171 76 15MB
German Pages 171 [184] Year 1970
Das Althochdeutsche von St. Gallen Texte und Untersuchungen zur sprachlichen Überlieferung St. Gallens vom 8. bis zum 12. Jahrhundert
Herausgegeben von
Stefan Sonderegger Professor an der Universität Zürich
1
Walter de Gruyter & Co. Berlin 1970
Emil Luginbühl
Studien zu Notkers •• Ubersetzungskunst Mit einem Anhang: Die Altdeutsche Kirchensprache Einleitung von Stefan Sonderegger
Walter de Gruyter & Co. Berlin 1970
Photomechanischer Nachdruck der Ausgaben „Studien zu Notkers Übersetzungskunst", Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde der philosophischen Fakultät I der Universität Zürich, Weida i. Thür. 1933 (Druck von Thomas & Hubert) sowie „Die Altdeutsche Kirchensprache", Wissenschaftliche Beilage zum 80. Programm der St. Gallischen Kantonsschule und der Sekundarlehramtsschule des Kantons St. Gallen für das Schuljahr 1936/37, St. Gallen 1936 (Buchdruckerei Karl Weiss).
©
Archiv-Nr. 45 99 70/1 Copyright 1970 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Keimer — Karl J . Trübner — Veit & Comp. Printed in Germany — Alle Hechte, des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Photokopien, auch auszugsweise, vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30
Inhaltsverzeichnis Zur Einführung
3*—*6
Studien zu Notkers Übersetzungskunst
1—136
Vorwort
3
Literaturverzeichnis
11
Abkürzungen
12
I. Teil. Die Welt des Glaubens
.
15
A. Das Göttliche
15
B. Ewigkeit
22
C. Attribute Gottes
28
D. Gottes Verhalten zu den Menschen
33
E . Kirche und kirchliche Einrichtungen
45
F. Die innere Seite des religiösen Lebens
60
II. Teil. Die natürliche Welt und ihre Ordnung
74
A. Die Welt und ihre Teile
74
B . Die Weltregierung
87
C. Schicksal des Menschen
111
Schlußwort
119
Wortregister
124
I. Lateinisch II. Althochdeutsch Die Altdeutsche Kirchensprache
124 128 137—171 1*
Zur Einführung Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Werk Notkers III. von St. Gallen setzt im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts ein, als über die wenigen bis dahin gedruckten Teile der Schriften Notkers 1 die St. Galler Handschriften für die germanistische Forschung erschlossen werden. Voran stehen Leonz Füglistallers Entdeckungen und Auswertungen, die unmittelbar dem entstehenden sprachwissenschaftlichen Werk Jacob Grimms zugute kommen 2 . Doch waren zuerst die Voraussetzungen durch die Editionen der bisher noch nicht gedruckten Schriften Notkers zu schaffen, an denen vor allem Eberhard Gottlieb Graff, Heinrich Hattemer und für lange Zeit abschließend Paul Piper beteiligt sind 3 . Jacob Grimm seinerseits entdeckte 1834 ,zufällig' — wie er selbst sagt — 1 Vor allem J o h a n n e s S c h i l t e r , Thesaurus antiquitatum teutonicarum, . . . , tomus I, pars I I : Notkerii Tertii Labeonis Psalterium Davidicum..., Ulm 1726. XVI u. 69 S. 2 L e o n z F ü g l i s t a l l e r , Entdeckung einer metrischen Übersetzung des Boethius von Notker. Metrum secundum Libr. I Boeth. de Consolatione Philosophiae, in: Idunna und Hermode, Breslau u. Halle 1816, Nr. 3, 10—11. Vgl. E d u a r d S t u d e r , Leonz Füglistaller 1768—1840. Leben und germanistische Arbeiten, Diss. Basel, Freiburg/Schweiz 1952. 3 E b e r h a r d G o t t l i e b G r a f f , Althochdeutsche, dem Anfange des 11«"» Jahrhunderts angehörige, Übersetzung und Erläuterung der aristotelischen Abhandlungen: KATHTOPIAI und nEPlEPMHNEIAS. Mitgeteilt v. E'G'G', in: Abhandlungen der Kgl. Akad. d. Wissenschaften zu Berlin 1835/3, Berlin 1837, 267—399; Althochdeutsche, dem Anfange des l l t e n Jahrhunderts angehörige, Übersetzung und Erläuterung der von Boethius verfaßten 5 Bücher de consolatione philosophiae. Zum ersten Male hrsg. v. E'G'G', Berlin 1837; Althochdeutsche, dem Anfange des Ilten Jahrhunderts angehörige, Übersetzung und Erläuterung der von Martianus Capella verfaßten 2 Bücher de nuptiis Mercurii et Philologiae. Zum ersten Male hrsg. v. E'G'G', Berlin 1837. H e i n r i c h H a t t e m e r , Notker des Teutschen Werke 1/2 (H'H', Denkmahle des Mittelalters. St. Gallens altteutsche Sprachschätze 2/3), St. Gallen 1844—49. P a u l P i p e r , Die Schriften Notkers und seiner Schule (Germanischer Bücherschatz 8—10), Freiburg i. Br. u. Tübingen 1882—83, 2. Aufl. 1895.
b*
3*
in einer Handschrift der Königlichen Bibliothek zu Brüssel Notkers einziges autobiographisches Zeugnis, seinen Brief an Bischof Hugo II. von Sitten aus der Zeit um 1015, wo Notker seine Übersetzungsintentionen selbst darlegt1. Inzwischen ist das Schrifttum über Notker den Deutschen auf gegen fünfhundert Titel angewachsen2. Entsprechend der Geschichte der germanistischen Wissenschaft ging es auch in der Auseinandersetzung mit Notker zunächst um den grammatischen Befund, vor allem um Laute und Formen. Diese Komponente herrscht im ganzen 19. Jahrhundert und bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts vor, zum Teil in dialektologischer Ausrichtung. Dann aber treten vermehrt auch die Probleme von Wortschatz und Syntax hinzu, obwohl von allem Anfang an immer wieder versucht wird, Notkers Stil und Übersetzungsweise charakterisierend einzufangen — schon Herder hatte aus seiner Kenntnis des Psalters damit ebenso kurz wie treffend begonnen. Aus der gewaltig angeschwollenen Flut der Literatur über Notker ragen indessen nur wenige Werke als Merkpunkte wegweisend heraus: zu ihnen gehört des St. Gallers Emil Luginbühl Abhandlung „Studien zu Notkers Übersetzungskunst", 1928 als Dissertation bei Albert Bachmann in Zürich vorgelegt, aber erst 1933 im Druck erschienen, eine von seinem Lehrer völlig unabhängige Leistung des Verfassers, die wir zusammen mit einer weiteren Schrift „Die Altdeutsche Kirchensprache" von 1936 im vorliegenden Band aufs neue vermitteln wollen3. 1 J a c o b G r i m m , Rezension v. Wilhelm Wackernagel, Altdeutsches Lesebuch, Basel 1835, in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 1835, 907—15, bzw. Kleinere Schriften Bd. 5, Berlin 1871, 187—92. 2 Eine wissenschaftlich-kritische Bibliographie über Notker III. von St. Gallen wird zur Zeit im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung unterstützten Forschungsprogrammes zum Althochdeutschen von St. Gallen durch S t e f a n S o n d e r egger und B e r n h a r d H e r t e n s t e i n vorbereitet. Vgl. vorderhand die noch unvollständige Bibliographie von E v e l y n S. C o l e m a n , Bibliographie zu Notker III. von St. Gallen, in: Germanie Studies in Honor of E d w a r d HenryS e h r t (Miami Linguistic Sériés No. 1), University of Miami Press, Coral Cables, Florida, 1968, 61—76. 3 Rezensionen der „Studien zu Notkers Übersetzungskunst": T a y l o r S t a r c k , AfdA 53 (1934), 143—45; W a l t e r H e n z e n , Teuthonista 10 (1934), 171—72; K. B i h l m e y e r , Theolog. Quartalsschrift 115 (1934), 311; F. R. S c h r ö d e r , Germ.-roman. Monatsschrift 21 (1933), 475 (nur Anzeige). Rezensionen der „Altdeutschen Kirchensprache": K. B i h l m e y e r , Theolog. Quartalsschrift 117 (1936), 452—53; G e r h a r d W i e n s , ZfMundartforschung, N. F. des Teuthonista, 13 (1937), 45—46.
4*
Ein Nachdruck der Arbeiten Luginbühls zu Notker und zur altdeutschen Kirchensprache rechtfertigt sich aus verschiedenen Gründen. Zunächst muß betont werden, daß beide Schriften heute außerhalb des in den 1930er Jahren erfaßten Bibliothekskreises kaum mehr greifbar sind. Sodann stellen vor allem Luginbühls „Studien zu Notkers Übersetzungskunst" einen völlig neuen Ausgangspunkt der Beschäftigung mit Notker dar. Es geht dem Verfasser in erster Linie um das Übersetzungsproblem in der ständigen Wechselwirkung lateinische Grundsprache — althochdeutsche Zielsprache. Aus dem gewaltigen Wortschatzbereich Notkers stellt Luginbühl den Glaubensbereich und die natürliche Welt und ihre Ordnung dar. Damit ergibt sich forschungsgeschichtlich zum ersten Mal eine differenzierte Analyse des Notkerschen Übersetzungsverfahrens aus dem Gesamtwerk heraus unter Berücksichtigung bestimmter Wortfelder. In ähnlicher Richtung hatte fast gleichzeitig Jost Trier in seinem für die deutsche Wortforschung bahnbrechenden Buch „Der deutsche Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes" 1931 gearbeitet, wo Notkers Terminologie des Intellektes in den Grundzügen und mit einem Rückblick auf die ganze althochdeutsche Zeit umrissen wird 1 . Während Jost Trier den intellektuellen Wortschatz Notkers in großen Zügen beleuchtet und in den althochdeutsch-frühmittelhochdeutschen Gesamtzusammenhang einzuordnen versucht sowie daran seine neuen Gedanken der Wortfeldforschung exemplifiziert, geht es Emil Luginbühl um eine lückenlose Darstellung der Notkerschen Glaubens- und Weltordnungsbegriffe, bis zum menschlichen Schicksalsbereich. In den beiden damals methodisch neue Wege eröffnenden Untersuchungen zu Notker darf noch ein weiterer Unterschied beachtet werden: Luginbühl geht konsequent vom Lateinischen aus, um aus dem breiten Übersetzungsspektrum die besondere Stellung Notkers herauszuarbeiten; Jost Triers Ausgangspunkt bildet der althochdeutsche Wortschatz, der nun mit seinen lateinischen Entsprechungen konfrontiert wird. Beide Verfahren sind sinnvoll. Für Notkers Übersetzungstechnik im einzelnen resultiert freilich aus Luginbühls Studien ein viel genaueres Bild. Mußte Emil Luginbühl sein Literaturverzeichnis bezüglich wortgeschichtlicher Arbeiten aus dem Gebiet der älteren deutschen Sprache 1 J o s t T r i e r , Der deutsche Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes. Die Geschichte eines sprachlichen Feldes. Bd. I, Von den Anfängen bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts (Germanische Bibliothek 2. Abt. Bd. 31), Heidelberg 1931.
5*
noch als mager bezeichnen, so gingen seither von der Forschung der letzten dreieinhalb Jahrzehnte, auch was Notker von St. Gallen betrifft, neue Impulse aus. Sie betreffen vor allem die Frage der Lehnbildungen nach lateinischen Mustern, die Vertiefung in der Einzelanalyse bestimmter Werke des St. Galler Übersetzers, das Verhältnis von Notkers Text zu den von ihm herangezogenen Kommentaren, sodann eine genauere Erfassung von Notkers Wortschatz durch neue allgemeinalthochdeutsche oder Spezialwörterbücher1. Schließlich begannen Edward H. Sehrt und Taylor Starck seit 1933 eine neue Textausgabe der Werke Notkers herauszugeben, eine Aufgabe, die noch nicht zum Abschluß gekommen ist und deren Lösung aus verschiedenen Gründen nicht voll zu befriedigen vermag. Auch zum Problem der altdeutschen Kirchensprache hat sich das Schrifttum inzwischen bedeutend erweitert2. In allen neueren Forschungen zu Notker trifft man indessen Emil Luginbühls Studien immer wieder zitiert. Möge es dem kürzlich ins achte Dezennium eingetretenen Forscher und Lehrer zur Freude gereichen, daß seine sprachwissenschaftlichen Schriften so hohe Anerkennung fanden. Zürich
Stefan Sonderegger
Deutsches Seminar der Universität
1 Vgl. vor allem W e r n e r B e t z , Nachtrag zu „Deutsche Frühzeit", in: Deutsche Wortgeschichte. Hrsg. von F r i e d r . M a u r e r u. F r i e d r . S t r o h , Bd. I, 2. Aufl. Berlin 1959,105—25 (zu Notker 115—19, mit Literatur); I n g e b o r g S c h r ö b l e r , Notker III. von St. Gallen als Übersetzer und Kommentator von Boethius* ,De consolatione philosophiae' (Hermaea N. F. 2), Tübingen 1953; J ü r g e n J a e h r l i n g , Die philosophische Terminologie Notkers des Deutschen in seiner Übersetzung der Aristotelischen .Kategorien' (Philologische Studien u. Quellen Heft 47), Berlin 1969; Althochdeutsches Wörterbuch, bearb. u. hrg. von E l i s a b e t h K a r g - G a s t e r s t ä d t und T h e o d o r F r i n g s , Bd. I: A und B, Berlin 1953—68; E d w a r d H. S e h r t und W o l f r a m K. L e g n e r , NotkerWortschatz, Halle 1955; E d w a r d H. S e h r t , Notker-Wörterbuch, Tübingen 1962; R u d o l f S c h ü t z e i c h e l , Althochdeutsches Wörterbuch, Tübingen 1969. 2 Vgl. besonders T h e o d o r F r i n g s , Germania Romana 2, Dreißig Jahre Forschung, Romanische Wörter. Von G e r t r a u d Müller und T h e o d o r F r i n g s , Halle 1968 (mit reicher Literatur).
6*
Studien zu Notkers Übersetzungskuust
Vorwort. Vorliegende Arbeit stellt sich zur Aufgabe, Notkers Arbeitsweise als Ubersetzer zu untersuchen, und zwar anhand einer Betrachtung des "Wortschatzes, den N. zur Übersetzung lateinischer Wörter verwendet. Man hat in ähnlichen Fällen von Synonymik gesprochen 1 , aber nur zum Teil mit Hecht. J e d e Sprache hat ihr eigenes System von Bedeutungen und dieses ist nur au wenigen Stellen demjenigen einer anderen Sprache kongruent. Zwei verschiedene Begriffe stehen sich vielleicht iu der einen Sprache nahe und können mit einem einzigen W o r t bezeichnet werden, während mau in der anderen zwei Wörter verwendet, die durchaus nicht als synonym oder auch nur bedeutungsverwandt empfunden werden. Vgl. z. B. französisch journal, das im Deutscheu je nachdem mit Zeitung oder Tagebuch wiedergegeben werden muß, also mit zwei Wörtern, deren Bedeutungen sich nicht mehr berühren. Erst die Ersetzung von Zeitung durch einen diesem Worte synonymen Ausdruck wie Tagblatt läßt den Bedeutungszusammenhang mit Tagebuch auch für unser Sprachgefühl wieder fühlbarer werden. Von „synonym" kann also nur in solchen Fällen geredet werden, wo verschiedene Wörter vorliegen, deren Bedeutung so nahe verwandt ist, daß in einem gewissen Grade im gleichen Satzzusammenhänge auch das eine für das andere stehen kann. Die Kunst des Schriftstellers besteht nun eben darin, das Wort zu wählen, das nicht nur im vorliegenden Falle überhaupt gebraucht werden kann, sondern das seiner begrifflichen Bedeutuug nach und infolge des mit ihm 1 So z . B . R. G r o e p e r , Untersuchungen über gotische Synonyma, Teil A : .Religiöses Leben. Diss. Berlin 1915. — Diese Arbeit stellt sich ähnliche Ziele wie die vorliegende.
3
verbundenen Gehalts von Anschaulichkeit und Ausdruckskraft sich am besten in den gedanklichen und sprachlichen Zusammenhang einordnet. Bei N. müssen wir zugleich uns stets die besonderen Bedingungen vergegenwärtigen, unter denen ein Schriftsteller der ahd. Zeit zu arbeiten hatte. Indem wir nun seine "Wortkunst prüfen anhand der von ihm gemachten Übersetzungen, ergeben sich für die Untersuchung hauptsächlich folgende Gesichtspunkte und Fragestellungen: 1. Welches ist die Bedeutung des an einer bestimmten Stelle vorkommenden lateinischen Wortes? Diese Frage ist besonders da wichtig, wo das lateinische Wort einen weiteu Bedeutungsumfang hat oder gar — vom Deutschen aus gesehen — in sich ganz abweichende Bedeutungen vereinigt. Dazu kommt die Frage: wie hat N. seine Vorlage verstanden? Es ist bekannt, daß er über eine für seine Zeit bedeutende Lateinkenntnis verfügte 1 . Die Frage wird daher besonders in solchen Fällen gestellt werden müssen, wo aus Gründen der Uberlieferung (vgl. die Hebraismen und Fehler im lateinischen Psalter) das Verständnis auf besondere Schwierigkeiten stößt. 2. Die eine Hauptaufgabe bestellt nun darin, zu untersuchen, ob N. bei gleicher Bedeutung des lateinischen Wortes an verschiedenen Stellen der Ubersetzung verschiedene Wörter verwendet und warum er das tut. Die Wortwahl ist bestimmt hauptsächlich durch den Bedeutungsumfang der zur Verfügung stehenden deutschen Wörter. Diese sind also zunächst schärfer gegeneinander abzugrenzen durch Angabe des Wertes, den das Wort im Althochdeutschen überhaupt oder besonders bei N. hat. Das geschieht wohl am besten dadurch, daß man angibt, für welche anderen lateinischen Wörter das deutsche noch als Ubersetzung dient. Das ist besonders dann wichtig, wenn es sich um die Ubersetzung religiöser oder wissenschaftlicher Ausdrücke handelt, wie z. B . gesamenunga, das zur Wiedergabe von ecclesia und synagoga dient, während im Gegensatz dazu chilecha nicht nur für templum, sondern auch für aedes sacra, fanum, adyturn steht — aber nicht für ecclesia. W o sich dagegen die gewöhnliche Bedeutung eines zur Ubersetzung verwendeten deutschen Wortes von selbst versteht, braucht diese nicht besonders angemerkt zu werden, wie z. B. bei hüs, das die häufigste Ubersetzung von templum ist. Alle diese Nachweise müssen natürlich in den 1
4
Vgl. N a u m a n n , S. 74.
Anmerkungen und in knapper Form gegeben werden. Es wird so auch möglich, die Verschiedenheit des lateinischen und deutschen Bedeutuugssystems mit seinen zahlreichen Überschneidungen wenigstens anzudeuten. 3. Eng mit der obigen Frage hängt die weitere zusammen, was die deutsche Sprache N. an Wortmaterial geboten hat und was er sich selber erst schaffen mußte, sei es durch Neubildungen mit Hilfe der Zusammensetzung und Ableitung oder durch Verwendung der Alltagssprache in einem neuen, vergeistigten Sinn. Die Frage, inwieweit die nur bei N. belegten Neubildungen sein geistiges Eigentum sind und inwiefern er einer uns unbekannten Tradition folgt, ist im einzelnen Falle natürlich schwer oder gar nicht zu entscheiden, wenn nicht andere Gründe einen Anhaltspunkt bieten, wie z. B. N.s eigenes Zeugnis, allmähliche Bildung und Umbildung innerhalb des Textes und dergleichen. 4. Besonders wichtig ist die Untersuchung der rein stilistischen Gründe, die N. in seiner Wortwahl bestimmt haben können. Dazu rechne ich in erster Linie das Bestreben, über die genaue begriffliche Wiedergabe einer Stelle hinaus den Gefühlsgehalt, den N. herausliest oder hineinlegt, mit auszudrücken. Es ist zu untersuchen, wie weit sich in N.s Sprache Neigung zur Bildhaftigkeit oder zur Abstraktion geltend macht, oder auch, wann das eine und wann das audere. Weiter ist zu prüfen, wie weit die Rücksicht auf die sprachliche Umgebung der Textstelle bei der Wortwahl mitgewirkt hat. Inwiefern hat z. B. das Bestreben, im Ausdruck abzuwechseln, N. veranlassen können, ein anderes Wort als sonst zur Ubersetzung zu verwenden, vielleicht sogar ein nicht ganz passendes? 5. Schließlich kann man untersuchen, wie im Zusammenhang eines größeren Ganzen übersetzt wird. Die Einschmelzung in eine sprachlich und damit auch geistig neue Form läßt sich beobachten. Als einfaches Beispiel diene 224.23: vincimur = uuäz mügen uuir nü mer? Gewiß muß, wenn die Ubersetzungen von vinco gebucht werden, auch diese Stelle angeführt werden, aber eine vom einzelnen Wort ausgehende Betrachtung wie die unserige kann gerade solche Fälle zu wenig im gehörigen weitereu Zusammenhang würdigen. Es muß hier diejenige Art der Untersuchung eintreten, die von allgemeineren stilkritischen Gesichtspunkten aus an die Ubersetzungskunst N.s herantritt, wie es für den Boethius N a u m a n n getan hat. i*
5
Für unsere Arbeit kommen demnach vor allem die Gesichtspunkte 1 bis 4 in Betracht. Dieser Umstand begründet auch die getroffene stoffliche Auswahl. Es kam darauf an, die Ubersetzung solcher Wörter zu untersuchen, deren begrifflicher Eigengehalt sich im Zusammenhang des Satzes behauptet und die sich bei der Übertragung nicht so leicht bis zur Unkenntlichkeit umgestalten lassen wie das oben angeführte vincimur. Schon daraus ergab sich eine Bevorzugung der Substantiva, doch mit gebührender Berücksichtigung auch der Verba, besonders derjenigen, die nach ihrer Bedeutung sich an behandelte Substantiva anschließen oder die von solchen abgeleitet sind. — Ausdrücke aus dem Gebiete des täglichen Lebens mußten leider wegbleiben, denn trotz allem Interessanten, das auch hier — ja gerade hier 1 — zu beobachten ist, ließen sicli aus solchen Wörtern zu wenig zusammenhängende größere Gruppen bilden, und es kam doch darauf an, das Notkerschc Bedeutungssystem (dieses natürlich nicht mechanisch-starr aufgefaßt) in seiner Verflechtung und Verzweigung darzustellen. Ferner mußten die im engeren Sinne philosophischen Fachausdrücke weggelassen werden, im Hinblick auf K e i l e s Zusammenstellungen der philosophischen und rhetorischen Kunstausdrücke. Die A r t der Behandlung bei Kelle weicht allerdings von der hier versuchten stark ab, und wo es der Gang der Untersuchung mit sich brachte, habe ich auch die gleichen Wörter noch einmal behandelt (so z. B. causa), weil bei Kelle gar keine Rücksicht genommen ist auf den Zusammenhang, in dem die Wörter stehen, und die Beispiele gelegentlich etwas mechanisch ausgeschrieben worden sind®. Anderseits ist allerdings zu sagen, daß der Satzzusammenhang in den meisten Fällen bei den Kunstausdrücken keine große Rolle spielt, da es sich um rein begriffliche, durch den sprachlichen Zusammenhang wenig veränderliche Ausdrücke handelt. Die sehr oft an einer Stelle gehäuften Synonyma haben vielfach nur 1 Ich kanu es mir nicht versagen, wenigstens ein hübsches Beispiel mitzuteilen, die Übersetzungen von iiiinentiim: N. hat dafür meistens feho, z . B . Tl. 187.5, 1 1 . 3 1 8 . 2 9 . Daneben aber, je nach dem Zusammenhang: stalfelio 1 1 . 3 1 9 . 2 1 ;
geuueidotiu feho II. 191. 24 (iumenta in montibus et boves = gmueidotiw feho in bergen tmde imieständiu rinder ze ehrfpho); rhuler 1 1 . 4 3 6 . 1 5 ; rinder unde ros II. 188. 26. Der Glossator hat außerdem noch ziigerhuler II. 4 3 6 . 1 9 . * Dies ist auch die Ursache einzelner Fehler geworden, auf die hier noch hingewiesen werden mag, da die Kritik dazu geschwiegen hat, soviel ich sehe. Ith. K. 451 wird für inientio (Erhebung der Anklage) als N.s Ubersetzung angeführt anavang des strites, für depnlsio (Abwehr) dagegen uueri des unrehtes, mCdizze. Tatsächlich bezeichnet aber anavang des strites bei N. den Beginn des
6
den Zweck, dem zu erläuternden Begriffe von verschiedenen Seiten beizukommen, ibn an Bekanntes anzuknüpfen. N. leistet dabei gelegentlich fast Unglaubliches, nicht immer mit Erfolg. Vgl. z. B. das heiße Bemühen um die Wiedergabe des Begriffes pronuntiatio 682.8ff. So wurden schließlich die religiösen Begriffe, also hauptsächlich der Wortschatz des Psalters, in den Mittelpunkt der Untersuchung gestellt, auch deshalb, weil Sprache und Stil des Psalters noch am wenigsten zusammenhängend betrachtet worden sind und weil es sich zeigte, daß N.s Verfahren in der Übersetzung des Psalters von dem in den anderen Schriften befolgten in vielen Punkten erheblich abweicht." Daran angeschlossen wurde im I I . Teil eine innerlich verwandte Gruppe von Ausdrücken hauptsächlich aus Boethius und Marcianus Capeila, die den Stiluuterschied zwischen den profanen Schriften und den Psalmen zu zeigen geeiguet erschienen. Aber auch so mußte stofflich noch mancher Abstrich gemacht werden, wenn der Umfang nicht allzu sehr anschwellen sollte. Von den religiösen Ausdrücken konnten alle diejenigen nicht behandelt werden, die für die Untersuchung der Wortwahl N.s kein besonderes — positives oder negatives — Interesse boten. Dagegen wurde gerne die Gelegenheit benutzt, um in den Anmerkungen die Ubersetzung verwandter Wortgruppen, die im Text nicht mehr berücksichtigt werden konnten, mitzuteilen. Das Arbeitsverfahren N.s, die Gründe, die seiue Wortwahl bestimmten, sollten im Textteil erläutert werden, die weiter angeführten Wortgruppen konnten deshalb kürzer behandelt werden, falls dabei im wesentlichen schon Gesagtes hätte wiederholt werden müssen. Angaben über den Satzzusammenhang mußten dabei auf das Notwendigste beschränkt oder auch ganz weggelassen werden. Es wird also mit Absicht in solchen Fällen oft nur Rohmaterial geboten, das indessen nach dem Gesagten leicht Prozesses, zu dem intentio u n d depulsio gehören, depulsio ist allerdings mit uueri übersetzt, aber nicht zugleich mit midizze, das vielmehr gerade die Ubersetzung von intentio ist und dem Wortsinne nach ja auch nur dieses sein kann. K e l l e ist der durch die Interpunktion allerdings loicht irreführenden Stelle 70. 29 ff. zum Opfer gefallen. Unbegreiflich ist aber, daß Kelle die ganz klare, inhaltlich ähnliche Stelle 649. 3 der unklaren zuliebe einfach verdreht hat. — Auf ein anderes Beispiel ist unten beiprobabilis — lobesam,tjeluublihhingewiesen worden; auch Lückeu waren gelegentlich festzustellen. Wenn N a u m a n n dagegen S. 104 die historische Betrachtung vom Standpunkt der Xotkerschen Entwicklung und der ahd. Sprachgeschichte „überhaupt" bei K e l l e vermißt, scheint mir die Forderung in beideu Teilen etwas zu hoch gestellt.
7
zu interpretieren ist und wohl gelegentlich auch an und für sich Interesse erwecken kann. Ferner sollte durch die Anmerkungen einem anderen Übelstand, der mit der Art der Arbeit notwendig verbunden ist, entgegengewirkt werden. Wenn wir z. B. die zahlreichen Ubersetzungsarten von lat. causa betrachten, so erhalten wir den Eindruck, als ob die N.sche und in einem gewissen Grade auch die deutsche Sprache überhaupt reicher sei an Synonymen als die lateinische. Ob das zutrifft oder nicht, haben wir hier nicht zu untersuchen; in den Anmerkungen sollte aber wenigstens angedeutet werden, für welche anderen lateinischen Ausdrücke (besonders natürlich solche religiöser und wissenschaftlicher Art) N. das Wort noch braucht. Es konnte sich aber auch da nur um summarische Andeutungen handeln. In einzelnen Fällen ging ich noch weiter, indem ich zu den angeführten lateinischen Wörtern, meist in Klammern, noch diejenigen deutschen setzte, die N. s o n s t als Ubersetzung für jene braucht. So gibt die erste Anmerkung zu lex darüber Auskunft, daß ea, die gewöhnliche Ubersetzung von lex. auch für regula und instituta verwendet wird. Bei instituta wird weiter bemerkt, daß N. dafür an anderer Stelle lera braucht. In den Fußnoten wird gewöhnlich nur je ein Beispiel für jede der Übersetzungen mitgeteilt, wenn nicht etwas besonderes bewiesen werden soll. Es ist hier der Ort, darüber Rechenschaft abzulegen, was die vorliegende Untersuchung Arbeiten von anderen verdankt. Auf K e i l e s als Stoffsammlungen schätzbare Abhandlungen ist oben schon verwiesen worden, ebenso auf deren Mängel. Ebenso ist die Arbeit von G r o e p e r schon genannt (S. 3 Anm.), die sich durch Scharfsinn und Klarheit auszeichnet und für uns von methodischem Wert war. Allerdings läßt sich Groeper öfters dazu verleiten, zwischen Synonymen Bedeutungsunterschiede aufzustellen, die aus dem Text allein nicht gewonnen werden können (gelegentlich auf Grund eines einzigen Belegs!) und aus der Neigung heraus, überall feste Regeln aufzustellen, zieht er gewagte Erklärungen einem einfachen Verzicht auf solche vor 1 . Besonders zu nennen ist die Schrift von H. N a u m a n n (siehe Literaturverzeichnis), welche die historischen und persönlichen 1
So, wenn er (S. 95) die nebeneinander auftretende Vorliebe und Abneigung gegen Derivata von gleichem Stamme mit der Tätigkeit verschiedener Übersetzer oder Schreiber glaubt erklären zu müssen.
8
Bedingungen von Notkers Stil klargelegt hat. Ich hoffe, daß mein Versuch das Bild nach der Seite des Psalters hin noch etwas ergänze. Es wäre oft verlockend gewesen, die ü b r i g e n a h d . D e n k m ä l e r vergleichend heranzuziehen. Ich habe es nur getan, wenn eine bestimmte sprachliche Erscheinung bei N. selber dadurch beleuchtet werden konnte. Der große Mangel an gut fundierten wortgeschichtlichen Arbeiten aus dem doch so lohnenden Gebiet der älteren deutschen Sprache (vgl. unser mageres Literaturverzeichnis) machte sich überdies unangenehm bemerkbar. Die stachlige Frage der M i s c h p r o s a konnte und mußte hier füglich unberührt bleiben 1 . W o statt des ursprünglichen Textwortes von N. das zur Erklärung daneben gesetzte lateinische Wort übersetzt wurde, habe ich das erklärende Wort als Textwort behandelt, d. h. die Übersetzung nur unter dem Stichwort des Glossems mitgeteilt. W a s endlich die Zahl der B e l e g e betrifft, so habe ich diese möglichst vollständig mitgeteilt (oder wenigstens auf die Textstellen verwiesen), wo die Verhältnisse der Bedeutung nicht ohne weiteres durchsichtig waren, in den übrigen Fällen habe ich mich mit einer Auswahl begnügt, die indessen durch „usw." „u. ö." etc. stets als solche kenutlich gemacht wurde. In den Anmerkungen dagegen ist, wie schon gesagt, Vollständigkeit der Belege nur Ausnahme. 1 Die scholastisch-gradualistische Behandlung der Frage durch P. H o f f m a n n , Die Mischprosa Notkers (Berlin 1910), baut feine und richtige Beobachtungen zu einem m. E. unmöglichen System aus. So soll in 11. 2 (sapientes formt föne activa vita ad cóntemplativam) das dt. fone den irdischen Ausgangspunkt, das lat. ad das himmlisch-religiöse Ziel andeuten. Dabei sind diese Präpositionen ganz einfach durch ihre sprachliche Umgebung bestimmt. U. dgl. m. Es ist doch nicht zu vergessen, daß ganz ähnliche Mischprosa auch auBerhalb der mittelalterlichen Welt möglich ist bei ähnlich gebundeuem sprachlichem und wissenschaftlichem Leben, ygl. aus L e i b n i z : „In Theologia revelata übernehme ich mich zu demonstraren, nicht zwar yeritatem, denn diese fleußt a revelatione, sondern possibilitatem mysteriorum . . ( H e t t n e r , Literaturgeschichte III, 1, 4. Aufl., S. 120).
9
Literaturverzeichnis. Es werden hier nur solche Arbeiten genannt, die sich enger mit dem Thema vorliegender Abhandlung berühreu oder auf die .im folgenden mit Abkürzungen verwiesen wird. Andere Literatur wird gelegentlich in den Anmerkungen angeführt. J . K e l l e , Die philosophischen Kunstausdrücke in Notkers Werken (Abhandlangen der bayrischen Akademie, philos.-philol. Klasse, 18. Bd.). Abgekürzt: Kelle, Ph. K. — Die rhetorischen Kunstausdrücke in Notkers Werken (Ebenda, 21. Bd., S. 447 ff.). Kelle, Rh. K. — Das Nomen nnd Verbum in Notkers Boethius (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, phil.-hist. Klasse, Bd. 109, S. 229 ff.). Kelle, Boethius. — Verbum und Nomen in Notkers Capella (Z. f. d. A. 30, 295). Kelle, Capeila. — Untersuchungen zur Uberlieferung, Ubersetzung, Grammatik der Psalmen Notkers. Berlin 1889. Kelle, Psalmen. — Das Verbum und Nomen in Notkers Aristoteles (Z. f. d. Ph. 18, 342ff.; 20, 129 ff.). N. L i n d a h l , Vollständiges Glossar zu Notkers Boethius, Buch I (Dias.). Uppsala 1916. Lindahl. H . N a u m a n n , Notkers Boethius, Untersuchungen über Quellen und Stil. StraBburg 1913. Naumann. K. S c h u l t e , Das Verhältnis von Notkers Nuptiae Philologiae zum Kommentar des Remigius Antissiodorensis. Münster 1911. Schulte. E. H e n r i c i , Die Quellen von Notkers Psalmen. Straßburg 1879. Henrici. Dazu S t e i n m e y e r , A. f. d. A. 5, 216 (Quellen zum Canticum Esaiae). W. F r e y t a g , Notker der Deutsche. Schweizer Monatshefte für Politik und Kultur, 2, 218 ff. E. O c h s , Rauch, Weihrauch bei Notkers, Z. f. d. W. f. 13, 328f. P. H o f f m a n n , Die Mischprosa Notkers. Berlin 1910. I. F l e i s c h e r , Die Wortbildung bei Notker (Diss.). Göttingen 1901. 11
A r b e i t e n über B e d e u t a u g s - und W o r t g e s c h i c h t e des A l t h o c h d e u t s c h e n (rein e t y m o l o g i s c h e A r b e i t e n a u s g e n o m m e n ) . W. B r i n n e , Althochdeutsch und Angelsächsisch. FBB. 43, 361 ff. M. Cahen, L'adjectif divin en germanique (Mélanges offerts à M. Charles Andler, Strasbourg-Paris 1994, p. 79svs.). — Le mot dieu en vieux-Scandinave. Paris 1921. (Thèse, berücksichtigt auch das Westgermanische.) G. E h r i s m a n n , Die Wörter für Herr im Ahd. Z.f.d. W. f. 7, 173ff. — Psychologische Begriffsbezeichnnngen in Otfrieds Evangelienbuch (Beiträge zur germanischen Sprachwissenschaft, Festschrift für 0. Behaghel, S. 394 ff.). Heidelberg 1994. E. G u t m a c h e r , Der Wortschatz des Tatian. PBB. Bd. 39. W. van H e l t e n , Zur semantischen Entwicklung von got. alds, ahd. tveralt. Z. f. d. W. f. 10, 193. F. K a u f f m a n n , Aus dem Wortschatz der Rechtssprache. Z. f. d. Ph. 47, 153. F. Kluge, Gotische Lehnworte im Ahd. PBB. 35, 194ff. S . K r o e s c h , Semasiological development of words for perceive . . . in the older germ. dialects. Mod. Philol. 8, 461. E. M. Meyer, Die Bedeutungsentwicklung von germ. *möSa-, Leipzig 1997. E. Ochs, Die Heiligen und die Seligen. PBB. 45, 109ff. — Gottesfürchtig, andächtig, fromm im Ahd. PBB. 44, 315 ff. — Ahd. anteron. PBB. 40, 467 ff. R.. v. R ä u m e r , Die Einwirkung des Christentums auf die altdeutsche Sprache, 1845. Fr. S c h m i d t , Zur Geschichte des Wortes gut (Diss). Leipzig 1898. F. S e i l e r , Die deutsche Kultur im Spiegel des deutschen Lehnwortes. Besonders Band 9. Halle 1991. S. Singer, Beiträge zur vergleichenden Bedeutungslehre. Z. f. d. W. f., Bd. 3 und 4. A. Waag, Die Bezeichnungen des Geistlichen im Althochdeutschen nnd Altniederdeutschen. Teuthonista 8, S. lff. F. Warfelmann, Die ahd. Bezeichnungen für die Gefühle der Lust und Unlust (Diss.). Greifswald 1906. J. Weisweiler, Beiträge zur Bedeutungsentwicklung germanischer Wörter für sittliche Begriffe. I. F., Bd. 41. — Geschichte des ahd. Wortes ewa. Stand und Aufgaben der Sprachwissenschaft. Festschrift für W. Streitberg, S. 419 ff. Heidelberg 1994.
Abkürzungen. Bei Verweisen auf die Q u e l l e n N.s werden die in den betreffenden Zusammenstellungen von N a u m a n n , S c h u l t e und H e n r i c i verweudeten Abkürzungen gebraucht, also: 12
ß. =
Remigius,
X. =
der Anonymns (für den Boethius),
A. =
Augustinus,
C. = Br. =
Cassiodorus, Breviarium. — Die übrigen Quellen zum Psalter kommen in der Abhandlung nicht in Betracht.
Mit E . bezeichne ich außerdem die von S t e i n m e y e r veröffentlichte Kommentarkompilation zum Canticum Esaiae.
Da N a u m a n n und S c h u l t e nach P i p e r s Ausgabe zitieren, sind die Quellenstellen zu N. bei ihnen leicht zu finden. Bei den Zitaten der Quellen zum P s a l t e r verweise ich mit der ersten Zahl auf die betreffende Seite bei H e n r i c i , mit der zweiten hinter dem Punkt auf die Nummer des Abschnittes, in welchem sich die angeführte Stelle auf der bezeichneten Seite bei Henrici findet (Henrici zitiert nach H a t t e m e r ) . Der genaue Verweis auf Henrici wurde stets gegeben, wo, wie gewöhnlich, die Quellenstelle nur in sehr verkürzter Fassung oder aus Raumgründen gar nicht mitgeteilt werden konnte. Die Anmerkungen machen auch da gelegentlich eine Ausnahme und begnügen sich mit dem bloßen Verweis auf den Autor der Quelle. Zu welchem Dank die vorliegende Arbeit besonders H e n r i c i verpflichtet ist, ohne dessen Hilfe die Studien über den Psalter nicht hätten durchgeführt werden können, zeigt jede Seite unseres ersten Teiles. Im übrigen wurden die gebräuchlichen Abkürzungen verwendet, also z. B . : DWB. =
Deutsches Wörterbuch Grimm.
Graff =
Althochdeutscher Sprachschatz von E. G. G r a f f .
Ahd. Gl. =
von J a c o b
und
Wilhelm
Die althochdeutschen Glossen, herausgegeben E . v. S t e i n m e y e r und E. S i e v e r s .
von
B e n e c k e und M a l i e r , Mittelhochdeutsches Wörterbuch von B e n e c k e , M ü l l e r nnd Z a r n c k e . Lexer = hpl. =
M. L e z e r , Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, hapax legomenon (nur an der betreffenden Stelle belegtes Wort).
* =
im Ahd. nur bei Notker vorkommendes W o r t ' .
1 Diese Angaben stützen sich bei den Komposita, die für N. j a besonders wichtig sind, auf das sorgfältige Verzeichnis bei 0 . G r ö g e r , Die ahd. und asächs. Kompositionsfuge, Zürich 1911 (abgekürzt: Gröger), im übrigen auf G r a f f s unvollständigere Sammlung.
13
Die Z i t a t e aus N. werden gegeben nach der Ausgabe von P i p e r , diejenigen aus dem ersten Band ohne Angabe der Bandzahl. Wo eiue Reihe von Zitaten aus dem zweiten Band in ununterbrochener Folge vorgeführt wird, steht gewöhnlich die Bandnummer nur am Kopf der ganzen Reihe; die Bandzahl wird aber aufs neue angegeben, sobalde die Aufzählung der Stellenzahlen durch Textstellen unterbrochen worden ist. Abweichungen von P i p e r s Text sind immer als solche gekennzeichnet. Die I n t e r p u n k t i o n des Notkerschen Textes wurde gelegentlich etwas vereinfacht, schon weil die Beispiele meist in verkürzter Fassung gegeben werden mußten. Im lateinischen Text ist durchweg ae eingesetzt nach dem etymologischen Wert. Die N.sehen A k z e n t e habe ich in den Beispielen aus N.s Text beibehalten, bei der Auführung einzelner Wörter und in den Lemmata dagegen meist nur die langen Stammsilben durch den Zirkumflex bezeichnet — die Akzentuierung der Nebensilben ist ja auch in N.s besser akzentuierten Schriften ungleich durchgeführt.
14
I. Teil.
Die Welt des Glaubens. K. Das Göttliche. Deus. Die Übersetzung des obersten religiösen Begriffes gestattet nur wenig Abwechslung im deutschen Ausdruck, deus ist daher fast immer mit got wiedergegeben. So auch an denjenigen Stellen des Boethius, wo von der göttlichen Natur des tugendhaften Menschen die Rede ist. Doch unterläßt es N. nicht, nachdrücklich zu warnen vor heidnischer Ausdeutung solcher Sätze: 190.13 uti adeptione sapientiae sapientes ita divinitatem adeptos deos fieri. . . necesse est = Also . . föne uuistüomes quuinne uuise. so uuerdent öuh nöte göta ... föne götes huuinne. ~ Sed natura quidem unus,participatione... nihil prohibet esse quam plurimos = Aber den ündersheit fernim du uuöla. ein göt ist ediert natürlicher, knüoge mügen uuerden per gratiam. an imo teil häbendo. An anderen Stellen, z. B. 248.2 wird die Mahnung nicht wiederholt. Auch für die allegorischen Götter im Mart. Cap. stoht immer got, Plur. gota. Es kann aber zwischen Gott als Person und göttlicher Eigenschaft unterschieden werden, got und goteheit stehen einander danu gegenüber: 11.240.11 Accedet homo et cor altum et exaltabitur deus. ~ A. 171.11 accessit homo et cor altum, id est .. . secretum servans intus deum — . . . sin toügen herza birget dia goteheit. unde so der mennisco irslägen uuirt. danne uuirt Got irhöhet. N. verwendet also das gleiche Wort wie für divinitas (s. u.). got wird gelegentlich gebraucht als zweites Kompositionsglied in den Verdeutschungen der Götternamen des Mart. Cap. Soweit das entsprechende deus nicht in der lateinischen Vorlage steht, 15
haben uns diese Fälle hier nicht weiter zu beschäftigen. Und wenn durch deus die Ubersetzung mit got schon nabegelegt ist, bietet diese auch nichts auffallendes1. Sofern nun aber durch den ersten Teil des Kompositums nur der Machtbereich oder die Tätigkeit des Gottes ausgedrückt wird, kann das Moment der Göttlichkeit an Bedeutung verlieren und unbezeichnet bleiben und dafür die wichtigere innere Beziehung von Täter und Tat ausgedrückt werden. So finden wir 688.7 (N. übersetzt den Kommentar des R.): Hymenaeus qui fertur esse deus nuptiarum i. naturalium coneeptionum ... = ... den alte Mute habeton füre *hlgot (Gott der Ehe) ünde füre macliare8 dllero natürlichero miteuuist. Hier wird also das zweite Mal got nicht wiederholt, sondern durch machare (Bewirker) ersetzt. Und bald darauf hat N. das Kompositum himachare (Ehestifter) 690.11: 0 Hymenaee decens = du zimigo himachare. Es ist, wie wenn aus den früheren higot und machare . . . das neue Wort gebildet worden wäre, obschon das Wort auch sonst vorkommt, besonders in der Form des Fem. himachara. Divinitas. Die zu erwartende Ubersetzung durch got(e)heit findet sich öfters zur Bezeichnung der göttlichen Eigenschaft, vgl. I I . 640. 20 Sed patris et filii et spiritus sancti una est divinitas. aequalis gloria. coaeterna maiestas = ...ein Göteheit ist des fater unde des sunes . . .; I I . 8. 9: . . . exaudivit me de monte sancto suo. ~ C. 49. 6 id est de divinitatis... summitate = ... unde gehörtost tu mih ... föne dero .. . hdhi dinero go'theite. Wenn wir aber oben eineu Fall gefunden haben, wo deus durch goteheit übersetzt ist, so gibt es umgekehrt im Boethius mehrere Stellen, wo divinitas durch got wiedergegeben, das Abstractum durch das Concretum ersetzt wird und dadurch der Ausdruck mehr christliches Gepräge erhält, denn divinitas bezeichnet hier das göttliche Wesen, nicht nur die göttliche Eigenschaft, vgl. 189.8f.: necesse est quae sit summa divinitas. ipsam esse summam beatitudinem — . . . ist not. tdz divinitas tiu dllero dingo fürsta ist. tiu fürsta säligheit si . . . Tiu fürsten güot nesint üngelih. Jcöt ünde säligheitEbenso, ohne Wiederholung des Vollständiges Verzeichnis der Zusammensetzungen mit got bei G r a f f, I V , 150. * Bei P i p e r furemächare. 1
16
lateinischen Wortes, 190.4, 190.14, 277.18. In der Umgebung aller dieser Stellen wird übrigens auch deus gebraucht im selben Sinn wie divinitas, z . B . 187.11. diYinus.
Als Adjektivum zu got hat N. nur gotelih 1 , in der Bedeutung „von der Art Gottes, mit Gott zusammenhängend", vgl. 284. 9: . . . ut pauca . . . de divina profunditate constringam .. . — Tdz ih tir dóh nü éteuuaz cründe des hötelichen dinges . . .; 346.4: si possemus habere iuditium divinae mentis. = Übe uuir des köteliches sinnes ehiesunga haben mähtin . . . ; I I . 169.6: Accingere gladio tuo . . . Specie tua etpulehritudine tua. ~ C. 127.10: . . .ut species pertineat ud humanitatem, pulchritudo ad deitatem = Gürte dih . .. mit dìnemo ménniscinen bilde, unde mit dinero gótelichun scòni. Ahnlich ist die andere Stelle im Psalter: 11.95.14. Daneben sucht N. gelegentlich die etwas allgemeine Bedeutung von gotelih durch Umschreibungen genauer zu bestimmen 227.6 : . . . quae ... tua fudit oratio, cum sui speculatane divina, tum tuis rationibus invida patuerunt = ... täz ist türh sih kótelih. s. uuànda iz me góte leitet. . . Schon 24. 2 hatte er nur die Umschreibung eingesetzt: . . .disserebas de scientia divinarum humanarumque rerum. = . . . trähtotdst allen dén uuistuom. ter an gót hat ünde an die Hute. 94.10 steht gote gelih : . . . animai merito rationis divinum — . . . ter ménnisìco góte gelichèr. àn déro uuirde sinero rationis . . . Es ist kein Zweifel, daß die in Zeile 16 folgende Stelle: „ F o s . . . consimiles deo mente ... — Ir .. .ßöte geltche in iuuermo sinne . . . die Übersetzung obiger Stelle bedingt hat. Wie sorgfältig N. die Wahl eines Wortes nach seiner Umgebung abwägt, werden wir noch öfter zu beobachten Gelegenheit haben4. Bezeichnet das durch divinus bestimmte Substantiv lediglich ein Attribut Gottes, so zieht N. Ubersetzung durch den Genitiv gotes vor. So 289.8: divina vis = Jcótes chräft. Ebenso 273.13: De cognitione et praedestinatione divina . . . = Fon e gótes pechénnedo. ünde benéimedo . . . u. ä. m. 1 Notker braucht 285. 20 gotelih für deo proximus. * Vgl. auch das von H e n r i c i , S. 8, über die Art der Kommentarverwertung Bemerkte.
17
Ganz anders wiederzugeben waren für N. die Stellen, wo divinus auf die Mantik geht. N. hat als Substantiv uuizego (Weissager) 717.28 (Anrede an Apollo): divine . . . (und . . .) Illuminator siderum — uuizego ünde liehtmächere des mänen. Ahnlich 713.29 deificatio. N. kann das lateinische Wort nur mit gotheit 2 übersetzen. 797.11: Laetor . . . pro remuneratione honoris tui. i. deificationis tuae = Frö bin ih ùmbe dia èra dinero gótheite. Es ist deutlich eine Verlegenheitsübersetzung, da N. ein besser entsprechendes Wort nicht zur Verfügung stand. Das sieht man noch deutlicher an zwei anderen Stellen, wo N. sich mit Umschreibungen begnügt: 692.8 (R.) egeriminon (gemeint ist lyégai/xov) est Uber . . . de apothesia. i. deificatione ubi refertur qualitercumque homines deificati sunt . . . = . . . fóne dero apothesia. däz chit deificatione. uudnda iz säget uuto ménnisken ze go'ten uuérdèn. Besonders 841.20, wo in der lateinischen Vorlage die Umschreibung fehlt: . . . visa est (Philologia) . .. distinguere apotheosin. saeraque meruisse = Do gestüont si be nàmen skéiden dero . . . góto deificationem. däz chit uue'liche föne ménnisJcon uuórten uuärin góta. In diesem Falle hätten allerdings auch wir kein einfaches Wort als Übersetzung. numeu. Es gilt das zu deus und divinitas Bemerkte; den persönlichen Gott möglich ist, steht got. und nach ihm natürlich N. 798.29 christlich iussisti . . . mortalibus cernere numina caeli =
wo Deutung auf So hat schon R. gedeutet: Tuque . . . du geóndòst
1 Entsprechend für die bedeutungsverwandten lateinischen Wörter, so steht uuizego für p r o p h e t a I I . 445. 24, I I . 6 3 6 , 2 , beide Male im alttestamentlichen Sinne. Das Adj. uuizeg braucht N. für a u g u r a l i s 720.17. uuizegtuoui ist Ubersetzung von diviuatio 326. 2 u. ö., von vaticinimi! 320. 5 (mit foresaga wiedergegeben 821.16, mit antuuurte 702.5), von pruesagium 703.11. uuizeguuga für (livinandi usus 8 2 1 . 1 3 , für vaticinium 817. 17. Das Verb uuizegöii für praesagire 720. 20, prophetare I I . 5 9 9 . 2 8 , vaticinavi 8 2 1 , 3 1 , augurari 8 0 2 . 2 5 ( 8 1 7 . 2 3 fogelrarta sagen). Außerdem noch für haruspicium 6 9 3 . 2 7 Opfernuizegunga. 8 N. hat auch für den umgekehrten Vorgang, die Menschwerdung Gottes, keinen besonderen Ausdruck, sondern übersetzt incarnatio I I , 642. 27 mit einfachem menneskeheit.
18
dien . . . todigen göt pechennen. (R.: intellegere deum). got steht auch, wo numen eiueu heidnischeu Gott bezeichnet, 816.6: Da nosse . . . quid . . . hie dicatur numinum subvolare — . . . uuäz hier goto ftögerze. Wo uur die göttliche Eigenschaft gemeint ist, verwendet N. got(e)heit: 789.16 Vide sydereos coetus .. . numine fisa (sc. Philologia) = .. . bäldiu föne dero göteheite. Ahnlich, auf Götter selbst angewendet, 718.3, 792.13, 820.5. Es kann auch uur eine bestimmte göttliche Eigenschaft hervorgehoben werden, so 725.14 gotes maht: Te (Iovem) deposeo illo numine quo benignus es . . . = Tih pito ih föne dero götes1 mähte so du uuölauuülig pist . . . Die Vorstellung des Göttlichen kann überhaupt fehlen, daher sagt N. chraft 798. 21: . . . prophetae . . . eernebant. . . numina fati et vultus . . . deorum — prophetae . . . chüren dia chräft iro se'lbero ürlages. föne de'mo sie mürgfare sint. ünde dia uuiolichi dero goto an dero sie iuuig sint. Man sieht, wie sich hier, für unseren Mönch noch mehr als für den antiken Rhetor, geradezu ein schroffer Gegensatz zum Göttlichen herausgebildet hat. Noch schärfer ist der Gegensatz 54.17 *trngetieuel, in Beziehung auf die Fortuna: Deprehendisti ambiguos vultus caeci numinis = Nie beehennest tu däz dnalütte des sih pergenten trügetieueles. Aide chid. plindero gütenno. uudnda sia veteres häbetön pro dea. An das Göttliche wird noch erinnert mit guten, aber das ist nur klassische Reminiszenz, die N. selber nicht mehr berührt. Wir fügen noch die anderen Substantive an, die zur Bezeichnung Gottes oder göttlicher Wesen dienen, sowie die zugehörigen Adjektive. Zunächst die von caelum2 abgeleiteten:
caeles. Als Adj. kommt das Wort nur selten vor. N. zieht 739.20 Ersetzung durch himel- vor, wie er überhaupt das Kompositum 1
Ha. and Herausgeber gote. caelum selber ist in seiner gewöhnlichen Bedeutung natürlich immer mit himel übersetzt. — 40.18 sind caelum und terra einander gegenübergestellt, beide den Machtbereich Gottes ausdrückend, mit diu himelisken ding und diu irdisken. — Die Verbindung caeli caelorunt, eigentlich ein Semitismus, wird von N. H . 602.18 übersetzt und erklärt mit himcla dero himelo. daz chit himela obe himelen. Ahnliche Versuche, diese semitische Art der Steigerung durch den Oenitiv des gleichen Wortes mit deutschen Sprachmitteln wiederzugeben, s. u. bei in saeculum saeculorum. 1
2
19
bevorzugt, woSnbst. undAdj. eine engere begriffliche Einheit bilden 1 : . . . urnam caelitem superamque sortem. . . — däz... himelldz. Sonst kommt caeles nur als Subst. und im Plur. caelites vor und wird verdeutscht mit himelisken 771.24: . . . exsiliendum (Philologiae) . . . in superum (l.: superam) eaelitumque sortem — . . . in daz loz tero üfuuertigon ünde dero himeliscon. Der Plur. *himelgota findet sich 847.9: Hobes quid instet, si potestas caelitum et musae . . . faveant = Nu habest tu . . . ferndmen uuäz nü züogänge übe iz himelgöta so uuellen . . . Das Kompositum wurde gewählt, um das potestas zugleich mitzuübersetzen, hat N. doch auch 818.22 (nach R.) potestas supera mit got wiedergegeben. Sonst findet sich meist einfaches gota, so 724.13: iugata eonsortia caelitum, = dero . . . goto gehileieha. Ebenso 726.2, 733.12. — *himelfrouuon (Gen. Plur., hpl.) steht 794.5, da hier nur die weiblichen Bewohner des Olymp gemeint sind. Endlich haben wir 'himelsäzen, so 793.6: Artes . . . probare et quae possunt parare culmina . . . caelitum = . . . äl däz himelsäzen mäehon mügen. Diese Ubersetzung war naheliegend dadurch, daß N. kurz vorher (792.12) aethram fulgidam et sedes divum mit den seonen himel ünde dero goto gesäze übertragen hatte. Auch an der Stelle 817.2 ist vom Himmel als vom Wohnsitz der Götter die Bede. Aber schon früher hatte N. für: caelicola das Wort "himelsäzen (Plur.) eigens gebildet 734.4: Iovis scriba praeeipitur . . . eaelicolas advocare- — . . . To hiez man iouis prieuarun . . . die himelsäzen därauutsen (zur Götterversammlung). Vorbilder für die neue Zusammensetzung waren Wörter wie stuolsäzzo (bei N. 264.8). Vorher hatte N. einmal (693.5) *himilbüon (hpl., Gen. Plur.) gebraucht: Cum . . . inter se potirentur quodam complexu ... eaelicolarum = Tanne . . . sie sih . . . gehälset . . . hdbetin. so der himilbüon halsen getan mag sin . . . Das genau entsprechende Gegenstück erdpuuuo = terrigena, terrenus kommt zwar nicht bei N. selber, wohl aber in den Glossen zu seiner Psalmen9
Als typisches Beispiel möchte ich nur anführen 175.14: mortalibus cadu-
cisque rebus = mArgfären uuerltsdchon. Noch weiter geht die Bedeutangsentleerang des Subst. z. B. 251.1 . . . quo» improbitas deiecit ab humana condi-
tione = . . . äba dero mänheite . . ., wobei ein Vorgang aus der deutschen
Sprachgeschichte (die Entwertung von heit) sich gleichsam individuell wiederholt.
20
Übersetzung vor, 11.184.20; II. 342. 7. Endlich hat N. auch für caelicola einfaches got 845.6: Vestae. deum nutriei = . . . diu änderro goto mägezoha1 uuäs. Der Himmel als "Wohnsitz der Götter spielt in diesem Zusammenhang keine Bolle, N.s unrhetorische Ausdrucksweise verzichtet daher auf die Wiedergabe der prunkvollen lateinischen Wendung. eaelestis. Die Übersetzung des Adjektivs ist natürlich meist himilisk, so I L 482.13 eaelestis thesaurus (A. 290.9) = himilisher triso. Ähnlich I I . 352. 23. Substantivisch ist das Wort übersetzt mit himilisko 740.19: consultum eaelestium = den rat tero himiliseon. Aus dem schon oben bei caeles angeführten Grunde wird 738. 7 eaelestis iuno nicht mit dem Adj. wiedergegeben, sondern mit der Zusammensetzung himelinno — es ist eben nicht die „himmlische" Juno, sondern Ops, die Göttin des Saturn gemeint, die in ihrem Reiche die gleiche Stellung einnimmt wie im Himmel die Juno. Von der Ubersetzung zur Erklärung geht N. weiter durch n a h o r demo himele in 818.32: Qui omnes (kleinere Götter) approlantur esse minus luädae naturae quam illi caelestes = dänne die nahor demo himele sint. Um nicht himel- im gleichen Satze zu wiederholen, nimmt N. 723.15 ü f u u e r t i g : . . . ita . . . transformatione caelesti pulchriores . . . refulsere eaelo = . . . scone uuörtene föne üfuuertigero müzungo . . . cltzen sie in himele. Dieses Adj. ist sonst die Ubersetzung des synonymen: superus. Dafür braucht N. üfuuertig 225.9: quicumque quaeritis mentem ducere in superum diem. i. deum — ir daz muot peginnent uuenden an den üfuuertigen dag9 (der Gegensatz ist die Unterwelt, gedeutet 1
Hs. und Herausgeber: ma^ezo.—ma^ezota für nwtrix bei N. aach 747.15; 757.8. ' In dieser Bedeutung wird daher üfuuertig auch einmal verwendet für sumiiius 313. 7, wobei der Gegensatz, lat. inferior, mit nideruuertig bezeichnet wird. Sonst hat N. für summu« zahlreiche andere, sorgfältig gewählte Übersetzungen, die hier noch kurz angefahrt werden mögen: als örtliche Bestimmung steht 60.27 (Neutr.) daz obera, 118. 95 ebenso daz oberosta, beide Uale im Gegensatz zum Niederen. Der hochragende Himmel ist obenahtig II. 58.6. In anderen Fällen tritt an Stelle der Vorstellung von Höhe eine andere. So sagt N. innerdsto, erchenösto 194.15: (bonitas) summa cardo atque causa expetendonim omnium =
innerdsto ängo ünde diu e'rchendsta scundeda alles keronnes. Kür sumiiiuiii bonum sagt N. ausnahmsweise daz tuomlichösta guot 185.16, sonst meist daz fursta guot, so 182. 15, oder daz fordcrusta guot, z. B. 216. 1, r
21
der
als die niederen Begierden). Substantiviert, in der Bedeutung „Gott", an der oben unter caeles vorgelegten Stelle 771.24, parallel zu himelisk. Im allgemeinen aber zieht N., seinem Stil entsprechend, direktere Bezeichnung vor; daher steht häufig h i m e l i s k , vgl. 7 0 0 . 1 0 : .,. . superis . . . ditatam muneribus . . . = . . . gezierta mit Mmelisken gebon, oder liimel- wie in himelsäng für superum Carmen 705.14. Bei Bezeichnung der Ortlichkeit durch supera kann auch bloßes h i m e l dafür eintreten 8 0 2 . 1 9 . Steht superi, wie öfter, für die Götter, so setzt N. dafür * h i m e I g o t a 223.9, oder meist nur g o t a 714.24, 715.30 u. a. m. 1 Einmal steht dafür sogar Sternen 8 3 3 . 2 9 : Z)atts(Sonne) amicam temperiem superis = iÄeba mezchüoli gebende dien sternon. Es folgt aber im Text: Compellens ... sydera sacra deum. Die Götter im Mart. Oap. bedeuten ja zugleich die betreffenden Sternzeichen!
B. Ewigkeit. aeternitas. Die Ubersetzung * e u u i g h e i t (mit philosophischer Definition 3 4 8 . 1 7 ) genannt zu haben, genügt für unsere Zwecke, da keine Synonyma vorkommen®. Wichtiger ist für uns das Adjektiv: aber auch daz herosta guot 215.27, daz pezesta 132.25, allero bezesta 130. 5 Freier allez kuot 222. 23 (fontem boni i. summum bonum = Urspring . . . alles kuotes). summa felicitas 84. 11 ist = die meistün saldä. ID Verbindung mit anderen Substantiven: sunderig 126. 8 (summum solamen — sunderig trost); heuigosto 118.6 (Qui . . . gloriam summam credit = . . . gftollichi . . . dingo heuigosta); herdsto 73. 21 (cnra summoruni virorum — tie herosten) mahtigosto 40. 4 (summos reges — mähtigösten chüninga). Andere Wiedergaben durch follun 41.22 (summa libertas — folhm urt); für summa Providentia steht 288. 27 gotes Providentia. — Ohne Ubersetzung in 291. 3 : aspiee culmina summi caeli = uufirte in himel. 1 Mit got werden außer den angeführten Wörtern weiter übersetzt: stets dirns, z. B. 691.1. Ferner okkasionell genius 798. 23, doch hat hier auch der lateinische Text geniornm i. deorum. Wohl in Erinnerung daran auch 825.11. — Sonst hat N. für genius die Wörter *anaburto 736. 28 (etymologisierend, nach R.); stetegot, anaburto 737.2. — Für excelsus, I I . 314. 26. (Sonst übersetzt N. excelsus, auf Gott bezogen, mit höh I I . 484.11; hohesto II. 317.5; himelisk I I . 321.5; Gottes Name: geuuahtlih I I . 610. 2; auf Gottes Arm bezogen: ho erhauen I I . 570.28. In allen diesen Fällen ist excelsus Adj.). Für sidus 799. 8 (den umgekehrten Fall, Sternen für superi s. o.). Für conditor 94. 20 (sonst meist skepfo z. B. 38.10). * euuigheit für aevum aetherhim 810.24; perpetnitus 176.24 (nach K.; vgl. die Anm. zu aeternus-euuig). — Der von G r ö g e r außer N. noch angeführte Beleg für ewigheit ist „noch aus dem 12. Jahrhundert" (MSD., 3. Aufl., S. 272), also mhd.
22
aeternus. In profaner Bedeutung steht unerdrozen = unverdrossen, unaufhörlich, 291.19: aeternos cursus (der Gestirne) = . . . die ünerdrdzenen uerte .. .l stftte. 11.423.20 (A. 259.21): . . . mei dies sieut umbra deelinaverunt, et tu in aetemum manes: temporalem sähet aeternus = . . . Scäto negestät. noh mtne tdga netuönt . . . Aber du herro uuerest iemer. Oehalt mih stäter unstäten. Man sieht an diesem Beispiel sehr schön, wie die einmal berührte Saite {stein in Zeile 14) weiterschwingt und die ganze Stelle durchtönt. Wir stoßen hier auf einen Grundzug der N. sehen Ubersetzungstechnik, der eine Grundeigenschaft seines inneren Wesens entspricht: lebendiges Bewahren und Weiterwirken-lassen empfangener Eindrücke, von starrem Beharren ebensoweit entfernt wie vom Sich-verlieren an den Augenblick. Die natürliche Ergänzung dazu bildet das liebevolle Eingehen auf die individuellen Verschiedenheiten der Bedeutung und des Stiles 8 . J e nach der Einstellung zu dem übersetzten Werk wiegt die eiue oder die andere Tendenz mehr vor. Die Übersetzung des Psalters ist in mancher Einsicht gebundener als die des Boethius oder die des Mart. Cap. Wir werden im folgenden diese Gesichtspunkte im Auge behalten müssen. Sauig 8 als Gegeusatz zum Zeitlichen und zeitlich Bedingteu: z. B . 318.6: quam praeposterum est. ut dicatur eventus temporalium rerum causa esse aeternae praeseientiae = . . . tdz ioman säget, tise fnstmäligen gesJcihte mdchunga uuesen dero eouuigun götes uuizentheite. U. ä. Als Prädikat Gottes z. B. I I . 641. 2. Häufiger als das Adj. begegnet uns im Psalter die Verbindung: in aeternum. Wegen der Fülle des Materials müssen wir uns auf einige zusammenfassende Bemerkungen beschränken. 1 Entsprechend: ünerdrözena fort = infinitus motus 3 5 1 . 6 . * Dieses Verhältnis hat schon W u n d e r l i c h treffend gekennzeichnet: Beiträge zur Syntax des N. sehen Boethius, 1883, S. 3. * eintig okkasionell für i m m o r t a l i s (animus) 955. 2 6 ; der euuigo tod = secunda mors 1 1 9 . 2 6 ; perpetuus 1 7 6 . 2 0 ( 3 5 2 . 1 4 dagegen ist perpetuus dem aeternus entgegengesetzt und muß daher genauer fibersetzt werden mit uuerig, wie j a auch 1 1 5 . 1 1 dhtturnitas als languuirigi der aeternitas = euuigheit gegenübergestellt wird). — Daß N. mit der christlichen Umdeutung von secunda mors in der euuigo tod 1 1 9 . 2 6 allerdings den Sinn der Stelle verfehlt, zeigt N a u m a n n , S. 74.
23
êuuig setzt N. bei prädikativer Verwendung von in aeternum, besonders bei fehlender Kopula: II.416.6 in aeternum misericordia eius = Sîn genâda ist êuuig. Ebenso 11.571.27, 535.32, 525.4 (neben der Kopula). Einmal steht dafür âne ende: II. 570.6 . . . in aeternum misericordia eius = . . . sîn genâda ist âne e'nde. Häufig ist in êuna, das N. als traditionelle Formel gebraucht, denn êuua als selbständiges Subst. kennt er nicht mehr. Dennoch ist die Bedeutung „Ewigkeit" natürlich noch durchsichtig und lebendig, und N. verwendet die Verbindung besonders dort, wo ein Gegensatz zum gegenwärtigen Zeitlichen ausgedrückt werden soll: 11.34.25 . . . ageneratione hae in aeternum — . . . hinnan unz in êuua. Noch schärfer 11.168.21: . . . benedixit te deus in aeternum = . .. ségenôta dih Oot in êuua. Andere sêgenôta er ze evnero friste. Ebenso 11.152.26, 210.26, 477.9. Neben der Verbindung in saeeulum saeculi, die dann mit in uuerlt uuerlte übersetzt werden muß (s. u.), findet sich in êuua II. 173.23, 184.8. Auch sonst gelegentlich, wobei die Vorstellung vom Ziel- und Endpunkt (der natürlich im Unendlichen liegt) mehr oder weniger erkennbar ist; Tgl. 11.429.21: Non in finem irascitur. neque in aeternum indignabitur = Er nebilget sih in ende1, noh er nezurnet in êuua. Anklingend 11.351. 7; vgl. auch II. 444.12, 366.20, 357.7, 528.3,12, 366.9. In gleicher Bedeutung wie in êuua braucht N. das Adv. êuuigo an drei Stellen, doch ist in diesem Fall die Ewigkeit nicht sowohl Richtungs- als Ruhepunkt; vgl. II. 96.7: . . . non confundar in aeternum = . . . scâmeg neuuerde ih êuuigo. so die uuerdent. die gehdrren suln. Ite in ignem aeternum. Ferner II. 166.8, 592.13. iemer bezeichnet die ununterbrochene Dauer, daher stets neben uueren. Vgl. II. 389.15: . . . in aeternum es domine — dû .. . uuêrest Die unfreie Übersetzung von in finem (eigentlich Synonym zu in aeternum) besonders deutlich IL 200.19: . . . deus destruet te in finem — . . . störet dih Got in ende. . . . so d&o uuerlte ende chibnet. so störet er dih. So wird meist schon •on N.a Quellen das in finem neu gedeutet. — Verständlich II. 136. 19 : unz an daz ende mines lîbes. II. 230.18: unz an ende dirro uuerlte (in finem saeculi). — Endlich sinngemäßer âne ende II. 186. 1 von der Fein der Verdammten; êuuigtîcho II. 26.26: Patientia pauperum non peribit in finem = . . . nesol ni» ênuiglîcho ferlôren sîn, wo die Vorstellung der über die Zeitlichkeit hinausgehenden Dauer sich viel deutlicher aufdrängte als in den obigen Beispielen. 1
24
Omer. Ebenso 1 1 . 2 4 . 1 1 , 109.7, 130.13, 373.10, 423.19, 493.8, 523.8. — Daneben auch sonst sehr oft; vgl. 11.247.25: Qui dominabitur . . . in aeternum = Der iemer herresöt. Ferner 11. 14. 9, 95.20, 132.18 usw. Deutlich ausgedrückt ist der Bedeutungsgehalt des iemer I I . 286.25 : gudllieho . . . benedietum nomen gloriae eius in aeternum — sin nämo Si gelöbot jemer. ioh er ende dero uuerlte. ioh näh ende. Es versteht sich, daß im Sprachgebrauch die Bedeutungen nicht immer scharf voneinander geschieden sind; vgl. iemer neben in euua I I . 276.4. furder (fortan) 1 1 . 4 8 2 . 2 0 : Disponet (iustus) sermones suos in iudicio. Quia in aeternum non commovebitur — . . . uuanda er fürder fone Ootes zeseuuun keskeiden neuuirt. Man sieht, wie durch dieses furder die Handlung energisch gegliedert wird: das iudieium ist der dramatische Höhepunkt, wer es bestanden hat, braucht fortan keine Angst mehr zu haben. a saeculo; in saeculum saeculi. Während die Übersetzungen von saeculum selber im zweiten Teil unserer Arbeit zu besprechen sind, haben wir uns hier zu beschäftigen mit den Verbindungen a saeculo, in saeculum saeculi, in saeculum saeculorum u. ä., die wie in aeternum ewige Dauer ausdrücken. Das lat. saeculum ist in diesen Fällen ein Notbehelf, um das griechische aldtv wiederzugeben, das selber die Bedeutung „Ewigkeit" z. T. unter hebräischem Einfluß ausgebildet hat 1 . Daß die Lateiner selber gelegentlich das Bedürfnis fühlten, die Ubersetzung etwas mehr der eigenen Sprache anzupassen, zeigt z . B . Augustin (Hetirici 2 7 4 . 2 ) : . . . in nonnullis scripturae locis in saeculum, id est quod graece eis atiöva dicitur, in aeternum intellegitur. N. selber stand wieder vor ähulichen Schwierigkeiten: einerseits staud er unter dem Bann der traditionellen Ubersetzung des Bibelwortes, anderseits trieb ihn ja ganz besonders das Bestreben nach einer dem eigenen Sprachgefühl gemäßen Verdeutschung. Dieser Zwiespalt zeigt sich in seiner Psalterbearbeitung auch sonst öfters, wie wir noch sehen werden. Die Auffassung von saeculum als einem begrenzten Zeitraum, wenn auch einem noch so ausgedehnten, ist besonders deutlich noch bei 1 Vgl. Schirlitz-Eger, Testament, s. v.
Griechisch-deutsches
Wörterbuch
zum
Neuen
25
der Verbindung ante saecnla, das N. mit er dero anerlte übersetzt II. 296.5: Deus . . . ante saecula operatus est salutem = Oot... uuürhta heili er dero uuerlte. — Doch auch bei der Wiedergabe von a saeculo, das doch eher die Vorstellung yon Ewigkeit enthält, verwendet N. uuerlt1, bezeichnet aber durch einen Zusatz genauer, daß es sich um den Anfang der Zeitrechnung handelt, und so bildet er eigens das Kompositum *eristuuerlt (hpl.)2 in der Verbindung föne eristuuerlte 11.77.17: JReminiscere misericordiarum tuarurn quae a saeculo sunt = . . . die föne eristuuerlte ieo uuären, wobei durch das ieo auch noch die fortwährende Dauer ausgedrückt ist. Wo aber wirklich der Begriff der zeitlosen Ewigkeit mitgeteilt werden soll, sagt N. einmal kühner und freier fore allemo zite in II. 392.10: A saeculo tu es = . .. fore allemo zite bist du. Ieo unde ieo bist du. Immer ist also die Vorstellung von einem Beginne des Zeitlaufes für N. im Vordergrund. Wo daher nicht von dem die Rede ist was vor diesem Beginne, sondern seit ihm geschehen ist, kann er auch einfach sagen fone anagenne (Anfang), also mit dem Worte, das sonst principium* übersetzt. So II. 514.25: Memor fui iudiciorum tuorum a saeculo = Ih irhugeta dinero urteildon. die du täte föne anagenne .. . Ahnlich II. 636.3. Wichtiger als die Vorstellung vom Anfang ist diejenige von der ewigen Fortdauer der Zeit, saeculum ist dann auch die Zeit, die die gegenwärtige Welt ablöst. Ewigkeit wird dann — immer noch unvollkommen ! — ausgedrückt durch beide Teile des Gesamtverlaufs, die gegenwärtige Zeit und die künftige. Mehr als im Lateinischen zeigt sich wieder bei N., daß sein Begriff von uuerlt doch nur eine ziemlich eng umgrenzte Zeitspanne (natürlich am Begriff der Ewigkeit gemessen) bezeichnet. Daher die erklärenden hinweisenden Fronomina. So finden wir bei N. für a saeculo et usque in saeculum II. 153.7:
JLinn an fone dirro uuerlte unz se enero uuerlte . . für a saecnlo in aeternum II. 431. 5: fone änagäntero dirro uuerlte unde dannan unz ze enero uuerlte. 1
Über den Gebrauch von weralt im Ahd. einiges bei R ä u m e r , S. 373ff.
' Mit erista ala Adj. neben werolt auch Ahd. Gl. I. 793. 29 originali mundo = dero eristun tverolti. « Bei N. z. B. 204. 27. 26
Auch wo im Lateinischen der Blick nur nach vorwärts gerichtet ist nach dem kommenden saeculum, also bei in saeculnm, in saecnlnm saeculi u. ä. wirkt bei N. die oben erwähnte Auffassung noch nach. So übersetzt er II. 64. 6: . . . in saeculum et in saeculum saeculi = unz diu uuerlt stat unde ddranah iemer. II. 592.8: Exaltabo te deus . . . in saeculum et in saeculum saeculi = in uuerlte unde iemer daranäh. II. 638. 16: In saecula = In alle uuerlte. hier unde in euuon. Wie schon gesagt, kann das Semitische durch Wiederholung des gleichen Wortes im Genitiv die Bedeutung desselben steigern, und so kann auch der Begriff der Zeit ausgeweitet werden zu dem der Ewigkeit. Nach dem hebräischen (und danach natürlich auch griechischen) Vorbild hat nun auch die lat. Bibel dieses unlat. in saeculum saeculi1. N. hat diese Formel mehrere Male ängstlich wortgetreu übersetzt: 11.173.23 . . .populi confitebuntur tibi in aeternum et in saeculum saeculi = in euua unde in uuerlt uuerlte. Ferner II. 184.8, 201.13, 346.9, 513.5 (Augustin 308.8 erklärt saeculum saeculi als saeculum alterum, und N. fügt entsprechend bei in änderro uuerlte2. Häufiger aber sind doch die Fälle, wo N. eine sprachgemäßere Übertragung vornimmt, so in euua, das gerne neben parallelem in aeternum steht, wenn dieses durch iemer übersetzt ist, da der zweite Ausdruck den ersten an Bedeutungsgehalt überbieten muß. So II. 30.19 Dominus regnabit in aeternum et in saeculum saeculi = . . . richesot iemer in euua. Ebenso II. 24.3, 109. 7, 372.13. Auch sonst, vgl. II. 231.14, 427.17. fon(e) euuon ze euuon, an Formeln der geistlichen Dichtung erinnernd: II. 389. 13. Es ist wohl Nachklang der Stelle 11.377. 20 a saeculo et in saeculum. i. ab aeterno et in aeternum . . . = föne euuon ze euuon. Einfaches ze 6uuon dagegen treffen wir II. 323.19 8 . Nur einmal wagt N., das seinem eigenen lebendigen Sprachgebrauch am besten entsprechende *§uuigheit zu verwenden II.562.23: ... ex Wie canticuin canticorwn u. ä. Vgl. K a u l e n , Handbuch der Vulgata, S. 217f. * Die Stellen verteilen sich also auf das ganze Buch der Psalmen. Ständen sie zufällig nur am Anfang, so würde man sie als „noch" unfreien Ubersetzungsversuch bezeichnen. 8 Ebenfalls im Boethius 30.14, wenn L i n d a h l mit der Annahme, daß das ze uueuudn an der Stelle Schreibfehler sei, recht hat, wie ich allerdings auch glauben möchte (im Lateinischen steht Semper). 1
27
hoc nunc et usque in saeculum — . . . hinnân um hina ze dero êuuighêite. Aber da stützt er sich auf A. 338. 5: saeculi nomen significat aliquando aeternitatem. Wir haben schon eingangs gesehen, was A. zur Erklärung der Formel N. geboten hat 1 . Von den übrigen Verdeutschungen N.s ist die einfachste, zahlenmäßig am stärksten vertretene, auch hier diejenige mit iemer. Stellenweise ist sie noch mit anderen Übersetzungen verbunden, so iemer in êuua II. 57. 2: . . . faciens (Gott) misericordiam suo david. Et semini eius usque in saeculum = . . . ist gnâda scheinende . . . iêmer in êuua. iêmer . . . âne ende II. 169.26: Sedes tua ... in saeculum saeculi = uue'ret iêmer. Sedes iudaici regni uue'reta ein a urist. âne ende uueret sedes regni tui. iemer unde êuuiglicho* 11.132.11. iemer nnde iemer II. 426.7: In saeculum et in saeculum annitui = iêmer unde iêmer sint dîniu iâr. Auch II. 595.18. Iemer allein II. 292. 13: Deus . . . pars mea in saecula = Oot ist mîn téîl iêmer. Ferner II. 59. 7, 71. 28, 162.8, 184.10, 347.27, 441.22 usw. furder II. 479.24: Memor erit in saeculum testamenti sui = Fur der gehüget er sînes erbes. uuanda er imo pignus Jcege'ben habet ... Vgl. oben zu in aeternum, Seite 25. êuuig. Bei Umwandlung in attribut. Adj. II. 566.11: Quoniam ... mandavit... vitam usque in saeculum = ... gebot er uuesen ... êuuigen lîb. Ebenso II. 64.15.
C. Attribute Gottes, dominus. Uber die Übersetzungen von dominus hat Ehrismann gehandelt („Die Wörter für ,Herr' im Ahd."; Z.f.d.W.f.7, S. 173ff.),auf dessen Arbeit ich hier verweisen kann. Ehrismann hat gezeigt, daß bei N. das alte Wort truhtin, das dieser in der Form truhten kennt, immer mehr zurücktritt; es ist gewissermaßen zum Eigennamen geworden, den N. alter Tradition folgeud noch gebraucht, während er selber in den sprachlich freieren, erklärenden Stellen got einsetzt 1
cuuigheit, noch für longitudn dierum II. 393. 6 (vgl. dazu II. 74. 7 : lengi déro tâgo die . . . einen dag êuuigen bezêichenet). Ohne lateinisch, aber im Sinne von aetemitas im Ps. II. 75. 6, 304. 5. 1
28
Wohl ao zu lesen statt überliefertem êlichôr.
und im weiteren Verlauf der Übersetzungsarbeit immer mehr YOD truhten zu herro übergeht. Ich habe nur nachzutragen die bei N. überdies noch vorkommenden Wiedergaben von dominus durch fater 11.6.11: Dominus diorit ad me. filius meus es tu = Min fäter ehäd ze mir min sun bist tu. 11.87.3: Ad te domine elamavi (Christus!) = Ze dir fäter häreta ih . . . Daß der gemütwarme N. die innigere Beziehung zu Gott ausdrückte, wo ihm der Text selbst Anhalt bot, ist leicht begreiflich. An einigen anderen Stellen tritt fater noch zu den oben erwähnten Wörtern hinzu, so hat N. got fater IL 34. 8: Propter miseriam inopum . . . nunc exsurgam dieit dominus = Urnbe die uuenegheit de.ro drmon chit kdt fäter . . . stän ih ü f , wo die Macht Gottes und seine väterliche Fürsorge zugleich ausgedrückt wird. In den folgenden Fällen ist fater wiederum beigefügt, weil es sich um das Verhältnis von Gott zu Christus, seinem Sohne handelt. So sagt N.: h€rro ftiter 11.475.14; fater herro II. 615.11; trohten fäter II. 63. 7 u.ö.; truhten got fater 11.41.18: Dominus pars hereditatis meae — Trühten got fater ist teil mines erbes. magnificentia. N. hat sich in sehr verschiedener Weise um die Ubersetzung des Wortes bemüht. An der ersten Stelle, die im Psalter begegnet, 11.20.22 bildet N. *uuercbmahtigi (hpl.) in möglichst genauem Anschluß an das lat. Wort, indem er denjenigen Teil des Kompositums an die erste Stelle nimmt, der am meisten betont ist, während dessen lat. Entsprechung au der zweiten Stelle innerhalb der lat. Zusammensetzung sich befindet, aber eben auch unter dem Hauptton. Die Bildung ist nicht glücklich, schon weil das Wort den Gehalt des magni- nicht^ zum Ausdruck bringt, und die Beziehung zum Verb (-ficentia) trotz der umständlichen Zusammensetzung nicht hergestellt werden konnte, bestimmendes und bestimmtes Glied überdies vertauscht sind. Das Beispiel heißt: . . . elevata est magnificentia tua super caelos — . . . uuanda din uuerchmähtigi erhäuen ist über himela (folgt Preis der Taten Gottes). Au anderen Stellen tritt für das Adj. Abstractum das Nomen actionis ein, weil da die Handlung mehr hervorgehoben werden soll. So bildet N. * micheluuerchunga 1 1 . 9 0 . 7 V o x domini in magni1
Überliefert:
michel uuerchunga. 29
ficentia, ~ A. 86. 10: . . . magna faciens in eis (den bekehrten Heiden) = Sin stimma ist in micheluite'rchungo. Si becheret sie in mtcheliü uuereh. Enger schließt sich nun N. an die Bedeutung jedes einzelnen Teiles des lat Kompositums an. — Ahnlich ist die Stelle 11.403.18, wo überdies heiligmachunga für sanetifieatio als genau entsprechende Bildung daneben steht. In der Art der Wortbildung ist damit wieder verwandt: *magen« uuereh 1 , das aber auf konkreter Auffassung beruht: 11.592.25: . . . laudabunt opera (uuereh) tua. Magnifieentiam gloriae sanetitatis tuae . . . = . . . daz mägenuuerch dinero guöllichun heiligi... Ebenso bald darauf I I . 594.7. Obiges sind alles deutlich Neuschöpfungen N.s und man sieht, wie sie im Zusammenhang der betreffenden Stellen gebildet wurden. Da sie aber etwas schwerfällig sind, lehnt sich N. gelegentlich auch an schon vorhandenes Sprachmaterial an, daher braucht er *michellichi a 11.262.12: Date gloriam deo. super israhel magnifieentia eins = Cuollichont Oot. uuanda danne chumet sin miehellichi über israhelem. danne gemicheliehot er populum fidelem. Ein Nomen actionis hätte eigentlich besser zum Sinue der Stelle gepaßt, N. wollte aber wohl eine bessere sprachliche Übereinstimmung herstellen mit den umgebenden, in engem Zusammenhang stehenden Wörtern guollichon und vor allem gemichellichon\ mieheluuerchunga hätte wiederum dazu weniger gut gepaßt. — In II. 277.24: os meum cantet gloriam tuam tota die magnifieentiam tuam = . . . dina guolliehi unde . . . ttna mtchelliehi ist Anpassung an guolliehi ganz augenscheinlich 8 . Schließlich hatN. *tuomheit (hpl.) 11.479.13: Confessio et magnifieentia opus eius ~ A. 288.5: quid magnifieentius quam iusti1
Zum ersten Glied vgl. auch magenchraft, die verbreitete Übersetzung von m a l e s t a s ; bei N. 150. 6, durch einen feinsinnigen Vergleich mit der magensul
begründet, und sonst (827.6 für maiestas: mahtigi).
* Das Subst. zwar nur bei N. überliefert, der auch michellicho hat ( = exag748.12) und micheliichon (vgl. unten bei magnificare), aber außerhalb N.s gibt G r a f f II. 627 wenigstens an das Adj. mihhillih für magnificus, ferner
gerative
mihhilont = magnificant, mihhiloson = magnificare.
* Ein ähnliches Streben nach ganz getreuer Wortwiedergabe und schließliches Begnügen mit einer einfacheren Bildung finden wir bei iustifleatio. Zunächst einfaches reht II. 450. 4 (parallel zu lex — ea). Dann *frwnereht, *uuerchreht IL 501.2 (vgl. A. 300, Z. 3: iuatificatione* sunt facta iustitiae); frumereht II. 501.15, 508.25; nuerchreht 502.15, 503.5, 504,28, 506.15,21, 513.31; * frumeuuerch (hpl.) 507.20. Von II. 515. 7 an aber begnügt sich N. mit rehtunga (20 mal, bis 543.15).
30
ficare impiurn — Keiiht unde tuomheit ist sin uuerch. Er tuöt peccatorem . . . iustifieari. Das Wort hebt, nach Ausweis der übrigen Verwendung der Gruppe tuom- bei N.1, das besonders Merkwürdige und Rühmliche der Handlung hervor. Das von tuom abgeleitete Verbum tuomen braucht N. für magnificentiam dare I L 625.3, im Ganticum Deuteronomii: Date magnificentiam deo nostro = Tüoment cot. Dei -perfecta sunt opera, also im Sinne von: Gott seinen Großtaten entsprechend verherrlichen. Mit magnificentiam dare ist synonym: magnificare. Das Wort gehört allerdings nur z. T. hierher, da es nicht nur verwendet wird zum Ausdruck von Gottes großemTun, das ihn verherrlicht, sondern auch die menschliche Lobpreisung und Verherrlichung bezeichnet, zu der sogar der Mensch selber das Objekt sein kann. Am häufigsten ist auch hier die etymologisierende Ubersetzung mit *michellichon oder *gemichellichon (in den Formen mit Part. Perf. nicht voneinander zu unterscheiden). Von Gottes großen Taten, die seine Herrlichkeit begründen, kann mit dem Worte ausgesagt werden, so II. 388. 26: Quam magnificata sunt opera tua domine — Uuieo diniu uuerch kemichellichot sint trühten. Ferner 11.56.24, 217.16, 432.13, 575.1. — Auch der Mensch kann so durch Gottes Gnade groß und herrlich gemacht werden I I . 62. 1: . . . in nomine dei nostri magnificabimur — . . . uue'rden uuir gemichellichot. Ähnlich nachher Z. 20. — Doch auch wo sich der Mensch selbst „groß" macht, also mit der verschlimmernden NebenVom Stamme tuom- findet sich bei N. außer den oben und unter magniangeführten Wörtern noch: slh tnomen (ohne lat.) 116.11, 1 6 3 . 1 6 , beide Male im Sinne von „sich rühmen, großtun", getuomet uuerden = gloriam merere 74.26. Ferner das Adj. tuomlih, ohne lateinische Entsprechung für „außer1
ficare
ordentlich, ruhmvoll" 190. 30, 248.13. Für summus in der Verbindung summum
bonurn
1 8 5 . 1 6 : daz tuomlichosta guot. Die eben erwähnte Stelle enthält tuom- nochmals:
summum deutn plenissimum esse summi boni = .. . ten tuom got tes tüomlichosten güotes föl uuesen. Gr äff
I V . 151 faßt das'als Kompositum tuomgot. Ich möchte doch eher an eine Korruptel aus tüomlichosten got denken, das Wortspiel wäre dann auch vollständiger, ohne daß allerdings die Stelle im allgemeinen dadurch an Schönheit gewinnt. Besonders zu beachten ist, daß N. kurz vorher 182.15 das gleiche Wortspiel hat
mit fursto für summus: ten fürsten gut tes fürsten güotes ... föl sin.
31
bedeutung „sich überheben" II. 31.1: Ut non apponat ultra magnifieare se homo super terram — Daz sih fürder niöman äna nesezze zemiehelliehonne . . . Nun kann für das magnifieare ja auch der Meusch Subjekt, Gott Objekt dazu werden. Die Bedeutung entferut sich dann etwas von der ursprünglichen, denn der Mensch kann Gott ja nicht „groß machen", sondern nur seine Größe rühmen. N. drückt, dem Lateinischen folgend, diesen Unterschied gewöhnlich nicht aus in der äußeren Sprachform; vgl. I I . 112. 15: Magnificate dominum mecum = Miehelliehont Oot sämenl mir. Entsprechend II. 123.8, 274.15, 286.19, 149.16. Noch deutlicher ist der Bedeutungsübergang, wo ein Wort wie „loben" danebensteht. So II. 272.4... magnificabo eum in laude — ih mtchellichon in. in lobe. Aber nur einmal hat N. das Wort lobon selber dafür eingesetzt, im Magnificat I I . 637.7 Magnificat anima mea dominum = Min sola löbot Oot. Leider kennen wir N.s Quellen zu den Cantica nicht (außer der von S t e i n m e y e r , A. f. d. A. 5, S. 216, veröffentlichten Erklärung des Ganticum Esaiae) und wissen daher nicht, ob sie die Veranlassung dazu boten 1 . (ge)-tuomen. Der Unterschied gegenüber miehellichon liegt kaum so sehr in der Bedeutung, es ist eher wieder der Gegensatz zwischen ererbtem Sprachgut und schulmäßig gebildetem Kuustausdruck. Das Wort bedeutet „wichtig, bedeutend machen", in verschiedenen Schattierungen. II. 34.1 . . . dixerunt (labia dolosa) linguam nostram magnifkdbimus =... uuir getudmen unsera züngun. uuir getuen siä antsäzig. Von Gott: II. 616.20 . . . gloriose magnificatus est. equum et aseensorem proiecit in mare = . . . uuanda er guöllicho getuomet ist. Ferner 617.19; im Siun von „preisen": 625.3*. Singular gechreftigon II. 556.7: Magnifieavit dominus fasere nobiscum = trühten gechre'ftigöta sin tuön mit uns . . . eham Gotes sun unde teta uns daz ehreftigosta. daz er sih selben gab umbe unsih. Also wieder ein Beispiel, das zeigt, wie N. alle Teile der Ubersetzung gegen einander abwägt 8 . 1 Entsprechend in Glossen lob für magniflcentia aus der Verbindung magnificentiam dare heraus: Ahd. Gl. 1.379,1; 1.373.3. Ähnlich era Ahd. Gl. 1.797.30ff.: eren = magnifieare Gr äff 1.477 f. * Das Adj. magniflens, nur II. 618. 12 vorkommend, ist da fibersetzt mit 'micheltätig: (Dominus) Magnificus in sanetitate . . . et faciens mirabilia = Micheltatiger in heiligt . . . uuünder tüonder. — Vgl. damit außerhalb N.s magnifica = michütati Ahd. Gl. 1.408.11.
32
D. Gottes Verhalten zu den Menschen. lex. Die deutsche Vertretung dieses im Psalter so häufigen Wortes ist gleichmäßig ea 1 . Vgl. die erste Stelle: I I . 3.19: Beatus vir qui non abiit in consilio impiorum. Sed in lege domini voluntas eius = . . . tes uuillo an götes eo ist. Für N. wie für seine Quellen ist das „Gesetz" die Willenskundgebung Gottes an die Menschen, sein Gebot; es kann daher auch dieses letztere Wort, gebot, dafür eintreten I I . 534.17: . . . non eustodierunt legem tuarn = ... siu (miniu ougen) nebehudtton diniu gebot. Das ist aber wohl, wie öfter bei Notker, Nachklingen einer früheren Stelle, in diesem Falle von II. 533.28, wo eloquium mit gebot übersetzt war. geduuinch II. 348.11: Etenim benedietionem dahit. qui legem dedit = der selbo gibet noh sälda. der er gab Tceduuinch. lex ist hier aufgefaßt von der unangenehmen Seite her, als erzieherische Maßnahme, im selben Sinn wie diseiplina I I . 54.7, das da auch mit geduuing übertragen wurde2. Die anderen, ziemlich zahlreichen Arten der Übersetzung von lex, die nicht der religiös-ethischen Sphäre, sondern der natürlichen und auch menschlichen Welt angehören, können wir erst im zweiten Teil besprechen. testamentum. Testamentum, kann inhaltlich
die Willenskundgebung Gottes an die Menschen, zusammenfallen mit der lex und teilt darum
1 ea vertritt außer den hier und im folgenden genannten lateinischen Wörtern noch: r é g a l a grammatica (cramatichis êa) 7 9 5 . 1 3 ; i n s t i t n t a 114. 8 (mores atque instituta . . . gentium = site ûnde êa); dafür lêra 53. 4 (sc. der Philosophie). * geduuing für inçnm in figürlicher Bedeutung 2 1 5 . 4 . Für diseiplina im Àhd. oft ( G r a f f V. 275f). N. hat dafür außerdem zuht 423. 30, 4 2 4 . 8 , 1 2 ; I I . 7 . 1 1 ; I I . 192. 27; lêra 469. 20ff.; I I . 192.17 (neben zuht) ; lirnunga als wissenschaftlicher Terminus 4 8 7 . 1 0 . 8 4 7 . 4 , 8 0 7 . 8 ; aber auch 1 1 . 5 1 7 . 2 3 (disciplinant, id est emendatoriam tribulationem); gelirnunga 4 2 6 . 1 3 (Gegensatz zu ignorantia — nnchunna); gelim 4 6 6 . 1 3 ff. ( = erworbene Kenntnis) ; gelirn, uuizentheit 4 4 1 . 2 7 (sicheres Wissen in Gegensatz zu opinio — uuân) ; litt 36. 12, 4 9 4 , 1 7 , 8 0 0 . 3 1 ; der geuobto list 460. 21 ; buoh 4 5 1 . 9 (konkret). — An das vor N. noch öfter gebrauchte egi (Benediktinerregel!) erinnert N. selber noch I I . 7 . 1 1 : Apprehendite diseiplinam — Liment zûcht. unde uuésent in cgi, allerdings in der Bedeutung „Schrecken, Furcht", das mit forhtun von Zeile 5 und 9 wieder aufnehmend. N. hat das Wort nur hier ( G r a f f 1.103).
33
gelegentlich (im übrigen ahd. bekanntlich sehr oft) mit diesem Wort die Ubersetzung ea; vgl. II. 3 1 4 . 3 : Non eustodierunt testamentum
dei. et in lege eins noluerunt ambulare — Sie nehudton Ootes eo. Testamentum ist lex. das Verbum beneimen
Ebenso 11.317.12. In 1 1 . 7 9 . 1 2 wird durch (zudenken, bestimmen) 1 die Verbindung her-
gestellt zu der Ubersetzung beneimeda: Firmamentum est dominus timentibus eum. Et testamentum ipsius ut manifestetur Ulis = Unde er tudt daz in geöffenot uuerde sin ea. die er in beneimda. * beneimeda.
Im Gegensatz zu ea wird in beneimeda nur das
Verhalten Gottes in Betracht gezogen, sofern er für die Menschen eine Bestimmung trifft, ihnen etwas zuerkennt 3 . Die wichtigste Stelle über testamentum in diesem Sinn ist N. IL 78.17ff.: Ze Homo uuas
sito. daz die förderen hiezen in tabulis al gescrtben. daz sie beneimdon iro äfterchömon. unde uuanda iro testes daräna gescriben uuären. be diu hiez diu scrift testamentum. Ze dero similitudine heizet diu lex. diea Oot dien alten beneimda uetus testamentum . . . So bezieht sich die beneimeda
auf deu Heilsplan Gottes II. 3 7 2 . 9 :
in aeternum servabo illi (Israels König) misericordiam meam et testamentum meum fidele ipsi = . . . min beneimeda ist imo getriüuuelih. uuanda er ist der rehtscüldigosto erbo mines riches. Ferner II. 299.8, 373.4, 4 4 4 . 1 2 , 636.12. Mit Beziehung auf die Testamentsurkunde steht * b e n e i m s c r i f t ( h p l . )
11.190.12: Congregate illi sanctos eius. Qui ordinant testamentum eius. = Die sina beneimscrift ordinont. Die also tetlent unde tuönt. so er an buöchen geböten habet (nach 0.141.12). erbe II. 479.24: Memor erit in sfieculum testamenti sui = Fiirder gehüget er sines erbes. uuanda er imo (nach A. 288. 9 ist der peceator iustificandus gemeint, der bei N. in Z. 14 genannt war) pignus Teegeben habet, panem de caelo. In Z. 30 wird weiter gesagt, daß Gott seinem Volke die hereditatem gentium = erbe dero dieto geben werde. Die Stelle ist etwas nachlässig übersetzt: der peceator wird, dem Kommentar folgend, plötzlich wieder eingeführt, nachdem im Vorausgehenden von ganz anderem die Rede war; ohne A. weiß man nicht, wen N. meint. — Hat das folgende erbe von Z. 30 hierher 1 Vgl. auch unten bei disponere. — D a s Verb, innerhalb dea Ahd. fast nur bei N. belegt, ist bei diesem ziemlich häufig; siehe G r a f t II. 1088. * beneimeda steht auch für decretliui 3 0 . 1 0 (im politischen Sinne); 7 3 3 . 1 8 (ioviale decretum = iouisopeneuneda); 7 6 4 . 5 (ebenso). Für disposituiil 7 1 2 . 1 9 (Schicksalsbestimmuag); p r a e d e s t i u a t i o 273. 14 (ebenso).
34
zurückgewirkt, oder ist erbe schon okkasiouell als „Vermächtnis" gebraucht? Ungeuauigkeite» bleiben auf jeden Fall. *erbescrift. „ E r b e " ist dabei absolut gebraucht, für die obige Stelle kaun daher nichts daraus geschlossen werden. I I . 3 6 6 . 1 5 :
Disposui testamentum electis meis = Ih peneimda minen iruue'liten erbescrift Uueliuistdaz? Ane novum testamentum. Ferner I I . 210.4. einunga I I . 343.16: Adversum te testamentum disposuerunt (inimiei N. erklärt dei) = Uuanda sie .. . Uuider dir einunga täten. dann die Bedeutuug dieses testamentum selber durch pactum und placitum, also Übereinkommen, in diesem Fall „Verschwörung" 1 .
testimoniuni. urchunde =
„Zeugnis" begegnet uns in deu profanen Schriften nur
693.28: Quae (fides) . . . pontifices
in testimonium
großen Einfluß Juno auf Juppiter habe) =
ze ürchunde zöh . ..
convocat (welch
Diu . . . alte btscofa
des
Wichtiger ist der Gebrauch im Psalter. E s stellt gelegentlich parallel zu testamentum, mit dem es sich in seiuer Anwendung nie
vermischt. So I I . 78.14: Docebit mansuetos vias suas ... üequirentibus testamentum eius et testimonium eius — Er Irret sine uue'ga unde tuöt sie offen dien, die sina beneimeda sudchent unde shiiu ürchunde. Also mites tuont . . . die novum testamentum unde verba prophetarum scrddont. Mau sieht, wie urchunde leicht literarische Nebenbedeutung erhalten kann, als der Ort, wo die Zeugnisse von Gottes Beschluß über die Menschen niedergelegt sind. Das ist auch der
Fall in 11.499.23: Beati qui scrutantur testimonia eius — . . . die siniü urchunde scrödont . . . (Z. 25: daz chit sine scripturas). — lu andern Fällen ist urchunde mehr Ausdruck für die Gebote und Gesetze Gottes. So besonders 1 1 . 3 1 2 . 2 4 : Et suscitavit testimonium
in iacob et legem posuit in israhel — er chihta urchunde in iacob. Uuaz ist daz? Ane düz ddranäh stitt. unde ea sazta er in israhel ... uuanda Qot fant sia. unde er iäh iro. So kanu mau schließlich nicht nur sagen legem custodire, sondern auch testimonium custodire: II. 321.6 . . . exacerbaverunt deum . . . et testimonia- eius non 1 einunga braucht N. weiter für couiuratio 31. 28, 104. 29. i'iir uuitas 199. 25, im Sinue von „Einheit". Für decretum 771. 16 im selben Sinne wie vorher 768. 5
für coiisultum (senatus consultum — frGno einunga). Für deliberatio 66. 15 {deliberationem. dáz chít éinunya únde beméineda). 3
35
custodierunt = . .. noh siniu tirchünde nebehuoton sie. 11.531.13 setzt N. neben testimonia in den Text mandata ein (nach A. 3 2 2 . 1 2 ) und übersetzt entsprechend mit g e b o t : Da mihi intellectum ut sciam testimonia tua. id est mandata tua = . . . daz ih uuizze diniü gebot. Auch 1 1 . 5 2 5 . 1 6 wird urehunde als mit mandata gleichbedeutend bezeichnet. I I . 4 1 3 . 1 3 wird urehunde durch praeeepta erklärt und I I . 5 3 2 . 1 4 setzt N., nach A., einfach praeeepta legis statt eiuer Übersetzung in den deutschen Text. „Zeugnis der W a h r h e i t " ist urehunde I I . 58. 1 8 : Testimonium domini fidele = Trühtenes urehunde ist ketriüue. ~ Sapientiam praestans parvulis. Ebenso 1 1 . 3 2 8 . 1 2 , wo es ausdrücklich heißt: •urehunde dero uuarheite. I m selben Sinn auch I I . 3 9 2 . 2 7 . Ganz eigentümlich ist die Auffassung I I . 506. 2, wo testimonia tua gedeutet werden als „Zeugnis für dich" 1 , wieder im Anschluß an A . : Aufer a wie (eeelesia) . . . eontemptum. quia testimonia tua id est martyria tua (vgl. A. 303. 7) exquisivi = . . . uuanda ih diniu urehunde fdrderota. Nu ist daz uuorden. Nu neist niemanne . . . contemptus. daz er an Christum iihet unde an sinemo urehunde stät. W i r sehen im eben erwähnten Beispiel, auch in dem weiter oben angeführten ( I I . 3 1 2 . 2 4 ) , daß in der Erklärung das Verb iehen gebraucht wird, um die Bedeutung „bezeugen" nachdrucksvoller herauszuheben. Nun ist iehen bei N. ein in dieser und ähnlichen B e deutungen sehr beliebtes Wort (vgl. das Verzeichnis bei G r a f f I I . 581), während urchundon nur im Psalter ein kümmerliches Dasein fristet und in der Bedeutung viel objektiver mehr die bloße Mitteilung bezeichnet 8 . 1 1 . 5 0 9 . 2 5 nun führt N. zum erstenmal auch das Subst. geiiht ein für testimonium, zunächst aber nur neben urehunde und in der Erklärung, wo sich N. überhaupt freier bewegt 8 : Inelina 1 Über objektiven Gebrauch des Possessivpronomens siehe Kaulen, Handbuch zur Valgata, S. 144. * Das Verb urchundon steht für testifieari II. 336. 27. Ohne genaue lateinische Entsprechung, aber neben nicht übersetztem testimonium II. 502. 23. geurchundon für testimonium ponere II. 335. 9. — iirchundo für testis II. 58. 20; Fem. urchunda II. 373. 20. Wie geiiht neben urehunde für testimonium, so steht auch gelegentlich iehare als Ubersetzung von testis-. 11.86.17, 118.20. — Interessant ist, daß im Boethius 268. 14 N. testatius (überzeugend) überträgt durch mit pczerün geiihte, während die Boethiusglosse in Ahd. Gl. II. 62. 36 urchundlichor dafür hat. * Wir haben darauf noch gelegentlich zurückzukommen, vgl. z. B. bei conftteri. — Auf ein kleines, aber lehrreiches Beispiel kann hier noch hingewiesen
36
cor meum in testimonia tua et non in avaritiam. ~ A. 306. 7 . . . quae sunt dei testimonia, nisi quibus sibi ipse attestatur? Testimoniis enim aliquid probatur . . . = helde min herza ze dînen urehunden . . . Ootes urchunde sint Ootes Jceiihte. an dien veritas ist. Fone sînen geiihten uuizzen uuir sîniu mandata. Von II. 524. 14 au kommt dann geiiht auch direkt als Ubersetzung für testimonium vor und verdrängt urchunde bald ganz, das zum letztenmal 525. 16 erscheint, geiiht findet sich also noch: 1 1 . 5 4 2 . 2 1 , 2 7 , 564.22; beide Male in der Bedeutung „Gebot", „Verkündigung eines Gebots". Vgl. besonders II. 542. 27 Servavi mandata tua et testimonia tua — Dîniu gebot leehielt ih unde dîne geiihte. Die Verbindung mit den übrigen, etwas verschiedenen, Verwendungen des Wortes gewinnt man am besteu durch die allgemeinste Bedeutung des Verbums: „nachdrücklich sagen" 1 . II. 529.30 ist Verkündigung des Heilsplanes gemeint, während bei einigeu umgebenden Stellen wieder das Bekenntnis zu Gott unter geiiht verstanden werden muß: I I . 5 2 8 . 3 Hereditate acquisivi testimonia tua . . . = Ze erbe suôhta ih dîne geiihte . . . Daz ih iêmer dîn ie'he unde dîn neferloûgene. Ebenso, nach Ausweis des Kommentars, II. 538.18, 539.21 (540. 3 wird mit confessio darauf Bezug genommen). *geiihteda steht für testimonium, z.T. allerdings auch für extortio im Boethius 220.18: Diu (argumenta) über föne gehâftën dingen genömen neuuerdent. nube föne testimoniis. rumoribus. quaestionibus. werden, custodire ist gewöhnlich mit huoten oder behuoteu fibersetzt, auch wo als Objekt legem, mandata u. ä. steht, vgl. II. 516.17, 517.4 (mandata), 515. 29, 534.17 (legem), 413.13 (praecepta et testimonia), 518.13 (eloquium als Befehl) u. ä. Das beruht sicher auf zu wörtlicher Übersetzung und wurde von N. selber als nicht genügend sprachgerecht empfunden. In den Erklärungen nun behält er stellenweise das behuoten bei, wenn es schon im Texte stand, so 542.21. Sonst aber drückt er gerne durch ein anderes Wort den Sinn genauer aus, so indem er gleich neben behuoten noch uueren setzt, vgl. II. 500. 22S. 501. 26 sagt er pehuotendo daz chit uuérendo. Auch zur Erläuterung von behalten für custodire braucht N. uueren II. 564. 21 ff. Vor allem aber schreibt N. nie behuoten wo er nicht ein Textwort vor sich hat, sondern stets (ge)uuereu, vgl. II. 502.10, 275. 8, 511. 18. Das heißt natürlich noch nicht, daß behuoten in dieser Verwendung nicht deutsch sei, es entsprach aber nicht der inneren Sprachform N. s. — Er braucht das Wort uueren auch sonst gern, vgl. I I . 343. 20 (Objekt: testamentum)', für servare (pactum) II. 321.9; auch für implere (legem, praeceptum) II. 17. 31 (uach A. 53.10), 561.17 (doch die wortgetreue Übertragung erfollon z. B. I I . 531. 25). — Sonst DVVB. Bd. 13, S. 786. 1 Vgl. bei confessio. 3.
37
i. extortionibus. tdz chit föne geiihtedon . .. diu heizent extrinsecus sumpta. Es ist also das Uberführen durch Indizienbeweis und Folter gemeint 1 . *erchenneda. II. 551.4: Illic enim ascenderunt tribus domini. Testimonium israhel — . . . Israhelis erche'nneda. daz chit an dien israhel irchennet uuirt. diedir sint sine dolo. Vgl. A. 332.6: testimonium Israhel, id est, in quibus cognoscatur, quia est vere Israel. Also ganz nach der Erklärung des Kommentars: „Mittel zur Erkenntnis". yerbum. In zahlreichen Fällen steht als Ubersetzung von verbum einfach uuort, auch wo sich ein Nebensinn, bezüglich auf den Inhalt des Wortes Gottes, damit verbindet, z . B . 11.507.28: Confirma me in verbis tuis ~ A. 305.9 . . . quae iam facio = State mih döh an dien dhien uuorten . . ., wo also die Gebote Gottes gemeint sind. Gelegentlich wird nun in der folgenden Erläuterung durch ein Verb die gemeinte Bedeutung näher bestimmt; vgl. I I . 594.18: Fidelis dominus in omnibus verbis suis = Ketriüuue herro ist er in allen sinen uuorten. uuanda er so geleista so er gehiez (A. 352. 23: promisit). Ebenso 11.540.10; 11.44.14. Oder es tritt ein zweites Subst. erklärend zum ersten. So ärende (Botschaft) 11.447.26: Posuit in eis (Moses und Aaron) verba signorum suorum et prodigiorum in terra cham = In zuein beuälh er diu uuort unde diu ärende sinero zeicheno . . . diu er tuon uuolta . . . Moses und Aaron werden dadurch als Gottes Boten gekennzeichnet 9 . gehoiz. II. 514. 6: Memor esto verbi tui servo tuo ~ A. 309. 1 . . . imple promissum tuum = Irhüge dines uuortes . . . daz chit dines Teeheizes . . . gebot 11.601.29: Qui adnuntiat verbum suum iacob . . . = Der sin uuort daz chit sin gebot chundet iacob . . . Endlich treten auch diese erklärenden Wörter selbständig au die Stelle der Ubersetzungen, wobei zu beachten ist, daß sie diese nicht etwa 1 geiihteda ist hpl. ( G r a f i 1.587). Vgl. das Verb *geiihten 11.577.17. ~ A. 334 (Ps. 138) 14: si confiteri contemplerò . . . illic ade», ut vindices = Pirgo ih mih. daz ih minerò sundon iéhen ueuuile. du geiihtest mih iro. Auch ein-
faches *lihten ist ähnlich verwendet 551. 17 (bei der Dialektik). Beide Verben hpl. ( G r a f i I. 586f.). 1 ärende (Botschaft) bei N. sonst nur noch 727. 26 (àrende triben = discursare) und 723. 27 (ärende inon = fari). Der (spätere !) Glossator zu N. s Psalter hat
kuot ärende = evangelium II. 107. 21. 38
ablösen im Verlauf der Psalterbearbeitung. Vgl. II. 449. 27: (Gott führt die Judeu aus Ägypten) Quoniam memor fuit verbi sancti sui = . . . uuanda er irhugeta sînes Tcelieixzes tén er àbrahae téta. Hier drängte sich dem Bibelkuudigen die Erinnerung auf an die promissio und die terra promissionis, die im Alten Testament so oft erwähnt werden. Bei dem nächsten Beispiel II. 454. 27 geht terra promissionis sogar unmittelbar voraus. Vgl. ferner II. 507. 8, 517.16, 520.9 (A. 313.2: promisisti), 521.17, 527.15 (A. 319.4: secundum promissum tuum), 537.22 (Wiederholung von 520.9), 561.19. gebot II.603.9: Laudate dominum . . . ignis grando . . . et spiritus proeellarum qui faeiunt verbum eius = . . . die sîn gebôt tuônt. digi (Gebet) steht einmal im Mart. Cap., wo, wie überhaupt in den profanen Schriften, N. sich sprachlich ohne weiteres freier bewegt, 840.18: Veneraturque (Philologia) verbis intellectualis mundi praesules deos = êreta si mit tigi die flihtlcöta . . -1 misericordia. Zur Wiedergabe von misericordia besitzt das Deutsche ein altes Bildungslehnwort armaherzi2. Dennoch ist der Gebrauch dieses Wortes als Übersetzung von misericordia ziemlich eingeschränkt und gerade in N.s Psalter tritt es zurück hinter dem sehr häufig gebrauchten gnâda 3 . Ein Vorzug dieses letzteren liegt in seinem weiteren Bedeutungsumfang; seine Grenzen können etwa umschrieben werden durch: Herablassung, Gunsterweisung, Güte, Milde, Nachsicht. Dagegen fehlt ihm der Gefühlsinhalt von armaherzi, nämlich „Erbarmen, Mitleid". Anderseits umschließt misericordia, besonders wo sie von Gott ausgesagt ist, sein ganzes huldvolles Verhalten gegenüber der Menschheit, ist also da mit gratia eng verwandt, wofür ja auch gnâda die natürliche Ubersetzung ist. Vgl. z.B. 11.430.3: ...secundum 1
Ähnlich wie die Übersetzungen von verbum sind die von e l o q u i u m : dafür meist gechôse, z. B. II, 518. 13 ( = Gebot), II. 5 1 8 . 1 3 , II. 3 4 , 1 6 (mit geheizen erläutert); uuort, geheiz II. 600. 32 — 601. 2; daz du gesprâche, geheiz II. 5 1 4 . 1 4 . 1 6 ; geheiz II. 516. 6; 520. 21 ; 5 2 1 . 2 2 u. ö. uuort allein II. 535. 19 (Zeile 13 uuort = verba); II. 461. 6 (alliterierend: Gâtes uuort unde sînen uuillen). * Uber Geschichte und Verbreitung des Wortes siehe K l u g e , P B B . 35, 148 und Etymologisches Wörterbuch („erbarmen"); B r a u n e , P B B . 43, 394; W a r f e l m a n n , S. 33; G u t m a c h e r , S. 34. 3 Dies die normale N.sche Form; siehe B r a u n e , Ahd. Gr., § 71, A. 4. — Uber die Verbreitung siehe G u t m a c h e r , 8. 34. Auch die altniederfränkischen PsalterFragmente haben stets yenatlta (ed. v a n H e l t e n , S. 101).
39
altitudinem eaeli a terra confirmavit misericordiam suam super timentes eurn = nah dero hohi himeles föne erdo. habet er gefe'stenot Stna genäda über die. die in furhtent. Des himeles hohi... gibet Höht, re'gen. uuint. . . also . . . spendot Got knäda . .. (nach A. 262.15, wo misericordia durch proteetio variiert wird). Ebenso steht gnäda spendon II. 126.10 für misericordiam praetendere. Auch II. 511.17 bedeutet gnäda gnädiges Geschenk Gottes... veniat super me misericordia tua — . .. din genäda chome über mih . . . Christus din hältare. I I . 609.23 werden misericordia und dementia zusammen mit gnäda übersetzt (K.): . . . confitemini domino quia illius misericordiae est omne quod possumus. et clementiae omne quod vivimus = . . . uuanda sin genada ist omne quod possumus. quod vivimus. Im selben Sinne noch öfter. In anderen Fällen aber wird die Gnade Gottes angerufen, d. h. seine Milde und Nachsicht, die die verdiente Strafen abwenden soll; vgl. II. 15.13: Salvum me fac propter misericordiam tuam = Halt mih umb% dina gnäda. uuanda ih iz (supplicium) ferschüldet häbo. Ebenso II. 78. 6, 147. 23, 194. 11, 416. 15 u. ö. — Auffallender ist gnäda, wo es auch für die Barmherzigkeit gesagt wird, die man nicht einem Untergeordneten als besondere Gunst erweist, sondern die man als allgemeine christliche Tugend ausüben soll: 11.471.16 . . . dispereat de terra memoria eorum (auf Juden gedeutet). Pro eo quod non est recordatus (Judas, als Repräsentant der Juden) facere misericordiam . . . = Uuanda er genada nesceinda Christo . . An den wenigen Stellen wo misericordia anders als mit gnäda übersetzt ist, waren kaum Bedeutungsunterschiede schuld an der Änderung. Es handelt sich in allen Fällen um die Gnade Gottes. 1 Mit gnada übersetzt N. auch dementia 260. 28, 712. 24. Ferner venia 223.21: (Orpheus) bat er gnädön. die herren dero Selon. Natürlich ist auch gratia, wenn auf die Gnade Gottes bezogen, mit gnäda wiedergegeben: 322.10; II. 4. 3, 168.15. Einmal hat N. in diesem Sinn huldi II. 275. 6 (nach A. 191.1). Das Wort drückt noch mehr das persönliche Gewogensein ans als gnäda. Es ist kein Zufall, daß sich diese seltenere Art der Ubersetzung (N. hat das Wort nur hier, unhnldi noch 31. 11) gerade in einer erklärenden Stelle findet. — Meist kommt aber gratia in ganz anderem Sinne'in den weltlichen Schriften vor und wird daher auch ganz anders übersetzt. So mit minna 726. 29 (Juno) et matris (des Merkur) gratiam conferebat = sinero müoter minna, veranlaßt durch R.: anlasse dicitur. *rätsami zur Bezeichnung der jugendlichen Fülle und Kraft 728.14. *liebsami 743. 3, wo im Text selber gratia durch serenitas erläutert wird. Für gratia popularis steht tero liuto 16b 158. 24.
40
So steht arm(e)herzi II. 107.18, aber gleich daneben gnäda:
Diligit
misericordiam et iudidum — Er minnot ärmherzi unde gerihte. daz ist knäda unde urteilda. — gnäda unde urteilda sind ebenso II. 416.15 miteinander verbunden, als Ausdruck der Haupteigenschaften Gottes: Geduld und Strenge, Verzeihen und Verurteilen, gnäda wie urteilda sind dabei die augenfälligen Außerungsformen der mehr innerliohen
Vorgänge ärmherzi, gerihte. II. 77.17 und 428.12 geht irbarmida als Ubersetzung von miseratio voraus; das zog sichtlich das in der Bedeutung näher stehende ärmherzi nach sich. Vgl. die zweite Stelle: Benedie anima mea domino ... Qui redimit de interitu vitam tuam. Qui coronat te in miseratione et misericordia = Der dih eorönot in irbärmedo unde in ärmherzi. (In Z. 29 wieder genäda.) Verbindung von ärmherzi und irbarmida liegt vor in der Bildung * erbarmeherzi (hpl.)II. 589.16: Benedictus dominus... qui docet manus meas ad proelium . . . Misericordia mea — Min erbarmeherzi .. . uuanda du gibest mir sia (A.: Praebes mihi misericordiam). — gnäda wurde hier wohl deshalb nicht gewählt, weil es die persönliche Anteilnahme zu wenig ausdrückt: nachher wird Gott gepriesen als Zuflucht und Erlöser. Noch genauer ist die Zusammensetzung von ärmherzi und irbarmida in "irbarmeherzeda1 (hpl.) 11.561.28: Speravit anima mea in domino. Quoniam apud dominum misericordia. et multa apud illum redemptio — .. . uuanda mit imo irbärmehe'rzeda ist. unde fölleglih irldseda. Man sieht, wie irloseda nicht nur die Wahl des ueben ihm stehenden Wortes, sondern überdies seine Form bestimmt hat, besonders im Suffix (-edä), wodurch eine etwas hybride Bildung entstanden ist. Auch einfaches irbarmida, das sonst miseratio* übersetzt, findet sich für misericordia: II. 75. 13 Innocens manibus et mundo corde . . . Hic accipiet benedictionem a domino et misericordiam a deo 1 P i p e r setzt dafür irbarmeda in den Text ein, natürlich ohne Begründung. (Die Wiener Hs. hat irbarmida, für N. beweist das nichts.) Als irbarnieherzeda führt das Wort K e l l e an: Untersuchungen usw., S. 132; vgl. auch I. F l e i s c h e r , Wortbildung bei N., S. 36. ' Für miseratio hat N. meistens irbarmida, das mehr innerlich, gefühlsbetont ist. So z. B. 265. 7 , 9 ; 266. 26; II. 77. 14, 194.14, 428.12. Wo guäda gewählt wurde, ist wieder mehr die verhältnismäßig konkretere Auswirkung gemeint. Besonders deutlich bei der Gegenüberstellung mit dem Begriff „Sünde" II. 268. 13:
Secundutn multitudinem miserationum tuarum respice in nie — Näh dero mäniyi dinero gnädon. nt'ils minero sündun . . . Ähnlich II. 520. 24: Veniant mihi miseratianes tuae et vivam = Mir chumen dine genada . . . 41
salutari suo = Der infähet se'gen fone göte unde irbarmida föne sinemo hältäre. Auch hier hat wohl haltare auf die Wortwahl eingewirkt, ähnlich den obigen Beispielen, im Sinne der inneren Anteilnahme. E s war also überall mehr Rücksichtnahme auf den Gefühls-, als den gedanklichen Gehalt der umgebenden Stellen, was Einsetzung anderer Wörter als gnäda bedingte; ohne diese Angleichung wäre nach N.s Sprachgebrauch überall auch gnäda möglich gewesen. Die zugehörigen Verben sind 1 : m i s e r e r i (miserescere). In den meisten Fällen braucht N. dafür g n a d e n 9 in folgenden Verwendungen: Gnade erweisen, Gunst erweisen z. B . I I . 251. 5: Deus misereatur nostri et benedicat nobis = Oot hnäde uns. unde segenoe ünsih. Ebenso I I . 508. 1. — Rettung aus der Not und Bedrängnis: I I . 423. 2 4 Tu exsurgens misereberis syon = Du stäst ieo noh uf unde gnadest syon. id est ecclesiae. Ahnlich 1 1 . 9 . 1 1 , 2 5 . 1 8 , 9 7 . 2 8 , 3 5 7 . 2 6 (in den beiden letzten Fällen der Imperativ: g(e)näda). — Ausübung des Mitleids und der Barmherzigkeit: I I . 1 3 1 . 3 Mutuatur peccator et non solvet. iustus autem miseretur et tribuet = Sundig man intliehet. unde negiltet . . . aber der rehto gnadet unde gibet ferge'beno. also oüh tmo Oot kab. — Dann besonders von der Begnadigung der Schuldigen 1 1 . 5 5 2 . 1 7 : sicut oculi servorum in manibus dominorum suorum . . . sie oculi nostri ad dominum deum nostrum quoadusque misereatur nostri — Also diu oügen dero seäleho . . . so uudrtent ünseriu oügen ze Göte .. . unz er uns kenäde (sie!). Vgl. auch I I . 1 5 1 . 2 , 1 9 4 . 1 0 . gnäda »keinen, skeinen, ein bei N. sehr häufiges Wort, wird gern gebraucht für „in Erscheinung treten lassen" mannigfacher innerer Eigenschaften uud Zustände (vgl. das Verzeichnis bei G r a f f V I . 506). So auch von der misericordia, z. B . misericordiam facere = genäda skeinen 1 Die weniger zahlreichen Subst. und Adj. schließen wir hier an: miserator = genndare 11.593. 17; sc(h)einare gnadon 11.357.23, 429.18; BIS Adj. geniidig II. 479.19; misericors = gnädig II. 317.14 u. ö. armherze II. 479. 20; II. 357. 24 (zweimal; das erste bei Piper fehlerhaft armeherzen statt -herzer). Als Adv. genädeglicho für in misericordia II. 584.10; ohne lat. II. 587. 7. nilseraudus = * erbarmelih 61. 9. * gnaden = parcere II. 197.21 (nach A. 144. 21), im selben Sinne wie misereri (sonst liben vgl. 285.13; 11.319.20).
42
II. 636.8 : Deus... erexit cornu salutis nobis ...Ad faciendam misericordiam cum patribus nostris = Oenada zeskéinenne unseren forderon. Für misericordiam praetendere II. 126. 10: Praetende miserieordiam tuam scientibus te = Füredene1 dina gnàda. daz chit seeine sia. unde spènde sta dien, die dih uuizzin. A.uch sonst öfter ohne lat. Vorlage, z. ß . 11.77.17, 1 0 7 . 1 9 usw. Daher auch für misereri, wo das äußere In-Erscheinung-treten hervorgehoben werden soll, 1 1 . 6 3 1 . 1 3 : Iudicabit dominus populum
suum et in servis suis miserebitur = Ooi skeidet aber sinen Hut fone ubelen. unde skèinet aber genada an sinen scalchen. Nötig wird diese Art der Ubersetzung, weun von gnàda noch ein Genitiv abhängig gemacht wird: 1 1 . 3 0 8 . 2 4 . . . obliviscetur misereri deus? =
irgizet er zesceinenne dia gnäda sinero incarnationis ... ?
gnäda haben 267.21: Vis aptam meritis vicem referre? Dilige iure bonos et miseresce malis — . . . Minne die güoten nah re'hte unde habe gnäda dero übelon. Noch 266.27 und vorher schon einige Male stand im selben Sinn irbarmeda haben für miserari (s. u.). Beide Ausdrücke siud also in der Verwendung gleichwertig. Für
misereri treffen wir gnàda haben II. 15.2 : Miserere mei domine quoniam infirmus sum — Habe min gnäda uuanda ih ünmahtig pin. din reht zerfdllonne. Auch da ist also verzeihende Nachsicht gemeint. Vgl. ferner 1 1 . 8 5 . 1 5 ; 152.13.
gnäda gefähen II. 226.22: Iratus es. Et misertus es nobis — Unde gnäda gefiènge du unser. Durch das gefähen wird Gottes Wendung zur Milde ausgedrückt.
irbarmeda haben 11.79.18: Respice in me et miserere mei. quoniam unicus filius et pauper sum ego = Sih an mih an dinen christianum populum. unde habe min irbarmeda. Wir haben oben gesehen, daß N. in gleichem Zusammenhang öfter gnaden verwendet. Beide Übersetzungen sind also gleichwertig — aber nur bezogen auf den zu übertragenden lat. Satz und Gedanken 3 ; an sich sind die beiden Ausdrücke in ihrem Wert verschieden, dieser aber kann in unserem Fall — die Behandlung der ganzen Wortgruppe hat dies wohl gezeigt — nur durch sprachgeschichtliche Erwägungen und Vergleich mit verwandten, in ihren Bedeutungsverhältnissen eindeutigeren Hs. und Herausgeber füre déne. • Vgl. die Unterscheidung zwischen signification s u r e , Cours de Linguistique générale, S. 16617. 1
und valeur bei F. de S a u s -
43
Gruppen {gratia, dementia usw. einerseits, miseratio anderseits) ins Licht gestellt werden. Deutlich ist fergeben 11.222.17: Non miserearis omnibus qui operantur iniquitatem = .. . allen nefergebest du iz. die ünreht uuürchent. miserari. Auf das irbarmeda haben im Boethius 266.27 haben wir sohon hingewiesen: . . . cum aegros corpore minime iudicemus dignos odio. sed potius miseratione. multo tnagis ... miserandi sunt quorum ment esurget improbitas = Übe ... uns tie siechen ... häzes uuirdige nedünchent. nübe irbärmedo. so (ist) . .. iro irbarmeda zehäbenne. te'ro müot küotelosi te'mfet. durh irbarmeda mit veränderter Konstruktion steht vorher 265.15; ähnlich umbe irbarmeda 252.30. Das Verb erbarmen findet sich nur 224.23: Arbiter umbrarum tandem miserans . . . = chäd ter hellogot. uuända in erbärmeta iz öuh . . . Ohne wörtliche Entsprechung im lat. Text II. 327.14 in gauz ähnlicher Verwendung. Hier ist nur das Gefühl des Mitleids dadurch bezeichnet. propitius, propitiatio. gnäda vertritt auch diese Gruppe. So bei Wiedergabe von propitius durch die praepositionale Verbindung dürh knäda 265.15: Quos (die Bösen) oportebat duci ad iudicium . . . non ab iratis aecusatoribus sed a propitiis ... miserantibusque = ... näls türh häz. nübe dürh knäda ünde irbarmeda, wo also eine Gunsterweisung gemeint ist. Im Sinne von „nachsichtig" ist das Adj. gnädig gebraucht II. 327.3: . . . propitius esto peccatis nostris = Uuis knädig unseren sundon. Ahnlich das Verb genäden II. 428.9: Qui propitius fit omnibus iniquitatibus tuis. qui sanat omnes languores tuos = Der allen dinen unrehten genädet. hold II. 632. 28: Et vindictam retribuet in hostes eorum (der Märtyrer) et propitius erit terrae populi sui — Er giltet iro fienden ... aber sinero ecclesiae uuiset er hold. Vgl. dazu das oben Seite 40 A. 1 zu gratia — huldi Bemerkte. Ein neues Moment kommt in die Übersetzungen hinein durch das Wort suona. N. kennt dieses in der Bedeutung „Versöhnung, 44
Friede" 1 800.1, 14: sin (Merkurs) gerta todet ünde chicchet. strit zerendo ünde süona mäehondo . . . (vgl. sedatio bei R). — Für propitiatio braucht N. das Subst. suona und zugleich daneben das Verb suonen, letzteres im Sinne von „Versöhnung verschaffen" 11.561.13: Si iniquitates observaveris domine. quis sustinebit? Quoniam apud te propitiatio est = .. . uuanda an dir diu suona ist. Du suondost unsih mit dinemo bluote. — Aber suona ist auch die Sühne, die man (bzw. hier Gott) empfängt, zum Verbnm wird dann entsprechend Gott Objekt. So 11.317.15: Ipse autem miserieors etpropitius fiet peccatis eorum et non disperdet eos — . . . er uuirt pesudnet iro sundon. daz chit. er inphähet suona umbe iro sunda (vgl. dazu auch A.208.59: illud remisit). — Hat hier N. besuonet für propitius im Sinne von „versöhnt", so bedeutet *suonlih* vielmehr „versöhnbar" II. 413.19: deus tu propicius fuisti eis (Moses und Aaron) = du uuäre in suonlih. souuär iz iro dürfte uuären. — besuonet kann auch derjenige sein, der die Sühne leistet 11.329.13: Uuir uuären inimici (Gottes), so uuir aber besuonet uuerden . . . — Als Objekt kann weiter zu besnonen = propitiari stehen der gutzumachende Fehler II. 243.4: Et impietates nostras tu propitiaberis — . . . ünsera übeli besuondost du . . . Einmal steht üben II. 78. 24: . . . propitiaberis peecato meo. = .. . Übest du truhten minen sundon im Sinne vou „Nachsicht haben".
E. Kirche und kirchliche Einrichtungen. ecclesia. Angesichts der langen Liste von Ubersetzungen für ecclesia, die E h r i s m a n n (Ahd.Literaturgeschichte, S. 433) aus den von einem unbekannten Sprachkünstler herstammenden Glosseu zu N.s Psalmen zusammengestellt hat, kaun N.s eigene Ubersetzungskunst beinahe gering erscheinen. Zu beachten ist aber, daß N. in den meisten Fällen das lat. Wort als terminus technicus unübersetzt aus den benützten Kommentaren herübernahm. Aber auch ohne dies hätte N. sicherlich dem sprachlichen Spieltrieb nicht so freien Lauf gelassen wie 1 In der Bedeutung „Gericht" bei N. nur noch in siionetago 5. 3. ' Im eigentlichen Ahd. nur hier vorkommend. Der andere von G r ö g e r angefahrte Beleg „kaum vor dem vierten oder fünften Jahrzehnt des XII. Jahrhunderts" (MSD.», S. 265).
45
der Glossator — am allerwenigsten im Psalter. N . s bieten so nichts auffälliges:
samenunga
(Versammlung)
D i e Übersetzungen
II. 635. 10: Credo in . . . Sanctam
eeclesiam catholicam. i. universalem congregationem ehristianorum — Keloubo heiliga dia ällichun samenunga diu christianitas heizet. gesamenunga II. 604. 9: Laus eius in ecclesia sanctorum — Sin lob ist in dero gesàmenungo dero heiligon. In himele gesämenont sie sih . . . Man sieht, wie eng der Zusammenhang mit der eigentlichen Bedeutung von samenunga ist. Ahnlich:
gesemine II. 367. 5: Confitebuntur caeli mirabilia tua . . . Et veritatem in ecclesia sanctorum — . . . in dero heiligon gesemine1. Christenheit II. 83. 9: In ecclesiis benedicam te domine = In àttero christenheite lóbon ih dih. Vgl. A. 82.1 : Omni ecclesiae iam in Christo stabilitae attribuì potest (so. der Psalm) *.
catholicus. A u c h in der Wiedergabe dieses mit ecclesia eng verbundenen Begriffes folgt N . den allgemeinen Wegen der ahd. Übersetzungen. Er hat: allih. II. 635. 10 auf ecclesia — samenunga bezogen, s. o. A l s
Attribut zu fides II. 638.27 ällicha geloüba, während ebenda in Zeile 20 gemeine im selben Sinne stand: Quicumque vult salvus esse, ante omnia opus est ut teneat catholicam fidem = . . . demo ist dürft . . . daz er habe die gemeinun geloüba. Das Wort kehrt dann wieder mit gleicher Beziehung I I . 644. 16. Ein Bedeutungsunterschied zu allih liegt nicht vor. W o h l aber bei reht 11.641.31:
tres deos aut dominos dicere catholica religione prohibemur
=
1 Di« deutschen Ausdrücke stehen einander alle nahe: So ist congregati«) = samenunga II, 635.10; = manigi II. 18.2, 82. 2; = gesemine II. 479. 5, 453. 22. In anderer Verwendung (congregatio omnium bonorum) = samohafti 166.15 : alles küotes samohafti. Auch die Übersetzungen von svnagoga (in der eigentlichen, nicht auf die Juden bezogenen Bedeutung) werden mit den gleichen Mitteln bestritten: gesamenunga II. 340. 8; manigi II. 147. 23, 357.16, 453, 25. Ahnlich für chorus: manigi 824.16; auch vom Musenchor 788.14; 788.29 dafür gesemine; samentsingentiü mänegi II. 604.17 (consensio cantantium A. 357.5); abschätzig gezuähte 12. 31, ähnlich 738. 5. concilium = manigi 825. 20 u. ö. ; gesemene II. 69.14. * Die angeführten Wörter kommen auch sonst ahd. in der Bedeutung ecclesia vor, siehe Kaum er, S. 287 ff., gesemine wenigstens in verwandten spezielleren Verwendungen wie synagoga, clerus (Gräff VL 37). — Synonym mit ecclesia sanctorum ist communio sanctorum = gemeinsami IL 635.14.
46
nemuözen uuir che'den . . . dri Gota . . . näh rehtero geloübo. Zu beachten ist, daß daneben noch steht christiana veritate — nah uuärheite, die Richtigkeit der Lehre also hervorgehoben werden soll 1 . sanctus. Die Übersetzung des Wortes ist fast immer heilig, mag es nun bezogen sein auf irgend etwas, das mit Gott im Zusammenhang steht, wie der Tempel (z. B. I I . 243.17), oder auf die heiligen Menschen; in diesem Falle ist das Wort substantivisch gebraucht. Vgl. 11.102.17: Diligite dominum omnes sancti eius = alle sine heiligen. Ahnlich I I . 604.9. — Nur in dieser Bedeutung steht auch einmal sälig bzw. säligo I I . 200. 25 ( 0 . 1 4 5 . 1 2 ) : . . . cum sanctis domini nee diabolus nee antichristus . . . habebunt portionem — Säment dien säligen neläzet er dih piien. Bemerkenswert ist wieder, daß sich das Wort in einer erklärenden Stelle findet. Daß für die ältere Kirchensprache kein Unterschied besteht zwischen „heilig" und „selig" hat E. O c h s P B B . 45, S. 102ff. gezeigt. Außerdem findet sich bei N. noch gotedeht(e) 2 3 5 . 3 2 : Socer etiam sanctus — ... min götedehto suer... Das Wort, über das O c h s a. a. O. handelt, bedeutet „fromm", welche Bezeichnung in diesem Zusammenhang natürlich allein am Platze war. Dazu stimmt auch das Adv. gotedehtigo 185.15: . . . vide quam id sancte probes . . . quod diximus summum deum plenissimum esse summi boni = . . . sih uuio gotedehtigo ünde uuirdegUcho du däz ähtoest. . ., wo also gemeint ist „in Gottes würdiger Weise". sacer. Es finden sich im Marc. Cap. noch einige Beispiele von uiuh 8 , als schmückende Beiwörter zu Attributen der Götter. Vgl. 7 4 6 . 1 : sacra vis = .. . diu uuiha chräft iro gotheite, ferner 7 6 5 . 8 : (Mercur 1 universalis, mit dem I I . 6 3 5 . 1 0 catholicus übersetzt ist, hat die entsprechenden Verdeutschungen erfahren: gemeine, allelih, gemcinlih; Biehe K e l l e , Ph. K., S. 44. — Ali Ergänzung vgl. noch samenthaftig 3 4 4 . 2 5 ; samenthafti für das substantivierte Neutrum 338. 9. W o universalis ein anderes substantiviertes Adj.
bestimmt steht allis 599.30: universale dcdicativum = ailis festenunga; 600.1: universale abdicativum = allis lougen; al- 599.15: universale dedieativum = aluestenunga. * Uber die Form siehe L i n d a h l , s. v. ' Über die Verteilung von heilig und uuih bei N. siehe K e l l e , Capeila, 304.
47
ist .Jupiters-) honos sacer = uuihiu era. Auch: sacramentum nuptiale — uuihe brütloufte 7 8 8 . 1 6 . MaD kann dabei noch au die eigentliche Bedeutung von uuih denken: „(durch gottesdieustliche Handlung) geweiht", aber im gleichen Sinne zeigt sich an anderen Stellen auch heilig, vgl. 7 9 1 . 2 4 : suesce (Philologia) probare sacros cantus (Musarum) = . . . unser heilig sang zelöbenne. Ahnlich 7 9 5 . 2 5 : utere sacro candore aetheris = lebe dar in de'ro he'iligun zörfti des himeles, und 8 0 4 . 2 3 . Wenn dagegen 6 9 3 . 1 sacra coniugia mit heilige gehileiche wiedergegeben wird, so ist „heilig" hier eher am Platze als oben bei uuihe brütloufte, weil die Hochzeit der Götter selber gemeint ist, nicht nur die „heilige", d. h. in diesem Fall „geweihte" Handlung. N. hatte dafür 6 8 9 . 1 6 geradezu gotelih gebraucht: sacro complexu — mit cötelichemo gehileiche (nach R . : divino). Sehr oft läßt N. die Ubersetzung von sacer ganz weg, wie er den rhetorischen Bombast des Marc. Cap. überhaupt mildert: eine „heilige T i n t e " ( 8 0 6 . 1 5 ) z. B. ist bei ihm natürlich unmöglich. Ferner z. B . 797.23; 791.21; 725.25. Das subst. Neutrum s a c r u m gibt N. adjektivisch wieder mit dem Adj. e o h a f t 125. 2 1 : (Amor) nectit et sacrum coniugii = ... festenöt ten eohäften gehileih. Also = dem religiösen Gesetz entsprechend 1 . profanus, profanare. Profanus, der Gegensatz zu sacer, ist wiedergegeben durch ueruluochen 1 9 . 2 4 : Pervertit (imprudentia) nonnullos eorum (der Philosophen) errore profanae multitudinis = . . . Mit te'mo irreglichen uuäne. der to uuirbet mit te'ro uerulüochenuns mänegi. Sie gelöubtön te'ro mänegi. täz sie uuise uuärin. Der Ausdruck erscheint uns in diesem Zusammenhang reichlich stark. E s ist aber zu bedenken, daß N. offenbar der kirchliche Begriff von profanus vorschwebte, und in der T a t sehen wir, daß hier „verflucht" und „profan" eiuander 1 Wir fügen noch die übrigen Ableitungen von sanctus und sacer an, soweit sie nicht im folgenden noch behandelt werden: sanctitas — he'üigi II. 403. 18 (Hs. und Herausgeber: heili) u. ö. sanctiflcatio = heiligunga II. 323.18, 565.15; dazwischen einmal * heiliymachunga (hpl.) II. 403.19. Verbal umschrieben mit heilig machon 11.408.11 (confitemini memoriae sanctificationis eins = geiehent ainero gehühte. diu heilige macliot). heilig II. 320.13 (in montan sanctificationis eins —üffen sinen heiligen berg). heilig tuon II. 485. 16 für sanctificationem facere. sacrare = geheiligon 800. 20, 31. 1 Hs. und Herausgeber uerulüchenun; siehe K e l l e , Verbum und Nomen, S.232.
48
sehr nahe stehen, vgl. G r a f f 1 . 1 0 8 7 f., wo das verwandte faruuazan sowohl in der Bedeutung anathema wie auch profanus aufgeführt ist. 1 2 . 1 6 steht der Acc. n r 6 d e n : (Philosophie zu den Musen) . . . si quem profanum detraherent blanditiae vestrae . . . minus moleste ferendum putarem = . . . infüortint ir mir einen ure'den. L i n d a h l , s. v., erwägt Änderung in freide (flüchtig) oder f r e m e d e . Ich möchte der letzten Änderung entschieden den Vorzug geben, denn die erste läuft in diesem Zusammenhang auf eine Tautologie hinaus (einen Abtrünnigen abtrünnig machen), nur die Bedeutung „fremd, nicht zugehörig" gibt einen S i n n l . profanare ist *intheiligon (hpl.), *nnmaozhafton* I I . 374. 9 : Profanasti (Gott) in terra sanctuarium eius (servi tui) = Habest in erdo sin uuiehus intheiligot unde geünmuözhäftot. — Handelt es sich lediglich um Nichtheilighalten eines Versprechens, so braucht N. dafür f e r m e i n e n 8 1 1 . 3 7 3 . 4 : Neque profanabo testamentum meum = Noh mina beneimeda nefermeino ih. I I . 372. 22 hatte N. einfaches i n t i m e r e n gesetzt, doch da handelt es sich um Ungehorsam der Menschen: Si dereliquerint filii eius (Davids) legem meam . . . Si iustitias meas profanaverint . . . = Übe siniu chint miniu reht intuue'rent. . . Ähnlich steht I I . 276. 25 dia ea intuueren für legem praeterire.
sacramentum. W i r haben bereits oben Seite 4 8 die Ubersetzung uuihe brütloufte ( 7 8 8 . 1 6 ) für sacramentum nuptiale besprochen. Außer dieser Stelle hat N. das W o r t nur noch einmal in einer Erläuterung zu einer Psalterstelle übersetzt. I I . 7 0 . 1 : Vestimenta christi daz sint siniu sacramenta. daz chit *heiligrneineda (hpl.). also baptismum ist . . . E s liegt wohl ein etymologisierender Ubersetzungsversuch vor: „was etwas 1 Bei der erwähnten Verwandtschaft in der Bedeutung von profanus und anathema kann vielleicht auch auf anathema = gefremidot, Ahd. Gl. J I . 146. 47, hingewiesen werden. — N. selber hat nur anathemizare, das er II. 156. 5 mit leidezen wiedergibt (nach A. 119.14 anathema teipsum displicendo tibi intapretatur). ' Vgl. nefas = unmuoza 186. 24 (. . . quod nefas est de deo cogitare — Tis unmuoza ist föne . . . gote zedenchenne . . .), auch 30.11. — Zugrunde liegt fas = muoza 30.20, 348.5 u. ö. — Das Verb unmuozhafton zufällig nur bei N.; vgl. unmuozhaft — profanum, außerhalb N.s bei G r a f f 11.908. s mein = sacrilegium 35.9; = nefas 319.27, 718.16. — Außerhalb N.s vergleiche für profanus: mehifoü, Ahd. Gl. I. 230. 4; tneinfollihc, Ahd. Gl. II. 319.3; meinfollihin, Ahd. Gl. II. 221. 7.
49
Heiliges bezeichnet, bedeutet" (vgl. auch Zeile 4: ein vestimentum uuas daz caritatem bezeichenet1). Den zweiten Teil des lateinischen Wortes faßte N. offenbar als Ableitung von mens. sacrificium. Soll das Opfertier bezeichnet werden, so kann friskiug 2 stehen. So, gestützt durch victima, IL 157.1 (A. 120.19): intus habeo victimam quam immolem ... intus habeo sacrificium quo flectam deum — ... Ih hdbo keime daz er sudchet. daz ist min gebet, nals min frünscing. Als Erläuterung zu opher in der Übersetzung des Textes, II. 198.14: . . . si voluisses sacrificium dedissem utique = übe da öpher uuöltist ... daz habe ih dir. Mänige früschinga mahii ih dir bringen . . . — Im allgemeinen aber zieht N. opher als Ubersetzung von sacrificium vor, auch wo deutlich auf die Opfertiere Bezug genommen wird, II. 191.6: Non super sacrificia tua arguam te = Umbe diniu opfer neirre'fso ih dih. uuanda ih nemälon dih. ziu du mir nebringest taurum . . . aide hircum ... Besonders uatürlich da, wo das Opfer inuerlich und geistig aufzufassen ist. So II. 192.11 sacrificium laudis — öpher lobes, und noch deutlicher 11.10.19: Sacrificate domino sacrificium iustitiae et sperate in domino = Pringent göte daz öpfer des rechtes, daz chit. lebent rechto. Als Kompositum ist anzuführen * äbentöpher = sacrificium vespertinum II. 583.22. Vereinzelt ist *heiliguiiga s 11.462.12, als etymologisierende Übersetzung: Et sacrificent (domino) sacrificium laudis — . . . unde . . . geheiligeien sie tmo dia heiligünga löbes*. 1
Vgl. mysticus = bezeichenlih 804. 13. meinen wechselt mit bezeichenen für significare, z.B. 504.22., 505. 7 ff. * Über die Formen des Wortes siehe K e l l e , Untersuchungen, S. 102. ' Also wie sanctificatio. Entsprechend hier das Verb geheiligon wie sonst für sacrare (vgl. auch oben Seite 30 A. 3 den entsprechenden Typus iustificatio =
rehtunga).
Wir führen noch die verwandten Gruppen an: holocaustum = * brennefruscing II. 199. 6. *brantopher 11.146.22, 191.10, 198.18; opher 11.249.17; ferbrenneda II. 249. 5 (Introibo in domurn tuaiu in holocaustis = in ferbrennedo yän ih in din hüs. dar divinus ignis ferbreimet carnis corruptionem). hostia = friuscing II. 85. 7. hostia laudis = *lobofriscing 11.492.21; opher II. 404. 2 (Nement öpher . . . Chornent mit lacrimis). 52u friskiug' vgl. noch friskinga = pecudex 702.6; = monenda 702.29; scäffine fr&nskinga = oves occisiouis II. 165.22. * opherfriskinga = oictimae II. 631. 24; = pecudes immolatae 830. 27; »slalitfriiiscillga ( P i p e r : slaht friuscinga) — oves escarum II. 162.27. 1
50
templuni. Für templum setzt N. im Psalter, weit verbreitetem Gebrauch folgend, fast durchweg M s (gotes hüs. sin hüs u. ä.). Einige Beispiele müssen genügen, I I . 13. 8 : Adoralo ad templum sanetum tuum . . . == Ze demo dinemo heiligen hüs peton ih . . . I I . 1 7 3 . 1 0 : Adducentur... in templum regis = . . . uuerdent sie bräht in Gótes hus. in sanctam ecclesiam. Diese Art der Übersetzung wurde nahegelegt durch das im AT. und NT. gelegentlich auftretende domus deil. Im Psalter steht der erste Beleg dafür bei N. I I . 13. 6 — Zeile 8 folgt dann das erste Beispiel mit templuma. Daß aber N. mit solcher Beharrlichkeit stets an dieser Ubersetzung festhielt, hat vielleicht doch noch besondere Gründe. Es handelt sich im Psalter ja nicht um irgend ein „Gotteshaus", sondern um den wirklichen Wohnsitz Gottes. Der spiritualisiereuden Ausdeutung Augustins usw. entsprechend, wird diese Wohnung Gottes bezogen auf den Sitz im Herzen 1 1 . 3 2 . 7 : Dominus in tempio sanato suo . . . = Er ist .. . in smemo hus . . . Anima fidelis diu ist templum dei . . . Ebenso 11.48.9, 84.17, 243.17. — Auch die kirchliche Gemeinschaft ist „Gottes Haus", daz Gotes hüs {domus) 1 1 . 8 2 . 2 1 ; ebenso (templum) II. 87.15, 173.10, 182.27. Auf das himmlische Jerusalem wird gedeutet I I . 13. 6. — I I . 574. 22 schwankt N. zwischen den einander widersprechenden Auslegungen A.s (congregatio angelorum) und C.s (Inkarnation); siehe H e u r i c i 343.4. Nur einmal finden wir auch im Psalter chilecha 1 1 . 5 9 1 . 1 7 : Filiae eorum (die Sekten der Schismatiker) compositae circumornatae ut similitudo templi = Irò tohtera gänt gefrénchet3. in chüechun uuìs känt sie gezierte. Sie habent kelichi dero zierdo. nals die uuarheit. Die Übersetzung ist schwer zu erklären, gemeint ist (vgl. besonders C. 351. 23): Sie suchen sich selber das Ansehen einer Kirche (im 1 Vgl. K a u m e r , S. 304. * Umgekehrt wird einmal (II. 613. 15) domus domini durch templum wiedergegeben: . . . cantabimus . . . in tlomo domini = in dinemo tempio . . . — Auch sanctuarium wird I I . 290.11 mit Gotes hus übertragen: Donec intrem in sanetuarium dei . . . = um ih kän in daz Gótes hus. in dia . . . fernümest diro scripturarum. Sonst aber iteht dafür uuiehùs. So bald darauf II. 291. 23 und ferner I I . 345.7, 374.9, 619.15. » Die Stelle scheint verderbt. H e i n z e l (Wiener S B . , Bd. 80, S. 686) vermutet Fehler für gesrenchet (vgl. G r a f f VI. 582), doch stimmen die Bedeutungen nicht recht zusammen. K e l l e (Untersuchungen, S. 70 und 73) dagegen führt das Wort ohne weitere Bemerkung an.
4
51
abstrakten Sinn) zu geben, chilecha ist vielleicht Verlegenheitsübersetzung und soll verstanden werden als die konkrete Erscheinung der Kirche, wofür N. in diesem Fall, als auf die Schismatiker bezogen, nicht gotes hüs brauchen konnte. Wie verdreht schon die lateinische Ubersetzung ist, braucht nicht erst hervorgehoben zu werden. Im Zusammenhang der Göttermaschinerie des Marc. Cap. gebraucht N. chilecha 766.25: . . . o superi. qui recolitis . . . vestra crepundia. quae occultant sacra. s. templa latentibus aditis = . . . iuuera uuesteruuät. diu in dien chilechon liget behalten, chilecha empfahl sich in diesem Falle als der gewissermaßen neutralste Ausdruck; tempel war ja noch nicht nach Oberdeutschland gedrungen 1 . Ebenso steht chilecha für templum bzw. fanum (R.) 703.3 s . "Wo der Begriff des Heiligtums ganz zurücktritt, setzt N. selda (Wohnsitz) 789.6: Scande caeli templa virgo = . . . fär ü f . . . in himeliske se'ldä. Ebenso 790. 21. — 792.4 läßt N., bei Wiederholung der gleichen Stelle, selda weg und sagt einfach in himela. Ahnlich, in anderem Zusammenhang 843.12: . . . animae . . . quae . . . caeli templa meruerant — . . . die ze himele chömen uuären.
psallere. Die einfachste und häufigste Ubersetzung ist die durch singen. In vielen Fällen steht neben psallere im parallelismus membrorum oder sonst in Kontaktstellung cantare, vgl. I I . 442. 8: Cantabo domino in vita mea. psallam deo meo quamdiu sum = Trühtene singo ih um ih le'bo. ih singo imo ouh so längo ih pin in aeternitate. Ferner 11.106.23, 107. B, 416.22, 590.31. Auch wo nicht cantare in der Nähe stellt, vgl. I I . 179.13ff.: Psallite deo nostro psallite = Nu singent ünsermo Oöte. / Psallite regi nostro = Singent ünsermo chuninge. / Psallite sapienter — Singent uutslicho. Ferner I I . 225.17, 247.2, 574.20, 598.24. — Ein sehr weltliches Singen, das daher nur mit diesem neutralen Ausdruck wiedergegeben werden konnte, ist gemeint II. 266. 27: Et in me psallebant. qui bibebant vinum = Säzzen ze uuine unde sungen föne mir (die Feinde). Weltlicher 1
Siehe G u t m a c h e r , S. 241. chüecha für christliches Heiligtum 68.10 (ohne Iat.). Ebenso christlich für aedis s a c r a 28.18, 34.7; für f a n u m (heidnisch) 702.5, 774.18, 824.31. Für a d y t n m ebenso 702.13, 806. 23; *gibohüs (hpl.) 698. 20 (dadurch das danebenetehende donaria zugleich übersetzt). ä
52
Gesang (Hochzeitsgesang) ist auch durch psallere bezeichnet im Maro. Cap. 689.7. Mit näherer Bezeichnung des inneren Objekts: psalmum singen (für psalmum dieere) 11.231.14 und II. 56.23 1 ; psalmos singen für psallere 11.466.15. singen unde danchon, aus dem Inhalt ergänzt I I . 93.7: Domine abstraxisti ab inferís animam meam. Psallite domino sancti eius — Singent unde dänehont des trúhtene ir sine heiligen. * sálmosángon, als Ableitung von dem bei N. selber nicht vorkommenden terminus technicus salmosang — psalmus (N. hat nur psalmosang, s. u.; im übrigen G r äff VI. 252), mit genauerer Bezeichnung der besoudereu Art des Gesanges. In der Anwendung ist kaum ein Unterschied gegenüber einfachem singen festzustellen; vgl. I I . 20. 9 Confitebor domino secundum iustitiam eins, et psallam nomini domini altissimi = Oo't lóbon aber ih . . . unde sálmosángon ih de'mo námen des hóhesten. Ferner I I . 23.13, 25.5, 567.11. An einigen Stellen hat vielleicht auch das Streben nach Abwechslung im Ausdruck die Wortwahl beeinflußt, so II. 216.24: Canlabo et psalmum dicam = ... singo ih dir. unde sálmosángon dir sús. Ahnlich II. 86.12, 253.13. *niumon 11.409.22: Cantate et exsultate et psallite = Singent. sprúngezent. niümont. Hier mußte zu cantare und exsultare als verschiedenen Arten der gottesdienstlichen Lobpreisung noch ein Gegenstück aufgestellt werden, wozu am besten niumon sich eignete, das den Gesang ohne Worte bezeichnet 1 . Nachher fährt N. weiter mit einfachem singen: Psallite domino in cythara = Singent imo an gudten uuerchen (nach A.). In ähnlicher Weise wird I I . 443.7 durch '"Seiten ruoren 8 die Instrumentalmusik dem Gesaug gegenübergestellt : Cantate ei = Singent imo daz ist in uudrden / Et psallite ei = Unde. selten ruorent imo. daz ist in uue'rchen (verbo et opere laúdate A. 268.5). Mehr gefühlsbetont sind die folgenden Ubersetzungen: *hugesangoii 4 1 Auch einfaches singen für dicere psalmum II. 247. 2 (neben pxallere). — Singen steht auch sonst für dieere, wo es sich um musikalische Ausdrücke handelt: dicere hymnum —1 lobesang singen II. 246. 3; dicere alleluia — alleluia singen II. 459. 16. * Vgl. E h r i s m a n n , Althochdeutsche Literaturgeschichte, S. 16 und 36. 1 Vgl. *seUenspréngendo = in chordis IL 606.14. * Sonst nur noch für iubüare in einer Glosse zu N. II. 399. 23. — Vgl. auch hugelih = laetus (Freude machend) 171. 15, 764. 16. gehugelichon = exhilare IL 436. 27. huyen siehe bei exsultare. — hugulust bei Otfried siehe E h r i s m a n n , Psychologische Begrifisbezeichnungen, S. 330.
4'
53
I I . 466.6:
Cantabo et psallam
tibi in gloria
dir hügesängon ih in minero guöllichi,
mea — Dir
singo
ih.
in der Bedeutung: aus innerer
Freude singen. *liebsangon
11.544.23:
uuanda
er (David) sih peuuända
(Tempelbau) follefrümmen
er daz uuerch
er sär demo selben uuerche
. . . mit
selbo solti. so Also =
. . . psalmo.
daz
liebsängot zu Ge-
fallen singen, Angenehmes singen. *höhsangon domino =
I I . 262. 2 , 4 :
trühtene.
I Psallite
terrae
cantate
gnäda. singent
deo. qui ascendit super caelos caelorum
druck der Freude und festlichen Stimmung vor. hätte singen oft
psallite =
Höh-
A n anderen Stellen
ebenso gut gepaßt, oder umgekehrt wäre
ebenso gut
Psallam
deo.
Oöte . . . höhsängont
Es liegt hier deutlich eine Steigerung zum Aus-
Oöte . . .
sängont
Regna
Umbe süs mänigfalta
am Platze
gewesen wie singen.
tibi in cythara sanctus israel =
(vgl. Zeile 21 psalmus — höhsang). steht aber einfaches singen.
hohsangon
Vgl. 11.281.24:
Hohsangon
dir in
Ferner I I . 387. 25, 597.12.
letzten Stelle deutet N . höhsang
cythara
A n der ähnlichen Stelle I I . 106. 23 als „lauter Gesang".
An
der
Das W o r t
ist nicht von N . geschaffen worden (wenn sich auch das Verb nur bei ihm findet1) und bedeutet vielleicht doch eher „feierlicher Gesang", den übrigen Zusammensetzungen mit sang entsprechend (s. u.). Man singt um Gott zu loben, eius. date gloriam mnges kuöllichi
laudi
eins =
vgl. 11.246.13: Psallite Singent
uue'ndent imo ze lobe . . . So kann denn auch psallere
mit l o b s i n g e n 2 übersetzt werdet), I i . 259. 25: coniuncti
psallentibus
de quorum deus =
s'mgenten
...
Praeveneruntprincipes
— A . 182.55 . . . coniuncti
bonis operibus . . . tamquam organis laudis
Apostoli
chamen
. . . kefuögte
in voce et opere.
zu
änderen
Ih
lobo in ...
psallentibus, glorificaretur .. . Oötes
lob
Schließlich kann der Hinweis auf das
Musikalische ganz wegbleiben: 11.595.25 Laudabo mea =
nomini
sinemo nämen. unde des
j Psallam
deo meo quamdiu
dominum ero =
in vita Ih
lobo
1 Vgl. iubilo = hohsange, Ahd. Gl. I. 282. 58. — Das ist der Dativ (bzw. für das Lateinische: der Ablativ) des Noiuens, Dicht 1. Singular des Verbs, wie G r a f f VI. 252 irrtümlich angibt. 2 lobesang bei N. siehe Seite 57. Zufällig braucht N. das Wort Die für psalmus. Vgl. aber psalmum rlicere = lobsanc singen in Monseer Fragment 28. 17 (ed. H e n c h ) . — Die altniederfränkischen Psalmen (ed. van H e l t e o ) haben stets lof qnctlian für psalmum 'dicere, auch einmal (Ps. 58. 18) lovan für psallere, wo N. singen hat; sonst auch da für psallere stets singen. Für lob — hymnus u. ä. im Althochdeutschen siehe G r a f f II. 60ff.
54
in . . . unz ih hier bin. Ebenso I I . 604.20, auch da unter dem angleichenden Einfluß eines vorausgehenden laudare — lobon.
psalmus. Als objektiven Fachausdruck finden wir sehr häufig salmo, besonders in der Einleitung der einzelnen Psalmen, vgl. 1 1 . 2 0 . 1 3 : . . . an in (Christus) uuirt Jcenéimet diser sälmo. Ebenso oder ähnlich 11.22.16, 33.10, 189.3, 221.12. Auch sonst bei rein sachlicher Erwähnung, z . B . 1 1 . 1 3 8 . 1 4 : . . . Fone . . . iob ehäden
ételiche
uue'sen gescriben
allen
disen sahnen.
Ferner II. 147. 1,
150.5, 498.14. Doch auch im Text selber I I . 3 9 9 . 1 5 : . . . in
iubilemus ei = niümoen imo an dien
salmon.
Als neutrales Wort wird auch öfters sang verwendet;
psalmis neben
salmo 11.231.22: In finem pro idithun psalmus david — An daz ende siéhet diser salmo, füre transilientem gelungener. Uuen ist er (Christus) transiliens? .. . Alle saeculares die er ... zud imo gezièhen uuüe mit disemo sänge. Ferner sang allein I I . 89.8, 246.14, 405.19, 416.13, 387.16 (für: psalmus cantici). psalmosang I I . 597. 7: Laudate dominum quoniam bonus psalmus . . . — Psalmosang ist huòt. Uuaz ist daz? ane daz man Dabei wird zum Voraus auf die folgende Eran psalterio singet. klärung Rücksicht genommen. Nur selten sind etwas gefühlsbetontere Ubersetzungen anzutreffen: sang dero mendi (Sang der Freude), 1 1 . 8 5 . 1 1 : Cantabo et psalmum
dicam domino ~ A. (zu Z. 4) immolamus hostiam iubilationis (bei N. verlesen : cubiculationis) . . . hostiam laetitiae . . . — . . . danne singo ih daz sang déro mendi. — höhsang I I . 597.11: . . . uuanda daz lüto seiltet . . . pe diu chit psalmus hohsangWir haben die Stelle schon oben angeführt und besprochen. Vorher schon I I . 281.21 :
confitebor tibi. In vasis psalmi veritatem tuam = An dien uazzen des hdhsanges iiého ih dinero uuarhéite. — * frösang* 11.92.10: Psalmus cantici dedicationis domus david — Diz ist frdsang dc'ro 1 Dieser Auffassung entsprechend übersetzt N. I I . 409. 24 vox psalmi mit hohiu stimma. Ebenso canticumpsalmi -- daz lùtrcìsta (sic!) saug I I . ¡342.12. psalmus hat also hier nur noch die Bedeutung, die andernorts canorus hat (canorus — lutreiste 704.24). — Uber die Bedeutung von canticum psalmi und psalmus cantici vgl. Thea, linguae lat. I I I . 2S4. * Außer N. nur noch einmal im Spätalthochdeutschen belegt („Uimmel und Hölle", M S D 30.60).
55
uuiêhi davidis hiíses. Auch noch II. 242.11 (das lateinische Wort bei A. 172. 2), 246.6 (canticum psalmi). — Lehrreich für N.s Art zu übersetzen und zu erklären ist 11.242.2,11: In finem psalmus david = An Christum siêhet davidis salmo, der sîn frôsang ist...1
iubilatio, iubilare. iubilatio ist stark gefühlsmäßig gefärbt und N. sucht dem in den Übersetzungen gerecht zu werden. *liudunga (jubelnder Gesang) II. 179.9: Ascendit deus in iubilatione. et dominus in voce tubae — Oot fuôr ze himele in liûdungo. unde in hörnscalle. Apostoli liûdoton fóre mendi. Was unter dem Worte zu verstehen ist, sagt N. II. 107.5ff.: . . . psallite ei in iubilatione = . . . singent imo liûdondo. . . . daz ist héliûdot. dáz man freuui mit niûmon ( = Tönen) oûget âne uuort. Wenn das Gefühl dabei eine so große Rolle spielt, ist es begreiflich, daß das musikalische Moment auch ganz zurücktreten kann: uuunna 11.369.23: Beatus populus qui seit iubilationem = Sälig ist der liût der dia uuunna uuêiz. der daz irche'nnen chan. uuiêo ir sih dero zueio (misericordia et veritas) freuuen sol. f r e u u i II. 85.7 (A. 84.16): immolamus hostiam iubilationis .. . laetitiae . . . gratulationis . . . = . . . opferon ih imo den friúscing déro fréuui. freuui vertritt dabei zugleich die anderen beigeordneten Substantiva. iubilare ist im einfachsten Fall mit singen übersetzt. 11.410.6: Iubiláte in conspectu regis domino — Singent Oote in des chuninges kesihte. sines ... christi. Im Gegensatz zur Ubersetzung von psallere sind aber die spezielleren Ausdrücke in der Mehrzahl, so *niumon (Töne ohne Worte singen) II. 333.18: Iubilate deo iacob — Niûmont imo. Ähnlich der obeu angeführten Stelle (II. 107.5) ist II. 399.8: Iubilemus deo . . . — Niûméien Oote . . . ougen frêuui mit niûmon. dar uuir mit uuorten nemúgín. (A. 247.4: Quid est iubilare? gaudium verbis non posse explicare, et tarnen voce testari...) Ebenso 11.399 15. 1
psalterium.
Interessant die Mitteilung N.s II. 334.11:
psalterium . . . Daz
*8(ütirsanch heizet nii in dütiscun rötta. Das fremdsprachliche rotta hatte sich
unterdessen eingebürgert (vgl. auch E h r i s m a n n , Althochdeutsche Literaturgeschichte, S. 16). — Für psalte>'ium im Sinne von Uber psalmorwm hat X. II. 498.15 saltere (A. 297.1 redet vom codex psalmorum).
56
liudon 11.400. 7: . . . iubilare, daz chit äna uuört liüdon1. noch 11.178.13, ohne einschränkenden Zusatz 2 . *uuunnesangon II. 2 4 6 . 9 : (vgl. dazu Zeile 6 frosang = 409.20, 415.4.
Auch
Iubilate deo — Uuünnesängont Oote eanticum psalmi). Ferner II. 400.4,
canticum. Als Lehnwort wird cantico gebraucht, vgl. 1 1 . 5 7 2 . 2 4 : . . . interrogaverunt nos . . . verba canticorum . . . ymnum cantate nobis de canticis syon — . . . frageton unsih . . . uuieo diu uuort cheden dero cdnticon . . . iüuueriü lied heimenän singent uns in iüuuera uuis. Ferner I I . 590.28, 604. 3. Noch öfters einfaches sang wie bei psalmus I I . 145.13, 167.6, 272.3, 391. 3, 402.15, 572. 31. — Auf das lütreista sang = canticum psalmi 1 1 . 3 4 2 . 1 1 wurde schon hingewiesen; sonst werden die beiden Wörter als eines übersetzt: sang = psalmus cantici I I . 387.16; frosang = canticum psalmi I I . 246.6. — * frosang mit Rücksicht auf die folgende Erklärung für canticum allein I I . 140.21: . . . canticum David = Diz ist davidis frosang . .. Souuer terrena delectamenta überstephet . . . habet . . . des fröuuet sih dauid . . . Auch I I . 107.3, wohl mit Rücksicht auf den gehobenen, feierlichen Ton des Folgenden. hymuus. Für hymnus treffen wir die Ubersetzung lobesang au, die wir schon für psalmus erwartet hatten 8 . 1 1 . 2 4 2 . 1 2 : Te decet ymnus deus in syon = Dir Oot hezimet Ubesang in syon . . . Außerdem 11.145.13, 204.3, 246.2, 543.15. Nur lied 11.572.25 (siehe oben bei canticum): die babylonischen Wächter wollen irgend ein jüdisches Lied hören. ex(s)ultare, ex(s)ultatio. exsultare, das „Frohlocken" bezeichnet, hat schon im Lateinischen den Zusammenhang mit dem zugrunde liegenden saltare teilweise ver1 23. 6 ist liudon gerade für einen Gesang m i t Worten gebraucht. ' Ich verweise nochmals auf E h r i s m a n n , Althochdeutsche Literaturgeschichte, 8. 15 f.
* Auch für Carmen 690. 17; für Chorea (choreis i. laudibus) 799. 8.
57
loren, vgl. z . B . Psalm 1 5 . 9 : exultavit lingua mea. Dem entsprechend wurden auch bei Ubersetzungen ins Ahd. meist Verben der Gemütsbewegung gewählt 1 . N. folgt dem allgemeinen Brauche. Das der eigentlichen Bedeutung von exsultare genauer entsprechende sprungezen verwendet er nur in Fällen, wo genaue Wiedergabe unbedingt erforderlich ist, I I . 4 0 9 . 2 2 : Cantate et exsultate et psallite = Stngent. sprüngezent. niümont, wo also der Tanz neben dem Psallieren usw. als kultische Handlung gemeint ist. Oder als besonders starker Ausdruck I I . 36. 3 : Qui tribülant me exultabunt si motus fuero = . . . die mih pinont. sprüngezent. . . übe ih fdllo in dia sunda, zum Ausdruck der ausgelassenen Freude. Sonst aber bevorzugt N. sih freuuen, vgl. I I . 2 8 2 . 4 : Exsultabunt labia mea cum cantavero tibi = . . . freuuent sih mine lefsa-, auch I I . 2 6 . 1 , 3 6 . 7 , 4 2 . 1 9 , 4 8 6 . 3 , 1 1 , 6 3 7 . 7 . Sehr oft steht in der Nachbarschaft von exsultare das Verb laetari, die Übersetzung und nach dessen Vorbild wurde auch für exsultare sih freuuen gewählt. E s ist nun interessant zu beobachten, wie N. beim Zusammenstoßen der beiden Verben verfährt. Wenn die beiden lateinischen Wörter in zwei aufeinander folgenden Sätzen stehen, scheut N. die Wiederholung des gleichen deutschen Wortes im allgemeinen nicht, I I . 6 3 . 1 0 : . . . laetabitur rex = freuuet sih ... / Et... exultabit vehementer = ... freuuet er sih harto ... Ebenso I I . 4 0 5 . 2 2 , 6 0 4 . 1 5 , 604. 31. — Stehen die beiden Verben im gleichen Satz, so können entweder beide nur einmal mit sih freuuen wiedergegeben werden, wie I I . 39. 3 : exultabit iacob. et laetabitur israhel — ... freuuet sih iacob unde israhel, ebenso 1 1 . 4 0 4 . 2 5 , 6 1 0 . 1 0 ( l a e t a r i in K.). Einmal wird sih freuuen wiederholt I I . 1 8 3 . 1 4 . Das gewöhnliche aber ist, daß N. dann zu sprungezen greift, um im Ausdruck abzuwechseln, vgl. I I . 106. 7 : Laetamini in domino et exultate iusti = An Göt freuuent iüh . . . unde an imo sprüngezent... — Z. 16, wo exsultare allein steht, wird es auch wieder mit sih freuuen übersetzt. So findet sich sprungezen als Ersatzwort, wenn wir so sagen dürfen, auch I I . 9 7 . 1 6 , 1 2 3 . 4 , 1 4 9 . 1 1 , 2 0 3 . 2 1 , 2 5 1 . 2 3 . — Man könnte diese Erscheinung als Steigerung in der Wiederholung auffassen wollen. Ich glaube, schwerlich mit Hecht. E s ist nicht so, daß N. keine anderen bedeutungsverwandten Wörter zur Verfügung hatte (s. u.), um im Ausdruck zu variieren, aber er hielt sich offenbar am liebsten an 1 Über die Wiedergabe vou exsultare m a n n , s. v.
58
im Ahd. außer bei N. siehe W a r f e i
die dem lateinischen Original am nächsten stehenden Ausdrücke, auch wenn sprungezen in diesem Falle gar nicht gut paßte. Daß nicht das Streben den Ausdruck zu steigern, die Wortwahl bestimmte, kann man schon daraus sehen, daß in Fällen, wo nicht laetari sondern ein sinnverwandtes, aber anders übersetztes Verb danebenstand, sih freuuen für exsultare ruhig stehen blieb, vgl. 1 1 . 6 2 4 . 1 0 :
Ego autem in domino gaudebo. exsultabo in deo . . . = . . . ih méndo in domini proteetione . . . unde fre'uuo mih in salvatore meo1. Ebenso II. 253.8: Et iusti iocundentur et exsultent in conspectu dei. et delectentur in laetitia = .. . uuérden keuuünnesämot unde freuuen sih fore Góte unde in fre'uui uuérden sie gelüssamot. Auch II. 274.12 (neben ioeundari = geuuünnesämdt uuérden); II. 382.2: (pin uuir gefreute neben deleetati = gelustsamote); vgl. auch ähnlich II. 118.4, 496.30. Etwas anders zu beurteilen ist 1 1 . 4 2 . 1 9 : . . . delectatum
est cor meum et exultavit lingua mea = habet min herza lüstsami unde freuuet sih min zunga, wo N. wegen der Beziehung auf „Zunge" vielleicht auch sonst sprungezen Andere
Ubersetzungen
11.333.15: Exültate
sind
nicht hätte brauchen können. selten,
freuuen
ze
éron
steht
deo adiutori nostro — Fre'uuent iüh Gote ze
éron . . . Der Zusatz ze éron ist vielleicht veranlaßt durch den Dativ deo, den N. nicht durch den entsprechenden deutschen Dativ von Got allein wiedergebon wollte. — m i t freuui s a g e n II. 1 9 8 . 6 :
Libera me .. . Et exsultabit lingua mea iustitiam tuam — . .. danne säget min zunga mit fréuui din reht. — fró miesen II. 7.7: exultate ei cum tremore = ridondo sìnt imo frò. Auch II. 14.9; 253.19. Besonders reich und ausdrucksvoll ist 11.333.19fi., bezeichnenderweise in einer erläuternden Stelle: Iubilate deo. A . 2 1 5 . 3 exsultant
alii deo suo ventri suo, exsultate vos deo . . . adiutori . . . =i Niümont imo . . . daz ir doh so scèinent iüuuera mendi. Übe ändere diènoien ventri . . . sint aber ir gedähtig unde frómuótig deo adiutori. Frei auf exsultare
bezogen findet sich m e n d i auch 1 1 . 3 0 7 . 1 6 :
. . . Garrivi ~ • A. 205. 10 garrivi . . . laetatus sum, exsultavi loquendo = Déro freuui spileuuórtota ih (freuui aus dem Voraus1 Daß nicht die Verbindung mit in salvatore meo dem sprungezen im W e g stand, zeigt das oben ausgeschriebene Beispiel II. 106. 7. 1 1 . 2 3 . 1 1 wählt N. in einem ähnlichen Beispiel das Adj. s p r u i i g e l : Laetabor et exìdtabo in te = An dir uuirdo ih frò unde sprüngel. . .
59
gehenden wieder aufgenommen!), fore mendi nemahta ih gedägen . . . Das Verb menden, auch in einer Erklärung, 11.277.13 (A. 192.16): Uli beati in his quae vident, exsultant in potu . . . = Sie méndent an dien visibilibus. in potu . .., wo es also auch beatus vertritt. Eigenartig I I . 5 8 . 4 : Exultavit (Sonne) ut gygas ad currendam viatn suam = Also riso hügeta er (auf Christus gedeutet) ze sinero ferte. also = freudig an etwas denken. Das Substantiv ex(s)ultatio entspricht in seiner Bedeutung dem Verb durchaus, so daß also auch über die Ubersetzungen nichts grundsätzlich neues zu sagen ist. So hat N. freuui I I . 4 1 5 . 9 : Intrate in conspectu eius in exsultatione = . .. mit fréuui. Ebenso I I . 105.1, 181. 16. freuueda I I . 605. 5 (im Plural). Der Infinitiv des Verbs sprungezen in der deklinierten Form I I . 449. 30: eduxit populum . . . in exsultatione et .. . in laetitia = . . . in sprüngezinne . . . unde . . . in ure'uui. Auch hier hat, genau wie beim Verb, das danebenstehende freuui die Ubersetzung mit sprungezen bedingt. — Dasselbe gilt auch für I I . 173.10, wo N. das Adjektivabstraktum *sprungeli (hpl.) verwendet: in laetitia et exsultatione = . . . In fréuui unde in sprüngeli . . . — Bestimmender Genitiv wird durch das Adj. frdlih wiedergegeben I I . 178. 13: Iubilate deo in voce exsultationis — Liüdont Oote in fròlichero stimmo.
F. Die innere Seite des religiösen Lebens. religio. Das Wort ist von N. mit gelouba übersetzt worden I I . 641. 31: . . . tres deos dicere catholica religione prohibemur = . . . näh rehtero geloübo, es deckt sich also mit: fides. gelouba. Das Wort kann mehr objektiv verstanden werden im Sinn der Glaubenslehre, die man annehmen muß, so 1 1 . 6 3 8 . 2 0 : Quicumque vult salvus esse, ante omnia opus est. ut teneat catholicam fidem = . . . die gemeinun gelouba. Ebenso 11.180.20 (vgl. C. 135. 17 . . . per sanctam fidem). Oder mehr im Sinn des persönlichen Erfassens und der Glaubenshandlung, vgl. I I . 127. 27: Et educet quasi lumm iustitiam tuarn = . . . Din reht daz ist din gelouba. diu ist nu toügen (nach C. 106.3). 60
triuna steht II. 642. 30: Est ergo fides recta ut credamus . . . quia dominus noster . . . deus est = Daz ist rehtiü triüuua. daz uuir geloüben . . . Man sieht, wie N., um der Wiederholung des gleichen Wortes auszuweichen, zu einem anderen, allerdings bedeutungsverwandten, Worte griff, ähnlich den oben unter exsultare besprochenen Fällen 1 . In unserem Falle ist auch noch zu beachten das in Zeile 26 vorausgehende fideliter credat = daz er heloube mit triüuuon. Der Vollständigkeit halber mögen auch die Fälle angeführt werden, wo fides nicht in religiösem Sinne gebraucht wird. So steht triuua für den Begriff „Treue" z.B. 814.12: eoncordm fides pudicitiaque (als eheliche Tugenden) = gemeinmüoti. triuua ünde chiuslci. Im Sinn von „Stetigkeit" 124.17: Quod mundus stabili fide variat coneordes vices . . . Hane Seriem rerum ligat amor — Tdz tiu uuerlt Tcemisselichot mit festen triuuon die . . . herta quatuor temporum . . . 77.14 stand in ähnlichem Sinn stätigi: . . . eisi fortuitis rebus rara fides est manendi . . . = Übe 6uh selten in eteuues säldon dehein stätigi ist . . . (Zeile 9 stand stätigi — constantia). Für die Bedeutung „Glaubwürdigkeit" verwendet N. *gloublichi 219.15: . . . haec . . . explicabas . . . (argumentis) ex altero fidem trahente altero = so daz iro iogelih klöubliehi inpfähit föne ändermo. Dafür das Adj. geloublih 2 232.12: Sed ut sit abundantior fides nostrae sententiae ... = ...däz min zäla dir deste gelöublichora st... guiaheit 305.9: . . . nihil ambigatur. Cum omne latus tuae disputationis constiterit indubitata fide — Tanne die behälbo uudrtenen quaestiones. er ze guishe'ite cho'men sin. Sozusagen Steigerung von gloublichi, indem das indubitata in die Übersetzung des Substantivum einging. — gemeinmuoto 8 für socia fide 125. 16: machinam, quam nunc socia fide ineitant (elementa) pulchris motibus . . . = . . . diz uudrltlicha gerüste. däz siu nü gemeinmüoto tüont haben sina fürt*. 1 Eiüiges über Berührung von gelouba und triuua bei R ä u m e r , S. 391 und Anmerkung (irrtümlicherweise gibt R a u m e r rehtiu triuua nur für die Wiener Handschrift an). * gloublih = probabllis 167.2, 618.19 u. ö. — 668.20: löbesam vel cioüblich, aber das folgende zeigt, daß lobesam nicht „wahrscheinlich" bedeutet ( K e l l e , Ph. K. 53), sondern „lobenswert". N. nennt nur die beiden Wörter zuerst zusammen, dann unterscheidet er die Bedeutungen scharf!
' Vgl.
* gemeinmüoti
foedus 288.15.
(hpl.) =
concordia
814.11.
* gemeinmuotigi
(hpl.)
=
Zufidesvgl. noch syntaktische Verbindungen:fidemiungere = gehellen 291. 27 (. . . iungant frigora fiammis = ehält heizemo gehelle);fidemfacere == ougen 819.30; fidem eapere (Verdacht schöpfen) = anauuänon 36.8. 4
61
credere. g e l o u b e n , im religiösen Sinn z. B. 1 1 . 6 3 4 . 1 2 : Credo in deurn — lh Tceloubo an Got u. o. — A u c h für bloßes „eine Meinung haben, annehmen", z. B. 194. 14: Quo fit. uti . . . causa expetendorum omnium bonitas iure eredatur — . . . söl man gelouben. daz . . . u.a. 1 t r ü e n = „glauben, für möglich halten" Tgl. I I . 2 5 8 . 7 f. . . . Non credentes inhabitare dominum deum = Ungeloübige (waren sie vorher) . . . Des siS netrüeton. daz Oot an in buen solti . . . des täte du sie geloübige . . . Mit Dativobjekt I I . 454. 27: Non erediderunt verbo eius = sie negetrüeton stnemo geheizze, mit stärkerer Betonung des persönlichen Vertrauens, t r ö s t m i e s e n 1 1 . 8 6 . 2 2 : Credo videre bona domini in terra viventium = Nu ist aber min drost zegesehenne (Hs. zegeseheinne) Götes huot. . . Das weist schon auf die Gruppe spes, s. u. — s i h h a b e n z e . . . = „sich an etwas halten, auf etwas verlassen" 7 8 . 1 1 : Crede fortunis hominum caducis = So habe dih ze mürgfaren säldon, vgl. bei sperare. b e u e l h e n = anvertrauen, anbefehlen, 5 6 . 2 9 : Si erederes semina i arvis = übe du dero e'rdo dtnen sämen beuülehist. . .; 5 7 . 1 fährt mit dem gleichen W o r t fort: Dedisti te regendum fortunae = Tu beuülehe dih fortunae. * g ( e ) e i n m u o t e n für credere cum . . . = „in Übereinstimmung bringen" 1 1 . 3 1 3 . 2 2 : Generatio quae non direxit cor suum. Et non est creditus cum deo spiritus eius = Unde säment Göte sih negeinmudtat. 1 Für die verschiedenen Abschaltungen dieses Begriffes finden wir an Stelle von credere verschiedene Ubersetzungen. Wir führen sie nur hier an, da eine Vergleichung mit verwandten Gruppen zeigt, daß es keinen großen Wert hat, diese Wörter vergleichend mit dem Lateinischen zu behandeln. Wir finden für Credere, je nach der besonderen Nuance des Sinnes und der syntaktischen Konstruktion: uuänen 19.16 u. ö.; dunchet 193.30, 118.6 u. ö., ahton 64.9, 130.5, cheden 308. 7, uuizen uuellen 339. 21; ganz frei (etwas ungebührliches) credere de deo = got zihen 315. 14. Für das Passiv auch heizen 349.22. Es kann auch unübersetzt bleiben: . . . esse creduntur — sint 203.8. Vgl. damit aestimare — uuänen 775. 3; ahton 158.21; dunchet 197.3; cheden 353.10; haben fure 251.4; dagegen mit vollerer Bedeutung: bezelen 11.361.18, Huren (bona corporis) 166. 5. — existimare — uuänen 95. 22, dunchet 237.10, chumet in... sin 45.17. — putare = uuänen 54. 3, ahton 122. 29; dunchet 229.1, iehen 210.26, triiuuen 140. 21 (se putant homines adepturos beatitudinem), uuellen 146.10, sulen (opes quae putabanhir facere sufficientes = rihtüom der gntihtige tuon sölta) 143. 10. — arbitrarl, außer uuänen, ahton, dunchet noch trüen 215. 28, haben uuellen fure 304.16, striten 263.14. 2 Vgl. geeinmuoten = temperare 280. 24; einmuotig = uuanimis II. 208. 24 u. ö.
62
spes. gedingi. H i l d e b r a n d sagt (DWB. IV. 1. 2029), „das ganze dingen und Zubehör gibt noch manche Frage auf für Ergründung des inneren Zusammenhangs". Bei N. bezeichnet gedingi die feste Erwartung und das Rechnen mit etwas, das noch fern ist. An einigen Stellen im Psalter sind res und spes als Gegensätze: Wirklichkeit und Erwartung, Gegenwart und Zukunft einander gegenübergestellt, z . B . 11.292.26, 558.28. Gelegentlich übersetzt N. die Pointe: II. 562. 25 (in der Ewigkeit hat der Gläubige): . . . daz er uuolte an selbemo dinge, nals in gedingi. Daz chit in re nals in spe. Dem entsprechend bezeichnet das Wort besonders häufig die Erwartung der ewigen Seligkeit, vgl. II. 398. 20: deus meus in auxilium spei meae — . . . ze helfo minero gedingi. Er gibet mir euuigen IIb nah minero gedingi. Ferner II. 6.8, 42.21, 277.16, 281.18 u. ö. Hoffnung auf Gottes Hilfe und Gnade, so, mit Bezugnahme auf Gottes Versprechen II. 514. 7: Memor esto verbi tui . . . in quo mihi spem dedisti . . . Irhüge dines . . . keheizes. an demo du mir gäbe gedingi. Du habest Iceheizen gratiam. So setzt man gedingi auf Gott 11.313.11: . . . Ut ponant in deo spem suam — Daz (sie) . . . an Oot sezzen iro gedingi. nals an iro selbero rehte (wie die Juden). Gelegentlich wird auch Gott selber, mit leichter Bedeutungsverschiebung, als gedingi bezeichnet, II. 67.27: Spes mea ab uberibus matris = . . . uuäre du min gedingi. Auch 11.230.12, 586.11. Mehr allgemein im Sinn von Berechnung, Absicht, Gedanken vgl. 256.2: Quorum (der Bösen) magna spes. et excelsa machina faeinorum ... = . . . chre'ftiga gedingi ünde höha gerüste ze übele . .. Parallel mit gedancha: II. 14.2. Vgl. auch 245.21: lubtica spes = üppig kedingi. Ganz allgemein auf etwas zukünftiges bezogen: incerta spes = ünguissiu gedingi 714.19. Ohne Gefühlsbeteiligung: Erwartung, daß etwas geschehen werde 284.24. tröst vgl. 11.145.21: . . . multi speräbunt (gedingent) in domino. Beatus vir cuius est nomen domini spes eius = Säligo des tröst mines trühtenes nämo ist .. . der in selben uuile . . . Wir haben oben gesehen, daß vereinzelt Gott als spes = gedingi angeredet wird. Seine Beziehung zu der spes ist aber nur die, daß er sie rechtfertigt und dem Gläubigen hilft, denn tröst bedeutet „Vertrauen; das, worauf 63
man vertraut, Schutz, Hilfe" 1 . Daher finden wir trost in den übrigen Fällen, wo spes unmittelbar auf Gott bezogen wird, 11.38.23: . . . dominus spes eins (inopis) est — uuanda ... kot sin drost ist. Das gleiche gilt von 11.243.22. Auch 11.133.11 gehört noch hierher. Aus Marc. Cap. 793.27. z u o u e r s i h t ' nur 11.48.17 (A. 67.15): spes superborum quae in hoc saeeulo erant, eonturbatae sunt = Unde wurden geirret zuouersihte superborum. Damit wird mehr die innere Sicherheit ausgedrückt. auän 27.15: Paulinum . . . euius opes iam spe atque ambitione devorassent palatini canes. traxi ab ipsis faueibus hiantium = ... so uilo iz ze iro uuäne unde ze iro giredo gestüont. Damit ist die rein subjektive Meinung und Erwartung bezeichnet, die, wie in diesem Fall, täuschen kann. sperare. Es ist zu beachten, daß neben gedingen auch einfaches dingen vorkommt, das sich in der Bedeutung vielleicht erst nachträglich mit gedingen, als der Ableitung von gedingi, verbunden hat. Auffällig ist, daß von den wenigen Belegen für dingen fünf mit ze bzw. einmal dara verbunden sind, nur zwei mit an, einer mit Genitiv, während gedingen fast immer (ca. 35 mal) mit an verbunden ist, nur zweimal mit ze bzw. dara, außerdem dreimal mit dem Geuitiv, zweimal mit ze und Infinitiv, einmal mit Infinitiv, einmal mit daz und Konjunktiv. — Mit dem ze kann die Person bezeichnet werden, an die man sich wendet, wobei an die eigentliche Bedeutung von dingen: „einen Rechtsanspruch vorbringen", zu denken ist; ebenso der Zielpunkt einer Bewegung, eines Bestrebens*. Nur im letzteren Fall braucht N. ze. Vgl. II. 600.9 . . . ierusalem . . . ze de'ro alle gudte dingent . . . Ähnlich 11.507.26; 550.20; 272.1 (alle ohne direkte lateinische Vorlage). In der Konstruktion mit dem Genitiv kann man wohl Einfluß synonymer Verben sehen, wie uuänen (Ubilo tüo bezzeres newäne 595.27), vgl. 62.28: Quid si 1
Zur Bedeutungsgeschichte siehe B r a u o e , P B B . 43.384. N. hat tröst fdr II. 61.12 (sonst für auxilium: hdfa II. 70.15 u. ö., uuarmtnga 785.11); vgl. auch II. 241.16: . . . sperabit in eo = gedinget an in. nals in uuMtlichen
auxilium
trost . . . * Vgl. 22. 31 robur dominicae protectionis = tes tnüotes festi unde gotes züuer-
sihte mit Oenit. obj. — Ist auch die Bedeutungsentwicklung von trost — „Ver-
trauen", dann „Schutz" aus einer Verwechslung von subjektivem und objektivem Genitiv zu verstehen? 9 Siehe besonders auch Otfried, ed. P i p e r , 2. Bd., s. v.
64
haec . . . meliora = dingen II. 67.1: eos =
mutabilitas (des Glücks) tibi est iusta causa sperandi Uuäz übe Aiser stürz, tih tüot mit rehte dingen des pezeren ? an . . . ist von gedingen kaum zu unterscheiden, vgl. In te speraverunt patres nostri. speraverunt et liberasti
. . . dington
sih fersehen). gedingen.
an dih . . . (Zeile 6 steht gedingen,
Ebenso II. 488. 22. Da gedingen direkt auf dem Subst. gedingi
kann für die Bedeutung auf an teilt das Wort z. B . mit diesem Verb ist daneben ze: die einer sicheren Erwartung,
Zeile 19
beruht,
dieses verwiesen werden. Die Praep. denchen, und noch seltener als bei 1 1 . 1 1 . 1 8 . Die Bedeutung ist immer oder des Vertrauens, z . B . 1 1 . 1 2 7 . 2 4 :
. . . spera in eum et ipse faciet — gedinge an in unde er tuöt
daz dü uuile. Für das vollständige Verzeichnis der Stellen kann ich, angesichts der Gleichmäßigkeit des Gebrauchs, auf G r ä f f V. 187ff. verweisen.
gedingi haben II. 36. 5 ist gebraucht wie gedingen: Ego autem in tua misericordia sperabo = ih hdbo aber gedingi an dih daz
dü mih häbeiest. Das entschiedene Festhalten an der Hoffnung kommt so stärker zum Ausdruck, wie auch Gott den Menschen festhält. Häufig ist daneben die Ubersetzung durch sih fersehen ze = „sich mit etwas vorsehen, mit etwas rechnen", vgl. I I . 234. 2 : Nolite
sperare in iniquitate = Läzzent sin iüuuer gedingen an daz ünreht. Nefersehent iüh därazud. daz ir mit fraude . .. ieht Jceuuünnent. ze Oöte fersehent iüh. 11.161.24: Non enim in arcu meo sperabo = Ih nefersieho mih ze minemo bögen. Hier haben wir einen ganz ausgeprägten Fall. Wenn im ersten Satz auch gedingen zur Not noch gebraucht werden konnte, so wäre es im zweiten Satz ganz unmöglich, denn das Moment der Erwartung fehlt hier ganz. Ebenso
ist zu 11.53.14: Proteetor est omnium sperantium in se = Er ist ällero schirm, die sih ze imo fersehent nals ze in selben unter
gedingen kein Gegenbeispiel zu finden, denn man kann nicht auf sich „hoffen", nur sich vertrauen. Ebenso I I . 100. 7f.: Ego autem
in te speravi domine =
Ih leedingta . . . an dih . . . Ih
fersäh
mih paz ze dir. danne ze in (den Gottlosen). Man sieht auch hier, wie die Einführung des Gegensatzes die kleine nachträgliche Korrektur hervorrief, weil gedingen nicht auf die Menschen angewandt werden kann. Ebenso ist sih fersehen zu beurteilen I I . 5 3 . 1 4 , 110.20, 152.7, 271.22, 599.25. — Aber auch wo das Wort nur
auf Gott bezogen ist, vgl. II. 349.23: beatus homo qui sperat
in
65
te =
Säligo
der sih ze dir fersièhet,
ferner I I . 14.8, 45.3, 67.19,
88.19, 127.11, 2 3 3 . 1 5 . In einigen Fällen steht gedingen in der Nähe ohne Bedeutungsunterschied, z. B . I I . 67. 6, d. h. die damit verknüpften Vorstellungen sind verschieden, aber der Zusammenhang des Gedankens verträgt sich mit beiden Arten des Ausdrucks, und erst bei dialektisch schärferer Zuspitzung muß dieser ganz eindeutig bestimmt werden.
getrti(uu)en II. 387. 3: Quoniam in me speravit liberabo eum
=
Sid er mir getrüeta. ih loso in. Dadurch wird das persönliche Vertrauen noch deutlicher ausgedrückt als es mit gedingen z. B . I I . 127. 24 (oben) geschehen konnte. Ferner I I . 383. 10: der Oote getrüuuet, im Gegensatz zum sih fersehen zu Gottes Hilfe und zu sich selber; tr&en I I . 4 9 9 . 2 : Ih trüen Gótes helfo . . . sih trösten ze = „zuversichtlich sein, auf etwas bauen", I I . 2 0 1 . 2 :
speravit
in multitudine
netröste
dih). — Auch das Moment der Stärkung im Leid, also das
sinemo . . . rihtuome.
divitiarum
suarurn — . . . sih trösta ze
Ahnlich I I . 125.16, 339.8 (ze lükken
dingen
„trösten" spielt herein, I I . 157. 23: Quare tristis es anima mea. Spera in deo . . . = Tröste dih ze góte . . . tröst haben I I . 68. 2 (den vorigen entsprechend). sih haben z e = „ s i c h an etwas halten", 11.155.15 Spera in
deo=Habe
dih ze góte, an in gedinge. er genimet dih darüz (aus den uuerltirreden). geniste biten =
„auf Rettung warten", I I . 611. 17:
Sperabam
usque mane — . . . unz ze mórgene . . . beit ih Iceniste. Eine uns un-
bekannte Quelle hat wohl hier (Canticum Ezechiae) die Ubersetzung beeinflußt.
uuarten I I . 594.28 : Oculi omnium Sie uuartent truhten alle an dih . . uuänen I I . 271. 19 (A. 189. 57): scriptos dei = . . . dar sie uuänent
in te sperant et tu das eseam — . = „blicken auf dich". . . . se sperabant . . . in libro iro nämen stein . . a l s o eine
unbegründete Hoffnung, die hier zwar falsch ist, es aber nicht immer
zu sein braucht, vgl. 238.4: indicium
est. ut medici sperare
solent.
.. . resistentis . . . naturae = uuórtzéichen dtnero gniste. so ärzate uuänent. sih beuuändn 22. 22: Nee speres aliquid, nee extimescas = Nieht nebeuuäne dih zeguuünnenne. nieht nefürhte zeuerliesenne, vgl. G r a f f 1. 865.
Ganz frei 31.5: arguor sperasse romanam
reparare posse — . . . uuélleii sélbuudltigi. 66
libertatem ~ R. sperasse:
uutdere guuünnen . . . dia rümishun
Noch mehr 3 2 . 9 :
Sed
eff'ecisse (die Bösen)
quae
speraverunt tlen =
vehementer
moliri!).
Wort
im
Sinn,
admiror
=
. . . tes sie ilent.
. . (vgl. Zeile 6
I u solchen Fälleu hat N. uicht mehr das einzelne sondern
den
inneren
Zusammenhang
der
ganzen
Stelle1. confiteri. eonfiteri
in der Bedeutung „bekennen, eingestehen" ist regelmäßig
mit i e h e n übersetzt, vgl. 2 9 6 . 1 2 : Hoc . . . verum audeat iehen.
confiteri —
filius.
. . . töh is nioman
före
est. tametsi
ünglöubliehi
F ü r das religiöse Bekenntnis 1 1 . 6 4 2 , 3 1 :
reeta üt eredamus dei
=
deus
et confiteamur
quia dominus
et homo est — . . . daz
uuir
Est
ergo
noster Ihesus gelouben
meas
domino
=
. . .
ih ieho
Nun bezeichnet aber das dem eonfiteri
Qöte mines
fides
Christus
unde
daz . . . F ü r das Sündenbekenntnis, die B e i c h t e , I I . 1 0 4 . 4 : . . . iniustitias
nemo
negetürre
iehen
confitebor ünrehtes.
im P s a l t e r zugrunde liegende
hebräische W o r t 9 nicht nur „ b e k e n n e n " , wie im zuletzt angeführten Beispiel, sondern auch, und zwar für den P s a l t e r meistens, „loben, preisen".
Bei
der Ubersetzung
gleichmäßig eonfiteri
ins
Lateinische
wurde
erweiterung des W o r t e s zur F o l g e hatte im Sinne der laudis auch außerhalb der Bibelübersetzung, bei deu christlichen stellern 3 . eine
quasi
confatio
möglich, dieitur,
wie
weisung für
die Interpretation
Cassiodor
sive poenitentia,
auch sonst geben die Kommentatoren Richtung.
confessio, Schrift-
B e i den eiuzelnen Stellen des Psalters war dennoch öfters
doppelte Auslegung
Confessio
dennoch
durchgeführt, was zum T e i l eine Bedeutungs-
an zahlreichen
nach der
255. 1
sive laus . . .
sagt: Und
Stellen A n -
einen oder der
anderen
W i r können, um die Darstellung nicht zu beschweren,
nicht in jedem F a l l angeben, wie weit N. an der einzelnen Stelle von 1 Verwandte Wortgruppen: snpersperare = merun gedingt geuuinnen II. 512.24. — I L 520.9: in verbo tuo supersperavi = . . . ferror gedingta. danne ih piten geturre. Dafür nachher *uberdingen II. 521.17, 529.1. Schließlich im gleichen Zusammenhang einfaches sih fersehen II. 537. 22. — confldere — sih f er sehen II. 7.17, 488.10, 554. 21, 569.17; getrü(uu)en II. 76.19, 31.9, 215.4; truen II. 494.8; sih fertruen II. 185.18 {confidunt in virtute sua = sih fertrüent iru selbero chrefte). baldi haben II. 595. 28 (Variation zu sih fersehen). * Wurzel jdh, Bedeutung und Auwendung siehe Geseniua, Hebräisches Handwörterbuch, s. y. 1 Vgl. Thes. ling. lat. IV. 231 f. — „Wohl niemals wurden Neubildungen in solcher Fülle uud Kühnheit geschaffen wie in der Sondersprache des Christentums . . S c h r i j n e n , Einführung in die indogermanische Sprachwissenschaft, S. 116.
6
67
dem Kommentator abhängig ist (anhand von fienrici kann man ja auch nicht nachprüfen, wo er eine Anregung nicht verwertet hat), und begnügen uns zu zeigen, was ihm die Quellen überhaupt an Erklärung boten. An einigen Stellen wird iehen aufgefaßt als Sündenbekenntnis, I I . 300.16: Confitebimur tibi deus . . . et invoeabimus nomen tuum = Uuir iehen dir . . . Uuanda er ist confiteri unde däranäh invocare (A. 202.9 . . . confitemini si fecisüs ... iniquitatem). Ebenso 11.305.20, 298.23. Ohne dabeistehenden Zusatz wäre die Meinung oft schwer oder gar nicht zu erraten, vgl. z. B. 11.450.12: Confitemini deo quoniam bonus = Iéhent trühtene iüuuerro sündon . . . und die genau gleiche lateinische Stelle 1 1 . 4 9 3 . 1 2 : Confitemini domino quoniam bonus — . . . Iéhent des truhtene daz er güot ist .. . Solih confessio ist laudis. nals poenitentiae (nach A.); die Auslegung ist also ziemlich willkürlich und, vom Original aus gesehen, meistens falsch. Meistens aber ist der Inhalt des Bekennens nicht die eigene Sünde, sondern das Zugeständnis der Größe oder Güte Gottes1. Beides ist miteinander verbunden 11.251.20: Confiteantur tibi populi deus— So iéhen dir Oót Hüte. Confiteantur suam iniquitatem. gratiam dei. Ähnlich 11.387.22. Nur im zweiten Sinne z. B. II. 160.6: Spera in deo quoniam confitebor Uli = Kedinge an Oót. uuanda imo iiého ih sus / Salus vultus mei deus meus. So oder ähnlich ferner I I . 23.1, 155.17, 205.18, 411.21, 458.20, 459.7, 460.22, 578.16. In mehreren Fällen wird der Sinn verdeutlicht durch parallel danebenstehende Verben wie laudare, vgl. I I . 474.25: Confitebor domino... in ore meo. et in medio multorum l-audabo eum = Góte iiho ih. Oot lóbon ih filo in minemo munde. Ferner I I . 106.19, 120.23, 162.8, 328.2, 463.19. Neben glorificare I I . 357.5. Das Bekenntnis von Gottes Güte verdeutlicht N. einmal durch gnädon iehen 8 11.93.11: Et confitemini memoriae sanctitatis eius — 1 Wie sehr die Übersetzung im Banne des Lateinischen steht, sieht man schon an der Syntax des Verbs. Nach dem lateinischen Muster steht öfter Dativ der Person ohne Genitiv der Sache, was sonst nur vorkommt, wo diese aus dem Zusammenhang leicht ergänzt werden kann (vgl. besonders auch B e n e c k e M ü l l e r , I. 512ff.). Im Psalter dagegen ist das Verb öfters absolut gebraucht; vgl. besonders 11.23. 1; 106. 19: Iéhent Góte an dero züerun = confitemini domino in cythara; II. 120. 23 iiho ih dir . . . lóbon ih dih, dann aber fährt er mit iehen an weiter ( = „ihn bekennen, sich zu ihm bekennen") wie I I . 303.16, wo es noch durch sih chundon ze Gote verdeutlicht wird ; iehen an auch II. 162. 8, 208. 29. * gnädon iehen neben lobon auch 11.281.20, aber als Dativ: Ego . . . confitebor tibi = . . . lóbon dih unde iiho dinen genadon. genädon ist aber hier als Vertretung
68
Unde iéhent knädon sitiero heiligun gehúhte. daz er iüuuer neirgáz .,. = „seine Gnade anerkennen". Beeinflußt durch Kommentarstellen und durch die Nachbarschaft von laudare drückt N. durch Zusätze die gemeinte Bedeutung von iehen genauer aus: so iehen in Iaudibus 11.496. 5: conßebor domino = . . . iiho ih Qo'te in Iaudibus (A. 296.19 laudantes eum). iehendo lobon II. 570.4: Confitemini domino quoniam bonus. Id est confitendo laúdate dominum quoniam bonus — Iéhendo lobönt Oót des. daz er guot ist. Nachher, wo nur confiteri steht, fährt N. mit einfachem iehen fort, lob tuon als Erläuterung zu iehen II. 574.14: Confitebor tibi domine in toto corde meo = 1h iiho dir . . . Lob tuon ih tir. lobon in der Erklärung durch daz chit eingeführt 11.516.29: . . . surgebam ad confitendum tibi super iudicia iustitiae tuae = . . . dir zeie'henne. daz chit dih zelóbonne (C.: ad laudandum). Ebenso II. 593.25; II. 159.18: Confitebor tibi in eythara — Ih iiého dir án dero cytherun . . . Daz chit. in arbeiten lóbon ih dih. in arbeiten singo ih dir (vgl. A. 1122.9). Ferner 11.173.25, 551.7. sagen, lobon mit verschiedener Beziehung II. 367.2: Confitebuntur caeli mirabilia tua — Diniu uuunder ságent die himela . . . dih lobont sie. Endlich lobon 1 allein, und zwar, was wohl zu beachten ist, schon I I . 20. 7: Confitebor domino . . . et psallam nomini domini = Oót lóbon áber ih. Eine Quellenstelle scheint nicht in Frage zu kommen, sondern erst für die nächste Stelle II. 95.1 (C.: confessio laudem significat). Ferner 11.95.21, 442.23, 466.14, 501.8, 586.24, 595.24, 609.3, 613.1. Aus der Anerkennung der Gnade Gottes entspringt nicht nur das Lob, sondern auch der Dank. Wir finden daher danckon neben iehen 11.496.11: Confitebor tibi domine quoniam exaudisti me = dar iiho ih dir . . . dar danchon ih dir daz du mih Icehortost. Auch II. 575.11. — Dafür dang uuizzen II. 538. 7. — Schon vorher findet sich auch danchon allein 11.188.14: Confitebitur (der Glückliche) tibi cum benefeceris ei — Er danchot dir Oote. so du imo uuola einer Person, also Gottes, aufzufassen, der Qenitiv der Sache folgt
veritatem tuam — dinero uuarhette.
nachher:
1
N. hatte diese Ubersetzung nicht erst zu schaffen; vgl. Ahd. Gl. I. 805. 51 ist aber doch die zähe Berichtiges Deutsch zu sein scheint.
confitebatar = lopota, lopsageta. Um so auffälliger harrlichkeit des iehen auch in Fällen, wo es gar nicht 6*
69
tuost. So du in che'stigost. so lasterot er dih (C. mali benedicent.. .). Ferner 11.363.23, 479.3. Einmal steht neben geiehen noch getruen II.408.11: . . . confitemini memoriae sanctificationis eius — . . . geie'hent sinero gehühte diu heilige niaehot. häbent in gehühte siniu uuort. unde geiehent de'ro gehühte. daz ehit hetrüent iro. daz machot iüh heilige. Man sieht, wie N. die etwas verdrehte Stelle auch sprachlich hin- und herwendet, bis ein annehmbarer Sinn herausschaut. A. (251.21) konnte ihm in diesem Falle den Weg nicht zeigen. Als vereinzelte, mit iehen in Beziehung stehende Übersetzungen sind noch anzuführen: sculdo geiehen 1 34.11 . . . eonfessum. convictumve . .. sententia punisset = so . . . ih seüldo geiähe. ünde übersäget uuürte . . . iihtig uuesen II. 15.19: In inferno autern quis confitebitur tibi = Uuer ist über in hello dir iihtig? TJuen uerfähet da sin iehen? Die Bedeutung ist also die von iehen = „jemanden bekennen", vgl. Z. 15 din negeuuänet neheiner in tode. Dasselbe, aber im Sinne von „loben, danken" II. 201.14. — iehendo cheden 11.157.23: confitebor illi = imo iehendo chido ih . .., wo also das cheden nur die direkte Bede einleitet, cheden allein 210.15: . . . quod te dudum nescire confessus es = däz tu före ehäde dih neuuizen, wobei die eigentliche Bedeutung von eonfiteri in den Hintergrund tritt. Zeile 20 steht dann wieder iehen für eonfiteri. confessio. Die weniger zahlreichen Substantiva entsprechen den Verben: geiiht, meistens als confessio peccatorum gedeutet, vgl. 11.415.22: Jntrate portas eius in confessione = Kant in ze stnen porton mit Jceiihte . . . dero sündon. Ebenso IL 155.4, 399.11, 403.14, 432.16, 479.13. Auf confessio laetitiae ist nur bezogen 11.416.1: Intrate . . . atria eius in ymnis confessionum — Kant in sine höua . .. mit loben änderro geiihte danne poenitentiae . . . dar ist confessio laetitiae (nach A.: confessio laudis)2. 1 Vgl. auch vorher Zeile 2 cuius umquam facinoris manifesta confessio ita iudices habuit in severitate concordes = uuer gesäh näh so geHnote dingmdn (Handschrift und Herausgeber ding man) ze üngnädon . . . der iöh sculdo eruären MM AS = überführt. 3 geiiht okkasionell für oratio — Aussage 488.19,21; affirmatio z. B. 521. 22; concessio 648.16 u. ö.; concessmn 183.12, 210.14; ratio — Aussage 488.15.
ieheil steht für eine Reihe lateinischer Wörter im Sinne von „zugeben, einräumen", vgl. assentiri 106. 27; consentire 201.12; accedere 255.10 u. ä. 70
lob I I . 603. 22 : Confessio eius super eaelum et terrarn — Sîn lob ist über himel unde erda (vgl. Zeile 19: laudate nomen eius = lobent sîn en nâmen). anasaga 3 1 . 1 5 :