Die Ausgrabungen im Bel-Tempel zu Nippur

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H.V?W*L^RECHT DIE

AUSGRABUNGEN

IM

BEL-TEMPEL ZU NIPPUR

M^

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LEIPZIG J.

NbH56 ROBA

HINRICHS'scHE BUCHHANDLUNG

1903 c.l

C.

^>

AUSGRABUNGEN

DIE

DER UNIVERSITÄT VON PENNSYLVANIA IM

BEL-TEMPEL ZU NIPPUR EIN VORTRAG

H.

V.

HILPRECHT

^

WISSENSCHAFTLICHEM DIREKTOR UND VERANTWORTLICHEM HERAUSGEBER

DER RESULTATE DER EXPEDITION

MIT

56

ABBILDUNGEN UND EINER KARTE

\

v'V

.1.

C.

LEIPZIG HIXRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG 1903

Das Recht der Übersetzung wird vorbehalten.

:

Das Land,

in

kurz zu begleiten,

das ich Sie bitten möchte, mich heute abend ist

Ihnen allen von Jugend auf aus

dem Alten

Es ist die kleine Alluvialebene von Baghdäd, von den Stromläufen des Euphrat und Von den Tigris begrenzt, der Sitz uralter Staatenbildungen. Testamente wohl bekannt. südlich

einheimischen Keilschriftquellen wird mit

uns

am

dem Doppelnamen Sumer und Akkad allen

In der die

es

geläufiger

ist

Bevölkerung

heisst es es

in

'^

bezeichnet, doch

Name Babylonien.

der klassische

modernen Geographie

arabische

gewöhnlichsten

Iraq

el-

Arabi, während

ihrer eigenen graphischen

Weise oft nur kurz als El-Gezira, d. h. „die Insel", bezeichnet. Es ist so recht eine Toteninsel, ein Land der Gräber und des Schweigens. Der ausgestreckte Arm Gottes lastet seit 2000 Jahren schwer auf dem unglücklichen Lande. Das Wort Jesaias „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie bist du zur Erde gefället, der du die Heiden schwächtest!" (Jesaia 14)

klingt

wie

bröckelnde Mauern,

eine

hallt

Totenklage durch Babylons zer-

wie das spottende Echo

phetischen Fluches von den hingesunkenen

des pro-

Türmen und Tempeln

und Warkä's. Durch die schönen methodischen Ausgrabungen der Deut-

Nuffar's

schen

Orient -Gesellschaft

unter

der

vorzüglichen

Leitung

durch die geplante Eisenbahn nach Baghdäd, und vor allem durch eine Reihe populärer Vorträge und Flugschriften ist das dem weiteren Publikum bislang ziemlich entrückt gewesene Babylonien plötzlich in das Zentrum öffentlichen Interesses auch in Deutschland getreten. „Babel und Bibel" und „Bibel und Babel" tritt dem Beschauer in jeder

Dr. Koldeweys,



4



Buchhandlung entgegen; und es gilt fast für unwissenschaftlich und teilnahmslos, wenn man als Assyriologe von Fach nicht auch seinen Beitrag zu dem, was alle Gemüter bewegt, gibt. wie so

]\Ian hat,

trennte Gebiete,

oft

zwei vollständig ge-

der Geschichte,

Wissenschaft und Offenbarungsreligion,

verquickt

einander

in



man

wird

die

mit-

Konsequenzen davon

tragen müssen.

Es kann

trotz

einer beständig

anschwellenden Literatur

über diesen Gegenstand nicht meine Aufgabe sein, in die allgemeine Diskussion an dieser Stelle einzugreifen, obwohl vielleicht meine eigenen letzten Ausgrabungen in den älteren Schichten der Ruinen des Bel-Tempels zu Nuffar etwas frisches

Gewürz dürften.

in

den brodelnden Kessel zu werfen im stände sein

Das eine aber kann

ich mir des allgemeinen Interesses

halber schon hier nicht versagen, Ihnen einige nackte Tatsachen

Worten der alten Augen zu führen. Halten Sie mir also freundlichst zu gute, wenn ich den gegenwärtigen Zustand des tief heruntergekommenen Landes meiner Liebe und meiner Studien Ihnen nicht des heutigen Babel mit den ausdrucksvollen

Bibel vor

besser

zu

schildern verstehe als in

der Sprache

und Jeremia, doppelt bedeutsam, wenn dass die citierten

noch

ein

Worte aus

weitgestrecktes

wir

eines Jesaia

berücksichtigen,

einer Zeit herrühren, da Babylonien

Prachtgefilde

und

ein

blühender

Garten war.

Die Öde und grenzenlose Zerstörung, welche das heutige Babylonien charakterisieren, sind so allgemein und ergreifend, dass,

obwohl

ich

während der

öfteren durchforscht habe, sie

letzten 14 Jahre das

Land des

noch immer ihren erschütternden

Eindruck auf mich nicht verfehlen.

Von 'Aqarqüf im Norden

gen Qorna im Süden, wo die beiden Ströme sich einigen, sieht es aus, als ob „Gott Sodom und Gomorra umgekehrt" Die zahllosen grossen und hätte (Jes. 13, 19; Jer. 50, 40 kleinen Kanäle, welche gleich Nahrung spendenden Adern die bis

1.

Ebene nach allen Richtungen hin durchströmten und fröhliches Leben und Gedeihen nach jeglichem Dorfe und Felde brachten, sind seit langem mit Schutt und Erde ver-

fruchtbare

Von fleissigeii Händen nicht mehr gesäubert und vom Euphrat und Tigris nicht länger gespeist, sind sie nach und nach vöUig versandet. — Fürwahr, es ist Trockenheit gekommen über Babels Wasser, dass sie versiegten (Jer. 50, 38). stopft.

Nur

ihre

hohen Uferdämme,

die infolge der Luftspiegelung

imposanten Gebirgszügen anwachsen und wie ein weitmaschiges Netz verlassener Strassen in langen Fäden das Land durchziehen, bis sie in nebliger Ferne allmählich sich verlieren, oft zu

trotzen noch

immer dem Zahne der

Zeit.

Die sprichwörtliche Fruchtbarkeit und Wohlfahrt Babyloniens sind zwar nicht vorüber, wohl aber schlafen gegangen.

Es gilt auch von ihm (3. Mose 26, 34. 35): „Das Land feiert und lässt sich seine Sabbathe gefallen". Seine „Stätte ist zur Wüste und zu einem dürren öden Lande worden, zum Lande da niemand innen wohnt" (Jer. 51, 43). Der Boden ist versengt, mit Scherben und Salpeter bedeckt und an vielen Stellen unter drei bis vier Fuss tiefem Flugsande begraben. Nur hie und da wuchern arid und serhn, qiibbar [caparis spinosa, der Caperstrauch) und tarfa (die Tamariske) und anderes niedriges Gestrüpp der Wüste.

So düster das soeben entworfene

Bild uns erscheint, es

berücksichtigt erst die eine, und nicht einmal die ergreifendste Seite

von Babyloniens gegenwärtiger

Wunder worden

ist

Babel so zum

ein

Meer über Babel gegangen, und

Menge bedeckt"

(Jer.

trostloser Lage.

unter den Heiden! sie

ist

„Wie Es ist

mit seiner Wellen

Im Herbste und Winter

51,41. 42).

Sand wüste, aber im Frühling und zum grossen Teile ein unwirtlicher Sumpf, Wasser- oder Meereswüste (Jes. 21, i}.

gleicht Babylonien einer

Sommer

ist

es

eine wahrhaftige

Selbst

Baghdäd

^

ist

oft

wochenlang

fast vollständig

von einem

grossen See umschlossen, der 10 bis 20 englische Meilen nach

mehreren Richtungen hin stehen unter Wasser (Abb.

i)

setzung.

So

fasse

ich

sich 11,

den hebräischen

erstreckt.

Seine Dattelhaine

Brücken und Häuser werden

Text

Luthers Übersetzung bietet dafür

mit

,,die

der

englischen

Wüste am Meer".

Bibelüber-

fortgerissen,

um

in

und Araber mit ihren Herden kommen elendiglich

den Fluten.

Während der

Zeit

der

alljährlichen

Überschwemmung

den stagnierenden Gewässern eine üppige Vegetation empor. Grosse Scharen von Vögeln mit glänzendem Gefieder bevölkern die Moräste, die, mit weissen Ranunkeln wie mit einem wundersamen Teppich bekleidet, im Frühling einen reizvollen Anblick gewähren. Schildkröten allenthalben

schiesst

und Schlangen

Abb.

in

"leiten

I.

behend durch

die

von alten Kanälen

Dattelhain zur Zeit der Überschwemmung:.

gebildeten ofifenen Fahrstrassen in den Lagunen, und unzählige

dem

im Morgenwind und plantschen Wilde Tiere, zwischen Binsen und scharfkantigen Gräsern. Eber und Wölfe, Ih'änen und Schakale, Wildkatzen und die in den letzten Jahren allmählich seltener gewordenen Löwen hausen in den Dschungeln oder Ruinen. Hier und da ragt ein grösseres Stück Land, beschützt von einem Erdkastell

kleine

grüne Frösche hocken auf

rauschenden

[meftül)

Schilfe.

(Abb.

2),

Trümmerhaufen,

eine als

leise

Hässliche Büffel waten

niedere

oder

Lisel,

stummer Zeuge

einer

ein

vereinzelter

untergegangenen

Herrlichkeit, aus den giftgeschwängerten Sümpfen.

Unschöne, ringen,

blau

tätowierte

Frauen

halbnackte hagere Männer

mit

mit

grossen Nasen-

strähnenweis herab-

hängendem Haar, und schlechtgenährte, dickbäuchige Kinder, von der Sonne fast schwarz gebrannt, bewohnen diese un-

Abb.

2.

Erdkastell (jMeftüli

wirthchen Gegenden.

Von Schmutz und

Hütten, sogenannte serifas (Abb.

Abb

am Daghara-Kaual.

3),

Ungeziefer starrende

gewähren ihnen dürftigen

Arabische Schilfhütte (Serifaj.

— Schutz während der Nacht.

Wasser



8

Tage durchkreuzen

Bei

sie

die

langen, schmalen Booten [tiirrädas] mit Hilfe der

in

und fangen Fische mit dem weiden an den Rändern des überschwemmten Gebietes ihre dürftigen Herden und lauern, mit Keule und Feuersteingewehr bewaffnet, im Hinterhalt auf langen Bambusstange

[nierdi)

Oder

fünfzackigen Speere.

sie

Beute.

Obwohl

für

gewöhnlich gutmütig und

in

den Tag hinein-

lebend wie unerzogene Kinder, sind diese Ma'dän-Stämme, wörtlich „Ignoranten", doch nicht tücke, dazu leicht erregbar bereit

und

bei der geringsten Provokation

zum Kampfe. Ohne besondere

körperliche Vorzüge und

scheinbar arm an den sprichwörtlichen arabischen

werden den oft

d. h.

von einer gewissen Heim-

frei

Tugenden

von den städtischen Händlern gefürchtet, aber von Gebiet eindringenden Schammar, Montefic Dhafir und anderen Beduinenstämmen verspottet und verachtet. sie

tief in ihr

Rastlos umherschweifende den,

Nomaden im Norden und

Sü-

und stumpfsinnige Sumpfbewohner im Zentrum des Lan-

des sind die Erben des zertrümmerten Reiches Nebukadnezars.

Welch

haine (Abb. in

den

cereds),

und heutiger

Kontrast zwischen alter Zivilisation

ein

Degeneration! Einst, so weit das 4),

Auge

reichte,

üppige Palmen-

wogende Ährenfelder, bewässert mit den

Inschriften

erwähnten Schöpfanlagen

(jetzt

oft

genannt

blühende Städte und Gehöfte, das Land, das wir so

Wiege der Menschheit bezeichnen, wo Wissenund Kunst geboren, und jetzt ein offenes Land Nod (i. Mose 4, 16), wohin Deserteure und Verbrecher sich flüchten, eine Stätte der Verwüstung und Unwissenheit, das I'^ldorado von Räubern und Mördern.

gern

als die



schaft

Im Innern des,

wo

die

dieses nichts weniger denn paradiesischen LanTemperatur im Schatten während des Sommers

bis zu 39^, ja 41*'

Reaumur

zu allen Jahreszeiten

nach den

sie

Ruinen von

etwa 50 englische Meilen

steigt,

südöstlich von Hilla hingestreckt

am

nordöstlichen

bestehenden Afel-^\vm.^i& ''

Rande der

(so

benannt

bevölkernden */f/"^r-Stämmen), liegen die imposanten

Nufifar.

Mit Babvlon

undWarkä

die ausgedehntesten



9

-





10

Trümmerhügel der ganzen Tiefebene,

bilden sie mit grösseren

und kleineren Unterbrechungen seit 1889 den Gegenstand methodischer Ausgrabungen der Nordamerikanischen Expedition der Universität von Penns)4vania in Philadelphia.' Sie bedecken in ihrer Hauptmasse eine Boden fläche von nahezu 75 Hektaren Landes. Ein grosser, jetzt trockener Kanal, früher an vielen Stellen 6 m tief und 50— 60 m breit, Die Araber teilt die Ruinen in annähernd gleiche Hälften.

nennen ihn Shatt

en-Nil



Erwägungen nahe

den



repräsentiert

er

legen,

bezeichnete

Euphrat von Nippur''; loniens hiessen ihn

das uralte sumerische

(Nilstrom),

Kulturvolk, das ihn gegraben

und

Kabaru

wenn

ihn die

Lauf des Euphrat

seiner

in

wie mancherlei

nicht,

alten

Schrift

als

„den

semitischen Bewohner Baby-

oder „den grossen Kanal", dessen

Wasserfülle die beispiellose Fruchtbarkeit des ganzen inneren

Landes (Ez.

Wie

bedinsfte.

dem

identisch mit I,

und

I

3;

3,

ich

vor kurzem

nachgewiesen,

ist

15),

lanten Judas nach der Zerstörung Jerusalems angesiedelt

Es war demnach

den.

i)

hier

wur-

im Schatten des Bel-Tempels von des

der zentralen Kultusstätte

Nippur,

er

Lande der Chaldäer" an dessen (östHchen) Ufern die Exu-

biblischen „Chebar, im

ältesten Bab)'loniens,

Ein kurzer Überblick über die drei ersten Kampagnen, Grabungszeit (nicht

der etwas längere Aufenthalt auf den Ruinen!) und hauptsächlichste Resultate, sich

findet

in

Series A, vol.

Hilprecht,

„The Babylonian

part 2

pp. 8

I,

(1896),



of

Expedition

Für

9.

dargestellte kurze Geschichte aller bisherigen

die

the

nach

erste

4 Kampagnen

cf.

U.

of Fa.",

den Quellen ,,Explorations

Bible Lands during the igt^ Century" (Philadelphia, 1903), in Verbindung mit Benzinger, Hommel, Jensen und SteindorfT herausgegeben von II. V. Hilprecht. in

Der Titel

Teil

erste

Babylonien"

auch tion

bei

J.

den

in

C. Hinrichs

in

reich

illustrierten

Trümmerfeldern Leipzig

deutscher Bearbeitung erscheinen.

in

in

(577 Seiten) dieses

Ausgrabungen

,,Die

Babylonien

während

der

14

— 15

Bandes des

im Laufe Die

im Orient Syrien),

zu,

resp.

verbreitet

dem

Assyrien

und

kommenden Sommers

Gesamttätigkeit der Expedi-

Jahre beträgt

machenden und ausserordentlich reichen Resultate nur dieser Zeilen

wird unter

alten

trotz

5 Jahre.

ihrer

epoche-

Der Schreiber

brachte in Sachen der Expedition etwas über 4 Jahre davon 2 Jahre in Asien (Babylonien, Assyrien, Klein.-isien und 8 Monate in Babylonien (nicht 15 Wochen, wie in Tagesblätteru selb.st

worden

ist).

— wo

II



Ezechiel seine erhabene Vision von den Cherubim schaute,

vmd wo lichen

sich einer der

Drama

bedeutsamsten Akte im weltgeschichtDarum „Zeuch deine Schuhe

Israels abspielte.

aus von deinen Füssen; denn der Ort, darauf du stehest,

ist

Land" (2, Mose 3, 5). Die Ruinen von Nuffar repräsentieren das alte Nippur ISO zuerst Oppert), nach einer offenbar wohlbegründeten talmudischen Tradition identisch mit dem biblischen „Chalne im Lande Sinear" (i. Mose 10, 10), einer der vier Hauptstädte im Reiche des Nimrod. Sie sind im Durchschnitt 10 18 m hoch, erreichen aber an mehreren Punkten die respektable Höhe von 25 und selbst 30 m über dem Niveau der gegenInfolge von Sonnenglut und Winterregen Avärtigen Ebene. wurden die ursprünglich mehr gleichmässigen Erhebungen allmähhch in zahlreiche Hügel und Täler geklüftet, so dass aus der Ferne der unvermittelt aus dem flachen Tafellande aufsteigende Trümmerhaufen dem zerrissenen Höhenzuge des Hamrin am oberen Tigris täuschend ähnlich sieht. Die dadurch bedingte beklagenswerte Vernichtung so vieler Häuser der nachchristlichen Stadt kann uns nicht wunder nehmen, da, wie im alten Babylonien, so auch im späteren Reich, abgesehen von Tempeln, Palästen, Brunnen, Wasserleitungen und ein heilig



Gräbern,

vereinzelten

fast

nur lufttrockene Ziegel

als

Bau-

Verwendung fanden. Nach meinem ersten Ritt über das weitgestreckte Ruinenkam ich im Februar 1889, noch ehe wir die Ausgrabungen

material

feld

begannen,

betreffs

des wahrscheinlichen Inhalts dieser Hügel

zu einer Reihe von logischen Schlussfolgerungen. schaftliche die

Als wissen-

Grundlage und Stütze für meine Theorie dienten

wenigen

damals

bekannten

älteren

Keilschrifttexte,

in

denen Nippur erwähnt ist, ein Vergleich der verschiedenen Höhenlagen der Trümmer, etliche aufgelesene Antiquitäten, und vor allen Dingen die oft übersehene Tatsache, dass die Abwesenheit von Glasscherben und grün und blau emaillierten Vasenfragmenten, welche beide für Ruinen der hellenistischen

und späteren Perioden des Landes charakteristisch

sind,

ein

— fast untrügliches

Ich

bildet.

Kennzeichen

fasse

zusammen: Der etwa

12

in

rein babylonischer

meine ersten Folgerungen der

el-Amir oder „Prinzessin"

in

Ansiedlungen

Kürze dahin

der östlichen Hälfte kegelförmig

]\Iitte

ansteigende höchste Punkt (Abb,

schriftlich



5),

genannt,

von den Arabern Bint den keil-

repräsentiert

belegten Etagenturm des alten Nippur,

Imcharsag,

im NW., NO. und SO. dav^on sich hinziehenden schmalen Hügelrücken die Reste der gleichfalls in der Keilschrift erwähnten Aussenmauer der Stadt, Nimitti-Marduk.

und

die

Abb.

Wo

5.

Die Ruinen des Bel-Tempels zu Xuliar (Xippur).

aber ein Etagenturm

gehöriger

Tempel

in

Ekur, das berühmte

ist,

muss notwendigerweise

unmittelbarer

Nähe

existiert

uralte Heiligtum des Bei,

ein

dazu

haben.

dessen wich-

Turm bildete, konnte daher nur von Bint el-Amir sich hinstreckenden

dem

tigsten Teil der

unter

südöstlich

gewaltigen

Plateau begraben liegen.

Daraus ergab

sich als weitere Schlussfolgerung,

dass der

im N. des Tempels nicht als vor dem letzteren, sondern als hinter demselben gelegen verstanden werden muss, dass demgemäss der Haupteingang zum Heiligtum im SO. zu suchen ist, während der weite Platz mit dem grosse

offene Platz





13

westlich daran grenzenden grösseren Hügelrücken sekundären

Zwecken,

Stallungen

Wirtschaftsräumen,

für

Herden,

Wohnungen

Lagerplätzen

für

der untersten Beamten

Pilger, u. s.

w.

gedient zu haben schien.

Nur zwei Haupthügel auf der Seite des Tempelfeldes harrten

war den als

ihr

noch

wahrscheinHcher Inhalt?

und südHchen Bestimmung. Was

östlichen ihrer

Der nachhaltige

Einfluss,

nach unseren damaligen spärlichen Quellen Nippur Kultusstätte des „Vaters" und „Königs der Götter" auf selbst

und politische Entwicklung Gesamtbabyloniens ausgeübt haben musste, Hess a priori erwarten, dass nach Analogie der durch die französischen Ausgrabungen in Tello zuerst näher bekannt gewordenen patesis oder Priesterfürsten von Lagash eine ähnliche Institution in dem viel bedeutungsvolleren Nippur existiert hatte. Der Palast eines solchen Priesterfürsten von Nippur, offenbar der imposanteste Bau nach dem Tempel, konnte dann nur unter der selbständigen die

religiöse

hohen liegen,

Trümmermasse im Osten des Heiligtums begraben wo er augenscheinlich, nach der Weise des von Botta

entdeckten Sargon-Palastes von Chorsabad, ein wichtiges Boll-

werk

Tempels einst bildete. Thesen auch nur anBestimmung des Inhaltes des

in der Fortifikationslinie des

Waren meine nähernd

richtig,

bisher

so

aufgestellten

durfte die

noch übrigen dreieckigen südlichen Ruinenhügels, der durch einen versandeten Seitenkanal des Chebar oder einen breiten Festungsgraben vom Tempelkomplex getrennt ist,

allein

keine

besonderen Schwierigkeiten bereiten.

Er musste

not-

wendigerweise die aus der Tontafelsammlung König Aschurbänapals bekannt gewordene Tempelbibliothek mit dazugehöriger Priesterschule bedecken. Dreierlei ergab sich als unmittelbare Folge dieser

ganzen

Der Tempelkomplex von Nippur mit den Wohnungen der zahlreichen Beamten umschloss die ganze östliche Hypothese:

i.

von fast 40 Hektaren Bodenfläche. 2. Die sogenannten Innen- und Aussenmauern von Nippur können sich nicht, wie den Inschriften gemäss zunächst zu erwarten war, Stadthälfte



14



auf die ganze Stadt beziehen, sondern müssen in Übereinstimmung mit den topographischen Befunden ausschliesslich auf den Tempel des Bei (sogar mit Ausscheidung der Tempelbibliothek) beschränkt werden.- 3. Die auf der Westseite des Kanals gelegenen Trümmerhügel enthalten entweder nur einen ungeheuren Friedhof (wie ich in den ersten Wochen annahm),

oder die Geschäftshäuser, Bazare und Privatwohnungen kleinen

Leute samt dem Friedhofe.

Es

stellte

sich

der

später

heraus, dass diese westliche Hälfte in der allerältesten (sumerischen)

und

in

der nachchristlichen Periode im wesentlichen

Beerdigungsstätte gewesen,

dagegen

in

der semitisch-babylo-

nischen Zeit die eigentliche Geschäftsstadt repräsentierte.

Eine ähnliche Theorie

Ruinen von

'Iräq el-*Arabi

lässt sich

aufstellen;

für

die meisten grossen

vor allem lassen sich

mit absoluter Sicherheit die Reste der Grundmauer des von

Alexander dem Grossen abgetragenen Babylonischen Turmes in den Trümmern der Hauptstadt Nebukadnezars auch ohne

Für meine heutigen Zwecke genüge dass die im Jahre 1889 zum erstenmale vorgetragene und in meinen Universitätsvorlesungen seitdem öfter wiederholte H}-pothese betrefts Nippurs, kühn wie sie damals wohl manchem erscheinen mochte, durch meine letzten Ausgrabungen vom Jahre 1900 in allen ihren Hauptpunkten bestätigt ist.i Vor allem haben wir in dem südlichen dreieckigen Hügel die berühmte Tempelbibliothek von Nippur und zwar eine ältere, von den Elamiten im dritten Jahrtausend zerstörte und eine jüngere, in neu-babylonischer Zeit ganz allmählich verfallende tatsächlich gefunden und bereits 23000 Keilschrifttafeln und Fragmente, grösstenteils der älteren Spatenstich nachweisen. es,

ausdrücklich hervorzuheben,





ausgesonderten grossen östlichen I ) In dem von mir für den Palast des p a t e s Hügel konnten noch nicht genügende Ausgrabungen wegen der darauf lagernJedoch sind bereits den gewaltigen parthischen Bauten vorgenommen werden. eine uralte Toranlage und Wasserleitung in der Umfassungsmauer nebst einer Anzahl grosser Keilschrifttafeln durch Versuchsschächte zu Tage gefördert wori

den, so dass alle Anzeichen dafür

bäude hier begraben

liegt.

sprechen,

dass tatsächlich

ein

grosses fie-





15

Doch konnten

angehörig, geborgen.

etwa

soweit erst

ca.

So

Zimmer

Hektar bedeckenden oder etwa der Bibliothekskomplexes ausgegraben werden. Aus einer Reihe des

12. Teil

2^.2

von Tatsachen und Anzeichen im Boden schliesse ich mit dass noch eine dritte ältere oder vorsargonische Bibliothek in den untersten, noch unberührten Schichten desselben Hügels verborgen liegt. Bevor ich auf die Ausgrabungen selbst zu sprechen grosser Wahrscheinlichkeit,

komme, mögen

allgemeinen

zur

Orientierung über die

schichte und Resultate der Expedition lichen

Punkte

aus

erdrückenden

einer

hervorgehoben werden.

(inkl.

Material

Reisen) haben bisher nahezu

Mark gekostet und

eine halbe Million

von

Fülle

Die Feldarbeiten des grossen wissen-

Unternehmens

schaftlichen

Ge-

die folgenden wesent-

^

sind

von

einer kleinen

Anzahl angesehener Bürger Philadelphias bestritten worden. Unter ihnen sind die folgenden fünf Herren wegen ihrer grossen

und

Liberalität

vorzuheben:.

ihres

Der

persönlichen Interesses besonders her-

1898

verstorbene

Professor

der

inneren

Medizin und langjährige Rektor der Universität Dr. William Pepper, der gegenwärtige verdienstvolle Rektor Dr. C. C. Harrison, die

beiden Bankiers Gebrüder Eduard

H. Clark, dereine andere

als

industrielle

als

W. und

Clarence

Vorsitzender des Expeditions-Komitees, der

solcher des Publikations-Ausschusses, und der Gross-

W. W.

Frazier.

pagnen war der Dr. John P. Peters

jetzige

In den ersten beiden kurzen

Episkopalgeistliche

in

(früher Professor des Hebräischen

Universität von Pennsylvanien) Direktor.

Kam-

New York an der

Auf dessen Veran-

lassung wurde im Jahre 1893 unser langjähriges treues Faktoallein nach Babylonien gesandt und J. H. Haynes, den Ausgrabungen betraut. Als sich aber sehr bald völlige UnzulängHchkeit dieses Planes herausstellte, trat Ansuchen des Vorsitzenden, E. W. Clark, im Winter 1894

tum,

l)

Wie

bereits

oben bemerkt wurde,

findet

sich

in

mit die

auf auf

meinem soeben Auch

Philadelphia erschienenen grösseren englischen Buche alles Nähere.

in in

der in Vorbereitung befindlichen deutschen Ausgabe werden Einzelheiten grössere

Berücksichtigung finden.





i6

1895 der Schreiber in die wissenschaftliche Leitung des Unter-

nehmens

und bildete mit ersterem den inneren Exekutiv-

ein

ausschuss des Unternehmens. Unser Streben war seitdem vor allen

Dingen darauf gerichtet, eine

rein wissenschaftliche

Trümmer

und

suchung

der

herbeizuführen

Unter-

entsprechende

Für die wissenschaftliche Oberund den daraus resultierenden wissenschaftlichen Ertrag der vierten und erfolgreichsten Expedition ist der Vor-

Spezialisten hinauszusenden. leitung

tragende

3

verantwortlich.

Die

Feldarbeiten

der Kontrolle von Haynes

unter

mit

standen

Ausnahme

wieder

der letzten

Monate, während deren der wissenschaftliche Direktor, unter-

von

stützt

Architekten, Fisher und Geere, sich

2

sah

g-enöticrt

auch die Leitung im Felde zu übernehmen. Fast sämtliche wissenschaftliche Mitglieder der 4 Expeditionen haben ihre Dienste dem Unternehmen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Dadurch allein ist es möglich geworden, bei den ausserordentlichen Leistungen die Kosten der Ausgrabungen verhältnismässig

Zu

niedrig einer

pedition,

mit

zu halten.

Ende kommenden Sommers ausgehenden

5.

Ex-

deren Organisation ich soeben beschäftigt

bin,

wurden mir im Dezember letzten Jahres etwa 200000 Mark aus privaten Mitteln von Freunden der Universität zur Verfügung gestellt, während zu gleicher Zeit die beiden Mäcene, Gebrüder Clark, mit einer weiteren Dotation von nahezu einer halben Million Mark einen ausschliesslich

zum Zweck

wissen-

schaftlicher Untersuchungen bestimmten Lehrstuhl der Assyriologie

(mit

lesungen,

Befreiung

seines

Inhabers

von

sämtlichen

Vor-

ausser soweit derselbe selbst solche für nötig hält)

wurden von einem Coxe jun., mehr denn 80000 Mark zu den kostspieligen Publikationen der Expedition in hochherziger Weise in Aussicht gestellt und zur

ins

Leben

riefen.

Zu ebenderselben

anderen Gönner der Wissenschaft,

Hälfte bereits deponiert.

um

Zeit

Ecklex'

Wir dürfen

freilich

nicht vergessen,

gesamten Ruinen von NufTar in methodischer W^eise auch nur annähernd erschöpfend zu untersuchen, bei einer durchschnittlichen Arbeitskraft von 400 Arabern wenigdass,

die

stens 50,

aber

wahrscheinlich

erforderhch

lOO weitere Jahre

sein dürften.

Diese kurzen statistischen Angaben von nackten Zahlen und Tatsachen bezüglich eines einzigen und noch dazu von der gewöhnlichen Landstrasse ziemlich abgelegenen Unter-

nehmens, ausgeführt von einer einzigen amerikanischen Stadt und Universität, dürfte Ihnen in beredterer Weise denn viele

Worte meinerseits den erwachenden Heisshunger und tatkräftigen Nation,

bereits teilzunehmen an der

Probleme, lebendig vor

einer jungen

trotz seiner kurzen eigenen Geschichte

Lösung grosser

Augen

wissenschaftlicher

führen.

In den ersten Jahren unserer Grabungen musste die Aufgabe darin bestehen, durch langgezogene Versuchsschächte eine

allgemeine Kenntnis

\'om Gesamtinhalt des uncreheuren

gewinnen und durch sorgfältige Abtragung Bestimmung der und oberen Schichten die für uns wertvolleren

Ruinenfeldes

zu

rein-babylonischen sich

trierte

zu

erreichen.

unsere Arbeit

Im Laufe der

dann von

selbst

Zeit konzen-

an den

durch

und Spatenstich festgestellten Punkten der alten Stadt. Das keilschriftliche und archäologische Material, welches auf diese Weise allmählich zu Tage gefördert wurde, kann natürlich nicht im einzelnen hier aufgezählt werden. Der folgende sehr allgemeine und unvollständige Überblick wird wenigstens die Behauptung rechtfertigen, dass wir mit ausserordentlichem Erfolge tätig gewesen sind. Theorie

Ausser schrifttexten

oben

den

erwähnten

der Bibliothek

23000 literarischen Keilund Priesterschule sammelte die

Expedition nahezu 28000 meist gut

Urkunden (Abb.

6)

aus

dem

erhaltene

geschäftliche

zweiten und ersten Jahr-

dritten,

tausend hauptsächlich im westlichen Stadtteile und etwa 2000 vorsargonische Keilschrifttafeln aus vorchristlichen Jahrtausend

des Bel-Tempels. fach 2

Hilp recht,

Vortrag.

dem in

fünften

und vierten

den unteren Schichten

Zu diesem Gesamtresultate von

fragmentarischen

cm und nahezu

meist

^o

^

Keilschrifttafeln,

an

53000, viel-

Grösse zwischen

schwankend, zu deren Auffindung eine 2

— Gesamtarbeitszeit von etwa sich

gesellen

ca.

stalagmitischem

800

oft

Kalkstein,



i8 2*,'.,

Jahren unsererseits nötig war,

sehr

kleine

welche sich

Vasenfragmente aus als

besonders wert-

.iiii Abb.

Keilschrifttafehi

6.

volle Quellen

für

von Xippur nach der Grösse geordnet.

die Rekonstruktion

Dazu kommen

Babyloniens

er\viesen.

Grenzsteine

aus der Zeit

Abb.

(ca.

iioo

7.

v.

Tagen der bis

herab

der ältesten Geschichte einige unveröffentlichte

der Könifre

der Pasche-Dvnastie

Türstein des Königs Ur-Gur (ca. 2700 Vom Haupttore des Bel-'J'empels.

Chr.);

uralten

zum

v.

Chr.) in situ.

etwa 20 beschriebene Türsteine von den Könige Lugal-kigub-nidudu und Sargon I.

Kassitenherrscher Kurigalzu;

eine

ganze An-



-

19

zahl königlicher Votiv-Inschriften lazuli,

60

Magnesit, Feldspat

— 80

u. s. \v.

geformte

schön

auf Türkis,

aus

dem

Backstein-Stempel

Naräm-Sins, nicht mit Unrecht bezeichnet rischen

Handdruckpressen

Xufifar-Ausgrabungen

als

Sargons

und

I.

als die ersten histo-

zweier Könige,

allgemein

Achat, Lapis-

zweiten Jahrtausend;

welche

vor

den

halbmythische Personen

Ferner erwähne ich etliche sumerische Bau-Urkunden mehrerer Könige von Ur (drittes

betrachtet wurden. Steintafeln, die

^.-

•^..-

* ".-^i^.

^--^ Abu.

Jahrtausend),

ii.

Hebräische Tonschalen

in

situ.

die Toncylinder Samsu-ilunas,

Zerstörers Samarias, und Aschurbänapals,

Herrschers von Assyrien. deutet werden, dass 3



In

Sargons

IL,

des

des letzten grossen

Kürze mag wenigstens ange-

400 Siegelcylinder aus den Geschäfts-

den parthischen Gräbern und ebenso viele hebräische, mandäische, syrische und arabische Tonschalen gesammelt wurden. Die letzteren wurden meist umgestülpt am Erdboden gefunden (Abb. 8). Hie und da lag ein kleiner häusern

und

2*

)



20

beschriebener Schädel (offenbar von einem Tiere herrührend)

oder ein beschriebenes Hühnerei tigenden bösen zwei Schalen gekittet,

gedachten Alle

dem

Geister

als

mit der Innenseite

um

das

Entweichen

Dämonen

Opfer

In

darunter.

für die zu besänf-

anderen Fällen waren

durch Erdpech zusammen-

der

offenbar

darin

gebannt

zu verhindern.

diese Sachen

gehören im wesentlichen dem unter

Dämonologie degenerierten Judentume und anderen verwandten Sekten der 5 — 8 nachchristEinflüsse babylonischer

lichen Jahrhunderte an.

Sie lehren uns in ihrer Weise, welcher

Art der religiöse Einfluss gewesen sein mag, welcher von Babylon auf das vom heimatlichen Boden und dem Weckruf seiner Propheten losgelöste Judah ausging. Die meist den Gräbern und Totenurnen entnommenen kostbaren Geräte und Schmucksachen (Abb. aus verschiedenen Steinen, Bronze,

Silber

mehr denn

^'^

9)

Kupfer,

und Gold betragen wobei die

Centner,

zahlreichen Silbermünzen der älteren

griechischen und parthischen Periode

und sogar aus noch Abb.

9.

Silberne

Armspange.

späterer

Zeit

völlig unberücksichtigt geblieben sind.

Mehrere hundert Silbermünzen aus von denen

der Zeit der 'Omajjaden- und 'Abassiden-Kalife,

Härün er-Raschid der bekannteste ist, wurden in den Abhängen der Hügel in zwei grossen Nestern gefunden. Von den massenhaft vorkommenden nachbabylonischen Ton-Särgen, welche meist ohne jegliche Ordnung über- und nebeneinander (vgl. S. 37 angetroffen werden, haben wir ca. 2500 näher untersucht. Noch Totenurnen aus der ältesten vorhistoriVerbindung mit Tausenden von Tonvasen aus allen Jahrhunderten babylonischer Geschichte unsere Kenntnis von der allmählichen Entwicklung der Keramik im Zwei-

wichtiger

schen

waren

Zeit,

die

die in

stromlande ein gut Teil fördern werden.

Im Laufe der Ausgrabungen

stellte

es sich heraus,

dass

21

auch auf diesem Gebiete mancherlei Berührungspunkte zwischen

dem modernen und Als besonders

alt-babylonischen Töpfergewerbe bestehen.

in die

Augen springend hebe

tönerne Dreifüsse, ähnlich denen, welche zellanfabriken

einander

(Abb.

getürmten

lo)

halten, bereits in der

dritten Jahrtausend

der

drei

dass

die

über-

Teller

und Schalen während

voneinander

möglichst getrennt zu

Nähe

dem

ich hervor,

den heutigen Por-

dazu verwendet werden,

einzelnen

des Brennungsprozesses

in

einer babylonischen Töpferei aus

entdeckt wurden (Abb.

Berührungspunkte

jener

ii).

Spuren sich

Hessen

Dreifüsse

namentlich auf vielen emaillierten Schalen der Partherperiode

ohne Schwierigkeit nachweisen. Die Töpferei selbst lehnte NO.-Mauer des Tempelkomplexes und wurde von

sich an die

Abb.

Dreifuss aus der Abb. lo. heutigen Porzellanfabrik von Trenton.

(ca.

unseren Arabern gegen Ende der vierten als solche erkannt,

Tag

in in

lichen

AltbabyloDreifuss.

2300



V.

Chr.)

Kampagne

da derartige primitive Öfen

bination von Töpferei und Garküche

wohl

II.

nischer



bis auf

als eine

sofort

Kom-

den heutigen

Baghdad, Hilla und Basra sich erhalten haben.

Ob-

sehr ruinenhaftem Zustande, Hessen sich die ursprüng-

neun

Bögen

und Luftschächte noch nachweisen,

so

dass der Expeditionsarchitekt Fisher die ursprüngliche Anlage restaurieren

und veranschaulichen konnte,

in

welcher Weise

der Bau geheizt und ventiliert wurde.

Doch

mich nicht länger bei Einzelheiten veraus dem Zusammenhange gerissen, doch nur eine höchst lückenhafte Vorstellung von dem tatsächlichen Inhalte der Ruinen von Xippur zu geben imstande sein dürften. Unser weilen, die,

lassen Sie

wesentliches Interesse haftet an

dem

des Bei,

mehr denn

auf eine

konnte, dritten

ehe

dem

grossen Tempelkomplexe

uralten Zentralheiligtum Bab}-loniens, das bereits

Babylon

Jahrtausends)

2000jährige

unter zur

Geschichte

zurückblicken

Hammurabi (gegen Ende des

politisch-religiösen

Metropole

des

geeinten Reiches erhoben wurde.

Es war

eine unserer Expedition als selbstverständlich zu-

Abb.

12.

isclic

roiilci'ci.

fallende Aufgabe, in erster Linie den grossen

Etagenturm aus

darum- und darüberliegender späterer Gebäude herauszuschälen und von ihm aus, als der natürlich gegebenen Basis, das angrenzende Plateau in den Kreis unserer Untersuchungen hineinzuziehen, um so nach und nach ein einheitder Masse

liches Bild

\-ün

der ganzen Tempelanlage

und

ihrer

langen

Geschichte zu gewinnen und zugleich das genauere \'erhältnis eines

bab^lonischen Turmes zu

dem

daranstossenden beson-

deren

Heiligtum

festzustellen.

Ausserordentliche Schwierig-

unserem Vorhaben entgegen. Ich denke dabei nicht an die ungesunden klimatischen Verhältnisse, die heissen Sandstürme und die uns zeitweilig

keiten stellten sich

auf

allen

Seiten

umgebenden Sümpfe

mit

ihren

giftigen

Miasmen, von denen wir alle im Anfang mehr oder minder zu leiden hatten, auch nicht an die geradezu entsetzliche Plage der Moskitos, Sandfliegen und anderer kleiner Insekten,

welche regelmässig Mitte April ihren Anfang nahm.

Ich habe

auch nicht im Auge jene zwei tollkühnen kurdischen Räuber, welche

Pilger,

Händler, Reisende und sogar militärische Schutz-

kolonnen mit Erfolg attackierten, plünderten und

mordeten und zum Entsetzen Haynes i8 Monate lang unweit Nuftars in den Afec -Sümpfen ihr Hauptquartier aufschlugen. Noch möchte ich besonderes Gewicht darauf legen, dass unsere Araber von regelmässiger Arbeit keine Ahnung hatten, dass sie unzählige Male ihre primitiven Körbe und Geräte plötzlich niederwarfen, zu den Waffen griffen, eine hausa aufführten (Abb. 13) und zu ihren in der Nähe sich befehdenden Stammesgenossen schreiend und gestikulierend enteilten. Es genüge, darauf hinzuweisen, dass im Jahre 1894 binnen 8 Monaten 13 Araberschlachten nicht weit von den Ruinen stattfanden, in deren einer nicht weniger denn 70 Tote auf dem Platze bHeben, und dass wir selbst zu Beginn unserer Ausgrabungen zu Nuffar der Regel nach mit dem Gewehre in der Hand gruben, entzifferten und schliefen, und dass wir schliesslich '^

durch Erschiessen eines Said-Beduinen

dem Gesetze

arabischer

von dem ganzen Stamme umzingelt und belagert wairden und trotz militärischen Entsatzes nach Vernichtung unseres ganzen Lagers, dem Verluste einer beträchtlichen Geldsumme und der meisten Pferde über die Sümpfe Blutrache

anheimfielen,

mit unseren geretteten Antiquitäten uns zurückziehen mussten. Alle

kann

diese

ich jetzt

und andere Schwierigkeiten der ersten Jahre

um

so

mehr übergehen,

als

dieselben seither

durch unsere freundschaftlichen Beziehungen zu den reichsten

Stämmen, vor

allen

einfluss-

Dingen zu Hnggi Turfa, dem

24

25

Hauptscheich der Afec, und Ahud el-Haund, '^

"^

zum

sechs //6"-Landes

auf

die

Hindernisse,

meiner nähe-

sich

ren

Bestimmung

ters

unbeschriebener

des Al-

oder

undatierter Antiquitäten und

der allen

bar

Bedeutung der nach Richtungen hin scheinlaufenden

gesetzlos

Mauerreste

anfänglich ent-

Nach

gegenstellten.

langem

Studium

jahrees

ist

mir endlich gelungen, eine gewisse

Ordnung

die

in

oft so verworrene Trümmermasse zu bringen. Ein-

undzwanzig

verschiedene

Strata lassen

sich

Ruinen

Sicherheit

bei zu berücksichtigen,

schichte jener

uralten

14.

Abud el-Hamid, oberster Scheich der Hamza-Stämme.

den

in

mit

Nufifars

Abb.

dass Stadt,

nachweisen.

Jedoch

diese Einzelphasen in

deren Gründung

die

ist

da-

der Ge-

babylo-

nische Schöpfungslegende unmittelbar an den Anfang menschlicher

Ruinen

Geschichte festgestellt

verlegt,

werden

keineswegs können.

in

An

jedem Teile der manchen Stellen

-



26

lagern die Reste des zweiten Jahrtausends direkt auf denen der

vorsargonischen Periode,

an

anderen

durch

dieselben

sind

10—15 Fuss Schutt voneinander geschieden, noch anderswo treten

Reste der ältesten

die

unmittelbar an

die

vornherein

dass

klar,

Zivilisation,

wie

in Fara,

fast

Es scheint demnach von manche Quartiere Nippurs oft Jahrhun-

Oberfläche.

und noch länger unbesiedelt gebheben sein während andere wiederum fast ununterbrochen mit Häusern besetzt waren. Jedoch hat dieser Satz nur sehr allgemeine Geltung. Denn es bleibt notwendigerweise die Aufgabe bestehen, in jedem besonderen Falle erst nachzuweisen, derte

hindurch

müssen,

inwieweit

spätere

haben,

es

sei

material halben

in

Generationen hier zerstörend eingegriffen

auch

zu

nur,

sich

verschaffen.

Babylonien

Ton

bearbeiteter

um

ein

als

Gilt

doch

und besseres Baunoch

heute

feststehende Tatsache,

dass

allent-

früher

vorzüglicheres, weil zäheres Material zur

Bereitung von Luftziegeln

gewonnene Erde;

billigeres

bietet,

als

frisch

aus

der Grube

haben doch gerade die parthischen aus den altbabylonischen BauNur im Tempelresten die Festungen und Paläste errichtet. hügel selbst, wo in älterer Zeit eine gewisse Scheu vor dem Eigentume der Götter und in nachbabylonischer Zeit militärische Rücksichten zur besseren Erhaltung der Hauptgebäude Baumeister

und

fast ausschliesslich

trieben, lassen sich jene 21

Schichten an der

Hand

wertvoller

Plattformen, welche den Trümmerhügel gewissermassen in Grade abteilen,

einzelner Mauerreste,

beschriebener

Antiquitäten,

charakteristischer Tonscherben, eigentümhch gestalteter Backsteine

und sonstiger

Hilfsmittel der Archäologie mit grösserer

Bestimmtheit aufdecken. Diese 21

übereinander lagernden Strata, von denen nur

die hauptsächlichsten in

dem

hier

wiedergegebenen Diagramme

angedeutet sind (Abb. 15), lassen sich in natürlicherweise in drei reinlich voneinander geschiedenen grossen successiven Perioden behandeln.

Wir unterscheiden demgemäss, an der

Oberfläche des Hügels beginnend: I.

Die

nachbabvlonische Periode von

etwa

300

^/ Fuss

Abb.

15.

Querschnitt des Tempelhügels.

Entworfen von Hilprecht, gezeichnet von Fisher.

— V.

Chr. bis ca. looo

Schuttanhäufungen

n. Chr.,



28

gekennzeichnet durch 6

— 24 m

6 verschiedenen Schichten.

in

schied in der Zahlenangabe der Meter

ist

hohe

Der Unter-

bedingt durch das

Höhenverhältnis zwischen den Resten des Etagenturmes, der im ersten Abschnitt dieser Periode militärischen Zwecken dienstbar gemacht wurde, und dem daran grenzenden Plateau.

Die semitisch-babylonische Periode von rund 300 V. Chr., repräsentiert durch 4'2 — 6 m hohe Trüm-

2.

4000

bis

mer und Plattformen im Tempelhofe: 9 verschiedene

Strata.

3. Die älteste oder prähistorisch-sumerische Periode, von unbekannten Anfängen bis gegen 4000 v. Chr., repräsentiert

durch 6

—9 m

Der

tiefe

tiefste

Ruinen: 6 verschiedene Strata.

Laufgraben, den wir demgemäss bis jetzt

den Tempelhügel von

Nufifar getrieben haben, misst 128

in

Fuss

oder etwa 39 m von der Oberfläche bis zum Grundwasser. Die beifolgende Illustration (Abb. 16}, in welcher rechts und links lich

und an der Hand der (oberhalb abgebröckelten)

lichen

Prüfungssäule

allerdings schon beträchtdie

Höhe

der ursprüng-

Schuttablagerungen noch deutlich zu sehen

ist,

wird

einigermassen veranschaulichen, welche gewaltige Massen von

Debris seitens der PLxpedition zu untersuchen und abzutragen

Reste des Tempels aus ihrer

waren, bevor die gigantischen Hülle hervortraten.

Selbst im

Zustande äusserster Vernich-

tung legen diese bröckelnden Mauern noch beredtes Zeugnis

ab

für

den aufstrebenden Geist eines untergegangenen Kulturnoch heute stehen, und noch

volkes, auf dessen Schultern wir

immer scheinen sie wiederzuhallen von den Klängen jener altsumerischen Hymne, welche zu Ehren des Enlil oder Bei im

Schatten

seines

Heiligtums

vor

Tausenden von Jahren

ertönte: Hochr.igender Berg des

Enlil,

Imcharsag,

Gen Himmel anstrebend mit kühnem

H.aupt,

Die Wurzeln schlagend im klaren Abyssos,

Im Lande sich lagernd wie ein mächtiger Stier, Dessen Hörner erglühen gleich dem flammenden Lichte, Wie

die Sterne

am Himmel

erglänzen

in

Pracht!



29

-

Unterziehen wir zunächst die 6 mit ihrem seltsamen Gemisch von 12

einer

kurz en

Resultat

die

Prüfung",

so

ergibt

nachbab)-Ionischen Strata

— 1300 jähriger

sich

charakteristische Tatsache,

Rückkehr Alexanders des Grossen

aus

als

Geschichte

hauptsächlichste

dass

nach der und seinem

bald

Indien

^o

vorzeitigen

etwa

um

Tode im

300

am

Palaste Nebukadnezars

v. Chr.,

hört zu existieren.



der

Tempel des Bei

Hellenistischer

als

Einfluss

sich

lässt

halben spüren, an den Mustern von Friesen, an

haupte

Euphrat, also

Heiligtum aufallent-

dem Medusen-

auf einer schönen

Lampe

braunemaillierten

(Abb,

17),

an den gefälligen

Formen von dünnwandigen Terrakotta- \"asen, an eigen-

tümlichen langstieligen Vasen,

Fläschchen,

usw.

aus Glas,

Schalen

an

rhodi-

schen Krügen mit griechisch

gestempelten

den

Henkeln, an

werdenden

häufiger

hohlen

Terrakotten

mit

einem Überzug aus weisser Paste, den faltigen

Gewän-

dern der Frauen, den

eroti-

schen Darstellungen, selbst an dem Spielzeug der Kinder

und den Klappereiern (Hühner, u.

s.

Trommeln,

Puppen

w.) der Säuglinge.

Neue Götter mit

ihren

Kulten

fremdländischen

verdrängen die alten Sitten Abb.

17.

Braunemaillierte Tonlampe mit der Medusa.

dem Haupt

und Gebräuche.

am

Tigris

tritt

Seleucia

an die Stelle

von Bab\lon, und auf den Trümmern uralter Tempel erheben sich drohende Festungen und Paläste. Die Seleucidenherrschaft geht schnell zu Ende. Parthische Reiterscharen durchschwärmen die P^bene von

Sumer

und Akkad. Mehr denn 400 Jahre lang werden die Arsacidenfürsten die Erben des grossen Macedoniers. Noch einmal macht sich ein gewisser Wohlstand im Lande geltend.

;r



Die alten Ruinen werden nach Schätzen fleissig durchwühlt. Ausgedehnte Ansiedelungen und imposante Bauten bedecken des alten Nippur. Eine kurzsämtliche Trümmerhügel lebige Kunst und Zivilisation erblühen, zusammengeschweisst

Abb.

aus

i8.

Grundplan der ausgegrabenen Teile der Partherfestung.

griechisch-römischen

und

orientalischen

Elementen,



das letzte Aufflackern eines abgebrannten Lichtes vor seinem schliesslichen Erlöschen.

Der Etagenturm des Bei

ist

durch vier gewaltige Seiten-

und

flügel erweitert

m

Ein 21

wandelt.

32

in eine fast

tiefer

uneinnehmbare Citadelle

v'er-

Brunnen, durch die kompakte Masse

Aus

gegraben, versorgt die Besatzung mit Wasser.

drei Jahr-

tausenden zusammengewürfelte Backsteine der Könige Ur-Gur

Kadaschman-Turgu (ca. 1300 v. Chr.) und Aschurbänapal (668—626 v. Chr.) bilden seine Umrahmung. Und rings um dieses weit in die Lande schauende Bollwerk

(ca.

2700

V.

gruppiert

Chr.),

sich

ein

verhältnismässig

wohlerhaltener

Palast.

nach der Höhe) 9 bis 12 m dick stehen Über dem alten Eingang des die äusseren Mauern 'noch da. 18

m

hoch und

Tempels

(je

erhebt

sich

ein

massiver

Turm zum Schutze

der

Ebene abfallende westliche Ecke ist von den winterlichen Regen zum grössten Teil hinweggeschwemmt und vernichtet. Bewohner.

Die

Gleich

dem

steil

in

die

darunter liegenden

babylonischen Heiligtume

bestand dieser umfassende parthische Bau (Abb. einander grenzenden

Der südliche

Höfen.

unten nur eben angedeutet.

ist

18)

aus zwei an-

auf

dem

Plane

Die äussere Befestigungsmauer des

m

war auf drei Seiten mit Baracken für die Soldaten, mit Gefängnissen und Kornspeichern dicht besetzt. Durch einen Korridor von der ersten Mauer getrennt, erhob sich eine zweite von ungleicher Stärke. Unnördlichen Hofes,

etwa 168

lang,

mittelbar dahinter befinden sich (mit

C

angedeutet) die Wirt-

schaftsräume und die Zimmer der Dienerschaft, welche durch eine parallel mit der Front des alten Etagenturmes laufende, (2) im NO. von den grossen l^mpfangsKommandanten (B), im NW. dagegen vom

gut kanalisierte Strasse

zimmern des

Harem oder den Familiengemächern (A) Etwa zwei Drittel vom ganzen Komplexe

getrennt sind

waren.

untersucht

Der Haupteingang war zweifellos nahe der noch Reste einer nicht genügend durchforschten nördlichen Ecke, in etwas anderem Winkel zum Etagenturm gerichteten älteren im Plane durch I gekennzeichnet (Seleuciden.^) Festung worden.





liegen

i ^/j

bis

2

m

unterhalb

dieses

parthischen

Palastes.

Türen und Wände der Zimmer und Korridore des jüngeren Baues wegen der ständig wachsenden Dreimal

wurden

die



33

Schmutzablagerungen beträchtlich erhaltenen

oberen

Resten

massen hervorgeht, so dass

— erhöht,

wie

der Prüfungssäule

dies

aus den

noch

einiger-

vier Perioden in genannter Festunes-

anlage mit Sicherheit nachgewiesen werden können.



Die

für

diese ganze Zeit von 4 500 Jahren charakteristischen Formen von Terrakotta- Vasen werden durch die beifolgende Illustration im grossen und ganzen v^eranschaulicht (Abb, 19), Hilprecht,

Vortrag.

2

— Aus

34



derselben Zeit stammt ein aus ähnlichem ungebranntem

Material erbauter, nur etwa 40 kleinerer Palast.

Er bedeckt

Räume und

Hallen umfassender

eine Grundfläche

von

51

m

im

Quadrat und liegt auf der westlichen Seite des Chebar. Der absolut unbabvlonische Charakter dieses von Peters seltsamer-

Abb.

20.

weise

Grundplan eines parthischen Palastes auf der Westseite des Chebar.

für

kassitisch

erklärten

Gebäudes springt beim ersten

Blick auf seinen Grundriss von selbst in die

Augen (Abb.

20).



Die klare und regelmässige Einteilung des ganzen Komplexes rechts der Säulenhof, Altar und die grosse Empfangshalle für die

Männer,

links die

nach demselben Prinzip angelegte Ab-

teilung

für

die

Frauen und Dienerschaft

Gruppierung der reichliche

einzelnen



die

Zimmer um zwei

Verwendung- der nach oben zu

methodische

Lichthöfe,

sich

die

verjüngenden

als wesentlichen dekorativen Elementes, ein ausgesprochener Geschmack und Schönheitssinn in Bezug auf Grössenverhältnisse, das offenbare Streben nach Einheit trotz

Backsteinsäule

gewahrten Rücksicht auf Bequemlichkeit sind weit mehr charakteristische Züge etwa der griechischen Häuser auf Delos aller

als

der meist von ganz anderen Gesichtspunkten aus zu be-

Lehmbauten des

Der Grunddenn auch etwas über 12,5 m über dem Niveau der heutigen Ebene. Nur halb so hoch und halben Weges zwischen dem Shatt en-Nil und dem Etagenturme gelegen, befand sich ein ebenurteilenden

alten

Babylonien.

stein dieses hellenistischen Palastes lag

falls

der Partherperiode angehöriger kleiner Tempel.

Er war

ursprünglich ein Kuppelbau nach Art der bekannten Turben

und Heiligengräber der islamischen Länder. Seine mit Stuck bedeckten vier Wände waren in der Mitte durchbrochen, und seine Ecken in altbabylonischer Weise nach den vier Himmelsgegenden gerichtet. Der Altar erhob sich wie ein kleiner Etagenturm in vier Stufen aus einer niedrigen Aschenschicht auf der

südöstlichen Seite, jedenfalls damit die Strahlen der

Sonne ihn zu einer bestimmten Tages- und Jahreszeit bindung mit dem Kultus voll trafen.

Aber

in

Ver-

und Lehrreichem noch so reiche Partherzeit.

verlassen wir die an Interessantem

nicht minder als an Rätselhaftem

Die Ruhestätten der Tobten begegnen uns bereits neben den

Wohnungen

der Lebendigen, bald in den

Abhängen der Hügel,

bald unter den Häusern der Bevölkerung,

und zwar sind

es

meistens aus älteren Backsteinen hergestellte Gewölbebauten,

Eines dieser oft eine ganze Anzahl Leichen bergen. Gräber (unterhalb des Bodens von Zimmer Nr. 3 auf dem Plane der obigen Partherfestung, S- 31) war glücklicherweise der

welche

Plünderung

in alter Zeit

entgangen.

Es

enthielt reichen Gold-

schmuck, nämlich zwei ursprünglich die Gesichter der Verstorbenen bedeckende Goldplatten von je ca. 15 cm im

36 Geviert, zwei ca. 30

cm

lange Stirnbänder, zwölf Rosetten, vier

glockenförmige Ornamente, 48 kleine Goldknöpfe, einen goldenen Ohrring, zwei mit Rubinen und Türkisen besetzte Sandalenschnallen (Abb.

21),

Löwenköpfe im Relief

darstellend,

sowie eine Goldmünze des römischen Kaisers Tiberius, wodurch das Alter des Grabes mit grösserer Sicherheit als

gewöhnlich bestimmt werden konnte.

So

sinkt

denn Bels Stadt

wieder

allmählich

herab, was sie

dem

zu

Anfang

zu

vieltausendjährigen

ihrer



Geschichte gewesen

ein

weitgestreckter Fried-

dem Emporkom-

hof.

Mit

men

der

Sassaniden-D}"-

nastie (226

— 643)

ist

die Be-

deutung des Ortes vorüber. Die parthischen Paläste ver-

und werden zu LeiKeine ansehnlichen neuen Gebäude entstehen mehr auf den fallen

chenhäusern.

der alten.

Nur

Lehmhütten

be-

Trümmern elende

decken auch jetzt noch die bedeutenderen Punkte.

Abb.

21.

Goldene Sandaleuschnalle.

Wohin

der

sind die

oberen 5— 3oFuss

Trümmer

Spaten

trifft,

gefüllt mit sassa-

nidischen Gräbern, biswei-

von schlechtgravierten Siegelsteinen, geschmückt mit leidlichen Porträtköpfen, schwer zu erratenden Tiergestalten und allerhand phantastischen Pflanzen. Die gewcihnlichste P^orm der Tonsärge i.st die eines niedrigen Schuhes, für die Reichen emailliert, für die ärmeren len begleitet

Klassen einfach gebrannt. meist leer,

bei

Die Oberfläche

der besseren Sorte

in

ist

bei

den

letzteren

Felder geteilt und nur

-

-.8

bei Frauensärgen, wie es scheint, gewöhnlich mit einer weiblichen

Figur (Abb.

Männern dagegen gelegentlich mit einem

einem geflügelten Stiere, einem slrahlcnumkränztcn und anderen Darstellungen geschmückt. Um die Leiche

Krieger, Koi:)fe

22), bei

— dem um

mit



die

39



Füsse gewundenen Strick

in

Position

zu

zum Entweichen der bei der \'er\vesung sich bildenden Gase, wie man meist angenommen hat befindet Ende des meist deckellosen unteren Sarges ein Loch. sich am ziehen

nicht



,

Daneben finden wir aber auch niedrige trogförmige Särge mit gewölbtem Deckel oder zwei Urnen mit der Innenseite gegeneinander gekehrt (Abb. 23),

bei grösseren Personen oft

noch

durch einen eingeschalteten Terrakotta-Ring erweitert, oder

Urnen und sogenannte badewannenförmige

aufrecht stehende

Särge, liegt.

denen das Skelett mit zusammengezogenen Knieen Fische, Hühner, Datteln, Reis und andere Getreidein

arten werden in kleinen gefügt,

während

für

Krug Wassers oder

ein grösserer

hinabreichender Brunnen

Um

sorgt.

Vasen oder Schalen

die

Speise bei-

als

den Durst der Abgeschiedenen entweder ein bis auf das

(Abb, 24)

in

Grundwasser

ausreichender Weise

Gräber zu drainieren, wurden mit Hilfe von Ton-

am Boden

durchbrochenen Wasserkrügen lange Röhren gebildet und nicht selten hart neben dem Brunnen (wie im Bilde auf S. 40) bis zu 24 m Tiefe in die altbabylonischen Schichten und den darunter befindlichen jungfräulichen Boden gesenkt. Bisweilen sind diese Röhren durchlöchert und hie und da mit einem glockenförmigen Aufsatze versehen. ringen

oder

Wie

bereits kurz angedeutet wurde,

ist

die früharabische

und Silbermünzen und Periode den zahlreichen hebräischen und mandäischen Zauberschalen gerade in Nippur oder, wie der Ort allmählich gesprochen wurde, Niffer und wegen des folgenden Labials schliesslich Nuffar, sehr gut vertreten. Ein grösserer Krug mit kurzer mit ihren

küfischen Kupfer-

arabischer Inschrift gehört ebenfalls diesem allgemeinen Zeitabschnitt an.

Das Innere der Zauberschalen

entweder

oder mit kabbalistischen Zeichen, umgeben von

leer

einer Schlange oder einem einfachen Kreise,

mit

einem

recht

secessionistisch

ist

in

noch

aussehenden

der Mitte

öfter aber

Dämon, der

von „Max und Moritz" erinnert, geschmückt (Abb. 25), während Lilith und andere böse Geister, welche die Lebenden mit Krankheit und uns

lebhaft

an

die

Bilderbogen



40



Unglück plagen und die Toten selbst im Grabe noch beunruhigen, „im Namen Jehovahs" durch eine spiralförmig die Schale bedeckende Inschrift beschworen werden.

Abb.

24.

(irab-Hrunnen uud Drainierungsröhreii aus

Aus dem Gesagten wird im ganzen

recht

wichtige

so viel klar

spätere

Terrakotta-Kiutjen.

geworden sein, dass in ausgedehntem

Ruinen



41



bedecken und dass es uns eben darum ausserordentliche Zeit und Mühe kostet, zu den letzteren vorzudringen, wollen wir nicht einfach in barbarischer Weise die oberen Strata als wertlosen Schutt

Masse

die älteren babylonischen Schichten

behandeln und abräumen.

Es kann nun

Abb.

men

nicht

25.

meine Aufgabe

eines Vortrags alle die

neun semitisch-babylonischen

m

hohen Trümmern übereinander

lagern, einzeln durchzusprechen.

dass

bei

im knappen Rah-

Hebräische Tonschale mit Dämon.

Perioden, welche in 4^,1—6

erscheinen,

sein,

Auffallend dürfte es zunächst

einem so grossen Zeiträume von rund

3500 Jahren, welcher hier räumlich zur Darstellung gelangt,





42

verhältnismässig so geringe Schuttablagerungen zwischen den einzelnen durch den Tempelplatz sich hinziehenden Plattformen

vorhanden

Betrachten wir

sind.

steinpflaster

(Abb.

26),

z.

B. die drei

daneben stehenden Gestalt des A/ec-Kriegers ^

stand von

der ersten bis

1,60

m

obwohl

(um

650), die mittlere

Abb.

26.

beträgt,

oberen Back-

so erkennen wir ohne weiteres aus der

zur

,

dass der

dritten Plattform

Ab-

nur 1,30 bis

die oberste von König Aschurbänapal von Kadaschman-Turgu (um 1300^ und

Backsteinpflaster des Aschurbanajjal, Kadaschmaii-Turgu

und L'r-Ninib.

von Ur-Ninib (um 2500 v, Chr.) gelegt ward, also rund 1850 Jahre reichbewegter babylonischer Geschichte hierin gewissermassen verkörpert sind. Und nicht viel anders verhält es sich mit den darunterliegenden Plattformen Ur-Gurs die unterste

(ca.

2700)

und

Sargons

I.

und

seines

Sohnes

Naram-Sin

3750 V. Chr.). Angesichts unseres heutigen archäologischen und historischen Wissens von jener noch vor kurzem so dunklen Periode

(ca.

— ist

dem

für die



von keinem grossen Belang mehr. Sie und einfache Erklärung in

Tatsache

diese

findet jedoch

43

ihre sehr natürliche

einzelnen Plattformen nachweisbaren Umstände,

gelegt wurden, alle die schadhaft gewordenen Gebäude und Schuttablagerungen so weit abgetragen wurden, als für eine gleichmässige Fundierung und die Sicherheit der

ehe

dass,

sie

neuen Plattform nötig war.

Im Lichte des von Nebukadnezar und Nabonidos

so

oft

betonten Prinzipes, dass ein restauriertes Heiligtum nur dann eine der

Würde

kann und

der Gottheit entsprechende Kultusstätte sein

ihres

besonderen Schutzes und Wohlwollens sich

erfreut,

wenn

folgen,

erscheint es nicht wunderbar,

die

neuen Mauern genau den Umrissen der alten

Untersuchungen zu Nippur allen Zeiten

Da

hat.

während

der

dass auf Grund meiner

eigenthche Tempelplatz

zu

dieser 3500 Jahre dieselbe Grösse gehabt

es aber der erste

methodisch blossgelegte Tempel

Babyloniens ist und derselbe noch dazu das bedeutendste Heilig-

tum

des ganzen Landes aus ältester Zeit repräsentiert, dürften

Bemerkungen am Platze sein. Der Tempel des Bei (Abb. 27), keilschriftlich Ekur „Berg-

einige allgemeine erklärende

haus" genannt, bestand aus zwei grossen Höfen, einem inneren (A) und einem äusseren

(B),

beide verbunden durch ein monu-

Schwarz gezeichnete ]\Iauern auf dem beifolgenden Grundplane sind durch die Ausgrabungen festgestellt, schraffierte von mir mit grosser Wahrscheinlichkeit ergänzt worden. Der innere Hof enthielt zwei Hauptgebäude, links den in seinen Trümmern noch etwa 30 m ansteigenden mentales Tor

(2).

Etagenturm, ursprünglich mit einem Schrein höchsten Spitze, und rechts davon das nur

für Bei

auf der

erst in seinen

Um-

„Haus des Bei", in welchem „der Vater der Götter" mit seiner Gemahlin residierte, wo die Weihegeschenke der Grossen des Reiches deponiert und die rissen

festgestellte

eigentliche

Hauptopfer ihren Gottheiten dargebracht wurden. Ein kleineres Tor führte hinter dem Turme auf den angrenzenden offenen Platz. Rechts vom Haupttore (2) ist das von den Elamiten geplünderte Schatzhaus und Tempelarchiv (4). Zwischen dem



44



Haupttempel des Bei und dem Archiv befanden fast meterhohe Doloritvase des Priesterfürsten Gudea von Lagash. Sie dienten Kultuszwecken wie das einst rechts an der Mauer befindliche eigentlichen

sich

mehrere Wasserbecken und eine

Abb.

27.

Grundplaü des Btl-Tempcls zu Nippur.

Rekonstruiert von Hilprecht, gezeichnet von Fisher.

und von Bur-Sin von Ur, ca. 2600 v. Chr., gestiftete „Haus für drei bei den Opfern eine wesentHonig, Milch und Wein" hche Rolle spielenden Flüssigkeiten.



Aus

einer der Tempelbibliothek

entnommenen

Tafel er-

fahren wir, dass ausser Bei und Bcltis wenigstens 24 andere

— Götter

ihre

hatten.

Da

Schreine „die



45

und Kapellen im Tempel zu Nippur

Stadt des Bei"

als

Sitz

des Königreichs

der vier Himmelsgegenden, welche der oberste Gott seinem

dischen Repräsentanten in seinem Heiligtum lieh,

mehr

als

das politische

irgend

ein anderer

am Chebar

ir-

ver-

Ort des gesamten Reiches

Auf und Nieder Babyloniens

wiederspiegelte, so

von vornherein selbstverständlich, dass auch die Anzahl dieser Nebengebäude und Kapellen fortgesetzten Schwankungen ist

es

unterworfen sein musste.

Wo Da

Tempelchen zu suchen?

aber haben wir

bereits

alle diese

24

im zweiten Jahre unserer

Expedition durch einen Versuchsschacht ein kleiner besonderer

Tempel des

Bei,

genannt E-sckaggiil/a-'BnvSm

Herzensfreude Bur-Sins"), direkt

(„Haus

der

dem Etagenturme gegenüber (i) letzten Kampagne als äusserer

dem von mir während der Tempelhof fixierten Teile der Ruinen blossgelegt wurde, und da an und für sich der innere Tempelhof für so viele Kapellen keinen genügenden Raum bot, noch auch bei unsern Ausgrabungen daselbst irgend welche Spuren grösserer Anlagen gefunden in

wurden, so dürfen wir mit ziemlicher Sicherheit schliessen, dass sie

im äusseren Hofe lagen. Zu diesem hatten offenbar die des Tempels ausgeschlossenen Durchschnittsfreien Zutritt, wenn sie in grossen Scharen nach Art der

alle

vom Allerheiligsten pilger

dem berühmtesten Gebete an geweihter

heutigen Mekkapilger zu gewissen Zeiten nach

Heiligtume Babyloniens strömten,

um

ihre

und ihre Opfergaben daselbst niederzulegen. Etagen der himmelanstrebende Turm ursprüng-

Stelle zu verrichten

Wie

viele

wegen der in der Partherzeit daran vorgenommenen Veränderungen mit Sicherheit nicht sagen. Das unterste, von Kadaschman-Turgu um 3V2 m nach N.O. hin erweiterte und von Aschurbänapal zum letzten Male restaurierte Stockwerk war etwas über 6 m hoch (Abb. 28). Spuren von zwei weiteren Etagen wurden im Innern der darüber lagernden Masse mit grosser Wahrscheinlichkeit nachgewiesen, während lich

gehabt

hat, lässt sich

zu gleicher Zeit an den beiden Schmalseiten des rechteckigen

Turmes

die gewaltigen

wurden, welche die

in

Abzugskanäle von Haynes blossgelegt ihrem Kerne aus ungebrannten Ziegeln

-

Abb.

28.

46

Westecke der ersten Etage des Turmes von

Nii)inir.



47



erbaute Stufenpyramide gegen die verheerenden Folgen der winterlichen

Die

Regen schützten (Abb.

hauptsächlich

beiden

in

Weihegeschenke aus der Zeit

ca.

29).

Tempelhöfen

4000—2500

der oft recht fragmentarisch, weil die

Abb. 29.

Abzugskanal

Jahrtausends plündernd

in

Elamiten, welche gemäss

um

v.

gefundenen Chr. sind

lei-

die Mitte des dritten

in der Südwestseite des

Etagenturmes.

Babylonien einfallenden Horden der i.

Mose

14 ihre Streifzüge bis zur

Küste des Mittelmeeres ausdehnten, in ganz fürchterlicher Weise in den Heiligtümern von Sumer nnd Akkad hausten. Gold und Silber und besonders hervorragende Kunstwerke

schleppte

-

in

die

Berge nach Susa, wo

unter

de

Morgan und

man

Expedition

48

Scheil

die französische sie

mit grossem

Erfolge aus den untersten Schichten wieder zu Tage zu fördern

begonnen hat. Vasen und wertlosere Weihgeschenke, welche den Namen des verhassten Nationalgottes der Babylonier trugen, wurden zerbrochen oder verstümmelt, Tempelarchiv und Bibliothek ausgeräumt und ihr Inhalt an den Mauern zertrümmert. Dadurch haben diese uralten Erbfeinde babylonischer Kultur ihre Schreckenswirtschaft bis in die jetzige Zeit

Meine beste Zeit geht damit verloren, mühselig zusammenzusuchen und zu entziffern, was elamitischer Vandalismus und Rachesucht vor mehr denn 4000 Jahren in

hineingetragen.

Stücke schlugen.

Weit besser erhalten sind die zahlreichen Votivsteine, Rechnungslisten und Briefe aus der Zeit der Kassitenkönige (2tes

Jahrtausend), welche

und

bekanntlich das

chemisch äusserst

grösseren Massen, des

ersteren

älteste

aus

samt

einer

Imitation

gefärbtem Glas



das

bisher bekannte Glas im Gebiete

des Zweistromlandes

Bergen

Lapislazuli

Pferd,

reinen Magnesit in

in



aus den östlichen

Babylonien

einführten.

Aus

den etwa 18000 beschriebenen Denkmälern Zeit mögen drei Beispiele den all-

jener Abb.

30. Votivpiatte aus Lapislazuli.

Charakter derselben illustrieren. ^^^^^^^^^ ° als Repräsentant einer ganzunächst Da ist

zen Anzahl ähnlicher Antiquitäten eine kleine dünne LapislazuliScheibe zu nennen. Sie trägt die kurze Votivschrift (Abb. 30):

Gotte Ninib, seinem Herrn, har Kadaschman-Turgu, der Sohn des Nazi-Maruttasch, eine Scheibe aus poliertem Lapislazuli anfertigen lassen und für Erhaltung seines Lebens ge-

„Dem

schenkt".

Oder wir erwähnen

des Nazi-Maruttasch

selbst

aus

eine fragmentarische Votivaxt

beabsichtigt

ist.

Die

Glas

gefärbtem

poetischem rhythmischem Schlüsse,

in

Inschrift lautet,

dem

soweit

babylonischer Sprache und Übersetzung wie

mit

offenbar ein als

folgt:

hoch-

Reim

erhalten,

in

— I 2. 3.

Na zi- MaruttascJi mär Kurig a lau

4. ikribischti 5.

6.

tesltssu

ana



49

scJienie

Diagäri

nnneniscJni leke

I.

Dem

2.

hat Nazi-Maruttasch,

3.

Sohn des

4.

aufdassersein Gebet erhöre,

Gotte

.

.

.

Kurigalzu,

5.

seinem Flehen willfährig sei,

6.

seinen

Ruf um Gnade

an-

nehme,

Leben beschirme,

7.

napischtaschii nasäri

7.

sein

8.

unimischn

8,

und lang mache seine Tage

iirruke

9

9.

[eine

Votivaxt aus poliertem

(imitiertem)

lapis

lazuli

geschenkt].

Von den

vielfach vorzüglich

erhaltenen Rechnungslisten

aus jener für das ganze West-Asien so bedeutungsvollen

Zeit,

diese fremdländische Dynastie ein halbes Jahrtausend

den

als

Thron Babyloniens inne hatte und das uralte Heiligtum des Bei vonNippur auf Kosten des jüngeren Merodach von Babylon noch einmal in den Vordergrund des religiösen und politischen Le-

möge wenigstens

Einkommentafel des Tempels unsere Beachtung finden. Sie ist wie Tausende ähnlicher Dokumente durch gerade Linien nach den Monaten in vertikale und nach den zahlenden Personen in horizontale bens

stellte,

eine grosse

Die ersten 6 Spalten geben die Einnahmen von Datteln für die ersten 6 Monate, die etwas breitere 7. Spalte die zusammenaddierten Summen des ganzen ersten halben

Felder abgeteilt.

Jahres an.

JuH bis

inkl.

Die

8.



13.

Spalte

Dezember nach

bringen

unserer,

die

Einzelposten

oder von

Tashritu

für bis



Addar (Mitte Sept. Mitte März) nach babylonischer Ausdrucksweise. Die 14. Kolumne enthält die Summen des zweiten Halbjahres, die 15. Kolumne die Totalsummen der Einkünfte des ganzen Jahres, die 16. Kolumne einen Registraturvermerk und die letzte und breiteste Kolumne die Namen der zahlenden (in anderen Texten empfangenden) Personen. Mit den AmarnaTafeln sind diese in mehr denn einer Hinsicht interessanten 18000 Nippur-Texte unsere Hauptquelle Hilprecht,

Vortrag.

für

eine der dunkelA



50



Wir dürfen mit Recht noch bedeutende AufschKisse von dem noch fast sfanz unsten Perioden babylonischer Geschichte.

publizierten Material, namentlich für die internen Verhältnisse

des Landes erwarten.



51



Die älteren Kunstdenkmäler aus sind namentlich durch

Grabungen der

dem

3.

dritten

und 4. Jahrtausend und vierten Kamentstammen der

pagne bedeutend vermehrt worden. Sie Regel nach einer verhältnismässig flachen Schicht, nämlich den Trümmermassen des Tempelhofes zwischen der dritten und vierten Plattform (Abb. 31). Eines der grössten und besterhaltenen Werke ist der Torso einer Statue in Dolerit, ca. 2700 v. Chr. Im Gegensatz zu den be2/3 Lebensgrösse,

Abb.

kannten Tellostatuen Hals- und

1,2.

ist

Armschmuck

Torso einer Dolerit-Statue.

der Priesterfürst hier bärti«- und mit

Er ist offenbar ein Semit. Der Bart zeigt bereits (Abb. 32) die aus den spätassyrischen Monumenten des 9.-7. Jahrhunderts wohlbekannte konventionelle Wiedergabe des Flechtens. Im übrigen bewundern wir den ersten dargestellt.

schüchternen Versuch des babylonischen Künstlers, die Falten des nachlässig umgeworfenen Shawls das Anschwellen der Muskeln

am

zum Ausdruck rechten

zu bringen,

Oberarm und 4*

die

Um

ausgearbeiteten Nägel der schlanken Finger.

sorgfältig

etwa loo Jahre älter

der mit der wollenen Kopfbedeckung

ist

geschmückte Marmorkopf eines sumerischen patesi aus dem Süden (Abb. 33). Doch wir dringen noch tiefer in die semitischen Schichten hinab und rufen endlich, nachdem wir die nahezu 2V2 m dicke Plattform UrGurs durchbrochen haben, mit Belsazars \'ater, Nabonidos, dem Archäologen auf babylonischem Königsthrone, aus: „Was Jahrtausende lang kein König unter den die alten UrkunKönigen geschaut, Abb.33. Marmorkopfeines den König Sargons von Akkad, sähe



sumerischen Priesterfürsten. (ca.

2800

V. Chr.)

,

.

ich.

,,

-.-.r-

,

u der -d:--,. Blütezeit ba-

t

Wir Stehen

,

v^or

•*.

bylonischer Kunst, an der Schwelle des 5.

und

4.

vorchristlichen Jahrtausends.

Die Eleganz und Regel-

mässigkeit der Schriftzüge, welche die Backsteinstempel Sar-

gons f Abb. 34^

ja alle Keilschrifttafeln

terisieren, finden wir in

seiner

demselben Masse

erst

Periode charakbei

Aschurbäna-

pal, etwa 3000 Jahre später, wieder.

semitische

Sargon

Usurpator

zusammen, was

die

I.

Der fasste

alten sumerischen

Meister in Stein, Erz und

Ton

geleistet

hatten, ehe es unter den Wirren einer unruhigen Zeit und den Kämpfen mit

neu auftretenden Völkerstämmen nur zu bald wieder verloren ging. Ich

kann

die

semitische

nicht verlassen, uhne mit einigen

wenigstens den Abb.

34. l>acksteinstempel

S.irgons

Inhalt

Periode

Worten

der berühmten

Tempelbibliothek zu skizzieren.

Wie

zu

I.

Anfang dieses X'^ortrags angedeutet wurde, ist es mir gelungen, in dem dreieckigen Hügel auf der Südseite des Tempels mit seiner durchschnittlichen Erhebung von fast 8

theken

m

die Existenz

nachzuweisen.

von zwei übereinander liegenden BiblioWertvoll wie die spätere und weit





:>:>

Tafelsammlung zweifellos ist, da sie Stücke aus mehr denn 3 Jahrtausenden enthält, die zum Teil schon als Fragmente von den Priestern der neubabylonischen Zeit methodisch ausgegraben wurden, ist sie doch an Bedeutung und Vielseitigkeit des Inhaltes vollständig in den Schatten gestellt durch die 23000 Texte der älteren Bibliothek, welche bereits 200 kleinere

Jahre lang

in

Trümmern

und Ordnung im Reiche

ehe Hammurabi wieder Ruhe

lag,

Mit wie lebendigem Interesse

herstellte.

spätbabylonischen Gelehrten nicht nur, wie eben ange-

die

deutet, selbst ausgruben, sondern

auch auswärtige Ausgrabungen

Akkad

wie die des Königs Nabonidos in Sippar und

verfolgten,

beweist eine im Besitz der Universität von Pennsylvania befindliche einzigartige Antiquität.

Es

ist

eine aus feingeschlemmtem,

aber ungleichmässig gebranntem Ton hergestellte Tafel, an den

beiden Längsseiten leicht gebogen.

Auf

steht in umgekehrter erhabener Schrift

Nippur wohlbekannte (ca.

3800

v.

Chr.):

tanen des Bei".

Inschrift

„Sargon,

Auf

des

der

einen Breitseite

eine

uns bereits aus

alten

Königs Sargon

I.

der mächtige König der Unter-

der Rückseite findet sich in den charak-

teristischen Schriftzügen des 6. Jahrhunderts als keilschriftlicher

Vermerk eingetragen, dass das Ganze der Tonabdruck (zipu) eines im Palaste König Naräm-Sins zu Akkad aufbewahrten Denkmals ist, welches der Schreiber Nabü-zer-lischir mit eigenen

Augen gesehen

hat.

Was

für ein ausgebildetes archäologisches

Interesse im alten Babylonien!

Der dass

sie

Höhe v.

einzigartige

Wert der

die

geistigen

3.

liegt

darin,

Jahrtausends

um 2500 Die Bibliothek mit der Priesterschule

Errungenschaften Babyloniens

Chr. erreicht hatten.

des

älteren Bibliothek

uns in den Stand setzen wird, festzustellen, welche

zerfiel in

zwei scharf gesonderte Abtei-

am dem Eingang zum

lungen, eine rein praktische, geschäftlichen Zwecken dienende

Kanal, und eine religiös-wissenschaftliche nahe

Tempel.

Aus

schäftlichen literarischen

leicht erklärlichen Gründen sind die rein geUrkunden der Regel nach aus gebranntem Ton, die dagegen aus ungebranntem hergestellt. Die ersteren

behandeln vor^viegrend die weitverzweigte Administration des

Tempels, die

54



Einnahmen und Ausgaben,

die

Zehnten

und

mancherlei Opfergaben, das Bauen und Ausbessern von Häusern,

das Bepflanzen

und Bewässern \on Grundstücken, den Tieren, das Mieten und Vermieten von von Gewändern und Anfertigen von

Kauf und Verkauf von

Weben

Sklaven,

das

Schmuck

für die Götterstatuen,

die täglichen Beschäftigungen

der Priester, die Kosten ihrer Unterhaltung und vieles andere.

Wir gewinnen

aus

diesen

Urkunden den Eindruck, dass der

f-

Abb. 35.

Urkunde mit Siegelabdrücken aus dem Geschäftshause Muraschu Söhne (5. Jahrhundert).

Tempel des Bei in manchen Stücken sich nicht wesentvon den bekannten babylonischen Grossfirmen und Bank-

grosse lich

häusern

unterschieden hat.

Ich erinnere nur an

das

Haus

Egibi und Söhne am Euphrat zur Zeit Nebukadnezars und die Firma Muraschu Söhne zu Nippur in den Tagen Ezras und Nehemias (Abb. 35). Von ungleich grösserem Belang für uns ist die religiöswissenschaftliche Sektion der Tempelbibliothek mit den Schulräumen, von welcher bis jetzt nur erst 40 Riiume, d. h. etwa

— der

6.

Teil der

Die auf



55

ganzen Abteilung blossgelegt werden konnte.

dem untenstehenden Grundplane

(Abb. 36) bezeichneten

Zimmer

als

Nr.

i,

2

und

3

enthielten Keilschrifttafeln zu

Nur wenige noch lagen auf den angedeuteten Lehmrücken dieser Räume. Andere waren von den vermoderten oder absichtlich zerstörten hölzernen Rücken Tausenden. niedrigen

heruntergefallen.

Die meisten befanden sich

einander auf den Fussböden der

Abb.

36.

wildem Durch-

Zimmer und den

Grundplau

der blossgelegten Zimmer der wissenschaftlichen Sektion der Tempelbibliothek.

den Korridoren genau

in

anstossen-

^:

V

von den barbarischen Gebirgsvölkern vor über 4000 Jahren umhergestreut und zerbrochen waren. Aber nicht nur Menschen hatten hier grimmig gehaust, die ungebrannten Tafeln hatten auch von der Feuchtigso,

M'ie

sie

und den Salzen des sie umgebenden Schuttes schwer Sie waren oft so wenig von dem letzteren zu unterscheiden, dass sie in vorsichtigster Weise einzeln mit dem Messer herausgeschält und ganze mit Tafeln gefüllte Erdklumpen wochenlang zum langsamen Trocknen in unserem Meftül deponiert werden mussten, bis sie Risse bekamen,

keit

gelitten.

-

H

-

56

-



57

und

Schriftstücke

die

(Abb.

werden konnten

erkannt

solche

als

37).

Unter den ausgegrabenen Räumen nehmen die Unterrichtszimmer, in denen die Studierenden die Kunst des Tafelschreibens

und

erlernten

in die einzelnen

Zweige babylonischen Wissens ein. Ein wunder-

eingeführt wurden, eine hervorragende Stelle

eifrigen Lehrens und Lernens entrollt sich vor Augen. Der Schüler erhielt zunächst Anunseren

bares

Bild

weisung, wie er Tontafeln anzufertigen hatte. Eine

ganze Anzahl zum Teil recht ungeschickt ausunbeschriebener Tafeln

geführter,

Dann ging

Zeugnis ab. drei

es an das

legt

««««««««« ««««««««« «««««««««

davon

Einüben der

Grundelemente, aus denen die Keilschrift

Abb. ßS.ÜbuDgstafelrDerWink-

Zunächst wurde jedes für sich (Abb.

kelhaken.

besteht.

38)

geschrieben, dann alle drei nebeneinander (Abb. 39)



wiedergegeben assyrischen mit'

nach

ganz



Unterrichts

bis

der Leistung zufrieden war.

ersten

Schwierigkeiten

wurden

die

einfachen

der Weise

unseres

heutigen

der babylonische „Professor"

Waren

überwunden, Silbenzeichen

die

T"— < T.-