Altdeutsche Frauennamen [Reprint 2021 ed.]
 9783112447048, 9783112447031

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Altdeutsche Frauenfarnen Von

Dr. Karl Kessel

Bonn 1917 A. Marcus & E. Webers Verlag (Dr. jur. Albert Ahn)

Die vorliegende kleine Schrift ist ein Sonderdruck aus der Zeitschrift „Die höheren Mädchenschulen", 1917, Heft 1—4.

Hinzugefügt ist

nur das alphabetische Verzeichnis der erörterten Frauennamen und als Anhang einige Bemerkungen über

altdeutsche Männernamen.

K. H.

Otto Wigand'sche Buchdruckerei G.m.b. H., Leipzig

eutsch handeln, deutsch denken und fühlen, deutsch reden, das fordern wir gerade jetzt von allen Deutschen, und dazu gehört auch die Forderung:

Gebt euern Kindern deutsche Namen!

Und diese Forderung ist leicht zu

erfüllen, denn deutsche Namen sind ja da, zahlreicher als die meisten ahnen: es gibt mehr deutsche Namen, als das deutsche Wörterbuch Wörter hat. Überaus viele alte' deutsche Namen sind uns durch Weltgeschichte, Sagen,

Dichtungen, Urkunden aller Art erhalten; fast unausschöpflich sind die Namen­ quellen, die in unseren Familiennamen sprudeln; deutsche Namen werden

von nichtdeutschen Völkern germanischer Abstammung geführt, aber auch von den romanischen Völkern, Franzosen,

Italienern, Spaniern, als Folge der

Germanenherrschaft von den Zeiten der Völkerwanderung ab.

zahl der uns überlieferten Namen sind Männernamen,

in

aufbewahrt

vierfacher Anzahl

schwärmen

umschwirrt

es

uns,

wie Frauennamen;

Die Mehr­

die sind mindestens gleich Heuschrecken­

wenn wir in dem Hauptwerke darüber

blättern, in dem dicken Quartbande von Förstemanns Namenbuch, darin alle irgendwie erhaltenen deutschen Namen von der ältesten erreichbaren Zeit bis

zum Jahre 1100 gesammelt sind (2. Auflage, Bonn 1900, 1700 Spalten).

Geschlechtsnamen führten im Mittelalter nur die adligen Herren, die sich nach ihren Stammsitzen nannten, sonst hatte jedermann nur einen einzigen Namen, wir würden sagen: nur einen Vornamen.

Das führte dazu, immer

neue Namen zu bilden, denn die Namen sollten doch die Menschen von­ einander unterscheiden.

Das war nicht schwer.

Waren es doch Bildungen

aus dem lebendigen Sprachgefühl heraus, in einer reichen, lebenskräftigen Sprache, die noch nicht erstarrt war durch grammatische Regeln, Schule,

Verfügungen von Behörden und Standesämtern, die vielmehr wild und unbeschnitten weiterwuchs, an deren Fortentwicklung jeder helfen durfte und es auch tat, absichtslos und unbewußt.

Trotzdem walteten strenge Sprach­

gesetze, wie denn jedes Leben, auch das geistige, sich gesetzmäßig entwickelt. So war der Sinn jedes Namens, daß der Mensch das sei, was der Name

besage, oder daß er ihm doch wesensgleich sei.

bedeutete das,

er sei ein Helm,

gleichsam ein Helm.

Hieß also jemand Helm, so

sei mit einem Helme gleichen

Wesens,

Wer Wilhelm hieß, dem sagte sein Name, er sei ein 1*

4 Willen und Wunsch,

Helm nach

für die Seinen gleich er solle dereinst

wie man ihn ersehnt habe,

oder solange er noch ein Knabe war,

einem Helm,

Dies muß darum

ein solcher Schutz werden.

Helm sei

weil selbst Förstemann behauptet,

betont werden,

ein Schutz

besonders

„am Ende von

Zusammensetzungen natürlich possessiv, einen —Helm habend".

Für solche

Bildungen hat man sogar den Sanskrit-Ausdruck „bahuvrihi" gewählt.

gegenüber bezweifle ich,

Dem­

deutschen Namen ein solcher Sinn beiwohne^

daß

selbst bei Wendungen, wo jemand ein Hitzkopf,

ein Leichtfuß genannt wird,

kann ich in diesen Beinamen keinen possessiven Sinn finden, denn es bedeutet

er habe einen Hitzkopf,

keineswegs,

ist so

Vielmehr

einen Leichtfuß.

zu

deuten: ein leichter Fuß hüpft sorglos über alle Hindernisse im Wege, ohne

der

Schwierigkeiten und

Fuß ist der

Also

Mensch,

der Gefahren zu

den

Einem solchen leichten in

der Mensch

das,

hier ist festzuhalten:

auch

achten.

wir Leichtfuß nennen, ist

seinem Wesen wonach

gleich.

er genannt

wird oder ist seinem Wesen nach ihm vergleichbar.

In ganz

alten Zeiten

wird ja jeder germanische Name ein einfacher,

einzelner Wortstamm gewesen sein; da langte auch die reichste Sprache nicht,

daß jedermann einen besonderen Namen bekommen hätte,

war,

darum

mußte schon in denselben

der noch nicht da

alten Zeiten das Bedürfnis

nach

Unterscheidung zur Beifügung einer näheren Bestimmung geführt haben, daß nach und nach nur Doppelnamen geführt wurden.

Kürzungen

von

Doppelnamen

gewesen sein.

seien.

Schon

die

altgriechischen

Diese ganz alten Zeiten müssen also vor­

Namen sind solche Doppelnamen. germanische Zeiten

Alles deutet darauf

wie Otto, Benno, Anno, Karl, nach­

hin, daß auch einfache Namensworte,

trägliche

Das griechische Damokles entspricht genau

unserem Volkmar, Alexander Wehrmann, Alkinoos unserem Hartmut.

Zusammensetzung

Dagafrid,

sammensetzung

Regeln

die

für

Theoderich,

geschah

wie im

im Deutschen,

zweier Wörter,

einanderstellung wurde:

Teil

war

höchstens

daß ein

Bildung

den

eines

Die

Neben­

Bindevokal eingeschoben

Die Zu­

zusammengesetzter Hauptwörter.

Der zweite

in Muttersprache also

Sprache,

auf dem jedoch der Hauptton

als Antwort gedacht ist auf die sich etwa erhebende Frage:

was für eine Sprache?

Mutter.

einfach

ausnahmslos nach den noch heute bei uns geltenden

ist stets der Hauptbegriff,

weil er

Griechischen,

Fridigildis, Dagobert, Friduhelm.

Mutter ist nur der erläuternde Nebenbegriff, ruht,

so

Antwort:

die Muttersprache,

Der Nebenbegriff hat also

anderen Kasus

die Sprache der

den Sinn eines Genetivs.

mit Präposition:

Stroh, Bergschloß ein Schloß auf dem Berge.

gleichung: Pferdekraft Kraft wie ein Pferd.

Strohdach

Oft auch

ist ein Dach aus

Oder den Sinn einer Ver­ Oder den eines beigefügten

Eigenschaftswortes: Großstadt eine große Stadt.

Nach

genau diesen Ge-

5 setzen sind

die Namen

auch

hilde die Hilde

Folkrat Berater des Volkes, Brun­

gebaut:

mit dem Brun

oder Panzer,

Schwanhilde

die Hilde wie

ein Schwan, also schwanenweiße oder wie ein Schwan fliegendeHilde, Starkildis die starke Hildis.

Dies Verfahren gab unendliche Möglichkeiten zur Bildung neuer Namen.

In jedem einzelnen Falle waren

aber diese Möglichkeiten beschränkt.

Name sollte vor allem auf das Kind passen, Name sollte

stehen,

gewissermaßen in zauberhafter Beziehung

sollte eine Weissagung sein,

der ihn trug,

den sie dem Kinde mit ins Leben gaben, Wahlspruch,

sein Wappen,

vorschweben

sollte.

sein Sinnbild,

Der Name sollte

Name und Wesen sollten sich

sein,

gewählter Name.

Johannes,

zu dem

ein Wunsch der Eltern,

eine Hoffnung,

sollte des Kindes

sein Vorbild sein, Edles,

etwas

später decken,

Der

Menschen

das ihm stets

Frommes, Feierliches

dann war es ein richtig

war nicht etwa nur germanische Art, wir lesen so

Das

was schon in der Bibel,

Samuel,

dem er bald nach der Geburt

oft auch schon vor der Geburt ausgewählt.

verliehen wurde,

feierlich

Der

wo mit großem Bedacht der Name für das Kind

Jesus

ausgesucht wird.

Aber der Neugeborene setzt

Leben, Tätigkeitskreise, Gedankenkreise seiner Eltern und Voreltern fort, und so kann doch

in

den meisten Fällen

ein für sein ganzes Leben passender

Vor allem wählte man gerne

Name schon früh für ihn ausgesucht werden.

Namen, die bei den Vorfahren, die in jener Gegend, in jener Zeit besonders

Auch liebte man, in die Namen der Geschwister durch Gleich­

beliebt waren.

klänge

irgendwie die Zugehörigkeit zueinander und zu den Eltern hineinzu­

legen, so bei Hildebrand und Hadubrand, so gehören im Nibelungenlied zu­ sammen:

Siegmund, Sieglinde und Siegfried, ebenso Gunther, Gernot und

Giselher; urkundlich ist bezeugt, daß Theodulfs und Erkenbertas Tochter Theodberta

hieß,

daß Waltbert und Rathild die ihre Walträd

nannten, Adelbod und Jnghild hatten die Töchter Adelgundis, Inga

Eine Mutter Deotwih

Jngalberga.

zwei

Schwestern

hießen

hatte die Tochter Deotswind,

Aragundis und

Ingundis und

so

ähnlich

überaus häufig.

Daraus ergibt sich,

daß die deutschen

einen wohldurchdachten Sinn sich

gehabt haben,

Namen zwar von Haus aus

daß daneben aber auch viele

bildeten, deren beide Teile nicht in einem inneren Gedankenzusammen­

hang standen,

deren Sinn

nicht beabsichtigt war.

unser jetziges Deutsch wird.

Auch

also unerklärbar ist,

weil ein Sinn überhaupt

Man kann darum nicht alle altdeutschen Namen in

übertragen,

wie

das

ja

trotzalledem so oft versucht

mußte das wirkliche Verständnis für viele oft schon uralte

Namensbestandteile im Laufe der Zeit notwendig verblassen,

Sprachen leben, sich

verändern,

veralten und

absterben.

weil eben alle

War das innere

6 Verständnis für einen Namen abhanden gekommen, dann wurde er nur noch darum weiter vererbt, weil er bekannt und beliebt war, oder auch weil sein So machen wir es in unsern Tagen ja mit so ziemlich allen

Klang gefiel.

bei uns üblichen Namen.

Etwa zur Zeit Karls des Großen begann das

Sprachgefühl für diejenigen Namen zu schwinden, welche mit der altgerma­

nischen Götterwelt zusammenhingen,

in dem Maße als der Christenglaube

die heidnischen Gedankenkreise verdrängte.

Diese hafteten freilich recht zähe,

zuletzt noch als Märchen, Sagen und Volksglaube, genannt Aberglaube

Hat doch erst Karl der Große die Sachsen zu Christen gemacht, zum Teil gewaltsam,

so daß

sie innerlich noch lange dem Väterglauben

anhingen.

Danach schwand allmählich das Verständnis für andere veraltende Wort­

stämme, zuletzt blieben, wenn man auch den

Sinn nicht mehr verstand,

doch noch unvergessen die Namen der eigenen Ahnen, berühmter Helden und Fürsten der Geschichte und Sage, der heiligen Männer und Frauen, deren

Andenken die Kirche wachhielt, endlich noch die Namen der Heidengötter, soweit sie noch in abergläubischer Verehrung weiterlebten.

Heute ist das

unmittelbare Verständnis der meisten altdeutschen Namen derartig erloschen, daß die Träger solcher Namen meist erst auf gelehrtem Wege den Sinn

ihres eigenen Namens kennen lernen. Besonders schlimm ist es um das Verständnis der alten Frauennamen

bestellt, selbst in den Reihen der gelehrten Sprachforscher.

Der Hauptgrund

dafür ist, daß man die vorhin dargelegten Sprachgesetze der Wortzusammen­ setzung nicht genügend beachtet, so

daß

die beiden Namensteile als gleich­

berechtigte Wanderbrüder angesehen werden,

nicht als Herr und Diener.

Die Namenmassen liegen in Namenbüchern da wie ein Haufen Steine eines

abgerissenen Hauses, vereinzelt, während dem verständigen Blick das Haus wieder ersteht, als geschlossenes

Kunstwerk, durchdacht und wohlgegliedert.

Dies kunstvolle Gebäude der deutschen Frauennamen wieder zu er­

kennen, wie es einst gewesen ist,

soll auf den nun folgenden Blättern ver­

sucht werden.

Von den Germanen seiner Zeit sagt Tazitus, sie glaubten, den Frauen

wohne eine gewisse Heiligkeit und Sehergabe inne, die Männer verschmähten daher weder ihre Ratschläge, noch ließen sie ihre Weissagungen unbeachtet. Unter dem Kaiser Vespasian habe ein Weib namens Veleda lange für ein göttliches Wesen gegolten.

Auch seien vorzeiten die Albruna und manche

andere Frauen verehrt worden.

Tazitus berichtet auch, daß wankende Schlacht­

reihen oftmals von den mutigen Frauen wieder zum Stehen gebracht seien, indem diese ihre Gatten angefeuert und ihnen die drohende Gefangenschaft

7 warnend vorgehalten , hätten.

Unsere Vorfahren hatten eben gut beobachtet,

daß die Frauen ein feineres und unmittelbareres Gefühl hätten wie die

Männer, ein Ahnungsvermögen, ein schnelles und sicheres Urteil, auch ohne Berechnungen und bewußte Schlußfolgerungen.

Die Frauen halfen auch den

Männern in der Schlacht mit Rat und Tat, sorgten für deren Nahrung und Pflege, verbanden ihre Wunden, beteten für ihr Heil, trösteten sie durch

Zaubersprüche und weissagende Worte, welche höhere Mächte ihnen eingaben.

Denn die Germanen glaubten an menschenliebende Götter, die auch menschen­

ähnlich

waren und sehr an die Götter des Griechenvolkes erinnerten.

Wie

nun die Menschenfamilien innerhalb eines Volkes in Vielheiten nebeneinander­

stehen, doch alle eines Blutes und einer Art, so stellten sich die alten Deutschen

auch die sonst unbegreifliche Allgegenwart der Gottheit so vor, daß sie sich die einzelnen Götter vervielfacht dachten.

Wie sollten sie sonst anders so

vielen Schützlingen gleichzeitig helfen können?

vaters

Gemahlin

Freia

als

deren

So stehen neben des Götter­

Schattenbilder

und

Vervielfachungen

die Walküren, Schicksalsgöttinnen oder Schlachtenjungfrauen, die nordische

Götterlehre nannte

sie Nornen und

hieß sie Hildr, Trudr, Gunnr, die

Die vornehmste, die am meisten

Deutschen nannten sie Hilde, Trude, Gunde.

Freias Spiegelbild war, das war Hilde. hehlte,

Dieser Name bedeutet die Ver­

die Verhüllte: die Glieder verhüllte der Panzer, Kopf und Gesicht

der Helm.

Das Wort Held bedeutet auch eigentlich nur „der Verhehlte".

Aber schon früh ist der Sinn hineingelegt worden,

tapferer, unerschrockener, wagemutiger Krieger.

den es noch jetzt hat:

Hilda ist helida, ist H e l d i n!

Diese Hilde, diese Heldin ist es vorzüglich, die im Kampfe beisteht.

Der

Name Trude ist eines Stammes mit traut, trauen, Treue, Gunde wird meist als Kampf gedeutet, ist vielleicht aber auch einer Wurzel mit gönnen,

dessen Urbedeutung retten ist.

Diesen Nothelferinnen, der Heldin, der Treuen

und der Günstigen, schrieb man auch die Gabe der Weissagung zu, und ihre Hilfe war eine übernatürliche, zauberhafte Hilfe.

Sehen konnte man diese

Götterjungfrauen nicht, höchstens in Gesichten, Visionen. gleichzeitig vielerorten, also auch vervielfacht.

Sie waren aber

So denkt sich ja noch heute

das Volk die Hilfe der Heiligen, die gleichzeitig an vielen heiligen Orten hören und helfen.

In dem sogenannten Merseburger Zauberspruch heißt es:

„Eins sazun idisi, sazun Hera duoder,

Suma hapt haptidun, suma heri lezidun, Suma clubodun umbi cuoniowidi: Jnsprinc haptbandun, infar vigandun!"

„Einst setzten sich Jdise nieder, setzten sich hierhin, dorthin. Einige hefteten Heftstricke, einige hielten Heere auf,

8 Einige klaubten an den Knoten der Fesseln: Entspring den Haftbanden, entfahr den Feinden!"

also eine Vervielfältigung

Die Jdise sind sich so hinsetzten,

bald hierhin,

so war das ein zauberisches

der Walküren.

Wenn sie

bald dorthin, Bande knüpften und lösten, was sie an

Beginnen;

den Banden sich

zu

damit meinten sie die

schaffen machten, womit doch niemand gebunden war,

Bande, welche ihre gefangenen Schützlinge fesselten, die sollten sich lösen, und

andere Bande wieder sollten die Feinde ihrer Schutzbefohlenen fesseln. Jdise oder auch ohne das i die „Disen" bedeutet eigentlich nur Jung­

frauen, aber man verstand darunter gute Geister, die weissagend in die Zu­ kunft schauten, die im Kampfe halfen, Schlachtenjungsrauen, Walküren. Disen wohnten in Wäldern, darum hießen sie auch Hagdisen. wurden Nacht,

sie von wo

man

Frauen und Maiden

verehrt und

ausgesucht bei

spät in

Bis

wo man ihnen Maienblumen

die christliche Zeit dauerten gerade

am feierlichsten in der ersten Mainacht,

diese nächtlichen Geisterverehrungen,

als Opfer darbrachte,

kam, die Weiber beteten im Walde die Teufel an,

Da Hag dasselbe ist wie Hecke,

bis

die Nachrede

und die Hagdisen,

eins der dunkelsten Kapitel in

die Hexenverfolgungen.

im Weltkriege auch

auf­ das

so nannte man sie auch

Heckdisen oder, da das i kurz gesprochen wurde, Heckdsen, Hexen. eröffnet sich

dunkler

am Rauschen der Bäume und sonst an allerlei Anzeichen

ihre Anwesenheit spürte.

wären sie selbst.

Die

In Wäldern

Und nun

der Geschichte der Menschheit,

Es war eine seelische Ansteckung, wie wir sie jüngst

erlebt haben:

ganze Völker,

auch gebildete

Menschen,

glauben die unsinnigsten Beschuldigungen und Greuel, Denken und Verstand sind völlig ausgeschaltet, es herrscht allein der Wahn!

Erste Gruppe der Frauennamen: Das Weib und die Gottheit. 1. Nach der Walküre Hilde genannt. Daß die Verehrung

gerade dieser Art übermenschlicher Wesen

der deutschen Volksseele wurzelte,

neugeborenen Mädchen dadurch

ersehen wir auch

dem Schutz

daraus,

tief in

daß man die

der Walküren wirkungsvoll zu

empfehlen glaubte, daß man sie nach ihnen nannte, besonders nach der Hilde,

und

diese göttliche Jungfrau damit den

Eine

Hilde sollte es

Vater, den

Brüdern,

werden, dem

ihrem

künftigen

Mädchen als

Gatten

duldend und

sich

hinstellte. dem

Gefährtin und Gehilfin

sein,

sollte sie im Kriege anfeuern, verbinden und heilen. eine Heldin zu sein,

Vorbild

sollte

dereinst

Wesen ähnlich,

aufopfernd,

Wie schön! eine Hilda,

aber auch

tätig

und

wirkend, war seit Urzeiten das Bild, das dem deutschen Mädchen als Muster

8 Einige klaubten an den Knoten der Fesseln: Entspring den Haftbanden, entfahr den Feinden!"

also eine Vervielfältigung

Die Jdise sind sich so hinsetzten,

bald hierhin,

so war das ein zauberisches

der Walküren.

Wenn sie

bald dorthin, Bande knüpften und lösten, was sie an

Beginnen;

den Banden sich

zu

damit meinten sie die

schaffen machten, womit doch niemand gebunden war,

Bande, welche ihre gefangenen Schützlinge fesselten, die sollten sich lösen, und

andere Bande wieder sollten die Feinde ihrer Schutzbefohlenen fesseln. Jdise oder auch ohne das i die „Disen" bedeutet eigentlich nur Jung­

frauen, aber man verstand darunter gute Geister, die weissagend in die Zu­ kunft schauten, die im Kampfe halfen, Schlachtenjungsrauen, Walküren. Disen wohnten in Wäldern, darum hießen sie auch Hagdisen. wurden Nacht,

sie von wo

man

Frauen und Maiden

verehrt und

ausgesucht bei

spät in

Bis

wo man ihnen Maienblumen

die christliche Zeit dauerten gerade

am feierlichsten in der ersten Mainacht,

diese nächtlichen Geisterverehrungen,

als Opfer darbrachte,

kam, die Weiber beteten im Walde die Teufel an,

Da Hag dasselbe ist wie Hecke,

bis

die Nachrede

und die Hagdisen,

eins der dunkelsten Kapitel in

die Hexenverfolgungen.

im Weltkriege auch

auf­ das

so nannte man sie auch

Heckdisen oder, da das i kurz gesprochen wurde, Heckdsen, Hexen. eröffnet sich

dunkler

am Rauschen der Bäume und sonst an allerlei Anzeichen

ihre Anwesenheit spürte.

wären sie selbst.

Die

In Wäldern

Und nun

der Geschichte der Menschheit,

Es war eine seelische Ansteckung, wie wir sie jüngst

erlebt haben:

ganze Völker,

auch gebildete

Menschen,

glauben die unsinnigsten Beschuldigungen und Greuel, Denken und Verstand sind völlig ausgeschaltet, es herrscht allein der Wahn!

Erste Gruppe der Frauennamen: Das Weib und die Gottheit. 1. Nach der Walküre Hilde genannt. Daß die Verehrung

gerade dieser Art übermenschlicher Wesen

der deutschen Volksseele wurzelte,

neugeborenen Mädchen dadurch

ersehen wir auch

dem Schutz

daraus,

tief in

daß man die

der Walküren wirkungsvoll zu

empfehlen glaubte, daß man sie nach ihnen nannte, besonders nach der Hilde,

und

diese göttliche Jungfrau damit den

Eine

Hilde sollte es

Vater, den

Brüdern,

werden, dem

ihrem

künftigen

Mädchen als

Gatten

duldend und

sich

hinstellte. dem

Gefährtin und Gehilfin

sein,

sollte sie im Kriege anfeuern, verbinden und heilen. eine Heldin zu sein,

Vorbild

sollte

dereinst

Wesen ähnlich,

aufopfernd,

Wie schön! eine Hilda,

aber auch

tätig

und

wirkend, war seit Urzeiten das Bild, das dem deutschen Mädchen als Muster

9 Weil es aber bald allerorten Hilden gab, bedurfte es noch einer

vorleuchtete!

unterscheidenden Nebenbestimmung

Namens.

des

Förstemann

nicht

zählt

weniger als 309 (!) Hildenamen auf, meist mit genauer Angabe, in welchem

Jahrhundert und in welcher Gegend sie Vorkommen.

Schon im 5. Jahr­

hundert wird eine Theudechildis erwähnt, also eine Hilde des deutschen Volkes, denn deutsch ist ja das Eigenschaftswort zu theud.

In all diesen

Namen darf man Hilde nicht als „Kampf" deuten, auch nicht als Heldin,

Darum ist auch

als Gattungsnamen, sondern eben als die Walküre Hilde. Brun Hilde

nicht

„Panzerkampf",

wie man wohl liest,

sondern

„ge­

harnischte Hilde", und Grimhilde nicht „behelmte, grimmige Kämpferin" (Grim ist die Tierkopfmaske als Helm, die schreckhaft, grimmig aussehen

sollte), sondern die behelmte Hilde.

in der Wiege so genannt werden? zunächst auf das Kind,

Wieso kann denn aber schon das Kind

Die Beifügung bezieht sich eben nicht

sondern auf seine Schützerin, auf die

Hilde", dieser soll es wesensähnlich werden.

„behelmte

Wenden wir das auf eine

Heine Auswahl der 309 Hildenamen an: Adelhilde edle Hilde; Blichilde die blickende, blinkende, blitzende Hilde; Kuni ist das Geschlecht, der

und KuniHilde ist die unser Geschlecht schützende Hilde;

Volksstamm,

DagHilde die wie der lichte Tag strahlende Hilde; Chlothilde die laut­ gerühmte Hilde — chlod ist unser laut —; Ruodhilde die Ruhmeshilde

— ruod oder rod, fränkisch hruod und chruod ist unser Ruhm —; Isen-

Hilde die eisenbewehrte, eiserne; Jnghilde, die vom Halbgott Ingo be­ gleitete Hilde; Run Hilde die Runen ritzende, weissagende; Machthilde,

mit Wegfall des ch nach romanischer Art auch Mathilde, Mechthilde die mächtige Hilde; Madalhilde die redende, sich offenbarende; Sunne-

hilde die sonnig glänzende; Wanhilde die hoffende, hoffnungbringende Hilde.

Wan war jede Hoffnung, nicht bloß die trügerische, der Wahn in

unserem Sinne; Reinhilde

mit

Radhilde

die Rat

demselben Sinn,

schaffende,

aus

Rat

regin (Rat)

wissende

Hilde;

zusammengezogen;

Liebhilde, Schönhildis, Starkildis, Treuhilde bedürfen keiner

Erklärung;

Christhilde ist die Christin gewordene, immer noch verehrte

Hilde; Richilde, reiche, königliche Hilde. Der Segenspruch bei der Namengebung lautete also vielleicht so: „Du,

ruhmreiche, süße, liebe, von allen Göttern geliebte und geschützte Hilde, geleite unser Töchterlein durchs Leben, dir sei es geweiht, nach dir soll es

sich nennen!"

Auch als erster Namensteil tritt Hilde in Frauen- und Männernamen —

man denke nur an den alten Hildebrand!

— so sehr in den Vorder­

grund, daß wir für diese Nothelferin am liebsten einen noch höheren Rang ausfindig machen möchten als den einer bloßen Walküre.

Wir dürfen wohl

10 mit Simrock,

der das in seiner Deutschen Mythologie näher begründet,

getrost annehmen, daß im Volksbewußtsein die Walküre Hilde zusammen­

geflossen, eins geworden ist mit der ja ganz ähnlich benannten Hela, der Frau Holle, der Holda, Hulda, der auch

„verhehlten", verborgenen, aber

unter der Erde hausenden Göttin, die unter dem Einfluß des Christen­ glaubens als „Hölle"

zum Schreckgespenst umgestaltet wurde, vorher aber

als die segenspendende Mutter des Lebens verehrt wurde.

Steigt

doch

aus den unterirdischen Tiefen alles Leben empor, die Wurzeln der Pflanzen, die Quellen steigen von dort herauf, finden.

auch die Metalle sind dort unten zu

Nicht umsonst klingen noch immer die Worte hold und Huld so

süß und lieb wie wenig andere.

2. Nach der Walküre Trude genannt.

Auch die Trude, Drude, Trute, Traute dachte man sich vervielfältigt

und dachte, in den Wäldern wohnten viele Truden, ähnlich wie die Disen. Wie diese Waldfrauen oder Hagdisen hatte auch die Trude etwas Geheimnis­ volles an sich, aber doch etwas Mütterliches,

Sorgendes,' Trautes.

Erst

der Einfluß der Kirche, der ja die heidnische Götterwelt ein Greuel war, hatte zur Folge, daß sich unheimliche Vorstellungen mit einmischten. Überall wähnte man Truden oder „Trutscheln"

zu spüren.

mehr, sie brächten Segen, sondern brächten Unheil.

Man behauptete nicht

Und gerade so, wie

man sagte, die Weiber, welche die Hagdisen verehrten, seien selbst diese

Hexen, so nannte man sie auch selber die Trutscheln.

Von den Worten

traut und Treue gilt auch, was von Huld und hold gesagt wurde.

„Traute"

hatte geradezu den Sinn „Geliebte".

Die

Und wer weiß, ob nicht

das Wort Trauung, trauen auch damit zusammenhängt?

Die Trude hat bis zum Jahre

1100 im ganzen

173 verschiedene

Frauennamen geliefert, so Amaltrud, die das Amalergeschlecht schützende Trude.

Von diesem

ostgotischen Geschlecht stammten die Könige, und die

Amaler waren im Ostgotenlande fast göttlich verehrt, sie leiteten ihre Her­

kunft sogar von den Äsen her, den Göttern.

Gertrud und Helmtrud

ist die speer- und helmbewehrte Trude; Goldtrud die goldige, Jnge-

trud, Engeltrud die Trude unter Beistand von Ingo

oder Jngilo.

Das war einer der schon von Tazitus erwähnten Ahnherrn und Schutzgeister der Germanen, der später wegen der Ähnlichkeit der Namen sich gefallen lassen mußte in einen christlichen Engel umgedeutet zu werden: um so lieber

hörte man nun seinen Namen aus Menschennamen herausklingen.

trud, Irmtrud, die von Irmin oder Jrm geleitete Trude.

Jrmen-

Dieser,,

auch Jrmen, Ermen, Hermen genannt, ist auch einer der Ahnherrn und göttlich verehrten

Schutzgeister der Germanen, wohl der Donnergott, der

11 Thor der nordischen Völker; die ihm geweihte Jrmensäule auf dem Eresberg

in Westfalen hat Karl der Große zerstört, wie Bonifatius die Donnereiche gefällt hat.

zu finden.

Ingo und Irmin sind sehr häufig als Nebenbegriff in Namen

Blictrud die blinkende, blitzende Trude; Plektrudis, was

dasselbe ist, hieß Pipins Gemahlin, die Stiefmutter Karl Martells, die nach der kölnischen Sage im altrömischen Kapitol neben der Kirche Maria im Kapitol zu Köln wohnte; Ruodtraut oder Rohtraut die ruhmreiche Trude; der

Name ist aus Mörikes Ballade Schön-Rohtraut bekannt und war so beliebt und verbreitet, daß das Namenbuch 56 verschiedene Schreibarten dieses einen

Namens kennt.

Und wie ängstlich sind wir jetzt mit der Rechtschreibung

unserer Namen!

Liebtrud, Sigitrud, Wiltrud die liebe, die sieg­

hafte, die willkommene Trude.

Wolftrud, wohl aus Vater- und Mutter­

name gebildet und unübersetzbar.

Auch Trude, Trudila, Trudina

(mit Ton auf dem u) sagte man kosenderweise.

Von Wiltrud verschieden

ist Wieltrud, dreisilbig zu sprechen, verkürzt Wiala, auch als Partizipium

Wiolanta, mit Betonung des i,

die kunstreich Arbeitende; Wieland ist

einfach der dazu gehörende männliche Name, der kunstreiche Schmied der

Heldensage.

Die Namen der Heldensage, so Wieland, Siegfried, Dietrich

wurden bis in die nachmittelalterliche Zeit besonders gern den Kindern ge­

geben und hafteten auch als Familiennamen sehr fest,

man denke an beit

Dichter Wieland!

3. Nach der Walküre Gunde genannt.

Mit Gunde kennt das Namenbuch 93 Namen: Gunde, Gundila ist der einfache Stamm; Engilgund, Adelgund die Engelsgunde, edle

Gunde; Kunigunde, Hildegunde die Gunde unseres Volkes, die von Hilde geliebte und geleitete Gunde.

Dieselben beiden Walküren sind in dem

nordischen Namen Gunild vereinigt, statt „blindem König"

bekannt.

G und Hilde, aus Uhlands

Holdegund die von Holle oder Holde be­

gleitete Gunde; Aldegund die altberühmte, seit alters gefeierte Gunde. An der mittleren Mosel liegt malerisch am Berghang das Dörflein Aldegund

mit einem dieser Heiligen geweihten Kirchlein; Fridegunde die Gunde des Friedens, die Friedenbringende; Helmgund behelmte, Jrmingund

die

von Irmin geführte Gunde.

Wir

nennen als Gunde-Namen noch:

Richgunde, Waldegunde,Wangunde, die reiche, waltende, hoffnung­

spendende Gunde; Radegunde, die Ratschaffende, Lisegunde die be­

gleitende Gunde.

Life, das noch in unserem Wort Geleise steckt, ist Geleit,

Gefolge, auch der Geleiter, Begleiter; das Geleise geleitet ja auch die Wagen einen bestimmten Weg entlang.

12 4. Nach den Waldfrauen, den Hagdisen, genannt.

Die so volkstümlichen Waldweiblein, die Hagdisen, mußten unzähligemal als Paten herhalten für deutsche Mädchen.

Zunächst finden wir den Namen

Hagdis allein, auch ohne h als Agdis, Agda, Ahalagda,

wohl

soviel wie Alagda im Heiligtum verehrte Agda, also heilige Agda; Ermhagdis von Irmin geleitete Hagdis; Wihagdis geweihte, Susuhagdis

sausende Hagdis, wobei wohl an das Rauschen im Walde zu denken ist, das man als das Flüstern und Sausen der Hagdisen deutete.

Dachte man

aber an das so benannte Kindlein in der Wiege, dann meinte man vielleicht

auch das Sausen der Wiege.

Wenigstens lautet ein altdeutsches Wiegen­

liedchen: „Susa, susa, nimm!" d. h. sause, sause, Kindchen!

Noch dreizehn

andere vollständig auf Hagdis- auslautende Namen stehen im Namenbuch,

Scheinbar wären diese Namen dann,

alle aus dem 8. und 9. Jahrhundert.

statt zweiteilig, gegen alle Regel dreiteilig, da ja Hagdis allein schon ein

zusammengesetzter

Name

ist,

aber

bei der Kürze

des Wortes,

bei der

kurzen Aussprache des i und dem für dies Wort schon geschwächten Sprach­

gefühl empfand man Hagdis als nur ein einziges Stammwort. Hagdis zog sich schon frühe in haidis, Heidis zusammen, genau so wie gesagt zu gefeit wird, Magd zu Maid, Hagen zu Hain, Getregede zu Ge­

treide, liegt mundartlich zu leit.

So bildete man denn: Albhaidis elfen­

Die Alben, Alfen, Elfen waren Geister, die teils im Lichte

gleiche Hagdis.

wohnten, teils unter der Erde, oft klein von Gestalt, segenspendend, an die Heinzelmännchen erinnernd, man verehrte sie und

opferte ihnen; erst in

christlicher Zeit hielt man sie für böse Geister, die nachts im Schlafe die

Menschen mit

„Alpdrücken"

quälten.

Gerheidis speertragende Hagdis.

Praxedis hieß die Gemahlin Heinrichs IV., auch in Scheffels Ekkehard kommt eine Praxedis vor, der

Name wäre eigentlich Praxeidis oder

Praxheidis zu schreiben, das prax ist bracht, die prächtige Heidis.

Eine

weitere Umgestaltung, wohl nur andere Schreibart oder leise mundartliche Abänderung, sind die 44 Namen unseres Gewährsmannes auf oidis, uidis,

widis, Vidis: Alboidis wieder die mit den Alben; Radoidis die ratende,

Helmuidis die behelmte, Hilduidis die mit der Hilde; Geowida (also a statt is) die speertragende; Asquit ebenso, um das a oder is ge­ kürzt, denn Ask ist die Esche und auch der eschene Speer.

*

Eine weitere Abänderung ist Haida: Waltheida waltende Hagdis. Dasselbe ist wohl auch der Name der von Tazitus gepriesenen Veleda.

Endlich die 79 Namen auf Haid oder Heid, ohne das a: Adelhaid, Adel­

heid die edle; sondern

Frau,

Arnheid

die adlergleiche;

d. h. Herrin Hagdis;

Frohaid nicht die frohe,

Grim Heid

die

grimmgeschützte,

13

Maginh eid die mächtige, Madalheid die redende, sich kundgebende Hagdis; Hildheid die Hagdis als Genossin der Hilde.

Da nun haidis und Haid dasselbe war, konnte man Adelhaidis oder

ebensogut auch Adelhaid sagen.

Wie wir heute nun gerne, entsprechend der

Abänderung „trage, trug" auch „frage, frug" bilden,

Sprachgesetzen doch

„frage, fragte"

obwohl es nach den

heißen muß, so sagte man nach dem

Muster von Adelhaidis auch Gertrudis neben Gertrud, Hildegardis neben

Hildegard, kurzum man hängte namen.

„is"

an alle mit d schließenden Frauen­

Das geschah nicht als Regel, sondern wenn es jemand so einfiel,

wenn man so sagen darf in Gedanken.

Ob vielleicht im Untergründe des

Bewußtseins mit hineinspielte, daß Jrmgardis und all diese Namen sich nur so anhörten, als endigten sie auf „dis", und das bedeutete doch Weib, wie

wir hörten?

Man hatte dann das dunkle Gefühl, alle auf „dis" endenden

Namen seien damit als weibliche Namen gekennzeichnet, kurz, man hielt „dis" für

eine Feminin-Endung.

verfuhr man so.

Denn bloß bei den auf d endenden Namen

Wenn außerdem noch zwei Namen auf bergis sich finden

und acht auf burgis, sonst aber keine, so bestätigen diese wenigen Aus­ nahmen die Regel.

Das „dis" ist außerdem nur wahllos eingestreut, unter

den 309 Hildanamen finden sich nur 59 auf hildis, und niemand gibt

Gewähr, daß diese 59 stets hildis gelautet haben.

Sie können aus zufälligen,

uns verborgenen Gründen gerade in der betreffenden Urkunde hildis lauten,

sonst aber gemeinhin Hilde oder hild.

Gewöhnlich sagt man, die Endung

dis stelle eine Latinisierung vor, doch habe ich bis jetzt nirgends eine Be­

gründung dieser Behauptung gefunden.

Im Lateinischen ist dis und is gar

keine ausgesprochene Endung für Frauennamen. Aber auch diese Kürzung war noch nicht kurz genug, man bildete

statt Haida auch noch hada und ohne h: ada, so Wilhada, Bertada,

Erhenada.

Im Namenbuch werden diese Namen auf die Walküre Hade

(Hadu) bezogen.

Das wäre ja angängig, nur sind uns nicht mehr als acht

solche Namen überliefert, und das ist etwas wenig für eine Walküre, deren

Schwestern hunderte von Patenkindern haben.

Da liegt die Annahme näher,

man habe eben vorzugsweise eine Dreizahl von Walküren verehrt, Hilde,

Trude, Gunde, wie man im Norden auch eine Dreiheit von Namen kannte, und wie man westlich des Rheins, im alten Keltenlande, bis tief ins heutige

Baden, Württemberg und Bayern hinein die drei Schicksals-Mütter oder

Matronen so eifrig verehrte, die Einbeta, Worbeta und Wilbeta.

Ganz

ähnlich wie die Disen vervielfachte man diese drei Mütter, und auf den so

zahlreich erhaltenen Matronenaltären mit lateinischen Weiheinschriften werden die Mütter von Elvenich (Albiaheinae), von Lehenich (Lanehiae), von Jülich

(Julineihiae)

und viele andere gepriesen,

als seien es ganz verschiedene

14

Wesen und nicht stets dieselben.

Macht es denn unser Volk anders mit der

Muttergottes von Kevelaer, von Bornhofen und von anderswo?

Daß der Name Hagdis sich abschliff in haidis, Haida, Haid, hada, ada,

scheint übrigens ein natürlicherer Vorgang als die Annahme, Haid sei das Ursprüngliche, es habe sich bis zu hagdis hin verlängert.

Während doch

eine sich entwickelnde Sprache sich abschleift und nicht sich verlängert.

Die

altdeutschen Ortsnamen haben oft eine unglaubliche Länge, und wie kurz sind sie jetzt! selbst die langen waren einst noch länger, Ehrenbreitstein hieß Ehrenberechtesstein.

Heid sei das Ursprüngliche, sagt Förstemann, und ver­

weist auf Schönheit, Klugheit, dies heit sei mit Heid gemeint, in dem Sinne von Art und Weise, genauer „richtige, schöne Art und Weise". Ähnlich auch

Kluge in seinem Wörterbuch.

Als ob ein abstrakter Begriff wie Art und

Weise zu einem Hauptnamensbegriff verwandt worden sei! schaften, wie hart, kühn, stark, geschwind,

Wohl viele Eigen­

aber niemals eine nur formale,

sonst inhaltsleere Eigenschaft, wie Art und Weise. Genug, die vielverehrten weissagenden Waldweibchen,

die Hagdisen,

sollten Vorbilder der Mädchen sein, so weise wie diese, so in die Zukunft blickend sollten die Mädchen auch werden! 5.

Nach der Wassernixe Lauga und der Schwanenjungfrau

genannt.

Noch ein merkwürdiges Wort für Frauennamen findet sich in 24 ver­ schiedenen Bildungen, aus dem 8. und 9. Jahrhundert, das heißt „laug". Grimm erklärt es für eins mit dem altnordischen laug, althochdeutsch lauga, unserm Lauge, was sonst Bad bedeutet hat, und zwar warme Abwaschung;

heute noch nennt man Lauge das heiße Wasser,

wäscht.

In

dem

alten

worin

man Gewänder

finnischen Volksepos Kalewala spielt das Bade­

häuschen eine große Rolle, wo man sich mit der Badequaste in heißem Wasser abrieb und in feierlicher Weise die „Baderune"

sprach,

fromme

Zaubersprüche, worin Gottheiten um heilsame Wirkung des Bades angefleht

wurden.

Es war der Badesegen, dem Tischgebet entsprechend.

schwedischen ist Lauga der Name der segenspendenden Wassernixen.

Im Alt­

Und so

wird es ähnlich auch in Altdeutschland gewesen sein, daß man in der „Lauga" etwa die heilbringende Wasserfrau der heißen Quellen gesehen haben wird.

Wie wichtig hat Karl der Große die heißen Quellen in Aachen behandelt und Eberhard der Greiner die im Wildbad!

Wie rühmend wird noch heute

die Heilkraft so vieler Bäder in die Welt gerufen, und den für die meisten Leute unverständlichen medizinischen und chemischen Wendungen unserer Zeit

entsprach die geheimnisvolle Lobsprache der früheren Zeit, die alles auf

Zaubersprüche, Gebete, übernatürliche Einwirkung von Nixen, Elfen und

15 allerlei Geistern zurückleitete. von Elfen bediente Lauga;

Von Namen seien genannt: Alblaug die Adellaug edle, reiche Lauga;

speerbewaffnete, Swanalaug schwanenähnliche Nixe.

sind immerhin beschränkt an Zahl.

Gerlang

Die Namen auf laug

Denn die Eltern mußten doch irgend­

inneren Zug zu diesen Götterwesen haben, waren etwa den Wasser­

einen

frauen für Genesung Dank schuldig und hatten darum ihr Kind ihnen ge­

weiht! Es sollte auch so ein wasserfrohes Nixchen werden! Zu den Wassernixen rechnen wir auch die Schwanenjungfrauen, die in

den Sagen so oft die Phantasie des Volkes beschäftigen; man denke nur an den Schwan, der Lohengrin brachte und an den, der Gudrun tröstete.

Die

Schwanenmädchen haben Menschengestalt, sie können aber Schwanengewand anlegen, wenn sie in der Donau baden oder an der Enz im heilenden

Wildbad,

mit Schwanenflügeln fliegen sie davon und tragen auf ihrem

weißen Schwanennacken ihre Schützlinge fort, um sie zu retten, wie das in

der Sage von der Schwanenkirche auf dem Maifelde unweit der Mosel auf

Aber seltsamerweise gibt es

die Jungfrau Maria übertragen worden ist.

keinen Hauptnamen nach dem Schwan, nur als Nebenbestimmung kommt der

Schwan

vor,

so

in den

überaus häufigen

Namen Swanalaug und

Swanahilde; auch Swanagart und Swanlint kommt vor, auch

das einfache S w a n a.

Das schon erwähnte Swanalaug beweist übrigens,

daß die Lauga und die Schwanenjungfrauen im Grunde dieselben Wesen

sind, denn Swanalaug heißt schwangestaltete Lauga.

6. Wiha, die Geweihte. Nach altgermanischer Auffassung

war

die Verehrung der Walküren,

Hagdisen und Nixen, das Zaubern und Weissagen etwas, was den Frauen wohl anstand.

War doch das Weib mit seiner zarter besaiteten Seele den

Zuflüsterungen aus einer höheren Welt viel zugänglicher als der Mann, war Hüterin der Sitte,

die geborene Priesterin und Mittlerin zwischen

Menschen und Göttern, eine „Geweihte".

Ein Kind feierlich der Gottheit

darbringen, das war eben die Weihe, das, was in heidnischer Zeit der christ­ lichen Taufe entsprach.

Hilde geweiht.

Wird ein Kind Hilde genannt, so ist es damit der

Das Wort wih findet man oft auch wig geschrieben, als

Name Wiga, wie man heute noch mundartlich weiht.

Hans Sachs sagt immer

„geweicht" sagt statt ge­

„geweichte Person".

In Männernamen

bedeutet „wig" Kampf, vielmehr Kämpfer (Ludwig, Chlodwig), in Mädchen­

namen

jedoch ist wig =

wih:

Haduwig, Hedwig,

die

sich auch

Hadewi geschrieben findet, ist also nicht etwa „Haderkampf", sondern der

Habe geweiht, jener Walküre, deren Namen als Hauptbegriff in Frauen­

namen so selten oder vielleicht überhaupt nicht vorkommt.

Andere Namen

16 mit wih: Oswi, den Äsen, Drudwi, Hildwiha der Trude, der Hilde geweiht,

Goldwih

goldige

Geweihte

oder:

wie

das

Gold

geweiht;

Deotwiha unter dem Volke geweiht, die Auserwählte aus dem Volk. 7. Gild, die gütig Gott Dargebrachte. Auch gild gehört in diese Namenreihe, das Stammwort ist gelten, das in Gilde und in Geld steckt.

auch

Gild ist Versprechen, feste Zusage,

gilt, also giltig ist oder gültig, wie man jetzt schreibt. gehörte Redewendung. bedeutet das, es

die

Es gilt! ist eine oft

Wird ein Töchterlein Gild oder Gildis genannt, so

sei der Gottheit fest und gültig zugesagt, als Dank, als

Opfergabe dargebracht, also ganz ähnlich wie die Namenreihe mit Wiha auch

Von den 76 uns erhaltenen Namen dieser Art seien angeführt:

aussagt.

Odelgildis

Odgildis, gildis,

Hermengild

Swanegilde wie

reiche,

Gabe

edle Gabe,

Hildegildis, Trud-

an Hilde, Trude, Hermen oder Irmin;

die Schwanenjungfrau; Margildis wertvolle Gabe,

von der man Mären erzählen wird.

Wir müssen uns hier daran erinnern,

daß viele altdeutsche Namen nach zwei Seiten hin schauen, nach den Heiden­ göttern und nach der Christenwelt. Es war eine Übergangszeit zwischen zwei Weltanschauungen: die Namen rührten allermeist aus der alten Zeit,

viele sind aber schon aus der neuen Zeit heraus geboren oder doch auf die

neue Zeit hin umgeändert,

ich erinnere an die Namen mit Engel.

Die

Namen Wiha und Gildis bezog man nun schon längst auf die Taufe, wohl auch schon auf das Gelübde zum Klosterleben.

Daß das Priesteramt, worauf

die altgermanischen Frauen so stolz waren, das ihnen Ehre, Würde und

Ansehen brachte, ihnen jetzt völlig entzogen wurde, das war ein harter Schlag. Kann man sich

da wundern,

daß nun allerlei einstmals damit verbundene

Dinge verstohlen weiter getrieben wurden, Zaubern, Weissagen, Hagdisen-

verehrung?

Es blieb da nur noch der Ausweg ins Kloster zu flüchten: ein

Blick in den Kalender zeigt uns denn auch viele heilige Frauen aus deut­ schen Landen, eine heilige Clothilde und Mathilde, Walpurgis und Hilde­

gard, Gertrud, Theodelinde, Emma, Adelheid, • Aldegund

und Ermengild»

und das sind längst nicht alle!

8.

Runa, die Runen ritzende Zauberin.

Runen, desselben Stammes wie raunen, jemand etwas zuflüstern, das sind die altgermanischen Schriftzeichen,

die im Norden noch vielfach sich in

Felsen eingeritzt finden: „Es ragt ins Meer der Runenstein"

Heine.

heißt es bei

Weil die nun so geheimnisvoll ragten, die mit Runen beschriebenen

Felsen, und nur Priester und Priesterinnen diese Zeichen lesen und selbst ritzen konnten, warum sollte man ein Mädchen nicht auch selbst mit solchen Zauberzeichen gleichstellen und danach benennen können?

Es ein Rätsel,

17 ein süßes Geheimnis, einen Zauber nennen?

auch.

Unsere Dichter tun das ja

Müllenhoff, der berühmte Forscher auf dem Gebiete des deutschen

Altertums, belehrt uns in seiner Schrift „Zur Runenlehre", daß durch die

mit Tun zusammengesetzten Namen den Personen,

die sie trugen, die Kraft

beigelegt wurde, die den Runen als Zauberzeichen innewohnt.

Das Namen­

buch zählt 32 Namen auf run und runa auf, ausschließlich Frauennamen: Albruna, die schon Tazitus erwähnt, ist damit als eine elfengleiche Rune

bezeichnet, welche die Macht der Elfen besitzt. dasselbe.

Der Name Alrun a ist wohl

Alraun nannte man späterhin ein unheimliches Zwerggeistchen, das

in der fleischigen Wurzel der Mandragora- oder Alraunpflanze versteckt ist; diese Wurzel hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Menschengestalt, und noch

heute wird das Alraunmännchen abergläubisch hier und da als Hauskobold verehrt.

Hildrun, Gundrun oder Gudrun sind Zauberinnen wie

Hilde und Gunde.

Der Wegfall des n in dem so allbekannten Namen zeigt

Ortrun

uns, daß die Gudrunsage auf niederdeutschem Boden erwachsen ist.

hieß Gudruns normannische Freundin, die mit der Schwertspitze Zauberrunen ritzt; Wilrun erwünschte Zauberin, Goldrun, goldene Rune, Baldrun

starke Zauberin, Liebrun lieber Zauber; Sig irun konnte man ansprechen­ derweise ein Mädchen nennen, das in Kriegszeiten geboren war; der beson­ ders weit verbreitete Name Friderun, die Friedensweissagung, hat den­ selben Sinn; Waldrun ist nicht die Rune im Wald, sondern die waltende,

also die andern überragende Zauberin.

Teuflisch und sündig dünkte eben

damals Zaubern nicht zu sein, sondern Göttergabe.

Zweite Gruppe der Frauennamen: Das Weib und die Sitte. 9. Burg, die befestigte Burg. Wie sorgsam

unsere

germanischen Vorfahren

um

ihre Töchter

die

Schranken der Sittsamkeit zogen, das bezeugt schon Tazitus, der begeistert die Keuschheit der Germanenfrauen preist.

Es ergibt sich aber auch schon

aus der sehr wichtigen Gruppe weiblicher Namen, die jetzt zu besprechen ist, wir geben ihr die Stichworte: Burg, Berg, Garten und Friede.

Eine Burg ist ein Turm, möglichst auf einem Berge, der als Warte Umschau über das Land gibt und das Nahen des Feindes erkennen läßt,

drum herum aber ist eine starke Mauer, die dem Feinde den Eintritt in die Burg wehrt.

Eine solche Burg soll das Mädchen sein, ein wohlverwahrter,

gegen alle Feinde geschützter Raum.

In Schillers Maria Stuart wird der

Werbung des französischen Königs um die Hand der jungfräulichen Königin Elisabeth gedacht und von einem Ritterspiel erzählt,

bildlich als Festung dargestellt war. Hessel, Altdeutsche Frauennamen.

wo die Königin sinn­

Der Seneschall und viele Ritter ver-

2

17 ein süßes Geheimnis, einen Zauber nennen?

auch.

Unsere Dichter tun das ja

Müllenhoff, der berühmte Forscher auf dem Gebiete des deutschen

Altertums, belehrt uns in seiner Schrift „Zur Runenlehre", daß durch die

mit Tun zusammengesetzten Namen den Personen,

die sie trugen, die Kraft

beigelegt wurde, die den Runen als Zauberzeichen innewohnt.

Das Namen­

buch zählt 32 Namen auf run und runa auf, ausschließlich Frauennamen: Albruna, die schon Tazitus erwähnt, ist damit als eine elfengleiche Rune

bezeichnet, welche die Macht der Elfen besitzt. dasselbe.

Der Name Alrun a ist wohl

Alraun nannte man späterhin ein unheimliches Zwerggeistchen, das

in der fleischigen Wurzel der Mandragora- oder Alraunpflanze versteckt ist; diese Wurzel hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Menschengestalt, und noch

heute wird das Alraunmännchen abergläubisch hier und da als Hauskobold verehrt.

Hildrun, Gundrun oder Gudrun sind Zauberinnen wie

Hilde und Gunde.

Der Wegfall des n in dem so allbekannten Namen zeigt

Ortrun

uns, daß die Gudrunsage auf niederdeutschem Boden erwachsen ist.

hieß Gudruns normannische Freundin, die mit der Schwertspitze Zauberrunen ritzt; Wilrun erwünschte Zauberin, Goldrun, goldene Rune, Baldrun

starke Zauberin, Liebrun lieber Zauber; Sig irun konnte man ansprechen­ derweise ein Mädchen nennen, das in Kriegszeiten geboren war; der beson­ ders weit verbreitete Name Friderun, die Friedensweissagung, hat den­ selben Sinn; Waldrun ist nicht die Rune im Wald, sondern die waltende,

also die andern überragende Zauberin.

Teuflisch und sündig dünkte eben

damals Zaubern nicht zu sein, sondern Göttergabe.

Zweite Gruppe der Frauennamen: Das Weib und die Sitte. 9. Burg, die befestigte Burg. Wie sorgsam

unsere

germanischen Vorfahren

um

ihre Töchter

die

Schranken der Sittsamkeit zogen, das bezeugt schon Tazitus, der begeistert die Keuschheit der Germanenfrauen preist.

Es ergibt sich aber auch schon

aus der sehr wichtigen Gruppe weiblicher Namen, die jetzt zu besprechen ist, wir geben ihr die Stichworte: Burg, Berg, Garten und Friede.

Eine Burg ist ein Turm, möglichst auf einem Berge, der als Warte Umschau über das Land gibt und das Nahen des Feindes erkennen läßt,

drum herum aber ist eine starke Mauer, die dem Feinde den Eintritt in die Burg wehrt.

Eine solche Burg soll das Mädchen sein, ein wohlverwahrter,

gegen alle Feinde geschützter Raum.

In Schillers Maria Stuart wird der

Werbung des französischen Königs um die Hand der jungfräulichen Königin Elisabeth gedacht und von einem Ritterspiel erzählt,

bildlich als Festung dargestellt war. Hessel, Altdeutsche Frauennamen.

wo die Königin sinn­

Der Seneschall und viele Ritter ver-

2

18 teidigten diese Festung der Schönheit gegen das Verlangen und schlugen die Stürme ab.

Und diese Bildersprache, die unzähligemal von den Poeten ge­

sprochen worden ist, die ist also auch unsern Voreltern schon nicht fremd gewesen, denn sie klingt aus diesen Mädchennamen wieder.

Die befestigte Burg soll der

Jungfrau Wappen, ihr Sinnbild, ihr Vorbild sein. Das Namenbuch bietet 179

verschiedene Namen auf bürg, ausschließlich weiblicheNamen: Engelburg, Hildburg, Ingeburg, Jdisburg von den Engeln, von Hilde, von Ingo,

von den Jdisen verteidigt; Gerburg, Helmburg durch Speer und Helm geschützt, Notburg Burg gegen Kriegsnot; Swaneburg durch einen Schwan

gesichert; Isenburg eisenbewehrte Burg; Heim bürg die Heimatsburg; W a l t b u r g oder W a l p u r g i s die waltende, beherrschende, alles r

Burg; Giselburg die durch Geiseln gehütete Burg.

tragende

Geiseln sind Bürgen;

bei der feierlichenNamengebung verpflichtete sich wohl ein Sippe als Bürge, für das Heil des Kindes zu sorgen, es stets zu schützen, vielleicht schon als christlicher Pate.

Sigiburg endlich ist die sieghafte Burg.

10. Berga, der unnahbare Berg. Derselbe Gedanke, etwas anders gewendet, liegt vor, wenn das Mädchen

Berg oder Birga genannt wird. „Ich

Es ruft dann gleichsam hinaus ins Land:

bin der unnahbare Berggipfel, geschützt durch Götter und Menschen,

da steigen Felswände, ziehen kunstvoll getürmte Steinwälle und wehren das Nahen, selbst wenn ihr den Gipfel glaubt erklommen zu haben.

Der Berg

hat auch tief im Innern reiche Schätze an Gold und Erzen, in meinem Herzen das Gold

lockt euch wohl auch!"

Ein Mädchen, das Berg oder

Birga genannt wurde, war damit als schwer zugänglicher, dem Feinde un­

nahbarer Ort bezeichnet.

Wie lange weilte Jungsiegfried schon zu Worms

und hatte Chrimhilde noch niemals geschaut, um deretwillen er doch nach

Worms gekommen war!

Wir kennen 159 Frauennamen dieser Reihe, und

nicht einen einzigen Männernamen.

Genannt seien: Hildibirga, Drud-

berga, Jrminberga, Berg der Hilde, Trude, des Irmin, geschützt von ihnen; Goldbirga wie Gold verwahrt; Adelberga edler, reicher Berg;

Amalabirga Berg des Amalargeschlechtes, in ihrer Hut.

fragt Förstemann:

Seltsamerweise

„Ist Amalabirga ein Weib, das nach Walkürenart die

Amaler schützt? oder eine, die einst als Mutter Nachkommen des Amaler-

stammes hüten soll?"

Ein drittes scheint ihm unmöglich.

Es kommt ihm

das Nächstliegende gar nicht in den Sinn, daß die Amalabirga selbst der geschützte, gehütete Raum sein solle, nicht der schützende Gegenstand.

Und

die Bestimmung des Weibes ist doch nun einmal mehr passiver Art, wie

auch die alten Germanen richtig erkannten.

Auch die schon besprochenen

Namenreihen wih und gild haben passive Bedeutung.

19

11. Gard, der umhegte Garten. Ist der Berg ein durch Natur und Kunst gesicherter Ort, so ist der Garten nur durch Menschenhand verwahrt.

Das Wort ist eines Stammes

mit gürten und bedeutet einen durch Mauer, Zaun, Graben fest umgürteten Raum mäßigen Umfangs, drin Blumen und Bäume gepflanzt sind.

Dichtung spielt der Garten eine große Rolle.

In der

Der Garten Eden ist der

älteste; die hängenden Gärten zu Babylon, der Rosengarten zu Worms und der des Zwergkönigs Laurin, die rotblühenden Gärten am Ganges — Gärten,

Gärten, wohin wir blicken!

Die französische Sprache hat der deutschen das

Wort entlehnt: jardin, auch garder und garde; das Russische hat aus un­

serm Garten gorod und grad gemacht, so daß bei der Namensänderung von Petersburg in Petrograd die Russen doch wieder in den verhaßten deutschen

Sprachschatz greifen mußten! Das Mädchen

soll

nannte man es Garten.

umhegt

und

drum

verwahrt gehalten werden,

Sicher spielte mit hinein das Herzerfreuende, was

ein Garten nun einmal hat, drin Blumen blühen und Früchte reifen!

In

94 Abänderungen besitzen wir weibliche altdeutsche Gartennamen, dazu noch

etwa 50 männliche: Ansgard, ein Garten der Götter;

Hildegard,

westfränkisch Hildiardis, Trudgard, Jrmingard oder Irmgard,

späterhin auch Armgard sind Gärten, die durch diese göttlichen Wesen ge­

hütet sind; Alfgard, Jdisgard, garten, Schwanengarten.

Swangart Elfengarten,

Jdisen-

Adelgard reicher Garten; Holdcgard Garten

der Holde oder Holle; Willig ard willkommener, Heilgard unverletzter Garten; Kunigard Garten unseres Geschlechts,

auch einfach Garda,

Gardila, Gerda; Gerda wird wohl auch als junge Pflanze erklärt, unser

Gerte.

In den Männernamen auf gart ist der Namensträger als aktiver

Schützender gedacht: Wolfgart Hüter wie ein Wolf;

Helmgart Hüter des

Helmes.

12. Frida, die Umfriedung. Als vierter, verwandter Begriff reiht sich noch an Frida, ein Wort dessen Wurzel noch in unserm einfriedigen steckt, drin der ursprüngliche Sinn

noch gewahrt ist.

Friedhof ist nicht ein Hof, wo unsere Toten ewigen

Frieden finden, sondern der eingefriedigte Hof einer Kirche, Burgfrieden ist die Umwallung einer Burg, innerhalb - deren man vor Feinden gesichert ist

und darum allerdings Frieden findet in unserm jetzigen Sinn.

Dieser Sinn

hat sich schon in sehr alter Zeit als übertragene Bedeutung entwickelt.

Unter

den 46 Fridanamen finden sich: Engelfrida, Ansifrida, Ermen-

frida, Gundfridis, durch die genannten göttlichen Wesen geschützt und 2*

20 umfriedet.

Wigfrida ist nicht Kampfesfriede, sondern durch Weihe ge­

Auch Frida allein ist häufig, verkleinert Fridila, Frizila,

schützt.

Wendet man nun ein, frid diene ja doch noch viel häufiger zur Bildung von Männernamen als von Frauennamen, so ist der Unterschied wiederum wie

zwischen Aktiv und Passiv.

Der Mann,

welcher Frid heißt, soll damit die

Bestimmung erhalten, selbst eine schützende Umfriedung der Seinen zu bilden, sie zu decken und zu schützen in aller Nat und Gefahr, während das Weib, das diesen Namen führt, damit selbst als der umfriedete Raum bezeichnet wird.

Ich füge noch hinzu: Godfrida von Gott geschützt,

Winefrida

durch den Freund geschützt, Sigifrida durch den Sieg geschützt.

Es kann

ja auch unmittelbar von Sigfried hergeleitet sein als dessen weibliche Form,

eine Möglichkeit, auf die wir noch zurückkommen werden.

Dritte Gruppe der Frauennamen: Das Weib und die Häuslichkeit. 13. Lind, die lind sich anschmiegende Schlange. Und nun erörtern wir die Gruppe weiblicher Namen, in denen das

Wesen und die häusliche Tätigkeit des Weibes sich spiegelt.

Das Anschmie­

gende, Weiche, Zarte, Nachgiebige, Linde ist nun wohl diejenige Eigenschaft, welche das Weib am meisten vom Manne unterscheidet und darum von dem eine Ergänzung seiner Geistesart suchenden Manne am höchsten bewertet wird.

Und so stellen wir an die Spitze dieser Namengruppe den Namen lind oder

lindis, der im Namenbuch in 168 Spielarten vorkommt.

auf lind gibt es überhaupt keine.

Ist nun damit der zarte, weit sich aus­

breitende Lindenbaum gemeint, dessen Blatt wir finden?"

Männliche Namen

Ist es das Eigenschaftswort linde?

„wie ein Herz gestaltet

Vielleicht beides auch,

die ursprüngliche Bedeutung ist doch etwas ganz anderes.

aber

Lind als die alte

deutsche Bezeichnung für Schlange ist gemeint, man denke nur an den Lind­ wurm, soll heißen den Schlangenwurm, den Jungsiegfried erlegt hat.

Erst

durch die biblische Erzählung von der Schlange im Paradies hat dies Ge­ schöpf seinen schlimmen Ruf bekommen.

Unsern heidnischen Vorfahren war

es das geheimnisvolle, glatte, geschmeidige Tier, das zu der Gottheit in enger Beziehung stand, ein weisheitsvolles, zauberkundiges, heimliche Schätze ken­

nendes und Schätze hütendes Wesen, wie das alles ja aus so manchem alten Volksmärchen hervorgeht, auch der beliebteste Zierat für Geschmeide, Schnitz­ werk und

allerlei .Steinhauerarbeit.

Unser Eigenschaftswort lind ist aber

sicherlich derselbe Wortstamm wie der alte Schlangenname lind; die Schlange

nannte man eben lind, weil sie so glatt und linde ist.

Und auch der Linden­

baum mit seinem so nachgiebigen und weichen Holz, das sich so trefflich für

20 umfriedet.

Wigfrida ist nicht Kampfesfriede, sondern durch Weihe ge­

Auch Frida allein ist häufig, verkleinert Fridila, Frizila,

schützt.

Wendet man nun ein, frid diene ja doch noch viel häufiger zur Bildung von Männernamen als von Frauennamen, so ist der Unterschied wiederum wie

zwischen Aktiv und Passiv.

Der Mann,

welcher Frid heißt, soll damit die

Bestimmung erhalten, selbst eine schützende Umfriedung der Seinen zu bilden, sie zu decken und zu schützen in aller Nat und Gefahr, während das Weib, das diesen Namen führt, damit selbst als der umfriedete Raum bezeichnet wird.

Ich füge noch hinzu: Godfrida von Gott geschützt,

Winefrida

durch den Freund geschützt, Sigifrida durch den Sieg geschützt.

Es kann

ja auch unmittelbar von Sigfried hergeleitet sein als dessen weibliche Form,

eine Möglichkeit, auf die wir noch zurückkommen werden.

Dritte Gruppe der Frauennamen: Das Weib und die Häuslichkeit. 13. Lind, die lind sich anschmiegende Schlange. Und nun erörtern wir die Gruppe weiblicher Namen, in denen das

Wesen und die häusliche Tätigkeit des Weibes sich spiegelt.

Das Anschmie­

gende, Weiche, Zarte, Nachgiebige, Linde ist nun wohl diejenige Eigenschaft, welche das Weib am meisten vom Manne unterscheidet und darum von dem eine Ergänzung seiner Geistesart suchenden Manne am höchsten bewertet wird.

Und so stellen wir an die Spitze dieser Namengruppe den Namen lind oder

lindis, der im Namenbuch in 168 Spielarten vorkommt.

auf lind gibt es überhaupt keine.

Ist nun damit der zarte, weit sich aus­

breitende Lindenbaum gemeint, dessen Blatt wir finden?"

Männliche Namen

Ist es das Eigenschaftswort linde?

„wie ein Herz gestaltet

Vielleicht beides auch,

die ursprüngliche Bedeutung ist doch etwas ganz anderes.

aber

Lind als die alte

deutsche Bezeichnung für Schlange ist gemeint, man denke nur an den Lind­ wurm, soll heißen den Schlangenwurm, den Jungsiegfried erlegt hat.

Erst

durch die biblische Erzählung von der Schlange im Paradies hat dies Ge­ schöpf seinen schlimmen Ruf bekommen.

Unsern heidnischen Vorfahren war

es das geheimnisvolle, glatte, geschmeidige Tier, das zu der Gottheit in enger Beziehung stand, ein weisheitsvolles, zauberkundiges, heimliche Schätze ken­

nendes und Schätze hütendes Wesen, wie das alles ja aus so manchem alten Volksmärchen hervorgeht, auch der beliebteste Zierat für Geschmeide, Schnitz­ werk und

allerlei .Steinhauerarbeit.

Unser Eigenschaftswort lind ist aber

sicherlich derselbe Wortstamm wie der alte Schlangenname lind; die Schlange

nannte man eben lind, weil sie so glatt und linde ist.

Und auch der Linden­

baum mit seinem so nachgiebigen und weichen Holz, das sich so trefflich für

21

Schilde, Speere und Bildschnitzen eignet, wird nicht zufällig so genannt sein. Während

Nabe,

zahllose

Bär,

Männer

nach

den

Göttertieren

hat die Frauenwelt also auch

die geheimnisvolle Schlange!

heißen,

ein solches

nach

Wolf,

zur Verfügung,

Und — ist es Zufall oder das in unserer

Sprache so unbewußt und doch so mächtig schaffende Streben, den Klang der Worte ihrem Sinn

anzupassen?

Gerade

diese Lind-Namen zeichnen

sich vor allen andern durch Wohlklang aus, als seien sie selbst eine Verkör­

perung des Glatten, Schmiegsamen, Schmeichelnden auch für das Ohr.

Man

spreche nur einmal laut vor sich hin: Lindis, Odelindis, Adelinde, Amallindis, Fridelinde, die reiche, die edle Lind, die der Amaler, die friedliche; Gerlinde, Gundelinde, Hildelinde; Holdelinde;

Haimolindis die speertragende Lind, die der Gunde, Hilde, Holde geweihte,

die Heimatslindis; Jrminlinde, Madalindis, Roslindis, die dem Irmin geweihte, die redende oder sich kundgebende, die ruhmreiche Lindis

(ros statt rod); Sigilinde, Theodelinde, Wigilinda die sieghafte, die deutsche, die geweihte Linde; Godelint, Berachtlinde, die gottge­

weihte, die Prachtlinde.

14. Birin, die Bärin.

Merkwürdigerweise hat noch ein Tier, von dem man so etwas am wenigsten vermuten sollte, Anlaß zu vielen, zu 35 Frauennamen gegeben,

der Bär.

Der war zwar kein Göttertier, aber doch sehr gefeiert, war er

doch der Tiere König!

Erst als er seine Herrschaft dem Löwen hatte ab­

treten müssen, verfiel er als gefallene Größe dem Spott, so in der Dichtung von Reinecke Fuchs.

Aber als Wappentier und in Bildwerken stand er nach

wie vor in Ehren.

Er blieb nach wie vor der König des Waldes, einen

Bären unter Lebensgefahr erlegt zu haben, war ein stolzer Sieg, eine Probe von Mannesmut.

Und daheim?

„Sie lagen auf Bärenhäuten"

die alten

Deutschen, und um die Schultern der Gattin wallte ein schmückender, wär­

mender Bärenpelz.

Da war sie auch eine Königin, die Königin des Hauses!

Vielleicht lag da drinnen das jüngste Töchterlein auch schon auf ein Bären­

fell gebettet, hatte vielleicht ein dickes, lockiges, blondes Pelzchen auch schon

ums Köpfchen wallen.

Da war es doch verlockend, ein so goldiges Ge-

schöpfchen Goldbirin, goldige Bärin, zu nennen, oder edle Bärin, Adelpirin, oder Jsenpirin, eisenglänzende Bärin, oder sie der Hilde zu

weihen als Hildebirin, oder gleich pirin oder Aspirin.

allen Göttern, den Äsen, als Os-

König Etzels, Attilas Gemahlin, hieß ja so, und

mit dieser Königin nach dem Bären zu heißen, dem vornehmsten aller Tiere,

das war doch auch etwas Vornehmes!

22 15. Wib, das Weib.

Die einfachste Art, das Mädchen zu nennen, ist, es als Weib zu kenn­ zeichnen, wie ja auch die kleinen Knäbchen gern als „Männe" liebkost werden und man mit dem Namen Mann nicht sparsam gewesen ist, wie Hermann^

Das Namenbuch hat 183 solche Namen auf Mann

Karlmann, Hartmann.

und dementsprechend 47 auf Weib (wib), so Engilwib, Adelwif, Trudw if, Hildewif, Jdiswif; Geilwib ist ein vergnügtes Weib; Seliwib ein glückliches, Sumerwib ein Sommerweib, das soll heißen ein im Sommer

Goldwib ein Goldweib, lauter schmeichelnde Kose­

geborenes Mädchen;

namen.

Ob

(Freundin),

wir

auch Frankin, Swabin,

Beiarin, Friuntin

Helidin (Heldin, eigentlich Bewaffnete) dazu rechnen sollen?

Oder sollen wir das alles lieber als Gattungsnamen und nicht als Personen­

namen auffassen?

16. Niuwa, die Neugekommene. Daß dieser Name so beliebt war, daß er 71 mal vorkommt, und zwar ausschließlich als Frauenname, erklärt sich aus der Freude der Eltern über

Die „Neue", so hieß es, und so nannte

den neuangekommenen Sprößling.

man das Kind nun lebenslang.

ist immerhin etwas rätselhaft.

Warum man aber nur Mädchen so nannte, Neu bedeutete aber auch jung, und das mochte

man im spätern Leben wohl als jugendlich, jugendfrisch deuten, eine Eigen­

schaft, worauf allerdings das weibliche Geschlecht mehr Wert legt als das männliche.

Es gibt eine Albiniwi, Engelniu, Trudni, die Neuge­

kommene der Elfen, der Engel, der Trude, edle Neue, oder auch: jung wie die Elfen,

ihnen geweiht; Otniwi die

Engel, Trude.

Lisinia, mit

dem Ton auf dem letzten i, dem Hauptton aber auf dem ersten i, die als Geleit Neugekommene.

Ob es vielleicht eins von einem Zwillingspärchen war?

17. Flad, die Nette, die Schöne. Flad ist leider nur in seinem Widerspiel Unflat und unflätig noch im Gebrauch.

Flad bedeutet also sauber, schmuck, schön.

Noch jetzt heißt im

Elsaß ein schönes Mädchen „süber", und unser Wort nett hat ja eigentlich auch den Sinn sauber.

Namen auf flad zählen wir 35, darunter Audo-

fleda, Theoderichs des Großen Gemahlin, die eine Schwester des Franken­ königs Chlodwig war, also etwa die Reichgeschmückte oder die edle Schmucke;

Albofledis, Ansfledis, Drudflat schön wie die Elfen, wie die Götter, wie die Trude.

Zeizflat vereinigt froh und schön.

18. Wara, die Bewahrende.

Nun noch drei das Weib in seinem Wirken als Hausfrau vorführende

Namenreihen:

war, sind, swind.

War mit kurzem a entspricht unserem

23

Die Männer­

wehren, mit langem a jedoch unserem wahren, bewahren.

68 an der Zahl, teilen wir also dem Stamm mit dem

namen auf war,

kurzen Vokal zu, die 45 Frauennamen aber sämtlich dem mit dem langen

Vokal.

Denn heißt es auch von der Hausfrau,

die züchtig drinnen waltet,

„sie wehret den Knaben", so ist doch ihr wichtigeres Amt das Wahren, das Erhalten, das Mehren des Gewinnes mit ordnendem Sinn.

Dem Kinde

diesen Beruf als seinen einstigen Beruf kundzutun, nannte man es schon in

der Wiege Wara.

Andere Namen sind die immer wieder auftauchenden

mit den Elfen, den des Schätzeverwahrens so kundigen Geisterchen, Albwara; mit der Hilde: Hildewara; Adelwara die edle, Leubwara

die liebe, Dagowara die wie der lichte Tag helle,

die

Fridewara

Friedensbewahrerin.

Elvira

heitere Bewahrerin;

betrachtet

man

als

spanisch-westgotische Form von Alwara, wo al, unser all, ganz, Verstärkung des Hauptbegrisfes ist.

Fleißig bedeutet übrigens auch

der Stamm id, aus dem aber nur

Ida entsprossen ist.

19. Sinda, das Gesinde, die Gehilfin.

Sinth, sind bedeutet Gang, zugleich auch den Gehenden, und zwar den Nachgehenden, das Gefolge, noch in unserm Worte Gesinde erhalten.

Nur

ist Gesinde, wie die Vorsilbe ge dartut, eine Mehrzahl, „sind" eine Einzahl, also sinda die Dienende, die Helferin.

Schon im ersten Buch der Bibel ist

zu lesen, das Weib sei als Gehilfin des Mannes erschaffen worden.

Der

Name Sinto kommt schon, eingeritzt in eine zu Kreuznach gefundene römische Bleitafel aus dem Jahre 80 n. Chr. Geburt vor, zwischen anderen germa­

nischen Namen.

Das war aber ein Mann.

Später jedoch diente der Name

sinth oder sinda fast nur zur Bildung weiblicher Namen.

das

Ihrer verzeichnet

Namenbuch 76, wie Alb sind, elfenartige Helferin; B erch ts in d,

Helferin gleich der Frau Berchta, der Spinnerin; Geilsind, die fröhliche;

Blicsind die blinkende Helferin; Holdesinda, Helferin wie Holde, die Mutter des Lebens; Ratsinda, die Rat schaffende Gehilfin; Er le sinda, des Grafen Gehilfin, das wird wohl ein Grafentöchterlein gewesen sein; das

Wort Erl, nordisch Jarl, englisch earl, fränkisch Karl, bedeutet einen freien Mann, Erlesinna ist also das Töchterlein eines solchen, das der Vater, auf seinen Stand stolz,

„freien Mannes Helferin"

nannte, zugleich damit an­

deutend, sie solle dereinst nur eines Freimanns Gattin werden.

Auch Sinta,

Senta und Sita allein kommen als Namen vor. 20. Swinda, die Geschwinde.

Die Eigenschaft swintha, swinda, unser „geschwind", bedeutet im Alt­ deutschen auch stark, sagen wir also gewandt, tüchtig.

Nur ganz ausnahms-

24 weise diente das Wort auch zur Bildung von Männernamen; Förstemann

kennt deren nur 6 neben 106 Frauennamen, so hieß ein Westgotenkönig in Recceswinth.

Spanien

Theoderichs

Von

Frauen

des Großen Tochter,

seien

genannt

Amalaswintha,

die Starke des Amalergeschlechts,

ein

stolzer, aber passender Name, beruhte doch auf dieser Erbtochter des Vaters

ganze Zukunftshoffnung; wie Hilde gewandt;

an

Godeswind stark durch Gott;

Die Komödiendichterin

Ruhm.

Hildiswind

Chlodswintha und Hrodswintha bedeutet stark des Mittelalters,

Roswitha,

Nonne von Gandersheim bei Braunschweig, hieß Hrodswintha,

Sie hat selbst ihren Namen übersetzt in „validus clamor".

aber Roswitha. Dies zeigt,

die

schrieb sich

daß im 10. Jahrhundert das Sprachgefühl für die Bestandtelle

dieses Namens noch lebendig war,

denn Hrod oder rod kann ja durch

clamor wiedergegeben werden, Ruf, Ruhm;

ebenso swintha durch validus;

Hugiswind ist die besonnen-Geschwinde, die also Eile mit Weile verbindet;

Raginswind im Rat

geschwind;

Theutswind im Volke geschwind,

unter den Leuten durch Gewandtheit sich auszeichnend; Wolfs wind wolfs­

geschwind

oder wolfsstark.

Wolf ist hier Nebenbegriff; nach dem grimmen

Wolf selbst, im Hauptbegriff, ist kein deutsches Weib genannt worden, wohl mit Vorliebe die Männer; Oswin de, d. h. Odswinde, die Reichgeschwinde,

Sind und Swind sind übrigens schon in altdeutscher Zeit

sehr Geschwinde.

beständig verwechselt worden.

21. Rada, die Rat schaffende. Wie wir schon bei den Namen auf sind sahen, gibt es auch Namen­ reihen, die nicht so

innig sich der weiblichen Eigenart anpassen,

daß nicht

auch dieselben Namenswörter, nur mit anderem Auslaut, als Männernamen Besonders auf drei Hauptbegriffe müssen wir unsere Auf­

dienen könnten.

merksamkeit lenken: rat, mut und lieb. ist das unser Rat.

Zunächst also rat, rad, rade.

Es

Solche Namen sind uns mehr denn 300 überliefert.

Davon sind 78 weibliche Namen, also unter Berücksichtigung des Umstandes,

daß

etwa viermal so viele Männernamen uns bekannt geblieben sind als

Frauennamen, sind beide Geschlechter an dieser Namenreihe wohl gleich stark beteiligt gewesen. Satz

Auf rat scheint nun der eingangs

von uns aufgestellte

nicht anwendbar, der Name eines Menschen besage, sein Träger sei

das, was der Name ausdrücke, oder er sei ihm doch wesensähnlich.

es paßt doch. weisen,

Geduld!

Denn schon im Altdeutschen ist der Sprachgebrauch nachzu­

daß ein Mensch ein Rat genannt wird, nicht erst in unserem Zeit­

alter der Titel und „Räte".

Wie oft ist im Mittelalter von den Ratsherrn

und dem Rate einer Stadt die Rede, von den Räten eines Fürsten! damit

Und

sind Menschen gemeint, denen es obliegt Rat zu geben, sowie Rat

25

unb Abhilfe zu schaffen.

Für Mädchen, die Rada genannt wurden, setzen

mir nun als ihre Bestimmung fest, daß sie Rat und Abhilfe im Haus zu

schaffen haben, eine für das Hauswesen unschätzbare Frauentugend.

Aber

auch die Männer verschmähen nicht den Rat der Frauen, sagt ja schon

Tazitus.

Von Namen seien genannt: die unvermeidliche Amalrada, die

dem Amalergeschlecht Rat schaffende; Herrat, die dem Heere Rat schaffende; Heer heißt aber auch der einzelne Krieger. Herrat hieß die berühmte Äbtissin vom Kloster Landsberg im Elsaß, die das mit Bildern reich­

gezierte Buch

„Hortus deliciarum", Garten der Lustbarkeiten, verfaßt hat.

Folkrada und Leutrada sind die dem Volke, der Gemeinde, der Ge­

samtheit Rat schaffenden; Anse-rada, Jngrada, Himilrad'a, Angilrada, Albrada, Gundrada, Hildirada sind Helferinnen wie die Äsen, wie der Halbgott Ingo, wie der Himmel, wie ein Engel, wie die

Alben, wie Gunde, wie Hilde.

Godrada kann, in christlicher Zeit schon,

die für Gott Rat schaffende sein, die also dereinst für Gott und sein Reich

werben wird, Werke der Frömmigkeit üben;

Audrada,

Baldrada,

Geilrada, Waltrada, Tankrada die reiche, kühne, fröhliche, waltende, denkende Beraterin; Tank ist nicht Dank, sondern Gedanken. auch Berta gekürzt,

Bertrada,

hieß die Gemahlin Pipin des Kleinen,

Fastrada

Karls des Großen Gemahlin, die aus der Sage von den heißen Quellen

zu Aachen

bekannt

ist.

Ein beliebter männlicher und für einen Mann

trefflich passender Name ist Fastrad (fester Rat), und merkwürdig! gerade

in Westfranken,

wo Karl der Große wohnte, war es üblich, Männernamen

durch Anfügung von a in Frauennamen zu verwandeln. 22. Moda, das Gemüt. Das Wort Mut bedeutet für uns nicht etwa nur das, was wir ge­ meinhin darunter verstehen, sondern weiterhin jede Seelenregung.

Kann es

einem

Kleinmut

doch auch ängstlich zumute sein, und es gibt Hochmut,

und allerlei „Müte".

Wie Gebirge eine Vielheit von Bergen umfaßt, so

nennen wir Gemüt die Gesamtheit der Seelenregungen.

Daß Mut einstmals

auch weiblich gebraucht worden ist, erhellt aus Bildungen wie: die Demut,

die Großmut, die Sanftmut.

Ganz ebenso ist das altdeutsche moda die

-Gesinnung, Seele, Geist, so daß der Name Moda an Rückerts Verse er­

innert: Du meine Seele, du mein Herz!

Wenn nun neben 100 männlichen

Namen auf Mut oder Moda nur 37 weibliche zu finden sind, so dürfen wir den Schluß wagen, gegeben haben wird.

daß es wohl in Wirklichkeit auch mindestens 100

Die noch bekannten Frauennamen auf mut und moda

erwecken ganz den Anschein, als ob sie ursprünglich schon als Mädchennamen

erdacht seien: Diomuot (Demut) dienendes Gemüt; Engelmoda Engels-

26 gemüt; Richmodis, Adelmoda, Warmoda ein reiches, edles, sorgsames

Gemüt; Willimoda,Fastmoda,Filomuot ein williges, festes Gemüt,

viel Gemüt.

Hadmuoda, Hildimoda, ein Gemüt, wie diese Walküren

eins sind; Richmodis ist aus der Sage von der scheintoten Frau bekannt, deren

Pferde noch immer aus einem Dachfenster am Neumarkte zu Köln herausschauen.

Ob nun nicht doch nach westfränkischer Art manche dieser Namen Umwandlung aus Männernamen sind, ist möglich, aber im einzelnen nicht mehr nachweisbar.

23.

Liuba, die Liebe.

Wie Rat und Mut gleichmäßig Männer und Frauen angeht, so auch

lieb.

Gemeint ist damit nicht lieb im Sinne liebenswürdig, sondern im

Sinne geliebt, ersteres ist eine Möglichkeit, letzteres eine Wirklichkeit.

Ein

Kindlein in der Wiege ist immer lieb, und ein Bübchen ist ebenso ein herzig

Ding wie ein kleines Mädel, da ist also kein Unterschied zwischen beiden bei der Verleihung des Namens lieb, das Mädchen bekam nur noch die Endung a dazu; Ansleuba von den Göttern geliebt; Richlieba dem

König lieb; Trudliba der Trude lieb; Wolalieba vom Glücke geliebt. Also nochmals eine Namenreihe mit passivem Sinn! Übrigens ist es bei

Männernamen auf lieb auch möglich, daß nicht lieb, sondern leip, d. h. Leib damit gemeint ist, was früher eine viel ausgedehntere Bedeutung hatte als

jetzt, mein Leib heißt geradezu: ich, verstärktes Fürwort, sodann heißt es

Erbe, Nachkomme, Sohn, was ja für Namen trefflich paßte.

Kosenamen. Dies kurze Kapitel könnte auch sehr lang werden, ja zu einem ganzen

Buch wäre Stoff vorhanden, und ein solches ist wirklich geschrieben worden, und zwar ein treffliches, von Franz Stark: „Die Kosenamen der Germanen"

(Wien 1868).

Die Bezeichnung Kosenamen läßt schon erkennen, daß es sich

um solche Abänderungen und Kürzungen der Namen handelt, die nicht etwa Spottnamen sind

oder Beinamen, die man Erwachsenen beilegte,

daß es sich um Namen handelt,

zuruft, scherzender- und liebkosenderweise. Name bleibt oft

sondern

wie man sie sich im engsten Familienkreise

Darüber wird gelacht,

lebenslang an den Leuten haften.

und der

Die einfachste Kürzung

ist, daß man die Betreffende nur beim Hauptnamen ruft: Hilda, Linda,

Rada, und wie das alles heißt.

Oder man nahm den ersten Teil des Na­

mens und gab ihm die weibliche Endung a: so ward aus Audofleda A u d a; aus Adelheid Adela, Adele, mit Ton auf der ersten Silbe; Odniwi ward Oda; Brunhilde B r u n a;

Grimhilde G r i m a; Daghilde D a g a;

Dagmar ist Männername und erst in der Neuzeit in Dänemark einer

26 gemüt; Richmodis, Adelmoda, Warmoda ein reiches, edles, sorgsames

Gemüt; Willimoda,Fastmoda,Filomuot ein williges, festes Gemüt,

viel Gemüt.

Hadmuoda, Hildimoda, ein Gemüt, wie diese Walküren

eins sind; Richmodis ist aus der Sage von der scheintoten Frau bekannt, deren

Pferde noch immer aus einem Dachfenster am Neumarkte zu Köln herausschauen.

Ob nun nicht doch nach westfränkischer Art manche dieser Namen Umwandlung aus Männernamen sind, ist möglich, aber im einzelnen nicht mehr nachweisbar.

23.

Liuba, die Liebe.

Wie Rat und Mut gleichmäßig Männer und Frauen angeht, so auch

lieb.

Gemeint ist damit nicht lieb im Sinne liebenswürdig, sondern im

Sinne geliebt, ersteres ist eine Möglichkeit, letzteres eine Wirklichkeit.

Ein

Kindlein in der Wiege ist immer lieb, und ein Bübchen ist ebenso ein herzig

Ding wie ein kleines Mädel, da ist also kein Unterschied zwischen beiden bei der Verleihung des Namens lieb, das Mädchen bekam nur noch die Endung a dazu; Ansleuba von den Göttern geliebt; Richlieba dem

König lieb; Trudliba der Trude lieb; Wolalieba vom Glücke geliebt. Also nochmals eine Namenreihe mit passivem Sinn! Übrigens ist es bei

Männernamen auf lieb auch möglich, daß nicht lieb, sondern leip, d. h. Leib damit gemeint ist, was früher eine viel ausgedehntere Bedeutung hatte als

jetzt, mein Leib heißt geradezu: ich, verstärktes Fürwort, sodann heißt es

Erbe, Nachkomme, Sohn, was ja für Namen trefflich paßte.

Kosenamen. Dies kurze Kapitel könnte auch sehr lang werden, ja zu einem ganzen

Buch wäre Stoff vorhanden, und ein solches ist wirklich geschrieben worden, und zwar ein treffliches, von Franz Stark: „Die Kosenamen der Germanen"

(Wien 1868).

Die Bezeichnung Kosenamen läßt schon erkennen, daß es sich

um solche Abänderungen und Kürzungen der Namen handelt, die nicht etwa Spottnamen sind

oder Beinamen, die man Erwachsenen beilegte,

daß es sich um Namen handelt,

zuruft, scherzender- und liebkosenderweise. Name bleibt oft

sondern

wie man sie sich im engsten Familienkreise

Darüber wird gelacht,

lebenslang an den Leuten haften.

und der

Die einfachste Kürzung

ist, daß man die Betreffende nur beim Hauptnamen ruft: Hilda, Linda,

Rada, und wie das alles heißt.

Oder man nahm den ersten Teil des Na­

mens und gab ihm die weibliche Endung a: so ward aus Audofleda A u d a; aus Adelheid Adela, Adele, mit Ton auf der ersten Silbe; Odniwi ward Oda; Brunhilde B r u n a;

Grimhilde G r i m a; Daghilde D a g a;

Dagmar ist Männername und erst in der Neuzeit in Dänemark einer

27

Prinzessin verliehen worden; Golda;

Giselburg Gisela und Gisa;

Goldbirga

Holdegard Holda und Hulda; Irmgard Irma; Ingeburg

Inga; Kunigunde Kuna; Helmgund Helma, Hedwig schon im 10. Jahr­

hundert Hethe; Richilde Ricca;

Mechlilde Metta, Meze, Mette­

lina; Leutrade Leuta; Madalheid Madala; Lisegundis Lisa; Regin-

swind Regina, nebenbei bemerkt, auf der ersten Silbe zu betonen, denn es ist ja keine lateinische Königin; Waltrud wurde Walda, Wanegunde Wana.

Alle andern ebenso beginnenden Namen wurden natürlich ebenso

gekürzt.

Rosa ist schwerlich von Hause aus ein Blumenname, wiewohl

man es jetzt allgemein so annimmt.

Es kommt vielmehr als Kürzung von

Roslinda, Roswitha oder Rosamunde, in deren erstem Namensteil „rod", berühmt, steckt, möglicher-, wenn auch unwahrscheinlicherweise auch hros, das

Roswitha oder Hrodswintha kürzte sich auch zu H r o d a und R o z a.

Roß.

Auf hros sicherlich ist Urs zurückzuführen, auch Ursus genannt,

was nicht

notwendig ein lateinischer Bär sein muß, da us auch altdeutsche Endung ist.

Die weibliche Form ist Ursa, verkleinert Ursula, was also auch sehr wohl ein munteres deutsches Füllen sein kann. Jakob Grimms Bemühungen,

Pluoma ist Blume.

geschrieben hat, sind nicht viele

derartige Namen aufzufinden, nur ganz

verwelkte und verschollene, wenig beachtet abseits

blühende Blümelein, oft

auch stellte sich die Ableitung Grimms als irrtümlich heraus. Deutschland war einmal kein Blumenland! Wort für blinkend weiß.

Trotz

der 1852 über „Frauennamen aus Blumen"

Das alte

Blank a ist das altdeutsche

Minna ist die Kleine; der uralte Wortstamm min,

klein, ist noch in unserm minder erhalten: min, minder, mindest.

Minna

hat also mit Minne nichts zu tun, wie mancher sich gern einredet.

Olga

ist aus dem nordischen Helge in slawischen Landen gebildet, Wanda da­

gegen,

auch aus dem Osten zu uns gelangt, ist deutsch und Kürzung aus

Wandelgard.

Wandeln (Vandalen, mit Ton aus der ersten Silbe) ist

der Volksstamm der Wenden.

Ada gehört

zu den Namen Ado, Atto,

Hatto, wie der Bischos hieß, den die Mäuse gefressen haben.

kommt als Mädchenname vor.

Auch Hatta,

Die Herkunft dieser letztgenannten Namen ist

dunkel, vielleicht hängt es mit adal, edel, zusammen.

Ada hieß Karls des

Großen Schwester, welche die berühmte Ada-Bilderhandschrift nach Trier ge­ schenkt hat, wo sie noch zu sehen ist.

Elsa und Ilse.

Dunkler Abstammung ist auch Elisa,

Letztere hält man auch für eine Wassergottheit, ob im

Hinblick auf die Prinzessin Ilse, das Gebirgsflüßchen im Harz?

Man hält

diese drei Namen gemeinhin für Abkürzung des althebräischen Namens Elisa­ beth, sie sind aber auch altdeutsch und sicherlich als Vätererbe überliefert,

die biblischen Namen kamen erst sehr viel später in Gebrauch. Aus den Zeiten vor der Völkerwanderung sind uns noch viele kurze, allein-

28 stehende Namen erhalten, zum Teil vorgermanisch, manche mit keltischen Namen

gleichlautend, das Kreuz der Sprachgelehrten.

Manche stehen hier als Kose­

namen, sind aber vielleicht selbständig gewesen, doch schon in altdeutscher Zeit veraltet und nicht mehr verstanden.

Manche erinnern an noch gebräuchliche

Wortstämme, ich nenne Mila, das mit milde zusammenhängt.

Auch Anna

ist keineswegs der Bibel entnommen, es entspricht dem Namen Anno, wie

der Kölner Erzbischof hieß, den das Annolied feiert, Kaiserkind Heinrich IV. gewaltsam entführt hat.

wieder aus Arnold gekürzt. wohl so Verhalten haben,

der aber auch das

Dies Anno ist seinerseits

Die Sache mit den biblischen Namen wird sich

daß man zunächst diejenigen in Gebrauch nahm,

welche durch ihren Klang anheimelten.

Emma und Jmma gehören zu

Irmina und das wieder zu Irmengard.

Hermine ist eine neuere Umgestal­

tung desselben Namens oder von Hermann, wohl auf.nichtdeutscher Erde

erwachsen.

Auch Selma,

anscheinend aus Anselma verkürzt (Anselm ist

Asenhelm), ist keine natürliche Bildung; schwerlich hätte man mit dem letzten

Laut der ersten Namenshälfte begonnen, man hätte dann Helma gesagt, aber Anselma ist ein spätgebildeter Mädchenname, auf westfränkische Art zubereitet, And Selma wurde durch die Ossianschwärmerei beliebt im 18. Jahrhundert.

Editha ist angelsächsisch, der Stamm ed entspricht dem od (edel). gitta ist eine irische Heilige,

Bri­

der keltische Name bedeutet die Erhabene.

Auch Gen ovef a scheint keltisch, ist aber deutsch: vefa ist der Stamm weben

oder auch einfach Weib, wie in dem Namen Binoveifa, und Gento, Geno ist Zauber.

Vor das Endungs-a schob man manchmal noch ein i: Amalia, von irgendeinem der vielen Amalernamen; Hildia, Wallia, vielleicht die Welsche, die Fremde; Wunnia wonnig; Disia nach den Hagdisen genannt; Odilia

von Oda (od ist freies Eigentum, Adel, daher auch Odo, Otto), auch Ot­

tilia geschrieben.

Odilia hieß die durch Legenden berühmte blinde Heilige,

deren Andenken das bekannte Odilienkloster im Elsaß gewidmet ist.

Auch die zahllosen Verkleinerungen sind Kosenamen. bevorzugte von jeher die Verkleinerungssilben -zo,

Das Niederdeutsche

weiblich -za, sodann -ko,

-ka oder -chen, während in Hochdeutschland das angehängte -l, -el, -le oder -lein den Sinn einer Verkleinerung hatte,

bis auf den heutigen Tag.

Wie

uns Friedrich Frithezo, Frizo, Fritze, Fritz, aus Dietrich Diez wurde, so in weiblichen Namen Frizila, Tiezela, wo also außer dem z sich noch das verkleinernde l anschmiegt als doppelte Verkleinerung.

Wir erwähnen noch

Jrmiza, Jmeza zu Irmina; Linza zu Lind; Richiza, Riza zu rich;

S igil a zu Sigi; Tro stila, das Tröstelein, wie schon Walther von der Vogelweide sagt, in seinem zweifelhaften Wahn habe ihn ein „kleines Tröste­ lein"

froh gemacht;

Trudila, Hildila; zu Gunda gehören Guda,

Gutta (Jutta ist keltisch), Gundila, Gudula, der in Brüssel die be-

29 rühmte Kirche St. Gudula geweiht ist; Hirz ula, das Hirschlein (auch Hinta, die Hirschkuh, ist ein Name); Rosila zu Rosa; Francula das Frankenkind. Niederdeutsche Verkleinerungen sind Annika, Ännchen; Jdeka zu

Ida, Jbika von Jbiko und dies von Jbo (zum Stamme id); Nannicha von Nanna, wie auch eine nordische Göttin heißt, Baldurs Gemahlin; Nanna

ist aus Nanda, die Kühne, zusammengezogen, was auch in Ferdinand und

Leutnant steckt.

Letzteres bedeutet Führer

der Leute und ist erst künstlich

als Lieutenant französisch zurechtgestutzt worden. Wivikin ist Weibchen.

Jmmikin gehört zu Jmma;

Hilke ist Hildegard, Drücke ist Trudke; in

Köln sagt man noch heute Drück statt Gertrud, und nach diesem Muster auch Lück (Leute) und Hück für heute;

Erika ist eine neuere Schöpfung, von

Erich abgeleitet. Bildungen nach romanischer Art sind die 44 erhaltenen Namen auf -ina, wie Adelina, Idina von Ide, Trudina, Luvisina von Luise zu

Ludwig; Waldina zu Walda.

Der Ton ruht im Romanischen mit Vor­

liebe auf den Endungen, im Deutschen auf der Stammsilbe, selbst bei einer

großen Zahl tonloser Silben, wie bei Adelina, so auch bei Rosina, was

keine getrocknete Traube ist, sondern eine kleine R o s a. ganz neue Bildung, betonen die meisten auf dem o.

Art?

Auch Karo la, eine Warum diese undeutsche

Karola, mit Ton auf der ersten Silbe, lehnt sich an den Namen Karl

viel besser an, auch an Karolus, das ja auch auf dem a betont wird.

Die

allzugroße Beliebtheit von Namen wie Jakobine, Ernestine, mag wohl mit

daher rühren, daß man die Silbe „in" dunkel als weibliche Endung zu emp­

finden glaubte.

Im Lateinischen hat die Endung inus, ina übrigens nicht

den Sinn einer Verkleinerung, sondern nur dazugehörig, wie Augustinus, erst

im Italienischen heißt Filippino kleiner Philipp.

Daß die deutschen Namen so auffallend viel gekürzt wurden, ist auch mit dadurch veranlaßt, daß diese Namen zwar schön, sinnvoll und klangvoll,

aber für den Hausgebrauch auch reichlich lang geraten sind.

Und so silben­

reich ist die altdeutsche Sprache überhaupt gewesen, bis das Bedürfnis, die Gedanken rascher äußern zu können, zur Abschleifung der Silben führte.

Sprachen sind eben etwas Fließendes, Wörter und Wortformen sind wie Wellen, sie kommen geflossen und fließen vorüber, und andere kommen dafür,

und so geht das unaufhaltsam. Diese Proben deutscher weiblicher Kosenamen geben nur einen schwachen

Begriff von dem fast unfaßbaren Reichtum an solchen Bildungen, den die nachmittelalterlichen Zeiten noch

erheblich vermehrten.

an den deutschen Familiennamen erkennen.

Wir können letzteres

Als man im 15. und 16. Jahr­

hundert das Bedürfnis fühlte, außer dem Adel auch die bürgerlichen Familien mehr zusammenzuhalten und die Zusammengehörigkeit ihrer Glieder untrüg-

30 kicher festzulegen, da kam man darauf, daß alle Kinder den Namen ihres

gleichmäßig

Vaters Namen.

führen

Die Kinder

Familienname war da.

sollten,

hielten

aber noch daneben ihren eigentlichen

es mit

ihren Kindern

auch so,

und der

So ging es gleichzeitig in Europa, ganz von selbst,

ohne jedes Eingreifen der

Behörden. Dieser neue Name war nun entweder

der Name des Gewerbes,

was freilich oft so viel bedeutete wie kein Name,

oder es war der Name

des Ortes, woher

der Vater stammte, meistens

jedoch sein Rufname, der in den allermeisten Fällen eben ein Kosename

war.

Von einem der verbreitetsten aller deutschen Namen, Dietrich, führe

ich auf gut Glück einige Kosenamen an, die sich als Familiennamen erhalten haben: Diez, Dietsch, Dötsch, Diezmann, Dißmann, Thies, Theis,

Dietlein, Thiele,

Tiez,

Thiel, Diehl, Dheil, Theile, Tilemann, Till, Tillmann,

Dillmann, Dellmann, Derichs, Tiedge, Tieck, Dick, Dickmann und andere.

Andresen in seinem Buch

über die altdeutschen Personennamen in ihrer

Entwicklung zu Geschlechtsnamen (Mainz 1879) führt 113 Familiennamen

auf, die Kosenamen von Dietrich sind. Was sollten aber die armen Weiber machen, da doch das sprachliche

Gewissen nicht zuließ, führten ihn doch!

daß sie einen Männernamen führten?

Nun, sie

Bis tief in das 19. Jahrhundert mit der Zusatzsilbe -in

(Hesselin), dann aber schwand auch dieser Rest von Gewissensbedenken, und jetzt führen sie den ungeänderten Familiennamen, und klänge er noch so männerhaft.

Die Familiennamen gelten ja jetzt als Kräutchen-rühr-mich-

nicht-an, als Heiligtum.

Wehe dem, der Müller mit zwei Strichlein schreibt,

wenn der Inhaber sich mit ue schreiben sollte, Mueller!

In Altdeutschland

gab es noch keine Regeln für Namenschreibung, und so findet sich der Name, der nach unserer Auffassung Grimhilde zu schreiben wäre, in noch sechzehn

anderen Schreibarten: Grimhildis, Grimoildis, Grimhilt, Grimildis, Grimhilte, Crimhilt, Crimilt, Krimhilt, Chrimhilt, Chrimihilt, Chrimilt, Criemhilt,

Criemilt, Cremhilt, Cremihilta, Chriemhilt.

Die endlose Fülle von Lautzusammenstellungen ergibt auch manche zu­ fällige Anklänge.

Der Name Aspirin trifft zusammen mit der Benennung

eines bekannten Arzneimittels, nur ist der Name auf der ersten Silbe be­

tont; in dem Namen Perachttulpa ist zwar das Wort Pracht enthalten, aber mit einer Tulpe hat er nichts zu tun, sondern ist die Verweiblichung des Namens Bertholf,

ulpa statt vulpa ist Wölfin,

ein Bardolf ist ja

Falstaffs Genosse; bei dem Namen der Gepidin Rosamunde denkt man

gern an Rosenlippen statt an Schutz und berühmt oder gar an Roß.

31

Frauennamm aus Männernamen. In den zwölf Weihenächten, also zur Weihnacht, in der Wintersonnen­ wendzeit, wandelte die Göttin des Lichtes durch die Fluren.

nannten ja auch die Römer den Geburtstag der Sonne.

Diese Zeit

Segnend blickte

die Frau Berchta oder Berta über die Felder und beschaute sich auch die Man sollte nun denken,

Spinnstuben, ob die Frauen fleißig Flachs spönnen.

daß nach dieser Glanz- und Segensgestalt jedes Mädchen gerne geheißen 63 Bertanamen überliefert, freilich sehr wenig

tatsächlich sind auch

habe;

gegenüber den 309 Hildanamen!

Und selbst bei diesen 63 sind zwei be­

denkliche Punkte: Erstlich ist es fraglich, ob die Berchta eine altheidnische Gottheit gewesen ist, denn erst im 14. Jahrhundert ist es bezeugt, daß man

an

die

gespensterhafte Erscheinung

einer Bertha

Sodann

glaubte.

ver­

schwinden die 63 Frauennamen auf Berta so sehr gegenüber den 389 Männer­ namen auf bert, brecht, bracht, Pracht oder bart, daß man geneigt ist, eine

Abhängigkeit dieser Frauennamen von den Männernamen auf -bert anzu­

nehmen.

Und dieser Hauptnamen meint nun in Männernamen gar nicht die

Göttin, sondern das Eigenschaftswort brecht.

Das kommt von brechen und

dies bedeutet glänzen: die Sonne bricht durch die Nebel, die Knospe bricht auf,

der Tag bricht an, lauter Glanz ausstrahlende Sachen.

Glänzend,

prächtig, ruhmvoll, ein passender Lebenswunsch für ein junges Söhnchen!

Nun sind fast alle weiblichen Namen auf berchta westfränlisch, wo man mit Vorliebe Frauennamen aus Männernamen bildete, die erhuben sich wie Eva

aus Adams Rippe: Engelberta aus Engelbert, Adelberta aus Adel­ bert, ähnlich Gisberta, Giselberta, Gilberta daraus gekürzt, Sigi-

berta,

Wilberta,

Hildeberta,

Roberta,

Herberta,

Hum­

bert a und viele andere.

Sie lassen sich höchstens deuten: Gilberts Tochter

oder zu Gilbert gehörig.

Und so verfuhr man mit allen möglichen Männer­

namen und bildete Arnolda, Bernharda, Richarda,

Adelgisa,

Winfrida, Alfreda, woraus man dann Elfrida gestaltet hat; Adel-

grima, Jsolda, Raimunda, Reginulfa, wiewohl man doch so ängst­ lich sich gehütet hatte, ein Weib Wölfin zu nennen.

Vtelbeltebt zur Umwandlung in Frauennamen waren die so häufigen Männernamen auf win oder um: Balduina, Friduwina, Edwine, Alwine,

Gerwine,

Malvine,

Freund, also „wina" die Freundin.

einen

Mädchennamen?

Und

da

Bedeutet doch

Ortwina.

„win"

Was konnte es Passenderes geben für

die Analogie

in

der Entwicklung

der

Sprachen nun einmal viel mitzureden hat, so hängte man denn dies „tim" auch an alle

dolfine,

möglichen

anderen Männernamen,

Leopoldine,

Ernestine,

wie Adolfine,

Arnoldine,

Ru­

Wilhelmine,

32 wiewohl das alles im Grunde sprachliche Mißbildungen sind.

Da es nun

sowieso schon üblich war, als Koseform an Frauennamen die Endung ina anzuhängen, wie das oben schon ausgeführt wurde, z. B. Rosina, Trudina, so entstand analog damit diese Masse Gebilde auf -ina, womit man überhaupt

nicht verkleinern wollte. Stark in seinem Buch über die Kosenamen versucht folgende Erklärung der ina-Namen zu geben.

Er betont sehr die Verkleinerung durch ange­

hängtes i, wie Rudi, Trudi, die ja vorkommt, aber hauptsächlich nur in Süddeutschland und der Schweiz.

Stark glaubt nun, man habe gern daran

noch ein s angefügt, um dem Ganzen ein etwas lateinartiges Gewand zu geben, wie Hildegardis, Gertrudis.

Doch ist das Vorkommen einer Verklei­

nerungsform Hildegardi, Gertrudi gar nicht bezeugt.

Es sei aber auch statt

eines s ein n an die Verkleinerung gehängt worden und dazu noch a, also

Trudina.

Dieser Ausführung vermag ich nicht zuzustimmen.

Ich denke viel

eher daran, wie man in meiner nahepfälzischen Heimat Karl — Karlin mit

dem Ton auf dem a hört, Philipp — Philippin mit dem Ton auf der

ersten Silbe, Josef — Josefin mit Ton auf o, und wie sich das Gefühl dadurch

dunkel entwickelte, als verhalte sich Karl zu Karlin wie König zu

Königin, kurz, daß man die Endung ine als Femininendung -in verstand. Deutet man die Frauennamen aus Männernamen nach der Bedeutung

ihrer Bestandteile, so ergibt sich oft ein Sinn, der für Frauennamen völlig,

ungeeignet ist, so wäre Adelgrima Isolde eine

„eine edle Tiermaske als Schutzhelm",

„eisenharte Gebieterin", Arnolda eine

„adlergleich Waltende".

Es empfiehlt sich also, all diese Namen aus den Gruppen altdeutscher Frauen­

namen überhaupt auszuschalten und sie auch nicht in das Verzeichnis aufzu­

nehmen, denn sie sind nicht echtdeutsch.

Echtdeutsch ist nur der Grund ihres

Daseins, nämlich die echtdeutsche Artigkeit und Nachgiebigkeit gegenüber dem

Landesbrauch der von ihnen unterworfenen Völker, vor allem gegenüber den romanischen Landessprachen.

Diese Sprachen ahmten die nüchterne und poesie­

lose Art der Römer nach, den Mädchen gar keine besonderen Namen zu

geben, sondern nur den Familiennamen: alle Töchter aus dem Hause Camillus hießen Camilla, die der Julier Julia, und dann wurden sie numeriert: Julia prima, secunda und so weiter. Bei dieser Übertragung romanischer

Namengebung aufs Deutsche hatte man, wie bei den Römern, gleichfalls im

Sinne, die Familienzugehörigkeit der Töchter kenntlich zu machen. Aber die Sache fand Anklang; es ist, als ob ein senkrecht aufstrebender Ast ein äußerliches Hemmnis gefunden hätte und nun schräg weiter wüchse;

ein innerlicher Anlaß, diese neue Richtung einzuschlagen, lag nicht vor.

Aber

der Ast wuchs so schräg weiter bis auf den heutigen Tag; Namen wie

Luise, Friederike, Ulrike, Henriette, Ludovika,

Erika von

33 Erich sind jetzt so häufig, daß sie die den Sprachgesetzen treugebliebenen echt­ deutschen Namen geradezu zu überwuchern drohen.

Deuten lassen sie sich

nicht, diese Namen mit deutschem Gesicht, aber in fremder Gewandung, oder es gibt falsche Deutungen.

Wir können höchstens sagen: Luise ist der zu

Ludwig gehörende Frauennamen, und Ulrike ist von Ulrich abgeleitet.

Noch zu einer andern falschen Deutung ist leicht zu kommen.

Während

die deutschen' Frauennamen der alten Zeit zart, edel, fromm, echt weiblich

sind, klingen doch manche immerhin dadurch etwas kriegerisch, weil ja der Walkürenname Hilde so häufig drin steckt, die Hagdisen, die feste Burg, die

Bärin, weil ferner manche Nebenbestimmungen sich auch so kriegerisch an­ hören, wie Grim, Brun, Ger, Macht, Helm, Not, Ruhm; im Zusammen­

hänge des Namens betrachtet, ändert sich freilich der Sinn sofort ins Weib­ liche.

Aber wer kriegerischen Inhalt mit Gewalt sucht, der findet ihn, be­

sonders wenn er die beiden Namenshälften nach Willkür durcheinanderwirft. Für diese Art der Erklärung ist bezeichnend, was Weinhold in seinem 1851

erschienenen, sonst mit Recht so berühmten Buche „Die deutschen Frauen im Mittelalter"

sagt, es mögen darum einige Sätze daraus wörtlich folgen.

Also er sagt, nachdem er geschildert, wie die Germanenfrauen mitten in der Schlacht stünden, hinter den Ihren:

„Es ist ein starker und harter Kampf,

die Kampfeslohe und der Kampfesdrang sind eine Lust der Kämpfer.

Mann

tritt gegen Mann, wo Sundarhilt (Sonderkampf) gebietet; sie wechseln die Kampfesrede (Madalhild) und hinter den einen Bilehild, hinter

den anderen Balhild.

Da kommen Waldis, Walburc, Walesinda,

Walantrudis, und der Walplatz wird mit Leichensaat überstreut.

Der

einen Seite neigen sich nun die Jungfrauen des Sieges zu: Sigini, Sig-

burc, Sigihilt, Sigilauc, Sigrat.

Der Kampf wird matt(Zam-

hilt) und Frida und Friderat ziehen herauf mit Fredegunt,Frede-

hilt, Fridelint, Frideswint und Frideburc. .." es weiter.

Und so geht

Nur sind diese Filme vom Schlachtfeld leider Trugbilder.

Unsere

Augen sehen keine Walstatt und keine Leichensaat, Sundarhilt ist kein

Sonderkampf, vielmehr die ausgesonderte, ausgezeichnete Hilde,

der matte

Kampf, Zamhilt, ist eine gnädige Hilde; Bilehild, Balhild (wohl Baldhild), Sigihild, Frede Hilt ist die sanfte, kühne, siegreiche, frieden?

bringende Hilde, Fredegunt die friedenbringende Walküre Gunde, Wal­

dis die Waltende, Walburc die waltende, gebietende Burg, Walan­

trudis, Walehinde die Trude, die Helferin der Welschen; Sigini ist die glücklich Neugekommene, Sigburc die Siegesburg, Sigilauc, Sig­ rat die siegende Nixe, die glücklich Ratschaffende, Friderat die Friede­

bringende; Fridelint die Friedensmilde; Frideswint die zum Frieden geschwinde; Frideburc Friedensburg. Hessel, Altdeutsche Frauennamen.

Viele dieser Namen gehören zu 3

34 jenen unübersetzbaren, die aus Vater- und Mutternamen zusammengeschmiedet

sind.

Macht man aus der redenden, sich kundgebenden Hilde, Madalhilt,

eine Kampfesrede, bann darf man mit genau demselben Recht eine Tierfabel

gleichstellen mit einem Fabeltier!

Im Eingang

deutschen

dieser kleinen Schrift wurde die Gesamtheit der alt­

Frauennamen

ein

kunstvolles

Gebäude

genannt.

Rückschauend

möchten wir sie mit noch was anderem vergleichen: ein Heldenlied sind sie,

das in vielen prächtigen und wohlklingenden Reimpaaren an uns vorüber­ zieht, in einheitlichem Aufbau, wo in dichtgedrängten Scharen Heldin um

Heldin eingeführt wird, knapp und doch treffend gezeichnet.

Das gibt uns

Einblick in ein gesundes, fröhliches und doch ernstes Volksleben, wo alles

festgefügt ist, an Gatten und Kind, Haus und Hof, Freiheit und Vater­

land hängt, am festesten aber an den Göttern der Väter. götter sind nahe und greifen überall selbst mit ein.

Und die Volks­

Dies Heldenlied ist

geschaffen von einem geistig ungewöhnlich hochstehenden Volke, einem Volke von Dichtern.

Hat auch ein anderes der uns umgebenden Völker eine ähn­

liche Dichtung aus Namen aufzuweisen,

so aus dem eigenen Volksgeiste

heraus geboren? Nein! sie haben nur sich Auszüge gemacht aus diesem deutschen Heldenlied, Übersetzungen mit vielen Fehlern und Mißverständnissen

In zwei Weltanschauungen führen uns diese Namen, in eine neu sich bildende und

in die vergehende — in die Götterdämmerung!

Für viele

der deutschen Stämme hieß es, wie zu Chlodwig gesagt wurde, als er »sich taufen ließ: Verbrenne, was du angebetet hast!

Lange standen sie darum

dem ihnen von außen gebrachten neuen Glauben innerlich fremd gegenüber

und suchten zum Trost den neuen Gedankengehalt noch in die alten Formen zu gießen.

Gerade in den Namen zeigt sich, wie der alte Väterglaube noch

viele Jahrhunderte fortlebt.

Unter den deutschen Frauennamen aus jenen Zeiten wandeln wir wie

auf einer Wiesenflur, im Mai, vor der Heumahd.

Die bunte Blumenfülle,

die man da schaut, läßt sich ganz naturwissenschaftlich in Klassen und Familien

einteilen.

Das Namenbuch von Förstemann zählt 2172 in die von uns

aufgestellten Gruppen

sich

einfügende einzelne Frauennamen,

dazu

noch

509 Kosenamen und noch eine große Anzahl von Namen aus urgermanischer und vorgermanischer Zeit, die schon im Altdeutschen verstümmelt und zum

Teil gewiß schon unverstanden gebraucht worden sind, die auch keine Namen­

familien gebildet haben.

Dazu gehören Ida, Wiala und einige andere von

uns als Kosenamen aufgeführte Urnamen.

Endlich noch die vielen nach

westfränkischer Art aus Männernamen gebildeten Mädchennamen.

35

Sind über diese Wiesenflur von Namen auch die Jahre als fühllose Schnitter hinweggeschritten, haben Blumen zertreten und gemäht, so blühen doch noch viele, welche die Mahnung beachtet haben: Blümelein!

Hüte dich, schöns

Der lieben deutschen Urmütter Eigenart ist aus den erhaltenen

Namen noch wohl erkennbar, ihre Frömmigkeit vor allem, ihre Sittsamkeit, ihre Häuslichkeit, auch ihre sorgende Pflege, ihre Hilfe und Aufopferung in

Frieden und Krieg.

Diese

letztgenannten

deutschen Frauentugenden

sind

in dem jetzigen

schwersten aller Kriege wieder erstanden, mögen auch die andern in den altdeutschen Frauennamen gepriesenen Tugenden wieder erstehen, so oft es not tut.

Und möchten auch recht viele dieser herrlichen Frauennamen wieder

zum Leben erwachen!

Tot sind sie nicht, in einer Sprache, die noch lustig

und gesund weiterlebt, ist kein Glied abgestorben, ist kein Wort vollkommen tot; unversehens kommen immer wieder Stund und Zeiten, wo scheinbar Totes wieder lebendig werden kann!

Möchten recht viele deutsche Mütter

und Väter dem Beispiel eines deutschen Fürsten folgen, des Bayernkönigs

Ludwig, der seine fünf Töchter benannt hat: Adelgunde,

Hildegard,

Wiltrud,

Helmtrud, Gundelinde!

Überschau über die alldeutsche« Frauennamen. Die Zahlen geben an, wieviele Namen dieser Art Förstemanns Namenbuch verzeichnet.)

Erste Gruppe: Das Weib und die Gottheit.

1. Nach der Walküre Hilde genannt (309).

2. Nach der Walküre Trude genannt (173). 3. Nach der Walküre Gunde genannt (93). 4. Nach den Waldfrauen, den Hagdisen, genannt (146). 5. Nach der Wassernixe Lauga und der Schwanenjungfrau genannt (23). 6. Wiha, die Geweihte (45).

7. Gild, die gültig Gott Dargebrachte (76). 8. Runa, die Runen ritzende Zauberin (32).

Zweite Gruppe: Das Weib und die Sitte. 9. Burg, die befestigte Burg (116).

10. Berga, der unnahbare Berg (159). 11. Gard, der umhegte Garten (179). 12. Frida, die Umfriedung (46).

35

Sind über diese Wiesenflur von Namen auch die Jahre als fühllose Schnitter hinweggeschritten, haben Blumen zertreten und gemäht, so blühen doch noch viele, welche die Mahnung beachtet haben: Blümelein!

Hüte dich, schöns

Der lieben deutschen Urmütter Eigenart ist aus den erhaltenen

Namen noch wohl erkennbar, ihre Frömmigkeit vor allem, ihre Sittsamkeit, ihre Häuslichkeit, auch ihre sorgende Pflege, ihre Hilfe und Aufopferung in

Frieden und Krieg.

Diese

letztgenannten

deutschen Frauentugenden

sind

in dem jetzigen

schwersten aller Kriege wieder erstanden, mögen auch die andern in den altdeutschen Frauennamen gepriesenen Tugenden wieder erstehen, so oft es not tut.

Und möchten auch recht viele dieser herrlichen Frauennamen wieder

zum Leben erwachen!

Tot sind sie nicht, in einer Sprache, die noch lustig

und gesund weiterlebt, ist kein Glied abgestorben, ist kein Wort vollkommen tot; unversehens kommen immer wieder Stund und Zeiten, wo scheinbar Totes wieder lebendig werden kann!

Möchten recht viele deutsche Mütter

und Väter dem Beispiel eines deutschen Fürsten folgen, des Bayernkönigs

Ludwig, der seine fünf Töchter benannt hat: Adelgunde,

Hildegard,

Wiltrud,

Helmtrud, Gundelinde!

Überschau über die alldeutsche« Frauennamen. Die Zahlen geben an, wieviele Namen dieser Art Förstemanns Namenbuch verzeichnet.)

Erste Gruppe: Das Weib und die Gottheit.

1. Nach der Walküre Hilde genannt (309).

2. Nach der Walküre Trude genannt (173). 3. Nach der Walküre Gunde genannt (93). 4. Nach den Waldfrauen, den Hagdisen, genannt (146). 5. Nach der Wassernixe Lauga und der Schwanenjungfrau genannt (23). 6. Wiha, die Geweihte (45).

7. Gild, die gültig Gott Dargebrachte (76). 8. Runa, die Runen ritzende Zauberin (32).

Zweite Gruppe: Das Weib und die Sitte. 9. Burg, die befestigte Burg (116).

10. Berga, der unnahbare Berg (159). 11. Gard, der umhegte Garten (179). 12. Frida, die Umfriedung (46).

36

Dritte Gruppe: Das Weib und die Häuslichkeit. 13. Lind, die lind sich anschmiegende Schlange (168).

14. Birin, die Bärin (35). 15. Wib, das Weib (44).

16. Niuwa, die Neugekommene (71).

17. Flad, die Nette, die Schöne (35). 18. Wara, die Bewahrende (45). 19. Sinda, das Gesinde, die Gehilfin (72).

20. Swinda, die Geschwinde (106). 21. Rada, die Ratschaffende (78).

22. Moda, das Gemüt (37).

23. Liuba, die Liebe (21). Kosenamen (509).

Frauennamen aus Männernamen.

Verzeichnis -er vorstehend erklärten altdeutschen Frauennamen. Die Namen in Klammer sind nur andere Schreibart des vorherstehenden Namens. — Kürzungen und Abänderungen desselben Namens sind eingerückt. — Die Schreibung verwandter Namen ist einheitlich geordnet, in den Quellen schwankt die Schreibung.

Ada Hatta Adelberga Adela (Adele) Adelina Adelbirin Adelgard Adelgunde Adelheid Adelhild Adelinde Adellaug Adelmoda Adelwara Adelwib Ahalagda Albhaidis Alblaug Albniwi Albofledis Alboidis

Albrada Albruna Albswind Albwara Aldegund Alfgard Alruna Alwara (Elvira) Amalabirga Amalia Amalaswintha Amallindis Amalrada Amaltrud Angilrada Anna Annita Annika Anserada Ansfledis Ansgard

Ansifrida Anslieba Aregundis Arnheid Asquit Audofleda Auda Audrada Baldrada Baldrun Baldswind Beiarin Berchta (Berta) Berchtlinda Berchtrada Berchtsind Berchtswinda Bertada Bilihild Birin Blanka

Blichilde Blicsinda Blictrud (Plektrudis) Brunhilde Bruna Christhilde Clotilde Clotswinda Daghilda Daga Dagowara Dietswind Dietwiha Diomurt Disa Disia Editha Elisa Elsa Elvira Engelburg

Engelfrida Engelgund Engelmoda Engelniu Engeltrud Engelwib Erkenada Erlesinna Ermenfrida Ermhagdis Fastmoda Fastrada Filomuot Folkrad a Frankin Francula Frida Fridila Frizila Frideburg Fridegund Fridehilde

36

Dritte Gruppe: Das Weib und die Häuslichkeit. 13. Lind, die lind sich anschmiegende Schlange (168).

14. Birin, die Bärin (35). 15. Wib, das Weib (44).

16. Niuwa, die Neugekommene (71).

17. Flad, die Nette, die Schöne (35). 18. Wara, die Bewahrende (45). 19. Sinda, das Gesinde, die Gehilfin (72).

20. Swinda, die Geschwinde (106). 21. Rada, die Ratschaffende (78).

22. Moda, das Gemüt (37).

23. Liuba, die Liebe (21). Kosenamen (509).

Frauennamen aus Männernamen.

Verzeichnis -er vorstehend erklärten altdeutschen Frauennamen. Die Namen in Klammer sind nur andere Schreibart des vorherstehenden Namens. — Kürzungen und Abänderungen desselben Namens sind eingerückt. — Die Schreibung verwandter Namen ist einheitlich geordnet, in den Quellen schwankt die Schreibung.

Ada Hatta Adelberga Adela (Adele) Adelina Adelbirin Adelgard Adelgunde Adelheid Adelhild Adelinde Adellaug Adelmoda Adelwara Adelwib Ahalagda Albhaidis Alblaug Albniwi Albofledis Alboidis

Albrada Albruna Albswind Albwara Aldegund Alfgard Alruna Alwara (Elvira) Amalabirga Amalia Amalaswintha Amallindis Amalrada Amaltrud Angilrada Anna Annita Annika Anserada Ansfledis Ansgard

Ansifrida Anslieba Aregundis Arnheid Asquit Audofleda Auda Audrada Baldrada Baldrun Baldswind Beiarin Berchta (Berta) Berchtlinda Berchtrada Berchtsind Berchtswinda Bertada Bilihild Birin Blanka

Blichilde Blicsinda Blictrud (Plektrudis) Brunhilde Bruna Christhilde Clotilde Clotswinda Daghilda Daga Dagowara Dietswind Dietwiha Diomurt Disa Disia Editha Elisa Elsa Elvira Engelburg

Engelfrida Engelgund Engelmoda Engelniu Engeltrud Engelwib Erkenada Erlesinna Ermenfrida Ermhagdis Fastmoda Fastrada Filomuot Folkrad a Frankin Francula Frida Fridila Frizila Frideburg Fridegund Fridehilde

37 Fridelinde Friderad Friderun Fridswind Fridwara Fridwib Friuntin Froheid Garda Gardila Gerda Geilrada Geilsindis Geilwib Genofefa Gerburg Gerheidis Gerlaug Gerlinde Gertrud Gerwida Giselburg Gisela Gisa Godelind Godeswind Godfrida Godrada Goldbirga Golda Goldbirin Goldrun Goldtrud Goldwib Goldwiha Grim Heid Grima Grimhilde (Chriemhilde) Guda Gutta Gudula Gunda Gundila Gundelinde Gundfrida Gundrada Gundrun

(Gudrun) Gunild (Gundhilde) Hadumoda Haduwidis Haduwig (Hadewi) (Hedwig) Hethe Hagdis Agdis Agda Heimolindis Heilgard Heila Heimburg Helidin Hella Helmburg Helma Helmgund Helmtrud Helmuidis Hermengild (Jrmengildis) Herrad Hilda (Hilde) Hildila Hildia Hilke Hildebirga Hildebirin Hildeburg Hildegard (Hildiardis) Hildegildis Hildegunde Hildelinde Hildemoda Hilderad Hildewara Hildewib Hildewiha Hildheid Hildrun Hildswinth Hilduidis

Himelrada Hinta Hirzula Holdegard Holda Hulda Holdegund Holdelinda Holdesinda Hugiswind Ida Jdeka Idina Jdisburg Jdisgard Jdiswib Ilse Jngalberga Ingeburg Inga Jngetrud Jnghilde Jngrada Jngundis Jrmenberga Irmengard (Irmgard) (Armgard)

Irma Irmina Jrmiza Jmeza Jmma Emma Jmmikin Jrmentrud (Irmtrud) Jrmingund Jrminlinda Jsenbirin Isenburg Jsenhilde Kunigardis Kuna Kunigunde Kunihilde Leutavera Leutrada

Lieba Liebhilde Liebrun Liebtrud Liebwara Linda Lindis Linza Lisegunda Lisa Lisinia Madalheid Madalhilda Madalindis Machthilde (Mathilde) (Mechtilda) Metta Meze Mettelina Margildis Meginheid Mila Minna Nanna (Nanda) Nannicha Nora Notburg Odgittis Odelgildis Odala Odilia (Ottilia) Odelindis Olga Orlrun Ospirin (Aspirin) Oswiha Oswinda Otniwi Perachttulpa Pluoma Praxedis Rada Radbirin Radegunde

RadhiWe Raduidis Radsinda Reginswind

Regina Reinhilde Reinwib Richgunde

Richa Richiza Richenza Riza Richilde Ricca Richlieba Richmodis Rodhilde Rosamunde Rosa Rosila Rosina Roslinda Roswitha (Hruodswintha) Hroda Roza Runhilde Ruodtraut (Rohtraut) Sch'önhildis

Seliwib Sigiburg Sigila Sigisrida Sigihilde Sigilaug Sigilinde Sigini. Sigirada Sigirun Sigitrud

Sinta (Senta) Sita Starüldis Sumerwib Sundarhilde

38 Sunnehilde Süßhilde Susuhagdis Swabin Swaneburg Swana Swanegard Swanegilde Swanehilde Swanelaug Tankrada Tiezela Theodelinda (Dietlinde) Theutehildis Theutswind Thusnelda

Treuhilde Trostila

Trude Trudila Trudina Triutili Drücke (Trudke) Trudberga Trudflat

Trudgard Trudgildis

Trudlieba

Ursa Ursula

Beleda Wada Walantrudis

Walda (Waldis) Walesinda Wallia

Wattburg (Walpurgis) Walda Waldina

Waltraud

Wihagdis

Waltrun

Wilhada

Wandelgard Wanda

Wiligard

Wilimodcu

Wanegunde Wana

Wiltrud

Wilrun

Wanhilde

Winefrida

Wara

Wivikin

Warmoda

Wolalieba

Wida

Wolfswind

Wieltrud Wiala Wiolanta

Wolftrud WunnegardWunnia Wunnihilde Zamhilt Zeizflat.

Trudni

Wattegund

Trudwib

Waltheida

Wigfrida Wiga

Trudwiha

Wattrad

Wigilinda

Verzeichnis der anfgeführle» Frauennamen, die ans Männername« gebildet find. Adelberta Adelgisa Adelgrima Adolfine Alfrede Elfriede Alwine Arnolda Arnoldine Balduina Bernharda Dagmar

Edwine Engelberta Erika Erkenberta Ernestine Friduwina Friederike Gerwina Giselberta Gilberta Gisberta Henriette

Herberts Hermine Herta Hildeberta Huberta Humberta Isolde Karla Karline Karola Karolina Leopoldine

Ludowika Luise Luwisina Malvine Ortwina Raimunda Reginulfa Richarda Roberta Robertine Rudolfine Selma

Sigiberta Theodberta Ulrike Wilberta Wilhelmine Winfrida.

Keltische Namen. Brigitta Jutta.

Anhang. Etwas von deutschen Männernamen. Eine Besprechung der altdeutschen Frauennamen kann die Männernamen

nicht ganz totschweigen.

Und so möge denn wenigstens eine Zusammen­

stellung der Männernamen hier noch angereiht werden, nach ihren Haupt­ begriffen, also den zweiten Namensteilen, geordnet, als Gegenstück zu der

ähnlichen Zusammenstellung der Frauennamen.

Das entrollt dann sofort ein

38 Sunnehilde Süßhilde Susuhagdis Swabin Swaneburg Swana Swanegard Swanegilde Swanehilde Swanelaug Tankrada Tiezela Theodelinda (Dietlinde) Theutehildis Theutswind Thusnelda

Treuhilde Trostila

Trude Trudila Trudina Triutili Drücke (Trudke) Trudberga Trudflat

Trudgard Trudgildis

Trudlieba

Ursa Ursula

Beleda Wada Walantrudis

Walda (Waldis) Walesinda Wallia

Wattburg (Walpurgis) Walda Waldina

Waltraud

Wihagdis

Waltrun

Wilhada

Wandelgard Wanda

Wiligard

Wilimodcu

Wanegunde Wana

Wiltrud

Wilrun

Wanhilde

Winefrida

Wara

Wivikin

Warmoda

Wolalieba

Wida

Wolfswind

Wieltrud Wiala Wiolanta

Wolftrud WunnegardWunnia Wunnihilde Zamhilt Zeizflat.

Trudni

Wattegund

Trudwib

Waltheida

Wigfrida Wiga

Trudwiha

Wattrad

Wigilinda

Verzeichnis der anfgeführle» Frauennamen, die ans Männername« gebildet find. Adelberta Adelgisa Adelgrima Adolfine Alfrede Elfriede Alwine Arnolda Arnoldine Balduina Bernharda Dagmar

Edwine Engelberta Erika Erkenberta Ernestine Friduwina Friederike Gerwina Giselberta Gilberta Gisberta Henriette

Herberts Hermine Herta Hildeberta Huberta Humberta Isolde Karla Karline Karola Karolina Leopoldine

Ludowika Luise Luwisina Malvine Ortwina Raimunda Reginulfa Richarda Roberta Robertine Rudolfine Selma

Sigiberta Theodberta Ulrike Wilberta Wilhelmine Winfrida.

Keltische Namen. Brigitta Jutta.

Anhang. Etwas von deutschen Männernamen. Eine Besprechung der altdeutschen Frauennamen kann die Männernamen

nicht ganz totschweigen.

Und so möge denn wenigstens eine Zusammen­

stellung der Männernamen hier noch angereiht werden, nach ihren Haupt­ begriffen, also den zweiten Namensteilen, geordnet, als Gegenstück zu der

ähnlichen Zusammenstellung der Frauennamen.

Das entrollt dann sofort ein

38 Sunnehilde Süßhilde Susuhagdis Swabin Swaneburg Swana Swanegard Swanegilde Swanehilde Swanelaug Tankrada Tiezela Theodelinda (Dietlinde) Theutehildis Theutswind Thusnelda

Treuhilde Trostila

Trude Trudila Trudina Triutili Drücke (Trudke) Trudberga Trudflat

Trudgard Trudgildis

Trudlieba

Ursa Ursula

Beleda Wada Walantrudis

Walda (Waldis) Walesinda Wallia

Wattburg (Walpurgis) Walda Waldina

Waltraud

Wihagdis

Waltrun

Wilhada

Wandelgard Wanda

Wiligard

Wilimodcu

Wanegunde Wana

Wiltrud

Wilrun

Wanhilde

Winefrida

Wara

Wivikin

Warmoda

Wolalieba

Wida

Wolfswind

Wieltrud Wiala Wiolanta

Wolftrud WunnegardWunnia Wunnihilde Zamhilt Zeizflat.

Trudni

Wattegund

Trudwib

Waltheida

Wigfrida Wiga

Trudwiha

Wattrad

Wigilinda

Verzeichnis der anfgeführle» Frauennamen, die ans Männername« gebildet find. Adelberta Adelgisa Adelgrima Adolfine Alfrede Elfriede Alwine Arnolda Arnoldine Balduina Bernharda Dagmar

Edwine Engelberta Erika Erkenberta Ernestine Friduwina Friederike Gerwina Giselberta Gilberta Gisberta Henriette

Herberts Hermine Herta Hildeberta Huberta Humberta Isolde Karla Karline Karola Karolina Leopoldine

Ludowika Luise Luwisina Malvine Ortwina Raimunda Reginulfa Richarda Roberta Robertine Rudolfine Selma

Sigiberta Theodberta Ulrike Wilberta Wilhelmine Winfrida.

Keltische Namen. Brigitta Jutta.

Anhang. Etwas von deutschen Männernamen. Eine Besprechung der altdeutschen Frauennamen kann die Männernamen

nicht ganz totschweigen.

Und so möge denn wenigstens eine Zusammen­

stellung der Männernamen hier noch angereiht werden, nach ihren Haupt­ begriffen, also den zweiten Namensteilen, geordnet, als Gegenstück zu der

ähnlichen Zusammenstellung der Frauennamen.

Das entrollt dann sofort ein

39 ähnliches geschloffenes Kulturbild, spiegelt das Mannesideal unserer Vor­ fahren, ihre Bestimmung von Kindheit an, Kraft und Besonnenheit, Ruhmes­

liebe, die Stellung zu ihrer Sippe, ihrem Volk, ihre Kampfesfreudigkeit

und Kampfespflicht, wenn es um das Wohl des Stammes geht. Die Beziehungen zur Gottheit treten lange nicht so in den Vorder­ grund wie bei der Frauenwelt, nur nach den drei heiligen Tieren, nach Wolf, Rabe, Bär nennt sich der Mann, niemals nach einer Gottheit, wohl

aus heiliger Scheu; nur als Nebenbegriff erscheinen in Männernamen die Äsen, os, as, ans, Ingo und Irmin, die Alben, die Walküren Hilde, Trude,

Gunde, der christliche Engel und Himmel.

Auch die Tiere Aar, Eber,

Schwan, Löwe, Ur treten als Nebenbegriffe auf, die Waffen saro (Rüstung),

ping (Pike), asti (Ast, Speer), asca (Eschenspeer), mit Vorliebe agi (Ecke, Schwertschneide), sodann noch hring (Ringpanzer), ang (Angel, Widerhaken

der Speerspitze), sahs (das sächsische Steinmesser), stahal (Stahl), stange, ort (Schwertspitze), isan (Eisenwaffe), brun (Brünne, Panzer); die Namen

für Kampf: einest, strit, sturm; allerlei Verstärkungen des Sinnes, wie ala

(alle), situ (viel), eigan, alb, ander, ercan (echt), manag (mancher), im ganzen fast 130 Wortstämme, die nur als unterscheidende Nebenbegriffe der Namen Vorkommen und damit fast unzählbare Möglichkeiten von Zusammensetzungen

darbieten. Im ganzen rauscht es in den Männernamen von kriegerischen Klängen, aber nur von solchen edelster Art, von Opferfreudigkeit und unbeugsamem

Mute, von Liebe zur Sippe und Hingebung für das eigene Volk, darin ruht

jenes große Geheimnis des Sieges unserer deutschen Stämme von Cherusker­ zeiten bis auf unsere Tage!

Altdeutsche Miirmernameu, nach ihren Hauptbegriffen geordnet. (Die Zahlen geben die Anzahl der bis zum Jahre 1100 überlieferten, von Förstemann gesammelten Namen.)

I. Was in dem Säugling schon die Eltern schauen, man (den künftigen Mann) 210

Kind (das Kind) 15

not (der ihnen not tat, ihnen fehlte) 41 gast (den Ankömmling) 44

leib (den Bleibenden, Erben) 83 wan (ihre Hoffnung) 24 wid (ihre Augenweide) 37

II. Die heiligen Tiere sind des Kindes Vorbild.

1. Zu Wotans Füßen ruht der starke Wolf,

wolf 464 Hard (hart, stark) 95 bald (kühn) 190 mut (mutig) 100

nand (nahend, voranstrebend) 32 funs (funkelnd) 27

40

2. Der weise Rabe blickt von

IV. Der Mann ist Freund

Wotans Schulter.

und starker Schutz der Seinen.

hrabran, ram (Rabe) 125

Win (Freund) 226

wis (weise) 33

gaut (Pate) 203

rad (Ratschaffrnd) 176

mund (Vormund, Schutz) 172

wacar (wach, wacker) 23

frith (friedebringend) 220

thank (bedenkend) 20

gard (umgürtend) 49

lieb (lieb) 44 zeiz (fröhlich) 17 3. Der Tiere König ist der mächtige Bär.

ber (Bär) 67 berecht, bert (prächtig, glänzend) 412

walt (waltend, herrschend) 347

ric (König, Fürst, reich) 254 bodo (gebietend) 134 hroc (rügend, richtend) 38 mar (berühmt) 247

dag (hellstrahlend) 53 ruod (ruhmreich) 20

mat (mächtig) 10

land (Ackerland, Ernährer) 57

V. Es ruft sein Volk, und es

gehorcht der Mann, gar (kampfbereit) 109

sind (Gefolgsmann, Gesinde) 81

scalc (Schälk, Knecht) 14 ward (Wächter) 137

deo (dienend) 82 wari (Wehrmann) 68

degen (Kämpfer) 9 rit (Ritter) 74

risi (Reisiger) 21 VI. Er ist für sich ein Heer,

IH. Des Kampfes Waffen

führt der Mann im Schild.

er ist der Kampf.

Hari (Heer) 372

Helm 193

wig (Kampf) 90

grim (der Tierkopf als Gesichtsmaske) 7 4

hadu (Hader, Krieg) 102

ger (Speer) 194

bad (Krieg) 34

gis (Pfeil) 143

nit (Neid, Angriff) 13

brand (flammendes Schwert) 81

gang (Waffengang) 18