in Weimar, Über Chonlrhythmna.

2

18

Der Dreitakt. WWW W . W W WWW — . —. Z, 1. 3. WWW W . WW —W —. fJ 2. 4. WWW W . WW —W — • WWW —W W.WW — » 6. WWW — W — W —. „ 7.

Z. 1 wohl anders zu binden, in Z. 6 wegen Silbenüberschuss die Bindung aufzuheben. Überwiegend zweisilbig sind die Takte von D i e H i m m e l rühmen des E w i g e n E h r e von Quanz. U — V \J\J\J \J\J\J u —v —v u . w w



V Z. 1. 3. 2. 4.

0 :1/4 mit Taktstrichen, aber hinter jeder Zeile 8/4 Takt Pause. Von Löwenstern ist Text und Melodie von N u n p r e i s e t alle. 0 Taktzeichen 3. Mit dem alkäischen Versmass des Textes vergleiche man den Rhythmus der uv*-» v— [ KJUW v . u u ; UUU V —V — WUV \J . —u —u \J U V J V . UW —U —, —. Melodie. Hier wirkt wegen der vielen weichen Trochäen der Jambus des zweiten Taktes um so kontrastierender und schärfer und darf beim Gesang ja nicht abgeschliffen werden. öfter kommt die Figur vor in dem seinem Text nach rein trochftischen L a s s e t uns den H e r r e n preisen w

—U —V u— Z. v— —. ) ( - u —w w - !t -u „

1. 2. 5, 6.

3. 4. 8. 7. 9. 10.

von Schop. 0 0 «/,. Wie bei „Es glänzet der Christen inwendiges Leben" sind die beiden ersten Töne durch einen Taktstrich abgetrennt,. und zwar mit halb so grosser

Der Dreitakt.

19

Quantität als jetzt gebräuchlich. Im 8 / s -Takt sind's Viertel. Z. 1. 3. ist unvollständig viertaktig. Die zwei kurzen Noten auf dem b e t o n t e n Taktteil, und zwar in jedem Takt der ganzen Strophe hat / h v

Z. 1. 3. 1

J^ ^ ¿ u ^ J* uu | ^ J ^ w ^ ^ uv » 2. das Lied Seelenbr&utigam, Text und Melodie von Drese. 0 s / 4 mit Taktstrichen. Auf diese Weise sind wir nun zu vier Silben im Takt fortgeschritten. Übrigens passt hier der musikalische Rhythmus recht gut zu dem textlichen, rein trochftischen. Durch weitere Auflösungen erzielen wir sogar einen

|:J>

I

J: IS J h J ^ . h . .

:|

s e c h s s i l b i g e n Takt in Müde bin ich, geh' zur Buh'. 0 im Kaiserswerther Liederbuch IJ- «M ^ /

/

J M s T M !•

Am Schluss dieses Abschnittes besprechen wir einige Melodien, welche seither im Viertakt notiert wurden, deren Verwandtschaft aber mit den Typen „Seelenbrftutigam" und „Müde bin ich, geh' zur Buh'" so frappant ist, dass wir es für das einzig Richtige halten müssen, sie im Dreitakt zu notieren, wodurch sie auch in ihrem Bau sofort verständlich, übersichtlich und dirigierbar werden. Das Schema „Seelenbrftutigam" | A u — | findet sich wörtlich in N u n d a n k e t all' und b r i n g e t Ehr' von Krüger. |: — uw uv—.u u u — :]. 0 Takt2*

Der Dreitakt.

20

zeichen C - Der jambische Text legt es nahe genug, mit einem Auftakt zu beginnen, statt mit einem Daktylus | J J J |. Man vergleiche unsere Taktierung mit Z. Noch reiner ist das Schema in H e r r , w i e D u w i l l s t , , so s c h i c k ' s m i t m i r , Strassburg 1525 u. 59 0 , — vu —

uw w

v *-»—w —— ww uu—

ursprünglich für Aus tiefer Not schrei* ich zu Dir. E hat Fermaten! Die letzte Zeile hat geraden Takt. Wenn man aber auch die übrigen Zeilen so notiert, so gelangt man in der letzten Zeile zu verkehrtem Accent, ein Beweis für die Unrichtigkeit. Man versuche einmal mit Z zu dirigieren:

$

"

r

h

r

Durch dei - n6

'

^

gro - ss£

c

r Gü

T

T

P

^

a

te

Das sechssilbige Schema aus „Müde bin ich, geh' zur Ruh'" kehrt wieder in R i n g e r e c h t , w e n n G o t t e s G n a d e , einer Herrnhutermelodie von 1745. Bei Z und

Jm

4

VW

| WL/VW

H kommt die Silbe de von Gnade auf den betonten Taktteil, die zweite und dritte Zeile des Textes beginnen an anderen Stellen des Taktes als die erste und vierte, obwohl im Rhythmns des Textes und der Melodie kein solcher Wechsel, vielmehr Gleichheit angedeutet ist. Bei 0 sind meist j e vier Silben zu einem Takt zusammengefasst: v ^ u v v u u u w^uv u^—. Wenn man dem gegenüber in der heutigen Form den siebenten und achteu Ton verlängert hat, so dürfte es auch erlaubt sein, den

Der Viertakt.

21

8. u. 15. Ton weiter zu verlängern, wie in unserm Schema, um in gleichem Takt zu bleiben und Taktwechsel zu vermeiden. Denselben Rhythmus, nur mit Auftakt hat Zu Dir erhebt sich mein Gemüte von Doles, ursprünglich zu Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen. 0 C mit Takt; w wwwvww . w v w v w u w — —. ; ^ ; W W U W W V W UÜ-.U wVUWWU w —. w w w w w u — —.

strichen und Fermaten. Die Noten am Ende der zweiten, vierten, siebenten und zehnten Textzeile müssen verlängert werden aus den bei der vorigen Melodie angegebenen Gründen. In derselben Weise ist die Freylinghausensche Uelodie „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen", zu taktieren. Die Unsicherheit der traditionellen Taktierung ersieht man daraus, dass in demselben Choralbuche die eine Melodie £ J | , die andere i J J J | beginnt. Hiermit beschliessen wir den Dreitakt und wenden uns zum geraden Takt.

Der Viertakt. Von den 176 Weisen des Hess. Choralbuchs gehen im Dreitakt 36, im reinen Viertakt 55, im zweifelhaften Viertakt und im gemischten Takt 85. Der Typus des Vier- oder C-Takts ist vuww, der der normalen Zeile www uwwu, also nur zwei Takte in der Zeile, während wir beim Dreitakt vier hatten, weil dort der Takt zunächst nur zwei Silben hatte. In der Zeile wwuv wuuw ist durch Bindungen und Auflösungen keine solche Zahl von Variationen möglich wie in den vier Takten der Dreitaktzeile. Vielmehr wird die Mannigfaltigkeit der Bhythmen hier dadurch erreicht, dass verschiedene Zeilentypen innerhalb der Strophe in ver-

Der Viertakt.

21

8. u. 15. Ton weiter zu verlängern, wie in unserm Schema, um in gleichem Takt zu bleiben und Taktwechsel zu vermeiden. Denselben Rhythmus, nur mit Auftakt hat Zu Dir erhebt sich mein Gemüte von Doles, ursprünglich zu Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen. 0 C mit Takt; w wwwvww . w v w v w u w — —. ; ^ ; W W U W W V W UÜ-.U wVUWWU w —. w w w w w u — —.

strichen und Fermaten. Die Noten am Ende der zweiten, vierten, siebenten und zehnten Textzeile müssen verlängert werden aus den bei der vorigen Melodie angegebenen Gründen. In derselben Weise ist die Freylinghausensche Uelodie „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen", zu taktieren. Die Unsicherheit der traditionellen Taktierung ersieht man daraus, dass in demselben Choralbuche die eine Melodie £ J | , die andere i J J J | beginnt. Hiermit beschliessen wir den Dreitakt und wenden uns zum geraden Takt.

Der Viertakt. Von den 176 Weisen des Hess. Choralbuchs gehen im Dreitakt 36, im reinen Viertakt 55, im zweifelhaften Viertakt und im gemischten Takt 85. Der Typus des Vier- oder C-Takts ist vuww, der der normalen Zeile www uwwu, also nur zwei Takte in der Zeile, während wir beim Dreitakt vier hatten, weil dort der Takt zunächst nur zwei Silben hatte. In der Zeile wwuv wuuw ist durch Bindungen und Auflösungen keine solche Zahl von Variationen möglich wie in den vier Takten der Dreitaktzeile. Vielmehr wird die Mannigfaltigkeit der Bhythmen hier dadurch erreicht, dass verschiedene Zeilentypen innerhalb der Strophe in ver-

22

Der Viertakt.

schiedenen R e i h e n f o l g e n wiederkehren, in der einen Strophe etwa a b a b, in der anderen a b b a. Von diesen Verschiedenheiten sehen wir ab. Wir untersuchen nur, wieviel v e r s c h i e d e n e Zeilentypen in einer Strophe vorkommen, abgesehen von deren Folge und Zahl. Die an sich verschiedenen, durchaus nicht isometrischen Sechszeiler „Unser Herrscher, unser König" und „Alles ist an Gottes Segen" fassen wir mit dem Achtzeiler „Alle Menschen müssen sterben" in ein Schema. Wir haben es nicht mit der Melodie, sondern mit dem Rhythmus zu thun und mit der Zahl der Silben im Takt. Hierfür ist's ebenfalls gleichgültig, ob von zwei Noten die erste punktiert und die zweite verkürzt wird, oder irgend eine Note in Schleifen aufgelöst wird, u steht also auch für J"^, uv auch für Jm J \ — auch für J J ; dagegen I wird ausgedrückt durch — o durch , selbständige Achtel durch • 0 . Wir beginnen mit den t r o c h ä i s c h e n Metren, weil hier auch der letzte Takt der Zeile komplett ist. Das Schema uuuu uw^w kommt ausschliesslich in keinem Lied des Hess. Choralbuchs vor, sondern nur in Verbindung mit dem Schema u u u u u u — . Zunächst in dem Vierzeiler S o l l t ' es g l e i c h bisweilen scheinen, Dretzel, 1731, ZB, dann in verschiedenen Sechszeilern. — Ach, was soll ich Sünder m a c h e n , Z B . Diese von Angelus Silesius 1657 benutzte Melodie ist die des weltlichen Liedes „Silvius ging durch die Matten, als der Sonnenglanz auf ihn oben her am meisten schien, bis er endlich kühlen Schatten zu der Hitze Widerstand unter einer Eiche fand." — Unser H e r r s c h e r , unser K ö n i g , Text und Melodie von Neander 1680 E Z B . Bei 0 schliessen die Zeilen mit Fermaten, ausser der ersten und dritten, was sehr bezeichnend ist. Der zweite Teil der Strophe geht im Dreitakt —^ —u —w —u , dasselbe Verhältnis wie beim bekannten „Eins ist not". — Komm,

Der Viertakt.

23

o k o m m , du G e i s t des L e b e n s , von J. Chr. Bach, 1693, zu dem Lied „Ich begehr' nicht mehr zu leben" Z. — Zwei Darmstädter (1698) Melodien za zwei Ne&ndrischen Texten: Sieh, h i e r bin ich, E h r e n k ö n i g Z (bei 0 bildet die zweite und dritte Zeile einen einzigen Takt von acht bezw. Hieben Noten), und Zench mich, z e u c h mich mit den Armen. — B u h e t w o h l , ihr T o t e n b e i n e , Störl 1711 ZB. 0 hat in der Melodie Septimensprünge und beginnt jede Zeile mit dem d r i t t e n Taktteil eines achtteiligen Takts. — Alles ist an G o t t e s S e g e n , König 1738 EZB. Die Melodie hat sieben grössere Umbildungen erfahren, bis sie ihre gegenwärtige Gestalt empfing. — Bei einigen dieser Sechszeiler sind die vier ersten Zeilen gleich; die Differenz liegt nur in den beiden letzten. Bezeichnet a den männlichen, b den weiblichen Schluss, so haben wir für die Gestalt der beiden letzten Zeilen vier Möglichkeiten: aa, ab, ba, bb. Dem ersten Typus entspricht „Komm, o komm, du Geist des Lebens", dem dritten „Sieh, hier bin ich, Ehrenkönig", dem vierten „Unser Herrscher, unser König". Deshalb können Melodien von letzterem Rhythmus zu Texten der drei andern Typen akkommodiert werden durch Bindung der zwei letzten Noten der letzten bezw. zweitletzten Zeile, wie es am häufigsten geschieht mit der Melodie „Unser Herrscher, unser König" zu dem Lied „Weicht, ihr Berge, fallt, ihr Hügel". — Es folgen Achtzeiler. Zwei Melodien zu A l l e M e n s c h e n müssen s t e r b e n , die eine von Hintze 1678 E Z B , die andere Darmstadt 1687 E Z B , bekannt als J e s u , m e i n e s L e b e n s L e b e n g g f i s d . — O D u r c h b r e c h e r a l l e r B a n d e f g a c b a g g , von Thommen 1745 zu „O du Liebe meiner Liebe" Z. Die etwas monotone Melodie (ein Zeilenpaar kommt dreimal vor) soll aus Herrnhut, oder aus dem weltlichen „Sollen nun die grünen Jahre*, oder aus einer sorbischen Volksweise stammen. — Aus diesem Jahrhundert stammen die Zehn-

24

Der Viertakt.

zeiler K e h r e w i e d e r , k e h r e w i e d e r , Frech 1843 (bei O ist die Phase des Takts um einen halben Takt •erschoben: 12 3456|78), und S o l l t ' ich meinem G o t t n i c h t s i n g e n , Weitzel 1810. — Wir sehen, das Schema \J\J\J\J

v

w

w

w liebt Strophen mit gerader Zeilenzahl und kommt vorwiegend in der Mittel- and modernen Epoche des Kirchenlieds vor. Es ist so recht das Schema für diese Zeit. Es giebt anch Lieder mit dem Schema uuuu vu — ausschliesslich, wie die drei Isorhythmen des Metrums „Gott sei Dank durch alle Welt". 1. N u n komm d e r H e i d e n H e i l a n d , Erfurt 1524 E B , aus dem jambischen Veni redemptor gentium von Ambrosius. 2. G o t t sei D a n k d u r c h alle W e l t , Freylinghausen 1704 Z; 3. J e s u , komm doch s e l b s t zu mir, Thommen 1745 zu „Höchster Priester, der du dich", Z. Ferner der Sechszeiler N i c h t so t r a u r i g , n i c h t so s e h r , Kittel 1790 Z. Warum schliesst H die zweite Zeile mit einer Fermate? Wenn auch die beiden ersten Viertel des zweiten Taktes zusammengezogen werden, so entsteht ein neuer Typus u v u v . Diese drei bis jetzt erwähnten Typen zusammen finden sich in L ö w e n , l a s s t euch w i e d e r f i n d e n , Klein 1818. w w w w W V U \J V — ÜUUV — Fasst man die durch den Beim in zwei Halbzeilen gespaltene Zeile wieder zusammen, so haben wir in: W U \J V— VVVV W— W V — das Schema für S t r a f mich n i c h t in d e i n e m Z o r n , Dresden 1694 E Z B . Die Melodie kommt 1681 auch als Tanzmelodie vor. Nach Zahn ist's fraglich, ob die w

Der Viertakt.

25

Melodie des geistlichen Liedes auch als Tanz benutzt (wie ich mit englischen Hymnen erlebt habe), oder ob die Tanzmelodie dem geistlichen Text beigesellt worden ist. Zur s a p p h i s c h e n Strophe Jam satis terrae nivis atque dirae oder Integer vitae scelerisque purus kommen wir beim Lied H e r z l i e b s t e r J e s u , Cräger 1640 E Z B . Dies antike Veranlass ist in den deutschen Liedern jambisch geworden, aber die Melodie von „Herzliebster Jesu" ist troch&isch geblieben, d. h. ohne Auftakt. Warum hat H keine Taktstriche? In den beiden folgenden wird der letzte Takt einer Zeile wiederholt, wodurch Halbzeilen entstehen. H ü t e r , wird die N a c h t der S ü n d e n , Freylinghausen 1704, ZB: w ^ u uvuu | uuuu U W \J u u — und Ach, was ist doch unsre Z e i t , Dretzel 1731: «JUUU wu— j w UUVU U U U U In einem andern Falle stehen die überschüssigen vier Silben zu A n f a n g . Einem im übrigen regelmässigen troch&ischen System geht eine jambische Einleitung voraus in Qott l e b e t noch, Dretzel 1731 ZB. u u u— UWU UV — \J U\J\J uuwu Ja, wir haben Strophen, deren Zeilen durchaus drei Takte enthalten w

w

WV V Hier begegnet uns am Schluss zum erstenmal eine ganse Note. Es ist das Schema für Zu G o t t in dem H i m m e l d r o b e n , Bourgeoys 1647 Z, ursprünglich zu „Herr, dein* Ohren zu mir neige", Mon Dieu, preste moy l'oureille, Ps. 86. Die Melodie erinnert an „Herr, ich habe missgehandelt" und hat vier gleiche Zeilen aa bc dd bc. Warum hat H keine Taktstriche?

Der Viertakt.

26

Die ganze Note erscheint noch häufiger in W u n d e r b a r e r K ö n i g (Text und Melodie von Neander 1680 Z B), wodurch sich Zeilen von vier Takten ergehen: VWVW | UUUÜ — — vwuv — — —I — " Bei 0 steht die zweitletzte Zeile in der zweigestrichenen Oktave ggfedc forte, die letzte in der eingestrichenen Oktave mit denselben Tönen piano. — Denselben Wechsel von zwei- und viertaktigen Zeilen hat 0 du f r ö h l i c h e , sizilianische Volksweise, wobei das — — ww— I — — w — — WV |—uv — www —— Vorkommen aller möglichen Auflösungen und Bindungen des Schemas und insbesondre das Nebeneinander von uv— und —uw zu beachten ist. — Die Weise W e n n ich ihn nur h a b e , Breidenstein 1825 Z, setzen wir nur deshalb an diese Stelle, weil die von H angenommenen Quantitäten in der Notierung des O-Takts glatt aufzugehen scheinen. 0 bat am Schluss der fünften (die Zahlen sind die Ordnungsnummern der Textzeilen) Zeile zwei Viertel, was nicht in den Takt passt, und wogegen der Schluss der symmetrischen ersten, dritten und sechsten Zeile spricht. Zwischen der zweiten und dritten Zeile entsteht eine Phasenverschiebung. Um diese zu vermeiden, verlängert w w —— [ w w —— ¡WWW w — WWW www www Z den Schluss der zweiten Zeile. Da er aber am Schluss der dritten Zeile nicht dasselbe thut, so tritt h i e r die Phasenverschiebung ein und zieht sich durch den Rest w

Der Viertakt.

27

der Strophe. Die Phasenverschiebung deutet aber vielmehr auf eine Vergrösserung des C - T a k t s um zwei Silben. Der Grundtypus des vorliegenden Rhythmus ist wuuw — ( ) Zeile 1 5 2. Zeile 6 sind die v i e r ersten Silben zu a c h t angewachsen. Sollte da nicht ein Mittelglied dieser Steigerung in Zeile 3 mit s e c h s Silben anzunehmen sein? Mit beginnt überall ein neuer Takt, so auch Z. 3. Was erscheint nun rationeller, die vorhergehenden s e c h s Silben als zusammengehörig in e i n e n Takt zu fassen und die Zeile mit dem ersten Taktschlag zu beginnen wie alle übrigen Zeilen, o d e r eine Phasenverschiebung eintreten zu lassen, nur um die Alleinherrschaft der Vierzahl zu retten? Ich meine, die Taktierung müsste sich nicht absolut nach dem vorgeschriebenen Taktzeichen richten, als einem unnatürlichen Prokrustesbett, sondern die Setzung der Taktzeichen nach dem vorliegenden Rhythmus, wenn er auch unregelm&ssig ist, das Bett nach dem Körper. Bei unserm Vorschlag muss der Schluss der zweiten Zeile verlängert werden, weil in dieser Strophe mindestens vier Taktschläge vergehen, bis ein neuer Hauptton eintritt. — Offene runde Klammern bedeuten vorgeschlagene Streichungen, eckige: Zusätze zu der traditionellen Form. G e s c h l o s s e n e runde Klammern bedeuten, dass eine Note j e nach dem Zusammenhang stehen oder wegfallen muss, besonders bei Wiederholungen. Dies gilt namentlich für den Punkt hinter den Endnoten der Zeilen. — Wir kommen zu j a m b i s c h e n Metren. Hier findet sich das Schema u w ^ rein, natürlich mit Auftakt, z. B. in Vom H i m m e l h o c h da k o m m ' ich h e r , Schumann 1539 E Z B u WKW www. Bei diesem Schema ist nach dem zweiten Takt kein Einhalten. Es geht unaufhaltn m weiter wie in „Geh aus, mein Herz, und suche Freud* u . Nur dann ist ein Ruhepunkt möglich, wenn der Auftakt zu einem Achtel gekürzt wird, wie in „Vom Himmel hoch". Der Symmetrie wegen steht auch in

28

Der Viertakt.

der ersten Zeile ein Achtel. H setzt hier ein Viertel, angeblich um das Singen zu erleichtern. Dieser Grund wird aber hinfällig dadurch, dass dasselbe Buch in andern ähnlichen Liedern an dieser Stelle Achtel setzt, z. B. in „Gelobet seist du, Jesu Christ", „Es ist das Heil uns kommen her", „Nun freut euch, lieben Christen gmein." — Das Schema W W W W W WWW U UWWW W findet sich in Geh a u s , m e i n H e r z , u n d s u c h e F r e u d ' , Schmidlin 1769 Z, ursprünglich zu „Auf, freies Volk, versammle dich." — In den folgenden ist der Auftakt zu einem Achtel verkürzt. N u n f r e u t e u c h , l i e b e n C h r i s t e n g'mein, Wittenberg 1523 E Z B . Hier begegnet uns zum erstenmal eine ungeradzeilige Strophe. Es ist das H e i l uns k o m m e n h e r , Wittenberg 1524 E. Z B verlängern den ersten und letzten Ton der Zeile und erzielen dadurch Phasenverschiebung. Dies könnte ebensogut unterbleiben, wie bei „Nun freut euch, lieben Christen gmein" in denselben Büchern. I n d i c h h a b ich g e h o f f e t , H e r r , Strassburg 1560 Z. E B H haben den ersten Ton der ersten Zeile verlängert. Diese Inkonsequenz ist überflüssig und unschön. — Das Schema w wwww www w w w w w —. findet sich in N u n sich d e r T a g g e e n d e t h a t , Krieger 1667 ZB. Die erste Strophe ist ursprünglich weltlich. Die Melodie ist nicht zu ihrem Vorteil umgebildet. L o b t G o t t , ihr C h r i s t e n a l l z u g l e i c h , Herman 1554 E Z B , ursprünglich zu dem Text „Kommt her, ihr lieben Schwesterlein, an diesen Abend tanz; lasst uns ein geistlich's Liedelein singen um einen Kranz". Der Auftakt der fünften Zeile ist verlängert, wie öfters, z. B. in „Jerusalem", „Wenn Christus seine Kirche schützt." — Das Schema

Der Viertakt.

29

findet sich in den folgenden. Von G o t t will ich n i c h t l a s s e n , Figulus 1575 E Z B , ursprünglich zu „Helft mir Gott's Güte preisen, ihr lieben Kinderlein, mit G'sang und andern Weisen ihm allzeit dankbar sein, fürnemlich au der Zeit, da sich das Jahr thut enden, die Sonn' sich zu uns wenden, das neu' Jahr ist nicht weit." D e r T a g mit seinem L i c h t e , Ebeling 1666 ZB. Die Melodie hat fünf verschiedene Zeilen: aabcd, eebcd. — 0 G o t t , du f r o m m e r G o t t , Graupner 1728, e g c c h c. Wenn 0 im Schlusstakt der 1., 3., 5., 6., 7. Zeile nur einen Taktteil hat, so sind Fermaten vorausgesetzt. H entspricht hier dem Schema. Dagegen ist die Fermate in Zeile 2 und 4 bei H so unnötig, wie an derselben Stelle in „Wenn Christus seine Kirche schützt", oder oben bei „Von Gott will ich nicht lassen." — Auf m e i n e n l i e b e n G o t t , aus dem weltlichen „Venus, du und dein Kind", 1574 E Z B . 0 verlängert den ersten Ton der Strophe. Diese Verlängerung hat sich erhalten in den beiden folgenden: V a l e t will ich dir g e b e n , Teschner 1613 EZB, und C h r i s t u s d e r ist mein L e b e n , Vulpius 1609 E Z B . Bei 0 schliesst die zweite Zeile nur mit einem Viertel. Warum hat H die halbe Note am Anfang hier gestrichen und nicht auch bei ,,Valet will ich dir geben"? — Hier reiht sich an J e r u s a l e m , du h o c h g e b a u t e S t a d t , Franck 1663, welches nur — w —. uuwu —. W —w wie „Gott lebet noch" vier Silben vorausschickt. EZBH verlängern den Auftakt der zweitletzten Zeile. — In origineller Weise gewinnt die folgende Melodie für den Auftakt zwei Silben. Hier ist zugleich die erste Stelle, wo 0 0 \J\J \J\J u— 0 0

V W \ J

.

beim c-Takt das Schema vorkommt Wir haben hier den Rhythmus W e r d e m u n t e r , m e i n G e m ü t e , Schop

Der Viertakt.

30

1642 ZB. H hat keine Takstriche, w&hrend das Vorhandensein eines Auftakts durch einen kleinen Strich nach sämtlichen zwei Achteln zart angedeutet wird. — Dreitaktige Zeilen finden wir bei An d i r a l l e i n , an d i r h a b ' ich 1/ W V w

ww

g e s ü n d i g t , Knecht 1815, zugleich wieder jenes Schema ju—. 0 hat ausser an den Zeilenschlüssen auch über dem vierten Ton der ersten und dritten Zeile Fermaten. Darum setzen ZB an diesen Stellen eine Dreiviertelnote, wodurch mehrfache Phasenverschiebung eintritt. H hat gar keine Fermaten und macht konsequent auch den letzten Ton der zweiten Zeile zu einem Viertel. Viertaktige Zeilen finden wir in den folgenden Melodien. Durch Dehnung der Noten sind die Takte zweisilbig geworden und bei gleicher Silbenzahl gehen deren vier auf eine Zeile. Wenn man Doppeltakte schreibt, wird das Schema deutlicher, z. B. in nebenstehendem die V V \J U V W ^ \J \J

letzte Zeile, welche entweder viertaktig ist, oder in Doppeltakten zweitaktig, eine genaue Projektion der zweiten Zeile. Eis ist das Schema für W e n n C h r i s t u s seine K i r c h e s c h ü t z t , Ihme 1866. Ähnlich W a r u m b e t r ü b s t du dich mein H e r z , Monötius 1565 EZ. 0 beginnt auch u

w w

—.

V die erste Zeile mit einem Viertel, was symmetrisch und schöner ist. Beachte noch die Dehnung der drei letzten Noten. — In folgendem Rhythmus tritt noch ein Wechsel des Metrums hinzu (in den beiden letzten Zeilen) aus

Der Viertakt.

vv w VVVV

31

w— - —

dem jambischen ins trochäische, und wenn man den Takt zu vier Noten nimmt, eine Phasenverschiebung zwischen den beiden ersten Zeilen. Die Phasenverschiebung ist nicht zu heilen durch Verlängerung des letzten Tons der ersten Zeile, weil er schon lang genug ist, noch durch seine Verkürzung, weil sonst der Charakter des Ganzen gestört wird, sondern durch Notierung im Dreitakt | Dies ist der Rhythmus von 0 T r a u r i g k e i t , katholisch 1628, EBZ oder besser (in halber Mensur): V w — .V V V . \J L'UUU — 0 0 0 0 0 0 0 0

0 0 v w "

Ebenfalls gemischtes Metrum hat G e l o b e t s e i s t du, J e s u C h r i s t , Walter 1524 E B Z , bei dem der Schluss der Strophe noch Schwierigkeit macht Man

0 vwuv >- U U

—.

Z schliesst die erste Zeile O ebenso and hat hier eine einsame Fermate, sonst keine, dagegen Taktstriche. Es ist zu schreiben: V wvuwwu —. C WVwu uu Der Strich der Fermate in der vorletzten Zeile erfolgt nach Analogie der ersten» — Nach einer Prüfung kurzer T a g e , Schicht 1819, 0 : c/vu WWWU ?w .11 *! ' H: W \J