Ausbildung islamischer Religionslehrer und staatliches Recht [1 ed.] 9783428529483, 9783428129485

Über die Grenzen von Parteien und Bundesländern hinweg besteht Einigkeit, dass an öffentlichen Schulen islamischer Relig

98 29 1MB

German Pages 272 Year 2009

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Ausbildung islamischer Religionslehrer und staatliches Recht [1 ed.]
 9783428529483, 9783428129485

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft Band 189

Ausbildung islamischer Religionslehrer und staatliches Recht Von

Michael Ott

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

MICHAEL OTT

Ausbildung islamischer Religionslehrer und staatliches Recht

Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft Herausgegeben im Auftrag der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster durch die Professoren Dr. Heinrich Dörner Dr. Dirk Ehlers Dr. Ursula Nelles

Band 189

Ausbildung islamischer Religionslehrer und staatliches Recht

Von

Michael Ott

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat diese Arbeit im Jahre 2008 als Dissertation angenommen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

D6 Alle Rechte vorbehalten # 2009 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme und Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0935-5383 ISBN 978-3-428-12948-5 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 *

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Vorwort Die vorliegende Arbeit ist im Rahmen des vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Projekts „Integration des Islam durch islamischen Religionsunterricht“ entstanden. Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat sie im Sommersemester 2008 als Dissertation angenommen. Das Manuskript wurde im Januar 2008 abgeschlossen; neuere Literatur konnte für die Drucklegung bis Juni 2008 berücksichtigt werden. Auf dem Weg zur Promotion habe ich von vielen Seiten Unterstützung erfahren, und mein herzlicher Dank gilt all jenen, die dadurch zum Entstehen dieser Arbeit beigetragen haben. An erster Stelle danke ich vielmals meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Bodo Pieroth, für die Betreuung und Förderung der Arbeit. Er hat das Thema angeregt und mir als wissenschaftlichem Mitarbeiter großzügige Freiräume und hervorragende Arbeitsbedingungen gewährt. Dadurch hat er ideale Voraussetzungen dafür geschaffen, dass ich die Untersuchung erfolgreich abschließen konnte. Für die zügige Erstellung des Zweitgutachtens und manch wichtigen Hinweis danke ich Herrn Professor Dr. Janbernd Oebbecke. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat mich während der Promotionszeit mit einem Stipendium finanziell und ideell gefördert. Dafür danke ich sehr. Dem Bundesministerium des Innern verdanke ich einen Zuschuss, der es möglich macht, dass die Arbeit in der vorliegenden Druckfassung verbreitet werden kann. Für die konstruktive und freundschaftliche Zusammenarbeit möchte ich meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen am Institut für Öffentliches Recht und Politik danken. Ganz besonders dankbar bin ich Dr. Christoph Görisch für seine stete Gesprächsbereitschaft und wertvolle Anmerkungen zu dieser Arbeit. Maßgeblich mitgeprägt hat die schöne Münsteraner Zeit mein Freundeskreis, dem ich für wissenschaftliche Anregungen und mehr noch für außerwissenschaftliche Ablenkungen Dank sage. Meiner Freundin Lara Schmermund danke ich von Herzen dafür, dass sie mir beim Erstellen der Arbeit stets liebevoll zur Seite stand. Meinen Eltern schließlich ist dieses Buch gewidmet – als Zeichen der Dankbarkeit für ihre Unterstützung und Förderung auf meinem bisherigen Lebensweg. Hamburg, im Juni 2008

Michael Ott

Inhaltsverzeichnis Erster Teil Einführung

21

A. Problemaufriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

21

B. Gang der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

23

Zweiter Teil Die Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht nach einfachem Recht und dem Recht der Staatskirchenverträge

26

A. Terminologisches und Untersuchungsgegenstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

26

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

28

I. Lehrerausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

29

1. Studium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

29

a) Reformbestrebungen und Modellversuch zur gestuften Lehrerausbildung

29

b) Studienangebot an staatlichen Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

32

c) Bestandsgarantien für Studienstandorte? – Art. II Abs. 2 S. 1 der Düsseldorfer Verträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

33

aa) Wortlaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

35

bb) Systematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

36

cc) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

38

d) Bestandsgarantien für theologische Fakultäten: Art. II Abs. 1 der Düsseldorfer Verträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

39

e) Kirchliche Mitwirkungsrechte in Bezug auf das Hochschulpersonal . . . . . .

40

aa) Katholische Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

41

(1) Nihil obstat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

41

(2) Nachträgliche Beanstandung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

42

bb) Evangelische Kirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

43

8

Inhaltsverzeichnis f) Studieninhalte und -abschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

44

aa) Staatliche Vorgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

46

bb) Aufgabe der Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

47

cc) Einfluss der Kirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

48

g) Studienangebot an kirchlichen Hochschulen und Fakultäten . . . . . . . . . . . . . .

50

2. Vorbereitungsdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

53

a) Ablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

53

b) Einfluss der Kirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

54

3. Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

55

a) Drittfach-Studiengänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

55

b) Angebote kirchlicher Bildungseinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

56

aa) Regelungen in den Düsseldorfer Verträgen und in Vereinbarungen mit der Landesregierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

56

bb) Formen und Umfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

58

4. Kirchliche Bevollmächtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

59

II. Ausbildung kirchlicher Lehrkräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

61

1. Beschäftigung im Landesdienst oder über Gestellungsverträge . . . . . . . . . . . . . .

62

2. Geistliche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

64

a) Zwischen Land und Kirchen vereinbarte Regelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

64

b) Kirchliche Ausbildungsordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

66

3. Katecheten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

67

a) Vorgaben für die Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

69

b) Schwindende Bedeutung der Katecheten für den Religionsunterricht . . . . .

70

4. Pastoral- und Gemeindereferenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

71

C. Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

73

I. Orthodoxe Kirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

75

1. Errichtung eines Lehrstuhls für orthodoxe Theologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

76

2. Lehrkräfte des „griechisch-orthodoxen Religionsunterrichts“ . . . . . . . . . . . . . . . .

77

3. Kirchen übergreifende Konzeption des Unterrichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

79

Inhaltsverzeichnis

9

II. Syrisch-orthodoxe Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

82

1. Bistumsgründung und Unterrichtseinführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

82

2. Aus- und Fortbildung in kirchlicher Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

83

III. Jüdische Glaubensgemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

84

Dritter Teil Islamunterricht und Lehrerausbildung – Stand der Entwicklung

86

A. Entstehung der „Islamischen Unterweisung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

86

B. Unterrichtsangebot und Lehrkräfte in den Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

88

I. Islamische Unterweisung im Rahmen des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

89

II. Islamunterricht als eigenständiges Unterrichtsfach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

90

1. Islamische Unterweisung in türkischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

90

2. Deutschsprachige Angebote und Annäherungen an einen Religionsunterricht

91

C. Staatliche Unterstützung einer Selbstorganisation der Muslime . . . . . . . . . . . . . . . . .

93

I. Niedersachsen: Einberufung eines „Runden Tisches“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

94

II. Rheinland-Pfalz und Bayern: Gespräche gescheitert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

95

III. Nordrhein-Westfalen: Initiativen der Landesregierung und der Verbände . . . . . . .

96

1. Versuch der Etablierung eines Runden Tisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

96

2. Dachverbands-Lösung oder „Schura-Rat“? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

97

D. Ansätze zu einer Ausbildung islamischer Religionslehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

99

I. Universität Münster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 1. Das „Centrum für Religiöse Studien“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 2. Der „Erweiterungsstudiengang Religion des Islam“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 II. Universität Erlangen-Nürnberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 1. Das „Interdisziplinäre Zentrum für Islamische Religionslehre“ . . . . . . . . . . . . . . 102 2. Der „Ergänzungsstudiengang Islamische Religionslehre“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

10

Inhaltsverzeichnis III. Der Master-Studiengang „Islamische Religionspädagogik“ an der Universität Osnabrück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 IV. Die Stiftungsprofessuren an der Universität Frankfurt am Main . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Vierter Teil Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

108

A. Theologie als Wissenschaft – Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 I. Voraussetzungen und Bindungen der Theologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 1. Katholische Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 2. Evangelische Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 3. Islamische Glaubensrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 II. Der Wissenschaftsbegriff des Grundgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 B. Islamische Religionslehrerausbildung ohne Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 I. Mitwirkungserfordernis aus Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG oder aus den Landesverfassungen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 II. Mitwirkungserfordernis aufgrund der staatlichen Neutralitätspflicht . . . . . . . . . . . . 121 1. Neutralität als Schutz vor staatlicher Konkurrenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 2. Neutralität als Identifikationsverbot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 3. Neutralität durch Inkompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 4. Religionsgemeinschaften als Vermittler kollektiver religiöser Bekenntnisse . . 127 III. Ergebnis: Erfordernis der Mitwirkung bei der Errichtung einer Religionslehrerausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 I. Das Selbstbestimmungsrecht des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG

132

1. Eigene Angelegenheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 a) Objektive Auslegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 b) Selbstverständnis als Maßstab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134

Inhaltsverzeichnis

11

c) Plausibilität des Glaubensbezugs als objektives Kriterium . . . . . . . . . . . . . . . . 135 d) Prüfung der Plausibilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 aa) Erkenntnisquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 bb) Beweiswürdigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 cc) Objektive Beweislast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 2. Ordnen und Verwalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 3. Die Schranken des Selbstbestimmungsrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 a) Die „Heckel’sche Formel“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 b) Die „Jedermann-Formel“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 c) Abwägungslehre im gesamten Bereich religionsgemeinschaftlicher Selbstbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 II. Die Religionsfreiheit, Art. 4 Abs. 1 und 2 GG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 1. Schutzbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 2. Schranken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 3. Verhältnis von Art. 4 Abs. 1 und 2 GG zu Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 III. Die religionsrechtliche Parität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 1. Ungleichbehandlung durch Unterschiede bei der Religionslehrerausbildung . . 156 2. Rechtfertigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 D. Einrichtung von Studiengängen für die Religionslehrerausbildung an staatlichen Hochschulen – organisatorische Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 I. Bekenntnisvielfalt und Religionslehrerausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 1. Zulässigkeit der Kooperation verschiedener Glaubensrichtungen . . . . . . . . . . . . 161 2. Zusammenschluss von Religionsgemeinschaften zu einem Ansprechpartner . . 162 3. Hochschul-Beiräte als Ansprechpartner? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 II. Integration der Religionslehrerausbildung in den Aufbau der Hochschule . . . . . . 165 1. Die Bedeutung von Fakultäten für die Theologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 2. Bekenntnisbindung nur in der Aufgabenwahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166

12

Inhaltsverzeichnis 3. Religionslehrerausbildung als nicht allein theologische Aufgabe . . . . . . . . . . . . 167 4. Organisationsmöglichkeiten der Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 III. Erforderliche Ausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden – personale Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 I. Mitwirkungsrechte der Religionsgemeinschaften in Personalangelegenheiten . . . 172 1. Bekenntnisverstöße eines Hochschullehrers als staatlicher Eingriff . . . . . . . . . . 172 a) Das Beanstandungsrecht der katholischen Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 b) Rechtsschutz durch Verfahren: Das Nihil obstat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 c) Das Begutachtungsrecht der evangelischen Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 d) Keine Verbindlichkeit des kirchlichen Gutachtens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 e) Islamische Religionsgemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 aa) Keine Pflicht zur Mitwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 bb) Mitwirkungsrechte und ihre Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 2. Beschränkung auf geistliche Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 3. Der betroffene Personenkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 4. Staatliche Grundrechtsgewährleistung als Schranke – Die Wissenschaftsfreiheit der Hochschultheologen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 a) Der Staat als alleiniger Grundrechtsadressat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 b) Keine Verkürzung des Schutzbereichs durch religionsgemeinschaftliche Einwände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 c) Reichweite der Gewährleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 d) Formelle Anforderung: Gesetzliche Eingriffsermächtigung . . . . . . . . . . . . . . 191 aa) Keine Berufung auf Verfassungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 bb) Das Hochschulrecht der Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 cc) Ergebnis: Staatskirchenvertragliche Regelungen nicht erforderlich . . 197 e) Materielle Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 aa) Die Abwehrfunktion des Grundrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 bb) Wissenschaftsfreiheit als Verfahrensgarantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200

Inhaltsverzeichnis

13

(1) Anforderungen an einen verfahrensmäßigen Grundrechtsschutz . . 200 (2) Vereinbarkeit mit den Freiheitsrechten einer Religionsgemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 II. Hochschullehrer als Inhaber eines konfessionellen Staatsamts . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 1. Prüfungsmaßstab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 2. Ungleichbehandlung i.S.v. Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 3. Verfassungsrechtliche Rechtfertigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 III. Bekenntniszugehörigkeit der Studierenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 1. Bekenntniszugehörigkeit als Immatrikulationsvoraussetzung? . . . . . . . . . . . . . . . 210 2. Bekenntniszugehörigkeit als Prüfungsvoraussetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 3. Keine präventiven Studienbeschränkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums – inhaltliche Fragen . . . . . . . . . . . . . . 216 I. Die erforderliche Qualifikation von Religionslehrern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 1. Deutsch als Unterrichtssprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 2. Pädagogische und didaktische Qualifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 a) Unzuständigkeit des Staates? – Die Reichweite des Mitgestaltungsrechts aus Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 aa) Der „Verfassungsbegriff Religionsunterricht“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 bb) Genetisch-historische Gesichtspunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 cc) Gesetzessystematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 (1) Integration säkular-pädagogischer und religiöser Elemente als Aufgabe der Religionspädagogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 (2) Folgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 b) Erfordernis eines vergleichbaren Qualifikationsniveaus aufgrund von Art. 7 Abs. 3 S. 1 GG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 c) Leitlinien für die Entwicklung einer islamischen Religionspädagogik . . . . 233 aa) Beschränkung auf Bildungs- und Erziehungsziele des Grundgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 bb) Didaktische und pädagogische Anforderungen als Ausdruck von Grundrechten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 3. Fachspezifische Qualifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238

14

Inhaltsverzeichnis II. Recht der Religionsgemeinschaften auf Einsatz eigenen Personals? . . . . . . . . . . . . 240 III. Erlass von Studien- und Prüfungsordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Fünfter Teil Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

243

Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 Personen- und Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269

Abkürzungsverzeichnis a.A.

andere(r) Ansicht

AABF

Alevitische Gemeinde Deutschlands e.V.

a. a. O.

am angegebenen Ort

abgedr.

abgedruckt

Abs.

Absatz

AK

Alternativkommentar

allg.

allgemein

amtl.

amtlich

Anh.

Anhang

Anm.

Anmerkung

AöR

Archiv des öffentlichen Rechts (Zs.)

arab.

arabisch

ArchKathKR

Archiv für katholisches Kirchenrecht (Zs.)

ARSP

Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (Zs.)

Art.

Artikel

BASS

Bereinigte amtliche Sammlung der Schulvorschriften des Landes Nordrhein-Westfalen

Bbg

Brandenburg

Bek.

Bekanntmachung

Berl

Berlin

BGB

Bürgerliches Gesetzbuch

BGH

Bundesgerichtshof

BK

Bonner Kommentar

BReg.

Bundesregierung

BVerfG

Bundesverfassungsgericht

BVerfGE

Entscheidungssammlung des Bundesverfassungsgerichts

BVerwG

Bundesverwaltungsgericht

BVerwGE

Entscheidungssammlung des Bundesverwaltungsgerichts

BW

Baden-Württemberg

bzw.

beziehungsweise

can. / cc.

Kanon / Kanons

CIC

Codex Iuris Canonici (von 1983)

16

Abkürzungsverzeichnis

DBK

Deutsche Bischofskonferenz

demggü.

demgegenüber

dens.

denselben

ders.

derselbe

dies.

dieselbe / dieselben

Diss.

Dissertation

DITIB

Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion

DLF

Deutschlandfunk

Drs.

Drucksache

DtBis.

Die Deutschen Bischöfe (Schriftenreihe)

ebd.

ebenda

ehem.

ehemalig

EKD

Evangelische Kirche in Deutschland

EKiR

Evangelische Kirche im Rheinland

EKvW

Evangelische Kirche von Westfalen

Erl.

Erläuterung

EssGespr

Essener Gespräche (Zs.)

EUG Bay

Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen

evang.

evangelisch

EvKL

Evangelisches Kirchenlexikon

EvLThG

Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde

FAZ

Frankfurter Allgemeine Zeitung

FG

Festgabe

FS

Festschrift

G

Gesetz

GABl NW

Gemeinsames Amtsblatt des Kultusministeriums und des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen

GBl

Gesetzesblatt

geänd.

geändert

GG

Grundgesetz

ggü.

gegenüber

GHRGe

Grund-, Haupt- und Realschule sowie die entsprechenden Jahrgangsstufen an den Gesamtschulen

grds.

grundsätzlich

GS

Gedenkschrift

GVBl

Gesetz- und Verordnungsblatt

GyGe

Gymnasien und Gesamtschulen

Hdb

Handbuch

Abkürzungsverzeichnis HdbKathKirchR

Handbuch des katholischen Kirchenrechts

HdbStKirchR

Handbuch des Staatskirchenrechts

HdbStR

Handbuch des Staatsrechts

HdbWissR

Handbuch des Wissenschaftsrechts

HG

Hochschulgesetz

Hg. / hg.

Herausgeber / herausgeben

HH

Hamburg

Hl.

Heiligen

h. M.

herrschende Meinung

HRG

Hochschulrahmengesetz

HSchPG

Hochschulpersonalgesetz

IDP

Institut für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster

i.d.S.

in diesem Sinn

idw

Informationsdienst Wissenschaft

i.E.

im Ergebnis

IfL

Institut für Lehrerbildung / Mühlheim (Ruhr)

insg.

insgesamt

IR

Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland

IRB

Islamische Religionsgemeinschaft Bayern

IRE

Islamische Religionsgemeinschaft Erlangen

17

i.V.m.

in Verbindung mit

Jhd.

Jahrhundert

JuS

Juristische Schulung (Zs.)

KABl

Kirchliches Amtsblatt

Kap.

Kapitel

kath.

katholisch

K.d.ö.R.

Körperschaft des öffentlichen Rechts

KM

Kultusministerium

KMBl

Amtsblatt des Kultusministeriums

KMK

Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Kultusministerkonferenz)

KMR

Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland

KOKiD

Kommission der Orthodoxen Kirchen in Deutschland

krit.

kritisch

KuR

Kirche und Recht (Zs.)

LABG

Lehrerausbildungsgesetz

LexRelpäd

Lexikon der Religionspädagogik

lit.

littera

18

Abkürzungsverzeichnis

LKA

Landeskirchenamt

LPO

Lehramtsprüfungsordnung

LS

Leitsatz

LT

Landtag

LThK

Lexikon für Theologie und Kirche

MSW

Ministerium für Schule und Weiterbildung

MSWF

Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung

MUM

MünchnerUni.Magazin (Zs.)

MV

Mecklenburg-Vorpommern

MWF NW

Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes NordrheinWestfalen

Nds

Niedersachsen

NHdbThG

Neues Handbuch theologischer Grundbegriffe

NJW

Neue Juristische Wochenschrift (Zs.)

Nr. / Nrn.

Nummer / Nummern

NVwZ

Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht (Zs.)

NW

Nordrhein-Westfalen

OVG

Oberverwaltungsgericht

OVP

Ordnung des Vorbereitungsdienstes und der Zweiten Staatsprüfung

PI

Pädagogisches Institut

Pkt.

Punkt

PrEvKV

Preußischer Evangelischer Kirchenvertrag vom 11. Mai 1931

PrKonk

Preußisches Konkordat vom 14. Juni 1929

Prot.

Protokoll

PTI

Pädagogisch-Theologisches Institut

RdErl.

Runderlass

RdJB

Recht der Jugend und des Bildungswesens (Zs.)

RGG

Religion in Geschichte und Gegenwart

RhPf

Rheinland-Pfalz

RL

Richtlinie

Rn.

Randnummer

RP

Regierungspräsident

s.

siehe

S.

Satz / Seite(n)

Saar

Saarland

SchOG

Schulordnungsgesetz

SchulG

Schulgesetz

SchVG

Schulverwaltungsgesetz

Abkürzungsverzeichnis

19

SchVw

Schulverwaltung (Zs.)

SGV NW

Sammlung des bereinigten Gesetz- und Verordnungsblattes für das Land Nordrhein-Westfalen

SH

Schleswig-Holstein

Sp.

Spalte

StdZ

Stimmen der Zeit (Zs.)

StL

Staatslexikon

StudO

Studienordnung

SVBl

Schulverwaltungsblatt (Zs.)

SZ

Süddeutsche Zeitung

taz

die tageszeitung

theol.

theologisch

Thür

Thüringen

TRE

Theologische Realenzyklopädie

Univ.

Universität

v.

von / vom

VatII

Zweites Vatikanisches Konzil

Verf

Verfassung

veröff.

veröffentlicht

VerwArch

Verwaltungsarchiv (Zs.)

Verz.

Verzeichnis

VG

Verwaltungsgericht

vgl.

vergleiche

VIKZ

Verband der Islamischen Kulturzentren

VO

Verordnung

Vorbem.

Vorbemerkung

VVDStRL

Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer

WissR

Wissenschaftsrecht, Wissenschaftsverwaltung, Wissenschaftsförderung (Zs.)

WRV

Weimarer Reichsverfassung

ZAR

Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik

zit.

zitiert

ZP

Zeitschrift für Pädagogik

Zs.

Zeitschrift

zul.

zuletzt

Erster Teil

Einführung „Fast noch entscheidender als von Bildungsplänen und Prüfungsrichtlinien hängt die Art und Weise der Bildung, die das Kind in der Schule erfährt, von der Ausbildung ab, die seine Lehrer genossen oder erlitten haben.“ 1

A. Problemaufriss Im 7. Jahrhundert in Arabien entstanden, ist der Islam mit 1,3 Milliarden Anhängern heute nach dem Christentum die zweitgrößte Religion der Welt. In Europa hat er eine vergleichsweise kurze Geschichte. Abgesehen vom mittelalterlichen Spanien und von bestimmten früher osmanischen Gebieten in Ost- und Südosteuropa hat es eine größere Zahl muslimischer Gläubiger westlich der Türkei bis in die 1960er Jahre nicht gegeben. Erst die massenhafte Anwerbung von Gastarbeitern führte zu einer verstärkten Präsenz des Islams auch in Deutschland. Bestand zunächst die Erwartung, dass die Muslime später in ihre Heimatländer zurückkehren würden, ist seit Ende der 1980er Jahre klar, dass sie mit ihren Familien dauerhaft hier leben werden. Ihre Religion trifft in Deutschland auf ein religionsverfassungsrechtliches Ordnungsmodell, das sich in einer Jahrhunderte langen, wechselvollen Geschichte anhand des Verhältnisses der christlichen Kirchen zum Staat entwickelt hat.2 Der Begriff Staatskirchenrecht, mit dem das betreffende Rechtsgebiet üblicherweise bezeichnet wird, bringt die gewachsene Beziehung einander vertrauter Partner auf den Punkt. Ob das Staatskirchenrecht in der Lage ist, Herausforderungen zu bewältigen, die mit dem Auftreten bislang hier nicht verbreiteter Religionen verbunden sind, wird sich gerade auch an der Integration des Islams erweisen. Im staatskirchenrechtlichen Gefüge des Grundgesetzes, das in wesentlichen Teilen aus der Weimarer Reichsverfassung übernommen worden ist, sind Religion und Staat nicht streng voneinander getrennt. Anders als in laizistischen Systemen gibt es Formen der Kooperation, bei denen der Staat religiösen Phänomenen in seinen Institutionen Raum gibt und ihre Entfaltung fördert. Der Religionsunterricht Ekkehart Stein, Das Recht des Kindes auf Selbstentfaltung in der Schule, S. 62. Vgl. Oebbecke, in: NJW-Sonderheft zur Vollendung des 65. Lebensjahres von H. Weber am 10. November 2001, S. 48 m. w. N. 1 2

22

1. Teil: Einführung

an öffentlichen Schulen ist ein Paradebeispiel für diese spezifische Konstruktion, die häufig als hinkende Trennung bezeichnet wird.3 Er ist zugleich Kristallisationspunkt für die auch juristischen Probleme, die eine Integration des Islams mit sich bringt. Über die Grenzen von Parteien und Bundesländern hinweg besteht Einvernehmen, dass es einen islamischen Religionsunterricht geben soll. Seit Anfang der 1980er Jahre gibt es Bemühungen, ihn einzuführen;4 erst kürzlich hat sich die vom Bundesinnenminister einberufene so genannte Islamkonferenz für seine Erteilung an öffentlichen Schulen ausgesprochen.5 Seine rechtlichen Probleme sind Gegenstand zahlreicher Abhandlungen.6 Die Erteilung islamischen Religionsunterrichts setzt jedoch voraus, dass für ihn in ausreichender Zahl Lehrer7 zur Verfügung stehen, deren Ausbildung den Erfordernissen eines von Art. 7 Abs. 3 GG vorgesehenen „ordentlichen Lehrfachs“ genügt.8 Hier liegt das Problem. Während die Ausbildung evangelischer und katholischer Religionslehrer an staatlichen Hochschulen und Studienseminaren traditionsreiche Praxis ist, sind für eine Ausbildung islamischer Religionslehrer erst seit kurzem einzelne Initiativen in den Ländern erkennbar, die aufgrund von Unsicherheiten über ihre tatsächlichen Voraussetzungen und rechtlichen Rahmenbedingungen häufig noch improvisatorischen und kompromisshaften Charakter haben.9 Die mit einer solchen Ausbildung verbundenen rechtlichen Probleme sind bislang nur wenig und zumeist nur am Rande untersucht worden.10 3 Entgegen Renck, ThürVBl 1996, S. 73 (74), ist der Religionsunterricht kein „systemwidriges Relikt aus der vorkonstitutionellen Zeit des monarchischen Staats christlicher Prägung“, vielmehr prägt auch er das staatskirchenrechtliche System des Grundgesetzes, das sich nicht durch Verabsolutierung einzelner Bestimmungen erfassen lässt. 4 Näher unten, S. 86 ff. 5 Siehe FAZ Nr. 63 vom 14. März 2008, S. 1 f.; SZ Nr. 63 vom 14. März 2008, S. 1. 6 Etwa Anger, Islam in der Schule, S. 350 ff.; Langenfeld, Integration und kulturelle Identität zugewanderter Minderheiten, S. 512 ff.; Mückl, AöR 122 (1997), S. 513 (548 ff.); Bock, RdJB 2001, S. 330 ff.; Korioth, NVwZ 1997, S. 1041 ff.; Eiselt, DÖV 1981, S. 205 ff.; Hillgruber, JZ 1999, S. 538 ff.; M. Heckel, JZ 1999, S. 741 ff.; ders., RdJB 2004, S. 39 ff.; Rohe, ZRP 2000, S. 207 ff.; M. Frisch, ZevKR 49 (2004), S. 589 (629 ff.); Muckel, JZ 2001, S. 58 ff.; Gebauer, RdJB 1989, 263 ff.; Fechner, NVwZ 1999, S. 735 ff.; Renck, NWVBl 2001, S. 425 f., sowie die Erwiderung von Rüfner, a. a. O., S. 426; ferner die Beiträge in Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht? 7 Lediglich wegen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit auf eine Differenzierung zwischen weiblichen und männlichen Formen verzichtet. Soweit möglich, werden neutrale Bezeichnungen verwendet. 8 Darauf wies in einer der ersten Veröffentlichungen zum islamischen Religionsunterricht schon Eiselt, DÖV 1981, S. 205 (209) hin. 9 Vgl. unten, S. 99 ff. 10 Ausführlich mit Fragen der Errichtung islamischer Lehrstühle und Fakultäten befasst sich Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, insb. S. 39 ff.; eine „Problemskizze“ zur Ausbildung islamischer Religionslehrer liefert Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 398 ff.

B. Gang der Untersuchung

23

Dabei ist sie dem Unterricht nicht nur vorgelagert, bei ihr stellen sich Rechtsfragen auch mit besonderer Schärfe. Denn es geht nicht alleine um die Vermittlung religiöser Inhalte in einer staatlichen Institution, sondern auch um die Etablierung eines wissenschaftlichen Studiums, bei dem die beteiligten Hochschullehrer die grundrechtliche Freiheit von Forschung und Lehre genießen. Wie lässt sich diese Freiheit mit religiösen Absolutheitsansprüchen vereinbaren, wann muss der Staat solche Ansprüche zurückweisen? Welche Vorgaben enthält das Recht der Länder, die nach der Kompetenzverteilung des Grundgesetzes für die Bereiche Schule und Hochschule zuständig sind, für die Lösung potentieller Konflikte? Lassen sich diese Regelungen auf eine Ausbildung islamischer Religionslehrer übertragen? Liegen beim Islam, dem eine Trennung von Staat und Religion ebenso fremd ist wie eine feste Organisationsstruktur, nicht ganz andere tatsächliche Voraussetzungen vor? Und welche Qualifikationen muss eine Religionslehrerausbildung vermitteln? Die vorliegende Arbeit versucht, Antworten auf diese und damit zusammenhängende Fragen zu finden und damit den Weg zu einer Ausbildung islamischer Religionslehrer ein wenig zu ebnen.

B. Gang der Untersuchung Die Ausbildung evangelischer und katholischer Religionslehrer hat sich historisch an den staatlichen Hochschulen als Annex zur Theologenausbildung entwickelt, mit der sie bis heute in inhaltlicher wie organisatorischer Hinsicht eng verflochten ist. Aus der Perspektive des Rechts ist die Religionslehrerausbildung nur schwer überschaubar; ihre Regelungen stammen aus verschiedensten Quellen und sind unterschiedlichsten Alters. Mitwirkungsbefugnisse der Religionsgemeinschaften, wie sie für den Religionsunterricht in Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG explizit vorgesehen sind, bestehen auch in der Ausbildung für dessen Lehrer und heben sie von jener für andere Schulfächer ab. Ziel dieser Arbeit ist es zunächst, Licht in dieses Dunkel zu bringen. Im Wege einer ausführlichen Bestandsaufnahme des einfachen und des staatskirchenvertraglichen Rechts sollen die Regelungen zur Religionslehrerausbildung im Einzelnen dargestellt werden. Nur wenn Klarheit über den bestehenden Rechtsrahmen herrscht, kann es gelingen, in diesen eine Ausbildung islamischer Religionslehrer zu integrieren. Daher erscheint es geboten, die Betrachtung nicht auf die Vorgaben des Grundgesetzes zu beschränken, sondern auch auf das Landesrecht in Gestalt von Gesetzen, Verordnungen, ministeriellen Erlassen und Staatskirchenverträgen zu erstrecken.11 Der Zweck der Bestandsaufnahme erschöpft sich nicht darin, Anknüpfungspunkte für die verfassungsrechtliche Untersuchung im vierten Teil der Arbeit zu 11

Zum Begriff des Staatskirchenvertrags unten, S. 33.

24

1. Teil: Einführung

liefern. Denn es hat sich bei den Recherchen zum zweiten Teil gezeigt, dass aufgrund der Komplexität des Regelungsbereichs weit reichendes und nicht selten beklagtes Unwissen über den status quo der Religionslehrerausbildung besteht. Die Arbeit möchte hier Abhilfe schaffen, indem sie umfassend darlegt, wer heute Religionsunterricht an öffentlichen Schulen erteilt und welche Ausbildung die Betroffenen absolviert haben. Dazu musste eine Fülle nur schwer zugänglichen Normenmaterials bewältigt werden. Teilweise ließen sich Zusammenhänge nur über Gespräche mit Personen erschließen, die sich beruflich mit der Religionslehrerausbildung beschäftigen. Weil der Sicherung des Sachverhalts insofern eine eigenständige Bedeutung zukommt, ist der zweite Teil der Arbeit umfassender, als für die Untersuchung der verfassungsrechtlichen Implikationen einer islamischen Religionslehrerausbildung erforderlich wäre. Gleichwohl dürfte er in seiner Gesamtheit auch für die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts hilfreich sein, weil er offen legt, welche Lösungen sich in der Praxis der Ausbildung und Anstellung von Religionslehrern etabliert haben und möglicherweise übertragen ließen. Gerade für die Frage nach Übergangslösungen mögen zudem die Ausführungen zu Religionslehrern außerhalb des evangelischen und katholischen Religionsunterrichts aufschlussreich sein. In dem sich anschließenden dritten Teil der Arbeit geht es darum, die bisherigen Bemühungen um die Schaffung einer Ausbildung islamischer Religionslehrer darzustellen. In jüngerer Zeit hat es bemerkenswerte Initiativen einzelner Hochschulen in diese Richtung geben. Sie entwickeln sich überwiegend in Parallele zu den Versuchen der Länder, einen islamischen Religionsunterricht einzuführen, sodass zum Verständnis der Zusammenhänge auch darauf eingegangen wird. Der vierte Teil geht schließlich der Frage auf den Grund, welche Anforderungen an die Errichtung und Ausgestaltung einer Ausbildung islamischer Religionslehrer vom Grundgesetz und von den Verfassungen der Länder gestellt werden. Dazu soll geklärt werden, inwieweit die im zweiten Teil der Arbeit ermittelten Elemente der Religionslehrerausbildung, insbesondere die Mitwirkung der Kirchen und Religionsgemeinschaften an ihr, verfassungsrechtlich unabdingbar und damit auch für eine Ausbildung islamischer Religionslehrer zwingend sind. Dabei geht es letztlich um die Frage, ob eine staatliche Ausbildung islamischer Religionslehrer tatsächlich, wie häufig behauptet wird, nach dem Muster der Ausbildung evangelischer und katholischer Religionslehrer stattfinden muss, oder ob der verfassungsrechtliche Rahmen die Freiheit zu abweichenden Lösungen gewährt oder solche gar fordert. Diesem Anliegen dient die gesonderte Behandlung des Verfassungsrechts. Bei einer gleichzeitigen Betrachtung der unter-gesetzlichen, einfach-gesetzlichen, staatskirchenvertraglichen und verfassungsrechtlichen Regelungen hätte der Gefahr der Unübersichtlichkeit kaum begegnet werden können. Nur eine Trennung ermöglicht eine umfassende und einheitliche verfassungsrechtliche Beurteilung.

B. Gang der Untersuchung

25

Zudem gilt der Anwendungsvorrang des einfachen Rechts. Wo sich dieses nicht ohne Rückgriff auf Verfassungsrecht konkretisieren lässt, kann auf die späteren Ausführungen verwiesen werden. Für eine getrennte Behandlung spricht schließlich, dass im Staatskirchenrecht die Tendenz verbreitet ist, eine von konkreten Normen ausgehende Argumentation zugunsten einer Gesamtbetrachtung, in die einzelne Vorschriften lediglich als Teilelement einbezogen werden, zurückzudrängen.12 Damit werden Einzelfragen in größere Zusammenhänge und ein vorwiegend institutsbezogenes Denken eingefügt. Demgegenüber erscheint eine auf die einschlägigen Bestimmungen der jeweiligen Normenebene bezogene, auf den anerkannten Auslegungskanon gestützte Argumentation vorzugswürdig. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf den Islam, bei dem eine sich von Einzelbestimmungen lösende Gesamtbetrachtung dazu führen kann, hergebrachte rechtliche Gestaltungen, insbesondere solche, die dem Staatskirchenvertragsrecht entspringen, vorschnell und ohne Berücksichtigung möglicherweise abweichender tatsächlicher Voraussetzungen zu übertragen. Die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit sind im fünften und letzten Teil zusammengefasst.

12 Zu Auslegungstendenzen im Staatskirchenrecht vgl. Ehlers, in: Pieroth (Hg.), Verfassungsrecht und soziale Wirklichkeit, S. 85 (89 ff.).

Zweiter Teil

Die Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht nach einfachem Recht und dem Recht der Staatskirchenverträge A. Terminologisches und Untersuchungsgegenstand Eingangs einer Bestandsaufnahme der etablierten Ausbildungsangebote, wie sie dieser Teil der Arbeit leisten soll, bedarf es einer terminologischen Differenzierung: Der Begriff Religionslehrer, wie er dem überkommenen Verständnis gemäß im Titel und im ersten Teil der Arbeit Verwendung findet, erfasst nicht alle Personengruppen, die Religionsunterricht erteilen. Neben Lehrern kommen dafür auch Lehrkräfte der Kirchen und sonstigen Religionsgemeinschaften in Betracht. Das Schulgesetz von Nordrhein-Westfalen1 etwa nennt in § 31 Abs. 3 S. 2 als solche Geistliche, kirchliche Lehrkräfte, von der Religionsgemeinschaft beauftragte Lehrkräfte sowie ausgebildete Katechetinnen und Katecheten. Ähnliche Aufzählungen finden sich in den Schulgesetzen der übrigen Bundesländer.2 Oberbegriff ist der der Lehrkraft, unter dem Lehrer ebenso erfasst sind wie Lehrkräfte der Kirchen und sonstigen Religionsgemeinschaften. Als Lehrer werden hiernach Personen bezeichnet, die auf der Grundlage eines Lehramtsstudiums und eines schulischen Vorbereitungsdienstes eine staatliche Lehrbefähigung erworben haben und in einem Dienst- oder Anstellungsverhältnis 1 Schulgesetz für das Land NW vom 15. Februar 2005, zul. geändert durch Gesetz vom 27. Juni 2006, GVBl NW S. 278. Mit dem Schulgesetz wurden das Schulordnungsgesetz und das Schulverwaltungsgesetz aufgehoben, vgl. § 130 SchulG in der Fassung vom 15. Februar 2005. 2 Nach diesen kann der Religionsunterricht durch folgende Personengruppen erteilt werden: Lehrer (§ 11 Abs. 1 SchOG Saar, § 97 Abs. 1 SchulG BW, § 18 Abs. 2 SchulG Sachsen, § 100 Abs. 6 SchulG MV, § 46 Abs. 2 SchulG Thür, § 13 Abs. 2 SchulG B, § 7 Abs. 2 SchulG HH, § 8 SchulG Hessen); Lehrkräfte (Art. 46 Abs. 2 EUG Bay, § 127 Abs. 1 SchulG Nds, § 25 Abs. 3 SchulG RhPf, § 83 Abs. 4 SchulG SH); von der Kirche und Religionsgemeinschaft bestellte oder beauftragte Lehrkräfte (Art. 46 Abs. 3 EUG Bay, § 9 Abs. 2 SchulG Bbg); Geistliche (§ 11 Abs. 4 SchOG Saar, § 97 Abs. 1 SchulG BW, § 25 Abs. 3 SchulG RhPf); Katecheten (§ 97 Abs. 1 SchulG BW, § 25 Abs. 3 SchulG RhPf); Bedienstete der Religionsgemeinschaft (§ 18 Abs. 2 SchulG Sachsen, nach § 100 Abs. 7 SchulG MV, sofern die Religionsgemeinschaft eine K.d.ö.R. ist); kirchlich ausgebildete Lehrkräfte (§ 11 Abs. 6 SchOG Saar); von der Kirche gestellte Lehrkräfte (§ 83 Abs. 5 SchulG SH); Diplomtheologen und graduierte Religionspädagogen (§ 97 Abs. SchulG BW).

A. Terminologisches und Untersuchungsgegenstand

27

zum Land stehen. Demgegenüber haben Lehrkräfte der Kirchen und sonstigen Religionsgemeinschaften eine originär theologische Ausbildung absolviert; zudem stehen sie in der Regel in einem Dienst- oder Anstellungsverhältnis zu ihrer Kirche oder Religionsgemeinschaft und werden über so genannte Gestellungsverträge im Religionsunterricht eingesetzt.3 Im Folgenden soll die Ausbildung sowohl der Lehrer als auch der übrigen Lehrkräfte dargestellt werden. Beide Gruppen kommen beim evangelischen und katholischen Religionsunterricht ebenso wie beim Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften zum Einsatz. Die Bestandsaufnahme folgt dieser Unterteilung und befasst sich zunächst mit den Lehrkräften für den evangelischen und katholischen Religionsunterricht. Im Anschluss werden jene Religionsgemeinschaften behandelt, für deren Bekenntnis ebenfalls ein eigenständiger Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach im Sinne von Art. 7 Abs. 3 GG eingeführt ist. Die Darstellung erfolgt am Beispiel der Lehrkräfte für allgemein bildende Schulen in Nordrhein-Westfalen. Dafür sprechen mehrere Gründe. Zum einen ähneln sich die Ausbildungsstrukturen in den Bundesländern, sodass die Probleme vergleichbar gelagert sind. Zugleich aber sind die einschlägigen Regelungen auf eine nur schwer überschaubare Vielzahl von Gesetzen, Verordnungen, ministeriellen Erlassen und Staatskirchenverträgen verteilt. Eine exemplarische Darstellung anhand eines Bundeslandes bietet sich daher an. Für Nordrhein-Westfalen spricht ein im bundesweiten Vergleich breites Angebot an Religionsunterricht:4 Neben evangelischem und katholischem wird jüdischer, griechisch-orthodoxer und syrisch-orthodoxer Religionsunterricht erteilt; der griechisch-orthodoxe Religionsunterricht wurde erstmals in Nordrhein-Westfalen eingeführt und hat damit in diesem Land die längste Tradition. Zudem haben die Kommission der Orthodoxen Kirchen in Deutschland und das Bistum der Syrisch-Orthodoxen Kirche als Ansprechpartner des Staates zur Organisation des Religionsunterrichts ihren Sitz in NordrheinWestfalen. Ferner existiert ein umfangreiches Ausbildungsangebot für Lehrkräfte, an dem sich neben staatlichen auch kirchliche Einrichtungen beteiligen. Und schließlich bestehen zahlreiche staatskirchenvertragliche Abmachungen, die die Ausbildung der Lehrkräfte für den Religionsunterricht und seine Erteilung teilweise detailliert regeln.

3 Zur Begriffsbildung auch Baur, Art. „Religionslehrer“, in: Wörterbuch zum Religionsunterricht, S. 185. Näher zu den Gestellungsverträgen sowie zu der teilweise abweichenden Praxis auf katholischer Seite unten, S. 62 ff. 4 Lediglich in Bayern und Hessen ist Religionsunterricht für eine größere Zahl von Religionsgemeinschaften eingeführt als in NW, vgl. die Übersicht „Organisation des Religionsunterrichts“ der KMK, dort Nr. 1.

28

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht Den beiden großen christlichen Konfessionen gehören mit Abstand die meisten Schüler in Nordrhein-Westfalen an. Im Schuljahr 2006 / 07 waren 43,6 Prozent der Schüler aller Schulformen römisch-katholischen, 30,6 Prozent evangelischen Glaubens. In absoluten Zahlen waren das 1.242.499 beziehungsweise 873.928 Schüler.5 Katholischer Religionsunterricht wurde an insgesamt 5.600 allgemein bildenden Schulen erteilt und von 1.016.905 Schülern besucht; evangelischen Religionsunterricht gab es an 5.016 allgemein bildenden Schulen, an ihm nahmen 712.906 Schüler teil.6 Die Teilnahmequoten lagen im Schuljahr 2005 / 06 bei über 99 Prozent der Konfessionsangehörigen in der Jahrgangsstufe 5 und sanken bis zur Jahrgangsstufe 13 auf evangelischer Seite auf 87,5 Prozent und auf katholischer Seite auf 89,9 Prozent.7 Nach § 31 Abs. 3 SchulG NW muss der Religionsunterricht grundsätzlich von Lehrern erteilt werden. Nur wenn nicht genügend Lehrer zur Verfügung stehen, dürfen kirchliche Lehrkräfte eingesetzt werden. Der Wortlaut des § 31 Abs. 3 S. 2 SchulG NW bringt diese Subsidiarität allerdings nicht klar zum Ausdruck, wenn er davon spricht, dass Lehrkräfte der Religionsgemeinschaften nur eingesetzt werden dürfen, „soweit keine staatlich ausgebildeten Lehrkräfte zur Verfügung stehen“. Staatlich ausgebildet sind auch sämtliche kirchlichen Lehrkräfte wie etwa Geistliche, sofern sie – wie im Regelfall – ein Studium an einer staatlichen Hochschule absolviert haben. Aufgrund der traditionellen Zweiteilung der Lehrkräfte in Lehrer einerseits und kirchliche Lehrkräfte andererseits und des damit gewachsenen historischen Verständnisses wird die Vorschrift aber übereinstimmend dahingehend interpretiert, dass der Religionsunterricht grundsätzlich von Lehrern erteilt werden muss und kirchliche Lehrkräfte nur zum Einsatz kommen dürfen, wenn der Bedarf sonst nicht gedeckt werden kann.8 Im Folgenden soll zunächst die Ausbildung der Religionslehrer untersucht werden und im Anschluss daran die Ausbildung kirchlicher Lehrkräfte.

MSW NW (Hg.), Statistische Übersicht Nr. 359, Kap. 2.4. MSW NW (Hg.), Statistische Übersicht Nr. 359, Kap. 4.5. Die Zahlen schließen auch die berufsbildenden Schulen und Förderschulen mit ein. Die Konfessionszugehörigkeit an den allgemein bildenden Schulen wird in der amtlichen Statistik nicht eigens ausgewiesen. 7 Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NW, Pressemitteilung vom 12. Februar 2007. 8 Jülich (Hg.), SchulG NW, § 31 (Stand Mai 2005), Rn. 13. Die Subsidiarität nicht-staatlicher Lehrkräfte wurde schon für den alten § 32 Abs. 5 S. 1 SchOG NW bejaht, obwohl dieser lautete: „Falls die Erteilung des Religionsunterrichts durch Lehrer oder Geistliche nicht sichergestellt ist, kann der Religionsunterricht auch durch kirchlich ausgebildete Katecheten erteilt werden.“ Siehe Haugg, SchOG NW, § 32, Anm. 1 zu Abs. 5; Ernst, in: Roewer / Hoischen, SchOG NW, § 32, Erl. 1. 5 6

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

29

I. Lehrerausbildung Zentrales Regelwerk für die Lehrerausbildung in Nordrhein-Westfalen ist das Lehrerausbildungsgesetz9 (LABG NW). Danach gliedert sich die Ausbildung der Lehrer in ein Studium und einen Vorbereitungsdienst.10 Die Befähigung zu einem Lehramt erwirbt, wer aufgrund eines Studiums die Erste Staatsprüfung und aufgrund eines 24-monatigen Vorbereitungsdiensts die Zweite Staatsprüfung besteht.11

1. Studium Institutioneller Ort des Lehramtsstudiums sind grundsätzlich die Hochschulen.12 Gegenwärtig befindet sich das Lehramtsstudium in Nordrhein-Westfalen ebenso wie in anderen Bundesländern in einer Reformphase, die zum Teil schon Veränderungen gezeitigt hat und zu weiteren Veränderungen führen wird. Um diese Veränderungen richtig einordnen zu können und ein Bild vom status quo der Lehrerausbildung insgesamt zu vermitteln, sollen die Reformbestrebungen kurz skizziert werden. a) Reformbestrebungen und Modellversuch zur gestuften Lehrerausbildung Die Reform der Lehrerausbildung steht im Zusammenhang mit allgemeinen Studienreformen und Hochschulentwicklungen.13 Diese führten seit Mitte der 1990er Jahre zur Einführung neuer Studienabschlüsse in Form von Bachelor- und MasterGraden. Wesentlich verstärkt wurde diese Entwicklung durch den so genannten Bologna-Prozess auf europäischer Ebene.14 Sein Ziel ist die Einführung eines Systems vergleichbarer Abschlüsse, das sich grundsätzlich in einen Bachelor- und einen Master-Studienzyklus unterteilt. Diese Vorgaben wurden auf nationaler Ebene übernommen.15 9 Gesetz über die Ausbildung für Lehrämter an öffentlichen Schulen vom 2. Juli 2002, GVBl NW, S. 325, zul. geänd. durch Gesetz vom 8. Juli 2003, GVBl NW, S. 413. 10 § 1 Abs. 2 LABG NW. 11 §§ 7 und 8 LABG NW. Zu den verschiedenen Lehrämtern vgl. H. Heckel / Avenarius, Schulrechtskunde, S. 268. 12 Möglich ist auch ein Studium an „Einrichtungen im Hochschulbereich ( . . . ), die vom Ministerium ( . . . ) als gleichwertig anerkannt worden sind“, § 2 Abs. 1 LABG NW. Vgl. dazu die Angebote kirchlicher Bildungseinrichtungen im Rahmen der Lehrerweiterbildung, unten S. 56 ff. 13 Zu den Hintergründen Bellenberg / Thierack, Bestandsaufnahme und Diskussion zu lehramtsspezifischen BA-MA-Konzepten, S. 13 f. 14 Vgl. „Der europäische Hochschulraum. Gemeinsame Erklärung der europäischen Bildungsminister“.

30

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

Im Zuge dieser Entwicklung wurde – nach anfänglichem Zögern16 – auch eine Umgestaltung des Lehramtsstudiums in Richtung gestufter Studienkonzepte diskutiert.17 In Nordrhein-Westfalen wirkte sich der am 20. Februar 2001 vorgelegte Abschlussbericht eines Expertenrats beschleunigend auf den Reformprozess aus.18 Aufgabe des Expertenrats war es, das Studien- und Forschungsangebot der nordrhein-westfälischen Hochschulen im Hinblick auf dessen Stärken und Schwächen zu untersuchen.19 In seinem 652 Seiten umfassenden Bericht gibt der Expertenrat zum einen Empfehlungen für die Entwicklung einzelner Disziplinen an den Hochschulen, so auch für die evangelische und katholische Theologie und die entsprechenden Lehramtsstudiengänge. 20 Zum anderen enthält der Bericht generelle Empfehlungen zur Lehrerausbildung.21 Die dabei beschriebenen Defizite des bestehenden Ausbildungssystems decken sich weitgehend mit einer seit langem aufgestellten Mängelliste zur universitären Phase der Lehrerbildung.22 So wird kritisiert, dass die fachwissenschaftlichen Studienanteile einen zu großen Stellenwert einnähmen. Erziehungswissenschaftliche und fachdidaktische Inhalte hätten dagegen einen zu geringen Anteil. Auch aufgrund der Erwartung, dass sich in den nächsten Jahren die Studiengänge in Deutschland wegen der europäischen Vorgaben insgesamt in Richtung eines gestuften, konsekutiven Aufbaus verändern werden, empfiehlt der Expertenrat die Einführung von Bachelor- und Master-Abschlüssen auch in der Lehrerausbildung. Eine solche Umstellung lässt sich, wie der Expertenrat konzediert, jedoch nicht kurzfristig umsetzen, da in den für das Lehramtsstudium relevanten Fächern bislang nicht flächendeckend gestufte Studiengänge angeboten werden. Zudem bestünden keine empirisch abgesicherten Untersuchungen über die verschiedenen 15 In § 19 HRG ist die Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen seit 1998 vorgesehen. Durch Strukturvorgaben der Länder soll die Vergleichbarkeit der Bachelor- und Masterstudiengänge gewährleistet werden, vgl. „Ländergemeinsame Strukturvorgaben gemäß § 9 Abs. 2 HRG für die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 10. Oktober 2003 i.d.F. vom 22. September 2005“. 16 Der von Terhart herausgegebene Abschlussbericht einer Expertenkommission mit dem Titel „Perspektiven der Lehrerbildung in Deutschland“, der der KMK 1999 vorgelegt worden war, hielt noch an der integrierten Lehrerausbildung fest. 17 Vgl. Bellenberg, in: Merkens / Rauschenbach / Weishaupt (Hg.), Datenreport Erziehungswissenschaft 2, S. 29; Bellenberg / Thierack, Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern, S. 87. 18 Vgl. „Expertenrat im Rahmen des Qualitätspakts. Abschlussbericht“. Den Expertenrat hatte die Landesregierung mit Beschluss vom 19. Januar 1999 eingerichtet. 19 Zur Aufgabenstellung siehe ausführlich den Abschlussbericht ab S. 7. 20 S. 34 ff. des Abschlussberichts; dazu unten, S. 34 ff. 21 S. 113 ff. des Abschlussberichts. 22 Baumgart / Terhart, Die Deutsche Schule 2001, S. 332 (333). Siehe auch Neumann, Art. „Lehrerausbildung“, in: G. Müller (Hg.), TRE XX, S. 621 (626); insb. zur Religionslehrerausbildung ferner K. Müller, in: Dokumentation zum Studientag des Katholisch-Theologischen Fakultätentages am 27. Januar 2003, S. 25 f.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

31

Gestaltungsmöglichkeiten der Lehrerausbildung, die innerhalb der Bachelor- / Master-Struktur möglich sind. Der Expertenrat schlägt daher in seinem Abschlussbericht eine Erprobungsphase vor, an der Hochschulen des Landes mit unterschiedlichen Modellen teilnehmen und in Wettbewerb zueinander treten sollen.23 Die damalige Landesregierung hat diese Empfehlungen aufgenommen und einen Modellversuch initiiert,24 für den der Landesgesetzgeber im Juli 2002 durch Einfügung einer Experimentierklausel in das Lehrerausbildungsgesetz die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen hat.25 Auf deren Grundlage hat das Schulministerium eine Verordnung26 zur Durchführung eines Modellversuchs erlassen, mit dem derzeit neue Strukturen des Lehramtsstudiums erprobt werden.27 Er läuft seit dem Wintersemester 2002 / 03 bis zum Ende des Sommersemesters 2009.28 Die Universitäten wurden aufgefordert, sich mit eigenen Konzepten um eine Teilnahme an dem Modellversuch zu bewerben.29 Erfolgreich mit ihren Anträgen waren die Universitäten Bielefeld und Bochum, die seit dem Wintersemester 2002 / 03 an dem Modellversuch teilnehmen, Dortmund und Münster (Wintersemester 2005 / 06) sowie Wuppertal (Wintersemester 2007 / 08). An den genannten Universitäten wird der konsekutive Bachelor- / Master-Aufbau mit im Detail jeweils unterschiedlicher Ausgestaltung in der Lehrerausbildung erprobt. Die Absolventen erhalten nach dem erfolgreichen Abschluss des universitären Masterstudiums ein Zeugnis über die Erste Staatsprüfung vom staatlichen Prüfungsamt, ohne dass sie eine gesonderte Staatsprüfung ablegen müssten.30 Die Erfahrungen aus dem Modellversuch werden Grundlage für die künftige Gestaltung des Lehramtsstudiums sein.

S. 118 f. des Abschlussberichts. Vgl. die „Eckpunkte zur Gestaltung von BA- / MA-Studiengängen für Lehrämter“ vom Mai 2001. 25 § 1 Abs. 4 LABG NW lautet seither: „Zur Erprobung neuer Konzepte der Berufsqualifizierung und des Berufseinstiegs kann das Ministerium durch Rechtsverordnung im Einvernehmen mit dem Innenministerium und dem Finanzministerium versuchsweise andere, von diesem Gesetz abweichende Inhalte und Formen der Lehrerausbildung zulassen, wenn die Gleichwertigkeit der Anforderungen und Leistungen sichergestellt ist. Insbesondere sind Modelle konsekutiver Studiengänge zu erproben.“ 26 Verordnung zur Durchführung des Modellversuchs „Gestufte Studiengänge in der Lehrerausbildung“ vom 27. März 2003, GVBl NW S. 194. 27 Vgl. die Zielvorgabe in § 1 der VO. 28 § 16 Abs. 1 der VO. 29 Über die Teilnahme hat das Ministerium für Wissenschaft und Forschung im Einvernehmen mit dem Schulministerium entschieden, vgl. § 13 Abs. 2 der VO. 30 Vgl. §§ 11 und 12 der VO. Ob der Master-Abschluss das Erste Staatsexamen ersetzen soll, wird in den Bundesländern noch unterschiedlich diskutiert, vgl. Bellenberg / Thierack, Bestandsaufnahme und Diskussion zu lehramtsspezifischen BA-MA-Konzepten, S. 60. Die bundesweite Anerkennung dieser Abschlüsse ist durch einen Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 22. Oktober 1999 gesichert. 23 24

32

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

b) Studienangebot an staatlichen Hochschulen Studiengänge in Evangelischer und Katholischer Religionslehre – so die offizielle Bezeichnung der Fächer – werden in Nordrhein-Westfalen an der Technischen Hochschule Aachen sowie an den Universitäten Bielefeld, Bochum, Bonn, Dortmund, Duisburg-Essen, Köln, Münster, Paderborn, Siegen und Wuppertal angeboten.31 Die Entscheidung über Einführung, Änderung oder Aufhebung eines Studiengangs können die Hochschulen seit der Neufassung des nordrhein-westfälischen Hochschulgesetzes32 durch das so genannte Hochschulfreiheitsgesetz vom 31. Oktober 2006 alleine treffen. Diese von staatlicher Genehmigung unabhängige Entscheidungskompetenz ist Ausdruck der mit dem Hochschulfreiheitsgesetz bezweckten größeren Selbstständigkeit der Hochschulen.33 Vor der Gesetzesnovelle lag die Entscheidung über Einführung, Änderung oder Aufhebung eines Studiengangs nicht in alleiniger Kompetenz der Hochschulen. Nach § 108 Abs. 2 HG NW a.F. bedurfte sie zu ihrer Wirksamkeit der Genehmigung des Wissenschaftsministeriums.34 Zum anderen konnte nach § 108 Abs. 4 HG NW a.F. das Ministerium diese Entscheidung selbst treffen; den Hochschulen kam dabei lediglich ein Anhörungsrecht zu. Von letzterer Möglichkeit hat das Ministerium im Rahmen der oben skizzierten Neuordnung der Lehrerbildung per Verordnung im Jahr 2001 Gebrauch gemacht.35 Danach wurden zum 1. Oktober 2007 der Studiengang Evangelische Religionslehre an der Technischen Hochschule Aachen und der Studiengang Katholische Religionslehre an der Universität Bielefeld aufgehoben.36 Zum 1. Oktober 2008 werden sämtliche Lehramtsstudiengänge an den Universitäten Bonn und Bochum aufgehoben.37 Die verordneten Aufhebungen beziehen sich allerdings auf die Lehramtsstudiengänge nach der hergebrachten Konzeption. Da die Universität Bochum am Modellversuch einer gestuften Lehrerausbildung teilnimmt, werden die Lehrerausbildung insgesamt und damit auch die Ausbildung evangelischer und katholischer Religionslehrer dort in der neuen Bachelor- / Master-Struktur fortgesetzt. Für die übrigen Standorte bedeutet die Verordnung jedoch das Ende der Religionslehrerausbildung, für Bonn das Ende der Lehrerausbildung insgesamt.38 31 Der in dieser Arbeit verwendete Begriff Hochschulen ist der Oberbegriff für Universitäten und andere Hochschularten, vgl. Lynen, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Kap. XI, Rn. 1 ff. 32 Neufassung durch Art. 1 des Hochschulfreiheitsgesetzes, GVBl NW S. 474. 33 Vgl. die amtl. Begründung des Gesetzes, LT-Drs. 14 / 2063, S. 135. 34 Kritisch zur Regelungssystematik der §§ 106 bis 108 HG NW a.F. Kingreen, in: Leuze / Epping (Hg.), HG NW (Stand Dezember 2003), § 108, Rn. 2 ff. 35 Sechste Verordnung zur Sicherung der Aufgaben im Hochschulbereich vom 30. Mai 2001, GVBl NW S. 255. 36 § 1 Nrn. 1 und 2 der VO. 37 § 2 Nrn. 2 und 3 der VO.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

33

Angesichts dieser ministeriell verordneten Einstellung von Studiengängen stellt sich die Frage nach Grenzen für die Abschaffung von Ausbildungskapazitäten in der Religionslehrerausbildung. Grundsätzlich ist der Staat bei der Aufhebung von Studiengängen frei. Es gehört zu seiner Planungshoheit, einmal geschaffene Ausbildungsangebote wieder abzuschaffen.39 Für die Religionslehrerausbildung ergeben sich aber Beschränkungen aus so genannten Staatskirchenverträgen. Dies ist der Oberbegriff für Konkordate und evangelische Kirchenverträge.40 Als Konkordate werden zweiseitige Verträge zwischen dem Heiligen Stuhl und Staaten bezeichnet, die staatskirchenrechtliche Angelegenheiten regeln.41 Evangelische Kirchenverträge beziehen sich auf den gleichen Regelungsgegenstand. Vertragspartner sind ebenfalls Staaten und auf kirchlicher Seite die evangelischen Landeskirchen oder die Evangelische Kirche in Deutschland.42 c) Bestandsgarantien für Studienstandorte? – Art. II Abs. 2 S. 1 der Düsseldorfer Verträge Ausdrücklich mit Fragen der Religionslehrerausbildung befassen sich die so genannten Düsseldorfer Verträge aus dem Jahr 1984. Vertragsschließende Parteien sind auf der einen Seite das Land Nordrhein-Westfalen und auf der anderen Seite der Heilige Stuhl beziehungsweise die evangelischen Landeskirchen. Mit den beiden Verträgen wurden Vereinbarungen zwischen der Landesregierung und den Kirchen aus dem Jahr 1969 aufgehoben,43 die im Zuge der Entkonfessionalisierung des Schulwesens und der Lehrerausbildung entstanden waren.44 Denn gegen die Neuordnung der Lehrerausbildung hatten die Kirchen weiland Bedenken geäußert. 38 Vgl. zur Nichtteilnahme der Universität Bonn am Modellversuch einer gestuften Lehrerausbildung die Pressemitteilung der Universität vom 19. März 2002. 39 Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 341. 40 Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 138, Rn. 48; ders., in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 253 (254); Listl, Konkordate und Kirchenverträge I, S. 5. 41 Listl, Konkordate und Kirchenverträge I, S. 6. 42 Vgl. Grundmann, in: Kunst / Herzog / Schneemelcher (Hg.), EvStL, Art. „Vertragskirchenrecht“, Sp. 2757 (2760); Listl, Konkordate und Kirchenverträge I, S. 7. 43 Art. IX des Vertrags mit dem Hl. Stuhl vom 26. März 1984 und Art. VIII des Vertrags mit den evang. Kirchen vom 29. März 1984. 44 Schon 1968 war Art. 12 der nordrhein-westfälischen Landesverfassung geändert und damit die konfessionelle Bindung der öffentlichen Schulen zurückgedrängt worden (näher dazu Kühne, in: Geller / Kleinrahm, Verf NW, Art. 12 (Stand Februar 1994), Anm. 1 a)). Im Jahr darauf wurde Art. 15 der Landesverfassung geändert, der eine Ausbildung der Volksschullehrer an den bekenntnismäßig ausgerichteten Pädagogischen Hochschulen vorgesehen hatte und in seiner Neufassung bestimmte: „Die Ausbildung der Lehrer erfolgt in der Regel an wissenschaftlichen Hochschulen.“ Das 1970 verabschiedete Gesetz über die wissenschaftlichen Hochschulen des Landes hob schließlich die konfessionelle Gliederung der Pädagogischen Hochschulen auf und führte damit zu einer Entkonfessionalisierung der Lehrerbildung.

34

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

Sie sahen die konfessionelle Religionslehrerausbildung an entkonfessionalisierten Lehrerbildungseinrichtungen in Gefahr.45 Mit den Vereinbarungen aus dem Jahr 1969 wurden diese Bedenken zerstreut. Dort hieß es: „Die Landesregierung wird dafür eintreten, daß in jeder Abteilung einer Pädagogischen Hochschule Lehrstühle für ( . . . ) Theologie, soweit dies für die Ausbildung von Lehrern nötig ist, in angemessener Zahl eingerichtet werden.“46 Die Düsseldorfer Verträge haben diese Bestimmung der Sache nach übernommen und damit die Vereinbarungen aus dem Jahr 1969 entbehrlich gemacht. Nach dem – abgesehen vom konfessionellen Bezug – gleich lautenden Art. II Abs. 2 S. 1 der Verträge „gewährleistet das Land den jeweiligen fachlichen Anforderungen entsprechend ein ausreichendes und regional ausgewogenes Lehrangebot durch entsprechende Studiengänge“ für die Ausbildung von Religionslehrern.47 Gemäß den jeweiligen Schlussprotokollen besteht Einvernehmen zwischen den Vertragsparteien, „daß das gegenwärtige Angebot an Studienorten und Studiengängen für ( . . . ) Religionslehre den Anforderungen des Art. II Abs. 2 entspricht“. Die Kirchen interpretieren diese Vertragspassagen als Bestandsgarantien.48 Als solche hätten sie angesichts der oben skizzierten andauernden Umstrukturierung des Studien- und Forschungsangebots an den staatlichen Hochschulen und insbesondere in der Lehrerausbildung große Bedeutung. Denn nach Einschätzung des Expertenrats besteht an mehreren Hochschulstandorten ein Überangebot in den theologischen Fächern. Dies gilt zum einen für die originär theologischen Studiengänge. In diesen schöpfe die Nachfrage durch Studierende „das große Ausbildungsangebot weder in der Phase bis zum Ersten Examen noch in der postgradualen Phase (Promotion) aus“.49 Aber auch im Studienbereich Religionslehre sei die Auslastung „niedrig“.50 Ausnahmen bildeten die Hochschulen Köln und Dortmund für Evangelische und Katholische Religionslehre sowie Bielefeld und Essen für Evangelische Religionslehre. Staatskirchenvertragliche Bestandsgarantien würden in dieser Situation abseits politischer und hochschulplanerischer Erwägungen zugunsten der Kirchen sichernd eingreifen.51 Keßler, Schule, Religionsunterricht und Kirchlicher Unterricht im Wandel, S. 303. Vereinbarung zwischen der Landesregierung NW und den Evang. Kirchen im Land über Fragen der Lehrerausbildung vom 28. November / 29. Dezember 1969, ABl NW 1970, S. 309; Notenwechsel zwischen dem Ministerpräsidenten des Landes NW und dem Apostolischen Nuntius in Deutschland vom 21. / 22. April 1969, GVBl NW, Ausg. A, S. 538. 47 Die Verträge sind abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 298 sowie 380. 48 Vgl. den Abschlussbericht des Expertenrats (obere Fn. 18), S. 36. 49 S. 33 des Abschlussberichts. 50 S. 33 des Abschlussberichts. 51 Die Frage, ob die Bestimmungen der Verträge Bestandsgarantien enthalten, ist auch im Vorfeld der dargestellten Schließung der Religionslehrerausbildung an einigen Standorten virulent geworden, die Gespräche verliefen teils schwierig. So hält der Abschlussbericht des Expertenrats, S. 35, für die geplante Schließung der evangelischen Religionslehrerausbildung 45 46

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

35

Die Interpretation der genannten Vertragspassagen als Bestandsgarantien erscheint jedoch auf den ersten Blick nicht zwingend. Ihr rechtlicher Gehalt soll daher durch Auslegung ermittelt werden. Für den Vertrag mit dem Heiligen Stuhl kann dabei auf die Regeln zur Auslegung völkerrechtlicher Verträge zurückgegriffen werden. Als solche sind Konkordate zu qualifizieren.52 Der Papst wird zwar nicht in seiner Funktion als weltlicher Souverän des Vatikanstaats tätig. Er schließt den Vertrag jedoch als Oberhaupt der katholischen Kirche, die im völkerrechtlichen Verkehr kraft historischer Ordnung als Rechtssubjekt anerkannt ist und als Heiliger Stuhl bezeichnet wird.53 Nicht zum Bereich des Völkerrechts gehören hingegen die evangelischen Kirchenverträge, wenngleich ihre genaue Zuordnung umstritten ist.54 Gleichwohl können für sie völkerrechtliche Auslegungsmethoden entsprechend herangezogen werden.55 Dies gilt insbesondere für den Düsseldorfer Vertrag mit den evangelischen Landeskirchen, da er das paritätische Pendant zum Düsseldorfer Vertrag mit dem Heiligen Stuhl darstellt.56 Im Hinblick auf die hier relevanten Inhalte sind beide Verträge – abgesehen von den konfessionellen Bezügen – wortgleich. Sie sind folglich gleich auszulegen, soweit dagegen keine Anhaltspunkte vorliegen. aa) Wortlaut Grundlage für die Auslegung eines völkerrechtlichen Vertrags ist sein Wortlaut.57 Damit ist ein subjektiver Ansatz zurückgewiesen, nach dem der wahre Wille der Parteien zu erforschen ist und dieser selbst dann maßgeblich sein soll, wenn er im Widerspruch zum Vertragstext steht.58 Die Düsseldorfer Verträge verpflichten das Land, ein den „jeweiligen fachlichen Anforderungen“ entsprechendes Lehrangebot zu gewährleisten. Daraus ergibt sich, dass die Bestimmung offen ist für Veränderungen.59 Allerdings nimmt die Ausrichtung auf fachliche Anforderungen Fragen der inhaltlichen Gestaltung der Studiengänge in den Blick. Wenn die Pasan der TH Aachen fest: „Die Gespräche sind derzeit festgefahren; es wurde ein Moratorium mit den Evangelischen Landeskirchen vereinbart.“ Für die Universität Paderborn heißt es: „Der Standort Paderborn bleibt zunächst erhalten; die Absicht, die Lehrerbildung in Bielefeld ( . . . ) zu konzentrieren, besteht aber weiterhin seitens des MSWF.“ 52 Listl, Konkordate und Kirchenverträge I, S. 6. 53 Listl, Konkordate und Kirchenverträge I, S. 6 f. 54 Vgl. Walter, Religionsverfassungsrecht, S. 598 m. w. N. Einen eigenen Rechtsraum zwischen Staat und Kirche nimmt offenbar Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStRVI, § 138, Rn. 68 an: „Verträge ( . . . ), die weder dem Staatsrecht noch dem Völkerrecht zugehören.“ 55 Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 253 (279 f.). 56 Dehnen / Winterhoff, in: ZevKR 30 (1985), S. 29 (32) mit Fn. 15. 57 Ipsen, Völkerrecht, § 11, Rn. 4 f.; Geiger, Grundgesetz und Völkerrecht, § 22, I 2. 58 Ipsen, Völkerrecht, § 11, Rn. 4 f. 59 Ennuschat, in: Leuze / Epping (Hg.), HG NW, § 124 (Stand Oktober 2001), Rn. 78.

36

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

sage also Veränderungen des staatlichen Lehrangebots zulässt, dürften damit eher qualitative als quantitative Veränderungen gemeint sein. Gegen die Annahme einer Bestandsgarantie liefert der Passus jedenfalls kein zwingendes Argument. Wenn zudem ein „ausreichendes“ Lehrangebot zu gewährleisten ist, so geht aus dem Wortlaut nicht hervor, wonach es sich richtet, ob das Angebot ausreichend ist. Eine Interpretation, nach der diese Feststellung im Ermessen der Kirchen läge, muss jedoch ausscheiden. Sie legte die Bestimmung über den Umfang des gegen das Land gerichteten Anspruchs allein in die Hand der Kirchen und würde dem Charakter der Verträge als Abkommen auf der Ebene der Gleichordnung nicht gerecht. Damit bleibt eine Interpretation, wonach sich das Ausreichen nach der Zahl der Studieninteressenten bemisst, zumal das Lehrangebot auch „regional ausgewogen“ sein muss. Danach stellt die Norm lediglich sicher, dass kein Interessent mit dem Berufsziel Religionslehrer um die Möglichkeit eines Studiums gebracht wird, sei es, weil es insgesamt zu wenig Studienplätze gibt (ausreichendes Angebot), sei es, weil in der Nähe seines Wohnortes kein Studienplatz zur Verfügung steht (regional ausgewogenes Angebot). Die Vertragsbestimmung ist also offen für eine Anpassung des Studienangebots an die Nachfrage, eine Bestandsgarantie für bestimmte Standorte lässt sich ihrem Wortlaut nicht entnehmen. bb) Systematik Bei der systematischen Interpretation eines völkerrechtlichen Vertrags ist dessen Gesamtheit zu berücksichtigen.60 Die Präambeln der Düsseldorfer Verträge sind somit ebenso wie ihre Schlussprotokolle als vollgültige Vertragsbestandteile einzubeziehen.61 Der vorliegend interessierende Art. II Abs. 2 der Verträge geht indes über den Vertragsgegenstand, wie er von den Präambeln bezeichnet wird, deutlich hinaus. Nach jenen handelt es sich auf katholischer Seite bei dem Vertrag um „eine Übereinkunft über die Anwendung des Art. 12 Abs. 1 des Vertrages des Freistaates Preußen mit dem Heiligen Stuhle vom 14. Juni 1929 und des Schlussprotokolls zu Art. 12 Abs. 1 Satz 2 dieses Vertrages“. Eine entsprechende Bestimmung findet sich auf evangelischer Seite mit Bezug auf den Preußischen Kirchenvertrag vom 11. Mai 1931. Die genannten Bestimmungen der preußischen Staatskirchenverträge beziehen sich aber ausschließlich auf den Fortbestand und die personelle Ausstattung der theologischen Fakultäten „für die wissenschaftliche Vorbildung der Geistlichen“.62 Die Ausbildung von Religionslehrern wird von ihnen nicht Ipsen, Völkerrecht, § 11, Rn. 3; Geiger, Grundgesetz und Völkerrecht, § 22, I 2. Laut Einleitung der Schlussprotokolle bilden diese „einen Bestandteil des Vertrages“. 62 Siehe Art. 12 Abs. 1 S. 1 PrKonk, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 718, und Art. 11 Abs. 1 S. 1 PrEvKV, abgedr. bei Listl, a. a. O., S. 764 – Hervorhebung nicht im Original. 60 61

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

37

berührt. Die Bezeichnung des Vertragsgegenstands in den Präambeln der Düsseldorfer Verträge ist also unzutreffend. Dass die Präambeln der 1984 geschlossenen Verträge gleichwohl lediglich von einer „Anwendung“ der genannten Bestimmung aus den Preußischen Staatskirchenverträgen sprechen, ist taktischen Überlegungen geschuldet. Angesichts der Situation der Kirchen in der DDR sollten keine Zweifel an der Fortgeltung der preußischen Verträge aufkommen; deren Tauglichkeit unter den veränderten staatlichen und kirchlichen Verhältnissen sollte bekräftigt werden.63 Deshalb wurde als Anwendungsregelung bezeichnet, was tatsächlich eine Vertragserweiterung ist.64 Ein solcher Umstand des Vertragsabschlusses, der im Text selbst keine Erwähnung findet, kann bei der Interpretation berücksichtigt werden.65 Die Bestimmungen der Düsseldorfer Verträge, die sich mit der Religionslehrerausbildung befassen, werden von der Präambel also nicht in Frage gestellt. Wichtiger sind in systematischer Hinsicht Unterschiede zwischen dem ersten und dem zweiten Absatz des Art. II der Düsseldorfer Verträge. Der erste Absatz enthält unzweifelhaft Bestandsgarantien für die theologischen Fakultäten an den staatlichen Universitäten.66 Die betroffenen Standorte sind namentlich genannt. Wären im nächsten Absatz Bestandsgarantien auch für Lehramtsstudiengänge gewollt gewesen, hätte es einer einheitlichen Vertragsgestaltung entsprochen, die betroffenen Universitäten ebenfalls namentlich zu nennen. Dies wäre auch dem beiderseitigen Interesse an einer klaren vertraglichen Regelung entgegengekommen. Der Kreis der betroffenen Universitäten hätte sich unmittelbar aus dem Vertrag selbst ergeben. Mit der gewählten Regelungstechnik, die in den Schlussprotokollen den status quo als vertragsgemäß bezeichnet, wäre dieser Kreis hingegen nur durch Nachforschungen über die zum Zeitpunkt der Vertragsabschlüsse an den Universitäten bestehenden Studiengänge zu ermitteln – bei Verträgen, deren voraussichtliche Laufzeit mehrere Jahrzehnte betragen wird, eine unwahrscheinliche Normierungstechnik. Dies gilt umso mehr, als die Vorarbeiten zu den Verträgen mehrere Jahre in Anspruch genommen haben.67 Eine detaillierte Regelung, die die betroffenen Hochschulen nennt, wäre also ohne weiteres möglich gewesen. Der systematische Zusammenhang mit dem vorangehenden Absatz spricht also dagegen, Art. II Abs. 2 S. 1 in Verbindung mit den dazugehörigen Schlussprotokollen der Düsseldorfer Verträge eine Bestandsgarantie für Studienstandorte zu entnehmen. 63 Vgl. für den Düsseldorfer Vertrag mit den evangelischen Landeskirchen Dehnen / Winterhoff, in: ZevKR 30 (1985), S. 29 (31 f.). 64 Zumindest unpräzise daher Mutius, in: Evangelische Kommentare 17 (1984), S. 297: „Der neue Vertrag enthält keine Veränderungen im Grundsätzlichen, er trägt lediglich den Veränderungen im Hochschulwesen des Landes Nordrhein-Westfalen Rechnung.“ 65 Vgl. Geiger, Grundgesetz und Völkerrecht, § 22, II; im Zusammenhang mit Art. 32 WVK ferner Ipsen, Völkerrecht, § 11, Rn. 18. 66 Siehe dazu unten, 39 ff. 67 Die Verhandlungen über den Düsseldorfer Vertrag mit den evangelischen Landeskirchen dauerten laut Dehnen / Winterhoff, ZevKR 30 (1985), S. 29 (32), von 1977 bis 1983.

38

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

Ein weiteres systematisches Argument folgt aus Art. II Abs. 2 S. 2 der Verträge. Danach ist nicht nur für den Fall der Einführung oder Änderung, sondern auch für den Fall der Aufhebung eines Studiengangs das Benehmen mit der kirchlichen Stelle herzuzustellen.68 Benehmen verlangt zunächst, dass Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben wird. Diese muss zur Kenntnis genommen werden, ist jedoch nicht bindend. Über eine bloße Anhörung oder Gelegenheit zur Stellungnahme hinaus müssen die Beteiligten beim Benehmen jedoch versuchen, eine Verständigung zu erzielen.69 Eine solche Verpflichtung des Landes wäre überflüssig, wenn die Düsseldorfer Verträge ohnehin eine Bestandsgarantie enthielten. Das Land wäre dann wegen seiner vertraglichen Bindung grundsätzlich gehindert, einseitig Studiengänge aufzuheben. Die Notwendigkeit, eine Verständigung zu erzielen, ergäbe sich schon daraus, dass es für die Aufhebung einer Vertragsänderung oder zumindest eines Verzichts auf die Bestandsgarantien kirchlicherseits bedürfte. Verneint man hingegen die Existenz von Bestandsgarantien für Studiengänge, ist das Erfordernis zur Herstellung des Benehmens sinnvoll. Es gäbe den Kirchen Gelegenheit, ihre Interessen im Vorfeld der staatlichen Entscheidung zu artikulieren. Auch nach diesem systematischen Gesichtspunkt sind also in den Düsseldorfer Verträgen keine Bestandsgarantien für bestimmte Studienstandorte enthalten. cc) Ergebnis Die Düsseldorfer Verträge gewähren den Kirchen somit kein Recht gegen die Aufhebung eines im Rahmen der Religionslehrerausbildung an einer bestimmten Hochschule angebotenen Studiengangs. Die Kirchen haben lediglich einen Anspruch darauf, dass das Land an seinen Hochschulen insgesamt ein regional verteiltes Lehrangebot bereithält, bei dem die Zahl der Studienplätze die Nachfrage deckt. Dieser Anspruch könnte sich allenfalls faktisch als Bestandsgarantie für einen Studiengang an einer bestimmten Hochschule auswirken, wenn nach dessen Aufhebung landesweit zu wenig Studienplätze zur Verfügung stünden oder Studienplätze an alternativen Standorten in für die Betroffenen nicht zumutbarer Entfernung lägen. Eine solche „faktische“ Bestandsgarantie lässt sich derzeit für keine Hochschule in Nordrhein-Westfalen bejahen. Religionslehrer werden an elf Standorten ausgebildet.70 Diese sind weit über das Land verteilt. Hinsichtlich der bereits verordneten Einstellung der Studiengänge in Bonn und Aachen etwa liegt die Universität Köln in nächster Nähe. Studierende, die von der Aufhebung des Studien68 § 124 Abs. 4 S. 1 HG a.F. nahm diese vertragliche Vorgabe auf: „Vor der Einführung, Änderung oder Aufhebung von Studiengängen, die den Erwerb der Befähigung zur Erteilung des Religionsunterrichts ermöglichen, ist das Benehmen mit der jeweils zuständigen kirchlichen Stelle herzustellen.“ Nach § 80 Abs. 4 HG NW n.F. sind diese Maßnahmen „nur nach Abschluss der in den Verträgen mit den Kirchen vorgesehenen Verfahren zulässig“. 69 Püttner, Art. „Benehmen“, in: Tilch / Arloth (Hg.), Dt. Rechtslexikon I, S. 637. 70 Vgl. die Aufzählung oben, S. 32.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

39

gangs in Bielefeld betroffen sind, können auf die Standorte Münster und Paderborn ausweichen. d) Bestandsgarantien für theologische Fakultäten: Art. II Abs. 1 der Düsseldorfer Verträge Auch für die an der Religionslehrerausbildung beteiligten Hochschuleinrichtungen bestehen teilweise staatsvertragliche Regelungen. Der theologisch-fachwissenschaftliche Teil der Ausbildung findet an theologischen Fakultäten statt sowie an theologischen Hochschuleinrichtungen, die anderen Fakultäten und Fachbereichen zugeordnet sind.71 Theologische Fakultäten für beide Konfessionen gibt es in Nordrhein-Westfalen an den staatlichen Universitäten Bochum, Bonn und Münster. An den übrigen Hochschulen, die die Studiengänge Evangelische und Katholische Religionslehre anbieten, sind die theologischen Institute und Lehrstühle folgenden Fakultäten und Fachbereichen zugeordnet: In Aachen der Philosophischen Fakultät, in Dortmund der Fakultät für Humanwissenschaften und Theologie, in DuisburgEssen dem Fachbereich Geisteswissenschaften, in Köln der Philosophischen Fakultät, in Paderborn der Fakultät für Kulturwissenschaften, in Siegen dem Fachbereich Sozialwissenschaften, Philosophie, Theologie, Geschichte, Geographie sowie in Wuppertal dem Fachbereich Geistes- und Kulturwissenschaften. Bei der evangelischen Religionslehrerausbildung an der Universität Bielefeld werden die theologischen Ausbildungsangebote getragen von einem gemeinsam gegründeten Institut für Evangelische Theologie und Religionsdidaktik der Kirchlichen Hochschule Bethel und der Universität Bielefeld.72 Auf katholischer Seite ist in Bielefeld mit dem Fachbereich Katholische Theologie nur eine staatliche Hochschuleinrichtung beteiligt und der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie zugeordnet. Für diese theologischen Hochschuleinrichtungen außerhalb einer theologischen Fakultät existieren keine staatsvertraglichen Bestandsgarantien. In ihrem Bestand gesichert sind hingegen die theologischen Fakultäten. Schon laut dem Preußischen Konkordat aus dem Jahr 1929 bleiben die katholisch-theologischen Fakultäten an den Universitäten Bonn und Münster bestehen.73 Für die dortigen evangelischtheologischen Fakultäten enthält der Preußische Kirchenvertrag aus dem Jahr 1931 eine parallele Bestimmung.74 Beide Staatskirchenverträge gelten trotz der man71 Die juristische Bedeutung der Begriffe Fakultät und Fachbereich ist heute identisch, Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 1027; Hartmer, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb. Hochschulrecht, Kap. IV, Rn. 110; vgl. etwa Art. 40 Abs. 2 S. 1 der Verfassung der Universität Münster: „Die Fachbereiche 1 bis 5 tragen ( . . . ) die Bezeichnung ( . . . ) Fakultät.“ 72 Vgl. zur Gründung des Instituts die Pressemitteilung der Universität Bielefeld vom 18. Juni 2002. 73 So Art. 12 Abs. 1 PrKonk, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 719. Der Artikel nennt ferner noch die Fakultäten in Breslau und Braunsberg.

40

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

gelnden Identität des staatlichen Vertragspartners noch heute.75 Mit Art. II Abs. 1 der Düsseldorfer Verträge wurden die Fakultätsgarantien der preußischen Staatskirchenverträge auf die 1965 neu gegründeten theologischen Fakultäten an der Universität Bochum ausgedehnt. Gleichzeitig wurden damit die bestehenden Fakultätsgarantien für die Universitäten Bonn und Münster bestätigt.76 Das im Jahr 1933 abgeschlossene Reichskonkordat enthält zwar ebenfalls eine Bestandsgarantie für die katholischen theologischen Fakultäten.77 Sie ist jedoch für Nordrhein-Westfalen ohne praktische Bedeutung. Dies gilt nicht schon wegen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1957, wonach die Länder gegenüber dem vertraglich gebundenen Bund grundsätzlich nicht zur Einhaltung des Reichskonkordats verpflichtet sind.78 Denn Art. 23 Abs. 1 der nordrhein-westfälischen Landesverfassung, wonach Verträge mit der katholischen Kirche, die in Preußen Geltung hatten, als geltendes Recht anerkannt werden, erfasst auch das Reichskonkordat.79 Dieses enthält jedoch eine Bestimmung, nach der das Preußische Konkordat aus dem Jahr 1929 bestehen bleibt,80 sodass sich die Fakultätsgarantie bereits daraus sowie heute auch aus dem Düsseldorfer Vertrag ergibt. e) Kirchliche Mitwirkungsrechte in Bezug auf das Hochschulpersonal Die Hochschullehrer an den genannten, an der Religionslehrerausbildung beteiligten Hochschuleinrichtungen sind staatliche Bedienstete. Als solche unterliegen sie ohne Einschränkung dem für staatliche Hochschullehrer geltenden Dienstrecht, das in den Beamtengesetzen kodifiziert ist und durch das Hochschulrecht teils modifiziert wird.81 Eine Besonderheit sind jedoch Mitwirkungsbefugnisse der evangelischen und der katholischen Kirche im Hinblick auf Personalfragen, die sich diese staatskirchenvertraglich haben einräumen lassen. Diese „einzigartige institutionelle Beteiligung der Kirche bei Personalentscheidungen“82 wird teilweise von gesetzlichen Regelungen aufgenommen und soll im Folgenden dargestellt werden. 74 Siehe Art. 11 Abs. 1 PrEvKirchV, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 764. 75 Hollerbach, in: HdbStR VI, § 138, Rn. 51; Deuschle, Kirche und Schule nach dem GG, S. 42 f. 76 Siehe für die evangelischen Fakultäten Art. II des Kirchenvertrages vom 29. März 1984, für die katholischen Fakultäten Art. II des Konkordats vom 26. März 1984. 77 Siehe Art. 19 ReichsKonk, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge I, S. 45. 78 Vgl. BVerfGE 6, 309 (353). Dazu Repgen, Kirchliche Zeitgeschichte 3 (1990), S. 201 ff. 79 Ennuschat, in: Löwer / Tettinger (Hg.), Verf NW, Art. 23, Rn. 5. Die Anerkennung verleiht den vertraglichen Bestimmungen keinen Landesverfassungsrang, Ennuschat, in: Leuze / Epping (Hg.), HG NW, § 124 (Stand Oktober 2001), Rn. 12. 80 Siehe Art. 2 ReichsKonk, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge I, S. 36. 81 Vgl. Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 274; H. Weber, NVwZ 2000, S. 848 (854). 82 v. Campenhausen, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 963 (968).

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

41

Wegen signifikanter Unterschiede zwischen den Bestimmungen für die beiden Konfessionen empfiehlt sich eine getrennte Betrachtung. aa) Katholische Kirche Auf katholischer Seite grundlegend ist Art. 12 Abs. 1 S. 2 des preußischen Konkordats, ein „Musterbeispiel“83 für die Regelung von Einflussmöglichkeiten der Kirche auf das staatliche Hochschulpersonal. Danach richtet sich das Verhältnis der katholisch-theologischen Fakultäten zur kirchlichen Behörde nach den für die katholisch-theologischen Fakultäten in Bonn und Breslau geltenden Statuten.84 Dies wird im Schlussprotokoll näher ausgeführt. Danach stehen der katholischen Kirche zum einen Mitwirkungsrechte bei einer Berufung oder Anstellung zu, zum anderen kann sie später Beanstandungen geltend machen. (1) Nihil obstat Das Schlussprotokoll erläutert Art. 12 Abs. 1 S. 2 des preußischen Konkordats wie folgt: „Bevor an einer katholisch-theologischen Fakultät jemand zur Ausübung des Lehramts angestellt oder zugelassen werden soll, wird der zuständige Bischof gehört werden, ob er gegen die Lehre oder den Lebenswandel des Vorgeschlagenen begründete Einwendungen zu erheben habe. Die Anstellung oder Zulassung eines derart Beanstandeten wird nicht erfolgen.“85 Es handelt sich bei der Erklärung des Bischofs, dass er Einwendungen nicht zu erheben habe, um das so genannte Nihil obstat.86 Der Düsseldorfer Vertrag erstreckt das Nihil-obstat-Erfordernis des Preußischen Konkordats auch auf die katholisch-theologische Fakultät in Bochum sowie auf katholisch-theologische Hochschuleinrichtungen außerhalb einer solchen Fakultät,87 sodass sämtliche an der Religionslehrerausbildung beteiligten katholisch-theologischen Hochschuleinrichtungen in Nordrhein-Westfalen in den Anwendungsbereich der Regelung fallen. Sachlich erstreckt sich das Recht des Bischofs, Einwendungen zu erheben, auf „Lehre und Lebenswandel“. Hinsichtlich der betroffenen Personengruppen spricht das Schlussprotokoll des Preußischen Konkordats von jemandem, der „zur AusH. Weber, NVwZ 2000, S. 848 (854). Die Norm ist abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 719. 85 Abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 722. 86 Zum Begriff des Nihil obstat vgl. Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen, S. 240 ff. Grundlegend zu dieser Rechtsfigur W. Weber, Staat und Kirche in der Gegenwart, S. 28 ff. 87 Vgl. Art. II und III des PrKonk, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 299 f. Die Anwendung der Regelung war für die Fakultät in Bochum bereits 1967 durch einen Notenwechsel zwischen dem Ministerpräsidenten von NW und dem Apostolischen Nuntius in Deutschland bestätigt worden, der abgedr. ist bei Listl, a. a. O., S. 255 ff. 83 84

42

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

übung des Lehramts“ angestellt oder zugelassen werden soll. Im Zusammenhang mit dem später zu erörternden Beanstandungsrecht ist von einem „einer katholischtheologischen Fakultät angehörigen Lehrer“ die Rede. Entscheidend ist danach, dass die Person mit der selbstständigen Erfüllung von Lehraufgaben betraut ist.88 Erfasst sind damit Hochschullehrer, wozu ordentliche Professoren ebenso zählen wie Honorar- und Gastprofessoren.89 (2) Nachträgliche Beanstandung Dem Recht des Bischofs, Einwendungen gegen einen Bewerber zu erheben, entspricht ein Recht auf nachträgliche Beanstandung von Inhabern eines Lehramts an katholischen Hochschuleinrichtungen. Das Preußische Konkordat ermächtigt den Bischof dazu, für den Fall, dass „ein einer katholisch-theologischen Fakultät angehöriger Lehrer in seiner Lehrtätigkeit oder in Schriften der katholischen Lehre zu nahe treten oder einen schweren oder ärgerlichen Verstoß gegen die Erfordernisse des priesterlichen Lebenswandels begehen“ sollte, dem Wissenschaftsminister davon Anzeige zu machen.90 Dieses Beanstandungsrecht wird ebenso wie das Nihil-obstat-Erfordernis durch den Düsseldorfer Vertrag auf die katholisch-theologische Fakultät in Bochum sowie auf katholisch-theologische Hochschuleinrichtungen außerhalb einer Fakultät ausgedehnt. Auch hinsichtlich des erfassten Personenkreises ergeben sich keine Besonderheiten zur anfänglichen Nihil-obstatErteilung, was dem korrespondierenden Verhältnis der beiden Mitwirkungsmöglichkeiten entspricht.91 Unterschiedlich ist hingegen auf Tatbestandsseite die erforderliche Intensität der bischöflichen Bedenken. Die Beanstandung muss auf einem „schwerwiegenden“ Verstoß beruhen.92 Für den Fall einer bischöflichen Anzeige sieht das Konkordat vor, dass der Minister, „unbeschadet der dem Staatsdienstverhältnis des Betreffenden entspringenden Rechte, Abhilfe leisten, insbesondere für einen dem Lehrbedürfnis entsprechenden Ersatz sorgen“ wird. Daraus wird gefolgert, dass es dem Beanstandeten 88 Ennuschat, in: Leuze / Epping (Hg.), HG NW, § 124 (Stand Oktober 2001), Rn. 43; Solte, Theologie an der Universität, S. 157; M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 51; Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 89. 89 Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (574); Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen, S. 249 und 251; vgl. ferner Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 89. 90 So Abs. 3 des Schlussprotokolls zu Art. 12 Abs. 1 S. 2 PrKonk, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 723. 91 Vgl. M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 57; Solte, Theologie an der Universität, S. 164; Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 275; Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (577); v. Campenhausen, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 963 (976). 92 Zu Fällen schwerwiegender Verstöße vgl. Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (576).

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

43

untersagt ist, weiter Lehrtätigkeiten als kirchlich autorisierte Person wahrzunehmen.93 Auch dürfe er nicht mehr an Prüfungen im Fach Katholische Theologie teilnehmen.94 Eindeutig konkordatär geklärt ist für Nordrhein-Westfalen die umstrittene Frage, ob den Staat eine Pflicht trifft, den beanstandeten Hochschullehrer aus der katholisch-theologischen Fakultät zu entfernen.95 In einer einvernehmlichen Interpretation der Regelungen zum Nihil obstat haben sich Land und katholische Kirche darauf geeinigt, dass das Land für ein Ausscheiden des Beanstandeten aus der Fakultät zu sorgen hat.96 Aus der Konkordatsregelung ergibt sich ferner, dass der Beanstandete seine dienstrechtliche Stellung behält. Es bleibt bei seinen bisherigen Bezügen und bei der sachlichen Ausstattung der Stelle.97 bb) Evangelische Kirchen Anders stellt sich die Rechtslage auf Seiten der evangelischen Kirchen dar. Zentrale Bestimmung ist hier Art. 11 Abs. 2 des Preußischen Kirchenvertrags. Dieser lautet: „Vor der Anstellung eines ordentlichen oder außerordentlichen Professors an einer evangelisch-theologischen Fakultät wird der kirchlichen Behörde Gelegenheit zu gutachterlicher Äußerung gegeben werden.“98 Gemäß der Erläuterung im Schlussprotokoll soll sich ein solches Gutachten auf „Bekenntnis und Lehre des Anzustellenden“ beziehen.99 Eine Bestimmung, wonach es einer dem katholischen Nihil obstat vergleichbaren kirchlichen Zustimmung bedarf, fehlt. Auch ein nachträgliches Beanstandungsrecht der evangelischen Kirchen nach katholischem Muster wurde vertraglich nicht vereinbart. Dem Wortlaut des Art. 11 Abs. 2 PrEvKV nach ist die aus dem Vertragsrecht folgende Mitwirkungsbefugnis bei der Stellenbesetzung somit auf die Begutach93 Ennuschat, in: Leuze / Epping (Hg.), HG NW, § 124 (Stand Oktober 2001), Rn. 55; vgl. auch v. Campenhausen, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 963 (977). 94 Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen, S. 263; Reich, HRG, § 81, Rn. 2; Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hrsg.), HdbStKirchR II, S. 549 (581). 95 Die Frage wurde vor allem anlässlich der Beanstandung des Tübinger Dogmatikers Hans Küng im Jahr 1979 diskutiert; vgl. dazu einerseits Emde, AöR 106 (1981), S. 355 ff.; Böckenförde, NJW 1981, S. 2101 f.; andererseits Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung, S. 45 f. Siehe ferner die Nachweise bei Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen, S. 263 mit Fn. 94. 96 Vgl. die einvernehmliche Interpretation zwischen Kirche und Staat aus dem Jahr 1979, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 272 ff. 97 Vgl. Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (582); v. Campenhausen, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 963 (978 f.); Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 275. 98 Abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 764. 99 Abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 767.

44

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

tung eines Bewerbers beschränkt. Dem Staat steht es danach frei, ob er der gutachterlichen Stellungnahme folgt; diese hat lediglich empfehlenden, keinen verbindlichen Charakter.100 Auch der Düsseldorfer Vertrag von 1984 räumt den Kirchen keine weiterreichende Mitwirkungsbefugnis ein. Bei den Verhandlungen zu dem Vertrag ist von der kirchlichen Delegation die Vereinbarung eines verbindlichen Mitspracherechts bei Berufungen zwar ausführlich diskutiert worden. Ein entsprechender Textvorschlag konnte sich jedoch nicht durchsetzen, weil die evangelischen Kirchenleitungen den Eindruck eines veränderten Verhältnisses zwischen Kirche und Theologie vermeiden wollten.101 Eine bloß konsultative Wirkung des kirchlichen Gutachtens wird in der staatskirchenrechtlichen Literatur jedoch vehement bestritten. Da sich die Argumentation auf Verfassungsrecht stützt, soll auf sie im vierten Teil der Arbeit eingegangen werden.102 Festzuhalten ist hier nur, dass sich alleine aus dem Text des Kirchenvertrags kein verbindliches Zustimmungserfordernis ergibt. Mit Gesetz vom 30. November 2004103 wurde allerdings folgender Satz in das nordrhein-westfälische Hochschulgesetz eingefügt: „Vor jeder Berufung in ein Professorenamt in evangelischer oder katholischer Theologie ist die Zustimmung der jeweils zuständigen Kirche über das Ministerium herbeizuführen.“104 Die Regierungsbegründung zu dieser Bestimmung ist einen Satz lang und spricht von der Sicherstellung „der kirchenvertraglich gebotenen Beteiligung der Kirchen bei der Berufung“105. Angesichts des klaren Wortlauts der vertraglichen Regelung ist dies eine erstaunliche Begründung. In den parlamentarischen Beratungen wurde auf die Neuregelung gar nicht eingegangen. Auch aus der Begründung zum Hochschulfreiheitsgesetz, mit dem die Bestimmung wortgleich in das novellierte Hochschulgesetz übernommen wurde, ergibt sich nichts.106 f) Studieninhalte und -abschlüsse Als primäres Ziel eines Studiums kennzeichnet § 7 HRG107 die Vorbereitung der Studierenden auf ein berufliches Tätigkeitsfeld. Dazu sollen ihnen die erforderlichen fachlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden so vermittelt werden, dass Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 283; H. Weber, NVwZ 2000, S. 848 (856). Dehnen / Winterhoff, ZevKR 30 (1985), S. 29 (39). 102 Siehe unten, S. 175 ff. 103 GVBl NW S. 752 ff. 104 § 124 Abs. 2 S. 1 HG NW a.F. und § 80 Abs. 2 S. 1 HG NW n.F. 105 LT-Drs. 13 / 5504, S. 158 f. 106 Sie enthält zudem einen redaktionellen Fehler, da laut Begründung § 80 HG NW n.F. die Regelung des § 80 HG NW a.F. übernehme, LT-Drs. 14 / 2063, S. 174. Die Vorgängerregelung war jedoch in § 124 enthalten, vgl. Fn. 104. 107 Hochschulrahmengesetz vom 26. Januar 1976, BGBl. I, S. 185, zul. geändert durch Gesetz vom 5. Dezember 2006, BGBl. I, S. 2748. 100 101

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

45

sie „zu wissenschaftlicher ( . . . ) Arbeit und zu verantwortlichem Handeln“ befähigt werden. Wissenschafts- und Berufsbezug eines Studiums kommen auch in § 3 Abs. 1 S. 2 HG NW zum Ausdruck, wenn er die Vorbereitung auf Berufe, „die die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden erfordern“, zu den Aufgaben der Hochschulen zählt.108 Eine Berufsvorbereitung durch die Hochschulen kommt also nur in Betracht, wenn die berufliche Tätigkeit die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden erfordert.109 In den nordrhein-westfälischen Regelungen zum Lehramtsstudium spiegelt sich diese Verortung zwischen Wissenschaft und Berufsausbildung wider. Die Berufsorientierung zeigt sich deutlich schon darin, dass es sich bei dem Studienabschluss nicht um eine akademische, sondern um eine staatliche Prüfung handelt, die Zugangsvoraussetzung für den Lehrerberuf ist.110 Hier kommt das Interesse des Staates als Arbeitgeber zum Ausdruck: Da die Studierenden für den Staatsdienst ausgebildet werden, liegt es nahe, über die Abschlussprüfung Einfluss auf ihre Ausbildung zu nehmen und Standards zu definieren.111 Näher geregelt ist die Erste Staatsprüfung in der vom Schulministerium erlassenen Lehramtsprüfungsordnung (LPO NW).112 In ihr hat das Ministerium insbesondere Regelungen getroffen über „Bezeichnung und Inhalte des Studiums der Unterrichtsfächer“, den „Umfang des Gesamtlehrangebots“ und „die Prüfungsanforderungen“.113 Diese Regelungen sind im Wesentlichen organisatorischer Art.114 Sie sollen im Folgenden dargestellt werden. 108 Damit werden die Vorgaben des § 2 Abs. 1 S. 2 HRG aufgenommen. Siehe auch Schnellenbach, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Kap. VIII, Rn. 18. 109 Epping, in: Leuze / Epping (Hg.), HG NW, § 81 (Stand Oktober 2001), Rn. 14; Dallinger, in: Dallinger / Bode / Dellian, HRG, § 2, Rn. 6. 110 Vgl. § 17 Abs. 1 S. 1 LABG NW. Zu Forderungen nach einer Hochschul- anstelle der Staatsprüfung für Lehramtskandidaten Westphalen, WissR 1984, S. 117 (121 f.). Zu den Entwicklungen im Rahmen der Lehrerausbildungsreform oben, S. 31. 111 Vgl. Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 375. Historischer Anlass für die Einführung einer Staatsprüfung war das Bemühen um einen möglichst hohen und gleichen Ausbildungsstand des Lehrpersonals. In der Zeit des kirchlichen und bürgerlichen Schulregiments bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war es Aufgabe der örtlichen Schulpatronate, Lehrer für die Besetzung offener Stellen auszuwählen. Ob sie von den Bewerbern einen Studienabschluss forderten, oblag ihrer Entscheidung. Die daraus resultierenden Unterschiede im Niveau der Schulen veranlassten Preußen, die Ausbildung der Lehrer neu zu regeln. Mit dem aus dem Jahr 1810 stammenden Edikt über das „Examen pro facultate docendi“ wurde ein Studium zur Voraussetzung für die Übernahme in den Gymnasiallehrerberuf erhoben, ferner mussten die Lehrer ein Examen vor einer staatlichen Prüfungskommission ablegen. Siehe dazu Reuhl, Die Rechtsbeziehungen zwischen Staat und Hochschule auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Berufsfortbildung und Prüfungen, S. 10; Neumann, Art. „Lehrerausbildung“, in: G. Müller (Hg.), TRE XX, S. 621 (622); Heitger, Art. „Lehrer – II. Lehrerbildung“, in: StL III, Sp. 882 (884). 112 Ordnung der Ersten Staatsprüfungen für Lehrämter an Schulen vom 27. März 2003, GVBl NW, S. 182. Die Verordnungsermächtigung findet sich in § 17 Abs. 4 und § 20 Abs. 5 LABG NW. 113 § 17 Abs. 4 S. 2 Nrn. 1, 3 und 6 LABG NW.

46

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

aa) Staatliche Vorgaben Das Studium ist gemäß der LPO NW zugeschnitten auf ein bestimmtes Lehramt und in Grund- und Hauptstudium gegliedert.115 Die Studierenden müssen zwei Unterrichtsfächer auswählen, zu denen bei jedem Lehramt auch Evangelische oder Katholische Religionslehre gehören kann.116 Eine Zugehörigkeit zu der jeweiligen Konfession wird weder von der LPO NW noch von den Studienordnungen der Universitäten zur Voraussetzung für die Aufnahme des Studiums gemacht.117 Auch finden sich in LABG NW und LPO NW keine Vorschriften, die die Zulassung zur Ersten Staatsprüfung in den Fächern Evangelische oder Katholische Religionslehre von der Konfessionszugehörigkeit abhängig machen. Neben fachwissenschaftlichen umfasst das Studium erziehungswissenschaftliche und fachdidaktische Studien.118 Bei Evangelischer und Katholischer Religionslehre ist die Theologie der jeweiligen Konfession die Fachwissenschaft. Die Regelstudienzeit beträgt für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen und den entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschulen sieben Semester, das Studienvolumen beläuft sich auf insgesamt 125 bis 130 Semesterwochenstunden. Davon müssen 25 bis 30 auf die Erziehungswissenschaft, mindestens 40 auf jedes der beiden Unterrichtsfächer sowie 20 auf das so genannte didaktische Grundlagenstudium in Deutsch oder Mathe entfallen.119 Das Studium für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen hat eine Regelstudienzeit von neun Semestern, das Studienvolumen beläuft sich auf 155 bis 160 Semesterwochenstunden. Davon entfallen auch hier 25 bis 30 auf die Erziehungswissenschaft. Für die beiden Unterrichtsfächer ist ein Volumen von jeweils mindestens 65 Semesterwochenstunden vor114 Anders noch LPO in der alten Fassung (Ordnung der Ersten Staatsprüfungen für Lehrämter an Schulen vom 23. August 1994, GVBl NW, S. 754), die spezifische Vorschriften für die verschiedenen Unterrichtsfächer, darunter auch Evangelische und Katholische Religionslehre, enthielt. 115 § 6 Abs. 1 LPO NW. 116 Vgl. § 13 Abs. 1 Nr. 2 und § 14 Nr. 2 LABG NW sowie § 33 Abs. 3 Nr. 1. lit a), Nr. 2 und § 35 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 LPO NW. 117 Vgl. etwa § 2 der StudO für den Studiengang Evang. Religionslehre an der Universität Münster mit dem Abschluss Erste Staatsprüfung für das Lehramt GHRGe vom 15. März 2005; § 2 der entsprechenden StudO für den Studiengang Kath. Religionslehre vom 31. Januar 2006; § 4 der Fächerspezifischen Bestimmung für das Fach Kath. Religionslehre, Amtl. Mitteilungen der Universität Dortmund Nr. 5 / 2006 vom 16. Mai 2006, S. 11; § 4 der Fächerspezifischen Bestimmung für das Fach Evang. Religionslehre, Amtl. Mitteilungen der Universität Dortmund Nr. 5 / 2006 vom 22. Mai 2006, S. 154; § 2 der StudO für das Fach Kath. Religionslehre für das Lehramt an GHRGe an der Universität Paderborn vom 26. September 2006; § 2 der entsprechenden StudO für den Studiengang Evang. Religionslehre, vorläufige Fassung, Stand 13. März 2006; StudO für das Fach Kath. Religionslehre für das Lehramt an GyGe an der Universität Köln vom 26. Oktober 2006. 118 § 2 Abs. 4 S. 1 LABG NW; § 1 Abs. 2 LPO NW. 119 § 32 Abs. 2 LPO NW.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

47

gegeben, die fachdidaktischen Studien nehmen pro Fach acht Semesterwochenstunden ein.120 Lediglich organisatorischer Art sind ferner die Vorgaben für die Erste Staatsprüfung. Sie setzt sich danach zusammen aus Klausuren, mündlichen Prüfungen, einer schriftlichen Hausarbeit und einem erziehungswissenschaftlichen Abschlusskolloquium.121 Diese Leistungen werden von Mitgliedern des staatlichen Prüfungsamts begutachtet.122 Das Prüfungsamt steht unter der Dienst- und Fachaufsicht des Schulministeriums.123 Seine Mitglieder werden von diesem bestellt. In Frage kommen dafür zum einen Hochschullehrer, zum anderen „in der beruflichen Praxis und Ausbildung erfahrene Personen, die in der Regel die Befähigung zu dem von dem Prüfling angestrebten Lehramt haben“, vor allem also Lehrer oder Personen aus der Schulaufsicht oder den Studienseminaren.124 bb) Aufgabe der Hochschulen Ist damit der organisatorische Rahmen des Studiums und der Ersten Staatsprüfung beschrieben, so kommt den Hochschulen die Aufgabe zu, diesen mit Inhalten zu füllen.125 Das von ihnen gestaltete Studium dient „dem Erwerb der wissenschaftlichen Grundlagen für den Lehrerberuf“.126 Gegenstand der Ersten Staatsprüfung sollen Kenntnisse und Fähigkeiten sein, die das Studium vermittelt.127 Durch diese Gestaltungskompetenz der Hochschulen ist gewährleistet, dass die Inhalte des Lehramtsstudiums von den beteiligten Fachwissenschaften bestimmt werden und sich auf dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschungen bewegen. Das kommt für die Religionslehrerausbildung darin zum Ausdruck, dass die Lehramtsstudiengänge inhaltlich an die theologischen Vollstudiengänge angelehnt sind und die Lehramtskandidaten die Vorlesungen der angehenden Volltheologen besuchen.128 Da die Lehramtskandidaten zudem fachdidaktische und erziehungswissenschaftliche Studien belegen müssen, ist die Orientierung an den § 35 Abs. 3 LPO NW. § 13 Abs. 3 LPO NW. 122 Während es zuvor fünf Prüfungsämter gab, sind diese zum 1. August 2006 zu dem neu errichteten Landesprüfungsamt für Lehrämter an Schulen zusammengefasst worden. Es hat seinen Sitz in Essen und elf Geschäftsstellen an den jeweiligen Hochschulen. 123 § 12 Abs. 1 und 2 LABG NW und § 30 Abs. 2 S. 2 LPO NW. 124 Vgl. § 30 Abs. 6 LPO NW. 125 Vgl. § 2 Abs. 6 LABG NW. Wichtiges Instrument der Hochschulen zur Organisation des Studiums sind die Studienordnungen, vgl. zu ihrem Verhältnis zu Prüfungsordnungen Schnellenbach, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb. Hochschulrecht, Kap. VIII, Rn. 21; Gloria, in: Leuze / Bender (Hg.), WissHG / UG NW, § 80 (Stand Feb. 1996), § 85, Rn. 25 und 28. 126 § 1 Abs. 1 LPO NW. 127 Vgl. § 1 Abs. 6 LPO NW. 128 Gutmann / Mette, Orientierung Religion, S. 144. 120 121

48

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

theologischen Vollstudiengängen allerdings auf ein exemplarisches Lernen beschränkt.129 Die enge Verzahnung von wissenschaftlichem Studium und berufsbezogener Staatsprüfung ist zudem faktisch dadurch sichergestellt, dass häufig Hochschullehrer als Prüfer in den Staatsprüfungen fungieren. cc) Einfluss der Kirchen Der Einfluss der Kirchen auf Studieninhalte und -abschlüsse ist bei den Lehramtsstudiengängen, die auf die Erteilung von evangelischem oder katholischem Religionsunterricht vorbereiten, ein mehrfacher. Er lässt sich unterteilen in personelle sowie in sachliche Mitwirkungsbefugnisse. In personeller Hinsicht sind zunächst die oben erläuterten Mitwirkungsrechte in Bezug auf das Hochschulpersonal zu nennen.130 Die fachwissenschaftlichen Studienanteile werden inhaltlich gestaltet und angeboten von den theologischen Fakultäten und den theologischen Hochschuleinrichtungen außerhalb einer Fakultät. Sämtliche der dort tätigen Hochschullehrer unterfallen den dargelegten Mitwirkungsrechten. Die Kirchen können über die Personalangelegenheiten an den Hochschulen also Einfluss auf die Studieninhalte nehmen. Ferner haben die Kirchen Mitwirkungsrechte bei der Bestellung der Mitglieder des staatlichen Prüfungsamts. Diese sind auf staatskirchenvertraglicher Ebene in den Düsseldorfer Verträgen verankert. Danach werden Prüfungsamts-Mitglieder für das Fach Evangelische oder Katholische Religionslehre „im Benehmen“ mit der zuständigen Landeskirche beziehungsweise dem zuständigen Diözesanbischof bestellt. Für Personen, die selbstständig Lehraufgaben in der Theologie der jeweiligen Konfession an einer Hochschule des Landes wahrnehmen, gilt das Benehmen als hergestellt.131 Die Lehramtsprüfungsordnung nimmt diese vertraglichen Vorgaben auf und bestimmt in § 30 Abs. 8 LPO NW: Soweit Personen, die die Befähigung zu einem Lehramt besitzen, als Mitglieder des Prüfungsamtes für das Fach Evangelische oder Katholische Religionslehre berufen132 werden, muss dies im 129 Kritisch dazu K. Müller, in: Dokumentation zum Studientag des Katholisch-Theologischen Fakultätentages am 27. Januar 2003, S. 25, der angesichts der verbreiteten Kritik am Lehramtsstudium resümiert: „Die Hauptquelle dieser Defizite ist längst ausgemacht: Sie rühren daher, dass Lehramtsstudiengänge in der Regel vom Vollstudiengang her durch Ausdünnung von dessen Programmen – also als amputiertes Diplom – konzipiert wurden und die Lehramtsstudierenden ( . . . ) sich allenfalls über die Zusammenhanglosigkeit des ihnen Gebotenen wie später Abverlangten wundern konnten.“ 130 Siehe S. 40 ff. 131 Art. VI Abs. 2 des Vertrags mit dem Hl. Stuhl vom 26. März 1984 und Art. V Abs. 2 des Vertrags mit den evang. Kirchen vom 29. März 1984, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 301 und 382. 132 Die Düsseldorfer Verträge und die LPO verwenden das Verbum „bestellen“, einzig in § 30 Abs. 8 LPO und dem sogleich (Fn. 133) zitierten Runderlass wird „berufen“ verwendet. Unterschiede in der Sache sind damit nicht verbunden.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

49

Benehmen mit der zuständigen kirchlichen Oberbehörde geschehen. Das Ministerium hat in einem Runderlass für das Verfahren zur Herstellung des Benehmens weitere Vorgaben gemacht. Danach ist bei Vorschlägen zur Berufung von Prüfungsamts-Mitgliedern für die Fächer Evangelische und Katholische Religionslehre, die aus dem Bereich der Schule kommen, die zuständige kirchliche Oberbehörde zu unterrichten und ihr ist Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.133 Während diese Stellungnahme im Rahmen der Herstellung des erforderlichen Benehmens für den Staat jedoch nicht verbindlich ist und er im begründeten Einzelfall über das kirchliche Votum hinweggehen kann,134 räumen die Düsseldorfer Verträge den Kirchen noch weitergehende Befugnisse ein. Diese sind in die LPO NW zwar nicht übernommen worden, aufgrund der Ratifizierung der Düsseldorfer Verträge aber geltendes Landesrecht. Mitglieder des staatlichen Prüfungsamts müssen demzufolge im Besitz einer so genannten kirchlichen Bevollmächtigung sein.135 Diese kann den Betroffenen im Fall fehlender Übereinstimmung mit den kirchlichen Grundsätzen von den Kirchen wieder entzogen werden.136 Auf diese Weise ist sichergestellt, dass niemand gegen den Willen der Kirchen zum Mitglied des staatlichen Prüfungsamts für das Fach Evangelische oder Katholische Religionslehre bestellt wird und damit als Prüfer in der Ersten Staatsprüfung fungiert. Ein weiteres personelles Mitwirkungsrecht besteht schließlich darin, dass Vertreter der Kirchen an den Prüfungen für angehende Religionslehrer teilnehmen können.137 Sie haben allerdings keinen Einfluss auf den Ablauf der Prüfungen oder die Bewertung der Prüfungsleistungen.138 Ihre Teilnahme dient vielmehr der Vergewisserung, ob die Arbeit der Prüfer im Einklang mit den Erwartungen der Kirche steht. Bei Abweichungen können die Kirchen ihre Interessen über das Instrument der kirchlichen Bevollmächtigung geltend machen. In sachlicher Hinsicht erstreckt sich die Mitwirkung der Kirchen nur auf die Erste Staatsprüfung, nicht auch auf das Studium. Zwar ist in den Düsseldorfer Verträgen normiert, dass der zuständige Minister Studien-, Prüfungs- und Habilitationsordnungen erst genehmigen wird, wenn zuvor durch Anfrage bei der zuständigen kirchlichen Oberbehörde „festgestellt worden ist, daß Einwendungen nicht erhoben werden“.139 Diese Regelung bezieht sich aber nur auf die entsprechenden Ordnungen der Hochschulen „in Evangelischer Theologie“ beziehungsweise „in RdErl. des KM vom 29. Dezember 1981, GABl NW 1982, S. 63, Pkt. B. II. 3. (4). Vgl. zum Benehmen oben, S. 38. 135 Art. VI Abs. 3 des Vertrags mit dem Hl. Stuhl vom 26. März 1984 und Art. V Abs. 3 des Vertrags mit den evang. Kirchen vom 29. März 1984, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 301 und 382. 136 Siehe zur kirchlichen Bevollmächtigung unten, S. 59 f. 137 § 31 Abs. 4 LPO NW. 138 Vgl. die Bestimmungen zur Notenfestsetzung in den §§ 14 bis 19 LPO NW. 139 Art. V Abs. 1 des Vertrags mit dem Hl. Stuhl vom 26. März 1984 und Art. IV Abs. 1 des Vertrags mit den evang. Kirchen vom 29. März 1984. 133 134

50

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

Katholischer Theologie“. Aus dem Wortlaut und dem systematischen Vergleich mit dem darauffolgenden Absatz ergibt sich, dass damit nicht auch die Lehramtsstudiengänge erfasst sind. Dort heißt es, dass der zuständige Minister „staatliche Prüfungsordnungen für Lehrämter, soweit sie das Unterrichtsfach ( . . . ) Religionslehre betreffen“, erst erlassen wird, wenn er durch eine entsprechende Anfrage festgestellt hat, dass Einwendungen nicht erhoben werden. Wegen der ausdrücklichen Nennung der Lehramtsstudiengänge muss die Regelung des vorangehenden Absatzes also auf die originär theologischen Studiengänge beschränkt bleiben. Damit unterliegt nur die staatliche Prüfungsordnung für die Fächer Evangelische und Katholische Religionslehre der kirchlichen Unbedenklichkeitsprüfung. g) Studienangebot an kirchlichen Hochschulen und Fakultäten Wenngleich das Gros der angehenden Lehrer für evangelischen oder katholischen Religionsunterricht sein Studium an den genannten staatlichen Hochschulen absolviert, spielen neben diesen auch kirchliche Hochschulen und Fakultäten eine Rolle. Das Attribut kirchlich wird zur Kennzeichnung des Umstands verwendet, dass diese Einrichtungen von der verfassten Kirche getragen werden oder in sonstiger Weise ihrem bestimmenden Einfluss unterliegen.140 Die Wurzeln der kirchlichen Hochschulen und Fakultäten liegen in der Aufgabe, den geistlichen Nachwuchs auszubilden. Das heute bestehende Nebeneinander von staatlichen und kirchlichen Einrichtungen ist Ergebnis von Auseinandersetzungen um die Beteiligung des Staates an dieser Aufgabe.141 Während dieses Nebeneinander auf katholischer Seite die Situation seit der Reformation kennzeichnet, ließ die enge Verbindung von Staat und evangelischer Kirche im landesherrlichen Kirchenregiment lange Zeit ein Monopol der staatlichen evangelisch-theologischen Fakultäten zu.142 Die Entstehung der beiden im vorliegenden Zusammenhang bedeutsamen evangelischen kirchlichen Hochschulen in Wuppertal und Bethel geht auf Notmaßnahmen zur Zeit des Kirchenkampfes zurück. Die Bekennende Kirche sah eine bekenntnistreue Ausbildung an den von nationalsozialistischen Einflüssen beherrschten staatlichen Hochschulen nicht mehr gewährleistet und führte ab 1935 die Theologenausbildung an den Theologischen Schulen Bethel und Wuppertal, wo zuvor nur Ergänzungsveranstaltungen stattgefunden hatten, vollständig selbst durch.143 Bedeutung für die Ausbildung evangelischer und katholischer Religionslehrer in Nordrhein-Westfalen erhalten die kirchlichen Einrichtungen dadurch, dass gemäß Näher Baldus, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 601. Vgl. Baldus, Art. „Hochschulen, kirchliche“, in: Herzog u. a. (Hg.), EvStL I, Sp. 1275. Einen geschichtlichen Überblick liefert Hegel, in: Frings / Corsten / Frotz (Hg.), FG Frings, 1960, S. 645 ff. 142 Solte, WissR, Beiheft 8, S. 1 (5). 143 Baldus, Art. „Hochschulen, kirchliche“, in: Herzog u. a. (Hg.), EvStL I, Sp. 1275 f.; Solte, WissR, Beiheft 8, S. 1 (6 f.). 140 141

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

51

dem LABG NW Prüfungen, die nicht an einer staatlichen Hochschule abgelegt worden sind, als Prüfungsteil zur Ersten Staatsprüfung für Lehrämter anerkannt werden können.144 Voraussetzung dafür ist, dass diese Prüfungen und die Studien, auf denen sie beruhen, gleichwertig zu den regulären Prüfungen und Studien sind.145 Eine solche Anerkennung ist in einem ministeriellen Erlass für die an zwölf enumerativ aufgezählten kirchlichen Einrichtungen abgelegten Ersten theologischen Prüfungen146 ausgesprochen worden.147 Für die evangelische Seite nennt der Erlass zum einen die Theologische Hochschule Bethel, die früher in Trägerschaft der dortigen, als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierten Anstaltskirchengemeinde stand und seit dem 1. Januar 2007 ein Arbeitsbereich der Kirchlichen Hochschule Wuppertal / Bethel ist. Zum anderen ist in dem Erlass die Kirchliche Hochschule Wuppertal aufgeführt, die von der Evangelischen Kirche im Rheinland getragen wird.148 Auf katholischer Seite ist die Theologische Fakultät Paderborn genannt, deren Träger der Erzbischöfliche Stuhl zu Paderborn ist, sowie die Theologische Fakultät Trier, die in Trägerschaft des dortigen Priesterseminars steht und seit 1970 mit der staatlichen Universität Trier kooperiert.149 Ferner führt der Erlass die folgenden, von religiösen Orden getragenen und heute teilweise nicht mehr oder nicht mehr unter gleichem Namen existierenden Hochschulen auf:150 Die Philosophisch-Theologische Hochschule St. Augustin in Siegburg, das St. Georgen Kolleg – Theologische Fakultät in Frankfurt / Main, die Philosophisch-Theologische Hochschule der Dominikaner in Walberberg,151 die Philosophisch-Theologische Hochschule der Redemptoristen in Hennef / Sieg,152 die Philosophisch-Theologische Hochschule der Franziskaner und Kapuziner in Münster (Westf.),153 die Philosophisch-TheoVgl. § 20 Abs. 2 LABG NW; ferner § 50 Abs. 1 LPO NW. Vgl. § 2 Abs. 1 und § 19 Abs. 1 LABG NW. 146 Bei der Ersten theologischen Prüfung handelt es sich überwiegend um eine Diplomprüfung, vor allem auf evangelischer Seite wird aber häufig auch ein kirchliches Examen abgelegt, vgl. Gutmann / Mette, Orientierung Theologie, S. 141; Schmucker, Theologe / Theologin (katholisch), S. 22; v. Nordheim, Theologe / Theologin (evangelisch), S. 16; Schwendenwein, Art. „Diplomtheologe, Diplomtheologin“, in: Kasper (Hg.), LThK III, S. 256. 147 RdErl. des KM vom 31. Oktober 1985, GABl NW, S. 658. 148 § 1 Abs. 2 S. 2 der Satzung der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. 149 Näher dazu der Kooperationsvertrag zwischen dem Bistum Trier und der Landesregierung von Rheinland-Pfalz vom 28. September 1970, abgedr. in ArchKathKR 139 (1970), S. 647. 150 Zum Ausbildungs- und Prüfungsprogramm an diesen Einrichtungen Baldus, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 601 (606); zur Gleichwertigkeit der Ausbildung ebd., S. 621 ff. m. w. N. 151 Geschlossen im Jahr 1975. 152 Geschlossen im Jahr 2006. 153 Seit Oktober 1998 „Kirchlich und staatlich anerkannte Hochschule in freier Trägerschaft der Rheinisch-Westfälischen Kapuzinerprovinz“. 144 145

52

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

logische Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern, die Philosophisch-Theologische Hochschule Collegium Damianeum in Simpelveld (Niederlande) sowie die Theologische Hochschule der Gesellschaft des Katholischen Apostolates (Pallotiner) in Vallendar.154 Aufgrund des ministeriellen Erlasses werden auf Antrag eines Absolventen die an diesen Einrichtungen abgelegten Ersten theologischen Prüfungen als Teilprüfungen anerkannt, ohne dass es eine weitere Überprüfung ihrer Gleichwertigkeit im konkreten Fall gäbe. Die in der Ersten Staatsprüfung gemäß LPO NW geforderten Prüfungsleistungen im Fach Evangelische oder Katholische Religionslehre sind damit erbracht. Um die Erste Staatsprüfung zu bestehen, müssen die Betroffenen noch die Studien- und Prüfungsleistungen in der Fachwissenschaft und Fachdidaktik des zweiten Fachs sowie in Erziehungswissenschaft erbringen; Absolventen für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen mit dem Studienschwerpunkt Grundschule müssen ferner das didaktische Grundlagenstudium nachweisen.155 Erforderlich sind also ein Ergänzungsstudium sowie das Bestehen der noch ausstehenden Teile der Ersten Staatsprüfung.156 Beides muss innerhalb von vier Jahren stattfinden.157 Zuständig für die Anerkennung sind für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen und den entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschulen die Bezirksregierung Münster und für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen die Bezirksregierung Düsseldorf.158 Von der Möglichkeit, die Erste theologische Staatsprüfung anerkennen zu lassen, wird in der Praxis nur sehr selten Gebrauch gemacht.159 Genutzt wird sie von Absolventen der kirchlichen Hochschulen und Fakultäten, die sich von einer originär theologischen Berufsausrichtung ab- und dem Lehramt zuwenden, etwa weil sie 154 Heute „Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar der Gesellschaft des Katholischen Apostolates (Pallottiner)“. 155 Vgl. den RdErl. des Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder vom 6. Dezember 2002, ABl NW S. 491. 156 Für Fächer, in denen starker Lehrermangel herrscht, können Hochschulabschlüsse auch als Erste Staatsprüfung anerkannt werden; ausstehende Studien- und Prüfungsleistungen in Erziehungswissenschaft müssen dann spätestens zur Zweiten Staatsprüfung nachgewiesen werden. Das Zeugnis über die Erste Staatsprüfung als Voraussetzung für den Vorbereitungsdienst wird in diesen Fällen mit einer entsprechenden Auflage nach § 36 Abs. 2 VwVfG NW erteilt. Evang. und Kath. Religionslehre gehört derzeit aber nur bei dem in dieser Arbeit nicht näher behandelten Lehramt an Berufskollegs zu diesen Mangelfächern. s. dazu den eben (Fn. 155) genannten RdErl., Pkt. 1, 3.1, 5 sowie dessen Anlagen 1 bis 3. 157 Pkt. 7 des eben (Fn. 155) genannten RdErl. 158 Verordnung zur Übertragung der Befugnis zur Anerkennung von Lehramtsbefähigungen, Lehramtsprüfungen und Hochschulabschlussprüfungen auf die Bezirksregierungen vom 16. September 1999, SGV NW, S. 223, § 2 Abs. 2 lit. c) und e). 159 Lindemann, im Gespräch am 20. Juli 2006; Miedza, im Gespräch am 26. Juni 2006. Schätzungen zufolge handelt es sich um nicht mehr als fünf Fälle pro Bildungseinrichtung innerhalb der vergangenen zehn Jahre.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

53

feststellen, dass eine wissenschaftliche Karriere für sie nicht in Betracht kommt, ihnen die pastorale Arbeit nicht liegt oder sie sich von einer Lebensführung nach zölibatären Regeln abgewendet haben.

2. Vorbereitungsdienst Die Lehrerausbildung ist Berufsvorbereitung, dementsprechend schließt sich mit dem so genannten Vorbereitungsdienst eine 24-monatige Praxisphase an das Hochschulstudium an.160 a) Ablauf Der Vorbereitungsdienst findet statt an Schule und Studienseminar. Für die Ausbildung am Studienseminar161 stehen gemäß der vom nordrhein-westfälischen Schulministerium auf Grundlage des Lehrerausbildungsgesetzes erlassenen Ordnung des Vorbereitungsdienstes und der Zweiten Staatsprüfung162 (OVP NW) durchschnittlich sieben Ausbildungsstunden pro Woche zur Verfügung, die jeweils an einem Tag abgehalten werden sollen.163 Das Studienseminar gliedert sich in Haupt- und die beiden Fachseminare für die jeweiligen Unterrichtsfächer. Während im Hauptseminar allgemein-didaktische und -pädagogische Themen sowie die Bereiche Schulrecht und -verwaltung behandelt werden, geht es im Fachseminar um didaktische und inhaltliche Fragen eines bestimmten Unterrichtsfachs.164 Als Ausbildungsschulen kommen alle öffentlichen Schulen in Betracht.165 Die Ausbildung an den Schulen umfasst durchschnittlich zwölf Stunden pro Woche. 160 Diese Zweiteilung geht auf die Organisation der Gymnasiallehrerausbildung in Preußen ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Dort wurde 1826 ein „Probejahr“ an der Schule eingeführt. Im Verlauf der folgenden Jahre wurden zunehmend Ausbildungsanteile an staatliche Studienseminare verlagert. Dort stand die Beschäftigung mit pädagogischen Fragen und Methoden der Stoffvermittlung im Vordergrund, während sich das Studium auf die Vermittlung der fachwissenschaftlichen Kenntnisse konzentrierte. 1890 wurde die praktische Vorbereitungszeit auf zwei Jahre verlängert. Vgl. dazu Apel, ZP 30 (1984), S. 297 ff.; Heitger, Art. „Lehrer – II. Lehrerbildung“, in: StL III, Sp. 882 (884); Neumann, Art. „Lehrerausbildung“, in: G. Müller (Hg.), TRE XX, S. 621 (622). 161 In NW gibt es 46 Studienseminare, die in einer Anlage zum RdErl. des Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder vom 1. August 2003, ABl NW, S. 299, aufgeführt sind. Die Studienseminare stehen gem. § 3 S. 2 OVP NW unter der Fach- und Dienstaufsicht der Bezirksregierungen. 162 Ordnung des Vorbereitungsdienstes und der Zweiten Staatsprüfung für Lehrämter an Schulen vom 11. November 2003, GVBl NW, S. 699. 163 § 10 Abs. 1 und 2 OVP NW. 164 Gutmann / Mette, Orientierung Religion, S. 179; Bellenberg / Thierack, Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern, S. 40.

54

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

Im ersten halben Jahr hospitieren die Lehramtsanwärter und geben nach einer Einführungsphase zunehmend auch angeleiteten Unterricht. Im Anschluss an diese halbjährige Phase erteilen sie selbstständigen Unterricht im Umfang von neun Stunden pro Woche.166 Während des Vorbereitungsdienstes stehen die Lehramtsanwärter in einem Beamtenverhältnis auf Widerruf. Eingestellt werden kann nur, wer die gesetzlichen Voraussetzungen für die Verbeamtung mitbringt, die Erste Staatsprüfung für das angestrebte Lehramt bestanden hat und über „die erforderlichen deutschen Sprachkenntnisse“ verfügt.167 Die Inhalte des Vorbereitungsdiensts werden von Studienseminar und Schule gemeinsam verantwortet,168 ebenso wie beim Studium setzt der Staat nur den organisatorischen Rahmen. In der Zweiten Staatsprüfung wird festgestellt, ob die Lehramtsanwärter zu eigenverantwortlicher Unterrichts- und Erziehungstätigkeit in der Lage sind. Die Prüfung setzt sich zusammen aus einer Hausarbeit, zwei unterrichtspraktischen Prüfungen und einem Kolloquium.169 Sie wird vor dem Landesprüfungsamt für die Zweite Staatsprüfung mit Sitz in Dortmund abgelegt, das für jeden Prüfling einen aus vier Mitgliedern bestehenden Prüfungsausschuss bildet. Dafür kommen Vertreter der oberen und unteren Schulaufsichtsbehörden, Seminarausbilder, Schulleiter und ihre Stellvertreter sowie sonstige fachkundige Personen in Betracht.170 Jedes der beiden Fächer des Prüflings muss von mindestens einem Mitglied des Prüfungsausschusses vertreten werden.171 b) Einfluss der Kirchen Der Einfluss der Kirchen auf Vorbereitungsdienst und Zweite Staatsprüfung der angehenden Religionslehrer verläuft parallel zu ihrem Einfluss auf Studium und Erste Staatsprüfung. Auch hier haben sie personelle Mitwirkungsmöglichkeiten im Hinblick auf Lehrpersonal und Prüfer sowie sachliche im Hinblick auf die staatlichen Rahmenvorgaben. Als Lehrpersonal für den Religionsunterricht begegnen den Lehramtsanwärtern in den Studienseminaren die Fachleiter und in den Schulen die Religionslehrer. 165 § 11 Abs. 1 OVP NW. Vgl. auch Osanko / Wessing-Pieper, Vorbereitungsdienst und Zweite Staatsprüfung für das Lehramt, S. 27 166 Vgl. § 11 Abs. 3, 5 OVP NW; Leimgruber, Art. „Religionslehrer / innenaus-, -fort- und -weiterbildung“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd II, Sp. 1692 (1693 f.). 167 § 2 Abs. 1 S. 1 OVP NW. 168 § 1 S. 2 OVP NW; siehe auch die Rahmenvorgabe für den Vorbereitungsdienst in Studienseminar und Schule, RdErl. des Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder vom 1. Juli 2004, insb. S. 3. 169 § 28 OVP NW. 170 § 31 Abs. 2 OVP NW. 171 § 32 Abs. 2 S. 2 OVP NW.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

55

Die Religionslehrer bedürfen für ihre Tätigkeit der kirchlichen Bevollmächtigung.172 Gleiches gilt für die Fachleiter. Wie für die Erste gilt auch für die Zweite Staatsprüfung, dass Mitglieder des staatlichen Prüfungsamtes für das Fach Evangelische oder Katholische Religionslehre im Benehmen mit der Kirche bestellt werden müssen und der kirchlichen Bevollmächtigung bedürfen. Für all diese Personen gilt also, dass sie nicht gegen den Willen der Kirchen am Vorbereitungsdienst mitwirken können. Zudem dürfen „Personen mit dienstlichem Interesse“ an der Zweiten Staatsprüfung teilnehmen. Für das Fach Evangelische und Katholische Religionslehre wird dies durch eine Verwaltungsvorschrift dahingehend konkretisiert, dass Vertreter der Kirchen ein dienstliches Interesse haben.173 In sachlicher Hinsicht muss der Staat vor Erlass der Ordnung für die Zweite Staatsprüfung durch Anfrage bei der zuständigen kirchlichen Oberbehörde feststellen, dass diese keine Einwendungen erhebt. All diese Mitwirkungsrechte sind auf staatskirchenvertraglicher Ebene in den Düsseldorfer Verträgen abgesichert.174 3. Weiterbildung Neben der grundständigen Lehrerausbildung mit Studium und Vorbereitungsdienst existieren für die Ausbildung von Lehrern für den evangelischen und katholischen Religionsunterricht verschiedene Weiterbildungsangebote. 175 Sie stehen nur offen für Personen, die zumindest schon die Erste Staatsprüfung in anderen Fächern als Evangelische oder Katholische Religionslehre bestanden haben. a) Drittfach-Studiengänge Zum einen gehören zu den Weiterbildungsangeboten die so genannten DrittfachStudiengänge an den staatlichen Hochschulen, die auch für die Fächer Evangelische und Katholische Religionslehre angeboten werden. Im Vergleich zu dem oben beschriebenen grundständigen Lehramtsstudium gelten für sie in zweierlei Hinsicht Besonderheiten. Erstens sind die Voraussetzungen für die Zulassung zur Prüfung in dem Drittfach reduziert. So müssen vorbereitende Studien nur im Umfang von „etwa der Hälfte“ des ordnungsgemäßen Studiums im jeweiligen Fach, Dazu unten, S. 59. Verwaltungsvorschrift zu § 32 OVP NW, RdErl. des Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder vom 30. April 2004, ABl NW, S. 169. 174 Artt. V Abs. 2, VI und VII des Vertrags mit dem Hl. Stuhl vom 26. März 1984 und Artt. IV Abs. 2, V und VI des Vertrags mit den evang. Kirchen vom 29. März 1984. 175 Die Begriffe Fort- und Weiterbildung werden zumeist in einem Zug genannt, haben jedoch unterschiedliche Bedeutungen: Während Fortbildung dazu dient, bereits erworbene Kompetenzen zu erhalten, zu vertiefen oder zu aktualisieren, zielt Weiterbildung auf den Erwerb zusätzlicher Qualifikationen ab, Leimgruber, Art. „Religionslehrer / innenaus-, -fortund -weiterbildung“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd II, Sp. 1692 (1695). 172 173

56

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

mindestens jedoch im Umfang von 20 Semesterwochenstunden nachgewiesen werden.176 Zweitens kann die Prüfung für das Drittfach erst nach Bestehen der Ersten Staatsprüfung abgelegt werden, was dem Charakter des Drittfachstudiums als Weiterbildungsmaßnahme entspricht.177 Die Prüfung, mit der die Drittfach-Studiengänge enden, wird als Erweiterungsprüfung bezeichnet und vor dem staatlichen Prüfungsamt für die Erste Staatsprüfung abgelegt. Bei bestandener Prüfung wird die staatliche Lehrbefähigung um das Fach Evangelische oder Katholische Religionslehre erweitert. Absolventen der Erweiterungsprüfung, die noch keine Lehrbefähigung besitzen, erhalten die Erweiterung mit Bestehen der Zweiten Staatsprüfung. Der Vorbereitungsdienst dieser Personen beschränkt sich jedoch auf die Ausbildung im Erst- und Zweitfach. b) Angebote kirchlicher Bildungseinrichtungen Neben diesen Drittfach-Studiengängen an den staatlichen Hochschulen bestehen zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmen, die von Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft angeboten werden. In Nordrhein-Westfalen gibt es drei solcher Einrichtungen. Die fünf (Erz-)Diözesen unterhalten das „Institut für Lehrerfortbildung“ (IfL), das früher seinen Sitz in Essen-Werden hatte und seit 1994 in Mühlheim an der Ruhr angesiedelt ist.178 Die Evangelische Kirche von Westfalen betreibt das Pädagogische Institut im Haus Villigst bei Schwerte, das auch von der Lippischen Landeskirche genutzt wird.179 Ferner gibt es das Pädagogisch-Theologische Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland mit Sitz in Bonn. Das Weiterbildungsangebot dieser Institute richtet sich ausschließlich an Personen, die bereits die Erste und Zweite Staatsprüfung bestanden haben. aa) Regelungen in den Düsseldorfer Verträgen und in Vereinbarungen mit der Landesregierung Das Recht, Weiterbildungsmaßnahmen in eigenen Einrichtungen anzubieten, wurde den Kirchen erstmals in den bereits erwähnten Vereinbarungen mit der Landesregierung aus dem Jahr 1969 zuerkannt.180 Diese im Zuge der Entkonfessionalisierung der Lehrerausbildung entstandenen Vereinbarungen enthielten Bestim§ 29 Abs. 3 Nr. 1 LPO NW. Vgl. § 22 Abs. 1 LABG NW; § 29 Abs. 1 LPO NW. 178 Näher Wittstadt, in: FS zum 25jährigen Bestehen des IfL, S. 11. Das IfL wird getragen von der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung F.W.B. GmbH, die von den (Erz-)Diözesen gegründet worden ist. 179 Zur Geschichte des Instituts ausführlich Keßler, Schule, Religionsunterricht und Kirchlicher Unterricht im Wandel, S. 25 ff. 180 Siehe S. 34. 176 177

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

57

mungen, wonach die Kirchen zur Einrichtung oder Fortführung eigener Lehrerbildungsinstitute berechtigt sind. Diese Bestimmungen wurden durch die Düsseldorfer Verträge im Jahr 1984 zwar aufgehoben, das Recht der Kirchen zur Lehrerweiterbildung wurde aber in die Verträge übernommen; Näheres sollte in weiteren Vereinbarungen geregelt werden.181 Diese Vereinbarungen sind ein Jahr später zustande gekommen.182 Danach können die Kirchen Lehrerweiterbildung für den Erwerb der Lehrbefähigung in Evangelischer oder Katholischer Religionslehre durch eigene und beauftragte Einrichtungen betreiben.183 Die Teilnahme an den Weiterbildungsveranstaltungen ist freiwillig.184 Den Lehrern wird dafür Sonderurlaub nach den geltenden beamtenrechtlichen Vorschriften gewährt, der maximal vier Wochen im Jahr dauern darf.185 Die Personal- und Sachkosten, die den Kirchen durch die Weiterbildungsangebote entstehen, „werden vom Land erstattet, soweit die kirchliche Maßnahme nach staatlicher Auffassung erforderlich ist und dafür im Haushaltsplan des Landes Mittel veranschlagt sind“.186 Das Kriterium der Erforderlichkeit „nach staatlicher Auffassung“ lässt sich systematisch im Licht der Düsseldorfer Verträge konkretisieren. Dort ist vereinbart, dass die Kirchen Lehrerweiterbildung betreiben dürfen, „falls keine ausreichende Zahl an Lehrern“ zur Erteilung des Religionsunterrichts zur Verfügung steht.187 Die Erforderlichkeit ist also zu bejahen, wenn nicht genügend Lehrer zur Deckung des Bedarfs in Evangelischer oder Katholischer Religionslehre zur Verfügung stehen. Der Haushalts-Vorbehalt als weitere Voraussetzung für die Kostentragung durch das Land ist schon wegen der Budgethoheit des Parlaments notwendig. Bei den Vereinbarungen mit den Kirchen handelt es sich nicht um Staatskirchenverträge, die der Ratifizierung durch Gesetz bedürfen, sondern um Regelungen aus dem Bereich des Regierungshandels.188 In diesen können Zahlungsverpflichtungen des Landes jedoch nicht mit Verbindlichkeit für den Gesetzgeber festgelegt werden. Erforderlich ist vielmehr, dass die Mittel im Haushaltsplan angesetzt werden und dieser vom Parlament verabschiedet wird. Im nordrhein-westfälischen Haushaltsplan für das Jahr 2007 waren für die Lehrerbildung Zuschüsse an die Evangelischen Kirchen und an die Katholische Kirche in Höhe von je 588.000 A ange181 Art. VIII Abs. 2 und 3 des Vertrags mit dem Hl. Stuhl vom 26. März 1984 und Art. VII Abs. 2 und 3 des Vertrags mit den evang. Kirchen vom 29. März 1984. 182 Vereinbarungen über kirchliche Lehrerfortbildung mit den (Erz-)Bistümern beziehungsweise mit den Evang. Landeskirchen vom 22. Januar 1985, veröff. als Bek. des KM vom 4. März 1985, GABl NW, S. 205. 183 Vgl. § 1 Abs. 2 der Vereinbarungen. 184 § 2 S. 1 der Vereinbarungen. 185 § 3 Abs. 1 und Abs. 3 der Vereinbarungen. 186 § 6 der Vereinbarungen. 187 Art. VIII Abs. 2 des Vertrags mit dem Hl. Stuhl vom 26. März 1984 und Art. VII Abs. 2 des Vertrags mit den evang. Kirchen vom 29. März 1984. 188 Zur Abgrenzung näher Hollerbach, Verträge zwischen Staat und Kirche, S. 68 ff.

58

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

setzt.189 Diese wurden allerdings nicht nur für die Lehrerweiterbildung, sondern auch für die Lehrerfortbildung gewährt.190 bb) Formen und Umfang Bei den Weiterbildungsangeboten der kirchlichen Institute sind drei Formen zu unterscheiden. Zum einen Kurse, die auf eine Erweiterungsprüfung für das Fach Evangelische oder Katholische Religionslehre vorbereiten. Diese Kurse sind vergleichbar mit den Drittfach-Studiengängen an den staatlichen Hochschulen, insbesondere gelten die gleichen Vorgaben für den Umfang der Studien. Um die Vergleichbarkeit von Ausbildungsumfang und -niveau sicherzustellen, bedürfen die Kurse der Anerkennung durch das Schulministerium.191 Diese Anerkennung ist für die Vorbereitungskurse an allen drei kirchlichen Instituten auf der Grundlage der von diesen vorgelegten Studienordnungen ausgesprochen worden.192 Die Kurse schließen mit einer Prüfung vor dem staatlichen Prüfungsamt für die Erste Staatsprüfung ab. Die Absolventen erlangen damit die staatliche Lehrbefähigung für das Fach Evangelische oder Katholische Religionslehre. Diese Kurse zur Vorbereitung auf eine Erweiterungsprüfung lassen sich als Ursprungsform der kirchlichen Weiterbildungsangebote bezeichnen. Sie sind in den 1970er Jahren als Reaktion auf einen Mangel an Religionslehrern entstanden. In den Düsseldorfer Verträgen und den Vereinbarungen mit der Landesregierung werden sie ausdrücklich erwähnt. Ende der 1980er Jahre genügte die Zahl der Absolventen jedoch nicht mehr, um den Bedarf an Lehrern für den Religionsunterricht zu decken. Deshalb haben die kirchlichen Institute so genannte Zertifikatskurse entwickelt, die die zweite Form der Weiterbildungsangebote darstellen. Sie werden auf katholischer Seite seit 1990 und auf evangelischer Seite seit 1991 angeboten.193 Zertifikatskurse sind keine Besonderheit für den Religionsunterricht, sondern auch für andere Fächer zur Sicherung der Unterrichtsversorgung bei einem Lehrkräftemangel etabliert.194 Sie haben ein reduziertes Studienprogramm und 189 Haushaltplan NW für das Jahr 2007, Kap. 05 020, Titel 684 11 und 684 12; diese Summen waren auch schon in den Haushalten 2004, 2005 und 2006 angesetzt. 190 Vgl. die Erläuterungen zu den genannten Titeln im Haushaltsplan. Nach § 1 Abs. 1 der Vereinbarungen mit den Kirchen (Fn. 182) fördert das Land die Lehrerfortbildung der Kirchen für alle in der Stundentafel ausgewiesenen Fächer mit Ausnahme des Sportunterrichts und des Religionsunterrichts der jeweils anderen Konfession. 191 § 22 Abs. 1 S. 2 LABG NW. 192 Für die Institute der Evang. Kirchen durch RdErl. des KM vom 24. April 1987, GABl NW, S. 324; für das IfL durch RdErl. des KM vom 14. 10. 1983, GABl NW, S. 506. 193 Vgl. das Schreiben des RP von Düsseldorf vom 9. Februar 1991, abgedr. bei D. Fischer, Weiterbildung im Fach evangelische Religionslehre, S. 70; Schreiben des Kath. Büro NW vom 24. August 2006, S. 4; ferner RdErl. des KM vom 20. September 1990, GABl NW, S. 548. 194 Vgl. RdErl. des Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder vom 27. April 2004, ABl NW, S. 170, Pkt. 6.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

59

führen nicht zum Erwerb der staatlichen Lehrbefähigung. Ihre Absolventen werden daher gemäß dem staatlichen Schulrecht als fachfremde Lehrer im Religionsunterricht eingesetzt.195 Dieser fachfremde Einsatz wird durch ministeriellen Erlass zugelassen.196 Aufgrund des reduzierten Studienprogramms erreichen die Zertifikatskurse inhaltlich nicht das Niveau, das zur Erteilung von Unterricht in der gymnasialen Oberstufe erforderlich ist. Sie werden daher nur für die Sekundarstufe I angeboten. Die Kurse dauern ein Jahr, in dem ein Mal pro Woche ein Studientag in verschiedenen Regionen möglichst in der Nähe der Arbeitsplätze der Absolventen stattfindet. Hinzu kommen auf evangelischer Seite sieben und auf katholischer Seite zwei zweitägige Blockveranstaltungen an Wochenenden.197 Auf katholischer Seite gibt es Zertifikatskurse zudem für die Grundschule; sie haben eine Dauer von einem halben Jahr. Die Zertifikatskurse haben auf evangelischer Seite die Kurse zur Vorbereitung auf die Erweiterungsprüfung verdrängt. Auf katholischer Seite werden hingegen weiter Vorbereitungskurse angeboten. Sie dauern für Lehrende an Grundschulen zwei Jahre, für Lehrende der Sekundarstufe I drei Jahre und für Lehrende der Sekundarstufe II vier Jahre.198 Während dieser Zeit findet in jedem Halbjahr eine Studienwoche statt, zudem vier bis sechs Studientage pro Jahr.199 Als dritte Form der kirchlichen Weiterbildungsangebote existiert auf evangelischer Seite die so genannte Neigungsfachausbildung. Sie richtet sich ausschließlich an Grundschullehrer und eröffnet ebenfalls die Möglichkeit, fachfremd Religionsunterricht zu erteilen. Der Umfang der Studien ist im Vergleich zu den Zertifikatskursen abermals reduziert.

4. Kirchliche Bevollmächtigung Nach § 31 Abs. 3 S. 1 SchulG NW bedürfen Lehrkräfte für die Erteilung von Religionsunterricht einer Bevollmächtigung durch die Kirche. Dieses Erfordernis 195 Vgl. Keßler, Schule, Religionsunterricht und Kirchlicher Unterricht im Wandel, S. 392. 196 RdErl. des KM vom 20. September 1990, GABL NW, S. 548. Vgl. ferner § 7 Abs. 2 der Vereinbarung zwischen dem Land NW und den Evang. Kirchen vom 22. / 29. Dezember 1969 in der Fassung der Bek. des KM vom 17. Januar 1974, GABl NW, S. 93. Danach „können Personen, denen die Kirche ( . . . ) eine zusätzliche Ausbildung vermittelt hat, im Religionsunterricht mit weniger als der Hälfte der für die jeweilige Schulform festgesetzten Pflichtstunden beschäftigt werden, wenn ihnen von der kirchlichen Oberbehörde eine entsprechende Unterrichtserlaubnis für eine bestimmte Schulform erteilt worden ist“. 197 Amtl. Verz. der Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen des PI der EKvW für das 1. Schulhalbjahr 2006 / 2007, S. 7; Kursprogramm des IfL I / 2007, S. 28. 198 Kursprogramm des IfL I / 2007, S. 25. 199 Informationsbroschüre des IfL zu den Vorbereitungskursen, S. 3.

60

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

wird zudem von den Düsseldorfer Verträgen normiert.200 Die Bevollmächtigung der katholischen Kirche wird als Missio canonica bezeichnet, auf evangelischer Seite findet sich die Bezeichnung Vokation. Diese Institute wurzeln im kirchlichen Recht,201 über ihre Verankerung im Schulgesetz und in den Ratifizierungsgesetzen zu den Düsseldorfer Verträgen werden sie aber auch im staatlichen Rechtskreis verbindlich. Während dort aber die kirchliche Bevollmächtigung nur als Voraussetzung für die Lehrtätigkeit normiert ist, richten sich Erteilung und Entzug nach kirchlichen Ordnungen. Gemäß diesen werden Missio canonica und Vokation auf Antrag erteilt. Voraussetzung ist die Zugehörigkeit des Antragstellers zur jeweiligen Konfession. Der Antrag muss eine schriftliche Erklärung über die Bereitschaft enthalten, den Religionsunterricht in Übereinstimmung mit der Lehre der Katholischen Kirche beziehungsweise mit den Grundsätzen der evangelischen Kirche zu erteilen.202 Auf katholischer Seite muss der Antragsteller ferner erklären, dass er in seiner persönlichen Lebensführung die Grundsätze der Lehre der katholischen Kirche beachten wird. Da Missio canonica und Vokation nur Inhabern eines Lehramts erteilt werden, die Absolventen des Vorbereitungsdiensts in ihrem Ausbildungsunterricht jedoch aus Sicht der Kirche ebenfalls bereits verkündigend tätig werden, bedürfen auch sie einer kirchlichen Bevollmächtigung. Diese wird auf evangelischer Seite in Form einer „Vorläufigen Unterrichtserlaubnis“ erteilt, das Pendant der Katholischen Kirche heißt „Kirchliche Unterrichtserlaubnis“.203 Entzogen wird die Bevollmächtigung gemäß den kirchlichen Ordnungen, wenn die Lehrkraft den Unterricht nicht mehr in Übereinstimung mit der Lehre oder den Grundsätzen ihrer Kirche erteilt, aus der Kirche austritt oder – auf katholischer Seite – ihre persönliche Lebensführung nicht mehr den Grundsätzen der Lehre der Kirche entspricht.204 200 Art. VII des Vertrags mit dem Hl. Stuhl vom 26. März 1984 und Art. VI des Vertrags mit den evang. Kirchen vom 29. März 1984. 201 Näher zur innerkirchlichen Bedeutung Rees, Der Religionsunterricht und katechetische Unterweisung, S. 191; ders., in: Listl / Schmitz (Hg.), HdbKathKirchR, S. 734 (735); Gutmann / Mette, Orientierung Religion, S. 180; Flatten, Art. „missio canonica“, in: Wörterbuch zum Religionsunterricht, S. 162; Hoffmann, Art. „Lehramt – I. Evangelisch“, in: Kunst / Herzog / Schneemelcher (Hg.), EvStL, Sp. 1469. Ferner aus den kirchlichen Veröffentlichungen: DBK-Beschlusses vom 8. Februar 1974, abgedr. in: IfL (Hg.), Staatliche und kirchliche Grundlagen des Religionsunterrichts in NW, S. 75 f.; Beschluss „Der Religionsunterricht in der Schule“ der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der BRD, abgedr. a. a. O., S. 96; gemeinsame Vokationsordnung der Evang. Kirchen in NRW. 202 Pkt. I. 2. des DBK-Beschlusses vom 8. Februar 1974, abgedr. in: IfL (Hg.), Staatliche und kirchliche Grundlagen des Religionsunterrichts in NW, S. 75 f.; § 3 Abs. 2 der gemeinsamen Vokationsordnung der Evang. Kirchen in NRW. 203 Rahmenrichtlinien des DBK-Beschlusses vom 8. Februar 1974; § 6 der gemeinsamen Vokationsordnung der Evang. Kirchen in NRW.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

61

II. Ausbildung kirchlicher Lehrkräfte Soweit Lehrer zur Erteilung des Religionsunterrichts nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, lässt § 31 Abs. 3 S. 2 SchulG NW den Einsatz von Geistlichen205, kirchlichen Lehrkräften, von der Religionsgemeinschaft beauftragten Lehrkräften sowie Katecheten zu. Diese Aufzählung ist umfangreicher als in den meisten anderen Bundesländern. Mit dem Begriff „kirchliche Lehrkräfte“ enthält sie aber eine der Sache nach auch in zahlreichen anderen Bundesländern existierende Generalklausel.206 Von ihr werden auch Geistliche und Katecheten erfasst, sodass die in der Norm genannten Personengruppen nicht trennscharf voneinander abgegrenzt werden können. Dementsprechend wird in der Kommentarliteratur zu § 31 Abs. 3 S. 2 SchulG NW nicht weiter zwischen den Begriffen differenziert.207 In der Praxis erteilen – abgesehen von Lehrern – Personen aus drei Gruppen den evangelischen und katholischen Religionsunterricht: Geistliche, Katecheten sowie Pastoral- und Gemeindereferenten. Die Untersuchung folgt dieser Unterscheidung. Über die quantitative Bedeutung des Einsatzes kirchlicher Lehrkräfte lassen sich kaum Aussagen treffen. Zwar wird vom Land die Zahl der Inhaber einer Lehrbefähigung nach Unterrichtsfächern getrennt statistisch erfasst. Danach hatten im Schuljahr 2005 / 06 12.480 Personen eine Lehrbefähigung für evangelischen Religionsunterricht und 17.013 Personen eine Lehrbefähigung für katholischen Religionsunterricht.208 Darin enthalten sind jedoch auch die kirchlichen Lehrkräfte; ihnen wird von der Schulverwaltung eine außerordentliche Lehrbefähigung erteilt. Die Zahl allein der kirchlichen Lehrkräfte oder die Zahl der von ihnen erteilten Unterrichtsstunden wird hingegen weder von kirchlicher noch von staatlicher Seite landesweit ermittelt.209 204 Näher Flatten, Art. „missio canonica“, in: Wörterbuch zum Religionsunterricht, S. 162 (163); Rees, Der Religionsunterricht und die katechetische Unterweisung, S. 294 ff. 205 Der mittlerweile aufgehobene § 32 Abs. 4 SchOG erläuterte den Begriff „Geistliche“ in einem Klammerzusatz noch beispielhaft mit den Begriffen Pfarrer, Hilfsgeistliche und Vikare. 206 Vgl. oben, S. 26 mit Fn. 2 . 207 Vgl. Jülich (Hg.), SchulG NW, § 31 (Stand Mai 2005), Rn. 13. Schon zur alten Rechtslage Haugg, SchOG NW, § 32, Anm. 1 f. zu Abs. 5; Ernst, in: Roewer / Hoischen, SchOG NW, § 32, Erl. 2. 208 SchulInfo NRW, Daten zum Lehrpersonal, abrufbar unter „http: //www.bildungsportal. nrw.de/BP/Schulsystem/Statistik/Schulinfo/mitte.php?option=option03&oebene=5&asdjahr= 2005&ansicht=0“ (Stand 8. März 2007). 209 Zwar ist aus dem Landeshaushalt ersichtlich, dass im Schuljahr 2006 / 07 460 Personalstellen für kirchliche Lehrkräfte zur Erteilung des Religionsunterrichts zu Verfügung standen. Diese Stellen werden von den Schulen jedoch auch für andere Unterrichtsfächer genutzt, sofern sich keine kirchlichen Lehrkräfte finden. Andererseits gibt es Religionsunterricht, der im Rahmen des Programms „Geld statt Stellen“ erteilt wird. Dabei werden auch kirchliche Lehrkräfte befristet für eine Dauer von vier Wochen bis zu drei Jahren angestellt, um vertretungsweise Unterricht etwa in Fällen von Krankheit oder Mutterschutz zu erteilen. Sie werden

62

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

Auf der anderen Seite sind aber auch keine Vergleichszahlen für Religionslehrer erhältlich. Lehrer verfügen über eine Lehrbefähigung für mindestens zwei Fächer. Zudem ist die Erteilung fachfremden Unterrichts verbreitet. Lehrerstellen werden daher im Landeshaushalt nicht nach Unterrichtsfächern getrennt angesetzt.

1. Beschäftigung im Landesdienst oder über Gestellungsverträge Nicht alle kirchlichen Lehrkräfte stehen in einem Dienst- oder Anstellungsverhältnis zum Land. Es besteht insofern ein Unterschied zwischen beiden Konfessionen, der sich auf alle Gruppen kirchlicher Lehrkräfte erstreckt. Auf evangelischer Seite werden kirchliche Lehrkräfte seit jeher allein über so genannte Gestellungsverträge im Religionsunterricht beschäftigt.210 Die Lehrkraft steht dabei in einem Dienst- oder Anstellungsverhältnis mit der jeweiligen Landeskirche und wird von ihr in die Schule entsandt. Ihre Stelle wird jedoch im Umfang der Unterrichtserteilung vom Land refinanziert. Diese Vorgehensweise wurde zwischen dem Land und den Landeskirchen im Jahr 1969 vereinbart.211 In der Vereinbarung ist klargestellt, dass die kirchlichen Lehrkräfte in kein Dienstverhältnis zum Land treten und aus ihrer Unterrichtstätigkeit an den öffentlichen Schulen keinen Anspruch auf Übernahme in den Landesdienst erwerben.212 Auf katholischer Seite werden hingegen erst seit kurzem Gestellungsverträge abgeschlossen, so erstmalig 2003 im Rahmen eines Modellprojekts des Landes zur Sicherstellung des katholischen Religionsunterrichts an Berufskollegs durch Diplom-Theologen sowie 2005 im Rahmen eines entsprechenden Modellprojekts für die Gymnasien.213 Abgesehen von diesen Modellprojekten werden die Lehrkräfte der katholischen Kirche gemäß Vereinbarungen aus dem Jahr 1956 vom Schulträger in ein Beamten- oder Angestelltenverhältnis berufen.214 Für sie gelten die allgemeinen beamten- und besoldungsrechtlichen Vorschriften beziehungsweise die dienst- und tarifrechtlichen Vorschriften für Angestellte im öffentlichen Dienst. Sie können folglich bei der Unterscheidung zwischen kirchlichen Lehrkräften und Lehrern nur deshalb den kirchlichen Lehrkräften zugeordnet werden, weil sie eine aus Sondermitteln finanziert, die nicht nach Unterrichtsfächern getrennt ausgewiesen werden. Rückschlüsse auf den Religionsunterricht sind daher nicht möglich. 210 Seit Inkrafttreten des SchulG NW am 1. August 2005 ist die Möglichkeit zur Beschäftigung von Lehrern über Gestellungsverträge in § 57 Abs. 4 S. 3 SchulG NW explizit normiert. 211 Siehe Kap. IV der Vereinbarung zwischen dem Land NW und den Evang. Landeskirchen über die Erteilung des Religionsunterrichts durch kirchliche Lehrkräfte vom 22. / 29. Dezember 1969, veröff. als Bek. des KM vom 17. Januar 1974, GABl NW, S. 93. 212 § 2 Abs. 1 S. 1 und Abs. 2 der Vereinbarung. 213 Schreiben des Kath. Büro NW vom 24. August 2006, S. 5. 214 Pkt. I Abs. 1 der I. Vereinbarung zwischen dem Land und der katholischen Kirche vom 18. Februar 1956 sowie Pkt. 10 der II. Vereinbarung vom gleichen Tag, beide veröff. als RdErl. des KM vom 18. Februar 1956, GABl NW, S. 35.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

63

originär theologische Ausbildung absolviert haben und vor ihrer Berufung in den Schuldienst Einvernehmen zwischen dem Land und dem zuständigen Bischof herzustellen ist.215 Durch das Erfordernis des Einvernehmens ist sichergestellt, dass im pastoralen Dienst einsetzbares Personal nicht gegen den Willen der katholischen Kirche in den Schuldienst eintritt. Lehrkräfte, die über Gestellungsverträge beschäftigt werden, sind flexibel einsetzbar. Weder sind sie an eine bestimmte Schule gebunden, noch besteht ein langfristiges Beamten- oder Angestelltenverhältnis zum Land. Den Bedarf an solchen Gestellungskräften hat jede Schule zu Beginn eines Schuljahres im Benehmen mit den Kirchen festzustellen.216 Im Anschluss daran beginnt innerhalb der Kirche ein Ausschreibungs- und Stellenbesetzungsverfahren nach Kirchenrecht. Die staatliche Schulaufsichtsbehörde wirkt dabei durch Beratung mit.217 Nach der Auswahl stellt die Kirche einen so genannten Verteilungsplan auf, in dem sie die für den Einsatz im Religionsunterricht in Betracht kommenden kirchlichen Lehrkräfte auf die Schulen verteilt.218 Zugleich werden die Auswahlentscheidung und die Nachweise über die Qualifikation der Kandidaten an die zuständige Bezirksregierung als obere Schulaufsichtsbehörde übermittelt. Diese prüft, ob die Ausbildung der Betroffenen den Vereinbarungen zwischen Kirche und Land entspricht.219 Die Kandidaten halten zudem eine Probestunde im Beisein des Leiters der Schule, an der sie eingesetzt werden sollen, eines Vertreters der Bezirksregierung sowie eines kirchlichen Vertreters.220 Sofern keine Einwände bestehen, genehmigt die Bezirksregierung den Verteilungsplan. Mit dieser Genehmigung wird den im Verteilungsplan namentlich aufgeführten Kandidaten der nach § 31 Abs. 3 S. 1 SchulG NW erforderliche staatliche Unterrichtsauftrag erteilt.221 Die Ausbildung der kirchlichen Lehrkräfte soll im Folgenden näher dargelegt werden. Da die staatlichen Regelungen teilweise durch Bezugnahme auf kirchliche Begriffe auf innerkirchliche Regelungen verweisen, werden, soweit erforderlich, auch diese einbezogen.

215 Präambel der I. Vereinbarung; Pkt. I S. 2 lit. c) der II. Vereinbarung. Vgl. zur Unterscheidung zwischen Lehrern und kirchlichen Lehrkräften schon oben, S. 26 f. 216 § 4 Abs. 3 S. 1 der Vereinbarung mit den Evang. Kirchen (Fn. 211). 217 RdErl. des Schulministeriums vom 29. März 2004, abgedr. bei Foerster / Prüßner / Puzberg, Informationen zum Religionsunterricht V, S. 6. 218 § 4 Abs. 3 S. 2 der Vereinbarung mit den Evang. Kirchen (Fn. 211). 219 Filmer / Leikefeld, im Gespräch am 4. September 2006; vgl. auch Foerster / Prüßner / Puzberg, Informationen zum Religionsunterricht V, S. 51. 220 Nettingsmeier, im Gespräch am 18. August 2006. 221 § 5 Abs. 2 der Vereinbarung mit den Evang. Kirchen (Fn. 211). Den kirchlichen Lehrkräften auf katholischer Seite, die in den Landesdienst treten, wird der staatliche Unterrichtsauftrag mit der Berufung in den Landesdienst erteilt, Pkt. I der I. Vereinbarung vom 18. Februar 1956 und Pkt. 8 der II. Vereinbarung vom gleichen Tag (Fn. 214).

64

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

2. Geistliche Auf evangelischer Seite sind die im Religionsunterricht eingesetzten kirchlichen Lehrkräfte fast ausschließlich Geistliche.222 Die evangelischen Landeskirchen entsenden sie in die Schulen, weil genügend Kandidaten zur Verfügung stehen und diese dadurch die Zeit zwischen dem Abschluss ihrer Ausbildung und dem Antritt der ersten Pfarrstelle überbrücken können.223 Auf katholischer Seite hingegen geht aufgrund des sich verschärfenden Priestermangels der Einsatz von Geistlichen seit 30 Jahren zurück; sie haben gegenwärtig nur noch einen geringen Anteil an der Gesamtzahl kirchlicher Lehrkräfte.224 a) Zwischen Land und Kirchen vereinbarte Regelungen Zu der erforderlichen Ausbildung der Geistlichen machen die bereits erwähnten Vereinbarungen225 zwischen den Kirchen und dem Land nur wenige Vorgaben. Nach der Vereinbarung mit den evangelischen Landeskirchen aus dem Jahr 1969 kann der Religionsunterricht an allen Schulen erteilt werden von Theologen, die die Erste und Zweite theologische Staatsprüfung oder eine von der Kirche als gleichwertig anerkannte Prüfung bestanden haben, sowie von Theologen nach der Ersten theologischen Staatsprüfung, sofern sie eine zusätzliche religionspädagogische Ausbildung nachweisen.226 Auf katholischer Seite ist zu differenzieren, ob der Geistliche haupt- oder nebenberuflich in den Schuldienst eintreten soll. Letzteres kommt in Betracht für Ortsgeistliche, die als Priester einer Gemeinde zugeteilt sind, bei Bedarf aber auch schulischen Religionsunterricht erteilen können.227 Hauptamtlich unterrichtende Geistliche müssen die für das jeweilige Lehramt erforderlichen staatlichen Lehramtsprüfungen nachholen.228 Die Betroffenen stehen damit hinsichtlich ihres Stundendeputats den Lehrern gleich, und auch ihre Ausbildung ist vergleichbar, wobei jedoch zwei Besonderheiten zu beachten sind. Zum einen müssen sie keine Lehrbefähigung für ein zweites Fach erwerben.229 Zum anderen ist ihnen das Studium Nettingsmeier, im Gespräch am 18. August 2006. Vgl. in historischer Perspektive Neumann, Art. „Lehrerausbildung“, in: G. Müller (Hg.), TRE XX, S. 621. 224 Filmer / Leikefeld, im Gespräch am 4. September 2006; Schreiben des Kath. Büro NW vom 24. August 2006, S. 1. 225 Vgl. Fn. 211 und Fn. 214. 226 § 7 Abs. 1 Nrn. 1 und 2 der Vereinbarung zwischen dem Land NW und den Evang. Landeskirchen über die Erteilung des Religionsunterrichts durch kirchliche Lehrkräfte vom 22. / 29. Dezember 1969 (Fn. 211). 227 Schmoeckel, Der Religionsunterricht, S. 82. 228 Pkt. I Abs. 2 der Vereinbarung zwischen dem Land NW und der katholischen Kirche vom 18. Februar 1956 (Fn. 214). 222 223

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

65

des Fachs Religionslehre erlassen; sie können sich ihr Theologiestudium anerkennen lassen und müssen nur den Vorbereitungsdienst absolvieren.230 Für katholische Geistliche, die nebenberuflich Religionsunterricht erteilen wollen, normiert die Vereinbarung keine speziellen Voraussetzungen. In der Präambel ist lediglich festgehalten, dass die Kirche „die didaktischen und pädagogischen Erfordernisse der Schulen berücksichtigen“ wird.231 Mittelbar ergeben sich weitere Voraussetzungen für die nebenberuflich als Religionslehrer tätigen Geistlichen beider Konfessionen aus dem im Jahr 1929 geschlossenen Preußischen Konkordat und aus dem Preußischen Evangelischen Kirchenvertrag aus dem Jahr 1931.232 Dort sind Anforderungen an Geistliche normiert, denen dauerhaft ein Pfarramt übertragen werden soll. Sie müssen deutsche Staatsangehörige sein, ein zum Studium an einer deutschen Universität berechtigendes Reifezeugnis besitzen und in der Regel ein mindestens dreijähriges Theologiestudium an einer deutschen staatlichen Hochschule absolviert haben.233 Bei Letzterem handelt es sich um das so genannte Triennium. Es diente im Zeitalter des Kulturkampfs der Sicherung staatlicher Einflussnahme auf die Ausbildung der Geistlichen.234 Weil kirchlichen Hochschulen und Fakultäten heute ein den staatlichen Einrichtungen gleichwertiges Wissenschaftsniveau nicht mehr abgesprochen wird und ihre Absolventenzahlen klein sind, hat das Triennium mittlerweile nur noch geringe Bedeutung.235 Dem entspricht eine Vereinbarung des Landes mit der katholischen Kirche, wonach von den Erfordernissen des Preußischen Konkordats einschließlich des Trienniums befreit werden kann.236 Dazu muss die Kirche mitteilen, dass der Geistliche aufgrund seiner Ausbildung zur Erteilung des Religionsunterrichts fachlich geeignet ist. Handelt es sich um einen Geistlichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, muss der Nachweis erbracht werden, dass er die deutsche Sprache in Wort und Schrift beherrscht.237 Der Preußische Evangelische Kirchenvertrag enthält ebenfalls eine Befreiungsmöglichkeit,238 zu der jedoch nähere Vereinbarungen nicht geschlossen wor229 In der Praxis haben die meisten allerdings die Lehrbefähigung für ein weiteres Fach erworben, vgl. Schmoeckel, Der Religionsunterricht, S. 81. 230 Zur Anerkennung eines Theologiestudiums im Rahmen der Religionslehrerausbildung oben, S. 52 f. 231 Diese Passage ist durch Änderungsvereinbarung vom 21. Dezember 1970, GABl NW 1971, S. 173, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 213, eingefügt worden. 232 Abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 709 ff. bzw. 760 ff. 233 Art. 10 Abs. 1 i.V.m. 9 Abs. 1 PrKonk; Art. 9 Abs. 1 i.V.m. 8 Abs. 1 PrEvKV. 234 Näher Solte, WissR, Beih. 8, S. 1 (19 f.); Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 369 ff.; Link, ZevKR 17 (1972), S. 256 (263 ff.). 235 Vgl. Heckel, Die theologischen Fakultäten m weltlichen Verfassungsstaat, S. 371. 236 Veröff. als RdErl. des KM vom 15. Dezember 1957, GABl NW 1958, S. 4. Die Befreiungsmöglichkeit ist schon in Art. 9 Abs. 2 PrKonk vorgesehen und wird von der Vereinbarung konkretisiert. 237 Pkt. I. 2. lit. b) i.V.m. 3. lit. a) der Vereinbarung.

66

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

den sind. Von ihr wird nur selten Gebrauch gemacht, sodass die Studierenden der kirchlichen Hochschulen regelmäßig einen Teil ihres Studiums – zumeist das Hauptstudium – an staatlichen Hochschulen absolvieren.239 b) Kirchliche Ausbildungsordnungen Innerkirchliche Vorgaben für die Geistlichenausbildung enthalten auf evangelischer Seite die „Rahmenordnung für die Erste Theologische Prüfung / die Diplomprüfung in Evangelischer Theologie“, die der Rat der EKD im Jahr 2002 verabschiedet hat,240 sowie die so genannten Stoffpläne,241 auf die sie verweist. Die Rahmenordnung ist zwischen den Gliedkirchen der EKD und den evangelischtheologischen Fakultäten abgestimmt worden und soll das Theologiestudium so weit vereinheitlichen, dass ein Wechsel der Studienorte über den Bereich einer Landeskirche hinaus ohne Probleme möglich ist. Sie hat für die Gliedkirchen lediglich empfehlenden Charakter, da die EKD im Bereich der Geistlichenausbildung nur über eine Richtlinienkompetenz verfügt.242 Rechtlich verbindlich sind nur die von den Landeskirchen erlassenen Prüfungsordnungen und die Studienordnungen der Fakultäten, die den Empfehlungen jedoch weitgehend folgen,243 sodass hier insoweit nur auf die Rahmenordnung eingegangen werden soll. Darüber hinaus enthalten die Pfarrerausbildungsgesetze der Gliedkirchen verbindliche Vorgaben für das Vikariat, also den praktischen Dienst zur Vorbereitung auf die Zweite Theologische Prüfung. Rahmenordnung und Stoffpläne machen Aussagen zu den Gegenständen von Studium und Erster Theologischer Prüfung, die sich in die fünf Hauptfächer Altes und Neues Testament, Kirchengeschichte sowie Systematische und Praktische Theologie unterteilen. Als Bestandteil der Praktischen Theologie wird auch die Religionspädagogik mit den Arbeitsgebieten „Schule und Gemeinde“ genannt. Im Bereich Praktische Theologie müssen während des Studiums zwei Schwerpunktveranstaltungen belegt werden.244 Eine Konkretisierung oder weitere Studien- oder Prüfungsinhalte mit spezifisch schulischem Bezug enthalten die Empfehlungen Art. 8 Abs. 3 PrEvKV. Lindemann, im Gespräch am 20. Juli 2006. 240 ABl EKD 2002, S. 161 ff. 241 Es handelt sich um die „Übersicht über die Gegenstände des Studiums der Evangelischen Theologie und die Voraussetzungen und Gegenstände der Theologischen Prüfungen“, die von einer Kommission für die Reform des Theologiestudiums erarbeitet worden ist. 242 Art. 9 der Grundordnung der EKD lautet: „Die Evangelische Kirche in Deutschland kann Richtlinien aufstellen ( . . . ) a) für die wissenschaftliche und praktische Ausbildung der Pfarrer und der übrigen kirchlichen Amtsträger.“ Der empfehlende Charakter der Rahmenordnung wird in deren Vorwort ausdrücklich hervorgehoben. 243 Vgl. Wasserberg, Der Bologna-Prozess und die Theologie, S. 120 f. 244 § 9 der Rahmenordnung i.V.m. Pkt. 2.2., 5 der Stoffpläne. 238 239

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

67

der EKD nicht. Die Pfarrerausbildungsgesetze sehen als Bestandteil der praktischen Ausbildung im Vikariat in der Regel ein katechetisches Praktikum oder ein Schulpraktikum vor. Nach dem Pfarrerausbildungsgesetz der Evangelischen Kirche der Union beispielsweise hat dieses eine Dauer von drei Monaten.245 Innerhalb der katholischen Kirche bestimmen ein Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Priesterbildung und der Codex Iuris Canonici, dass auf der nationalen Ebene eigene Ordnungen für die Priesterausbildung zu erlassen sind.246 Eine solche „Rahmenordnung für die Priesterbildung“ wurde von der Deutschen Bischofskonferenz im Jahr 1978 beschlossen; 2003 hat sie eine überarbeitete Fassung verabschiedet.247 Deren Vorgaben sollen durch diözesane Ausbildungsordnungen konkretisiert werden. Solche wurden bisher jedoch nur in wenigen Diözesen erlassen, sodass es weitgehend bei den Vorgaben der Rahmenordnung bleibt.248 Nach dieser teilt sich die Priesterausbildung in eine Studienphase einschließlich theologischem Examen und in eine Phase der Hinführung zur Priesterweihe und der Einführung in den priesterlichen Dienst. Für das siebte bis zehnte Semester innerhalb der Studienphase sieht die Rahmenordnung eine „religionspädagogische Ausbildung mit Berücksichtigung des Religionsunterrichts und der Gemeindekatechese“ vor, deren Umfang jedoch nicht konkretisiert wird.249 Als Studien- und Prüfungsinhalte sieht sie die Theorie und Didaktik des Religionsunterrichts, Grundzüge einer Theorie des Religionsunterrichts, Grundprobleme der Auswahl und Vermittlung von Inhalten / Zielen des Religionsunterrichts sowie Grundkategorien der Unterrichtsmethodik vor. Für die zweite Ausbildungsphase nennt die Rahmenordnung als Aufgabe, denen sich die Priesteramtskandidaten im praktischen Einsatz stellen sollen, die „Vorbereitung und Durchführung längerer Unterrichtseinheiten in Religionsunterricht und Gemeindekatechese, vor allem bei der Hinführung der Kinder zu den Sakramenten“. Auch für diese Ausbildungsanteile ist kein Mindestumfang festgelegt.

3. Katecheten Der Begriff Katecheten bezeichnet allgemein Personen, die kirchlichen Unterricht erteilen.250 Diese Aufgabe oblag zunächst der gesamten Gemeinde und ihrem Geistlichen, im Laufe der Zeit bildete sich mit den Katecheten jedoch ein eigener 245 § 9 des Kirchengesetzes über die Ausbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Union (seit 2003: Union Evangelischer Kirchen) v. 15. Februar 1983. 246 Vgl. can. 242 CIC und Art. 1 VatII, Optatam totius. 247 Veröff. als DtBis Nr. 73. 248 Weigand, in: Listl / Schmitz (Hg.), HdbKathKirchR, S. 293 (294 mit Fn. 6). 249 Nr. 48 der Rahmenordnung. 250 Art. „Katechet“, in: Hanselmann / Swarat (Hg.), Fachwörterbuch Theologie, S. 104.

68

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

kirchlicher Stand heraus.251 Die Katecheten sollten in ihrem Unterricht den Gläubigen einen tieferen Zugang zum christlichen Leben eröffnen und sie in den zentralen Glaubensinhalten und -vollzügen unterweisen. Aus dieser katechetischen Tradition heraus wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen konzipiert. Dienst am Glauben und Verkündigung sollten bei ihm im Vordergrund stehen, er wurde als „Kirche in der Schule“ und „Erziehung unter dem Evangelium“ aufgefasst.252 Aufgrund dieser inhaltlichen Parallele zwischen kirchlicher Katechese und Religionsunterricht lag es nahe, Katecheten als Lehrkräfte auch in dem schulischen Unterricht einzusetzen. Damit reagierte zunächst vor allem die katholische Kirche seit Beginn der 1950er Jahre auf einen Mangel an Religionslehrern. Der in der Folge zunehmende Einsatz von Katecheten förderte sowohl auf staatlicher als auch auf kirchlicher Seite ein Bedürfnis nach einer verbindlichen formalen Regelung. Diese führte im Jahr 1956 zum Abschluss einer Vereinbarung über die „Erteilung des Religionsunterrichts durch kirchlich ausgebildete Katecheten“, die auch Bestimmungen über die erforderliche Ausbildung enthält.253 Auf evangelischer Seite verlief die Entwicklung etwas verzögert. Für die allgemein bildenden Schulen wurde der Einsatz von Katecheten erst ab den 1960er Jahre verbreitete Realität.254 1961 wies ein Bericht des Katechetischen Amts auf einen sich verschärfenden Mangel an Lehrern für den Religionsunterricht hin und forderte als Abhilfemaßnahme den verstärkten Einsatz von Katecheten.255 Von dieser Möglichkeit wurde in den folgenden Jahren zunehmend Gebrauch gemacht. Der wachsende Einsatz der Katecheten im schulischen Religionsunterricht rief auch für die evangelische Seite ein Bedürfnis nach einer formalen Regelung zwischen Staat und Landeskirchen hervor. Eine solche wurde 1969 mit der „Vereinbarung über die Erteilung des Religionsunterrichts durch kirchliche Lehrkräfte an öffentlichen Schulen“ geschaffen.256 Diese Vereinbarung ist ebenso wie ihr Pendant auf katholischer Seite noch heute in Kraft.

251 Näher Abromeit, Art. „Katecheten, Katechetinnen“, in: Burkhard / Swarat (Hg.), EvLThG II, S. 1050 f.; Bockwoldt, Art. „Katechese, Katechetik“, in: Drehsen u. a. (Hg.), Wörterbuch des Christentums, S. 593 f.; Schmitt, Art. „Katechet, Katechetin“, in: Kasper (Hg.), LThK V, Sp. 1304 f.; Lutze, Art. „Katecheten“, in: Brunotte / Weber (Hg.), EvKL, S. 554 f. 252 Näher Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (448 f.) m. w. N.; Pieroth, Art. „Religionsunterricht“, in: Herzog u. a. (Hg.), EvSTL II, Sp. 2981 (2985); Langer, Art. „Religionsunterricht“, in: Eicher (Hg.), NHdbThG, S. 64. 253 II. Vereinbarung vom 18. Februar 1956, veröff. als RdErl. des KM vom 18. Februar 1956, GABl NW, S. 35. 254 Vgl. Keßler, Schule, Religionsunterricht und Kirchlicher Unterricht im Wandel, S. 164 m. w. N. 255 Keßler, Schule, Religionsunterricht und Kirchlicher Unterricht im Wandel, S. 164. 256 Vereinbarung vom 22. / 29. Dezember 1969, veröff. als RdErl. des KM vom 17. Januar 1974, GABl NW, S. 93.

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

69

a) Vorgaben für die Ausbildung In den Vereinbarungen spiegelt sich ein unterschiedlicher Grad kircheninterner Normierung der Katechetenausbildung wider. Innerhalb der evangelischen Landeskirchen galten bei Abschluss der Vereinbarung Katechetengesetze, die teils detaillierte Vorgaben für die Katechetenausbildung enthielten. Die Vereinbarung nimmt auf diese kirchlichen Regelungen Bezug, indem sie unter der Überschrift „Fachliche Eignung“ lediglich bestimmt, dass der Religionsunterricht erteilt werden kann von „Katecheten entsprechend ihrer Ausbildung an Grund-, Haupt-, Sonder-, Realschulen und berufsbildenden Schulen“.257 Die mittlerweile teils aufgehobenen258 kirchlichen Katechetengesetze sahen eine mindestens zweijährige Grundausbildung an einer von der Landeskirche anerkannten kirchlichen Ausbildungsstätte sowie einen anschließenden, ebenfalls mindestens zweijährigen praktischen Vorbereitungsdienst vor.259 Die Grundausbildung sollte neben theologischem Wissen auch Kenntnisse in „Pädagogik, Jugendführung und Schulkunde“ vermitteln.260 Der Vorbereitungsdienst bestand aus praktischer Unterrichtstätigkeit. Die Ausbildungsphasen schlossen mit der ersten beziehungsweise zweiten katechetischen Prüfung ab, zu denen das Schulministerium einen Beauftragten entsandte.261 Da im Bereich der katholischen Kirche ähnliche kirchliche Regelungen bei Abschluss der Vereinbarung 1956 nicht bestanden, macht die Vereinbarung selbst vergleichsweise umfangreiche Vorgaben. Danach ist eine theoretische und praktische Ausbildungszeit von zwei Jahren in von der Kirche eingerichteten Laienseminaren oder vergleichbaren Einrichtungen erforderlich, an die sich ein Probejahr in der Seelsorge anschließt.262 Im Probejahr müssen die Absolventen an von der Kirche eingerichteten religionspädagogischen Arbeitsgemeinschaften teilnehmen, die sie auf die Erteilung des Religionsunterrichts an einer bestimmten Schulart vorbereiten sollen. Während der gesamten Ausbildungszeit „ist den Katecheten Gelegenheit zum Hospitieren in der Schule zu geben, wobei sie auch selbst Unterrichtsstunden übernehmen sollen“.263 Am Ende beider Ausbildungsphasen finden Prüfungen statt; die Prüfung zum Abschluss des Probejahrs umfasst auch eine Pro257 § 7 Abs. 1 Nr. 3 der Vereinbarung. Der Einsatz von Katecheten an Gymnasien war nur ausnahmsweise möglich, vgl. § 9 Abs. 1 Nr. 3 lit. a) der Vereinbarung. 258 Dazu unten, S. 70 ff. 259 Das Katechetengesetz der EKiR vom 7. Dezember 1956 ist abgedruckt bei Haugg, SchOG NW, Anh. zu § 32 Abs. 5; der Inhalt des Katechetengesetzes der EKvW wird referiert von Keßler, Schule, Religionsunterricht und Kirchlicher Unterricht im Wandel, S. 167. Zu den Ausbildungseinrichtungen vgl. Becker, Art. „Katechetische Institute – II. evangelische“, in: Wörterbuch zum Religionsunterricht, S. 116. 260 So § 5 Abs. 2 S. 3 des Katechetengesetzes der EKiR. 261 § 24 S. 2 der Vereinbarung (Fn. 256). 262 Pkt. 3 Abs. 1 der Vereinbarung (Fn. 253). Zu den Ausbildungseinrichtungen vgl. A. Barth, Art. „Katechetische Institute – I. katholische“, in: Wörterbuch zum Religionsunterricht, S. 114. 263 Pkt. 3 Abs. 3 der Vereinbarung.

70

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

belektion im Unterricht, an der ein Vertreter der Schulaufsichtsbehörde teilnehmen kann. Nach Bestehen der zweiten Prüfung erteilt die Schulaufsichtsbehörde dem Katecheten die Lehrbefähigung für den Religionsunterricht.264 b) Schwindende Bedeutung der Katecheten für den Religionsunterricht War der Einsatz von Katecheten im Religionsunterricht früher eine von den Kirchen gern genutzte265 und quantitativ jedenfalls so bedeutsame Möglichkeit, dass sie zum Abschluss eigener Vereinbarungen führte, spielen Katecheten für die Erteilung des Religionsunterrichts heute nur noch auf katholischer Seite und selbst dort nur eine untergeordnete Rolle. Im evangelischen Religionsunterricht sind keine Katecheten mehr im Einsatz.266 Ihren Ursprung hat diese Entwicklung in dem Umstand, dass Katecheten sowohl von staatlicher als auch von kirchlicher Seite stets nur als behelfsmäßiger Ersatz in Zeiten des Religionslehrermangels angesehen wurden; die im SchulG NW ausdrücklich angeordnete Subsidiarität ihres Einsatzes gegenüber dem Einsatz von Lehrern bringt dies zum Ausdruck.267 Der Charakter als Behelfslösung galt aufgrund der ursprünglich katechetischen Konzeption des Religionsunterrichts als „Kirche in der Schule“ zunächst – jedenfalls aus Sicht der Kirchen – nicht so sehr wegen der nur eingeschränkten pädagogischen und didaktischen Ausbildung der Katecheten, wohl aber wegen ihres auch in theologischer Hinsicht geringeren Ausbildungsniveaus. Im Lauf der Zeit standen außerdem zunehmend mehr Inhaber einer Lehrbefähigung für den Religionsunterricht zur Verfügung.268 Ein Bedarf an Katecheten für den schulischen Religionsunterricht war auf evangelischer Seite daher zu Beginn der 1980er Jahre nicht mehr gegeben. Da zudem für den Dienst in den Gemeinden genügend Pastoren zur Verfügung standen, wurde die Katechetenausbildung in der Folge eingestellt.269 Auch auf katholischer Seite wurden die Katecheten als Lehrkräfte für den Religionsunterricht zunehmend durch Lehrer verdrängt. Hier lässt sich zudem ein weiPkt. 6 der Vereinbarung. Vgl. das von der Synode der EKvW bei ihrer Tagung vom 21. bis 26. Oktober 1962 beschlossene „Wort zum Katechetenstand“, zit. nach Keßler, Schule, Religionsunterricht und Kirchlicher Unterricht im Wandel, S. 166: „Die Landessynode begrüßt die großen Möglichkeiten des Angebots, in allen Schularten Evangelische Unterweisung zu erteilen. In der Ausübung dieses Dienstes ist es zu dem neuen Berufsstand des Katecheten in unserer Kirche gekommen, zu dem sich die Synode freudig bekennt.“ 266 Foerster / Prüßner / Puzberg, Informationen zum Religionsunterricht V, S. 51. 267 Vgl. oben, S. 28 f. 268 Aufgrund einer restriktiven Lehrereinstellungs-Politik in den 1980er Jahren führte dies zwar nicht zu einer umfassenden Bedarfsdeckung in den Schulen, vgl. Keßler, Schule, Religionsunterricht und Kirchlicher Unterricht im Wandel, S. 168 f. Umso mehr aber waren die Kirchen bemüht, den auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Lehrern nicht durch Katecheten zusätzliche Konkurrenz zu machen. 269 Das Katechetengesetz der EKvW etwa wurde 1983 aufgehoben. 264 265

B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht

71

terer Grund für die schwindende Bedeutung der Katecheten deutlich nachzeichnen: Die sich verändernde Konzeption des Religionsunterrichts. Der katechetische Ansatz gelangte zunehmend an seine Grenzen, weil er volkskirchliche Traditionen und mit ihnen Schüler voraussetzte, die bereits in der Familie christlich sozialisiert worden waren und über einen soliden Bestand an Erfahrungen in religiösen Lebensvollzügen verfügten.270 Dies entsprach jedoch nicht mehr der schulischen Realität.271 Zudem passte die katechetische Konzeption des Religionsunterrichts nicht zu Postulaten der Erziehungswissenschaft, die eine Abkehr von der allein biblisch-kerygmatischen Begründung des Religionsunterrichts forderte.272 Daher wurde sie von den Kirchen jedenfalls für den Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen aufgegeben.273 Als Folge dieser Entwicklung finden sich heute unter den Lehrkräften für den katholischen Religionsunterricht Katecheten nur noch selten.274 An ihre Stelle sind zum Teil die so genannten Pastoral- und Gemeindereferenten getreten. 4. Pastoral- und Gemeindereferenten Die in der katholischen Kirche bestehenden Berufe des Pastoral- und des Gemeindereferenten sind vergleichsweise jung. Ihre Wurzeln liegen in karitativen Diensten, die in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Frauen in den Gemeinden verrichtet worden sind. Diese Frauen waren als Seelsorgehelferinnen ausgebildet und hatten häufig zugleich als Fürsorgerinnen oder Sozialarbeiterinnen gearbeitet.275 Der sich auf diese Weise profilierende apostolische Laiendienst wurde nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu einem hauptberuflichen pastoralen Laiendienst weiterentwickelt.276 Einsatzfeld der Pastoral- und Gemeinderefe270 Vgl. Kuld, Art. „Religionslehrer, Religionslehrerin“, in: Kasper (Hg.), LThK VIII, Sp. 1061 f. m.w.N.; Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (449). 271 Näher Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (449 f.); Stoodt, Art. „Religionsunterricht in Deutschland – 1. Begriff u. Geschichte“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd II, Sp. 1775 (1778 f.) m. w. N. 272 Dazu näher unten, S. 229. 273 Ein Beschluss der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der BRD vom 22. November 1974, veröff. in: Beschlüsse der Vollversammlung. Offizielle Gesamtausgabe I, Freiburg i. Br. 1976, S. 123, ist paradigmatisch für diese Entwicklung. Mit Blick auf Schüler, die sich „in der Kirche nicht beheimatet fühlen“, heißt es darin: „Wenn der Lehrer dennoch versucht, in den Glauben und in das Leben der Kirche einzuweisen und einzuüben, so ist es oft, wie wenn er zu Blinden von Farbe spricht.“ Die Schwierigkeiten bei der Vermittlung der religiösen Inhalte führten zu einem steigenden Mangel an Religionslehrern. Wenn als Reaktion darauf versucht werde, „durch nicht genügend qualifizierte nebenberufliche Hilfskräfte den Mangel zu beheben, so ist das dem Ansehen des Religionsunterrichts kaum förderlich“. Der Einsatz von Katecheten wurde durch den Beschluss zurückgedrängt, die katechetische Konzeption des Religionsunterrichts explizit aufgegeben. 274 Schreiben des Kath. Büro NW vom 24. August 2006, S. 2. 275 IDP (Hg.), Pastoralreferent / -in, S. 2.

72

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

renten ist neben verschiedenen Bereichen der Seelsorge, der Begleitung Ehrenamtlicher oder der Erwachsenenbildung auch der Religionsunterricht.277 Innerkirchliche Bestimmungen über die Ausbildung von Pastoral- und Gemeindereferenten sind in Rahmenstatuten und Rahmenordnungen enthalten, die von der Deutschen Bischofskonferenz 1987 verabschiedet worden sind.278 Innerhalb der so gezogenen Grenzen existieren Detailregelungen in Ausbildungsordnungen auf diözesaner Ebene. Beim Zugang zu dem pastoralen Laiendienst sind drei Gruppen zu unterscheiden.279 Zum einen Personen, die bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Zweitens solche, die ein Fachhochschulstudium in Theologie oder Religionspädagogik absolviert haben. Personen aus diesen beiden Gruppen werden nach Abschluss der auf den Laiendienst vorbereitenden kirchlichen Ausbildung als Gemeindereferenten bezeichnet. Bei Pastoralreferenten handelt es sich demgegenüber drittens um Personen, die ein katholisch-theologisches Hochschulstudium absolviert haben.280 Die Ausbildung der Pastoral- und Gemeindereferenten gliedert sich in zwei Phasen. Die erste Phase besteht aus dem theologischen Hochschulstudium beziehungsweise dem Fachhochschulstudium in Theologie oder Religionspädagogik. Angehende Gemeindereferenten der ersten Gruppe, die kein Studium, sondern eine Berufsausbildung absolviert haben, eignen sich die entsprechenden Kenntnisse in einer sechs Semester dauernden Studienphase an einer kirchlichen Fachschule oder einem Seminar für Gemeindepastoral und Religionspädagogik an.281 In der Studienphase der künftigen Gemeindereferenten muss die praktische Theologie einen Umfang von einem Viertel der Lehrveranstaltungen neben den Fächern Biblische und Systematische Theologie, Kirchengeschichte und Humanwissenschaften ausmachen. Zur praktischen Theologie gehört auch die Religions276 Eine deutliche Ausgestaltung erfuhr er durch die Würzburger Synode (1971 bis 1975), Hochstafel, Art. „Gemeindereferentin, Gemeindereferent“, in: Kasper (Hg.), LThK IV, Sp. 429; ders., Art. „Pastoralreferent, Pastoralreferentin“, in: Kasper (Hg.), LThK VII, Sp. 1444. Näher zur Unterscheidung von Laien und Geistlichen Karrer, in: Eicher (Hg.), NHdbThG II, S. 411 ff. 277 Vgl. Hochstafel, Art. „Gemeindereferentin, Gemeindereferent“, in: Kasper (Hg.), LThK IV, Sp. 429; ders., Art. „Pastoralreferent, Pastoralreferentin“, in: Kasper (Hg.), LThK VII, Sp. 1444. 278 Rahmenstatuten und -ordnungen für Gemeinde- und Pastoralreferenten / Referentinnen, beschlossen von der DBK in ihrer Vollversammlung vom 9. bis 12. März, veröff. als DtBis. Nr. 41. 279 Vgl. Rahmenstatut für Gemeindereferenten, Pkt. 17 f. 280 Rahmenstatut für Pastoralreferenten, Pkt. 1.3. Abweichend von diesem Sprachgebrauch tragen im Bistum Münster Personen aller genannten Gruppen die Bezeichnung Pastoralreferenten, vgl. IDP (Hg.), Pastoralreferent / -in, S. 4. 281 Rahmenstatut für Gemeindereferenten, Pkt. 4.1.; Rahmenordnung für Gemeindereferenten, Pkt. 6. Möglich ist auch eine berufsbegleitende Ausbildung der Gemeindereferenten, die bei gleichzeitiger Ausübung des bisherigen Berufs durchgeführt wird. Dazu näher die Rahmenordnung für Gemeindereferenten, Pkt. 19.

C. Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften

73

pädagogik, zu deren verbindlichen Inhalten die Rahmenordnung der Deutschen Bischofskonferenz die Themen „Didaktik und Methodik des Religionsunterrichts; Einführung in die Lehrpläne und Lehrbücher; religiöse Lernprozesse bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“ zählt.282 Zudem sollen den Absolventen Kenntnisse im Schulrecht vermittelt werden. Auch eine praktische Vorbereitung auf den Religionsunterricht sehen die Rahmenstatuten und -ordnungen vor.283 Sie kann entweder erfolgen in einem so genannten berufspraktischen Jahr, dass ebenfalls in die erste Ausbildungsphase fällt, oder in der Phase der Berufseinführung, die den zweiten Abschnitt der Ausbildung darstellt. Diese zweite Phase dauert für Anwärter auf den Beruf des Pastoralreferenten drei Jahre, für angehende Gemeindereferenten wegen der größeren Praxisnähe ihrer vorausgehenden Ausbildung lediglich zwei Jahre. Die praktische Vorbereitung auf den Religionsunterricht soll ebenso durch Hospitationen wie durch die Erteilung von Unterrichtsstunden vollzogen werden. Im Bistum Münster etwa sind diese Vorgaben der Deutschen Bischofskonferenz dahingehend konkretisiert, dass alle Absolventen während eines Schuljahres sechs bis acht Stunden Religionsunterricht erteilen müssen.284 Die Ausbildung der Pastoral- und Gemeindereferenten schließt – bei Unterschieden im Detail – mit Prüfungen ab, in denen neben schriftlichen und mündlichen auch praktische Leistungen zu erbringen sind.285 Im Bistum Münster etwa müssen die Absolventen eine Probelektion im Unterricht halten, an der Vertreter der staatlichen Schulverwaltung teilnehmen.286 Bei erfolgreichem Abschluss wird dem Betroffenen die Befähigung ausgesprochen, Religionsunterricht zu erteilen. Diese ist im Verfahren zur Erteilung eines Unterrichtsauftrags an kirchliche Lehrkräfte der Qualifikationsnachweis.287

C. Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften Religionsunterricht ist kein Privileg der evangelischen und katholischen Kirche. Das ergibt sich schon aus Art. 7 Abs. 3 GG, der die Erteilung von Religionsunterricht an öffentlichen Schulen vorsieht und dabei nicht von christlichen Kirchen, Rahmenordnung für Gemeindereferenten, Pkt. 13. Vgl. Rahmenordnung für Gemeindereferenten, Pkt. 20 und 24; Rahmenstatut für Pastoralreferenten, Pkt. 2.4.; IDP (Hg.), Die Ausbildung der Pastoralassistenten, S. 29 f. 284 Overbeck, im Gespräch am 24. August 2006. Näher zur Ausbildung im Bistum Münster IDP (Hg.), Die Ausbildung der Pastoralassistenten, S. 8 ff. 285 Vgl. Rahmenordnung Gemeindereferenten, Pkt. 23 und Rahmenordnung Pastoralreferenten, Pkt. 14 (Fn. 278). 286 Overbeck, im Gespräch am 24. August 2006; ferner IDP (Hg.), Die Ausbildung der Pastoralassistenten, S. 30. 287 Zu dem Verfahren oben, S. 63 f. 282 283

74

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

sondern allgemein von Religionsgemeinschaften spricht. Voraussetzung für die Erteilung von Religionsunterricht eines bestimmten Bekenntnisses ist nach § 31 Abs. 1 S. 3 SchulG NW, dass er „allgemein eingeführt ist“. Von Einführung wird gesprochen, wenn das Schulministerium auf Antrag einer Religionsgemeinschaft die rechtlichen Voraussetzungen geprüft und entschieden hat, dass der Religionsunterricht des betreffenden Bekenntnisses als Unterrichtsfach an den öffentlichen Schulen des Landes vorgesehen ist.288 Eine Aussage darüber, ob und in welchem Umfang der Unterricht tatsächlich erteilt wird, lässt sich aus der Einführung nicht folgern. Die Erteilung hängt insbesondere davon ab, ob an einer Schule die im Schulgesetz289 geforderte Anzahl von mindestens zwölf Schülern zusammenkommt und eine Lehrkraft zur Verfügung steht. Sind diese Voraussetzungen gegeben und wird der Religionsunterricht also tatsächlich erteilt, ist er nach schulrechtlicher Terminologie an der jeweiligen Schule eingerichtet. Allgemein eingeführt ist in Nordrhein-Westfalen neben evangelischem und katholischem Religionsunterricht griechisch-orthodoxer, syrisch-orthodoxer und jüdischer Religionsunterricht.290 Anders als mit der evangelischen und katholischen Kirche hat das Land mit den anderen Religionsgemeinschaften keine Vereinbarungen über die Erteilung des Religionsunterrichts getroffen, insbesondere nicht über die Ausbildung und den Einsatz von Lehrkräften der Religionsgemeinschaften. Ein für den Religionsunterricht allgemein geltender Runderlass des Schulministeriums291 bestimmt insofern lediglich, dass die Vereinbarungen mit den evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche über den Einsatz kirchlicher Lehrkräfte292 „sinngemäß auch auf andere Religionsgemeinschaften angewandt werden“ können.293 Hinsichtlich der Beschäftigungsformen ist damit sowohl die Möglichkeit eröffnet, der Vereinbarung mit der katholischen Kirche gemäß die religionsgemeinschaftlichen Lehrkräfte im Landesdienst zu beschäftigen, als auch, sie der Vereinbarung mit den evangelischen Landeskirchen gemäß über Gestellungsverträge zu engagieren. Von beiden Möglichkeiten wird Gebrauch gemacht, wobei sich Lehrkräfte, die im Landesdienst stehen, fast ausschließlich beim griechisch-orthodoxen Religionsunterricht finden.294 Jülich (Hg.), SchulG NW, § 31 (Stand Mai 2005), Rn. 6. § 31 Abs. 1 S. 3 SchulG NW. 290 RdErl. des Schulministeriums vom 20. Juni 2003, GABl NW, S. 232. 291 Siehe Fn. 290 . 292 Vereinbarung zwischen dem Land NW und den Evang. Landeskirchen über die Erteilung des Religionsunterrichts durch kirchliche Lehrkräfte vom 22. / 29. Dezember 1969, veröff. als Bek. des KM vom 17. Januar 1974, GABl NW, S. 93; Vereinbarungen zwischen dem Land und der katholischen Kirche vom 18. Februar 1956, veröff. als RdErl. des KM vom 18. Februar 1956, GABl NW, S. 35; zu ihren Inhalten ausführlich oben, S. 62 ff. 293 Pkt. 3.2. des RdErl. 294 Dazu unten, S. 75 ff. 288 289

C. Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften

75

Nicht ohne weiteres übertragbar sind die Regelungen der Vereinbarungen über die erforderliche Ausbildung der Lehrkräfte, da diese wie gesehen zum Teil speziell auf innerhalb der Kirchen bestehende Ausbildungen zugeschnitten sind. Die vom Runderlass angeordnete sinngemäße Anwendung wird deshalb dahingehend interpretiert, dass die Ausbildung der Lehrkräfte der anderen Religionsgemeinschaften mit jener der kirchlichen Lehrkräfte vergleichbar sein muss.295 Der Religionsunterricht der anderen Religionsgemeinschaften ist vergleichsweise jung, für die Ausbildung seiner Lehrkräfte bestehen sehr wenige spezifische Regelungen. Sie lässt sich daher ohne einen Blick auf die Gesamtsituation des Unterrichts und die Hintergründe seiner Erteilung kaum darstellen, weswegen sich die Untersuchung teilweise auch darauf erstreckt.

I. Orthodoxe Kirchen Schätzungen zufolge leben in Deutschland 1,4 Millionen orthodoxe Christen, davon mit einem Drittel der größte Teil in Nordrhein-Westfalen.296 Schüler orthodoxen Glaubens waren ab den 1960er Jahren zunächst nur Kindern so genannter Gastarbeiter, unter ihnen ganz überwiegend Griechen.297 Infolge des Zusammenbruchs der kommunistischen Regime in Russland und Osteuropa wanderten ab den 1990er Jahren zahlreiche orthodoxe Christen aus ihren Heimatländern nach Deutschland ein, was zu einem sprunghaften Anstieg ihrer Gesamtzahl führte.298 Eine neue Organisationsform erhielt die christliche Orthodoxie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals wieder im Jahr 1963 durch die Gründung der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland durch den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel.299 Die Metropolie mit Sitz in Bonn ist keine Auslandseinrichtung der Orthodoxen Kirche von Griechenland, sondern stellt nach Filmer / Leikefeld, im Gespräch am 4. September 2006. Thon, Religionsunterricht und Katechese. Die Zahl der Orthodoxen ist nicht genau zu benennen, da sie in den amtlichen Statistiken nicht als eigene Kategorie aufgeführt, sondern zu der Gruppe „Sonstige Kirchen und christliche Glaubensgemeinschaften“ gezählt werden. Gemäß der undatierten Pressemitteilung „Orthodoxe Kirche in Deutschland im Spiegel der Statistik“ der KOKiD setzt sich die Anhängerschaft der orthodoxen Kirchen wie folgt zusammen: griechisch-orthodox 400.000, rumänisch-orthodox 300.000, serbisch-orthodox 280.000, russisch-orthodox 180.000 und bulgarisch-orthodox 60.000 Gläubige. Von der KOKiD nicht erfasst werden die Anhänger der syrisch-orthodoxen Kirche, dazu unten, S. 82 f. 297 Vgl. v. Klin, in: Kallis / v. Lefka (Hg.), FG Augoustinos, S. 235 (238). 298 Papakonstantinou, Art. „Griechisch-orthodoxer Religionsunterricht in Deutschland“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd I, Sp. 762 (763). 299 Schon zu Beginn des 19. Jhd. gab es eine griechisch-orthodoxe Gemeinde in München; 1828 überließ König Ludwig I. von Bayern ihr die Münchener St.-Salvator-Kirche. Vgl. zum Rechtsstreit über die Nutzung der Kirche BVerfGE 99, 100 ff., im Ergebnis zustimmend Filmer / Görisch, ZevKR 2000, S. 453 ff. Seit 1920 war zudem die russisch-orthodoxe Kirche in Deutschland vertreten, vgl. Mussinghoff, in: Lüdicke / Paarhammer / Binder (Hg.), FG Schwendenwein, S. 617 (619 mit Fn. 25). 295 296

76

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

ihrem Selbstverständnis eine eigenständige Religionsgemeinschaft dar.300 Als erstes Bundesland gewährte ihr Nordrhein-Westfalen im Jahr 1974 die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.301 Eine Vorreiterrolle nahm NordrheinWestfalen auch beim christlich-orthodoxen Religionsunterricht und bei der Schaffung einer entsprechenden Religionslehrerausbildung ein.

1. Errichtung eines Lehrstuhls für orthodoxe Theologie Auf Antrag der Griechisch-Orthodoxen Metropolie wurde nach langjährigen Verhandlungen im Jahr 1979 an der Universität Münster ein Lehrstuhl für orthodoxe Theologie errichtet und mit dem damaligen Privatdozenten Anastasios Kallis besetzt. Dies war der erste mit einem orthodoxen Theologen besetzte Lehrstuhl an einer deutschen Universität.302 Er sollte der Ausbildung von Geistlichen sowie von Lehrern für einen geplanten Religionsunterricht dienen.303 Organisatorisch war er an die katholisch-theologische Fakultät angegliedert; der Lehrstuhlinhaber verzichtete jedoch auf die Ausübung seiner Korporationsrechte innerhalb der Fakultät, sodass er etwa von der Wahl des Dekans und der Beschlussfassung über Prüfungsordnungen ausgeschlossen war.304 Der Griechisch-Orthodoxe Metropolit von Deutschland und der katholische Bischof von Münster stimmten der Errichtung des Lehrstuhls in dieser Organisationsform zu.305 Kallis war bis zum Jahr 1999 Lehrstuhlinhaber; nach seiner Emeritierung blieb der Lehrstuhl zunächst vakant. Der Expertenrat zur Begutachtung der nordrhein-westfälischen HochschullandVgl. Westrick, in: Kallis / v. Lefka (Hg.), FG Augoustinos, S. 145. G vom 29. Oktober 1974, GVBl NW, S. 1062. Die Rechte einer K.d.ö.R. wurden ihr ferner verliehen von Bayern (1975), Berlin und Niedersachsen (1976), Hessen, SchleswigHolstein, Hamburg und Rheinland-Pfalz (1977), Baden-Württemberg (1978), dem Saarland (1979) und Bremen (1981). 302 Papakonstantinou, in: Kallis / v. Lefka (Hg.), FG Augoustinos, S. 199 (200). 1984 wurde an der Ludwig-Maximilians-Universität München ein Lehrstuhl für Religions- und Missionswirtschaft in einen Lehrstuhl für Orthodoxe Theologie umgewandelt, der zwischenzeitlich zu einem Institut erweitert und mittlerweile zu einer „Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie“ ausgebaut worden ist. Seit 1999 existiert an der Universität Erfurt ein – religionswissenschaftlich, nicht theologisch ausgerichteter – „Lehrstuhl für Orthodoxes Christentum“. 303 Der Antrag des griechisch-orthodoxen Metropoliten Irineos an die Landesregierung vom 30. Januar 1975 auf Errichtung eines Lehrstuhl an der Universität Münster war wie folgt begründet: „Er ist nicht nur notwendig, damit der interkonfessionelle Forschungs- und Dialogkreis durch den orthodoxen Partner geschlossen werden kann, sondern wird dringend gebraucht für die wissenschaftliche Fortbildung der in Deutschland tätigen orthodoxen Geistlichen ( . . . ) sowie für die Ausbildung orthodoxer Religionslehrer“, zit. nach Mussinghoff, in: Lüdicke / Paarhammer / Binder (Hg.), FG Schwendenwein, S. 617 (624). 304 Papakonstantinou, in: Kallis / v. Lefka (Hg.), FG Augoustinos, S. 199 (200). 305 Ausführlich zur Errichtung des Lehrstuhls Mussinghoff, in: Lüdicke / Paarhammer / Binder (Hg.), FG Schwendenwein, S. 617 (621 ff.); Kötting, in: Kallis (Hg.), Dienst am Volk Gottes, S. 251 ff. 300 301

C. Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften

77

schaft306 empfahl in seinem Abschlussbericht, ihn zu erhalten.307 Der Lehrstuhl wurde daraufhin im Jahr 2002 gemäß einer Verpflichtung, die die Universität Münster in einer Zielvereinbarung mit dem Land eingegangen war, dem neu gegründeten Centrum für Religiöse Studien zugewiesen.308 Seit September 2005 wird er von Assaad Elias Kattan besetzt. Wenngleich der Lehrstuhl auch für die Ausbildung von Religionslehrern gegründet worden war und auch die rechtlichen Voraussetzungen zur Ablegung einer Erweiterungsprüfung in Orthodoxer Religionslehre geschaffen wurden,309 ist ein entsprechender Studiengang, mit dem Orthodoxe Religionslehre als Drittfach belegt werden kann, erst im Jahr 2007 zustande gekommen. Ferner ist es nicht möglich, im Vorbereitungsdienst im Fach Orthodoxe Religionslehre ausgebildet zu werden.310

2. Lehrkräfte des „griechisch-orthodoxen Religionsunterrichts“ Der christlich-orthodoxe Religionsunterricht an öffentlichen Schulen geht zurück auf eine Vereinbarung zwischen der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland und dem nordrhein-westfälischen Kultusminister aus dem Jahr 1985. Darin wurde „Übereinstimmung erzielt, daß mit Beginn des Schuljahres 1985 / 86 im Lande Nordrhein-Westfalen schrittweise der griechisch-orthodoxe Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach eingeführt wird“.311 Im Zuge des Abschlusses der Vereinbarung wurde das Fach per Erlass eingeführt.312 NordrheinWestfalen war damit das erste Bundesland, in dem christlich-orthodoxer Religionsunterricht erteilt wurde.313 Zuvor hatte die überwiegende Zahl der christlich-orthoVgl. oben, S. 29 ff. Abschlussbericht des Expertenrats vom 20. Februar 2001, S. 37. 308 Zielvereinbarung zwischen dem Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes NW und der Universität Münster vom 21. Mai 2002, S. 4; vgl. zur Vorgeschichte Bauer, in: ders. / Kaddor / Strobel (Hg.), Islamischer Religionsunterricht, S. 7 ff. 309 Diese Möglichkeit eröffnen § 22 Abs. 1 LABG NW, § 29 Abs. 1 LPO NW i.V.m. dem RdErl. des KM vom 14. Mai 1982, GABl NW, S. 270, zul. geänd. durch RdErl. vom 2. Juli 1986, GABl NW, S. 424. Zu den Erweiterungsprüfungen oben, S. 56. 310 RdErl. des KM vom 15. Mai 1982. 311 Vereinbarung vom 3. Juli 1985, abgedr. bei Listl, Konkordate und Kirchenverträge II, S. 394. 312 RdErl. des KM vom 28. Juni 1985, GABl NW, S. 468. 313 Mittlerweile gibt es christlich-orthodoxen (mit Ausnahme des syrisch-orthodoxen, dazu unten, S. 82 ff.) Religionsunterricht auch in Niedersachsen, Hessen und Bayern, vgl. die Übersicht „Organisation des Religionsunterrichts“ der KMK, dort Nr. 1. Niedersachsen und Hessen haben die nordrhein-westfälischen Lehrpläne übernommen, Bayern erstellt eigene, vgl. Papakonstantinou, Art. „Griechisch-orthodoxer Religionsunterricht in Deutschland“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd I, Sp. 762 (763 f.); Thon, in: v. Lefka / Basdekis / Thon (Hg.), FG Kallis, S. 402 (409 f.). 306 307

78

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

doxen Schüler am evangelischen oder katholischen Religionsunterricht teilgenommen.314 Gemäß dem Einführungserlass kann der griechisch-orthodoxe Religionsunterricht eigenständig oder in Verbindung mit dem so genannten muttersprachlichen Ergänzungsunterricht erteilt werden.315 Bei diesem handelt es sich um ein zusätzliches Angebot für Schüler ausländischer Herkunft im Umfang von fünf Stunden pro Woche, das auf einen Beschluss der Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 1964 zurückgeht.316 Seine Wurzeln hat der muttersprachliche Ergänzungsunterricht in der noch bis in die 1980er Jahre verbreiteten Erwartung, die angeworbenen Gastarbeiter würden im Anschluss an ihre Erwerbstätigkeit in Deutschland mit ihren Familien wieder in ihre Heimat ziehen. Ziel dieses Unterrichts ist, die muttersprachlichen Fähigkeiten der Schüler zu verbessern und ihnen landeskundliche Kenntnisse zu vermitteln.317 Der griechisch-orthodoxe Religionsunterricht fand zunächst fast ausschließlich und findet auch heute noch zum großen Teil im Rahmen des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts statt.318 Seinen Grund hat dies in einem Mangel an deutschsprachigen Lehrkräften. Mit der Erteilung des Unterrichts wurden vor allem in der Anfangszeit überwiegend Personen betraut, die in Griechenland eine theologische Ausbildung absolviert hatten.319 Sie wurden in der Regel für fünf Jahre als Lehrkräfte für den griechisch-orthodoxen Religionsunterricht im Landesdienst beschäftigt und sind danach in ihre Heimat zurückgekehrt. Wegen der fehlenden pädagogischen und didaktischen Qualifikation dieser theologisch umfassend ausgebildeten Lehrkräfte – es handelte sich zumeist um Geistliche oder um Anwärter auf ein geistliches Amt – waren Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen von besonderer Bedeutung. Deren Organisation wurde für gesamt Nordrhein-Westfalen der Bezirksregierung in Münster übertragen. Diese hat in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre eine Reihe von zwei- oder dreitägigen Tagungen in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für orthodoxe Theologie der Universität Münster veranstaltet.320 Wegen ihres deutlich begrenzten Umfangs wurden diese 314 Papakonstantinou, Art. „Griechisch-orthodoxer Religionsunterricht in Deutschland“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd I, Sp. 762 (763). Darin wurde die Gefahr einer „tiefgreifenden Entfremdung“ der Schüler von ihrer eigenen Religion gesehen, Thon, in: v. Lefka / Basdekis / Thon (Hg.), FG Kallis, S. 402 (404). 315 Pkt. 4 des RdErl. (Fn. 312). 316 Dazu Reuter, ZAR 2001, S. 111 (113). 317 RdErl. des KM vom 23. März 1982, GABl NW, S. 140, Pkt. 5.2. 318 Vgl. Thon, in: v. Lefka / Basdekis / Thon (Hg.), FG Kallis, S. 402 (411); ders., Orthodoxer Religionsunterricht in Deutschland; Westrick, in: Kallis / v. Lefka (Hg.), FG Augoustinos, S. 145 (150). 319 Vgl. Kallis, in einem Schreiben an das MWF NW und die Universität Münster vom 30. Juni 1997, abgedr. bei Papakonstantinou, in: Kallis / v. Lefka (Hg.), FG Augoustinos, S. 199 (213); Westrick, in: Kallis / v. Lefka (Hg.), FG Augoustinos, S. 145 (150). 320 Thon, in: v. Lefka / Basdekis / Thon (Hg.), FG Kallis, S. 402 (407).

C. Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften

79

Kurse jedoch als unzureichend erachtet, sodass der Ruf nach intensiveren Qualifizierungsmaßnahmen aufkam. Daraufhin wurde im Schuljahr 1994 / 95 erstmals ein Zertifikatskurs angeboten, der sich in seiner Konzeption an die Zertifikatskurse für den evangelischen und katholischen Religionsunterricht anlehnte.321 Bis zum Jahr 1999 fanden weitere Zertifikatskurse statt. Der Mangel an Lehrkräften führt zu einem nur eingeschränkten Unterrichtsangebot. So wurde griechisch-orthodoxer Religionsunterricht im Schuljahr 2006 / 07 lediglich an 27 allgemein bildenden Schulen erteilt und von 2.169 Schülern besucht.322 Die Zahl der Schüler „sonstiger orthodoxer Konfession“323 wird in der amtlichen Schulstatistik für alle Schulen324 hingegen mit 20.336 angegeben.325 Die Mehrheit der christlich-orthodoxen Schüler erhält damit keinen Religionsunterricht ihres Bekenntnisses. 3. Kirchen übergreifende Konzeption des Unterrichts Eine auf Grundlage der Vereinbarung zwischen Griechisch-Orthodoxer Metropolie und nordrhein-westfälischem Kultusminister eingesetzte Kommission musste bei der Entwicklung von Lehrplänen Mitte der 1980er Jahre Pionierarbeit leisten. In keinem Land gab es orthodoxen Religionsunterricht in der für das deutsche staatskirchenrechtliche System kennzeichnenden Form einer Zusammenarbeit zwischen Staat und Religionsgemeinschaft. Die aus orthodoxen Theologen zusammengesetzte Kommission, die unter dem Vorsitz von Kallis tagte und von Mitarbeitern des damaligen Landesinstituts für Schule und Weiterbildung in Soest unterstützt wurde,326 verzichtete von Anfang an auf einen Zuschnitt der Lehrpläne ausschließlich auf einen griechisch-orthodoxen Religionsunterricht. Anlass war die konfessionelle Situation in Deutschland, in der sich neben mehrheitlich griechisch-orthodoxen Gläubigen auch Anhänger der orthodoxen Kirchen anderer Länder fanden.327 Wegen dieser Multinationalität konzipierte die Kommission in Anlehnung an das ekklesiologische Einheitsverständnis der christlichen Orthodoxie Lehrpläne, Vgl. Thon, in: v. Lefka / Basdekis / Thon (Hg.), FG Kallis, S. 402 (407). MSW NW (Hg.), Statistische Übersicht Nr. 359, Kap. 4.5. 323 Nicht eingeschlossen sind die Schüler syrisch-orthodoxen Glaubens, für die ein eigener Religionsunterricht besteht, dazu unten, S. 82 ff. Die Zusammenfassung der „sonstigen orthodoxen Konfessionen“ hat ihren Grund in der Kirchen übergreifenden Konzeption des griechisch-orthodoxen Religionsunterrichts, dazu sogleich. 324 Auch erfasst sind also Förderschulen und Berufskollegs. 325 MSW NW (Hg.), Statistische Übersicht Nr. 359, Kap. 2.4. 326 Das Institut wurde mit Gesetz vom 12. Dezember 2006, GVBl NW, S. 622, zum 1. Januar 2007 aufgelöst. Seine Aufgaben gingen im Wesentlichen auf das MSW über, vgl. Art. 17 des Gesetzes. 327 Vgl. Thon, in: v. Lefka / Basdekis / Thon (Hg.), FG Kallis, S. 402 (411); Papakonstantinou, Art. „Griechisch-orthodoxer Religionsunterricht in Deutschland“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd I, Sp. 762 (764). 321 322

80

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

die Anhängern aller Kirchen der orthodoxen Gemeinschaft eine Teilnahme ermöglichen sollten.328 Paradigmatisch kommt dies in von der Kommission verabschiedeten Richtlinien für die Sekundarstufe II329 von 1992 zum Ausdruck: „Griechisch-Orthodoxer Religionsunterricht ist Unterricht für junge orthodoxe Christen in Deutschland. ( . . . ) ,Griechisch‘ bedeutet hier nicht die Zugehörigkeit zu einer Nation, sondern zu einer Kulturtradition. Auf das Fach ( . . . ) bezogen ergibt sich daraus, dass der Griechisch-Orthodoxe Religionsunterricht auf dem gemeinsamen Glauben der einen Orthodoxen Kirche basieren muss. Er sollte jedoch die legitimen, vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten des einen Glaubens als Einheit in der Vielfalt berücksichtigen und den Schülerinnen und Schülern das Bewußtsein der Zugehörigkeit zu der einen Orthodoxen Kirche unter Wahrung der kulturellen und nationalen Identität der jungen Menschen vermitteln.“ 330 Die praktische Bedeutung dieser Kirchen übergreifenden Unterrichtskonzeption stieg mit der Zuwanderung orthodoxer Christen aus anderen Ländern ab Beginn 1990er Jahre deutlich an. War die griechisch-orthodoxe Kirche Mitte der 1980er Jahre aufgrund ihrer Mitgliederzahl und ihres Organisationsgrads die einzige orthodoxe Kirche, die einen Religionsunterricht für ihre Anhänger durchsetzen konnte,331 fanden sich nun auch zahlreiche Anhänger der russisch-orthodoxen,332 serbisch-orthodoxen, rumänisch-orthodoxen und bulgarisch-orthodoxen Kirche. All diese Kirchen kennzeichnet eine mit der Religion und dem Volksglauben eng verbundene nationale, kulturelle und sprachliche Eigenständigkeit; sie haben je eigene, voneinander unabhängige Bistümer, die sich in ihren Jurisdiktionsbereichen überlappen.333 Bedingt ist diese Konstellation durch die autokephale Struktur der orthodoxen Kirche, also eine Binnenorganisation, bei der jede Einzelkirche ihren Bischof selbst wählt, von ihm geleitet wird und damit die volle Selbstständigkeit hat.334 Ihr Zusammenhang mit der orthodoxen Gesamtkirche ist nicht organisatorischer Art, sondern besteht allein im gemeinsamen Glauben. 328 Papakonstantinou, Art. „Griechisch-orthodoxer Religionsunterricht in Deutschland“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd I, Sp. 762 (764). 329 Damit wurde in der Folge die Möglichkeit einer Abiturprüfung im Fach griechisch-orthodoxe Religionslehre eröffnet. Eine solche wurde erstmals 1994 am Leibnitz-Gymnasium in Düsseldorf abgenommen. 330 Zit. nach Thon, in: v. Lefka / Basdekis / Thon (Hg.), FG Kallis, S. 402 (406). 331 Zwar gab es unter den so genannten Gastarbeitern auch eine größere Zahl serbisch-orthodoxer Christen, die Serbisch-Orthodoxe Diözese sah sich wegen der religionsfeindlichen Einstellung des jugoslawischen Staats und heftigen Widerstands seiner Botschaften jedoch gehindert, sich für einen Religionsunterricht einzusetzen, Thon, in: v. Lefka / Basdekis / Thon (Hg.), FG Kallis, S. 402 (411); ders., Religionsunterricht und Katechese. 332 Diese hat ebenfalls den Status einer K.d.ö.R, vgl. dazu Solte, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 417 (425) m. w. N. 333 Papakonstantinou, Art. „Griechisch-orthodoxer Religionsunterricht in Deutschland“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd I, Sp. 762 (763). 334 Vgl. Biedermann, Art. „Orthodoxe Kirche“, in: Ruh / Seeber / Walter (Hg.), Handwörterbuch religiöser Gegenwartsfragen, S. 334 (337).

C. Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften

81

Diese organisatorische Trennung behindert die Verfolgung gemeinsamer Interessen in der Diaspora, insbesondere auch die von den Kirchen als notwendig empfundene Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Religionsunterrichts; als Ansprechpartner des Staats hatte zunächst nur die Griechisch-Orthodoxe Metropolie fungiert. Im Jahr 1994 haben die Kirchen daher die Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland (KOKiD) mit Sitz in Dortmund gegründet, in der die Griechisch-Orthodoxe Metropolie die Federführung übernimmt.335 1996 verabschiedeten die in der Kommission zusammengeschlossenen Bischöfe eine Erklärung, die die in den Lehrplänen verfolgte gesamt-orthodoxe Ausrichtung des Religionsunterrichts bestätigt. Danach soll der orthodoxe Religionsunterricht „grundsätzlich allen orthodoxen Schülerinnen und Schülern offenstehen und von Lehrerinnen und Lehrern erteilt werden, die einer der Mitgliedskirchen der Kommission angehören“.336 Diese Konzeption wurde ins staatliche Recht übernommen, wonach der griechischorthodoxe Religionsunterricht für alle Schüler verbindlich ist, die einer der in der KOKiD zusammengeschlossenen Kirchen angehören.337 Die nach § 31 Abs. 3 S. 1 SchulG NW erforderliche kirchliche Bevollmächtigung der Lehrkräfte wird von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie erteilt.338 Die innerorthodoxe Konsensbildung über Fragen des Religionsunterrichts soll gemäß der Erklärung aus dem Jahr 1996 bis zur Gründung einer orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland auf der Ebene der KOKiD erfolgen. Deren Vorsitzender wird in der Erklärung ermächtigt, bei der Organisation des orthodoxen Religionsunterrichts die erforderlichen Verhandlungen mit den staatlichen Stellen zu führen. Um die von kirchlicher Seite kritisierte Situation des orthodoxen Religionsunterrichts zu verbessern – insbesondere soll er vom muttersprachlichen Ergänzungsunterricht getrennt und von staatlich ausgebildeten Lehrern in deutscher Sprache erteilt werden –, hat die KOKiD zudem im Jahr 2003 ein Referat Schule und Religionsunterricht gebildet, auf das schrittweise Kompetenzen übergehen sollen.339

335 Zur Gründung der Kommission v. Klin, in: Kallis / v. Lefka (Hg.), FG Augoustinos, S. 235 (241). Die Griechisch-Orthodoxen Metropolie hat in der Kommission eine führende Stellung zum einen, weil griechisch-orthodoxe Christen die größte Gruppe der Gläubigen innerhalb der orthodoxen Gemeinschaft in Deutschland bilden, zum anderen, weil die Metropolie unter der Führung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel und nicht unter der des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats von Athen steht; der Ökumenische Patriarch wird aber von den orthodoxen Kirchen als Erster unter Gleichen anerkannt, Foerster / Prüßner / Puzberg, Informationen zum Religionsunterricht V, S. 82. 336 Zit. nach Thon, in: v. Lefka / Basdekis / Thon (Hg.), FG Kallis, S. 402 (408). 337 Vgl. in der BASS die Fn. 1 zum RdErl. des KM vom 28. Juni 1985, GABl NW, S. 468, abgedr. als BASS 12 – 05 Nr. 3. 338 Pkt. 2 S. 2 des RdErl. (Fn. 337). 339 Vgl. die undatierte Pressemitteilung „Orthodoxe Schulabteilung nimmt ihre Arbeit auf“ der KOKiD.

82

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

II. Syrisch-orthodoxe Kirche Nicht zum Kreis der in der KOKiD vertretenen Kirchen gehört die syrisch-orthodoxe Kirche. Diese Trennung hat ihren historischen Ursprung in gegensätzlichen Überzeugungen zu theologisch-dogmatischen Fragen, die im Jahr 451 auf dem Konzil von Chalkedon beraten worden waren. Die Opposition eines Großteils der damaligen Christenheit Syriens gegen das chalkedonensische Bekenntnis führte in der Folge zur Entstehung einer selbstständigen Nationalkirche und damit zum Schisma zwischen der Reichskirche und den orientalischen Kirchen.340 Fluchtbewegungen vor allem infolge der Christenverfolgung in den letzten Jahren des osmanischen Reichs, aber auch die Anwerbung von Gastarbeitern durch Deutschland führten dazu, dass heute ein Großteil der syrisch-orthodoxen Christen in der Diaspora lebt.341 Organisiert ist die syrisch-orthodoxe Kirche in Deutschland als eingetragener Verein, sie hat aber einen Antrag auf Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts gestellt.342 1. Bistumsgründung und Unterrichtseinführung Nachdem seit 1971 in Deutschland örtliche syrisch-orthodoxe Gemeinden gegründet worden und von Bistümern im Ausland betreut worden waren, entstand im Jahr 1997 in Deutschland ein eigenes Bistum mit Sitz in einem Kloster im nordrhein-westfälischen Warburg.343 Fortan stand vor Ort ein Bischof als Ansprechpartner für den Staat zur Verfügung, was Verhandlungen zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und der Kirche über einen von dieser beantragten syrisch-orthodoxen Religionsunterricht beschleunigt hat. Ein eigener, von dem panorthodoxen Religionsunterricht nach der eben vorgestellten Konzeption verschiedener Religionsunterricht ist nach Auffassung der syrisch-orthodoxen Kirche aufgrund ihrer theologisch bedingten Eigenständigkeit erforderlich.344 Die Verhandlungen führten zu seiner Einführung für die Klassenstufen 1 bis 10 zum Schuljahr 2000 / 01.345 Er wird seither in deutscher Sprache von Lehrkräften erteilt, die beim 340 Näher Hage, Art. „Jakobitische Kirche“, in: G. Müller (Hg.), TRE XVI, Sp. 474 ff. m. w. N.; Cannuyer, Art. „Syrisch-antiochenische Kirche“, in: Kasper (Hg.), LThK IX, Sp. 1207 ff. 341 Statistische Erhebungen über die Zahl der in Deutschland lebenden Gläubigen gibt es nicht. Schätzungen gehen weit auseinander. Cannuyer, Art. „Syrisch-antiochenische Kirche“, in: Kasper (Hg.), LThK IX, Sp. 1207 (1211), spricht von 15.000, Rabo, in: T. Martikainen (Hg.), FS J. Martikainen, S. 89 (96) hingegen von 70.000 Gläubigen in Deutschland. In NW soll es 22.000 Gläubige geben, vgl. die Pressemitteilung vom 7. November 2006 auf „www.syrisch-orthodoxe-kirche.org / “. 342 Rabo, in: T. Martikainen (Hg.), FS J. Martikainen, S. 89 (99 f.). 343 Vgl. Rabo, Kolo Suryoyo 115 (1997), S. 88 ff. 344 Shemunkasho, im Gespräch am 14. Juli 2006. 345 RdErl. des MSWF vom 5. Mai 2000, GABL NW, S. 158.

C. Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften

83

syrisch-orthodoxen Kirchenkreis Nordrhein-Westfalen angestellt sind und von ihm eine kirchliche Bevollmächtigung erhalten; ihre Stellen werden vom Land über Gestellungsverträge refinanziert.346 Im Schuljahr 2006 / 2007 erhielten 1326 Schülern an 58 Schulen in Nordrhein-Westfalen syrisch-orthodoxen Religionsunterricht,347 die Gesamtzahl der Schüler syrisch-orthodoxen Glaubens beträgt 4053.348

2. Aus- und Fortbildung in kirchlicher Verantwortung Es handelt sich bei den Lehrkräften vor allem um syrisch-orthodoxe Geistliche, ferner um kirchliche Lehrer mit Erfahrung in der gemeindlichen Kinder- und Jugendarbeit.349 Sie werden fast ausschließlich350 aus dem Kreis der Gemeindemitglieder rekrutiert und daraufhin der Schulverwaltung als Lehrkräfte vorgeschlagen. Diese erteilt nach Prüfung der Qualifikationsnachweise und erfolgreicher Probelektion den Kandidaten die Unterrichtserlaubnis für den syrisch-orthodoxen Religionsunterricht.351 Eine universitäre Lehramtsausbildung hat niemand aus dem Kreis der rund 20 Lehrkräfte absolviert. Ihre theologischen Kenntnisse haben sie auf unterschiedliche Weise erlangt, so durch Studien an kirchlichen Ausbildungseinrichtungen in Syrien und in der Türkei, oder durch Kurse am syrisch-orthodoxen Kloster in Warburg.352 Wegen ihrer theologisch gediegenen, pädagogisch aber zumeist353 unzureichenden Ausbildung sind auch für die syrisch-orthodoxen Lehrkräfte Fortbildungsmaßnahmen von großer Bedeutung. Anders als beim griechisch-orthodoxen Religionsunterricht organisiert die Kirche sie jedoch ausschließlich selbst. Unterstützung erhält sie von den Lehrerbildungseinrichtungen der evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche.354 So werden didaktische Fähigkeiten etwa bei Tagungen im Kloster in Warburg vermittelt.355 Eine universitäre Ausbildung syrischorthodoxer Religionslehrer hält die Kirche zwar für wünschenswert.356 Voraussetzung dafür wäre aus ihrer Sicht jedoch eine eigene Professur für syrisch-orthodoxe Shemunkasho, im Gespräch am 14. Juli 2006. MSW NW (Hg.), Statistische Übersicht Nr. 359, Kap. 4.5; an Berufskollegs und Förderschulen fand kein syrisch-orthodoxer Religionsunterricht statt. 348 MSW NW (Hg.), Statistische Übersicht Nr. 359, Kap. 2.4. 349 Vgl. Rabo, in: T. Martikainen (Hg.), FS J. Martikainen, S. 89 (101). 350 Lediglich der vormalige kirchliche Koordinator für den Religionsunterricht, Aho Shemunkasho, war eigens zur Erteilung des Religionsunterrichts nach Deutschland gekommen. 351 Shemunkasho, im Gespräch am 14. Juli 2006. 352 Shemunkasho, im Gespräch am 14. Juli 2006. 353 Einige Lehrkräfte haben ein Studium der Sozialpädagogik absolviert. 354 Shemunkasho, im Gespräch am 14. Juli 2006; vgl. auch Rabo, in: T. Martikainen (Hg.), FS J. Martikainen, S. 89 (101). Zu den Bildungseinrichtungen der Kirchen oben, S. 56 ff. 355 Vgl. Rabo, Kolo Suryoyo 126 (1999), S. 275 f. 356 Vgl. Rabo, in: T. Martikainen (Hg.), FS J. Martikainen, S. 89 (101 f.). 346 347

84

2. Teil: Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht

Theologie. Dafür ist nach Auffassung des Landes jedoch kein ausreichender Bedarf vorhanden, weswegen es konkrete Bestrebungen zur Schaffung einer universitären Religionslehrerausbildung für den syrisch-orthodoxen Religionsunterricht derzeit nicht gibt.357

III. Jüdische Glaubensgemeinschaft Jüdischen Religionsunterricht gab es an staatlichen Schulen in Deutschland bis in die 1980er Jahre nur selten, weil weder staatliche Lehrkräfte noch solche der jüdischen Gemeinden zur Verfügung standen.358 Die Gemeinden waren nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit weitgehend ohne geistige Führung, da sich kaum Rabbiner fanden, die bereit waren, in Deutschland zu wirken; so amtierten 1960 in ganz Deutschland nur sieben ausgebildete Rabbiner.359 Eine Ausbildungseinrichtung für jüdische Geistliche gab es in Deutschland nicht. Um die Lücke zu schließen, wandte sich der Zentralrat der Juden in Deutschland in den 1970er Jahren mit der Bitte um finanzielle Unterstützung bei Gründung und Betrieb eines jüdischtheologischen Instituts an die Kultusministerkonferenz. Diese begrüßte in einem Beschluss im Jahr 1978 das Vorhaben und sagte umfangreiche Finanzierungshilfen zu.360 Im Herbst 1979 nahm daraufhin die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg ihren Betrieb auf. 1981 wurde sie von der baden-württembergischen Landesregierung staatlich anerkannt.361 Träger ist der Zentralrat der Juden.362 Die Hochschule bietet den Studiengang „Jüdische Studien“ im Hauptfach und – im Rahmen einer Kooperation mit der Universität Heidelberg – im Nebenfach an. Seit 2002 gibt es zudem einen Studiengang „Jüdische Religionslehre“.363 Durch ministerielle Verordnung wurde das Fach in Baden-Württemberg als Prüfungsfach in der Ersten Staatsprüfung für Lehrämter zugelassen.364 Eine Ausbildung im Referendariat ist bislang nicht möglich. Shemunkasho, im Gespräch am 14. Juli 2006. Vgl. Schröder, Art. „Religionsunterricht – IV. Jüdischer Religionsunterricht“, in: Betz u. a. (Hg.), RGG, Sp. 396 (397). 359 Klein, Art. „Jüdischer Religionsunterricht in Deutschland“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelPäd I., Sp. 911 (912). 360 Der Beschluss ist zitiert bei Meier / Schuster, WissR, Beiheft 8, S. 112 (124). Heute wird die Hochschule aus Bundesmitteln und Mitteln der KMK finanziert, vgl. die Selbstdarstellung unter http: //www.hfjs.uni-heidelberg.de/forschung/index.html (Stand 5. Februar 2007); ferner Solte, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 417 (434). 361 Ausführlich zu Vorgeschichte und Entstehung der Hochschule Meier / Schuster, WissR, Beiheft 8, S. 112 (123 ff.). 362 § 2 der Hochschulsatzung vom 30. November 2004. 363 Im Zuge seiner Einführung wurde die erste Professur für jüdische Religionspädagogik in Deutschland geschaffen, vgl. Schröder, Art. „Religionsunterricht – IV. Jüdischer Religionsunterricht“, in: Betz u. a. (Hg.), RGG, Sp. 396 (397). 364 Vgl. die VO des KM vom 22. Juli 2002, GBl. BW 9 / 2002, S. 342 ff. 357 358

C. Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften

85

Die Studiengänge an der Hochschule für Jüdische Studien sind seit jeher auch auf eine Tätigkeit in der religiösen Erziehungs- und Bildungsarbeit angelegt.365 Dementsprechend handelt es sich bei den Religionslehrern, die in Nordrhein-Westfalen jüdischen Religionsunterricht erteilen, weit überwiegend um Absolventen der Hochschule.366 Sie sind bei den jüdischen Gemeinden vor Ort angestellt. Der Anstellung geht eine Prüfung der zuständigen Bezirksregierung voraus, ob die Bewerber über eine fachliche Qualifikation verfügen, die vom Niveau her mit jener der kirchlichen Lehrkräfte vergleichbar ist. Die fachdidaktische Qualifikation der Bewerber wird auf Grundlage einer Unterrichtsstunde beurteilt, die sie probeweise im Beisein von Vertretern der Schulverwaltung und der Leitung jener Schule halten, an der sie eingesetzt werden sollen. Die Stellen der Lehrkräfte werden vom Land über Gestellungsverträge refinanziert. Mit Abschluss der Gestellungsverträge erhalten die künftigen Religionslehrer zugleich die staatliche Unterrichtserlaubnis. Auf eine gesonderte Bevollmächtigung verzichten die jüdischen Gemeinden, weil sie ihre Interessen dadurch gewahrt sehen, dass sie der staatlichen Schulverwaltung geeignete Lehrkräfte vorschlagen können.367 Im Schuljahr 2005 / 06 wurde 494 Schülern an sechs Schulen jüdischer Religionsunterricht erteilt.368 Die Zahl der Schüler jüdischen Glaubens in NordrheinWestfalen beträgt 1764.369

Vgl. § 1 der Hochschulsatzung; ferner Meier / Schuster, WissR, Beiheft 8, S. 112 (127). Soussan, im Gespräch am 1. März 2007. 367 Soussan, im Gespräch am 1. März 2007. 368 MSW NW (Hg.), Statistische Übersicht Nr. 355, Kap. 4.5.; in der Statistik für das Schuljahr 2006 / 07 fehlen Angaben zum jüdischen Religionsunterricht. 369 MSW NW (Hg.), Statistische Übersicht Nr. 355, Kap. 2.4. 365 366

Dritter Teil

Islamunterricht und Lehrerausbildung – Stand der Entwicklung Die Frage nach Einführung eines islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen kam in Deutschland erstmals vor rund drei Jahrzehnten auf. Mittlerweile sind auch erste Ansätze zu einer staatlichen Lehrerausbildung entstanden. Im Folgenden wird zunächst ein Überblick über die bestehenden Angebote an islamischem Unterricht in den Ländern und ihre bisherige Entwicklung gegeben. Sie bilden den Hintergrund für die Debatte um und die Initiativen auf Etablierung einer staatlichen Ausbildung für islamische Religionslehrer, auf die sodann eingegangen werden soll.

A. Entstehung der „Islamischen Unterweisung“ Die Entwicklung des islamischen Unterrichts in Deutschland ist geprägt von der migrationspolitischen Situation der muslimischen Einwanderer. Bis weit in die 1980er Jahre war die Vorstellung herrschend, dass die als Gastarbeiter nach Deutschland gekommenen Muslime, unter ihnen vor allem Türken, mit ihren Familien wieder in ihre Heimat zurückkehren würden. Um die muslimischen Schüler auf diese Rückkehr vorzubereiten, wurde für sie in mehreren Ländern muttersprachlicher Ergänzungsunterricht angeboten.1 In diesen integrierten die Schulverwaltungen ab Mitte der 1970er Jahre islamisch-religiöse Inhalte.2 Den Impuls für die Entstehung eines eigenständigen Fachs gab im Jahr 1979 ein Erlass des nordrhein-westfälischen Kultusministers mit dem Auftrag an das Landesinstitut für Curriculumentwicklung, Lehrerfortbildung und Weiterbildung in Soest, einen Lehrplan für einen islamischen Religionsunterricht zu erarbeiten.3 Geplant war, diesen Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach im Sinne von Art. 7 Abs. 3 S. 1 GG zu konzipieren. Zu diesem schon oben, S. 78. Näher Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 88 f. 3 Erlass des KM vom 11. Dezember 1979, II A 2.36 – 6 / I Nr. 3273 / 79, veröff. in: Landesinstitut für Schule und Weiterbildung (Hg.), Religiöse Unterweisung für Schülerinnen und Schüler islamischen Glaubens, Soest 1995, S. 132 f.; zur Zusammensetzung der Lehrplankommission Gebauer, RdJB 1989, S. 263 (275). 1 2

A. Entstehung der „Islamischen Unterweisung“

87

Ein erstes Konzeptpapier für den geplanten Unterricht legte die Lehrplankommission im Dezember 1980 vor. Weil in mehreren Ländern Interesse an einem islamischen Religionsunterricht bestand, beauftragte die Kultusministerkonferenz das Land Nordrhein-Westfalen, die Vorbereitungen für diesen Unterricht als Pilotprojekt weiterzuführen. Die ersten drei Unterrichtseinheiten stellte die Lehrplankommission im Dezember 1981 fertig, sie wurden sodann im Rahmen des türkischen muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts erprobt.4 Komplette Lehrpläne wurden für die Klassenstufen 1 und 2 im August 1982 veröffentlicht. Zur gleichen Zeit wurde jedoch Kritik an der nordrhein-westfälischen Unterrichtskonzeption laut. Sie nahm Anstoß daran, dass islamische Organisationen an der Entwicklung der Lehrpläne nicht beteiligt waren.5 Eine solche Beteiligung war nach Auffassung der Kritiker erforderlich, da der von der Verfassung zu weltanschaulich-religiöser Neutralität verpflichtete Staat zu bekenntnisgebundenen Inhalten eines Religionsunterrichts nichts sagen könne.6 Die Kritik führte zwar nicht zur förmlichen Beteiligung der Muslime bei der Lehrplanerstellung – eine solche wurde mit dem Hinweis darauf abgelehnt, dass legitime Ansprechpartner des Staates auf ihrer Seite fehlten.7 Sie bewirkte jedoch eine Änderung der inhaltlichen Konzeption des geplanten Unterrichts. An Stelle eines bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts sollte nunmehr eine objektiv informierende Religionskunde treten, die sich den Unterrichtsgegenständen nicht durch einen glaubensimmanenten Zugang, sondern aus einer beschreibenden Perspektive von außen nähert. Religiöses Wissen sollte vermittelt werden, ohne den Glauben zu verkünden oder zum Glauben zu erziehen.8 Um diesen Kurswechsel deutlich zu machen, wurde das Fach künftig nicht als Religionsunterricht, sondern als „Islamische Unterweisung für Schüler islamischen Glaubens“9 bezeichnet.10 1986 kamen die ersten Lehrpläne für die Grundschule heraus.11 Emenet, Verfassungsrechtliche Probleme einer islamischen Religionskunde, S. 19. Diese Kritik kam zum einen von islamischen Gemeinden und Vereinen, vgl. Gebauer, in: Baumann (Hg.), Islamischer Religionsunterricht, S. 232 (235 f.); Rohe, ZRP 2000, S. 207 (209). Zum anderen wandten sich die evangelische und katholische Kirche gegen das Vorgehen Nordrhein-Westfalens. Sie sahen die tradierte Form der Zusammenarbeit von Staat und Kirche beim schulischen Religionsunterricht in Gefahr und fürchteten, das geplante islamische Unterrichtsangebot könnte zum Einstieg in eine neue Form des Religionsunterrichts werden, vgl. Gebauer, in: Gottwald / Siedler (Hg.), Islamische Unterweisung in deutscher Sprache, S. 23 (24); ders., RdJB 1989, S. 263 (265). 6 Vgl. Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 90; Rees, KuR 1996, S. 99 (111). 7 Gebauer, RdJB 1989, 263 (265). 8 Pfaff, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 135 (137). 9 Die Namenswahl war missverständlich, weil die ursprünglich katechetische Konzeption des christlichen Religionsunterrichts (vgl. oben, S. 68) in seiner früheren Bezeichnung als „religiöse Unterweisung“ fortwirkt. So spricht auch Art. 14 Abs. 1 S. 2 Verf NW vom Religionsunterricht als „religiöser Unterweisung“. 10 Eine Umbenennung von „Religionsunterricht“ zu „religiöser Unterweisung“ gab es etwa auch in Bayern, vgl. Bek. des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 10. Juni 1985, KMBl I, S. 87. 4 5

88

3. Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung

Die Kultusministerkonferenz hatte indes im März 1983 eine eigene Kommission eingesetzt, um angesichts der sich verschärfenden Diskussion um einen islamischen Religionsunterricht eine abgestimmte Position zu erarbeiten. Eine solche kam jedoch nicht zustande. Stattdessen wurde lediglich ein von der Kommission vorgelegter Bericht mit Beschluss vom 20. März 1984 zur Kenntnis genommen. Dieser führt sieben in der Diskussion befindliche Modelle eines islamischen Unterrichts auf.12 An diesen Modellen orientierten sich in der Folge zahlreiche Länder bei der Einführung eines religiösen Unterrichtsangebots für muslimische Schüler. Kennzeichnend für die Entwicklung seither sind zwei Faktoren:13 Zum einen eine veränderte Migrationspolitik, die von einem dauerhaften Verbleib der muslimischen Einwanderer und ihrer Nachkommen in Deutschland ausgeht und daher muttersprachliche Unterrichtskonzepte als überholt und für die Integration kontraproduktiv ansieht. Dieser Paradigmenwechsel hat dazu geführt, dass mittlerweile auch deutschsprachige islamische Unterrichtsangebote eingeführt worden sind. Kennzeichnend ist zum anderen das staatliche Bemühen, die islamische Unterweisung zu einem islamischen Religionsunterricht weiterzuentwickeln und der kritisierten Nichtbeteiligung der Muslime bei der Konzipierung des Unterrichts durch Versuche ihrer förmlichen Einbeziehung zu begegnen.14

B. Unterrichtsangebot und Lehrkräfte in den Ländern Bei dem folgenden Überblick über das gegenwärtig bestehende Unterrichtsangebot bleibt der in Verantwortung ausländischer konsularischer Vertretungen für die Kinder der jeweiligen Nationalität verantwortete Islamunterricht, wie er in einigen Ländern erteilt wird, außer Betracht. An ihm ist der Staat nur insoweit beteiligt, als er Räume zur Verfügung stellt und zum Teil finanzielle Zuschüsse gibt. Er macht sich diesen Unterricht nicht zu eigen, sodass er nicht zum staatlichen Schulunterricht im Sinne von Art. 7 Abs. 1 GG gehört.15 11 Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, „Religiöse Unterweisung für Schüler islamischen Glaubens – 24 Unterrichtseinheiten für die Grundschule“, Soest 1986. 1991 folgten Unterrichtseinheiten für die Klassen 5 und 6, 1996 für die Klassen 7 bis 10. Formal wurden diese Unterrichtseinheiten bis 2006 als „Entwürfe“ bezeichnet. Vgl. auch Gebauer, in: Baumann (Hg.), Islamischer Religionsunterricht, S. 232 (234 f.). 12 Gebauer, RdJB 1989, 263 (265). 13 Umfassend zur Entwicklung Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 89 ff.; vgl. ferner das Ergebnis einer Länderumfrage des MSWF NW vom 18. Januar 2002, veröff. als LT-Vorlage 13 / 1239, sowie die Nachweise bei Stock, Islamunterricht, S. 3 mit Fn. 5. 14 Neben die politischen traten rechtswissenschaftliche Argumente, wonach die islamische Unterweisung wegen einer in weiten Teilen dem Fach Religionsunterricht entsprechenden tatsächlichen Ausgestaltung mangels Beteiligung islamischer Religionsgemeinschaften verfassungswidrig ist, so Oebbecke, EssGespr. 34 (2000), S. 148; Anger, Islam in der Schule, S. 332 ff., insb. S. 338 ff.; ferner Emenet, NWVBl 2004, S. 214 (219).

B. Unterrichtsangebot und Lehrkräfte in den Ländern

89

Eine Sondersituation besteht ferner im Land Berlin, wo Art. 7 Abs. 3 S. 1 GG wegen Art. 141 GG nicht gilt.16 Dort wird Religionsunterricht gemäß dem Landesschulgesetz in Verantwortung der jeweiligen Religionsgemeinschaft erteilt. Nach einer längeren gerichtlichen Auseinandersetzung gibt es in Berlin seit dem Jahr 2001 islamischen Religionsunterricht, der von der „Islamischen Föderation Berlin“ veranstaltet wird und wegen dieser Besonderheiten ebenfalls eine eigene Kategorie darstellt.17 Bei den danach zu berücksichtigenden Unterrichtsangeboten ist zu unterscheiden zwischen Islamunterricht, der im Rahmen des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts erteilt wird, und solchem, der als eigenständiges Fach konzipiert ist.18

I. Islamische Unterweisung im Rahmen des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts Islamunterricht als in den muttersprachlichen Ergänzungsunterricht integriertes Angebot wurde, wie dargestellt, erstmals von Nordrhein-Westfalen in den 1980er Jahren eingeführt und besteht heute ferner noch in Hamburg19, Niedersachsen20 und Rheinland-Pfalz21. In allen Ländern folgt dieser Unterricht der religionskundlichen Konzeption der Islamischen Unterweisung, auch wenn er nicht immer als solche bezeichnet wird.22 Formal sind dafür in der Regel bis zu zwei Stunden innerhalb des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts vorgesehen, tatsächlich werden die islamkundlichen Unterrichtseinheiten jedoch häufig nicht als separates Fach gestaltet, sondern in den übrigen Unterricht integriert.23

15 Anger, Islam in der Schule, S. 300; vgl. ferner Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 111 f.; Lichtenthäler, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 79 (82); Heckel, JZ 1999, S. 741 (745). 16 Zur Reichweite des Art. 141 GG Pieroth / Kingreen, in: Erbguth / Müller / Neumann (Hg.), GS Jeand’Heur, S. 265 ff. 17 Ausführlich zum islamischen Religionsunterricht in Berlin Bock, in: ders. (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 93 ff. 18 Zu der Situation in Hessen, wo derzeit lediglich ein islamisch akzentuierter Ethikunterricht angeboten wird, unten, S. 107 mit Fn. 126 . 19 Freie und Hansestadt Hamburg, RL und Hinweise für die Erziehung und den Unterricht ausländischer Kinder und Jugendlicher in Hamburger Schulen, Pkt. 4.5.1. 20 RdErl. des KM vom 21. Juli 2005, SVBl Nds, S. 475, Pkt. 6.1.6. 21 Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung vom 28. August 2000, GABL RhPf, S. 456. 22 In NW etwa wird seit 2005 die Bezeichnung „Islamkunde“ verwendet, in Nds ist von „islamkundlichen Themen“ im Rahmen des herkunftssprachlichen Unterrichts die Rede. 23 Vgl. RdErl. des KM Nds vom 21. Juli 2005 (Fn. 20), Pkt. 6.1.6; RdErl. des MSWF NW vom 28. Mai 1999, GABl NW, S. 96, i.d.F. des RdErl. vom 30. Mai 2005, GABl NW, S. 200, Pkt. 7; ferner Pfaff, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 135 (139).

90

3. Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung

Der Unterricht wird von Lehrern im Landesdienst erteilt. Sie besitzen eine Lehrbefähigung – die sich mangels einer entsprechenden grundständigen Ausbildung freilich nicht auf das Fach Islamische Unterweisung bezieht, der Unterricht wird also fachfremd erteilt – oder haben eine vergleichbare Ausbildung in ihrem Heimatland absolviert.24 In speziellen Kursen werden sie auf die Vermittlung der religiösen Inhalte vorbereitet. Ferner kommen teilweise Absolventen islamwissenschaftlicher Studiengänge als so genannte Seiteneinsteiger zum Einsatz.25 Ihnen werden in einem einjährigen Ausbildungsgang pädagogische und didaktische Qualifikationen vermittelt.26

II. Islamunterricht als eigenständiges Unterrichtsfach 1. Islamische Unterweisung in türkischer Sprache In Bayern wird seit Mitte der 1980er Jahre ebenfalls eine islamische Unterweisung in türkischer Sprache erteilt, diese ist jedoch nicht in den muttersprachlichen Ergänzungsunterricht eingebunden, sondern als eigenständiges Unterrichtsfach angelegt.27 Ungewöhnlich ist die Herkunft der Lehrkräfte: Es handelt sich um in ihrem Heimatland ausgebildete türkische Lehrer, die für einen auf vier Jahre befristeten Zeitraum nach Bayern entsandt werden.28 Sie werden in der Türkei unter Beteiligung bayerischer Beamter ausgewählt. Zur Qualifizierung werden Fortbildungen angeboten, zudem stehen den Lehrern Fachbetreuer zur Seite. Die Entsendung türkischer Lehrer bietet sich insofern an, als die islamische Unterweisung in Bayern auf einem Lehrplan beruht, der vom Ministerium für nationale Erziehung der Türkei erlassen worden ist und für den Einsatz in Bayern überarbeitet wurde.29

24 Vgl. RdErl. des MSWF vom 28. Mai 1999 (Fn. 23), Pkt. 10; RdErl. des KM Nds vom 21. Juli 2005 (Fn. 20). Pkt. 10.1.1; Verwaltungsvorschrift vom 28. August 2000 (Fn. 21). 25 Vgl. den Bericht des MSW, LT-Vorl. 14 / 727, S. 7 f. 26 Pfaff, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 135 (142 f.). 27 Vgl. Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 10. Juni 1985, KMBl I, S. 87. 28 Seiser / Schütz, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 85 (87 f.); Seiser, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 56 (57); vgl. ferner Stock, Islamunterricht, S. 7. 29 Vgl. Seiser / Schütz, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 85 (87).

B. Unterrichtsangebot und Lehrkräfte in den Ländern

91

2. Deutschsprachige Angebote und Annäherungen an einen Religionsunterricht Zum Schuljahr 1999 / 2000 hat Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland das Fach islamische Unterweisung in deutscher Sprache eingeführt.30 Es handelt sich dabei um einen unbefristeten Schulversuch, mit dem erprobt werden soll, unter welchen Voraussetzungen das Fach allgemein eingeführt werden kann. Seit dem Schuljahr 2001 / 02 gibt es ferner auch in Bayern eine islamische Unterweisung als eigenständiges Unterrichtsfach in deutscher Sprache.31 In beiden Ländern handelt es sich im Prinzip um eine deutschsprachige Version der zugleich auch auf Türkisch erteilten islamischen Unterweisung, mithin um eine religionskundliche Konzeption. Dementsprechend kommen in Nordrhein-Westfalen Lehrer zum Einsatz, die auch die islamische Unterweisung im Rahmen des muttersprachlichen Unterrichts erteilt haben oder noch erteilen und über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen.32 In Bayern erteilen im Entsendeverfahren eingesetzte Lehrer auch die deutschsprachige islamische Unterweisung, ferner voll ausgebildete bayerische Lehrer mit Migrationshintergrund.33 Neben diesen Unterrichtsangeboten gibt es seit kurzem in mehreren Ländern Pilotprojekte, die nach Einschätzung der Schulverwaltungen zwar nicht die von Art. 7 Abs. 3 GG gemäß der überkommenen Interpretation aufgestellten Anforderungen an einen Religionsunterricht erfüllen, sich aber – teils explizit – einem solchen annähern und damit die rein religionskundliche Konzeption der islamischen Unterweisung verlassen sollen. So wird an einer Grundschule im bayerischen Erlangen seit dem Schuljahr 2003 / 04 ein „Islamunterricht“ erteilt.34 Diesem Modellversuch war ein Antrag der „Islamischen Religionsgemeinschaft Bayern e.V.“ (IRB) auf Einführung eines islamischen Religionsunterrichts vorausgegangen. Weil das Land die an eine Religionsgemeinschaft als Ansprechpartner für einen Religionsunterricht zu stellenden Voraussetzungen als von der IRB nicht erfüllt ansah, kam es zur Klage vor dem Verwaltungsgericht München.35 Sie endete im Mai 2003 mit einem Vergleich, in dem die IRB ihren Antrag zurückzog und das Land sich bereit erklärte, einem bereits vorliegenden Antrag der „Islamischen Religionsgemeinschaft Erlangen 30 RdErl. des MSWF vom 28. Mai 1999, GABl NW 1, S. 96, Abschnitt II. Einen Erfahrungsbericht liefert Ekinci-Kocks, SchVw NRW 2004, S. 36 f. 31 Sie wurde als Pilotprojekt für die 1. Jahrgangsstufe begonnen, zum Schuljahr 2004 / 05 auf die gesamte Grundschule und mittlerweile auch auf die Hauptschule ausgedehnt, Seiser / Schütz, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 85 (88). 32 Vgl. Pfaff, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 135 (142 f.). 33 Seiser / Schütz, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 85 (89); Seiser, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 56 (58). 34 Vgl. auch SZ Nr. 112 vom 16. Mai 2006, S. 3. 35 Az.: M 3 K 02.5662.

92

3. Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung

e.V.“ (IRE) auf Einrichtung eines lokalen Schulversuchs stattzugeben.36 Die IRE ist im Jahr 1999 aus der vor Ort engagierten Christlich-Islamischen Arbeitsgemeinschaft hervorgegangen. Ihr gehören Muslime sunnitischen und schiitischen Glaubens an, die aus einer Vielzahl von Herkunftsländern stammen.37 Wenngleich die IRE aus der Sicht des Landes keine Religionsgemeinschaft ist, fungiert sie als Ansprechpartner und wird an der Konzipierung und Organisation des Unterrichts in Erlangen beteiligt. Dieser bewegt sich damit „inhaltlich im Feld zwischen einem – von einer Religionsgemeinschaft verantworteten – Religionsunterricht im Sinne des Art. 7 Abs. 3 GG und der Islamischen Unterweisung. Er geht über die religiös neutrale Islamische Unterweisung dadurch hinaus, dass er religiöse Bezüge aufweist, die schon in Richtung einer Erziehung zum Glauben gehen.“38 Vergleichbare lokal begrenzte Pilotprojekte gibt es mittlerweile auch in BadenWürttemberg und Rheinland-Pfalz, wobei in beiden Ländern sogar explizit von „Islamischem Religionsunterricht“ die Rede ist.39 In Rheinland-Pfalz wurde zum Schuljahr 2004 / 05 eine zunächst auf vier Jahre angelegte „Erprobung“ begonnen.40 Sie geht zurück auf einen Antrag des Christlich-Islamischen Gesprächskreises Ludwigshafen und der türkischen Frauenbildungsstätte IGRA.41 Bei beiden Organisationen handelt es sich unstreitig nicht um Religionsgemeinschaften, sie dienen dem Land aber als Ansprechpartner. Erteilt wird der Unterricht von einem sunnitischen Türken und Imam, der in seinem Heimatland eine Lehrerausbildung absolviert und an der Universität Heidelberg im Fach Pädagogik promoviert hat. In Baden-Württemberg hat zum Schuljahr 2006 / 07 ein ebenfalls auf vier Jahre befristeter Schulversuch „Islamischer Religionsunterricht“ begonnen, nachdem dort bisher islamisch-religiöse Unterrichtsinhalte lediglich innerhalb eines von den konsularischen Vertretungen organisierten muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts vorkamen. Er ist als Schulversuch an zwölf Grundschulen eingerichtet worden, wobei an zehn Schulen ein sunnitisch geprägter und an zwei Schulen ein alevitischer Religionsunterricht erteilt wird.42 Fast alle Lehrkräfte stehen im Landesdienst und haben eine halbjährige religionspädagogische Qualifizierung durchlaufen. Näher Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 99 f. Rohe, Zur Genese des Erlanger Schulversuchs, S. 2. 38 So aus Sicht des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus Seiser / Schütz, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 85 (90). 39 Vgl. „Islamischer Religionsunterricht in der Grundschule Ludwigshafen-Pfingstweide. Entwurf eines Teilrahmenplans“ vom August 2004; Lichtenthäler, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 79 (84). 40 Es handelt sich dabei nicht um einen Schulversuch im Sinne des Landesschulrechts, da ein solcher wissenschaftlich begleitet werden müsste; eine Evaluation des Projekts soll aber stattfinden. 41 Vgl. die Vorbem. zu dem Entwurf eines Teilrahmenplans (Fn. 39). 42 Lichtenthäler, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 79 (84). 36 37

C. Staatliche Unterstützung einer Selbstorganisation der Muslime

93

Einen „Islamischen Religionsunterricht“ gibt es schließlich seit dem Schuljahr 2003 / 04 auch in Niedersachsen. Eine Besonderheit besteht darin, dass es sich nicht um ein lokal begrenztes Pilotprojekt, sondern einen landesweiten Schulversuch handelt, an dem mittlerweile 24 Grundschulen teilnehmen.43 Zudem ist Ansprechpartner des Landes nicht eine einzelne Organisation, sondern ein „Runder Tisch“, an dem Vertreter mehrerer Vereinigungen versammelt sind.44 Bei diesem handelt es sich zwar nach Auffassung des Landes nicht um eine Religionsgemeinschaft, die Landesregierung hofft jedoch, mittelfristig über diesen Weg zur Einführung eines dem Art. 7 Abs. 3 GG entsprechenden islamischen Religionsunterrichts zu kommen.45 Einem solchen ist das derzeitige Unterrichtsangebot aufgrund der förmlichen Einbeziehung der Muslime über den Runden Tisch zumindest angenähert. Der Unterricht wird erteilt von Lehrern, die auch die muttersprachliche islamische Unterweisung unterrichtet haben oder noch unterrichten.46 Es handelt sich bei ihnen um praktizierende Muslime, die in Fortbildungen auf das neue Unterrichtsfach vorbereitet worden sind.47

C. Staatliche Unterstützung einer Selbstorganisation der Muslime Die Situation in Niedersachsen ist paradigmatisch für einen veränderten Umgang mit dem Komplex islamischer Religionsunterricht in einigen Ländern. Als eines der grundlegenden und schwerwiegenden Probleme auf dem Weg zur Einführung eines solchen Unterrichts wird von allen betroffenen Ländern das Fehlen eines geeigneten Ansprechpartners auf muslimischer Seite beklagt. Eines solchen bedarf der zu Neutralität verpflichtete Staat zur Bereitstellung eines nicht bloß objektiv-informierenden religiösen Bildungsangebots in seinen Schulen.48 Wegen seiner Pflicht zur Neutralität darf er aber in die Einigungs- und Konstituierungsprozesse innerhalb der muslimischen Gemeinschaft nicht eingreifen. Die Länder haben die internen Organisationsbemühungen der Muslime deshalb lange Zeit aus einer neutral-distanzierten Haltung beobachtet und lediglich deren Ergebnisse zur Kenntnis genommen – stets mit dem Resultat, dass ein den verfassungsrechtlichen Anforderungen genügender Ansprechpartner nicht bestehe. In jüngerer Zeit gibt es 43 Vgl. dazu und zu dem Schulversuch insg. Bade, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 129. 44 Näher dazu sogleich, S. 94 f. 45 Vgl. Erpenbeck / Windolph, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 48 (49); Bade, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 129 (130). 46 Bade, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 129. 47 Vgl. Altiner, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 42 (44); Erpenbeck / Windolph, ebd., S. 48. 48 Dazu näher unten, S. 119 f.

94

3. Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung

indes Initiativen der Länder, mit denen die Muslime bei diesen Einigungs- und Konstituierungsprozessen unterstützt werden sollen.

I. Niedersachsen: Einberufung eines „Runden Tisches“ So ist der so genannte Runde Tisch in Niedersachsen vom Kultusministerium und von der Ausländerbeauftragten des Landes einberufen worden. Er sollte in kurzer Sicht dazu dienen, für den Schulversuch „Islamischer Religionsunterricht“ auf muslimischer Seite „zu einem gegenüber dem Land einheitlich auftretenden Ansprechpartner zu gelangen, der autorisiert ist, Aussagen über einen gemeinsamen religiösen Glaubenskonsens der Muslime zu treffen“.49 Perspektivisch wird zwar darauf hingewiesen, dass es Aufgabe der Muslime sei, den erforderlichen Zusammenschluss zu einer Religionsgemeinschaft zu initiieren. Der Runde Tisch könne aber „der Vorbereitung dieses Verfahrens dienen“.50 Der Initiative in Niedersachsen war eine Regierungserklärung des damaligen Ministerpräsidenten Gabriel vorausgegangen, in der dieser unter dem Eindruck der Integrationsdebatte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die Einrichtung „eines islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache, aber unter staatlicher Verantwortung“ angekündigt hatte.51 Die darauf folgende Einladung zu dem Runden Tisch erhielten die Dachverbände der Muslime ebenso wie Moscheevereinigungen und -gemeinden aus dem Stadtgebiet Hannover, in deren Wirkungsbereich an dem geplanten Schulversuch teilnehmende Schulen möglicherweise liegen würden.52 Ferner wurde die Schura Niedersachsen eingeladen. Bei ihr handelt es sich um einen Landesverband der als Vereine organisierten Orts- und Moscheegemeinden. Er war im Jahr 2002 aus dem niedersächsischen „Arbeitskreis Islamischer Religionsunterricht“ hervorgegangen.53 Der Runde Tisch hat seit seiner konstituierenden Sitzung im September 2002 in mehreren Gesprächsrunden Grundsätze für den islamischen Religionsunterricht festgelegt, Rahmenrichtlinien entwickelt und bei der Auswahl der Lehrkräfte mitgewirkt.54 Seine Arbeit orientiert sich am sunnitischen und schiitischen Bekennt49 So die Ausländerbeauftragte der Landesregierung Niedersachsen, Erpenbeck / Windolph, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 48 (49). 50 Erpenbeck / Windolph, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 48 (52); ähnlich Bade, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 129 (133). 51 Stenographischer Bericht der 85. Landtagssitzung vom 24. Oktober 2001, S. 8313. 52 Vgl. Altiner, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 42 (43). 53 Altiner, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 42 (43). 54 Vgl. Erpenbeck / Windolph, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 48 (49 ff.).

C. Staatliche Unterstützung einer Selbstorganisation der Muslime

95

nis, nachdem Vertreter der Aleviten im August 2003 den Runden Tisch wegen zu großer Differenzen in religiösen Fragen verlassen hatten.55

II. Rheinland-Pfalz und Bayern: Gespräche gescheitert Auch in Rheinland-Pfalz hatte es ab dem Jahr 1999 mehrere Gesprächsrunden mit muslimischen Verbänden gegeben, die zu einer Annäherung beider Seiten und zu Einigungen in grundlegenden Fragen geführt hatten.56 So sollte ein islamischer Religionsunterricht in deutscher Sprache eingeführt werden, der benotet wird und versetzungsrelevant ist. Er sollte von Lehrkräften des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts erteilt werden, die über ausreichende Deutschkenntnisse verfügten. Nach diesen aus Sicht des Landes „vielversprechenden Anfängen“ wurden die Gespräche von den muslimischen Verbänden jedoch abgebrochen.57 Aus Enttäuschung über dieses Ergebnis und aufgrund des als drückend empfundenen Bedarfs an einem islamischen Religionsunterricht übernahmen in Ludwigshafen der Christlich-Islamische Gesprächskreis und die türkische Frauenbildungsstätte IGRA die Initiative, was schließlich zu dem dargestellten örtlichen Pilotprojekt führte.58 In Bayern hatte der Landtag im Dezember 2000 einen Fraktionen übergreifenden Antrag59 beschlossen, mit dem die Landesregierung aufgefordert wurde, „dafür Sorge zu tragen, dass auf Landesebene ein ,Runder Tisch‘ zum Thema Islamischer Religionsunterricht / Islamische Unterweisung eingerichtet wird“.60 Damit sollte vor allem „den islamischen Partnern ein Forum eröffnet werden, sich untereinander auf notwendige inhaltliche und strukturelle Angebote an die staatliche Seite zu verständigen“.61 Um eine Entscheidungshilfe für eine landesweite Lösung zu erhalten, regte der Landtag zudem die Einrichtung von Schulversuchen an. Entsprechend dem Beschluss lud das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus Vertreter der muslimischen Dachverbände zu einem Runden Tisch ein, der im März 2001 erstmals zusammenkam. Das Ministerium verstand sich in der Gesprächsrunde als Moderator; es sollte ausgelotet werden, ob sich die Muslime auf das Konzept eines einheitlichen islamischen Religionsunterrichts einigen 55 Vgl. Dietrich, Islamsicher Religionsunterricht, S. 106 mit Fn. 513; Altiner, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 42 (44). 56 Vgl. die LT-Vorlage 14 / 1402. 57 Vgl. „Islamischer Religionsunterricht in der Grundschule Ludwigshafen-Pfingstweide. Entwurf eines Teilrahmenplans“ vom August 2004, Vorwort. 58 Vgl. oben, S. 92. 59 Antrag vom 26. Oktober 2000, LT-Drs. 14 / 4603. 60 Beschluss vom 13. Dezember 2000, LT-Drs. 14 / 5393. 61 Beschluss vom 13. Dezember 2000, LT-Drs. 14 / 5393.

96

3. Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung

könnten.62 Dies gab in der Folge auf muslimischer Seite den Anstoß zur Gründung der Islamischen Religionsgemeinschaft Bayern (IRB). Nachdem der von der IRB gestellte Antrag auf Einführung eines islamischen Religionsunterrichts negativ beschieden worden war, weil das Land die Anforderungen an eine Religionsgemeinschaft nicht erfüllt sah,63 erhob die IRB Klage vor dem Verwaltungsgericht München. Der Versuch, einen Runden Tisch als zumindest vorläufigen Ansprechpartner des Staates zu etablieren, war damit gescheitert. Das verwaltungsgerichtliche Verfahren endete, wie dargestellt, mit einem Vergleich, in dem sich das Land bei Rücknahme des Antrags der IRB zu dem Schulversuch an einer Erlanger Grundschule bereit erklärte.64

III. Nordrhein-Westfalen: Initiativen der Landesregierung und der Verbände 1. Versuch der Etablierung eines Runden Tisches Eine Initiative zur Bildung eines Runden Tisches gab es ferner in NordrheinWestfalen. Nachdem sich die Fronten zwischen Land und muslimischen Verbänden durch eine im Jahr 1998 vom Zentralrat der Muslime in Deutschland und dem Islamrat erhobene Klage65 auf Einführung eines islamischen Religionsunterrichts verhärtet hatten, versuchte die damalige Bildungsministerin Behler im Jahr 2001, wieder in einen intensiveren Dialog einzutreten. In einem Schreiben an die fünf islamischen Dachverbände66 zog sie Bilanz unter die – seit 1999 auch auf Deutsch angebotene – Islamische Unterweisung und betonte, dass religiöse Bildungsangebote für Schüler muslimischen Glaubens auch künftig an den Schulen des Landes erteilt würden.67 Auf der Linie der jüngeren Entwicklung in anderen Ländern erklärte die Ministerin zudem ihre Bereitschaft, bei der auf muslimischer Seite für einen Religionsunterricht erforderlichen Schaffung einer Religionsgemeinschaft zwischen den Beteiligten zu vermitteln. Möglich sei dazu etwa die Einrichtung eines Runden Tisches als Forum der Verbände, an dem auf deren Wunsch hin auch Rohe, Zur Genese des Erlanger Schulversuchs, S. 3. Näher Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 180 mit Fn. 792. 64 Vgl. oben, S. 91. 65 Zuletzt erging in diesem Verfahren am 23. Februar 2005 ein Urteil des BVerwG, BVerwGE 123, 49 ff., mit dem die Sache an das OVG NW zurückverwiesen wurde. Siehe auch die kontroversen Würdigungen des BVerwG-Urteils bei Stock, NWVBl 2005, S. 285 ff., und Towfigh, NWVBl 2006, S. 131 ff. 66 Adressaten des Schreibens waren die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), die Föderation der Aleviten-Gemeinden, Islamrat (IR), Zentralrat der Muslime (ZMD) und der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). 67 Vgl. Pfaff, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 135 (145); Haußmann, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 68 (74). 62 63

C. Staatliche Unterstützung einer Selbstorganisation der Muslime

97

Fachleute der Landesregierung teilnehmen und ihre Expertise einbringen könnten.68 Zur Konstituierung eines Runden Tisches ist es nicht gekommen. Die Initiative wurde nicht weiterverfolgt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass DITIB zu einer Teilnahme nicht bereit war.69 Die Beteiligung dieses Verbandes wurde vom nordrhein-westfälischen Schulministerium als unerlässlich betrachtet, weil gemäß einer aktuellen Untersuchung ein Großteil der Muslime in Nordrhein-Westfalen seine Mitarbeit an einem islamischen Religionsunterricht als wichtig erachtete.70 Für einen Unterricht ohne Beteiligung von DITIB, so die Befürchtung, würde die erforderliche Akzeptanz unter den Betroffenen und damit letztlich eine ausreichende Zahl an Schülern fehlen. Um die Muslime gleichwohl stärker zu beteiligen, hat das Ministerium im Sommer 2004 einen Beirat zum Schulversuch „Islamische Unterweisung in deutscher Sprache“ einberufen. In ihm sitzen unter anderen Vertreter der muslimischen Verbände und von Migrantenorganisationen, Lehrer, Hochschullehrer sowie der Integrationsbeauftragte und andere Vertreter der Landesregierung.71 Aufgabe des Beirats ist es, an Lehrplanentwürfen mitzuarbeiten, Vorschläge für die Unterrichtsgestaltung und Lehrerfortbildung zu unterbreiten und generell den Dialog zwischen den Beteiligten zu vertiefen.

2. Dachverbands-Lösung oder „Schura-Rat“? Jüngst ist wieder verstärkt Bewegung in das islamische Spektrum gekommen. War eine Zusammenarbeit der Verbände an einem Runden Tisch in NordrheinWestfalen zuvor an unüberbrückbaren internen Differenzen gescheitert, kam es im Jahr 2006 zur Gründung eines „Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland“ (KRM). Der Rat sollte zunächst ein Zweckbündnis sein, um neue Verhandlungen mit dem Land Nordrhein-Westfalen über einen islamischen Religionsunterricht aufzunehmen.72 Denn nachdem sich das religionskundliche Modell der seit 2005 als „Islamkunde“ bezeichneten Islamischen Unterweisung in Nordrhein-Westfalen zunächst zusehends etabliert und die Debatte etwas beruhigt hatte, kam aus mehreren Richtungen erneute Unterstützung für das Konzept eines bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts. So durch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 23. Februar 2005,73 mit dem in dieser Sache erstmals gerichtlich eine QualifizieVgl. Pfaff, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 135 (145). Vgl. Haußmann, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 68 (74). 70 Näher Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 103 f. 71 Vgl. Pfaff, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 135 (146). 72 Vgl. den Bericht auf „www.islam.de“ vom 5. März 2007. 73 Vgl. S. 96 mit Fn. 65 . 68 69

98

3. Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung

rung von Dachverbänden als Religionsgemeinschaften im Sinne von Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG für grundsätzlich möglich erklärt und damit der strikten Haltung der Landesregierung der Boden entzogen wurde. Ferner durch die wiederholten Ankündigungen der seit Juni 2005 amtierenden, CDU-geführten Landesregierung, einen islamischen Religionsunterricht einführen zu wollen.74 Anteil am Zusammenrücken der muslimischen Verbände hat auch der von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble auf der von ihm einberufenen so genannten Islamkonferenz geäußerte Wunsch, die Muslime in Deutschland mögen sich in einem repräsentativen Dachverband organisieren.75 Diese Entwicklungen haben bei den muslimischen Verbänden zu einer im März 2007 publik gemachten Initiative geführt, den zunächst nur für Verhandlungen mit dem Land Nordrhein-Westfalen gegründeten KRM in eine als Verein organisierte dauerhafte Repräsentanz der Muslime in Deutschland zu überführen.76 Eine Geschäftsordnung wurde bereits erlassen.77 Bemerkenswert ist, dass an dem KMR mit DITIB, dem Islamrat (IR), dem Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und dem Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) alle vier großen muslimischen Dachverbände beteiligt sind.78 Damit arbeiten diese Verbände erstmals in institutionalisierter Form zusammen. Laut § 1 Abs. 1 der Geschäftsordnung des KMR ist dieser „in der Absicht gegründet, langfristig eine einheitliche Vertretungsstruktur der Muslime in der Bundesrepublik Deutschland zu fördern“ und „für alle Richtungen innerhalb des Islams offen“. Parallel zu diesen Vorgängen gibt es in Nordrhein-Westfalen einen zweiten Ansatz. Weil in den Dachverbänden kein geeigneter Ansprechpartner für einen Religionsunterricht gesehen wird und auch die Versuche, einem solchen durch Einbeziehung der Verbände zur Geburt zu verhelfen, bislang nicht zu den erhofften Ergebnissen geführt haben, richtet die Landeregierung ihren Blick von der überörtlichen auf die lokale Ebene. Gemäß einem von ihr beschlossenen „Aktionsplan Integration“ vom Juni 2006 ist zunächst geplant, modellhaft die Moscheegemeinden in zwei Städten zu einem Zusammenschluss, einer so genannten Schura, zu bewegen.79 Mit diesen Schuren als Ansprechpartnern des Staates soll vor Ort ein islamischer Religionsunterricht geschaffen werden, der die vom Grundgesetz und der Landesverfassung aufgestellten Anforderungen erfüllt. 74 Vgl. die Regierungserklärung vom 13. Juli 2005, LT-Prot. NW 14 / 4, S. 155; ferner den „Aktionsplan Integrationsplan“ der Landesregierung vom 27. Juni 2006, S. 9. 75 Vgl. FAZ Nr. 226 vom 28. September 2006, S. 2; SZ Nr. 222 vom 26. September 2006, S. 1 und 5. 76 Vgl. FAZ Nr. 54 vom 5. März 2007, S. 6; taz vom 5. März 2007, S. 7; Bericht auf „www.islam.de“ vom 5. März 2007. 77 Geschäftsordnung des KMR vom 28. März 2007. 78 Eine Einbeziehung der Aleviten ist wegen grundlegender religiöser Differenzen weder geplant, noch wird sie von diesen angestrebt, vgl. die Äußerung des Vorstandsmitglieds der „Alevitischen Gemeinde Deutschland e.V.“ (AABF), Toprak, in: taz vom 5. März 2007, S. 7. 79 Aktionsplan Integration vom 27. Juni 2006, S. 9.

D. Ansätze zu einer Ausbildung islamischer Religionslehrer

99

Perspektivisch soll es aber nicht bei diesem lokalen Ansatz bleiben. Die Gründung der Schuren ist gedacht als Anstoß für einen Prozess innerhalb der muslimischen Gemeinschaft, mit dem es „möglichst zu einer einheitlichen Vertretung aller Muslime kommen“ soll.80 Ziel der Landesregierung ist es, auf diesem Weg eine „demokratisch legitimierte, repräsentative Institution der Muslime in Nordrhein-Westfalen“ entstehen zu lassen und „bis zum Ende der Legislaturperiode die Grundlagen für einen islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache, mit in Deutschland ausgebildeten Religionslehrern und -lehrerinnen und unter deutscher Schulaufsicht zu schaffen“.81 Wie der Weg von den örtlichen Schuren zu der erhofften landesweiten Vertretung der Muslime verlaufen könnte, ist dem Aktionsplan der Landesregierung nicht zu entnehmen. Aufschlussreich ist insofern ein Eckpunkte-Papier der Grünen-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag aus dem Jahr 2004,82 mit dem diese das Schuren-Modell erstmals auf die politische Agenda gesetzt und damit auch in der CDU ein Echo hervorgerufen hatte.83 Danach sollen sich die örtlichen Moscheegemeinden in ein auf Ebene der Landesregierung zu schaffendes Moscheeregister eintragen können. Voraussetzung für die Eintragung ist die Einhaltung noch näher zu bestimmender Mindeststandards, insbesondere ein Bekenntnis zu Grundgesetz und Strafgesetzen. Die registrierten Gemeinden wählen in geheimer Wahl einen Vertreter in einen „Schura-Rat (Ältestenrat)“. Dieser wählt einen Vorstand, der wiederum aus seiner Mitte einen Vorsitzenden bestimmt. Dieser Vorsitzende soll „der legitime Vertreter für die Muslime in NRW“ sein.

D. Ansätze zu einer Ausbildung islamischer Religionslehrer Die Islamische Unterweisung hat einen großen Bedarf an entsprechend qualifizierten Lehrern geschaffen. Die Länder behelfen sich, wie dargestellt, überwiegend mit dem Einsatz von Lehrkräften muslimischen Glaubens aus dem muttersprachlichen Ergänzungsunterricht, die in unterschiedlichem Umfang mit Fortbildungen auf ihre neue Aufgabe vorbereitet werden. Der improvisatorische Charakter dieser Aktionsplan Integration vom 27. Juni 2006, S. 9. Aktionsplan Integration vom 27. Juni 2006, S. 24 und S. 9. 82 Fraktionsbeschluss vom 6. Juli 2004. Die Vorschläge der Grünen sind inspiriert worden durch und angelehnt an das österreichische Modell einer Kooperation zwischen Staat und Muslimen, vgl. den Bericht der ehem. migrationspolitischen Sprecherin der Landtagsfraktion Haußmann, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 68 (71 ff.). Vgl. zum islamischen Religionsunterricht in Österreich einführend Schaible, in: Bauer / Kaddor / Strobel (Hg.), Islamischer Religionsunterricht, S. 87 ff. 83 Zu einem „in manchem verwandten Grundsatzpapier“ der CDU NW vom November 2004 Stock, RdJB 2005, S. 94 (106 mit Fn. 70); s. ferner dens., NWVBl 2005, S. 285 (286 f.). 80 81

100

3. Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung

Lösungen ist offensichtlich. In allen betroffenen Ländern gibt es daher Überlegungen zur Schaffung von Lehramtsstudiengängen, die nach einer möglichen Einführung eines islamischen Religionsunterrichts auch Lehrer für diesen hervorbringen könnten. Daraus sind an einigen Universitäten mittlerweile konkrete Ansätze zu einer Lehrerausbildung entstanden, deren jüngere Entwicklung84 im Folgenden dokumentiert werden soll.

I. Universität Münster 1. Das „Centrum für Religiöse Studien“ Innerhalb der Universität Münster gab es im Jahr 2001 eine Initiative, Forschungs- und Ausbildungskapazitäten im Bereich Religion zu vernetzen und einen eigenständigen Studiengang „Religionswissenschaft“ zu etablieren. Diese traf sich mit Bemühungen der nordrhein-westfälischen Landesregierung, eine universitäre Ausbildung für Lehrer für die Islamische Unterweisung zu schaffen.85 Verhandlungen zwischen Landesregierung und Universität führten zum Abschluss einer Zielvereinbarung im Mai 2002, in dem sich die Universität dazu verpflichtete, ein religionswissenschaftlich ausgerichtetes „Centrum für Religiöse Studien“ (CRS) mit einer „Professur für Islamische Theologie“ zu errichten, und das Land finanzielle Unterstützung zusagte.86 Das Lehrangebot des CRS „soll dazu befähigen, Islamunterricht ( . . . ) im Lehramt zu erteilen“.87 Am 31. Mai 2003 trat eine vom Gründungsvorstand entworfene Verwaltungsund Benutzungsordnung für das CRS in Kraft, am 8. Dezember desselben Jahres wurde das CRS eröffnet. Es handelt sich bei ihm um eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung nach § 29 Abs. 1 S. 2 HG NW i.V.m. Art. 69 der Verfassung der Universität Münster.88 Das CRS gehört damit nicht einem bestimmten Fachbereich an, sondern untersteht direkt dem Rektorat der Universität. Besonderheit ist ein Beirat, der die Aufgabe hat, „die Aktivitäten des CRS insbesondere im Bereich des interreligiösen und interkulturellen Gesprächs sowie in der religionspädagogischen Vermittlung zu unterstützen sowie die Kommunikation zwischen dem CRS und den verschiedenen Religionsgemeinschaften zu erleichtern“.89 Ihm sollen Persön84 Die Entwicklung bis Anfang 2005 wird umfassend dargelegt von Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 5 ff., und hier daher nur kurz skizziert, soweit dies zur Verdeutlichung von Entwicklungslinien erforderlich ist. 85 Vgl. die Antwort der Schulministerin Behler vom 10. Januar 2002 auf eine Kleine Anfrage, LT-Drs. 13 / 2161, S. 2. 86 Zielvereinbarung zwischen dem Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes NW und der Universität Münster vom 21. Mai 2002, S. 4 f. und 12 f. Zur Zuweisung der bestehenden Professur für Orthodoxe Theologie an das CRS oben, S. 77. 87 Zielvereinbarung, S. 5. 88 Vgl. § 1 der Verwaltungs- und Benutzungsordnung des CRS vom 21. Mai 2003. 89 § 6 S. 2 der Verwaltungs- und Benutzungsordnung.

D. Ansätze zu einer Ausbildung islamischer Religionslehrer

101

lichkeiten „aus Organisationen derjenigen Religionsgemeinschaften“ angehören, deren Religion Gegenstand des Aufgabenbereichs des CRS ist. Derzeit sitzen im Beirat überwiegend Vertreter aus dem muslimischen Spektrum.90 Die Beiratsmitglieder werden auf Vorschlag des Vorstandes vom Rektorat der Universität um ihre Mitarbeit im Beirat für eine Amtszeit von drei Jahren „gebeten“.91 Der Beirat wird gemäß der Verwaltungs- und Benutzungsordnung des CRS mindestens einmal im Jahr zu einer Sitzung des Vorstands des CRS hinzugezogen. Der Vorstand kann darüber hinaus jene Mitglieder des Beirats, die „bestimmten Religionsgemeinschaften“ angehören, um Stellungnahme bitten in Angelegenheiten, „die lediglich die jeweilige Religion betreffen“.92 Ein solches Vorgehen wurde mit den muslimischen Beiratsmitgliedern bei der Besetzung der in der Zielvereinbarung vorgesehenen Professur für Islamische Theologie gewählt. Für sie wurde ein „Lehrstuhl für Religion des Islam“ gegründet. Diesen besetzt seit April 2004 Muhammad Sven Kalisch.93 Kalisch ist sowohl Volljurist als auch Islamwissenschaftler; im Jahr 1998 hat er das Zweite Juristische Staatsexamen absolviert. 1997 wurde er an der Technischen Hochschule Darmstadt am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften promoviert und im Jahr 2002 an der Universität Hamburg im Fach Islamwissenschaft habilitiert.

2. Der „Erweiterungsstudiengang Religion des Islam“ Seit dem Wintersemester 2004 / 05 bietet das CRS einen „Erweiterungsstudiengang Religion des Islam“ an. Dabei handelt es sich um einen Drittfach-Studiengang, wie er auch für andere Fächer, unter ihnen der evangelische und katholische Religionsunterricht, angeboten wird.94 Er bereitet auf eine Erweiterungsprüfung zur Ersten Staatsprüfung vor, mit der eine bestehende Lehrbefähigung um das dritte Fach erweitert werden kann.95 Eine einheitliche Bezeichnung existiert für dieses Fach bislang nicht. Während ein ministerieller Runderlass, der rechtlich die Möglichkeit zu einer Erweiterungsprüfung eröffnet, aber aus der Zeit vor Errichtung des Studiengangs am CRS stammt, bedeutungsoffen von „Islamkunde“ spricht,96 ist auf den Internet-Seiten des CRS in Anlehnung an die Bezeichnung 90 Mitglieder des Beirats sind (Stand Dezember 2007): Asiye Köhler (für den ZMD), Rabeya Müller (Institut für Interreligiöse Pädagogik und Didaktik sowie Zentrum für Islamische Frauenforschung und Frauenförderung); Mehmet Soyhun (DITIB); Wolf D. A. Aries (IR), M. Djavad Mohagheghi (Islamische Akademie Deutschland e.V. (Hamburg)); Yakup Aktas (VIKZ), Efraim Yehoud-Desel (Jüdische Gemeinde in Münster), Erzpriester Peter Sonntag (Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland). 91 § 6 S. 3 der Verwaltungs- und Benutzungsordnung. 92 § 6 S. 6 der Verwaltungs- und Benutzungsordnung. 93 Kalisch war zunächst Lehrstuhlvertreter, seine Berufung erfolgte im Juli 2004. 94 Vgl. oben, S. 55. 95 Vgl. § 22 LABG NW und § 29 LPO NW.

102

3. Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung

des Lehrstuhls vom „Erweiterungsstudiengang Religion des Islam“ die Rede.97 Die Vermeidung der Begriffe „Religionsunterricht“ und „Islamkunde“ liegt offenbar in dem Ziel begründet, die Absolventen dieses Studiengangs mögen sowohl in der mittlerweile als Islamkunde bezeichneten Islamischen Unterweisung als auch in einem künftigen Religionsunterricht einsetzbar sein.98 So findet sich auf den Internet-Seiten des CRS der Hinweis, es sei „auch in diesem Fall wie in den anderen Theologien (z. B. in der evangelischen und katholischen) so, daß später nur der- oder diejenige das Fach an einer deutschen Schule unterrichten dürfen wird, der selbst dem Glauben angehört“.99 Eine ursprünglich eingeführte Beschränkung der Zulassung zu dem Studiengang auf Angehörige des Islams wurde später wegen rechtlicher Bedenken wieder aufgehoben.100 Der Studiengang ist auf sechs bis acht Semester angelegt.101 Zu den Studieninhalten gehört das Erlernen der arabischen Sprache sowie Studien in den Bereichen islamisches Recht, islamische Theologie, Philosophie und Mystik.102 Das Studium soll das gesamte Spektrum der innerislamischen Richtungen berücksichtigen.103

II. Universität Erlangen-Nürnberg 1. Das „Interdisziplinäre Zentrum für Islamische Religionslehre“ Das „Interdisziplinäre Zentrum für Islamische Religionslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg“ (IZIR) ist parallel zu dem Schulversuch an einer Erlanger Grundschule entstanden.104 Dem Christlich-Islamischen Arbeitskreis Erlangen, dessen muslimische Mitglieder die Gründung der an dem Schulversuch beteiligten IRE initiiert hatten, gehörten auch Professoren der örtlichen Universität an. Diese 96 RdErl. des KM vom 14. Mai 1982, GABl NW, S. 270, geänd. durch RdErl. vom 2. Juli 1986, GABL NW, S. 424. 97 „http: //www.uni-muenster.de/ReligioeseStudien/Islam/Studieren/Einschreibung.html‘‘ (Stand 2. Februar 2007). 98 Vgl. die Antwort der Schulministerin Behler vom 10. Januar 2002 (Fn. 85) sowie den Aktionsplan Integration vom 27. Juni 2006, S. 9. 99 „http: //www.uni-muenster.de/ReligioeseStudien/Islam/Studieren/Einschreibung.html“ (Stand 2. Februar 2007). 100 Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 33 mit Fn. 229. 101 „http: //www.uni-muenster.de/ReligioeseStudien/Islam/Studieren/Einschreibung.html“ (Stand 2. Februar 2007); vgl. auch Kalisch (Interview), FAZ Nr. 22 vom 27. Januar 2005, S. 6. 102 Kalisch (Interview), FAZ Nr. 22 vom 27. Januar 2005, S. 6; vgl. ferner das Vorlesungsverzeichnis unter „http: //www.uni-muenster.de/ReligioeseStudien/Islam/Studieren/index.html“ (Stand 2. Februar 2007). 103 Kalisch (Interview), FAZ Nr. 22 vom 27. Januar 2005, S. 6. 104 Zu dem Schulversuch oben, S. 91.

D. Ansätze zu einer Ausbildung islamischer Religionslehrer

103

gründeten im Sommer 2002 das IZIR, um den von der IRE geplanten Schulversuch wissenschaftlich begleiten zu können.105 Während die IRE ihren Antrag auf Einrichtung eines Schulversuchs vorantrieb, beschäftigten sich die im IZIR zusammengeschlossenen Professoren in Abstimmung mit der IRE mit der Schaffung eines Ausbildungsangebots für islamische Religionslehrer. So wurde eine „Arbeitsgemeinschaft islamische Religionslehrerausbildung an nordbayerischen Universitäten“ mit der Universität Bayreuth gegründet, und Vertreter aus Landesregierung und -politik ließen sich auf Einladung über die Erlanger Projekte informieren.106 Diese Aktivitäten führten auf Landesebene zu der – letztlich gescheiterten – Initiative des Landtags, einen Runden Tisch als Ansprechpartner für einen islamischen Religionsunterricht einzuberufen.107 Zum Wintersemester 2002 / 03 richtete die Universität Erlangen-Nürnberg eine Gastprofessur ein, die als möglicher Einstieg in eine Ausbildung islamischer Religionslehrer dienen sollte.108 Sie wurde zunächst besetzt mit Halit Ünal von der Universität Kaiseri in der Türkei. Seit dem Jahr 2005 existiert eine reguläre „Professur für Islamische Religionslehre“, die in das IZIR eingebettet ist. Zum Sommersemester 2006 wurde Harry Harun Behr als erster Inhaber auf diese Stelle berufen. Behr ist muslimischer Religionspädagoge, er hat beide Staatsexamina für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen absolviert und wurde im Jahr 2005 mit einer Arbeit zum Thema „Curriculum Islamunterricht“ von der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth promoviert. Während seines Promotionsstudiums hat Behr maßgeblich am Aufbau eines Studiengangs „Islamische Religionslehre“ an der Universität Erlangen-Nürnberg mitgearbeitet, er saß zudem in der Lehrplankommission für den Erlanger Schulversuch. Seine Berufung traf bei der IRE, die in dem Verfahren konsultiert wurde, daher auf Zustimmung. Behr gehört der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät an. Er arbeitet im IZIR als dessen Leiter mit Professoren anderer Fakultäten zusammen.109 Eine solche Kooperation mehrerer Fakultäten in einer gemeinsamen wissenschaftlichen Einrichtung ist im Bayerischen Hochschulgesetz ausdrücklich vorgesehen.110 Die nähere Ausgestaltung des IZIR beruht auf den „Grundsätzen für Interdisziplinäre Zentren an der Universität Erlangen-Nürnberg“.111

105 Rohe, Zur Genese des Erlanger Schulversuchs, S. 2; vgl. auch Güneysu, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 62. 106 Rohe, Zur Genese des Erlanger Schulversuchs, S. 2 f.; vgl. ferner Lähnemann, MUM 4 / 2003, S. 8 (9). 107 Vgl. oben, S. 95. 108 Lähnemann, MUM 4 / 2003, S. 8 (9). 109 Mitglieder des IZIR sind ferner Hartmut Bobzin (Philosophische Fakultät II), Johannes Lähnemann (Erziehungswissenschaftliche Fakultät) und Mathias Rohe (Juristische Fakultät). 110 Vgl. Art. 19 Abs. 5 und 6 HG Bay. 111 Beschlossen am 12. Juni 2001, geändert durch Beschluss vom 1. Februar 2006.

104

3. Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung

2. Der „Ergänzungsstudiengang Islamische Religionslehre“ Bei dem vom IZIR angebotenen „Ergänzungsstudiengang Islamische Religionslehre“ handelt es sich ebenso wie in Münster um einen Drittfachstudiengang. Er dauert vier Semester und ist interdisziplinär angelegt. In einem „islamisch-theologischen Professionalisierungsbereich“ umfasst er die Themen „Schriftgrundlagen“, „Koran-Arabisch“ und „Glaubenslehre“, in einen „bezugswissenschaftlichen Professionalisierungsbereich“ fallen Themen wie „Theologiegeschichte des Islams“ und „Religionspädagogik“.112 Diese Aufzählung lässt auf eine theologische Akzentuierung der Studieninhalte schließen. Gleiches gilt für den Begriff „Islamische Religionslehre“ als Namensbestandteil des Studiengangs. Die Namensgebung ist danach parallel zu den Studiengängen Evangelische und Katholische Religionslehre erfolgt. Eine nicht bloß religionskundliche, sondern bekenntnismäßige Ausrichtung des Unterrichtsfachs, auf das vorbereitet werden soll, kommt auch in einer Kurzbeschreibung des Studiengangs zum Ausdruck. Dort wird darauf hingewiesen, dass die Erteilung „islamischen Religionsunterrichts“ im Regelfall „das aktiv praktizierte Bekenntnis zum Islam voraussetzt“.113 Anders als in Nordrhein-Westfalen ist der Studienabschluss in Bayern bislang nicht formal anerkannt, die Absolventen erhalten lediglich ein Zertifikat von der Universität.114 Das Schulministerium hat aber informell signalisiert, den Abschluss als Qualifikationsnachweise für die Islamische Unterweisung oder einen künftigen Religionsunterricht anzuerkennen.115 Wenn eine Entscheidung über die Einführung von islamischem Religionsunterricht gefallen ist, könnte der Studiengang als Drittfach-Studiengang zur Vorbereitung auf eine Erweiterungsprüfung in der bayerischen Lehramtsprüfungsordnung verankert werden.116

III. Der Master-Studiengang „Islamische Religionspädagogik“ an der Universität Osnabrück Die Universität Osnabrück hat zum Wintersemester 2007 / 08 einen Master-Studiengang „Islamische Religionspädagogik“ eingerichtet. Er ist Ergebnis einer 112 Information des IZIR „Ergänzungsstudiengang Islamische Religionslehre“, vorläufige Fassung, Stand November 2006, S. 5. 113 Information des IZIR „Ergänzungsstudiengang Islamische Religionslehre“, vorläufige Fassung, Stand November 2006, S. 5. 114 Information des IZIR „Ergänzungsstudiengang Islamische Religionslehre“, S. 5; vgl. ferner SZ Nr. 112 vom 16. Mai 2006, S. 3. Die Anerkennung einer Erweiterungsprüfung im Fach „Islamunterricht“ in NW (vgl. S. 102 mit Fn. 96) ist freilich bislang praktisch wertlos, weil es dieses Fach nicht gibt. 115 Vgl. Lähnemann, MUM 4 / 2003, S. 8 (9). 116 Die Möglichkeit zu einer Erweiterungsprüfung eröffnen Art. 14 – 19 LABG Bay; vgl. ferner §§ 43, 63, 91, 101 LPO Bay.

D. Ansätze zu einer Ausbildung islamischer Religionslehrer

105

mehrjährigen Initiative des Professors für Interkulturelle Pädagogik Peter Graf, an der Universität Osnabrück eine Ausbildung für islamische Religionslehrer zu etablieren. Von April 2004 bis Dezember 2006 hat die Universität unter der Leitung von Graf bereits ein sechssemestriges Studium zur wissenschaftlichen Weiterbildung von Lehrern angeboten, die muslimische Schüler in ihrer Religion unterrichten wollen. An dem Projekt, das vom niedersächsischen Kultusministerium und der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung unterstützt worden war, haben 24 Lehrer teilgenommen; mehrere von ihnen unterrichten in dem niedersächsischen Schulversuch.117 Voraussetzung für die Teilnahme war ein Bekenntnis zum islamischen Glauben. Die erfolgreichen Absolventen erhielten ein Zertifikat der Universität, das sie als „Islamische Religionspädagogen“ ausweist. Positive Erfahrungen und eine bundesweite Resonanz auf das Weiterbildungsstudium haben die Universität bewogen, den neuen Master-Studiengang einzurichten.118 Dabei handelt es sich, ebenso wie bei den Angeboten an den Universitäten Münster und Erlangen-Nürnberg, um einen Drittfach-Studiengang zur Vorbereitung auf eine Erweiterungsprüfung. Er ist auf vier Semester angelegt. Wesentliche Lehrinhalte sind das Studium der islamischen Theologie sowie eine fachdidaktische und religionspädagogische Ausbildung; hinzu kommt das Studium der arabischen Sprache.119 Zur Betreuung des neuen Studiengangs wurde im Frühjahr 2007 eine „Professur für Islamische Religionspädagogik“ von der Universität ausgeschrieben. Diese ist am Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften angesiedelt und wird zunächst verwaltet von Bülent Ucar.

IV. Die Stiftungsprofessuren an der Universität Frankfurt am Main An der Universität Frankfurt am Main bestehen eine Professur und eine Gastprofessur „Islamische Religion“. Bei beiden handelt es sich um von der türkischen staatlichen Religionsbehörde „Präsidium für Religiöse Angelegenheiten“ (Diyanet) gestiftete Professuren. Den Vertrag über die Stiftung der Gastprofessur haben die Universität und Diyanet im Jahr 2003 abgeschlossen. Erster Inhaber war Mehmet Emin Köktas¸. Im März 2005 wurde diese Stiftungs-Gastprofessur per Vertrag zwischen Universität und Diyanet um eine Stiftungsprofessur erweitert.120 Auf die

117 Vgl. Pressemitteilung des idw vom 11. März 2004, „Islamischer Religionsunterricht – Universität Osnabrück bietet erstmals Weiterbildung an“. 118 Pressemitteilung Nr. 105 der Universität Osnabrück vom 17. Mai 2005, „Islamische Religionspädagogik an der Universität Osnabrück?“. 119 Vgl. die Transkription des DLF-Berichts vom 10. März 2006, „Die Uni Osnabrück will künftig Islamlehrer ausbilden“, sowie die Selbstdarstellung auf „www.islamischer-religionsunterricht.uni-osnabrueck.de / Main / Masterstudiengang“ (Stand Dezember 2007).

106

3. Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung

Stiftungsprofessur wurde zum Wintersemester 2006 / 07 Ömer Özsoy berufen, der zuvor Professor an der theologischen Fakultät der Universität Ankara war und vor seinem Wechsel nach Frankfurt Forschungsaufenthalte in Heidelberg, Göttingen und Salzburg absolviert hat. Die Gastprofessur wird derzeit besetzt von Abdullah Takim. Laut Stiftungsvertrag sollen die Professuren den intertheologischen Diskurs fördern sowie „der Erweiterung des religionswissenschaftlichen Lehrangebots und der akademischen Bildung von Religionsfachkräften für die Arbeit in islamischen Gemeinden dienen“.121 Von einem Einsatz in der Schule ist im Vertrag nicht die Rede. Die Absolventen sollen vielmehr allgemein den wissenschaftlichen Diskurs über den Islam befördern; zudem könnten sie nach dem Willen der Stifterin etwa die Arbeit von Imamen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft unterstützen oder selbst als Imame tätig werden.122 Diyanet entsendet zahlreiche türkische Imame für in der Regel vier Jahre nach Deutschland, wo sie in Moscheen Dienst tun und einer Gemeinde zur Betreuung an die Seite gestellt sind.123 Diesen Geistlichen fehlen zumeist jedoch ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache und der sozialen und kulturellen Umstände, in denen die Muslime in Deutschland leben, sodass ihre Arbeit auf Schwierigkeiten stößt. Die Frankfurter Absolventen sollen diesen Mangel beseitigen helfen, indem sie als Übersetzer und Vermittler oder aber selbst als Imame fungieren.124 Auch ein von der Stiftungsprofessur herausgegebenes Informationspapier125 zum Studienangebot nennt als mögliches Einsatzfeld der Absolventen in einer langen Liste die Schule an fast letzter Stelle; zuvor aufgezählt werden etwa die Bereiche Sozialarbeit, Ausländerbehörden, Asylwesen, religionswissenschaftliche Gutachtertätigkeit, Personalführung in Unternehmen mit ausländischen Arbeitnehmern, interkulturelle Frauenarbeit oder Entwicklungshilfe. Die Stiftung der Professuren steht auch nicht im Zusammenhang mit Schulversuchen für einen islamischen Religionsunterricht, und eine Islamische Unterweisung wird in Hessen ebenfalls nicht angeboten.126 Im Vergleich zu den Initiativen an den anderen Universitäten, die alle das Ziel verfolgen, eine Ausbildung für islamische Religions120 Vgl. die Pressemitteilung der Universität vom 8. März 2005, Stiftungsprofessur „Islamische Religion“ für die Universität. 121 § 1 des Stiftungsvertrags. 122 Vgl. FAZ Nr. 22 vom 27. Januar 2005, S. 6. 123 Vgl. FAZ Nr. 49 vom 27. Februar 2006, S. 5. 124 Vgl. auch die Pressemitteilung der Universität vom 8. März 2005, „Stiftungsprofessur ,Islamische Religion‘ für die Universität“; ferner die Pressemitteilung des idw vom 29. Januar 2004, „Verstehen schafft Toleranz“. 125 Abrufbar unter „http: //www.evtheol.uni-frankfurt.de/download/sto_isl_rw_dt.pdf“ (Stand 14. März 2007). 126 Näher zu der Situation in Hessen, wo die Islamische Religionsgemeinschaft Hessen e.V. (IRH) mit einem Antrag auf Einrichtung eines Islamischen Religionsunterrichts vor Gericht gescheitert ist (zuletzt Beschluss des BVerwG vom 20. Juni 2006 – Az.: 6 B 84.05) und

D. Ansätze zu einer Ausbildung islamischer Religionslehrer

107

lehrer zu etablieren, nehmen die Professuren an der Universität Frankfurt mithin eine Sonderstellung ein. Die beiden Stiftungsprofessuren sind dem Fachbereich Evangelische Theologie zugeordnet. Die Besetzung der Professur erfolgt im Benehmen mit dem Stiftungsrat, die Besetzung der Gastprofessur auf einstimmigen Vorschlag des Stiftungsrats.127 Durch dieses Verfahren will die Universität zum einen die Interessen der Stifterin berücksichtigen, zum anderen aber sicherstellen, dass die maßgeblichen Entscheidungen über die Berufung der Professoren ausschließlich durch die Organe der Universität, gegebenenfalls mit Zustimmung des Wissenschaftsministeriums, getroffen werden.128 Der Stiftungsrat setzt sich zusammen aus zwei von der Diyanet benannten Vertretern, einem Präsidiumsmitglied der Universität oder einer vom Präsidium benannten Vertretung, zwei Professoren des Fachbereichs Evangelische Theologie sowie einem Professor aus einer verwandten Disziplin. Die Beteiligung des Stiftungsrats beschränkt sich auf die Berufung, ein Einfluss auf die Lehrinhalte ist nicht vorgesehen.129 Nachdem mit der Gastprofessur zunächst nur ein Studienschwerpunkt „Islamische Religionswissenschaft“ innerhalb des Magisterstudiengangs Religionswissenschaft und Religionsgeschichte eingerichtet worden war, ist das Lehrangebot mit der Stiftung der zusätzlichen Professur mittlerweile zu einem eigenständigen Hauptfach „Islamische Religionswissenschaft“ innerhalb des Magisterstudiengangs ausgebaut worden.

derzeit lediglich ein islamisch akzentuierter Ethikunterricht angeboten wird Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 107 ff.; Köller, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 115 ff. 127 Pressemitteilung der Universität vom 8. März 2005, „Stiftungsprofessur ,Islamische Religion‘ für die Universität“. 128 Vgl. Pressemitteilung der Universität vom 8. März 2005, „Stiftungsprofessur ,Islamische Religion‘ für die Universität“. 129 Vgl. FAZ Nr. 22 vom 27. Januar 2005, S. 6.

Vierter Teil

Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht Der von Art. 7 Abs. 3 GG vorgesehene Unterricht ist, nach der klassischen Definition von Gerhard Anschütz, in „konfessioneller Positivität und Gebundenheit“ zu erteilen.1 Zwar wird eine Öffnung des Religionsunterrichts in Richtung religionswissenschaftlich akzentuierter Ansätze oder einer allgemeinen Konfessionskunde diskutiert.2 Diese Diskussion kann hier jedoch dahinstehen. Denn die Bemühungen in den Bundesländern zur Einführung eines islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen zielen, wie gesehen, auf die hergebrachte, eng an das Bekenntnis3 gebundene Unterrichtskonzeption.4 Für die Ausbildung der Lehrer ist diese Bindung folgenreich: Als Vorbereitung auf einen solchen Unterricht unterliegt auch sie, wie im einzelnen noch näher darzulegen sein wird, der Bekenntnisbindung; ihre fachwissenschaftlichen Ausbildungsanteile sind theologischer Natur.5 Das hat sich bei der Bestandsaufnahme zur Religionslehrerausbildung deutlich gezeigt.6 Die Bekenntnisbindung begründet die prekäre Lage der Religionslehrerausbildung zwischen Religionsgemeinschaften einerseits und dem Staat auf der anderen Seite, wie sie in den Mitwirkungsrechten zum Ausdruck kommt. In diesem Kapitel sollen die verfassungsrechtlichen Vorgaben für eine Religionslehrerausbildung geklärt werden; dabei ist insbesondere zu untersuchen, inwieweit sich Mitwirkungsrechte der Religionsgemeinschaften auf Verfassungsrecht 1 Anschütz, WRV, Art. 149, Anm. 4. Ausführlich zum Religionsunterricht als bekenntnisgebundenem Lehrfach Hildebrandt, Das Grundrecht auf Religionsunterricht, S. 60 ff. m. w. N. 2 Vgl. Ehlers, Entkonfessionalisierung des Religionsunterrichts, S. 60 f. et passim; Pieroth, ZevKR 38 (1993), S. 189 (191 ff.); Stock, RdJB 2005, S. 94 (104 ff. m. w. N.); kritisch zu solchen Ansätzen M. Heckel, Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, S. 84, 87 f., 91 ff.; ders., in: Grote u. a. (Hg.), FS Starck, S. 1093 (1104 ff.); Bock, in: ders. (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 5 f., 26 ff. 3 Im Folgenden soll anstatt von Konfession von Bekenntnis die Rede sein, weil ersterer Begriff ursprünglich nur im Zusammenhang mit den christlichen Kirchen verwendet wurde und in dieser Lesart islamische Glaubensgemeinschaften nicht mit umfasst, vgl. Pieroth / Görisch, JuS 2002, S. 937 (938). 4 Nach BVerfGE 74, 244 (253) gehört zum „unveränderlichen Rahmen“ des Religionsunterrichts „seine Ausrichtung an den Glaubenssätzen der jeweiligen Konfession“. 5 Zu der Frage, ob auch eine religionswissenschaftliche Ausbildung für eine Lehrtätigkeit im Religionsunterricht genügt, unten, S. 238 ff. 6 Vgl. oben, S. 46 f.

A. Theologie als Wissenschaft – Grundlagen

109

zurückführen lassen und damit auch bei einer Ausbildung islamischer Religionslehrer unabdingbar sind. Wegen des in fachwissenschaftlicher Hinsicht theologischen Charakters einer solchen Ausbildung lassen sich die verfassungsrechtlichen Probleme nicht angemessen behandeln, ohne zuvor einen Blick auf die Voraussetzungen und Bindungen der Theologie zu werfen, denen sie nach dem Selbstverständnis der Theologen sowie – im Fall der christlichen Konfessionen – der Kirchen unterliegt. Daher sind zunächst diese Grundlagen getrennt nach Bekenntnissen dazulegen, bevor in die rechtliche Untersuchung eingetreten werden kann.

A. Theologie als Wissenschaft – Grundlagen I. Voraussetzungen und Bindungen der Theologie 1. Katholische Kirche Die Bindungen der Theologie aus Sicht der christlichen Kirchen werden nur verständlich bei einem Blick auf den Ursprung der Kirchen selbst. Die Jünger Jesu bildeten die christliche Ur-Gemeinde. Als Zeugen seines Lebens und Wirkens waren sie dazu berufen, die ihnen offenbarte Botschaft weiterzutragen und zur Nachfolge aufzurufen. Zeugenschaft aber erlangt Glaubwürdigkeit und Bedeutung letztlich nur in personaler Begegnung.7 Die Verkündigung der christlichen Heilsbotschaft kann sich daher nach christlichem Verständnis nur in der Glaubens- und Überlieferungsgemeinschaft der Kirchen vollziehen. Hier liegen die Wurzeln der institutionalisierten Verfasstheit der Kirchen. Um den wahren Glauben gegen Irrtümer zu sichern und ihn in authentischer Weise weiterzugeben, hat sich in der katholischen Kirche das kirchliche Lehramt entwickelt. In ihm manifestiert sich die hierarchische Ordnung der katholischen Kirche. Oberster Hirte der Gesamtkirche ist der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus im römischen Bischofsamt. Das Papsttum wurde nach katholischer Glaubenslehre von Jesus selbst eingesetzt,8 das Kollegium der Bischöfe steht in der Nachfolge der Gemeinschaft der Apostel.9 Die ununterbrochene Weitergabe der Bischofsämter bis zu den heutigen Bischöfen, unter denen der Papst als Nachfolger auf dem Stuhl Petri eine Sonderstellung einnimmt, verleiht dem Bischofskollegium eine besondere Autorität: Ihm ist aufgegeben, für eine unverfälschte Weitergabe der Glaubenswahrheiten zu sorgen.10 In Streitfragen des Glaubens und der Sitten 7 Näher Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen, S. 16 m. w. N.; Hünermann, Art. „Wissenschaftsfreiheit – III. B. Wissenschaftsfreiheit und Lehrbindung der kath.-theol. Hochschullehrer“, in: Herzog u. a. (Hg.), EvStL II, Sp. 4095 (4096 f.). Zur frühkirchlichen Entwicklung ferner Lange, Glaubenslehre II, S. 341 ff. 8 Gestützt vor allem auf Mt 16, 16 – 19; Lk 22, 31 f.; Joh 21, 15 – 19. 9 Schwaiger, Art. „Papsttum – I. Kirchengeschichtlich“, in: G. Müller (Hg.), TRE XXV, S. 647 f.

110

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

wird ihm die Kompetenz zu verbindlicher Entscheidung zugesprochen.11 Die katholische Kirche bekennt sich damit zu einem einheitlichen Lehrsystem und einer autoritativen Lehrgewalt, der unter bestimmten Voraussetzungen Unfehlbarkeit zugesprochen wird. Dieser Lehrgewalt ist auch die katholische Theologie unterworfen. Sie ist „in voller Gemeinschaft“ mit dem hierarchischen Lehramt zu betreiben.12 Zeitweise führte diese enge Bindung zu einer vollständigen Unterordnung der Theologie unter das hierarchische Lehramt. Die Theologie war danach lediglich eine „Hilfswissenschaft des Lehramts“.13 Dieses so genannte Delegationsmodell ist mittlerweile überwunden. Der katholischen Theologie kommt nach heutigem Verständnis eine eigenständige Aufgabe zu, sich forschend und auslegend dem Glauben zuzuwenden und argumentativ-kritisch mit den Aussagen des Lehramts auseinanderzusetzen.14 Dieses veränderte Verständnis löst die Theologie aber nicht von ihren Bindungen an das Lehramt. Die wissenschaftliche Arbeit eines katholischen Theologen steht immer unter dem Vorbehalt lehramtlicher Zustimmung.15 Er ordnet sich der Auslegung der hierarchisch geführten Gesamtkirche unter und hält sich bei unzulässigen Abweichungen ihrer Korrektur gewärtig. Ein Theologe, der die durch das hierarchische Lehramt gezogenen Grenzen des Bekenntnisses verlässt, betreibt dem Selbstverständnis der katholischen Kirche nach keine katholische Theologie mehr.16 Darin erweist sich zugleich die Kirchlichkeit der katholischen Theologie. Sie hat keinen selbst gewählten Glauben zum Gegenstand, sondern ist auf die Kirche als Glaubensgemeinschaft bezogen und dient ihrem Glaubensleben. Es handelt sich bei ihr nicht um Glaubenseinsichten einzelner Theologen, sondern um „eine Lebensfunktion der Kirche selbst“.17 „Eine Theologie, die zur Verkündigung und 10 Zu den Trägern des Lehramts näher Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen, S. 19 ff.; Germann, Art. „Lehramt (J.)“, in: Heun u. a. (Hg.), EvStL, Sp. 1422 (1423). 11 Riedel-Spangenberger / Witsch, Art. „Lehramt – II. Kath.“, in: v. Campenhausen / Riedel-Spangenberger / Sebott (Hg.), LKStKR II, S. 713 (714); zur Rezeption lehramtlicher Äußerungen durch die Gläubigen ebd., S. 715 ff. 12 Art. 26 Abs. 2 Apostolische Konstitution Sapientia Christiana, abgedr. in: Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 9. 13 Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen, S. 47 m. w. N. 14 Ausführlich zum Ganzen Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an staatlichen den Hochschulen, S. 48 ff. 15 May, in: Neuenzeit (Hg.), Die Funktion der Theologie in Kirche und Gesellschaft, S. 291. 16 Vgl. May, in: Neuenzeit (Hg.), Die Funktion der Theologie in Kirche und Gesellschaft, S. 291. 17 Kasper, Art. „Theologie“, in: StL V, Sp. 450 (454); ähnl. May, in: Neuenzeit (Hg.), Die Funktion der Theologie in Kirche und Gesellschaft, S. 291: „Lebensäußerung der kirchlichen Gemeinschaft“; ferner Seckler, in: Kern (Hg.), Die Theologie und das Lehramt, S. 17 (57).

A. Theologie als Wissenschaft – Grundlagen

111

zum Glaubensvollzug in der Kirche keine Beziehung hätte, wäre keine christliche Theologie mehr, sondern höchstens profane Religionswissenschaft.“18 Als Wissenschaft empfängt die Theologie ihren Gegenstand von der katholischen Kirche und vollzieht sich in innerer Bindung an deren Bekenntnis. Sie setzt eine existentielle Ergriffenheit und eine Identifikation des Wissenschaftlers mit diesem Bekenntnis voraus, dessen Wahrheit sein Ausgangspunkt ist.19 Diese persönliche Haltung soll in einem frommen Lebensstil ihre sichtbare Bestätigung finden.20 2. Evangelische Kirche Die Kirchlichkeit der Theologie ist auch in der evangelischen Kirche über alle konfessionellen Zweige hinweg unbestritten. So stellt Karl Barth zu Beginn seines grundlegenden Werks zur Dogmatik fest, Theologie sei „eine Funktion der Kirche“.21 Die Theologie hat nach protestantischem Verständnis „der Kirche zu helfen, daß diese das von ihr vernommene Reden Gottes in ihrem eigenen Reden sachgemäß weitergibt“.22 Sie soll die Grundlage für die Verkündigung der Kirche immer wieder überprüfen und nach dem Gehalt der christlichen Botschaft unter den Bedingungen der Zeit fragen.23 Damit ist sie „dienende Glaubensauslegung“.24 Der Glaube an die Offenbarung Gottes in Jesus Christus bildet folglich auch für den evangelischen Theologen den Ausgangspunkt seiner Wissenschaft.25 Im Gegensatz zur katholischen kennt die evangelische Kirche jedoch kein hierarchisches Lehramt. Nach protestantischem Verständnis kann keine irdische Instanz sich als unmittelbar von Gott legitimiert betrachten. Alle Institutionen sind Menschenwerk und als solches unvollkommen und fehlbar.26 Sie können nicht für 18 Rahner, StdZ 198 (1980), S. 363 (372); ähnl. Jüssen, Freiburger Dies Universitatis 6 (1957 / 58), S. 21. 19 Vgl. Jüssen, Freiburger Dies Universitatis 6 (1957 / 58), S. 21 (32): Lebendiger Glaube sei „immer die notwendige Voraussetzung aller echten Theologie“; May, in: Neuenzeit (Hg.), Die Funktion der Theologie in Kirche und Gesellschaft, S. 291: „Der Theologe betreibt die Theologie als Gläubiger. Gläubiger im vollen Sinne kann man nur sein als Glied der Kirche.“ 20 Vgl. May, in: Neuenzeit (Hg.), Die Funktion der Theologie in Kirche und Gesellschaft, S. 291 (306). 21 K. Barth, Kirchliche Dogmatik I / 1, S. 1; ebenso aus jüngerer Zeit etwa W. Huber, Art. „Wissenschaftsfreiheit – III. A. Wissenschaftsfreiheit und Lehrbindung der ev.-theol. Hochschullehrer“, in: Herzog u. a. (Hg.), EvStL II, Sp. 4091 (4092). 22 Diem, Theologie als kirchliche Wissenschaft, S. 22. 23 Vgl. Graß, in: Beyschlag (Hg.), FS Loewenich, S. 242 (254): „Die Aufgabe der systematischen Theologie lässt sich so umschreiben: Sie hat für den Glauben, die Verkündigung und die Lehre der Christenheit einen für die Gegenwart gültigen Ausdruck zu suchen.“ 24 Fuchs, Was ist Theologie?, S. 33. 25 Vgl. Barth, Einführung in die evangelische Theologie, S. 80: „Der Glaube ist die conditio sine qua non theologischer Wissenschaft!“ 26 Vgl. Lange, Glaubenslehre II, S. 344; Germann, Art. „Lehramt (J.)“, in: Heun u. a. (Hg.), EvStL, Sp. 1422 (1424).

112

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

sich beanspruchen, verbindlich über Glaubensfragen zu entscheiden. Dokument und Richtschnur des Glaubens kann alleine das recht ausgelegte, nämlich auf seine Mitte in Christus bezogene Wort Gottes sein (sola scriptura).27 Dieses immer wieder neu zu erschließen, sind im Sinne eines allgemeinen Priestertums alle Kirchenmitglieder aufgerufen und berechtigt. Angesichts dieser prinzipiellen Gleichheit aller Menschen vor Gott verzichtet die evangelische Kirche auf eine hierarchische Ausgestaltung. Die Schaffung von Ämtern und Leitungspositionen wird lediglich als Erfordernis des sozialen Zusammenlebens gesehen.28 Der Inhalt des Bekenntnisses steht damit freilich nicht zur Disposition des einzelnen Gläubigen oder Theologen. Auch die evangelischen Gliedkirchen besitzen Bekenntnisschriften, in denen grundlegende Glaubenseinsichten niedergelegt und damit zugleich von falscher, das heißt aus der Schrift nicht mehr ableitbarer Verkündigung und Lehre abgegrenzt und davor geschützt sind.29 Die Variationsbreite dessen, was als bekenntnisgemäße Lehre gelten kann, ist in der evangelischen Kirche jedoch seit jeher deutlich größer als in der katholischen.30

3. Islamische Glaubensrichtungen Wenn hier nach dem Christentum der Blick auf den Islam gelenkt wird, so bedarf es zunächst einer grundsätzlichen Anmerkung. Bekanntermaßen gibt es „den Islam“ ebenso wenig wie „das Christentum“; auch der Islam teilt sich, wie noch näher erläutert werden soll, in verschiedene Glaubensrichtungen.31 Bei der Beschäftigung mit diesen bekommt es der Betrachter, dem an der Lösung juristischer Probleme bei der Schaffung einer islamischen Religionslehrerausbildung gelegen ist, jedoch mit komplexen Institutionalisierungsprozessen und -problemen der in Deutschland lebenden Muslime zu tun. Im dritten Kapitel wurde gezeigt, dass diese Prozesse noch im Fluss sind und es Initiativen zur Bildung islamischer Religionsgemeinschaften von Seiten der Muslime wie der Bundesländer gibt, ohne dass sich schon mit hinreichender Wahrscheinlichkeit abzeichnete, mit welcher Gemeinschaft eine Kooperation im Rahmen des Religionsunterrichts zustande Lange, ZThK 96 (1999), S. 286 (294). Lange, Glaubenslehre II, S. 341. 29 Zu nennen sind für die evangelisch-lutherischen Kirchen insbesondere das Augsburger Bekenntnis, die Apologie des Augsburger Bekenntnisses, die Schmalkaldischen Artikel, der kleine und der große Katechismus Luthers und die Konkordienformel; für die reformierten Kirchen grundlegend ist der Heidelberger Katechismus von 1563. Näher Peters, Art. „Bekenntnis, Bekenntnisschriften“, in: Heun u. a. (Hg.), EvStL, Sp. 180 (183 ff.); A. Stein, Probleme evangelischer Lehrbeanstandung, S. 150 ff. 30 Anschaulich Lange, Glaubenslehre II, S. 345: „Wenn es die Freiheit der Kinder Gottes sein soll, die im Zusammenleben der Glieder der Kirche herrscht, dann gehören dazu Freiräume für kreative Gestaltung und das Wirken innovativer Querdenker nebst den sich daraus ergebenden Konflikten.“ 31 Siehe nur Link, ZevKR 47 (2002), S. 449 (461). 27 28

A. Theologie als Wissenschaft – Grundlagen

113

kommen wird. Es wäre angesichts der Gefahr, dass die tatsächliche Entwicklung alsbald die Erkenntnisse der Arbeit überholt, daher nicht sinnvoll, die Probleme mit Blick auf bestimmte islamische Gemeinschaften zu untersuchen. Ziel ist es vielmehr, im Sinne einer Modelldiskussion die verfassungsrechtlichen Vorgaben abstrakt zu erarbeiten. Wenn im Folgenden dargelegt wird, welchen Voraussetzungen und Bindungen eine islamische Theologie unterliegt, handelt es sich daher um eine verallgemeinernde Unterstellung. Die Erkenntnisse beruhen nicht auf dem verbindlich verlautbarten Selbstverständnis einer bestimmten islamischen Gemeinschaft, sondern auf religions- beziehungsweise islamwissenschaftlichen Untersuchungen; sie können von einem tatsächlichen Selbstverständnis deutlich abweichen. Die Darstellung kann jedoch helfen, Voraussetzungen, mit denen in der Praxis typischerweise zu rechnen sein dürfte, als Anknüpfungspunkte für die Untersuchung herauszuarbeiten. Unter Theologie wird nach verbreitetem Sprachgebrauch neben den originär dogmatischen Fächern auch die Lehre von einer den religiösen Grundsätzen entsprechenden Lebensführung verstanden. In Bezug auf den Islam umfasst dieses weite Begriffsverständnis zwei Disziplinen, die nach dem Selbstverständnis der Muslime zwar mannigfache Bezüge zueinander aufweisen, im Grundsatz aber zu trennen sind. Es handelt sich zum einen um die Theologie im engeren Sinne als die grundlegende, systematisch reflektierende Entfaltung eines Glaubenssystems (kalam, arab. Rede, Logos), zum anderen um Rechtswissenschaft (arab. fiqh).32 Letztere nimmt im Islam eine herausragende Stellung ein.33 Der Islam ist eine Gesetzesreligion; Gott hat nach muslimischer Auffassung seinem letzten und größten Propheten Mohammed seinen Willen im Koran offenbart. Dieser enthält Vorgaben für alle Aspekte des menschlichen Lebens, die jedoch nur teilweise als Rechtsvorschriften gefasst sind. Soweit sich der göttliche Wille nicht unmittelbar aus dem Koran ergibt, muss er durch Auslegung ermittelt werden. Aufgrund dessen ist schon früh die islamische Rechtswissenschaft mit einer eigenständigen Methodik entstanden, in der als Rechtsquellen neben dem Koran auch die Überlieferungen (hadith) der Praxis des Propheten (sunna) herangezogen werden.34 Ihren Ursprung hat sie in privaten Zusammenkünften, in denen Anhänger Mohammeds oder seiner Nachfolger ihre Ansichten vor einem Kreis von Schülern vortrugen und zur Diskussion stellten.35 Entwickelte sich das islamische Recht zunächst also vor allem in der Sphäre des Privaten, gelangte es ab der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts auch zu öffentlicher 32 Elger, in: Eicher (Hg.), NHdbThG II, S. 217 (220 f.); Gut, Art. „Theologie“, in: Elger (Hg.), Islam-Lexikon, S. 317 f. Von hier erklärt sich die doppelte Qualifikation des Inhabers des „Lehrstuhls für Religion des Islam“ an der Uni Münster, Kalisch, als Jurist und Islamwissenschaftler, vgl. oben, S. 101. 33 Vgl. Watt / Welch, Der Islam I, S. 251: „Die Theologie war (im Islam, Anm.) nie die Königin der Wissenschaften.“ 34 Umfassend zur Entwicklung Nagel, Geschichte der islamischen Theologie, S. 13 ff. 35 Näher Watt / Welch, Der Islam I, S. 246 f.; Halm, Der Islam, S. 35.

114

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Wirksamkeit. Nach der so genannten abbasidischen Revolution im Jahr 750 näherten sich der neue Herrscher und die Rechtsgelehrten einander an, indem jener in zunehmendem Maße auf das sich entfaltende religiöse Recht zurückgriff und diese ihr Misstrauen gegenüber den politischen Machthabern aufgaben und sich in den Dienst des Kalifats stellten.36 Aus den privaten Gelehrtenkreisen, die auf diesem Weg an Bedeutung gewannen, entwickelten sich in der Folge so genannte Rechtsschulen (madhhab). Sie standen unter dem prägenden Einfluss eines geistlichen Gelehrten, der namensgebend für die jeweilige Schule war. Bis heute bestehen einige dieser Schulen fort.37 Vier von ihnen genießen unter den Anhängern des sunnitischen Islams hohe Autorität; sie stimmen in zahlreichen Aspekten ihrer religiösen Lehre überein und akzeptieren für die Exegese die gleichen grundlegenden Methoden.38 Die Schiiten betrachten ihre Lehre als eigene Rechtsschule.39 Die Gelehrten der Rechtsschulen befassen sich mit der Entfaltung und Systematisierung des islamischen Rechts und seiner philosophisch-ethischen Fundierung. Mit ihnen hat sich im Islam ein Berufsstand etabliert, der über beträchtliche religiöse Autorität verfügt. Die Gelehrten sind jedoch nicht hierarchisch organisiert, sodass ihre Lehrmeinungen durchaus kontrovers ausfallen können.40 Auch bilden sie keinen sakralen Stand wie etwa die Priester in der katholischen Kirche. Die Verbindung zwischen den Muslimen und den Gelehrten besteht allein im Sinn einer religiösen Überzeugung und Anhängerschaft. Zum Vollzug seines Glaubens bedarf ein Muslim keines Vermittlers oder religiösen Amtsträgers.41 Er steht vielmehr aufgrund seiner schöpfungsgemäßen Veranlagung in einer unmittelbaren Beziehung zu Allah und wendet sich diesem in gläubiger Hingabe zu.42 36 Halm, Der Islam, S. 43; vgl. auch Radtke, in: Ende / Steinbach (Hg.), Der Islam in der Gegenwart, S. 55 (59 f.); Watt / Welch, Der Islam I, S. 247; ferner Endreß, Der Islam, S. 72 ff. 37 Vgl. zur Entwicklung bis 1850 ausführlich Watt / Marmura, Der Islam II, S. 393 ff.; ferner Khoury, Art. „Rechtsschulen“, in: ders. / Hagemann / Heine (Hg.), Islam-Lexikon III, S. 632 f.; Nagel, in: Ahmed u. a. (Hg.), Der Islam III, S. 1 ff. 38 Vgl. Gräf / Krüger, Art. „Rechtsschulen“, in: Kreiser / Wielandt (Hg.), Lexikon der islamischen Welt, S. 231; Halm, Der Islam, S. 43 ff. 39 Zum Ursprung der Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten Nagel, Geschichte der islamischen Theologie, S. 56 ff.; ferner Kasaam, Islam, S. 56 ff. Zur theologischen Entwicklung des schiitischen Islams Ende, in: Ende / Steinbach (Hg.), Der Islam in der Gegenwart, S. 70 (77). 40 Vgl. Halm, Der Islam, S. 78; ders., Der Bürger im Staat 2001, S. 188 (190); Watt / Welch, Der Islam I, S. 251 f.; Heine, Art. „Gelehrte (Ulama)“, in: Khoury / Hagemann / Heine (Hg.), Islam-Lexikon II, S. 289. 41 Vgl. Heine, Der Bürger im Staat 2001, S. 195; Lemmen / Miehl, Islamisches Alltagsleben in Deutschland, S. 53; Madelung, Art. „Imamate“, in: Jones (Hg.), Encyclopedia of Religion VII, S. 4393 (4396). Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Spezifikum des Islams. Auch nach der lutherischen Glaubenslehre ist eine priesterliche Vermittlung wegen der direkten Beziehung zwischen Gott und dem Menschen nicht erforderlich. 42 Dieser Zusammenhang kommt in dem vom arabischen Verb aslama (sich ergeben, sich hingeben) stammenden Begriff Islam zum Ausdruck.

A. Theologie als Wissenschaft – Grundlagen

115

Das Fehlen eines institutionellen Bandes zwischen den religiösen Gelehrten und den Glaubensanhängern ist Ausdruck einer fehlenden formalen Vergemeinschaftung der Muslime überhaupt. Muslime fühlen sich unabhängig von Rasse, Sprache oder Nationalität allein durch ihren Glauben der weltweiten islamischen Gemeinde (umma) zugehörig.43 Anders als bei den christlichen Kirchen, wo der Empfang des Taufsakraments entscheidend für die Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft ist, gibt es im Islam keinen vergleichbaren Initiationsritus. Konstituierend für die Zugehörigkeit zur umma sind allein der Glaube an Allah und seinen Gesandten Mohammed sowie ein entsprechendes Bekenntnis. Feste organisatorische Strukturen, die mit denen der christlichen Kirchen vergleichbar wären, sind nicht erforderlich. Anders als die christlichen Kirchen musste sich der Islam nie in Opposition zu einem Staat behaupten und formieren, sondern war stets mit einem politischen Gemeinwesen assoziiert.44 Für die rechtliche Betrachtung ist danach festzuhalten, dass islamische Theologie die von Muslimen betriebene systematische Entfaltung der göttlichen Offenbarung und der Prophetentradition ist. Sie wurde und wird nutzbar gemacht zur Regelung des Zusammenlebens der muslimischen Gemeinschaft, eine institutionelle Bindung als Voraussetzung islamischer Theologie besteht aber nicht. Religiöse Autorität genießen vor allem die in verschiedenen Rechtsschulen zusammengeschlossenen Gelehrten, mit denen die Muslime allein im Sinne einer glaubensmäßigen Überzeugung verbunden sind. 4. Zusammenfassung Voraussetzungen und Bindungen evangelischer und katholischer Theologie lassen sich zusammenfassend in dreierlei Hinsicht feststellen. Erstens in individueller Hinsicht: Ein Theologe muss Mitglied der jeweiligen Kirche sein und über diesen formalen Status hinaus deren Bekenntnis auch innerlich annehmen und bejahen. Zweitens geht die Theologie inhaltlich von den Glaubenswahrheiten des Bekenntnisses aus und befasst sich mit diesen, ohne sie selbst in Frage zu stellen. Drittens schließlich handelt es sich um institutionelle Abhängigkeiten. Die in den verfassten Kirchen vereinte Gemeinschaft der Gläubigen ist zur Verwirklichung und Weitergabe der Glaubensbotschaften berufen, von ihr empfangen die Theologen den Gegenstand ihrer Wissenschaft, und ihrem Glaubensleben dienen sie. Bei islamischer Theologie hingegen fehlen diese spezifischen institutionellen Abhängigkeiten: Sie dient zwar dem Glaubensleben der Muslime, ist aber nicht bezogen auf eine institutionell verfestigte Gemeinschaft mit klarer Organisations43 Vgl. Heine, Art. „Gemeinde“, in: Khoury / Hagemann / Heine (Hg.), Islam-Lexikon II, S. 291; Halm, Der Bürger im Staat 2001, S. 188. 44 Kritisch zu der verbreiteten These „Der Islam ist eine Religion und ein Staat“ Halm, Der Islam, S. 57; ähnlich Heine, Art. „Gemeinde“, in: Khoury / Hagemann / Heine (Hg.), Islam-Lexikon, S. 291 (292).

116

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

struktur. Damit steht islamische Theologie alleine unter individuellen und inhaltlichen Voraussetzungen und Bindungen.

II. Der Wissenschaftsbegriff des Grundgesetzes Die Ausbildung von Religionslehrern findet, wie im zweiten Teil der Arbeit dargelegt, überwiegend an staatlichen Hochschulen statt. Diese dienen der Verwirklichung der verfassungsrechtlich verbürgten Wissenschaftsfreiheit.45 Nach Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG steht die Wissenschaft unter grundrechtlichem Schutz. Ebenso wie Forschung und Lehre, die als Unterbegriffe von Wissenschaft verstanden werden,46 ist sie frei. Angesichts der eben dargelegten vielfältigen Voraussetzungen und Bindungen der Theologie lässt sich aber fragen, ob sie überhaupt „frei“ im Sinne der Verfassungsbestimmung betrieben werden kann.47 Nur wenn dies zu bejahen ist, sind die staatlichen Hochschulen der richtige Ort für die – in ihren fachwissenschaftlichen Anteilen theologische – Religionslehrerausbildung. Die Wissenschaftlichkeit der Theologie muss verneint werden, wenn als verfassungsrechtliche Minimalanforderung an Wissenschaft der Verzicht auf jegliche dogmatische Fixierung ihrer Voraussetzungen postuliert wird.48 Es besteht heute jedoch weitgehend Einigkeit, dass ein solcher säkularer Wissenschaftsbegriff nicht der des Grundgesetzes ist.49 Historisch hat sich die Wissenschaftsfreiheit zwar aus dem Bestreben entwickelt, die Wissenschaften aus ihrer engen Verklammerung mit den Kirchen zu befreien. Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG liegt aber kein bestimmtes geistesgeschichtliches Wissenschaftsverständnis zugrunde.50 Geschützt ist jede Disziplin, die aufbauend auf einem gewissen Kenntnisstand den Versuch unternimmt, neue Erkenntnisse durch methodisch geordnetes und kritisch reflektiertes Denken zu ermitteln.51 Damit eröffnet das Grundrecht einen Freiraum, in dem sich verschiedene Wissenschaften nach Maßgabe des Selbstverständnisses der Grundrechtsträger mit ihren spezifischen Sachgesetzlichkeiten entfalten können.52 Von diesem BVerfGE 35, 79 (114 f.). Scholz, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 5 (Stand Mai 1977), Rn. 81; Oppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 145, Rn. 1. 47 Ablehnend E. Fischer, Volkskirche ade!, S. 131 ff. 48 Ihren Höhepunkt fand die Diskussion über die Voraussetzungslosigkeit der Wissenschaft in der 1919 erschienenen Schrift von Max Weber, Wissenschaft als Beruf, insb. S. 34 f.; näher dazu Herkströter, Wissenschaftsfreiheit und Theologie, S. 171 ff. 49 Vgl. Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck (Hg.), GG I, Art. 5, Rn. 354; Pernice, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 5 III (Wissenschaft), Rn. 20 f.; Oppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 145, Rn. 10; Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (629 f.); Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (382). 50 Näher Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen, S. 80 ff. Zur geistesgeschichtlichen Entwicklung Solte, Theologie an der Universität, S. 9 ff. 51 Vgl. BVerfGE 47, 327 (367); Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 622. 45 46

B. Islamische Religionslehrerausbildung

117

offenen und pluralistischen Wissenschaftsbegriff ist ein planmäßiges Erkenntnisstreben auch dann erfasst, wenn es auf der Grundlage und in den Grenzen eines religiösen Dogmas stattfindet.53 Theologie fällt daher in den Schutzbereich des Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG.54 Gegen eine bekenntnisgebundene Religionslehrerausbildung an staatlichen Hochschulen bestehen insofern keine Bedenken.

B. Islamische Religionslehrerausbildung ohne Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft? Die von der Wissenschaftsfreiheit respektierten Voraussetzungen und Bindungen christlicher Theologie entsprechen nicht nur dem Selbstverständnis der Theologen, in ihnen aktualisiert sich zugleich das Selbstverständnis der Kirchen von der Theologie als einer kirchlich gebundenen Wissenschaft. Auch dieses Selbstverständnis ist verfassungsrechtlich geschützt. Nach Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG ordnen und verwalten die Kirchen ihre eigenen Angelegenheiten, zu denen auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den eigenen Glaubenslehren gehört, selbstständig.55 Sowohl für die Theologen als auch für die Kirchen öffnet das Grundgesetz folglich einen Freiraum, in dem sich eine wissenschaftliche Theologie nach Maßgabe des Selbstverständnisses der Beteiligten mit ihren spezifischen institutionellen Bindungen entfalten kann. Islamische Theologie vollzieht sich hingegen, wie dargelegt, außerhalb solcher institutionellen Bindungen: Der Islam kennt keinen formalen Modus der Vergemeinschaftung, dementsprechend kommt auch der wissenschaftlichen Beschäftigung mit seinen Glaubenslehren nicht zwingend eine gegenüber einer rechtlich verfassten Gemeinschaft dienende Funktion zu.56 Das Fehlen einer Religionsgemeinschaft wird in Deutschland jedoch als eines der zentralen Probleme auf dem Weg zu einem akademisch etablierten Islam im 52 Vgl. Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (555); v. Campenhausen, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR, S. 963 (971 f.). 53 Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck (Hg.), GG I, Art. 5, Rn. 354; näher Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 265. 54 Ausführl. Solte, Theologie an der Universität, S. 19 ff.; ferner Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck (Hg.), GG I, Art. 5, Rn. 354; Pernice, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 5 III (Wissenschaft), Rn. 20 f.; Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (629 f.); M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 169; Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (382). 55 Vgl. v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck (Hg.), GG III, Art. 137 WRV, Rn. 33; Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 285; ausführlich dazu unten, S. 132 ff. 56 Anschaulich v. Campenhausen / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 89: „( . . . ) gewissermaßen eine Religion ohne Kirche“.

118

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Rahmen einer islamischen Religionslehrerausbildung gesehen.57 Nach dem eben Gesagten muss das verwundern: Darf die Existenz einer Religionsgemeinschaft zur Voraussetzung für eine islamische Theologie an staatlichen Hochschulen erhoben werden, wenn nach Auffassung islamischer Theologen eine solche nicht erforderlich ist und aus den Freiheitsgarantien der Verfassung die Anerkennung einer jeden Wissenschaft mit ihren Eigengesetzlichkeiten folgt? Wird damit nicht die Freiheit der Wissenschaft zur Entfaltung nach ihrem selbstbestimmten Maßstab verletzt?58 Wird nicht der Herausbildung hierarchischer Strukturen einschließlich einer lehramtlichen Autorität nach dem Muster der katholischen Kirche Vorschub geleistet, obwohl der Islam in fast 1400 Jahren einen solchen Organisationsgrad nicht hervorgebracht hat? Wenn der Islam ein formales Band zwischen Geistlichen und Gläubigen nicht kennt, sondern nur eine spezifisch religiöse Verbindung, die durch Übereinstimmung im Glauben vermittelt wird, dann – so die These – wäre es Zeichen der Besonderheiten dieser Religion, wenn auch eine islamische Religionslehrerausbildung nicht der formalisierten Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft bedürfte, die sich beispielsweise in Bezug auf das Lehrpersonal nach Art des katholischen Nihil obstat äußern müsste. Um Glaubwürdigkeit und Autorität bei den Gläubigen seines Bekenntnisses zu erlangen, wäre ein islamischer Hochschullehrer nicht auf eine formale Zustimmung, sondern alleine auf die Kraft seiner Argumente verwiesen.59 Eine solche argumentative Auseinandersetzung entspräche der verfassungsrechtlichen Vorstellung von Wissenschaft als einem kommunikativen Prozess, der von autoritativen Setzungen grundsätzlich frei ist.60 So wie es in nicht-theologischen Disziplinen an einer Instanz außerhalb der Hochschulen fehlt, die über die 57 Vgl. Langenfeld, AöR 123 (1998), S. 375 (401); M. Heckel, Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, S. 109; ders., JZ 1999, S. 741 (752 f.); ferner schon oben, S. 87, 92, 93 und 96. 58 In diese Richtung, allerdings ohne Blick auf den Islam, Solte, Theologie an Universität, S. 45: „Die Freiheitsgarantie für die Wissenschaft und die Neutralitätsverpflichtung zwingen den Staat dazu, an seiner Universität auch eine ,Theologie‘ ohne ( . . . ) die Kirche zuzulassen.“ 59 Albrecht, EssGespr 20 (1986), S. 82 (97), spricht von einem „Prinzip der freien Autoritätsbildung, wie es sich im Islam allgemein herausgebildet hat. Die geistige Führungsfunktion liegt nicht bei einer bestimmten Institution. Sie liegt bei denjenigen, die sich nach einer frei zustandegekommenen Meinung innerhalb der in der Bundesrepublik lebenden Muslime mit den religiösen und geistigen Belangen der islamischen Gemeinschaft am intensivsten beschäftigen. Jedem, mit Bezug auf den sich innerhalb der Muslime die Meinung herausbildet, daß er die wissenschaftlichen Voraussetzungen und die sonstigen Fähigkeiten für eine geistige Leitung in der islamischen Gemeinschaft besitzt und der darum als einer gilt, der selbständige fachmännische religiöse Urteile zu treffen imstande ist, kann der Rang einer religiösen Autorität und eine entsprechende Gefolgsbereitschaft zuwachsen.“ 60 Vgl. Oppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 145, Rn. 26; Trute, Art. „Wissenschaftsfreiheit“, in: Heun u. a. (Hg.), EvStL, Sp. 2759 (2761); Herkstöter, Wissenschaftsfreiheit und Theologie, S. 284 ff.; Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 96.

B. Islamische Religionslehrerausbildung

119

Vertretbarkeit wissenschaftlicher Ansichten und Ergebnisse verbindlich entscheiden könnte, so ist möglicherweise auch bei einer islamischen Theologie eine Religionsgemeinschaft verzichtbar, die über die Vereinbarkeit theologischer Lehren mit dem eigenen Bekenntnis urteilt. Zwar ist nicht ausgeschlossen, dass ein ohne religionsgemeinschaftliche Zustimmung berufener Hochschultheologe von den Muslimen generell oder jedenfalls von jenen, deren Glaubensrichtung er zu vertreten vorgibt, nicht als Interpret und Verkünder ihres Glaubens akzeptiert wird.61 Ein vergleichbares Risiko ist aber jeglicher Wissenschaft immanent. So wie ein Naturwissenschaftler in der Wissenschaftsgemeinde aufgrund seines methodischen Vorgehens oder der von ihm vertretenen Ansichten seine Reputation verlieren kann, so könnte einem Hochschultheologen die Gefolgschaft der Gläubigen aufgrund seiner Lehrmeinungen versagt bleiben. Dabei handelt es sich um ein rein faktisches Problem. In der rechtlichen Diskussion hingegen ist der Blick auf den Islam möglicherweise verstellt von dem traditionell fast ausschließlich auf die beiden großen christlichen Kirchen bezogenen Schrifttum. Für jene ist die institutionelle Bindung der Theologie unbestritten. Aus ihr wird in der juristischen Literatur gefolgert, bei einer Wissenschaft ohne Beteiligung der Kirchen könne es sich allenfalls um säkulare Religionswissenschaft, nicht jedoch um Theologie handeln.62 Die Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft wird damit aus rechtlicher Sicht konstitutiv für die Theologie. Davon ausgehend sucht der Staat bei dem Bemühen, eine islamische Religionslehrerausbildung zu schaffen, nach einer islamischen Religionsgemeinschaft als Ansprechpartner. Auseinandersetzungen ranken sich vor allem darum, welche Anforderungen eine Gemeinschaft erfüllen muss, um Religionsgemeinschaft im Sinne der Verfassung zu sein.63 Dem vorgelagert ist jedoch die Frage, ob es für die Religionslehrerausbildung überhaupt einer Religionsgemeinschaft als Ansprechpartner bedarf. Nur wenn dies zu bejahen ist, kommt es auf die ihr vom Verfassungsrecht eingeräumte Rechtsposition bei der Religionslehrerausbildung an.

I. Mitwirkungserfordernis aus Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG oder aus den Landesverfassungen? Die Existenz einer Religionsgemeinschaft ist jedenfalls Voraussetzung für einen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. Nach Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG wird er 61 In diese Richtung in anderem Zusammenhang die Bedenken von M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 335, wonach eine kirchlicherseits nicht anerkannte Ausbildungseinrichtung eine „ ,Reformruine‘“ bleiben müsse. 62 Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 314; Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 65 f.; v. Campenhausen, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 963 (970). 63 Dazu unten, S. 127.

120

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

„in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt“. Aus der Bestimmung wird gefolgert, dass die an dem Religionsunterricht beteiligte Religionsgemeinschaft auch an der Ausbildung der Religionslehrer mitwirken müsse.64 Dem kann jedoch nicht gefolgt werden. Die Übereinstimmungsklausel bezieht sich nach ihrem klaren Wortlaut nur auf die Erteilung des Unterrichts. Für die Ausbildung der Lehrer oder eine an staatlichen Hochschulen betriebene Theologie enthält das Grundgesetz keine entsprechende Bestimmung. Auch in den Landesverfassungen finden sich zumeist keine Regelungen über eine Mitwirkung der Religionsgemeinschaften an theologischer Lehre und Forschung der staatlichen Hochschulen oder gar an einer von diesen angebotenen Religionslehrerausbildung. Eine Ausnahme bilden die Verfassungen von Hessen, Baden-Württemberg und Brandenburg, wonach vor der Berufung von Dozenten an theologische Fakultäten „die Kirchen zu hören“65 sind beziehungsweise die Besetzung der Lehrstühle im Benehmen mit „den Kirchen“66 erfolgt. Der Wortlaut beschränkt den Anwendungsbereich dieser Normen auf die Kirchen. Mit ihnen sollte die gängige Praxis der kirchlichen Mitwirkung bei Berufungen verfassungsrechtlich abgesichert werden.67 Dass auch für eine Theologie außerhalb jener des christlichen Bekenntnisses die Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft erforderlich ist, folgt aus ihnen nicht. Zutreffend wird die Übereinstimmungsklausel des Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG als Ausdruck der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates interpretiert, der die Inhalte eines bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts nicht selbst festlegen kann und darf.68 Es würde jedoch den Wortlaut der Norm überschreiten, aus ihr unter Rekurs auf die Neutralitätspflicht auch ein Mitwirkungserfordernis für die Religionslehrerausbildung zu folgern. Ein solches könnte sich allenfalls aus der Neutralitätspflicht selbst ergeben; Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG lässt es sich jedenfalls nicht entnehmen.69

64 So ohne nähere Begründung Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 406 mit Fn. 1762. 65 Art. 60 Abs. 2 S. 2 Verf Hessen. 66 Art. 32 Abs. 4 S. 2 Verf Bbg; Art. 10 Verf BW; nach Art. 19 Abs. 2 Verf BW ist für die Berufung von Dozenten für Theologie und Religionspädagogik in der Religionslehrerausbildung sogar „Einvernehmen“ mit den Kirchen herzustellen. 67 Vgl. Erwin Stein, in: Zinn / Stein, Verf Hessen I (Stand des Gesamtwerks Januar 1999), Art. 60, Anm. 5; Braun, Verf BW, Art. 10, Rn. 1 ff.; Feuchte, in: Spreng / Birn / Feuchte, Verf BW, Art. 10, Anm. 2. 68 Näher Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (452 ff.); M. Heckel, JZ 1999, S. 741 (756); anschaulich Oebbecke, DVBl. 1996, S. 336 (341): „Religionsunterricht erteilt, wer nicht nur sagt, was geglaubt wird, sondern was geglaubt werden soll.“ 69 Dass solchermaßen ausgebildete Lehrer möglicherweise nicht auf Akzeptanz bei den am Unterricht beteiligten Religionsgemeinschaften stoßen, ist ein faktisches Problem, aus dem sich für die rechtliche Betrachtung keine zwingenden Folgen ergeben.

B. Islamische Religionslehrerausbildung

121

II. Mitwirkungserfordernis aufgrund der staatlichen Neutralitätspflicht Ein Rekurs auf das verfassungsrechtliche Neutralitätsprinzip findet sich fast durchgängig, wenn es darum geht, das Erfordernis einer religionsgemeinschaftlichen Mitwirkung an christlich-theologischer Wissenschaft und Forschung zu begründen,70 was dann konsequenterweise auch für die Religionslehrerausbildung jedenfalls in Bezug auf ihre fachwissenschaftlich-theologischen Anteile gelten muss. Der nähere Gehalt des Neutralitätsprinzips ist jedoch umstritten. Bis heute hat es keine einheitliche Definition gefunden.71 Im Grundgesetz kommt der Begriff Neutralität nicht vor, das Prinzip wird hergeleitet aus einer Zusammenschau mehrerer Normen.72 Zentrale Bedeutung wird im Zusammenhang mit evangelischer und katholischer Hochschultheologie auch dem in Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG normierten Selbstbestimmungsrecht der Kirchen beigemessen.73 Angesichts der hier untersuchten Frage, ob eine islamische Religionslehrerausbildung an staatlichen Hochschulen auch ohne Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft zulässig ist, muss ein solchermaßen begründetes, in der Diskussion um die Verbreitung des Islams in Deutschland nicht selten eher apodiktisch angeführtes Neutralitätsprinzip jedoch kritisch hinterfragt werden. Im Folgenden ist daher zu klären, ob es dem Staat kraft seiner Verpflichtung zur Neutralität versagt ist, islamische Religionslehrer ohne Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft auszubilden.

1. Neutralität als Schutz vor staatlicher Konkurrenz In einer ersten Bedeutungsschicht begegnet das Neutralitätsprinzip als Emanation subjektiver Rechte. Zwar wird es überwiegend als allein objektiv-rechtlicher Grundsatz aufgefasst.74 Damit passt aber nicht zusammen, dass für seine Be70 Vgl. Solte, Theologie an der Universität, S. 30 ff.; Kirste, Erinnerung und Beanstandung, S. 66 ff.; Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 29 ff.; M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 40 f. 71 Huster, Die ethische Neutralität des Staates, S. 12, dort im Folgenden m. w. N. auf Rechtssprechung und Literatur. 72 Vgl. Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 166; Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 29. Eine über den Verfassungstext hinaus gehende Neutralität des Staates kann es nicht geben, vgl. E. G. Mahrenholz, Der Staat 25 (1986), S. 79 (87 f.), der eine Neigung im Staatskirchenrecht bemängelt, aus selbst gewählten oder selbst kreierten Begriffen Rechtsfolgen abzuleiten. Zur Frage, ob es sich bei der Neutralität um ein eigenständiges Rechtsgebot oder eine unselbstständige Zusammenfassung handelt Huster, Die ethische Neutralität des Staates, S. 40 ff. 73 Vgl. Solte, Theologie an der Universität, S. 56, 58; M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 40.

122

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

gründung regelmäßig auch individuelle und kollektive Freiheitsgarantien herangezogen werden. Namentlich gilt dies für Grundrechte, insbesondere die Religionsfreiheit aus Art. 4 Abs. 1 und 2 GG75, sowie für das Selbstbestimmungsrecht aus Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG76. Die Frage, ob die Begrenzung auf eine allein objektive Zielrichtung des Neutralitätsprinzips überzeugt, kann jedoch letztlich offen bleiben, wenn aus einem möglichen subjektiven Gewährleistungsgehalt für die vorliegende Frage ohnehin nichts folgt. In subjektiver Hinsicht lässt sich eine aus den genannten Normen abgeleitete religiöse Neutralität verstehen als Schutz vor staatlicher Einmischung in Angelegenheiten, die dem Einzelnen oder den Religionsgemeinschaften zur eigenständigen Wahrnehmung überlassen sind.77 So erlauben Religionsfreiheit und religionsgemeinschaftliches Selbstbestimmungsrecht ihren Trägern, die Integrität des eigenen Bekenntnisses gegen staatliche Beeinträchtigung zu verteidigen. Der Staat darf nicht gegen den Willen der Betroffenen ein religiöses Angebot bereithalten, das den Anspruch erhebt, Ausprägung eines bestimmten Bekenntnisses zu sein.78 Wegen seiner mangelnden Kompetenz in religiösen Fragen wäre mit einer allein staatlich verantworteten bekenntnisgebundenen Religionslehrerausbildung stets das Risiko einer verfälschenden oder verkürzenden Darstellung der Glaubenslehren einer Gemeinschaft verbunden. Aus dieser subjektiven Perspektive kann das Neutralitätsprinzip als Schutz der Religionsgemeinschaften vor staatlichen Konkurrenzangeboten beschrieben werden.79 Mit dieser Bedeutung steht es einer staatlichen Ausbildung islamischer Religionslehrer, die ohne Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft betrieben wird, nicht entgegen. Dies ist ohne weiteres einsichtig, wenn angenommen wird, eine islamische Religionsgemeinschaft existiere bisher nicht. Es fehlte dann an einem Konkurrenten, mit dem der Staat in Wettbewerb träte. Aber auch die Existenz einer islamischen Religionsgemeinschaft, wie sie nach Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG jedenfalls Voraussetzung für die Erteilung von islamischem Religionsunterricht ist, führt im Grundsatz zu keinem anderen Ergebnis. Diese könnte sich nur gegen eine Ausbildung wehren, die den Anspruch erhebt, speziell ihre Glaubenslehren zu vermitteln oder Lehrer gerade auf einen Religionsunterricht namentlich ihres Bekenntnisses vorzubereiten. Einen weitergehenden Abwehranspruch hätte sie nicht. Art. 137 Abs. 3 S 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG überlässt den Religionsgemeinschaften ihre So deutlich Pirson, in: Ruland (Hg.), FS Zacher, S. 743. BVerfGE 19, 206 (216); 93, 1 (16); Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 137 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 9; Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 18; Obermayer, DÖV 1967, S. 9 (20); Kirste, Erinnerung und Beanstandung, S. 68. 76 Vgl. Fn. 73. 77 Vgl. Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 205 ff., 221. 78 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 38, 41; Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (556). 79 Morlok / Müller, JZ 1997, S. 549 (552). 74 75

B. Islamische Religionslehrerausbildung

123

eigenen Angelegenheiten zur selbstständigen Ordnung und Verwaltung. Eigene Angelegenheit können aber nicht Lehre und Kultus einer Religion als solcher sein, sondern nur in der Ausprägung des für die Religionsgemeinschaft spezifischen Bekenntnisses. So wie unstreitig der katholischen Kirche im weltlichen Recht kein Anspruch zusteht, die religiöse Betätigung der Anhänger anderer christlicher Konfessionen zu unterbinden, kann eine islamische Religionsgemeinschaft nicht jegliche theologische Auseinandersetzung mit dem Islam verhindern, die nicht von ihr autorisiert ist. Andernfalls würde die Definitionshoheit über den Inhalt eine Religion in toto bei einer Religionsgemeinschaft monopolisiert.80 Dem Wahrheitsanspruch einer jeden Glaubensrichtung entspricht zwar die Überzeugung, die einzig authentische Interpretation der ihr zugrunde liegenden Religion zu verkörpern.81 Dieser Anspruch wird aber vom weltlichen Recht nicht eingelöst.82 Religionsfreiheit und Selbstbestimmungsrecht ermöglichen individuelle und kollektive religiöse Betätigung. Sie verleihen aber kein Recht, die Auseinandersetzung anderer mit der gleichen Religion zu unterbinden.83 Solange der Staat bei einer in seiner alleinigen Verantwortung veranstalteten Religionslehrerausbildung nicht den Anspruch erhebt, ihre Inhalte entsprächen den Glaubenslehren einer bestimmten Religionsgemeinschaft, lässt sich aus einem freiheitsrechtlich subjektivierten Neutralitätsprinzip daher kein Abwehranspruch herleiten, der eine religionsgemeinschaftliche Mitwirkung erforderlich machen würde.

2. Neutralität als Identifikationsverbot Einem als objektiv-rechtlichem Grundsatz aufgefassten Neutralitätsprinzip wird zuvörderst ein Verbot des Staates zur Identifikation mit religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen entnommen.84 Dieses Verbot lässt sich zu den „konstituierenden Prinzipien des modernen Staates“ zählen.85 Der Staat ist, nach einer 80 Vgl. Solte, Theologie an der Universität, S. 45: „Theologie ist freilich nicht bei der Kirche monopolisiert. Aus der Freiheitsgarantie der Verfassung für die Wissenschaft und der aus ihr abgeleiteten Neutralitätsverpflichtung darf keinesfalls gefolgert werden, daß der Staat dazu verpflichtet ist, sich einer ,Theologie‘ außerhalb der ( . . . ) Kirche entgegen zu stellen.“ 81 Vgl. Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (624). Zum Anspruch islamischer Verbände, die Muslime auch über den Kreis ihrer Mitglieder hinaus zu vertreten Albrecht, EssGespr 20 (1986), S. 82 (96 ff.). 82 Vgl. v. Campenhausen / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 87; M. Heckel, VVDStRL 26 (1968), S. 5 (40); ders., Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, S. 78 f. 83 Vgl. für die Teilnahme von Schülern am Religionsunterricht einer anderen Gemeinschaft Pieroth, ZevKR 38 (1993), S. 189 (200). Generell krit. zu Abwehransprüchen aus der negativen Religionsfreiheit v. Campenhausen / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 61. 84 Vgl. Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 137 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 9; Obermayer, in: BK GG XIII, Art. 140 (Stand Oktober 1971), Rn. 78; Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 140, Rn 42; Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 238.

124

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Formulierung des Bundesverfassungsgerichts, „Heimstatt aller Staatsbürger“86; ihm ist es von Verfassungs wegen untersagt, sich auf bestimmte transzendentale Aussagen festzulegen oder den Glauben seiner Bürger zu bewerten und damit selbst Position zu beziehen.87 Er ergreift nicht Partei, wo es um die letzten Wahrheiten geht.88 Ausgangspunkte für eine so verstandene Neutralität sind die negative Religionsfreiheit aus Art. 4 Abs. 1 und 2 GG, das Verbot der Berücksichtigung eines religiösen Bekenntnisses bei der Besetzung staatlicher Ämter aus Art. 33 Abs. 3 GG sowie das Verbot der Staatskirche aus Art. 137 Abs. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG.89 Im Hinblick auf Letzteres ranken sich Kontroversen um die Frage, ob es dem Staat prinzipiell untersagt ist, sich auf dem Gebiet des Religiösen zu betätigen.90 Eine strenge Trennung des staatlichen und des religiösen Bereichs, die jegliche Kooperation ausschließt, lässt sich dem Grundgesetz aber nicht entnehmen.91 Dem Staat ist es nicht verwehrt, der Entfaltung religiöser Anschauungen auch in seinen Institutionen Raum zu geben und sie zu fördern.92 Für die Religionslehrerausbildung ergibt sich das mittelbar schon aus Art. 7 Abs. 3 GG. Nicht jede Förderung ist notwendig Identifikation mit oder Bekenntnis zu den geförderten Inhalten.93 So wird beispielsweise nicht behauptet, der Staat identifiziere sich mit den Inhalten eines Rundfunkprogramms, nur weil dieses von öffentlich-rechtlichen Anstalten ausgestrahlt wird.94 Auch wird die Kunstauffassung eines Theaterintendanten nicht deshalb zu einer staatlichen, weil jener Angestellter eines Staatstheaters ist. Und die marxistischen Gesellschaftstheorien eines Professors werden nicht dadurch zur Staatsideologie, dass dieser sie als staatlicher Beamter an einer staatlichen Hochschule entwickelt und verbreitet. In der Diskussion um die Frage, wonach zu entscheiden ist, ob die Grenze von zulässiger staatlicher Förderung zu unzulässiger Identifikation überschritten ist, 85 Böckenförde, VVDStRL 28 (1970), S. 33 (55); ähnl. Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 332. 86 BVerfGE 19, 206 (216). 87 BVerfGE 41, 65 (84). 88 Näher Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 196, 236 ff. 89 Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 166. 90 Ablehnend E. Fischer, Volkskirche ade!, S. 89 ff. 91 Näher Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 137 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 3 ff.; v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 137 WRV, Rn. 12 ff.; Solte, Theologie an der Universität, S. 72 ff. 92 Vgl. BVerfGE 44, 37 (56 f.); Morlok, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 140 / 137 WRV, Rn. 20; Robbers, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 867 (873). 93 Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 236 ff., 242; Meyer-Teschendorf, Staat und Kirche im pluralistischen Gemeinwesen, S. 177. A.A. Keim, Schule und Religion, S. 130. 94 Dieses und die beiden folgenden Beispiele bei Solte, Theologie an der Universität, S. 63.

B. Islamische Religionslehrerausbildung

125

lassen sich zwei Kriterien ausmachen: Zum einen die Art und Weise, in der die Förderung vorgenommen wird.95 Bezogen auf den vorliegenden Zusammenhang lässt sich das dahingehend konkretisieren, dass eine organisatorische Ausgestaltung der Religionslehrerausbildung vonnöten ist, bei der der Staat Entscheidungen alleine nach seinem säkularen Maßstab trifft. Er darf nicht selbst festlegen, was islamische Theologie eigentlich ist, sondern muss diese inhaltlichen Fragen den wissenschaftlichen Theologen überlassen, denen Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG die Freiheit ihrer Forschung und Lehre gegenüber dem Staat gewährt. Damit zusammenhängend wird zum zweiten auf die Motivation für die staatliche Förderung abgestellt.96 Ausschlaggebend dürfen allein weltliche Gründe sein. Danach lässt sich nicht behaupten, der Staat identifiziere sich zwangsläufig mit religiösen Anschauungen des Islams, wenn er an seinen Hochschulen die Ausbildung islamischer Religionslehrer betriebe. Er förderte den Islam nicht, weil er vom Wahrheitsgehalt seiner Lehren überzeugt wäre, sondern aufgrund der weltlichen Feststellung, dass es in öffentlichen Schulen eine erhebliche Zahl muslimischer Schüler gibt und diese einen islamischen Religionsunterricht nach Art. 7 Abs. 3 GG wünschen. Er würde nicht, gleichsam in Wiederbelebung der „cura religionis“ des obrigkeitlichen Kirchenstaats vergangener Epochen, aus eigenem Interesse die Durchsetzung und Ausweitung einer bestimmten Religion vorantreiben, sondern lediglich auf ein in der Gesellschaft bestehendes religiöses Bedürfnis reagieren. Auch könnte der Staat hinsichtlich der Art und Weise dieser Religionsförderung eine Ausgestaltung wählen, mit der er seine Verpflichtung auf den allein säkularen Maßstab ebenso wenig verletzt wie bei der Ausbildung evangelischer oder katholischer Religionslehrer, indem er die inhaltlich-religiösen Fragen der Entscheidung der Theologen überlässt. In seiner Bedeutung als an den Staat gerichtetes Identifikationsverbot verlangt das Neutralitätsprinzip also nicht die Beteiligung einer islamischen Religionsgemeinschaft an der Religionslehrerausbildung.

3. Neutralität durch Inkompetenz Die Neutralität des Staates wird schließlich dadurch gesichert, dass er grundsätzlich auf die Wahrnehmung weltlicher Aufgaben beschränkt ist; für die Wahrnehmung religiöser oder weltanschaulicher Aufgaben wird er als inkompetent, also 95 Vgl. Solte, Theologie an der Universität, S. 67, 80; ferner Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (508): „Die ,Verwaltung der Freiheit‘ ( . . . ) ist noch nicht ,Identifikation‘.“ 96 Ausführlich zur staatlichen Neutralität als „Gebot der Begründungsneutralität“ Huster, Die ethische Neutralität des Staates, S. 633 ff.; ferner Solte, Theologie an der Universität, S. 84 f.

126

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

nicht zuständig, angesehen. Verfassungsrechtlich verankert ist diese staatliche „Selbstbeschränkung“97 zum einen im Selbstbestimmungsrecht aus Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG, dem die prinzipielle Unterscheidung von geistlichen und weltlichen Angelegenheiten zugrunde liegt.98 Zum anderen findet sie im Verbot der Staatskirche aus Art. 137 Abs. 1 WRV eine normative Basis. Seine hohe Bedeutung im staatskirchenrechtlichen Gefüge des Grundgesetzes kommt Art. 137 Abs. 1 WRV zu, weil er eine grundsätzliche Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften anordnet.99 Über den institutionellen Aspekt hinaus, dass Staat und Religionsgemeinschaften je eigenständig organisiert sein müssen und die Einführung staatskirchlicher Rechtsformen unzulässig ist,100 versagt die Norm dem Staat die Kompetenz zu einer aktiven Konfessions- und Religionspolitik nach eigener Zielsetzung.101 Dem Staat obliegt die Verantwortung dafür, ein weltlich verstandenes Gemeinwohl zu fördern und die Rahmenbedingungen für ein friedliches Zusammenleben seiner Bürger zu sichern.102 Innerhalb des so gezogenen Rahmens überlässt er die Antwort auf religiöse Fragen seinen Bürgern, zieht sich ihnen gegenüber also auf eine neutrale Position zurück.103 Dieser Kompetenzverteilung liegt verfassungstheoretisch eine prinzipielle Unterscheidung von Staat und Gesellschaft zugrunde. Der Staat ist nicht lediglich eine „Selbstorganisation der Gesellschaft“104, sondern in funktionaler Hinsicht von dieser zu unterscheiden. Während der Wirkungsbereich organisierter und institutionalisierter Staatlichkeit auf Herrschaft, politische Gemeinwohlbestimmung und Regierungsfähigkeit und damit letztlich auf Bindung und Rechtsgehorsam angelegt ist, ist die Gesellschaft der Bereich der freien Entfaltung und Selbstbestimmung des Einzelnen.105 Sie ist damit ein Raum des Besonderen gegenüber dem Staat als einem Raum des Allgemeinen.106 In diesem gesellschaftlichen Raum werden Glauben und Bekenntnis von der Verfassung verortet.107 Ihre Entfaltung ist dem EinzelIsak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 192. Vgl. Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (531 f.). 99 Vgl. Kleine, Institutionalisierte Verfassungswidrigkeiten im Verhältnis von Staat und Kirchen, S. 149. 100 Vgl. BVerfGE 19, 206 (216); 93, 1 (16). 101 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 24. 102 Vgl. v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 137 WRV, Rn. 4. 103 Obermayer, in: BK GG XIII, Art. 140 (Stand Oktober 1971), Rn. 79; Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 333; Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 195. 104 Dreier, Art. „Souveränität“, in: StL IV, Sp. 1203 (1207), im Anschluss an Hermann Heller. 105 Rupp, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR II, § 31, Rn. 26 f.; zur verfassungstheoretischen Begründung der Unterscheidung von Staat und Gesellschaft Huster, Die ethische Neutralität des Staates, S. 93 ff. 106 Meyer-Teschendorf, Staat und Kirche im pluralistischen Gemeinwesen, S. 147 f., unter Verweis auf Herbert Krüger. 107 Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 179. 97 98

B. Islamische Religionslehrerausbildung

127

nen und den gesellschaftlichen Verbänden überlassen, der Staat akzeptiert die religiösen Entscheidungen seiner Bürger so, wie sie sich aus der freien gesellschaftlichen Diskussion ergeben.108 Weil er als übergeordnete Organisationseinheit sein Verhalten gegenüber den Anhängern unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Auffassungen rechtfertigen können muss, darf er selbst in diese Diskussion nicht eingreifen. Er hält die religiöse Konkurrenzsituation vielmehr offen und knüpft nur daran an, wie der religiöse Lebensbereich von den Bürgern selbst individuell oder kollektiv ausgefüllt wird.109 Neutralität lässt sich so als „das Gewährenlassen ( . . . ) der verschiedenen Kräfte“ beschreiben.110 Angesichts einer so verstandenen staatlichen Neutralität bedarf obige Feststellung, dass dem Staat eine Förderung des Religiösen nicht verwehrt ist, der Präzisierung: Der Staat darf nicht von sich aus aktiv werden, sondern nur Kräfte fördern, die er im gesellschaftlichen Bereich bereits vorfindet. Er selbst darf kein Akteur im religiösen Bereich sein, sondern lediglich die dort bereits tätigen Akteure nach Maßgabe weltlicher Kriterien unterstützen. Daraus ergibt sich, dass Anknüpfungspunkt jeder staatlichen Betätigung die Gläubigen mit ihrem Selbstverständnis sein müssen.

4. Religionsgemeinschaften als Vermittler kollektiver religiöser Bekenntnisse Für die Ausbildung von Religionslehrern ist darüber hinaus erforderlich, dass die Gläubigen dem Staat kollektiv in Gestalt einer Religionsgemeinschaft gegenübertreten. Dies ergibt sich aus einer systematischen Gesamtschau der einschlägigen Verfassungsbestimmungen: Überall dort, wo das Grundgesetz die Förderung von Religion durch den Staat, zum Teil sogar in seinen Institutionen oder durch die Verleihung hoheitlicher Rechte, vorsieht, setzt es die Existenz einer Religionsgemeinschaft oder, noch weitergehend, einer Körperschaft des öffentlichen Rechts voraus. Dies gilt für den Religionsunterricht in öffentlichen Schulen (Art. 7 Abs. 3 GG), die Verleihung des Körperschaftsstatus (Art. 137 Abs. 5 WRV i.V.m. Art. 140 GG), das Recht zur Steuererhebung (Art. 137 Abs. 6 WRV i.V.m. Art. 140 GG), die Gewährung von Staatsleistungen (Art. 138 WRV i.V.m. Art. 140 GG) sowie die Gewährleistung der Anstaltsseelsorge (Art. 141 WRV i.V.m. Art. 140 GG). Für die Ausbildung von Religionslehrern oder eine Theologie an staatlichen Hochschulen findet sich zwar keine Vorschrift; es kann angesichts der genannten Normen aber nicht zweifelhaft sein, dass nach dem Grundgesetz die Förderung einer Religion in 108 Vgl. Huster, Die ethische Neutralität des Staates, S. 101, der von einem „Wettbewerb der ethischen Überzeugungen“ spricht. 109 Vgl. Meyer-Teschendorf, Staat und Kirche im pluralistischen Gemeinwesen, S. 161; v. Campenhausen, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 47 (73). 110 Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 222 – Hervorhebung im Original.

128

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

staatlichen Institutionen nur zulässig ist, wenn sich ihre Anhänger als Religionsgemeinschaft organisiert haben. Dieser verfassungsrechtlichen Konzeption liegt die geschichtliche Erfahrung zugrunde, dass Religion nach Ursprung und Wesen eine überindividuelle Sinngebung des Daseins ist, die in Gemeinschaft gefunden und bezeugt wird.111 Die Vergemeinschaftung muss von den Gläubigen selbst geleistet werden, der Staat darf hier nicht in Ersatzvornahme treten. Dies bringt Art. 137 Abs. 1 WRV zum Ausdruck, wenn er davon spricht, es bestehe keine Staatskirche. Dem Wortlaut nach verbürgt er nicht die inhaltliche Neutralität des Staates, wie sie ihm mit dem Verbot einer Staatsreligion entnommen wird, er zielt vielmehr unmittelbar auf diesen institutionellen Aspekt. Teleologische Überlegungen stützen dieses Ergebnis. Weil der Staat für eine Religionslehrerausbildung an das Selbstverständnis der Gläubigen anknüpfen muss, ist er auf eine enge Kooperation mit ihnen angewiesen. Erforderlich ist, dass ihm ein Partner gegenübersteht, der einen Mindestbestand an feststehenden Glaubensinhalten aufweist und über ein Minimum an Beständigkeit und Organisiertheit verfügt.112 Bei diesen aus den Anforderungen des Sachbereichs folgenden Kriterien handelt sich zugleich um solche, die für den verfassungsrechtlichen Status einer Religionsgemeinschaft erfüllt sein müssen. Dessen Voraussetzungen sind in jüngerer Zeit mehrfach ausführlich untersucht und auch vom Bundesverwaltungsgericht behandelt worden, wobei in weiten Teilen Übereinstimmung in den Ergebnissen besteht.113 Sie sollen in diesem Zusamenhang daher nur kurz zusammenfassend genannt werden. Das erforderliche Minimum an Organisiertheit und Beständigkeit wird schon aus dem Begriff „Gemeinschaft“ gefolgert, für die ein Zusammenschluss von mindestens zwei Personen im Geltungsbereich des Grundgesetzes erforderlich ist.114 Weil es sich bei Religion um eine höchstpersönliche Angelegenheit handelt, muss sich der Zusammenschluss auf natürliche Personen beziehen. Dadurch ist jedoch nicht ausgeschlossen, auch einen Dachverband, dem nur juristische Personen an111 Badura, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 211; Anger, Islam in der Schule, S. 63. Daraus folgt nicht, dass die Existenz einer Gemeinschaft konstituierend für eine Religion wäre, vgl. anschaulich Görisch, Kirchenasyl und staatliches Recht, S. 144 mit Fn. 21: „Auch für einen einzigen – etwa den letzten – Anhänger einer bestimmten Religion bleibt diese eine Religion.“ 112 Vgl. für den Religionsunterricht Korioth, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 33 (47 ff.); ders., JZ 1997, S. 1041 (1047); Hillgruber, JZ 1999, S. 538 (546). 113 Vgl. BVerwGE 123, 49 ff.; Poscher, Der Staat 39 (2000), S. 49 ff.; Anger, Islam in der Schule, S. 353 ff.; Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 51 ff.; Towfigh, Die rechtliche Verfassung von Religionsgemeinschaften, S. 123 ff.; Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 190; Bock, in: ders. (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 10 ff.; Pieroth / Görisch, JuS 2002, S. 937 ff. 114 BVerwG 123, 49 (55); v. Campenhausen / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 116; Pieroth / Görisch, JuS 2002, S. 937 (939 m. w. N.); vgl. auch BVerfGE 83, 341 (355).

B. Islamische Religionslehrerausbildung

129

gehören, als Religionsgemeinschaft zu qualifizieren, sofern eine organisatorische Verbindung zu den Gläubigen auf lokaler Ebene besteht und diese damit die unentbehrliche personale Grundlage der Religionsgemeinschaft bilden.115 Der Zusammenschluss muss auf einem religiösen Konsens beruhen, es bedarf nach einer neueren Definition also einer „Homogenität“ im Sinne eines einheitlichen Bekenntnisses.116 Dabei wird nicht ein Zusammenschluss aller Anhänger eines Glaubensbekenntnisses vorausgesetzt, andererseits verlangt das Merkmal auch nicht den Ausschluss von Angehörigen anderer verwandter Bekenntnisse.117 Es unterliegt dem Selbstbestimmungsrecht der Gläubigen, ob sie sich mit den Anhängern anderer Glaubensrichtungen einer Religion auf der Basis bestimmter Grundüberzeugungen zusammenschließen. 118 Die Bildung einer gesamt-islamischen Religionsgemeinschaft, in der die Anhänger verschiedener Glaubensrichtungen vereint sind, wäre also möglich. Letztes Merkmal einer Religionsgemeinschaft ist schließlich das Ziel einer umfassenden Glaubensverwirklichung. Damit sind Vereinigungen von diesem Status ausgeschlossen, deren Wirken zwar religiöse Bezüge hat, die aber vorwiegend oder gar ausschließlich anderen Zwecken dienen.119 Das Religiöse muss „von zentraler Bedeutung für das Bekenntnis sein und das Wesen der Bekenntnisgemeinschaft ausmachen“.120 Für einen Dachverband folgt aus diesem Kriterium, dass er nicht schon aufgrund einer Vertretung religiöser Interessen seiner Mitgliedverbände als Religionsgemeinschaft zu qualifizieren ist. Erforderlich ist, dass er für die Identität einer Religionsgemeinschaft wesentliche Aufgaben selbst wahrnimmt.121 Speziell für den Religionsunterricht wird als weitergehende kontextabhängige Voraussetzung diskutiert, ob die Religionsgemeinschaft den qualifizierten Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts haben muss.122 Jedenfalls für seine Erteilung wird das wegen der nach Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG erforderlichen „engsten Verknüpfung von Staat und Religion“ von Stimmen in der Literatur verlangt.123 In 115 BVerwGE 123, 49 (57); vgl. auch Towfigh, Die rechtliche Verfassung von Religionsgemeinschaften, S. 130 f.; Heckel, RdJB 2004, S. 39 (53). 116 Poscher, Der Staat 39 (2000), S. 49 (60). 117 BVerwGE 123, 49 (56); Anger, Islam in der Schule, S. 356 f. 118 BVerwGE 123, 49 (56); Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 137 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 14. 119 Pieroth / Görisch, JuS 2000, S. 937 (939 m. w. N.). 120 BVerwGE 61, 152 (156); ferner Poscher, Der Staat 39 (2000), S. 49 (63); v. Campenhausen / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 116. 121 BVerwGE 123, 49 (59); dazu Towfigh, NWVBl 2006, S. 131 (133); krit. Stock, NWVBl 2005, 285 (289). 122 Ausführlich zu den kontextabhängigen Voraussetzungen Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 68 ff. m. w. N. 123 Korioth, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 33 (47 ff.); ders., JZ 1997, S. 1041 (1047); Hillgruber, JZ 1999, S. 538 (546).

130

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

der Konsequenz müsste der Korporationsstatus auch für die Religionslehrerausbildung gefordert werden, bei der die Verknüpfung von Staat und Religion nicht weniger eng ist. Diese Sichtweise ist jedoch abzulehnen. Sie übergeht zum einen den Wortlaut von Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG, der nur von Religionsgemeinschaften spricht. Diese Verfassungsentscheidung würde über den Umweg der Ausbildung teilweise unterlaufen.124 Auch die Landesverfassungen sprechen in ihren den Religionsunterricht betreffenden Vorschriften nur von Kirchen und Religionsgemeinschaften.125 Zudem impliziert die Gegenauffassung, dass der Korporationsstatus Garant für eine gewisse Nähe und Loyalität der Religionsgemeinschaft zum Staat ist. Das Bundesverfassungsgericht hat jedoch klargestellt, dass diese Kriterien keine Voraussetzungen für seinen Erwerb sind.126 Auch ist die Kooperationsfähigkeit und Verlässlichkeit eines staatlichen Gegenübers nicht primär eine Frage seines rechtlichen Status.127 Für die Kooperation im Rahmen der Religionslehrerausbildung ist der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts daher nicht erforderlich; es genügt der einer Religionsgemeinschaft. 128 Da es sich auch bei den christlichen Kirchen um Religionsgemeinschaften handelt, wird im Folgenden allein dieser Oberbegriff verwendet, sofern nicht ausschließlich die Kirchen angesprochen sind.

III. Ergebnis: Erfordernis der Mitwirkung bei der Errichtung einer Religionslehrerausbildung Als Ergebnis lässt sich danach festhalten, dass der Staat Lehrer für einen islamischen Religionsunterricht nicht ohne Mitwirkung einer islamischen Religionsgemeinschaft ausbilden darf. Nur durch ihre Vermittlung kann eine islamische Glaubenslehre für ihn juristische Relevanz erlangen. Die Existenz einer Religionsgemeinschaft sowie deren Zustimmung zu einer Ausbildung von Religionslehrern ihres Bekenntnisses ist aufgrund der staatlichen Neutralitätspflicht bereits objektive Voraussetzung für das Ob einer solchen Ausbildung, in den Worten des Verwaltungsorganisationsrechts also für deren Errichtung.129 Für die nähere AusJanke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 109 f. So etwa Art. 14 Verf NW. 126 BVerfGE 102, 370 (395 f.); Nachweise zu der Kontroverse bei de Wall, Die Zukunft des Islam, S. 15 f. 127 So auch Korioth, JZ 1997, S. 1041 (1047). 128 So für die Erteilung des Religionsunterrichts auch BVerfGE 102, 370 (396); Robbers, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 7, Rn. 151, Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof, HdbStR VI, § 140, Rn. 41; Anger, Islam in der Schule, S. 370 f.; Loschelder, EssGespr. 20 (1986), S. 149 (175). 124 125

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

131

gestaltung dieser Ausbildung, also das Wie, ist sodann auch die subjektive Rechtsposition der jeweiligen Religionsgemeinschaft relevant. Ihr Inhalt soll nun untersucht werden.

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften Ist es dem Staat verboten, eine Religionslehrerausbildung an seinen Hochschulen ohne Zustimmung einer Religionsgemeinschaft zu errichten, so stellt diese Zustimmung das verfassungsrechtlich erforderliche Minimum an Mitwirkung dar. Einer Religionsgemeinschaft ist es freilich nicht verwehrt, darüber hinaus gehende Mitwirkungsrechte einzufordern. So hat die Darstellung der Ausbildung evangelischer und katholischer Religionslehrer erwiesen, dass auf der Ebene des einfachen Rechts und des Staatskirchenvertragsrechts in weitem Umfang Mitwirkungsrechte bestehen, die sich nicht auf die Frage beziehen, ob überhaupt eine Religionslehrerausbildung an staatlichen Hochschulen betrieben wird. Auch bei den Initiativen einzelner Universitäten zur Ausbildung islamischer Religionslehrer hat sich gezeigt, dass die Versuche, Einvernehmen mit der muslimischen Seite herzustellen, sich auch auf inhaltliche Fragen und Fragen des Hochschulpersonals beziehen. Zu klären ist daher, ob und inwieweit eine weitergehende Mitwirkung verfassungsrechtlich verbürgt ist. Bedeutung erhalten damit die subjektiven Rechte, die das Grundgesetz und die Landesverfassungen einer Religionsgemeinschaft einräumen. Dabei ist zunächst das in Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV normierte und über Art. 140 GG in das Grundgesetz übernommene Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften zu untersuchen.130 Diese auch als staatskirchenrechtliche „Fundamentalnorm“131 oder „lex regia“132 bezeichnete Verfassungsgarantie ist als spezielle Verbürgung noch vor der religionsrechtlichen „Grundnorm“133 des Grundgesetzes, der Religionsfreiheit des Art. 4 Abs. 1 und 2 GG, heranzuziehen.

129 Zur verwaltungsrechtlichen Begriffsbildung Kluth, in: Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht III, § 82, Rn. 8. Teilweise wird zur Errichtung auch die organisatorische Ausgestaltung gezählt. An den Begriffen hängt letztlich nichts, sie dienen lediglich der zusammenfassenden Beschreibung und sagen über die nähere Zuordnung von Kompetenzen nichts aus, vgl. Kluth, a. a. O. 130 Zum Begriff Selbstbestimmungsrecht in Abgrenzung zu der teilweise verwendeten Bezeichnung „Autonomie“ Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 mit Fn. 1. 131 Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 138, Rn. 14. 132 M. Heckel, ZevKR 12 (1966 / 67), S. 1 (35 mit Fn. 7). 133 Herzog, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 4 (Stand November 1988), Rn. 27.

132

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

I. Das Selbstbestimmungsrecht des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG Gemäß Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG ordnet und verwaltet jede Religionsgesellschaft ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes. Die Bestimmung der Reichweite dieser Gewährleistung muss von dem Tatbestandsmerkmal der „eigenen Angelegenheiten“ ausgehen. Insofern genügt nicht der Hinweis, die Ausbildung von Religionslehrern sei wegen ihrer Bekenntnisbindung als eigene Angelegenheit anzusehen.134 Unstreitig kommt den Religionsgemeinschaften nicht die – lediglich durch die für alle geltenden Gesetze beschränkte – Befugnis zu, die Ausbildung der Religionslehrer umfassend zu regeln. Vielmehr findet diese Ausbildung in staatlichen Institutionen statt, weshalb auch staatliche Angelegenheiten betroffen sind. In der Terminologie des Staatskirchenrechts gehört die Ausbildung der Religionslehrer daher zu den „gemeinsamen Angelegenheiten“. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass Staat und Religionsgemeinschaft zusammenwirken müssen, um einen von beiden Seiten verfolgten Zweck verwirklichen zu können.135 Es handelt sich dabei nicht um eine Kooperation in der Art eines Kondominiums, bei dem beide Seiten nur in Gemeinschaft Regelungen treffen können. Vielmehr bleiben staatliche und religionsgemeinschaftliche Angelegenheiten unterscheidbar, und jede Seite ist zur Regelung lediglich ihrer eigenen Angelegenheiten berufen.136 Wem bei der Religionslehrerausbildung die Entscheidung über einen bestimmten Sachbereich obliegt, ist zwar teilweise geklärt. So dürfte beispielsweise unstreitig sein, dass sich die Mitwirkungsbefugnisse der Religionsgemeinschaften in Personalfragen auf spezifisch geistliche Aspekte beschränken.137 Gleichwohl bleiben Fragen offen. Insbesondere ist zweifelhaft, ob der Staat innerhalb eines Sachbereichs, der den Religionsgemeinschaften zur Entscheidung überlassen ist, jegliche Entscheidung akzeptieren muss oder ob er bestimmte inhaltliche Anforderungen stellen darf. Reicht es etwa bei der Beanstandung eines Hochschullehrers aus, dass sich die Religionsgemeinschaft auf einen geistlichen Grund beruft? Es zeigt sich hier, dass der Umfang eines Freiheitsrechts nicht unabhängig von der Art und Weise bestimmt werden kann, in der dessen Inhaber von 134 In diese Richtung aber für die Theologenausbildung der Hinweis in BVerwGE 101, 309 (LS 2 und 314), es handele sich um einen „bekenntnisgebundenen Studiengang“; kritisch insofern auch Morlok / Müller, JZ 1997, S. 549 (550). Vgl. ferner die Aufzählung eigener Angelegenheiten bei v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG, Art 137 WRV, Rn. 37, wonach die Ausbildung der Geistlichen wegen der Bekenntnisbindung theologischer Studiengänge eine eigene Angelegenheit sei. 135 Ehlers, ZevKR 32 (1987), S. 158 (173). 136 Vgl. Ehlers, ZevKR 32 (1987), S. 158 (180), der deshalb dafür plädiert, die gemeinsamen Angelegenheiten nicht auch als res mixtae zu bezeichnen; Heckel, JZ 1999, S. 741 (750). 137 Näher unten, S. 184 ff.

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

133

ihm Gebrauch machen möchte.138 Eine nähere Bestimmung der Reichweite des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG ist daher unumgänglich,139 um sodann den verfassungsrechtlichen Gehalt der einzelnen Mitwirkungsrechte präzise ermitteln zu können.140

1. Eigene Angelegenheiten a) Objektive Auslegung In der Weimarer Zeit wurde vertreten, der Kreis der eigenen Angelegenheiten sei durch ein staatliches Ausführungsgesetz zu Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV vom Gesetzgeber zu bestimmen.141 Dieser Ansicht stehen jedoch schon systematische Gründe entgegen. Der Weimarer Reichsverfassung war zwar eine nähere Ausgestaltung ihrer Verbürgungen durch einfaches Recht nicht unbekannt, wie sich etwa an dem ebenfalls in das Grundgesetz korporierten Art. 139 WRV zeigt.142 Bei einer ausschließlichen Bestimmung durch den Gesetzgeber bestünden jedoch bereits im Hinblick auf den geschützten Bereich weitergehende Beschränkungsmöglichkeiten als auf der Schrankenebene.143 In der Konsequenz war Gerhard Anschütz in seinem Kommentar zur Weimarer Reichsverfassung der Auffassung, was eine eigene Angelegenheit sei, ergebe sich allein aus Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV selbst.144 Dessen Schutzumfang sei durch Auslegung zu ermitteln und im Streitfall vom Richter zu bestimmen. In diese Richtung gehen auch Argumente, die heute zugunsten einer objektiven Auslegung angeführt werden.145 Den Religionsgemeinschaften stehe nicht das Recht zu, die Reichweite verfassungsrechtlicher Normen nach eigenen Maßstäben verbindlich festzulegen.146 Zu einer solchen Sichtweise nötige schon der Charakter der VerfasMorlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 433. Kästner, Staatliche Justizhoheit und religiöse Freiheit, S. 252, spricht von einer „Schlüsselfrage der staatskirchenrechtlichen Ordnung“. Vgl. auch Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 138, Rn. 114: Art. 137 Abs. 3 WRV „ist ( . . . ) in der neueren staatskirchenrechtlichen Judikatur fast durchweg der entscheidende Dreh- und Angelpunkt“. 140 Vgl. Obermayer, in: BK GG XIII, Art. 140 (Stand Oktober 1971), Rn. 78. 141 PrOVGE 82, 196 (204 f.); näher dazu Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 28 f. 142 Zu dessen Reichweite Kingreen / Pieroth, Kalendarische und personale Arbeitszeitbeschränkungen, S. 43 ff. 143 Görisch, Kirchenasyl und staatliches Recht, S. 147. 144 Anschütz, WRV, Art. 137, Anm. 4; näher dazu Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (539). 145 Vgl. Ehlers, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 140 / 137 WRV, Rn. 6; ders., ZevKR 44 (1999), S. 533 (535); Isensee, in: Bartlsperger u. a. (Hg.), FS Obermayer, S. 203 (212). 146 Ehlers, ZevKR 32 (1987), S. 158 (162); ders., ZevKR 45 (2000), S. 201 (203 f.); Quaritsch, NVwZ 1990, S. 28 (30); vgl. ferner Isensee, ZevKR 45 (1998), S. 133 (135). 138 139

134

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

sung als Grundordnung des Staatswesens, die auch gegenüber den Religionsgemeinschaften Geltung beanspruche.147 b) Selbstverständnis als Maßstab Demgegenüber ist nach verbreiteter Ansicht für die Ermittlung der Reichweite des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG das Selbstverständnis der jeweiligen Religionsgemeinschaft entscheidend. Dieser Ansatz wurde insbesondere von Hesse verfochten und inzwischen von mehreren Autoren näher entfaltet.148 Im Vordergrund steht bei einer auf das Selbstverständnis bezogenen Auslegung der Gedanke, dass Freiheitsrechte die Selbstbestimmung ihrer Träger ermöglichen sollen. Die „Logik der Freiheitsrechte“ verlange daher, dass ihre Träger selbst über das Was und Wie des Freiheitsgebrauchs bestimmen könnten.149 Die Reichweite des geschützten Bereichs müsse sich folglich danach richten, wie der Betroffene seinem Selbstverständnis nach seine Freiheit verwirklichen wolle.150 Im Ergebnis spricht diese Ansicht den Religionsgemeinschaften, nicht hingegen dem Staat oder dem Verfassungstext die Definitionsmacht über den Begriff der „eigenen Angelegenheiten“ zu.151 Dies mag bedenklich erscheinen, ist aber Ansatzpunkt für ein Argument, das einer am Selbstverständnis orientierten Auslegung gerade bei den religiösen Freiheitsrechten eine breite Anhängerschaft verschafft hat: Dem zu Neutralität verpflichteten Staat sei es weder möglich noch erlaubt, religiöse Phänomene zu definieren. Er wäre gezwungen, eine eigene Bewertung vorzunehmen, wenn er die Auffassung der Religionsgemeinschaften bei der Frage nach deren eigenen Angelegenheiten überginge. Nur die Religionsgemeinschaften selbst könnten entscheiden, was ihre „eigenen“ Angelegenheiten seien.152 Die Auf147 Muckel, Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung, S. 38 f., ferner S. 61 ff.; Kästner, JZ 1998, S. 974 (978). 148 Vgl. Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (538 ff.); Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 26 ff.; sehr kritisch dazu Isensee, ZevKR 45 (1998), S. 133 ff. Das Selbstverständnis erklären ferner für maßgeblich etwa Muckel, Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung, S. 192; Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 31 f.; Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 138, Rn. 116. 149 Morlok, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 45; ders., Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 393. Vgl. ferner Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip: „Art. 137 Abs. 3 will die Freiheit der Kirche nach deren eigenem Maßstab.“ 150 Vgl. Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 394. 151 Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 137 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 28; Anger, Islam in der Schule, S. 39; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 184. 152 Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 32; Muckel, Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung, S. 192; Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (540 f.); Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 184; anschaulich Hollerbach, in: Isensee / Kirchhhof (Hg.), HdbStR VI, § 138, Rn. 116: Der säkulare Staat „hat hierfür keine Maßstäbe und ist insoweit farbenblind“.

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

135

gabe der Förderung religionsgemeinschaftlicher Freiheit würde andernfalls schon „im Ansatz verfehlt“.153 Der Widerspruch dieses Ansatzes zur objektiven Auslegung wird vollends deutlich in einer Entgegnung auf ein Diktum Josef Isensees, wonach der Staat im Bereich religiöser Freiheit nur schützen kann, was er auch definieren kann.154 Dem tritt Richard Potz mit der These entgegen: „Der Staat kann diesen Bereich nur schützen, weil er ihn nicht definieren muss.“155 c) Plausibilität des Glaubensbezugs als objektives Kriterium Die Suche nach einer Lösung für das Auslegungsproblem muss von dem zutreffenden Kern des objektiven Ansatzes ausgehen, wonach es der Staat nicht allein den Religionsgemeinschaften überlassen kann, die Reichweite staatlicher Rechtsnormen allgemein verbindlich zu definieren. Dies gilt schon aus verfassungstheoretischen Gründen, da andernfalls der Staat letztlich seine Fähigkeit einbüßte, Rechte Dritter zu schützen und Interessen der Allgemeinheit auch gegen starke gesellschaftliche Kräfte durchzusetzen.156 Ihm wäre in der Konsequenz die Fähigkeit zur Letztentscheidung genommen, die Ausdruck seiner inneren Souveränität ist.157 Die Verfassung als „rechtliche Grundordnung des Staates“158 verlöre im Bereich religiöser Freiheitsrechte jegliche Grenzziehungsfunktion, wenn sie sich ohne Einschränkung der individuellen Interpretation öffnete.159 Sie würde bedeutungslos, wenn jeder unter den Rechtsbegriffen etwas anderes verstünde.160 153 Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (541); ähnl. Preuß, in: Denninger u. a. (Hg.), AK GG, Art. 140 (Stand Oktober 2001), Rn. 27: Staatliche Definition würde die „Essenz kirchlicher Freiheit verneinen“. 154 Vgl. Isensee, Wer definiert die Freiheitsrechte?, S. 35, mit Hinweis auf den Ursprung des Arguments bei Arndt, NJW 1966, S. 25 (28). 155 Potz, in: Schwartländer (Hg.), Freiheit der Religion, S. 119 (123); s. ferner Bock, Das für alle geltende Gesetz und die kirchliche Selbstbestimmung, S. 175: „Die Struktur der von der Religionsfreiheit erfaßten ( . . . ) Erscheinungen erfordert es daher, mit einem an den Staat gerichteten Definitionsverbot die Eigenständigkeit der Religionsgemeinschaften ( . . . ) zu schützen.“ 156 Näher Muckel, Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung, S. 90 ff.; ferner Jurina, Der Rechtsstatus der Kirchen und Religionsgemeinschaften im Bereich ihrer eigenen Angelegenheiten, S. 61 f. 157 Dieser Einwand lässt sich nicht schon mit dem Hinweis aus der Welt räumen, zur Letztentscheidung seien stets staatliche Gerichte berufen. Die Grenze zwischen staatlichem Hoheitsbereich und religiösem Freiheitsraum verläuft nicht auf der Ebene gerichtlicher Zuständigkeiten, sondern auf der Ebene des materiellen Rechts, Kästner, Staatliche Justizhoheit und religiöse Freiheit, S. 184, ferner S. 195. 158 Isensee, in: ders. / Kirchhof (Hg.), HdbStR I, § 13, Rn. 172. 159 Kästner, JZ 1998, S. 974 (977 f.); ferner v. Campenhausen, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 136, Rn. 70. 160 Ausführlich Anger, Islam in der Schule, S. 48 f. m. w. N.

136

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Der Verlust der Ordnungsfunktion der Verfassung wird freilich auch von den Vertretern des subjektiven Ansatzes gesehen. Sie wollen das Problem dadurch lösen, dass der Gemeinwohlverantwortung des Staates und den subjektiven Rechten Dritter über die „Schranken des für alle geltenden Gesetzes“ zur Geltung verholfen wird.161 Dem kann nicht gefolgt werden, weil einer extensiven Schutzbereichsbestimmung auf der Ebene der Schranken angesichts der differenzierten Schrankensystematik des Grundgesetzes nicht beliebig begegnet werden kann.162 Auch überzeugt es nicht, den Schutzbereich der Freiheitsrechte im Interesse ihrer effektiven Gewährleistung möglichst weit zu ziehen. Die Entscheidung über die Zulässigkeit eines Verhaltens, so das Argument, falle ohnehin erst auf der Ebene der Einschränkungsmöglichkeiten.163 Mit der Eröffnung des Schutzbereichs werde lediglich in einen „Diskurs über die Einschränkbarkeit“ eingetreten und dem Rechtsanwender eine „Argumentationslast“ auferlegt, die die Rationalität und Nachvollziehbarkeit der Entscheidung erhöhe.164 Ganz praktisch ist die These jedoch schon durch die vorliegende Diskussion widerlegt. Sie zeigt, dass die Frage nach dem Schutzbereich von Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV kein bloßer Dezisionismus abseits juristischer Entscheidungsrationalität ist. Vielmehr lässt im Gegenteil die tendenziell großzügige Schutzbereichsbestimmung eine Argumentationslast – jedenfalls auf dieser Prüfungsebene – entfallen. Der Schutzbereich eines Freiheitsrechts ist aber nicht die möglichst weit zu öffnende Tür zu einer dahinter liegenden Argumentations- und Abwägungsarbeit, mit der die eigentliche Ordnungs- und Befriedungsaufgabe der Verfassung erfüllt werden soll. Ihn zu bestimmen, ist vielmehr integraler Bestandteil dieser Aufgabe.165 Es kann somit bei der Bestimmung der „eigenen Angelegenheiten“ nicht alleine auf das Selbstverständnis einer Religionsgemeinschaft ankommen.166 Der subjek161 Morlok, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 45; Muckel, Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung, S. 192, der jedoch zudem noch auf verfassungsimmanente Schutzbereichsbeschränkungen verweist, S. 196 ff.; Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 228 ff.; Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 33; Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (543 f.); ähnl. Kästner, Staatliche Justizhoheit und religiöse Freiheit, S. 255 f. 162 Dem Argument lässt sich entgegen Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 409, auch nicht mit dem Verweis auf eine weitgehende Nivellierung der Schranken in der Praxis begegnen. Zum einen steht der Wortlaut der Verfassung nicht zur Disposition des Rechtsanwenders, zum anderen können die differenzierten Schrankenregelungen auch bei weitgehend einheitlicher Verhältnismäßigkeitsprüfung bei der Gewichtung der gegenläufigen Rechtspositionen berücksichtigt werden, Görisch, Kirchenasyl und staatliches Recht, S. 148 f. mit Fn. 41. 163 Anschaulich Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 400: „Die Würfel ( . . . ) über den ,effektiven Garantiebereich‘ fallen nicht auf der Stufe der Schutzbereichsbestimmung“. 164 Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 400 f. m. w. N. 165 In diese Richtung an anderer Stelle auch Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 391: „Die Schrankenfrage ist tunlichst getrennt zu erörtern vor der (primären) Frage der Erstreckung des Schutzbereichs.“

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

137

tive und der objektive Interpretationsansatz stehen sich aber auch nicht derart unvereinbar gegenüber, wie die Kontroverse glauben machen könnte.167 Der Rechtsordnung ist die Berücksichtigung subjektiver Komponenten nicht generell fremd, und dies selbst im tendenziell weit weniger abstrakt gefassten einfachen Recht.168 Für die religiösen Freiheitsrechte ist die Relevanz von Selbstverständnissen auch in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts seit langem anerkannt.169 Allerdings hat das Gericht in jüngerer Zeit seine Position jedenfalls in Bezug auf die Religionsfreiheit relativiert. Nach der so genannten Bahá’í-Entscheidung, die mittlerweile mehrfach bestätigt wurde, kann allein ein entsprechendes Selbstverständnis für die Berufung auf Art. 4 Abs. 1 und 2 GG nicht genügen.170 Vielmehr müsse es sich „auch tatsächlich, nach geistigem Gehalt und äußerem Erscheinungsbild, um eine Religion und Religionsgemeinschaft handeln“.171 Insgesamt zeichnet sich bei dem Gericht eine vermittelnde Position ab.172 So hat es mit Beschluss vom 24. Oktober 2006 im Hinblick auf die Frage, ob es sich bei einer Gemeinschaft um eine Religionsgemeinschaft als Träger der Religionsfreiheit handelt, zwar auf seine Ausführungen in der Bahá’í-Entscheidung Bezug genommen. Zugleich aber hat es für den Umfang der Religionsfreiheit erklärt, welche Handlungen im Einzelnen erfasst seien, „bestimmt sich wesentlich nach der Eigendefinition der Religionsgemeinschaft; denn Teil der grundrechtlich gewährleisteten Glaubensfreiheit ist auch und gerade, dass eine staatliche Bestimmung genuin religiöser Fragen unterbleibt“.173 166 Isensee, Wer definiert die Freiheitsrechte?, S. 31, plädiert ferner für eine restriktive Schutzbereichsbestimmung, um bei den Betroffenen keine Erwartungen zu wecken, die sodann auf der Ebene der Abwägung enttäuscht würden. In ähnlichem Zusammenhang dagegen jedoch Anger, Islam in der Schule, S. 123 f. m. w. N., wonach die Zuordnung eines Verhaltens zum Schutzbereich eines Freiheitsrechts kein Ausdruck von Wertungen der Verfassung ist. 167 Vgl. Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 205: „ ,Berücksichtigung des Selbstverständnisses‘ und ,Geltung der Verfassung‘ sind nicht ein Entweder – Oder!“ 168 Ehlers, ZevKR 44 (1999), S. 533 (535), weist auf das Strafrecht hin, wo dem potentiellen Straftäter unstreitig kein Selbstqualifikationsrecht zukommt, mit der Frage nach dem Vorsatz jedoch die Finalität seiner Handlung entscheidend ist. 169 Ihren Ausgangspunkt hat diese Rechtsprechung in der Entscheidung BVerfGE 24, 236 ff.; zur Entwicklung siehe die umfassende Analyse bei Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 29 ff. 170 Ausführlich zur Gemeinschaft der Bahá’í Towfigh, Die rechtliche Verfassung von Religionsgemeinschaften, S. 41 ff. 171 BVerfGE 83, 341 (353); bestätigt durch BVerfG-K, NVwZ 1993, S. 357 (358); BVerfG, DVBl. 2007, S. 119. 172 Die Bahá’í-Entscheidung wurde teilweise als Hinwendung des Gerichts zu einer objektiven Auslegung aufgefasst, vgl. Ehlers, ZevKR 44 (1999), S. 533 (534). Skeptisch ggü. einer solchen Einschätzung Muckel, Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung, S. 8 mit Fn. 19, der Gerichtsentscheidungen anführt, die für dieselbe Gemeinschaft mit Bezug auf den BVerfG-Beschluss zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. 173 BVerfG, DVBl. 1997, S. 119 (120).

138

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Die zu Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG bislang vorliegende verfassungsgerichtliche Judikatur betont zwar die Relevanz von Selbstverständnissen, bietet aber ebenfalls Ansatzpunkte für eine vermittelnde Auffassung. So hat das Gericht ausgeführt: „Zu den verfassungsrechtlich geschützten Aufgaben ( . . . ) gehören nicht nur Lehre, Seelsorge, Gottesdienst und Sakramentenspendung; hierzu zählen auch alle Tätigkeiten, zu denen diese Kirchen nach ihrem Selbstverständnis berufen sind, ein Stück Auftrags der Kirche in dieser Welt wahrzunehmen und zu erfüllen.“174 Dieses Erfordernis des Bezugs einer Tätigkeit zum kirchlichen Auftrag lässt sich dahingehend konkretisieren, dass eine Angelegenheit nur dann eine „eigene“ der Religionsgemeinschaft ist, wenn sie zur Verwirklichung des religiösen Bekenntnisses in seiner organisatorischen Verkörperung gehört.175 Die Wahrnehmung der Angelegenheit durch die Religionsgemeinschaft muss den Zweck haben, der Erfüllung ihres religiösen Auftrags zu dienen, weil in diesem Zweck die Aufgabe der Religionsgemeinschaften besteht.176 Es kommt, in den Worten der Bahá’í-Entscheidung, also auf den „geistigen Gehalt“ der Angelegenheit an. Die Inhalte des religiösen Auftrags einer Religionsgemeinschaft kann der Staat nicht selbst festlegen; sie ergeben sich alleine aus deren Selbstverständnis. Insofern ist der von den Anhängern der subjektiven Auslegung angebrachte Hinweis auf die staatliche Neutralität zutreffend. Daraus folgt jedoch nicht, dass der Staat die Behauptung, eine Angelegenheit stehe nach dem Selbstverständnis der Religionsgemeinschaft in einer Zweckbeziehung zum religiösen Auftrag, ungeprüft hinnehmen müsste. Vielmehr ist mit einer Auffassung in der Literatur zu fordern, dass ein solches Selbstverständnis plausibel177 sein muss; in die gleiche Richtung gehen Stimmen, die verlangen, es müsse nachvollziehbar178, überprüfbar179 oder schlüssig180 sein. Auch das Bundesverwaltungsgericht stellt auf die Nachvollziehbarkeit einer Glaubensüberzeugung ab.181 Gemeint sind damit nicht Fragen der prozessua174 BVerfGE 66, 1 (21); ähnl. BVerfGE 46, 73 (LS 1 und 85); siehe ferner BVerfGE 70, 138 (165). 175 Badura, Der Schutz von Religion und Weltanschauung durch das Grundgesetz, S. 54. 176 Vgl. Görisch, Kirchenasyl und staatliches Recht, S. 152, unter Bezug auf Ebers, Staat und Kirche im neuen Deutschland, S. 258. 177 Bock, Das für alle geltende Gesetz und die kirchliche Selbstbestimmung, S. 177; Kästner, Staatliche Justizhoheit und religiöse Freiheit, S. 196; ders., JZ 1998, S. 974 (979); Pieroth, DVBl. 1994, S. 949 (959 f.). Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 405, verlangt eine „gewisse Plausibilität“. 178 Anger, Islam in der Schule, S. 112; v. Campenhausen, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 136, Rn. 70; Muckel, DVBl. 1997, S. 873 (875). 179 Diringer, NVwZ 2004, S. 1312 (1316). 180 Görisch, Kirchenasyl und staatliches Recht, S. 152; Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (543 mit Fn. 73); daran anschließend Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 184 mit Fn. 26. 181 BVerwGE 94, 82 (88): „konkrete, substantiierte und objektiv nachvollziehbare Darlegung“; ähnl. BVerwG, DVBl. 1994, S. 168 (169).

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

139

len Darlegungs- und Beweislast;182 es handelt sich vielmehr um ein materielles Kriterium: Die erforderliche Plausibilität ist nur gegeben, wenn sich die Wahrnehmung einer Angelegenheit durch die Religionsgemeinschaft in logisch nachvollziehbarer Weise und ohne Widersprüche in die Gesamtheit ihrer Glaubenslehren einordnen lässt.183 Sie muss sich mit einleuchtenden Erwägungen auf die Vorgaben des religiösen Dogmas stützen lassen. Mit einer solchen Plausibilitätsprüfung beschränkt sich die Auslegung des Begriffs der „eigenen Angelegenheiten“ nicht darauf, ein – möglicherweise nur behauptetes – Selbstverständnis einer Religionsgemeinschaft zu übernehmen. Entscheidend ist nicht, ob sich eine Religionsgemeinschaft auf ein bestimmtes Selbstverständnis beruft, sondern, ob sie ein solches auch tatsächlich besitzt.184 Es handelt sich um ein objektives Kriterium, das der Auslegung des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG nachvollziehbare Grenzen setzt, jedoch nicht zu einer inhaltlichen Bewertung der religiösen Lehren führt und folglich auch nicht mit der staatlichen Neutralitätspflicht in Konflikt gerät. Mit einer rein objektiven Betrachtung könnten hingegen wegen der Unergiebigkeit des Wortlauts von Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV letztlich nur traditionelle Bestände der eigenen Angelegenheiten identifiziert werden.185 Damit würden die bekannten Kataloge von Angelegenheiten übernommen, ohne diese in ihrer religiösen Funktion und Bestimmtheit als wirklich „eigene“ Angelegenheiten auszuweisen.186 Dies aber würde Religionsgemeinschaften, die von den christlichen Kirchen abweichende Vorstellungen religiös begründeter Aufgabenwahrnehmung haben, nicht gerecht. Insofern ist auch die Befürchtung nicht zutreffend, der Rekurs auf das Selbstverständnis führe stets zu einer Ausweitung des Kreises eigener Angelegenheiten.187 Während bei einer an den traditionellen Beständen orientierten Auslegung etwa 182 So aber wohl Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (543 mit Fn. 73): „Eine bloße Behauptung reicht nicht aus. Es bedarf vielmehr schlüssiger Darlegung und ggf. des Beweises. Die Prüfung und Entscheidung obliegt ( . . . ) den staatlichen Organen, die allerdings darauf beschränkt sind, das tatsächliche Vorhandensein des Selbstverständnisses festzustellen; eine inhaltliche Prüfung ist ihnen verwehrt“; Muckel, DVBl. 1997, S. 873 (875): In „nachvollziehbarer Weise“ darzulegen, dass eine Angelegenheit zu den ihrigen zählt, sei der Kirche „leicht möglich, wenn sie in einer bestimmten Frage auf eigene rechtliche Regelungen, auf ihr Kirchenrecht, verweisen kann“. 183 Görisch, Kirchenasyl und staatliches Recht, S. 152, 154; vgl. auch Diringer, NVwZ 2004, S. 1312 (1316 f.); v. Campenhausen, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 136, Rn. 70, der im Zusammenhang mit der Religionsfreiheit eine „Konnexität zwischen einer religiösen Überzeugung und dem entsprechenden Handeln“ verlangt. 184 Vgl. Steiner, NVwZ 1989, S. 410 (413). 185 In diese Richtung das Vorgehen bei Isensee, Wer definiert die Freiheitsrechte?, S. 60 f.; ders., ZevKR 45 (1998), S. 133 (135). 186 Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 174. 187 Vgl. im Zusammenhang mit Art. 4 Abs. 1, 2 GG die Bedenken bei Fleischer, Der Religionsbegriff des Grundgesetzes, S. 125; Wieland, Der Staat 25 (1986), S. 321 (331); eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Thesen Wielands findet sich bei Muckel, Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung, S. 186 ff.

140

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

islamischen Religionsgemeinschaften in der Religionslehrerausbildung kurzerhand die gleichen Mitwirkungsrechte eingeräumt würden, wie sie sich für die christlichen Kirchen aus Art. 137 Abs. 3 S. 1 i.V.m. Art. 140 GG ergeben, kann es nach der hier vertretenen Lösung Mitwirkungsrechte nur insoweit geben, als ihr Bezug zur Gesamtheit der Glaubenslehren plausibel ist. d) Prüfung der Plausibilität Noch offen ist, wie bei der Prüfung der Plausibilität in der Praxis vorzugehen ist, insbesondere, welche Gesichtspunkte dabei heranzuziehen sind. Diese Frage bedarf näherer Erörterung, weil, wie schon angemerkt, in dieser Arbeit nicht die Glaubenslehren einer bestimmten islamischen Religionsgemeinschaft untersucht werden sollen, sondern das Ziel darin besteht, im Sinne einer Modelldiskussion abstrakt die rechtlichen Vorgaben für die Einrichtung einer islamischen Religionslehrerausbildung darzulegen. Die folgenden Ausführungen sollen die praktische Brauchbarkeit der zur Auslegung des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG erarbeiteten Kriterien erhöhen. Insofern ist zunächst festzuhalten, dass es um die Auslegung des Verfassungsbegriffs der „eigene Angelegenheiten“ geht. Die Glaubenslehren der Religionsgemeinschaften werden dabei gemäß obigen Ausführungen zum Teil des Tatbestands und unterliegen daher den für die Feststellung von Tatsachen geltenden Grundsätzen.188 Die Ermittlung von Tatsachen aber ist für den staatlichen Rechtsanwender keine Besonderheit. aa) Erkenntnisquellen Ausgangspunkt ist für ihn das von einer zur verbindlichen Äußerung berufenen Stelle artikulierte Selbstverständnis.189 Deren Zuständigkeit muss sich aus der Binnenorganisation der Religionsgemeinschaft ergeben, wobei grundsätzlich ihre Leitung im Außenverhältnis vertretungsbefugt ist.190 Diese kann ihre Zuständigkeit aber auch delegieren; so hat, wie gesehen, der Heilige Stuhl in den Konkordaten den 188 Vgl. Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 150; ferner BVerwG, DVBl. 1994, S. 168 (169): „Wer sich auf seine Glaubens- und Gewissensfreiheit beruft, muß ernstliche, einsehbare Erwägungen ( . . . ) vortragen. Andernfalls ist den Beweisanforderungen nicht genügt, die der Tatrichter berücksichtigen muß, um die Motive einer echten Gewissensnot nachvollziehen zu können.“ 189 Zumindest missverständlich insofern die Bemerkung von Struck, NJW 1977, S. 366 (368), eine Gruppe von „moderner denkenden Katholiken“ sei „auch Kirche“; vgl. auch die Replik von Rüthers, NJW 1977, S. 368 (370). 190 Vgl. Isensee, Wer definiert die Freiheitsrechte?, S. 61: „Den Kirchen dürfen nur solche Auffassungen zugerechnet werden, die von kirchenrechtlich kompetenter Stelle vertreten werden“; näher dazu unten, S. 146 ff.

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

141

Ortsbischöfen die Mitwirkungsbefugnis übertragen, bei den evangelischen Kirchen ist sie hingegen bei der jeweiligen Kirchenleitung verblieben. Muslimische Gemeinschaften, die für eine Religionslehrerausbildung als Kooperationspartner des Staates in Betracht kommen, sind regelmäßig als eingetragene Vereine organisiert, sodass grundsätzlich deren Vorstände die zuständigen Ansprechpartner sind. Sodann ist das an den Staat in der konkreten Situation herangetragene Selbstverständnis auf seine Plausibilität hin zu prüfen. Zu fragen ist also, ob sich das behauptete Selbstverständnis, etwa die Unvereinbarkeit der theologischen Lehre eines Hochschullehrers mit dem Bekenntnis, in nachvollziehbarer Weise in den Gesamtzusammenhang der Glaubenslehren einfügt und damit der Bezug zum religiösen Auftrag als tatsächlich gegeben anzusehen ist. Zur Ermittlung der einschlägigen Glaubenslehren hat der staatliche Rechtsanwender – also ein Mitarbeiter der (Hochschul-)Verwaltung ebenso wie ein Richter – alle verfügbaren Erkenntnisquellen heranzuziehen. Dies ergibt sich aus dem im Verwaltungs- und verwaltungsgerichtlichen Verfahren geltende Untersuchungsgrundsatz.191 Dieser verpflichtet ihn, den für seine Entscheidung relevanten Sachverhalt, soweit er zweifelhaft ist, von sich aus aufzuklären und alle für den Einzelfall bedeutsamen Umstände zu berücksichtigen.192 Als mögliche Erkenntnisquellen kommen zunächst Rechtssätze in Betracht.193 Detaillierte Vorgaben für den Hochschulbereich enthält das Recht der katholischen Kirche.194 Das evangelische Kirchenrecht ist demgegenüber angesichts anderer theologischer Grundlagen und vor dem Hintergrund des unterschiedlichen Kirchenverständnisses weit weniger ausgeprägt.195 Als eigene Rechtssätze muslimischer Gemeinschaften, die sich der Rechtsform des eingetragenen Vereins bedienen, begegnen die Regelungen ihrer Vereinssatzungen. 191 Es ist, entgegen Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 146, 160, und Rüfner, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 901 (903), also nicht richtig, dass alleine Äußerungen einer nach der internen Organisationsstruktur der Religionsgemeinschaft zuständigen Stelle beachtlich sind. Dies liefe darauf hinaus, auch bloße Behauptungen solcher Stellen mangels Überprüfungsmöglichkeit für verbindlich zu erklären. 192 Pünder, in: Erichsen / Ehlers (Hg.), Allgemeines Verwaltungsrecht, § 13, Rn. 24; für das gerichtliche Verfahren Schenke, Verwaltungsprozessrecht, Rn. 22. 193 Muckel, DVBl. 1997, S. 873 (875). Vgl. zur Bedeutung von Kirchenrecht bei der Ermittlung eines kirchlichen Selbstverständnisses auch Isensee, Wer definiert die Freiheitsrechte?, S. 14; Morlok / Müller, JZ 1997, S. 549 (550). 194 Die cc. 807 ff. CIC befassen sich mit den katholischen Hochschuleinrichtungen und katholischer Hochschulpolitik allgemein, cc. 815 ff. enthalten nähere Regelungen für die Pflege katholischer Theologie und anderer Wissenschaften; vgl. ferner die Apostolische Konstitution Sapientia Christiana und die Ordinationen der Kongregation für das katholische Bildungswesen und das Akkomodationsdekret für Katholisch-Theologische Fakultäten in Deutschland. 195 Zu nennen sind vor allem von den Landeskirchen erlassene Ausbildungsordnungen sowie die Lehrordnungen der evangelischen Kirchen. Zur Entwicklung Frost, Art. „Kirchenrecht – II. Evangelisch“, in: StL III, Sp. 441 ff.; ferner Hesse, Der Rechtsschutz durch staatliche Gerichte im kirchlichen Bereich, S. 39 ff.

142

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Zweifelhaft ist, ob der staatliche Rechtsanwender selbst diese Rechtssätze auslegen und anwenden darf. Diese Frage ist für das Kirchenrecht zuletzt von KarlHermann Kästner ausführlich untersucht und im Grundsatz bejaht worden.196 Problematisch kann allerdings sein, den Inhalt des im Kern theologisch begründeten Rechts gemäß dem Selbstordnungswillen der Religionsgemeinschaft zutreffend zu ermitteln. Dies wird den allein im staatlichen Recht geschulten Rechtsanwender vielfach überfordern, und theologische Erwägungen liegen ohnehin jenseits seiner Kompetenz. Er ist in solchen Fällen daher darauf verwiesen, ein Rechtsgutachten über den Inhalt des kirchlichen Rechtssatzes einzuholen.197 Im Ergebnis nicht anders liegt es bei der Prüfung von Satzungsrecht muslimischer Gemeinschaften. Mit der Entstehung eines Vereins erhält dessen Satzung nach ganz überwiegender Auffassung Normcharakter.198 Sie ist daher aus sich heraus und einheitlich als Norm des staatlichen Rechtskreises auszulegen; da es sich nicht um einen Vertrag handelt, kommt es auf einen möglicherweise abweichenden wahren Willen der Vereinsmitglieder nicht an.199 Allerdings ist das religiöse Selbstverständnis einer Religionsgemeinschaft aufgrund der Ausstrahlungswirkung der grundrechtlichen Religionsfreiheit auch bei der Auslegung des Vereinsrechts zu berücksichtigen.200 Des Weiteren gehören zu den Erkenntnisquellen die offiziellen Verlautbarungen einer Religionsgemeinschaft. Da eine bestimmte Form nicht erforderlich ist, kommen beispielsweise Konzilsbeschlüsse, päpstliche Enzykliken und bischöfliche Rundschreiben in der katholischen Kirche ebenso in Betracht wie Synodenbeschlüsse, Denkschriften und Grundsatzerklärungen des Rates der EKD in der evangelischen Kirche.201 Auf muslimischer Seite lassen sich – die Eigenschaft des ZMD als Religionsgemeinschaft einmal unterstellt – dessen Islamische Charta vom 3. Februar 2002 oder die von ihm veröffentlichten Presseerklärungen dazu rechnen. Die Bibel beziehungsweise der Koran und die die Prophetentradition enthaltenen Hadithe können ebenfalls Berücksichtigung finden.202 So hat das Bundesverwal196 Vgl. Kästner, Staatliche Justizhoheit und religiöse Freiheit, S. 176 f., 180; ähnl. schon Hesse, Der Rechtsschutz durch staatliche Gerichte im kirchlichen Bereich, S. 128 ff.; krit. Rüfner, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 1081 (1082); anders wohl Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 156, der lediglich auf die Möglichkeit der Beweiserhebung verweist. 197 Kästner, Staatliche Justizhoheit und religiöse Freiheit, S. 184; ähnl. Rüfner, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 901 (903), der allerdings nur die Möglichkeit nennt, die „zuständigen Kirchenbehörden“ um Auskunft zu ersuchen. 198 Vgl. Heinrichs, in: Palandt, BGB, § 25, Rn. 3, m. w. N. zum Meinungsstand. 199 Heinrichs, in: Palandt, BGB, § 25, Rn. 4. 200 BVerfGE 83, 341 (356). 201 Vgl. Diringer, NVwZ 2004, 1312 (1316). 202 Isensee, Wer definiert die Freiheitsrechte?, S. 14, nennt in Bezug auf das Christentum nur das Neue Testament, ohne die Nichtberücksichtigung des Alten Testaments zu begründen.

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

143

tungsgericht für die Frage, ob eine Schülerin aus Glaubensgründen von der Pflicht zur Teilnahme am Schwimmunterricht zu befreien ist, eine einschlägige KoranSure zitiert und die Existenz eines entsprechenden Glaubensgebots auf dieser Grundlage als „nachvollziehbar“ bezeichnet.203 Bei der Bezugnahme auf Bibel, Koran oder Hadithe ist allerdings streng darauf zu achten, dass lediglich eine Plausibilitätskontrolle stattfindet. Die Grenze ist für den staatlichen Rechtsanwender nicht erst erreicht, wenn er die religiösen Inhalte hinterfragt, sondern schon dann, wenn er dem Wortlaut nicht eindeutig entnehmbare Bedeutungsgehalte selbst durch Interpretation feststellen will. Er darf sich nicht zum Exegeten heiliger Schriften machen.204 Abgestellt werden kann auch auf „religionswissenschaftliches Verständnis“.205 Beim Rekurs auf religionswissenschaftliche Erkenntnisse ist aber Zurückhaltung geboten. Sie haben ihre Urheber gerade nicht in der Mitte der Religionsgemeinschaft, sondern sind Ergebnis einer Außenbetrachtung. Daher muss immer die Möglichkeit mitgedacht werden, dass relevante Gesichtspunkte übersehen worden oder Vorverständnisse und Wertungen eines auf den weltlichen Maßstab verpflichteten Wissenschaftlers mit eingeflossen sind. Ferner ist die theologische Forschung zu berücksichtigen. Dem lässt sich nicht mit dem Einwand begegnen, damit würden Theologen an den staatlichen Hochschulen selbst über die sie betreffenden Angelegenheiten befinden. Theologie ist immer Arbeit am und kritische Auseinandersetzung mit dem Bekenntnis. Ihr kommt nicht lediglich die Aufgabe zu, Aussagen einer Lehrautorität zu rezipieren;206 sie hat vielmehr einen eigenständigen wissenschaftlichen Auftrag, sich forschend und auslegend dem Glauben zuzuwenden, seine Grundlagen zu erschließen und seine Bedeutung zu entfalten. Daher ist auch die Theologie Arbeit am Selbst203 BVerwGE 94, 82 (87 f.); im Anschluss daran VG HH, NVwZ-RR 2006, S. 121 (122). Ähnl. BVerwG, DVBl. 1994, S. 168 f., wo auf eine konkret genannte Bibelstelle Bezug genommen, dann jedoch festgestellt wird, für eine entsprechende Glaubensüberzeugung lägen „keine erkennbaren objektiven Anhaltspunkte“ vor. Kritisch im Hinblick auf die Unterschiede im Ergebnis Muckel, Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung, S. 82 ff., und Kästner, JZ 1998, S. 974 (979). s. ferner schon BVerwGE 42, 128 (132) zur Schulpflichtbefreiung für die Anhängerin einer Glaubensgemeinschaft, die sich auf die Bibel als „einzigen Lehrsatz“ beruft. 204 BVerwG, DVBl. 1994, S. 168 (169); Pieroth, DVBl. 1994, S. 949 (960). Sehr weit gehend insofern VG HH, NVwZ-RR 2006, S. 121 (122), das im Ausgangspunkt zutreffend die Bekleidungsvorschriften des Korans grds. nach dem Verständnis der Antragsteller zugrunde legen will, sodann aber entgg. deren Auffassung ihre Anwendbarkeit auf eine 9-Jährige verneint, weil die Vorschriften gemäß dem Koran für Mädchen erst gelten, „wenn die weiblichen Körperformen sichtbar werden“. Vgl. auch VG Düsseldorf, NWVBl 2006, S. 68 ff., wo es bereits an einer Darlegung konkret einschlägiger Bekleidungsvorschriften des Korans fehlte. Zu islamischen Bekleidungsvorschriften in der Schule insgesamt Coumont, Muslimische Schüler und Schülerinnen in der öffentlichen Schule, S. 54 ff. 205 So BVerfGE 83, 341 (353). 206 Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass ein solches Verständnis der Theologie als „Hilfswissenschaft“ auch in der katholischen Kirche überwunden ist, vgl. S. 110.

144

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

verständnis. Den Ertrag dieser Arbeit muss sich eine Religionsgemeinschaft, die sich dazu entschieden hat, Theologie zu betreiben, zurechnen lassen. Schließlich lässt sich auf die tatsächliche Glaubenspraxis, die gelebte Religion abstellen.207 Einen Rekurs auf die „aktuelle Lebenswirklichkeit“ ist beim Bundesverfassungsgericht208 ebenso anerkannt wie bei den Fachgerichten.209 bb) Beweiswürdigung Sind die Aussagen der genannten Quellen durch eine Beweiserhebung oder – im Fall von Rechtssätzen innerhalb der genannten Grenzen – durch Auslegung ermittelt worden, stellt sich die Frage, wie sie in ihrer Gesamtheit zu würdigen sind. Auch hier bestehen keine prinzipiellen Besonderheiten: Sowohl im Verwaltungsverfahrens- als auch im Verwaltungsprozessrecht gilt der Grundsatz der freien Beweiswürdigung,210 sodass die dafür entwickelten Maßstäbe auch hier zur Anwendung kommen.211 Der staatliche Rechtsanwender muss alle zutage getretenen Gesichtspunkte und Argumente nach seiner im Laufe des Verfahrens gewonnenen freien Überzeugung beurteilen.212 Eine eindeutige, subsumierbare Formel lässt sich danach nicht finden, es können aber Richtlinien benannt werden. 207 Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 207, unterscheidet zwischen dem theologischen und dem „gelebten, praktizierten, also verwirklichten Selbstverständnis“ und hält „zumindest“ letzteres für relevant; unter Bezug darauf ähnl. Isensee, Wer definiert die Freiheitsrechte?, S. 61. 208 BVerfGE 83, 341 (353). Vgl. auch schon BVerfGE 19, 129 (134), wo die behauptete religiöse Überzeugung einer Missionsgesellschaft wegen eines dazu im Widerspruch stehenden früheren Verhaltens unbeachtet blieb. 209 Vgl. BVerwGE 94, 82 (87); im Anschluss daran VG HH, NVwZ-RR 2006, S. 121 (122). Siehe auch Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 187: „Selbstverständnisse werden nicht zuletzt deswegen bei rechtlichen Entscheidungen berücksichtigt, weil sie faktisch wirksam sind. Menschen leben, erfahren, empfinden und handeln unter Selbstinterpretationen“; ferner Struck, NJW 1977, S. 366 (368). 210 Anders als im Verwaltungsprozessrecht, vgl. § 108 Abs. 1 S. 1 VwGO, gilt dieser im Verwaltungsverfahrensrecht nicht explizit, liegt aber dem Untersuchungsgrundsatz zugrunde, Kopp / Ramsauer, VwVfG, § 24, Rn. 30 m. w. N. 211 In der Rechtsprechung fehlen für die Prüfung religiöser Selbstverständnisse Ausführungen dazu, wie die genannten Erkenntnisquellen in ihrer Gesamtheit zu berücksichtigen sind, weil in den Verfahren entweder nur eine Quelle herangezogen worden ist (so bei Fragen der Schulsportbefreiung aus Glaubensgründen, vgl. Fn. 203 und 204), oder Widersprüche zwischen mehreren Quellen nicht zutage getreten sind (so etwa im Fall des Göttinger Professors Gerd Lüdemann, in dem es auf die umstrittene Frage, ob ein Beanstandungsrecht der Amtskirche oder der Fakultät zusteht, nicht ankam, weil beide sich in ihrer Beurteilung einig waren, BVerwGE 124, 310 (311 f.). Siehe ferner BVerfGE 83, 341 (353), wo sowohl Lebenswirklichkeit, als auch Kulturtradition und religionswissenschaftliches Verständnis für die Eigenschaft der Bahá’í als Religionsgemeinschaft sprachen). 212 Vgl. Schenke, Verwaltungsprozessrecht, Rn. 25; Kopp / Ramsauer, VwVfG, § 24, Rn. 31.

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

145

Die erforderliche Überzeugung, dass sich ein Selbstverständnis in plausibler Weise in die Glaubenslehren einer Religionsgemeinschaft einordnen lässt, ist nicht erst dann gegeben, wenn alle Quellen ein solches Ergebnis stützen. Allfällige Widersprüche lassen sich als Ausdruck geistig-geistlicher Auseinandersetzung und Entwicklung innerhalb einer Religionsgemeinschaft werten. Bei Religionsgemeinschaften handelt es sich um ein kollektives Phänomen. Ihre Selbstverständnisse sind aus heterogenen Elementen zusammengesetzt, die in der Regel nicht voll integriert und auch nicht voll integrierbar sind.213 Selbstverständnisse der Individuen oder einzelner Gruppen und Organisationsteile können immer in Spannung zueinander stehen. Der staatliche Rechtsanwender ist in einer solchen Situation nicht berufen, das „wahre“ Selbstverständnis der Religionsgemeinschaft zu bestimmen. Er hat nur zu festzustellen, ob das an ihn herangetragene Selbstverständnis ein tatsächlich bestehendes oder aber ein nur behauptetes ist, das angesichts der Aussagen der Quellen keine für seine Überzeugungsbildung ausreichende Grundlage in den Glaubenslehren findet. Decken sich die Aussagen verschiedener Quellen nicht oder stehen sie gar im Widerspruch, so gibt es kein festes Rangverhältnis, jedoch sind folgende Erwägungen in die Beweiswürdigung einzubeziehen. Von Bedeutung ist zunächst, wie die Kompetenzen zur Beantwortung von Fragen des Glaubens innerhalb der Religionsgemeinschaft verteilt sind. Dabei kann sich herausstellen, dass sie von einer geistlichen Autorität in für die Gläubigen verbindlicher Weise entschieden werden. Für die katholische Kirche mit ihrem hierarchischen Lehramt ist das evident mit der Folge, dass dem kirchlichen Lehramt eine autoritative Lehrgewalt zusteht, es also mit für alle Gläubigen verbindlicher Wirkung das Selbstverständnis festlegen kann. Auch andere Religionsgemeinschaften können einem solchen Modell folgen. So hat das nordrhein-westfälische Oberverwaltungsgericht für die Inhalte der Glaubenslehren der Osho-Bewegung allein auf die Äußerungen ihres Gründers und zu Lebzeiten führenden Repräsentanten Osho-Rajneesh abgestellt.214 Dazu hat es festgestellt, die Mitglieder der Bewegung würden deren Gründer als „Meister“ ansprechen, ihr Leben „auch tatsächlich“ an den Lehren dieses „Meisters“ ausrichten, und seine Bedeutung werde in den Satzungen von Vereinen der Bewegung hervorgehoben.215 Der Sache nach hat das Gericht also eine Plausibilitätsprüfung unter Bezugnahme auf Rechtssätze und tatsächliche Glaubenspraxis vorgenommen. Alleine der Verweis auf zuständige Stellen griffe demgegenüber zu kurz. Denn ebenso gut könnte die Beantwortung einer bestimmten Glaubensfrage etwa der Erkenntnis jedes Einzelnen in alleiniger Verantwortung vor Gott obliegen, etwa in der Art, wie es dem Verständnis der evangelischen Kirchen entspricht. Es zeigt sich, dass die Frage nach dem Selbstverständnis einer Religionsgemeinschaft in 213 214 215

Vgl. Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium. S. 210 f. OVG NW, NVwZ 1991, S. 176 (178). OVG NW, NVwZ 1991, S. 176 (178).

146

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

inhaltlichen Fragen nicht ohne Blick auf ihre Binnenstruktur beantwortet werden kann. Des Weiteren ist ausformulierten Zielsetzungen, insbesondere rechtssatzförmigen Regelungen, in der Beweiswürdigung grundsätzlich ein hohes Gewicht beizumessen. Solche schriftlichen Zeugnisse lassen sich als „geronnenes Selbstverständnis“ verstehen, das häufig in bewussten Selbstverständigungsprozessen216 entwickelt worden ist und damit einen Konsens der Mitglieder fixiert.217 Zu bedenken ist auch, dass religiöse Pflichten nicht gleichermaßen für alle Mitglieder einer Religionsgemeinschaft gelten müssen; zu denken ist etwa an den Zölibat für ordinierte Hochschullehrer, der keine Entsprechung in der Glaubenspraxis der Kirchenmitglieder insgesamt findet.218 Ohnehin darf ein Glaubensgebot nicht allein deswegen als nicht plausibel zurückgewiesen werden, weil es in der Praxis nicht oder nur ungenügend verwirklicht wird. So ist es zumindest missverständlich, wenn Isensee erklärt, ein Selbstverständnis sei nur dann ernst zu nehmen, „wenn sich in ihm Taten oder zumindest der Wille und Kraft zu Taten verkörpern“.219 Es kann nicht nur das tatsächlich verwirklichte Selbstverständnis Beachtung finden. Dies führte letztlich dazu, einen religiösen Auftrag nur insoweit anzuerkennen, als er bereits Realität geworden ist. Damit aber würde ein unzumutbarer Vollkommenheitsanspruch an die Religionsgemeinschaften gestellt und die Besonderheit ihres religiösen Auftrags verkannt.220 cc) Objektive Beweislast Die Gerichte stellen für die Eröffnung des Schutzbereichs der Religionsfreiheit häufig darauf ab, ob die Glaubensgeleitetheit des fraglichen Verhaltens vom Betroffenen hinreichend substantiiert „dargelegt“ worden sei.221 Nach dem oben zum Untersuchungsgrundsatz Gesagten muss dies verwundern. Der staatliche Rechtsanwender hat von sich aus alle relevanten Tatsachen zu ermitteln, eine (so genannte subjektive) Darlegungs- oder Beweisführungslast obliegt den Betroffenen, anders als im zivilgerichtlichen Verfahren, im Verwaltungs- und verwaltungsgerichtlichen 216 Auch hier kann ein Blick auf die Binnenstruktur der Religionsgemeinschaft freilich zu dem Ergebnis führen, dass es sich um Regelungen handelt, die von einer nicht kompetenten Stelle nur vorgeblich interner Legitimation erlassen worden sind. 217 Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 220. 218 Vgl. in ähnl. Zusammenhang Rüthers, NJW 1977, S. 368 (369). 219 Isensee, Wer definiert die Freiheitsrechte?, S. 61; vgl. ferner den Rekurs auf das „tatsächliche Erscheinungsbild“ in BVerfGE 83, 341 (353). 220 Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 148 m. w. N. 221 BVerwGE 94, 82 (88); ähnl. BVerwG, DVBl. 1994, S. 168 (169): „dargetan“; VG HH, NVwZ-RR 2006, S. 121 (122): „Darlegungslast“. Aus der Lit. etwa Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 184: Die Religionsgemeinschaften „tragen die Darlegungslast“ für das Vorliegen eigener Angelegenheiten.

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

147

Verfahren nicht. Gleichwohl können auch hier trotz aller Bemühungen, den Sachverhalt aufzuklären, Zweifel bestehen bleiben. Es stellt sich dann die Frage, welche Folgen sich daraus ergeben. Dabei handelt es sich um eine Frage der so genannten objektiven Beweislast.222 Insofern gilt, dass sich die Nichterweisbarkeit einer Tatsache („non liquet“) zu Lasten desjenigen auswirkt, der aus dieser Tatsache eine für sich günstige Rechtsfolge ableitet.223 Der Nachweis eines plausiblen Glaubensbezugs eröffnet einer Religionsgemeinschaft über den Begriff der „eigenen Angelegenheiten“ den Schutzbereich des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG, es handelt sich also um eine für sie günstige Rechtsfolge. Bleiben Zweifel, muss sich das also zu ihren Lasten auswirken. Beweiserleichterungen, die etwa „im Zweifel für die Freiheit“ sprechen, sind schon deswegen nicht notwendig, weil mit dem Erfordernis der Plausibilität ohnehin kein strenger Nachweis, sondern nur eine Nachvollziehbarkeit nach grundlegenden logischen Regeln gefordert wird.224 Die Anforderungen sind also vergleichsweise gering und können durch Beweiserleichterungen nicht weiter gemindert werden, ohne dass andernfalls die Plausibilitätsprüfung letztlich leerliefe.

2. Ordnen und Verwalten Nachdem geklärt ist, unter welchen Voraussetzungen die Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft an der Religionslehrerausbildung zu ihren eigenen Angelegenheiten rechnet, stellt sich die Frage, in welcher Art und Weise diese Mitwirkung ausgeübt werden kann. Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV nennt als geschützte Tätigkeiten das Ordnen und das Verwalten. Unter „Ordnen“ wird der Erlass von Rechtsnormen durch die Religionsgemeinschaften verstanden, deren Wirksamkeit nicht von einer staatlichen Genehmigung oder auch nur Kenntnisnahme abhängt.225 Der Begriff „Verwalten“ ist im Hinblick auf die Aufgabe des religionsgemeinschaftlichen Selbstbestimmungsrechts, einen möglichst umfassenden Freiraum für die Entfaltung des religiösen Lebens zu gewährleisten, weit zu verstehen.226 Ihm unterfallen nicht nur organisatorische Tätigkeiten, sondern sämtliche Maßnahmen, die zur Verwirklichung der jeweiligen Aufgabe erforderlich sind.227 Mithin sind gerade Schenke, Verwaltungsprozess, Rn. 23. BVerwGE 78, 367 (370); Schenke, Verwaltungsprozessrecht, Rn. 23; Kopp / Ramsauer, VwVfG, § 24, Rn. 42. 224 Vgl. Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 164 ff. m. w. N. 225 Morlok, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 46; Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (535); Jurina, Der Rechtsstatus der Kirchen und Religionsgemeinschaften im Bereich ihrer eigenen Angelegenheiten, S. 79. 226 Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (537). 227 Jurina, Der Rechtsstatus der Kirchen und Religionsgemeinschaften im Bereich ihrer eigenen Angelegenheiten, S. 137. 222 223

148

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

auch einzelfallbezogene Handlungen erfasst. Formelle Anforderungen stellt Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV an die Verwaltungsmaßnahmen nicht, sodass das Spektrum geschützter Mitwirkungshandlungen vom förmlichen Vertragsschluss bis zur mündlichen Mitteilung reicht. 3. Die Schranken des Selbstbestimmungsrechts Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG gewährleistet das Ordnen und Verwalten der eigenen Angelegenheiten nur „innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes“. Von der Reichweite dieser Schrankenklausel hängt letztlich der Umfang der Mitwirkungsbefugnisse ab, die die Religionsgemeinschaften bei der Religionslehrerausbildung geltend machen können; ihre Interpretation ist jedoch umstritten. a) Die „Heckel’sche Formel“ Heute in dieser Form nicht mehr vertreten wird eine in der Weimarer Zeit von Johannes Heckel entwickelte Position, wonach es sich in Folge der prinzipiellen Gleichordnung von Staat und Kirche bei einem allgemeinen Gesetz nur um ein solches handeln könne, das „vom Standpunkt der Gesamtnation als notwendige Schranke der kirchlichen Freiheit anerkannt werden muß; m. a. W. jedes für die Gesamtnation als politische Kultur- und Rechtsgemeinschaft unentbehrliche Gesetz, aber auch nur ein solches Gesetz.“228 Diese so genannte Heckel’sche Formel wird nicht nur mangels begrifflicher Präzision und praktischer Handhabbarkeit kritisiert,229 sondern auch wegen der ihr zugrunde liegenden institutionell geprägten Sicht des Verhältnisses von Staat und Kirche, die zu einer Abkoppelung des religionsgemeinschaftlichen Selbstbestimmungsrechts von den übrigen Freiheitsrechten führe.230 Sie lebt heute nurmehr in der Ansicht fort, ein Gesetz sei nur dann ein für alle geltendes, wenn es ausschließlich zwingende Erfordernisse der friedlichen Koexistenz von Staat und Kirche normiere.231 Diese Anforderung stellt jedoch bereits der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz auf; eines Rückgriffs auf die Heckel’sche Formel bedarf es daher nicht.232 J. Heckel, VerwArch 37 (1932), S. 280 (283 f.). Morlok, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 56; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 200; Jurina, Der Rechtsstatus der Kirchen und Religionsgemeinschaften im Bereich ihrer eigenen Angelegenheiten, S. 43 f., m. w. N. auf die anfängliche Übernahme der Formel durch die Rechtsprechung des BGH. 230 Anschaulich Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (550): Es werde „der Zusammenhang der staatskirchenrechtlichen Regelungen der Verfassung mit der Gesamtverfassung ( . . . ) gänzlich zerschnitten“; s. ferner Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 232. 231 So Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 138. 232 Vgl. Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 200. 228 229

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

149

b) Die „Jedermann-Formel“ Das Bundesverfassungsgericht vertrat zunächst den Standpunkt, für alle geltende Gesetze seien nur solche, „die für die Kirche dieselbe Bedeutung haben wie für den Jedermann. Trifft das Gesetz die Kirche nicht wie den Jedermann, sondern in ihrer Besonderheit als Kirche härter, ihr Selbstverständnis, insbesondere ihren geistig-religiösen Auftrag beschränkend, also anders als den normalen Adressaten, dann bildet es insoweit keine Schranke.“233 Mit dieser so genannten JedermannFormel ist zum einen klargestellt, dass die Schrankenklausel Ausnahme- oder Sondergesetze gegen Kirchen und Religionsgemeinschaften ausschließt. Dies ist heute unbestritten und stellt ein erstes Kriterium für die Frage nach der Allgemeinheit eines Gesetzes dar.234 Bedenken begegnet jedoch das darüber hinaus gehende Erfordernis einer nur allgemeinen Betroffenheit der Kirchen und Religionsgemeinschaften, für deren Beurteilung es auf ihr Selbstverständnis ankommen soll. Selbst von den Vertretern einer am Selbstverständnis orientierten Auslegung des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG wird die Funktion der Schrankenklausel betont, staatliche Gemeinwohlbelange zur Geltung zu bringen und den Schutzauftrag des Staates für Rechtspositionen Dritter zu verwirklichen.235 Der Staat wäre bei seiner Schrankenziehung nach der Jedermann-Formel aber abhängig vom Selbstverständnis der Kirchen und könnte seine eigenen Auffassungen nicht ohne weiteres durchsetzen.236 In Verbindung mit einer das Selbstverständnis berücksichtigenden Bestimmung des Schutzbereichs müsste er sich letztlich in weitem Umfang nach den Auffassungen der Religionsgemeinschaften richten.237 Insoweit kann der Jedermann-Formel daher nicht gefolgt werden. Was von ihr für die Auslegung der Schrankenklausel bleibt, ist das Verbot von Sonderrecht. 233 BVerfGE 42, 312 (334); vgl. zu der Entscheidung Erwin Stein, ZevKR 22 (1977), S. 117 ff. Die in der Entscheidung anklingende Gleichsetzung von Selbstverständnis und geistig-religiösem Auftrag lässt sich im Übrigen als Unterstützung für das oben aufgestellte Erfordernis eines plausiblen Aufgabenbezugs auffassen. 234 Vgl. Preuß, in: Denninger u. a. (Hg.), AK GG, Art. 140 (Stand Oktober 2001), Rn. 31, mit dem Hinweis, dass sich entgegen der Ansicht in der Vorauflage die Bedeutung der Schrankenklausel nicht im Sonderrechtsverbot erschöpft; Ehlers, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 13; Morlok, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 57; Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 138, Rn. 117; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 202; ausführlich Bock, Das für alle geltende Gesetz und die kirchliche Selbstbestimmung, S. 277. 235 Siehe oben, S. 136 mit Fn. 161. 236 Nach Schlaich, JZ 1980, S. 209 (214), wäre dies ein „neuer Höhepunkt in der Freistellung der Kirchen vom staatlichen Recht“; kritisch auch Bock, Das für alle geltende Gesetz und die kirchliche Selbstbestimmung, S. 183. 237 Vgl. Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 235, der von einer „Gefahr für die Kompetenz-Kompetenz des Staates“ spricht; ähnl. Morlok, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 59.

150

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

c) Abwägungslehre im gesamten Bereich religionsgemeinschaftlicher Selbstbestimmung Geht es darüber hinaus darum, den Zweck der Schrankenklausel zu verwirklichen, ohne die besondere Freiheitsgewährleistung für die Religionsgemeinschaften in ihrer Bedeutung zu schmälern, so wird diese Aufgabe heute ganz überwiegend mit einer Abwägung beider Positionen gegeneinander bewältigt.238 Dabei ist das konkret betroffene Element des Selbstbestimmungsrechts zu gewichten und in Verhältnis zu dem Rechtsgut zu setzen, dessen Schutz das einschränkende Gesetz dient.239 Dies läuft im Ergebnis auf eine Wechselwirkung zwischen beiden Verfassungswerten hinaus:240 Das die Freiheit der Religionsgemeinschaften einschränkende Rechtsgut ist nicht isoliert, sondern im Lichte der Bedeutung der Freiheitsgewährleistung zu gewichten. Die Auslegung der Schrankenklausel des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV folgt damit der Konzeption, die das Bundesverfassungsgericht seit der so genannten Lüth-Entscheidung für die Schranke der „allgemeinen Gesetze“ in Art. 5 Abs. 2 GG vertritt.241 Das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften kann also nur soweit beschränkt werden, wie dies zum Schutz eines höherrangigen Rechtsguts erforderlich ist. Selbstbestimmungsrecht und Eigeninteresse des Staates sind in einen möglichst schonenden Ausgleich zu bringen. Fraglich ist danach nur noch, ob diese Abwägungslehre für das gesamte Betätigungsfeld religionsgemeinschaftlicher Selbstbestimmung gilt, oder ob ein innerer Bereich eigener Angelegenheiten staatlichen Schrankengesetzen von vornherein unzugänglich ist. Letztere Position ist verbreitet und wird insbesondere auch vom Bundesverfassungsgericht vertreten.242 Sie geht zurück auf die so genannte Bereichsscheidungslehre.243 Danach ist der Staat an einer einseitigen Regelung des 238 Ehlers, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 140 / 137 WRV, Rn. 12; Morlok, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 59 f.; Hesse, in: HdbStKirchR I, S. 521 (552 ff.); Isensee, in: Bartlsperger u. a. (Hg.), FS Obermayer, S. 203 (213); Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 33 f.; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 204 ff.; Lecheler, NJW 1997, S. 439 (440). Wohl i. S. d. JedermannFormel hingegen Preuß, in: Denninger u. a. (Hg.), AK GG, Art. 140 (Stand Oktober 2001), Rn. 31. 239 Morlok, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 60. 240 So ausdrücklich BVerfGE 53, 366 (400); 70, 138 (167). Zur grundsätzlichen Kritik an der Wechselwirkungslehre Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaft, S. 236 m. w. N. 241 BVerfGE 7, 198 (207 f.); dazu nur Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 595 m. w. N. 242 Vgl. die Nachweise bei Morlok, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 59 mit Fn. 155. Eine ausführliche Analyse der Rechtsprechung des BVerfG liefert Bock, Das für alle geltende Gesetz und die kirchliche Selbstbestimmung, S. 139 ff., wonach das Gericht zunächst die Bereichsscheidungs-, dann die Abwägungslehre, und schließlich zuletzt in einer „dritten Phase“ beide Konzeptionen nebeneinander angewendet hat. 243 Quaritsch, Der Staat 1 (1962), S. 175 ff. und S. 289 ff.; dazu Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 132 f.

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

151

Verhältnisses von Staat und Kirche weder durch die Verfassung selbst noch durch verfassungspolitische oder -theoretische Erwägungen gehindert. Lediglich den Bereich ihrer inneren Angelegenheiten dürften nur die Religionsgemeinschaften selbst regeln.244 Das bedeutet indes nicht, dass ihr Wirken in diesem Bereich nicht auf den weltlichen Bereich ausstrahlen könnte. Deshalb kann sich auch für den Kreis innerer Angelegenheiten die Notwendigkeit einer Schrankenziehung ergeben. Für eine Trennung zwischen Innen- und Außenbereich gibt zudem der Wortlaut des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV nichts her.245 Beide Bereiche dürften in der Praxis auch nur schwerlich zu trennen sein.246 Überzeugender ist es daher, auf die Exemtion eines Bereichs innerer Angelegenheiten von der Bindung an das für alle geltende Gesetz zu verzichten. Der unterschiedlichen Nähe einer Angelegenheit zum geistlichen Kern einer Religionsgemeinschaft kann im Rahmen der Abwägung Rechnung getragen werden.

II. Die Religionsfreiheit, Art. 4 Abs. 1 und 2 GG 1. Schutzbereich Den Religionsgemeinschaften steht nicht nur der Schutz des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG zu, der sie als Berechtigte ausdrücklich nennt. Über Art. 19 Abs. 3 GG247 sind sie auch Träger des Art. 4 Abs. 1 GG, der die Freiheit des Glaubens und des religiösen Bekenntnisses gewährleistet, sowie des Art. 4 Abs. 2 GG, der als eigens genannte Ausprägung dieses Freiheitsrechts die Religionsausübung besonders hervorhebt.248 Das sonach verbürgte Grundrecht der Religionsfreiheit schützt also neben dem Denken auch das Äußern und das Handeln. Fraglich ist, ob die Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft an der Religionslehrerausbildung Religionsausübung im Sinne von Art. 4 Abs. 1 und 2 GG ist. Angesichts von Wortlaut und Entstehungsgeschichte der Norm ist unbestritten, dass jedenfalls Kultushandlungen vom Schutz umfasst sind, mithin etwa GottesVgl. Quaritsch, Der Staat 1 (1962), S. 175 (185 f.). Kästner, Staatliche Justizhoheit und religiöse Freiheit, S. 253; Isak, Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 234; Hesse, in: HdbStKirchR I, S. 521 (550). 246 Ehlers, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 140 / 137 WRV, Rn. 12; Jurina, Der Rechtsstatus der Kirchen und Religionsgemeinschaften im Bereich ihrer eigenen Angelegenheiten, S. 47 f., der gleichwohl an der Unterscheidung festhalten möchte. 247 Isensee, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR V, § 118, Rn. 62 ff.; Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 517, m. w. N. zur Gegenauffassung, wonach es eines Rückgriffs auf Art. 19 Abs. 3 GG nicht bedarf. 248 Ausführlich zum Verhältnis der einzelnen Gewährleistungsgehalte des Art. 4 Abs. 1 und 2 GG Anger, Islam in der Schule, S. 107 ff., dort auch zur „Religionsfreiheit als Oberbegriff“; Rathke, Öffentliches Schulwesen und religiöse Vielfalt, S. 45 ff. 244 245

152

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

dienste, Gebete, die Erteilung von Sakramenten, Glockengeläut oder der Ruf eines Muezzins.249 Einen mit diesen Handlungen vergleichbaren kultischen Charakter kann man einer Mitwirkung an der Religionslehrerausbildung jedoch nicht beimessen. Diese Ausbildung ist lediglich ein komplementärer Akt zur religiösen Unterrichtung und Erziehung.250 Darüber, wie weit die verfassungsrechtliche Freiheit der Religionsausübung über die Kultushandlungen hinaus reicht, besteht kein Konsens. Bei der Bestimmung der eigenen Angelegenheiten gemäß Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG ist bereits mehrfach angeklungen, dass der Streit über eine objektive oder eine subjektive Auslegung nicht nur für diese Norm geführt wird, sondern sich auch auf Art. 4 Abs. 1 und 2 GG erstreckt. Ausprägung einer objektiven Auslegung ist bei der Religionsfreiheit neben der genannten Beschränkung auf Kultushandlungen die so genannte Kulturadäquanz-Formel des Bundesverfassungsgerichts, wonach nur diejenige Religionsausübung geschützt ist, „die sich bei den heutigen Kulturvölkern auf dem Boden gewisser übereinstimmender sittlicher Grundanschauungen im Laufe der geschichtlichen Entwicklung herausgebildet hat“.251 Diese zunächst vertretene, aufgrund ihrer vielen unbestimmten Rechtsbegriffe vielfach abgelehnte252 Interpretation ist jedoch vom Gericht selbst später aufgeben worden.253 Mittlerweile folgt das Gericht einem subjektiven Ansatz, der die Relevanz des Selbstverständnisses einer Religionsgemeinschaft besonders betont. Welche Handlungen von dem Grundrecht erfasst sind, bestimmt sich danach „wesentlich nach der Eigendefinition der Religionsgemeinschaft; denn Teil der grundrechtlich gewährleisteten Glaubensfreiheit ist auch und gerade, dass eine staatliche Bestimmung genuin religiöser Fragen unterbleibt“.254 In der Literatur wenden diejenigen Stimmen, die wie dargelegt eine subjektive Auslegung befürworten, diese auch auf die Religionsfreiheit an.255 Auch bei dieser kann es aus den oben dargelegten Gründen indes nicht alleine auf das Selbstverständnis ankommen. Auch für die Religionsfreiheit ist daher zu 249 Siehe nur Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 509 m. w. N. Anschaulich für eine an historischen Beständen orientierte Auslegung Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 4, Rn. 56: Religionsausübung sei „ein rechtlicher Rahmenbegriff und keine Wanderdüne“. 250 So auch Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (393), der deswegen einen Schutz aus Art. 4 Abs. 1 und 2 GG ablehnt. 251 BVerfGE 12, 1 (4); 24, 236 (246). 252 Vgl. Rathke, Öffentliches Schulwesen und religiöse Vielfalt, S. 42. 253 BVerfGE 41, 29 (50); näher dazu Borowski, Die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Grundgesetzes, S. 422 ff. 254 BVerfG, DVBl. 1997, S. 119 (120); siehe ferner schon BVerfG 24, 236 (247 f.); 33, 23 (29); 53, 366 (401). 255 Vgl. Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 80; ders., in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 4, Rn. 55; ferner schon oben, S. 134 ff. Ausführlich zur Berücksichtigung von Selbstverständnissen im Rahmen der Religionsfreiheit jüngst Borowski, Die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Grundgesetzes, S. 253 ff.

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

153

fordern, dass eine Handlung nur dann unter dem Schutz der Verfassungsbestimmung steht, wenn sie nach dem Selbstverständnis der Religionsgemeinschaft in einer Zweckbeziehung zu ihrem religiösen Auftrag steht und ein solches Selbstverständnis plausibel ist.256 Bei der Bestimmung des Schutzbereichs der Religionsfreiheit sind insoweit also die gleichen Kriterien heranzuziehen wie beim religionsgemeinschaftlichen Selbstbestimmungsrecht. Gegenüber dem religionsgemeinschaftlichen Selbstbestimmungsrecht könnte die Auslegung allerdings insofern restriktiver sein, als von ihm nach teilweise vertretener Ansicht nur Handlungen erfasst sind, von denen der Betroffene nicht ohne innere Not abweichen kann.257 Dieses Kriterium wird von der Gewissensauf die Religionsfreiheit übertragen.258 Für das Gewissen ist das Kriterium einer stets vorliegenden inneren Verbindlichkeit jedoch kennzeichnend, eine Glaubensausübung kann hingegen auch auf einer bloßen Empfehlung beruhen.259 Insbesondere gilt dies für kultische Handlungen. Die Kultusfreiheit ist jedoch, wie gesehen, unbestritten Kernbestandteil der Religionsausübungsfreiheit. Daher werden Mitwirkungshandlungen der Religionsgemeinschaften auch dann von der Religionsfreiheit geschützt, wenn sie lediglich durch eine Empfehlung motiviert sind.260 Die geringere Verbindlichkeit lässt sich auf der Schrankenebene berücksichtigen. 2. Schranken Vor allem in der älteren Literatur wird diskutiert, die Schranken der Religionsfreiheit im Wege der so genannten Schrankenleihe zu bestimmen.261 Eine solche Übertragung der Schranken des Art. 2 Abs. 1 GG oder des 5 Abs. 2 GG ist mit der ganz überwiegenden Meinung jedoch abzulehnen.262 Ihr steht die Systematik des Grundgesetzes entgegen, wonach die einzelnen Freiheitsrechte jeweils mit speziellen Schranken versehen sind. Fraglich ist aber, ob Art. 136 Abs. 1 i.V.m. Art. 140 GG eine Schranke der Religionsfreiheit enthält. Danach werden die bürgerlichen 256 Vgl. Kästner, Staatliche Justizhoheit und religiöse Freiheit, S. 196; ders., JZ 1998, S. 974 (979); Pieroth, DVBl. 1994, S. 949 (959 f.). 257 Jarass, in: ders. / Pieroth, GG, Art. 4, Rn. 13; in die gleiche Richtung Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 515, die eine Identitätsgefährdung fordern, dafür jedoch genügen lassen, dass die Religion das Handeln „jedenfalls nachdrücklich empfiehlt“. 258 Vgl. Jarass, in: ders. / Pieroth, GG, Art. 4, Rn. 13. 259 Näher Anger, Islam in der Schule, S. 87; ferner Görisch, Kirchenasyl und staatliches Recht, S. 230. 260 Vgl. BVerfGE 32, 98 (106 f.). 261 Aus neuerer Zeit Herzog, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 4 (Stand November 1988), Rn. 114 ff.; zusammenfassend Rathke, Öffentliches Schulwesen und religiöse Vielfalt, S. 53 ff. 262 BVerfGE 32, 98 (107); 52, 223 (246); Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 4, Rn. 74; Jarass, in: ders. / Pieroth, GG, Art. 4, Rn. 28.

154

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

und staatsbürgerlichen Pflichten durch die Ausübung der Religionsfreiheit nicht bedingt, sie gelten mit anderen Worten also auch ihr gegenüber. Diese Bestimmung wird in der Literatur vielfach als Schranke des Art. 4 Abs. 1 und 2 GG aufgefasst.263 Der Verzicht auf eine Schrankenregelung bei Art. 4 Abs. 1 und 2 GG wird nach teilweiser Auffassung sogar nur angesichts der Fortgeltung des Art. 136 Abs. 1 WRV verständlich.264 Das Bundesverfassungsgericht hält demgegenüber die Religionsfreiheit für vorbehaltlos gewährleistet;265 Teile der Literatur folgen ihm dabei.266 Das Gericht stützt sich vor allem darauf, Art. 136 Abs. 1 WRV müsse in Anbetracht der „gegenüber früher erheblich verstärkten Tragweite des Grundrechts der Glaubens- und Gewissensfreiheit“ ausgelegt werden, er werde daher von Art. 4 Abs. 1 GG „überlagert“.267 Gegen diese These spricht aber die eigene Feststellung des Gerichts, bei den inkorporierten Bestimmungen der Weimarer Reichsverfassung handele es sich um „vollgültiges Verfassungsrecht“, das gegenüber den anderen Artikeln des Grundgesetzes nicht etwa auf einer Stufe minderen Ranges“ steht.268 Ein inhaltlicher Widerspruch zwischen Art. 136 Abs. 1 WRV und Art. 4 Abs. 1 und 2 GG, der eine Ausnahme von diesem Grundsatz führen könnte, besteht nicht.269 Zudem lässt sich dem hohen Gewicht, das der Religionsfreiheit unter dem Grundgesetz zukommt, auch bei einer Schrankenregelung im Rahmen der Abwägung Rechnung tragen. Danach können nur solche Pflichten eine Beschränkung rechtfertigen, denen im Lichte der wertsetzenden Bedeutung der Religionsfreiheit ein mindestens ebenso hohes Gewicht zukommt.270 Damit ist auch bei der Religionsfreiheit, ebenso wie schon beim religionsgemeinschaftlichen Selbstbestimmungsrecht und in Anlehnung an die Auslegung des Art. 5 Abs. 2 GG, auf die Wechselwirkung zwischen Schrankeninterpretation und Grundrechtsgehalt abzustellen.271 Bei einer solchen restriktiven Interpretation der Schranken sind im Übrigen auch die Unterschiede zwischen den Ansichten im Ergebnis nicht gravierend.272 263 Ehlers, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 140, Rn. 4; Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 4, Rn. 75; Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 4, Rn. 28; Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 536; ausführlich Anger, Islam in der Schule, S. 132 ff. m. w. N. 264 Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 4, Rn. 76. 265 BVerfGE 33, 23 (30 f.); 52, 223 (246 f.); 93, 1 (21). 266 Morlok, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 4, Rn. 112; v. Münch, in: ders. / Kunig (Hg.), Art. 4, Rn. 54; Walter, Religionsverfassungsrecht, S. 515 f.; v. Campenhausen / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 68; Rux, Der Staat 36 (1996), S. 525 (528). 267 BVerfGE 33, 23 (31). 268 BVerfGE 19, 206 (219). 269 Vgl. Görisch, Kirchenasyl und staatliches Recht, S. 238; Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 4, Rn. 76. 270 Ehlers, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 140, Rn. 4. 271 Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 4, Rn. 77; Kokott, in: Sachs (Hg.), Art. 4, Rn. 121.

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

155

3. Verhältnis von Art. 4 Abs. 1 und 2 GG zu Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG Es hat sich gezeigt, dass zwischen dem religionsgemeinschaftlichen Selbstbestimmungsrecht und der Glaubensfreiheit sowohl bei der Bestimmung des Schutzbereichs als auch auf der Schrankenebene ein weitgehender Gleichlauf besteht. Trotz großer Überschneidungen sind beide Bestimmungen aber nicht deckungsgleich. Auf Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG können sich nur Religionsgemeinschaften berufen. Obwohl die Gewährleistung in ihrer Struktur mit einem Grundrecht vergleichbar ist, handelt es sich weder um ein Grundrecht noch um ein grundrechtsgleiches Recht, wie sich bereits aus Art. 93 Abs. 1 Nr. 4a GG ergibt.273 Prozessual eröffnet damit nur die Religionsfreiheit die Möglichkeit einer Verfassungsbeschwerde. Materiell-rechtlich wird das Selbstbestimmungsrecht verstanden als „notwendige, rechtlich selbstständige Gewährleistung“, die der Freiheit des religiösen Wirkens der Religionsgemeinschaften „die zur Wahrnehmung dieser Aufgaben unerläßliche Freiheit der Bestimmung über Organisation, Normsetzung und Verwaltung hinzufügt“.274 Nur bei rein organisatorischen Fragen kann nach dem herrschenden Verständnis alleine das Selbstbestimmungsrecht einschlägig sein.275 Da es um solche im vorliegenden Zusammenhang nicht geht, kann der Unterschied zwischen beiden Normen außer Betracht bleiben. Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass sie unstreitig nebeneinander anwendbar sind.

III. Die religionsrechtliche Parität Die Rechtstellung der Religionsgemeinschaften bei der Religionslehrerausbildung wird schließlich bestimmt von dem religionsrechtlichen Grundsatz der Parität. Damit wird die rechtliche Gleichordnung und Gleichbehandlung der Staatsbürger sowie der Kirchen und Religionsgemeinschaften ohne Rücksicht auf ihr religiöses oder weltanschauliches Bekenntnis bezeichnet.276 Objektiv-rechtlich verlangt die Parität, dass der Staat alle Religionsgemeinschaften ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis gleich behandelt; subjektiv-rechtlich entspricht dem die GleichbeVgl. Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 126. Jarass, in: ders. / Pieroth, GG, Art. 140 / 137 WRV, Rn. 1; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 177; a.A. Ehlers, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 140, Rn. 3, Art. 140 / 137 WRV, Rn. 4; Walter, Religionsverfassungsrecht, S. 539 f. 274 BVerfGE 72, 278 (289); näher Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 137 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 21 f. 275 Auch in diesem Bereich ist das nicht zwingend, vgl. BVerfGE 83, 341 ff. Ausführlich zum Verhältnis von Selbstbestimmungsrecht und Religionsfreiheit Borowski, Die Glaubensund Gewissensfreiheit des Grundgesetzes, S. 295 ff.; Walter, Religionsverfassungsrecht, S. 540 f. 276 v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 140, Rn. 27; Mikat, Art. „Parität“, in: StL IV, Sp. 294 f. 272 273

156

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

rechtigung der Religionsgemeinschaften. 277 Die Parität ist im Grundgesetz, ebenso wie in der Weimarer Reichsverfassung und im Gegensatz zur Verfassung des deutschen Reichs von 1849, nicht eigens normiert.278 Sie ist heute nach fast einhelliger Auffassung dem allgemeinen Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG zu entnehmen.279 Über Art. 19 Abs. 3 GG ist er auch auf die Religionsgemeinschaften anwendbar. Spezielle Paritäts-Maßstäbe für die Religionsgemeinschaften verbürgen die Art. 4 Abs. 1 und 2 GG sowie Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 1, 3 und 5 WRV.280 Ein über den normativen Gehalt dieser Bestimmungen hinaus gehender Paritätsgrundsatz findet in der Verfassung keinen Anhaltspunkt und ist daher abzulehnen.281 1. Ungleichbehandlung durch Unterschiede bei der Religionslehrerausbildung Aufgrund dieser normativen Verankerung sind für die Anwendung des Paritätsgrundsatzes die bekannten Kriterien zur Konkretisierung von Gleichheitsrechten heranzuziehen. Das Paritätsgebot schließt danach die Ungleichbehandlung einer bestimmten Religionsgemeinschaft aus, die nicht durch tatsächliche Ungleichheiten geboten oder durch sachliche Gründe gerechtfertigt ist.282 In einem ersten Schritt stellt sich folglich die Frage nach einer Ungleichbehandlung. Sie liegt vor, wenn eine Religionsgemeinschaft bei einem vergleichbaren Sachverhalt gegenüber einer anderen Religionsgemeinschaft ungleich behandelt wird.283 Vergleichbarkeit ist gegeben innerhalb einer Gruppe, in der abschließend sämtliche Religionsgemeinschaften, die sich aufgrund eines Merkmals (differentia specifica) unterscheiden, erfasst sind.284 Diese Gruppe bilden im vorliegenden Zusammenhang all jene Religionsgemeinschaften, für deren Bekenntnis Religionslehrer an staatlichen Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 (Stand Februar 2003), Rn. 32. Zur historischen Entwicklung M. Heckel, ZRG KA 49 (1963), S. 261 ff.; ders., Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, S. 116 ff. 279 BVerwGE 109, 40 (47); Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 (Stand Februar 2003), Rn. 32; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 168; Mikat, Art. „Parität“, in: StL IV, Sp. 294 (296); M. Heckel, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 589 f.; a.A. v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 140, Rn. 29: „gewohnheitsrechtlich erhärtete Verfassungsnorm“. 280 Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 (Stand Februar 2003), Rn. 32; M. Heckel, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 589 (590). 281 Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 209. 282 Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 (Stand Februar 2003), Rn. 32; Obermayer, in: BK GG XIII, Art. 140 (Stand Oktober 1971), Rn. 87; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 169; ohne ausdrückliche Nennung der Parität auch BVerfGE 19, 1 (8). 283 Vgl. nur Heun, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 3, Rn. 19 m. w. N. 284 M. Heckel, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 623 (629); zur Feststellung einer Ungleichbehandlung allg. Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 431 ff. 277 278

C. Die subjektive Rechtsposition der Religionsgemeinschaften

157

Hochschulen ausgebildet werden oder – im Fall islamischer Religionsgemeinschaften – ausgebildet werden sollen. Wird ihnen im Zusammenhang mit dieser Ausbildung von staatlicher Seite eine unterschiedliche Rechtsposition eingeräumt, liegt also jeweils im Hinblick auf eine bestimmte Mitwirkungsbefugnis ein Unterscheidungsmerkmal vor, ist darin eine für die religionsrechtliche Parität erhebliche Ungleichbehandlung zu erblicken. Dies gilt allerdings nur, wenn die Ungleichbehandlung von derselben Stelle ausgeht. Eine unterschiedliche Behandlung, die auf abweichenden Regelungen von Bund und Land, verschiedener Bundesländer oder verschiedener Universitäten beruht, wird nicht erfasst.285

2. Rechtfertigung Der Paritätsgrundsatz verlangt keine schematische Gleichbehandlung der Religionsgemeinschaften.286 Sein Ziel ist nicht faktische Angleichung, sondern Gleichberechtigung. Dass sich unterscheidende Religionsgemeinschaften jeweils nach ihrer Eigenart unterschiedlich behandelt werden, ist nicht zu beanstanden;287 nicht jede Ungleichbehandlung im Zusammenhang mit der Religionslehrerausbildung ist also ein Paritätsverstoß. Ein solcher liegt nicht vor, wenn die Ungleichbehandlung durch eine tatsächliche Verschiedenheit der Religionsgemeinschaften bedingt ist.288 Um eine solche Verschiedenheit der tatsächlichen Voraussetzungen handelt es sich bei voneinander abweichenden Selbstverständnissen der Religionsgemeinschaften. Kann eine Religionsgemeinschaft aufgrund eines bestimmten Selbstverständnisses aus ihrem Selbstbestimmungsrecht und der Religionsfreiheit das Recht ableiten, in bestimmter Weise an der Ausbildung der Religionslehrer ihres Bekenntnisses beteiligt zu werden, ist dieses Recht aus Gründen der Parität einer anderen Religionsgemeinschaft nur dann einzuräumen, wenn sie über ein vergleichbares Selbstverständnis verfügt. Die Forderung nach einer Beteiligung an der Ausbildung, die vor Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG und Art. 4 Abs. 1 und 2 GG keine Anerkennung findet, kann nicht über den Umweg der Parität doch noch Rechtsverbindlichkeit erlangen, wenn die Beteiligung einer anderen Religionsgemeinschaft verfassungsrechtlich lediglich auf Selbstbestimmungsrecht und Religionsfreiheit beruht. Mitwirkungsrechte aus der Parität sind insofern akzessorisch zu jenen aus Selbstbestimmungsrecht und Religionsfreiheit. Jarass, in: Jarass / Pieroth, Art. 3, Rn. 4a; Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 431. Anschaulich M. Heckel, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 589 (599): Es gebe „keinen Verfassungsauftrag zur ,Planier-Parität‘ “. 287 Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 208 f.; M. Heckel, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 623 (638); ders., Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, S. 122. 288 BVerfGE 19, 1 (8); Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 (Stand Februar 2003), Rn. 32. 285 286

158

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Über sachliche Gründe, die des Weiteren eine Ungleichbehandlung rechtfertigen können, besteht nur bedingt Einigkeit. Unbestritten ist, dass im weltanschaulichreligiös neutralen Staat eine Ungleichbehandlung nicht wegen des Inhalts eines Glaubens oder Bekenntnisses erfolgen darf.289 Abzulehnen ist aber auch eine Rechtfertigung wegen der „eminenten Bedeutung“ der „christlichen Kulturphänomene für die nationale und universale Kultur“.290 Ihre unbestimmten Rechtsbegriffe machen diese Formel in der Praxis kaum handhabbar; zudem bereitet sie den Boden für eine neutralitätswidrige staatliche Bewertung religiöser Sachverhalte, weil sich eine „eminente Bedeutung“ christlicher Kulturphänomene zumeist gerade auch aus ihrer theologischen Dimension ergeben dürfte. Unzulässig ist auch ein Rekurs auf eine lange Tradition.291 Die historisch tiefe Verwurzelung und traditionsreiche Praxis der Ausbildung evangelischer und katholischer Religionslehrer, wie sie im zweiten Teil der Arbeit deutlich geworden ist, kann also eine Ungleichbehandlung nicht rechtfertigen. Die Zahl der Mitglieder eine Religionsgemeinschaft ist hingegen ein theologisch und religionspolitisch zweifelhaftes Argument, für den neutralen Staat jedoch ein entscheidender sachlicher Gesichtspunkte zur Rechtfertigung einer Ungleichbehandlung.292 Dieser quantitative Ansatz führt beim Religionsunterricht nach einhelliger Ansicht dazu, dass es zulässig ist, seine Erteilung vom Erreichen einer Mindestschülerzahl abhängig zu machen.293 Für die der Erteilung vorgelagerte Ausbildung der Lehrkräfte lässt sich parallel folgern, dass sie für ein bestimmtes Bekenntnis nur eingerichtet werden muss, wenn ein im Vergleich zum Aufwand nicht unangemessen294 geringer Bedarf an Religionslehrern dieses Bekenntnisses besteht.295 Wo diese Grenze liegt, lässt sich abstrakt nicht bestimmen; im Hinblick 289 Obermayer, in: BK GG XIII, Art. 140 (Stand Oktober 1971), Rn. 87; Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 (Stand Februar 2003), Rn. 32; M. Heckel, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 623 (644); ders., Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, S. 126 f.; v. Campenhausen / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 91. 290 So aber M. Heckel, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 623 (646). 291 Obermayer, in: BK GG XIII, Art. 140 (Stand Oktober 1971), Rn. 87; Mikat, Art. „Parität“, in: StL IV, Sp. 294 (296); Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 169. 292 Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 (Stand Februar 2003), Rn. 32; Mikat, Art. „Parität“, in: StL IV, Sp. 294 (296); Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 210. 293 Schmitt-Kammler, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 7, Rn. 46; Robbers, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 7, Rn. 145; M. Heckel, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 589 (612); Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 672; Mückl, AöR 122 (1997), S. 513 (525). Siehe zum einfachen Recht oben, S. 74. 294 Zur Anwendung der Verhältnismäßigkeitsprüfung im Rahmen von Art. 3 Abs. 1 GG Hufen, Staatsrecht II, § 39, Rn. 15 ff.; Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 440 ff. 295 Vgl. Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 124 f., wonach „Größe und Ausbildungsbedürfnisse“ einer Religionsgemeinschaft zulässige Differenzierungskriterien sind.

D. Einrichtung von Studiengängen an staatlichen Hochschulen

159

auf einen islamischen Religionsunterricht kommt es insofern darauf an, wie sich die in Deutschland lebenden Muslime organisieren. Fragen lässt sich schließlich, ob der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts Rechtfertigungsgrund für eine Ungleichbehandlung sein kann. Das Grundgesetz selbst differenziert zwar zwischen Religionsgemeinschaften mit und ohne Körperschaftsstatus. Mit diesem Unterschied kann eine unterschiedliche Behandlung aber nur begründet werden, wenn und soweit sie in der Verfassung vorgegeben ist.296 Unterschiedliche Rechte im Zusammenhang mit der Religionslehrerausbildung gehören aber nicht zu den Privilegien, die mit dem Körperschaftsstatus explizit verbunden sind. Ferner lässt sich dem Grundgesetz, wie gezeigt, auch durch Auslegung nicht entnehmen, dass zur Kooperation im Rahmen einer Religionslehrerausbildung nur Religionsgemeinschaften mit Körperschaftsstatus berufen wären.297 Dieser kann eine ungleiche Behandlung daher nicht rechtfertigen.298

D. Einrichtung von Studiengängen für die Religionslehrerausbildung an staatlichen Hochschulen – organisatorische Fragen Nachdem die Rechtsposition der Religionsgemeinschaften abstrakt geklärt ist, soll sie nun für konkrete Einzelfragen im Zusammenhang mit einer islamischen Religionslehrerausbildung untersucht werden. Viele der zu behandelnden Probleme entzünden sich an Stellen, die bereits bei der Bestandsaufnahme im zweiten Teil dieser Arbeit sichtbar geworden sind. Andere stellen sich für eine islamische Religionslehrerausbildung, die nicht wie bei den christlichen Kirchen aus einer traditionsreich gewachsenen Hochschultheologie hervorgehen und auf diese aufbauen, sondern allenfalls umgekehrt den Anstoß zur Entwicklung einer solchen geben kann, neu. Allesamt lassen sich in drei Bereiche gliedern, denen der Aufbau der Arbeit folgt. Zunächst stellen sich Fragen der Hochschulorganisation. Religionsgemeinschaftlicher Wahrheitsanspruch und individuelle Freiheit können in der Religionslehrerausbildung in Konflikt geraten. Die sich daraus ergebenden personalen Fragen werden sodann behandelt, bevor sich schließlich der Blick auf die Inhalte der Ausbildung richtet. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf die Ausbildung an den Hochschulen, weil sich die Probleme dort zunächst stellen und am größten sind. Eine Referendarausbildung in einem Fach Islamische Religionslehre ist bislang nicht absehbar. Auch stellt sie nicht die entscheidende Hürde auf dem Weg zur Erteilung die296 Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 (Stand Februar 2003), Rn. 32; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 170. 297 Vgl. oben, S. 129 f. 298 So auch Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 114.

160

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

ses Fachs dar, weil, wie gesehen, von einer fachspezifischen Referendarausbildung auch sonst abgesehen wird, sofern die Betroffenen an der Hochschule auf das Fach vorbereitet worden sind.299

I. Bekenntnisvielfalt und Religionslehrerausbildung Die Bestandsaufnahme im zweiten Teil hat gezeigt, dass sich die Ausbildung von evangelischen und katholischen Religionslehrern getrennt vollzieht. Für beide Konfessionen werden je eigene Studiengänge angeboten, die in ihrem theologischen Teil von Hochschuleinrichtungen betreut werden, die der jeweiligen Konfession zugeordnet sind. Für den Islam findet sich eine vergleichbare Trennung bislang nicht: Die ersten Initiativen zur Ausbildung islamischer Religionslehrer differenzieren nicht zwischen einzelnen Richtungen des Islams; teilweise werden mit ihnen Hoffnung und Anspruch verbunden, ein Angebot für alle Muslime zu etablieren. Wie gezeigt, finden sich im Islam jedoch zahlreiche theologische Strömungen auch unterhalb der Trennung in Sunnismus und Schiismus. Während das uneinheitliche Erscheinungsbild des Islams in Deutschland bislang vor allem daher rührt, dass sich Muslime häufig getrennt nach nationalstaatlicher Herkunft, Ethnie oder politischer Ausrichtung zusammenschließen, 300 ist es nicht ausgeschlossen, dass demgegenüber künftig religiöse Differenzen einen deutlicheren Niederschlag in organisatorischen Strukturen finden. Unbestritten sprechen auch keine verfassungsrechtlichen Einwände gegen die Existenz mehrerer islamischer Religionsgemeinschaften.301 Sonach ist die Frage aufgeworfen, welche Auswirkung eine solche Vielfalt auf die Religionslehrerausbildung hätte. Nach dem oben Gesagten ist zunächst in Erinnerung zu rufen, dass der Staat eine bestimmte Richtung des Islams insoweit nur berücksichtigen darf, wenn sie ihm als Religionsgemeinschaft gegenübertritt.302 Ist diese Voraussetzung gegeben, sprechen keine verfassungsrechtlichen Einwände dagegen, die Vielfalt des Islams auch in der Religionslehrerausbildung abzubilden.303 Sowenig wie der Staat die Muslime zwingen darf, sich einheitlich zu organisieren,304 sowenig darf er sie an seinen Hochschulen zu einer einheitlichen Theologie drängen. Auch für die christlichen Kirchen ist unbestritten, dass eine staatlicherseits verordnete Ökumene unzulässig wäre.305 299 Vgl. für die verbreitete Möglichkeit einer sog. Drittfach-Prüfung oben insb. S. 55 ff.; ferner S. 77 für die Ausbildung orthodoxer Religionslehrer. 300 Dazu Dietrich, Islamischer Religionsunterricht, S. 144 ff. m. w. N. 301 Siehe oben, S. 129. 302 Vgl. oben, S. 127 ff. 303 Ausführlich Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 133 ff. 304 Kloepfer, DÖV 2006, S. 45 (53).

D. Einrichtung von Studiengängen an staatlichen Hochschulen

161

Ihre Grenzen findet eine Berücksichtigung innerislamischer Vielfalt freilich in der nur begrenzten Leistungsfähigkeit des Staates und dem religionsrechtlichen Paritätsgrundsatz. Für jede noch so kleine Religionsgemeinschaft eine eigenständige, akademisch fundierte Religionslehrerausbildung einzurichten, ist weder praktisch möglich noch rechtlich gefordert.306 Die Parität erlaubt, wie gesehen, Differenzierung nach der quantitativen Bedeutung der Religionsgemeinschaften. 307 Wo insofern im Einzelnen die Grenzen liegen, kann hier aber dahinstehen. 1. Zulässigkeit der Kooperation verschiedener Glaubensrichtungen Denn es ist den Anhängern einer Religion erlaubt, eine Zusammenarbeit beim Religionsunterricht anzustreben. Wenn Religionsgemeinschaften mit verwandtem Bekenntnis einen gemeinsamen Unterricht wünschen, ist das von der ihnen durch Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG eingeräumten Mitgestaltungsbefugnis gedeckt.308 Auch die Zulässigkeit einer bekenntnisübergreifenden Kooperation in der Religionslehrerausbildung lässt sich nicht bezweifeln.309 Die gegenwärtige tatsächliche Entwicklung ist offenbar von der Annahme weiter Teile der organisierten Muslime geprägt, dass zwischen ihnen grundlegende Unterschiede in der religiösen Lehre zumindest auf dem theologischen Niveau eines schulischen Religionsunterrichts nicht bestehen oder jedenfalls zurücktreten können.310 Ob und unter welchen Voraussetzungen eine Religionslehrerausbildung getrennt für mehrere nicht kooperationswillige islamische Religionsgemeinschaften eingerichtet werden kann, insbesondere, wie sich der akademische Anteil einer solchen „Singulärausbildung“ angesichts der zahlreichen verfassungs- und hochschulrechtlichen Implikationen einer an staatlichen Hochschulen betriebenen Theologie realisieren ließe, ist daher praktisch derzeit kaum relevant. Fraglich ist vielmehr, wie sich jedenfalls zunächst eine gemeinsame Religionslehrerausbildung für mehrere Richtungen des Islams an den staatlichen Hochschulen ins Werk setzen lässt. Für eine solche Kooperation ergeben sich zwei Gestaltungsmöglichkeiten. Zum einen der Zusammenschluss von Anhängern verschiedener islamischer Richtungen zu einer – dem christlichen Sprachgebrauch gemäß 305 M. Heckel, Organisationsstrukturen der Theologie an der Universität, S. 42 ff.; ders., JZ 1985, S. 948 (950); Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 215 f. 306 M. Heckel, Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, S. 108. 307 Oben, S. 158 f. 308 Ehlers, Entkonfessionalisierung des Religionsunterrichts, S. 31; Pieroth, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 7, Rn. 9; weitergehend ders., ZevKR 38 (1993), S. 189 (195 f.), wonach bei einem entsprechenden Willen der Religionsgemeinschaften auch eine „allgemeine Konfessionskunde“ von Art. 7 Abs. 3 GG gedeckt ist. Unklar Mückl, AöR 122 (1997), S. 513 (524). 309 Vgl. nur Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 140. 310 Vgl. zur Entstehung des Koordinierungsrats oben, S. 97 f.

162

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

„ökumenischen“ – Religionsgemeinschaft.311 Sie kann die verschiedenen Richtungen einheitlich repräsentieren und damit Ansprechpartner des Staates sein. Es ergeben sich insofern keine Besonderheiten.

2. Zusammenschluss von Religionsgemeinschaften zu einem Ansprechpartner Anders liegt der Fall, wenn sich durch eine Kooperation keine übergreifende Religionsgemeinschaft bildet. Auch hier kann auf die Formulierung eines einheitlichen Willens gegenüber dem Staat nicht verzichtet werden. Wie dieser zustande kommt, ist aber der Selbstbestimmung der beteiligten Religionsgemeinschaften überlassen. Zu ihrem von Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG geschützten Selbstbestimmungsrecht gehört auch die organisatorische Freiheit, sich zur Wahrnehmung einzelner Aspekte ihrer Angelegenheiten zusammenzuschließen.312 Ansprechpartner des Staates kann daher auch eine von den Religionsgemeinschaften bevollmächtigte, von diesen aber verschiedene Instanz sein.313 So ist es unproblematisch, dass sich die orthodoxen Kirchen für die Veranstaltung eines panorthodoxen Religionsunterrichts und die Betreuung der akademischen Ausbildung seiner Lehrer in der „KOKiD“ zusammengeschlossen und diese zum Ansprechpartner für die staatlichen Stellen ernannt haben.314 Ebenso könnten islamische Religionsgemeinschaften einen Ansprechpartner etablieren, ohne dass dieser seinerseits eine Religionsgemeinschaft sein müsste. Ob es sich dabei um eine über alle religiösen Richtungen hinweg anerkannte geistliche Autorität oder um ein pluralistisch zusammengesetztes Gremium handelt, ist den Religionsgemeinschaften ebenso überlassen wie die Regelung der Konsensfindung in einem solchen Gremium.315

3. Hochschul-Beiräte als Ansprechpartner? Da sich das Problem des Ansprechpartners besonders auch für die Hochschulen stellt, liegt ferner der Versuch nahe, einen solchen unmittelbar dortselbst aufzubauen. Ein Ansatz in diese Richtung ist der Beirat an der Universität Müns311 Auf die Möglichkeit zur Bildung einer solchen Religionsgemeinschaft wurde hingewiesen, siehe S. 129. 312 Vgl. BVerwGE 123, 49 (59); Morlok, in: Dreier (Hg.), GG, Art. 137 WRV / 140 GG, Rn. 46. 313 Rüfner, NWVBl 2001, S. 114. 314 Vgl. oben, S. 81 f. 315 Die Gewährleistung selbstständiger Verwaltung in Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG umfasst unstreitig auch die Festlegung von Verfahrensvorschriften, vgl. etwa v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck (Hg.), GG III, Art 137 WRV, Rn. 30; Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 137 WRV / 140 GG (Stand Februar 2003), Rn. 25.

D. Einrichtung von Studiengängen an staatlichen Hochschulen

163

ter.316 Er soll ein Forum für die an der Ausbildung interessierten Muslime bieten und der Universität ermöglichen, deren Auffassungen zu berücksichtigen. Denkbar wäre, einen solchen Beirat gleichsam aufzuwerten, indem ihm nicht mehr nur eine konsultative Funktion eingeräumt, sondern er als Ansprechpartner für die dem Staat entzogenen eigenen Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften behandelt würde. Bei einer solchen Lösung zeigen sich Parallelen zum öffentlichrechtlichen Rundfunk: Der Staat stellt auch dort die Infrastruktur zur Verfügung, muss bei der inhaltlichen Gestaltung des Programms aber Neutralität wahren. Diese erreicht er nicht durch Abschottung von politischen, religiösen oder gesellschaftlichen Kräften, sondern durch deren Hereinnahme in den Rundfunkrat, der höchstes Organ einer Rundfunkanstalt ist.317 Ihm obliegen die grundlegenden Fragen der Programmgestaltung. So wie der gesellschaftliche Pluralismus auf diesem Weg in einem Binnen-Pluralismus innerhalb des Rundfunkprogramms abgebildet wird, ließe sich der bekenntnismäßige Pluralismus des Islams durch einen Binnen-Pluralismus innerhalb der Religionslehrerausbildung abbilden. Eine solche Lösung begegnet jedoch Bedenken. Zwar sind die Hochschulen nicht daran gehindert, das Gespräch mit Religionsgemeinschaften zu suchen, um sich bei der geplanten Einrichtung einer Religionslehrerausbildung der Erwartungen zu vergewissern, die unten den Betroffenen bestehen.318 Solche Kontakte lassen sich zu den Angelegenheiten der Hochschulen zählen, die ihnen zur eigenverantwortlichen Wahrnehmung übertragen sind und die sie nach den Hochschulgesetzen der Länder durch den Erlass von Satzungen regeln können.319 Wenn eine Hochschule es folglich als zweckmäßig erachtet, das Gespräch mit den Religionsgemeinschaften zu institutionalisieren, ist es ihr erlaubt, im Rahmen der hochschulrechtlichen Bestimmungen mittels Satzung einen Beirat als Gesprächsforum zu gründen. Maßstab für dessen Stellung und nähere Ausgestaltung muss jedoch die staatliche Neutralität sein. Diese ließe sich nicht mehr wahren, wenn einem Beirat die Rolle als Ansprechpartner mit der Legitimation zu verbindlichen Äußerungen in religiösen Fragen zukäme. Denn schon die Entscheidung darüber, welche Religionsgemeinschaften in dem Beirat vertreten sind und damit die akademische Religionslehrerausbildung als eine ihrem Bekenntnis entsprechende ansehen und mitverantworten, muss alleine ihnen überlassen bleiben.320 Auch die Modalitäten der Dazu oben, S. 100 f. Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 88 f.; vgl. auch BVerfGE 12, 205 (259 ff.); 31, 314 (325 ff., insb. 328). 318 Zur grds. Zulässigkeit der Rücksichtnahme auf religiöse Vorstellungen vgl. nur v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck (Hg.), GG III, Art. 137 WRV, Rn. 10. 319 Vgl. Oppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 145, Rn. 52 f.; Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 98. In NW ist die Satzungsautonomie der Hochschulen sogar verfassungsrechtlich verankert, Art. 16 Abs. 1 Verf NW. Näher zu Problemen bei der Regelung bekenntnisrelevanter Angelegenheiten durch Hochschulsatzung Solte, Theologie an der Universität, S. 121 ff. 316 317

164

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Konsensfindung können nicht von der Hochschule per Satzung festgelegt werden: Ob es ein förmliches Abstimmungsverfahren gibt, welche Mehrheit ausreicht und ob die Stimmen formal gleich oder nach inhaltlichen Kriterien gewichtet verteilt werden, all das sind Fragen religionsgemeinschaftlicher Selbstbestimmung, auf deren eigene Beantwortung die Religionsgemeinschaften nicht verzichten können.321 Umgekehrt darf sich die Hochschule wegen des in Art. 137 Abs. 1 WRV i.V.m. 140 GG normierten Trennungsgebots solche Entscheidungen auch nicht übertragen lassen. Hier liegt der entscheidende Unterschied zu den Rundfunkräten: Dem Staat ist von Verfassungs wegen aufgegeben, die Rundfunkordnung nach weltlichen Maßstäben näher auszugestalten, um die Freiheit aus Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG zu verwirklichen.322 Die Religionsfreiheit hingegen verwirklicht sich im Gegenteil gerade auch dadurch, dass die Religionsgemeinschaften innerhalb des ihnen von Art. 4 Abs. 1 und 2 GG sowie Art. 137 Abs. 1, Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG überlassenen Bereichs ihren spezifisch religiösen Maßstab zur Geltung bringen und der Staat sich hier jedes Urteils enthält. Die Religionsgemeinschaften können sich für die Entscheidungen über Mitgliedschaft und Konsensfindung auch nicht staatlicher Handlungsinstrumente bedienen, etwa in der Weise, dass die Hochschule dem Beirat das Nähere zur Regelung in einer Geschäftsordnung überlässt.323 Eine solche „Geschäftsordnungs-Autonomie“ führte nicht zur Eigenständigkeit der Regelungen gegenüber dem Satzungsrecht der Hochschule.324 Die fraglichen Festlegungen würden damit durch abgeleitetes staatliches Recht getroffen, der religionsgemeinschafts-interne Willensbildungsprozess zur Verfahrensfrage eines Hochschulorgans.325 Festzuhalten ist danach, dass für verschiedene Glaubensrichtungen des Islams bei entsprechendem Wunsch der Muslime eine einheitliche Religionslehrerausbildung eingerichtet werden kann. Die Muslime können sich dazu in einer „gemeinislamischen“ Religionsgemeinschaft oder in einem Zusammenschluss mehrerer Religionsgemeinschaften als Ansprechpartner für verbindliche Entscheidungen in Glaubensfragen organisieren. Ein solcher Zusammenschluss muss jedoch vom Staat unabhängig verfasst sein.

320 Vgl. Langenfeld, AöR 123 (1998), S. 375 (403). Dass auch die gruppenplurale Besetzung der Rundfunkräte den Staat nicht von einer Auswahlentscheidung enthebt und insofern Neutralität und Privilegierung „Hand in Hand“ gehen, betont Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 89. 321 Vgl. Solte, Theologie an der Universität, S. 194 f. 322 BVerfG 31, 314 (326, 329). 323 Anders offenbar Nolte, DÖV 2008, S. 129 (137). 324 Ossenbühl, in: Erichsen (Hg.), Allgemeines Verwaltungsrecht, § 6, Rn. 67. 325 Im Ergebnis ähnl. im Hinblick auf die Festlegung von Inhalten eines Religionsunterrichts durch „runde Tische“ Heimann, DÖV 2003, S. 238 (245).

D. Einrichtung von Studiengängen an staatlichen Hochschulen

165

II. Integration der Religionslehrerausbildung in den Aufbau der Hochschule 1. Die Bedeutung von Fakultäten für die Theologie Fraglich ist, wie sich eine akademische Religionslehrerausbildung organisatorisch in den Aufbau der Hochschulen integrieren ließe. Die Ausbildung evangelischer und katholischer Religionslehrer findet zum einen an theologischen Fakultäten statt, ferner an theologischen Hochschuleinrichtungen, die anderen, insbesondere geisteswissenschaftlichen Fachbereichen zugeordnet sind.326 Im rechtswissenschaftlichen Schrifttum ist jedoch die Ansicht verbreitet, dass für eine wissenschaftliche Theologie eine eigenständige theologische Fakultät des jeweiligen Bekenntnisses erforderlich ist.327 Dies müsste auch für eine Hochschultheologie gelten, die einer Religionslehrerausbildung dient. Die besondere Bedeutung, die den Fakultäten für die Theologie beigemessen wird, beruht darauf, dass sie die „organisatorische Grundeinheit“328 der Hochschulen und grundsätzlich für alle Entscheidungen zuständig sind, die sich auf ihr Fachgebiet beziehen.329 Ihnen obliegt insbesondere die Organisation des Lehr- und Studienbetriebs. Dazu gehören etwa die Verabschiedung von Studienordnungen, die Gewährleistung des Lehrangebots, die Erteilung von Lehrbefugnissen und -aufträgen, die Bestellung von Honorarprofessoren und die fachliche Studienberatung.330 Auch im Bereich der Forschung hat die Fakultät wichtige Befugnisse, insbesondere entscheidet sie über die Verteilung der Sach- und Geldmittel und die Bildung von Forschungsschwerpunkten; zudem ist sie an der Berufung von Hochschullehrern beteiligt.331 326 Siehe oben, S. 39. Die Begriffe Fachbereich und Fakultät werden heute zumeist synonym verwandt, vgl. etwa Art. 40 Abs. 2 der Verfassung der Universität Münster: „Die Fachbereiche 1 bis 5 tragen ( . . . ) die Bezeichnung: 1. Evangelisch-Theologische Fakultät, 2. Katholisch-Theologische Fakultät ( . . . ).“ Das HG Bay spricht heute wieder ausschließlich von Fakultäten, Art. 27 ff. Bay HG, nachdem auch dort zwischenzeitlich der Begriff Fachbereich verwendet worden war. 327 Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 108. Weil die evangelischen und katholischen Fakultäten seit jeher unter diesem Begriff in der juristischen Diskussion behandelt werden, soll er der gewachsenen Vertrautheit wegen auch im Folgenden Verwendung finden. Im Übrigen wird entsprechend der heute fast durchgängig in den Hochschulgesetzen zu findenden Terminologie der Begriff Fachbereich verwendet. 328 Vgl. Art. 27 Abs. 1 S. 1 HG Bay; § 22 Abs. 1 HG BW; § 26 Abs. 1 S. 2 HG NW; § 49 Abs. 1 HG Hessen; § 86 Abs. 1 S. 1 HG RhPf. 329 So etwa Art. 27 Abs. 1 S. 1 HG Bay; § 26 Abs. 2 HG NW. Zu neueren Veränderungen der Rechtsstellung der Fakultäten allgemein Lindner, WissR 2007, S. 254 (259 ff.). 330 Vgl. Kirste, Erinnerung und Beanstandung, S. 122; Schnellenbach, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Kap. VIII, Rn. 21 f. 331 Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 132. Näher zum Berufungsverfahren unten, S. 172 ff.

166

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

All diesen Entscheidungen wird unmittelbare Relevanz für das jeweilige religiöse Bekenntnis zugesprochen.332 Die Fähigkeit, die Bindung an das Bekenntnis zu gewährleisten, wird alleine in einer konfessionell eigenständigen Fakultät als gewährleistet gesehen. Bei der Zusammenfassung mehrerer Wissenschaftsdisziplinen bestehe hingegen die Gefahr einer „geistlichen Verfremdung“ aller bekenntnismäßig geprägten Angelegenheiten.333 Die Bindung an das Bekenntnis sei bedroht, wenn Vertreter anderer Fächer und Personen ohne entsprechende Bekenntniszugehörigkeit im Fakultätsrat an Entscheidungen beteiligt würden, die immer auch die Theologie beträfen.334 Der wissenschaftlichen Eigenständigkeit und Eigengesetzlichkeit der Theologie werde daher nur entsprochen, wenn ihr eine eigene Fakultät vorbehalten bleibe.335

2. Bekenntnisbindung nur in der Aufgabenwahrnehmung Diese Betonung der Bekenntnisbindung theologischer Fakultäten leistet Fehldeutungen Vorschub. Weil nur die Religionsgemeinschaften nach Maßstab ihres Selbstverständnisses über die Bekenntnistreue entscheiden könnten, wird den theologischen Fakultäten an staatlichen Hochschulen teilweise eine „Doppelstellung“ zugesprochen.336 Noch weiter reichend klingt die verbreitete Rede von einem „Doppelstatus“ der theologischen Fakultäten.337 Von hier aus ist der Schritt nicht weit, sie als „kirchliche Einrichtungen“ zu bezeichnen und „der unterordnenden Eingliederung in die kirchliche Hierarchie“ anheim zu geben.338 Die staatlichen 332 So deutlich Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 132; vgl. ferner Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 81 ff.; Kirste, Erinnerung und Beanstandung, S. 118 ff., insb. 136; M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 94. 333 Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 107, siehe auch S. 73, 77, 92 f. 334 Für den hieraus zu erklärenden Stimmrechtsverzicht des Inhabers des weiland noch an der katholisch-theologischen Fakultät angesiedelten orthodoxen Lehrstuhls an der Universität Münster siehe oben, S. 76. 335 Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 108; ähnl. Lorenz, Wissenschaftsfreiheit zwischen Kirche und Staat, S. 28; vgl. auch M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 328 f.: „Form und Inhalt, Organisation und Funktion sind darum bei ihnen (den theol. Fakultäten, Anm.) untrennbar verschränkt.“ 336 Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 28. 337 So Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 73; Kirste, Erinnerung und Beanstandung, S. 129; Lecheler, NJW 1997, S. 439 (440); Mainusch, DÖV 1999, S. 677; Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 140, Rn. 45; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 225. 338 So unter Bezug auf die völkerrechtliche Souveränität des Hl. Stuhls Kirste, Erinnerung und Beanstandung, S. 124 f.

D. Einrichtung von Studiengängen an staatlichen Hochschulen

167

theologischen Fakultäten werden damit gleichsam zu Außenstellen der verfassten Kirche. Dagegen ist festzuhalten, dass theologische Fakultäten Einrichtungen staatlicher Hochschulen sind.339 Ihre organisatorische Ausgestaltung ist eine weltliche Frage und fällt in die Zuständigkeit des Staates, und ihr Betrieb richtet sich nach staatlichem Recht. Nicht die Fakultäten sind eigene Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften, sondern alleine das dort gepflegte Bekenntnis zählt dazu. Der Unterschied der theologischen zu anderen Fakultäten liegt ausschließlich in der von ihnen wahrgenommenen Aufgabe, die eine bekenntnismäßig gebundene ist.340 Diese Bekenntnisbindung ist mit dem Begriff Doppelstatus nicht zutreffend beschrieben, weil er Assoziationen an eine umfassende, auch organisatorische Einfügung in zwei unterschiedliche Ordnungssysteme weckt.

3. Religionslehrerausbildung als nicht allein theologische Aufgabe Die Argumente, die für eigene theologische Fakultäten sprechen, greifen für eine staatliche Religionslehrerausbildung daher nicht durch. Denn die Aufgabe, um die es geht, ist – jedenfalls zunächst – nicht die Etablierung einer islamischen Volltheologie oder die Ausbildung islamischer Geistlicher, sondern die Ausbildung von Lehrern für einen islamischen Religionsunterricht.341 Die auf der Ebene der Hochschulen notwendigen Entscheidungen müssen sich an den spezifischen Anforderungen dieses Berufes orientieren. Für ihn bedarf es, wie sich auch bei der Analyse des einfachen Rechts gezeigt hat, lediglich einer exemplarischen Auseinandersetzung mit der Theologie.342 Danach geht es etwa bei der Frage der Mittelverteilung zumindest nicht primär um die Schaffung von Forschungsschwerpunkten zur theologisch-wissenschaftlichen Profilbildung, sondern um die Bereitstellung von Ausbildungskapazitäten. Mit der Erteilung von Lehraufträgen muss nicht die möglichst vollständige Repräsentanz aller theologischen Teildisziplinen sichergestellt werden, sondern die Vorbereitung auf den Erwerb einer Lehrbefähigung. Und Leitbild bei der Gestaltung der Studienordnungen ist nicht die Arbeit eines Geistlichen, sondern einer Lehrkraft in einem vom Staat veranstalteten ordentlichen Lehrfach. 339 Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (627); Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (373); v. Campenhausen, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 963 (964). Krit. ferner Quaritsch, NVwZ 1990, S. 28 (29 mit Fn. 9), der darauf hinweist, dass die These vom Doppelstatus nicht einmal h. M. unter Kanonisten sei. 340 Böckenförde, NJW 1981, S. 2101 (2102). 341 Entgg. Kirste, Erinnerung und Beanstandung, S. 133, werden Hochschuleinrichtungen auch bei einer Konzentration auf die Ausbildungsfunktion nicht zur bloßen „Produktionsstätte für berufsqualifizierende Abschlüsse“. Zur einfach-rechtlichen Verortung des Lehramtsstudiums zwischen Berufsausbildung und Wissenschaft oben, S. 44 f. 342 Vgl. oben, S. 47 f.

168

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Daher ist es zwar nicht zwingend, aber sachgerecht, wenn die Hochschulen die gegenüber der theologischen Forschung und der Geistlichenausbildung eigenständige Aufgabe Religionslehrerausbildung an einer fachlich und bekenntnismäßig nicht streng homogenen Organisationseinheit wahrnehmen. Es handelt sich dabei nicht um „Verlegenheitslösungen“, sondern im Gegenteil um eine angemessene Berücksichtigung der Besonderheiten der Aufgabe.343 Die Bekenntnisbindung bei der Wahrnehmung dieser Aufgabe lässt sich dadurch gewährleisten, dass den Religionsgemeinschaften in bekenntnisrelevanten Fragen Mitwirkungsrechte eingeräumt werden.

4. Organisationsmöglichkeiten der Hochschulen Für die Hochschulen bieten sich danach zwei Organisationsmöglichkeiten an. Zum einen ließen sich Studiengänge zur Ausbildung islamischer Religionslehrer in jenen Fachbereichen einrichten344, in denen zumeist unterschiedliche geisteswissenschaftliche Disziplinen versammelt sind, für die keine Voll-, sondern nur Lehramtsstudiengänge bestehen. Zu denken ist etwa an Fachbereiche für Kultur-, Geistes- oder Sozialwissenschaften oder für Philosophie.345 Die Hochschulgesetze der hier untersuchten Länder346 lassen auch eine Kooperation verschiedener Fachbereiche zur gemeinsamen Aufgabenwahrnehmung zu.347 Gewählt wurde eine Anbindung an bestehende Fachbereiche etwa für die Initiativen zur Ausbildung islamischer Religionslehrer an den Universitäten Osnabrück348 und Erlangen-Nürnberg349. Für die Ansiedlung einer islamischen Religionslehrerausbildung an einem Fachbereich, an dem bereits die Ausbildung von Lehrern betrieben wird oder die Erziehungswissenschaft und ihr benachbarte Wissenschaften beherbergt sind, sprechen mehrere Gründe. So sind bereits Lehr- und Forschungskapazitäten in den Bereichen allgemeine Pädagogik und Didaktik vorhanden. Zentrale Einrichtungen wie Bibliotheken oder Prüfungsämter können gemeinsam genutzt werden. Zudem ließe sich die Koordination mit dem Lehr- und Prüfungsangebot in anderen Unterrichts343 Anders Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 127: „ ,Verlegenheitsfachbereiche‘ “. 344 Die Terminologie ist nicht einheitlich, zum Teil ist in den Hochschulgesetzen auch von der Einführung von Studiengängen die Rede, vgl. § 41 Abs. 5 S. 1 HG Hessen. Unterschiede in der Sache sind damit nicht verbunden. 345 Vgl. für die Ausbildung evangelischer oder katholischer Religionslehrer oben, S. 39. 346 Eingegangen wird im Folgenden auf die Rechtslage in all den Ländern, in denen ein Islamunterricht erteilt wird oder, wie in Hessen, in der Diskussion steht. 347 Vgl. § 15 Abs. 6 HG BW; § 86 Abs. 3 HG RhPf; Art. 19 Abs. V und VI HG Bay; § 45 Abs. 1 S. 2 HG Nds.; § 26 Abs. 2 S. 3 HG NW; § 74 HG Berl; § 45 Abs. 3 HG Hessen. 348 Oben, S. 104 f. 349 Oben, S. 102 f.

D. Einrichtung von Studiengängen an staatlichen Hochschulen

169

fächern vereinfachen. Und schließlich könnte der enge institutionelle Kontakt der beteiligten Wissenschaften bei der Entwicklung einer eigenständigen islamischen Religionspädagogik helfen.350 Zum zweiten ist nach den Hochschulgesetzen der Länder die Einrichtung zentraler wissenschaftlicher Einrichtungen möglich.351 Diese bieten die Möglichkeit, zur Wahrnehmung einer speziellen Aufgabe in Lehre oder Forschung Geld- und Sachmittel sowie Personalstellen organisatorisch eigenständig zusammenzufassen. Die zentralen wissenschaftlichen Einrichtungen sind nicht einem bestimmten Fachbereich zugeordnet, sondern eigenständige Organisationseinheiten, die direkt der Zentralebene der Hochschulen unterstehen. Die Zuständigkeitsverteilung zwischen beiden Ebenen ist in den Ländern nicht einheitlich geregelt und teilweise der näheren Bestimmung in den Grundordnungen der Hochschulen vorbehalten.352 Zumeist ist die Entscheidung über den Einsatz von Personal und die Verwendung von Mitteln umfassend auf die zentrale Einrichtung übertragen.353 Gewählt wurde diese Konstruktion an der Universität Münster, bei dessen CRS es sich um eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung in diesem Sinne handelt.354 Die Vorteile einer solchen Einrichtung liegen insbesondere in der Flexibilität, Überschaubarkeit und Eigenständigkeit einer kleinen Organisationseinheit.

III. Erforderliche Ausstattung Übernimmt eine Hochschule mit der Ausbildung islamischer Religionslehrer eine neue Aufgabe, so ist zu klären, wie die damit befassten Einrichtungen in sachlicher und personeller Hinsicht ausgestattet werden müssen. Es handelt sich dabei allerdings weniger um rechtliche, als vielmehr um hochschul- und finanzpolitische Fragen, die vom Haushaltsgesetzgeber zu entscheiden sind.355 Auch für die Verteilung von Finanzmitteln innerhalb einer Hochschule sind exakte rechtliche Maßstäbe bislang nicht gefunden.356 Übereinkunft besteht aber über Mindestanforderungen. So ist anerkannt, dass einem Hochschullehrer aus Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG ein Anspruch auf eine aufgaben- und funktionsgerechte Grundausstattung zusteht, soweit es um die unerlässlichen Grundbedingungen seiner Forschung und Lehre Dazu unten, S. 233 ff. § 29 Abs. 1 S. 2 HG NW; § 15 Abs. 7 HG BW; § 90 Abs. 2 S. 2 HG RhPf; Art. 19 Abs. 5 S. 1 Bay HG; § 36 Abs. 2 HG Nds; § 83 HG Berl; § 54 Abs. 3 HG Hessen. 352 So explizit Art. 19 Abs. 5 S. 5 HG Bay. 353 Vgl. § 29 Abs. 3 S. 2 HG NW; § 90 Abs. 3 HG RhPf; § 36 Abs. 2 S. 2 HG Nds; § 83 Abs. 1, 2 HG Berl. 354 Vgl. oben, S. 100 f. 355 Vgl. BVerwGE 52, 339 (345); Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 5, Rn. 296. 356 Näher Kirchhof, JZ 1998, S. 275 (277, 279). 350 351

170

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

geht.357 Der Staat ist verfassungsrechtlich zur Pflege der Wissenschaft verpflichtet und muss die erforderlichen personellen, finanziellen und organisatorischen Mittel bereitstellen, derer der Einzelne zur Wahrnehmung der ihm übertragenen Aufgaben in Forschung und Lehre bedarf.358 Andernfalls drohte die dem Wissenschaftler grundrechtlich gewährleistete Freiheit faktisch leerzulaufen. Ein solcher Anspruch auf Grundausstattung lässt sich der Höhe nach aber nicht abstrakt bestimmen.359 Er erlangt zudem nur im Extremfall praktische Relevanz.360 Neben den Hochschullehrern sind die staatlichen Hochschulen und ihre Teilgliederungen aus Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG grundrechtsberechtigt.361 Auch die mit der Religionslehrerausbildung betrauten Hochschuleinrichtungen könnten daher einen Anspruch auf eine aufgaben- und funktionsgerechte Grundausstattung geltend machen.362 Die Religionsgemeinschaften scheiden im Hinblick auf die für ihr Bekenntnis eingerichtete Religionslehrerausbildung an staatlichen Hochschulen als Anspruchsinhaber hingegen aus. Träger der Wissenschaftsfreiheit sind im vorliegenden Zusammenhang363 die Theologen ihres Bekenntnisses, nicht aber die Gemeinschaften selbst. Auch aus Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG können sie unter Hinweis auf ihr Selbstverständnis keinen Anspruch auf ein bestimmtes Ausstattungsniveau herleiten.364 Organisation und Ausstattung der staatlichen Hochschulen sind alleine staatliche Angelegenheit.365 Diese Bereiche sind dem Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften mithin entzogen. Dies gilt auch für die personelle Ausstattung der Hochschuleinrichtungen. Staat und Hochschule selbst legen fest, wie viele Dozenten in der Religionslehrerausbildung zum Einsatz kommen und wie die Betreuungsrelation zwischen Hochschul357 BVerfGE 43, 242 (285); Scholz, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 5 Abs. III, Rn. 177; Hailbronner, Die Freiheit der Forschung und Lehre als Funktionsgrundrecht, S. 125 ff.; Oppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 145, Rn. 29; weitergehend Nettesheim, DVBl. 2005, S. 1072 (1080), wonach der Staat verpflichtet ist, einen Wissenschaftler so auszustatten, dass dieser „im jeweiligen wissenschaftlichen Wettbewerb konkurrenzfähig bleibt“. Unklar Nolte, DÖV 2008, S. 129 (136): „Unter Umständen ist eine Mindestausstattung nötig, wie dies von den christlichen Kirchen bei den theologischen Fakultäten gefordert wird.“ 358 Vgl. BVerfGE 88, 129 (136 f.). 359 Oppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 145, Rn. 29; Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 5, Rn. 295. 360 Kirchhof, JZ 1998, S. 275 (278). 361 Jarass, in: ders. / Pieroth, GG, Art. 5, Rn. 125; Sachs, Verfassungsrecht II, Kap. B 5, Rn. 116. 362 Vgl. Kirchhof, JZ 1998, S. 275 (278). 363 Soweit Religionsgemeinschaften in eigenen Einrichtungen Wissenschaft betreiben, sind auch sie aus Art. 5 Abs. 3 S. 1 i.V.m. Art. 19 Abs. 3 GG berechtigt, vgl. Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 5 Abs, Rn. 403. 364 Vgl. etwa die kanonischen Vorschriften über das Hochschulwesen, Art. 52 ff. Sapientia Christiana, abgedr. in: Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 9. 365 Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 273; Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (371 f.).

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

171

lehrern und Studierenden ist. Sie werden sich dabei an dem Bedarf orientieren, der aus der spezifischen Ausbildungsaufgabe erwächst. Für die Religionslehrerausbildung sind daher Bemühungen zurückzuweisen, den Religionsgemeinschaften unter Verweis auf die nach ihrem Selbstverständnis zwingende thematische Vielfalt der Theologie einen Anspruch darauf einzuräumen, dass „alle ( . . . ) Kerndisziplinen mit mindestens je einer Planstelle eines Dozenten ( . . . ) vertreten sind“366. Ob ein solcher Anspruch bei originär theologischen Studiengängen zu bejahen ist, erscheint angesichts der staatlichen Organisationshoheit zweifelhaft, kann aber offen bleiben. Denn jedenfalls für die Religionslehrerausbildung ist er abzulehnen. Es geht bei ihr darum, den Studierenden einen hinreichenden Einblick in die Grundlagen des jeweiligen Bekenntnisses auf einem für die angestrebte Schulform und die jeweiligen Jahrgangsstufen angemessenen wissenschaftlichen Niveau zu vermitteln. Für die Vorbereitung auf den Religionsunterricht bedarf es nicht einer Spezialisierung in theologischen Teildisziplinen, sondern eines exemplarisch vertieften Überblicks, bei dem der innere Zusammenhang der Einzelfächer zutage tritt.367 Dies kann auch vom einzelnen Theologen geleistet werden, sofern er thematisch entsprechend breit qualifiziert ist.

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden – personale Fragen Die Bekenntnisbindung der Religionslehrerausbildung kann in Konflikt geraten mit der individuellen Freiheit der an dieser Ausbildung Beteiligten. Bei Hochschullehrern und Studierenden kann eine Bekenntnisbindung zum einen objektiv als Zugehörigkeit zur jeweiligen Religionsgemeinschaft von dieser verlangt werden. Zu klären ist, ob eine solche Zugehörigkeit zur Voraussetzung für die Beteiligung an der Ausbildung gemacht werden darf. Noch weiter gehend ist eine subjektive Bekenntnisbindung, die eine innere glaubensgebundene Überzeugung von der Wahrheit des Bekenntnisses und entsprechendes Handeln erfordert. Sie kommt in dem über vertragliche Mitwirkungsrechte abgesicherten kirchlichen Verlangen zum Ausdruck, das Wirken eines theologischen Hochschullehrers müsse mit den kirchlichen Glaubenslehren übereinstimmen. Auch islamische Religionsgemeinschaften könnten bei einer Religionslehrerausbildung solche Loyalitätserwartungen an den Staat herantragen. Inwieweit sie von ihm einzulösen sind, soll zunächst untersucht werden.

366 So für theologische Vollstudiengänge Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 74, ferner schon S. 66: Erforderlich sei „ein Fächerangebot, das gewährleistet, daß die Theologie in der Gesamtheit ihrer relevanten Einzeldisziplinen nach Maßgabe des kirchlichen Selbstverständnisses repräsentiert ist“; ähnl. Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (567 f.). 367 Vgl. Ehlers, Entkonfessionalisierung des Religionsunterrichts, S. 62.

172

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

I. Mitwirkungsrechte der Religionsgemeinschaften in Personalangelegenheiten Die Antwort auf die Frage nach Mitwirkungsrechten in Personalfragen soll schrittweise entwickelt werden, indem zunächst für die beiden großen christlichen Kirchen unter Beachtung ihrer unterschiedlichen ekklesiologisch-theologischen Situation geklärt wird, inwieweit ihre vertraglich vereinbarte Beteiligung im Selbstbestimmungsrecht des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG, in der Religionsfreiheit des Art. 4 Abs. 1 und 2 GG, in der religionsrechtlichen Parität oder in Vorschriften der Landesverfassungen eine Grundlage findet. Daraus ergeben sich Folgerungen für die islamische Seite. Sodann sind Gegenstand und Maßstab der Mitwirkung und der Kreis des von Mitwirkungsrechten betroffenen Hochschulpersonals zu bestimmen, bevor schließlich die Frage aktuell wird, welche Konsequenzen sich aus den Schranken der genannten Verfassungsverbürgungen ergeben.

1. Bekenntnisverstöße eines Hochschullehrers als staatlicher Eingriff a) Das Beanstandungsrecht der katholischen Kirche Das für die Mitwirkungsrechte in Personalangelegenheiten bedeutsame Selbstverständnis der katholischen Kirche ist eingangs dieses Teils der Arbeit bereits dargelegt worden.368 Konstitutiv für katholische Theologie ist danach ihre Bindung an das hierarchische Lehramt der Kirche. Von diesem wird in Zweifelsfällen verbindlich entschieden, ob sich die von einem Theologen vertretene Lehre noch im Einklang mit dem kirchlichen Bekenntnis befindet. Bei einer Überschreitung der Grundlagen und Grenzen des so definierten Bekenntnisses handelt es sich nach kirchlicher Auffassung nicht mehr um katholische Theologie. Dieses Selbstverständnis ist Ausdruck der hierarchischen Ordnung der katholische Kirche. Als prägendes Spezifikum des katholischen Glaubens, wie er sich über zwei Jahrtausende entwickelt hat, lässt es sich folgerichtig und ohne Widersprüche in die Kirchengeschichte und die Gesamtheit der Glaubenslehren einordnen. Infolge dieses plausiblen Glaubensbezugs fällt das Bekenntnis mit dem Inhalt, wie er vom kirchlichen Lehramt festgestellt wird, in den Schutzbereich des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts sowie der Religionsfreiheit. Hier zeigt sich die Abhängigkeit dieser Verfassungsverbürgungen vom kirchlichen Selbstverständnis. Selbstbestimmungsrecht und Religionsfreiheit schützen die katholischen Kirche vor Eingriffen in die Integrität ihres Bekenntnisses. Ein solcher Eingriff wird bejaht, wenn durch einen an einer staatlichen Hochschule beschäftigten „katholischen“ Hochschullehrer Forschung und Lehre als Theologie des kirchlichen Be368

Vgl. S. 109 ff.

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

173

kenntnisses betrieben und verkündet werden, die diesen Anspruch nach Auffassung der Kirche tatsächlich nicht erfüllen.369 Dem kann jedoch nur für die Lehre gefolgt werden. Die Verfassung schützt die katholische Kirche vor einer verfälschenden Darstellung ihrer Glaubenslehren. In einer bloßen Forschungstätigkeit liegt jedoch keine solche Darstellung; sie entfaltet keine Außenwirlung, gegen die die Kirche rechtlich vorgehen könnte. Es gehört nicht zu der verfassungsrechtlich geschützten Rechtsposition der Kirche, zu bestimmen, welche Gegenstände durch einen Wissenschaftler erforscht werden.370 Für die Lehre lässt sich fragen, ob es sich um einen staatlichen Eingriff handelt, wenn von einem Hochschullehrer als katholisch verkündet wird, was aus Sicht der Kirche nicht katholisch ist. Schließlich wurde oben darauf hingewiesen, dass sich der Staat mit den Lehren „seiner“ Hochschullehrer nicht identifiziert. Für einen Eingriff bedarf es indes keiner Identifikation. Ausreichend ist, dass sich der Staat die Beeinträchtigung des Schutzbereichs zurechnen lassen muss.371 Eine solche Zurechenbarkeit setzt voraus, dass die Beeinträchtigung auf staatlichem Verhalten beruht und es dem Staat möglich gewesen wäre, sie abzuwenden.372 Vorliegend ist die erforderliche Zurechenbarkeit danach zu bejahen. Der Staat hat den Hochschullehrer in sein Amt berufen und in seiner Hochschule die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass er sich als „katholischer Theologe“ entfalten und äußern kann. Die Möglichkeit des Staates, die Beeinträchtigung abzuwenden, lässt sich auch nicht mit einem Hinweis auf die Wissenschaftsfreiheit des Hochschullehrers verneinen, die ihm Schutz vor staatlicher Ingerenz gewährleistet. Dieses Grundrecht wird erst auf der Ebene der Schranken der kirchlichen Rechtsposition relevant. Die Verantwortung des Staates reicht mithin so weit wie seine Handlungsmacht. Wenn aufgrund staatlichen Handelns jemand als „katholischer“ Hochschullehrer lehrt, muss der Staat Abhilfe schaffen, wenn der Betroffene nach dem Selbstverständnis der Kirche diesem Anspruch nicht mehr gerecht und infolgedessen beanstandet wird. Der Staat hat dafür zu sorgen, dass der Beanstandete nicht mehr als katholischer Theologe an einer staatlichen Hochschule auftritt und damit den Anschein erweckt, ein von der Kirche autorisierter Verkünder und Interpret ihres Bekenntnisses zu sein.373 Insofern ist das konkordatäre Beanstandungsrecht lediglich Ausfluss von Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG und Art. 4 Abs. 1 und 2 GG. 369 Vgl. BVerwGE 124, 310 (315); v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 137 WRV, Rn. 122 ff.; Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 66; Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (394); H. Weber, NVwZ 2000, S. 848 (853); Mainusch, DÖV 1999, S. 677 (678 f.); für die Lehre auch Böckenförde, NJW 1981, S. 2101 (2103). 370 Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (640). 371 Vgl. nur Dreier, in: ders. (Hg.), GG I, Vorb., Rn. 125 f. 372 Näher Dreier, ARSP 74 (2000), S. 9 (29) m. w. N. 373 Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 59 f.; Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (635).

174

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

b) Rechtsschutz durch Verfahren: Das Nihil obstat Etwas anders liegen die Dinge bei dem vom Staat gemäß den Konkordaten im Berufungsverfahren einzuholenden Nihil obstat. Auch dieses wird in der Literatur dem kirchlichen Selbstbestimmungsrecht und der Religionsfreiheit entnommen.374 Das bedarf jedoch näherer Betrachtung. Bei Art. 137 Abs. 3 S. 1 GG i.V.m. Art. 140 GG und bei Art. 4 Abs. 1 und 2 GG handelt es sich um Abwehrrechte im Sinne der klassischen negativen Funktion. Positive Rechte auf Mitgestaltung lassen sich ihnen in dieser Dimension nicht entnehmen.375 Der Abwehranspruch kann überhaupt erst entstehen, wenn der Staat jemanden als katholischen Hochschullehrer berufen hat, der nach Überzeugung der Kirche wegen seiner Lehre nicht über die dafür erforderliche Qualifikation verfügt. Im Berufungsverfahren selbst kann hingegen noch keine Verletzung der Integrität des Bekenntnisses liegen. Allerdings erschöpft sich die Funktion von Freiheitsrechten heute nicht in einer negativen Dimension. Jedenfalls für die Grundrechte ist anerkannt, dass ihr effektiver Schutz auch Verfahrensvorkehrungen erfordern kann.376 Durch sie soll der Gefahr einer Entwertung der materiellen Grundrechtspositionen vorgebeugt werden.377 Die Verfahrensdimension der Grundrechte wird auch als „Hilfsfunktion“ bezeichnet und greift bereits im Vorfeld einer Beschränkung ein.378 Sie gewährleistet grundrechtliche Freiheit nicht durch Ausgrenzung staatlicher Gewalt aus einem Freiheitsraum, sondern zielt auf eine möglichst umfassende Berücksichtigung widerstreitender Positionen und ihre Vermittlung.379 Die Betroffenen sollen die Chance erhalten, ihre grundrechtlich geschützten Interessen im Prozess der Entscheidungsfindung zu verteidigen.380 Für die Religionsfreiheit gelten diese Überlegungen im vorliegenden Zusammenhang unmittelbar. Sie lassen sich aber 374 Vgl. nur v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck (Hg.), GG III, Art. 137 WRV, Rn. 122. 375 Vgl. M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 94, 231. 376 Vgl. BVerfGE 56, 216 (236 f.); 69, 315 (355); 73, 280 (296); Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 1, Rn. 201; Dreier, in: ders. (Hg.), GG I, Vorb., Rn. 105; Jarass, in: ders. / Pieroth, GG, Vorb. vor Art. 1, Rn. 11; Goerlich, Grundrechte als Verfahrensgarantien, S. 137 ff.; Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 99; Poscher, Grundrechte als Abwehrrechte, S. 390 ff.; Sachs, Verfassungsrecht II, Kap. A 4, Rn. 63. Einen Überblick über die Entwicklung in Rechtsprechung und Literatur geben Schmidt-Aßmann, in: Merten / Papier (Hg.), Hdb der Grundrechte II, § 45, Rn. 5 ff.; Denninger, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR V, § 113, Rn. 1 ff. 377 BVerfGE 63, 131 (143). 378 Jarass, in: ders. / Pieroth, GG, Vorb. vor Art. 1, Rn. 12; ähnl. Wahl, Art. „Verfahren, Verfahrensrecht“, in: StL 5, Sp. 628. 379 Zu Legitimationsansätzen eines verfahrensrechtlichen Grundrechtsschutzes Cremer, Freiheitsgrundrechte, S. 394 ff. 380 Denninger, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR V, § 113, Rn. 27; Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 99.

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

175

auch auf das kirchliche Selbstbestimmungsrecht übertragen, das zwar kein Grundrecht, in seiner Struktur aber einem Grundrecht vergleichbar ist.381 Ein verfahrensrechtlicher Ansatz führt dazu, die Mitwirkungsbefugnis der katholischen Kirche nicht auf eine nachträgliche Beanstandung zu beschränken, sondern ihr zur Vermeidung eines absehbaren Konflikts, in dem sie auf eine bereits eingetretene Verletzung ihrer verfassungsrechtlichen Position mit der ultima ratio der Beanstandung reagieren könnte und nach ihrer Auffassung müsste, bereits im Vorfeld der Berufung ein Mitspracherecht einzuräumen. Das Erfordernis einer kirchenamtlichen Zustimmung zur Ernennung eines katholischen Hochschultheologen in Form des Nihil obstat, wie es sich die Kirche konkordatär hat einräumen lassen, ist damit verfassungsrechtlich als verfahrensrechtliche Ausprägung von Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG sowie Art. 4 1 und 2 GG geschützt.382 Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass konkordatär mit Nihil obstat und Beanstandungsrecht nicht mehr vereinbart wurde, als die katholische Kirche aufgrund ihres Selbstverständnisses unter Berufung auf Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG und Art. 4 Abs. 1 und 2 GG ohnehin fordern könnte.383 c) Das Begutachtungsrecht der evangelischen Kirche Die evangelischen Landeskirchen haben sich hingegen staatskirchenvertraglich nur ein Recht zur „Begutachtung“ eines Bewerbers einräumen lassen. Auf der Ebene des Vertragsrechts lässt sich den Regelungen, wie dargelegt, kein dem Nihil obstat der katholischen Kirche vergleichbares Mitspracherecht entnehmen.384 Nach einer in der Literatur vorherrschenden Auffassung, die angeführt wird von Ernst-Lüder Solte, Axel Frhr. von Campenhausen und Martin Heckel, soll jedoch auch das Gutachten der evangelischen Kirchen für die staatliche Kultusverwaltung verbindlich sein.385 Gegen eine ablehnende Stellungnahme der Kirchenleitungen 381 Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (635); vgl. ferner schon oben, S. 155 mit Fn. 273 m. w. N. zu der Ansicht, die Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG sogar Grundrechtsqualität beimisst. 382 Ebenso im Ergebnis, allerdings ohne verfahrensrechtliche Erwägungen, Solte, Theologie an der Universität, S. 166 f.; Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 81; Kirste, Erinnerung und Beanstandung, S. 227 f.; Böckenförde, NJW 1981, S. 2101 (2103). 383 So auch H. Weber, NVwZ 2000, S. 848 (853). 384 Vgl. oben, S. 43 f. 385 Solte, Theologie an der Universität, S. 187; v. Campenhausen, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 963 (982); ders., in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 137 WRV, Rn. 124; ders. / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 223; M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 94; ebenso Mainusch, DÖV 1999, S. 677 (678 f.); ferner wohl auch Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 157 f.; explizit offen gelassen von BVerwGE 124, 310 (313 f.).

176

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

dürfe ein Hochschullehrer nicht berufen werden. Für diese Auffassung wird ein ganzes Bündel von Argumenten ins Feld geführt. Zum einen sei der Wortlaut der Verträge „historisch bedingt“, die Annahme einer bloß konsultativen Wirkung des kirchlichen Gutachtens angesichts des verfassungsrechtlichen Wandels zu Beginn des 20. Jahrhunderts heute nicht mehr haltbar.386 Die staatliche Sorge für die äußere Ordnung des Kirchenwesens unter dem landesherrlichen Kirchenregiment seit dessen Anfängen im 16. Jahrhundert habe ein verbindliches Mitspracherecht einstmals überflüssig gemacht. Die sonach weiland „vielleicht einigermaßen systemgemäße Lösung“ eines bloßen Begutachtungsrechts sei mit der Einführung der Trennung von Staat und Kirche unter der Weimarer Reichsverfassung „unwiederbringlich von der Entwicklung überholt“ worden.387 Diesen Umbruch des verfassungsrechtlichen Rahmens hätten die Kirchen jedoch „weithin nicht eigentlich erfaßt“.388 Dem kann schon aus formalen Gründen nicht gefolgt werden. Der Preußische Evangelische Kirchenvertrag mit seinem dem Wortlaut nach nur konsultativen Begutachtungsrecht ist am 11. Mai 1931 und damit zu einer Zeit geschlossen worden, als die Trennung von Staat und Kirche bereits seit mehr als elf Jahren geltendes Verfassungsrecht war.389 Zwar ist zutreffend, dass die Wurzeln des Begutachtungsrechts im 19. Jahrhundert liegen.390 Das ändert jedoch nichts daran, dass sich die evangelischen Landeskirchen nach dem Ende des landesherrlichen Kirchenregiments in freier Entscheidung und offensichtlicher Abweichung vom Preußischen Konkordat vertraglich lediglich das Recht zu einer Begutachtung haben einräumen lassen. Die Frage, ob die Konsequenzen der – angesichts der geschichtlichen Dimension in der Tat relativ neuen – staatskirchenrechtlichen Situation den Landeskirchen bei dem Vertragsschluss noch nicht hinreichend deutlich waren, kann letztlich aber ohnehin offen bleiben. Denn jedenfalls für das Jahr 1984 lässt sich dies nicht behaupten. Bei den Verhandlungen zu dem in jenem Jahr geschlossenen Düsseldorfer Vertrag ist aber, wie dargelegt, von den evangelischen Kirchenleitungen nach eingehender interner Diskussion die Vereinbarung eines verbindlichen Mitspracherechts gerade abgelehnt worden, um den Eindruck eines veränderten Verhältnisses 386 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 84 ff., insb. 86; v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 137 WRV, Rn. 124. 387 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 86; ferner Solte, Theologie an der Universität, S. 186 f. 388 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 86; vgl. auch Mainusch, DÖV 1999, S. 677 (680), wonach die Voraussetzungen für ein nur unverbindliches Gutachtenrecht mit Inkrafttreten der WRV „an sich entfallen“ seien, die später geschlossenen Staatskirchenverträge aber gleichwohl „der überkommenen staatskirchenrechtlichen Terminologie verhaftet“ blieben. 389 Vgl. zu dem Vertrag oben, S. 36. 390 Näher M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 88 m. w. N.; Mainusch, DÖV 1999, S. 677 (680).

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

177

zwischen Kirche und Theologie zu vermeiden.391 Dieser Umstand wiegt umso schwerer, als die Diskussion um die Verbindlichkeit der kirchlichen Mitwirkung damals bereits in vollem Gange war; die einschlägige Monographie von Solte etwa stammt aus dem Jahr 1971. Mangelndes Problembewusstsein der kirchlichen Verhandlungsführer ist danach ausgeschlossen. Historische Argumente werden aber nicht nur aus einer das Wohl der Kirchen in den Blick nehmenden Perspektive ins Feld geführt. So wie sich die Kirchen nicht mehr in einer Weise im Staat aufgehoben fühlen könnten, die einen Verzicht auf eine verbindliche Mitbestimmung rechtfertige, so sei es zugleich dem Staat verwehrt, sich der Kirchen wie vormals anzunehmen. Ein säkularisiertes Staatsverfassungssystem erfordere, dass die Kirchen und Religionsgemeinschaften ihre Angelegenheiten selbst wahrnähmen.392 Die historische Betrachtung leitet hier über zu Argumenten, die dem geltenden Verfassungsrecht entnommen werden. Die von Art. 137 Abs. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG angeordnete Trennung von Staat und Kirche und die Verpflichtung des Staates zu Neutralität verwehrten ihm eine Entscheidung von Glaubensfragen.393 Ob Forschung und Lehre eines Hochschullehrers mit dem Bekenntnis einer Kirche übereinstimmten, könne nur diese selbst nach Maßgabe ihres von Art. 137 Abs. 3 S. 1 i.V.m. Art. 140 GG geschützten Selbstverständnisses entscheiden.394 Der Staat griffe ohne Rechtfertigung in das Selbstbestimmungsrecht der Kirche ein, wenn er an die Stelle der kirchlichen Stellungnahme sein eigenes Urteil setzte.395 Die Argumentation greift jedoch zu kurz. Sie unterstellt, dass für die Entscheidung über die theologische Qualifikation und Eignung eines Bewerbers nur die Kirche oder der Staat in Betracht kommt – tertium non datur. Zwar ist unbestritten, dass der Staat theologische Kontroversen nicht entscheiden darf. Das heißt jedoch nicht, dass für die vorliegende Entscheidungen nurmehr die Kirchenleitungen in Frage kämen. Die Kirchen können sie auch den mit der Religionslehrerausbildung befassten Hochschuleinrichtungen überlassen, zu deren „vornehmsten Aufgaben“396 die Erarbeitung von Berufungsvorschlägen gehört. Die von Art. 137 Abs. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG geforderte Trennung von Staat und Kirche bliebe dabei gewahrt, der Staat maßte sich kein Urteil in theologischen Fragen an. Auch Vgl. oben, S. 44. M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 92, siehe ferner schon S. 32 f.; vgl. auch v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 137 WRV, Rn. 124; ders. / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 223. 393 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 95; in: v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 137 WRV, Rn. 124; ders. / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 223. 394 Solte, Theologie an der Universität, S. 186; Mainusch, DÖV 1999, S. 677 (678). 395 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 95 f.; 124 f.; Solte, Theologie an der Universität, S. 192. 396 So mit Blick auf die Fakultäten Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (632). 391 392

178

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

ist bereits dargelegt worden, dass er sich nicht mit den theologischen Ansichten der an seinen Hochschulen tätigen Lehrer identifiziert, sich mithin auch nicht deren Entscheidungen im Berufungsverfahren zu eigen macht.397 Der Einwand der Neutralitätsverletzung sticht also ebenfalls nicht. Es bleibt damit eine mögliche Verletzung des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts bei einer bloß konsultativen Wirkung des Gutachtens. Nach dem zum Selbstbestimmungsrecht Gesagten lässt sich dieses Argument nur mit Blick auf das kirchliche Selbstverständnis über die Bindungen der Theologie würdigen, wie es oben bereits angeklungen ist.398 Danach kommt das Lehramt nach protestantischem Verständnis der gesamten Kirche zu. Höchste Lehrautorität ist die Heilige Schrift, weswegen in den evangelischen Kirchen das rechte Schriftverständnis alleiniger Maßstab für die Wahrung des Bekenntnisses ist. Zur Interpretation der Heiligen Schrift sind im Sinne eines allgemeinen Priestertums alle Gläubigen berufen, und unter ihnen kommt seit jeher den theologischen Hochschullehrern faktisch eine besondere Bedeutung zu.399 Ihr Wirken ist infolge dessen nicht Objekt kirchlicher Lehrverantwortung, sie nehmen vielmehr selbst an dieser Lehrverantwortung teil.400 Wegen der protestantischen Einsicht in die Fehlbarkeit aller von Menschen geschaffenen Instanzen kann den Kirchenleitungen im Verhältnis zu den Hochschullehrern nicht die Letztentscheidung über Glaubensfragen zukommen. An der Wahrheitsfindung haben die wissenschaftlichen Theologen im Verbund mit der Gesamtkirche ihren eigenen Anteil, ohne dabei den Kirchenleitungen untergeordnet zu sein. Der heutige Ratsvorsitzende der EKD, Wolfgang Huber, ist angesichts dieser besonderen ekklesiologischen Konstellation zu der Auffassung gelangt: „Im Prozeß kirchlicher Lehrbildung haben deshalb konsensorientierte den Vorrang vor dezisiven Verfahren. ( . . . ) Die Mitwirkung der Kirchenleitungen bei Berufungsverfahren durch konsultatives Votum ( . . . ) kann also als ein adäquater Ausdruck des evangelischen Verständnisses von der gemeinsamen Verantwortung der Kirche im Ganzen, deshalb auch der gemeinsamen Verantwortung von Kirchenleitung und theologischer Fakultät für die kirchliche Lehre angesehen werden.“401 Hier zeigt sich das charakteristische protestantische Verständnis von Lehrgewalt, wie es die Stellung der evangelischen theologischen Hochschullehrer seit der Reformation prägt. Es ist danach folgerichtig und fügt sich in plausibler Weise in die Gesamtheit protestantischer Glaubenslehren, wenn sich die Kirchen in Verträgen 397 Preuß, in: Denninger u. a. (Hg.), AK GG, Art. 140 (Stand Oktober 2001), Rn. 43; ferner schon oben, S. 123 ff. 398 Vgl. S. 111 f. 399 Lange, ZThK 96 (1999), S. 286 (294). 400 W. Huber, Art. „Wissenschaftsfreiheit – III. A. Wissenschaftsfreiheit und Lehrbindung der ev.-theol. Hochschullehrer“, in: Herzog u. a. (Hg.), EvStL II, Sp. 4091 (4093); vgl. auch H. C. Mahrenholz, ZevKR 5 (1956), S. 286 (259). 401 W. Huber, Art. „Wissenschaftsfreiheit – III. A. Wissenschaftsfreiheit und Lehrbindung der ev.-theol. Hochschullehrer“, in: Herzog u. a. (Hg.), EvStL II, Sp. 4091 (4093 f.).

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

179

mit dem Staat lediglich ein Begutachtungsrecht haben einräumen lassen. Der staatliche Rechtsanwender kann sich nur an das Selbstverständnis halten, das die Kirchen ihm gegenüber formuliert haben.402 Es ist ihm nicht gestattet, gleichsam aus Fürsorge für die Wahrung kirchlicher Bekenntnisinteressen die Stellungnahmen der Kirchenleitungen im Zuge einer den Wortlaut der Verträge überschreitenden Interpretation für verbindlich zu erklären. Aufgrund der ganz unterschiedlichen Ausgangssituation lässt sich in einem bloß konsultativen Votum schließlich auch kein Paritätsverstoß erblicken. Zwar ist richtig, dass der Paritätsgrundsatz den Staat zu gleicher Distanz und Achtung gegenüber den Glaubenspositionen der katholischen Kirche und den evangelischen Kirchen verpflichtet.403 Daraus lässt sich aber nicht schließen, dass Differenzierungen zwischen den Rechtsfolgen des katholischen Vetorechts und der evangelischen Stellungnahme unzulässig seien, weil das Verfassungsrecht, nicht hingegen der historisch bedingte Wortlaut der Kirchenverträge den richtigen Ansatzpunkt für den paritätischen Gleichheitsschluss darstelle.404 Ansatzpunkt muss das Selbstverständnis der Kirchen sein. Ergeben sich bei diesem Unterschiede, kommt, wie gezeigt,405 ein Paritätsverstoß wegen der Verschiedenheit der tatsächlichen Voraussetzungen nicht in Betracht.406 d) Keine Verbindlichkeit des kirchlichen Gutachtens Aus alldem folgt, dass die Stellungnahme der evangelischen Kirchen bei der Berufung theologischer Hochschullehrer für die Ausbildung von Religionslehrern lediglich konsultativen Charakter hat. Dem entsprechen die landesverfassungsrechtlichen Regelungen, wenn diese für die Berufung eines theologischen Hochschullehrers lediglich fordern, dass vorher Benehmen mit den Kirchen herzustellen ist beziehungsweise diese zu hören sind.407 Zutreffend ist an der Gegenauffassung 402 Bemerkenswert insofern die Ausführungen von M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 116: „Die kirchlichen Maßstäbe ( . . . ) müssen von der Kirche aber auch als solche geäußert werden, d. h. gegenständlich bestimmt und umgrenzt werden, um der verwaltungsmäßigen Vollziehbarkeit und dem Rechtsstaatsprinzip zu genügen“, und S. 126: „Ob nun die evangelische Kirche eine ,Lehre‘ und ,Lehrautorität‘ besitzt und welche Art und Verbindlichkeit diese in ihrer inneren kirchlichen Rechtsordnung hat – das ( . . . ) hat die evangelische Kirche als ,ihre eigene Angelegenheit‘ selbst zu bestimmen und dann den staatlichen Stellen – für diese verbindlich – mitzuteilen.“ 403 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 91. 404 So aber M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 91, 95. 405 Vgl. oben, S. 157. 406 Erstaunlich und nicht ohne Widersprüche insofern die Ausführungen M. Heckels an anderer Stelle: „Durch die Verbindung von Freiheit und Gleichheit in Artt. 3, 4, 140 GG ist es dem Staat verwehrt, die evangelische Kirche (des allgemeinen Priestertums) über den katholischen Leisten (der hierarchischen Hirtengewalt) zu schlagen“, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 589 (613).

180

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

lediglich, dass die Kirchen unter Berufung auf ein gewandeltes Selbstverständnis und ihr in Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG verbürgtes Selbstbestimmungsrecht und die Religionsfreiheit des Art. 4 Abs. 1 und 2 GG ein verbindliches Mitbestimmungsrecht fordern könnten.408 Ein solches dürfte der Staat ihnen nicht verwehren, sofern ein entsprechend gewandeltes Selbstverständnis plausibel ist. Denn in der Tat sind die theologischen Fakultäten auch keine „staatlichen Bekenntniskommissare“, an deren Lehrauffassung der Staat gegen den erklärten Willen der Kirchen festhalten dürfte.409 Die hier vertretene Auffassung wird auch der theologischen und kirchenpolitischen Dimension des heiklen Problems an der Schnittstelle von kirchlicher Lehrgewalt und weltlichem Recht gerecht: Ein verbindliches Votum wird nicht vom staatlichen Rechtsanwender eingeräumt, sondern müsste von den Kirchen ausdrücklich eingefordert werden. Eine solche Forderung würde zugleich einen innerkirchlichen Diskurs entfachen. Ein auf diesem Weg angestoßener Prozess der Selbstvergewisserung dürfte dem Sinn des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG und des Art. 4 Abs. 1 und 2 GG, einen Freiraum für die Entfaltung von Selbstverständnissen zu schaffen, allemal mehr entsprechen. Für das gleichermaßen umstrittene Problem eines nachträglichen Beanstandungsrechts ist die Lösung damit vorgezeichnet: 410 Auch die evangelischen Kirchen können aus Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG sowie Art. 4 Abs. 1 und 2 GG unter Berufung auf ihr Selbstverständnis einen Anspruch darauf geltend machen, dass die Integrität ihres Bekenntnisses nicht durch verfälschende Fortführung von Lehrfunktionen im Namen einer „evangelischen“ Theologie an staatlichen Hochschulen verletzt wird. Wenn auch die Bandbreite bekenntnisgemäßer Glaubensinhalte in den evangelischen Kirchen seit jeher umfassender ist als in der katholischen Kirche, so ist sie doch nicht grenzenlos. Insbesondere die Bekenntnisschriften verbürgen einen unverbrüchlichen Grundstock protestantischer Heilswahrheiten.411 Werden diese von einem evangelischen Hochschultheologen in Verletzung seiner Bekenntnistreue geleugnet, kommt den Kirchen unmittelbar aus den genannten Verfassungsbestimmungen ein Recht zur Beanstandung zu.412 Erforderlich ist auch hier, dass der Bekenntnisverstoß dem Staat gegenüber plausibel dargelegt wird. Dem protestantischen Selbstverständnis von Lehrgewalt entsprechend Vgl. oben, S. 120. So auch H. Weber, NVwZ 2000, S. 848 (856). 409 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 154. 410 Aus den gleichen Gründen, mit denen die Verbindlichkeit der kirchenamtlichen Stellungnahme bei der Berufung begründet wird, soll den Kirchenleitungen auch ein nachträgliches Beanstandungsrecht zukommen, vgl. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 99; Solte, Theologie an der Universität, S. 187; v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 137 WRV, Rn. 124; ders. / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 223; Mainusch, DÖV 1999, S. 677 (678). 411 Näher dazu S. 112 mit Fn. 29. 412 BVerwGE 124, 310 (314 f.); H. C. Mahrenholz, ZevKR 5 (1956), S. 219 (264 f.). 407 408

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

181

lässt sich die Plausibilität jedenfalls dann bejahen, wenn evangelisch-theologische Hochschullehrer und Kirchenleitung gleichermaßen zu der Auffassung gelangt sind, der Abweichler sei in seinem Fach untragbar.413

e) Islamische Religionsgemeinschaften aa) Keine Pflicht zur Mitwirkung Mit den bisherigen Ergebnissen lässt sich nunmehr die Mitwirkungsproblematik für eine an staatlichen Hochschulen eingerichtete Ausbildung islamischer Religionslehrer lösen. Eine islamische Religionsgemeinschaft, deren Bekenntnis Gegenstand dieser Ausbildung ist, kann eine Mitwirkung in Personalangelegenheiten ihrem Selbstverständnis nach für unangemessen halten und darauf verzichten. Es ist also unzutreffend, dass sich ihre Beteiligung nicht von jener der christlichen Kirchen unterscheiden dürfe.414 Die Religionslehrerausbildung einschließlich ihrer theologischen Anteile ist eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung.415 Die Religionsgemeinschaft kann diese Ausbildung den an einer staatlichen Hochschule tätigen Wissenschaftlern überlassen und darauf vertrauen, dass diese die spezifischen Eigengesetzlichkeiten der Theologie wahren, für die Reinheit der Lehre also selbst sorgen werden.416 Nichts anderes ergibt sich letztlich daraus, dass es – anders als für evangelische und katholische Theologie – bekenntnishomogen besetzte Hochschuleinrichtungen, insbesondere Fakultäten, für islamische Theologie jedenfalls bislang nicht gibt. Die dargelegte größere Freiheit evangelischer theologischer Fakultäten von kirchenamtlichen Bindungen gründet zwar auch auf dem Vertrauen der Kirchen, dass sich ihre bekenntnisgebundenen Belange gerade in der Organisationsform einer evangelisch-theologischen Fakultät im Ergebnis durchsetzen werden. Dies gilt zumal, als auch unter den Bedingungen der Gruppenuniversität den theologischen 413 So war es im Fall Lüdemann geschehen, BVerwGE 124, 310 ff. Vgl. auch H. C. Mahrenholz, ZevKR 5 (1956), S. 219 (259): „Man wird aber legitimerweise keine Irrlehreentscheidung ohne Beteiligung der theologischen Wissenschaft treffen und die Lehre eines Hochschullehrers der evangelischen Theologie nicht ohne Anhörung eines Fachvertreters beanstanden können.“ 414 So aber Altiner, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern, S. 42 (45). Auch nach M. Heckel, JZ 1999, S. 741 (755), ist eine Zustimmung einer islamischen Religionsgemeinschaft zum Lehrpersonal an den Hochschulen zwingend. 415 Zu ihrer einfach-rechtlichen Verortung zwischen Wissenschaft und Berufsorientierung oben, S. 44 ff. 416 Vgl. Schlaich, EssGespr. 1982, S. 112 (113), der mit Blick auf die evang.-theol. Fakultäten von einer „Selbstreinigung“ spricht; aus theologischer Sicht ferner Graß, Theologie und Kritik, S. 92: „Im übrigen darf man auch ein wenig auf die providentia dei vertrauen, die schon dafür sorgen wird, daß die theologische Pluralität nicht ins Uferlose geht.“

182

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Hochschullehrern in den Kollegialorganen der Fakultät immer ein zumindest „maßgebender“ Einfluss verbleiben muss.417 Eine Mitwirkungspflicht islamischer Religionsgemeinschaften an Personalentscheidungen, die an nicht bekenntnishomogenen Hochschuleinrichtungen getroffen werden, folgt daraus aber nicht. Ein maßgebender Einfluss nicht-bekenntnisgebundener Personen in den Kollegialorganen mag das Vertrauen der Religionsgemeinschaft schwächen, ihre Belange würden auch ohne eigene Mitwirkung gewahrt. Sie kann dies zum Anlass nehmen, verbindliche Mitwirkungsrechte einzufordern. Sie ist dazu jedoch nicht durch staatliches Recht gezwungen. Insbesondere ist es den für die Erstellung von Berufungslisten zuständigen Hochschulgremien nach dem Hochschulrecht aller hier untersuchten Bundesländer ausdrücklich erlaubt, Stellungnahmen externer Fachleute einzuholen. Diese können um ein Gutachten ersucht418 oder als Gremienmitglieder bestellt werden.419 Dies versetzt die mit der Erarbeitung eines Berufungsvorschlags betrauten Gremien in die Lage, auch die Expertise islamisch-theologischer oder islamwissenschaftlicher Fachleute zu berücksichtigen.420 Wenn die betroffene Religionsgemeinschaft darin eine ausreichende Gewähr dafür sieht, dass sich ein ihrer Auffassung nach bekenntnistreuer Bewerber durchsetzen wird, hat es damit sein Bewenden. bb) Mitwirkungsrechte und ihre Voraussetzungen Wie eben schon angeklungen ist, kann eine islamische Religionsgemeinschaft unter Berufung auf Selbstbestimmungsrecht und Religionsfreiheit aber auch eine Mitwirkung in Personalangelegenheiten fordern, wenn sie die Bekenntnisgemäßheit der Religionslehrerausbildung andernfalls nicht gewährleistet sieht. Dieser Anspruch folgt unmittelbar aus den genannten Verfassungsbestimmungen; vertragliche Abreden sind dafür nicht konstitutiv. Lediglich verfahrensrechtliche Details lassen sich aus der Verfassung nicht deduzieren.421 Weil über Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. 140 GG und Art. 4 Abs. 1 und 2 GG begründete Mitwirkungsbefugnisse im Selbstverständnis der betreffenden Gemein417 BVerfGE 35, 79 (LS 8 und 131 f.). Skeptisch zur Bekenntniswahrung unter den Bedingungen der Gruppenuniversität Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 88 ff. 418 Art. 18 Abs. 4 S. 5 HSchPG Bay; § 26 Abs. 4 S. 2 HG Nds; § 72 Abs. 2 S. 2 HG Hessen; § 48 Abs. 4 HG BW. 419 § 73 Abs. 3 S. 2 HG Berl; § 72 Abs. 2 HG RhPf; § 53 Abs. 1 S. 1 HG Hessen; § 48 Abs. 4 HG BW; ferner § 38 Abs. 4 S. 1 HG NW, der nur von der „Hinzuziehung auswärtiger Sachverständiger“ spricht, damit auch die Möglichkeit zur Einholung von Gutachten ermöglicht, und das Nähere einer vom Senat zu erlassenden Berufungsordnung überlässt. 420 Wie eine Berufungskommission ihren Vorschlag im Einzelnen vorbereitet, ist ihrem pflichtgemäßen Ermessen überlassen, näher Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 680. 421 Vgl. mit Blick auf die kath. Kirche H. Weber, NVwZ 2000, S. 848 (855).

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

183

schaft wurzeln müssen, ist allerdings notwendig, dass ein von der Religionsgemeinschaft behauptetes Selbstverständnis plausibel ist. Hier erlangt die oben abstrakt behandelte Prüfung der Plausibilität im Streitfall größte praktische Relevanz. Plausibilität muss zum einen im Hinblick auf die Frage der Lehrautorität gegeben sein: Die Religionsgemeinschaft muss in nachvollziehbarer Weise darlegen, dass sie eine lediglich von den Hochschulen nach der eben dargelegten Konzeption verwirklichte Bekenntnisbindung für nicht ausreichend hält. Insofern ist zu differenzieren: 1. Ohne weiteres plausibel ist dieses Vorbringen, wenn es um eine Berufungsentscheidung geht und eine mit einem islamischen Theologen besetzte Hochschuleinrichtung noch nicht existiert. Dass die Hinzuziehung externer Fachleute nach Auffassung einer Religionsgemeinschaft nicht geeignet ist, ihr eigenes Urteil über die Bekenntnistreue eines Bewerbers überflüssig zu machen, bedarf keiner umfangreichen Begründung. 2. Soll eine Hochschuleinrichtung, an der bereits ein islamisch-theologischer Hochschullehrer im Amt ist, um einen weiteren Theologen ergänzt werden, sind keine wesentlich höheren Anforderungen zu stellen. Zweifel an der Plausibilität eines Mitwirkungserfordernisses werden sich in solchen Fällen vor allem ergeben, wenn dem bereits tätigen Hochschullehrer von der Religionsgemeinschaft bislang hohe Autorität in geistlichen Fragen zuerkannt wurde. Dann kann vor allem die Möglichkeit, dass sich auch ein arrivierter Hochschultheologe mit seiner Stimme bei der Aufstellung der Berufungsliste möglicherweise nicht durchsetzen wird, nach Auffassung der Religionsgemeinschaft ihre Mitwirkung erforderlich machen.422 3. Bei der Beanstandung eines bereits amtierenden Hochschullehrers muss hingegen in substantiierter Weise dargelegt werden, dass seine theologische Lehre der Lehrautorität der Religionsgemeinschaft ihrem Selbstverständnis nach untergeordnet ist. Es muss nachvollziehbar sein, warum die Leitung der Religionsgemeinschaft bei der Entfaltung und Auslegung ihrer Bekenntnisgrundlagen eine größere Kompetenz in Anspruch nimmt, als sie dem Hochschullehrer zugestanden wird.423 Zum zweiten muss in plausibler Weise dargelegt werden, wodurch der Betroffene die Grenzen des Bekenntnisses der Religionsgemeinschaft missachtet hat.424 422 Für die Besetzung von Hochschullehrer-Stellen, die nicht innerhalb einer evang.- oder kath.-theol. Fakultät angesiedelt sind, bestehen in Bayern und Nordrhein-Westfalen Sonderlösungen, mit denen die Bekenntnisbindung gewahrt werden soll, vgl. dazu Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 127 ff. Die Übertragung dieser Regelungen auf Professuren für islamische Theologie erwägt Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 142 ff. 423 Vgl. mit Blick auf das Christentum Solte, Theologie an der Universität, S. 193: „Das Staatskirchenrecht kann nämlich der Kirche nur dann Kompetenzen gewähren, wenn diese sie überhaupt wahrnehmen will und kann.“ 424 Vgl. H. C. Mahrenholz, ZevKR 5 (1956), S. 219 (235); v. Campenhausen, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 963 (981).

184

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Es genügt nicht eine bloße Behauptung etwa derart, eine Lehransicht verlasse die religiösen Grundlagen der Gemeinschaft. In detaillierte theologische Erörterungen über die beanstandeten, möglicherweise umstrittenen Lehren darf der auf den säkularen Maßstab verpflichtete Staat jedoch nicht eintreten.425 Dies führt zu der Frage nach den Zuständigkeitsbereichen von Staat und Religionsgemeinschaft in Personalangelegenheiten.

2. Beschränkung auf geistliche Aspekte Die Religionsgemeinschaften können eine Berücksichtigung ihrer Stellungnahmen und Einwände nur beanspruchen, soweit diese sich auf geistliche Aspekte beziehen. Der Bereich der eigenen Angelegenheiten i.S.v. Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. 140 GG ist auf die Frage begrenzt, ob sich die Lehre des Betroffenen in den Grenzen des Bekenntnisses hält.426 Auch aus Art. 4 Abs. 1 und 2 GG ergibt sich lediglich ein Anspruch auf Wahrung der Integrität des eigenen Bekenntnisses an den staatlichen Hochschulen. Weil auch evangelische und katholische Kirchen keinen weitergehenden Anspruch haben, folgt aus dem Paritätsgrundsatz nichts anderes. Allein um die inhaltliche Übereinstimmung mit dem Bekenntnis zu wahren, bestehen Mitwirkungsrechte, sodass nur die auf ein theologisches Urteil gestützte Ablehnung oder nachträgliche Beanstandung eines Dozenten für den Staat verbindlich ist.427 Staatskirchenvertraglich kommt das in der Beschränkung kirchlicher Mitwirkungsrechte auf Fragen von „Bekenntnis“ und „Lehre“ zum Ausdruck.428 Dass die katholische Kirche darüber hinaus auch Verfehlungen im „Lebenswandel“ als Ablehnungsgrund beansprucht, wird plausibel vor dem Hintergrund ihrer für Theologen bestehenden Standespflichten.429 Eine Religionsgemeinschaft, die – wie die evangelischen Kirchen – keine solchen Standespflichten kennt, kann aus Anstößen, die sie am Lebenswandel eines Hochschullehrers nimmt, im staatlichen Rechtskreis keine Forderungen herleiten.430 Die weltlichen Angelegenheiten liegen demgegenüber in der Beurteilungskompetenz des Staates. Ob ein Bewerber die für sein Fachgebiet erforderliche wissen425 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 108; ferner Solte, Theologie an der Universität, S. 154. 426 Vgl. Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (557): „spezifisch kirchliche Bezüge“; ferner Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 83; M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 114 f.; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 336. 427 Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 83; H. Weber, NVwZ 2000, S. 41 (111). 428 Vgl. oben, S. 41 f. 429 Dazu oben, S. 111. 430 Vgl. H. C. Mahrenholz, ZevKR 5 (1956), S. 219 (257 f.); krit. Solte, Theologie an der Universität, S. 198 f.

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

185

schaftliche Qualifikation mitbringt, ist eine weltliche Frage, die von der staatlichen Kultusverwaltung nach säkularen Maßstäben entschieden werden muss.431 Auch Kriterien wie die didaktischen und pädagogischen Fähigkeiten eines Dozenten, sein Organisationstalent und seine politische Ausrichtung sind der Beurteilung durch eine Religionsgemeinschaft entzogen.432

3. Der betroffene Personenkreis Präzisiert werden muss ferner, auf welche Personen sich die Mitwirkungsrechte beziehen. Bislang war von Hochschullehrern die Rede.433 Mit Blick auf die Kirchen wird jedoch vertreten, dass auch wissenschaftliche Mitarbeiter erfasst sind.434 Für die danach erforderliche Zustimmung zu ihrer Anstellung wird teilweise allerdings eine „pauschalierte gewohnheitsmäßige Erteilung“435 angenommen. Letzteres dürfte den Schwierigkeiten geschuldet sein, die entstünden, wenn für die Einstellung jedes wissenschaftlichen Mitarbeiters eine Zustimmung eingeholt werden müsste. Dieser Personenkreis ist weit größer als jener der Hochschullehrer, und seine Zusammensetzung unterliegt einem weit häufigeren Wandel.436 Der extensiven Auffassung kann aber nicht erst aufgrund der mit ihr verbundenen praktischen Probleme, sondern schon aus theoretischen Gründen nicht gefolgt werden. Mitwirkungsrechte bestehen, um die Religionsgemeinschaften vor Eingriffen in ihr Selbstbestimmungsrecht und ihre Religionsfreiheit zu schützen, die durch eine nur vermeintlich mit ihrem Bekenntnis in Einklang stehende Lehre an staatlichen Hochschulen erfolgt. Wissenschaftliche Mitarbeiter erbringen nach den Hochschulgesetzen der Länder aber grundsätzlich lediglich Dienstleistungen;437 sie arbeiten Hochschullehrern zu und unterstützen diese in Forschung, Lehre und Selbstverwaltung.438 Deutlichen Niederschlag findet dies darin, dass die HochVgl. BVerwGE 124, 310 (315); Solte, Theologie an der Universität, S. 192. M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 115. 433 Vgl. für das einfache Recht oben, S. 42. 434 So Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (574 f.); Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 92 f. Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 274, geht von einem bloßen Anhörungsrecht aus, das sich lediglich für Lehrstuhlinhaber zu einem Veto-Recht „steigert“. 435 So M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 51. 436 Bezeichnenderweise geht es auch für Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (575), angesichts des von ihm für alle wissenschaftlichen Mitarbeiter bejahten Nihil-obstat-Erfordernisses „alleine darum, praktikable Formen der Verfahrensgestaltung zu finden“; daran anschließend Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 93. 437 Vgl. Art. 21 Abs. 1 S. 1 HSchPG Bay; § 44 Abs. 1 S. 1 HG NW; § 31 Abs. 1 S. 1 HG Nds.; § 77 Abs. 1 S. 1 HG Hessen; § 52 Abs. 1 S. 1 HG BW; § 110 Abs. 1 HG Berl; § 27 Abs. 1 HG HH. 438 Vgl. Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 639. 431 432

186

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

schullehrer gegenüber den ihnen zugeordneten wissenschaftlichen Mitarbeitern weisungsbefugt sind.439 Die an der Lehre danach unselbständig und fremdverantwortlich mitwirkenden wissenschaftlichen Mitarbeiter mit der Begründung einzubeziehen, „das legitime kirchliche Interesse an der Gewährleistung von Lehre im Sinne der Kirche“ mache eine Zustimmung erforderlich, überzeugt nicht.440 Es geht nicht um legitime Interessen, sondern um verfassungsrechtlich verankerte Rechte. Zudem würde andernfalls die hochschulinterne Verantwortungsverteilung missachtet. Zwar mag es sein, dass „angesichts des vielfach großen Stundenprogramms der offiziell unselbständig lehrenden Assistenten die Verantwortung und Kontrolle des vorgesetzten Theologieprofessors rein faktisch nicht mehr wahrgenommen werden kann“.441 Mit der Ausweitung des Zustimmungs-Erfordernisses würden solche faktischen Missstände jedoch zu Lasten der wissenschaftlichen Mitarbeiter rechtlich manifestiert, da diese konsequenterweise dann auch die Gefahr der Beanstandung träfe. Es muss daher mit der Verantwortung der Hochschullehrer sein Bewenden haben. Nur diese unterliegen der Mitwirkung der Religionsgemeinschaften.

4. Staatliche Grundrechtsgewährleistung als Schranke – Die Wissenschaftsfreiheit der Hochschultheologen Die Mitwirkungsrechte in Personalangelegenheiten sind bisher auf ihre verfassungsrechtliche Grundlage hin untersucht worden. Dabei ist ihre Abhängigkeit vom Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften zutage getreten. Dieses erlangt über das religionsgemeinschaftliche Selbstbestimmungsrecht und die Religionsfreiheit im staatlichen Bereich Verbindlichkeit. Diese Verfassungsverbürgungen eröffnen jedoch nicht einen Rechtsraum, in dem sich das Selbstverständnis einfach fortsetzt, sondern stellen es unter den Vorbehalt verfassungsrechtlicher Schranken. Der Einfluss der Religionsgemeinschaften auf „ihre“ Religionslehrerausbildung wird also modifiziert, wenn sie sich dafür entscheiden, sie vom Staat an seinen Hochschulen betreiben zu lassen.442 Sie ist dort nur zulässig, soweit ihre Ausgestaltung den Anforderungen genügt, die das Verfassungsrecht an sie stellt. Daran sind auch die Mitwirkungsrechte zu messen. Beim Ausgleich der ihnen zugrunde liegenden verfassungsrechtlichen Positionen müssen sie bestehen gegen die Wissenschaftsfreiheit des Art. 5 Abs. 3 439 § 44 Abs. 1 S. 2 HG NW; § 31 Abs. 1 S. 1 HG Nds; § 77 Abs. 1 S. 6 HG Hessen; § 27 Abs. 1 HG HH; ähnl. Art. 21 Abs. 1 S. 2 HSchPG Bay: „Sie werden nach Anordnung und fachlicher Betreuung ( . . . ) tätig.“ 440 So aber Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (574); im Anschluss daran auch Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 91. 441 Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 91. 442 Vgl. Emde, AöR 106, S. 106 (1981), S. 355 (388).

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

187

S. 1 GG. Dessen Gewährleistungsgehalt setzt dem Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften über die „Schranken des für alle geltenden Gesetzes“ in Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV Grenzen; zugleich beschränkt Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG über Art. 136 Abs. 1 i.V.m. Art. 140 GG die Religionsfreiheit aus Art. 4 Abs. 1 und 2 GG.443 Die verhältnismäßige Zuordnung der Wissenschaftsfreiheit zu diesen Freiheitsrechten entscheidet also letztlich über die effektive Reichweite der Mitwirkungsrechte. a) Der Staat als alleiniger Grundrechtsadressat Fraglich ist zunächst, wer durch die Wissenschaftsfreiheit verpflichtet ist. An einer Mitwirkung sind, egal, ob es um die Berufung eines Theologen oder seine Beanstandung geht, drei Seiten beteiligt: Der betroffene Theologe, die Religionsgemeinschaft und der Staat, wobei hier unerheblich ist, ob staatlicherseits der zuständige Minister oder die Hochschulverwaltung handelt.444 Die staatliche Seite vollzieht bei dieser Dreiecksbeziehung lediglich eine Entscheidung, die von der Religionsgemeinschaft getroffen worden ist. Die wissenschaftlich-theologische Auseinandersetzung vollzieht sich indes allein im Verhältnis zwischen dem Hochschultheologen und der Religionsgemeinschaft. In diesem Verhältnis wirkt die Wissenschaftsfreiheit jedoch nicht.445 Die Kirchen und Religionsgemeinschaften sind im Bereich ihres Selbstbestimmungsrechts nicht durch die Grundrechte verpflichtet. Dies gilt selbst dann, wenn sie als Körperschaften des öffentlichen Rechts organisiert sind.446 Insbesondere sind sie nicht einer säkular verstandenen Wissenschaftsfreiheit unterworfen, die sie zur Einebnung der Eigengesetzlichkeiten ihrer Theologie zwänge.447 Sie kommen als Adressaten des Grundrechts daher nicht in Betracht. Gebunden ist einzig der Staat, der die betroffenen Grundrechtspositionen einander zuordnen muss und dabei an das Prinzip eines schonenden Ausgleichs gebunden ist. Nur auf diesem Umweg kommt dem Hochschullehrer der Schutz der Wissenschaftsfreiheit zu.448

Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (628 f.). Die Berufungsentscheidung liegt zumeist beim Minister, vgl. Hartmer, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Kap. II, Rn. 75 ff., dort auch zur Bindungswirkung des Berufungsvorschlags der Hochschule; anders jetzt § 37 Abs. 1 HG NW, der keine ministerielle Mitwirkung mehr vorsieht. Zur Zuständigkeit der Hochschulen für die Umsetzung der Beanstandungsfolgen vgl. BVerwGE 124, 310 (312). 445 Vgl. Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen, S. 283. 446 Rüfner, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR V, § 117, Rn. 50, ferner 53; ders., EssGespr 7 (1972), S. 9 (10 ff.). 447 Vgl. Schlaich, Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, S. 256 ff.; Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 152. 448 Vgl. Lorenz, Wissenschaftsfreiheit zwischen Kirche und Staat, S. 24. 443 444

188

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

b) Keine Verkürzung des Schutzbereichs durch religionsgemeinschaftliche Einwände Der gegen den Staat gerichtete Schutz des Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG ist einem Hochschultheologen nicht dadurch verwehrt, dass seine Disziplin spezifischen Bindungen unterliegt. Das Grundgesetz schützt, wie oben festgestellt,449 keine bestimmte Auffassung von Wissenschaft oder eine bestimmte Wissenschaftstheorie. Auf Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG könnte sich ein von Mitwirkungsmaßnahmen Betroffener aber auch dann nicht berufen, wenn er sich als Theologe gegen die Vereitelung seiner Berufungschancen oder die Veränderung seiner Arbeitsbedingungen wehren wollte, ihm diese Eigenschaft aus Sicht des Verfassungsrechts aber nicht oder nicht mehr zukäme. Der grundrechtliche Schutz bliebe ihm lediglich als weltlicher Wissenschaftler erhalten. Diese Ansicht wird vertreten.450 Die Argumentation verläuft dabei in zwei Richtungen. Zum einen wird darauf abgestellt, dass Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG eine Wissenschaft in ihrer jeweiligen Ausprägung schütze, sodass sein Schutz ihre Eigengesetzlichkeiten auch dann erfasse, wenn sie über den Bereich des Weltlichen hinaus gingen. Umgekehrt könne das Grundrecht daher solchen Einwirkungen nicht entgegenstehen, in denen sich die spezifisch geistlichen Bindungen der Theologie im Einzelfall aktualisierten.451 Dieser Umkehrschluss vermag jedoch nicht zu überzeugen. Der offene Wissenschaftsbegriff der Verfassung erkennt zwar die Eigengesetzlichkeiten der Wissenschaften als etwas dem Recht Vorgegebenes an und verzichtet auf eine inhaltlichwertgebundene Definition.452 Jede Wissenschaft kann ihren Gegenstand und ihre inhaltlichen Anforderungen eigenständig und nach selbstgesetzten Maßstäben bestimmen.453 Solche Anforderungen bleiben jedoch auf den wissenschaftsinternen Bereich beschränkt. Sie werden vom Staat nicht übernommen und eingelöst. Der Begrenzung seiner Definitionskompetenz entspricht eine Begrenzung seiner Eingriffskompetenz.454 Aus Sicht des Verfassungsrechts sind die spezifischen Bindungen der Theologie daher unbeachtlich. Sie führen nicht dazu, der Theologie ihre Wissenschaftlichkeit abzusprechen, und ebenso wenig führen Mängel in dieVgl. oben, S. 116 f. Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 57 ff.; Lorenz, Wissenschaftsfreiheit zwischen Kirche und Staat, S. 28 f.; Hollerbach, EssGespr 16 (1982), S. 69 (95); siehe ferner die Übersicht bei Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 152 ff. Diskutiert wird die Frage für die Entfernung eines beanstandeten Theologen aus seiner Fakultät, sie ist jedoch für sämtliche Folgen einer Mitwirkung relevant. 451 Lorenz, Wissenschaftsfreiheit zwischen Kirche und Staat, S. 26; vgl. auch Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 56. 452 Vgl. Pernice, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 5 III, Rn. 24; Scholz, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 5 III (Stand Mai 1977), Rn. 88. 453 Vgl. BVerfGE 111, 333 (354); Morlok, Selbstverständnis als Rechtskriterium, S. 96 f. 454 Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (386). 449 450

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

189

sen Bindungen dazu, einem Wissenschaftler die Eigenschaft als Theologe abzusprechen. Weil eine Fremdbestimmung ihres Inhalts von der Wissenschaftsfreiheit im Ergebnis kaum etwas ließe, darf es der Staat auch nicht Dritten, etwa den Religionsgemeinschaften, überlassen, den Schutzbereich zu definieren.455 Unzulässig ist es daher, deren Selbstverständnis auch für den Schutzbereich von Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG für maßgeblich zu erklären und auf diese Weise Wissenschaftsfreiheit und religionsgemeinschaftliches Selbstbestimmungsrecht in Gleichlauf zu bringen.456 Zum zweiten stützen sich die Vertreter der Gegenauffassung auf die institutionelle Prägung des Grundrechts. Die Theologie an der Hochschule stehe unter dem Schutz der Wissenschaftsfreiheit, damit sie ihre bekenntnisgebundenen Aufgaben in der Ausbildung der Geistlichen und Religionslehrer wahrnehmen könne. Der Staat habe den Wissenschaftsbetrieb zwar so auszugestalten, dass dem einzelnen Theologen eine möglichst umfassende Freiheit zukomme. Diese individuelle Freiheit müsse sich aber „dem objektiven Rahmen einfügen, in dem die Hochschule als Ganzes der Wissenschaft dient“.457 Die individuelle Komponente des Grundrechts dürfe nicht einseitig gegen seinen objektiven Gehalt ausgespielt werden.458 Das Individualrecht wird damit letztlich aus dem institutionellen Gewährleistungsgehalt des Art. 5 Abs. 3 GG abgeleitet und ist nur in den Grenzen garantiert, die der Hochschultheologie aufgrund der Bekenntnisbindung ihrer Aufgaben insgesamt gesetzt sind.459 Bei dieser Sichtweise wird jedoch die objektive Dimension von Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG überhöht. Schon die systematische Stellung der Norm im Grundrechtsteil spricht gegen eine Auslegung, bei der das Individualrecht lediglich Derivat eines objektiven Gehalts ist. Die vorrangige Bedeutung der Grundrechte liegt darin, personale Freiheit zu sichern.460 Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG soll primär als Abwehrrecht die freie wissenschaftliche Betätigung des einzelnen Grundrechtsträgers gewähr455 Vgl. Steinhauer, Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen, S. 287; Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (630). 456 So aber Lorenz, Wissenschaftsfreiheit zwischen Kirche und Staat, S. 26: „Damit stellt sich im theologischen Lehramt eine Konkordanz zwischen kirchlicher Selbstbestimmung und akademischer Freiheit ein, die in einem gleichgerichteten Schutz der Bindung theologischer Lehre an das kirchliche Dogma ihren Ausdruck findet.“ 457 Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 57. 458 Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 59; ähnl. Hollerbach, EssGespr 16 (1982), S. 69 (95); ferner M. Heckel, in: Püttner (Hg.), FS Bachof, S. 29 (36 f.); dazu Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 159 f. 459 So deutlich Lorenz, Wissenschaftsfreiheit zwischen Kirche und Staat, S. 28 f.; ähnl. Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 59. Eine solche Einordnung des Individualrechts findet sich ferner bei Solte, Theologie an der Universität, S. 171. 460 Vgl. nur Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 58.

190

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

leisten.461 Dieser kann von seinem Grundrecht zwar häufig nur wirksam Gebrauch machen, wenn er am Wissenschaftsbetrieb der staatlichen Hochschulen teilhat.462 Die institutionellen Vorkehrungen des Staates begrenzen jedoch nicht das Individualrecht, sondern dienen seiner Verwirklichung.463 Damit tritt der Staat für die Idee einer freien Wissenschaft ein, wie sie Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG als wertentscheidender Grundsatznorm zu entnehmen ist.464 Grundrechtsdogmatisch wird das subjektive Freiheitsrecht durch diesen objektiven Gehalt verstärkt, nicht hingegen lässt es sich ihm unterordnen.465 Danach ist festzuhalten, dass sich ein Hochschultheologe als solcher auch dann auf die Wissenschaftsfreiheit berufen kann, wenn er sich vom Bekenntnis einer Religionsgemeinschaft aus deren Sicht gelöst hat. c) Reichweite der Gewährleistung Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG vermittelt demjenigen, der in der Wissenschaft tätig ist, ein Recht auf Abwehr von Eingriffen in den Prozess der Gewinnung und Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse.466 Für den bereits berufenen Hochschullehrer steht damit außer Frage, dass staatliche Maßnahmen, die ihn in seiner Tätigkeit beschränken, in den Schutzbereich der Wissenschaftsfreiheit eingreifen. Fraglich ist aber, inwiefern auch der Bewerber um die Stelle eines Hochschullehrers dem Schutzbereich der Wissenschaftsfreiheit unterfällt. Der Gewährleistungsgehalt des Grundrechts ist jedenfalls nicht auf Personen beschränkt, die bereits Zugang zum staatlichen Hochschulbetrieb gefunden haben.467 Konstitutiv für die Grundrechtsträgerschaft ist allein die wissenschaftliche Betätigung, unabhängig davon, ob sie aus privatem Interesse oder im Rahmen eines Dienst- oder Anstellungsverhältnisses erfolgt.468 Auch eine bestimmte formale Qualifikation ist nicht vorausgesetzt. Geschützt ist schon derjenige, der wissenschaftlich tätig werden will.469 Damit unVgl. BVerfGE 35, 79 (112). BVerfGE 35, 79 (120 f.). 463 Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 5, Rn. 385. Generell ablehnend gegenüber einem „ ,institutionellen‘ Grundrechtsüberbau“ Nettesheim, DVBl. 2005, S. 1072 (1079). 464 St. Rspr., zuletzt BVerfGE 111, 333 (353). Näher Pernice, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 5 III (Wissenschaft), Rn. 22 m. w. N. 465 Vgl. BVerfGE 111, 333 (353), wonach die objektive Grundsatznorm neben dem individuellen Freiheitsrecht steht; ferner Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 5, Rn. 382, 385. 466 BVerfGE 35, 79 (112 f.). 467 Wendt, in: v. Münch / Kunig (Hg.), GG I, Art. 5, Rn. 103. 468 Scholz, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 5 Abs. III (Stand Mai 1977), Rn. 119, 122; a.A. Kleindiek, Wissenschaft und Freiheit in der Risikogesellschaft, S. 308, wonach der Privatforscher nur Art. 12 Abs. 1, Art. 5 Abs. 1 beziehungsweise 2 Abs. 1 GG unterfällt. 469 BVerfGE 35, 79 (112), 88, 129 (136). 461 462

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

191

terfällt der Bewerber um eine Stelle als Hochschullehrer dem persönlichen Schutzbereich des Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG. In der Sache geht es für ihn jedoch nur um die Chance auf eine Berufung.470 Von daher kann die Frage gestellt werden, ob ihm der sachliche Schutzbereich des Grundrechts verschlossen bleibt. Dies ließe sich mit dem Argument bejahen, dass die Wissenschaftsfreiheit kein Recht auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Hochschule oder Fakultät gewährt.471 Ihr lässt sich auch nicht entnehmen, dass jeder, der die Voraussetzungen dafür erfüllt, einen Anspruch auf Zulassung als Hochschullehrer hätte.472 Eine solche Sichtweise ist jedoch nicht zu halten. Denn die Frage nach einem Anspruch des Bewerbers verkürzt die Fragestellung auf eine leistungsrechtliche Dimension des Grundrechts. Primär enthält Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG ein individuelles Freiheitsrecht, das dem Wissenschaftler die Abwehr jeglicher staatlichen Einflussnahme auf seine freie wissenschaftliche Betätigung ermöglicht.473 Es kommt also nicht darauf an, ob dem Bewerber ein Anspruch auf eine bestimmte Position zusteht. Geschützt sind seine Berufungsaussichten in dem Umfang, wie sie sich aus einem von äußeren Einflüssen freien Wissenschaftsbetrieb ergeben.474 Jede Wissenschaft legt ihre inhaltlichen Anforderungen selbst fest und reguliert nach eigenen Maßstäben den Zugang zu den Institutionen, in denen sie betrieben wird.475 Gegen eine Beeinflussung des nach wissenschafts-internen Eigengesetzlichkeiten ablaufenden Bewerbungs- und Auswahlprozesses durch eine Religionsgemeinschaft kann sich ein Bewerber also auf seine Wissenschaftsfreiheit berufen.476 Eine Mitwirkung der Religionsgemeinschaften an der Berufung eines Hochschullehrers ist daher ebenfalls ein Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit. d) Formelle Anforderung: Gesetzliche Eingriffsermächtigung Die aufgezeigten Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit müssen sich an den Schranken des Grundrechts messen lassen. In formeller Hinsicht ist ein Eingriff nur zu rechtfertigen, wenn er durch oder aufgrund eines Gesetzes erfolgt. Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG enthält im Gegensatz zu anderen Grundrechten zwar keinen Gesetzesvorbehalt. An eine Einschränkung können bei einem vorbehaltlos gewährleisteten Grundrecht aber jedenfalls keine geringeren Anforderungen gestellt werden als bei Grundrechten, für die diese Möglichkeit ausdrücklich vorgesehen ist.477 Vgl. M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 100. Das betont Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (583); ders., EssGespr 16 (1982), S. 69 (95). 472 BVerwGE 55, 73 (79). 473 Vgl. BVerfGE 111, 333 (353). 474 Vgl. BVerfGE 35, 79 (133). 475 Vgl. Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (386). 476 So im Ergebnis wohl auch Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 336 mit Fn. 28. 470 471

192

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Gesetzliche Grundlage für das Handeln des Staates im Bereich der katholischen Kirche sind die zwischen Staat und Kirche geschlossenen Konkordate, die durch Ratifikationsgesetze in staatliches Recht transformiert wurden. Eine staatskirchenvertragliche Grundlage hat auch das Gutachtenrecht der evangelischen Kirchen. Für eine nachträgliche Beanstandung können diese sich hingegen nicht auf eine vertragliche Regelung berufen. Und vertragliche Abreden mit islamischen Religionsgemeinschaften fehlen völlig. Daher ist zu fragen, ob eine nicht vertraglich abgesicherte Mitwirkung bereits aus formellen Gründen verfassungswidrig ist. aa) Keine Berufung auf Verfassungsrecht In der Literatur ist die Ansicht verbreitet, die Mitwirkung der Religionsgemeinschaften lasse sich direkt auf Verfassungsrecht stützen.478 Eine weitere einfach-gesetzliche Grundlage sei „rechtsstaatlich nicht erforderlich“.479 Die Religionsgemeinschaften hätten einen Anspruch auf ein verfassungskonformes Verhalten von Kultusverwaltung und Hochschulen, sodass Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. 140 GG und Art. 4 Abs. 1 und 2 GG unmittelbar zu entsprechendem Vollzugshandeln ermächtigten. Es ist jedoch zweifelhaft, ob diese lediglich inhaltliche Rechtfertigung genügen kann. Die Unterscheidung von formellen und materiellen Anforderungen an die Rechtfertigung von Eingriffen gehört zum gesicherten Bestand der Grundrechtsdogmatik. In formeller Hinsicht bedarf es in erster Linie eines parlamentarischen Gesetzes, durch das die Exekutive ermächtigt wird, ein Grundrecht zu verkürzen.480 Historisch erschöpfte sich die Bedeutung der Grundrechte sogar in dieser formellen Funktion. Sie sicherte der bürgerlichen Gesellschaft eine Freiheit vor „ungesetzlichem Zwang“ gegenüber der monarchischen Exekutive.481 Unter dem Grundgesetz ist das Erfordernis einer gesetzlichen Ermächtigung nicht obsolet. Aus der von Art. 20 Abs. 3 GG angeordneten Gesetzesbindung der Verwaltung ergibt sich, dass sich alle den Einzelnen belastenden Maßnahmen auf ein formelles Gesetz zurückführen lassen müssen.482 Damit wird gewährleistet, dass Gewichtung und Ausgleich kollidierender Freiheitsrechte vom demokratisch legitimierten Gesetzgeber selbst vorgenommen werden.483 Voraussetzungen und Grenzen einer Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 333 m. w. N. M. Heckel, Die Theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 94; v. Campenhausen, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 963 (984); Mainusch, DÖV 1999, S. 677 (681). 479 M. Heckel, Die Theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 94. 480 Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Vorb. vor Art. 1, Rn. 48; Poscher, Grundrechte als Abwehrrechte, S. 321. 481 Lübbe-Wolff, Die Grundrechte als Eingriffsabwehrrechte, S. 28; Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 261 f. 482 Sommermann, in: v. Mangoldt / Klein / Starck (Hg.), GG II, Art. 20, Rn. 277. 477 478

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

193

Eingriffsbefugnis müssen ferner in Gesetzesform kodifiziert werden, damit das Verwaltungshandeln den rechtsstaatlichen Geboten von Berechenbarkeit und Voraussehbarkeit genügt.484 Diese Anforderungen erfüllen die genannten Verfassungsnormen nicht; es handelt sich bei ihnen um Freiheitsrechte, nicht um Ermächtigungsgrundlagen. Die Entbehrlichkeit einer einfach-gesetzlichen Regelung ist allerdings jüngst vom Bundesverfassungsgericht unter bestimmten Voraussetzungen anerkannt worden. In der so genannten Osho-Entscheidung hat das Gericht ausgeführt, in formeller Hinsicht könne bereits eine durch das Grundgesetz zugewiesene Aufgabe ausreichen, um die Beeinträchtigung eines Grundrechts zu decken.485 Ob damit ein rechtsstaatswidriger Schluss von einer Aufgabe auf eine Befugnis verbunden ist und inwieweit die Möglichkeit verfassungsunmittelbarer Ermächtigungsnormen besteht, bedarf vorliegend jedoch keiner Erörterung.486 Denn zum einen hat das Gericht seine Ausführungen auf „mittelbar-faktische“ Grundrechtsbeeinträchtigungen bezogen und diese von unmittelbaren Grundrechtseingriffen ausdrücklich unterschieden.487 Für Letztere hält es am Erfordernis einer besonderen gesetzlichen Grundlage fest. Bei den hier in Rede stehenden staatlichen Maßnahmen handelt es sich aber um unmittelbare staatliche Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit. Schon deswegen ist die Entscheidung nicht übertragbar. Zudem lag ihr die Annahme zugrunde, dass die im konkreten Fall grundrechtsbeschränkend wirkende Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung von ihrer Aufgabe zur Staatsleitung umfasst sei.488 Eine Aufgabe, die Reinheit der Lehre einer bekenntnisgebundenen Religionslehrerausbildung an staatlichen Hochschulen zu wahren, lässt sich dem Grundgesetz jedoch nicht entnehmen. Bei Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG und Art. 4 Abs. 1 und 2 GG handelt es sich nicht um staatliche Aufgabenzuweisungen, sondern um Freiheitsrechte. Selbst wenn man einem allgemeinen Kulturstaatsauftrag zur Förderung der Wissenschaften auch den Auftrag des Staates entnimmt, die Theologie als unverzichtbaren Bestandteil im Kanon der Wissenschaften zu pflegen,489 so ergibt sich daraus doch keine Befugnisnorm, die verfassungsrechtliche Freiheit der in dieser Wissenschaft Tätigen zu beschränken. Etwas anderes gilt auch nicht, soweit der 483 Vgl. Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland, Rn. 503 ff.; Morlok / Müller, JZ 1997, S. 549 (553). 484 Maurer, Staatsrecht I, Rn. 20. 485 BVerfGE 105, 279 (303). 486 Näher dazu P. M. Huber, JZ 2003, S. 290 (295) m. w. N.; Klement, DÖV 2005, S. 507 (515) m. w. N. 487 BVerfGE 105, 279 (303). 488 BVerfGE 105, 279 (301 f.); krit. Murswiek, NVwZ 2003, S. 1 (7). 489 Vgl. M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 17 f.; Schlaich, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 131 (178); Nolte, DÖV 2008, S. 129 (132).

194

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Bestand theologischer Fakultäten unmittelbar durch Landesverfassungen garantiert ist.490 Es bleibt somit bei dem Erfordernis einer einfach-gesetzlichen Grundlage. bb) Das Hochschulrecht der Länder Die Hochschulgesetze der Länder sind folglich daraufhin zu untersuchen, ob sie staatliche Maßnahmen, mit denen die Mitwirkung der Religionsgemeinschaften an der Religionslehrerausbildung vollzogen wird, zulassen. Zunächst ist zu fragen, ob eine Berücksichtigung der Stellungnahme einer Religionsgemeinschaft im Berufungsverfahren zulässig ist. Es ist oben bereits darauf hingewiesen worden, dass es den für die Aufstellung von Berufungslisten zuständigen Hochschulgremien in allen hier untersuchten Bundesländern ausdrücklich erlaubt ist, Stellungnahmen externer Fachleute einzuholen.491 Diese können entweder um ein Gutachten ersucht492, oder aber als Gremienmitglieder bestellt werden.493 Jedenfalls eine Beteiligung islamischer Religionsgemeinschaften nach Art des Gutachtenrechts der evangelischen Kirchen ist danach möglich. Problematisch scheint aber, ob der externen Stellungnahme darüber hinaus auch verbindliche Wirkung beigemessen werden kann. Dagegen spricht, dass die Hinzuziehung fremden Sachverstands für die Berufungskommissionen lediglich ein – wenngleich wichtiges – Hilfsmittel ist.494 Sie erleichtert den Vergleich der Bewerber, die entsprechend ihrer Qualifikation für die zu besetzende Stelle in eine Reihenfolge gebracht werden müssen. Rechtlich verbindlich sind die externen Stellungnahmen grundsätzlich nicht; allenfalls kann es bei mehreren übereinstimmenden Voten wegen der Kraft ihrer Argumente zu einer faktischen Bindung der Hochschulen kommen.495 Allerdings schließen die Vorschriften der Hochschulgesetze es auch nicht aus, von der Berufung eines Bewerbers aufgrund einer einzelnen ablehnenden Stellungnahme Abstand zu nehmen. Die Frage, welche Rechtsfolge die Hinzuziehung externen Sachverstands hat, wird in den einschlägigen Regelungen offen gelassen. 490

So von Art. 150 Abs. 2 Verf Bay; Art. 60 Abs. 2 Verf Hessen; Art. 39 Abs. 1 S. 3 Verf

RhPf. Siehe S. 182. Art. 18 Abs. 4 S. 5 HSchPG Bay; § 26 Abs. 4 S. 2 HG Nds; § 72 Abs. 2 S. 2 HG Hessen; § 48 Abs. 4 HG BW. 493 § 73 Abs. 3 S. 2 HG Berl; § 72 Abs. 2 HG RhPf; § 53 Abs. 1 S. 1 HG Hessen; § 48 Abs. 4 HG BW; ferner § 38 Abs. 4 S. 1 HG NW, der zudem die Einholung von Gutachten ermöglicht, vgl. schon oben, Fn. 419. 494 Leuze, in: Leuze / Bender (Hg.), UG / HG NW, § 51 (Stand Januar 1990), Rn. 12. 495 Krüger, in: Hailbronner (Hg.), HRG, § 45 (Stand August 1990), Rn. 22; im Anschluss daran spricht Detmer, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Kap. II, Rn. 98 ohne nähere Differenzierung von einer „Bindungswirkung“ der externen Voten. 491 492

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

195

Dies zu entscheiden, ist der Berufungskommission nach pflichtgemäßem Ermessen überlassen.496 Damit bleibt Raum für eine verfassungskonforme Interpretation der Vorschriften im Einzelfall, bei der die Nominierung eines Bewerbers unterbleibt, wenn er nach Überzeugung einer Religionsgemeinschaft aufgrund ihres plausibel dargelegten Selbstverständnisses ungeeignet ist. Die Mitwirkung einer islamischen Religionsgemeinschaft im Berufungsverfahren scheitert also nicht am Erfordernis eines formellen Gesetzes. Im Hinblick auf eine nachträgliche Beanstandung ist zunächst festzuhalten, wie die Aufgabenstellung der Hochschullehrer näher bestimmt wird. § 43 HRG nennt dafür drei Faktoren. Demgemäß nehmen Hochschullehrer „die ihrer Hochschule jeweils obliegenden Aufgaben in Wissenschaft und Kunst, Forschung, Lehre und Weiterbildung in ihren Fächern nach näherer Ausgestaltung ihres Dienstverhältnisses selbständig wahr“. Die Hochschulgesetze der Länder haben diese Vorgabe übernommen.497 Im Rahmen der Aufgabenstellung der gesamten Hochschule und nach näherer Ausgestaltung ihres Dienstverhältnisses sind die Hochschullehrer also für die Wahrnehmung der Aufgaben in ihrem Fach zuständig. Darin kommt zum Ausdruck, dass sie als Spezialisten eines bestimmten Wissenschaftsbereichs tätig werden. Ihr jeweiliges Fach kann auf verschiedene Weise festgelegt werden. Zumeist ist es durch die Funktionsbeschreibung ihrer Stelle bestimmt, wie sie regelmäßig schriftlich im Rahmen der Berufungsvereinbarung erfolgt.498 Ferner kann sie sich aus einer besonderen Einweisungsverfügung, dem Ausschreibungstext oder der Ernennungsurkunde ergeben.499 In die solchermaßen determinierte Aufgabenstellung eines Hochschullehrers wird eingegriffen, wenn er infolge einer Beanstandung seiner bekenntnisgebundenen Aufgaben enthoben wird. § 43 Abs. 3 S. 2 HRG a.F. sah noch eine Änderung der Aufgaben eines Hochschullehrers vor, indem er normierte, deren Festlegung müsse „unter dem Vorbehalt einer Überprüfung in angemessenen Abständen stehen“. Diese Vorschrift ist im Jahr 2004 aus dem Hochschulrahmengesetz gestrichen worden. Der Überprüfungs-Vorbehalt findet sich jedoch weiterhin in den Hochschulgesetzen aller hier untersuchten Länder mit Ausnahme von Bayern.500 Über ihn ist die Möglichkeit eröffnet, die Aufgabenstellung eines Hochschullehrers 496 Vgl. Krüger, in: Hailbronner (Hg.), HRG, § 45 (Stand August 1990), Rn. 20; Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 680. 497 Art. 9 Abs. 1 S. 1 HG Bay; § 35 Abs. 1 HG NW; § 24 Abs. 1 HG Nds; § 46 Abs. 1 S. 1 HG BW; § 48 Abs. 1 S. 1 HG RhPf; § 12 Abs. 1 HG HH; § 99 Abs. 1 HG Berl; in § 70 Abs. 1 i.V.m. § 81 Abs. 1 HG Hessen fehlt die explizite Festlegung auf die „Aufgaben der Hochschule“. 498 Detmer, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Kap. II, Rn. 159. 499 Thieme, Deutsches Hochschulrecht, Rn. 743; Detmer, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Kap. II, Rn. 159. 500 § 35 Abs. 4 S. 2 HG NW; § 24 Abs. 1 S. 3 HG Bay; § 46 Abs. 3 S. 2 HG BW; § 81 Abs. 1 S. 2 iVm § 70 Abs. 1 HG Hessen; § 48 Abs. 3 S. 2 HG RhPf; § 12 Abs. 7 S. 2 HG HH; § 99 Abs. 5 S. 2 HG Berl.

196

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

zu verändern.501 Davon sollen nach Stimmen in der Literatur allerdings Modifikationen in Bezug auf das übertragene Lehr- und Forschungsgebiet ausgeschlossen sein.502 Zulässig sei nur eine Verschiebung in der Gewichtung der Aufgaben innerhalb eines Fachs, nicht hingegen ein Neuzuschnitt des Fachs selbst.503 Danach wäre es beispielsweise nicht möglich, einem Hochschullehrer anstelle des unmittelbar bekenntnisrelevanten Fachs „Neues Testament“ das Fach „Geschichte und Literatur des frühen Christentums“ zuzuweisen.504 Gestützt wird diese Ansicht auf Verfassungsrecht. Die Wissenschaftsfreiheit der Hochschullehrer aus Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG stehe einem Entzug seines Lehr- und Forschungsgebiets entgegen. Aufgrund der hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums gem. Art. 33 Abs. 5 GG müsse zudem ein Recht des Hochschullehrers an seinem konkret-funktionellen Amt anerkannt werden.505 Diese inhaltlichen Argumente greifen auf der Ebene der formellen Rechtfertigung jedoch nicht durch. Die Hochschulgesetze sprechen davon, dass die „Aufgabenbestimmung“506 eines Hochschullehrers, „Art und Umfang“507 seiner Aufgaben oder ihre „Festlegung“508 unter dem Vorbehalt einer Überprüfung stehen. Von einer Begrenzung auf das jeweilige Fach ist nicht die Rede. Wenn die Aufgaben in maßgeblicher Weise vom zugewiesenen Fach bestimmt werden, muss sich die Möglichkeit zur Aufgabenänderung auch auf das Fach erstrecken. Der mit einem Wechsel des Fachs verbundene Entzug bekenntnisgebundener Aufgaben eines Theologen ist demgemäß als Rechtsfolge eingeschlossen. In Bayern, wo ein gesetzlicher Vorbehalt fehlt, muss in jedem Einzelfall eine Veränderung der Aufgabenstellung bei der Ausgestaltung des Dienstverhältnisses und der Funktionsbeschreibung der Stelle vorbehalten werden.509 Bedenken gegen eine solche Praxis bestehen nicht. Die Vorbehaltsklauseln der Landeshochschulgesetze werden ohnehin nur als Klarstellung und Bekräftigung eines allgemeinen 501 Die Normen eröffnen unbestritten nicht nur die Möglichkeit zu einer Überprüfung, sondern auch zu einer Änderung der Aufgaben, vgl. nur Dellian, in: Dallinger / Bode / Dellian, HRG, § 43, Rn. 18. 502 Scheven, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 423 (444); Laubinger, ebd., S. 401 (415); Epping, in: Leuze / Bender (Hg.), UG / HG NW, § 48 (Stand Januar 1994), Rn. 24. 503 Scheven, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 423 (444); Epping, in: Leuze / Bender (Hg.), UG / HG NW, § 48 (Stand Januar 1994), Rn. 24. 504 So die Veränderung im Fall des Göttinger Professors Gerd Lüdemann, vgl. BVerwGE 124, 310 f. Vgl. auch die bei M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 333, in ähnl. Zusammenhang beispielhaft anklingenden Unterschiede zwischen christlicher Archäologie und systematischer Theologie. 505 Vgl. Scheven, in: Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, S. 423 (444); Laubinger, ebd., S. 401 (415). 506 § 35 Abs. 4 S. 2 HG NW. 507 § 24 Abs. 1 S. 3 HG Nds; § 48 Abs. 3 S. 1 HG RhPf. 508 § 46 Abs. 3 S. 2 HG BW; § 81 Abs. 1 i.V.m. § 70 Abs. 1 HG Hessen, § 99 Abs. 5 HG Berl und § 12 Abs. 7 HG HH: Festlegung von Art und Umfang. 509 Vgl. Art. 9 Abs. 3 S. 1 HSchPG.

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

197

beamtenrechtlichen Grundsatzes verstanden, wonach der Dienstherr berechtigt ist, die dienstlichen Aufgaben eines Beamten nach pflichtgemäßem Ermessen zu ändern.510 Ist sonach geklärt, dass die Rechtsfolgen einer Beanstandung in Gestalt der Enthebung von bekenntnisgebundenen Aufgaben vom einfachen Recht gedeckt sind, so steht auf der Tatbestandsseite noch die Frage, ob von dem Vorbehalt der Aufgabenänderung gerade anlässlich einer religionsgemeinschaftlichen Beanstandung Gebrauch gemacht werden darf. Die Hochschulgesetze sprechen lediglich davon, dass die Überprüfung „in angemessenen Abständen“ zu erfolgen habe. Es handelt sich dabei um einen unbestimmten Rechtsbegriff, mit dem der Gesetzgeber auf eine präzise Formulierung von Tatbestandsmerkmalen verzichtet hat. Der Kreis sachlicher Gründe, die in rechtlich nicht zu beanstandender Weise Anlass für eine Überprüfung liefern können, ist also nicht abgeschlossen.511 Zu ihnen zählen auch solche, die in der Person des Hochschullehrers eine Voraussetzung für die Wahrnehmung seiner bisherigen Aufgaben entfallen lassen.512 So liegt es im Fall einer Beanstandung. Wenn der Dienstherr ihretwegen eine Neubeschreibung der Aufgabenstellung des Hochschullehrers vornimmt, liegen daher aufgrund der veränderten Sachlage ein hinreichender Anlass und ferner ein angemessener Abstand selbst dann vor, wenn erst jüngst eine Überprüfung erfolgt ist.513 Zuständig für eine Veränderung der Aufgabenstellung eines Hochschullehrers ist nicht das Ministerium, sondern die Hochschule. Es ist ihre Angelegenheit, das konkret-funktionale Amt eines Hochschullehrers zu bestimmen.514 cc) Ergebnis: Staatskirchenvertragliche Regelungen nicht erforderlich Als Ergebnis ist somit festzuhalten: Die relative Weite der hochschulrechtlichen Regelungen – in Form der offenen Rechtsfolge bei der Hinzuziehung externen Sachverstands im Berufungsverfahren einerseits und der Unbestimmtheit des Tatbestands bei Aufgabenänderungen andererseits – ermöglicht es, staatliche Maß510 Vgl. BVerfGE 43, 242 (277); dazu Epping, in: Leuze / Bender (Hg.), UG / HG NW, § 48 (Stand Januar 1994), Rn. 24. 511 Ausführlich zu den unbestimmten Rechtsbegriffen Jestaedt, in: Erichsen / Ehlers (Hg.), Allgemeines Verwaltungsrecht, § 10, Rn. 27 ff. 512 Nach Dellian, in: Dallinger / Bode / Dellian, HRG, § 43, Rn. 18, sind die Überprüfungsklauseln Ausprägung der allgemeinen Grundsätze über den Wegfall der Geschäftsgrundlage; krit. dazu Thieme, in: Hailbronner (Hg.), HRG, § 43 (Stand Februar 1993), Rn. 130. Vgl. ferner BVerwGE 124, 310 (313), wonach die Bekenntnistreue „Eignungsmerkmal“ eines Hochschultheologen ist. 513 Hinsichtlich des erforderlichen zeitlichen Abstands zwischen den Überprüfungen dürften sich ohnehin keine Probleme ergeben, weil das Überprüfungsverfahren kaum praktische Bedeutung erlangt hat, vgl. Thieme, in: Hailbronner (Hg.), HRG, § 43 (Stand Februar 1993), Rn. 130. 514 BVerwGE 122, 53 (55); 124, 310 (312).

198

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

nahmen im Rahmen religionsgemeinschaftlicher Mitwirkung auch bei Fehlen einer staatskirchenvertraglichen Regelung in formeller Hinsicht verfassungsrechtlich zu rechtfertigen. e) Materielle Anforderungen Ist die Hürde des Gesetzesvorbehalts genommen, so geht es schließlich um die materielle Rechtfertigung des Eingriffs in die Wissenschaftsfreiheit. Weil Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG vorbehaltlos gewährleistet ist, kann der Eingriff nur auf kollidierendes Verfassungsrecht gestützt werden.515 Als solches geraten hier das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften aus Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG und ihre Religionsfreiheit aus Art. 4 Abs. 1 und 2 GG in den Blick. Insofern ist in Erinnerung zu rufen, dass die Wissenschaftsfreiheit im vorliegenden Zusammenhang als Schranke dieser Freiheitsrechte fungiert. Als solche muss sie in einen Ausgleich mit deren Gewährleistungsgehalten gebracht werden. An dieser Stelle treten sich also die Rechtsposition des Theologen und jene der Religionsgemeinschaft direkt gegenüber.516 aa) Die Abwehrfunktion des Grundrechts Die in Konflikt stehenden Verfassungsgüter müssen in einen Ausgleich gebracht werden, bei dem sich jedes möglichst umfassend entfalten kann und keiner Seite vorschnell auf Kosten der anderen der Vorzug gegeben wird.517 Bei ihrer näheren Zuordnung ist auf der Seite der Wissenschaftsfreiheit als deren „primäre Gewährleistung“518 zunächst ihre Abwehrfunktion einzubringen. Sie schützt den Theologen vor unverhältnismäßigen Beeinträchtigungen seiner Lehr- und Forschungsbedingungen. Staatliche Maßnahmen sind danach auf ihre Erforderlichkeit zu überprüfen. Sie dürfen in die Freiheit des Theologen nur so weit eingreifen, wie es zum Schutz der Rechtsposition der Religionsgemeinschaft unerlässlich ist.519 Diese Rechtsposition gewährt der Religionsgemeinschaft einen Anspruch auf die Reinheit theologischer Lehre an den staatlichen Hochschulen. Sie kann sich dagegen zur Wehr setzen, dass in ihrem Namen Glaubenslehren verkündet werden, Epping, Grundrechte, Rn. 254. Vgl. Pernice, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 5 III (Wissenschaft), Rn. 40; Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (628). 517 Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland, Rn. 72; Oppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 145, Rn. 27. Unzutreffend daher Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 66, wonach der Staat einen „absoluten Vorrang“ der kirchlichen Selbstbestimmung zu respektieren habe. 518 Scholz, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 5 Abs. III (Stand Mai 1977), Rn. 82. 519 Vgl. allg. Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 20, Rn. 85; Sachs, Verfassungsrecht II, Kap. A 10, Rn. 37. 515 516

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

199

die tatsächlich ihrem Bekenntnis widersprechen. Ein Lehrkonflikt wird sich allerdings zumeist an Einzelfragen entzünden; dass sich ein Theologe in toto von seinem Bekenntnis lossagt und dieses negiert, dürfte die Ausnahme bleiben. Von daher ist zu fragen, warum Divergenzen in einzelnen Punkten dazu führen sollen, den Theologen nach dem Muster des Konkordatsrechts von seinen bekenntnisgebundenen Aufgaben insgesamt zu entfernen oder ihm von vornherein die Berufung zu versagen. Anführen lässt sich dafür, dass akademische Forschung und Lehre eine „paradigmatisch personale Tätigkeit“ und nicht eine von der Persönlichkeit des Wissenschaftlers unabhängige Aufgabenerfüllung ist.520 Der wissenschaftliche Prozess lebt von der schöpferischen Kraft, die der Einzelne bei seiner Suche nach neuer Erkenntnis entfaltet.521 Es geht jedoch nicht um die Person an sich, also um eine unverfälschte Glaubenstreue als Selbstwert.522 Den zur Ausbildung von Religionslehrern geschaffenen Hochschuleinrichtungen kommt nicht die Aufgabe zu, die Rechtgläubigkeit und den religiösen Gehorsam der in ihnen tätigen Theologen zu sichern. Nur die Übereinstimmung der akademischen Lehre mit dem eigenen Bekenntnis können die Religionsgemeinschaften einfordern. Dafür aber genügt es grundsätzlich, wenn einem Hochschullehrer die Verbreitung einer konkret umstrittenen Lehrmeinung untersagt wird. Weiterreichende Maßnahmen wären nicht erforderlich. Anders liegen die Dinge, wenn ein Theologe an die Wahrheit der von ihm verkündeten Lehrinhalte insgesamt nicht mehr glaubt und er sie daher nicht vom Boden einer eigenen glaubensgebundenen Überzeugung aus vertreten kann.523 Ein theologischer Hochschullehrer ist nicht nur Wissensvermittler, sondern immer auch Glaubenszeuge.524 Zeugenschaft aber setzt persönliche Identifikation mit dem Glaubensgegenstand voraus, um Überzeugungskraft zu gewinnen. Wenn ein Hochschullehrer aus Sicht der Bekenntnisanhänger seine Glaubwürdigkeit verloren und seinen Wahrheitsanspruch aufgegeben hat, mit den Worten des Konkordatsrechts also einen „schwerwiegenden“ Verstoß gegen das Bekenntnis begangen hat,525 kommt er für die Ausbildung der künftigen Verkünder und Interpreten des Glaubens nicht mehr in Betracht. Ein bloßer Bann einzelner Glaubenslehren ist dann kein ebenso effektives Mittel mehr, um die Voraussetzung für seine Beteiligung an den bekenntnisgebundenen Anteilen der Religionslehrerausbildung zu 520 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 332. Insofern ist richtig, dass in theologischen Hochschuleinrichtungen eine Trennung von Institution und Person nicht möglich ist, vgl. Solte, Theologie an der Universität, S. 202. 521 Vgl. BVerfGE 35, 79 (115 f.). 522 Vgl. M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 332; Rüfner, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 901 (904). 523 So lag es im Fall Lüdemann, BVerwG 124, 310 (313). Siehe ferner Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 53. 524 Vgl. Kasper, Art. „Theologie“, in StL V, Sp. 450 (454); Lange, ZThK 96 (1999), S. 286 (297). 525 Vgl. oben, S. 42.

200

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

erhalten. In einem solchen Fall bestehen keine Bedenken gegen die Erforderlichkeit, den Betroffenen seiner bekenntnisgebundenen Aufgaben insgesamt zu entheben. Ob Lehrverfehlungen so schwerwiegend sind, dass sie die Glaubwürdigkeit eines Hochschullehrers erschüttern, ist von der Religionsgemeinschaft nach Maßgabe ihres Selbstverständnisses zu beurteilen.526 Der Staat ist darauf beschränkt, das behauptete Selbstverständnis auf seine Plausibilität zu überprüfen. An dieser Stelle wird deutlich, dass er in den inhaltlich-theologischen Konflikt selbst nicht eingreifen darf. Abgesehen von dieser Plausibilitätsprüfung kommt der staatliche Schutz der Wissenschaftsfreiheit dadurch zum Tragen, dass einem beanstandeten Theologen seine statusrechtliche Stellung als Hochschullehrer einschließlich Besoldungs- und Versorgungsansprüchen ebenso erhalten bleiben muss wie die Ausstattung seines Lehrstuhls.527 Auch darf er von seinem bisherigen Lehr- und Forschungsgebiet nur so weit entfernt werden, wie die Bekenntnisbindung der Aufgaben reicht, sodass er seine Kenntnisse in möglichst gleicher Weise verwerten kann wie in seinem bisherigen Fachgebiet.528 Unter dieser Maßgabe kann er auch weiter in der Religionslehrerausbildung eingesetzt werden.529 bb) Wissenschaftsfreiheit als Verfahrensgarantie (1) Anforderungen an einen verfahrensmäßigen Grundrechtsschutz Die bisherigen Ausführungen haben als subjektives Recht des Theologen nur einen Abwehranspruch gegen staatliche Maßnahmen ergeben, der ihn vor unverhältnismäßigen Eingriffen schützt. Es ist oben jedoch schon auf die Verfahrensdimension der Grundrechte hingewiesen worden.530 Gerade für die Wissenschaftsfreiheit sind Verfahrensvorkehrungen als Instrumente der Grundrechtsverwirklichung anerkannt.531 Geht es – wie vorliegend – um die gegenseitige ZuHollerbach, EssGespr 16 (1982), S. 69 (89). Dies ist fast einhellige Meinung, vgl. BVerwGE 124, 310 (316); v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck (Hg.), GG III, Art. 137 WRV, Rn. 122; Oppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 145, Rn. 10 mit Fn. 21; Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 51; Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 336; Lorenz, Wissenschaftsfreiheit zwischen Kirche und Staat, S. 23 f.; Veigel, Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, S. 186; Hollerbach, EssGespr 16 (1982), S. 69 (94). Nach M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 74, hat der Beanstandete kein Recht auf seine bisherige, sondern nur auf eine seiner neuen Aufgabe angemessene Ausstattung. 528 Vgl. BVerwGE 124, 310 (314 f.). 529 Vgl. beispielhaft die Aufgabenänderung im Fall Lüdemann, oben, S. 196 mit Fn. 504. 530 Vgl. oben, S. 174 f. 531 Vgl. BVerfGE 35, 70 (115 f.); 111, 333 (353); Stern, Staatsrecht III / 1, S. 975; Oppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 145, Rn. 20 ff.; Ossenbühl, in: G. Müller 526 527

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

201

ordnung maßgeblich selbstbestimmter Freiheitsräume, ist ein verfahrensmäßiger Grundrechtsschutz umso wichtiger.532 Mit ihm enthält sich der Staat weitgehend einer inhaltlichen Festlegung und ermöglicht einen Ausgleich nach Maßgabe und unter Wahrung der Eigengesetzlichkeiten der betroffenen Lebensbereiche. Gerade für das Verhältnis eines Hochschultheologen zu der Religionsgemeinschaft, in deren Namen er auftritt, kommt Verfahrensregelungen daher besondere Bedeutung zu. Sie können dem Theologen die Möglichkeit eröffnen, im Streit um geistliche Fragen zu Wort zu kommen und seinen abweichenden Standpunkt zu verteidigen.533 Ein so verstandener Grundrechtsschutz deckt sich mit dem Gewährleistungsgehalt des Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG, wenn betont wird, dass dieser nicht nur die individuelle Suche nach Erkenntnis schützt, sondern auch eine ständige wechselseitige Kommunikation von Fragen und Ergebnissen ermöglichen will.534 Staatlicherseits ist daher sicherzustellen, dass der Hochschullehrer in der Auseinandersetzung um eine umstrittene Lehrmeinung mit seinen Ansichten und Erkenntnissen Beachtung findet und zumindest die Chance hat, damit in der Sache durchzudringen. Die Wissenschaftsfreiheit als Verfahrensgarantie fordert daher zunächst ein Anhörungsrecht des Theologen gegenüber der Religionsgemeinschaft schon im Vorfeld der Entscheidung über eine Lehrbeanstandung.535 Die Religionsgemeinschaft muss sich ferner mit seinen Argumenten ausführlich auseinandersetzen und sie auf ihre Vereinbarkeit mit dem Bekenntnis überprüfen.536 Daraus folgt im Falle einer ablehnenden Entscheidung eine Verpflichtung, diese ausführlich zu begründen und die maßgeblichen Tatsachen darzulegen.537 Die Begründung muss erkennen lassen, dass sich die Religionsgemeinschaft der Schwere des aus ihrer Beanstandung folgenden Eingriffs in die Wissenschaftsfreiheit beu. a. (Hg.), FS Eichenberger, S. 183 (188): Wissenschaftsfreiheit als „verfahrensgeprägtes Grundrecht“; krit. zu dieser Kategorisierung Denninger, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR V, § 113, Rn. 18. 532 Vgl. Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (638); Stern, Staatsrecht III / 1, S. 975 f.; Goerlich, Grundrechte als Verfahrensgarantien, S. 243 f. 533 Vgl. Schmidt-Aßmann, in: Merten / Papier (Hg.), Hdb der Grundrechte II, § 45, Rn. 77; Wahl, Art. „Verfahren, Verfahrensrecht“, in: StL 5, Sp. 628 (630); Bethge, NJW 1982, S. 1 (3). 534 Vgl. Pernice, in: Dreier (Hg.) GG I, Art. 5 III (Wissenschaft), Rn. 17, 20; Trute, Art. „Wissenschaftsfreiheit“, in: Heun u. a. (Hg.), EvStL, Sp. 2759 (2761); Nettesheim, DVBl 2005, S. 1072 (1076). 535 Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (638); allg. Schmidt-Aßmann, in: Merten / Papier (Hg.), Hdb der Grundrechte II, § 45, Rn. 10, 38; Wahl, Art. „Verfahren, Verfahrensrecht“, in: StL 5, Sp. 628 (632). 536 Vgl. Denninger, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR V, § 113, Rn. 36: Gewährleistung der Diskussion von Alternativen. 537 M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 108; Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (577); ferner Denninger, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR V, § 113, Rn. 32.

202

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

wusst war und dass sich ihre Einwände alleine auf geistliche Gesichtspunkte beziehen. (2) Vereinbarkeit mit den Freiheitsrechten einer Religionsgemeinschaft Da sich die Wissenschaftsfreiheit eines beanstandeten Theologen nur im Ausgleich mit entgegenstehenden Verfassungspositionen durchsetzen kann, lässt sich fragen, ob die hier aufgestellten Verfahrensanforderungen die Religionsgemeinschaften in ihrem Selbstbestimmungsrecht aus Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG und in ihrer Religionsfreiheit aus Art. 4 Abs. 1 und 2 GG verletzen. In der Literatur wird vertreten, dass der Staat keine Forderungen bezüglich des Verfahrens erheben dürfe, in dem die Entscheidung über eine Beanstandung zustande kommt. Es handele sich um eine eigene Angelegenheit der Religionsgemeinschaften, die Normierung des Verfahrens sei daher „ausschließlich ihre Sache“.538 Die gegenteilige Auffassung unterwerfe die Religionsgemeinschaften zudem unzulässigerweise einer Bindung an die Grundrechte.539 Dieser Ansicht liegt offenbar eine Vorstellung des religionsgemeinschaftlichen Selbstbestimmungsrechts zugrunde, bei der ein innerer Kreis eigener Angelegenheiten von jeglicher staatlichen Ingerenz ausgenommen ist.540 Es wurde jedoch schon festgestellt, dass dem nicht gefolgt werden kann.541 Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG gewährleistet die Ordnung und Verwaltung sämtlicher eigenen Angelegenheiten nur unter dem Vorbehalt der Schranken des für alle geltenden Gesetzes. Auch ein internes Lehrbeanstandungsverfahren muss daher den Anforderungen genügen, die von der Schranke der Wissenschaftsfreiheit bei der Herstellung eines verhältnismäßigen Ausgleichs gestellt werden. Bei der dafür erforderlichen Gewichtung der widerstrebenden Verfassungsgüter ist zu beachten, dass Bekenntnisfragen von fundamentaler Bedeutung für die Identität einer Religionsgemeinschaft sind und daher zum Kernbereich ihres Selbstbestimmungsrechts gehören.542 Gleiches gilt jedoch nicht für das Verfahren, mit dem die Reinheit der Lehre gewahrt werden soll. Mit ihm ist keine inhaltliche Festlegung verbunden. Es bildet lediglich den organisatorischen Rahmen für den eigentlichen Bekenntnisakt. Demgegenüber ist die kommunikative Freiheit des Wissenschaftlers elementarer Gewährleistungsgehalt des Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG.543 538 Hollerbach, EssGespr 16 (1982), S. 69 (89); ähnl. M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 54. 539 Hollerbach, EssGespr 16 (1982), S. 69 (89 f.). 540 Vgl. Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (578). 541 Vgl. oben, S. 150 f. 542 Vgl. Hesse, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 521 (551); Jeand’Heur / Korioth, Grundzüge des Staatskirchenrechts, Rn. 336; v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck (Hg.), GG III, Art. 137 WRV, Rn. 34. 543 Pernice, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 5 III (Wissenschaft), Rn. 20.

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

203

Die Wissenschaftsfreiheit ist auf Dialog gerichtet. Thesen und Erkenntnisse sollen mit Argumenten verteidigt, nicht in autoritärer Weise vorgegeben werden. Diese zentrale kommunikative Dimension des Grundrechts überwiegt das Interesse der Religionsgemeinschaft an der ungehinderten Normierung eines Verfahrens, das sich zu ihren eigentlichen Glaubensüberzeugungen nur komplementär verhält. Eingriffe in die Arbeitsbedingungen eines Hochschultheologen, die auf einem den genannten Anforderungen nicht genügenden Verfahren beruhen, in dem möglicherweise sogar Denunziationen und Intrigen bestimmenden Einfluss gegenüber der Kraft des Arguments gewinnen, sind daher unverhältnismäßig.544 Die Religionsgemeinschaft selbst mag einen solchen Entscheidungsprozess als ihre eigene Angelegenheit für sachgerecht halten. Die Wissenschaftsfreiheit schließt es aber aus, ihn zur Grundlage eines staatlichen Eingriffs zu machen.545 Deshalb schlägt auch der Einwand einer unzulässigen Grundrechtsbindung der Religionsgemeinschaften nicht durch. Adressat der Wissenschaftsfreiheit bleibt alleine der Staat. Er kann den Religionsgemeinschaften im Interesse einer möglichst ungehinderten Ordnung und Verwaltung ihrer eigenen Angelegenheiten jedoch keinen Einfluss auf einen Hochschultheologen einräumen, der dessen Wissenschaftsfreiheit verletzte.

II. Hochschullehrer als Inhaber eines konfessionellen Staatsamts Die Bekenntnisbindung der in einer konfessionellen Religionslehrerausbildung tätigen theologischen Hochschullehrer erschöpft sich nicht in der bislang erörterten freiheitsrechtlichen Problematik, sie hat auch eine gleichheitsrechtliche Dimension. Nach dem Verständnis der christlichen Kirchen kann als Lehrkraft in der Religionslehrerausbildung nur zum Einsatz kommen, wer Angehöriger der jeweiligen Konfession ist. Auch bei den ersten Initiativen für eine islamische Religionslehrerausbildung wurden durchweg Muslime als Hochschullehrer berufen.546 Die Konfessionszugehörigkeit wird damit zur Voraussetzung für eine Tätigkeit an einer staatlichen Hochschule. Dieser Befund ruft die Frage hervor, ob eine solche Bevorzugung aus religiösen Gründen mit den Gleichheitssätzen des Grundgesetzes vereinbar ist. Die in Rede stehenden Personalstellen werden in der juristischen Diskussion als konfessionelle Staatsämter bezeichnet, ihre spezifischen Probleme seit längerem kontrovers diskutiert. Aus dem Begriff des konfessionellen Staatsamts selbst ergibt sich für die rechtliche Betrachtung nichts. Er wird im Verfassungstext nicht verwendet und hat keiVgl. Hufen, in: Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, S. 623 (639). Zu der vergleichbaren Problematik einer Übernahme religionsgemeinschaftlicher Vorstellungen im staatlichen Arbeitsrecht Rüfner, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 901 (903); für das kirchliche Ämterrecht Pirson, ebd., S. 845 (868). 546 Vgl. oben, S. 99 ff. 544 545

204

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

nen eigenen normativen Gehalt.547 Die mit ihm zusammenfassend beschriebenen Phänomene sind nur dann nicht zu beanstanden, wenn sie mit den Vorschriften des Grundgesetzes vereinbar sind. Bei näherem Hinsehen erscheint die Zulässigkeit konfessioneller Staatsämter in der Religionslehrerausbildung an staatlichen Hochschulen allerdings fragwürdiger, als ein Blick auf die staatskirchenrechtliche Literatur prima facie vermuten lässt.

1. Prüfungsmaßstab In Betracht kommt eine Verletzung mehrerer gleichheitsrechtlicher Vorschriften des Grundgesetzes: Art. 3 Abs. 1, 3 GG, Art. 33 Abs. 2, 3 GG sowie Art. 136 Abs. 1, 2 WRV i.V.m. Art. 140 GG. In ihrem Verhältnis zueinander geht Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG, wonach die Zulassung zu öffentlichen Ämtern unabhängig vom religiösen Bekenntnis ist, als speziellere Vorschrift dem allgemeinen Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG sowie dem speziellen Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 3 GG vor.548 Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG ist zudem ein spezieller Fall einer von Art. 33 Abs. 3 S. 2 GG verbotenen Ungleichbehandlung aufgrund der Nichtzugehörigkeit zu einem Bekenntnis und hat daher auch insofern Vorrang. Art. 33 Abs. 2 GG formuliert demgegenüber positiv, dass beim Zugang549 zu einem öffentlichen Amt nur nach den Kriterien Eignung, Befähigung und fachliche Leistung entschieden werden darf. Hinsichtlich der Unabhängigkeit „staatsbürgerlicher Rechte“ von der Ausübung der Religionsfreiheit, die von Art. 136 Abs. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG gewährleistet wird, enthält Art. 136 Abs. 2 WRV i.V.m. Art. 140 GG den klarstellenden Hinweis, dass sich dies auch auf die Zulassung zu öffentlichen Ämtern bezieht.550 Letztere Bestimmung ist insofern vorrangig heranzuziehen. Das danach noch klärungsbedürftige Verhältnis von Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG zu Art. 136 Abs. 2 WRV i.V.m. Art. 140 GG wird unterschiedlich beschrieben. Teils wird eine parallele Anwendung beider Vorschriften befürwortet.551 Nach anderer Auffassung kommt Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG ein Vorrang zu.552 Von den Unterschieden zwischen diesen Ansätzen hängt im Hinblick auf das Schutzniveau nichts ab, Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 136 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 65. BVerwGE 19, 252 (261); Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 477; Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 33, Rn. 26. 549 Es besteht Einigkeit, dass die Begriffe „Zugang“ und „Zulassung“ in Art. 33 Abs. 2 und 3 GG in der Sache das Gleiche meinen, vgl. nur Höfling, in: BK GG, Art. 33 Abs. 1 bis 3 (Stand August 1998), Rn. 319. 550 v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 136 WRV, Rn. 9. 551 Jachmann, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG II, Art. 33, Rn. 24; Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 136 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 6. 552 Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 140 / Art. 136 WRV, Rn. 1; v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 136 WRV, Rn. 14. 547 548

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

205

da Einigkeit besteht, dass sich auch bei einer parallelen Anwendung beider Vorschriften ihr normativer Gehalt nicht verstärkt.553 Anders als die über Art. 140 GG ins Grundgesetz übernommene Vorschrift des Art. 136 Abs. 2 GG eröffnet Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG jedoch die Möglichkeit, seine Verletzung mit einer Verfassungsbeschwerde zu rügen. Wegen dieses verfahrensrechtlichen Vorteils wird die Zulässigkeit konfessioneller Staatsämter in der Religionslehrerausbildung daher im Folgenden an ihm gemessen.

2. Ungleichbehandlung i.S.v. Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG schützt als grundrechtsgleiches Recht jedermann davor, zu einem öffentlichen Amt aufgrund seines religiösen Bekenntnisses nicht zugelassen zu werden. Zu öffentlichen Ämtern i.d.S. zählen nach nahezu einhelliger Ansicht auch die Stellen von theologischen Hochschullehrern, mithin auch jene, die für eine Religionslehrerausbildung eingerichtet sind.554 Bestritten wird dies, soweit ersichtlich, einzig von Stefan Magen. Ihm zufolge führt eine den Vorgaben des Art. 137 Abs. 1 WRV i.V.m. 140 GG und den Geboten von Neutralität und Parität entsprechende Ausgestaltung der konfessionellen Staatsämter, bei der sich der Staat auf die Bereitstellung des säkularen organisatorischen Rahmens beschränkt, dazu, dass die sich aus der Religion ergebenden Anforderungen dem Staat nicht zugerechnet werden können. „Unter dieser Voraussetzung dienen die Personalstellen nicht staatlichen Aufgaben und sind damit keine staatlichen Ämter im materiellen Sinn.“555 Diese Argumentation verfängt jedoch nicht. Eine Trennung zwischen formellem Status und materiellem Gehalt eines Staatsamts findet im Wortlaut des Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG keine Stütze. Zudem überzeugt es nicht, die Tätigkeit an einer staatlichen Institution von den Anforderungen des Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG mit dem Hinweis auf höherrangige verfassungsrechtliche Prinzipien auszunehmen, die ihre Geltung ihrerseits gerade auch dieser Norm verdanken. Die in Rede stehenden Hochschullehrerstellen sind daher öffentliche Ämter i. S. d. Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG. Geschützt sind neben den Bewerbern um ein öffentliches Amt auch dessen Inhaber.556 Mit „religiösem Bekenntnis“ ist zum einen die mitgliedschaftliche Zugehörigkeit zu einer organisierten Glaubensgemeinschaft nach dem Muster der christlichen Kirchen gemeint.557 Über diesen formalen Bekenntnisbegriff hinaus sind 553 Maunz, in: Maunz / Dürig, GG IV, Art. 33 (Stand 1966), Rn. 24; Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 136 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 6. 554 Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 136 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 65, 69; Solte, Theologie an der Universität, S. 130. 555 Magen, in: Umbach / Clemens (Hg.), GG II, Art. 140 / 136 WRV, Rn. 40. 556 Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 33, Rn. 10, 28; Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (380). 557 Masing, in: Dreier (Hg.), GG II, Art. 33, Rn. 57.

206

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

aber auch alle anderen, insbesondere auch die rein individuell bekundeten Glaubensüberzeugungen eingeschlossen.558 Die Zugehörigkeit zu einer islamischen Religionsgemeinschaft ist daher, auch wenn sie nicht durch eine formale Aufnahme, sondern durch die Abgabe des Glaubensbekenntnisses begründet wird, erfasst.559 Wird ein Bewerber um eine Stelle in der Religionslehrerausbildung mangels Zugehörigkeit zu einem bestimmten Bekenntnis nicht eingestellt oder ein Stelleninhaber entlassen, weil er sich von dem Bekenntnis losgesagt hat, liegt eine Ungleichbehandlung wegen des religiösen Bekenntnisses vor. Diese lässt sich nicht unter Hinweis auf Art. 3 Abs. 3 GG und 33 Abs. 3 S. 2 GG mit dem Argument verneinen, Schutz bestehe nur gegen eine Benachteiligung, nicht aber gegen eine Berücksichtigung des religiösen Bekenntnisses.560 Die von Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG geforderte Unabhängigkeit vom religiösen Bekenntnis ist im Sinne eines generellen Anknüpfungsverbots zu verstehen, sodass für eine inhaltlich ohnehin unklare Differenzierung zwischen Berücksichtigung und Benachteiligung kein Raum bleibt.561 3. Verfassungsrechtliche Rechtfertigung Um diese Ungleichbehandlung verfassungsrechtlich zu rechtfertigen, werden verschiedene Lösungen vorgeschlagen. Nahe liegend ist mit Blick auf konfessionelle Staatsämter in der Religionslehrerausbildung zunächst ein Rekurs auf Art. 7 Abs. 3 GG.562 Eine solche Argumentation trägt aber nur, wenn man dem Art. 7 Abs. 3 GG auch eine Verpflichtung des Staates entnimmt, Lehrer für einen konfessionellen Religionsunterricht auszubilden und dazu Personal mit der erforderlichen Bekenntniszugehörigkeit einzustellen. Dem kann nicht gefolgt werden. Art. 7 Abs. 3 GG verpflichtet den Staat, in seinen Schulen einen Religionsunterricht einzurichten. Eine Verpflichtung, das Personal zur Erteilung dieses Unterrichts auszubilden, lässt sich ihm nicht entnehmen.563 Die Bestandsgarantien der Landesverfassungen für die theologischen Fakultäten taugen wegen Art. 31 GG ebenfalls nicht für eine Rechtfertigung.564 558 Jachmann, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG II, Art. 33, Rn. 26; Masing, in: Dreier (Hg.), GG II, Art. 33, Rn. 115. 559 Allgemein zum Eintritt in die islamischen Gemeinschaft oben, S. 115. 560 So aber M. Heckel, Staat – Kirche – Kunst, S. 209; ders., Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 67 mit Fn. 123; vgl. ferner dens., in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, S. 623 (636). 561 Vgl. Maunz, in: Maunz / Dürig, GG IV, Art. 3, Rn. 28; Solte, Theologie an der Universität, S. 133. 562 In diese Richtung Scheffler, Die Stellung der Kirche im Staat, S. 205. 563 Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 136 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 69; a.A. Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 42 ff. m. w. N. 564 Vgl. Art. 150 Abs. 2 Verf Bay; Art. 60 Abs. 2 Verf Hessen; Art. 39 Abs. 1 S. 3 Verf RhPf.

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

207

Vertreten wird ferner eine Rechtfertigung aufgrund der „Natur der Sache“.565 Ein solches Evidenzargument überzeugt jedoch nicht.566 Zwar mag es sein, dass gewisse Aufgaben nur von Angehörigen einer bestimmten Konfession wahrgenommen werden können. Erforderlich wäre jedoch der Nachweis, dass das Grundgesetz die Wahrnehmung dieser Aufgaben gerade durch den Inhaber eines Staatsamts zulässt.567 Darauf gibt ein bloßer Hinweis auf die Natur der Sache keine Antwort.568 Das Bundesverwaltungsgericht und in seinem Gefolge eine Stimme in der Literatur sehen die Konfessionszugehörigkeit als Eignungsmerkmal i.S.v. Art. 33 Abs. 2 GG.569 Der Auffassung liegt die Systematik des Gesetzes zugrunde, wonach die Anknüpfungsverbote jedenfalls des Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG mit den Eignungskriterien des Art. 33 Abs. 2 GG kollidieren können und letztere Bestimmung dann als Spezialregelung vorgeht. So ist etwa Sprache ein vor Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG unzulässiges Anknüpfungskriterium. Sie kann jedoch über die Eignung eines Bewerbers i.S.v. Art. 33 Abs. 2 GG entscheiden, sodass dessen Nichtberücksichtigung aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse zulässig ist.570 Durch die Qualifizierung der Bekenntniszugehörigkeit als Eignungsmerkmal wird das vorliegende Problem jedoch lediglich verschoben. Es bleibt fraglich, ob bei der Beurteilung der Eignung eines Bewerbers staatlicherseits auch auf dessen Bekenntnis abgestellt werden darf.571 Nur wenn sich dies bejahen ließe, wäre die Argumentation mit Art. 33 Abs. 2 GG tragfähig. Die staatskirchenvertraglichen Sicherungen der staatlichen Religionslehrerausbildung taugen ebenfalls nicht für eine Rechtfertigung.572 Für eine islamische Re565 Maunz, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 3, Rn. 30; v. Campenhausen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG III, Art. 136 WRV, Rn. 13; Schmidt-Bleibtreu / Klein, GG, Art. 33, Rn. 8; Hollerbach, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 140, Rn. 48; ähnlich Scheuner, Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 33, der darauf abstellt, dass die „Zweckbestimmung“ der betreffenden Stellen eine Konfessionsbindung erfordere. 566 Vgl. Sachs, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR V, § 126, Rn. 133. 567 Solte, Theologie an der Universität, S. 133; Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (381); ausführlich zu dieser Argumentationsfigur Herkströter, Wissenschaftsfreiheit und Theologie, S. 329 ff. 568 Höfling, in: BK GG, Art. 33 Abs. 1 bis 3 (Stand August 1998), Rn. 331. 569 BVerwGE 19, 252 (260); Jachmann, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG II, Art. 33, Rn. 27; ähnl. wohl M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 68. Auch BVerwGE 124, 310 (313) bezeichnet die „objektive Konfessionsbindung“ und eine darüber hinaus gehende „subjektive Bekenntnistreue“ als Eignungsmerkmal, ohne allerdings auf Art. 33 GG einzugehen. 570 Ridder, in: AK GG, Art. 33 Abs. 1 – 3, Rn. 44; Herkströter, Wissenschaftsfreiheit und Theologie, S. 332. 571 Solte, Theologie an der Universität, S. 132; krit. auch Ridder, in: AK GG, Art. 33 Abs. 1 – 3, Rn. 74. 572 Vgl. Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 136 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 69.

208

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

ligionslehrerausbildung gilt dies schon wegen des auf die kirchlichen Vertragspartner begrenzten Geltungsbereichs der Verträge. Aber auch im Übrigen scheitert dieser Ansatz. Zwar ordnet Art. 123 Abs. 2 GG die Fortgeltung des Reichskonkordats mit seinen Bestandsgarantien für die theologischen Fakultäten einschließlich der an ihnen vorhandenen konfessionellen Staatsämter an. Vertragsrecht gilt jedoch nur insoweit fort, als es mit dem Grundgesetz vereinbar ist.573 Mithin stellt sich wieder die Ausgangsfrage. Als verfassungsrechtlicher Ansatzpunkt bleibt danach einzig Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG, auf den verschiedene Autoren eine Rechtfertigung der Ungleichbehandlung stützen. Die Ausbildung von Religionslehrern sei eine eigene Angelegenheit der Religionsgemeinschaften und falle in den Gewährleistungsbereich ihres Selbstbestimmungsrechts. Die konfessionellen Staatsämter seien als notwendiger Ausdruck der Bekenntnisbindung dieser Ausbildung daher verfassungsrechtlich geschützt.574 Diese Argumentation bedarf jedoch näherer Betrachtung. Nach dem oben Gesagten ist zunächst festzustellen, dass die Notwendigkeit einer Bekenntniszugehörigkeit der Lehrkräfte nur dann in den Schutzbereich der Selbstbestimmungsgarantie fällt, wenn die betreffende Religionsgemeinschaft ein entsprechendes Selbstverständnis plausibel dargelegt hat. Für die christlichen Kirchen ist ein solches Selbstverständnis unbestritten. Auch für den Islam ist es, wie eingangs dieses Teils der Arbeit gezeigt, selbstverständlich, dass eine theologische Auseinandersetzung mit seinen Lehren und deren Vermittlung von Muslimen betrieben wird.575 Allein die Eröffnung des Schutzbereichs der Selbstbestimmungsgarantie kann die Ungleichbehandlung jedoch nicht rechtfertigen. Die Selbstbestimmungsgarantie ist nicht schrankenlos gewährleistet, und es ließe sich vertreten, Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG sei eine Schranke des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG. Eine Religionslehrerausbildung an staatlichen Hochschulen wäre dann nur mit der Einschränkung möglich, dass für die Besetzung von Lehrkraftstellen die Bekenntniszugehörigkeit kein Kriterium sein darf. Anderes gilt nur, wenn der Nachweis gelingt, dass der Selbstbestimmungsgarantie im vorliegenden Konflikt der beiden Normen der Vorrang zukommt. Der Verfassungswortlaut enthält dafür keine Anhaltspunkte. In systematischer Hinsicht tritt Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV zwar nicht deshalb zurück, weil er über Art. 140 GG lediglich in die Übergangs- und Schlussbestimmungen des Grundgesetzes übernommen wurde; es handelt sich bei ihm wie auch bei den anderen Artikeln der Weimarer Reichsverfassung um vollgültiges Verfassungsrecht, das gegenüber den anderen Grundgesetz-Normen nicht auf einer Stufe minderen Ranges BVerfGE 6, 309 (347); Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (381 f.). Solte, Theologie an der Universität, S. 129; Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 136 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 69; Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 33, Rn. 32; Morlock, in: Dreier (Hg.), GG III, Art. 140 / 136 WRV, Rn. 18. 575 Siehe oben, S. 115. 573 574

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

209

steht.576 Umgekehrt kann ihm aber auch nicht kurzerhand aufgrund der „Systematik des geltenden Verhältnisses von Staat und Kirche, die bestimmte Maßnahmen der Anerkennung und Förderung der Religionsgemeinschaften als wichtige Gruppen des Volkes nicht ausschließt“, der Vorrang eingeräumt werden.577 Eine solche Systematik kann sich nur aus der Auslegung konkreter Verfassungsbestimmungen ergeben, nicht hingegen dürfen diese ihrerseits im Lichte einer davon losgelösten allgemeinen Bestimmung des Verhältnisses von Staat und Religionsgemeinschaften interpretiert werden. Es bleibt mithin eine historische Interpretation. Bei der Schaffung des Grundgesetzes hat der Parlamentarische Rat die konfessionellen Staatsämter in der Religionslehrerausbildung als traditionsreiche Praxis vorgefunden. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass er die staatliche Religionslehrerausbildung abschaffen wollte. Dies jedoch wäre die Konsequenz gewesen, wenn Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG der Notwendigkeit einer Bekenntnisbindung des Lehrpersonals entgegenstünde, da die Kirchen eine Ausbildung von Religionslehrern durch bekenntnisfremde oder bekenntnislose Dozenten kaum akzeptiert hätten.578 Zu beachten ist ferner, dass Art. 33 Abs. 3 GG Nachfolgenorm des Art. 136 WRV ist, der zunächst nicht in das Grundgesetz übernommen worden war.579 Zweifel an der Vereinbarkeit der konfessionellen Staatsämter in der Religionslehrerausbildung mit Art. 136 WRV sind in der zur Weimarer Reichsverfassung veröffentlichten Literatur aber nicht ersichtlich. Dies ist insofern bedeutsam, als die Religionslehrerausbildung weiland zu weiten Teilen noch nicht an theologischen Fakultäten stattfand, sondern an Pädagogischen Hochschulen. Für letztere hatte aber die nicht ins Grundgesetz übernommene Bestandsgarantie des Art. 149 Abs. 3 WRV, mit der sich die konfessionellen Staatsämter an den theologischen Fakultäten rechtfertigen ließen, keine Geltung. Der Konflikt zwischen konfessionellen Staatsämtern und Art. 136 WRV hätte sich also schon damals gestellt. Weil beim Blick auf die Genese des Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG eine Intention des Grundgesetzgebers, die konfessionellen Staatsämtern in der Religionslehrerausbildung abzuschaffen, nicht festgestellt werden kann, kommt vorliegend Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG der Vorrang zu.580 Es verstößt daher nicht gegen Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG, die Besetzung von Lehrkraftstellen in der Religionslehrerausbildung von der Bekenntniszugehörigkeit der Bewerber abhängig zu maBVerfGE 19, 206 (219). So aber Scheuner, Rechtfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, S. 33 f.; ähnl. Solte, Theologie an der Universität, S. 133. 578 Vgl. Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (381 f.); M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 202. 579 Vgl. Korioth, in: Maunz / Dürig, GG VI, Art. 140 / 136 WRV (Stand Februar 2003), Rn. 6 m. w. N. 580 Vgl. Emde, AöR 106 (1981), S. 355 (381 f.). 576 577

210

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

chen oder deren Inhaber aufgrund eines Abfalls vom Bekenntnis aus der Ausbildung auszuschließen.581

III. Bekenntniszugehörigkeit der Studierenden Die Bekenntniszugehörigkeit stellt sich nicht nur beim Lehrpersonal, sondern auch bei den Studierenden als Problem, und dort gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen kann fraglich sein, ob sie zur Voraussetzung für die Zulassung zum Studium der Religionslehre gemacht werden darf. Wie gesehen, findet sich eine solche Beschränkung für die Fächer Evangelische und Katholische Religionslehre jedenfalls in Nordrhein-Westfalen zwar nicht.582 Der für die Ausbildung muslimischer Religionslehrer an der Universität Münster errichtete Studiengang stand jedoch zunächst nur Angehörigen des Islams offen; diese Regelung wurde später wegen rechtlicher Bedenken gestrichen.583 Zudem wird in der Literatur für theologische Studiengänge eine Beschränkung des Studienzugangs auf Bekenntnisangehörige diskutiert.584 Da eine Tätigkeit als evangelischer oder katholischer Religionslehrer von einer kirchlichen Bevollmächtigung und damit auch von der Zugehörigkeit zu der christlichen Konfession abhängig ist und eine Bevollmächtigung auch von islamischen Religionsgemeinschaften gefordert werden könnte, ließe sich zudem erwägen, bereits die Zulassung zu einer Staatprüfung für das Fach Religionslehre von der Zugehörigkeit zum jeweiligen Bekenntnis abhängig zu machen. Eine solche Restriktion findet sich bislang auch für die christlichen Kirchen nicht.585 Sie wird aber jedenfalls für akademische theologische Prüfungen diskutiert und bejaht.586

1. Bekenntniszugehörigkeit als Immatrikulationsvoraussetzung? Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG gibt allen Deutschen ein Recht auf freie Wahl der Ausbildungsstätte, wozu auch eine staatliche Hochschule zählt.587 Wenngleich der Wortlaut nur die Ausbildungsstätte erwähnt, umfasst die Norm neben diesem räumlich-organisatorischen auch einen inhaltlichen Aspekt, sodass auch die freie Vgl. für die zweite Variante BVerwGE 124, 310 (313). Vgl. oben, S. 46. 583 Vgl. oben, S. 102. 584 Vgl. Solte, Theologie an der Universität, S. 213 f.; Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (570), der eine Bekenntnishomogenität für erforderlich hält und über ein Verbot der Zulassung Bekenntnisfremder mit Erlaubnisvorbehalt durchsetzen will. 585 Vgl. oben, S. 46. 586 Ausführl. M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 270 ff. 587 Siehe nur Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 821. 581 582

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

211

Wahl des Ausbildungsfachs geschützt ist.588 Für den Studienbewerber heißt das, dass ihm Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG ein Recht auf freie Wahl eines Studienfachs verbürgt.589 Wenn der Staat an seinen Hochschulen Studienplätze einrichtet, vermittelt das Grundrecht jedem hochschulreifen Bürger einen Anspruch auf Zulassung zum Hochschulstudium seiner Wahl. Die Existenz diese Anspruchs ist heute im Grundsatz unbestritten; zumeist wird er im Anschluss an das sog. Numerusclausus-Urteil des Bundesverfassungsgerichts590 aus einer Verbindung von Art. 12 Abs. 1 S. 1, Art. 3 Abs. 1 GG und dem Sozialstaatsgebot des Art. 20 Abs. 1 GG hergeleitet.591 Er lässt sich jedoch bereits Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG selbst entnehmen, der mit der Wahl des Studiums nicht nur die innere Entscheidung, sondern auch ihre praktische Umsetzung schützt.592 Zulassungsbeschränkungen sind daher an diesem Grundrecht zu messen. Wird einem Studienbewerber die Immatrikulation für das Fach Religionslehre mit der Begründung versagt, ihm fehle die erforderliche Bekenntniszugehörigkeit, liegt ein Eingriff vor.593 Zugleich liegt darin eine Benachteiligung, die jemand wegen der Nichtzugehörigkeit zu einem bestimmten religiösen Bekenntnis erleidet. Eine solche Benachteiligung aufgrund einer durch den Glauben oder Nichtglauben bedingten Eigenschaft ist eine Ungleichbehandlung wegen der religiösen Anschauung i.S.v. Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG.594 Schließlich halten Stimmen in der Literatur den Schutzbereich des Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG für eröffnet.595 Ausprägung der Wissenschaftsfreiheit sei die Lernfreiheit der Studierenden als das Recht, Veranstaltungen in beliebigen Fächern zu besuchen.596 In dieses Recht werde eingegriffen, wenn der Zugang zu einem Studiengang vom Bekenntnis abhängig gemacht werde.597 Eine solch weit reichende LernGubelt, in: v. Münch / Kunig (Hg.), GG I, Art. 12, Rn. 27. Schnellenbach, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Kap. VIII, Rn. 5. 590 BVerfGE 33, 303 (332). 591 Thieme, Deutsches Hochschulrecht, S. 597; Tettinger, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 12, Rn. 131; Manssen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 12, Rn. 18; Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 12, Rn. 84; Gubelt, in: v. Münch / Kunig (Hg.), GG I, Art. 12, Rn. 28. 592 Näher Pieroth, Störung, Streik und Aussperrung an der Hochschule, S. 208 f. 593 So wohl auch Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (570), der Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG allerdings nicht explizit nennt. 594 Zum Verhältnis von „Glauben“ und religiösen Anschauungen“ in Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG vgl. Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 3, Rn. 127; Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 3, Rn. 402, geht demggü. davon aus, dass sich die Merkmale nicht trennen lassen, sodass auch eine Ungleichbehandlung aufgrund des Glaubens vorläge. Im Ergebnis hängt von den Unterschieden zwischen diesen Auffassungen nichts ab. 595 Solte, Theologie an der Universität, S. 213 f.; M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 315. 596 Solte, Theologie an der Universität, S. 213; ähnl. Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 5, Rn. 379; Bethge, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 5, Rn. 208; Wendt, in: v. Münch / Kunig, GG I, Art. 5, Rn. 105. 588 589

212

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

freiheit, die im Wortlaut der Norm nicht ausdrücklich enthalten ist, begegnet jedoch Bedenken. Träger der Wissenschaftsfreiheit ist zwar auch derjenige, der erst wissenschaftlich tätig werden will.598 Das Grundrecht vermittelt ihm jedoch keinen Anspruch auf Zugang zu einem bestimmten Studienfach, sondern ist dann einschlägig, wenn staatliche Beschränkungen kein wissenschaftliches Studium mehr ermöglichen, wenn also die Art und Weise der Durchführung des Studiums in Rede steht.599 Der Anspruch auf grundsätzliches Durchführung des Studiums wird demgegenüber von Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG verbürgt.600 Zulassungsbeschränkungen sind daher keine Frage der Wissenschaftsfreiheit. Um eine Beschränkung der Zulassung zum Studium auf Angehörige eines bestimmten Bekenntnisses zu rechtfertigen, wird bisweilen auf die „Gefahr einer Überfremdung oder ,Umfunktionierung‘“ der Hochschuleinrichtungen verwiesen.601 Der normative Anknüpfungspunkt für diese Argumentation bleibt offen. Sie wird offenbar gestützt auf das bereits genannte Numerus-clausus-Urteil, in dem das Bundesverfassungsgericht ausführt, Zulassungsbeschränkungen könnten bei einer drohenden Überschreitung der Kapazitätsgrenzen zum Schutz der Funktionsfähigkeit der Hochschule zulässig sein.602 Während aber die Möglichkeit der Störung des ordnungsgemäßen Hochschulbetriebs aufgrund überlasteter Kapazitäten auf der Hand liegt, ist nicht ersichtlich, inwiefern bekenntnisfremde oder -lose Studierende den Lehr- und Forschungsbetrieb beeinträchtigen sollen. Denkbar sind Beeinträchtigungen alleine aufgrund individueller Verhaltensweisen im konkreten Einzelfall.603 Darüber gibt das Kriterium der Bekenntniszugehörigkeit aber keine Auskunft. Die Argumentation verfängt daher nicht. Denkbar erscheint alleine eine Rechtfertigung über Art. 137 Abs. 3 WRV i.V.m. Art. 140 GG. Sie kommt nur in Betracht, wenn der Ausschluss bekenntnisfremder oder bekenntnisloser Studierender in den Schutzbereich des religionsgemeinschaftlichen Selbstverwaltungsrechts fällt. Sämtliche in dieser Arbeit behandelten Religionen richten sich jedoch dem theologischen Grundbefund nach an alle Menschen, um sie zu Umkehr, Glauben und Heil zu bringen. Dem Missionsauftrag dieser Religionen gemäß soll den Anhängern anderer Bekenntnisse und Nichtgläubigen die eigene Überzeugung von der religiösen Wahrheit vermittelt werden, zu der gerade auch die akademische Auseinandersetzung einen Zugang eröffnen kann. 597 Solte, Theologie an der Universität, S. 213 f.; M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 315. 598 BVerfGE 35, 79 (112); Starck, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 5, Rn. 405. 599 Vgl. Pieroth, Störung, Streik und Aussperrung an der Hochschule, S. 140. 600 Pieroth, Störung, Streik und Aussperrung an der Hochschule, S. 213; ablehnend ggü. einer von Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG geschützten Lernfreiheit auch Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 5, Rn. 124; Oppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 145, Rn. 11. 601 Hollerbach, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 549 (570); ähnl. Solte, Theologie an der Universität, S. 214. 602 BVerfGE 33, 303 (339). 603 Vgl. Pieroth, Störung, Streik und Aussperrung an der Hochschule, S. 219 f.

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

213

Ein Ausschluss von Bekenntnisfremden oder -losen vom Studium findet daher im religiösen Selbstverständnis der Religionsgemeinschaften keine Stütze. Er ist daher nicht vom Schutzbereich des religionsgemeinschaftlichen Selbstbestimmungsrechts umfasst.604 Da sich sonach eine verfassungsrechtliche Rechtfertigung nicht findet, ist es wegen Verstoßes gegen Art. 12 Abs. 1 S. 1 und Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG unzulässig, die Immatrikulation für das Fach Religionslehre vor der Zugehörigkeit zum jeweiligen Bekenntnis abhängig zu machen. Auch hier zeigt sich, dass Religionsfreiheit und Selbstbestimmungsrecht individuelle und kollektive religiöse Betätigung ermöglichen. Sie verleihen aber kein Recht, die Auseinandersetzung anderer mit der gleichen Religion zu unterbinden.605

2. Bekenntniszugehörigkeit als Prüfungsvoraussetzung Das Grundrecht auf freie Wahl einer Ausbildungsstätte wird verstanden als Teilaspekt eines in Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG insgesamt verbürgten Grundrechts der Berufsfreiheit.606 Eine Ausbildung i. S. d. Grundrechts ist regelmäßig Vorstufe zu einem Beruf. Sie zielt zu einem wesentlichen Teil darauf, eine für die Ausübung eines Berufs erforderliche Qualifikation zu erlangen.607 Die Darstellung der einfach-rechtlichen Ausgestaltung des Lehramtsstudiums hat diese Berufsbezogenheit paradigmatisch zum Ausdruck gebracht.608 Wegen dieses engen Zusammenhangs enthält das Recht auf freie Wahl der Ausbildungsstätte zugleich ein Recht auf das Erreichen der für den Beruf erforderlichen Qualifikation. Wird diese Qualifikation durch eine Prüfung erlangt, besteht für den Studienabsolventen ein Anspruch auf Zulassung zu dieser Prüfung, vorliegend also zu den Staatsprüfungen für die Lehramtsanwärter.609 Wenn, wie in diesem Zusammenhang, das Bestehen der Prüfung zugleich Voraussetzung für Berufswahl und -ausübung ist, greifen auch diese Teilaspekte des Grundrechts ein. Auch das Recht auf freie Berufswahl und -ausübung vermittelt daher einen Anspruch auf Zulassung zur Prüfung.610 In dieser Überschneidung der Teilaspekte des Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG zeigt sich ihr enger Zusammenhang. Wird ein Studienabsolvent mangels entsprechender Bekenntniszugehörigkeit nicht zur A.A. H. Weber, NVwZ 2000, S. 848 (853). Siehe schon oben, S. 123. 606 Vgl. BVerfGE 33, 303 (330); 41, 251 (261); Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 808. 607 BVerfGE 33, 303 (330). 608 Vgl. oben, S. 44 f. 609 Pieroth, Störung, Streik und Aussperrung an der Hochschule, S. 212. 610 Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 12, Rn. 72, 81; Niehues / Rux, Schul- und Prüfungsrecht II, Rn. 212; Schnellenbach, in: Hartmer / Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Kap. VIII, Rn. 53. 604 605

214

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Staatsprüfung im Fach Religionslehre zugelassen, liegt darin eine Beschränkung aufgrund einer in der Person des Absolventen liegenden Eigenschaft. In der Terminologie der so genannten Stufentheorie ist dies ein Eingriff auf der Ebene einer subjektiven Zulassungsregelung.611 Ferner handelt es sich im Anschluss an das zur Immatrikulation Gesagte um eine Benachteiligung, die jemand aufgrund seiner religiösen Anschauung erleidet und damit um eine Ungleichbehandlung i.S.v. Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG.612 Die Einschlägigkeit der Wissenschaftsfreiheit ist hingegen auch hier zu verneinen. So wie Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG keinen Anspruch auf Zugang zum Studium gibt, gibt er auch keinen Anspruch auf Zulassung zu einer das Studium abschließenden Prüfung.613 Für die Frage nach der Rechtfertigung ist zunächst zu beachten, dass sich aufgrund des Verständnisses von Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG als eines einheitlichen Grundrechts auch der als Gesetzesvorbehalt verstandene Regelungsvorbehalt in Art. 12 Abs. 1 S. 2 GG über den reinen Wortlaut hinaus auf alle Aspekte der Berufsfreiheit erstreckt. Ihm unterliegt folglich neben dem Recht auf freie Berufswahl und -ausübung auch das Recht auf freie Wahl der Ausbildungsstätte.614 Subjektive Zulassungsvoraussetzungen sind von dieser Schranke nur gedeckt, wenn sie dem Schutz von Gemeinschaftsgütern dienen, die in ihrer Bedeutung das Grundrecht des Einzelnen aus Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG überragen.615 Als solche kommen einzig das religionsgemeinschaftliche Selbstbestimmungsrecht aus Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG sowie die Religionsfreiheit in Betracht. Der Schutzbereich dieser Verfassungsbestimmungen wäre eröffnet, wenn ein Ausschluss Bekenntnisfremder und Bekenntnisloser von der Staatsprüfung im Fach Religionslehre dem Selbstverständnis der jeweils betroffenen Religionsgemeinschaft entspräche. Dies lässt sich für die christlichen Kirchen bejahen, und auch für eine islamische Religionsgemeinschaft dürfte nichts anderes gelten. Mit der Staatsprüfung im Fach Religionslehre soll der Nachweis erbracht werden, dass der Absolvent über die für den Beruf des Religionslehrers erforderlichen Voraussetzungen verfügt. Beim Staatsexamen handelt es sich um einen Qualifikationsnachweis für ein bekenntnisgebundenes Fach.616 Weil den Absolventen mit der erfolgreichen Staatsprüfung für jeden erkennbar die Eignung zugesprochen wird, ein Bekenntnis zu lehren und zu 611 Zur Übertragung der sog. Stufentheorie auf das Recht auf freie Wahl der Ausbildungsstätten Niehues / Rux, Schul- und Prüfungsrecht II, Rn. 214 f. 612 VGH BW, ZevKR 30 (1985), S. 106 (109). Zweifelnd M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 303 f., der darauf abstellt, dass keine Benachteiligung, sondern lediglich eine Berücksichtigung vorliege. Dazu schon oben, S. 206. 613 Vgl. VGH Mannheim, NJW 1983, S. 2592 (2594); Niehues / Rux, Schul- und Prüfungsrecht II, Rn. 212; M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 310 f. 614 BVerfGE 33, 303 (336); Manssen, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 12, Rn. 103; krit. Pieroth, Störung, Streik und Aussperrung an der Hochschule, S. 215 ff. 615 BVerfGE 7, 377 (407); Niehues / Rux, Schul- und Prüfungsrecht II, Rn. 219. 616 Vgl. VGH BW, ZevKR 30 (1985), S. 106 (LS 2).

E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden

215

bezeugen, lässt sich die Rechtsposition der Religionsgemeinschaften auch nicht dadurch wahren, dass diese darauf verwiesen werden, die Anerkennung des Abschlusses gegebenenfalls zu verweigern. Denn eine solche Nichtanerkennung dürfte in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden.617 Es greifen folglich die gleichen Erwägungen wie bei Hochschullehrern: Wer nicht bereit ist, seine Zugehörigkeit zu dem jeweiligen Bekenntnis nach außen erkennbar zu dokumentieren, dem fehlt aus religionsgemeinschaftlicher Sicht die Eignung, künftig dieses Bekenntnis in der Schule zu vermitteln. Danach ist es Ausdruck des religiösen Selbstverständnisses, wenn Bekenntnisfremden und Bekenntnislosen der Qualifikationsnachweis versagt wird. Ein Ausschluss dieser Personen von der Staatsprüfung fällt in den Schutzbereich von Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG und von Art. 4 Abs. 1 und 2 GG. Diese Freiheitsrechte der Religionsgemeinschaften wären bei einer Öffnung der Staatsprüfung für Jedermann schwer betroffen. Denn mit dem staatlichen Qualifikationsnachweis ist die Bekenntnisbindung unmittelbar berührt.618 Die Rechtsposition der Religionsgemeinschaften geht bei der erforderlichen Abwägung daher jener der Prüfungsanwärter vor.619 Aus denselben Erwägungen ist im Ergebnis auch die Ungleichbehandlung i.S.v. Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG gerechtfertigt.620 Die Rechtfertigung scheitert insbesondere nicht daran, dass für die Zulassung zur Prüfung an ein in Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG explizit genanntes Differenzierungskriterium angeknüpft wird. Die Norm statuiert keine absoluten Anknüpfungsverbote; Ungleichbehandlungen lassen sich vielmehr durch kollidierendes Verfassungsrecht rechtfertigen, wozu insbesondere auch das religionsgemeinschaftliche Selbstbestimmungsrecht zählt.621 Danach wäre es verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden, die Zulassung zu einer Staatsprüfung in Religionslehre von der Zugehörigkeit zu dem jeweiligen Bekenntnis abhängig zu machen. Eine solche Beschränkung müsste wegen ihrer Grundrechtsrelevanz jedoch durch ein förmliches Gesetz oder zumindest auf dessen Grundlage ausgesprochen werden.622

BVerwGE 101, 309 (320). Vgl. VGH BW, ZevKR 30 (1985), S. 106 (116). 619 VGH BW, ZevKR 30 (1985), S. 106 (LS 4); M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 311 f.; vgl. ferner v. Campenhausen / de Wall, Staatskirchenrecht, S. 224. 620 Vgl. VGH BW, ZevKR 30 (1985), S. 106 (116); M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 308. 621 Jarass, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 3, Rn. 134 f., 140; ebenso Osterloh, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 3, Rn. 239 ff., dort auch näher zu der Frage, ob die Norm absolute Differenzierungsverbote enthält. 622 Näher Niehues / Rux, Schul- und Prüfungsrecht II, Rn. 33 ff. In NW etwa wäre eine entsprechende Klausel in der LPO NW ausreichend, in der laut § 17 Abs. 4 Nr. 4 LABG NW auch die Voraussetzungen für die Zulassung zur Staatsprüfung zu normieren sind. 617 618

216

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

3. Keine präventiven Studienbeschränkungen Die vorstehenden Ergebnisse führen zu einer offenkundigen Diskrepanz: Ein Bewerber muss sich zwar unabhängig von seinem Bekenntnis für das Studium der Religionslehre immatrikulieren können, die Zulassung zur Abschlussprüfung lässt sich ihm jedoch versagen, wenn er nicht die erforderliche Bekenntniszugehörigkeit vorweisen kann. Diese Diskrepanz ist jedoch hinzunehmen. Sie ist Folge eines – im konkreten Fall nachzuprüfenden – von der Verfassung geschützten religiösen Selbstverständnisses, wonach ein Bekenntnis „zwar allen – aber nicht von allen – gelehrt und verkündigt“ werden soll.623 Der zulässige Prüfungsausschluss könnte – unter dem Gebot eines von der Wissenschaftsfreiheit geforderten möglichst effektiven Mitteleinsatzes – eine Beschränkung des Studienzugangs allenfalls rechtfertigen, wenn Studienplätze im Fach Religionslehre in nennenswerter Größenordnung von Studierenden belegt würden, die nicht die für die Prüfungszulassung erforderliche Bekenntniszugehörigkeit haben, und dies zum Ausschluss von dem Bekenntnis angehörenden Studienbewerbern führen müsste. Dafür ist jedoch nichts ersichtlich, sodass die Frage dahingestellt bleiben kann. Zudem muss in der Praxis für den Bekenntnisfremden oder Bekenntnislosen das Studienfach Religionslehre auch unter dem Gesichtspunkt einer Berufsqualifikation nicht von vornherein sinnlos sein. Oft wird es sich um religiös Unentschlossene und Suchende handeln, die erwägen, das fremde Bekenntnis nach einer akademischen Auseinandersetzung mit seinen Lehren anzunehmen. Eine solche Freiheit darf den Betroffenen nicht unter Hinweis auf die dargelegte Diskrepanz durch einen vorbeugenden Ausschluss vom Studium genommen werden. Aus Gründen des Vertrauensschutzes sind die Hochschulen jedoch verpflichtet, im Falle von Zulassungsbeschränkungen für die Staatsprüfung Studieninteressenten deutlich auf diese hinzuweisen. Desgleichen ist, so wie bei den bereits existierenden Initiativen für eine Ausbildung islamischer Religionslehrer geschehen,624 ein Hinweis darauf erforderlich, dass eine Tätigkeit als islamischer Religionslehrer von einer Bevollmächtigung der beteiligten Religionsgemeinschaft ähnlich jener der christlichen Kirchen abhängig gemacht werden könnte.

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums – inhaltliche Fragen Im letzten Abschnitt der Arbeit sollen inhaltliche Fragen einer islamischen Religionslehrerausbildung behandelt werden. Dabei geht es zunächst um die Frage, welche Qualifikationen sie aus rechtlicher Sicht vermitteln muss. Im Zusammenhang damit soll sodann erörtert werden, ob die Religionsgemeinschaften ein Recht 623 624

M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 314. Vgl. oben, S. 102 und 104.

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

217

auf den Einsatz eigenen Personals haben. Abschließend geht es um die Gestaltung eines Studiums der Religionslehre durch Studien- und Prüfungsordnungen.

I. Die erforderliche Qualifikation von Religionslehrern Die erforderliche Qualifikation von Religionslehrern soll aufgeteilt in drei Bereiche näher untersucht werden. Fraglich ist zunächst, welche Sprachkenntnisse sie haben müssen, ferner, welche pädagogisch-didaktischen Anforderungen für sie gelten und schließlich, welche fachwissenschaftliche Qualifikation zu fordern ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich diese Fragen nicht spezifisch für einen islamischen Religionsunterricht stellen. Sie werden lediglich im Zusammenhang mit ihm verstärkt diskutiert. Zu beachten ist ferner, dass sich in der Literatur Ausführungen, die sich direkt mit der notwendigen Qualifikation der Lehrkräfte befassen, nur selten finden; die einschlägigen Passagen beziehen sich zumeist auf die Gestaltung des Unterrichts. Damit sind zwar auch Fragen nach der Lehrplan- und Schulbuchgestaltung angesprochen. Zuvörderst aber ist das Unterrichtsgeschehen bestimmt von der Person des Lehrers.625 Aussagen zur Gestaltung des Unterrichts erfordern damit notwendig entsprechende Fähigkeiten seitens der Lehrkraft. Die Anforderungen an die Gestaltung des Unterrichts haben also zugleich Auswirkungen auf die seine Erteilung vorbereitende Ausbildung der Lehrkräfte und können im vorliegenden Zusammenhang herangezogen werden. 1. Deutsch als Unterrichtssprache Zu fragen ist zunächst nach der erforderlichen Sprachqualifikation. Sie bedarf einer Erörterung, weil das Arabische im Islam eine besondere Bedeutung hat: Es ist die Sprache, in der sich im Koran das Wort Gottes offenbart. Weil jede Übersetzung zugleich eine Interpretation und damit möglicherweise eine Verfälschung beinhalte, werden Koranübersetzungen häufig als unmöglich oder unzulässig abgelehnt.626 Daher gibt es Forderungen nach einem auf Arabisch erteilten Religionsunterricht. Auch wird diskutiert, ob angesichts der großen Zahl türkischstämmiger muslimischer Schüler auf Türkisch unterrichtet werden sollte.627 Gegen eine Verwendung des Arabischen ist bei der Rezitation von Koranstellen nichts einzuwenden, zumal diese Elemente aus pädagogischen Gründen den UnterVgl. Neumann, Art. „Lehrerausbildung“, in: TRE XX, S. 621 (625). Eiselt, DÖV 1981, S. 205 (207). 627 Vgl. Sauer / Goldberg, Der Islam etabliert sich in Deutschland, S. 111. Nach einer dort zitierten Meinungsumfrage des Zentrums für Türkeistudien im Auftrag des Bundesinnenministeriums wünschen sich drei Viertel der türkischen Migranten Türkisch als Sprache eines Islamunterrichts. 625 626

218

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

richt nicht dominieren dürfen.628 Eine darüber hinaus gehende generelle Verwendung des Arabischen oder Türkischen als Unterrichtssprache ist dagegen unzulässig. Schon aus dem historisch gewachsenen Verständnis des Verfassungsbegriffs Religionsunterricht dürfte zu folgern sein, dass der Unterricht überwiegend in deutscher Sprache stattzufinden hat.629 Jedenfalls aber bewirkt seine Qualifizierung als ordentliches Lehrfach gemäß Art. 7 Abs. 3 S. 1 GG eine Gleichstellung mit den übrigen Unterrichtsfächern und damit, dass Deutsch Unterrichtssprache ist.630 Dafür streitet auch die Integrationsaufgabe, wie sie der Schule von den Schulgesetzen der Länder zugeschrieben wird.631 Der Staat muss einer den Zusammenhalt des Gemeinwesens bedrohenden Partikularisierung innerhalb der Gesellschaft entgegenwirken und insbesondere auch sprachliche Ausgrenzung verhindern.632 Die Vermittlung ausreichender Deutschkenntnisse dient zugleich dem schulischen Auftrag zur Sicherung des Rechts auf chancengleiche Bildung.633 Ein islamischer Religionsunterricht ausschließlich in arabischer oder türkischer Sprache würde diesen Zielen zuwiderlaufen. Deutsch muss damit gerade auch die Sprache des Religionsunterrichts sein. Wenig überzeugend ist dafür schließlich jedoch das Argument, andernfalls könne die staatliche Schulaufsicht nicht effektiv gewährleistet werden.634 Die für eine Aufsicht erforderliche Qualifikation des Aufsichtspflichtigen ergibt sich aus den sachlichen Anforderungen des beaufsichtigten Bereichs, nicht umgekehrt. So könnte etwa die staatliche Bauaufsicht die Errichtung eines Gebäudes nicht mit der Begründung untersagen, ihr fehle zur Prüfung der Statik qualifiziertes Personal. Ebenso wenig lässt sich die staatliche Schulaufsicht gegen die Verwendung einer bestimmten Sprache im Unterricht wenden. Die Lehrkräfte für den Religionsunterricht müssen mithin über Deutschkenntnisse verfügen, wie sie auch für andere ordentliche Lehrfächer verlangt werden. 628 So auch Mückl, AöR 122 (1997), 513 (551); zu den pädagogischen Aspekten unten, S. 219 ff. 629 Anger, Islam in der Schule, S. 380. 630 Link, in: Rinnerthaler (Hg.), Historische und rechtliche Aspekte des Religionsunterrichts, S. 395 (413); Eiselt, DÖV 1981, S. 205 (207); Mückl, AöR 122 (1997), 513 (550); ähnl. Fechner, NVwZ 1999, S. 735 (737). 631 Dazu auch Böckenförde, EssGespr 14 (1980), S. 54 (84). 632 Langenfeld, AöR 123 (1998), S. 375 (395); siehe auch den dort zitierten § 4 Abs. 4 des Entwurfs des 54. Deutschen Juristentags für ein Landesschulgesetz: „Schüler, deren Muttersprache nicht das Deutsche ist, sollen zusammen mit Schülern deutscher Muttersprache deutschsprachig unterrichtet und zu gleichen Abschlüssen geführt werden.“ 633 Vgl. Stock, RdJB 2005, S. 99 f. 634 So Link, in: Rinnerthaler (Hg.), Historische und rechtliche Aspekte des Religionsunterrichts, S. 395 (413); Bock, in: ders. (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 3 (29); Mückl, AöR 122 (1997), 513 (550 f.); M. Heckel, Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, S. 106; ders., JZ 1999, S. 741 (755); ähnl. v. Campenhausen, ZevKR 25 (1980), S. 135 (148).

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

219

Zutreffend wird davon im einfachen Recht die Aufnahme einer Lehrtätigkeit abhängig gemacht.635 Darüber hinaus gehende Sprachqualifikationen, etwa Arabisch für einen islamischen oder Hebräisch und Griechisch für einen christlichen Religionsunterricht, sind aus staatlicher Sicht nicht erforderlich, können aber von der Religionsgemeinschaft, um deren Religionsunterricht es sich handelt, als Ausprägung ihres religiösen Selbstverständnisses verlangt werden.

2. Pädagogische und didaktische Qualifikation Pädagogische und didaktische Aspekte nehmen bei der Ausbildung evangelischer und katholischer Religionslehrer großen Raum ein, ihr Umfang ist einfachrechtlich detailliert festgelegt.636 Für eine Untersuchung verfassungsrechtlicher Vorgaben ist vorab darauf hinzuweisen, dass sich vor allem im älteren rechtswissenschaftlichen Schrifttum nur selten Aussagen finden, die sich explizit auf „pädagogische“ oder „didaktische“ Fragen beziehen. Zumeist ist von der Unterrichtsmethode oder der Art der Darbietung der Unterrichtsinhalte die Rede. Gleichwohl lassen sich diese Ausführungen im vorliegenden Zusammenhang verwerten: Unter Didaktik wird die wissenschaftliche Reflexion von organisierten Lehr- und Lernprozessen verstanden.637 Zu den Aufgaben der Didaktik gehört die Suche nach Konzepten für die Vermittlung von Bildungsinhalten und damit auch nach Methoden der Unterrichtsgestaltung.638 Eng mit der Didaktik verbunden ist die Pädagogik639 als allgemeine Theorie der Bildung und Erziehung sowie des Unterrichtens.640 Aufgrund dieses Zusammenhangs sind von der rechtswissenschaftlichen Literatur, soweit sie von Unterrichtsmethodik oder -gestaltung spricht, letztlich Fragen der Pädagogik und Didaktik angesprochen.

Vgl. oben, S. 54, 65. Vgl. oben, S. 44 f. 637 Gudjons, Pädagogisches Grundwissen, S. 233; Kunstmann, Religionspädagogik, S. 162. 638 Näher Weidmann, in: ders. (Hg.), Didaktik des Religionsunterrichts, S. 20 (27 f.); H.-J. Frisch, Fachdidaktik Religion, S. 169; Lachmann, in: Adam / Lachmann, Religionspädagogisches Kompendium, S. 17 f.; Schweitzer, Religionspädagogik, S. 137. 639 Wegen seiner stärkeren Verbreitung wird hier der Begriff Pädagogik anstelle des im zweiten Teil der Arbeit verwendeten Begriffs Erziehungswissenschaft gebraucht. Die Bezeichnung dieser Disziplin als Erziehungswissenschaft in den landesrechtlichen Bestimmungen, auf denen das zweite Kapitel aufbaut, erklärt sich aus der Abgrenzung zu dem in NW angebotenen eigenständigen Schulfach Pädagogik. Historisch haben die beiden heute weitgehend synonym verwandten Begriffe eine unterschiedliche Bedeutung. Die Bezeichnung Erziehungswissenschaft wurde in den 1960er und 70er Jahren gebraucht, um den Wissenschaftscharakter dieser Disziplin zu betonen, während Pädagogik eher mit Erziehungspraxis gleichgesetzt wurde, vgl. S. 229 f. 640 Näher Weidmann, in: ders. (Hg.), Didaktik des Religionsunterrichts, S. 20 (29); siehe ferner unten, S. 229 f. 635 636

220

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

a) Unzuständigkeit des Staates? – Die Reichweite des Mitgestaltungsrechts aus Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG Bevor darauf eingegangen werden kann, über welche pädagogischen und didaktischen Qualifikationen Religionslehrer aus verfassungsrechtlicher Sicht verfügen müssen, ist zu untersuchen, ob für diese Fragen nach der Konzeption des Grundgesetzes nicht möglicherweise allein die Religionsgemeinschaften zuständig sind. Dies jedenfalls entspricht einer in der Literatur verbreiteten Ansicht. Danach werden die Methoden des Religionsunterrichts ausschließlich durch die Religionsgemeinschaften bestimmt,641 seine Gestaltung sei alleine an ihre Vorstellungen gebunden.642 „Jede Einmischung in die Art und Weise, wie Religion gelehrt wird“, stelle einen „unberechtigten Eingriff“ in den Zuständigkeitsbereich der Religionsgemeinschaften dar.643 Auch das Bundesverfassungsgericht geht in diese Richtung, wenn es feststellt, die Ausrichtung des Religionsunterrichts „an den Glaubenssätzen der jeweiligen Konfession ist der unveränderliche Rahmen, den die Verfassung vorgibt. Innerhalb dieses Rahmens können die Religionsgemeinschaften ihre pädagogischen und didaktischen Vorstellungen über Inhalt und Ziel des Religionsunterrichts entwickeln, denen der Staat aufgrund des Übereinstimmungsgebots des Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG Rechnung tragen muß“.644 Die damit einher gehende Implikation wird zumeist nicht offen ausgesprochen: Wenn Fragen der methodischen Gestaltung des Religionsunterrichts, entsprechend der dargelegten Terminologie also Fragen der Pädagogik und Didaktik in die alleinige Kompetenz der Religionsgemeinschaften fallen, sind damit umgekehrt staatliche Anforderungen in diesem Bereich ausgeschlossen. Ein bestimmtes pädagogisches oder didaktisches Niveau des Unterrichts und folglich eine bestimmte Qualifikation der Lehrkräfte dürfte der Staat nicht einfordern. Walter Leisner, der sich, soweit ersichtlich, als einziger näher mit dieser Frage befasst hat, zieht denn auch diese Konsequenz. Die pädagogischen und didaktischen Entscheidungen der Religionsgemeinschaften sind nach seiner Auffassung von Seiten des Staates „nicht zu beaufsichtigen“.645 Ihm wäre es danach versagt, Einfluss auf die pädagogischen 641 Hemmrich, in: v. Münch / Kunig, GG, Art. 7, Rn. 30; Maunz, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 7 (Stand September 1980), Rn. 50; Dackweiler, Katholische Kirche und Schule, S. 233; Deuschle, Kirche und Schule nach dem Grundgesetz, S. 143; Leisner, Das staatliche Aufsichtsrecht über den Religionsunterricht, S. 90 f.; Scharnagl, in: Westhoff (Hg.), Verfassungsrecht der deutschen Schule, S. 1 (32); Rees, KuR 1996, S. 99 (105). Ähnlich auch Schmoeckel, Der Religionsunterricht, S. 160 f., der allerdings einen Vorbehalt macht für „eine rein pädagogische Frage der Methodik ( . . . ), die genauso in anderen Fächern auftauchen könnte“. 642 Rees, KuR 1996, S. 99 (105). 643 Dackweiler, Katholische Kirche und Schule, S. 233. 644 BVerfGE 74, 244 (253); kritisch Umbach, in: Faller / Kirchhof / Träger (Hg.), FS Geiger (1989), S. 359 (361), Fn. 11. 645 Leisner, Das staatliche Aufsichtsrecht über den Religionsunterricht, S. 91. Er hält lediglich eine „richterliche Mißbrauchskontrolle“ für den Fall für zulässig, „in dem die Kirchen willkürlich handeln“; ferner schon S. 30: „Ein derart auf die kirchliche Lehre ausgerich-

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

221

und didaktischen Ausbildungsinhalte zu nehmen. Auch dürfte der Staat den Einsatz einer Lehrkraft nicht mit der Begründung ablehnen, sie sei in pädagogischer oder didaktischer Hinsicht nicht ausreichend qualifiziert. Diese Ansicht ist nicht unbestritten. Es wird darauf hingewiesen, dass der Religionsunterricht in methodischer Hinsicht nicht in vollem Umfang zur Disposition der Religionsgemeinschaften stehe.646 Mit der Übereinstimmungsklausel des Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG verfügten sie zwar über ein inhaltliches Mitgestaltungsrecht. Es handele sich beim Religionsunterricht aber um eine staatlich verantwortete Lehrveranstaltung, und die staatliche Verantwortung erstrecke sich auch auf die Art und Weise der Wissensvermittlung.647 Die Kontroverse lässt sich jedenfalls nicht mit einer Art Harmonisierungsformel beilegen, wonach die pädagogischen und didaktischen Aspekte „einvernehmlich“ von Staat und Religionsgemeinschaft zu regeln seien.648 Zwar ist richtig, dass der Religionsunterricht im Kanon der Schulfächer eine Sonderstellung einnimmt, indem seine religiösen Momente von den Religionsgemeinschaften bestimmt werden, er aber dennoch im staatlichen Aufgabenbereich verbleibt und voll in den staatlichen Schulbetrieb integriert ist.649 Dieses Zusammenwirken im Rahmen einer „gemeinsamen Angelegenheit“ enthebt aber auch hier nicht der Notwendigkeit, die jeweiligen Kompetenzen von Staat und Religionsgemeinschaft exakt abzugrenzen.650 Bei der notwendigen Zusammenarbeit von Staat und Religionsgemeinschaft ist daher bei Einzelfragen zu ermitteln, wie weit der jeweilige Kompetenzbereich geht, welchem Partner also in welchem Umfang die Frage zur Entscheidung zugewiesen ist. Für die Untersuchung ergeben sich damit zwei Fragen. Zunächst ist zu klären, ob die pädagogischen und didaktischen Aspekte des Religionsunterrichts tatsächlich ausschließlich in der Kompetenz der Religionsgemeinschaften liegen. Wenn das zu verneinen ist und also den Staat eine eigene Verantwortung trifft, ein bestimmtes Niveau zu gewährleisten, soll versucht werden, dieses näher zu bestimmen. teter Religionsunterricht duldet aber grundsätzlich keinerlei staatlichen Einfluss, weder in der inhaltlichen Gestaltung, noch hinsichtlich der Didaktik.“ 646 So Schmitt-Kammler, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 7, Rn. 58; Hildebrandt, Das Grundrecht auf Religionsunterricht, S. 70; Link, HdbStKirchR II, S. 439 (489). 647 M. Heckel, Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, S. 84; Hildebrandt, Das Grundrecht auf Religionsunterricht, S. 70. 648 So aber Baldus, Art. „Religionsunterricht – II. Rechtlich“, in: StL IV, Sp. 842 (844); vgl. auch Leisner, Das staatliche Aufsichtsrecht über den Religionsunterricht, S. 5 f.; Robbers, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 7, Rn. 148. 649 Vgl. Schmitt-Kammler, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 7, Rn. 55; Hildebrandt, Das Grundrecht auf Religionsunterricht, S. 62; Link, HdbStKirchR II, S. 439 (489). 650 BVerfGE 74, 244 (251); Leisner, Das staatliche Aufsichtsrecht über den Religionsunterricht, S. 57 f.; M. Heckel, JZ 1999, S. 741 (750). Zu den gemeinsamen Angelegenheiten schon oben, S. 132.

222

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

aa) Der „Verfassungsbegriff Religionsunterricht“ Ein erstes Argument ergibt sich aus dem Wortlaut von Art. 7 Abs. 3 S. 1 GG, der von „Religionsunterricht“ spricht. Zwar ist dieser Begriff, wie das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat, „in die Zeit hinein offen“.651 Es handelt sich aber um einen Begriff des staatlichen Verfassungsrechts, der nicht in vollem Umfang von den Religionsgemeinschaften definiert werden kann. Grenzen für die inhaltliche Gestaltung sind daher „durch den Verfassungsbegriff ,Religionsunterricht‘ gezogen“.652 Viel ist mit dieser Feststellung vorliegend aber nicht gewonnen. Klar ist nur, dass es sich bei der Veranstaltung um „Unterricht“ handeln und dieser sich schwerpunktmäßig auf Religion beziehen muss.653 Andererseits macht Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG deutlich, dass sich die inhaltliche Gestaltung des Religionsunterrichts von jener anderer Fächer unterscheidet. Was speziell diese Unterrichtsfach kennzeichnet, lässt sich also nicht alleine dem Begriff Religionsunterricht entnehmen, sondern muss durch Auslegung des gesamten Art. 7 Abs. 3 GG ermittelt werden. bb) Genetisch-historische Gesichtspunkte Art. 7 Abs. 3 GG geht zurück auf die Regelung der Weimarer Reichsverfassung zum Religionsunterricht. Ebenso wie die Grundgesetz-Norm bestimmte Art. 149 Abs. 1 WRV den Religionsunterricht zum ordentlichen Lehrfach und sah vor, dass er unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechts in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der betreffenden Religionsgemeinschaft erteilt wird.654 Er kann daher unter genetischen Gesichtspunkten zur Auslegung von Art. 7 Abs. 3 GG herangezogen werden.655 Bei der ersten Lesung im Verfassungsausschuss zur Weimarer Reichsverfassung, in deren Verlauf auch die pädagogischen und didaktischen Aspekte des Religionsunterrichts explizit angesprochen wurden, standen sich anfangs die Meinungen der Sozialdemokraten und des Zentrums gegenüber.656 Die Sozialdemokraten plädierBVerfGE 74, 244 (252). BVerfGE 74, 244 (252). 653 Vgl. Pieroth, ZevKR 38 (1993), S. 189 (195). 654 Art. 149 Abs. 1 WRV lautete: „Der Religionsunterricht ist ordentliches Lehrfach der Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien (weltlichen) Schulen. Seine Erteilung wird im Rahmen der Schulgesetzgebung geregelt. Der Religionsunterricht wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der betreffenden Religionsgesellschaft unbeschadet des Aufsichtsrechts des Staates erteilt.“ 655 Müller / Pieroth, Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach, S. 23. 656 Zu den Verhandlungen vgl. Scharnagl, in: Westhoff (Hg.), Verfassungsrecht der deutschen Schule, S. 1 (16 ff.); Landé, Die Schule in der Reichsverfassung, S. 180 ff.; Dackweiler, Katholische Kirche und Schule, S. 229 ff. 651 652

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

223

ten für eine generelle Abschaffung des Religionsunterrichts an staatlichen Schulen als Folge einer konsequenten Trennung religiöser und weltlicher Belange.657 Das Zentrum setzte sich dagegen für eine verfassungsrechtliche Sicherung des Religionsunterrichts ein; seine Erteilung sollte für die Schulen verpflichtend sein.658 Weil sich für die Position der Sozialdemokraten keine Mehrheit fand, konzentrierten sich die Verhandlungen anschließend auf die Gestaltung des Religionsunterrichts und den Einfluss der Religionsgemeinschaften. 659 Fraglich war vor allem, wie sich die Kompetenzen der Religionsgemeinschaften einerseits und das Aufsichtsrecht des Staates andererseits zueinander verhielten. Die Diskussion drehte sich um einen Antrag des Zentrums, in dem die spätere Übereinstimmungsklausel noch nicht enthalten war, der dafür aber bestimmte: „Die Leitung des Religionsunterrichts ist Sache der Religionsgesellschaften.“ 660 Wie der Begriff „Leitung“ zu interpretieren war, war nicht eindeutig. Zur Erläuterung führte der Abgeordnete Gröber als Berichterstatter aus: „Die Leitung des Religionsunterrichts ist Sache der Religionsgesellschaften, weil diese den Inhalt dieses Unterrichts zu bestimmen haben. Dagegen wird aus der allgemeinen Aufsicht des Staates über die Schulen zu folgern sein, daß die äußeren Verhältnisse und die Methode des Religionsunterrichts der staatlichen Regelung unterstehen.“661 Ein parteiübergreifender Antrag, die nähere Konzeption des Religionsunterrichts der späteren Schulgesetzgebung zu überlassen und so den Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, fand keine Mehrheit.662 Wegen der Komplexität und der hohen religionspolitischen Bedeutung der behandelten Frage sollte sie vielmehr bereits in der Verfassung selbst entschieden werden.663 Bei der Suche nach einer konsensfähigen Lösung wurde daraufhin die vom Abgeordneten Gröber vorgetragene Auslegung bestätigt. So wurde festgestellt, es 657 Vgl. etwa den Antrag Nr. 261 des Abg. Quarck, Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 532: „Die Erteilung des Religionsunterrichts bleibt den Religionsgesellschaften überlassen. Die Schule nimmt bei Festsetzung des Stundenplans und auf Wunsch durch die Überlassung von Unterrichtsräumen darauf Rücksicht.“ Weitere Nachweise bei Landé, Die Schule in der Reichsverfassung, S. 187 mit Fn. 673. 658 Vgl. die Ausführungen des Abg. Gröber, Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 209: „Wir betrachten es vielmehr als eine Notwendigkeit, den Religionsunterricht als Pflichtfach für die Schule zu bezeichnen, in dem Sinne, daß die Schule verpflichtet ist, dieses Fach lehren zu lassen, aber nicht in dem Sinne, daß die Schüler genötigt sind, den Religionsunterricht zu besuchen.“ 659 Müller / Pieroth, Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach, S. 25. 660 Antrag Nr. 91, abgedr. bei Landé, Die Schule in der Reichsverfassung, S. 183. 661 Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 209. 662 Vgl. Antrag Nr. 98 der Abg. Seyfert (DDP), Weiß (DDP), Pfülf (SPD), Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 209 f. 663 Vgl. etwa den Appell von Harnacks, Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 209 f.: „Sie wissen, daß Millionen darauf warten, zu hören: wie wird es mit dem Religionsunterricht?“

224

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

liege möglicherweise „eine gewisse Aussicht auf Verständigung vor, da ja die Herren der Zentrumspartei zugestanden haben, daß der Staat die Methode des Religionsunterrichts bestimmen solle“.664 Der liberale Abgeordnete Weiß erklärte, Gröber sei „unserer grundsätzlichen Anschauung insofern entgegengekommen, als er ausdrücklich erklärt hat, die pädagogische Gestaltung des Religionsunterrichts obliegt der Schulverwaltung, die Bestimmung des Lehrinhalts, das ,Was‘ des Religionsunterrichts, der Kirche. Ich teile auch diesen vermittelnden Standpunkt, der uns in der weiteren Entwicklung eine pädagogische Neugestaltung des Religionsunterrichts, eine Eingliederung des Religionsunterrichts in die Bestimmungen der Schulgesetze und auch die staatliche Aufsicht ( . . . ) verbürgt.“665 Ferner wurde gefordert, zur Klarstellung in die Verfassung den Passus einzufügen, dass die Leitung des Religionsunterrichts nur „unbeschadet des technischen und didaktischen Aufsichtsrechts des Staates, Sache der Religionsgesellschaften ist“.666 In die gleiche Richtung gingen Ausführungen von Harnacks, der als Sachverständiger der Reichsregierung an der Ausschusssitzung teilnahm: „Der Religionsunterricht ist einerseits Lehrfach in den Schulen und unbeschadet des technischen und didaktischen Aufsichtsrechts des Staates ist die Leitung – oder nehmen Sie ein anderes Wort – (Zuruf: Gestaltung) Sache der Religionsgesellschaft.“ 667 von Harnack empfahl, folgende Formulierung in den Artikel über den Religionsunterricht einzufügen: „Der Religionsunterricht ist ein Lehrgegenstand. Sein materieller Teil – nicht der didaktische, nicht der formale – ist Sache der Religionsgesellschaft.“ 668 Auch sein Vorschlag zur Abgrenzung der Leitung des Religionsunterrichts durch die Religionsgemeinschaften von der staatlichen Aufsicht trennt also zwischen inhaltlichen und didaktischen Aspekten. Gleichwohl bestanden Bedenken fort, der Begriff „Leitung“ könne zu weit in das Aufsichtsrecht des Staats eingreifen. Sie kommen in den Ausführungen des württembergischen Kultusministers Heymann zum Ausdruck: „Es ist klar, daß über den Inhalt eines konfessionellen Religionsunterrichts nur die Religionsgesellschaft verfügen kann. ( . . . ) Dann aber ist der Ausdruck ,Leitung‘ doch nicht berechtigt. Denn wie sich dieser zwischen staatlicher Unterrichtsverwaltung und Religionsgesellschaft vereinbarte Stoff nun nach einzelnen Jahresklassen aufbaut, wie er nach pädagogischen Gesichtspunkten gegliedert und erteilt wird, ist Sache der Unterrichtsverwaltung und derer, die den Unterricht erteilen, also der Lehrer.“669 Weil diese Kompetenzverteilung aber in dem Antrag des Zentrums nicht zum Ausdruck komme, „scheint es nicht möglich zu sein, den Satz hineinzunehmen ( . . . ): ,Die Leitung des Religionsunterrichts ist Sache der Religionsgesell664 665 666 667 668 669

Abg. Seyfert (DDP), Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 213. Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 226. Antrag des Abg. Traub (DNVP), Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 216. Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 217. Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 217. Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 221.

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

225

schaften‘.“670 Zur Begründung erklärt Heymann weiter: „Denn damit wird den einzelnen Unterrichtsverwaltungen und Lehrern die Möglichkeit der Gliederung des Stoffes nach pädagogischen Gesichtspunkten entzogen, sie werden zu mechanisch ausführenden Beauftragten der Religionsgemeinschaften.“671 Um die umstrittene Formulierung, wonach den Religionsgemeinschaften die Leitung des Religionsunterrichts zukommt, zu vermeiden, legte der Abgeordnete Naumann schließlich einen Kompromissvorschlag vor. Danach wird der Religionsunterricht „in Übereinstimmung mit den Lehren und Satzungen der betreffenden Religionsgemeinschaften erteilt“.672 Dieser Antrag wurde zum Abschluss der ersten Lesung mit der kleinen Änderung, dass vor „Satzungen“ das Wort „den“ eingeschoben wurde, angenommen.673 In zweiter Lesung unternahmen die Sozialdemokraten nochmals einen Vorstoß, die Erteilung des Religionsunterrichts allein den Religionsgemeinschaften zu überlassen und damit weltliche und geistliche Belange strikt zu trennen, wodurch dieser grundsätzliche Streit erneut aufbrach.674 Sie drangen mit ihrem Antrag jedoch nicht durch, sodass anschließend eine Kompromissfassung beschlossen wurde, die neben dem auf Naumann zurück gehenden Übereinstimmungsgebot auch das staatliche Aufsichtsrecht explizit normierte.675 Diese Kompromissfassung wurde weder näher erläutert noch diskutiert.676 Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass sie den Meinungsstand zu der Frage, wie die Zuständigkeiten für die Gestaltung des Religionsunterrichts zwischen Religionsgemeinschaften und Staat zu verteilen seien, wiedergibt.677 In der parlamentarischen Diskussion wurde, wie gezeigt, durchgängig vertreten, dass die Religionsgemeinschaften für den Inhalt des Religionsunterrichts, das „Was“, zuständig seien, der Staat hingegen für dessen methodische Umsetzung, für die didaktischen und pädagogischen Gesichtspunkte, kurz das „Wie“. Diese Ansicht wurde selbst von den Vertretern des kirchenfreundlichen Zentrums geteilt. Sie lässt Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 221. Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 221. 672 Antrag Nr. 122, Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 224. 673 Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 230. 674 Antrag Nr. 261 des Abg. Quarck (SPD), Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 532: „Die Erteilung des Religionsunterrichts bleibt den Religionsgesellschaften überlassen. Die Schule nimmt bei der Festsetzung des Stundenplans und auf Wunsch durch die Überlassung von Unterrichtsräumen darauf Rücksicht.“ Vgl. zu der Diskussion mit zahlreichen Nachweisen Landé, Die Schule in der Reichsverfassung, S. 189 ff. 675 Antrag der Abg. Seyfert und Weiß, Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 534: „Der Religionsunterricht wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgesellschaften erteilt, unbeschadet des Aufsichtsrecht des Staates.“ 676 Landé, Die Schule in der Reichsverfassung, S. 192. 677 Die Fassung hat im Vergleich zu dem Wortlaut, der in die Verfassung eingegangen ist, nur noch stilistische Änderungen erfahren, die für die vorliegende Frage keine Bedeutung haben und daher dahingestellt bleiben können. 670 671

226

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

sich damit als Ergebnis der genetischen Auslegung festhalten.678 Zudem hat sie Eingang in die Literatur zur Weimarer Reichsverfassung gefunden. So schreibt Anschütz in seinem Kommentar im Anschluss an die Ausführungen des Abgeordneten Weiß: „Die pädagogische Gestaltung des Religionsunterrichts obliegt der Schulverwaltung, die Bestimmung des Lehrinhalts, das ,Was‘ des Religionsunterrichts der Kirche.“679 Dieser Inhalt des Art. 149 Abs. 1 WRV wurde der Sache nach in Art. 7 Abs. 3 GG übernommen. Der Bedeutungsgehalt der Vorschrift wurde bei den Beratungen im Parlamentarischen Rat nicht in Frage gestellt.680 Weitere Erkenntnisse lassen sich mit einer genetisch-historischen Interpretation daher nicht gewinnen. cc) Gesetzessystematik Die Regelungen zum Religionsunterricht sind eingebettet in die Verfassungsbestimmungen zur Schule insgesamt. Durch diese systematische Stellung und die Erklärung des Religionsunterrichts zum ordentlichen Lehrfach ist klargestellt, dass er integrierender Bestandteil der staatlichen Schulorganisation und Unterrichtsarbeit ist.681 Insbesondere ist der Staat, nicht die Religionsgemeinschaft, Veranstalter des Religionsunterrichts.682 Als solcher trägt er für ihn grundsätzlich die sachliche und rechtliche Verantwortung.683 Diese kommt in der Aufsicht des Staates zum Ausdruck, der nach Art. 7 Abs. 1 GG das gesamte Schulwesen unterstellt ist und die für den Religionsunterricht in Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG nochmals eigens hervorgehoben wird. Bei der staatlichen Schulaufsicht handelt es sich um einen historisch gewachsenen Begriff, dessen Verständnis vom üblichen juristischen Sprachgebrauch abweicht.684 Anders als sonst handelt es sich nicht nur um die Kontrolle einer fremden Tätigkeit daraufhin, ob bestimmte Grenzen eingehalten sind. Vielmehr umfasst die Schulaufsicht die Gesamtheit von staatlichen Befugnissen zur 678 Auch Leisner, Das staatliche Aufsichtsrecht über den Religionsunterricht, S. 46, hält als Ergebnis der Verhandlungen zur WRV fest, der „Sinn der Regelung“ lasse sich „einigermaßen eindeutig bestimmen: Die Kirchen bestimmen allein und vollständig den Inhalt des Religionsunterrichts.“ Der Staat habe die äußere Organisationshoheit, und „darüber hinaus soll ihm noch die pädagogisch-didaktische Überwachung zustehen“. 679 Anschütz, WRV, Art. 149, Anm. 3. 680 Vgl. v. Doemming / Füsslein / Matz, JöR n.F., S. 102 ff. 681 Vgl. BVerfGE 74, 244 (251); BVerwGE 42, 346 (348); Pieroth, Art. „Religionsunterricht“, in: Herzog u. a. (Hg.), EvStL II, Sp. 2981 (2983). 682 Pieroth, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 7, Rn. 8; Schmitt-Kammler, in: Sachs (Hg.), GG. Art. 7, Rn. 47; Heimann, in: Haratsch u. a. (Hg.), Religion und Weltanschauung im säkularen Staat, S. 81 (86). 683 Pieroth, ZevKR 38 (1993), S. 189 (192); Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (459). 684 Hemmrich, in: v. Münch / Kunig, GG, Art. 7, Rn. 8; Oebbecke, DVBl. 1996, S. 336 (338). Zur historischen Entwicklung Gröschner, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 7, Rn. 1 ff.

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

227

Organisation, Leitung und Planung des Schulwesens.685 Dem Staat sind neben der organisatorischen Gliederung des Schulsystems auch die Festlegung des inhaltlichen, pädagogischen und didaktischen Unterrichtsprogramms sowie die Bestimmung der Lernziele und die Entscheidung darüber, ob diese erreicht worden sind, übertragen.686 Aufgrund dieser umfassenden Zuständigkeit wird die Schulaufsicht auch als „Vollrecht“ des Staates über die Schulen bezeichnet.687 Da Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG die Geltung der Schulaufsicht für den Religionsunterricht explizit bestätigt, können Ausnahmen von dieser grundsätzlich umfassenden Zuständigkeit für ihn nur gelten, wenn sie von der Verfassung angeordnet werden.688 Nicht gefolgt werden kann der Ansicht, wonach dieses Regel-AusnahmeVerhältnis für den Religionsunterricht schon allein wegen dessen „religiös-dogmatischen Charakters“ umzudrehen sei und die Aufsichtskompetenz im Zweifel bei der Religionsgemeinschaft liege.689 Nach einer solchen Interpretation hätte die Religionsgemeinschaft „die ,volle‘ Schulaufsicht“, dem Staat bliebe „eine gegenständliche, beschränkte Mitaufsicht“.690 Gegen eine solche Umkehr sprechen nicht nur Wortlaut und Systematik, sondern auch die in historischer Perspektive deutlich kirchenkritische Konnotation des Begriffs der staatlichen Schulaufsicht. Die Schulen, die ursprünglich als Dom-, Kloster- und Stiftsschulen zur Vorbereitung auf die kirchlichen Ämter entstanden waren, sollten dem herrschenden Einfluss des Klerus entzogen und in den weltlichen Rechtskreis überführt werden. Dazu bestimmte schon das Preußische Allgemeine Landrecht: „Schulen ( . . . ) sind Veranstaltungen des Staates“691; sie „stehen unter der Aufsicht des Staates“692. Die Weimarer Verfassung stand in der Linie dieser Entwicklung und hat die Loslösung der Schule aus dem geistlichen Einflussbereich übernommen. Der Begriff Schulaufsicht wurde in den Weimarer Verfassungs-Verhandlungen verwendet, um der früheren so genannten geistlichen Schulaufsicht eine deutliche Absage zu erteilen.693 Auch bei Schaffung des Grundgesetzes wandten sich die Abgeordneten gegen ein Wiederaufleben der überholten Institution der geistlichen Schulaufsicht, wenngleich deren 685 BVerfGE 26, 228 (238); Pieroth, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 7, Rn. 3; Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (459). 686 Vgl. BVerfGE 34, 165 (182); 59, 360 (377); Badura, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 7 (Stand Juni 2006), Rn. 4. 687 Schmitt-Kammler, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 7, Rn. 17; Korioth, NVwZ 1997, S. 1041 (1044). 688 Vgl. Pieroth, in: Goßmann / Scheilke (Hg.), Religionsunterricht im Spannungsfeld von Identität und Verständigung, S. 89 (91). 689 So aber Leisner, Das staatliche Aufsichtsrecht über den Religionsunterricht, S. 31. 690 Leisner, Das staatliche Aufsichtsrecht über den Religionsunterricht, S. 31. 691 § 1 II 12 ALR. 692 § 9 II 12 ALR. 693 Hildebrandt, Das Grundrecht auf Religionsunterricht, S. 56 f.; vgl. auch Anschütz, WRV, Anm. 4 zu Art. 149; Scharnagl, in: Westhoff (Hg.), Verfassungsrecht der deutschen Schule, S. 19 ff.

228

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Wiedereinführung zu keinem Zeitpunkt ernsthaft diskutiert wurde.694 Der Begriff der staatlichen Schulaufsicht lässt sich deshalb verstehen als Ausdruck der Säkularisation des Schulwesens.695 Aufgrund dessen ist eher zu fordern, Ausnahmen von der staatlichen Schulaufsicht zugunsten der Religionsgemeinschaften restriktiv zu interpretieren. Eine Kompetenzvermutung zu ihren Gunsten ist jedenfalls unzulässig. Es ist vielmehr daran festzuhalten, dass Ausnahmen von der umfassenden staatlichen Schulaufsicht nur zulässig sind, soweit sie vom Grundgesetz angeordnet werden. Eine solche Anordnung trifft Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG, wonach der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaft erteilt wird. Durch dieses Übereinstimmungs-Erfordernis wird das staatliche Aufsichtsrecht beschränkt.696 Fraglich ist aber, ob diese Beschränkung so weit reicht, dass auch die pädagogischen und didaktischen Aspekte vollständig der Zuständigkeit des Staates entzogen und den Religionsgemeinschaften übertragen sind. Die Norm soll, wie auch die genetisch-historische Auslegung ergeben hat, die Übereinstimmung der im Unterricht vermittelten religiösen Inhalte mit den Lehren der Religionsgemeinschaft sicherstellen.697 Der neutrale Staat kann dies nicht leisten. Deshalb fällt die Bestimmung der spezifisch religiösen Inhalte in die Zuständigkeit jener Religionsgemeinschaft, um deren Religionsunterricht es sich handelt. Dass sie darüber hinaus auch für Pädagogik und Didaktik zuständig sein sollen, wird von den Vertretern dieser Ansicht mit sachlogischer Notwendigkeit begründet. Diese Aspekte stünden mit den religiösen Inhalten des Religionsunterrichts in einem so engen Zusammenhang, dass sie untrennbar miteinander verbunden seien.698 Wenn die Religionsgemeinschaften das Recht hätten, über die spezifisch religiösen Inhalte zu bestimmen, stehe ihnen daher zwangsläufig auch die Bestimmung über die pädagogischen und didaktischen Fragen zu. Der apodiktische Stil dieser Begründung weckt jedoch Zweifel. Zudem legt die im ersten Teil der Arbeit dokumentierte eigenständige organisatorische Ausgestaltung der pädagogischen und fachdidaktischen Anteile in der Religionslehrerausbildung nahe, dass Fragen der Unterrichtsgestaltung nicht allein in strenger Abhängigkeit von den re694 Vgl. v. Doemming / Füsslein / Matz, JöR n.F. 1, S. 108; Schmoeckel, Der Religionsunterricht, S. 57. 695 Gröschner, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 7, Rn. 2. 696 Pieroth, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 7, Rn. 17; Robbers, in: v. Mangoldt / Klein / Starck, GG I, Art. 7, Rn. 146; Oebbecke, DVBl 1996, S. 336 (338). 697 Gröschner, in: Dreier (Hg.), GG I, Art. 7, Rn. 83; Hemmrich, in: v. Münch / Kunig, GG, Art. 7, Rn. 30; Heimann, in: Haratsch u. a. (Hg.), Religion und Weltanschauung im säkularen Staat, S. 81 (86). 698 Hildebrandt, Das Grundrecht auf Religionsunterricht, S. 69 f.; Hollerbach, in: Listl (Hg.), Der Religionsunterricht als bekenntnisgebundenes Lehrfach, S. 79 (97); Leisner, Das staatliche Aufsichtsrecht über den Religionsunterricht, S. 46, 90; Dackweiler, Katholische Kirche und Schule, S. 234.

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

229

ligiösen Inhalten zu beantworten sind.699 Die Frage, in welchem näheren Verhältnis religiöse, pädagogische und didaktische Gesichtspunkte der Unterrichtsgestaltung stehen, lässt sich jedoch schwerlich ohne einen Blick auf das Selbstverständnis der Religionspädagogik und -didaktik beantworten. Es soll daher im Folgenden skizziert werden. (1) Integration säkular-pädagogischer und religiöser Elemente als Aufgabe der Religionspädagogik Die Religionspädagogik hat ihren Vorläufer in der kirchlichen Katechetik. Nach den katechetischen Konzeptionen wurde die Aufgabe religiöser Unterrichtung als „Verkündigung“ verstanden und damit einseitig aus dem Zusammenhang mit der Kirche entwickelt.700 Ziel war es, Grundbestände des kirchlichen Glaubens zu vermitteln und die Gläubigen in den zentralen religiösen Riten zu unterweisen.701 Die Aufklärung mit ihrem an der selbsttätigen Vernunft ausgerichteten Erziehungsund Bildungsideal führte ab dem 18. Jahrhundert zur Entstehung einer eigenständigen Pädagogik, die nicht mehr religiös, sondern säkular begründet war. Konsequenz der Vorstellung eines nicht mehr allein religiös begründeten schulischen Bildungsauftrags war die Gestaltung des Religionsunterrichts als von den anderen Stoffgebieten getrenntes Lehrfach. Zugleich wurde die Vermittlung religiöser Gehalte als eigenständige Aufgabe erkannt.702 Dies bedeutete eine grundlegende Wendung für die als Religionspädagogik bezeichnete neue Disziplin von der kirchlichen Katechetik hin zu den Erkenntnissen der Pädagogik und Psychologie.703 Unterrichtskonzepte sollten nicht mehr einfach aus dem Bekenntnis deduziert werden; vielmehr rückte die Frage nach der Lebenssituation der Schüler und nach ihren Bezugspunkten zur Religion in den Vordergrund.704 In dieser Entwicklungslinie steht die moderne Religionspädagogik.705 Wissenschaftstheoretisch wird sie als eigenständiges Fach zwischen Pädagogik und TheoSiehe oben, S. 44 ff. Leimgruber / Ziebertz, in: Hilger / Leimgruber / Ziebertz, Religionsdidaktik, S. 29 (30 ff.). 701 Dazu und zum Folgenden Kunstmann, Religionspädagogik, S. 15 ff.; Leimgruber / Ziebertz, in: Hilger / Leimgruber / Ziebertz, Religionsdidaktik, S. 29 (30 ff.); Wegenast, Art. „Religionspädagogik“, in: G. Müller (Hg.), TRE XXXVIII, S. 699 (703 ff.). 702 Vgl. Wegenast, Art. „Religionspädagogik“, in: G. Müller (Hg.), TRE XXXVIII, S. 699 (705). 703 Der Begriff Religionspädagogik kommt Ende des 19. Jahrhunderts auf, nachdem die Aufklärung das Bewusstsein für die Existenz auch anderer Religionen als des Christentums befördert hatte, vgl. Kunstmann, Religionspädagogik, S. 18. 704 Vgl. Weidmann, in: ders. (Hg.), Didaktik des Religionsunterrichts, S. 20 (33); Wegenast, Art. „Religionspädagogik“, in: G. Müller (Hg.), TRE XXXVIII, S. 699 (703). 705 Zu einer Rückkehr zu katechetischen Konzepten kam es ab den 1920er Jahren in der Folge der dialektischen Theologie Karl Barths sowie auf katholischer Seite mit der von 699 700

230

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

logie verortet.706 Bei der Analyse und Konzeption religiöser Lernprozesse ist sie angewiesen auf die Erkenntnisse der Pädagogik, darüber hinaus bedient sie sich anderer Human- und Sozialwissenschaften.707 Nach religionspädagogischen Erkenntnissen genügt es nicht, wenn die Theologie die Glaubenslehre auslegt und zur Vermittlung weitergibt, weil so die Bedingungen für den Lehr- und Lernprozess auf Seiten der Schüler unberücksichtigt bleiben.708 So können etwa Altersunterschiede oder Unterschiede im Auffassungsvermögen nicht theologisch erfasst und verwertet werden, sie sind jedoch für die Theorie und Praxis religiöser Erziehung und Bildung von grundlegender Bedeutung.709 Speziell für den Religionsunterricht ist im Zuge dieser Entwicklung eine eigene Fachdidaktik entstanden. Aufgrund ihrer Schülerorientierung ist sie nicht lediglich eine Art methodisches Anhängsel der Theologie.710 Es handelt sich bei ihr um einen Teilbereich der Religionspädagogik, der eine schulische Integration der theologischen Inhalte einerseits und der human- und sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse über Voraussetzungen und Möglichkeiten des Lehrens und Lernens andererseits leisten soll.711 Dabei vertritt die Fachdidaktik gegenüber den Sachansprüchen der Theologie das „Eigenrecht der Schüler“,712 ihre Aufgabe ist es, im Hinblick auf die Erziehungs- und Bildungsziele der Schule aufzuzeigen, welche Glaubensinhalte von jungen Menschen verlangt werden können und wann, warum und inJoseph A. Jungmann geforderten sog. material-kerygmatischen Wende. Diese Entwicklung trug wesentlich dazu bei, dass der Religionsunterricht nach dem 2. Weltkrieg katechetisch als kirchliche Verkündigung verstanden wurde. Sie wirkte bis in die 1960er Jahre hinein, in denen die katechetische Konzeption zunehmend unter Druck geriet und eine auch pädagogische Begründung des Religionsunterrichts erforderlich erschien. Näher Grethlein, Fachdidaktik Religion, S. 235 f.; Wegenast, Art. „Religionspädagogik“, in: G. Müller (Hg.), TRE XXXVIII, S. 699 (708 ff.). Einen Überblick über Konzeptionsmodelle der Religionspädagogik geben Kunstmann, Religionspädagogik, S. 49 ff.; Sturm, in: Adam / Lachmann (Hg.), Religionspädagogisches Kompendium, S. 37 ff. 706 Grethlein, Fachdidaktik Religion, S. 23; Kunstmann, Religionspädagogik, S. 12; Wegenast, Art. „Religionspädagogik“, in: G. Müller (Hg.), TRE XXXVIII, S. 699 (700); ähnlich Lachmann, in: Adam / Lachmann, Religionspädagogisches Kompendium, S. 17 (19); Schweitzer, Religionspädagogik, S. 139, der auch einen Überblick über die Ansichten zum näheren Verhältnis der Religionspädagogik zu Theologie und Pädagogik gibt. 707 Vgl. Jendorff, Art. „Religionslehrer / Religionslehrerin“, in: Weidmann (Hg.), Didaktik des Religionsunterrichts, S. 129 (138 f.); Leimgruber / Ziebertz, in: Hilger / Leimgruber / Ziebertz, Religionsdidaktik, S. 29, (37 f.); Schweitzer, Religionspädagogik, S. 140; Wegenast, Art. „Religionspädagogik“, in: G. Müller (Hg.), TRE XXXVIII, S. 699 (701). 708 Scholl, RU 2000, S. 222; Weidmann, in: ders. (Hg.), Didaktik des Religionsunterrichts, S. 164; H.-J. Frisch, Fachdidaktik Religion, S. 107. 709 Vgl. Grethlein, Fachdidaktik Religion, S. 25. 710 Kunstmann, Religionspädagogik, S. 126; Lachmann, in: Adam / Lachmann (Hg.), Religionspädagogisches Kompendium, S. 15 (23); Leimgruber / Ziebertz, in: Hilger / Leimgruber / Ziebertz, Religionsdidaktik, S. 29 (40); Schweitzer, Religionspädagogik, S. 137. 711 Vgl. Schweitzer, Religionspädagogik, S. 140. 712 Lachmann, in: Adam / Lachmann (Hg.), Religionspädagogisches Kompendium, S. 15 (23).

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

231

wieweit Zurückhaltung oder Kritik gegenüber den Prämissen der kirchlichen Lehre und den kirchenamtlichen Forderungen angebracht ist.713 Somit werden die theologischen Unterrichtsinhalte von der Fachdidaktik nicht einfach methodisch für den Religionsunterricht aufbereitet. Vielmehr werden diese Inhalte ihrerseits beeinflusst, indem sie unter pädagogischen und didaktischen Gesichtspunkten im Hinblick auf ihre Verwertbarkeit im Religionsunterricht überprüft und gegebenenfalls bearbeitet werden.714 Diese Interdependenz wird dahingehend zusammengefasst, dass die Inhalte von der Didaktik modelliert und die Fragen der Didaktik von den Inhalten her spezifiziert werden.715 (2) Folgerungen Die Behauptung, die didaktischen und pädagogischen Gesichtspunkte des Religionsunterrichts seien untrennbar verknüpft mit seinen religiösen Inhalten und fielen daher in die ausschließliche Zuständigkeit der Religionsgemeinschaften, greift angesichts des heutigen Entwicklungsstandes der Religionspädagogik und -didaktik zu kurz. In dieser Ansicht wirkt ein historisches Verständnis des Religionsunterrichts fort, das ihn einseitig aus seiner Tradition als kirchliche Katechetik konzipiert und überholt ist von der geistesgeschichtlichen Entwicklung der Pädagogik, die sich von ihren religiösen Wurzeln emanzipiert hat und zu einer maßgeblichen Wissenschaft für die Unterrichtsgestaltung geworden ist.716 Zwar ist die Zuständigkeit der Religionsgemeinschaften berührt, wenn spezifisch religiöse Inhalte aus pädagogischen und didaktischen Gründen modifiziert werden. Dies rechtfertigt es jedoch nicht, auch die säkular-pädagogischen und -didaktischen Aspekte in die ausschließliche Zuständigkeit der Religionsgemeinschaften zu legen. Wenn aus der Perspektive von Pädagogik oder Didaktik eine Modifizierung der religiösen Inhalte notwendig ist, handelt es sich dabei um Forderungen dieser weltlichen Wissenschaften. Als Maßstab für die Verteilung der Zuständigkeiten beim Religionsunterricht gilt aber unbestritten, dass der Staat die weltlichen, die Religionsgemeinschaft hingegen die spezifisch geistlichen Fragen zu entscheiden hat.717 Bei einem Konflikt zwischen weltlichen und geistlichen Belangen sind beide in möglichst schonender Weise in einen Ausgleich zu bringen. Dieser kann zwar bewirken, dass die Gestaltung des Religionsunterrichts von den Vorstellungen der 713 Scholl, RU 2000, S. 223; Leimgruber / Ziebertz, in: Hilger / Leimgruber / Ziebertz, Religionsdidaktik, S. 29 (40); Wegenast, Art. „Religionspädagogik“, in: G. Müller (Hg.), TRE XXXVIII, S. 699 (702). 714 Leimgruber / Ziebertz, in: Hilger / Leimgruber / Ziebertz, Religionsdidaktik, S. 29. 715 Vgl. H.-J. Frisch, Fachdidaktik Religion, S. 170. 716 Bezeichnend insofern Dackweiler, Katholische Kirche und Schule, S. 233 f., wonach Versuche, eine staatliche Zuständigkeit für die didaktische Gestaltung des Religionsunterrichts zu begründen, auf „einer übertriebenen Bewertung der Methode“ beruhen. 717 Heckel, Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, S. 84; ders., JZ 1999, S. 741 (751).

232

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Religionsgemeinschaften abweicht. Darauf haben sie sich jedoch eingelassen, indem sie sich in freier Selbstbestimmung dafür entschieden haben, die Inhalte ihres Bekenntnisses in einem vom Staat veranstalteten schulischen Religionsunterrichts vermitteln zu lassen. Das Mitwirkungsrecht des Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG lässt sich zwar verstehen als Ausdruck des religiösen Selbstbestimmungsrechts und der Religionsfreiheit der Religionsgemeinschaften. 718 Auch hier wird es jedoch nicht schrankenlos, sondern nur unter dem Vorbehalt der staatlichen Aufsicht gewährleistet. Will eine Religionsgemeinschaft die Beeinflussung ihrer Lehren bei der religiösen Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen gänzlich vermeiden, bleibt ihr nur der Rückzug aus der Schule. b) Erfordernis eines vergleichbaren Qualifikationsniveaus aufgrund von Art. 7 Abs. 3 S. 1 GG Als Ergebnis ist somit festzuhalten, dass den Staat eine eigene Verantwortung für die Art und Weise der Unterrichtserteilung und mithin für die pädagogische und didaktische Qualifikation der Lehrkräfte trifft. Das von ihm danach einzufordernde pädagogische und didaktische Qualifikationsniveau ergibt sich aus Art. 7 Abs. 3 S. 1 GG, wonach der Religionsunterricht ordentliches Lehrfach ist. Es wurde bereits festgestellt, dass er durch diese Bestimmung zum integrierenden Bestandteil der öffentlichen Schule erklärt wird und daher grundsätzlich wie alle anderen Schulfächer zu behandeln ist.719 Aus diesem „Gleichbehandlungsgebot“ 720 folgt, dass Lehrer für den Religionsunterricht eine pädagogische und didaktische Qualifikation vorweisen müssen, die mit jener für andere ordentliche Lehrfächer vergleichbar ist.721 In quantitativer Hinsicht sind dafür pädagogische und didaktische Ausbildungsanteile im gleichen Umfang wie bei anderen Fächern erforderlich.722 Es entspricht also den Vorgaben des Grundgesetzes, dass die einfach-rechtlichen Bestimmungen zur Lehrerausbildung für alle Fächer den gleichen Anteil pädagogischer und didaktischer Ausbildungsinhalte vorsehen und dem Religionsunterricht – trotz seiner besonderen verfassungsrechtlichen Situation – keine Sonderstellung einräumen.723 Eine Ausnahme wäre auch für die Ausbildung islamischer Religionslehrer unzulässig. Badura, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 7 (Stand Juni 2006), Rn. 91. Vgl. oben, S. 226 f. 720 Hildebrandt, Das Grundrecht auf Religionsunterricht, S. 48. 721 Vgl. Link, HdbStKirchR II, S. 439 (508); Ennuschat, in: Löwer / Tettinger, Verf NW, Art. 14, Rn. 17; Hildebrandt, Das Grundrecht auf Religionsunterricht, S. 70; Langenfeld, AöR 123 (1998), S. 375 (403); Stock, NWVBl 2005, S. 285 (290); Fechner, NVwZ 1999, S. 735 (737); ähnlich Eiselt, DÖV 1981, S. 205 (209). 722 Unter anderem auf Dauer und zeitlichen Umfang einer Lehrerausbildung stellt für die Beurteilung von deren wissenschaftlichen Niveau in anderem Zusammenhang auch Pieroth, NWVBl 1993, S. 201 (203) ab. 723 Vgl. oben, S. 46 f. 718 719

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

233

c) Leitlinien für die Entwicklung einer islamischen Religionspädagogik Neben diesem quantitativen Aspekt stellt sich im Anschluss an das oben Gesagte in inhaltlicher Hinsicht die Frage, nach welchem Maßstab der Staat zu entscheiden hat, ob die weltlichen Aspekte in der Religionslehrerausbildung angemessen zur Geltung kommen, sodass diese dem Niveau eines ordentlichen Lehrfachs entspricht. Hierfür liefert das Recht nur sehr eingeschränkt Kriterien; aus dem Grundgesetz lässt sich kein pädagogisches oder didaktisches Konzept deduzieren. Es steckt lediglich einen Rahmen ab, innerhalb dessen die Integration säkular-pädagogischer und geistlicher Elemente originäre Aufgabe der Religionspädagogik ist. Für diese Aufgabe gibt das Recht aber Leitlinien vor. Sie sollen im Folgenden aufgezeigt werden, weil die Entwicklung einer eigenständigen islamischen Religionspädagogik in Deutschland noch in den Anfängen steckt und dafür auch Klarheit hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen erforderlich ist.724 Wenn weltliche und geistliche Elemente in der Religionspädagogik in einen Ausgleich gebracht werden, so ist für die juristische Beurteilung dieses Ausgleichs zunächst zu ermitteln, welche Rechtspositionen sich dabei gegenüberstehen. Auf der Seite der Religionsgemeinschaften ist, wie gesagt, die ihnen von Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG eingeräumte Bestimmungsmacht über die religiösen Fragen des Religionsunterrichts Ausdruck ihres Selbstbestimmungsrechts aus Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 3 WRV sowie ihrer Religionsfreiheit aus Art. Art. 4 Abs. 1 und 2 GG.725 Folglich können die für diese Verfassungsbestimmungen entwickelten Kriterien der Gewichtung und des Ausgleichs auch im vorliegenden Zusammenhang herangezogen werden. aa) Beschränkung auf Bildungs- und Erziehungsziele des Grundgesetzes Schwierig zu beantworten ist die Frage, inwieweit sich die von der Pädagogik und Didaktik an die Unterrichtsgestaltung gestellten Anforderungen auf Rechtspositionen zurückführen lassen. Dabei geraten die staatlichen Bildungs- und Erziehungsziele in den Blick, wie sie sich dem Verfassungsrecht entnehmen lassen sowie den Schulgesetzen der Länder, mit denen die verfassungsrechtlichen Vorgaben teilweise konkretisiert werden.726 Zunächst stellt sich die Frage, ob die Bildungsund Erziehungsziele jeder Ebene der staatlichen Normenhierarchie in die Abwägung mit einzubeziehen sind. Art. 7 Abs. 3 GG enthält nach teilweise vertretener Ansicht keinen Gesetzesvorbehalt.727 Damit könnten die Mitwirkungsrechte der Religionsgemeinschaften 724 Vgl. Stock, NWVBl 2005, S. 285 (287); P. Müller, in: Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, S. 213 ff. 725 Badura, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 7 (Stand Juni 2006), Rn. 91. 726 Pieroth, in: Goßmann / Scheilke (Hg.), Religionsunterricht im Spannungsfeld von Identität und Verständigung, S. 89 (92).

234

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

beim Religionsunterricht nur durch kollidierendes Verfassungsrecht eingeschränkt werden. Vorzugswürdig ist angesichts des Wortlauts von Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG, wonach das Mitbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften nur „unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes“ besteht, aber die Ansicht, wonach die Norm einen Gesetzesvorbehalt enthält.728 Die Freiheit des Gesetzgebers zur Einschränkung der religionsgemeinschaftlichen Rechtsposition ist danach größer, da nicht mehr nur Güter von Verfassungsrang zur Rechtfertigung herangezogen werden können.729 In dieser Lesart erscheint es jedoch bedenklich, wenn ohne weitere Differenzierung behauptet wird, der Religionsunterricht unterfalle den staatlichen Bildungsund Erziehungszielen. 730 Danach ließen sich die von der Religionsfreiheit und dem Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften geschützten Inhalte des Religionsunterrichts auch aufgrund einfach-gesetzlich normierter Bildungs- und Erziehungsziele in den Ländern modifizieren. Die jeweils geltende Schulpolitik würde zum Maßstab für eine Beschneidung der Glaubenslehren.731 Dadurch wäre dem hohen Stellenwert, den das Grundgesetz den religiösen Unterrichtsinhalten über ihre Bezüge zum Grundrecht der Religionsfreiheit und zum religionsgemeinschaftlichen Selbstbestimmungsrecht einräumt, nicht ausreichend Rechnung getragen. Bei einem Widerspruch müsste die Rechtsposition der Religionsgemeinschaften ohne die Möglichkeit der Entfaltung eigener Wirksamkeit weitgehend zurücktreten, sodass den Anforderungen, die an einen Ausgleich im Wege praktischer Konkordanz zu stellen sind, nicht Genüge getan wäre.732 In die Abwägung sind deswegen auf Seiten des Staates nur solche Erziehungsziele einzubeziehen, denen besonderes Gewicht zukommt. Dies kommt in der Literatur zum Ausdruck, wenn verlangt wird, dass der Religionsunterricht nur mit den „grundlegenden“ staatlichen Erziehungszielen übereinstimmen müsse.733 Nach dem eben Gesagten lässt sich das dahin konkretisieren, dass der Religionsunterricht dem Einfluss der landesrechtlichen schulpolitischen Strömungen entzogen und nur solchen Bildungs- und Erziehungszielen unterworfen ist, die sich auf das Grundgesetz zurückführen lassen.734 Mückl, AöR 122 (1997), S. 513 (535). Anger, Islam in Schule, S. 381; Heimann, in: Haratsch u. a., Religion und Weltanschauung im säkularen Staat, S. 81 (88). 729 Zum Unterschied von vorbehaltlos gewährleisteten Grundrechten und solchen mit Gesetzvorbehalt näher Pieroth / Schlink, Grundrechte, Rn. 318 ff. 730 So aber Hildebrandt, Das Grundrecht auf Religionsunterricht, S. 236; Fechner, NVwZ 1999, S. 735 (737); Muckel, JZ 2001, S. 58 (62). 731 Heimann, in: Haratsch u. a., Religion und Weltanschauung im säkularen Staat, S. 81 (90). 732 Anger, Islam in der Schule, S. 384. 733 Geis, in: Friauf / Höfling, GG, Art. 7 (Stand Dezember 2004), Rn. 61; Pieroth, in: Jarass / Pieroth, GG, Art. 7, Rn. 17; ders., ZevKR 38 (1993), S. 189 (193); Korioth, NVwZ 1997, S. 1041 (1044). 727 728

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

235

bb) Didaktische und pädagogische Anforderungen als Ausdruck von Grundrechten Die Frage, inwieweit sich pädagogische Forderungen an die Gestaltung des Religionsunterrichts auf das Grundgesetz zurückführen lassen und damit Einschränkungen des religionsgemeinschaftlichen Mitbestimmungsrechts rechtfertigen können, deckt sich nicht mit der in jüngerer Zeit gerade anlässlich der zunehmenden Verbreitung des Islams verstärkt diskutierten Frage nach den inhaltlichen Grenzen des Religionsunterrichts. Zwar wird für die Antwort darauf – mit Unterschieden im Detail – zumeist ebenfalls auf Verfassungsbestimmungen abgestellt.735 Dabei treffen die als problematisch erachteten religiösen Lehren jedoch direkt auf die maßgeblichen verfassungsrechtlichen Grenzen. Vorliegend werden Verfassungsbestimmungen für eine Begrenzung des Mitbestimmungsrechts hingegen nur dann relevant, wenn sich ihnen Bildungs- und Erziehungsziele entnehmen lassen, auf die pädagogische und didaktische Forderungen zurückgeführt werden können. In Betracht kommen dafür vor allem die Grundrechte.736 Zwar sind die Religionsgemeinschaften auch im Religionsunterricht nicht an die Grundrechte der Schüler gebunden, da es sich andernfalls um einen Fall unmittelbarer Drittwirkung handelte. Der Staat ist jedoch aus den Grundrechten der Schüler verpflichtet. Soweit sich mit ihnen der Bildungs- und Erziehungsauftrag der öffentlichen Schule als Teil des staatlichen Aufsichtsrechts konkretisieren lässt, sind sie daher zu beachten und können eine Beschränkung der Rechtsposition der Religionsgemeinschaften rechtfertigen. Insofern beschränkt sich die Funktion der Grundrechte nicht darauf, dem Einzelnen einen Freiraum zu gewährleisten, in dem er vor staatlicher Einmischung geschützt ist. Sie wirken auch innerhalb des staatlichen Bereichs und garantieren seine freiheitliche Struktur.737 Erforderlich ist daher eine Gestaltung des Unterrichts, die auf die Selbstentfaltung der Schüler zielt und damit auf ihre Befähigung, eigenverantwortlich ihre Grundrechte zu verwirklichen. Sie sollen in der Schule die Möglichkeit erhalten, 734 Anger, Islam in Schule, S. 385; Heimann, in: Haratsch u. a., Religion und Weltanschauung im säkularen Staat, S. 81 (90). Noch enger Schmitt-Kammler, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 7, Rn. 59, der den Kreis auf „die ,Verfassungsessenz‘ und die allgemeine Rechtstreue einschließlich der Beachtung des staatlichen Gewaltmonopols“ begrenzt. 735 Einen Überblick über die verschiedenen Ansätze gibt Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 172. Zu dem Problem insgesamt demnächst auch Beciri, Inhaltliche Grenzen des Religionsunterrichts, im Erscheinen. 736 Vgl. für eine „pädagogische Verfassungsinterpretation“, die die erzieherischen Inhalte als „ ,Rückseite‘ der Verfassungsnormen“ freilegt, Häberle, in: Eichenberger u. a., FS Huber, 1981, S. 211 f. et passim. 737 Ehlers, Entkonfessionalisierung des Religionsunterrichts, S. 14 ff.; Ekkehart Stein, Das Recht des Kindes auf Selbstentfaltung in der Schule, S. 37. Vgl. auch Häberle, in: Eichenberger u. a., FS Huber, 1981, S. 211 (230): „In der Verfassung der Freiheit ist Freiheit selbst ein grundlegendes Erziehungsziel.“

236

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

zu kritischen und selbstbestimmten Personen heranzuwachsen.738 Dies kommt zum Ausdruck, wenn dem Grundgesetz ein staatlicher Auftrag zur Erziehung zu toleranter, demokratischer Gesinnung und sozialer Verantwortlichkeit entnommen wird, die fußen sollen auf „individueller Selbstbestimmung der Menschen“.739 Aufgabe der staatlichen Bildung und Erziehung ist es, den Schülern in ihrem Bemühen, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln, behilflich zu sein.740 Die damit angestrebte Selbstorientierung und Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit lässt sich mit einer Stimme in der Literatur als „Mündigkeit des Schülers“ beschreiben, der die Qualität eines verbindlichen Lernziels zukommt.741 Zurückgeführt wird dieses Lernziel seit einer Untersuchung von Stein auf das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, das in Art. 2 Abs. 1 GG normiert ist.742 Ferner besteht ein Bezug zur Menschenwürde-Garantie des Art. 1 GG.743 Die Schule ist zudem gebunden an die Religionsfreiheit der Schüler. Der Religionsunterricht soll sie in die Lage versetzen, von ihrer Glaubens- und Gewissensfreiheit aus Art. 4 Abs. 1 und 2 GG verantwortlich Gebrauch zu machen.744 Er ist daher weder Dienst der Kirchen am Staat noch Dienst des Staates an den Kirchen, sondern Dienst an den Schülern.745 Es geht ihm nicht zuvörderst um die Einfügung junger Menschen in bestimmte Religionsgemeinschaften, sondern um die Erschließung der ihnen begegnenden religiösen Fragen und die Reflexion möglicher Antworten.746 Dieser aus den Grundrechten abgeleitete Auftrag zu Erziehung und Bildung trifft sich mit der oben skizzierten Schülerorientierung der Religionspädagogik und der Fachdidaktik für den Religionsunterricht. Das bedeutet freilich nicht, dass didaktische und pädagogische Forderungen generell mit dem Gewicht der genannten Grundrechte in eine Abwägung mit den religionsgemeinschaftlichen Mitbestimmungsrechten eingebracht werden könnten. Vielmehr ist im Einzelfall zu fragen, inwiefern pädagogische und didaktische Forderungen überhaupt zur VerOppermann, in: Isensee / Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, § 135, Rn. 35. F. Müller, Das Recht der freien Schule nach dem Grundgesetz, S. 135. 740 Ehlers, Entkonfessionalisierung des Religionsunterrichts, S. 18. 741 So Stock, AöR 1971 (96), S. 392 (408); siehe ferner dens., Pädagogische Freiheit und politischer Auftrag der Schule, S. 165; dens., NWVBl 2005, S. 285 (287); dens., RdJB 2005, S. 94 (98). 742 Ekkehart Stein, Das Recht des Kindes auf Selbstentfaltung in der Schule, S. 37 ff., insb. 49 ff.; im Anschluss daran Bothe, VVDStRL 54 (1995), S. 7 (29); Dittmann, VVDStRL 54 (1995), S. 47 (57); Stock, AöR 96 (1971), S. 392 (405 ff.). 743 Häberle, in: Eichenberger u. a., FS Huber, 1981, S. 211 (220); Bothe, VVDStRL 54 (1995), S. 7 (29). 744 Oebbecke, DVBl. 1996, S. 336 (341). Kritisch dagegen Niehues / Rux, Schul- und Prüfungsrecht I, Rn. 250; anders noch Niehues in der Vorauflage, Rn. 542. 745 Oebbecke, DVBl. 1996, S. 336 (341). 746 Ehlers, Entkonfessionalisierung des Religionsunterrichts, S. 62. 738 739

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

237

wirklichung des verfassungsrechtlich begründeten Erziehungsziels der Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit geeignet und erforderlich sind. Je stärker sie diesem Ziel dienen, desto größer ist in der Abwägung ihr Gewicht. Zur Verdeutlichung seien zwei Beispiele angeführt. Zum einen ist es unstreitig, dass bloßes Auswendiglernen religiöser Texte zur Erreichung des verfassungsrechtlich vorgegebenen Ziels der Selbstorientierung und Urteilsfähigkeit nicht geeignet ist. Erforderlich ist vielmehr, die Schüler mit zentralen religiösen Fragen zu konfrontieren und sie in der Auseinandersetzung damit zu eigener Urteilsbildung und Standortfindung anzuregen.747 Diskursive Elemente sind daher im Religionsunterricht aus pädagogischer Sicht unabdingbar. Auf der anderen Seite könnte das Auswendiglernen religiöser Texte – etwa der Bibel oder des Korans – nach dem Selbstverständnis einer Religionsgemeinschaft eine zentrale Pflicht ihrer Anhänger sein. Der Religionsunterricht kann jedoch nicht uneingeschränkt der Erfüllung dieser Pflicht dienen. Vielmehr muss die Religionsgemeinschaft eine Differenzierung hinnehmen, nach der nur das Auswendiglernen von Texten zulässig ist, die zentrale Dogmen wiedergeben und daher als konstitutiv für das Bekenntnis gelten können. Zu denken ist etwa an das jeweilige Glaubensbekenntnis oder im Christentum an das Vaterunser. Die Kenntnis solcher Texte kann eine so zentrale Bedeutung für eine Religionsgemeinschaft und damit schon im Hinblick auf Art. 4 Abs. 1 und 2 GG ein so hohes Gewicht haben, dass pädagogische Forderungen, sofern danach überhaupt jegliches Auswendiglernen abzulehnen ist, jedenfalls zurückstehen. Zum zweiten wird aus religionspädagogischer Sicht für bestimmte Unterrichtssituationen der Einsatz von Filmen empfohlen.748 So lassen sich etwa Teile der Lebens- und Leidensgeschichte Jesu anschaulich darstellen und als Grundlage für Diskussionen in den Unterricht einführen. Bei einem islamischen Religionsunterricht wäre jedoch das religiöse Bilderverbot zu berücksichtigen. Dieses könnte von der beteiligten Religionsgemeinschaft als zentraler Bestandteil ihres religiösen Pflichtenprogramms in die Abwägung eingebracht werden. Als solches fiele es in den Kernbereich der von Art. 4 Abs. 1 und 2 GG geschützten Religionsfreiheit. Es würde sich damit durchsetzen gegenüber religionspädagogischen Ansichten, die für eine Veranschaulichung des Lebenswegs des Propheten Mohammed einen Film als modernes und den Kindern vertrautes Medium empfehlen. Dieses Beispiel zeigt zugleich, dass sich Erkenntnisse der evangelischen und katholischen Religionspädagogik nicht einfach auf einen islamischen Religionsunterricht übertragen lassen. Erforderlich ist vielmehr eine eigene islamische Religionspädagogik und -didaktik.

747 748

Link, in: Listl / Pirson, HdbStKirchR II, S. 439 (454). Näher Grethlein, Fachdidaktik Religion, S. 302 f.

238

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

3. Fachspezifische Qualifikation Vorgaben für die schließlich noch zu untersuchende fachspezifische Qualifikation der Religionslehrer lassen sich bereits dem Wortlaut von Art. 7 Abs. 3 GG entnehmen. Er spricht von Religionsunterricht und von einem Lehrfach. Daraus ergibt sich, dass er ein zumindest auch auf Wissensvermittlung gerichtetes Fach ist.749 Zudem lässt sich aus dem Begriff Unterricht jedenfalls im Ansatz folgern, dass er auch in fachlicher Hinsicht auf wissenschaftlicher Grundlage zu erteilen ist.750 Unterricht geht nach heutigem Verständnis über bloße Stoffvermittlung hinaus und umfasst jedenfalls in den höheren Klassenstufen auch eine intellektuelle Auseinandersetzung.751 Deutlicher noch ergibt sich die Wissenschaftlichkeit des Religionsunterrichts aus seiner Qualifizierung als ordentliches Lehrfach in Art. 7 Abs. 3 S. 1 GG, wodurch ihm dieselbe Stellung und Bedeutung wie anderen ordentlichen Lehrfächern zukommt.752 Er steht damit auch hinsichtlich der Anforderungen an seine fachwissenschaftliche Fundierung nicht auf einer Stufe geringeren Niveaus. Die Erteilung des Religionsunterrichts auf wissenschaftlicher Grundlage ist zugleich Voraussetzung für die Notenvergabe753 und für seine Versetzungserheblichkeit754. Als Argument gegen seine Wissenschaftlichkeit kann auch nicht seine Bekenntnisbindung angeführt werden.755 Die Offenheit der Verfassung steht auch insoweit der Verabsolutierung eines bestimmten geistesgeschichtlichen Wissenschaftsbegriffs entgegen.756 Es besteht daher heute Einigkeit, dass der Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen in fachlicher Hinsicht auf wissenschaftlicher Grundlage zu erteilen ist.757 Dies ergibt sich auch aus der nordrhein-westfälischen Landesverfassung, die 749 Vgl. BVerwGE 42, 346 (350); Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (491); M. Heckel, in: Grote u. a. (Hg.), FS Starck, S. 1093 (1108). Nicht eindeutig BVerfGE 74, 244 (253): „Er wird vielmehr auch als ein auf Wissensvermittlung gerichtetes ( . . . ) Fach angesehen.“ 750 Anger, Islam in der Schule, S. 380 f.; Mückl, AöR 122 (1997), S. 513 (523). 751 Vgl. Poscher, RdJB 2006, S. 460 f. 752 BVerfGE 74, 244 (251); BVerwGE 42, 346 (349); Hildebrandt, Das Grundrecht auf Religionsunterricht, S. 47; für die WRV bereits Landé, Die Schule in der Reichsverfassung, S. 207. 753 Ennuschat, Art. „Religionsunterricht in Deutschland. 2. Rechtslage“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd. II, Sp. 1780 (1782); ders., in: Löwer / Tettinger, Verf NW, Art. 14, Rn. 9; Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (463). 754 BVerwGE 42, 346 (350); Fechner, NVwZ 1999, S. 735 (737); Heckel, JZ 1999, S. 739 (755); Langenfeld, AöR 123 (1998), S. 375 (403); Niehues / Rux, Schul- und Prüfungsrecht I, Rn. 258. Zur Versetzungserheblichkeit des Religionsunterrichts umfassend Müller / Pieroth, Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach. 755 BVerwGE 42, 346 (350). 756 Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (463); vgl. dazu auch oben, S. 116.

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

239

als einzige Landesverfassung in Art. 15 S. 1 Verf NW eine Aussage zum Niveau der Lehrerausbildung trifft. Danach erfolgt die Ausbildung „in der Regel an wissenschaftlichen Hochschulen“. Die Vorschrift garantiert die Wissenschaftlichkeit der Ausbildung.758 Nachdem die Vorgängerregelung nur vorsah, dass die Lehrerausbildung „hochschulmäßig zu gestalten“ sei, sollte die Neufassung in Übereinstimmung mit den Bildungsreformbestrebungen der 1970er Jahre zu einer Verwissenschaftlichung der Lehrerausbildung führen.759 Erforderlich ist folglich eine Ausbildung der Religionslehrer, die sich auf dem aktuellen Stand der fachwissenschaftlichen Forschung und akademischen Diskussion bewegt, wie dies auch für die anderen Fächer spätestens seit den 1970er Jahren unumstritten ist.760 Die Verortung der Religionslehrerausbildung an den staatlichen Hochschulen ist danach folgerichtig. Die Ausbildung von Lehrkräften an Einrichtungen der Religionsgemeinschaften, wie sie in den evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche verbreitet ist,761 ist nur zulässig, wenn sie sich auf einem vergleichbaren wissenschaftlichen Niveau bewegt. Zu klären ist noch, um welche Fachwissenschaft es sich handeln muss. Für einen bekenntnismäßig gebundenen Religionsunterricht ist jedenfalls die Theologie als wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Bekenntnis eine geeignete Bezugswissenschaft. Die ersten Initiativen zur Ausbildung islamischer Religionslehrer sind in ihren fachwissenschaftlichen Anteilen jedoch, wie gesehen, nicht oder jedenfalls nicht erkennbar theologisch ausgerichtet. Aufgrund der Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, dass aus Sicht der Hochschulen ein geeigneter Ansprechpartner auf muslimischer Seite fehlt, handelt es sich vielmehr um religionswissenschaftliche Studiengänge.762 Solange Studiengänge, die in fachwissenschaftlicher Hinsicht theologisch ausgerichtet sind, nicht bestehen, kommt daher der Frage besondere Bedeutung zu, ob auch religionswissenschaftlich ausgebildete Lehrkräfte in einem islamischen Religionsunterricht eingesetzt werden dürfen. 757 Schmidt-Kammler, in: Sachs (Hg.), GG, Art. 7, Rn. 59; Basse, Art. „Lehrerbildung (Religionslehrer)“, in: Burckhardt / Swarat (Hg.), EvLexThG II, S. 1226; Ennuschat, Art. „Religionsunterricht in Deutschland. 2. Rechtslage“, in: Mette / Rickers (Hg.), LexRelpäd. II, Sp. 1780 (1782); Heckel, JZ 1999, S. 741 (755); Link, in: Listl / Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, S. 439 (454); Niehues / Rux, Schul- und Prüfungsrecht I, Rn. 258; Mückl, AöR 122 (1997), S. 513 (523). Verhaltener BVerfGE 74, 244 (253), wonach der Religionsunterricht „an den höheren Schulen sogar als wissenschaftliches Fach angesehen“ wird. 758 Abg. Bargmann (SPD), nwLT-Prot. 6 / 51, S. 1996 (B); Ennuschat, in: Löwer / Tettinger, Verf NW, Art. 15, Rn. 2; Grawert, Verf NW, Erl. zu Art. 15. 759 Kühne, in Geller / Kleinrahm, Verf NW, Art. 15, Anm. 1. Vgl. schon oben, S. 33 f. 760 Vgl. Neumann, Art. „Lehrerausbildung“, in: TRE XX, S. 621. Auf eine Akademisierung der Lehrerbildung war schon Art. 143 Abs. 2 WRV gerichtet: „Die Lehrerbildung ist nach den Grundsätzen, die für die höhere Bildung allgemein gelten, für das Reich einheitlich zu regeln.“ Das entsprechende Reichsgesetz kam allerdings nicht zustande, sodass die Regelung nicht praktisch geworden ist. 761 Vgl. oben, S. 56 ff. 762 Vgl. oben, S. 99 ff.

240

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

Dagegen ließe sich in historischer Perspektive ins Feld führen, dass die Schöpfer der Verfassung als Lehrkräfte sicher alleine theologisch ausgebildete Personen vor Augen hatten. Auch hat der Religionsunterricht seinen Ursprung in katechetischen Konzeptionen, die in der Nähe zum Verkündigungs- und Seelsorgedienst in den Gemeinden standen und nicht selten auf das dort tätige pastorale Personal zurückgriffen. Jedoch ist, wie gesehen, diese katechetische Konzeption nicht jene des Art. 7 Abs. 3 GG. Es lässt sich sogar bezweifeln, ob das Grundgesetz einzig einen Religionsunterricht zulässt, der entsprechend der Anschütz’schen Formel in „konfessioneller Positivität und Gebundenheit“ zu erteilen ist, oder ob nicht auch eine „allgemeine Konfessionskunde“ zulässig wäre.763 Diese Frage kann jedoch offen bleiben. Denn entscheidend ist die bereits untersuchte Zuständigkeitsverteilung beim Religionsunterricht: Für die spezifisch geistlichen Fragen, für die Wahl der religiösen Unterrichtsinhalte, kurz für das „Was“ sind alleine die Religionsgemeinschaften zuständig. Wenn diese eine allein religionswissenschaftlich ausgebildete Lehrkraft für geeignet halten, einen konfessionellen Religionsunterricht zu erteilen – etwa weil sie der Überzeugung sind, dass sich eine innere Bindung der Lehrkraft an das Bekenntnis und eine tiefe Überzeugung von dessen Wahrheitsgehalt ohnehin nicht durch ein theologisches Studium garantieren lässt, sondern allein eine Frage der göttlichen Gnade und Eingebung ist –, so ist dies von ihrer durch Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG eingeräumten Gestaltungsbefugnis gedeckt. Wenn also die Religionsgemeinschaft, um deren Religionsunterricht es geht, eine allein religionswissenschaftlich ausgebildete Lehrkraft akzeptiert, hat es damit in fachspezifischer Hinsicht sein Bewenden; eine originär theologische Ausbildung wird von der Verfassung nicht gefordert.764

II. Recht der Religionsgemeinschaften auf Einsatz eigenen Personals? Aus Gründen des Sachzusammenhangs ist hier noch zu erörtern, ob Art. 7 Abs. 3 GG den Religionsgemeinschaften ein Bestimmungsrecht darüber verleiht, dass ihr Religionsunterricht nur durch nicht-staatliche Lehrkräfte erteilt wird. Dies wird in der Literatur vertreten.765 Die Regelungen der Schulgesetze, wonach ein Einsatz nicht-staatlicher Lehrkräfte nur für den Fall zulässig ist, dass nicht ausreichend staatliche Lehrkräfte zur Verfügung stehen,766 wären danach zu restriktiv und mit dem Grundgesetz unvereinbar.

763 764 765 766

Vgl. zu dieser Diskussion die Nachweise oben, S. 108 mit 2. A.A. wohl Nolte, DÖV 2008, S. 129. Maunz, in: Maunz / Dürig, GG I, Art. 7 (Stand September 1980), Rn. 50. Vgl. oben, S. 26.

F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums

241

Ein solches Bestimmungsrecht könnte es überhaupt nur unter der Bedingung geben, dass die von der Religionsgemeinschaft eingesetzten Lehrkräfte über die erforderlichen Qualifikationen verfügen. Seine Existenz erscheint aber insgesamt zweifelhaft. Bedenken ergeben sich schon aus dem Wortlaut des Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG. Die dort ausgesprochene Verpflichtung des Staates, für die inhaltliche Gestaltung des Religionsunterrichts eine Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften herzustellen, wäre überflüssig, wenn diese ohnehin ihr eigenes Personal einsetzen würden. Die Rolle des Staates wäre auf die Bereitstellung von Unterrichtsräumen und die Kostentragung beschränkt. Dann aber wäre es unverständlich, warum das Grundgesetz nicht davon spricht, dass die Religionsgemeinschaften den Religionsunterricht leiten.767 Anträge, wonach die Leitung des Religionsunterrichts in der Hand der Religionsgemeinschaften liegen soll, wurden in den Beratungen zur Weimarer Reichsverfassung aber explizit abgelehnt.768 Angesichts von Erwägungen, den Religionsunterricht durch Geistliche erteilen zu lassen, ist in der Beratung im Verfassungsausschuss betont worden, dass der Religionsunterricht grundsätzlich durch staatliche Lehrer erteilt werden soll.769 Für das behauptete Bestimmungsrecht lässt sich dem Grundgesetz folglich nichts entnehmen.

III. Erlass von Studien- und Prüfungsordnungen Es hat sich im zweiten Teil der Arbeit gezeigt, dass die Kirchen über ihre Mitwirkung in Personalangelegenheiten hinaus auf die Ausbildung ihrer Religionslehrer auch dadurch Einfluss nehmen, dass staatliche Prüfungsordnungen im Fach Religionslehre ihrer Zustimmung bedürfen.770 Diese Rechtsposition haben sie sich staatskirchenvertraglich einräumen lassen. Für die Ausbildung islamischer Religionslehrer, für die vertragliche Regelungen jedenfalls bislang nicht existieren,771 ist zu fragen, inwiefern sich eine entsprechende Mitwirkungsbefugnis islamischer Religionsgemeinschaften aus der Verfassung ableiten lässt. Die Frage stellt sich nicht nur für den Erlass von Prüfungs-, sondern auch von Studienordnungen. Bei diesen handelt es sich um staatliches Recht. Ein Studium im Fach Religionslehre betrifft jedoch nicht nur staatliche Angelegenheiten. Es soll die Absolventen Vgl. Ehlers, Entkonfessionalisierung des Religionsunterrichts, S. 10 f. Vgl. oben, S. 222 ff. 769 Vgl. etwa die Erklärung von Harnacks, Ber. u. Prot. des Verf.-Aussch. zur WRV, S. 227, wonach er „den Lehrer für den geborenen Religionslehrer halte, und zwar auf allen Schulen, und daß ich nichts mehr wünsche, als daß die Lehrer möglichst den Religionsunterricht geben“. 770 Vgl. oben, S. 49 f. und 55. 771 Der Geltungsbereich von Regelungen in den Hochschulgesetzen von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, die der Sache nach vertragliche Vorgaben übernehmen, bleibt angesichts des eindeutigen Wortlauts auf die Kirchen beschränkt, vgl. Janke, Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, S. 159. 767 768

242

4. Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht

zu dem jeweiligen Bekenntnis hinführen, ihnen dessen Glaubenssätze vermitteln und sie befähigen, diese auf der Grundlage des religiösen Wahrheitsanspruchs tiefer zu durchdringen und zu verbreiten. Was aber das jeweilige Bekenntnis inhaltlich ausmacht, können nur die Religionsgemeinschaften entscheiden. Diese Entscheidung ist geschützt von ihrem Selbstbestimmungsrecht aus Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. Art. 140 GG sowie von der Religionsfreiheit des 4 Abs. 1 und 2 GG. Sie haben kraft dieser Verfassungsbestimmungen ein Abwehrrecht gegen Studien- und Prüfungsordnungen, die den Anspruch erheben, die Ausbildung der Lehrer für einen Religionsunterricht ihres Bekenntnisses zu reglementieren und über eine entsprechende Qualifikation verbindlich Auskunft zu geben, deren Regelungsgehalte tatsächlich jedoch im Widerspruch zu ihrem Bekenntnis stehen.772 Aus der primären abwehrrechtlichen Funktion der Verfassungsnormen lässt sich jedoch auch hier kein Recht auf präventive Mitwirkung ableiten. Werden die Religionsgemeinschaften im Vorfeld nicht beteiligt und sehen sie ihr Bekenntnis verletzt, bliebe ihnen als ultima ratio lediglich, gegen Studiengänge, mit denen Lehrer im Namen und Geist ihres Bekenntnisses ausgebildet werden sollen, und entsprechende staatliche Lehramtsprüfungen vorzugehen. Um einen absehbaren Verfassungsverstoß von vornherein zu vermeiden, ist aber auch hier aus einer verfahrensrechtlichen Interpretation der genannten Verfassungsbestimmungen zu folgern, dass den Religionsgemeinschaften ein Zustimmungsrecht zu gewähren ist, wenn sie ein solches fordern. In der Praxis dürften hier ohnehin keine Probleme zu erwarten sein, weil die Beteiligung der Religionsgemeinschaften bei einem entsprechenden Begehren auch ein Gebot praktischer Klugheit sein dürfte.

772 Kriewitz, Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, S. 164; M. Heckel, Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, S. 227; Morlok / Müller, JZ 1997, S. 549 (551); ferner BVerwGE 124, 310 (315); H. Weber, NVwZ 2000, S. 848 (852).

Fu¨nfter Teil

Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse 1. Eine grundständige staatliche Lehrerausbildung gibt es nur für den evangelischen und katholischen Religionsunterricht, obwohl auch für andere Bekenntnisse ein Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach im Sinne von Art. 7 Abs. 3 GG eingeführt ist. Bestandsgarantien für einzelne Hochschulstandorte, die an der ersten Phase dieser Ausbildung beteiligt sind, lassen sich den von dem Land Nordrhein-Westfalen mit den Kirchen geschlossenen Düsseldorfer Verträgen nicht entnehmen. Das Land ist lediglich verpflichtet, ein regional verteiltes Ausbildungsangebot bereit zu halten, bei dem die Zahl der Studienplätze die Nachfrage deckt. Staatskirchenvertragliche Bestandsgarantien existieren in Nordrhein-Westfalen lediglich für die theologischen Fakultäten in Bochum, Bonn und Münster. 2. Die Kirchen haben über vertraglich abgesicherte Mitwirkungsrechte in personellen wie in inhaltlichen Fragen Einfluss auf die Ausbildung der Religionslehrer. Für die evangelischen Kirchen besteht in personeller Hinsicht allerdings nur das Recht, ein konsultatives Votum bei der Berufung von Hochschullehrern abzugeben. 3. Neben Lehrern erteilen Lehrkräfte der Kirchen und Religionsgemeinschaften den Religionsunterricht. Sie werden bei der evangelischen Kirche vor allem über Gestellungsverträge beschäftigt; auf Seiten der katholischen Kirche finden sich vorwiegend Lehrkräfte, die im Landesdienst stehen. Neben Geistlichen kommen Gemeinde- und Pastoralreferenten zum Einsatz, Katecheten erteilen hingegen nur noch vereinzelt auf katholischer Seite Religionsunterricht. Die an die Ausbildung der kirchlichen Lehrkräfte zu stellenden Anforderungen sind in Vereinbarungen mit dem Land geregelt. 4. Diese Vereinbarungen sind laut einem ministeriellen Erlass auf Lehrkräfte anderer Religionsgemeinschaften „sinngemäß“ anzuwenden. Dies wird dahingehend interpretiert, dass ihre Ausbildung jener der kirchlichen Lehrkräfte in Umfang und Anspruch vergleichbar sein muss. 5. Die Vielfalt der Glaubensrichtungen innerhalb des orthodoxen Christentums wird in Nordrhein-Westfalen durch eine innere und eine äußere Pluralität beim Religionsunterricht abgebildet: Der „griechisch-orthodoxe Religionsunterricht“ folgt einer inhaltlichen Konzeption, die verschiedene orthodoxe Nationalkirchen umfasst. Daneben gibt es für die Anhänger der Syrisch-orthodoxen Kirche einen eigenen Religionsunterricht. Er wird ausschließlich von Lehrkräften der Religions-

244

5. Teil: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

gemeinschaft erteilt. Beim „griechisch-othodoxen Religionsunterricht“ kommen hingegen zumeist Lehrkräfte des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts zum Einsatz. Es handelt sich bei ihnen häufig um in Griechenland ausgebildete Geistliche. 6. Bemühungen der Ländern um die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen gibt es seit Ende der 1970er Jahre. Weil aus Sicht der Länder eine Religionsgemenschaft als Ansprechpartner für einen solchen Unterricht fehlt, wird bislang ein religionskundlich konzipierter Unterricht, zumeist bezeichnet als islamische Unterweisung, angeboten. In einigen Ländern gibt es in jüngerer Zeit Pilotprojekte, die sich einem islamischen Religionsunterricht jedenfalls annähern sollen. 7. Um die Entstehung einer islamsichen Religionsgemeinschaft als Ansprechpartner für einen Religionsunterricht zu fördern, versuchen einige Länder auf unterschiedlichen Wegen, die Selbstorganisation der Muslime zu unterstützen. Sie verlassen dabei ihre frühere, von dem Prinzip der respektvollen Nichteinmischung in religiöse Angelegenheiten geprägte Rolle als bloße Beobachter und treten als Moderatoren auf. Während die Länder auf eine Kooperation regionaler muslimischer Verbände setzen, gibt es zugleich unter den Muslimen Tendenzen, einen zentralen Dachverband zu etablieren. 8. An einigen Universitäten existieren erste Initiativen für eine Ausbildung islamischer Religionslehrer. Ihre Entstehung korrespondiert mit Versuchen in den Ländern, einen islamischen Religionsunterricht einzuführen. Teils wird über die Etablierung von Beiräten versucht, einen Ansprechpartner auf muslimischer Seite zu schaffen. Die Abschlüsse, die am Ende der neuen Studiengänge erworben werden können, qualifizieren nicht für die Erteilung eines bereits existierenden Unterrichtsfachs; nach dem Willen der Universtäten sollen die Absolventen aber in einem islamischen Religionsunterricht einsetzbar sein. 9. Während evangelische und katholische Theologie nach dem Selbstverständnis dieser Wissenschaften individuellen, inhaltlichen und institutionellen Bindungen unterliegen, fehlt es bei einer islamischen Theologie an institutionellen Bindungen. Gleichwohl können islamische Theologie und damit auch die in ihren fachwissenschaftlichen Anteilen theologische Ausbildung islamischer Religionslehrer nicht ohne Zustimmung einer islamischen Religionsgemeinschaft vom Staat betrieben werden. Dies folgt nicht aus Art. 7 Abs. 3 GG, sondern aus der staatlichen Neutralitätspflicht in ihrer objektiv-rechtlichen Dimension. 10. Für die Ausgestaltung einer Religionslehrerausbildung kommt es auf die subjektive Rechtsposition der jeweiligen Religionsgemeinschaft an. Diese folgt aus dem religionsgemeinschaftlichen Selbstbestimmungsrecht des Art. 137 Abs. 3 S. 1 WRV i.V.m. 140 GG, der Religionsfreiheit aus Art. 4 Abs. 1 und 2 GG und der religionsrechtlichen Parität, die in Art. 3 Abs. 1 GG normativ verankert ist. 11. Verschiedene islamische Religionsgemeinschaften können sich zu einem Ansprechpartner des Staates für den Religionsunterricht zusammenschließen.

5. Teil: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

245

Hochschul-Beiräten darf die Funktion eines Ansprechpartners, der zu verbindlichen Entscheidungen befugt ist, nicht zukommen. 12. Studiengänge zur Ausbildung islamischer Religionslehrer können an den Hochschulen an zentralen wissenschaftlichen Einrichtungen angesiedelt werden oder an Fachbereichen, in denen geisteswissenschaftliche Disziplinen versammelt sind, für die keine Voll-, sondern nur Lehramtsstudiengänge bestehen. Die Schaffung islamisch-theologischer Fakultäten ist für eine Religionslehrerausbildung weder rechtlich notwendig noch sinnvoll. 13. Anders als für die evangelische und die katholische Kirche existiert für eine islamische Religionsgemeinschaft keine vertragliche Abrede mit einem Bundesland, in der ihr Mitwirkungsrechte in personellen Angelegenheiten der Hochschulen eingeräumt würden. Solche Mitwirkungsrechte werden auch nicht von der Verfassung gefordert, sodass islamische Religionslehrer an staatlichen Universitäten ausgebildet werden können, ohne dass eine islamische Religionsgemeinschaft an der Berufung eines theologischen Hochschullehrers beteiligt ist. Während eine Mitwirkung in personellen Angelegenheiten also rechtlich nicht zwingend ist, kann eine Religionsgemeinschaft sie jedoch unter Berufung auf Verfassungsrecht beanspruchen. Voraussetzung eines solchen Anspruchs ist, dass die begehrte Mitwirkung einen plausiblen Bezug zur Gesamtheit der Glaubenslehren der Religionsgemeinschaft hat. Dies muss der staatliche Rechtsanwender in jedem Einzelfall prüfen. 14. Der Staat muss als Grundrechtsadressat bei der Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft in personellen Angelegenheiten die sich aus der Wissenschaftsfreiheit des Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG ergebenden Grenzen wahren. Insbesondere darf er im Falle der Beanstandung eines Hochschultheologen den Betroffenen nicht von seinem Amt, sondern lediglich von seinen bekenntnisgebundenen Aufgaben entbinden. Eine Rechtfertigung des darin liegenden Eingriffs scheitert nicht an formellen Anforderungen, weil sich den Hochschulgesetzen der Länder Eingriffsermächtigungen entnehmen lassen. Der Staat muss als Ausfluss der kommunikativen Dimension der Wissenschaftsfreiheit gewährleisten, dass der Betroffene zuvor mit seinen Argumenten gehört wird und zumindest die Chance hat, damit in der Sache durchzudringen. 15. Das Erfordernis der Bindung eines theologischen Hochschullehrers an das jeweilige Bekenntnis, wie es in der Figur des konfessionellen Staatsamts zum Ausdruck kommt, ist gleichheitsrechtlich zulässig. 16. Die Zugehörigkeit eines Bewerbers zu einem bestimmten Bekenntnis darf nicht zur Voraussetzung für die Zulassung zu einem Studium gemacht werden, das auf die Erteilung von Religionsunterricht vorbereitet. Sie darf jedoch als Voraussetzung für die Teilnahme an einer Abschlussprüfung eines solchen Studiums gefordert werden, weil es sich um den Qualifikationsnachweis eines bekenntnisgebundenen Fachs handelt.

246

5. Teil: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

17. Der Staat muss eine pädagogische und didaktische Qualifikation der Religionslehrer gewährleisten, die mit jener für andere ordentliche Lehrfächer vergleichbar ist. Denn die Zuständigkeit für die pädagogischen und didaktischen Aspekte des Religionsunterrichts werden von Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG nicht auf die Religionsgemeinschaften übertragen. Sofern pädagogische und didaktische Postulate eine Modifikation der spezifisch religiösen Inhalte des Religionsunterrichts erfordern, ist ein schonender Ausgleich mit der entgegenstehenden Rechtsposition der Religionsgemeinschaft herzustellen. 18. Das staatliche Recht verlangt nicht, dass Religionslehrer eine theologische Ausbildung absolviert haben. Wenn eine Religionsgemeinschaft eine religionswissenschaftliche Ausbildung für ausreichend hält, hat es damit sein Bewenden. 19. Religionsgemeinschaften haben einen sich aus der Verfassung ergebenden Anspruch darauf, dass staatliche Studien- und Prüfungsordnungen für das Fach Religionslehre nur erlassen werden, wenn sie ihnen zugestimmt haben.

Quellenverzeichnis I. Literatur Abromeit, Hans-Jürgen: Art. „Katecheten, Katechetinnen“, in: Helmut Burkhardt / Uwe Swarat (Hg.), EvLThG II, Wuppertal 1993, S. 1050 f. Albrecht, Alfred: Religionspolitische Aufgaben angesichts der Präsenz des Islam in der Bundesrepublik Deutschland, in: EssGespr 20 (1986), S. 82 ff. Altiner, Avni: Erfahrungen in der Kooperation am Beispiel des islamischen Religionsunterrichts aus Sicht des Landesverbandes der Muslime in Niedersachsen, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern – Auf dem Weg zur Anerkennung muslimischer Vertretungen in Deutschland, Berlin 2005, S. 42 ff. Anger, Thorsten: Islam in der Schule, Berlin 2003, zugl. Diss., Univ. Münster 2002 Anschütz, Gerhard: Die Verfassung des Deutschen Reichs, 14. Aufl., Berlin 1933 Apel, Hans-Jürgen: Die Auslese des Gymnasiallehrernachwuchses in Preußen (1815 – 1830). Beispiele aus den preußischen Rheinprovinzen zur Rekrutierung u. beruflichen Qualifizierung v. Gymnasiallehrern, in: ZP 30 (1984), S. 297 ff. Arndt, Adolf: Umwelt und Recht, in: NJW 1966, S. 25 ff. Bade, Rolf: „Islamischer Religionsunterricht“ – ein niedersächsischer Schulversuch, in: Wolfgang Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, 2. Aufl., Tübingen 2007, S. 129 ff. Badura, Peter: Der Schutz von Religion und Weltanschauung durch das Grundgesetz, Tübingen 1989 – Staatskirchenrecht als Gegenstand des Verfassungsrechts, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, 2. Aufl., Berlin 1994, S. 211 ff. Baldus, Manfred: Art. „Hochschulen, kirchliche“, in: Roman Herzog u. a. (Hg.), EvStL I, 3. Aufl., Stuttgart 1987, Sp. 1275 ff. – Art. „Religionsunterricht – II. rechtlich“, in: Görres-Gesellschaft (Hg.), StL IV, Freiburg i. Br. 1988, Sp. 842 ff. – Kirchliche Hochschulen, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR Bd. II, 2. Aufl., Berlin 1995, S. 601 ff. Barth, Alfred: Art. „Katechetische Institute. I. katholische“, in: Wörterbuch zum Religionsunterricht, Herder-Taschenbuch, Freiburg i. Br. 1976, S. 114 ff. Barth, Karl: Einführung in die evangelische Theologie, München 1968 – Kirchliche Dogmatik I / 1, 8. Aufl., Zürich 1964 Basse, Ottokar: Art. „Lehrerbildung (Religionslehrer)“, in: Helmut Burkhardt / Uwe Swarat (Hg.), EvLexThG II, Wuppertal 1993, S. 1226

248

Quellenverzeichnis

Baumgart, Fransjörg / Terhart, Ewald: Gestufte Lehrerbildung in NRW?, in: Die Deutsche Schule 2001, S. 332 ff. Baur, Andreas: Art. „Religionslehrer“, in: Wörterbuch zum Religionsunterricht, HerderTaschenbuch, Freiburg i. Br. 1976, S. 185 ff. Becker, Heinz: Art. „Katechetische Institute – II. evangelische“, in: Wörterbuch zum Religionsunterricht, Freiburg i. Br. 1976, S. 116 ff. Bellenberg, Gabriele: Aufbau von Lehramtsstudiengängen – ein Bundesländervergleich, in: Hans Merkens / Thomas Rauschenbach / Horst Weishaupt (Hg.), Datenreport Erziehungswissenschaft 2, Opladen 2002, S. 29 ff. Bellenberg, Gabriele / Thierack, Anke: Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern in Deutschland. Bestandsaufnahme und Reformbestrebungen, Opladen 2003 – Bestandsaufnahme und Diskussion zu lehramtsspezifischen BA-MA-Konzepten in der Bundesrepublik, Bochum / Dortmund 2004 (ohne Verlag) Bethge, Herbert: Grundrechtsverwirklichung und Grundrechtssicherung durch Organisation und Verfahren, in: NJW 1982, S. 1 ff. Biedermann, Hermenegild M.: Art. „Orthodoxe Kirchen“, in: Ulrich Ruh / David Seeber / Rudolf Walter (Hg.), Handwörterbuch religiöser Gegenwartsfragen, Freiburg i. Br. 1996, S. 334 ff. Bock, Wolfgang: Das für alle geltende Gesetz und die kirchliche Selbstbestimmung, Tübingen 1996, zugl. Diss., Univ. Frankfurt am Main 1993 – Islamischer Religionsunterricht im Lande Berlin, in: ders. (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, 2. Aufl., Tübingen 2007, S. 93 ff. – Verfassungsrechtliche Probleme der Einführung islamischen Religionsunterrichts, in: RdJB 2001, S. 330 ff. Böckenförde, Ernst-Wolfgang: Das Grundrecht der Gewissensfreiheit, in: VVDStRL 28 (1970), S. 33 ff. – Der Fall Küng und das Staatskirchenrecht, in: NJW 1981, S. 2101 ff. – Elternrecht – Recht des Kindes – Recht des Staates, in: EssGespr. 14 (1980), S. 54 ff. Bockwoldt, Gerd: Art. „Katechese, Katechetik“, in: Volker Drehsen u. a. (Hg.), Wörterbuch des Christentums, Gütersloh 1988, S. 593 ff. Borowski, Martin: Die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Grundgesetzes, Tübingen 2006, zugl. Habil., Univ. Kiel 2004 Bothe, Michael: Erziehungsauftrag und Erziehungsmaßstab der Schule im freiheitlichen Verfassungsstaat, in: VVDStRL 54 (1995), S. 7 ff. Braun, Klaus: Kommentar zur Verfassung des Landes Baden-Württemberg, Stuttgart 1984 Campenhausen, Axel Frhr. von: Der heutige Verfassungsstaat und die Religion, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, Berlin 1994, S. 47 ff. – Neue Religionen im Abendland, in: ZevKR 25 (1980) S. 135 ff. – Religionsfreiheit, in: Josef Isensee / Paul Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, Heidelberg 1989, § 136, S. 369 ff.

Quellenverzeichnis

249

– Theologische Fakultäten / Fachbereiche, in: Chr. Flämig u. a. (Hg.), HdbWissR I, 2. Aufl., Berlin 1996, S. 963 ff. Campenhausen, Axel Frhr. von / de Wall, Heinrich: Staatskirchenrecht, 4. Aufl., München 2006 Cannuyer, Christian: Art. „Syrisch-antiochische Kirche – III. Heutige Kirchen“, in: Walter Kasper (Hg.), LThK IX, Freiburg i. Br. 2000, Sp. 1207 ff. Coumont, Nina: Muslimische Schüler und Schülerinnen in der öffentlichen Schule, Frankfurt / Main 2008, zugl. Diss., Univ. Köln 2007 Cremer, Wolfgang: Freiheitsgrundrechte, Tübingen 2003, zugl. Habil., Univ. Rostock 2002 Dackweiler, Werner: Katholische Kirche und Schule, Paderborn 1933 Dallinger, Peter / Bode, Christian / Dellian, Fritz: Hochschulrahmengesetz, Kommentar, Tübingen 1978 de Wall, Heinrich: Die Zukunft des Islam in der staatlichen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland und Nordrhein-Westfalens. Rechtsgutachten, Dezember 2004, abrufbar unter http: //www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_I/I.5/PBGD/Archiv_Veroeffentlichungen _der_13.WP/Islam/Zukunft_d.Islam_i.d.staatl._Ordnung%2c_Dez2004.pdf“ (Stand 16. Mai 2007) Dehnen, Dietrich / Winterhoff, Klaus: Der Düsseldorfer Vertrag, in: ZevKR 30 (1985), S. 29 ff. Denninger, Erhard: Staatliche Hilfe zur Grundrechtsausübung durch Verfahren, Organisation und Finanzierung, in: Josef Isensee / Paul Kirchhof (Hg.), HdbStR V, Heidelberg 1992, § 113, S. 291 ff. Denninger, Erhard u. a. (Hg.): Kommentar zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Reihe Alternativkommentare, Loseblattwerk, 3. Aufl., Neuwied 2001 Deuschle, Dieter: Kirche und Schule nach dem Grundgesetz, Esslingen 1968, zugl. Diss., Univ. Tübingen 1968 Diem, Hermann: Theologie als kirchliche Wissenschaft – Handreichung zur Einübung ihrer Probleme, München 1951 Dietrich, Myrian: Islamischer Religionsunterricht, Frankfurt / Main 2003, zugl. Diss., Univ. Erlangen 2006 Diringer, Arnd: Wirtschaftliche Betätigung und grundrechtlicher Schutz von so genannten neuen Jugendreligionen – Kriterien zur Unterscheidung zwischen religiös-weltanschaulich und wirtschaftlich ausgerichteten Vereinigungen, in: NVwZ 2004, S. 1312 ff. Dittmann, Armin: Erziehungsauftrag und Erziehungsmaßstab der Schule im freiheitlichen Verfassungsstaat, in: VVDStRL 54 (1995), S. 47 ff. Doemming, Klaus Berto von / Füsslein, Rudolf Werner / Matz, Werner: Entstehungsgeschichte der Artikel des Grundgesetzes, in: JöR n.F. 1 (1951), S. 1 ff. Dolzer, Rudolf / Vogel, Klaus / Graßhof, Karin: Bonner Kommentar zum Grundgesetz, Loseblattsammlung, Heidelberg

250

Quellenverzeichnis

Dreier, Horst: Art. „Souveränität“, in: Görres-Gesellschaft (Hg.), StL IV, 7. Aufl., Freiburg i. Br. 1988, Sp. 1203 ff. – Verantwortung im demokratischen Verfassungsstaat, in: ARSP 74 (2000), S. 9 ff. – (Hg.): Grundgesetz, Kommentar, Bd. I (Präambel, Art. 1 – 19), 2. Aufl., Tübingen 2004; Bd. II (Art. 20 – 82), 2. Aufl., Tübingen 2006; Bd. III (Art. 83 – 146), Tübingen 2000 Ebers, Godehard Josef: Staat und Kirche im neuen Deutschland, München 1930 Ehlers, Dirk: Der Bedeutungswandel im Staatskirchenrecht, in: Bodo Pieroth (Hg.), Verfassungsrecht und soziale Wirklichkeit in Wechselwirkung, Berlin 2000, S. 85 ff. – Die gemeinsamen Angelegenheiten von Staat und Kirche, in: ZevKR 32 (1987), S. 158 ff. – Die Lage des Staatskirchenrechts in der Bundesrepublik Deutschland, in: ZevKR 45 (2000), S. 201 ff. – Entkonfessionalisierung des Religionsunterrichts, Berlin 1975, zugl. Diss., Univ. Konstanz 1973 – Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung – zugleich eine Besprechung der gleichnamigen Habilitationsschrift von Stefan Muckel –, in: ZevKR 44 (1999), S. 533 ff. Eiselt, Gerhard: Islamischer Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in der Bundesrepublik Deutschland, in: DÖV 1981, S. 205 ff. Ekinci-Kocks, Yüksel: Erste Erfahrungen mit dem Fach „Islamische Unterweisung“ zeigen wachsende Akzeptanz, in: SchVw NW 2004, S. 36 f. Elger, Ralf: Islam – A. Aus islamischer Sicht, in: Peter Eicher, NHdbThG II, München 2005 Emde, Ernst Thomas: Die theologischen Fakultäten zwischen wissenschaftlicher Freiheit und kirchlicher Bindung, in: AöR 106 (1981), S. 355 ff. Emenet, Axel: Verfassungsrechtliche Probleme einer islamischen Religionskunde an öffentlichen Schulen, Frankfurt am Main 2004, zugl. Diss., Univ. Köln 2003 – Verstößt die „Islamische Unterweisung“ in Nordrhein-Westfalen gegen die Verfassung? in: NWVBl 2004, S. 214 ff. Ende, Werner: Der schiitische Islam, in: ders. / Udo Steinbach (Hg.), Der Islam in der Gegenwart, 5. Aufl., München 2005, S. 70 ff. Endreß, Gerhard: Der Islam, 3. Aufl., München 1997 Ennuschat, Jörg: Art. „Religionsunterricht. 2. Rechtslage“, in: Norbert Mette / Folkert Rickers (Hg.), LexRelPäd II, Neukirchen 2001, Sp. 1780 ff. Epping, Volker: Grundrechte, 2. Aufl., Berlin 2004 Ernst, Rainer / Roewer, Helmut / Hoischen, Ferdinand: Schulordnungsgesetz. Kommentar für die Schulpraxis, Essen 2004 Erpenbeck, Gabriele / Windolph, Edeltraut: Erfahrungen in der Kooperation am Beispiel des islamischen Religionsunterrichts aus der Sicht der Ausländerbeauftragten und der Landesregierung Niedersachsen, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern – Auf dem Weg zur Anerkennung muslimischer Vertretungen in Deutschland, Berlin 2005, S. 48 ff.

Quellenverzeichnis

251

Fechner, Frank: Islamischer Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, in: NVwZ 1999, S. 735 ff. Filmer, Fridtjof / Görisch, Christoph: Die Reichweite des grundgesetzlichen Kirchengutsschutzes, in: ZevKR 45 (2000), S. 453 ff. Fischer, Dietlind: Weiterbildung im Fach evangelische Religionslehre, Selbstverlag des Comenius-Instituts Münster, 1990 Fischer, Erwin: Volkskirche adé! Trennung von Staat und Kirche, 4. Aufl., Berlin 1993 Flatten, Heinrich: Art. „missio canonica“, in: Wörterbuch zum Religionsunterricht, HerderTaschenbuch, Freiburg i. Br. 1976, S. 162 f. Fleischer, Thomas: Der Religionsbegriff des Grundgesetzes. Zugleich ein Beitrag zur Diskussion über die „neuen Jugendreligionen“, Bochum 1989, zugl. Diss., Univ. Bochum 1989 Foerster, Sibrand / Prüßner, Werner / Puzberg, Günter: Informationen zum Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen, Teil I bis IX, 7. Aufl. (Stand 15. Februar 2005), abrufbar unter „http: //www.ekvw.net/Informationen-zum-Reli.310.0.html“ (Stand 20. Mai 2007) Friauf, Karl Heinrich / Höfling, Wolfram: Berliner Kommentar zum Grundgesetz, Loseblattsammlung, Stand Juni 2006, Berlin Frisch, Hermann-Josef: Fachdidaktik Religion, 3. Aufl., Düsseldorf 2000 Frisch, Michael: Grundsätzliches und Aktuelles zur Garantie des Religionsunterrichts im Grundgesetz, in: ZevKR 2004, S. 589 ff. Frost, Herbert: Art. „Kirchenrecht – II. Evangelisch“, in: Görres-Gesellschaft (Hg.), StL III, 7. Aufl., Freiburg i. Br. 1987, Sp. 441 Fuchs, Ernst: Was ist Theologie?, Tübingen 1953 Gebauer, Klaus: Islamischer Unterweisung in deutschen Klassenzimmern, in: RdJB 1989, S. 263 ff. – Religiöse Unterweisung für Schülerinnen und Schüler islamischen Glaubens in NordrheinWestfalen, in: Urs Baumann (Hg.), Islamischer Religionsunterricht, Frankfurt am Main 2001, S. 232 ff. – Schulversuch Islamische Unterweisung in deutscher Sprache, in: Eckhard Gottwald / Dirk Siedler (Hg.), Islamische Unterweisung in deutscher Sprache, Neukirchen-Vluyn 2001, S. 23 ff. Geiger, Rudolf: Grundgesetz und Völkerrecht, 2. Aufl., München 1994 Geller, Gregor / Kleinrahm, Kurt: Die Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen, Kommentar, Loseblattsammlung, 3. Aufl., Göttingen 1994 Germann, Michael: Art. „Lehramt (J.)“, in: Werner Heun u. a. (Hg.), EvStL, Stuttgart 2006, Sp. 1422 ff. Goerlich, Helmut: Grundrechte als Verfahrensgarantien, Baden-Baden 1981 Görisch, Christoph: Kirchenasyl und staatliches Recht, Berlin 2000, zugl. Diss, Univ. Münster 1998 / 99 Gräf, Erwin / Krüger, Hilmar: Art. „Rechtsschulen“, in: Klaus Kreiser / Rotraud Wielandt (Hg.), Lexikon der Islamischen Welt, Stuttgart 1992, S. 231 f.

252

Quellenverzeichnis

Graß, Hans: Theologie als kirchliche Wissenschaft?, in: Karlmann Beyschlag (Hg.), Humanitas – Christianitas, FS v. Loewenich, Witten 1968, S. 242 ff. – Theologie und Kritik – Gesammelte Aufsätze und Vorträge, Göttingen 1969 Grawert, Rolf: Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen, Kommentar, Wiesbaden 1998 Grethlein, Christian: Fachdidaktik Religion, Göttingen 2005 Grundmann, Siegfried: Art. „Vertragskirchenrecht“, in: Hermann Kunst / Roman Herzog / Wilhelm Schneemelcher (Hg.), EvStL, Stuttgart 1975, Sp. 2757 ff. Gudjons, Herbert: Pädagogisches Grundwissen, 8. Aufl., Bad Heilbrunn 2003 Güneysu, Remzi: Erfahrungen in der Kooperation beim Modellversuch islamischer Religionsunterricht aus Sicht der islamischen Religionsgemeinschaft Erlangen, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern – Auf dem Weg zur Anerkennung muslimischer Vertretungen in Deutschland, Berlin 2005, S. 62 ff. Gut, Stephan: Art. „Theologie“, in: Ralf Elger (Hg.), Kleines Islam-Lexikon, 4. Aufl., München 2006, S. 317 f. Gutmann, Hans-Martin / Mette, Norbert: Orientierung Theologie, Hamburg 2000 Häberle, Peter: Verfassungsprinzipien als Erziehungsziele, in: Kurt Eichenberger u. a., Recht als Prozess und Gefüge, FS Huber, Bern 1981, S. 211 ff. Hage, Wolfgang: Art. „Jakobitische Kirche“, in: Gerhard Müller (Hg.), TRE XVI, Berlin 1987, Sp. 474 ff. Hailbronner, Kay: Die Freiheit der Forschung und Lehre als Funktionsgrundrecht, Hamburg 1979, zugl. Habil., Univ. Heidelberg 1977 – Kommentar zum Hochschulrahmengesetz, Loseblattsammlung, Heidelberg, Stand 1990 Halm, Heinz: Der Islam. Geschichte und Gegenwart, 5. Aufl., München 2004 – Was ist Islam und wer ist Muslim?, in: Der Bürger im Staat 2001, S. 188 ff. Hanselmann, Johannes / Swarat, Uwe: Fachwörterbuch Theologie, Wuppertal 1987 Hartmer, Michael: Das Binnenrecht der Hochschule, in: ders. / Hubert Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Heidelberg 2004, Kap. IV, S. 167 Haugg, Werner: Kommentar zum Schulordnungsgesetz Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1962 Haußmann, Sybille: Moscheeregister und SCHURA als Repräsentanzmodell, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern – Auf dem Weg zur Anerkennung muslimischer Vertretungen in Deutschland, Berlin 2005, S. 68 ff. Heckel, Hans / Avenarius, Hermann: Schulrechtskunde. Ein Handbuch für Praxis, Rechtsprechung und Wissenschaft, 7. Aufl., Neuwied 2000 Heckel, Johannes: Das staatskirchenrechtliche Schrifttum der Jahre 1930 und 1931, in: VerwArch 37 (1932), S. 280 ff.

Quellenverzeichnis

253

Heckel, Martin: Anm. zu VGH BW, Urteil v. 19. 7. 1984 – 9 S 2239 / 82, in: JZ 1985, S. 948 ff. – Das Gleichbehandlungsgebot im Hinblick auf die Religion, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, 2. Aufl., Berlin 1994, § 21, S. 623 ff. – Die Kirchen unter dem Grundgesetz, in: VVDStRL 26 (1968), S. 5 ff. – Die religionsrechtliche Parität, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, 2. Aufl., Berlin 1994, § 20, S. 589 ff. – Die theologischen Fakultäten im weltlichen Verfassungsstaat, Tübingen 1986 – Die theologischen Fakultäten zwischen Trennungsprinzip und Freiheitsgarantie, in: Günter Püttner (Hg.), FS Bachof, München 1984, S. 29 ff. – Neue Formen des Religionsunterrichts?, in: Rainer Grote u. a. (Hg.), FS Starck, Tübingen 2007, S. 1093 ff. – Organisationsstrukturen der Theologie an der Universität, Berlin 1987 – Parität (Erster Teil), in: ZRG KA 49 (1963), S. 261 ff. – Religionsunterricht für Muslime, in: JZ 1999, S. 741 ff. – Staat – Kirche – Kunst: Rechtsfragen kirchlicher Kunstdenkmäler, Tübingen 1968 – Unterricht in Islam an deutschen Schulen – seine Gründe und Formen, Voraussetzungen und Grenzen, in: RdJB 2004, S. 39 ff. – Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung. Der Sonderweg des deutschen Staatskirchenrechts vom Augsburger Religionsfrieden 1555 bis zur Gegenwart, Bayerische Akademie der Wissenschaften, Abhandlungen der philosophisch-historischen Klasse n.F. 130, München 2007 – Zur Entwicklung des deutschen Staatskirchenrechts von der Reformation bis zur Schwelle der Weimarer Verfassung, in: ZevKR 12 (1966 / 67), S. 1 ff. Hegel, Eduard: Die Organisationsformen der diözesanen Priesterausbildung in Deutschland, in: Josef Frings / Wilhelm Corsten / Augustinus Frotz (Hg.), FG Frings, Köln 1960 Heimann, Hans Markus: Alternative Organisationsformen islamischen Religionsunterrichts, in: DÖV 2003, S. 238 ff. – Materielle Anforderungen an Religionsgemeinschaften für die Erteilung schulischen Religionsunterrichts, in: Haratsch u. a. (Hg.), Religion und Weltanschauung im säkularen Staat, Stuttgart 2001, S. 81 ff. Heine, Peter: Art. „Gelehrte (Ulama)“, in: Adel Theodor Khoury / Ludwig Hagemann / Peter Heine (Hg.), Islam-Lexikon II, Freiburg i. Br. 1991, S. 289 f. – Art. „Gemeinde“, in: Adel Theodor Khoury / Ludwig Hagemann / Peter Heine (Hg.), IslamLexikon II, Freiburg i. Br. 1991, S. 291 f. – Die Rolle von Imam und Organisation im Islam, in: Der Bürger im Staat 2001, S. 195 ff. Heitger, Marian: Art. Lehrer, in Staatslexikon Görres-Ges, Art. „Lehrer – II. Lehrerbildung“, in: StL III, Sp. 882 (884) Herkströter, Dirk: Wissenschaftsfreiheit und Theologie, Diss., Univ. Hannover 1996

254

Quellenverzeichnis

Hesse, Konrad: Das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen und Religionsgemeinschaften, in: Josef Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, 2. Aufl., Berlin 1994, S. 521 ff. – Der Rechtsschutz durch staatliche Gerichte im kirchlichen Bereich, Göttingen 1956 – Grundzüge des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland, 20. Aufl., Heidelberg 1995 Hildebrandt, Uta: Das Grundrecht auf Religionsunterricht, Tübingen 2000, zugl. Diss., Univ. Halle-Wittenberg 1999 Hillgruber, Christian: Der deutsche Kulturstaat und der muslimische Kulturimport, in: JZ 1999, S. 538 ff. Hochstafel, Josef: Art. „Gemeindereferentin, Gemeindereferent“, in: Walter Kasper (Hg.), LThK IV, 3. Aufl., Freiburg i. Br. 1995, Sp. 429 – Art. „Pastoralreferent, Pastoralreferentin“, in: Walter Kasper (Hg.), LThK VII, 3. Aufl., Freiburg i. Br. 1998, Sp. 1444 Hoffmann, Georg: Art. „Lehramt – I. Evangelisch“, in: Hermann Kunst / Roman Herzog / Wilhelm Schneemelcher (Hg.), EvStL, 2. Aufl., Stuttgart 1975, Sp. 1469 f. Hollerbach, Alexander: Die Theologischen Fakultäten und ihr Lehrpersonal im Beziehungsgefüge von Staat und Kirche, in: EssGespr. 16 (1982), S. 69 ff. – Die vertragsrechtlichen Grundlagen des Staatskirchenrechts, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, 2. Aufl., Berlin 1994, S. 253 ff. – Freiheit kirchlichen Wirkens, in: Josef Isensee / Paul Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, Heidelberg 1989, § 140, S. 595 ff. – Grundlagen des Staatskirchenrechts, in: Josef Isensee / Paul Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, Heidelberg 1989, § 138, S. 471 ff. – Religionsunterricht in der reformierten Oberstufe. Dokumentation und gutachterliche Stellungnahme zur Rechtslage in Baden-Württemberg, in: Joseph Listl (Hg.), Der Religionsunterricht als bekenntnisgebundenes Lehrfach, Berlin 1983, S. 79 ff. – Theologische Fakultäten und staatliche Pädagogische Hochschulen, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, 2. Aufl., Berlin 1995, S. 549 ff. – Verträge zwischen Staat und Kirche in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt / Main 1965, zugl. Habil., Univ. Freiburg i. Br. 1965 Huber, Peter M.: Die Informationstätigkeit der öffentlichen Hand – ein grundrechtliches Sonderregime aus Karlsruhe?, in: JZ 2003, S. 290 ff. Huber, Wolfgang: Art. „Wissenschaftsfreiheit – III. A. Wissenschaftsfreiheit und Lehrbindung der ev.-theol. Hochschullehrer“, in: Roman Herzog u. a. (Hg.), EvStL II, 3. Aufl., Stuttgart 1987, Sp. 4091 ff. Hufen, Friedhelm: Staatsrecht II. Grundrechte, München 2007 – Wissenschaftsfreiheit und kirchliches Selbstbestimmungsrecht an theologischen Fakultäten staatlicher Hochschulen, in: Dieter Dörr u. a. (Hg.), FS Schiedermair, Heidelberg 2001, S. 623 ff.

Quellenverzeichnis

255

Hünermann, Peter: Art. „Wissenschaftsfreiheit – III. B. Wissenschaftsfreiheit und Lehrbindung der kath-theol. Hochschullehrer“, in: Roman Herzog u. a. (Hg.), EvStL II, 3. Aufl., Stuttgart 1987, Sp. 4095 ff. Huster, Stefan: Die ethische Neutralität des Staates, Tübingen 2002, zugl. Habil., Univ. Heidelberg 2001 / 02 Ipsen, Knut: Völkerrecht, 5. Aufl., München 2004 Isak, Axel: Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, Berlin 1994, zugl. Diss., Univ. Freiburg 1992 Isensee, Josef: Besprechung von Axel Isak: Das Selbstverständnis der Kirchen und Religionsgemeinschaften, in: ZevKR 45 (1998), S. 133 ff. – Kirchliche Loyalität im Rahmen des staatlichen Arbeitsrechts, in: Richard Bartlsperger u. a. (Hg.), Rechtsstaat – Kirche – Sinnverantwortung, FS Obermayer, München 1986, S. 203 ff. – Anwendung der Grundrechte auf juristische Personen, in: Josef Isensee / Paul Kirchhof (Hg.), HdbStR V, Heidelberg 1992, § 118, S. 563 ff. – Staat und Verfassung, in: ders. / Paul Kirchhof (Hg.), HdbStR I, Heidelberg 1987, § 13, S. 591 ff. – Wer definiert die Freiheitsrechte? Selbstverständnis der Grundrechtsträger und Grundrechtsauslegung des Staates, Karlsruhe 1980 Janke, Katrin: Institutionalisierter Islam an staatlichen Hochschulen, Frankfurt am Main 2005, zugl. Diss., Univ. Münster 2004 / 05 Jarass, Hans D. / Pieroth, Bodo: Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Kommentar, 9. Aufl., München 2007 Jeand’Heur, Bernd / Korioth, Stefan: Grundzüge des Staatskirchenrechts, Stuttgart 2000 Jendorff, Bernhard: Art. „Religionslehrer / Religionslehrerin“, in: Fritz Weidmann (Hg.), Didaktik des Religionsunterrichts, 7. Aufl., Donauwörth 1997, S. 129 ff. Jestaedt, Matthias: Maßstäbe des Verwaltungshandelns, in: Hans-Uwe Erichsen / Dirk Ehlers (Hg.), Allgemeines Verwaltungsrecht, 13. Aufl., Berlin 2006, § 10, S. 285 ff. Jülich, Christian (Hg.): Schulrechtshandbuch Nordrhein-Westfalen, Kommentar zum Schulgesetz NRW, Loseblattsammlung, München 2005 Jurina, Josef: Der Rechtsstatus der Kirchen und Religionsgemeinschaften im Bereich ihrer eigenen Angelegenheiten, Berlin 1972, zugl. Diss., Univ. Heidelberg 1971 Jüssen, Klaudius: Möglichkeit und Grenzen theologischer Erkenntnis, in: Freiburger Dies Universitatis 6 / 1957 / 58, S. 21 ff. Karrer, Leo: Laie / Klerus, in: Peter Eicher (Hg.), NHdbThG II, München 2005, S. 411 ff. Kasaam, Zayn R.: Islam, Westport (USA) 2006 Kasper, Walter: Art. „Theologie“, in: Görres-Gesellschaft (Hg.), StL V, Freiburg i. Br. 1989, Sp. 450 ff. Kästner, Karl-Hermann: Hypertrophie des Grundrechts auf Religionsfreiheit?, in: JZ 1998, S. 974 ff.

256

Quellenverzeichnis

– Staatliche Justizhoheit und religiöse Freiheit, Tübingen 1991, zugl. Habil., Univ. Tübingen 1989 / 90 Keim, Wolfgang: Schule und Religion, 2. Aufl., Frankfurt am Main 1969, zugl. Diss., Univ. Hamburg 1967 Keßler, Alfred: Schule, Religionsunterricht und Kirchlicher Unterricht im Wandel. Das katechetische Amt und Pädagogische Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen (1939 – 1999), Bielefeld 2000 Khoury, Adel Theodor: Art. „Rechtsschulen“, in: ders. / Ludwig Hagemann / Peter Heine (Hg.), Islam-Lexikon III, Freiburg i. Br. 1991 Kingreen, Thorsten / Pieroth, Bodo: Personale und kalendarische Arbeitszeitbeschränkungen, Baden-Baden 2007 Kirchhof, Ferdinand: Rechtliche Grundsätze der Universitätsfinanzierung, in: JZ 1998, S. 275 ff. Kirste, Max: Erinnerung und Beanstandung, kirchliche Rechte im staatlichen Rechtskreis, katholisch-theologische Fakultäten zwischen Kirche und Staat, Diss., Univ. Münster 1985 Klein, Birgit: Art. „Jüdischer Religionsunterricht in Deutschland“, in: Norbert Mette / Folkert Rickers (Hg.), LexRelPäd I, Neukirchen 2001, Sp. 911 ff. Kleindiek, Ralf: Wissenschaft und Freiheit in der Risikogesellschaft, Berlin 1998, zugl. Diss., Univ. Gießen 1997 Kleine, Markus: Institutionalisierte Verfassungswidrigkeiten zwischen Staat und Kirchen unter dem Grundgesetz, Baden-Baden 1993, zugl. Diss., Univ. Mannheim 1992 Klement, Jan Henrik: Der Vorbehalt des Gesetzes für das Unvorhersehbare, in: DÖV 2005, S. 507 ff. Klin, Longin von: Gelebte Gemeinschaft. Die Kommission der Orthodoxen Kirchen in Deutschland, in: Anastasios Kallis / Evmenios v. Lefka (Hg.), FG Augoustinos, Münster 1998, S. 235 ff. Kloepfer, Michael: Der Islam in Deutschland als Verfassungsfrage, in: DÖV 2006, S. 45 ff. Kluth, Winfried: Die Organisationsgewalt und ihre Zuordnung, in: Hans J. Wolff / Otto Bachof / Rolf Stober, Verwaltungsrecht III, 5. Aufl., München 2004, § 82, S. 175 ff. Köller, Franz: Rechtliche Probleme im Zusammenhang mit der Einführung eines islamischen Religionsunterrichts in Hessen, in: Wolfgang Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, 2. Aufl., Tübingen 2007, S. 115 ff. Kopp, Ferdinand / Ramsauer, Ulrich: Verwaltungsverfahrensgesetz, 9. Aufl., München 2005 Korioth, Stefan: Islamischer Religionsunterricht und Art. 7 Abs. 3 GG, in: Wolfgang Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, 2. Aufl., Tübingen 2007, S. 33 ff. – Islamischer Religionsunterricht und Art. 7 III GG, in: NVwZ 1997, S. 1041 ff. Kötting, Bernhard: Orthodoxe Theologie an deutschen Universitäten, in: Anastasios Kallis (Hg.), Dienst am Volk Gottes, Herten 1992, S. 251 ff. Kriewitz, Jörg: Die Errichtung theologischer Hochschuleinrichtungen durch den Staat, Tübingen 1992, zugl. Diss., Univ. Tübingen 1988 / 89

Quellenverzeichnis

257

Kuld, Lothar: Art. „Religionslehrer, Religionslehrerin“, in: Walter Kasper (Hg.), LThK VIII, 3. Aufl., Freiburg i. Br. 2006, Sp. 1061 f. Kunstmann, Joachim: Religionspädagogik, Tübingen 2004 Lachmann, Rainer: Verständnis und Aufgaben religionsunterrichtlicher Fachdidaktik, in: Gottfried Adam / Rainer Lachmann (Hg.), Religionspädagogisches Kompendium, 5. Aufl., Göttingen 1997, S. 17 ff. Lähnemann, Johannes: Perspektiven in der Ausbildung islamischer Religionslehrer, in: MUM 04 / 2003, S. 7 f. Landé, Walter: Die Schule in der Reichsverfassung, Berlin 1929 Lange, Dietz: Die drei öffentlichen Rechenschaftspflichten der Theologie, in: ZThK 1999, S. 286 ff. – Glaubenslehre II, Tübingen 2001 Langenfeld, Christine: Integration und kulturelle Identität zugewanderter Minderheiten: Eine Herausforderung für das deutsche Schulwesen – Einführung in einige grundrechtliche Fragestellungen, in: AöR 123 (1998), S. 375 ff. – Integration und kulturelle Identität zugewanderter Minderheiten, Tübingen 2001, zugl. Habil., Univ. Saarbrücken 2000 Langer, Wolfgang: Art. Religionsunterricht, in: Peter Eicher (Hg.), NHdbThG, S. 64 Laubinger, Hans-Werner: Beamten- und korporationsrechtlicher Status der Professoren, in: Christian Flämig u. a. (Hg.), Handbuch des Wissenschaftsrechts I, Berlin 1982, S. 401 ff. Lecheler, Helmut: Die Rolle des Staates bei der Sicherung der Wissenschaftsfreiheit in der Theologie, in: NJW 1997, S. 439 ff. Leimgruber, Stephan: Art. „Religionslehrer / innenaus-, -fort- und -weiterbildung“, in: Norbert Mette / Folkert Rickers (Hg.), LexRelPäd II, Neukirchen 2001, Sp. 1692 ff. Leimgruber, Stephan / Ziebertz, Hans-Georg: Religionsdidaktik als Wissenschaft, in: Georg Hilger / Stephan Leimgruber / Christian Ziebertz (Hg.), Religionsdidaktik, 2. Aufl., München 2003, S. 29 ff. Leisner, Walter: Das staatliche Aufsichtsrecht über den Religionsunterricht unter besonderer Berücksichtigung der Lehrpläne und Lehrmittel, München 1976 Lemmen, Thomas / Miehl, Melanie: Islamisches Alltagsleben in Deutschland, 2. Aufl., Bonn 2001 Leuze, Dieter / Bender, Gisela: Gesetz über die Universitäten des Landes Nordrhein-Westfalen, Kommentar, Loseblattsammlung, Bielefeld Leuze, Dieter / Epping, Volker: Gesetz über die Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen, Kommentar, Loseblattsammlung, Bielefeld Lichtenthäler, Barbara: Islamische Religion im schulischen Unterricht: Baden-Württemberg, in: Wolfgang Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, 2. Aufl., Tübingen 2007, S. 79 ff. Lindner, Josef Franz: Zum Rechtsstatus der Fakultät, in: WissR 2007, S. 254 ff.

258

Quellenverzeichnis

Link, Christoph: Die Situation des Religionsunterrichts in Deutschland – rechtliche Regelungen und aktuelle Probleme, in: Alfred Rinnerthaler (Hg.), Historische und rechtliche Aspekte des Religionsunterrichts, Frankfurt am Main 2004 – Religionsunterricht in Deutschland, in: ZevKR 47 (2002), S. 449 – Religionsunterricht, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, 1995, S. 439 ff. Listl, Joseph: Die Konkordate und Kirchenverträge in der BRD, Band I und II, Berlin 1987 Lorenz, Dieter: Wissenschaftsfreiheit zwischen Kirche und Staat, Konstanz 1976 Loschelder, Wolfgang: Der Islam und die religionsrechtliche Ordnung des Grundgesetzes, in: EssGespr 20 (1986), S. 149 ff. Löwer, Wolfgang / Tettinger, Peter J.: Kommentar zur Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen, Stuttgart 2002 Lübbe-Wolff, Gertrude: Die Grundrechte als Eingriffsabwehrrechte, Baden-Baden 1988, zugl. Habil., Univ. Bielefeld 1987 Lutze, Hermann: Art. „Katecheten“, in: Heinz Brunotte / Otto Weber (Hg.), EvKL, Göttingen 1958, Sp. 554 ff. Lynen, Michael: Entwicklungen des Hochschulorganisationsrechts und rechtliche Besonderheiten der „anderen“ Hochschulen, in: Michael Hartmer / Hubert Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Heidelberg 2004, Kap. XI, S. 511 ff. Madelung, Wilferd: Art. „Imamate“, in: Lindsay Jones (Hg.), Encyclopedia of Religion VII, 2. Aufl., Detroit 2005 Mahrenholz, Ernst Gottfried: Staat und staatliches katholisch-theologisches Lehramt, in: Der Staat 25 (1986), S. 79 ff. Mahrenholz, Hans Christhard: Die Mitwirkung der evangelischen Kirche bei der Besetzung der Lehrstühle in den evangelisch-theologischen Fakultäten, in: ZevKR 5 (1956), S. 219 ff. Mainusch, Rainer: Lehrplanmäßige Beanstandung eines evangelischen Theologieprofessors, in: DÖV 1999, S. 677 ff. Mangoldt, Hermann von / Klein, Friedrich / Starck, Christian: Kommentar zum Grundgesetz, Bd. I (Präambel, Art. 1 – 19), II (Art. 20 – 82) und III (Art. 83 – 146), München 2005 Maunz, Theodor / Dürig, Günter: Grundgesetz, Kommentar, Loseblattsammlung, Bd I (Art. 1 – 11), IV (Art. 28 – 69) und VI (Art. 100 – 146), München Maurer, Hartmut: Staatsrecht I, 5. Aufl., München 2007 May, Georg: Die Funktion der Theologie in Kirche und Gesellschaft, in: Paul Neuenzeit (Hg.), Die Funktion der Theologie in Kirche und Gesellschaft, München 1969, S. 291 ff. Meyer-Teschendorf, Klaus G.: Staat und Kirche im pluralistischen Gemeinwesen, Tübingen 1979, zugl. Diss., Univ. Bonn 1976 / 77 Mikat, Paul: Art. „Parität“, in: Görres-Gesellschaft (Hg.), StL IV, Freiburg i. Br. 1988, Sp. 294 ff. Morlok, Martin: Selbstverständnis als Rechtskriterium, Tübingen 1993, zugl. Habil., Univ. Hagen 1990 / 91

Quellenverzeichnis

259

Morlok, Martin / Müller, Markus H.: Keine Theologie ohne die Kirche / keine Theologie gegen die Kirche?, in: JZ 1997, S. 549 ff. Muckel, Stefan: Die Rechtsstellung der Kirche bei der Errichtung eines theologischen Studiengangs an einer staatlichen Universität, in: DVBl. 1997, S. 873 ff. – Islamischer Religionsunterricht und Islamkunde an öffentlichen Schulen in Deutschland, in: JZ 2001, S. 58 ff. – Religiöse Freiheit und staatliche Letztentscheidung, Berlin 1997, zugl. Habil., Univ. Köln 1996 Mückl, Stefan: Staatskirchenrechtliche Regelungen zum Religionsunterricht, in: AöR 122 (1997), S. 513 ff. Müller, Friedrich: Das Recht der Freien Schule nach dem Grundgesetz, 2. Aufl., Berlin 1982 Müller, Friedrich / Pieroth, Bodo: Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach, Berlin 1974 Müller, Klaus: Kompetenzbildung im theologischen Lehramtsstudium. Ein wissenschaftstheoretischer Zwischenruf, in: Dokumentation zum Studientag „Wissenschaftliche Ausbildung von Religionslehrerinnen und Religionslehrern“ des Katholisch-Theologischen Fakultätentages, Fulda 2003 Müller, Peter: Religionspädagogische Prolegomena für die Entwicklung eines Curriculums Islamischer Religionsunterricht, in: Wolfgang Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, 2. Aufl., Tübingen 2007, S. 213 ff. Münch, Ingo von / Kunig, Philip: Grundgesetz-Kommentar, Band I, 5. Aufl., München 2000; Band 3, 4. / 5. Aufl., München 2003 Murswiek, Dietrich: Das Bundesverfassungsgericht und die Dogmatik mittelbarer Grundrechtseingriffe, in: NVwZ 2003, S. 1 ff. Mussinghoff, Heinz: Orthodoxe Theologie an der Universität, in: Klaus Lüdicke / Hans Paarhammer / Dieter A. Binder (Hg.), Recht im Dienste des Menschen, FG Schwendenwein, Graz 1986, S. 617 ff. Mutius, Albrecht von: Theologie im Staat, in: Evangelische Kommentare 17 (1984), S. 297 f. Nagel, Tilman: Geschichte der islamischen Theologie. Von Mohammed bis zur Gegenwart, München 1994 – Theologie und Ideologie im modernen Islam, in: Munir D. Ahmed u. a. (Hg.), Der Islam III, Stuttgart 1990, S. 1 ff. Nettesheim, Martin: Grund und Grenzen der Wissenschaftsfreiheit, DVBl. 2005, S. 1072 ff. Neumann, Karl: Art. „Lehrerausbildung“, in: Gerhard Müller (Hg.), TRE XX, Berlin 1990, S. 621 ff. Niehues, Norbert: Schul- und Prüfungsrecht Bd. I, 3. Aufl., München 2000 Niehues, Norbert / Rux, Johannes: Schul- und Prüfungsrecht Bd. I, 4. Aufl., München 2006; Bd. II, 4. Aufl., München 2004 Nolte, Jakob Julius: Islamische Theologie an deutschen Hochschulen? in: DÖV 2008, S. 129 ff.

260

Quellenverzeichnis

Nordheim, Eckhard von: Theologe / Theologin (evangelisch), 8. Aufl., Bielefeld 1994 (Blätter zur Berufskunde) Obermayer, Klaus: Staatskirchenrecht im Wandel, in: DÖV 1967, S. 9 ff. Oebbecke, Janbernd: Das deutsche Recht und der Islam, in: NJW-Sonderheft zur Vollendung des 65. Lebensjahres von Professor Hermann Weber am 10. November 2001, S. 48 ff. – Diskussionsbeitrag, in: EssGespr 34 (2000), S. 148 f. – Reichweite und Voraussetzungen der grundgesetzlichen Garantie des Religionsunterrichts, in: DVBl. 1996, S. 336 ff. Oppermann, Thomas: Grundlagen der Wissenschaftsfreiheit, in: Josef Isensee / Paul Kirchhof (Hg.), HdbStR VI, Heidelberg 1989, § 145, S. 815 ff. – Schule und berufliche Bildung, in: Josef Isensee / Paul Kirchhof (Hg.), Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland, Band VI, Freiheitsrechte, Heidelberg 1989, § 135, S. 329 ff. Osanko, Bernhard / Wessing-Pieper, Monika: Vorbereitungsdienst und Zweite Staatsprüfung für das Lehramt, Ausgabe Nordrhein-Westfalen, 2. Aufl., Stuttgart 1982 Ossenbühl, Fritz: Grundrechtsschutz im und durch Verfahren, in: Georg Müller u. a. (Hg.), FS Eichenberger, Frankfurt am Main 1982, S. 183 ff. Palandt, Otto: Bürgerliches Gesetzbuch, 67. Aufl., München 2008 Papakonstantinou, Christoph: Griechisch-orthodoxer Religionsunterricht in Deutschland, in: Norbert Mette / Folkert Rickers (Hrsg.), LexRelPäd I, Neukirchen 2001, Sp. 762 ff. – Streiflichter einer westlich-integrierten orthodoxen Theologie, in: Anastasious Kallis / Evmenios von Lefka (Hg.), Orthodoxie in Begegnung und Dialog, FG Augoustinos, Münster 1998, S. 199 ff. Peters, Christian: Art. „Bekenntnis, Bekenntnisschriften“, in: Werner Heun u. a. (Hg.), EvStL, Stuttgart 2006, Sp. 180 ff. Pfaff, Ulrich: Zur Situation des Islamunterrichts in Nordrhein-Westfalen, in: Wolfgang Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, 2. Aufl., Tübingen 2007, S. 135 ff. Pieroth, Bodo: Art. „Religionsunterricht“, in: Roman Herzog u. a., EvStL II, 3. Aufl., Stuttgart 1987, Sp. 2981 ff. – Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit einer Öffnung des Religionsunterrichts, in: ZevKR 38 (1993), S. 189 ff. – Erziehungsauftrag und Erziehungsmaßstab der Schule im freiheitlichen Verfassungsstaat, in: DVBl. 1994, S. 949 ff. – Rechtliche Rahmenbedingungen des Religionsunterrichts, in: Klaus Goßmann / Christoph Th. Scheilke (Hg.), Religionsunterricht im Spannungsfeld von Identität und Verständigung, Münster, Comenius-Institut, S. 89 ff. – Störung, Streik und Aussperrung an der Hochschule, Berlin 1976, zugl. Diss., Univ. Heidelberg 1975 – Zulässige Eignungsanforderungen bei der Genehmigung von Lehrern an Ersatzschulen, in: NWVBl 1993, S. 201 ff.

Quellenverzeichnis

261

Pieroth, Bodo / Görisch, Christoph: Was ist eine „Religionsgemeinschaft“?, in: JuS 2002, S. 937 ff. Pieroth, Bodo / Kingreen, Thorsten: Die Einschlägigkeit des Art. 141 GG für das Land Brandenburg, in: Wilfried Erbguth / Friedrich Müller / Volker Neumann (Hg.), GS Jeand’Heur, Berlin 1999, S. 265 ff. Pieroth, Bodo / Schlink, Bernhard: Grundrechte. Staatsrecht II, 23. Aufl., Heidelberg 2007 Pirson, Dietrich: Das kircheneigene Dienstrecht der Geistlichen und Kirchenbeamten, in: Dietrich List / Josef Pirson, HdbStKirchR II, 2. Aufl., Berlin 1995, S. 845 ff. – Religiöse Neutralität in der staatlichen Sozialhilfe, in: Franz Ruland (Hg.), Verfassung, Theorie und Praxis des Sozialstaats, FS Zacher, Heidelberg 1998, S. 743 ff. Poscher, Ralf: Grundrechte als Abwehrrechte, Tübingen 2003, zugl. Habil., Univ. Tübingen 2002 – Religions- oder Religionskundeunterricht? Eine Fallstudie zu einer verfassungsrechtlichen Dichotomie am Beispiel des Bremer Unterrichts in Biblischer Geschichte, in: RdJB 2006, S. 460 ff. – Totalität – Homogenität – Zentralität – Konsistenz, in: Der Staat 39 (2000), S. 49 ff. Potz, Richard: Die Religionsfreiheit in Staaten mit westlich-christlicher Tradition, in: Schwartländer (Hg.), Freiheit der Religion. Christentum und Islam unter dem Anspruch der Menschenrechte, Mainz 1993, S. 119 ff. Pünder, Hermann: Das Verwaltungsverfahren, in: Hans-Uwe Erichsen / Dirk Ehlers (Hg.), Allgemeines Verwaltungsrecht, 13. Aufl., Berlin 2006, § 13, S. 395 ff. Püttner, Günter: Art. „Benehmen“, in: Horst Tilch / Frank Arloth (Hg.), Deutsches RechtsLexikon, Band I, 3. Aufl., München 2001 Quaritsch, Helmut: Der Streit um die Katholische Theologie an der Universität Frankfurt, in: NVwZ 1990, S. 28 ff. – Kirchen und Staat, in: Der Staat 1 (1962), S. 175 ff. und S. 289 ff. Rabo, Gabriel: Die Gründung der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien in der Diaspora, in: Tuomas Martikainen (Hg.), FS Jouko Martikainen, Åbo (Finnland) 2006, S. 89 ff. – Neue syrisch-orthodoxe Diözese für Deutschland, in: Kolo Suryoyo 115 (1997), S. 88 ff. – Syrische Religions- und Sprachlehrer tagten, in: Kolo Suryoyo 126 (1999), S. 275 f. Radtke, Bernd: Der sunnitische Islam, in: Werner Ende / Udo Steinbach (Hg.), Der Islam in der Gegenwart, 5. Aufl., München 2005, S. 55 ff. Rahner, Karl: Theologie und Lehramt, in: StdZ 198 (1980), S. 363 ff. Rathke, Carola: Öffentliches Schulwesen und religiöse Vielfalt, Berlin 2005, zugl. Diss., Univ. Freiburg 1999 Rees, Wilhelm: Der Religionsunterricht und die katechetische Unterweisung in der kirchlichen und staatlichen Rechtsordnung, Regensburg 1986, zugl. Diss., Univ. Augsburg 1986 – Der Religionsunterricht, in: Joseph Listl / Heribert Schmitz (Hg.), HdbKathKirchR, 2. Aufl. Regensburg 1999, S. 734 ff. – Religionsunterricht in der Schule, in: KuR 1996, S. 99 ff.

262

Quellenverzeichnis

Reich, Andreas: Hochschulrahmengesetz, Kommentar, Bad Honnef 2005 Renck, Ludwig: Islamischer Religionsunterricht – wann endlich? in: NWVBl 2001, S. 425 f. – Probleme des Thüringer Staatskirchenrechts, in: ThürVBl 1996, S. 73 ff. Repgen, Konrad: Der Konkordatsstreit der fünfziger Jahre. Von Bonn nach Karlsruhe (1949 – 1955 / 57), in: Kirchliche Zeitgeschichte 3 (1990), S. 201 ff. Reuhl, Günter: Die Rechtsbeziehungen zwischen Staat und Hochschule auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Berufsfortbildung und Prüfungen in der Form der Staats- und Diplomprüfungen, Diss., Univ. Marburg 1971 Reuter, Lutz R.: Schulrecht für Schüler nichtdeutscher Erstsprache, in: ZAR 2001, S. 111 ff. Riedel-Spangenberger, Ilona / Witsch, Norbert: Art. „Lehramt – II. Kath.“, in: Axel Frhr. v. Campenhausen / Ilona Riedel-Spangenberger / P. Reinhold Sebott SJ (Hg.), LKStKR II, Paderborn 2002, S. 713 ff. Robbers, Gerhard: Förderung der Kirchen durch den Staat, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, 2. Aufl., Berlin 1994, S. 867 ff. Roewer, Helmut / Hoischen, Ferdinand: Schulordnungsgesetz, Kommentar für die Schulpraxis, Essen 1982 Rohe, Mathias: Rechtliche Perspektiven eines islamischen Religionsunterrichts in Deutschland, ZRP 2000, S. 207 ff. – Zur Genese des Erlanger Schulversuchs „Islamunterricht“, Erlangen 2003, abrufbar unter „http: //www.zr2.jura.uni-erlangen.de/Schulversuch.pdf“ (Stand 14. Dezember 2006) Rüfner, Wolfgang: Anm. zu VG Düsseldorf, Beschl. vom 18. Juli 2000 – 1 L 1224 / 00, in: NWVBl 2001, S. 114 f. – Die Geltung von Grundrechten im kirchlichen Bereich, in: EssGespr 7 (1972), S. 9 ff. – Erwiderung auf Renck, Islamischer Religionsunterricht – wann endlich?, in: NWVBl 2001, S. 426 – Grundrechtsträger, in: Josef Isensee / Paul Kirchhof (Hg.), HdbStR V, Heidelberg 1992, § 117, S. 485 ff. – Individualrechtliche Aspekte des kirchlichen Dienst- und Arbeitsrechts, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, 2. Aufl., Berlin 1995, S. 901 ff. – Zuständigkeit staatlicher Gerichte in kirchlichen Angelegenheiten, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, 2. Aufl., Berlin 1995, S. 1081 ff. Rupp, Hans Heinrich: Die Unterscheidung von Staat und Gesellschaft, in: Josef Isensee, / Paul Kirchhof (Hg.), HdbStR II, 3. Aufl., Heidelberg 2004, § 31, S. 879 ff. Rüthers, Bernd: Nochmals: Kirchenautonomie und gesetzlicher Kündigungsschutz – Replik, in: NJW 1977, S. 368 ff. Rux, Johannes: Positive und negative Bekenntnisfreiheit in der Schule, in: Der Staat 36 (1996), S. 525 ff. Sachs, Michael: Besondere Gleichheitsgarantien, in: Josef Isensee / Paul Kirchhof (Hg.), HdbStR V, Heidelberg 1992, § 126, S. 1017 ff. – Verfassungsrecht II. Grundrechte, 2. Aufl., Berlin 2003

Quellenverzeichnis

263

– (Hg.): Grundgesetz, Kommentar, 4. Aufl., München 2007 Sauer, Martina / Goldberg, Andreas: Der Islam etabliert sich in Deutschland: Ergebnisse einer telefonischen Meinungsumfrage von türkischen Migranten zu ihrer religiösen Einstellung, zu Problemen und Erwartungen an die deutsche Gesellschaft, Selbstverlag, Essen 2001 Schaible, Tilmann: Islamischer Religionsunterricht in Österreich und die aktuelle Situation in Bayern, in: Thomas Bauer / Lamya Kaddor / Katja Strobel (Hg.), Islamischer Religionsunterricht: Hintergründe, Probleme, Perspektiven, Münster 2004, S. 87 ff. Scharnagl, A.: Religionsunterricht, in: Paul Westhoff (Hg.), Verfassungsrecht der deutschen Schule, Düsseldorf 1932, S. 19 ff. Scheffler, Gerhard: Die Stellung der Kirche im Staat, Diss., Univ. Hamburg 1964 Schenke, Wolf-Rüdiger: Verwaltungsprozessrecht, 11. Aufl., Heidelberg 2007 Scheuner, Ulrich: Rechtsfolgen der konkordatsrechtlichen Beanstandung eines katholischen Theologen, Berlin 1980 Scheven, Dieter: Die Ausgestaltung des Rechts der Professoren, in: Christian Flämig u. a. (Hg.), Handbuch des Wissenschaftsrechts I, Berlin 1982, S. 423 ff. Schlaich, Klaus: Der „Dritte Weg“ – eine kirchliche Alternative zum Tarifvertragssystem?, in: JZ 1980, S. 209 ff. – Der Öffentlichkeitsauftrag der Kirchen, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR II, 2. Aufl., Berlin 1995, S. 131 (178) – Diskussionsbeitrag, in: EssGespr. 16 (1982), S. 112 – Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, vornehmlich im Kulturverfassungs- und Staatskirchenrecht, Tübingen 1972, zugl. Habil., Univ. Tübingen 1971 Schmidt-Aßmann, Eberhard: Grundrechte als Organisations- und Verfahrensgarantien, in: Detlef Merten / Hans-Jürgen Papier (Hg.), Hdb der Grundrechte II, Heidelberg 2006, § 45, S. 993 ff. Schmidt-Bleibtreu, Bruno / Klein, Franz: Kommentar zum Grundgesetz, 9. Aufl., Neuwied 1999 Schmitt, Karl Heinz: Art. „Katechet, Katechetin“, in: Walter Kasper (Hg.), LThK V, 3. Aufl., Freiburg i. Br. 1996, Sp. 1303 ff. Schmoeckel, Reinhard: Der Religionsunterricht. Die rechtliche Regelung nach Grundgesetz und Landsgesetzgebung, Bonn 1964, zugl. Diss., Univ. Bonn 1963 Schmucker, Robert: Theologe / Theologin (katholisch), 6. Aufl., Bielefeld 1999 (Blätter zur Berufskunde) Schnellenbach, Helmut: Studium und Prüfung, in: Michael Hartmer / Hubert Detmer (Hg.), Hdb Hochschulrecht, Heidelberg 2004, Kap. VIII, S. 378 ff. Scholl, Norbert: RU 2000. Welche Zukunft hat Religionsunterricht?, Zürich 1993 Schröder, Bernd: Art. „Religionsunterricht – IV. Jüdischer Religionsunterricht, in: Hans Dieter Betz u. a. (Hg.), RGG VII, 4. Aufl., Tübingen 2004, Sp. 396 ff. Schwaiger, Georg: Art. „Papsttum I“, in: Gerhard Müller (Hg.), TRE XXV, Berlin 1995, S. 647 ff.

264

Quellenverzeichnis

Schweitzer, Friedrich: Religionspädagogik, Band I, Gütersloh 2006 Seckler, Max: Kirchliches Lehramt und theologische Wissenschaft, in: Walter Kern (Hg.), Die Theologie und das Lehramt, Freiburg i. Br. 1982, S. 17 ff. Seiser, Ulrich: Der bayerische Modellversuch „Islamunterricht“ – Entstehung und Konzeption, in: Beauftragte der BReg. für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hg.), Islam einbürgern – Auf dem Weg zur Anerkennung muslimischer Vertretungen in Deutschland, Berlin 2005, S. 56 ff. Seiser, Ulrich / Schütz, Dieter: Islamische Religion im schulischen Unterricht: Bayern, in: Wolfgang Bock (Hg.), Islamischer Religionsunterricht?, 2. Aufl., Tübingen 2007, S. 85 ff. Solte, Ernst-Lüder: Die evangelischen kirchlichen Hochschulen in der neueren Rechtsentwicklung, in: Wissenschaftsrecht, Beiheft 8, 1983, S. 1 ff. – Die Organisationsstruktur der übrigen als öffentliche Körperschaften verfaßten Religionsgemeinschaften und ihre Stellung im Staatskirchenrecht, in: Joseph Listl / Dietrich Pirson (Hg.), HdbStKirchR I, Berlin 1994, S. 417 ff. – Theologie an der Universität, München 1971, zugl. Diss., Univ. Tübingen 1970 Spreng, Rudolf / Birn, Willi / Feuchte, Paul: Die Verfassung des Landes Baden-Württemberg, Stuttgart 1954 Stein, Albert: Probleme evangelischer Lehrbeanstandung, Bonn 1967, zugl. Diss., Univ. Bonn 1964 / 65 Stein, Ekkehart: Das Recht des Kindes auf Selbstentfaltung in der Schule, Darmstadt 1967 Stein, Erwin: Zum Bremer Mandatsprozeß, in: ZevKR 22 (1977), S. 117 ff. Steiner, Udo: Staatliche und kirchliche Gerichtsbarkeit, in: NVwZ 1989, S. 410 ff. Steinhauer, Eric W.: Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen in Deutschland, Münster 2006, zugl. Diss., Univ. Münster 2005 / 06 Stern, Klaus: Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland III / 1, München 1988 Stock, Martin: „Materielle Selbstverwaltung“ der öffentlichen Schule?, in: AöR 96 (1971), S. 392 ff. – Islamunterricht in öffentlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen, in: NWVBl 2005, S. 285 ff. – Islamunterricht: Religionskunde, Bekenntnisunterricht oder was sonst? Münster 2003 – Pädagogische Freiheit und politischer Auftrag der Schule, Heidelberg 1971, zugl. Diss., Univ. Göttingen 1969 – Viele Religionen in der einen öffentlichen Schule: Der Bildungsauftrag als oberster Richtwert, in: RdJB 2005, S. 94 ff. Stoodt, Dieter: Art. „Religionsunterricht in Deutschland – 1. Begriff und Geschichte“, in: Norbert Mette, Folkert Rickers (Hg.), LexRelPäd II, Neukirchen 2001, Sp. 1775 ff. Struck, Gerhard: Nochmals: Kirchenautonomie und gesetzlicher Kündigungsschutz – Eine Erwiderung, in: NJW 1977, S. 366 ff. Sturm, Wilhelm: Religionspädagogische Konzeptionen, in: Gottfried Adam / Rainer Lachmann (Hg.), Religionspädagogisches Kompendium, 5. Aufl., Göttingen 1997, S. 37 ff.

Quellenverzeichnis

265

Thieme, Werner: Deutsches Hochschulrecht, 3. Aufl., Köln 2004 Thon, Nikolaus: Orthodoxer Religionsunterricht in Deutschland – eine Bestandsaufnahme, abrufbar unter www.kokid.de (Stand 5. März 2007) – Orthodoxer Religionsunterricht in Deutschland. Perspektiven und Realitäten, in: Evmenios von Lefka / Athanasios Basdekis / Nikolaus Thon (Hg.), FG Kallis, Frankfurt 1999 – Religionsunterricht und Katechese, abrufbar unter www.kokid.de (Stand 7. März 2007) – Religionsunterricht und Katechese, abrufbar unter www.kokid.de (Stand 5. März 2007) Towfigh, Emanuel Vahid: Die rechtliche Verfassung von Religionsgemeinschaften, Tübingen 2006, zugl. Diss., Univ. Münster 2005 – Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Zum Erkenntnisstand nach dem Urteil des BVerwG vom 23. Februar 2005, in: NWVBl 2006, S. 131 ff. Trute, Hans-Heinrich: Art. „Wissenschaftsfreiheit“, in: Werner Heun u. a. (Hg.), EvStL, Stuttgart 2006, Sp. 2759 ff. Umbach, Dieter C.: Grundrechts- und Religionsmündigkeit im Spannungsfeld zwischen Kindes- und Elternrecht, in: Hans Joachim Faller / Paul Kirchhof / Ernst Träger (Hg.), FS Geiger, Tübingen 1989, S. 359 ff. Umbach, Dieter C. / Clemens, Thomas: Grundgesetz. Mitarbeiterkommentar und Handbuch, Band II, Heidelberg 2002 Veigel, Christa Sybille: Der staatskirchenrechtliche Status der theologischen Fakultäten, Diss., Univ. Tübingen 1986 Wahl, Rainer: Art. „Verfahren, Verfahrensrecht“, in: Görres-Gesellschaft (Hg.), StL V, 7. Aufl., Freiburg i. Br. 1989, Sp. 628 ff. Walter, Christian: Religionsverfassungsrecht in vergleichender und internationaler Perspektive, Tübingen 2006, zugl. Habil., Univ. Heidelberg 2004 Wasserberg, Günter: Der Bologna-Prozess und die Theologie, abrufbar unter http: //www. theo-web.de/zeitschrift/ausgabe-2004 – 02/wasserberg_mlmr00k30 – 11.pdf (Stand 23. Mai 2007) Watt, W. Montgomery / Marmura, Michael: Der Islam II, Stuttgart 1985 Watt, W. Montgomery / Welch, Alford T.: Der Islam, Bd. I, Stuttgart 1980 Weber, Hermann: Theologische Fakultäten und Professuren im weltanschaulich neutralen Staat, in: NVwZ 2000, S. 848 ff. Weber, Werner: Das Nihil obstat, in: ders., Staat und Kirche in der Gegenwart, Rechtswissenschaftliche Beiträge aus vier Jahrzehnten, Tübingen 1978, S. 28 ff. Wegenast, Klaus: Art. „Religionspädagogik“, in: Gerhard Müller (Hg.), TRE XXXVIII, Berlin 1995, S. 699 ff. Weidmann, Fritz: Allgemeine Didaktik – Fachdidaktik – Didaktik des Religionsunterrichts, in: ders. (Hg.), Didaktik des Religionsunterrichts, 7. Aufl., Donauwörth 1997, S. 20 ff. – Sprache und Religionsunterricht, in: ders. (Hg.), Didaktik des Religionsunterrichts, 7. Aufl., Donauwörth 1997, S. 164 ff.

266

Quellenverzeichnis

Weigand, Rudolf: Die Ausbildung und Fortbildung der Kleriker, in: Joseph Listl, Heribert Schmitz (Hg.), HdbKathKirchR, 2. Aufl. Regensburg 1999, S. 293 ff. Westhoff, Paul: Verfassungsrecht der deutschen Schule, Düsseldorf 1932 Westphalen, Raban G. von: Selbstverantwortung und Wettbewerb, in: WissR 1984, S. 121 ff. Westrick, Ludger: Perspektiven der Griechen in Deutschland, in: Anastasious Kallis / Evmenios v. Lefka (Hg.), Orthodoxie in Begegnung und Dialog, FG Augoustinos, Münster 1998, S. 145 ff. Wieland, Joachim: Die Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften, in: Der Staat 25 (1986), S. 321 ff. Wittstadt, Klaus: Fünfundzwanzig Jahre Institut für Lehrerfortbildung. Anmerkungen zur Frage nach dem Auftrag kirchlicher Bildungsarbeit in der Gegenwart, in: Institut für Lehrerfortbildung (Hg.), FS zum 25jährigen Bestehen des IfL, Selbstverlag 1995 Zinn, Georg August / Stein, Erwin: Verfassung des Landes Hessen, Kommentar, Loseblattsammlung, Band I, Baden-Baden 1999

II. Interviewpartner Dr. Fridtjof Filmer / Ulrich Leikefeld, Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Andreas Lindemann, Kirchliche Hochschule Bethel Dieter Miedza, Bistum Münster, Hauptabteilung Schule und Erziehung, Abteilung Religionspädagogik Wilhelm Nettingsmeier, Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Westfalen, Schulabteilung Dr. Franz-Josef Overbeck, Institut für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster Dr. Aho Shemunkasho, Syrisch-Orthodoxer Kirchenkreis in Nordrhein-Westfalen Sara Soussan, Religionsschule der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf K.d.ö.R.

III. Sonstige Quellen und Materialien Die nachfolgenden Quellen sind in den Fußnoten nicht mit dem Namen eines Autoren nachgewiesen Bericht „Muslimische Dachverbände arbeiten seit über einem halben Jahr zusammen“ vom 5. März 2007, abrufbar unter „http: //islam.de/8059.php“ (Stand 17. März 2007) Der Europäische Hochschulraum. Gemeinsame Erklärung der europäischen Bildungsminister, 19. Juni 1999, Bologna, abrufbar unter „http: //www.bmbf.de / pub / bologna_deu.pdf“ (Stand 30. Januar 2007) Die Grünen im Landtag von Nordrhein-Westfalen: Für ein neues Verhältnis zwischen dem Land NRW und seinen muslimischen Bürgerinnen und Bürgern, Fraktionsbeschluss vom

Quellenverzeichnis

267

6. Juli 2004, abrufbar unter „http: //www.gruene.landtag.nrw.de / archiv / archiv2004 / beschluesse / 040706-Muslime.pdf“ (Stand 17. Februar 2007) DLF: Transkription des Hörfunkberichts „Die Uni Osnabrück will künftig Islamlehrer ausbilden“ vom 10. März 2006, abrufbar unter „http: //www.dradio.de / dlf / sendungen / campus / 478208 / “ (Stand 12. Februar 2007) Expertenrat im Rahmen des Qualitätspakts der nordrhein-westfälischen Hochschulen: Abschlussbericht, vorgelegt am 20. Januar 2001 in Münster, abrufbar unter „http: //www. verwaltung.uni-wuppertal.de / misc / ExpertenratAllgemein.pdf“ (Stand 30. Januar 2007) Fastenbrief der orthodoxen Bischöfe in Deutschland im Jahre 2002, abrufbar unter „www. kokid.de“ (Stand 6. März 2007) Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg: Satzung vom 30. November 2004, abrufbar unter „http: //www.hfjs.uni-heidelberg.de / hochschule / wirueberuns / satzung.html“ (Stand 5. Februar 2007) IDP Münster: Die Ausbildung der Pastoralassistenten / Pastoralassistentinnen am Institut für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster, Broschüre, abrufbar unter „http://www.idp-muenster.de / downloads / Die_Ausbildung_zum_Pastoralreferenten.pdf“ (Stand 28. Februar 2007) IDP Münster: Pastoralreferent / -in im Bistum Münster, Broschüre, abrufbar unter „http: //www.idp-muenster.de/downloads/Informationsbroschuere_Pastoralreferent.pdf“ (Stand 28. Februar 2007) IfL Mühlheim / Ruhr: Informationen zu den Studienkursen zur Vorbereitung auf die staatliche Erweiterungsprüfung im Fach Katholische Religionslehre, abrufbar unter „http: //www. ifl-muelheim.de / wwwAktuell / default.htm“ (Stand 12. Februar 2007) Informationsdienst Wissenschaft: Pressemitteilung „Islamischer Religionsunterricht – Universität Osnabrück bietet erstmals Weiterbildung an“ vom 11. März 2004, abrufbar unter „http: //www.uni-protokolle.de / nachrichten / id / 30747 / “ (Stand 19. März 2007) Informationsdienst Wissenschaft: Pressemitteilung „Verstehen schafft Toleranz“ vom 29. Januar 2004, abrufbar unter „http: //www.uni-protokolle.de / nachrichten / id / 28455 / “ (Stand 12. Februar 2007) IZIR: Information „Ergänzungsstudiengang Islamische Religionslehre“, vorläufige Fassung, Stand November 2006, abrufbar unter „http: //www.izir.uni-erlangen.de / docs / izir_ studiengang_2006.pdf“ (Stand 15. März 2007) Katholisches Büro Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf), Kommissariat der Bischöfe, Schreiben an den Verfasser dieser Arbeit vom 24. August 2006 Kirchliche Hochschule Wuppertal: Satzung, abrufbar unter „http: //www.kiho-wuppertal.de / files / satzung.pdf“ (Stand 5. Februar 2007) KMK: Ländergemeinsame Strukturvorgaben gemäß § 9 Abs. 2 HRG für die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen. Beschluss vom 10. 10. 2003 i.d.F. vom 22. 09. 2005, abrufbar unter „http: //www.kmk.org / doc / beschl / BS_050922_Laendergemeinsame Strukturvorgaben.pdf“ (Stand 30. Januar 2007) KMK: Übersicht „Organisation des Religionsunterrichts“, abrufbar unter http: //www. kmk.org / doc / publ / relig.pdf (Stand 10. Mai 2006)

268

Quellenverzeichnis

KOKiD: Undatierte Pressemitteilung „Orthodoxe Kirche in Deutschland im Spiegel der Statistik“, abrufbar unter „www.kokid.de“ (Stand 8. März 2007) KOKiD: Undatierte Pressemitteilung „Orthodoxe Schulabteilung nimmt ihre Arbeit auf“, abrufbar unter „www.kokid.de“ (Stand 12. Juni 2006) Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NW, Pressemitteilung vom 12. Februar 2007, abrufbar unter „http: //www.lds.nrw.de / presse / pressemitteilungen / 2007 / pres_025_07. htm“ (Stand 17. Februar 2007) Landesregierung Nordrhein-Westfalen: Aktionsplan Integration vom 27. Juni 2006, abrufbar unter „http: //www.mgffi.nrw.de / integration / index.php“ (Stand 15. März 2007) Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Das Schulwesen in NRW aus qualitativer Sicht. Schuljahr 2006 / 07, Düsseldorf 2007 Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen: Eckpunkte zur Gestaltung von BA- / MA-Studiengängen für Lehrämter, abrufbar unter: „http: //www.ruhr-uni-bochum.de/imperia/md/content/zfl/pdfs/eckpunkteeckwerte/ba_ma_ nrw_eckpun kte_lehramt_2001.pdf“ (Stand 31. Januar 2007) Syrisch-orthodoxe Diözese Deutschlands: Programm der Tagung der syrischen Religionslehrer, abrufbar unter „http: //www.suryoyo.uni-goettingen.de / news / tagung-liste.html“ (Stand 8. März 2007) Universität Bielefeld: Pressemitteilung vom 18. Juni 2002, abrufbar unter „http: //bis.unibielefeld.de/infomanager/SilverStream/Pages/Pressemitteilungen_Detail_Web.html;jsessionid =@3b145a:eec886ce5e?query=PRESSEMITTEILUNGEN.ID+%3D+8826“ (Stand 5. Februar 2007) Universität Bonn: Pressemitteilung vom 19. März 2002, abrufbar unter „http: //www.unibonn.de / Aktuelles / Pressemitteilungen / pm02 / pm088 – 02.html“ (Stand 30. Januar 2007) Universität Erlangen-Nürnberg: Grundsätze für Interdisziplinäre Zentren an der Universität Erlangen-Nürnberg vom 12. Juni 2001, geänd. am 1. Februar 2006, abrufbar unter „http: // www.uni-erlangen.de/universitaet/organisation/recht/sonstige_satzungen/IZ_Grund saetze_ unverlinkt.pdf“ (Stand 15. März 2007) Universität Frankfurt am Main: Pressemitteilung vom 8. März 2005, „Stiftungsprofessur ,Islamische Religion‘ für die Universität“, abrufbar unter „http: / / www.muk.uni-frankfurt.de / pm / pm2005 / 0305 / 050 / index.html“ (Stand 12. Februar 2007) Universität Münster: Verwaltungs- und Benutzungsordnung für das Centrum für Religiöse Studien an der Westfälischen Wilhelms-Universität vom 21. Mai 2003, abrufbar unter „http: //www.uni-muenster.de / ReligioeseStudien / Organisation / Verwaltungsordnung.html“ Zielvereinbarung zwischen dem Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes NW und der Universität Münster vom 21. Mai 2002, abrufbar unter „http: //wwwuv2.uni-muenster.de/Dokumente/zielvereinbarung.pdf“ (Stand 5. März 2007)

Personen- und Sachwortverzeichnis abbasidische Revolution 114 Abwehrrechte 174 Aktionsplan Integration 98 allgemeines Priestertum 112, 145, 178 Anhörungsrecht 201 Arabisch 217 Aufklärung 229 Bachelor 29 – 31 Bahá’í-Entscheidung 137 f., 144 Barth, Karl 111, 229 Begründungspflicht 201 Behr, Harry Harun 103 Bekenntnis – Begriff 108, 205 – Grenzen 109 – 112, 172, 180, 184 – Homogenität 129, 161, 168 – Integritätsschutz 122 f., 166, 172, 177 f., 180, 185, 198 – verfassungstheoretische Verortung 126 Bereichsscheidungslehre 150 Berufsfreiheit 213 Berufszulassungsregelung 214 Betreuungsrelation 170 Bilderverbot 237 Bologna-Prozess 29 cura religionis 125 Dachverband als Religionsgemeinschaft 128 f. Definitionsverbot 134 f. Delegationsmodell 110 Diyanet 105 – 107 Doppelstatus theologischer Fakultäten 166 f. Eignung 207, 214 Entkonfessionalisierung 33 Entsendeverfahren 90 f. Erweiterungsprüfung 56, 58

Erziehungswissenschaft, Begriff 219 Expertenrat 30 Fachbereich 165 faktische Eingriffe 193 fiqh 113 Freiheitsrechte 134 Funktionsfähigkeit der Hochschule 212 gemeinsame Angelegenheit 132, 221 Gemeinwohlverantwortung des Staates 126, 136 Geschäftsordnung 164 Gesetzesbindung 192 Gesetzesvorbehalt 191, 214, 233 f. Gestellungsvertrag 27, 62, 83, 85 Gleichberechtigung von Religionsgemeinschaften 157 Graf, Peter 105 Griechisch 219 Grundausstattung 169, 170 Gruppenuniversität 181 hadith 113, 143 Hebräisch 219 Heiliger Stuhl 33, 35 hierarchisches Lehramt 109 – 111, 172 Hochschulfreiheitsgesetz 32 Hochschullehrer – Aufgaben 195 – Rechtsstatus 200 Huber, Wolfgang 178 Identifikation 111, 124 f. IGRA 92, 95 Islam – Begriff 112 – 114 – Entstehung 113 – Gelehrte 114, 118 – Rechtsschulen 114

270

Personen- und Sachwortverzeichnis

Islamische Religionsgemeinschaft Bayern (IRB) 91, 96 Islamische Religionsgemeinschaft Erlangen (IRE) 91, 102 f. Islamische Religionsgemeinschaft Hessen (IRH) 106 Islamkonferenz 22, 98 Islamrat (IR) 96, 98 kalam 113 Kalisch, Muhammad Sven 101, 113 Kallis, Anastasios 76, 79 Kapazitätsgrenzen 212 Katechetik 229 Kattan, Assaad Elias 77 Kirchenkampf 50 Kirchenrecht 141 f. Kirchlichkeit der Theologie 110 f. Köktas, , Mehmet Emin 105 kollidierendes Verfassungsrecht 198, 215 Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland (KOKiD) 81, 162 Kondominium 132 Konfessionskunde 108 Konfessionszugehörigkeit 203, 206 Konkordat 33, 35 Konzil von Chalkedon 82 Kooperationsfähigkeit 128, 130 Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland (KRM) 97 f. Koran 113, 142, 217 Körperschaft des öffentlichen Rechts 129 f., 159 Kulturadäquanz-Formel 152 Kulturstaatsauftrag 193 Küng, Hans 43 landesherrliches Kirchenregiment 176 Landesverfassungen 120, 130, 172, 179, 194, 206 Lernfreiheit 211 Lüdemann, Gerd 144, 181, 196 Lüth-Entscheidung 150 madhhab 114 Master 29 – 31 material-kerygmatische Wende 230

Mitgliederzahl einer Religionsgemeinschaft 128, 158 Mohammed 113, 115 Neigungsfachausbildung 59 Numerus-clausus-Entscheidung 211 f. öffentliches Amt 205 Ökumene 160 – 162 Osho-Bewegung 145, 193 Özsoy, Ömer 106 Papst 35, 109 Parlamentarischer Rat 209, 226 Partikularisierung 218 Pluralismus 163 Preußischer Kirchenvertrag 36, 39, 43, 65, 176 Preußisches Allgemeines Landrecht 226 Preußisches Konkordat 36, 39, 41, 65, 176 Qualifikationsnachweis 214 f. Regelstudienzeit 46 Reichskonkordat 40, 208 Religionsförderung 125 – 127 Religionskunde 87, 97 Religionslehre 32, 104 Religionswissenschaft 100, 107, 111, 119, 143, 239 f. Rundfunkordnung 163 f. Satzungen – Auslegung 142 – der Hochschulen 163 f. – muslimischer Vereine 141 Schiismus 114, 160 Schrankenleihe 153 Schulaufsicht 226 Schura 94, 98 f. Selbstbeschränkung des Staates 126 Selbstentfaltung 235 f. Selbstverständnis – als Anknüpfungspunkt 127 f., 134 – der Kirche 109, 172 – der Muslime 113 – Freiraum zur Entfaltung 180, 186 – in der Wissenschaft 116, 118, 188 f. – von Theologen 109, 117

Personen- und Sachwortverzeichnis Sonderrechtsverbot 149 Souveränität des Staates 135 Staatskirchenvertrag, Begriff 33 Studienreform 29 Studienseminar 53 Stufentheorie 214 sunna 113 Sunnismus 114, 160 Takim, Abdullah 106 Theologie – Eigenständigkeit 166, 188 – Kerndisziplinen 171 Trennung von Staat und Religion 21, 124, 126, 128, 164, 177, 223, 225 Triennium 65 Türkisch 217 Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) 96 – 98 Ucar, Bülent 105 umma 115 Ünal, Halit 103 Unfehlbarkeit 110 Untersuchungsgrundsatz 141 Veranstalter des Religionsunterrichts 226 Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) 96, 98

271

Verfassungsausschuss 222 Vertrauensschutz 216 Wahl des Studienfachs 211 f. Wahrheitsanspruch 123 Wissenschaft als personale Tätigkeit 199 wissenschaftliche Mitarbeiter 185 wissenschaftliche Qualifikation 184, 190 f. Wissenschaftsfreiheit – als individuelle Freiheit 189, 191 – Berechtigte 170, 188, 190 f., 212 – Definitionshoheit 189 – Eingriff 190 – 193 – institutionelle Prägung 189 – kommunikative Dimension 118, 201 f. – sachlicher Schutzbereich 191 – Schutz durch Verfahren 200 f. – Verpflichtete 170, 187, 202 f. – wertentscheidende Grundsatznorm 190 zentrale wissenschaftliche Einrichtungen 169 Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) 96, 98 Zertifikatskurse 58, 79 Zeugenschaft 109, 199 Zulassungsbeschränkungen 212 Zurechenbarkeit 173