Archiv für Gartenbau: Band 23, Heft 6 1975 [Reprint 2021 ed.]
 9783112474686, 9783112474679

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AKADEMIE DER

LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN

ARCHIV FÜR

GARTENBAU 2

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HEFT 6 • 1975 • BAND 23

Arch. G a r t e n b a u , Berlin 23 (1975) 6, S. 3 3 3 - 3 0 1

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REPUBLIK

Zeit schritt-

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Herausgeber

Akademie der Landwirtschaftswissenschaften

der Deutschen Demokratischen ltcpublik DDR - 108 Berlin, Krausenstraße 38/39 Verlag Akademie-Verlag, D D R — 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4 Fernruf 220 04 41 Telex-Nr 11 44 20, Postscheckkonto Bank

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Chefredakteur

Berlin 35021;

6836-26-20712".

Prof. Dr. Dr. h. c. GERHARD FRIEDRICH, Institut für Obstforschung Dresden-Pillnitz

der AdL, D D R - 8057 Dresden, Pillnitzer Platz 2. Redaktionskollegium

Dr. habil. W. FEHRMANN, Dresden

Prof. Dr Dr. h. c G FRIEDRICH, Dresden

DR H KEGLER, Aschersleben

Dr. H.-G. KAUFMANN', Berlin, Prof Dr. sc. S. KKAMER, Berlin Prof Dr. habil. G. STOLLE, Halle, Prof. Dr. H. RÜPPRECHT, Berlin. Anschrift der Redaktion

Institut f ü r Obstfor schling Dresden-Pillnitz der Akademie der Land Wirtschaftswissenschaften,

DDR - 8057 Dresden. Pillnitzer Platz 2 Veröffentlicht unter der Lizenznummer 1276 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik. Gesamtherstellung V E B Druckerei „Gottfried Wilhelm Leibniz", D D R - 445 Gräfenhainichen. Erscheinungsweise Die Zeitschritt „Archiv für Gartenbau" erscheint jährlich in einem Band mit 8 H e f t e n . Das letzte H e f t eines Bandes enthält Inhalts-, Autoren und Sachverzeichnis. Bezugspreis eines Bandes 1 2 0 , - M zuzüglich Versandspesen (Preis für die D D R 4 0 , - M) Preis je l i e f t 1 5 , - M (Preis für die D D R 5 , - M) Bestellnummer dieses Heftes 1039/23'6. Urheberrecht Die Rechte über die in dieser Zeitschrift abgedruckten Arbeiten gehen ausschließlich a n die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der Deutschen Demokratischen llepublik über. Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Übersetzung in andere Sprachen b e d a r f d e r Genehmigung der Akademie, ausgenommen davon bleibt der Abdruck vonZusammenfassungen. Kein anderer Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Photokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren - ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. All rights reserved ^including those of translations into foreign languages). No part of this issue, except the summaries, may be reproduced in any form, by photoprint, microfilm or any other means, without written permission from the publishers. © 1975 by Akademie-Verlag, Berlin • Printed in the German Democratic Republic

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A K A D E M I E D E R LAND WIRTSCHAFTSWISSEN SCHÄFTEN D E R DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN R E P U B L I K

ARCHIV FÜR

GARTENBAU Ä i—< PH

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Studies on optimal technological systems of fruit production by means of a mathematical model 363 STORTZER

Studies on fruit characters as the basis for selecting sweet cherry varieties for mechanized harvest. II. Resistance to mechanical load 375

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Studies on bitter pit of apple. II. The effect of mineral fertilization on the occurrence of bitter pit 351

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Possibilities of influencing the water content of organic fertilizing materials in the process of their biotechnical decomposition 345

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CONTENTS

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Nebenwirkungen von Insektiziden auf die Gehölzentwicklung und Fruchtqualität der Obstart Apfel 387

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Untersuchungen über die Stippigkeit beim Apfel II. Einfluß mineralischer Düngung auf das Auftreten der Stippigkeit . . 351

Untersuchungen an Fruchtmerkmalen als Grundlage für die Auswahl von Süßkirschensorten für die maschinelle Ernte II. Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Belastungen 375

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HERTNECK

Untersuchungen über optimale technologische Systeme der Obstproduktion mit Hilfe eines mathematischen Modells 363

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Möglichkeiten der Beeinflussung des Wassergehaltes organischer Düngestoffe im Prozeß ihrer biotechnischen Umwandlung 345

CHCTeM

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351

E.

SCHUBERT

Secondary effects of insecticides on wood development and fruit quality with apple 387

Arch. Gartenbau, Berlin 23 (1975) 6, S. 3 3 5 - 3 4 4

K . GROSCHOFF, P . K U N D L E R , R . SACHSE u n d D .

SPAAR

Thesen zur Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit beim Übergang zur industriemäßigen Pflanzenproduktion Beraten in der Sektion Ackerbau und Meliorationen am 5. 12. 1974 und aut der Plenartagung der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften am 17. 12. 1974 1.

Die Bedeutung des Bodens für die weitere Intensivierung der Landwirtschaft und die neuen Bedingungen der erweiterten Reproduktion seiner Fruchtbarkeit beim Übergang zu industriemäßigen Produktionsmethoden

Aus den Beschlüssen des V I I I . Parteitages der SED zur Schaffung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR sowie zur Erfüllung der Hauptaufgabe ergeben sich für die Landwirtschaft — die Sicherung einer stabilen, bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln, sowie der Industrie mit wichtigen Rohstoffen; — die Gewährleistung eines wachsenden Beitrages zur Erhöhung des Nationaleinkommens durch Steigerung der Produktivität und Effektivität der landwirtschaftlichen Produktion; — die weitere Angleichung der Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Dorf an die in der Stadt als wesentliche Grundlage für die weitere Annäherung der Klasse der Genossenschaftsbauern an die Arbeiterklasse; — die Mitgestaltung und Gesunderhaltung der Biosphäre. Der Hauptweg zur volkswirtschaftlich notwendigen Steigerung der Produktion, Arbeitsproduktivität und Effektivität ist auch in der Landwirtschaft die weitere sozialistische Intensivierung. Sie wird vorrangig durch die umfassende Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts insbesondere über die Chemisierung, Mechanisierung, Melioration, Pflanzenzüchtung und technische Trocknung vollzogen. Auf Grund des Standes der Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse wird in der Landwirtschaft der D D R die Intensivierung der Produktion entscheidend durch den planmäßigen Übergang zu industriemäßigen Produktionsverfahren mittels der Kooperation geprägt. Es geht darum, „die gesamte Art u n d Weise der landwirtschaftlichen Produktion nach dem Typ der industriellen Großproduktion grundlegend umzugestalten und den Erfordernissen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung auf sozialistische Weise bei ständig steigendem Produktionsniveau gerecht zu werden." 1 Damit werden wesentliche Schritte zu „. . . einer neuen, höheren Synthese, des Vereins von Agrikultur und Industrie . . ." 2 vollzogen, von der Marx als unabdingbare Notwendigkeit zur Aufrechterhaltung und Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion unter den Bedingungen gemeinschaftlicher Produktionsverhältnisse sprach. 1 2

HONEOKER, E.: Mit neuen Erfolgen zum 25. Jahrestag der DDR, Dietz Verlag Berlin, 1974, Seite 89 MEW, Bd. 23, S. 528

24«

336

K . GROSCHOFF U. a., l t e p r o d u k t i o n der B o d e n f r u c h t b a r k e i t ( T h e s e n )

Den Vorrang bei der weiteren Intensivierung der Landwirtschaft hat die Pflanzenproduktion, weil sie die Entwicklung der gesamten Land- und Nahrungsgüterwirtschaft entscheidend beeinflußt. Mehr noch, unter den Bedingungen der D D R werden ca. 68% des Rohstoffaufkommens der Volkswirtschaft über die Pflanzenproduktion (landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche) erbracht. Die Landwirtschaft erzeugt Rohstoffe für mehr als 50 Zweige der Volkswirtschaft. Der Boden als Hauptproduktionsmittel der Landwirtschaft gehört damit zu den wichtigsten Rohstoffquellen unseres Landes. Da die Möglichkeiten für eine weitere Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der D D R begrenzt sind, ist es zur Erfüllung der Hauptaufgabe notwendig, „höchstmögliche Ergebnisse von jedem Hektar zu erzielen." 1 Das erfordert, die dem Boden innewohnenden natürlichen Ressourcen immer vollständiger zu erschließen, seine Fruchtbarkeit erweitert zu reproduzieren, die Ackerkultur zu erhöhen und die gesamte Bodenfläche intensiver zu nutzen. Deshalb sind d i e M a ß n a h m e n d e r I n t e n s i v i e r u n g b e s o n d e r s a u f d e n B o d e n zu richten. Der Boden ist eine der wichtigsten natürlichen Quellen des gesellschaftlichen Reichtums. Seine Fruchtbarkeit kann durch zusätzliche Aufwendungen an vergegenständlichter und lebendiger Arbeit nicht nur erhalten, sondern stetig vermehrt werden. Produktität und Effektivität der in der Pflanzenproduktion angewendeten Arbeit ja, die Effektivität der Nahrungsgütererzeugung insgesamt — hängen somit in starkem Maße vom erreichten Stand der Bodenfruchtbarkeit ab. Es liegt deshalb im gesamtgesellschaftlichen Interesse, die notwendige Steigerung der Hektarerträge mit einem geringstmöglichen gesellschaftlichen Aufwand zu sichern und eine solche über „. . . das individuelle Bedürfnis des Arbeiters hinausgehende Produktivität der agricolen Arbeit . . . " 2 zu erreichen, daß damit die planmäßig proportionale Entwicklung der Volkswirtschaft wirksam gefördert wird. Der V I I I . Parteitag der SED hat die Aufgabe gestellt, die Bodenfruchtbarkeit weiter zu erhöhen und ihre Reproduktion immer einzuordnen und ökonomisch zu gestalten.

stärker

in die industriemäßige

Produktion

Die Bodenfruchtbarkeit als objektive und wichtigste Eigenschaft des Bodens ist in ihrem Niveau g e s e l l s c h a f t l i c h b e d i n g t , also vom Entwicklungsstand der Produktivkräfte, insbesondere von Wissenschaft und Technik, und den Produktionsverhältnissen abhängig. Das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln und die einheitliche zentrale Planung der gesellschaftlichen Produktion im Sozialismus bilden die grundlegenden objektiven Bedingungen dafür, den Boden im Interesse der Gesamtgesellschaft rationall zu nutzen und die erweiterte Reproduktion seiner Fruchtbarkeit planmäßig zu gestalten. Durch den Übergang zu einer spezialisierten, industriemäßig organisierten Produktion in den K A P bzw. LPG und VEG Pflanzenproduktion sind hierfür günstigere Bedingungen als je zuvor gegeben. Beim gegenwärtig erreichten Intensitätsniveau der landwirtschaftlichen Produktion wird die weitere Steigerung der Bodenfruchtbarkeit maßgeblich v o m w i s s e n s c h a f t l i c h - t e c h n i s c h e n F o r t s c h r i t t bestimmt. Mit ihm wächst die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Einsatz vergegenständlichter Arbeit im landwirt1

GRÜNEBERG, G . : D i e g e g e n w ä r t i g e n A u f g a b e n bei der w e i t e r e n Verwirklichung der v o m V I I I . P a r t e i t a g b e s c h l o s s e n e n Agrarpolitik der S E D , D i e t z V e r l a g Berlin 1974. S e i t e 22 2 M E W B d . 2 5 S. 7 9 4

337

Archiv für Gartenbau, X X I I I . Band, Heft 6, 1975

schaftliehen Produktionsprozeß. „Es liegt . . . in den Naturgesetzen des Feldbaus", so führte Marx aus, „daß bei einer gewissen Höhe der Kultur und ihr entsprechender Erschöpfung des Bodens das Kapital, hier zugleich in dem Sinn schon produzierter Produktionsmittel, das e n t s c h e i d e n d e E l e m e n t der B o d e n k u l t u r w i r d . " 1 Dabei müssen alle Maßnahmen zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit in dem jeweiligen Planzeitraum von den volkswirtschaftlichen Möglichkeiten und den Anforderungen der Gesellschaft an die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion und Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit ausgehen. Aus der Umgestaltung der Landwirtschaft nach dem Typ der maschinellen Großproduktion, als Ausdruck der fortschreitenden Arbeitsteilung im gesamtgesellschaftlichen Maßstab, ergeben sich neue Bedingungen für die erweiterte Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit in den K A P bzw. LPG und V E G Pflanzenproduktion. Sie bestehen — in der wachsenden Zuführung neuer hochleistungsfähiger Produktionsmittel und der umfassenden Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse im Produktionsprozeß ; - in der fortschreitenden Konzentration der Produktion, die in der Pflanzen- und in der Tierproduktion neue Dimensionen erreicht und unlösbar mit der weiteren Spezialisierung von Produktion und Arbeit verbunden ist; — in der Herausbildung spezialisierter Betriebe der Pflanzen- und Tierproduktion, einer Neugestaltung der Wechselbeziehungen zwischen diesen Bereichen, der Verselbständigung von Arbeitsprozessen und ihrer industriemäßigen Organisation in spezialisierten Betrieben (ACZ, Meliorationsbetriebe, K f L ) sowie der Entwicklung von Kombinationen zwischen Rohstofferzeugung und Verarbeitung in vertikal gegliederten Produktionssystemen. - im konzentrierten, territorial stark differenzierten Anfall tierischer Abprodukte als Folge der Errichtung großer industrieller Anlagen der Tierproduktion; — in der effektiveren Gestaltung der Anbaustruktur, die durch eine bedeutende Erweiterung der Anbauflächen von Getreide und Zuckerrüben auf Kosten der Hauptfutterfläche gekennzeichnet ist, zur Deckung des sich verändernden Nahrungsmittelbedarfs; - in einer rationelleren Standortverteilung der Pflanzen- und Tierproduktion, die durch eine stärkere gebietliche Spezialisierung bei zunehmenden Anbaukonzentrationen wichtiger Kulturpflanzen geprägt ist; Diesen neuen Bedingungen müssen die Maßnahmen zur erweiterten Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit voll Rechnung tragen. Sie werden in der Einheit von staatlicher und betrieblicher Leitung und Planung nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus verwirklicht. 2.

Maßstäbe und Kriterien Produktion

der Bodenfruchtbarkeit

bei

industriemäßiger

In der Pflanzenproduktion ist der Boden Standort, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand. Unter der Fruchtbarkeit des Bodens ist bei industriemäßiger Pflanzenproduktion die Potenz des Bodens zu verstehen, eine stabile, ökonomisch effektive Produktion 1

MARX, K . : Das Kapital, Band 3, Seite 727

338

Ii. GROSCHOFF 11. a., Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit (Thesen)

hoher Erträge in guter Qualität, auf großen Schlägen, bei hoher Konzentration der angebauten Kulturen und Einsatz leistungsfähiger Maschinensysteme zu ermöglichen. Die Bodenfruchtbarkeit ist das Ergebnis des Zusammenwirkens von Naturfaktoren (Klima, Vegetation, geologisches Substrat) und gesellschaftlicher Arbeit (acker- und pflanzenbauliche sowie meliorative Maßnahmen). Sie ist somit sowohl natürlich als auch gesellschaftlich bedingt und schließt ökonomisch immer Relationen zum gegebenen Entwicklungsstand von Wissenschaft und Technik in der Pflanzenproduktion in sich ein. Die Bodenfruchtbarkeit muß in Beziehung zur angebauten Kultur beurteilt werden. Ein Boden, der für die eine Kultur günstige Ertragsbedingungen besitzt, kann für eine andere Kultur wesentlich weniger fruchtbar sein. Diese Tatsache ist mit Grundlage für eine rationelle Standortverteilung der Pflanzenproduktion. Andererseits werden durch die planmäßige Steigerung der Bodenfruchtbarkeit auf allen Standorten die Anbaumöglichkeiten für bestimmte Fruchtarten, z. B. für Zuckerrüben, stetig erweitert. Mit dem Übergang zur industriemäßigen Pflanzenproduktion ergeben sich neue Anforderungen an die Funktionen des Bodens, die für eine hohe Bodenfruchtbarkeit bestimmend sind sowie an einzelne ihrer Elemente. 1.

Versorgungsfunktionen

Während bei einem niedrigen Niveau der Mineraldüngung die Fruchtbarkeit des Bodens vor allem von seinem Nährstoffvorrat abhängt, werden bei dem in der DDR erreichten hohen Niveau für die Bodenfruchtbarkeit vor allem das Transformationsund Speicherungsvermögen des Bodens für Mineralnährstoffe und Wasser sowie eine bestimmte Struktur entscheidend. Physikalische Bodeneigenschaften, von denen die Transportgeschwindigkeit des Wassers, der Nährstoffe und des Sauerstoffs im Boden abhängen, erlangen besonders bei Zusatzbewässerung erstrangige Bedeutung. 2.

Phytosanitäre Funktionen

Bei einer vielzweigig strukturierten betrieblichen Pflanzenproduktion konnten durch die dem Boden eigene biologische Aktivität schädliche Stoffe relativ einfach abgebaut und die Anreicherung von Schaderregern gehemmt werden. Die zunehmende Anbaukonzentration wichtiger Kulturpflanzen im spezialisierten Pflanzenbaubetrieb kompliziert die Lösung dieses Problems und erfordert neue Wege, um die phytosanitären Funktionen des Bodens zu erhöhen und wirksamer zu gestalten. 3.

Technologische Eignung

Es kommt darauf an, den Boden in seiner technologischen Eignung für den Einsatz moderner leistungsfähiger Maschinensysteme und den industriemäßig organisierten Ablauf der Arbeiten in der Pflanzenproduktion zu verbessern. J e vollkommener die Voraussetzungen sind, um den Boden mit leistungsfähigen Maschinensystemen zu bearbeiten und zu befahren, desto besser eignet er sich für die industriemäßige Produktion, für die Erzielung hoher Erträge bei geringstem gesellschaftlichem Aufwand je Produktionseinheit.

Archiv für Gartenbau, X X I I I . Band, Heft 6, 1975

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Auf diese sich verändernden Anforderungen muß die Nutzung neuer wissenschaftlichtechnischer Erkenntnisse vorrangig konzentriert werden. Eine stabile und steigende Pflanzenproduktion erfordert die planmäßig erweiterte Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit. Sie schließt die Beseitigung aller negativen Veränderungen im Boden als Folge des Pflanzenproduktionsprozesses (Nährstoffentzug, Verlust an organischer Bodensubstanz, Strukturverschlechterung u n d Anreicherung von Krankheitserregern und Schädlingen) und die Verbesserung aller fruchtbarkeitsbestimmenden Bodeneigenschaften in sich ein. Die erweiterte Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit umfaßt damit sowohl die periodisch mit dem Produktionszyklus der Pflanzenproduktion (Anbau- und Rotationsperiode) wiederkehrenden ackerbaulichen Maßnahmen zur Wiederherstellung und kontinuierlichen Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, als auch ihre sprunghafte Steigerung durch Meliorationen.

3.

Die Einordnung der Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit in die spezialisierte industriemäßig organisierte Produktion

Die mit dem Übergang zur industriemäßigen Produktion verbundene Konzentration und Spezialisierung sowie die optimale Nutzung der natürlichen und ökonomischen Bedingungen zwingen zu einem standörtlich hohen Anbauumfang bestimmter Kulturen. Folgende T y p e n l a n d w i r t s c h a f t l i c h e r B o d e n n u t z u n g werden in der D D R bestimmend sein: •





• •



Körnerfruchtproduktion mit über 70% Getreide auf der AF ergänzt durch R a p s oder Körnerleguminosen bzw. reinem Getreideanbau; auf ertragreichen Getreidestandorten (vorrangig Lö 1—4, D 4 - 6 , V I ) ; entfernt von Anlagen der Tierproduktion. Kartoffelproduktion mit über 2 5 % Kartoffeln auf der A F kombiniert mit Getreideoder Ackerfutterbau; auf leichten und mittleren Diluvialstandorten (D 2—4) mit geringem Steinbesatz oder bei Entsteinung; teilweise oder ganz unter Beregnung; in Verbindung mit Kartoffellagerungs- und Verarbeitungsanlagen. Zuckerrübenproduktion mit über 3 3 % Zuckerrüben auf der A F kombiniert mit Getreide- oder Ackerfutterbau; gute Diluvialstandorte (D 4—6), Löß- und Alluvialstandorte teilweise oder ganz unter Beregnung; in Verbindung mit Zuckerfabriken und Trockenwerken. Futterproduktion in Verbindung mit industriemäßigen Anlagen der Tierproduktion und Trockenwerken; ganzflächig unter Bewässerung. Gemüseproduktion vorrangig zur Versorgung der Bevölkerung in Ballungsgebieten bei Sicherung eines breiten Sortiments; teilweise oder ganz unter Beregnung; in Verbindung mit Aufbereitungs-, Lagerungs- und Verarbeitungsanlagen. Obstproduktion in geschlossenen Obstanbaugebieten; teilweise oder ganz unter Beregnung; in Verbindung mit Lagerungs- und Aufbereitungsanlagen.

Die schrittweise Herausbildung der angeführten Bodennutzungstypen kann nur in Einheit mit der weiteren Entwicklung der gesellschaftlichen Organisation der landwirtschaftlichen Produktion erfolgen. Der Prozeß wird notwendig die Grenzen der gegenwärtig bestehenden Betriebe überschreiten und sich auch aus der Sicht einer

340

Ii.

Groschoff u. a.,

Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit (Thesen)

rationellen Durchführung der bodenfruchtbarkeitssteigernden Maßnahmen im engen Zusammenwirken mehrerer K A P bzw. spezialisierter L P G und V E G Pflanzenproduktion mit den ACZ, K f L und Meliorationsbetrieben vollziehen. Die Maßnahmen zur Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit müssen für die einzelnen Bodennutzungstypen spezifisch gestaltet und jeweils als komplexes System ausgelegt werden. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: — Bei der schrittweisen Herausbildung bestimmter Bodennutzungstypen erlangen neue Prinzipien der Fruchtfolgegestaltung und chemischen Maßnahmen zur phytosanitären Absicherung hervorragende Bedeutung. An die Stelle vielfältiger Rotationen mit längeren Anbaupausen gefährdeter Fruchtarten und des regelmäßigen Wechsels zwischen Getreide, Hackfrucht und Futterpflanzen treten kurze Rotationen mit wesentlich weniger Kulturen. In Getreiderotationen gewinnen die Getreideartenfolgen und die Zwischenfruchtgründüngung sowie die direkte Bekämpfung von Cercosporella und Ophiobolus, in Rotationen mit hohem Kartoffel- bzw. Zuckerrübenanteil neben der Auswahl der Komplementärfrüchte die Bekämpfung von Nematoden zunehmend an Gewicht. — Mit der Entstehung industriemäßiger Anlagen der Tierproduktion ist unabdingbar der Übergang von der Stallmist- zur Gülledüngung bzw. der Anwendung von Trennprodukten der Gülle verbunden. Gülle — kombiniert mit Strohdüngung, in Futterrotationen auch ohne Stroh, hat sich sowohl in wissenschaftlichen Versuchen, als auch unter Produktionsbedingungen im Hinblick auf die Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit dem Stallmist als völlig ebenbürtig erwiesen. Die Stallmistdüngung ist aus technologischen Gründen mit der industriemäßigen Produktion nicht zu vereinbaren und hat damit ihre Berechtigung verloren. I n der Übergangszeit zwangsläufig noch anfallender Stallmist ist rationell einzusetzen. Durch die zunehmende Konzentration der Tierproduktion fällt die Gülle territorial in sehr unterschiedlichen Mengen an. Die in Einzugsbereichen industrieller Tierproduktion sanlagen konzentriert anfallende Gülle ist vorwiegend für die Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit, vor allem in der Futter- und Zuckerrübenproduktion mit Beregnungsanlagen, einzusetzen. Außerhalb des Absatzbereiches der Gülle ist die Versorgung der Böden mit organischer Substanz durch Verfahren der Stroh- und Gründüngung in Verbindung mit entsprechenden Mineraldüngergaben zu sichern. Damit kann die Stallmistdüngung auch auf diesen Standorten abgelöst und die für hohe und stabile Erträge notwendige regelmäßige Versorgung des Bodens mit organischer Substanz gewährleistet werden. Versuche und praktische Erfahrungen zeigen, daß Mineraldüngerstickstoff auch ohne Zufuhr tierischer Abprodukte mit hoher Effektivität eingesetzt und die organische Substanz des Bodens allein mit pflanzlichen Rückständen (Stroh, K r a u t , Wurzelmasse, Gründünger) reproduziert werden kann. — Einen wesentlichen Einfluß auf die Erhöhung der Fruchtbarkeit hat die Wasserversorgung der Böden. Dort, wo eine Zusatzbewässerung nicht möglich ist, müssen in erster Linie die natürlichen Niederschläge besser ausgenutzt werden. Die Erhöhung der Nutzwasserkapazität ist vor allem durch Krumenvertiefung und Unterbodenerschließung bei allen Böden mit ausreichendem Tongehalt (zumindest im Unterboden) möglich. Bei Sand- und lehmigen Sandböden gewinnt die Schaffung künstlicher Stau- und Speicherschichten an Bedeutung.

Archiv für Gartenbau, X X I I I . Band, H e f t 6, 1975

341

Der Einsatz von Beregnungsanlagen muß vorrangig in Abhängigkeit von dem örtlichen Wasserreservoire, dem Anfall von Gülle und Abwasser erfolgen. Mit der Erweiterung der Beregnungsflächen gewinnt die Anwendung fruchtartenspezifischer Beregnungstechnologien, darunter auch der Anbau von Getreide unter Beregnung, zunehmend an Gewicht. — Der Übergang zu hohen Anbaukonzentrationen wichtiger F r u c h t a r t e n sowie die Schaffung von Voraussetzungen für den rationellen Einsatz moderner leistungsfähiger Maschinensysteme bedingen die Bildung großer Schläge. Auf den einzelnen Teilen der Schläge müssen die Maßnahmen der Pflanzenproduktion im R a h m e n des Produktionsverfahrens der jeweiligen Kultur im wesentlichen undifferenziert durchgeführt werden. Deshalb gewinnen Maßnahmen zur Beseitigung von Flurhindernissen und großen, die industriemäßige Produktion behindernden Bodenunterschieden stark an Bedeutung. — Die effektive Anwendung komplexer Maßnahmen zur Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit erfordert Verfahren zu entwickeln, die ihre D u r c h f ü h r u n g auf industriemäßige Weise im arbeitsteiligen Zusammenwirken von K A P , L P G und V E G Pflanzenproduktion mit den ACZ, Meliorationsbetrieben und K f L ermöglichen. Alle Arbeiten zur erweiterten Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit müssen sich in den pflanzlichen Produktionszyklus störungsfrei eingliedern. Alle Maßnahmen zur Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit sind zur Sicherung eine hohen Effektivität in Kombination anzuwenden. Die Unterschiede zwischen den Kombinationen einzelner Maßnahmen werden im wesentlichen bestimmt d u r c h : • • • •

4.

den jeweiligen Bodennutzungstyp und die damit verbundenen Methoden der Fruchtfolgegestaltung und phytosanitären Absicherung; die Art und Weise der Reproduktion der organischen Substanz des Bodens u n d seiner Versorgung mit N ä h r s t o f f e n ; die verfügbaren Wasserressourcen und das Standortklima; die unterschiedlichen meliorativen Maßnahmen zur Verbesserung der technologischen Eignung der Böden. Anforderungen an Forschung und Entwicklung zur Sicherung des wissenschaftlich-technischen Vorlaufs für die erweiterte Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit

Um den wissenschaftlich-technischen Vorlauf f ü r die erweiterte Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit bei industriemäßiger Organisation der Pflanzenproduktion in den K A P bzw. spezialisierten VEG und LPG zu sichern, sind die Möglichkeiten der physikalischen, chemischen und biologischen Steuerung der Bodenfruchtbarkeit und ihrer ökonomischen Gestaltung zu erforschen und durch Entwicklung neuer Prinzipien und Verfahren immer umfassender auszunutzen. Dabei ist in der wissenschaftlichen Betrachtungsweise stets von der dialektischen Einheit natürlicher u n d gesellschaftlicher Bedingtheit der Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit auszugehen. Physikalische Prinzipien liegen der Bodenbearbeitung, Entwässerung und Bewässerung, Gefügemelioration, Flurmelioration und Entsteinung zugrunde. Bessere Effekte in der Bodenbearbeitung und ihrer Kombination mit der Aussaat sind durch neue Werkzeugkombinationen mit aktiven (angetriebenen) Werkzeugen zu

342

K . GROSCHOFF U. a., Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit (Thesen)

erzielen. Dringend notwendig ist die Ausarbeitung von Methoden zur Steuerung der Bodenbearbeitung nach meßbaren Bodeneigenschaften. F ü r die Entsteinung, die Gefügemelioration, die Einbringung von Stroh und Gülle sowie die A p p l i k a t i o n von Mineraldüngern, P f l a n z e n s c h u t z m i t t e l und B o d e n Verbesserungsmittel sind neue wirksame W e r k z e u g e und Maschinen zu entwickeln. Die E n t w ä s s e r u n g ist auf immer mehr Standorten mit der Unterflurbewässerung zu kombinieren. D u r c h Verbesserung der Wasserleitfähigkeit schwer durchlässiger B ö d e n und Bodenschichten m u ß die E f f e k t i v i t ä t der Anlagen vergrößert werden. D i e Anlagen der zweiseitigen Bodenwasserregulierung sind zu automatisieren. Die B e r e g n u n g ist in ihrer Ertragswirksamkeit zu erhöhen u n d der spezifische Wasserverbrauch zu senken durch eine Einsatzsteuerung nach kontinuierlich gemessenen Boden-, K l i m a - und P f l a n z e n p a r a m e t e r n und eine mit der Wasserzufuhr verbundene wirksame Verbesserung klimatischer F a k t o r e n im oberirdischen P f l a n z e n w u c h s r a u m . Die B e r e g n u n g ist zunehmend zu automatisieren. E f f e k t i v e Verfahren der bodennahen Gülleausbringung über R o h r s y s t e m e sind zu entwickeln. Chemische Prinzipien müssen immer stärker zur erweiterten Reproduktion der Boden fruchtbarkeit bei industriemäßiger P r o d u k t i o n g e n u t z t werden. E i n e n vorrangigen P l a t z n i m m t die Mineraldüngung zur Sicherung einer ständig optimalen Nährstoffversorgung der P f l a n z e n aus dem B o d e n ein. Die E f f e k t i v i t ä t der Mineraldüngung wird vor allem durch die zunehmend genauere Erfassung und Berücksichtigung der Boden-, K l i m a - und P f l a n z e n p a r a m t e r in E D V - M o d e l l e n , die A u f k l ä r u n g und Beeinflussung der Nährstofftransformation im B o d e n sowie durch die E n t w i c k l u n g und Herstellung agronomisch wirksamerer und technologisch günstigerer Mineraldünger erhöht. Z u n e h m e n d werden chemische W i r k s t o f f e zur B e k ä m p f u n g von U n k r ä u t e r n , K r a n k heitserregern und tierischen Schädlingen im B o d e n A n w e n d u n g finden. F ü r die bei industriemäßiger P r o d u k t i o n notwendigen hohen Anbaukonzentrationen von Getreide, Zuckerrüben und K a r t o f f e l n sind neben wirksamen Herbiziden besonders F u n g i z i d e für bodenbürtige pilzliche Krankheitserreger (z. B . Cercosporelle, Ophiobolus) und Nematizide, die einen wirtschaftlichen E i n s a t z gestatten, zu entwickeln. Des weiteren werden chemische W i r k s t o f f e zur Beeinflussung fruchtbarkeitsbestimmender Bodenprozesse, besonders der Nährstofftransformationen, (z. B . Urease und Nitrifikationshemmer) und der U m s e t z u n g e n der organischen B o d e n s u b s t a n z ein wachsende Rolle spielen. E i n e breitere A n w e n d u n g werden chemische Bodenverbesserungsmittel ( B V M ) zur B i l d u n g und Stabilisierung eines günstigen B o d e n g e f ü g e s in Lehm-, Schluff- und T o n b ö d e n und zur Herstellung von Stau- und Speicherschichten in B ö d e n mit geringer N u t z w a s s e r k a p a z i t ä t erfahren. Neue B V M sind für diese Z w e c k e zu e n t w i c k e l n . Biologische Prinzipien spielen bei industriemäßiger P f l a n z e n p r o d u k t i o n im Zusammenwirken m i t den physikalischen und chemischen Prinzipien für die R e p r o d u k t i o n der B o d e n f r u c h t b a r k e i t eine wesentliche Rolle und müssen deshalb erforscht, beachtet und ausgenutzt werden. Eine besondere A u f m e r k s a m k e i t ist der richtigen A u s w a h l der F r u c h t a r t e n und -Sorten z u schenken. E s geht darum, die natürlichen Boden- und K l i m a Verhältnisse der verschiedenen Standorte durch eine entsprechende Standortverteilung der Pflanzenproduktion und R a y o n i e r u n g der Intensivsorten besser zu n u t z e n und in ihrer D y n a m i k z u beeinflussen. Grundlage dafür ist die weitere A u f k l ä r u n g der Standortverhältnisse

Archiv für Gartenbau, X X I I I . Band, Heft 6, 1975

343

und der Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Standorten und Pflanzenkulturen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Fruchtfolgeforschung. E s sind Fruchtfolgeprinzipien für die industriemäßige Pflanzenproduktion mit hoher Konzentration von Getreide, Zuckerrüben bzw. Kartoffeln auszuarbeiten, die einer Anreicherung von schwer oder nur mit unvertretbar hohem Aufwand bekämpfbaren Unkräutern, K r a n k heitserregern und tierischen Schädlingen entgegenwirken. Darüber hinaus muß erforscht werden, wie weitere biologische Wirkprinzipien zur Sicherung hoher Anbaukonzentrationen bestimmter Fruchtarten wirksam genutzt werden können. Die Zuführung organischer Stoffe zum Boden in F o r m von Pflanzenresten (Wurzeln, Stroh, K r a u t , Gründünger) und tierischen Exkrementen (Gülle und deren Trennprodukte) sowie die Umsetzungsprozesse organischer Substanzen im Boden sind eingehender zu untersuchen. E s sind Prinzipien und Verfahren zu entwickeln, die einen optimalen Verlauf der biologischen Reaktionen im Boden gewährleisten, das Transformationsvermögen erhöhen und die biologische Abwehrkraft verbessern. Der über EDV-Modelle gesteuerte Einsatz organischer Dünger ist durch laufende Verbesserung der Parameter in seiner Effektivität zu erhöhen. Im Zusammenwirken von technologischer und betriebswirtschaftlicher Forschung sind die ökonomisch effektivsten Kombinationen von Maßnahmen und Verfahren zur Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit standortabhängig und fruchtartspezifisch auszuarbeiten und rationelle Formen ihrer arbeitsteiligen Realisierung durch die K A P , spezialisierte L P G und V E G Pflanzenproduktion, ACZ, K f L und Meliorationsbetriebe zu ermitteln. E s sind Grundlagen für die Leitung des Reproduktionsprozesses der Bodenfruchtbarkeit in größeren, über die einzelnen K A P bzw. spezialisierten L P G und V E G Pflanzenproduktion hinausgehenden Territorien auszuarbeiten und standardisierte Verfahren im R a h m e n von Produktionssystemen mehrerer K A P bzw. L P G und V E G Pflanzenproduktion zu entwickeln. Die planmäßige Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit unter industriemäßigen Bedingungen stellt auch an die agrarökonomische Forschung neue Anforderungen. Vordringlich sind theoretische und methodische Grundlagen für eine rationelle Standortverteilung der landwirtschaftlichen Produktion und der Produktivkräfte zu erarbeiten, um mit den wachsenden gesellschaftlichen Aufwendungen zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit einen höchstmöglichen volkswirtschaftlichen und betrieblichen Nutzeffekt zu erreichen. Auf der Grundlage aussagefähiger betrieblicher Kennziffern ist das System der ökonomischen Regelungen zur planmäßigen Forschung einer spezialisierten, industriemäßig organisierten Pflanzen- und Tierproduktion weiterzuentwickeln. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die tiefere Durchdringung des wertmäßigen Reproduktionsprozesses der landwirtschaftlichen Produktion. E i n bedeutender Anteil des Volksvermögens ist in F o r m langfristig wirkender Aufwendungen im Boden angelegt (Ent- und Bewässerungssysteme, Gefügemeliorationen, Reliefbegradigungen etc.). Dieser Teil der landwirtschaftlichen Grundmittel wird in seiner Gesamtheit wertmäßig z. Z. nicht erfaßt. 1 Die weitere Intensivierung und der 1

X a c h Berechnungen des sowj. Ökonomen G. G. KOTOW umfaßt der Wert des Bodenfonds der Kolchosen und Sowchosen mehr als 9 0 % des gesamten Grundmittelfonds der sowjetischen Landwirtschaft. I n : „Die erweiterte Reproduktion der sozialistischen Landwirtschaft" Verlag „Kolos", 1969

344

Ii.

Gkoschoff u. a.,

Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit (Thesen)

Übergang zur industriemäßigen Produktion erfordern, mit der Steigerung der Hektarerträge zugleich die Ertragsstabilität zu erhöhen und die technologische Eignung der Böden für die industriemäßige Bearbeitung zu verbessern. Daraus folgt ein stetiges Anwachsen der langfristig wirkenden Aufwendungen auf den Boden. E s wird deshalb immer dringlicher, eine wirksamere gesellschaftliche und betriebliche Kontrolle über die Effektivität der im Boden investierten Grundmittel und ihre planmäßige Reproduktion auszuüben. Deshalb ist es notwendig, theoretische und methodische Grundlagen für eine richtige Bewertung der insgesamt im Boden investierten Mittel zu erarbeiten und die Wirkungsdauer dieser Investitionen näher zu bestimmen. Die Methoden zur Ermittlung der Effektivität der im Boden investierten Fonds — in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Standorten und der Wechselwirkung mit laufenden Aufwendungen zur Steigerung der Bodenfrucht barkeit —sind zu präzisieren. Des weiteren sind die Wechselbeziehungen zwischen der zunehmenden Konzentration und Spezialisierung der Pflanzen- und Tierproduktion und den damit verbundenen langfristigen Aufwendungen auf den Boden gründlicher zu untersuchen und daraus Schlußfolgerungen für eine ökonomisch effektive Standortverteilung der Produktion der Produktivkräfte abzuleiten. Die Aufgaben der Wissenschaft, die sich aus der erweiterten Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit bei industriemäßiger Produktion ergeben, sind nur auf der Basis der internationalen Wissenschaftskooperation mit der Sowjetunion und den anderen Mitgliedsländern des R G W zu lösen. Sie erfordern die enge Kooperation zwischen den Einrichtungen der agrarwissenschaftlichen und der gesellschaftswissenschaftlichen Forschung, der naturwissenschaftlichen und technischen Grundlagenforschung der Akademie der Wissenschaften und des Hochschulwesens und der Industrieforschung. Die Grundlage dafür bildet das langfristige komplexe Forschungsprogramm zur R e produktion der Bodenfruchtbarkeit. Die Erfüllung dieses Programms setzt weiterhin voraus, die Experimentalbasis (Feldversuchswesen, Produktionsexperimente) entsprechend der zukünftigen Standortverteilung und den sich herausbildenden Bodennutzungstypen weiterzuentwickeln und eine einheitliche Leitung von Forschung und experimenteller Arbeit zur raschen Umsetzung wissenschaftlicher Ergebnisse in ökonomische Fortschritte zu sichern.

Arch. Gartenbau, Berlin 23 (1975) 6, S. 345-350 Sektion Gartenbau der Humboldt-Universität zu Berlin Forschungsbereich Bodenfruchtbarkeit Großbeeren JÜRGEN

REINHOLD

Möglichkeiten der Beeinflussung des Wassergehaltes organischer Düngestoffe im Prozeß ihrer biotechnischen Umwandlung

Eingang: 21. November 1973

1.

Problemstellung

Der Wassergehalt ist für die aerobe Mietenrotte von entscheidender Bedeutung. Bei der biotechnischen Umwandlung fester Fäkalstoffe aus der industriemäßigen Tierproduktion ist der Wassergehalt durch Einsatz von Zuschlagstoffen zu verringern ( B A U M A N N und R E I N H O L D , 1 9 7 2 ) . Hohe Wassergehalte führen zu einer Verminderung der Luftdurchlässigkeit im rottenden Material (REINHOLD, U. a., 1 9 7 2 ) . Der für die aerobe Rotte notwendige Gasaustausch wird gehemmt, was sich negativ auf den Rotteverlauf auswirkt (REINHOLD, 1 9 7 2 ) . Für die Produktion organischer Düngestoffe aus festen tierischen Fäkalstoffen ist es entscheidend, über die Möglichkeiten der Beeinflussung des Wassergehaltes bei der Mischung der Ausgangskomponenten zur Rotte und über die Entwicklung des Wassergehaltes in der Miete während des Rotteprozesses informiert zu sein. Zu diesem Zweck wurde umfangreiches Versuchsmaterial ausgewertet.

2.

Material und Methodik

In den Jahren 1969 bis 1971 wurden Untersuchungen zur biotechnischen Umwandlung fester tierischer Fäkalstoffe (Schweine- und Hühnerkot) mit Zuschlagstoffen (Kieferntrockenrinde und Harnstoff-Formaldehyd-Schaumstoff) durch aerobe Mietenrotte zu organischen Düngestoffen für den Einsatz in der Gemüseproduktion durchgeführt. Die Versuche wurden in einer Modellanlage nach BAUMANN (1958) zu verschiedenen Jahreszeiten, bei unterschiedlichen Zuschlagstoffmengen und differenzierten Umsetzen vorgenommen. Die Wassergehalte in der Volumeneinheit wurden beim Ansetzen, zu jedem Umsetzen und bei Versuchsabschluß gravimetrisch bestimmt.

3.

Ergebnisse

Der Wassergehalt (Vol.-%) in der Ausgangsmischung wird im wesentlichen vom Wassergehalt des festen tierischen Fäkalstoffs und von der jeweiligen Zuschlagstoffmenge bestimmt. Eine exakte Bestimmung des Wassergehaltes des festen tierischen Fäkalstoffs ist mit einigem Zeitaufwand verbunden. Der Praxis muß jedoch eine Möglichkeit aufgezeigt werden, die den Anforderungen an eine rasche, unkomplizierte Ermittlung des Wassergehaltes der Ausgangsmischung gerecht wird. Daher wurde

346

J . H e i ^ h o l d , Biotechnische Umwandlung organischer Düngestoffe

geprüft, ob die durch den Wassergehalt wesentlich bestimmte Volumenmasse ein geeigneter P a r a m e t e r für die Bestimmung des Wassergehaltes in der Ausgangsmischung ist. In die Betrachtung sind eingegangen die Einflußfaktoren Volumenmasse des festen tierischen Fäkalstoffs (x^) und die Zuschlagstoffmenge (x2) sowie die Zielgröße Wassergehalt der Ausgangsmischung in Volumenprozent (y). Folgende funktionale Zusammenhänge konnten durch Regressionsanalysen geschätzt werden. Bei Zusatz von Kieferntroekenrinde y = - 1 9 , 5 + 0,125 - 0,94 x 2 n = 13 r = 0,88 50 °C und ein einmaliges Umsetzen können Rotteprodukte mit relativ geringem Wassergehalt erzeugt werden. Dieser geringe Wassergehalt hat Einflüsse auf die Transportierbarkeit der organischen Düngestoffe und ist daher von großer Bedeutung. Pe3iOMe Ha3Bamie

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25

Archiv für Gartenbau, X X I I I . Band, Heft 6, 1975

350

J. ÜEIlfHOLD, Biotechnische Umwandlung organischer Düngestoffe

Summary Title of the paper: Possibilities of influencing the water content of organic fertilizing materials in the process of their biotechnical decomposition Regression analyses were used to demonstrate major possibilities of influencing the water content of rotting material. If solid fecal matter of animal origin is rotted under aerobic conditions, certain additives must be applied to achieve the required water content of the finished material. Adequate levelling of the water content of the initial material, a rotting period of < 40 days, short-time self-heating to > 50 °C, and once turning over the pile of rotting material may be instrumental in producing rotted material of relatively low water content. This low water content has an essential bearing on the transportability of the organic fertilizing material and, therefore, is of major importance. Literatur E.: Modellversuche zur Kompostierung bei unterschiedlicher Belüftung. Diss., Humboldt-Universität zu Berlin, 1958 B A U M A N N , E. und B E I N H O L D , J . : Die Aufbereitung fester tierischer Päkalstoffe aus der Tierproduktion zu organischen Düngestoffen für die Gemüseproduktion. Wasserwirtschaft-Wassertechnik 22 (1972) 6, 199 . . . 201 R E I N H O L D , J . : Einsatz von Harnstoff-Formaldehydharz-Schaumstoff (HPS) bei der Aufbereitung konzentriert anfallender Tierkotmengen zu organischen Düngestoffen. Wiss. Zeitschr. der Humboldt-Universität Berlin 21 (1972) 3, 246 . . . 252 R E I N H O L D , J . ; V O R W E R K , R . und H I N Z , S.: Entwicklung einer Methode zur Messung der Luftdurchlässigkeit an der Bodenoberfläche, in verschiedenen Tiefen im Boden bei ungestörter Lagerung und an Bodenproben in gestörter Lagerung. Neuerervereinbarung (18/71) Humboldt-Universität zu Berlin, Abschlußbericht 1972 unveröffentlicht Z I E C H M A N N , W.; R O C H U S , W. und S A C H S E , B.: Die Bildung von Humusstoffen als Kennzeichen der Umsetzung von Müllkompost. Landwirtschaftliche Forschung 25 (1970) 47 . . . 58 BAUMANN,

Anschrift des Autors: D r . J . REINHOLD

Sektion Gartenbau der Humboldt-Universität zu Berlin Forschungsbereich Bodenfruchtbarkeit 1722 Großbeeren

Arch. Gartenbau, Berlin 23 (1975) 6, S. 351-362 Institut für Obßtforschung Dresden-Pillnitz der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR WALTEE FIEDLER u n d MARTIN

HERTNECK

Untersuchungen über die Stippigkeit beim Apfel II. Einfluß mineralischer Düngung auf das Auftreten der Stippigkeit Eingang: 20. März 1974

1.

Einleitung

In den zahlreichen Untersuchungen über die Stippigkeit beim Apfel (Literatur bei 1 9 7 2 und H E R T N E C K 1 9 7 3 ) wird unter den vielen Einflußfaktoren der mineralischen Düngung eine dominierende Rolle zugeschrieben. Vorherrschendes Merkmal der vorliegenden Ergebnisse ist jedoch die bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt typische Widersprüchlichkeit in der Beurteilung der Wirkung einzelner Nährstoffe auf die Stippigkeit. Dies trifft in erster Linie auf Versuche mit der Stickstoff-, Kaliumund Kalziumdüngung über den Boden zu. Deshalb können bis jetzt auch keine allgemeingültigen Schlußfolgerungen über den Einfluß der mineralischen Düngung auf das Ausmaß des Stippigkeitsauftretens gezogen werden. Es erscheint nach wie vor notwendig, weitere Untersuchungen zu dieser Problematik anzustellen. Diesem Ziel dienten auch die Versuche über die Wirkung unterschiedlicher Kalium- und Stickstoffdüngung an verschiedenen Standorten der DDR, über die im folgenden berichtet wird. BÜNEMANN

2.

Material und Methodik

Für die Prüfung standen folgende Versuche zur Verfügung: — Kaliumformenversuche an 3 Standorten — Stickstoff: Kalium-Verhältnis-Versuche an 3 Standorten — Stickstoff: Kalium-Steigerungs-Versuche an 3 Standorten. Die beiden ersten Versuche sind Bestandteil langfristiger Vertragsforschung zwischen dem V E B Kombinat Kali in Erfurt und dem Institut für Obstforschung der AdL in Dresden-Pillnitz, der dritte Versuch ist Bestandteil des Forschungsprogramms des LVG Tornau-Prussendorf (Sektion Pflanzenproduktion, Lehrstuhl für Obst- und Gemüseproduktion der Martin-Luther-Universität Halle). Diese Versuche wurden nur vorübergehend für die spezielle Fragestellung der Stippigkeit mitgenutzt.

25*

Arch. Gartenbau, Berlin 23 (1975) 6, S. 351-362 Institut für Obßtforschung Dresden-Pillnitz der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR WALTEE FIEDLER u n d MARTIN

HERTNECK

Untersuchungen über die Stippigkeit beim Apfel II. Einfluß mineralischer Düngung auf das Auftreten der Stippigkeit Eingang: 20. März 1974

1.

Einleitung

In den zahlreichen Untersuchungen über die Stippigkeit beim Apfel (Literatur bei 1 9 7 2 und H E R T N E C K 1 9 7 3 ) wird unter den vielen Einflußfaktoren der mineralischen Düngung eine dominierende Rolle zugeschrieben. Vorherrschendes Merkmal der vorliegenden Ergebnisse ist jedoch die bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt typische Widersprüchlichkeit in der Beurteilung der Wirkung einzelner Nährstoffe auf die Stippigkeit. Dies trifft in erster Linie auf Versuche mit der Stickstoff-, Kaliumund Kalziumdüngung über den Boden zu. Deshalb können bis jetzt auch keine allgemeingültigen Schlußfolgerungen über den Einfluß der mineralischen Düngung auf das Ausmaß des Stippigkeitsauftretens gezogen werden. Es erscheint nach wie vor notwendig, weitere Untersuchungen zu dieser Problematik anzustellen. Diesem Ziel dienten auch die Versuche über die Wirkung unterschiedlicher Kalium- und Stickstoffdüngung an verschiedenen Standorten der DDR, über die im folgenden berichtet wird. BÜNEMANN

2.

Material und Methodik

Für die Prüfung standen folgende Versuche zur Verfügung: — Kaliumformenversuche an 3 Standorten — Stickstoff: Kalium-Verhältnis-Versuche an 3 Standorten — Stickstoff: Kalium-Steigerungs-Versuche an 3 Standorten. Die beiden ersten Versuche sind Bestandteil langfristiger Vertragsforschung zwischen dem V E B Kombinat Kali in Erfurt und dem Institut für Obstforschung der AdL in Dresden-Pillnitz, der dritte Versuch ist Bestandteil des Forschungsprogramms des LVG Tornau-Prussendorf (Sektion Pflanzenproduktion, Lehrstuhl für Obst- und Gemüseproduktion der Martin-Luther-Universität Halle). Diese Versuche wurden nur vorübergehend für die spezielle Fragestellung der Stippigkeit mitgenutzt.

25*

F i e d l e r / H e r t n e c k , Stippigkeit heim Apfel

352

2.1.

Kaliumformen-Versuche

Versuchszeitraum: 1971 und 1972 Varianten

kg K 2 0/ha

kg K/ha

Kaliumform

1 2 3 4

300 300 300

250 250 250

ohne K-Düngung 60%iges Düngesalz Schwefelsaures Kalium Magnesiumhaltiges Kaliumdüngemittel

Die Kaliumdüngung wurde jeweils vor Vegetationsbeginn im März/April durchgeführt. Die Stickstoff- und Phosphordüngung erfolgte einheitlich in F o r m von Kalkammonsalpeter und Superphosphat. Weitere Angaben zur Versuchsdurchführung sind Tabelle 1 zu entnehmen. Tabelle 1 : Angaben zur Versuchsdurchführung (Kaliumformen-Versuche) Standorte LVG Stroga Sorte Unterlage Standjahr Versuchsanlage Versuchsbäume/ Parzelle Blattprobenahmen

Ernte Fruchtbonitierungen

LVG Tornau-Prussendorf 'Olivia' M IV 4 bzw. 5 4 x 4 Fischer-Block

'Breuhahn' M XI 4 bzw. 5 4 x 4 Fisher-Block

Parz. am 19. 08. 1971 Var. am 29. 06. 1972 Var. am 02. 08. 1972 e Parz. am 23. 09. 1971 e Parz. am 26. 09. 1972

je je je je je je

Parz. am 07. 07. 1971 Parz. am 23. 08. 1971 Var. am 03. 07. 1972 Var. am 03. 08. 1972 Parz. am 21. 09. 1971 Parz. am 22. 09. 1972

e Parz. am 10. 12. e Parz. am 01. 06. e Parz. am 29. 11. Parz. am 08. 03.

je je je je

Parz. Parz. Parz. Parz.

1971 1972 1972 1973

am am am am

20. 11. 26. 05. 20. 11. 09. 03.

LVG Eschenhörn 'Auralia' M IV 7 bzw. 8 4 x 5 Fisher-Block 6 je Parz. am 31. 08. 1971 je Var. am 31. 08. 1972 je Parz. am 16. 10. 1971 je Parz. am 12. 10. 1972

1971 je Parz. am 03. 11. 1971 1972 1972 je Parz. am 11. 12. 1972 1973

Die unterschiedlichen Sorten je Standort ergaben sich aus versuchstechnischen Gründen. Da der Einfluß der Kaliumformen in erster Linie auf die Fruchtqualität bei der Sorte 'Gelber Köstlicher' ermittelt werden sollte, konnten nur diejenigen Reihen in die zusätzlich aufgenommenen Stippigkeitsuntersuchungen einbezogen werden, die sich unmittelbar an den Sortenblock 'Gelber Köstlicher' anschlössen.

353

Archiv für Gartenbau, X X I I I . Band.. Heft 6, 1975

2.2.

Stickstoff: Kalium-Verhältnis-Versuche

Versuchszeitraum: 1971 und 1972 Varianten

kg N / h a

kg K 2 0 / h a

kg K,'ha

N :K20

N:K

1 2 3 4 5 6

100 100 100 200 200 200

50 100 150 100 200 300

41,6 83,2 124,8 83,2 166,4 249,6

2: 1 1:1 2;3 2: 1 1:1 2: 3

2,4 1,2 0,8 2,4 1,2 0,8

: : : : : :

1 1 1 1 1 1

Die Kaliumdüngung in Form von Kamex und die Phosphordüngung mit Superphosphat wurde vor Vegetationsbeginn und die Stickstoffdüngung mit Kalkammonsalpeter Mitte April, Mitte Mai und Mitte Juni ausgebracht. Weitere Einzelheiten zum Versuch werden in Tabelle 2 mitgeteilt. Tabelle 2 Angaben zur Versuchsdurchführung (Stickstoff: Kalium-Verhältnis-Versuche)

Sorte Unterlage Standjahr Versuchsanlage Versuchsbäume/ Parz. Blattprobenahmen

Ernte Fruchtbonitierungen

Standorte LVG Stroga

LVG Tornau-Prussendorf

'Breuhahn' M IV 4 bzw. 5 6 x 4 Fisher-Block

'Clivia' M IV 4 bzw. 5 6 x 3 Fisher-Block

e e e e e e e e e

Parzelle am 19. 08. 1971 Variante am 29. 06. 1972 Variante am 02. 08. 1972 Parzelle a m 22. 09. 1971 Parzelle am 25. 09. 1972 Parzelle am 09. 12. 1971 Parzelle am 02. 06. 1972 Parzelle am 28. 11. 1972 Parzelle am 07. 03. 1973

e e e e e e e e e e

Parzelle am 07. 07. 1971 Parzelle a m 23. 08. 1971 Variante am 03. 07. 1972 Variante a m 03. 08. 1972 Parzelle am 21. 09. 1971 Parzelle am 22. 09. 1972 Parzelle am 30. 11. 1971 Parzelle am 29. 05. 1972 Parzelle a m 17. 11. 1972 Parzelle am 09. 03. 1973

Standort LVG Eschenhörn Sorte Unterlage Standjahr Versuchsanlage Versuchsbäume/ Parz. Blattprobenahmen

'Clivia' M IV 7 bzw. 8 6 x 4 Fisher-Block

6 je je Ernte je je Fruchtbonitierungen je je je je

Parzelle am 31. 08. 1971 Variante am 31. 08. 1972 Parzelle am 13. 10. 1971 Parzelle am 10. 10. 1972 Parzelle am 04. 11. 1971 Parzelle am 18. 05. 1972 Parzelle am 07. 12. 1972 Parzelle am 21. 03. 1973

'Undine'

M IV

7 bzw. 8 6 x 4 Fisher-Block 6 e e e e e e e je

Parzelle am 31. 08. 1971 Variante am 31. 08. 1972 Parzelle am 18. 10. 1971 Parzelle am 11. 10. 1972 Parzelle am 10. 11. 1971 Parzelle am 16. 05. 1972 Parzelle am 13. 12. 1972 Parzelle am 20. 03. 1973

354 2.3.

FIEDLER/HERTXECK, Stippigkeit beim Apfe

Stickstoff: Kalium-Steigerungsversuche

Versuchsstandorte: LPG „Frieden und Freundschaft', Halle-Niet leben LPG „Rotes Banner", Osterhausen LPG „Weg der Einheit", Gleina Die Untersuchung erfolgte an Früchten aus der Vegetationsperiode 1971. Varianten

kg N/ha

kg K 2 0,'ha

kg K/ha

N : K20

N: K

1 2 3 4

100 200 300 300

100 100 100 200

83,2 83,2 83,2 166,4

1: 1 2: 1 3: 1 1,5: 1

1,2 : 1 2,4: 1 3,6: 1 1,8: 1

Weitere Einzelheiten zum Versuch sind aus Tabelle 3 (nach men.

SCHADE

1973) zu entneh-

Tabelle 3: Versuchsdaten zu den Stickstoff : Kalium-Steigerungsversuchen (nach S C H A D E 1973) Standorte Nietleben

Osterhausen

Gleina

Sorte Unterlage Standjahr Pflanzabstand (m) Durchschnittl. Erntemenge 1971 (kg/Baum) Ca-Spritzung

'Olivia' Sämling 7 4,5 X 1,8

'Olivia' Sämling 6 4,5 X 2,0

'Olivia' Sämling 6 4,5 X 2,0

18,3 nein

21,3 nein

Bodenwertzahl

60

96

20,8 kombinierte Ca-Spritzung 80

Als Prüfmerkmale dienten in allen Versuchen neben einer Reihe im vorliegenden Zusammenhang nicht interessierender Größen vor allem der Anteil stippiger Früchte und die Veränderung des Blattnährstoffgehalts. Die Früchte aus den Versuchen wurden im Kühllager bei -(-1° C und 95% relativer Luftfeuchtigkeit gelagert. Vor der Einlagerung waren jeweils alle mechanisch beschädigten Früchte ausgelesen worden. Die Bonitierungen der Früchte erfolgten jährlich nach der Ernte und gegen Ende der Lagerungsperiode nach den bei H E R T N E C K und F I E D L E E (1975) beschriebenen Bewertungsgrundlagen. Aus jeder Probekiste (15 kg Mischprobe aus einer Parzelle) wurden 50, mindestens jedoch 30 Früchte zufällig entnommen, bonitiert und nicht weiter gelagert. Zur zweiten Bonitur ist dann abermals eine Stichprobe gleichen Umfangs zufällig entnommen worden. Bei den Bonitierungen wurden folgende Daten erfaßt: — Fruchtdurchmesser in mm quer zur Achse; Meßgenauigkeit + 1 mm — Bestimmung der Stippigkeit nach Größengruppen der Flecken Größengruppe I < 0,4 cm 2 Fleckengröße Größengruppe I I > 0,4 cm 2 Fleckengröße.

Archiv für Gartenbau, X X I I I . Band, Heft 6, 1975

355

Einzelheiten der Methodik zur Bestimmung der Kennziffern für den Befallsgrad sind der Arbeit von H E R T N E C K und F I E D L E E 1 9 7 5 zu entnehmen. Zur Analyse des Gehaltes der Blätter an N, P, K , Ca, Mg und B wurden entsprechend den bei F I E D L E R ( 1 9 6 4 ) gegebenen Hinweisen jeweils im Juli und August Proben entnommen. Die chemische Untersuchung erfolgte im Institut für Pflanzenernährung Jena der AdL. Alle Werte werden in % der Trockenmasse angegeben. Die Auswertung der Versuchsdaten erfolgte varianzanalytisch und mit Hilfe der Regressionsanalyse (MUDRA 1 9 5 8 , SACHS 1 9 6 9 und M Ü L L E R 1 9 7 0 ) . Sofern nicht anders erwähnt, ist die statistische Sicherheit der Ergebnisse für eine Irrtumswahrscheinlichkeit von P < 5 % angegeben.

3.

Ergebnisse

3.1.

Kaliformen-Versuche

An allen 3 Standorten und in beiden Untersuchungsperioden 1971/72 und 1972/73 konnte kein statistisch gesicherter Einfluß der unterschiedlichen Kaliumdüngemittel auf das Ausmaß der Stippigkeit bei den Sorten 'Breuhahn', 'Clivia' und 'Auralia' nachgewiesen werden. Ganz allgemein war 1971 und 1972, mit Ausnahme des Standorts Stroga (1971), an allen 3 Standorten ein sehr geringes Stippigkeitsauftreten festgestellt worden. Die Vermutung, daß möglicherweise ein Zusammenhang zwischen der Fruchtgröße und der Stippigkeit besteht, bestätigte sich entgegen den Erfahrungen anderer Versuchsansteller in beiden Versuchsjahren ebenfalls nicht. Desgleichen konnte mit Hilfe linearer Regressionen keine statistisch gesicherte Beziehung zwischen dem Durchschnittsertrag/Parzelle und dem Auftreten der Stippigkeit ermittelt werden. Es kann angenommen werden, daß entweder das Kalium nach der noch relativ kurzen Laufzeit der Düngungsversuche (Beginn 1970) noch nicht entsprechend zur Wirkung gekommen ist oder tatsächlich mit keinem Einfluß der Kaliumform zu rechnen ist. Die Ergebnisse der Blattanalysen unterstützen die Annahme, daß eine Kaliumwirkung bis zum Zeitpunkt der Stippigkeitsprüfung im großen und ganzen ausgeblieben ist, denn gegenüber den ohne Kalium gedüngten Varianten zeigten sich keine übereinstimmenden Unterschiede. Lediglich am Standort Prussendorf war eine signifikante (P < 5 % ) Wirkung der Kaliumformen auf den Ca- und K-Gehalt der Blätter eingetreten. Die Standorte Stroga und Eschenhörn ließen verschiedentlich gesicherte Unterschiede zwischen den Wiederholungen erkennen, die auf Bodenunterschieden beruhen dürften und die den Einfluß der verschiedenen Kaliumformen überlagert haben könnten. Schwefelsaures Kalium hatte 1971 in Eschenhörn einen gesichert (P < 1,0%) verringerten B-Gehalt in den Blättern gegenüber der Düngung mit 60%igem Kalium bewirkt, jedoch dürfte auch dieses Ergebnis infolge der aufgetretenen Blockdifferenzen nicht aussagekräftig genug sein. Eine über einfache lineare Regressionen zusätzlich angestellte Prüfung des nach Angaben anderer Autoren zu erwartenden Zusammenhanges zwischen dem N-, P-, K-, Ca-, K + Mg Mg- und B-Gehalt sowie dem — --Quotienten der Blätter und dem Auftreten der Vjä

Stippigkeit ergab ebenfalls kein gesichertes Ergebnis an allen drei Standorten.

356 3.2.

F i e d l e k / H e k t x e c k , Stippigkeit beim Apfel

Stickstoff: Kalium-Verhältnis-Versuche

Ähnlich wie in den Kaliumformen-Versuchen konnte im gleichen Versuchszeitraum (1971/1972 und 1972/1973) an den Standorten Stroga und Prussendorf bei den Sorten 'Breuhahn' und 'Clivia' kein gesicherter Einfluß der Düngung, sowohl hinsichtlich des unterschiedlichen N : K-Verhältnisses als auch der verschiedenen Höhe der Nährstoffgaben, auf das Ausmaß der Stippigkeit an den Früchten nachgewiesen werden. Gegenüber den Kaliumformen-Versuchen war am Standort Prussendorf 1971/1972 bei der Sorte 'Clivia' an beiden Bonitierungsterminen starke bis sehr starke Stippigkeit aufgetreten. Am Standort Eschenhörn blieb die Stippigkeit in beiden Untersuchungsperioden bei der Sorte 'Undine' gänzlich aus. Die Sorte Clivia zeigte 1971/1972 nur geringe Neigung zur Stippigkeit, die von der Düngung unbeeinflußt blieb. 1972/73 trat dagegen bei mittelmäßigem Stippigkeitsauftreten eine gesicherte Düngungswirkung auf, die am Beispiel der Bonitierung vom 7. 3. 1973, dem Zeitpunkt der Auslagerung von Clivia, in Tabelle 4 gezeigt wird. Tabelle 4 : Wirkung der variierten N : K 2 0-Düngung auf die Stippigkeit (t-Test) Variante

Mittel der Kennzahl für den Befallsgrad

(K)

5 3 6 4 2 1

0,56 0,52 0,45 0,39 0,36 0,16

Variante 3 0,04

6 0,11 0,07

4

2

1

0,17 0,13 0,06

0,20 0,16 0,09 0,03

0,40** 0,36** 0,29* 0,23 0,20

* GD 5 % = 0,24 *