Altiranische Funde und Forschungen [Reprint 2018 ed.] 9783110823462, 9783110001327


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German Pages 275 [276] Year 1969

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INHALT
VORWORT
I. Eine neugefundene altelamische Silbervase
II. Eine neue Xerxes-Inschrift aus Persepolis
III. Die dreisprachige untere Grabinschrift des Darius
IV. Medisches und Elamisches am Achämenidenhof
V. Die Völkerschaften der Persepolis-Reliefs
VI. Die Felsreliefs Ardashirs I.
VII. Das sasanidische Felsrelief bei Däräb
VIII. Die römischen Kaiser der Shâpuhr-Reliefs
IX. Karders Felsbildnisse
X. Einige neuentdeckte Inschriften aus sasanidischer Zeit
Abkürzungen
Index
Kartenskizze von Färs
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Altiranische Funde und Forschungen [Reprint 2018 ed.]
 9783110823462, 9783110001327

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Altiranische Funde und Forschungen

Walther Hinz

Altiranische Funde und Forschungen Mit Beiträgen von Rykle Borger und Gerd Gropp

Walter de Gruyter & Co. Berlin 1969

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Archiv-Nr. 417769/1 Copyright 1969 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp. Printed in Germany. Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen, auch auszugsweise, vorbehalten. Herstellung: Hubert & Co., Göttingen

HEINZ LUSCHEY zugeeignet

INHALT

Seite Vorwort

9

I. Eine neugefundene altelamische Silbervase II. Eine neue Xerxes-Inschrift aus Persepolis

11 45

III. Die dreisprachige untere Grabinschrift des Darius Akkadische Fassung von

R Y K L E BORGER

IV. Medisches und Elamisches am Achämenidenhof V. Die Völkerschaften der Persepolis-Reliefs VI. Die Felsreliefs Ardashirs 1 VII. Das sasanidische Felsrelief bei Däräb VIII. Die römischen Kaiser der Shäpuhr-Reliefs IX. Karders Felsbildnisse

53

63 95 115 145 173 189

X. Einige neuentdeckte Inschriften aus sasanidischer Zeit V o n G E R D GROPP

229

Abkürzungen

263

Index

265

Kartenskizze von Färs

275

VORWORT Mit diesem Buche lege ich die Ergebnisse einer Forschungsreise vor, die ich mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den Monaten Februar bis Mai des Jahres 1967 nach Iran unternommen habe, ergänzt durch die Ergebnisse einer dreiwöchigen Iranreise im April 1968. Mein Göttinger assyriologischer Kollege Rykle Borger hat es freundlicherweise übernommen, zu der Neuveröffentlichung der unteren Grabinschrift des großen Darius (DN£) die akkadische Fassung beizusteuern. Für die Genehmigung zu dieser dreisprachigen Veröffentlichung auf Grund der Lichtbilder des Oriental Institute der Universität von Chicago sind wir dessen Direktor Robert McC. Adams zu herzlichem Danke verpflichtet. Gerd Gropp vom Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Teheran, verdanke ich als Kapitel X die Bearbeitung neugefundener Inschriften der Sasanidenzeit. Besonderen Dank schulde ich Pierre Amiet, Kustos am Louvre, für die Überlassung einer bisher unbekannten altelamischen Inschrift auf einem Tontäfelchen aus Susa, die ich nach seiner Zeichnung und Aufnahme als Inschrift R in Kapitel I veröffentliche, sowie für die Beschaffung von Aufnahmen des Narunde-Sitzbildes (Tafel 3) und der altelamischen Strich-Inschriften A bis I. Für die Erlaubnis zur Veröffentlichung dieser Aufnahmen, welche wesentlich verbesserte Lesungen ermöglichten, danke ich der Verwaltung des Louvre wärmstens. Der Iranischen Altertumsverwaltung möchte ich auch an dieser Stelle für vielfältige, nie erlahmende Förderung meinen von Herzen kommenden Dank aussprechen, insbesondere Direktor rA. Purmand, Prof. Dr. f E. Negahbän, Archivdirektor S. Kämbachsh Fard, der mir die Teheraner Museums-Aufnahmen von Tafel 6 überließ, und — in Persepolis — Kustos Dj. Ra'nä'i und VizeKustos 'A. Esnä- f ashari. Mein Göttinger Mitarbeiter Gottfried Herrmann übernahm die Anfertigung des Index zu diesem Buche, wofür ich ihm herzlich dankbar bin. Zuletzt ein Wort aufrichtigen Dankes an die Druckerei Hubert & Co. in Göttingen, die bei der Herstellung des Buches keine Mühe gescheut hat. Bei den Aufnahmen, die mir für diese Veröffentlichung von dritter Seite zur Verfügung gestellt wurden, ist auf den Tafeln jeweils ihr Urheber vermerkt. Die Vorlagen zu Tafeln ohne solchen Vermerk habe ich selbst aufgenommen. Ich benutzte eine Leica Visoflex, vielfach mit Objektiv Telyt 400 mm. Göttingen

Zur

Umschrift

WALTHER HINZ

persischer Orts- und Eigennamen: die wissenschaftlich genaue Umschrift ist auf Anmerkungen und

Index beschränkt. Im Text benutzte ich eine vereinfachte Umschrift, die sich an das Englische anlehnt; doch behielt ich das deutsche ch bei anstelle des mißverständlichen englischen kh. Notwendigerweise unterschied ich auch im Text zwischen lang ä und kurz a\ i und u sind in dieser Umschrift stets lang (eigentlich i und u), e und o dagegen kurz.

I Eine neugefundene altelamische Silbervase Im März des Jahres 1966 stießen Landarbeiter beim Ausschachten eines Bewässerungsgrabens in der Ebene von Persepolis auf einen Tonkrug. Ich habe die Fundstelle am 9. April 1967 besichtigt: sie befindet sich etwa eineinhalb Kilometer nordwestlich der Terrasse der Darius-Pfalz, ungefähr dreihundert Meter links von der nach Norden führenden Landstraße. Aus den Scherben des Tonkruges wurden geborgen : drei große, lange Bronzenadeln mit talergroßem, ganz flachem Kopf, alles völlig mit Grünspan überzogen; eine in ihrer Mitte spannenbreite, bronzene Gürtelplatte mit eingeritzten Palmenmotiven, ebenfalls ganz mit Grünspan bedeckt; zahlreiche, für mehrere Halsketten ausreichende Halbedelsteine; endlich, als Hauptstück eine Vase aus grau gewordenem Silber mit figürlichem Schmuck und einer oben umlaufenden, einzeiligen Inschrift in altelamischer Strichschrift (Tafeln 1, 2, 4, 5 und 6). Die Vase ist 19,3 cm hoch; ihr Durchmesser beträgt am Hals 9 cm, am Boden 10,5 cm; sie wiegt 605 Gramm. Die Arbeiter verständigten den Besitzer des Grundstückes. Dieser vereinbarte mit ihnen, alle sollten, die Hand auf dem Koran, Stillschweigen geloben; er wolle die Vase in Shiräz verkaufen und den Erlös mit ihnen teilen. Der Plan scheiterte jedoch, weil kein Händler die Vase kaufen wollte, um nicht gegen das Antikengesetz zu verstoßen. Die Arbeiter fühlten sich, als kein Geld kam, hintergangen, und so verbreitete sich das Gerücht von dem Fund allmählich. Schließlich erreichte es auch den stellvertretenden Kustos von Persepolis, ? Alä ed-Din Esnä- rashari. Durch rastlose Umfrage bei sämtlichen Shiräzer Antikenhändlern ermittelte er den Vasenbesitzer. In Begleitung des örtlichen Gendarmerie-Chefs suchte er ihn auf, und so konnte am 4. April 1966 der große Fund sichergestellt werden. Die Finder erhielten eine Belohnung, die später, angesichts der Bedeutung der Vase, noch erhöht wurde. Der Inhalt des Tonkruges wurde dem Altertumsmuseum zu Teheran überstellt, wo ich am

26. März 1967 den Fund in seiner Gesamtheit besichtigen konnte. Mit Zustimmung des iranischen Kultusministers Exc. M. Pahlbod erhielt ich unter dem 27. Farvardin 1346 (16. April 1967) vom Direktor des Antikendienstes d ü >

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Abb. 7

Aufnahme: M. Chuzevile, Pari; Tafel11

1. 2. 3. 4.

u ku-ti-ki-su-si-na-ik (:) hal-me-ni-ik su-si-im-ki (:) si-la ik lan-ki me-te-en hu-hu-tan-ki (:) si-in-pi-hi-is-hu-ik sa-ki-ri nap-ir Fragmente (nach

CARL FRANK)

1. 2. 3. 4.

„Ich bin Kutik-I(n)shushinak, Landerbe von Susa. Ich bin ein Statuen als Votivgaben Weihender, ein Sieg Erwirkender, des Shinpi-hish-huk Sohn. O Gott!"

in meiner Lesung :

a) x hal hu-in „. . . heilige das Land" (?) b) si-la ik la-an-ki hal-me-ni-\ik\ „ein Statuen als Votivgaben Weihender, Landerbe (von Susa)".

33

Tafel 12

34

o Herrin! Durch die Gottheit Himmelsgegenwart ward entsandt — hilf! Durch Votivgaben bin ich der Sieghafte des Sonnen(gottes) geworden. 2. Einen Kult des Gedenkens als Stiftung errichte ich, (darum) machte (die Gottheit) sieghaft, mir ward das Land verliehen. 3. Durch die Inschrift wird die Huld des Gottes Inshushinak 4. zu Macht (?). Glückseligkeit (??) schaffe du, großer Gott!"

35

Tafel 13

36



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1. » ku-ti-ki-su-si-na-ik %unkik hal-me hu-me nahiti-ri-ki (:) si-si-ik-me si-in-pi hi hu-tm-ki (:) nap in-su-li-na-ik 2. nap-ki hal-giQ)-li ki-ir-ip hal tas-li te-la-ni-li

(:) la-am-li-ri in-ti-me (:) ni-me-te nap-ki

3. nap-ir lik-me te-li hu-ik tak te-Uk-??ie in-te-me hu-in hal hi hu-me-enQ)-ki kittinQ) hal im 4. nap

m

F/G/H/H,

hu-me-en-ik-giQ)

1. „Ich bin Kutik-I(n)shushinak, König des Landes, dem Sonnengott zu eigen (?). Das (gemeißelte) Bildwerk (?) heilige ich der Schlange (?) hier. Dem Gott Inshulinak 2. als Gottheit habe ich mich fürwahr anvertraut (?). Die Kultpriesterin möge die Huld der Göttinnen dem Lande erwirken! Den Dank (?) dafür will ich der Gottheit darbringen ! 3. Dem Gotte des Reiches ward Schrift(?) geheiligt, gesetzt. Die Inschrift heilige die Huld! Dieses Land habe ich mir angeeignet. Auf immer (?) ward das Land mir 4. von der Gottheit übereignet(?)."

o

Abb. 9

37

Tafel 14

1. ni-men-ki

hu-ti

2. ni-ik-ti %unkir hal-me kuk-li kuk-Ii ti-tin 1. „Ich danke! Das Werk 2. hast Du werden lassen. Der König des Landes werde behütet, er werde behütet! (Für das) Fundament."

Abb. 11

ZU

C7

1. me-te na-ru-un-te tak 2. u

ku-ti-ki-su-si-na-ik

3. hal-me-ni-ik

su-si-im-ki

4. tas na-ti me-ir lik hal-ma tak %unk-kik i

5. hu-im-me-ni

P

1. „Sieg durch Narunde ward bewirkt. 2. Ich bin Kutik-I(n)shushinak, 3. Landerbe von Susa. 4. Hilf, Herrin! Kraft (?) ward verliehen, im Lande erwirkt, ich bin König. 5. Deine Heiligung

"

Abb. 10

e *o

39

Da die Inschrift K jeweils nur zur Hälfte erhalten ist, kann sie noch nicht entziffert werden. Auch enthält sie mehrere, noch unbekannte Zeichen. Ich lese vorläufig:

1

hcd-ni-me

2. hu-ma-is hu- . . hu-ti 3. sa-ni-ki hu-tas 4. -ki

lan

..

....

m-iR sti-ni-ki en- ..

5. -ki-en en-si . . lan il"? si? .. 6. bal? su halt ki ..

K Abb. 12

40

41

Tafel 15

9

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R

Tafel 16

Abb. 18

(Aufnahmen: Louvre)

(Zeichnung von Pierre Amiet— natürliche Größe)

43

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In Zeile 30 begegnet ein neues altpersisches Wort, welches die Herzfeldsche Ergänzung hu\hsnd\us in DN£ 27 ersetzt, nämlich hutandus = ,wohlzufrieden', zusammengesetzt aus hu ,gut' und einer Ableitung der Wurzel tand- erscheinen'; auch neupersisch horsand .zufrieden' gehört in seinem zweiten Bestandteil hierher. In den Zeilen 30/31 erhalten wir nun auch jenen Satz, der — wie schon E. Herzfeld erkannt hatte 11 — vom Steinmetzen am Grabfelsen des Darius versehentlich ausgelassen worden war. Er lautet: utä vasiy dadämiy ägriyänäm martiyänäm = „und vieles schenke ich treuen Mannen". Hierin ist sowohl dadämiy „ich gebe, schenke" neu als auch der Genitiv/Dativ pluralis von ägriya, welches als Gegensatz zu ahrika ,treulos' schon in der Behistän-Inschrift vorkommt (DB § 8 : 21) 12 . Der anschließende § 8/ beginnt in der neuen Inschrift (Z. 31/32): aväkaramay usiyä utäfratnänä, während DN£ 27/28 korrekter lautet: aväkaramc1-maiy usiy utä framänä = „von solcher Art sind also mein Verstand und meine Entschlußkraft". Dagegen hat XDNZ> im nächsten Satz (Z. 33 bzw. 34) die folgerichtigeren Schreibungen vainähiy „du siehst" bzw. ähsnavähiy „du hörst", also -hiy statt sonstigem -hy\ gemeint ist freilich einfach -hi. Dies zeigt erneut, daß das Keilschriftzeichen für b eben nicht nur den Silbenwert ha, sondern auch hi besitzt. Das von E. Herzfeld in DN£ 30/31 spätmaidayä „im Heerlager, im Feld" gelesene Wort ist in unserer Inschrift leider gründlich verschrieben in späytiyyä (Z. 34/35). Erneute Überprüfung der Grabinschrift ergab allerdings, daß Herzfeld ein Zeichen zu wenig transliteriert hat. Sicher ist am Felsen in Zeile 30 eine Lesung spätma- am Ende, sicher ist zu Beginn von Zeile 31 i-xrx2-y-ä. Dabei dürfte x1 tatsächlich ein d sein, aber x2 hat Herzfeld übergangen, es vielleicht als Lücke am Felsen aufgefaßt. Aber ich sehe deutliche Spuren eines Keilzeichens, und zwar ähnelt es am ehesten einem ä. Ich lese somit, wenn auch mit Vorbehalt, spätmaidäyä (Joe .sg.fem.) „im Heerlager". Am Schluß von § 8/ hat XDN6 36 upariy manasüä usicä „über Besonnenheit und Verstand hinaus" (gegenüber manascä in DN£ 32), also die wohl altpersisch richtigere Form. Auch zur Klärung des heißumstrittenen § 8_g trägt die neue Inschrift einiges bei. Wo in DN/> 34/35 bisher mit Herzfeld hakaram-\c\iy gelesen wurde — allerdings hatte Herzfeld

50

dieses £ mit einem Fragezeichen versehen, das bei Kent geschwunden ist —, hat XDN£ 38/39 ha-karammaiy = „wann immer mir", freilich mit der auffälligen Schreibung -mm-. Dann geht es weiter: usiyä gätavä Ustatay, was nicht nur die Lesung gätavä bestätigt, sondern auch das langgesuchte Prädikat liefert, das ich in DN£ 35 hiyamataiy zu lesen glaubte, das aber jetzt histataiy heißen muß. Den Stamm stä- kannten wir im Altpersischen bisher nur in aistatä „es war aufgestellt, stand" (DB § 18:85). Jetzt begegnet er als Präsens histataiy, das ich so zu übersetzen vorschlage: „[Wenn jeweils von meinem Verstand auf dem Kampffeld] festzustellen ist." In Zeile 42 hat der neue Text fratara gegenüber dem fratara in DN£ 38; in Z. 42/43 bestätigt er die Lesung afuväyä der Grabinschrift, die so viel Kopfzerbrechen bereitet hat. Ich bin zu der Auffassung gelangt, daß Karl Hoffmann wahrscheinlich das Richtige getroffen hat, als er die Stelle in DNÄ 37—38: utä usibiyä utä framänäyä adakaiy fratara maniyaiy afuväyä so übersetzte: „sowohl durch Verstand als auch Entschlußfähigkeit dünke ich mich dann der Panik (Todesangst, dem lähmenden Schrecken) überlegen" 13 . Die Bedenken, daß maniyaiy hier den Nominativ fratara bei sich hat, und nicht wie sonst einen Akkusativ 14 , lassen sich sprachwissenschaftlich zerstreuen. Das schwierige afuväyä hat Karl Hoffmann offensichtlich zu Recht zu Sanskrit apvä- .Todesangst, Panik' gestellt. Denn afuväyä meint tatsächlich afväyä-. das u ist lediglich aramaisierende Schreibergewohnheit. Wenn im Altpersischen im Wortinnern v auf einen Konsonanten folgt, setzten die Urheber der Keilschrift des Darius vor dieses v als mater lectionis stets ein u. Beispiele dafür sind: aruvastam Tüchtigkeit' (statt gesprochenem arvastam); tanuvaniya Altpersische Inschriften [Berlin 1938] 8. Vgl. dazu I. GERSHEVITCH, The Avestan Hymn to Mithra [Cambridge 1959] 226 Anm., der — wie schon F. H. WEISSBACH in ZDMG 61 [1907] 725 — eine Ableitung der Wurzel gar- .wachen' verficht, also ägriya = ,wachsam'. Dies ist als Ubersetzung für den Gegensatz zu ahrika aber wohl nicht stark genug. Zur Lesung ägriya vgl. 11

12

M . MAYRHOFER i n W . BRANDENSTEIN u n d M . MAYRHOFER,

Handbuch des Altpersischen [Wiesbaden 1964] 101. 13 In Corolla Linguistica — Festschrift FERDINAND SOMMER [Wiesbaden 1955] 83—84. Ich ziehe also meine Einwände in ZDMG 115 [1965] 230FF. zurück; vgl. auch W . WÜST: Altpersische Studien [München 1966] 15 A n m . l . 14 Vgl. auch Bo UTAS in OrS 14—15 [Uppsala 1966] 134.

,Bogenschütze' (statt tanvaniyd)\ duvarayä-maiy ,an meiner Pforte' (statt dvarayä-maiy); duvitiyam ,zum zweiten Male' (statt dvitlyam), usf. In Zeile 44/45 hat unser Text yäumanis statt yäumainis in DN£ 40. In Zeile 49 ist huvarstika korrekter als das huvärstika in DN£ 44: ,Bogenschütze' hieß im Altpersischen rstika15, nicht ärstika. In Zeile 50 schreibt XDN& asabara ,zu Pferd' gegenüber korrektem asabära in Z. 46 und Z. 48. Die neue Inschrift stellt auch den Anfang von § 8i richtig, der bisher — E. Herzfeld folgend — utä huvnarä gelesen wurde. Tatsächlich ist das erste Wort nicht utä, sondern imä, wovon am Grabfelsen -mä noch deutlich erkennbar ist. Erfreulich ist auch die neue Schreibung hunarä Wertigkeiten' in Zeile 50 gegenüber huvnarä in DN£ 45. Hier ist — wie mehrfach in der altpersischen Keilschrift — das v lediglich aramaisierende mater lectionis nach u (wie etwa in daruv ,Holz', paruv ,viel' usw.). Zu Unrecht wurde hier von Kent und Mayrhofer langes ü angesetzt, denn awestisch hunara- und neupersisch bonar erweisen, daß

altpersisch hunarä gesprochen wurde, mit kurzem u. In Zeile 52 hat das r in brtanaiy einen waagrechten Keil in der Mitte zu wenig. In Zeile 53 hat XDN& — wie öfters in Xerxesurkunden — Ahurama%dabä (statt A-hurama^däbä in DN& 47/ 48). Auffällig sind in Zeile 53 bzw. 54 die Instrumentale imäbis hunaräbis „durch diese Fertigkeiten" statt imaibis hunaraibis. Auch steht in Zeile 54 unkorrektes taya statt tayä. Eine Übersetzung der neuen Inschrift X D N i erübrigt sich hier, da ihr Wortlaut von den entsprechenden §§7 und 8 der Grabinschrift des Darius ja nur insofern abweicht, als statt Darius der Name Xerxes erscheint und als XDNii am Schluß den eingangs schon erwähnten, zusätzlichen Passus hat: „Mich schütze Ahuramazdä und was von mir geschaffen wurde!" Eine verbesserte deutsche Übersetzung der unteren Grabinschrift des Darius gebe ich im nächsten Kapitel. 15 So richtig K. H O F F M A N N , a.a.O. 8 5 , Anm. 1 5 ; das Keilzeichen a am Wortanfang ist lediglich aramaisierendes Alef als mater lectionis.

51

Tafel 1 Sa: Felsgrab Darius' I. (reg. 522—486) in Naqsh-e Rostam bei Persepolis. Die in Kapitel III veröffentlichte untere Grabinschrift des Großkönigs (DNi) befindet sich zu beiden Seiten des Grufteinganges. Die altpersische Fassung steht in dem Feld zwischen den beiden Säulen links vom Eingang, die elamische zwischen den beiden Säulen rechts, die akkadische (babylonische) in dem Feld ganz rechts neben der letzten Säule.

52

III Die dreisprachige untere Grabinschrift des Darius D i e untere Grabinschrift des Darius in Naqsh-e Rostam bei Persepolis (DN£) ist bisher noch nicht in allen drei Fassungen (altpersisch, elamisch, akkadisch) veröffentlicht worden. Die verbesserten altpersischen Lesungen, welche die im vorigen Kapitel behandelte, neue Xerxesurkunde ermöglicht, regen dazu an, diese Lücke im Bestand der Achämeniden-Inschriften zu schließen und die großartige Selbstbekundung des Darius endlich in allen drei Fassungen zu erarbeiten. Mein Göttinger Kollege Rykle Borger und ich haben uns diese Aufgabe geteilt: er steuert die akkadische Fassung von DN£ bei, ich die altpersische und die elamische. Dies war uns nur möglich dank der Hilfsbereitschaft des Oriental Institute der Universität Chicago, im besonderen ihres Direktors Robert McC. Adams, der uns die Lichtbilder der Darius-Grabinschrift zur Auswertung überließ, welche in Band III des umfassenden Persepolis^f]z.rks.s von Erich F. Schmidt veröffentlicht werden. Für dieses außerordentliche Entgegenkommen möchten wir auch an dieser Stelle unseren herzlichen Dank bekunden. Zur akkadischen Fassung bemerkt R. Borger: Für eine endgültige Neuausgabe der babylonischen Fassung ist Arbeit am Original unerläßlich. Da Einsicht des Originals mir jedoch nicht möglich war und ich auch nicht über Abklatsche verfügte, mußte ich mich mit Photographien begnügen. Die mir verfügbaren, aus verschiedenen Quellen stammenden Photographien enthalten zwar zusammen die Inschrift DN£ vollständig, lassen jedoch an Deutlichkeit viel zu wünschen übrig. Die Arbeit am sehr schlecht erhaltenen und nach Herzfeld ständig weiter verfallenden Ori-

ginal dürfte ein zweifelhaftes Vergnügen sein — nicht ohne Grund wurde erst im Jahre 1934 eine Kopie der nach F. H. Weißbach (Die Keilinschriften der Achämeniden [Leipzig 1911] S. XVIII) „fast unleserlichen" Inschrift hergestellt; die Arbeit auf Grund der Photographien ist jedoch geradezu eine Plage, reinstes Augenpulver, wobei die erreichbaren Ergebnisse in keinem Verhältnis zum Müheaufwand stehen. Wenn ich nun an dieser Stelle eine neue Kopie der Inschrift vorlege, so tue ich das im Bewußtsein, daß meine Kopie zwar einige Vorzüge gegenüber der Kopie Herzfelds aufweist, bei der Dürftigkeit meiner Unterlagen diese jedoch keineswegs ersetzen kann. In verschiedenen Fällen hat Herzfeld Zeichen und Spuren kopiert, die auf den Photos einfach unerkennbar oder unkopierbar sind; dabei gewinnt man nur selten den Eindruck, daß er sich geirrt bzw. mehr zu erkennen geglaubt habe, als im Original wirklich vorhanden ist. Ich habe daher in Abb. 20 Herzfelds Kopie reproduzieren und meiner eigenen Abschrift in Abb. 21 gegenüberstellen lassen. Trotz einiger Schwächen verdient Herzfelds Entzifferungsarbeit hohes Lob. Ohne seine Kopie wäre es mir unmöglich gewesen, auf Grund meiner Unterlagen den Text zu kopieren und zu umschreiben. Bei der Umschrift habe ich auch Herzfelds Kopie zugrunde gelegt, wobei die nur bei ihm vorhandenen Zeichen in Akkoladen gesetzt sind. Es ist sehr zu hoffen, daß die akkadische Fassung der in Kapitel II publizierten Xerxes-Inschrift bald gefunden wird; sie würde die Ergebnisse unserer Bemühungen auf höchst erwünschte Weise ergänzen — und wohl auch nicht selten umstoßen.

53

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¡W a-na tar-sa sd e{mu\-\qi-su{7)\ ha-da-ka [i-ba\-ds-si 10 lu ma-a-da (17) se-ba-a-ka sd dum-qi [rn]a(?)-[d]i(?)-is(?) am{J)[¿]»(?)-r« u a-na t\ar]-sa dum-qi sd i-[pu-us-su{7)\ (18) ma-di-is ha-da-a-ka

§ 8e. Was ein Mann nach besten Kräften leistet oder herbeischafft, darüber freue ich mich, und daran habe ich sehr Gefallen, und ich bin damit wohlzufrieden. Auch beschenke ich treue Mannen reichlich.

§ 8f. lib-bu-u\s-su{J) u\%(J)-na-a u te-e-me-\ia hiis-sa-ta(7)\ 12-a ki-i (19) sd ta-am-ma-ri u ta-se-emmu-ú sd é{p}-su 13 i-na u bi-ti(??) (20) u ina ma-daktum a-mu-ur a-ga-a lüit-ba-ru-ta-a te-e-me-[i]a(?) (21) u hi-is-sa-ta-a

§ 8f. Solcher Art also sind mein Verstand und meine Entschlußkraft. Wenn du nun siehst oder hörst, was ich daheim bei Hofe oder draußen im Feldlager alles geleistet habe, so bekundet sich darin meine Tüchtigkeit über Sinn und Verstand hinaus.

§ 8 g . a-ga-a{7) lúit-ba-ru-t[a-a sd{7) i]-na ma-ni-ia (22) ga-ds-ra-{ak} e-pis ta-ha-^i

§ 8g. Darin nämlich besteht meine Tüchtigkeit, daß mein Körper leistungsfähig ist. Als Kämpfer

§ 8a.

1

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ra(?) lsma-di-is

57

hushamaranakara

: hakara(?>5)m\m~\aiy : usiyä : gä- .. [hu]-(23)-ut-ti-r[i ] hu-ud-ra [ta]vä : histataiy \yaciy : (36) va\f\nämiy : hamiçiyam : (24)-mi a-d\k yaciy : naiy : vainä(?>l)miy : utä : usibiyä : »ÄZ : /ra- an-qa v . b\e-ip-ti-ip v . ú ^i-y\a a[ak] (25) an-qa \in-ni mänäyä (38) : adakaiy : frotara : maniyaiy : afuväyä : %i-ya (18—19 Zeichen)]-(26)-ma-ma\r ya(39)diy : vainämiy : hamiçiyam \yatä •. yadiy : (40) .. ..] is [15—16 Zeichen] (21)-e-ma [v. be-ip\-ti-ip naiy : vainämiy \ sa-ap [in-ni %j-ya\

§ 8h. yäumainis : ahmiy : u(AY)tä : dastaibiyä : utä : pädaibiyä : asabä(A7)ra [:] huväsabära : ahmiy : tanuvaniya : huta(A3)nuvaniya : ahmiy : utä : pastis : utä (44) : asabära : arst[i]ka : «'Wy : nuvärstika : (45) »ÄZ : pastis : »AJ : asabära :

§ 8h. [ gi-ut kü\-(2S)-ud-da [kurpi\-mi ku-[ud]-da [16—17 Zeichen] (29) .. .. a .. .. da? GIS . [BAN . MES . ir-ra ? (10 Zeichen)] (30) ap-{pa . .]-tuk [GIS.] si-ru-um (31) tas? du? (32)

§ 8i. : huvnarä (46) : tayä : Ahuramai(dä : \upd\r[iy : mä\m : niyasaya : utä(Al)dis : atävayam : : ÎÎÎZ/«ÎZ : Ahurama%däh(48)Ö : tayamaiy : kartam : imaibis : hup[naraibi]s : aku(49)navam : tayä mäm : Auurama%dä : upariy : niyasaya

§ 8i

§ 9. (50) marikä : darsam : a%dä : kusuvä : \ciy\äkaram (51) : ahm[i]y : ciyäkaramfimaiy : huv[narä : c^iyäkarai^Xjm^maiy : pariyanam : mätaiy : \vahyaskar\tam : (53) tandaya : tayataiy : gausäyä : t[ahyätiy?\ : avas(5A)ciy : ähsnüdiy : taya : m[d]n[ä -.tastam : ÍW]/Z(55)J : marikä : mätaiy : : a[niyasciy? : n]aiba(56)m : kunavätaiy : taya : [manä : kartam : ¿z.r]/z)i (57) : avasciy : didiy : marikä : :OT«: (58) patiyätaya : [«wr/jyw : : m\äm\ : ^íz[/¡?]yätiy(59)ä : ayäumainis : bavätiy [: marika : azwa?]¿/yw (60) : : rahtatuv : »[ä? : dahyauvä : : (¿«rajjvö :

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(33) -ma ku-ud-\da %a-u\-mi-in d.u-ra-\mas-da-na ap-pa hu-ud]-da-(34)-ra i be-ut-ni i-\da-qa hu-ud-da-ra ap-pä\ d. \u-ra-mas-da v.ii uk-ku da-ds\-da

§9. (35) v.ma-ul-la e \tur\-na sil-la-\q\a [t]an-na? [11 Z e i c h e n ] \ i n ?] -da (36) a-ak ap-pa ha-ma-ak i be-ut-ni[-mi? a-a/é ha-ma-ak i ba-ri-ya-na\-um-[mi?] a-ak (37) a-nu hu-be mi-is-\q\a-ir-tas \la\m-\ma\-in-da \ap-pa st]-ri-ma v.nu-in pa-ri-(38)-in a-ak hu-be te?-u[m-ti ap-pa v.nu-in] sd-[räk v.ti ti]-ri-man-ra a-ak v. ma-i^fí)-ul-la ba-ra-[ si-is\-ni-ni \a-nu hu-be ld\m-man-da ap-pa ba-ma-ik-qa? (40) sá-nui me? tan?-na? .. .. ti? na? [ap\-pa [v.zí] hu-ud-da-man-ra hu-[be] (41) -ya-i[s] v,m\a-ul-la \-me-in .. ir-ma?. . . . a-(A2)-ak sá-rák v.ú-in te-u\m?-ti-is a-ak v. ma\-ul-\l\a \ak\-qa li-(43)-na-a[k-k]án me-ni a-nu me-te-in [. ,]-sá?-[ma] a-nu? \ni-en7\ a-\aM\ M-rák pu-ti-qa? k\u-u\t-kal-rák-qa

a-na-ku [ . . . ] x qab-la ta-ha-^i (23) is(?) x(?) igi(?) xu-na-a i-na tnil-ki lib-bi-ia [u hi-is-s\a-at ra-{ma}~ ni-ia (24) i-na x x(?) x x 1 7 ba-na-a [x(?)] ma-am-ma ni-ik-ri [.. . ]18 am-ma-ri

bin ich erprobt. Wann immer ich auf dem Kampfplatz mit meinem Verstand festzustellen habe, ob ich einen Feind vor mir habe oder nicht, dann weiß ich mich kraft eben meines Verstandes und meiner Entschlußfähigkeit über lähmende Angst erhaben, auch wenn ich einen Feind vor mir habe, genau so, als hätte ich keinen vor mir.

§ 8h. (25) i-na qa-tum »(?) se-e-piga-äs-ra-ak [. . .] bab(7)-ba-nu-ü (26) ma-di-is a-na-ku e®qasta-a-nu ma-di-is [a-na-ku i-na se-e-pi] «(?) i-n[a\{7) (27) sisi sa-x-x19 sä ^a^-ma-ru-ü [ma-di-isa-na-kii\ i-naw (28) se-e-pi »(?) ?'( ?)-»«(?) sisi

§ 8h. Kraftvoll bin ich mit Händen und Füßen. Als Reiter bin ich erprobt. Als Bogenschütze bin ich erprobt, zu Fuß und zu Roß. Als Lanzenkämpfer bin ich erprobt, zu Fuß und zu Roß.

§ 8i.