Archiv für Gartenbau: Band 24, Heft 1 1976 [Reprint 2021 ed.]
 9783112492222, 9783112492215

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DEUTSCHE DEMOKRATISCHE R E P U B L I K DEUTSCHE AKADEMIE DER LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN ZU B E R L I N

ARCHIV FÜR

GARTENBAU

K W CQ O

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1 1,5x0.6 1.0/0.5x0,75 1,0x0,5x0.5 Pflanzenabstand [m]

Abb. 1. Erträge der Versuche A und B in Abhängigkeit v o n der Bestandsdichte bezogen auf die Flächeneinheit (oben) und auf die Einzelpflanze (unten) 1,0x0,5x0,375

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Archiv für Gartenbau, X X I V . Band, Heft 1, 1976

einheit bei einem hohen Pflanzenbesatz stärker als bei einer geringen Bestandsdichte; die Dichtpflanzung würde hieraus einen höheren Gewinn ziehen. Da gegen einen Pflanzabstand in derReihe von nur0,375m Bedenken bestanden, wurde zusätzlich überprüft, ob bei dieser Variante nach Abschluß der Ernte von Stammfrüchten eine Erhöhung des Pflanzenabstandes durch Entfernen jeder dritten Pflanze Vorteile in der Ertragsleistung erbringt. Den Zahlenwerten der Tabelle 2 ist zu entnehmen, daß dies nicht der Fall ist. Diese Variante verursacht die höchsten Kosten und erreicht nicht einmal die Ertragsleistung der Standweite 1,0 m X0,5 m X0,5 m. Sie kann deshalb f ü r die weitere Betrachtung entfallen. Die Aussage der vorgenannten wissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse zur Ertragsleistung beschränkt sich auf einen Pflanztermin im J a n u a r . Unter Beachtung von weiteren, ohne Standweitenvergleiche gewonnenen Erkenntnissen und Erfahrungen (Tab. 5) kann f ü r Großraumgewächshäuser jedoch die Schlußfolgerung gezogen werden, daß sich auch für Pflanztermine bis Juni hohe Bestandsdichten, durch hohe Ertragsleistungen auszeichnen. Tabelle 5 Übersicht über Monatserträge für unterschiedliche Pflanztermine bei hohem Pflanzenbesatz Pflanztermin

Pflanzen- Ertrag (kg/m2) besatz Febr. März April St/m 2

M. 1.69 E. 1.71 M. II. 701 1 A . IV. 70 A . VI. 702

2,6 2,5 2,4 2,4 2,9

1 2

0,8 — —

5,2 3,8 1,1





-

-

7,3 7,2 7,8 1,0

Mai

Juni

Juli

Aug.

Sept.

Summ«

7,1 8,1 7,5 10,0

7,5 6,7 6,9 8,4 0,2

8,2 8,4 5,4 4,9 6,8

4,3 6,0 2,3 2,2 9,6

2,3 0,3

42,7 40,5 31,0 27,2 19,9

-



0,7 3,3

nach BUKÜCK, 1971 6 m-Pla8tfoliengewfichshaus

3.2.

Einfluß der Stammfrüchte

Das erklärte Ziel einer hohen Bestandsdichte besteht in der Erhöhung des Gesamtertrages, aber vor allem auch in der Verbesserung des Frühertrages mit möglichst gleichmäßig hohen Monatserträgen in den ersten fünf Ertragsmonaten. Da Stammfrüchte die Ertragsfrühzeitigkeit begünstigen, wurde ihr Einfluß auf den Ertrag bei Januarpflanzung in Abhängigkeit vom Pflanzenbesatz untersucht. Das lag auch deshalb nahe, weil die f ü r hohe' Bestandsdichten zur Anwendung gelangenden Sorten neben der Schwachwüchsigkeit in hohem Grade vorwiegend oder rein weiblich blühen und sich durch Ausbildung von Stammfrüchten auszeichnen. Auszählungen der Stammfrüchte ließen erkennen, daß 23 Tage nach der Mitte J a n u a r vorgenommenen Pflanzung 7 bis 8 Stammfrüchte je Pflanze vorhanden waren. Als nach weiteren 16 Tagen die Ernte begann, hatte jede Pflanze im Durchschnitt 9,6 bis 11 Stammfrüchte ausgebildet (Tab. 6). Infolge der unterschiedlichen Standfläche der Pflanzen ergaben sich in der Anzahl der Stammfrüchte je Flächeneinheit bedeutende Unterschiede. Die Standweite 1,0 m X0,5 m X0,5 m wies je Flächeneinheit annähernd doppelt so viel Stammfrüchte auf wie die Standweite 1,50 m X0,50 m. Dabei wurde festgestellt,

14

J. L a n c k o w , Hausgurkenproduktion im Großraumgewächshaus

Tabelle 6 Anzahl von Stammfrüchten und Seitentrieben zum Zeitpunkt des Erntebeginns Reihenabstand

Abstand in der Reihe m

St/Pfl

St/m2

St/Pfl

St/m2

0,50 0,75 0,50

9,9 11,0 9,6

13,2 19,6 25,5

2,2 1,9

2,9 3,4 3,2

1,5 1,0x0,5 1,0x0,5

Stammfrüchte

Seitentriebe

1,2

daß bei der hohen Bestandsdichte bereits einige Stammfrüchte abgestoßen worden waren. Die Anzahl der Seitentriebe je Flächeneinheit wies zum Erntebeginn nur unbedeutende Unterschiede zugunsten einer hohen Bestandsdichte auf (Tab. 6). Nachdem gezeigt worden war, daß bei diesem Verfahren hohe Früh- und Gesamterträge (Tab. 3 und 4) erzielbar sind, ohne daß zwischen dem Ende der StammfruchtErnte und dem Beginn der Seitentriebfrucht-Ernte (Anfang bis Mitte April) Ertragsminderungen auftreten (Abb. 2), wurden Untersuchungen zur Ermittlung der Anzahl der zu belassenden Stammfrüchte bei einem Pflanzabstand von 1,0 m X0,5 m X0,5 m durchgeführt. Die Ertragsergebnisse der Januarpflanzung wurden durch Stammfrüchte verbessert (Tab. 7), wobei der Einfluß auf den Erlös stärker war als auf den Ertrag, da durch die Ernte von Stammfrüchten vor allem der Frühertrag gefördert wird. Ertrag [kg/m 2]

März

April

Mai

iiuni

Juli

August

September

Abb. 2. Ertragsverlauf für unterschiedliche Bestandsdichten Tabelle 7 Einfluß von Stammfrüchten auf den Ertrag (Versuch C)

alle Stammfrüchte entfernt alle Stammfrüchte belassen Stammfrüchte bis 1 m Pflanzenhöhe entfernt Stammfrüchte aus jeder 2. Blattachsel entfernt GD 5% =2,94 kg/m2

Ertrag kg/m2

%

Erlös M/m2

%

35,5 36,7

100 103

118,57 122,89

100 104

36,8

104

126,84

107

37,0

104

126,26

106

15

Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 1, 1976

3.3.

Sortierung

Die äußere Qualität der Ernteprodukte wird im Rahmen der untersuchten Bestandsdichten nicht nennenswert beeinträchtigt (Tab. 8). Das gilt auch beim Belassen von Stammfrüchten. Tabelle 8 Prozentualer Anteil des Ertrages in den einzelnen Güteklassen Reihenabstand m

Abstand in der Reihe m

Güteklasse B A % 7o

%

1,5 1,0X0,5 1,0X0,5 1,0X0,5

0,50 0,75 0,50 0,375

68,3 68,7 67,6 66,8

10,7 11,0 11,9 12,7

3.4.

21,0 20,3 20,5 20,5

C

Ökonomische Beurteilung

Den mit zunehmender Bestandsdichte steigenden Erlösen (Tab. 2 und 3) stehen steigende Kosten gegenüber. Das betriebswirtschaftliche Optimum wird bei der Standweite 1,0 m X0,5 m X0,5 m mit einem Kostensatz von 55% erreicht (Tab. 9). Größenordnungsmäßig ist demzufolge ein Besatz um 2,66 Pflanzen/m 2 als optimal anzusehen. Tabelle 9 Ökonomische Kennziffern für unterschiedliche Standweiten (Versuch A) Pflanzenbesatz St/m 2

Erlös

Kosten

Gewinn

m

Abstand in der Reihe m

M/m 2

M/m 2

M/m 2

%

1,50 1,0X0,5 1,0X0,5 1,0X0,5

0,50 0,75 0,50 0,375

1,33 1,78 2,66 3,56

104,84 114,78 125,77 128,67

61,76 66,03 68,87 72,48

47,08 54,75 56,90 56,19

100 116 120 119

Reihenabstand

3.5.

Kostensatz

%

59 58 55 56

Diskussion der Ergebnisse

Die pflanzenbaulichen und ökonomischen Ergebnisse lassen keinen Zweifel an der Bedeutung einer optimalen Standweite. Sie zeigen außerdem, daß f ü r die gewählten Produktionsbedingungen eine hohe Bestandsdichte zweckmäßig ist. Sie gelten folglich auch nur für diese Bedingungen, nämlich für ein Großraumgewächshaus, in dem in der lichtungünstigen Jahreszeit (Januar und Februar) bei niedriger Sonnenlichteinstrahlung Lufttemperaturen tags um 18 bis 20 °C und nachts um 18°C gehalten wurden und bei Verwendung schwachwüchsiger, vorwiegend oder rein weiblich blühender Sorten (wie z. B. Saladin, Toska und Pin up), bei denen je Pflanze maximal sechs bis acht Stammfrüchte belassen wurden. Wird dieser Gedanke weitergeführt und verallge-

16

J.

Lanckow,

Hausgurkenproduktion im Großrauuigewächshaus

meinert, so ist für die künftige Produktion eine sortenspezifische Agrotechnik zu fordern. Diese Forderungen sollten zweckmäßigerweise in Normativen festgelegt werden. Gegen hohe Bestandsdichten wird gelegentlich argumentiert, daß sich die Pflanzen frühzeitiger erschöpfen würden. Diesem Argument kann zwar nicht generell widersprochen, aber auch nicht prinzipiell zugestimmt werden. Die Problematik muß differenziert betrachtet werden; und zwar stets für die konkrete Zielstellung der Produktion und die sich hieraus ableitenden Maßnahmen. Wenn, wie im vorliegenden Fall, ein hoher Frühertrag vor allem im Zeitraum März bis Mai gefordert wird, so wird die Sortenwahl auf schwachwüchsige, vorwiegend oder rein weiblich blühende Sorten fallen, die ohnedies stärker zum Kurzzeitanbau neigen als starkwüchsige Sorten. Eine hohe Effektivität dieser Sortengruppe wird aber nur bei entsprechender Bestandsdichte erreicht. Hierbei muß allerdings in K a u f genommen werden — und insofern stimmt das obengenannte Argument —, daß diese Pflanzen von unten her schneller verkahlen als starkwüchsige Sorten mit niedrigerer Bestandsdichte. Der Produktionserfolg (Abb. 2) rechtfertigt aber offenbar diese Erscheinung, wenn auch im Interesse einer weiteren Effektivitätssteigerung der Wunsch nach Sorten mit geringerem Lichtbedürfnis entsteht. Bei der Betrachtung dieser Zusammenhänge darf nicht übersehen werden, daß bei diesem Produktionsverfahren trotz höherer Bestandsdichte der Arbeitszeitaufwand für die Maßnahmen des Triebschnitts erheblich herabgesetzt wird, woraus sich vor allem für die sozialistischen Großbetriebe entscheidende Vorteile ergeben.

Zusammenfassung Bei der sozialistischen Intensivierung der Gemüseproduktion in Gewächshäusern kommt es aus pflanzenbaulicher Sicht darauf an, durch maximale Ausschöpfung des Leistungspotentials der Pflanzen hohe und stabile Erträge bei minimaler Vegetationsdauer zu erzielen. Als Baustein für eine sortenspezifische Agrotechnik wurden zur Hausgurke Fragen der optimalen Stand weite für Pflanztermine im Januar untersucht. Bei einem vor allem technologisch bedingten Reihenabstand von 1 m, der mit einem Reihenabstand von 0,5 m abwechselt, erwies sich für schwachwüchsige, vorwiegend oder rein weiblich blühende Sorten in Großraumgewächshäusern ein Pflanzabstand in der Reihe von 0,5 m und damit ein Pflanzenbesatz von 2,66 Pflanzen/m 2 als optimal. Es wurden Erträge über 40 kg/m2 erreicht. Es hat sich bewährt, je Pflanze sechs bis acht Stammfrüchte zu belassen. Hierdurch wurde der Ertrag um 4 % und der Erlös um 6 % gesteigert. Durch hohe Bestandsdichten sowie durch das Belassen von Stammfrüchten trat keine nennenswerte Beeinträchtigung der äußeren Qualitätsmerkmale der Ernteprodukte ein. Das Verfahren hat sich in den sozialistischen Produktionsbetrieben bewährt.

Archiv für Gartenbau, X X I V . Band, Heft 1, 1976

17

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HOBHHX

Summary Title of the paper: Optimal spacing of greenhouse vegetables. I . Growing cucumbers in large greenhouses with planting in January On the socialist intensification of vegetable production in greenhouses it is important from the cropping point of view to achieve, through maximal utilization of the plants' productivity potential high and stable crop yields at a minimal length of the vegetation period. As a major contribution to variety-specific greenhouse technology certain problems were investigated that are related to the optimal spacing of cucumber planted in January. A t a 1 m distance between the rows — depending mainly on technological requirements — alternating with 0.5 m row distance, in large greenhouses a plant spacing in the row of 0.5 m and consequently a stand density of 2.66 plants per square metre proved to be the optimum for slowly growing varieties producing, in the main, only female flowers. Crop yields of more than 40 kg per square metre were thus achieved. I t proved suitable to leave 6 to 8 stem fruits per plant. This resulted in 4 per cent crop yield increase and in 6 per cent higher proceeds. High stand density and the leaving of stem fruits did not noticeably affect the exterior quality characters of the harvested crop. The described method proved successful in socialist greenhouse units.

2

Archiv für Gartenbau, X I V . Band, Heft 1,1976

J. LANCKOW, Hausgurkenproduktion im Großraumgewächshaus

18

Literatur R. W E I C H O L D : Zum Einfluß einer dritten Reihe auf die Höhe des Ertrages und Erlöses im Spaliergurkenanbau. Der Deutsche Gartenbau 14 (1967) 212—213 B U R U C K , K . : Der Einfluß der Dichtpflanzung beim Gewächshausgurkenanbau auf die Wirtschaftlichkeit der Produktion. Diplomarbeit Humboldt-Universität zu Berlin, Sektion Gartenbau, Berlin 1971, 130 S. G R Ü N E B E R G , G . : Die gegenwärtigen Aufgaben bei der weiteren Verwirklichung der vom VIII. Parteitag beschlossenen Agrarpolitik der SED Dietz-Verlag Berlin 1974, 1. Aufl. 48 S. L A N C K O W , J . : Frühe und höhere Erträge im Frühanbau von Hausgurken durch Dichtpflanzung Dt. Gärtnerpost 21 (1969) 39, 5 L A N C K O W , J . U. J . S C H R Ö D E R : Ergebnisse zur Dichtpflanzung der Hausgurkensorte „Trix". Dt. Gärtnerpost 21 (1969) 47, 8 R I E D E L , H. U. G. V O G E L : Gegenwärtiger Stand und weitere Aufgaben bei der Produktion von Gemüse in Gewächshäusern. Gartenbau 20 (1973), 285—287 S V E L T I C K A J A , D . V. u. A. I . Z A J C E V : Ein Wachstumsmesser für das Studium der Entwicklung von Gurken im Gewächshaus. Vestnih sel'skochozjajstvennoj nauki, Moskva 24 (1969) 89—90 W E I C H O L D , R . : Zum Einfluß der Anbauform auf Höhe und Frühzeitigkeit des Ertrags bei Gurke im Unterglasanbau. Archiv für Gartenbau 15 (1967), 317-328 BLECHSCHMIDT, W . U.

Anschrift des Verfassers: D r . J . LANCKOW

Institut für Gemüseproduktion Großbeeren der AdL der DDR 1722 Großbeeren

Arch. Gartenbau, Berlin 24 (1976) 1, S. 19-30 Bereich Industriemäßige Obstproduktion der Sektion Gartenbau der Humboldt-Universität zu Berlin REINHARD

BENNE

Untersuchungen zur Erdbeerernte I. Untersuchungen zur praxisüblichen manuellen Erdbeerernte Eingang: 20. November 1974

1.

Einleitung

Die Entwicklung rationeller Erdbeerproduktion ist derzeit erschwert durch Disproportionen int Produktionsverfahren. Derzeit können 30 • • • 40 ha durch einen Spezialisten mit einem Pflegeschlepper und Anbaugeräten während der gesamten Vegetationsperiode gepflegt werden. ( B E N N E 1969) Zur Beerntung dieser Fläche werden jedoch für 3 Wochen im J a h r über 300 Arbeitskräfte erforderlich, da ein praxisreifes maschinelles Ernteverfahren fehlt. Daher wird die Steigerung der Produktion und die Produktionskonzentration wesentlich von der Anzahl der Erntearbeitskräfte und ihrem rationellen Einsatz beeinflußt. Aus dieser Situation leitet sich die Notwendigkeit der Untersuchung der praxisüblichen Erdbeerpflücke mit der Zielstellung ab, den anbaubegrenzenden Einfluß des Arbeitskräftefonds zur Erdbeerernte durch Erarbeitung von Hinweisen zur rationellen Nutzung des Arbeitsvermögens einzuschränken. 2.

Material und Methode

Materialgewinnung und Methodik gehen aus von der Analyse wesentlicher Einflußfaktoren im Prozeß der Erdbeerernte (Abb. 1). Die Arbeitsproduktivität bei der üblichen manuellen Pflücke kann erhöht werden durch — zweckmäßige Einsatzorganisation — Veränderungen in der Prozeßorganisation — Spezialisierung der Arbeitskräfte in gewissem Grade — Verringerung der statischen Arbeit bei der Pflücke — zielgerichtete Erhöhung der Fertigkeit.

2.1.

Untersuchungen zur statischen Arbeit beim Pflückprozeß

Der Aufwand an Arbeit während des Pflückprozesses ist zu gliedern in — den Aufwand an statischer Arbeit, bedingt durch die Arbeitshaltung des Körpers — den Aufwand für Vorwärtsbewegungen bei weitgehend unveränderter Arbeitshaltung und gleichzeitigem Transport der Pflückgefäße — den Aufwand für Arm- und Fingerbewegungen zum Pflücken der Früchte, z. T. einschl. Sortieren, Kalibrieren und Entkelchen. 2*

Arch. Gartenbau, Berlin 24 (1976) 1, S. 19-30 Bereich Industriemäßige Obstproduktion der Sektion Gartenbau der Humboldt-Universität zu Berlin REINHARD

BENNE

Untersuchungen zur Erdbeerernte I. Untersuchungen zur praxisüblichen manuellen Erdbeerernte Eingang: 20. November 1974

1.

Einleitung

Die Entwicklung rationeller Erdbeerproduktion ist derzeit erschwert durch Disproportionen int Produktionsverfahren. Derzeit können 30 • • • 40 ha durch einen Spezialisten mit einem Pflegeschlepper und Anbaugeräten während der gesamten Vegetationsperiode gepflegt werden. ( B E N N E 1969) Zur Beerntung dieser Fläche werden jedoch für 3 Wochen im J a h r über 300 Arbeitskräfte erforderlich, da ein praxisreifes maschinelles Ernteverfahren fehlt. Daher wird die Steigerung der Produktion und die Produktionskonzentration wesentlich von der Anzahl der Erntearbeitskräfte und ihrem rationellen Einsatz beeinflußt. Aus dieser Situation leitet sich die Notwendigkeit der Untersuchung der praxisüblichen Erdbeerpflücke mit der Zielstellung ab, den anbaubegrenzenden Einfluß des Arbeitskräftefonds zur Erdbeerernte durch Erarbeitung von Hinweisen zur rationellen Nutzung des Arbeitsvermögens einzuschränken. 2.

Material und Methode

Materialgewinnung und Methodik gehen aus von der Analyse wesentlicher Einflußfaktoren im Prozeß der Erdbeerernte (Abb. 1). Die Arbeitsproduktivität bei der üblichen manuellen Pflücke kann erhöht werden durch — zweckmäßige Einsatzorganisation — Veränderungen in der Prozeßorganisation — Spezialisierung der Arbeitskräfte in gewissem Grade — Verringerung der statischen Arbeit bei der Pflücke — zielgerichtete Erhöhung der Fertigkeit.

2.1.

Untersuchungen zur statischen Arbeit beim Pflückprozeß

Der Aufwand an Arbeit während des Pflückprozesses ist zu gliedern in — den Aufwand an statischer Arbeit, bedingt durch die Arbeitshaltung des Körpers — den Aufwand für Vorwärtsbewegungen bei weitgehend unveränderter Arbeitshaltung und gleichzeitigem Transport der Pflückgefäße — den Aufwand für Arm- und Fingerbewegungen zum Pflücken der Früchte, z. T. einschl. Sortieren, Kalibrieren und Entkelchen. 2*

20

B. BENHE, Untersuchungen zur Erdbeerernte

Zur Einschätzung der körperlichen Belastung wurde die Erhöhung des Pulses bei verstärkter Kreislaufbelastung durch Arbeit herangezogen. ( M Ü L L E R und R E E H 1 9 5 0 ) . Als Maßstab für den Grad der Kreislaufbelastung dient die Zahl der über den Ruhepuls hinausgehenden Herzschläge während der Arbeit ( K A B R A S C H 1 9 5 2 , KAKRASCH/MÜLLER

1951 zit. bei KILIAN

1957).

Archiv für Gartenbau, X X I V , Band, Heft 1, 1976

21

Die Messungen erfolgten während des Pflückvorganges im Tages verlauf bei jeweils 10 min. Einarbeitungszeit mit dem Pulszähler nach Erreichen eines einheitlichen Niveaus der Pulszahl an acht Versuchspersonen. Die Versuchsmessungen erfolgten je Versuchsperson an 4 aufeinanderfolgenden Tagen jeweils zur gleichen Uhrzeit über 3 0 min. I n der Fragestellung wurde die Kreislaufbelastung bei Einsatz von Einmann-Sitzkarren zur Erdbeerernte nach BENKE (1966) einbezogen. Infolgedessen erstreckte sich die Wertung auf die Ernteverfahren: — Einsatz des Einmann-Erntewagens aktiv (mit Eigenvorwärtsbewegung der Versuchsperson durch Abstoßen mit den Beinen) — Einsatz des Einmann-Erntewagens passiv (Sitzen der Versuchsperson auf dem Erntewagen, der durch andere Personen geschoben wird) — Pflücke in hockender Stellung — Pflücke in gebeugter, stehender Stellung — Ermittlung des Ruhepulses in sitzender Haltung 2.2.

Untersuchungen zur Fertigkeit

Zur Untersuchung der Fertigkeit bei der Pflücke wurden Bewegungsstudien an Versuchspersonen durchgeführt. Es erfolgten Arbeitszeitanalysen nach der Multimomentmethode. Zur Veranschaulichung des Bewegungsablaufes wurden die Zeigefinger beider Hände von Versuchspersonen mit Glühlampen versehen und durch Fotoaufzeichnungen fixiert (Abb 2 • • • 3). 3.

Ergebnisse

3.1.

Messungen der Pulszahl

Die Ergebnisse der Pulszahlmessungen bei der Erdbeerpflücke (Tab 1 • • • 2) zeigten signifikante Differenzen der Arbeitspulse nach den Verfahren.

A b b . 2. P f l ü c k e mit Kelch P f l ü c k e n m i t der rechten H a n d , Ablegen m i t der rechten H a n d . Die linke H a n d streift die B l ä t t e r zur Seite. Beide H ä n d e vollführen große unrationelle Bewegungen

22

11. Bkn'NE, Untersuchungen zur Erdbeerernte

A b b . 3. P f l ü c k e ohne K e l c h P f l ü c k e n und A b l e g e n m i t der rechten H a n d , die linke H a n d f ü h r t bei großen Bewegungen die Entkelchung durch Tabelle 1 A n z a h l der Arbeitspulse (praxisübliche P f l ü c k e ) Versuchsperson

1 2 3 4

x der Arbeitsimpulse j e min. in RuheErntewagen Stellung a k t i v e Bewegung 0 0 0 0

12,8 11,8 10,8 12,8

Erntewagen passive Bewe-

Pflücke in H o c k e

stehend

19,9 16,8 20,8 22,5

25,8 22,1 26,8 28,3

stehend

g«ng 8,8 8,5 8,2 8,5

G D 5 % = 1,57 GD,"/e = 2,06 Tabelle 2 A n z a h l der Arbeitspulse (simulierte P f l ü c k e ) Versuchsperson

1 2 3 4

x Arbeitsimpulse j e min. in R u h e Erntewagen Stellung a k t i v e Bewegung

Erntewagen passive Bewegung

Pflücke in H o c k e

0 0 0 0

8,4 7,9 9,7 8,2

17,4 16,8 16,2

11,8 10,9 11,2 12,1

15,3

24,2 18,6 19,2 18,6

GD5O/0 = 1,76 0 0 ! % = 2,32

Zusammenfassung der Ergebnisse: Pflückverfahren Zahl der Arbeitspulse je min. Pflücke gebeugt stehend 18 • • • 2 9 Pflücke im Hocken 15 • • • 2 2 Pflücke mit Erntewagen, Wagenbewegung aktiv 10 • • • 13 Pflücke mit Erntewagen, Wagenbewegung passiv 8 • • • 10

Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 1,1976

23

Als Beispiel des zeitlichen Verlaufes der Pulszahlmessungen werden die D a t e n der Messungen an einer Versuchsperson dargestellt (Abb. 4). Zahl der

Pulse/min

Abb. 4. Beispiel des Verlaufes der Pulszahl/min. einer Versuchsperson bei verschiedenen Pflückverfahren 3.2.

Bewegungsstudien

Der Bewegungsablauf bei der Erdbeerpflücke ist bei den einzelnen Arbeitskräften sehr unterschiedlich. Die Bewegungsabläufe sind wesentliche leistungsbeeinflussende Faktoren. Als Ergebnisse lassen sich aus den in der Tab. 3 zusammengestellten Multim o m e n t a u f n a h m e n ableiten: — die Pflückleistung steigt, je größer der Zeitanteil der Pflücke mit beiden Händen gleichzeitig ist. Sie fällt, je weniger eine (vorwiegend die linke) Hand nicht mit zur Pflücke eingesetzt wird (max. erreichter Zeitanteil für Pflücken mit beiden Händen 70 • • • 75%, im Mittel 25 • • • 30%, bei ungeübten Pflückern 0%) — je mehr mit beiden Händen gleichzeitig abgelegt wird, wobei beide Hände zusammengeführt eine Mulde bilden, in der die Erdbeeren liegen — je wenigei faule Früchte vorhanden sind — je früher bzw. schneller diese erkannt und folglich nicht erst gepflückt werden — je weniger eine Ortsveränderung der Blätter erfolgt bzw. diese mit dem Handrücken gleichzeitig beim Pflückvorgang vorgenommen wird — je weniger Kelche zu entfernen sind — je weniger Pausen eingelegt werden.

R.

24

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34

R. BESNE, Untersuchungen zur Erdbeerernte

Traktor

-

links

Sitzreihe mittel

Hl

M

Versuchsperson I

©

rechts~-

(Ir,

©

M

W

Nachläufer des Wagens

Abb. 1

Untersuchte Einflußfaktoren: x0 = Pflückleistung des Erntekollektivs (12 Pflücker, 1 Traktorist, 1 Ak für Behälterwechsel auf dem Nachläufer) (kg/h) xi = mittleres Fruchtgewicht des Bestandes (g/Frucht) x2 = Behang reifer Früchte vor der Pflücke (Stck./m) x 3 = mittlere Fortschrittsgeschwindigkeit des Erntewagens (m/min) xfl = Anzahl der gepflückten Früchte im Mittel der 3 ersten Ak der 3 Sitzgruppen (1,1, m, r) (Stck./min) x5 = Anzahl der gepflückten Früchte der 3 zweiten Ak der 3 Sitzgruppen (II, 1, m, r) (Stck./min) x6 = Anzahl der gepflückten Früchte der 3 dritten Ak (III, I, m, r) (Stck./min) x7 =Anzahl der gepflückten Früchte der 3 vierten Ak der 3 Sitzgruppen xg =Anzahl der gepflückten Früchte der 12 Ak der 3 Sitzgruppen (Stck./min) x 9 =Anzahl der Bewegungen zum Ablegen der Früchte im Mittel der 3 ersten Ak der 3 Sitzgruppen (Anzahl/min) x ] 0 = Anzahl der Bewegungen zum Ablegen der Früchte der 3 zweiten Ak der 3 Sitzgruppen (Anzahl/min) x n = Anzahl der Bewegungen zum Ablegen der Früchte der 3 dritten Ak der 3 Sitzgruppen (Anzahl/min) x 1 2 = Anzahl der Bewegungen zum Ablegen der Früchte der 3 vierten Ak der 3 Sitzgruppen (Anzahl/min) s 1 3 = Anzahl der Bewegungen zum Ablegen der Früchte der 12 Ak (Anzahl/min) Anzahl der gepflückten Früchte bezogen auf 14 Ak des Gesamtkollektivs (Stck./min) ¿15= Anzahl der Bewegungen zum Ablegen der Früchte bezogen auf 14 Ak des Gesamtkollektivs (Stck./min)

Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 1,1976

35

3.

Ergebnisse

3.1.

Wesentliche leistungsbeeinflussende Faktoren bei Einsatz des Erntewagens

Bei unlinearem quadratischem Ansatz ergab sich die Funktion Xq = — 507,929 + 1 1 7 , 5 2 9 « ! - 6,127^2 + 0 , 8 3 9 ^ - 2 , 0 3 2 « , + 0 ; 0 2 5 V -0,0045z 1 3 2 Bmult = 0 , 9 6

0,001

Danach sind für die Leistungen des Kollektivs bei Wageneinsatz folgende Faktoren von wesentlichem Einfluß: Von den Pflückkräften nicht beeinflußbare Faktoren: « ^ m i t t l e r e s Fruchtgewicht x3 = durchschnittliche Fortschrittsgeschwindigkeit (Abb. 2) x0- -507,929 + 117,829K- 6,127xj+0,B39x

Von den Pflückkräften beeinflußbare Faktoren : x ü = Anzahl der gepflückten Früchte der 3 dritten Ak x13 = Anzahl der Bewegungen zum Ablegen der Früchte der 12 Ak Mit diesem Ergebnis wurde der von S e b r j a k o w ( 1 9 5 9 ) , Schuricht ( 1 9 6 0 ) und K r a m e r (1961) für die übliche Ernte nachgewiesene Einfluß der Fruchtgröße (Xj) auf die Pflückleistung bestätigt. Bei Wageneinsatz überdeckt jedoch die Fortschrittsgeschwindigkeit (x3) den bei üblicher Pflücke wesentlichen Einfluß des Behanges (x2). Die Analyse von x3 ergab jedoch gesicherte Beziehungen zwischen xi und x2 und der Fortschrittsgeschwindigkeit (x3). Daraus folgt, daß für den Wageneinsatz der Behang zur Ermittlung der rationellen Fortschrittsgeschwindigkeit und damit für die Pflückleistung entscheidend ist (Abb. 6). Danach ist die mittlere Fortschrittsgeschwindigkeit jeweils um 0,141 m je min zu vermindern, wenn sich der Behang reifer Früchte um 1 Stck./m erhöht (Abb. 3).

36

K. BENNE, Untersuchungen zur Erdbeerernte

Für die von den Arbeitskräften beeinflußbaren Faktoren ergibt sich: Die Steigerung der Zahl der Fruchtaufnahmen der 3 dritten Ak (xi;) je Sitzgruppe sowie die Verminderung der Anzahl der Bewegungen zum Ablegen der Früchte der 12 Ak (x13) wirken auf die Leistung des Gesamtkollektivs gesichert ein. Auf die Leistung des Kollektivs wirken weiterhin die Fruchtgröße [(a^), die Anzahl der gepflückten Früchte (x8; x14) und die Anzahl der Bewegungen zur Ablage der Früchte x i3> x iij) signifikant ein. Die Anzahl der gepflückten Früchte (x8; xVl) ist wiederum abhängig vom Behang (Abb. 4). Früchte aufnehmen (Skkjmin) 300 250 200 150 100a 501

'

0 10 20 30 «? 50 6010 80

3.2.

fn -150,063 * 2,123, (»Ak) 8-O.W P 2 0 % zurück, die Anteile für den Einsatz einer Hand nehmen zu. Weiterhin wachsen die Zeitanteile für das Blätterstreifen auf 25%. Darüberhinaus wächst der Zeitanteil für das Entfernen von Kelchen auf 8,6 • • • 15,7%. In diesem Zeitanteilen sind verdeckte Arbeitspausen eingeschlossen. 3.3.

Leistungsvergleich der Verfahren ,übliche Erdbeerernte' zu ,Erdbeerpflücke mit dem Erntewagen' im Tagesmittel

Die Wertung der Pflückleistungen vergleichbarer Kollektive in beiden Verfahren zeigt Leistungssteigerungen, die mit zunehmendem Behang anwachsen. Unter praxisüblichen Bedingungen können sie mit 30% angesetzt werden (Tab. 4). Werden weitere Zeiteinsparungen wie — Herstellung von Kleinabpackungen direkt bei der Abfüllung auf dem Wagen — Herstellung palettisierter Gebinde auf dem Wagen einschl. Absetzen, Abtransport und Umschlag einbezogen, kann die Leistung auf > 1 5 0 % steigen. Nach Multimomeijtmessungen ergibt sich im Vergleich von Erntewagen zu üblicher manueller Ernte folgendes Ergebnis (Tab. 5 im Vergleich zu Tab. siehe Teil I). Bei Wageneinsatz ist der Zeitanteil für den gleichzeitigen Einsatz beider Hände um 35,2% gestiegen. Dementsprechend ist der Zeitanteil des Einsatzes der rechten Hand um 24,5%, der linken Hand um 7,6% zurückgegangen.

38

R . B e n K e , Untersuchungen zur Erdbeerernte

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A r c h i v f ü r G a r t e n b a u , X X I V . B a n d , H e f t 1, 1976

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89

Archiv für Gartenbau, XXIV, Band, Heft 1, 1976

Tabelle 20 Agrochemische K e n n z a h l e n des Bodens in d e n Versuchen 1930—1972 Kennzahl

Schwach degradierte podsolierte Schwarzerde f ü r d e n Versuch m i t der Sorte Litauer Pepping Bodenschicht, cm 0-60 60-100

Humus nach T j u r i n , % Beweglicher Stickstoff n a c h T j u r i n u. K o n o n o v a , mg/100 g B o d e n P2OÄ n a c h B u r i e l l u n d H e r x a x d o , mg/100 g Boden K 2 0 nach M a s l o v a , mg/100 g B o d e n Hydrolytische Azidität, mg-äqu/100 g Boden Absorbierte Basen mg-äqu,/100 g B o d e n Basensättigung, %

Dunkelgrauer Boden für d e n Versuch m i t der Sorte Sommerkalvill

0-60

60-100

2,9

0,6

1,6

0,9

10,3

11,5

15,5

14,0

12,8

5,0

8,9

5,5

23,6

21,0

22,9

20,7

1,42 30,1 95,5

1,8

-

24,2 93,1

-



-

Tabelle 21 E i n f l u ß langfristiger D ü n g u n g auf den A p f e l e r t r a g ( U n t e r s u c h u n g e n 1934-1973) Varianten

Kontrolle (ohne Düngemittel) KP NK PK NPK Stallmist 1/2 Stallmist + 1/2 N P K

Summarischer Ertrag pro B a u m Litauer Pepping Sommerkalvill 1934-1940 und 1945-1973 1940 u n d 1 9 4 5 - 1 9 7 3 kg % kg %

2667 2917 3412 3313 3296 3665 3603

100 109 128 124 124 137 135

3169 3447 3709 3764 3766 4018 4090

100 109 117 119 119 127 129

Bei ' Sommerkalviir (Tab. 21) erwiesen sich die Varianten mit Stallmistdüngung ebenfalls als die ertragreichsten. Auf eine Mineralvolldüngung und auf Kombinationen mit zwei Mineraldüngern, von denen einer Kali enthielt, reagierten die Bäume dieser Sorte ebenfalls gut. Betrug der Gesamtertrag je Baum der Kontrolle 3169 kg, so lag er bei den Düngungsvarianten beträchtlich höher. Bei Stickstoff- und Phosphordüngung war die Reaktion in beiden Versuchen schwächer. Die positiven Auswirkungen langjähriger Düngung auf den Ertrag der Apfelsorten 'Litauer Pepping' und ' Sommerkaivill' konnten durch Varianzanalysen für alle Varianten, außer für NP, bestätigt werden. Die hohen Apfelerträge der gedüngten Parzellen sind durch den guten Trieb und eine gesunde Belaubung bedingt (Tab. 22).

90

S. Rubis, Düngungsversuche in Obstanlagen

Tabelle 22 Einfluß der Düngemittel auf das Triebwachstum beim Apfel (1945—1964) Varianten

Summarischer Triebzuwachs a m Leitast, m

Kontrolle NP NK PK NPK Stallmist V2 Stallmist-

Litauer Pepping 20,1

19,9 22.5 21.6 21,8 20,9 22,1 22,1

22,2 20,0 21,0 22.4

1/2 NPK

Kontrolle NP NK PK NPK V2 Stallmist +1/2 N P K Stallmist

Durchschnittslänge des einjährigen Zuwachses, cm U

22,2 22,6

Sommerkalvill 16.5 16.6 16,7 19.2 20,2 18.3 20,6

21,2 -22,5 21,9

22,2

23,0 23,8 24,3

Im Jahre 1954 wurden Wurzelausgrabungen b e i ' Sommerkaivill' und 1968 bei'Litauer Pepping' vorgenommen. E s ergab sich, daß N P K , Stallmist und Stallmist in Verbindung mit Mineraldüngemitteln einen positiven Einfluß auf das Wachstum des Wurzelsystems ausüben (vgl. Tab. 10, 11), was wiederum zur besseren Versorgung der Bäume mit Wasser und Nährstoffen beiträgt. Unsere langjährigen Untersuchungen beweisen die- hohe Effektivität der Düngung in Obstanlagen. Es ergaben sich ferner Hinweise auf die Rolle der einzelnen Düngerarten. Die hohe Effektivität der Kalidüngemittel und die geringere der Stickstoff- und Phosphordüngemittel erklärt sich aus der Bearbeitungsintensität des Bodens und der ausreichenden Versorgung der Pflanzen mit pflanzenaufnehmbaren Stickstoff- und Phosphorformen sowie der schwachen Kaliumversorgung. In anderen später angelegten Versuchen mit jungen Apfelanlagen (ab 1959 und 1963) auf weniger bearbeiteten schwachhumosen podsolierten Schwarzerdeböden mit geringerem Gehalt an beweglichen Stickstoff (Tab. 23) wurde die Reaktion der Bäume nicht nur auf Kalium, sondern auch auf Stickstoff untersucht. Auch bei diesen VerTabelle 23 Versorgung des Bodens der Versuchsflächen auf schwachhumifizierter Schwarzerde mit beweglichen Nährstoffen, mg/100 g Boden Tiefe der Schicht cm

Hydrolisierbarer P , 0 5 nach Stickstoff nach Truog T j u r i n und K o n o n o v a

K 2 0 nach Brovkina

0 - 20 2 0 - 40 4 0 - 60

4,8-6,8 5,1-6,7 4,3-5,2 4,0-4,6 3,6-4,4

10,2-11,4 8,5-10,0 8 , 1 - 9,5 8 , 5 - 9,2 8 , 4 - 9,3

60-

80

80-100

8.7-9,7 7,1-7,4 6.8-8,4 6,5-7,6 6.9-9,5

podsolierter

Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 1, 1976

91

suchen wurde keine Wirkung der Phosphordüngemittel festgestellt. Wir ermittelten, daß krautige Pflanzen (Zuckerrübe u. a.) auf den Versuchsböden 1930 • • • 1932 und ab 1959 sehr stark auf Phosphordünger reagieren. Die langjährigen Versuche in Uman haben somit ergeben, daß die für krautige Pflanzen festgestellten Grenzen der Nährstoffversorgung nicht ohne Einschränkung zur Lösung der Fragen der Düngung von Obstanlagen herangezogen werden können. Durch die Versuche in Uman konnten ebenso Angaben über den Entzug und hauptsächlich über den Ausnutzungsgrad der Nährstoffe durch die Obstbäume gewonnen werden. Die Ergebnisse zeigen, daß der Apfelbaum (und andere Obstbäume) den im Boden enthaltenen Stickstoff und das Kalium besser absorbiert als den Phosphor (Tab. 24). Der Ausnutzungsgrad des Phosphors war äußerst gering. Tabelle 24 Gesamtmenge der von einem 30jährigen Apfelbaum aufgenommenen Nährstoffe (in g /Pflanze) Variante

N

P205

K20

Ohne Düngung Stallmist XPK

2787 4270 3750

912 1424 1208

3408 6142 5050

Verhältnis

N

P205

K20

3,1 3,0 3,1

1 1 1

3,7 4,3 4,2

Der Einfluß langjähriger Düngung auf die Bodeneigenschaften Die Düngerwirkung auf die Bodenbiologie in Obstanlagen wurde systematisch untersucht, so die Dynamik der Bodenfeuchtigkeit, der Gehalt an Nitratstickstoff und an wasserlöslichen Phosphorsäure. Die Proben wurden 5 • • • 6mal während der Vegetation entnommen (im zeitigen Frühjahr, zur Blüte, während des starken Triebwachstums, während der Fruchtbildung und im Herbst). Im Jahre 1961, d. h. 30 Jahre nach Beginn der systematischen Düngung, wurden während des intensiven Wachstums der Triebe alle 20 cm Bodenproben aus 2 m Tiefe entnommen, um den Humus (nach der Methode TJURIN), seine qualitative Zusammensetzung (nach der Methode von KONOVA und BEL'ÖIKOVA), den beweglichen Stickstoff, den Phosphor und das bewegliche Kalium (nach TJURIN und KONOVA bzw. ÜIRIKOV und BROVKINA) zu bestimmen. I n den einzelnen Jahren wurde die Wirkung der Düngemittel auf die Krümelstruktur des Bodens sowie auf die biologische Aktivität des Bodens nach STATNOV, ferner die Bodenazidität untersucht. Unter dem Einfluß der systematischen Düngung stieg der Humusgehalt des Bodens beträchtlich an (Tab. 25). Der höchste Humusgehalt wurde in der Variante mit Stallmistdüngung und bei gleichzeitiger Einbringung von Stallmist und Mineraldünger festgestellt. Da der Humusgehalt auch bei ausschließlicher Mineraldüngung wesentlich ansteigt, kann das verstärkte Wurzelwachstum als Ursache dafür angesehen werden. A. K. PRIJMAK (1957) stellte fest, daß die Wurzeln des Apfelbaumes bei den gedüngten Varianten eine um 70% größere Ausdehnung aufweisen als bei der Kontrolle. Eine sehr viel bessere Wurzelentwicklung in gedüngtem Boden wurde auch bei den Untersuchungen im Umaner Landwirtschaftsinstitut festgestellt.

92

S. RUBIN, Düngungsversuche in Obstanlagen

Tabelle 25 Einfluß der systematischen Einbringung von Düngemitteln zu Apfel auf schwachdegradierter podsoliertei Schwarzerde auf den Humusgehalt im Boden (in % zu lufttrockenem Boden) Varianten

Bodenhorizonte (in cm) 0-20 20—40

Ohne Düngung 120 kg N, 120 P 2 O ä , 120 K 2 0 4 0 1 Stallmist 60 N, 60 P 2 0 3 , 60 K 2 0 + 2 0 1 Stallmist

2,79 3,10 3,36

2,49 2,99 3,10

3,69

3,40

Neben der Vergrößerung der Wurzelgesamtmasse kommt es zum Absterben kleiner Wurzeln, deren Masse jährlich mehrere Tonnen je ha betragen kann. Aus den Angaben der Tabelle 25 ist ersichtlich, daß nicht nur im oberen Horizont ein erhöhter Humusgehalt bei systematischer Düngung von über 30 Jahren festgestellt wurde, sondern auch in den tieferen Schichten. Bei langjähriger Einbringung von Stallmist in Verbindung mit Mineraldünger verändert sich die qualitative Zusammensetzung des Humus, erhöht sich der Gehalt an Huminsäuren — dem beständigeren Teil des Humus — und vermindert sich die Menge der Fulvosäuren. Auf dunkelgrauem Boden stieg bei 'Sommerkalvill' der Gehalt an Kohlenstoff der Huminsäuren bei Düngung mit 60 kg N, 60 kg P 2 0 5 und 60 kg K 2 0 + 20 t Stallmist in der Bodenschicht von 0 • • • 60 cm um 0,9% (vom Gesamtkohlenstoff des Bodens) und die Menge an Fulvosäuren verringerte sich um 13,9% (Tab. 26). Die langjährige ausschließliche Mineraldüngung führte im Boden zu einer Verringerung des Gehalts Tabelle 26 Einfluß systematischer Düngung zu Apfel auf dunkelgrauem Boden auf die Humuszusammensetzung in der Schicht von 0—60 cm Varianten

Kohlenstoff der Huminsäuren (in % zum Ausgangsboden)

Kohlenstoff der Fulvosäuren (in % Kohlenstoff des Ausgangsbodens)

Ohne Düngung 60 kg/ha N, 60 kg P 2 0 3 , 60 kg K 2 0 + 2 0 1 Stallmist 120 kg/ha N, 120 kg P 2 0 5 , 120 kg K 2 0

25,0

28,8

25,9

14,9

16,6

24,8

an Huminsäuren und zu einer Erhöhung des Gehalts an Fulvosäuren gegenüber der Variante Stallmist. Die größte Menge an Fulvosäuren wurde bei ungedüngtem Boden festgestellt; das zeugt davon, daß ohne Düngung im brachliegenden Boden der Obstanlage eine Zersetzung des Humus erfolgt. Die Untersuchung der biologischen Bodenaktivität — gemessen an der Kohlensäureausscheidung — hat ergeben, daß Düngemittel, besonders Stallmist, diesen Prozeß erheblich verstärken. Wurden in der Kontrolle von 1 m 2 Boden je Stunde 66 mg C0 2 ausgeschieden, so waren es bei den Varianten mit Stallmist 158 mg, mit Stallmist und N P K 134 mg und bei NPK-Düngung 117 mg. Die Erhöhung des Gehalts an or-

93

Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 1, 1976

ganischer Substanz im Boden, die Verstärkung seiner biologischen Aktivität trugen zu einer Vergrößerung der Menge an aufnehmbaren Nährstoffen bei. Der Gehalt an b e w e g l i c h e m S t i c k s t o f f nahm bei allen Düngungsvarianten bis zu 2 m Tiefe zu (Tab. 27). Tabelle 27 Einfluß systematischer Düngung zu Apfel auf Schwarzerde auf den Gehalt an beweglichem Stickstoff (in mg/100 g trockenen Boden) Varianten

0-20 cm

Ohne Düngung 120 kg/ha N, 120 kg P 2 0 5 , 120 kg K 2 0 40 t Stallmist 60 kg N, 60 kg P 2 0 5 , 60 kg K 2 0 + 20 t Stallmist

13

20-40 cm

40-100 cm

100-160 cm

160-200 cm

Durchschnittl. in der Schicht von 0 - 2 0 0 cm

8

11

11

9

10

14 16

14 14

12 15

12 17

12 18

13 16

21

21

19

18

23

20

Die Menge an N i t r a t s t i c k s t o f f war während aller Versuchsjahre auf den gedüngten Varianten sowohl auf Schwarzerde als auch auf dunkelgrauem Boden bedeutend höher. Tabelle 27 zeigt die Wirkung von Düngemitteln auf den Durchschnittsgehalt an Nitraten. Während der Beobachtungsjahre wurde auf den gedüngten Parzellen in allen untersuchten Bodenschichten ein höherer Nitratgehalt festgestellt. E r schwankte je nach Schichten zwischen 20 und 37 mg je kg Boden bei den Kontrollparzellen und zwischen 44 und 69 mg in den gedüngten Varianten. Durch die langjährige Anwendung von Düngemitteln änderte sich der Gehalt an beweglichen Phosphaten, besonders in den oberen Schichten. Mit Stallmistdüngung erhöhte sich der Phosphorgehalt bis zu größeren Tiefen als bei ausschließlicher Mineraldüngung (Tab. 29). Tabelle 28 Düngereinfluß auf den Gehalt an Nitratstickstoff nach Schichten (in mg NOj/l kg absolut trockener Boden) Varianten

Ohne Düngung 120 kg/ha N, 120 kg P 2 0 5 , 120 kg K 2 0 40 t Stallmist 60 kg/ha N, 60 kg P 2 0 3 , 60 k g K 2 0 + 20 t Stallmist

Litauer Pepping Schwarzerde 0-20 20—40 4 0 - 6 0 cm cm cm

60-80 cm

Sommerkalvill dunkelgrauer Boden 80-100 0 - 2 0 2 0 - 4 0 4 0 - 6 0 cm cm cm cm

60-80 cm

80-100 cm

37

31

29

28

20

26

27

25

26

24

52 52

44 46

50 50

52 47

47 49

45 66

46 55

47 56

49 53

48 45

69

48

49

48

46

55

47

52

48

47

94

S. RUBIN, Düngungsversuche in Obstanlagen

Tabelle 29 Einfluß langfristiger Düngung auf den Gehalt an beweglichen Phosphor- und Kaliumfoimen im Boden (in mg/100 g Boden nach Schichten) Varianten

Ohne Düngung 120 kg/ha N, 120 kg P,O ä , 120 kg K 2 0 40 t Stallmist 60 kg/ha N, 60 kg P 2 0 5 , 60 kg K , 0 + 20 t Ställmist Ohne Düngung 120 kg/ha N, 120 kg P , 0 5 120 kg K 2 0 40 t Stallmist 60 kg/ha N, 60 kg P 2 O ä , 60 kg K 2 0 + 2 0 t Stallmist

0-20 cm

20-40 cm

80-100 cm

0-100 cm

Beweglicher Phosphor nach CIRIKOV 33 16 15 48

16

26

74 76

13 35

10 22

34 47

63 51 19 25 Bewegliches Kalium nach BROVKINA 21 14 10 10

16

34

10

13

59 50

40-60 cm

14 50

60-80 cm

27 43

17 40

-13 40

12 12

13 19

16 31

31

17

11

10

12

16

Weitere Untersuchungen (G. V. J A S T R E B ) zeigten, daß sich unter dem Einfluß von Superphosphat, das in dem ab 1930 eingebrachten Mineralvolldünger enthalten war, der Gehalt an beweglichen Phosphaten im Boden sowie von Aluminium- und Eisenphosphaten und in geringerem Maße auch von Kalziumphosphaten stark erhöhte. Der Gehalt an reduktiv löslichen und im Boden festgelegten Aluminium- und Eisenphosphaten hat sich unter dem Einfluß langjähriger Superphosphatdüngung praktisch nicht verändert, was davon zeugt, daß die Phosphorsäure der Düngemittel nicht in Form von f ü r die Pflanzen schwer verfügbaren Verbindungen gebunden wird. Die Anwendung von Düngemitteln führte im Boden zu einer Anreicherung mit beweglichem Kalium. Bei systematischer Stallmisteinbringung steigt der Gehalt an beweglichem Kalium in der oberen Bodenschicht (0 • • • 50 cm) um mehr als das Doppelte (Tab. 29). Die Ursache f ü r die hohe Effektivität des Stallmistes ist offensichtlich die optimale Gestaltung des Kaliumhaushalts des Apfelbaumes. 10 Jahre lang (1955 • • • 1964) wurde in einer 1 m starken Bodenschicht der Anlage der W a s s e r g e h a l t untersucht. Die systematische Einbringung von Stallmist ohne und mit Mineraldüngemitteln wirkte sich auf die physikalischen Bodeneigenschaften, aus, wodurch der Wassergehalt in der 1 m starken Oberschicht um 0,5- • • 1,1% anstieg (Tab. 30). Tabelle 30 Düngereinfluß auf die Bodenfeuchtigkeit in der Anlage (in % zu absolut trockenem Boden) Varianten

Litauer Pepping

Sommerkalvill

Ohne Düngung 120 kg/ha N, 120 kg P,O ä 120 kg K 2 0 4 0 1 Stallmist 60 kg/ha N, 60 kg P 2 O ä 60 kg K , 0 + 20 t Stallmist

23,0

22,4

23,3 24,0

22,0 23,0

24,1

22,9

95

Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 1, 1976

Tabelle 31 Einfluß der langfristigen Einbringung mineralischer und organischer auf die Bodenazidität Kennzahlen

Versuchsvarianten Kontrolle NPK (ohne Düng.)

I n der Schicht von 0—20 cm Milligrammäquivalent/100 g Austauschazidität 1. Vers. 0,039 2. Vers. 0,025 Hydrolytische Azidität 1. Vers. 2,38 2. Vers. 1,40

Stallmist

Düngemittel

V2 Norm Stallmist + 1/2 Norm N P K

30 J a h r e nach der Anlage des Versuchs, Boden 0,092 0,063

0,043 0,019

0,065 0,036

3,92 3,08

1,26 0,70

3,20 1,90

Tabelle 32 Einfluß der Düngemittel auf die Gesamtmasse des Apfelbaumes, in kg Trockensubstanz Varianten

Ohne Düngung Stallmist NPK

Litauer Pepping im Alter von 30 J a h r e n Oberirdischer WurzelTeil system 132 218 223

51 74 102

ganzer Baum

Sommerkalvill im Alter von 35 J a h r e n Oberirdischer WurzelTeil system

ganzer Baum

183 292 325

451 630 516

520 723 599

69 93 83

So zeigten die Düngemittel, sowohl organische als auch mineralische, positive Auswirkungen auf alle bisher betrachteten Elemente der Bodenfruchtbarkeit. Dennoch entspricht die ausschließliche Mineraldüngung nicht den Forderungen der Pflanzen an die Bodenfruchtbarkeit. Der Boden wird hierbei trotz der relativ geringen Düngergaben (Tab. 31) stark versäuert. Analoge Ergebnisse wurden auf Schwarzerden in den bekannten Versuchen der Station Mironovka unter Feldbedingungen und auf der Mleevsker Station in Obstanlagen gewonnen. Es besteht eine beinahe vollständige Analogie hinsichtlich dem Einfluß von Düngemitteln auf die Kennziffern der Bodenfruchtbarkeit, dem Wachstum und der Ertragsleistung der Bäume (Tab. 32). Tabelle 33 Einfluß langfristiger Düngung (35 J.) auf das W a c h s t u m von Apfelsämlingen (in Gefäßen; durchschnittliche Angaben f ü r einen Sämling) Düngung in der Alage Anlage 35 J a h r e vor Anlage des Gefäßversuchs Kontrolle Stallmist NPK

I m Alter von 1 J a h r

I m Alter von 2 J a h r e n

Höhe cm

AssimilationsOberfläche cm 2

Alasse g

summar. Zuwachs cm

AssimilationsOberfläche cm 2

Masse g

25,3 30,8 25,7

268 348 364

13,4 16,7 15,1

39,8 75,5 42,1

986 1850 1535

39,9 71,9 52,8

96

S. RfbiN', Düngungsversuche in Obstanlagen

Von der hohen Bodenfruchtbarkeit durch langjährige Düngung zeugen die Ergebnisse der von G. I. Dibkova durchgeführten Gefäß versuche (1965 • • • 1967). Der Zustand der Apfelsämlinge war um vieles besser, wenn der Boden in den Gefäßen von langjährig, besonders organisch gedüngten, Parzellen stammte (Tab. 33). I m Zusammenhang mit unseren Ergebnissen in Uman über die Effektivität organischer Düngemittel sind die mehr als 100jährigen Versuche in Rotamsted besonders interessant. 20 Jahre lang (1852 • • • 1871) wurden dort 35 t/ha Stallmist eingebracht, dessen Wirkung 86 J a h r e lang (bis 1958) anhielt und noch darüber hinaus anhielt. Der Gerstenertrag betrug hierbei 106 J a h r e lang (1852 • • • 1958) bei ständigem Anbau 15,1 dt/ha gegenüber 10 dt/ha ohne Düngung. Düngungsverfahren und Düngungstiefe in Obstanlagen Wie die 1935 in Uman begonnenen Versuche zeigen, hat die Tiefdüngung bei geringer Beschädigung der Wurzeln bis zur Zone der beständigsten Durchfeuchtung und der größten Wurzelausdehnung f ü r die Steigerung der Effektivität besondere Bedeutung. In Versuchen mit der Apfelsorte 'Weißer Winterkalvill', die von 1935 • • • 1940 durchgeführt wurden, wurde die Oberflächenmineraldüngung und die Mineraldüngung in Ringgräben untersucht. Es konnte eine hohe Effektivität der Tiefdüngung in Gräben festgestellt werden (Tab. 34). Tabelle 34 Einfluß des Düngungsverfahrens auf Wachstum und Ertrag bei Apfelbäumen der Sorte Sommerkalvill (1935-1940) Variante

Vergrößerung des Stammquerschnitts in 6 Jahren (cm2)

Jahreszuwachs aller Triebe an den beiden Hauptästen der Krone (in m)

Jedes Jahr blühende Bäume, in %

Ohne Düngung NPK auf die Oberfläche Baumscheibenumbruch ohne Düngung NPK in einer 40 cm tiefe Rinne um die Baumscheibe

62 68 60

24,5 25,5 22,7

72 76 68

71

28,7

88

In Versuchen mit den Birnensorten 'Amorette' und 'Frauenbirne' wurden folgende Düngungsvarianten untersucht: Oberflächendüngung, Tiefdüngung in Längsgräben parallel zu den Baumreihen, Tiefdüngung in Ringgräben, punktförmige Düngung mit der Düngelauge in gelöster Forn in 50 • • • 60 cm Tiefe. Bei diesen Versuchen wurde ebenfalls festgestellt, daß die Tiefdüngung viel effektiver als die Oberflächendüngung ist. Die besten Ergebnisse wurden bei der Düngung in Längsgräben, die schlechteste bei der Düngung in Ringgräben erzielt, was wahrscheinlich durch die stärkere Wurzelbeschädigung bei Ringgräben zu erklären ist. 1952 wurden in einem Lehr- und Versuchsbetrieb des Umaner Landwirtschaftsinstituts Versuche mit mechanisierter Tiefdüngung zu 20jährigen Apfelbäumen der Sorte 'Donesta' begonnen (I. F. Galxjska). Hierbei wurde die am Lehrstuhl für

Archiv für Gartenbau, X X I V . Band, Heft 1, 1976

97

Mechanisierung des Umaner Landwirtschaftsinstituts entwickelte Maschine US-1, Düngerstreuer für Obstanlagen, eingesetzt ( G . I . F I S Ö E N K O , I . F . I N D E N K O , G . P. CEKZENKO). Die Mineraldünger Ammonsalpeter, Superphosphat und Kalisalz ( 1 2 0 kg Nund je 180 kg P2O5 und K 2 0 je ha) wurden mit der Maschine auf beiden Seiten der Reihen 3 m vom Baum entfernt eingebracht. Dieses Verfahren zeigte sehr gute Ergebnisse (Tab. 35). Tabelle 35 Einfluß des Düngungsverfahrens auf die Stammdicke und den Ertrag bei der Apfelsorte 'Donesta' (Durchschnitt von 3 Jahren) Varianten

Zunahme des Stammumfangs cm

Ohne Düngung N P K gestreut mit nachfolgender flacher Unterbringung N P K in 32 50 cm tiefe Löcher N P K 50 cm tief mit dem Gartendüngerstreuer UC-1 50 cm tiefe Lockerung ohne Düngung

Summarischer Ertrag je Baum in kg in %

7,8 ± 0 , 2

383

± 10

100

9,0+0,2 9,5 ± 0 , 2

392 547

± 18,2 ± 14

102 143

12,8 ± 0 , 2

586

± 11

153

9,5+0,2

450

± 17

118

Bei der mechanisierten Tiefdüngung verringerte sich der Aufwand an Handarbeit und steigen die Erträge. Damit vermindern sich die Kosten für die Apfel- und auch Birnenproduktion (Tab. 36). Tabelle 36 Einfluß der Düngungsverfahren auf das Wachstum und den Ertrag der Birnensorte 'Limonka' (Durchschnitt von 3 Jahren) Varianten

Länge eines Triebes cm

Zunahme des Stammumfangs cm

Summarischer Ertrag/Baum kg

Ohne Düngung N P K auf die Bodenoberfläche N P K in 32 Löcher 50 cm tief N P K 30 cm tief mit dem Düngerstreuer US-1 N P K 50 cm tief mit dem Düngerstreuer US-1 50 cm tiefe Lockerung ohne Düngung

12 12 13

3,4 3,6 3,9

100 115 132

15

3,8

148

15

4,3

196

14

4,1

122

Seit 1958 wird ein neues Düngungsverfahren, die sog. S c h i c h t d ü n g u n g erprobt (G. K . K A B P E N Ö U K ) . Da die Skelettwurzeln von Obstbäumen immer tiefer in den Boden vordringen, je weiter sie sich vom Stamm entfernen, wird der Dünger in unterschiedlicher Entfernung vom Stamm auch in unterschiedliche Tiefen eingebracht, und zwar 2 m vom Stamm entfernt, 15 cm tief; 3 m vom Stamm entfernt, 25 cm tief und über 4 m vom Stamm entfernt, 38 • • • 40 cm tief. Mit der Sorte 'Eiserapfel' wurden im Sowchos „Devjataja Krymskaja kavdivizija" im Gebiet Winniza und mit 7 Archiv für Gartenbau, X X I V . Band, H. 1, 1976

98

S. RUBIN, Düngungsversuche in Obstanlagen

der Sorte 'Sommer-(Schnee-)kalviH' im Sowchos ,.Kommunar" im Gebiet Chmelnizki auf grauem podsolierten Lehmboden (2,5% Humus, 0,11 • • • 0,16% Gesamtstickstoff, 8 • • • 15 mg säurelösliches P2O5 (nach T R U O G ) und 6 • • • 1 4 mg bewegliches Kalium (nach B R O V E C N A auf 100 g Boden) Versuche durchgeführt. Zur Schichtdüngung wurde der Pflug P-3-30 P eingesetzt, auf dem der Mineraldüngerstreuer AT-2 montiert war. Der Dünger wurde in unterschiedlichen Tiefen auf den Boden der Pflugfurche in drei Durchgängen des Pflugs zu beiden Seiten der Reihen gestreut. Zum Vergleich wurden andere Düngungsverfahren herangezogen. Die Untersuchungen ergaben, daß die Verteilung der Nährstoffe im Boden bei der schichtweisen Düngung am günstigsten war. Es wurde eine Anreicherung der Nährstoffe im Boden und ein guter Kontakt mit den Baumwurzeln erreicht. Durch die tiefe Bodenbearbeitung bei der Schichtdüngung erhöhte sich die Bodenfeuchtigkeit in 2 Jahren in der Schicht 0 • • • 40 cm durchschnittlich 0,4 • • • 2,0% im Vergleich zum Kontrollversuch. An den Stellen, an denen der Dünger eingebracht wurde, konnte eine intensive Verzweigung der Wurzeln beobachtet werden. Über Wuchs und Ertrag gibt Tabelle 37 Auskunft. Tabelle 37 Einfluß der schichtweisen Düngung auf den Apfelertrag Düngungsverfahren

Summarischer Ertrag pro Baum Papirovka (Sowchos 'Sommerkalvill' .,9. Kaukasusdivision (Sowchos „Kommunard"), der Krim' 1 ), 1958-1964 1958-1961

ig Ohne Düngung N P K zum Pflügen in gleicher Tiefe N P K schichtweise (bis zu 2 m vom Stamm entfernt in 15 cm Tiefe; 2—3 m vom Stamm entfernt in 25 cm Tiefe; über 4 m vom Stamm entfernt 38—40 cm tief

%

kg

%

773 912

100 118

500 588

700 118

1065

138

705

141

Methoden der Diagnostik des Nährstoffbedarfs von Obstpflanzen Die Untersuchungen laufen seit 1930 als Feld- und Gefäßversuche in Verbindung mit Bodenuntersuchungen und biochemischen Untersuchungen verschiedener Obstbaumorgane. Nach dem 2. Weltkrieg wurde diese Forschungsrichtung erweitert, besonders durch die Blattanalyse. Bei der a g r o c h e m i s c h e n B o d e n a n a l y s e wurde zwischen 1930 und 1970 festgestellt, daß bei einem Gehalt von 10,3 • • • 15,5 mg hydrolysierbaren Stickstoffs in der Schicht 0 • • • 60 cm (nach T J U R I N und K O N O N O V A ) , von 9,9 • • • 13,6 mg Phosphor nach f'miKov (erste und zweite Gruppe) oder 8,9 • • • 12,8 mg Phosphor nach B U R I E L L und H E R N A N D O und 14,5 • • • 14,9 mg Kalium nach B R O V K I S T A bzw. 22,9 • • • 23,6 mg Kalium nach M A S L O V A eine hohe Effektivität der Kalidüngemittel und eine relativ schwache Reaktion der Apfelsorten 'Sommerkalvill' und

99

Archiv für Gartenbau, X X I V . Band, Heft 1, 1976

Tabelle 38 Stickstoff-, Phosphor- und Kaliumgehalt in den Organen von Obstbaum-, Beben- und Erdbeersämlingen bei Mangelsymptomen und bei voller Versorgung mit N P K (nach Material der Gefäßversuche von 1960—1962) Organ

Nährstoff

1

2

Apfelsämlinge Blätter Stämmchen Wurzeln Blätter Stämmchen Wurzeln Blätter Stamm chen Wurzeln Birnensämlinge Blätter Stämmchen Wurzeln Blätter Stämmchen Wurzeln Blätter Stämmchen Wurzeln Quittensämlinge Blätter Stämmchen Wurzeln Blätter Stämmchen Wurzeln Blätter Stämmchen Wurzeln Aprikosensämlinge Blätter Stämmchen Wurzeln Blätter Stämmchen Wurzeln Blätter Stämmchen Wurzeln Rebensämlinge Blätter Stämmchen Wurzeln Blätter Stämmchen Wurzeln 7*

N N N p2O5 p2o5

Nährstoffgehalt in % zu Trockensubstanz bei Mangelsymptomen ohne Mangelsymptome 3 4

K20

0,662-1,090 0,325-0,550 0,450-0,660 0,134-0,262 0,128-0,215 0,159-0,237 0,32 - 0 , 3 5 0,27 - 0 , 3 5 0,35 - 0 , 5 5

1,250-2,045 0,587-0,935 1,110-1,337 0,309-0,640 0,237-0,306 0,294-0,631 1,82 0,77 1,00

N N N P2O5 P2O5 P2O5 k20 k20 k2o

0,562-0,950 0,412-0,737 0,500-0,562 0,072-0,125 0,062-0,103 0,062-0,094 0,10 - 0 , 3 2 0,12 - 0 , 2 5 0,15 - 0 , 2 0

0,875-1,575 1,025 0,725 0,547-0,694 0,209-0,334 0,468-0,547 1,47 - 2 , 1 5 0,47 0,47 - 0 , 9 2

N N N P2O5 P2O5 p2o5 K20 k20 k20

0,950-1,200 0,410-0,462 0,456-0,662 0,093-0,143 0,068-0,084 0,065-0,197 0,23 - 0 , 4 3 0,15 - 0 , 2 1 0,17 - 0 , 2 0

1,410-1,712 0,475-0,662 0,643-1,087 0,757-1,393 0,150-0,281 0,309-0,425 0,02 - 2 , 6 9 0,22 - 0 , 7 5 0,28 - 1 , 6 0

N N N P2Os P2O5 p2o5 k2o k20 k2o

1,250 0,450 0,812 0,187 0,153 0,187 0,95 0,40 0,32

1,625 0,550 1,125 0,584 0,187 0,537 4,10 0,95 1,22

N N N P2O5 P2O5 p2o5

0,562 0,637 0,575 0,056 0,097 0,112

0,600-2,012 0,500-1,075 0,675-1,725 1,215-1,544 0,209-0,244 0,381-0,484

p205

k2o k2o

100

S. RUBIN, Düngungsversuche in Obstanlagen

Fortsetzung von Tabelle 38 Organ

Nährstoff

1

2

Nährstoffgehalt in % zu Trockensubstanz bei Mangelsymptomen ohne Mangel 3 4

Blätter Stämmchen Wurzeln Erdbeerpflanzen Blätter Wurzelranken mit Blattrosetten Wurzeln Blätter Wurzelranken mit Blattrosetten Wurzeln Blätter Wurzelranken mit Blattrosetten Wurzeln

K,0 K.,0 K,0

0,40 0,45 0,40

0,95 - 2 , 0 5 0,82 - 1 , 2 7 1,15 - 2 , 3 2

N

0,568

0,743-1,05

N N

0,062 0,562 0,062

0,675-1,18 0,881-0,987 0,484-0,671

P,0,

k20

0,172 0,133 0,200

0,562-0,753 0,328-0,550 0,920-1,120

k2o k2o

0,700 0,120

1,050-1,700 0,300-1,000

P2O5 P2O5

Anmerkung: Wenn in den Spalten 3 oder 4 zwei Zahlenwerte „von-bis" angegeben sind, so entspricht der höhere Wert dem frühen Termin der Probenentnahme für die Analyse und der niedrigere dem späteren Termin.

'Litauer Pepping' auf Phosphor- und Stickstoffdünger zu beobachten ist. In anderen Versuchen auf weniger stark bearbeiteten Böden mit einem Gehalt an hydrolysierbarem Stickstoff unter 8 mg/100 g Boden (nach TJURIN und KOKONOVA) reagierten die Apfelbäume stärker auf Stickstoff. Aufgrund unserer Arbeiten können für podsolierte Schwarzerden und dunkelgraue Böden unter den Bedingungen des Waldsteppengebiets der Ukraine folgende Vorschläge unterbreitet werden (P. G. KOPYTKO) : 8 mg hydrolisierbaren Stickstoffs in 100 g Boden sind für die Stickstoffernährung des Apfelbaumes unzureichend, mehr als 15 mg weisen auf einen schwachen Bedarf an Stickstoffdünger hin. Sind in 100 g Boden 7 • • • 8 mg P 2 0 5 nach TRUOG bzw. 3 , 5 • • • 4 , 0 mg nach BURIELL und HERNANDO bzw. 2 , 5 • • • 3,0 mg nach dem Azetatpufferauszug oder noch größere Mengen enthalten, dann ist die Anwendung von Phosphordünger in Apfelbaumanlagen wenig effektiv. Sind in 100 g Boden 15 • • • 2 0 mg K 2 0 nach MASLOVA, 10 • • • 15 mg nach BROVKINA, 5 , 5 • • • 6,0 im Extrakt einer halbnormalen Essigsäure ( N . N . KRUFSKIJ U. a. 1968), 2 0 • • • 2 2 mg nach SCHACHTSCHABEL oder eine geringere Menge K 2 0 enthalten, so ist eine positive Reaktion der Apfelbäume auf Kalidüngung zu erwarten. Bei der Blattanalyse wurde eine deutliche direkte Korrelationsbeziehung zwischen dem Ansprechen der Pflanze auf Kalidüngemittel und dem Kaliumgehalt in den von verschiedenen Teilen der Wachstumstriebe von tragenden und nichttragenden Fruchttrieben stammenden Blättern festgestellt. Unter den kontrollierbaren Bedingungen des Gefäßversuches wurde der Nährstoffgehalt in verschiedenen Organen von Apfel, Birne, Quitte, Aprikose und Wein sowie in Erdbeerpflanzen unter normalen Ernährungsbedingungen und bei deutlich ausgeprägten Mangelerscheinungen bestimmt (Tab. 38).

101

Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 1, 1976

Die Untersuchungen ergaben, daß die Angaben über den prozentualen Nährstoffgehalt in den Blättern der Pflanzen nicht in jedem Fall zuverlässig f ü r Schlußfolgerungen über ihren Versorgungsgrad herangezogen werden können. Untersucht man den prozentualen Mineralstoffgehalt der Blätter verschieden gedüngter Bäume bezogen auf Trockensubstanz, so kann man häufig feststellen, daß diejenigen von gedüngten oder auf sehr gepflegten Böden stehenden im Vergleich zu denen der Kontrollpflanzen gleiche oder sogar geringere Mengen an Nährstoffen enthalten. Diese Ergebnisse sind schwer zu erklären. Bei diagnostischen Untersuchungen zwecks objektiver Einschätzung der Ernährungssituation von Obstbäumen spiegelt ein einziger Kennwert der Nährstoffkonzentration in den Blättern nicht immer ausreichend den Versorgungsgrad der Pflanzen mit Nährstoffen wider, besonders in den Fällen, in denen die chemische Zusammensetzung unterschiedlich ernährter Pflanzengruppen verglichen werden soll. I n diesen Fällen sollte ein diagnostischer Kenwert verwendet werden, der neben der Nährstoffkonzentration — bezogen auf eine Masseeinheit Trockensubstanz — auch gleichzeitig Angaben über die Gesamtmasse gespeicherter vegetativer Trockensubstanzmasse umfaßt. Ein gut geeigneter Kennwert f ü r die Diagnostik ist, nach A. A. Bondarenko, die Nährstoffmenge (in Masseeinheiten) in einer bestimmten Menge trockener Blätter oder anderer Organe. Nachfolgend wird dazu ein Beispiel aus einem unserer mehrjährigen Versuche zum Studium der Bodenpflegesysteme angeführt (Tab. 39). Drückt man die Ergebnisse der Blattanalyse im prozentualen Anteil zur Trockensubstanz aus, so können bei Phosphor zwischen allen Varianten, bei Stickstoff und Kalium zwischen der ersten Tabelle 39 Einfluß der Pflege zwischen den Baumreihen auf die chemische Zusammensetzung der Blätter bei der Apfelsorte Litauer Pepping (September 1962) Bodenpflege zwischen d. Reihen

Masse v. trockenen Blättern, g

% zur Trockensubstanz N P205 K20

g je 100 St. trockene Blätter N P205 K20

Vergrasung Schwarzbrache Sommergründüngungspflanzen

45,7 53,6

2,11 2,10

0,30 0,33

1,25 1,25

0,96 1,12

0,13 0,17

0,57 0,67

52,0

3,01

0,32

1,60

1,56

0,16

0,83

und der zweiten Variante keine wesentlichen Unterschiede festgestellt werden. Werden diese Ergebnisse aber in Masseeinheiten, bezogen auf 100 Blätter, angegeben und wird somit zusätzlich der Kennwert der vegetativen Pflanzenleistung eingeführt, so werden die Unterschiede zwischen den schlechtesten (Vergrasung) und den besten der o. g. Varianten (Schwarzbrache und Sommergründüngungspflanzen) deutlich. A. A. B o n d a r e n k o schlägt vor, nicht nur die Angaben über die chemische Zusammensetzung bestimmter Baumorgane unmittelbar zur Ernährungsdiagnostik heranzuziehen, sondern auch die eventuelle Wiederverwendung der Nährstoffe zu berücksichtigen, d. h. die Möglichkeit einer nochmaligen Nutzung durch verschiedene andere Organe.

102

S. RUBIN, Düngungsversuche in Obstanlagen

Die Wiederverwendung der Nährstoffe wurde auch anhand äußerer Merkmale des Nährstoffmangels erkannt, die sich zuerst an den unteren Blättern der Triebe zeigten. An den oberen Blättern treten Mangelsymptome erst bei sehr starker Unterernährung auf. Durch eine chemische Analyse kann schon lange vor dem Auftreten äußerer Schadbilder das Abfließen der Nährstoffe aus den unteren in die oberen Blätter festgestellt werden. Die Wiederverwendung kann am Verhältnis der Stickstoff-, Phosphor* und Kaliumgehalte in den jüngeren Blättern und des unteren Triebteils nachgewiesen werden, d. h. am Polaritätskoeffizienten.2) Eine Erhöhung der Polaritätskoeffizienten bedeutet eine verstärkte Nährstofftranslokation von den unteren zu den oberen Blättern, zu den Vegetationskegeln, eine ungenügende Nährstoffversorgung der Pflanzen durch die Wurzeln. Eine Verringerung des Koeffizienten zeigt eine normale Wurzelernährung an (Tab. 40). Tabelle 40 Nährstoffgehalt (in % zur Trockensubstanz) in den Blättern sowie Triebspitze und Triebbasis bei Apfel- und Birnensämlingen in Abhängigkeit von der NPK-Versorgung (Gefäßversuche 1962) Organe

Nährstoffe N Versuchsvarianten PK NPK

Apfelsämlinge Blätter von der Triebspitze Blätter von der Triebbasis Polaritätskoeffizient Birnensämlinge Blätter von der Triebspitze Blätter von der Triebbasis Polaritätskoeffizient

P205

K20

NK

NPK

NP

NPK

1,23 0,87 1,41

1,58 1,69 0,93

0,222 0,156 1,420

0,237 0,222 1,060

0,40 0,40 1,00

1,60 1,77 0,90

1,23 1,22 1,00

1,47 2,01 0,73

0,187 0,162 1,150

0,234 0,228 1,020

0,45 0,67 0,67

0,92 1,70 0,54

Es besteht Grund zu der Annahme, daß man neben dem Polaritätskoeffizienten für die unterschiedlich am Trieb angeordneten Blätter denjenigen verwenden kann, der auf Grund des Nährstoffgehaltes der Blätter und der feinsten WurzelverzweiTabelle 41 NPK-Gehalt in den Blättern und Wurzeln der Apfelsorte ' SommerkalviiP auf den Unterlagen M 3 und M 4 und die Polaritätskoeffizienten dieser Nährstoffe (in % zu Trockensubstanz, September 1967, A. A. Krasnostan) Varianten

Analysierte Organe

Unterlage — M 3 N K20 P2O5

Ohne Düngung

Blätter Wurzeln Polaritätskoeffizient Blätter Wurzeln Polaritätskoeffizient

2,24 1,37

0,34 0,43

0,93 0,29

Unterlage — M 4 N K20 P2O5 0,94 2,25 0,34 0,22 0,98 0,39

1,63 2,30 1,48

0,79 0,34 0,56

3,17 0,84 0,36

2,29 2,18 0,97

0,87 0,35 0,46

4,27 0,83 0,26

1,55

0,61

2,33

2,24

0,75

3,19

120 kg N, 120 kg P 2 0 5 120 kg/ha K a O

2

Nach G. CH. MOLOTKOVSKIJ (1956) ist der Polaritätskoeffizient das Verhältnis der Größe oder Aktivität eines bestimmten Stoffes des oberen Organteils zu seiner Größe (Aktivität) im unteren Teil.

Archiv für Gartenbau, X X I V . Band, H e f t 1 , 1 9 7 6

103

gungen berechnet wurde. Dies dürfte eine Aussage zulassen, weil letztere zuerst auf unzureichende Mineralstoffernährung reagieren. In diesem Falle wird der Polaritätskoeffizient von N, P 2 0 5 , K 2 0 aus dem Verhältnis der Blattnährstoffe zu denen der aktiven Wurzeln gebildet (Tab. 41). Wie aus Tabelle 41 ersichtlich ist, sind die Polaritätskoeffizienten von N, P und K dort, wo nicht gedüngt wurde, höher. Somit ist offensichtlich neben den Kennzahlen der chemischen Zusammensetzung der Blätter (in % zu Trockensubstanz) die Verwendung der Angaben über den Gehalt dieser Nährstoffe umgerechnet auf Masseeinheiten in einer bestimmten Anzahl von Blättern (der sog. „absolue" Gehalt) sowie der Polaritätskoeffizienten der Nährstoffe, berechnet nach den Werten im Bereich eines Triebes oder nach der chemischen Zusammensetzung der Blätter und der aktiven Wurzeln, für die diagnostische Untersuchung objektiver. Es wird eine bessere Einschätzung der Mineralstoffversorgung der Bäume ermöglicht. 3 ) Schließlich sei noch erwähnt, daß in Uman (V. F. M O J S E J C E N K O , A. A. B O N D A R E N K O ) die M ö g l i c h k e i t d e r A n w e n d u n g v o n I s o t o p e n f ü r d i a g n o s t i s c h e Z w e c k e geprüft wurde; und zwar am Beispiel von 32 P. J e schlechter die Apfelsämlinge in den Gefäßversuchen mit P versorgt waren, desto intensiver nahmen sie das Phosphorisotop auf. So betrug der Gehalt an :,2 P in den Blättern bei Phosphormangel 304 Impulse je Minute und bei Phosphorüberschuß nur 186. Zusammenfassung I n einem Zeitraum von 43 Jahren wurden im Landwirtschaftsinstitut Uman zahlreiche Untersuchungen zu Düngungsfragen auf podsolierten Schwarzerdeböden und dunkelgrauen Böden durchgeführt, die sowohl theoretische Fragen der Ernährung von Obstgehölzen als auch wichtige praktische Probleme betrafen. So wurde das Ansprechen der Pflanzen auf organische Dünger und bestimmte Arten und Kombinationen mineralischer Düngemittel, Düngergaben Zeitpunkte und Verfahren der Düngung geprüft. Es ergab sich eine hohe Effektivität organischer Düngemittel und Kalidünger. Unter kontrollierbaren Bedingungen eines Gefäß Versuches wurde mit Hilfe von „Wasserkulturen" die Gleichwertigkeit der Nitrat- und der Ammoniakform von N für Obstpflanzen nachgewiesen; in Sandkulturen wurde die Möglichkeit der Ausnutzung schwachlöslicher Phosphate unter bestimmten Bedingungen bewiesen. I n Versuchen mit verschiedenen Kalidüngerformen wurde ein negativer Einfluß der chlorhaltigen Kalidünger auf Obst- und Beerenobstkulturen, besonders auf die Himbeere nachgewiesen. Unter Anwendung markierter Isotope wurde die Verteilung der einzelnen Nährstoffe in den Organen des Baumes verfolgt, besonders in den verschiedenen Blatteilen. I m Gegensatz zu früheren Vorstellungen wurde festgestellt, daß zwischen den einzelnen Wurzel Verzweigungen und Kronästen keine strenge Autonomie besteht, sondern n u r eine relative, d. h. die Nährstoffe, die über einen Teil des Wurzelsystems eindringen, verteilen sich, wenn auch ungleichmäßig, über alle Kronenäste. Dieser Befund bildet die wissenschaftliche Grundlage für eine lokale Düngung. 3

In den Untersuchungen von V . M . TABASOVA und V . F . K O V A L E N K O bestätigt sich dieses Verhalten auch bezüglich der Kupferversorgung von Apfelbäumen (Izvestija Timir'jazevskoj sel'sko chozjajstvennoj akademii, vyp. 4, 1972*

S. K.UBIN, Düngungsversuche in Obstanlagen

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Es wurden die dynamischen Veränderungen der chemischen Zusammensetzung der einzelnen Baumorgane in verschiedenen Zeitabschnitten untersucht. Damit wurden Angaben über den Nährstoffentzug durch die Obstbäume aus den organischen und mineralischen Düngemitteln und die Ausnutzungskoeffizienten gewonnen. Langfristige Untersuchungen des Wurzelsystems beim Apfel brachten neue Erkenntnisse über das Ausmaß und die Geschwindigkeit des Nachwachsens des Wurzelsystems 1, 2, 3, 4, 7, 14, 21 Jahre nach dem Pflanzen. Untersucht wurden ferner der Einfluß von Boden, Düngung und Bodenpflege auf das Wurzelsystem, die Phänologie und die Regeneration bei Beschädigungen durch Bodenbearbeitung. Ein Verfahren zur lokalen Bodenpflege vor der Pflanzung wurde erarbeitet, so z. B. das Einbringen von Düngemitteln und Humus in Pflanzlöcher. Festgestellt wurde eine Wechselbeziehung zwischen der Effektivität der einzelnen Mineraldüngerarten in den Anlagen und dem Gehalt an beweglichen Nährstofformen im Boden. So wurde es möglich, die agrochemischen Grenzen, ausgehend von den Besonderheiten der Obstbäume, zu präzisieren und Koeffizienten für die Ausnutzung der Nährstoffe aus zugeführten Düngemitteln festzulegen. Die Effektivität der Tiefdüngung im Bereich der Hauptwurzelmasse wurde nachgewiesen, und ein neues Verfahren, die schichtweise Düngung in unterschiedlicher Tiefe und in einem unterschiedlichen Abstand vom Stamm, wurde vorgeschlagen. Unter kontrollierten Bedingungen von Gefäßversuchen wurden die kritischen Werte des Gehaltes der verschiedenen Organe von Apfel-, Birnen-, Myrobalanen- und Aprikosensämlingen an N , P und K bei normaler Ernährung und bei Nährstoffmangel festgestellt. Es wurde eine neues Verfahren der Diagnostik der Nährstoffversorgung, ausgehend vom Unterschied im Nährstoffgehalt in jungen und alten Blättern, bzw. Blättern und aktiven Wurzeln (Polaritätskoeffizenten) vorgeschlagen. Für bestimmte Untersuchungen wurden markierte Atome verwendet, um die Verteilung einzelner Nährstoffe in den Organen des Baumes, besonders in den verschiedenen Blatteilen nachzuweisen; im Gegensatz zu früheren Vorstellungen wurde festgestellt, daß zwischen den einzelnen Wurzelverzweigungen und Kronenästen kein strenger Zusammenhang besteht, sondern ein relativer, d. h. die über das Wurzelsystem eindringenden Nährstoffe verteilen sich, wenn auch ungleichmäßig, über alle Kronenäste. Diese Erscheinung ist die wissenschaftliche Grundlage für die lokale Düngung.

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Archiv für Gartenbau, XXIV. Band, Heft 1,1976

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Summary Title of the paper: Long-term fertilization trials in fruit plantations A n account is given of the results of 43 year investigations above all on t h e development of the root system of fruit trees. Variations in root structure that are due t o genetic and environmental effects have been investigated. In this connection, problems of soil quality, tillage and fertilization are of predominant importance. The effectiveness of organic and mineral fertilization was determined on root growth proper as well as on shoot development. Long-term supply of minerals and humus promotes crop yields as well. Biologically adequate fertilization raises the soil humus content. Special attention has been paid to the soil nitrogen metabolism. Exclusive mineral fertilization without additional humus supply does not agree with the demands for preserving soil fertility. The latter objective can only be achieved b y w a y of additional organic manuring.

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BELAVIN,

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S. RUBIN, Dflngungsversuche in Obstanlagen

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Buchbesprechung Autoren-Kollektiv Wege zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und der Effektivität der Düngung in Nord-Kasachstan Zelinograd 1973, 69 S. Der Sammelband enthält Arbeiten, die sich vorwiegend mit Problemen von Salz- oder Alkaliböden befassen. So werden Fragen der Genesis, der Melioration und der biologischen Aktivität von verschiedenen Solonetzböden dargestellt. Die Effektivität von Mineraldüngern, darunter besonders von Phosphor-Düngern, wird auf dunkelkastanienfarbenen Böden oder Tschernosemen untersucht, wobei vornehmlich landwirtschaftliche Kulturen als Untersuchungsobjekte dienen. Obstbauliche Gesichtspunkte werden von 1 . 1 . K A N I V E O verfolgt, der sich mit den hauptsächlichen agrochemischen Merkmalen bei der Bestimmung des Düngerbedarfs von Obstkulturen auseinandersetzt. Empfohlen wird ein Berechnungsweg für die erforderlichen Düngerdosen unter Berücksichtigung der Nährstoffvorräte im Wurzelraum, der Ausnutzungskoeffizienten von N, P und K im Boden und in Düngern sowie des Nährstoffentzuges. H.

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Acta hydrochimica'et hydrobiologica Naturwissenschaftliche Grundlagen des Gewässerschutzes und der Wasserbehandlung Herausgegeben im Auftrag der Chemischen Gesellschaft der DDR und der Biologischen Gesellschaft der DDR von J. Kaeding, Dresden, W. Panovsky, Leipzig, W. v. Tümpling, Erfurt, unter Mitarbeit zahlreicher Wissenschaftler des In- und Auslandes je Heft 96 Seiten - 16,7 cm X 24 cm jährlich erscheinen 6 Hefte — Preis je Heft 25,— M Bestell-Nr. 1090

Die Zeitschrift dient vorwiegend der Publikation wissenschaftlicher Arbeitsergebnisse auf dem Gesamtgebiet derHydrochemie und Hydrobiologie der Gewässer als auch der naturwissenschaftlichen Grundlagen der Technologie und Praxis der Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung. Hierin sind die Aufgaben der Wasseranalytik miteinbezogen. Besonderer Wert wird dabei dem systembezogenen Zusammenhang der Disziplinen und Arbeitsmethoden sowie den strukturellen und funktionellen Zusammenhängen von stofflichem Bestand, Stofftransport und Stoff- und Energieumsatz in den verschiedenen Systemen beigemessen. Der Begriff der naturwissenschaftlichen Grundlagen umfaßt gleichermaßen die theoretische Basis als auch die praktische Anwendung der Naturwissenschaften in Gewässerschutz und Wasserbehandlung. Zur Lösung der komplexen Aufgabe steht den Herausgebern eine Anzahl international anerkannter Fachkollegen zur Seite.

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