Anekdotenalmanach auf das Jahr 1822 [1 ed.] 9783428578603, 9783428178605


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Anekdotenalmanach auf das Jahr 1822 [1 ed.]
 9783428578603, 9783428178605

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Anekdotenalmanach auf das Jahr 1822 Gesammelt und herausgegeben von Karl Müchler

Duncker & Humblot reprints

L

Anekdotenalmanach auf

das Jahr I822.

Gesammelt und herausgegeben

von

Karl Mächler.

Ä!it einem Titelkupfer.

Berlin/ bei Duncker und

H u m b l v t.

Zueignung.

*z

versprechen machet Schuld — und ich ver­ sprach,

Wenn wieder sich ein Jahr erneuet,

Wie früher schon. Euch einen Almanach, Der böse Launen Euch zerstreuet.

Wo ich für jeden Tag im Jahr Abwechselnd Scherz an Ernst gereihet;

Was ich versprach, mach' ich jetzt wahr. Hier ist vom ersten Januar,

Vis der Sylvestertag erscheinet,

Ein Wortspiel und ein Sinngedicht, Ein Schwank, aus dem die Kurzweil spricht.

Mit Spötterlaun' und Witz vereinet; Mitunter trefft Ihr dann und wann

Auch wahre Lebensweisheit an, —

Und unter Lachen zu belehren. Ist ein Verdienst in einer Welt,

Wo man durch trügliche Chimären Sich oft die Gegenwart vergällt.

Und sich, zur eignen Qual, bemüht, Den Geist der Zeit, — wie Schröpfer — zu be­

schwören, Den doch die Phantasie nur sieht.

Vorwort. ^vteinem Versprechen gemäß/ liefere ich die Fortsetzung Ler mit dem Jahre 1808 begon­ nenen Anekdotenalmanache/ mit dem Wunsche/

daß solche eine eben so freundliche Aufnahme finden möge/ als die früheren Jahrgänge.

Wenn gleich in denbiSherigenAlmanachen

fast 1500 Anekdoten enthalten sind/ so wird es mir doch nicht anStoff für die Folgefehlen/

da ich nicht nur schon in dem Besitz von einer bereits gesammelten bedeutenden Anzahl von kleinen Erzählungen/ Schwänke»/ auffal­

lenden Charakterzüge»/ Witzworten/ Naivetä­

ten/ Scherzen, Wortspielen und Sonderbar­

keiten bi»/ die für solche Sammlung sich eig-

vm

Vorwort.

nen, sondern auch ferner, wie zeither, dieje­ nigen Anekdoten, kleine Züge und Aeußerun­ gen des Wiheö und des Humors aufzeichnen

werde, welche das Leben in seinen mannig­ faltigen Gestaltungen dem Beobachter dar­ bietet, und welche neue Reise-Beschreibun­

gen, Biographien und andere Schriften liefern. So hoffe ich, -aß es auch den künftigen Jahr­ gängen dieses Almanachs weder an Abwechse­

lung noch aufheiternder Unterhaltung fehle«, und es als ein Archiv von kleinen Zügen größten-

thcils merkwürdiger Personen, anerkannt wer­ den wird, welche sonst verloren gehen dürften.

Das mit dem Jahrgang 1820 zugleich

herausgekommene „Register über die ersten

zehnJahrgänge" kann zum Beweise dienen, wie dieser letztere Zweck bisher erfüllt worden ist.

Die Winke, welche mir bei Beurtheilung dieser Almanache in kritischen Blättern gege­

ben worden, habe ich nicht unbeachtet gelas­

sen, wenn schon ich einigen Federungen — meiner Ueberzeugung nach — deshalb zu ge­

nügen Bedenken trug, weil ich mich verpflicht

Vorwort.

lX

tet halte/ mehr auf den Geschmack des Pu­

blikums/ als auf Lie einseitigen Wünsche ei­ nes Einzelnen Rücksicht zu nehme»/ zumal

wenn wenig Scharfsinn dazu erfoderlich ist/ um zu entdecke»/ daß solche Ausstellungen nur

gemacht wäre»/ um das Recht zu tadel»/ nicht verjähren zu lassen.

An die Stelle des zeirher vor jedem Jahr­ gange befindlich gewesene» allegorischen Ku­

pferstichs/ da die reichste Phantasie des Künst­ lers doch endlich erschöpft werden muß/ wird in der Folge zuweile« eine in den Anekdoten

erwähnte Seene, die sich zur bildlichen Dar­

stellung eignet/ geliefert werde»/ und ist der Anfang damit bereits gemacht worden. Mehrere Beiträge sind mir von nahe

und fern/ theils mit Nennung der Namen der Einsender/ theils anonym/ zugesandt wor­ den.

Ich habe/

wenn diese Anekdote« mir

neu und meiner Ansicht nach/ interessant/

belustigend und unverfänglich wäre»/ davon

Gebrauch gemacht/ und werde es auch/ mit Auswahl/ ferner thu»/ nur muß ich es mir

Vorwort,

ausdrücklich Vorbehalten, sie in Ansehung des Styls ändern zu dürfen, da gerade bei sol­

chen kleinen Erzählungen jede Breite für den Totaleindruck nachtheilig wird und die Ge­

duld der Leser ermüdet. Die meisten Anekdoten erfodern bald eine

dramatische Darstellung, bald eine epigram­ matische Kürze. Beider Erzählungsweisen habe ich mich daher zu befleißigen gesucht.

Die aus Darmstadt mir mitgetheilten Anekdoten erhielt ich zu spät, um davon Ge­ brauch machen zu können, da der Druck die­

ses Almanachs bereits beendigt war; ich werde

sie aber in dem folgenden Jahrgange benutzen. Schließlich bitte ich: folgende eingeschli­ chene Druckfehler zu verbessern: E. 20Z. Z. 6. von unten ist zu lesen

und

für lirnls — Krals.' Z. 2. v. u. für Io — les für wko — tke. Z. 1. v. u. ebenfalls für — tks.

Berlin, im Monat Juli I82l. K. M.

Inhalt.

Januar, 31 Tage. 1. 2. 3. 4. 5.

6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 6. 1/ 18.

19.

20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27.

28.

29.

30.

31.

Sonderbare Sitte in China am NeniakrStage. Caglisstr o's Surrogat für einen Zweikampf. Kanzelberedsamkeit e. Methodisten in London. Abbitte eines Quäkers d. Graf v. S... geleistet. Zurechtweisung des jungen Prinzen vonConde durch den Herzog don Ch ar plots. Nenommisten Albernheit. Alberne Entschuldigung eines mailändischen Ge­ sandten gegen den König Franz I. Anekdote aus des Maler Frank Hals Leben. Urtheil eines Cavaliers ü. einen Theaterdichter. Muretus Flucht vor ärztlichen Versuchen. Sarkasmen über einen schlechte» Sänger. Eitelkeit des Maler Kneller. Impromptu aus einen Neimschmtdt. Stolz eines türkischen Großvezters gegen den Grafen Ludolph. Naivetät eines vierzehn jährigen Mädchens. Kant an einer äköto. . Wortspiel üb. e.Flugschriftausrufer inPariS. Bittre Replik auf eine unziemliche Frage eines Schauspielers. Robert Walpole's Witzwort über eine Auf­ lage auf Hunde. Gilbert geängstet durch einen angehenden Arzt. Replik auf ein Urtheil über Fichte. Menschenkenntniß d. Hauptm. David Roche. Sparsamkeit b. Bezahlung v. Trauung-gebühren. Edmund Svenser'S Mahnbrief in Versen an die Königin Elisabeth. Pasguino's Sarkasmen über die den Frem­ den in Rom eingeräumten Vorzüge. Witzwort über die Schlußformel der Briefe -u Anfang der französischen Revolution. Des Abbe v. Be rn is Zurückgezogenheit in der Vorstadt von Paris, auf der Insel St. Louis. Sarkasmen des Grafen v. Rasumows kn bei der Feier d. Todestages Peter' sd. Großen. Bittre Bemerk. e.Dame üb. e.Cavalier, d. siche, schlechten Streich zu schulden kommen lassen. Franklin's scharfsinnige Frage in Ansehung der Luftballons. Bannformel der Mönche im Hussiten-Kriege.

Februar, 28 Tage. 1. Charakterzug d. Tonkiinffl. §*** zu Peter Sb. 2. Rath des Erzbischofs v. Paris v. Beaumont an die Missionaire. 3. Witzige Anwendung einer Stelle aus des Rechtsgelehrten Kreitm air's Schriften. 4. Zurechtweis. e. prahlend, mittelmäßig. Violinisten. 5. Charakter. Zuge d. Adv. Sü 1 eau zu Amiens. 6. Witzige Antwort e. Wahnsinnigen in Madrid. 7. Fire Idee eines schlechten Schauspielers. 8. Montaigne UeberschätzUng durch de Mere. 9. Sonderb. Testam. d. Vang Devoynesz.Lond. 10. Der Tod mehrerer Sekretaire des Cardinals v. Bernis an Unverdaulichkeit. 11. List eines Viehhändlers, leichte Geldstücke für voll an den Mann zu bringen. 12. Ablehnung eines Dichters, den angenehmen Ge­ sellschafter zu machen. 13. I. I. Rousseau's Urtheile über die Opern Iphigenia und Orpheus. 14. Zweideutige Erklärung eines Bürgermeisters ge­ gen das Schlächtergewerk. 15. Naives Geständniß eines Abbe üb. seine Plagiate. 16. Feines Benehmen Quin's gegen Thomson. 17. Karl II. v. Engl. Nath a. d. Geschichtschr. Leti. 18. Naive Antworten eines Soldaten bei der Kaser­ nenvisitation des Offiziers. 19. Eine Ohrfeig a. d. Stegreif v. Abbe Maury. 20. Replik eines schweizerischen Offiziers aus eine spöttische Frage Maria Theresia's. 21. Scharfsinnige Bemerkung Arlot to's 22. Wiyw. Talleyrand's üb.d. Deput.d.Depart. 23. Sarkastische Frage, einem prahlenden Juden, mit Namen Jonas, gemacht. 24. Verse auf die Hände der Königin von Frank­ reich, Anna von Oestreich. 25. Zweideutige Aeußerung eines Buchhändlers ge­ gen einen Herrn v. R... 26. d'Argen son's freimüthige Aeußerung gegen den Minister v. Laverdy. 27. Gegenwart des Geistes des Professors M . . f zu Königsberg in Preußen. 28. Kluges Benehmen des Hauptmann v. Aveian bet Stillung eines Volksauflanfs in Parts.

Makj/ 31 Tage. 1. Michael Beu vius, -er Furst Leopold von Anhalt Dessau und Friedrich Wilhelm I. 2. Svott des Bischofs v. *** über einiqe Priester. 3. Replik eines Tonkünstlers zu Amsterdam auf eine Aeußerung von zwei jüdischen Wechslern. 4. Replik des Herzogs Decaz es. 5. Replik eines jungen Mannes auf die Aeußerung seines Oheims, eines Ehestandfeindes. 6. Sark. d. Mars. v.Bassomvierreü. Voiture. 7. Wortspiel über einen einäugigen Iustizrath. 8. Vorsicht eines Juvelenhandlers in Verona. 9. Witzige Beschwerde des Advokaten Thierri über den Marschall v. Villars. 10. N abener'sAeußerung üb. seine Dienstführung. 11. Benutzung d. Maccassar-Oelsz. Einreib. e. Pelzes. 12. Der Hofprediger Lassenius zu Kopenha­ gen auf der Kanzel. 18. Addison's Sarkasmen über schlechte Verse. 14. Alberner Ermahnungsbrief von drei Tanten an ihren Reffen, den Herrn v. Varax-Gage. 15. Naive Replik e. Bauermadchens a. d. Provence. 16. Definition der Dreieinigkeit von einem Bauer. 17. Gassendi's Sarkasm über einen Commentator seines Systems der Seelenwanderung. 18. Alberne Aeußerung eines Einwohner zu Kö­ nigsberg in Preußen ü. d.Spieled.Kinder. 19. Ansse de Villoison's Wortspiel über den Namen des Geschichtschreibers Koch. 20. Der Blinde und der Polizeiosficiant. 21. Streit über dü Frage, ob dieSonne still stehe. 22. Warnungsanzeige aus e. nordamerikan. Zeitung. 28. Naives Gerichts-Protokoll vom Jahr 1701. 24. Lichtenbergs Witzwort über seine Sammlung von Hogarth's Kupferstichen. 25. Witzw. d^Par.Iourn. ü. v.Aufführ. d. Athalia. 26. Lächerliche Verbesserung eines Schulmeisters bei Ablesung der Beichte und Absolution. 27. Entrüstung des Lords Falm o u thübereineAeunerung des Lord Chatham. 28. Witzwort d. Paron v' L... ü.Politiku.Weiber. 29. Eines Schusterjungen naive Verbesser, e. Berechn. 80. Sixtus V. Urtheil über die Jesuiten. 31. Alb.Aeußer.d.Cheföd,Pol,r,Par,, v.Crosne,

April, 30 Tage. 1. Impromptu des Hofrath La«, bet einem Anqriff von Ossizieren. 2. Feinheit eines Kirgisen-Oberhaupts gegen .den russischen Gouverneur v. Beutltng. Z. Grund unorthog. Schreibart d. Worts Lotterte. 4. Der Graf v. Caylus, ein Schild malend. 5. Epigramm auf den Professor Bel zu Leipzig. 6. Mendelssohn's sokrat. Belehr. Wessely's. 7. Epigramm über die Verleihung des Bürger­ rechts an die Juden in Frankreich. 8. EinRäths. v.Pontan uö aufgeg. d. Scrip er. 9. Der Schweizerschütze Michael Schauriger. 10. Der Cardinal Girand und ein Dorfvfarrer, bei Besteigung des Berges Tavare. 11. Replik eines Schweizerofsiziers auf die Frage ei­ ner Prokura torsrau. 12. Sarkasmen Mirabeau's d.J. gegen s. Bruder. 1Z. Geistesgegenwart d. fürstl. hessischen Raths S i m. Birg, Gesandten aus e. Verlegenheit zu ziehen. 14. Herausfoderunq Christian' s IV. v. Dänemark durch Karl ix. v. Schweden. 15. List eines Englanders, einen von Negern verübten Diebstahl zu entdecken. 16. Rameau's Ansicht v. d. Terte zu s. Comvosit. 17. Der auf gutes Wetter gestellte Wetterhahn. 18. Carrtkatur und Epigramm auf den Schauspiel­ dichter Durant. 19. Bemerkung über den TitldeS Buchs: Selam. 20. Schnette Sinnesvevänderung einer Dame nach Cal on ne's Sturz. 21. Wortspiel üb.r ein iakularisirtes Domkapitel. 22. Stoßseufzer eines emigrtrtgewesenen Chevaliers. 2Z. Mäßigung Katharina's v. Medicis. 24. Ernennung von einem König in drei französi­ schen Dörfern zur Zeit der Revolution. 25. Hochmuth eines Thorwärters.' 26. Erklärung des Worts: sonderbar, zur Ver­ meidung eines Zweikampfs. 27. Bruchstück aus e. Predigt des P. Bourdaloue. 28. Zeichen der Irreligiosität, wenn man nichts von Jesuiten weiß. 29. Der gefoppte Haarkräusler. 30. Naivetät eines fünfjährigen Knaben.

May 31 Tage. 1. Engel am Hofe des Herzogs Ernst v. Gotha. 2. Raphael's Urtheil über den wechselseitigen Neid Leonard da Vinci's und Michael Angelos. 3. Rivarol's Urtheil über die Berlinerinnen. 4. Bittre Antwort auf das Kartet e. Handelsuchers. 6. Sarkasmen über die Dekrete der französischen Nationalversammlung 6. Witziger Anschlagzettel b. M o za r t's Hochzeit. 7. Naive Albernheit eines Invaliden. S. Luther 's Inschrift auf ein Trinkglas. 9. Richelieu's Lehre an eine» jungen Hofmann. 10. Unwissenheit eines Neis-Effendi. 11. La Vourdonnaie's bitt. Replik aufd.Frage eines Direktors d. kranz.»indischen Compagnie. 12. Albernheit eines Knaben aus Angst. 13. Entschuldigung eines Juden ü. seinen Wucher. 14. Inschrift üb. e. Hausthüre in Quedlinburg. 15. Charakteristik von vier Opern Qu inault's. 16. Lakonisch sarkastische Bitte I. I. R o u sseau 'S. 17. Guter Rath Christian's vii. v. Dänemark an einen vorgeblichen Verwandten. 18. Zug von Gellerts Hypochondrie. 19. Witzwort Milton's über seine zweite Ehe. 20. Abgeschmackte Verse eines Geistlichen aus Vil­ le fr an ch e. 21. Erscheinung eines Engels in der Luft über Marland. 22. Charakteristische Aeußerung I I Rousseau's. 23. Zur Charakterisiik Cromwells, 24. Scarron' s Scher; bei Abfassung seines Ehe­ kontrakts. 25. E«n Bauer sieht den Professor P... für einen Affen an. 26. Spott über den Kammerpräsidenten Graf v. B. 27. Witzwort d. Pfarrers zu St. Sulptce, Languet. 2S. Epigramm auf eine Verordnung im HessenKasselschen. 29. Sarkasmen des Prinzen vonGuemen « über d. Cardinal Richelieu. 30. Kaiser Josephs n. Urtheil über eine Schrift des Cardinals Migazzi. 31. Bibliomanie des Buchhändlers James Payne.

Juni/ 3« Tage. 1. Mancherlei urtheile Uber die Traue«, von Frau» zosen aus den untern Volksklassen. 2. Witz. Entschuldig, einer d. Wein liebend. Frau. 3. Moliere' s Witzw. üb. d. Pater Matnbourg. 4. Spinola's Ueberltstung Heinrichs IV. von Frankreich. 5. Scherz in Lebensgefahr bci'm Besuch des Bades von Pfeffers. 6. Parodie der Tragödie: Dionysius, der Tyran. 7. Sarkasmen des Feldmarschall Grafen v. K ... über die großen Fuße der Damen. 8. Witzworr über die Besorgniß e. Eifersüchtigen. 9. Der Abbe v. Lattaignant und die ihn besu­ chenden Engländer. 10. Petra rca'ö Aeußerung über Karl IV. LI . Wortspiel über d. letzten Worte des vom Schlage getroffenen Professors N . . L2 . Ehemalige geheime Polizei in Venedig. LZ. N. Buonaparte's bitterer Hohn gegen eine anmaßliche Schauspielerin. 14. Ablehn. e. Buchhändlers, Predigten zu verlegen. 15. Naivität eines Postillons. L6. Scharfsinnige Antw. e. Geistlichen a. e. Bischof. 17. Sonderbare Belohnung Albrecht v. Haller's für seine Gedichte. 18. Streitzw schen Pultney u. Rob. Walpole. 19. Galantrie des Prinzen Cond« gegen die Da­ men m Wesel 20. Sarkasmen e. Bankhalters geg. d.Frau V.S... 21. Abfertigung eines faden Spaßmachers durch ei, nen katholischen Priester. 22. Das Eramen d. Erzbischofs von Lyon, v.Montazet, mit d. Kostgängerin e. Nonnenklosters. 2Z. Gundling u. Fried. WilhelmI. v. Preuß. 24. Witzige Replik eines Bauern an einen Dorfgeistl. 25. Franklin'S Apologie der Brille. 26. Feines Benehmen eines Türken gegen den Mar, guis v. Villeneuve. 27. Anekdoten üb. Racine's Stück: les riaiäenrs. 28. Großmuth Metastasis's. 29. Weshalb la Motte le Vay er als Vaugelas Gegner aufgetreten ist. 80. uz Inschrift in ein Stammbuch,

July 31 Tage. 1. 2. 3. 4.

5. 6. 7.

8. 9. 10. 11. 12. 13.

Fried, d. Großen Aeußer. ilb. geh. Polizei. Witzige Aeußer. d. Eriesuiten, PaterCa mar et. Klöv auf dem Todtenbette. Naives Geständnis d. Erzbischofs zuBordeaux, v. Bethune. Wortsviel über einen Cavalier, der eine sehr böse Frau harte. Scharfsinnige Bemerkung I. I. Rousseau's über die Bewohner von Weinlandern. Inschrift auf eine Fahne bei einer Volksver­ sammlung im nördlichen Enaland. Revlik d. taub. Rigolo an d. Herz. v. Noailles. Naive Aeuß. e. Neger geg. d. Reisend. Mollien. Der Deutsche and. Tafel d. Kais. K atharin all. La Motte le Payer's Replik auf erne In­ solenz von Saint - Sorlin Desmarers. Svott d. Papstes Inno cenz XI. üb. e. Franzos. Veranlassung von Hogarth's Carrikaturbitd:

14. Friedrich des Großen Bescheid an d. Km sier der Domkirche zu Berlin. 15. Vitt Hohn d. attest. v.KcvLorrüb. f.jüng.Brud. 16. Shaftesbury's Geistesgegenw. im Parlam. 17. Voltaire's Bemerk, üb. d. Verunglimpfung, welcher große Manner ausgesetzt sind. 18. Friedrich Wilhel m I. v. Preußen u. sein Convertit Arnold v. Dobrslav. 19. Des svanischen Heerführers Don Theodor RedingGroßmutü gegen andalusische Bauern. 20. Charakteristischer Zug ernes Rechthabers. 21. Ein englischer Fuhrmann im Streit mit dem Svr.cher des Unterhauses. 22. Ursprung des Svrichrvorts: cela rims eomme 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Der P^asid. v. Rose u. d. Prinz Jul. v.Bourb. Fried, d. Großen Urtheil üb. I. R. F o r st e r. Narver Ausruf eines unglücklichen Spielers. Savoyardenpatriotismus in Toulouse. Triumvhz. üb. d. Sieg d. Russen am 27. Jul. 1714. Wort», üb. e. Geist«, mite, schlecht.Sprachorgan. Witz. Anwend. e. Verses bei e. Geburtstagsgesch. Prahlerei eines Gascogners mit seinem Degen. Veranl. zur Ungnade Cardinals Al betont.

August/ 31 Tage. 1. Aberwitzige Verfolgung deS Bischofs von Cha­ lons zur Zett der französischen Revolution. 2. Gustav IV. Meinung v. Rav. Buonaparte. 3. Spott über e. Inschrift des Papstes Pius VI. 4. Der franz. Gesandte Guiskard u. Karl XII. 5. Sarkasm d.Dicht.Roy üb. -.Dicht.Cahuzac. 6. Fried. Wilhelmil. und die verwittwete Frau v. Kniep hau sen. 7. Urtheil e. franz. Soldaten üb. d. Gen. Hoche. S. Falcon et'sWitzw. üb. e.thmerth. Titulatur. 9. Chinesische Rechtspflege. 10. Der Abbe Cortois u.d.Bischofv.Mirepoix. 11. Luther's Aeußerung über einen Lustgarten. 12. Seume' s naive Übersetzung e. VerseS d. Horaz. 13. Wortspiel über einen geizigen Schauspieler. 14. Johann Samo ski's stolze Unterschrift. 15. Naynouard's Verse auf dem Transport in'S Gefängniß. 16. Hochherzigkeit des Ritters Bayard. 17. Witzw. d. Fr. v. Stael üb. ihre Wohn, in Berlin. 1S. Richard Tw iß Sarkasmen über die Wohnun­ gen der Baucrn in Irland. 19. Witzwort des Fraul. v. G . . . gegen e. Gecken. 20. Danchet's bittre Anwendung einiger Verse von Corneille. 21. Ein Schuhmacher verweigert Karl VII. vs« Frankreich Credit. 22. Unwissenheit der Franziskaner zu Anvers. 2Z. Eines Geistlichen naive Anrede in Versen an Philipp v. 24. Friedrich Wilhelm i. und der Tanzmeister. 25. Bittre Replik einer Dame über das Urtheil eines jungen Mannes, die Frauen betreffend. 26. Verhaftung des Buchhändlers Blaizot durch den Minister von Breteutl. 27. Casuistische Frage von Johann V. von Por­ tugal, feinem Beichtvater gemacht. 28. Der Chev. v. Montchat u. -. Prinz v. Cond 6. 29. Spott einiger Studenten über den Wunderkna­ ben Baratier. 30. Galante Frage e. jung. Mannes in Savoyen ane. Dame, b. Gelegenh. e. v. ihr erhalt. Geschenks. 31, Zerstreuung des Theaterdichters M ,..

September 30 Tage. 1. Komisches Abentheuer Peron's/ Gaklet's und Colle's. 2, Van Dyk's Besuch bei'm Malev Hals. 8. Witzwort Karls il. von England bei seinem Einzug in London. 4. Ariosto's Entschuldigung über die Kleinheit seines Hauses. 5. Witzwort über Citate. 6. Sonderbare Ehrenmitgliedschaft. 7. Urtheil einer Frau aus der Provinz über des Paters Bourdaloue Rednertalent. 8. Witzige Replik eines Jesuiten an e. Kapuziner. 9. Des Paters Andre sark. Predigt üb. e. Bischof. 10. Inschrift eines Arztes über seine Hausthüre. 11. Altdeutsche Reime, Wien schildernd. 12. Der Papagey des Königs Heinrich VII. von England. 18. Ein französischer Deserteur rettet sein Leben durch einen naiven Einfall. 14. Zurechtweisung der ältesten Tochter der Königin Karoline von England durch die Letztere. 15. Der Mad. Dacier Furcht vor Molie r e. 16. Lessin g's Antwort auf ein dem Pastor Götz e gewidmetes Gedicht. 17. Scharfsinniges Urtheil über I. I. Rousseau 's Bekenntnisse. 18. Taschendieb, im Einverst. m. Franz I. v. Frankr. 19. Drollige Grabschrift in der Pfarrkirche zu Wie­ nerisch - Neustadt. 20. Erster Ausbruch d. Stolzes b. e. klein. Prinzessin. 21. Entschuldigung eines Hagestolzen Verschwenders. 22. Sarkasmen über den General Adler kreuz. 28. Calembourg v Vtevre über ein Pferd. 24. Roheit des Dei von Algier, Achmet Baicha. 25. Entrüstung eines russischen Verbrechers, daß man seine Religiosität bezweifelt. 26. Weise Lehre e.Gasc. an d. jungen Herzog v.V... 27. Was ist ein Magister ottioiorum? 28. Mißverständniß des Kammerdieners von Buo­ naparte, Jardin. 29. Buffon's feines Lob I. I. Rousseau'S. 80. Lud w i g xvi. Aeußerung über den ihm zu er­ theilenden Beinamen.

Oktober/ SI Tage. 1. Wiyw. Melanchthon' s üb. d. Adel s. Zeit. 2. Naivetät eines jungen Prinzen. Z. Franklin's Versuch, sich nur von Vegetabilien zu nähren. 4. Naiver Vorschlag eines unglücklichen Ehemanns an einen Geistlichen. 5. Spott eines Bestohlenen auf einem Caffeehause in Paris über die Nationalversammlung. 6. Das auf eine Stnbenthür geschriebene Rezept. 7. Witzwort über einen jungen Zierbengel. 8. Wortspiel des Gesandten Hare über seinen Na­ men und den Namen Fop. 9. Autorlist. 10. Epigramm auf den Tonkünstler Hurlebusch. 11. Eigendünkel eines Herrn v. St. S... zu Paris. 12. Burke's bittere Aeußerung gegen den Lord H amilton. 18. Sark. Replik aufe. Aeußerung Talleyrand's. 14. Nipho de Sessa Meinung von der größten Glückseligkeit. 15. Peter I. und ver Koch seiner Gemahlin. 16. Witzwort des Herzogs v. Villars über seine Widersacher gegen den König von Frankreich. 17. Sarkast. Anerbieten einer patriotischen Steuer. 18. Unterschied zwis. e. voeror juris u. Advokaten. 19. Höflingsbenehmen bei Gelegenheit der Darstel­ lung v. Moliere' s üourAeois Aentillioinms. 20. Ch am fort's Witzwort über einen den Wüst­ ling Machenden. 21. Budäus Sondervarkeit. 22. Des Mara, de Vezay Besieg, d. Autoreitelkeit. 28. Der Wundarzt Boudou u. d. Card. Dubois. 24. Trinkspruch Friedrich Wilhelms l. 25. Naive Entschuldigung eines Livrebedienten. 26. Sonderbares Testament des Lord Bomston. 27. Epigramm auf Marmontel über die Umar­ beitung von Quinault's Svern. 28. Geistesgegenwart eines Marineoffiziers b.e. Au­ dienz der Kaiferin von Rußland, Elisabeth. 29. Dankbark. e. Gichtkranken gegen Boe rh a ave. .80. Altdeutsche Reime. 81. Liebeserklärung der Schauspielerin Gaussin an Helvetius.

November, 30 Tage. 1. Walter Scott und der jetzt lebende König von England. Eines Senators alb. Zurechtweisung s. Sohnes. Hochherziges Wort I akobsVI. geg. VossiuS. Gellert's Urtheil über Haller's Gedichte. Naive Aeußerung einer Dame über eine Orgel. Schreiben d. Herz. Albrechtan s. jüngst. Sohn. Inschrift auf Christoph Wreen' s Denkmal. Friedrich des II. sarkastische Frage an einen Gelehrten, bei Gelegenheit eines Gesprächs über die Unsterblichkeit der Seele. 9. Witzwort über einen Wetterpropheten. 10. Geiz einer sterbenden Frau. 11. Fontenelle als Censor. 12. Witzige Replik einer jungen Dame auf eine un­ zarte Aeußerung eines Geistlichen. 13. Inschrift in das Stammbuch e. Notenschreibers. 14. V o l t a i r ^s Witzwort über die Schrift: His-

2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

15. Bestrafung der Auden zu Ancona durch den Cardinal Buffalini. 16. Edelmuts) des Dichters Notrou. 17. Inschrift unter des Propheten Joh. Adam Mül­ lers Bildniß. 18. I. I. Rousseau's sarkastische Frage an ei­ nen Tabacksschnupfer. 19. Naive Herabsetzung Descartes durch seine Schwester. 20. Bittere Bemerkung über den- Abbe v. V . . ., Agenten der Geistlichkeit unter Ludwig xiv. 21. Witzige Anwendung eines lateinischen Sprich­ worts, von einem Schüler. 22. Barjac's Ablehnung, von Adel zu seyn. 23. Naives Urtheil eines Bauers über Studenten. 24. Adelstolz des Bischofs v. Noyon. 25. Naivität eines französischen Dorfgeisilichen. 26. Bene; et' s kraft. Worte wider d. Negerhandel. 27. Naive Selbftvergessenheit e. regierenden Herrn. 28. Can ova's sinnreiche Rechtfertigung über einen ihm von einem Britten gemachten Tadel. 29. Naive Aeußerung eines Bauers zu Luther'S Zeiten, über Verbrennung von Schriften. 30. Sinnreicher Spruch Washington's.

December, 31 Tage. 1. Alberne Besorgniß eines Schiffsjunge«. 2. Sinnreiche Bemerkung über die Veranlassun zu Gluck'S Verunglimpfungen. 3. Betrachtungen zweier Juden üb. d. Weltsystem. 4. Witzige Anwendung einer Bibelstelle des Concertmeisters Farinelli. 5. Peter's des Großen Ansicht von der Jagd. 6. Rettung vom Tode des französischen Hauptmanns v. Choiseul durch einen Türken. 7. Beißendes Wortspiel über einen groben Brief. 8. Dantons Rath anChabot, b. s. Hinrichtung. 9. Zerstreuung des Generals v. K . . . am Hofe. 10. Bestrafte Trägheit eines Bedienten. 11. Friedrich Wilhelm's I. Milde gegen ei­ nen seiner Jäger mit Namen Wachs. 12. Spott des Professors L .., zu G- über einen seynwollenden Gelehrten. 13' Witzige Anwendung eines Verses von Vol­ taire aufLegouv«. 14. Lächerliche Besorgnik einer Predigerfrau in den schottischen Hochlanden. 15. Sonderbare Besorgniß. 16. Cha msort's Urtheil üb. d. Nationalversamml. 17. Witziges Wortspiel Ser Gräfin d. ***. 18. Professor Arndt und der Künstler in Paris, der ein Flohgespann zeigt. 19. General Dimar'S Beichte. 20. Alberne Frage einer Sängerin über die Rolle eines Stummen. 21. Witzwort des Kaisers Leopold über die Ge­ lübde der Maltheserritter. 22. Drollige Brautwerbung des Professor Bode. 23. Bestrafte Autoreitelkeit des Hrn. v. Tressa n. 24. Gustav in. von Schweden und derftanzösische Gesandte Baron de la Houze. 25. Sarkasm Pa/guiers gegen d.Abb« Terrai. 26. Wortspiel. 27. Naive Antwort eines Bauern an e. Advokaten. 28. Witzw. üb. Can ova's Bildsäule v. Buonap. 29. NaivesLob e. Bauern üb. Vernet's Gemälde. 30. Naivetät eines Bauern. 31. Herzog Heinrichs von Sachsen Merseburg LiebHaberer zum Contveviolon.

Januar^ 3 1

1822.

Tage.

I.

Äie Chinesen rechnen ihr Neujahr vom Neumonde/ der ungefähr um die Zeit eintrifft/ wo die Sonne im fünfzehnten Grade im Wassermann sieht. Dies ist ein merkwür­ diger Zeitpunkt/ nicht allein wegen der Fest­ lichkeiten/ die vier bis fünf Tage währen/ und wahrend welcher alle Geschäfte ruhen/ sondern hauptsächlich/ weil alle Schulden am Neujahrsabend bezahlt seyn müssen. An diesem Tage wird der Gläubiger sehr dringend/ und wenn der Schuldner ihn nicht am Abend befriediget hat/ so geht er in das Haus des letztem/ setzt sich daselbst nieder und beobachtet das tiefste Schweigen. So­ bald die Mitternachtsstunde vorüber ist, er­ hebt sich der Gläubiger/ wünscht seinem Schuldner ein glückliches Neujahr und geht A 2

4

Januar.

seines Weges. Nun hat der Schuldner/ nach dem chinesischen Ausdruck/ sein Angesicht ver­ loren und kein Mensch giebt ihm nur für ei­ nen Pfennig Werth Credit.

2.

Der Graf Cagliostro/ berüchtigten An­ denkens/ versuchte es auch/ seine Rolle als Geisterbeschwörer/ Wunderdoetov/ Goldma­ cher u. dgl. in Rußland zu spielen. St. Petersburg schien ihm ein sehe schicklicher Schauplatz für seine Spiegelfech­ tereien; aber er hatte sich getauscht. Katha­ rina die Zweite war viel zu scharfsichtig/ um nicht die versteckten Absichten des prah­ lenden Charlatans zu durchschauen und er be­ kam bald eine ernstliche Weisung/ Peters­ burg und den russischen Staat zu verlassen. Cagliostro bildete sich ein/ daß der Leibarzt der Kaiserin ihm diesen unerwarte­ ten verdrießlichen Streich gespielt habe/ und um seinem Charakter treu zu bleiben/ machte er ihm/ als Genugthuung für diese Landes­ verweisung/ statt eines IweikampfS/ folgen­ den Vorschlag.

Januar.

5

„Ich stelle Ihnen anheim/ eine Dosis „Pillen vom stärksten Gifte zu verfertigen. „Ich will dergleichen ebenfalls zubereiten. „Wir machen uns anheischig/ Jeder des An7, dern Pillen zu verschlucken. Ich will dann „nur darauf einige Tropfen von meinem 7-Wunderelixier zu mir nehmen/ und ich stehe 7, dafür/ daß Ihre Pillen mir nichts schaden 7, sollen. Wenn Sie ein eben so großer Mei„ster sind/ so machen Sie sich auch ein 7, Gegengift. ES soll Ihnen frei stehen/ sol„ches ebenfalls hernach einzunehmen." Der Arzt hielt es nicht der Mühe werth/ dem Grafen darauf eine Antwort zu ertheil len/ da ohnehin solchem keine lange Frist in Petersburg verstattet wurde/ um darauf warten zu können.

3. Im Januar 1789 trat in London ein Methodistenprediger auf die Kanzel und nahm seine Gleichnisse von dem damals so harten Frost her. Unter andern sagte er zu seinen Zuhörern: „Ihr seyd alle in Sünden erfto-

6

Januar.

„ren. Möchte Loch Ler Herr das Eis Eurer „Gottlosigkeit aufthauen! — Mich dünkt/ „ich hire schon das Eis in Euch krachen. — „Ja/ ja/ krache nur zu! — Aber wie steht „denn meinGnadenthermomcter? - Er sagt: „es wird kein Thauwetter erfolgen/ wenn „Ihr nicht inbrünstig darum betet. — Betet „also mit Inbrunst und Herzzerknirschung/ „bis das Eis sich ldset/ und Eure Sünden/ „wie Schneeballen an der Sonne/ weg„schmelzen."

4. Der Graf von S .../ — scher Gesand­ ter am Londoner Hofe/ war einem Quäker eine eben nicht sehr bedeutende Summe schuldig. Der Quäker ließ seinen Gläubiger an die Bezahlung erinnern/ und dieser/ der sich dadurch für beleidigt hielt/ beschloß/ den Mahner für diese Insolenz recht lange war­ ten zu lassen. Da mehrere Erinnerungen des Quäkers/ wie die erst«/ ohne Erfolg blieben; er auch/

I a tt tt a k.

7

wenn er sich in Person bei dem Gesandten meldete^ von dem Thürsteher unfreundlich abgewiesen wurde/ so wartete er den Moment ab/ wo der Gesandte zu einem Besuch auSfuhr. Vor der Thüre/ wo der Wagen hielt/ zupfte er sodann den Grafen von S... an den Rockschoß oder Aermel und sagte mit lauter Stimme: „So bezahle mich doch endlich einmal!" Dies war kein Mittel/ den Gesandten auf andere Gedanken zu bringen/ und der Quäker hörte daher nicht auf/ ihn überall und auch selbst dann zu verfolge»/ wenn er an den Hof zum Könige fuhr. Diese fortdauernde Neckerei brachte den Gesandten so in Harnisch/ daß er/ nach ei­ ner solchen öffentlichen Erinnerung an die Berichtigung seiner Schuld/ zu einem Frie­ densrichter fuhr/ und sich über seinen Gläu­ biger beschwerte. Der Quäker war dem Wagen gefolgt/ und als der Gesandte/ nach vorgebrachter Beschwerde/ wieder einsteigen wollte/ in der Hoffnung/ endlich vor dem unverschämten Mahner Ruhe zu erhalten/ wartete dieser

8

Januar.

schon wieder vor der Thüre des Frie-enürich^ ters/ um ihn bei'm Heraustreten mit dem alten Spruch zu empfangen: „So bezahle mich doch endlich einmal!" Bei'm Austritt aus -er Thüre gewahrte der Gesandte seinen Quälgeist/ er kehrte also gleich zu dem Friedensrichter zurück/ und trug darauf an, die Sache auf der Stelle abzu­ machen und ihm für die Folge Ruhe zu ver schaffen. Der Friedensrichter ließ den Quäker Hereinrufen. Dieser erschien. Nach einem kurzen Verhör/ wo der Quäker die Sache der Wahrheit gemäß erzählte/ räumte zwar der Gesandte die Richtigkeit der Foderung ein/ bestand jedoch darauf/ daß der Quäker für seine Unverschämtheit mit Gefängnißstrafe belegt werden müsse. Der Friedensrichter erklärte aber: „Da „Ew. Excellenz die Schuld anerkennen/ so „ist kein Gründ vorhanden/ den Beklagten

„für sein Mahnen verhaften zu lassen/ höch„stens verdient er einen Verweis für seinen „Ungestüm/ in sofern er befriedigt worden." Verdrießlich zog der Graf von S...

Januar.

9

seine Börse und bezahlte seine Schuld. Der Quaker quittirte darüber/ und der Friedens­ richter sagte darauf: nun bittet aber auch Sr. Excellenz um Verzeihung/ ihn so behel­ ligt zu haben. „Sehr gern/' versetzte der Quäker/ ließ sich auf ein Knie vor den Gesandten nieder/ und fuhr fort: „Ich bitt' untertänigst um Verzeihung, 7, und gelobe feierlich/ Ew. Excellenz sollen 77nun zeitlebens kein Wort mehr von mir hö7,reN/ denn ich werde mich wohl hüten/ Jh„uen je wieder Credit zu geben."

S. Der Prinz von Cond 6 hatte in seiner frühern Jugend große Leidenschaft für das Ballspiel. Einst ging er mit seinem Gou­ verneur dieser Unterhaltung wegen an einen öffentlichen Ort zu Paris/ und fand dort den Schreiber eines Advokaten/ von welchem man ihm sagte/ daß er einer der besten Ballspie­ ler sey. Der Prinz ließ ihm eine Partie antragett/

10

Januar.

welche mit Freuden angenommen wurde. Der Prinz verlor die erste/ zweite/ -rittePartie/ kurz alle und wurde hitzig. Er sagte seinem Geg­ ner/ daß er nach Tische fortfahren wolle und ging in ein Nebenzimmer/ um zu Mittag zu speisen. Dort fiel es ihm ein/ daß der Schreiber wohl kein Geld haben möchte/ er schickte ihm deshalb durch seinen Bedienten sechs Franken/ um damit die Kosten eines Mittagessens zu bestreiten. Der Schreiber nahm sie an/ gab aber dem Bedienten einen Louisd'or Trinkgeld. Dies erfuhr der Prinz sogleich von dem Ab­ geschickten; er war darüber so ärgerlich/ daß er auf der Stelle fortfuhr. Den nämlichen Abend erzählte er/ noch sehr aufgebracht/ diesen Vorfall seinem Oheim/ dem Herzog von Charolois. „ Sie haben wie ein Schreiber gehandelt/ „und der Schreiber wie ein Prinz!" gab ihm dieser zur Antwort. 6. Ein Student/ ein Renommist/ sagte zu einem andern Studenten:

Januar.

11

„Stell' Dir vor/ Bruder/ mein Wirth/ „der grobe Kerl/ kommt zu mir/ und Hellt „mich wegen des Commerzirens gestern Nacht „in meinem Zimmer zur Rede. Ich schmeiß' „den unverschämten Philister die Treppe „hinunter/ daß er den Hals brach; — „was thut der Cujon? Er geht hin und ver„klagt mich."

7. Der letzte Herzog von Mailand hatte ei­ nen französischen Agenten heimlich hinrichten lassen. Der König von Frankreich/ Franz/ nahm dieß sehr übel/ -er Herzog schichte also einen Gesandten an den König/ um ihn deshalb zu entschuldigen/ mit der ausdrücklichen Ver­ sicherung, man habe nicht gewußt/ daß der Hingerichtete in des Königs Diensten gewe­ sen sey. Der König schien mit dieser Entschuldi­ gung zufrieden zu seyn/ nach einer Weile fragte er jedoch den Gesandten: warum ist aber der Mann nicht bei Tage sondern bei Nacht hingerichtet worden?

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Januar. „Aus Schonung für Ew. Majestät!"

versetzte der Gesandte.

8. Frank HalS/ ein berühmter Maler/ geb. zu Malinen 1584/ der in Hinsicht der Zartheit seines Colorits nur van Dyk nach­ stand/ war ein großer Liebhaber des WeinS/ und fast jeden Abend betrunken. Wenn ihn seine Schüler dann nach Hause geführt un­ zu Bett gebracht hatten/ sing er immer mit lauter Stimme zu beten an: „O mein Gott/ „nimm mich doch sanft in Dein himmlisches „Freudenreich/ o nimm mich doch zu Dir/ „lieber Himmel!" u. dgl. Eines Abends beschlossen seine Schüler/ unter denen sich auch der geistreiche Abra­ ham Brauer befand/ ihm einen Streich zu spielen. Sie machten auf der Stelle die nöthigen Vorbereitungen dazu. Als Hals nämlich seine gewöhnlichen Ausrufungen wie­ der anffng/ fühlte er sich auf einmal sanft aufgehoben/ als ob die Reise nach dem Him­ mel eben ihren Anfang nehmen sollte. Das

Januar.

13

war ihm doch sehr unlieb/ und er sing an/ in der drolligsten Manier dagegen zu protestiren. „Halt/ halt! Denkst Du denn 7, es muß so eilig seyn? I bewahre! Ich kann 7,noch recht gut ein Weilchen hier bleiben. 77Komm' einmal nach fünfzig Jahren wieder/ 77sey so gut/ aber jetzt ist mir'S ganz und 77gar nicht gelegen!" Die jungen Spaßvögel machten endlich dem Scherz ein Ende/ und Hals schlief ganz ruhig ein; er soll aber nachher nie­ mals solche Ausrufungen wieder haben hören lassen.

9. Herr von T.../ ein Landedelmann/ machte eine Reise nach W.../ der Residenz/ eines Rechtsstreits wegen. Bet einem Besuch/ den er dort einem Bekannten/ dem Herrn von O... abstattete/ machte der Letztere dem Besucher/ da er sich vor der langweiligen Unterhaltung mit ihm unter vier Augen fürchtete/ den Vorschlag/ in das Schauspiel zu gehen/ mit dem Beisatz:

14

Januar.

Sie werden sich gewiß recht belustige»/ es wird eine Posse von I... gegeben/ die vie­ len Beifall gefunden hat. T... war es zufrieden. Beide machten sich auf den Weg nach dem Sauspielhause. Bei'm Eintritt in dasselbe ging auch der Dichter I... hinein. Sehen Sie/ -aS ist der Verfasser LeS Stücks, sagte O... zu T... „Was Teufel!" rief der Letztere a»6/ als er den Dichter gewahr ward: „der Kerl hat „ja einen alten fahlen Ucberrock an. - Nein! „sein Stück mag ich nicht sehen." Bei diesen Worten kehrte er sich schnell um und ließ seinen Begleiter stehe»/ eiligst in sein Absteigequartier zurückkehrend. Wie oft mögen nicht ähnliche Urtheile gefällt werden!

io.

Als der berühmte Philolog Muretus nach Italien reifete, wurde er unterwegs in einem WirthShause krank. Der Wirth ließ zwei Aerzte zu seinem Beistand rufen.

Januar.

15

Nachdem sich beide lange in lateinischer Sprache, in der Meinung, daß der Kranke nichts davon verstände, über gleichgültige Dinge unterhalten hatten, kam endlich auch das Gespräch auf diesen selbst und auf ein neues Arzneimittel, das sie noch nicht versucht hatten. Einer sagte darauf zu dem Andern: kaeiamuZ exxerirnenlum in cor­

pore vili. Muretus verließ sogleich/ als die Aerzte den Rücken gewendet hatten, das Bett, und reifete weiter. Er genaß von seiner Krank­ heit, bloß aus Furcht vor dem Mittel, das man ihm zugedacht hatte. Ein Beweis, daß das Sprichwort: mit Latein kommt man durch die ganze Welt, seinen guten Grund haben muß, da es sogar von der Reise in die Unterwelt retten kann.

11. Ein überdies weniger, in einer

sehr mittelmäßiger Sänger, der auch noch von Natur eine nichts als liebliche Stimme hatte, brachte Arie, die er in einem Conzert zu

16

Januar.

B ... sang eine Menge Triller/ Verzierun­ gen und Rouladen an/ die dem Componisten nie in den Sinn hatten kommen können.

Die Mehrzahl der Zuhörer/ die gern für Kunstkenner gelten mochte/ beklatschte den Sanger aus allen Kräften. Was halten Sie von ihm? fragte Jemand den verstorbenen Capellmeister R .../ der auch unter den Zu­ hörern war. „Ei nun/" versetzte dieser: 7-er gurgelt 77sich mit Noten."

12.

Der englische Dichter Gay hatte ein Lobgedicht auf den Maler Gottfried Knel­ ler gemacht. Er wollte es aber nicht eher drucken las­ sen, bevor er nicht dazu die Einwilligung des Künstlers erhalten/ weil er ihn darin hin und wieder auf eine so übertriebene Art geschmeichelt und gelobt hatte/ daß er unge­ wiß war/ ob man dies Lob nicht für Spott nehmen könnte.

Januar.

17

Er ging also zu Kneller und las ihm Gedicht vor. Der Gefeierte hörte es zum Ende an, statt aber zu verlangen/ er einige augenscheinliche Uebertreibun­ mildern möchte/ sagte er: „Vortrefflich/ lieber Gay! alles/ was „Sie von mir gesagt haben/ ist sehr schön „und wahr; aber eins haben Sie vergessen/ „bester Freund. Bei Gott! Ich hätte auch „ein großer General werden können/ denn „als ich in Venedig war/ ward einmal dort „ein Feuerwerk abgebrannt. Der ganze St. „Markueplatz war voll Rauch und Pulver„damvf/ und der Geruch gefiel mir. Lieber „Gay! auf Ehre/ ich würd' ein großer Feld„herr geworden seyn."

das bis daß gen

13. Der geheime Rath von G ... g las auf dem Museum zu F... eines seiner matten Gedichte vor/ wodurch er der Versammlung nicht wenig Langeweile gemacht hatte. Nach Beendigung der Vorlesung sagte einer der Zuhörer dem andern in's Ohr:

18

Januar. Apoll, Du großer Richter! Mach' doch den Herrn geheimen Rath Auch zum geheimen Dichter.

Der neapolitanische Gesandte bei der Pforte, Graf Ludolph, der die türkische Sprache vollkommen verstand, glaubte, daß sich der Dollmetscher bei einer öffentlichen Audienz Auedrücke bediene, die der Würde des Stellvertreters eines Monarchen nicht angemessen wären. Er unterbrach ihn also, und sagte zum Großvezier, daß er nicht diese sondern andere Worte gebraucht habe, die er ihm türkisch angab. „Dies mögen Ihre Worte gewesen seyn," «ersetzte der Großvezier: „hätte sich aber der „Dollmetscher nach Ihrer Weise ausgedrückt, „so wär' ihm vor Ihren Augen der Kopf „abgeschlagen worden." 15.

Ein hübsches, äußerst lebhaftes Mädchen von vierzehn Jahren wurde plötzlich ganz still und schüchtern.

Januar.

is

Mein Gott/ fragte sie ihre Tante: Minchen/ was fehlt Dir/ Du bist ja so ängstlich/ so stumm und ernst?

„Ach!" seufzte die Gefragte: „ich glaube/ „es ist ein Anfall von Vernunft."

16.

Kant ging einst/ auf Veranlassung ei­ nes Bekannten/ der nach Königsberg ge­ kommen/ mit diesem in das Wirthshaus/ wo sein Freund abgestiegen war/ um mit Letzterm an der ladle ä'koie zu Mittag zu speisen. Vor Kant wurde eine Schüssel mit Zu­ gemüse hingesetzt. Ein ihm gerade über sizzender Gast/ den er nicht kannte, ergriff das auf dem Tische stehende Näpfchen mit gesto­ ßenem Pfeffer/ und indem er sagte: „Dies „Gemüse ess' ich gar zu gern recht gepfeffert!" schüttete er das Näpfchen darüber aus.

Augenblicklich nahm Kant seine Tabacks­ dose aus der Tasche und leerte sie über die Schüssel mit den Worten: „Und ich ess' es gar zu gern mit Taback."

Januar.

20

17. In Paris giebt es eine große Menge gemeiner Leute/ welche sich davon nähren/ daß sie mancherlei kleine Flugschriften/ Gas­ senhauer und Pamphlete mit einem kreischen­ den Ton feil bieten und oft solche Brochüren dem versammelten Volke vorlesen. In der Zeit der Revolution benutzten diese Gebräuche mehrere blutdürstige Dema­ gogen/ um den Pöbel wider einzelne Personen oder wider die hohem Stände und die Rei­ chen aufzuhetzen und dadurch Tumulte zu veranlassen. Ein Redner im Rathe der Fünfhundert sagte einst sehr witzig über solche Ausrufer:

Les Kordes e^ veulenl souvent ä nos Zorges. (Diese Kehlen haben ost die Absicht/ uns abzukehlen).

18.

Der Schauspieler —sch zuB... trat eines Abends in eine Weinstube. Er fand als Gast nur einen Bürger/ einen Professio-

Januar.

21

nisten, -er sich ein Viertelchen Wein hatte geben lassen. DerSchausrieler federte sich einen Schop­ pen und naiv:. -m einem andern Tische Platz. Mit vornehmer Miene sah er zuweilen nach dem Handwerker hin und, im Gefühl seiner Höhe auf dem Kothurn, fragte er den Wirth: Aber sagen Sie mir doch, seit wie lange gehen die Handwerksleute, statt zu Biere, zu Weine? „Die Frage kann ich Ihnen beantwor„ten," sagte sogleich der andere Gast, indem er aufstand und vor ihn hintrat: „Sie schei„nen in der Geschichte nicht sehr bewandert; „dieBürger gehen von der Zeit an zu Weine, „als den Schauspielern ein ehrlichesBegräb„niß zugestanden worden ist."

IS. Es machte ein Einwohner von London dem Minister Robert Walpole, Grafen von Oxford, den Vorschlag, eine Auflage auf die Hunde einzuführen. „Ihr Projekt ist recht schön," Versetzt«

22

I a tt u a r.

Walpole: „aber ich wag' es -och nicht/ es 7, zur Ausführung zu bringen; alle Hunde im --ganzen Königreiche würden mich anbellen."

20. Als Gilbert im Jahr 1774 seine Satyre auf das achtzehnte Jahrhundert schrieb/ bewohnte er zu Paris einige Zimmer in dem vierten Stock eines in der Straße St. Hi­ laire belegenen Hauses. Diese literarische Arbeit begeisterte ihn st/ -aß er/ wie eine weiffagen-e Sibylle/ die Augen verdrehte/ mit pathetischen Schritten hin und her ging/ mit beiden Händen focht/ und so heftig schrie/ -aß er alle Nachbarn störte/ vorzüglich aber einen jungen Manry -er sich -er Arzneikunst widmete/ und der ge­ rade unter Gilberts Arbeitszimmer wohnte. Dem jungen Mann wurde einst der Lärm zu arg und er sann auf ein Mittel/ den Be­ sessenen aus seiner Selbstvergessenheit zu wekken. Er öffnete also sein Fenster/ legte sich mit dem halben Leib heraus und schrie aus vollem Halse:

Januar.

2S

„Zu Folge eines Beschlusses des Parla„ments soll -er Dichter Gilbert/ nach Ur„ theil und Recht/ heut« auf Lem Greveplatz „gehenkt werden." Gilbert vernahm diese Worte und er­ schrak.

Der Muthwiüige wiederholte sie. Der Dichter stürzte/ voll Verzweiflung/ die Treppe hinunter/ in das Zimmer des jungen Man­ ne-/ schloß ihn in seine Arme und rief: „Ich bin ein Kind des Todes! — O ret„ten Sie mich! Verbergen Sie mich/ man „will mich aufhängen." Recht ger»/ versetzte der Letztere: aber unter der einzigen Bedingung/ daß sie sich auf ihrem Zimmer künftig ruhiger ver­ halten. Gilbert gelobte in der Angst aüeS/ was man nur von ihm begehre« würde. Jetzt be­ ruhigte ihn sein Hausgenosse durch die Ent­ hüllung derMystification. Einige Tage über blieb Gilbert auch wirklich seinem Verspre­ chen getreu/ aber bald fiel er wieder in seinen alten Fehler zurück/ zum Beweise des Sprich-

24

Januar.

worts: k^alurLi» ri turca exxsULs tamen »brii sexli. Als zur Zeit einer Theurung ein kleines Brod wofür man immer zwei Bajoechi zahlt, und was/ nach Verhältniß des Preises für den Warzen/ bald größer bald klei­ ner zu seyn pflegt/ fast zu einem Bissen ver­ kleinert worden war/ fand man ein solches Brödchen in der Hand der Bildsäule des Pasquino zu Rom mit einem großen Papierstreifen/ auf welchem die Worte standen: IVluniticenÜL kii sexli.

4. Am 4. August 1700/ UM 6 Uhr Abends/ landete Karl XU. König von Schweden/ mit

26a

August.

seinen Truppen fünf Meilen von Ko pen Hagen. Die Landung hatte große Schwierigkei­ ten/ denn die Danen feuerten heftig aus ih­ ren Batterieen und zum Theil aus den klei­ nen Gewehren. Der französische Gesandte Graf von Guiökard wohnte der Expedition bei- Als man sich dem Lande näherte und der Kugel­ regen immer dichter wurde/ sagte Karl zu dem Gesandten: Gehen Sie nicht weiter; Sie haben keine Händel mit den Dänen. „Sire!" versetzte Guiökard galant und unerschrocken: „da ich die Ehre habe/ bei „Ew. Majestät accreditirt zu seyn/ so hoffe „ich/ daß Sie nnch nicht in dem Augen„blick von Ihrem Hofe entfernen werden/ „wo er am glänzendsten ist."

5. Rameau gab den Arbeiten des Dich­ ters Cahuzac den Vorzug vor denen des Roy/ obgleich der Letztere weit mehr dich­ terische Talente besaß. Cahuzac war aber

August,

261

gegen den Eigensinn -eö Komponisten nach­ giebiger/ eö war daher kein Wunder/ daß er dessen Verse lieber in Musik setzte/ alS Noy'ö Gedichte. Roy war darüber sehr erbittert und machte auf Rameau eine beißende Allegorie/ wo der Tonkünstler unter dem Namen M a rsnaö auftrat/ und eben so wenig schonte er den begünstigten Nebenbuhler in der Dichtkunst. Den Tag darauf/ als die Oper: Polyhymnicns Feste/ von Cahuzac/ aufgeführt worden war/ befand sich Roy in der Messe. Ein kleines Kind auf dem Arm der Mutter gab einige Töne von sich/ die mit pfeifen Aehnlichkeit hatte»/ Roy wandte sich zu der Frau und sagte ganz trocken: 7, So verbietet doch dem Balg bas pfei77 ft»/ Cahuzac liest ia nicht die Messe. "

6. Die verwittwete Frau von Kniephau­ sen geb. v. Ilgen lebte mit dem nachmali­ gen Feldmarschall Grafen Kurt von Schwe«

262

August.

rin in einem so vertrauten Umgänge, daß sie Mutter wurde. Der damalige Großkanzler v. Coceejt machte davon dem Könige Friedrich Wil­ helm I. Anzeige und trug auf eine förmliche gerichtliche Untersuchung vor den geistlichen Gerichten und auf Bestrafung an. Der König, um das Aufsehen zu verhü­ ten, was eine solche Untersuchung unfehlbar erregt haben würde, befahl die Niederschla­ gung der Sache, und verurtheilte die Witt­ we in eine Geldbuße von 12,000 Thlr. Als ihre Bekannte und Freunde ihr dar­ über ihre Theilnahme bezeugten, sagte sie ganz unbefangen: „Der König hat mich zwar für das eine „Kind um 12,666 Thlr- gestraft, aber ich „hab' ihn doch noch um eben so viel ge„bracht; ich hab' ein Paar gehabt."

7. Der französische General Hoche, von ganz niedriger Herkunft, konnte bei'm Aus­ bruch der Revolution kaum lesen. Er bot

August.

263

alles auf/ diesen Mangel der Bildung zu ersetzen und lernte nun auch schreiben/ indem er die Ruhezeit zwischen den Schlach­ ten und die nächtliche Stille benutzte/ um das Leben und die Feldzüge der fünf oder sechs größten Feldherren allerZeiten abzuschrei­ ben. Da sich zuweilen in diesen Lebensbe­ schreibungen Musterbilder der Sprache befan­ den/ so lernte Hoche darauö/ selten/ wenig aber immer nur gut sprechen. Einem französischen Soldaten fiel Ho­ che'S kurze und lakonische Weise zu sprechen/ auf, und er sagte daher sehr naiv von ihm: „Unter allen unsern Generalen ist er „derjenige/ welcher den längsten Säbel und „die kürzesten Reden hat."

8. Der berühmte Bildhauer Stephan Moritz Falconet war der Sohn ganz ar­ mer Eltern. Als ihn die Kaiserin von Rußland Ka­ tharina n. nach St Petersburg berief/ um dort die Bildsäule Peter's i. zu Pferde

264

August.

auszuführen, ertheilte sie ihm den Titel Wasre W^sokoroöie (Ew. Hochgeboren). „Dieser Titel/" sagte Falconet: „paßte „für mich vortrefflich; denn ich bin auf ei­ gnem Kornboden in Paris geboren worden."

9. In der letzten Hälfte des vorigen Jahr­ hunderts hatte sich ein englischer Steuermann einige Zeit zu Macao aufgehalten und einen Chinesen zur Bedienung angenommen. An dem Morgen, wo der Brite abreisen wollte, fand man diesen Chinesen ermordet, und sein Herr wurde sogleich verhaftet. Die­ ser bewies seine Unschuld auf eine völlig ge­ nügende Werse. In China ist aber ein Gesetz: wenn ein Chinese ermordet und der Mörder nicht ent­ deckt wird, so muß die Stadt, in welcher diese blutige That geschehen. Jemanden lie­ fern, der als Sühnopfer dafür die Strafe erleide. Man überlieferte daher zu diesem Zweck den englischen Steuermann, um einen Chinesen zu

August.

265

zu ersparen/ und er hatte umsonst erwiesen/ daß er nicht den entferntesten Theil an die­ ser Ermordung gehabt habe.

10. Herr von Cortois war ein sehr achtungöwürdiger Geistlicher/ der alle Pflichten seines Standes gewissenhaft zu erfüllen suchte. Er war aber ein schön gewachsener Mann/ in seinen besten Jahren, und in ganz Paris un­ ter dem Namen der Abbe mit den schö­ nen Beinen bekannt. Dies einnehmende Aeußere war hinläng­ lich, daß der Bischof von Mirepoix/ der den geistlichen .Angelegenheiten Vorstand, eine sehr ungünstige Meinung von ihm faßte­ st ost er sich bei ihm sehen ließ/ suchte er ihn zu demüthigen, und es war bei ihm fest beschlossen, ihm keine Pfründe zu verleihen. Einst machte der Abbe von Cortois in dem Postwagen von Lyon eine Reise nach Paris. Er hatte sich den Namen Quincey gegeben, womit er, zum Unter­ schiede von seinen Brüdern, in seiner Familie

1822.

M

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August.

benannt worden wav/ und unter den man ihn auch in seiner Heimath Dijon kannte. Er befand sich mit mehreren Passagieren, die er eben so wenig kannte, als er von ih­ nen gekannt wurde, in dem Postwagen. Wahr­ scheinlich hatten sie Ursache, mit dem Herrn von Mirepoix unzufrieden zu seyn. Sie äußerten sich über ihn mit vieler Bitterkeit und schilderten ihn in einem sehr nachtheiligen Lichte. Der Abbe Quincey mischte sich in das Gespräch, vertheidigte den Bischof sehr lebhaft und mit sehr triftigen Gründen. Er lobte seine Tugenden, seine guten Eigen­ schaften, seine Unbescholtenheit mit feuriger Beredsamkeit, doch ohne dabei seine Gegner durch einen absprechenden Widerspruch zu be­ leidigen und noch mehr zu erhitzen, und es gelang ihm, die vorlauten Tadler zum Schweigen zu bringen. Unter den Passagieren befand sich auch ein alter Geistlicher, der aber dem Streite nur stumm zuhörte, und gar nicht darauf zu achten schien. Während der ganzen Reise sprach er überhaupt nicht zehn Worte, aber er beobachtete den Abbe Quincey beständig

Augu st.

267

sehr aufmerksam/ und als man in Paris angekommen war und die Reisenden aus dem Wagen stiegen/ drückte der Einsylbige dem Abb6 zutraulich die Hand und sagte zu ihm: „Ich bitte Sie/ Herr Abbe, mich nach „drei Tagen im Kloster der Theatiner zu be„ suchen; dort bin ich Mönch. Vielleicht bin 7,ich so glücklich/ Ihnen nützlich zu werden/ „und Ihnen meine Dankbarkeit dafür zu .-bezeugen/ daß Sie sich meines Bruders, des Bischofs von Mirepoix/ so lebhaft an„genommen haben." Der Abbe vonCortoiö war sehr über­ rascht/ daß er/ ohne es zu ahnen/ sich einen so mächtigen Beschützer erworben/ und er un­ terließ nicht/ am dritten Tage seinen Besuch bei demselben abzustatten. Dieser umarmte ihn herzlich und sagte zu ihm: „Gehen Sie zu meinem Bruder und „bedanken Sie sich/ daß er sich für Sie bei „dem Könige verwendet hat. Se. Majestät „habenSie zumBischof von Bellay ernannt." Der Ueberraschte ging sogleich zum Bischof von Mirepoix und dieser war ebensosehr M 2

268

AUgU st,

überrascht/ -ast -er ihm so -ringen- -on sei­ nem Bruder empfohlene Abbe Quincey kein Anderer war/ als der Abbe von Corto iö/ den er beständig mit so ungünstigen Augen angesehen und so ost ungerecht gedemüthigt hatte. 11.

--Paradieses genug/ wenn nur die Sünde „nicht wäre!" sagte einst Luther bei der Be­ sichtigung eines fürstlichen Lustgartens, Eine passende Ueberschrift für den Ein­ gang von manchem Park und andern -em Vergnügen -es großen Publikums gewi-meten Gärten.

12.

DerRektorKorbinSky zuBorna hatte eine Sammlung lateinischer Sprichwörter/ zum Uebersetzen für die Anfänger in -er lateini­ schen Sprache/ -rueken lassen. Seume kam/ als ein Knabe von zwölf Jahren, zu -em Rektor Korbinsky in Pension.

August.

269

Er mußte aus dieser Sammlung von Sprichwörtern mehrere in'S Deutsche über­ setzen, und zwar verlangte sein Lehrer, dies auch sprichwörtlich zu versuchen. Eest sollte er das Horazische:

delirant

pleeinntur ^kivi

deutsch geben. Seu me besann sich nicht lange und sagte: Wenn sich die Könige raufen, müssen die Bauern die Haare lassen. „Recht gutj recht gnt!" versetzte der Rektor; „nur etwas zu sehr vom Dorfe."

12. Man sprach von den Lieblingsrollen des Schauspielers S..., der notorisch sehr fil­ zig war. Einer nannte die Nolle des Lear, der Andere die des Hamlet, ein Dritter die des Fiesko, ein Vierter die des Marinelli. Man konnte sich nicht einigen, endlich nahm Einer, der bisher einen stummen Zu­ hörer gemacht hatte, das Wort und sagte: 7, Sie haben Alle unrecht, meine Her-

270

August.

„reu! die liebste Rolle „Louisd'ors."

ist ihm eine mit

14. Als im Jahr 1558 der berühmte Jo­ hann Samoski den Erzherzog Maximi­ lian zum Gefangenen gemacht hatte/ und dieser Fürst das Jahr darauf durch einen Traktat seine Ansprüche auf die Krone Po­ len verzichtete/ schrieb jeder der Unterzeich­ nenden des Traktats seine Titel und Würden ausführlich hin. Stolz unterzeichnete sich der Sieger:

loannes Lamoslö, bis omnibus xar.

15. Raynouard/ der Verfasser der Tragö­ die: dieTempelherreN/ wurde/ zurSchreckcnszeit der französischen Revolution/ außerhalb Paris verhaftet und auf einem Karren in Ket­ ten dorthin in'S Gefängniß gebracht. Einer seiner Freunde besuchte ihn/ gleich nach seiner Verhaftung/ im Kerker und Raynouard sagte zu ihm mit vieler Ruhe:

August.

271

„Freund! bei meinem Transport hab' „ich auf dem Karren ein Paar Strophen ge„ macht, die mir nicht ganz mißlungen zu „seyn scheinen. Sie lauten also: t68 Lers 11'68-ln xa8 adanii? — „ Ils xe86iir 5iir le erime, — ils xriient la V6itn.

„§0NL

le xoiäs

äs

Hat Deine Kette nicht zu Boden Dich gedruckt? — Dem Laster fällt ste schwer, doch ste die Tugend schmückt.

16.

Der kriegerischePapstJu lius N. schwur, voll Verdruß über die Niederlage, die er bei San Felice erlitten, den Herzog von Ferrara, der es mit den Franzosen hielt, zu gewinnen, oder Ihn und den Ritter Bayard zu vergiften. Ein gewisser Augustin Querlo begab sich zu dem Herzoge, um ihm eine Heirath zwischen der Nichte des Papstes und seinem Sohne anzubieten, unter der Bedingung, daß er dem Bunde mit Frankreich entsage.

272

und

August. Der Herzog spielte den Unschlüssigen schien von dem rachsüchtigen Gemüthe

deö Papstes keine Versöhnung zu hoffen. Ihr würdet besser thun, Euch auf meine Seite zu wenden/ sprach er zu dem Ab­ geordneten. Der Papst kann Morgen sterben oder Euch einen schlimmen Streich spielen, um die Geheimnisse zu verbergen, die er Euch anvertraut hat. Da gestand der Verrather, von diesen Worten geschmeichelt, seinen Auftrag, und bot dem Herzog an, ihn binnen acht Tagen von dem Papste durch dieselben Mittel zu befreien, welche dieser gegen ihn hatte brauchen wollen. Der Herzog sprach mitBayard von dem Anträge. Aber der Ritter ohne Furcht und Tadel schwur, er wolle vor Abend dem Papste Kunde von diesem Verrathe Leben. Wie, sagte der Herzog: wollte er es nicht mit Euch und mir eben so machen? „Was kümmert's mich," erwiederte B ayard: „er ist Gottes Statthalter auf Erden, „und ihm ein solches Ende zu bereiten, das „werd' ich nimmer zugeben.

August.

273

17. Der Inhaber eines der vorzüglichsten Gasthöfe in Berlin hieß Corsika. Viele Jahre lang war dieser Gasthof nur unter dem Namen des Besitzers bekannt, endlich nannte der Inhaber ihn: kartelliern

Als -ie verstorbene Frau v. Stael nach Berlin kam, trat sie zufällig in dieses Wirthshaus ab/ und sagte hernach: 7, Wenn Buonaparte hört/ daß ich im „lemeni gewohnt habe/ wird er 7,dies gewaltig übel nehmen/ ich weiß aber „ein Mittel/ ihn wieder auözusöhnen/ ich „werd' ihm sagen lassen: -aß dieser Gasthof „Liaison äe Corsica geheißen hat."

18. Richard Twiß fand bet seiner Reise durch Irland in den meisten Dörfern sehr kleine elende Hütten ohne Schornsteine/ wo der Rauch zur Hausthüre hinausgeht; an vielen sah er ein Brett mit der Inschrift: gute trockene Wohnung!

274

August.

„Ich merke schon," sagte er zu einem Irländer: „weshalb diese Worte dort stehen. „Da Jedermann weiß, daß die Schweine „nicht lesen können, so wird dadurch dem „Irrthum vorgebeugt, daß man diese Bc„hälter nicht für Saukoben ansteht."

IS. Das Fräulein von G ... sagte zu dem geckhaften Herrn vonS ..., der ihr viele abgeschmackte Galanterien selbstgefällig vor­ schwatzte: „Sie haben einen recht niedlichen „Verstand." Wie meinen Sie das? fragte er. „Ei nun," antwortete fie: „alles, was „klein ist, ist niedlich."

2». Der Dichter Danchet deklamirte vor­ trefflich. Einst las er einigen Schauspielern in Paris eine von ihm verfertigte Tragödie vor. Der Schauspieler Ponteuil unter­

August.

275

brach ihn mitten in seiner Deklamation: Ach, mein Herr! warum sind Sie nicht Schauspieler geworden! Danchet sah ihn stolz an und rezitirte nachstehende Strophe aus Corneille: xrlt soin ä'instruirS via jeunesse, m'L jemals k»xxrl8 it kair6 Ä6 dasseLLS.

1.6 nraüro,

Der Lehrer, der in meiner Jugendzeit, Mit Sorgfalt mir den Unterncht ertheilt, Hat niedre Handlung niemals mich gelehrt.

21. Karl Vit. von Frankreich ließ sich zu Bourges ein Paar Stiefeln machen. Der Schuhmacher brachte sie ihm; -er König versuchte, ob sie ihm paßten/ und da dies der Fall war, so sagte er zu dem Schuh­ macher, nachdem er sie wieder ausgezogen hatte: Sie sind gut, aber ich kann sie Euch Nicht sogleich bezahlen. Bei dieser Aeußerung des Königs nahm der Schuhmacher die Stiefeln wieder und verließ das Zimmer.

276

August.

„So werden sich Ew. Majestät bis da„hin noch mit den alten behelfen."

22. Im Jahre 1735 räumten die Franziska­ ner-Mönche zu Anvers ihre Bibliothek auf/ und ließen 15 bis 18 hundert Bande in die Wohnung des Gärtners bringen/ wo sie meh­ rere Monate lagen. Nach dieser Zeit wurden diese Bücher/ auf den Vorschlag des Guardian^ dem Gärt­ ner/ zur Belohnung für seine treuen Dienste und seinen Fleiß/ zum Geschenk gemacht. Diesem gab Jemand den verständigen Rath/ Herrn Vandenberg/ einem gelehr­ ten Bücherkenner/ dies Geschenk zum Kauf anzubieten. Nachdem der Letztere die ausge­ merzten Bücher durchgesehen/ kaufte er sie dem Gärtner nach dem Gewicht ab/ und be­ zahlte den Centner mit einem Dukaten. Ein Engländer/ mit Namen Stock/ der sich auf den Werth von Büchern verstand/ bezahlte Herrn Vandenberg bloß für die Handschriften noov Livres.

August.

277

Die Franziskaner, die solches erfuhren/ waren darüber höchst ärgerlich; da sie aber wohl einsahen/ daß es zu spät sey/ wie­ der zu dem Besitz des von ihnen verschmäh­ ten Schatzes zu kommen/ so wandten sie sich in einer demüthigen Bittschrift an Herm Stock und suchten eine Entschädigung nach. Er war/ da er dabei einen großen Gewinn gemacht hatte/ so großmüthig/ den Mönchen noch freiwillig 1200 Livres zu zahlen.

23.

Als Philipp V. im Jahr 1707 Besitz von seinem Königreiche nahm/ kam er durch Montlheri. Der Geistliche kam ihm mit seiner Gemeinde entgegen und redete ihn mit folgenden Worten an: „Sire'- die langen Reden sind lästig, und 7, die Redner machen Langeweile; folglich „werde ich mich darauf beschränken/ etwas --zu singen." Er sang nun: ^ou8 les bourgeois üv (Sartres et eenx äs lVlviUlNeri

278

August.

HLenent Fort §ranäo jois, on vons volant iei. retlt-tlls do I^onis, ^116 Dien voiis aeeomx^ne;

Don clou, 6ont aids et xar äe la, I^a I^a, IVe§n6 kem „Ach/ machen Sie uns nicht unglück..lich!" rief Piron ihm im spaßhaften Tone nach: „wir sind Kinder von guter Fami„lie!" Der Commiffair lag in so tiefem Schlaft/ daß er kaum zu erwecken war. Während man ihn munter machte/ hatte sich der Schauplatz verändert/ und die Scene war auf den Hof verlegt worden. Piron/ als der Held des StückS/ spielte seine Rolle mit unerschöpfli­ chem Witze fort/ und seine Freunde gaben ihm nichts nach. Die Nachbaren standen, von oben bis unten/ an den Fenstern/ mit Lichtern in der Hand/ und sie brachen mit der Wache in ein so lautes Gelächter aus, daß der Commiffair mehr von diesem Lärm als von den Bemühungen seines Schreibers endlich erwachte. Ek kam herunter/ taumelnd/ noch gähnend und die Augen reibend. Das Haus von oben bis unten voll Lichter/ der Hof mit Leuten angefüllt/ -aS unmäßige Ge-

September.

29S

lächter der Nachbarn/ Männer/ Weiber/ Kinder/ Gesinde/ alles im Hemde/ die Wache halb ohnmächtig vor Lachen und die Seiten hal­ tend/ unsre drei Akteurs in der Mitte ste­ hend und mit komischem Pathos deklamirend/ — dies alles erschien ihm wie ein Traum; er wußte nicht/ wo er war; er rieb sich noch­ mals die Augen/ sperrte sie weit auf/ sah halb träumend links und rechts umher/ gähnte zum letztenmal und kam endlich zur Besinnung. — „Das ist ein Lärm! — Wie „heißen Sie?" fragte er Piron. Dieser nannte seinen Namen. „Was sind Sie?" — Ein Dichter. — „Ein Dichter!" — Ja mein Herr/ ich bin ein Dichter/ ich habe den größten/ den edelsten/ den erhabensten Be­ ruf/ der Menschen nur zu Theil werden kann/ wenn sie ihn wirklich dem Genie verdanken. Welche Schande für einen öffentlichen Be­ amten/ den Dichter Piron nicht zu kennen/ den Verfasser der undankbaren Söhne/ so ge­ rechterweise von ganz Paris beklatscht/ den Verfasser des KalistheneS/ so ungerechterweise ausgezischt/ wie ich so eben dem Publikum in Versen aufs bündigste bewiesen habe! —

300

September.

Piron hätte diese heftige Peroration noch weiter getrieben, wäre nicht der Connnissair mit einer sonderbaren Lebhaftigkeit ihm in die Rede gefallen, mit den Worten: „Ci was höre ich? Theaterstücke! Sie müssen wissen, daß Lafosse mein Bruder ist, der ganz vortreffliche Trauerspiele geschrieben hat, und unter andern die herrliche Tra­ gödie Manlius. Wie gefallt Ihnen die­ ses Stück? He? O wein Bruder war ein Mann von vielem Geist!" —„Ich glaub'eS „gern, denn mein Bruder ist nur ein — „dummer Teufel, ob er gleich Priester ist, „und ich Trauerspiele mache," versetzte Pi­ ron mit einer Art von komischer Begeiste­ rung, indem er sich die übertriebensten Lob­ sprüche ertheilte. Der Commissair, Herr La­ ss sse, nahm diesen kecken Ausfall weiter nicht übel. An der lustigen Laune und Furchtlo­ sigkeit der drei Freunde merkte er bald, was es mit dem ganzen Vorfall für eine Bewandtniß haben mochte, und Piron mußte ihm nun die Geschichte erzählen, die ihn sehr belustigte. Er entließ sie hierauf, un­ war so höflich, sie den andern Tag auf Au-

September.

301

stern einzuladen. — „Nun, lieben Freunde," rief Piron, als er aus dem Hause ging: „nun fehlt mir zu meinem Ruhme nichts „mehr, denn ich habe die Schaarwache zu „lachen gemacht!"

2. Der berühmte Maler van Dyk (geb. 1599, gest. 1671) reifete nach Harlem le­ diglich in der Absicht, um den Maler Hals kennen zu lernen. Dies war mit vielen Schwierigkeiten verknüpft, da Hals fast im­ mer in Weinschenken sich Herumtrieb. Da vanOvk ihn gar nicht zu sprechen bekommen konnte, so ließ er ihm endlich wissen, daß Jemand ausdrücklich sich nach Harlem auf den Weg gemacht habe, um sich von ihm malen zu lassen, und bestimmte den Tag und die Stunde, wann er sich bet ihm wieder einflndeo wolle. Hals erwartete den Unbekannten. Dan Dyk sagte ihm, er sey ein Fremder und Wünschte sein Bildniß von seiner Hand; aber er könne ihm nur dazu zwei Stunden Zeit

302

September.

lassen. Hals nahm die erste beste aufge­ spannte leere Leinwand/ und nachdem er ei­ nige Zeit gemalt hatte/ bat er van Dyk/ seinen Sitz zu verlassen und dasjenige/ was er geliefert habe/ in Augenschein zu nehmen. Der Gemalte äußerte seine Zufriedenheit mit dem Bildnisse/ sprach von gleichgültigen Dingen und sagte endlich/ als wenn es bloß ein Einfall des Augenblicks wäre: die Male­ rei scheine ihm eben nichts sehr schwieriges zu seyn/ und er hätte fast Lust/ auf der Stelle einen Versuch zu machen/ wie es ihm damit glücken würde. Er nahm nun eben­ falls eine aufgespannte leere Leinwand/ bat Hals sich auf seine Stelle zu setzen und ihm seinen Wunsch zu gewähren. Hals, inner­ lich mitleidig lächelnd über die Einfalt des Fremden/ war es zufrieden; aber wie er­ staunte er,, als van Dyk ihn ebenfalls bat/ aufzustehen und zu sehen/ was er gemacht habe. Er rief/ fast unwillkührlich, aus: „Ihr seyd van Dyk!" und umarmte diesen mit Begeisterung. Beide Künstler wurden von dkesem Augenblick an

die innigsten Freunde.

September.

303

3. Als Karl n., König von England, sei­ nen Einzug in London hielt, sagte unter der versammelten Volksmenge ein Weib zu ihrer Nachbarin ganz laut: wie häßlich sieht der König aus! „Ich bitt' Euch, verderbt mir die Hei„rath nicht!" rief ihr der König lachend zu.

4.

Ariosto hatte sich zu Ferrara ein klei­ nes einfaches Haus erbauen lassen, mit der Inschrift über der Thüre: rarvs, «eä axta miki, seä nuNI obnoxia, seä non Loräiäa, parra m«o seä tarnen sere äoinns.

In diesem und in dem daran stoßenden Garten verfertigte er seine unsterblichen Ge­ dichte. Als man ihn fragte: weshalb er sein Haus so einfach aufrichten lassen/ da er doch in seinem rasenden Roland eine so bezaubernde Beschreibung von prächtigen Pallästen gemacht

habe? — antwortete er:

September. „Man fügt weit eher und leichter Wor„te als Steine zusammen."

S. „Ach will -och auch nächstens ein Buch „mit gelehrten Citaten schreiben/' sagte D. „damit ich dadurch das Recht erwerbe, für „die Folge ohne Gefahr unwissend zu seyn." o.

Ein berüchtigter Straßenränder in Ir­ land wurde endlich ergriffen. Der Anführer einer Bande war ebenfalls früher verhaftet worden. Der Richter eonfrontirte Beide, «nd fragte den Letztem: Gehört dieser Kerl auch zu Eurer Bande? „Ja," antwortete der Befragte kalt: „aber ich glaube, er war nur ein Ehren„ Mitglied."

7. Die Frau eines Prokurators aus der Provinz kam nach Paris. Da sie viel von

September,

305

ben großen Rednertalorten des berühmten Paters Bourdaloue sprechen hörte, so wünschte sie, auch einer seiner Predigten beizuwohnen.

Ein Bekannter, an den sie empfohlen war, ging mit ihr in die Kirche. Nach be­ endigtem Gottesdienst« fragte er sie: nun, wie hat Ihnen der Pater Bourdaloue ge­ fallen?

„Lange genug hat er gepredigt/" ver­ setzte sie: „den Inhalt hab' ich nicht gut „behalten können, aber das hab' ich wohl „daraus gemerkt, daß der Weg zum Him„mel sehr holpricht und unbequem ist, der „zur Hölle hingegen so eben, wie die beste „Kunststraße."

8. Halte mich

auf der Reise frei,

sagte

ein armer Kapuziner zu einem reichen Jesui­ ten: wir sind ja Brüder. — „Ganz richtig," antwortete dieser: „aber unsre Börsen sind keine Schwestern."

306

September.

9. Ein Bischof hatte den bekannten Pater Andre in Paris/ der in seinen Kanzelreden viel Aehnlichkeit mit dem Pater Abraham a Saneta Clara hat/ ein kleines Kirchen­ licht genannt. Der Pater Andre predigte einige Zeit darauf in Gegenwart dieses Bischofs. Sein Text war: Vos esiis lux ruun6i. 77 Dieser 7,Spruch/ o Hochwürdigster Herr! geht ei„gentlich auf Sie/" sagte der Pater/ indem er sich an den Bischof wandte: 7, Sie sind 77die große Stocklaternez wir nur die klei„nen Handleuchten."

10. Ein Arzt zu Paris/ der sich durch seine Praxis ein ansehnliches Vermögen erworben hatte/ ließ sich ein sehr schönes Haus bauen und sehte folgende Inschrift über die Thür/ um anzudeuten/ daß er seinen Wohl­ stand der Unmaßigkeit der Menschen zu dan­ ken habe: 1.68 coneomlires er Ies melons, lVI'ont iait datir cette maison.

September.

307

(Ich bank's den Gurken und Melonen,

Daß ich jetzt so bequem kann wohnen).

II. Ein älterer deutscher Dichter machte fol­ gende Schilderung von Wien: Ein Haufen Häuser und Pattäste, voll Ungeziefer und voll Gäste; ein Mischmasch aller Nationen, die in Ost, West, Süd und Norden wohnen; Gestank und Koth in allen Gassen, viel Weiber, die den Ehestand hassen, viel Männer, die mit Andern theilen, sehr wen'ge Jungiraun, nichts als Fraulen, Betrug und List in allen Buden, getaufte und beschnitt'ne Inden, viel Kirchen und stets voller Sünder, viel Schenken und darin viel Schinder, viel Klöster reich an Pharisäer, viel Handel und viel Rechtsverdreher, viel NiLter, die das Recht verkaufen, viel Feste, celebrirt durch Sausen, viel Stutzer und erborgte Kleider, viel Säufer, Spieler, Beutelschneider, Lakaien, Pagen, Pferd' und Wagen, viel Reiten, Fahren, Gehn und Tragen,

308

September.

viel Drängen, Stoßen, Zerr'« und Ziehn, dies ist das Quodlibet von Wien.

12. Ein Papagey des Königs Heinrich Vil. von England lernte in einem Zimmer, dessen Fenster auf die Themse hinausgingen, meh­ rere Phrasen, die er täglich von den Schif­ fern und Vorübergehenden wiederhole« hörte, vollkommen nachsprechen.

Eines Tages spielte er sorglos auf sei­ ner Stange und fiel unglücklicherweise in'S Wasser. In dieser Noth rief er mit lauter Stimm«: „Ein Schiff! Nur ein Schiff! „Zwanzig Pfund wer mich rettet!" Ein Schiffer sprang schnell in den Fluß, und wähnte ein Menschenleben zu retten, zog aber nur einen Papagey heraus. Als er aber in ihm Len Liebling des Königs er­ kannte, trug er den Vogel in den Pallast, und federte die zugcsagte Belohnung. Der König, dem man alle Umstände erzählte, er­ füllte auch das Versprechen seines Papagcyen und ließ dem Schiffer zwanzig Pfund zahlen.

September.

30!)

13. Ein französischer Ausreißer von der Ar­ mee wurde hinausgcführt, nm erschossen zu werden, als eben der Marschall, Herzog von Villars, des Weges kam.

Der zum Tode Verurteilte erbat sich noch, als letzte Gnade vor seiner Hinrich­ tung, den Marschall sprechen zu dürfen. Man trug Bedenken, ihm diese Bitte zu ver­ weigern, und machte dem Marschall davon Anzeige. Der Herzog von Villars ließ den Delinquent zu sich bringen und fragte ihn : was er ihm zu sagen habe? „Ach! gnädigster Herr!" seufzte der Soldat: „ich bitte Sie um Gottes Willen, „sagen Sie doch dem König, in welcher Ver„legenheit Sie mich gefunden haben " Ueber diese drollige Aeußerung mußte der Marschall lachen und er befahl, die Hin­ richtung so lange aufzuschieben, bis er dar­ über das Nähere bestimmt hätte. Als er zu dem Könige Ludwig xiv. kam, war es das erste, Laß er diesem den

610

September.

Vorfall erzählte. Auch ter Monarch lächelte und begnadigte den Deserteur.

11.

Die älteste Tochter -er verstorbenen Kö­ nigin Karoline von England hatte die Ge­ wohnheit: an jedem Abend im Bette/ bis sie einschlief, von einer ihrer Hofdamen/ die ste­ hen mußte/ sich vorlesen zu lassen. Einst er­ eignete es sich/ -aß eine dieser Damen das Stehen nicht länger ertragen konnte. Ob­ schon ihre peinliche Lage und der Zwang den sie sich anthat/ der Kronprinzessin nicht ent­ gehen konnte/ auch wirklich nicht entging/ schien diese es doch nicht bemerken zu wollen/ und ließ so lange fortlesen/ bis die Vorleserin in Ohnmacht siel. Die Königin erfuhr dieS/ und ließ am folgenden Abend die Prinzessin zu sich rufen und sich von ihr etwas vorlesen/ um dabei einzuschlafen. Die Prinzessin las und die Königin schlief — nicht ein. Nach einiger Zeit ermüdete die Erstere un­ machte eine Pause/ in der Hoffnung: die Kö­ nigin werde sie zum Sitzen nöthigen. Dies

September.

311

geschah aber nicht. „Fahre fort!" war das einzige^ was die Mutter zur Tochter sprach. Bald nachher erfolgte eine zweite Pause und ein zweiter Aufruf zum Fortlesen; hierauf ein dritter/ bis endlich die erschöpfte Prinzes­ sin/ dem Umfallen nahe/ die Königin instän­ digst bat: aufhören zu dürfen. — Jetzt er­ folgte eine mütterliche Ermahnung/ mensch­ licher mit Untergebenen zu verfahren.

15. Madame Dacier äußerte sich/ sie ar­ beite an einer Abhandlung/ in welcher sie darthun wolle/ daß der Amphitrion des Plautus alle neuere Lustspiele überträfe. Als sie aber erfuhr/ daß Mokiere darauf gesagt/ er wolle ein Lustspiel: die gelehr­ ten Weiber/ schreiben/ unterdrückte sie ihre Abhandlung.

1«. Als -er Hauptpastor Götze zu Ham­ burg seinen sechs und sechzigsten GeburtS-

312

September.

tag feierte, übergab ihm ein Dichter fel­ gend« Verse:

Sr. Hoch- und Ehrwürden, unserm all« geliebten Herrn Pastor Gdtze. Geo-iS^«,

Am 25sten Jänner 1771. Gotteslehrer nannte man den Seher Johanne-, Ihn den Augapfel des Herrn, der am Busen ihm hing. Und so auch nennt man Dich, Du Vater, Du Welser, Du Lehrer. Gottesgelehrter -ist Du — unsrer Gott läugnenden Zeit. Auf, vollende Dein Werk in Gott, Tausende werden Dir danken. Stirb dann, Du ehrlicher Greis! — bleibst unS ein ewiger Stern.

Gbtz« war sehr erfreut über dies Ge­ dicht, und der Verfasser kam auf den un­ glücklichen Einfall, ein Exemplar davon an Lessing zu schicken. Lessing antwortete dem Dichter darauf in folgenden Zeilen: Du,

September.

31S

Du, wenn Gott Dich erwischt! der Du Gott kurzbeinicht in die Luft hinstellst, Hätt' im Zorn er gewiß Dir die Beim lang ge­ macht, dem Seher kurz sie.

17. Ueber I. I. Rousseau's Bekenntnisse fällte ein witziger Kopf folgendes Urtheil: „Wenn er sie nicht geschrieben hätte, würde „alles ihm wiederfahrene Ungemach einzig „und allein seinen Widersachern zur Last ge„fallen seyn."

18. In einer Messe, der Fran; i von Frank­ reich beiwohnte, nahte sich ein sehr reichgekleidetcr Mann dem Cardinal von Lothringen und zog ihm Etwas von hinten aus der Tasche. Der König wurde dies gewahr, aber er erhielt einen Wink von dem Unbekannten, sich nichts merken zu lassen, indem er ihm durch ein Zeichen zu verstehen gab, eö sey le­ diglich ein Scherz.

1822.

O

314

September.

Der König schwieg und nach der Messe fragte er den Cardinal: ob er nichts ver­ misse?

Dieser durchsuchte nun seine Taschen und war sehr bestürzt/ daß ihm eine kostbare mit echten Steinen besetzte goldene Tabatier« fehlte. Franz lachte über den Schreck des Car­ dinals und wandte sich dann an seine Hof­ leute mit dem Befehl: die Dose dem Cardi­ nal wieder zurückzugeben. Keiner verstand anfänglich/ was der Kö­ nig damit sagen wollte; endlich erklärte sich das Räthsel und Franz rief ärgerlich aus: „Das ist das erste Mal/ daß mich ein Spitz„bube zu seinem Kameraden gemacht hat!"

IS. In der Pfarrkirche zu Wienerisch-Neustadt findet man gleich bei m Eingänge in das gro­ ße Portal folgende mit diplomatischer Ge­ nauigkeit copirte Grabschrift:

September.

315

Halt! Recht». Links. Verdoppelt die Furcht in euern Gliedern. Still! Vernehmt von mir die Parola. Ich Iakob Wolff von Neustadt gebürtig. Ein Leib-Cornet des löblich Cjacischen Regiments, Der seinen Heldenmuth geprüfet vor dem Feind, Niemand geforchtet als GOtt, Vom unvermeidlichen Pfeil des Todes ge­ troffen und entseelt, hat den 6ten Merze 1737 müssen in diese Gruben fallen. Meines Alters in 33sten Jahr. Avancirt, die Parola ist heut: Dem Menschen ist gesetzt einmal zu sterben. Heb. 9. 27. Marschirt ab. Dieses Feldgeschrei ist heilig und heilsam. Der traurige Vater Joachim Wolff bürgerl. Fleischhacker hat dieses Ort seinem lieben Sohne und auch er sich zur Ruhestatt erwählet. Amen. O 2

316

September.

20.

Die kleine Prinzessin von ... spielte mit ihrer Gouvernante. Auf einmal betrach­ tete sie deren Hand, und zählte dann die Fin­ ger an ihrer eigenen. „Mein Gott!" rief sie aus: „Sie Ha­ uben auch fünf Finger, wie ich?"

21.

Man machte einem reichen Hagestolzen Vorwürfe über seine Verschwendungen. „Kann ich denn bessere Erben haben, „als mich selbst?" fragte er.

22.

Der General Adlcrkreuz hatte in ei­ ner Schrift behauptet: daß die schwedischen Bürger seit vielen Jahren das Militair be­ schimpft hätte». Dieses widerlegte der Herausgeber der Stockholmer Zeitung in einem dieser Blätter mit folgenden Worten: „Diese Beschuldigung ist um so gründ-

September.

3t 7

„loser, als der General Adlerkreuz selbst, „bei seiner Rückkehr aus dem Feldzüge in „Finnland, von den Bürgern Stockholms „mit großen Ehrenbezeugungen empfangen „worden ist, obgleich von seinen Heldentha„ten nichts bekannt geworden war, als was „er in seinem eigenen partheiischen Berichte „davon gerühmt hat."

23. Ler französische Calembourist Bievre sah einst vor einem Hause in Paris eine Menge Menschen versammelt. Bievre frag­ te: was vorgefallen sey? Man erzählte ihm, «in Pferd sey in Len Keller gestürzt.

„Und das kann man nicht herauSzichen!" sagte Bievre.

Nun, auf welche Art? rief einer der Zu­ schauer. „Auf die allerleichteste," versetzte Bicvre; „man zieht es auf Bouteillen."

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September.

24. Achmet Bascha, Dei von Algier/ sagte einst zum britischen Gesandten: „Dein Betragen gefällt mir durchaus „nicht. Fährst Du so fort, siehst Du, so „laß ich Dich lebendig auf dem Begrabniß„ platze der Juden mit Hundekoth Verbren„nen."

25. In keinem christlichen Staate werden die Fasten so strenge gehalten/ als in Rußland. Ein zum Tode verurteilter Räuber wurde von einem Geistlichen zu seinem letz­ ten Gange vorbereitet/ und nachdem jener alle seine Sünden gebeichtet hatte/ sagte der Pope: es stände von einem so großen Ver­ brecher zu vermuthen/ daß er die Fasten nicht beobachtet habe. „Wofür halten Sie mich/" erwiederte der Delinquent: „ich habe zwar viele Sün„den begangen und sie reuig bekannt; aber „während der Fasten Fleisch zu essen/ habe 7,ich stets verabscheut."

September.

319

26. Dev junge Herzog von B... betrug sich gegen einen armen Edelmann/ einen gebornen Gascogner/ im Gefühl seiner hohen Geburt und seines Reichthums, kränkend übermüthig.

„Nur nicht so stolz/ mein kleiner Prinz!" sagte der Gekränkte: „Sie scheinen die „Menschen noch nicht zu kennen. Es ist „nicht Einer unter allen denen/ auf die Sie „so verächtlich herabblicken/ der nicht zwei „Lakaien zu seinen Diensten hat/ zwei Läu„ser und zwei Wachen/ die vor ihm her„ gehen/ einen Haushofmeister nnd einen „trefflichen Koch." Dergleichen giebt es doch wohl nur sehr wenige? versetzte der Herzog höhnisch.

„Da irren Sie sich sehr," entgegnete -er Gascogner: „ich selbst gehöre dazu. „ES ist noch eine große Frage/ ob Sie von Ihrer zahlreichen Dienerschaft so viel Vor„theil haben/ als ich seit vielen Jahren „von meinen Beinen/ Augen/ Ohren/ Kopf „und Magen. Die Natur hat uns dadurch

32V

September.

„ sammt «nd sonders zu großen Herren ge„macht. Das Glück hingegen schafft nur „Sklaven, es raubt dem Menschen den Ge„brauch vieler edlen Kräfte und macht ihn „von Andern abhängig, die ich und meines „Gleichen sehr gut entbehren können."

27. Der Bürgermeister Kiesewetter in Königsberg in Preußen war ein Mann voller Complimente und in allen Stücken gegen Jedermann so freundlich, daß er da­ durch fast lächerlich wurde. Ein Candidat der Rechtsgelahrtheit in Königsberg wurde bei der Prüfung unter andern auch gefragt: was der ivl-gisier otkcioriim bei den Römern für ein Mann ge­ wesen sey? Er antwortete: „das muß wohl „eben so ein Manu gewesen seyn, wie unser „Herr Bürgermeister Kiesewetter.'

28. Im September des Jahrs I8VS wollte Buonaparte in Raab, wo er Hingereiset war, ausreiten.

September.

321

Jardin, sein erster Bereiter, hielt Las Pferd und sah den hinter ihm stehenden Bi­ schof nicht.

Buonaparte, schon mit einem Fuß im Steigbügel, wurde den Bischof anstchtig und sagte ganz leise zu Jardin: Ist das nicht der Bischof? „Nein, Sire, eö ist Soliman."

Ich frage Dich, ob das nicht der Bi­ schof ist? „Ich verstcherr Sie, Sire, daß Sie „ihn erst auf dem vorletzten Relais geritten „haben." Der Bereiter bildete sich ein, Buona­ parte spräche mit ihm von den Pferden.

29. Man äußerte einst gegen Buffon: er hätte schon vor I. F. Rousseau dafür gestimmt, daß die Mütter ihre Kinder selbst säugen müßten.

„Ja," versetzte Buffon: „wir Beide „haben dies geäußert; aber Rousseau hat

322

September,

„es mit so vielem Ernst geboten/ -aß man „ihm gehorchte."

30. Als die Hofleute in Paris auf einen Namen sannen/ den sie dem König Ludwig XVI. geben wollten/ und sich die Schmeiche­ lei in Erfindung neuer Beinamen erschöpfte/ sagte Ludwig/ damals noch Dauphin: „Ich bin es zufrieden/ wenn man mich „einst Ludwig den Strengen nennt!" Er scheint die Franzosen besser gekannt zu haben als sich selbst.

Oktobe

3 1

Tage.

I.

Johann Zang/ Vorsteher der Schule zu

Jlefeld/ kam 1545 zu Melanchthon und klagte darüber/ daß der Adel das Einkom­ men des Klosters so sehr schmälere/ daß da­ durch die Schule ganz in Verfall geriethe. „Die Grafen und Adlichen dieser Zeit „halten sich recht genau an die Vorschrift „Christi/" versetzte Melanchthon: „sie „trachten zuerst nach dem Reiche Gottes, „nach den geistlichen Gütern."

2. Der junge Prinz von * * * war auf der Jagd/ er empfand Frost und rief: „man „gebe mir meinen Mantel!"

326

Oktober.

Sein Gouverneur sagte zu ihm: Ew. Durchlaucht/ Personen Ihres hohen Ranges müssen sich nicht so ausdrücken/ wie Leute/ die weit unter Ihnen stehen. Wenn Fürsten von sich sprechen/ bedienen sie sich immer der Mehrzahl. Deshalb hätten Sie sagen sollen: man gebe Uns Unsern Mantel.

Einige Tage darauf litt der Prinz hef­ tig an Zahnschmerzen. Eingedenk der Wei­ sung seines Gouverneurs/ rief er wimmernd aus: --Ach! Unsre Zahne! Unsre Zähne! --Wir möchten rasend werden!" Meine thun mir gar nicht weh/ äußerte der Gouverneur ironisch.

.„Ich merke schon/" versetzte der Prinz ärgerlich: --der Mantel gehört UNS/ aber der „Zahnschmerz gehört nur mir allein."

3.

Unter den vielen Schriften/ die Frank­ lin in seinen jüngcrn Jahren las/ fiel ihm auch eine in die Hände/ in welcher man Nahrung von bloßen Vegetablien als das

Oktober.

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sicherste Mittel empfahl/ an Leib und Seele gesund zu bleiben. Augenblicklich beschloß er/ dieser diäteti­ schen Regel treu nachzuleben/ er aß nichts als Erdtoffeln und Reiß; und da er sich da­ bei wohl befand/ so machte er seinem Bru­ der JameS/ bei welchem er arbeitete/ den Vorschlag/ ihm nachzuahmen/ wodurch er die Hälfte seiner bisherigen Ausgaben für seinen Tisch ersparen würde. Der Vorschlag wurde angenommen. Franklin blieb lange bei dieser einfachen Lebensweise/ und oft bestand seine Mittagsmahlzeit aus trocknem Brod/ Rosinen u. dgl./ wozu er ein Glas Wasser trank. Aber endlich gab er doch diese pythagorische Diät auf/ als er einst einen kleinen Fisch in dem Magen eines größern fand. „Ho ho:" sagte er zu sich selbst: „da „ihr euch unter einander auffreßt/ so seh' „ich nicht ein/ warum wir euch nicht wieder „verzehren sollen?" Er erzählte nachmals diese Anekdote/ und pflegte dann hinzuzusetzen: „ Dies beweißt/ daß der Mensch deshalb

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Oktober.

„für ein vernünftiges Wesen gilt, weil er „so leicht Gründe aufzufinden weiß, um das „zu rechtfertigen, was er wünscht."

4. Ein Bürger zu B... hatte auf die Scheidung von seiner Frau, mit der er schon mehrere Jahre gelebt, bei den Gerichten an­ getragen, und der Prediger * * * erhielt den Auftrag, die Sühne zu versuchen. Dieser, der vor nicht langer Zeit seine Gattin durch den Tod verloren hatte, bot alle Mittel der UeberredungSkunst auf, den Kläger von seinem Vorsatz zurück zu bringen. Der Mann beharrte unerschütterlich auf seinen gefaßten Entschluß. Aber, lieber Herr B ..., sagte der Geist­ liche: Sie find nun schon sechs Jahre verheirathet, und haben setzt Kinder; da Sie so lange die kleinen Fehler und Schwachheiten Ihrer Fra« erduldet haben, so werden Sie solche auch noch länger ertragen können; übri­ gens ist fie mir von einer guten Seite bekannt, mit der ein vernünftiger Mann schon glück­ lich leben kann.

Oktober.

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--Meinen Sie? Herr Prediget/" versetzte -er Ehemann: --Sie sind Wittwer/ nehmen --Sie sie auf ein halb Jahr/ dann wollen „wir uns wieder sprechen/ ob Sie noch so --denken werden."

S. Im Jahr 1789 beobachteten in Paris die Gäste des Caffeehauseö (Laste äs koi) alle die in der Nationalversammlung einge­ führten Gebräuche/ und man nannte Jeden stets ehrenwerthes Mitglied. Einst/ wo sich die Anwesenden eben so eifrig über politische Gegenstände stritten/ wie in der Nationalversammlung/ bat Einer darunter um die Erlaubniß/ auch reden zu dürfen. Es wurde ihm gestattet. --Meine Herren!" begann er darauf sehr pathetisch: „so eben vermiss' ich mitten un„ter den ehrenwerthen Mitgliedern hier mein --Schnupftuch. Haben Sie doch die Güte/ „nachzusehen/ ob es nicht etwa ein ehren--werthes Mitglied aus Versehn in seine Ta„sche gesteckt hat/ in der Meinung/ eö sey --die meine."

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Oktober. 6.

Ein Bauer hielt einst mit einem Wagen, bespannt mit zwei Stieren, vor der Apotheke eines kleinen Städtchens; sorgsam lud er eine große Stubenthüre ab und trug sie hinein. Der Apotheker fragte verwundert: was wollt Ihr mit Eurer Stubenthür? — Der Tischler wohnt zwei Häuser links von hier. Ach bin hier ganz recht," versetzte der Bauer: „Meine Frau ist krank, da war der 7, Doktor bei ihr und hat ihr etwas verord7, net. Am ganzen Hause war weder Feder, 7?Dinte noch Papier, nur ein Stückchen Krei77 de. Da hat der Herr Doktor das Recept 7, an die Stubenthüre geschrieben, und nun 77 bitt' ich, mir die Medizin darnqch zu 7?machen."

7. Ein junger Zierbengel verwirrte oder ordnete (beides ist gleich), seinen Hahnen­ kamm vor einem Spiegel im Tanzsaale und beschaute dabei sein Abbild mit behaglichem Wohlgefallen.

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Sehen Sie diesen Geck, sagte eine ge­ lehrte Tänzerin zu * * *: er hält sich für den Antinous. „Für den Antonin, werden Sie mei„nen." Bewahre! Für den weisen Marcus Au­ relius Antoninus? — Was denken Sie? „Mit dem, dächte ich, hätte unser Eh„rcnmann doch mehr Aehnlichkeit." Um aller Musen und Grazien willen, welche? „Die Liebe zur Selbstbetrachtung, meine „Gnädige."

8. Als Hare Gesandter in Polen war, bewohnte er einige Zimmer in dem nämli­ chen Hause, in welchem Fox wohnte. Ek wurde, wie sein Freund Fox, häufig von Landreutern hcimgesucht. — Eines Morgens sah' er aus dem Fenster und bemerkte zwei davon vor der Thür. Um Verzeihung, meine Herren! rief er ihnen zu, gehen Sie heute früh auf die

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Fuchs- (kox kiunirng) oder auf die Hasen­ jagd (Hare liunlinß)?

9. Herr H .../ einer von den Schriftstel­ lern/ -ie ihren Autorberuf nur im Magen haben/ überredete einen Buchhändler/ zum Verlag einer Sammlung vermischter Schrif­ ten von ihm/ die Bogenweise honorirt wurden. Er bot zugleich dem nämlichen Verleger seine Gedichte an und zwar, ohne dafür ein Honorar zu verlangen. Der Verleger bat sich die Handschrift auS/ zeigte sie einem Kunstverständigen und dieser rieth ihm da­ von ab/ wenn er nicht Makulatur drucken lassen wolle. H ... erhielt also seine Ge­ dichte mit einer höflichen Ablehnung zurück. Ein kluger Kopf weiß sich zu helfen; er nahm seine Reime in seine vermischten Schrif­ ten auf/ und sie wurden nun sogar honorirt.

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Der talentvolle TonkünstlerHurlebusch in Hamburg hatte den Fehler/ -aß er nie

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zu rechter Zeit aufhiren konnte, wenn er sich einmal an das Clavier setzte und seiner mu­ sikalischen Begeisterung folgte. Der berühmte Telemann machte da­ her folgendes Epigramm auf ihn: Du spielest unvergleichlich schon; -och mit Ermü­ dung unsrer Sinnen; Wer halb so viel das Gute thut, wird zehnmal mehr, als Du, gewinnen. Du fragst: wie so? *) ich will Dtch's lehren.

Du weißt nicht, aufzuhören.

11. Die Operette: Annette und Lubin, fand, bei ihrem erste« Erscheinen auf der Bühne, den ungetheiltesten Beifall. In al­ len Gesellschaften in Paris sprach man da­ von mit dem größten Lobe. Ein Herr von St. S ..., der fast überall in guten Häu­ sern Zutritt hatte, Hirte daher sehr vielfäl­ tig diese Lobeserhebungen. Jedesmal schlug

*) Eine gewöhnliche Redensart, die H urle­ tz u fch alle Augenblicke im Munde hatte.

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er dann die Augen beschämt zur Erde und schwieg, wie Jemand/ der über eine Ant­ wort für eine Schmeichelei verlegen ist/ die seine Eigenliebe nicht wenig kitzelt. Man wunderte sich über dies sonderbare Benehmen um so mehr, da Frau von Favart als Verfasserin dieses artigen Sing­ spiels allgemein bekannt/ und es kein Ge­ heimniß war/ daß es der Abbe von Voisenon gefeilt hatte. Endlich enthüllte sich das Geheimniß. Der Herr von St. S .../ der auch bei der Frau von Favart Zutritt hatte/ war einst bei ihr gewesen/ als dies Stück/ ehe es auf die Bühne kam/ dort vorgelesen wurde. Er bat sie darauf inständigst: daß sie ein kleines Lied von ihm/ nach einer damals allgemein beliebten Weise, mit einschieben möchte. Sie that dies aus Gefälligkeit/ obgleich sie selbst, noch mehr aber der Abbe von Voisenon und demnächst das ganze urtheilfähige Pu­ blikum/ darin einverstanden waren/ wie diese Verse gegen alle übrige»/ aber sehr zu ih­ rem Nachtheile, abstächen. Indessen wurde bei den ersten Vorstel­

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lungen dies Liedchen, wegen der gefäl­ ligen Musik, beklatscht und man rief sogar äa eapo! Nun bildete sich St. S... steif und fest ein, daß er die Ursache des allgemeinen Beifalls dieser Operette sey, und alle die Lobsprüche, die er darüber hörte, bezog er lediglich auf seine werthe Person.

12.

Der berühmte Edmund Burke war der Sohn eines Sachwalters in der Provinz Leinster in Irland; sein Vater war zwar ein wohlhabender Mann, der junge Burke zwei­ felte aber doch, ob er ein solches Unterkom­ men sinden würde, als er wünschte. Er wurde bei dem Lord Hamilton Privat-Sekrerair, und arbeitete für diesen seine erste Rede im Parlament aus, nach welcher Ha­ milton nie wieder eine zweite hielt, weshalb er den Beinamen bekam: Hamilton mit der einen Rede. Für diese Gefälligkeit gab -er Lord dem jungen Burke eine Pen­ sion von zweihundert Pfund jährlich. In ei­

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nem Wortwechsel über einen politischen Ge­ genstand erlaubte sich einst der Lord die Be­ merkung gegen Burke: Vergessen Sie nicht, daß ich Sie von einen, Dachstübchen geholt habe. Burke erwiederte sogleich: „daraus „folgt, daß ich mich herabließ, Ihre Be„kanntschast zu machen!" Auf der Stelle entsagte er seiner Pension.

13. Der gewesene Bischof von Autün (Tal­ leyrand) sprach mit einer erheuchelten Theilnahme von dem Herrn von C..., der sich zweimal verheirathct hatt«, und sagte: „es ist ein .sehr achtungSwerther „Mann; er hat nur den einzigen Fehler bc« „gangen, daß er sich zu oft verheirathct „hat." Als dem Herrn von C... diese Aeuße­ rung hinterbracht wurde, versetzte er: „ich „habe zwei Frauen genommen, das ist viel; „er hat sich nur einmal verheirathct, aber „das war zu viel." It. Einst

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14. Einst fragte der Kaiser Karl V. den neapolitanischen Philosophen/ Augustin Nipho de Sessa: was er für die größte Glückseligkeit auf dieser Welt hielte? „Keine spanischen Soldaten im Quar„tier zu haben/' gab ihm -e Sessa zur Antwort.

Iff. Als der Kaiser von Rußland Peter l. einst zu Riga war/ spielte daselbst eine Ge­ sellschaft deutscher Schauspieler in seiner Ge­ genwart. Unter den Zuschauern befand sich auch ein Koch der Kaiserin/ dessen Frau das sechste Gebot sehr »»gescheut übertrat/ ohne daß der Mann dazu böse Miene gemacht hätte. Im Nachspiel ließ sich die lustige Person weitläuftig gegen die geduldigen Ehemänner heraus und drohete mit ihrem dicken Stock, einen Hahnrei unter den Zuschauern gewiß zu treffen. Indem sich der Schauspieler nun zum Werfen anstellte, glaubte -er Koch der 1822. P

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Kaiserin, -er Wurf sey auf ihn gemünzt un­ bückte sich schnell nieder, wodurch er im gan­ zen Schauspielhause ein schallendes Gelächter erregte.

Den Kaiser belustigte diese Geschichte mehr als irgend etwas und er sagte am näch­ sten Tage zum Koch: weil er sich selbst als Hahnrei gemeldet, solle er öffentlich dazu installirt werden. Einige Wochen darauf wurde er in Pro­ zession durch alle Straßen geführt und dabei angezeigt, was er sey.

Bei einer Maskerade im Fahr 1723 kam auch dieser Koch in seiner AmtsklciLung wie­ der zum Vorschein. Man hatte ihn geklei­ det wie einen Samojeden, ihm Hörner von Rennthieren aufgesetzt und ein großes gelbes Band, wie einen Ritterorden, umgehängt. Unten am Bande war eine kupferne Münze angeheftet, auf deren einen Seite Aktäon mit Hirschgeweihen, auf der andern einige Lobsprüche der Hahnreischaft eingeprägt waren. So oft ihm in der Folge der Kaiser be­ gegnete, legte er ihm die Finger in Gestalt

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zweier Hörner an die Stirn. Wenn er eine Schüssel vor den Kaiser auf die Tafel setzte, hielt er ihm oft eine Viertelstunde lang zwei Finger vor die Stirn und ließ gemeiniglich nicht eher los, als bis ihn der Koch derb auf die Finger schlug.

IS. Der Marschall, Herzog von Villars, äußerte oft seine Verachtung gegen die Höf­ linge, die, bei allem Mangel an wahren Verdiensten, sich doch für sehr wichtige Per­ sonen und Stützen des Staats hielten. Sie haßten ihn daher ungemein und benutzten jede Gelegenheit, ihn zu kränken. Er wußte dies sehr gut, aber er verachtete ihren ohnmächti­ gen Groll. Einst beurlaubte er sich vom Könige in Gegenwart des ganzen Hofeö, um zur Ar­ mee abzugehen.

„Sire!" sagte er: „ich verlasse Sie „um Ew. Majestät Feinde zu bekämpfen, und „ lasse Sie mitten unter meinen zurück.» P 2

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17. Zur Zeit der französischen Revolution verlangten die Machthaber von Jedem den vierten Theil seines Pcrmögenö als eine pa­ triotische Beisteuer. Diese Auflage wurde von den Säumigen erecutivisch bcigetricben. Zu einem pariser Bürger kam deshalb ein Executor und mahnte ihn an die Bezahlung.

„Mein Herr'?' sagte er, indem er auf seine Frau zeigte: „ich will ein übrige„thun; ich geb' Ihnen meine Hälfte."

18. Ein Doctor juris gab sich die Mühe, einem verschmitzten Dorfwirthe, mit dem er seinen Scherz treiben wollte, eine weitläuftige Erklärung zu machen, welch ein Unter­ schied zwischen einem Doctor juris und ei­ nem Advokaten sey. — Haben Sie mich auch verstanden? schloß er seine gelehrte Disser­ tation. „O ja," verseht« -er Wirth: „das ist

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„ eben «in solcher Unterschied, wie zwischen „dem Teufel und dem Satan."

19.

Der LourZtzois KknciUrsrnnls von Mo­ liere wurde zuerst in Cham bord aufge­ führt. Ludwig XIV. äußerte sich mit kei­ ner Sylbe darüber, und nun sprachen all« Höflinge von diesem Stücke mit großer Ge­ ringschätzung. Dieses Gerede, welches sehr bitter wurde, machte, daß Moliere gar nicht Beruf fühlte, sich irgendwo sehen zu lassen, und dem Schauspieler Baron auftrug, sich zu erkundigen, wie man sich darüber noch hin und wieder äußere. Die mitgethcilten Nach­ richten Barou'ö waren nichts weniger, als erfreulich. Nach Verlauf von mehrere« Tagen wurde das Stück zum zweitenmale gegeben. Nachdem der Vorhang gefallen war, sagte der König, der bisher darüber »och sein Ur­ theil zurückgehaltcn, zu Moliere: „Ich habe noch nicht mit Ihnen über „Ihr neues Lustspiel gesprochen z ich fürchtete,

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„daß ich mich bei der ersten Vorstellung/ „durch die Art und Weise der Darstellung/ „hätte täuschen lassen. Aber jetzt muß ich „aufrichtig gestehe»/ Moltere! Sie haben „noch kein Stück gemacht/ das mich so be„lustigt hätte. Ihr Lustspiel ist ein Mei„sterstück!" Von diesem Augenblick an wurde Mo­ liere von allen Höflingen mit Lobsprüchen überhäuft/ und jeder wiederholte das Urtheil des König«/ so gut oder schlecht er cs von sich geben konnte.

20. Der Chevalier von T... machte mehr den Wüstling mit Worten als mit der That. CHamfort sagte von ihm: „er stellt „sich nur so schlecht/ um sein Glück bei den „Damen zu machen."

21. Der gelehrte BudäuS warf seiner Frau beständig vor: daß er/ am Tage der Hochzeit

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mit ihr, nur vier Stunden habe studiren können. Wie viel Stunden mag wohl der eifrige Bücherwurm, nach den Flitterwochen, seiner lieben Ehehälfte täglich gewidmet haben?

22'. Der Marquis de Vezay hatte eine ko­ mische Oper: die Meyerin gemacht. Nie­ mand wußte, daß er der Verfasser davon sey, sie wurde zuerst in Fontainebleau darge­ stellt und ausgepocht. Der Marquis befand sich den Tag dar­ auf in einer zahlreichen Gesellschaft; das Gespräch kam auch auf die neue Oper, die gänzlich durchgefallen sey und Mehrere ver­ sicherten bestimmt, der Dichter Do rat sey der Verfasser. „Dem muß ich widersprechen," nahm Vezay das Wort: „ich würde mich nicht „als Verfasser genannt haben, aber jetzt ist „es meine Pflicht, mich dazu zu bekennen, „da man einen braven Mann deshalb schuld„los in Verdacht hat."

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Okts-er. 23.

Der Kardinal Dubois bekam in Pa­ ris eine schwere Krankheit/ wozu er sich Les Beistandes der Wundärzte bedienen mußte. Er ließ den Obcrwundarzt Bo udou aus dem Krankenhause rufen. Bei m Eintritt in das Zimmer des Kar­ dinals/ rief ihm dieser zu: Ich hoffe/ mein Herr/ daß Sie mich nicht, wie die Lumpenhunde in Ihrem Krankenhause, behandeln werden! „Monseigneur/" antwortete Boudou: „für mich sind diese Lumpenhunde lauter „Eminenzen."

24. Der gewöhnliche Trinkspruch Friedrich Wilhelm s i. von Preußen war: Ein treuer Freund, drei starke Brücken, In Freud' und Leid, und hinter'm Rücken»

25.

Der Graf von C... am Hofe Lud­ wigs XIV. fand sich täglich zu einer be-

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stimmten Stunde in den Tuillerien ein, wo er seinen Bekannten die Neuigkeiten des Ho­

fes erzählte. Einst wurde er einen Livrebedienten mit­ ten unter seinen Zuhörern gewahr. Er winkte ihn, sich zu entfernen, dieser aber sagte: „Verzeihen Sie, Herr Graf, mein Herr hat „mir befohlen, ihm einen Platz aufzuheben."

25. Lord Bomston machte ln seinem Testa­ mente seinen Erben die Bedingung, daß, ihm zur Ehre, jährlich ein großer Schmaus angestellt werde, mit dem Zusatz, daß, ehe man sich zur Tafel setze, die Gesellschaft der Geladenen sich jedesmal erst feierlich zur Kirche begeben müsse, wo dann Einer von ihnen mit vernehmlicher Stimme rufen solle:

Loinsro», klovv cko von do?" Mylord Bomston, wie befinden Sie sich?)

27. Marmontel unterzog sich dem un­ dankbaren Geschäfte, Quinaults Opern

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neu zu bearbeiten und dem Geschmack seiner Zeit nach seiner Ansicht mehr anzueignen. Man war aber damit sehr unzufrieden, und es wurden deshalb auf ihn eine Menge bit­ terer Epigramme gemacht. Als die Oper Atys nach seiner Bear­ beitung auf die Bühne gebracht worden war, erschien darauf sogleich dies Epigramm: Sey offenherzig, armer Atys, sprich, Wer quälte wohl am meisten Dich Und störte boshaft Deine Ruh, Cybele, als Du noch am Leben; Wie, oder Marmontel, als Du Den Geist schon lange aufgegeben?

28. Bei einer feierlichen Audienz, welche die Kaiserin von Rußland Elisabeth einst den Großen ihres Reichs und auch einigen vor­ nehmen Fremden ertheilte, entschlüpfte ihr, wider ihren Willen, ein unartikulirter Ton, der in einem schneidenden Contrast nicht al­ lein mit der Etikette des Hofes, sondern auch mit jeder auf Bildung Anspruch machende» Gesellschaft stand.

Oktober,

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Sie ward sichtbar verlegen, als ein Of­ fizier der Marine, der nicht weit von ihrem Thronseffel stand, plötzlich vor ihr niederkniete und um Gnade über eine unwillkürliche Ver­ letzung des Anstandes demüthigst bat. Die Kaiserin gewann dadurch wieder ihre verlorene Fassung und sagte mit mildem Ton: „Stehen Sie auf! — Ein Unglück ist „kein Vergehen." Als die Audienz geendet war und sich die Kaiserin allein befand, befahl sie, den Marineoffizier zu ihr zu bescheiden. Vorgelaffen, empfing sie ihn sehr herab­ lassend, erkundigte sich nach seinen Familienund Vermögensumständen, nach dem Rang, den er in der Marine bekleidete, und setzte dann hinzu: „Ein Mann, der einen ungünstigen „Wind so gut zu benutzen versteht, ver„ verdient — Admiral zu seyn. — Ich «r„nenne Sie dazu."

29. Ein holländischer Kaufmann, der im ho­ hen Grade an der Gicht litt, ließ sich einst

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zu dem berühmten Arzt Boerhaave in ei­ nem Tragseffel bringen und klagte ihm sein Leiden. Nach einem kurzen Examen sagte ihm Boerhaave: er solle keinen Wein mehr trinken. „Das ist mir schlechterdings unmöglich!" rief -er Kranke aus. So kann ich Ihnen auch nicht helfen, erklärte Boerhaave: Sie sind ein Kind des Todes! Diese Erklärung machte eine« tiefe« Eindruck auf den Kranken. Er ließ sich wie­ der nach Haus« tragen, und machte den Ver­ such, ob es nicht möglich sey, das Wein­ trinken zu unterlassen. Nach vieler Mühe «nd Selbstüberwindung gelang es ihm wirklich. Etwa nach einem Jahre kam ein Mann zu Boerhaave, den solcher gar nicht kannte, und zählte, ohne ein Wort zu sagen, «ine lange Reihe Goldstücke auf einen Tisch. Hierauf ging er einigemal in dem Zimmer rasch auf u«d nieder und dankte dann dem Arzt bei'm Weggehen für den ihm ertheil­ ten Rath, keinen Wein mehr zu trinke»; da-

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Lurch sey worden-

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er wieder vollkommen gesund ge­

3». In der Rüstkammer des Schlosses Sebenstein in Niederdstreich befindet sich ein Richtschwert, auf welchem folgende altdeut­ sche Reime eingegrabe« sind: ^ls, was än änst nimm wol in ^ckt. Vor -^len