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German Pages 316 [317] Year 1964
DEUTSCHE A K A D E M I E D E R W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N V e r ö f f e n t l i c h u n g e n des I n s t i t u t s für Romanische
Sprachwissenschaft
Nr. 19
RUDOLF
HALLIG
und WALTHER
VON
WARTBURG
BEGRIFFSSYSTEM ALS GRUNDLAGE FÜR DIE LEXIKOGRAPHIE VERSUCH E I N E S
ORDNUNGSSCHEMAS
2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage
RUDOLF
HALLIG
et WALTHER
VON
WARTBURG
SYSTÈME RAISONNÉ DES CONCEPTS POUR SERVIR DE BASE À LA LEXICOGRAPHIE E S S A I D'UN SCHÉMA DE C L A S S E M E N T 2 e édition recomposée et augmentée
AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1963
Die erste Auflage des Werkes ist 1952 in den „Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin", Klasse für Sprachen, Literatur und Kunst, Jahrgang 1952 Nr. 4, erschienen
Das Manuskript wurde abgeschlossen am 22. 8.1961
Erschienen im Akademie -Verlag GmbH, Berlin W 8, Leipziger Straße 3-4 Copyright 1963 by Akademie-Verlag GmbH Lizenznummer: 202 • 100/208/63 Gesamtherstellung: IV/2/14 • V E B Werkdruck Gräfenbainichen • 1867 Bestellnummer: 2033/19 • E S 7 B + 7 H • Preis: D M 3 4 , -
INHALTSVERZEICHNIS
Vorrede zur zweiten Auflage
5
Avant-propos de la seconde édition
29
Einführung
52
Introduction
77
Plan des Begriffssystems
101
Durchführung des Begriffssystems
113
Alphabetisches Register
230
Verzeichnis der Abkürzungen
316
VORREDE ZUR ZWEITEN AUFLAGE
Seit im Jahre 1952 unser „Begriffssystem für die Lexikographie" erschienen ist, haben wir unsere Auffassungen von den Grundlagen und von der Durchführung eines solchen Unternehmens immer wieder durchdacht. Dazu haben uns auch die Besprechungen, die im Laufe der Jahre erschienen sind i , und die Aufsätze, die mit ihm im Zusammenhang stehen 2 , viel Anregung und Förderung geliefert. Das 1
Folgende B e s p r e c h u n g e n haben uns vorgelegen: Schweizerische Hochschulzeitung 29 (1956), S. 96f. B U S S E N I U S , A . : Zeitschr. f. Phonetik u. allgemeine Sprachwissenschaft (ZPhon) 8 (1954), S. 421-423. D O R N S E I F F , F . : Deutsche Literaturzeitung ( D L Z ) 74 (1953), Sp. 397-399. F E L I C E , E. de: Romance Philology (Rom Ph) 8 (1954), S. 96-102. G O U G E N H E I M , G . : Bulletin delà Société de Linguistique de Paris (BSLP) 50(1954), S. 117-119. G R O O T A E R S , L. : Leuvense Bijdragen. Tijdschrift voor Moderne Philologie 4 4 ( 1 9 5 4 ) , Bijblad, S. 106-107. H. D.: Philosophisches Jahrbuch 63 (1955), S. 225. Kröll, H.: Romanische Forschungen (RF) 67 (1955), S. 120-123. Lecoy, F . : Romania (Ro) 76 (1955), S. 384-386. ORR, J . : The Modern Language Review (MLR) 49 (1954), S. 370f. O T T O , E . : Zeitschr. f. philosophische Forschung 7 (1953), S. 622-625. P A I V A B O L É O , M . de: Revista Portuguesa de Filologia (RPF) 6 ( 1 9 5 3 / 5 5 ) , S . 4 0 4 bis 411. P I S A N I , V. : Paideia 8 (1953), S. 301f. R E D A R D , G.: Zeitschr. f. rom. Philologie (ZrPh) 71 (1955), S. 77-81. S O M M E R F E L T , A. : Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap (NTS) 17 (1954), S . 562 bis 564. T O L L E N A E R E , F. de: Museum 63 (1958), S. 196f. V I D O S S I , G.: Archivio Glottologico Italiano (AGI) 3 8 ( 1 9 5 3 ) , S. 1 0 9 - 1 1 1 . W A S S E R S T E I N , A.: Archivum Linguisticum (Arch L) 5 ( 1 9 5 3 ) , S. 5 1 — 5 3 . A u f s ä t z e und B ü c h e r : B A L D I N G E R , K . : Die Gestaltung des wissenschaftlichen Wörterbuchs. Historische Betrachtungen zum neuen Begriffssystem als Grundlage für die Lexikographie von Hallig und Wartburg. I n : Romanistisches Jahrbuch 5 (1952), S. 65—94 ( = Gestaltung). B A L D I N G E R , K . : Grundsätzliches zur Gestaltung des wissenschaftlichen Wörterbuchs. I n : Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1946—1956, Berlin 1956, S. 379-388. BOESCH, B . :
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
Erscheinen der zweiten Auflage gibt uns den Anlaß, zu den in den Besprechungen geäußerten Ansichten und zu den in Verbindung mit unserem Buch aufgeworfenen Fragen Stellung zu nehmen. Das geschieht allerdings—teils um die vorliegende Ausgabe nicht zu sehr zu belasten, teils weil von anderer Seite 1 zu manchen prinzipiellen Gesichtspunkten Äußerungen erfolgt sind, die sich mit unseren Ansichten weitgehend decken — nur in dem Maße, wie die theoretischen Grundlagen und die Durchführung des „Begriffssystems" unmittelbar betroffen sind. Da in den folgenden Ausführungen ständig auf die „Einführung" zum „Begriffssystem" zurückgegriffen werden muß, schien es ratsam, deren Text hier noch einmal unverändert abzudrucken, damit der Wortlaut stets verfügbar ist und verglichen werden kann.2 Die Rücksicht auf den Kreis der Benutzer hat uns bewogen, sowohl von der „Einführung" als auch von dieser Vorrede eine französische Übersetzung beizufügen.3 Dankbar sei bezeugt, daß die Mehrzahl der Rezensenten die Mühe aufgewandt hat, sich in unsere Auffassungen hineinzudenken und von ihnen aus unser Buch zu beurteilen. Wenn wir Vorschlägen, die in solchen förderlichen Kritiken gemacht worden sind, zustimmen konnten, sind sie hier berücksichtigt worden.4 Folgende Hauptpunkte werden in den Besprechungen und Aufsätzen zum BS behandelt:
1
B A L D I N G E R , K . : Alphabetisches oder begrifflich gegliedertes Wörterbuch? I n : ZrPh 76 (1960), S. 521-536 ( = Diskussionsbeitrag). G L I N Z , H. : Die Darstellung eines Wortschatzes. Zum „Begriffssystem als Grundlage für die Lexikographie" von R. Hallig und W. v. Wartburg. I n : Zeitschr. f. Mundartforschung (ZMaF) 22 (1954), S. 34-45. O T T O , E . : Grundfragen der Sprachwissenschaft. I n : ZrPh 71 (1955), S. 161-171. O T T O , E. : Stand und Aufgabe der Allgemeinen Sprachwissenschaft, Berlin 1954 ( = Stand). R U N K E W I T Z , W. : Kritische Betrachtungen zum Begriffssystem von Hallig/ v. Wartburg im Zusammenhang mit den Arbeiten am Altgaskognischen Wörterbuch. I n : Forschungen und Fortschritte (FF) 33 (1959), S. 19-24. T O L L E N A E R E , F. de: Alfabetische of Ideologische Lexicografie? ( = Bijdragen t o t de Nederlandse Taal- en Letterkunde, Deel I), Leiden 1960 ( = Bijdragen). T O L L E N A E R E , F. de: Lexicographie alphabétique ou idéologique? I n : Cahiers de Lexicologie 2 (1960), S. 19-29. Wir denken hierbei an die verschiedenen Beiträge von K . B A L D I N G E R , H. G L I N Z u n d E . OTTO.
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Der Hinweis auf die beiden Auflagen geschieht durch die hochgestellten Ziffern 1 und 2, also 4 S. X I oder 2 S. 14. Damit sind diese Angaben zugleich als Hinweise auf die Einführung zum „Begriffssystem" gekennzeichnet. — Ist in den folgenden Ausführungen von unserem „Begriffssystem" die Rede, so wird die Abkürzung BS verwandt, meinen wir hingegen den Typus eines Ordnungsschemas, so wird das Wort ausgeschrieben. Die Ubersetzungen hat Herr W A L T E R L A C H E R , Basel, angefertigt. Wir danken ihm aufrichtig für seine verständnisvollen und sorgfältigen Bemühungen. Das sei hier ganz allgemein festgestellt; Einzelheiten werden die folgenden Ausführungen noch berühren.
Vorrede zur zweiten Auflage
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Die Frage: Alphabetisches oder begrifflich gegliedertes Wörterbuch? 1, der Begriff als Substanz des Ordnungsschemas, der Gliederungsrahmen, Auswahl und Einordnung der Begriffe, Allgemeinverbindlichkeit und Verwendungsmöglichkeit des BS, Nutzen des BS. In dieser Reihenfolge nehmen wir jetzt zu den in Kritik und Diskussion geäußerten Meinungen im Zusammenhang Stellung, d. h. ohne die einzelnen Besprechungen gesondert zu behandeln, da sie sich in wechselndem Anteil berühren. Vorweg dies: Fast alle Einwände, die zu diesem oder jenem Punkt vorgebracht worden sind, waren von uns vorausgesehen und bereits in der Einführung entsprechend beurteilt worden. Des weiteren hat sich R. HALLIG ZU Fragen, die durch F. DORNSEIFF in dessen Besprechung des BS 2 aufgeworfen worden waren, geäußert in dem Aufsatz „Zum Aufbau eines Ordnungsschemas für Wortschatzdarstellungen"3; manche Kritiker haben ihn nicht herangezogen, obwohl er in gewissen Punkten hätte zur Klärung unserer Absichten beitragen können.
1. 2. 3. 4. 5. 6.
1. In seiner Studie „Alfabetische of Ideologische Lexicografie?"4 berührt F. DE TOLLENAERE die Frage, ob das alphabetische Wörterbuch neben dem „ideologischen" noch eine Daseinsberechtigung habe. Im Anfange der Einführung, wo der Sinn unseres Vorhabens kurz umrissen und ihm der Ort innerhalb der gegenwärtigen Bemühungen der Lexikologie zugewiesen wird, ist Bezug genommen worden auf die Forderungen W. v. WARTBURGS, die alphabetische Anordnung zugunsten einer auf den Wortinhalt sich gründenden systematischen Gliederung aufzugeben. Wenn man diese Äußerungen liest, so zeigt sich, daß dort nur von einer bestimmten Art von deskriptiven Wörterbüchern die Rede ist, solchen nämlich, die das Ziel verfolgen, „das Ausdruckssystem, das nun einmal das Vokubular einer Sprache ist, darzustellen und in seiner inneren Ökonomie erkennen zu lassen"5. WARTBURG spricht weiterhin von dem zu schaffenden „deskriptiven französischen Gesamtwörterbuch"6 und äußert, die kommende Entwicklung vorausdeutend: „Die Zukunft wird nicht mehr deskriptive Wörterbücher schaffen, die ein halbes Jahrtausend und mehr umfassen. Sie wird diese Zeitenflucht in kleinere Abschnitte zerlegen, wie sie sich durch bedeutsame Ereignisse ergeben" 7. 1
So überschreibt K. BALDINGER seinen Diskussionsbeitrag in ZrPh 76, S. 621—536. 2 DLZ 74, Sp. 397-399. 3 ZrPh 70 (1954), S. 249-256. 4 Bijdragen, S. 27f. 5 W. v. WARTBURG: Einführung in Problematik und Methodik der Sprachwissenschaft, Halle 1943 ( = Einf.), S. 161. ; 2. Aufl., Tübingen 1962, S. 175. 6 WARTBURG, Einf., S. 162; 2. Aufl., S. 175. 7 WARTBURG, Einf., S. 162; 2. Aufl., S. 175.
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
Für dieses „periodenweise geschichtete deskriptive Wörterbuch"1 wird die Gliederung nach inhaltlichen Kriterien gefordert, weil nur sie, als „geistiges Band" gewissermaßen, erlaubt, die lexikalischen Tatbestände dieser chronologisch einander ablösenden Teilwörterbücher sowohl innerhalb der einzelnen Perioden als auch von Periode zu Periode miteinander in Beziehung zu setzen und auf diese Weise, im Fortgang der Forschung, schließlich einmal Einsichten zu ermöglichen, die mit den Ausdrücken „Aufbau", „System", „Struktur" hier nur andeutend gekennzeichnet seien. Wo solche Fernziele in Angriff genommen werden, deren Verfolgung schließlich in die Erhellung des „Weltbildes" einer Sprache ausmünden soll, muß, auch für alle Arbeiten, die, vom Endziel aus betrachtet, vorbereitender Natur sind, ein anderes Darstellungsprinzip als das alphabetische gelten, eben das inhaltliche. Aus alledem folgt, daß beide Ordnungsarten ihre Berechtigung haben. Über die Wahl entscheidet einzig und allein der Zweck, für den ein Wörterbuch geschaffen wird. Wenn ein Wörterbuch nur als Nachschlagewerk dienen soll oder wenn die Wissenschaftlichkeit der Leistung in der Behandlung einer Vielzahl von Einzelwörtem in gesonderten Artikeln monographischen Charakters besteht, die nach der Art der Problemstellung nicht miteinander in Beziehung gesetzt zu werden brauchen und daher eine Anordnung nach inhaltlichen Kriterien nicht erfordern, ist der Zusammenschluß der vielen Artikel auf der Grundlage der Schreibung der Wörter nach dem Reihungsprinzip des Alphabets durchaus am Platze. Überall dort hingegen, wo es um die Beziehung der Wortinhalte zueinander geht und wo, im Sinne des Endzieles solcher Bemühungen, gegliedertes Wissen angestrebt wird, hat allein die inhaltliche Anordnung aufschließenden Wert2. 2.
Die Grundfrage nach der Möglichkeit und nach der Richtung der Verwirklichung eines inhaltlichen Gliederungsschemas knüpft an der Überzeugung an, daß die „Welt" (im weitesten Sinne genommen) nicht ein Chaos ist, sondern ein geordnetes Etwas, und daß der Mensch vermag, diese Ordnung — in welchem Ausmaß auch immer — zu begreifen. Insofern nun, als die Einzelsprachen „Welt1
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W. v. W A R T B U R G : Betrachtungen über das Verhältnis von historischer und deskriptiver Sprachwissenschaft. In: Mélanges B A L L Y , Genève 1 9 3 9 ( = W A R T B U R G , Betrachtungen), S. 16. K. B A L D I N G E R hat im Anschluß an F. D E T O L L E N A E R E in die Auseinandersetzung über diese Frage eingegriffen und in seinem Diskussionsbeitrag in anschaulicher Weise klargestellt, daß das alphabetische und' das begrifflich gegliederte Wörterbuch auf zwei verschiedene Fragen antworten ; denn das erste hat die Bedeutungen im Auge, das zweite zunächst — so möchten wir hinzufügen — die Bezeichnungen. Er begründet diese Unterschiede mit dem Hinweis auf den dualistischen Charakter des sprachlichen Zeichens als einer Verknüpfung von Wortkörper und Begriff, die in zwei Richtungen erfaßt werden kann: vom Wortkörper zum Begriff und umgekehrt. Das ist richtig, und die einschlägigen Skizzen werden sicherlich zur Klärung des Sachverhaltes beitragen.
Vorrede zur zweiten Auflage
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Verarbeitungen" 1 sind, werden auch sie je ein „geordnetes Etwas" darstellen, und auch Teilverwirklichungen und Teilaktualisierungen dieses geordneten Etwas „Sprache" werden an dieser Ordnung teilhaben 2 . Wer von dieser Tatsache nicht überzeugt ist, für den werden und müssen alle Folgerungen, die aus ihr gezogen werden, unverständlich bleiben. Dieser „Ordnung", die den Wortschatz in seiner Gesamtheit und auch in seinen einzelnen Bezirken durchwalten muß, gilt es also beizukommen. Die Frage ist nur: Wie kann das geschehen? Viele frühere Überlegungen und frühere Bemühungen, die auf eine inhaltliche Gliederung des Wortschatzes (zunächst ganz unabhängig von dem Plan zur Aufstellung eines Begriffssystems und vor dessen Verwirklichung) gerichtet waren, haben uns allmählich zu der Erkenntnis geführt, daß es für die inhaltliche Gliederung, ja überhaupt für die Wortinhaltsforschung, ein Bezugssystem geben sollte, das außersprachlichen Charakters ist. Ein solches außersprachliches Bezugssystem kann sich, da Wortinhalte auf dieses bezogen werden sollen, nur auf das dem Wortinhalt außersprachlich Adäquate gründen, auf den B e g r i f f . Der Begriff weist überdies den Vorteil auf, daß er (relativ) konstant und intellektuell erfaßbar ist. Soweit die Rezensenten über diesen Punkt nur berichten, kann man nicht beurteilen, ob sie ablehnen oder zustimmen. Für E. OTTO besteht kein Zweifel, daß einem Ordnungsschema unserer Zielsetzung nur Begriffe zugrunde gelegt werden können. 3 Alles weitere hängt jetzt davon ab, welcher Herkunft und welcher Natur die Begriffe sein sollen. Hier war der Gedanke maßgebend, daß ein Ordnungsschema geschaffen werden sollte, das als Grundlage für die Erforschung und für die Darstellung des Wortschatzes der Allgemeinsprache dienen könnte. Infolgedessen mußten in erster Linie diejenigen Begriffe herangezogen werden, die als sprachliche Allgemeinbegriffe („Popularbegriffe") Ausdruck und Niederschlag dessen sind, was eine Sprachgemeinschaft in der Verarbeitung der „Welt" als „geistige Gegenstände" festgehalten hat. Es sind die gleichen sprachlichen Allgemeinbegriffe, an denen anzusetzen jede Wissenschaft gezwungen ist, bevor sie fähig wird, im Fortschreiten der Forschung und der Erkenntnisse ein eigenes Begriffsgut zu entwickeln und eine eigene Terminologie festzulegen.4 Wir setzen also an derselben Stelle ein, an der die Wissenschaften eingesetzt haben und noch einsetzen, und stellen auf diese Weise für das an sich außersprachliche Bezugssystem die Verknüpfung mit der Sprache her. 1
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H. WEIN : Sprache und Wissenschaft. In: Sprache und Wissenschaft. Vorträge gehalten auf der Tagung der Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften in Hamburg 1959, S. 17. Zu diesen Beziehungen zwischen Sprache und Wirklichkeit schreibt E. OTTO in „Sprachwissenschaft und Philosophie", Berlin 1949, S. 32: „Stellen sich die Namen dar als Spiegel der erlebten Wirklichkeit bzw. als Zeichen von Begriffen, so ist wohl die Annahme berechtigt, daß ihrer Gesamtstruktur, der angeschauten Wirklichkeit — . . . — entsprechend, eine gegliederte Ordnung zugrunde liegt, insofern unsere gesamte Welt kein Chaos, sondern ein durchgegliederter Kosmos ist." OTTO, S t a n d , S. 115.
„Aber erst am Umdeuten und Durchschauen dieser vor-wissenschaftlichen Weltauslegung bauten die Wissenschaften sich geschichtlich auf" (WEIN, a. a. O., S. 35).
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
Die wissenschaftlichen Begriffe zugrunde zu legen, wie T O L L E N A E R E empfiehlt, unter anderem, weil sie allgemeiner seien als die sprachlich bedingten Allgemeinbegriffe1, ist schon aus dem Grunde nicht möglich, weil die wissenschaftlichen Begriffe bei weitem nicht den ganzen Bereich der Auseinandersetzung des Menschen mit der Welt decken und weil andererseits in der Arbeit der einzelnen Wissenschaften Scheidungen, Trennungen, Verbindungen vorgenommen werden, von denen die Allgemeinsprache nichts weiß. Wissenschaftliches Denken kann zwar gewisse sprachliche Allgemeinbegriffe verbessern und umformen, auch mit manchen Begriffen das Ausdruckssystem bereichern: aufs Ganze gesehen bleibt der Wortschatz der Allgemeinsprache vom Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntnis lange Zeit nahezu unberührt.2 Aus diesen Gründen ist es nicht vorstellbar, wie man wissenschaftlichen Begriffen den Allgemeinwortschatz einer Sprache zuordnen könnte. Dem Hinweis auf die Schwierigkeiten, die T O L L E N A E R E 3 für Aufstellung und Verwendung des BS aus der Forderung herleitet, die Begriffe sollten „dem in der Sprache enthaltenen vorwissenschaftlichen Begriffsgut entstammen"4, und dem Hinweis auf die Tatsache, daß an der Konstanz der Begriffe zu zweifeln sei, weil die Ergebnisse der Wissenschaft doch auch unsere Weltansicht und infolgedessen unser Sprach- und Begriffsbild beeinflußten, ist mit der Feststellung zu begegnen, daß die sprachlichen Allgemeinbegriffe in der Mehrzahl einfach vorwissenschaftlich sind, so daß unsere Forderung weitgehend erfüllt werden kann5. Was aber den Wandel der sprachlichen Allgemeinbegriffe unter dem Einfluß der Wissenschaft betrifft, so muß scharf im Auge behalten werden, ob der Begriff als solcher, d. h. in seinem Kern, sich wandelt oder ob lediglich eine Modifizierung stattfindet, bedingt etwa durch die Aufnahme weiterer Merkmale, die aus neuer Erkenntnis stammen. Im letzten Falle bleibt die Konstanz 1
2
3 4 8
Bijdragen, S. 14. — TOLLENAERE (Bijdragen, S. 11) ist durch die Frage beunruhigt, wie man denn für das Mittelalter zwischen wissenschaftlichen und vorwissenschaftlichen Begriffen unterscheiden könne. Dazu ist zu bemerken, daß die Kennzeichnung „vorwissenschaftlich" sich lediglich auf das im BS verarbeitete Begriffsgut bezieht und bedeuten sollte, daß diese Begriffe sich aus der Allgemeinsprache herleiten. Die Unterscheidung vorwissenschaftlich - wissenschaftlich auf das Begriffsgut früherer Zeiten zu übertragen, besteht doch für den Benutzer gar kein Anlaß; denn, wenn er Wortmaterial aus früheren Zeiten nach dem B S ordnet, ordnet er W ö r t e r den Begriffen zu. Aus der Natur des Textes und aus Form und gedanklichem Inhalt der Wörter wird sich vermutlich oft ergeben, ob es sich um ein allgemeinsprachliches Wort oder um einen wissenschaftlichen Terminus mittelalterlicher Prägung handelt. Zum Verhältnis von allgemeinsprachlichem und fachsprachlichem Wortschatz vgl. BALDINGER, Gestaltung, S. 90 f. Bijdragen, S. 9ff. 4 S. IX, 2 S. 57. Es war auch darauf hingewiesen worden, daß dann, wenn diese Begriffe nicht ausreichen, aus wissenschaftlicher Erkenntnis stammende zur Ergänzung herangezogen werden sollten ('S. IX, 2 S. 57), um — wie wir hinzufügen wollen — den Gliederungszusammenhang nicht zu gefährden.
Vorrede zur zweiten Auflage
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des Begriffes gewahrt. Das einzige Beispiel, das TOLLENAERE für den Begriffswandel unter dem Einfluß der Wissenschaft anführt, der Begriff „baieine"1, ist deswegen fehl am Platze, weil sich TOLLENAERE, wohl angeregt durch dessen Einordnung im BS 2 , durch Form und Inhalt der niederländischen und der deutschen Bezeichnung (ndl. walvis und dt. Walfisch) hat verleiten lassen, auf einen Begriffswandel zu schließen. Aber das ist ein Trugschluß. Zwar kommt in der Bezeichnung die heute aufgegebene Zuordnung zu einer Klasse zum Ausdruck, aber das bedeutet doch nicht, daß sich der „geistige Gegenstand", der Begriff, der durch diese Bezeichnung in meinem Bewußtsein festgehalten wird, geändert habe. Der Begriff repräsentiert nach wie vor jenes gewaltige Tier, das sich wie ein Fisch im Wasser bewegt usw. Geändert hat sich lediglich unser Wissen über es, wozu auch die Tatsache gehört, daß dieses Tier im Sinne der Wissenschaft nicht zu der Klasse der Fische gerechnet werden darf und daß infolgedessen die niederländische und die deutsche Bezeichnung als „Sinnformen" nach dem heutigen Stande unserer Kenntnis falsch sind. Im Erleben der Tiere in gewissen Situationen spielt doch die Klassenzuordnung keine Rolle. Für den durchschnittlichen Sprachangehörigen bleibt der Wal ein Fisch, weil die für ihn charakteristische Lebensweise, soweit sie nicht der Gelehrte beobachtet, durchaus die eines Fisches ist. Da der sprachliche Allgemeinbegriff nur aus dem Bedeutungsgehalt des Einzelwortes gewonnen werden kann, hatten wir auf das Verhältnis von Begriff und Bedeutung eingehen müssen. Im Zusammenhang damit war auch die Rede davon gewesen, daß sich die Wörter in verschiedenem Grade zu „Tenninierung" eignen.3 Zur Klärung dieser Verhältnisse waren gewisse Unterscheidungen4 vorgenommen worden, die bei der Gewinnung des begrifflichen Inhalts aus dem Bedeutungsgehalt jedes einzelnen Wortes, bei der „Läuterung" des Bedeutungshaften zum Begrifflichen, beachtet werden müssen („begriffsfähige Wörter" und „bedeutungsdurchtränkte Inhalte"). Es ist unverständlich, wie in diesem Zusammenhang 5 FELICE von einer Argumentation „su un piano di scarno intellettualismo" sprechen kann, wo wir uns doch gerade, wie diese Unterscheidungen beweisen, des Gewichts der Bedeutungen bewußt sind. Und wenn er bemängelt, daß wir 1 Bijdragen, S. 10. Wir sprechen von der ersten Auflage des BS. 3 XI, 2S. 61. 4 Dabei war auch dargestellt worden, in welcher Weise wir uns für die Erfassung des begrifflichen Gehalts der bedeutungsdurchtränkten Inhalte der Methode der „identification" (nach CH. BALLY) bedient haben ( ! S . Xlf., 2 S . 6 2 ) . G. REDARD erkennt nun in der Wahl des „terme d'identification" den schwachen Punkt, da sie subjektiv sei (ZrPh 71, S. 79). Die Tragweite dieses an sich berechtigten Einwandes wird eingeschränkt dadurch, daß einmal die Wahl des terme d'identification mit durch die Definitionen der Wörterbücher nahegelegt wurde und daß zum anderen bei der Einordnung des Wortgutes der terme d'identification ja wieder mit dem ganzen Umkreis der bedeutungsdurchtränkten Inhalte in Verbindung tritt, wodurch eine subjektive Wahl vom konkreten Bearbeitungsmaterial her korrigiert wird. 5 Rom Ph 8, S. 99. 2
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
auf die Entstehung des Begriffes überhaupt, d. h. psychologisch gesehen, nicht eingegangen seien so müssen wir antworten, daß eine solche Erörterung im Rahmen unserer Gedankenfolge nicht notwendig war. 3.
Überlegungen zu der Frage, wie denn die gewonnenen Begriffe in einen sinnvollen inneren Zusammenhang gebracht werden könnten, hatten zu der Uberzeugung geführt, daß der G l i e d e r u n g s r a h m e n auf der gleichen Ebene errichtet werden müsse, der das Begriffsgut selber entstammt, d. h. auf derjenigen der „vorwissenschaftlichen, natürlichen Betrachtungsweise" 2 . Um diesen Standpunkt einprägsam festzulegen, war der Ausdruck „begabtes Durchschnittsindividuum" eingeführt worden. An dieser Vorstellung haben sich manche Kritiker gestoßen: dieses Durchschnittsindividuum existiere nicht 3 , wie solle man dessen „Weltbild" denn erfassen können 4 , und wie könne man denn dazu gelangen, die Auffassung dieses Durchschnittsindividuums in früheren Jahrhunderten zu bestimmen. 5 Dazu ist zu sagen, daß weder aus dem Ausdruck noch aus dem gedanklichen Zusammenhang geschlossen werden kann, es handele sich um eine mit den Mitteln der Psychologie und der Soziologie faßbare Größe, deren Wortschatz hätte dargestellt werden sollen. Insofern geht auch das Erstaunen darüber, daß dieses Durchschnittsindividuum manchmal recht viel, manchmal recht wenig wisse6, völlig an dem Sinn dieses Ausdrucks vorbei. Denn dieses „Durchschnittsindividuum" ist ein D e n k m o d e l l , die arbeitshypothetische und konkretisierende Festlegung dessen, was vorher die „vorwissenschaftliche, natürliche Betrachtungsweise" genannt worden war, und der gewählte Ausdruck sollte dazu verhelfen, die Gliederungsarbeit und das Verständnis für deren Ergebnis zu erleichtern, und er sollte stets mahnen, nie aus dem Auge zu verlieren, daß die empirische Haltung vorherrscht, daß kein durch Wissenschaften oder Philosophie vorgeprägter Standpunkt eingenommen, sondern so verfahren worden ist, daß immer auf den „gewöhnlichen Sprachteilhaber" 7 reflektiert wird. Methodisch gesehen kann an der Zulässigkeit solcher typisierender Hilfskonstruktionen und Denkmodelle kein Zweifel bestehen, da auch andere Wissenschaften sich ihrer ständig bedienen, was schon in den allgemeinen Formulierungen wie der Mensch, d a s Gehirn, der Knochenbau, die Seele u. dgl. zum Ausdruck kommt. Indem wir auf diesen — sagen wir jetzt — „natürlichen Menschen" 8 und dessen Verhältnis zur Welt unser Augenmerk richteten, ergab sich, unter An2
*S. XIV, 2S. 6 4 .
3
TOLLENAERE, B i j d r a g e n ,
S. 17.
4
KRÖLL, R F 6 7 , S . 1 2 2 .
5
TOLLENAERE, B i j d r a g e n , S. 18.
6
ORR, M L R 49, S. 371.
7
GLINZ, ZMaF 22, S. 35f. Diesen Ausdruck gebraucht zu einem im Rahmen seiner Darlegungen ähnlichen Zwecke HANS DRIESCH in seinem Buche „Der Mensch und die Welt", Leipzig 1928, S. Iii.
i Rom Ph 8, S. 9 9 .
8
Vorrede zur zweiten Auflage
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wendung der phänomenologischen Methode, in dem Sinne, wie es in der Einführung angedeutet worden ist 1 , als großer Rahmen jene Dreiteilung, über die von manchen lediglich berichtet, die von manchen, wenn auch zögernd, angenommen 2 , von andern aber auch als einleuchtend begrüßt wurde. 3 Für die weitere Durchführung des Gliederungsgedankens galt als richtungweisend, es müsse sich eines aus dem anderen ergeben, eines auf das andere folgen „gemäß der dem Leben eigenen Logik" 4 . Diese Ausdrucksweise hat zu Mißverständnissen geführt, verursacht sicherlich mit dadurch, daß gleichfalls gefordert wird, die Einordnung der Begriffe sei „auf streng logische W e i s e " 5 vorzunehmen. E s ist verständlich, daß die Verwendung der beiden Ausdrücke „Logik" und „logisch", die in ganz verschiedenem Zusammenhang in dem Bericht über die Verwirklichung des Gliederungsvorhabens auftreten, zu einer Gleichsetzung der an sich verschiedenen Verfahrensweisen, die bei der Erstellung des Gliederungsschemas angewandt wurden, geführt hat. Tatsächlich muß man aber unterscheiden zwischen der A u s g l i e d e r u n g der verschiedenen Bereiche als erster ( = Abschnitte) und zweiter ( = Unterabschnitte) Stufe der Ausfüllung des dreiteiligen Gliederungsrahmens — hierauf bezieht sich der Ausdruck, der den Terminus ,, Logik' 'enthält—und der E i n o r d n u n g der einzelnen Begriffe in das so gewonnene Gerüst, für welche die „streng logische Weise" vorgesehen ist. Der Ausdruck „Logik" sollte natürlich keinerlei normativen Sinn haben; wenn man ihn, um Mißverständnisse auszuschließen, vermeiden will, so könnte man die Wendung gebrauchen: gemäß dem durch das Erleben gegebenen inneren Zusammenhang. Zur Verdeutlichung dessen, was damit gemeint ist, mag der Hinweis auf das Bemühen dienen, die Begriffe der Pflanzenwelt nicht in der botanischen Klassifizierung vorzuführen, sondern in einer Ordnung, welche der Bedeutung der Pflanzen für den Menschen und dem Verhältnis des Volkes zu ihnen Rechnung tragen soll. 6 Nach dieser Klarstellung wird man nicht mehr, wie es T O L L E N A E R E 7 tut, fragen dürfen, ob es „logisch" sei, die Begriffsklassifizierung mit dem Weltall beginnen zu lassen und dem Menschen den zweiten Platz zuzuweisen, dem Ackerbau den Vorrang vor den Handwerken einzuräumen usf., denn die Abschnitte und die Unterabschnitte sind eben n i c h t nach dem Gesichtspunkt der „Logik" ausgegliedert und in den gewählten Zusammenhang gebracht worden, sondern es waren dafür Erwägungen maßgebend, die in der Einführung im einzelnen » iS. XIV, 2 S. 64. 2
TOLLENAERE, Bijdragen, S. 27.
3
REDARD (ZrPh 71, S. 80) : „Cette tripartition est organique et l'ensemble cohérent"; ORR (MLR 49, S. 371): ,,(the principles of classification) are rational and comprehensive", u. a. »S. I X und XIII, 2S. 57 und 64. X I V und X X I , 2 S. 64 und 74. WARTBURG, Betrachtungen, S. 16, Anm. 10. — Von diesem Standpunkt aus ist auch die Wahl des Ausdrucks „exotique", der in der Gliederung der ersten Auflage (S. 8 und S. 10) sich findet und den FELICE (Rom Ph 8, S. 101) bemängelt, zu verstehen ; dieser Ausdruck ist in der zweiten Auflage vermieden worden.
4 5 6
7
TOLLENAERE, Bijdragen, S. 18.
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
erläutert und begründet worden sind: sie ergaben sich im Prinzip aus der phänomenologischen Methode. Man mag die dort geäußerten Auffassungen ablehnen, man mag sie anerkennen, das hängt von der Beurteilung der beigebrachten Argumente ab, man wird aber nicht sagen dürfen, das alles sei „willkürlich".1 Denn die Begriffe Begründung und Willkür schließen einander aus. E. O T T O weist darauf hin, daß die Gliederung des BS seinem „an der neueren Ontologie2 orientierten Aufriß von Schichten und Kategorien" sehr nahe stehe3, was mit dadurch bedingt ist, daß das erste Ergebnis der von uns angewandten „natürlichen" Betrachtungsweise auf phänomenologischer Grundlage die Gegenüberstellung des Selbst und der gegenständlichen Welt ist, die in dem „Korrelatverhältnis" beider begründet ist 4 , worauf E. O T T O ausdrücklich aufmerksam macht. Das ist eine bemerkenswerte Feststellung, denn es darf ihr doch wohl der Hinweis entnommen werden, daß von der gleichen Ausgangsposition aus, in konsequenter Entfaltung der natürlichen Betrachtungsweise mit Hilfe der phänomenologischen Methode, doch nicht so „willkürliche" Gliederungsergebnisse erzielt werden, wie manche meinen. Von unserem Standpunkt aus ergibt sich zwangsläufig, daß auch der Mensch als Einheit behandelt werden muß. Das schließt die Einführung einer „biologischen Schicht", in der „viele Bezeichnungen, die Mensch und Tier gemeinsam sind, einheitlich. . . untergebracht werden" könnten, wie E. O T T O vorschlägt5, aus, erfordert aber andererseits die Trennung von Leiblichem und Seelischem, die F E L I C E „unmöglich" nennt und nur als „comodo criterio di aggruppamento"6 gelten lassen will; sie ist aber (immer unter dem Blickwinkel unserer Art zu sehen) mehr als nur dies.7 Und wenn weiterhin im Bereiche des Seelischen die Gruppen Denken, Fühlen, Wollen auftreten, so folgen wir nicht einer „im 18. Jahrhundert beliebten Einteilung"8, sondern auch diese Gruppierungen sind sprachlich mitbedingt; und daß sie es noch in dieser Weise sind, d. h. daß die Sprache keine anderen umgreifenden Begriffe bietet, könnte höchstens als Beweis dafür beigebracht werden, wie zögernd sich das Weltbild der Sprache dem Weltbild der Wissenschaft anpaßt. 1
TOLLENAERE,
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OTTO,
Bijdragen, S. 24 und 27. Stand, S. 86f., weist hin auf N . H A R T M A N N ,
3
OTTO,
Stand,
4
»S. XIV, 2S. 65. Zeitschr. f. philos. Forschung 7, S. 624 b , und Stand, S. 119. F E L I C E , Rom Ph 8 , S . 1 0 0 . Er kennzeichnet überdies unsere Ausgangsposition unangemessen, wenn er sie nennt „settecentesca, leibniziana e illuministica" (ib.). H A L L I G , ZrPh 70, S. 250. So, ohne Bezug auf das BS, O T T O in „Sprachwissenschaft und Philosophie", Berlin 1949, S. 37; aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang O T T O S Hinweis darauf, daß diese Einteilung „auch der Gliederung der drei Kantischen Kritiken zugrunde liegt und Fühlen und Wollen zerreißt. Das macht sich in der .Kritik der Urteilskraft' wohl geltend". Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie weit der Einfluß der sprachlich bedingten Allgemeinbegriffe reicht.
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OTTO,
S.
T H . L I T T U.
a.
118.
Vorrede zur zweiten Auflage
15
Zu der Meinung E. OTTOS, der Abschnitt C I (L'a priori) gehöre, im Sinne der neueren Ontologie, zu'dem Teil A . L'Univers 1 , darf hier die Entgegnung von R. HALLIG aus dessen Erwiderung auf DORNSEIFF, der dieselbe Auffassung wie OTTO geäußert hatte, wiederholt werden. Dort 2 heißt es:, ,Nun setzen die in C I aufgeführten Begriffe natürlich die gegenständliche Welt, die Vorgänge in ihr, den Menschen mit seiner Umwelt voraus, aber sie halten eben doch etwas fest, was über das bloße Beachten hinaus das Beobachten voraussetzt, oder Denkakte, die die Beziehungen innerhalb der gegenständlichen Welt und des Menschen und seiner Umwelt zu erfassen trachten. Begriffe wie Eigenschaft, Zustand, Veränderung, Wert, wichtig, größer, verschieden, regelmäßig usw. sind eben anderer Art als diejenigen, die den Abschnitten A und B zugeordnet worden sind. Sie halten Blickrichtungen und Normen fest, die den Menschen befähigen, die Ordnung der Welt zu erkennen oder sie in seinem eigenen Denken und Wollen und in der Gestaltung seiner Umwelt zu verwirklichen". Überdies würde die Herauslösung der Abteilung I aus dem Teil C die von unserer Sicht aus unerwünschte und nachteilige Folge haben, daß die Abteilung C I I , in der die Begriffe der Wissenschaften und der Technik ihren Platz finden sollen, völlig von dem Corpus des B S losgelöst und in die Stellung eines unorganischen Anhängsels abgedrängt würde, während bei der jetzigen Gliederung der Abschnitt C I sachgerecht zu dem Abschnitt C I I hinüberleitet. Zudem stellen die zahlreichen Verweise in C I die stete Verbindung zu A und B her.3 4.
Bevor wir auf die Erörterung über E i n o r d n u n g und A u s w a h l der Begriffe eingehen, muß noch einmal daran erinnert werden, daß dem Begriff eine (relative) Konstanz zugesprochen werden muß.4 Er muß als logischer Allgemeinbegriff schon deswegen konstant sein, weil sonst eine Verständigung zwischen den Angehörigen einer Sprachgemeinschaft und auch zwischen den Menschen verschiedener Muttersprachen, von denen der eine die des anderen als Fremdsprache gebraucht, gar nicht möglich wäre. Jede Mitteilung, jedes Gespräch spielt ja auf der Klaviatur dieses sprachlich bedingten und gefaßten Begriffsgutes, tun wechselweise die Saiten zum Klingen zu bringen, deren Zusammenwirken alles sinnvoll gestaltet. Eine andere Frage ist es, ob — um im Bilde zu bleiben — im Verlauf des Gesprächs jeweils „die Saiten immer richtig gestimmt sind", damit im Hin und Her der Rede das Gemeinte unmißverständlich anklingen kann. Sicherlich kann bei den verschiedenen Sprechern der Begriff stets oder zeitweise unscharf sein.5 1 OTTO, Stand, S. 118. 2 HALLIG, Z r P h 70, S. 251.
iS. X V , 2S. 66 f. * Anderer Meinung sind z. B . P A I V A B O L Ä O , R P F 6, S . 405f., und T O L L E N A E R E , Bijdragen, S. 10. 5 Wer Mundartaufnahmen gemacht hat, weiß, wie schlecht es manchmal um das „Wissen" der Begriffe bestellt ist. Dann bedarf es erläuternder Maßnahmen, um das Gewünschte hervorzurufen; vgl. hierzu P A I V A B O L E O , R P F 6, S. 405f. 3
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
Aber diese Unscharfe betrifft das Wissen um den Begriff, nicht den Begriff selber: d. h. die Konstanz des Begriffes als Element des überindividuellen Begriffsgutes bleibt auch dann gewahrt, wenn individuell oder okkasionell die Treffsicherheit seiner Erfassung beeinträchtigt ist, d. h. wenn er „nicht richtig gewußt" wird. 1 Der Notwendigkeit, Begriffe durch sprachliche Zeichen symbolisieren zu müssen, haben wir dadurch Rechnung getragen, daß wir die Zeichen der französischen Sprache entnommen haben. Auf eine besondere Kennzeichnung dieser Symbole als „Zeichen für Begriffe" — etwa durch die Verwendung eckiger Klammern 2 — haben wir verzichtet, um das typographische Bild und damit die Lesbarkeit nicht zu beeinträchtigen. Aber der bloße Hinweis, der Benutzer solle sich stets dessen bewußt sein, daß es sich bei dem, was er sieht, nicht um französische W ö r t e r , also nicht um Einheiten des Wortschatzes der französischen Sprache handelt, scheint doch nicht bei allen ausgereicht zu haben, um eine Fehlbeleuchtung unserer Absichten zu verhindern. 3 Soweit Einwände und abwertende Urteile sich daraus herleiten, verzichten wir darauf, sie im einzelnen zu entkräften. 4 Die Einordnung der Begriffe solle „auf streng logische Weise" erfolgen 5 , hatten wir gefordert und dem an einer Stelle den Satz hinzugefügt: „Stets war der begriffliche Zusammenhang maßgebend". 6 Auf diesen „begrifflichen Zusammenhang" sollte der Ausdruck „streng logisch" hinweisen und dadurch den Verzicht auf eine Einreihung nach Wortklassen, Wortfamilien und anderen grammatikalischen Prinzipien kennzeichnen. Die gleich anschließende Erwähnung der Negationen, der Präpositionen und der Konjunktionen machte das noch einmal deutlich. Der Vorhalt von T O L L E N A E R E : „De vraag wat logisch is en hoe die logica dan gehanteerd moet worden hebben de auteurs echter niet gesteld, laat staan beantwoord" 7 trifft insofern den Kern der Sache nicht, als die Antwort auf diese Frage in unseren Ausführungen implizite enthalten war. 8 1 4 2 3
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S. X, 2S. 60. iS. X I I I , Anm. 2, 2S. 64, Anm. 2. Es seien einige Belege dafür angeführt: W A S S E R S T E I N in ArchL 5, S. 42; G O U G E N HEIM in B S L P 50, S. 117ff.; GROOTAERS in Leuvense Bijdragen 14, Bijblad, S. 107. D a die aus der französischen Sprache ausgewählten Lautformen als „Zeichen für Begriffe" zu gelten haben, sind wir in der Wahl dieser Lautformen bis zu einem gewissen Grade frei, d. h. sie brauchen nicht den neuesten Stand des Französischen widerzuspiegeln; vgl. dazu G o u G E N H E I M , B S L P 50, S. 118, und P A I V A BOLICO, R P F 6, S. 405. IS. X I V und X X I , 2S. 64 und 74. 1 S. X X I , 2S. 74.
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TOLLENAERE, B i j d r a g e n ,
8
An dieser Stelle fährt T O L L E N A E R E fort: „Wat is logisch? Is het logisch, de begripsclassificatie te laten beginnen met het heelal en de mens de tweede plaats aan te wijzen? Maar zou de omgekeerde volgorde niet even logisch zijn geweest? En wat is de logica van een classificatie die de boerennering de voorrang verleent boven de handwerken? Is het logisch dat onder Afdeling C, II, de jurisprudentie nummer 24 is en de lingui'stiek nummer 18, de scheikunde de 32ste plaats bekleedt en de mineralogie de 4de?" Wir haben diese Stelle ausgewählt als ein Beispiel dafür,
S. 18.
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Nach dem begrifflichen Zusammenhang einordnen bedeutet etwa, daß périodique nicht zu période gesetzt werden darf und quotidien nicht zu jour, sondern beide zu fois, neutre nicht (nur) zu guerre, sondern (auch) zu prendre parti pour ou contre qn. usf. An eine solche Betrachtungsweise muß man sich erst gewöhnen, ihre Anwendung ist oft schwierig, und das subjektive Moment läßt sich nie ganz ausschalten. Aber die Schwierigkeit der Handhabung ist an sich kein Argument gegen das Werkzeug. Wenn T O L L E N A E R E darauf hinweist, daß Wortfamilien auseinandergerissen werden, wie etwa „mors" und „mordre"1, so mißt er mit einem falschen Maß, denn, wie schon gesagt, Wortfamilien kann das BS seinem Wesen nach nicht kennen, und infolgedessen hat uns die Tatsache, daß manchmal die gewählten Zeichen, fälschlich als Wörter aufgefaßt, derselben Familie angehören, nicht zu kümmern. Es ist desgleichen unerheblich, ob zwei verschiedene Begriffe — nach den Gegebenheiten der französischen Sprache zufällig mit dem gleichen Zeichen versehen — an verschiedenen Stellen auftreten.2 In solchen Fällen gibt entweder der Zusammenhang innerhalb der Reihe darüber Aufschluß, welcher Begriff jeweils gemeint ist (z. B. poudre bei fusil und bei toilette), oder es wird darüber hinaus eine Erläuterung hinzugefügt, die eine Verwechslung ausschließt (z. B. mariage „Eheschließung" und mariage „Ehe".3 In anderen Fällen war es notwendig, den gleichen Begriff an verschiedenen Stellen anzuführen ; dann helfen Verweise oder das Register, die Brücke von der einen Stelle zur anderen zu schlagen. Diese Notwendigkeit tritt verstärkt auf, wenn das Begriffsgut Sachbezüge verarbeitet, die verschiedene größere Bereiche berühren, z. B. Fischfang als Beruf und Fischfang als Sport.4 In solchen Fällen werden diejenigen Begriffe, die nur einen Bereich angehen (z. B. Geräte des Angelsports), selbstredend diesem zugeordnet, während diejenigen, die in beiden auftreten, nur einmal aufgeführt werden, mit Verweis auf den anderen Bereich. Wir haben dieses Verfahren ausdrücklich vorgesehen5 und selber angewandt, wie eine auch nur flüchtige Durchsicht des BS zeigen kann. Wenn man anders
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mit welcher Ungenauigkeit TOLLENAERE bisweilen unsere Ansichten wiedergibt, wodurch ein ganz falscher Eindruck erweckt wird. Alles, was hier T O L L E N A E R E anführt, um die Brüchigkeit der „sogenannten logischen Weise", wie er gern schreibt, darzutun, geht völlig fehl, weil die obengenannten Gruppierungen nach anderen Gesichtspunkten erfolgt sind. Über sie ist in der Einführung Rechenschaft abgelegt worden. Da TOLLENAERE bewiesen hat, daß er die Einführung sehr genau kennt, muß man diese Art der Wiedergabe befremdend finden. TOLLENAERE, Bijdragen, S . 23f. „Gleiche Lautungen stellen verschiedene Wörter dar, wenn sie sinnvoll in verschiedener sprachlicher Umgebung auftreten" ( W . PORZIG: Die Einheit des Wortes. In: Sprache — Schlüssel zur Welt. Fs. L E O W E I S G E R B E R . Düsseldorf 1959, S. 158—167. Hier: S. 159). Da wir stets vom Worte ausgehen, sind demnach, wenn obiger Tatbestand gegeben ist, auch die Begriffe verschieden. »S. XX, 2S. 73. Dieses Beispiel zieht TOLLENAERE, Bijdragen, S . 2 4 , heran. IS. XXIf., 2 S. 75.
2 Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
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verfährt, könnte sich freilich ein Resultat ergeben, für das die Bewertung als „consequente absurditeit" 1 naheläge. Aber dieser Vorwurf träfe nicht das BS, sondern dessen unzweckmäßige Verwendung.2 Wenn auch prinzipiell die Einordnung der Begriffe nach dem begrifflichen Zusammenhang erfolgen soll, so spielt doch daneben, jedoch erst in zweiter Linie, die Einordnung nach der Assoziation eine Rolle.3 Ob die Assoziation, die als Begriffsassoziation gemeint ist, in manchen Fällen letztlich auf einen häufigen Wortzusammenhang zurückgeht — flocon de neige, miette de pain 4 — ist dabei nicht von Belang. Zu beachten ist, daß die Einordnung nach dem assoziativen Zusammenhang nicht etwa eine Verlegenheitslösung darstellt, sondern bewußt dort angewandt wurde, wo sich dieser als „natürlicher" anbot. 5 Sie ist auch nicht eine „Entgleisung" (ndl. „ontsporing"), wie T O L L E N A E R E meint 6 , sondern geht zurück auf die Einsicht, daß man ohne sie nicht zum Ziele käme, eine Einsicht, die nicht nur die Abfassung des BS, sondern auch die praktische Arbeit mit ihm nahegelegt hat. 7 Nach dem assoziativen Zusammenhang einzugliedern, ist besonders dort erforderlich, wo das Begriffsgut mit Sachbereichen verknüpft ist. Wir können K . B A L D I N G E R zustimmen, wenn er äußert: „Jede begriffliche Gliederung des Wortschatzes wird deshalb stets behutsam in jedem einzelnen Falle zwischen logischer und assoziativer Gliederung abwägend entscheiden müssen". 8 Was hier ausgesprochen wird vom Standpunkt des Benutzers aus und im Anschluß an die Erfahrungen bei der Gliederung des Wortschatzes in einem bestimmten Falle, gilt natürlich auch für die Aufstellung des BS. Es muß nur festgehalten werden, daß die Eingliederung nach dem begrifflichen Zusammenhang den Vorrang genießt, diejenige nach dem assoziativen von Fall zu Fall angewandt wird. Wann die logische Einordnung durch die assoziative abgelöst werden soll, ist eine Ermessensfrage, aber für den Benutzer kann sich bei einer Entscheidung für letztere kaum eine Unzuträglichkeit ergeben, weil die assoziative Einordnung im Einzelfalle doch sicher eher einleuchtet als manche Einordnung nach dem begrifflichen Zusammenhang. Daß das BS, indem es neben der begrifflichen Einordnung auch die assoziative vorsieht, auf zwei Gedanken „hinke", wie T O L L E N A E R E urteilt 9 , wird man schwerlich unterstreichen können angesichts der Tatsache, daß jeder Sprache eine eigentümliche Durchdringung von Systematik und Unsystematik eigen ist10, die sich nicht nur zeigt im grammatischen Aufbau, sondern auch in der 1
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T O L L E N A E R E , Bijdragen, S . 2 4 . Vgl. zu dieser Frage auch K. B A L D I N G E R , Diskussionsbeitrag, S. 533ff. 'S. XXI, 2S. 74. T O L L E N A E R E , Bijdragen, S. 21. 'S. XXI, 2S. 74. Bijdragen, S. 20. K. B A L D I N G E R weist in seinem Diskussionsbeitrag (S. 531fi.) auf die Erfahrungen hin, die bei der Ordnung der Materialien zum Altgaskognischen Wörterbuch gemacht worden sind, und zieht dafür heran W . R U N K E W I T Z , Kritische Betrachtungen usw. in: FF 33, S. 19-24. B A L D I N G E R , Diskussionsbeitrag, S. 532. 10 Bijdragen, S . 2 1 . W E I N , a. a. O . , S . 1 9 .
Vorrede zur zweiten Auflage
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sprachlichen Weltauslegung, die in deren Wortschatz beschlossen ist. Da n u n das B S sich auf sprachlichen Allgemeinbegriffen aufbaut, muß es zwangsläufig diesen Zug widerspiegeln, dem durch die Beachtung auch des assoziativen Prinzips Rechnung getragen werden soll. Daraus mag erhellen, wie „sprachnah" wir vorgegangen sind, und wenn TOLLENAERE die Meinung äußert, es wäre „eleganter" und „logischer" gewesen, wenn die Verfasser des B S sich ausschließlich von dem logischen Prinzip hätten leiten lassen i , so ist dem entgegenzuhalten, daß dessen strikte Durchführung vermutlich bisweilen zu Gruppierungen geführt h ä t t e von so „unnatürlicher" Art, daß zu deren Kennzeichnung vielleicht wiederum der Ausdruck „conséquente absurditeit" am Platze gewesen wäre. Aber ob ausschließlich Befolgung der logischen Einordnung oder auch Berücksichtigung der Assoziation in dem angegebenen Sinne: der Charakter des B S als B e g r i f f s s y s t e m wird dadurch in keiner Weise berührt, denn B e g r i f f e werden in jedem Falle geordnet. Sehr ansprechend h a t K. BALDINGER das Verhältnis von „logischer E b e n e " und „assoziativer Ebene" durch Schemata veranschaulicht, die ausgefüllt wurden mit den Beispielen construire, bœuf, mouton und Fischfang. 2 Wir gehen hier nur auf das Beispiel construire ein, weil BALDINGER vorher 3 darauf hingewiesen h a t , daß dieser Begriff im B S lediglich assoziativ und zwar beim Hausbau eingereiht worden sei, und anschließend die Frage stellt : „Was tun, wenn nun im Text nicht ein Haus, sondern ein Wagen oder ein Schiff oder ein Hafen gebaut wird?" Die Lösung liegt sicherlich nicht in der Richtung, auf die W. R U N K E W I T Z hinweist, indem er fragt: „Sollte m a n für solche Fälle nicht die Schaffung einer allgemeinen Gruppe .Construction' ohne Rücksicht auf den zu bauenden Gegenstand, etwa bei Technik und Architektur erwägen, um die unliebsame Verzettelung eines Wortes in einer einzigen Bedeutung zu vermeiden?" 4 Ein solches Verfahren trüge dem „natürlichen" Zusammenhang sicherlich nicht Rechnung und würde künstlich wirken. Da hier das Begriffsgut wiederum auf Sachbereiche bezogen ist, sollte man das Wortmaterial dort einreihen, wohin es der Textzusammenhang verweist, also bei Wagen, Schiff, Hafen usw. Solche Gruppen lassen sich leicht einfügen, weil der Ort, an dem sie zu stehen hätten, sich aus dem B S ergibt. 5 Sollte aber tatsächlich das Wort construire ohne jeglichen Sachbezug in einem Text auftreten, dann wäre es seinem begrifflichen Gehalt gemäß einzuordnen bei créer oder assembler; auch in diesem Falle wäre also der „ O r t " im BS vorhanden. Das Wort construire mag zugleich als Beispiel dafür dienen, wie Folgen, die sich aus dem Prinzip der S p a r s a m k e i t 6 ergeben, im Einzelfalle beseitigt werden können. Aber es ist natürlich manchmal mühevoll, für einen Begriff, den m a n im » Bijdragen, S. 21.
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2*
BALDINGER, Diskussionsbeitrag, S. 533. BALDINGER, Diskussionsbeitrag, S. 532. RUNKEWITZ, F F 33, S. 2 1 .
In der zweiten Auflage ist das vorgesehen worden durch Einfügen der Untergruppe „Construction de . . ." an verschiedenen Stellen. 'S. XIII und XXI, 2S. 63 und 73.
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B S vermißt, einen anderen zu finden, an den er seinem begrifflichen Gehalt nach angeschlossen werden könnte. Aber diese Schwierigkeit leitet sich her von der Natur eines begrifflichen Bezugssystems und muß als Zwangslage hingenommen werden. Andererseits gibt es dort kein Kopfzerbrechen, wo das einzuordnende Element lediglich eine Begriffsreihe fortsetzt, die wir aus Gründen der Sparsamkeit abgebrochen oder gar nur mit einem Element angedeutet haben, oder wo durch einen Begriff, der aufgenommen wurde, andere sozusagen stillschweigend mitgesetzt worden sind, wie brillant durch briller, bruyant durch bruit, bonhomme durch simple, bon, naif usw. Ob es freilich ratsam und richtig ist, in jedem Einzelfalle Paare wie franc und franchise, riche und richesse auf ein Glied einzuschränken, wie E . OTTO1 und G. REDARD2 vorschlagen, ist zu bezweifeln; denn es scheint, daß hier, wenn nicht zwei Begriffe, so doch bedeutendere Begriffsdifferenzierungen vorliegen, denen Rechnung getragen werden sollte. Auch das Bestehen zweier Wortklassen deutet j a (obschon die Wortklassen an sich kein Einteilungsgrund sind!) darauf hin. E . OTTO meint, streng auf das Begriffliche abgestellt, gehöre in ein B e g r i f f s system nicht die „Aufzählung der einzelnen Glieder eines Sprachfeldes, z. B . Sonne, Mond, Sterne usw."; es fielen also Hunderte der angeführten Begriffsbedeutungen und der sich durchkreuzenden Hinweise fort; in ein Begriffssystem gehörten „nur die Hinweise auf alle Einzelfelder, durch typische Beispiele illustriert, um .lediglich den Ort festzulegen', an dem wissenschaftliche und allgemeine Ausdrücke zu stehen hätten, während die eigenartigen Ausgliederungen eines Feldes (Lagerung, Abgrenzung, Fehlen und Reichtum der Begriffsbedeutungen) den .Begriffswörterbüchern' zu überlassen" seien. 3 Diese Stelle ist insofern aufschlußreich, als sie beweist, daß E . OTTO dem Gedanken der Notwendigkeit eines Begriffssystems, auf dessen Grundlage die begrifflichen Wörterbücher überhaupt erst zu schaffen wären, beipflichtet und daß er zugleich von der Möglichkeit seiner Verwirklichung auf dem von uns eingeschlagenen Wege überzeugt ist. Die Rücksicht auf den Benutzer hat uns veranlaßt, die Durchführung nicht in d e r Strenge vorzunehmen, wie E . OTTO sie für sachgerecht hält, sondern wir haben die m ö g l i c h e Gliederung der „Felder" bereits mehr oder weniger ausführlich im Hinblick auf die lexikographische Einzelarbeit angedeutet. 4 So erklärt sich die ohne Zweifel vorhandene Unausgewogenheit in der quantitativen Gestaltung der einzelnen Gliederungsgruppen aus der Rücksicht auf die Praxis. Sie leitet sich aber, besonders was die ausgedehnte Ausfüllung mit Begriffen in den Bereichen der Pflanzen- und der Tierwelt, der bäuerlichen und der gewerblichen Betätigung betrifft, auch her von der Entstehungsgeschichte des B S 5 , für 1 OTTO, S t a n d , 2 REDARD, 3
S. 116.
ZrPh
71, S. 7 9 .
OTTO, S t a n d , S . 1 1 7 .
* ORR trifft durchaus etwas Richtiges, wenn er schreibt: „In a way, it may be said to fall between two stools, the stool of logical abstraction represented by the .Plan', and the stool of lexicography proper as represented by the 'words' classified in its application, . . ." (MLR 49, S. 371). 5 Vgl. dazu W. v. W A R T B U R G : Von Sprache und Mensch, Bern 1956, S. 185f.
Vorrede zur zweiten Auflage
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die der Zusammenhang mit dem FEW maßgeblich ist, und schließlich auch von den Erfahrungen, die bei der Benutzung des BS in großem Rahmen, nämlich bei der begrifflichen Gliederung der etymologisch noch nicht aufgeklärten Materialien dieses Thesaurus gesammelt wurden. In Rücksicht auf die praktische Arbeit ist hier für den Benutzer ein Zuviel dienlicher als ein Zuwenig. Denn der Mensch unserer Zeit entfernt sich immer mehr von diesen Bereichen, aber die Sprachen haben sie in ihrem Wortschatz verarbeitet, ganze Werke linguistischer Zielsetzung, wie die Sprachatlanten, beruhen auf ihnen, der Mundartforscher stößt auf Schritt und Tritt auf sie, und der realistische Roman des 19. Jahrhunderts — um auch ein solches Gebiet lexikologischer Forschung anzudeuten — ist voll von ihnen. Man erspart dem Benutzer Mühen, wenn man in diesen Bereichen die Ausgliederung weiter vorantreibt als in solchen, die dem heutigen Menschen näherliegen. Da genügt es vollauf, den Ort anzudeuten, an dem einschlägige Elemente einzuordnen wären.1 5. Bevor wir die von der Kritik eingehend behandelte A l l g e m e i n v e r b i n d l i c h keit und Verwendungsmöglichkeit des BS prüfen, sei noch einmal ganz deutlich umschrieben, was das BS sein soll, nämlich ein empirisches, aus sprachlichen Allgemeinbegriffen bestehendes, nach gewissen auf phänomenologischer Grundlage beruhenden Gliederungsprinzipien gestaltetes außersprachliches Bezugssystem.2 Da es auf der Überzeugung beruht, daß die Welt und die Weltverarbeitung durch die Sprachen eine Ordnung durchwaltet, und da es nur eine Welt gibt, hat es weithin apriorischen Charakter.3 Das besagt zugleich, daß es bis zu einem gewissen Grade unerheblich ist, aus welchem einzelsprachlichen Wortschatz die Allgemeinbegriffe gewonnen worden sind.4 Als rational gestaltetes Gefüge von ,,Begriffsfeldem" verschiedenen Umfangs und unterschiedlicher Abgegrenztheit gegeneinander ist es ein Hilfsmittel, das dem Lexikographen bei 1
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Die Beachtung des „Häufigkeitskoeffizienten", die W. R U N K E W I T Z in F F 33, S. 23, empfiehlt, würde hier, wie er selbst sieht, Schaden stiften; wohl aber ist es richtig, diesen Gesichtspunkt zu beachten, um Fehlendes festzustellen und zu ergänzen. Was R U N K E W I T Z an fehlenden Begriffen nachgewiesen hat, ist, wenn ihm zugestimmt werden konnte, in die zweite Auflage aufgenommen worden. Der Dank an W. R U N K E W I T Z sei hier ausgesprochen. F . D E T O L L E N A E R E berührt diesen Charakter, wenn er schreibt: ,,We zijn zelfs geneigd in het Begriffssystem een model van een ideologische indeling op fenomenologische grondslag te zien" (Bijdragen, S. 34). Vgl. den Hinweis auf S T E N Z E L in 4 S. XII, Anm. 5, und 2 S. 62, Anm. 5. Dazu noch H. WEIN: „In unserem Wahrnehmen gibt es eine Schicht, die indifferent ist gegen die Kulturzugehörigkeit, somit auch gegen die spezifische Sprachgemeinschaft des Wahrnehmenden. Tests der Gestaltpsychologie und manche andere funktio nieren so gut bei den Navaho-Indianern wie bei Amerikanern oder Chinesen. H i e r ist Allgemein-Menschliches" (a. a. O., S. 25). 'S. XII, Anm. 5, und 2 S. 62, Anm. 5.
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seiner Arbeit, so weit sie auf die Erkenntnis gefügehaften Zusammenhangs ausgerichtet ist, die Tätigkeit des Ordnens und Umordnens des Wortmaterials erleichtern soll. H. G L I N Z kennzeichnet dessen Dienste richtig, wenn er schreibt: . . ; und in der Ordnung und Darstellung eines vollständigen Wortschatzes ist es wohl ganz ausgeschlossen, alle nötigen Einteilungen selbst erst im Laufe der Arbeit zu gewinnen. Die Zahl der zu ordnenden Stücke ist hier so unübersehbar groß und diese sind in solcher Vielfalt, Unregelmäßigkeit, ja Willkür kreuz und quer durcheinandergeschichtet und aufeinander bezogen, daß ein Anpacken ohne ein ziemlich ausgebautes vorgefaßtes Schema die begrenzten Möglichkeiten menschlicher Arbeitskraft und Geduld überschreiten müßte". 1 Hier ist der Werkzeugcharakter des BS gut umschrieben.2 Das BS ist noch n i c h t — und damit berühren wir einen sehr wichtigen Punkt — jenes „der Sprache in ihrem jeweiligen Zustand selbst abgelauschte System" 3 , auf das sich die Wortschatzdarstellung im Sinne W. v. W A R T B U R G S gründen soll, sondern der Weg dazu. Es ist das Bezugsgefüge, welchem das konkrete Wortmaterial jeweils zugeordnet werden soll, um in stetem Vergleich dessen Aufbau zu erkennen. Darin liegt die Verwirklichung dessen, was mit dem Ausdruck „ablauschen" gemeint ist. Wie bei dieser Tätigkeit das BS als „Forschungsinstrument" unter Umständen selber umgeformt werden muß, bis das dem jeweiligen Untersuchungsmaterial eigene Ordnungsgefüge erkannt ist, und wie nun das angepaßte B S wieder als Grundlage der Darstellung dienen kann, hat H. G L I N Z unter Verwertung eigener Erfahrungen mit dem BS in die Worte gekleidet: „Dabei wird es ohne Schwierigkeiten in den verschiedensten Einzelheiten nicht abgehen, und gerade diese Schwierigkeiten, ja Widersprüche werden fruchtbar sein. Wenn z. B. bestimmte Wörter sich nicht einfügen wollen, weil sie mehrere im BS getrennte Kategorien in sich vereinigen, dann ist das ein Hinweis auf einen etwas anderen Aufbau der besonderen Inhaltsprägung und -Schichtung dieser besonderen Sprache. So wird vielleicht am Schlüsse langer Arbeit das Ordnungsschema für jede besondere Sprache ein etwas anderes Gesicht bekommen, nicht nur in der unterschiedlichen Füllung mit Wortgut, sondern auch in der unterschiedlichen Bildung, Berührung und Zusammenfassung von Feldern und ganzen Felderkomplexen". 4 Hier ist ganz klar zum Ausdruck gebracht worden, daß im Einzelfalle das BS den besonderen Erfordernissen angepaßt werden muß, und das kann geschehen, weil es, obwohl es als Gefüge auf einen gewissen Grad von Geschlossenheit abzielt, doch nicht starr sein, sondern allen besonderen Gegebenheiten sich elastisch anpassen soll.5 Das BS stellt demnach dar, wie H. G L I N Z es formuliert, „das zuerst benötigte 1
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GLINZ, ZMaF 22, S. 42f. Aus dieser Absicht, ein Werkzeug zu schaffen, erklärt es sich auch, daß wir keine Veranlassung gesehen haben, uns mit HUMBOLDTS Sprachauffassung und deren Nachwirkung auseinanderzusetzen, obwohl wir in der Einführung auf HUMBOLDT hingewiesen haben. Die Vorwürfe, die uns FELICE deswegen macht (Rom Ph 7, S. 98f.), halten wir für unberechtigt. WARTBURG, Einf., S. 161; 2. Aufl., S. 175; iS. V, 2S. 52. GLINZ, ZMaF 22, S. 43. Vgl. dazu HALLIG, ZrPh 70, S. 255.
Vorrede zur zweiten Auflage
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ausführliche Denkmodell" 1 oder, wie wir sagen möchten, ein teilweise ziemlich reich ausgefülltes a n t i z i p i e r t e s S c h e m a ; es hat insofern den Charakter einer „richtungweisenden Aufgabe", um einen im Zusammenhang mit der Kennzeichnung des Wesens eines Strukturgefüges von E. O T T O 2 gewählten Ausdruck zu gebrauchen. Diese Ausführungen waren notwendig, um die Meinung mancher Kritiker 3 , das BS sei schon das der Sprache abgelauschte System, zu berichtigen. Dieses Mißverständnis beruht auf einer Übertragung unserer Absichten und des Ergebnisses ihrer Verwirklichung auf etwas, was mit Hilfe des BS erst erreicht werden soll: nämlich die Erkenntnis und die Darstellung des jeweils eigenen Ordnungsgefüges von konkretem Wortmaterial. Dieses Mißverständnis ist um so schwerer zu begreifen, als unser Unternehmen ausdrücklich als Begriffssystem und Ordnungsschema gekennzeichnet worden war. Im Lichte dessen, was das BS darstellen soll, ist jetzt zu prüfen, ob seine unbestreitbare, jedoch zwangsläufige Gegenwartsbedingtheit seine Verwendung a) für frühere Sprachzustände und b) für andere Sprachen zuläßt. a) Für F. D E T O L L E N A E R E bildet die Gegenwartsbedingtheit ein absolutes Hindernis für die Anwendung auf frühere Sprachzustände. 4 Er knüpft seine Beweisführung an den Begriff „mollusques" an und führt aus, dieser Begriff sei für ein Wörterbuch des Mittelniederländischen ganz unbrauchbar, da im Mittelalter die Austern und die Muscheln bestimmt zu den Seefischen gerechnet worden seien, was heute nicht mehr geschehe. Also sei der mittelalterliche Begriff Seefisch absolut nicht mehr identisch mit dem modernen, folglich sei das BS zur Darstellung von Wortschätzen früherer Perioden untauglich. 5 T O L L E N A E B E verfällt wiederum in den Fehler, aus einer geänderten Zuordnung zu einem Klassenbegriff auf dessen Wandel überhaupt zu schließen. Zwar hat sich, durch Zuweisung neuer 1 GLINZ, Z M a F 2 2 , S . 4 3 . 2
OTTO, S t a n d ,
3
Dafür seien nur zwei Belege angeführt; T O L L E N A E R E schreibt: „Wie er aanspraak op maakt de „nichtssagende" alfabetische ordening van de woordenschat te vervangen door, wat hij noemt, „ein der Sprache in ihrem jeweiligen Zustand selbst abgelauschtes System", zal ons meer moeten bieden dan een ideologisch systeem op fenomenologische grondslag" (Bijdragen, S. 36), und KRÖLL: „ E s wird also ein geschlossenes in der Sprache selbst angelegtes System postuliert, das man ihr nur zu entnehmen brauchte, um ein für alle Sprachen und Mundarten verbindliches Ordnungsschema zur Verfügung zu haben. Ob es ein solches Schema wirklich gibt, wird nicht erörtert" (RF 67, S. 121). In diesen Zusammenhang muß auch die Frage von F. L E C O Y gestellt werden: „Quelle certitude avons-nous, en effet, a priori que le classement réel du vocabulaire soit un classement à base logique?" (Ro 7 6 , S. 3 8 6 ) . Bijdragen, S. 12f. TOLLENAERE, Bijdragen, S. 12f. : „Is de conclusie dan niet gewettigd, dat een modem „ B e g r i f f s s y s t e m " , zoals dat van H A L L I G en W A R T B U R G principieel niet bruikbaar is voor oudere taalperioden?"
4 5
S. 84.
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Hallig/v. Wartburg, Begriflssystem
Merkmale, der Umfang des Begriffes geändert, aber daraus darf doch nicht auf einen Wandel des Begriffes in seinem Kernbestand geschlossen werden. Wenn ein Forscher feststellt, daß etwas jetzt anders sei als früher oder umgekehrt, was geschieht da denkpsychologisch? Er mißt an den Zügen seines heutigen Wissens die Tatbestände der früheren Zeit; man könnte das anders ausdrücken und sagen, er messe sie an seinem mehr oder weniger weit ausgefüllten individuellen antizipierten Schema. Nur so kann das Anderssein im zeitlichen Abstand erfaßt werden. Wenn aber dieses Verfahren methodisch gültig ist, und daran kann kein Zweifel bestehen, so ist schlechterdings nicht einzusehen, inwiefern der Vergleich nicht zulässig sein und keine Ergebnisse eintragen sollte, wenn als Maßstab nicht das individuelle antizipierte Schema benutzt wird, sondern ein nicht individuelles antizipiertes, das in.gewissem Sinne, da nicht vom Forscher selber stammend, „objektiv" ist und in seiner ganzen Ausdehnung vor ihm liegt. So wie man in der Lage ist, im Vergleichsverfahren mit Hilfe des präsenten Wissens Unterschiede zwischen den Tatbeständen der heutigen und der früheren Zeiten festzustellen, so wird es auch die Verwendung des„Instruments" vermögen; ja es ist zu vermuten, daß dabei manches dem Auge sich noch schärfer darbieten oder überhaupt sich zeigen wird, woran der auf individueller Grundlage angestellte Vergleich unter Umständen vorübergeht.1 Und daß niemand gehindert ist, ganze Bereiche geschichtlich gewordener Begriffe in das BS einzufügen, war in der Einführung ausdrücklich betont 2 und in der Durchführung durch Beispiele angedeutet worden. Überdies liegen bereits Arbeiten vor, die den Wortschatz von Autoren und von Perioden vergangener Zeiten nach dem BS darstellen, so daß an der Brauchbarkeit des BS für diese Fälle nicht mehr zu zweifeln ist.3 Die Befürchtung, die notwendige Anpassung des BS an das gegebene Material könne die Vergleichbarkeit verschiedener Wortschatzdarstellungen, die sich des BS bedienen, beeinträchtigen, ist deswegen grundlos, weil, bei genügender Breite des Wortgutes, noch genug dessen übrig bleibt, was ohne tiefer greifende Umstellung eingeordnet werden kann.4 b) Wenn man die Stellen in der Einführung zum BS nachliest, wo von dessen Verwendungsmöglichkeit die Rede ist, so muß jedem die vorsichtige Ausdrucksweise auffallen. Es heißt da: „Wenn ein solches Schema einen gewissen Grad von G L I N Z weist darauf hin, daß das BS „auf Schritt und Tritt Neues sehen lehrt" (ZMaF 22, S. 45). 2 «S. XXII, 2S. 76. 3 K. B A L D I N G E R hat in seiner Besprechung (in: DLZ 80 [1959], Sp. 1090ff.) der Arbeit von M A R I A H . J . F E R M I N über „Le vocabulaire de Bifrun dans sa traduction des Quatre Évangiles", Amsterdam 1954, eine Liste aller Arbeiten aus dem Bereiche der Romania aufgestellt, die sich des BS bedienen. Er hebt außerdem hervor, wie sachgerecht die Verf. das BS durch Umformung und Erweiterung der besonderen Art ihres Wortgutes angepaßt habe. — Aus anderen Sprachbereichen wäre der Liste anzufügen: Louis DE MAN, Bijdrage tot een systematisch glossarium van de Brabantse oorkondentaal. Leuvens Archief van circa 1300 tot 1550, Deel I ( = Bouwstofien en Studien voor de geschiedenis en de lexicografie van het Nederlands IV), 1956. 4 T O L L E N A E R E , Bijdragen, S. 33f. 1
Vorrede zur zweiten Auflage
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allgemeiner Verbindlichkeit erhalten und seine Brauchbarkeit nicht auf eine Sprache oder Mundart beschränkt bleiben soll" 1 , oder: „Wir glauben, . . . eine Grundlage geschaffen zu haben, welche die Darstellung des .Wortschatzes als Gesamtgefüge' ermöglichen könnte unabhängig davon, welcher Sprache, welcher Mundart oder welcher Epoche dieses Wortgut angehört". 2 Folgt, wenn man beide Äußerungen nebeneinanderhält, notwendig daraus, wir hätten dem BS den Charakter einer uneingeschränkten Verwendbarkeit — die Rezensenten bedienen sich des Ausdrucks „Universalität" — zugesprochen, wie manche Kritiker meinen? Es war sicher nicht daran gedacht, daß das BS ohne weiteres anwendbar sein sollte auf Sprachen und auf Mundarten, deren Bau von demjenigen der indogermanischen Sprachen so weit abliegt, wie es etwa für die ostasiatischen oder die afrikanischen Sprachen zutrifft. Diese unausgesprochene Einschränkung hätte schon durch die Tatsache nahegelegt werden können, daß ein Bezugsgefüge für die Lexikographie geschaffen werden sollte und zwar im Hinblick auf Ziele, die einen fortgeschrittenen Stand lexikologischer Arbeit voraussetzen. Man wird schwerlich behaupten können, daß die lexikologische Bearbeitung etwa der afrikanischen Sprachen einen solchen Stand erreicht hat. Auf die indogermanischen Sprachen aber wird man, wegen der sehr ähnlichen Strukturen und Sichtweisen ihrer einzelnen Gruppen, das BS anwenden können, und man wird diese Erwartung auch auf die historischen Vorstufen und auf die Mundarten dieser Sprachen ausdehnen dürfen. 3 Unter Umständen könnte dabei die Verwendung eines antizipierten Schemas manches ins Licht rücken, was sonst im Dunkeln bliebe. Was nun Sprachen und Mundarten betrifft, die nicht zum Indogermanischen gehören, so ist die Meinung, das BS könne auf sie keine Anwendung finden, durchaus nicht einhellig. Daher sei kurz diese Frage noch berührt. Schon das Vorhandensein von Übersetzungen in unsere europäischen Sprachen legt nahe, daß die Begriffswelten doch nicht so völlig voneinander verschieden sein können, wie geglaubt wird. Da auch diesen Sprachen aufgegeben ist, die reale Außenwelt fortschreitend zu verarbeiten, und da es nur eine Außenwelt gibt, so werden die verschiedenen Weltverarbeitungen mindestens kommensurabel sein, worauf A . BUSSENIUS 4 hinweist. Man wird auch hier einen gewissen Bestand gemeinsamen Begriffsgutes erwarten dürfen, eine Erwartung, auf der auch die Schaffung des „Questionnaire linguistique" von M. COHEN 5 beruht, in dessen Vorwort als erster Satz steht: „Ces questionnaires sont faits pour recueillir en tous lieux des documents linguistiques sur un plan uniforme." Man darf weiterhin vermuten, daß die Anwendung des BS im Sinne eines Forschungsinstrumentes den Blick 1
IS. IX, 2S. 57. 2 'S. XXII, 2S. 75. 3 Der Hinweis auf Einsichten allgemeiner Natur, die B. S N E L L auf der Grundlage der indogermanischen Sprachen gewonnen und in seinem Buche „Der Aufbau der Sprache", Hamburg 1952, dargestellt hat, mag als Bestätigung unserer Erwartungen dienen. 4 ZPhon 8, S. 423. 6 M . C O H E N , Questionnaire linguistique (Comité international permanent de linguistes. Publications de la Commission d'enquête linguistique) 1951.
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
für manche Unterschiede schärfen könnte. 1 Überdies haben die Beobachtungen, die G . R E D A R D mit der probeweisen Einordnung von Wörtern des Südmelanesischen gemacht hat, erwiesen, daß das BS auch für solche Ausdruckssysteme brauchbar sein kann. 2 6.
Die Einwände der Kritik, deren wichtigste in unseren Ausführungen behandelt wurden, haben uns, trotz sorgfältigster Beachtung der vorgebrachten Bedenken, nicht veranlassen können, von unserem Standpunkt, wie er in der Einführung zum BS in aller Kürze dargelegt worden ist, abzuweichen, und wir hoffen, daß jetzt, besonders nachdem noch einmal nachdrücklich der Charakter des BS als eines Hilfsmittels betont wurde, manches Mißverständnis beseitigt worden ist. Durchmustert man, nachdem bisher vornehmlich die abweichenden Auffassungen zu Worte gekommen sind, die positiven Wertungen, so ist es erfreulich, feststellen zu können, daß auch die schärfsten Kritiker schließlich dem Kreise der Zustimmenden sich anschließen. In der Tat gibt es keinen Beurteiler, der nicht, wenn er die Verwendungsmöglichkeiten und den N u t z e n des BS überdenkt, einen positiven Aspekt herausfindet. Man könnte eine Rangordnung der Verwendungsbereiche aufstellen und zwischen Nahzielen und Fernzielen, bei deren Verfolgung das BS als Hilfsmittel gedacht ist, unterscheiden. In bezug auf solche Nahziele ist denn auch die Brauchbarkeit des BS zustimmend beurteilt worden. Hingewiesen wird auf Mundartaufnahmen 3 , Forschungen über den Wortschatz einer Epoche 4 , eines Werkes 5 , eines Autors 6 , vergleichende Studien über verschiedene Autoren 7 , synchronische und diachronische Studien 8 , den französischen Wortschatz unserer Zeit9, lexikologische Untersuchungen, um die Vergleichbarkeit der Resultate zu gewährleisten.10 Im Zusammenhang mit dieser letzten Anregung spricht S T . U L L M A N N aus: „ . . . and it may bepossible to organizean international research programme on these principles." Damit berührt U L L M A N N 1
2
3 4
Bei der Prüfung der Frage, ob das BS auch auf Sprachen anwendbar sein könne, die vom Bau der unsrigen sehr unterschieden sind, weist A. SOMMERFELT darauf hin, daß dann auch die formalen Kategorien dieser Sprachen berücksichtigt werden müßten (NTS 17, S. 563f.). Die Wörter entstammten dem „Questionnaire linguistique destiné à l'étude des langues de la Mélanésie du Sud" von M A U R I C E L E E N H A R D T , Nouméa 1 9 3 8 (ZrPh 7 1 , S. 8 0 ) . L E C O Y , Ro 76, S. 385; R E D A R D , ZrPh 71, S. 81; O R R , M L R 49, S. 371. R E D A R D , ZrPh 7 1 , S . 8 1 .
5
REDARD,
6
REDARD, ib.
7
FELICE, R o m P h 7, S. 1 0 1 .
8
ZrPh 7 1 , S . 8 1 ; F E L I C E , Rom Ph 7 , S . lOlf. Cahiers de Lexicologie 2 ( 1 9 6 0 ) , S . 2 9 . S T . U L L M A N N in: Proceedings of the eighth international Congress of Linguists, Oslo 1958, S. 682.
9 10
ib.
REDARD,
TOLLENAERE,
Vorrede zur zweiten Auflage
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unsere Hoffnung auf eine ausgedehntere Verwendbarkeit nicht nur im Sinne jenes Grades allgemeinerer Verbindlichkeit, von dem wir gesprochen haben 1 , sondern auch im Sinne eines Vorschlags zu einer Einigung über die Grundlage von Wortschatzdarstellungen auf begrifflicher Ebene überhaupt, so daß nun, immer den flexiblen Charakter des BS in Rechnung stellend, der „Konvention des Alphabets" eine Art „Konvention auf begrifflicher Ebene" an die Seite treten könnte.2 Zögernder ist die Zustimmung, wenn — falls nicht nur berichtend davon gesprochen wird — die Fernziele, die mit den Begriffen „Struktur" und „Weltbild" umschrieben werden mögen, ins Spiel kommen. Hier steht der positiven Vorausschau S T . ULLMANNS 3 die Skepsis von F. L E C O Y 4 und diejenige von F. DE T O L L E N A E R E 5 gegenüber. Diese Skepsis ist berechtigt, weil der Blick auf die Struktur und auf das Weltbild ja erst ein Ziel ins Auge faßt und der Weg zur Erforschung mühsam ertastet werden muß. Dieses Ertasten wird schrittweise auf immer fester werdenden Grund führen, wenn man die Erfahrungen und die Ergebnisse auswertet, welche die Behandlung der Nahziele erbracht hat. Wenn aber bei der Verfolgung von Nahzielen das B S mit Nutzen verwandt werden kann, wie alle Kritiker glauben, dann liegt dessen Brauchbarkeit auch für die Verfolgung der Fernziele und für die Darstellung der dabei gewonnenen Einsichten nicht außerhalb jeder Möglichkeit. Planung und Durchführung eines Ordnungsschemas, wie es das unsrige ist, tragen programmatischen Charakter. Daher ist hier die Überzeugung viel stärker beteiligt als etwa bei Abhandlungen über bestimmte Stoffbereiche, wo das behandelte Material unmittelbar zu jedem spricht, der mit diesem Gebiet vertraut ist. Man kann die subjektive Evidenz umschreiben und auf diese Weise versuchen, 1 2
3
4
5
»S. I X , 2S. 57. K. BALDINGER berührt diesen Gedanken in seinem Diskussionsbeitrag, S. 530. — Vgl. auch M. ROQUES in dessen Besprechung des Buches von MARIA H. J. FERMIN (S. hier S. 24, Anm. 3): „L'analyse méthodique qu'elle [ = M U e Fermin] en présente constitue un précieux dictionnairè idéologique de la langue créée par Bifrun, et on souhaiterait en posséder de semblables pour les textes anciens de nos langues romanes" (Ro 75 [1954], S. 283). — Man beachte dazu noch die Bemerkung von W. SCHMIDTHIDDING in dessen Beitrag zur Fs. LEO WEISGERBER mit dem Titel „Synonymik nach Sinnbezirken im Englischen" (in: Sprache — Schlüssel zur Welt, Düsseldorf 1959, S. 319—331) : „Ein System der Sinnbezirke müßte von dem Plan des HALLIGWARTBURGschen Begriffssystems ausgehen" (ib., S. 319, Anm. 2). ST. ULLMANN in: Proceedings of the eighth international Congress of Linguists, Oslo 1958, S. 681f. LECOY, RO 76, S. 386: „ E t comment pouvons-nous savoir à l'avance, si ce classement réel correspond à l'ordre du monde, tel que se le représente un locuteur moyen?" TOLLENAERE in Cahiers de Lexicologie 2 (1960), S. 29: „En procédant de cette façon, pourra-t-on aborder le problème débattu, si le vocabulaire a une structure, et, si jamais une description structurale du vocabulaire sera possible? Cette question est trop épineuse, à mon avis, pour qu'on puisse y répondre affirmativement."
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
sie anderen nahezubringen, aber im strengen Sinne „beweisen" kann man nichts. Als subjektiv ist unser Ordnungsschema denn auch gekennzeichnet worden, und wir selber haben in der Einführung 1 das Gleiche getan. Es ist zwangsläufig subjektiv, weil die Gegenstände, denen die Bemühungen gelten, Wort und Begriff, so stark mit dem erlebenden Ich verbunden sind, daß sie nur mit Mühe als „Objekte" entäußert werden können. Und so ist man berechtigt, von einer „immanenten Subjektivität" zu sprechen. Von Objektivität darf insofern die Rede sein, als sie beruht auf der Vorurteilslosigkeit der Fragestellung, der Klarheit über die methodischen Maßnahmen, der Ausbreitung des Materials, der widerspruchslosen Durchführung und der Erläuterung der Denkschritte in der Weise, daß sie von anderen nachvollzogen werden können. In diesem Sinne glauben wir, der Objektivität gedient zu haben. Wir schließen diese Ausführungen mit demselben Hinweis, mit dem die Einführung der ersten Auflage geschlossen wurde: Die Tragfähigkeit einer solchen Arbeitsgrundlage kann nur in deren Erprobung erwiesen werden. Man muß sich darüber klar sein, wie diese Grundlage ersonnen wurde und welche Struktur sie aufweist, damit man abschätzen kann, in welchen Fällen sie brauchbar ist. Aus der Verkennung der Tatsache, daß es sich bei dem BS um eine Arbeitsgrundlage handelt, ist manches Fehlurteil erwachsen, und daher sei noch einmal ganz klar das Wesen des BS umrissen: Es ist ein empirisches, aus sprachlichen Allgemeinbegriffen bestehendes, auf phänomenologischer Grundlage gestaltetes außersprachliches Bezugssystem für lexikologische Forschungen und Darstellungen, die den gefügehaften Charakter im Auge haben; es ist nicht mehr, — aber auch nicht weniger. » iS. XXII, 2S. 75.
AVANT-PROPOS DE LA SECONDE ÉDITION
Depuis la parution en 1952 de notre «Begriffssystem als Grundlage für die Lexikographie» («Système raisonné des concepts pour servir de base à la lexicographie») nous avons continuellement repensé notre manière de concevoir les fondements et la réalisation d'une telle entreprise. Les comptes rendus qui ont été publiés depuis1 et les études qui s'y rapportent2, nous ont fourni beaucoup de sug1
Voici la liste des c o m p t e s r e n d u s que nous avons p u voir et consulter: BOESCH, B. : Schweizerische Hochschulzeitung 29 (1956), pp. 96 sq. BUSSENIUS, A. : Zeitschr. f. P h o n e t i k u. allgemeine Sprachwissenschaft (ZPhon) 8 (1954), pp. 421-423. DORNSEIFF, F . : D e u t s c h e L i t e r a t u r z e i t u n g ( D L Z ) 74 (1953), col. 3 9 7 - 3 9 9 . FELICE, E . DE: R o m a n c e P h i l o l o g y ( R o m P h ) 8 (1954), p p . 9 6 - 1 0 2 .
GOUGENHEIM, G. : Bulletin de la Société de Linguistique de Paris (BSLP) 50 (1954), pp.
117-119.
GROOTAERS, L. : Leuvense Bijdragen. T i j d s c h r i f t voor Moderne Philologie 44 (1954), Bijblad, pp. 106-107. H . D . : Philosophisches J a h r b u c h 63 (1955), p. 225. KRÖLL, H . : Romanische Forschungen (RF) 67 (1955), pp. 120-123. LECOY, F . : R o m a n i a ( R o ) 7 6 ( 1 9 5 5 ) , p p . 3 8 4 - 3 8 6 .
ORR, J . : T h e M o d e m Language Review (MLR) 49 (1954), p p . 370 sq. OTTO, E . : Zeitschr. f. philosophische Forschung 7 (1953), p p . 622-625. PAIVA BOLÉO, M. DE: Revista Portuguesa de Filologia (RPF) 6 (1953/55), pp. 404-411. PISANI, V.: Paideia 8 (1953), pp. 301 sq. REDARD, G.: Zeitschr. f. rom. Philologie (ZrPh) 71 (1955), p p . 7 7 - 8 1 . SOMMERFELT, A. : Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap (NTS) 17 (1954), p p . 562-564. TOLLENAERE, F . DE: M u s e u m 6 3 (1958), p p . 196 s q .
VIDOSSI, G . : A r c h i v i o G l o t t o l o g i c o I t a l i a n o (AGI) 3 8 (1953), p p . 1 0 9 - 1 1 1 . WASSERSTEIN, A . : A r c h i v u m L i n g u i s t i c u m ( A r c h L ) 5 (1953), p p . 51—53. 2
Articles et livres: BALDINGER, K. : Die Gestaltung des wissenschaftlichen W ö r t e r b u c h s . Historische B e t r a c h t u n g e n zum neuen Begriffssystem als Grundlage f ü r die Lexikographie von Hallig u n d W a r t b u r g . D a n s : Romanistisches J a h r b u c h 5 (1952), pp. 65—94 ( = Gestaltung). BALDINGER, K. : Grundsätzliches zur Gestaltung des wissenschaftlichen W ö r t e r buchs. D a n s : Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1946—1956, Berlin 1956, p p . 379-388.
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
gestions et procuré des vues nouvelles. La publication de la seconde édition nous offre la possibilité de prendre position à l'égard des idées exprimées dans les commentaires et des questions posées concernant notre ouvrage. Afin de ne pas surcharger le texte de la présente édition et parce que, sur maintes questions de principe, des idées ont été exprimées par d'autres 1 qui concordent à peu près avec les nôtres, nous reprendrons la discussion dans la mesure seulement où les principes et la mise en œuvre de notre «Système des concepts» sont en jeu. Comme, dans les considérations qui vont suivre, il est fait continuellement allusion à l'Introduction au «Système des concepts», il nous a paru à propos de reproduire ici ce texte sans modification afin qu'il soit toujours à la disposition du lecteur et puisse être confronté avec ce que d'autres ont dit sur cette matière. 2 Vu le nombre des lecteurs de langue française qui pourraient s'intéresser à notre ouvrage, nous avons joint au texte allemand de l'Introduction et de cet Avantpropos une traduction française. 3 Nous constatons avec reconnaissance que la majorité des auteurs des comptes rendus se sont donné la peine de comprendre nos vues et jugent notre ouvrage d'après elles. Parmi les propositions faites dans ces critiques constructives nous avons retenu ici toutes celles que nous pouvions approuver. 4 K. : Alphabetisches oder begrifflich gegliedertes Wörterbuch ? Dans : ZrPh 76 (1960), pp. 521-536 ( = Diskussionsbeitrag). G L I N Z , H. : Die Darstellung eines Wortschatzes. Zum „Begriffssystem als Grundlage für die Lexikographie" von R. Hallig und W. v. Wartburg. Dans: Zeitschr. f. Mundartforschung (ZMaF) 22 (1954), pp. 34-45. O T T O , E . : Grundfragen der Sprachwissenschaft. Dans: ZrPh 71 (1955), pp. 161-171. O T T O , E. : Stand und Aufgabe der Allgemeinen Sprachwissenschaft, Berlin 1954 ( = Stand). R U N K E W I T Z , W. : Kritische Betrachtungen zum Begriffssystem von Hallig/ v. Wartburg im Zusammenhang mit den Arbeiten am Altgaskognischen Wörterbuch. Dans: Forschungen und Fortschritte (FF) 33 (1959), pp. 19—24. T O L L E N A E R E , F. D E : Alfabetische of Ideologische Lexicografie? ( = Bijdragen tot de Nederlandse Taal- en Letterkunde, Deel I), Leiden 1960 ( = Bijdragen). T O L L E N A E R E , F. D E : Lexicographie alphabétique ou idéologique? Dans: Cahiers de Lexicologie 2 (1960), pp. 19-29. Nous pensons aux divers articles de K . B A L D I N G E R , H . G L I N Z et E . O T T O . La référence aux deux éditions se fera par le moyen des chiffres 1 et 2 placés en haut à gauche. Ainsi: J p. X I ou 2p. 14. Ces chiffres à eux seuls indiqueront qu'il s'agit del' «Introduction» au «Système des concepts». Lorsque, dans la suite de cet Avant-propos, nous parlerons de notre «Système des concepts», nous utiliserons l'abréviation SC; mais si nous faisons allusion d'une manière générale à un système de concepts, nous écrirons le mot en toutes lettres. M . W A L T E R L A C H E R , de Bâle, s'est chargé de la traduction. Nous le remercions du soin qu'il a mis à cette tâche. Cela dit d'une manière générale. Des détails seront donnés au cours de cet Avantpropos. BALDINGER,
1 2
3
4
Avant-propos de la seconde édition
1. 2. 3. 4. 5. 6.
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Les points suivants sont traités dans les commentaires et les études sur le SC : La question de savoir si un dictionnaire doit suivre l'ordre alphabétique ou avoir un classement par concepts.1 Le concept en tant que base d'un système de classement. Le classement. Le choix et la place des concepts dans le classement. La valeur universelle et les possibilités d'emploi du SC. L'utilité du SC.
C'est dans cet ordre que nous allons prendre position à l'égard des opinions exprimées par les critiques. Nous considérerons ces écrits dans leur ensemble, c'est-à-dire sans traiter séparément chacun d'entre eux, car ils ont beaucoup de points communs entre eux. Une remarque préliminaire: presque toutes les objections qui nous ont été opposées sur un point ou sur un autre avaient été prévues par nous et déjà discutées dans notre Introduction. D'autre part, R . HALLIG a répondu dans son article sur «L'établissement d'un système de classement du vocabulaire»2 aux questions posées par F. DORNSEIFF dans son examen du SC.3 Plusieurs critiques ne se sont pas référés à cet article qui aurait pu contribuer à faire comprendre notre intention. 1.
Dans son étude intitulée «Alfabetische of Ideologische Lexicographie?»4 F. DE TOLLENAERE aborde cette question, à savoir si le dictionnaire par ordre alphabétique a une raison d'être à côté du dictionnaire idéologique. Au début de notre Introduction, lorsque nous exposons brièvement le but de notre entreprise et que nous lui assignons sa place parmi les tâches actuelles de la lexicographie, nous nous sommes référés à la proposition de W . VON WARTBURG d'abandonner l'ordre alphabétique au profit d'un classement systématique fondé sur les idées exprimées par les mots. A la lecture de cet exposé, on comprend qu'il n'y est question que d'une catégorie déterminée de dictionnaires, ceux qui ont pour but «de décrire le système des moyens d'expression constituant le vocabulaire d'une langue et de faire connaître sa logique interne».5 WARTBURG parle ensuite du dictionnaire descriptif du français dans sa totalité qu'il est en train d'écrire 6 et il s'exprime ainsi, en prévoyant le sort futur de ce genre de dictionnaires: «A l'avenir, on n'écrira plus de dictionnaires portant sur un demi millénaire ou plus. On divisera cette longue évolution en petites périodes marquées par des événeC'est ce qu'exprime le titre de l'article de K . BALDINGER: Alphabetisches oder begrifflich gegliedertes Wörterbuch?; ZrPh 76, pp. 521-536. 2 ZrPh 70 (1954), pp. 249-256. 3 DLZ 74, col. 397-399. 4 Bijdragen, pp. 27 sq. 5 W. v. WARTBURG: Einführung in Problematik und Methodik der Sprachwissenschaft, Halle 1943 ( = Einf.), p. 161; 2 e éd., Tübingen 1962, p. 175. « WARTBURG, Einf., p. 1 6 2 ; 2 E éd., p. 175. 1
Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
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ments importants».1 Pour ces dictionnaires descriptifs relatifs à une période de la langue2, le classement se fera selon le principe des notions contenues dans les mots, car lui seul, en tant que «lien spirituel», si l'on peut s'exprimer ainsi, permet de comparer les faits lexicaux de ces dictionnaires partiels (qui se relaient chronologiquement) aussi bien à l'intérieur d'une période que de période en période. De cette manière, après de nombreuses recherches (partielles), on parviendra finalement à des vues auxquelles nous ne faisons qu'allusion ici par les mots de système et de structure. Lorsqu'on vise ce but lointain dont la recherche aboutira à une vue claire de l'image du monde que se fait une langue, tous les travaux préparatoires qui sont axés sur ce but doivent suivre un autre principe que celui de l'ordre alphabétique, et se fonder sur les notions. Il s'ensuit que les deux genres de classement ont leur raison d'être. Seul le but visé par tel dictionnaire justifiera le choix de l'un ou de l'autre. Lorsqu'un dictionnaire ne sert qu'à une consultation rapide, ou lorsqu'un dictionnaire scientifique est conçu comme une série d'articles séparés à caractère de monographies, qui sont indépendants les uns des autres et, en conséquence, n'exigent pas un classement par concepts, la succession des nombreux articles selon l'ordre alphabétique est légitime. Mais partout où l'on met des notions en rapport les unes avec les autres et où l'on s'efforce de donner à nos connaissances un caractère organique correspondant à la vue du monde que nous portons en nous de façon plus ou moins consciente, seul le classement par concepts a de la valeur. 3 2. La question de la possibilité de réaliser un classement des concepts se fonde sur la conviction où l'on est que le «monde» (au sens le plus large) n'est pas un chaos, mais quelque chose d'ordonné, et que l'homme peut — il est vrai — réaliser cet ordre, dans une certaine mesure qui diffère de l'un à l'autre. Pour autant que les différentes langues sont des tentatives de l'esprit de se saisir du monde4, elles offriront un ensemble organisé et les réalisations et les actualisations partielles Einf., p. 162; 2e éd., p. 175. v. W A R T B U R G : Betrachtungen über das Verhältnis von historischer und deskriptiver Sprachwissenschaft. Dans les Mélanges B A L L Y , Genève 1939 ( = W A R T B U R G , Betrachtungen), p. 16. A la suite de F . D E T O L L E N A E R E , K . B A L D I N G E R est intervenu dans la discussion de cette question et a montré très clairement dans son article (dans ZrPh 76, pp. 521-536) que le dictionnaire par ordre alphabétique et celui qui suit l'ordre des concepts répondent à deux besoins différents. Le premier a en vue les significations des mots, le second avant tout (pourrions-nous ajouter) les mots en tant que signes de concepts. Il fonde ces distinctions sur le caractère double du signe linguistique qui est la rencontre d'un mot et d'un concept qu'on peut concevoir de deux manières : en allant du mot au concept ou vice-versa. Cela est juste et les dessins suggestifs contribuent certainement à fixer les idées. H. W E I N : Sprache und Wissenschaft. Dans : Sprache und Wissenschaft. Communications faites à l'assemblée de la Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften à Hambourg (1959), p. 17.
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de cet ensemble organisé qu'est la langue participeront à cet ordre.1 Celui qui n'est pas convaincu de ce fait ne pourra pas comprendre toutes les conséquences qui en découlent. Cet «ordre» qui doit dominer le vocabulaire dans sa totalité et dans chacun de ses domaines, il convient donc de l'appréhender. La question est de savoir comme cela se fera. Beaucoup de réflections et d'efforts des temps passés visant à sérier le vocabulaire sous diverses notions (indépendamment du projet de constitution d'un système des concepts et avant sa réalisation) nous ont permis peu à peu de constater que, pour une telle entreprise, et en général pour les recherches sur la signification des mots, il devait y avoir un système de références de caractère extra-lexical. Ce système ne peut se fonder que sur l'équivalent extra-lexical de la signification du mot: à savoir le concept. Le concept a, en outre, cet avantage qu'il est (relativement) constant et qu'il peut être saisi par l'intellect. Là où les auteurs des comptes rendus se borneront à évoquer cette question sans la discuter, on ne peut pas savoir s'ils la repoussent ou l'acceptent. Pour E. OTTO, il ne fait pas l'objet d'un doute que seuls des concepts peuvent être à la base d'un système de classement tel que nous l'envisageons.2 Tout dépend maintenant de l'origine et dé la nature que nous attribuons aux concepts. Notre pensée dominante était de constituer un modèle de classement qui pourrait servir de base pour l'étude et la présentation du vocabulaire de la langue courante. En conséquence, il fallait faire état surtout des concepts qui, en qualité de concepts communs (concepts populaires) sont l'expression et la condensation de ce qu'une communauté linguistique a retenu d'«objets spirituels» pour l'élaboration de son «monde». Les concepts communs sont ceux auxquels toute science est obligée de se rapporter avant qu'elle soit capable, avec l'accumulation de connaissances et l'avancement des recherches, de créer ses propres concepts et une terminologie spéciale.3 Nous nous mettons à la place qui a été celle, et qui est encore celle de la science et nous assurons de cette manière la liaison entre la langue et le système de références extra-lexicales. Opérer sur la base de concepts scientifique scomme le recommande T O L L E N A E R E en alléguant, entre autres, qu'ils sont plus généraux que les concepts de la langue courante4 est une chose impossible, ne serait-ce que parce que les concepts scienti1
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Au sujet des rapports entre le langage et la réalité, E . O T T O écrit dans «Sprachwissenschaft und Philosophie», Berlin 1949, p. 32: «Si les mots sont le reflet de la réalité vécue et les signes des concepts, l'hypothèse se justifie que, en correspondance avec la réalité considérée, un ordre est à la base de leur ensemble, pour autant que notre monde n'est pas un chaos, mais un cosmos organisé». O T T O , Stand, p. 1 1 5 . «Historiquement, les sciences se sont constituées en interprétant et en considérant cette explication préscientifique du monde» ( W E I N , op. cit., p. 3 5 ) . Bijdragen, p. 14. — T O L L E N A E R E (Bijdragen, p. 11) se demande avec inquiétude comment on distingue, pour le Moyen Age, les concepts scientifiques des préscientifiques. Remarquons à ce propos que la désignation «préscientifique» se rapporte uniquement à l'ensemble de concepts étudiés dans le SC et doit signifier que ces concepts proviennent de la langue courante. Celui qui utilise le SC n'a pas de raisons d'étendre aux temps anciens la distinction entre concepts préscientifiques Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
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fiques sont loin d'occuper tout le champ du dialogue entre l'homme et le monde et que les sciences créent des divisions, des séparations, des liaisons que la langue courante ignore. La pensée scientifique peut, certes, améliorer et modifier certains concepts généraux de la langue et enrichir celle-ci de maints concepts; cependant, dans l'ensemble, le vocabulaire de la langue courante n'est, pour longtemps, presque pas touché par le progrès scientifique.1 Pour ces raisons, on ne peut concevoir comment on pourrait ranger le vocabulaire courant d'une langue sous des concepts scientifiques. TOLLENAERE 2 voit des difficultés à l'emploi du SC. Il les fait dériver de notre postulat que les concepts doivent «être empruntés aux concepts préscientifiques qu'offre le langage».3 Il croit pouvoir dire que la constance des concepts est douteuse parce que les résultats de la science ont exercé leur influence sur la vue conceptuelle que nous avons du monde et, par suite, sur notre vocabulaire. Nous répondrons à ces critiques par la constatation que les concepts généraux de la langue sont en majorité préscientifiques et que la base de notre travail est ainsi solidement assise.4 En ce qui concerne la modification des concepts généraux de la langue sous l'influence de la science, nous devons bien examiner si le concept comme tel, dans son essence, se modifie ou s'il n'y a qu'une modification causée par l'adjonction d'autres caractères provenant de nos connaissances nouvelles. Dans ce dernier cas, le concept garde sa constance. Le seul exemple que TOLLENAERE donne du changement des concepts sous l'influence de la science, le concept de «baleine»5, est inopérant parce que ce linguiste, incité par la place de baleine dans le SC6 et par la forme des mots hollandais et allemands (holl. walvis et ail. Walfisch), s'est fourvoyé et a conclu à un changement de concept. Mais c'est là une fausse conclusion. Certes, dans cette dénomination de «Walfisch» est exprimée l'appartenance aujourd'hui abandonnée à une certaine classe d'animaux, mais cela ne signifie pas que l'«objet spirituel», le concept imprimé dans ma conscience par cette dénomination, ait changé. Le concept représente, après comme avant, cet animal puissant qui se meut dans l'eau comme un poisson, etc. Ce qui a changé, c'est uniquement notre connaissance à ce propos, laquelle entraîne entre autres le fait que cet animal, scientifiquement parlant, ne peut pas être mis dans et scientifiques, car il ordonne un vocabulaire d'époques anciennes selon le SC, il range des mots sous les concepts qui s'y trouvent. Par la nature du texte et par la forme ou la signification des mots, il décèlera souvent, comme on peut le présumer, s'il s'agit d'un mot de la langue courante ou d'un terme scientifique de caractère médiéval. 1 Pour les rapports entre le vocabulaire de la langue courante et celui de la langue technique, voir BALDINGER, Gestaltung, pp. 9 0 sq. 2 Bijdragen, pp. 9 sqq. 3 ip. IX, 2p. 82. 4 Nous avions aussi signalé que, lorsque ces concepts ne suffisaient pas, il fallait recourir à d'autres qui proviennent de la science et servent de complément ('p. IX, 2 p. 82) afin, ajouterons-nous, de ne pas compromettre l'équilibre du système. 5 Bijdragen, p. 10. 6 Nous parlons de la première édition du SC.
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la classe des poissons et qu'en conséquence les dénominations néerlandaise et allemande, trop explicites, sont fausses dans l'état actuel de nos connaissances. Pour l'usager moyen de la langue la baleine reste un poisson, parce que le genre de vie qu'elle mène est celui d'un poisson. Comme le concept général sous forme de mot ne peut être obtenu que par la signification d'un mot donné, nous avons dû nous occuper du rapport entre le concept et la signification. En marge de cela, il a été aussi question du fait que les différents mots ont une capacité conceptuelle plus ou moins grande. 1 Pour être au clair sur ces rapports, nous avions fait certaines distinctions 2 dont on doit tenir compte lorsqu'on cherche à tirer un concept de la signification d'un mot quelconque, lorsqu'on s'élève de la signification au concept. Nous avions ainsi distingué les mots propres à faire des concepts et ceux qui sont tout à fait engagés dans une signification donnée. Nous ne comprenons pas comment F E L I C E peut parler à ce propos d'une argumentation «su un piano di scarno intellettualismo»3, alors que nous sommes conscients de l'importance de la signification, comme le montrent les distinctions que nous avons faites. Et lorsqu'il déplore que nous ne nous soyons pas dccupés de la genèse du concept en général, c'està-dire d'un point de vue psychologique4, nous devons lui répondre qu'une telle explication n'était pas nécessaire dans le cadre de notre exposé. 3.
Nos réflexions sur la question de savoir comment les concepts, une fois acquis, peuvent être réunis dans un système logique, nous avaient amenés à la conviction que le classement doit être fait sur le plan même qui a donné lieu aux concepts, c'est-à-dire d'après la façon de voir préscientifique, naturelle. 5 Pour mieux faire comprendre ce point de vue nous avions employé l'expression d'individu doué moyen. Cela a choqué maint critique: cet individu moyen n'existe pas 6 , comment peut-on saisir sa «conception du monde»7 et comment peut-on arriver à découvrir la pensée de cet individu moyen dans les siècles passés.8 A cela on peut répondre 1 ip. XI, 2p. 85. Nous avions aussi montré de quelle manière nous nous étions servis de la méthode de l'identification (selon Ch. B A L L Y ) pour saisir le concept contenu dans les mots engagés dans la signification ('pp. XI sq., 2p. 86). G. R E D A R D voit dans le choix du terme d'identification notre point faible, car il est subjectif (ZrPh 71, p. 79). La portée de cette objection juste en soi est limitée par le fait que le choix du terme d'identification était sollicité par les définitions des dictionnaires et que, dans le classement du vocabulaire, le terme d'identification est en liaison avec tout l'entourage des mots engagés dans la signification, ce qui fait qu'un choix subjectif est corrigé par le matériel des mots concrets. 3 Rom Ph 8, p. 99. 4 Rom Ph 8, p. 99. 5 ip. XIV, 2p. 88. 6 T O L L E N A E R E , Bijdragen, p. 1 7 . 2
7
KROLL, R F 6 7 , p . 1 2 2 .
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TOLLENAERE,
3'
Bijdragen, p.
18.
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que l'on ne peut conclure ni de l'expression d'homme moyen, ni de la suite des réflexions qu'il s'agisse d'un tout qu'on puisse saisir par les moyens de la psychologie et de la sociologie et dont on aurait pu donner le vocabulaire. L'étonnement qu'on a que cet individu moyen sait parfois beaucoup de choses, parfois fort peu 1 montre qu'on se méprend sur le sens de cette expression. En effet, cet individu moyen est un symbole, la concrétisation pour les besoins de notre exposé de ce qui avait été appelé auparavant «la manière de voir antérieure à la science», et l'expression adoptée devait faciliter le travail de classement et la compréhension de son but et devait constamment inviter à ne pas perdre de vue que les procédés empiriques prévalent dans le SC, que nous avons toujours évité de prendre comme base un point de vue scientifique ou philosophique, mais que nous nous sommes toujours mis au niveau d'une personne moyenne qui participe à une langue. 2 Du point de vue de la méthode, la légitimité de tels artifices et de tels symboles ne fait pas de doute, car d'autres sciences recourent à eux continuellement, ce qui apparaît dans les termes généraux comme: l'homme, le cerveau, le squelette, l'âme, etc. C'est de l'attention que nous vouons, disons maintenant, à cet «homme naturel» 3 et à son rapport avec le monde qu'a résulté par l'emploi de la méthode phénoménologique au sens indiqué dans l'Introduction 4 le cadre de notre système. Ce cadre comporte la division en trois parties que plusieurs se sont bornés à signaler, que quelques-uns ont acceptée, encore qu'avec hésitation5, et que d'autres ont trouvée fort plausible et essentielle.6 Pour réaliser le classement, notre règle était qu'une chose devait résulter de l'autre, l'une suivre l'autre «selon la logique propre à la vie».7 Cette façon de nous exprimer a donné lieu à des malentendus causés aussi par le fait que nous demandions, en même temps, que le classement des concepts se fît «d'une manière strictement logique».8 On comprend que l'emploi des deux termes: logique (adjectif) et logique (substantif) qui apparaissent dans des contextes tout à fait différents au cours de notre exposé sur le projet d'exécution du classement, ait incité quelques commentateurs à ne faire qu'une chose des deux procédés employés pour l'établissement de notre système. Mais, en fait, il faut distinguer deux démarches. Tout d'abord, il y a les divers domaines de la pensée qui doivent meubler le cadre tripartite soit au premier degré (divisions), soit au second degré (subdivisions). C'est à cela que se rapporte l'expression 49, p. 371. GLINZ, ZMaF 22, pp. 35 sq. HANS DRIESCH dans son ouvrage «Der Mensch und die Welt», Leipzig 1928, pp. 1 sqq., emploie cette expression dans un but semblable dans le cadre de son exposé. ip. XIV, 2p. 88.
1 ORR, M L R
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6
7 8
TOLLENAERE, Bijdragen, p. 27.
REDARD (ZrPh 71, p. 80) : «Cette tripartition est organique et l'ensemble cohérent»; ORR (MLR 49, p. 371): «(the principles of classification) are rational and comprehensive», etc. 4 pp. IX et XIII, 2pp. 82 et 88. ipp. XIV et XXI, 2pp. 88 et 97.
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«logique de la vie». D'autre part, il y a l'introduction des concepts isolés dans ces cases, et c'est pour eux qu'est prévue la «manière strictement logique». Naturellement, le substantif «logique» n'est pas employé par nous au sens strict. Si on voulait l'éviter afin d'exclure tout malentendu, on pourrait recourir à la tournure: «Conformément aux liens perçus (entre les concepts) et qui sont dus à l'expérience de la vie». Pour montrer ce que nous pensons par là, nous mentionnerons notre effort de présenter les concepts relatifs au monde des plantes non selon la classification des botanistes, mais dans un ordre qui tienne compte de la valeur des plantes pour l'homme et des rapports entre le peuple et elles.1 Après cette explication, on ne sera plus tenté, comme le fait T O L L E N A E R E 2 , de se demander s'il est «logique» de commencer le classement des concepts par l'univers et de réserver à l'homme la seconde place, ou de donner la priorité à l'agriculture plutôt qu'à l'artisanat. En effet, les divisions et les subdivisions n'ont pas été créées et mises dans l'ordre que nous avons choisi en respectant le point de vue de la «logique», mais elles sont dues à des considérations qui ont été exposées en détail dans l'Introduction et qui se fondent sur le principe de la méthode phénoménologique. On peut rejeter les idées exprimées dans l'Introduction, on peut les accepter, cela tient au jugement que l'on porte sur les arguments que nous avançons. Mais on ne peut pas dire que tout cela soit «arbitraire».3 Car les concepts de fondement logique et d'arbitraire s'excluent. E. O T T O signale que l'ordre observé dans le SC est très proche 4 de son idée de couches et de catégories, inspirée de l'ontologie moderne. 5 Cela tient surtout à ce que le premier résultat de la manière de voir naturelle que nous avons adoptée en nous fondant sur la phénoménologie est l'opposition du moi et du monde des objets qui repose sur le «rapport de corrélation» entre les deux. 6 E. O T T O appelle expressément l'attention sur cela. C'est une constatation importante, car on peut en déduire que, en partant de la même position initiale, et en usant de la manière de voir naturelle à l'aide de la méthode phénoménologique, on n'obtient pas des résultats aussi «arbitraires» que le pensent quelques-uns. De notre point de vue, il est nécessaire que l'homme aussi soit traité comme une unité. Cela exclut l'introduction d'une «couche biologique» dans laquelle beaucoup de dénominations qui sont communes à l'homme et aux animaux pourraient être comprises, comme E. O T T O le propose.7 Mais cela exige, en revanche, la séparation de l'âme et du corps que F E L I C E déclare «impossible» et à laquelle il n'attribue que la valeur d'un «comodo criterio di aggruppamento».8 Cette séparation est Betrachtungen, p. 1 6 , rem. 1 0 . De ce point de vue lé choix de l'expression «exotique», laquelle se trouve dans la première édition (p. 8 et p. 10) et que critique F E L I C E (RomPh 8 , p. 1 0 1 ) , est compréhensible. Cette expression a été évitée dans la seconde édition. T O L L E N A E R E , Bijdragen, p. 1 8 . 4 T O L L E N A E R E , Bijdragen, pp. 2 4 et 2 7 . O T T O , Stand, p. 1 1 8 . O T T O , Stand, pp. 86 sq., se réfère à N. H A R T M A N N , Th. L I T T , etc. »p. XIV, 2pp. 88 sq. Otto, Zeitschr. f. philos. Forschung 7, p. 624b, et Stand, p. 119. F E L I C E , Rom Ph 8 , p. 1 0 0 . En outre il juge d'une manière inappropriée notre position de départ, lorsqu'il l'appelle «settecentesca, leibniziana e illuministica» (ib.).
1 WARTBURG,
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6 7 8
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pourtant (toujours selon notre optique) plus que cela. 1 Si, ensuite, dans le domaine de l'âme, les groupes: pensée, sentiment, volonté, apparaissent, nous ne suivons pas une «division chère au 18e siècle»2, mais ces groupes, eux aussi, sont donnés par la langue même, et le fait qu'il le sont de telle manière que la langue n'offre pas d'autres concepts (que la pensée, le sentiment, etc.) pourrait tout au plus servir à prouver avec quelle hésitation le monde vu à travers la langue s'adapte à celui que construit la science. En ce qui concerne l'opinion d'E. OTTO que, dans l'esprit de la nouvelle ontologie, le chapitre C (L'a priori) appartient à la partie A. L'Univers3, nous devons répéter ici la défense de R. HALLIG donnée dans sa réponse à D O R N S E I F F qui avait proposé la même chose. Il y est dit: «Les concepts placés dans C I supposent naturellement le monde des objets, ce qui s'y passe, l'homme et son entourage, mais ils retiennent cependant quelque chose de plus. Ils supposent, par-delà de la simple constatation, l'observation ou des actes de réflexion qui visent à saisir les rapports à l'intérieur du monde des objets, de l'homme et de son entourage. Des concepts comme qualité, état, changement, valeur, important, plus grand, différent, régulier, etc. sont d'une autre nature que ceux qui ont été rangés dans les parties A et B. Ils fixent des vues et des normes qui rendent l'homme capable de connaître l'ordre du monde ou de le réaliser dans sa propre pensée, dans sa volonté et dans l'aménagement du monde qui l'entoure».4 En outre, enlever le chapitre I à la partie C aurait des conséquences indésirables et contraires à nos intentions. Le chapitre C II, dans lequel les concepts des sciences et de la technique trouvent place, serait détaché tout à fait du corps de l'ouvrage et réduit à l'état d'annexe amorphe, tandis que, dans le classement actuel, le chapitre C I conduit normalement au chapitre C II. D'ailleurs, les nombreux renvois dans C I assurent continuellement la liaison avec A et B. 5 4.
Avant de fournir quelques explications sur la place et le choix des concepts, nous devons rappeler encore une fois que l'on doit accorder une certaine constance au concept.6 En tant que concept général logique, il doit être constant pour la simple raison qu'autrement la compréhension serait impossible entre les membres 1 HALLIG, Z r P h 7 0 , p . 2 5 0 . 2
Ainsi s'exprime, sans allusion au SC, OTTO dans «Sprachwissenschaft und Philosophie», Berlin 1949, p. 37. Sous ce rapport l'opinion d'E. OTTO est instructive. Il dit que cette division «est aussi à la base des trois critiques kantiennes et sépare violemment le sentiment de la volonté. Cela se manifeste surtout dans la „Critique du jugement"». Voilà un bon exemple qui montre combien profonde est l'influence des concepts généraux conditionnés par la langue.
3
OTTO, S t a n d , p . 1 1 8 .
4
HALLIG, Z r P h 7 0 , p . 2 5 1 .
5 6
ip. XV, 2p. 90. Certains linguistes sont d'une autre opinion, p. ex. PAIVA BOLÉO, R P F 6, pp. 405 sq., e t TOLLENAERE, B i j d r a g e n , p . 1 0 .
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d'une communauté linguistique et, de même, entre les hommes de langues différentes dont l'un parle la langue de l'autre en qualité d'étranger. Toute communication, toute conversation joue, pour ainsi dire, sur le clavier de ces concepts conditionnés par la langue et saisis par elle, et fait vibrer alternativement les cordes dont l'effet d'ensemble est de rendre tout compréhensible. Une autre question est de savoir, pour poursuivre notre image, si, dans le cours de la conversation, «les cordes sont toujours accordées», afin que dans le va-et-vient des paroles, ce que l'on pense ne donne pas lieu à des malentendus. Certainement, chez les divers interlocuteurs, tel concept peut être toujours ou momentanément flou.1 Mais cette imprécision concerne la connaissance qu'on a du concept et non le concept luimême, c'est-à-dire que la constance du concept comme élément d'un ensemble dépassant l'individu, n'est pas compromise lorsque individuellement ou occasionellement la justesse de sa perception n'est pas parfaite, autrement dit, lorsqu'il n'est pas compris dans toute son exactitude. 2 Nous avons tenu compte de la nécessité de symboliser les concepts par des signes lexicaux en empruntant les signes propres au français. Nous avons renoncé àdonner une marque particulière à ces symboles, à ces «signes désignant des concepts» p. ex. par l'emploi de crochets3, parce que nous ne voulions pas nuire à la présentation typographique et, par suite, compliquer la lecture. Mais le simple avertissement que le lecteur doit toujours avoir à l'esprit que ce qu'il voit, ce ne sont pas des mots français, c'est-à-dire des unités du vocabulaire français, semble n'avoir pas suffi à certains pour les empêcher de se méprendre sur nos intentions. 4 Nous renonçons à réfuter une à une leurs objections et les sentences défavorables qui en résultent. 5 Nous avons demandé que le classement des concepts soit effectué «d'une manière strictement logique»6 et nous avions ajouté cette phrase: «Nous nous sommes toujours laissé guider par les rapports de concept à concept».7 L'expression «strictement logique» concernait ces rapports de concept à concept et indiquait par là que nous renoncions à un classement par classes de mots, familles de mots et autres principes grammaticaux. La mention que nous faisions tout de suite après 1
Celui qui a fait des enquêtes sur les dialectes sait combien les gens ont souvent une mauvaise «connaissance» des concepts. On doit alors fournir des explications pour obtenir ce qu'on désire; cf. à ce propos P A I V A B O L É O , R P F 6 , pp. 4 0 5 sq. 2 «p. X, 2p. 84. 3 ip. XIII, rem. 2, 2 p . 88, rem. 2. 4 En voici quelques exemples: W A S S E R S T E I N dans ArchL 5 , p. 4 2 ; G O U G E N H E I M dans BSLP 5 0 , pp. 1 1 7 sqq; G R O O T A E R S dans Leuvense Bijdragen 1 4 , Bijblad, p. 1 0 7 . r> Comme les vocables choisis dans la langue française doivent faire office de «signes de concepts», nous sommes jusqu'à un certain point libres pour le choix de ces vocables, c'est-à-dire qu'ils n'ont pas besoin de réfléter l'état le plus récent du français; cf. à ce propos G O U G E N H E I M , B S L P 5 0 , p. 1 1 8 , et P A I V A B O L É O , R P F 6 , - p. 405. 6 4 pp. XIV et XXI, 2 p p . 88 et 97. ' »p. XXI, 2p. 97.
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des négations, des prépositions et des conjonctions précisait encore notre pensée. La critique de T O L L E N A E R E : «Les auteurs n'ont pas répondu à la question de savoir ce qui est logique et comment il faut se servir de cette logique; ils ne l'ont même pas posée»1 manque son but parce que la réponse à la question qu'il se pose était implicitement contenue dans notre exposé.2 Classer d'après le rapport de concept à concept ne signifie pas que périodique sera placé à côté de période ou quotidien à côté de jour, mais que tous deux seront mis à côté de fois, que neutre ne sera pas seulement auprès de guerre, mais aussi auprès de prendre parti pour ou contre, etc. On doit d'abord s'habituer à une telle manière de voir. L'usage de ce procédé est souvent difficile et l'élément subjectif ne peut pas être complètement éliminé. Mais la difficulté du maniement n'est pas un argument contre l'outil. Lorsque T O L L E N A E R E remarque que les familles de mots sont défaites comme p. ex. mors et mordre3, il mesure avec un mètre faux, car, comme nous l'avons déjà dit, le SC, par principe, ne connaît pas de familles de mots et en conséquence nous ne sommes pas embarrassés par le fait que, parfois, les signes choisis, pris faussement pour des mots, appartiennent à la même famille. De même, il est sans importance que deux concepts différents (comme p. ex. tirer une voiture et tirer avec un fusil) représentés par hasard par le même mot en français apparaissent dans des endroits différents.4 Dans de tels cas, le rapport que le mot a avec les autres à l'intérieur du groupe montre quel est le concept auquel on pense (p. ex. poudre à côté de fusil ou à côté de toilette), ou bien on ajoute une explication qui épargne une confusion (p. ex. mariage „Eheschließung" et mariage ,,Ehe"). 5 Dans d'autres cas, il était nécessaire de répéter le même concept à plusieurs endroits. Alors, les renvois et l'Index aident à passer d'un endroit à l'autre. 1 2
3
4
5
Bijdragen, p. 1 8 . cet endroit T O L L E N A E R E poursuit: «Qu'est-ce qui est logique? Est-ce logique de faire commencer un classement de concepts par l'univers et de donner à l'homme la seconde place? Le contraire n'aurait-il pas été aussi logique? Et quelle est la logique d'un classement qui donne la priorité à l'agriculture sur l'artisanat? Est-ce logique que, dans la partie CII, la jurisprudence ait le numéro 24 et la linguistique, le numéro 18, la chimie, la 32 ime place et la minéralogie, la 4ème?» Nous avons choisi ce passage comme un exemple de l'inexactitude avec laquelle T O L L E N A E R E reproduit parfois notre pensée, ce qui provoque une fausse impression. Tout ce que T O L L E N A E R E avance pour montrer la fragilité de la «prétendue manière logique» comme il l'écrit volontiers, tombe à faux, parce que les groupements susmentionnés ont été obtenus selon d'autres points de vue. Nous avons rendu compte de cela dans l'Introduction. Comme T O L L E N A E R E a prouvé qu'il connaît très bien l'Introduction, cette façon de reproduire notre pensée nous paraît étrange. T O L L E N A E R E , Bijdragen, pp. 2 3 sq. «Les mêmes phonèmes représentent divers mots lorsqu'ils apparaissent avec leur signification dans divers contextes» (W. PORZIG, Die Einheit des Wortes. Dans: Sprache — Schlüssel zur Welt. Fs. L E O W E I S G E R B E R . Düsseldorf 1959, pp. 158—167. Ici: p. 159). Comme nous partons toujours du mot, les concepts qu'il représente sont différents, quand se présente le fait ci-dessus. ip. XX, 2p. 97. TOLLENAERE,
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Cette nécessité se fait sentir surtout lorsque les concepts portent sur des objets qui appartiennent à un domaine assez vaste, p. ex. la pêche comme métier et la pêche comme sport. 1 Dans de tels cas, les concepts qui se rapportent à un seul des domaines (p. ex. le matériel de la pêche à la ligne) sont, il va de soi, attribués à celui-ci, tandis que ceux qui concernent les deux domaines ne sont mentionnés qu'une fois, avec renvoi à l'autre domaine. Nous avons prévu expressément ce procédé 2 et nous l'avons utilisé nous-mêmes, comme le montre un examen même rapide du SC. Un autre procédé pourrait naturellement donner un résultat qui mériterait la qualification de «conséquente absurditeit».3 Mais ce reproche n'atteint pas le SC, il n'attaint que son emploi maladroit. 4 Si, en principe, le classement des concepts doit se faire d'après leurs rapports avec d'autres concepts, cependant le classement par association joue un rôle auxiliaire, bien que secondaire.5 Il n'importe pas de savoir si l'association, qui est conçue comme une association de concepts, se réduit finalement dans beaucoup de cas, à une alliance fréquente de mots, p. ex. flocon de neige, miette de pain.6 Mais ce qu'il faut retenir c'est que le classement par association n'est pas un pis aller, il a été utilisé délibérément là où il se présentait comme «plus naturel».7 Il n'est pas non plus une déviation (néerl. «ontsporing»), comme le pense T O L L E NAERE8, mais il remonte à l'expérience que, sans lui, on ne parviendrait pas au but, expérience faite, non seulement à l'occasion de la rédaction du SC, mais aussi grâce aux travaux exécutés avec lui.9 Classer par associations est particulièrement indiqué là où les concepts sont liés à des objets matériels. Nous approuvons K . B A L D I N G E R lorsqu'il déclare: «Tout classement du vocabulaire d'après les concepts devra, pour cette raison, faire toujours, dans chaque cas particulier, l'objet d'un choix prudent entre le classement logique et l'associatif».10 Ce qui est exprimé ici du point de vue de celui qui utilise le SC et en marge des expériences faites lors du classement du vocabulaire dans un cas déterminé vaut naturellement aussi pour l'établissement du SC. On doit cependant retenir que le classement par les rapports logiques entre les concepts prévaut et que celui par associations n'est appliqué que dans certains cas. Quand le classement logique doit-il être remplacé par l'associatif? Cela est une question d'appréciation. Mais à celui qui utilise le SC, la décision en faveur du second procédé ne causera pas d'ennuis, parce que le 1 2
TOLLENAERE, Bijdragen, p. 24, cite cet exemple. tpp. X X I sq. ; 2 p. 98.
3
TOLLENAERE, B i j d r a g e n , p . 2 4 .
4
Cf. aussi pour cette question K. BALDINGER, Diskussionsbeitrag, pp. 533 sqq. »p. X X I , 2pp. 97 sq.
5 6
TOLLENAERE, B i j d r a g e n ,
7
ip. X X I , 2p. 98. Bijdragen, p. 20. K . B A L D I N G E R fait état, ences qui ont été faites dictionnaire de l'ancien trachtungen, etc., dans:
8 9
10
p. 21.
dans son Diskussionsbeitrag (pp. 5 3 1 sqq.), des expérilors du classement des matériaux devant servir pour le gascon, et il se réfère à W. RUNKEWITZ, Kritische BeF F 3 3 , pp. 1 9 — 2 4 .
BALDINGER, D i s k u s s i o n s b e i t r a g , p . 5 3 2 .
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classement associatif dans les cas particuliers se présentera souvent d'une façon plus immédiate et plus naturelle que maints classements opérés par le rapport logique entre les concepts. TOLLENAERE juge 1 que le SC «boite» des deux côtés en admettant que le classement associatif alterne avec le classement logique. Il est bien difficile de souscrire à ce verdict en présence du fait qu'à chaque langue est propre un mélange de logique et de fantaisie 2 , mélange qui n'apparaît pas seulement dans la structure grammaticale, mais aussi dans la conception du monde impliquée dans le vocabulaire. Comme le SC se fonde sur les concepts généraux de la langue, il doit forcément refléter cette particularité dont il tient compte précisément en respectant aussi le principe associatif. En conséquence, il est évident que nous sommes restés «très près du langage» et lorsque TOLLENAERE déclare qu'il aurait été plus «élégant» et plus «logique» que les rédacteurs du SC eussent pris exclusivement le principe logique pour guide 3 , on peut lui rétorquer que la stricte observation de la logique aurait probablement provoqué parfois des groupements si «peu naturels», que, pour les qualifier, la fameuse formule «conséquente absurditeit» aurait peut-être été vraiment à sa place. Mais qu'on suive exclusivement l'ordre logique ou qu'on admette l'association au sens indiqué par nous, le caractère du SC en tant que système «de concepts» n'est en aucune manière compromis, car, de toute façon, on y classe des concepts. K. BALDINGER a montré d'une manière très suggestive le rapport entre «le plan logique» et «le plan associatif» à l'aide de schémas portant sur les exemples : construire, bœuf, mouton, pêche (des poissons).4 Nous nous bornons ici à l'exemple de construire parce que BALDINGER a signalé auparavant 5 que ce concept, dans le SC, est purement associatif et a été rangé dans le chapitre relatif à la construction d'une maison et qu'il pose à ce propos la question : «Que faire quand, dans un texte donné, on ne construit pas une maison, mais un char, un bateau ou un port?» La solution ne se trouve certainement pas dans la direction indiquée par R U N K E WITZ lorsqu'il demande: «Ne devrait-on pas, dans de tels cas, créer un groupe général «construction» sans référence à une chose à construire, par exemple dans le chapitre de la technique ou de l'architecture, pour éviter le désagréable cantonnement d'un mot dans une seule et étroite signification?»6 Un tel procédé ne tiendrait certainement pas compte du rapport «naturel» entre les choses et paraîtrait artificiel. Comme, ici, les concepts se rapportent à des objets matériels, on n'a qu'à ranger ces mots là où le contexte l'exige, donc auprès de char, de bateau, de port, etc. De tels groupes sont faciles à introduire parce que l'endroit où ils pourraient figurer est suggéré par le SC.7 Mais si le mot construire devait, en fait, se trouver dans un texte sans référence à un objet quelconque, il faudrait 1
Bijdragen, p. 21.
2
W E I N , o p . c i t . , p . 19.
3 4 5 6
7
Bijdragen, p. 21. BALDINGER, Diskussionsbeitrag, p. 533. BALDINGER, Diskussionsbeitrag, p. 532. RUNKEWITZ, F F 3 3 , p . 2 1 .
Dans la seconde édition, cela a été prévu par l'insertion du sous-groupe «Construction de . . .» dans divers endroits.
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le placer alors conformément à sa signification générale, auprès de créer ou d'assembler. Dans ce cas aussi, «l'endroit» où le placer existe dans le SC. Le mot construire peut servir en même temps à montrer comment des conséquences du principe d'économie1 peuvent être éliminées dans un cas donné. Naturellement, il est souvent difficile, pour un concept qui manque dans le SC, d'en trouver un autre auquel il pourrait être adjoint comme à son congénère. Mais cette difficulté provient de la nature même du système fondé sur les concepts et doit être acceptée comme inévitable. D'autre part, il n'y a pas de casse-tête là où l'élément à ranger complète simplement une série de concepts que nous avons abrégée par mésure d'économie ou même seulement amorcée au moyen d'un élément unique, et là aussi où un concept a été choisi, d'autres étant passés sous silence parce qu'impliqués en lui, comme brillant dans briller, bruyant dans bruit, bonhomme dans simple, bon, naïf, etc. Toutefois, on peut douter s'il est vraiment indiqué et convenable, dans chaque cas, de limiter à un membre des couples tels que franc et franchise, riche et richesse, comme E . OTTO 2 et G . R E D A R D 3 le proposent. Il semble, en effet, que s'il n'y a pas, ici, deux concepts, il y a cependant des aspects différents d'un concept, dont il faut tenir compte. L'existence de deux classes de mots le montre (quoique les classes de mots en soi n'aient pas de valeur pour le classement). E . OTTO, se cantonnant strictement dans l'aspect conceptuel, pense que, dans un «système des concepts», il n'y a pas lieu «d'énumérer les objets singuliers faisant partie d'un domaine du langage, p. ex. le soleil, la lune, les étoiles, etc.». Des centaines de termes que nous avons introduits et tout un réseau de renvois disparaîtraient alors. Dans un système des concepts, il n'y aurait «que des références à tous les domaines particuliers, illustrés par des exemples typiques, dans le but unique de déterminer l'endroit où placer des expressions scientifiques ou du langage commun, tandis que les particularités au sein d'un domaine (position, limitation, manque ou richesse des significations) devraient être abandonnées aux dictionnaires idéologiques».4 Ce passage est intéressant en ce qu'il démontre que E . OTTO approuve l'idée de la nécessité d'un système des concepts sur la base duquel les dictionnaires idéologiques pourraient être rédigés et qu'il est en même temps convaincu de la possibilité de construire ce système par les moyens dont nous nous sommes servis. Par égard pour ceux qui utilisent le SC, nous n'avons pas entrepris sa rédaction avec toute la rigueur que E . OTTO tient pour indiquée, nous avons déjà esquissé les divisions possibles à l'intérieur des divers «domaines», en entrant dans plus ou moins de détails, en vue des travaux lexicographiques individuels.5 1 »pp. XIII et XXI, 2pp. 87 et 97. 2 3 4
5
OTTO, S t a n d , p . 116. REDARD, ZrPh 71, p. OTTO, S t a n d , p . 117.
79.
ORR dit quelque chose de fort juste lorsqu'il écrit : «En un sens, c'est être assis entre deux chaises, la chaise de l'abstraction logique représentée par le «plan» et la chaise de la lexicographie représentée par les mots classés selon leur emploi» (MLR 49, p. 371).
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L'inégalité qui existe sans doute du point de vue quantitatif dans les divers groupes de concepts s'explique par la prise en considération de l'usage de l'ouvrage. Elle remonte aussi, particulièrement en ce qui concerne la richesse en concepts dans le domaine des plantes, des animaux, de l'activité paysanne et artisanale, à la genèse du SC i , fils du FEW, et finalement aux expériences qui ont été faites en utilisant le SC dans de grandes entreprises, notamment pour le classement par concepts des matériaux du FEW dont l'étymologie est encore inconnue. Si l'on considère le travail de ceux qui utilisent le SC, le trop rend plus de services que le trop peu. Car l'homme de notre temps s'éloigne toujours plus de ces domaines (artisanat, vie paysanne, etc.), mais les langues les ont incorporés dans leur vocabulaire, des ouvrages importants de linguistique, par exemple les atlas linguistiques, sont fondés sur eux, le linguiste qui s'intéresse aux dialectes a constamment affaire à eux et le roman réaliste du 19e siècle — pour mentionner un autre terrain de la recherche linguistique — en est plein. On épargne de la peine au savant lorsque, dans ces domaines, on pousse un peu plus loin les détails que dans ceux qui sont plus familiers à l'homme moderne. Là, il suffit pleinement d'indiquer l'endroit dans lequel doivent figurer les éléments à classer.2 5. Avant d'examiner la valeur universelle et les possibilités d'emploi du SC, dont là critique s'est abondamment occupée, nous voulons, une fois encore, définir clairement ce que le SC doit être, à savoir : un système empirique de références extra-lexicales, contenant les concepts généraux du langage et établi d'après certains principes de classement fondés sur une base phénoménologique.3 Comme il repose sur la conviction qu'un ordre préside à la représentation du monde par les langues, et comme il n'y a qu'un monde, ce système a largement un caractère d'à priori.4 Cela signifie, en même temps, que, jusqu'à un certain point, il importe peu à quelle langue déterminée ont été empruntés les mots représentant des con1 2
3
4
Cf. à ce propos W. v. W A R T B U R G : Von Sprache und Mensch, Berne 1956, pp. 185 sq. L a prise en considération de la fréquence des mots que W. R U N K E W I T Z (dans F F 33, p. 23) recommande, n'aurait ici que des désavantages comme il le reconnaît luimême. Mais il est juste de se mettre à ce point de vue pour établir et compléter ce qui manque. Ce que R U N K E W I T Z a constaté de concepts manquants a été admis dans la seconde édition lorsque nous avons pu le faire. Nous remercions à cette occasion W. R U N K E W I T Z . F . D E T O L L E N A E R E fait allusion à ce caractère lorsqu'il écrit: «Nous sommes enclin à voir dans le SC un modèle de classement idéologique sur une base phénoménologique» (Bijdragen, p. 34). Cf. laréférence à STENZELdans 4p. X I I , rem. 5, et 2 p. 87, rem. I. On peut encore citer H. W E I N : «Dans notre observation, il y a une couche qui est indifférente à la culture ainsi qu'à la communauté linguistique propres à l'observateur. Les tests de la psychologie de la forme (ail. «Gestaltpsychologie») et maints autres encore fonctionnent aussi bien chez les Indiens Navajos que chez les Américains ou les Chinois» (p. 25).
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cepts généraux.1 En tant qu'ensemble raisonné de «domaines de concepts» d'étendue variable et bien délimités les uns par rapport aux autres, ce système est un auxiliaire qui doit faciliter au lexicographe l'ordonnance du matériel de mots pour autant que sa tâche porte sur la connaissance d'un ensemble organique. H. G L I N Z décrit très justement ses services lorsqu'il écrit: «Pour classer et présenter un vocabulaire complet, il est impossible de trouver soi-même toutes les divisions nécessaires au cours du travail. Le nombre des mots à classer est si immense et ils sont enchevêtrés et amoncelés dans une telle variété, une telle irrégularité, et même une telle fantaisie que s'attaquer à eux sans un système de concepts déjà élaboré et assez détaillé dépasserait les possibilités limitées des forces et de la patience humaines».2 Dans ce passage, le caractère du SC, instrument de travail, est bien défini.3 Le SC n'est pas encore — et nous touchons là un point très important — ce système expressif qu'on peut découvrir dans une langue dans l'état où elle se trouve à une époque donnée 4 et sur lequel l'étude du vocabulaire doit se fonder selon les vues de W . V O N W A R T B U R G . Il n'est que le chemin qui conduit à cet idéal. Il est l'ensemble de rapports dans lequel doit être rangé tel matériel concret de mots pour qu'on puisse reconnaître sa structure au moyen d'une comparaison continuelle. C'est là que se trouve la réalisation de ce qu'on pense par l'expression «découvrir». Au cours de cette activité le SC, comme instrument de recherche, doit être modifié lui-même suivant les circonstances jusqu'à ce que son arrangement soit devenu organique et puisse être reconnu comme propre au matériel traité et que le SC réadapté puisse servir de nouveau de base à une étude. Cela, H. G L I N Z , faisant état de sa propre expérience du SC, l'a expliqué en ces termes : «Tout ne se passera pas sans difficultés dans le détail et ces difficultés précisément, voire ces oppositions, seront fécondes. Si, par ex., certains mots ne veulent pas entrer dans le système, parce qu'ils unissent en eux plusieurs sens séparés dans le SC, cela est l'indice d'une structure quelque peu différente des séries de concepts de cette langue particulière. Peut-être, à la fin d'un long travail, le schéma de classement aura-t-il un aspect un peu différent, pour chaque langue, non seulement parce que l'abondance du vocabulaire dans les différents domaines sera plus ou moins grande, mais aussi parce que la structure, la succession, les rapports des domaines et des complexes de domaines sémantiques seront différents».5 On a exprimé ici clairement l'idée que, dans un cas donné, le SC doit être adapté aux besoins particuliers et cela peut se faire parce que, tout en visant à une certaine fixité, il n'est pas rigide, mais peut s'adapter facilement à toutes les situations. 6 Le SC représente 1 2
3
4 5
»p. XII, rem. 5, et 2p. 87, rem. 1. ZMaF 2 2 , pp. 4 2 sq. Par cette intention de créer un instrument de travail s'explique le fait que nous n'avons pas vu la nécessité de discuter la théorie du langage de H U M B O L D T et son influence, quoique nous ayons fait allusion à H U M B O L D T dans l'Introduction. Nous tenons pour injustifiés les reproches que nous fait F E L I C E à ce propos (Rom Ph 7, pp. 98 sq.). e 4 2 W A R T B U R G , Einf., p. 161; 2 éd., p. 175; p. V, pp. 77 sq. 6 G L I N Z , ZMaF 2 2 , p. 4 3 . Cf. à ce propos H A L L I G , ZrPh 7 0 , p. 255. GLINZ,
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donc, comme H . G L I N Z le déclare, «le guide complet qu'il faut d'abord avoir»1 ou comme nous pourrions le dire: un schéma anticipé partiellement assez détaillé. Il a le caractère d'un «indicateur» pour employer l'expression choisie par E. O T T O 2 à propos de la définition de ce qu'est un système structural de concepts. Ces explications étaient nécessaires pour rectifier l'avis de maints critiques3 que le SC est déjà le système qu'on aurait réussi à trouver dans la langue. Ce malentendu repose sur un transfert de nos intentions et de leur réalisation dans le SC à ce qui ne peut être atteint seulement que plus tard avec l'aide du SC: à savoir la connaissance et la présentation de la structure et de l'ordre propre à un matériel donné de mots concrets. Ce malentendu est d'autant plus difficile à concevoir que notre entreprise avait été expressément définie comme un système de c o n c e p t s et un schéma de classement. Maintenant que nous savons ce que le SC doit fournir, il nous reste à voir si sa collusion légitime, mais forcée, avec le temps présent permet son emploi: a) pour les états antérieurs de la langue, b) pour d'autres langues. a) Pour F. D E T O L L E N A E R E , la liaison du SC avec le temps présent empêche absolument son emploi pour des états antérieurs de la langue.4 Il prouve cela à l'aide du concept «mollusques» et il affirme que ce concept est inutilisable pour un dictionnaire du moyen néerlandais, car au Moyen Age les huîtres et les moules étaient comptées parmi les poissons de mer, ce qui n'est plus le cas aujourd'hui. Le concept médiéval de poisson de mer ne serait donc pas identique avec le concept moderne, en conséquence le SC ne serait pas utilisable pour la présentation de vocabulaires de périodes anciennes.5 T O L L E N A E R E tombe de nouveau dans l'erreur qui consiste à conclure d'un déplacement d'un concept d'une classe dans une autre au changement de ce concept lui-même. Certes, par l'attribution de nouveaux caractères, l'étendue du concept a changé, mais on ne doit pas en déduire un changement du concept dans son essence. Lorsqu'un savant établit que quelque chose est actuellement autre que jadis ou inversement, que se passe-t-il 1
3
4 5
2 O T T O , Stand, p. 8 4 . G L I N Z , ZMaF 2 2 , p. 4 3 . Nous ne citons ici que deux textes sur ce sujet; T O L L E N A E R E écrit: «Celui qui prétend remplacer l'ordre alphabétique iqui ne dit rieni du vocabulaire par ce qu'il appelle iun système expressif qu'on peut découvrir dans une langue dans l'état où elle se trouve à une époque donnée) devra nous offrir plus qu'un système idéologique fondé sur la phénoménologie» (Bijdragen, p. 36). K R Ô L L dit à son tour: «On réclame donc un système fixe appliqué à la langue même et qu'on n'aurait qu'à lui emprunter pour avoir à sa disposition un schéma de classement valable pour toutes les langues et tous les dialectes. On n'examine pas si un tel schéma existe réellement» (RF 67, p. 121). Sous ce rapport, nous devons citer encore la question de F. L E C O Y : «Quelle certitude avons-nous, en effet, a priori que le classement réel du vocabulaire soit un classement à base logique?» (Ro 76, p. 386). Bijdragen, pp. 12 sq. T O L L E N A E R E , Bijdragen, pp. 1 2 sq.: «Est-ce que la conclusion n'est pas justifiée qu'un (système des concepts) moderne, comme celui de H A L L I G et de W A R T B U R G , n'est pas utilisable en principe pour des périodes plus anciennes de la langue?»
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dans sa pensée? Il mesure d'après sa connaissance actuelle la représentation ancienne de l'objet. On pourrait exprimer cela autrement et dire qu'il mesure des objets sur un schéma individuel anticipé. Ce n'est qu'ainsi qu'on peut saisir l'état différent d'un concept dans le passé. Mais si ce procédé est valable du point de vue de la méthode, et on n'en peut pas douter, on ne voit absolument pas pourquoi la comparaison ne serait pas permise et ne pourrait pas donner des résultats si on n'utilise pas comme mesure les normes individuelles, mais celles qui ne sont pas individuelles et qui, ne provenant pas du savant lui-même, sont en quelque sorte «objectives», s'offrant à lui dans toute leur extension. De même qu'on est en mesure, à l'aide du savoir actuel, d'établir des différences entre la représentation ancienne des objets et l'actuelle, de même cela sera possible par l'emploi de «l'instrument» qu'est le SC; et même on peut présumer que bien des choses se présenteront plus nettement ou, tout simplement, se manifesteront que néglige parfois la comparaison faite d'après un critère individuel.1 Nous avons affirmé expressément dans l'Introduction2 que rien n'empêche quelqu'un d'incorporer au SC des groupes entiers de concepts devenus historiques et nous avons amorcé ce genre d'adjonction à titre d'exemple lors de la rédaction du SC. En outre, il y a déjà des ouvrages qui présentent le vocabulaire de vieux auteurs ou d'époques anciennes sur la base du SC, si bien que sa validité dans de tels cas ne fait plus de doute.3 La crainte que l'adaptation nécessaire du SC au matériel donné puisse diminuer la possibilité de comparer les diverses études de vocabulaire qui s'inspirent du SC n'est pas fondée parce que, lorsque le vocabulaire est suffisamment étendu, il reste assez d'éléments qui peuvent être classés sans qu'on ait à modifier profondément le SC.4 b) Lorsqu'on lit les passages de l'Introduction âu SC où il est parlé des possibilités de son emploi, on doit être frappé de la manière prudente dont les choses sont exprimées. On lit: «Lorsqu'un tel système a atteint un certain degré de généralité et que son emploi ne doit pas rester limité à une langue ou à un dialecte»5, ou encore : «Nous croyons avoir créé une base qui pourrait faciliter la présentation du vocabulaire comme un ensemble de concepts indépendamment de la langue, du dialecte ou de l'époque auxquels ce vocabulaire appartient».6 Lorsqu'on GLINZ signale que le SC «nous enseigne à tout propos à voir du nouveau» (ZMaF 22, p.45) 2 1p. X X I I , 2p. 98. 3 Dans sa discussion (dans: D L Z 80 [1959], col. 1090 sqq.) de l'ouvrage de MARIA H. J . FERMIN sur «Le vocabulaire de Bifrun dans sa traduction des Quatre Évangiles», Amsterdam 1954, K . BALDINGER a dressé une liste de tous les t r a v a u x pour lesquels on a utilisé le SC, dans le domaine de la Romania. Il relève, en outre, combien pertinemment la rédactrice a adapté le SC à la nature particulière de son vocabulaire par des modifications et des augmentations. Dans d'autres domaines linguistiques, on pourrait ajouter à la liste: L o u i s DE MAN, Bijdrage tot een systematisch glossarium van de Brabantse oorkondentaal. Archives de Louvain d'environ 1300 à 1550, I e partie ( = Bouwstoffen en studïen voor degeschiedenis en de lexicografie van het Nederlands IV), 1956. 1
4
TOLLENAERE, B i j d r a g e n , p p . 33 s q .
» ip. I X , 2p. 82.
6
ip. X X I I , 2p. 98.
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confronte les deux passages, s'ensuit-il nécessairement que nous aurions reconnu au SC une utilisation illimitée — les commentateurs usent souvent du terme d'universalité — comme le pensent plusieurs critiques? Nous n'avions certainement pas pensé que le SC serait utilisable sans modification pour des langues et des dialectes dont la structure est aussi éloignée des langues indo-germaniques que c'est le cas des langues de l'Afrique ou de l'est de l'Asie. Cette limitation tacite aurait pu être décidée déjà par le fait que notre but était de créer un ensemble de références pour la lexicographie et cela en prévision de travaux qui supposent un stade avancé des recherches lexicologiques. Il serait difficile d'affirmer que les études lexicologiques sur les langues de l'Afrique ont atteint ce stade. On pourra utiliser, en revanche, le SC pour les langues indo-germaniques à cause de la structure et de la manière de voir très semblables de leurs différents groupes et l'on est en droit d'étendre cette affirmation à l'état ancien de ces langues et à leurs dialectes.1 Eventuellement, l'emploi d'un schéma de classement servant de modèle préalable pourrait mettre en lumière ce qui autrement resterait dans l'ombre. En ce qui concerne les langues et les dialectes qui n'appartiennent pas au groupe indo-germanique, l'opinion qu'il n'y aurait pas de possibilité d'emploi du SC pour eux n'est pas du tout convaincante. C'est pourquoi nous voulons encore toucher brièvement à cette question. La simple présence de traductions dans nos langues européennes indique que les systèmes de concepts ne sont pas si totalement différents les uns des autres qu'on le croit. D'autre part, comme la tâche de ces langues est la représentation toujours plus lucide du monde extérieur tel qu'il est dans sa réalité et qu'il n'y a qu'un monde extérieur, les différentes représentations du monde doivent au moins être commensurables. A . B U S S E N I U S nous le démontre2. Même ici, on peut espérer découvrir un certain fonds de concepts communs. Sur cet espoir repose la création du «Questionnaire linguistique» de M. C O H E N 3, dont la préface commence par cette phrase : «Ces questionnaires sont faits pour recueillir en tous lieux des documents linguistiques sur un plan uniforme». En outre, on a tout lieu de supposer que l'emploi du SC en tant qu'instrument de recherches pourrait éveiller notre attention sur maintes différences.4 D'ailleurs, les observations faites par G. R E D A R D dans l'essai de classement de mots du mélanésien du Sud ont montré que le SC est utilisable aussi pour de tels systèmes de langues.5 1
Le rappel des vues générales que B . S N E L L a acquises sur la base des langues indogermaniques et qu'il a consignées dans son livre: «Der Aufbau der Sprache», Hambourg 1952, peut servir de confirmation à ce que nous attendons du SC. * ZPhon 8, p. 423. 3 M. C O H E N , Questionnaire linguistique (Comité international permanent de linguistes. Publications de la Commission d'enquête linguistique) 1951. 4 Examinant la question de savoir si le SC peut être employé aussi pour des langues qui, par leur structure, sont très différentes des nôtres, A. S O M M E R F E L T rappelle que, dans ce cas, l'on devrait prendre en considération les catégories morphologiques de ces langues (NTS 17, pp. 563 sq.). 6 Ces mots provenaient du «Questionnaire linguistique destiné à l'étude des langues de la Mélanésie du Sud» de M A U R I C E L E E N H A R D T , Nouméa 1938 (ZrPh 71, p. 80).
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6.
Les objections de la critique, dont les principales ont été passées en revue dans nos présentes explications, n'ont pas pu nous engager à renoncer à notre point de vue tel que nous l'avons exposé très brièvement dans l'Introduction au SC, bien que nous ayons examiné avec beaucoup de soin les doutes qu'on avait exprimés. Nous espérons que, maintenant, surtout après que nous avons de nouveau marqué le caractère d'auxiliaire du SC, beaucoup de malentendus ont été dissipés. Si après avoir jusqu'ici donné audience surtout aux conceptions différentes des nôtres, nous considérons ce qui a une valeur positive, nous sommes heureux de constater que même les critiques les plus acerbes se sont finalement ralliés au groupe de ceux qui nous ont approuvés. En fait, il n'y a aucun de nos juges qui n'ait pas trouvé un aspect positif au SC en considérant les possibilités de son emploi. On pourrait classer les diverses sortes d'emploi du SC et distinguer entre les buts rapprochés et les buts lointains pour la réalisation desquels le SC devrait être un auxiliaire. Par rapport aux buts rapprochés, la validité du SC a été reconnue. On envisage les enquêtes sur les dialectes l , les recherches sur le vocabulaire d'une époque donnée 2 , d'un ouvrage 3 , ou celui d'un auteur 4 , des études comparatives sur divers auteurs 5 , des études synchroniques ou diachroniques 6 , le vocabulaire français de notre époque 7 , des enquêtes lexicologiques pour assurer la possibilité de comparer des résultats. 8 Au sujet de cette dernière suggestion S T . ULLMANN déclare: « . . . et il peut être possible d'organiser un programme international de recherches sur ces principes». Ce que dit ULLMANN coïncide avec notre espoir d'un emploi plus étendu du SC, non seulement parce que celui-ci pourrait servir pour les langues de cette manière générale dont nous avons parlé 9, mais parce qu'il servirait de modèle pour une entente sur la base à donner aux descriptions de vocabulaire sur le plan des concepts, si bien qu'une sorte de «convention sur le plan des concepts» pourrait figurer à côté de la «convention sur l'alphabet», cela grâce au caractère souple du SC.10 » LECOY, RO 76, p . 3 8 5 ; REDARD, Z r P h 71, p . 8 1 ; ORR, M L R 4 9 , p . 3 7 1 . 2
REDARD, ZrPh 71, p. 81.
3
REDARD, i b . REDARD, i b . FELICE, R o m P h 7, p . 101. REDARD, Z r P h 71, p . 8 1 ; FELICE, R o m P h 7, p p . 1 0 1 s q . TOLLENAERE, C a h i e r s d e L e x i c o l o g i e 2 ( 1 9 6 0 ) , p . 2 9 .
4 5 6 7
8
ST. ULLMANN dans : Proceedings of the eigth international Congress of Linguists, Oslo 1958, p. 682. » »p. IX, 2p. 82. 10 K. BALDINGER touche ce point dans son Diskussionsbeitrag, p. 530. — Cf. aussi M. ROQUES d a n s s a c r i t i q u e d e l ' o u v r a g e d e MARIA H . J . FERMÍN (V. p . 4 7 , r e m . 3) :
«L'analyse méthodique qu'elle [ = Mlle Fermin] en présente constitue un précieux dictionnaire idéologique de la langue créée par Bifrun, et on souhaiterait en posséder de semblables pour les textes anciens de nos langues romanes» (Ro 75 [1954], p. 283). — On peut tenir compte aussi de la remarque de W. SCHMIDT-HIDDING 4 Hallig/v. Wartburg, BegriSssystem
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On hésite plus à nous suivre (si on ne se borne pas à mentionner simplement nos idées), lorsque entrent en jeu les buts lointains qui peuvent être résumés par les termes de «structure» et de «représentation du monde». Ici s'oppose, aux vues positives de ST. ULLMANN le scepticisme de F . LECOY 2 et celui de F . DE T O L L É NAERE. 3 Ce scepticisme est justifié par le fait que jeter notre regard sur la structure de la langue et sa représentation du monde ne nous révèle tout d'abord qu'un but et que le chemin qui y conduit il faut le parcourir à tâtons. Ce tâtonnement nous amènera peu à peu sur un terrain plus ferme, si nous mettons à profit les expériences et les résultats apportés par les recherches entreprises dans un but plus modeste. Mais si, dans la poursuite d'un but rapproché, le SC peut être utilisé avec profit, comme tous les critiques le croient, son utilisation pour la poursuite de buts lointains et pour la présentation des idées acquises grâce à ces efforts n'est pas en dehors de toute possibilité. Le projet d'un schéma de classement tel qu'est le nôtre et sa réalisation sont, avant tout, un programme. C'est pourquoi il est plus difficile de convaincre dans ce cas que dans des discussions sur des sujets spéciaux où la matière traitée est immédiatement comprise de ceux à qui le sujet est familier. On peut essayer de faire comprendre l'évidence subjective en se servant de périphrases, mais, strictement parlant, on ne peut rien prouver. Notre schéma de classement a été considéré comme subjectif et c'est ce que nous avons fait nous-mêmes dans l'Introduction.4 Notre système a forcément un caractère plus ou moins subjectif parce que les objets sur lesquels nous portons notre attention, mots et concepts, sont si liés au moi qui en a une expérience intime, qu'ils ne peuvent qu'avec peine être extériorisés comme «objets». Ainsi, on est en droit de parler d'une «subjectivité immanente». On est «objectif», lorsqu'on traite des questions sans préjugé, lorsqu'on est au clair sur la méthode à suivre, qu'on travaille avec un matériel abondant, qu'on exécute sa tâche sans tomber dans des contradictions avec soi-même et qu'on explique la marche de sa pensée de telle sorte que les autres puissent l'appliquer à leurs propres travaux. Dans ce sens, nous croyons avoir été objectifs.
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3
4
dans son article dans les Mélanges L E O W E I S G E R B E R qui porte le titre de «Synonymik nach Sinnbezirken im Englischen» (dans: Sprache — Schlüssel zur Welt, Düsseldorf 1959, pp. 319—331): «Un système des divers domaines sémantiques devrait être établi sur le modèle du système des concepts de H A L L I G - W A R T B U R G » (op. cit., p. 319, rem. 2). S T . U L L M A N N dans : Proceedings of the eigth international Congress of Linguists, Oslo 1958, pp. 681 sq. L E C O Y , R O 7 6 , p. 3 8 6 : «Et comment pouvons-nous savoir à l'avance, si ce classem e n t réel correspond à l'ordre du monde, tel que se le représente un locuteur moyen?» T O L L E N A E R E dans les «Cahiers de Lexicologie» 2 ( 1 9 6 0 ) , p. 2 9 : «En procédant de cette façon, pourra-t-on aborder le problème débattu, si le vocabulaire a une structure, et si jamais une description structurale du vocabulaire sera possible? Cette question est trop épineuse, à mon avis, pour qu'on puisse y répondre affirmativement.» ip. X X I I , 2p. 99.
Avant-propos de la seconde édition
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Nous sommes forcés de terminer cet exposé par la même remarque que celle qui figure à la fin de l'Introduction de la première édition: la valeur d'un instrument de travail ne peut être révélée que par le maniement de celui-ci et l'expérience qu'on en fait. On n'a qu'à être au clair sur la manière dont l'instrument a été conçu et sur sa structure afin de pouvoir apprécier s'il est utilisable pour un cas donné. Pour s'être mépris sur le caractère d'instrument du SC, on a porté sur lui maints faux jugements. C'est pourquoi nous définissons encore une fois clairement la nature de cet ouvrage. C'est un système empirique de références extra-lexicales, contenant les concepts généraux du langage et établi d'après certains principes de classement fondés sur une base phénoménologique. Il sert à des recherches lexicologiques qui consistent à mettre en valeur le caractère structural du vocabulaire. Il n'est pas davantage, mais pas moins non plus.
4*
EINFÜHRUNG
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat W. v. W A R T B U R G wiederholt1 auf die Notwendigkeit hingewiesen, bei der Abfassung von wissenschaftlichen deskriptiven Wörterbüchern die alphabetische Anordnung aufzugeben und sie zu ersetzen durch „ein der Sprache in ihrem jeweiligen Zustand selbst abgelauschtes System" 2 . Die Auffassung des Wortschatzes als eines in sich gegliederten Ganzen hatte sich bei ihm allmählich herausgebildet aus den Erfahrungen, die er seit etwa 1920 in steigendem Maße bei der Ausarbeitung des „Französischen Etymologischen Wörterbuchs" als einer im Zeitlichen wie im Geographischen möglichst vollständigen Gesamtdarstellung des galloromanischen Sprachschatzes gemacht hatte. Als Forderung fand er sie bestätigt durch zwei Grundgedanken der Sprachauffassung W. v. H U M B O L D T S , welche die Sprachwissenschaft des 2 0 . Jahrhunderts nachdrücklich hervorgekehrt hat 3 : 1. durch die Auffassung, daß die Sprache nicht nur der Äußerung und der Mitteilung dient, sondern daß sie darüber hinaus eine Zwischenwelt geistiger Inhalte aufbaut, die sich zwischen Ich und Außenwelt einschiebt, das „Weltbild der Sprache", das jedem Angehörigen einer Sprachgemeinschaft durch Erlernung und steten Gebrauch seiner Muttersprache im Laufe seines Lebens übermittelt wird, und 2 . durch den besonders von F. D E S A U S 1
v. W A R T B U R G , W . , Betrachtungen über das Verhältnis von historischer und deskriptiver Sprachwissenschaft. In: Mélanges BALLY. Genève 1939, S. 3—18. — Ders. : Einführung in Problematik und Methodik der Sprachwissenschaft. Halle 1 9 4 3 ; 2. Aufl.Tübingen 1 9 6 2 ( = Einf.). — Ders.: Besprechung von : C A S A R E S , J . , Diccionario ideológico de la lengua española. Barcelona 1 9 4 2 . In: ZrPh 6 4 ( 1 9 4 4 ) ,
2
Vgl. W. v. WARTBURG, Einf., S. 161; 2. Aufl., S. 175. Es sei hier besonders hingewiesen auf die Arbeiten von J . T R I E R und L . W E I S GERBER, vor allem auf des letzteren unter dem Gesamttitel „Von den Kräften der deutschen Sprache" erschienenen vier Bände, die dessen sprachwissenschaftliche Ansichten zusammenfassen und zugleich am Beispiel der deutschen Sprache verdeutlichen sollen. Es sind dies: I. Die Sprache unter den Kräften des menschlichen Daseins. Düsseldorf 1949; 2. Aufl. 1954. II. Vom Weltbild der deutschen Sprache. Düsseldorf 1950; 2. Aufl. 1. Halbbd. 1953, 2. Halbbd. 1954. III. DieMuttersprache im Aufbau unserer Kultur, Düsseldorf 1950; 2. Aufl. 1957. IV. Die geschichtliche Kraft der deutschen Sprache. Düsseldorf 1950; 2. Aufl. 1959. Diese Bände werden zitiert nach der 1. Aufl. und nach der römischen Ziffer. Weiterhin ist noch zu erwähnen W E I S G E R B E R , J . L . , Das Gesetz der Sprache, Heidelberg 19 51 ( = Gesetz). In jedem dieser Werke ist die übrige Literatur verzeichnet.
3
S. 4 2 2 - 4 2 5 .
Einführung
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erneut betonten Gedanken der „Artikulation", der Gliederung, gemäß dem alle Ausdrucksmittel einer Sprache ein ganzheitliches Gefüge darstellen, ein System, in dem jeder Teil die anderen Teile mitsetzt und von ihnen mit bedingt wird. Es ist keine Frage, daß der Erfassung beider Züge, des Weltbildes einer Sprache und des Systems dieser Sprache, auf dem Gebiete des Wortschatzes die alphabetische Anordnung hindernd im Wege steht und daß man hoffen darf, die tiefere Einsicht in beides vorzubereiten, wenn man den Gliederungsgedanken auch auf die Darstellung des Wortgutes überträgt. Der Gedanke, den Wortschatz einer Sprache anders als alphabetisch zu ordnen, ist freilich nicht neu, ja es wäre sonderbar, wenn er im Laufe der Zeiten nie aufgetaucht wäre.1 Über Versuche dieser Art, wie sie von früherer Zeit an bis in die Gegenwart unternommen worden sind, unterrichtet F. DORNSEIFF in der Einleitung zu seinem Werke „Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen"2, dem für die deutsche Sprache jüngsten Versuch. Seither sind noch erschienen für das Französische der „Dictionnaire analogique" von CH. MAQUET 3 und für das Spanische der „Diccionario ideológico de la lengua española" von J . CASARES. 4 Wenn also Bemühungen in dieser Richtung bis in unsere Tage laufen, so muß begründet werden, warum dennoch von uns ein weiterer Versuch vorgelegt wird. Wir werden diese Begründung geben, indem wir die bisherigen Bemühungen mit unserem Vorschlage vergleichen, wobei wir die folgenden Fragen stellen und zu beantworten suchen: 1. Was wird gegliedert? und 2. Wie wird gegliedert? Beide Fragen stehen in engem Zusammenhange mit dem Zwecke, dem ein solches nicht-alphabetisches Wörterbuch dienen soll; sie sind also von der Darstellung der Absichten, die die Verfasser geleitet haben, nicht zu trennen. Das Vorbild für die „nach Sachgruppen" geordneten Wörterbücher ist das vor hundert Jahren in England erschienene Buch von PETER MARK ROGET, „Thesaurus of English Words and Phrases".5 Nach ihm wurden auch für die übrigen europäischen Hauptsprachen entsprechende Werke geschaffen. Es erschienen, um nur das Wichtigste anzuführen, 1859 der „Dictionnaire idéologique de la langue française" von P. ROBERTSON, 1873—1877 der „Deutsche Sprachschatz" von DANIEL SANDERS, 1881 „Der passende Ausdruck" von A. SCHLESSING, für dessen 7. Aufl., die 1940 erschien, H. WEHRLE als Verfasser zeichnet.6 Was diese Wörterbücher bezwecken, ist teilweise schon aus dem Titel zu erkennen, nämlich dies, den Wortschatz vorzuführen „geordnet nach BeSURE
1
Sehr klare und bestimmte Forderungen stellt H. TIKTIN in dem Aufsatze „Wörterbücher der Zukunft". In: GRM 2 (1910), S. 243-253. 2 1. Aufl. Berlin und Leipzig 1934; 5. Aufl. mit alphabetischem Generalregister. Berlin 1959. Wir zitieren nach der 1. Aufl. » Paris 1936. 4 Vgl. S. 52, Anm. 1. Die 2. Aufl. dieses Wörterbuches, „corregida, aumentada y puesta al día", ist erschienen 1959. 5 London 1852; vgl. DORNSEIFF, S. 13*f. 6 Vgl. hierzu DORNSEIFF, S. 13»f., 40», 43*. Die 12. Aufl., Stuttgart 1961, wurde völlig neu bearbeitet von H. EGGERS.
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
griffen zur leichten Auffindung und Auswahl des passenden Ausdrucks" 1 , also die Ausdrucksmittel einer Sprache so bereitzustellen, daß jeder bequem den seinen Gedanken angemessenen Ausdruck finden kann. Sie dienen demnach einem praktischen Bedürfnis und sind auf dessen Erfüllung hin angelegt. 2 Um der Sprachverwendung willen sind diese Bücher geschaffen worden und nicht um der Erforschung der betreffenden Sprache selber willen. Ein wissenschaftlicher Gedanke leitet die Autoren nicht, und damit ist zugleich gesagt, daß diese Werke für die Sprachforschung nur sehr eingeschränkt brauchbar sind. Ausschließlich linguistischen Gedankengängen ist D O R N S E I F F bei der Abfassung seines Buches gefolgt: „Die Absicht des Buches ist bestimmten sprachwissenschaftlichen Zielen zugewandt, die nicht nur die deutsche Sprache betreffen" 3 , und er glaubt, mit seinem Buche einer Forderung H E R M A N N P A U L S „am besten genügt" zu haben, die dieser so formuliert: „Wenn man einmal anerkennt, daß das Wörterbuch ein Werk von selbständigem Wert sein soll, nicht ein bloßes Hilfsmittel zum Nachschlagen bei der Lektüre, so muß man alles nur als Fortschritt begrüßen, was von der äußerlichen, zufälligen alphabetischen Anordnung zu einer dem realen Zusammenhange entsprechenden Gruppierung hinüberführt". 4 Die Antwort auf die Frage, was diese Wörterbücher „nach Sachgruppen" ordnen, ist für alle die erwähnten Werke von R O G E T bis D O R N S E I F F die gleiche: sie ordnen Ausdrucksmittel, also Wörter, genauer, den Wortschatz einer bestimmten Sprache in dem weitest erreichbaren Umfang. „Es sollte", wie D O R N S E I F F schreibt, „der Versuch gemacht werden, den ganzen Reichtum der deutschen Ausdrucksmittel, sowohl Wörter wie ausführliche Redensarten, von der feierlich gehobenen Sprache bis herab zur Gebärde nach Begriffen geordnet aufzuzeichnen" 5 . So ist sein Buch eine „Darstellung der Bezeichnungsmittel" 6 , ein „Synonymenthesaurus" 7 , „in sachlicher Anordnung eine Führung durch die Bezeichnungsmittel einer Sprache". 8 Der Unterschied zu einem alphabetisch geordneten Wörterbuch springt in die Augen: „ein ganzer catalogus mundi breitet sich vor uns aus, die Bereiche der Natur und Kultur geben die Grundlage ab, und das Wortgut schließt sich zusammen,. . ,". 9 1 2
3 4 5 6 7
A 9
Diese Wendung entstammt dem Titel des Werkes von D. S A N D E R S . Wie sehr dieser praktische Zweck maßgebend ist, wird ganz deutlich in dem oben erwähnten „Dictionnaire analogique" von C H . M A Q U E T , der die begriffliche Anordnung des gesamten Wortschatzes wieder aufgibt und nur noch die Absicht ausführt, ,,à présenter un certain nombre de mots-centres autour desquels se groupent tous les mots qui ont entre eux un rapport quelconque de sens" (p. VI), diese „mots-centres" ihrerseits jedoch wieder nach dem Alphabet aufreiht. Vgl. D O R N S E I F F , S. 1*; 5. Aufl., S. 5. Vgl. D O R N S E I F F , S. 7*; 5. Aufl., S. 29. Vgl. D O R N S E I F F , S. 1*; 5. Aufl., S. 5. Vgl. D O R N S E I F F , S. 3* ; 5. Aufl., S. 7. Vgl. D O R N S E I F F , S. 5*; 5. Aufl., S. 8. Vgl. D O R N S E I F F , S. 7*; 5. Aufl., S. 29. Vgl. WEISGERBER II, S. 42.
Einführung
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Es ist hier nicht der Ort zu prüfen, ob vom Standpunkt des Deutschen aus das Vorhaben von DORNSEIFF seiner Durchführung nach geglückt ist. 1 Wichtig ist an dieser Stelle nur die Feststellung, daß der Wortschatz einer Einzelsprache geordnet wird, d. h. die bedeutungsträchtigen Zeichen, in deren Gesamtheit das Weltbild der gewählten Sprache niedergelegt ist und die nach Form und Inhalt einem ununterbrochenen Wandel unterworfen sind. DORNSEIFF hat durchaus recht, wenn er sagt, seinen eigentlichen Ort in einem System der Sprachwissenschaft erhalte der „Wortschatz nach Sachgruppen" erst durch den Begriff der „Bezeichnungslehre", Onomasiologie, Onomastik 2 , und wenn er ausführt, zu welchen Hoffnungen für neue Erkenntnisse auf den Gebieten der Bezeichnungslehre, der Etymologie, der Wortgeographie, der Stilistik einzelner Autoren der Gebrauch seines Buches berechtige. Aber diese Hoffnungen gelten nur so lange, als sie sich auf die Sprache beziehen, in der DORNSEIFF sein Buch abgefaßt hat, also auf die deutsche Sprache; sie sind hinfällig, wenn er glaubt, die von ihm vorgeschlagene Wortschatzgliederung könne gleichzeitig als Grundlage für diejenige anderer Sprachen dienen, was ihm vorschwebt, wenn er im Anschluß an die Wiedergabe eines Gedankens von HUMBOLDT schreibt: „Jetzt aber könnte durch Zusammenarbeit von fünf Leuten eine Synonymik der fünf Schulsprachen geschaffen werden, Synonymik im Sinn eines Wortschatzes nach Sachgruppen, indem man der Einfachheit halber sich an das Schema dieses Buches hält". 3 Es wird nicht ganz klar, was DORNSEIFF mit den Worten: „das Schema dieses Buches" meint. Versteht er damit sein Buch als Gesamtgefüge, so muß darauf hingewiesen werden, daß dieses als Wortschatzgliederung der deutschen Sprache gar nicht auf eine andere Sprache übertragbar ist, denn es spiegelt ja eben, so unvollkommen das auch noch geschehen mag, die gedankliche Zwischenwelt so, wie sie sich in der Sicht, nach den Leistungen und nach dem Auswahlprinzip der deutschen Sprache darstellt. Ins Praktische gewendet: Wollte man den Wortschatz einer anderen Sprache nach der Gesamtdurchführung DORNSEIFFS darstellen, so liefe das Unternehmen im Grunde auf eine Ubersetzung hinaus: die im DORNSEIFF aufgeführten Wörter würden als „Bedeutungen" betrachtet werden, zu denen das fremdsprachliche Wort zu suchen wäre. Aber nach diesem Verfahren würde man nie das Weltbild jener anderen Sprache zu erschließen imstande sein. Versteht er aber damit, was er als „Anweisung" 4 bzw. als „Gesamtplan" 5 dem Buche voranstellt, so muß ausgesprochen werden, daß dieses Schema unzulänglich ist. Denn wie gliedert er denn? Er sagt selber: „Ein Verzeichnis der Welt nach Gegenständen und Beziehungen ist zugrunde gelegt, und daran sind die Wörter ähnlicher oder fast 1
Vgl. die Kritik WEISGERBERS in II, S. 42ff., und Gesetz, S. 65f. Vgl. DORNSEIFF, S. 15*; 5. Aufl., S. 39. 3 Vgl. DORNSEIFF, S. 32*. Daß dieser Satz in der 5. Aufl., wo er dem Zusammenhang nach auf S. 58 sich finden müßte, fehlt, ändert kaum etwas an DORNSEIFFS Auffassung von der Anwendbarkeit seines Schemas auch auf andere Sprachen. Unsere kritische Betrachtung seines Gliederungsverfahrens wird durch diese Auslassung nicht berührt. i So in der 1. Aufl., S. I I I - X I V ; 5. Aufl., vor S. 17. 5 So in der 3. Aufl., S. 13-23; 5. Aufl., S. 17-28. 2
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
gleicher Bedeutung (Synonyma) aufgereiht".1 Aber wie ist denn dieses „Verzeichnis der Welt nach Gegenständen und Beziehungen" beschaffen? Und wie ist es gewonnen worden? „Der gesamte Wortschatz ist in zwanzig Hauptabteilungen gebracht. Die Teilung in die zwanzig Gruppen geht den Weg vom A priori (Abt. 1 — ü b e r die äußere Natur (Abt. 5-8) und das Subjektive (Abt. 9-12) zum sozialen Bereich und der Kultur (Abt. 13—20)".2 Gewiß ist das ein Weg, aber man erkennt nicht, nach welchem Plan er geschaffen ist. Liegen ihm die schlichte „Erfahrung" zugrunde oder die Erkenntnisse der Wissenschaft, etwa der Ontologie oder der Psychologie? Warum beginnt z. B. das A priori mit der Zeit? Was ist das Subjektive, und warum gliedert es sich in: 9. Wollen und Handeln; 10. Sinnesempfindungen; 11. Fühlen, Affekte, Charaktereigenschaft; 12. Denken, und warum wird diese Reihenfolge angenommen? Die Hauptabteilung 5, die sehr Mannigfaltiges umfaßt, das augenscheinlich unter dem Gesichtspunkt des Physikalischen zusammengestellt worden ist, schließt ab mit den Gruppen Geruch und Geschmack. Daneben gibt es aber noch die Hauptabteilung 10: Sinnesempfindungen. In welchem Verhältnis stehen diese Aufteilungen zueinander? Was wird der einen Abteilung zugewiesen, was der anderen? Aber weiter: „Jede der 20 Hauptabteilungen zerfällt in etwa 20—90 Begriffsnummern,. . .".3 Die gleichen Fragen tauchen auf: Nach welchen Prinzipien sind denn diese Begriffe gewonnen worden, und nach welchem Grundsatz werden sie geordnet? Die Hauptabteilung 5 wird unterteilt in: Optik, Farbe, Schall, Temperatur, Gewicht, Aggregatzustände, Geruch, Geschmack. Man fragt sich: Welches ist das Einteilungsprinzip? Optik ist eine Wissenschaft, die Farben gehören wie Geruch und Geschmack zu den Sinnesempfindungen, Temperaturen sind Wärmegrade, Aggregatzustand ist ein Begriff der Physik als Wissenschaft. Diese Hauptabteilung beginnt mit den bezifferten Begriffen: 1. Sichtbarkeit, 2. Aussehen, 3. Unsichtbarkeit, 4. Licht, Glanz. Wie gerät der Begriff Aussehen an diese Stelle? Aber sehen wir ein wenig näher zu, welche Wörter unter diese Begriffe eingereiht werden. Unter 1. Sichtbarkeit finden sich u. a. sich bloßstellen, deutlich, evident, offenkundig, unterscheidbar, Konkretisierung; unter 2. Aussehen lesen wir: Bühne, Guckkasten, Bühnenwerk, Gemälde, Landschaft, Schauspiel, Beleuchtung, Fernsicht, Einbildung, Vorstellung; Anschein, Benehmen. Wir brauchen nicht fortzufahren, um die Berechtigung der Frage zu erweisen, wie die Begriffe ( = alles das, was eine Ziffer trägt) gewonnen und nach welchem Prinzip sie zu einem Ganzen geordnet worden sind. Das ist kein „Verzeichnis der Welt nach Gegenständen und Beziehungen", das der Ordnung zugrunde liegen soll, ja das sind nicht einmal Sachgruppen im schlichtesten Verstände des Wortes. Sonst wäre es nicht denkbar, daß das Wort „Reuse" beim Begriff Wasserweg steht (5.56), daß Grauwacke, Lehm, Mergel, Sandstein, Späne zu Pulver (5.49) gestellt werden, daß Klammer, Bad, Überschwemmung unter dem Begriff Da1
V g l . DORNSEIFF, S . 1*.
2
Vgl. DORNSEIFF, S. I. I n der 4. Aufl. (1954) und in der 5. Aufl. (1959) ist die
3
V g l . DORNSEIFF, S . I .
Reihenfolge der ersten acht Abteilungen geändert worden.
Einführung
57
zwischen (8.26), Bühne, Empore, Podium, Bau, Dach, Verdeck, Wagendach unter dem Begriff Hinauf (8.28) erscheinen und daß die Körperteile von Tier und Mensch ungeschieden beieinanderstehen (7.16), worauf man gar nicht vorbereitet ist, weil die Begriffe Mensch (7.13), Mann (7.14), Weib (7.15) vorausgehen. Man ist dann doch etwas überrascht, wenn hinter dem Worte Kopf und seinen Trabantenwörtern plötzlich erscheinen Gehörn, Gestänge, Geweih usf. Und was haben Frisur und Perücke unter den Körperteilen zu suchen? E s sind, wie W E I S G E R B E R richtig bemerkt 1 , „reine Stichwortgruppen", die in einem manchmal engeren, manchmal loseren Zusammenhang aufeinanderfolgen und deren Anordnung keinen sorgfältig erwogenen und unbeirrt festgehaltenen Prinzipien folgt. Und in diese Stichwortgruppen wird nun hineingepackt, was in irgendeinem Zusammenhange mit dem die Gruppe konstituierenden Begriffe steht, sei es, daß dieser Zusammenhang sich ergibt durch Assoziation, Wortfamilie, Metapher, Etymologie oder daß andere schwer erkennbare Gründe ihn schaffen. Die von SAUSSURE SO nachdrücklich unterstrichene Auffassung H U M BOLDTS von der Sprache als einem System, einem gegliederten ganzheitlichen Gefüge, wird außer acht gelassen, und dadurch wird gerade das erschwert, was die Sprachforschung anstrebt: die Erschließung des Weltbildes einer Sprache und die Einsicht in deren Struktur. Zwar gliedert DORNSEIFF, aber er gliedert nicht aus. Das ist der grundlegende Mangel seiner Konzeption. Und hierauf gründet sich die Feststellung, daß es nicht ratsam wäre, nach seinem Schema, also nach den von ihm mit Nummern versehenen Begriffen, den Wortschatz einer Sprache zu ordnen: die Unzulänglichkeit der Grundlage ist zu offensichtlich. Diese eingehenden Betrachtungen waren nötig, um den Sinn für die grundsätzlichen Erwägungen zu schärfen, die vor der Aufstellung eines Ordnungsschemas für die Anlage eines deskriptiven Wörterbuches angestellt werden müssen. E s werden jetzt, auch ohne daß zunächst eine Begründung im einzelnen gegeben wird, die Forderungen verstanden werden, die zu stellen und zu erfüllen sind, wenn ein solches Schema einen gewissen Grad von allgemeiner Verbindlichkeit erhalten und seine Brauchbarkeit nicht auf eine Sprache oder Mundart beschränkt bleiben soll. Die Forderungen sind diese: 1. E s dürfen nur Begriffe geordnet werden; ihnen ist im Falle der Verwendung des Schemas das Wortgut einer Einzelsprache oder Mundart zuzuordnen. 2. Die Begriffe müssen dem in der Sprache enthaltenen vorwissenschaftlichen Begriffsgut entstammen, also der sprachlich bedingten vorwissenschaftlichen Erkenntnismöglichkeit. Diese Begriffe bilden die Grundlage des Schemas. B e griffe, die aus wissenschaftlicher Erkenntnis sich ergeben haben, werden nur zur Ergänzung herangezogen, wenn die Begriffe der ersten Art nicht ausreichen. 3. E s ist nur eine Auswahl der Begriffe in das Schema aufzunehmen. 4. Die ausgewählten Begriffe sind nach einem einheitlichen Gesichtspunkte, nach einem Leitgedanken, zu ordnen, und die Anordnung muß so erfolgen, daß sich alles zu einem gefügehaften Ganzen zusammenschließt. Eines muß gemäß der dem Leben eigenen Logik auf das andere folgen, und der innere Zusammen1
Vgl.
WEISGERBER,
Gesetz, S. 65.
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Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
hang der Glieder muß nach Möglichkeit so weit gewahrt bleiben, daß die Erkenntnis der strukturellen Gliederung, des Systems, also der Bedingtheit des einen durch das andere, vorbereitet wird. Da die Begriffe dem durch die Leistung der Sprache entstandenen vorwissenschaftlichen Begriffsgut entstammen, wird durch ein so beschaffenes Ordnungsschema auch gleichzeitig die Einsicht in das Weltbild der Sprache vorbereitet werden können. D a das Material für unser Schema dem in der Sprache niedergelegten vorwissenschaftlichen Begriffsgut entstammen soll, muß in jedem Falle vom Wort ausgegangen werden. Nun wissen wir, daß ein Wort „im Grunde aus zwei untrennbar miteinander verknüpften Teilen" besteht, „dem Begriff und dem akustischen Bild". 1 Diese S A U S S U R E S Auffassung widerspiegelnde Formel ist für onomasiologische Fragestellungen brauchbar, für unsere Zwecke jedoch nicht ganz ausreichend. Wir müssen den in dieser Formel „Begriff" genannten inhaltlichen Teil des Wortes genauer ins Auge fassen, und wir werden gut tun, wenn wir zu diesem Zwecke auf den üblichen Sprachgebrauch zurückgreifen und den Begriff der „Bedeutung" heranziehen, obwohl die neuere Wortforschung ihn aus ihrer Terminologie streichen möchte. Daß er aber in der Sprachphilosophie durchaus noch Geltung hat, erleichtert uns unseren Entschluß. 2 H. GÜNTERT, der die Bedeutung eines Wortes genauer zergliedert h a t 3 , unterscheidet folgende Bedeutungskomponenten : a) den logischen Allgemeinbegriff, zugleich die „generelle" Bedeutung 4 ; b) Neben Vorstellungen, d. h. die subjektiven Assoziationen mit anderen Vorstellungen, die bei jedem Individuum der Bedeutung eine besondere Färbung geben, gleichsam die bei einer Bedeutung unwillkürlich mitschwingenden Obertöne; c) den Gefühlston eines Wortes, der aus dessen Gebrauch herstammt; d) die okkasionelle Bedeutung, die im Satzzusammenhang oder durch bestimmte Situationen aus der generellen eingeengt wird. Wichtig ist nun für uns zu untersuchen, wie sich der „logische Allgemeinbegriff" zur Gesamtbedeutung und zu den übrigen Bedeutungskomponenten verhält. Bedeutungen sind fließend, nicht scharf begrenzt, besitzen eine gewisse Variationsbreite, haben ihre Färbungen und Tönungen, und sie werden eindeutig bestimmt erst infolge der Begrenzung in der Sprechsituation, durch den Akt des Meinens, durch die „Wendung", in der sie gebraucht werden. Sie erhalten im Sprechakt ihre okkasionelle Bedeutung. Aber es ist ein Irrtum anzunehmen, diese okkasionelle Bedeutung werde dadurch „aus der generellen eingeengt", d. h. aus 1
2
3
4
Vgl. v. W A R T B U R G , Einf., S. 157. In der 2. Aufl., S. 170f., werden für diese beiden Teile die Ausdrücke „Form" oder „Namen" und „Inhalt" oder „Benanntes" gebraucht. Vgl. S T E N Z E L , J., Philosophie der Sprache. München und Berlin 1934 ( = Sonderausgabe aus dem Handbuch der Philosophie), S. 84£f. Vgl. G Ü N T E R T , H., Grundfragen der Sprachwissenschaft. Leipzig 1 9 2 5 , S. 4 4 ; 2 . Aufl., bearb. von A. S C H E R E R , Heidelberg 1 9 5 6 , S . 5 6 [in etwas abgeänderter Fassung]. Sehr brauchbar wäre auch der Terminus „logische Zentralbedeutung", den J. K A I N Z verwendetinseiner „Einführung in die Sprachpsychologie", Wien 1946, S. 19.
Einführung
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dem logischen Allgemeinbegriff. Denn das würde bedeuten, daß der logische Allgemeinbegriff primär, die okkasionelle Bedeutung in bezug auf ihn sekundär wäre. Das ist offensichtlich nicht der Fall, sondern primär ist die Bedeutung als Ganzes; diese ist es, die im Akt des Meinens und in der Sprechsituation zur okkasionellen Bedeutung eingeengt wird. Die okkasionelle Bedeutung ist demnach sekundär in bezug auf die Bedeutung schlechthin. Und der logische Allgemeinbegriff? Auch er ist sekundär in bezug auf sie, nur schlägt er sozusagen eine andere Richtung ein als die okkasionelle Bedeutung. Entsteht letztere durch Einengung der Bedeutung in der Verwendung des Augenblicks, so entsteht der logische Allgemeinbegriff gerade umgekehrt aus der Wendung ins Allgemeine und Dauerhafte. Denn die Worte und folglich die Bedeutungen sind in Richtung auf das Allgemeine hin angelegt1; sie können infolgedessen aus sich heraus einen deutlich umgrenzten „Kern" entwickeln, der sich vom Mutterboden der Bedeutung abhebt, sich als faßbarer Gehalt dem Bewußtsein einverleibt und dann auch eine vom Wort losgelöste selbständige Existenz führen kann, mit letzterem zwar verknüpft bleibt, aber nicht mehr mit ihm verschmolzen ist. 2 Etwas in sich Ruhendes, „Objektives" hat sich herausgebildet, eben der logische Allgemeinbegriff GÜNT E R T S , die „generelle" Bedeutung, von denen oben die Rede war. „Oder anders gewendet: es trennt sich von der Bedeutung des Wortes der sachlich, in sich nach eigener Gesetzlichkeit bestimmte .Begriff'". 3 Seine Aufgabe ist, „dieses eigentümliche Fließen der Bedeutung, die stets nur im Akte des Meinens und Verstehens, also mit sich identisch festgehalten wird, über diesen hinaus festzulegen" 4, zur „Terminierang" fortzuschreiten. Der Begriff, wie wir nun den „logischen Allgemeinbegriff" schlechthin bezeichnen wollen, ist jetzt für uns nicht mehr nur das psychische Korrelat des akustischen Bildes, sondern er hat sich als die für unser Vorhaben wichtigste Komponente aus der Gesamtbedeutung herausgesondert. Und es empfiehlt sich, für unsere Zwecke noch einen Schritt weiterzugehen und diesem Sachverhalt dadurch Rechnung zu tragen, daß wir den Begriff der Bedeutung überhaupt gegenüberstellen und mit L. K L A G E S am Worte dreierlei unterscheiden: den „Leib", die Bedeutung und den Begriff.5 1 2
3
Vgl. S T E N Z E L , Philosophie der Sprache, S. 78. J. S T E N Z E L weist in seinem Aufsatz „Sinn, Bedeutung, Begriff, Definition" (in: Jahrbuch für Philologie I [1925], S. 160-203) darauf hin, daß das losere Verhältnis des Begriffes zum Wort auch sprachlich zum Ausdruck komme, und zwar dadurch, daß man wohl von der „Bedeutung eines Wortes" sprechen, den gleichen Genitiv jedoch nicht von dem Worte Begriff abhängig machen könne. Das Sprachgefühl erlaube nicht, zu sagen „der Begriff eines Wortes", man müsse sagen „der Begriff, den ich mit einem Worte verbinde" (S. 163). Dieser Aufsatz ist seither erschienen als „Sonderausgabe MCMLVIII" der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt 1958, in der Reihe „Libelli", Bd. X L I I I ; der Hinweis auf diese Ausgabe erfolgt durch den Zusatz „SD 1958"; das eben angeführte Zitat findet sich SD 1958, S. 10. Vgl. S T E N Z E L , in Jahrbuch für Philologie I, S . 186, und S D 1958, S . 40.
4
V g l . STENZEL, ib., S. 2 0 1 , u n d S D 1 9 5 8 , S. 5 9 .
5
Vgl. für dieses und das unmittelbar Folgende: K L A G E S , der Seelenkunde. Zürich 1948, S. 12ff. und S. 28f.
L.:
Die Sprache als Quell
60
Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
Bedeutung und Begriff im jetzt festgelegten Sinne unterscheiden sich nun in wesentlichen Punkten voneinander, und zwar einmal in bezug auf die Konstanz: die Bedeutung wandelt sich, der Begriff, einmal von unserem Bewußtsein als Gegenstand erfaßt, wandelt sich nicht, er kommt, wo immer er auftaucht, „stets als derselbe" vor, er kann nur einem neuen Begriff Platz machen; zum anderen im Verhältnis des Ich zu beiden: Bedeutungen werden erlebt und können nur umschrieben werden, Begriffe werden „gewußt" und sind grundsätzlich definierbar.1 Damit ist der Boden gewonnen, auf dem wir in unseren Vorüberlegungen weiterschreiten zu der Feststellung, daß uns die (relative) Konstanz einerseits, die Möglichkeit der intellektuellen Erfaßbarkeit andrerseits veranlassen, die Begriffe zur Grundlage unseres Ordnungsschemas zu machen. Dabei ist durchaus nicht an durch logische Operationen gefundene Begriffe gedacht, sondern nur an die durch die Leistung der Sprache bei ihrer Verarbeitung der Welt geschaffenen vorwissenschafttichen Allgemeinbegriffe, die von jedem erfaßt, verstanden, gewußt und benutzt werden, mit anderen Worten an den „Popularbegriff" mit einem festen Kern und oft unscharfen Grenzen, wie ihn schon K. O. E R D M A N N in seiner Schrift „Die Bedeutimg des Wortes" gekennzeichnet hat. 2 Es ist weiterhin dabei nicht etwa nur an gedankliche „Zusammengriffe" zu denken, wie sie z. B. die deutsche Sprache vollzogen hat, als sie Begriffe wie „Tier" oder „Unkraut" schuf 3 , die beide nur aus der Sicht des Menschen entstanden sind, sondern an jeden geistigen Inhalt als Denkgegenstand, der aus der Bedeutung sich entwickeln kann, auch wenn es — wie etwa bei dem Vorgang „sterben" — eines gedanklichen Zusammengriffs gar nicht bedarf. Wir möchten nicht mißverstanden werden: nach wie vor ist für uns das Wort jene Einheit von akustischem Bild und psychischem Inhalt, die dieses sprachliche Gebilde nach der modernen Auffassung charakterisiert. Diese Einheitlichkeit wird schon durch das psychische Grundprinzip der „Präsenz" nahegelegt.4 Es war aber für unsere Zwecke nötig, ganz klar herauszustellen, daß die mit den akustischen Bildern verknüpften „psychischen Inhalte" keineswegs einfache Gebilde sind. Das führte uns zur Trennung von „Begriff" und „Bedeutung". „Begriff" nennen wir den sprachlich bedingten, durch die Arbeit der Sprache aus der 1
2
Wohlgemerkt, es kommt hier nur auf das Grundsätzliche an, nicht darauf, ob wir imstande sind, jeden Begriff zu definieren. Hierzu die Bemerkung von J. S T E N Z E L : „Jeder .weiß' z. B. doch ganz genau, was er mit .Tisch' meint, welches die Bedeutung dieses Wortes ist; demnach hat man den .Begriff', und trotzdem findet man die Definition, die alle Arten von Tisch umfaßt, nicht leicht. Merkwürdigerweise ist das Suchen der Definition gerade ein Beweis dafür, daß ich den Begriff oder den Sinn und die Bedeutung ganz fest und bestimmt ,habe'; . . ." (Jahrbuch für Philologie I, S. 161, und SD, S. 8). 2 . Aufl., Leipzig 1910; 4. Aufl., ib. 1925; vgl. J A B E R G , K., Sprachwissenschaftliche Forschungen und Erlebnisse ( = Romanica Helvetica, Bd. VI). Paris, Zürich und Leipzig 1937, S. 143f.
3
Vgl. WEISGERBER II, S. 27, 39, 137,
4
Vgl. S T E N Z E L , in Jahrbuch für Philologie I, sophie der Sprache, S. 46.
138. S.
172, SD 1958,
S.
21, und Philo-
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Bedeutung herausgebildeten „gegenständlichen Sinngehalt" 1 , der sich von anderen geistigen Inhalten gleicher oder anderer Art unterscheidet und für unser Bewußtsein klar faßbar wird. Erst „jetzt kann im strengen Sinne von .Vorstellung* die Rede sein, d. h. von einer eigenen Existenz . . . im Bewußtsein, über die verfügt werden kann, die aus eigener Bewegung des Bewußtseins hervorgerufen werden . . . kann". 2 Wichtig ist nun der Hinweis auf die Tatsache, daß nicht bei allen Wörtern die Bedeutung bis zur begrifflichen Verdichtung vorgedrungen ist, da nicht alle Wörter, um den sehr plastischen Ausdruck von K L A G E S ZU gebrauchen, „begriffsfähige Wörter" sind.3 Es gibt Bereiche, in denen die Mehrzahl der Wörter sozusagen im Bedeutungshaften verharrt, in denen die Arbeit der Sprache nicht den dichteren „Kern" aus den Bedeutungen herausgebildet hat, der Begriff in unserem Sinne fehlt oder die Sprache auf dem Wege zu seiner Herausbildung steckengeblieben, anders ausgedrückt, wo die „Terminierung" wohl angelegt, aber nicht zu Ende geführt worden ist. Das sind die psychischen Inhalte, bei denen unserem Bewußtsein die Erfassung und die klare Sonderung von Inhalten gleicher Art erschwert wird, obschon man auch von ihnen „einen Begriff haben" kann, aber er bleibt unbestimmt, unscharf, verschwimmend. Auch dieser zweiten, unserem Bewußtsein durch die nicht begriffsfähigen Wörter vermittelten Gruppe geistiger Inhalte muß unser Ordnungsschema gerecht werden. Der Einfachheit halber fassen wir diese Gruppe sprachlich bedingter geistiger Inhalte unter dem Ausdruck bedeutungsdurchtränkte Inhalte zusammen, während die geistigen Inhalte der ersten Art, die wir bisher als Begriffe schlechthin bezeichnet hatten, im Gegensatz dazu bedeutungsentbundene Begriffe genannt werden sollen. Es erhebt sich die Frage: Wie erfasse ich diese beiden Arten von sprachlich bedingten Bewußtseinsinhalten, d. h. die bedeutungsentbundenen Begriffe und die bedeutungsdurchtränkten Inhalte? Zur Erfassung der ersteren bedarf es keiner besonderen Maßnahme; denn diese Begriffe sind dank der Leistung der Sprache fester Besitz unseres sprachlichen Allgemeinwissens; wir „haben" diese Begriffe als klar gesonderte Denkgegenstände und „wissen" eben, was „Berg" und „Regen", „Hammer" und „schlagen", „Frühling" und „sterben" sind. Und daß sich diese Begriffe besonders auf die gegenständliche Welt beziehen, sei es auf die „naturgegebenen" Gegenstände und Vorgänge, sei es auf die vom Menschen erzeugten Gegenstände der materiellen Kultur, erleichtert ihre Erfassung erheblich. Anders steht es um die Erfassung der bedeutungsdurchtränkten geistigen Inhalte. Hier macht sich das Überwiegen des Bedeutungshaften in der Weise geltend, daß keine klaren Grenzen zwischen den Inhalten gezogen werden können, daß sie sich nicht nur berühren, sondern teilweise überdecken, daß die erlebnisbedingten und damit subjektiven Färbungen und Abschattierungen immer 1
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Dieser Ausdruck ist entnommen dem Buche von H . FREVER, Theorie des objektiven Geistes. Einleitung in die Kulturphilosophie. 2. Aufl. 1928, S. 83. Vgl. STENZEL, Philosophie der Sprache, S. 37. Vgl. KLAGES, Die Sprache als Quell der Seelenkunde, S. 30.
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wieder in den Vordergrund rücken, kurzum daß das Ich hier Inhalte mehr erlebt, als daß es sie als intellektuell verfügbaren Besitz „hat" oder gar um sie mit Sicherheit „weiß". Auf weiten Gebieten etwa des seelischen Bereiches stellt uns die Sprache nur Wörter zur Verfügung, denen die „Begriffsfähigkeit" fehlt, die dem Bewußtsein infolgedessen nur bedeutungsdurchtränkte Inhalte vermitteln, und wir müssen uns fragen, was zur Erfassung des begrifflichen Gehaltes auch solcher Inhalte geschehen könne. Hier ist nach einer Methode verfahren worden, die — wenn auch für andere Zwecke — C H . BALLY in seinem „Traité de stylistique française" 1 vorschlägt und anwendet, die Methode der „identification". „L'identification est une opération de logique linguistique". 2 Ihr Zweck ist, ,,de relier le fait de langage à un équivalent logique, en l'assimilant à une notion simple".3 „Cette opération correspond à ce qu'est en logique la recherche d'une idée simple. En effet, un terme d'identification correspond toujours à un élément psychologique indécomposable (représentation concrète ou concept abstrait)." 4 Dieses Verfahren ist nun für uns deshalb brauchbar, weil es uns erlaubt, in den Fällen, wo die Sprache nicht bis zur Herausbildung bedeutungsentbundener Begriffe fortgeschritten ist, wenigstens bis in den begrifflichen Bereich vorzustoßen, mit dem sprachliche Gebilde dieser Art verknüpft sind, sozusagen „Leitbegriffe" herauszugliedern, die geeignet sind, diese bedeutungsdurchtränkten Inhalte in unserem System zu vertreten. Die „identification" wurde so durchgeführt, daß bei Wörtern, bei denen nicht sofort der Begriff im Bewußtsein auftauchte und sich durch das Evidenzgefühl als Denkgegenstand auswies, die Wörterbücher zu Hilfe genommen wurden, und zwar der „Dictionnaire de la langue française" von É. L I T T R É , der „Dictionnaire général" von A. HATZFELD, A. DARMESTETEK, A. THOMAS und der „Dictionnaire de l'Académie française". Die Bedeutungsumschreibungen, die diese Wörterbücher geben, führten uns von Wort zu Wort und von Bedeutung zu Bedeutung weiter, bis sich aus dem durchschrittenen Bereiche ein Inhalt herausgliederte, der, des Bedeutungshaften bis zu einem gewissen Grade entbunden, als Leitbegriff für unsere Zwecke festgehalten werden konnte. 5 Die dritte Forderung, die wir aufgestellt haben, daß nur eine Auswahl der Begriffe in unserem Schema vertreten sein dürfe, bedarf als solche einer näheren 1
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B A L L Y , CH., Traité de stylistique française. 2 vol. Seconde édition. Heidelberg et Paris (o. J.). Vgl. B A L L Y , Traité I, S. 104. Vgl. B A L L Y , Traité I, S. 96. — In unserem Sinne hätte an Stelle v o n „logique" besser gestanden „intellectuel", das B A L L Y an anderer Stelle in der Erläuterung des Zweckes seiner Methode verwendet; S. 104 sagt er: ,,. . .; elle a pour but de faire découvrir un mode d'expression intellectuel, . . .". Vgl. B A L L Y , Traité I, S. 105. — Ein einfaches Beispiel soll das Verfahren der „identification" veranschaulichen: ,, . . . les adjectifs frêle, fragile, débile, chétif etc. se rangent sous la notion simple et fondamentale de faiblesse \ faire cette constatation, c'est identifier tous ces mots par le terme faiblesse" (S. 97). E s muß hier erörtert werden, wie es methodisch zu beurteilen ist, daß den Ausgangspunkt nicht die eigene Muttersprache bildet, sondern eine fremde, das Französische. Ist der Sprachfremde überhaupt imstande, den begrifflichen Gehalt zu
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Begründung nicht. Es ist nur zu fragen, nach welchem Gesichtspunkte diese Auswahl vorzunehmen sei. Sie hat zu geschehen nach dem Grundsatz der Sparsamkeit, jedoch so, daß jeder Seinsbereich, der im Weltbild der Sprache verarbeitet worden ist, auch in unserem Ordnungsschema vertreten sein muß. Unser Schema muß so beschaffen sein, daß es wie ein Gradnetz über den Globus des sprachlichen Weltbildes gespannt werden kann. Wie dicht das Netz geknüpft werden soll, wird persönlichem Ermessen überlassen bleiben müssen, Regeln lassen sich dafür nicht aufstellen. In jedem Falle aber muß es möglich sein, mit Hilfe der „Leitlinien" dieses Gradnetzes — es sei weit- oder engmaschig — jedem sprachlichen Gebilde seinen festen Ort zuzuweisen und es mit den anderen sprachlichen Inhalten gedanklich zu verbinden. Damit stehen wir vor der Frage, wie denn die Begriffe, die in unser Schema aufzunehmen sind, dargestellt werden sollen. Daß die Definition als Darstellungsmittel nicht geeignet ist, liegt auf der Hand. Also bleibt uns nur die Möglichkeit, Zeichen zur Darstellung der Begriffe zu verwenden. E s wäre zweckmäßig, wenn Zeichen verwandt werden könnten, die nichts mit der Sprache zu tun haben, aber da es dem Menschen nicht gegeben ist, Gedachtes und Begriffliches anders als sprachlich kenntlich zu machen, muß notwendigerweise auch in unserem Ordnungsschema jeder Begriff durch ein sprachliches Zeichen symbolisiert werden. Man behalte aber für die Beurteilung und bei der Benutzung unseres Vorschlages stets scharf im Auge, daß es nicht Wörter sind, beladen und belastet mit allen Bedeutungselementen, die unser Schema zusammensetzen, sondern Zeichen für erfassen, und ist ein so gewonnenes Schema denn für andere Sprachen brauchbar? Die erste Frage würde z. B. W E I S B E R G E R verneinen (vgl. I I , S. 197), während T R I E R sie entschieden bejaht, wenn er schreibt: „Die auf den Sprachinhalt gerichtete Wortforschung kann nicht beginnen mit einer Darstellung des gegenwärtigen Gefüges einer Muttersprache, weil man sich aus dem .begrifflichen Gefüge der eigenen Muttersprache' nicht losringen könnte. Man muß erst ein anderes Gefüge, ein fremdes, betrachten, . . ., um sich der Andersartigkeit bewußt zu werden und den Blick zu schärfen, . . . " (Festschrift B E H A G H E L , Heidelberg 1934, S. 186f.). Auch das Lebenswerk B A L L Y S , der viele Erkenntnisse aus der Gegenüberstellung seiner Muttersprache und des Deutschen gewonnen hat, bestätigt diese Auffassung. — Zur zweiten Frage, ob nicht jedes Schema, das aus dem sprachlichen Allgemeinwissen seine Begriffe gewonnen hat, notwendigerweise auch durch diese einzelsprachliche Bedingtheit an Allgemeinverbindlichkeit einbüßen müsse, sei darauf hingewiesen, daß die gegenständliche Vorstellungswelt den Völkern weitgehend gemeinsam ist, worauf S T E N Z E L (Philosophie der Sprache, S. 93) aufmerksam macht. Und der Vergleich der Gliederung, die C A S A R E S seinem „Diccionario ideológico de la lengua española" zugrunde legt, mit der, die wir hier vorschlagen, lehrt, daß eine solche Gliederung weitgehend naturgegeben ist, was v. W A R T B U R G in seiner Besprechung des Buches von C A S A R E S bereits hervorgehoben hat (ZrPh 64, S. 424). Aber es gilt natürlich auch, daß auf den Gebieten, wo die Sprache nur bedeutungsdurchtränkte Inhalte bereitstellt, einmal die Sicht der Einzelsprache bis zu einem gewissen Grade unaufhebbar und zum anderen die Möglichkeit der Beeinflussung durch die Muttersprache nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen ist.
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Begriffe in dem nun schon bekannten Sinne. Es sind die „Etiketten" für sie, sie haben den Rang von „Wechsel-Zeddeln" im Sinne von L E I B N I Z 1 ; sie sind als solche unabhängig von dem sprachlichen Material, aus dem sie bestehen oder, anders gewendet, sie sind aus einer „Währung" in die andere „konvertierbar". 2 Wir haben die Zeichen zur Symbolisierung der Begriffe der französischen Sprache entnommen, weil wir von ihr ausgegangen sind, und das wiederum war geschehen, weil sie den Gegenstand unserer täglichen Arbeit bildet. Wenden wir uns nun der vierten Forderung zu und damit der Durchführung des Gliederungsgedankens. Wir hatten (S. 57) ausgeführt, es müsse sich alles zu einem gefügehaften Ganzen zusammenschließen, es müsse gemäß der dem Leben eigenen Logik sich eines aus dem anderen ergeben, und das Ganze müsse so gestaltet sein, daß dessen Verwendung als Grundlage für die Ordnung des Wortschatzes einer bestimmten Sprache oder Mundart die Einsicht in dessen Struktur erleichtern könne. Man muß jetzt nach dem Standpunkt suchen, von dem aus die Gliederung vorgenommen werden soll, denn es handelt sich ja um nichts Geringes: es handelt sich, wie D O R N S E I F F sehr richtig bemerkt 3 , um eine „Einteilung der Welt und sämtlicher Vorgänge in ihr", wenn sie auch nur mit anspruchslosen und bescheidenen Mitteln vorgenommen werden kann. Die Wahl dieses Standpunktes, von dem aus die „Welt" betrachtet werden soll, ist in gewisser Weise vorbestimmt durch die Art und die Herkunft der Begriffe, die unser Material bilden. So wie diese dem in der Sprache enthaltenen vorwissenschaftlichen Begriffsgut entstammen, das die Grundlage der allgemein zugänglichen Erkenntnismöglichkeit bildet, so kann auch der Standpunkt, den wir suchen, nur der der vorwissenschaftlichen, natürlichen Betrachtungsweise sein. Es ist der des begabten Durchschnittsindividuums, dessen Weltbild durch die sprachlich bedingten vorwissenschaftlichen Allgemeinbegriffe bestimmt ist und das mit naivem Realismus die „Welt" und die Menschen betrachtet. Von diesem Standpunkt aus und unter Anwendung der phänomenologischen Methode 4 hat die „Einteilung der Welt" und die Ausgliederung der verschiedenen Bereiche zu erfolgen. Die Eingliederung der Begriffe in dieses so gewonnene Gerüst erfolgt auf streng logische Weise und unter Beachtung von Gesichtspunkten, von denen später die Rede sein wird.5 Das erste Ergebnis dieser schlichten „natürlichen" Betrachtungsweise unter Anwendung der phänomenologischen Methode ist dies: die Gegenüberstellung 1
Vgl.
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Man hätte vielleicht gut daran getan, der Tatsache, daß es sich um Zeichen für Begriffe handelt, typographisch Rechnung zu tragen, etwa durch die Verwendung besonderer Typen oder durch die eckige Klammer, in die jedes Zeichen hätte gesetzt werden müssen.
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V g l . DORNSEIFF, S. 3 3 » .
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Dieser Ausdruck sei hier verstanden im schlichten Sinne einer Zergliederung und Ausdeutung empirischer, d. h. durch Erfahrung gewonnener Sachverhalte; vgl. hierzu D R I E S C H , H . , Philosophische Forschungswege. Ratschläge und Warnungen. Leipzig 1930, S. 21. Siehe S. 72 ff.
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STENZEL, P h i l o s o p h i e d e r S p r a c h e ,
S. 62.
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des Selbst und der gegenständlichen Welt, die in dem „KorrelatVerhältnis" beider begründet ist. „Die eine gegenständliche Welt, die für alle da ist, die vor mir war und nach mir sein wird, steht als Begrenzung, als Richtungspunkt, als Gegenstück meinem Selbst gegenüber. Mein Wahrnehmen, mein Vorstellen, mein Denken richtet sich auf sie, mein Streben und Wollen greift in sie hinein, meine Gefühle sind (wie vag auch immer) auf sie bezogen".1 Diese gegenständliche Außenwelt wiederum scheidet sich in die Tatbestände, Erscheinungen und Vorgänge der Natur und in diejenigen der materiellen Kultur. Die Tatbestände, Erscheinungen und Vorgänge der Natur bilden den Inhalt des ersten Hauptteils unserer Gliederung: A. L'Univers. Ihm sind die Begriffe zugeordnet, welche auf Objekte und Sachverhalte der anorganischen und der organischen Natur Bezug haben.2 Vom Menschen selber ist in diesem ersten Hauptteil nicht die Rede, obwohl er als „leibliches" Wesen durchaus hierher hätte gestellt werden können. Aber wenn er auch seiner Leiblichkeit wegen zur „Natur" gehört und als Forschungsgegenstand der Biologie keinen anderen Rang einnimmt als Pflanze oder Tier, so ist für die Durchschnittsauffassung doch die Sonderstellung des Menschen selbstverständlich. Infolge des Korrelatverhältnisses von Selbst und gegenständlicher Welt wird er trotz der biologischen Anlagen von den übrigen Lebewesen getrennt und durchaus als Einheit empfunden. Wir tragen dieser Tatsache Rechnung, indem wir dem sich selber erlebenden Menschen mit allen seinen natürlichen Gegebenheiten, mit seinem Denken, seinem Fühlen, seinem Wollen, mit seiner Arbeit und mit seinem Gestaltungsvermögen den zweiten Hauptteil zuweisen: B. L'Homme.3 In diesem zweiten Hauptteil finden nun auch die Gegenstände der materiellen Kultur, die wir oben aus der gegenständlichen Welt ausgesondert hatten, ihren Platz. Denn sie sind vom Menschen geschaffen und stehen in engster Beziehung zu ihm. Diese beiden Hauptteile enthalten jedoch noch nicht alles, was den Inhalt des natürlichen Weltbildes ausmacht. Wir müssen noch einen weiteren Schritt tun und den Menschen als denkendes Wesen der Welt und sich selber gegenüberstellen, indem wir ihn auffordern, mit den Kräften seines Verstandes über Welt und Menschen nachzudenken. Anschauung, erlebendes Bewußtsein und begreifendes 1
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Vgl. FREYER, Theorie des objektiven Geistes, 2. Aufl., S. 22. — Diese Stelle bestätigte nachträglich die eigene Auffassung. Ganz streng formuliert müßte es heißen: „Ihm sind die Zeichen zugeordnet, die Begriffe symbolisieren, welche auf Objekte und Sachverhalte der anorganischen und der organischen Natur Bezug haben." Diese umständliche Ausdrucksweise wird hier lediglich um der Klarstellung willen angewandt, aber nur dieses eine Mal. Fortan werden wir uns häufig der Ausdrücke: Gegenstände, Sachverhalte u. ä. bedienen, und wir meinen damit stets unser Wissen um diese Dinge, meinen also Gegenstände als gewußte Gegenstände usf. Vgl. hierzu KÜLPE, O., Vorlesungen über Logik. Leipzig 1923, S. 159 und S. 169. Es war uns eine Freude festzustellen, daß auch CASARES in gleicher Weise verfahren ist. — Übrigens befinden wir uns mit dieser Auffassung auch im Einklang mit der philosophischen Anthropologie. Hallig/v. Wartburg, Begriffssystem
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Denken werden ihm den Einblick eröffnen in ein Wissen, das er einfach „hat", werden ihm zu Begriffen verhelfen, die er einfach „schaut" und mit instinkthafter Sicherheit verwendet: wir meinen alles das, was im Reiche des Gegenständlichen und des Seelischen unmittelbar, „intuitiv" erfaßt wird, man nenne es nun „ursprüngliche Beziehungsarten"i, „Bewußtseinsletztheiten"2 oder „Kategorien"3; wir nennen es der Einfachheit halber das „Vorgegebene" (L'a priori). An dieses „Vorgegebene" knüpfen wir folgerecht an, was das begreifende Denken auf der Ebene der Forschung auf allen Gebieten des Seins an Erkenntnissen gewonnen hat: hier ist der Platz für das Begriffsgut der einzelnen Wissenschaften.4 Auf weiten Gebieten ist jedoch wissenschaftliche Erkenntnis nicht Selbstzweck, sondern sie ermöglicht es dem Menschen, zum zweiten Male zum Gestalter zu werden, diesmal in größerem Stile und mit weiter reichenden Zielen: in der auf der modernen Naturwissenschaft beruhenden Technik, die nun nicht mehr — wie die handwerklichen und relativ einfachen industriellen Verfahren, die Hauptteil B zugewiesen wurden — die Gegebenheiten der Natur zur Deckung der elementaren Bedürfnisse des Menschen ausnutzt, sondern selber umformend in die anorganische und die organische Natur eingreift und Kräfte und Werte erzeugt und sich dienstbar macht, die ohne die methodische Forschung nie gewonnen worden wären. Das alles umfaßt der Hauptteil C: L'Homme et l'Univers mit seinen Abschnitten I. L'a priori und II. La science et la technique. Mit dieser Dreiteilung glauben wir den Rahmen geschaffen zu haben, der alles umschließen kann, was das natürliche Weltbild umfaßt, und wir glauben ferner, damit auch einen inneren Zusammenhang begründet zu haben, in dem sich zwanglos eins ans andere bindet: wir gehen von der „Natur" aus, d. h. von den „naturgegebenen" Gegenständen, weisen dann dem Menschen die zentrale Stellung zu und finden schließlich in der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur auf einer höheren Ebene wieder zu letzterer zurück: der Kreis ist geschlossen. Diese Dreiteilung, die sich von unserem Standpunkt aus ohne Gewaltsamkeit ergeben hat, weist einen Vorteil auf, der erst dann zur Geltung kommen kann, wenn einmal der Wortschatz einer Einzelsprache nach diesem Schema geordnet sein wird. Sie bietet nämlich die Möglichkeit, das Wortgut von Wissenschaft und Technik von vornherein von dem allgemeinen Wortschatz zu trennen. Dieser kommt hauptsächlich in den Hauptteilen A und B zur Darstellung. In ihnen wirdbei den einzelnen Abschnitten und Unterabschnitten lediglich hingewiesen auf die verschiedenen Wissenschaften, die sich mit den betreffenden Gebieten befassen. Aber 1
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Vgl. CassiRER, E., Philosophie der symbolischen Formen. Erster Teil: Die Sprache. Berlin 1923, S. 27. Vgl. VOLKELT, J., Versuch über Fühlen und Wollen. München 1930, S. 113ff. Zu diesem Terminus vgl. DRIESCH, Philosophische Forschungswege, S. 48f. Diese Einordnung rechtfertigt sich auch genetisch; denn „die Wissenschaft entsteht in einer Form der Betrachtung, die, bevor sie einsetzen und sich durchsetzen kann, überall gezwungen ist, an jene ersten Verbindungen und Trennungen des Denkens anzuknüpfen, die in der Sprache und in den sprachlichen Allgemeinbegriffen ihren ersten Ausdruck und Niederschlag gefunden haben" (CASSIRER, Philosophie der symbolischen Formen. Erster Teil: Die Sprache, S. 13).
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durch diesen Hinweis ist die Verbindung mit Hauptteil C stets gegeben. Auf diese Weise schafft unsere Dreiteilung die Möglichkeit, die Hauptteile A und B von allen Wörtern zu entlasten, die Begriffe bezeichnen, die von Wissenschaft und Technik geschaffen wurden und verwandt werden, deren Verständnis jedoch Spezialkenntnisse voraussetzt. Daß wir darauf verzichtet haben, wissenschaftliche Begriffe in unser Verzeichnis aufzunehmen, bedarf keiner Begründung. E s genügt hier, lediglich den Ort festzulegen, an dem sie zu stehen hätten. 1 Wir haben auch davon abgesehen, die Wissenschaften selber in systematischer Ordnung aufzuführen, denn noch niemand hat hier eine befriedigende Lösung gefunden. Wir sind auch hier ganz „natürlich" und ohne Gewaltsamkeit verfahren: in der Reihenfolge, wie die einzelnen Bereiche in den Hauptteilen A und B aufeinanderfolgen, werden auch im Hauptteil C die Wissenschaften aufgeführt, deren Gegenstand diese Bereiche sind. Und nun zur Gliederung im einzelnen! 2 Die Unterteilung des Hauptteiles A. L'Univers ist so vollzogen worden, daß — stets unter dem Blickwinkel der schlichten vorwissenschaftlichen Auffassung — mit dem Weltall, dem sich die atmosphärischen Erscheinungen anschließen, begonnen wird: Abschnitt I : Le ciel et l'atmosphère. Abschnitt I I (La terre) umfaßt die Formen und die Zusammensetzung der Erdoberfläche und damit zugleich den Bereich des Anorganischen. Das Reich des Organischen bildet den Abschluß dieses Hauptteils, wobei die niederen Organismen den höheren vorausgehen (III. Les plantes, IV. Les animaux). Gemäß unserem Grundsatz, in allem der Sicht des Menschen zu folgen, sind weder Pflanzen noch Tiere in der wissenschaftlichen Klassifizierung aufgeführt worden. 3 Wir waren vielmehr bestrebt, unter Auswahl dessen, was an Pflanzen und Tieren für den Menschen, der in ursprünglicher Naturverbundenheit auf dem Lande lebt, wichtig sein kann, eine Anordnung zu finden, die dem Grade dieser Verbundenheit mit Pflanze und Tier 1
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Die wissenschaftlichen Begriffe tragen, mindestens soweit sie mit von den Wissenschaftlern selber gebildeten sprachlichen Zeichen symbolisiert werden, nichts zur Erschließung des Weltbildes einer Sprache bei, man denke etwa an Begriffe wie Reizschwelle oder Schwundeffekt. Denn diese sprachlichen Gebilde sind sekundär, die Begriffsbildung geht ihnen voraus. Es sei hier darauf hingewiesen, daß unsere Einteilung in manchen Einzelheiten Übereinstimmung oder Ähnlichkeit aufweist mit der Gliederung, die C H . B A L L Y in seinem „Tableau synoptique des termes d'identification et de leurs principaux synonymes" gibt, die den Anhang zum zweiten Bande seines „Traité de stylistique française" (S. 225ff.) bildet, sei es, daß er uns manchen Gesichtspunkt nahegelegt hat — wie etwa die Anordnung der Begriffe in Gegensatzpaaren in dem Abschnitt über die Gefühlswelt —, sei es, daß wir unabhängig von ihm zu gleichen Ergebnissen gelangt sind. — Dasselbe gilt auch für P I N L O C H E , A. : Le vocabulaire par l'image de la langue française, Paris (1923), und für G I L L O T , H . , und K R Ü G E R , G.: Dictionnaire systématique français-allemand, 1. Bd., Dresden und Leipzig 1912. D O R N S E I F F gibt die Pflanzen- und Tiernamen nach dem wissenschaftlichen System ; vgl. dazu v. W A R T B U R G , Mélanges B A L L Y , S. 1 6 , Anm. 1 0 .
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Rechnung trägt. Daß sowohl Auswahl als auch Anordnung mitbedingt sind von den Erfahrungen der Verfasser, steht außer Frage; es wurde aber mit Hilfe von lebensnahen Darstellungen und von Kennern des Tier- und Pflanzenreiches 1 versucht, das persönliche Moment weitgehend zurückzudrängen. Immer jedoch spiegeln sich in Auswahl und Anordnung die geographischen und die klimatischen Verhältnisse, und so mag der eine Vertrautes vermissen, der andere zu viel an ihm Unbekanntem vorfinden, ein dritter einer Zuordnung nicht zustimmen, die sich uns wie von selber ergab : das Wesentliche ist, daß hier zu zeigen versucht wurde, wie die wissenschaftliche Klassifikation, die für den Laien ohne Belang ist, durch eine Anordnung abgelöst werden könnte, die das Verhältnis, in dem der einzelne und das Volk zu Pflanze und Tier stehen, widerspiegelt.2 Der Hauptteil B, der vom Menschen handelt, trägt einfach die Uberschrift: L'Homme. Da dieser zunächst als leiblich-seelisches Wesen behandelt wird, so ergeben sich die beiden Abschnitte I. L'homme, être physique, und II. L'âme et l'intellect. Der Leib als Form und als Träger von Funktionen, mit seiner Sinnesausrüstung und in seinen natürlichen Verhaltensweisen, in dem biologischen Ablauf von Werden, Vergehen und Fortpflanzung, mit den Störungen durch Krankheiten und mit all dem, dessen er zu seiner Erhaltung bedarf, bildet den Inhalt des ersten Abschnittes. Der zweite Abschnitt handelt vom Menschen als seelisch-geistigem Wesen. Hatte man bisher in der Gliederung der Begriffe und ihrer Zusammenfassung zu größeren Einheiten kaum unüberwindliche Schwierigkeiten, so ändert sich das hier. Denn auf dem Gebiete des Seelisch-Geistigen verharrt die Sprache — wir wiesen schon darauf hin 3 — oft weitgehend im Bedeutungshaften und vermittelt dem Bewußtsein nur bedeutungsdurchtränkte Inhalte. Sie sind so stark erlebnisund situationsgebunden, so eng miteinander verflochten, daß die Trennung der einzelnen Inhalte oft nicht glückt, daß der begriffliche Gehalt oft nicht mit Evidenz erkannt und allgemeingültig festgehalten werden kann, sondern man darauf angewiesen ist, das „Begriffliche" auf Grund eigener Erlebnisse und mit Hilfe des Verfahrens der „identification" festzulegen/* Das gilt besonders für das Gefühlsleben. Gerade hier vermißt man, daß die Sprache kaum bedeutungsentbundene oder übergreifende, die Einzelheiten gruppenhaft gliedernde Begriffe herausgearbeitet hat. 5 Es ist infolgedessen hier der persönlichen Auffassung ein 1
Wir erwähnen hier dankbar die Klärung, die wir den Unterhaltungen mit M. B o s und H. E. K E L L E R , beide in Basel, verdanken. Sie kam auch manchem anderen Abschnitt zugute. Wenn in den Überschriften der Unterabschnitte des Abschnittes IV die wissenschaftlichen Termini auftreten (z. B. Amphibies, Mollusques), so veranschaulicht das gut, daß auf diesen Gebieten die Sprache selber den „Zusammengriff" noch nicht vollzogen hat und sich uns infolgedessen kein Wort der Allgemeinsprache anbot; vgl. dazu W E I S G E R B E R II, S. 39 und S. 138. 4 Vgl. S. 61i. Vgl. S. 62. Man vergegenwärtige sich, wie vielfältig allein schon der Gebrauch ist, den die deutsche Sprache von dem Worte Gefühl macht (vgl. VOLKELT, Versuch über Fühlen und Wollen, S. 3ff.), und so ist es überall im Bereiche des „dunklen MitSARD
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weiter Spielraum gelassen. Wir haben es daher für ratsam gehalten, im großen ganzen die alte „klassische" Einteilung der psychischen Tatsachen nach Empfinden, Vorstellen, Denken, Fühlen und Wollen beizubehalten; ihnen wurden die Einzelheiten zugeordnet. Wenn wie in Abschnitt I so auch in diesem Abschnitt II der Mensch als Einzelwesen gedacht ist, so haben wir doch außer Betracht gelassen, ob die psychischen Tatsachen auf den individuellen Kreis eingeschränkt bleiben oder ob sie in Ursache und Richtung die Mitmenschen voraussetzen. Dem Rechnung zu tragen, hätte Zusammengehöriges getrennt und Wiederholungen veranlaßt. Wir haben auch hier den Standpunkt, von dem aus wir alles zu betrachten uns vorgenommen haben, beibehalten. Wer oder was auch immer meinen Zorn erregt oder mich traurig macht, es ist immer „mein" Zorn, es ist immer „meine" Traurigkeit, um die es sich handelt. Es wurde als natürlich und zweckmäßig empfunden, an den Abschnitt über das Wollen alles anzuschließen, was sich im allgemeinen Sinne auf das menschliche Handeln bezieht. Und die Urteile, die meine Mitmenschen über die Handlungen fällen, fanden im Anschluß daran ihren Platz. Wenn ihnen der Abschnitt „La morale" folgt, so darf das nicht überraschen; maßgebend für dessen Einreihung war die Überlegung, daß die Wertungen, die der einzelne durch seinesgleichen erfährt, das, woraus man auf seinen Charakter schließt, sich nicht gründet auf die Absichten, sondern auf die Handlungen eines Menschen und auf die Art, wie er sie ausführt und durchführt; die Einschätzung eines Menschen hängt nicht an dem, was er plant, sondern an dem, was er tut. Dieser Abschnitt wurde aus diesem Grunde noch dem Menschen als Einzelwesen zugewiesen, aber er bildet eine gute Überleitung zu der zweiten Hälfte dieses Hauptteiles, der den Menschen als soziales Wesen behandelt. Im Abschnitt III (L'homme, être social) werden die soziologischen Tatsachen ganz allgemein eingeordnet, und zwar unter a) alles, was ohne Schwierigkeit aus sichselberseins des Gefühls, der Stimmung, in der man dumpf erfährt, was von außen herantritt, aber nicht ,weiß'( was es ist" (vgl. STENZEL, Philosophie der Sprache, S. 34). Und man weiß es nicht, weil so wenig von dem Bedeutungshaften bis zum Begriff verdichtet worden ist. In der Welt der Gefühle ist alles Erlebnis, Ablauf, Aktualisierung, Fließen, ist vieles der verstandesmäßigen Erfassung weitgehend entrückt, weil die „Terminierung" nicht vollzogen worden ist. Der tiefere Grund für diese Unterlassung liegt vielleicht in Folgendem: „Terminierung" würde bedeuten, daß die Aufmerksamkeit sich auf die Tatbestände zu richten hätte. Nun stehen Gefühl und Aufmerksamkeit in einem seltsamen Verhältnis zueinander: „Wendet sich diese dem Gefühl selber zu, dann wird es geschwächt" (vgl. WRESCHNER, A., Das"Gefühl. Leipzig 1931, S. 53). Die Folge der Terminierung wäre demnach eine Minderung der Intensität der Gefühle. Man könnte nun meinen, die Sprache hätte, indem sie für diesen Bereich so wenige begriffsfähige Wörter schuf und so vieles in den bedeutungsdurchtränkten Inhalten beschlossen ließ, den Gefühlsäußerungen ihre Stärke und Tiefe bewahren wollen. — Außer den bereits genannten Büchern wurden für die Psychologie noch zu Rate gezogen : EBBINGHAUS, H., Abriß der Psychologie, 5. Aufl., Leipzig 1914; HÖFFDING, H., Psychologie, 5. Aufl., Leipzig 1914; MESSER, A., Psychologie, 2. Aufl., Stuttgart und Berlin 1920.
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der Tatsache, daß der Mensch in der Gemeinschaft lebt, ableitbar ist : die natürlichen Formen der menschlichen Gruppenbildung und die einfachen Beziehungen, die sich daraus ergeben. Hier ist auch die Sprache untergebracht worden, weil der einfache Mensch in ihr wohl in der Hauptsache das Mittel der Verständigung mit dem Mitmenschen sieht. 1 Der Unterabschnitt b) L'homme au travail befaßt sich mit dem Menschen in seiner Arbeit. Die bäuerliche Arbeit hat den Vortritt: Ackerbau, Viehzucht, Gartenbau. Wenn hier die Aufzählung der Begriffe weitergeführt worden ist als anderswo, so deswegen, weil unser Begriffsschema nicht nur für Schriftsprachen, sondern auch für Mundarten nützlich sein soll. Der bäuerlichen Arbeit folgen die Handwerke und die praktischen Berufe. Die der Mehrzahl von Menschen bekannten und von ihr benutzten Werkzeuge, einfache Geräte und Behälter werden vor Aufzählung der Handwerke und Berufe gesondert aufgeführt, während die Spezialwerkzeuge bei dem betreffenden Handwerker genannt werden ; denn nur infolge der Benutzung durch ihn werden sie den anderen Menschen bekannt. Aus diesem Grunde stehen z. B. truelle und auge bei maçon. Bei der Einordnung der Materialien, die die Handwerker benutzen, konnte nicht in gleicher Weise verfahren werden. Hier wurde stets gefragt, mit welchen Gegenständen sie im Bewußtsein des Menschen dauernd verknüpft sind. Deshalb sind z. B. glui und tuile nicht zu couvreur gestellt worden, sondern zu toit, denn in der Vorstellung des einzelnen bildet die Verbindung dieses Handwerkers mit den Stoffen nur eine vorübergehende psychische Struktur, die zerfällt, wenn dessen Arbeit beendet ist, während die Struktur Dach — Stoff von Dauer ist. A n die Handwerke und praktischen Berufe werden angeschlossen die aus der handwerklichen Tätigkeit erwachsenen, Jahrhunderte alten gewerblichen Betätigungen : Bergbau, Metallgewinnung und -Verarbeitung usf., unabhängig davon, ob diese heute Industrien verkörpern, die nach Größe und maschineller Ausstattung weit über den alten Rahmen hinausgewachsen sind. Wir trennen sie, des Ursprungs wegen, von den Industrien, die auf der Grundlage der modernen Forschung und Technik erst in den letzten Jahrzehnten entstanden sind; letztere haben wir, wie bereits ausgeführt wurde 2 , dem dritten Hauptteil zugewiesen. Die gewerbliche Wirtschaft bedarf zu ihrer Ausübung des Güteraustausches, daher folgt ihr der Unterabschnitt über Handel und Geldwesen, wobei nur die Begriffe verzeichnet werden, die im täglichen Leben von allgemeiner Bedeutung sind. Vom Besitz als dem Ertrag der menschlichen Arbeit handelt der folgende Unterabschnitt (La propriété), dem sich der über die Wohnung anschließt, deren Erstellung in der Form des modernen Hauses das Zusammenwirken vieler Handwerke und Gewerbe erfordert. Verkehr und Nachrichtenwesen beschließen den Abschnitt III. Der Abschnitt IV (L'organisation sociale) behandelt aus dem Bereiche des Soziologischen alles, was nicht mehr auf eine im Grunde natürliche Gruppen1
Diese Einordnung hat also nichts zu tun mit der Ansicht, welche die Verfasser sich von der Sprache gebildet haben.
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Siehe S. 66.
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bildung zurückgeht. Seinen Inhalt bilden die übergreifenden Organisationen, die zum größten Teile von den menschlichen Gemeinschaften bewußt geschaffen worden sind und denen der moderne Mensch unentrinnbar eingeordnet ist. Hierzu gehören der Staat und seine Einrichtungen, ebenso die Institutionen zur Regelung zwischenvölkischer Beziehungen und die Auseinandersetzung zwischen Staaten, die mit Waffengewalt erfolgt. Auch die gestaltende Tätigkeit des schöpferischen Menschengeistes, wie sie in den verschiedenen Künsten zum Ausdruck kommt, wird in Abschnitt IV eingereiht, weil sie, obwohl in der Schöpferkraft des einzelnen begründet, zu ihrer vollen Auswirkung der Gemeinschaft bedarf. Den Schluß dieses Abschnittes bilden die Beziehungen des Menschen zur übersinnlichen Macht und die Einrichtungen, die ihr dienen, also Glaube, Religion und Kirche. Warum wir einen dritten Hauptteil geschaffen haben, ist schon früher begründet worden.1 Wir haben an jener Stelle auch von dessen Unterteilung in zwei Abschnitte gesprochen, von denen der erste das enthalten sollte, was wir das „Vorgegebene" genannt haben. Auch was wir darunter verstehen wollten, war vorläufig angedeutet worden. Es muß jetzt im einzelnen ausgeführt werden, was wir diesem „Vorgegebenen" zugewiesen haben. Es sind einerseits Beziehungen und Zusammenhänge im Gegenständlichen, die mir als verstandesbegabtem Wesen einfach aufgehen, die ich schaue, andererseits Setzungen, die der Verstand als solche vornehmen muß, wenn er alles Erfaßbare ordnen und in seinem inneren Zusammenhang begreifen will.2 Daß in diesem Abschnitt das Sein, die Existenz, an erster Stelle steht, bedarf keiner Begründung; dieses muß den Ausgangspunkt bilden. Ihm reiht sich der „objektive" Gegenstand genauso ein wie das erlebende Ich. Zum Sein gehört das Werden und ferner alles, was beides begünstigt oder hemmt (Unterabschnitt a). Am gegenständlich Seienden erfaßt das erlebende Ich die Qualitäten und Zustände, wobei Möglichkeit und Grad der Erfassung in hohem Maße von der Güte der Sinnesausrüstung des Menschen abhängen (Unterabschnitt b). An den Gegenständen und deren Qualitäten werden die Beziehungen — dieses Wort im weitesten Sinne genommen — erfaßt. Oft leistet der Vergleich dabei Hilfe. Ich stelle fest: „gleich", „verschieden", aber auch „Ordnung" und deren Gegenteil, „Wert" und „Unwert", und schließlich setze ich Gegenstände und Qualitäten zu angenommenen, in verschiedener Hinsicht festgelegten Einheiten und Größen in Beziehung: ich messe und wiege. Das alles bildet den Inhalt des Unterabschnittes c). Die Kategorie Beziehung leitet über zu denen der Zahl und der Menge (Unterabschnitt d). Danach erst kann der Raum eingeführt werden (Unterabschnitt e), denn die räumliche Erfassung setzt die Kategorien voraus, die in den Unterabschnitten a) bis d) behandelt werden. 1 2
Siehe S. 65 f. Vgl. D R I E S C H , Philosophische Forschungswege, S. 48f., und und die Welt. Leipzig 1928, S. lfi.
DRIESCH,
Der Mensch
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Waren die bisher aufgeführten Kategorien mehr oder weniger gegenständlich, d. h. machten sie den „Eindruck des vom Ich A b g e l ö s t e n " s o gilt das nicht mehr für die folgende Bewußtseinsletztheit, die Zeit) denn diese hat ihren Ursprung „in der tieferen Struktur des ungegenständlichen, nur rein in sich gekehrten Ich" 2 . Sie muß aber hier ihren Platz finden, weil die Ausarbeitung des Zeitbewußtseins mit seinem „ J e t z t " und „Damals" die auf Gegenständliches bezüglichen Bewußtseinsinhalte und das Bewußtsein von den räumlichen Beziehungen der Gegenstände zueinander voraussetzt (Unterabschnitt f). Weitere Überlegung führt zur Setzung der Kausalität. Sie kann erst jetzt vorgenommen werden, weil die ursächliche Verknüpfung ohne die bisherigen Kategorien nicht erfaßt werden kann (Unterabschnitt g). Diese wiederum ist die Voraussetzung für die Erfassung der Orts- und Lageveränderung, der Bewegung (Unterabschnitt h), die ihrerseits erst wieder die volle Erfassung der empirischen Tatsache der Veränderung ermöglicht (Unterabschnitt i). Letztere weist zurück auf das am gegenständlichen Sein feststellbare Werden und damit auf die Kategorie Sein, von der wir ausgegangen sind. Das sind die einfachsten Bewußtseinsletztheiten und Setzungen, zu denen uns Erfahrung, erlebendes Bewußtsein und begreifendes Denken veranlassen. Ein Mehr an ihnen würde dem Grundsatz der Sparsamkeit entgegen sein, ein Weniger jedoch das von dem ordnenden Verstände Geforderte nicht erfüllen. Die Aufeinanderfolge ist so festgelegt worden, daß das Folgende jeweils alles Vorhergegangene voraussetzt.3 Damit ist die Erläuterung der Gliederung abgeschlossen, und wir wenden uns den mehr technischen Fragen der Einordnung der Begriffe zu. An erster Stelle muß noch einmal auf die Tatsache hingewiesen werden, daß wir nicht Wörter aufführen, sondern sprachliche Zeichen, die Begriffe vertreten. Denn daraus ergibt sich die wichtige Feststellung, daß es unerheblich ist, welche grammatische Form diese Zeichen haben. Bei der Wahl der Zeichen waren wir nur von der Frage geleitet, was den gemeinten Begriff am zweckmäßigsten symbolisieren könnte. Wir haben uns dabei ganz von unseren Bewußtseinsinhalten führen lassen; dieses „passive" Verhalten gegenüber dem sprachlichen Material schien uns dessen Wesen am besten zu entsprechen. Tauchte z. B. bei dem Begriff „mit irdischen Gütern wohl versehen" zuerst das Zeichen riche auf, so steht dies an erster Stelle und richesse folgt. Bei der Darstellung von Begriffen, die das Gegenständliche treffen, meldeten sich Substantive an erster Stelle, bei Handlungen die Verben usf. Auf diese Weise hat keine Wortklasse durchgängig den 1 2 3
Vgl. VOLKELT, Versuch über Fühlen und Wollen, S. 124. Vgl. VOLKELT, ebenda, S. 124. W e m der Sinn der von uns vorgeschlagenen Verknüpfung der Bewußtseinsletztheiten und Setzungen noch nicht einleuchtend geworden ist, gehe unsere Reihenfolge von rückwärts nach vorwärts durch, und er wird finden, daß Veränderung voraussetzt Bewegung, Kausalität, Zeit, Raum usf., Bewegung nicht zu denken ist ohne bewirkende Ursache, Zeit, Raum usf., daß die Setzung Kausalität Zeit, Raum, Beziehung usw. voraussetzt, bis er schließlich beim Sein anlangt, von dem wir ausgegangen sind.
Einführung
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Vorrang. Die Darstellung und die Anordnung der Zeichen regelt sich lediglich durch den Begriff, der stets das Primat hat. Nur im gleichen Abschnitt ist die Reihenfolge der Wortklassen einheitlich geregelt worden. Substantive werden ohne Artikel angeführt ; hinter Homonymen dieser Wortklasse steht s. m. bzw. s. f. Bei Pluralformen wird der Artikel gesetzt. Verben, die zu einem Zweifel in der Auffassung Anlaß geben können, sind begleitet von dem Zusatz v. a. bzw. v. n. Auch andere Fragen, die aus der linguistischen Sicht stammen, finden ihre Beantwortung aus der Vorrangstellung des Begriffs: die des etymologischen Zusammenhanges, der Wortfamilie, der Ableitung. Da z. B. mordre und mors ganz verschiedenen Bereichen angehören, müssen sie in unserem Verzeichnis getrennt auftreten. Eine Ableitung wird dann neben dem Simplex angeführt, wenn sie als Zeichen für einen wesentlich anderen Begriff brauchbar ist. Stellt sie hingegen nur eine Bedeutungsschattierung oder einen Gegenbegriff dar, so wird sie nicht verzeichnet. Deshalb werden Ableitungen mit der Vorsilbe re- nicht angeführt, weil sie keinen wesentlich neuen Begriff beibringen (z. B. renaître, retomber, retrouver), und der Gegenbegriff von nouer (dénouer) braucht ebenfalls nicht aufgenommen zu werden. Boten sich für die Symbolisierung eines Begriffes mehrere Wörter (Synonyma) an, so wurde, falls kein wesentlicher begrifflicher Unterschied festzustellen war, dasjenige gewählt, welches als das Allgemeinere und Gebräuchlichere empfunden oder durch das Verfahren der „identification"1 festgestellt wurde. So steht nicht suspicion, wohl aber soupçon, so vertritt bruit als „terme d'identification" gleichzeitig vacarme, tumulte, tapage usw. Ist umgekehrt eines der verwendeten Zeichen vieldeutig, könnte es also zwei oder mehrere Begriffe symbolisieren, so ist, wenn irgend möglich, dieses Wort nur für den einen Begriff verwandt, für den anderen hingegen ein Synonym gesetzt worden. Vieldeutig ist z. B. user. Es steht daher nur für einen Begriff und zwar für abnutzen, abtragen, während für die anderen Begriffe stehen employer und épuiser. Oder: propriété steht für Besitz, für Eigenschaft steht qualité. Oft gibt auch der Zusammenhang Auskunft über den Begriff, den ein Wort symbolisieren soll. So folgt aus der Tatsache, daß taille hinter stature eingereiht ist, daß es für den Begriff Größe stehen soll und nicht für den von Schnitt. Im Zweifelsfalle werden die deutschen Entsprechungen hinzugefügt. So wird mariage einmal durch, ,Ehe' ' erläutert, das andere Mal durch „Eheschließung' '.Das ist zugleich einer der wenigen Fälle, in denen die Verwendung desselben sprachlichen Zeichens für verschiedene Begriffe nicht zu umgehen war. Ob ein Wort an mehreren Stellen erscheint, lehrt das Alphabetische Register am Schluß. Daß bei der Auswahl der Begriffe nach dem Grundsatz der Sparsamkeit verfahren worden ist, wurde bereits ausgesprochen.2 Aber innerhalb dieser allgemeinen Richtlinie bleibt es durchaus persönlichem Ermessen überlassen, wie weit man in der Anführung der Begriffe geht. Seltenere oder auf ganz bestimmte 1 2
Siehe S. 62. Siehe S. 63.
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Bereiche beschränkte Begriffe sind nicht aufgenommen worden, wie z. B. tiare oder tirelire. Ebenso wurden Begriffe dann nicht verzeichnet, wenn sie für die Erschließung eines Bereiches unwesentlich sind, wie etwa surplomber oder trottoir. Der eine dieser Begriffe gehört zu rocher bzw. précipice oder zu vertical, der andere zu rue und ville. Wer solche Begriffe vermißt, wird sie ohne Schwierigkeit nachtragen können. Bei den Bereichen, die dem Durchschnittsmenschen ferner liegen und an deren Begriffsgut die einzelnen einen sehr wechselnden Anteil haben (Kunst, Technik, Industrie), haben wir uns damit begnügt, ihnen den Platz in unserem System zuzuweisen. Ebenso wurde bei den Wissenschaften verfahren. Selbst das wenige, was aus deren Gebieten allgemein bekannt ist, wie etwa télescope, fehlt. In den ersten beiden Hauptteilen vermeiden wir soweit wie möglich wissenschaftliche Termini. Daher steht im Hauptteil B beispielsweise ventre und nicht abdomen. Das ließ sich freilich nicht überall durchführen : wo kein volkstümlicher, der Allgemeinsprache angehörender Ausdruck vorhanden war, mußte, um den Zusammenhang unseres Begriffsgerüstes nicht zu gefährden, zum wissenschaftlichen Ausdruck gegriffen werden. 1 Daß bildliche Ausdrücke und Redensarten nicht in ein Begriffsverzeichnis gehören, versteht sich von selber. Auch Ausdrücke, die nur in Redensarten auftreten — wie etwa tire-d'aile in: voler à tire-d'aile — haben hier keinen Platz. Sie gehören in die Durchführung einer Wortschatzordnung. Dort würde letzteres unter dem Begriff voler seinen Platz finden. Daß bei der Einordnung der Begriffe streng logisch verfahren worden ist, wurde bereits betont. Stets war der begriffliche Zusammenhang maßgebend. Nach diesem Prinzip sind auch die Negationen, die Präpositionen und die Konjunktionen eingeordnet worden. Sie stehen also nicht, wie in den Grammatiken, beieinander. Oft aber wollte im Laufe der Arbeit an dem Verzeichnis ein anderes Prinzip das logische beiseitedrängen, das der Assoziation, und bisweilen war deren Druck so stark, daß es schwerfiel, am logischen Prinzip festzuhalten. Es gibt aber Fälle, in denen der Assoziation bewußt der Vorrang vor dem begrifflichen Zusammenhang eingeräumt wurde. Das ist immer dann geschehen, wenn der assoziative Zusammenhang als natürlicher empfunden wurde. Dafür einige Beispiele: Dem begrifflichen Zusammenhange nach hätte miette zu morceau gestellt werden müssen, wir haben es aber hinter pain eingereiht. Ähnlich wurde mit flocon verfahren, das bei neige steht ; numéro und numéroter gehören begrifflich zu ordre, sie sind zu nombre gestellt worden, weil die Handlung „etwas mit einer Zahl versehen" dem Bewußtsein näherliegt. Und für ouvrir und fermer bot sich der Assoziationsbegriff porte sofort an. Die einzelnen Teile sind weitgehend untergegliedert und die Unterabteilungen durch Ziffern, Buchstaben und Uberschriften kenntlich gemacht worden. Innerhalb der kleinsten im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Gliederungseinheiten ist eine weitere Untergliederung mit Hilfe von Querstrichen vorgenommen worden. 1
Vgl. S. 68, Anm. 2.
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Die Abkürzung etc. besagt, daß auf die Aufnahme weiterer Begriffe verzichtet wurde. Könnten ein Begriff oder ein Begriffsbereich an verschiedenen Stellen des Gliederungszusammenhanges erscheinen, so ist nur der Leitbegriff an die verschiedenen Stellen gesetzt worden ; die Durchgliederung der betreffenden Einheit ist jedoch nur an einer Stelle erfolgt, und zwar an der, die uns die näherliegende zu sein schien. Der Verweis: v. aussi p. stellt dann die Verknüpfung zwischen den verschiedenen Stellen her. Das Alphabetische Register am Schluß umfaßt alle Wörter, die in dem Begriffssystem auftreten, mit allen Stellen, wo sie zu finden sind. Homonyme sind nur dann mehrmals aufgeführt, wenn sie Begriffe bezeichnen, die weit auseinanderliegen, wie z. B. alliance,,Trauring" und „Bündnis", arête „Gräte" und „Granne", faux adj. und faux „Sichel".
Das sind die Gedanken, die uns zur Aufstellung unseres Begriffssystems veranlaßt und bei der Arbeit geleitet haben. Wir haben versucht, alle Seinsbereiche zu berücksichtigen und allen kulturellen und zivilisatorischen Verhältnissen der Gegenwart Rechnung zu tragen. Diese Gegenwartsbedingtheit schließt aber, wie wir glauben, die Möglichkeit nicht aus, dieses Begriffssystem auch für die Darstellung des Wortschatzes früherer Epochen zu verwenden. Denn die Gebiete, die im Laufe der Zeiten besonders dem Wandel unterworfen sind, wie staatliche und soziale Einrichtungen, Gewerbe, Kriegswesen, Bekleidung usw., sind alle in unserem System vertreten, und wir haben darüber hinaus Abschnitte wie „Les costumes anciens" oder „La vie chevaleresque au Moyen Âge" ausdrücklich aufgenommen. Da wir bestrebt gewesen sind, alles zu einem Gefüge zusammenzuschließen, wird jeder Benutzer für das, was er aus dem Blickwinkel seiner eigenen Arbeit heraus sucht, aber vermißt, leicht den Ort finden, an dem es einzureihen wäre. Wir glauben, mit dem Begriffssystem, das wir hier vorlegen, für die Lexikographie eine Grundlage geschaffen zu haben, welche die Darstellung des „Wortschatzes als Gesamtgefüge" ermöglichen könnte, unabhängig davon, welcher Sprache, welcher Mundart oder welcher Epoche dieses Wortgut angehört. Wortschatzdarstellungen, die auf der Grundlage dieses Ordnungsschemas aufgebaut sind, werden die Einsicht in die „organische Verbindung von einer Periode zur anderen, von einer Gegend zur anderen" 1 erleichtern und den Gesamtüberblick über die Entwicklung des Wortschatzes einer Sprache anbahnen helfen. Jede Ordnung dieser Art ist subjektiv, durch viele Faktoren bedingt, die Weltbild und Lebensansicht ihrer Urheber bestimmt haben. Wir haben versucht klarzumachen, von welchem Standpunkt aus unsere Gliederung gewonnen wurde, und für jede Abteilung und Unterabteilung deren Zusammenhang im Gerüst des Systems zu begründen. Daß das Gerüst einer solchen Gliederung der „Welt" bis i Vgl. v.
WARTBURG,
Einf., S. 163; 2. Aufl., S. 177.
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zu einem gewissen Grade naturgegeben erscheint, wurde bereits erwähnt 1 , und vielleicht darf man hoffen, daß man den von uns getroffenen Entscheidungen insoweit zustimmt. Anders verhält es sich freilich, je weiter wir in der Ausfüllung dieses Gerüstes vorschreiten, d. h. wenn wir zur weiteren Aufgliederung jeder einzelnen Unterabteilung und Gruppe übergehen. Hier waren Auswahl und Einordnung der einzelnen Begriffe sehr oft von der Bewußtseinslage des Augenblicks abhängig, und manches Mal wurde später verworfen, was man früher entschieden und für endgültig gehalten hatte: so stark ist bei einer solchen Auswahl- und Ordnungstätigkeit das subjektive Moment. Da es undenkbar ist, Auswahl und Einordnung im einzelnen zu begründen, so bleibt uns nur die Bitte, Benutzer und Beurteiler möchten beides als sorgfältig erwogen betrachten und sich immer der Tatsache bewußt bleiben, die schon im Titel zum Ausdruck kommt und auf die wir am Schlüsse noch einmal ganz besonders hinweisen, nämlich, daß es sich um einen Versuch handelt, und niemand kann wohl besser fühlen, welche Mängel ihm noch anhaften, als diejenigen, welche sich — wenn auch mit großen Unterbrechungen — Jahre hindurch mit dem Gedanken eines Begriffssystems und mit dessen Verwirklichung beschäftigt haben. Aber der Versuch mußte einmal unternommen und es mußte gewagt werden, ihn der Öffentlichkeit zu unterbreiten, um die theoretische Forderung in die praktische Durchführung und Erprobung überzuleiten. Denn darauf kommt es an: die Erprobung dieses Ordnungsschemas muß letztlich über dessen Brauchbarkeit entscheiden. Bei der Erprobung behalte man aber stets im Auge, was es ist, was die folgenden Blätter enthalten: es ist der Versuch eines Begriffssystems, von dem wir glauben, es könne lexikographischen Arbeiten als Ordnungsschema zugrunde gelegt werden. Es ist nicht, um auch das ganz deutlich auszusprechen, eine nach Sachgruppen geordnete Auswahl aus dem neufranzösischen Wortschatz. Wenn es jemand bei flüchtiger Betrachtung als solche erscheinen sollte, so ist das ein Nebenertrag unserer Bemühungen, dessen praktischer Wert vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen ist, aber das steht auf einem anderen Blatt. » Vgl. S. 62, Anm. 5.
I N T R O D U C T I O N
Au cours des deux dernières décennies, W . VON WARTBURG 1 a plusieurs fois montré la nécessité d'abandonner l'ordre alphabétique pour la rédaction de dictionnaires scientifiques dans le domaine de la lexicologie et de le remplacer par «un système calqué sur l'état de la langue contemporaine».2 L'idée du vocabulaire considéré comme un tout organisé s'était peu à peu imposée à lui à la suite des expériences toujours plus nombreuses qu'il avait faites depuis 1920 environ en rédigeant le «Dictionnaire étymologique du français» (FEW), qui est une représentation
aussi complète que possible du vocabulaire gallo-roman dans tous les temps et toute son aire géographique. Il trouva une confirmation de la légitimité de cette idée dans deux principes de la théorie du langage de W . VON HUMBOLDT, laquelle a fortement influencé la linguistique du 20 me siècle.3 Ce sont: 1. le principe que la langue ne sert pas seulement à l'expression et à la communication, mais qu'en outre elle crée un monde spirituel intermédiaire qui s'insère entre le moi et le monde extérieur, une «image du monde» qui est transmise à chaque représentant d'une communauté linguistique par l'enseignement et confirmée par l'emploi constant qu'il fait de la langue maternelle au cours de son existence; 2. le principe repris surtout par F . DE SAUSSURE, de «l'articulation», selon lequel tous les moyens 1
2 3
v. W A R T B U R G , W . , Betrachtungen über das Verhältnis von historischer und deskriptiver Sprachwissenschaft. Dans : Mélanges BALLY. Genève 1939, pp. 3—18. — Du même auteur: Einführung in Problematik und Methodik der Sprachwissenschaft. Halle 1943; 2 e éd., Tübingen 1962 ( = Einf.). — Du même auteur: Compte rendu: C A S A R E S , J., Diccionario ideolôgico de la lengua espafiola. Barcelona 1942. Dans: ZrPh 64 (1944), pp. 422 sqq. Cf. W . v. W A R T B U R G , Einf., p. 161; 2 e éd., p. 175. Nous signalons en particulier les travaux de J . T R I E R et de L . W E I S G E R B E R , et surtout les quatre volumes de ce dernier, parus récemment sous le titre général «Von den Kräften der deutschen Sprache», qui résument ses vues et les illustrent en même temps par l'exemple de l'allemand. Ces volumes sont les suivants: I. Die Sprache unter den Kräften des menschlichen Daseins. Düsseldorf 1949; 2 e ed. 1954. II. Vom Weltbild der deutschen Sprache. Düsseldorf 1950; 2 e éd., l r e partie 1953; 2 e partie 1954. III. Die Muttersprache im Aufbau unserer Kultur. Düsseldorf 1950; 2 e éd. 1957. IV. Die geschichtliche Kraft der deutschen Sprache. Düsseldorf 1950; 2 e éd. 1959. Nous les citerons d'après la l r e édition et au moyen des chiffres romains. Nous mentionnons encore W E I S G E R B E R , J . L . , Das Gesetz der Sprache, Heidelberg 1951 ( = Gesetz). Dans chacun de ces ouvrages se trouve un répertoire de ce qui a été écrit sur la matière.
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d'expression d'une langue forment un ensemble, un système dans lequel chaque partie fait corps avec d'autres et est conditionnée par elles. Il est clair que, dans le domaine du vocabulaire, l'ordre alphabétique est un obstacle à la réalisation de ces deux principes: l'image du monde qui est à la base d'une langue et le système de cette langue. Il n'est pas douteux non plus que l'on peut espérer ouvrir la voie à une étude plus approfondie de ces deux principes lorsqu'on applique l'idée de l'articulation au traitement du vocabulaire. L'idée d'ordonner le vocabulaire d'une langue autrement que selon l'ordre alphabétique n'est certainement pas neuve.1 Il serait même étrange qu'elle n'eût jamais surgi au cours des temps. F. DORNSEIFF, dans l'introduction à son ouvrage «Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen»2, le plus récent essai de ce genre pour l'allemand, nous instruit des tentatives faites à ce propos depuis les temps anciens jusqu'à nos jours. Depuis lors, ont paru encore le «Dictionnaire analogique» de CH. MAQUET3 pour le français et le «Diccionario ideológico de la lengua española» de J . CASARES. 4 Si des tentatives de ce genre ont été faites jusqu'à nos jours, nous devons établir pourquoi nous nous livrons à un nouvel essai. Nous en donnerons les raisons en comparant les études antérieures avec la nôtre, et en posant les questions suivantes auxquelles nous essayerons de répondre: 1. Qu'est-ce qu'on articule? 2. Comment articule-t-on? Ces deux questions sont en étroit rapport avec le but que doit viser un dictionnaire non alphabétique. Elles ne peuvent donc pas être séparées de l'explication des intentions qui ont guidé les rédacteurs. Le modèle des dictionnaires à classement par groupes d'idées est l'ouvrage de P E T E R MARK ROGET, «Thésaurus of English Words and Phrases»5, paru il y a une centaine d'années en Angleterre. Les autres ouvrages correspondants pour les principales langues européennes ont été conçus d'après lui. On vit paraître, pour ne mentionner que les dictionnaires les plus importants, en 1859 le «Dictionnaire idéologique de la langue française» de P. ROBERTSON, en 1873—1877 le «Deutsche Sprachschatz» de DANIEL SANDERS, en 1881 «Der passende Ausdruck» de A. SCHLESSING dont H. W E H R L E a rédigé la 7 me édition en 1940.6 On reconnaît déjà partiellement à leurs titres le but de ces dictionnaires, qui est de présenter le vocabulaire «ordonné selon les concepts pour découvrir et choisir facilement l'expression convenable»7, c'est-à-dire pour disposer les 1
2
3 4
5 6
7
H . TIKTIN fait des revendications claires et nettes dans son essai «Wörterbücher der Zukunft». Dans: GRM 2 (1910), pp. 243-253. l r e éd. Berlin et Leipzig 1934; 5 e éd. avec index alphabétique général. Berlin 1959. Nous citons d'après la l r e éd. Paris 1936. Cf. p. 77 note 1. La 2 e éd. de ce dictionnaire «corregida, aumentada y puesta al dia» a paru en 1959. Londres 1 8 5 2 ; cf. DORNSEIFF, pp. 1 3 * sq. Cf. à ce sujet DORNSEIFF, pp. 1 3 * sq., 4 0 * , 4 3 * . La 12 E éd., Stuttgart 1961, a été complètement remaniée par H . EGGERS. Cette formule est empruntée au titre de l'ouvrage de D. SANDERS.
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moyens d'expression d'une langue de telle façon que chacun puisse trouver commodément l'expression qui convient à sa pensée. Ils répondent ainsi à un besoin réel et servent à le contenter.1.Ces ouvrages ont été écrits pour l'usage de la langue et non pour son étude. Les auteurs ne sont pas guidés par un souci scientifique et cela veut dire que ces ouvrages n'ont qu'une valeur très limitée pour les recherches scientifiques. D O R N S E I F F en rédigeant son ouvrage s'est attaché exclusivement à des considérations linguistiques: «Le but de ce livre est de considérer certains problèmes de linguistique qui ne concernent pas seulement l'allemand».2 Il croit avoir «satisfait» par son œuvre à un vœu de H E R M A N N P A U L que celui-ci forme en ces termes : «Si l'on reconnaît que le dictionnaire doit être une œuvre ayant sa valeur propre et n'est pas un simple auxiliaire qu'on feuillette au gré de ses lectures, on doit saluer tout ce qui, de l'ordre alphabétique extérieur et arbitraire, conduit à un groupement correspondant à un ensemble réel».3 La réponse à la question de savoir ce que ces dictionnaires groupent idéologiquement est la même dans tous les ouvrages cités, de R O G E T jusqu'à D O R N S E I F F . Ils ordonnent des moyens d'expression, donc des mots, plus précisément le vocabulaire d'une langue donnée dans toute son étendue possible. D O R N S E I F F écrit: «On devrait faire l'essai de rassembler, en la classant par concepts, toute la richesse des moyens d'expression allemands, aussi bien les mots que des locutions entières, en allant du langage le plus raffiné et le plus solennel jusqu'aux simples gestes».4 Ainsi son livre est un «tableau des moyens d'expression»5, un «trésor des synonymes»6, «un guide des moyens d'expression d'une langue conçu selon l'ordre de matières».7 La différence d'avec un dictionnaire selon l'ordre alphabétique saute aux' yeux : «Un inventaire complet du monde s'offre à nous, les domaines de la nature et de la culture en forment la base et le vocabulaire en est le reflet, . . .».8 Ce n'est pas ici le lieu de vérifier si, du point de vue de l'allemand, le projet de D O R N S E I F F a été réalisé avec bonheur.9 Ce qui importe ici, ce n'est que la constatation que le vocabulaire d'une langue donnée a fait l'objet d'un classement, c'est-à-dire les signes linguistiques importants dont l'ensemble forme l'image du monde de la langue choisie et qui subissent un changement perpétuel de forme et 1
Dans l'ouvrage sus-mentionné de C H . M A Q U E T , on voit nettement combien ce but pratique est important. Il abandonne le classement par concepts de l'ensemble du dictionnaire et ne s'applique plus qu'«à présenter un certain nombre de motscentres autour desquels se groupent tous les mots qui ont entre eux un rapport quelconque de sens» (p. VI). Cependant ces mots-centres il les groupe de nouveau selon l'alphabet.
2
Cf. DORNSEIFF, p. I » , 5 e éd., p. 5.
3
Cf. DORNSEIFF, p. 7 * , 5 e éd., p. 2 9 .
4
Cf. DORNSEIFF, p. 1», 5 e éd., p . 5.
5
Cf. DORNSEIFF, p . 3 * , 5 e é d . , p . 7.
6
Cf. DORNSEIFF, p. 5 * , 5 e éd., p. 8.
7
Cf. DORNSEIFF, p. 7 * , 5 e éd., p.
8
Cf. W E I S G E R B E R I I , p. 4 2 .
9
Cf. la critique faite par
29.
WEISGERBER
dans II, pp. 42 sqq., et Gesetz, pp. 65 sq.
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de contenu. D O R N S E I F F a parfaitement raison lorsqu'il dit que «le vocabulaire par ordre de matières» n'a vraiment sa place en linguistique que conçu comme une étude des moyens d'expression, une onomasiologie, une onomastique1 et lorsqu'il montre quelles espérances son livre apporte pour de nouvelles découvertes dans l'étude des moyens d'expression, en étymologie, en géographie lexicale, dans les recherches de stylistique sur tel auteur. Mais ces espérances ne sont valables que pour la langue dans laquelle D O R N S E I F F a rédigé son livre, soit l'allemand; elles sont vaines dès le moment où il croit que le classement du vocabulaire proposé par lui pourrait servir aussi de base pour d'autres langues. Cette idée le hante lorsqu'à propos d'une pensée de H U M B O L D T qu'il nous rapporte, il écrit : «Par la collaboration de cinq personnes, on pourrait établir une équivalence des vocabulaires des cinq langues étudiées dans les écoles, une équivalence selon le groupement par matières, si pratiquement on s'en tient au schéma de cet ouvrage».2 On ne voit pas très bien ce que D O R N S E I F F veut dire par ces mots : «le schéma de cet ouvrage». S'il considère par là son livre comme présentant l'ensemble des mots de la langue, nous devons constater qu'en tant que classement du vocabulaire allemand il ne peut s'appliquer à une autre langue, car il reflète, si imparfaitement que cela soit, un système de pensées tel qu'il se présente selon les conceptions, les possibilités et les critères de l'allemand. Plus simplement: si l'on voulait présenter le vocabulaire d'une autre langue selon le «schéma» de D O R N SEIFF, cette entreprise se réduirait au fond à une traduction de l'allemand: les mots fournis par D O R N S E I F F seraient considérés comme des «significations» pour lesquelles il faudrait chercher l'équivalent français. Or en procédant ainsi, on ne serait jamais en mesure de déceler la représentation du monde que se font les autres langues. Mais si D O R N S E I F F comprend par «schéma» ce qu'il appelle ailleurs des «directives»3 ou «un plan d'ensemble»4 pour son livre, on doit dire que ce «schéma» est insuffisant. En effet, comment D O R N S E I F F fait-il son classement? Il dit lui-même: «Un inventaire des objets et des relations existant dans le monde est à la base de notre ouvrage et les mots semblables ou presque identiques (les synonymes) sont rangés sous ces rubriques».5 Mais comment est conçu cet inventaire des objets et des relations existant dans le monde? Et comment a-t-il été composé? «L'ensemble du vocabulaire trouve place dans vingt grandes divisions. La répartition en vingt groupes suit un ordre qui va de l'a priori (divisions 1—4) au domaine social et à la culture (divisions 13—20) en passant par la nature extérieure (divisions 5—8) et le subjectif (divisions 9—12) ».6 Certes, voilà un ordre, 1 C f . DORNSEIFF, p . 1 5 * . 5 E é d . , p . 3 9 . 2
3 4
Cf. DORNSEIFF, p. 32*. Le fait que cette phrase soit absente dans la 5 e éd. où elle devrait, suivant le déroulement de sa pensée, se trouver à la page 58, ne modifie guère l'avis de DORNSEIFF sur l'application de son schéma à d'autres langues. Cette omission n'atténue en aucune façon notre critique de son procédé d'analyse. Cf. l r e éd., pp. III—XIV; 5 e éd. avant p. 17. Cf. 3 e éd., pp. 13-23; 5 e éd., pp. 17-28.
5
C f . DORNSEIFF, p . 1 * .
6
Cf. DORNSEIFF, p. I. Dans la 4 e éd. (1954) et dans la 5 e éd. (1959) l'ordre des huit premières divisions a été modifié.
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mais on ne saisit pas selon quel plan il a été conçu. Est-il fondé sur la simple «expérience» ou sur les données de la science comme l'ontologie et la psychologie? Pourquoi, par exemple, l'a priori commence-t-il avec le temps? Qu'est-ce que le subjectif, et pourquoi se divise-t-il en: 9. vouloir et agir; 10. sensations; 11. sentiment, affectivité, caractère; 12. pensée. Pourquoi cet ordre a-t-il été choisi? La division 5 qui embrasse beaucoup de choses, réunies apparemment sous le prétexte de leur appartenance au physique, se termine par ces groupes: odorat et goût. Mais à côté, on a encore la division 10: sensations. Quel rapport y a-t-il entre ces divisions? Qu'est-ce qui se rapporte à l'une? Qu'est-ce qui se rapporte à l'autre? Bien plus: «Chacune des vingt divisions comprend environ 20 à 90 concepts,.. .s.1 Les mêmes questions se posent ici. D'après quels principes ces concepts ont-ils été choisis et d'après quelle méthode ont-ils été ordonnés? La division 5 est subdivisée en : optique, couleur, son, température, poids, agrégat, odorat, goût. On se demande quel est le principe du classement. L'optique est une science, les couleurs appartiennent — comme l'odorat et le goût — aux sensations, les températures sont des degrés de chaleur, l'agrégat est un concept de la physique en tant que science. Cette division commence avec les concepts numérotés: 1. visibilité ; 2. aspect; 3. invisibilité; 4. lumière, éclat. Comment le concept d'aspect trouve-t-il place ici? Mais voyons d'un peu plus près quels mots ont été rangés sous ces concepts. Sous 1. visibilité se trouvent notamment s'exposer, évident, notoire, distinct, concrétisation; sous 2. aspect on lit: scène, optique (boîte), pièce de théâtre, tableau, paysage, spectacle, éclairage, échappée, imagination, représentation; apparence, comportement. Nous n'avons pas besoin de continuer pour prouver la légitimité de notre question : comment les concepts ( = tout ce qui porte un chiffre) ont-ils été rassemblés et d'après quel principe ont-ils été ordonnés en un tout. Ce n'est pas un «inventaire des objets et des relations existant dans le monde» qui est à la base de ce classement, ce ne sont pas même des groupements par matière dans le sens strict du terme. Autrement on ne comprendrait pas que le mot «nasse» soit près du concept «cours d'eau» (5.56), que grès «Grauwacke», argile, marne, mollasse, copeaux soient placés à côté de poudre (5.49), que crochet, bain, inondation paraissent sous le concept de «entre» (8.26) et scène, tribune, podium, construction, toit, pont de bateau, toit de wagon sous celui d'«en haut» (8.28) et que les parties du corps des animaux et de l'homme figurent ensemble sans distinction (7.16), ce à quoi on ne s'attend guère vu que seules les notions d'homme (7.13 et 7.14) et de femme (7. 15) précèdent. On est quelque peu étonné qu'après le mot tête et ses équivalents apparaissent tout à coup cornes, bois, ramure, etc. En quoi coiffure et perruque ontils affaire avec les parties du corps? Comme le remarque fort justement WEISGERBER2, il y a (chez DORNSEIFF) de «simples groupes de mots-phares» qui ont entre eux une liaison plus ou moins étroite, plus ou moins lâche et dont l'ordonnance n'obéit à aucun principe ferme et bien 1
Cf. DORNSEIFF, p . I.
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Cf. WEISGERBER, Gesetz, p. 65.
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déterminé. E t dans ces groupes est introduit de force ce qui a quelque rapport avec le concept qui est à leur base, ce rapport étant dû à une association d'idées, à une famille de mots, à une métaphore, à une étymologie ou inspiré par quelque raison obscure. La conception de H U M B O L D T , confirmée par D E S A U S S U R E , de la langue formant un système, un tout organique est laissée de côté et cela complique la tâche de la linguistique: la découverte de ce qu'est l'image du monde que se fait une langue, et l'étude de sa structure. Certes, D O R N S E I F F «articule», mais il le fait imparfaitement. C'est là le défaut capital de son procédé. D'où la constatation qu'il ne serait pas prudent de classer le vocabulaire d'une langue d'après son «schéma», c'est-à-dire d'après les notions munies par lui d'un numéro: l'insuffisance des motifs de cette nomenclature est trop évidente. Ces longues considérations étaient nécessaires pour attirer l'attention sur les principes qui doivent être choisis avant l'établissement d'un schéma de classement en vue d'un dictionnaire descriptif. Nous allons maintenant, sans les motiver tout d'abord, indiquer les exigeances qui doivent être remplies pour qu'un système de classement ait, autant que possible, une valeur générale et que son emploi ne soit pas limité à une langue ou à un dialecte. Les voici : 1. Il ne faut classer que des concepts. Le vocabulaire d'une langue déterminée ou d'un dialecte doit leur être subordonné au moment de l'utilisation du système. 2. Les concepts doivent être ceux qui existent dans la langue avant l'introduction de la science, donc être empruntés à la façon de concevoir les choses et de les exprimer en dehors de la science. Ces concepts sont à la base du système. Les concepts qui proviennent de connaissances scientifiques ne doivent être introduits qu'en qualité de compléments, lorsque les concepts non-scientifiques ne suffisent pas. 3. Il ne faut admettre dans le système qu'une sélection de concepts. 4. Les concepts choisis seront classés selon une vue d'ensemble, un principe directeur et le classement doit être tel que le tout constitue un ensemble organisé. Les notions doivent se succéder selon la logique de la vie. Un lien interne doit être, autant que possible, maintenu afin que l'on puisse reconnaître la structure de l'ensemble, le système, la détermination d'une chose par une autre. Comme les concepts proviennent de l'usage de la langue en dehors de la science, on a, grâce à eux, lorsqu'ils ont été ainsi classés, une idée de l'image du monde que reflète la langue. Comme le matériel utilisé pour notre système est emprunté à l'état «préscientifique» de la langue, il faut chaque fois partir du mot. Nous savons qu'un mot est composé «de deux parties inséparables, le concept et l'image acoustique».1 Cette formule, qui est inspirée de la conception de S A U S S U R E , est valable pour les questions d'onomasiologie, mais ne convient pas entièrement pour notre but. Nous devons porter notre attention sur la partie du mot appelée dans cette formule «concept» et nous ferons bien de recourir à cet effet à l'usage habituel et de donner à «concept» la valeur de «signification», quoique la linguistique moderne préfère supprimer ce dernier mot de sa terminologie. Mais le fait qu'il a cours encore dans 1
Cf. v.
WARTBURG,
Einf., p. 157.
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la philosophie du langage facilite notre décision. 1 H . G Û N T E R T , qui recherche avec précision de quoi se compose la signification d'un m o t 2 , distingue : a) le concept logique général, soit la signification «générale»3; b) les notions secondaires, c'est-à-dire les associations d'idées subjectives qui donnent à la signification chez chaque individu une coloration spéciale, et de même les tonalités que comporte une signification à notre insu ; c) les sentiments unis à un mot et qui proviennent de son emploi (par l'individu) ; d) la signification occasionnelle qui est issue par spécialisation de la générale dans l'ensemble d'une phrase ou dans une circonstance particulière. Il est important pour nous d'examiner les relations que le concept logique général a avec la signification générale et les autres. Les significations sont fluentes, elles ne sont pas nettement délimitées, elles possèdent une zone de variation, elles ont leur coloration et leur tonalité et elles ne sont exactement déterminées que dans la limitation provoquée par l'acte de la parole, par l'acte de la pensée, par la manière dont elles sont employées. Elles reçoivent dans l'acte de la parole leur signification occasionnelle. Mais c'est une erreur de croire que cette signification occasionnelle est «tirée de la générale», c'est-à-dire du concept logique général. Car cela voudrait dire que le concept logique général est primaire, et la signification occasionnelle, secondaire. Ce n'est évidemment pas le cas. Ce qui est primaire, c'est la signification générale. C'est elle qui, dans l'acte de la pensée et de la parole, se spécialise en signification occasionnelle. L a signification occasionnelle est donc secondaire par rapport à la signification tout court. E t le concept logique général? Lui aussi est secondaire par rapport à elle. Mais il va dans une autre direction que la signification occasionnelle. Cette dernière est produite par la spécialisation de la signification, dans l'emploi momentané, et le concept logique général est dû au contraire à une orientation vers la généralité et la fixité. Car les mots et à leur suite les significations tendent vers le général 4 ; ils peuvent en conséquence créer un «noyau» bien délimité qui se détache de la signification, s'impose à la conscience comme quelque chose ayant une valeur propre et mène une existence indépendante, séparée du mot, restant lié à lui, mais n'étant plus fondu en lui. 5 Quelque 1
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3
4 5
Cf. S T E N Z E L , J., Philosophie der Sprache. Munich et Berlin 1934 ( = tirage à part du «Handbuch der Philosophie»), pp. 84 sqq. Cf. G Û N T E R T , H., Grundfragen der Sprachwissenschaft. Leipzig 1925, p. 44; 2 e éd. remaniée par A . S C H E R E R , Heidelberg 1956, p. 56, dans une présentation légèrement modifiée. On pourrait aussi employer avantageusement le terme «signification logique centrale» que J . K A I N Z emploie dans son «Einführung in die Sprachpsychologie», Vienne 1946, p. 19. Cf. S T E N Z E L , Philosophie der Sprache, p. 78. J. S T E N Z E L , dans son article «Sens, signification, concept, définition» (Jahrbuch für Philologie I [1925], pp. 160-203) montre que le rapport lâche du concept avec le mot apparaît aussi dans le langage; en effet, on dit bien la «signification d'un mot», mais on ne fait pas dépendre ce génitif («d'un mot») du terme concept. Le sentiment de la langue ne permet pas de dire : «le concept d'un mot», on doit dire: «le concept que je lie à un mot» (p. 163). Cet essai a paru depuis comme
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chose qui existe en soi, qui est objectif, s'est formé, précisément le «concept logique général» dont il est question plus haut. «Dans une autre direction, de la signification du mot se sépare le concept qui a sa loi propre».1 Sa tâche est «de fixer par delà l'acte de la pensée et de la parole la fluidité de la signification» 2 , de procéder à une fixation. Le concept, comme nous désignerons dorénavant tout simplement le «concept logique général», n'est donc plus, pour nous, uniquement le correspondant psychique d'une émission sonore, mais il s'est séparé de la signification en tant qu'élément le plus important en ce qui concerne notre entreprise. Nous devons faire encore un pas de plus et déclarer que nous opposons le concept à la signification et que nous distinguons avec L. K L A G E S trois choses dans un mot : le «corps», la signification et le concept. 3 L a signification et le concept, tels que nous les avons maintenant définis se distinguent l'un de l'autre sur divers points, en particulier sous le rapport de la fixité : la signification est mouvante, le concept, une fois saisi par notre conscience en tant qu'objet, ne change pas. Où qu'il apparaisse, il se présente «toujours le même», il ne peut que faire place à un nouveau concept. D'autre part, d'un point de vue personnel, les significations sont vécues et on ne peut que les paraphraser, les concepts sont «connus» et on peut en faire en principe la définition. 4 Ainsi le terrain est prêt pour que nous puissions, dans ces réflexions préliminaires, arriver à la constatation que leur fixité (relative) et leur capacité d'être saisis par l'esprit nous autorisent à prendre les concepts comme base de notre classement. Nous ne pensons pas d'ailleurs aux concepts obtenus par des opérations logiques, mais aux concepts généraux, préscientifiques, produits par les opérations du langage qui se forge un monde et qui sont saisis, compris, connus et employés par chacun, en d'autres termes au concept populaire, solide, massif, mais dont les limites sont souvent floues, tel que K . O. ERDMANN l'a décrit dans son étude «Die Bedeutung des Wortes». 5 En outre, nous ne pensons pas seule-
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« Sonderausgabe MCMLVIII» de la Wissenschaftl. Buchgemeinschaft, Darmstadt 1958 ( = Série «Libelli», Nr. XLIII) ; nous nous référons à cette édition spéciale en employant le sigle «SD 1958»; le passage mentionné ci-dessus se trouve SD 1958, p. 10. Cf. STENZEL, dans: Jahrbuch für Philologie I, p. 186, et SD 1958, p. 40. Cf. STENZEL, ibid., p. 201, et SD 1958, p. 59. Cf. sur ce point et ce qui suit: KLAGES, L., Die Sprache als Quell der Seelenkunde. Zurich 1948, pp. 12 sqq. et pp. 28 sq. Notons qu'il ne s'agit que d'une affaire de principe et non pas d'être en mesure de définir chaque concept. D'où la remarque de J . STENZEL: «Chacun sait, par exemple, exactement ce que c'est qu'une table, quelle est la signification de ce mot; par suite on saisit le