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German Pages 52 Year 1977
AKADEMIE DER
LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN
ARCHIV FÜR
GARTENBAU z
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o< w > w I—I s w Q H3H0Ji0rii 4 werden Eigenlöslichkeiten potentialbestimmend, bei p X -== 1 beeinflussen interionische Wechselwirkungen die Ergebnisse erheblich. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die Elektrodensteilheit bei der Nitratelektrode mit zunehmender Meßdauer leicht abfällt, wogegen sie bei der Kaliumelektrode ansteigt und dann über längere Zeit hinweg eine relativ konstante Größe annimmt. F ü r den ersteren Fall beschreibt V O O G T (1969) die Elektrodensteilheit und findet größere Steilheiten und geringere Schwankungen. Als Ursache der Abnahme der Elektrodensteilheit könnten möglicherweise Alterungserscheinungen des Austauschers als auch Veränderungen der Meßmembran auftreten. Der bei der Glaselektrode beobachtete Anstieg der Elektrodensteilheit steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der vollständigen Ausbildung der Quellschicht. Während die NO^-Elektrode durch pH-Werte zwischen 2 und 10 bzw. 12 in ihrer Reaktion nicht beeinflußt wird, liegen bei der Glaselektrode völlig andere Verhältnisse vor. Hier zeigte sich ein vom K-Gehalt der Lösung abhängiger pH-Toleranzbereich, der bei pK = 4 etwa zwischen 5,5—8,0 lag. Hieraus resultiert die Notwendigkeit, K-Bestimmungen in verdünnten Lösungen, sofern diese deutliche pH-Unterschiede aufweisen, mit einem entsprechenden Puffer auszuführen. Nach unseren Untersuchungen ist dazu eine 0,1 M Triäthanolamin-Lösung, die mit verdünnter HCl auf p H 6 eingestellt wurde, geeignet. Andere Fremdionen zeigen auf die Nitratelektrode differenzierte Einflüsse. Der uns interessierende Einfluß von Chlorid und Hydrogencarbonat ist vergleichsweise gering. Kombinationen von niedrigen NOg- und hohen Cl'- bzw. HCOg-Gehalten, die größere Meßfehler bedingen, sind nur in Ausnahmefällen zu erwarten. Messungen bei definierten Gehalten an diesen Ionen als auch Ionen mit kleinen K^o^x" Werten, wie beispielsweise in 0,1 N K 2 S0 4 , sind praktisch möglich. Zu beachten ist, daß bei abnehmendem Meßionengehalt das Störion immer stärker potentialbestimmend wird und sich damit der Meßbereich vermindert. F ü r die Glaselektrode liegen die Bedingungen noch etwas anders. Die Querempfindlichkeit zu anderen Ionen ist besonders groß (vgl. Abb. 5), so daß schon geringe 32*
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R . FLETSCHER/F. HOFFMANN, Elektroden zur Untersuchung von Nährlösungen
Variationen in der Zusammensetzung der Meßlösung Potentialänderungen bewirken, wobei auch der pH-Wert erheblichen Einfluß zeigt. Messungen sind daher nur dann reproduzierbar, wenn die Gehalte an Begleitionen sich nur geringfügig im Untersuchungszeitraum ändern und der pH-Wert der Lösung nahezu konstant bleibt. Trotz Variieren der Glaszusammensetzung ist die Querempfindlichkeit noch groß, so daß es in letzter Zeit zur Entwicklung von Antibiotika-Elektroden für Kalium auf Valinomycin-Basis gekommen ist, die nach P I O D A , STANKOVA und S I M O N (1969) K j S j a - W e r t e von =?4000 aufweisen. Diese Elektroden weisen derzeit nur geringe Funktionszeiten auf, so daß sie noch keine breitere Anwendung fanden. Um die Meßfehler einzuschränken, ist es notwendig, daß die Meß- und Eichlösung die gleiche Ionenstärke besitzen (vgl. Abb. 3 und 6). E s ist daher erforderlich, Nacheichungen bei Variierung der Ionenstärke in regelmäßigen Abständen vorzunehmen. Dies gilt in besonderem Maße für- Lösungen mit geringem Nitrat- bzw. Kaliumgehalt. Während die Werte der Elektrodensteilheit bei der Nitratelektrode deutlich unter den theoretischen Werten liegen, entsprachen die durch die Temperatur bewirkten Potentialänderungen fast den theoretischen Werten. F ü r die Temperaturkorrektur der Meßwerte war es von Vorteil, daß der Isothermenschnittpunkt oberhalb von p N 0 3 = 1 lag. Wesentlich schwieriger erwies sich die Kompensation bei der Glaselektrode. Da einerseits kein Isothermenschnittpunkt gefunden wurde, zum anderen die pH-Abhängigkeit sich deutlich bemerkbar machte, mußte bei pH = 6 die Temperaturkompensation vorgenommen werden, obwohl pH-Werte sich bis 6,6 bewegten. Trotz geringer gemessener Temperatureinflüsse im Vergleich zur Nitratelektrode und der pH-Abhängigkeit der Glaselektrode gelang es in beiden Fällen nicht, den Temperatureinfluß vollständig zu eliminieren. Dies dürfte einerseits durch das Vorhandensein von Thermodiffusionspotentialen zu erklären sein, zum anderen könnte auch durch Inkonstanz definierter Potentialsprünge ein zusätzlicher Fehler erklärbar sein. Unter Berücksichtigung der zu Beginn der Diskussion genannten Bedingungen sowie der gewonnenen Meßdaten wird deutlich, daß in Nährlösungen kontinuierliche, potentiometrische Bestimmungen jeweils für den Zeitraum einer Woche möglich sind. Durch auftretende Schwankungen der Temperatur sind unter Verwendung der ermittelten Temperaturkoeffizienten Korrekturen möglich. Eine vollständige Kompensation wurde jedoch nicht erreicht. Die aufgetretenen Fehler lagen für die Nitratelektrode je nach T e m p e r a t u r < 1 5 % , wogegen sie für die Glaselektrode< 20°/ 0 betrugen. Auch Bodenlösungen sind meßbar, allerdings hängt die Genauigkeit der Bestimmung vom Meß- und Störionengehalt ab. Hier sind Fehler als Folge von unbekannten Gehalten an Begleitionen, vor allem Chlorid, möglich. Bei Vorhandensein wechselnder Cl-Gehalte erscheint der Einsatz von Ag + -beladenem Austauscherharz (ANONYM, 1970) oder ein Zusatz von Ag 2 S0 4 sinnvoll.
457
Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 8,1976
Zusammenfassung Die Einsatzmöglichkeiten von N 0 3 - und K -sensitiven Elektroden in Nährlösungen wurden untersucht. W ä h r e n d die Nitratelektrode im Laufe von 13 Wochen in der Elektrodensteilheit einen geringen Abfall zeigte, konnte bei der K'-Elektrode eine leichte Zunahme beobachtet werden. Veränderungen im p H - W e r t der Meßlösungen ließen bei der pN0 3 -Elektrode von p H 2 bis 10 keinen Einfluß auf die Potentialbildung erkennen, wogegen die pK-Elektrode einen vom Kaliumgehalt abhängigen Arbeits-pH-Bereich zeigte. Zur Vermeidung von Fehlern ist besonders der Einfluß von Cl' und H C 0 3 ' bei der Nitratelektrode bzw. von Na" u n d NH 4 " bei der pK-Glaselektrode zu beachten. Desgleichen dürfen die Ionenstärken von Meß- u n d Eichlösungen keine wesentlichen Unterschiede aufweisen. F ü r den Einsatz der Elektroden in Nährlösungsversuchen wurde eine Umschaltanordnung entwickelt, über die zu Korrekturzwecken auch eine Temperaturmessung mit registriert werden k a n n . Eine kontinuierliche Messung erscheint bei wöchentlicher Nacheichung möglich. Die Größe des auftretenden Fehlers hängt u. a. von dem Ausmaß der Temperaturschwankungen ab. Die Verwendung der pN0 3 -Elektrode bei der Analyse von B o d e n e x t r a k t e n erscheint n u r dann sinnvoll, wenn der Cl'-bzw. HCOg-Gehalt kleiner als den N0 3 -Gehalt ist. Pe3K)Me Ha3BaHne
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R . FLEISCHER/T. HOFFMANN, E l e k t r o d e n zur U n t e r s u c h u n g v o n N ä h r l ö s u n g e n
Summary Title of the paper: Use of ion-selective electrodes for continuous analysis of nutrient solutions The authors investigated the possibilities of using NO3- and K'-selective electrodes in nutrient solutions. While in the course of 13 weeks the nitrate-selective electrode showed a slight decline in elektrode conductance, a slight increase was found in the pK-elektrode. Variations in the pH-value of the measuring solutions did not influence potential formation in the Nonselective electrode from p H 2 to p H 10, whereas in the pKelectrode the p H working range was found to depend on the potassium content. In order to avoid any errors special attention should be paid above all to the influence of CI' and HCO3 in case of the nitrate-selective electrode or of Xa 4 and NH 4 ' in the K'-selective glass electrode, respectively. At the same time, the ionic strength of the measuring and calibration solutions must not show any essential differences. A switching system has been developed for use of the electrodes in experiments with nutrient solutions. With that system it is also possible for correction purposes to include temperature recording as well. Continuous measurement seems to be possible provided the system is recalibrated once a week. The magnitude of error is dependent — among others — on the extent of temperature variations. The use of the N0 3 '-selective electrode for soil extract analysis seems to be practical only if the CI'- or HC0 3 ' contents, respectively, are smaller than the N 0 3 ' content.
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Archiv für Gartenbau, X X I V . Band, Heft 8 , 1 9 7 6 POTTERTON, S . S . u n d SHULTS, W . D . : A n e v a l u a t i o n o f t h e p e r f o r m a n c e o f t h e
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Anschrift der Autoren: D i p l . - C h e m . R . F L E I S C H E R u n d D r . a g r . h a b i l . F . HOFFMANN
Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R Forschungszentrum für Bodenfruchtbarkeit 1278 Müncheberg Wilhelm-Pieck-Straße 72
mit
Arch. Gartenbau, Berlin 24 (1976) 8, S. 4 6 1 - 4 7 1 Sektion Gartenbau der Humboldt-Universität Berlin E.
REMPEL
Zu einigen Problemen der Agrar-Industrie-Kooperation in der Obstwirtschaft der DDR Eingang: 23. März 1976
1.
Die Bedeutung der Agrarindustriekooperation
Wenn die Agrarindustriekooperation untersucht wird, so kann dies nach mehreren. Gesichtspunkten, unter verschiedenen Aspekten, und nach unterschiedlichen Kriterien erfolgen. Es gibt verschiedenartige Vereinigungen, die sich in den letzten Jahren verstärkt in der UdSSR, insbesondere bei der Verarbeitung leichtverderblicher Erzeugnisse unter Beachtung des Entwicklungsstandes der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse sowie der gewaltigen Ausdehnung des Territoriums des Landes entwickelt haben. Moldawien, der Nordkaukasus, die Krim und andere natürlich günstig gelegene Standorte haben in dieser Hinsicht besonders große F o r t schritte in der Organisation der Agrar-Industrievereinigungen bei leichtverderblichen Produkten wie Obst, Wein, Gemüse u. a. gemacht. Die Notwendigkeit, und davon abgeleitet, die Bedeutung der Agrarindustrievereinigungen ergibt sich aus der fortschreitenden gesellschaftlichen Organisation der Produktion, vor allem ihrer weiteren Konzentration und Spezialisierung, wobei die höhere Effektivität des in den Zweigen durchgeführten Reproduktionsprozesses mit dem Produktionsprozeß als Kernstück entscheidend ist. Nicht enge Zweiginteressen, sondern übergeordnete volkswirtschaftliche Interessen nehmen an Gewicht zu. Dabei sind unter sozialistischen Produktionsverhältnissen die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen integrierter Bestandteil und erklärte Zielstellung, die bei ökonomischen Überlegungen nicht übersehen werden dürfen. Die Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse, neue technische Mittel, erfordern daher Veränderungen in der Organisation und Leitung der Produktion. Dabei wird die Kooperation und engere Verbindung der landwirtschaftlichen Produktion mit der industriellen vom Leben selbst diktiert. Die Agrarindustriekooperation begründeten bereits die Klassiker des Marxismus-Leninismus und zeigten, daß die Möglichkeit und die Notwendigkeit der Agrarindustriekooperation in der Gesellschaft heranreifen, in der die Produktionsmittel gesellschaftliches Eigentum sind. So stellte L E N I N fest, daß sich im Sozialismus Industrie und Landwirtschaft annähert und vereinigt 1 . Diese Tendenz der Vereinigung von Industrie und Landwirtschaft ist gesetzmäßig i
LENIN,
W. I.: Werke, Bd. 42, S. 15, russ.
462
E.
Hempel, Agrar-Industrie-Kooperation
f ü r die Periode des Sozialismus u n d des allmählichen Uberganges vom Sozialismus zum Kommunismus 2. „Die schnelle Entwicklung der Landwirtschaft f ü h r t zur immer weiteren Verbreitung der zwischenkollektivwirtschaftlichen u n d staatlichkollektivwirtsehaftlichen Produktionsvereinigung, zur Schaffung von Agrar-Industrie-Komplexen. I n ihnen werden die Technik, die Investitionen u n d die Arbeitskräfte besser genutzt, industrielle Methoden breiter angewandt. Die Partei wird diese Formen der Produktionsorganisation auf dem Lande unterstützen" 3 . Bei diesem jungen Prozeß, der sich in den letzten J a h r e n besonders stark entwickelte, gibt es noch viele Probleme und offene Fragen. D a r u m ist es notwendig, daß im Prozeß der Organisation und Leitung ein enges Zusammenwirken von Wissenschaft u n d Praxis gesichert wiid, u m gut durchdachte Lösungen vor allem f ü r Investitionsentscheidungen, f ü r die Ausbildung u n d die Standortverteilung zu gewährleisten. Die Notwendigkeit, langfristige Lösungen gerade f ü r diese Aufgaben zu treffen, ist besonders aktuell. „Durch gründliche Vorbereitung ist die Qualität der Investitionstätigkeit zu erhöhen u n d zu gewährleisten, daß die geplanten technischen u n d ökonomischen Kennziffern der Investitionsvorhaben eingehalten u n d möglichst überboten werden" 4 . I m Parteiprogrammentwurf wird als H a u p t f a k t o r der Intensivierung der wissenschaftlichtechnische Fortschritt hervorgehoben. E r beeinflußt die Lösung aller anderen Aufgaben entscheidend 5 . Mit dieser Feststellung ist im Hinblick auf die Forschungsarbeit, ihrer qualitativen Verbesserung ebenso wie in enger Verbindung damit der Ausbildung u n d Erziehung der Kader eine klare Aufgabenstellung gegeben. Ideologische u n d organisatorische Hemmnisse in diesem Prozeß sind vor allem durch die Arbeit der Parteiorganisationen und durch die staatlichen u n d wirtschaftsleitenden Organe zu überwinden. Das betrifft sowohl Vorbehalte gegenüber den Ergebnissen der Wissenschaft wie ebenso nicht ausreichende Bereitschaft mit der Praxis eng zusammenzuarbeiten.
2.
Zu einigen Problemen der Weiterentwicklung
der
Agrarindustriekooperation
2.1.
Zur wissenschaftlich exakten Begriffsbildung bei der Agrarindustriekooperation u n d -integration
Die Entwicklung der Kooperation erfordert notwendig die Verständigung über den Inhalt der Begriffe u n d Fachausdrücke zur Charakterisierung dieser Entwicklungsphase u n d die wissenschaftlich eindeutige Begriffsbestimmung. N. F . A l e x a k d r o w (1975), N. S. C h a b i t o n o w u. a. (1974) heben in ihren Arbeiten die Notwendigkeit einer klaren Terminologie zur Gewährleistung eines effektiven Erfahrungsaustausches über Entwicklungstendenzen unter den Wissenschaftlern u n d Praktikern in den sozialistischen Ländern hervor. I n den letzten Jahren wurden eine ganze Reihe 2
3 4
s
L o b a n o w , N. P . : Integration der Landwirtschaft u n d industriellen Produktion in der gegenwärtigen E t a p p e . Inst. f. Agrarökonomie, I n s t . f. Gesellschaftswissenschaften u. a. 1974 Materialien des X X I V . Parteitages der K P d S U Moskva, Politizdat, 1972, S. 5 0 - 5 1 Direktive des I X . Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zur Entwicklung der Volkswirtschaft der D D R , E n t w u r f . Einheit 31 (1976) (2), S. 222 Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands Einheit 31 (1976) (2), S. 143
Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 8,1976
463
von Arbeiten zum Problemkreis der Agrarindustriekooperation veröffentlicht, die nach C H A B I T O N O W sich durch unterschiedliches Herangehen an die charakteristischen Formen und Erscheinungen dieses komplizierten Prozesses auszeichnen. Ebenso ist die Auslegung bestimmter Erscheinungen unterschiedlich und es werden unterschiedliche Termini verwendet. Natürlich muß dabei folgendes beachtet werden, wie F. E N G E L S im Vorwort zur englischen Ausgabe „Das Kapital" bemerkt: „Jede neue Auffassung einer Wissenschaft schließt eine Revolution in den Fachausdrücken dieser Wissenschaft ein" 6. Ohne wissenschaftliche Terminologie kann eine zielgerichtete Untersuchung und wissenschaftliche Leitung eines Prozesses nicht erfolgen. C H A R I T O N O W setzt sich kritisch auseinander mit der häufig synonymen Verwendung unterschiedlicher Begriffe, wie Komplex, Kombinat, Vereinigung u. a. sowie Kooperation, Integration, Kombination, Konzentration u. a. C H A B I T O N O W unterscheidet darum beim Prozeß der Vereinigung von Landwirtschaft und Industrie den Prozeß # der gegenseitigen Durchdringung von Zweigen, die sich im Verlauf der gesellschaftlichen Arbeitsteilung entwickelt haben und • die organisatorische und technologische Vereinigung ihrer hauptsächlichen strukturellen Unterteilungen, nämlich der Betriebe. Hier wird demnach der volkswirtschaftliehe — und eng damit verbunden — der zweigliche und territoriale Aspekt besonders gegenüber dem betrieblichen Aspekt u n d der Schaffung größerer betrieblicher Einrichtungen, die auf technologischen Einheiten beruhen, herausgearbeitet. 3 Hauptrichtungen des Vereinigungsprozesses zwischen Landwirtschaft und Industrie lassen sich auf Grund des bereits Gesagten abgrenzen: 1. Errichtung von industriellen Produktionsstätten in Landwirtschaftsbetrieben, die technologisch mit der Haupttätigkeit verbunden sind; 2. Organisatorisch-technologische Vereinigung von Landwirtschafts- und Industriebetrieben als Form der Agrar-Industrie-Vereinigungen, die technologisch und organisatorisch verbunden sind; 3. Einrichtungen von Filialen oder Abteilungen durch Industriebetriebe in Landwirtschaftsbetrieben, die technologisch keine Verbindung haben, jedoch eine bessere Nutzung des vorhandenen gesellschaftlichen Arbeitsvermögens gestatten. Die Möglichkeiten und Bedingungen der Konzentration und Spezialisierung in der Landwirtschaft ebenso wie in der Industrie sollen hier nicht weiter untersucht werden. ALEXANDBOW ( 1 9 7 5 ) unterscheidet Agrarindustrievereinigungen, Agrarindustriekombinate und Agrarindustriebetriebe, die vor allem zu einer vertikalen Kooperation und Integration führen. Agrarindustrievereinigungen umfassen Landwirtschafts- und Industriebetriebe sowie Handelsorganisationen. Es können außerdem Betriebe und Organisationen einbezogen werden, die mit den grundlegenden Produktionsprozessen nicht verbunden, jedoch Störungsfreiheit und Bedingungen für normale Arbeit gewährleisten. Dazu sind Betriebe, die produktive Lösungen vollbringen, wie Reparatur- und Transporteinrichtungen zu rechnen. Die Vereinigungen erreichen eine enge Koordinierung in der Arbeit der beteiligten Betriebe, wobei die Mehrzahl der Betriebe ihre juristische Selbständigkeit behält. Zur Koordinierung der Arbeit werden einheitliche Leitungs'« ENGELS, F . : M a r x - E n g e l s - W e r k e , B d . 2 3 , S . 3 7 . D i e t z V e r l a g , B e r l i n 1 9 6 2
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E . REMPEL, A g r a r - I n d u B t r i e - K o o p e r a t i o »
organe geschaffen, die die Planung einheitlich durchführen und die Neuverteilung eines Teiles der gemeinsam geschaffenen Fonds gewährleisten. In der Sowjetunion sind diese Agrarindustrievereinigungen, in denen landwirtschaftliche Produktion und die Verarbeitung landwirtschaftlicher- Rohstoffe und der Handel verbunden sind, stark verbreitet. Im Agrar-Industrie-Kombinat sind verschiedenartige Produktionsprozesse und Betriebe vereinigt, die eng miteinander verbunden sind, territorial, organisatorisch und/oder technologisch. Die Produkte eines Betriebes können als Grund- oder Hilfsmaterial für andere dienen. Die Betriebe weisen eine starke Spezialisierung auf. Es können in Kombinaten unterschiedliche Stufen der Selbständigkeit vorhanden sein. Es gibt aber auf jeden Fall eine gemeinsame Leitung und Planung und eine zentralisierte Leitung, die moderne Leitungsmethoden und -instrumente nutzt (EDVA). Agrar-Industrie-Betriebe vereinigen in sich die Produktion landwirtschaftlicher Rohstoffe mit deren industrieller Verarbeitung. So sind die Sowchos- u n d Kolchosfabriken weit verbreitet. Die Mehrzahl der Agrarindustriebetriebe ist in der Nahrungsgüterindustrie vorhanden. Wenige sind dem Ministerium der Sowchose der Republiken unterstellt. I m Rahmen dieser 3 Organisationsformen vollzieht sich demnach vornehmlich die vertikale Integration und Kooperation in der UdSSR. Vertikale Kooperation ist nach A L E X A N D K O W , planmäßig organisierte Zusammenarbeit von Landwirtschafts- und Industriebetrieben, die durch Arbeitsteilung entstehen, wie z. B. die Produktion von Rohstoffen, die Lagerung und Aufbereitung, die Verarbeitung und der Handel mit landwirtschaftlichen Fertigprodukten. Die ökonomische und juristische Selbständigkeit der kooperierenden Wirtschaften bleibt verhalten. Die Beziehungen werden durch Verträge geregelt. Die Kooperation von Betrieben ist im Vergleich zum „Kauf Verkauf" dem Inhalt und Ziel nach ein höheres Stadium der Produktionsbeziehungen. Die Produktionsbeziehungen sind eigenständige ökonomische Kategorien. Die Festigung und Vertiefung von Direktbeziehungen führt zu günstigen Möglichkeiten für die Integration. Vertikale Kooperation ist eine Form der Vereinigung von Landwirtschafts- und Industriebetrieben, einschließlich Hilfsprozesse. Sie führt zur Herausbildung hochspezialisierter Produktionseinheiten, wobei die integrierten Betriebe vollständig oder zu einem Großteil ihre ökonomische und juristische Selbständigkeit verlieren. Dabei wird ein höherer Grad der Zentralisation der Leitung und Planung der wirtschaftlichen Tätigkeit erreicht. Grundmerkmale vertikaler Integration sind 1. technologische Einheit der integrierten Betriebe; 2. die Organisationsstruktur und der Grad der wirtschaftlichen und finanziellen Selbstständigkeit der integrierten Betriebe; 3. territoriale Geschlossenheit; 4. Anzahl der Zweige und integrierten Betriebe; 5. Leitungssystem u. a. Die horizontale Kooperation erstreckt sich auf das Zusammenwirken vor allem von Landwirtschaftsbetrieben, die auf eine bestimmte Anzahl landwirtschaftlicher P r o dukte spezialisiert sind und dient der effektivsten Nutzung vorhandener Ressourcen. Die horizontale Integration ist eine Form der Vereinigung mehrerer landwirtschaftlicher Betriebe, also mit gleichartiger Tätigkeit bei hohem Grad der Konzentration und Spezialisierung. Sie führt zur Bildung neuer Produktionseinheiten. Die integrier-
-Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 8,1976
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ten Betriebe verlieren vollständig oder zu einem wesentlichen Teil ihre ökonomische u n d juristische Selbständigkeit und es wird eine zentralisierte Leitung der Produktion durchgeführt 7 . Nicht selten werden auch die Begriffe „Agrar-Industrie-Komplex" und „AgrarIndustrie-Vereinigung" als identisch betrachtet. Der ökonomische Inhalt der Agrarindustrievereinigung wurde bereits behandelt. Im folgenden soll der Begriff „AgrarIndustrie-Komplex" näher charakterisiert werden. Der Agrarindustriekomplex ist eine Form der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und der planmäßigen Standortverteilung der sozialistischen Betriebe. Er zeichnet sich durch folgende Grundzüge aus: 1. Technologische Gesamtheit von Betrieben und Zweigen, die am Prozeß der Erzeugung von Nahrungsgütern und der Versorgung mit Nahrungsgütern beteiligt sind; 2. Territoriale Geschlossenheit der zu leitenden Produktionseinheiten. Nach diesen Kriterien wird eine Einteilung des Agrarindustriekomplexes in Mikrokomplexe und Makrokomplexe vorgenommen. Agrar-Industrie-Mikrokomplexe stellen die Gesamtheit von Betrieben eines administrativen Gebietes (Kreis) oder Rohstoffeinzugsgebietes f ü r einen Industriebetrieb •dar. Agrar-Industrie-Makrokomplex = Gesamtheit der Agrar-Industrie-Mikrokomplexe, d. h. der Zweige, ihrer Betriebe und Agrarindustrievereinigungen. Agrar-Industrie-Makrokomplexe können in lokale Agrarindustriekomplexe und in den volkswirtschaftlichen Agrarindustriekomplex untergliedert werden. Der volkswirtschaftliche Agrarindustriekomplex umfaßt die Gesamtheit der Volkswirtschaftszweige, die miteinander durch planmäßige gesellschaftliche Arbeitsteilung verbunden sind und die Erzeugung von Nahrungsgütern und anderer Konsumgüter auf der Grundlage landwirtschaftlicher Rohstoffe sichern. Zum volkswirtschaftlichen Agrarindustriekomplex gehören: die Landwirtschaft, Zweige, die sich mit Aufkauf, Aufbereitung, Lagerung und Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse befassen, Nahrungsgüterhandel, Zweige, die Produktionsmittel für die Landwirtschaft herstellen, Transport und Leistungsbereiche für Landwirtschaft wie ACZ und Kfl. Der Agrarindustriekomplex ist als Form der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und planmäßigen Standortverteilung zu verstehen, der charakterisiert ist durch (1) technologische Verbindung der Gesamtheit von Betrieben und Zweigen, die am Prozeß der Erzeugung von Nahrungsgütern und der Versorgung mit Nahrungsgütern beteiligt sind. (2) territoriale Geschlossenheit der zu leitenden Produktionseinheiten, die unter dem Gesichtspunkt der Erhöhung der Effektivität im Rahmen der sozialistischen Volkswirtschaft und der sozialistischen ökonomischen Integration einheitlich geleitet werden müssen. 7
ALEXANDROW, N. P.: Begriffe der Agrar-Industrie-Integration. Ökonomik der Landwirtschaft 3 4 ( 1 9 7 5 ) (2), S . 4 5 - 5 0
466
E. KEMPEL, Agrar-Industrie-Kooperation
Ubersicht 1 Agrarindustriekomplex Mikrokomplexe Gesamtheit v. Betrieben eines adm. Gebietes od. Rohstofferzeugungsgeb. f. Industriebetrieb
2.2.
Makrokomplexe volkswirtsch. AIK lokale AIK Gesamtheit d. volkswirtsch. territoriale Komplexe, z. B. Zweige, die in gesellsch. Arb.Geb. m. bes. günstigen teilung miteinander verbunden Bedingungen für Produktion, sind. Landw. Zweige, Aufkauf, v o n einzelnen Erzeugn. u. Aufber., Verarbtg., Lagg., ihrer Verarbtg. (ObstanbauNahrungsgüterhandel, progeb., Gemüseanbaugebiete) duktionsmittelproduzierende Zweige f. d. Landw., Bereiche, die Leistgg. f. d. Landw. erbringen (ACZ, K f L u. a.)
Zum Stand der Entwicklung der Agrar-Industrie-Kooperation in der DDR
Die Entwicklung der Agrarindustriekooperation vollzieht sich bei uns vor allem auf dem Gebiet der Obstwirtschaft, weil der Bedarf an Obst noch in weit größerem Ausmaß und qualitativ besser befriedigt werden muß, die Effektivitätserfordernisse auf Grund großer Verderbgefahr besonders ausgeprägt und hoch sind und die weitere Intensivierung und der Übergang zu industriemäßigen Produktionsmethoden bei höherer Produktionskonzentration sich hier auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen revolutionierend auswirken. Die bessere Bedarfsbefriedigung und die richtige Standortverteilung, Konzentration, Spezialisierung und Kombination sowie Kooperation sind wichtige Faktoren, um ein hohes Tempo bei der Obstproduktion zu gewährleisten. Dabei dürfen Besonderheiten weder übersehen noch überbetont werden. Die bislang sehr geringe Konzentration der Produktion ist darum als Überrest der privaten Kleineigentumsverhältnisse in der Obstproduktion ebenso zurückzuführen, wie der noch unterentwickelte Mechanisierungegrad, der seinen Ausdruck in der niedrigen organischen Zusammensetzung der Fonds findet, die für die Erhöhung der Arbeitsproduktivität und die Erleichterurg der Arbeiteingesetzt werden. Mit der Herausbildung zusammenhängender großer Anbaugebiete an günstigen Standorten wie im Havelländischen Obstanbaugebiet, Am Süßen See, im Erfurter, Leipziger und Dresdner Gebiet, entstehen Bedingungen für eine weitere Intensivierung des gesamten Reproduktionsprozesses und damit für die Erhöhung der Effekti•vität im volkswirtschaftlichen Maßstab. Es geht bei der Verwirklichung des Ministerratsbeschlusses vom 30. 8. 1973 nicht nur um die Intensivierung der Produktion, um eine wesentliche Ausdehnung der Obstproduktion, sondern um die Sicherung einer hohen Versorgungswirksamkeit. Es gilt demnach alle Phasen des Reproduktionsprozesses, dessen Kernstück naturgemäß die Produktion von Obst als Rohstoff, als Lager- und als Fertigprodukt ist, einheitlich zu oiganisieren, zu leiten und zu planen, um die in der Produktion erzeugten Obstmengen in größtmöglichem Umfang und guter Qualität über die Zirkulation und Distribution an den Verbraucher heranzubringen und dabei bis in die Konsumtionsphase volkswirtschaftliche Effektivität zu sichern. Das heißt, alles zu tun, um Verbrauch und Verzehr bei für die Gesundheit so wichtigen Erzeugnissen wie Obst immer mehr einander anzugleichen.
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Dem Havelobstanbaugebiet ist die komplexe Aufgabe gestellt, 1. die Versorgung der Hauptstadt der DDR vor allem mit Obst zu einem beträchtlichen Teil zu sichern und die Versorgung von Arbeiterzentren und Ballungsgebieten des Bezirkes Potsdam zu gewährleisten; 2. die Konzentration und Spezialisierung der Produktion in spezialisierten großen Produktionseinheiten und Betrieben zur Erhöhung der Effektivität sowie die Entwicklung der horizontalen und vertikalen Kooperationsbeziehungen fortzusetzen ; 3. die weitere Intensivierung und den Übergang zu industriemäßigen Produktionsmethoden zu gewährleisten; 4. das materielle und kulturelle Lebensniveau der Arbeiterklasse und der Klasse der Genossenschaftsbauern und -gärtner weiter anzuheben. I n unseren weiteren Betrachtungen soll ausgehend von der Entwicklung des Bedarfs, vor allem die mit der vertikalen Kooperation verbundene Problematik eingehender untersucht werden. Wenn bis zum J a h r 1980 im HOG die Obstproduktion nahezu um 100% gesteigert werden soll, wobei strukturell der Apfel den größten Anteil hat 8 , dann wird schon aus dieser Aufgabenstellung der hohe Rang der Obstproduktion im Hinblick auf die bessere Bedarfsbefriedigung sichtbar. Die Produktionssteigerung bei Obst wird durch Ausdehnung der Anbaufläche und durch Erhöhung der Erträge je Flächeneinheit erreicht. Dabei spielt in der Entwicklungsetappe bis 1980 die weitere Ausdehnung der Obstanbaufläche eine große Rolle, was nicht bedeutet, Abstriche in den Anforderungen an die Einführung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zuzulassen. Im Gegenteil. Bei der Projektierung und Anlage der Neupflanzungen ist zu gewährleisten, daß die neuesten wissenschaftlichen und technischen Erkenntnisse weitestgehend in die Praxis überführt werden, was durch eine systematische Überleitungsforschung und sozialistische Gemeinschaftsarbeit ermöglicht wird. Hier sind m. E. noch Reserven im intensiveren, effektiveren Zusammenwirken von Wissenschaft und Produktion vorhanden. Die Auswirkungsberechnungen im Hinblick auf die Entwicklung des Staatlichen Aufkommens, das über den Handel in frischer Form an den Verbraucher heranzubringen ist, lassen beim Apfel und bei der Sauerkirsche überaus starke Zuwachsraten in den Jahren 1979 und 1980 erwarten. Auf Grund dieser Überlegungen gebührt den Bedingungen für Lagerung, Aufbereitung, Transport und Verarbeitung dieser Erzeugnisse größte Aufmerksamkeit, damit eine planmäßige Versorgung gewährleistet wird. Die im Havelobstanbaugebiet zusammenarbeitenden Obst- und Gemüseproduktionsbetriebe (Gärtnerische und landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, VEG, Kooperative Abteilungen Obstproduktion) haben sich im Interesse höherer volkswirtschaftlicher Effektivität vom 1. Januar 1976 an in 6 Produktionsbereichen zusammengefunden, um noch enger zu kooperieren und die im Sozialismus vorhandenen Vorzüge gesellschaftlicher Entwicklung noch besser zur Wirkung gelangen zu lassen. Der Kampf um höhere Effektivität wird m. E. immer mehr zum entscheidenden Grad8
ERLECKE, K.-H.: Untersuchungen zur weiteren Ausnutzung der Standortbedingungen im HOGDiplomarbeit 1976, Humboldt-Universität, Sektion Gartenbau
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E . E,EMPEL, A g r a r - I n d U t r i e - K o o p e r a t l o n
messer für die Realisierung der Vorzüge des Sozialismus und dieser Aspekt rückt auch immer mehr in den Mittelpunkt der Klassenauseinandersetzung mit dem Imperialismus. Intensivierung und Effektivitätssteigerung bilden eine Einheit und sind unabdingbarer Bestandteil der Hauptaufgabe, dies gilt auch vollinhaltlich für die Obst- und Gemüseproduktion. Die 6 Produktionsbereiche gliedern sich in: Produktionsbereich 1
Produktionsbereich 2 Produktionsbereich 3 Produktionsbereich 4 Produktionsbereich 5 Produktionsbereich 6
Z B E Obstproduktion Satzkorn/Neufahrland mit den Betrieben: V E G Apfelproduktion Satzkorn, GPG Neufahrland L P G Uetz GPG Ketzin GPG Töplitz KAO Groß Kreutz GPG Neu-Bochow GPG Obstproduktion Werder GPG Gemüseproduktion Glindow KAO Damsdorf GPG Damsdorf Z B E Gewächshauswirtschaften Werder mit 8 Betrieben
Die Produktionsbereiche arbeiten eng mit dem ACZ Groß Kreutz und dem K f L und dem V E B Düngestoffe zusammen. In den Produktionsbereichen ist eine weitergehende Konzentration und Spezialisierung der Produktion von Obst und Gemüse möglich; damit kann die durch enge Betriebsgrenzen behinderte effektivere Nutzung der natürlichen und ökonomischen Ressourcen überwunden werden. Die Ausnutzung der Produktionsmittel und des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens erhöht sich. Die mit der Einführung industriemäßiger Produktionsmethoden eintretenden Verbesserungen der Arbeits- und Lebensbedingungen sind überzeugend. Die Leitung, Planung und ökonomische Stimulierung arbeitsteilig durchgeführter Produktionsprozesse kann auf höherem Niveau realisiert werden. Aus diesen Erwägungen heraus ist es m. E . auch höchst bedeutsam, der weiteren Ausgestaltung aller Phasen des Reproduktionsprozesses und dem reibungs- und verlustlosen Durchlaufen einzelner Produktions- und Handelsstufen größte Aufmerksamkeit zu schenken. Dabei wird es notwendig sein, Testverfahren zur Qualitätsbestimmung entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Stufe zu entwickeln. Aus der Sicht der Sicherung des Übergangs von einer Stufe zur anderen erscheint es notwendig, die Planung und die Wirtschaftsverträge diesen neuen Anforderungen gemäß kritisch zu überprüfen und weiter zu entwickeln. Nicht zuletzt bedarf das gedeihliche Zusammenwirken der Partner wohlbegründeter ökonomischer Beziehungen in Gestalt der Ware-Geld-Beziehungen. Damit entstehen neue Anforderungen an die Preisgestaltung, gleichviel ob es sich um Preise handelt, die als Vereinbarungspreis oder als Grundpreis, die im gesamten Staatsgebiet gültig sind, ausgestaltet sind. Die Preise müssen die Meß- und Stimulierungsfunktion in angemessener Weise zur Wirkung bringen, um den Bedürfnissen der Volkswirtschaft Rechnung zu tragen.
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Dies muß für alle Partner einen entsprechenden Anreiz zur bedarfsgemäßen Handlungsweise in Produktion, Distribution, Realisierung sein. In sowjetischen Quellen wurde nachgewiesen, daß die Konzentration der Obstproduktion, der Gemüseproduktion und der Zuckerrübenproduktion in der Pflanzenproduktion am effektivsten ist. Dazu liegen Beweise in steigenden Ertragsleistungen, sinkenden Selbstkosten und Arbeitsaufwand je Produkteneinheit in der SU vor. Es ist auf Grund der Entwicklung der Produktivkräfte insbesondere des wissenschaftlich-technischen Fortschritts möglich, so große Obstplantagen aufzubauen, deren Nutzung auch großen Betrieben allein nicht möglich ist, da deren materielle Mittel und Arbeitskräfteressourcen nicht ausreichen A L E X A N D R O W (1974). Die Schaffung großer Produktionseinheiten als kooperative Abteilungen Pflanzenproduktion oder Obstproduktion sowie spezialisierte LPG und VEG Obstproduktion ermöglicht die Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Die Effektivität und ihre Messung gewinnt bei der weiteren Konzentration und Spezialisierung der Produktion und den zunehmenden Verflechtungsbeziehungen an Bedeutung. Einmal weil sie eine entscheidende Grundlage für die Leistungsbeurteilung der Kollektive und Produktionseinheiten darstellt und zum anderen weil nur durch sie der erreichte gesellschaftliche Fortschritt exakt widergespiegelt wird. Darum gilt der Messung der Effektivität, dem Vergleich der Effektivität in fortgeschrittenen Betrieben sowie den Mitteln und Methoden, durch die ein besonders hoher Effektivitätszuwachs erreichbar ist, besonderes Augenmerk. Für eine Vergleichbarmachung ist es notwendig, die Berichterstattung zu vereinheitlichen und entsprechend den neuen Organisationsformen der Produktion und der Arbeit, des Absatzes, der Lagerung, des Transportes, des Handels und der Leitung dieser Prozesse zu gestalten. B . I . P L E S C H K O W 9 weist in seiner Arbeit nach, daß 2 Gruppen von Kennziffern zur Charakterisierung der Effektivität kooperierender Betriebe, und zwar Kennziffern zur Kennzeichnung der Produktion und solche zur Charakterisierung der sozialen Entwicklung, herangezogen werden sollten. Die Produktions- und ökonomischen Kennziffern umfassen 1. das Niveau der Auslastung der Arbeitskräfte — (Anzahl der im Durchschnitt eines Jahres von einem Beschäftigten geleisteten Arbeitstage); 2. Ausstattung mit Produktionsfonds je Beschäftigten und Fondsbesatz/100 ha LN; 3. Grad der Arbeitsteilung (Anzahl der Warenprodukte je Betrieb); 4. Konzentrationsgrad der Anbauflächen der spezialisierten Zweige; 5. Produktionsumfang der spezialisierten Erzeugung; 6. Selbstkosten je dt Fertigprodukt. Die Sozialkennziffern umfassen: 1. Bruttowert an Wohngebäuden und sozialen sowie kulturellen Einrichtungen je Beschäftigten (x des Jahres); 2. Umfang der Zuführungen des laufenden Jahres für Wohnungsbau und Bau von sozialen und kulturellen Einrichtungen je Beschäftigten (x des Jahres). 9
PLESCHKOW, B. I . : Die Entwicklung der Agrar-Industriekooperation und Fragen der Bewertung ihrer Effektivität, Integration der landwirtschaftlichen u. industriellen Produktion, a. a. 0 . aus Kap. I I I / 2 , S. 2 0 5 - 2 1 4
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E . REMPEL,
Agrar-Industrie-Kooperation
E s wird weiteren Untersuchungen zur Effektivität vorbehalten bleiben, das Kennziffernprogramm zu erweitern, zu ergänzen u n d f ü r die Obstwirtschaft in ihren volkswirtschaftlichen Verflechtungsbeziehungen zuzuschneiden.
Zusammenfassung Vom Verfasser wird einleitend auf die Bedeutung der Agrarindustriekooperation an Beispielen der U d S S R hingewiesen. E s wird die Notwendigkeit der wissenschaftlich exakten Begriffsbildung in Zusammenhang mit der genannten Problematik betont u n d die wesentlichsten Begriffserläuterungen von in der U d S S R entwickelten Typen von Vereinigungen u n d die Grundformen der .gesellschaftlichen Organisation der Produktion, nämlich Kooperation, Konzentration, Spezialisierung u n d Kombination werden ausführlich gegeben. Zum Stand der Entwicklung der Agrar-IndustrieKooperation in der D D R wird am Beispiel der Obstproduktion, speziell bezogen auf Obstanbaugebiete mit größeren zusammenhängenden Obstanbauflächen, insbesondere über das Havelländische Obstanbaugebiet, berichtet. Außerdem wird die mit der vertikalen Kooperation verbundene Problematik eingehend untersucht und die Bedeutung der Ware-Geld-Beziehung (Preisproblematik) u n d die E f f e k t i v i t ä t und ihre Messung herausgestellt.
PeaioMe HaaBaHHe paöoTH: 0 HeKOTopnx npoöjieMax arpapHo-npoMHiiuieHHofi KOonepaijHH B N J I O A O B O H I E C K O M xoaniiCTBe r,H,P B Haiane c t s t b h aBTop yKaatiBaeT Ha 3HaneHHe arpapHo-npoMuuiJieHHoit KoonepaijHii Ha npHMepax CCCP. I l o a ^ E P K H B A E T C H H E 0 6 X 0 F L H M 0 C T I > C O A A A H I I H T O I H H X C H A Y I H O F T T O H K H apeHHH onpe«ejieHHÄ B C B H S H c HaaBaHHoft npoÖJieMaTHKoil, H flaeTCH noFLPOÖ H O E O 6 I . H C H E H H E onpenejieHHft, coaflaHHHX B CCCP T H I I O B O ß I E A H H E H H Ü H O C H O B HHX K « E H H H M H KaK B N J I O R O B O F L I E C K O M paftoHe Havelland. KpoMe Toro, nonpoÖHo HayiaeTCH npoßjieMa, CBHsaHHaa c BepTHKajiLHOft Koonepauweit h aHaneHHe BaaHMOOTHomeHHH TOBap —ffeHBrH/npoßjieMaTHKaI^h/h A^eKTHBHocTi. H ee onpeflejieHne. H
B
R
Summary Title of the p a p e r : On some problems of agro-industrial cooperation in t h e fruit industry of t h e G D R As an introduction, the author uses examples from the U S S R to illustrate the importance of agro-industrial cooperation. Special emphasis is laid on t h e necessity of scientifically exact formulation of terms recording t h e above problems. The most
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essential terms regarding t h e t y p e s of associations developed in t h e U S S R are explained, and the basic form s of social organization of production, i. e. cooperation, concentration, specialisatio n, and combination, are described in detail. T h e n a n outline is given of the present s t a t e of development of agro-industrial cooperation in the G D R , taking as a n e x a m p l e t h e fruit industry w i t h special reference being made t o fruit-growing areas w i t h large self-contained units under fruit — especially the H a v e l fruit-growing area. Further on, the author points out in detail t h e problems of vertical cooperation a n d t h e importance of commodity-money-relations (price problems) as well as their effectiveness and measuring.
Literatur Begriffe der Agrar-Industrie-Integration, Ökonomik der Landwirtschaft 34 (1975) 45-60 E N G E L S , F.: Marx-Engels-Werke, Bd. 23, S. 37, Dietz-Verlag, Berlin 1962 E R L E C K E , K . - H . : Untersuchungen zur weiteren Ausnutzung der Standortbedingungen im H O G Diplomarbeit 1976, Humboldt-Universität, Sektion Gartenbau L E N I N , W. I . : Werke, Bd. 4 2 , S. 1 5 , russ. LOBANOW, N. P.: Integration der Landwirtschaft und industrieller Produktion in der gegenwärtigen Etappe, Institut für Agrarökonomie, Institut für Gesellschaftswissenschaften u. a., 1974 P L E S C H K O W , B. I . : Die Entwicklung der Agrar-Industrie-Kooperation und Fragen der Bewertung ihrer Effektivität, Integration der landw. und industriellen Produktion, a. a. 0 . aus Kap. III/2, S. 204-214 — Materialien des XXIV. Parteitages der K P d S U Moskva, 1972, S. 50-51 — Direktive des IX. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zur Entwicklung der Volkswirtschaft der D D R 1976-1980, Entwurf. Einheit 81 (1976) S. 222 — Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Einheit 81 (1976) S. 143
AIEXANDROW, N . P . :
Anschrift des Autors: Prof. Dr. habil. E. R E M P E L Sektion Gartenbau der Humboldt-Universität zu Berlin 108 Berlin Französische Str. 15
33»
Arch. Gartenbau, Berlin 24 (1976) 8, S. 473-481 Institut für Obetforschung der Akademie der Landwirtschaftswiseenschaften der DDK GOTTHABD SCHÖNBERG
Auswirkungen unterschiedlicher Bodenbearbeitung und Düngung vor der Pflanzung von Apfelniederstämmen auf die Leistung der Bäume bis zum 5. Standjahr IV. Auf Fahlerde am Standort Rostock Eingang: 20. April 1976
1.
Einleitung
Zur Klärung der Auswirkungen von bodenmeliorativen Maßnahmen vor der Pflanzung von Apfelbäumen in Form von Vorratsdüngung und Bodenbearbeitung legten wir 1966 an sehr unterschiedlichen Standorten einen einheitlichen Feldversuch an. Über bisher an drei Standorten, auf einer Parabraunerde, einer Braunerde und einer Schwarzerde, erzielte Ergebnisse wurde bereits berichtet ( S C H Ö N B E R G 1973, S C H Ö N B E R G u. K L U G E 1974). I n der vorliegenden Arbeit werden die Auswirkungen der meliorativen Maßnahmen auf Wachstum und Ertrag der Bäume bis zum 5. Standjahr auf einer Fahlerde am Standort Rostock dargestellt.
2.
Standort- und Methodenbeschreibung
Abweichend vom Pflanztermin an den anderen Standorten konnten hier die Bäume erst im Frühjahr 1967 auf den Flächen der damaligen Versuchsstation Groß-Stove des Institutes für Acker- und Pflanzenbau der Universität Rostock gepflanzt werden. Der Standort liegt 54,10° nördlicher Breite und 25 m über NN. Das Gelände ist wellig. Der Versuch steht auf der nördlichen und südlichen Abdachung einer Bodenwelle. Fahlerde bildet den die Hauptbodenform bestimmenden Bodentyp, da die 12 auf der Versuchsfläche untersuchten Bodenprofile sämtlich Merkmale derLessivierung, jedoch nicht in jedem Falle die Merkmale der Verbraunung und Pseudovergleyung enthalten. Dies ist im wesentlichen auf Abtragung im Kuppenbereich und an der Südabdachung bzw. auf Kolluviation an der nördlichen Abdachung zurückzuführen.* I n Abhängigkeit von der Verteilung der Wiederholungen und Varianten des Versuches entnommene Bodenproben wurden u. a. für Texturanalysen verwendet. Die in Tabelle 1 zusammengestellten Ergebnisse von 8 Probennahmestellen geben Ausk u n f t über die Textur bis zu 40 cm Tiefe sowie die Variationsbreite der Werte. Der hohe Sandanteil wird vorwiegend vom Feinsand gestellt, während sich der Schluff zu gleichen Teilen hauptsächlich auf'den Grob- und Mittelschluff verteilt. Der Ton* Für die von Herrn Professor REUTER, Rostock, vorgenommene Profilansprache und Unterstützung bei der Beurteilung sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
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G . SCHÖNBERG,
Bodenbearbeitung und Düngung vor der Pflanzung von ApfelnlederstSmmen
Tabelle 1 Textur und Variationsbreite der Korngrößen auf der Versuchsfläche (in Masse% des Feinbodens) Bodentiefe cm
Sand 2,0-0,06 mm
5-10 15-20 25-30 35-40
69,9-63,1 69,9-64,9 69,9-67,5 71,7-68,1
1
Schluff 0,06-0,002 mm
Ton