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German Pages [302] Year 1983
Ausgrabungen Rheinland
Ausgrabungen im Rheinland '79/80
Ausgrabungen im Rheinland '81/82
KUNST UND ALTERTUM AM R H E I N Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn herausgegeben im Auftrag des Landschaftsverbandes Rheinland Nr. 112
RHEINISCHES LANDESMUSEUM BONN
Ausgrabungen im Rheinland 1981/82
W Rheinland-Verlag GmbH • Köln in Kommission bei Dr. Rudolf Habelt GmbH • Bonn
Rheinisches Landesmuseum Bonn Ausstellung 10.3 — 24. 4. 1983
Das Umschlagbild zeigt Block C des mittelalterlichen Steinbruchs Nievelstein, die Abbildung auf S. 10 die Ausgrabung in Aachen-Süsterfeld.
A U S S T E L L U N G Konzept und Leitung: Heinz Günter Hörn und Gustav Müller Präsentation: Klaus Honnef, Heinz Günter Hörn und Mitarbeiter KATALOG
Redaktion: Gerhard Bauchhenß und Gisela Hellenkemper Salies Umschlag: Jörn Kraft unter Verwendung eines Fotos von Axel Thünker Lithos: Peukert & Co., Köln Druck: Druckhaus B. Kühlen GmbH & Co. KG, 4050 Mönchengladbach l
© Rheinisches Landesmuseum Bonn 1983 ISBN 3-7927-0698-9
Vorwort
Dieser Führer zur Ausstellung über die Grabungsjahre 1981 und 1982 im Rheinland kann sich schlecht als Bilanz verstehen. Weder dokumentiert er die Hunderte von Fundmeldungen des Jahres noch den dazu nötigen Einsatz beruflicher oder ehrenamtlicher Mitarbeiter. Auf den ersten Blick stattlich, also wohl befriedigend, erzählt er nicht, daß Ausstellung und Berichte unter einer Personalverminderung von 20 Prozent gegenüber 1980 zustande kamen. Allenfalls die Magerkeit der Berichte aus dem Bezirk Niederrhein läßt ahnen, was wahr ist: daß die älteste Außenstelle der rheinischen Bodendenkmalpflege nun schon lange von einem Grabungstechniker und einem automatischen Anrufbeantworter verwest wird. An die hunderttausend Bodendenkmäler ist der rheinische Bestand stark. Die genaue Lage kennen wir nur von 15 Prozent. Vor Ort sein, wenn die Bagger anrücken, ist immer noch die erste Pflicht, dem Auftrag des Gesetzgebers nachzukommen. Viertausend Bebauungsvorgänge werden aus 152 Gemeinden im nächsten Jahre auf uns zurollen. Als Träger öffentlicher Belange hat das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege alle Anträge zu prüfen und zu ihnen Stellung zu nehmen. Dafür steht derzeit ein einziger Sachbearbeiter zur Verfügung. Gute Weinjahre sind gute Luftbildjahre, sagt die rheinische Archäologenerfahrung. Über 600 Fundstellen wurden im Weinjahr 1982 geortet. Man wird sie vergeblich in diesem Überblick suchen. Hier wie bei den rund fünfzig größeren Grabungen und Hunderten von Fundstellenbeobachtungen wird die Auswertung lange auf sich warten lassen müssen. Mehr denn je geht daher unser Dank an die ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger des Rheinlandes und ihre unschätzbare Hilfe vor Ort. Ohne sie kann keine bündige Geschichte des Rheinlandes mehr geschrieben werden, ist die historische Dimension unserer rheinischen Umwelt nicht zu retten. Genau dies aber ist der Hintergrund aller gesetzlichen und fachlichen Anstrengungen. Auch den Rheinischen Braunkohlenwerken, dem größten Bodenbeweger unseres Arbeitsgebiets, sagen wir unseren Dank. Die soeben mit großer Unterstützung des Unternehmens erfolgte Einrichtung einer zentralen Außenstelle der Bodendenkmalpflege für das Braunkohlenrevier in Niederzier-Hambach zeigt, wie hoch der Grad der 5
Zusammenarbeit vor Ort in den letzten Jahren geworden ist. Er wird sich wohl auf Generationen positiv auswirken. Wir freuen uns, in diesem Jahre auch die Ergebnisse der Bodendenkmalpflege im Stadtgebiet Köln präsentieren zu können. Damit erhält diese Ausstellung einen besonderen kulturhistorischen Akzent. Daß sie so auch erstmals ihrem Titel 'Ausgrabungen im Rheinland' voll gerecht wird, verdanken wir dem Entgegenkommen der Kölner Kollegen unter Professor H. Borger. Ganz besonders danke ich allen Mitarbeitern der Abteilung Bodendenkmalpflege unseres Hauses unter H. G. Hörn, G. Müller und G. Precht. Nur wer weiß, daß die Anforderungen an das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege bei sich verschlechternden Voraussetzungen von Tag zu Tag steigen, wird die Arbeit würdigen können, die in den letzten beiden Jahren von allen Beteiligten geleistet worden ist. Bonn im Januar 1983 Christoph B. Rüger Direktor des Rheinischen Landesmuseums Bonn/ Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege
Inhalt
G. MÜLLER, Zur Situation der Bodendenkmalpflege M. RECH, Ausgrabungen im Bereich der Außenstelle Overath . . . . A. JÜRGENS, Archäologische Untersuchungen im Bereich der Außenstelle Zülpich W. SCHWELLNUS, Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier 1981/82 D. VON DETTEN, Ausgrabungen der Außenstelle Xanten G. PRECHT, Der Archäologische Park Xanten S. K. ARORA und D. HOPP, Der mesolithische Platz WermelskirchenDabringhausen, Rheinisch-Bergischer Kreis A. JÜRGENS, Bandkeramische Siedlungsspuren im Gewerbegebiet von Zülpich, Kr. Euskirchen W. SCHWELLNUS und S. K. ARORA, Wichtige jungsteinzeitliche Neufunde im rheinischen Braunkohlengebiet S. K. ARORA und H.-P. STORCH, Ein neolithischer Grabhügel bei GochAsperden, Kr. Kleve A. SIMONS, Siedlungsfunde der älteren Bronzezeit S. K. ARORA, J. FRANZEN und A. SIMONS, Ein bronze- und eisenzeitlicher Siedlungsplatz bei Bedburg-Königshoven, Erftkreis
W. SCHWELLNUS, J. HERMANNS und A. BROWN, Ein spätbronzezeitlicher Siedlungsplatz im Vorfeld des Tagebaus Inden, Stadt EschweilerLohn, Kr. Aachen S. K. ARORA und D. HOPP, Ein spätbronzezeitliches und früheisenzeitliches Gräberfeld bei Bedburg-Königshoven, Erftkreis G. GERLACH, Das Burginatium-Tor in der Colonia Ulpia Traiana bei Xanten und sein nördliches Vorfeld D. VON DETTEN, Die Kapitolsgrabung 1982 in der CUT D. VON DETTEN, Die Straßengrabung CUT Schnitt 80/23-24 . . . . C. J. BRIDGER und H.-P. STORCH, Eine weitere Grabung im römischen Gräberfeld von Xanten, Viktorstraße
11 19 34 57 63 65 77 81 85 88 91 94
98 100 105 108 114 119
M. SAWIUK und H.-P. STORCH, Römische und mittelalterliche Befunde von Xanten, Hühnerstraße R. PlRLING, Die Grabungen in Krefeld-Gellep 1981/82 T. BECHERT, Ein römischer Räucherofen in Moers-Asberg, Kr. Wesel . A. JÜRGENS, B. FIGIEL und J. FRANZEN, Römische Bauten in Aachen-Süsterfeld W. GAITZSCH und J. HERMANNS, Das römische Landgut im 'München Busch' bei Niederzier, Kr. Düren "W. GAITZSCH, Ein bedeutender Bernsteinfund im Hambacher Forst . . W. GAITZSCH und B. KOCH, Römischer Werkplatz und Gutshof südlich der antiken Straße nach Jülich M. GECHTER und J. KUNOW, Der römische Gutshof von RheinbachFlerzheim, Rhein-Sieg-Kreis K. GREWE, Der Aquaedukttunnel durch den Drover Berg bei VettweißSoller, Kr. Düren A. JÜRGENS, Neue Aufschlüsse römischer Wasserleitungen K. GREWE, Eine kleine Aquaeduktbrücke der römischen Eifelwasserleitung bei Mechernich-Vollem, Kr. Euskirchen K. GREWE, Die römische Aquaeduktbrücke über den Swistbach bei Mekkenheim, Rhein-Sieg-Kreis H.-E. JOACHIM, Kaiserzeitlich-germanische und fränkische Brandgräber in Troisdorf-Sieglar, Rhein-Sieg-Kreis M. RECH, Das fränkische Gräberfeld von Troisdorf-Sieglar, Rhein-SiegKreis H.-P. STORCH, Fränkische und romanische Baubefunde in der Kirche St. Remigius zu Viersen B. BÖS, Beobachtungen und Notbergungen am Aachener Markt . . . G. KRAUSE, Ausgrabungen auf dem Alten Markt in Duisburg 1981 und 1982 G. TROMNAU, Eine mittelalterliche Töpferwerkstatt in Duisburgs Innenstadt A. JÜRGENS und B. BÖS, Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Töpferöfen in Langerwehe, Kr. Düren und Frechen, Erftkreis . . . D. VON BRANDT und J. HERMANNS, Ortskernuntersuchungen in Pützlohn, Stadt Eschweiler, Kr. Aachen D. VON BRANDT und J. GOEBELS, Eine hochmittelalterliche Ansiedlung in Desdorf, Gem. Eisdorf, Erftkreis A. JÜRGENS und W. KRÜGER, Archäologische Untersuchungen der mittelalterlichen Burganlage Baesweiler-Setterich, Kr. Aachen . . .
124 128 132 134 142 145 149 154 159 164 169 173 177 180 185 188 190
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M. RECH, Ausgrabungen im Bereich der Großen Dhünntalsperre bei Wermelskirchen-Dabringhausen, Rheinisch-Bergischer Kreis . . . M. RECH, Ein mittelalterlicher Eisenverhüttungsplatz bei EngelskirchenLoope, Oberbergischer Kreis R. LASKOWSKI, Der mittelalterliche Steinbruch Nievelstein westlich von "Wildnis, Gem. Herzogenrath, Kr. Aachen CH. REICHMANN, Grabungen in einem Haus in Krefeld-Linn . . . . G. GERLACH, Flak und Pfeife — Archäologie beginnt heute . . . . TH. KRÜGER, Höfe, Flachsfaulgruben, Kanaltrassen. Zur Ausweitung des Bodendenkmalbegriffes
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Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln S. NEU, Die Ausgrabungen zwischen Dom und Rhein R. THOMAS, Ein bedeutender Fund römischer Wandmalerei auf dem Gelände der Kreissparkasse an der Gertrudenstraße G. HELLENKEMPER SALZES, Ein Bodenmosaik aus einer villa suburbana S. SEILER, Die Ausgrabung am Margarethenkloster im Pfarrsprengel von St. Kolumba M. RlEDEL und E. E. SCHMIDT, Römische Gräber im Friesenviertel . . M. RlEDEL und K. WlLDT, Das römische Gräberfeld an der Severinstraße. Untersuchungen im Ferkulum S. SEILER, Die Ausgrabungen in Feldkassel H. STEUER, Ein Handwerkerviertel am Rheinufer in Köln J. DECKERS, Ausgrabungen in Köln Karte der Grabungs- und Fundstellen in Köln Karte und Verzeichnis der Grabungs- und Fundorte im Rheinland Abbildungsnachweis
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Zur Situation der Bodendenkmalpflege von Gustav Müller
Ambitionierte wissenschaftliche und kulturhistorische Anliegen und Projekte ließen sich in den letzten zwei Jahren — wie wohl auch über die nächste Zukunft hinaus — nur noch schwer realisieren. Dies gilt auch für Maßnahmen, die in Befolgung wesentlicher Bestimmungen gesetzlicher Auflagen und Verpflichtungen angestrebt wurden und noch werden. Allen öffentlichen Institutionen, besonders aber denen, welche kulturelle Belange zu vertreten und zu wahren haben, bläst zur Zeit ein recht rauher Wind ins Gesicht. Wirtschaftliche Depressionen und in ihrem Gefolge leere öffentliche Kassen hatten und haben zu mehr oder weniger eingreifenden Kürzungen bei allen Haushaltsansätzen geführt. Auch die Zuwendungen für das Rheinische Landesmuseum Bonn/Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege sind davon betroffen. Die verminderten Ansätze für Ausgrabungsvorhaben konnten durch vermehrten maschinellen Einsatz, Straffung des Jahresprogramms, Verringerung der Flächenaufdeckungen, Beschneidung der Einzeluntersuchungen und noch stärkere Forderung und Einbindung der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Amtes einigermaßen aufgefangen werden. Durch organisatorische Anpassung und Reduzierung wissenschaftlicher Zielsetzungen konnten in den beiden vergangenen Jahren an immerhin noch über 100 gefährdeten archäologischen Bodendenkmälern mehr oder weniger umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt werden. Wie sehr die angeordneten Sparmaßnahmen aber zunehmend greifen, läßt sich schon daran ablesen, daß im vergangenen Jahr nicht nur insgesamt weniger, sondern auch weniger große Ausgrabungen begonnen werden konnten als im Jahr zuvor. Zusätzlich zur Leitung und Beaufsichtigung dieser Ausgrabungen mußten die Mitarbeiter des Amtes noch zahlreiche Baustellen aufsuchen und dort festgestellte archäologische Befunde durch Notbergungen sicherstellen. Bei allen archäologischen Unternehmungen der beiden letzten Jahre handelt es sich ausschließlich um Notgrabungen und -Bergungen, mit einer Ausnahme, die aber nicht vom Rheinischen Landesmuseum/Rheinisches Amt für Bodendenkmal-
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Arbeitsgebiet des Rheinischen Landesmuseums Bonn / Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege mit den Arbeitsbereichen der Außenstellen. — Maßstab 1:1000 000.
pflege veranlaßt worden und daher auch nicht zu vertreten ist. Bei dieser Beanspruchung der im Außendienst tätigen Mitarbeiter nimmt es nicht wunder, daß auch weiterhin leider mehr Grabungsakten 'auf Halde' produziert werden, als daß abgeschlossene Ausgrabungen wissenschaftlich aufgearbeitet und veröffentlicht werden können. Wenn die Mittelkürzungen für die Aufgaben der Bodendenkmalpflege durch organisatorische Anpassungen noch einigermaßen aufgefangen werden konnten, so war dies bei den Einsparungsbestimmungen im personellen Bereich bei der ohnehin schon knappen Personaldecke leider nicht möglich. Durch ein unglückliches Zusammentreffen schieden mehrere Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege innerhalb kurzer Zeit nacheinander aus. Die inzwischen angeordneten Sparbeschlüsse wirkten sich für die Abteilung so ungünstig aus, daß 20% der Planstellen in der Bodendenkmalpflege nicht mehr besetzt werden konnten, unter ihnen auch die Stelle des Leiters der Außenstelle Xanten, derzeit vertreten nur durch einen technischen Zeichner, und die eines wissenschaftlichen Referenten bei der Außenstelle Niederzier, welche den gesamten Abbaubereich der Braunkohle zu betreuen hat. Umsetzungen oder Verlagerungen von Aufgaben waren nicht möglich, da sich dann aufgrund der Personalstruktur andere Lücken aufgetan hätten. Aus dieser Zwangslage heraus mußten, um überhaupt die notwendigen archäologischen und denkmalpflegerischen Belange vertreten und wahrnehmen zu können, wichtige Aufgaben des Amtes an Fremdfirmen delegiert werden, die geeignete Wissenschaftler und Techniker vorweisen konnten, um mit diesen die ihnen erteilten Aufträge ausführen zu können. Die Leiter der Außenstellen des Amtes für Bodendenkmalpflege berichten anschließend selbst über die zahlreichen archäologischen Aktivitäten in ihrem Regionalbereich. Der Bericht der Außenstelle Xanten mußte notwendigerweise knapp ausfallen, da der Mitarbeiterstab, wie oben ausgeführt, nur noch aus einem Zeichner besteht, und daher das Dienstleistungsangebot entsprechend vermindert werden mußte. Die Mitarbeiter der Außenstelle Niederzier, die in den vergangenen Jahren in zwei Häusern im Ortsteil Lieh und in Niederzier selbst untergebracht waren, konnten dank des Entgegenkommens der Rheinischen Braunkohlenwerke im letzten November ihre neue Außenstelle im Ortsteil Hambach in einem aufgelassenen Bauernhof beziehen. Unsere Bemühungen gehen dahin, zusammen mit der Stadt Xanten für die beiden Außenstellen Xanten und Archäologischer Park Xanten ebenfalls eine gemeinsame Unterkunft zu finden, damit die technischen Einrichtungen von allen Mitarbeitern gleich genutzt werden können. Im Rahmen der Landesaufnahme konnte, unterstützt durch Ausgrabungen, das Projekt weiter vorangetrieben werden, den bekannten Verlauf der römischen Eifelwasserleitung nach Köln zu vervollständigen und in das Planwerk der Deut13
sehen Grundkarte einzutragen, um die Ingenieur- und wasserbautechnischen Voraussetzungen für das größte antike Bauwerk des Rheinlandes besser erkennen und erfassen zu können. Außerdem wurden mehrere Ringwälle und Burganlagen, ein Hügelgräberfeld und eine Geschützstellung des vergangenen Jahrhunderts vermessen und druckreife Lagepläne über diese Bodendenkmäler angefertigt. Zusätzlich wurden Netzvermessungen für zehn Ausgrabungen durchgeführt. Wegen des personellen Engpasses auch im Referat Vermessung mußten die Aufmessungen von zwei weiteren Bodendenkmälern, ebenfalls zwei Burganlagen, aus denkmalpflegerischen Gründen an eine Vermessungsfirma vergeben werden. Diese Aufträge sollen gleichzeitig dazu dienen, die Rentabilität eigener Aufmessungen und Anfertigungen publikationsfertiger Lagepläne zu überprüfen, da die Vermessungsfirmen mit ihren Computerausstattungen in der Lage sind, zahlreiche Arbeitsabläufe zu rationalisieren. Auch das Referat Luftbildprospektion kann auf zwei recht erfolgreiche Flugjahre zurückblicken. Im Jahre 1981 wurden über 220 archäologische Objekte aus der Luft aufgenommen. Dank der einzigartigen Witterungsvoraussetzungen kann für 1982 ein äußerst günstiges Ergebnis erwartet werden. Bei den zahlreichen möglichen Befliegungen wurden Tausende von Luftbildaufnahmen angefertigt. Es bleibt nur zu hoffen, daß auch in diesem Jahr die erforderlichen Mittel für einen Mitarbeiter freigestellt werden können, der die vorliegenden Luftbilder archäologisch auswerten und per Computer die notwendigen Entzerrungen der Schrägaufnahmen vornehmen kann. Ausgehend von einem umfassenden Denkmalbegriff hat das Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen dem Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege die Verwaltung, wissenschaftliche und denkmalpflegerische Betreuung von etwa 100 000 (!) neuen Denkmälern übertragen. Um diesen Denkmälerbestand überhaupt archivieren zu können, mußten im Dokumentationsbereich zwangsläufig organisatorische Veränderungen vorgenommen werden. So wurden u. a. die Meßtischblätter l :25 000 wegen ihres nunmehr unbrauchbaren Maßstabes aufgegeben — sie sind zukünftig noch nützlich für forschungsgeschichtliche Untersuchungen — und die Kartierung auf die als Arbeitsunterlagen zweckmäßigeren Deutschen Grundkarten Maßstab l :5000 umgestellt. Die Fundstellen selbst werden zukünftig nur noch auf Deckfolien eingetragen, damit bei weiteren Änderungen durch Gebietsreformen, Flächennutzungs- und Bebauungspläne die unterzulegenden Grundkarten ausgetauscht werden können. Die Übertragung allein der archäologischen Fundstellen wird angesichts der jetzigen Personalausstattung mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Die Vorarbeiten für die geplante EDV-Denkmälererfassung sind fast abgeschlossen. Allerdings muß die Speicherkapazität des Museumsrechners in den nächsten Jahren erweitert werden, da sie aufgrund früherer Überlegungen nur auf eine Speicherung von ca. 20 000 archäologischen Fundstellen ausgelegt ist. Mit welchen personellen Kräften die Eingaben vorgenommen werden sollen, ist vorerst noch völlig ungewiß. 14
Die trotz aller widrigen Umstände reiche Ernte, die in den vergangenen zwei Jahren von den Ausgräbern eingebracht werden konnte, ist auch ein Verdienst der fast 150 ehrenamtlichen Mitarbeiter des Amtes, die unermüdlich in ihrer Freizeit bei Geländebegehungen weitere archäologische Fundstellen ausspähen, mit besonderer Aufmerksamkeit Bauvorhaben und -planungen verfolgen, durch die archäologische Fundstätten gefährdet werden, und die offene Baustellen überprüfen, ob dort archäologische Befunde angeschnitten worden sind. Für die zukünftigen Aufgaben des Amtes müssen wir es uns aber angelegen sein lassen, den langjährigen Stamm der archäologischen Mitarbeiter durch ebenso engagierte Heimatforscher zu erweitern, deren Interessen historischen Denkmälern gewidmet sind und die sich um deren Geschichte und Erhaltung bemühen. Regen Zuspruch fand die Tagung der ehrenamtlichen Mitarbeiter, die vom 22. bis 24. 5. 1981 auf Einladung der Gemeinde in Blankenheim stattgefunden hat. Um den Meinungsaustausch zwischen den ehrenamtlichen Mitarbeitern und den Mitarbeitern des Amtes zu intensivieren, wurden in den Außenstellen in Overath und Zülpich Regionaltagungen durchgeführt, die ebenfalls rege besucht wurden. Auf eine gleiche Regionaltagung mußte für die Mitarbeiter der Außenstelle Xanten verzichtet werden, da die Leitung der Außenstelle vorerst noch nicht wieder besetzt werden konnte. Danken muß das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege auch mehreren befreundeten Instituten und kommunalen Museen, die es übernommen haben, nicht unbedeutende archäologische Fundplätze für uns vor der Zerstörung noch wissenschaftlich zu untersuchen, dem Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Köln, dem Institut für Kunstgeschichte, Abt. Architektur, der Universität Köln, dem Landschaftsmuseum Burg Linn in Krefeld, dem Niederrheinischen Museum in Duisburg und dem Ruhrland-Museum in Essen. Ohne ihre Unterstützung hätten die archäologischen Rettungsmaßnahmen aus personellen Gründen nicht mehr durchgeführt werden können. Durch das 1980 erlassene Denkmalschutzgesetz wurde für Nordrhein-Westfalen ein wissenschaftlichen Ansprüchen genügender Denkmalbegriff eingeführt. Nach dem Gesetz sind Bodendenkmäler Objekte und Monumente, die sich im Boden befinden oder befanden und von Bedeutung sind für die Geschichte des Menschen, für Städte und Siedlungen, für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse und für deren Erhaltung künstlerische, wissenschaftliche, volkskundliche und städtebauliche Gründe vorliegen; ferner Zeugnisse tierischen und pflanzlichen Lebens aus erdgeschichtlichen Zeiten. Diese für die Denkmalqualität geforderten Voraussetzungen erfüllen sowohl Tierspuren aus dem Tertiär als auch Höhlenplätze des Altsteinzeitmenschen, jungsteinzeitliche dörfliche Siedlungen, eisenzeitliche Grabhügel, römische Militärlager, fränkische Friedhöfe, romanische bis frühneuzeitliche Kirchen und Klöster, Burgen und Schlösser, bäuerliche Höfe und Weiler vom späten Mittelalter bis zur Neuzeit, Kapel15
len des Barock, frühneuzeitliche Mergelgruben, Bergbaubetriebe, Steinbrüche, Töpfereien, neuzeitliche Porzellanmanufakturen, Bergarbeiterkolonien und Befestigungswerke bis zu den Anlagen des Westwalls; in der Wertung sind Bodenurkunden der Vor- und Frühgeschichte oder des Mittelalters zeitgenössischen Quellen gleichzusetzen. Nach Ausweis von schriftlichen Quellen gab es im 16. Jahrhundert auf dem Gebiet der heutigen Stadt Mülheim 200 bäuerliche Anwesen, für das Rheinland mit seinen 180 Kommunalbezirken hochgerechnet demnach etwa 30 000 Höfe. Im Jahre 1960 wurden für Nordrhein-Westfalen 175 000 landwirtschaftliche Betriebe gezählt. Zur Zeit gibt es in unserem Land noch 97 000 Bauernhöfe. Hinter diesen Zahlen verbergen sich nicht nur tiefgreifende wirtschaftliche Veränderungen, sondern auch schwerwiegende gesellschaftspolitische Umschichtungen. Wir sind davon überzeugt, daß die Zahl von 100 000 archäologischen und historischen 'Fundstellen' und 'Fundplätzen' nach Maßgabe der Denkmaldefinition des Gesetzgebers nicht zu hoch geschätzt ist. Im Rheinland kennen wir dagegen erst 15 000 archäologische Fundplätze. Wie auch ein Vergleich im Abbaugebiet der Braunkohle zwischen bekannten und neuentdeckten archäologischen Fundplätzen gezeigt hat, müssen wir für das gesamte Gebiet des Rheinlandes durchaus mit 100 000 archäologischen Fundplätzen rechnen. Die Landschaftsverbände haben gemäß ihrer Landschaftsverbandsordnung im Rahmen der landschaftlichen Kulturpflege Baudenkmäler und Bodenaltertümer zu unterhalten und zu pflegen und auf Antrag der Kreise und kreisfreien Städte Landschaftspläne auszuarbeiten (§ 5,1). Nach LVerbO § 5 (4) können dem Landschaftsverband per Gesetz oder aufgrund eines Gesetzes neue Aufgaben übertragen werden, wobei gleichzeitig geregelt werden muß, wie die Mittel für die zusätzlichen Lasten aufzubringen sind. Nach Denkmalschutzgesetz § l (2) obliegen u. a. dem Landschaftsverband Rheinland die Verpflichtungen von Denkmalschutz und Denkmalpflege nach näheren Bestimmungen des Gesetzes. Nach § 22 DSchG nehmen die Landschaftsverbände durch Bodendenkmalpflegeämter insbesondere folgende Aufgaben wahr:
a) fachliche Beratung und Erstattung von Gutachten in allen Angelegenheiten des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, b) wissenschaftliche Untersuchung und Erforschung der Denkmäler und ihre Veröffentlichung, c) Entwicklung von Methodik und Praxis in der Denkmalpflege, d) wissenschaftliche Ausgrabungen und Bergungen von Bodendenkmälern und Überwachung dieser Maßnahmen, e) Erfassung und Restaurierung von beweglichen Bodendenkmälern und Überwachung der Maßnahmen, 16
f) Wahrnehmung der Interessen der Denkmalpflege bei Planungen öffentlicher Stellen als Träger öffentlicher Belange, g) Beratung der Gemeinden bei Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen. Während 1980 erst rund 1000 Bauleitpläne bearbeitet wurden, mußte im vergangenen Jahr schon zu 2000 Vorgängen Stellung genommen werden. Aufgrund von Hochrechnungen ist anzunehmen, daß die Zahl der zu bearbeitenden Bauleitpläne und Bebauungsvorhaben auf etwa 4000 ansteigen wird. Derzeit werden die Vor- und Zuarbeiten für die angeforderten Stellungnahmen von einer Schreibkraft durchgeführt. Wie jährlich 4000 Vorgänge bearbeitet werden sollen, ist vorerst noch ungewiß. Bis zum Jahr 1980 war das Rheinische Landesmuseum in Personalunion Staatlicher Vertrauensmann für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer. Auf die vom preußischen Ausgrabungsgesetz festgelegten Aufgaben war auch der Mitarbeiterstab des Rheinischen Landesmuseums ausgelegt. Nach Erlaß des Denkmalschutzgesetzes im Jahre 1980 ernannte der Landschaftsverband Rheinland mit Beschluß vom 11. 8. 1980 das Rheinische Landesmuseum Bonn zum Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege, ohne eine unterstützende Personalausstattung für die zusätzlichen Mehraufgaben bieten zu können. Dem Staatlichen Vertrauensmann wurde so eine neue verbindliche Form gegeben, für die das Rheinische Landesmuseum Bonn personell nicht ausgestattet wurde. Es scheint, daß hier an geeigneter Stelle viel Information über die Aufgaben dieses Trägers öffentlicher Belange im Hause des Landschaftsverbandes nachgeholt werden muß, vor allem im politisch entscheidenden Raum. Durch einige einfache Rechenbeispiele können diese Feststellungen unterstrichen werden: In vier Jahren sind von zwei Wissenschaftlern die Antragsunterlagen zur Eintragung von 1000 obertägigen Bodendenkmälern erstellt worden. Nimmt man nur 50 000 eintragsfähige Bodendenkmäler an, dann dauert es mehrere Archäologengenerationen, bis das letzte Denkmalblatt über ein Bodendenkmal erstellt ist. Nach den bisherigen Erfahrungen ist bei 70% der Eintragungsverfahren mit Widersprüchen zu rechnen. In all diesen Fällen fordern die Unteren Denkmalbehörden ausführlich begründete Gutachten beim Bodendenkmalpflegeamt an. Nach der erfolgten Eintragung in die Liste der Bodendenkmäler müssen fast immer noch die erlaubnispflichtigen Maßnahmen nach § 9 DSchG verhandelt werden, von der Beweidung obertägiger Denkmäler über Holzabfuhren in waldgenutzten Ringwällen, Ausschachtungen von Sickergruben bei Bauernhöfen in der Nachfolge von Herrensitzen bis hin zum Düngungsgrad ackergenutzter Flächen über römischen Dörfern und Militärlagern. Auch bei bestem Willen sind diese wissenschaftlichen und administrativen Aufgaben von den Mitarbeitern des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege in Kürze nicht mehr zu erfüllen. Wenn die Finanzlage es nicht erlaubt, in absehbarer Zeit, d. h. innerhalb der nächsten Monate, zusätzliche Planstellen 17
für das Amt einzurichten, wird das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege 1983 die seit 1980 über das Preußische Ausgrabungsgesetz hinausreichenden Mehraufgaben des Denkmalschutzgesetzes im Denkmalschutz und in der Denkmalpflege nicht mehr in gefordertem Maße wahrnehmen können. Als hochrangige Verpflichtung nicht nur landschaftlicher Kulturpflege sind Denkmalschutz und Denkmalpflege vom Land Nordrhein-Westfalen dem Landschaftsverband Rheinland übertragen und als Anwaltschaften besonderer Aufgabenstellungen und Zielsetzungen Denkmalpflegeämter eingeführt worden. Ausstrahlung und Effizienz dieser Anwaltschaften beruhen nicht allein auf ihrem Engagement und ihren Aktivitäten, sondern, was nüchtern mit trockenen Zahlen zu belegen ist, in der Hauptsache auf ihrer personellen und technischen Ausstattung. Programmstreckungen in vielen öffentlichen Bereichen führen nur zu mehr oder weniger erträglichen Verzögerungen, im Denkmalschutz dagegen zu erheblichen Zerstörungen oder sogar zu unwiderruflichen Verlusten von versunkenen Schauplätzen unserer eigenen Geschichte.
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Ausgrabungen im Bereich der Außenstelle Overath von Manfred Rech Vorweg eine Anmerkung zur derzeitigen räumlichen und personellen Situation der Außenstelle. Mit dem Auszug der Firma Neles aus der ehemaligen Grundschule Overath-Immekeppel, dem Sitz der Außenstelle, konnten 1982 zwei weitere Räume angemietet werden. Nach deren Einrichtung wird es auch organisatorisch leichter sein, regionale Tagungen durchzuführen. Eine Tagung dieser Art fand erstmals im Mai 1982 in der Außenstelle statt. Nicht nur ehrenamtliche Mitarbeiter, sondern auch viele andere interessierte Laien konnten sich einen ganzen Tag lang über die Bodendenkmalpflege ihres Raumes informieren. Um die anstehenden Aufgaben erfüllen zu können, mußte vermehrt technisches Personal der Grabungs- und Baufirmen eingesetzt werden. In den Jahren 1981/1982 wurden vor allem mittelalterliche Fundstellen ausgegraben. Wieder waren viele Grabungen zu bewältigen, mit denen nicht gerechnet worden war, so daß andere Grabungen, die bereits fest eingeplant waren, zurückgestellt werden mußten. Auch die Erwartung, daß in den Wintermonaten eine gewisse Pause eintreten würde, um alte Grabungen der vergangenen Jahre aufzuarbeiten, erwies sich als trügerisch. Des besseren Überblicks wegen werden im folgenden die wichtigsten Grabungen und Fundbergungen der beiden Jahre nach Zeitepochen aufgeschlüsselt. In W e r m e l s k i r c h e n - D a b r i n g h a u s e n , Rhein.-Berg. Kreis, war über Jahre hinweg vom ehrenamtlichen Mitarbeiter M. Jeremias ein mesolithischer Fundplatz am 'Alten Friedhof' begangen worden. Da das fragliche Gebiet bebaut werden sollte, wurde im Sommer 1982 eine Grabung eingeleitet, die nicht nur zahlreiche Artefakte erbrachte, sondern auch neue Einblicke in die mesolithische Siedlungsstruktur vermittelte (vgl. Bericht S. K. Arora S. 77ff.). Dies war nicht zuletzt dem großen Einsatz Bochumer und Kölner Studenten unter der örtlichen Leitung von D. Hopp zu verdanken. Quellenkundlich wichtig war auch die teilweise Untersuchung einer spätlatenezeitlichen Siedlung (1. Jahrhundert v. Chr.) bei W i n d e c k - D r e i s e l , Rhein-Sieg-Kreis. Da von W. Schmidt, WindeckDreisel, am Westhang eines von der Sieg halb umflossenen Bergrückens immer wieder Scherben aufgelesen worden waren, und das Gelände durch Bebauung gefährdet war, wurde im Sommer 1981 eine Fläche von etwa 1000 m 2 untersucht. 19
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Wmdeck-Dreisel, spätlatenezeitliche Siedlung. Pfostenloch.
Es fanden sich Pfostenlöcher von einfachen Hütten (Abb. 2) sowie Abfallgruben, die reiches Material bargen (Abb. 3). So wurden neben viel Keramik auch eine Eisenfibel und ein halber Glasarmring von blauer Farbe geborgen, der keltisch sein könnte. Überhaupt ist bei diesem schon recht weit vom Rhein entfernten Fundplatz zu fragen, ob hier Germanen oder Kelten siedelten. Nach Caesar, Bellum Galhcum, müßten es gerade aus dem Norden auf Landsuche anrückende Germanen gewesen sein. Die Keramik, meist handgemachte Schalen, war jedenfalls die gleiche wie auf der Erdenburg bei Bensberg oder auf dem befestigten Plateau des Petersberges bei Königswinter. Solange weitere archäologische Zeugnisse fehlen, wird man bei der sicher eminent wichtigen ethnischen Einordnung dieser Siedlung noch Zurückhaltung üben müssen. Der Versuch, eine germanische Siedlung der Kaiserzeit im Gebiet der neuen Dhünntalsperre bei W e r m e l s k i r c h e n - D a b r i n g h a u s e n , Rhein.-Berg. Kreis, aufzuspüren, schlug dagegen im Sommer 1982 fehl. Fast auf dem Talgrund der Dhünn waren auf einem nach Osten abfallenden Geländesporn eine germanische und eine römische Scherbe aufgelesen worden. Auch eine flächige Abdeckung erbrachte jedoch keinen Befund, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, daß es sich um aberodiertes Material einer höher gelegenen Siedlung handelt. 20
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Windeck-Dreisel, spätlatenezeitliche Siedlung. Abfallgrube.
Eine reiche Entschädigung für diesen Mißerfolg bot eine Grabung in der Wahner Heide bei T r o i s d o r f - S i e g l a r , Rhein-Sieg-Kreis. Sie sollte bereits 1981 durchgeführt werden, wurde aber aus Personalmangel erst ein Jahr später in Angriff genommen. Auf einer am Fuß des Fliegenberges gelegenen Sandkuppe waren durch ein Schützenloch und durch Raubgräber einige Brandbestattungen der germanischen Kaiserzeit zerstört worden. Da zu erwarten war, daß das Gräberfeld umfangreicher sein würde und die Gräber offenbar unmittelbar unter der Oberfläche lagen, stand zu befürchten, daß insbesondere durch das übende Militär noch andere Bestattungen aus germanischer Zeit vernichtet würden. Daß diese Furcht begründet war, zeigte sich dann im Verlaufe der Grabung, denn es wurden nicht nur auf der Kuppe des Hügels, sondern auch in seinem weiteren Umkreis zahlreiche weitere Gräber aufgedeckt, wobei besonders Brandgräber der fränkischen Zeit erwähnenswert sind (vgl. Bericht H.-E. Joachim S. 177 ff.). Während zweier Kampagnen wurde im Sommer 1981 bzw. im Frühjahr 1982 ebenfalls in T r o i s d o r f - S i e g l a r , Rhein-Sieg-Kreis, ein spätfränkisches Gräberfeld ausgegraben. Durch systematische Begehungen von ehrenamtlichen Mitarbeitern waren hier auf einer Sanddüne immer wieder Artefakte der Jungsteinzeit aufgelesen worden. Bei der Grabung wurden dann zwar keine jungsteinzeitlichen Befunde sicher erkannt, da offenbar der alte Laufhorizont fast ganz abge21
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Troisdorf-Sieglar. Neuzeitliche Fundamentgräben nahe Haus Rott.
weht war, es wurde aber hervorragend gearbeitete Keramik der Rössener und Michelsberger Kultur gefunden, was bemerkenswert ist, da beide Kulturgruppen selten auf demselben Platz zusammen zu finden sind. Die eigentliche Überraschung war dann aber ein kleines fränkisches Gräberfeld, das sich auf derselben Sanddüne befand, nur etwa 200 Schritt von der frühmittelalterlichen Burganlage Haus Rott entfernt. Hervorstechendes Fundstück dieses Gräberfeldes ist eine bronzene Scheibenfibel mit Goldblechauflage (vgl. Bericht M. Rech S. 180ff.). Zwischen Gräberfeld und Haus Rott wurden beim Abziehen einer weiteren Fläche parallel liegende Fundamentgräben freigelegt, die offenbar zu leichten, barackenähnlichen Bauten gehörten (Abb. 4). Da aus ihnen nur keramisches Material der Zeit um 1800 geborgen wurde, ist es sehr wahrscheinlich, daß diese Bauten mit dem Einfall der Franzosen 1795 zusammenhängen. Wie aus einer topographischen Karte von 1796 hervorgeht, führte eine Nord-Süd gerichtete Kampflinie unmittelbar östlich an Haus Rott vorbei. Haus Rott war zu dieser Zeit offenbar von den Franzosen besetzt, so daß die aufgefundenen Bauten wohl als Kasernen oder Stallungen der Franzosen zu deuten sind. Da der von der Außenstelle Overath betreute Bereich auch wesentliche Teile des römischen Rheinlands umfaßt, waren Grabungen an römischen Fundstellen ein weiterer Schwerpunkt. Wo es sich um größere Plätze handelte, wurden die Gra22
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Bornheim-Walberberg. Römisches Wasserbecken.
bungen dankenswerterweise meist von Kollegen des Rheinischen Landesmuseums betreut. Ein schönes sechseckiges Wasserbecken wurde im Zuge von Geländearbeiten an einem Hang bei B o r n h e i m - W a l b e r b e r g , Rhein-Sieg-Kreis, angeschnitten. Der Boden und die im oberen Teil abgebrochenen Wände bestehen aus hartem Betonguß. Die Innenseite ist mit rötlichem Wasserputz ausgekleidet (Abb. 5). Das auf einem kleinen Plateau in der Nähe von Quellen liegende Becken wurde in die Gestaltung eines Privatgartens einbezogen und bleibt deshalb erhalten. Im Umkreis des Beckens wurden auch zwei Töpferöfen des 9. Jahrhunderts beobachtet. Große Mengen an Töpfereiabfall ergaben einen guten Querschnitt durch die Formenvielfalt von Gefäßen Badorfer Machart. Gleichfalls der Wasserversorgung in römischer Zeit diente ein kleiner, etwa 0,8 m unter Bodenniveau liegender Kanal, der noch ganz intakt war (Abb. 6). Er kam zutage, als in der Trasse einer neuen Umgehungsstraße bei R h e i n b a c h , Rhein-Sieg-Kreis, Suchschnitte gezogen wurden: Es sollte eine hier vermutete mittelalterliche Hofstelle gefunden werden. Der Verlauf des im Lichten etwa 0,2 m breiten und durch Schieferplatten abgedeckten Kanals konnte mit Hilfe eines Wünschelrutengängers noch mehrere hundert Meter weit verfolgt werden. Da die Fundstelle nur etwa 300 m von der nach Köln führenden Eifelwasserlei23
tung entfernt war, ist zu vermuten, daß der Kanal als Zuleitung zum Hauptkanal aufgefaßt werden darf. Dieser war einige Monate vorher am Nordende von Rheinbach in der Trasse derselben Umgehungsstraße angeschnitten worden, doch zeigte sich, daß das Aufgehende ganz ausgebrochen war. In B o n n konnte M. Gechter an zwei Stellen tätig werden. Östlich der K o b l e n z e r S t r a ß e beim Hotel Königshof nahm er Teile einer fabrica der Bonner Legion auf. Einer der freigelegten Räume diente offensichtlich zum Gießen von Bronze. Die fabrica muß von der spätaugusteischen Zeit bis in das 4. Jahrhundert bestanden haben. Es wurden Ziegelstempel aller Bonner Legionen gefunden, vor allem solche der legio I und der legio XXI rapax. Am W i c h e l s h o f wurde von Gechter die spätantike Umfassungsmauer des Lagers mit einem Turm angeschnitten. Die Nordwestecke des Lagers war von ihm 1978 ganz ausgegraben worden. In R h e i n b a c h - F l e r z h e i m , Rhein-Sieg-Kreis, beendete J. Kunow im Herbst 1981 die Ausgrabung der durch Kiesabbau gefährdeten römischen Villa. Bei dem Hauptgebäude handelte es sich um eine Portikusvilla mit Eckrisaliten und Innenhof, die in das 2./3. Jahrhundert datiert werden kann. Erwähnenswert ist, daß sich vor der Frontseite des Gebäudes ein "Wasserbecken befand. Ein zu der Villa gehörender kleiner Friedhof wurde von M. Gechter untersucht. Hinsichtlich des Grabinventars ist besonders ein Messer mit gläsernem Griff bemerkenswert (vgl. Bericht Kunow/Gechter S. 154ff.). J. Kunow erwarb sich 1982 besondere Verdienste um die Erforschung römischer Lager. Bereits im Februar nahm er ein Stück der Nordmauer des D o r m a g e n e r Auxiliarlagers auf, und ab April war er fünf Monate lang mit der Erforschung des N e u s s e r Lagers befaßt. Seine Grabung in der Südostecke des Lagers F-I erbrachte neue Erkenntnisse zu Umwehrung und Innenbebauung des Lagers. In der Innenstadt von Neuss wurde im September 1982 eine größere Ausgrabung begonnen, da eine bedeutende Fläche im nächsten Jahr bebaut wird; sie soll 1983 fortgeführt werden. Ziel ist es, die Erkenntnisse zur römischen und mittelalterlichen Besiedlung der Stadt zu erweitern. Es kann bereits festgehalten werden, daß sich der römische vicus, also die Zivilsiedlung, offenbar bis in die Nähe des Obertores erstreckt. Die meisten Befunde gehören in das 1. nachchristliche Jahrhundert. N e u s s scheint auch für die mittelalterliche Epoche noch keineswegs ausgeschöpft. Nachdem man im Frühjahr 1981 im Keller des Klarissenklosters auf die Fundamente eines mittelalterlichen Rundturmes mit anschließendem Mauerstück gestoßen war, wurde der mit Sand und Schutt aufgefüllte Turm 1982 bis auf eine Tiefe von etwa 7 m unter Straßenniveau abgeteuft. Der Turm besitzt einen inneren Durchmesser von im Mittel 6,5 m. Er gehört vermutlich zu einer Befestigung des ausgehenden 12. Jahrhunderts, die einst den Kern von Neuss, das Büchel, umzog. Im Frühjahr 1982 war bereits im Norden von Neuss an der Niederwall24
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Rheinbach. Römischer Wasserkanal.
Straße in einer Baugrube das Stück einer aus Blaubasalt und Tuffstein errichteten Stadtmauer aufgenommen worden. Ob diese mit der historischen, heute noch an einigen Stellen sichtbaren Mauer des 13. Jahrhunderts identisch ist, kann erst nach einer umfassenden Bearbeitung des Neusser Befestigungssystems geklärt werden. Dasselbe gilt für ein schon länger bekanntes Mauerstück mit vorgeblendetem Halbturm, das parallel zur Oberstraße verläuft (Abb. 7). Bei der im September eingeleiteten Grabung in der Innenstadt von Neuss wurden Mauer und Turm weiter freigelegt. Dieser gleichfalls aus Blaubasalt und Tuff errichtete Mauerzug war offenbar in den Hang des Höhenrückens, auf dem die Stadt liegt, eingetieft. Am Fuß des Turms fand sich außen eine Ton- und Schlickschicht, wohl ein Überschwemmungshorizont der Erft. Wie aus Vergleichen mit alten Katasterplänen zu ersehen ist, ist es sehr unwahrscheinlich, daß es sich bei dieser Mauer um das Stück jener Befestigung handelt, die in den bekannten Ansichten von Hogenberg und Merian am Erftufer zu sehen sind. Befestigte Plätze standen auch im Rechtsrheinischen im Zentrum der Aktivitäten. An erster Stelle zu nennen wäre hier die Grabung an der Burgwüstung Berge bei 25
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Neuss, Oberstraße. Mittelalterliche Stadtmauer.
O d e n t h a l - A l t e n b e r g , Rhein.-Berg. Kreis. Die Stammburg der Grafen von Berg liegt etwa 500 m südlich des Altenberger Klosters auf einem hart an die Dhünn reichenden Geländesporn. Die Grabung wurde vom Sommer 1981 an von der Abt. Architektur des Kunsthistorischen Instituts der Universität Köln durchgeführt. Örtlicher Grabungsleiter war M. Untermann, der inzwischen über die Ergebnisse der Untersuchung einen Vorbericht publizierte (M. Untermann, Die Stammburg der Grafen von Berg bei Altenberg, Rheinische Heimatpflege N. F. 19, 1982, 262 — 269). Als Hauptergebnis bleibt festzuhalten, daß die Burg Berge in der Mitte des 11. Jahrhunderts errichtet wurde. Zur Hangseite hin wurde der Sporn durch einen Abschnittsgraben befestigt, nach Norden hin durch eine Aufschüttung, die durch eine Stützmauer gesichert wurde. Diese muß etwa 5 m hoch gewesen sein. Auf dem aufgeschütteten Gelände, das zum Plateau des Sporns hin durch eine Holz-Erde-Mauer befestigt war, wird auf einer dann etwa 18 X 12m großen Fläche der Hauptwohnbau der Burg gestanden haben. Römische Ziegelplatten wurden in Zweitverwendung wohl zum Belegen der Fußböden verwendet. Zahlreich waren Scherben von blaugrauen Kugeltöpfen, seltener gab es Scherben von Keramik Pingsdorfer Machart. An sonstigen Kleinfunden sind erwähnenswert Mahlsteine aus Basaltlava, eiserne Klingen, Wetzsteine, Spinnwirtel und Ahlen. An wertvollen Funden, die auf adelige Bewohner hindeuten, sind zu nennen Spielsteine und -Würfel, eine Emailscheibenfibel, die zur Frauen26
tracht gehört (Abb. 8,1), sowie ein vergoldeter zweiteiliger Anhänger, der vermutlich als Teil eines Pferdegeschirrs zu deuten ist (Abb. 8,2). Die archäologischen Funde zeigen, daß die Burg nicht lange bewohnt war. Wie auch aus den schriftlichen Quellen zu erfahren ist, verlegten die Grafen von Berg ihren Wohnsitz bald an die Wupper, wo sie vermutlich um 1118 mit dem Bau der Höhenburg Schloß Burg begannen.
Odenthal-Altenberg, Burgwüstung Berge, l Emailscheibenfibel. 2 Teil von Pferdegeschirr. — Maßstab etwa 1:1.
Nicht weit von Burg Berge entfernt, am Oberlauf der Dhünn, wurden 1981/82 mehrere mittelalterliche Plätze ausgegraben, die demnächst vom Wasser der neuen Dhünntalsperre bedeckt sein werden. Es ist dies vor allem die Dhünnenburg bei W e r m e l s k i r c h e n - D a b r i n g h a u s e n , Rhein.-Berg. Kreis, deren Erforschung bereits 1980 begonnen wurde; andere Plätze kamen erst bei den Erdbewegungen in dem fraglichen Abschnitt des Dhünntales zutage (vgl. Bericht M. Rech S. 219ff.). Durch systematische Begehungen, insbesondere der ehrenamtlichen Mitarbeiter, ist es immerhin gelungen, einen umfassenden Überblick über die mittelalterliche Siedlungsgeschichte eines bestimmten Gebietes im Vorderbergischen zu erhalten. Personell und zeitlich wurde die Außenstelle am meisten durch die Ausgrabung der Burg Reitersdorf, Bad H o n n e f , Rhein-Sieg-Kreis, in Anspruch genommen. Die Grabung war bereits 1980 eingeleitet worden. Ihren Abschluß fand sie aber erst im Frühsommer 1981. Dank der Aufmerksamkeit des örtlichen ehrenamtlichen Mitarbeiters H. Schneider sowie mit Hilfe der Honnefer Stadtverwaltung konnte eine in den Fundamenten noch gut erhaltene Burganlage ergraben werden, die nicht zu Unrecht als 'versunkenes Schloß' bezeichnet werden darf; sie war so in der örtlichen Überlieferung bekannt, und in der Mitte des 19. Jahrhunderts war man bei Ausschachtungsarbeiten im fraglichen Bereich bereits auf Mauern und Türme gestoßen. 1980 waren es Arbeiten zur Erweiterung des Bad 27
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Bad Honnef, Burg Reitersdorf. Befundplan. — Maßstab l :1000.
Honnefer Kurgartens, in deren Verlauf eine Baggerschaufel auf 'altes Gemäuer' stieß, was schließlich zur Ausgrabung einer im Grundriß kastellartigen Niederungsburg führte, wobei das Landesmuseum von seilen der Stadt Bad Honnef vor allem durch die Stellung eines Baggers unterstützt wurde. Die Burg besteht aus einem quadratischen, im Lichten 22 x 22 m großen Bering mit halbrunden Ecktürmen sowie einem zweiphasigen Wohnturm im Zentrum (Abb.9 u. 10). Während der Bering bei einer Mauerstärke von ca. 1,60 m fast ganz aus Grauwackeblöcken besteht, ist bei dem Wohnturm nur bei der größeren und sicher jüngeren Bauphase Grauwacke verwendet worden. Der ältere und kleinere Turm besteht vornehmlich aus Blaubasalt und Tuffstein. Ganz erhalten ist nur noch die Ostseite des älteren Turms, bei der auch die Mauertechnik gut zu erkennen ist. Die Mauer ist hier 2 m stark und besteht aus zwei Schalen von nach außen gerichte28
ten Blaubasaltsteinen, deren Kern innen mit Bruchsteinen, Kieseln usw. aufgefüllt wurde. Als dann der jüngere Turm errichtet wurde, hat man an allen übrigen Seiten die äußere Schale der Blaubasaltmauer abgerissen und eine Grauwackemauer vorgesetzt. Die Maße im Lichten betragen bei dem älteren Turm 5,50 x 5 m, bei dem jüngeren 9,30 x 6,50 m. Letzterer besaß eine Wandungsstärke von durchschnittlich 1,30 m, doch muß an der Nord-, West- und Südseite noch die halbe Blaubasaltmauer hinzugerechnet werden (Abb. 9). An der Südwestecke des Turmes war die Zweiphasigkeit besonders gut sichtbar. Die innere, ältere Mauer besaß hier eine Tür, von der noch gut behauene Türwangen aus Trachyt erhalten waren. Beim Umbau wurde außen nach Abriß der halben Mauer die Grauwackemauer vorgesetzt und somit der Durchlaß geschlossen. Im 18. Jahrhundert, als Jesuiten die Ruinen der Burg zur Herstellung von Blumentöpfen nutzten, wurde an dieser Stelle die äußere Mauer durchbrochen und wieder ein Zugang geschaffen. Wohl in Zusammenhang mit der Vergrößerung der Anlage ist der durch eine Futtermauer eingefaßte Wassergraben sowie der Rest einer möglicherweise nicht fertiggestellten Außenbastion auf der Südseite zu sehen (Abb. 9). Im Inneren des Berings fanden sich im Nordwesten ein Lehmofen, flache Gruben und ein Gräbchen, welches blaugraue Kugeltopfware der Zeit um 1200—1250 barg. Vermutlich gehören diese Befunde zu der Blaubasaltphase. Sie wurden im südlichen Teil überdeckt von einer Quermauer der Grauwackephase. Die 1317 auf Veranlassung der Kölner Erzbischöfe zerstörte Burg wird in verschiedenen Urkunden
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Bad Honnef, Burg Reitersdorf während der Ausgrabung
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erwähnt und ist territorialgeschichtlich von einigem Interesse, da gegen Ende des 13. Jahrhunderts die Grafen von Jülich offenbar versuchten, mit Hilfe dieser Burg im Rechtsrheinischen Fuß zu fassen. Aus dieser Zeit wird auch die Grauwackephase stammen. Der ältere Bau wurde vermutlich von den Herren von Löwenberg errichtet, welche 1288 das castrum nostrum in Reyterstorp den Grafen von Jülich zu Lehen auftragen. Die nur Jahrzehnte dauernde Existenz der Burg wurde auch durch das Scherbenmaterial bestätigt. Spätestens in der Mitte des 14. Jahrhunderts war die Burg aufgelassen. Am Südwestrand des mit verwilderten Büschen und Bäumen bestandenen Geländes wurde bei der Gelegenheit auch ein mehrere Meter hoher Erdhügel freigelegt. Dieser ist vermutlich als Motte zu deuten und wird Vorgänger der Steinbauten gewesen sein. Dank des großen Verständnisses der Stadt Bad Honnef wurde die Burg in die Gesamtkonzeption des Kurgartengeländes einbezogen und bleibt somit erhalten. Kleinere Untersuchungen an Befestigungsanlagen erfolgten an den nachstehenden Plätzen. In St. A u g u s t i n - M e n d e n , Rhein-Sieg-Kreis, wurde 1981 die Burg Menden umgestaltet. In einem zweiwöchigen Einsatz wurden Fundamente eines Vorgängerbaus wohl des 15. Jahrhunderts aufgenommen. In dem Hofbereich der Burg Eulenbroich, R ö s r a t h , Rhein.-Berg. Kreis, wurden Fundamente aufgenommen, die an der Nordseite des Hauptgebäudes beim Ziehen eines Kanalgrabens zutage gekommen waren, im Burghaus Hellenthal, gleichfalls Rösrath, fand sich in einem Annexbau die Pflasterung eines wohl alt abgerissenen Fachwerkhauses; in W i e h l , Oberberg. Kreis, wurde beim Abriß eines Hauses an der Hauptstraße massives Mauerwerk entdeckt, das möglicherweise die Fundamentierung eines sog. Festen Hauses darstellt (Abb. 11). Obschon die Anlage hart am Abhang zur Wiehl liegt, ist es doch möglich, daß es sich nicht um die 'Wiehler Burg' handelt. Letztere soll genau gegenüber am anderen Ufer der Wiehl in einer Niederung gelegen haben. Kirchengrabungen traten im Berichtszeitraum ganz in den Hintergrund. An der Südseite der Kirche von D ü s s e l d o r f - K a i s e r s w e r t h wurden im Juli 1981 Tuffundamente eines alt abgebrochenen und wohl als Kapelle zu deutenden Annexbaues aufgenommen. Bei Kanalarbeiten im Umkreis der Kirche waren kurz vorher Hunderte von Skeletteilen zutage gefördert worden; sie gehören zu einem aufgelassenen Friedhof, der sich bis dicht an die Kirche erstreckte. Im Hofbereich der Burg Friedestrom von D o r m a g e n - Z o n s , Kr. Neuss, wurden 1981 die im Jahr vorher angegrabenen steinernen Fundamente einer Kirche zu Ende untersucht. Die Grabung stand unter der Leitung von J. Kunow und J. Wentscher. Als Hauptergebnis kann Folgendes festgehalten werden: Die Kirche besteht aus zwei Phasen. Die erste Kirche war zu Beginn eine einschiffige Anlage. Sie besaß einen geschlossenen Rechteckchor. Der Westabschluß war nicht mehr erhalten, doch dürfte die Gesamtlänge etwa 13,50—15,50 m betragen haben. Diese Kirche befand sich genau in der Achse der zweiten, dreischiffigen Kirche (Abb. 12). Zuvor war aber der ältere Bau durch ein Seitenschiff mit halb30
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Wiehl, Hauptstraße. Fundament eines 'Festen Hauses'.
runder Apsis erweitert worden. In diesem Schiff kamen besonders viele West-Ost gerichtete Bestattungen zutage, die zu dem ersten Bau gehören. Dieser wird von den Ausgräbern in die Zeit um 1000 gesetzt, während der jüngere Bau vermutlich um 1200 errichtet wurde. Inwieweit mit einer noch älteren Kirche zu rechnen ist, muß offenbleiben. Unter der Kirche fand sich eine Kellergrube aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, zu der eine dreistufige Treppe hinabführte. Im Februar 1982 begann die in diesem Jahre einzige Kirchengrabung der Außenstelle, und zwar in der Kirche St. Andreas zu K o r s c h e n b r o i c h , K r . Neuss. Wie meist bei Kirchen wurde die Maßnahme durch den Einbau einer neuen Heizungsanlage ausgelöst. Der heutigen Kirche, einem neugotischen Bau des ausgehenden 19. Jahrhunderts, ging eine dreischiffige Backsteinkirche aus spätgotischer Zeit voraus. In deren Chor war eine Gruft eingelassen, die abgesehen von einzelnen Skelettresten und viel Schutt, welcher von Mitgliedern der Pfarrgemeinde herausgeschafft wurde, nichts mehr enthielt. Eingeschrieben in das spätgotische Gotteshaus war eine aus Tuff und Liedberger Sandstein errichtete, eben31
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Dormagen-Zons, Burg Friedestrom. Kirchenfundamente.
falls dreischiffige Kirche ohne Turm. Die Fundamente dieser Anlage waren zum großen Teil ausgebrochen, doch ließen sich die Abmessungen noch gut ermitteln. Danach war der mit einem offenen Rechteckchor versehene Bau im Lichten 16,25 m lang und 12 m breit, wobei das Mittelschiff sich mit 5,25 m, die Seitenschiffe mit jeweils 2,50 m rekonstruieren lassen. Die auffällige Ausrichtung der Kirche, etwas aus der West-Ost-Achse nach SW bzw. NO verschoben, ist möglicherweise damit zu erklären, daß die ältere Kirche sich an einen römischen Steinbau anlehnt, dessen eine Wandung gleichzeitig den geraden "Westabschluß der Anlage bildete. Römisches Mauerwerk war bereits vor Jahren unmittelbar außerhalb der Kirche an deren Südseite aufgedeckt worden. Die Stirnseite des 1. Baues war jedenfalls aus Liedberger Sandstein in einer Technik aufgeführt, die sich deutlich von dem übrigen Mauerwerk abhob. Auch sonst waren manche Spolien und viele römische Leistenziegel sekundär verbaut worden. In einer Ecke der Kirche fand sich eine Ansammlung quadratischer römischer Säulenbasen mit Zapfloch. Da zu vermuten war, daß vor der Steinkirche, die wohl m das 10./11. Jahrhundert zu datieren ist, bereits eine Holzkirche errichtet worden war, wurde in Absprache mit dem Kirchenvorstand quer durch das Mittelschiff der heutigen Kirche ein Suchgraben von 2 m Breite gezogen. Es zeigte sich, daß der Boden 32
der Kirche voll frühneuzeitlicher Bestattungen war, die Spuren eines eventuell vorhandenen Holzbaues vernichtet hatten. Eine Besonderheit zeigte sich, als die im Südteil des Suchgrabens gelegene Südwand des Steinbaus auch im unteren Teil freigelegt wurde. Hart an der Mauer fand sich eine Bestattung ohne Beigaben, die bei der Fundamentierung der Wand beiseite geräumt bzw. gestört worden war, ein Hinweis darauf, daß sich an der Stelle doch ein älterer Kirchenbau befunden haben kann. Beim Ausheben eines Kanalgrabens längs der Südwand der Backsteinkirche kam ein Priestergrab aus der Zeit um 1800 zutage, für das noch guterhaltene Stoffreste bemerkenswert waren. Das Innere der Kirche scheint in alter Zeit immer wieder umgebaut und ausgebessert worden zu sein. So fanden sich Reste von fünf verschiedenen Fußböden. Ein besonderes Kapitel, dem insbesondere im Bergischen Land in Zukunft vermehrte Aufmerksamkeit gewidmet werden soll, stellen Fundplätze der frühen Industriegeschichte dar. Wie schon oben angedeutet, fanden sich im D h ü n n t a l wieder Eisenverhüttungsplätze und ein Kalkofen. Während erstere nicht gut erhalten waren, konnte ein Eisenverhüttungsplatz bei E n g e l s k i r c h e n L o o p e , Oberberg. Kreis, mit erstaunlich gut konservierten Rennfeueröfen ganz ausgegraben werden (vgl. Bericht M. Rech S. 225 ff.). Abbauplätze wie Schächte, Stollen, Pingen sind bisher im Bergischen Land nur geringfügig aufgenommen worden. Mehr noch gilt dies für die zahlreichen, sich meist an Quellköpfen befindenden Verhüttungsplätze mit den charakteristischen Schlackenhügeln. Eine Aufnahme all dieser Plätze, der natürlich eine langjährige Geländebegehung vorausgehen müßte, wie dies etwa für das märkische Sauerland geschehen ist, wäre sehr wünschenswert, im Rahmen der normalen Bodendenkmalpflege aber kaum zu bewältigen. Die im Berichtszeitraum durchgeführten Fundbergungen und -beobachtungen, die meist in Zusammenhang mit Ausschachtungsarbeiten standen, können in diesem Rahmen nicht weiter aufgeführt werden. Als repräsentativ sei genannt die Beobachtung fränkischer Gräber, die zu dem bekannten Friedhof von B o n n M e ß d o r f gehören. Die bei Ausschachtung eines Schwimmbeckens angeschnittenen Gräber und Grabbeigaben konnten in ihrem Fundkontext nur mühsam rekonstruiert werden, da alle Funde bereits entnommen waren. Herausragender Fundgegenstand war eine bronzene Schilddornschnalle mit der eingepunzten Darstellung eines Kreuzes. Erwähnenswert ist auch ein bei Straßenbauarbeiten in B o n n - H o l z l a r angeschnittener Ziegelofen. "Wie bei Frechener Steinzeugöfen führten vom Feuerungsraum drei schräge Züge nach oben in den Brennraum. In dem wohl aus dem 17. Jahrhundert stammenden Ofen wurden einfach gewellte Dachziegel hergestellt.
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Archäologische Untersuchungen im Bereich der Außenstelle Zülpich von Antonius Jürgens
Die Außenstelle des Rheinischen Landesmuseums/Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege in Zülpich war auch 1981/82 mit einer Fülle von z. T. kaum vorhersehbaren Aufgaben konfrontiert. Im vorigen Bericht waren bereits die Gründe für die angespannte Situation in der Bodendenkmalpflege dargelegt worden. Sie gelten im wesentlichen auch für den Berichtszeitraum. So konnte zwar die technische Ausstattung des Amtes verbessert werden, auf dem Personalsektor gab es jedoch keine Aufstockung. Daher waren wir nach wie vor darauf angewiesen, archäologische Arbeiten von Wissenschaftlern, Technikern und studentischen Kräften der Vertragsfirma oder des Institutes für Vor- und Frühgeschichte der Universität Köln ausführen zu lassen. Gelegentlich wurden Baubeobachtungen und Notbergungen auch von der Außenstelle Niederzier übernommen (u. a. in Eschweiler, im Aachener Raum und im Bereich der nördlichen Erfttal-Autobahn). Die Außentätigkeit bestand überwiegend in Notgrabungen; planmäßige Unternehmungen sowie Anschlußuntersuchungen an bereits bekannten Plätzen oder Objekten waren nur in geringem Umfang möglich. Im folgenden werden die wesentlichen Maßnahmen, geordnet nach der Zeitstellung der Befunde, summarisch behandelt. Urgeschichtliche Reste wurden nur relativ selten angetroffen. Eine Ausnahme bildete aufgrund besserer Beobachtungsmöglichkeiten das Gewerbegebiet am Nordrand von Z ü l p i c h , Kr. Euskirchen. Hier wurden wegen verstärkt einsetzender Bautätigkeit im Frühjahr und Sommer 1981 sowie während des gesamten Jahres 1982 auf benachbarten Parzellen bandkeramische Gruben, Pfostenstellungen und Teile von Hausgrundrissen untersucht, die den mittleren bandkeramischen Phasen zuzuordnen sind (vgl. Bericht S. 81 ff.). Nordwestlich der Ortslage N ö r v e n i c h , Kr. Düren, und östlich der B 477 wurden bei Gasleitungsbauten verschiedene bandkeramische Gruben sowie ein grö-
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ßerer Komplex angeschnitten. Dieser reichte tief durch die verlehmten Zonen in den hier (im Unterschied zu den Verhältnissen im Gewerbegebiet Zülpich) mehrere Meter mächtigen Löß hinab. Struktur der Befunde und Fundmaterial lassen sich am ehesten mit Spuren und Funden vorwiegend der mittleren Bandkeramik vergleichen, die 1979 und 1980 bei Nörvenich-Eggersheim und Kerpen-Blatzheim zutage gekommen sind (vgl. Ausgr. im Rheinland '79/80, 72 ff.). Im Mai 1981 wurden bei Erschließungsarbeiten für ein neues Baugebiet am Nordostrand von P u l h e i m - S i n n e r s d o r f , Erftkreis, eisenzeitliche Befunde angeschnitten. Die Untersuchungen ergaben außer Grubenverfärbungen und einzelnen Pfostenstellungen jedoch keine zusammenhängenden bzw. klar definierbaren Hausgrundrisse. Zahlreiche verbrannte Lehmbatzen mit Flechtwerkabdrücken aus tieferreichenden Gruben bestätigen allerdings, daß an diesem Platz eisenzeitliche Bauten existierten. Nach Ausweis der relativ spärlichen Keramik kann die Siedlung etwa in die Stufen Hallstatt C/D und damit in die erste Hälfte des letzten Jahrtausends v. Chr. datiert werden. Besonders bemerkenswert ist ein Zufallsfund aus N ö r v e n i c h - H o c h k i r c h e n , Erftkreis. Dort fand der Schüler H. D. Pütz, Nörvenich, auf einem abgeernteten Acker im Spätsommer 1981 ein Griffplatten-Kurzschwert der mittleren Bronzezeit (um 1500 v. Chr.). Es handelt sich wahrscheinlich um ein Importstück aus der Schweiz, das bisher nördlichste Exemplar dieses Typs. Untersuchungen römischer Befunde nahmen wie üblich einen besonders breiten Raum ein. Die umfänglichsten und vielfältigsten Grabungen waren in A a c h e n S ü s t e r f e l d notwendig. Dort wurden im Frühjahr 1981 durch vorbereitende Arbeiten für die Ringstraße Aachen-West (L 260 n) eine römische Badeanlage, ein großes römisches Wirtschaftsgebäude, die römische Straße Aachen — Heerlen (Aquae Granni — Coriovallum) mit einer Brücke über das alte Schurzelter Bachtal sowie verschiedene kleinere Befunde angeschnitten. Da sämtliche Bauten, mit vorläufiger Ausnahme des Bades, den tiefgründigen Baumaßnahmen weichen mußten, waren durchgängige Arbeiten bis zum Spätsommer 1981 erforderlich (vgl. Bericht S. 134ff.). Weitere Grabungen betrafen die bereits 1980 angeschnittene Villa rustica 'Am Sprung' von E s c h w e i l e r - H a s t e n r a t h , Kr. Aachen (vgl. Ausgr. im Rheinland '79/80, 33 f.). Hier wurden im August 1981 besonders gefährdete Teile von Hypokaustanlagen untersucht und später gegen Einsturz gesichert (Abb. 13). Suspensura bzw. Unterkonstruktion sowie Fußboden und Ansätze der Wandungen (mit Resten von Putz und Bemalung) eines heizbaren Raumes waren noch in wesentlichen Teilen vorhanden. Ein knapp l m langer und 40 cm breiter sowie 60 cm hoher, halbrund überwölbter Schürkanal aus Ziegeln war fast vollständig erhalten. Das südlich liegende Praefurnium von ca. 3,40 x 2,50 m Größe hatte in Doppelfunktion einen weiteren, südlich liegenden Raum zu heizen. Der ebenfalls aus besonders hitzebeständigen Ziegeln gemauerte zweite Schürkanal ist 35
allerdings, ebenso wie die anschließende Suspensura, in den oberen Partien durch ältere Beackerung zerstört. Als weiteres wichtiges Detail enthielt das zentrale Praefurnium beiderseits besonders starke Wangen bzw. in den Raum reichende Fundamentierungen, welche offenbar den Heißwasserkessel trugen. Zahlreiche verworfene Reste von Bleirohren in der Schuttfüllung dieses Bereiches deuten jedenfalls an, daß vom gemeinsamen Heizraum aus auch die bisher nicht erfaßte, jedoch im südlichen Bereich zu suchende Badeanlage der Villa mit heißem Wasser versorgt wurde. Die Hohlräume der Hypokaustanlage wurden vor dem Winter mit feinem Steingrus gefüllt und so gegen Einsturz gesichert. Da der Grundeigentümer Stallungen für Großvieh und weitere Teile seines Hofes außerhalb der Ortslage ansiedeln will, werden wahrscheinlich weitere Untersuchungen im Areal der römischen Villa notwendig sein, um den Bestand zumindest in den Bereichen, die durch tiefgründige Baumaßnahmen betroffen sind, zu dokumentieren. Teile einer weiteren römischen Villa rustica sowie Einzelbefunde waren zu Anfang des Jahres 1981 im künftigen Abbaugebiet am Westrand der Grube 'Theresia' in H ü r t h , Erftkreis, akut gefährdet. Rücksichtnahme und technische Hilfen der Rheinischen Braunkohlenwerke, Gruppe Süd, erlaubten, im Winter und Frühjahr 1981 insgesamt 10000m 2 Gelände in zwei ca. 500m auseinanderliegenden Bereichen zu sondieren bzw. zu untersuchen. Im südlichen Feld wurden keine Bauwerke, sondern lediglich verstreut liegende Gruben mit Keramik des 2. Jahrhunderts n. Chr. angetroffen. Bemerkenswert waren Reste einer Kiste aus Tuffstein, die evtl. auf Bestattungen in diesem Raum schließen läßt. Darauf deutet auch der Fund eines römischen Brandgrabes hin, das 1930 bei Baggerarbeiten in geringer Entfernung östlich der Grabungsfläche zutage kam (vgl. Bonner Jahrb. 145, 1940, 322). Im nördlichen Bereich lag dagegen ein Gebäude mit noch 15 x 22 m Ausdehnung und mit fünf bzw. sieben Räumen. Erste Hinweise hatten sich bei Schürfungen ergeben, die Reste einer Hypokaustanlage sowie vor allem typische Ziegel zutage förderten. Diese Anlage war im Grundriß allerdings nicht mehr klar erfaßbar. Die übrigen Räume konnten zwar lediglich durch ihre Kiesstickungen, jedoch insgesamt noch ziemlich genau lokalisiert werden. Die näheren Untersuchungen mit Einbeziehung der geologischen Verhältnisse zeigten, daß die gesamte Fläche alt erodiert und später mit Kolluvium überdeckt war, in das die Gebäude gegründet wurden. Innerhalb des Kolluviums befand sich verlagerte, stark abgerollte Keramik des 2. Jahrhunderts n. Chr. In nachrömischer Zeit erfolgte ein intensiver Bodenabtrag. Nicht auszuschließen ist auch, daß im Mittelalter und später die römischen Mauern abgetragen und als Baumaterial an anderer Stelle wiederverwendet wurden. Die Befunde sind als Reste des Haupthauses eines römischen Gutshofes zu interpretieren. Neben- und Wirtschaftsgebäude sind entweder, weil sie aus den beschriebenen Gründen nicht erkennbar waren, abgebaggert worden, oder sie 36
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Eschweiler-Hastenrath, römisches Landgut 'Am Sprung'. Grabungsbefund mit hypokaustiertem Raum und Praefurnium.
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liegen noch im Vorfeld. Die ältere Keramik des südlichen Siedlungsbereiches kann vorwiegend ins 2. Jahrhundert n. Chr. datiert werden, während das Gebäude nach Ausweis der jüngeren Keramik etwa im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. bestanden hat. In M e c h e r n i c h - B r e i t e n b e n d e n , Kr. Euskirchen, wurde im Zuge des Ausbaues der L 165 n eine bereits 1980 begonnene Stützmauer fertiggestellt (vgl. Ausgr. im Rheinland '79/80, 33). Diese aus Mitteln des Straßenbaus (nicht der Bodendenkmalpflege) finanzierte Maßnahme schützt Teile eines römischen Gebäudekomplexes (Abb. 14), der im wesentlichen in den Jahren 1979/80 untersucht wurde und etwa zur Hälfte der Straßentrasse weichen mußte (vgl. Ausgr. im Rheinland 79, 159 ff.). Im November und Dezember 1981 wurden zunächst Geländeanpassungen, Wegearbeiten und Frostsicherungsmaßnahmen im Bereich der Gebäudereste sowie des südöstlich unterhalb liegenden Wasserleitungsabschnittes vorgenommen. In den Monaten Mai bis August und von Oktober bis Mitte Dezember 1982 wurden die Arbeiten fortgesetzt. Daher konnte u. a. das Drainagesystem des großen Gebäudes bis zum bergseitigen Trockenfutter des großen Kanals verfolgt werden. Hauptzweck der Maßnahmen war allerdings die Sicherung des z. T. noch relativ hoch aufgehenden römischen Mauerwerks. Die zum Unterhang hin schief gedrückte Frontmauer des großen Gebäudes ließ sich nicht — wie zunächst geplant — als Ganzes aufrichten und unterfangen. Sie wurde daher in kurzen Partien abgetragen und unmittelbar mit originalem Material wieder aufgebaut. Gleiches galt für das Trockenmauerwerk des unterhalb liegenden quadratischen Fundamentes für ein mutmaßliches kleines Fachwerkgebäude. Im gleichen Bereich wurde außerdem noch eine offene Kanalstrecke präpariert. Geringere römische Baureste wurden bei Planierarbeiten in der Trasse der L 264 n nördlich Z ü l p i c h - R ö v e n i c h , Kr. Euskirchen, angetroffen. Da lediglich eine Ecke eines Gebäudes erfaßt wurde, sind Größenangaben nicht möglich. Erwähnt sei jedoch, daß nur ca. 250 m südöstlich der in den Jahren 1975/76 von U. Heimberg untersuchte Burgus von Rövenich liegt, zu dessen Einzugsbereich auch die genannten Siedlungsspuren gehören könnten (vgl. Bonner Jahrb. 177, 1977, 580 ff). Interessante Aufschlüsse ergaben sich Anfang 1982 auch im Seifkant-Gebiet. Am östlichen Ortsausgang von T ü d d e r n , Kr. Heinsberg, wurden am Rand der Rodebach-Niederung bei privaten Baggerarbeiten für einen Fischteich parallele Doppelreihen aus mächtigen, im Querschnitt quadratisch zugehauenen und lang angespitzten Eichenpfählen tief im Boden steckend angetroffen und z. T. ausgerissen. Weitere Holzreste ließen auf flach liegende Riegel und eventuell Bohlen für eine sehr stabile Holzkonstruktion schließen. Wegen hohen GrundwasserStandes konnte der Befund zwar mit Hilfe der Feuerwehr kurzfristig durch Aus38
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Mechernich-Breitenbenden, 'Bleihecke1. Gebäudekomplex während der Restaurierung.
pumpen sichtbar gemacht, jedoch nicht längere Zeit für Detailuntersuchungen freigehalten werden. Nord-Süd-Verlauf der Pfostenkonstruktion sowie ein unmittelbar südlich anschließender flacher Geländerücken von ca. 15m Länge und 8 m Breite an der Basis sprechen für einen römischen Straßenzug mit Bachübergang. Eine kleine Sondierung auf dem Kiesrücken ergab als Indiz für die Straße unmittelbar unter der Grasnarbe eine feste Kiesstickung von Ziegelstückchen. Hart nördlich des Fundplatzes, beiderseits der heutigen Straße Tüddern—Millen, wird die alte römische Siedlung Teudurum vermutet (vgl. Bonner Jahrb. 148, 1948, 406). Die Neufunde könnten in diesem Zusammenhang durchaus einen alten Übergang der Rodebach-Niederung bezeichnen. In B e r g h e i m - T h o r r , Erftkreis, schnitt der Reparaturschacht für eine Gasleitung die bekannte Römerstraße Jülich—Köln randhch an. Ein vollständiges Profil konnte jedoch nicht aufgenommen werden. 39
In einigen Fällen konnten wir römische Siedlungsspuren lediglich registrieren, da äußere Umstände weitere Untersuchungen verhinderten. So wurden im März und später im November 1982 bei privaten Baumaßnahmen bzw. öffentlichen Kanalisierungsarbeiten in der Straße Am Römerbad in D ü r e n - G ü r z e n i c h durch den ehrenamtlichen Mitarbeiter F. Hake, Düren, Stickungsreste gemeldet, die Hinweise auf ehemals umfänglichere Bebauung gaben. Trassenüberwachungen im Zuge des Ausbaues der K 54 n (Umgehung N ö r v e n i c h - R a t h / W i s s e r s h e i m ) brachten im Spätherbst 1982 außer einigen Trümmerschuttlagen bisher keine klaren Baubefunde. Gleiches galt für erste Bodeneingriffe im Bereich eines neuen Gewerbegebietes am Nordrand von D ü r e n . Fast vollständig abgebaggert war auch ein römischer Brunnen mit unterer Holzfassung am Rand einer Kiesgrube im Lörsfelder Busch bei K e r p e n , Erftkreis. Relativ breiten Raum nahmen auch 1981/82 wieder Untersuchungen an römischen Wasserleitungen ein (vgl. S. 164 ff.). Zu Untersuchungen von K. Grewe in M e c h e r n i c h - V o l l e m und V e t t w e i ß - S o l l e r vgl. unten S. 169ff. und S. 159 ff. Ende Februar 1982 wurde am Rand einer Sandgrube in G e i l e n k i r c h e n L e i f f a r t h , Kr. Heinsberg, eine Ziegelrinne bei der Sandgewinnung angeschnitten bzw. durch nachrutschendes Deckmaterial freigelegt. Da aus dem südlichen Bereich der Grube bereits römische Baureste sowie ein Brunnen bekannt waren, mußte auch hier mit weiteren römischen Befunden gerechnet werden (vgl. Bonner Jahrb. 155/156, 1955/56, 497; ebd. 167, 1967, 458 f.; ebd. 177, 1977, 544). Die Untersuchungen im März 1982 erfaßten etwa 30 m einer Abwasserrinne aus tegulae, die längs auf einer dünnen Kiesstickung sauber verlegt waren. Zum Teil trugen sie noch beiderseits auf den nach oben gerichteten Leisten Wangen aus je einer Lage relativ kleiner Sandstein-Handquader (Abb. 15). Auffällig war eine fast um 90° nach Nordosten weisende Kurve in Richtung auf höhere Geländepartien. Begrenzte Untersuchungen im unmittelbaren Grubenvorfeld erfaßten vorläufig jedoch nur den Rand eines ausgedehnten Störungsbereiches, der den Kanal unterbrach. Eventuell lassen sich später, mit weiterer Ausdehnung der Grube, doch noch die Reste der Bauten erfassen, deren Abwässer der Kanal abführte. Römische Gräberfunde waren im Berichtszeitraum selten. Lediglich in M e r z e n i c h , Kr. Düren, wurden bei einem privaten Bauvorhaben Brandgräber angeschnitten. Einige Gräber wurden offenbar unbeabsichtigt zerstört. Weitere waren in einer tiefliegenden Zufahrt so weit abgeschoben, daß lediglich Auswaschungsspuren der unteren Brandschuttschicht im anstehenden Kies, jedoch keine klaren Konturen oder Beigaben mehr faßbar waren. Lediglich aus einem Befund stammen Keramikreste in größerer Zahl, die eine Datierung dieses kleinen Friedhofes ins 2. Jahrhundert erlauben. Zwei kleine grauweiße, rauhwandige Einhenkelkrüge sowie Reste eines größeren weißtonigen Einhenkelkruges waren vorher 40
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Geilenkirchen-Leiffarth. Römische Abwasserleitung am Rand einer Sandgrube.
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16 Euskirchen-Kuchenheim. Fränkische Doppelbestattung vor Abnahme der Decksteine.
schon durch den Bauherrn geborgen worden, ließen sich jedoch nicht mehr genau einordnen. Von den zahlreichen Fundstücken, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern oder privater Seite das Museum erreichten, sei ein römischer Weihestein aus E r f t s t a d t - F r i e s h e i m , Erftkreis, erwähnt, den Herr D. Lünse, Meckenheim, am Rand einer Kiesgrube im Juni 1982 vom Abraum bergen konnte. Die vollständig erhaltene Inschrift enthält einen bisher nicht bekannten Matronennamen. Im Sommer 1982 wurden im Bereich umfänglicher Erweiterungsbauten des Schwertbades in A a c h e n - B u r t s c h e i d Sondierungen am Fuß des Adlerberges vorgenommen. Baggerschnitte bis auf den anstehenden Fels erfaßten jedoch keine römischen Bauspuren (vgl. Ausgr. im Rheinland 79/80, 36). Zu Untersuchungen römischer und mittelalterlicher Befunde in der A a c h e n e r Innenstadt siehe Berichts. 188ff. Ein Kabelgraben des RWE schnitt im Februar 1981 in E u s k i r c h e n K u c h e n h e i m die Ecke einer Steinsetzung an (Abb. 16). Nachgrabungen ergaben, daß hier ein fränkisches Doppelgrab aus zwei unterschiedlich langen Stein42
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Euskirchen-Kuchenheim. Fränkische Doppelbestattung nach Abnahme der Decksteine.
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kisten mit gemeinsamer Mittelwand betroffen war. Die Anlage bestand überwiegend aus römischen Sandstein-Spolien, z. T. ergänzt durch grobe Kalksteinplatten. Sie enthielt eine Männer- und eine Frauenbestattung, wahrscheinlich ein Ehepaar (Abb. 17), mit relativ reichen Beigaben. Die Gräber saßen unmittelbar auf dem anstehenden Kies und enthielten keine Bodenplatten. Die Entdeckung der Doppelbestattung von Kuchenheim war Anlaß für zwei Grabungskampagnen im Bereich des ausgedehnten fränkischen Gräberfeldes. Im Februar 1982 wurde in der Flur 'Viermorgen' am Hirnberg in Bad M ü n s t e r e i f e l - N ö t h e n , Kr. Euskirchen, ein fränkisches Steinplattengrab angepflügt. Als Material waren sowohl Sandsteine als auch plattige Kalkbruchsteine verwendet worden. Skulptierungen oder Schriftreste ließen sich auf keiner Platte nachweisen. Die Untersuchung der Grabfüllung ergab keinerlei Beigaben in der Steinkiste. Lediglich am Fußende, unmittelbar nordöstlich außerhalb des Grabes, wurde in Höhe der Oberkante der senkrechten Abschlußplatte ein stark korrodiertes kleines Eisenmesser gefunden. Es lag zwischen verschleppten Skelettresten (evtl. von mehreren Individuen). Das männliche Skelett in der Steinkiste war lediglich im Brust- und Kopfbereich stärker, ansonsten relativ wenig gestört, insgesamt jedoch ziemlich morsch und nur in den widerstandsfähigen Teilen bestimmbar erhalten. In diesem Zusammenhang sei auf ein fränkisches Steinplattengrab verwiesen, das 1979 am Südwesthang des Herkelsteines bei Mechernich-Holzheim, ca. 2,5 km nordwestlich der neuen Fundstelle zutage kam (vgl. Ausgr. im Rheinland 79/80, 148 ff.). Hier wie dort sind weitere Gräber zu erwarten. Am südlichen Ortsausgang von V e t t w e i ß , Kr. Düren, wurden bei Erweiterung des Feuerwehrhauses in flachen Fundamentgräben Reste eines bereits bekannten fränkischen Steinplattengrabes angetroffen. Weitere schwache Verfärbungen erwiesen sich als Anschnitte der oberen Einfüllungen fränkischer Gräber, die allerdings im Rahmen der Baumaßnahme nicht weiter gefährdet waren. Im Dezember 1982 wurde die von J. Kunow begonnene Grabung eines fränkischen Gräberfeldes in W e s s e l i n g , Erftkreis, fortgeführt. Im September 1981 wurden bei privaten Bauarbeiten im B r ü h l e r Stadtgebiet Scherbenlagen mit Keramikresten des 13. bis 16. Jahrhunderts und jünger angetroffen. Spuren von Öfen waren jedoch nicht auszumachen. Die Fundstelle belegt abermals, daß sich nach Rückgang der Pingsdorfer Töpfereien die Produktion in der Brühler Innenstadt konzentrierte. Sie war dabei jedoch nicht, wie häufig angenommen wird, auf die Uhlstraße beschränkt, sondern erfaßte auch die rückwärtigen Grundstücke bzw. benachbarten Straßenzüge. In B r ü h l - P i n g s d o r f , Erftkreis, wurde im Juni 1982 westlich der Kirche, an der Badorfer Straße, bei privaten Baumaßnahmen ebenfalls eine Schicht mit Töpfereischutt durchstoßen. Das Material entspricht weitgehend dem aus bekannten Nachbarfundstellen (vgl. Ausgr. im Rheinland '79/80, 36). Über mittelalterliche 44
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Linnich-Boslar, St. Gereon. Fundamente südlich der Kirche.
und frühneuzeitliche Töpferöfen in L a n g e r w e h e , Kr. Düren, und F r e c h e n , Erftkreis, wird unten S. 201 ff. berichtet. Wie schon in den vergangenen Jahren, waren auch 1981/82 wieder durch äußere Umstände (Restaurierungen, Heizungseinbauten etc.) bedingte Untersuchungen in Kirchen erforderlich. Die Grabungen in der Pfarrkirche St. Viktor in N ö r v e n i c h - H o c h k i r c h e n , Kr. Düren, wurden von Januar bis März 1981 weitergeführt und beendet (vgl. Ausgr. im Rheinland '79/80, 187 ff.). Der weitgehende Bezug der romanischen Kirche auf Mauern einer römischen Villa wurde bestätigt. Ein fränkisches Gräberfeld in den Ruinen der Villa konnte teilweise nachgewiesen werden. Dabei wurden einige interessante Beigaben (u. a. ein Schwertanhänger des 6. Jahrhunderts aus Meerschaum mit Goldzellenwerk und Almandineinlagen) geborgen. Insgesamt ließ sich die Baugeschichte von St. Viktor über mehrere Phasen verfolgen, die von einer Schwellbalkenkirche über einen steinernen Vorgängerbau mit Turm zur heutigen Kirche führen. Da die Auswertung der Grabung an der Universität Köln von W. M. Koch als Magisterarbeit vorgelegt wird, sei hier auf weitere Erläuterungen verzichtet. 45
Im November 1981 waren wegen Heizungseinbauten auch Untersuchungen in der kath. Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt in B l a n k e n h e i m , Kr. Euskirchen, notwendig. Die neuen Aufschlüsse ergaben im Schiff der schmalen Saalkirche schon wegen ihrer Kleinräumigkeit keine konkreten Hinweise auf Vorgängerbauten, sie brachten jedoch interessante Details zu älteren Umbauten, teilweisen Auflassungen und Reparaturen der Gruft. Ein Schnitt im Chorraum erfaßte einen Mauerrest, der stratigraphisch älter als das in mehreren Etappen aufgeführte benachbarte Kirchenfundament zu sein scheint, jedoch in Anbetracht des engbegrenzten Aufschlusses ebenfalls nicht schlüssig interpretiert oder gar der urkundlich belegten älteren 'Talkapelle' zugewiesen werden könnte. Bei Aufschlüssen für eine Fußbodenheizung sowie statischen Sicherungen des aufgehenden Mauerwerks konnten in und an der kath. Pfarrkirche St. Gereon in L i n n i c h - B o s l a r , Kr. Düren, von September bis November 1982 erste archäologische Untersuchungen erfolgen. Nachgewiesen wurde, daß der Bau aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, von dem noch Teile im Aufgehenden erhalten sind, dreischiffig war. Südlich der Kirche kamen bisher unbekannte Mauerzüge heraus (Abb. 18), deren Interpretation z. Zt. jedoch noch schwierig ist. Heizungseinbauten waren auch auslösend für Untersuchungen in der katholischen Pfarrkirche St. Mauritius in F r e c h e n - B a c h e m , Erftkreis. In älteren Publikationen ist die Geschichte der Kirche, die in den dreißiger Jahren zum letzten Mal renoviert wurde, dargestellt. Unsere Befunde bestätigen diese urkundlichen Nachrichten, fügten aber auch neue Elemente hinzu, etwa im Chorraum neben der schon bekannten eine weitere ziegelgewölbte Gruft, regelmäßig angeordnetes Spannmauerwerk und mehrere Fundamentierungsphasen des Altares (Abb. 19). Die Frage nach einem ältesten Vorgängerbau ließ sich nicht schlüssig klären. Eventuell kann man einen kleineren Vorgänger annehmen, dessen Niveau heute vollständig abgetragen ist, da für den späteren Ausbau eine größere Fläche und damit ein Plateau benötigt wurde, das insgesamt tiefer angelegt werden mußte. Auffällig ist jedenfalls, daß der Standplatz der Kirche, ein natürlicher Geländesporn, nicht wesentlich aufgehöht ist, sondern daß in geringer Tiefe schon anstehender Boden angetroffen wird. Im gegenwärtigen Bearbeitungsstadium können jedoch noch keine endgültigen und verbindlichen Aussagen für St. Mauritius gemacht werden. Heizungseinbauten in der kath. Pfarrkirche St. Maurus von H ü r t g e n w a l d B e r g s t e i n , Kr. Düren, schnitten ebenfalls Fundamente von Vorgängerbauten an. Da wir nicht rechtzeitig über den Baubeginn informiert wurden, erfolgten keine Befundaufnahmen von seilen der Außenstelle. Der Aufmerksamkeit und privaten Initiative des ehrenamtlichen Mitarbeiters H. Tichelbäcker, Hürtgenwald, sind dennoch wichtige Details zu verdanken, die er in einer Notaktion aufzeichnen konnte. Als erste Kirche muß demnach ein kleiner rechteckiger Bau 46
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Frechen-Bachem, St. Mauritius. Blick in das Kirchenschiff während der Grabung.
schon im 13. Jahrhundert bestanden haben, der im 15.716. Jahrhundert und wohl 1721 erweitert wurde. Weiter ergaben sich Hinweise auf ein älteres Altarfundament sowie Reste von früheren Fußböden und die Verlegung des Einganges vom Westende zum mittleren Bereich der Südwand. Heizungseinbauten waren im November 1982 auch der Grund für kurzfristige Untersuchungen in der kath. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in B l a n k e n h e i m - U e d e l h o v e n , Kr. Euskirchen. Der schlichte kleine Bau mit Ostturm wurde 1939 durch ein Querschiff und den Ausbau des Chorbereiches vergrößert. Weiter ist bekannt, daß bereits 1711 zwei neue Seitenmauern errichtet wurden und nach einem Brand von 1793 die Kirche 1797 wiederhergestellt worden ist. Dabei erhöhte man die Seitenmauern. Die neuen Aufschlüsse vor und im Chorbereich sowie an der Südseite des Schiffes ergaben nun, daß die Wiederaufbauten im Schiff jeweils die alten, sicher aus gotischer Zeit stammenden Fundamente benutzten. Der Übergang zum Chor erfuhr ebenfalls keine Lageveränderung. Die nördliche Chorwand (der Kirche aus der Zeit vor 1939) saß ebenfalls dem ältesten ergrabenen Fundament auf; während die südliche in einer Flucht mit der Wand des Schiffes verlief und das gotische Fundament nicht mehr benutzte. Eine weitere eingeschobene Fundamentierung im Chor scheint insgesamt jünger zu sein und könnte eine urkundlich nicht erwähnte begrenzte Bauphase (wahrscheinlich des 18. Jahrhunderts) 47
bezeichnen. An der Nordwand kam ein Fundament zutage, das offenbar im Zuge der Erneuerung von 1711 für einen Seitenaltar entstand. An der Südwand des alten Chores konnten noch Reste eines ehemals außen verlaufenden ca. l m breiten, gepflasterten Weges erfaßt werden. Im Oktober 1982 mußten im Zuge umfangreicher Bodenbewegungen für eine neue Heizung Untersuchungen zur Baugeschichte der Kirche St. Kreuz bzw. Heilig Kreuz in A a c h e n angesetzt werden. Die Vorgängerbauten der heutigen, 1889—1902 entstandenen, neugotischen Kirche haben eine bewegte Baugeschichte, da mit ihnen ein Kreuzherrenkloster verbunden war, dessen Platz die heutige Kirche z. T. überdeckt. Ziel der Untersuchungen war, die Reste der alten Bausubstanz zu überprüfen. Als besonders hilfreich erwies sich dabei eine durch Pfarrer Korr vermittelte Bleistiftzeichnung des 19. Jahrhunderts, die zwar lükkenhaft war, jedoch wesentliche Partien des alten Klosterkreuzganges darstellte. Heizungsschächte im Turm- und Portalbereich enthielten Mauerzüge der alten Kreuzherrenkirche, deren Bodenniveau etwa 80 cm unter dem heutigen lag. Im westlichen Seitenschiff wurde eine Strecke der inneren Trennmauer von Kreuzgang und -garten erfaßt. Eine Ecke des gleichen Mauerbefundes zeigte sich im südlichen Seitenschiff. Diese besonders massiv ausgeführte Ecke mit 1,20 m starkem Kalkstein- und 1,60 m mächtigem Ziegelmauerwerk war ehemals zweigeschossig und trug oben die Sakristei, aus der man ins Kirchenschiff sehen konnte. Der Bereich enthielt weitere Mauerreste, die im kleinräumigen Aufschluß jedoch kaum sicher zuzuordnen waren. Gleiches galt für ein 90 cm starkes Bruchsteinmauerwerk im westlichen Querschiff. Ein weiterer Schacht erfaßte verschiedene Brandschichten im ehemaligen Garten des Kreuzganges. Außerdem zeigte sich, daß die Südostseite des Kreuzgartens teilweise unterkellert war. Im nordöstlichen Seitenschiff konnte ein ziegelüberwölbter Raum von 3,70 m Länge, 2,50 — 3,00 m Breite sowie 2,10 m Scheitelhöhe lokalisiert werden. Der Chor der heutigen Kreuzkirche überdeckt z. T. einen nordöstlich des ehemaligen Kreuzganges gelegenen Wirtschaftshof. Hier gab es offenbar einen Tümpel, der im Laufe der Zeit mit Abfällen des zum Kloster gehörenden Spitals und der Gasthofküche aufgefüllt wurde. Weitere Befunde in den insgesamt acht tieferen Aufschlüssen und z. T. sehr schmalen und flachen Verbindungsgräben lassen sich z. Zt. noch nicht sicher einordnen, zumal auch die weitere Bearbeitung unter Einbeziehung der Kleinfunde noch aussteht. In A a c h e n - S i e f ergaben Beobachtungen von Umbauarbeiten in der seit Ende des 18. Jahrhunderts als Wirtschaftsgebäude benutzten ehemaligen Kirche des früheren Klosters Brandenburg keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Vorgängerbauten der 1472 errichteten Kreuzherren-Klosterkirche gab es an diesem Platz nicht. Im September 1981 wurden bei tiefreichenden Kanalisationsarbeiten im Prälaturhof der Abtei P u l h e i m - B r a u w e i l e r , Erftkreis, bisher unbekannte Mauerzüge in 7 m Abstand parallel sowie unter dem leicht vorkragenden Mittelrisaliten 48
des Ostbaues angeschnitten. Sie gehören älteren Bauphasen, evtl. sogar der Zeit des Marienhofes (Kreuzganges) vom Ende des 12. Jahrhunderts an. Ein Ziegelgewölbe in der Ecke von Süd- und Westflügel der Prälatur ist sicher in die Bauzeit der barocken Klosteranlage vom Ende des 18. Jahrhunderts zu datieren. Im Januar 1982 wurden in der Südostecke des Prälaturhofes bzw. im Durchgang zum Wirtschaftshof West weitere tiefgründige Fundamente aus Feldbrandziegeln auf einer Stickung aus Basaltbrocken angetroffen. Im September kamen im Südflügel der Prälatur zwei flachgründige Mauerzüge zutage. Sie gehören sicher nicht zur barocken Anlage, können jedoch aufgrund ihrer isolierten Lage nur unter Vorbehalt zu alten Bauresten im Prälaturhof in Beziehung gesetzt werden. In D ü r e n - M a r i a w e i l e r konnten im März und April 1982 bei Baggerarbeiten für ein neues Pfarrhaus Teile von Kellerräumen und Fundamenten des ehemaligen Augustinerinnen-Klosters Nazareth untersucht werden. In E r f t s t a d t - L e c h e n i c h , Erftkreis, konnten in Gasleitungs-Anschnitten Reste eines ziegelgemauerten, überwölbten Kanals untersucht werden, der offenbar aus dem Bereich des ehemaligen Franziskaner-Klosters nach Süden durch die alte Stadtmauer zum Graben führte. Außerdem enthielt der schmale Aufschluß Baureste, die wahrscheinlich zur alten Bermenbefestigung der Stadtmauer bzw. zur Brücke über den Graben gehörten. Im Juli 1981 wurden in F r e c h e n - B a c h e m , Erftkreis, nördlich von Haus Bitz, zwischen altem Graben und heutiger Straße bei der Parkgestaltung bisher unbekannte Fundamente aus Feldbrandziegeln angeschnitten. Geringe Gründungstiefe und Mauerstärke lassen vermuten, daß es sich um Fundamentierungen für leichte Wirtschaftsgebäude (mit aufgehendem Fachwerk) aus dem 17. oder 18. Jahrhundert handelte. Am östlichen Ausgang der Innenstadt von B e r g h e i m , Erftkreis, wurden bei umfangreichen Kabelverlegungen der Post (mit Unterquerung des Erftbettes) vor dem ehemaligen Kölner Tor tiefreichende Ziegelfundamente des mutmaßlichen Vortores sowie der nördlichen Zwingermauer z. T. freigelegt bzw. durchstoßen. Außerdem kam nahe der Erft der Mauerkopf einer jüngeren Befestigung (wahrscheinlich des 16. Jahrhunderts) zutage, deren Verbindung zur alten Torburg allerdings nicht klar erfaßt werden konnte. Vom Kölner Tor, dem 1880/81 abgetragenen östlichen Gegenstück des Aachener Tores, waren bisher nur das Haupttor und davor liegende Wälle und Bastionen des 16./l7. Jahrhunderts bekannt. Die jüngsten Untersuchungen gaben nun Hinweise auf mächtige Ziegelfundamente in Flucht der westlichen Häuserfront der Beisselstraße. An der nördlichen Hauptstraßenseite lag das Fundament etwa 4 m von der heutigen Flucht entfernt. Mit Maßen von gut 4 m in Nord-Süd- und gut 2 m in West-Ost-Richtung reichte es erheblich über die Mittelachse der heutigen Straße nach Süden hinaus. In lediglich 1,40 m Abstand wurde ein entsprechendes südliches Fundament erfaßt, das allerdings nur noch bis zum heutigen Bürgersteigansatz freigelegt werden konnte und in ähnlicher Dimensionierung 49
großenteils unter der heutigen Bebauung stecken muß, die hier weiter nach Osten reicht (Abb. 20). Die Tiefen der zum Erftbett hin abgetreppten und beim südlichen Fundament mit Einfall nach Osten abgerutschten Gründungen konnten wegen Einsturzgefahr in den engen Schnitten nicht durchgängig ermittelt werden. Sie reichten jedoch in der Regel mehr als 3 m unter das heutige Straßenniveau. Aus dieser Tiefe konnte an der Ostseite des südlichen Fundamentes ein mächtiger Eichenpfahl geborgen werden, der als Baugrundsicherung eingerammt war und eventuell noch präzisere Aufschlüsse über die Bauzeit des Vortores, welches mutmaßlich gegen Ende des 13. oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstand, geben kann. Wegen vielfältiger jüngerer Störungen (Kanalisation, Kabelgräben etc.) sind kaum aufgehende Teile des Befundes erhalten. Allerdings bezeichnen ein Sockelrest mit aufliegendem kubischem "Werkstein auf dem südlichen sowie leicht verschobene profilierte Trachyt- und Sandsteinblöcke mit Schrammspuren auf dem nördlichen Fundament die ehemalige, etwa 3 m breite Durchfahrt. Aus diesen Verhältnissen ergibt sich eine um fast 3 m nach Norden verlagerte rezente Straßen-Mittelachse. Vom nördlichen Vortor-Fundament nach Westen konnte noch der Ansatz der Zwingermauer mit innerer Pfeilervorlage ca. 1,20 m hinter der Vorderwand sowie Resten von Kieselpflaster des ehemaligen Durchganges (ca. 70 cm unter heutigem Straßenniveau) erfaßt werden. Im inneren Winkel zwischen Vortor, Zwingerwand und Pfeilervorlage zeigte eine kräftige, tief verziegelte Lehmschicht an, daß hier häufiger offenes Feuer (wohl als Wärmequelle für die Torwache) gebrannt hatte. Ein schmaler Tiefschnitt erfaßte noch Ansätze eines Entlastungsbogens unter der nördlichen Zwingermauer. Weitere Untersuchungen waren hier jedoch nicht möglich. Die Reste der südlichen Zwingermauer sind unter dem heutigen Bürgersteig zu vermuten. Hier gab es für uns jedoch ebenfalls keine Untersuchungsmöglichkeiten. Gleiches galt für den knapp 20 m weiter westlich zu erwartenden Anschluß an das Haupttor. Ende April 1981 wurden am südlichen Ortsausgang von G a n g e l t , Kr. Heinsberg, vor dem Bruchtor Ziegelfundamente eines genau nach Süden gerichteten Zwingers und Vortores untersucht. Diese bisher nur vage aus der Urkarte von 1813 bekannte Anlage war bei Kanalisations- und Straßenbauarbeiten angeschnitten und z. T. bereits ausgebrochen worden. In vier Schnitten konnten zunächst Aufbau und Gründungstiefe der westlichen Fundamentierung des noch bestehenden Haupttores erfaßt werden. In ca. 3 und 8 m Abstand nach Süden waren Reste von zwei Pfeilern erhalten, die als Auflage für eine Brücke über den Stadtgraben zwischen Haupt- und Vortor dienten. Der nördliche Pfeiler konnte bis zu knapp 4 m Tiefe unter heutigem Niveau erfaßt werden und zeigte saubere Eckquader sowie drei durchgehende Sockelabsätze aus hellem Sandstein. Der ehemals ähnlich aufgebaute südliche Pfeiler war noch stärker zerstört und konnte nicht tiefgründig freigelegt werden. 50
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Bergheim, Kölner Tor. Fundamente des Vortores von Norden.
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Der südlichste Schnitt erfaßte Teile der westlichen, im Aufgehenden ca. 1,35 m starken Zwingermauer sowie in gut 17m Entfernung von der Front des Haupttores den Ansatz des Vortores (im inneren Winkel). Wegen des engbegrenzten Aufschlusses ließ sich jedoch die Front des Vortores nicht erfassen (Abb. 21). Östliche Zwingermauer samt Vortorfundament waren ebenfalls nicht zugänglich. Trotzdem läßt sich aus den Befunden ableiten, daß die gesamte Anlage vor dem ca. 10m breiten und 7 m tiefen Haupttor etwa 20 m lang und (in der Front des Vortores) 12m breit gewesen sein muß. Damit werden die Eintragungen der Urkarte weitgehend bestätigt. Bei Umbau- und Sicherungsarbeiten am ehemaligen Hotel zur Post in B l a n k e n h e i m , Kr. Euskirchen, (vorgesehen als Erweiterung des Kreismuseums) wurden im Kellerboden Baureste angetroffen, die evtl. zur frühen Blankenheimer Stadtmauer im Zuge der Unteren Straße gehören könnten. U. a. wurde ein viertelkreisförmiger Mauerzug angeschnitten; er bezeichnet wohl den Rest eines Turmes. Im Zuge von Renovierungsarbeiten am S c h l o ß N ö r v e n i c h (der sogenannten 'Gymnicher Burg') ergaben begrenzte archäologische Untersuchungen in den Monaten Mai bis Juli 1982 weitere interessante Aufschlüsse zur Baugeschichte. Der heute geschlossen und einheitlich wirkende Hauptflügel des Palasbaues mit acht Fensterachsen ist keinesfalls völlig gleichmäßig gegliedert, sondern zeigt im Südosten zwischen siebenter und achter Achse größeren Abstand, was belegt, daß hier eine Erweiterung über die alte Palasgröße hinaus stattgefunden hat. Darauf deuten auch die Lage der Rundtürme an den Ecken des Zwingers sowie eine 1902 beseitigte Terrasse, die im Zuge der zentralen vierten Fensterachse bis zur Zwingermauer reichte. Ein Tiefschnitt zwischen siebenter und achter Achse erfaßte nicht nur den erwarteten Eckturm, sondern legte auch das wesentlich flacher gegründete Fundament der Palaserweiterung (nach Südosten) frei. Außerdem kam unter dem siebenten Fenster noch eine ziegelgemauerte Kloake mit gedecktem Abflußkanal in gleicher Konstruktion zutage, der durch die Zwingermauer in Richtung Schloßgraben führte (Abb. 22). In fast 3 m Tiefe unter heutigem Niveau ließen graue Staunässe- und Schwemmschichten erkennen, daß der ursprüngliche Palasbau (mit leicht vorkragenden runden Ecktürmen) unmittelbar im Wasser stand. Aus überlagernden Abbruchund Fallmörtel- sowie Auftragsschichten konnten weitere Phasen erschlossen werden, welche erlauben, die Baugeschichte von Schloß Nörvenich besser zu differenzieren bzw. um interessante Details zu bereichern. So ließen sich auch an der westlichen und nördlichen Ecke des Paks im heutigen Niveau bisher nicht beachtete Mauerstrukturen nachweisen, die Rückschlüsse auf einen abgebrochenen Vorgängerbau mit runden Türmen an allen vier Ecken erlauben (Abb. 23). Demnach muß die allgemein in der einschlägigen Literatur vertretene Ansicht, der heutige Palas gehöre weitgehend dem 14. bzw. dem frühen 15. Jahrhundert 52
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Gangelt, Bruchtor. Fundamente der westlichen Zwingermauer mit Ansatz des Vortores.
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an, zumindest in einigen Punkten neu überdacht oder revidiert werden. In die frühe Phase gehören sicher die unter heutigem Niveau liegenden Teile des Kernbaues (mit runden Ecktürmen). Der durchgehende Abbruchhorizont läßt jedoch vermuten, daß kaum älteste aufgehende Bauteile erhalten sind und somit der Palasbau in seiner heutigen Gestalt aus späterer Zeit, wohl vorwiegend dem 16. Jahrhundert (mit starken Überprägungen und Erweiterungen im 18. Jahrhundert) stammt. Im 16. Jahrhundert wurden bekanntlich auch Zwinger und Westflügel errichtet. Ostflügel, Terrasse und Freitreppe entstanden erst um 1723; die Vorburg um 1700. Im November 1982 wurden bei Arbeiten im Keller des Paks weitere bisher unbekannte Mauerzüge sowie ein verschütteter Brunnen angeschnitten. Die Arbeiten sind im Gange, sichere Ergebnisse liegen noch nicht vor. In N ö r v e n i c h , Kr. Düren, wurden auf Vermittlung von K. H. Türk im Juni und Juli 1981 in einer privaten Baugrube (H. Schiffer) 'Am Wallgraben' regelmäßig eingerammte Eichenpfähle und horizontal angeordnete Hölzer untersucht, die wahrscheinlich zu einer hochmittelalterlichen Brücke oder Ufersicherung im Zuge der alten Nörvenicher Befestigungen (mit Wall und Graben sowie Einbeziehung des alten Neffelbach-Laufes) gehören könnten. Bei Restaurierungsarbeiten am S c h l o ß B u r g a u in D ü r e n konnten am südöstlichen Grabenrand Teile einer mutmaßlich vor Ende des 17. Jahrhunderts entstandenen Holzwasserleitung untersucht und mit städtischer Hilfe für das Leopold-Hoesch-Museum (durch K. V. Thomas) geborgen werden. Zur Untersuchung des Haupthauses einer mittelalterlichen Burganlage in B a e s w e i l e r S e t t e r i c h , Kr. Aachen, vgl. Bericht S. 214ff. Zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Abbauspuren (Ritzungen, Bildern, Schriftzeichen) im Steinbruch ' N i e v e l s t e i n ' bei H e r z o g e n r a t h - M e r k s t e i n / W o r m , Kr. Aachen, siehe S. 229 ff. Neuzeitliche Mergelentnahmestellen in Form tiefreichender, nach unten ausladend glockenförmig erweiterter Schächte in mächtigem Löß wurden im Frühjahr und Herbst 1982 bei P u l h e i m - S t o m m e l n , Erftkreis, bzw. B e r g h e i m F l i e s t e d e n , Erftkreis, untersucht und als Bodendenkmäler registriert. Neben all' diesen Untersuchungen fielen laufend kleinere Fundmeldungen, private Hinweise auf begrenzte Bodenbewegungen etc. an. Auch die Öffentlichkeitsarbeit mit Kontakten zu ehrenamtlichen Mitarbeitern, Geschichts- und Heimatvereinen und Volkshochschulen, mit Führungen im Gelände und Vorträgen nahm gegenüber dem Vorjahr noch zu. In diesen Rahmen gehört auch die Einrichtung einer kleinen Ausstellung in der neuen Zweigstelle Brühl-Badorf/Pingsdorf der Kreissparkasse Köln im September, die als Dauerausstellung erhalten bleibt. Die Kosten trug die Kreissparkasse Köln. Anhand eines Ofenmodells nach Ausgrabungsbefunden in Pingsdorf, Burgpfad (vgl. Ausgrabungen im Rheinland 54
22
Schloß Nörvenich. Kloake mit Kanal, Zwingermauer und Palaswand von Norden.
23
Schloß Nörvenich. Westliche Ecke des Palas mit überbautem Rundturm.
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"79/80, 36), sowie von Bildern, Karten, Plänen und örtlicher Keramik wird die Pingsdorfer Töpfereitradition für die Öffentlichkeit demonstriert. Das neue Denkmalschutzgesetz NRW erfordert noch engere Zusammenarbeit mit den zuständigen Institutionen oder Personen bei Kreisen, Städten und Gemeinden. In diesem Sinne waren zu einer gemeinsamen Tagung der Regionen Zülpich und Niederzier in der Außenstelle Zülpich am 19. Juni 1982 nicht nur die ehrenamtlichen Mitarbeiter, sondern auch die Vertreter der unteren Denkmalbehörden geladen, die auch recht zahlreich erschienen. Die Jahrestagung aller ehrenamtlichen Mitarbeiter fand am 22.723. Mai 1981 in Blankenheim und damit ebenfalls im Arbeitsgebiet der Außenstelle Zülpich statt.
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Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier 1981/82 von Winrich Schwellnus
Die Schwerpunkte der Geländearbeit der Außenstelle lagen in den Jahren 1981 und 1982 bei römischen und mittelalterlichen Untersuchungen, wenn auch für die älteren Abschnitte sehr wichtige Einzelergebnisse vorzustellen sind (Abb. 24 und 25). Großprojekte zur römischen Zeit wurden vor der Abbaukante des Tagebaus Hambach durchgeführt (Fundplätze Hambach 69 und Hambach 382) und laufen zur Zeit noch (Fundplatz Hambach 512). Vor der Abbaukante des Tagebaus Fortuna wurde ein römischer Werkplatz mit fast 30 Öfen flächig untersucht (Frimmersdorf 49) und am Rande des Tagebaus Inden in E s c h w e i l e r - L o h n , Kr. Aachen, eine villa rustica mit den dazugehörigen Gräbern wenigstens zu großen Teilen ausgegraben (Weisweiler 46; Abb. 26). Kleinere Untersuchungen und Bergungen wurden an allen Tagebauen durchgeführt und rundeten das Bild ab. Die Arbeiten und ihre bisherigen Ergebnisse haben schon jetzt den Forschungsstand zur ländlichen römischen Besiedlung deutlich verbessert. Besonders die vollständigen Ausgrabungen römischer Gutshöfe lieferten wichtige Anhaltspunkte auch für das weitere Vorgehen und Planen in der Geländetätigkeit und ihrer praktischen Durchführung bis hin zu Verbesserungen der Grabungstechnik. So wird es in Zukunft eher möglich sein, mit einem Minimum an finanziellem und personellem Aufwand ein Maximum an Information auch für Plätze zu erhalten, die nicht flächig ausgegraben werden können. So weiß man inzwischen ungefähr wie die Begrenzungen der Gutshöfe aussehen, wo die zugehörigen Friedhöfe zu suchen sind und auf welche Einzeluntersuchungen unter Umständen verzichtet werden kann, Erkenntnisse, die etwa für die ältere Jungsteinzeit längst bekannt sind und sich auf die Grabungsplanung und Grabungstechnik schon auswirken. Als wichtiger Einzelfund ist der Ankauf eines Matronensteines aus Privatbesitz von J ü l i c h - K o s l a r , Kr. Düren, zu vermelden, der schon vor einiger Zeit beim Autobahnbau gefunden worden war und jetzt erst bekannt wurde (82/41). Er ergänzt durch die Nennung eines seltenen Matronennamens unsere Kenntnis dieser Denkmälergruppe im Jülicher Land auf besondere Weise. 57
24
Das rheinische Braunkohlenrevier mit Abbaubereichen (gerastert) und den 1981/82 abgebaggerten Flächen (umrahmt). — Maßstab l :300 000.
Diesen römischen Untersuchungsergebnissen sind die mittelalterlichen Grabungen gegenüberzustellen. Sie galten 1981/82 besonders den vom Braunkohlenabbau betroffenen Orten P ü t z l o h n (Stadt Eschweiler, Kr. Aachen, Fundplatz Weisweiler 2) und L o h n (Fundplätze Weisweiler 4 und 47) vor der Abbaukante des Tagebaus Inden und dem kleinen Ort D e s d o r f (Gemeinde Eisdorf, Erftkreis, Fundplatz Hambach 508), an dessen Rand die Autobahntrasse der A 61 vorbeigeführt wurde. Die Untersuchungen in Pützlohn und Desdorf werden unten vorgestellt (S. 208 ff. und 211 ff.). Die Dorfkernuntersuchung von Lohn begann im Herbst 1982 und läuft zur Zeit noch weiter. Der große Zeitdruck vor der Abbaukante und die komplizierten Befunde machen eine flächige Untersuchung fast unmöglich. Daher wurden innerhalb des Ortes mehrere Detailuntersu58
5km
25 Grabungen und andere wichtige Fundorte im rheinischen Braunkohlenrevier 1981/82. Offene Dreiecke: Jungsteinzeit; geschlossene Dreiecke: Metallzeit; Punkte: römische Zeit; Quadrate: Mittelalter und Neuzeit. — Maßstab l :300 000.
chungen von alten Höfen durchgeführt, die dann allerdings recht spektakuläre Ergebnisse brachten. Besondere Erwähnung verdient eine kellerartige Anlage aus Bruchsteinen, deren Zweck allerdings bisher nicht geklärt werden konnte (Abb. 27). Die Beobachtungen und Bergungen im Bereich des Ortes K ö n i g s h o v e n (Bedburg, Erftkreis) gingen weiter. Im Sanierungsgebiet Schnellengasse der Stadt E s c h w e i l e r wurden verschiedene Brunnen untersucht (Abb. 28). Aus fränkischer Zeit ist eine kleinere Grabung auf einem durch eine Kiesgrube gefährdeten Abschnitt des bekannten großen Gräberfeldes von R ö d i n g e n (Hambach 509, Gemeinde Titz, Kr. Düren) zu melden, die zur Aufdeckung einiger Gräber führte und die östliche Begrenzung dieses Friedhofes erkennen ließ. Die Publikation dieser Grabung wird im Rahmen der Gesamtpublikation des 59
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27
60
Eschweiler-Lohn. Brandgrab von einem römischen Gutshof.
Eschweiler-Lohn, Dorfkernuntersuchung Lohn. Hof Kaldenbach, spätmittelalterlich-frühneuzeithcher Keiler.
28
Eschweiler, Sanierungsgebiet Schnellengasse. Ausgrabung mehrerer Brunnen.
Gräberfeldes durch W. Janssen erfolgen, die in Vorbereitung ist. Der mittelalterlichen Wüstung G e u e n i c h zwischen Inden und Altdorf, Kr. Düren (82/462), galt eine gezielte Prospektion, die reiches Fundmaterial, beginnend mit dem Hochmittelalter, ergab und genauere Anhaltspunkte für eine später durchzuführende Untersuchung lieferte. Zwei Großgrabungen galten einem älterbronzezeitlichen (Frimmersdorf 48, B e d b u r g - K ö n i g s h o v e n , Erftkreis) und einem spätbronzezeitlichen (Weisweiler 14, E s c h w e i l e r - L o h n , Kr. Aachen) Siedlungsplatz und führten damit - jedenfalls für das Braunkohlengebiet — auf Neuland (vgl. unten S. 94 ff. und 98 ff.). Sie sind im Gesamtrahmen der vollständigen Untersuchung ganzer Siedlungsplätze aus allen urgeschichtlichen Zeitabschnitten zu sehen. Zwei weitere wichtige Flächengrabungen konnten 1981 abgeschlossen werden: Das spätbronzezeitliche bis eisenzeitliche Gräberfeld von B e d b u r g - K ö n i g s h o v e n , Erftkreis (Frimmersdorf 42; unten S. 100 ff.) und die späteisenzeitliche befestigte Siedlung Hambach 382 (Gemeinde N i e d e r z i e r - H a m b a c h , Kr. Düren). Kleinere Untersuchungen wurden auf einem bandkeramischen Siedlungsplatz im Bereich F r i m m e r s d o r f (Frimmersdorf 43), mehreren eisenzeitlichen und jungsteinzeitlichen Plätzen im Bereich H a m b a c h (Hambach 502, 511 und 513; Abb. 25) und im Bereich W e i s w e i l e r (Weisweiler 2 und 42) durchgeführt. Vor der Abbaukante des Tagebaus Inden wurden zudem noch Funde auf einem 61
Siedlungsplatz der Rössener Kultur geborgen (82/19). Einen wichtigen Befund stellt eine Grube mit Töpfereiabfall der älteren Eisenzeit aus A l s d o r f - W a r d e n , Kr. Aachen, dar, die bei Straßenbauarbeiten angeschnitten wurde (82/465). Insgesamt wurden in den Jahren 1981/82 etwa 900 Geländeaktivitäten durchgeführt. Der zahlenmäßig größte Anteil entfällt dabei auf die systematischen Feldbegehungen im Vorfeld der Tagebaue Frimmersdorf und Hambach. Besonders im Bereich Frimmersdorf bestehen aber weiterhin noch größere Lücken in der Prospektion, die in der nächsten Zeit geschlossen werden müssen, um eine vernünftige Grabungsplanung durchführen zu können. Dies war aus personellen Gründen in den vergangenen Jahren noch nicht möglich. Einen erheblichen Zeitaufwand erforderte von den Mitarbeitern der Außenstelle die Vorbereitung der ersten größeren Publikation, die im Jahr 1983 in einem Band der Rheinischen Ausgrabungen erscheinen wird. In ihr sind wichtige Ergebnisse der Geländearbeit bis 1981 zusammengefaßt. Weitere Bände werden folgen. Im Verlauf des Jahres 1982 konnte die Außenstelle Braunkohle nach Jahren des Provisoriums in verschiedenen Gebäuden in Lich-Steinstraß und Niederzier endlich ihre neuen Räume in H a m b a c h in der Großen Forststraße 229 beziehen. Das Gebäude, das von den Rheinischen Braunkohlenwerken zur Verfügung gestellt und instandgesetzt wurde, bietet den archäologischen Aktivitäten im Rheinischen Braunkohlengebiet jetzt auch langfristig einen festen Platz mit ausreichenden Räumlichkeiten, um den anfallenden Aufgaben gerecht zu werden.
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Ausgrabungen der Außenstelle Xanten von Detlef von Detten
Seit dem 1.10. 1980 hat die Außenstelle Niederrhein keinen ordnungsgemäßen Außenstellenleiter. Die kommissarische Leitung wurde dem Berichterstatter übertragen, der jedoch weiterhin hauptamtlich seine Aufgaben als örtlicher Grabungsleiter im Archäologischen Park Xanten wahrzunehmen hatte. Es ist verständlich, daß sich unter diesen Voraussetzungen die Aktivitäten der Außenstelle nur auf das Notwendigste beschränken mußten. Besonders schmerzlich ist deshalb zu vermerken, daß die unbedingt erforderlichen Kontakte zu den ehrenamtlichen und freien Mitarbeitern aufgrund der personellen Lage nicht in der bisher üblichen Form gepflegt werden konnten. Im Berichtszeitraum wurden von der Außenstelle insgesamt zehn größere archäologische Untersuchungen unternommen. In G o c h - A s p e r d e n , Kr. Kleve, wurde im Frühsommer 1981 ein spätneolithischer Grabhügel vollständig ergraben (Bericht S. 88 ff.). Eisenzeitliche Siedlungsstellen in K a l k a r - A l t k a l k a r / M o n r e b e r g , Kr. Kleve, und in K r a n e n b u r g - R e i c h s w a l d , Kr. Kleve, sowie ein eisenzeitlicher Grabhügel in G o c h - K e s s e l , Kr. Kleve, der offenbar um die Jahrhundertwende bereits durch einen Kopfstich ausgeraubt worden war, konnten nur teilweise archäologisch untersucht werden. An zwei Stellen im X a n t e n e r Stadtgebiet fanden größere Ausgrabungen in den römischen Gräberfeldern beiderseits der Limesstraße statt (S. 119 ff. und 124 ff.). Kleinere Untersuchungen wurden in M ö n c h e n g l a d b a c h - R h e y d t (drei römische Töpferöfen der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.), in K a l kar-Altkalkar/Monreberg (römischer Eisenverhüttungsplatz) und in X a n t e n - Stadtmitte (römische Gruben) durchgeführt. Aufgrund von Heizungsumbauten waren in V i e r s e n zwei Kirchengrabungen (St. Peter und St. Remigius) notwendig, von denen besonders die Untersuchung in St. Remigius wichtige Aufschlüsse über die Kirchengeschichte erbrachte (Bericht S. 185 ff.). In der Stadtmitte von Viersen und auf dem ehemaligen 63
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Xanten-Birten. Römisches Dachziegelgrab an der Gasleitungstrasse Rheinberg-Xanten.
Zechengelände Helene in E s s e n ergaben größere Sondagen keine Hinweise auf die dort vermuteten Grabanlagen der Eisenzeit bzw. fränkischen Zeit. An kleineren Befundaufnahmen wurden acht auf römischen, fünf auf mittelalterlichen und drei auf frühneuzeitlichen Fundplätzen durchgeführt. Insgesamt waren 23 Baustellenbeobachtungen im Arbeitsgebiet notwendig, bei denen vor allem die Beobachtung der Ausschachtungsarbeiten im Bereich der Erdgasleitung zwischen Rheinberg und Xanten neue Erkenntnisse zur römischen und mittelalterlichen Besiedlungsgeschichte des Xantener Raumes brachten (vgl. Abb. 29). Die Geländebegehungen betrafen in erster Linie das Vorfeld der zahlreichen Auskiesungen und die Trassierung der BAB A 31 bei S c h e r m b e c k und das Teilstück der BAB A 57 zwischen A l p e n , Kr. Wesel, und K a m p - L i n t f o r t , Kr. Wesel. In Zusammenarbeit mit dem Geologischen Landesamt Krefeld und dem Ruhrlandmuseum Essen gelang es, zahlreiche geologische Befunde und paläontologische Funde — vorwiegend in Kiesgruben — sicherzustellen. Im Herbst 1982 wurden gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung Hannover auf dem Wardter Feld, östlich der Colonia Ulpia Traiana, geoelektrische Tiefensondierungen vorgenommen, die über die Ausdehnung des römischen Hafenbeckens sowie den Verlauf der antiken Schiffahrtsrinne Auskunft geben sollen. 64
Der Archäologische Park Xanten von Gundolf Precht
Die beiden zurückliegenden Jahre standen im Zeichen einer beginnenden Konsolidierung vor allem der Grabungsarbeiten. Im Sommer 1980 war die erste Ausbaustufe des Archäologischen Parks, die die östlich der Bundesstraße 57 liegenden Stadtareale der antiken Stadt Colonia Ulpia Traiana (CUT) umfaßt (Abb. 30), im Zusammenhang mit der Landesgartenschau '80 der Öffentlichkeit übergeben worden. Das antike Straßennetz war als Wegenetz des Parkes wiedererstanden und mit Baumpflanzungen im Rhythmus der Straßenkolonnaden gesäumt, die Stadtmauer in der Südostecke der CUT rekonstruiert, ihr weiterer Verlauf mit einer Hainbuchenhecke und einer Reihe von Türmen und Toren sichtbar gemacht. In der Südostecke der Kolonie stand die Teilrekonstruktion des Amphitheaters kurz vor ihrer Vollendung. Von den bekiesten Wegen eingefaßt, lagen die mit Rasen bedeckten ehemaligen Baublöcke der CUT, unter denen die antiken Baureste auf zukünftige Ausgrabungen harren. Nach dieser ersten Aufbauphase gilt es nun, behutsam den so vorbereiteten Rahmen zu ergänzen und zu bereichern. Die sich bereits im letzten Jahr andeutende Reduzierung öffentlicher Mittel wird auch auf den Ausbau des Archäologischen Parks Auswirkungen haben und zu einer Straffung der Arbeiten führen. Trotz der angespannten Haushaltslage und der knappen Grabungsmittel konnten die Mitarbeiter der Außenstelle interessante Grabungsergebnisse erzielen. An ihrer Aufdeckung nahmen die über 500 000 Besucher, die den Park in den letzten beiden Jahren besuchten, regen Anteil. So wurde vor ihren Augen in den 'Aktuellen Grabungen' ein Ausschnitt aus der Geschichte der Römerstadt lebendig. Bevor wir jedoch auf die Schwerpunkte unserer Arbeiten im Archäologischen Park eingehen, sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die Mitarbeiter der Außenstelle (APX) verschiedene Notgrabungen und Bergungen auf dem Stadtgebiet der Gemeinde Xanten und dem weiten Arbeitsgebiet der Außenstelle Niederrhein durchführten, bedingt durch die bereits seit zwei Jahren andauernde Vakanz dieser Außenstelle. Nur durch einen flexiblen und engagierten Arbeits65
einsatz konnte mancher Engpaß überwunden werden. Manches allerdings mußte auch geopfert werden. In die Berichtszeit fiel der Umzug der beiden Außenstellen Archäologischer Park und Bodendenkmalpflege Niederrhein vom Xantener Rathaus, wo der Landschaftsverband seit 1974 zwei Großraumbüros angemietet hatte, in zwei ehemalige Gewerbegebäude auf dem westlichen Areal der Kolonie. Die dadurch verbundene räumliche Trennung der Mitarbeiter führte allerdings zu nicht unerheblichen Organisationsschwierigkeiten. Eine Besserung deutet sich jedoch bereits an. Ein erneuter Umzug, diesmal in das Verwaltungsgebäude der Firma Stahlbeton-Fertigbau Xanten, die das Gelände der antiken Thermen räumen wird, steht kurz bevor.
GRABUNGSARBEITEN Burginatium- Tor Seit dem vergangenen Bericht (Ausgrabungen im Rheinland '79/80, S. 93) konnte das Torgebäude vollständig freigelegt werden. Zur Zeit werden im Vorgelände des Haupttores auf der Nordseite der CUT Untersuchungen durchgeführt, mit dem Ziel, in einem dort verlaufenden Graben Bauteile vom Abbruch der Toranlage zu finden, die für eine Rekonstruktion dieses Torgebäudes Hinweise geben könnten. Die Arbeiten werden von G. Gerlach geleitet und dauern noch an (vgl. unten S. 105ff.). Bereits vor zwei Jahren zeichneten sich die beiden, den eigentlichen Torbereich flankierenden Turmbauten in den Grabungsschnitten klar ab. Der Grundriß des Torbaues konnte indes nur aus dem Verlauf eines Straßenabwasserkanals, der aus der Achse der Nord—Süd verlaufenden Hauptstraße — dem Cardo maximus — innerhalb des Torbereiches verschwenkt, erschlossen werden. Unsere damalige Vermutung, daß der Mittelbau des Torgebäudes mit den eigentlichen Toröffnungen auf einer durchgehenden Fundamentplatte errichtet wurde und aufgrund der Lage des Abwasserkanals nur zwei Tordurchlässe gehabt haben könnte, fand schließlich eine Bestätigung im Baubefund (Abb. 32). In der Achse der Fundamentplatte fand sich eine fast rechteckige Ausbruchsgrube, die auf ein besonders ausgebildetes, mittig im Torraum angeordnetes Bauteil hindeutet, auf das es Steinräuber im 15. Jahrhundert offenbar besonders abgesehen hatten. Wir dürfen heute wohl annehmen, daß es sich dabei um die aus großen Quadern (?) errichtete Mittelwand eines zweitorigen Tordurchlasses gehandelt hat. Inzwischen konnte das Torfundament mit dem Kanaldurchlaß ausgebessert und bis zur vermuteten antiken Oberkante wiederhergestellt werden. Darüber dürfte ein stattliches doppeltürmiges Torgebäude errichtet gewesen sein, das in seiner äußeren Gestalt sich am ehesten mit der fast vollständig erhaltenen Porta Nigra in Trier (errichtet um 180 n. Chr.) vergleichen ließe. Es ist vorgesehen, dieses ein66
Haus am kl. H a f e n t o r
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-
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Amphitheater;
30 Xanten, Archäologischer Park. Lageplan mit dem östlichen Stadtareal der CUT. Maßstab l :5000.
zige noch zugängliche Haupttor der CUT in den nächsten Jahren wieder aufzurichten (Abb. 31). Bei den ab Sommer 1982 durchgeführten Untersuchungen vor dem Nordtor kam wie erwartet der bereits weiter östlich vor der Stadtmauer angetroffene große Abwasserkanal zutage; über ihn wird unten S. 105f. ausführlich berichtet. Bei den Untersuchungen im Vorfeld von Tor und Stadtmauer konnte das dort bereits vermutete Gräberfeld angeschnitten werden, doch fand sich auch dort kein weiterer Graben, der zum ursprünglichen Befestigungssystem der Stadt gehört haben könnte. Wir müssen daher heute davon ausgehen, daß möglicherweise das Grabensystem im Vorfeld der Stadtbefestigung nicht auf allen Seiten vollendet worden ist. Das Doppelgrabensystem in Höhe des Amphitheaters Vorläufig abgeschlossen wurden die Untersuchungen an einem Doppelgrabensystem, das bereits während der Freilegung des Amphitheaters in den Jahren 1934—36 entdeckt und seinerzeit nicht sicher gedeutet werden konnte (vgl. auch Ausgrabungen im Rheinland '79/80, S. 106—110). Bei einem vor der östlichen Stadtmauer angelegten Grabungsschnitt konnte durch Zufall das östliche Ende dieser Gräben, die zu einem älteren Befestigungssystem gehören müssen, gefaßt werden. Die beiden mehrmals erneuerten Spitzgräben gehören zu einer bisher nicht bekannten Siedlung aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., die südlich der Colonia Ulpia Traiana gelegen haben muß und bei der Gründung der Kolonie nicht mehr existiert hat. Wie groß die Siedlung war und wem sie zugeordnet war, muß zunächst offen bleiben. Die Wurzeln der Kolonie scheinen jedoch mit dem Nachweis einer weiteren Siedlungsanlage unter der CUT wesentlich verzweigter zu sein als bisher angenommen. Zu den bisher bekannten Siedlungen des 1. Jahrhunderts unter dem östlichen Stadtareal der CUT gesellt sich nun eine weitere, von der wir außer ihrer nördlichen Begrenzung durch ein Doppelgrabensystem noch nichts kennen. Vorcoloniazeitliche Siedlungsspuren südlich des Hafentempels Eine intensive archäologische Untersuchung der vorcoloniazeitlichen Schichten wurde 1981 — 82 etwa 50 m südwestlich des 'Hafentempels' in der Straßentrasse eines coloniazeitlichen Nebendecumanus (Ost—West verlaufende Straße) durchgeführt. Über die jüngeren coloniazeitlichen Baubefunde dieser Grabung wurde bereits berichtet (vgl. Ausgrabungen im Rheinland 79/80, S. 97). Die Siedlungsbefunde aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. werden nun von D. von Detten dargelegt, der die manchmal nur wenige Zentimeter messenden Schichten einzelner Besiedlungsphasen mit größter Akribie und Geduld herauspräparieren ließ (siehe S. 114ff.). 68
3l
R.U63 H 2008
Xanten, CUT. Rekonstruktion des Burginatium-Tores, Feldseite.
R , 1503 H 2008
0 1
R H 63
10m
R 1503 I-T1875
H 1875
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Xanten, CUT. Burginatium-Tor, Lageplan der Ausgrabungen. — Maßstab 1:400.
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Hofumbauung des Kapitolstempels Erst im Frühjahr 1982 konnte eine bereits vor vier Jahren begonnene Ausgrabung in der Nordost-Ecke der Insula 26, deren Zentrum nach den Untersuchungen von H. Stoll (1934 — 36) mit dem Hauptheiligtum der CUT, dem Tempel für die Gottheiten der Kapitolinischen Trias (lupiter, luno, Minerva) bebaut war, wieder aufgenommen werden. Ziel der Arbeiten war es, den Zusammenhang der Kapitolsinsula und der unmittelbar nördlich daran anschließenden Forumsinsula 25 zu klären. Vor allem galt es, herauszufinden, ob beide Bereiche, die des sakralen und die des profanen Zentrums, durch die Straßentrasse eines Nebendecumanus getrennt oder zusammenhängend geplant und umbaut waren (vgl. Abb. 30). Die von D. von Detten geleiteten Untersuchungen dauerten bis zum Sommer '82 und sollen in diesem Jahr fortgeführt werden. Sie konzentrierten sich zunächst auf die obersten koloniezeitlichen Schichten südlich und nördlich des Nebendecumanus, also unmittelbar an der Nahtstelle von Forums- und Kapitolsinsula. Sie wurden begrenzt im Westen durch die Trasse der Bundesstraße 57 (vgl. S. 108 ff.). Bedeutsam für unsere Fragestellung ist der bauliche Anschluß der Nachbarinsula 25. Die bisher aufgedeckten Baureste deuten darauf hin, daß beide Insula-Bereiche unabhängig bebaut gewesen sein müssen und durch eine Straße, in deren Mitte der bereits weiter östlich angetroffene Abwasserkanal verlief, getrennt waren. Erst in der letzten Bauphase scheinen beide Insulae möglicherweise nur durch eine torähnliche Öffnung für die Straßenführung 'zusammengewachsen' zu sein. Von der eigentlichen Forumsumbauung wurde bisher wenig aufgefunden. Ob ein ungewöhnlich großer und tief gegründeter Pfeiler, der sich im wesentlichen nur in seiner Ausbruchsverfüllung feststellen ließ und gegenüber der Nordost-Ecke der Tempelhofmauer lag, bereits dazu gehört, kann erst beim Fortgang der Grabungsarbeiten geklärt werden.
REKONSTRUKTIONSARBEITEN Amphitheater In den vergangenen beiden Jahren wurden vor allem die bereits gewölbten Podiumsbereiche oberhalb der Arenamauer mit Sandsteinstufen belegt, so daß die vor Jahren konzipierte Teilrekonstruktion einen vorläufigen Abschluß gefunden hat (Abb. 33 und 34). In den nächsten Jahren werden noch kleinere Ergänzungsarbeiten am Bauwerk durchgeführt werden müssen, um einen optisch besseren Übergang von der Baumasse der Teilrekonstruktion zu den übrigen restaurierten Pfeilern und Mauern herzustellen. Inzwischen konnte auch die technische Infrastruktur, die für eine zukünftige Bespielung des Amphitheaters notwendig 70
33 Xanten, CUT. Teilrekonstruktion des Amphitheaters mit dem Xantener Dom im Hintergrund.
34 Xanten, CUT. Teilrekonstruktion des Amphitheaters, unterer Podiumsrang und Zuschauerränge. 71
ist, installiert werden. Wesentliche Einrichtungen wie Beleuchtungs- und Regieeinrichtungen sind derart konzipiert und angelegt, daß sie als (mobile) Container nur für die Dauer der Spielsaison am Bauwerk untergebracht werden können. Eine zur elektrischen Energieversorgung notwendige Trafostation konnte so in den Gewölben des Amphitheaters eingebaut werden, daß sie nicht in Erscheinung tritt.
'Hafentempel' Die Rekonstruktion des 'Hafentempels' macht inzwischen große Fortschritte. Fast fertiggestellt werden konnte bereits der Unterbau des Tempels, das über drei Meter hohe Podium. Vor den Augen interessierter Besucher erhalten die über 1,5 Tonnen schweren Orthostaten, Gesimse und Sockelsteine aus hellem Lothringer Kalkstein ihren letzten Schliff und werden in antiker Ausführung ohne Mörtel, nur mit Klammern verbunden, vor dem bereits erstellten Rohbau versetzt (Abb. 35). Kaum eine Messerspitze läßt sich nach dem Versetzen der schweren Steine noch zwischen die Fugen einführen. Darüber hinaus wurden eine fast zwei Meter im Durchmesser messende Basis sowie kannelierte Säulentrommeln aus den Kalksteinblöcken gemeißelt und anschließend aufgestellt. Doch nicht alle Arbeitsvorgänge wurden in römischer Zeit von den Steinmetzen mit Meißel durchgeführt. So unglaubwürdig es klingen mag, die bei den Ausgrabungen aufgefundenen Architekturteile der tonnenschweren Säulentrommeln und Basen lassen eindeutig erkennen, daß diese runden Bauteile auf großen Maschinen gedreht wurden. Kostengründe mögen dabei bereits eine große Rolle gespielt haben. Feinarbeiten wie die Ausbildung der Kanneluren an den Säulenschäften wurden erst später im letzten Arbeitsgang, wahrscheinlich nach dem Versetzen der gedrehten Säulentrommeln, ausgeführt. Noch kennen wir diese Maschine nicht. Doch gehen unsere Überlegungen dahin, eine Maschine zu rekonstruieren, mit der wir ähnlich rationell arbeiten können.
Haus am kleinen Hafentor Am 26. Oktober 1982 wurde im Beisein des Regierungs-Vizepräsidenten Herrn Gärtner, der Vertreter des Zweckverbandes Colonia Ulpia Traiana und des Landschaftsverbandes der Grundstein zur Rekonstruktion des ersten römischen Hauses im Archäologischen Park Xanten gelegt. Die Gründungsurkunde verlas, bevor sie im Eingangsbereich des Hauses eingemauert wurde, Herr Dr. Hörn in Vertretung des Direktors. Anschließend wurde zu einem kleinen Imbiß mit frischem Fladenbrot und einem kräftigen Trunk am römischen Backofen geladen. Das Haus war in den Jahren 1975 — 78 ausgegraben und wissenschaftlich untersucht worden. Als sich nach Abschluß der eigentlichen Untersuchungen am Haus 72
35
Xanten, CUT. Rekonstruktion des Hafentempels. Steinmetz bei der Arbeit.
73
36 Xanten, CUT. Rekonstruktion des Hauses am kleinen Hafentor, Modell.
37 Xanten, CUT. Rekonstruktion des Hauses am kleinen Hafentor. Modell mit angefügtem Thermengrundriß. 74
38
Xanten, CUT. Statue (Kopie) des Stadtgründers M. Ulpius Traianus in der äußeren Bogenreihe des Amphitheaters.
am kleinen Hafentor herausstellte, daß sich westlich neben dem Gebäude offensichtlich noch eine Badeanlage befand, wurden die Grabungen weiter ausgedehnt. 1979 und 1982 wurden die Thermen archäologisch untersucht (vgl. Ausgr. im Rheinland 79/80, S. 96 und 111 f.). Mit der Freilegung der Portikuspfeiler zum Nebendecumanus im Winter 1981/82 fanden die Feldarbeiten vorerst ihren Abschluß. In einem wissenschaftlichen Fachkolloquium mit Archäologen und Bauforschern, das vom Kultusminister des Landes NRW für die Erörterung von Rekonstruktionsmaßnahmen eingesetzt worden war, wurden die Ausgrabungsbefunde eingehend erörtert. Das Gremium empfahl, die Gesamtanlage wieder aufzubauen und später zu nutzen. Vor allem aber sollte das kleine Badegebäude rekonstruiert werden, um den antiken Badebetrieb in seiner ganzen Fülle technischer und organisatorischer Raffinessen praktisch wieder darstellen zu können. Inzwischen ist mit der Rekonstruktion des ersten Bauabschnittes begonnen worden. Wie die Modellaufnahme zeigt, wird das an der Stadtmauer gelegene Gebäude zweigeschossig mit einer doppelgeschossigen Säulenhalle und einer ein75
geschossigen Portikus zum Nebendecumanus rekonstruiert (Abb. 36; 37). Hier, unmittelbar am Hafentor, konnte aus dem Grabungsbefund der Haupteingang erschlossen werden. Daneben wird eine Taberna liegen, in der der Besucher des Archäologischen Parks bald Speisen kosten kann, die nach den Rezepten des Gourmets Apicius zubereitet wurden.
Torturm an der Hafenseite der CUT Auf der ehemaligen Rheinseite der CUT konnte nach schwierigen Vorarbeiten schließlich ein weiterer Torturm rekonstruiert werden. Weithin sichtbar markieren heute für den Besucher des Parks Türme und Tore den Umfang dieser antiken Stadtanlage, die innerhalb ihrer Stadtmauern mit 73 Hektar bebauter Fläche dreieinhalbmal größer war als die mittelalterliche Stadt Xanten.
Trojans Geburtstag Zum ersten Mal wurde am 18. September 1982 der 1930. Geburtstag des Stadtgründers M. Ulpius Traianus, nach dem die Kolonie römischer Bürger benannt worden ist, gefeiert. Das unter der äußeren Bogenreihe des Amphitheaters aufgestellte lebensgroße Standbild des Kaisers (Abb. 38) wurde mit einer Lobrede offiziell 'enthüllt'. Der Anschnitt der in Xanten gefertigten und inzwischen hochberühmten Trajanstorte leitete die eher friedlich zu nennende Kuchenschlacht ein.
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Der mesolithische Platz Wermelskirchen-Dabringhausen, Rheinisch-Bergischer Kreis von Surendra K. Arora und Detlef Hopp
Im Jahre 1970 entdeckte M. Jeremias, Dabringhausen, den mesolithischen Platz 'Alter Friedhof'. Bis 1976 sammelte er über 1500 Artefakte von einem 80 x 20 m großen Ackergelände, während er wegen anderweitiger Nutzung des Geländes dort zwischen 1976 und 1981 kaum neue Funde machen konnte. Der Mesolithplatz liegt auf einem nach Norden abfallenden lößigen Hang (Abb. 39). Jeremias hat den Platz systematisch begangen. Er hatte ihn in Quadrate von 5 x 5 m eingeteilt und die Funde auf einem Plan festgehalten. Nach seiner ersten Übersicht war eine gleichmäßige Streuung der Funde zu erkennen, wobei sich jedoch die meisten Funde im Oberhangbereich in unmittelbarer Nähe der südlichen Hecke bzw. des bebauten Geländes befanden. Auf einer neuen Kartierung, die Jeremias 1981 vornahm, schienen zwei Konzentrationen erkennbar zu sein, und zwar auf dem oberen Hang etwa 15m östlich des Weges und im mittleren Hang ca. 5 m östlich des Weges. Der Durchmesser der ersten Fundkonzentration betrug etwa 9 m und der der zweiten etwa 4 m. Obwohl bei Grabungsbeginn also einige Anhaltspunkte hinsichtlich der Fundhäufigkeit vorhanden waren, wurden auf der gesamten Fläche Suchquadrate angelegt. So konnte man einen klaren Überblick über die Fund- und Befundverhältnisse des ganzen Platzes gewinnen. Aufgrund der Oberflächennaherhaltung der Fundschicht bestand keine begründete Hoffnung auf noch intakte Befunde. Bei Fundstellen der Mittleren Steinzeit erwartet man generell, Feuerstellen und Hüttengrundrisse zu finden; Rekonstruktionen sind mit einiger Sicherheit aber nur bei einer geschlossenen Fundverteilung möglich. Auf einer Fläche von 80 x 20 m wurden über 65 Suchquadrate (Fläche: 0,50 x 0,50 m) angelegt, meist im Abstand von 5,0 m zueinander. Die Ackerkrume wurde generell in drei Straten abgebaut, jedes 10 cm stark. Das dritte Planum wurde aber bis zum Beginn des anstehenden gelbbraunen Lehms abgetragen. Auch der gelbbraune Lehm wurde von Planum 4 an in 10 cm-Straten abge77
39 Wermelskirchen-Dabringhausen, 'Alter Friedhof'. Mesolithischer Grabungsplatz mit Suchquadraten.
baut. Allgemein traten von Stramm 4 an meist kleine Verwitterungsgesteine auf (entstanden aus dem anstehenden Schieferton), deren Häufigkeit bis zum Beginn des gewachsenen Felsens zunimmt. Fels tritt oftmals mit Planum 7 auf. Die Sedimente der einzelnen Straten jedes Suchquadrats wurden auf einer Schlämmanlage ausgewaschen. Aufgrund der Häufigkeit der Funde wurden vier Konzentrationen auf dem Platz festgestellt. In der Konzentration l lagen die meisten Silexartefakte im Pflughorizont (Straten 1—3). In der Konzentration 2 stammt das meiste Fundmaterial aus den Straten 4 — 7. Die Silexgeräte, Holzkohle und Rotlehmpartikelchen lagen teilweise auf dem massiven Verwitterungsgestein. Die Konzentrationen 3 und 4 lieferten auch von den untersten Lagen außer Silexartefakten mehrere stabförmige Gerolle, einige auch mit Gebrauchsspuren. Bei Konzentration 3 ist das den Untergrund bildende Material roter, in Konzentration 4 grüner harter Brandenberger Schiefer. Die Größe der Konzentrationen ist nicht klar zu begrenzen. Sie variiert zwischen 8 und 14m 2 . Interessanterweise liegen die meisten Funde der Konzentrationen in flachen Mulden, die höchstwahrscheinlich auf natürlichen Ursprung zurückzuführen sind. Auffällig ist das Vorhandensein von hauptsächlich kleinformatigen Artefakten (wie z. B. Absplissen), die in die feinen löß-lehmigen mächtigen Sedimente eingebettet sind. G. Schalich deutet diese Ablagerungen teilweise als fluviatile Einschwemmungen. Die Frage, wie weit die Funde in situ sind und wie 78
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Wermelskirchen-Dabringhausen, 'Alter Friedhof'. Mesolithische Lesefunde, Sammlung Jeremias. — Maßstab 1:1.
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weit sie leicht bewegt worden sind, muß genau geklärt werden. Die Konzentrationen könnten nämlich ein Hinweis auf eine kurzfristige Belegung durch eine kleine Jägergruppe darstellen oder aber fast ausschließlich durch Erosions- bzw. Abspülungsvorgänge auf den lößigen Hängen entstanden sein. Die letztere Möglichkeit würde bedeuten, daß der eigentliche Lagerplatz (oder -platze) schon zerstört ist und sich die Funde durch fluviatile Bewegung leicht sortiert in den tiefen Positionen angesammelt hätten. Bei der Ausgrabung wurden über 1000 Artefakte gefunden, davon waren über 10 % verbrannt. Unter den Werkzeugen befinden sich fast ausschließlich Mikrolithen. Kratzer oder andere Geräte sind kaum vorhanden. Kerbreste sind nur geringfügig belegt. Bei den Mikrolithen sind über 65 % einfache Spitzen. Der Rest besteht aus Segmenten und Dreiecken (Abb. 40). Typologisch und technologisch gehören die Funde zur Hambacher Gruppe — der Altmittelsteinzeitgruppe am Niederrhein. Das Mikrolithenspektrum vom 'Alten Friedhof weist gewisse Unterschiede zu den namengebenden Plätzen der Hambacher Gruppe auf. Basisventral retuschierte Dreieckspitzen fehlen am 'Alten Friedhof völlig und die Anzahl der Dreiecke ist hier genauso groß wie die der Segmente. Sind diese Unterschiede chronologisch zu erklären? Die namengebenden Plätze der Hambacher Gruppe führen unter den Werkzeugen meist Kratzer, hingegen der Platz 'Alter Friedhof fast nur Mikrolithen und kaum Kratzer. Sind diese Diskrepanzen auf unterschiedliche saisonbedingte Aufenthalte zurückzuführen? Waren die Niederzier-Hambacher Plätze im Winter belegt und der Alte Friedhof im Sommer? Die Artefakte vom 'Alten Friedhof bestehen vorwiegend aus Maaseierflint. Kieselschiefer, Quarzite, Chalzedon, Quarz, baltischer und Vetschauer Flint wurden nur in geringerem Umfang verwendet. Maaseier, Kieselschiefer und Quarz stammen von den einheimischen Rheinterrassen. Chalzedon und Quarzite kommen im Rheinisch-Bergischen Kreis lokal vor. Baltischer Flint tritt in Stauchmoränen im Gebiet um Wuppertal auf und Vetschauer Flint steht bei Aachen an. Das Werkstoffspektrum zeigt gewisse wirtschaftliche Bindungen und Kontakte der Jäger, besonders mit den weit entfernt liegenden westlichen Gebieten. Trotz der großen Entfernungen bestand also Kommunikation mit dem "Westen.
Bandkeramische Siedlungsspuren im Gewerbegebiet von Zülpich, Kr. Euskirchen von Antonius Jürgens
Im Februar 1981 wurden bei routinemäßigen Geländebegehungen im Gewerbegebiet am Nordrand von Zülpich neolithische Gruben in Pfeilerschächten und Fundamentgräben für eine Werkhalle entdeckt. Aus diesem Bereich waren schon früher Scherben mit Stichmustern und ein Mahlsteinbruchstück zutage gekommen und die ehrenamtliche Mitarbeiterin Frau K. Classen hatte 1980 weitere Keramikreste aus Bauaufschlüssen gemeldet. Die archäologischen Untersuchungen im Frühjahr 1981 wurden örtlich von B. Bös M. A. betreut. Sie beschränkten sich zunächst auf die unmittelbar gefährdeten Flächen im Baubereich, erfaßten noch keine zusammenhängenden Hausgrundrisse, schnitten jedoch Gräben unterschiedlicher Struktur an. So verlief ein schmaler, tiefreichender Graben über eine längere Strecke quer zur üblichen Gebäuderichtung und war daher kaum als Hauswandgraben zu interpretieren. Er überschnitt schräg einen flacheren, breiteren Graben. Die räumlich begrenzten Plana ließen keine weiteren Schlüsse zu. Dennoch war aus den über eine große Fläche verteilten, noch lückenhaften Einblicken sowie den Kleinfunden ablesbar, daß der Siedlungsplatz nicht einphasig und kurzfristig, sondern während eines längeren Zeitraumes der bandkeramischen Epoche besiedelt wurde. Im Unterschied zu neueren Aufschlüssen der Bandkeramik aus dem Raum Nörvenich/Kerpen ist die Lößauflage am Nordrand von Zülpich mit gut l m über anstehendem Kies bis zur Pflugsohle relativ geringmächtig. Daher sind die Bodeneingriffe in neolithischer Zeit (vor allem die größeren Lehmentnahmestellen in der Nähe von Hausgrundrissen) weiträumiger als üblich angelegt worden und durch vielfältige Verzahnungen und Überschneidungen oft schwer zu differenzieren. Während z. B. in Nörvenich-Eggersheim Gruben bis zu mehr als 2 m Tiefe unter die heutige Pflugsohle in den stark kalkhaltigen, hellen C-Löß reichen (vgl. Ausgr. im Rheinland '79/80, 72 ff.), enden in Zülpich die Befunde regelmäßig 81
41
Zülpich, Gewerbegebiet. Bandkeramische Siedlung, Fläche A mit Gruben, Grubenkomplexen und Pfostenreihe.
auf dem oder nur knapp im z. T. sehr eisenschüssigen Kies bzw. Kiessand. Die Bodenbildung mit intensiven natürlichen Störungen bzw. Überprägungen durch Wurzeln, Tiergänge, Wurmröhren, Auswaschungs- und Anreicherungshorizonte etc. reicht ebenfalls bis in diese Tiefen und verwischt damit häufig die Konturen der neolithischen Befunde. Unter Beachtung dieser für Zülpich spezifischen jungsteinzeitlichen Befundmerkmale konnten im Frühjahr 1982 weitere Spuren innerhalb eines Werkhallengeländes nördlich der genannten Fläche lokalisiert und z. T. untersucht werden. Die örtliche Betreuung dieser und weiterer Kampagnen des Jahres 1982 im Gewerbegebiet von Zülpich lag vorwiegend bei Frau A. Moll. Die Befunde der nördlichen Fläche schienen, soweit sie noch klar erfaßt werden konnten, z. T. flachgründiger und weniger konzentriert zu sein. Eine klare Siedlungsgrenze war allerdings nicht auszumachen. Ab April 1982 mußten wegen akuter Gefährdung durch weitere Bauvorhaben zwei größere Flächen südwestlich (A) und nordwestlich (B) des 1981 untersuchten Areals in Angriff genommen werden. In Fläche A deuteten Pfostenstellungen 82
42
Zülpich, Gewerbegebiet. Bandkeramische Siedlung, Grubenprofil, überschnitten von einem Graben.
(Abb. 41) im Nord- und Westteil sowie von Südosten nach Nordwesten ausgerichtete lange, parallele Grubenkomplexe an, daß mindestens zwei (evtl. drei) bandkeramische Hausbereiche betroffen waren, die z. T. durch Gräbchen ergänzt werden konnten. Pfostengruben und Wandpfostenstellungen enthielten in einigen Fällen verbrannte Holzreste. Gelegentlich ließen sich Gruben und zugehörige Pfosten trotz geringer Eintiefung auch durch Strukturunterschiede trennen. Der eingangs erwähnte schmalere Graben konnte am Nordwestrand von Fläche A wieder erfaßt werden (Abb. 42). Er taucht als einziger Befund tiefer in den anstehenden Kies hinab und enthält in allen Füllungslagen mehr kiesiges Material als die üblichen Gruben, Komplexe und Pfostenstellungen. Der nur ca. 0,4 m breite und 1,2m unter heutiges Niveau reichende Graben ließ sich bisher auf etwa 60 m Strecke verfolgen. Er läuft von Nordosten nach Südwesten (mit leicht konvexer Ausbiegung nach Südosten) und überschneidet sämtliche betroffenen Befunde. Tiefe und Struktur sprechen am ehesten für einen Palisadengraben der jüngsten Siedlungsphase an diesem Platz. Genaue Einordnungen können jedoch erst nach Aufarbeitung der relativ reichen Kleinfunde erfolgen. 83
Bisher zeigt die Keramik ein breites Formen- und Verzierungsspektrum, das mit relativ alten, schlichten Elementen einsetzt (Stufe I b nach M. Dohrn-Ihmig) und die Schwerpunkte in mittleren bandkeramischen Entwicklungen der Stufe II zu haben scheint. Jedenfalls sind zum Mittelneolithikum tendierende Merkmale wie sehr feine Stiche, breite Bandösen etc. kaum vertreten. Unter dem vielfältigen Flint- und Felsgesteinmaterial mit typischen Kratzern, Sichelklingen, Bohrern und Pfeilspitzen fallen relativ zahlreiche Reste von Schuhleistenkeilen und fazettierten Hämatitstücken auf. Mahlwannen- und Schleifsteinstücke sind ebenfalls häufig. Von Belang sind auch einige Knochenfunde. Insgesamt belegen die bisherigen Befunde und Funde, daß die bandkeramischen Siedlungen nicht nur auf mächtigem Löß in günstig exponierten sanften Hanglagen, sondern genauso in flachem Gelände auf Böden über sehr hoch anstehendem und gelegentlich fast ausstreichendem Kies anzutreffen sind.
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Wichtige jungsteinzeitliche Neufunde im rheinischen Braunkohlengebiet von Winrich Schwellnus und Surendra K. Arora
In den Jahren 1979 und 1980 hatte der Schwerpunkt der urgeschichtlichen Untersuchungen im Braunkohlengebiet noch auf dem älteren Abschnitt der Jungsteinzeit, der Bandkeramik, und den folgenden Stufen der Großgartacher und der Rössener Kultur gelegen. Hier war es möglich gewesen — besonders im Gebiet des Tagebaues Hambach — durch Großgrabungen unsere Kenntnis stark zu vermehren. Die Jahre 1981 und 1982 brachten uns einige sehr wichtige Neufunde und Forschungsergebnisse zu den folgenden Abschnitten der Jungsteinzeit. So konnte inzwischen an vier Plätzen die sogenannte Bischheimer Gruppe nachgewiesen werden, die in die Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. zu stellen ist und die eine vermittelnde Stellung zwischen der Rössener Kultur auf der einen und der Michelsberger Kultur des Jungneolithikums auf der anderen Seite einnimmt. Dabei konnten in H a m b a c h , Kr. Jülich (Fundplatz Hambach 502), erstmals Hausbefunde nachgewiesen werden. Von der Fundstelle sind 80 Artefakte bekannt, darunter zwei ausgesplitterte Stücke, ein Bohrer, ein Klopfer, ein Lackglanz, eine symmetrisch dreieckige kantenretuschierte Pfeilspitze, eine Pfeilschneide, eine lateral retuschierte Klinge, zwei Daumennagelkratzer und ein abgeklopftes Beil (Abb. 43). Die Artefakte sind überwiegend aus Rijckholtflint angefertigt, vereinzelt wurde auch Rullen und Obourger Flint verwendet. Fast ein Drittel der Flintfunde ist verbrannt. Ein wichtiger Neufund ist auch eine runde Grabenanlage von etwa 20 m Durchmesser am Tagebau Inden (Fundplatz Weisweiler 42). Hier sind 30 Artefakte gefunden worden, von denen besonders zu erwähnen sind: zwei Klingenkerne, ein Kratzer an Kernkantenklinge und ein scheibenbeilartiges Gerät. Besonders auffällig ist die entwickelte Klingentechnik (langschmale Klingen). Die meisten Artefakte sind aus Rijckholtflint; verbrannte Artefakte sind kaum vorhanden. Von der Fundstelle Hambach 506 gibt es 45 Artefakte, von denen die bedeutendsten sind: eine Spitzklinge, ein ausgesplittertes Stück, drei Klingenkratzer, zwei 85
43
Niederzier-Hambach (Hambach 502). Steingeräte der Bischheimer Gruppe. — Maßstab 1:1.
Breitklingenkratzer und ein Klopfer. Unter den Felssteingeräten gibt es zwei Klopfer und fünf Mahlsteinstücke. Klopfer, Lackglänze, Breitklingenkratzer, Pfeilspitzen, Bohrer und Mahlsteine setzen die bandkeramische Tradition in der Bischheimer Steinindustrie fort. Dagegen deutet die entwickelte Klingentechnik (Klingenkratzer, Spitzklingen, langschmale Klingen und Klingenkerne) auf das Mittelneolithikum hin. Daumennagelkratzer und Steinbeile stellen dagegen ganz neue Formen dar und deuten damit auf einen eigenständigen Beitrag der Bischheimer Steinschläger hin. Die Bischheimer Steinindustrie der hier kurz angesprochenen Fundplätze ist dem Mittelneolithikum zuzurechnen. Sie besitzt wider Erwarten kaum Übergangscharakter. Einen weiteren wichtigen Fund stellt ein Grubeninhalt aus der Grabung von T i t z - H a s s e l s w e i l e r , Kr. Düren, dar, der schon 1979/80 von M. Wolters (Institut Köln) geborgen worden war. Bei der Bearbeitung der Grabungsfunde ergab sich, daß man es mit keramischen Resten zu tun hatte, die in dieser Form im Rheinland bisher nicht bekannt waren und am ehesten mit Funden der niederländischen Viaardingen-Kultur zu vergleichen sind. Diese ist in die Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. zu stellen. Sollte sich diese Datierung für unseren Fund bestätigen (C-14-Untersuchungen stehen noch aus), hätten wir damit den ersten rheinischen Fund aus diesem Abschnitt der Jungsteinzeit vor uns. Im Herbst 1982 gelang es F. Schmidt vor der Abbaukante der Kippe des Tagebaues Hambach die Reste eines Grabes der späten Jungsteinzeit zu bergen. Dabei fand man ein kleines, mit fischgrätenartiger Verzierung flächig bedecktes Gefäß (Abb. 44) der Becherkultur vom Ende der Jungsteinzeit (ca. 2000 v. Chr.). Funde dieser Kultur gehören zu den größten Seltenheiten auf den rheinischen Lößbörden, da sie meist durch den intensiven Ackerbau zerstört worden sind. Der letzte Fund — von Aldenhoven-Langweiler — liegt zehn Jahre zurück.
44
Lich-Steinstraß (Hambach 513). Becher der späten Jungsteinzeit. 87
Ein neolithischer Grabhügel bei Goch-Asperden, Kr. Kleve von Surendra K. Arora und Hans-Peter Storch
Biegt man von Asperden kommend nach der Aspermühle von der Straße nach Nierswalde rechts auf einen kleinen Fahrweg in Richtung Ruppendahl ab, so gelangt man, immer dem Fuße des Steilhanges folgend, nach ca. 900 m an eine Sandgrube, die von einem kleinen Eichenwäldchen gesäumt ist. Im Mai 1981 erreichte uns eine Mitteilung, daß hier beim Sandabbau eine auf der Höhe liegende, grabhügelähnliche Erhebung weggebaggert werden würde (Abb. 45). Da in den früheren Jahren beim Sandabbau südwestlich der heutigen Sandgrube Fragmente eines Glockenbechers sowie latenezeitliche Gefäße einer Brandbestattung geborgen worden waren, lag die Vermutung nahe, daß es sich bei der Erhebung um einen Grabhügel handelt. Unsere Untersuchung bestätigte diese Vermutung: Wir hatten einen vollständig erhaltenen Grabhügel vor uns, der lediglich im Zentrum durch einen britischen Kampfstand aus dem 2. Weltkrieg (ausgewiesen durch MG-Munition und die Reste eines Funkgerätes) leicht gestört war. Der ca. 1,40 m hohe und ca. 9 m im Durchmesser messende Grabhügel war auf eine bereits vorhandene natürliche Erhebung aufgeschüttet worden. In seinem Zentrum fand sich ein gut erhaltener 22,7 cm hoher schnurkeramischer Becher, dessen gesamte Oberfläche mit feinen Schnureindrücken verziert worden war. Im Innern des Bechers fanden sich geringe Knochenreste. Um das Gefäß war mit einem Radius von ca. 2 m ein unregelmäßig geformter Kreisgraben angelegt worden, dessen Breite ca. 50 cm betrug. In der gesamten Hügelaufschüttung, besonders aber im südlichen und westlichen Teil, fanden sich zahlreiche Nachbestattungen, die sich zumeist aus Keramikfragmenten, Knochen, Silexartefakten und Holzkohle zusammensetzten. Hervorzuheben sind hierbei glockenbecherzeitliche Keramikfragmente aus dem Südwestteil sowie ein endneolithischer, 11,4 cm hoher Becher und weitere endneolithische verzierte Scherben aus dem Westteil des Grabhügels.
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Goch-Asperden, Neolithischer Grabhügel. Gesamtansicht.
Eine eigene Fundkategone bildeten ca. 200 Steinartefakte von der ehemaligen alten Oberfläche der natürlichen Erhebung. Anhand der "Werkstoffe lassen sich die Artefakte in vier verschiedene Gruppen einteilen: Die meisten Artefakte bestehen aus baltischem, ein geringer Teil aus Rijckholt-, vier aus Maaseier- und ein Artefakt aus Obourger Flint. Von den Artefakten aus baltischem Flint sind ein Mikrolith und zwei Daumennagelkratzer besonders hervorzuheben. Da diese Formen typisch mesolithisch sind, kann man davon ausgehen, daß die meisten Artefakte aus baltischem Flint ebenfalls dem Mesolithikum zuzurechnen sind. Den baltischen Flint findet man in einheimischen Stauchmoränen. Bei den Funden aus Rijckhohflint (Rijckholt bei Maastricht) handelt es sich ausschließlich um importierte Fertigprodukte. Es sind dies vier Klingenkratzer, eine Spitzklinge, eine lateral retuschierte Klinge und zwei asymmetrische dreieckige Pfeilspitzen. Die Pfeilspitzen lassen sich dem Typus nach in die ältere Jungsteinzeit bzw. Bandkeramik datieren; die Klingen und Klingengeräte hingegen in die mittlere Jungsteinzeit. Eine vermutlich aus baltischem Flint gefertigte, beidflächig oberflächenretuschierte Pfeilspitze gehört ebenfalls ins Mittelneolithikum. Ein 89
leicht bläulichweiß patinierter kurzer Kratzer aus Obourger Flint ist entweder dem Mesolithikum oder dem Endpaläolithikum zuzurechnen. In diesem Zusammenhang nicht ungewöhnlich ist die Auffindung einer nach Form und Machart bandkeramischen Schale von 32 cm Durchmesser an der Südseite des Grabhügels. Außer der sehr grobtonigen, mehrfach zerbrochenen Schale barg man Holzkohle und mehrere Abschläge. Dieser Befund läßt sich, wenngleich noch sehr vorsichtig, als eine bandkeramische Brandbestattung deuten. Ohne einer endgültigen Bearbeitung vorzugreifen, kann man schon jetzt sagen, daß der untersuchte Geländeabschnitt, der hier steil zur Niersniederung hin abfällt, seit dem Mesolithikum kontinuierlich aufgesucht worden ist. Hierbei mag die vorgefundene Erhebung sowohl als Schlag- oder Rastplatz wie auch in späterer Zeit als Nekropole gedient haben.
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Siedlungsfunde der älteren Bronzezeit von Angela Simons
Die ältere Bronzezeit, grob gesprochen die letzte Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr., war bisher im Rheinland durch Keramikfunde nicht belegt. Lediglich einzelne Metallfunde, deren bekanntester der Goldbecher von Fritzdorf bei Bonn ist, wiesen darauf hin, daß unser Gebiet damals nicht menschenleer war. Man muß also vermuten, daß auch normale Siedlungskeramik der älteren Bronzezeit bereits gefunden, aber nicht als solche erkannt worden ist. Es kann sich nicht um reichverzierte oder typische Formen wie die der süddeutschen Hügelgräberbronzezeit handeln, sondern um unscheinbare Gefäße, die im großen Komplex der metallzeitlichen 'Kümmerkeramik' aufzufinden sind. In den Niederlanden ist die ältere Bronzezeit als 'Hilversum-Kultur' ausgeprägt, von der sowohl Hügelgräber als auch Siedlungen mit typischen Langhäusern bekannt sind. Die Keramik der Hilversum-Kultur ist nur wenig verziert und mit grobem Quarzbruch gemagert. Die Suche nach solcher Keramik im metallzeitlichen Fundgut des Rheinlandes wird dadurch erschwert, daß die Formen und auch die Magerung mit Quarzbruch genauso in der Eisenzeit vorkommen. Um Keramik sicher als älter bronzezeitlich ansprechen zu können, müssen also Siedlungsgruben mit Bruchstücken von mehreren Gefäßen vorliegen. Inzwischen lassen sich einige Einzelgruben sicher in die ältere Bronzezeit datieren, dazu kommt die größere Siedlung bei B e d b u r g - K ö n i g s h o v e n (Frimmersdorf48; unten S. 94ff.). In Abb. 46 sind Funde aus mehreren Gruben aus dem Vorfeld der Tagebaue Zukunft und Inden (Gemeinden A l d e n h o v e n L a n g w e i l e r , I n d e n und E s c h w e i l e r - L o h n ) abgebildet. Typische Merkmale dieser Keramik sind meist heller Ton und grobe Magerung; der Scherben ist dabei aber (durch hohe Brenntemperatur) sehr hart gebrannt. Die Oberfläche sieht manchmal wie geknetet aus. Eimer oder Fässer (Abb. 46, 1.3.7) und Töpfe mit leichtem Schulterabsatz (Abb. 46, 6) sind die häufigsten Formen. Auf dem Absatz sitzt als Verzierung gelegentlich eine Tupfenleiste (Abb. 46, 5.9). 91
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Keramik der älteren Bronzezeit aus Eschweiler-Lohn (1), Inden (2) und Aldenhoven-Langweiler (3—9). — Maßstab l :3.
Die archäologische Datierung der Gruben wurde durch ein Radiokarbondatum erhärtet. Wenn weitere C-14-Untersuchungen, die in den nächsten Monaten durchgeführt werden sollen, diese Datierung bestätigen, kann damit endlich eine Forschungslücke der rheinischen Urgeschichte geschlossen werden.
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Ein bronze- und eisenzeitlicher Siedlungsplatz bei Bedburg-Königshoven, Erftkreis von Surendra K. Arora, JozefFranzen und Angela Simons
Im Winter 1981/82 wurde vor der südlichen Abbaukante Frimmersdorf-Westfeld von Kölner Studenten eine systematische Begehung vorgenommen. Sie fanden auf einer Fläche von etwa 400 x 250 m zahlreiche Steingeräte. Das Gelände, eine lößige Hochfläche, fällt nach Süden und Südwesten leicht ab. Von den Oberflächenfunden, insgesamt 160 Stück, sind nur einige Werkzeuge auf Abb. 47 dargestellt. Es kommen die verschiedensten Werkstoffe vor, wobei auffällt, daß aus Rijckholtflint hauptsächlich Werkzeuge hergestellt wurden, während aus Maasgeröllflint nur Absplisse, Abschläge und Trümmer gefunden wurden und aus Schotter/Rijckholtflint vorwiegend Abschläge und Absplisse. Die Artefakte aus Rijckholtflint sind auch generell dicker und breiter als die aus den beiden anderen Materialien. Aufgrund ihrer Formen und ihrer technologischen Merkmale wurden die Rijckholtflintfunde des Platzes Frimmersdorf 48 ins Jungneolithikum bzw. in die Michelsberger Gruppe datiert. Da Michelsberger Funde im Rheinland aber ausschließlich aus Erdwerken bekannt sind — wie in Inden und Koslar —, wurde hier ebenfalls ein Erdwerk erwartet, wofür auch die Geländemorphologie besonders zu sprechen schien. Eine Ausgrabung, die diese Frage klären sollte, begann im März 1982 (Frimmersdorf 48) und dauerte bis Anfang Juni 1982; der örtliche Grabungsleiter war J. Franzen. 16 nord-süd-gerichtete Suchschnitte wurden angelegt und etwa 17 000 m2 Gelände untersucht. Ein Michelsberger Erdwerk wurde dabei nicht entdeckt, statt dessen fand man auf zwei ca. 1000 m 2 großen Flächen zahlreiche Baubefunde der Bronze- und Eisenzeit: Auf der einen gab es 87, auf der anderen 73 Pfostengruben, dazu noch insgesamt 56 weitere Gruben. Auf der westlichen Fläche waren etwa sechs bis acht Grundrisse von Häusern zu erkennen, die aus vier, sechs, acht oder mehr Pfosten bestehen (Abb. 48). In den Pfostengruben eines Hauses sind mehrere dicke Holzpfosten (Durchmesser 30—50 cm) festzu94
47
Bedburg-Königshoven, bronze- und eisenzeitlicher Fundplatz. Oberflächenfunde. Maßstab 1:1.
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Bedburg-Königshoven, bronze- und eisenzeitlicher Fundplatz. Angeschnittene Hausgrundnsse auf einer Fläche.
stellen, die durch Feuer konserviert blieben. Auf der östlichen Fläche sind kaum klare Hausgrundrisse zu erkennen. Die Farbe der Gruben ist in der Regel hellgrau. Ein Langbau von ca. 10m kann möglicherweise auf der westlichen Fläche rekonstruiert werden. Ein solcher Befund würde sehr gut zu den anderen Befunden der älteren Bronzezeit passen, da es dazu aus den benachbarten Niederlanden viele Parallelen gibt. Direkt neben diesem langen Gebäude liegen mehrere sicher älterbronzezeitliche Gruben. Aus einer stammen mehr als zehn Webgewichte, die etwa die Form von flachgedrückten Kugeln haben, mit einem Loch für den Kettfaden in der Mitte. Sie unterscheiden sich deutlich von den in der jüngeren Bronzezeit und der Eisenzeit üblichen pyramidenförmigen Webgewichten. Die Keramik aus zehn Gruben gehört sicher der älteren Bronzezeit an, die aus sechs anderen der älteren Eisenzeit. Bei den übrigen Gruben und Pfostengruben muß die Zuweisung bis jetzt offenbleiben, da kein oder zu wenig typisches Material enthalten ist. Die älterbronzezeitliche Keramik ist hell, hart gebrannt und mit grobem Quarzbruch gemagert (vgl. oben S. 91 ff.). Es gibt Bruchstücke von groben Fässern und 96
Töpfen. Auffällig sind die sehr dicken Gefäßböden, die manchmal standfußartig gearbeitet sind. Die eisenzeitliche Keramik ist dagegen meist dunkler, weicher und gut geglättet. Ihre Formen sind stärker gegliedert. Bemerkenswerterweise enthielten eine Grube der älteren Bronzezeit und eine Grube der Eisenzeit mehrere Silexgeräte. Aus der älterbronzezeitlichen Grube stammen: zwölf Trümmer, davon drei verbrannt aus Maasgeröll, sechs Abschläge aus Maasgeröll, zwei Abschläge aus Rijckholt/Schotter, ein Kern aus Maasgeröll, eine Pfeilspitze aus Maasgeröll und ein Mahlstein. Auffallend ist, daß hauptsächlich lokaler Maasgeröllflint verwendet wurde und fast nur Abschläge, Trümmer und Kerne vorhanden sind. Die eingangs erwähnten Oberflächenfunde aus Maasgeröllflint gehören deshalb wahrscheinlich ebenfalls der Bronzezeit an. Die eisenzeitliche Grube (111) lieferte hingegen fast nur Rijckholtflintartefakte (zwei Abschläge, eine dicke Breitklinge, eine Spitzklinge und ein Schmalklingenstück). Wahrscheinlich stammen die Oberflächenfunde aus Rijckholtflint, daher aus der Eisenzeit und nicht aus der Jungsteinzeit. Wenn diese Befunde richtig gedeutet sind, ist in der Zukunft mit Bestimmungsschwierigkeiten zu rechnen. Anhand der typologischen und technischen Merkmale lassen sich Steingeräte aus der Eisenzeit von Michelsberger Steingeräten kaum unterscheiden. Inwieweit der Inhalt der eisenzeitlichen Grube homogen ist, läßt sich jedoch heute noch nicht klar feststellen; sie ist bis jetzt die einzige Grube im Rheinland mit mehreren typischen Steingeräten. Die Frage der Datierung der Steingeräte in die Eisenzeit muß daher noch offenbleiben. In zwei Jahren, wenn das Restgelände abgebaut werden soll, wird die Grabung fortgesetzt. Dann ist auf eindeutigere Ergebnisse zu hoffen.
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Ein spätbronzezeitlicher Siedlungsplatz im Vorfeld des Tagebaus Inden, Stadt Eschweiler-Lohn, Kr. Aachen von Winrich Schwellnus, Jakob Hermanns und Alan Brown
Schon vor einigen Jahren waren bei der systematischen Kontrolle des Vorfeldes des Tagebaus Inden Indizien dafür aufgetreten, daß südwestlich der Ortslage Lohn mit metallzeitlichen Siedlungsresten gerechnet werden muß. Im Verlaufe des Jahres 1981 gelang es dann F. Schmidt bei der Kontrolle von Erdarbeiten im Vorfeld, Grubenreste zu bergen, die für spätbronzezeitlich bis früheisenzeitlich gehalten wurden. Eine kurz darauf versuchsweise angesetzte kleine Grabung ergab, daß an dieser Stelle auf einem flachen Sporn zwischen zwei kleinen Trokkentälern sehr gute Erhaltungsbedingungen vorlagen. Eine nennenswerte Erosion hatte hier nicht stattgefunden, was sich an einigen gut erhaltenen Pfosten nachweisen ließ. Daraufhin wurde eine Großgrabung angesetzt, um diesen Platz möglichst vollständig zu erfassen. Sie dauerte bis zum Frühjahr 1982. Auf ca. 4 ha Fläche wurden dabei über 200 Einzelbefunde erfaßt. Es fanden sich mehrere, allerdings locker über die große Fläche verstreute Befundkonzentrationen aus Vier-Pfostenbauten mit etwa 2 — 2,5 m Seitenlänge und Sechs-Pfostenbauten mit etwa 5 m Seitenlänge, annähernd runden Speichergruben mit senkrechten Wänden und größeren, unregelmäßigen Grubenkomplexen aus runden bis ovalen Einzelgruben, die meist ein muldenförmiges Profil aufwiesen. Sie sind am ehesten als Lehmgruben zu interpretieren. Der Siedlungsplatz läßt sich wahrscheinlich als eine Gruppe von zwei bis vier Höfen mit ihren Nebengebäuden ansprechen, die über eine gewisse Zeit hinweg bestanden, wobei die einzelnen Bauten erneuert wurden oder es auch zu kleinräumiger Hofverlegung kam. Obwohl die Erhaltungsbedingungen gut sind, ist auf dem Plan schon zu erkennen, daß nicht alle Bauten auch vollständig erhalten sind. Manche Bauteile sind auch hier schon der Beackerung und der damit verbundenen Erosion zum Opfer gefallen. Dagegen dürften die Lehm- und Speichergruben vollständig erfaßt worden sein, da sie doch erheblich tiefer reichten. Die meisten Funde stammen aus den obersten Füllschichten der Grubenkomplexe. Das keramische Fundmaterial ist außergewöhnlich reich (Abb. 49). Beson-
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ders der hohe Anteil an verzierter Keramik fällt auf, die sich ohne weiteres an die Stufe Hallstatt B des Mittelrheingebietes anschließen läßt, also um 1000 v. Chr. entstanden ist. Außer ganz wenigen Schlackenresten liegen Metallfunde nicht vor. Dagegen fand sich eine nennenswerte Anzahl von Feuersteingeräten und Abschlägen. Es handelt sich um den ersten vollständig gegrabenen Siedlungsplatz der späten Bronzezeit im Rheinland. Seine detaillierte Bearbeitung wird es zweifellos ermöglichen, auch die meist nur bruchstückhaften Einzeluntersuchungen der letzten Jahre besser zu interpretieren. Darüber hinaus eröffnet sich hier die Möglichkeit, wichtige Erkenntnisse zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu erarbeiten.
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Eschweiler-Lohn, spätbronzezeitlicher Siedlungsplatz (Weisweiler 14). Kerbschnittverziertes Gefäß.
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Ein spätbronzezeitliches und früheisenzeitliches Gräberfeld bei Bedburg-Königshoven, Erftkreis von Surendra K. Arora und Detlef Hopp
Die Untersuchung des spätbronze- und früheisenzeitlichen Gräberfeldes bei Bedburg-Königshoven (Frimmersdorf 42) wurde nach dreizehnmonatiger Grabung im September 1981 abgeschlossen (Abb. 50). Das Gräberfeld ist etwa 30 000 m 2 groß (110 x 280 m) und von Nordwest nach Südost orientiert. Es liegt an einem mäßig geneigten Hang unweit der Hochfläche und etwa 650 m vom heutigen westlichen Ufer der Erft entfernt in unmittelbarer Nähe der drei historischen Orte Königshoven (etwa 300 m nördlich), Morken (etwa 700 m nordöstlich) und Harff (etwa 500 m südöstlich). Das Gräberfeld war wegen seiner günstigen Lage sowohl von der Erft als auch von der Hochfläche aus gut sichtbar. Aufgrund der Geländemorphologie ist im Bereich des Gräberfeldes kein primär äolischer, sondern nur fluviatil umgelagerter Löß anzutreffen, in den die Funde und Befunde eingebettet sind. Im oberen Bereich, unmittelbar unter der Ackerkrume, sind wegen der Ausbleichungsvorgänge keine Verfärbungen der Befunde zu erkennen. Sie werden erst im verbraunten tonig-lehmigen Löß sichtbar. Da alle Urnen ins Kolluvium eingetieft waren, konnten sie nur mit der Baggerschaufel ausfindig gemacht werden. Daher sind bei den meisten Gefäßen die Ränder abgebrochen oder fehlen. Die Kreis- und Ovalgräber konnten nur im Bt-Horizont festgestellt werden. Insgesamt wurden 180 Bestattungen freigelegt, davon 155 Urnengräber und 25 Leichenbrandschüttungsgräber. 13 Gräber waren mit Bei- oder Miniaturgefäßen ausgestattet. Andere Beigaben wurden nicht festgestellt. Die Durchmesser der Gefäße, von der größten Urne bis zum kleinsten Miniaturgefäß, schwanken zwischen 55 und 8 cm. Die beigegebene Keramik war fast ausschließlich Gebrauchskeramik. 58 Gräber waren Hügelgräber, davon 48 Kreishügelgräber (Abb. 53) und zehn Ovalhügelgräber; sie waren aufgrund der sie umgebenden Gräben zu erkennen. Der Durchmesser des größten Kreisgrabens beträgt etwa 24 m bei 100
mit
50
Bedburg-Königshoven, spätbronzezeitliches bis eisenzeitliches Gräberfeld. Suchschnitte an der Abbaukante.
einer erhaltenen Breite und Tiefe von 80 bzw. 40 cm, der des kleinsten 4 m bei 15 cm erhaltener Breite und 2 cm erhaltener Tiefe. Der größte Ovalgraben ist 42 m lang und 7,5 m breit, der kleinste etwa 14 m lang und 6 m breit. Ein einziger Grabenring hat nach Osten hin mehrere Öffnungen. Die unterschiedlichen Erhaltungsbedingungen zeigen, daß weitere flache Gräben möglicherweise der Erosion zum Opfer gefallen sind. Ein Doppelkreisgrabensystem scheint zentral im Gräberfeld zu liegen. Die langovalen Gräber sind nach ihm orientiert. Wie und wo die Belegung begann, und wie sie sich im Verlauf der folgenden fünf Jahrhunderte entwickelte, muß noch geklärt werden; auch die Beziehungen der verschiedenen Grabarten zueinander und deren Bedeutung müssen noch untersucht werden. Interessant ist, daß die Kreisgräben schon in der Spätbronzezeit angelegt worden sind, wie ein im Zentrum des Kreises gefundenes kerbschnittverziertes Gefäß bestätigt (Abb. 51). Die eisenzeitliche kammstrichverzierte Urne Abb. 52 stammt dagegen aus einem Flachgrab. Das Gräberfeld ist nicht vollständig ausgegraben worden. Die östliche, südliche und südwestliche Seite konnten aus Zeitmangel nicht intensiv untersucht werden. Da wir unter Zeitdruck arbeiten mußten, haben wir nur versucht, die Gräben so weit freizulegen, bis sie gut ergänzbar waren. 101
102
51
Bedburg-Königshoven, spätbronzezeitliches bis eisenzeitliches Gräberfeld. Kerbschnittverziertes Gefäß.
52
Bedburg-Königshoven, spätbronzezeitliches bis eisenzeitliches Gräberfeld. Kammstrichverzierte Urne.
53
Bedburg-Königshoven, spätbronzezeitliches bis eisenzeitliches Gräberfeld. Aufsicht auf einen Kreisgraben und andere Gräben.
Geht man davon aus, daß ursprünglich etwa 250 Personen auf dem Gräberfeld bestattet worden sind und das Gräberfeld etwa 500 Jahre lang belegt worden ist, läßt sich die Bevölkerungsdichte der zugehörigen Siedlung ermitteln. Etwa 15 Personen, d. h. zwei Familien, haben in der Nähe des Gräberfeldes gelebt und ihre Toten dort bestattet. 103
Zwischen den verschiedenen Gräbern des Gräberfeldes sind deutlich Unterschiede festzustellen, z. B. die Größe der Hügel betreffend und die unterschiedliche Verzierungsweise der Gefäße. Deuten diese Unterschiede auf eine soziale Schichtung der Bevölkerung hin? Da das Gräberfeld 500 Jahre lang belegt wurde, man also von einer gewissen Organisation der zugehörigen Bevölkerung sprechen kann, stellt sich die Frage, ob es sich um zwei mächtige und reiche Familien gehandelt hat. Diese und andere Fragen können aber erst befriedigend beantwortet werden, wenn eine ausführliche Auswertung des ganzen Gräberfeldes vorliegt.
104
Das Burginatium-Tor in der Colonia Ulpia Traiana bei Xanten und sein nördliches Vorfeld von Gudrun Gerlach
Das Tor, durch das man auf dem Cardo maximus in nördlicher Richtung, nach Burginatium/Alt-Kalkar hin, die Colonia Ulpia Traiana verließ, bietet heute nach seiner Ausgrabung wieder ein interessantes Bild. Das Torgebäude, dessen Fundamente wir in der Zeit von Herbst 1979 bis zum Sommer 1981 freigelegt haben (Abb. 54, vgl. auch oben Abb. 32) ist mit seinen 28 m Breite nur 7 m schmaler als die Porta Nigra in Trier. Aber nicht nur die Größe, sondern auch die architektonische Gestaltung der beiden Tore ähneln sich sehr. In unserem Falle handelt es sich um zwei flankierende Türme mit rechteckigem Grundriß und dem eigentlichen wohl zweigeschossigen Torbau, der zwei gleichgroße Durchgänge besessen haben muß, wie wir aus dem Ausgrabungsbefund schließen können (vgl. oben S. 66ff.). Unter der östlichen Durchfahrt ist eine steinerne Abwasserleitung durch die über 2 m mächtige Fundamentplatte (Abb. 54 rechts in Bildmitte) geführt, die das Schmutzwasser aus der Stadt hinausgeleitet hat. Unsere Untersuchungen im zweiten Halbjahr 1982 konzentrierten sich nun darauf, die Kanalführung zu untersuchen und den Stadtgraben, den wir in kurzer Entfernung vor der Stadtmauer vermuteten, zu erfassen. Die Ergebnisse der Ausgrabung waren überraschend: Wir fanden einen sorgfältig aus Grauwacke gesetzten und gemörtelten Kanal (Abb. 55) von ungefähr 80 cm Innendurchmesser, während die Kanalwangen jeweils etwa 70 cm stark waren. Der Boden war mit Steinen ausgelegt und ursprünglich wohl mit wasserundurchlässigem Estrich abgedichtet. An der höchst erhaltenen Stelle ragt die Wange noch 1,40 m über die Sohle hinaus, ohne daß ein Ansatz des Gewölbes zu erkennen wäre. Dies bedeutet, daß die lichte Höhe mindestens 2 m betragen haben muß, das gesamte Bauwerk also fast 3 m hoch war. Offenbar wurde bei der Errichtung der Anlage, die im Abstand von etwa 5 m parallel zum Burginatium-Tor und der anschließenden Stadtmauer verläuft, eine weite Baugrube mit einer raffinierten Holzverschalung angelegt, dann der Kanal gemauert und gleich nach Fertigstellung mit Erde abgedeckt. Auf diese Weise 105
54
106
Xanten, CUT. Fundament des Burginatium-Tores von Osten.
55
Xanten, CUT. Schnitt 82/11 vor dem Burgmatium-Tor, Westprofil mit Abwasserkanal.
war die Abwasserleitung unsichtbar gemacht, d. h. auch vor fremden Eingriffen geschützt. Allerdings ist damit ausgeschlossen, daß es an dieser Stelle einen offenen Graben vor der Stadtmauer gegeben hat; wir haben auch sonst keine Anhaltspunkte für einen Stadtgraben entdecken können, obwohl wir danach gesucht haben. Aber nicht nur der Kanal an sich, sondern auch die Funde aus der eingeschwemmten und verfüllten Erde sind für uns von großer Bedeutung. So fanden wir z. B. wichtige Architekturteile vom Torgebäude wie Säulentrommelfragmente, Basen-, Kapitell- sowie Gesimsstücke, eine große Anzahl von verschiedenartigen Mühlsteinen, Gerätschaften für eisenverarbeitendes Handwerk, vor allem aber eine beachtliche Zahl römischer Münzen. Die Untersuchung der Funde steht noch aus, läßt jedoch wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse erwarten. Nach einer ersten Durchsicht können wir schon soviel sagen, daß die Bauzeit in nachtrajanischer Zeit liegen muß und die Benutzungszeit des Kanalsystems vor der nördlichen Stadtmauer mit der Zerstörung der Colonia Ulpia Traiana um 275 n. Chr. zu Ende geht.
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Die Kapitolsgrabung 1982 in der CUT von Detlef von Detten
Kultischer Mittelpunkt der Colonia Ulpia Traiana war das Kapitol, der Tempel der städtischen Hauptgottheiten Jupiter Optimus Maximus, Juno und Minerva (der sog. Kapitolinischen Trias). Von den ehemals eindrucksvollen baulichen Anlagen des im südöstlichen Straßenwinkel von Decumanus maximus und Cardo maximus gelegenen Forums und der sich südlich unmittelbar daran anschließenden Kapitolsinsula (vgl. oben Abb. 30) ist obertägig nichts mehr erhalten geblieben. Jedoch erinnert noch heute die Flurbezeichnung 'Auf der Alten Burg' an die bis ins 19. Jahrhundert n. Chr. hin sichtbare Ruine des Kapitolstempels, dessen mächtiges Fundament von ca. 30 x 40 m zuletzt von H. Stoll in den dreißiger Jahren mit einigen Suchschnitten teilweise erschlossen wurde. Weitere Untersuchungen im Bereich des Kapitols in den Jahren 1962, 1972 und 1978 sowie die letztjährige Grabung haben zu dem Ergebnis geführt, daß sich die Kapitolsinsula nunmehr eindeutig auf allen vier Seiten begrenzen läßt. Die Grabungskampagnen 1978 und 1982 (Abb. 56; 57) beschränkten sich auf die NO-Ecke der Kapitolsinsula, wobei der am nördlichsten gelegene Schnitt 82/7 bereits das Forum tangiert. Die hier beobachtete, sehr tiefgehende Ausbruchstelle deutet auf ein mächtiges, rechteckiges, NW-SO-orientiertes Fundament hin, dessen Funktion vorerst noch unklar ist. In dem südlich anschließenden schmalen Suchschnitt 82/6 konnte der straßenmittig verlaufende Abwasserkanal des ersten südlichen Nebendecumanus erfaßt werden. Der offenbar ehemals in Stein errichtete Kanal, der als Hauptsammler die Abwässer nach Osten aus der Stadt in das Hafenbecken führte, ist wie so oft in der CUT dem mittelalterlichen Steinraub zum Opfer gefallen. Auch vom Straßenbelag, der in der CUT üblicherweise aus einer Kiesschüttimg besteht, sind keine Reste erhalten geblieben. Möglicherweise wurde der Nebendecumanus auf dem Streckenabschnitt zwischen Forum und Kapitolsinsula als Fußgängerzone genutzt und besaß ein Steinpflaster, das im Mittelalter ausgebrochen worden sein könnte. Zur Klärung dieser Frage bedarf es jedoch einer großflächigen, weiter nach Westen ausgreifenden Untersuchung in diesem Bereich, zumal im Schnitt 108
Bauperiode S1 Bauperiode S2 Bauperiode älter als S3 Bauperiode S3 Bauperiode S U Bauperiöde S5 Ausbruchszonen
R 1600 H U05
56 Xanten, CUT. Kapitolsgrabung 1982, Grabungsplan. — Maßstab 1:500.
109
82/6 die aus der Füllung des Kanalgrabens neben mittelalterlichen Scherben sehr zahlreich geborgenen Münzen konstantinischer Zeit darauf hindeuten, daß zumindest an dieser Stelle bereits in der Spätantike tiefgehende Bodeneingriffe erfolgt sind. In den Schnitten südlich des Nebendecumanus, der eigentlichen Kapitolsgrabung, konnten im Anschluß an die Grabung von 1978 (Abb. 56, Schnitte 78/22, 78/22 D, 78/22 E), die bereits die NO-Ecke der Kapitolsinsula im Anschnitt erkennen ließ, mehrere Mauer- und Pfeilerfundamente sowie Ausbruchsgräben von ehemals vorhandenen Fundamentierungen freigelegt werden, die das Ergebnis einer über mehrere Jahrhunderte verteilten Bau- und Abbruchtätigkeit darstellen. Die Grabung 1982 zielte darauf ab, zunächst nur die coloniazeitlichen Befunde aufzudecken. Erst in der nächsten Grabungskampagne sollen die Kulturschichten der Vorgängersiedlung des 1. Jahrhunderts n. Chr. ergraben werden. Wie dem Plan (Abb. 56) zu entnehmen ist, lassen sich mehrere Steinbauperioden erkennen. Der Versuch einer näheren zeitlichen Fixierung der einzelnen Bauperioden bleibt jedoch der noch ausstehenden, eingehenden wissenschaftlichen Untersuchung vorbehalten.
1. Steinbauperiode S l Bei dem mit inneren und äußeren Vorlagen sowie mit einer Eckverstärkung ausgestatteten Mauerfundament in den Schnitten 82/4 — 78/22 D — 82/9 handelt es sich um die erste coloniazeitliche Umfassungsmauer des Tempelareals. Dicht unter der ehemaligen Ackerkrume gelegen, weist das zweifach abgestufte Fundament im oberen Drittel eine Stärke von 1,10m auf. Nach Art des Schalenmauerwerks sind auf beiden Seiten verlesene Grauwackesteine lagenweise mit der glatten Kante nach außen gekehrt, während das Innere aus reichlich Mörtel mit Grauwackebruch gegossen ist. Man darf annehmen, daß diese Mauer den gesamten heiligen Bezirk umschloß und nur durch einen besonders ausgestalteten Eingang den Zutritt freiließ. Als Begrenzung einer derartigen Eingangszone kommt möglicherweise das ebenfalls aus der ersten Bauperiode stammende ostwärts vorgelagerte langrechteckige Pfeilerfundament (Schnitt 82/2) mit einem kleinen nach Norden ausgreifenden Vorsprung in Betracht.
2. Steinhauperiode S 2 Offenbar wurde die Tempelumfassungsmauer der ersten Steinbauperiode bei einer größeren Brandkatastrophe so stark beschädigt, daß man zu einem Neubau gezwungen war. Anders läßt sich wohl kaum erklären, daß im Norden eine um ca. 4 m nach außen versetzte, ebenfalls sehr tiefgründende neue Mauer errichtet 110
57
Xanten, CUT. Kapitolsgrabung 1982 von Süden.
111
wurde und im Osten das alte Mauerfundament teilweise in ein ostwärts angesetztes neues Fundament eingebunden wurde. Leider liegt die NO-Ecke der neu errichteten Umfassungsmauer nur im Ausbruch vor, so daß sich über die Ausbildung des verbindenden Eckbereichs nur wenig sagen läßt. Die Umfassungsmauer der zweiten Steinbauperiode besteht im Gegensatz zum Fundament der älteren aus durchgehendem Bruchsteinmauerwerk, dessen Kantensteine nach außen weniger sorgfältig gesetzt sind. Auffällig ist zudem der große Anteil an Spolienmaterial und Drachenfelstrachyt. Zur gleichen Bauperiode zählen auch die straßenseits zum Nebencardo hin gelegenen vier Pfeilergründungen einer Straßenportikus, von denen eine teilweise nur im Ausbruch erhalten geblieben ist. Letztere liegt über der SO-Ecke eines in N-S-Richtung 3,50 m und in W-O-Richtung über 2,50 m messenden Holzrostes aus dicht gesetzten, angespitzten Vierkanthölzern, das seiner Ausbildung nach eine schwere Auflast getragen haben dürfte und einem Bauwerk einer älteren coloniazeitlichen Bauperiode zuzuweisen ist. Eine der östlichen Straßenportikus entsprechende Pfeilerreihe konnte bisher auf der Nordseite der Tempelhofumbauung, also auf der Südseite des Nebendecumanus, nicht nachgewiesen werden.
3. Steinbauperiode S 3 In der dritten Steinbauperiode wurde die Straßenportikus entlang dem Nebencardo aufgegeben. An ihre Stelle trat ein vermutlich in einzelne Raumeinheiten untergliederter und mit einer straßenparallel verlaufenden Außenmauer versehener Anbau, der offenbar Verkaufsläden in sich aufnahm. Dieser Befund entspricht in etwa auch den Grabungsergebnissen von 1962 im Südosteckbereich der Kapitolsinsula. Die nördlich gelegene, parallel zum O-W-Abschnitt der jüngeren Tempelumfassungsmauer verlaufende Mauerfundamentierung scheint ebenfalls der dritten Steinbauperiode anzugehören. Sie liegt teilweise über einem älteren, weniger starken Mauerfundamentrest, der eine leicht abweichende Orientierung aufweist und auf Höhe der umknickenden Tempelumfassungsmauer mit einem nach Norden ausgreifenden Mauerkopf endet, während sich das überlagernde Fundament noch weiter nach Osten hin fortsetzt. Da beide Mauern durch Ausbruchtätigkeit stark in Mitleidenschaft gezogen sind, läßt sich über ihre jeweilige Funktion vorerst wenig sagen.
4. Steinbauperiode S 4 Als einzige Baumaßnahme der 4. Periode läßt sich die leicht verspringende nördliche Verlängerung der östlichen Außenmauer der Ladenstraße ansprechen. An 112
ihrem Kopfende war ein als Schrammstein genutzter Säulenstumpf eingelassen gewesen. Etwas südlich des Schrammsteins befindet sich in der Mauer ein Kanaldurchlaß, durch den offenbar das Traufwasser der Ladenstraße abgeleitet wurde. ,5. Steinhauperiode S 5 Direkt im Anschluß an die Außenmauer der Ladenstraße nach Osten beginnt eine 3 bis 4 m breite, sehr tief reichende Ausbruchzone, die etwa bis zur Straßenmitte des coloniazeitlichen Nebencardo reicht. Es handelt sich hier um den Ausbruchsgraben der spätantiken, vermutlich konstantinischen Festungsmauer. Eine wenig solide gebaute Nord-Süd-Mauer nahe der Bundesstraße 57, die parallel zu den älteren Nord-Süd-Tempelhofmauern verläuft und bereits bei Grabungen im Jahre 1927 beobachtet worden ist, scheint zur Innenbebauung dieser Festung gehört zu haben.
113
Die Straßengrabung CUT Schnitt 80/23—24 von Detlef von Detten
Die Straßensondage 79/29, die über den Verlauf des coloniazeitlichen Nebendecumanus unmittelbar südlich des sog. Hafentempels Aufschluß geben sollte, ließ im Anschnitt den straßenmittig verlaufenden Abwasserkanalgraben, den beidseitig des Kanals noch sichtbaren Straßenbelag sowie je einen Portikuspfeiler nördlich und südlich des Fahrbahnrandes erkennen. Dieses Ergebnis ermutigte uns, im westlichen Anschlußbereich bis zur nächsten Kreuzung die Straße aufzudekken (Schnitt 80/23—24). Bereits auf der dritten Planumshöhe zeichneten sich die Straße mit dem nur im Ausbruch vorliegenden Kanalgraben und die Pfeilerfundamente der nördlichen Straßenkolonnade ab (Abb. 58). Von der südlichen Portikuspfeilerreihe konnte dagegen nur das bereits im Schnitt 79/29 angeschnittene streifenförmige Pfeilerfundament erfaßt werden. Von weiteren Pfeilersetzungen auf dieser Straßenseite fehlte jegliche Spur. Obgleich die Südhälfte des Schnittes 80/24 großflächige Störungen aufwies, hätten sich bei einer angenommenen Gründungstiefe, wie sie bei den nördlich des Kanals gelegenen Ziegelpfeilern zu beobachten war, zumindest Reste der Pfeilersetzungen erhalten müssen. Daß dies nicht der Fall war, läßt vermuten, daß in diesem Bereich nur sehr flach gegründete Steinfundamente gelegen haben können, wofür sich auf der Nordseite des Kanals gleich zwei Vergleichsbeispiele anführen lassen. Denn von den dort gesicherten vier Ziegelpfeilerstickungen wurden die beiden westlichen offenbar in späterer Zeit aufgegeben und durch sehr flach gegründete Grauwackefundamente ersetzt. Für die restlichen Pfeilersetzungen der Nordseite ließ sich weder eine Wiederverwendung noch ein Ersatz in späterer Zeit nachweisen. Das einzige erhaltene Steinpfeilerfundament der südlichen Kolonnade unterscheidet sich von den Pfeilern der Nordseite durch seine längsrechteckige Form. Ähnlich dimensionierte Pfeilergründungen aus Stein mit jeweils seitlichen Verstärkungen auf den Langseiten wurden bereits in zwei älteren Grabungsschnitten westlich der Straßenkreuzung beobachtet (Schnitt 79/14, 79/14 A). Offenbar 114
Stampf lehmtenne
i vorcoloniazeitliche l Grube
l Herdstelle
Laufhorizont
j Störung
| Ziegelpfeiler
: coloniazeitliche i Grube
] Balkengraben
i Grauwackel Kieselmouer JLJLJ-l] Ziegelkanal
Grau wackepf eiler
58 Xanten, CUT. Straßengrabung 80/23 und 80/24, Befundplan. — Maßstab l :200.
handelt es sich in beiden Fällen um Pfeiler, die eine besonders große Auflast — vermutlich die einer mehrgeschossigen Hausanlage — abzufangen hatten. Nach den erhaltenen Portikuspfeilern zu schließen, besaß der Nebendecumanus südlich des Hafentempels eine Gesamtbreite von etwa 7 m. Während auf der Nordseite des Kanalgrabens der Kiesbelag der Straße auf einer Breite bis zu 1,80 m freigelegt werden konnte, lag auf der Südseite des Kanals keine zusammenhängende Kiesschüttung mehr vor. Der ca. 2,30 m breite Kanalgraben war ursprünglich erheblich schmaler angelegt gewesen. Seine Erweiterung rührt von dem vermutlich bereits in der Spätantike erfolgten Ausbruch der steinernen Kanalrinne her. Nach Ausweis der in der Grabenfüllung aufgefundenen Steinmaterialien bestand der Kanal ehemals aus einer mit Tuffstein überwölbten Grauwackerinne. Entgegen den Beobachtungen in anderen Straßenschnitten der CUT-Ost fehlen jegliche Hinweise darauf, daß hier die coloniazeitliche Straßenanlage eine Straße der Vorgängersiedlung des 1. Jahrhunderts n. Chr. wiederaufnahm. Von weiteren coloniazeitlichen Bauspuren und Bodeneingriffen sind im gesamten Schnittbereich 80/23—24 ein kleines Entwässerungskanälchen aus Ziegeln und ein Brunnen im Südwesten sowie mehrere Gruben zu nennen. 115
In den Hauptprofilen des Schnittes 79/29 war bereits abzulesen, daß der Nebendecumanus mit seinem etwa mittig verlaufenden Kanal mehrere Bauhorizonte der Vorgängersiedlung des 1. Jahrhunderts n. Chr. durchschnitt. Bei der Flächengrabung 80/23—24 kam bereits dicht unter der Straßenbekiesung ein ausgedehnter Brandhorizont aus angeziegelten Staklehmbrocken und Holzkohleresten zum Vorschein, der sich vom Schnitt 80/23 bis etwa zur Mitte des Schnittes 80/24 auf beiden Seiten der Kanalstörung verfolgen ließ. Im Westteil des Schnittes 80/24 wurde der Befund durch tiefgreifende, jüngere Störungen völlig verunklärt. Nach Abtrag der Zerstörungsschicht wurden die Reste eines Ost-West-orientierten, größeren Fachwerkgebäudes sichtbar, dessen nördliche Abgrenzung nicht eindeutig bestimmbar war, und dessen Südgrenze von einer etwa 0,50 m breiten, gemörtelten Grauwacke-Kieselmauer gebildet wurde. Leider ließ sich die Westgrenze wegen coloniazeitlicher Störungen nicht mehr ausmachen. Im Osten war der Befund beim Ausbaggern des Schnittes 79/29 größtenteils vernichtet worden, weil hier eine neuzeitliche Überbauung mit tiefgreifenden Betonfundamenten vorgelegen hatte. Als südliches Außenwandfundament diente die Grauwacke-Kieselmauer, die zwar bereits in der vorangehenden Bauperiode errichtet worden war, jedoch als Fundament wiedergenutzt wurde. Im Abstand von ca. 1,60 m verlief parallel zur Steinmauer ein offensichtlich für eine Längswand vorgesehener Balkengraben, der im Schnittbereich 80/24 von zwei Querwandfundamentgräben rechtwinklig überschnitten wurde (Abb. 59). Letztere setzten sich nördlich des Straßenkanalgrabens bis zum nächsten Ost-West-verlaufenden Balkengraben einer Längswand fort. Zwischen der südlichen Außenmauer und der nächstfolgenden Längswand konnten drei parallel zu den Querwänden gelegene Balkenreste freigelegt werden. Diese in regelmäßigen (?) Abständen angeordneten Querbalken — ein entsprechender vierter Querbalken ist im Bereich des Arbeitssteges zwischen Schnitt 80/24 und 80/23 zu vermuten — sind wahrscheinlich als Gründungen für schmale Zwischenwände zu deuten. Eine ähnliche, kleinräumige Unterteilung zeichnete sich in Resten auch unmittelbar nördlich der Kanalstörung mit insgesamt drei Querbalken ab. Im Grabungsbereich nördlich des coloniazeitlichen Abwasserkanals grenzte der bereits erwähnte Ost-West-verlaufende Fundamentgraben die sehr einheitlich gebildete Stampflehmtenne des südlichen Teiles des Gebäudes ab. Die 0,80 m bis 1,00 m breite Zwischenzone zu dem nächstfolgenden Balkengraben einer Längswand wies einen deutlich anders gearteten Bodenauftrag auf. Es liegt nahe, diesen schmalen, von schwach ausgebildeten Schwellbalkenspuren begrenzten Streifen als korridorähnlichen Gang zu deuten (vgl. Abb. 60). Im Schnitt 80/23 endete der Balkengraben der nördlichen Längswand an einer rechtwinklig nach Norden abgehenden Balkenrinne, die ins Nordprofil führte. Mit einem kurzen Versprung nach Norden nahm ein weiterer Balkengraben die Ost-West-Richtung der Längswand wieder auf und konnte ebenso wie der südlich davon gele116
59 Xanten, CUT. Straßengrabung, Schnitt 80/24, Südostteil mit Stampflehmtenne und Balkenabdrücken.
60
Xanten, CUT. Straßengrabung, Schnitt 80/23, Stampflehmtenne mit Balkenabdrücken und Rest eines Portikuspfeilers.
117
gene Wandgraben im Ostprofil des Schnittes 79/29 wieder beobachtet werden. Nach Westen ließ sich der Fundamentgraben der am nördlichsten gelegenen Längswand in Resten bis etwa zum westlichen Grauwackefundament der Straßenportikus verfolgen. Von diesem Fundamentgraben führte im östlichen Drittel des Schnittes 80/24 eine rechtwinklig abgehende Querwand nach Norden und grenzte zusammen mit dem Nord-Süd-Wandgraben von Schnitt 80/23 einen über 4 m tiefen Raum ein, in dessen westlichem Teil eine Herdstelle freigelegt wurde. Offenbar einer jüngeren Holzbauperiode ist der wegen seiner Breite als Außenwandfundament anzusprechende Nord-Süd-verlaufende Schwellbalken zuzuordnen, der beide Längswandfundamente des Korridors leicht schräg überschnitt. Von dem diesem Gebäude zugehörigen Laufhorizont waren im Westteil des Schnittes nur noch fleckenartige Reste erhalten geblieben. Nördlich der beiden westlichen Ziegelpfeilerfundamente fiel die Stampflehmtenne des hier besprochenen Fachwerkgebäudes stark ab und stieg kurz vor dem Nordprofil des Schnittes wieder an. Die in etwa rechteckige Bodensenke ist vermutlich, wie bereits in der vorangehenden Bauperiode, als Keller genutzt worden. Vom Nordprofil des Schnittes 80/24 wurde teilweise ein — soweit sich beobachten ließ — recht tief angelegter Ost-West-Fundamentgraben angeschnitten, der wahrscheinlich der nördlichen Außenwand des Gebäudes zuzuweisen ist. Die Entscheidung darüber bleibt jedoch einer späteren Untersuchung vorbehalten. Da die Abstände der Grauwacke-Kieselmauer zu den Ost-West-orientierten Längswänden bis zu 0,80 m differieren, scheint das mindestens 12m breite und über 16m lange Gebäude einen leicht trapezförmigen Grundriß besessen zu haben. Aus den für diese Bauperiode erschlossenen Gruben, die teilweise zur Aufnahme von Stützpfosten gedient haben könnten, lassen sich keine Anhaltspunkte für ein regelmäßig angeordnetes Stützensystem erkennen. Südlich des Gebäudes verlief ein derselben Bauperiode zugehöriger 0,90 m breiter, holzverschalter Kanalgraben. Er ließ sich auf einer Gesamtstrecke von über 16m verfolgen. Im Westen wurde er kurz vor dem Eintritt ins Südprofil von einer größeren Störung überschnitten. Die hier in einem kurzen Vorbericht beschriebenen Reste eines größeren Fachwerkgebäudes der Vorkoloniezeit datieren in das letzte Viertel des 1. Jahrhunderts n. Chr. Aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert konnten im Schnitt 80/23 noch drei weitere Holzbauperioden archäologisch gesichert werden. Die frühesten Baureste stammen vermutlich aus tiberischer Zeit.
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Eine weitere Grabung im römischen Gräberfeld von Xanten, Viktorstraße von Clive f. Bridger und Hans-Peter Storch
Der Bau des sog. Viktorzentrums auf dem Trümmergrundstück der im Jahre 1981 abgebrannten Gaststätte Tinnefeld an der Ecke Holzweg/Viktorstraße in Xanten, dessen Beginn erst kurz vorher bekannt wurde, machte eine fünfwöchige Rettungsgrabung der Außenstelle Niederrhein notwendig. Da sich die etwa 1100m 2 große Fläche nur wenige Meter von der römischen Limesstraße zwischen der Colonia Ulpia Traiana und den Militärlagern Vetera I und II und auch nahe bei zwei dichtbelegten Teilen eines bereits früher untersuchten früh- und mittelkaiserzeitlichen Gräberfeldes befand, waren die Voraussetzungen für eine ergebnisreiche archäologische Untersuchung relativ günstig. Unter den modernen Bauschutt- und Humushorizonten kam eine in der Mächtigkeit unterschiedliche, leicht kiesige, schwach lehmige Sandschicht zu Tage, die dem mittelbraunen, leicht humosen Sandboden des römischen Niveaus auflag. Unter diesem folgte der helle, leicht kiesige Dünensand, der jedoch stellenweise durch Überschwemmungen verursachte, sehr harte kiesige Lehmablagerungen aufwies. Im Nordostteil der Grabungsfläche traf man auf Ortsteinbildungen, die u. U. mit dem Gelände direkt neben der Limesstraße in Verbindung gebracht werden könnten, sowie Tuffabschlag, der möglicherweise auf einen Lauf- oder Benutzungshorizont zurückzuführen ist. Die meisten der 68 Fundstellen waren in hellem Dünensand eingebettet gewesen. Zur römischen Zeit fiel das Terrain relativ stark nach Westen hin ab, d. h. die Limesstraße lag wahrscheinlich höher als die untersuchte Fläche. Die Fundstellen wurden demzufolge erwartungsgemäß in dem tiefer liegenden Teil des Dünensandes angetroffen und besonders dort, wo moderne Bauten frühere gärtnerische Tätigkeiten verhindert hatten. Insgesamt erwiesen sich 45 Fundstellen als römische Gräber. Bis auf drei Ausnahmen enthielten alle Gräber menschlichen Leichenbrand, dessen anthropologische Auswertung noch aussteht. Nahezu die Hälfte aller Bestattungen (19) ist der 119
XANTENVIKTORZENTR. 1.8.82 FUNKT. 054' GRABPROFIL
6l
Xanten, Viktorstraße. Römisches Brandgrubengrab.
Grabform des Brandgrubengrabes zuzuordnen. Bei der Anlage der Brandgrubengräber wurden die Reste des oft noch glühenden Scheiterhaufens mit dem übriggebliebenen Leichenbrand und den verbrannten Primärbeigaben sofort in die schon ausgeschachtete Grabgrube verbracht (Abb. 61). Gelegentlich werden hier auch unverbrannte Sekundärbeigaben angetroffen, die oft in einer Ecke der Grube niedergelegt waren (Abb. 63). Sehr unterschiedlich ist die Anzahl der Beigaben: So wurden aus einem ungestörten Grab außer dem Leichenbrand nur ein Bronzefragment und zahlreiche Eisennägel geborgen, während in einem anderen mindestens 33 Beigaben, u. a. fünf Öllämpchen und fünf Räucherkelche, gezählt wurden. Eine weitere Bestattungsform ist die der Urna-Gräber (12). Bei ihnen wurde nach der Verbrennung des Verstorbenen der Leichenbrand aufgelesen, gewaschen und in einem Behälter (lat. urna) deponiert. Als Behälter dienten Keramikgefäße, Holzkisten und Stoff- oder Lederbeutel, von denen jedoch nur die Keramikgefäße und die Holzkisten direkt nachgewiesen werden konnten. Den Urna-Gräbern wurden keine Scheiterhaufenreste beigegeben, und sie sind normalerweise nicht so reich ausgestattet wie die meisten Brandgrubengräber. Ein Urna-Grab enthielt beispielsweise nur eine Keramikscherbe als einzige Beigabe. 120
62
Xanten, Viktorstraße. Römisches Brandschüttungsgrab.
121
63 Xanten, Viktorstraße. Römisches Brandgrubengrab mit Sekundärbeigaben.
Mit sechs Exemplaren der Gattung des Brandschüttungsgrabes ist diese Bestattungsform im Gräberfeld weniger häufig vertreten. Sie stellt eine Mischung der erstgenannten Bestattungsformen dar: Ein größerer Teil des Leichenbrandes wurde ausgelesen, gewaschen und in ein Behältnis gefüllt, während der andere Teil mit den Scheiterhaufenresten in die Grabgrube hineingeworfen wurde. Die Sekundärbeigaben gelangten nach oder vor diesem Vorgang in die offene Grube. Beispielhaft mag ein leider vom Bagger stark gestörtes Grab sein (Abb. 62), in dem als Behälter ein großes Glasgefäß diente. Das Glasgefäß befand sich mit 17 anderen Sekundärbeigaben, die Speisereste enthielten, in einer 1,11 x 0,42m großen Holzkiste, die auf die Sohle einer etwa 1,45 X 0,80 m großen Grabgrube gestellt worden war. Die Reste des Scheiterhaufens mit den darin befindlichen Primärbeigaben waren in den verbliebenen Raum zwischen Kiste und Grabgrubenwand geworfen worden. Insgesamt enthielt dieses Grab über 30 Beigaben. Sieben Gräber konnten aufgrund moderner Bodeneingriffe keiner der vorgenannten Grabformen zugesprochen werden. Eine Sonderheit bildet eine etwa 1,25 x 0,85 m große Grabgrube, die einen Einhenkelkrug, eine Saugflasche (ubuppd), einen Teller, ein Bronzefragment und 122
Eisennägel enthielt. Die Saugflasche und das Fehlen von Leichenbrand deuten auf das Grab eines Kleinkindes hin, dessen zierliches Skelett, meist wurden Kinder bestattet und nicht eingeäschert, im anstehenden Sand vergangen ist. Nach einem ersten Überblick lassen sich die Bestattungen in die Zeit zwischen der Mitte des 1. und dem Anfang des 3. Jahrhunderts einordnen. Ob dieser Gräberfeldausschnitt südwestlich des mittelalterlichen Xantener Stadtkerns der Zivilsiedlung der CUT oder aber dem militärischen Territorium der Vetera castra zuzuordnen ist, muß vorerst offenbleiben. Die Existenz eines Kindergrabes, falls es tatsächlich eines sein sollte, spricht nicht für einen Soldatenfriedhof, wenn dieser nur für das Militärpersonal angelegt worden ist, eine Hypothese, die noch ihrer Überprüfung harrt.
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Römische und mittelalterliche Befunde von Xanten, Hühnerstraße von Marek Sawiuk und Hans-Peter Storch
Auf dem Kinderspielplatz an der Ecke Hühner- und Niederstraße im Zentrum von Xanten wurden Anfang September 1981 Baumaßnahmen für einen Hotelkomplex in Angriff genommen. Sowohl die exponierte Lage der Baustelle in der Nähe der Limesstraße zwischen der CUT und den beiden römischen Lagern Vetera castra I und II, als auch zahlreiche frühere Hinweise ließen die Existenz eines römischen Gräberfeldes und somit ergebnisreiche Ausgrabungen erwarten. Gleich zu Beginn der Ausschachtungsarbeiten stieß man auf erste Spuren von Bestattungen, von denen eine unbestimmbare Zahl dem Bagger zum Opfer fiel. In der Folge wurde die gesamte auszuschachtende Fläche systematisch untersucht; insgesamt wurden 88 Fundstellen aufgenommen, von denen sich 76 als römische Gräber und vier als mittelalterliche Brunnen erwiesen. Unter den modernen, 0,3—1,0m starken Schutt- und Humushorizonten kam, häufig durch verschiedene Kellerfundamente zusätzlich gestört, graubrauner, lehmiger, schwach kiesiger Sand zum Vorschein, der den grau-mittelbraunen, leicht humosen Sandboden des römischen Niveaus überlagerte. Der natürliche Untergrund bestand aus sehr feinem hellbraunem bis hellgelbem Dünensand. Die römischen Gräber und Gruben waren an einer mittelbraunen bis grau-mittelbraunen Füllung von humosem Sand erkennbar und ließen sich dem römischen Nutzungshorizont, der auch an anderen Stellen im Stadtgebiet nachgewiesen ist, zuordnen. Die mittelalterlichen Fundstellen hingegen wiesen Füllungen aus dunkelgrau-braunem, sandig-lehmigem Humus auf. Innerhalb des Grabungsareals waren 37 Brand- und 33 Skelettgräber als römisch identifizierbar. Bei sechs Skelettgräbern gelang es nicht, sie zeitlich einzuordnen, da sie entweder fast vollständig vergangen oder aber beigabenlos waren. Die Mehrzahl der römischen Brandgräber blieb beigabenlos. Mit 20 sicheren Exemplaren sind die Brandgrubengräber am häufigsten vertreten, sie sind aber am spärlichsten mit Beigaben ausgestattet. Meistens enthielten sie nur einige ver-
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Xanten, Hühnerstraße. Römisches Brandschüttungsgrab.
brannte Scherben, Stücke aus Terra sigillata (auch mit Stempel) und zerschmolzene Bronzeteile als primäre Beigaben sowie Ollämpchen als unverbrannte sog. sekundäre Beigaben. Die zweithäufigste Grabform waren 13 Urna-Gräber (vgl. oben S. 120). Eines der Gräber enthielt als Behälter ein Keramikgefäß mit herzförmigem Profil, das etwa um 300 n. Chr. zu datieren ist. Bei den übrigen Urna-Gräbern mag es sich wahrscheinlich um Leder- oder Stoffbehälter gehandelt haben. Auch die Gräber dieser Bestattungsform waren meist recht spärlich mit Beigaben ausgestattet. Sieben waren beigabenlos und nur zwei enthielten einige Scherben. Zur Gruppe der Brandschüttungsgräber gehören drei Bestattungen. Sie repräsentieren die reichsten Gräber dieses Gräberfeldes und enthielten sowohl primäre als auch bis zu zehn sekundäre Beigaben (Abb. 64). Bei allen drei Bestattungen war der Leichenbrand in einem Holzkästchen deponiert worden, das sich anhand der Verfärbung des vergangenen Holzes und der Lage der Eisennägel exakt nachweisen ließ. Die 33 Körperbestattungen waren einheitlicher gestaltet. Im einzelnen handelte es sich um Erdgruben mit rechteckigem Grundriß und mit einer grau-mittelbraunen bis dunkelbraunen Verfärbung nebst zahlreichen Ortsteinbildungen, die zwischen 0,80 m und 1,50 m in den Dünensand eingetieft waren. Darm war der Tote 125
in einem Holzsarg oder auf einem Totenbrett beigesetzt worden. Bei 13 Gräbern fand sich eine unterschiedliche Anzahl von Eisennägeln. Eine bestimmte Lage dieser Nägel war aber nicht festzustellen. Lediglich bei zwei Gräbern fanden sich keine Eisennägel. Zwei reich ausgestattete Gräber enthielten keine Skelettfragmente, aber die Art der Beigaben (Miniaturgefäße) und die Größe der Grabgrube legen die Vermutung nahe, daß hier Kinder bestattet wurden. In einem dritten Grab fand sich das gut erhaltene Skelett eines Kindes, das ursprünglich wohl in einem Sarg bestattet worden war (Abb. 65). Einige Gräber enthielten mehrere Skelette bzw. Schädel oder Schädelfragmente. In mindestens zwei Gräbern konnten außer menschlichen auch tierische Skeletteile (Pferd) festgestellt werden. Die Bestatteten waren vorwiegend nach Nordost-Südwest ausgerichtet, mit Kopf im Nordosten. Bis auf eine Bauch- und eine Seitenlage waren alle Bestattungen in Rückenlage ausgeführt worden. In der Grabausstattung gab es große Unterschiede. Die umfangreicher ausgestatteten Gräber besaßen zwischen acht und zwölf Tongefäße, in der Regel Eßgeschirrteile, dazu verschiedene Formen von Glasgefäßen, Bronzemünzen, Glasperlen, Spruchbecher mit der Aufschrift DISCE und FELIX, aber auch einen Bronzearmreif, ein Bronzekästchen, eine Bronzepinzette und eine Eisenschere sowie ein Inschriftsteinfragment. Aufgrund der Beigaben gehören die Brandgräber dem 2. und 3. Jahrhundert, die Skelettgräber dem 3. und 4. Jahrhundert an. Zwischen den römischen Bestattungen fanden sich sechs römische Gruben sowie eine umfangreiche Grube, die sich im weiteren Verlauf als römischer Brunnen erwies. Die Gruben waren oval oder (in zwei Fällen) kreisförmig, l —1,5 m tief bei einem Durchmesser von 1,5 — 2,5 m. Die Wände der Gruben verjüngten sich nach unten stark. Nur eine Grube besaß senkrechte Wände, einen flachen Boden und griff störend in eine andere römische Grube ein. Verfüllt waren die Gruben mit graubraunem, humos-sandigem Lehm, der von leicht verziegelten Lehmbrokken durchsetzt war. In der Füllung befanden sich außerdem zahlreiche Keramikbruchstücke, einige Eisennägel und Eisenteile, Schieferplattenfragmente sowie Tierknochen. In der Südwestecke der Baugrube wurde im Profil ein vermutlich römischer Brunnen angeschnitten. Leider war es aus Sicherheits- und bautechnischen Gründen nicht möglich, das Innere des Brunnens, der aus vermörtelter Grauwacke, durchsetzt mit einigen Tuffsteinen, errichtet worden war, zu bergen. In der zur Abtiefung des Brunnens ausgehobenen Grube mit einem Durchmesser von ca. 8,50 m fanden sich unter anderem Terra sigillata, römische Grob- und Feinkeramikfragmente, Tierknochen, Glasbruchstücke, Eisennägel und Bronzefragmente. Die Sohle des Brunnens wurde während der Bauausschachtung nicht erreicht. Keine Hinweise erbrachte die Grabung auf eine Nutzung des Geländes zu Siedlungs- oder Bestattungszwecken in fränkischer Zeit. Die frühesten nachrömischen Funde sind einige Reliefbandamphorenscherben aus dem 11. Jahrhundert. 126
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Xanten, Hühnerstraße. Römische Kinderbestattung.
Eine große Fülle an Funden erbrachten zwei spätmittelalterliche Brunnen. Zwei weitere mittelalterliche Brunnen konnten bislang nur teilweise ausgenommen werden. Sie wurden in den errichteten Gebäudekomplex integriert und sollen zukünftig der Nachwelt erhalten bleiben. Die aus Feldbrandziegeln gemauerten Brunnen mit einem Durchmesser von 0,80 — 0,90 m lichter Weite enthielten Reliefbandamphorenfragmente, Scherben aus graublauer Ware, Siegburger Keramik und Steinzeug aus dem 11. bzw. 16. bis 17. Jahrhundert.
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Die Grabungen in Krefeld-Gellep 1981/82 von Renate Pirling
In Krefeld-Gellep erforderten der fortschreitende Hafenausbau und damit verbundene Industrieerweiterungen auch 1981/82 umfangreiche Grabungen durch das Museum Burg Linn. Betroffen waren vor allem nördlich und westlich an den Kastellbereich anschließende Flächen. Im einzelnen wurden dabei sehr verschiedenartige Befunde beobachtet. Zunächst gelang es, einen nur wenig gestörten Teil des schon 1936 durch A. Steeger festgestellten eisenzeitlichen Grabhügelfeldes im Westen des Kastellhügels freizulegen. Unter mittelalterlichem und neuzeitlichem Plaggenauftragsboden hatten sich sowohl Spuren von sieben Grabeinhegungen (sechs Kreisgräben und eine Langgrabenanlage) als auch Reste der Hügelschüttungen erhalten. Die Formen der meist mit einer Deckschale ausgestatteten Urnen weisen überwiegend in einen jüngeren Abschnitt der älteren Eisenzeit. Im gleichen Gelände sowie weiter nordöstlich fanden sich auch zahlreiche frührömische Gräber, teilweise sogar als 'Nachbestattungen' in den eisenzeitlichen Hügelschüttungen. Bislang deutet jedoch nichts auf eine ungebrochene Kontinuität in der Grablege. Die ältesten Gräber stammen vielmehr — insbesondere den Fibeln nach zu urteilen — aus augusteischer Zeit. An Grabformen begegnen Brandgruben- und Brandschüttungsgräber, aber auch mehrere große Brandflächengräber und Busta. Bereits A. Oxe hatte 1898 aus diesem Bereich am nördlichen Ausgang des Dorfes Gellep augusteische Gräber gemeldet. Vermutlich handelt es sich hier um das Gräberfeld der in den Jahren 1971—77 nördlich des Dorfes untersuchten Siedlung, die im Bataverkrieg zugrunde gegangen zu sein scheint. Darüber hinaus wurden wiederum zahlreiche Gräber aus der Zeit des bald nach dem Bataveraufstand (70 n. Chr.) errichteten Kastells gefunden. Hauptsächlich lagen diese Gräber an einer breiten Straße, die in südöstlicher bzw. nordwestlicher Richtung am Fuße des Kastellhügels entlang führte und von der in der Grabungsfläche eine kleinere Kiesstraße hangaufwärts in Richtung auf das Kastell 128
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Krefeld-Gellep. Gefallene aus der Zeit der Frankeneinbrüche 257—260 n. Chr.
abzweigte. Die meisten Gräber lagen an der Westseite der Straße und bildeten hier mehrfach dicht gedrängte Gruppen, so daß ursprünglich oberirdische Einhegungen vorhanden gewesen sein dürften. In einem Falle ließen sich Reste eines Gräbchens und ein straßenseitiger Zugang nachweisen. Es handelt sich sowohl um Brand- als auch um Körpergräber mit Beigaben vom ausgehenden 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr. Zu den jüngsten Funden zählen Gefäße der bekannten glasierten Gelleper Ware und Rädchensigillata. Bemerkenswert unter den Funden sind u. a. eine als Urne verwandte Tuffsteinkiste, ein Kästchen mit Bronzebeschlägen und kompliziertem Schloß sowie ein silberner Armreif. Aus einer anderen Grabungsfläche ist der Fund eines eisernen Hammers (als Grabbeigabe) sowie eines kleinen affenförmigen Terrakotta-Gefäßes hervorzuheben. Im Anschluß an die Grabungsflächen der Jahre 1969/70 wurden wiederum zahlreiche flüchtig vorgenommene Bestattungen von Menschen und Pferden aufgedeckt, mutmaßliche Kriegsopfer (Abb. 66). Stratigrafische Beobachtungen sowie einige wenige Beigaben und Beifunde, darunter ein Geldbeutel mit vier Antoni129
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nianen, datieren die kriegerischen Ereignisse in die Zeit um 257/60 n. Chr., die Zeit des ersten großen Frankeneinbruches. Die Gefallenen, darunter allerdings auch eine Gruppe 'Zivilisten' (Frauen und Kinder) lagen meistens einzeln, mehrfach jedoch auch zu mehreren in flüchtig ausgehobenen Gruben, die anscheinend jedesmal unmittelbar dort angelegt worden sind, wo man die Toten gefunden hat. Nur wenige — vielleicht Offiziere — waren in Särgen bestattet. Stratigrafische Überlagerungen deuten ferner darauf hin, daß es sich nicht um eine einzige Schlacht, sondern vielmehr um mehrmalige Kämpfe, wahrscheinlich im Rahmen einer längeren Belagerung des Kastells gehandelt hat. In der Innenfläche des Kastells wurde 1981/82 nicht gegraben. Jedoch wurden die Befestigungsgräben an zwei Stellen geschnitten. Dabei wurde die offenbar vom 1. bis zum 4. Jahrhundert in ihrer Lage kaum veränderte südwestliche Kastellecke erfaßt und u. a. festgestellt, daß im 3. und 4. Jahrhundert vor der Westseite des Kastells ein zweiter zusätzlicher Graben bestanden hat. Auch in den übrigen Grabungsflächen wurden vielfach kleinere Spitzgräben unterschiedlicher Zeitstellung angetroffen. Teilweise scheint es sich dabei um Vorbefestigungen am Rande des Kastellhügels zu handeln, die mit Straßensperren verbunden waren. Schließlich wurden in mehreren Flächen auch Teile des Vicus erschlossen. Am Westhang des Hügels kamen drei brunnenartige Schächte zutage, die nicht bis ins Grundwasser hinabreichten und deren Ansprache als Brunnen deswegen unsicher ist. Sie enthielten u. a. größere Keramikmengen des 2. Jahrhunderts, darunter vielfach auch vollständige Gefäße. Bemerkenswert sind aber vor allem zwei 40 cm lange Eisenscheren mit Bronzegriffen, die auf der Sohle eines Schachtes lagen. Im Bereich der Gefallenengräber wurde ein eingetieftes 6,50 x 13 m messendes Pfostengebäude freigelegt (Abb. 67), dessen kennzeichnender Aufbau — randliche Podien, eine ca. 2,40 m breite, weiter eingetiefte Cella in der Mitte und eine halbrunde Apsis an der Ostseite — auf eine Nutzung als Mithraeum deutet. Allerdings wurden keinerlei Reste von Kultbildern oder Weihesteinen gefunden, lediglich eine größere Anzahl Öllampen und Gefäßreste. Danach scheint das Mithraeum bereits in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts aufgegeben worden zu sein. Ein dritter Befund ergab sich unmittelbar vor dem nördlichen Kastelltor. Hier wurden mehrere Brunnen angeschnitten sowie Spuren einer großen hölzernen Halle, die mit Schiefer eingedeckt war. Vermutlich diente sie als Markthalle. Spätestens in der Mitte des 3. Jahrhunderts wurden alle Gebäude in diesem Bereich niedergelegt und ein freies Kastellvorgelände geschaffen, das erst im Mittelalter wieder bebaut wurde. Freigelegt wurden ein Grubenhaus und ein Speicher des 11. Jahrhunderts.
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Ein römischer Räucherofen in Moers-Asberg, Kr. Wesel von Tilmann Bechert
Im Oktober 1981 führten Mitarbeiter des Niederrheinischen Museums Duisburg, unterstützt von freiwilligen Helfern im ehemaligen Kastelldorf von Asciburgium/ Moers-Asberg, eine zweitägige Notbergung durch. Eine planmäßige Untersuchung konnte nicht stattfinden, weil das Museum erst benachrichtigt wurde, nachdem der Bagger schon begonnen hatte, eine Baugrube für mehrere Reihenhäuser auszuheben; zudem war die Untersuchung durch starken Dauerregen beeinträchtigt. Trotz dieser widrigen Umstände gelangen einige Aufschlüsse, die es wert sind, kurz mitgeteilt zu werden. So erwies sich die Fundstelle — unmittelbar an der römischen Straße gelegen— als sehr fundreich. Mehrere Basissteine mit Zapflöchern, die aus dem Aushub geborgen werden konnten, zeigten an, daß an diesem Platz Fachwerkhäuser gestanden haben (zur Baukonstruktion vgl. Ausgr. im Rheinland 77, 126 Abb. 106 u. ebd. 79, 146 f. Abb. 122). Münzen, Fibeln und andere Bronzen, vor allem aber Terra sigillata und Gebrauchskeramik von der Mitte des 1. Jahrhunderts bis zum Ende des 2. Jahrhunderts machten deutlich, wie intensiv dieser Platz an der römischen Straße besiedelt war. Besonders hervorzuheben sind neben Ziegelstempeln der 30. Legion und der Privatziegelei des M(arcus) V(alerius) S(ano?) ein gläsernes Tintenfäßchen und das Terrakottaköpfchen einer Matronenstatuette (beides in Privatbesitz). Am bemerkenswertesten war die Freilegung eines Räucherofens — gut 2 m lang und 70 cm breit, der dokumentiert und anschließend geborgen werden konnte (Abb. 68). Boden und Wände des Ofens waren aus Ziegelplatten gebaut, deren unterste Lage sich noch in situ befand. Nach Aussage von Mitarbeitern der Baggerfirma waren die Ofenwände, die ursprünglich aus übereinandergeschichteten Ziegelplatten bestanden, bei der Auffindung des Ofens noch in mehreren Lagen vorhanden. Wie sich an einer Stelle der früheren Ofenwand noch nachweisen ließ, hatte man Lehm als Bindemittel verwendet. Neben der gestreckten Form des Ofens war die Holzkohleablagerung kennzeich132
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Holzkohle Ziegel (Lehm als Mörtel benutzt)
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Moers-Asberg, Römischer Räucherofen. Aufsicht und Schnitt. — Maßstab l :20.
nend, die zwischen den Ziegelwänden in einer Breite von 30 cm und noch bis zu einer Höhe von 5 bis 6 cm erhalten war. Räucheröfen, z. T. von wesentlich größerer Länge, sind auch andernorts archäologisch nachgewiesen worden — so in Xanten und in Äugst. Gallien und auch Germanien waren in römischer Zeit berühmt für ihre Schinken und Wurstwaren, und man geht wahrscheinlich nicht fehl, den Asberger Bau an der Römerstraße, zu dem der aufgedeckte Räucherofen gehörte, als Metzgerei zu deuten, der möglicherweise eine Gaststätte direkt an der Straße angeschlossen war. 133
Römische Bauten in Aachen-Süsterfeld von Antoniui Jürgens, Bogdan Figiel und Jozef Franzen
Mitte März 1981 wurden bei routinemäßigen Munitionsräumungsarbeiten im Bereich der geplanten Ringstraße Aachen-West (L 260n) an mehreren Stellen römische Baureste angetroffen und durch H. Schröder sowie Dr. L. Hugot dem RLMB gemeldet. Unsere Untersuchungen, die kurzfristig auch von städtischen Arbeitern (vermittelt durch Herrn Hugot) unterstützt wurden, legten zunächst östlich der Süsterfeldstraße eine römische Badeanlage frei. Tiefreichende Kanalisationsgräben schnitten außerdem im Zuge der L 260n südöstlich der Süsterfeldstraße verstreute Trümmerlagen, westlich jedoch eindeutige Befunde an, die sich im Laufe der weiteren Untersuchungen als römische Straße und Brücke sowie ein großes Wirtschaftsgebäude herausstellten (Abb. 69). Mit der örtlichen Durchführung der Grabung waren kurzfristig B. Bös M.A. und anschließend B. Figiel M.A. und J. Franzen mit einer nach den Erfordernissen wechselnden Grabungsmannschaft betreut. Dem Landesstraßenbauamt Aachen sowie der Stadt und allen beteiligten Baufirmen ist für gute Zusammenarbeit und Rücksichtnahme — oft bis an die Grenze des Möglichen — zu danken. Die Untersuchungen hatten sich nach dem jeweiligen Stand der Gefährdung durch die rasch fortschreitenden Baumaßnahmen zu richten und konzentrierten sich auf drei Bereiche: Nach Erfassung der Badeanlage im ersten Planum mußten wegen höherer Dringlichkeit bis Ende Juli die westlichen Befunde bearbeitet werden (Brücke mit Straße/großes Gebäude). Detailuntersuchungen des Bades schlössen sich im Herbst an und endeten mit der Erdabdeckung dieses Befundes im November 1981. Das weitläufige, ehemals sehr viel stärker reliefierte Gelände hat bis in jüngere und jüngste Perioden (noch nach dem 2. Weltkrieg) durch künstliche Auffüllung des Schurzelter Bachtales sehr starke Veränderungen erfahren. Die einzelnen Fundkomplexe befanden sich in unterschiedlichen Niveaus am Hang des Baches mit jeweils wechselnden Boden- und Wasserführungsverhältnissen. So stand
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69 Aachen-Süsterfeld. Römisches Wirtschaftsgebäude von Westsüdwest.
gerade im Bereich des großen Wirtschaftsgebäudes nach Ausweis dicker Torfschichten ein dauerfeuchter Boden an, der schon in römischer Zeit mit künstlichen Drainagen trockengelegt werden mußte. Der Schurzelter Bach war damals relativ schmal, seine Hänge liefen jedoch weit aus. Die römische Straße verlief etwa in Hangmitte auf trockenem Niveau. Die Badeanlage lag auf einer flachen Kuppe in nochmals höherem Gelände. Die unterschiedliche Lage bewirkte verschiedene Erhaltungsgrade der Befunde. Organische Reste und Holzkonstruktionen waren z. B. an Brücke und Gebäude im feuchten Milieu des unteren Bachtales unter dicken Deckschichten ausgezeichnet erhalten, während die Mauerzüge der Badeanlage auf der Kuppe unmittelbar unter der Pflugsohle lagen und durch moderne Beackerung laufend weiter reduziert wurden. Straße und Brücke Die römische Straße, die von Aquae Granni/Aachen nach Coriovallum/Heerlen führte, wurde im unteren Grabenprofil des großen Sammelkanals erfaßt 135
(Abb. 70). Sie bestand aus starken Steinpackungen und Schotterlagen, welche mehrfach bis in jüngere Zeit aufgehöht worden sind. Im untersuchten Bereich hatte sie den nach Nordosten fließenden Schurzelter Bach zu überqueren, wozu eine massive hölzerne Brücke errichtet worden war. Ihre Holzkonstruktion war ausgezeichnet konserviert, leider jedoch durch den Bagger bereits in wichtigen Partien zerstört. Die Reste in beiden Kanalwänden erlaubten trotzdem sichere Befundaufnahmen sowie eine weitgehend verläßliche Rekonstruktion. Nach geologischen Erkenntnissen sowie Indizien, die sich aus dem durchgehenden Grabenprofil in Verbindung mit den östlich gelegenen ausgedehnten Bauten ergaben, sind die Brücke und das unterste Straßenniveau älter als die früheste Phase der Gebäudeanlage. Kleinfunde sprechen ebenfalls für eine Entstehungszeit der Brücke wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Da die Straßenoberfläche regelmäßig mit Hangmaterial zugeschwemmt wurde, hielt man sie offenbar durch mehrfaches Überschütten mit Kies bis in die jüngere Zeit befahrbar. Dabei stieg ihr Niveau erheblich an und sie verlagerte sich deutlich um einige Meter aus der alten Straßenachse nach Nordosten (in Fließrichtung des Baches).
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Aachen-Süsterfeld. Kanalgraben mit Profil der römischen Straße (rechts) und Brücke (links).
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Aachen-Süsterfeld. Römisches Wirtschaftsgebäude von Ostnordost.
Gebäudekomplex Östlich von Straße und Brücke wurde wohl schon im 1. Jahrhundert ein ca. 300 m 2 großes Gebäude aus Kalkstein errichtet. Die Deutung dieser frühen Anlage ausschließlich als Wirtschaftsgebäude ist nicht gesichert. Der Bau könnte auch als schlichte Villa des sogenannten basilikalen Typs mit Innengliederung durch eine zentrale Halle sowie Wohnräume an den Seiten interpretiert werden. Holzpfostenspuren an verschiedenen Stellen lassen sich noch vor die älteste Steinbauphase datieren. Ein System war allerdings nicht erkennbar bzw. aufgrund der allgemeinen Grabungssituation nicht flächig zu erschließen. Dennoch ist es nicht unwahrscheinlich, daß der ersten Steinbauphase ein rechteckiger Holzbau vorausging, der etwa mit einer frühen Anlage der Villa von Vlengendaal (Holland) verglichen werden könnte. Die zweite Phase ist durch Wiederaufbau und Erweiterung gekennzeichnet. Dabei wurden die alten Mauern mit nur leichten Verschiebungen als Fundamente 137
benutzt. Nur im Nordosten reicht das neue Gebäude deutlich über die alte Begrenzung hinaus. Für die zweite Phase ist die Interpretation der Gesamtanlage als Wirtschaftsgebäude einer Villa gesichert. Dieser Komplex war ca. 26 m lang und 14,5 m breit (Abb. 71). Die Tieferlegung des Planums machte deutlich, daß die Grundanlage des ersten Steingebäudes in der zweiten Ausbauphase zumindest im südwestlichen und mittleren Bereich weitgehend beibehalten wurde. Der Nordostteil des Gebäudes hat nach (bzw. in einem späteren Stadium) der zweiten Aufbauphase noch zusätzliche Einbauten erfahren. Hier liegt mit Front zum Innenhof eine etwa 8 m breite und 5 m tiefe Anlage, deren Außenmauern besonders massiv angelegt sind und zu den Mauern des umgebenden Gebäudes jeweils 2,3 m Abstand halten. Eine 30 cm starke Mauer teilt den eingeschobenen Bau in zwei unterschiedlich große Hypokaustanlagen, die wiederum durch schmale Mäuerchen in jeweils drei kleinräumige, an der Rückwand (Nordostseite) untereinander verbundene Kammern gegliedert sind (Abb. 71 Mitte). Vom Hof her konnten diese Anlagen durch zwei fast identische Praefurnien beheizt werden. Böden und Flanken der vorkragenden, knapp unter dem Hofniveau liegenden Schürkanäle bestanden aus kräftigen plattigen Sandsteinblöcken. Der Vorplatz der Anlage war mit flachen Kalksteinen gepflastert. Bauweise und Niveau sprechen gegen eine Nutzung als Wohnraumheizung o. ä. Vielmehr ist anzunehmen, daß hier die Unterkonstruktion einer Darranlage angetroffen wurde, die durch ihr zweiteiliges Heizsystem gestattete, die Getreidetrocknung im umschichtigen Betrieb mit variablen Temperaturen auf einer gegen das offene Feuer geschützten Bühne vorzunehmen. Sollte die Deutung als Darranlage zutreffen, so läge in Süsterfeld der erste derartige Befund für den Aachener Raum vor. Begrenzte Untersuchungen an den Außenseiten des großen Wirtschaftsgebäudes ergaben Hinweise für portikusartige Vorbauten sowohl im Südwesten (Eingangsbereich) als auch an der Nordwestseite. Außerdem konnten hier Spuren eines gepflasterten Vorplatzes erfaßt, jedoch wegen der allgemeinen Situation und laufendem Straßenbau nicht weiter verfolgt werden. Sicher führte von hier aus der Verbindungsweg zur nahen Straße Aachen—Heerlen. Im südöstlichen Innenraum des Gebäudes wurden Reste eines von Westen (Innenhof) nach Osten führenden gedeckten Drainagekanals angetroffen. Er lief hart nördlich an der Ostecke durch das Fundament des ersten Steinbaues in Richtung Bach, wurde jedoch von der Baugrube der weiterreichenden Südwestwand des jüngeren Gebäudes zerstört und war in dieser Phase funktionslos (Abb. 72). Bemerkenswert ist in diesem Bereich auch ein mächtiger Eichenpfahl, welcher an der Ostecke des ersten Steinbaues tief in den Bachhang gerammt war. Im übrigen war die Ostecke des Gebäudekomplexes am stärksten Hochfluten des Baches ausgesetzt und entsprechend stärker beschädigt und tiefer abgetragen als die anderen Partien des Baues. 138
Aachen-Süsterfeld. Römisches Wirtschaftsgebäude, Ostecke mit Kanal der ersten Steinbaupha
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Badeanlage Wie oben bereits erwähnt, ist das ca. 8 m nordöstlich des Wirtschaftsgebäudes gelegene Badehaus lediglich in den untersten Lagen erhalten (Abb. 73). Rekonstruktionen und Funktionsdeutungen der einzelnen Räume samt Ein- und Umbauten bzw. späteren Ergänzungen sind jedoch mit einigen Vorbehalten möglich. Das von SSO nach NNW ausgerichtete Badehaus war in der Endphase knapp 20 m lang und 5 m (bzw. mit Einbeziehung der vorkragenden Bauteile 7 m) breit. Die Grundanlage zeigte drei Räume, von denen zwei hypokaustiert waren. Zwischen diesen etwa 3,3 x 5,5 m (im Süden) und 3,3 x 4,0 m (im Norden) messenden Räumen lag ein etwa quadratischer Gebäudeteil ohne Fußbodenheizung, dem sich im Westen in gleicher Breite (ca. 3,3 m) die im Grundriß halbkreisförmige, apsisartig nach außen gebaute Kaltwasserwanne (Frigidarium) anschloß. In gleicher Weise war dem südlichen Raum ein rechteckiger, hypokaustierter Anbau von etwa 2,0 m lichter Weite vorgebaut, der wohl das Lauwasserbad (Tepidarium) enthielt. Das Warm- oder Heißwasserbad (Caldarium) lag im Süden des großen hypokaustierten Raumes. Hier sind auch Reste der Praefurnien nachgewiesen, welche für die Beheizung nötig waren. Soweit aus den unteren Befunden erschließbar ist, haben sie einige Umbauten und Verlagerungen erfahren. Zumindest kann angenommen werden, daß der Arbeitsraum für den Heizer anfangs nicht als Steinbau aufgeführt war. Die z. T. weniger sorgfältig als im Kernbau und leicht schiefwinkelig gesetzten Mauern dieses südlichsten Raumes überschneiden bzw. zerstören nämlich einen Kanal, der nach Süden bzw. Südosten in der frühen Phase als Abfluß des Laubades diente. Hypokaustpfeiler waren (bis auf wenige Ziegelplatten) nicht erhalten. Sie wurden offenbar schon früh systematisch ausgebrochen. Die Pfeilerstellungen ließen sich jedoch gut anhand der Abdrücke im Estrich der Unterbauten nachweisen. Ebenso wie das Material der Pfeiler waren auch die Ziegelplatten vom Boden und den Wandungen des Kaltwasserbeckens (bis auf Reste in den Ecken) ausgebrochen worden. Aus dem Kaltwasserbecken führte als Abfluß ein Bleirohr in Ziegel- und Mörtelpackung durch die Wandung nach Süden zu einer offenen Rinne aus tegulae. Das Praefurnium des nördlichen beheizbaren Raumes, der evtl. als Warmluftkammer (Sudatorium) gedient hat, lag an der Ostseite. Der zentrale Raum (ohne Bodenheizung) mag als Auskleideraum (Apodyterium) fungiert haben. Das Schwitzbad (Laconicum) ist evtl. im nördlichen Teil des großen hypokaustierten Raumes anzunehmen. Sichere Zuweisungen sind jedoch in einigen Punkten problematisch, da das allgemeine Fußbodenniveau um etwa 70 cm unterschritten ist. So kann man nicht ausschließen, daß das Apodyterium in einem östlich zu suchenden hölzernen Vorbau lag. Hier könnte sich u. U. auch ein kleiner Gymnastikhof (Palaestra) befunden haben. Die begrenzte Untersuchungsfläche ließ jedoch vorerst keine weiteren Schlüsse zu. Insgesamt dürfte die Badeanlage nach
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Aachen-Süsterfeld. Römisches Badegebäude von Süden.
Konstruktionsdetails und Kleinfunden etwa gleichzeitig mit der späteren Steinbauphase des Wirtschaftsgebäudes anstanden und weiter ausgebaut worden sein. Eine Silbermünze des Septimius Severus (193 — 211 n. Chr.) aus der Ziegelrinne belegt, daß die Anlage zu dieser Zeit in Gebrauch war. Die umfänglichen Baggerarbeiten im Zuge des Straßen- und Tunnelbaus ließen nicht zu, alle Befunde gleichermaßen sorgfältig zu dokumentieren. Einige Feststellungen — wie z. B. von Eisenverhüttungsspuren ca. 40 m westlich des Gebäudekomplexes — stützen sich vorwiegend auf Angaben von Baggerfahrern. Im Herbst 1982 führten Beobachtungen durch J. Franzen zur Entdeckung von Mauerstickungen in kleinräumigen Aufschlüssen (Kabelgräben) westlich des Bades. Diese Reste könnten zum Haupthaus der Villa gehören. Zur sicheren Klärung dieser und anderer Fragen wären jedoch gezielte Sondierungen erforderlich. Jedenfalls muß das Baugelände in Süsterfeld weiterhin intensiv überwacht werden, da hier mit höchster Wahrscheinlichkeit noch große Teile eines ausgedehnten, wohl nicht nur landwirtschaftlich orientierten Villenkomplexes bzw. Wirtschaftsbetriebes am Nordwestrand von Aachen im Boden stecken und z. T. akut bedroht sind. 141
Das römische Landgut im 'München Busch' bei Niederzier, Kr. Düren von Wolfgang Gaitzsch und Jakob Hermanns
Die im Jahre 1980 begonnene Ausgrabung eines Gutshofes in der Nähe von Niederzier wurde im Spätsommer 1981 abgeschlossen. In zwei Kampagnen konnte die villa rustica, die unmittelbar an der Abbauseite des Braunkohlentagebaus Hambach I lag, vollständig aufgedeckt werden. Damit ist zum ersten Male die gesamte Anlage eines römischen Landgutes im westlichen Vorland der Provinzhauptstadt Köln dokumentiert. Insgesamt wurden über 2 Hektar Boden archäologisch untersucht. Die villa rustica (Hambach 69) gehört zu den kleineren Höfen, die bisher aus dem Hambacher Forst bekannt sind, und liegt etwa 4 km südlich der römischen Fernstraße nach Bacacum/Bavai. Im flachen Gelände wurde der Hofplatz von einem Umfassungsgraben eingefriedet (Abb. 74). Er bildet ein leicht schiefwinkliges Viereck und umschließt eine bebaute Fläche von einem Hektar. Die Länge des Umfassungsgrabens beträgt im Norden und Süden reichlich 100 m, ein Maß, das ca. 350 römischen Fuß entspricht. Die östliche und westliche Schmalseite messen knapp 90 m (300 röm. Fuß). Das Eingangstor befindet sich im Osten des Hofes und wird durch eine Unterbrechung des Grabenverlaufs markiert. Ein zusätzlicher Eingang kann an anderer Stelle durch eine heute nicht mehr feststellbare Überbrückung des Grabens bestanden haben. So weist ein kleiner Rechteckbau vor der Mitte der Südflanke des Grabens wahrscheinlich auf ein Torhaus hin. Im Inneren des Hofes konnten die Spuren von insgesamt sieben größeren Gebäuden festgestellt werden. Manche von ihnen lassen Um- und Ausbauten erkennen. Die Ausrichtung der Hausfundamente orientierte sich am Verlauf des Umfassungsgrabens, so daß die Längsachsen der Gebäude parallel zu ihm liegen. Gleichzeitig gruppieren sich die Bauten bis auf eine Ausnahme am Rande des umgrenzten Geländes. So entstand in der Mitte des Hofes ein zentraler und freier Platz. Die Planmäßigkeit der Bebauung unserer villa rustica geht neben der Anordnung der Häuser auch aus den Abmessungen des Umfassungsgrabens hervor. Die Werte folgen römischen Maßeinheiten. 142
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Niederzier, römischer Gutshof (Hambach 69). Rekonstruktionsskizze der Gesamtanlage.
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Das nicht sehr große Wohngebäude (ca. 15,00 zu 10,00 m) befindet sich an der Westseite des Hofes und ist in seiner räumlichen Gliederung sehr einfach gehalten. Drei aufeinanderfolgenden quadratischen oder rechteckigen Zimmern ist im Osten ein vierter Raum vorgelagert. An dieser Seite liegt auch die Fassade des Hauses, die durch eine überdachte Säulenreihe hervorgehoben wurde. Unmittelbar neben dem Wohngebäude befand sich wahrscheinlich das Gesindehaus. Seine Fundamente sind nur teilweise erhalten, so daß der Grundriß nicht vollständig erschlossen werden kann. Alle übrigen Bauspuren gehören zu verschiedenartigen Wirtschaftsgebäuden. An der Südseite des Gutshofes wurden drei rechteckige Pfostenbauten errichtet. Sie haben alle den gleichen Abstand zum Umfassungsgraben. Das mittlere der Gebäude (ca. 19,00 zu 7,00 m) zeichnet sich an einer seiner Schmalseiten durch einen U-förmigen Fundamentzug aus Kies und Sand aus. Ähnlich ist das Fundament eines weiteren langgestreckten Pfostenhauses an der Nordseite des Hofes angelegt. Bei den meisten dieser sehr einfachen Holzbauten handelt es sich um Stallanlagen zur Viehhaltung. Die Ausläufe für die Tiere sind wohl unmittelbar an die Ställe angeschlossen gewesen, so wie es die Rekonstruktionszeichnung zeigt (Abb. 74). Im Hofgelände wurden fünf Brunnen entdeckt. Sie besitzen runde oder quadratische Querschnitte. Leider konnte keiner der Brunnen näher untersucht werden. Zur Wasserversorgung des Hofes diente auch ein kleiner "Weiher (ca. 15,00 zu 10,00 m), der vor dem nördlichen der Ställe liegt. Er entstand, weil hier der Lehm zur Errichtung der Gebäude gewonnen wurde. Dem nördlichen Teil des Umfassungsgrabens ist innen ein schmalerer Graben vorgelagert. Er erstreckt sich auf eine Länge von reichlich 20 m und biegt im stumpfen Winkel zur Mitte des Hofes ab. Möglicherweise begrenzte er einen kleinen Gemüse- und Kräutergarten. Neben der Bebauung des römischen Hofes konnten auch die Grabstellen der Bewohner gefunden werden. Sie gruppieren sich überwiegend an der Südseite der villa rustica. Einzelgräber liegen in der Südwestecke und am Eingang. Mehrere Bestattungen überlagern den Umfassungsgraben oder befinden sich im inneren Bereich des Hofes. Der Graben hat also nicht während der gesamten Besiedlungszeit des Landgutes offen gelegen, sondern wurde aus uns unbekannten Gründen zu einem bestimmten Zeitpunkt zugeschüttet. Darauf weist auch eine sehr homogene Einfüllungsschicht hin. Insgesamt können 24 Gräber, darunter vier Körperbestattungen, gezählt werden. Sie spiegeln nur einen kleinen Teil der ursprünglichen Anzahl der Bewohner des Hofes wider. Eine unbestimmte Menge von Grabstellen ist der Bodenerosion zum Opfer gefallen. Auch die Bebauung konnte nur in den untersten Zonen der Fundamente festgestellt werden, so daß stratigrafische Beobachtungen, die für eine genauere Datierung ausschlaggebend wären, nicht vorliegen. Die wenigen Keramikformen liefern nur eine ungefähre Datierung der Belegungszeit des Hofes. So scheint er im 2. Jahrhundert bereits bestanden zu haben und wurde mit unterschiedlicher Intensität bis in das 4. Jahr144
hundert hinein bewirtschaftet. Besondere Erwähnung verdienen in diesem Zusammenhang zwei Sarkophage, die etwa 80 m nördlich des Wohngebäudes entdeckt wurden. In ihnen waren die Besitzer aus der Spätphase der villa rustica bestattet. Die Grabbeigaben belegen einen relativen Wohlstand der Landbevölkerung westlich Kölns. Daß sich mehrere villae rusticae zu weilerartigen Kleinsiedlungen zusammenschlössen, bezeugen die jüngsten Ausgrabungen: In unmittelbarer Nachbarschaft unseres Hofes befinden sich zwei weitere Landgüter, die nur etwa 500 m entfernt liegen. Sie werden gegenwärtig untersucht.
Ein bedeutender Bernsteinfund im Hambacher Forst von Wolfgang Gaitzsch
Zu den schönsten und wertvollsten Fundstücken, die bisher im Hambacher Forst ausgegraben wurden, gehört ein römisches Bernsteinkollier (Abb. 75 und 76). Es lag als Grabbeigabe in einem Sarkophag, der etwa 80 m nördlich der im vorausgehenden Beitrag vorgestellten villa rustica entdeckt wurde. Der Bernsteinschmuck ist vollständig erhalten und besteht aus zwei Teilen. Insgesamt können 183 Einzelstücke gezählt werden. Das Gesamtgewicht der Schmuckgarnitur beträgt 311,15 g (etwa ein röm. Pfund). Das Kollier wird von 165 tropfenförmigen Bernsteinperlen (Abb. 75) und einem vierteiligen Anhänger (Abb. 76) gebildet. Die honiggelben Perlen weisen Abmessungen von 2,5 bis 1,0 cm auf und haben einen runden bis ovalen Querschnitt. Ihre Enden sind quer durchbohrt, so daß eine wechselweise Ausrichtung der Perlen erfolgt (Abb. 75). In die Halskette eingebunden war ein größerer Anhänger mit zwei Weinblättern (Abb. 76). Die Vorder- und Rückseiten der etwa 5 cm langen flachen Blätter, die ebenfalls aus Bernstein bestehen, sind leicht reliefiert; zusätzlich wurden die Blattadern eingeritzt. Die einzelnen Blattlappen hat der Künstler mit jeweils vier Durchbrechungen angedeutet. Beide Blätter hingen an einem rhombischen Verteiler, der dreifach durchbohrt ist. Da die Beigaben bei der Ausgrabung nicht in situ angetroffen wurden, ist die originale Anordnung des Schmuckensembles nicht gesichert. Die Verbindung des 145
75
Niederzier, römischer Gutshof. Bernsteinkette aus einem Sarkophag.
Anhängers zur Kette wurde wohl mittels einer konischen Hülse hergestellt. Das Stück ist 4,8 cm lang und besitzt zwei unterschiedlich große Bohrungen. Der römische Schriftsteller Plinius d. Ä. überliefert, daß Bernsteinketten als Frauenschmuck, aber auch zur Abwehr von Halskrankheiten getragen wurden. In unserem Falle bekommt das Kollier durch die beiden Weinblätter einen zusätzlichen Akzent. Norditalische Bernsteinanhänger belegen ähnliche Weinblattformen, auf deren Rückseiten dionysische Motive dargestellt sind. Der Kult des Weingottes Dionysos kann daher auch mit unserer Bernsteinkette in Verbindung gebracht werden. Schriftlich belegt ist außerdem, daß sich Bernstein in der antiken Welt einer außergewöhnlichen Wertschätzung erfreute, wie sie kaum einem anderen Material entgegengebracht wurde. 146
76
Niederzier, römischer Gutshof. Bernsteinanhänger aus einem Sarkophag.
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77
Niederzier, römischer Gutshof. Stab aus Bernsteinperlen aus einem Sarkophag.
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In der Nähe der linken Hand der Toten fand sich ein Perlenstab aus 14 Teilen (Abb. 77). Vier größere spindelförmige Bernsteinglieder sind mit Spiralwindungen verziert. Die etwa 3 cm langen Hülsen wurden mit kleineren Perlen und zwei knopfförmigen Scheiben zu einem Stab verbunden. Den oberen Abschluß bildet ein schalenförmiger Aufsatz, der mit vier konzentrischen Kreisen geschmückt ist. Der Stab besitzt eine Länge von 17,8 cm. Gelegentlich werden diese Bernsteinstäbe, die auch von anderen Fundplätzen bekannt sind, als Spinnrocken (Kunkel) bezeichnet. Eine Ansprache als Symbolstab liegt indes näher, da keine gesicherten funktionalen Bezüge herzustellen sind. Über die Herkunft des wertvollen Bernsteinschmucks können gegenwärtig nur Vermutungen angestellt werden. Eine Verbindung mit den in Köln angenommenen Werkstätten ist denkbar. Formale und inhaltliche Bezüge weisen aber auch nach Aquileia, dem zentralen Umschlagplatz römischer Bernsteinarbeiten.
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Römischer Werkplatz und Gutshof südlich der antiken Straße nach Jülich von Wolfgang Gaitzscb und Brigitte Koch
Das westliche Vorland von Köln wurde wesentlich durch die römische Fernstraße nach Jülich/Iuliacum und Tongeren/Atuatuca erschlossen. Wie mehrere Sondierungen und Ausgrabungen der letzten Jahre zeigen konnten, lagen beidseits der antiken Straßenführung, die mit der der heutigen Bundesstraße 55 identisch ist, zahlreiche römische Gutshöfe. Ein größeres Landgut (Hambach 382) wurde im Zuge der Untersuchung einer spädatenezeitlichen Befestigungsanlage im Jahre 1981 entdeckt. Die villa rustica liegt etwa 1500 m südlich der Römerstraße am Turmweg, der vor Beginn des Braunkohlenabbaues nach Hambach führte. Der Hofplatz, der unmittelbar an die keltische Siedlung angrenzt, wurde von einem einfachen Graben umschlossen. Das eingefriedete Gelände nimmt eine Fläche von über zwei Hektar ein. Der im Querschnitt etwa halbrunde Umfassungsgraben konnte über längere Strecken im Süden und Osten des antiken Hofes verfolgt werden. Strekkenweise ist dem Hauptgraben ein kleinerer Graben vorgelagert. Möglicherweise kennzeichnet er den Verlauf eines ehemaligen Zaunes oder einer Hecke. Die westliche Begrenzung des Areals wird durch ein kürzeres Grabenstück und ein kleines Gräberfeld markiert. Zwei weitere einzelne Brandgräber liegen an der Südostecke des Hofes. Der nördliche Abschluß des in mehrfacher Hinsicht interessanten Siedlungsplatzes kann erst in den nächsten Jahren untersucht werden, da das angrenzende Gelände bewaldet ist. Bisher wurden die Fundamente von drei großen Bauten, darunter das Wohngebäude, festgestellt. Gruppierungen von zahlreichen Pfostengruben lassen zusätzlich mehrere einfachere Holzbauten erschließen. Die Grundrisse von mindestens drei Wirtschaftsgebäuden sind nachweisbar. Das Wohnhaus liegt in der Südwestecke des Platzes und ist mit seiner Fassade nach Osten orientiert. Es handelt sich um einen rechteckigen Bau (16,50 zu 18,50 m), hinter dessen Langseiten sich schmale korridorartige Räume befinden. An ihren Enden wurden kleinere quadratische Zimmer abgetrennt. Im Zentrum
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des Hauses liegt ein großer rechteckiger Raum, an dessen Nordseite ein schmales Zimmer abgeteilt ist. Ein sehr langgestreckter Steinbau (ca. 22,0 zu 7,0 m) — möglicherweise die Scheune des Hofes — grenzt an den Ostgraben der villa rustica an. Der westliche Abschluß dieses dreifach unterteilten Gebäudes liegt unter dem Turmweg und konnte noch nicht ausgegraben werden. Die beiden Häuser mit Steinfundamenten nehmen in ihrer Lage Bezug zum Verlauf des Umfassungsgrabens. So liegt das Wohngebäude beispielsweise genau im Winkel der Südwestecke. Zwischen Wirtschaftsbau und Wohnhaus liegt ein kleiner Weiher (ca. 20 zu 28 m), der als Viehtränke für das Kleinvieh gedient haben dürfte. Ursprünglich wurde hier das Baumaterial für die Errichtung der Häuser gewonnen. Vor dem Hauptgebäude befinden sich drei Brunnen, die die Wasserversorgung des Hofes sicherten. Ein weiterer Brunnen liegt nordwestlich vom Wohngebäude. Drei dieser im Querschnitt runden oder quadratischen Brunnen konnten vollständig untersucht werden. Sie besaßen eine beachtliche Tiefe von über 14m unter dem heutigen Bodenniveau. Einer der hölzernen Brunnenkästen hat sich im feuchten Untergrund erhalten und gibt Aufschluß über die Konstruktionsweise römischer Brunnen (Abb. 78). Gleichzeitig boten die organischen Reste aus diesem Brunnenschacht interessante Hinweise auf die römerzeitliche Vegetation im Hofgelände. K.-H. Knörzer konnte zahlreiche Kultur- und Nutzpflanzen sowie eine große Anzahl an Unkräutern bestimmen. Besondere Bedeutung gewinnt die villa rustica durch den archäologischen Nachweis von Glasverarbeitung. Sie wurde neben der Landwirtschaft betrieben. Vor dem Westgraben des Hofes liegt ein ausgedehnter Werkplatz mit mehreren Glasöfen. Eine ganze Gruppe von solchen Öfen ist zu einer gemeinsamen Arbeitsgrube hin orientiert. In ihr fanden sich farbige Glasbruchstücke, darunter dünne Fadenauflagen und entfärbte Glasbrocken. Auch die Reste eines dickwandigen Schmelzgefäßes mit hellgrünem Rohglas wurden geborgen. Die chemische Analyse einiger Glasproben ergab unter anderem, daß das Glas bei Temperaturen von 678 °C verarbeitet wurde. Im Bereich der Glasöfen liegt ein weiterer Steinbau, der in seinen Fundamenten nicht vollständig erhalten ist. Möglicherweise stand das Gebäude im Zusammenhang mit der Glasprodukdon. Weitere Zeugnisse für Glasverhüttung in römischer Zeit gibt es auch in anderen Teilen des Hambacher Forstes. Allerdings stehen diese Befunde nicht immer in so eindeutiger Verbindung zu einer villa rustica wie in unserem Falle. So kann man davon ausgehen, daß die Landbevölkerung neben dem Eigenbedarf auch für andere Abnehmer Glas produzierte. Die große Qualität solcher Gläser kommt auch in den wertvollen Grabbeigaben zum Ausdruck, die gleichzeitig einen relativen Wohlstand der ländlichen Bevölkerung dokumentieren. Auf das kleine Gräberfeld der villa rustica wurde bereits hingewiesen. Es liegt am Westrand des Hofes. Neben mehr als zehn Brandgräbern sind besonders zwei spätrömische Körperbestattungen hervorzuheben. Sie lagen in gleicher Orientierung. Außer TS150
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Niederzier, römischer Gutshof (Hambach 382). Rekonstruktionsskizze eines hölzernen Brunnenkastens.
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Niederzier, römischer Gutshof (Hambach 382). Glasgefäß von einer spätantiken Körperbestattung.
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Niederzier, römischer Gutshof (Hambach 382). Glasgefäß von einer spätantiken Körperbestattung.
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Niederzier, römischer Gutshof (Hambach 382). Glasgefäße von einer spätantiken Körperbestattung.
Geschirr wurden den Toten mehrere Glasgefäße und Schmuck in Form von gläsernen Armreifen mitgegeben (Abb. 79 — 81). Der Besiedlungszeitraum des Hofes kann anhand der aufgefundenen Keramikformen vom 2. bis in das 4. Jahrhundert datiert werden. Die beiden reichen Körpergräber liefern den spätesten Horizont, der möglicherweise bis an den Beginn des 5. Jahrhunderts reicht. Aufmerksamkeit verdient die Frage nach dem Verhältnis zwischen keltischer und römischer Siedlung. Die römischen Grabstellen tangieren und überlagern zum Teil den latenezeitlichen Befestigungsgraben. Leider sind die Fundstücke des 1. Jahrhunderts so wenige, daß der genaue Besiedlungsablauf noch nicht mit Sicherheit nachzuvollziehen ist. Die villa rustica scheint erst im 2. Jahrhundert n. Chr. ausgebaut worden zu sein und orientierte sich in ihrer Lage an der vorausgehenden Siedlung.
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Der römische Gutshof von Rheinbach-Flerzheim, Rhein-Sieg-Kreis von Michael Gechter und Jürgen Kunow
Seit 1979 wurden in jährlichen Kampagnen die Ausgrabungen im Bereich des bekannten römischen Gutshofes von Rheinbach-Flerzheim fortgeführt. Bislang sind etwa zwei Drittel der Fläche, die die villa rustica einnahm, untersucht worden. Es sind dies der gesamte östliche Flügel der Nebengebäude sowie das Hauptgebäude in der Mitte (Abb. 82). Unausgegraben ist bislang der westliche Flügel der Nebengebäude. In den Jahren 1979/80 konnten die Nebengebäude des östlichen Flügels untersucht werden. Neben einem Räucherhaus sowie einer Scheune kamen noch Reste zweier Steingebäude unbekannter Funktion sowie eine Eisenverhüttungsanlage zum Vorschein. Diese bestand aus mehreren Schmelzöfen, die in einem wohl seitlich offenen Holzbau des 4. Jahrhunderts aufgestellt waren. Dazu wurden ein Brunnen aus dem 2./3. Jahrhundert und eine Zisterne des 4. Jahrhunderts gefunden. 1981 wurde das Hauptgebäude ergraben, das man dem einfachen 'Zweieckrisalit'-Typ zuordnen kann. Seine Grundfläche betrug 37 x 20 m. Zwischen den nach Süden vorspringenden Eckrisaliten liegt eine Portikus, dahinter eine große Halle. Diese wird westlich und östlich von je einer Kammerreihe begrenzt. Vor der Portikus fand sich im Haupteingangsbereich der Villa ein rechteckiges Wasserbassin (Abb. 83). Anfang des 3. Jahrhunderts wurde das Gebäude durch einen Anbau nach Norden hin erweitert. Nur in diesem Anbau fanden sich Reste einer Fußbodenheizung. Es scheint so, als habe das Gebäude, das Mitte des 2. Jahrhunderts erbaut wurde, nur im 2. Jahrhundert als Hauptgebäude des Hofes gedient, obwohl es nachweislich bis in das 4. Jahrhundert bewohnt wurde. Hierfür spricht, daß keine größeren Umbauten vorgenommen wurden und daß ein gewisser Wohnkomfort (Heizung, Wandmalerei) fehlt. Südlich dieses Baus stecken noch Mauern eines großen Gebäudes im Boden. Möglicherweise war dies das Hauptgebäude des 3. und 154
yv,
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Niederzier, römischer Gutshof (Hambach 382). Glasgefäße von einer spätantiken Körperbestattung.
Geschirr wurden den Toten mehrere Glasgefäße und Schmuck in Form von gläsernen Armreifen mitgegeben (Abb. 79 — 81). Der Besiedlungszeitraum des Hofes kann anhand der aufgefundenen Keramikformen vom 2. bis in das 4. Jahrhundert datiert werden. Die beiden reichen Körpergräber liefern den spätesten Horizont, der möglicherweise bis an den Beginn des 5. Jahrhunderts reicht. Aufmerksamkeit verdient die Frage nach dem Verhältnis zwischen keltischer und römischer Siedlung. Die römischen Grabstellen tangieren und überlagern zum Teil den latenezeitlichen Befestigungsgraben. Leider sind die Fundstücke des 1. Jahrhunderts so wenige, daß der genaue Besiedlungsablauf noch nicht mit Sicherheit nachzuvollziehen ist. Die villa rustica scheint erst im 2. Jahrhundert n. Chr. ausgebaut worden zu sein und orientierte sich in ihrer Lage an der vorausgehenden Siedlung.
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Der römische Gutshof von Rheinbach-Flerzheim, Rhein-Sieg-Kreis •von Michael Gechter und Jürgen Kunow
Seit 1979 wurden in jährlichen Kampagnen die Ausgrabungen im Bereich des bekannten römischen Gutshofes von Rheinbach-Flerzheim fortgeführt. Bislang sind etwa zwei Drittel der Fläche, die die villa rustica einnahm, untersucht worden. Es sind dies der gesamte östliche Flügel der Nebengebäude sowie das Hauptgebäude in der Mitte (Abb. 82). Unausgegraben ist bislang der westliche Flügel der Nebengebäude. In den Jahren 1979/80 konnten die Nebengebäude des östlichen Flügels untersucht werden. Neben einem Räucherhaus sowie einer Scheune kamen noch Reste zweier Steingebäude unbekannter Funktion sowie eine Eisenverhüttungsanlage zum Vorschein. Diese bestand aus mehreren Schmelzöfen, die in einem wohl seitlich offenen Holzbau des 4. Jahrhunderts aufgestellt waren. Dazu wurden ein Brunnen aus dem 2./3. Jahrhundert und eine Zisterne des 4. Jahrhunderts gefunden. 1981 wurde das Hauptgebäude ergraben, das man dem einfachen 'Zweieckrisalit'-Typ zuordnen kann. Seine Grundfläche betrug 37 x 20 m. Zwischen den nach Süden vorspringenden Eckrisaliten liegt eine Portikus, dahinter eine große Halle. Diese wird westlich und östlich von je einer Kammerreihe begrenzt. Vor der Portikus fand sich im Haupteingangsbereich der Villa ein rechteckiges Wasserbassin (Abb. 83). Anfang des 3. Jahrhunderts wurde das Gebäude durch einen Anbau nach Norden hin erweitert. Nur in diesem Anbau fanden sich Reste einer Fußbodenheizung. Es scheint so, als habe das Gebäude, das Mitte des 2. Jahrhunderts erbaut wurde, nur im 2. Jahrhundert als Hauptgebäude des Hofes gedient, obwohl es nachweislich bis in das 4. Jahrhundert bewohnt wurde. Hierfür spricht, daß keine größeren Umbauten vorgenommen wurden und daß ein gewisser Wohnkomfort (Heizung, Wandmalerei) fehlt. Südlich dieses Baus stecken noch Mauern eines großen Gebäudes im Boden. Möglicherweise war dies das Hauptgebäude des 3. und 154
50m
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Rheinbach-Flerzheim, römischer Gutshof. Gesamtplan. — Maßstab 1:1000.
Rheinbach-Flerzhe.m, römischer Gutshof. Wasserbassin vor der Portikus des Hauptgebäudes
84 156
Rheinbach-Flerzheim, römischer Gutshof. Freue gung einer Aschenkiste aus Kalkstein.
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Rheinbach-Flerzheim, römischer Gutshof. Blick in die geöffnete Aschenkiste.
4. Jahrhunderts. Dafür würde auch das 1975 gefundene Bad sprechen, das in der Nähe des vermuteten Hauptgebäudes lag. Nördlich des Hauptgebäudes kam 1982 beim fortschreitenden Kiesabbau ein kleines Brandgräberfeld zutage (Abb. 82; 84). Hier muß die unermüdliche Hilfe des Kiesgrubenbesitzers J. Zimmermann aus Flerzheim erwähnt werden, ohne dessen Entgegenkommen und Hilfeleistungen das Gräberfeld nicht vollständig hätte geborgen werden können. Das Gräberfeld bestand aus vier Steinkistengräbern, einem Steinsarkophag, zwölf Ziegelplattengräbern und sechs Brandschuttgräbern, also insgesamt aus 23 Gräbern. Der Sarkophag und die Steinkistengräber waren in einer Reihe angeordnet, wobei der Sarkophag in der Mitte stand. Die Ziegelplattengräber lagen beidseitig dieser Reihe. Die Brandschuttgräber, die die ältesten Gräber des Friedhofes waren, wurden teilweise von den Steinkisten- und Ziegelplattengräbern überlagert. Zum Sarkophag, der auf einer Rampe in die Grabgrube hinabgelassen worden war, fand sich auch der Sockel des zugehörigen Grabsteines. Die im Süden folgende Tuffsteinkiste war von einer Hecke umgeben, auf die Reste eines Pflanzgrabens hinweisen. Das reichste Grab (Grab 7) stammt aus der Zeit um 200 n. Chr. Es war in einer rechteckigen Aschenkiste aus Kalkstein untergebracht 157
und mit einer Außenniederlegung versehen. Den hier bestatteten verbrannten Knochen einer jungen Frau hatte man Schmuck und Parfümflaschen, ein Spielbrett und -steine mitgegeben (Abb. 85). In der zugehörigen Außenniederlegung fanden sich Beleuchtungsgegenstände (Öllampe und Kerzenleuchter aus Glas) sowie Eß- und Trinkgeschirr (Messer mit Glasgriff, Becher und Teller aus Glas und Ton). Es scheint, als seien auf dem Friedhof, der zwischen 150 und 250 n. Chr. belegt wurde, sowohl Mitglieder der Gutsbesitzerfamilie (Brandschuttgräber, Steinkisten und Sarkophag) als auch Bedienstete (in den wesentlich ärmeren Ziegelplattengräbern) bestattet worden.
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Der Aquaedukttunnel durch den Drover Berg bei Vettweiß-Soller, Kr. Düren von Klaus Grewe
Der Tunnel zwischen der Quelle 'Heiliger Pütz' bei Drove und Soller ist schon etwa seit der Jahrhundertwende bekannt; von früheren Ausgrabungsversuchen existieren allerdings lediglich Beschreibungen oder amateurhafte Skizzen. Obertägig erkennbar ist der Tunnelverlauf heute noch an einer Kette von Trichtern, die durch das Einsacken der nach dem Bau der Wasserleitung eingebrachten Verfüllung entstanden sind. Diese Trichter sind zudem ein erster Hinweis auf das in diesem Falle angewendete Bauverfahren, eine Bauweise nämlich, wie wir sie von den Qanaten im alten Persien und den Foggara in Nordafrika her kennen. Durch den Betrieb des Truppenübungsplatzes und durch den Verkehr von Kettenfahrzeugen sind die Trichter allerdings schon weitgehend zerstört worden. Die heute noch im Gelände auszumachenden ca. 50 Bauschächte liegen nur vereinzelt im Truppenübungsplatz, größtenteils aber an seinem Rande oder außerhalb von ihm. Der Gesamtverlauf des Tunnels ließ sich nach der topographischen Aufnahme der Schachttrichter gerade noch kartieren. Über das Tunnelbauwerk selbst, besonders über die Dimensionen und die exakten Abstände der Bauschächte, sollte eine Ausgrabung Aufschluß geben, die 1982 im Bereich mehrerer besonders gefährdeter Schächte durchgeführt wurde. Des weiteren sollte eine Grabung am Beginn des Tunnels, wo die eigentliche Wasserleitung noch in erreichbarer Tiefe zu vermuten war, die Bauausführung der wasserführenden Rinne klären. Warum an dieser Stelle überhaupt ein Tunnel errichtet werden mußte, kann man aus der Topographie des Geländes erklären (Abb. 86). Zwischen Drove und Soller verläuft von Süd nach Nord ein länglicher Bergrücken, der, 2 km breit und bis 25 m hoch, ein ergiebiges Quellgebiet von einem geplanten Versorgungsgebiet trennt. Wollte man beide Seiten mit einer nur aufgrund des natürlichen Gefälles fließenden Wasserleitung verbinden, so blieb, da ein dicht unter der Erdoberfläche den Höhenlinien folgender Kanal ausschied, nur die Errichtung eines auf-
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wendigen Tunnelbauwerkes übrig. Das Gelände bestimmte von vornherein die Länge und auch die Tiefe des Tunnels. Tunnel und Wasserleitung sind für unsere Betrachtungen eigentlich zwei voneinander zu unterscheidende Ingenieurbauwerke. Der Tunnel selbst diente nicht als wasserführender Kanal, sondern dieser wurde erst nach dem Durchstich der gesamten Strecke in Form einer steinernen Rinne auf der Sohle des Tunnels gebaut. Es ist nicht einmal sicher, daß beide Bauwerke vom selben Unternehmer errichtet worden sind, denn es gab zwar überall im römischen Rheinland Fachleute für den Wasserleitungsbau, Tunnelbauer waren dagegen seltener gefragt, wie wir allein aus der unterschiedlichen Anzahl der bisher gefundenen derartigen Bauwerke schließen können. Für Nordrhein-Westfalen handelt es sich beim Tunnel zwischen Drove und Soller gar um das einzige bekannte Objekt römischer Zeitstellung. Der Tunnel unterquert die Drover Heide in einer Gesamtlänge von 1660 m in einer maximalen Tiefe von 26 m unter dem Scheitelpunkt des durchbrochenen Bergrückens. Damit ergibt sich auch die größte Teufe der Bauschächte bis zu ca. 26 m. Die Tunnelachse verläuft nicht etwa gradlinig durch den Berg, sondern sie folgt der Eigenart des Bauverfahrens entsprechend der Einsenkung eines Sattels. Dadurch wurde der Tunnel zwar länger, es waren aber dafür auf dieser Linie die kürzesten Bauschächte abzuteufen. Dieses Bauverfahren, die sog. Qanatbauweise, finden wir auch bei vielen anderen Tunnels in der Antike. Noch etwas stimmt mit anderen Tunnels dieser Art überein: Man hatte zwar die Linie der geringsten Geländehöhe über den Berg gesucht, folgte dieser dann aber mit der Tunneltrasse um einige Meter seitlich versetzt. Bei unserem Tunnel wird dies besonders auf der westlichen Seite im nach Drove abfallenden Steilhang deutlich. Die Linie der römischen Schächte erklettert den Bergrücken parallel zum Verlauf eines kleinen trockenen Seitentales, aber gut 10m von dessen eigentlicher Sohle nach Süden versetzt. Auf halber Höhe wechselt die Tunnelachse mit einem leichten Schlenker auf die Nordseite des Tälchens über. Sie folgt dann der Geländevertiefung auf der Höhe über den Bergrücken, aber auch hier deutlich seitlich versetzt. Dieses Verfahren erscheint auf den ersten Blick unvernünftig, weil hierdurch die Bauschächte — wenn auch nur geringfügig — tiefer werden mußten. Der Sinn dieser leichten Trassenverschiebung kann nur darin gesehen werden, daß man bei Regenfällen während der Bauzeit auf diese "Weise die Oberflächenwasser von den Bauschächten fernhielt. "Weiterhin konnte sich nach Abschluß der Bauarbeiten und der Wiederverfüllung der Schächte kein Oberflächenwasser in diesen sammeln und auf diese Weise auch nicht bis in den Tunnel durchsickern, somit auch nicht das im Kanal geführte Quellwasser verunreinigen. Die Bauschächte folgen — wie schon beschrieben — zwar keiner geraden Linie über den Berg, ein Ergebnis der Ausgrabungen von 1982 ist aber, daß sie einer plausiblen Linie folgen, die sich in einer großen Windung über den Berg zieht. 160
D t r
Vettweiß-Soller, Übersichtskarte des Drover-Berg-Tunnels. — Maßstab l :25000 (wiedergegeb. m. Gen. d. Landesvermessungsamtes NW v. 30. 7. 1982, Nr. 392/82).
Keiner der Schächte 'tanzt aus der Reihe', was ohne Frage das Ergebnis einer ordentlichen Absteckung in römischer Zeit ist. Der Abstand der Schächte schwankt zwischen 12 und 15 m in den Hanglagen und 17 — 20 m auf der Höhe der Drover Heide. Beim Vortrieb unter Tage mußte also maximal auf einer Strecke von 10m die von oben übertragene Richtung eingehalten werden, was fürwahr nicht für großes markscheiderisches Selbstvertrauen spricht. Die Ausgrabung ergab als Durchmesser für die Bauschächte Weiten von 1,2 bis 2,1 m, wobei sowohl runde, als 161
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162
Vettweiß-Soller, Drover-Berg-Tunnel. Römische Wasserleitung, aus dem Hangverlauf in den Tunnel abknickend.
auch ovale und in Tonschichten fünfeckige Querschnitte festgestellt wurden. Reste von Verbauungen wurden nicht gefunden; aufgrund der unterschiedlichen Schachtquerschnitte ist auch zumindest ein einheitlicher Verbau auszuschließen. Im Ausgrabungsschnitt am östlichen Ende des Truppenübungsplatzes direkt außerhalb des letzten noch erhaltenen Bautrichters trat im Profil in 6—8 m Tiefe der verfüllte Tunnel zutage. Daß der Tunnel über seine gesamte Länge die gleiche Höhe von ca. 1,8 — 2,0 m gehabt hat, hängt mit seinem Absteckverfahren zusammen. Man hat ihm schon beim Bau das Gefalle der später einzubauenden Wasserleitung gegeben. Vergleichbare Tunnelbauwerke sind auf einer Höhenlinie — allenfalls mit einem leichten Gefalle zu den beiden Mundlöchern hin — durch den Berg gestoßen. Um dem wasserführenden Kanal das notwendige Gefalle zu geben, wurde in ihnen die Sohle des Tunnels später entsprechend eingetieft. Bei dem hier beschriebenen Tunnel müssen wir davon ausgehen, daß man sich in römischer Zeit von Osten (Soller) aus durch den ganzen Berg gearbeitet hat, denn nur auf diese Weise konnte bei der Neigung des ganzen Tunnels in das Bauwerk eindringendes Grundwasser abfließen, ohne den Baubetrieb zu stören. Erst nach der Fertigstellung des Tunnels ist der Kanal eingebaut worden. Er wurde 1982 am Fuße des westlichen Berghanges in zwei Schnitten freigelegt, d. h. noch vor dem eigentlichen Tunnel. Im ersten Schnitt nahe der Quelle lag er nur 1,4 m tief, im zweiten wurde er in 4,0 m Tiefe angetroffen, an einer Stelle, wo er aus dem Hangverlauf in die Tunnelstrecke abknickt (Abb. 87). Der Kanal, der in ein an den Seiten und am Boden 30 cm starkes Bett aus Kieseln gegossen wurde, besteht aus einer U-förmigen Rinne aus gelbsandigem Gußbeton mit Kieseleinschlüssen, der bei der Ausgrabung sofort zerbröselte; an die Bergung eines zusammenhängenden Leitungsstückes war daher an dieser Stelle nicht zu denken. Die Wangen des Kanals hatten Stärken von 0,20 (links) und 0,24 m (rechts). Die Rinne mit einer lichten Höhe von 0,26 m und einer lichten Weite von 0,20 — 0,24 m war innen mit einer dünnen Schicht (0,5 cm) wasserdichten Putzes überzogen und mit bis zu 4 cm starken Imbrices abgedeckt. Lediglich im Bereich des scharfen Knickes vor dem Tunnel war der Winkel zwischen den Imbrices mit einem keilförmig zugeschlagenen Sandstein überdeckt. Eine starke Packung aus Ton sorgte dafür, daß von oben kein Fremdwasser in den Kanal eindringen konnte.
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Neue Aufschlüsse römischer Wasserleitungen von Antonius Jürgens
Private Baumaßnahmen schnitten im März 1981 in B r ü h l - P i n g s d o r f an der Ecke Römerstraße/Neue Bohle die römische Wasserleitung nach Köln an (Abb. 88). In diesem Bereich waren bereits früher große Teile durch einen alten Ziegeleibetrieb zerstört worden. In der nördlichen Baugrubenwand konnte jedoch noch ein Profil im mächtigen Löß bzw. Lößlehm erfaßt werden. Die Leitungsrinne aus Gußbeton auf einer Stickung aus Grauwacken, Kieseln und Kalksteinbrüchen war bis zur Oberkante der Wangen erhalten und entsprach mit etwa 0,70 m erhaltener Höhe und 0,72 m lichter Weite sowie allen übrigen Kriterien weitgehend einem 1978 in Bornheim-Walberberg untersuchten Aufschluß (vgl. Ausgr. im Rheinland 79/80, 32 u. Abb. 18). Hier wie dort war die Rinne unmittelbar gegen den anstehenden Löß gebaut und das Gewölbe in nachrömischer Zeit vollständig ausgebrochen worden. Fast identische Maße und Bautechniken zeigte auch ein Anschnitt der Leitung an der Luxemburger Straße in H ü r t h - H e r m ü l h e i m (Juni 1982). Hier ist allerdings im tiefgründigen Löß am Südrand einer privaten Baugrube der Kanal noch mit intaktem Gewölbe erhalten. Da 1983 eine weitere Strecke des Kanals tiefreichenden Baumaßnahmen weichen müßte, soll zumindest ein Teilstück nach Muster früherer Rettungsaktionen im Bereich des Hürther Rathausneubaues als archäologisches Denkmal geborgen und für die Öffentlichkeit sichtbar aufgestellt werden. Römische Wasserleitungen erheblich kleineren Formats kamen ebenfalls mehrfach zutage. So wurden beim Ausbau der K 28n (Umgehung V e t t w e i ß - S o l l e r ) im Mai und Juni 1981 zwei Leitungsstränge angeschnitten, die einmal mit Halbrund-, zum anderen mit Flachziegeln abgedeckt und aus früheren Aufschlüssen im Ortsbereich schon mehrfach bekannt geworden waren. Die Leitungsrinnen haben etwa quadratische Querschnitte mit lichten Weiten von 16 und knapp 20 cm, bestehen aus römischem Gußbeton (Kalkmörtel mit Beischlag von zerschlagenen Grauwacken und groben Kieseln) und tragen innen
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Brühl-Pingsdorf. Baugrube mit römischer Eifelwasserleitung.
sowie auf den inneren Oberseiten der Wangen feinen Wasserputz mit hohen Ziegelsplittanteilen. Die aufliegenden Halbrund- (bei der kleineren Leitung) oder Flachziegel (tegulae) sind sorgfältig mit Ton gegen Oberflächenwasser abgedichtet. Besonders auffällig war eine 'Knickstelle' in der flach gedeckten Leitung (Abb. 89). Die Untersuchung ergab ein Kontrollbecken von etwa 70 X 65 cm lichter Weite und ca. 30 cm Tiefe unter der Kanalsohle. Die Wandungen des Beckens bestehen aus Gußbeton mit reichlichem Einschluß flach liegender Bruchstücke von Leistenziegeln und sind innen ebenso wie die Leitungen mit Wasserputz versehen. 165
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Vettweiß-Soller, Knickstelle einer kleinen römischen Wasserleitung mit Sink- bz Kontrollbecken.
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Zülpich-Oberelvenich. Bodenplatte eines römischen Wasserbeckens.
Der Kreis Düren, die Gemeinde Vettweiß und die Straßenbauverwaltung des Kreises bemühten sich sehr um die Erhaltung dieses interessanten Objektes. So wurde der Schacht samt zu- und abführenden Leitungssträngen nicht durch den Straßengraben zerstört, sondern in vorbildlicher Weise umgangen und gesichert. Der Originalbefund ist nun durch einen kleinen abschließbaren Backsteinbau mit Betondecke umschlossen und durch eine Treppe zugänglich. Auf diese Weise blieb der Öffentlichkeit ein kleines archäologisches Denkmal erhalten, das in römischer Zeit wahrscheinlich der Wasserversorgung einer Villa diente. Die Kosten der Sicherungsmaßnahmen wurden nicht von der Bodendenkmalpflege, sondern den o. b. Institutionen getragen. Eine Leitung ganz ähnlicher Art konnte im Oktober und November 1982 in der Gemarkung Z ü l p i c h - O b e r e l v e n i c h untersucht werden. An der Gemarkungsgrenze zu Rövenich waren bei Flurbereinigungsmaßnahmen größere Strekken einer Leitung ohne unsere Kenntnis ausgebrochen worden. Dank Entgegenkommens des Grundstückseigentümers G. Berning, Zülpich-Lüssem, konnten jedoch noch intakte Abschnitte untersucht und mit Hilfe des städtischen Bauhofes mehrere Teilstücke geborgen werden. 167
Die Leitungsrinne besteht wie in Soller aus Gußbeton mit Grauwackebruch- und Kieselbeischlag. Lichte Höhe und Breite betragen etwa 19 x 17 cm. Der Wasserputz ist gut erhalten. Die Abdeckung aus Halbrundziegeln trägt im Unterschied zum Befund von Soller noch eine dichte Mörtelkappe. Die weitere Verfolgung der Leitung zum Unterlauf hin ergab, daß sie ehemals in ein Wasserbecken mündete (Abb. 90). Der Boden des Beckens, dessen Wandungen anscheinend schon alt ausgebrochen waren, bestand aus einem massiven trachytartigen Steinblock von ca. 1,45 x 1,60 m Kantenlänge und 35 cm Dicke, in den die l m 2 große Beckensohle nur wenige Zentimeter tief eingemeißelt war. Die Seitenwände des Beckens wurden nach Ausweis einiger verschleppter Sandsteine offenbar mit paßgenau gefügten größeren "Werkstücken gebildet. Ringsum dichtete eine ca. 20 cm starke Tonpackung das Becken gegen Seiten- und Oberflächenwasser ab. Der Einlauf des Kanals sowie die Gefällewerte konnten nur noch anhand der Ausbruchgrube rekonstruiert werden, da wegen der modernen Zerstörung in diesem Bereich leider keine Rinnen- oder Sohlenteile in situ erhalten waren. Die Bodenplatte des Beckens sowie einige gefährdete Kanalabschnitte wurden geborgen. Die Platte hat bereits im Bereich einer geplanten Fußgängerzone im Zentrum von Zülpich Aufstellung gefunden. Ein Leitungsabschnitt soll dieses kleine archäologische Denkmal ergänzen und der Öffentlichkeit einen Eindruck römischer Wasserbautechnik vermitteln.
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Eine kleine Aquaeduktbrücke der römischen Eifelwasserleitung bei Mechernich-Vollem, Kr. Euskirchen von Klaus Grewe
Eine im Jahre 1981 durchgeführte Ausgrabung galt zunächst der Lokalisierung des Treffpunktes der aus Mechernich-Kallmuth und -Urfey kommenden Leitungsstränge der römischen Eifelwasserleitung. Dieser Punkt konnte auch gefunden werden, zuvor wurde jedoch eine durch Zufall ans Tageslicht gekommene kleine Aquaeduktbrücke untersucht. Entlang des Zufahrtsweges zum Zimmereibetrieb Oltersdorff in MechernichVollem war ein Suchschnitt angelegt worden, um die Richtung des aus Kallmuth kommenden Leitungsstranges festzustellen. Schon wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche wurde dabei römisches Mauerwerk freigelegt, dessen roter Wasserputz (opus signinum) bestätigte, daß hier schon beim Baggern die Kanalrinne angetroffen wurde. Daraufhin wurde das Mauerwerk vorsichtig von Hand weiter freigelegt, um einen Querschnitt durch die Leitung zu erhalten. Es zeigte sich, daß hier nicht nur die einfache Rinne des Kanals angetroffen worden war, denn schon nach den ersten Spatenstichen wurde das Gewölbe eines kleinen Brückenbauwerkes sichtbar. An dieser Stelle war die Wasserleitung über einen Bachlauf geführt worden, dessen Bett sich inzwischen verlagert hat. Die Dimensionen dieses Durchlasses waren mit dem vergleichbar, den W. Haberey 1959 im Krebsbachtal bei Mechernich-Breitenbenden aufgedeckt hat; hier in Vollem war der Bogen allerdings noch geschlossen erhalten: Es war damit das einzige noch vollständig erhaltene Brückenbauwerk im Gesamtverlauf der Eifelwasserleitung angeschnitten. Zwar handelt es sich nur um eines der sicherlich vielen kleinen Brückchen über Seitentäler, diese sind jedoch in allen anderen uns bekannten Fällen im Laufe der Zeit zerstört worden und nur noch in Resten auffindbar. Da das Bauwerk gut erhalten war, stand uns die Möglichkeit offen, die Probleme, die bei der Überquerung von Bachläufen beim Leitungsbau auftraten, zu untersuchen und offene Fragen in diesem Zusammenhang zu klären. Talseitig (Ostseite) wurde das gesamte Mauerwerk freigelegt, bergseitig (West169
sehe) nur ein Teil (Abb. 91). Die Westseite entspricht in ihrem Aufbau völlig der Ostseite. Bei der Grabung war jedoch parallel zu ihr zunächst ein 0,50 m breiter Steg stehen gelassen worden, dessen Profil aufgenommen wurde, um Aussagen über eine evtl. Uferbefestigung oder ähnliches machen zu können. Die Brücke besteht im Aufbau aus zwei Teilen: Fundament und Aufgehendes sind offensichtlich nicht in einem Zuge und von einem Bautrupp erstellt worden. Deutlich fällt die Baufuge auf, die beide Bauphasen trennt. Sogar in der Ausrichtung von Fundament und Aufgehendem fällt eine ausgeprägte Abweichung auf. Das Kernstück des Brückenfundamentes (Abb. 91) bilden zwei Sandsteinblöcke, die 0,74 m breit und 0,59 m hoch und so lang sind wie die Brücke breit ist, nämlich 1,78 m. Sie bilden den eigentlichen Durchlaß (Weite 1,12 m), durch den der Bach fließen konnte. Ihr Gewicht beträgt etwa zwei Tonnen, was beim Transport und beim Einbau erhebliche Schwierigkeiten bereitet haben dürfte. Das übrige Fundament besteht aus groben Grauwacken, die in einem gelblichweißen Mörtelpaket schichtweise gegen die Baugrube gesetzt worden sind. Südlich des Durchgangsbodens finden wir unter dem Fundament noch eine in braunen Lehm gesetzte Stickung aus Grauwacken. Die Fundamentierung ist südlich und nördlich der Durchlaßachse nicht gleich lang: Nach Süden reicht sie 5,3 m weit, nach Norden nur 2,0 m. Dieser Unterschied ist auf die Gestalt des Geländes zurückzuführen. Der zu überbrückende Bach floß am Nordrand des Tales (oder war dorthin verlegt worden), so daß das Gelände im Norden der Brücke steiler anstieg als im Süden. Die Längsachse dieser Fundamentierung weicht in ihrer Gesamtlänge um 0,17 m von der Achse des Aufgehenden (mit der Wasserleitungsrinne) ab. Das Fundament ist zudem horizontal errichtet worden, während das Aufgehende sich dem Gefalle des Kanals anpaßte. Die Fundamentierung der Aquaeduktbrücke und die erforderlichen Regulierungs- und Ausbauarbeiten am Bachlauf scheinen also
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Mechernich-Vollem, Aquaeduktbrücke. Aufriß von Westen. — Maßstab etwa l :50.
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Mechernich-Vollem, Aquaeduktbrücke. Aufsicht von Nordwesten.
bereits als selbständige Baumaßnahme vor dem Aquaeduktbau ausgeführt worden zu sein. Die Richtungsabweichung zwischen beiden Teilen dürfte darauf hindeuten, daß der Trassenverlauf beim Bau des Brückenfundamentes noch nicht abgesteckt war. Auf den beiden oben beschriebenen Sandsteinblöcken ruht der Brückenbogen. Sein Gewölbe mit einer Scheitelhöhe von 0,56 m besteht aus 30 cm langen, keilförmig geschlagenen Grauwacken. Auf der Ostseite waren der Verschlußstein sowie einige Gewölbesteine nicht mehr erhalten. Beim übrigen Aufgehenden ist deutlich das Sichtmauerwerk von den gegen die Baugrube gemauerten Steinlagen zu unterscheiden. Wie die Fundamentierung liefen die Steinlagen nach Norden und Süden in den Hang hin aus. Im Süden waren noch Reste der obersten Schichten erhalten und ermöglichten uns so, die Länge der Brücke nach Süden mit insgesamt 8,70 m zu ermitteln. Der Nordteil ist, wie beim Fundament, kürzer. Nach den erhaltenen Resten dürfte er etwa 171
2,10 m lang gewesen sein. Die Gesamtlänge der Brücke betrug demnach 10,80 m. Das Aufgehende der Brücke war als Schalenmauerwerk mit Gußmörtelkern aufgeführt (Abb. 92). Die beiden Schalen waren 48 (im Osten) bzw. 40 cm (im Westen) stark; der Gußkern bestand aus Grauwackenkleinschlag mit Mörtel. In ihn war in einem eigenen Mörtelbett die Kanalrinne ganz eingetieft. Ihre Gußmauerwerkwangen waren rechts 21, links 28 cm dick, bei einer Sohlenstärke von 11 cm. Die lichte Weite der U-förmigen Rinne nahm von unten nach oben von 40 auf 42 cm zu. Die Gesamtbreite der Brücke betrug also, wie beim Fundament schon erwähnt, etwa 1,78 m. Die Kanalrinne war 52 (links) bzw. 50 cm (rechts) hoch. Sie war innen ganz mit einer l cm starken opus-signinum-Schicht verputzt; diese wasserdichte Schicht bedeckte auch noch die Oberkanten der Seitenwangen bis zur Hälfte. Am Übergang der Sohle zu den Seitenwangen fehlten die sonst üblichen Viertelrundstäbe. Die Sinterschicht auf dem wasserdichten Putz war recht grobporig und auf der Sohle wie auf den Wangen bis zu einer Höhe von 0,15 m nur l cm stark, darüber verdickte sie sich allerdings bis zu einer Stärke von maximal 4 cm. Gegen Beschädigungen und Witterungseinflüsse war die Kanalrinne im Verlauf der Brücke durch das Schalenmauerwerk geschützt. Eine Abdeckung muß hier aber auch vorhanden gewesen sein, denn es fanden sich an zwei Stellen Reste größerer Sandsteinplatten, deren eine, aus bläulichrotem Sandstein, über dem Gewölbe der Brücke lag.
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Die römische Aquaeduktbrücke über den Swistbach bei Meckenheim, Rhein-Sieg-Kreis von Klaus Grewe
Die römische Wasserleitung aus der Eifel nach Köln muß zwei große Täler überqueren: das Erfttal zwischen Euskirchen-Rheder und -Stotzheim und das Swistbachtal bei Meckenheim. Die Lage des Brückenbeginns bei Rheder konnte A.Jürgens 1977/78 untersuchen. In einem fast rechtwinkligen Knick biegt die unterirdische Leitung in das Erfttal ein, um auf einer ca. 350 m langen Aquaeduktbrücke die gegenüberliegende Talseite zu erreichen. Höhenprobleme hat es dabei nicht gegeben, denn vor und nach der Talüberquerung stand für den Kanal genügend Fallhöhe zur Verfügung. Anders bei der Überquerung des Swistbaches. Das wie ein riesiger Riegel quer zur Trasse liegende Vorgebirge bildete ein gewaltiges natürliches Hindernis. Da das Wasser aus der Eifel mit natürlichem Gefalle nach Köln transportiert werden sollte, mußte das Swisttal in einem weiten Bogen umgangen werden. Nur auf diese Weise war die Höhe des Vorgebirges zu passieren. Das bedingte aber einen sparsamen Umgang mit der hier zur Verfügung stehenden Fallhöhe und bestimmt zudem die Länge der erforderlichen Talumgehung. Von den drei bei Meckenheim angelegten Grabungsschnitten der Untersuchung im Jahre 1981 war besonders der zweite fundträchtig: Unmittelbar unter der Bearbeitungsschicht des Ackers wurde ein Pfeilerstumpf der ehemaligen Bogenreihe angetroffen, woraufhin der Schnitt gezielt in Leitungsrichtung erweitert werden konnte. Hier wurden zwar keine weiteren Baureste in situ aufgedeckt, klar erkennbare Ausbruchgruben ließen aber dennoch die ehemaligen Standorte weiterer Pfeiler bestimmen. Die Ausbruchgruben waren im Planum so klar gegen das gewachsene Erdreich abgegrenzt, daß sich unter Einbeziehung des Pfeilerstumpfes ein klares Bild der Bauwerksmaße ergibt. Der Pfeilerstumpf (Abb. 93) war bis zu einer Höhe von 1,10m erhalten. Er stand auf einer 20 cm starken Grauwackenstickung und war gegen eine glatt abgestochene Baugrube gemauert. Seine Grundrißmaße waren 1,20 (in Fließrichtung der
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•BHBBB 93
Meckenheim, Aquaeduktbrücke. Fundament eines Pfeilers.
Leitung) X 1,80 m. Die Baugrube war glatt und exakt ausgehoben worden, so daß die Außenhaut des ausgegrabenen Pfeilers, gleichsam ihr Abguß, entsprechend ebenmäßig wirkte. Die übrigen fünf Pfeiler, die im Schnittbereich gestanden haben müssen, waren so sauber aus ihren Baugruben entfernt worden, daß im Planum selbst nach den Ausbruchgruben noch exakt ihre Standorte ermittelt werden konnten. Um an diesen Stellen Profile zu erhalten, wurde der Schnitt im Bereich der Pfeilerstandorte vertieft. Aus dem Planum und den Profilen ergeben sich die Offnungsweiten der Pfeilerreihe mit 3,56 m an den exakt zu ermittelnden Zwischenräumen (Abb. 94). Die ausgebrochenen Pfeiler hatten nach den Profilen Fundamentmaße (in Fließrichtung) von 1,20 m, also dieselben Abmessungen wie der erhaltene Pfeilerstumpf. Bei der Errichtung des Bauwerkes wurde also offensichtlich das Maßsystem der Zeit angewendet, der römische Fuß (= 0,296m). Alle ermittelten Maße sind durch 0,296 m teilbar; die Pfeiler waren also im Grundriß mit 4 x 6 Fuß, die Pfeilerabstände mit 12 Fuß abgesteckt worden. Zur exakten Rekonstruktion der gesamten Aquaeduktbrücke ist es notwendig, die Befunde von 1981 mit älteren Beobachtungen zu verbinden. Für die Kartierung dieses Trassenstückes stehen neben den Aufschlüssen in den drei Schnitten der Grabung von 1981 zwei Punkte der Cleverschen Karte von 1896 bis 1902 174
sowie die eigenen Einmessungen von zwei Geländeerhebungen zur Verfügung. Verbindet man diese Punkte auf der Karte, ergeben sich zwei gerade Linien, die in einem Knickpunkt aufeinandertreffen, der im Bereich der Brücke liegt (Abb. 95). Auf diese Weise lassen sich alle Punkte gegenseitig absichern und der Verlauf der Aquaeduktbrücke einwandfrei lokalisieren. Die Fortsetzung der Leitung in Richtung Köln ist aufgrund des durch Clever bestimmten Knickpunktes im Nordhang des Swistbachtales, eines Leitungsaufschlusses von 1978 in Meckenheim-Lüftelberg sowie eines weiteren Cleverschen Punktes am Ottenmaar kartierbar. Danach verläuft die Trasse in diesem Bereich schnurgerade; selbst das Gefalle ist hier mit 0,13 % gleichmäßig. Durch den Aufschluß in Lüftelberg lassen sich Lage und Höhe der beiden Cleverschen Punkte kontrollieren; sie können als exakte Angaben bezeichnet werden — ein äußerst wichtiges Ergebnis, wenn man über die Genauigkeit der anderen Punkte in Clevers Karte diskutieren will. Leitungsaufwärts, in Richtung Rheinbach, sind die Befunde zu spärlich, um für längere Strecken ein einheitliches Gefalle angeben zu können. Das Gefalle der Leitung auf der Swistbachbrücke hingegen ist durch die in beiden Richtungen am nächsten liegenden Punkte aus Clevers Karte bestimmbar; es betrug 0,8 %. Hiermit stehen uns für die Rekonstruktion der Aquaeduktbrücke über den Swistbach (Abb. 95) die Fundamentabmessungen eines Pfeilers, die Pfeilerabstände, das Gefalle des überführten Kanales sowie die Lage des Brückenkopfes zur Verfügung. Nach diesen Angaben läßt sich auch die Lage des südlichen Brückenkopfes festlegen und somit ein einigermaßen genaues Bild des Bauwerkes zeichnen. Die Brücke erreichte eine Länge von maximal 1400 m mit bis zu 295 Bogenöffnungen von je 3,56 m Weite. Allerdings läßt sich die Anzahl der Bögen in der Rekonstruktion nicht ganz genau angeben. Über die Ausführung des Bauwerks und die dabei verwendeten Materialien geben einige Fundstücke Aufschluß, die in den Grabungsschnitten geborgen oder im Brückenbereich vom Acker aufgelesen werden konnten. Dazu gehören große Mengen von 5 cm starken Ziegelplatten mit Kammuster auf der putztragenden Seite. Des weiteren fanden sich viele Reste des rötlichen wasserdichten Putzes
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Meckenheim, Aquaeduktbrücke. Rekonstruktion im Grabungsbereich (nach G. Precht).
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(opus signinum, 2 cm stark), teilweise mit der noch anhaftenden Kalkablagerungsschicht (Sinter). Diese läßt sich in einem Fall eindeutig als Ablagerung auf einer Wandfläche erkennen, da sie sich im Querschnitt in einer Richtung (nach oben) verjüngt. Ein anderes Sinterstück hat ein durchgehend gleich starkes Profil von 2 cm und haftet an einer ebenso starken opus-signinum-Schicht. Diese weist auf der anderen Seite noch den negativen Abdruck der Riffelung einer Ziegelplatte auf. Da der Sinter gleichmäßig dick ist, muß es sich um die Ablagerung auf der Sohle der Leitung handeln; demnach muß also die Sohle der wasserführenden Rinne mit Ziegeln ausgelegt gewesen sein, die mit opus signinum verputzt waren. An der Oberfläche des Sinters ist heute noch die Fließrichtung des Wassers erkennbar, woran sich wiederum die ehemalige Lage dieser 25 X 30 cm großen Putz-Sinter-Platte im Kanal bestimmen läßt: Da der Abdruck des Kammmusters auf der unteren Fläche quer zur Fließrichtung verläuft, kann man auf eine entsprechende Lage der Ziegelplatten im Kanal schließen. Als Lesefunde fanden sich noch bearbeitete Handquadersteine aus Tuff, die einen Hinweis auf das Material der Pfeilerverkleidung geben.
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Meckenheim, Aquaeduktbrücke. Skizze der Brückenanlage über das Swistbachtal.
Kaiserzeitlich-germanische und fränkische Brandgräber in Troisdorf-Sieglar, Rhein-Sieg-Kreis von Hans-Eckart Joachim
Im Jahre 1980 wurde bekannt, daß bei militärischen Schanzübungen in der Wahner Heide südlich des Fliegenberges kaiserzeitlich-germanische Urnen zutage gekommen waren. Da sie von einem weithin sichtbaren Sandhügel stammten und hier die Gefahr weiterer Eingriffe in den Boden bestand, wurde 1982 eine mehrmonatige Notgrabung durchgeführt. Ein wichtiges Ergebnis war zunächst die Aufdeckung des ersten kaiserzeitlich-germanischen Gräberfeldes nach dem Zweiten Weltkrieg im Rheinland, ein weiteres Ergebnis die Entdeckung fränkischer Brandgräber und Siedlungsreste am Ostfuß des Sandhügels. Es wurden an 75 Fundstellen 60 kaiserzeitlich-germanische und acht fränkische Bestattungen gezählt. Bei ersteren handelte es sich um Brandschüttungs- und Brandgrubengräber, in denen die Scheiterhaufenrückstände zusammen mit den Leichenbränden und Beigaben vorgefunden wurden. Die Beigaben setzen sich aus germanischen wie römischen Gefäßen, metallischen und organischen Gegenständen zusammen. Während die kaiserzeitlich-germanischen Gräber relativ dicht und nicht sehr tief unter der heutigen Hügeloberfläche vorgefunden wurden, lagen die fränkischen Urnengräber weit auseinander tief im gewachsenen Sandboden in kaum erkennbaren Grabgruben. In den fränkischen Gefäßen fanden sich neben dem Leichenbrand meist nur verbrannte Kämme. In ihrer Nachbarschaft waren regellos verteilt fränkische Abfallgruben angelegt. Während fränkische Brandgräber so weit südlich im Rheinland bisher nicht bekannt sind, kann die Gefäßausstattung beispielsweise mit derjenigen von Schwarzrheindorf verglichen werden. Die Troisdorfer Gräber datieren wohl in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts. In das 2. — 3. Jahrhundert gehören die kaiserzeitlich-germanischen Brandgräber, womit sie mit jenen Grab- und Siedlungsfunden zeitgleich sind, die Anfang dieses Jahrhunderts wenig nordwärts am Fliegenberg entdeckt wurden. Die neuen germanischen Funde helfen damit, das bekannte Fundbild im Bereich der südlichen Wahner Heide wesentlich zu verdichten.
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96 Troisdorf-Sieglar, Gräberfeld. Kaiserzeitlich-germanische Gefäße
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Troisdorf-Sieglar, Gräberfeld. Fränkische Gefäße.
Aus dem Fundbestand der Gräber wurden für die Ausstellung nur einige charakteristische kaiserzeitlich-germanische und fränkische Gefäße ausgewählt. Die germanischen besitzen bei sorgfältig polierter dunkler Oberfläche eine teilweise formsichere elegante Gestaltung. Hierzu zählen die mit deutlichem Schulterabsatz und hohem Ringfuß versehenen Gefäße der Form II nach v. Uslar (Abb. 96). Schulterzone und Fußansatz können durch Dellengruppen und Rippen verziert sein. Ein halbkugeliges Gefäß Form III nach v. Uslar weist ein sorgfältig umlaufend gestaltetes "Warzenband im Bereich der Bauchzone auf (Abb. 96 oben). Bei den fränkischen Gefäßen kommen neben gestempelter Knickwandtonware hart gebrannte, gelbliche bis rötliche oberflächenrauhe Töpfe mit weich ausbiegender Wulstlippe vor (Abb. 97), die im Gegensatz zu den handgefertigten germanischen auf der Töpferscheibe gedreht wurden. Erst die Durcharbeitung aller Funde und Befunde wird Lokales und Überregionales beider Gräberfelder deutlicher hervortreten lassen, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich ist.
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Das fränkische Gräberfeld von Troisdorf-Sieglar, Rhein-Sieg-Kreis von Manfred Rech
Zwischen Sieglar und Haus Rott befindet sich an der Uckendorfer Straße ein großes Baugebiet, das sich kontinuierlich nach Westen hin ausweitet, und zwar gerade in Richtung jener flachen Sanddüne, die sich von Haus Rott aus in südlicher Richtung erstreckt. In den letzten Jahren waren auf dieser Düne immer wieder steinzeitliche Artefakte aufgelesen worden, so daß es ratsam erschien, hier auf den freien, nur als Acker genutzten Flächen eine Grabung durchzuführen. Örtliche Grabungsleiterin der mehrmonatigen Kampagne im Jahre 1981 war R. Gaffrey. In der ersten Phase der Grabung wurden mit dem Bagger südlich der Uckendorfer Straße mehrere Ost-West-gerichtete Suchschnitte gezogen, um das Gelände zu sondieren. Es zeigte sich, daß unmittelbar unter einer dünnen Humusschicht bereits der reine Sand anstand. Steinzeitliche Befunde wurden nicht beobachtet, dagegen einige anscheinend fundleere kleine Gruben unbekannter Zeitstellung sowie flache, unscharfe Verfärbungen, die sich als Baumwürfe herausstellten. Steinzeitliche Artefakte wurden aus der Humusschicht und aus dem Abraum geborgen. Sie zeigten an, daß die Düne vor allem Leuten der Rössener und Michelsberger Kultur als Siedlungs- oder Grabplatz gedient haben muß, daß aber der eigentliche Laufhorizont aus jener Zeit bereits ganz abgeweht war. Dieselbe Beobachtung konnte gemacht werden, als nach Westen hin, in Richtung auf ein neuerbautes Eislaufcenter, weitere, etwa 4 m breite Suchschnitte gezogen wurden. Obwohl es zunächst so schien, als seien überhaupt keine relevanten Befunde zu erwarten, wurde in diesen Schnitten mit dem Bagger ein zweites, nur geringfügig tieferes Planum abgezogen. In Schnitt II wurden dabei einige Skelettfragmente angeschnitten, ohne daß jedoch die Umrisse einer Grabgrube sichtbar geworden wären. Dies mag auch daran gelegen haben, daß die Oberfläche des Planums wegen dem starken Wind, der zu Beginn der Grabung herrschte, sofort austrocknete. Im Bereich der Skelettfunde, unter ihnen dünne, ganz brü-
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Troisdorf-Sieglar, fränkisches Gräberfeld. Grabgruben im Planum.
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chige Schädelfragmente, wurde mit der Hand tiefer gegraben, wobei sich zeigte, daß durch ständiges Sprengen mit einer Gießkanne im Erdreich doch eine längliche Grube zu erkennen war. Daraufhin wurden sämtliche Schnitte in mehrwöchiger Arbeit mit der Schaufel planiert. Erfolg stellte sich aber nur in den Schnitten am Nordhang der Düne (Schnitte I—VI) ein. Hier kamen in unregelmäßigen Abständen Grabgruben unterschiedlicher Größe zutage (Abb. 98), die meistens West-Ost ausgerichtet waren. Aufgrund der Ausrichtung der Grabgruben und aufgrund kleiner Ohrringe aus Bronzedraht, die ganz zu Anfang bei Schädelfragmenten in Schnitt I gefunden worden waren (Grab 11), wurde schnell deutlich, daß es sich um ein fränkisches Gräberfeld handelte. Dies war um so erstaunlicher, als gerade zwei Jahre vorher eine Grabung in der benachbarten Burganlage Haus Rott nur hochmittelalterliches Fundgut zutage gebracht hatte, was zusammen mit dem Namen 'Rott' zu bestätigen schien, daß der gesamte Bereich erst vergleichsweise spät erschlossen worden war. Die Untersuchung der 58 Befunde, die als Grabgruben anzusehen sind, obwohl manche weder Fundgut noch Skelettreste bargen, war etwas enttäuschend, weil einerseits die Skelette aufgrund des stark kalkhaltigen Bodens so vergangen waren, daß sich manchmal selbst von Langknochen nur noch Spuren fanden, andererseits die Gräber selbst meist beigabenlos oder nur mäßig mit Trachtbestandteilen oder Beigaben ausgestattet waren. Dies zeigt gut etwa Grab 38, bei dem im Profil zwar die Grabgrube gut zu sehen war, vom Skelett selbst aber nur noch Oberschenkelknochen erhalten waren. Mit am besten erhalten war das Skelett in Grab 23, aber auch hier fehlte der Brustkorb, und die Skeletteile waren sehr dünn und brüchig (Abb. 99). Das Fehlen von Skeletteilen mag im Einzelfall auch mit antikem Grabraub zusammenhängen, da manche Knochenteile oft unnatürlich hoch in der Grabgrube lagen, in der Regel ist es aber dem aggressiven Boden zuzuschreiben. In einigen Fällen war deutlich ein Sargschatten bzw. eine Sargbegrenzung zu erkennen. Funde waren, wie gesagt, spärlich. In zwei Gräbern wurden Fragmente von Keramik gefunden; in Grab 39 stand ein fast vollständiges Knickwandgefäß im Osten der Grabgrube, der Schädel des sonst vergangenen Skeletts befand sich im Westen. Mehrmals wurden in Hüfthöhe eiserne Ringe bzw. eiserne Schnallen gefunden. In einigen Fällen lagen in Hüfthöhe auch eiserne Messer, sonstige Waffen wurden überhaupt nicht beobachtet. In Grab 23 wurde neben einem Eisenfragment eine gelbe Perle geborgen. In Grab 35 fand sich außer einem Messer ein rechteckiges Bronzeblech mit eingepunztem Flechtbandornament auf der Oberseite; möglicherweise handelt es sich um eine Rechteckfibel, da auf der Unterseite erhabene Stellen als Lötstellen gedeutet werden könnten (Stufe IV nach Böhner). Als geradezu 'reich' erwies sich Grab 2. Hier wurde nicht nur eine kleine gleicharmige Fibel aus Bronze geborgen (ähnlich Böhner, Taf. 12, 8; Stufe IV), son182
S
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Troisdorf-Sieglar, fränkisches Gräberfeld. Grab 23 mit Skelettresten.
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dern auch eine kleine bronzene Preßblechfibel von 2,1 cm Dm., die eine brakteatenähnliche Auflage aus Goldblech aufweist. Auf dem an einer Ecke zerstörten Blech ist noch gut die stark verwilderte Nachbildung eines Herrscherkopfes mit Krone zu erkennen (Abb. 100). Vermutlich gehört die Fibel der Stufe IV nach Böhner an. Obschon eine Bearbeitung der Grabung von archäologischer Seite noch aussteht, läßt sich zum Zeitansatz des Gräberfeldes sagen, daß es wohl dem 7. Jahrhundert angehört. Die mühsame anthropologische Bearbeitung der Skelettreste wurde jedoch bereits von P. Blänkle, Offenbach, durchgeführt; sie lieferte interessante Ergebnisse auch in Hinblick auf krankhafte Veränderungen an den Skeletten. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, daß unmittelbar südlich von Haus Rott sich der Begräbnisplatz einer kleinen Bauernsippe befand, deren Hofstelle möglicherweise unter dem Areal der Burganlage zu vermuten ist. Daß die Gräber mit den benachbarten Dörfern Sieglar oder Kriegsdorf zusammenhängen könnten, erscheint unwahrscheinlich, da dafür einerseits die Entfernung zu groß, andererseits die Zahl der Bestatteten zu gering erscheint.
100 Troisdorf-Sieglar, fränkisches Gräberfeld. Preßblechfibel aus Grab 2.
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Fränkische und romanische Baubefunde in der Kirche St. Remigius zu Viersen von Hans-Peter Storch
Der heutige Kirchenbau, eine in der Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete spätgotische Staffelkirche, steht leicht erhöht im alten Kern der Stadt. Im Zuge der durch die schweren Kriegsschäden bedingten Instandsetzungsarbeiten und in Fortsetzung der im Jahre 1941 durchgeführten Untersuchungen im Chor war es 1946/47 möglich, Beobachtungen aus den Jahren 1928/29 zu vervollständigen. Das Ergebnis war der Grundriß einer romanischen Pfeilerbasilika aus dem 12. Jahrhundert. Der für die Sommermonate 1982 geplante Einbau einer neuen Heizungsanlage veranlaßte uns zunächst zu einer begleitenden Baubeobachtung. Bestandteil dieses Umbaus war auch die Erneuerung des Kirchenfußbodens, der im gesamten Innenraum herausgenommen werden mußte. Dadurch konnten die dicht unter dem ehemaligen Fußboden befindlichen Grundmauern der romanischen Basilika im Gesamten aufgemessen und mit den schon vorhandenen Plänen verglichen werden. Abweichungen ergaben sich nicht. Im Hauptchor der romanischen Anlage fand sich ein zugehöriges Altarfundament in den Maßen von 2,20 x 1,40m. Die Planung sah eine weitgehende Schonung der romanischen Bausubstanz vor. Die Zuluftkanäle der Heizungsanlage führten in das südliche und nördliche Seitenschiff der heutigen Kirche, den Umluftkanal allerdings mußte man längs des Mittelschiffs verlegen, wobei dieser die Apsis des Hauptchores der romanischen Anlage durchschnitt. Aufgrund des raschen Baufortschrittes und vom Bauherrn einzuhaltender Termine konnten nur im Rahmen der für die Heizung nötigen Ausschachtungen archäologische Beobachtungen durchgeführt werden. Ergänzend hierzu war es dennoch möglich, fünf weitere kleine Schnitte anzulegen, die das gewonnene Bild verdeutlichen und abrunden sollten. Bei der Anlage von schwalbenschwanzförmigen Ausbuchtungen des Umluftkanals im Bereich des Hauptschiffes der romanischen Basilika war man auf bislang 185
101
Viersen, St. Remigius. Fundament vom Chor der fränkischen Saalkirche.
unbekannte Fundamente gestoßen. Im weiteren Verlauf ließen sich diese Fundamente zum Grundriß einer Saalkirche mit eingezogenem, aber nicht abgeschnürtem, d. h. offenem rechteckigen Chor ergänzen (Abb. 101). Der Bau im Typus des einfachsten in Mitteleuropa weit verbreiteten christlichen Kirchengebäudes hatte eine Gesamtlänge von 17m und eine Breite des Kirchenschiffs von 8,70 m. Die Außenmaße des Chores betrugen 4,90 m in der Länge und ca. 5,40 m in der Breite. Die Fundamente waren nicht an allen Stellen nachzuweisen, die fehlenden Teile mußten zeichnerisch ergänzt werden. An der Westseite des Baues waren die Fundamente vollständig ausgebrochen, aber ihre Ausbruchsgrube als Verfärbung im Profil noch gut sichtbar. Die Fundamente an der Nordseite des Schiffes werden durch das Streifenfundament der romanischen Basilika überdeckt und konnten daher nicht untersucht werden, ebenso an der Südseite der Apsis. Allerdings weicht hier die Längsachse der Saalkirche leicht nach Süden ab und liegt nicht deckungsgleich unter den Streifenfundamenten des romanischen Kirchenbaues. Als Baumaterial für die Fundamente dienten Kieselsteine, Ziegelbruch, Ziegelsplitt sowie Bruchsteine aus Basaltsandstein, Marmor, Feuerstein und Quarzit, alles durch Mörtel zusammengehalten. Bemerkenswert sind mehrere mitver186
mauerte Blöcke aus Basalt und Liedberger Sandstein, in einem Falle auf einer Seite mit einer Vertiefung zur Aufnahme eines Zapfens versehen. Die Breite der Fundamente beträgt im Mittel 0,70 m. Vom aufgehenden Mauerwerk war an keiner Stelle mehr etwas vorhanden. An einem kleinen Profil an der südlichen Innenseite der Saalkirche war das alte Laufniveau aus Stampflehm gut erkennbar, dem eine Brandschicht von 3 cm und weitere Schuttschichten auflagen. Sowohl innerhalb als auch außerhalb des romanischen Baues wurden Körperbestattungen angetroffen, deren Erhaltungszustand sehr unterschiedlich war. Alle Bestattungen lagen ost-west-orientiert und, soweit feststellbar, mit Kopf im Osten. Insgesamt konnten 27 Bestattungen dokumentiert oder geborgen werden, von denen fünf mit Beigaben versehen waren. Eine Reihe von Gräbern war durch neuzeitliche Bodeneingriffe stark gestört. Sechs Bestattete ließen sich eindeutig als Priester identifizieren. Dies war deshalb möglich, da in diesen Gräbern gut erhaltene Meßgewandreste aus bronzedurchwirktem Stoff geborgen werden konnten. Besonders gut war das Meßgewand des Bestatteten in Grab l erhalten sowie das um den linken Unterarm geschlungene Manipel. In der rechten Hand hielt der Bestattete eine Perlenschnur, die nur als Rosenkranz zu interpretieren ist. Seine Lederschuhe waren in einem hervorrragenden Erhaltungszustand. Soweit man aus der Lage und Tiefe der Bestattungen sowie deren Gewandresten schließen kann — die Lederschuhe stammen aus dem 17. oder 18. Jahrhundert — gehören alle Toten der Zeit nach dem 15. Jahrhundert an. Eine Ausnahme bildet nur Grab 25. Dieses Grab, das am tiefsten liegende, das sich unter dem Fundamentsockel des Altars des romanischen Baues befand, läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit der Saalkirche zuordnen, da die Fundamente des Altars der romanischen Kirche und die Fundamente der romanischen Apsis gleich tief liegen und für beide das gleiche Material verwendet wurde. Das heißt, Grab 25 war schon angelegt worden, als die romanische Basilika errichtet wurde. Verbindet man die Ergebnisse der Grabung mit den geschichtlichen Daten, so spricht vieles dafür, daß bereits die Saalkirche dem heiligen Remigius geweiht war, und daß es, da die meisten der dem Frankenapostel geweihten Kirchen am Niederrhein aus der Zeit vor der Teilung des fränkischen Reiches (843) stammen, wahrscheinlich ist, daß dieser Kirchenbau auch in dieser Zeit errichtet wurde. Ob die Saalkirche einen hölzernen Vorgängerbau besaß, konnte während unserer Untersuchung leider nicht geklärt werden, ein Mangel, der so bald nicht zu beheben sein wird, da der gesamte Innenraum der heutigen Kirche vor Einbringen des neuen Fußbodens mit einer ca. 0,60 m dicken Betonschicht abgedeckt wurde.
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Beobachtungen und Notbergungen am Aachener Markt von Bernhard Bös
Bei Baumaßnahmen in den hochmittelalterlichen Kellergewölben unter der östlichen Häuserfront des Aachener Marktes (Nr. 52/54) konnten im April und Mai 1982 Schichten der frührömischen und mittelalterlichen Besiedlung dokumentiert werden. Unter den heutigen Häusern soll ein Restaurant gebaut werden. Dazu müssen die Kreuz- und Tonnengewölbe aus Kalksandstein von späteren Unterteilungsmauern, Einbauten und Schutt befreit sowie der Fußboden tiefergelegt werden. Obwohl diese Arbeiten — mit Unterbrechnungen — seit ca. 2V 2 Jahren und jetzt wieder seit Mitte Januar 1982 in Gang waren, erging von Seiten des Bauamtes und des Stadtkonservators keine Meldung an die zuständigen Stellen der Bodendenkmalpflege. So erfuhren das Städtische Kulturamt, zuständig für bewegliche Bodendenkmäler, und der Berichterstatter als freier Mitarbeiter des Rheinischen Landesmuseums Bonn, Außenstelle Zülpich, erst durch einen Bericht in den 'Aachener Nachrichten' vom 15. 4. 1982 von den laufenden Baumaßnahmen. Inzwischen waren nach Angaben des Poliers der Baufirma ständig Mengen römischen Schuttes, vor allem die auffälligen Leistenziegel sowie vor dem Notstromaggregat zahlreiche Terra-sigillata-Scherben — wahrscheinlich aus einer römischen Grube — abgefahren worden. Über den vom Umbau betroffenen Kellern standen im Mittelalter als Eckhaus zur Großkölnstraße das Haus 'Zum Neuen Stern', anschließend der 'Neue Keller', im 15. Jahrhundert das meistbesuchte Weinhaus des Marktes, und vielleicht noch ein oder zwei der im Häuserverzeichnis von 1456 erwähnten Häuser in städtischem Besitz. Im Bericht des Aachener Anzeigers war von 'Markthallen' die Rede gewesen. Bei ihnen handelt es sich möglicherweise um die anschließenden Kellerräume des bis zum Brand von 1343 westlich davor liegenden Häuserblocks. Bei einer ersten Begehung wurde im nordwestlichen Kellerbereich unter den hochmittelalterlichen Mauerfundamenten eine ca. 10—15 cm starke Brandschuttschicht festgestellt, die möglicherweise aus römischer Zeit stammt. Vor dem nordwestlichen Eckpfeiler des Kreuzgewölbes konnte später ein 0,6 m 188
breites Profil einer römischen Grube aufgenommen werden, die bis über 5,20 m unter das Bürgersteigniveau hinabreichte, bis tief in den gewachsenen Lehm, der 4,70 m unter der Oberkante des Bürgersteigs anstand. Die Keramikfunde aus der Grube — Fragmente von Reibschalen, Spitzamphoren, Krügen, Kochtöpfen, Terra-nigra-Gefäßen, gefirnißten und begrießten Bechern und von einem südgallischen Terra-Sigillata-Teller — stammen in ihrem Hauptteil aus tiberisch-claudischer Zeit, also etwa dem 4. und 5. Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts n. Chr. Einen halben Meter westlich des Gewölbepfeilers, parallel zu seiner Bruchsteinmauer, wurde 4,40 — 4,70 m unter der Oberkante des Bürgersteigs ein vermutlich hochmittelalterliches Abwasserkanälchen geschnitten. Seine Außenbreite betrug 0,30 m, seine Innenmaße 0,10 cm (Breite) bzw. 0,15 m (Höhe). Die Kanalsohle bestand aus einer 0,08 m starken Kalksteinplatte; abgedeckt war es mit einer 0,30 m breiten, 0,07 m starken Blausteinplatte. Die Wangen bestanden aus einem Ziegelstein (Westen) bzw. aus Kalkstein (Osten). In den Kellern Markt 52 — 54 liegen drei jetzt abgedeckte Brunnen, die bisher noch nicht weiter untersucht werden konnten. An der nordwestlichen Kellerecke unter der Fundamentplatte des früheren Notstromaggregats konnte schließlich ein 1,4 m breites Schichtpaket bis zum gewachsenen Lehm in 4,60 m Tiefe (unter Bürgersteigoberkante) untersucht werden. Direkt über dem Lehm lag ein 0,10 m starkes römisches Schuttband mit Bruchsteinen mit Mörtel, Schiefer, Ziegelstücken und einer Krugscherbe. Über ihr folgt wieder eine möglicherweise eingeschwemmte Lehmschicht. Beide Schichten werden im Westen von einem hochmittelalterlichen, gemauerten Kanal abgeschnitten (40 x 28 cm), in dessen Füllung, einer humos schlammigen Masse, sich auch Miesmuschelschalen fanden. Aus der Baugrube stammen Randscherben eines Siegburger Bechers, der die Erbauung des Kanals in das 14.715. Jahrhundert datiert. Die erste Kellersohle dürfte eine 2 cm starke, gleichmäßige Holzkohle-Brandschicht darstellen, über der weitere Lehm-, Sand-, Schutt- und Brandschichten folgen, die durch Raerener Steinzeugscherben aus dem Ausgang des 16. Jahrhunderts dauert sind. Ein zweiter Kellerboden ist wahrscheinlich in einer Mörtelziegel-Planierschicht zu erkennen, mit zwei Ziegeln als Bodenbelag. Die Brandschuttschicht darüber — wohl von der Zerstörung eines Fachwerkhauses beim großen Aachener Stadtbrand von 1656 — wird von einer dritten Kellersohle überdeckt (Kalk-MörtelZiegelbrand) und schließlich von der Sandbettung für den modernen Zementestrich.
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Ausgrabungen auf dem Alten Markt in Duisburg 1981 und 1982 von Günter Krause
1980 wurden auf dem Alten Markt in Duisburg bei Leitungsverlegungsarbeiten überraschende Beobachtungen gemacht. Die Grabungen wurden in den beiden letzten Jahren mit Mitteln der Stadt Duisburg und des Landschaftsverbandes Rheinland fortgesetzt. Schon damals war deutlich geworden, daß man hier mit einem bis zu 4 m mächtigen Schichtenpaket rechnen muß, das die Zeit von der Gegenwart bis ins 9. Jahrhundert n. Chr. umfaßt. So dienten die 1981 angelegten vier Grabungsschnitte von je 5 x 3 m Größe (Abb. 102, I—III) vor allem dazu, einen Überblick über die Stratigraphie des Alten Marktes zu gewinnen. Insgesamt ließen sich zehn Schichtbereiche unterscheiden, die zum Teil noch weiter untergliedert werden können (Abb. 103). Die älteste Schicht (Abb. 103, 10) liegt direkt auf den tonigen Ablagerungen des mittelalterlichen Rheinlaufes, der bis um 1200 unterhalb des Alten Marktes vorbeifloß. Zu dieser Schicht, die viele Brandreste enthielt, gehört ein Graben, der eine Breite von 2 m und eine Tiefe von etwa 1,4 m hatte. Der untere Teil des Grabens ist sehr steilwandig und schmal. Schicht 10 ist mit Sand abgedeckt worden, wahrscheinlich um den feuchten Untergrund begehbar zu machen. An ihrer Oberfläche zeigt sie ziemlich starke Brandspuren (Asche, Holzkohlenpartikel). Außerdem sind die hier gefundenen Scherben und Knochenteile sehr zerbrochen, so daß man annehmen kann, daß sie ziemlich stark begangen oder auch befahren wurde. Die Gefäßreste gehören teils zu importierter Keramik, teils zu Geschirr, das am Ort oder in der näheren Umgebung hergestellt wurde. Zur importierten Keramik gehört die Mehrzahl der Scherben (Abb. 104). Es sind Reste von Gefäßen Badorfer Machart, einer Keramik für gehobene Ansprüche, die vermutlich auch am unteren Niederrhein nachgeahmt wurde. Zur einheimischen Keramik gehören handgemachte Ware (Kochtöpfe, Schüsseln usw.) und auf der Drehscheibe hergestellte Gefäße (Abb. 105). Beiden Gattungen ist die dunkle grauschwarze Färbung eigentümlich, die auf einen reduzierenden Brand zurückzuführen ist. Die Scheibenware ist nach der Entdeckung eines größeren Töpferbezirkes mit gleich190
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Baesweiler-Setterich. Nordostecke des älteren Steinbaus.
und von einer bis zu 1,20 m starken Zwingermauer umgeben. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, daß der obertägig nicht mehr sichtbare westliche Zug der Zwingermauer fast in der gesamten Länge als Mauerverband erhalten, jedoch vom äußeren Druck mit starker Schräglage bzw. fast bis zur Horizontalen in den Wassergraben verkippt war (Abb. 116 links). Wie oben bereits erwähnt, bildete die heutige Friedhofsmauer die südliche Grabenbegrenzung, während die nördliche Zwingermauer gleichermaßen als Fundament für die Wirtschaftsgebäude der Vorburg diente. Westlich und östlich des Burghauses konnten Widerlager und Pfeiler von zwei Brücken lokalisiert werden, die bereits in den alten Plänen, Karten und Ansichten angedeutet waren (Abb. 116 links). Auf weitere Erläuterungen zu den archäologischen Befunden sei im gegenwärtigen frühen Stadium der Bearbeitung ebenso verzichtet wie auf nähere Angaben zur urkundlich belegten Entwicklung der Jülich'schen Unterherrschaft Setterich, die seit dem 13. Jahrhundert unter wechselnden Adelsfamilien (von Frenz, von Randerath), insbesondere aber seit dem 14. Jahrhundert als Besitz derer von Reuschenberg, der einflußreichsten Adelsfamilie des Jülicher Landes, Bedeutung erlangte und erst im 18. Jahrhundert an andere Besitzer (aus benachbartem belgischem Adel) überging. 218
Ausgrabungen im Bereich der Großen Dhünntalsperre bei Wermelskirchen-Dabringhausen, Rhein.-Berg. Kreis von Manfred Rech
Seit Sommer 1980 grub die Außenstelle Overath im Bereich der neuen Großen Dhünntalsperre bei Dabringhausen. Der große Abschlußdamm bei Lindscheid ist inzwischen fertiggestellt; wenn später das Wasser die vorgesehene Fläche bedeckt, wird der so entstandene See die größte Trinkwassertalsperre der Bundesrepublik sein. Durch systematische Begehungen und durch die Geländebewegungen der letzten Jahre wie Scharrieren der Hänge, Wegnahme der Humusschicht im Talboden usw., war es möglich, einen Einblick in die vornehmlich mittelalterliche Besiedlungsgeschichte eines ca. 6 km langen Talabschnitts der Dhünn zu gewinnen. 1982 wurden die archäologischen Arbeiten vorerst abgeschlossen. Hauptaufgabe war die Untersuchung der Dhünnenburg, einer abgegangenen Burganlage, von der nur noch der Flurname vorhanden war. Obschon sie vollkommen eingeebnet war, war es doch möglich, aufgrund alter Flurkarten die Lage der Burg einzugrenzen und wenigstens noch deren Fundamente auszugraben. Die Stelle befand sich unmittelbar am westlichen Hangfuß des N—S gerichteten Tales der Kleinen Dhünn. Unter der Grasnarbe und einer gleichmäßig verteilten Schuttschicht fand sich zunächst im zweiten Suchschnitt das Eckfundament eines Gebäudes (Abb. 119). Im weiteren Verlauf ergab sich, daß noch bis 0,5 m hohe, aus behauenen Grauwacken mit einem harten Kalkmörtel errichtete Grundmauern einer außen 9,50 X 9 m großen Anlage vorhanden waren. Die Stärke der Mauern betrug im Mittel 1,30 m. Sie lagen auf gewachsenem Kies/Lehmboden auf, der streckenweise von Gleyboden eines Überschwemmungshorizontes überdeckt war. Die im Lichten etwa 7 x 6 m große Innenfläche dieses Quadrats war durch eine in Trockenmauertechnik aus Grauwacke errichtete Quermauer zweigeteilt. Diese hatte offenbar die Funktion, Querbalken, die das erste Geschoß 219
trugen, abzustützen. Der Boden des Innenraums barg ansonsten wenig Funde; als Keller ist er nie genutzt worden, was vermutlich mit dem periodisch auftretenden Hochwasser der Dhünn oder dem hoch stehenden Grundwasser zusammenhängt. An die Nordwestecke des Gebäudes war ein halbrunder, turmähnlicher Vorbau von etwa 3,50 m Durchmesser an der Basis angebaut. Seine Mauerstärke betrug lediglich 0,75 m. Vermutlich handelt es sich hier um den Ansatz eines Erkers oder um das Fundament eines Treppenturmes. An der diagonal gegenüberliegenden Seite, also im Südosten, muß hingegen ein quadratischer Turm gestanden haben. An der Südwand der Anlage sprang hier ein Mauerstück vor, das nach etwa einem Meter in eine Ausbruchsgrube überging. Diese setzte sich mehrere Meter nach Osten hin fort und war im Südprofil von Schnitt I in ihrer Ausdehnung gut zu erkennen (Abb. 120). Ein an dieser Stelle zu vermutender Turm muß eine Grundfläche von etwa 4,50 x 3,50 m besessen haben. Ecktürme dieser Art finden sich häufig bei einfachen Wasserburgen. Wie dicke Schlickschichten erkennen ließen, die in tiefen Baggerschnitten angetroffen wurden, reichte die Dhünn an der Ostseite, also zur Talaue hin, einst bis an die Burg heran. Heute fließt sie etwa 60 m östlich der Stelle. Die übrigen drei Seiten der Anlage waren von einem Wassergraben umgeben. Besonders breit war dieser zur Hangseite hin. Bei wannenförmigem Querschnitt und geringer Tiefe betrug seine Breite 9 m. Im unteren Teil war der Graben ganz mit Ton, Schlick und Torfschichten ausgefüllt. Eine besondere Überraschung war bei diesem Teil des Grabens das Auftreten von massiven, behauenen Balken aus Eiche der unterschiedlichsten Länge und Stärke. Alle wiesen Zapflöcher auf, manche waren mittels langer Holzdübel miteinander verzapft (Abb. 121). Es ist zu vermuten, daß es sich um Teile einer Brückenkonstruktion handelt. In dem Grabenstück fanden sich auch Architekturteile aus Brohler Tuff; bei einigen kann es sich um Laibungen von Türen oder Fenstern handeln. Das von der Dhünnenburg geborgene Fundmaterial war zahlreich und vielgestaltig. Aufgrund von oxydierend und reduzierend gebrannter Kugeltopfware ist sicher, daß vor dem Burghaus einst eine ältere, wohl hochmittelalterliche Burganlage gestanden haben muß. Zu ihr können behauene Äste gehören, die immer wieder gefunden wurden. Möglicherweise war es eine Motte, doch konnten Bauspuren nicht mehr nachgewiesen werden. Den zeitlichen Endpunkt dieser vielleicht um 1200 errichteten Anlage scheinen Kannen von Frühsteinzeug anzudeuten, die einen Dornrand aufweisen. Sie wurden beispielsweise in der untersten Schicht des Wassergrabens gefunden und gehören in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das zahlreich gefundene feine Steinzeug setzt vermutlich erst mit der Errichtung des Steinbaus ein; es beginnt mit Siegburger Ware der Zeit um 1450. Sein Schwerpunkt mit später Siegburger, Frechener und Westerwälder Ware liegt im 1 7 . / I S . Jahrhundert. Zahlreich sind auch bleiglasierte irdene Töpfe und Bruchstücke von bemalten irdenen Tellern, die meistens wohl in das 18. Jahrhundert zu datieren sind. Verschiedentlich fanden sich auch Bruchstücke von 220
119
Wermelskirchen-Dabringhausen, Dhünnenburg. Fundamente im Suchschnitt II.
' 120
Wermelskirchen-Dabringhausen, Dhünnenburg. Turmfundament.
221
121
Wermelskirchen-Dabringhausen, Dhünnenburg. Balken einer zerstörten Holzbrücke.
Steinzeugkrügen mit aufgelegten Medaillons und Wappen. Besonders bemerkenswert ist die Hälfte einer feinen, helltonigen Steinzeugkanne wohl Siegburger Provenienz. Unter der Jahreszahl 1589 befindet sich ein von springenden Löwen eingerahmtes Wappen. Dieses zeigt im oberen Teil die Lilienhaspel von Kleve, links den Bergischen, rechts den Jülicher Löwen, im unteren Teil links den Märkischen Schachbrettschild, rechts den Ravensberger Sparrenschild. Da die Kanne unmittelbar neben einem der Hölzer im Wassergraben gefunden wurde, ist es denkbar, daß diese aus der Zeit um 1600 stammen. Aus der Fülle der sonstigen Kleinteile seien Bronzebeschläge, Bruchstücke gläserner Pokale und Becher, eine eiserne Talgleuchte sowie eine Masse tönerner Pfeifenbruchstücke erwähnt; letztere gehören aufgrund verschiedener eingravierter Jahreszahlen wohl meist in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 222
122 Wermelskirchen-Dabringhausen, Schirpendhünn. Kalkofen.
Nach Aussage der Funde wurde das Burghaus um 1800 aufgegeben. Dazu passen auch gut die urkundlichen Nachrichten, von denen nur einige genannt werden sollen. 1864 war ein Junker Reynike Herr auf der Dhünnenburg. 1693 ist ein Herr v. Gürtzgen Besitzer der Burg und macht sich dadurch unbeliebt, daß er die Vogelherde des Altenberger Klosters zerstört und dessen Jagdknechte vertreibt. 1787 kommt Franz Sigismund v. Driesch durch Heirat an die Dhünnenburg, doch lebt er über seine Verhältnisse, so daß die Burg 1800 zwangsverkauft und wohl bald abgerissen wurde. Das Burghaus war vermutlich zwei- oder dreistökkig. Wie die vielen grünen Fensterglasbruchstücke verraten, muß es eine Reihe von Fenstern besessen haben. Ein Wirtschaftshof hat unmittelbar nicht dazu gehört. Möglicherweise stand er in Schirpendhünn oder Klevermühle. Da auf dem südlichen Ufer der Dhünn, bereits auf dem Boden der Gem. K ü r t e n , ein flacher Sporn mit dem Namen Königsspitze als möglicher Platz des alten, 1217 erwähnten Hofes Kuningispuzze angesehen wurde, mußte auch hier im Sommer 1982 mit einer Grabung begonnen werden. Es fanden sich aber nur Spuren von Hofgebäuden, die nach Ausweis der Keramik bis in das 17. Jahrhundert zurückreichten. Der alte Hof, der offenbar den Grafen von Berg gehörte, wird wohl eher in der Nähe einer Quelle ('Pütz') gestanden haben. 1713 ist von 'Koningxputz' 1500 von 'Konincksputz' die Rede. 223
Im gleichen Sommer wurde am Hang oberhalb der Dhünnenburg ein steingemauerter Keller entdeckt, der vermutlich zu einem alt abgerissenen Fachwerkhaus gehört. Es fanden sich im Innern Scherben, die bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen. Im Talgrund bei S c h i r p e n d h ü n n wurde ein birnenförmiger, in den Hang eingegrabener Kalkofen freigelegt. Der noch 1,80 m tief erhaltene Ofen wies in Höhe der Brennkammer einen Durchmesser von 2,50 m auf (Abb. 122). Auf dem Grund des Brennraumes lagen übriggebliebene, gebrannte Kalkbrocken. Um den Ofen herum fand sich ungebranntes Kalkgestein mit Muschelabdrücken. Dieses wird vom gegenüberliegenden Hang stammen, wo entsprechende Formationen anstehen. Da im Ofen einige Bruchstücke blaugrauer Kugeltopfware gefunden wurden, ist durchaus denkbar, daß die Anlage aus dem 12.713. Jahrhundert stammt. Ebenfalls mittelalterlich sind Reste von Rennfeueröfen zur Eisengewinnung, die oberhalb des Homburghammers auf einem Bergsporn zutage kamen. Typisch sind blasige, schwarz glänzende Laufschlackestücke und schwere, noch stark eisenhaltige 'Ofensauen'. Etwas unterhalb des Sporns sowie auf dem Gegenhang wurden bei Errichtung des Vorsperrendammes in den Berg eingetiefte Verhüttungsöfen zerstört. Das Roherz kam offenbar aus unmittelbarer Nähe, denn Grauwacke mit dünnen Schichten Brauneisenstein steht im ganzen Tal an. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, daß mittelalterliche Eisenschlakken auch im Bereich der Dhünnenburg gefunden wurden. Wenn es sich nicht um verschleppte Objekte handelt, ist dies ein Hinweis darauf, warum in diesem vergleichsweise abgelegenen Tal überhaupt eine Burg errichtet wurde. Konzentrationen mittelalterlicher Scherben (meist um 1300) finden sich auch an anderen Stellen des Talabschnittes, beispielsweise an einem Geländesporn gegenüber Kesselsdhünn, wo neben einem schaufelartigen Eisenobjekt wieder Kugeltopfware geborgen wurde. In einen sicheren Kontext sind aber alle Funde erst zu bringen, wenn auch die urkundliche Überlieferung berücksichtigt wird.
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Ein mittelalterlicher Eisenverhüttungsplatz bei Engelskirchen-Loope, Oberberg. Kreis von Manfred Rech
Während die mittelalterliche Eisenverhüttung im Siegerland und im Märkischen Sauerland dank der Arbeiten von O. Krasa und M. Sönnecken, die die erstaunlich dichte Folge der Verhüttungsstellen dokumentieren, gut bekannt ist, fehlt es für das Bergische an umfassenden Arbeiten; man könnte dem Trugschluß verfallen, daß es hier in früher Zeit kaum Eisenverhüttung gegeben hat. Punktuell sind zwar von Heimatforschern immer wieder einzelne Schlackenstellen gemeldet worden, auch wurde hier und dort einmal ein Ofen gefunden und ausgegraben, wie etwa jener Rennfeuerofen aus dem Quellgebiet der Dhünn bei Hückeswagen, der sich heute im Werkzeugmuseum Remscheid befindet, doch fehlt es an systematischen Geländebegehungen, welche die tatsächliche Dichte der Eisenverhüttungsstellen deutlich machen. Im Rahmen einer intensiveren Betreuung des Bergischen durch das Rheinische Landesmuseum/Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege wurden vor einigen Jahren Schlackenplätze auf dem Nutscheid bei W a l d b r ö l und südlich von E i t o r f kartiert, wo mitten durch die Halden ein sicher alter Weg, der sog. Eisenweg, verläuft. Auch anläßlich der Vergrößerung der Dhünntalsperre bei W e r m e l s k i r c h e n - D a b r i n g h a u s e n sind systematische Begehungen durchgeführt worden, die zur Auffindung mancher neuen Plätze führten. Alle Begehungen zeigen, daß in gut erforschten Geländeausschnitten Verhüttungsstellen durchaus so häufig wie im Sauer- oder Siegerland sind.
Im Raum Engelskirchen gibt es beiderseits der mittleren Agger allenthalben aufgelassene Bergwerke, Stollen und Pingen, die nicht nur auf die Ausbeutung von Eisenerz, sondern auch von Blei, Zink und Kupfer zurückgehen. Ein kilometerlanges Abbaugebiet dieser Art findet sich östlich von Engelskirchen im Bereich des Kaltenbachs und östlich von Engelskirchen-Loope. Intensiv wurde Bergbau hier im 16. —19. Jahrhundert betrieben. In einem Seitental des Loope-Bachs, dem Lützenbach-Tal, konnte nun Konrek225
tor K. H. Lüdenbach, Engelskirchen-Loope, einen Rennfeuerplatz feststellen, der wegen akuter Gefährdung durch die Verbreiterung eines Weges in Zusammenarbeit mit der örtlichen Schule vom Landesmuseum ausgegraben wurde. Charakteristisch ist schon die Lage des Fundplatzes. Geht man von Loope aus längs des Lützenbach-Tales nach Osten, so verzweigt sich nach etwa 2 km der Bach in zwei Äste. Ein in diesem Winkel eingeschlossener, nach Norden weisender Bergsporn steigt hier von 180 m über NN in der Talsohle auf 285 m über NN an seiner höchsten Stelle. Im unteren Drittel weist der ziemlich steile Nordosthang einen Absatz von etwa 20 m Länge und 8 m Breite auf. In dessen Mitte befindet sich eine Quellmulde, die ein spärlich fließendes Rinnsal speist. Die halbrund eingetiefte Mulde besitzt im vorderen Bereich einen künstlich abgegrabenen Absatz und eine davor liegende Vertiefung von etwa 2 m Länge. Diese war mit Schlick gefüllt und ihre 1,50m tiefe Sohle, wie wir nach Ausheben des Schlicks feststellten, ganz mit grauem Ton bedeckt. Der einzige Hinweis auf eine Verhüttungsstelle waren zwei bis l m hohe und zum Teil aberodierte Schlackenhalden. Beim Anlegen von Suchschnitten zeigte es sich, daß die Befunde dicht unter der Narbe des Waldbodens lagen und stellenweise gut erhalten waren. Außerdem ergab sich, daß alle Befunde fast auf einer Linie zu beiden Seiten der Quellmulde aufgereiht waren. Wegen des Baumbestandes mußten Teile des Absatzes von einer Untersuchung ausgespart bleiben. Der Aufbau der Rennfeueröfen glich ganz jenem, wie er von Sönnecken im Märkischen Sauerland beobachtet wurde. Drei der Befunde waren sicher Schmelzöfen; bei den anderen vier kann es sich um Ausheizherde bzw. um Schmiedefeuer handeln. Die Rennfeueröfen fanden sich alle westlich der Quellmulde in einem Abstand von wenigen Metern zueinander. Als repräsentativ kann Ofen 2 gelten. Nachdem der Waldboden entfernt war, zeigte sich eine Ansammlung kopfgroßer Grauwakkeblöcke. Im Zentrum der Steine wurde nach Putzen des Befundes ein blaugrauer, innen verschlackter Tonring sichtbar. Dieser sehr harte Ring ging im unteren Teil in eine halbkugelige 'Ofensau' — der nach unten beim Schmelzen abgesackte und erkaltete Schlackesumpf — über. Der Ring wies einen inneren Durchmesser von 28 cm auf und war bis 6,5 cm stark erhalten. Er ist gleichsam das nicht verwitterte Skelett der Ofenwandung. Beim Schneiden des Ofens wurde besser sichtbar, daß die innere Auskleidung des Schachtofens mittels Ton bis 8 cm stark war; auch die muldenförmige Vertiefung der Ofenbasis war mit Ton ausgekleidet, der hier durch die entwickelte Hitze eine krümelige Struktur angenommen haue. Der anstehende Lehmboden war durch die Hitze bis zu einer Stärke von 12 cm rot verbrannt. Die herumliegenden Steine bildeten einst den eigentlichen Mantel des Ofens. Durch noch in situ befindliche Steine konnte dieser auf 0,35 — 0,40 m bestimmt werden. Nach Osten hin war dem Ofen eine durch plattige Steine eingefaßte, schräg abfallende Abstichrinne vorgelagert. Die Länge der Rinne, die in einer muldenförmigen Vertiefung endete, betrug l m. 226
123
Engelskirchen-Loope, Lützenbachtal. Eisenverhüttungsplatz, Ofen 5 mit Laufschlacke.
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Ein entsprechender Aufbau wurde bei Ofen 5 ermittelt. Auch hier fand sich noch ein Stück der verschlackten inneren Wandung in situ. In der Herdmulde befand sich gleichfalls eine 'Ofensau', und der Ostseite war ebenfalls eine Schlackenrinne vorgelagert. In letzterer befand sich noch ein Stück der glasigen, schwarz glänzenden Laufschlacke (Abb. 123). Über die Höhe der Öfen lassen sich nur Mutmaßungen anstellen. Aufgrund der vorgefundenen Steinmenge können sie bis 1,50 m hoch gewesen sein. Düsen, die auf einen Blasebalg hinweisen, wurden nicht gefunden. Vielleicht genügte hier der Hangwind, um eine ausreichende Temperatur zu erreichen. Aufgrund von Scherben blaugrauer Kugeltopfware kann die Stelle in das 12.713. Jahrhundert datiert werden; es fanden sich vor allem Randstücke mit schräg abgestrichenem Rand. Wichtig ist, daß neben einer halben, wohl zum Herausholen der Luppe benutzten Zange auch jenes Produkt gefunden wurde, das offenbar an Ort und Stelle hergestellt wurde. Es handelt sich um kleine Vierkantstäbe von 4 bis 5 cm Länge, die aus reinem Schmiedeeisen bestehen. Diese Halbfabrikate reichten wohl gerade aus, ein Hufeisen zu formen. Zum Abschrecken des Eisens bediente man sich vermutlich des ausgehobenen Beckens in der Quellmulde. Im Bereich der Öfen wurden verschiedentlich Grauwackestücke mit streifigen Schichten von Brauneisenstein geborgen, offenbar das Roherz. Letzteres hat man sicher aus den vielen Pingen geschürft, die sich oberhalb der Verhüttungsstelle am Hang erstrecken. Eingestreut in das Pingenfeld finden sich auch einzelne Köhlerplatten, auf denen wohl die Holzkohle gebrannt wurde, welche man beim Verhütten brauchte. "Wie in dieser Gegend üblich, war das Eisenerz vermengt mit anderen Metallen, so etwa Bleiglanz. So verwundert es kaum, daß an einer Stelle des Verhüttungsplatzes auch ein Klumpen Blei gefunden wurde, der vermutlich als Nebenprodukt angefallen war. Daß es sich bei den Verhüttungsleuten um 'freie Unternehmer' oder Bauern mit Nebenerwerb handelte, ist nicht anzunehmen. Der Verhüttungsplatz liegt im Territorium der Grafen von Berg. Nicht unfern des Lützenbach-Tales lag bei Lindlar die Burg Neuerburg, welche etwa im 12. Jahrhundert Lieblingssitz des Grafen Engelbert L war. Von einem seiner Nachfolger, Adolf VII., ist überliefert, daß er vom Harz Bergleute kommen ließ, die in der Umgebung nach Erz gruben; an der Agger wurden Eisenhütten, wohi schon sog. Massenhütten, erbaut. Konkurrent in der Suche nach Eisenerz, Silber und anderem war im hohen Mittelalter bereits die Geistlichkeit. Das große Bergbaugebiet um Kaltenbach gehörte etwa zur Einflußsphäre der Abtei Siegburg. Auf dieses Gebiet gemünzt heißt es in einer zeitgenössischen Quelle, daß 'der Sterblichen Gier sich aus Verlangen nach Silber mit Graben abmüht'.
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Der mittelalterliche Steinbruch Nievelstein westlich von Wildnis, Gem. Herzogenrath, Kr. Aachen von Rainer Laskowski
Im Herbst 1982 wurden 100 m nördlich der Straße Worms — Wildnis und ca. 150 m südöstlich des großen Weihers bei Nievelstein Aufschlußarbeiten für einen geplanten Quarzsandtagebau vorgenommen. An dieser Stelle befindet sich ein Teil eines größeren, seit längerer Zeit bekannten, alten Steinbruchgebietes. Für den geplanten Tagebau muß das gesamte über dem Quarzsand liegende Deckgebirge abgeräumt werden. Der folgende Bericht soll einen ersten Überblick über die bisherigen Entdeckungen bei diesen Arbeiten geben. Eine abschließende Bewertung der Befunde kann noch nicht vorgelegt werden, da die Arbeiten noch andauern. Das Deckgebirge besteht aus einer noch bis zu 7 m mächtigen Schicht aus Steinbruchschutt und den noch übriggebliebenen Teilen einer Sandsteinbank von ursprünglich mindestens 10m Mächtigkeit. Am Nordrand des Aufschlußgebietes, nur ca. 80 m südlich eines heute noch erhaltenen Stolleneinganges, kamen die Reste von drei Sandsteinpfeilern zum Vorschein. Diese Pfeilerreste ragen noch 2,3 — 3,5 m in die Höhe. Die Form von zwei Pfeilern ist unregelmäßig polygonal, der dritte hat einen dreieckigen Grundriß. Die Seitenlängen der senkrechten Pfeilerwände betragen bei den polygonalen Pfeilern 1,6m—3,5m, bei dem dreieckigen Pfeiler 4,1 m—4,4 m. Die Oberflächen der Wände sind glatt oder grob geschrotet. Überraschenderweise wurden auf einer ganzen Reihe dieser Wände viele mit Holzkohle gemalte Zeichen, einzelne Zeichnungen und Gravierungen entdeckt. Die Gravierungen befinden sich ausnahmslos auf einer glatten Wand am Westrand des Aufschlusses, westlich der Pfeiler (Abb. 124 Stelle D; Abb. 125). Auf dieser unten 6 m, oben noch 4,5 m breiten und 6,5 m hohen Wand befindet sich dicht unter der heutigen Oberkante eine ca. 0,8 m hohe Leiter (?), die schon von W. Sölter 1975 beobachtet worden ist (Ausgr. im Rheinland '75, 84). 1,5 m unter dieser 'Leiter' kamen nun weitere Gravierungen zum Vorschein. Es handelt sich um vier ziemlich gleichartige Ritzungen, deren Form an Gefäße erinnert. Sie sind 229
1: Werkstücke 2: Mahlsteine
4 . Keilspur mit abgebrochenem Eisenkeil
3: Sarkophagdeckel
5 : Eingravierte Maßwerkzeichnung 6. Stollenmundloch
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Schrotspuren Steinbruchwände 1982 entdeckt Steinbruchwände 1982 entdeckt mit Schrotspuren
Ausschachtungsgrenzen vom Dezember 1982 A-E Sandsteinblöcke F
Schleifspuren
Wildnis, Gem. Herzogenrath, Steinbruch Nievelstein. Teilplan mit Ergänzungen von 1982. Maßstab 1:1500.
125 Wildnis, Gem. Herzogenrath, Steinbruch Nievelstein. Westwand Stelle D. Umrahmt: Fläche mit gemalten Zeichen.
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als nahezu kugeltopfartig zu beschreiben. Drei dieser 'Gefäße' zeigen von der Kugeltopfform abweichend an der rechten oberen Ecke eine in die Höhe weisende Spitze, das vierte ist an dieser Stelle nur gerundet (Abb. 126). Zwei der 'Gefäße' sind übereinander angeordnet (Abb. 126 links; H. 20 und 27cm, Br. 17,5 und 22 cm), die beiden anderen stehen ineinander (Abb. 126 rechts; H. 30 und 16 cm, Br. 24 und 18 cm). Was wirklich mit diesen Ritzbildern gemeint ist, kann nicht gesagt werden. Es scheint aber zumindest möglich, daß es sich um Gefäße (zum Schöpfen?) handelt. Neben und unter den kugehopfartigen Gravierungen befinden sich in der Zone von 2,0 bis 5,5 m unter der Oberkante der Wand einige offenbar mit Holzkohle gemalte Zeichen. Zu sehen sind elf längere, senkrechte Striche mit einer jeweils unterschiedlichen Anzahl von kurzen Querbalken — im folgenden kurz Strichlisten genannt — sowie ein unregelmäßiges 10-Eck mit vier geraden und sechs konvexen Seiten. Eine Strichliste am unteren Ende der linken, südlichen Kante der Wand ist durch eine Keillochreihe teilweise zerstört worden (Abb. 125). Die noch erhaltenen vier Keillöcher sind alle etwa 9cm breit und 10cm tief. Ihre Innenflächen zeigen deutlich Schrotspuren. Die rechte, nördliche Kante der Wand zeigt in der Mitte und unten zwei künstliche, nischenartige Einkerbungen von ca. 0,8 m Höhe und 0,5 m Tiefe (Abb. 125).
126 Wildnis, Gem. Herzogenrath, Steinbruch Nievelstein. Stelle D, Detail mit geritzten 'Gefäßen' 232
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Wildnis, Gem. Herzogenrath, Steinbruch Nievelstein. Stelle D, Crux quadrata.
An die beschriebene Wand schließt an der Nordkante eine weitere, glatte Wandfläche an. Auf ihr sind im unteren Bereich weitere Zeichen zu erkennen: vier Strichlisten und eine Gruppe mit sechs kurzen waagerechten Strichen mit zwei Querbalken darüber sowie ein gleicharmiges Kreuz von 10 cm Breite und Höhe mit dreieckig verdickten Enden, eine sog. Crux quadrata (gotisch?) (Abb. 127). Die meisten Zeichen und Zeichnungen befinden sich aber auf dem 10 m weher östlich stehenden, dreieckigen Pfeiler (Abb. 124 Stelle C; Abb. 128) und zwar an seiner Nordwestwand. Diese 4 m breite und 2,5m hohe Wand ist vollkommen glatt. Sie zeigt elf Strichlisten mit Querbalkenzahlen von 2 bis 15. Daneben gibt es zwei Kreuzreihen und eine doppelte Punktreihe sowie mehrere einfache Strichreihen und eine Anzahl Einzelzeichen. Auffallend und besonders wichtig ist aber eine etwa in der Steinmitte sichtbare vierzeilige Inschrift (Abb. 129). Sie 233
konnte bisher noch nicht eindeutig gelesen werden. Als gesichert kann wohl gelten, daß sie aus dem 15.716. Jahrhundert stammt — darauf deutet der Schriftduktus hin — und daß sie keinen zusammenhängenden Text bietet. Vermutlich handelt es sich um Wörter (Namen?) und Zahlen (römische und arabische bzw. Mischformen?), die mit dem Steinbruchbetrieb in Zusammenhang stehen. Nur weitere Vergleiche mit Dokumenten ähnlicher Art können hier mehr Klarheit und Sicherheit erbringen. Auf der rechten Hälfte dieser Wand sind mehrere Zeichnungen mit eindeutig obszönem Inhalt zu erkennen, drei Darstellungen von erigiertem Penis und Scheide (Abb. 130). Am rechten, oberen Rand der Wand ist außerdem ein flächig schwarz ausgeführter Hahn zu sehen. Er scheint nach rechts gewendet, sein Kopf ist auffallend klein, der Körper wuchtig und der Schwanz steil nach oben gerichtet. Gerade der schwarze Hahn gilt volkskundlich als ein Träger besonders starker männlicher Kraft. Beide Darstellungen, Penis und Hahn, finden gute Entsprechungen in Darstellungen, die von dem römischen Steinbruch am Drachenfels bekannt geworden sind (J. Röder, Römische Steinbruchtätigkeit am Drachenfels, in: Bonner Jahrbücher 174, 1974, 520). Rechts neben den obszönen Darstellungen befindet sich die Zeichnung einer Frau in Büstenform. Die Umrißlinie ist schwarz, die Haare sind gerötelt, Haisund Brustbereich mit einem roten Rautenmuster verziert. Am rechten, unteren Rand dieser Zeichnung schließt das nach rechts gewendete Profil eines Männerkopfes mit schwarzen Umrißlinien an. Rechts oberhalb des Kopfes sind zwei noch nicht näher bestimmte Umrißzeichnungen, vielleicht von Werkstücken, zu erkennen. Die Nordost- und Südwand dieses Pfeilers tragen fast auf der gesamten Fläche Schrotspuren. 1,5 m—1,8 m unter der Oberkante ist aufgrund von Verfärbungen des ansonsten gelblichweißen Sandsteins ein älteres Laufniveau zu erkennen. An einer Stelle ist hier der Sandstein außerdem grau bis schwarz eingefärbt und stellenweise abgeplatzt (Abb. 128). Die schwarze Verfärbung ist zungenartig nach oben gerichtet. Es handelt sich hier um die Überreste einer Feuerstelle mit den 'Abdrücken' von mehreren (mindestens zwei) Feuern, die offenbar unmittelbar vor der Sandsteinwand abgebrannt wurden. Außerdem befinden sich auf dieser Wand zehn weitere Strichlisten und mehrere einfache Strichgruppen. Links neben der Feuerstelle beginnt eine auffallende, scharf abgegrenzte horizontal verlaufende dunkelbraune Verfärbung, die ihre Fortsetzung auf der dritten, nach Süden gerichteten Wand dieses Pfeilers hat. Diese Wand zeigt zehn über die Schrotspuren gezeichnete Strichlisten, die aber nur noch schwach erhalten sind, sowie vier einfache Strichgruppen. Die Schrotspuren dieser Wand verlaufen ziemlich gerade oder nur leicht gebogen von rechts oben nach links unten. Nur an einer Stelle direkt unter der Oberkante des Steines verlaufen einige Spuren entgegengesetzt, so daß sich dort ein fischgrätenartiges Muster ergibt. Der nördliche der drei Pfeilerstümpfe (Abb. 124 Stelle B) trägt nur auf zwei seiner insgesamt neun Flächen einige Zeichen. Seine westliche Wand zeigt vier 234
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Wildnis, Gem. Herzogenrath, Steinbruch Nievelstein. Stelle C von Norden.
Strichlisten sowie drei einfache Strichgruppen. Sie sind ebenfalls über die Schrotspuren gezeichnet. Der östliche der drei Pfeilerstümpfe war zum Zeitpunkt der Abfassung des Berichtes noch nicht ganz freigelegt (Abb. 124 Stelle A). Er zeigt auf allen drei bisher freigelegten Wandflächen Zeichen und einzelne Zeichnungen. Auf seiner nach Norden gerichteten Wand sind auf einer kleinen, glatten Fläche zwischen einer Schrotfläche und der die Wand begrenzenden, westlichen Kante eine Strichliste und darunter römische Zahlzeichen zu erkennen. Die Strichliste hat maximal 22 noch erkennbare waagerechte Querbalken. Die darunter stehenden römischen Zahlzeichen lauten: IVXVIII. Rechts neben den Zahlzeichen befindet sich ein T sowie das römische Zahlzeichen IIII. In der rechten oberen Ecke dieser Fläche können ferner einige einfache Strichgruppen sowie einzelne waagerechte Striche erkannt werden. Die anschließende Westwand des Pfeilerstumpfes ist ganz geschrotet und zeigt zwei stark verblaßte Strichlisten. Von besonderem Interesse ist aber wieder die erst zum Teil freigelegte Südwand dieses Pfeilers 235
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Wildnis, Gem. Herzogenrath, Steinbruch Nievelstein. Stelle C, Nordwestseite. Inschrift des 15.716. Jahrhunderts.
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Vorgeschichtliche Fundstelle. Römische Fundstelle. Mittelalterliche Fundstelle. Neuzeitliche Fundstelle.
169 Grabungs- und Fundorte im Rheinland in den Jahren 1981/82. — Maßstab l :1000 000. 297
Abbildungsnachweis Abb. 66, 67 und 133 Museumszentrum Burg Linn, Krefeld Abb. 68, 102 —110 Niederrheinisches Museum der Stadt Duisburg Abb. 140 — 143, 150—164, 166 — 167 Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln Abb. 144—149 und 165 Rheinisches Bildarchiv Köln Abb. 168 nach Deutscher Städteatlas II 6 (1979); Entwurf H. Hellenkemper und E. M. Spiegel Alle übrigen Abbildungen: Rheinisches Landesmuseum / Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege Bonn.