Allgemeine Militär-Zeitung [26]


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German Pages 654 Year 1851

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Table of contents :
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Blick auf die franzöfifche Armee zu Anfang des Jahres 1851,
Andeutungen über eine neue Feldartillerie,
Was soll durch Feldmanöver zunächst bezweckt werden Von
Berliner Märztage, die, 2 Auflage, 36
G , das Leben des Feldmarschalls Grafen York
Eupen, van M , Projet de réorganisation de l'état militaire
Beitrag zur Kenntniß des Materials der königlich belgischen
Ueber Friedensmanöver, 148 149
Fleck, E , Erläuterungen zu den Kriegsartikeln für das preußische
, General, 153
Pezold, was kommt beim Deſertiren heraus? 91
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Allgemeine Militär-Zeitung [26]

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Allgemei

Militär

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Zeitung .

Herausgegeben

von

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einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten .

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Sechs und zwanzigster

Jahrgang.

1851.

Leipzig Druck

und

Verlag

& von

Darmstadt. Carl

Wbg.65/529

Wilhelm

Leske.

20011

Register

zur

Allgemeinen

Militär-

Zeitung

1851.

(Die Zahlen bezeichnen die Nummern.) Aegypt . Stärke des Armeecor . 64. en ps Armeen , die heutigen , und die Zeitverhältnif . 131. Die stehen fe den Armeen . 81 . . Bayern , 39. 91. 118. 132. Belgien, Armeeorg ine sation, 107. 149. Frankr Dä 19. 128. an eich , 21. 38. 51. 95 bis mark , 6. 26. 46. Preußen , 2. 14. 82. 88. 101. 149. Großbritan nien 110. 119. 133. Sachsen, Königrei , 16. Schwarzbur - Rudol g ftadt, 64. Schweden , 128. Spaniech n , 17. 108. 109. 111. Türkei . 8.112 . Tunis , 134. S. auch Heerwesen und Militärwesen . Artillerie , Beitrag zur Kenntniß des Materials der belgischen . 142 , 143. Neueste Organisation der österreichisch , 135 , 136 , en Bayern , 10. Oesterreichisc Monarchie , 23 , 24. Preußen , 54. he 55. 96. 156. Portugal , 25. Sardinien , 54. Schweiz , 42. 84. Spanien, 11. 42. 47. 78. 82. und sonstige Aus , , Ordensve Avancem e r zeichnunnts , Penfioni leihun, gTeondesfäll 2c. Belgien, ge e ru gen 36. 68. 93. Großbritanni , 45. 70. 76. 84. nFrankreich , 10. n en , 23. 48. 49. 53. 54. 124. Hannover 93. 128. Niederland e Monarchie , 9. 21. Preußen , 14, 45, 97. Ruß Oesterreichi sc land , 6. Spheanien , 11. 51. Vereinigte Staaten , 130. Würt temberg , 45.

Baden. Gefeßesentwurf , betreffend : Unterstüßungsbeiträge für Unteroffiziere der königlich preußischen und anderen Bundes truppen , welche bei Bekämpfung des Aufstandes im Jahre 1849 durch Verwundung verstümmelt , oder erwerbsunfähig ge worden find, 6. Gefeßesentwürfe über die Rechtsverhältniſſe der ohne Offiziersrang angestellten Kriegsbeamten und über die Ab änderung des Conscriptionsgefeßes vom 14. Mai 1825, 10. Gefeß über Abänderungen des Conscriptionsgeseßes vom 14. Mai 1825, 15. Berathungen über das Budget des Kriegsminiſteriums in der Kammer der Stände, 20. 21. 25. Reorganisation der Kriegs schule, 27. Bildung der Infanterie in Bezug auf die höhere Befehlgebung 33. Errichtung einer Militärcreditkaffe, 46. Vor schriften über die Cafernirung der Unteroffiziere , Spielleute und Soldaten, 46. Abänderung der Eidesformel für das Militär, 62. Berordnung über den Zweikampf, 63. Tarif für die Gagen, Alterszulagen und Functionsgebühren der Offiziere und Kriegs beamten, 63. Demnächstige Reorganiſation der Militärſchule, 84. Neue Bestimmungen über den Unterricht und die Uebungen der Truppen, 86. 87. Verordnung über die Aufnahme und Beauf fichtigung von Offiziersaspiranten , 92. Bevorstehende Organi= ſation mehrerer neuen Bataillone Infanterie, 128. Befehl, betr. die Beförderung von Portepeefähndrichen 2c. zum Lieutenant, 128.

Neue Bestimmungen über die Ergänzung des Offizierscorps, 144. 145. 146. 147. Vereinigung sämmtlicher Scharfschüßen der In fanterie in eine beſondere Schüßenabtheilung , 148. Bayern. Bildung von zwei neuen Jägerbataillonen, 5. Militär handbuch für 1851 , 8. 111. Uniformirung der Generale und Offiziere, 9. Errichtung zweier neuen Batterien reitender Artil lerie, 10. Ergänzung des stehenden Heeres für 1851 , 54. Er fvarungsvorschlag bezüglich der Eintheilung der Infanterie, 16. Reorganisation des Militärftrafgerichtsverfahrens, 18. Neue Etn theilung der beiden Armeecorys, 39. Auflösung der dritten Ba taillone der Infanterie , 58. Unterrichtung der Offiziere , Unter offiziere und Soldaten der Infanterie im Geschüßererciren, 76. Unterweisung der präsenten Mannschaft im Schreiben , 69. An ordnung, daß die Mannschaft der Cavalerie im Ererciren mit der Muskete eingeübt werden soll ; Ausbesserung der Bekleidung 2c. von Seiten der Mannschaft , 80. Berathung der Militärrech nungen für die Jahre 1847-1849 , 81. 128. 129. Inspicirung sämmtlicher Festungen, Waffenpläge und Zeughäuser, 84. Reduc tion des Militärausgabenbudgets, 84. Verbot der Verleihung von Ehrengeschenken von Seiten der Offiziercorps an ihre Vorgeſeßten, 86. Absendung einer militärischen Commiſſion zur Industrieaus stellung nach London , 87. Abänderung in der Ausrüstung der schweren Reiterei, 87. Zunahme der Militärpensionen, 90. Be vorstehende Reformen im Heerwesen , 91. 125. Bevorstehende Veränderungen in der Organiſation_des_Cadettencorps , 92, Die Marienfeste bei Würzburg. 93. Vorläufige Einstellung der Errichtung von Raketenbatterien, 98. Neuer Organisationsplan des Cadettencorps , 110. 115. Neues Reglement für die Genie truppen , 111. Wechsel der Infanteriebesaßungen der Festungen, 112. Reduction der Infanterie, 113. Vermögensstand der Mi litärwittwen- und Waisen - sowie des Invaliden- und milden Stiftungsfonds für 1848 1849 , 114. Neue Formation der Armee, 118. Bestimmungen über den Präsenzstand und die Zeit dauer der Truppenübungen , 119. Gesammtergebnis der Forma tion der Armee, 132. Wiedereinführen des Schlagens oder Bla= fens zum Gebet, " 133. Aenderung der Waffe der Infanterie, 156. Beförderung , neues Gesetz über , der Offiziere im 1 Königr. der Niederlande, 150 153. Portugal, 93. Bekleidung s verhältnisse , der k. sächsischen Armee , 29. Belgien. Discussion über das Kriegsbudget und Entlassung des Kriegsministers General Brialmont, 15. Verminderung der kör perlichen Strafen bei der Marine, 16. Beendigung der Discus fion über die Reduction des Kriegsbudgets und bevorstehende Ernennung einer Commission zur Prüfung der Fragen über das Militärwesen, 19. Ruffiſche Waffenbeſtellung, 77. Uebungen im

Felddienst , 82. Tagsbefehl des Kriegsministers , 88. Lager zu Beverloo, 89. Anfertigung von Geschüßen für die Schweiz, 118. Uebersicht der im Jahre 1850 im Kriegswesen ftattgehabten Ver änderungen und Neuerungen, 120 bis 123. Ernennung der Com mission zur Prüfung der gegenwärtigen Heerorganisation, 128. Beitrag zur Kenntniß des Materials der Artillerie , 142. 143. Perfonaldronik, 70. 76. 84. Braunschweig . Neues Kriegsdienstgefeß und Berathung über daffelbe in der Ständekammer, 73. 77. Briefe an einen Cameraden. VI. 1. 2. 3. VII. 36-38. VIII. 84-87. Brückenequipage , Denkschrift über eine neue, 71 .

Cadetten. Bayern, 62. 110. 115 . Großbritannien , 70. De fterreichische Monarchie, 18. 45. Preußen, 65. Cavalerieerercitien , Vereinfachung der, 81 . Cavalerie. Bayern, 80. 87. Frankreich, 140. Defterreichische Monarchie, 12. 13. 50. 60. 66. 79. 88. Spanien, 14. 44. 108. 109. 142. China. Mittheilungen über das Heerwesen, 130. Conscriptionsgefeß. Baden, 10. 15. Frankreich, 33. Dänemark. Das Offiziercorps der Armee , 21. 23. Zulagen für die Armee und Flotte , 22. Topographische Arbeiten in Schleswig , 24. 3nterpellation des Kriegsministers wegen der Veröffentlichung des Berichts über die Schlacht bei 3oftedt , 32. Gefeßesentwurf über Pensionirung der Unterclaſſen des Militärs und Versorgung der Invaliden , 32. Bericht über die Schlacht bei Jdstedt und Ausgabe einer speciellen Karte über das Schlacht feld, 37. Stand des Offizierscorps der Marine und Stärke der Flotte, 40. Bericht über die Belagerung von Friedrichsstadt, 42. Bericht über das Gefecht bei Miffunde , 50. Absendung einer Commission zur Besichtigung der preußischen Festungen, 92. Die Verluste, während des Krieges von 1848-50 , 98. Errichtung eines Maschinistencorps für Kriegsdampfschiffe, 103. Veränderungen in der Organisation der Armee, 107. Absendung von Offizieren in das Ausland, 109. Bericht über die Schlacht bei Friedericia, 111. Vorläufiges Gefeß über die Ausschreibung zum Landkriegs. dienst für das Jahr 1852 , 126. Schenkung einer Espignolbat terie an den Kaiser von Rußland , 127. Gefeßesentwurf bezüg = lich der Vergrößerung der Marine, 143. Entwurf zu einem Ge sege, betr. Abänderungen in der Organiſation des Landmilitär. etats, 149. Plan zur Befestigung Kopenhagens, 150. Deutschland. Bevorstehende Regelung der Militärverhältnißſe, 24. Fortsegung des Baues an den Festungswerken zu Ulm, 40. 85. 107. Feftungsbau in Raftadt, 52. 104. Uebersicht des deut schen Nordseegeschwaders und der holsteinischen Flotille, 69. Fe Atungsbauten in Luxemburg , 111. Verbesserung der Shrapnell zünder, 114. Disciplinarcompagnien . Oesterreichische Monarchie , 35. Ehrengericht für das mecklenburg- schwerinſche Offiziercorps, 66. Ehrenzeichen, Statuten der neuen , für die schwedische Armee und Flotte , 8. Eid. Baden, 62. Heffen. Großherzogthum , 118. Hessen , Kur fürstenthum , 84. Oesterreichische Monarchie, 2. Württemberg, 111. Einsteherwesen. Nassau, 146. Einübung und Einübungsmethode , Einige Betrachtungen über , 42. 43. 44. Eisenbahnen , die , als Mittel der Vertheidigung, 50. Franzö fische Ansicht über Beförderung der Heere auf Eisenbahnen, 5. Frankreich , 53. 116. Preußen , 98. Feldärzte, Regelung der Gebühren derselben in Defterreich, 1 . Feld artillerie , Andeutungen über eine neue, 109. Feldcaplan , Mufter eines F., 40. Feldmanöver , was soll durch dieselben zunächst bezweckt werden, 130.

Feldmenagegeräthschaften , 6 , 26. 39. 54. 56. 113. 114. 115. Flotten, die , der vorzüglichßten Seemächte, 98. S. auch Marine. Friedensmanöver , über, 148. 149. Frankreich . Versuche zu Vincennes mit den verschiedenen in den europäischen Heeren gebräuchlichen Handfeuerwaffen, 6. Bestim mung des Alters des Austritts von Offizieren aus der Armee, 16. Veränderung in der Organisation der Armee von Paris, 21. Erweiterungsarbeiten an der volytechnischen Schule , 24. Notizen über die Waffenfabrik von St. Etienne und deren Lei= ftungen, 25. Annullirung des Decrets der Reorganisation des Corps der Militärintendantur. 27. Notiz über den Bericht der über das Proviantbackwesen niedergefeßten Commiſſion, 27. Plan der Umwandlung der ganzen leichten Zufanterie in Jägerbatail lone, 28. Neuer Band der Militärſtatiſtik des Artillerieobersten Haillot, 28. Programm über die zur Aufnahme in die poly technische Schule erforderlichen Kenntnisse, 32. Gefeßesentwurf über die Heranziehung der Fremden in die Conscription , 33. Bemerkungen des National über den General d'Hautpoul und die unter dessen Verwaltung eingeführten Neuerungen, 34. Ge= ſeßesentwurf übrr Berichtigungen und Zusäße zum Gefeßesent wurf über die Cadres der Activarmee , 38. Antrag der Recru tirungscommiſſion auf Uebernahme der Stellvertretung von Seiten des Staats , 40. Wiederaufnahme der topographischen Arbeiten, 46. Wiedereinführung der Proviantverwaltung und Militär bäckereien, 41. Mittheilungen über den Gefeßesentwurf „ Zusäße und Abänderungen zum Gefeß vom 19. Juni 1850 , betr. die Cadres der Armee", 51. Ernennung einer Commiſſion zur Aus arbeitung von Vorschlägen bezüglich der Regelung des Trans ports von Truppen und Kriegsmaterial auf Eisenbahnen , 53. Kriegsministerieller Erlaß , welcher das Gefeß von 1837 und 1841, wonach kein Militär etwas ohne Erlaubniß des Kriegs ministers durch den Druck veröffentlichen darf, in Erinnerung bringt, 56. Cavalerielager bei Lüneville , 57. Errichtung eines Denkmals zum Gedächtnisse der vor Rom gefallenen Soldaten, 65. Gegenwärtiger Bestand der Flotte , 70. Versuche mit einer neuen Art von Panzern, 75. Verbot der Verheirathung militär pflichtiger Leute, welche fich Stellvertreter geftellt haben, während der Dauer der Dienstzeit der legteren , 76. Schrift des Generals Bourjolly über die Colonisation in Algerien , 77. Berathung über den Gefeßesentwurf bezüglich der Nationalgarde. 70. Erlaß des Kriegsministers über die topographischen und militärischen Ausarbeitungen bei der Infanterie und Cavalerie, 80. Verorde nung, betr. die Führung eines Registers über die zum General fab der Divisionen gehörigen Pferde, 81. Einsprißungsrohr für Pferde, 82. Schrift des Escadronschefs Levasseur, betitelt : Com mentaires de Napoleon etc. , 86. Auszug aus dem im Namen des Obergestütsraths vom General de Lamoricière erstatteten Berichte , 89. 90. Bestand der Marine, 91. Bekanntmachung über die topographischen und militärischen Ausarbeitungen vom Jahre 1849, 92. Blick auf die Armee zu Anfang des Jahres 1851 , 95 - 101. Liste der Kriegsminiſter ſeit Einführung der Republik, 113. Programm über das von den Truppen der Armee zu Paris ausgeführte Manöver , 114. Die Ar beiten der Commission für Regelung des Transports von Truppen und Kriegsmaterial auf Eisenbahnen , 116. Statistik über das Nationalhotel der Invaliden , 124. Vermehrung der Invaliden, 124. Vermehrung der Gendarmerie, 131. Neue (15.) Lieferung der großen topographischen Karte von Frankreich, 134. Rundschreiben des Kriegsministers Saint -Arnaud, 133. Militär geschichte von Frankreich, 127. Biographien der berühmten Mi litärs, welche in den Departements des alten Lothringen geboren find, 139. Neue Organisation , beziehungsweise Eintheilung und Formirung der Cavalerie, 140. Preisvertheilung in der Schwimm schule an der Marne , 142. Notiz über die Arbeiten der Com mission für die Gesundheitspflege der Pferde , 148. Ueber die französische Armee, 149, Denkschrift über die Polygonal-Befefti gungskunft, 153. Personalchronik, 10. 36. 68. 93. S agen. Baden, 63. Defterreichische Monarchie, 51. 89. Sar dinien, 5. Gefchüße. Vorschlag in Bezug auf die Zündungsweise derselben, 69. 70. Wahrendorf'sche Geſchüße, 125.

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Geschüßgießerei , königl. spanische zu Trubia in Asturien, 14, 15. Reform der, zu Wien , 75. Gewehre , Versuche mit verschiedenen Gewehren , Frankreich , 6. Großbritannien, 43, 71. 84. 128. Preußen, 16 81. 113. Sach fen-Meiningen, 134. Schweiz, 37. 90. Spanien, 86 . Gewehrfabrik, Notizen über die, zu Ferlach in Kärnthen , 34. Geologische Reichsanstalt , Wirken der k. k. , im Jahre 1850, 40. Griechenland. Gefeßesentwurf über den Stand des Heeres, das Beförderungs- und Penionswesen , 9. Stand der Kriegs marine, 33. Errichtung eines sogenannten Generalstabes der Phalanx, 73. Neues Recrutirungsgesez, 169. Großbritannien. Aeußerung des Herzogs von Wellington über die Vermehrung der engliſchen Armee, 6. Bericht des Un terhauscomitee's über die Armee = und Zeugamtsausgaben , 11 . Abschiedsbrief des abgehenden Obergenerals Sir Charles Napier an die Offiziere der englisch- oftindischen Armee , 23. Bemerkun= gen der „Times " über den Zustand der indischen Armee aus An laß des Tagsbefehls des Generals Sir Charles Napier , 26. Budget für die Marine für 1851 , 33. Neuer Beitrag zur in dischen Kriegsgeschichte von Major Edwardes, 35. Ordre wegen betrunkener Soldaten, 39. Neue Bedingungen als Vorbereitungs scala für die Candidatur zur Offiziersanftellung, 40. Beschrei= bung des leßten Kriegs gegen die Sikhs , von Lieutenant Thack well, 42. Zahl der Candidaten für die Offiziersstellen während der leßten 7 Jahre, 43. Vergleichungsversuche mit 6 verſchie denen Arten von Gewehren , 43. Notizen über die englischen Militärjournale, 44. Feier des zwanzigsten Stiftungstages der United-Service-Institution, 46. Brochure über Armeereform, 46. Ausführung der Vorschläge der Commiſſion für Schiffsſignal. lichter zu Portsmouth , 47. Organisation der Polizeimacht im Punjaub, 48. Verleihung einer Kriegsdenkmünze an Offiziere und Soldaten , welche Schlachten , Gefechten und Belagerungen in Ostindien beigewohnt haben , 50. Ausgabe eines neuen Bandes des Aide - Memoire to the Military Sciences, 51. Sto queller's Handbuch für Offiziere, 52. Vorschläge zu Verän= derungen in der Bekleidung und Ausrüstung der Infanterie, 54. Unterhausverhandlungen über die Voranschläge der Armee und des Feldzeugmeisteramts , 53. 56. Der Instructionshauptmann ; Gründung einer Instructionsschule für Offiziere, 60. Eingehen des Kilmainhamhospitals , 61. Herausgabe von Vorlesungen zum Gebrauch jüngerer Offiziere , 63. Ernennung des Capitän William Henry March von der Woolwich-Division des königlichen Marinecorps zum Mitgliede der Commission zur Prüfung der verschiedenen Feuerwaffen , 64. Soldzulage für die Serfchanten bei guter Aufführung , 67. Koften des Kaffernkrieges , 67. Anz gabe der Fächer, in welchen junge Leute sich müssen prüfen laſſen, bevor sie für den Dienst der oftindischen Cadetten angenommen werden, 70. Versuche mit der Muskete des Lord Ranelagh, 71. Gesamintzahl der Offiziere der Flotte , 73. Vergleichung des Schraubenlinienschiffs mit dem Segellinienschiff , 81. Versuche mit preußischen Zündnadelgewehren. 84. Waterloo-Feftmahl, 88. Abgabe von repeating pistols an die Offiziere des nach dem Kap bestimmten 12. Lanzierregiments, 88. Befehl rücksichtlich des Um gangs der Unteroffiziere mit den Gemeinen,93. Beränderungen in der Organisation des Chelsea Hospitals, 94. Berichterstattung des Comitees über die Armeerechnungen , 105. Niederseßung_ciner Commission zur Entwerfung von Tisch-Statuten für die Offizier corps ; Bericht des Znspectors der Militärgefängnisse, 112. Re vifion der Exercierreglements , 120. Unterricht für die Recruten im Lesen und Schreiben , 121. Bericht über die Militärgefäng niffe, 121. Neue Schrift über die Fortification vom Lieut. Yule, 122. Die trigonometrische Aufnahme von Indien , 123. Neue Militärzeitschrift (,,The british soldier" herausgegeben vom Oberstlieutenant Hort) , 127. Versuche mit Feuerwaffen vers schiedener Art, 128. Die Heranbildung von Militärschullehrern, 129. Prüfung in der Districtsschule zu Portsmouth, 131. Neue Bestimmungen über die Prüfungen der Offiziere, 132. Heraus gabe von "Geschichtlichen Erinnerungen an die königliche Militär akademie," 134. Neue Art von Sprengpulver , 134. Denkmal für den Generalmajor Parker, früheren Gouverneur der Militär akademie, 135. Ankäufe von Waffen auf der Industrieausstellung, 146. Stärke der Armee der Präsidentschaft von Bengalen, 150.

Skizze der Geschichte der Riflebrigade, 156. 48. 49. 53. 54. 124.

Personalchronik, 45.

amburg, freie Stadt , Umbildung der Bürgerwehr, 98. Hanau, die Schlacht bei , Entgegnung auf die Kritik der Dar stellung dieser Schlacht von 3. Dörr und Antwort des Recen= fenten , 117. Hannover. Verminderung des Militäretats, 5. Berathung über das Budget des Kriegsministeriums in der zweiten Kammer, 75. Personal@ ronik, 93. 128. Haubißgranaten , Versuche mit , 115. Heerwesen. Ueber die Bedeutung eines auf allgemeine Wehr pflicht gegründeten Heerwesens in Deutschland, I. 49. II. 57. 58. 75. IV. 105-107 . 118 - 122. China, 130. Siehe III. 73 auch Militärwesen und Armeeorganiſation. Seffen , Großherzogthum. Stellvertretung , 72. 194. Wieder. einführung des Soldateneides , 118. Hessen, Kurfürstenthum. Wiedererrichtung des Garde du Corps Regiments, 15. Umänderung der Benennung des Schüßenba taillons in " Füfilierbataillon ," 47. Verordnung bezüglich der Weglaffung der Verpflichtung zur Beobachtung und Aufrechthal tung der Landesverfassung aus dem Dienst- und Fahneneide der Offiziere, 84. Verordnung , betr. die Abänderung der §§. 51 und 62 der Verfassungsnrkunde hinsichtlich des Militärdienstes , 102. Verordnung über das Dienstverbältniß der Offiziere und Militärärzte , 102. 103. 104. Nekrolog des Generallieutenants Bauer, 116. 117.

Softedt . die Schlacht bei , am 24. und 25. Juli 1850 , tactische Studien über dieselbe, 124-129. 144-147. 152 - 155. Infanterie, Baden , 33, 118. Bayern , 16. 53. 76. 113. 156. Frankreich, 28. Großbritannien, 54. Lübeck, 49. Defterreichische Monarchie, 26, 33. 134. Preußen, 133. Rußland , 91. Sach sen, Königreich , 27. 44. Schweiz , 92. Spanien , 46. 59. 84. 108. 109. 111. 114. 140. Infanteriegewehr , die großen Tragweiten desselben , 18. 19. Ingenieure. Defterreichische Monarchie , 25. 36. 77. 112. Spanien, 3. 50. Vereinigte Staaten, 135. Ingenieurgeograpben. Deftereichische Monarchie, 56. 104. Inschriften auf den Mauern des Tempels zu Philas, 71. Invaliden, Statistik über das Nationalhotel der , zu Paris, 124. Neue Formation der preußischen Invalidencompagnien, 63. Geſeß über Versorgung derselben in Preußen, 84 - 86. Dänemark, 32. Kabylien, über , 65. Kirchenstaat. Armeereformproject , 33. Plan zur neuen Orga nisation der Armee, 40. Die Armee, 76. Die Schwierigkeiten der Reorganisation der Armee, 112. Reform des Exercierregle ments, 113. Kriegsleistungen , Verordnung über dieselben in Preußen , 4. 5. 6. Kriegsraketen. Württemberg, 98. 105. 107. 109. Kriegsschulen , f. Militärschulen.

Lübeck. Provisorische Beibehaltung der Bataillonsformation für die Infanterie unter Auflösung der Cavalerie , 49. Wiederein führung der Stellvertretung im Militärdienste, 52. Marine. Dänemark, 40. 103. 143. Deutſchland , 69. Frank. reich, 70. 91. Griechenland , 33. Niederlande , 7. 10. Defter reichische Monarchie , 27. 83. 102. 111. Preußen , 19. 22. 69. Sardinien , 12. 16. 65. 110. Schweden , 7. Spanien , 1. 72. 106. 142. Türkei, 65. Vereinigte Staaten, 130, 132. Mecklenburg - Schwerin. Stand des Offiziercorps, 40. Ehren gericht für das Offiziercorps, 66. Denkmal der in Baden und Schleswig gefallenen mecklenburgiſchen Krieger, 101. Recrutirung, 129. Menagetrain , Dall Aglio's , 48. Menagewesen. Königreich Sachfen, 106. Militärbibliotheken , über , 28. In Sachſen , 9. Militärbildungsanstalten , ein Wort über, 110. Die königl. sächsische in Dresden, 28-32, 36. 47. S. auch Militärſchulen.

Militärcreditkasse. Baden, 46. Militärerziehung , das Zuviel und Zuwenig in der , 78. 79. Militärerziehungsanstalten , kurze Notizen über die ruffi schen, 82. Militärjournale, Notizen über die engliſchen, 44. 127. Spanien, 15. 145. Vereinigte Statuten , 125. Militärmedicinalwesen , Umbildung des preußischen , 136. Desterreichische Monarchie , 4. 207. Sachsen , Königreich, 138, 155. 156. Militärmusiken. Desterreichische Monarchie, 54. Militärschuleu. Baden , 27. 84. Großbritannien , 129. 131 . 134. Nassau , 14. Niederlande , 12. 13. Oesterreichische Mo narchie , 36. 112. 141. Rußland , 82. 156. Sachsen , König reich , 28-32. 36. 47. 59. Sardinien , 56. 57. Spanien 12. Vereinigte Staaten , 129. Militärftrafgefeßbuch. Nassau , 141. Desterreichische Mo narchie, 154. Württemberg, 155. Militärwesen. Ueber die Bearbeitung von Jabresberichten über die Veränderungen und Fortschritte desselben , 156. Zur Kritik der Schrift, Blicke in das Berner'ſche Militärwesen vom Obersten Zimmerli , 137. Bericht des preußischen Major von Boddien über das französische Militärwesen, 95. Parma, 39. Sardinien, 57. Schwarzburg - Rudolstadt , 28. 64. Toskana , 130. 133. S. auch Armeeorganisation und Heerwesen. Minen, Versuche dieselben mittelft Electricität zu zünden , 70. Naffau. Gefeß über die Kriegsschule, 14. Bildung einer Schüßen abtheilung , 68. Neues Militärstraf, eſeßbuch , 141. Einfteher wesen, 146. Neapel. Stärke der Schweizerregimenter , 63. Niederlande. Bestand der Flotte am 1. Januar 1851 , 7. Jm Bau befindliche Schiffe der Kriegsmarine, 10. Militärschulen, 12. 13. Commission zur Snspicirung sämmtlicher Festungswerke des Landes , 20. Neues Gesetz über Beförderung , Entlassung und Pensionirung der Offiziere, 150--153. Personalchronik, 23. Desterreichische Monarchie. Neue Regelung der Gebühren der f. f. Feldärzte, 1. Uniformirung der Chevaurlegersregimen ter, 1. Bemerkungen des Lloyd" über die Aufhebung der Be eidigung der Armee auf die Verfassung , 2. Anstellung von Un terlieutenanten 2. Classe bei den Grenadiercompagnien, 3. Auf hebung der Filialfeuergewehrfabrik zu Stadt Steyer, 3. Neue Ad justirungsvorschrift für die Kriegsmarinecorps. 4. Errichtung von 19 Garnisonsspitälern, 4. Gehaltsvermehrung des Militärfuſtiz personals, 5. Leitung des Gewehrwesens der Armee, 6. Schei benschießen, 10. Errichtung eines kroatisch-slavonischen Cavalerie regiments, 12. Anfertigung neuer Carabiner für die gesammte Cavalerie ; Ausrüstung der Unteroffiziere der Cavalerie mit einer Pistole ; Abschaffung der Schurzfälle der Zimmerleute, 13. Com= mission über Offiziers -Individualbeschreibungen, 13. Aofustirungs änderungen , 14. Uniformsänderungen , 16. Bau der Festungs werke auf den Anhöhen um Ofen , 16. Veränderungen bei dem Cadetteninftitut, 18. Berathungen über das Gefeß der Tyroler Landesvertheidigung und Entwurf desselben, 19. Stand des Militärjustizpersonals, 19. Neue Vorschrift über das Tragen und den Gebrauch des Schanzzeugs , 19. Anfertigung_von_Marsch karten und Marscroutetabellen von Ungarn , 20. Schriften über Den ungarischen Revolutionskrieg , 22. Nachweisungen über die feit einer Reihe von Jahren in der Artillerie vorgenommenen Veränderungen und Verbesserungen , 23. 24. Vereinigung des Ingenieurcorps mit dem Mineur und Sappeurcorps ; Stand der Geniewaffe , 25. Aufhebung des Militärgrenzinstituts in Siebenbürgen und Errichtung von fünf Linienregimentern statt der bisherigen Grenzregimenter, 26. Bevorstehende Kritik der „Darstellung des leßten ungarischen Feldzugs von einem ruſſiſchen Offizier, durch den k. f. Obersten von Raming, 27. Verfügung in Betreff der f. t. Marine , 27. Ersuchen des Schachs von Perfien um Ueberlassung von Offizieren zur Instruction seiner Truppen , 28. Beschreibung des neuen Infantericſäbels , 31 . Entfendung einer Commission nach Frankreich , behufs Einsichts nahme der Reformen und Verbesserungen in der Verpflegung Armirung c. der französischen Armee, 32. Bestimmung, daß jede Compagnie der Linieninfanterie 16 mit Kammerbüchſen bewaffnete

Schüßen und 2 Hornißten zu erhalten habe, 33. Abschaffung der Tamboure der Infanterie , 33. Neues Abrichtungs- und neues Exercierreglement , 33. Notizen über die Gewehrfabrik Ferlach in Kärnthen , 34. Uebungsmanöver der k. k. Truppen in Hol ftein, 34. Ueber die Disciplinarcompagnien , 35. Die russischen Schriften über den ungarischen Feldzug, 35. Bevorſtehende Her ausgabe von Memoiren von Stabsoffizieren der Armee, 35. Ver= legung der Ingenieurakademie nach Klosterbruck , 36. Neue Lie ferung der topographischen Karte von Mittelitalien, 37. Unifor mirungsänderungen, 38. Befestigung des Schloßberges bei Graß, 38. Adjustirung, Ausrüstung und Armirung des Flotillencorps, 39. Organisation von Schulen für Unteroffiziere , 39. Wirk ſamkeit der geologischen Reichsanstalt im Jahre 1850 , 40. Vor schlag zur Errichtung von Casernenbibliotheken, 42. Aenderungen in der Adjuftirungsvorschrift, 43. Bildung zweier neuen Cadet tencompagnien , 45. Berufung von Offizieren nach Wien zur Beiwohnung wissenschaftlicher Vorlesungen , 46. Dall' Aglio's Menagetrain, 48. Uniformirung der Invaliden, 49. Bewilligung einer zehnprocentigen Anzahl unberittener Gemeine für alle Ca valerieregimenter, 50. Befestigungen an der Küste Ziriens , 50. Neue Regulirung der Offiziersgagen, 51. Regelung der Militär musikbanden, 54. Neue Bestimmungen hinsichtlich der Einübung und Ausbildung der Recruten bei den Linieninfanterieregimens tern , 55. Bevorstehende Umgestaltung der bestehenden Grena dierbataillone in Garderegimenter und der Chevaurlegers in Uhlanenregimenter, 55. Errichtung eines Corps von Ingenieur geographen, 56. Befestigungsarbeiten von Verona , 57. Befe ftigungsarbeiten von Peschiera , 60. Plan zur Reorganisation der Cavaleriewaffe , 60. Befestigungsarbeiten bei Lemberg , 62. Centralbefestigungscommiffion des Reiches, 64. Gründung eines befestigten Kriegshafens bei Riva und Bildung einer Flotille für den Gardasee , 65. Umgestaltung von sechs Chevaurlegersregi= mentern in Uhlanenregimenter und Errichtung des fiebenten als Dragonerregiment, 66. Bevorstehende Reform der Geſchüß gießerei, 75. Veränderungen in der Bespannung beim Train der Feldartillerie; Packvorschrift für die Trainfuhrwerke , 76. Ver fügung , betr. die Beförderung der Zöglinge der Wiener-Neu städter und Ingenieurakademie zu Offizieren , 77. Feffeßung des Munitionsausmaßes für die mit Kaminerbüchsen bewaffneten Schüßen, 79. Neues Cavalerieabrichtungsreglement; Erercier reglement für Jäger , 79. Recrutirungsvorschriften , 80. Ver theilung von Prämien vom Scheibenschießen, 81. Neue Manövrir Instruction , 82. Marinewesen , 83. Feftungsarbeiten bei Ofen und Pesth , 84. Neue Regulirung der Gagen und Naturalges bühren , 89. Feldmanöver , 91. Ueber die Solderhöhung der Armee, 96. Plan zur Organiſation irregulärer ruthenischer Lan zenreiter, 98. Feldmanöver in der Umgegend von Hamburg, 99. Reform der Flotte, 102. Militäringenieurgeographencorps , 104. Befestigungen bei Verona, 105. Errichtung eines Militärspitals zu Verona, 107. Herbstmanöver in Oberitalien, 109. Organi fationsplan für die Marine, 111. Die Verlegung der Ingenieur akademie nach Klosterbruck in Mähren , 112. Uebungslager im Marchfelde , 113. Der Effectivstand der Armee , 114. Reform des Militärerziehungswesens , 115. Bevorstehende Reform des Landwehrsystems , 116. Die im Bau begriffenen Arsenale und Artilleriewerkstätten zu Wien , 119. Erbauung von Blockhäusern an den Thoren von Wien, 124. Errichtung von fünften (Land wehr-) Bataillonen bei den siebenbürgischen Regimentern , 134. Neueste Organisation der Artillerie, 135. 136. Errichtung eines Lagunenflotillencorps, 140. Bestimmungen über die Organisation der Pionniercorpsschule zu Tulln, 141. Organiſation eines Do nauflotillencorps , 143. Neue Organisation des Marine- Ober Commando's, 148. Militärſtrafgefeßbuch 154. Offiziere, Anschauungen über das Wirken in der Sphäre des höheren Offiziers , 61 - 64. Andeutungen über außercienſtliche Beschäftigungen des angebenden Offiziers in Bezug auf seine weitere wissenschaftliche Ausbildung , 138–140. Neue Bestim= mungen über Prüfungen der Offiziere in Großbritannien , 132. Offiziercorps , Bestimmungen über die Ergänzung des badischen, 144-147. Dänemark, 21. 23. Offiziersanftellung , neue Bedingungen für die Candidatur in Großbritannien , 40.

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Offiziers aspiranten . Baden , 92. Oldenburg. Construction des neuen 7 pfünd. Haubißrohres , 20. Beschluß des Landtages in der Cavaleriefrage , 33. Einführung des Turnens, 138. arma. Errichtung von Gardegrenadieren und Gardemusketieren, 25. Organisation der militärischen Streitkräfte nach preußischem Muster , 39. Pensionswesen. Bayern , 90. Dänemark , 32. Niederlande, 150153. Sardinien , 7. 65. Schleswig -Holſtein, 42. Schwe den, 6, 76, 81 , Schweiz, 14. Percussionsbomben. Schweden , 143. Pionnircorpsschule zu Tulln , Bestimmungen über deren Dr= ganisation , 141 . Polen, f. Rußland. Portugal. Vorschlag der Artilleriecommiſſion zur Annahme des französischen Reglements für die Construction des Artilleriema terials , 25. Augenkrankheit , 25. Zusammentreten einer Com misfion bebufs der Entwerfung eines Plans zur Vertheidigung des Hafens von Lissabon , sowie der Hauptstadt ſelbſt, 56. Be vorstehende Berathung über ein neues Recrutirungsgefeß , 56. Ueber die Festung Peniche und deren Zustand , 82. Schrift des Brigadier da Cunha Fidié über seine militärische Laufbahn , 83. Regelung der Beförderungen in der Armee; Plan gegen das Ueberhandnehmen der verheiratheten Mannschaften in der Armee, 93. Preußen. Verordnung, betr. die Beschränkung der Verpflichtung zur Einstellung der einjährigen Freiwilligen in einen bestimmten von denselben gewählten Truppentheil , 2. Verordnung in Be treff der Kriegsleistungen und deren Vergütung , 4. 5. 6. Etat der Militärverwaltung, 9. Feftungsbauten von Posen und Kö, nigsberg , 12. Neue Eintheilung des Gardecorps , 14. Ankauf neuer Waffen für die Armee im Jahre 1851 ; Betrag der Summe für die Uebungen der Truppen, 15. Proveſchießen mit neuen Zündnadelgewehren , 16. Etat der Marine , 19. Die Anfängs der Marine, 22. Pontonbrücke unweit Lauenburg, 23. Umbil dung des Militärmedicinalweſens, 27. Bau der Feftung Boyen bei Lögen , 33. Bericht der Centralbudgetcommiſſion über den Etat der Militärverwaltung , 34. Ersparnisse beim Ausfall der Landwehrübungen für 1851 , 35. Bevorstehende Verlegung der Geschüßgießerei von Berlin nach Spandau . 36. Zündnadelge= schüße, 36. Ausführung geodätischer Arbeiten vom Generalstabe, 39. Gesammtsumme des Etats der Mobilmachung der Armee vom November vorigen Jahres; 40. Der Militärunterstüßungs fond, 42. Bildung eines Vereins der Unteroffiziere der Marine zu Stettin, 44. Wiederaufnahme der Feftungsarbeiten in Poſen, Königsberg und Torgau, 46. Die Garnisonsschulen, 47. Ueber Den Feftungsbau von Königsberg, 45. Die höhere Besoldung des 1. Garderegiments und des Regiments Garce du Corps, 49. Gesundheitszuträgliche Folgen der Einführung des Waffenrocks, 50. Festungsbau zu Posen , 52. Befestigungsarbeiten bei Köln, 53. Cabinetsordre , betreffend die Bezeichnung der einzelnen Theile der Artillerieregimenter, 54. Das neue Kriegsdampfboat „ Nir“, 55. Artilleristische Versuche , 55. Neue Formation der Invali dencompagnien , 63. Verordnung , betreffend die Modification der unterm 27. December 1849 allerhöchſt beſtätigten Grundfäße über die Veränderungen in der Organisation des Cadettencorps, 65. Revision der ganzen Militärgesetzgebung , 66. Uebersicht des gegenwärtigrn Bestandes der Kriegsmarine, 69, Vermehrung der Unteroffiziere der Infanterie , 76. Probefchießen mit Zünd nadelgewehren , 81. Abänderung beim Institut der einjährigen Freiwilligen, 82. Gefeß über die Versorgung der Militärinva liden vom Oberfeuerwerker, Feldwebel und Wachtmeister abwärts, 84. 85. 86. Neue Schrift über die Nothwendigkeit einer Modi fication der Grundformen der preußischen Heeresorganiſation, 88. Unterrichtsplan des gymnastischen Centralinstituts 92. Uebungen der Kanonenboote ; Befestigungsanlagen bei Swinemünde ; Ver legung des Marine- und Matrosencorps nach Swinemünde , 94. Berichte des Major von Bordien über das französische Militär= wesen , 95. Schießübungen der Artillerie zu Königsberg , 96. Uebersicht der in den Monaten November und October 1850, sowie Januar und Februar 1851 auf den preußischen Eisenbahnen ausgeführten Militärtransporte , 98. Militärcentralturnauſalt, 107. Denkschrift gegen das Landwehrsystem, 110. Versuche mit

wasserdichter Fußbekleidung, 111. Zündnadelgewehr, 113. Die Plane und Vorschläge des Kriegsministeriums bezüglich der Aende rungen im Heerwesen, 119. Die Landwehrfrage, 125. Feftungs bau in Königsberg, 132. Veränderte Formation zc. des Garde reſerveinfanterie (Landwehr - ) Regiments und der beiden Garde uhlanen (Landwehr ) Regimenter , 133. Bevorstehende Er höhung des Militäretats, 135. Reorganisation des Militärweſens, 136. Der erste Kriegshafen auf der Insel Dänholm bei Stral sund , 141. Commission für das Militärökonomieweſen , 154. Abänderung der Formation der Artillerieregimenter , 156. Per fonalchronik, 14. 45. 87. Proviantbackwesen. Frankreich, 27. 41 . Nateten batterien. Bayern, 98. S. auch Kriegsraketen. Rebellion , über die Bekämpfung derselben im Großherzogthum Baden , Entgegnung auf den Artikel in Nr. 104 der A. M. 3 . von 1849, 116. Griechenland , 149. Mecklenburg Recrutirungswesen. Schwerin , 129. Defterreichische Monarchie , 80. Portugal, 56. Rußland und Polen. Ukas über die Aushebung der Juden zu Recruten, 24. Hydrogravhiſche Karte des Königreichs Polen, 31 . Bevorstehende Truppenmanöver bei Lowist , 40. Schrift des Obersten Lebedew über Radesky's Feldzüge in Italien 1848 bis 1849, 48. Rescript des Kaisers an den Kriegsrath, 65. Ruf fische Grammatik und Leitfaden zum Unterricht nach derselben vom Staatsrath Gretsch , 76. Schrift des Baron Medem über die preußischen Militärlehranstalten, 77. Kurze Mittheilungen über den Stand und die Fortschritte der militärischen Erziehungs anstalten während der 25 jährigen Regierung des Kaisers Nikolaus, 82. Superrevision der militärpflichtigen Mannschaft, 84. Ver leibung neuer Standarten an die feit 200 Jahren bestehenden Truppentheile, 90. Neue Bewaffnung der Infanterie, 91 Bil= dung eines ersten kaukasischen Kosakenbataillons , 91. Errichtung eines neuen Zabajkalischen Kosakencorps , 93. Gründung einer Anstalt zur Verpflegung der als Waisen nachgelassenen Töchter der Soldaten des Chevalier- Garderegiments, 95. Befehl in Be zug auf die in den Militärlehranstalten erzogenen Offiziere, 112. Verfügungen über den Eintritt in die Leibgarderegimenter und die Prüfungen der Fähnoriche und Junker, 138. Einrichtung be= sonderer Claſſen bei der Domschule zu Reval für junge Leute, die sich dem Militärstande widmen wollen , 156. Personal chronik , 6. achsen, Königreich. Recrutirung im December 1849, 3. Ab schaffung der Epauletten bei den Offizieren , 6. Militärbiblio theken , 9. Uebersicht der neuen , täglichen Löhnungsfäße bei der t. sächsischen Armee , 9. Bericht über die außerordentlichen Anschaffungen für die Armee in Folge der allgemeinen Contin gentserhöhung, 10. 11. Formation des Heeres und Uebersicht des effectiven Bestandes desselben , 16. Einführung einer neuen Kopfbedeckung für die leichte Znfanterie, 27. Rangliste der Armee vom Jahr 1851 , 27. Ueber die Königliche Militärbildungsan stalt in Dresden , 28. 29. 30. 31. 32. Bekleidungsverhältniſſe der Armee , 29. Bevorstehence Veränderungen in der Militär bildungsanstalt, 36. Berathung über den Mobilifirungsaufwand der Armee, 41. 42. 43. Aenderung in der Bekleidung der leichten Infanterie, der Schüßen- und Zägercorps , 44. Aufhebung der Militärbildungsanstalt und Errichtung einer Kriegsschule , 47. 59. Erklärungen des Landtagsabschiedes in Bezug auf die das Mi litär betreffenden Angelegenheiten , 8. Stimine für Restitution der Stellvertretung , 87. Herbstübungen , 98. Menagezufctus, 106. Mittheilungen über die Verpflegung der königlich sächſiſchen Armee, 110. 111. Veränderungen in der Uniformirung, 112. Bildung von Sanitätscompagnien und Errichtung einer Medici naldirection, 138. Neue Zündnadelflinte, 150. Umgestaltung des Militärfanitätswesens, 155. 156 . Sächsische Herzogthümer. Die Idee der Thüring'ſchen Brigade, 76 . Sachsen - Coburg - Gotha. Stiftung eines Gedenkzeichens für die Mannschaft, welche am Feldzuge in Saleswig -Holstein Theil genommen, 40.

mittelft Electricität zu entzünden, 70. Einführung der Schwur gerichte beim Militärftrafgefeßweſen, 83. Bericht der vom National rath niedergefeßten Commission zur Vorberathung des Gefeßes entwurfes über die Beiträge der Kantone an Mannſchaft und Material zum eidgenöfſiſchen Bundesheer , 84. Schluß der eid genössischen Artillerieſchule, 84. Zusammenstellung der Schulden und Kosten des Sonderbundskrieges, 88. Versuche mit der vom schweizerischen Militärdepartement einzuführen beabsichtigten Flinte für die Jäger der Infanteriebataillone, 90. Die Milizübungen ; die Infanterieinftructionsschule zu Thun , 92. Bekleidungsgesch für die eidgenössische Armee, 111. Gefeßesentwurf über Bewaff nung und Ausrüstung des Heeres , 112, Stärke des schweizeri schen Bundesheers , 114. Versuche mit Haubißgranaten , 115. Instructionscurs für Militärärzte zu Thun, 127. Sepoys , Ch. Napier's Urtheil über die, 54. Shrapnellzünder , Verbesserung der , 114. Signale , 9. Sold. Großbritannien , 67. Desterreichische Monarchie, 96. Preußen, 49. Sachsen, Königreich. 9. Sardinien, 5. Spanien. Beſuch sämmtlicher Arsenale der Marine durch den Herzog von Valencia, 1. Einführung einer neuen Kopfbedeckung (Helme) beim Ingenieurregiment , 3. Neue Uniformirung des Carabiniercorps , 3. Spanische Ueberfeßung der Theorie des großen Krieges von v. Williſen , 6. Etat der Generale des Tribunal supremo de guerra y marina , 7. Historisches Album des europäischen Kriegswesens , 8. Umänderung_der_Bekleidung der Jägerbataillone , 9. Notizen über den großen Generalstab der spanischen Armee und Marine , 10. Neue Organiſation der Artillerie des Generalcapitanats von Havannah, 11. Aufhebung der algemeinen Militärschule zu Toledo und Errichtung einer Cavalerie- und Infanterieschule, 12. Die Revista militar über die neueren Ereignisse auf der Insel Cuba , 13. Neues Infan terie- und Cavalerieexercierreglement , 13. Gießerei für Geſchüße und Geschosse zu Trubia in Afturien , 14. 15. Errichtung von vier neuen Jägerescadronen , 14. Neue Militärzeitschrift , 15. Notizen über die spanische Land- und Seemacht in Anfang des Jahres 1851 , 17. Die Revista militar über die Nothwendigkeit der Errichtung eines Oberkriegsraths für Spanien , 18. Die Revista militar über die militärischen Aufsäße der Nacion , 21 . General Lavalete's vergleichende Studien zwischen dem svanischen Kriegsbudget für 1851 und dem anderer Nationen , 39. Feft= segung der Kaliber bei den Bronzegefchüßen der spanischen Ar tillerie, 42. Producte der Armeearsenale und Militärfabriken auf der Industrieausstellung zu Madrid, 43. Organiſation von fünf neuen Jägerescadronen , einer Remonteescadron und einer Subdirection der Remonten , 44. Ernennung einer Commiſſion zur Prüfung des der Regierung vorgelegten Entwurfs über die Militärorganisation , Befestigung und Vertheidigung der Insel Cuba, 45. Wiedereinführung der Sappeure bei der Infanterie, 46. Demnächstiger Transport einer großen Anzahl Werkhölzer von der Insel Cuba nach Spanien zur Bearbeitung in den Ar tilleriewerkstätten und Arsenalen , 47. Uebersicht der Leistungen, Kosten und Einnahme der Waffenfabrik zu Toledo während der legten 36 Jahre, 48. Ständiger Wechsel unter den Truppen der Garnison von Madrid , 49. Ausgabe der Ranglisten des In genieurcorps, der Artillerie, der Bürgergarde und des Carabinier corps für das Jahr 1851 , 50. Niedersehung eines Ausschufſes der Cortes zur Regulirung des Avancementssystems , 51. Ein führung des Systems der semesterweiſen Beurlaubung, 56. Auf= hebung der Stellen der zweiten Commandanten in den Infan= terieregimentern der überseeischen Befißungen , 59. Vertheilung der militärischen Streitkräfte auf der Insel Cuba , 59. Verän derungen in den Generalcapitanaten, 60. Umänderung der Be= kleidung der Jägerbataillone , 61. Bevorstehende Reform mit dem Verwaltungscorps der Armee , 64. Ausarbeitung neuer Reglements für die Ausrüstung und Armirung neuer Kriegsfahr zeuge, 72. Anfertigung von Geſchüßen und Projectilen für die Marine, 72. Errichtung eines Monuments zu Bailen, 73. An fertigung von 30,000 Percussionsgewehren , 74. Geschichte des allgemeinen Generalstabes der Armee , 76. Auszug aus dem Berichte der Commission über die Zweckmäßigkeit der Packsättel für die Gebirgsartillerie , 78. Demnächtiges Erscheinen einer Schrift vom Obersten de los Senderos, betitelt : „Die Elemente

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Sachsen- Meiningen. Schießversuche mit der Minié-Büchse und den Minié-Kugeln , 134. Sachsen - Weimar. Berathung über den Miltäretat in der Landtagsfißung, 24. Sardinien. Verordnung über die Einrichtung des Stabes bei den Militärdivifionen , 5. Neue Regelung der Gehalte und des Soldes für 1851 , 5. Hauptinhalt des neuen Pensionsgefeßes nebst Uebersicht der Ruhegehalte des Militärs aller Grade , 7. Debatte über das Marinebudget , 12. Gefeßesentwurf über die Organisation des Marineoffizierstandes, 16. Befestigungsarbeiten bei Casale, 50. Artilleriebudget, 54. Vorschlag zur Organisirung einer Nationalmiliz , 54. Eingehen der Charge der Brigade. generale, 55. Das Erziehungshaus für Söhne von Soldaten und Unteroffizieren zu Raconici , 56. Gründung einer Militär schule zu Zvrea für Lieutenante der Armee , 57. Bevorstehende Neuerungen im Militärwesen (neues organisches Gefeß für die Armee, Gefeß über die Miktäraushebungen, Reform des militäri schen Strafgesetes , neues Exercierreglement) , 57. Prüfung in gymnastischen Uebungen , 62. Veröffentlichung einer Statiſtik aller auf der inneren Polinie der piemontesischen Staaten be findlichen Mühlen , Barken und Fahrzeuge , 53. Generalrevüen der Turiner Garnison in der Citadelle, 64. Gefeßesentwurf be= züglich der Penfionirungen des königl . Marinemilitärs, 65. Gez nehmigung des Kriegsbudgets durch die Kammer, 77. Aufhebung der Militärdivision von Cuneo , 81. Thätigkeit im Heerwesen; Errichtung eines neuen Bataillons Scharfschüßen , 82. Beginn der Befestigungsarbeiten bei Casale , 83. Feldmanöver , 105. Einführung des englischen Systems auf der Flotte, 110. Befe ftigungen am Ticino , 111. Manöver bei Alessandria , 118. Truppenübungen und Befestigungen am Po, 140. charfschüßen , über pen Dienst derselben im Felde , 66. 67 . Baden , 148. Naſſau, 68. Sardinien, 82. Schleswig -Holstein. Errichtung einer Artillerie- und In genieurunteroffiziersschule in Ißehoe , 5. Reconstituirung des Holsteinischen Heeres , 20. Reduction der schleswig - holsteinischen Armee, 24. Aufhebung des Militärpensionsgefeßes vom 15. Fe bruar 1850 , 42. Auflösung der Armee , 44. Aufhebung der Seecadettenschule zu Kiel , 46. Uniformirung des holsteinischen Contingents, 62. Veränderungen in dem provisorischen Wehr. pflichtigkeitsgefeße für das Herzogthum Schleswig , 76. Feftftel lung des Gesammtetats an Aerzten für das bolsteinische Contin= gent, 126. Anordnungen zur Herstellung des holſteinifchen Heeres, 130. Schnurbart , der, als Schuß gegen Krankheiten, 66 . Schüßenregiment, Ein berittenes, 31-34. Schwarzburg - Rudolstadt. Umänderung des Militärwesens nach preußischem Muster, 28. Neue Organisation des Militärs, 64. Schweden und Norwegen. Stiftung eines Pensionsfonds für das Offiziercorps des Swea-Artillerieregiments, 6. Abänderung der bisher bestandenen Vorschrift über die Gewehrbesichtigungen, 6. Entwurf eines Planes nebft Koſtenvorschlag für den voll kommenen Bertheidigungszustand und die Geschüßarmirung der Festung Kungsholm, 6. Bestand der schwediswen Flotte 7. Sta tuten der neuen Ehrenzeichen für Unteroffiziere und Mannschaft der Armee und Flotte, 8. Verbeſſerung der Erfindung des Barons von Wahrendorff, Kanonen von hinten zu laden, 25. Aufhebung der Lieferung von passe-volans für die Artillerie, 47. Gründung einer Pensionskaffe für die Unteroffiziere und Mannschaft der Leibgarde zu Pferd 76. Veränderungen in der Organiſation des Kriegscollegs , 77. Versuchsweise Anwendung der dänischen In Atruction über Führung und Handhabung des Säbels bei der Cavalerie , 79. Pensionen des Wadstena-Invalidenvauſes wäh rend des Jahres 1850, 81. Uebungslager in Ladugarosgärdet, 85. Feldmanöver, 88. Vorschlag zu einer veränderten Organisation der Armee , 128. Schießversuche mit Percussionsbomben , 143. Bildung einer kriegshistorischen Abtheilung beim topographischen Corps, 143. Soweiz. Gündung einer Pensionskasse für verwundete Militärs und deren Familien , 14. Geschichte der Schweizerregimenter in Neapel während der Jahre 1848 und 1849, 27. Probe mit dem von dem Oberflieutenant Wurstenberger zu Bern vervollkomm= ten Stußer , 37. Einführung des Waffenrocks , 39. Eröffnung der eidgenössischen Artillerieschule zu Aarau, 42. Versuche, Minen

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der Artillerie,“ 82. Fortseßung der Aufnahmen der Hauptstraßen des Königsreichs und deren näcßter Umgebung, 83. Beendigung der Geschichte der spanischen Infanterie," 84. Sendung wissen fchaftlicher Commiſſionen in das Ausland , 85. Versuche mit einer Büchie, 86. Wiederausgabe eines offiziellen Armeebülletins , 88. Spanische Uebersehung des provisorischen Reglements für die Schießſchule zu Vincennes, 89. Ernennung einer Commiſſion, welche einen allgemeinen Vertheidigungsplan für die Halbinsel mit den anliegenden Inseln zu entwerfen hat, 93. Vermehrung der Truppen auf den Philippiniſchen Znſeln , 105. Veränderun= gen in der Organisation des Marineministeriums , 106. Ueber ficht der verschiedenen Organisationen der spanischen Infanterie 108. 109. Be und Cavalerie seit richt über die im Laufe des abgelaufenen Jahres vom Kriegs depot ausgeführten Arbeiten 2c. , 110. Neue Organisation der Reserve, 111. Veränderungen in der Uniformirung der Infan terie und Reiterei , 112. Infpicirung der Infanterieschule zu Toledo, 114. Absendung einer Commiſſion von Artillerieoffizieren in das Ausland, 1.15. Wissenschaftliche Miſſion in das Ausland, 139. Errichtung gymnaftiſcher Schulen in allen Infanterieregi mentern , 140. Errichtung einer praktischen Artillerieſchule und Ausführung von allgemeinen Uebungen für alle Waffen am Bord eines Kriegsfahrzeugs , 142. Projecte verſchiedener Aenderungen in der Organisation der Cavalerie, 142. Neue Militärzeitschrift (El Honor. Periodico del Ejercito de Cuba ) , 145. Personal chronik, 11. 51. Stellvertretung , 150. 151. Frankreich , 40. Heffen , Groß herzogthum, 72. 104. Lübeck, 52. Sachsen, Königreich, 77. Toscana. Budget des Kriegsdepartements für 1851 ; Reduction des Effectivstandes der Armee, 12. Bevorstehende Umgestaltung des Militärwesens , 130. Zustand des toscanischen Heeres, 133. Türkei. Die Landmacht der Türkei , 8. Veränderungen in der Bekleidung der Infanterie, 16. Zustand der türkischen Flotte, 65. Neubauten an der Festung Silistria , 76. Prüfung und Preis vertheilung in der Militärschule zu Konftantinopel, 84. Notizen über die gegenwärtige Armee, 112. Einführung der Epauletten, 120. Tunis , die Armee des Bey , 134. Turnen , Einführung desselben in Oldenburg , 138. Uebungen, neue Bestimmungen über den Unterricht und die Uebungen der badischen Truppen, 86. 87. Uniformirung. Bayern , 9. Desterreichische Monarchie , 1. 4, 14. 16. 38. 43. 49. Königreich Sachsen , 44. 112. Schleswig Holstein , 62. Spanien , 3. 9. 61. 112. Türkei, 16. Vereinigte Staaten, 134. Württemberg, 1, 4. Unterricht, der theoretische , des Soldaten , 92. 93. Neue Be ftimmungen über den Unterricht und die Uebungen der badischen Truppen , 86. 87. Unteroffiziersschulen. Defterreichische Monarchie , 39. Sar. dinien, 56. Schleswig -Holstein , 5.

Berfaffungseid , 46. Verpflegung , Mittheilungen über die Verpflegung der k. sächsi schen Armee, 110, 111. Bereinigte Staaten von Nordamerika. Neue Militärzeit febrift ( United Service Journal" herausgegeben vom Obersten Tompkins) 125. Formirung berittener Corps , 126. Schrift über die Fechtkunft vom Capitän Wayne, 128. Zahl der Feuer gewehre in den Zeughäusern der Vereinigten Staaten , 128. Aenderungen in der Militärakademie zu Westpoint und Budget dieser Anstalt für das Jahr 1851 , 129. Bildung einor Commis fion für Revision und Ümarbeitung der Reglements der Marine, 140. Herausgabe eines Albums der Miliz der Vereinigten Staaten, 131. Organisation eines neuen Freiwilligencorps zu New York, 131. Militäriſche Beſchlüſſe des Congreſſes ; Aeuße= rungen der military and naval Gazette über die Offiziere der Marine 132. Aeußerungen des „United Service Journal" über die Uniformirung der Milizregimenter , 134. Bericht des Chefs des Ingenieurwesens, 135. Personalchronik, 130.

Waffenfabrik , zu Toledo . 90. 91 ; zu St. Etienne, 25. Württemberg . Veränderungen in der Uniformirung , 1. 4. Das neue Beutter'sche Zündnädelbüchsensystem , 9. Versuche mit Kriegsraketen, 98. 105. 107. 119. Neuer Plan zur Ausbildung der Offiziere, 108. Uebungen der Pionnircompagnie , 110. Ent bindung der Militärpersonen von dem Eid auf die Verfaffung, 111. Fahnenweihe, 113. Beendigung des topographiſchen Atlaſſes von Württemberg, 131. Die Kriegsschule zu Ludwigsburg, 132. Neues Militärftrafgefeßbuch und neue Militärftrafproceßordnung , 155. Personalchronik , 45. Zeitverhältnisse , die heutigen , und die Armeen , 131 . Zündnadelgeichüße. Preußen, 37. Zündnadelgewehre. Großbritannien , 84. Preußen , 16. 81 . 113. Sachsen, Königreich, 156. Württemberg, 9. Zweikampf. Baden, 63.

Verzeichniß der Auffäße. Briefe an einen Kameraden. Von einem süddeutſchen Offizier. Sechfter Brief, 13. 7. Brief, 36 - 38. 8. Brief, 84 — 87. Noch ein Wort über Feldmenagegeräthschaften , 6. Eine Ansicht über conforme Signale bei conföderirten Truppen corps, 9. Die Militärbibliotheken in Sachsen , 9. Die niederländischen Militärschulen, 12. 13. Die t. spanische Gießerei für eiserne Geschüße und Geſchoffe zu Trubia in Asturien, 14. 15. Die großen Tragweiten des Infanteriegewehres , 18. 19. Construction des neuen 7 pfündigen oldenburgischen Haubizrohres, 20. Die militärischen Optimisten, 22. 23. Bemerkungen zu dem Auffaße : Bemerkungen über die verschiedenen Systeme der Feldmenagegeräthschaften in Nr. 10 und 11 der A. M. 3. ", 26. Ueber Soldatenbibliotheken , 28. Nachträge zu dem Aufsaße : Mittheilungen über die Bekleidungs verhältnisse der königl. sächsischen Armee in Nr. 145 der A. M. 3. von 1850" , 29. Ein berittenes Schüßenregiment. (Von Pz.), 31 -34. Müssen die Feldkochgeschirre der Infanterie von der Mannschaft ge. tragen werden, oder ist es vorzuziehen , daß man sie auf Wagen oder Saumthieren nachführe ? 39. Einige Betrachtungen über Einübung und Einübungsmethode , 42 bis 44. Der Verfassungseid, 46. Ueber den Ver und Abkauf des englischen half Pay , 47. Ueber die Bedeutung eines auf allgemeine Wehrpflicht gegründeten Heerwesens in Deutschland und seine Stellung zum gesammten Staatsleben, I. 49, II. 58, III . 73 −75 , IV. 105-107, 118-122. Die Eisenbahnen als Mittel der Vertheidigung , 50. 1 Zur Geschichte der badischen Revolution, 52. Noch eine Stimme über Feldmenagegeräthschaften, 54. Eine franzöſiſche Ansicht über Feldmenagegeräthschaften, 56. Anschauungen über das Wirken in der Sphäre des höheren Offiziers, 61-64. Ueber Kabylien, 65. Ueber den Dienst der Scharfschüßen im Felde ; nach der Sentinella dell' Esercito von B. C., 66. 67. Vorschlag in Bezug auf die Zündungsweise der Geſchüße. (Mit einer lithographirten Tafel), 69. 70. Denkschrift über eine neue Brückenequivage. Von dem königl. spanischen Oberstlieutenant Terrer. ( Nach dem Mem. de Inge nieros) . 71. Das Zuviel und Zuwenig in der Militärerziehung, 78, 79. Vereinfachung der Cavalerieerercitien, 81. Die Fabrik für blanke Waffen zu Toledo. Nach dem Memorial de artilleria bearbeitet von S -t- 8. , 90. 91 . Der theoretische Unterricht des Soldaten, 92. 93.

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Blick auf die franzöfifche Armee zu Anfang des Jahres 1851 , 95 bis 101 . Andeutungen über eine neue Feldartillerie, 109. Ein Wort über Militärbildungsanftalten, 110. Ueber Feldkochgeschirre. (I. Preußisches oder französisches System der Feldmenage ? 113. 114. II. Noch einmal eine Ansicht über Feldkochgeschirre. 115). 113-115. Entgegnung (betr. den Artikel : Ueber die Bekämpfung der Rebel lion im Großherzogthum Baden in Nr. 104 der A. M. 3. vom 30. Auguft 1849), 116. Nekrolog des Kurhefſiſchen Generallieutenants und Diviſionscom mandanten Ph. Bauer, 116. 117. Die Schlacht bei Hanau. (Entgegnung auf die Kritik der „ Dar ftellung der Schlacht von Hanau von J. Dörr “ nebft „ Antwort des Recensenten“) , 117. Taktische Studien auf den Gefechtsfeldern der leßten Jabre. I. Die Schlacht bei Jdstedt am 7 24. und 25. Juli 1850. Nebf einer Terrainskizze, 124-129 . 144-147, 152 - 155. Was soll durch Feldmanöver zunächst bezweckt werden. Von Pz. 130. Die heutigen Zeitverhältnisse und die Armeen, 131 . Die neueste Organisation der österreichischen Artillerie, 135. 132. Zur Kritik der Schrift: Blicke in das Bernerische Militärwesen vom Obersten Zimmerli" in Nr. 68 der A. M. 3., 137. Andeutungen über außerdienstliche Beschäftigungen des angehenden Offiziers in Bezug auf seine weitere wissenschaftliche Ausbildung, 138-140. Beitrag zur Kenntniß des Materials der königlich belgischen Ar tillerie, 142. 143. Ueber Friedensmanöver , 148. 149. Stellvertretung, 150. 151 . Ueber die Bearbeitung von Jahresberichten über die Veränderungen und Fortschritte des Militärwesens, 156.

Berzeichniß der angezeigten Schriften. Armeen , die , und ihre Zukunft, 144. Arnim Boysenburg , Bemerkungen zu der Schrift „die Ber liner Märztage" , 26. Belgique , Essai sur un système de défense de la fron tiére meridionale de la, 6. Berliner Märztage, die , 2. Auflage, 36. Bouligny, s. Fraxno . Brandt , der kleine Krieg. 2. vermehrte Auflage, 29. 30. Clofen , v. , die Armee als militärische Bildungsanstalt der Nation, 70. 71. Dörr, 3. , die Schlacht bei Hanau am 14. October 1813, 59. 117. Driesen, L. Dr. , Leben des Fürsten Johann Moriz von Nassau Siegen, 51. Dropfen, 3. G., das Leben des Feldmarschalls Grafen York von Wartenburg, 82-85. Dub , A., das t. 1. öfterreichische Linieninfanterieregiment , 45. Dwyer, F., Feldtaschenbuch für k. t. Offiziere, 65. Elgger, Kampf des Kantons Luzern und seiner Bundesgenossen gegen den Radicalismus in den Jahren 1845 - 47, 27. Engelberts , M. , Mémoire sur la fortification des sites aquatiques , 141 . Eupen , van M. , Projet de réorganisation de l'état militaire de Belgique , 16. Feldartillerie , Ueber Führung und Gebrauch der, 76. 77. Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen im Sommer des Jahres 1849 , 99-104. Fleck, E., Erläuterungen zu den Kriegsartikeln für das preußische Heer, 14. Friedrich der Große , Gedicht über die Kunst des Krieges ; nach dem Französischen von E. von Reinhard , 86. Förster, S. v. , das Tiraillement im coupirten Terrain , 46. Förster, Organisation von Pionnirsectionen bei den Infanterie regimentern, 146. 147. Fraxno , de y Bouligny , Memoria sobre la teoria y fabri cacion de acero y de su aplicacion a las armas blancas , 127.

Fusil de nuevo modelo , Memoria sobre los procederes de la fabricacion del , en la real manufactura de armas de + Lieja, 155. Geertz , F. , Karte über die Gegend von Idstedt, 97. 98 . Golf, v. d ., Freih., Karte von der Provinz Pommern, 89. Hahn , W., Hans Joachim von Ziethen , königl. preuß. General der Cavalerie, 18. Hardegg , 3. v. , siehe Kriegsgeschichte. Helmke , die Belagerung von Rendsburg im Jahr 1645, 33. Henning, E., Generalübersichtskarte des Königreichs Böhmen, 88 . Hofmann , zur Geschichte des Feldzugs von 1815 , 4. 3weite Auflage , 63. Hofstetter, Tagebuch aus Italien, 3. Horn , Arthur Görgey , Obercommandant der ungarischen Armee, 34. Jdfedt, die Schlacht bei , und die vorangegangenen Operationen 2c. Beiheft zum Militärwochenblatte, 97. 98. Joftedt, Rapport über die Schlacht bei , den 24. und 25. Juli, 97. 98. 3nfanterie, Ideen über Organisation und Taktik der schweizeri schen, 156. Kuchenbäcker , F. , Cours d'art et de science militaire . Tactique comparée et appliquée, 123 . Krausened, v. , General , 153. Kriege, Geschichte der Kriege in Europa , seit dem Jahre 1792. XIII. Theil Bd. 1 und 2, 87. Krieges, Beiträge zur Beurtheilung des deutsch-dänischen, 136. Kriegsgeschichte , Grundzüge einer Anleitung zum Studium der , von 3. v. H ( ardega ) , 69. Kriegsoperationen , Bericht über die, der ruſſiſchen Truppen gegen, die Rebellen, 99-104. Kußen Friedrich der Große und J. , ungarischen sein Heer in den Tagen der Schlacht bei Leuthen , 72. Lacssoc , F., Anmaerkninger til den fleswigske Krieg i 1848, ved en Offizeer af Armeen", 38. Lange, Ed. , Die Soldaten Friedrichs des Großen , 109. Mainz, Plan der Reichsfeftung, 58. Maistre, Graf de, Gespräch über den Krieg , 75. Militärgeschäftsstyl , Leitfaden für den, 6. Militärkalender , Oestreichischer für das Jahr 1850 und 51 . 1. und 2. Jahrgang , 35. Militärconversationslerikon , Desterreichisches 1. - 13. Lie ferung, 55. 56. 88. Militärzeitschrift , Schweizerische , 57. 58. 112. 131 . Muffling , Freih . v. , aus meinem Leben, 60. 61. Neisse , Plan der Umgegend von, 106. Neucheze , E. , Traité théorique et pratique de fortification passagére et de la défense des postes de guerre, 105 . Oberitalien , Beiträge zu einer Charakteristik des Kriegsschau plazes und der Kriegsführung in, 111. Delze, F., Lehrbuch der Artillerie für preußische Avancirte dieser Waffe, 3. Auflage, herausgegeben von H. Schinkel, 137. Panot, die St. Omer'sche Schießschule. Aus dem Französischen von K. H. Schmidt, 45. Pezold , was kommt beim Deſertiren heraus ? 91 . Pinette , Katechismus der Bajonnetfechtkunst , 54. Plebwe , v. , Leitfaden für den Unterricht im militäriſchen Auf nehmen , 89. Plchwe, v. , Leitfaden für den theoretischen Unterricht im Plan= zeichnen, 114. Polewoi , N. A. Geschichte des Grafen Suworoff-Rimuikski , Generalissimus der Russischen Armeen , 20. 21. Preßburg , Vertheidigung des Brückenkopfs vor, im Jahr 1809, 49. Rahden , W. Baron v . , Wanderungen eines alten Soldaten. Aus Spaniens Bürgerkrieg 1833 bis 1840 , 94. 95. Raumer , v., Erinnerungen aus den Jahren 1813 und 1814, 62. Reiche , Bemerkungen zu einigen Stellen des Buches : „Zur Ge schichte des Feldzugs von 1815, 4. Reinhard , C. v . , fiehe Friedrich der Große. Reymann , C. D. , Topograph . Specialkarte von Deutsch land und den angrenzenden Ländern, 108.

Roguet, General , die Zukunft der europäiſchen Armeen , deutſch von Heilmann , 10. 11 . Rohr, v., t. preuß. General der Infanterie. Zur Erinnerung an denselben , 143. Romieu, M. A. , der Cäsarismus oder die Nothwendigkeit der Säbelberrschaft , 39. Rothenburg , v. , die Schlacht bei Kolding , 8. Rothenburg, v., das Treffen bei Gudsoe ic., 8. Rothenburg, v. , die Gefechte bei Alminde, Viuf und Dons am 7. Mai 1849 , 44. Röder, Frhr. v., Kriegs- u . Staatsschriften des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden über den spanischen Erbfolgekrieg , 47. 48. Schneidawind . F. 3. A., Feldmarschall Graf Radeßky , 80. Schöning , K. W. v., der fiebenjährige Krieg , 125. Schufter, Lehr- und Handbuch der militärischen Styliftik. Dritte verb. und verm. Auflage, 66. 67. Sellon , Maurice de , Recherches historiques sur la forti fication passagère . 16. Sichart, v., Tagebuch des zehnten deutschen Bundesarmeecorys während des Feldzugs in Schleswig - Holstein im Jahre 1848, 134. Sleswigste Krig i 1848. Bed en Offiz. af Armeen, 38. Specialkarte von Deutschland , Niederlande und Belgien.

Im Maasstabe von gezeichnet u . gravirt im geograph. lithograph. Institut von L. Holle, 121 . Streffleur , die Armee im Felde. 1. Liefg. ( X. Abthlg. der Diensvorschriften der t. t. österreichischen Armee) , 72. Steiger, R., die Schweizerregimenter in f. neapolitanischen Diensten in den Jahren 1848 - 49. Zweite deutſch umgearbeitete Auflage, 139. 140. Szillanyi, Komorn im Jahre 1849, 73. Tagebuch eines in Italien im Jahre 1848 gefangenen öfterreichi schen Offiziers, 74. Vandevelde , L. , Considérations sur les écrits qui ont paru sur la défense de la Belgique, 24. 25. Wafferthal, Technischer Pionnierdienst im Felde , 7. Wißleben , v. , Deutſchlands Militärliteratur , 5. Wizleben, v. , aus alten Parolebüchern der Berliner Garniſon zur Zeit Friedrichs des Großen , 64. Wolkenstein, v. , Mathematiſches Hülfsbuch für Praktiker , 21 . Wolzogen, Frhr. v. , Memoiren des k. preuß. Generals der Infanterie Ludwig Freiherrn von Wolzogen, 132. 133. Wurtemberger, L., Bernhard Emanuel von Rodt , 148 . Yussuf, général , de la guerre en Afrique , 53. Ziegler . J. M. , Karte der Schweiz , 40. 41 . Zimmerli, Blicke in das Berner'sche Militärwesen , 68. 137.

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Militär - Zeitung .

Oeßeichische Monarchie. Wien, 1. De850. Die Wiener Zeitung enthält unter den amtlichemchrichten das nachstehende Tableau der von Sr. Majeftsem Kaiser auf Antrag des Kriegs ministers mittelst Chließung vom 30. November den Feldärzten der öseichischen Armee vom 1. December an im Frieden und Kriege bewilligten Gebühren. Nachdem gegenwärti wird hinzugefügt , bei den Char gen der Oberärzte sost , als auch bei jenen der Unter Medicin und Chirurg dann die Magister und Patrone der Chirurgie, welche dem feldärztlichen Dienste auf die Dauer des Bedar oder bleibend widmen wollen, aufgefordert, sich in W bei der oberfeldärztlichen Direc Gebühnausweis

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tion oder in den Kronländern bei den dirigirenden Stabs feldärzten deßhalb zu melden und über ihre Eigenung auszuweisen . Die Doctoren der Medicin werden , wenn fie auch noch keinen anderen akademischen Grad besigen, für die Dauer des Bedarfs zwar auch als Oberärzte an= genommen , haben aber auf eine weitere Vorrückung nur dann den Anspruch zu machen , wenn sie auch das Docto= rat der Chirurgie erlangt haben werden. Das Alter zur Aufnahme wird unter den dermaligen Verhältnissen aus nahmsweise bis zum 36. Lebensjahre erstreckt und überdieß zur Equipirung und Anschaffung von Instrumenten den eintretenden Doctoren der Medicin und Magistern der Chirurgie eine Gratification von 150 fl. und den Patro= nen der Chirurgie von 100 fl. bewilligt ."

feldärztlichen Branche der t. k. Armee.

Im Frieden.

Im Kriege.

Jährliche

Steht gleich im

Pensions

Nange mit

gebühr .

einem

Charga. Jährlich an Gage.

Tägliche Brod portionen.

Wien, 12. Dec. 1850. In Folge kais. Entschließung vom 4. d. find künftig alle Chevaurlegersregimenter dun kelgrün zu kleiden und erhält das Regiment Nr. 3 kirsch rothe, das Regiment Nr. 5 bleichrothe Aufschläge , dann

2200 2000 1700 1200 1000 720 620 496 360



1

444332221

(2. Klasse) · Oberwundar zt Unterarzt

1800 1600 1400 1000 800 600 500 400 300

444322221

Regimentsarzt (1. Klasse) Klas ) Oberarzt (1. Kl(2. asse) se

4000

fl. —

I

Dirigirender (1. Klaffe) Stabsfeldarzt (2. Klasse) Stabsarzt

·

Tägliche Tägliche Brod Pferde por tionen. rationen.

fl.

fl.

Oberstfeldarzt (Ministerialrch)

Jährlich an Gage.

nach dem Generalmajor. Civil pensions= normale. 1200 Obersten . 1000 Oberstlieutenant. 800 Major. 600 Hauptmann. 400 Hauptmann. Oberlieutenant. 300 200 Oberlieutenant. Unterlieutenant. 200 Unterlieutenant. 150

das Regiment Nr. 6 zur Unterscheidung von dem Regt mente Nr. 4 weiße Knöpfe. Bei der Artillerie haben künftig nur die bei den Batterieen befindlichen , berittenen und mit Pistolen bewaffneten Unteroffiziere Kartusche zu

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Donne , 2. Janu 851.

No 1 .

1975

Allgmeine Militar - Zeitung. Oefieichiſche Monarchie. Wien , 1. Deg50. Die Wiener Zeitung enthält

unterden amtlichendrichten das nachſtehende Tableau

tion oder in den Kronländern bei den dirigirenden Stabs Feldärzten deßhalb zu melden und über ihre Eigenung auszuweiſen. der Medicin werden , wenn keinenDoctoren anderen akademiſchen fie auch noch Die Grad beſißen,

der von Sr. MajeſtemKaiſer aufAntrag des Kriegs- fürdie Dauer des Bedarfs zwar auch als miniſters mittelſt Ghließung vom 30. November den genommen , haben aber auf eine weitere Oberä Vorrürzte nur dung an Feldärzten der öleichiſchen Armee vom 1. December bann den Anſpruch zu machen , wenn ſie auch das Docto an im Frieden und Kriege bewilligten Gebühren. rat der Chirurgie erlangt haben werden . Das Alter zur „ Nachdem gegenwärti wirdhinzugefügt , bei den Char- Aufnahme wird unter den dermaligen Verhältniſſen aus gen der Oberärzte foil, als auch bei jenen der Unter

caratte ein Abgang byt,ſo werdendie Doctoren der nahmeneiſe bis zum 36. Lebensjahreerſtredt und überdieß zur Equipirung unden Anſchaffung Inſtrumenten den Medicin und Chirurg dann die Magiſter und Patrone eintret Magiſtern,der enden Doctor und der Medicinvon

Feldärztlichen Chirurgie Chirurgie eine Gratification welcheih dem bleibend Dienſteauf Patro der Dauer widmen wollen, nen der Chirurgievon die des, Bedar"oder 100 von150 fl. bewilligtfl..“ und den aufgefordert, ſich in D bei der oberfeldärztlichen Direc Gebüh na u sweis der feld ärztlichen Brande der k. k. Armee.

6 h a r g a. Jährlid

Tägliche

Jährliche Steht gleich im

gm Kriege.

Jm Frieden.

Jährlid Täglide Täglide Penſions:

Range mit

Brod an

Gage.

Oberſtfeldarzt ( Miniſterialrch )

Brod portionen.

fl. 4000

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Gage.

Pferdes

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tionen. rationen . fl .

fl.

nach dem

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Generalmajor.

Civil

penſions

Dirigirender (1. Klaſſe) Stabsfeldarzt (2. Klaſſe ) Stabsarzt

Regimentsarzt (1. Klaſſe ) ( 2. Rafie ) Oberarzt (1. Klaſſe ) (2. Klaſſe ) Oberwundarzt

Unterarzt

.

1800 1600 1400

1000 800 600 500 400 300

Wien , 12. Dec. 1850. In Folge katſ. Entſchließung

pom 4. d. find künftig alle Chevaurlegersregimenter dun-

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normale. 1200 1000 800 600

400 300 200 200 150

Oberſten .

Oberſtlieutenant. Major. þauptmann . Hauptmann . Oberlieutenant. Oberlieutenant. Unterlieutenant .

Unterlieutenant.

das Regiment Nr. 6 zur Unterſcheidung von dem Regt mente Nr. 4 weiße &nópfe. Bei der Artillerie haben

kelgrün zu kleiden und erhältdasRegiment Nr. 3 firſch fünftig nur die bei den Batterieenbefindlichen ,berittenen rothe, daß Regiment Nr. 5 bleichrothe Aufſchläge ,dann und mit Piſtolen bewaffneten Unteroffiziere Kartuſche zu

tragen, wogegen diese bei der übrigen Artilleriemannschaft wegfällt.

griff der Erziehung im strengsten Sinne genommen , als das höchste und legte Ziel anzusehen ist, sowohl für alle Heereinrichtungen , als für alle Heerangehörigen , welchen ein selbstthätiger Wirkungskreis , fei er weit oder enge, überwiesen ist. Die bloß äußere Dressur, die nur mecha= nische Abrichtung kann wohl augenblicklich täuschende Ne fultate erzielen , und ich gestehe zu , daß sogar einmal zwingende Verhältnisse , namentlich die Nothwendigkeit, innerhalb einer unabänderlich gegebenen kurzen Frist den jungen Soldaten zum Einstellen in's Glied heranzubilden, dahin führen mögen , daß alle Zeit und Kraft vorzugs= weise nur eben der äußeren Abrichtung zugewendet werde. Aber in Leuten , welche nur durch diese Schule gegangen, liegt keine Bürgschaft dafür , daß sie im Augenblick, wo der ganze Ernst kriegerischer Pflichterfüllung an sie heran tritt , das sein werden , was der Soldat sein soll, was allein die Heere stark macht, treu , hingebend, freudig gehorsam, vertrauend , begeistert oder doch begeisterungsfähig .

Spanien.

Nach einer Mittheilung der „ España" beabsichtigt der Ministerpräsident Herzog von Valencia einen Besuch sämmtlicher Arsenale der Marine, um sich über deren Zustand zu unterrichten und die neu begonnenen Schiffsbauten einzusehen.

Württemberg. Stuttgart, 20. Dec. 1850. Die längst erwarteten und viel besprochenen Veränderungen in der Uni formirung unseres Armeecorps sind gestern vermöge höchsten Befehls ins Leben getreten , sie haben sich zedoch keineswegs den österreichischen Normen so angeschlossen, Desterreich wird wie früher verlautete. Von Von Oesterreich wird nur nur der der In Jn= fanteriesäbel mit stählerner Scheide und die goldene oder filberne Säbelkuppel nach dem Metalle der Epaulettes angenommen. Leßtere waren im allgemeinen kleiner und kürzer, behalten jedoch die seitherige Form und die an ihnen angebrachten Gradauszeichnungen. Die von den Generalen und ihren Adjutanten getragenenHüte mit Feder büschen fallen weg, und werden durch die schon eingeführ ten leichten Tschakos von pulverblauer Farbe erseßt, die bei den Generallieutenants mit doppelter, bei den Gene ralmajors mit einfacher breiter Goldborde garnirt und mit einem gestickten nebst dem königlichen Namen versehenen Tschakobusch verziert sind. Die Adjutanten bekommen eben bekommen eben folche Käppis mit Roßhaarbüschen und den vorgeschriebenen Dienstgradbezeichnungen. Bei der Infanterie werden , an= statt der Mäntel , Baletots eingeführt , die auch von den Offizieren der reitenden Waffen, wenn sie zu Fuß erschet nen, getragen werden dürfen. Eine Hauptveränderung haben die Fahnen erlitten , die seither bekanntlich den alt römischen Feldzeichen nachgebildet waren ; jezt werden da gegen Fahnen und Standarten von rother Farbe mit verschiedenfarbigen Franzen eingeführt, in deren Mitte das königliche Wappen und der allerhöchste Namenszug sich befinden. Ebenso erleiden auch die Portépee eine Ver änderung und werden bei Infanterie und Cavallerie gleich. Schließlich sind auch die an die alte französische Armee erinnernden Chevrons , oder auf dem Arm getragenen Capitulationszeichen der Unteroffiziere und Soldaten ab= geschafft, und werden durch auf der Brust zu tragende mit den Dienstjahren bezeichnete Schnallen erseßt, unge fähr so wie sie bei der österreichischen Armee eingeführt find. Der Kostenaufwand den diese Veränderungen her vorrufen , dürfte nicht unbeträchtlich sein, da sie wahr scheinlich wie gewöhnlich sehr bald ins Leben treten werden.

Briefe an einen Kameraden. Von einem füddeutschen Offizier. Sechster Brief. *) Ich habe in meinem leßten Briefe hervorgehoben , wie die Erziehung des Soldaten für seinen Beruf, den Be *) Siehe Nr. 144 der A. M. 3. von 1850.

Große, die Massen unwiderstehlich fortreißende Ideen, die Energie starker das Heer durchdringender Leidenschaf= ten , der gebietende Einfluß , ich möchte sagen , der Zauber, den eine mächtige Persönlichkeit an der Spiße der Trup pen auf diese zu üben vermag , ――――― solche wirkenden Kräfte freilich können dem soldatisch unerzogenen Heere das er= sehen, was fast nur die wahrhafte Erziehung zu geben im Stande ist. Die Kriegsgeschichte liefert die Belege hier für. Aber sie zeigt auch, daß in den Kämpfen der Völker die Fälle, wo solche Kräfte mit erschütternder Gewalt auf treten, wahrlich nicht die Regel bilden. Es muß deßhalb dem, der in und mit dem Heere sein Höchstes leisten möchte, darum gelten , daß der Soldat nicht in seinen Beruf hinein dressirt und gewöhut, sondern mit lebendiger Entwickelung aller seiner Kräfte für die freudige Er= füllung der Berufspflicht erzogen werde, um in jeder Lage, welche der Gang der Ereignisse bringen kann , wirklich das Höchste, dessen seine Kräfte fähig , leisten zu können. Nur eine solche Erziehung des ganzen Menschen im Sol daten für die soldatische Pflicht , nur eine stete Nährung der kriegerischen Tugenden durch das Leben im Heere kann die Vorbedingung schaffen , welche wahrhaft Tüchtiges von dem zur That berufenen Heere erwarten läßt. Die beste Erziehung ist das Leben. Das gilt vorab vom Leben im Heere, und gerade wir Offiziere , die wir mit klarer prüfendem Blicke uns und unsere Umgebung ansehen, wir finden es wahr an denen, die wir zu tuch tigen Soldaten bilden, die wir anführen sollen , wenn die Pflicht uns aufruft, und nicht minder wahr an uns selb sten. Jeder von uns , nach wie viel Jahrzehnten auch seine Dienstzeit sich berechnen möge, fühlt das fortgehende Wirken der Erziehung , welche er von dem Berufsleben empfängt. Das Leben im Heere muß darum in einer Weise gestaltet, muß von Grundsäßen geleitet sein , wo durch eine fruchtbare, alle Kräfte dem Berufszwecke zu= wendende Erziehungsthätigkeit auf jeden und alle unab lässig geübt wird. Wie ich dieß auf den Offizier anwende , habe ich in den früheren Briefen schon näher erörtert. Ein anderes, noch immer kaum genug beachtetes Element des Heeres die Unteroffiziere - gedenke ich später zu besprechen , da

. 9451 **** NINCKA

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die Eigenthümlichkeit , worin das Leben des Soldaten sich darstellen soll , den Maaßstab der Forderungen abgibt, welchen der Unteroffizier mit seiner Persönlichkeit und seinem Wirken zu genügen hat. Hier also nur von dem Soldaten, von seinem Leben im Heerverbande , von den Kräften, welche auf ihn gerichtet und in ihm geweckt und genährt werden sollen. Es ist dieß ein weites , schwieriges Feld, und ich gestehe Ihnen offen , verehrter Freund , und es soll dießmal ausdrücklich eine captatio benevolentiae sein, wenn ich es sage , daß ich hier kaum das Vertrauen zu mir habe, alle Richtungen so klar auseinander zu legen , das Einzelne so als Theil der Gesammtthätigkeit entwickeln zu können , wie es in mir lebt, und wie ich es mit Ihnen in den Zeiten unseres oftmaligen mündlichen Austausches so vielfältig besprochen habe.

wußtsein darüber gebracht werden , was er in jeder Berufs = lage zu thun hat, und es soll Wille und Kraft in ihm lebendig werden, dieß und nur dieß zu thun. Jede Un terrichtsweise , welche auf den Katechismus hinausläuft, taugt darum nichts für den Soldaten , und es ist selbst schon gefährlich, wenn zum Unterricht nur Hülfsmittel benugt werden , die in alter beliebter Weise mit Einthei= lung in Frage und Antwort der geistigen Trägheit von Lehrer und Lernenden die unnennbare Brücke gebaut haben. Was der Mensch nur lernt , hastet nicht , was er selbst gefunden hat, ist sein bleibendes Eigenthum . Wohl muß man den Soldaten die wichtigsten militärischen Pflich ten und Einrichtungen gradezu lehren , und dafür sind die oben angegebenen Mittel wirksam. Was aber Folgerung des Gelehrten ist , das kann der Soldat selbst finden, und er wird es , wenn sein Denken richtig geleitet ist , und es ist dann eine klare Auffassung , ein richtiges Verständniß da , wo sonst nur mühsam ein verständnißloses Einlernen erzielt werden würde. Ich habe in langjähriger Erfah rung dieß Mittel erprobt , und gefunden, daß auch der beschränkteste Mensch zum folgerichtigen Denken hingeführt werden kann , daß so Dinge mit klarem Verständniß ge= funden wurden, die sonst nimmer wären begriffen worden. Jeder Mensch, sei er noch so beschränkt , hat seinen Ehr geiz, möchte es anderen gleich thun , und so erzeugt sich ein Wetteifer, der ein erfreuliches Resultat verbürgt , und in höherer Steigerung , zur Liebe für den Beruf wird, zur freudigen Hingebung an die nicht nur gelehrte , son dern als nothwendig selbsterkannte Soldatenpflicht. In solcher Weise muß der Unterricht an den Soldaten ertheilt und geleitet sein, wenn er Früchte bringen , wenn der Lernende mit regem Intereffe, mit eigener geistiger Thätigkeit ihm folgen soll. Der Unterricht kann die Form eines geistigen Spieles annehmen , selbst ein leichter Scherz, ein heiteres Wigwort ist zulässig , ohne daß dadurch der Würde des Vorgesezten und des augenblicklichen dienst lichen Verhältnisses Abtrag geschähe. Denn diese Würde zu wahren, ist eben Sache des Vorgesezten selbst, und wer sie nicht wahren kann , wer seine Würde oder die Achtung vor der Dienstlage gefährdet sehen müßte, dem fehlen die ersten Eigenschaften zum militärischen Befehls = haber, und er wird hier wie sonst zu wenig nüße sein.

Das Leben des Soldaten bewegt sich zunächst in en= geren Kreisen , innerhalb der Gemeinschaft , welche von den Grenzen der Compagnie umschlossen ist. Die Com pagnie ist die militärische Familie , welche den jungen Soldaten aufnimmt , ihm in frischem Soldatenleben, in aufrichtiger Kameradschaft Ersaß für das Verlassene bie tet , für alle die Lebensbeziehungen , aus denen er vielleicht Die Compagnie vor nur höchst ungern geschieden ist. Allem hat die Pflicht der soldatischen Erziehung. Hier gilt es um den ersten Eindruck, der überall im Leben bei fedem Eintritt in ein neues Verhältniß eine bleibende Wirkung hat. Der junge Soldat muß aufrichtiges Wohl wollen, thätige Sorge finden , und jede spätere Erfahrung muß die Ueberzeugung in ihm fester wurzeln lassen, daß ihm diese in ganzem Maaße geschenkt sind. Ich will kein Buhlen um Beliebtheit , teine Popularitätssucht auf Kosten der Disciplin. Aber ich will , daß der Vorgesezte, Liebe und Vertrauen erwerbe, weil er sie besißen muß, um wahre Disciplin üben , um wirksam befehlen zu können. Gerade hier liegt eine Klippe, an welcher mancher Ehren mann, im falschen Glauben von dem, was der Ernst seiner Stellung fordert, gescheitert ist. Liebe und Ver trauen lassen sich nicht durch Befehl abzwingen , und es ist nicht nur nicht unwürdig , sondern es ist geradezu Pflicht, daß man sie zu erlangen strebe.

Erst dann, wenn der Soldat auch für die nicht mehr von der bloßen Gewalt getragene Einwirkung des Vor gesezten zugänglich geworden, wenn er an dem von den Vorgesezten gepflegten kameradschaftlichen Verkehre Freude erst dann fühlt sich der Soldat finden gelernt hat, heimisch in seiner neuen Familie , und jezt erst ist er wahr haft empfänglich für die Erziehung zum Berufe, welche die Compagnie ihm geben soll . Die Unmittelbarkeit des Verkehrs zwischen Vorgesezten und Untergebenen , die häu fige Berührung namentlich zwischen Offizieren und Mann schaft, die höhere Bildung , das eigene klare Verständniß, die nicht in langgesponnenen Sermonen, sondern in kurzer körniger Rede gegebenen Erläuterungen der soldatischen Pflichten und Verhältnisse , die stete lebendige Veranschau das sind jezt die lichung durch schlagende Beispiele, Mittel, durch welche mit nachhaltigem Erfolge auf den Soldaten gewirkt wird. Der Soldat soll nicht in geist tödtender Weise einen Katechismus seiner militärischen Pflichten absagen lernen , sondern er föll zum klaren Be

Wohl weiß ich, daß es eine Zeit gab , da auch die Ansicht unter uns ihre Vertretung fand , es müſſe der Offizier nur da , wo durchaus geboten , dem Soldaten gegenübertreten und dann mit all dem unveränderlichen Ernste, mit der gebietenden Strenge , mit der entfernenden Haltung, worin allein die Würde des höheren Befehlenden ihren sichtbaren Ausdruck finden könne. Allerdings ist die Wahrung gewiffer Formen untrennbar von der Wahrung der eigenen Würde. Aber die Würde des Vorgesezten zeigt sich nicht in der Entfernung des Untergebenen, für ben dann nur die Charge noch Geltung hat, nicht in den Formen der Vornehmheit gegen unten, sondern in dem vollen Eintreten der Persönlichkeit mitten in das Leben der Untergebenen, in dem Geltendmachen der Ueberlegen= heit, zu welcher geistiges Uebergewicht , höhere Bildung, Energie und Reinheit des Charakters , soldatiſche Tüch= tigkeit den Vorgeseßten erheben. Wer nur durch seine



7 · Charge bestehen kann , ist nicht würdig , daß er sie bekleide. Das ist eine Wahrheit, die sich schlechthin nicht abläugnen läßt und die auch hier auf eine Meinung ihre vollgültige Anwendung findet, für welche sich schwerlich noch ein Ver treter finden dürfte.

Die hier besprochene Unterrichtsweise (von den Män nern der Wissenschaft die heuristische genannt) bietet nicht nur die erwähnten Vortheile rascheren und klareren Er fassens und geistiger Selbstthätigkeit des Soldaten , son dern, wie schon angedeutet, nach den mindestens eben so

auch die Lage sein möge.

1

2.

Ich will keine Begründung gegebener Befehle , keine Rechtfertigung des Befehlenden vor denen , welche zum Aber ich verlange eine starke Gehorchen berufen sind. am ,, und fittlich dazu age auch Gehorsam und dazu den Gehors für den Grundlage auch für fittlichee Grundl dient mit das Vertrauen zum Befehle, welches die fol= datische Erziehung zu geben vermag . Die durch die Ge walt erzwungene bloße Gewöhnung des Gehorsams , ähn er erfolgreich auf ihn wirken , die lich wie man in Sparta die Knaben durch zeitweise Ruthen daten erwerben, damit an ge= streiche zur Standhaftigkeit erzog , kann mir troß des soldatische Erziehung an ihm durchführen könne, und ge rade die eigene Thätigkeit als Lehrer, wie ich sie geschil= Nur der klassischen Analogons dafür nicht ausreichen. Vorgesezte faßt feine Aufgabe edel und würdig, welcher dert, ist ein wesentliches Mittel dazu. (Fortseßung folgt.) die geistigen und sittlichen Kräfte des Soldaten in einer die , eit strebt führen d zu ng Thätigk zur bleiben Richtu A. d. E, nicht blos den Ungehorsam, sondern selbst den Gedanken *) Soll Manchem etwas sonderbar anstehen.

met a 30

Dahin führt nur die volle Thätigkeit aller Erziehungs kräfte. Drillen auf dem Uebungsplaße und dürrer Ka techismusunterricht zu Hause erzeugt keine Soldaten, die mit ihrem ganzen Wesen an die begeisterte Pflichterfüllung sich hingeben, und keine Gewalt der strafenden Disciplin kann das ersehen , was der kriegerischen Erziehung mangelt. Darum muß der Unterricht , welcher Art er auch ſei, immer belebend wirken, immer den ganzen Menschen im Soldaten faſſen. Es ist die Aufgabe von uns Offizieren, so uns selbst zu bethätigen und zu gleicher Thätigkeit unsere Unteroffiziere heranzuziehen , und kein Anlaß , feine um Gelegenheit hierzu darf versäumt werden. Wer von Vielem nur Einiges zu nennen dem Soldaten vornehm sich selten macht, wer vor die Compagnie und in's Zimmer der Soldaten nur mit gewitterdrohendem Jupitersgesichte *) tritt, wer auf Märschen und bei Rasten von dem Soldaten sich ferne hält , statt die vielfältigen Anknüpfungen zu gesprächsweiser Belehrung, zur Auf munterung , namentlich zum Bekanntwerden mit den Leuten und ihrer Eigenthümlichkeit zu nügen , der ist kein Offizier, der über seine Aufgabe sich klar ist und über die Mittel, durch die er sie lösen kann. Ich wiederhole, was ich oben gesagt habe : der Vorgesezte, und doppelt gilt dieß vom Offizier, muß Liebe und Vertrauen des Sol

GAS —

Aber es ist dieser unbedingte Gehorsam nur dann von Werth, nur dann kann er die Quelle wahrhaft kriege= rischer Handlangen werden, wenn er nicht aus nur lei dender Verzichtleistung auf eigene Willensthat hervorgeht, sondern aus dem selbstthätigen Wollen des Gehorsams. Der Gehorsam muß wahrhaft hingebend sein , mit innerer Freudigkeit geleistet werden. Das Gehorchen , welches nur aus dem gebrochenen Eigenwillen stammt , ist ohne eine Grundlage, welche es je zu einer kräftigen That könnte werden lassen. Es genügt darum nicht , wenn der Soldat nur zu der Erkenntniß hingeleitet wird , daß er jedem Befehle gehorchen müsse , weil ohne unbedingten Gehorsam kein Heer bestehen kann. Es muß auch in ihm die Ueber zeugung lebendig werden, daß kein Befehl anders , als im besonderen Falle geschehen , ertheilt und Willkürliches öder Verkehrtes schlechterdings gar nie befohlen werden könne. Dahin führt diese Unterrichtsweise, welche den Soldaten aus gegebenen Vorausschungen Das als noth wendig selbst finden läßt , was bereits als Befehl oder Dienstordnung besteht ; sie ist ein Mittel , das unbedingte Vertrauen zu dem Befehle in den Soldaten zu pflanzen, ohne welches der Gehorsam gegen den Befehl einer seiner kräftigsten Triebfedern entbehren müßte.

Ich habe mich ausführlich über die Art und Weise ausgelassen, wie der Unterricht, als Theil der soldatiſchen Gesammterziehung , ertheilt werden soll. Was ich gesagt, gilt auch von der eigentlichen Waffenschule , von der tak tischen Erziehung , die nur dann wahrhaft fruchtbar sein kann , wenn bei ihr die edleren Kräfte des Soldaten zur Thätigkeit kommen. Die Willenlosigkeit des im Gliede stehenden Mannes muß nicht minder die Frucht eigener innerer Thätigkeit werden, als das rasche Auffassen der jeweiligen Lage, das schnelle Urtheil , die kühne That es für den Einzelnen naturgemäß zu ſein hat. Liebe und Vertrauen für die besondere Waffe muß darum in dem Soldaten lebendig , der Waffengeist, wie ich ihn nennen möchte, in ihm rege und zur bewegenden Kraft werden, die nie erlahmt , nie ihre Aeußerung versagt, wie ſchwer

ore 21 as 105PST

wesentlichen der Gewöhnung daran , alle bleibende und augenblickliche Befehle als nothwendige, nicht aus Will kür hervorgegangene zu betrachten. Der Soldat, hoch oder nieder stehend , muß unbedingt jedem Befehle Folge leisten; nie kann er erwägen oder prüfen , nie um die Größe der Folgeleistung mit sich markten wollen. Es ist eine der ersten Augaben der militärischen Erziehung , die Fähig keit willenloser Hingebung , unbedingten Gehorsams´ in dem Soldaten zu erzeugen.

des Ungehorsams dem Soldaten zur inneren Unmöglich keit macht. Wer den Gehorsam nur durch Gewalt und Strafe erzwingen will , gleicht dem Thierbändiger, desſſen Macht sich auch nur auf die Furcht stüßt , und dem ein unbewachter Moment , ein weggewandter Blick alle Gewalt zu seinem Verderben aus Händen nehmen kann. Jeder hat dieß mehr oder weniger in seinem Kreise selbst erfah= ren, und ich habe drum nicht nöthig , beweisende That= fachen zu nennen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

N

4. Januar 1851 .

2.

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Allgemeine Militar :- Zeitung. Das Volf von Wien vernichtete faktiſch hinter dem Rücken

Preußen .

Das Militärwochenblatt Nr. 45 vom 9.Nov. »: J.

der Armee die Aprilverfaſſung bereits im Mai deſſelben

enthält folgende Verordnung , betreffend die Beſchrän-

ſtituirende Reichsverſammlung zu berufen . Von jener Zeit

kung der Verpflichtung zur Einſtellung der ein jährigen Freiwilligen in einen beſtimmten , von

an bis zum 4. März 1819 beſaßen wir feine Verfaſſung. Dieſe leßtere verlangt allerdings im S. 118 die Beeidigung

Jahres und zwang den guten KaiſerFerdinand,die cona

ihnen gewählten Truppentheil. „Auf Ihren Antrag des Heeres auf die Verfaſſung, welche aber unmöglid in dem Bericht vom 9.Oct. c. beſtimme Ich : 1),diebei frühergeleiſtet werden kann, Majeſtätder als ganzen bis ' Se. Heeres aber des , den Eid den Truppen zur Ableiſtung des einjährigen Dienſtes ein- Raiſer , der Oberbefehlsh zuſtellenden Freiwilligen dürfen die Zahl von 4 , per

auf die Conſtitution ſelber abgelegt hat. Vor dem Zu

Compagnie reſp. per Eskadron nicht überſteigen , und

ſammentreten des erſten Reichstages und bevor derſelbe ſeine Reviſionsarbeit vollendet hat, iſt es begreiflicherweiſe

haben die Regiments - und reſp. Bataillonscommandeure erforderliden Falls die höheren Befehlshaber – biernach -

nicht an der Zeit , daß der Monarch den Schwur leiſte,

die Vertheilung der im Ganzen ſich Anmeldenden zu ord=

Er fichBericht ſelbſt in der Verfaſſung auferlegt Dieſer einfache der Sachlage zur hat. Er 2) Die in den Univerſitätsſtädten Bonn, Halle und welchen iſt genügend Greifswald garniſonirenden Truppen bleiben nach wie klärung und Begründung derVerordnung des Kriegsmi

nen .

vor verpflichtet, die zum einjährigen Dienſt fich meldenden Stubirenden , ohne Rüdſicht auf die ad i normirte Zahl einzuſtellen. 3) Eine gleiche Verpflichtung liegt den Trupa pen zur Einſtellung derjenigen zum einjährigen Dienſt ſich meldenden Individuen eb, welche ihren Wohnfit in den betreffenden Garniſonorten haben. Sanſouci , den 15. Oc-

niſters." Das genannte Blatt ergreift dann die Gelegen beit,überhauptdenWerth der Beeidigung eines Heeres auf irgend eine Verfaſſung in Betracht zu ziehen , als deren Ergebniß es ausſchließlich folgenden Áusſpruch thut : Jedermann , der das Heer in ſeiner nothwendigen Ein beit und Krafterhalten möchte, Jedermann, der den ernſte=

tober 1850. Friedrich Wilhelm ."

ften Act im menſchlichen Leben ,die Ablegung des Eides, nicht zu einem profanen Spiele' herabgewürdigt ſehen will, wird ſich gegen jede Beeidigung des Heeres auf irgend

Oeſterreichiſche Monarchie.

Wien , 4. Dec. 1850. Ueber die unterm 21. Nov. eine Verfaſſung verwahren, diejenigen aber am energiſch vom Kriegsminiſter, Feldmarſchallieutenant Oſorich, er- ſten, denen gerade die Aufrechthaltung der Verfaſſuug nm laſſene Circularverordnung, nach welcher die Beeidigung nächſten am Herzen liegt. Wahrlich , wir können etwas

der Armee auf die Verfaſſung nicht weiter ſtattfindet, be- Befieres thun, als die Grrthümer der Franzoſen nachäffen, merkt der Lloyd : „ Einige öſterreichiſche Journale haben bereits ſich ſelbſt und ihr Publikum über dieſen Gegenſtand in einige Aufregung verſeßt, und es dürfte nicht überflüſſig ſein , die Gründe dieſer Verordnung näher zu beleuchten.

nachdem dieſe' fie bereits erkannt und verbeſſert haben. Frankreich hat jeßt den politiſchen Eid in der Armee ab geſchafft , und wir, wir ſollten ihn einführen !? Vor ſol cher Maßnahme hoffen wir noch durch die Reviſion der

Als die Verfaſſung vom 25. April 1848 , Pillersdorf's Verfaſſung glüdlich geſchüßt zu werden . Arbeit , von Rätſer Ferdinand verlieben wurde, ſo wurde durch einen Kriegsminiſterialerlaß bom ſelben Tage der Eid auf die Verfaſſung dem Heere auferlegt , obgleich un

Briefe an einen Kameraden . gefähr die Hälfte deſſelben , den Ländern angehörte , für welche jene Verfaſſung gar nicht gegeben worden. Eine Bon einem fütbeuticeu Offizier. Anzahl unſerer Truppencorps leiſtete den Eid , „die Ver Sechster Brief. faſſung vom 25. April zu beobachten und zu beſchüßen ." ( Fortſeßung .) Während fie aber großentheils im Felde ſtanden , um das es die Liebe zum Berufe, die den iſt aber Allem Vor wurde vertheidigen, zu Feinde äußere und Land gegen innere ihnen die Erfüllung ihres Schwures unmöglich gemacht. Soldaten für die Berufsübung ſtark macht, und dieſe zu

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wecken und zu pflegen , muß darum als eine der obersten Aufgaben erscheinen . Die Liebe zum Berufe ist aber in der Achtung gegen den Beruf bedingt , in der erkannten Gewißheit, daß das Heer die höchste Mission zu erfüllen hat, zu welcher menschliche Kräfte berufen werden können, die aufopfernde Vertheidigung der vaterländischen Inter reffen, der nationalen Ehre und Unabhängigkeit gegen Außen, des Rechtes und Gesezes und der bürgerlichen Wohlfahrt gegen Innen. Der Soldat muß zu dem Selbstgefühl erzogen werden , welches ihn seinen Stand und sich selbsten achten lehrt, welches ihm diese Achtung heilig und unverleßlich erscheinen läßt. Das wahrhaft kriegerische Selbstgefühl bethätigtsich dann in achtung gebietender Haltung, in ehrenwerther Gesittung , nicht aber in Mißachtung anderer Stände, nicht in brutaler Be handlung des Philisters , wie studentischer und leider hier und da auch soldatiſcher Uebermuth den Bürger zu nennen pflegt.

eine wahrhafte Befferung , eine innere Aenderung sein soll . Denn die bloße Furcht vor der Strafe beſſert nicht und eine Wirksamkeit der Disciplin , welche nur diese Furcht erzeugen will , kann nur zulässig sein bei ganz rohen un bändigen Naturen , welche in ihrer inneren Verwilderung aller sittlichen Thätigkeit entbehren und darum- zum Soldaten nicht taugen. Freilich kann es Lagen geben , in welchen selbst diese Richtung einmal vorherrschen , in welchen der Gehorsam durch die äußersten Mittel buchstäblich erzwungen werden muß. Aber es sind dieß Ausnahmefälle , welche nur in schwierigen Verhältnissen des Krieges oder in Mitte meu= terischer Vorgänge auftreten können . Die eigentliche Er ziehung des Soldaten darf zur Grundlage nicht die Furcht haben, und für sie kann das Schlagwort des römischen Tribunen cede alteram (vitem) nicht als Motto der Dis ciplin gelten. Liebe , Achtung, Vertrauen des Soldaten zum Vorgesezten , Liebe zum Beruf und soldatisches Ehr gefühl , überhaupt die Selbstthätigkeit der sittlichen Kräfte im Soldaten bieten der Wirksamkeit des Befehlshabers eine verlässigere Grundlage , als er durch die Strafgewalt fte stch schaffen kann . Und dahin führt nur die soldatische Erziehung, wie ich sie in ihren vielfältigen Richtungen hier zu zeichnen suche. Ich habe von der Achtung gesprochen, welche der Sol dat von seinen Vorgesezten sich erwerben soll. Es führt mich das auf einen Gegenstand , welcher sich hier nahe anknüpft , auf eine Errungenschaft , um den viel miß brauchten Ausdruck hier anzuwenden, welche der Umschwung der lezten Jahre uns gebracht hat. Wir haben früher die Soldaten meist mit Du angeredet. Das Sie ist jest an die Stelle getreten. Ich gestehe, daß ich der Aende rung, so wenig leicht sie sich gewöhnen wollte , doch ganz aufrichtig mich gefreut habe. Wohl soll das Du ver traulich lauten und man hat selbst den Ausdruck eines gewissen väterlichen Verhältnisses darin sehen wollen. Aber nicht für jeden Soldaten war es so ; gar mancher empfand eine schmerzliche Demüthigung in einer Anrede , welche sonst im Leben nur Zeichen brüderlicher Vertrautheit oder entschiedener Nichtachtung ist, und der langgedienté Soldat zumal mochte schwerlich in dem Du seines achtzehnjährigen Lieutenants den Ausdruck väterlichen Wohlwollens er

Das Gefühl für persönliche Ehre lebt mehr oder min der in jedem Menschen. Die Aufnahme in eine Gemein= schaft, welche öffentlich geachtet ist und welche man selbst achten gelernt hat, steigert dieses Gefühl und läßt es bet richtiger Leitung zu einer Kraft werden , welche für das Leben bestimmend wirkt. Dieß weist der militärischen Er ziehungsthätigkeit eine neue Richtung an. Das lebendig gewordene soldatische Selbstgefühl , das Gefühl für die eigene Ehre verlangt nicht blos Achtung von Außen , von der bürgerlichen Welt , sondern auch Achtung innerhalb des eigenen Standes , von den Vorgeseßten und Kameraden. Diese Achtung aber muß verdient, erworben werden , und es ist Sache der Vorgesezten , den Soldaten dahin zu leiten , daß er mit allen Kräften diese Achtung zu gewinnen begehre, daß ihm immer und überall neue Anregung dazu geboten werde. In der unablässig_thätigen_soldatischen Erziehung, in dem lebendigen Verkehre zwischen Vorgesezten und Sol daten liegt ein kräftiges Mittel hierfür. Aber es muß auch der Ehrgeiz , der Wetteifer in dieser Richtung rege werden , und dazu dienen Belohnung und Strafe, wovon der Vorgesezte in den mannigfaltigsten Abstufungen Ge brauch machen kann. Jedes Mittel ist hier gut, welches würdig ist und zum Zwecke führt. Die öffentliche Belo bung besonderer Bravheit , die ausnahmsweise Befreiung von besonders lästigen Diensten oder einzelnen Arten der Nebung , die mancherlei kleinen Bevorzugungen , welche das innere Leben der militärischen Familie möglich macht, vor Allem die achtungsvollere Behandlung selbst bieten dem einsichtigen Vorgesezten schon reiche Mittel , innerhalb der Compagnie den tüchtigen Soldaten als solchen auszuzeich= nen und zu belohnen und ihn so zum anregenden Beiſpiel seiner Kameraden werden zu lassen. Entgegengesetter Art, aber zum gleichen Ziele strebend find die Strafen. Jedem Vergehen muß die Strafe, wel cher Art fie auch sei, auf dem Fuße folgen; fie muß mit Ernst und Strenge und doch immer in einer Form ver hängt werden , welche das Ehrgefühl aufrufen und den Bestraften zur Erkenntniß der eigenen Strafbarkeit führt, somit ihn die Nothwendigkeit der Strafe einsehen läßt. Jede Strafe, selbst die härteste Freiheitsstrafe, muß zu nächst als Ehrenstrafe empfunden werden , wenn ihre Folge

blicken. Die jeßige Anrede gibt eine Gleichheit darin durch das ganze Heer, welche das Ehrgefühl des Soldaten weckt ; sie verpflichtet den Redenden selbst eben so zu einer mehr leidenschaftslosen , würdigeren Rede , wie sie den Soldaten daran mahnt , daß er die achtungsvolle Behandlung sich zu verdienen, sich ihrer würdig zu machen habe. Oft find es anscheinend geringfügige äußere Dinge , die in ihrem Total einen bedeutenden Einfluß üben können. Die An rede gehört dahin. Eben so wichtig wie die Einwirkung der Vorgesezten ist die der Kameraden, und diese zu leiten ist wieder Sache der Vorgesezten. In der engen Gemeinschaft des kame= radschaftlichen Verkehres , in dem vertrauenden brüderlichen Zusammenleben ist der militärischen Erziehung Stoff und Mittel zugleich gegeben. Nicht blos der Offizier und Unteroffizier soll den Soldaten erziehen, sondern auch der Kamerad soll es, und es wird diesem selbst leichter, denn für ihn ist der Soldat bereits zugänglich vermöge der

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Gleichheit in Alter und Lebensverhältniß , indeß der Vor gesezte erst den sicheren Boden gewinnen muß, von dem aus er wirken kann. Es ist eine wahrhaft hohe Aufgabe, eine edle Kameradschaft unter den Soldaten hervorzurufen, vielleicht die höchste , denn alle Richtungen der militärischen Erziehungsthätigkeit müssen in ihr ihre Vertretung finden, nicht als etwas von Außen Verlangtes , sondern als aus dem Inneren des soldatischen Lebens selbstthätig hervor gehend. Was ich in dieser Beziehung in meinen ersten Briefen über das Leben innerhalb der Offiziercorps gesagt habe, findet im Grundsaß seine unbedingte Anwendung auch auf das Leben der Soldaten. Das Gefühl der Gemeinsam keit im Berufe, das heiter gesellige Zusammenleben der Kameraden erschöpft nicht das , was die wahre, von höhe= rem Standpuncte augesehene Waffenbrüderlichkeit sein und darstellen soll. Der echte Soldatensinn , der in dem mili tärischen Körper von Geschlecht zu Geschlecht sich vererbt, den zu nähren und lebendig und lauter zu erhalten die ernste Pflicht der Vorgesezten ist , muß von vorne an dem jungen Soldaten die bleibende Richtung geben. Jeder muß Anlehnung und Anregung bei den Kameraden finden, der Brave, Strebsame Achtung und Anerkennung , der Das Trage, Unbotmäßige Tadel , selbst Mißachtung. Gesammtleben muß wahren Gemeinsinn darstellen; Jeder soll sich als dem Ganzen innigst verknüpft fühlen , Jeder all' sein Bedürfen nach geselligem Genuß im Kreise der Kameraden erfüllt finden, Jeder die Ehre des Ganzen als seine Ehre ansehen und den als Gesammtfeind , der diese Ehre antastet , sei es von Außen , oder von Innen durch ein Leben unter den Kameraden , welches den frischen, Lauteren Soldatengeist nicht thätig zeigt , dessen Verkörpe rung eben das Leben im Heere sein soll.

Gesprächsstoffe anweist. Was der Soldat in Nebung und Unterricht lernen soll , geht so in die kameradschaftliche Unterredung über. Die Waffenführung , das taktiſche Verhalten , der Heerdienst in allen Richtungen , welche ihn zum Gegenstand des Soldatenunterrichts machen , wird von den Soldaten besprochen , die Verschiedenheiten in Bildung und Einsicht finden ihre Ausgleichung , der Ehr geiz, der Wetteifer wird rege , Jeder scheut sich, unwissend oder interesselos vor den Kameraden zu erscheinen. Was in dieser Richtung geschieht , ist von Bedeutung , seien es auch nur bildungsfähige Anfänge oder beschränkte sich selbst vorerst das Gespräch auf die Commandos und Aus führungen der Waffenschule. Der Lehrer findet in einer solchen, aus eigenem Antrieb hervorgehenden Thätigkeit eine beachtenswerthe Hülfe, und freilich an ihm allein liegt es, daß er diese Hülfe möglich mache , daß er ein warmes Intereffe wecke, welche in der Zeit des eigentlichen Unterrichts sich nicht mehr begnügen läßt.

In dieser Richtung müſſen die dienstlichen Einrichtungen wirken und mehr noch das unmittelbare Eingreifen , die belebende Thätigkeit der Vorgesezten. Der Uebungsplay, die Unterrichtsstunde erschöpfen weder Zeit noch Kraft des Soldaten. Erst wenn diese verlassen beginnt der eigent lich kameradschaftliche Verkehr unter den Soldaten , und dieser ist es , welcher erst recht den wahrhaft soldatischen Sinn in Jedem und Allen thätig erweisen soll. Es ist kein Zeichen guter Soldatenerziehung , wenn die Zeit der Muße in trager Faullenzerei oder höchstens mit Spiel und rohen Späffen verbracht wird. Es gilt, gerade für diese Zeit dem Soldaten einen Stoff zu geben, der die geistige und körperliche Erholung nicht beeinträchtigt, aber der Ge sammtrichtung, wohin alle militärische Erziehung hinstrebt, organisch angehört. Das Zusammenwohnen in der Ka serne macht es leicht , die Mittel zu finden , durch welche immer neue und neue Anregung dem Soldaten geboten, unablässig auf Entwickelung seines geistigen Vermögens, auf Pflege der fittlichen Kräfte, auf Begeisterung für wahre Kriegertugend hingewirkt wird . Ist der Unterricht , welcher an den Soldaten ertheilt wird, von einem Geiste geleitet , wie er allein ihn frucht bar machen kann, so liegt schon darin die Anregung zu einer Selbstthätigkeit , welche über die Zeit des Unterrichts hinausreicht. Die Gegenstände der Lehre gewinnen dann ein Interesse, welches sie von selbsten den Soldaten zum

Eins der wesentlichsten Belebungsmittel für edle Ka= meradschaft ist der Gesang. Nicht allerwärts wird viel dafür gethan , und jeder von uns weiß und die Kriegs geschichte lehrt es doch, wie ein rechtzeitig angestimmtes Lied nicht minder als ein plöglich schlagendes Wigwort so oft einer physisch und selbst moralisch gebeugten Truppe neue Kraft gab. Dazu aber gehört , daß jeder mitsingen könne, daß man wenige , und darum Allen bekannte Lieder habe , daß die Terte Ausdruck wahren , tüchtigen Soldaten= finnes , die Weisen leicht faßlich, ohne großen Stimm= umfang sangbar, doch aber edel und in energischem Rhythmus zu kräftiger psychischer Wirkung fähig sein.

Wir haben in Deutschland eine Menge der herrlichsten Lieder, vortrefflich nach Tert und Melodie, gerade vor zugsweise für den Soldatengesang . Aber die geistige Ar= muth , welche immer nur nach Neuem begehrt, die unselige Hast, möglichst viele und anderwärts unbekannte Lieder in den Soldatengesang , wo man diesen überhaupt pflegt, einzuführen , dazu Ungeschmack und Unkenntniß oder Nicht achtung des Vorhandenen haben des Schadeus unſäglich viel gethan. Was der Gesang zu leisten vermag , welche begeisternde Macht in einzelnen Liedern liegt , die in Ge dicht und Musik die Leidenschaft des Augenblicks ausdrücken, zeigt die Geschichte. Ich erinnere nur an die Marseillaise, womit die rohen Horden der französischen Revolution, alten, im Kriege erprobten Heeren entgegenzogen , an die begeisterten Gesängen aus den Jahren 1813-15, welche die mächtige sittliche Erhebung jener glorreichen Zeit aus drückten. Der Gesang ist mir so nicht bloß ein Mittel der ka= meradschaftlichen Unterhaltung, der Pflege veredelnder Geselligkeit , sondern ein Hebel, der das sittliche Leben im Soldaten kräftigt , der ihn hingebung an seinen Beruf lehrt, Treue, freudige Selbstopferung , Liebe zu seiner Waffe und zu dem Regiment, dem er angehört. Die Geschichte eines jeden Regiments zeigt irgend eine kühne That auf, die den würdigen Stoff für ein Lied abgibt. Das müßte der bevorzugte Gesang der Soldaten sein und nach ihm erst die übrigen Lieder , welche kühne Thaten der besonderen Waffe (Reiterlieder, Schüßenlieder 2c.) und allgemein kriegerische Dinge zum Gegenstand haben.

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Es ist mit dem Gesang hier wie mit den Märschen und Militärmusiken. Auch diese leisten nicht, was sie können und sollen , weil auch da Ungeschmack , Sucht nach Neuem, Liebhaberet für schale Opermelodieen ihr Spiel treiben. Es beleidigt das ſoldatiſche Gefühl , bei festlichen Paraden die Regimenter immer mit neuen Märschen auf ziehen zu sehen , denen , mögen sie sonst auch vielleicht gut fein, doch alle militärische Eigenthümlichkeit , alle geschicht= liche Anknüpfung , alles Belebende eines Regiments marsches abgeht. Wir haben meines Wiſſens nicht gar viele Regimenter in den europäischen Heeren , die alte, geschichtlich gewordene Märsche besigen , und bei festlichen Baraden nur mit diesen aufziehen. Wo es aber ist, da liegt eine tiefe Bedeutung in dem Festhalten an dem alten. Marsche , der in Wahrheit ein Regimentsmarsch ist, der eine Reihe von Generationen imRegiment zum Siege geführt, in schweren Lagen sie aufgerichtet und das erhe bende Gefühl der Gemeinschaft in Freud und Leid in ist der treue ihnen neu gekräftigt hat. So ein Marsch ist Gefährte eines Regiments , der Träger großer Erinnerun gen; sein Ruf verstummt nie, denn auch der Soldat singt und pfeift ihn , und wird immer wieder der Bedeutung inne , welche in dem Tone liegt. Jedes Regiment müßte solch einen Marsch haben , und ihn allein dürfte man bet festlichen Anlässen und zumal am höchsten Festtage des Soldaten , am Tage der Schlacht , hören , daß schon von weitem sich unterscheiden ließe, wer da im Waffenschmuck ―――― heranzieht. Zur Melodie dieses Marsches aber müßte der Tert des Liedes gehören , welches dem Regimente das bevor= zugte wäre, weil es auch im Wort die Erinnerung an eine thatenvolle Vergangenheit festhielte, die Mahnung, das von früheren Geschlechtern überkommene Erbe von Ruhm und Ehre makellos und heilig zu halten. Aehnlich mit den übrigen Liedern, welche der Soldat fingen soll. Auch diese können und sollen sich an Marſchmelodieen an= lehnen , denn jeder Gesang, der sich nicht im frischen, fröhlichen Marschtempo bewegt , zu dem man nicht mar schiren kann , taugt nicht für den Soldaten. Wir haben solche Lieder in Deutschland in reicher Zahl , und es gilt nur, daß man mit richtigem Verständniß dessen , was der Soldatengesang kann und soll , sie auswähle und einführe. Aller übrige Singfang ist unnüz , weil ihm das specifisch soldatische abgeht, und das gerade brauchen wir , zumal eben die Anlehnung an die soldatische Geschichte, an die anregende Besonderheit darin , die ich hier für eben so wesentlich halte, als sonst z . B. das Festhalten an alten sichtbaren Auszeichnungen und seien es auch nur die Auf schlagfarben der Regimenter. Der Soldat soll sich etwas damit dünken, gerade dem Regimente anzugehören, wel chem er zugewiesen ist, weil er so an der Geschichte des selben Theil hat ; er soll an seinem Regiment die Freude haben, die allein schon ihn zu aufopfernder Kameradschaft, zu hingebender Pflichttreue befähigt, und auch solche, sonst wenig beachtete Dinge führen dahin.

stunden , vorab die endlos langen Winterabende , in einer Weise zu füllen , welche dem Manne eine edle Unterhal tung bietet und in dieser die Anregung für das Berufs = leben , die Hinweisung auf innere Selbstthätigkeit , vermöge deren er endlich mit allen seinen Kräften , mit voller, ganzer Hingebung in dem Berufe lebt. Der Soldat , und zumal der ungebildete , muß das Bewußtsein haben, daß er aus dem Stande, dem er angehört , demnächst in das bürgerliche Leben etwas mit fortnimmt , das ihm von blei= bendem Nußen ist; er muß auch mit dem Gefühle des Dankes an seinen Stand gebunden sein.

Aber auch die ofte Vereinigung der Soldaten zum Gefange reicht nicht aus , die in Wahrheit vielen Müße=

Allerdings ist die Weckung höherer sittlicher Regungen, die Belebung eigener geistiger Thätigkeit , auf welcher aller Unterricht des Soldaten fußen soll , ihm ein blei= bender Gewinn fürs Leben. Aber es ist dieß minder sicht= bar für ihn , minder unmittelbar hervortretend. Dazu dient zunächst der Unterricht im Schreiben und Rechnen, wie er vielfach in den Regimentern an die Soldaten er theilt wird und an welchen sich kurze geographische und geschichtliche Belehrungen leicht anknüpfen lassen. Schon das eigene nächste Interesse des Heerdiensies , die Heran bildung künftiger Chargen fordert diesen Unterricht , min= destens in beschränktem Umfang. Vom höheren Stand punkte angesehen , wird aber die allgemeine Ertheilung zu einem der wirkungsvollen Mittel, wodurch dem Soldaten die Erziehung für seinen Beruf gegeben , jede gefährliche Ablenkung seines Lebens von dem Berufe verhütet wer den kann. Aller Unterricht , wovon er auch handele, kann und muß in geistig anregender Weise ertheilt werden. Nicht der augenblickliche Gegenstand ist das Ziel , sondern er ist nur Mittel zum Ziele , und dieses ist , den ganzen Men= schen im Soldaten für den Beruf zu gewinnen , alle seine Kräfte nur für diesen thätig zu machen. Darum in all solchem Unterricht zunächst Schärfung des Denkvermögens, anregender Stoff zum Selbstdenken nnd zum kamerad= schaftlichen Gespräch. Und beschränkte sich auch dieser Un terricht wegen Mangel an Zeit und Lehrkräften , der jedoch kaum zu denken ist, lediglich auf Schreiben , selbst auf nur mechanisches Nachahmen der Vorlegeblätter , so müßten eben diese den anregenden Stoff für die Soldaten geben, müßten Grundsäße des militärischen Gehorsams , der Hin gebung und Pflichttreue enthalten, oder kurze geschichtliche und geographische Notizen , wie sie für den Soldaten sich eignen , kriegsgeschichtliche Einzelheiten und Aehnliches, nicht aber alberne, nichtssagende Phrasen oder bloße Zu sammenstellung von Worten , wie dieß leider mit den mei= sten Vorlegeblättern , selbst mit denen der Fall ist, welche man wegen Schönheit oder geringen Preises im Militär unterricht eingeführt findet. Die Herausgabe von Vor legeblättern für den militärischen Schreibunterricht , in dem hier angegebenen Sinne bearbeitet , wäre in Wahr heit ein verdienstliches Werk , denn nur dann , wenn kein Mittel , auch nicht das unscheinbarste verabsäumt wird, können wir das hohe Ziel wahrhafter soldatiſcher Crzie= hung erreichen. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

N

7. Januar 1851 .

3.

Allgemeine Militár -Zeitung. lehrungen anknüpfen laſſen. Es führt mich das zu dem= Oeſterreichiſche Monarchie. jenigen unter den Erziehungsmitteln , welche die Muße Wien , 10. Dec. 1850. Eine kaiſerliche Verordnung ſtunden des Soldaten ausfüllen ſollen , das ich neben und genehmigt die Anſtellung von Unterlieutenanten mit dem Geſange für das wirkſamſte' halte. Jch meine Ž. Klaſſe bei einer jeden Grenadiercompagnie; der bis- die leſeſtunden , wie ſie meines Wiſſens namentlich in der

her beſtandene 13. Corporal bei dieſen Compagnieen geht preußiſchen Armee eingeführt ſind. dagegen ein.

Åller Unterricht bedarf der Veranſchaulichung , alle 17. Dec. Die Filial - Feuergewehrfabrik zu Rebre friegeriſcher Jugenden des lebendigen Beiſpiele in Stadt Steier iſt durch eine k. Verordnung aufgehoben. eigner That oder in Vorführung geſchichtlicher Ereigniſſe , =

deren Größe den Menſchen innerlich erheben kann . Der eigentliche Unterricht kann nicht dieß Alles zugleich und

Königreich Sachſen. Bet der Recrutirung im Monat December 1849

haben fich aus der Altersklaſſe 1829 geſtellt: 15,714 M.; davon find tüchtig befunden und dem Militar definitiv überwieſen worden : 4327 Mann.

Ferner haben ſich aus

dabei in ganzem Maaße leiſten . Er hat ein Großes ſchon erwirkt, wenn durch ihn die innere Thätigkeit des Soldaten lebendig geworden und dem Berufsleben mit friſchem Sinne ſich zugewendet hat. Grade jeßt gilt es, dem Soldaten für dieſe Thätigkeit den Stoff zu geben,

der Altersklaffe 1828 in Gemäßheit S 14 und 17 des

den er ſelbſt verarbeitet.

Gefeßes vom 9. November 1848 geſtellt: 2366 Mann ; davon find tüchtig befunden und dem Militar definitio

der Soldaten , das Bekanntwerden mit erhebenden Bei

Das ſollen dieſe Lehrſtunden, die gemeinſame Lecture überwieſen worden : 769 Mann . GS ſtellten fich alſo ſpielen friegeriſcher Großthat aus der Geſchichte des deut überhaupt 18,080 und davon wurden dem Militär defi- ichen Geſammtheeres, des Stammes , der Waffe, des H.

nitiv überwieſen : 5096 Mann.

Regiments. Leichtfaßliche Darſtellungen militäriſcher Ver

hältniſſe und Pflichten, geſchichtliche und geographiſche Anknüpfungen treten hinzu , und geben dem Soldaten $ p a n i e n. einen reichen , all ſein Intereſſe aufrufendeu Stoff, den Das Ingenieurregiment wird demnächſt eine neue er im kameradſchaftlichen Kreiſe durchſpricht, und jo ſelbſt Kopfbededung , nämlich helme, in der Art, wie ſie bei thätig in Saft und Blut aufnimmt. Das iſt ein Gegen den deutſchen Heeren eingeführt ſind, erhalten. Bei einer ſtand", der namentlich in den ſüddeutſchen Heeren wenig zu Anfang Octobers v. 3. ſtattgefundenen Revue vor der oder gar nicht beachtet iſt. Dem Soldaten ſtehen feine Rönigin waren bereits einzelne Abtheilungen mit der Beiſpiele fühner, fräftiger Kriegøthaten vor der Seele, neuen Kopfbedeckung verſehen . - Das Carabinier an denen der Mann in ſchwierigen Lagen ſich aufrichten corps hat unlängſt eine ganz neue Uniformirung kann. Der Soldat iſt unwiſſend in der friegeriſchen Ge erhalten . ſchichte ſeines Vaterlandes wie ſeines Stammes , unwiſ -

ſend in der Geſchichte ſeiner Waffe und - was am

ſchwerſten wiegt – unwiſſend in der Geſchichte der eigenen militäriſchen Familie , ſeines Regiments.

Briefe an einen Kameraden . Bon einem fürbeutid en Offizier. Sechster Brief.

( S du .)

Man kann, und allerdings nicht mit ganzem Unrecht ſagen , daß uns Dffiziere dieſer Vorwurf treffe , daß es an uns ſei, dieſe Unwiſſenheit durch unſeren Unterricht zu beſeitigen. Aber wir können dagegen geltend machen, daß die Dienſtordnung die Richtungen der Thätigkeit an zugeben , daß der Dienſt vor Allem ſelbſt die Mittel zu

Es wurde eben erwähnt, daß an den übrigen Unter- bieten habe, wodurch auch dieſe Zwecke ſoldatiſcher Ers

richt fich leicht kurze geſchichtliche und geographiſche Bez ziehung fich erreichen laffen. Daran aber gebricht es.

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Uns mangelt die wichtigste Einrichtung , welche allein solche Zwecke immer erreichbar machen kann , das Institut der Compagniebibliotheken. Nicht jeder Offizier hat die Mittel oder die Gabe , die kriegsgeschichtlichen Einzelheiten so zusammen zu suchen und zu ordnen , daß er das Ma terial für einen derartigen Unterricht sich selbst · schaffen könnte. Und dann wäre es immer nur Material für den Unterricht, nicht aber der Stoff zum Lesen und Besprechen unter den Soldaten , und dieses Stoffes gerade bedarf der Soldat, um das Wort des Lehrers sich selbstthätig fruchtbar zu machen. Die Militärliteratur zählt sehr werthvolle Schriften , die in keiner Compagniebibliothek fehlen dürften ; aber diese Bibliotheken selbst fehlen noch. Mit einer augenblicklichen Zulage von 100 fl . auf das Budget jedes Regiments ließe sich ein werthvoller Anfang gründen, und die Fortführung und Ergänzung der Bib liotheken wäre dann mit noch geringeren jährlichen Mit teln zu bewirken. Es bedarf wohl nur einmal der An= regung von einflußreicher Stelle , und alle etwaige Schwie rigkeit wäre leicht überwunden. Sind aber solche Bibliotheken einmal in den Compag nieen, so ist dem Soldaten ein Stoff in die Hand gegeben, der sich nicht erschöpfen läßt , der in jeder Einzelheit neue Anknüpfung, neue Anregung für die kameradschaftliche Unterredung bietet. Vor Allem verlange ich ein Büchlein für jede solche Bibliothek , welches in kurzen , lebendigen Erzählungen einzelner Ereignisse einen gedrängten Ueber blick über die Kriegsgeschichte seit 1789 , soweit deutsche Heere daran Theil hatten , voranstellt. Darauf folge , in gleicher Weise behandelt, die militärische Geschichte des eigenen Stammes ( Contingents), dann Erzählungen ruhm= reicher Thaten je nach der Waffe (Infanterie Reiterei ic.) und ausschließlich für jede einzeln behandelt, damit der Soldat in lebensfrischen Beispielen sehe , wie nur wahre Kriegertugend die Waffe siegreich machen kann , und end lich die Geschichte des eigenen Regiments und seiner ehren vollen Vergangenheit. Die nationale Begeisterung , die kriegerische Ehre des Stammes , das Vertrauen zur Waffe, die Fahnenehre , ― das sind die Kräfte, von denen der Soldat sich getragen fühlen soll , und was diese wirken können , muß er in lebenskräftigen Bildern sich vorgeführt sehen. Freilich haben diese Kräfte nicht immer zusammen gewirkt zu den Thaten , von welchen die Kriegsgeschichte jeit Ende des vorigen Jahrhunderts zu erzählen hat ; es find Deutsche vielfältig gegen Deutsche in die Schlacht gegangen. Aber auch da war es das Gefühl der feierlich beschworenen Pflicht, der Fahnenchre, was dem Soldaten Stärke gab, und auch diese verzichtende Hingebung hat ihre Größe, welche das Herz erwärmen kann. Das meiste Gewicht lege ich hier auf Kenntniß der Geschichte des Regiments . Der Soldat soll stolz sein auf das Regiment , dem er angehört; - sein Gefühl für Fah nenehre soll von der Gewißheit getragen sein , daß ver gangene Geschlechter den Fahnen Ehre gewonnen , daß die Fahnen Zeuge und Mittelpunkt ruhmwürdiger Chaten waren, welche zur Nacheiferung mahnen; - er soll sich sich als den Erben ansehen lernen , der das Vermächtniß beilig zu halten hat. Darum soll und muß der Soldat die Geschichte des Regiments kennen , mindestens die her vorragenden Züge daraus , die Feldzüge, worin das Re

ment sich Ehre erworben , die rühmlichen Thaten , in deren Einzelne sich ausgezeichnet. Es kann nicht fehlen , daß in jedem Regiment sich jemand finde , der diesen Theil des Büchleins , welches ich in die Bibliotheken verlange, zu bearbeiten vermöchte. Möge auch der Inhalt sich auf wenig Seiten zusammendrängen, so ist dem Selbstgefühl des Soldaten schon damit ein Großes geschehen , daß er überhaupt nur Thatsachen nennen kann , welche für den Ruhm seiner großen Familie reden kann . Ich fühle den möglichen Einwand , es könne so der Unfriede , das unkameradschaftliche Mißwollen in die größeren Heerver bände gesät werden. Dafür ist die Disciplin da , das Gefühl der Gemeinsamkeit im Stamm der Nation , das ich ebenfalls wach gerufen haben will . Vor Allem aber geht mir der Zuſammenhalt im engeren Kreise , die innere, selbstvertrauende Kraft der großen Soldatenfamilie, die man Regiment nennt. Dieß zu erlangen , ist jedoch zunächst nöthig , daß jedes Regiment wirklich seine eigene Geschichte besige , nicht bloß eine dürre Chronik von Errichtung des Regiments oder seiner Bestandtheile an durch alle Aenderungen der Or= ganisation hindurch bis zum jezigen Stande, nicht eine trockene Aufzählung bloßer Personalien der sich folgenden Befehlshaber c., sondern eine wahrhaft lebensvolle Ge schichte, welche zeigt, was das Regiment in ernster, schwe= rer Zeit in Treue , Hingebung, in Bethätigung kriegerischer Tugenden geleistet hat. Daraus erst tönnten die erheben den Beispiele tapferer Thaten entnommen werden , welche wir dem Soldaten vorführen müssen , wenn er sich als der altererbten Ehre des Regiments theilhaftig soll fühlen lernen. Solche Regimentsgeschichten sind selten , und oft befißt man in alten Regimentern nicht einmal die Mittel, weiter zurück als 60-70 Jahre auch nur über die wech selnden Organiſationen und über die Feldzüge , an denen das Regiment Theil nahm , irgend eine Auskunft zu geben, ja ſelbſt das Alter des Regiments ist vielfach geradezu unbekannt. Das aber, was der Geschichte allein erst Leben und Frische geben kann , die Erzählung hervortre= tenter Kriegsthaten , das fehlt gänzlich , und das sich rasch lichtende kleine Häuflein alterfahrener Offiziere ist allein der lebendige Bewahrer dieser wichtigen Erinnerungen. Die bestaubten Archive müssen ein reiches Material für wahrhafte Regimentsgeschichten enthalten. Möge man fie öffnen und eine lebensfähige Geschichte für jedes Regiment bearbeiten laffen, damit diesem Mangel , den das ſolda tische Gefühl schmerzlich empfindet , Abhülfe geschehe. Ich habe eine der sittlichen Kräfte noch zu nennen, auf die zu wirken uns eine edle Aufgabe sein muß , das religiöse Element im Soldaten . Es ist der Brennpunkt alles sittlichen Lebens , und alle Bethätigung edlen sol datiſchen Sinnes , alle Hingebung , alle Treue, aller ver zichtende Gehorsam, aller freudige Opfermuth bilden nur Ausstrahlungen , welche nach diesem Ziele wieder zurück streben. Aber es ist damit , wie mit allem dem, woran man soldatische Tüchtigkeit erkennen will. Das Symtom, welches die Gesundheit zu begleiten pflegt , beweißt nicht die Gesundheit selbst, und die Entfernung krankhafter Er scheinungen , entfernt noch nicht die Krankheit. Die wahre Religiosität ist innerlich , keusch ; sie duldet kein Pharisäer= thum, welches an den Straßenecken betet , und Neid und

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Untreue im Herzen trägt. Die Aufgabe , wahrhaft reli lichen Verhütung gefährlichen Müßiggangs, sondern in giöses Leben im Soldaten zu wecken und zu pflegen, ist nerlich in lebendige Thätigkeit für den Beruf gesezt wis ebenso hoch und edel, als sie schwierig ist. Wer allen sen. Manches, das anderwärts schon vorgeschlagen wurde Unterricht , der dem Soldaten ertheilt werden soll , so (z . B. Schachspiel u . dgl. ) , habe ich darum gefliffentlich versteht , wie ich glaube, daß man allein ihn verstehen hier nicht berührt. dürfe , wer unablässig dahin zu wirken sucht , das geistige Aber die Erreichung unseres Zieles fordert vor Allem Leben im Soldaten rege, die sittlichen Kräfte selbstthätig unsere eigene ganze Thätigkeit , die Hingebung aller un Wir müssen Achtung, zu machen, der wirkt von selbsten auch auf das innere serer Kräfte an die Berufsübung. religiöse Leben hin , in welchem alle sittliche Thätigkeit Liebe und Vertrauen von dem Soldaten gewinnen , ja, wurzelt. wie ich sagen möchte, sie ihm abzwingen durch unsere nie Das blos äußere Einwirken , welches am Ende nur ermüdende Thätigkeit in Erfüllung der Berufspflicht , für die Theilnahme an den Formen der Religionsübung zum die wir mit unserer Ehre und unserem frei geleisteten Eide Ziele haben kann , ist kein Mittel , welches wahren inneren einstehen, durch das persönliche Uebergewicht , das wir Erfolg verbürgt , zumal da, wo , wie in den deutschen ihm gegenüber zur zweifellosen Geltung bringen, durch Heeren , die Angehörigen der verschiedensten Confessionen unsere Sorge für das Wohl des Soldaten , durch die unter einander leben. Die Theilnahme am Kultus ist gleichmäßige Gerechtigkeit iu Handhabung der Gewalt, nur dann werthvoll und würdig , wenn sie aus innerem welche unseren Händen anvertraut ist. Wir müssen Vor Bedürfniß stammt. Dieses Bedürfniß dem Soldaten in gesezte von wahrhaft und ganz Untergebenen sein wollen, nerlich entstehen zu lassen , das Verlangen nach religiöser die nicht blos die zwingende Dienstordnung , das ſtraf= Uebung in ihm zu wecken, das allein darf darum unser androhende Gesez , sondern mehr noch die eigene Achtung Ziel sein. Die mehr oder minder in die Form des Be und vertrauende Liebe uns mit allen ihren Kräften unter fehls gekleidete Mahnung wird und muß uns das Ziel worfen hat. Wir müssen für diejenigen , welche unserem verfehlen lassen. Der überwuchernde Drang nach indivi Befehle anvertraut find, ganz eigentlich das belebende dueller Befreiung , nach atomistischer Auflösung in poli Princip sein wollen , und , wenn wir anders rechten Sol tischen und kirchlichen Dingen , der seit Jahren in der datenberuf in uns tragen , uns zutrauen , es ſein zu kön krankhaften Zeitbewegung sich thätig zeigte, und endlich nen. Und ganz besonders gilt es zu allem dem um unser in den beklagenswerthen Ereignissen der Lestzeit sein Maß eigenes Beispiel , wo immer nur auch von uns mit der füllte, hat zum natürlichen Rückschlag geführt, der die That mag vorausgegangen werden. Unser eigenes Leben vollste Unterwerfung des Individuums fordert. Die Zahl muß dem Soldaten das Bild wahrhaft waffenbrüderlicher derer, welche man die Frommen im Lande zu nennen Gesinnung, eines lebendigen esprit de corps vorführen. pflegt , hat sich seitdem mächtig vermehrt; das Gefühl der Die von uns bethätigte Disciplin muß ihm das leicht ziellosen Leere, an welcher die überwundene Bewegung machen , was an ihn die Disciplin fordert. Wir dürfen frank war, hat die geschmähte Form wieder in ihr ganzes für feinen Befehl Gehorsam verlangen , den wir nicht vor Recht eingesezt . Aber die Menschen selbst in ihrem in Allem selber befolgen, keine Erleichterung in dienstlichen neren fittlich - religiösen Leben sind darum nicht anders, Dingen uns gestatten , die wir dem Soldaten versagen nicht besser geworden , mag auch die sichtbarste Unterwer müssen , so scheinbar geringfügig sie auch sein möge. Der fung unter die äußere Form den Schein davon geben. Soldat soll uns mit Freuden gehorchen lernen , weil er Uns im Heere aber muß es um den inneren Menschen weiß, daß wir gute und schwere Tage mit ihm gleich gelten; diesen müssen wir im Soldaten zum selbstthätigen theilen , daß auch wir Glieder derselben Familie sind, wel Streben nach edlen Zielen heranführen. Dann wird uns cher er angehört. So können wir den Soldaten wahrhaft zum Berufe auch die Form sichtbar werden , welche sonst der inneren Thätigkeit den Ausdruck zu geben pflegt. erziehen , ihn auch innerlich dem Berufe zuführen , indeß Dressur und mechanische Abrichtung den inneren Menschen Ich habe so , verehrter Freund , in einer Reihe von Ausführungen zu entwickeln gesucht , wie ich mir die wahr= dem Berufe fremd bleiben lassen. hafte soldatische Erziehung thätig denke, welcher Art das innere Leben im Heere sein soll, welche Kräfte auf den Soldaten gerichtet , welche in ihm geweckt und genährt werden sollen. Ich sehe an der Bogenzahl meines Brie Literatur. fes , wie erschöpfend ich habe sein wollen , und doch fühle ich, daß es mir nicht gelungen ist , wenn ich schon in Tagebuch aus Italien 1849 von Gustav v. Hoff Ihrem lächelnden Gesichte den Gedanken lese , daß ich de stetter, vormaligem Major in römischen Diensten. omnibus nebus et quibusdam aliis geschrieben habe. Mir Mit 2 Uebersichtskarten von Rom und den römiſchen galt es , zunächst den Grundgedanken nach seinen verschie= Staaten und 5 Tafeln mit Plänen und Croquis . denen Richtungen zu verfolgen , daß nur die nach unserem 8. 1851. Zürich , Friedrich Schultheß; Stuttgart, Ziele gerichtete eigene Thätigkeit der inneren Kräfte im Scheitlin u. Krais . (VII u . 455 S.) 1 Thlr. 20 Ngr. Soldaten uns ein sicheres Resultat unseres Wirkens ver Unter diesem Titel gibt der Verf. eine sehr ausführ= bürgen könne , und daran wenigstens habe ich in dieſem Briefe festgebalten. Was der Soldat in freier Stunde liche Erzählung des Kampfes der römischen Republik um ihr Dasein. Eine kurze geschichtliche Einleitung schildert treibt , soll möglichst eine Beziehung zum Berufe erhalten. die bekannten Thatsachen vom Tag der Besteigung des Ich will ihn nicht blos beschäftigt zu einer mehr polizei

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römischen Stuhls durch Pius IX. ( 17. Juni 1846) bis zu feiner Flucht nach Gaeta und zur Ausrufung der Repu blik durch die römische Constituante (8. auf 9. Februar 1849) . Nun führt uns der 1. Abschnitt in die Mitte der Ereignisse ; wir begleiten den Verf. auf seiner Reise nach Rom , nachdem sein Vorhaben , an der Errichtung einer Legion für Sicilien sich zu betheiligen , durch die politischen Folgen der Schlacht von Novara vereitelt wor= den war. Am Vorabend des Kampfes traf er ein , fand

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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T. 2. X

auf gegen Orvieto , überschritt von da, auf der einen Seite von den Franzosen, auf der anderen durch 2 öfter reichische Colonnen bedroht und verfolgt, glücklich die tos kanische Gränze und gelangte durch eine Reihe außer= ordentlich geschickter Märsche , unter den schwierigsten Um ständen, fortwährend von einem überlegenen Feinde bedroht und verfolgt, mit dem er bei Fiorentino , Arezzo , St. An = gelo in Vado zusammentraf, endlich am 31. Juli vor San Marino. Hier löste Garibaldi nach einem leßten Gelegenheit, vom Thurme der Peterskirche das Gefecht unglücklichen Zusammentreffen mit den Oesterreichern seine vor der Porta Cavalleggiero (30. April) mitanzusehen, Truppe auf und feste mit 200 Mann seine Flucht noch wo die Franzosen für ihr allzukeckes Vorgehen mit geringer kurze Zeit fort , bis sich endlich auch dieses kleine Häuf Macht bestraft und zum Rückzug gegen Civitavechia ge lein nach allen Richtungen zerstreute. Der Verf. entkam zwungen wurden , und wurde nach längerem Bemühen dem glücklich in seine Heimath. Ohne im Verhältniß der Wichtigkeit der erzählten Be= Major, nachher Obersten, Manara , welcher ein von ihm errichtetes Corps lombardischer Scharfschüßen (Bersaglieri) gebenheiten zu den großen allgemeinen Ereignissen zu breit zu werden , konnten wir uns nicht weiter auf den Inhalt befehligte, beigegeben. In dieser Eigenschaft machte er, durch seine militärische Erfahrung in verschiedenen Rich der Schrift einlassen. Dieselbe füllt übrigens in anzie= tungen mit Nußen thätig , die glücklichen Unternehmungen hender und befriedigender Weise eine Lücke in den Ueber gegen die neapolitanische Armee nach Palestrina und Vel lieferungen von Theilnehmern aus den Kämpfen der leg letri unter Garibaldi mit, deren keine indeß weiter zu ten Jahre aus , da unseres Wissens weder von der Be verfolgen beabsichtigt wurde, weil die inzwischen bedeutend lagerung und Einnahme Roms , noch besonders vom verstärkten Franzosen mit einer weit größeren Gefahr männichfach denkwürdigen Zuge Garibaldis bis jezt eine drohten. Am 3. Juni, nachdem die Unterhandlungen ausführliche Darstellung erschienen ist. Die gegenwärtige abgebrochen waren , erfolgte ihr Angriff gegen die Villa geht sehr in's Einzelne, gibt eine durch die , zwar nicht Corsini, sehr günstig für beide Theile vor der Porta besonders gezeichneten , aber für ihren Zweck hinreichend S. Pancrazio , ungefähr der Mitte der Befestigung von brauchbaren Pläne , flar erläuterte Erzählung des allge Trastevera gelegen ; in einem glücklichen Ueberfall nahmen meinen Ganges der Kriegshandlungen und schildert dabei fie dieselbe und behaupteten sie in einem blutigen , von auch, recht anziehend und belehrend , viele einzelne größere beiden Seiten tapfer geführten Gefecht. und kleinere Kämpfe aller Art aus dem Belagerungskrieg Der 2. Abschnitt schildert die Belagerung. Die Fran wie aus dem im freien Felde; auch eine genauere Stärke zosen , durch den Unfall vom 30. April vorsichtig gemacht, der römisch - republikanischen Armee wird hier unseres Wiſ gingen ganz regelmäßig zu Werke. In der Nacht vom sens zum erstenmale gegeben. Der Verf. hat offenbar aus 4. auf den 5. Juni eröffneten sie ihre erste Parallele auf Studium und aus Erfahrung eine nicht untüchtige mili 400-500 Schritte vom Walle , ihre Angriffsfront um tärische Bildung gewonnen , und es verleiht dieselbe ſeinem faßte auf jeder Seite der Porta S. Pancrazio 3 Bastio Werke doppelten Werth. Indessen ist es immer ein Lage nen, doch ward der Hauptangriff auf die Bastionen links buch und keine Geschichte; zu dieser fehlt es ihm an der von jenem Thor gerichtet. Die Belagerten fanden nicht reifen Durcharbeitung und am rechten Standpunct des Zeit noch Mittel , die sehr mangelhafte Umfassung zu tüch Verfassers . Der lettere kündigt sich in der lebhaften, zum tiger Widerstandsfähigkeit zu verbessern, zwei ihrer Aus Theil poetisch gefärbten Haltung des Werkes und in vie falle vom 9. und 10. Junt hatten nicht den erwünschten len einzelnen Stellen als den eines für die Sache der Erfolg, die Arbeiten der Franzosen rückten sicheren Schrit italienischen Erhebung aufrichtig begeisterten Herzens an, tes vor, um die Mitte des Monats errichteten sie die das darin einen Theil des nach seiner Meinung heiligen zweiten Batterieen , und bald hatten sie damit 3 Breschen Kampfes um die allgemeine Freiheit der Völker erblickt. gelegt. Am 22. nahmen sie dieſelben durch Ueberraschung, Daher sind die Aeußerungen des Verfassers über die eigne die Vertheidiger zogen sich hinter eine unvollendete zweite Partet , Soldaten und Volk, wie über die Feinde mit Linie zurück und es tobte mehrere Tage hindurch ein Vorsicht aufzunehmen und auf das rechte Maß zurückzu wüthender Geschüßkampf um die Stadt. Doch das Feuer führen. Denn für die Gegner gibt es von dieser An der Franzosen war zu überlegen, eine vierte Bresche ward schauung aus kein Recht, und , daß die italienische Be= gelegt , genommen und mit ihr der starke Posten der Villa wegung, bet aller schönen Aufopferung Einzelner, nur Spada; die Vertheidiger zogen sich hinter eine dritte Linie an der eignen Unreife und Uebertreibung , namentlich aber zurück, nach wenig Tagen fiel auch diese, und am 1. Juli am Mangel einer inneren echt sittlichen Gründung geschet Abends kapitulirte Rom . tert ist , das ist ihr natürlich verborgen. 24. Der 3. Abschnitt erzählt Garibaldi's Zug und legte Waffenthaten. Mit 2500 Infanteristen , 400 Reitern und 1 Vierpfündner brach er von Rom auf gegen Tivoli. Von Hierbei eine literarische Beilage von Duncker u. Humblot da wandte er sich , von den Franzosen gefolgt , möglichſt das Gebirge haltend , an der linken Seite der Tiber hin

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影师

Donnerſtag ,

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9. Januar 1851 .

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Allgemeine Militár- Zeitung. Preußen . Die Nr. 39 der Geſeßiammlung für die königl. preu-

den Magazinen gewährt wird ; e) in Lieferung der Fou rage für die zu geſtellenden Mobilmachungspferde von dem

Tage der Uebernahme derſelben Seitens der Militärbehörde bis zum Tage ihres Eintreffens an dem Beſtimmungsorte, treff der Kriegsleiſtungen und deren Vergüti- ferner für die Pferde der auf dem Marſche befindlichen gung : Truppen aller Waffen , und der kantonnirenden kleineren Wir Friedrich Wilhelm 2. verordnen , nach dem An- Abtheilungen derſelben , inſofern der Empfang des Four trage des Staatsminiſteriums, auf Grund des Art. 63 ragebedarfs für alle dieſe Pferde ebenfalls nicht aus den biſchen Staaten enthält folgende Verordnung in Be-

der Verfaſſungsurkunde ,in Anſehung der Leiſtungen für Magazinen ſollte ſtattfinden können. § 3. Für die in dem vorſtehenden Paragraph unter Kriegszwede und deren Vergütigung, was folgt : Sj. Zu den Leiſtungen für Kriegszwecke ſind die a. b . und c. bezeichneten Leiſtungen wird keine Vergütigung Gemeinden , Kreiſe 2c. während der Dauer eines Krieges, aus Staatsfonds gewährt. Dagegen wird den Quartier nach der näheren Anordnung der oberen Militär- und trägern , reſp. Gemeinden für die dem Militär nach der Verwaltungsbehörden, von dem Tage ab verpflichtet, an Beſtimmung ad d . auf Märſchen und in Kantonnirungen 2 . welchem die Armee auf Meinen Befehl mobil gemacht verabreichte Naturalverpflegung eine Entſchädigung wird . pro Kopf und Tag , und zwar nach folgenden Säßen zu gebilligt: a) wenn das Brod aus den Magazinen in na allder Kategorie zur gehören S 2. Dieſe Leiſtungen gemeinen Kreis - und Gemeindelaften und beſtehen , neben tura empfangen werden kann 3 Sgr. 9 Pf., b) wenn der ſchon anderweit geordneten Geſtellung der Mobil- auch das Brod vom Quartierträger verabreicht werden machungspferde u ., a) in der Gewährung des Natural- muß 5 Sgr. Die Hälfte dieſer Säße wird gut gethan, quartiers für Offiziere , Militärbeamte , Mannſchaften und wenn bei eiligen Märſchen , bei Benußung der Eiſenbah Pferde ſowohl der mobilen Truppen auf Märchen und nen und ähnlichen Veranlaſſungen nur ein Theil der Ver in Cantonirungen , als auch der nicht mobilen Truppen pflegung, z. B. das Mittagseffen allein , oder eine Abend in den Garniſonen und Feſtungen ; b ) in der Geſtellung mahlzeit und das Frühſtüc allein verabreicht werden kann, der auf Märſchen und für ſonſtige militäriſche Zwede er wobei zugleich beſtimmt wird , daß der Einquartirte forderlichen Transportmittel, der Wegweiſer und Boten ſowohl der Dffizier und Beamte als auch der Soldat und der zum Schanzen - , Wege- und Brückenbau oder zu ſich in der Regel mit dem Tiſche ſeines Wirthes zu be anderen fortificatoriſden Arbeiten erforderlichen Mann- gnügen hat. Bei etwa vorkommenden Streitigkeiten muß daften , Fahrzeuge und Pferde; c) in der Ueberweiſung, demſelben dasjenige gewährt werden , was er nach dem Einrichtung und inneren Ausſtattung der für den ver- Verpflegungsregulativ bei einer Verpflegung aus dem mehrten Krtegsbedarf erforderlichen Gebäude , zur Anle- Magazine zu fordern berechtigt ſein würde. Für die nach § 2 e. erfolgte Lieferung von Fourage gung von Magazinen , Lazarethen , Wachen , Handwerks-

eine Vergütigung nach den in jeder Provinz beſtan ſtätten und zur ůnterbringung von Militäreffecten , deß= wird gleichen in der Gewährung der Lager- und Bivouatspläße denen Durchſchnittsmarktpreiſen der zehn leßten Friedens für die Truppen und den Train , in der Gewährung des jahre - mit Weglaſſung des theuerſten und des wohl gewährt. feilſten Jahres S 4. Dieſe Vergütigungen, ſowohl für verabreichte Lagerſtrohs und des Roch- und Wärmeholzes für die Lager und Bivouaks, der Materialien zum Wege- und Naturalverpflegung als für erfolgte Lieferung von Marich Brüdenbau und der nöthigen Pläße zu den Uebungen der fourage, werden von den betreffenden Kreislandråthen bei Truppen , ſowie zur Aufſtellung der Geſchüße und Fahr- den Provinzialregierungen liquidirt. Den bezüglichen zeuge; d) in Verabreichung der erforderlichen Natural- Liquidationen müſſen die vollſtändigen Quittungen des verpflegung an Offiziere, Militärbeamte und Soldaten der Militärs über die empfangene Mund- und Fouragever mobilen Truppen in den Garniſonen , auf Märſchen und pflegung beigefügt ſein , worauf die Regierungen , nach Holzes zur Erbauung von Sütten und Baraden , des

in Cantonnirungen , inſoweit dieſe Verpflegung nicht aus geſchehener Reviſion und Feſtſtellung derſelben , über die

Oesterreichische Monarchie. Wien, 18. Dec. Se. Majestät der Kaiser hat für = die Kriegsmarinecorps eine neue Adjustirungs vorschrift genehmigt. Dieselbe weicht von der bisherigen Adjustirung im Wesentlichen nicht ab und nähert sich nur der neuen Armeeadjustirung im Allgemeinen dort , wo bis jezt nur Abweichungen bestanden . Die Eigenheiten der Adjustirung , welche für den Seedienst unumstößlich find, wurden beibehalten , so z. B. das Tragen von Schuhen in besonderen klimatischen Verhältnissen , das Tragen eines Dolches mit einem kleinen Portepee an einer schwarz seidenen Schnur und die Beibehaltung weißer Sommer pantalons bei Paraden gestattet. Laut einer Verordnung des Kriegsministers vom 9. d. hat der Kaiser in den größeren Stationen der Monarchie im Ganzen 19 Garnisonsspitäler zu errichten und in der Sanitätspflege Verbesserungen anzuordnen befohlen. Außer den bereits in Wien , Komorn , Pesth und Agram bestehenden treten noch 15 ins Leben : in Graz, Innsbruck, Prag , Olmüz , Theresienstadt , Mailand , Verona , Man = tua , Venedig mit dem Filiale zu Padua , Triest, Temes var, Peterwärdein , Hermannstadt , Lemberg und Krakau. Der Zweck derselben ist, die Truppenkörper bei größeren

Literatur. 1) Zur Geschichte des Feldzugs von 1815 bis nach der Schlacht von Belle- Alliance . Von dem General v. Hofmann . 8. Bädecker. (IV u. 127 S.)

Coblenz , 1849.

Karl

2) Bemerkungen zu einigen Stellen des Buches „ Zur Geschichte des Feldzuges von 1815 bis nach der Schlacht von Belle- Alliance, von dem Ge= neral v. Hofmann." Von dem General der Infan= terie a. D. v. Reiche , während des genannten Feldzuges Chef des Generalstabes des ersten Armee= corps (Zieten). 8. Berlin , Mittler's Sortiments = buchhandlung (A. Bath) , Stechbahn Nr. 3. (24 S.) Die Kriegsgeschichte ist ein Kind , das , unter Schmer zen empfangen , nach langen Wehen geboren wird. Die Geburt wird hauptsächlich durch diejenigen erschwert, welche bei der Vaterschaft betheiligt sind , oder , um aus dem Bilde herauszutreten, am nachtheiligsten wirken hierbet

FORES

Garnisonen von der Verwaltung und Berechnung zu ent heben , als Muster für die übrigen Militäranstalten und als Pflanzschule für die neu eintretenden Aerzte und das gesammte Administrations- und Wartpersonale zu gelten und die Mittel zur schnellen Aufstellung von Feldspitälern, wenn es nöthig , zu bieten. Jedem dieser Garniſonsſpi= täler wird ein Betrag von 100 fl. zur Gründung der ersten Sammlung der nothwendigsten wissenschaftlichen Hülfsbücher und ärztlichen Behelfe und dann alljährlich eine weitere Summe von 40 ft. hohen Orts gewidmet. Für Wien, Prag, Mailand , Verona , Venedig , Vesth und Lemberg, werden Stabsoffiziere , für die übrigen Spi täler aber Hauptmänner 1. Klasse aus dem Pensionsstande als Kommandanten , und für jedes derselben ein Inspec tionsoffizier ebenfalls aus dem Pensionsstande, der jedoch ledig und das 50. Lebensjahr nicht überschritten haben darf, angestellt ; die noch erforderlich werdenden Offiziere follen von den Garnisonen abwechselnd commandirt wer= den. Der ärztliche Dienst en Chef wird zu Graz , Triest, Temeswar, Hermannstadt und Agram durch Regiments= ärzte, in den anderen Spitälern aber durch Stabsärzte versehen ; für Wien , Prag , Theresienstadt , Verona , Pesth und Lemberg werden diese Stellen neu creirt. In König gräz wird statt den Stabsärzten , ein Regimentsarzt neu angestellt , außerdem für Wien 4 Ober- und 10 Unter ärzte, für jedes der anderen Spitäler aber 2 Ober- und 4 Unterärzte bestimmt. Jedes Spital erhält : 1 Feld= kaplan (für Wien 2) , 1 Rechnungsführer (für Wien 2), 3 Fouriere (für Wien 8) , 1 Feldwebel (für Wien 2), 8 Corporale , 30 Ober- und 70 Unterkrankenwärter, dann die sonst nöthigen Fourierschüßen und Privatdiener. In Bedarfsfällen hat jedes Garnisons- ein bewegliches Aufnahmsspital , mit Ausnahme jener zu Triest , Mai land, Agram, Peterwardein und Hermannstadt , dann Wien 3 , Prag, Olmüş , Graz , Mailand , Verona, Mantua , Besth , Hermannstadt und Lemberg 2, die übri gen jedes 1 Feldspital aufzustellen .

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liquibirten Beträge Vergütigungsanerkenntnisse ausstellen, welche vom 1. des auf die Lieferung folgenden Monats mit vier Procent jährlich verzinst werden. In diesen Ver= gütigungsanerkenntniſſen ſind die verabreichten Mundver pflegungsportionen und Fouragequantitäten, sowie die Vergütigungssäge dafür anzugeben. Die Liquidationen selbst , nebst den Belegen , werden mit einer genauen Zu sammenstellung der danach an die verschiedenen Truppen theile und einzelnen Empfänger von den Communen ver abreichten täglichen Portionen und Nationen und der darüber ausgefertigten Vergütigungsanerkenntnisse, mo= natlich von den Regierungen an das Kriegsministerium eingereicht , um davon zunächst bei der Controlle der Na turalempfänge der Truppen den nöthigen Gebrauch zu machen. Nach dieser Prüfung und nach erfolgter Aner kennnung der Richtigkeit der nachgewiesenen Empfänge wird die gedachte Zusammenstellung ohne die Liquida tion nebst Belegen - von dem Kriegsministerium an das Ministerium des Innern zur Kenntnißnahme von den bezüglichen Leistungen der Communen und demnächst von dem Ministerium des Innern au das Finanzministerium zur weiteren Veranlassung abgegeben. Die festgestellte Vergütigung wird im Uebrigen für jeden Kreis im Gan zen gewährt, und bleibt es den Kreis- , resp . Gemeinde behörden überlassen , die deßfallsigen Ausgleichungen unter den Eingesessenen einzuleiten und in Ausführung zu bringen. § 5. Zur Sicherstellung der im § 2 unter d und e gedachten Magazinverpflegung der Truppen während der Dauer eines Krieges wird von der Militärverwaltung schon im Frieden ein angemessener Bestand an Brodmate= rial und Fourage in den verschiedenen Militärmagazinen vorräthig gehalten. (Fortseßung folgt. )

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. ‫مهتملا‬

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solche Elemente , welche vorzugsweise als authentische Grundlagen betrachtet werden sollten , nämlich die ersten officiellen Berichte und Darstellungen. Die Aufregung der Gemüther, welche unmittelbar nach den zu schildern den Ereignissen noch eine mächtige Rolle spielt, politische und persönliche Rücksichten, Nationalstolz, Eitelkeit, Ehr geiz und soustige dem Egoismus verwandte Motive , das Bestreben der Generalſtäbe , wiſſenſchaftlich aussehende und schön abgerundete Relationen zu machen , diese und ähn liche Dinge tragen zumeist dazu bei , der Wahrheit bei Erzählung der Thatsachen Gewalt anzuthun. Dieselben Ursachen sind es , welche spätere Berichtigungen erschweren oder so lange unmöglich machen , bis die Zahl derer, welche für die ersten Beschreibungen solidarisch verbindlich waren , zusammengeschmolzen und die persönlichen Rück fichten zu Grabe getragen find. In ähnlicher Weise ergeht es den Intentionen der Feldherrn und Führer , wie sie vor den Ereignissen vorhanden waren , die aber nicht selten erst nach denselben der wahrheitsscheuen Erzählung ange= paßt werden. Wenn es nichtsdestoweniger einer gesunden Kritik zuweilen gelingt , schon früher die deckende Schminke abzuwischen und den Schleier zu zerreißen , welcher die Begehungs- und Unterlassungsfünden in einem milderen Lichte erscheinen zu lassen bestimmt war, so bleibt dieß immer nur eine Conjecturalkritik, die erst dann in ihre volle Berechtigung tritt, wenn sämmtliche Zeugen abgehört find und deren Competenz und Glaubwürdigkeit vor der großen Jury der Wiſſenſchaft festgestellt worden ist. Welches nun auch die Ursachen gewesen sein mögen, so viel ist gewiß , daß kein Feldzug der Neuzeit so lange in ein solches Dunkel gehüllt war und theilweise noch ist, als der von 1815 in den Niederlanden , troß dem , daß so viel darüber geschrieben wurde und obgleich er, wenig stens der Hauptsache nach, in den engen Raum von vier Tagen gepreßt ist und durch zwei Hauptschläge entschieden wurde. Die Clausewis'sche Behandlung ist eine mehr

dem hieraus sich ergebenden Horizonte eine Glaubwürdig= keit, welche durch die Bestimmtheit und , wir möchten sagen, durch den Typus ihrer Mittheilungen nur bekräf= tigt wird. Die zweite jener Schriften wurde, wie auch der Titel besagt, durch das Erscheinen der ersteren her vorgerufen und enthält zu einigen Stellen derfelben meist berichtigende, mitunter sehr ausführliche und durchweg interessante Bemerkungen. Die Berichtigungen betreffen weniger die von dem General v. Hofmann angegebenen Thatsachen , als die daran geknüpften , zuweilen etwas scharfen Urtheile und beeinträchtigen keineswegs den Werth seines Buches , der gerade dadurch noch erhöht wird , daß es jene Bemerkungen veranlaßte. Das Geschäft der Kri tik, die beiderseitigen Angaben gegen einander abzuwägen, wird hoffentlich durch weitere Mittheilungen erleichtert werden , wie es denn in hohem Grade wünschenswerth erscheint , daß das durch die beiden Herrn Verfasser gege= bene Beispiel nicht vereinzelt bleiben möge. Das Buch des Generals v. Hofmann gibt eine ziem= lich vollständige Beschreibung der Ereignisse vom Beginn der Feindseligkeiten bis zum Abend des 18. Juni "und läßt , während es eine klare Uebersicht im Großen und Ganzen gewährt , bei aller Kürze und Gedrängtheit, auch die Details nicht unberücksichtigt, namentlich soweit die selben von wesentlichem Einflusse auf die Hauptereignisse gewesen sind. Die der Erzählung vorausgehende übersicht liche Darstellung der Verhältnisse auf jeder Seite , die Beschreibung des Kriegsschauplages , die Angabe der bet derseitig disponiblen Streitkräfte und deren Aufstellung, endlich die daran geknüpften Betrachtungen und Erwa gungen, sowie die Urtheile und Bemerkungen , welche in die Erzählung selbst eingestreut find, zeichnen sich durch Klarheit der Conception und echt militärische Kürze und Bestimmtheit vortheilhaft aus . Von Interesse sind dabet die Briefe Wellington's an Schwarzenberg und den Kaiser Alerander, welche aus „ Gurwood's auserlesen Depeschen 2c.“ mitgetheilt werden und die Ansichten des englischen Heer führers und seine Vorschläge für die kommenden Opera= tionen enthalten. Bezüglich der Anordnungen vor Eröffnung des Feld= zugs rügt der Verfasser die Langsamkeit und Unthätigkeit der Alliirten , namentlich Schwarzenberg's , die es mög lich machte, daß Napoleon in solcher Stärke in den Nie derlanden auftreten konnte ; ferner die weitläufigen Can tonnirungen der Engländer und Preußen , die ungeheure Länge ihrer Aufstellung bei sehr geringer Tiefe und das starre Festhalten derselben selbst dann noch , als kaum ein Zweifel über die Angriffsdirection der Franzosen noch ob walten konnte. Da aus dem, was hierbei über die erste und zweite Brigade des ersten Corps (Zieten) gesagt wird, ein Vorwurf gegen das Corpscommando selbst gefolgert werden kann, so versucht der Verf. der „Bemerkungen ic." diesen Vorwurf von seinem ehemaligen Chef abzuweisen oder ihm wenigstens seine Schärfe zu nehmen , indem er die Last der Verantwortlichkeit auf die Schultern der da= maligen Brigadechefs wälzt und auf die nicht zu ändern= Wenn nun den Uebelstände der Verpflegung hinweist. auch die Gründe , welche dafür in ausführlicher Weise hervorgehoben werden , eine hohe Beachtung verdienen und somit die Vertheidigung im Allgemeinen eine glückliche

strategisch - kritische, auf die zu jener Zeit noch sehr mangel haften und unsicheren Daten gegründete und weniger in's Detail eingehende Beleuchtung des Feldzugs , und wenn auch vor seinem hellen Seher- und Forscherblicke sich Vieles der Wahrheit annähernd gestaltete und gestalten mußte, so hat er zwar dem gerechten Zweifel an der Au thenticität früherer Nachrichten Bahn gebrochen oder den= selben bestärkt , und auf die Lücken und Ungereimtheiten des vorhandenen Stoffes hingewiesen , aber er ist bei alle dem keine Quelle, welche zum historischen Abschlusse mit hinreichender Sicherheit benutzt werden kann. Erst durch die Damig'sche, auf die Mittheilungen des Generals von Grolmann sich stüßende Arbeit haben wir eine ausführ liche, nach Unparteilichkeit und möglichster Genauigkeit strebende Beschreibung erhalten , welche gleichwohl noch an einigen der oben berührten Mängel leidet und noch Man ches dunkel läßt , was entweder später durch Andere wenigstens theilweise aufgeklärt wurde , wie die Angaben über die englische Armee durch Siborne, oder fölchen Berichtigungen und Enthüllungen noch entgegensteht, wozu durch die uns vorliegenden Schriften ein erfreulicher An fang gemacht zu sein scheint. Beide Verfasser waren mithandelnde Augen- und Oh renzeugen, beide haben nach ihrer damaligen Stellung und

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gefundene unglückliche Marsch der vierten und eines Theils genannt werden kann , so bleibt doch immer der Umstand zu berücksichtigen , daß das Corpscommando für die Hand der ersten Brigade aus der Stellung bei Bry gegen Som bref wird in beiden Schriften erörtert und die Rechtferti= lungen der unter seinem Befehle stehenden Brigadechefs bis zu einem gewissen Grade mit verantwortlich ist, na gung des Chefs der vierten Brigade in den Bemerkungen mentlich aber, wenn diese, wie es bei dem General von einer richtigen Kritik unterworfen . Aus Leßteren entneh= men wir außerdem , daß der Rückzug nicht nach Wavre, Steinmez der Fall war , auf Anträgen basirten , welche sondern in der Richtung auf Wavre angeordnet wurde vom Corpscommando genehmigt waren. Hinsichtlich der Operationen und Gefechte am 15. Juni und zwar einzig deßwegen , weil Tilly, das in dieser Rich richtet sich die Kritik, obwohl mitunter nur andeutungs tung liegt und zuerst zum Sammelplaß der Truppen be weise, hauptsächlich einestheils gegen das Vorgehen Na stimmt worden war, auf den meisten vorhandenen Karten poleons mit seiner ganzen Armee in dem engen und un sich nicht vorfand. Das Dunkel , welches über der wahren wegsamen Terrainabschnitt zwischen Sambre und Maas, Bestimmung des französischen linken Flügels unter Ney, und deſſen längere Unthätigkeit nach Gewinnung der sowie dem Umherirren des ersten Corps (Erlon) verbreitet Uebergänge über die Sambre, anderntheils den beinahe ist; die Unthätigkeit der Franzosen nach gewonnener gänzlichen Mangel an Vorkehrungen seitens der Preußen, Schlacht; das gänzliche aus dem Auge Verlieren der dem Feinde das Vordringen zu erschweren , wie namentlich Preußen und die daraus entspringende matte Verfolgung die wenig nachdrückliche Vertheidigung der genannten Ueber durch das Corps des Marschalls Grouchy ſind zu bekannte gänge. Was in Bezug auf das Lestere in den W Bemer Dinge, als daß ein weiteres Eingehen auf dieselben hier fungen" gesagt ist , dürfte nicht überall stichhaltig befunden gerechtfertigt erscheinen könnte. Das Gefecht von Quatre werden. Die Hauptaufgabe des ersten Corps war eben bras ist mit großer Ausführlichkeit behandelt und dürfte die , für die Versammlung der Armee bei Sombref die wesentlich zur Ergänzung und theilweisen Berichtigung nöthige Zeit zu gewinnen; je länger der Feind aufgehal der Damiz'schen Beschreibung dienen. Aehnliches gilt von ten werden konnte , um so besser, und in diesem Sinne der Schlacht von Waterloo , insbesondere so weit es die möchte es sich fragen , ob die Aufgabe, wie in einer Note englische Armee betrifft. Hinsichtlich des Eingreifens des bemerkt ist , wirklich als gelöst betrachtet werden konnte, preußischen ersten Corps nimmt der Verfasser der „ Be wenn die Franzosen nach Gewinnung der Sambre-Ueber merkungen" Veranlassung , einige darauf sich beziehende gänge mehr Energie entfaltet hätten , wenn überhaupt Angaben des Generals v. Hofmann zu berichtigen. Wir Napoleon noch der Buonaparte von 1796 gewesen wäre. ersehen daraus , daß der General v. Zieten auf eigene Als das erste Corps am Abend hinter Fleurus Stellung Verantwortlichkeit gegen den ausdrücklichen Befehl Blü nahm , war noch keines der andern eingetroffen . cher's , unterhalb Frischermont über das Defilee zu gehen, Die Beschreibung und Beurtheilung des Schlachtfeldes den bereits begonnenen Marsch gegen die englische Linie von Ligny und was der General v. Hofmann über die fortseßte. Schließlich erwähnt General v. Hofmann noch Stellung sagt, in welcher die preußische Armee die Schlacht andeutungsweise derungenügenden Maßregeln gegen Grouchy. annahm , wird auch derjenige mit hohem Interesse verfol nach der Schlacht von Belle- Alliance. gen, welcher sich bereits mit dem Urtheile des Generals In einem Anhange theilt der Verfasser der ersten v. Clausewiß über denselben Gegenstand vertraut gemacht Schrift noch zwei an ihn gerichtete Briefe des Feldmar hat. Ueber das Geschichtliche der Wahl jener ſonderbaren, schalls v. Müffling und Auszüge aus Briefen Welling= durch das Defilee von Sombref in zwei Theile von man= ton's an Walter Scott mit. Während die letteren kei



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gelhafter Verbindung geschiedenen Stellung erhalten wir in den " Bemerkungen " äußerst interessante Aufschlüsse.

nerlei Aufschlüſſe geben und zeigen, daß überhaupt keine von dieser Seite über die Schlacht von Waterloo zu er= Daß Wellington während seiner Anwesenheit bei der Mühle warten sind , gewähren die ersteren einen tieferen Blick in von Bussy ein Eingreifen in die Schlacht gegen die linke die Art und Weise, wie man am 16. die Verhältniffe Flanke Napoleons aber nur für den Fall , daß er nicht auffaßte und erörtern den Hergang und die Resultate der selbst angegriffen würde , in Aussicht gestellt hatte , erleidet Zusammenkunft bei der Mühle von Bry, den Entschluß nach Allem , was man darüber weiß und aus den beiden des Herzogs zum Rückzug in die Stellung von Mont Schriften noch erfährt, so wenig einen Zweifel , als die St. Jean und zur Annahme der Schlacht daselbst, ſowie Unmöglichkeit, in welche sich der Herzog versezt sah , die die Zusagen einer kräftigen Unterstüßung von Seiten sem Versprechen Folge zu leisten, nachdem er 24 kostbare Blücher's . Stunden zur Concentrirung seiner Truppen versäumt hatte Zudem wir beide Schriften als höchst werthvolle und und die 30,000 Mann , welche bis zum Abend allmälig nothwendige Beiträge zur Geschichte jenes Feldzugs dem bei Quatrebras eingetroffen waren , durch die Truppen militärischen Publikum hiermit empfehlen , können wir Ney's vollständig im Schach gehalten wurden . Aus den nicht umhin , auf die vielen , mitunter entstellenden Druck Bemerkungen" dürfte übrigens zu entnehmen sein, daß fehler und Auslassungen in der erstgenannten aufmerkſam preußischerseits die Annahme der Schlacht auch für den zu machen. Fall beschlossen war, daß die englische Hülfe nicht ein= treten würde. Bezüglich der Schlacht von Ligny müssen wir auf die klare und übersichtliche Darstellung selbst ver Hierbei eine literarische Beilage von Karl Heymann in weisen. Der um die Zeit des Durchbruchs bei Ligny statt

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Samſtag , 11. Januar 1851 .

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itárrAllgemeine Milita : Zeitung. Deutſchland.

beamten zu wenden haben, um mit großer Zuverläſſigkeit zu erfahren , wann die Ruſſen bei Mainz ſtehen wiirden.

Die A. A. 3. bringt mit der bekannten Chiffre Pz und unter dem Titel : , & ine franzöſiſche Anfidhi über die Beförderung der seere auf Eiſenbahnen" nachfolgenden Artikel .

„ In Nr. 317 der Aug. Zeitung wird aus Paris über die türzlich erſchienene Brochüre eines Generalſtabsoffiziers

So einfach iſt die Sache nicht, und wir hoffen , daß die Generalſtabsoffiziere deutſcher Heere bereits zu der Anſicht gekommen ſein werden , daß hier noch ganz andere Rück= fidhten zu nehmen find. Die zeit- und zwedgemäße Be nußung der Eiſenbahnen zur Beförderung großer Trup penmaſſen auf Entfernungen von 100 und mehr Meilen

(ørn . 0. Coynart) berichtet, welche von der Annahme iſt eine der ſøwierigſten Aufgaben des Generalſtabsdienſtes, ausgeht, daß ein ruſſiſches Heer von 300,000 Mann mit bedarf aud überhauptmancherlei techniſcher Vorkehrungen. 600 Geſchügen auf der Eiſenbahn von Warſchau nach Wir ſind durchaus nicht geneigt , unſeren Nachbarn jen Mainz geſendet werden könne , wozu angeblich 17 Tage erforderlich ſein ſollen , während der Marſch auf der Landſtraße wenigſtens 50 Tage erfordern würde. Es kann

ſeits des Rheins darüber Aufklärung zu geben ; da 'wir aber nicht wünſchen können , daß der Gegenſtand von deut ſchen Generalſtabsoffizieren mit gleicher Einſeitigkeit be

füglich dahin geſtellt bleiben , ob fich, für die Deutſchen handelt werde, wollen wir hier nur auf Folgendes auf ein genügender Anlaß finden dürfte, in Verbindung mit

merkſam machen . „ Die anhaltende Beförderung der Truppen auf Eiſen ſtadt einen Beſuch; abzuſtatten. 3ft Frankreich mit ſeiner bahnen iſt für ſie ſelbſt und namentlich für die Pferde

den Nufſen zum drittenmal den Franzoſen in ihrer Haupt-

dermaligen Verfaſſung zufrieden , ſo haben wir nichts da= nicht ohne Nadtheile. Märſche und Eiſenbahnfahrten gegen ; will es aber dieſelbe ándern , dann haben wir wiederum nichts dagegen. Wozu alſo ein Einfal'in Frantreich , wenn er nicht die rücwirkende Folge eines franzőfiſchen Ausfalls iſt? Man halte nur auf Drdnung und Ruhe im eigenen Lande , und kein Nachbar wird dieſe zu ſtören ſuchen . Doch haben wir es hier weniger mit der politiſchen Möglichkeiteines ſolchen Éinfaus als mit der Art und Weiſe zu thun, welche einen neuen Beleg gibt, wie unflar die Vorſtellungen von der Benußung der Elſens bahnen zur Beförderung ſolcher Hecresmafſen zur Zeit noch find, die doch endlich beſſerem Verſtändniß Blaß machen ſollten. Daß der Verfaſſer jener Broſchüre, deren Inhalt wir nur auszugsweiſe kennen , ein franzöſiſcher General-

müſſen daber mit einander abwechſeln. Dadurch wird es zugleich möglich, die Laſt der Einquartirung und der Verpflegung in den berührten Ländertheilen etwas gleich mäßiger zu vertheilen. Bei umſichtiger Combinirung dieſer Märſche und Eiſenbahnfahrten wird das Marſchziel ſogar noch etwas früher erreicht, denn es iſt wohl frin Zeitge winn damit verbunden, wenn einzelne Truppentheile auf den Stationsorten tagelang auf die zurüdfehrenden Trans portmittel warten müſſen. Nur die Anſtrengung des Mar jdes wird den Truppen dadurch erſpart; aber gerade dieſe Anſtrengung dient zur Kräftigung von Mann und Pferd. Nur dasUebermaß darin iſt nadhtheilig. Ein Heer, das die Strede von der Oder bis an den Rhein bei nicht ganz

ſtabsoffizier iſt, gibt der Sache einigen Werth, weßhalb übler Witterung marſcirend zurückgelegt hat , wird zwar man ſie nicht ganz ignoriren darf. ,, Gine Prüfung der angeſtellten Berechnung der erfor-

an Kopfzahl etwas ſchwächer ſein , als wenn es auf der

Eiſenbahn dabin gelangt wäre, was aber dort ankommt,

derlichen Transportmittel und Fahrzeit für das ruſſiſche iſt phyſiſch und moraliſch von größerer Feſtigkeit und wird den ſollen , iſt hier ganz überflüſſig. Aus der Modalitat plaß viel leichter ertragen. Dieß iſt hauptſächlich bei Seer, in welchem ſich auch 60,000 Mann Reiterei befin- die größeren Anſtrengungen auf dem engeren Kriegsſdau

dieſer Berechnung geht aber hervor , daß ſie aller praf-

tiſchen Grundlagen entbehrt, und lediglich am grünen Tiſch entſtanden ſein mag. Käme es bei ſolchen Militärtransporten nur darauf an die Laſt der Mannſchaft, Pferde, Geſchüße und Wagen und die Zugkraft der Locomotiven

jungen und neuformirten Truppen zu berücfichtigen. ,, Eine anhaltende und ſtarke Benußung der Eiſenbah nen zu Truppentransporten macht eine bedeutende Bé ſchränkung des Reiſe- und Gütervertebrs , wenn nicht deſſen gänzliche Einſtellung nuf mehrere Tage faſt uner

zu berechnen, dann würde man ſich bloß an die Betriebs- läßlich . Nun ſind aber die Eiſenbahnen zugleich die wich

Preußen. (Fortseßung der Verordnung in Betreff der Kriegsleistungen und deren Vergütigung .) § 6. Wird die Armee mobil und zu den Kriegsope rationen berufen , dann bestimmt der commandirende Ge neral en Chef, nach Anhörung des Generalintendanten oder dessen Stellvertreters , wo und in welcher Zeit die Feldmagazine in erster, zweiter und dritter Linie, d. h. a) für die laufende Verpflegung , b) für den Ersaß des Verbrauchs und c) für die Reserve anzulegen find , und mit wie viel Portionen und Rationen ein jedes derselben versorgt werden soll. Die Füllung dieser Magazine mit

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Fleisch , Reis , Branntwein und Salz erfolgt , der Regel nach, durch Ankauf, die Versorgung derselben mit Brod material , Graupen , Grüße , Hafer, Heu und Stroh ge= schieht dagegen durch Landlieferungen und hat sich der Generalintendant der Armee oder dessen Stellvertreter wegen Repartition und Ausschreibung dieser Lieferungen auf die verschiedenen Regierungsbezirke sofort mit dem Oberpräsidenten der Provinz und nach Umständen gleich zeitig mit dem Oberpräsidenten der nächsten Proving in Verbindung zu sehen und auf die pünctliche Einlieferung der ausgeschriebenen Verpflegungsgegenstände von der er forderlichen magazinmäßigen Güte mit allem Nachdruck Erfordern es und bei eigener Verantwortung zu halten. die Umstände, so wird in derselben Art auch der Bedarf an Fleisch, Reis , Branntwein und Salz ausgeschrieben. Die Verwaltung dieser Magazine ist Sache der Civilbe hörde unter Mitwirkung und Controlle der Militärver= waltungsbehörden. § 7. In derselben Art wird , von dem Tage der Mobilmachung ab , auch der Bedarf der vom Kriegsschau plaße entfernten Friedensmagazine zur Verpflegung der nicht mobilen Truppen mit Brod und Fourage , deßglei chen der Etappenmagazine zur Verpflegung des durch marschirenden Militärs , auf Requisition der Provinzial intendanturen und nach der näheren Anordnung des Kriegsministeriums beschafft und sicher gestellt. Die Ver waltung der Etappenmagazine ist Sache der Communal= behörden. S 8. Ob, in welcher Zeit und in welchem Umfange hiernächst für die mobile Armee noch andere Verpflegungs magazine, vor- oder trückwärts der Stellung derselben, anzulegen und in wie weit dabei auch die entfernteren Provinzen mit Einlieferungen in dieselben in entsprechen der Art heranzuziehen sind, hängt von dem Beginn und dem wahrscheinlichen Gange der Kriegsoperationen und von sonstigen Umständen ab und muß hiernach besonders beurtheilt und bestimmt werden. Es versteht sich übrigens von selbst, daß hierbei zugleich auf eine billige und ge= rechte Ausgleichung der Lasten und Leistungen der einen Provinz, im Vergleich zu der anderen , so viel als mög= lich , Rücksicht genommen werden muß, wenngleich es zu vermeiden sein wird , solche Verpflegungsartikel aus sehr entlegenen Gegenden heranzuziehen , deren Transport mit unverhältnißmäßigen Kosten und sonst unvermeidlichen Schwierigkeiten verbunden ist. S 9. Die Vergütigung für die nach den vorstehenden SS 6, 7 und 8 bewirkten Landlieferungen an Lebensmit= teln und Fourage erfolgt an die betheiligten Kreise in der im § 4 erwähnten Art nach den Durchschnittsmarkt preisen der zehn leßten Friedensjahre mit Weglassung des theuersten und des wohlfeilsten Jahres- und zwar auf Grund der Liquidationen der Landrathe , welche durch die Quittungen der Magazinverwaltungen justificirt und zugleich mit dem Anerkenntnisse der betreffenden Militär intendantur über die stattgehabte Controllirung der nach gewiesenen Einnahme an Naturalien versehen sein müssen. § 10. Die dem Staate gehörigen Gebäude und An= stalten , welche zur Zeit des Friedens zur Kasernirung der Truppen und Unterbringung der Pferde derselben , zu Militärlazarethen , Magazinen , Depots , Wachen, Hand

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tigsten Linien für den Postverkehr geworden , der dadurch ebenfalls beschränkt werden würde, auch in Folge der jüngsten Ereignisse sehr gestört worden ist. Auch dieß verdient Beachtung. In kriegerischen Zeiten reist nicht leicht Jemand zum Vergnügen. Die Eisenbahnreisenden find also Geschäftsleute. Da nun kriegerische Bewegungen jedem Land unzweifelhaft viel Geld kosten , welches die Steuerpflichtigen aufzubringen haben , Handel und Gewerbe aber ohnehin Stockungen erfahren , so muß eine Unter brechung des gewöhnlichen Verkehrs auf den Eisenbahnen möglichst vermieden werden. Der Nachtheil solcher Unter brechungen für die Erwerbsfähigkeit ist zwar nicht augen blicklich sichtbar, aber dennoch unausbleiblich. Hier muß man also unterscheiden , wann und wo der Ausnahmefall einzutreten hat. Nächstdem müssen wir aber auch auf merksam machen, daß es durchaus nicht gleichgültig ist, ob die zu benugende Eisenbahnstrecke lang oder kurz , die zu befördernde Truppenmasse groß oder klein sei , nur aus Infanterie oder auch aus anderen Truppengattungen be= ftehe. Im Feldzug 1849 wurden 5000 Mann Infanterie mit einer Geschüßabtheilung von Darmstadt nach Heppen heim (nicht ganz 3 Meilen) auf der Eisenbahn befördert, das Ganze hat aber, ungeachtet der sehr umsichtigen An ordnungen , gerade so viel Zeit gebraucht, als ein Marsch auf der Landstraße erfordert haben würde, denn der Mangel eines zweiten Gletſes hinderte die schnelle Rückkehr der leeren Wagen, woran kein Ueberfluß gewesen zu sein scheint. Der Nußen dieser Eisenbahnfahrt bestand daher nur darin , daß man zwei Bataillone mit Geschüß ungleich früher auf den Plas brachte was allerdings auch nöthig war und der Mannschaft den Marsch bei drückender Hize ersparte. Kann man auf Strecken von 50 bis 60 Meilen unterwegs nicht die Transportmittel wechseln und reichen die auf dem Abgangspunct concentrirten Wagen züge nicht für die ganze Truppenabtheilung hin , dann muß der Ueberschuß an Truppen ohne Verzug in Marsch gesezt werden. Nur bei solchen und ähnlichen Anord nungen wird es möglich , aus den Eisenbahnen größeren Nußen zu ziehen als bisher. Doch erfordern die einzelnen Verhältnisse und Maßnehmungen eine gründlichere Erör terung , als hier statthaft sein würde. Dem Verfasser der Brochüre können wir übrigens die Versicherung geben , daß, wenn Deutschland genöthigt sein sollte, seine Heere an Frankreichs Gränze zu senden , un fere Eisenbahnen Transportmittel genug befizen, um dieß mit überraschender Schnelligkeit zu bewirken."

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werksstätten und sonstigen Garniſønverwaltungszwecken be stimmt find , sollen auch zur Zeit des Krieges von den zurückbleibenden nicht mobilen Truppen , deßgleichen von den Ersaß- und Besagungstruppen zu gleichem Zwecke benußt werden. Truppentheile , welche vor dem Ein tritte der Mobilmachung kaſernirt waren , verbleiben auch nach der Mobilmachung bis zum Ausmarsche in ihren Kasernen und es wird ihnen nur der zur Beschaffung der Feldportionen zu dem bestimmungsmäßigen Soldabzuge etwa erforderliche Geldzuschuß pro Mann und Tag extra= ordinär vergütigt. Offiziere und Mannschaften bereits mobiler Truppen aus anderen Garnisonen können in der Regel nur dann kasernirt werden , wenn sie an dem Orte des Cantonnements länger als drei Tage verweilen, wenn ferner in den Kasernen neben den gehörig ausgestatteten auch vollständig eingerichtete Koch- und Menageanstalten vorhanden sind und wenn der tägliche Bedarf an Ver pflegungsgegenständen aller Art , nach dem für mobile Truppen bestehenden Reglement , denselben entweder aus den Magazinen oder durch Vermittelung der betreffenden Ortsbehörden regelmäßig geliefert wird . Die könig lichen Dienstpferde sind dagegen so viel als möglich immer in den vorhandenen und disponiblen öffentlichen Ställen unterzubringen , sobald höhere Rückſichten nicht eine Aus nahme hiervon gebieten. (Schluß folgt. )

der sechs Bataillone erhält eine Stärke von 919 Mann, nämlich der Stab 14 Mann und jede der fünf Compag= nieen 181 Mann einschließlich des Hauptmanns , eines Oberlieutenants und zweier Unterlieutenante.

Oesterreichische Monarchie. Wien, 29. Dec. 1850. Auf Antrag des Kriegsmini= fteriums ist nun auch für das Militärjustizpersonal wie früher schon für die Feldärzte eine entsprechende Ge = haltsvermehrung bewilligt worden , wonach nämlich ein Generalauditorlieutenant jährlich 1600 fl. , die Stabs auditore 1400 und 1200 fl. , dann die Auditore 1000, 800 und 600 fl. C.M. beziehen . Hannover. Hannover, 14. Dec. 1850. Der König hat gestern eine Verminderung des Militäretats von 90,000 Thaler bewilligt und es wird deßhalb eine bedeutende Reduction der Cavalerie stattfinden.

Bayern. München, 26. Dec. 1850. Jm Kriegsministerium ist die Bildung von zwei neuen Jägerbataillonen beschlossen worden, so daß unsere Armee künftig sechs solcher Bataillone besigen wird. Hierdurch tritt aber, wie man vielleicht glauben möchte , keine Vermehrung der Armee ein. Denn während bisher jedes der vier Batail lone 8, die Waffe der Jäger also im Ganzen 32 Com pagnieen zählte, wird von nun an jedes der sechs Ba taillone nur 5 Compagnieen stark sein , was demnach im Ganzen 30 Compagnieen macht. Auch erhält jedes Ba . taillon in's Künftige nur einen Stabsoffizier, wäl bisher jedem Bataillon ein Oberstlieutenant und ein Major zugetheilt war. Diese neue Formation der Jägerbataillone hat mit dem 1. Januar 1851 in Kraft zu treten. Jedes

Schleswig - Holstein.

Aus einer Aufforderung Altona, 15. Dec. 1850. comman unseres neuen direnden Generals in der heutigen Nummer des „Altonaer Merkurs" geht hervor, daß noch im Laufe dieses Monats eine ( Artillerie- und Inge = nie ur-) Unteroffiziersschule in Izehoe errichtet werden soll. Sardinien. Turin, 10. Dec. 1850. Es find wieder zwei neue, die Armee angehende Verfügungen erlaffen worden. Die eine betrifft die Einrichtung des Stabes bei den Militäröivisionen , die andere enthält eine neue Regelung der Gehalte und des Soldes für 1851 . Den Lieutenanten und Unteroffizieren sind Zulagen g= emacht und den höheren Offizieren größere Entschädigungs gelder bewilligt worden.

Literatur. Deutschlands Militärliteratur im letzten Jahrzehnt und Uebersicht der wichtigsten Kar ten und Pläne Centraleuropas , von A. v. Witz leben , königl. preuss. Hauptmann im Kaiser Franz-Grenadierregiment. 8. Berlin 1850. Mitt ler's Sortimentsbuchhandlung , A. Bath . ( VII und 247 S.) 1 Thlr. Jeder Beitrag zur Kenntniß und leichteren Uebersicht der immer mehr anwachsenden Militärliteratur verdient und findet Dank und Anerkennung bei Jedem, der die Schwierigkeit derartiger bibliographischer Arbeiten nur einigermaßen zu würdigen versteht. Wir zollen diese be reitwillig auch dem vorliegenden Werke , wenn schon dessen Durchsicht uns zu mancherlei Zweifeln hinsichtlich der rich tigen stofflichen Anordnung und der Vollständigkeit des Inhalts Anlaß gegeben hat. Das Werk umfaßt die deutsche Militärliteratur von 1840 bis Mitte 1850. Es will so die Lücke ausfüllen, welche zumal in den lezten Jahren vielfältig unangenehm empfunden wurde , da die Reichhaltigkeit, zu welcher die militärische Literatur seit dem Erscheinen der verwandten Werke des Generals v. Hoyer, Hauptmann Scholl und F. Schütte sich entwickelt hat, mehr und mehr eine aber malige systematische Uebersicht des bisher Erschienenen verlangte. Das Werk theilt sich in 20 Abschnitte , wel= chen ein Nachtrag und ein reiches Verzeichniß von Karten und Planwerken folgt. Die 20 verschiedenfach unterge= theilten Abschnitte folgen sich in nachstehender Ordnung : 2) Das 1) Kriegskunst und Kriegswesen überhaupt. Ingenieur 5) Artillerie. 4) Heerwesen . 3) Marine.

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wissenschaften. 6) Laktik und Strategie. 7) Felddienst und kleiner Krieg. 8) Manöver. 9) Terrainlehre, Mi= litärgeographie, Eisenbahnen , Generalstabsdienst. 10) Mi litärisches Zeichnen, Aufnehmen und Kartenwesen. 11 ) Mi= litärgeschäftsstyl, Adjutantur. 12) Mathematik und Naturwissenschaften in besonderer Anwendung für das Militär. 13) Leibesübungen ( darunter Reitkunst ).

vermissen wir doch, selbst ohne eigentliche Prüfung , man ches Werthvolle darin , z . B. die von General v. Decker 1842 anonym veröffentlichte Schrift 26 Friedensjahre“, die Schriften von Staatsrath Bekk und Professor Häusser über den badischen Aufstand u. a. m. Unser Zweifel über eine auch die Vollständigkeit verbürgende Sorgfalt der Bearbeitung finden zudem ihre Bestärkung in einigen Ver stößen , welche auch bet flüchtiger Durchsicht auffallen. So find die wesentlich , selbst historisch zusammengehörigen Schriften über die chrengerichtlichen Prozesse gegen Anneke und Willich ohne alles Motiv gesondert, die eine in einer Unterabtheilung des Abschnittes vom Heerwesen (2.) , die andere unter den vermischten Schriften (20. ) aufgeführt. So findet sich unter „Militärjustiz" (Unterabtheilung des zweiten Abschnittes) das Feldstrafgesez für das Großher zogthum Hessen und die dazu gehörige Instruction für die Feldschüßen , indeß diese legislativen Vorschriften einfach von Bestrafung der Feldfrevel (Diebstähle an Früchten, Beschädigung der Crescenz 2c.) und von den Dienstoblie genheiten der Feldschüßen (Flurschüßen) handeln , also von dem Verfasser nur irrig als zur militärischen Legislation gehörig angesehen wurden. Möge eine spätere Auflage diesen Mängeln abhelfen.

14) Pferdekenntniß. 15) (fehlt , wahrscheinlich in Folge irriger Nummerbezeichnung) . 16) Kriegsgeschichte. 17) Le= = bensbeschreibungen und Denkschriften. 18) Militärisch politische Schriften. 19) Militärische Belletristik , Sol datenlieder u. s. w . 20) Schriften vermischten Inhalts. Diese Eintheilung erscheint uns indeß nicht unbedenk lich . Der Begriff und Zweck eines Literaturhandbuches, mag es auch nur eine kürzere Periode umfassen , fordert eine streng wissenschaftliche Anordnung des Stoffes , in welcher nur das Gleichberechtigte neben einander gestellt, das Besondere aber immer dem Allgemeinen untergeordnet ist. Die Inhaltsübersicht muß das System der Kriegs wissenschaften darstellen. Wir finden dieß nicht in dem Wigleben'schen Werke. Die Eintheilung erscheint uns vielfach nur mehr willkürlich. Die Abschnitte von der Marine (3.) und von Mathematik und Naturwissenschaften (12.) find trennend zwischen die anderen geschoben , Feld dienst und kleiner Krieg (7.) gehören zweifellos als Un terabtheilung zur Taktik (6.) , eben dahin oder in einen besonderen Abschnitt vom Uebungswesen die Manöver (8.), der Generalstabsdienst (9.) möchte füglich von Terrain= lehre und Geographie gesondert sein , da der Generalstab denn doch den Inbegriff all' seiner Thätigkeit wahrlich nicht im topographischen Fach finden soll, Pferdekenntniß (14.) und Reitkunst ( 13.) gehören wohl sicherlich zusam = men in einen Abschnitt. Diese und ähnliche Ausstellungen bieten sich dem Leser von selbsten bei Ansicht der Inhalts angabe. Wir vermissen den inneren Organismus in dem Buche , der die leichte Brauchbarkeit bedingt , da nur in ihm die Möglichkeit liegt , daß der Verf. jedem Buche die rechte Stelle gebe und so den Leser alles Zusammengehö rige auch wirklich zusammen und zwar mühelos finden laffe. Wohl könnte dieser Mangel durch ein sorgfältiges Autoren- und Sachregister aufgewogen werden, wie ein solches dem vortrefflichen Scholl'schen Werke über die ge = fammte Militärliteratur des vorhergegangenen Jahrzehnts beigefügt ist. Aber das Register zum Wigleben'schen Werke, zugleich Autoren- und Sachregister , bietet dieß nicht in gleichem Maße, da es doch eigentlich nur mehr Autoren register ist und nur die anonym erschienenen Schriften fachlich aufführt , dann aber meist nicht nach dem bezeich nenden Schlagworte, sondern nach dem zufälligen An= fangsworte des Titels alphabetisch geordnet. Der uns durch vielfältige andere Arbeiten rühmlich bekannte Verfasser möge diese Ausstellungen kameradschaft lich hinnehmen ; wir glauben , der Achtung vor seiner son stigen literarischen Thätigkeit es schuldig zu sein, daß wir darauf hinweisen. Verhehlen aber dürfen wir nicht , daß diese Anstände uns auch Zweifel über die Vollständigkeit des Buches ergaben , und obgleich wir über diese ohne eine gleichgroße eigene Arbeit nicht urtheilen können , so

Zu loben ist es , daß der Verfasser die als bedeutend anerkannten Werke als solche besonders bezeichnet hat. Nur erseßt diese mehr allgemeine Kritik nicht die so wünschens werthe Verweisung auf die erschienenen Recensionen , durch welche namentlich das Scholl'sche Literaturhandbuch so vortheilhaft sich auszeichnet, und es erscheint uns dabei, wenn schon der Liebe des Autors für seine literarischen Kinder verzeihlich, doch aber immerhin auffällig, wenn wir sehen, daß allen eigenen Schriften des Verfassers diese Auszeichnung zu Theil wurde. Ueber den chartographischen Theil des Buches , so reich uns dieser erscheint, erlauben wir uns hier kein Urtheil. . Wir glauben aber, daß es auch in diesem , wie ungeachtet der gerügten Mängel in dem bibliographischen Theile, als eine werthvolle Arbeit von dem militärischen Publikum anerkennende Aufnahme verdient. Es umfaßt eine Zeit, in welcher unsere vaterländische Fachliteratur , wenigstens quantitativ, zu hohem Reichthum sich entfaltet hat; es gibt in den Stoffen, deren die literarische Arbeit sich be mächtigte, ein Bild der deutschen Geschichte während des legten Decenniums , und zumal während der so bewegten lesten 3 Jahre. Alle Wandlungen im großen politischen Leben sehen wir in der Militärliteratur sich spiegeln , und wir freuen uns der rüstigen Strebsamkeit , in welcher die deutschen Kameraden den Stoff nicht alt werden ließen, bevor sie die Feder anseßten . Die Kriegsgeschichte frühe rer Zeiten würde der wissenschaftlichen Arbeit minder schwere Aufgaben stellen , wenn die Mithandelnden ſo rei= ches Material beigesteuert hätten , wie wir es hier über die militärischen Ereignisse der lezten Jahre vorfinden. Die äußere Ausstattung des Werkes ist würdig.

Hierbei eine Anzeige von Ferdinand Jansen in Weimar.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

N

14. Januar 1851 .

6.

Le

Om

Allgemeine Militár - Zeitung. Preußen . (Soluß der Berurtnung in Betreff der Kriegsleiſtungen und deren Vergütigung .)

S 11. Da eine Servisvergütigung für das den mobilen und nid)t mobilen Truppen und Adminiſtrations-

branchen nach § 2 a . verabreichie Naturalquartier , von

den Abgang an Pferden im Laufe des Krieges zu erleßen, ſowie auch darauf Bedacht zu nehmen iſt, daß durch An kauf in den nicht zum Kriegsſchnuplaß gehörigen Pro vinzen ein Nachſchub für den Bedarf der mobilen Armee bewirkt werde.

S 14. Sollten die Kriegsereigniſſe es nothwendig machen , daß Armatur-, Bekleidungs-, Leder- und Neit

dem Tage der Mobilmachung ab , den Gemeinden aus der zeugſtücke, Schanz- und Handwerkszeug, Heergeräthe, Staatsfaſſe nicht gewährt wird, ſo können auch die For-

Feldequipagegegenſtände und Hufbeſchlag, ſowie Arzneien ,

derungen der Quartierbedürfniſſe während der Dauer eines

Verbandmittel und ſonſtige ertraordinäre Bedürfniſſe zur

Krieges nicht in dem Umfange geltend gemacht werden, ſtattet; namentlich muß bei Durchmärſchen , in engen Cantonnements und in belagerten Feſtungen das Militär fich mit demjenigen begnügen , was nach Maßgabe der Drts = und ſonſtigen Verhältniſſe angewieſen werden kann und was die Duartierwirthe zu gewähren vermögen.. - Die nicht mobilen und in den Friedensgarniſonen verbleibenden Dienſtwohnungsinhaber, imgleichen die ſelbſteingemietheten Offiziere , Manndaften und ſervisberechtigten Militärbeamten jener Kategorie , empfangen die im Frieden bezogene Serviscompetenz auch während des Krieges aus dem Militārfonds fort. S 12. Der Vorſpann auf Märſchen und bei Transporten ſoll in der Regel nur auf eine Entfernung von höchſtens vier Meilen benußt werden ; erfordern indeſſen

Heilung und Pflege der Kranken und Verwundeten von den Gemeinden oder Kreiſen durch die dazu berechtigten Militärbehörden requirirt oder die Anfertigung von Bes kleidungs- und Ausrüſtungsgegenſtänden von denſelben gefordert werden müſſen, . fo roll die baare Vergütigung dafür, nach den am Orte zur Zeit der Lieferung oder Anfertigung beſtehenden Durchſchnittspreiſen ,, ſofort aus den bereiteſten Beſtanden der Kriegskaſſe geleiſtet werden. S 15. Alle den Beſtimmungen dieſer Verordnung ent gegenſtehenden und namentlich auf den Friedenszuſtand gerichteten Verordnungen ſind für die Dauer des Årieges hierdurch aufgchoben . S 16. Mit der Ausführung dieſer Verordnung find die Miniſter des Innern , der Finanzen und des Krieges beauftragt. Gegeben Sansſouci , den 12. November 1851.

beſondere Umſtände , daß die Vorſpänner über 48 Stunden

Friedrich Wilhelm.

wie ſie das Servis - Regulativ vom 17. März 1810 ge-

zurücgehalten werden müſſen , bevor ſie in die Heimath entlaſſen werden können , dann ſoll denſelben Interfommen

und Naturalverpflegung für ſich und ihre Pferde auf die Dauer der längeren Benupung ihres Fuhrwerks gewährt werden .

B a d e n.

Am 7. December v. F. legte die Regierung der zwet ten Kammer der Stände einen Geſcßesentwurf ror , betr.

$ 13. Der Erſaß der Abgangs an Pferden zur Zeit die unterſtüßungsbeiträge für diejenigen Unter des Krieges wird von denjenigen Bezirken geleiſtet, wo der Abgang eingetreten iſt. Die Vergütigung der gelieferten Pferde geſchieht auf Grund jedesmaliger Taren in Gemäßheit der Beſtimmungen der Verordnung vom 24. Februar 1836. ( Gojekſammlung für 1831 , S. 56.)

offiziere der königl. preußiſchen und anderen Bundestruppen , welche bei Bekämpfung des Aufſtandes im Jahre 1849 durch Verwundung verſtümmelt oder ſonſt ganz erwerb & unfähig geworden ſind . Dieſer Beſeßesentwurf und die dem

Im Uebrigen iſt zur Erleichterung der zum Kriegsſchau- ſelben angefügte Begründung lauten wie folgt : plaße gehörigen Gegenden und der demſelben zunädyſt ge-

Gelegesentwurf. „årt. 1. Diejenigen Unteroffi

legenen Provinzen von den Miniſterien die Veranſtaltung ziere und Soldaten der königlich preußiſchen und anderen zu treffen , daß diejenigen Pferde , welde bei der Repar:

Bundestruppen , welche im Jahre 1819 bei der Nieder:

tition und der Ausidreibung von Pferden zur Mobil- kämpfung des Aufftandee im Großherzogthum durch Ver madung der Armee überſchießen , dazu benußtwerden, um wundung in Gefechten verſtümmelt oder ohne ein Glied

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zu verlieren , gänzlich erwerbsunfähig ( Ganzinvalide erſten Grades) geworden sind , erhalten lebenslänglich einen Un terstüßungebeitrag zu den von ihren Regierungen bewil ligten Pensionen. ――― Art. 2. Der Unterstützungsbeitrag wird für diejenigen Unteroffiziere und Soldaten , welche ein Glied (einen Fuß oder einen Arm) verloren haben, auf jährlich einhundert Gulden, und für diejenigen, welche, ohne ein Glied zu verlieren , durch Verwundung gänzlich erwerbsunfähig geworden sind , auf jährlich fünfzig Gul den bestimmt. Art. 3. Sämmtliche Unterstüßungsbei träge beginnen mit dem 1. Januar 1851 und werden auf den Grund der von den betreffenden Regierungen aufge stellten und bereits vorliegenden Listen ausbezahlt. Art. 4. Unser Kriegsministerium ist mit dem Vollzuge beauftragt." Begründung. „Der vorstehende Gefeßesentwurf foll zum Unterpfande unwandelbarer Dankbarkeit für die Un serem Lande geleistete Hülfe dienen. Die Größe der Un terstüßungsbeiträge ist mit Rücksicht auf die von den betreffenden Regierungen bereits bewilligten Pensionen, aber ohne ängstliche Rücksicht auf die dermaligen Finanz verhältnisse Unseres Landes bestimmt worden. Nach den erhobenen Listen beläuft sich die Zahl sämmtlicher *) in Gefechten Verwundeten auf 318 , nämlich Preußen 254, Württemberger 1 , Hessen 28 , Mecklenburger 24 , Naſſauer 11. Hiervon beträgt a) die Zahl der Amputirten 18, nämlich Preußen 13, Heffen 2, Mecklenburger 3; b) die Zahl der durch Verwundung gänzlich erwerbsunfähig Ge= wordenen etwa 85, nämlich Preußen 75, Württemberger Der Anfangstermin 1 , Heffen 4, Mecklenburger 5. sämmtlicher Unterstüßungsbeiträge ist auf den 1. Januar 1851 festgesezt worden, weil im Spätjahr 1849 und im Laufe des Jahres 1850 bis zum 1. November auf Kosten des Staates eine große Anzahl Verwundeter in dem Frei bade zu Baden warme Bäder mit gutem Erfolge gebraucht hat und daher die Zahl der gänzlich erwerbsunfähig ge= wordenen Verwundeten erst jezt mit Sicherheit festgestellt werden kann .“ In der Sigung der zweiten Kammer vom 10. Decem= ber 1850 kam der Gesezesentwurf, dessen unveränderte Annahme von der Budgetcommission beantragt worden war, zur Berathung, die Kammer nahm ihn aber ohne - Nachdem ihm auch auch die erste Discussion einstimmig an. Kammer später ihre Zustimmung gegeben hatte, ist das Gejeß im Regierungsblatte publicirt worden .

ganzen Gewehrwesens in der Armee mit direkter Unterordnung desselben unter das kaiserliche Armeeober= commando anvertraut. Als Organe dieſes mit der Ober leitung des Gewehrwesens beauftragten Generals wird bei jedem Armcecorps ein geeigneter Stabsoffizier oder Haupt mann als Waffeninspector angestellt , wobei auf fene Of= fiziere Bedacht genommen wird, welche in den Jahren 1845 bis 1847 durch den Feldzeugmeister Baron Augustin Jedes Bataillon und jedes Waffenunterricht erhielten. Cavalerieregiment ernennt einen Waffenoffizier , der unter dem Waffeninspector steht. In den einzelnen Truppen= körpern werden obligate Büchsenmacher mit Führersrang angestellt. Königreich Sachsen. Dresden, 2. Jan. Wir vernehmen , daß die Ab = schaffung der Epauletten bei den Offizieren der sächsischen Armee im Werke ist. Es hat sich dieses Abzeichen in der That bei jeder Gelegenheit als äußerst unzweckmäßig erwiesen . Die Offiziersgrade werden durch Ligen an den Kragen bezeichnet werden. Spanien.

Die Studien der spanischen Ingenieuroffiziere in der deutschen Sprache scheinen nun nach und nach nußbar gemacht zu werden. Als eine erste Frucht derselben kann die von dem Ingenieurhauptmann , graduirtem Oberstlieu tenant und wirklichen Commandanten der Infanterie Don Ambrosio Garces de Marcilla unternommene Ueber = Theorie des großen Krieges von seßung der v. Willisen" betrachtet werden , welche das neueste Heft der Revista militar (vom 25. December 1850) anzeigt. Die Uebersezung führt den Titel „Teoria de la gran guerra aplicada a las campañas de los Rusos en Polonia escrita por W. Willisen , coronel etc. , traducida del testo aleman por etc. , erscheint in einem starken Bande in Quart und ist dem Ingenieurgeneral Generallieutenant Don Antonio Ramon Zarco del Valle , der die deutsche Militärliteratur so hoch schäßt , gewidmet. Die Anzeige in der Revista ergeht sich in Lobsprüchen über diese in Deutschland wohlbekannte Schrift.

Schweden und Norwegen. Oesterreichische Monarchie. Wien, 31. Dec. 1850. Se. Maj. der Kaiser hat dem Generalmajor Baron Wernhardt die Leitung des *) Es können hierunter nur diejenigen begriffen sein , welche in Folge ihrer Wunden als dienstuntauglich entlaffen und wegen Verlufts oder Beschränkung ihrer Arbeitsfähigkeit mit Zuva lidenpension versehen werden mußten. Denn die Zahl der Verwundeten überhaupt ist bei weitem größer. So hatten die großh. hessischen Truppen (außer 24 Todten , worunter 2 Offiziere) 180 Verwundete. Hiervon find bis jeßt 31 als Invaliden entlassen worden , und unter diesen find 2 ampu tirte und 4 so schwer verwundete , daß sie in ihrer Erwerbs unfähigkeit den amputirten nahe stehen. Anm. der Red.

Den neuesten uns zugekommenen Heften der schwedischen Militärzeitschrift entnehmen wir folgende Nachrichten : Das Offiziercorps des Swea - Artillerieregi= ments hat sich einen besonderen , auf freiwilligen Bei trägen beruhenden Pensionsfond gegründet und die Stiftung desselben ist, in Anbetracht der geringen Ben= fionen , welche aus dem Armeepensionsfond gegeben werden, vom Könige genehmigt worden. Auf Antrag des Generalfeldzeugmeisters hat der König, unter Abänderung der bisher bestandenen Vor schriften über die Gewehrbesichtigungen in den Fabriken, namentlich aber auch, um unter dem Offizier= corps cine allgemeinere Kenntniß des Gewehrs und die

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Grundsäße und Regeln der Besichtigung zu verbreiten, das Nachfolgende verordnet : 1 ) Bei allen Fabriken wird eine ständige Kronbesichtigungscommission organisirt. Dieselbe besteht aus einem Offizier und einem Besichti gungsrüstmeister; der erstere hat zum mindesten ein Jahr, der leztere zwei Jahre diese Dienstleistung zu verschen. 2) Niemand kann zum Besichtigungsgeschäft bei einer Fabrik verwendet werden , welcher nicht zum wenigsten drei Monate in der Fabrik der Krone an den Gewehrbesich tigungen Theil genommen hat. 3) Jährlich werben rier Offiziere, 1 von der Artillerie, 1 von der Infanterie, 1 von der Reiterei und 1 von den Jägern , commandirt, welche während 6 Monaten an den Besichtigungen Theil zu nehmen haben und sich dann einer Prüfung unterwerfen müssen. Dem Generalmajor C. F. Meijer , Chef des Inge nieurcorps , ist nebst zwei anderen Offizieren der Auftrag geworden, einen Plan nebst Kostenanschlag für den vollkommenen Vertheidigungszustand und die Geschüßarmirung der Festung Kungsholm zu ent= werfen.

Englands gegen fremde Einfälle erschienen find , sollen auf Wellingtons Anregung entstanden sein .

Noch ein Wort über Feldmenagegeräthſchaften.

Meine in den Nummern 10 und 11 des Jahrgangs 1850 der A. M. 3. enthaltenen Bemerkungen über Feld= menagegeräthschaften haben in einem Aufsaße, welcher in den Nummern 151 und 152 abgedruckt ist, eine Ergän= zung gefunden , für die ich dem einsendenden Kameraden mich aufrichtig zu Dank verpflichtet fühle. Ich selbst hatte mich nicht berechtigt gehalten zu einem Urtheile , das nur auf Grund einer wirklich reichen Erfahrung gefällt wer= den kann. Was wir in den bewegten Jahren 1848 und 1849 erlebt und erfahren haben , genügte mir dazu nicht. Man muß durch die wechselndsten , mannichfaltigsten Ver hältnisse des Kriegslebens hindurchgegangen sein , um mit seinem Urtheil über eine Sache von so rein praktischer Art und von so großem, kaum genug beachteten Einflusse auf die Schlagfähigkeit des Soldaten auf sicherem Boden zu stehen. Mein Aufsaß erörterte darum nur die Anfor Frankreich. berungen, welche überhaupt an jedes System von Feld Paris, 25. Dec. 1850. In Vincennes werden gegen menageeinrichtungen naturgemäß gestellt werden müſſen, wärtig wichtige Versuche angestellt. Man hat daselbst und stellte die Gründe gegenüber, welche für und gegen die Modelle von allen bei den verschiedenen europäischen jedes der geltenden Systeme zu sprechen scheinen. Ich wollte Heeren gebräuchlichen Feuerwaffen gesammelt und es fin= nicht urtheilen, so fest ich auch von dem Uebergewicht des den nun in der Schüßenschule tägliche Proben statt, wo französischen Systems über das preußische überzeugt war, durch ausgemittelt werden soll, welche dieser Waffen den sondern ich wollte zu der öffentlichen Discussion anregen, Vorzug verdiene. Bis jest ist man geneigt, den Cara deren Frucht das Urtheil ist. biner der französischen Jäger zu Fuß für das beste unter Noch hat keine eigentliche Discussion begonnen ; es ist allen Schießgewehren zu erklären , obgleich man erkennt, keine gegnerische Ansicht laut geworden. Ich hoffte und daß es, besonders wenn das Bajonnet aufgesezt ist, den hoffe noch , daß dieß geschehen werde. Die Sache ist von so entscheidend praktischer Wichtigkeit, daß mir darin für Fehler hat, zu schwer zu sein. die Kameraden der norddeutschen Contingente, bei welchen meines Wiſſens das preußische System allgemein eingeführt Kußland und Polen. ist, die Mahnung zu liegen scheint, auch ihre Erfahrungen St. Petersburg , 21. Dec. 1850. Der Kaiser hat zur Discussion zu bringen , damit in dieser kein irgend bedeutendes Moment unerörtert bleibe. So erst würde den Fürsten Wolkonsky , Minister des kaiserl. Hauses, in Anerkennung seiner 50jährigen militärischen Dienstlei= eine wirkliche Discussion möglich. Eines fann ich mir hierbei nicht versagen auszusprechen. stungen, zum Feldmarschall ernannt ; außerdem haben in den höheren Militärgraden mehrere Beförderungen statt Wir verdanken Preußen eine Reihe wohlthätiger Reformen gehabt. General Dehn , Generalinspector des Genie im Bekleidungs- und Ausrüstungswesen. Der Waffenrock wesens , ist zum Mitglied des Reichsrathes ernannt worden. hat das geschwänzte Wamms , der Helm den umgestülpten Regel verdrängt ; die Bekleidung ist schöner und vor Allem zweckmäßiger geworden. Die neue Einrichtung des Leder Großbritannien. werks zeugt davon , daß man endlich angefangen hat, an Die „British Army Dispatch" will wiſſen , der Herzog die Stelle bloßen Herkommens wissenschaftliche Prüfung von Wellington habe sich dahin geäußert , er könne für zu sehen , daß man Einrichtungen entfernen will , welche die nothwendige Belastung des Soldaten durch ihre Trag= die Sicherheit Englands im bedeutungsvollen Jahre 1851 nicht gutstehen, wenn die stehende Armee Großbritan= weise wesentlich noch erhöhen. Man hat diese Verdienste niens nicht um wenigstens 50,000 Mann vermehrt Preußens fast in allen deutschen Contingenten mehr oder würde ; namentlich müsse die Truppenzahl in Irland bei weniger anerkannt, nicht blos theoretisch, sondern prak nahe verdoppelt und außerdem eine theilweise Milizwer tisch durch Nachfolge. Es ist ein natürlicher Trieb, da, wo man einen Theil für zweifellos gut erkannt hat , das bung in England vorgenommen werden. Der greiſe Held wolle zu dem Zwecke eine Bill vor das Parlament zu Gleiche auch von dem andern Theil anzunehmen, und nach bringen , die überhaupt große Aenderungen in der britischen Einführung auch dieses zu begehren. Zudem ist es leider Wehrverfassung bezwecke. Die meisten Schriften und Zet wahr, daß die Unbeständigkeit, das Mißbehagen am Eige= tungsartikel , die seit drei Jahren über die Vertheidigung nen , das Begehren nach Fremdem, Neuem auch unter uns

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Soldaten sich findet , und namentlich die militärische Jugend ist es, welche in Moden erfinderisch und für Aenderung äußerer Dinge, beträfe sie auch nur die Form der Epau lette , des Dienstzeichens 2c., geneigt sich zeiget. Jeder ältere Offizier hat die sichtbaren Beweisstücke für diese Behauptung im eigenen Kleiderschrank. So nur begreift es sich , wenn in Contingenten , welche so glücklich sind, Feldkochgeschirre französischen Systems zu besigen , dennoch in den lezten Jahren hier und da Stimmen laut wurden, welche das preußische System begehrten. Mein Auffah in den Nummern 10 und 11 der A. M. 3. ist unter dem Eindruck solcher Wahrnehmungen geschrieben worden. Mögen die Kameraden jest meine damals nur mehr an= gedeutete Ansicht an den Gründen prüfen , welche ein, wie ich glauben muß, alterfahrener Offizier in den Nummern 151 und 152 der A. M. Z. ſchlagend erörtert hat; mögen fie in die öffentliche Discussion eintreten , wozu ich sie in kameradschaftlicher Offenheit hier einlade. Ein süddeutscher Offizier.

und bei denselben stellenweise angebrachte Schanzen zur Deckung des zu vertheidigenden Terrains , bei Sicherstel Inng der erforderlichen eigenen Communicationen , benußt werden. Die Einrichtung einer derartigen Inundations verschanzung an der Lys zwischen den Dörfern Deurle und Leerne St. Martin, 2 Stunde südlich von Gent, wird durch eine Zeichnung veranschaulicht.

Literatur. Essai sur un système de défense de la fron tière méridionale de la Belgique . 4. Gand, Septembre 1847. Imprim . de C. Annoot -Braeck man , éditeur. ( 13 p . et 1 gr. planche. ) Die südliche Gränze Belgiens , sagt der Verfasser der vorerwähnten Schrift, kann heutzutage durch ihre festen Pläge das Land gegen die Invasion einer großen, mit zahlreicher Artillerie verschenen Armee nicht vertheidigen. Diese Pläße haben eine bedeutende Bevölkerung und wenig bombenfeste Räume ; sie würden sehr bald der Beschießung unterliegen und dann nur dem Gegner zu Anhaltpuncten für weitere Fortschritte dienen. Zur Abhülfe werden meh rere befestigte Lager vorgeschlagen , die durch tüchtige ge schlossene Schanzen mit den dort befindlichen Festungen Namur, Charleroi, Mons , Menin und Ypern in Ver bindung zu sehen wären. Auf beigefügten Zeichnungen find die Grundrisse und Profile der befestigten Lager und der kreisförmigen Umwallungen dargestellt, welche den Zweck haben , die innere Vertheidigung der festen Pläge gegen das feindliche Einsehen und Feuer zu schüßen und diejenigen Terrainstellen zu decken , auf denen der Ver theidiger den Angreifer mit Vortheil bekämpfen und in dessen Flanken manövriren kann. Die befestigten Lager find , mit Ausnahme der Kasernen und Munitionsmaga zine ohne alles Mauerwerk; und die gesammten Baukosten werden auf 20 Millionen Franken veranschlagt. Verfasser betrachtet hierauf weiter die Streitkräfte Belgiens zur Vertheidigung und die Verwendung dieser Streitkräfte, ebenso wie die Unternehmungen des Feindes gegen die selben bei einer Stärke von 200,000 Mann. Die zahl reichen Flüsse und Kanäle Belgiens sollen ebenfalls durch einfach bewerkstelligte Ueberschwemmungen , sowie durch in

Leitfaden für den Militärgeschäftsstyl nach den Vorschriften in der königlich preußischen Armee be= arbeitet von E. K. fl . 8. Berlin , 1850. Verlag von Mittler's Sortimentsbuchhandlung (A. Bath). Stechbahn Nr. 3. (56 und 2 unp. S. mit 1 La Thlr. belle. ) Referent ist , offen gestanden , nie ein besonderer Freund von derlei Schriften gewesen , weil sie in der Regel einen Mangel an dem voraussehen, was wir gerne jedem Offt ziere vindiciren möchten , gründliche Bildung nämlich und damit zusammenhängende geistige Selbstständigkeit. Dem= gemäß werden wir sie jederzeit und unbedingt verwerfen, sobald sie sich anmaßen , Recepte für das Inhaltliche der im Geschäftsleben vorkommenden Schriftstücke zu geben; ein Anderes ist es jedoch mit den Formen , von denen man leider zugestehen muß, daß sie eine Wichtigkeit_er= langt haben, welche uns gleich den Helden der Perrücken und Zopfzeit dem Spotte kommender Generationen über liefern wird. Wo das Geistlose zum förmlichen System geworden ist und in ſeinen Subtilitäten ſelbſt Byzanz und China hinter sich läßt, da ist es es nicht zu verwundern, wenn Nürnberger Trichter und Gängelbänder gewöhn= lich unter der scheinheiligen _Firma von Leitfäden einge schmuggelt zum Bedürfnisse geworden sind , wenigstens für diejenigen , welche aus dem Land harmloser Jugend träume sich urplößlich in dieses Reich der Mitte versest sehen. Wenn uns sonach schon die Daseinsberechtigung des vorliegenden Büchleins unzweifelhaft erscheint, so freut es uns außerdem von demselben sagen zu können , daß es seinem Dasein auch Ehre macht. Vor vielen andern, mit unter sehr dickleibigen Brüdern zeichnet es sich durch gute Anordnung und Klarheit in der Ausführung , sowie da= durch vortheilhaft aus, daß es ſich faſt nur mit den For men ſelbſt beschäftigt, deren Darstellung zwar zunächst den preußischen Militärgeschäftsstyl angeht , aber auch für Angehörige anderer Staaten manch' nüßlichen Fingerzeig enthält. Ein Hauptverdienst ist jedenfalls die Kürze, welche unbeschadet des beabsichtigten Nußens den Leser rasch über den mehr als trockenen Stoff hinwegführt. Am meisten hat uns aber erfreut, daß der Verfasser gleich auf der ersten Seite der übrigens sehr verdieustlichen Einlei= tung , vielleicht ohne es zu wollen , dem Systeme selbst den Stab gebrochen hat , welches freilich durch seine augen blickliche Nothwendigkeit die Schrift Allen denen zur will kommenen Gabe machen wird, die noch nicht Geschäfts routine genug besigen , um einen Leitfaden entbehren zu können.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshantiung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag,

No 7.

16. Januar 1851 .

motit amet sch

WRAN SE TI

Laidres

2005

Allgemeine Militar- Zeitung. Schweden und Worwegen .

Im Kriege oder im commandirten Dienſte erhaltene

Wunden und Krankheiten , welche erwieſenermaßen durch Stodolm , 13. Dec. 1850. Zufolge des den Stän- Beſchwerden , Zufälle und Gefahren des Dienſtes veran den vorgelegten Seevertheidigungsplanes wird die ſchwe- laßt wurden', geben ein unmittelbares Redit auf Penfio diſde Flotte beſtehen aus: 6 Fregatten von 44 bis 52 nirung, wenn fie Blindheit , Amputation , den abſoluten Kanonen , 5 Corvetten von 20 Kanonen , 3 Briggs von Verluſt des Gebrauchs eines oder mehrerer Glieder ober 10,. 3 Schoonern von 6 Kanonen , 3 Dampfcorvetten von ſolche Gebrechen zur Folge haben , welche dieſen Verluſten 300 Pferdekraft mit Bombenkanonen , 2 größeren Trang- gleichkommen . Weniger bedeutende Wunden oder Krank

portdampfichiffen , 14 Bataillonen Kanonenböten und 8 Bataillonen Kanonenjollen mit dazu gehörigen Troßfahrzeugen , 22 Hauptfahrzeugen (Chefsfartöier ) nebſt 22 Bugfirdampfidiffen. Von den jeßigen Linienſchiffen ſollen 4 zu ſchwimmenden Batterieen oder Blodſchiffen verwen-

beiten berechtigen nur dann zur Penſion , wenn der Be treffende unfähig zu fernerem Dienſte oder zu einer ſpäte ren Wiederaufnahme desſelben iſt.

Die auf Grund der Dienſtzeit penſionirten Militär perſonen haben das Recht auf das Minimum der ihrem

det und 3 („ Stodholm “, „ Skandinavien“ und „die Vor-

Grade entſprechenden , in derbeigefügten Ueberſicht" be

ficht“ ) in Fregatten verwandelt werden .

merkten Benfion und erhalten für jedes weitere Dienſtjahr die ebendaſelbſt verzeichnete Zulage bis zum Marimum. Blindheit , Amputation oder der abſolute Verluſt des

$ p a n i e n.

Gebrauchs der Hände oder der Füße , oder auch zweier

Decret vom 22. Juli vor. J. verords net,Ein baß fönigliches das Tribunal Supremo de guerra y marina in'8 dieſer Glieder überhaupt berechtigen zu dem um die Hälfte

Künftige acht Generale zu zählen habe, von welchen ſechs vermehrten Marimum . Amputation oder Verluſt des der Ärmee und zwei der Marine angehören ſollen ; im Gebrauche einer Sand oder eines Fußes , oder ſolchen

Uebrigen verbleibt der Stand und die Organiſation dieſer Verluſten gleichgeachtete Krankheiten geben ein Anrecht auf das Marimum . In beiden Fällen wird auf die

Behörde. Sardinien.

Dienſtzeit keine Rüdficht genominen . Weniger bedeutende

Wunden berechtigen zum Minigium , wenn nicht bereits In dem Nachſtehenden theilen wir unſern Leſern das durch die Dienſtzeit der Anſprud auf eine höhere Penſion Weſentliche aus dem am 27. Juni vor. 3. J. erlaffenen erworben iſt. neuen Penſionsgeſeße mit , welches im Juliheft der Mit Ausnahme des für Schwerverleßte Vorgeſehenen Raccolta di leggi etc. relativi all'esercito abgebrudt . iſt. fönnen die Penſionen nicht mehr betragen , als der Effec .

Das Recht auf Verſeßung in den Ruheſtand wird ent- tivgehalt , welchen der Betreffende zur Zeit ſeiner Penſio weder durch die Dienſtzeit oder durch Krankheiten oder nirung bezogen hat. Die Naturalbezüge der Unteroffiziere Wunden begründet, welche ſich der Betreffende im Dienſte und Soldaten und die Wohnungsvergütungen der Plaß zugezogen , reſp. erhalten hat. ſtabsoffiziere ſind hierbei eingerechnet." ". Wer nicht zwei für Generale, Stabsoffiziere und Hauptmänner find Jahre in dem zulegt erlangten Grade gębient hat , erhält 30 , für Dber- und Unterlieutenante , Unteroffiziere und die Penſion des uächſt niederen Grades. Die ben tönig Soldaten 25 Dienſtfahre erforderlich. Der zum Haupt- lichen Carabinieren , der leichten Reiteret von Sardinien, mann beförderte Oberlieutenant hat nach 25 Dienſtjahren dem Generalſtabe , der Artillerie und dem Geniecorps das Recht auf die Penſion der Oberlieutenante, bis er Angehörenden bis zum Generalmajor incluſive erhale das für þauptmänner vorgeſchriebene Dienſtalter erreicht ten nach zweijähriger Dienſtzeit in dexte "zuleßt erlangten .

hat. Für Gaplane und Geſundheitsbeamte ſind nur 20

Grade und 20jähriger Dienſtzeit in einem dieſer Corps

Dienſtjahre erforderlich. Das aus der Dienſtzeit ent- die Penſion des nächſt höhery Grades. Durch 12jährige ſpringende Penſionsrecht wird während der Dauer eines Dienſtzeit in demſelben Gradé wird das Necht auf Ver mehrung der Penſion uin } erworben. Die zur Grlan Krieges ſuspendirt.

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gung der Penfionirung erforderliche Dienstzeit wird vom Lage des ersten Eintritts in den Militärdienst gerechnet, ſei dieser nun auf dem Weg der Einreihung oder durch Ernennung erfolgt.

Krankheiten gestorben find , welchen sie durch ihren Dienst ausgeseßt waren; vorausgeseßt, daß die Verehelichung stattfand , bevor sie verwundet oder erkrankt waren. Die minderjährigen ehelichen Söhne und Töchter sol cher Militärpersonen erhalten eine gleiche Unterstüßung, wenn sie außerdem die Mutter verloren haben , oder diese durch den Tod ihres Gatten Mangel leidet. Die Por tionen der majorenn gewordenen Geschwister kommen den minderjährigen zu Gute. Außerdem haben die Söhne solcher Militärpersonen ein Vorzugsrecht auf erledigte Freistellen in den militärischen Erziehungsanstalten des Staates , die Töchter in Versorgungsanstalten. Während fie diesen Instituten angehören , fällt ihr Unterstügungs antheil den übrigen Geschwistern zu . Auch auf Freistellen in bürgerlichen Erziehungsanstalten haben die Söhne ein Vorzugsrecht und sind , während sie einer solchen ange= hören, von allen Staatslasten befreit. Vorzugsweise sollen bei Ertheilung von Freistellen die weniger bemit telten Familien berücksichtigt werden. Hat eine solche Militärperson weder Wittwe noch Kin= der hinterlassen , war aber die einzige Stüße eines blinden, oder fünfzigjährigen , oder verwittweten Vaters , oder einer Mutter unter gleichen Verhältnissen , so erhalten dieſe Eltern die für eine Wittwe bestimmte Pension ; ebenso verwaiste und minderjährige eheliche Geschwister, deren einzige Stüße er war. Die Wittwen von Pensionären oder solchen Militär personen , welche vermöge ihrer Dienstzeit ein Recht auf Pension hatten , erhalten der Pension , welche ihre Gat= ten bei Aufhören ihres Effectivdienstes anzusprechen hatten. Die Wittwen der nach 25jähriger Dienstzeit Beabschiedeten haben ein Recht auf den vierten Theil des Reformgehaltes ihrer Gatten, vorausgeseßt , daß die Ehe 2 Jahre vor diesen Epochen abgeschloffen oder überhaupt ein Kind ge= boren war. Mutterlose Kinder solcher Militärs haben ein Recht auf dieselbe Unterstüßung in der oben ange= führten Weiſe. War die Ehe nicht vorschriftgemäß autorisirt , oder war eine Ehescheidung gegen die Frau entschieden , so hat die Wittwe kein Recht auf Pension. Dasselbe gilt, wenn die Wittwe, oder die Frau , oder die Mutter zu einer anderen Ehe schreitet. Die Kinder erhalten jedoch die vor geschriebene Unterſtügung. Eine cumulative Pension darf nicht unter 100 Lire betragen. Die Art der Vertheilung der Pension zwischen Wittwe und Kindern , wenn diese aus einer früheren Ehe find , oder aus einem anderen Grunde nicht bei ihr woh nen, wird durch die Regierung bestimmt. Wer zu einer mit Degradation verbundenen Strafe verurtheilt wird , kann die der Strafe vorausgegangene Dienstzeit zur Erlangung einer Pension nicht in Rechnung bringen. Das Recht auf Pension oder der Genuß der selben wird suspendirt durch eine Gefängnißstrafe über 6 Monate und während der Dauer derselben; ferner sobald und so lange der Betreffende aufhört, Staatsbürger zu sein ; endlich während eines Aufenthaltes außerhalb des Königreichs ohne Autorisation des Königs. Die Pensionen werden als Leibrenten angesehen und können nur im Falle einer Verschuldung gegen den Staat

Nicht gerechnet wird die Zeit von dem Tage der Ver sehung in den Ruhestand oder des Beginns einer ander= weitigen Dienstunterbrechung bis zum Tage der Wieder aufnahme in den Dienst; ferner die der Stellvertretung vorausgegangene Dienstzeit , wenn von der Verabschiedung bis zum Wiedereintritt des Mannes über ein Jahr ver floffen war; die der Desertion vorausgegangene Dienst zeit; die Strafzeit oder die Untersuchungszeit , wenn ein Strafurtheil erfolgte; der Strafdienst in einer der Straf compagnieen und die in unbestimmtem Urlaub verflossene Zeit. Die Dienstzeit in anderen Armeen wird für solche Angehörige der Nation , welche nach Erlaß dieses Gesezes in die Armee eintreten , nur dann in Rechnung gebracht, wenn sie nicht gegen die Freiheit und Unabhängigkeit Italiens gefochten und 20 Jahre im Nationalheere gedient haben, ohne daß sie jedoch der für Feldzüge geltenden Vergünstigungen theilhaftig werden. Der in einer Civil anstellung geleistete Dienst darf dagegen in Rechnung ge bracht werden. Auch behält der Militärpensionär, welcher eine Civilstelle übernimmt, das Recht auf die Vortheile, welche ihm durch den früheren Militärdienst erwachsen waren. Die in unbestimmtem Urlaub verbrachte Zeit wird bezüglich des Rechts auf Quiescirung ganz , bei Begrün dung der Ansprüche auf eine Penfion aber nur zuge rechnet. Nach Beendigung der zur Beanspruchung des Pensionsminimums erforderlichen Zeit wird der Dienst in den Stäben nicht fester Pläge, in dem Veteranenbataillon und bei den Veteranen der Artillerie und des Geniecorps zur Hälfte, der Dienst als supernumerärer Offizier in dem Invalidenbataillon gar nicht gerechnet. Die Zeit eines Feldzugs kommt noch besonders in Auf rechnung, und zwar wird derselbe auch dann für ein ganzes Jahr angesehen , wenn er weniger als 12 Monate gedauert hat. Dagegen kann innerhalb 12 Monaten nicht mehr als ein Feldzug berechnet werden, wenn nicht ein beson deres Gesez anders entscheidet. Kriegsgefangenschaft wird als effective Dienstzeit angesehen , doch gilt das Recht auf Anrechnung eines Feldzugs nur für denjenigen, in wel chem die Gefangenschaft begonnen hat . Für die Besagungs truppen fester Pläge wird nur die Zeit als Feldzug ge = rechnet , in welcher dieselben blockirt oder belagert oder innerhalb der Zone der Kriegsoperationen im Belagerungs zustande sich befanden. Der Militärdienst an Bord im Frieden oder an der Küste zur Zeit eines Seekriegs wird anderthalbfach berechnet. Die Zeit des leßten Dienstjahres wird nur dann und zwar als voll berechnet , wenn sie mehr als 6 Monate beträgt. Die Wittwen der in der Schlacht oder im comman= dirten Dienste Gebliebenen haben ein Recht auf die Hälfte des dem Grade des Gatten entsprechenden Marimums, ohne Rücksicht auf dessen Dienstzeit. Dasselbe Recht ge nießen die Wittwen , deren : Gatten an Wunden , die sie in der Schlacht , oder im Dienste erhielten, oder durch Un= fälle des Krieges , oder an contagiösen öder endemischen

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oder in den in den Art. 116. 118 des Codice civile vor=

gender : die Linienschiffe de Zeeuw" , und „Koning der Nederlanden", von 84 Kanonen , „de Koningin",,,,Korten=" aar", "Tromp ", „de Ruyter" " und „de Admiral van Waffenaar" (beide leßteren im Bau) von 74 Kanonen, de Prins van Oranje“ und „ de Doggersbank" von 60 Kanonen, eine Fregatte von 54 Kanonen , 8 Fregatten von 44 Kanonen , 2 Fregatten von 38 Kanonen , 42 Schiffe von 12 bis 28 Kanonen , mehrere kleinere Segelschiffe, 20 Kriegsdampfschiffe und 44 Kanonenböte.

gesehenen Fällen cedirt oder ſequeſtrirt werden. Im ersten Falle darf der Abzug nicht über 1, im andern nicht über der Pension betragen. Diejenigen Militärs , welche sich durch ausgezeichnete und außerordentliche dem Staate geleistete Dienste deffen würdig erwiesen haben, werden mittelst Specialgefeßen Nationalbelohnungen zuerkannt.

34233

Fourier, Serschant , Büchsen machermeister, Oberkranken wärter Corporalmajor, Corporalfou rier, Corporal, Schneider , Schuhmacher , Sattler =, Sporermeister, Brigadier, Vicebrigadier und Vicecor poral der königlichen Ca = rabiniere, Musiker, Trom peter der Artillerie und Rei teret; Sattler, Sporer, *) Büchsenmacher , Kranken wärter, Hufschmied . Tambour, Untercorporal , Trompeter, Soldat, Marke tender

300

11

520

220

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350

Niederlande.

Aus dem Haag, 1. Jan. Der Bestand der nie derländischen Flotte am 1. Januar 1851 ist fol

morsier , eigentlich Gebik- oder *) Italienisch : morsaro Zügelmacher. In Deutschland führt der betreffende Hand werker den Namen : Sporer.

11Joey.

Literatur. Technischer Pionnirdienst im Felde. In vier Abtheilungen nebst den dazu gehörigen Tabellen. Von Konstantin Waſſerthal, k. k. Pionnirhaupt= Gedruckt bei J. P. mann. gr. 8. Wien 1850. Sollinger's Wittwe.

Wenn auch die Verrichtungen der Pionnire im Felde zu allen Zeiten wichtig , ja oft von dem größten Einflusse auf das Gelingen militärischer Operationen waren, so ist ihr Werth doch neuerdings noch mehr und noch allgemei= ner anerkannt worden. Die beklagenswerthen Jnsurrec tionen der lezten Jahre haben nämlich die Truppen häufig in den Bivouak gewiesen , den Barrikadenkampf an die Tagesordnung gezogen und das Erschaffen oder Beseitigen von Hinderniß oder Verstärkungsmitteln aller Art, sowie das Eröffnen oder Zerstören von Verbindungsmitteln mehr als je nothwendig gemacht. Da nun die einem Armee corps angehörigen technischen Truppen , denen hierbei wichtige Functionen zufallen , nicht überall gleichzeitig ver wendet werden können und unter Umständen auch nicht zersplittert werden dürfen , so ist man in manchen Dien ften bereits besorgt gewesen, nicht nur die bisherigen Re gimentssappeure mehr als sonst, sondern auch noch andere gewandte und bereits ausgebildete Soldaten der Infan= terie in den nothwendigsten Pionnirarbeiten praktisch ein zuüben , damit selbst jedem Bataillon für gewisse Fälle eine im technischen Fache wenigstens einigermaßen bekannte Abtheilung zu Gebote stehe. Eine solche Einrichtung hat nebenbei noch den großen Vortheil , daß bei größeren und wichtigeren Ausführungen , wie z . B. beim Ueberbrücken eines Flusses , die eigentlich technische Abtheilung wenig= stens in den untergeordneten Functionen unterstüßt und somit die Lösung der Aufgabe beschleunigt werden kann. Wenn schon bei der Ausbildung der für den Pionnir dienst speciell Berufenen die Theorie mit der Praxis Hand in Hand zu gehen hat , so wird bei der Heranbildung von Infanteriepionniren , der Natur anderer Dienstver hältnisse wegen, der Theorie noch mehr überlassen bleiben müssen, und es erscheint daher ein Hülfsbuch , das dem im Pionnirfache bereits Unterrichteten das Vergessene schnell in das Gedächtniß ruft und das ihm den Unterricht er leichtert, ein nothwendiges Bedürfniß. Darum begrüßen wir das vorliegende Werkchen mit Freude. Der Verfasser wollte nicht nur dem ebengenannten Bedürfnisse abhelfen, sondern auch allen jenen Kameraden , welche keine Gelegen=



Uebersicht der Ruhegehalte für Militärs jeden Grades. für Mari Mini Bermehrung oder jedes Dienstmum. mum. Seldzugsjahr. Lire. Lire. Lire. 8000 100 6000 General 6000 90 Generallieutenant 4200 4500 3300 60 Generalmajor 3600 Oberst . 45 2700 3000 2160 Oberstlieutenant 2500 35 1800 Major . 1900 25 · 1400 Hauptmann Oberlieutenant , Pferdearzt 1 . 1400 920 24 Klasse Unterlieutenant, Pferdearzt 2. 1170 720 22/1/2 Klaſſe · Waffenaufseher, Wachtmeister 840 15 540 der königlichen Garabiniere Fouriermafor (niederer Hülfs des Rechnungs beamte Tambourmajor, wesens), Stabstrompeter , Musik= 650 1412 360 meister

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55 heit hatten, mathematiſchen Studien obzuliegen , den tech nischen Dienst des Pionnirs so verständlich machen , daß fie allen Anforderungen entsprechen können. Das Werk ist die Frucht der Vorträge des Verfassers in der t. . Militärakademie zu Wiener- Neustadt , und der Beifall Beifall vieler seiner Kameraden haben ihn ermuntert , dasselbe mit einigen durch den jezigen Zweck des Unterrichtes bedingten Umänderungen der Oeffentlichkeit zu übergeben. Unter Zugrundlegung der für das k. k. Pionnircorps bestehenden technischen Vorschriften hat er die neuesten einschlägigen Werke , deren er in der Vorrede dankend er wähnt, benust , und bei gedrängter Kürze in deutlicher Sprache alles Dasjenige zusammenstellt , was sich unter Festhaltung der angegebenen beiden Hauptgesichtspuncte auf die Verrichtungen der Pionnire im Lager , in Stel lungen und auf dem Marsche bezieht. Den so geschiedenen drei Abtheilungen über den tech nischen Dienst geht noch eine besondere voraus , in welcher die unbedingt nothwendigen Vorkenntniſſe_zuſammengefaßt find. Dem genannten zweiten Hauptgesichtspuncte ent sprechend sind in dieser Abtheilung die Planimetrie und Geometrie in der Weise abgehandelt, daß zum Verständniß der Säße blos die Arithmetik einschließlich der Lehre von den Proportionen und Potenzen , aber durchaus keine algebraischen Kenntnisse erfordert werden. Indem wir das Werk als ein gelungenens bezeichnen, glauben wir es unseren Lesern noch besonders zu empfeh= len, wenn wir den Inhalt der vier Abtheilungen der Hauptsache nach mittheilen. 102 Seiten Erste Abtheilung. Vorkenntnisse. 102 mit 175 Figuren. Sie enthält die geometrischen Vor kenntnisse , die Kenntniß der Werkzeuge und des Seil werks , das Abstecken , Abwägen , Profiliren und die Kennt niß, Erzeugung und Verwendung der Baumaterialien. Blos um dem Verfasser zu beweisen , daß wir sein Werk genau durchgegangen haben , erlauben wir uns fol gende Bemerkungen. 1 ) In § 102 ist der Neigungswinkel zweier sich durch schneidenden Ebenen nicht klar definirt. 2) § 174. Wenn in einer durch ihre Endpuncte abge= steckten Geraden mehrere Zwischenpuncte bestimmt werden. sollen, und man keinen Gehülfen hat, so soll die Gerade zuerst nach einer Seite hin verlängert werden, um dann die Zwischenpuncte mit Hülfe dieser Verlängerung bestim men zu können. Es kann aber doch leicht vorkommen, daß eine Verlängerung der Linie nicht möglich ist, für welchen Fall wir das Verfahren ohne Gehülfen vermissen. 3) S 188 behandelt das Abstecken von Senkrechten auf eine Gerade , und es wird für den Fall , daß die Senkrechte von einem außerhalb der Geraden gegebenen Punct auf diese gefällt werden soll , angeführt, daß dieß nur mit Hülfe eines Winkelhakens (Verfasser bedient sich nämlich zum Abstecken von Winkeln nur des Winkelhakens mit einer von 5 zu 5 Grad eingetheilten Hypothenuse) möglich sei, der dann mit einem Schenkel auf der Linie so lange verschoben wird , bis der andere Schenkel in sei ner Richtung den gegebenen Punct trifft. Hier mag wohl

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--- vorausgesezt sein, was übrigens nicht angegeben ist daß der Punct ziemlich weit von der Geraden entfernt liegt. Ohne diese Bedingung aber erscheint uns jene Be hauptung zu ausschließend , und es wäre insbesondere für die Vorausseßung , daß ein Winkelhaken gar nicht zur Hand ist , gewiß von Interesse, wenn eine oder die andere Auflösung mittelst der Leine für die gestellte Aufgabe angegeben worden wäre. Auch find wir für den beschränkten Fall, in dem End puncte einer Linie eine Senkrechte auf dieſer zu errichten, nicht damit einverstanden, daß man diese Linie über den Endpunct hinaus verlängern müsse , da die Auflösung mittelst der vom Verfasser für den allgemeineren Fall ge= brauchten Leine, ohne Verlängerung der Linie , schneller bewerkstelligt wird. 4) § 357. Daß der dauerhaften und leicht anzuferti= genden Bänder aus Eisendraht zum Binden der Faschinen nicht gedacht worden ist, erklären wir uns dadurch, daß der Verfasser nur die im Felde dargebotenen Mittel im Auge hatte ,, zu welchen der Draht im Allgemeinen nicht zu zählen ist. Dagegen vermissen wir für die Erzeugung der Faschinen das namentlich im Felde praktische Verfah= ren, bei welchem die einzelnen Faschinen von einer stets fortzuspinnenden Wurst abgeschnitten werden. Dieses Verfahren fördert nicht nur mehr , als das gewöhnliche, indem für die zweite und für jede folgende Faschine stets nur ein Kopfschnitt vorzunehmen ist, sondern es erfordert auch bedeutend weniger Reisig , also auch weniger Trans portmittel , ſobald das Material an die Baustelle gebracht werden muß. Zweite Abtheilung. Verrichtungen im Lager. 16 Seiten mit 17 Figuren. Sie beschränkt sich blos auf die technischen Einrichtungen eines von irgend einer Truppe bezogenen Lagers , belehrt also über Herrichtung der Un terkunftsmittel , über die Anlegung der Trink- , Schwemm und Waschanstalten , über die Erbauung der Lagerkoch= herde und der Feldbacköfen , über die Herstellung der Lager= verbindungen 2c. Form und Abstecken des Lagers find absichtlich nicht aufgenommen . Dritte Abtheilung. Verrichtungen in Stel lungen. 64 Seiten mit 84 Figuren. Enthält die Her= richtung von Terraintheilen zur Vertheidigung für einen vorübergehenden Gebrauch, und zwar den theoretischen, angewandten und taktischen Theil der Feldbefestigung. Bierte Abtheilung. Verrichtungen auf dem Marsche. 70 Seiten mit 59 Figuren. Diese Abtheilung begreift die Untersuchung, Ausbesserung , Anlegung, Zer störung und Wiederherstellung der Straßen und Wege, die Herstellung der natürlichen und künstlichen Uebergänge, -die Zerstörung , Ausbesserung und Sicherstellung der Brücken . Besonders dankend muß noch erwähnt werden , daß allen vorkommenden technischen Benennungen die gleich= bedeutenden französischen beigesezt sind , und daß außer dem einer jeden Abtheilung vorausgehenden Inhaltsver= zeichnisse dem Ganzen ein sehr vollständiges alphabetisches Register folgt, wodurch Manchem der Gebrauch des Buches gewiß erleichtert wird.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag,

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18. Januar 1851 .

8.

22

but

Allgemeine Militár - Zeitung. Bayern. München , 13. Dec. 1850.

gm Kriegøminiſterium

Normalſtand der Regimenter zu 3000 Mann gerechnet,

kann man füglich die Summe der regulären Streitnacht der Türkei anf 250,000 , die Marine außer Acht laſſend,

iſt man gegenwärtig mit Anfertigung eines Militär- ſchäßen. Der Soldat iſt gut gekleidet und wird wohl handbuches für das Jahr 1851 beſchäftigt. S p a nie n .

Unter dem Titel „ Hiſtoriſches Album des euros päiſden Kriegøwejenis " ( Album historico de la mi-

gehalten , meiſt mittleren Solages , iſt er träftig und hat wenig Bedürfniſſe. Die Infanterie beſonders iſt im Ge brauch ihrer Waffen und in den taktiſchen Evolutionen wohlgeübt. Wenn man nun noch die irregulären Reiter

maſſen in Anſchlag bringt , welche die Türkei in Bewe gung ſeßen kann , und die mit 100,000 nicht überſchäßt

licia europea) hat der Commandant der Infanterie, de jeden ſein dürften Ganzes , (welcheseiner Madt,woerhältman Bedenken erregen ein muß. Oſtd. Poſt.)

las Cuevas , ein größeres Werk begonnen. Die erſte Lieferung enthält mit entſprechendem Dert den Plan der

Solacht von Marathon, die Abbildung eines Soldaten

Schweden.

vom Dromedarregiment , welches Napoleon bei der Erpe Es iſt bereits in Nr. 93 der A. M. 3. vom vorigen dition in Aegypten errichtete, und die Abbildung eines franzöfiſchen Henerals zur Zeit der Republik im Jahre Jahre erwähnt worden , daß der König bei Gelegenheit 1795. Die Revista inilitar , welche dieſes Werk anzeigt, der Vermählung des Kronprinzen ſich veranlaßt jah , zur

lobt insbeſondere die Sorgfalt der Zeichnung und der Aufmunterung und Belohnung der Unteroffiziere und Mannſchaft der Armee und Flotte zwei neue Ehrenzei

Zllumination . Türkei .

dhen für Verdienſte im Felde oder im Frieden zu ſtiften . Gines der neueren Hefte der ſchwediſchen Militärzeitſchrift enthält die deßfalls erlaſſenen Statuten , die wir nach

Konſtantinopel, 14. Dec. Die Landmacht der folgend im Weſentlichen inittheilen : Türkei theilt ſich in 6 Armeecorps , die Armee von A. Unteroffiziere. Stambul und Rumelien in Europa und in die jenſeitigen

Armeen von Skutari, Anatolien , Arabiſtan und Graf von

S 1.

Der königliche Schwertorden wird , außer den

Hedſchas. Cine jede hat 8. Jnfanterie-, 4 Cavalerie- bereits in demſelben befindlichen 5 verſchiedenen Klaſſen , und í Artillerieregiment. Hierzu kommen noch 2. Inge- noch eine ſechste erhalten , deren Inhaber Schwertmän nieur- und 1 Reſerveartillerieregiment. Die adminiſtra = ner genannt werden. tiven ſowie gerichtliden Angelegenheiten zu verſehen , iſt S 2. Das von den Schwertmännern zu tragende jedem Armeecommandanten ein Conſeil (Medſchlis) bei- Ehrenzeichen wird Sowertzeichen genannt. Zu Jn

gegeben, welches , von einem Feril ( Generallieutenant) habern dieſes Ehrenzeichens werden ſolche Unteroffiziere präſidirt, noch einen Generalmajor ( liva ), 2 Oberſten der Armee und der Marine ernannt, welche auf beſonde der Truppe , 1 Oberſten des Generalſtabes, den oberſten ren , Sr. Majeſtät eingegebenen Vorſchlag von den Regis Rechnungsbeamten , einen Stabsarzt höheren Ranges und ments - oder Corpschefs 2., ſowie den Stationsbefehls einen Geiſtlichen (Iman) für die Rechtspflege begreift,

babern der Flotte empfohlen werden.

und welchem die entſprechenden Kanzleien und Rechnungs$ 3. Um zum Schwertzeichen vorgeſchlagen werden beamten zur Seite ſteben . Außerdem find 3 ähnlich zu- zu können , muß der Unteroffizier zum mindeſten 16 Jahre, ſammengeſepte Conſeils bei den Obercommanden der und darunter wenigſtens 6 Jahre als Unteroffizier gedient fämmtlichen Streitmacht (Seraskierat), der Marine und · haben. Im Felde wird, bet ' bewieſener ausgezeichneter der Artillerie. Das Fuhrweſen iſt mit der Artillerie ver- Tapferkeit und Entſchloſſenheit , von der Dienſtzeit abge

einigt, Pontonnire ſind keine und vou ſogenannten Ertra- feben; auch gilt jedes Kriegsdienſtfahr für 3 Friedens corps überhaupt nur der Generalſtab vorhanden. Den

dienſtjahre.

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§ 4. Für diese Klasse des Schwertornens wird keine besondere Anzahl Inhaber festgeseßt. § 5. Der Unteroffizier, welcher im Kriege verwundet wird oder vom Feinde ein Siegeszeichen gewinnt , wird zum Schwertmanne ernannt , ohne Rücksicht auf die längere oder kürzere Zeit, welche er gedient hat. S 6. Das Schwertzeichen besteht aus einem an den Enden gespaltenen Andreaskreuz von Silber, in_deſſen Mitte ein blaues Schild mit den drei schwedischen Kronen und einem aufrechtstehenden Schwerte von Silber sich be finden . Um das Schild herum in den vier Ecken befinden fich vier Kronen von Silber. Das Zeichen ist auf der anderen Seite eben so beschaffen , mit dem einzigen Unter schiede, daß an der Stelle des blauen Schildes, welches hier von Silber ist , nur ein Schwert mit einem Lorbeer Franz sich befindet; um dasselbe stehen die Worte : „ Pro patria. " § 7. Das Schwertzeichen wird an dem gelben, blau eingefaßten Bande des Schwertordens auf der linken Seite der Brust getragen. S 8. Wer zum Schwertmann ernannt wird , erhält dieses Ehrenzeichen vor der Fronte des Trupps , welchem er angehört, von dem Regiments- oder Corpschef, und bei der Flotte von dem Stationsbefehlshaber. Dieser redet ihn dabei mit folgenden Worten an: „Der König hat als eine Belohnung für Ihr im Dienst an Tag ge= legtes Wohlverhalten , Ihre Treue gegen ihn und Ihre Liebe zum Vaterland Sie (folgt der Name) zum Schwert mann ernannt und mich in Gnaden beauftragt , das könig liche Schwertzeichen Ihnen zu übergeben. Zeigen Sie sich desselben stets würdig!"

Dieselbe besteht aus einer oben mit der königlichen Krone versehenen filbernen Medaille, auf deren Vorderseite sich die drei schwedischen Kronen mit einem aufrecht stehenden Schwerte und der Umschrift „König und Vaterland", auf der Rückseite die Worte Für kriegerische Verdienste" be= finden. Sie wird an dem gelben , blau eingefaßten Bande des Schwertordens auf der linken Brust getragen.

$ 9. Der Schwertmann hat das Schwertzeichen im = mer zu tragen , wenn auch der Orden ihm späterhin ertheilt werden sollte. § 10. Das Schwertzeichen darf nur von solchen ge= tragen werden , die auf die oben erwähnte Weise es em= pfangen haben ; wer hiergegen fehlt , ist derselben Ver antwortung unterworfen , als hätte er unerlaubter Weise das Ritterkreuz des Schwertordens getragen. § 11. Gleich wie bei den Rittern des Schwertordens $ hat, außer dem Ordenskapitel , kein Gericht die Befugniß, den Schwertmann zum Verlust des Ehrenzeichens oder der nachfolgend angegebenen Vortheile zu verurtheilen . § 12. Von den mit dem Schwertzeichen versehenen Unteroffizieren erhalten 60 , in der Ordnung wie sie er nannt wurden , nach erfolgtem Abschied und sobald sie das Lebens- und Dienstalter erreicht haben , welches zur Pension aus der Armeepensionskasse berechtigt, eine Zu lage, als Schwertpension , in der Summe von 30 Reichs thalern bco. jährlich für jeden. Der König wird hierzu die nöthige Dispositionssumme anweisen. § 13. Das Schwertzeichen wird , ohne alle Abgabe, was für einen Namen sie auch haben möge , an die dazu ernannten Schwertmänner abgegeben , muß aber nach deren Ableben zurückgestellt werden.

B. Mannschaft. 1) Für die Mannschaft der Armee und Flotte wird ein Ehrenzeichen , genannt Schwert medaille, gegründet.

2) Diese Medaille wird der Mannschaft, die sich aus gezeichnet hat , auf Vorschlag der verschiedenen Chefs ertheilt. 3) Um zu der Schwertmedaille vorgeschlagen werden zu können, muß der Corporal, Constabler, Soldat, Bootsmann oder Matrose zum mindesten 16 Jahre im Dienst der Krone sich befunden haben. Im Felde wird es eben so wie bei den Unteroffizieren gehalten; auch gilt jedes Kriegsdienstjahr für drei Friedensdienstjahre. 4) Die Anzahl der Schwertmedaillen , welche ausge= theilt werden kann , ist unbestimmt. 5) Demjenigen, welcher die Schwertmedaille erhält, wird dieselbe vor der Fronte der betreffenden Abtheilung auf ähnliche Weise wie § 8 oben vorschreibt , von dem Chef derselben übergeben. 6) Hinsichtlich des Tragens der Medaille gilt dasſelbe, was in S 9 oben gesagt ist. 7) Von der mit der Schwertmedaille versehenen Mann schaft erhalten 200 in der Ordnung, wie sie dazu ernannt wurden, nach erfolgtem Abschied und sobald sie das Le= bens- und Dienstalter erreicht haben , welches sie zum Erhalt der Gratificationen des Wadstena-Kriegsmanns hauses oder der Admiralitäts -Kriegsmannskaffe berechtigt, als Schwertpension eine Summe von 10 Reichsthalern bco. jährlich für jeden; die dazu nöthigen Mittel werden von dem Könige angewiesen. 8) Die Schwertmedaille wird ohne alle Abgabe ertheilt.

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T Literatur . 1) Die Schlacht bei Kolding am 23. April 1849. Nach den besten und ausführlichsten Quellen, dienſt= lichen Berichten , Mittheilungen von Augenzeugen u. f. w. bearbeitet und herausgegeben von F. R. Rothenburg, königl. preuß. Artillerie- Premier= lieutenant a. D. Mit einem Plane des Schlacht Im Selbstverlage feldes . gr. 8. Berlin 1849. des Verfassers . (39 S.) 2) Das Treffen bei Gudsoe und Taulow - Kirche am 7. Mai 1849. Nach den besten Quellen u . s. w herausgegeben von F. R. v. Rothenburg , königl. gr. 8. preuß. Artillerie -Premierlieutenant a. D. Berlin 1850. Jm Selbstverlage des Verfäffers . (16 S.) Der Verf. fährt in derselben Weise wie bisher fort, die Kriegsgeschichte mit seinen gründlichen und trefflichen Ausarbeitungen zu bereichern. Wir haben nur zu sagen, daß auch diesen Lieferungen in vollem Maße das Lob

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gebührt , welches wir den anderen bereits ausführlich er theilt haben, und können uns ſonach gleich zu einer Skizze des Inhaltes wenden. Der Schlacht bei Kolding geht zunächst die Erzählung der Einnahme der Stadt am 20. April voraus. Am 19. April stand die schleswig-holsteinische Avantgarde brigade (2 Jägercorps , 2 Bataillone, 2 Schwadronen und eine 6pfündner Batterie) unter Oberst v. Zastrow der Stadt Kolding gegenüber an der jütischen Gränze , schon des Befehls gewärtig , den Rückzug anzutreten. Dafür kam den 20. Morgens 5 Uhr ſehr erwünscht der entgegen gesezte : „die Dänen anzugreifen , sie nach Kolding hinein zuwerfen und die Südervorstadt bis zur Brücke in Besiz zu nehmen." Sofort traf Oberst v. Zastrow ſeine Dis position und schon um 61 Uhr begann der Angriff gegen die dänischen Vorposten auf den Höhen südlich der Stadt, das 2. Jägercorps in Compagniecolonnen voraus , das 1. ebenso als zweites Treffen , das 10. Bataillon , die Reiterei und die Artillerie hinter der Mitte, das 9. Ba= taillon hinter dem rechten Flügel. Nach kurzem Gefecht waren die Dänen von den Höhen hinabgeworfen, nach längerem und hartnäckigerem aus der Vorstadt verdrängt. Aber der Oberst v. Zastrow nahm seinen Auftrag in höhe rem Sinne, als dem einer dürftigen Erfüllung des Wort lautes , er jah bald, daß erst mit der Einnahme der gan zen Stadt Kolding der schleswig-Holsteinischen Armee ein gesicherter Brückenkopf an der Kolding-Au , von wo sich jederzeit nach Jütland hervorbrechen laffe, gewonnen sei; daher schritt er, nach einer raschen Recognoscirung , zum Angriff der starken feindlichen Stellung. Nach kurzem gegenseitigem Herumſchießen ging's , noch ehe die herbei gerufene Artillerie angekommen war, zum Sturm auf die verbarrikadirte Brücke; sie wurde im ersten Anlauf genom=

nach einem für die Deutschen durch die Feindseligkeit der Einwohner besonders gefahrvollen Moment mit dem glück lichen Rückzug aller ihrer Abtheilungen über die Brücke endete. Inzwischen hatte sich die erste Brigade und die Artillerie der Schleswig-Holsteiner auf den Höhen südlich der Stadt vereinigt, die Avantgardebrigade nahm dahinter Reserveſtellung und bald konnte wieder zum Angriff ge= schritten werden. Nach einer kräftigen Beschießung durch die Artillerie wurden das 3. Jägercorps und das 4. Jn fanteriebataillon zum Sturme geführt und nach einem glänzenden Gefecht war die Stadt wieder gewonnen , der Feind in vollem Rückzug . Inzwischen war der Gang des Gefechts auf dem lin ken Flügel ein ganz ähnlicher. Im Anfang wurden die schwachen deutschen Abtheilungen von dem überlegenen Feinde nach tapferer Gegenwehr zurückgedrängt und ver loren wohl eine halbe Stunde Boden ; als aber die schles= wig-holsteinische zweite Brigade herankam und nach und nach in's Gefecht eingriff, da stellte es sich wieder her. Einen Augenblick lang war Gefahr, daß das deutsche Heer in zwei Theile getrennt würde, die zwei höchsten Offiziere auf diesem Flügel lagen verwundet , die Leitung fehlte und die Truppen waren von der langen Arbeit sehr erschöpft. Aber ihre Ausdauer , das Zögern des Feindes und ein rechtzeitiges Eingreifen der Artillerie machten Alles wieder gut. Von dieser war es besonders Haupt mann v. Dalig, der mit einer ganz neu errichteten Bat terie, ohne erst besonderen Befehl zu erwarten , an einer glücklich gewählten Stelle aufführ, durch kühnes und rasches Feuern dem Feinde die Ueberzeugung aufdrang, daß ganz neue Kräfte gegen ihn auftreten , und so wesent= lich zu deffen Rückzug mit beitrug. Sowie dieser entschieden war , erhielt die Avantgarde= brigade, die inzwischen vom Kampf am Morgen ausgeruht war, Befehl , in der Mitte zwischen beiden Hauptgefechts puncten über die Kolding- Au zu gehen , sich zwischen die beiden dänischen Corps zu werfen und demjenigen des Generals v. Rye wo möglich den Rückzug nach Veile ab zuschneiden. Doch der Feind hatte zu großen Vorsprung, als daß dieß hätte erreicht werden können; die Avant gardebrigade kam nicht mehr zum eigentlichen Gefecht, machte aber bei der Verfolgung noch einzelne Trupps dänischer Nachzügler zu Gefangenen. Das siegreiche Heer lagerte auf dem so rühmlich behaupteten und gewonnenen Schlachtfeld ; die Vorposten , welche auf dem rechten Flü gel wieder die Avantgardebrigade übernommen hatte, zogen vom Koldinger Fjord an in weitem Bogen um Kolding her bis über Eistrup hinauf. Mit einem Gesammtverlust von etwa 400 Mann hatte das junge Heer gegen einen überlegenen Feind dieſen schönen Sieg erkauft. Seine Früchte gingen leider ver loren. Der Oberbefehlshaber der Reichstruppen, General v. Prittwig , ließ sich in der Führung der Armee den Einspruch einer unglückseligen , nie zu rechtfertigenden Politik gefallen und schob gegen alle Gebote einer ein= sichtigen und tüchtigen Kriegführung das Einrücken in Jütland hinaus. Hätte er mit ganzer Macht und vollem Nachdruck den geschlagenen Feind, dem er schon damals um mehr als das Doppelte überlegen war , verfolgt ; er hätte innerhalb der 14 Tage , die nun bis zum Einrücken

men, der Feind aus der Stadt hinausgetrieben und auf den Straßen von Friedericia und Veile verfolgt. Der Verlust der Schleswig -Holsteiner war 7 Todte und 26 Verwundete. Sie befestigten nun an den zwei folgenden Tagen ihre Stellung in und vor Kolding durch Erdauf würfe und Barrikaden und hielten sich in trefflicher Stel lung auf einen Angriff bereit , den untrügliche Zeichen anzukündigen schienen. Und in der That gedachten die Dänen die Niederlage von Schleswig an ihrem Jahrestage zu rächen und rück ten am Morgen des 23. in zwei Brigaden gegen Kolding und mit einer dritten unter General v. Rye eine halbe Meile westlich von Kolding gegen Eistrupp , um dort die Kolding- Au zu überschreiten und die Schleswig -Holsteiner in der linken Flanke zu umgehen. Die Schlacht zerfällt danach in einen Kampf auf dem rechten Flügel der Schles wig-Holsteiner um Kolding, in einen auf ihrem linken Flügel bei Eistrupp und in den lezten Entscheidungsan griff durch die Avantgardebrigade in der Mitte. In diese drei Hauptmomente und eine Reihe von Unterabtheilungen scheidet sich denn auch die Erzählung. Früh nach 6 Ühr wurden die schleswig-Holsteinischen Vortruppen auf den Straßen von Veile und Fridericia angegriffen , hielten sich aber in guter Stellung so wacker , daß es erst nach mehr tündigem Gefecht und großen Verlusten dem zehnfach überlegenen Feind gelang , fie in die Stadt zurückzudrängen. Um diese entspann sich nun ein hartnäckiges Gefecht, das,

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ganz nußlos verstrichen, wohl ohne Widerrede die ganze Halbinsel vom Feinde säubern können und Fridericia hätte hernach der vereinigten Macht nicht lange widerstanden. Statt dessen ward den Dänen volle Zeit zur Besinnung und Erholung gelassen , volle Zeit, um die Festung erst noch völlig herzurichten und auszurüsten. Die schleswig Holsteinische Armee , zu schwach , um die Verfolgung allein zu übernehmen , mußte sich begnügen , in ihrer Stellung zu verharren. Am 24. geschahen Recognoscirungen gegen die Danen, welche ergaben, daß General v. Rye in und um Veile, ihre Hauptmacht aber auf der Straße nach Fridericia bei Gudjoe stand. Bis zum 2. Mai blieb es nun ruhig. Am 3. Mai befahl der General v. Bonin , der am 2. fein Hauptquartier vorwärts nach Kolding verlegt hatte, dem Oberst v. Zastrow eine Recognoscirung auf der Straße nach Fridericia, um Stellung und Stärke des Feindes kennen zu lernen. Dieser Auftrag wurde mit 1 Jäger compagnie, 2 Bataillonen, 2 Schwadronen und 4 Ge schüßen meisterhaft ausgeführt. Der kühne Führer ging, die Säger auf Wagen , die Reiterei und 2 Geschüße voran, in raschem Zuge bis mitten in die Dänen hinein, zwang sie, eine bedeutende Macht zu entwickeln, gewann so voll kommene Auskunft über ihre Stärke und Stellung_und nahm dann , dem nachdrängenden Feind in mehreren Stel lungen die Spize bietend , mit geringem Verlust seinen Rückzug. Eine Recognofcirung von weniger Wichtigkeit geschah am nämlichen Tag auf der Veiler Straße bis über Alminde hinaus. Am 7. Mai geschah endlich auf Befehl des General lieutenants v. Prittwiß das allgemeine Einrücken in Jüt

Schleswig-Holsteiner ihre Bewegung hauptsächlich gegen den feindlichen rechten Flügel und machten auch dort einige Fortschritte. Inzwischen hatte das 2. Jagercorps von der Avantgardebrigade, dann die ganze 2. Brigade Befeht erhalten, den Weg über Eltvang und Vilstrup zu nehmen, um den rechten Flügel der Dänen energisch zu umfassen, zu werfen und den Grund am Holmsee zu überschreiten, wodurch die erste starke Stellung der feindlichen Haupt macht auf ihrer rechten Flanke im Rücken , die zweite bet Krybily ziemlich in der rechten Flanke gefaßt werden mußte. Diese Bewegung gelang ; die Dänen fingen um 11 Uhr an, ihre erste Stellung zu räumen ; die Schles wig-Holsteiner brangen lebhaft nach; im zweiten befestig= ten Abschnitt bei Krybily und Tanlow-Kirche setzte sich

land, General v . Bonin erhielt dabei den Auftrag, gegen Fridericia vorzurücken und sich in Besiz des Abschnittes zwischen Kolding, Fridericia und Holzminde zu sehen. Um 8 Uhr sehte sich die Avantgardebrigade, das 1. Jäger corps und 2 Schwadronen Dragoner voran , in Bewe gung , ihr folgten die 1. und 2. Brigade in angemessener Entfernung auf der Hauptstraße , die 2 Dragonerregi menter sollten den Weg über Brandrup , Vilstrup und Hoirup zur Deckung der linken Flanke nehmen . Bei Bei der der Bjerter Schlucht kam es um 81 Uhr zum Gefecht ; die Danen waren bald auf ihre Hauptstellung hinter dem in standen sie in Abschnitt von Gudsoe zurückgeworfen . Dort Dort standen der Stärke von etwa 12 Bataillonen , durch die Boden= gestaltung sehr begünstigt , den linken Flügel an die Gud foe-Bucht gelehnt, den rechten über Vilstrup hinaus bis an die Vilstrup-Kirche ausgedehnt. Die steilen Höhen hinter dem Gudsoebach waren durch verschanzte Batterieen vertheidigt, am Thalrand waren zwei Etagen Schulter wehren für Infanterie angebracht ; etwa 1000 Schritte weiter östlich bei dem Krybily-Krug war ein ähnlicher Bodenabschnitt auf gleiche Weise zur Vertheidigung ein gerichtet. Vor dieser starken Stellung, die von vornen zu nehmen die Avantgardebrigade viel zu schwach war, kam um 10 Uhr das Gefecht zum Stehen; zur Unter stügung des 1. Jägercorps wurden nach und nach eine 6pfündige und eine 12pfündige Batterie und das 9. und 10. Infanteriebataillon hereingezogen ; dabei richteten die

der Feind wieder und wieder gelang es der umfassenden Bewegung des 2. Jägercorps und der 2. Brigade, ihn zum Rückzug zu nöthigen. Gegen 3 Uhr was das Ge= fecht beendigt; die Dänen gingen ohne weiteren ernstlichen Widerstand theils über Erritfoe, theils über Snoghvi nach Fridericia; um 5 Uhr fiel ein vor dem Gehöfte von Snoghoi angelegter starker dänischer Brückenkopf den Schleswig-Holsteinern ohne Kampf in die Hände; fünf dänische Strandbattericen auf der Insel Fünen eröffneten etwas später noch ein furchtbares Feuer , thaten übrigens keinen bedeutenden Schaden. Die schleswig -holsteinische Armee bezog Bivouaks gegenüber Fridericia ; es hatten von ihr gegen den Feind , der 15 Bataillone in's Gefecht gebracht haben soll, nur 6 Bataillone und 3 Batterieen am eigentlichen Kampf Theil genommen , ihr Verlust war 7 Tobte und 78 Verwundete und Vermißte. Die sehr lebendige, ausführliche und anziehende Er= zählung enthält eine Menge schöner Züge , die den kalt= blütigen Muth der schleswig -Holsteinischen Soldaten eigen thümlich charakterisiren; wir bedauern, daß wir nicht einige davon mittheilen konnten. Die Tage von Kolding und Gudsoe sind ohne Zweifel die schönsten und befriedi gendsten , welche die zwei ersten Feldzüge in Schleswig Holstein aufzuweisen haben. Gewiß ist von anderen dent schen Truppen an ihren Ehrentagen eben so rühmlich ge= fochten worden; aber nirgends haben die Führung und die Tapferkeit der Soldaten so schön zusammengewirkt, um einen Erfolg zu gewinnen , wie er unter den gegebenen Umständen nicht schöner und vollständiger gedacht werden konnte. Unter den höheren Führern verdient außer dem Oberbefehlshaber, Général v. Bonin , noch ganz besonders der Oberst v. Zastrow genannt zu werden , der an der Spize seiner braven Avantgardebrigade eine Umsicht, eine Kühnheit , ein Talent der Führung entwickelte, das in Verbindung mit seinem leutseligen , die Herzen der Sol daten gewinnenden Benehmen dazu berechtigt, auch für die Zukunft die schönsten Hoffnungen auf ihn zu sehen. Daß an ihm und Andern, die dort eine treffliche und rühmliche Schule gemacht , das Vaterland noch Männer hat, auf die es für die Tage noch drohender Gefahren = vertrauen kann ; das ist einiger Trost für das bittere Ge fühl , daß so viel Anstrengungen bis jest umsonst waren, daß so viel edles Blut für eine gute Sache ' vergebens geflossen ist.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

N

21. Januar 1851 .

9.

Allgemeine Militár - Zeitung. Preußen .

Summa 25,841,449 Thlr. 8 Sgr. 5 Pf. Von dieſem Betrage werden 89,815 Thlr. 21 Sgr. als Penſionsbei

Berlin , 10. Jan. Der dritte und vierte Band der Anlagen zu dem Staatóbaushaltsetat iſt fekt an die Ab-

träge entrichtet. Ais künftig wegfallend ſind 404,234 Thlr.

geordneten vertheilt worden. Die „ Lith . Correſp ." ent nimmt dem legten Bande über den État der Militär verwaltung folgende Angaben : Bei der Anlegung des

Oeſterreichiſche Monarchie.

Gtats der Militärverwaltung für 1851 haben , mit ge-

11 Sgr. 1. Pf. angegeben .

Wien , 2. Jan.

Feldmarſchalllieutenant Ritter von

ringen Ausnahmen , alle Bemerkungen Berücffichtigung Schönhals iſt auf Anſuchen in den Ruheſtand verſeßt gefunden , welche von Seiten der zweiten Kammer bei der

und demſelben in Anerkennung ſeiner langen und ausge

Prüfung des Etats für 1849 und 1850 gemacht worden

zeichneten Dienſtleiſtung, nebſt dem Charakter und der

find. Der Etat für 1831 hat dadurch in ſeinen einzelnen Penſion eines Feldzcugmeiſters, eine Perſonalzulage von Titeln vielfache Veränderungen erfahren. Da , wo die Bemerkungen nicht berückſichtigt wurden , ſind entſprechende Erläuterungen hinzugefügt.

-

jährlich zweitauſend Gulden verliehen worden , wobei fich der Raifer die militāriſơen Kenntniſſe und Erfahrung

Im Ganzen ergeben ſich desſelben für den Dienſt vorbehalten hat.

folgende Reſultate: Die Einnahmen der Militärvers waltung ( Beiträge aus Specialkaſſen , einmonatliche Ge halte , welche innebehalten ſind, Penſionsbeiträge , Miethen

und Pachte, Einnahmen des großen Generalſtabes 2.) für 1851 betragen 224,432 Thlr. 21 Sgr. 1 Pf. , im Vergleich mit denen des vorigen Jahres 6102 Thlr. 8 Sgr.

Württemberg . Der Beobachter " theilt unter der Ueberſchrift : Das neue Beutter'de Zündnadelbüchſenſyſtem , Fol

gendes mit : „ Dieſe Erfindung der Gebrüder Beutter aus

mehr. Dagegen beträgt die Ausgabe: a) Ordinarium : Reutlingen verdient um ſo mehr Anerkennung , als durch 25,811,419 Thlr. 8 Sgr. 5 Pf. , alſo 346,075 4 Sgr. 2 Pf. mehr als 1850.

b) Ertraordinarium : 1,070,611

Thlr. , mithin für 1851 weniger 639,749 Thlr. 10 Sgr. 9 Pf. als ' 1850. c) Nebenfonds : im jährlichen Ertrage Pf , alſo 22,475 Thlr. 13 Sgr.. 550,752 Thlr. 8 Sgr. 3 . 3. Pf. höher als 1850. Die Mehrausgabe bei dem OrDr dinarium iſt hauptſächlich durch den Mehrbedarf für die größere Stärke der Truppen in Mainz und Luremburg von etwa 118,000 Thlr. und durd, die zur Ausrüſtung der Feſtungen und zum Retabliſſement der Defenſions : artillerie beſtimmten 100,000 Thlr. herbeigeführt. Ferner

fie die weſentlichen Mängel áller früheren Arten dieſer Gewehre , namentlich auch der preußiſchen Zündnadelge-= wehre, beſeitigt find. Während z. B. die Trefffähigkeit

bei den preußiſchen Gewehren unter dermustete liebt,nifi

ließen fich mit den Beutter'ſchen Büchſen Reſultate erzie

len, die denen der beſten Büdſen des alten Syſtems nicht nachſtehen. nachſtehen . Bei einer im Sommer abgehaltenen Schieß probe , 'welcher der jeßige Kriegsminiſter , Generallieute nant v. Miller, beiwohnte, wurden aus einem dieſer Ge wehre über 100 Shüſſe nach einander gethan , ohne daß eine Reinigung nöthig wurde. Die Leichtigkeit des Ladens

iſt der für 1850 abgeſepte Theil von den Koſten für Land- blieb ſich troß der' heißen und trođenen Witterung ganz wehrübungen im Betrage von 56,000 Thlr. wieder ange- gleich, und als nach dem lekten Schuß durch den Lauf feßt. Endlich iſt als Mehrbedarf für das Marinereſen hindurch geſehen wurde, zeigte fich das Innere desſelben der Betrag von 71,000 Thlr. und an Penſionen etwa faſt ganz rein und nur ein weicher Pulverſchleim hatte ſich 60,000 Thlr. zu berechnen .' Die Ausgaben ad a. betra = um die Mündung angeſeßt. Das Ergebniß der Treff gen : 1 ) für das Miniſterium und die Generalmilitärfaſſe

fähigkeit – beißt es in dem Zeugniß , welches Herr Ge

265,573 Thlr. , 2) für das Heerweſen 21,981,127 Thlr.

nerallieutenant v. Miller dem Herrn Beutter ausgeſtellt

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14 Sgr., 3) für die Marine 353,488 Thlr. 11 Šgr. 1 Pf., hat – war ein überraſchend gutes ; nicht allein ,daß die 4 ) das Invalidenweſen 3,078,500 Thlr. 16 Sgr., 5) das Kugeln auf die kürzeren Entfernungen (330 w . F.) das Potsdamer große Militärwaiſenhaus 120,019 Thlr. 27 Sgr. Schwarze mit 6 ". Durchmeſſer höchft ſelten fehlten , ſo 4 BF , 6) die Militärwittwenkaſſe 42,710 Thlr.; in wurde auch noch bis auf die weiteſten Abſtände immer ſehr

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gut Schuß gehalten und die Scheibe von 6' Höhe und 4' Breite (auf 1000') stets getroffen. *) Ein Hauptübelstand bei den preußischen ist die starke Ausströmung des Gases, sowie der starke Rückstoß , welcher jedenfalls das richtige Zielen unmöglich macht. Dagegen ist bei dem Beutter' schen System die Gasausströmung sehr unbedeutend und ber Rückstoß weniger stark, als bei anderen Büchsen . Auch hinsichtlich der Dauerhaftigkeit find an den Beutter'schen Gewehren sehr umfangreiche und zweckmäßige Verbesse= rungen angebracht, so daß z. B. die Verschließung öfters rosten darf, che sich der Schüße veranlaßt sieht, die Hülfe des Büchsenmachers in Anspruch zu nehmen. Hinsichtlich der Sicherheit des Ladens , des Entladens 2c. haben die Beutter'schen Büchsen entschiedene Vortheile vor allen anderen. Der Preis der Patronen ist unbedeutend höher als die Munition zu den alten Büchsen, und es find die Patronen sehr dauerhaft und bequem zum Transportiren. Man erblickt in dem Beutter'schen System von Zündnadel büchsen die Vereinigung aller Wünsche eines Schüßen : bequemes und sicheres Laden in allen Lagen und zu allen Zeiten, sicheres Schießen und starke Kraft der Kugel. Ist einmal diese neue Gewehrart verbreitet , so müffen sich in der Kriegsart ganz andere Verhältnisse gestalten. Vorder= hand haben die Einzelnen , welche sie besigen , den Vor theil."

III. Reitende Artillerie. 1 Unterarzt 1 Kl. wie oben, 1 Wachtmeister 12 Ngr., 1 Oberfeuerwerker 9 Ngr. 1 Unterarzt 2. Kl. wie oben, 1 Feuerwerker 7 Ngr. , 1 Fourier 7 Ngr. 5 Pf., 1 Cor poral 6 Ngr., 1 Trompeter 5 Ngr. 5 Pf., 1 Oberkano nier 3 Ngr. 5 Pf. , 1 Sattler 5 Ngr. , 1 Schmied 5 Ngr., 1 Kanonier 2 Ngr. 8 Pf. IV. Fußartillerie.

1 Unterarzt 1. Kl. wie oben , 1 Wirthschaftssecretär wie oben, 1 Feldwebel 12 Ngr. , 1 Oberfeuerwerker 9 Ngr. 1 Stabssignalist 8 Ngr. 1 Unterarzt 2. Kl. wie oben, 1 Feuerwerker 7 Ngr. , 1 Profoß wie oben , 1 Stabs= fourier wie bei der Reiterei, 1 Gerichtsschreiber 9 Ngr. 5 Pf., 1 Wirthschafts- und Compagniefourier 7 Ngr. 5 Pf., 1 Corporal 6 Ngr. , 1 Oberkanonier 3 Ngr. , 1 Sattler 5 Ngr. , 1 Schmied 5 Ngr., 1 Signalist 3 Ngr., 1 Zimmermann und Kanonier 2 Ngr. 5 Pf.

P



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V. Commissariats train. 1 Unterarzt 1. Kl. wie oben, 1 Roßarzt wie oben, 1 Wachtmeister 12 Ngr. 1 Unterarzt 2. Kl. wie oben, 1 Unterwachtmeister 6 Ngr. 5 Pf. , 1 Fourier 7 Ngr. 5 Pf., 1 Corporal 5 Ngr. 5 Pf. , 1 Trompeter 5 Ngr. 5 Pf., 1 Vicecorporal 3 Ngr. 5 Pf. , 1 Schmied 5 Ngr., 1 Satt ler 5 Ngr. , 1 Fahrer 2 Ngr. 5 Pf.

+ F

VI. Linien infanterie.

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Königreich Sachsen. Wir geben im Folgenden eine Uebersicht der neuen täglichen Löhnungsfäße bei den verschiedenen Waf= fengattungen der königlich sächsischen Armee : I. Reitere i.

1 Unterarzt 1. Klasse, einschließlich Bekleidungsgeld : 16 Ngr. 5 Pf.; 1 Roßarzt 18 Ngr.; 1 Wirthschafts secretar 20 Ngr.; 1 Wachtmeister 12 Ngr.; 1 Stabstrom peter 8 Ngr. 1 Unterarzt 2. Klaffe, einschließlich Beklei dungsgeld: 12 Ngr. , 1 Stabswachtmeister 6 Ngr. 5 Pf., 1 Unterwachtmeister 6 Ngr. 5 Pf., 1 Profoß 4 Ngr. 5 Pf. 1 Stabsfourier, einschließlich Bekleidungsgeld : 11 Ngr., 1 Brigade- und Regimentsfourier 9 Ngr. 5 Pf., 1 Wirth= schafts- und Compagniefourier 7 Ngr. 5 Pf. (Zulage für Ersteren 2 Ngr.), 1 Corporal 5 Ngr. 5 Pf., 1 Trom peter 5 Ngr. 5 Pf. , 1 Vicecorporal 3 Ngr. 5 Pf., 1 Büchsenmacher 6 Ngr., 1 Schmied 5 Ngr. , 1 Sattler 5 Ngr., 1 Soldat 2 Ngr. 5 Pf. II. Pionnir- und Pontonnircompagnie. 1 Unterarzt 1. Kl . wie oben; 1 Feldwebel 12 Ngr. 1 Unterarzt 2. Kl. wie oben; 1 Serschant 7 Ngr. , 1 Fou rier 7 Ngr. 5 Pf., 1 Corporal 6 Ngr. , 1 Oberpionnir und Oberpontonnir 3 Ngr. 5 Pf. , 1 Signalist 3 Ngr., 1 Soldat (Pionnir , Pontonnir) 3 Ngr.

*) Nach diesem Bericht wären die Ergebnisse hinsichtlich der Trefffähigkeit mindestens so gut , als die der Wild'schen Büchsen , obgleich die Wild'sche Büchse eine doppelt so schwere Kugel schießt, als die Beutter'sche Zündnadelbüchse. Es ist dieß der Unterschied der Spißkugeln und der runden.

1 Unterarzt 1. Kl. wie oben , 1 Wirthschaftssecretär wie oben, 1 Feldwebel 10 Ngr. 5 Pf. , 1 Brigadesignalist 3 Ngr. 1 Unterarzt 2. Kl. wie oben , 1 Fahnenträger 9 Ngr. 5 Pf. , 1 Serschant 6 Ngr. , 1 Profoß 4 Ngr. 5 Pf., 1 Stabsfourier wie bei der Reiterei, 1 Brigade- , Regi ments , Bataillonsfourier- und Gerichtsschreiber 9 Ngr. 5 Pf., 1 Wirthschafts- und Compagniefourier 7 Ngr. 5 Pf., 1 Corporal 4 Ngr., 1 Bataillonssignalist 8 Ngr., 1 Vicecorporal 3 Ngr. , i Büchsenmacher 6 Ngr. , 1 Sig= nalist 3 Ngr. , 1 Zimmmermann und Soldat 2 Ngr.

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VII. Leichte Infanterie. 1 Unterarzt 1. Kl. wie oben , 1 Wirthschaftssecretär wie oben , 1 Feldwebel 10 Ngr. 5 Pf., 1 Brigadesigna= 1 Unterarzt 2. Kl. wie oben , 1 Serschant list 3 Ngr. 6 Ngr., 1 Profoß 4 Ngr. 5 Pf., 1 Brigade- und Ba= taillonsfourier 9 Ngr. 5 Pf. , 1 Wirthschafts- und Com= pagniefourier 7 Ngr. 5 Pf. (Zulage für den Wirthschafts = fourier bei jeder Truppe 2 Ngr.), 1 Oberjäger 4 Ngr. 5 Pf. , 1 Corporal 4 Ngr., 1 Bataillonsfignalist 8 Ngr., 1 Vicecorporal der Jäger 3 Ngr. , 1 Vicecorporal 3 Ngr., 1 Büchsenmacher 6 Ngr. , 1 Signalist 3 Ngr., 1 Jäger 2 Ngr. 5 Pf. , 1 Zimmermann und Schüße 2 Ngr. H. Dresden.

Bayern. München, 28. Dec. 1850. In Betreff der Uni formirung der Generale und Offiziere wird durch Rescript des Kriegsministeriums vom 27. d . M.

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Folgendes bestimmt: 1) Die Feldmarschälle und die gefammte Generalität , sowie alle jene Offiziere des Heeres, welche bisher den Waffenrock nicht hatten , haben nunmehr diesen künftighin gleichfalls zu tragen. 2) Diese Waffen röcke sind, wie die bei der Cavalerie eingeführten , rück wärts geschlitt zu tragen, und haben die Generale die vorgeschriebene Stickerei auf Kragen und Aermelaufschlä gen, nicht aber zwischen den Tailleknöpfen zu tragen. 3) In jenen Fällen , wo den obengedachten Chargen (Zif= fer 1 ) bisher das Tragen des Uniformfracks mit den engen Beinkleidern und hohen Stiefeln vorgeschrieben war, haben dieselben in dieser Uniform , d. i . im Uniformfrack mit engen Beinkleidern und hohen Stiefeln , bis auf Wei teres auch ferner zu erscheinen . 4) Das Tragen des Uni formüberrocks ist von nun an nur mehr den Feldmarschäl= len und der Generalität, welche Stickerei auf den Uni formårmelaufschlägen haben , also mit Ausnahme der Generaladjutanten , gestattet. 5) Bei der Leibgarde der Hartschiere hinwieder hat es dießfalls bei dem für dieselbe dermalen Vorgeschriebenen sein Verbleiben und demnach keine Neuerung oder Abänderung einzutreten. 6) Als längster Termin für das Anschaffen des Waffenrocks wird der Zeitraum eines halben Jahres festgesezt. (Nürnb. Corresp.)

Griechenland.

Athen, 28. Dec. 1850. Der Kriegsminister legte heute der Deputirtenkammer einen Gesezesentwurf über den Stand des Heeres , das Beförderungs und Pensionswesen vor. Wittwen und Waisen baye rischer, in griechischen Diensten verstorbener Militärs sollen Staatsversorgung erhalten. (A. 3.)

Spanien. Die Generaldirection der Infanterie ist gegenwärtig damit beschäftigt , eine Umänderung in der Beklei = dung der Jägerbataillone vorzubereiten ; man beab fichtigt nämlich, dieselben nach dem Muster der franzöfi= schen Jäger zu Fuß zu bekleiden. Die Revista militar, welche die Nachricht mittheilt, findet diese Absicht des Generaldirectors der Infanterie sehr angemessen , weil nach ihrer Ansicht die spanischen Jägerbataillone gegenwärtig weder die für eine solche Waffe ihnen zukommende passende Kleidung noch Bewaffnung hätten. Sie hält nur dafür, daß man sich nicht allzuängstlich an das französische Muster halten , sondern diejenigeu Veränderungen eintreten lassen möchte, die für Spanien geeignet wären. Sie spricht ihre Meinung bezüglich der Farbe des Tuches aus und empfiehlt das graue. Auch bemerkt sie, daß man bei Gelegenheit der Umänderung manche unnüße Gegenstände der Bekleidung, wie z. B. die Epaulette , abschaffen könne. Die Art des Lederzeugs der französischen Jäger , sowie auch deren Bewaffnung scheint ihr sehr empfehlenswerth.

Eine Ansicht

über

conforme Signale bei con

förderirten Truppencorps. Eine Nebereinstimmung der Signale bei einem conför= derirten Truppencorps erscheint nur insoweit nothwen dig, als dadurch Mißverständnisse und Irrungen vermie= den und gemeinsame Zwecke gefördert werden sollen. Es dürfen nämlich nicht dieselben Signale bei den verschiede= nen Contingenten verschiedene Bedeutung haben , z . B. nicht bei dem einen rechts bedeuten , worunter bei dem andern links verstanden wird 2c.; und es müssen ferner für allgemeine Beziehungen und das Ganze betreffende Ausführungen auch , allgemein gültig , gleichlautende Sig nale bestehen. Hätten wir in der angeregten Beziehung Bestimmungen zu ertheilen, so würden wir etwa Folgendes verfügen : a) Jedes Regiment und Bataillon erhält ein besonde= res Aufbruchſignal. b) Alle Regimenter und Corps c. erhalten ein bei allen Contingen in den verschiedenen Waffen gleichlauten= des Signal 1 ) für Allarm , 2) zu allgemeinem Aufbruch, 3) zur Reveille, 4) zur Retraite, 5) für Vorwärts , 6) für Rückwärts , 7) für Halt , 8 ) für Rechtsum , 9) für Links um , 10) für rechter Flügel , 11 ) für linker Flügel , 12) für Mitte, 13) zum Gefechtseinstellen . c) Die Infanterie insbesondere erhält für Trommler und Musik bei allen Contingenten gleichlautende Märsche, welche a . Avanciren , b. Retiriren andeuten. d) Alle übrigen Märsche , Signale, musikalische Ehren bezeugungen 2c. verbleiben in den verschiedenen Contin genten, wie sie der Nationaleigenthümlichkeit entsprechend fich gebildet haben oder sich noch bilden werden, mit dem Vorbehalt jedoch, daß sie nicht in einem anderen Contin gent mit verschiedener Bestimmung existiren . Die Tendenz dieser Andeutungen , deren Realisirung allen Inconvenienzen und Nachtheilen zu begegnen scheint, welche zweideutige oder unbekannte Signale oft bei con= förderirten Truppenmaffen erzeugen können , liegt im All gemeinen zu nahe, als daß sie einer beſonderen Erörterung bedürfte. Wir beschränken uns deßhalb darauf, ad a und e daran zu erinnern , wie belästigend und unter Umständen hierdurch nachtheilig es ist , wenn Signale oft zwecklos in Activität versezen , und wie wichtig es in der Schlacht linie sein kann , zu wiffen , ob der durch Pulverdampf, Staub, Nebel oder coupirtes Terrain maskirte Coope= rirende im Vor- oder Zurückgehen begriffen ist. Wenn auch eine völlige Uebereinstimmung der Sig male 2c. bei conförderirten Truppenmassen eben nichts schadet, so fragt es sich doch, ob der Nußen derselben im richtigen Verhältniß zu Mühe , Zeitaufwand und anfäng licher Unsicherheit der Ausführung stehe , welche durchgrei fende Reformen stets in ihrem Gefolge haben, und könnte es hiernach genügend erscheinen , sich blos auf das Noth wendige zu beschränken. Wir huldigen dieser Ansicht um so mehr , als , sowie jede Individualität durch ihre Eigen thümlichkeiten sich markirt, so auch Nationalindividuali täten repräsentirenden Körpern nicht alle Eigenthümlich keit entzogen werden darf, wenn sie nicht am Ende auf hören sollen , die Repräsentanten einer besonderen Indi= vidualität zu sein.

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Einsender dieser , bereits Anfangs 1812 geschriebenen flüchtigen Zeilen hat inzwischen , 1849 in Baden , seine sub b ausgesprochene Ueberzeugung von der Unentbehr lichkeit der Signale Rechter Flügel ! Linker Flügel! und Mitte! wiederholt auf dem Schlachtfelde bestätigt gefunden. Im Begriff, ein vorliegendes Dorf zu stürmen, sollten die links der formirten Sturmcolonne , hoch_oben in den steilen Weinbergen befindlichen , mit dem Feinde engagirten Truppenabtheilungen aufdrängen und rasch vorgehen, um den Angriff zu erleichtern. Die Möglich keit, ihnen diese Absicht schnell kund zu geben , war aber nicht vorhanden , weil man das Signal Linker Flügel ! entbehrte und , obschon jene Truppentheile im Angesicht des Commandirenden sich befanden , dieselben zu Pferd und mittelst Commandowörter gar nicht und durch abge sandte Fußgänger nur sehr spät zu erreichen waren . Man mußte deßhalb, da es auf dem Nagel brannte und der unmilitärische Versuch , durch Rufen und Winken sich ver ständlich zu machen , erfolglos blieb , zu dem allgemeinen Signal Vorwärts ! seine Zuflucht nehmen. Hierdurch wurde aber Alles gleichzeitig in Bewegung gesezt , wäh rend doch der rechte Flügel und die Mitte noch versagt bleiben sollten. Das als vermeintliches Surrogat für Linker Flügel! bestandene Signal Rechts schwenkt! durfte im gegenwärtigen Falle nicht zur Anwendung kom men, weil sonst gegen die bestehende Tendenz und zum Vortheil des Feindes , der linke Flügel von den Höhen herab in's Thal versezt worden wäre. 2C. Diese Andeutung dürfte genügen , zu beweisen , daß es, für unsere Zwecke , minder vieler , als praktischer Sig nale bedarf, und daß , je einfacher das Verständniß mög lich , um so sicherer der Zweck erreicht wird. Statt der in neuerer Zeit zumeist allerwärts eingeführten vielen, kurzen und darum unverständlichen Signale , sollte man zu den früheren wenigen, gedehnten und deutlicheren zurückkehren , die sowohl in ihrer isolirten als complicirten Anwendung stets auf dem wahrhaft militärischen Princip praktischer Einfachheit befunden wurden . So viel wir uns erinnern , bestand im großherzoglich hessischen Dienste ein Signalsystem , das mittelst ganz leichter und deutlicher Complication 19 einfacher Signale eine musikalische Commandosprache gewährte, die für alle praktischen Beziehungen des Dienstes und Gefechtes nicht nur vollkommen ausreichte, sondern sogar anderwärts an Zweckmäßigkeit nicht wohl übertroffen werden dürfte, und wird man hoffentlich dasselbe nicht aufgegeben haben ?

geringen freiwilligen Jahresbeitrag jedes Soldaten sich nach und nach vergrößerten. Möge durch diese wenigen Worte, welche den kameradschaftlichen Gefühlen der Für forge und den des unzweifelhaften Nugens entsprossen sind, die weitere Beachtung und thatsächliche Förderung hervorgerufen werden. Ueber die allseitig wohlwollende und nachhaltig kräftige Förderung der Militärliteratur und insbesondere der Militärlectüre von Seiten der sämmt= lichen Unteroffiziere und Mannschaften jeder Compagnie werden wir in nächster Zeit Gelegenheit nehmen , uns deutlicher auszusprechen. Die wohlhabenden Herren Offi ziere dürften kaum eine nüglichere , segensreichere und zweckmäßigere Einrichtung treffen können , als die : der Stiftung militärischer Compagniebibliotheken. Den rein militärischen Nußen solcher Stiftungen werden wir nächstens darlegen. -- Nun sei mit einigen Worten der bereits in Sachsen bestehenden Militärbibliotheken näher gedacht.



Die Militärbibliotheken in Sachſen . Zur Förderung der Militärliteratur bestehen im Kö nigreich Sachsen, außer den nachbenannten Bibliotheken, bei jedem Regimente und jeder Compagnie besondere Mi litärbibliotheken. Recht zweckmäßig würde es sein, wenn die bisher nur kleinen Compagniebibliotheken durch einen

1 1) Bibliothek der Militärbildungsanstalt in Dresden. Dieselbe wurde im Jahre 1734 durch den Feldmarschall Grafen v. Wackerbarth begründet und im Jahre 1834 mit der der früheren Artillerieschule vereinigt. Sie ist im Locale der gedachten Anstalt aufgestellt und zählt 12,000 Bände, 1700 Karten und 500 Pläne. Die Anschaffungen werden aus dem allgemeinen Wirthschafts fonds bestritten. Auch Offiziere der Dresdener Garnison, ja selbst Nichtmilitärs dürfen die Bibliothek benußen. 2) Bibliothek der Ingenieurbildungsanstalt in Dresden. Dieselbe wurde im Jahre 1742 begründet, hat etwa 2500 Bände und einen jährlichen Zuschuß von 100 bis 150 Thlr. 3) Bibliothek des Artilleriecorps . Deren Be - neu regulirt wurde sie bei der gründung ist unbekannt unbekannt;; Vereinigung der Bibliotheken der Artillerieſchule und der Militärbildungsanſtalt. Sie besigt gegen 150 Karten und Kartensammlungen , gegen 100 Instrumente und gegen 2300 Bände. Sie befindet sich in der Artilleriekaserne in Dresden . Daß in fast jeder Stadt, ja auch in sehr vielen Dör fern Sachsens eine oder resp. mehrere öffentliche Biblio theken bestehen und daß die Gesammtanzahl derselben etwa 500 sein wird , möge schließlich bemerkt werden. Obgleich diese Zahl als hinreichend erscheinen dürfte, so bleiben wir doch bei dem oben erwähnten Wunsche stehen , denn es kann einzig und allein auf solche Weise das gleich mäßige Fortschreiten in der allgemeinen Menschenbildung, welche in allseitiger Veredelung des Menschen in phyſiſcher wie geistig = gemüthlicher Hinsicht besteht , gefördert werden. Der Humanitätsbildung ist es allein anheimgegeben , die Bildungsfähigeren und Bildungsbeeiferten , die strebsamen Edleren im Volke mittelst der durch jenes Fortschreiten in Wissenschaft, Kunst und Tugend verbreiteten Herrſchaft der hohen Idee des Wahren, Schönen und Guten , dem höchsten Zwecke des Menschen , der Humanität , der echten Menschenwürde zuzuführen. H. Dresden.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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23. Januar 1851 .

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Allgemeine Militár-Zeitung. Königreich Sachſen. Dresden , 12. Jan. Die zweite Deputation der zweiten Rammer hat ießt auch über Poſition 7 des außerordentlichen Ausgabebudgets, in welcher mit außerordentlichen Anſchaffungen für die Armee , in .

c ) 16,000 Thlr. zur Equipirung , erel. Armatur von 405 Recruten der' Reiterei, der reitenden Artillerie und der Pionnir- und Pontonnirabtheilung, lo aus der Dienſt reſerve ausgehoben worden ſind. - Es find 256 Mann der Reiterei, 85 Mann der reitenden Artillerie und 64 Mann der Pionnir - und Pontonnircompagnie zugetheilt

Folge der allgemeinen Contingentserhöhung" worden. Die Equipirung dieſer Recruten iſt bei den be: die Summe von 946,932 Thlrn. gefordert wird , ihren Bericht erſtattet. Referent iſt der Vorſtand der Finanzdeputation, Abg. v. 0. Planig. Wir entnehmen dem Berichte über dieſen Gegenſtand Folgendes: Wie ſchon aus früheren Verhandlungen bekannt, iſt die Regierung des Königreiche Sachſen im Monat Mai des Jahres 1849

treffenden Particen erfolgt. d) 180,000 Thlr. deßgleichen für 6059 dergleichen Necruten der Dienſtreſerve von der Dieſel Fußartillerie, dem Train und der Infanterie. ben find durch die Militärvorrathsanſtalten eingekleidet worden und haben hierbei durch Benußung von Vorräthen Erſparniſſe gemacht werden können . e) 216,000 Thlr. -

durchVerordnung des Reichskriegsminiſteriums wiederholt zur Anſchaffung von 1600 Stück Cavaleriepferden, das veranlaßt wordeu, die Streitmacht des Landes zu erhöhen Stüc mit allen Speſen zu 133 Thlr. gerechnet. Das und mindeſtens ein Armeecorps von 25,000 Mann wohl Kriegøminiſterium hat dieſem Anſaße die Grläuterung bet gerüſtet aufzuſtellen. Die traurigen Ereigniſſe im Inneren gefügt , daß jedenfalls an der poſtulirten Summe erſpart des Landes, welche fremde Truppen zur Herſtellung der werden wird , da nach den bis teßt gemachten Erfahrungen

Drdnung hereinführten , ſowie der Kampf im ſüdlichen die Pferde nur ungefähr 132 Thlr. das Stück zu ſtehen und nördlichen Deutſchland bewogen die Regierung noch außerdem , dieſen wiederholten und dringenden Anforde rungen der Centralgewalt nachzukommen . Für ein Armeecorps von dieſer Stärke waren aber die vorhandenen Vorräthe an Bekleidungs- und Ausrüſtungsgegenſtänden nicht ausreichend, auch die Pferdezahl zu gering. Das

kommen. f) 45,000 Thlr. zur Completirung der Pferde equipage für die Reiterei. Um die für den Feldetat er: forderlichen Equipagen vollſtändig zu machen , waren 1600 Equipagen für Dienſtpferde und außerdem noch 116 Klep perequipagen für die Pferde drr Nichtſtreitenden anzuſchaffen. Jede Equipage koſtet ercl. Mantelſac und

Kriegsminiſteriumi ſah ſich, zudaher welche, bei der Equipirung in G8 werden Anſchaffungen zu machen derengenöthigt, Deckung bedeutende die obige, Stiefelfad, Anſaß gekommen 26 Thlr. 2 Ngr. 9 Pfdes . Mannes allerdings ſehr bedeutende Summe hier gefordert wird. fich jedoch durch Verwendung von Vorräthen einige Gr Die zweite Deputation , von der Kammer mit der näheren ſparniſſe machen laſſen . g ) 3240 Thlr. zum Ankauf von Prüfung dieſes Poſtulats beauftragt, bemerkt zuvörberſt, 21 Chargepferden für die Fußartillerie und den Commiſ daß dieſe Geſammtſumme in die nachſtehenden Uuterab- ſariatstrain , die nicht unter den angenommenen Durch theilungen zerfält:

a ) 80,000 Thlr. zu Equipirung, jchnittspreiſen von 155 Thlrn. zu erlangen ſein werden.

erci. Armatur von 2308 Recruten , durch welche der frü bere Beſtand der Armee erhöht worden iſt. b ) 120,000

h) 11,340 Thlr. zum Anfauf von 84 Reitpferden für die

reitende Artillerie. Die Staatsregierung erklärt in den

Thaler zur vollſtändigen Bekleidung, ſowie zur Ergänzung Unterlagen, daß ſie hofft, bei dieſem Einkauf vielleicht der übrigen Equipirung , ercl. Armatur für 4630 Kriegs- eine Erſparniß zu machen. i) 2352 Thlr.zur Ausrüſtung

reſerviſten . - Die Bekleidung mußte für die geſammte dieſer Pferde und Klepperequipagen. k ) 40,000 Thlr. Mannſchaft angeſchafft werden, da felbige in Folge der zur Completirung für die Artillerie- und Commiſſariats früher beſtandenen Einrichtung nicht vorhanden war. Die trainpferde. Die Staatsregierung erklärt, in den der De= übrige Equipirung war für 3228 Mann - der frühere putation mitgetheilten Unterlagen, daß der Bedarf an

etatsmäßige Stand der Rriegsreſerve – vorräthig und

Trainpferden von den Umſtänden abhänge.

Für dieſe

ann noch angeſchafft zu zu Pferde muß die Beſchirrung vorräthig ſein. Nach Abzug brauchte fomit nur für 1402 Mann

werden. Man hat hierbei alle vorhandenen Vorräthe be- der bereits vorräthigen Beſtände fehlen noch 1550 voll nußt und dadurch To wett thunlich Erſparniß erzielt. ſtändige Geſchirre und eine Anzahl einzelner Stüđe, welche

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zur Ergänzug der vorhandenen Geschirre erforderlich wer den. 1) 3000 Thlr. zur Ergänzung der Ausrüstung der Pionnir- und Bontonnirparks . Ju Folge der Vermeh rung der Armee haben die Fuhrwerke für den Pionnir park vermehrt werden müssen , auch hat man sich genöthigt gesehen , für mehrere Fuhrwerke , für welche zeither eine vierspännige Bespannung angenommen wurde, eine sechs spännige einzurichten. Endlich bedurfte auch die übrige Ausrüstung des Parks in manchen Gegenständen einer Vervollständigung. m) 230,000 Thlr. zur Vermehrung der Waffen und Munition , sowie der sonstigen Artillerie ausrüstung, der Hospitaleinrichtungen , der Commissariats = fuhrwerke, der Localitäten zu Unterbringung der Truppen. und Aufbewahrung der Vorräthe. Nach den Ausgaben der Staatsregierung wird sich diese Summe folgender maßen vertheilen: 1) 170,000 Thlr. zur Vermehrung der Waffen, 2) 32,000 Thlr. zur Vermehrung der Munition und des Artilleriematerials , 3) 18,000 Thlr. zur Ver mehrung der Hoſpitalanſtalten , 4) 10,000 Thlr. zu ver= schiedenen Einrichtungen und Bauten , wodurch die Kaserne erweitert , Räume zur Aufbewahrung des vermehrten Jn= ventariums gewonnen und einige Zeughausetabliſſements in größerem Umfange hergestellt werden. (Schluß folgt.)

gänzt, daß diejenigen jungen Männer, welche sich den Wissenschaften , Künsten oder höheren Gewerben widmen, durch eine fortlaufende einjährige Dienstzeit und durch Kleidung und Verpflegung auf eigene Kosten von der übrigen Dienstzeit während des Friedens sich befreien kön nen, und daß während der Jahre 1851 und 1852 nur

Bayern.

Oesterreichische Monarchie . Wien, 3. Jan. Von nun an wird bei der Armee nicht blos bei den Jägerbataillonen , sondern bei allen mit Schießwaffen ausgerüsteten Truppen des Heeres auf einen rationellen Gebrauch derselben hingewirkt, und daher dem Scheibenschießen eine ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Demgemäß sind die nöthigen Einlei fungen getroffen , daß in der Nähe aller Garnisonsorte geeignete Schießpläge, wo möglich für jedes Bataillon , zur ungehinderten Uebung in Bereitschaft gesezt werden.

Baden. Karlsruhe , 7. Jan. In der 67. Sigung der zwei ten Kammer legte der Präsident des Kriegsministeriums, Oberst v. Roggenbach , zwei Gefeßesentwürfe vor, und zwar über die Rechtsverhältnisse der ohne Offi ziersrang angestellten Kriegsbeamten und über die Abänderung des Conscriptionsgeseßes vom 14. Mai 1825. Nach letterem wird das spätere hierher fich bezügliche Gesez vom 12. Februar 1849 , welches das Stellvertretungsrecht beseitigte , als aufgehoben betrachtet und das frühere Gesez vom Jahre 1825 nur dahin er

inpurs wais

Niederlande.

Amsterdam, 8. Jan. Bei der Kriegsmarine find gegenwärtig in Bau : der „ Admiral van Wassenaar" mit Prinzessin Sophia" "mit 38 , „Java“ und „Prinz 74, Maurits " mit je 26 Kanonen , das „ Seepferd“, „Cache lot" und "Braunfisch “ mit je 12, „ Makassar" mit 11 und zwei andere Kanonen. Außerdem ein Schrauben Kriegsdampfschiffe mit je 8 Stücken und 51 kleinere Fahr zeuge (Kutter, Schooner, Briggs , Gallioten und Mor (A. A. 3.) tierboote).

141 App

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Frankreich. Paris , 4. Jan. Der Brigadegeneral des Geniecorps, Boquet, Mitglied des Befestigungscomité, und der Oberst vom Generalstab a. D. , Pierre Lapie, find in Paris gestorben . Leßterer (geboren in Mezières 1777) war schon unter Carnot im topographischen Cabinet angestellt und wurde unter der Restauration davon Director. Zahlreiche geographische Arbeiten, Karten von den britischen Ínseln, von Rußland , beide in sechs Blättern , von der europäi schen Türkei in sechszehn , von Griechenland in vier, von Aegypten in zwei Blättern , ein großer Atlas in fünfzig Blättern, Karten der drei Provinzen des französischen Nordafrika , ein gelehrtes Werk über die alte Geographie, Recueil des itinéraires romains et des périples grecs mit zehn Karten, sind von ihm herausgegeben worden ; eine große Karte von Kleinafien läßt er unvollendet .

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München, 6. Jan. Ein jüngstes Rescript aus dem Staatsministerium des Kriegs befiehlt die Errichtung zweier neuen Batterieen reitender Artillerie aus den durch die Beurlaubung überzählig gewordenen Mann schaften und Pferden des 3. Artillerieregiments , so daß das legtgenannte Regiment statt vier , nunmehr sechs Bat= terieen zählen wird. (A. A. 3. )

solche als Einsteher zugelassen werden können , welche von dem Kriegsministerium als dazu geeignet erklärt sind. Beide Gesegesvorlagen wurden an die Abtheilungen ver wiesen.

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Spanien.

Die Revista militar gibt in ihrer Nummer vom 25. De cember v. J. einige Notizen über den großen Gene ralstab der spanischen Armee und Marine, die wir im Folgenden mittheilen. Nach dem gegenwärtig geltenden königl. Decret über die Organisation und den Stand des großen Generalstabs der spanischen Armee hat derselbe zu bestehen aus einer unbestimmten Anzahl von Generalcapitänen , aus 70 Ge= nerallieutenanten , 102 Generalmajoren und 144 Briga= dieren ; dabei muß die Hälfte der in jeder Klasse vorkom= menden Vacanzen besest werden , wenn die Zahl der in derselben vorhandenen Personen größer als die bestimmte Zahl ist , ohne das Doppelte zu erreichen, und nur der dritte Theil , wenn die genannte Zahl das Doppelte über schreitet. Zu Anfang des Jahres 1850 betrug der Stand nach dem „Guia de Forasteros " : 10 Generalcapitäne, 79 Generallieutenante , 220 Generalmajore und 353 Briga=

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diere; dieser bedeutende Stand war in Folge der lang jährigen Kriege und unglücklicher politischen Verhältnisse erreicht worden. Von dieser Zahl starben während des vergangenen Jahres 2 Generallieutenante , 17 General majore und 18 Brigadiere; neu ernannt wurden: 1 Ge nerallieutenant, 1 Generalmajor , 4 Brigadiere.

wiederholte Erfahrungen bestätigt werden . Obgleich nun in dem genannten Werke allerdings die Erfahrung viel fach zu Rathe gezogen erscheint, so dürfte doch noch gar Manches dieser nothwendigen Grundlage entbehren. Wir mögen den Scharfsinn , die Lebendigkeit des Geistes be wundern, womit der Verfasser sein System nicht allein in großen Grundzügen feststellte , sondern bis auf die klein ften Details auch im Ausban vollendete; ob aber die Fundamente überall eine genügende Tüchtigkeit besigen, darüber werden weitere Erfahrungen und eine gründliche Kritik entscheiden. Jene werden nicht ausbleiben ; diese aber seht ein so genaues Studium der ganzen Materie voraus , daß wir hier selbst dann darauf verzichten müßten , wenn es der Raum dieser Blätter gestatten würde. Indessen gebührt dem Verfasser das Verdienst, fast gleichzeitig mit dem ungenannten Verfasser des Straßenkampfs mit Barrikaden , Berlin 1849" Ordnung und System in die Sache gebracht zu haben , und wenn sich auch in der Wirklichkeit Vieles anders gestalten dürfte, als es auf dem geduldigen Papiere ausgedacht und zurecht gemacht wurde, so gewährt dieses System doch genügende Anhaltpuncte , die uns nicht nur ein Orientiren in den mannichfaltigsten Lagen der Praris möglich machen , son dern auch den weiteren wissenschaftlichen Forschungen und Bestrebungen auf diesem Felde nicht unbedeutenden Vor schub leisten werden. Das Buch erschien in der zweiten Hälfte des Jahres 1849, zu einer Zeit also , da der Cyklus der Städteauf stände und Barrikadenkämpfe bereits vollständig abgelaufen war. Dem Verfasser stand somit bei Abfassung seines Werkes die ganze Geschichte zu Gebote, die er denn auch in dem ersten Kapitel dem Leser vor Augen führt, obgleich er hierbei fast ausschließlich Frankreich , das eigentliche Vaterland der Barrikaden, berücksichtigt , weßhalb auch der Uebersezer oder Bearbeiter für gut fand, die von dem Verfasser nur leichthin berührten Kämpfe in Berlin, Dres den , Frankfurt und Wien in ausführlicherer Weise hin zuzufügen. Die folgenden Kapitel enthalten den theore= tischen Theil, und während der Verfasser Gelegenheit nahm, in dem ersten Theile bei Erzählung einzelner Ereignisse hie und da Bemerkungen einzuschalten und Abstractionen zu machen, ist dieser vielfach durch Beispiele aus der Ge schichte erläutert, so daß sich also Lehre und Beispiel auf beiden Seiten häufig ergänzen und durchdringen. Obwohl wir, wie gesagt , auf eine eigentliche Kritik verzichten müſ sen, so können wir uns doch nicht versagen , wenigstens einige Puncte zu berühren und zugleich unseren Lesern den Inhalt des Buches kurz anzudeuten.

Der große Generalstab der Marine hat nach den lez= ten königl. Decreten zu bestehen aus : 1 Generalcapitän, 5 Generallieutenanten, 8 Chefs d'Escadre und 24 Bri gadieren. Nach dem schon erwänten „ Guia" war der wirk liche Stand desselben zu Anfang des Jahres 1850 : 1 Ge= neralcapitán , 7 Generallieutenante , 13 Chefs d'Escadre und 41 Brigadiere. Von diesen starben im verflossenen Jahre: 1 Generallieutenant und 5 Brigadiere; neu er= nannt wurden in der angedeuteten Periode : 1 Chef d'Es= cadre und 3 Brigadiere.

Literatur. Die Zukunft der europäischen Armeen oder Bekämpfungssystem der Aufstände in großen Städten. Nach dem Französischen des 3Avenir des armées européennes ou le citoyen-soldat par le général de brigade Roguet " von J. Heil= mann, t. b. Oberlieutenant und Brigadeadjutant. 8. Leipzig und Meißen 1851. Verlag der Goed= sche'schen Buchhandlung , D. Fr. Goedsche. (XII u. 210 S.) 1 Thlr. 6 Ngr. In den durch die socialen Bewegungen der Neuzeit hervorgerufenen Kämpfen haben die lange brach gelegenen Barrikaden wieder eine Bedeutung erlangt , welche für jeden denkenden Militär eine dringende Aufforderung sein sollte, dieser eigenthümlichen Kampfweise seine volle Auf merksamkeit zuzuwenden , und so hat denn die Wissenschaft, welche alles und jedes in ihren Bereich Kommende mit unermüdlichem Eifer zu durchdringen strebt, auch diesen Gegenstand in den Kreis ihrer Untersuchungen gezogen und manches Interessante und Lehrreiche bereits zu Lage gefördert. Vorerst ist dieß jedoch nur mehr gelegentlich und fragmentarisch geschehen, während das Ganze fich gewissermaßen noch im wissenschaftlichen Gährungsprozesse befindet. Auch wird es voraussichtlich noch längere Zeit dauern , bis sich die Sache zu einem wünschenswerthen . Grade von Klarheit wird durchgerungen haben , denn auch die vorstehende Schrift, von der uns hier eine Uebertra gung geboten wird, ist bei allem souftigen Verdienste nur cin schäßenswerther Beitrag , ein Material , welches erst noch von manchen Schlacken gereinigt werden muß, bevor es zu einem soliden , dauerhaften Bau verwendet werden kann. Nur auf dem fruchtbaren Felde der Praxis vermag die Theorie Wurzeln zu treiben und kräftig empor zu wachsen ; philosophische Speculationen dürfen daher nur en , als sie noch mit jener in Ver insoweit zugelassen werden bindung gedacht werden können, und erlangen erst dann ihre vollständige Berechtigung , wenn sie wirklich durch

Der Verfasser nennt die Bekämpfung der Aufstände in großen Städten das auf Wache ziehen, um die Gesell schaft zu beherrschen", auf lange Zeit die Zukunft der europäischen Armeen. Diese Aufgabe mag allerdings mit der Zukunft der Heere vorbehalten sein , eben so oder viel= leicht auch in noch höherem Grade , als dieß in der Ver= gangenheit der Fall war. Absolut genommen hat der Ausspruch jedoch so lange keinen Sinn , als es noch ver schiedene Staaten und Nationen und somit verschiedene Heere gibt , und selbst wenn dieses Utopien für Europa erreicht wäre, so dürften die übrigen Welttheile , künftige Völkerwanderungen und ähnliche Kleinigkeiten den Daseins

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zweck der Heere noch in anderen Dingen bestehen lassen, als nur Ördnung im eigenen Hause zu halten. Daß dieses Lettere künftig ausschließlich der Armee überlassen würde , wäre freilich im Interesse dieser sowohl als der Gesellschaft selbst zu wünschen ; denn das Justitut der Nationalgarden und Bürgerwehren hat sich nicht nur fast überall als unzureichend erwiesen, sondern sie haben auch nicht selten dem Aufruhre selbst ihre moralische und phy fische Unterstützung angedeihen laffen. Möge uns der

Grundregeln entwickelt , einige Behauptungen (§ 1 ) vor= angeschickt hat, welche hinsichtlich der Verwendungen der Truppen bei Aufständen im Allgemeinen aufgestellt wor den sind , nennt er , ohne sich über deren Werth oder Un werth in bestimmter Weise ausgesprochen zu haben, sodann als Hauptbedingungen der Zuverlässigkeit und Verwend barkeit der Truppen Disciplin , Verwaltung, Unterhal tung des Bestandes der im Dienste befindlichen Truppen und gute Zusammenseßung der Cadres , namentlich aber: Achtung vor den Dienstvorschriften und strenge Gewöh= nung an dieselben. Nach einer kurzen Entwickelung der Ursachen , welche eine empörte Hauptstadt zu einem der schwierigsten Kampfschaupläge machen, sagt er, daß zu einem solchen Kampfe der Truppenchef nicht genug Ueber legenheit, Festigkeit , Ruhe, Beurtheilungsgabe, Vorsicht und Gewandtheit besigen könne , und daß einer Insurrection gegenüber der Wechsel der Militärcommandos , der Mi= nister und noch weit mehr des Staatsoberhauptes immer gefährlich und entscheidend set. Der Angabe der Dert lichkeiten , wo die Emeuten gewöhnlich stattfinden , und der Erörterung des Verfahrens , welches die Revolutionärs in der Regel beobachten , stellt er den nicht genug zu beher zigenden Sah voraus, „ daß nur zu oft eine schwache In furrection mittelst der scheinbaren Unterstüßung einer drei oder viermal größeren Menge Neugieriger oder Unent= schiedener eine an Zahl ihr zwei- oder dreifach überlegene Macht im Schach halte." Zulegt wird der nöthigsten Maßregeln gedacht, welche die Regierung jenem Treiben gegenüber zu ergreifen hat. Im § 2 (besondere Regeln) wird zuerst das Verhalten und die Verwendung der ein zelnen Waffengattungen vor , während und nach Errich tung der Barrikaden im Allgemeinen erörtert. Ein beson= derer Werth wird auf zeitige Concentrirung der Truppen nach Corps in ihrer bestehenden Eintheilung und unter ihren wirklichen Anführern gelegt, die Nachtheile der Zer splitterung berührt und empfohlen , sobald áls möglich das Nez der vorzüglichsten Positionen zu besezen , um von da aus nach Maßgabe der Umstände gleichfalls in den ſchwie rigsten Vierteln die Positionen zweiten und dritten Grades und die Centralpuncte zu beseßen. „Die Mißverständniſſe,“ sagt der Verfasser dann weiter und wir führen diesen Saz wegen seiner Wichtigkeit wörtlich an - ,,bie anschei=

Himmel fortan vor solch' zweifelhaften Freunden bewah ren, mit unseren entschiedenen Feinden wollen wir dann um so besser fertig werden . Mag es auch dem Verfasser zu einiger Entschuldigung gereichen, daß die National garden im Staatsleben der Franzosen zur Zeit noch eine wichtige Rolle spielen , so bleibt es immerhin eine Schwäche seines Systems , daß ihre Mitwirkung vielfach in Rechnung gezogen wird. Wäre ihre Zuverlässigkeit wirklich so unzweifelhaft, als dieß nach Allem hier vorausgesezt zu sein scheint , so würde es auch ein Leichtes sein , jedem Aufstande vorzu beugen oder ihn gleich ihm Entstehen zu unterdrücken. Gewöhnlich werden sich jedoch die Truppen und wir -nennen dieß den günstigeren Fall auf die eigene Kraft reducirt sehen, und hängt es dann von ihrer Stärke und anderen Zufälligkeiten ab , für welche der Maßregeln man sich entscheiden wird , von denen das zweite Kapitel han delt. Die erste und dem System des Verfassers eigentlich zu Grunde liegende , nämlich keinen Stadtbezirk gänzlich zu räumen , sondern zu versuchen , den Aufstand durch einen Angriff von allen Seiten zu unterdrücken , dürfte zwar öfters durch die Politik als unabweislich und fast immer im Interesse der Humanität als wünschenswerth erscheinen ; nichtsdestoweniger hat die Sache insofern etwas Mißliches, als ein im Entstehen unterdrückter Aufstand damit in der Regel nicht gänzlich zu Boden geworfen , sondern meist nur auf günstigere Zeiten verschoben zu betrachten ist. Blutiger und gefahrvoller , allein auch um so nachhaltiger ist der Sieg , wenn die Empörung Zeit genug hatte, ihre Fahne offen und rücksichtslos zu entfalten , wenn auch die sonst versteckteren und vorsichtigeren Feinde der Ordnung ihre Maske weggeworfen und das Angriffsobject somit eine Größe erlangt hat , welche bedeutend genug ist, um einen Luftstoß unmöglich zu machen. Mit Recht legt der nend mit den Insurgenten eingegangenen Verbindlichkeiten Verfasser daher ein besonderes Gewicht auf die Beseßung sind deren hauptsächlichstes Mittel zum Zwecke. Die Jn eines passenden Militärquartiers , von welcher Maßregel furgenten erlangen sie durch jederzeit gefährliche und com " er namentlich behauptet , daß sie vorzüglich befähige, wäh promittirende Unterredungen. In keinem Falle soll die rend des Kampfes selbst zu allen vortheilbringenden Mo Truppe oder ihr Anführer sich in irgend eine Verbindung mit ihnen einlassen , die immer solche Zögerungen oder menten überzugehen, sowohl um die erstere Maßregel zu ergreifen, als auch um die beiden lezten zu vollziehen", Mißverständnisse geschickt zu benutzen wissen und entschloſſen nämlich: Concentrirung der Hauptkräfte in einer äußeren find , Alles auf's Aeußerste zu treiben, so lange man im Alles Zaudern ist un= dominirenden und angränzenden Stellung , oder: Rückzug Wege der Zugeständnisse bleibt. in eine in der Nähe befindliche Position, von welcher aus heilbringend, selbst vom Gesichtspuncte der Menschlich es möglich ist, wieder mit vereinten Kräften zum Angriffe teit aus." vorzugehen. In hohem Grade beachtenswerth erscheint (Schluß folgt.) dann auch, was über die Wahl dieser verschiedenen Maß regeln und die Umstände gesagt wird , welche dieselben bedingen. Hierbei eine literarische Anzeige von Friedrich Vieweg Nachdem der Verfaffer im 3. Kapitel , welches die u. Sohn in Braunschweig. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag, N 11 .

25. Januar 1851 .

UN

BUL

Allgemeine Militár- Zeitung. Königreich Sachſen. (Soluß des Beriotes der zweiten Deputation der zweiten Kanimer über die außerordentliden Anſchaffungen für die Armee.)

der Armee den Bedarf an Taidhenmunition um 6500 Thlr. geſteigert habe , während die Vorrathsmunition für 10,000

Maun Infanterie 140 Schuß pro Mann gegen 10,000 Thlr. foſte.

Die Abſicht des Rriegsminiſteriums geht

Die Deputation bemerkt , daß die Armee um 10,004 übrigens auch noch dahin , von dieſem Poſtulat die im Mann bei der Infanterie, 1302 Mann bei der Reiterei, Monat Mat 1819 in Dresden verſchoſſene und theilweiſe 1937 Mann bei der Artillerie und den Pionniren und entwendete Munition zu erſeßen . Deßgleichen iſt auch von 378 Mann bei dem Commiſſariatstrain vermehrt worden dieſer Summe das Commiſſariatsfuhrwerk ergänzt worden. ift. Dieſe Vermehrung begründet demnach die Poſtulate Zu Anſchaffung von Hoſpitalgeräthſchaften find 18,000 unter a , b , c und d zur Genüge und hält die Deputation Thlr. poſtulirt worden, wofür die Militärvorrathsanſtalt

deren Bewilligung für nothwendig und zur Befürwortung unter anderen 1516 Stüc wollene lagerdeđen à 4 Thlr., geeignet.

In gleicher Weiſe hält ſie die Anfäße unter 1,

i und k für eine Åbninderung nicht geeignet. Anders

2932 Stüd Bett- und Dedtücher à 1 Thlr.7 Ngr. 9 P. 1466 Strohſāđe à 1 Thlr. 2 Ngr. , 2300 Hemden à

geſtalten ſich jedoch nach ihrer Anſicht die Verhältniſſe in 26 Ngr. 8 Pf. angeſchafft hat, der Reſt aber für die Beziehung auf die unter e , g und b für außerordentliche Remontetäufe poſtulirte Summe. Da ſchon in der Ne-

übrigen Lagergeräthſchaften , Wäſche, Verbandſtücke und andere Geråthſchaften ausgegeben ward, auch ſind die in

gierungsvorlage auf zu verhoffende Erſparniß hingewieſen

den neu errichteten Hoſpitälern, in Borna und Chemnik,

war, ſo erbat ſich die Deputation vom Kriegsminiſterium nothwendig gewordenen Ausgaben davon beſtritten worden. einen näheren Nachweis über den erfolgten Anfauf. Aus In Betreff der für Baulichkeiten poſtulirten 10,000 Thlr. demſelben geht hervor, daß von der im außerordentlichen hat das Miniſterium der Deputation mitgetheilt , daß in Budget angegebenen Pferdezahl an 1708 Stüc im Jahre Folge der eingetretenen Vermehrung der Armee mehrere 1849 nur 1204 Pferde wirklich angekauft worden ſind mit in der Vorlage bezeichnete Baue zur Ausführung zu

einem Aufwande von 158,138 "Thlrn. (Die übrigen 504 bringen geweſen ſind, deren Vollendung die oben ange Pferde ſind erſt vor Kurzem angekauft worden .) In Folge deſſen glaubt die Deputation , der Rammer empfehlen zu müſſen , bei Verabſchiedung der Poſition 7 dieſelbe 7442

gebene Summe vollſtändig abſorbirt habe. Die Deputa tion glaubt allerdings, die Vervollſtändigung der Bewaff nung der Infanterie, die Anſchaffung der erforderlichen

Thlr. niedriger zu bewilligen , da in jedem Falle den Munition , die Anſchaffung nöthiger Hoſpitalbedürfniſſe nächſten Kammern ohnehin wieder die Bewilligung der für und die Herſtellung der" erforderlichen Räume zu Unter außerordentliche Rüſtungen verwendeten Summen vorge- bringung von Train- und Reitpferden und anderen Aus

legt werden wird. In Beziehung der unter m poſtulirten rüſtungsgegenſtänden als eiue nothwendige Folge der ein = Anſáße hat die Deputation ‘noch weitere Nachweiſungen getretenen Vermehrung der Armeé anerkennen zu müſſen. von dem Regierungscommiſſär empfangen. Die zur Ver- Sie glaubt daher die Bewilligung des Poſtulats nach mehrung der Waffen veranſchlagte Summe wird beſonders Abzug der oben angeführten , bei dem Ankauf der Remonté zu Anſchaffung von einer Anzahl Spigkugelgewehren vers wendet werden, da die Gleichſtellung mit der Bewaffnung

erſparten 7412 Thlr. der Kammer zur Bewilligung em pfehlen zu müſſen und räth daber, Poſition 7 des außer

anderer Armeen deren Einführung auch bei unſeren Trup: ordentlichen Budgets mit 939,490 Thlr. zu bewilligen. pen unerläßlich macht. Außerdem iſt noch die Anſchaffung Die Deputation bemerkt noch nachträglich, daß, ſollte auch von 1600 Säbeln und gegen 6000 Stüd Artillerie = " und wirklich bei der einen oder der anderen Abtheilung der Infanterie-Seitengewehren erforderlich geweſen und mit Poſition die veranſchlagte Summe nicht vollſtändig ver

einem Aufwande von mehr als 16,000 Thlr. bereits er- ausgabt werden und ſich eine Erſparniß ergeben , der folgt. Hinſichtlich der für Vermehrung der Munition und

Ueberſchuß dann jedenfalls mit zur Dedung der im Jahre

des Artileriematerials verlangten 32,000 Thlr. erklärte 1850 für den Militäretat nöthig gewordenen außerordent die Regierung der Deputatiou , daß die Rechnungen dar- lichen Ausgaben erfordert und verwendet wird. Sie rath

über noch nicht geſchloſſen ſeien , daß aber die Vermehrung jedoch der Kammer zugleich an , bei Bewilligung Der vors

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stehenden Position noch den Antrag an die hohe Staats regierung zu richten , daß dieselbe der nächsten Stände versammlung bei Vorlage des Militärbudgets eine genaue Uebersicht sowohl der Rüstungskosten , sowie aller Ueber schreitungen der Positionen des dermaligen Militärbudgets, unter Zurechnung der bei dem gegenwärtigen außerordent lichen Budget erfolgten Bewilligung , zur nachträglichen (Dr. J.) Bewilligung vorlegen wolle. "

deffen Bevölkerung nicht den dritten Theil derjenigen von England und Schottland ausmacht , 22,302 Mann Sol daten.

Württemberg. Stuttgart, 27. Dec. 1850. Dem Vernehmen nach find zu der neuesten Uniformsveränderung bei unserem Militär noch folgende Ergänzungen angeord net: Der leichte Tschako der Linie ist für sämmtliche Offiziere außerhalb derselben als Ordonnanz eingeführt. Nachdem die Generale durch die neuliche Abänderung statt des seitherigen Federhuts den Tschako mit Goldborte und Roßbusch erhielten , ist nun dieselbe Ordonnanz , aber mit filberner Verzierung, auch für die dienstthuenden Adju= tanten des Königs vorgeschrieben, und man hört , daß Se. Majestät selbst sich fortan des Tschakos als Kopf bedeckung bedieneu werde. Säbel und Säbelkuppeln be halten die königlichen Adjutanten nach früherer Vorschrift. Auch die Plagadjutanten und die Offiziere des Ehren Invalidencorps tragen in Zukunft den Tschako ohne Roß busch. Wie den Infanterieoffizieren eine schwarze, so ist den Offizieren der Reiterei und Artilleris eine weiße lederne Säbelkuppel zum Tragen für gewöhnlich gestattet. (Schwäb. Merkur.)

Spanien. Durch eine Verfügung vom 13. October v . J. ist der Artillerie des Generalcapitanats von Havanna eine neue Organisation gegeben worden , welche mit dem 1. Januar 1851 in's Leben zu treten hat. Nach der betreffenden Verordnung wird nämlich dieselbe vom be= merkten Zeitpuncte ab bestehen aus : Einem Artillerieregiment zu zwei Brigaden , jede zu vier Fußbatterieen (à 124 Mann). Der Stand desselben ist : 1 Oberst , 1 Oberstlieutenant, 2 erste Commandanten, 2 Adjutanten, 1 Kaplan, 1 Chirurg , 1 Regimentstam= bour, 1 Tambourcorporal , 1 Horniftcorporal, 1 Schuh macher, 1 Schneider, 8 Hauptmänner, 16 Lieutenante, 16 Unterlientenante, 8 Oberserschanten , 40 Serschanten, 8 Hornisten , 8 Tamboure , 56 Corporale, 56 Untercor= porale , 816 Artilleristen , im Ganzen 1045 Mann; Einer Manövrirbrigade, welche aus einer fahrenden und vier Gebirgsbatterieen gebildet wird. Der Stand dieſer Brigade ist : 1 Oberst (Chef) , 1 erster Commandant (zweiter Chef) , 2 Adjutanten, 1 Chirurg , 1 Stabshor= nist, 5 Hauptmänner, 10 Lieutenante, 10 Unterlicute= nante, 5 Oberserschanten , 25 Serschanten, 11 Hornisten, 40 Corporale, 40 Untercorporale, 440 Artilleristen, 10 Handwerker, 5 Sattler , 5 Hufschmiede , 1 Bereiter, im Ganzen 613 Mann mit 70 Pferden und 196 Maul= thieren.

Großbritannien. London , 7. Jan. Der Bericht des Unterhaus comité's über die Armee- und Zeughaus - Aus = gaben füllt einen Band von über tausend enggedruckten Seiten. Die britische Armee ist danach seit 10 Jahren um beinahe 30 pCt. ihres früheren Bestandes vermehrt worden. Vor 1840 zählte die stehende Armee Großbri tanniens selten mehr als 100,000 Mann ; jezt besteht sie bereits aus 129,625 Mann ; davon stehen 51,527 in Großbritannien und Irland, 27,370 in Ostindien und 25,232 in den Kolonieen. Ein Drittheil des Zuwachses wird auf Rechnung der indischen Kriegshändel geschrieben, indem die Truppenzahl in Indien vor 1840 nur 20,000 und seitdem beinahe 30,000 Mann ausmachte. Die Staats ausgaben für die Armee find jedoch in den lezten 20 Jahren nicht wesentlich modificirt worden , da die sinken den Lebensmittelpreise sogar eine größere Truppenvermeh= rung, ohne Kostensteigerung , erlaubt hätten. Die Summe der Ausgaben für Cavalerie und Infanterie für das Jahr 1850-51 wird auf 6,019,397 Pfd. geschäßt , abgesehen von der Summe von ungefähr 100,000 Pfd. , welche die ostindische Compagnie für den Unterhalt der auf ihrem Gebiete dienenden Truppen ausgibt. Die in Jrland seit 1817 stehende Truppenzahl war, mit Ausnahme der Jahre 1839 bis 1843 einschließlich, nie weniger als 17,000 und oft mehr als 20,000 Mann. Während 29,225 Mann für hinreichend gelten , um die Aufrechthaltung der Ruhe in England und Schottland zu sichern , stehen in Irland,

Vor Kurzem ist einer der ausgezeichnetsten und tüchtigsten Offiziere der spanischen Marine, der Brigadier und Director des hydrographischen Depots D. Guillermo de Aubarede y Perez de la Calle mit Tode abge= gangen. Die Revista militar widmet demselben einen be= sonderen Nekrolog.

Literatur. Die Zukunft der europäischen Armeen oder Bekämpfungssystem der Aufstände in großen Städten. Nach dem Französischen des 3Avenir des armées européennes ou le citoyen-soldat par le général de brigade Roguet " von J. Heil mann, t. b. Oberlieutenant und Brigadeadjutant. 8. Leipzig und Meißen 1851. Verlag der Goed= sche'schen Buchhandlung, D. Fr. Goedsche. (XII u. 210 S.) 1 Thlr. 6 Ngr.

(Schluß.) Unter den Mitteln zur Herstellung einer Verbindung der großen Detachements unter sich und mit dem Haupt quartiere werden auch Zeichen genannt, von denen der Verfasser vorausseßt , daß sie vorher verabredet worden seien. Da die Zeit zu Verabredungen sehr häufig fehlen

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dürfte, so wäre es wohl rathſam, daß solche Signale für die gewöhnlich in diesen Verhältnissen möglichen Fälle ſchon vor den Ereignissen fest bestimmt und etwa wie bei den Kriegsfahrzeugen in Signalbüchern niedergelegt würden, wobei natürlich große Einfachheit des erforderlichen Ma terials und größtmögliche Mannichfaltigkeit in dessen Ver wendbarkeit als nothwendige Bedingung vorauszusehen ist. Fanale, Raketen, Kanonenschüsse und dergleichen möchten nicht immer als ausreichend befunden werden und es wäre selbst für gewöhnliche Schlachten und Gefechte von erheb= lichem Vortheile , wenn die gewöhnlichen Verständigungs mittel für Benachrichtigungen , Befehle und Meldungen, wie schon öfters an anderen Orten, obgleich bis jezt er= folglos angeregt wurde, durch ein den Umständen ange= messenes Telegraphiren erweitert und vervollſtändigt wur den. Dieß im Vorbeigehen. Einige große Höfe föllen als Waffenpläße mit Refer ven aller Waffengattungen besezt werden und alle Posten fich gegenseitig unterstüßen , ohne fest an ihre eigenen Centralpuncte gebunden zu sein. Sobald die Aufstellung der Truppen in den verschiedenen Kampfstellungen erfolgt sei, sollen die im legten Momente ertheilten Befehle wäh rend ihres Vollzugs nicht mehr geändert werden. Den

möglich in jenen_militärischen Eintheilungen agiren sollen, wo fie fasernirt find. Bei der nun folgenden Gliederung des Befehls und der zur Verfügung stehenden Streitkräfte hat der Verfaſſer eine der Städte ersten Ranges im Auge. Unter einem Obercommandanten befehligt jeder der Divi fionsgenerale eines der großen Stadtviertel und leitet von seinem Hauptquartiere aus die Bewegungen der Brigade generale seines Bezirks . Einer der Divisionsgenerale be= fehligt ausschließlich das Militärquartier , das Centrum der Vertheidigung. In den Unterabtheilungen der Stadt bezirke commandiren Brigadegenerale, welche ihre Haupt= quartiere in den Mairien aufschlagen. Die Natur des Kampfplazes sezt voraus , daß den Unterbefehlshabern eine größere Selbstständigkeit und ein freierer Spiel raum innerhalb ihrer Bezirke eingeräumt , aber auch zugleich ein höherer Grad von eigener Verantwort= lichkeit zugemessen werden muß , während sich der Commandirende darauf beschränken wird, die einzelnen Vertheidigungen nach dem Hanptplane zu leiten und zu unterstügen. Da bei diesen Maßregeln wesentlich auf die Beihülfe der in ihren Bezirken zu verwendenden National garden gerechnet ist wie schon angedeutet , sehr häufig eine Rechnung ohne den Wirth -- so würden sie beim Wegfalle dieser im Allgemeinen auch nur auf die Fälle anzuwenden sein , in welchen die Truppenstärke erlaubt, auch ohne Nationalgarden zu agiren. Als das vortheil hafteste Verhältniß der verschiedenen Waffengattungen im Innern einer großen Stadt rechnet der Verfasser auf 3 Bataillone 1 Schwadron, 12 Geſchüß und 25 Sappeure, und bestimmt die erforderliche Garnison überhaupt auf etwa der Einwohnerzahl. Wir übergehen die in den Bemerkungen (§ 3) nieder= gelegten so nüglichen wie ſchönen Betrachtungen, eben so die Anwendung (S 4) des Vorhergehenden auf mehrere angenommene Fälle und wenden uns zu dem fünften Ka= pitel , welches die Bestimmungen für das Detail gibt. Der 1 enthält die Vorschriften für die Versammlung der Nationalgarden , für den Marsch der Truppen nach den angewiesenen Kampfplägen (in Abtheilungen mit großen Abständen und gedeckten Flanken) und über die Aufstellung, welche sie zu nehmen haben , nachdem sie an ihren Bestim = mungsorten angelangt sind ; sodann weiter die Maßregeln, welche zu ihrer Sicherung und gegenseitigen Verbindung zu treffen sind. Zwei den Ereignissen der Jahre 1832 und 1839 entnommenen Fälle dienen zur Erläuterung. Die Bataillone bilden ein Nez um das eigentliche Mill= tärquartier, welches den Siz der Regierung , die Kam mern , die Ministerien , die Hauptverwaltungen, die Pro viantmagazine und die Telegraphen in sich schließt. Von 6 den Linientruppen werdrn etwa 10 der Infanterie, 10 der übrigen Waffen, um das Neß zu bilden ; der Infan= terie, der übrigen Waffen außerhalb der Stadtmauern 2 verwendet, während aus 10 aller Waffen sich die Haupt reserve im Centrum des Militärquartiers zusammenseßt. Die Nationalgarde postirt sich in den Mairien und um liegenden Pläßen. Weiter wird angeführt , welche sonstige Localitäten zu beseßen find, theils um den Insurgenten die Verbindungen abzuschneiden , theils um die wichtigeren öffentlichen Gebäude und Anstalten zu sichern , worauf denn schließlich einige Notizen über die Vorräthe an Le

Schluß bilden einige Notizen über den Bedarf an Muni tion und Truppen je nach dem Flächenraum der Stadt und ihrer Einwohnerzahl , von welch' letterer nach den verschiedenen Kategorieen die erfahrungsmäßigen Quoten angegeben find. Bezüglich des erforderlichen Hülfsmate rials (§ 3) citirt der Verfasser zuerst den Ritter Antoine de Ville , welcher unter Anderem Petarden, Faschinen messer, Beile, Hacken, Schaufeln , Spaten , Zangen, Mauerbrecher u . f. w. und namentlich Sturmdächer em= pfiehlt, und erwähnt dann des Angriffes auf die hinter den Barrikaden der Vorstadt St. Antoine verschanzte Ar meen Condé's am 2. Juli 1652 , welcher nur deßhalb so blutig ausgefallen sei , weil man die von de Ville vorge schlagenen Maßregeln troß der Gegenvorstellungen Lu= renne's verachtete, welcher erst die Ankunft des Geschüßes und aller zum Durchbrechen der Mauern , Niederreißen der Barrikaden u. f. w. nöthigen Hülfsmittel abwarten wollte. Nicht mit Unrecht sagt dann der Verfasser weiter, daß Mangel an Lebensmitteln und Munition schon oft die Ursache gewesen , daß Aufstände gelingen konnten, und verlangt daher, daß diese Gegenstände für alle Fälle in hinreichendem Maße vorräthig sein. Bei dem überaus reichhaltigen Materiale ist es uns bis hierher kaum möglich gewesen , auch nur andeutungs weise den von dem Verfasser befolgten Gang zu bezeichnen ; in den folgenden Kapiteln wird die Sache noch schwie riger, und wir nehmen daher die Nachsicht des Verfassers sowohl als unserer geehrten Leser in Anspruch, wenn wir im Verhältnisse zu dem vorhandenen Stoffe noch kürzer werden, und die Lesteren bitten , zu ihrer wirklichen Ent schädigung das Buch selbst zur Hand zu nehmen. Das vierte Kapitel handelt von den allgemeinen Ver theidigungsmaßregeln und gibt für den Fall, daß man im Innern einer Stadt den Kampf überall , wo der Aufruhr fich zeigt , bestehen will , für Nationalgarden und Linien truppen einige bleibende Bestimmungen, unter denen wir namentlich hervorheben , daß die Truppen so viel als

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bensmitteln und Geräthschaften folgen , welche in den Reduits der Bataillone und in den Mairien sich befinden follen. Bezüglich der ferneren Operationen werden die Verhaltungsmaßregeln beim Angriffe des Herdes der Re volution gegeben , wobei vorausgeseßt wüd , daß wenig materielle Hinderniſſe zu überschreiten sind , oder daß man rasch zum Ziele gelangen wolle oder müſſe. Namentlich wird erörtert, wie man sich zu benehmen habe , wenn die Insurgenten sich im Besiße einer großen Straße oder eines engen Stadtviertels befinden , ferner das Verfahren bezüg lich der Defileen und beim Vorrücken in einer beseßten Straße. Der 3 (Regelmäßigere Vertheidigung) umfaßt die Wegnahme einer feindlichen Stellung , das Debouchiren auf einen von Kreuzfeuer bestrichenen Plag, den Angriff von Barrikaden und der daranstoßenden Häuser, namentlich das Umgehen derselben durch ein systematisches Vorrücken im Innern der Häuser und das dabei zu beobachtende Verfahren , endlich den Angriff auf das Reduit der In surrection selbst , welcher in der Regel nur eine leichte Vervollständigung des Sieges ist, den man factisch bereits dadurch errungen hat, daß die Insurrection in dieses Reduit eingeschlossen und zusammengedrängt worden ist. Das sechste Kapitel bespricht die verschiedenen Arten von Aufständen und die Maßregeln , welche je nach der Natur derselben und mit Rücksicht auf die im Vorher gehenden aufgestellten und begründeten Lehren zu ergreifen wären; sodann die Unruhen wegen zu hoher Getraide preise oder wegen Steuern, und endlich das Verhalten der Garnisonen in einer fremden feindlichen Stadt. In dem siebenten und legten , großentheils resumirenden Ka pitel werden zuerst (§ 1 ) febr praktische und beherzigens werthe Vorschläge zu bleibenden Einrichtungen gemacht, wie: Vereinigung sämmtlicher Ministerien und Haupt staatsanstalten in einem großen Militärquartier um das Staatsoberhaupt und die geseßgebende Macht; zweckmäßi gere Anlage und Einrichtung der Kasernen für Offensive und Defensive; Verlegung des Sizes der Bezirksober behörden in die Mittelpuncte der zugehörigen Militär divisionen , Umänderung der Recrutirungsgeseße dahin, daß die unbeschäftigten Einwohner der Armee überwiesen und die alten Soldaten dem Dienste erhalten werden ; *) we nige, aber tüchtige Bürgerwehren , die Hauptverbindungen im Innern weder gepflastert, noch mit Bäumen bepflanzt; Semaphoren für eine rasche Verbindung der verschiedenen Posten und Anstalten ; gesteigerte Strafen für die Störer der öffentlichen Ordnung u. a. m. Der § 2 enthält ver schiedene Dispositionen, besonders polizeilicher Natur, während des Aufstandes; der 3. endlich bespricht in apho ristischer Weise die allgemeinen Ursachen der Anarchie, namentlich die Nachtheile einer allzugroßen Centralisation, sowie die gegenseitige Stellung und die Aufgabe der Aristo kratie, Bourgeoisie und Demokratie der Anarchie gegen

über, welche er schließlich die Geißel des Volkes , das Verderben der Nationalität nennt. Im Ganzen haben wir , wie bereits angedeutet , das Buch mit größer Befriedigung gelesen. Bei wissenschaft lichen Abhandlungen übrigens , welche sich wie_die_vorlic gende über einen speciellen Theil der Kriegskunst erstrecken, sollte man die allgemeinen Lehren und Grundsäge dersel= ben als bekannt voraussehen und sich nur auf die An= dentungen solcher beschränken, welche zum besseren Ver= ständnisse und zur Herleitung der speciellen Theoreme und Vorschläge unumgänglich nothwendig sind. Was man hierbei an gelehrtem Apparate einbüßt , gewinnt man dop pelt und dreifach an Klarheit und Einfachheit. Auf der anderen Seite soll man vermeiden , diese leßteren durch allzugroßes Detail zu beeinträchtigen , was sich doch später von selbst in den Rahmen einschaltet, sobald die Umrisse und Grundzüge als richtig befunden wurden. Ohne ge= rade dem Verfasser einen bestimmten Vorwurf machen zu wollen , können wir doch die Bemerkung nicht unterdrücken, daß Manches in den berührten Beziehungen hätte weg bleiben können , ohne an dem unbestreitbar hohen Werthe des Ganzen etwas zu vermindern . Wiederholungen sind zwar nicht immer zu vermeiden ; in vielen Fällen ist man jedoch geneigt , sie für einen Beweis zu halten , daß die Anordnung des Stoffes , die Folgerichtigkeit der Darstellung nicht überall mit der logi= schen Strenge und Consequenz gehandhabt oder durchge= führt wurde, welche eine klare Auseinanderseßung bedingen. Zu einer vollkommenen Beherrschung des Stoffes gehört freilich eine Ruhe und Objectivität, welche in dem vor liegenden Falle kaum möglich war , da das Buch offenbar unter dem Eindrucke von Ereignissen geschrieben wurde, welche uns noch zu nahe liegen, um uns von aller Be fangenheit frei erscheinen zu lassen , und außerdem die comparative Neuheit der Sache selbst ein Benußen bereits vorhandenen Materials auf ein geringes Maß beschränkte. Hierzu kommt noch die nationelle Beweglichkeit und Leben digkeit des Verfassers , welche sich vielfach in dem Buche manifestirt und ihn öfters da fortreißt , wo ein festeres Beharren auf dem glücklich gewonnenen Standpuncte er= sprießlicher wäre. Nichtsdestoweniger hat das Werk große Vorzüge und wird sicher schon dadurch großen Nugen stiften , daß es künftigen Behandlungen desselben Gegenstandes in um= fassender Weise vorgearbeitet hat. Wir halten es daher für unsere Pflicht , dasselbe der Beachtung unserer Leser ange= legentlich zu empfehlen, obwohl die Uebersehung noch Man= ches zu wünschen übrig läßt , indem sie dem Geiſte unserer Sprache nicht überall Rechnung trägt und dadurch zum öftern steif und selbst dunkel erscheint. Eine gute Ueber tragung ist freilich nichts Leichtes und der Ueberseher wohl damit zu entschuldigen , daß er das Buch möglichst schnell zum Gemeingut machen wollte. Von einer etwa nöthig werdenden zweiten Auflage ist daher schon zu erwarten, *) Der Verfaſſfer fagt hierbei : „ Sie müssen überall im Gegen fag zu dem unklugen Landwehrsystem aus dem Militärstande daß sie in dieser Beziehung etwas sorgfältiger durchgesehen eine wirkliche Profeffion maden , dergestalt , daß der kampf werde. An der äußeren Ausstattung hätten wir nur aus geübte Theil einer Nation sich in der Armee und nicht zustellen, daß uns die Buchstaben im Verhältniß zum Ab außerhalb derselben befindet." Man begreift nach diesem in der That nicht , wie er noch von Bürgerwehren ſprechen mag. stande der Zeilen etwas zu groß erscheinen. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 28. Januar 1851 . 24 12 ผู้สนับ สน

N 12. 2

ราง งxft

godine

2

1919 VAHEN26903

B01 IJA

1991

obis

15Bonde 20:40

Allgemeine Militár-Zeitung. Preußen . Berlin , 9. Jan. Die gegenwärtigen Verhältniſſe des

Toscana.

Flore13 , 3. Jan. Das Mintſterium hat das Bud

Staates haben dem Vernehmen nach das Hauptaugenmerk get für das Jahr 1851 bekannt gemacht. Von der Ge der Militárverwaltung auf die beſchleunigte Vollendung fammtſumme von 35,234,900 Lire fommen auf das Krieg 6 der bereits ſeit länger als einem Jahrzehnt in Angriff

departement 7,110,700 Lire. In Betreff des lepteren

genommenen Feſtungsbauten von Poſeu und Rönig8= heißt es in dem bezüglichen Berichte, daß , unter welchem berg gerichtet. Für Poſen , wo ichon durch Erlaß vom 13. Dctober 1842 der Bau angeordnet iſt und zu welchem

Geſichtspuncte man auch immer die Militärverhältniſſe betrachten möge ( die Einen nämlich ſehen an dem toska

1844 eine Summe von 2,000,000 Thlr. angewieſen wurde, niſchen Militar überhaupt einen Lurusartikel , die Anderen war nach dem damals zu Grund gelegten Plane die

dringen , auf eine ordentliche, den Bedürfniſſen wie dem

Vollendung der Bauten – vorausgeſeßt , daß jährlich eine Umfang des Großherzogthums entſprechende Armee ) , es Rate von mindeſtens 300,000 Thlr. gezahlt werden könnte unmöglich geweſen ſein würde , dieſem Departement eine - im Jahre 1853 zu erwarten . Es ſind jedoch bis jegt größere Summe als die im Jahre 1850 bewilligte, an: kaum 1 Min. Thlr. wirklich zur Verwendung gekommen . zuweiſen , ohne die öffentlichen laſten noch mehr zu ftet

Ginen anſehnlichen Theildes Betrages ,welder alljähr: gern. Dagegen wirft man aber ein , man habe noch lich angewieſen wird, nehmen die Grundſtücsankäufe in Anſpruch. Im verfloſſenen Jahre wurden mit Einſchluß des Bedarfs an Grundſtüden 275,000 Thlr. bewilligt. Der Rönigsberger Feſtungsbau , deſſen Geſammterforderniß

neuerdings eine Reduction des Effectivſtandes der bereits ſo kleinen und ſelbſt unter gewöhnlichen Umſtänden ungenügenden Armee vorgenommen oder beabſichtige die

zum mindeſten. Dieſe Reduction fod fich nämlich auf 700

auf 9 Millionen Thaler veranſchlagt iſt, nimmt nach den

Mann belaufen , wobei die einzige noch active Batterie

Gtats der legten Jahre alljährlich die Bauquote yon 250,000 Thlr. in Anſpruch , doch wurde vom Kriegs

um zwei Geſchüße vermindert wirde.

miniſter in der vorigen Rammerſeſſion bemerkt, daß dieſer Betrag hinter den Bewilligungen der früheren Jahre zu zūdbleibe und daß ſowohl das Intereſſe der Landesver

(A. A. 3.)

Sardinie n .

Turin , 12. Jan. In den legten Tagen fand in der Deputirtenkammer die Debatte über das Marine

theidigung, als auch die Rüdſichten , welche eine richtige budget ſtatt. Die von der Rammer beauftragte Com = Baubtonomie vorſchreibe, für die Zukunft die Bewilligung miffionhatte vorgeſchlagen , bas Lootſencorps undSchiffs hoberer Bauquoten unerläßlich erſcheinen laſſen . (N. Pr. Ztg.)

Gefterreichiſche Monarchie.

ſoldatenbætaillon aufzulöſen . Dem widerſeten ſich meh

rere Redner der Linten. Der Miniſter Cavour erklärte, die Regierung wünſche das Lootſencorps erſt nach Abſchluß

des Budgets für das Jahr 1852 aufzulöſen. Im Falle

Wien, 12. Jan. Se. Mat. der Kaiſer hat ange- der ſofortigen Aufhebung ſei jedoch die Negierung geſon ordnet, daß die Errichtung eines kroatiſch - ſlavo- nen , das Schicjal jener Lootſen und Soldaten zu ſichern. niiden Cavalerieregiments mit Benußung der vor- Sierauf wandte ſich die Discuſſion der Rubrik des See handenen Reſte des Banderial-Huſarenregimento , und zwar oberamtes zu. Für die Verwaltung desſelben waren vorläufig mit Aufſtellung von drei Diviſionen in Grã$ 119,640 Lire verlangt worden. Die Rammer beſchränkte vor fich gehen ſoll. Die Mannſchaft wird aus Kroatien, die Summe auf 99,810 Lire. Weitere Kategorieen des

Slavonien und der Woiwodina mit dem Temeicher Banaté Marinebudgets wurden ohne Anſtand angenommen , nur completirt und wird als Uhlanenregiment mit lichtblauen Czapkas gekleidet und ausgerüſtet. Zum Inhaber dieſes 5. Uhlanenregiments ift Feldmarſchallieutenant v. Wallmoben , zum Commandanten Dberſt Anton Freih. v. Jel: lacic ernannt worden. (Deſt. Correſp.)

bei der fünften Kategorie erhoben fich einige Vorfragen. Die ſechste und ſiebente Kategorie, tönigl. Marinebatail lon und Küſtenartillerie, wurden jebe mit bedeutenden Reductionen , bei erſterer 74,000 , bei leßterer von 38,000

Lire, votirt. Sodann wurde die achte Rategorie, „Ma

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rineſchule", mit den vorgeschlagenen Kosten von 36,047 Lire angenommen , nachdem viel über die Vorzüge der verschiedenen Lehrmethoden , wobei Einige sich für das französische , Andere für das englische Unterrichtssystem erklärten, gesprochen worden. Der Minister versprach in jedem Falle eine Reform der Marineſchule eintreten zu laffen. Zulegt wurde die neunte Kategorie, " Sanitäts corps", angenommen .

den die Offiziere entweder bei den Corps selbst gebildet oder erhielten ihre erste Erziehung für den Kriegerſtand in Schulen von besonderen Unternehmern. Eine zu Her= zogenbusch und später zu Grave bestehende Militärſchule, die von dem Oberstlieutenant de Chatillon gelettet wurde, gehörte zu den ersten Einrichtungen dieser Art. Für Jn= genieure wurde eine Prüfung vorgeschrieben , welcher ent sprochen werden mußte, um zu dem damaligeu Rang cines sogenannten Extra - Ordinarius - Ingenieur befördert zu werden; später führte man ein Aehnliches bei der Artille rie ein. Einer der ersten Versuche zur Einrichtung einer Kriegs-, vornehmlich Artillerieſchule in den Niederlanden datirt vom Jahre 1735. Denselben unternahm der Oberst (später Brigadier und endlich Generallieutenant) van Glabbeek, welcher vom Jahre 1735 bis 1752 Chef der niederlän= dischen Artillerie war ; die Absicht desselben wurde jedoch mit keinem günstigen Erfolg gekrönt. Später, im Jahre 1789, wurde auf den Vorschlag des damaligen Chefs der Artillerie, Paravicini di Capelli, die Errichtung von drei Artillerieschulen zu Zütphen , Breda und Gravenhage be schlossen, und man ernannte zu deren Directoren die Ar tillerieoffiziere Voet , Huguenin und Diaz de Vivano. Die besondere Schule von Chastillon ging nun ein. In Folge der neuen Organisation , welche die ganze Armee im Jahre 1795 erlitt, kam auch in diese Schulen einige Veränderung. Die vier Garnisonspläße der Stäbe der vier Artilleriebataillone, nämlich Breda , Zutphen, Delft und Groningen , sollten ein jeder eine Schule er halten, doch statt der für Delft wurde die bereits zu Gravenhage bestehende Schule beibehalten. Diese Schulen waren hauptsächlich für die Artillerie eingerichtet, obwohl auch Cadetten der Infanterie und Reiteret, ja selbst Si vilpersonen Zutritt in dieselben erhalten konnten. Durch Beschluß vom 23. September 1800 wurde der Schule von Zutphen noch eine Ingenieurschule beigefügt , und beide Schulen blieben unter der Leitung des damaligen Oberst lieutenants Johann Hendrik Voet. In Folge eines im Anfange des Jahres 1804 durch den Staatssecretar des Kriegs gemachten Vorschlags gingen durch Beschluß vom 12. Juli 1805 die vier Artillerie schulen ein und es wurde eine allgemeine theoretisch praktische Schule für Artilleristen, Ingenieure, Mi neure, Pontonnire und den Wasserbaudienst zu Ámers foort errichtet und zum Director dieser Schule der damalige Oberstleutenant Voet ernannt. Der Unterricht war kosten frei , und außer den Zöglingen , deren höchste Zahl 60 betrng, wurden auch alle jungen Artillerie-, Ingenieur = und Mineuroffiziere , welche ihre Studien fortzuseßen wünschten , sowie auch einige Bombardiere, Corporale und Kanoniere, die gute Anlagen für die mathematiſchen Wiſ= senschaften hatten, zugelassen. Derselbe Beschluß bestimmte auch die Errichtung von zwei praktischen Bataillonsschulen der Artillerie, in welchen man aus solchen Kanonieren der Bataillone, die etwas zu versprechen schienen und die sich nicht zu Amersfoort in der allgemeinen Schule be= fanden, geeignete Unteroffiziere heranbilden wollte. Die indessen später eingetretene Veränderung der Regierungs form war Ursache, daß diese Schulen nicht zu Stande kamen.

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Spanien. Die Gaceta vom 9. November v. J. bringt ein vom 5. desselben Monats datirtes königliches Decret, wodurch die schon neulich erwähnte (ſ. A. M. 3. 1850. Nr. 141 ) Aufhebung der allgemeinen Militärschule zu Toledo und die Errichtung einer Cavalerie- und Infanterieschule verfügt wird . Die erstere wird zu Alcala de Henares , die leßtere zu Toledo gegründet und den Generaldirectoren der Reiterei und Infanterie ist die Oberleitung der betreffenden Schule übertragen. Der Unterricht der Cadetten dauert von nun an drei Jahre und sechs Monate. Die zwei ersten Jahre und sechs Monate bringen dieselben in der Schule ihrer Waffe, die übrige Zeit in den Corps zu, um den Waffendienst überhaupt und den Dienst der Corporale und Serschanten kennen zu lernen. Die wissenschaftlichen und sonstigen, beiden Waf fen gemeinschaftlichen Kenntnisse werden in beiden Schulen auf dieselbe Weise gelehrt ; die Taktik und das jeder Waffe sonst Eigenthümliche nach den besonderen Reglements und nach besonderen Vorträgen. Nach dem Schlusse der im December stattfindenden Prüfung und nach Ausscheidung derjenigen Cadetten, welche nach dem damaligen noch gel tenden Studienplan bestanden und den Offiziersgrad er= langt haben , geschieht die Trennung der noch übrigen Cadetten nach den verschiedenen Corps , so daß mit dem 1. Januar 1851 die neuen Anstalten in's Leben treten. Für jede Schule wird noch ein besonderes Reglement er scheinen, welches das Nähere über die Organisation der selben, über die Zahl der Zöglinge, den Studienplan, die Zulaffung u. s. w. enthält.

Die niederländischen Militärschulen. (Nach dem niederländiſchen Militaire-Spectator von S. L. F.) Bevor in den Niederlanden irgend eine Einrichtung zur Heranbildung junger Leute für die wissenschaftlichen Waffen bestand, fand der wissenschaftliche Unterricht für künftige Offiziere an den hohen Schulen statt. So war Ludolf van Keulen bis zum Jahre 1610 Profeffor der Festungsbaukunft zu Leiden ; so zählte später Bernard Fullenius als Professor der Mathematik und Festungs Baukunft zu Franeker unter seinen Schülern seinen Neffen, den großen Coehoorn mit dem, seinem Vaterlande zu früh entrissenen Helden Jan Wilhelm Friso , Prinzen von Ora nien; so wurde im Jahre 1748 zu Leiden bereits seit 27 Jahren die Meßkunst und die Kriegsbaukunft durch Con rad Zumbag de Koesfelt gelehrt , welcher Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin , Doctor der Medicin und Stadtarzt zu Leiden war. Später wur=

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Der Militärunterricht war indeffen eine der ersten Sorgen des neuen Staatsoberhauptes , des Königs Lud wig Napoleon. Durch einen Beschluß vom 17. Septem der 1806 wurde im darauf folgenden Jahre zu Honds holredyk, nahe bei Gravenhage, eine königliche Mili tär - Cadettenschule für Infanterie und Reiteret, unter dem Befehl und der Leitung des Obersten O. H. van Sandick, errichtet. Die Cadetten bei den verschiede nen Corps selbst , mit Ausnahme derjenigen bei der Ar mee im Felde, sowie der Eleven an der Schule zu Amers foort gingen nun ein. Um in der königlichen Militärschule zugelassen werden zu können , mußten die Cadetten ein Alter von 14 bis 18 Jahren erreicht haben. Ein Fünf theil derselben wurde auf Kosten des Landes unterhalten; die übrigen zahlten jährlich 600 F. , ungerechnet die sonst erforderliche Ausstattung. Das Marimum der Cadetten war auf 200 oder auf 4 Compagnieen zu 50 bestimmt. Der Unterricht war in zwei Klaffen getheilt und der ganze Cursus, sowohl der Wissenschaften wie der Erercitien, wurde in zwei Jahren abgehandelt. Die Eleven , welche das Alter von 18 Jahren erreicht hatten , gingen als Lieutenante zu den Corps über. Diejenigen, welche in ihrem zwanzigsten Lebensjahre für den Offiziersstand un geeignet befunden wurden, traten aus oder gingen , wenn fie auf Königs Kosten" dagewesen waren, als Unteroffi= ziere oder Soldaten in die Armee über. Die Cadetten waren in dem Schloffe einquartirt. Die zur Bildung der Offiziere der mehr wissenschaft lichen Waffen bestimmte theoretische und praktische Schule zu Amersfoort bestand inzwischen bis zum Jahre 1809 fort, zu welcher Zeit es der König für gut fand , durch einen Beschluß vom 18. October die beiden Institute un ter der Benennung " Königliche Militärschule " zu Gravenhage zu vereinigen. An die Spize dieser vereinig ten Schule wurde der Oberst Voet gestellt , welcher wenige Wochen darauf zum Generalmajor vorrückte. Die Zahl der Zöglinge dieser Schule war auf 100 bestimmt. Dieselben theilten sich in drei Waffen oder sogenannte Klaffen; die erste bestand aus den Eleven für den Wasserbaudienst , die zweite aus Zöglingen für das Artillerie- und Ingenieurcorps und die dritte aus Eleven für die verschiedenen Corps der Landarmee. Die Eleven der beiden ersten Klassen rechneten ihre Dienstjahre von dem Tage der Aufnahme an , die der dritten von dem lezten Jahre ihres Verbleibens in der Schule. Ein Vier theil der Eleven konnte auf Staatskosten unterhalten wer= den; die übrigen mußten ein Jahrgeld von 450 F. , un gerechnet die sogenannte Ausstattung von 150 F. , bezah len. Die Schüler waren in dem Schulgebäude kasernirt. Zur Zulassung in die dritte Klasse wurde ein Lebensalter von mindestens 14 Jahren erfordert , für die übrigen Ele ven waren 14 Jahre spätestens festgesezt. Der ganze Lehrcursus dauerte für die erste Klaffe über sechs , für die zweite vier und für die dritte zwei Jahre. Es bestand ein Unterrichtsrath, der aus dem Gouverneur, dem Com mandanten en Chef, drei Offizieren und sämmtlichen Pro fessoren zusammengesezt war , jedoch nur bezüglich des Unterrichts. Diese Schule dauerte nicht lange und konnte daher auch nur geringe Resultate liefern. Schon im

derlande in das große französische Kaiserreich, hörte sie auf, und es wurden die Cadetten zum Theil in die frans zöfifchen Militärschulen verseßt , zum Theil in der Armee angestellt. Nach der Wiederherstellung der Niederlande zu Ende des Jahres 1813 fühlte man auch bald die Nothwendige keit einer Anstalt zur Erziehung künftiger Vertheidiger des Vaterlandes . Durch einen Beschluß des souveränen Für sten vom 24. Februar 1814 wurde die Errichtug einer Militärſchule zu Delft unter dem Namen einer Artil = lerie- und Genieschule verordnet. Diese Schule war zur Heranbildung junger Leute für alle Waffengattungen der Armee bestimmt. Die anfänglich festgesezte Zahl der Zög linge betrug 100 , nämlich 60 für die Artillerie , das Geniecorps , die Pontonnire, Mineure und Sappeure, und 40 für die Reiterei und Infanterie. Das Alter der Zulassung war zwischen 14 und 20 Jahren angenommen. Für jeden Cadet mußte ein Jahrgeld von 50 F. bezahlt werden, wogegen derselbe den Sold eines Artilleristen, Infanteristen oder Reiters bezog . Die Cadetten wohnten außerhalb des Schulgebäudes und mußten sich selbst mit ihren Bedürfnissen versehen. Der vollständige Militär curfus für die Cadetten der Artillerie und des Ingenieur= corps, sowie für die des Wasserbaudienstes dauerte vier General Voet, welcher während der französischen Jahre. Herrschaft einige Zeit lang Commandant einer Artillerie schule zu Douat gewesen war, erhielt wiederum die Stelle eines Commandanten und Studiendirectors. Durch einen Beschluß vom 26. Januar 1815 erhielt diese Schule bereits einige Erweiterung , indem eine Reit schule damit verbunden und das Personal um mehrere Civil- und Militärlehrer vermehrt wurde. Ein späterer Erlaß vom 10. November 1815 brachte die Anzahl der Cadetten auf 160, uvd außerdem wurden noch 16 Bagen des Königs behufs ihrer militärischen Erziehung aufge= nommen. Die Schule, welche bis dahin nur den Dienst der Landmacht betraf, wurde nunmehr auch auf die See macht ausgedehnt. Unter der vermehrten Anzahl von Zöglingen befanden sich auch einige Cadetten für die Ma rine, den Schiffsbau und das Mariniercorps . Diese Er= weiterung des Unterrichts hatte eine neue Vermehrung des Lehrerpersonals zur Folge; auch wurde durch einen Beschluß des Königs vom 9. März 1816 ein neues Per ſonal festgestellt , welches mit einigen Ausnahmen bis zu= lezt bestand. Der Cursus für die Cadetten des Seedien ftes dauerte drei Jahre ; denjenigen aber, welche ausges zeichnete Anlagen hatten , gestattete man ein Jahr längeren Verbleibens , um sich in den höheren Theilen ihres Wir kungskreises zu befähigen , worauf sie sodann als Marine cadetten erster Klasse (adelborsten) die Schule verließen. Der Cursus für die Cadetten des Schiffsbaues und des Mineurcorps dauerte vier Jahre. Bis dahin waren die Aspiranten ohne eine vorange= gangene Prüfung ihrer Kenntnisse zur Schule zugelassen worden. Ein Beschluß des Königs vom 13. Juni 1817 bestimmte aber, daß die Aspiranten durch eine ordentliche Prüfung die nothwendigen Vorkenntnisse darzuthun hätten, um den Unterricht an der Schule auch mit Nußen genießen zu Ein weiterer Beschluß vom 25. August 1817 können.

darauf folgenden Jahre, bet der Einverleibung der Nie

verordnete ferner, daß die Cadetten des Waſſerbaudienstes

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während der Ferien nach den bedeutendsten in Arbeit be findlichen Wasserbauwerken gesandt werden sollten , um sich im praktischen Theil ihres Fachs zu üben. Eine Verord nung vom 26. Mai 1820 bestimmte auch praktische Ue bungen für die Cadetten der anderen Fächer, der ersten und zweiten Klasse, zu welchem Zwecke die Ebene bet Waalsdorp eingerichtet wurde. Während der Wirksamkeit dieſer Schule wurden nach einander Commiſſionen ernannt, welche geregelte Studien plane, ſowie Bestimmungen zu größerer Vervollkommnung des militärischen Unterrichts entwerfen sollten , wobei man die Vereinigung der bisher bei den verschiedenen Corps vertheilten Cadetten und eine Erweiterung des Unterrichts, namentlich 蔬 für die Eleven der Infanterie und Reiteret, beabsichtigte. Die Cadetten sollten kasernirt werden. In Folge der Vorschläge der erwähnten Commissionen hob der König durch einen Beschluß vom 29. Mai 1826 die Militärschule zu Delft auf und verfügte die Gründung einer königlichen Militärakademie für die Ca detten aller Waffen der Landmacht des Inlan des und der ostindischen Besizungen zu Breda. Durch eine Verfügung vom 27. November 1827 wurde das Reglement für diese königliche Militärakademie fest gestellt, und am 24. November 1828 fand die feierliche Einweihung statt. Der bereits seit dem 24. November 1816 zum Generallieutenant beförderte Commandant der Schule zu Delft, J. G. Voet, wünschte , in Berücksich= tigung seines hohen Alters , von der Leitung der neuen Akademie entbunden zu werden , und es würde deßhalb der Generallieutenant C. A. Gunkel zum Gouverneur ernannt.

dem konnten 10 Pläße supernumerår beſeßt werden. Der zu zahlende Beitrag wurde für die Cadetten der Infan terie auf 450 F. und für die übrigen Waffen und den Wasserbaudienst auf 600 F. festgesetzt; doch gab es auch ganze und theilweise Freipläge. Der Lehrcurſus war auf vier Jahre festgefeßt.

THERA ERSSER AKSE❤N



Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.



(Schluß folgt.)



Die Zahl der zugelassenen Cadetten war indeſſen viel geringer als diefelbe im oben erwähnten Reglement ange= geben ist. Beim Beginn des Unterrichts im November 1828 waren im Ganzen nur 171 vorhanden , nämlich 50 von der Infanterie, 69 von der Artillerie , 18 vom Jn= genieurcorps , 26 von der Reiteret, 8 vom Wasserbau dienst. Am 31. December 1829 stieg die Gesammtzahl auf 198, nämlich auf 65 von der Infanterie, 70 von der Artillerie, 24 vom Ingenieurcorps , 33 von der Reiteret, 6 vom Wasserbaudienst. Zu Anfang des dritten Akade= miejahres soll die Zahl der Cadetten im Ganzen 205 be= tragen haben; aber keiner derselben konnte seine Studien an der Akademie vollenden. In Folge der Ereignisse, welche der Aufstand und Abfall der belgischen Provinzen herbeiführte, wurden durch Beschluß vom 8. October 1830 die Gebäude der königlichen Militärakademie der Besaßung der Festung Breda zur Verfügung gestellt , die Vorlesungen an der Akademie ausgefeßt und den angestellten Aspiran ten und Cadetten die Weisung ertheilt, bis auf weitere Diejenigen , welche für den Ordre nicht zu erscheinen. activen Dienst der Armee geeignet waren , wurden zu den verschiedenen Corps der Armee gesendet und in der Folge zu Offizieren befördert; einige hatten Gelegenheit , sich in dem zehntägigen Feldzug auszuzeichnen.

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1 Assistent-Bibliothekar, 1 Modellirer, 1 Director der gymnastischen Uebungen, 2 Fechtmeistern, 2 Tanzmeistern, 2 Schwimmlehrern. c) 2 Geistlichen , einer von der pro teſtantiſchen , der andere von der katholischen Kirche.



arzt 1. Kl. , 1 Apotheker, 1 Hauptmann-Quartiermeister, 1 Bekleidungs- und Armaturverwalter, 1 Adjutant-Un= teroffizier, 21 Unteroffizieren , 7 Musikanten, 1 Büchsen macher, 1 Tambourcorporal und 4 Tambouren, 1 Schret= ber, 55 Aufpassern, 1 Zimmermann , 1 Hofmeister, 1 Oberkoch, 2 Hausverwaltern , 1 Portier, 12 Köchen und Kochgehülfen. b) 2 Profefforen und 1 Lector der Ma thematik und Naturkunde, 4 Lehrern der Mathematik, 1 Ingenieur des Wasserbaudienstes , 1 Profeffor und 3 Leh rern für niederländische Sprache und Literatur, 2 Lehrern für die französische Sprache und Literatur, 1 Lehrer für die deutsche und 1 Lehrer für die englische Sprache, 1 Architekt, 3 Lehrern für das Handzeichnen , 1 Bereiter,



Die bisher in der Anstalt zu Delft geweſenen Cadetten der Marine, des Mariniercorps und des Schiffsbaues wurden in ein neu errichtetes königliches Institut für die Marine zu Medemblik versest , dessen Regle ment ein Beschluß vom 6. September 1828 feststellte. Als Militärcommandant dieses Instituts functionirte der Schiffs capitän-Lieutenant W. Kreekel , und als dieser am 10. No vember 1834 starb, der Schiffscapitän J. C. Rijk. Nach des Lesteren Beförderung zum Unteradmiral (Schout-bij Nacht) und Generalgouverneur der niederländisch -west indischen Besitzungen (27. November 1838) erhielt der Schiffscapitan und spätere Unteradmiral J. C. Koopman die Leitung der Anstalt. Diesem folgte als Commandant des Instituts zu Ende April 1847 der Unteradmiral H. F. Tengebergen , welcher bis zum 15. Juli 1849 Vorsteher war. Alsdann wurde der Schiffscapitän V. G. Cranbet, zum stellvertretenden Commandanten ernannt und versah dieses Amt bis zur Vereinigung des Instituts mit der königlichen Militärakademie im September 1850. Das oben erwähnte Reglement der neuen königlichen Militärakademie bestimmte die Zahl der Catetten auf 308. Ihre Zulassung konnte vom 14. bis 18. Jahre geschehen. Nach den Waffen waren dieselben folgendermaßen ver theilt : 186 für die Jufanterie , 52 für die Artillerie , 16 für das Ingenieurcorps , die Mineure und Sappeure, 40 für die Reiterei und 4 für den Wasserbaudienst ; außer=

Die Cadres der Akademie bestanden aus : a) 1 Gou verneur, 1 Commandanten , 1 Hauptmann der Infanterie, 1 Hauptmann der Artillerie, 1 Hauptmann des Inge= nieurcorps , 1 Rittmeister , 1 Generalstabsoffizier , 3 Lieu tenanten der Infanterie, 2 Lieutenanten der Artillerie, 1 Lieutenant des Ingenieurcorps , 1 Lieutenant der Reiteret, 1 Adjutanten des Gouverneurs , 1 Lieutenant- Adjutanten des Commandanten , 2 Gesundheitsoffizieren , 1 Pferde

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30. Januar 1851 .

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Allgemeine Militár - Zeitung. tete , nachdem er Cardenas überfallen und geplündert hatte, ganz nabe; konnte es aber nicht erreichen , weil es

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Die Revista militar von Madrid enthält über die viel weniger tief ging als der Pizarro und fich deßhalb neueren Ereigniſſe auf der Inſel Cuba einen hinter Klippen bergen konnte, wo der leßtere nicht hin Artikel, aus dem wir Folgendes hervorheben wollen , das gelangen , ſondern nur parallel folgen durfte. für unſere Leſer von Intereſſe zu ſein ſcheint: Des Seeweſens unfundige Menſen haben geſagt , daß Die beiden einzigen Ueberreſte der großen weſtlichen wenn die Schiffe, die Spanien bereits in der Station von Reiche der Spanier, Cuba und Portorico , würden ſchon

Havannah hat,nicht hinreichten , um die Küſte zu ſichern, man jene Kolonieen ganz aufgeben müſſe; mit der größten land verloren geweſen ſein , wenn ſich Spanien nicht mit Ungerechtigkeit hat man die Bandung von Lopez auf eine 1

in den Jahren 1824 und 1825 unrettbar für das Mutter-

Energie zu ihrem Schuße aufgerafft hätte. Damals fandte Nachläſſigkeit der ſpaniſchen Kreuzer geſchoben. man eine Truppenerpedition ab , welche von zwei Fregat:

Wer die

Geſchichte des Seetrieges fennt , wird das Abſurde dieſer

ten und einer Corvette begleitet war , und dieſer folgte im Behauptung einſehen. Aber man bedenke , 1) daß es fich Jahre 1825 eine zweite mit drei Fregatten und einer Brigg und ſpäter ein Linienſchiff und eine Corvette. General Laborde jegelte mit dieſer Flotille von Santiago de Cuba aus nach Kingstown auf Jamaica, zeigte darauf vor Santa Martha und Cartagena die ſpaniſche Flagge

hier nicht um die Blokade eines Safens , ſondern einer weiten Küſte handelt , und daß der , welcher eine Landung vorbatte , den günſtigſten Punct auswählen konnte; ferner 2 ) baß das zur Landung beſtimmte Schiff ein Dampfer war.

und bewirkte: dadurch , daß die columbianiſche Regierung,

Im Jahre 1799 blokirte eine ſtarte engliſche Flotte

geſchredt durch dieſe reſpectable Seemacht, die Kriegsſchiffe, den Hafen von Breſt, und dennoch täuſchte der Admiral welche ſie für einen Angriff der ſpaniſchen Antillen gekauft Gantheaume die Wachſamkeit ſeiner Gegner und führte 9 hatte , abtafeln und verkaufen ließ. Dieſe Demonſtration Kriegsſchiffe durch die Linie glüdlich nach dem Mittel allein ſchüßte damals Cuba und war die Urſache, daß in

meere.

Im Jahre 1798 führte der tapfere Alcalá Ga

ben folgenden Jahren der Handel von Savannah aufblühte leano aus dem von den Engländern ſcharf blokirten Hafen und für die Finanzen der Halbinſel der einzige Troſt von Cadiz zwei Linienſchiffe und dret Fregatten , ohne daß wurde.

Von jener Zeit an ſah man es als eine Nothwendig

ſie geſehen wurden , und ſegelte mit denſelben nach Nord amerika. In demſelben Jahre täuſchte der fühne See

keit an , in der Station von Savannah eine bebeuten de Seemacht zu erhalten , weldhe eine Vermehrung forderte, als die Anerkennung ber neuen Staaten des amerikaniſchen Continents den merkantilen Verkehr mit denſelben aus-

mann Joſeph Juſtus Salcedo die Wachſamkeit der Eng-= länder und fam mit dem Linienſchiff Monarch ungeſehen durch ihre Linie. Der franzöſiſche Contreadmiral Bandin brachte im Jahre 1808-9 dem in Barcelona hartbedräng

dehnte.

ten Saint-Cyr mit vier Kriegsſchiffen Mundvorrath und

Dieſe Nothwendigkeit tritt jeßt noch ſtärker hervor, Munition , obgleich der engliſche Aömiral Collingwood die nachdem die Erpedition von Lopez und die Gerüchte von Küſte von Catalonien blotirt hielt ; eben ſo kehrte er zu

neuen Invaſionsverſuchen eine Warnung gaben. Savan= rúd und erreichte Toulon , ohne daß ihn die Engländer nah muß nicht allein Dampfer und Segelſchiffe haben, einholen konnten. Ebenſo wußte im Jahre 1823 die um 700 Stunden Küſten zu deđen : ſondern eine Zahiſpaniſche Kriegsbrigg Diligente, befchligt von dem Fre kleiner Fahrzeuge , welche in vielen Häfen, Buchten und gattenlieutenant Soſtoa, durch das franzöfiſche Blokade Kanälen der Inſel mit Leichtigkeit einlaufen können. General Armero that bei dem Angriff von Lopez ſeine Schuldigkeit mit dem ſchönen Dampfer Pizarro, er nahm die Mannſchaft, welchc Lopez unterſtüßen ſollte , auf der Inſel de las Mugeres gefangen und verfolgte das Dampfs.

geſchwader in den þafen von Cadiz einzulaufen. Dieſe Beiſpiele , die fich durch viele vermehren ließen,

beweiſen hinlänglich, daß es dem Dampfer Creole ein Leichtes' war , die ſpaniſchen Kreuzer zu vermeiden und in der Dunkelheit der Nacht an dem Hafendamm von Car

Tchiff Creole , auf dem fich der feindliche Anführer flüch- denas ſeine Bemannung auszuſchiffen. !

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Außer den Segelschiffen und Dampfern , welche die Station von Havannah besißt, muß sie vier Dampfer von 120 bis 150 Pferden mehr haben : für den Dienst von Bahia-Honda zum Cap San Antonio; vom Cap Cor rientos nach dem Cap Cruz und vom Vorgebirge Mater nillos durch den alten Kanal nach der Spiße von Jcacos. Dieses müssen kleine Dampfboote sein , die wenig Waffer ziehen, um in alle kleinen Buchten eingehen zu können, wohin die großen , die für andere Zwecke, namentlich Truppentransport , vortrefflich sind , sich nicht wagen dür fen. Aus demselben Gründe hat man in jüngster Zeit in England Dampfkanonenboote von geringem Tiefgang gebaut, um mit schwerer Artillerie in Häfen , Buchten und Baien zu operiren. Dieses braucht man gerade in Cuba; denn wenn die Küste von der Nordseite angegriffen wird, geschieht es nur mit kleinen Dampfbooten , einmal weil die Expedition suchen muß, in einen Hafen einzudringen und anzulegen , da fie feine Zeit durch Ausschiffung mit Böten verlieren kann , und dann , weil im Falle eines Rückzuges nur zwischen den Felsenriffen von Florida Net tung zu erwarten steht. Diese Bemerkungen rühren von einem erfahrenen See manne , dem Capitän des Linienschiffes Franzisco de Paula Pavia , her, und scheinen uns ganz geeignet , ein Urtheil über diese wichtige strategische Tagesfrage zu begründen.

weisen , oder nur zur Beförderung in der Rangestour, oder aber zu keiner Vorrückung in höhere Chargen eignet und in diesem Falle, ob die Belaffung auf dem dermaligen Posten dem Dienste entspricht, oder endlich bei phyſiſchen und moralischen Gebrechen, ob seine Entlassung vom Dienste nothwendig set. Das Protokoll , von dem Präses und sämmtlichen Mitgliedern der Commiſſion unterzeichnet, wird Sr. Maj. dem Kaiser vorgelegt und dient als Grund lage für die Anträge zur Besetzung der im Laufe des Jah res in Erledigung kommenden Stellen.

Oesterreichische Monarchie. Wien, 18. Jan. Se. Maj. der Kaiser hat geneh migt, daß für die ganze Cavalerie neue Carabi ner in der vom Kriegsministerium vorgeschlagenen Weise angefertigt werden. Deßgleichen werden die sämmtlichen Uhlanenregimenter, sowie alle Unteroffiziere der Cavalerie, mit einer Pistole pro Mann ausgerüstet, die mit Percussionsschlössern versehen sind. Nach einem von Sr. Maj. dem Kaiser genehmigten Antrage der Ad= justirungscommission werden die Schurzfelle für Zim merleute in der gesammten Armee abgeschafft.. Am Ende Februar beginnen unter dem Vorsiße des Kriegsministers Baron Csorich die Berathungen der Com = mission über Offiziers - Individualbeschreibun gen für das Jahr 1850. Diese Commission hat nach dem kaiserlichen Armeebefehl vom 4. Januar 1850 den Zweck, daß das kaiserliche Armeeobercommando über die Quali fication der Stabsoffiziere , der Rangältesten und dann zur vorzugsweisen Beförderung geeignet beschriebenen Hauptleute sämmtlicher Truppen des Heeres, namentlich über den Grad ihrer Befähigung zur Vorrückung in höhere Chargen, in möglichst genaue Kenntniß gelange. Auf Grundlage der eingehenden Individualschilderungen der Stabsoffiziere, Hauptleute und Rittmeister wird die Com mission dieselben beurtheilen und über jede einzelne Qua lification entscheiden , ob das Individuum ſich zur vorzugs

Die niederländischen Militärschulen. (Nach dem niederländischen Militaire- Spectator von S. L. F.)

( Schluß.) Nachdem der Generallieutenant Gouverneur Gunkel, welcher anfänglich zum Oberbefehlshaber der in Kriegs zustand erklärten Festung Breda ernannt worden war, seine ehrenvolle Entlassung erhalten hatte, wurde der Major (ſeit 1832 Oberstlieutenant) Steenberghe mit der Oberleitung der Akademie beauftragt und behielt dieselbe bis zur Wiederaufnahme der Studien im Jahre 1836. Das unterrichtende Personal der Akademie stellte man in verschiedenen Verhältnissen bei der Armee an . Da der fortdauernde Kriegszustand den Wiederbeginn der Vorlesungen an der Militärakademie zu Breda ver= hinderte, so verordnete ein königl. Befehl vom 14. Februar 1832, daß die Cadetten des Ingenieurcorps sich nach Me= demblik begeben sollten, um an dem dort bestehenden Jn= stitut für die Marine ihre Studien unter Leitung des Ingenieur-Hauptmanns J. P. Delprat als Studiendirec= tor fortzusehen . Ein Oberlieutenant des Ingenieurcorps und zwei Lehrer der Mathematik von der Militärschule wurden ebenfalls nach Medemblik commandirt. Die Ca detten blieben daselbst bis zum Spätjahr 1836. Die Zahl der damals nach Medemblik gewiesenen und später daselbst eingetretenen Cadetten des Ingenieurcorps, wozu auch die von den Mineuren und Sappeuren , sowie vom Wasserbaudienst kamen , betrug am 1. März 1832 11 und stieg bis zum 15. October 1835 auf 24. In den Jahren 1835 und 1836 bezogen_die_Cadetten während 6 Wochen ein Lager bei dem Dorfe Sprang in Nord brabant, um dort praktische Uebungen abzuhalten ; die Cadetten vom Wasserbaudienst besichtigten während dem einige öffentliche Werke. Inzwischen verfügte der König durch Decret vom 10. Juni 1836 den Wiederanfang des Unterrichts in der Akademie auf den 1. November desselben Jahres , wozu das Akademiegebäude während dem wieder gehörig einge= richtet wurde. Einige nach den Bedürfnissen der Armee und nach der Erfahrung nothwendig befundene Abände= rungen wurden für die zwei ersten Jahre in das Regle= ment aufgenommen , nach welcher Zeit das Kriegsdepar= tement dem König einen Vortrag bezüglich der definitiven Leitung und Verwaltung der Anstalt machen sollte. Durch den erwähnten Erlaß wurde weiter bestimmt, daß vorläufig bei der Akademie ſowohl für den Dienſt im

44.2 CRAGE

―――――― Vor Kurzem ist der erste und zweite Band des neuen Infanterie - Crercirreglements ausgegeben worden. Auch das Erercirreglement für die Rei terei wird demnächst in einer neuen verbesserten Ausgabe erscheinen.

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Lande als für denjenigen in den überseeischen Besitzungen nur 220 Cadetten anzunehmen seien , nämlich : für den Dienst im Lande 72 der Infanterie, 40 der Artillerie, 16 des Ingenieurcorps, 16 der Reiterei , 4 des Waffer baudienstes; für die Kolonieen 50 der Infanterie , 12 der Artillerie, 6 des Ingenieurcorps , 4 der Reiterei. Im ersten Studienjahr ( 1836-1837) sollten indeffen über haupt nur 43 Cadetten der Infanterie, 22 der Artillerie, 8 der Reiterei aufgenommen werden , weil die bisher zu Medemblik geweſenen Cadetten vom Ingenieur-, Mineur und Sappeurcorps sowie vom Wasserbaudienst, nun wie der nach Breda übergingen und die Pagen des Königs, im Fall sie nicht über 18 Jahre zählten , gleichfalls auf genommen wurden. Der jährliche Beitrag blieb wie früher , mit der wei teren Bestimmung , daß für die Cadetten der Infanterie und Reiterei als erste Ausstattung noch 50 und für die der übrigen Waffen 75 F. zu bezahlen waren , wofür sie die ihnen gelieferten Lehrbücher und Zeichengeräthschaften als Eigenthum behielten. An die Stellen des Gouverneurs und Commandanten kamen nun ein erster und ein zweiter Commandant. Dem lezteren war ein Hauptmann-Adjutant der Akademie bei gegeben, welchem wieder 2 Lieutenante für das Polizei liche und Disciplinarische zur Seite standen. Ein Offizier das Generalstabes wurde nicht mehr angestellt; der Un= terricht desselben ging zum Theil auf den Hauptmann des Ingenieurcorps über. Die Lieutenante der verschie denen Waffen hatten nun auch den Unterricht in der Mathematik und Naturkunde zu ertheilen , weßhalb die fehlenden Stellen für diese Fächer nicht wieder besezt wurden. Das Civilpersonal bestand nur noch aus 1 Pro fessor und 2 Lehrern der niederländischen Sprache und Literatur, 1 Professor der malayschen Sprache und Lite ratur, 1 Lector der Naturkunde , 1 Architekt, 1 Ingenieur des Wasserbaudienstes , 2 Lehrern der Mathematik, 1 Leh rer der französischen, 1 Lehrer der deutschen und 1 Lehrer der englischen Sprache, 3 Lehrern im Handzeichnen , 1 Assistent- Bibliothekar, 1 lithographischen Zeichner und Drucker , 1 Modellirer, 1 Fechtmeister und 2 Tanzmeistern. Vom Jahre 1838 an sollten keine Aspiranten unter 17 Jahren mehr an der Akademie zugelassen werden. Zum ersten Commandanten des wiederhergestellten In stituts wurde der damalige Oberstlieutenant der Artillerie (jezt Generalmajor) H. G. Seelig ernannt und zum zweiten Commandanten der Ingenieurmajor (jezt Oberst lieutenant) Delprat. Jm Monat September fand zu Breda eine Prüfung der Aspiranten statt , gleichwie eine solche bereits zuvor im Juni zu Medemblik mit den Cadetten des Ingenieurcorps und des Wasserbaudienstes abgehalten worden war; die Abtheilung am legteren Orte wurde , wie schon bemerkt, aufgehoben und am 1. November trat die Akademie wieder in volle Wirksamkeit. Die Anzahl der Zöglinge betrug 79. Nach Ablauf des oben erwähnten zweijährigen Zeit raums wurde ein neues Reglement für die Akademie ent worfen und durch königlichen Beschluß vom 15. Juli 1841 genehmigt. Es konnten hiernach 204 junge Leute (die föniglichen Pagen mit begriffen) zugelassen werden , nẩm lich: 100 für die Infanterie (darunter 36 für die Kolo

nieen), 48 für die Artillerie (darunter 12 für die Kolo nieen) , 24 für das Ingenieurcorps (darunzer 12 für die Ko lonieen), 20 für die Neiterei (darunter 4 für die Kolonieen), 12 für den Wasserbaudienst (darunter 8 für die Kolonien). Die Zeit des Eintritts wurde auf den 1. September und das Alter der Zulassung auf 14 bis 18 Jahre festgesezt. Die Beiträge blieben wie früher, betrugen jedoch für die Zöglinge der Kolonieen nur die Hälfte. Die Cadres der Militärakademie waren nun folgende : a) 1 Gouverneur , 1 Commandant , 1 Hauptmann-Adju=` tant, 1 Oberlieutenant, Adjutant des Gouverneurs , Hauptmann vom Generalstab, 1 Hauptmann der Infan= terie, 1 Hauptmann der Artillerie, 1 Hauptmann vom Ingenieurcorps , 1 Rittmeister-Commandant, 3 Ober= und 3 Unterlieutenante der Infanterie , 2 Ober- und 1 Unterlieutenant der Artillerie, 1 Ober- und 1 Unterlien tenant der Reiterei, 1 Ober- und 2 Unterlieutenante vom Ingenieurcorps , 1 Hauptmann-Quartiermeister, 1 Be kleidungsverwalter, 2 Gesundheitsoffiziere, 1 Apotheker, 1 Pferdearzt , 1 Adjutant-Unteroffizier, 1 Hausverwalter, 1 Hofmeister, 1 Serschantmajor , Feuerwerker , 1 Ser= schant , Lehrer der Gymnastik, 2 Schreiber, 1 Tambour= corporal und 6 Tamboure , 7 Musikanten , 23 Unteroffi= ziere, 1 Trompeter, 1 Zimmermann , 75 Aufpasser. b) 1 Professor der Mathematik und Naturkunde, 1 Pro feffor der niederländischen Sprache und Literatur, 1 Leh rer erster und 4 Lehrer zweiter Klasse der Literatur , 1 Lector oder Lehrer in der Naturkunde, 1 Profeffor oder Lehrer in den orientalischen Sprachen , 1 Ingenieur des Wasserbaudienstes , 2 Lehrer der Mathematik, 3 Lehrer im Handzeichnen , 1 Bibliothekar. Bald nach der Wiederherstellung der Akademie wurde auch der Bestimmung Folge gegeben , daß die Lehrer und Beamten der Akademie in so weit als möglich Lehrbücher nach den vom Verwaltungs- und Beaufsichtigungsrath gebilligten Programmen zu bearbeiten hätten. Besagte Lehrbücher sollten alle die zur Heranbildung der Cadetten für ihren Beruf nöthigen Fächer und Waffen umfassen. Sie wurden für Rechnung der Akademie gedruckt und nach eiuem Erlaß des Kriegsministers den verschiedenen Corps der Armee für den Akademiepreis zur Verfügung gestellt, um auch dort für den Unterricht und das Studium der militärischen , mathematischen , sprachlichen 2c. Wissenschaf= ten zu dienen. Durch Vermittelung mehrerer Militär buchhändler kamen die Bücher selbst zu einem erhöhteren Preise in das allgemeine Publikum. Da sie das Neueste umfassen, was die Wissenschaften darbieten , und dabei zu einem billigen Preis zu erhalten sind , so haben sie einen starken Abgang gefunden , wovon auch die verschiedenen Wiederabdrücke mehrerer derselben Zeugniß geben. Sonach tragen dieselben unverkennbar zur Verbreitung der mili tärischen und sonst für den Kriegerstand nüzlichen Kennt= nisse bei. Der gesammte Lehrcursus wird bald vollendet sein. Außer den zum Lehrcursus gehörigen Büchern wer den auch noch, für Rechnung der Akademie, zum Behuf des Unterrichts , mehrere theils originale , theils aus an= deren Sprachen übersezte Werke * ) herausgegeben. *) Zu diesen gehören unter anderen die Schriften von v . Clau sewiß und von Loffau.

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Im Jahre 1841 wurde die früher zu Gravenhage be stehende Reitschule mit der Akademie vereinigt. Neun Offiziere und 10 Unteroffiziere aus den verschiedenen Ca= valerieregimentern commandirte man zur Akademie , um daselbst unter Leitung eines Rittmeister- Commandanten und eines neu angestellten Lieutenant-Instructors einen theoretischen und praktischen Unterricht in der Reit- und Abrichtungskunst zu erhalten. Die Vorlesungen in dieser Schule dauerten bis in den Juli 1848 fort,

nat November vergangenen Jahres durch fünf andere ab= gelöst wurden. Da sich seit dem Juli 1845 teine Cadetten für den Wasserbaudienst mehr bei der Schule befanden , die zulet daselbst gewesenen ihre Studien rollendet hatten und junge Leute für dieses Fach in Folge höherer Bestimmung fortan an der Akademie für Civilingenieure zu Delft berange= bildet werden sollten , so rief man den bisher an die Aka demie zu Breda commandirt gewesenen Ingenieur vom Zu Ende des Jahres 1843 führte man , wegen der Wasserbaudienst zu anderweitiger Verwendung ab. Im unvermeidlichen Nothwendigkeit einer Verminderung der Jahre 1845 vereinigte man auch noch mit der Reitschule Ausgaben des Kriegsdepartemente , gemäß einer königl. eine Schmiedschule, in welcher unter der Leitung des Pferdearztes zehn geschickte Hufschmiede von der Artillerie Verordnung , einige Veränderungen und Reductionen am Stand der Caders der Akademie aus. Die Stellen eines und Reiterei theoretischen und praktischen Unterricht in ihrem Fache erhalten sollten. Hauptmanns vom Generalstab und eines Verwalters der Im Jahr 1850 endlich erhielt die königliche Militär Bekleidung wurden abgeschafft und ihre Geschäfte an den Hauptmann der Infanterie und den Hauptmann -Quar akademie , jedoch nur vorläufig , eine große Ausbreitung. tiermeister übertragen ; ferner hob man die Stellen des Durch königl. Erlaß vom 11. August wurde nämlich an Professors der Mathematik und Naturkunde , des Lectors geordnet, daß das Institut für die Marine zu Medemblik oder Lehrers der Naturkunde , eine der Stellen eines Leh-. versuchsweise für ein Jahr damit vereinigt werden sollte. rers erster Klasse der Mathematik und zwei Stellen von Später verfügte man noch, daß die Marinecadetten (adel Lehrern zweiter Klaſſe der Literatur auf. Der Unterricht borsten) vom ersten Jahre bereits am 1. September, die in diesen Fächern wurde so weit als nöthig an die bei von dem zweiten , dritten und vierten Jahre aber erst am der Akademie befindlichen Offiziere übertragen. Weiter 15. September aufzunehmen wären. In Folge der oben gingen auch die Stellen des Professors der orientalischen erwähnten Verfügung versette man 3 Schiffslieutenante, Sprachen und eines der Lehrer zweiter Klasse im Hand 1 ersten Lehrer der Mathematik und 1 ersten Lehrer der zeichnen, endlich auch die Musik und der Trompeter ein. Literatur vom Institut zu Medemblik nach Breda; der Mit Ausnahme des Gouverneurs und des Hauptmann durch Erlaß vom 19. October 1843 eingegangene zweite Quartiermeisters wurden die bei der Akademie befindlichen Lehrer dts Handzeichnens wurde wieder angestellt, das Offiziere aus dem Etat derselben entnommen , wieder in Personal der Akademie um 2 Lieutenante der Infanterie, die Corps der Armee eingetheilt und daselbst unter den 2 Unteroffiziere der Landarmee und 2 der Mariniers, fer für specielle Dienste bestimmten Offizieren commandirt ner um 1 Oberaufseher zweiten Ranges , 2 Matrosen und geführt. Das chemische Laboratorium von Delft brachte 10 Auſpaſſer, das Material aber um die Bibliothek und man nach Breda; der demselben vorstehende Hauptmann die Modelle des Marineinstituts von Medemblik vermehrt. Zu Ende des Monats September vorigen Jahres erhielt den Auftrag , den Unterricht in der Chemie an die Cadetten zu ertheilen. Nachdem bie zu diesem Labora= waren die beiden Anstalten für die Land- und Seemacht torium commandirten Offiziere ihren Cursus vollendet vollkommen vereinigt, alle Vorlesungen gehörig geregelt hatten, wurde dasselbe später ebenfalls aufgehoben. und alle Studien in den verschiedenen Fächern im Gang. Am 15. September vorigen Jahres betrug nun die Zahl Inzwischen erhielt die Akademie im Spätjahr 1844 boch wieder eine Erweiterung , indem man dem von Seiten der Zöglinge im Ganzen 254, nämlich für die Landmacht vieler Offiziere ausgesprochenen Wunsche , ihre früheren 95 Kadetten der Infanterie (darunter 25 für die Kolo Studieu an der Militärakademie fortzusehen, entsprach, nieen), 42 der Artillerie (darunter 28 für die Kolonieen), 16 des Ingenieurcorps (darunter 9 für die Kolonieen), und sonach eine Art Applicationsschule mit derselben ver band. Durch eine Verfügung des Kriegsministers wurde 7 der Reiterei (darunter 1 für die Kolonieen), für die zuerst zehn Offizieren (5 von der Infanterie, 2 von der Marine 94. Im Ganzen wurden vom Jahre 1836 bis Artillerie, 2 von der Reiterei und 1 vom Ingenieurcorps) zum September 1850 für den Dienst im Julande 375, ein zweijähriger Urlaub von ihren Corps gegeben. Diese für den in den Kolonicen 156 Cadetten angenommen ; von Offiziere wohnten nicht im Akademiegebäude , erhielten diesen wurden seit dem Jahre 1839 zu Offizieren ernannt : aber in demselben ihren Unterricht in den Sprachen, in für den Dienst im Lande 251 , für den in den Kolonieen 75. Achtundzwanzig verließen im bemerkten Zeitraum die dem topographischen Zeichnen , in der Geodäfie, Taktik, Strategie c. Nach einem zweijährigen Aufenthalt wurden Akademie; 14 starben. fie durch neun andere von den verschiedenen Corps ent= nommene abgelöst; zu diesen kamen ein Jahr darauf (Dc= Berichtigung . tober 1847) noch 4 Generalstabsoffiziere. Im Studien jahr 1848 auf 1849 fand keine Applicationsschule ſtatt; In Nr. 9 der A. M. 3. , in dem Aufsaße Ueber conforme doch im folgenden Studienjahr 1849-1850 waren wieder Truppenfignale 2c.", ist mehrmals ,, conförderirten " ftatt con fünf Offiziere zur Akademie commandirt , welche im Mo föderirten gesezt worden; wir bitten dieses zu berichtigen . Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

N 14.

1. februar 1851 .

We

Allgemeine Militár - Zeitung. Grfurt, 16. Jan. Geſtern verſchied hier der der GeneGene Geſtern verſchied ralfeldmarſchall Freiherr Friedrich Carl Ferdinand von Müffling , genannt Weiß , Chef des 27. Infanterieregiments , Ritter des ſchwarzen Adlerordens mit Brillanten, des rothen Adlerorden erſter Klaſſe mit Eichenlaub und eiſernen Kreuzes erſter Klaſſe, ſowie ſehr vieler anderen auswärtigen hohen Drben , im Álter von 76 Jahren. Der Verſtorbene war 1775 zu Halle geboren , Sohn des das maligen Hauptmanns, ſpäteren Generals v. Müffling. Seine ruhmvolle Theilnahme an den großen und entſchei-

Didako wie die Infanterie , nur iſt am k. k. Adler die Diviſionsnummer anzubringen ; das Leberwert bleibt ſchwarz mit Ausnahme des Säbelgehänges , welches wie für die Huſaren von rothem Juchtenleder vorgeſchrieben wird. b) Die Garniſonsbataillone' erhalten auf den Waffenröden ſtatt den ſchwarzen Aufſchlägen blos Paroli ohne Knöpf chen. c) Bukowiner Gränzcordon : dunkelbraune Waffen röde , ſchwarze Egaliſirung und lichtblaue Pantalons, dann zwei Paar Halbſtiefel jeder Mann. d) Montursa commiſſionen : Hut a la Corse wie für die Invaliden, Waffenrod und Pantalons hechtgrau ; Egaliſirung roth ; der Ädjutant trägt den dreiedigen Hut mit herabhängenden

denden Schlachten der Freiheitskriege iſt bekannt , ſowie

ſchwarzen Federn wie der Offizier , einen Mantel wie der

Preußen .

fein diplomatiſches Verdienſt durch die Vermittelung des

Gemeine (ſtattdes bisherigen Oberrođs) und einen hecht:

Friedens zwiſchen Rußland und der Pforte im Jahre

grauen Waffenrock nach dem Muſter der Dffiziere mit dret

1829. Seine Wirkſamkeit als hiſtoriſcher militärwiſſen- weißtuchenen Diſtinctionsſternen. e ) Sämmtliche Fouriere ſchaftlicher Schriftſteller war eine ausgebreitete. Die von der Armee : Hut mit Federbuſch , Mantel und Waffenrod ihm niedergeſchriebenen Memoiren ſollen nun , ſeiner eige- nach dem Sønitte der Dffiziere, leßterer mohrengrau, nen Verfügung nach , jeßt in Drud gegeben werden. Pantalon: ruſſiſchgrau , Egaliſirung und Paſſepoile nach (Erf. Ztg .)

der Regiments - oder Corpsfarbe; drei weißtuchene Diſtinca

Berlin , 20. Jan. Nach einem ſo eben erſchienenen tionsſterne und Hängkuppel von ſchwarz lakirtem Leder. Befehle hat eine neue Eintheilung des Gardecorp 8 f) Die Oberſtabs - , Stabs - und Unterſtabsprofoßen wie ſtattgefunden . Nach derſelben bildet die Infanterie von die Plaßoffiziere , am Hute ſeidene Roſen , Hängkuppel in nun an 2 Divifionen ; die erſte Diviſion beſteht aus dem

Jspabanwolle geſtickt und weißtuchene Diſtinctionsborten ;

1. und 2. Garderegiment ., dem Gardereſerveregiment und die Regimentsprofoßen dunkelblaue Waffenrőđe mit helle dem Gardejägerbatai(lon ; außerdem wird dazu gerechnet rother Egaliſirung und ruſſiſchgraue Pantalons. g) Die die 1. Garbelandwehrbrigade. Die zweite Gardeinfante- Schanzcorporale und Raſernenhausmeiſter: wie die Mia riediviſion beſteht aus den Regimentern Alerander und neur - und Sappeurmeiſter und h) geſammte Profeffio Franz und dem Gardeſchüßenbataillon; die 2. Gardeland- niſten der Armee : Waffenröđe und Pantalon von mohren wehrbrigade wird dieſer Diviſion zugerechnet. Die Garde- grauem Tuche, dunkelblau egaliſirt und paspoilirt. cavalerie bildet einen Körper für fich, ebenſo die Garde artillerie. – Die zu einem Bataillon zu formirenden U arſa u. Stammcompagnieen eines jedem Gardelandwehrregiments werden dem entſprechenden Linienregiment als 4. Bataillon Wir entnehmen der Naſſ. Alg. Zeitung nachſtehende beigegeben und wahrſcheinlich unter den Befehl des etats Verfündigung eines die Kriegsſchule betreffenden Ge mäßigen Stabsoffiziers treten . (N. Pr. 3tg .) ſeßes :

Oeſterreichiſche Monarchie.

In Erwägung, daß eine Fachſchule für die Kriegs wiſſenſchaften zur Heranbildung brauchbarer Offiziere ein

Wien , 7. Jan. Se. Maj. der Kaiſer hat laut . unentbehrliches, in der Verordnung vom 28. April 1848 Kriegsminiſterialerlaß vom 31. v . M. nachfolgende Ad- bereits vorgeſehenes Bedürfniß iſt, deſſen einſtweilige Bee

jufirungsänderungen genehmigt: a ) bei dem Fuhr- rūdfichtigung fich ſchon im vorigen Jahre als dringend weſen dunkelbraune Waffenröde und Spencer, lichtblaue gezeigt hat, haben wir mit Zuſtimmung Unſerer Land Egaliſirnug, graumelirte Mäntel (ohne Regenkragen) und ſtände beſchloſſen und verordnen wie folgt:

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§ 1. Die vorläufig angeordnete Kriegsschule wird auf Grundlage der in der Verordnung vom 22. Februar 1850 bekannt gemachten näheren Bestimmungen *) und des von Unserem Kriegsdepartement zu verkündenden Nachtrags hierzu , als Staatsanstalt bestätigt. § 2. Dieser Kriegsschule wird ein Offizier als Di rector mit nicht höherem als dem Gehalte eines Majors der Infanterie vorstehen. Steht der Director nicht in Unserem Militärdienste , so soll dessen Gehalt den der übrigen Directoren ähnlicher Lehranstalten nicht überstei= gen. Den Unterricht werden im Uebrigen zu beauftragende höchstens sechs Offiziere des activen Militärs , oder in neueren Sprachen und Gymnastik hiesige Lehrer ertheilen. Die als Lehrer fungirenden Offiziere erhalten jeder eine Remuneration von höchstens 150 Gulden jährlich. Die zwei Lehrer, welche zum Unterricht verwendet werden, er= halten zusammen eine Zulage von höchstens 600 Gülden jährlich. Für Aufwärter wird eine Belohnung von 144 Gulden festgeseßt. § 3. Nur ausnahmsweise können auch Nicht-Nassauer jedoch nur gegen ein Honorar von 100 Gulden jährlich für den Unterricht neben Entrichtung der sonst entstehenden Kosten , in die herzogliche Kriegsschule aufgenommen werden.

jährlich vorzulegenden und von diesem zu genehmigenden Lehrplan. Halbfährlich finden öffentliche Prüfungen statt. 4. (Statt des § 19.) Auf motivirten Antrag des Lehrercollegiums kann ein Kriegsschüler mit Genehmigung Sr. Hoheit des Herzogs aus der Anstalt entlassen werden. Freiwilliger Rücktritt in das Corps ist am Ende jeden Halbjahres jedem jedem Kriegsschüler - den noch unter väter Halbjahres licher Gewalt stehenden jedoch nur mit Zustimmung ihrer Eltern und Vormünder gestattet. Wiesbaden , den 28. December 1850. Herzoglich Nassauisches Kriegsdepartement. Hadeln.

§ 4. Das Staatsministerium, insbesondere das Kriegs departement, find mit der Vollziehung gegenwärtigen Ge feges beauftragt. So gegeben zu Dessau , den 28. December 1850.

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Bayern. München, 21. Jan. Zur regelmäßigen Ergänzung des stehenden Heeres für das Jahr 1851 , gemäß den Bestimmungen des Heeres - Ergänzungs - Gesezes vom 15. August 1828 , hat Se. Maj. der König die vorläufige Aushebung einer dem Sechstel des formationsmäßigen Heeresstandes entsprechenden Anzahl von 13,000 Conscri= birten (davon 9044 zur Infanterie, 1872 zur Reiteret, 1809 zur Artillerie , 122 zu den Sanitätscompagnieen und 153 Mann zum Genieregiment) aus der Altersklasse 1829, vorbehaltlich der geseßlich zulässigen Maßnahmen für den eintretenden Fall eines weiteren Ergänzungsbedarfs , ge= nehmigt.

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Adolph. Schweiz. Winzingerode.

Ler.

(Nachtrag zu der Verordnung vom 22. Februar 1850 , die Kriegsschule betreffend.) Nachstehende Veränderungen in der Verordnung vom 22. Februar 1850 , die Kriegsschule betreffend , werden zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Unter Aufhebung der SS 6 , 7 , 16 und 19 werden statt derselben folgende Bestimmungen gegeben : 1. (Statt des § 6. ) Für unbemittelte Unteroffiziere und Soldaten, welche sich durch Fähigkeiten , Fleiß und gutes Benehmen besonders auszeichnen , wird die Militär behörde die ganze oder theilweise Verwilligung des erfor= derlichen Beitrags , sowie der Offiziersequipirungsgelder, aus Staatsmitteln beantragen. 2. (Statt des § 7. ) Wenn der Angemeldete den in den SS 3 u . folg. der Verordnung gestellten Anforderungen genügt hat, so wird er zum Aufnahme-Eramen einberufen, welches in der Regel alljährlich im Frühjahre Statt hat. Aspiranten, welche das Realgymnasium vollständig absol virt haben und im Besize des betreffenden Maturitäts zeugnisses find , können , wenn sonst den vorgeschriebenen Bedingungen Genüge geleistet ist, ohne weiteres Eramen in die Kriegsschule eintreten. 3. (Statt des § 16.) In der Kriegsschule wird in den im § 17 der Verordnung aufgeführten Fächern Un terricht ertheilt nach einem dem Kriegsdepartement halb=

*) Siehe A. M. 3. 1850. Nr . 31 .

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Hadeln. Bern, 12. Jan. Der am 4. Januar zu Genf ver storbene Baron v. Grenus , Bürger von Bern , Neuen= burg und Waadt, hat zwei Drittheile seines 1,600,000 Fr. betragenden Vermögens der Eidgenossenschaft zur Gründung einer Pensionskasse für verwundete Militärs und deren Familien vermacht. (A. A. Z.)

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(L. S.)

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Spanien. Das Kriegsministerium beabsichtigt die Errichtung von vier neuen Jägerescadronen. Hierdurch wird aber keine Vermehrung der Waffe der Reiterei eintreten, da man sich die Mannschaft durch Verminderung der Stärke der einzelnen Reiterregimenter verſchaffen will.

Die königlich spanische Gießerei für eiserne Geschüße und Geschosse zu Trubia in Asturien. Nach dem Memorial de Artilleria von Ss. Dieses zum Kirchspiele gleichen Namens gehörige Etab= lissement liegt in dem Kreise Grado der Provinz Oviedo, an dem linken Ufer des Flusses Trubia und etwa tausend Varas (Ellen) von dem Zusammenflusse desselben mit dem Nalon in einem engen , aber anmuthigen , gegen Winde geschüßten Thale, dessen Klima mild und in jeder Jah } reszeit gesund ist.

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Geschichte der Gießerei. Als die Franzosen in den Kriegen, welche Spanien gegen Ende des versloffenen Jahrhunderts mit der Republik führten , die Munitions werkstätten von Egui und Orbaiceta, sowie die Waffen schmieden von Guipuscoa besezt hatten, sah sich die Re gierung im Drange des Krieges gezwungen , Mittel zu Ausfüllung der entstandenen Lücke zu suchen , welche in Bezug auf das Material der Artillerie von größter Wich tigkeit war. Zum Glücke hatte damals kurz vorher der dirigirende Ingenieur der Marine, Don Fernando Caſado de los Torres , die Küste von Cantabrien bereist und eine wichtige Denkschrift veröffentlicht , worin er als die pas= sendste Stelle für Anlegung einer Werkstätte für Ge= schüßmunition die Nähe des Zusammenflusses der Tru= bia und des Nalon bezeichnete. Zu dem Vortheile vieler und reicher Erzlager, welche er eine halbe Stunde von dem Orte gefunden haben wollte, gesellte sich der, seiner Meinung nach unschäzbare Umstand, daß in den Schmelz= öfeu die Steinkohlen aus den Gruben von Langreo ver wendet werden könnten , deren Transport auf dem damals schiffbar gemachten Nalon leicht und wohlfeil sein würde. Er gedachte den Gebrauch der Steinkohlen statt der Holz kohlen einzuführen , welche man bis dahin allein in allen

Anwendung der Steinkohlen berühmt waren , konnte man dennoch die Anwendung jenes Brennstoffs für metallur= gische Arbeiten nicht erzielen , trop aller Anstrengung und ungeachtet der dabei stattgehabten Unterstügung des be= rühmten Chemikers Proust. Wenn man Producte haben wollte, mußte man nun zur Holzkohle zurückkehren , und mit diesem Brennstoffe fuhr man auch fort die Defen zu speisen, bis zum Jahre 1808, wo die französische Invasion zue völligen Einstellung aller Arbeiten zwang. Damals wurden die verschiedenen Arbeiter nach andern Etablissements versezt , und es blie ben nur in der Umgebung der Fabrik die Bajonnetschmiede und einige Gewehrlaufschmiede der Gewehrfabrik zu Oviedo. Die Folge einer langjährigen Vernachlässigung war der gänzliche Verfall der Hütte und der wenigen Vorrichtungen und Maschinen , welche die Anstalt besaß.

Werkstätten , zum Ruin der Wälder und Baumpflanzungen, anwendete. Die Regierung erkannte die Wichtigkeit der Vorschläge Cajados, und das sie den Nußen für die Militärindustrie einsah, trug sie demselben im April 1794 den Bau einer Geschoßgießerei an der von ihm bezeichneten Stelle auf und stellte zu seiner Verfügung den Unterdirector der Ge= schoßgießereien von Navarra, Don Ignacio Muñoz de San Clemente. Als sich dieser in Oviedo meldete und Casado wegen Krankheit nicht erscheinen konnte, wurde lesterer durch den Fregattencapitän Don Geronimo Tubern erſeßt. Als erste und nöthigste Arbeit begannen diese Offiziere die Untersuchung des Terrains und die Forschung nach den reichen Eisenerzgängen , welche von Casado in seiner Sie hatten zwar Denkschrift erwähnt worden waren. nicht das Glück, diese aufzufinden, sondern fanden nur einiges vom Waffer hingeführtes Gerölle; aber ihre Nach forschungen führten zu dem wichtigen Fund der großen Erzlager von San Juan de Castañedo del Monte, eine Stunde südlich von der für die Gießerei ausersehenen Stelle. Da nun der Betrieb derselben durch das Vor handensein hinlänglicher und für die Arbeiten tauglicher Erze gesichert war, so schritt man zum Bau der Gebäude und Defen, unter der Leitung des Brigadier Don Fran zisco de Vallejo , Obersten der Artillerie und früheren Directors der Fabriken in Navarra. Im Anfange des Jahres 1796 seßte man einen Ofen mit Cofs aus den Steinkohlen von Langreo in Betrieb ; aber war es Mangel an Nebung der Arbeiter, oder schlechte Qualität der Kohlen , vielleicht auch Unkenntniß in Be reitung der Coks , so viel ist gewiß , daß der Versuch ohne Erfolg blieb. Dennoch fuhr man mit Versuchen über den Gebrauch der Steinkohlen fort und selbst noch zwei Jahre nachher, als man den Artillerieoberst Don Franzisco Datóli in Begleitung eines Gießers nach den französischen Hütten von Creuzot geschickt hatte, die damals durch die

In diesem Zustande befand sich die Fabrik , aufgegeben als Stückkugelngießerei; unbenußt blieb der große Metall reichthum und die Wasserkraft des Flusses , bis endlich im Jahre 1844 der Generaldirector der Artillerie , Franz Xaver von Aspiroz , der Regierung die Wiederaufnahme vorschlug , und zwar mit einer Erweiterung der Arbeiten, insbesondere zum Guß eiserner Geschüße für die Marine, die Festungen und Strandbatterieen. Am 26. März des felben Jahres befahl die Königin die Wiederherstellung der Fabrik und den Guß von Geschüßen à la Pairhans, welche für die Marine, sowie für Festungen und Küsten nöthig erscheinen dürften. Am 18. August 1844 wurde der Oberstlieutenant der Artillerie Franz Anton v. Elorza zum Director der Fabrik von Trubia ernannt , und nicht leicht hätte eine glücklichere Wahl getroffen werden können, sowohl hinsichtlich der Fähigkeiten und nöthigen Kenntnisse, als auch der Thätigkeit und des Eifers zur Ausführung. In demselben Monat wurden die Arbeiten mit dem Abbruch der alten Oefen begonnen, welche durch größere und für die Anwendung der Cots geeignetere ersezt wer= den mußten. Statt der alten Blasebälge von Holz baute man ein Cylindergebläse von doppelter Wirkung und ein großes hölzernes Wasserrad. Den Wassergraben erweiterte man von 6 auf 12 Fuß Breite und 1142 Fuß Länge, so daß derselbe jezt den verschiedeneu hydraulischen Rädern 7000 Kubikfuß Wasser in jeder Minute bei einem Fall von 24 Fuß zuführen kann , was einen Nußeffect an be= wegender Kraft von mehr als 200 Pferden gibt. Man erbaute eine Werkstätte für Eisenguß mit zwei Kupolo= öfen, um sogleich viele Stücke von Gußeisen , die für Einrichtung der Fabrik nöthig waren , gießen zu können, und begann ferner mit dem Bau der Hochöfen , dem man den Bau der Kanonengießerei, der Werkstätten für Bohr = und Drehmaschinen folgen ließ; alles Anlagen , die viel Zeit erforderten. Der Ofen Nr. 1 wurde im August 1848 angeblasen und gab gleich von Anfang an genügende Erfolge. Am 25. Juli 1849 begann schon der Guß der Kanonen in großer Vollkommenheit , und die Proben , die mit einem eisernen Stücke angestellt wurden , bewiesen , daß dasselbe den besten Producten des Auslandes gleich kam. Dieses Resultat ist von großer Wichtigkeit für die Zukunft der spanischen Militärindustrie, durch die Sicherheit, die es für

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In der Nähe , zur Seite des Diens Nr. 1 befindet die Vertheidigung der Küſten und Feſtungen und für die Ausrüſtung der Marine gewährt. Man verdankt die Aus- fich das Gebläſe, ohne Balancier , aus zwei gußeiſernen führung dem Eifer , der Thätigkeit und den Kenntniſſen Cylindern beſtehend, von 5 Fuß Durchmeſſern und 6 Fuß des Oberſtlieutenants Elorza , welcher , unterſtüßt von den Kolbenhub. Der Wind wird in einem Robre von gewalz übrigen bei der Fabrik befindlichen Chefe und Offizieren, tem Eiſen 100 Fuß lang und 54 Fuß Durchureſſer, Re

dem Vertrauen und den Hoffnungen des Generaldirectors gulatorgenannt, condenſirt und von da zu den Hod)= und der Artillerie und der Staatsregierung zu entſprechen Kupoloőfen geführt. Dieſe Maichine erhält ihre Bewe wußte .

gung durch ein Schaufelrad von 27 Fuß Durchmeſſer ; es

Gebäude der Fabrik. Die Fabrik nimmt einen Bedarf 1600 Kubikfuß Waſſer in der Minute und bat Flächenraum von 900000 Quadratfuß ein, auf welchem 100 ungefähr 40 Pferdekräfte. In der Werkſtätte der Hochöfen iſt die gewöhnliche Häuſer und 29 für Magazine und Werkſtätten beſtimmte Gebäude ſtehen . Sie viiden feine Straßen , ſondern einen Sandformgießerei für Maſchinentheile und andere Gegen großen Plas. Die Form desſelben iſt ein längliches ſtände aus Gußeißen eingerichtet. Hierfür dienen zwei

Rechteck , deſſen größte Seite 264 , die kürzere 108 Fuß

Kupoloöfen und ein transverſaler Rrahnen , vielleicht der

mißt. Die Seiten enthalten : 1 ) die Werkſtätte der Hoch erſte der Art, welcher auf dem Continent eingerichtet öfen , die Hammerwerke und die Schmieden ; 2) ein Ge- wurde, und der die Beſtimmung hat , die Formenkiſten

bäude, welches dem Director , dem Commiſſär und dem und Modelle zu bewegen. Die Kohlenſchoppen liegen auf für die Arbeiten angeſtellten Hauptmann zur Wohnung der Rüdſeite der Wertſtätte und ſind ſtart und geräumig. (S0111ß folgt. )

dient , ſodann zwei andere Gebäude für Wohnungen der Angeſtellten und für die Schule der Kinder; 3) den Brennofen und die Formerei von Zierrathen und 4) die Fronte eines Häuſerviertels. Außer dieſen Gebäuden find zwei andere von ſehr guter Bauart kürzlich erſt vollendet

worden , welche den Artillerieoffizieren zum Quartier dienen. Die Bureaus nehmen ein ſolides und geräumiges Ge bäude ein , welches außer den Arbeitszimmern des Directors und der andern Ångeſtellten der Fabrik eine Biblio thef von 950 Bänden meiſt wiſſenſchaftlicher, ſehr werth-

voller, induſtrielle Arbeiten und Vornahmen betreffender Werfe enthält.

Die ausgezeichnetſten Gebäude , welche durch ihre Große

literatu r.

Erläuterungen zu den Kriegsartikeln für das Preußiſche Heer. Nebſt den Verordnungen über die Diſciplinarbeſtrafung im Heere und in der Kriegs marine. ' Von G. Fled , Seb . Kriegsrath. Zweite

Auflage. 8. Berlin 1850, Å. Förſtner. ' (158 S.) Die beſte Beurtheilung dieſer Schrift liegt in nach

artigkeit und Eleganz die Aufmerkſamkeit feſſeln , ſind die ſtehender Bekanntmachung vom 3. Auguſt 1830 , welche Werkſtätten der Gießerei, der Bohr- und Drehmaſdinen. das F. preußiſche Kriegsminiſterium durch das Militär wochenblatt veröffentlicht bat :

Einwohner ; Unterricht. Die Bevölkerung beträgt 581 Röpfe.

„ Der Geh. Kriegsrath Fleck hat eine 2. Auflage

Es beſteht eine Elementaridule für Knaben

des bereits früher der Armee empfohlenen Werkes :

mit 65 Zöglingen , ſowie eine Mädchenſchule mit 44 Rin = dern , worin Leſen, Sdireiben u . 1. w. gelehrt wird. Seit

bilde Heer" herausgegeben , welches beſonders dazu

dem Januar 1850 find Abendiculen für Geometrie, Me danit und das techniſche Zeichnen für die Arbeiter ein geführt. Der Beſud dieſes Unterrichts iſt ausdrückliche

Bedingung bei Anwerbung der Handwerker für die Fabrik. Fabrikationszweige. Das Gießen von Geſchüßen

und eiſernen Projectilen ſind die erſten und dringendſten Gegenſtände der Fabrikthätigkeit; aber außerdem beſteht

Erläuterungen zu den Kriegsartikeln für das Preu = geeignet iſt, den unterſuchungführenden Offizieren zum Anbalt, ſowie den Beiſigern der Kriegs- und Standgerichte zıır Belehrung zu dienen . Die neue Auflage dieſes Werkes verdient um ſo mehr em pfohlen zu werden , als die 1. Auflage wegen der ſeit ihrem Erſcheinen eingetretenen und bei der 2. Auflage berückſichtigten Abänderungen in der Ge

eine Formgießerei von Maſchinentheilen und Verzierungen, ſowie eineStahl- und Feilenfabrikation in der Ausdehnung,

feßgebung ihre frühere Brauchbarkeit größtentheils

um alle Gtabliffentents des Artilleriecorps mit dieſen Artifeln verſorgen zu können.

In der That konnte allen Denen , welchen irgend eine

Die Schmelzung und Zugutmachung der Erze wird durch zwei an Größe und Geſtalt völlig gleiche, in der Mitte der Hütte gelegene Hochöfen erzielt, welche dieGeftalt einer abgeſtugten Pyramide haben. An der Rückſeite der Defen ſind die Vorrichtungen zum Heizen der Luft, welche, wenn es nöthig iſt, zugeblaſen wird. Auf der rechten Seite iſt die Wertſtätte für Thonformerei mit einem verticalen , hohen und ſtarken Krahnen für die Vornahmen in dieſer Werkſtätte.

verloren hat."

Thätigkeit in Bezug auf die Anwendung der Kriegsartikel, auf die Rechtspflege hinſichtlich der Unteroffiziere und Soldaten obliegt , nicht leicht eine zweckmäßigere Anlet tung, ein praktiſcherer Commentar gegeben werden. Aber aus den Männern vom Fady in anderen deutſchen Dien ſten , fir welche die preußiſchen Einrichtungen in Bezug auf Militärdienſt und Militärrechtspflege ſtets von dem größten Intereſſe find, bietet das vorliegende Werf eine reiche Fundgrube. In der einen und anderen Richtung verdient daher dasſelbe die größte Empfehlung.

Nedigirt unter Verantwortlidfeit der Verlagshandlung: 6. W. Peste in Darmſtadt, und in deren Offizin gedrudt.

Dienſtag , 4. februar 1851 .. นา จาน121 122 1944 pages

N

15 .

Brindisini

1941011. ได้ เร

S912 bil1193



HOTELS 39393Iuda

Allgemeine Militar : Zeitung. Preußen. Berlin , 19. Jan. Zum Anfaufe neuer Waffen für die Armee ſind für diejes Jahr 454,640 Thlr. be:

ſtimmt, wovon 185,000 Thlr. auf die Anfertigung von

Baden .

Karlsruhe, 11. Jan. In der heutigen 69. Sigung der 2. Kammer gelangte der Geſepesentwurf über Åb änderungen des Conſcriptionsgeſeßes zur Bera

Infanteriegewehren des älteren Syſtems, von Jägerbüch- thung. Befanyntlich wurde in Folge des Gefeßes vom ſen und Cavalerieſchießwaffen aller Art, ſowie von Sei=

12. Februar 1819 in Baden die allgemeine Wehrpflicht

Dieje 34 eingeführt, die Stellvertretung aufgehoben und die Dienſt beſchaffenden Waffen ſind zum Erſat des im Frieden ab- zeit von 6 auf ? Jahre verlängert; man hatte beiua Er tengewehren für alle Truppentheile kommen .

gehenden Materials beſtimmt. Was zu dieſem Zweck nicht erforderlich iſt, dient zur Vermehrung der Reſervevorräthe

laſſe dieſes Geſeges gleichförmige Beſtimmungen über das deutſche Heerweſen erwartet und deßhalb die Dauer des

für den Krieg. Zur Anfertigung von 18,000 leichten

felben nur bis zum Schluſſe gegenwärtiger Landtagsperiode

Percuſſions - (Zündnadel = ) Gewehren, zur Munitions

beſtimmt.

Den jeßigen neuen Entwurf bezeichnete der

beſchaffung für dieſelben und zu aúen durch deren Anfer- Práfident des Rriegsminiſteriums, Oberſt v. Roggenbach, tigung entſtehenden perſönlichen Nebenkoſten ſind 269,640 zunächſt nur als einen vorübergehenden , der ſeine Bez Thlr ." ausgeworfen . Dieſe ſind zur Vermehrung der Re: gründung ſchon in den kürzlich über das Einſtandsrecht ſervevorräthe für den Krieg beſtimmt. Endlich iſt zur ůmänderung der vorhandenen Steinſloßwaffen zur Percuſſionszündung , welche ſich zur Zeit auf die noch in der Ausführung begriffene Percuſſionirung der Cavalerieſdieß = waffen und der zur Bertheidigung der Feſtungen beſtimmten Gewehre erſtreďt, die Summe von 150,000 Thlr.

ſtattgefundenen Kammerverhandlungen gefunden habe und bei welchem die Regierung hauptſächlich drei Geſichts puncte feſtgehalten , nämlich die Wiedereinführung dieſes Stellvertretungsrechtes, nach dem Wunſche der Rammer, die Sicherung des Armeecorps gegen den Eintritt unge eigneter Elemente und die möglichſte Erleichterung für die

angeſeßt. Zu den dießjährigen Uebungen der Trup: Militärdienſtpflichtigen . Nach längeren Verhandlungen pen find 148,200 Thlr. in Anſaß gebracht , wobei die

und nach einigen zu § 6 geſtellten Abänderunganträgen

Stärke der Landwehr, welche die uebungen mitmachen wurde endlich das Gefeß in folgender Faſſung angenom ſoll, auf 86,000 Mann , die der Linie auf 123,000 Mann men :: S 1. An die Stelle des Geſeßes vom 12. Februar angenommen iſt. Es kämen hiernach auf den Mann im 1849 tritt das Conſcriptionsgeſeg vom 14. Mai 1825 Durchſchnitt jährlich 21 Sgr. Zu den Uebungen werden mit ſeinen Nachträgen wieder in volle Kraft , mit folgen= 1400 Stück Geſchüße verwandt, ſo daß auf jede Linien- den Aenderungen : S 2. Denjenigen jungen Männern, artilleriecompagnie durchſchnittlich 4 , auf jede Landwehre

welche fich den Wiſſenſchaften , Künſten oder höheren Ge

artilleriecompagnie 6 Geſchüße, Fahrzeuge und Maſchinen werben widmen und bereits einen ſolchen Grad wiſſen kommen. Außerdem ſind zu den Erercirübungen 600 uur ſchaftlicher oder künſtleriſcher Bildung erworben haben,

beſpannte Geſcüße und 200 Fahrzeuge und Majdinen der ihre Fähigkeit zu einer höheren Ausbildung bekundet, beſtimmt, welche ſich in 30 Garniſonen befinden. Dieſe foll es im Frieden geſtattet fein , ihre Verpflichtung zum

Grercirartillerie dient zur Ausbildungder Artillerieregi; Kriegsdienſte in der Linie durcheine fortlaufende einjäh= menter in der Bedienung der Feld- , Feſtungs- und Be lagerungsgeſchüße, in Verpadung der Munition , Herſtelluug idadhafter fahrzeuge , Bandhabung der Geſchüße 2 . Außer der Eiſenmunition , den Manövercartouchen und Zündungen , ſowie den Materialien zur Infanterie , Ca, balerie- und Jägermunition ſind 4400 Otnr. Blei und 11,700,000 Stū & Zündhütchen zu den Uebungen erfor

giments ſteht ihnen frei , inſofern ſie von der Kriegsbehörde als zu der gewählten Waffe für tauglich erklärt werden. $. 3. Dieſe freiwillig Eintretenden find jedoch verpflichtet, bie Koſten ihrer Unterhaltung und Kleidung, ſowie, bet

derlich .

den berittenenen Waffen , die Anſchaffung ihres Pferdes

.

01190

rige Dienſtzeit zu löſen, in der Weiſe, daß ſie die übrige Dienſtzeit, außerordentliche Fälle abgerechnet, in Urlaub zu verbleiben haben. Die Wahl der Waffe und des Res

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116

und dessen Unterhaltung aus eigenen Mitteln zu bestrei ten, es sei denn, daß sie darthun, daß sie eine ausge zeichnete wissenschaftliche oder Kunstbildung oder Gewerbs geschicklichkeit sich erworben haben und dabei nachweisen, daß sie nicht genügendes Vermögen besigen , um jenen Aufwand bestreiten zu können. § 4. Jedem jungen Manne bleibt es überlassen, nach vollendetem siebenzehntem Le= bensjahre , wenn er die nöthige körperliche Stärke hat, sich zum Kriegsdienste zu melden , wodurch er sodann um eben so viele Jahre früher aus den verschiedenen Ver pflichtungen tritt. § 5. Während der Jahre 1851 und 1852 können als Einsteher nur solche zugelassen werden, welche von dem Kriegsministerium als dazu geeignet er klärt werden. Das Kriegsministerium wird eine Liste zu empfehlender Einsteher aufstellen , und in dieselbe nur solche Personen eintragen , die für einen Einstand bei der Infanterie nicht über 450 fl. und bei den übrigen Waf fengattungen nicht über 500 fl. fordern. § 6. Während dieser zwei Jahre kann das Kriegsministerium auch an der Stelle eines Einstehers einen Andern aufnehmen, wenn derselbe unter den nämlichen Bedingungen wie der Erstere zum Einstehen bereit ist. In diesem Falle hat jedoch der Einsteller für den Einsteher nicht zu haften, auch wird der ursprüngliche Einstandsvertrag unwirksam und der Entlaffene erhält vom Einstandskapital nur so viel , als er davon schon abverdiente. Das Gesez gelangte dann an die erste Kammer, welche dasselbe mit den Aenderungen der 2. Kammer annahm, So lange die zugleich aber nachstehenden S 7 beifügte : Haftungsverbindlichkeit des Einstellers besteht , können Einstandskapitalien und deren nicht verfallene Zinsen weder Gegenstand eines Vertrags , noch einer gerichtlichen Be schlagnahme sein. Ausnahmsweise kann das Kriegsmini rium , vorbehaltlich der Rechte des Einstellers , solche Ver träge gestatten. ― Die 2. Kammer stimmte am 24. Januar diesem Zusage bei.

noch nicht ausgeführt worden , und nach einander folgende Reductionen hätten das Budget des Kriegs auf 26,790,000 Fr. (Budgetentwurf für 1851 ) herabgebracht. Diese Last schien aber einer großen Anzahl Kammermitglieder immer noch zu schwer und das Ministerinm, welches mit dem Unterhalt einer guten Armee alle nur mögliche Dekonomie realisiren wollte, war der Ansicht, daß man das Kriegs budget auf die bestimmte Normalziffer von 25 Millionen Franken herabbringen könne. Zur Zeit des in Folge eines Conflicts mit der Bürgergarde geschehenen Rücktritts des Generals Chazal schrieb das Ministerium an den General Brialmont , um ihm das Kriegsministerium anzubieten und ihm bemerklich zu machen, er möge im Sinne der Regie rung das Kriegsbudget innerhalb dreier Jahre auf 25 Millionen herabmindern , unter der Bedingung jedoch, daß diese Reduction Belgien dennoch eine stark organisirte, für alle Zufälligkeiten ausreichende Armee erhalten solle. Der General antwortete damals , er wolle dieß , vorausgeseßt, daß ihm nicht eine vollständige nähere Prüfung der Sach fage die Unmöglichkeit zeige, die Reductionen auszuführen. Auf diese Art wurde General Brialmont Kriegsminister. Am 14. b. M. trat nun die Kammer der Abgeordne= ten wieder zusammen und eröffnete alsbald die Berathung des Militärbudgets für 1851. 1851 . Zuerst bemerkte General Brialmont, daß er bereit sei, den auf weitere Herabseßung zielenden Bestrebungen seiner Collegen beizutreten , sobald eine von einer Specialcommission , deren Ernennung der Regierung frei bliebe, vorgenommene Prüfung die Ueber zeugung in ihm hervorgerufen habe, daß sich neue Redu cirungen über die für das laufende Jahr verlangten Sum= men von 26,790,000 Fr. hinaus mit der im Jahre 1845 Man angenommenen Organisation vereinbaren ließen. der an möge also die nähere Untersuchung über das , was gegenwärtigen Sachlage abzuändern sein könnte, vertagen. Mehrere von Denjenigen , welche das Militärbudget auf 25 Millionen herabgesezt wissen wollten , gaben sich zu= frieden , und versprachen den dießjährigen Credit unter der Bedingung zu bewilligen , daß die besprochene Com= mission ihren Bericht noch vor der Einreichung des Etats von 1852 abstatte. Nichtsdestoweniger glaubten sowohl Diejenigen, welche ein herabgeseztes Budget nebst neuer Organisation anstreben , als die Vertreter der Ansicht, daß man bereits viel zu sehr beschnitten habe, die Discuffion fortseßen zu müssen : erstere um ihre Studien in dieser Sache an's Licht zu bringen und dem Cabinet in seiner Willfährigkeit zu Ersparnisseen eine begründete Beistim= mung zu geben; lettere um die Gelegenheit nicht vorüber gehen zu lassen, dem Cabinet Verlegenheiten zu bereiten, Indem, unter tönenden Anßerungen zum Lobe der Armee, dasselbe angeschuldigt wurde, das herrliche, unter gegen= wärtigen Umständen so großer Schonung bedürftige bel gische Militärinstitut in eitler Sucht nach Popularität zu untergraben. Diese Redner, welche klingende Namen tra= gen, als Dr. Theur, Graf de Liedekerke, Fürst v. Chimay, Dumortier, thaten sich viel darauf zu gute, daß in der betreffenden Frage Spaltungen im Schooße des Cabinets entstanden seien und es mit der so vielgerühmten Homo geneität des Ministeriums schlecht bestellt sei. Die Glie

Kurhessen.

Kassel, 23. Jan. Mit dem Anfange des nächsten Monats wird das Garde - du - Corps - Regiment, welches bekanntlich in der ersten Revolutionszeit aufgelöst worden war, wiederum aus den seitherigen Kurfürst-Hu ſaren gebildet werden ; schon von heute an führen " diese Husaren wieder ihren alten Namen."

Belgien. Brüssel, 22. Jan. In Folge der Discussion über das Kriegsbudget in den Kammern hat der Kriegs minister General Brialmont seine Entlassung genommen und der Minister des Innern , Herr Rogier, ist vorläufig mit diesem Portefeuille betraut worden. Die Ursachen dieses Rücktritts sind durch folgende Umstände begründet. Es ist bekannt, daß ein Geseß über die Organisation der Armee vom Jahre 1845 ein Budget von 30 Millionen Franken nöthig machte. Bis jezt aber war das Gefeß

der des letteren wiesen zwar die circulirenden Gerüchte

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von Uneinigkeit entschieden zurück, indem man ja eine Defen. Das Gebälke dieser Werkstätte ist von geschmie= eigentliche Beschlußnahme hinsichtlich fernerer Reducirungen detem Eisen , zierlich und stark zugleich; die obere Deckung von den Resultaten der vom gesammten Ministerium ge besteht aus Eisenblech. wünschten Commissionseinsehung abhängen lasse. Indessen Werkstätte zum Abdrehen nnd Bohren der Ge traten doch in Folge dieser Discussionen abweichende An fichten zwischen dem Kriegsminister und den übrigen Mi schüße und für den Maschinenbau. Diese Werkstätte nistern zu Tage. Nach der zu Anfang der Sigung der liegt zunächst bei der Kanonengießerei , ist 244 und 48' breit und enthält folgende Maschinen : 1) zwei zum Bohren Kammern am 18. Januar stattgefundenen Aeußerung des und Abdrehen der Geschüße; 2) eine zum Abdrehen der General Brialmont : er werde jeden Vorschlag bekämpfen, welcher die Grundlagen der jeßigen Organisation der Ars Schildzapfen; 3) eine zum Centriren der Geschüße ; 4) eine mee abzuändern bezwecke , während doch die Vorschläge des zum Bohren des Zündlochs. Der Krahnen dieser Werk tätte hebt 330 Centner. Hier sollen noch vier Bohr Finanzministers, Finanzministers , denen Minister beipflichten, beipflichten, denen die übrigen übrigen Minister maschinen aufgestellt werden , mit welchen jährlich 300 zu Griparungszwecken gewisse Umgestaltungen der Orga Geschütze schweren Kalibers vollendet werden können; eben nisation des Heerwesens nöthig machen, — gab derselbe so werben Drehbänke, Hobel- und Bohrmaschinen mit seine Entlassung ein , die vom Könige bewilligt wurde. Aus den verschiedenen Documenten , welche die Bera ihrem Zubehör für die Maschinenwerkstätte vorgerichtet. Hinter der Werkstätte befinden sich sechs Schmiedeessen thungen hervorriefen , geht indessen hervor , daß der Trup und eine Werkbank mit den nöthigen Drehbänken für penfold in Belgien weit höher angesezt ist, als in den Hammer und Feile (Handarbeit) . An der Rückseite der meisten Staaten des europäischen Festlandes , und es ließe Kanonenbohrerei ist die Gießerei für Geschosse mit dem sich von dieser Seite eine Beschränkung vornehmen , die für diese Arbeit bestimmten Kupolvofen. dem Lande förderlich wäre und den Militärintereffen durch Die bewegende Kraft dieser Werkstätten gibt ein eiser aus nicht nahe träte. Eine Berechnung dessen , was die übrigen Staaten nach Maßgabe ihres Militáretats für nes Wasserrad von 36 Durchmesser. Dieses bewegt auch eine Armee von 80,000 Mann (so hoch beläuft sich das zwei Ventilatoren, welche dem Kupoloosen und den Effen zuführen. Die Gesammtkraft ist von 40 Pfer belgische Kriegseffectiv ) verausgaben müßten , ergibt, den Wind Dach des Gebäudes ist von rinnenförmigem den. Das daß Preußen um mehr als 7 Millionen , Bayern um Eisenblech. 5,700,000 Fr., Sardinien um 9 Millionen , Danemark um 11 Millionen , Oesterreich endlich um 6,718,000 Fr. Fabrikation von Stahl und Feilen. Während hinter dem diesjährigen belgischen Budget zurückstehen das Gebäude für die Fabrikation von Cement- und Guß würden. Natürlich betrifft diese Berechnung nur gewöhn stahl und für Feilen im Bau begriffen ist , hat man zwei liche Zeiten. (J. 6. D.-A. A. 3.) provisorische Werkstätten errichtet. Sie enthalten einen Ofen für Gement und einen andern für Gußstahl , nebst sechs Essen. Die aus dem Lande genommenen Arbeiter Spanien. werden von zwei ausländischen Meistern geleitet und lie Die Revista militar zeigt wieder das Erscheinen einer fern Feilen von sehr guter Qualität in hinlänglicher Ein El Mundo militar " an, Menge für die verschiedenen Artilleriewerkätten. neuen Militärzeitschrift, und bemerkt, daß , obwohl ihr der Prospect dieses neuen Wasserrad von Gußeisen , 18' im Durchmesser, bewegt den periodischen Blattes noch nicht zu Gesicht gekommen sei, Hammer zur Bearbeitung des Guß- und Cementstahls ; doch der Name des Herausgebers derselben dafür bürge, sobald indessen diese Fabrikation ihre völlige Entwickelung daß dieselbe eine geachtete Stelle in der Militärjourna= erhalten hat , wird man noch andere durch Dampfmaschinen listik einnehmen werde. bewegte Hämmer einführen. Noch ist eine andere Gießerei vorhanden , in der man Geländerstücke , andere feinere mechanische Gegenstände, Büsten 2c., sowie auch Kartätschkugeln gießt, Alles in großer Vollkommenheit. Für die Arbeiten dieser Werk Die königlich spanische Gießerei für eiserne hätte sind ein vertikales Hebezeug, ein Kupoloofen und Geschüße und Geschosse zu Trubia in Asturien. zwei Windöfen errichtet. Später soll ein anderer Kupolo ofen für Broncegießerei gebaut werden. Nach dem Memorial de Artilleria von Ss. Zum Ganzen der Fabrik gehören verschiedene Schmiede-, ↓ Schloffer und Tischlerwerkstätten , Kalköfen , Ziegelöfen (Schluß.) 1 und 15 Coksöfen. Im Bau begriffen ist das Haus, in Kanonengießerei. Diese Werkstätte ist 84 Fuß lang welchem die Eiselirer der gegoffenen Büsten , die Litho und 60 breitz an die Wand der. Giebelseite angelehnt graphie , die Modellwerkstätte 2c. untergebracht werden stehen 6 Puddlingsöfen , paarweise verbunden. Vor diesen sollen. Vollendet ist bereits und im Gebrauch ein Labo= Defen ist die Grube für die Formen und den Guß der ratorium für die Proben und Analyſen der Erzé, Schlacken Kanonen. Dicht dabei , zur Seite , steht ein prächtiger uno anderer Hüttenproducte. Die Mühlen für Sand und Erde zur Formeret , sowie vertikaler Krahnen , nur an seinem unteren Ende gestust und stark genug, 550 Centner zu heben. Außerdem find für Kohlen und Coks werden durch ein gußeisernes Waffer= hier zwei bewegliche Krahnen, um das Formen der Ka= rad von 18' Durchmesser bewegt. Dasselbe Rad bewegt auch die Cylinder , durch welche die Kugeln polirt werden, nonen zu erleichtern , und zwei kleinere zum Füllen der

fowie die Maschinen , welche den Thon für die Fabrikation der feuerfesten Backsteine kneten und zubereiten. Gegenwärtig beschäftigt man sich mit dem Bau der Werkstätte für Erzeugung von Schmiedeeisen und hierauf wird ein Gebäude aufgeführt werden, in welchem Ma= schinentheile von demselben Metall und selbst Kanonen starken Kalibers mit vieler Ersparniß fabricirt werden sollen.

Firste und Wand der Flöße sehr locker, weßhalb sie starke Zimmerung erfordern. Die Producte der Gruben waren in nachbemerkten Jahren: · 11,473 Stur. 1846 .. 1847 .. 41,355 "1 · 100,564 ་་ 1818 . 1849 .. 101,936 1

Gewehrfabrik. Um die Wasserkraft des Trubia zu benußen, hat man in die Fabrik die Werkstätten der Ba= jonnet , Ladstock- und Lauf- Schmiede der Gewehrfabrik von Oviedo verlegt. Man hat 6 vertikale Bohrer, durch 6 horizontale Räder bewegt. Das Wasser , welches das hydraulische Rad der Gebläse treibt , wurde für ein ande res , eisernes Rad à la Poncelet von 18' Durchmesser be= nugt , um die neuen Maschinen zum Bohren und Abdrehen der Gewehrläufe , zum Schneiden der Schwanzschrauben u. f. w., sowie die Schleifsteine zum Abschleifen und Po liren der Ladstöcke und Bajonnette in Bewegung zu sehen. Man erbaut jest Häuser und Schmieden in der Vor stadt Junigro , auf dem rechten Ufer des Trubia , um alle Waffenschmiede, die in dieser Fabrik und in Grado be schäftigt sind , mit der Zeit auch die von Oviedo , zu ver einigen, wodurch große Vortheile und Ersparnisse für die Gewehrfabrikation hervorgehen werden .

Summe 255,328 Ctnr. Von diesen Kohlen wurden in den in Riosa erbauten Defen 100,000 Etnr. in Coks verwandelt, welche er= trugen: 1848 .. 21,257 Ctnr. 1849 .. 29,301 Ctnr.

In dieser Beziehung Umgebungen der Fabrik. verdient nur Folgendes erwähnt zu werden. Der Ver einigung der Flüsse Trubia und Nalon gegenüber befindet sich ein für die Probeschießen eingerichteter Play und zwi= fchen diesem und der Fabrik das Pulvermagazin. Ferner hat man auf allem Lande, was für die Fabrik erworben werden konnte, verschiedenartige , sehr ausgedehnte Baum= pflanzungen angelegt. Endlich hat auch die Regierung die Erbauung eines Weges von Oviedo nach Galicien , sowie einer Brücke über den Nalon , etwa 1000 Ellen unterhalb der Fabrik , angeordnet, um den Transport der Producte zu erleichtern.

Kohlengruben. Die Fabrik von Trubia versieht sich mit mineralischem Brennstoff aus den Minen , die sie in den Kreisen von Riosa und Morcin besigt und deren Grubenfeld einen Flächenraum von 33,840,000 Quadrat= ellen umfaßt. In dem Kohlenlager sind viele Flöße er schroten, Der Hauptförderstollen ist in dem Flöß Pepa getrieben, weil hier das Erdreich fester ist. Die Kohlen, welche diese Flöße liefern , find im Allgemeinen von sehr guter Beschaffenheit, bituminos genug , um mit dem Gries Cote daraus bereiten zu können. Im Allgemeinen ist

Eisengruben. Die Erfahrung hat gelehrt, daß das Gußeisen aus den Erzen von Castañedo del Monte für die Fabrikation von Kanonen weniger geeignet ist. Man hat daher die Erze von Bayo , Sograndio , San Claudio, San Esteban de Morcin , Udrion , las Cruzes und San Andres , welche Orte in einem Umkreis von einer halben bis 21 Leguas von der Fabrik liegen, angewendet, doch sind in diesen Lagerstätten noch keine bedeutenden Arbeiten unternommen worden.

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$4.99

Personal . Das Personal von Trubia besteht aus : 1 Director, 7 Artillerieoffizieren , 1 Kaplan und 1 Chi rurgen, 1 Commiffär der Artillerie und 10 Rechnungs beamten , 31 spanischen angestellten Werkmeistern , deren Gehalt monatlich 6852 Realen beträgt; 20 ausländischen Werkmeistern mit monatlichem Gehalt von 15262 Realen. Außerdem arbeiten in den verschiedenen Werkstätten der Fabrik 145 Schlosser, Schmiede, Feilhauer und Lehrlinge, 31 Tischler und Zimmerleute , 56 Steinmeßen , 145 Hand langer und 12 Fuhrleute.

Zusammen 50,558 Etnr. Der Minenbetrieb steht unter der Leitung eines bel = gischen Ingenieurs , der unter der Direction und dem Ober befehl des Directors der Fabrik die Arbeiten mit einem Obersteiger und 100 bis 120 Knappen ausführen läßt. Die Förderung aus den Gruben geschieht in Wagen von Eisenblech , welche 10 Centner Kohlen laden , auf Schie= nenwegen durch die Stollen. Ju Riosa befinden sich : 6 Häuser für die Angestellten und 1 Schoppen für die Arbeiter ; 1 Schmiede für die Schärfung der Werkzeuge ; 1 Magazin für Material und Utensitilien ; 34 Defen zum Brennen der Coks. Da die Förderung der Kohlen bedeutend vergrößert werden muß, nach Maßgabe der Ausdehnung der Arbeiten in der Fabrik , so wird man bald zu dem Bau einer Eisen bahn schreiten , welche die Gruben mit der Fabrik ver bindet. Der Transport soll mit Pferden besorgt werden und muß gegen den jezt üblichen große Vortheile ge= währen.

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A Nach vorstehender Beschreibung der Fabrik von Trubia kann man sich , wenn auch nur annähernd, eine Vorstel lung von der Wichtigkeit dieser industriellen Anlage machen, welche für die Zukunft viel verspricht und deren vollstän= dige Enwickelung außerordentliche Vortheile erwarten läßt, sowohl in militärischer Beziehung als auch für das Land im im Allgemeinen. Die Lage auf der Rückseite der Gebirge von Leon und weit von der Gränze , am Ufer eines Flus ses , der Triebkraft für die Maschinen bietet und auf den Lagerstätten von Eisen und Brennstoff, vereinigt alle möge lichen Bedingungen, welche man nur für industrielle Un ternehmungen fordern kann. In der That verspricht diese Anlage der Centralpunct der Eiſenindustrie zu werden, wozu Asturien berufen ist.

WIT.. Redigirt , unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt,

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6. februar 1851 .

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Allgemeine Militár- Zeitung. Thierarzneiinſtituts: hechtgraue Waffenröđe mit frapp

Preußen .

rother Egaliſirung und Paſſepoile und gleiche Pantalons, Berlin , 25. Jan. Geſtern Nachmittag fand in der und 3) die Mannſchaft der ungariſchen und der Militär Jungfernhaide ein Probeſchießen mit neuen , von geſtüte in den übrigen Kronländern wie die des BeſchälŠeiten einiger Privatperſonen angefertigten Zündnadel- und Remontirungsdepartements. gewehren ſtatt, weldies ein äußerſt günſtiges Reſultat lieferte. Der türkiſche Geſandte Fürſt Karadja wohnte Peſth, 19. Jan. Mit dem beginnenden Frühjahre dem Probeſchießen bei, da dieſe neue Art von Schuß= ſoll der Bau der Feſtungswerke auf den Anhöhen waffen auch bei der türkiſchen Armee eingeführt werden rings um Ofen begonnen werden ; ihre Vollendung ſteht wird. ( N. Pr. 3tg.) dem Bauprojecte zufolge binnen 4 Zabren zu erwarten. Dann dürfte Ofen eine der ſtärkſten Feſtungen des Reiches werden , während es in dem jebigen Zuſtande, da die Ba y er n. eigentliche Feſtung von den nächſten ſie überragenden München , 23. Jan. Ein neuer Griparnng8 = Bergen vollſtändig beherrſcht wird, gegen einen Feind, der

vorſchlag bezüglich der Gintheilungder Infan- lektere im Beſig hat, troß aller Tapferkeit der Beſaßung, terie wird gegenwärtig im Kriegsminiſterium mehrfach in die Länge fich nicht halten kann . beſprochen .

Nach demſelben ſoll eine erhebliche Vermins

derung der Difiziersſtellen dadurch bewirkt werden , daß bei jedem Bataillon eine Füfiliercompagnie aufgelöſt und

Sardinie n.

die Mannſchaft derſelben in die übrigen vier Füfiliercom? Turin , 18. Jan. Der Marineminifter hat den Ram pagnieen eingetheilt würde. Hiernach würde dann die mern einen Gefeßesentwurf über die Organiſation des Stärke der Compagnie auf 210 Mann erhöht , ſo daß Marineoffiziereftandes vorgelegt. bei einer Verminderung im Ganzen un 192 Offiziers ſtellen gleichwohl die Streitkraft um 7200 Infanterie Frankreich .

feuergewehre verſtärkt würde.

Außerdem ſollen dann fer =

ner die Schüßencompagnieen ( bei jedem Bataillon befindet Paris, 23. Jan. Durch ein Decret des Präſidenten fich nach der gegenwärtigen Eintheilung eine ſolche) von der Republik iſt das Alter dc8 A 118 tritts von Df : der Linieninfanterie getrennt und aus denſelben eigene fizieren aus der Armee gleichförmig auf das Sirailleurbataillone gebildet werden , deren Anzahl vor 55. Jahr beſtimmt, während es bisher bei den Spe der Hand auf zwei zu beſchränken wäre.

(S. M.)

cialwaffen der Artillerie und des Genies auf das 58.

feſtgeſeßt war.

Oeſterreichiſche Monarchie.

Belgien . Wien , 21. Jan. Mittelſt Erlaß des Kriegsminiſters vom 7. d. M. find bei nachſtehenden Truppen Üniforma

Brüſſel, 24. Jan. Der Abgeordnetenkammer iſt ein

1 ) Die Mannſchaft des

Bericht der Centralſection über die Berminderung der

Pionnircorpå erhält 3nfanterietſchako ohne Roßhaarbuid , Waffenrode und Pantalon wie die Jäger. Das erſte und

törperlichen Strafen in der belgiſchen Marine vorgelegt worden. Die bisherigen Strafen des Rielholens

zweite mitFeuergewehren bewaffuete Glied , wovon das erſte Krampen , das zweite Scaufel trägt, erhält Sägehaubajonnette mit grader Klinge, das britte mit doppeltem Shangzeug verſehene Glied aber Sägeſābel. 2 ) Die des Beſchål- und Remonttrungsdepartements, unb deß

( Duroztehung des Verurtheilten unter dem Schiffskiel) und das Unbinden an die Raaen und die Züchtigung mit Sauenden oder geflochtenen Striden ſollen ganz abge ſchafft und durch verſchiedene Abſtufungen von Sefäng= nißftrafen erſeßt werden. Den Berurtheilten ſteht das

Aenderungen angeordnet:

.

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124

Appellationsrecht zu , mit Ausnahme jedoch von den auf - Generallieute offener See ausgesprochenen Strafen. nant Baron Chazal , früherer Kriegsminister, ist in Disponibilität verseßt worden.

den; es folgt hieraus nothwendiger Weise eine Abkürzung der Urlaubszeit und ein im Verhältniß zu den übrigen Truppentheilen stärkerer Stand unter den Waffen. Es geht jedoch die Absicht des Kriegsministeriums dahin, in den Wintermonaten auch bei der Reiterei die Beurlaubung so weit zu erstrecken, daß für drei Pferde YJ je zwei Mann im Dienſt bleiben sollen.

Türkei. Konstantinopel , 4. Jan. In der Bekleidung der türkischen Infanterie soll eine nüßliche Aende rung Plak greifen. Statt der bisher üblichen Wämse wird die Tunika eingeführt werden. Mehrere Compag= nieen der kaiserlichen Garde sind bereits auf diese Art bekleidet.

Königreich Sachsen.

Vor dem Jahre 1848 regelten die Bestimmungen der Kriegsverfassung des deutschen Bundes die Formation des f. sächsischen Heeres. Das Königreich Sachsen hatte darnach ein Contingent von 12,000 Mann nach 1 Procent der im Jahre 1815 vorhandenen Bevölkerung ( 1,200,000 Seelen) nebst einer Reserve von 4000 Mann aufzustellen und so zu organisiren , daß sie binnen vier Wochen als mobiles Truppencorps in's Feld rücken fonnten. Dem Frankfurter Parlamente genügte jedoch die Stärke des nach diesen Grundfäßen organisirten Bundesheeres nicht, und es beschloß, die deutsche Streitmacht bis auf 2 Procent der im Jahre 1848 wirklich vorhandenen Be= völkerung zu erhöhen. Die Anordnungen der provisorischen Centralgewalt , welche jenen Parlamentsbeschluß zur Ausführung brachten, wurden in Sachsen zum Gesez erhoben und dadurch aller dings dem Lande die Verpflichtung auferlegt , eine Kriegs macht von 36,000 Mann zu stellen. Demzufolge wurde im Jahre 1849 die Armee neu formirt und besteht dermalen aus folgendea Truppen gattungen : Einem Gardereiterregiment,

Wir lassen diesen Mittheilungen eine Uebersicht des effectiven Bestandes, der activen Armee folgen :

I. Combattanten. 3 Generale, 10 Obersten , 4 Stabsoffiziere, 26 Oberst= lieutenante und Majore, 36 Adjutanten , 119 Rittmeiſter und Hauptleute , 118 Oberlieutenante , 220 Lieutenante, 10 Guiden, 52 Portepeejunker, 4 Stabswachtmeister, 25 Stabs , Brigade-, Bataillonsſignaliſten , resp. Stabs trompeter, 16 Fahnenträger , 115 Wachtmeister und Feld= webel , 12 Oberfeuerwerker , 26 Feuerwerker, 186 Unter wachtmeister und Serschanten, 64 Oberjäger, 1092 Cor=" porale , 256 Oberkanoniere , resp. Oberpionnire und Ober pontonnire, 425 Trompeter, resp. Signalisten , 398 Vice corporale, 190 3immerleute, 3464 Schüßen und Jäger, 18293 Soldaten, Reiter, Kanoniere , Pionnire , Ponton= nire, 766 Fahrer. II. Noncombattanten.

10 Wirthschaftschefs , 9 Auditeure, 25 Oberärzte, 114 Unterärzte, 5 Roßärzte, 10 Wirthschaftssecretare, 2 Schrei ber, 151 Fouriere, 46 Schmiede, 26 Sattler, 241 Offi= terebiener, 9 Gerichtsschreiber , 10 Profoßen, 24 Büch fenmacher. 25,930 Mann , Summe der Combattanten 682 Summe der Noncombattanten " Hauptſumme 26,612 Mann , als die dermalige Stärke der königlich sächsischen Armee. Die Combattanten, nach den verschiedenen Abtheilungen rangirt, so haben : Generalstab: 1 Oberst, 2 Majore, 4 Rittmeister und Hauptleute, 3 Oberlieutenante , 1 Lieutenant, 10

Drei leichten Reiterregimentern (Nr. 1 — 3) , Einem Fußartillerieregiment , Gulden. Zusammen 21 . Einer Brigade reitender Artillerie, Einem Commiffariatstrain , Divisionscommandostab der Jufanterie und Rei= Einer Pionnir und Pontonnirabtheilung , teret: 2 Generale, 2 Adjutanten. Zusammen 4. Vier Linieninfanteriebrigaden , Artilleriecorpscommandostab : 1 General, 1 Einer Brigade leichter Infanterie. Adjutant, 4 Portepeejunker. Zuſammen 6. Sobald sich die Armee auf dem Friedensfuß befindet, Fußartillerieregiment: 3 Stabsoffiziere , 3 Ad= Als Grundsäge tritt eine größere Beurlaubung ein. hierzu , nach welchen verfahren wird , gelten die früher jutanten, 10 Hauptleute, 10 Oberlieutenante, 25 Lieute= 10 Oberfeuer= als Bundesgeseß ertheilten Kriegsverfassungsnormen, nach nante, 1 Stabssignalist , 10 Feldwebel , welchen der Soldat des Fußvolks , mit Einschluß der für werker, 20 Feuerwerker, 100 Corporale , 200 Oberkano niere, 20 Signalisten, 30 Zimmerleute, 690 Kanoniere, die neue Mannschaft unerläßlich nöthigen Einübungszeit, 640 Fahrer. Zusammen 1772 Mann. gehalten präsent Monate 15 nur Dienstzeit während seiner Reitende Artillerie : 1 Stabsoffizier, 1 Adju Bei der Reiterei und reitenden Artillerie werden soll. tant , 2 Hauptleute, 2 Oberlieutenante, 6 Lieutenante, wegen Dienstzeit kurzen eingeführten der kann allerdings eine so ausgedehnte Beurlaubung , als dieß früher der 2. Wachtmeister, 2 Oberfeuerwerker, 6 Feuerwerker, 24 Fall war, nicht mehr stattfinden. Bei diesen Truppengate Corporale, 34 Oberkanoniere, 6 Trompeter , 168 Kano= tungen handelt es sich nicht allein darum, den Mann mit niere, 126 Fahrer. Zusammen 380 Mann. dem Gebrauch seiner Waffen vollständig vertraut zu machen, Commissariatstrain : 1 Hauptmann , 1 Ober= er muß auch zum Reiter, zum Pferdewärter gebildet wer Heutenant , 1 Lieutenant, 1 Wachtmeißter, 4 Unterwacht=

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meister, 6 Corporale, 18 Vicecorporale, 520 Kanoniere . Zusammen 552 Mann. Bionnir- und Bontonnirabtheilung : 2 Haupt leute, 2 Oberlieutenante, 3 Lieutenante, 2 Feldwebel , 2 Serschanten , 18 Corporale, 22 Oberpiónnire und Ober pontonnire, 3 Signalisten , 203 Pionnire , Pontonnire. Zusammen 257 Mann. Gardereiterregiment und jedes der drei leich 1 Oberst, 1 Major (oder ten Reiterregimenter: Oberstlieutenant), 1 Adjutant, 5 Rittmeister, 5 Ober Lieutenante , 15 Lieutenante , 2 Portepeejunker , 1 Stabs wachtmeister, 1 Stabstrompeter , 5 Wachtmeister, 5 Un= terwachtmeister , 40 Corporale, 15 Trompeter, 15 Vice corporale, 690 Reiter. Zusammen 802 Mann.

schienen , mehr darauf angewiesen , alle Mittel , welche die Kunst bietet, zu gebrauchen, um zum Siege zu gelangen, haben sie von jeher und theilweise mit dem größten Er= folg angewendet; und wir sind u . a. mit dem Verfaffer einverstanden , daß z. B. ohne die Linien von Torres Vedras Lord Wellington schwerlich den Marschall Massena genöthigt haben würde , Portugal zu räumen , ohne einen entscheidenden Schlag zu thun. Wie man nun bei den Franzosen schon seit Jahrhunderten dieselbe Raschheit zum Angriff bemerkt, *) so sieht man bei den Engländern die selbe Aufmerksamkeit, sich zu verschanzen. Desterreicher und Ruffen haben, wo ihre Feldbefestigungen mit Kennt= niß und Geschick angelegt waren , dem Feinde die Stege oft erschwert und häufig ganz zweifelhaft erscheinen laſſen. Die angezeigte Broschüre gibt die Ansichten des Ver faffers auf 64 Seiten in folgenden Abschnitten : Geschicht= liche Nachforschungen über die Feldbefestigungen bei den Affyriern , den Juden , Griechen , den Römern und in dem Mittelalter; - gegenwärtiger Zustand der Wissenschaft bei den neueren Völkern ; ―― Vergleichung mit den älteren flüchtiger Blick auf die Rolle , welche die Feld Zeiten;

Leibinfanteriebrigade und jede der drei Li nieninfanteriebrigaden : 1 Oberst, 4 Majore (resp. Oberstlieutenante), 5 Adjutanten , 16 Hauptleute, 16 Oberlieutenante , 24 Lieutenante , 8 Portepeejunker, 4 Brigadesignalisten, 4 Fahnenträger, 16 Feldwebel , 32 Serschanten, 160 Corporale, 64 Signalisten, 64 Vice Zuſammen corporale, 32 Zimmerleute, 3488 Soldaten. 3938 Mann. Brigade leichter Infanterie : 1 Oberst, 4 Ma= jore (resp. Oberstlieutenante), 5 Adjutanten , 16 Haupt feute, 16 Oberlieutenante, 28 Lieutenante, 8 Portepee junker , 4 Bataillonsſignalisten , 16 Feldwebel, 32 Ser= schanten, 64 Oberjäger, 144 Corporale, 80 Signalisten, 64 Vicecorporale, 32 Zimmerleute, 3464 Schüßen und Jäger. Zuſammen 3978 Mann. H. Dresden.

befestigungskunft in den Kriegen der neueren Zeit gespielt hat ; über die Zukunft dieser Wissenschaft, insbesondere über die Anwendung , welche man von ihr in den Schlach ten zu machen haben wird. Da in allen diesen Kapiteln etwas dem gebildeten Offizier ganz Unbekanntes nicht ge= sagt wurde, so war es wohl nur die Absicht des Ver= faffers, die Aufmerksamkeit auf diesen wichtigen Theil der Kriegswissenschaften wieder zu lenken und das Intereffe dafür rege zu erhalten; vielleicht auch nur , um seine von andern Militärschriftstellern_jabweichende Ansicht über die Thätigkeit des französischen Gentecorps in neueren Schlach ten zu begründen.

Literatur. Recherches historiques sur la fortification passagère depuis les temps les plus reculés jusqu'à nos jours suivies d'un aperçu sur l'état actuel de cette science et sur le rôle qu'elle est appelée à jouer dans les guerres modernes. Par P. E. Maurice de Sellon , capitaine du génie de la conféderation suisse , chevalier de la legion d'honneur , ancien élève de l'école polytechnique. 8. broch. Paris 1848. Corréard. (64 p.) In den neueren Kriegen wurde die Feldbefestigungs kunst seltener in Anwendung gebracht, als es in früheren Zeiten zu geschehen pflegte , und besonders die Franzosen, welche sich ihrer stets weniger als andere Nationen be dienten, haben sie in den Feldzügen der Republik und des Kaiserreichs nur selten zu Hülfe genommen. Nicht weil ihre Wichtigkeit von ihnen weniger erkannt wurde, fon dern weil der Charakter dieses Volkes , die Schnelligkeit der Bewegungen napoleonischer Taktik zc. Defensivschlach ten weniger zuließ und man bet dem Vertrauen auf die Fähigkeit der Führer und die Tapferkeit der Truppen fte entbehren zu können glaubte. Die Engländer dagegen, durch die verhältnißmäßig geringere Stärke , mit welcher fie, insbesondere auf den europäischen Kriegstheatern , er=..

Projet de réorganisation de l'état militaire en Belgique par Michel van Eupen , sous-lieu tanant au régiment des chasseurs- carabiniers. 8. Liége 1850 , Imprimerie de N. Redouté. (74 p.) Hat eine Idee einmal an eine Generation sich ange= saugt, so bleibt sie fest, blutigelartig an ihr hängen, zieht alle beweglicheren Kräfte und Säfte auch der kommenden Geschlechter nach der Einen Richtung, bis wieder eine neue andere bee des Strebend und Erachtens eines Volksstammes fich bemächtigt und das früherhin Zeitge= mäße nun zum Veralteten wird , und demselben Schicksal erliegt, das dem Vorhergegangenen bereitet wurde. In Belgien will man neuerdings nichts mehr von den Festungen wissen , die in früheren Jahrhunderten daselbst zum Schuß des bürgerlichen Gewerbfleißes und Reichthums, wie zu anderen Zwecken zahlreicher wie irgend sonst in Europa entstanden. Statt daß man sich sonst hinter Gra ben und Mauer rettete, fo möchte man sich jest in's Freie emancipiren. Der Drang des Nichtbefestigtseinwollens

*) Le Francais qu'on attaque est à demi vaincus. Voltaire Henriade.

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unterscheidet außer vielem Anderen den Städtegeist des Es sind in dem Werkchen mitunter sehr tüchtige und 19. Jahrhunderts von dem der früheren durchaus. richtige Grundsäge zuſammengestellt und an einander ge Das fichere Glück, in einer gegen äußere Feinde wohlverwahr reiht, so daß es den darüber gebauten Räsonnements an fester Unterlage nicht mangelt. Jene Grundsäge, ent= ten Festung zu wohnen, hat für den freiheitslüsternen Charakter des heutigen Weltbürgerthums eine allzu mause lichene wie eigene, dürften mit beitragen , uns grundsaß= fallene Beimischung , als daß er sich conservativ-behaglich süchtigen, aber anwendungsträgen Deutschen den Werth darin befände. Aber nicht allein der Bürger wünscht aus der Mittheilung zu erhöhen. Wir erlauben uns jedoch zu erwähnen , daß bei der Wichtigkeit des Gegenstandes den Wällen heraus und nicht mehr hinein zu kommen, auch den Heeresgeist überkommt ein wenig angenehmes eine Ausführung in die Tiefe und Breite vielfältig ver mißt werden wird , und die abgezwickte Beantwortung der Gefühl bei dem Gedanken an langwierigen Aufenthalt in Fragen , die sich der Verfaſſer ſelbſt aufwirft , wird nicht oder vor einer Festung. Zum Glück für den Soldaten, dazu beitragen , die Leser zu überreden und zuweilen we der sich wohler im freien Felde fühlt , laffen auch die niger noch zu überzeugen. Wiewohl eine gedrängte Be= veränderten Ansichten des neueren Kriegssystems den Be weismethode , um zu richtigen Schlüssen zu gelangen, lagerungs- und Festungsdienst wohl seltener werden. In Folge dieses Fortschrittes erscheint nun auch Vielen in öfters nicht ungeschickt angewendet ist, so wäre doch eine Belgien der dichte , kostspielige Festungsgürtel dieſes Landes ausführlichere Auseinandersetzung sicherlich zweckdienlicher für die Vertheidigung der Neutralität desselben weder gewesen, da nicht das Urtheil, sondern die ausgeführten Entscheidungsgründe auf die öffentliche Meinung wirken. nöthig oder ausreichend, noch räthlich und zweckentsprechend. Vorliegendes Büchlein gehört zu der beginnenden Bro Das Büchlein zerfällt in einige Abtheilungen . In der schürenfluth eines militärischen jungen Belgiens, welches ersten ist abgehandelt , daß Belgien gegenwärtig schlecht die Nothwendigkeit und den Fortbestand des seitherigen vertheidigt ist , weßhalb in der zweiten ein neues , cen belgischen Vertheidigungssystems , das auf eine große An-, trales System vorgeschlagen und in den folgenden eine fast Unzahl fester Pläge basirt ist, für unnöthig erachtet, darauf gegründete, wohlfeilere Heereseinrichtung (durch und um deßwillen von der Stelle schwemmen möchte. Man Ersparnisse an Artillerie und Offizierschargen) dargelegt möchte Raum für ein anderes System gewinnen , zufolge wird. Die beiden ersten Theile sind sonach von allge welchem die Militärkräfte inniger vereinigt und den Ver meinerem Intereſſe, während der weitere Inhalt, von Seite einigten in einer Centralfestung der nöthige Widerhalt 28 an, dann erst in Betrachtung kommen würde, wenn es gegeben würde. Die Partei dieses neueren und neuesten gelungen wäre, die belgische Regierung zu bestimmen, die Vertheidigungsgedankens scheint, in sich noch nicht orga= überflüssig gewordenen Befestigungen abtragen zu lassen, nisirt und verständigt, ihre Mittel vorläufig zu zerstreuen. von welchem Erfolg gegenwärtige Broschüre eben so wenig Die Einen wollen einen Theil des Vorhandenen , wie z . B. begleitet sein wird , als ein kleiner Plagregen zukünftiger die Festungswerke Antwerpens , beibehalten , Andere, der anderer. Die fortgesette Aufmerksamkeit, welche dem Aus äußersten Richtung zugewendet , beabsichtigen nur die bau verschiedener Gränzfestungen gewidmet wird , beweist Scheldeforts stehen zu lassen , sonst alle Festungen zu schlei vielmehr , wie wenig man bis jest gesonneen ist , dem ſeit fen und Brüssel zu einer Centralfestung und Stellung mit herigen Systeme zu entsagen. Immerhin aber ist es an= detachirten Forts umzugestalten. erkennenswerth, wie in Belgien so viele jüngere Kräfte Wer möchte unbedingt läugnen, daß diese Ideenrichtung sich regen , die den Wehrverhältnissen dieses Staates eine eine Zukunft habe ? Der Verfasser vorliegenden Werk unausgesezte , strebſame Beurtheilung und Beobachtung chens neigt mehr zur ersteren Ansicht , nämlich Antwerpen zuwenden. Und dürfte auch hier vielleicht der unermüd zum Widerlager der Defensivstellung des beweglichen Hee liche Tropfen seines Erfolges noch froh werden , was noch res zu machen . Der patriotische Zweck, die Kriegskraft wahrscheinlicher dünken möchte , wenn die reformirende eines Staates von geringem Rang wie Belgien zu mehren, Richtung , welche in Belgien sich reckt und streckt, nicht dieser Zweck leuchtet deutlich erkennbar vor. Der Verf. versäumen würde, mit statistischen Waffen zu Felde zu knüpft aber an die als geschehen angenommene Schleifung ziehen. Man muß mit schlagender Bestimmtheit nach allen Richtungen hin den Nachweis zu liefern trachten , daß das der Festungen schon Folgerungen hinsichtlich einer abge änderten Organisation der Armee, welche weniger in die seitherige System den Forderungen nicht zu entsprechen Augen springen dürften. Wenn auch den Vorschlägen vermag, auf die kräftigste und zugleich wohlfeilste Weise über Reductionen der Armee, namentlich einiger Offiziers Belgiens Neutralität zu vertheidigen. Dieß vermag nicht chargen , nicht Neuerungssucht und volksthümliches Re das Großgeld aufgestellter Grundsäge , ſondern die Scheide formgelüfte zu Grunde liegt , sondern die redliche Absicht, münze der gemeinverständlichen Aufklärung über hand Wer mit Kreuzern und Gulden in der Zeit zu sparen , damit man in der Noth habe, so greifliche Vortheile. streifen jene Vorschläge doch in der That zuweilen an's argumentirt , befleißigt sich einer ungemein populären Aus Kleinliche und ist der Gesichtspunct zum Theil außer Acht drucksweise. Auch wäre zu wünschen , daß noch die gewich gelassen, wie das Zurückführen des Bestandes an Offizieren tigeren Stimmen bedächtigerer Erfahrung der Beantwor auf das Unentbehrlichste den Nachtheil mit sich führt, daß tung dieser Reformfragen sich annähmen , die in die zukünf jeder zufällige und zeitweilige Abgang sogleich fühlbare tige Lebensthätigkeit und Lebensdauer des belgischen Staates Lücken erzeugt. so sehr eingreifen. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag,

N 17 .

8. februar 1851 .

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Allgemeine Militar -zeitung. G

Infanterie. Jedes Linteninfanterieregiment beſteht

S p a n i en. ( is ) Wir" entnchmen der Revista militar vom 10. Januar d . 3. folgende Notizen über die ſpaniſche Land- und Seemacht zu Anfang des Jahres 1851.

aus drei Bataillonen , ein einziges ausgenommen , welches nur zwei zählt ; jedes Bataillon theilt ſich in 6 Compag nieen , 1 Grenadier-, 1 Schüßen- und 4 Fiifiliercompag nieen. Der Stab eines jeden Regiments závit : 1 Oberſt, 1 Oberſtlieutenant, 1 Regimentstambour; der Stab eines

A. Landmacht.

jeben Bataillons: 1 erſten Commandanten , 1 zweiten Come

I. Armee der $ albinſel. Das Şeer der Halbinſel beſteht gegenwärtig aus : Ginem großen Generalſtabe , dem Generalſtabe , dem Helle bardtercorp8, 47 Linieninfanterieregimentern (mit Einſchluß eines Grenadier- und eines Strafregiments ), 18 leichten oder Jägerbataillonen , 5 Fußartiüerieregimentern , 3.Bri-

mandanten , 1 Adjutanten, 1 Fahnenträger , 1 Bataillonos tambour und 1 Bataillonshorniſt. Gebe Compagnie hat

eine Stärke von 1 Hauptmann , 2 Lieutenanten , 1 Unter Iteutenant und 89.Unterofftzieren , Spielleuten und Sols daten. Der Stab eines Jägerbataillons- iſt : 1 Oberflieute nant, 1 zweiter Commandant, 1 Adjutant, 1 Fahnen

5 träger, 1° Bataillonstambour und 1Bataillonshorniſt.

Gebirgsartiderte, 3 Brigaden (fijas gadenfahrender und5 feſtſtehenden Ouvriercompagnieen, - an beſtimm- Sedes 'Bataillon zählt 8 Compagnieen und jede Compag Aufenthalt gebundenen Artilleriebrtgaden ten ) , 1 Inge: nie hat eine Stärke von 1 Hauptmann, 2 Lieutenanten, nieurregiment, 2 Carabinierregimentern, 13 Uhlanenregi: 1 Unterlieutenant und 89 Unterofftzteren , Horniſten und mentern , 8 Žägerescadronen , 2 Remonteescabronen ,I 1 Golbaten . " Centralinſtructionsetabliſſement der Reiteret , 1 Corps Artillerie. Das erſte , zweite und vierte Artillerieregis -

Bürgergarden und 1 Carabintercorp8 des Königreiche. *) ment haben jedeszwei, das dritte und fünfte Artillerieeegt= Dieſe verſchiedenen Corps find folgendermaßen organifirt : Großer Generalſtab : 10 Generalcapitāne, 78

ment aber jedes drei Brigaden. Die Brigade beſteht aus 4 Batterieen , was fonach im Ganzen 48 Batterieen macht. Der Stab eines Artillerieregiments hat 1 Oberſt, 1 Oberſt

Generallieutenante, 202 Generalmajore und 340 Briga = lieutenant, 1 Quartiermeiſter ( Lieutenant) und 1 Regi mentstambour; der Stab einer Brigade beſteht aus 1 Com

diere.

Generalſtab: 1 Generaldirector, 3 Brigadiere, 9 mandanten , 1 zweiten Commandanten , 1 Adjutanten, 1 Dberſten , 12 Oberſtlieutenante, 25 Commandanten , 60 Oberſerſchanten der Brigade und 1 Tambourcorporal. Jede Batterie hat eine Stärke von 1 Hauptmann , 2 Lieute Hauptmänner und 40 Lieutenante. und 100 Unteroffizieren, Spielleuten und Artil Hellebardiercorp ø. Der Stab dieſes Corps wird nanten leriſten . gebildet aus 1 Generalcommandanten , einem zweiten Ge gede fahrende oder Gebirgebrigade zerfällt ebenfalls neralcommandanten und zwei Adjutanten. Eine jede der in 4 Batterieen . Der Stab einer ſolchen Brigade zählt hateine Stärke von 1 Hauptmann, 1 Oberſtlieutenant, 1 Commandant, 2 Adjutanten , 1 beiden Compagnieen 1 Lieutenant, 2 Fäynbrichen und 137 Sellebardieren,

1 Trompetercorporal oder Hornift Batterie hat eine Stärke corporal. Eine und fede fahrende welche im Rang eines Oberſerſchanten der Infanterie Oberſerſchanten

ſtehen.

von 1 Hauptmann ,3 Lieutenanten, 109 Unteroffizieren,

Spielleuten und Artilleriſten , 14 Pferben uud 68 Maula * ) Die „ Armeereſerve“ , aus den Soldaten der älteften Dienſte thieren; eine jebe Gebirgsbatterie eine Stärke von 1 jabre zuſammengefest (( -- früher war die Dienftzeit adt, þauptmann, 3 Lieutenanten , 115 Unterofftzieren, Spiel jeßt beträgt dieſelbe ſieben Jahre ) , bildet bei den 3n- leuten und Artilleriſten , 6 Pferden und 32 Maulthieren. >

fanterieregimentern die drittenBataillone, beijedem Zäger. Diefahrenden Batterieen führen 2 8pfündner Kanonen , und beſteht

rps und der Reitereiaus einer entſprechen demŽngenieurco Den Stärte at. Mannſchaft.

und 2 64 zölligeHaublßen ; die Gebirgébatterteen führen 6 5zölige øaubißen .

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Jede feststehende Artilleriebrigade zählt 4 Batterieen, mit Ausnahme der Brigade auf den Canarischen Inseln, welche nur 2 hat. Der Stab einer solchen Brigade be= steht aus 1 Oberstlieutenant, 1 Commandanten , 1 Adju= tant, 1 Oberserschant und 1 Tambour- oder Hornist corporal. Jede Batterie hat eine Stärke von 1 Haupt mann, 1 Lieutenant , 2 Unterlieutenanten und 100 un teroffizieren, Spielleuten und Artilleristen. Jede Ouvriercompagnie zählt 1 Hauptmann , 2 Lieu tenante und 63 Unteroffiziere, Spielleute und Hand werker.

Das Centralinstructionsetablissement der Reiterei hat 1 Brigadier, 1 Oberst , 1 Oberstlieutenant, 8 Comman= danten, 6 Rittmeister, 4 erste und 6 zweite Adjutanten, 6 Lieutenante, 4 Fähndriche , 2 Stabstrompeter , 2 Trom= petercorporale, 3 Oberwachtmeister und zerfällt in 10 Escadronen, von denen jede 1 Nittmeister , 3 Lieutenante, 3 Fähndriche und 149 Unteroffiziere , Trompeter und Reiter mit 75 Pferden zählt. Bürgergarde. Das Corps der Bürgergarden, deren Zweck die Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit ist, steht bezüglich seiner Organisation und Diſciplin unter dem Kriegsministerium , bezüglich seiner Dienstleistungen aber unter der Staatsregierung. Es ist in 13 Tercios organisirt , die sich wieder in 49 Infanteriecompagnieen und 11 Escadronen theilen ; die Gesammtzahl der Mann schaft der Infanterie beläuft sich auf 5756 und diejenige der Reiterei auf 1224. Carabiniercorps. Das Carabiniercorps des Kö nigreichs hat die Verhütung der Contrebande zum Zweck. Es steht hinsichtlich seiner Organisation und Disciplin unter dem Kriegsministerium , hinsichtlich seiner Dienstlei= stungen aber unter dem Ministerium der Finanzen. Dieses Corps ist zu 33 Commandantſchaften organisirt , welche sich wieder in 64 Infanteriecompagnieen (7275 Mann) und in 21 Cavalerieabtheilungen (1280 Mann) theilen.

Die Gesammtzahl der Offiziere des Artilleriecorps be= läuft sich auf 1 Generaldirector, 5 Generalmajore (Sub inspectore der Artilleriedepartements), 5 Brigadiere (Schul chefs), 38 Oberste, 56 Oberstlieutenante, 27 Comman= danten, 150 Hauptmänner und 252 Lieutenante , die in den Regimentern , Brigaden und Ouvriercompagnieen, ferner bei der Generaldirection , bei den Subinspectionen, bei den Commandantschaften der Waffe und der Festungen, in den Waffenfabriken , den Gießereien und Werkstätten, in der Artillerieſchule und zu sonstigen Commissionen ver wendet sind. Außerdem sind noch 18 Hauptmänner, 25 Lieutenante und 36 Unterlieutenante vorhanden, welche nur allein in den feststehenden Brigaden Dienste leisten. Ingenieurcorps. Das Ingenieurregiment theilt sich in drei Bataillone von je 6 Compagnieen (1 Pon= tonnir, 1 Mineur- und 4 Sappeurcompagnieen). Der Stab des Regiments besteht aus 1 Oberst, 1 Oberstlieu tenant, 1 Hauptmann-Zahlmeister, 1 Quartiermeister Lieutenant, 1 Regimentstambour; der Stab eines Ba= taillons zählt 1 Commandant, 1 Adjutant, 1 Oberser schant und 1 Tambourcorporal und Hörnist. Jede Com pagnie hat die Stärke von 1 Hauptmann , 2 Lieutenanten und 144 Unteroffizieren , Spielleuten und Soldaten. Die Zahl der Offiziere des Ingenieurcorps beläuft fich auf 1 Generaldirector, 3 Generalmajore, 7 Briga= gadiere, 19 Obersten, 19 Oberstlieutenante, 18 Comman= danten, 61 Hauptmänner und 80 Lieutenante, welche in dem Regiment, in der Generaldirection , den Directionen= Subinspectionen, den Commandantſchaften und in den festen Plägen , ferner bei der Akademie, in der allgemeinen Constructionswerkstätte und zu außerordentlichen Commis fionen verwendet sind. Reiterei. Jedes Carabinier- und Uhlanenregiment hat 4 Escadronen. Der Stab eines Regiments besteht aus 1 Oberst, 1 Oberstlieutenant, 3 Commandanten , 4 Rittmeistern, 2 ersten Adjutanten, 4 zweiten Adjutanten, 1 Quartiermeister-Lieutenant (Magazinsverwalter), 1 Stabstrompeter, 1 Trompetercorporal und 5 Pferden. Eine Escadron hat die Stärke von 1 Rittmeister, 3 Lieute nanten, 3 Fähndrichen , 147 Unteroffizieren , Trompetern und Reitern mit 110 Pferden. Eine Jägerescadron hat die Stärke von 1 Comman= danten , 2 Rittmeistern , 1 ersten Adjntanten , 1 zweiten Adjutanten, 3 Lieutenanten , 4 Fähndrichen und 174 Un= teroffizieren , Trompetern und Reitern mit 141 Pferden. Eine Remonteescadron besteht aus 1 ersten und 1 zweiten Chef, 1 ersten und 1 zweiten Adjutanten , 3 Lieu tenanten, 4 Fähndrichen , 138 Unteroffizieren , Trompetern und Reitern mit 40 Pferden und 8 Maulthieren.

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II. Armee der überseeischen Besißungen. Das in den spanischen überseeischen Besißungen befind= liche Heer ist folgendermaßen zusammengesetzt : Auf der Insel Cuba : 16 Infanterieregimenter, jedes in der Stärke von nur 1 Bataillon zu 8 Compagnieen; 1 Artillerieregiment zu Fuß von 2 Brigaden zu 4 Batte= rieen und 1 Manövrirbrigade, welche 4 Gebirgsbatterieen und 1 fahrende Batterie zählt; 1 Handwerkercompagnie; 1 Ingenieurhandwerkercompagnie ; 2 Uhlanenregimenter zu 4 Escadronen und 4 Jägerescadronen. Außerdem sind noch 6 disciplinirte Milizbataillone und 15 diſciplinirte Milizescadronen vorhanden . Auf der Insel Puerto - Rico : 3 Infanterieregi= menter, welche wie die auf Cuba organiſirt find ; 1 Bri gade Fußartillerie zu 4 Batterieen und 1 Handwerker= compagnie; außerdem find noch 9 disciplinirte Miliz= bataillone und 1 disciplinirtes Milizcavalerieregiment vorhanden. Auf den Philippinischen Inseln : 5 Infanterie regimenter , welche gleichfalls wie die auf Cuba und Puerto-Rico organisirt sind ; 2 Artilleriebrigaden , von denen die erste aus 6 Fußbatterieen und 1 fahrenden Batterie, die zweite aus 3 Fußbatterieen und 1 Gebirgs= batterie besteht; 1 Handwerkercompagnie; 1 Jägerregiment zu Pferd zu 4 Escadronen und endlich 9 disciplinirte Milizinfanteriecorps.

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B. Seemacht. Die spanische Kriegsmarine besteht gegenwärtig mit Einschluß der zum Schuß der Küsten der Philippinen bestimmten Fahrzeuge aus : 3 Linienschiffen , 5 Fregatten, 6 Corvetten, 14 Brigantinen, 3 Brigantin- Goletten, 5 Goletten, 10 Paketbooten, 1 Balander, 5 Misticos (Küften= fahrzeuge mit zwei kleinen Masten und zwei dreieckigen



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Segeln), 16 Feluken erster Klaffe, 19 Feluken zweiter Klaffe , 2 Luggern, 118 kleineren Fahrzeugen verschiedener Art und 26 Dampfern. Außerdem werden zu Transport schiffen verwendet : 5 Fregatten , 3 Brigantinen und 1 Brigantin-Goelette. Als Pontonschiffe dienen : 1 Linien schiff, 1 Fregatte und 1 Brigantin-Golette. Sämmtliche Fahrzeuge zusammen führen 1206 Kanonen und 274 Dreh bassen. Die Gesammtkraft der Dampfmaschinen beläuft fich auf 6602 Pferde. Die Bemannung der genannten Fahrzeuge besteht aus 320 Marineoffizieren , 202 Marine beamten, 1501 Marineartilleristen und Infanteristen, 9028 Matrosen und 263 Maſchinenbeamten.

firen , vollkommen vertraut gemacht hat; eine Behauptung, die allerdings eine allgemeine Gültigkeit hat , die wir aber deßwegen hier besonders glaubten hervorheben zu müssen, weil man nur zu geneigt ist, an Begebenheiten , welche unserer Zeit noch nicht so ferne liegen, den Maßstab die ser legteren anzulegen, was natürlich zu schiefen Auffas= sungen und Urtheilen führen muß. Wir sind daher dem Verfasser nicht allein für die Sammlung der Materialien , welche zur Belehrung über das Kriegswesen jener Epoche dienen können , sowie der Urtheile und Ansichten bewährter Kritiker und Autoren, sondern noch mehr für deren Sichtung , für den Fleiß und die Sachkenntniß zu Dank verpflichtet, womit er das nug bare Material zusammengestellt und so verwendbar gemacht hat, daß es zur Erreichung der angeführten Zwecke mög= lichst förderlich und dabei zu vorübergehender Benußung, zum Nachschlagen u . dgl. vorzüglich geeignet erscheint. Unter den zum größten Theile interessanten Beilagen, womit der Verf. sein Werk zu bereichern suchte, heben wir die Darstellung und Beleuchtung der Schlachten von Breitenfeld ( 1631) und Lügen hervor, obwohl die Be leuchtung und die zu den Schlachten gehörigen Plänchen noch Manches zu wünschen übrig laffen.

Literatur.

Das Kriegswesen der Kaiserlichen und Schwe den zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, mit besonderer Rücksichtnahme auf Aufbringung, Ergänzung, Unterhalt und Kriegszucht der Truppen, nebst den Schlachten bei Breitenfeld und Lüzen. Bearbeitet und kritisch beleuchtet von J. Heilmann, königl. bayerischem Oberlieutenant und Brigadeadju = Abbildung zwei tant. maliger Krieger. gr. 8. Leipzig und Meißen 1850 . F. W. Goedsche's Buchhandlung, O. Fr. Goedsche. (VIII u. 397 S.) 3 Thlr. Während die Blicke auch der militärischen Welt mit einer gewiffen Spannung auf die nächste Zukunft gerichtet find und der Rest unserer Aufmerksamkeit durch die Ge= schichte der jüngsten Vergangenheit und das Ausbeuten der Erfahrungen , welche sie uns brachte, beinahe voll ständig absorbirt wird , erscheint es gewissermaßen als Erholung , fich mitunter mit solchen Zeiten zu beschäftigen, welche längst der Geschichte angehören , oder mit Gegen ständen , welche fast nur noch antiquarisches Interesse haben. Schon in diesem Betrachte wird uns das vor= fehend genannte Werk zu einer eben so angenehmen als interessanten Gabe, wenn schon oder auch weil die Zeit, von der es handelt , und die Umstände , welche den großen Krieg" hervorriefen und zu jener schrecklichen Ausdehnung verhalfen , mit den Verhältnissen , welche die Welt seither in fieberhafter Aufregung befangen hielten, eine nicht ge= ringe Aehnlichkeit haben. Aber auch außerdem und selbst abgesehen davon , daß ein sorgfältiges Studium tener großen und entscheidenden Uebergangsperiode für das Ver ständniß der Entwickelungsgeschichte der Kriegskunst uner läßlich ist, dürfte gar Manches , was dieser Periode eigen thümlich ist, wenigstens bezüglich der Principien einer größeren Beachtung selbst für unsere hochweisen Zetten werth sein, als es für den ersten Augenblick den Anschein hat ; sowie man in einer Gerümpelkammer mitunter Dinge entdeckt, welche unter der Hülle der Unscheinbarkeit einen hohen Werth verbergen. Endlich kann man zu richtiger Würdigung der kriegerischen Ereignisse jenes wichtigen Zeitraums nur gelangen, nachdem man sich mit den Ge wohnheiten , Regeln und Einrichtungen , welche das da= malige Heerwesen im Großen und Einzelnen charakteri=

Wenn man auch den zumeist richtigen Ansichten und Urtheilen des Verfaffers nicht überall beipflichten kann, benimmt dieß doch dem Werthe des Ganzen nichts, indem der kritische Theil fast immer als neben der Ma= terie stehend zu betrachten ist, auf welche er sich bezieht. Alles zusammengenommen glauben wir nicht zu viel zu sagen , wenn wir dem Buche, deffen Inhalt wir schließlich andeuten wollen , eine recht weite Verbreitung wünschen. Der Haupttheil umfaßt , obwohl bis XIX numerirt, aber wegen Fehlens der Nummer XIV nur achtzehn Ab schnitte, von welchen die dret ersten Organisation, Klei bung, Bewaffnung, Ausrüstung und Exercitium der dret Waffen, und zwar innerhalb einer jeden Abtheilung für Kaiserliche und Schweden abgesondert behandeln was eben so bei den Nummern IV, VI, VIII, IX und XVI be= obachtet wurde. Der IV. Abschnitt beschäftigt sich mit der Zusammensetzung der Heere, der V. spricht von den höhe= ren Befehlshabern , der Vl. von der Schlachtordnung . Neue Manövers , Märsche, Flußübergänge, Lager und Feldverschanzungen, beständige Befestigung nebst Angriff und Vertheidigung der Festungen sind die Ueberschriften und Gegenstände eben so vieler weiteren Abschnitte. Der XII. Abschnitt bespricht die Kriegs- und Operationsplane, der XIII. die Aufbringung der Truppen, der XV. die Löh nungs- und Gagenverhältnisse. Der XVI. handelt von der Kriegszucht und gibt einestheils das Wallensteiniſche Reiterrecht , anderntheils die Kriegsartikel Gustav Adolf's. Die drei lezten Abschnitte enthalten noch einige kurze Be= trachtungen und Notizen über Belohnungen , Behandlung und Auswechslung der Kriegsgefangenen und Regiments schulen. Die Beilagen find : 1 ) Schreiben des Obersten Dufour an den Oberstlieu= tenant Delanoriere, d. d. Röffing den 22. Juli 1626 über ein großes Reitergefecht bet genanntem Orte.

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2) Attelage d'une escouade d'artillerie et ce qui est nécessaire pour le train. 3) Einige Angaben über die ledernen Büchsen und ähn liche Geschüßsurrogate. 4) Sechs Briefe Wallenstein's an Laris aus deu Jah ren 1625, 26 und 27 , Verpflegung 2c. der Truppen betreffend. 5) Einiges über die Bemühungen Wallenstein's für Aufrechthaltung der Mannszucht. Sodann die Schlachten von Breitenfeld und Lüßen nebst darauf bezüglichen Documenten , wie Angabe der Schlachtordnungen, Briefe des Königs , Pappenheim's und Anderer , Berichte Tilly's, Wallenstein's , des Lieute nants Regensperger und des Generalquartiermeisters Dio dati , sowie Briefe , Berichte und Relationen von unge= nannten Augenzeugen.

3. B. ganze Perioden aus der Geschichte des Feldzugs von 1809 eine Wanderung in dieses Werkchen unternommen haben, und wäre eine solche Ausschreibung der eigenen Hefte weder nothwendig , noch wünschenswerth gewesen. Wenn schon jene Feldzugsbeschreibung auch im Quellen verzeichniß aufgeführt ist , so mag man sich wohl darauf berufen, aber nur nicht dasselbe sazweise wieder abdrucken, das Interesse des Lesers erlahmt darunter, wenn ihm das andere Werk gleichfalls bekannt ist. Methodisch und gründlich, wie alle Arbeiten dieses Verfassers , zeugt auch diese historische Abhandlung von unermüdlichem Fleiß in Auftreibung und Benußung tüchtiger Quellen, und wie ein forschendes Bedürfniß vorwaltet, die innere Wahr scheinlichkeit und die objective Wahrheit zu begründen und an's Licht zu bringen , für welche unermüdliche Thätigkeit und productive Ausdauer schon anderwärts vielfache An erkennung ausgesprochen würde , und hier nur wiederholt werden müßte , was allda lobende Erwähnung fand. Namentlich ist hier auch dem Personellen des Corps) von allen darin gestandenen Offizieren ist ein biographischer Abriß beigefügt) eine wünschenswerthe Ausführlichkeit zu Theil geworden. Man erhält eine vollständige Einsicht in den pragmatischen Zusammenhang des Kriegszugs , man sieht ein frisches Bild der rasch abspielenden , drängenden Begebenheiten sich in wahrer Darstellung entwickeln , und der Sachverlauf eilt in lebendiger Gestaltung vorüber. Das Werkchen zerfällt in 10 Kapitel und enthalten die vier ersten die verschiedenen Lavirstriche des braun schweigischen Freicorps , um im Verein mit den Oesterrei= chern durch mehr oder weniger motivirte Kreuz- und Querzüge in Sachsen und dem Bayreuthischen den Fran zosen und ihren Verbündeten Verlegenheiten zu bereiten, die Rückzugslinien zu bedrohen , und , wenn möglich , einé allgemeine Insurrection hervorzurufen und zu unterstügen. Die sechs lezten Kapitel beschäftigen sich mit den Details und der Schilderung jenes denkwürdigen Zuges , den der kühne Herzog mit seinen 3 Jägerbataillonen ( 1150 Mann), 1 Schärfschüßencompagnie ( 150 Mann) , 1 Huſarenregi ment (550 Mann) , 1 Uhlanenescadron (80 Mann) und der Artillerie (80 Mann mit 4 Geſchüßen) , in Summa 2010 Mann, alle aus eigenen Mitteln geworben , _mon= tirt , equipirt und besoldet, von der böhmischen Gränze bis zur See auf einem 62 Meilen langen Wege in 14 Lagen unternommen hatte. Der Ueberfall von Halber stadt und das Gefecht bei Oelper find mit vieler Aus führlichkeit nach den Mittheilungen der unverdächtigsten Berichterstatter und authentischer Augenzeugen erzählt, doch wären Plane eine vollkommene Beigabe gewesen . Wir enthalten uns , auf die Kritik von Einzelnheiten ein= zugehen; da noch Theilnehmer jenes Feldzugs sich am Leben befinden , so dürfte es am geeignetsten sein , wenn diese eine sorgfältige Prüfung gegenwärtigen Werkchens unter nehmen wollten und die erforderlichen Berichtigungen auf die geeignete Weise an den Verfasser gelangen ließen, um dieses Stückchen Geschichte in allen Theilen richtig zu stellen. Reinlicher Druck und weißes Papier dienen dem Werk chen zur äußeren Empfehlung; doch dürfte erſterer_correc= ter ſein.

Der Feldzug des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig und seines schwarzen Corps im Jahre 1809. Von Franz Joseph Adolph Schneidawind . gr. 8. Darmstadt 1851. Druck (VIII und und Verlag von Carl Wilhelm Leske. 175 S.) 22 Ngr. Mag man von der politischen That des Herzogs Fried rich Wilhelm von Braunschweig urtheilen wie man will, zugestehen wird man müssen , daß er einem patriotischen Unternehmen seine Kräfte widmete ; ein ritterliches Gefühl für das Recht des deutschen Volkes im Herzen , einen tapferen Degen für Erkämpfung desselben in der Hand, opferte er, was er hatte, aus den edelsten Beweggründen. Die militärische Ausführung seiner Absichten , um nach Vereitelung aller Hoffnungen auf entscheidende Wirksam keit und ein siegreiches Gelingen einer Erhebung in Masse, doch sich und die Seinigen nach Englands gastfreundlicher Küste hinüberzuretten, hat so viel Belehrendes , Denkwür= diges und Erfrischendes, daß wir es für anerkennenswerth und durchaus zeitgemäß erachten , daran erinnert zu wer= den. Der Verfasser vorliegenden Werkchens hat denselben Gegenstand schon einmal abgehandelt im 28. Buche seines größeren Werkes Der Krieg Desterreichs gegen Frank reich, dessen Alliirte und den Rheinbund im Jahre 1809." Vorliegendes Büchlein gibt jedoch eine noch ausführlichere Schilderung des kühnen und ritterlichen Zuges des Wel fenherzogs. Der Verfasser war bei Herausgabe desselben von dem Wunsche beseelt, die Erinnerung an jene Helden that zu erneuern; er wollte zugleich den Veteranen, die dabei mitgewirkt und im verflossenen Sommer zum Ehren gedächtniß an jene denkwürdigen Tage in Braunschweig sich versammelt hatten , ein Zeichen der Anerkennung und Hochachtung überreichen. Die Vorrede enthält die Angabe der Quellen , aus denen das Thatsächliche der Ausarbeitung geschöpft wurde. Nicht ganz ist der Verf. von dem Vorwurfe freizusprechen, Plagiate namentlich an sich selbst begangen zu haben , da

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

. i

Dienſtag ,

N 18.

11. februar 1851 .

Allgemeine Militar-Zeitung. felben definitiv abzuweiſen . Erfolgt das Zeugniß voll kommener Angemeſſenheit, ſo kann der Aspirant bei dem Wien , 21. Januar. Die Deſterr. Correspondenz bezeichneten Truppenförper als Cadet eingereiht werden. theilt Nachſtehendes mit : „In dem Organismus unſerer Bezüglich der auf Cadettenſtellen aspirirenden Ausländer Ármee iſt eine Veränderung eingeführt worden , welche bleibt es bei der beſtehenden Vorſchrift, daß die Bewilli nüßliche Folgen verheißt. Es iſt bekannt, daß bisher die gung im Wege der Truppenkörper, bei welchen ſie einzu Söhne vermögender Eltern , welche denſelben eine ange- treten wünſchen , bei dem Kriegsminiſterium vorher ange meſſene Zulage auszuſegen vermochten , als ſogenannte ſucht werden muß. Die Ausführung dieſer Anordnungen Oeſterreichiſche Monarchie.

Ex - propriis - Gemeine in ein Regiment eintreten konnten,

bat bereits mit dem 1. Januar 0. g. begonnen. "

um dadurch ein angenehmeres Dienſtverhältniß , ſo wie die Ausſicht auf ein leichteres und ſchnellere Fortkommen, fich zn fichern . Es ſtellte fid) einſtweilen heraus , daß die

Vermöglichkeit der Eltern keine genügende Bürgſchaft für Brauchbarkeit ausgehend, der jungen haben Krieger barbot. Von dieſemdieGeſichtspunkte Se.Majeſtät der

Ba y er n. München , 28. Januar. Dem Strafgerichtsver

fahren im Militärweſen ſteht eine vođſtändige Re Kaiſer mittelſt allerhöchſten Befehls vom 22. October organiſation bevor. bereiteten Unter den verſchiedenen zurbefindet Vor Geſeķesentwürfen Kaiſer mittelſt allerhödſten Befehls, vom 22 October lage an die Kammern 1850 das Gadetten inſtitut auf eine weſentlich neue Grundlage zu ſtellen beſdloffen. Als Hauptbedingung fich auch einer über die Einführung der Deffentlichkeit

der Aufnahme wirdjeßt ein hinreidhender Grad von Vor- und Mündlichkeit im Strafverfahren gegen Militārperſo nen. Die Novelle vom 10 Theils November , einige Ab Strafgeſeßbuchs kenntniſſen gefordert, und muß von dem jungen Manne, änderungen des zweiten des1818 welcher die Aufnahme als Cadet wünſcht, eine ernſte und ſtrengePrüfung abgelegt werden. Jeder Jüngling , welz betreffend, bildet dieGrundlage.Das Auditoriat verſieht Schwurgerichts Präſident

eines , Staatsanwaltſchaft die immer cher nach den bisher beſtehenden Gefeßen zu dem Eintritte iſt ein Oberaubitor , die Geſchworenenbeſtehen als Cadet und ex propriis berechtigt war, kann ſich nach nur aus Militārperſonen ; Vergeben werden ohne Geſchwo abgeurtheilt. Der König ging nicht daraufein, die Vollendung des ſechszehnten Jahres um die Aufnahme- rene bewilligung bei der berechtigten Behörde bewerben , welche Nebernahme der Militärſtrafgerichtsbarkeit durch die jest

ſodann im üblichen Wege ertheilt oder verweigert wird. Mit der jøriftlichen Aufnahmebewilligung verſehen , hat beſtehenden Civilſtrafgerichte zu geſtatten , wie dieß in el ſich der Aspirant nach Ablauf des nächſten Quartalsentweder bei dem ſogleich zunächſtoder ftationirten Armee corpscommando , oder den Landesmilitärcommandos zu

nem bereits vollendeten, dem leßten Landtage jedoch nicht mehr vorgelegten Gefeßesentwurfe projectirt war.

Agram , Temesvar und Zara zu melden . Von den er wähnten Commandanten wird eine Prüfungscommiſſion

S p a ni e n.

beſtellt, welche aus einem Stabsoffizier, zwei Hauptleuten (Ss) Die Madrider Militärzeitſchrift beſpricht in einem und zwei Subalternoffizieren zu beſtehen hat , und deren ihrer neueſten Hefte die Nothwendigkeit der Errichtung Mitgiieder in jedem Quartale gewechſelt werden müſſen. eines Oberkriegsraths (Junta consultativa de guerra ) Als Grundlage der Prüfung wird der zweite Jahrgang für Spanien , als einer Behörde , deren Aufgabe darin

der vierten Normalklaffe angenommen. Zunächſt werden beſtehe, die Fortſchritte der militäriſchen Wiffenſchaften genügende Proben des Schön- und Rechtſchreibens, der und Intereſſen aus einem allgemeinen Geſichtspuncte zu Kenntniß der Arithmetit mit Einſchluß der Regel dé Tri

überwachen und zu leiten. Sie bemerkt , daß faſt aŭe

und der Geographie gefordert. Die Prüfungscommiſſion hat dem Aspiranten das Zeugniß vollkommener Angemeſſenheit zu ertheilen , oder demſelben nach Jahresfriſt die Wiederholung der Prüfung zu geſtatten , oder dens

Länder Europas eine ſolche Centralſtelle befäßen und nur Spanien bis jeßt noch ein ſolches Inſtitut fehle. Die allgemeinen Organe des Kriegsweſens werden der Forde rung einer Geſammtvertretung des Faches als nur theit

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weise entsprechend bezeichnet. Die jezt bestehenden sind : 1) Die Commiſſion der Landesbewaffnung , welche in ihrem berathenden Ausschuß für diesen speciellen Zweck das ist, was der Oberkriegsrath für das ganze Militär= wesen sein müßte. 2) Das oberste Tribunal für Krieg und Marine. Dieses beschränkt sich nur auf die oberste Militärjustizverwaltung; es vertritt nicht die gesammte Militärwissenschaft, sondern ist nur ein Rad in der großen Maschine der Militärverwaltung. 3) Der Rath der Jn= ſpectoren. Lesteren bildete man , um einem dringend ge fühlten Bedürfnisse abzuhelfen , ohne diesen Zweck zu er reichen , weil seine Organisation verfehlt war. Denn die

Visir auf ein so weites Ziel eingerichtet und festgestellt, dieses Ziel treffen müßte. Der praktische Gebrauch des Gewehrs ist aber abhängig 1 ) von dem scharfen Erkennen des Zieles durch das un bewaffnete gesunde Auge; 2) von der Möglichkeit , das Gewehr im Augenblick des Abdrückens so sicher in dem richtigen Anschlage nach dem Ziele zu halten , als wenn es mit allen möglichen Hülfsmitteln der Genauigkeit darin festgestellt wäre; 3) die Distanz und danach den Punct, auf welchen das Gewehr mit dem Viſir gerichtet werden muß, richtig zu schäßen. ad 1. Man erkennt mit beiden geöffneten Augen die Gegenstände genauer , man erreicht sie in weiterer Ferne, als wenn man im Anschlage nur mit einem Auge über Visir und Korn nach dem Gegenstande zielt, und es ge= hört eine große Ruhe des Blutes dazu , auf weite Ent= fernungen mit der vollen Klarheit des Blickes zu zielen. Je größer die Entfernung , desto mehr verschwindet der= selbe Gegenstand , den man auf nähere Entfernungen noch deutlich erkanute, dem Auge ; auf sehr weite Entfernungen wird man also auch nur auf Gegenstände von einem ge= wissen Minimum der Größe zielen können , z. B. nicht mehr auf einzelne Infanteristen, sondern nur auf geschlos= Das Erkennen dieser Gegenstände sene Abtheilungen. selbst kann über einen gewiſſen Grad der Genauigkeit nicht hinaus , so daß man die Lücken innerhalb derselben, welche die Wahrscheinlichkeit des Treffens min Je größer das Ziel sein dern, nicht erkennen kann. muß , damit man es nur erkennen kann , desto größer ist der Raum, welcher dem Zielenden als Punct vor dem Korn erscheint , desto größer also der Spielraum für die Sicherheit des Treffens , desto weniger Treffer kom = men also auf denselben Raum. Auf sehr große Entfernungen deckt das Korn an und für sich bedeutende Räume, die Breite einer Section , eines Zuges 2. Das menschliche Auge, und zwar nicht in der Schärfe , wie es nur in seltenen Beispielen vorkommt , sondern von der durchschnittlich vorhandenen Schkraft, ist die Grundbedin= gung der militärischen Brauchbarkeit eines Gewehrs . Er findet ein Gewehr, das bei hinreichender Leichtigkeit ver möge seiner Visireinrichtung ic. mittelst eines Fernglases auf 1800 Schritte einen sicheren Schuß gestattet , für den Gebrauch der Armee ist es nicht geeignet. Die Altera= tionen der Sehkraft, welche durch die Beleuchtung , den Hintergrund , die Temperatur, Nebel 2c. hervorgebracht werden, sind für die weiteren Entfernungen viel bedeu = tender, als für die näheren , vermehren also in noch höhe rem Grade die Unsicherheit des Zielens. Es ist wohl überflüssig , hier zu deduciren, daß die Schwierigkeit dessen , was man richtiges Abkommen nennt, uicht allein in der Ruhe des Blutes , der Sicher= heit des Blickes oder in der Kraft der Arme , sondern in dem genauen Zusammenwirken aller dieser Thätigkeiten in dem Moment des Abdrückens begründet liegt, oder richtiger, daß der lösende Druck auf den Abzug , ohne durch denselben die Lage des Gewehrs zu ändern, genau in demselben Moment erfolgen muß, in welchem jenes genaue Zusammenwirken erfolgt. Jeder Schüße weiß, daß diese ganze Kunst des Schießens ihre Schwierigkeiten hat, er weiß aber auch, daß sehr wenige Schüsse treffen wür

Directoren der einzelnen Waffengattungen werden zwar, wenn man auch ganz von den politischen Einflüssen ab sieht, welche unbezweifelt die Wahl leiten , hinsichtlich ihrer Branchen die erste Militärgeschicklichkeit, keineswegs aber die ersten Capacitäten der Militärwissenschaften re präsentiren. Jeder vertritt nur Eine Waffe, sie alle zu sammen , könnte man sagen , vertreten das Heer. Aber da sie in allen Fragen einer Waffe oder eines Corps der That nach nur eine Stimme haben, indem durch die Convenienz der Gegenseitigkeit die Opposition aufgehoben wird, so wird bei allen Gegenständen eines allgemeinen Interesses nur die leidenschaftliche Stimme der Chefs der activen Armee vorherrschen , welche nicht immer mit dem militärischen Bedürfniß des Landes , vom höchsten Gesichts puncte betrachtet , harmonirt. Die Wichtigkeit dieses Gegenstandes wurde in neuerer Zeit mehrfach hervorgehoben , namentlich bei Untersuchung der Frage über Anlegung von Eisenbahnen_mit Rücksicht auf Landesvertheidigung . Militärs und Deputirte des Congresses theilten ihre Ansichten mit; die ersteren , von einer Commission dazu aufgefordert , welche unter gegebe= nen Verhältnissen die Erörterung verlangte, die andern waren wenig dazu befähigt , indem sie nicht das militä rische Wissen in der Kammer repräsentiren . So ist auch eine andere Frage von Bedeutung die über die Reform der Taktik der Infanterie und wie dieselbe mit der der übrigen Waffen in Einklang zu bringen sei. Wer soll hierüber nun entscheiden , der Staatsrath oder der Rath der Inspectoren ? Als Resultat dieser Sache dringt man nun auf die Schaffung eines allgemeinen obersten Organs für Mi litärwesen , welches die ersten Capacitäten der Wiſſenſchaft in sich vereinige , um das gesammte Militärwesen bei der Regierung , der Armee und , was die Militärwissenschaft betrifft, auch gegen das Ausland hin zu vertreten.

Die großen Tragweiten des Infanteriegewehrs. Eine Erfindung scheint die andere überbieten zu wollen, um dem Infanteriegewehr möglichst große Tragweiten zu geben. Man will zwar darunter selbstredend die gleichen Treffweiten verstehen , das hat aber nur insofern seine Richtigkeit, als man hiermit nur wieder die Trefffähigkeit des Gewehrs und die dahin abzielende Visireinrichtung desselben versteht , so daß also dieß Gewehr mit diesem

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den, wenn nicht auf nähere Distanzen ein geringer Fehler in dieser Zusammenwirkung noch einen Treffer ---zuließe. Diese Fehler sind : Auf- oder Nieder- , Rechts oder Linksbewegung und Rechts- oder Linksverdrehung ――――― des Gewehrs im Augenblick des richtigen Zielens , oder ein unrichtiges Auffassen des Zieles , welches dieselben Fehler des Treffens , d. h. Höhen- und Seitenabweichungen ergibt. Je weiter das Ziel, desto größer werden natür lich die Abweichungen bei denselben Fehlern , so daß fie über die Größe des menschlichen Körpers sehr bald hinausgehen. In Betreff der Seitenabweichungen ver größert sich das Ziel mit der Frontbreite des zu beschie Benden Feindes , man hat daher bri größeren Entfer nungen nur auf das Treffen einzelner Personen oder ganz kleiner Trupps zu verzichten und behält für zunehmende Frontbreiten bei zunehmenden Entfernungen eine ziemlich gleiche, bei denselben Entfernungen sogar eine zunehmende Wahrscheinlichkeit des Treffens. Nicht so ist es in Betreff der Höhenabweichungen; da ist der ganze Spielraum nur die Höhe des Reiters auf dem Pferde ; eine Höhe, welche auf große Entfernungen sehr häufig von der Höhe des Korns gedeckt oder überragt wird. Es ge= hört also bei solchen Entfernungen nur eine so geringe Auf- oder Abwärtsbewegung des Gewehrs an der Kolbe dazu, daß dadurch das Gewehr an der Mündung um die Höhe des Korns auf- oder abwärts bewegt wird , um einen Fehlschuß ober- oder unterhalb des Zieles hervorzubringen. Diese Bewegung ist so gering, daß sie bei dem ruhigsten Blute und bei einer sehr leisen Lösung dee Abzuges auch vom besten Schüßen nicht mit Ge = wißheit bemeistert werden kann, er möge aus freier Hand anschlagen oder an einen Baum oder dergleichen anstreifen. --- Der Einfluß des Windes ist dem sicheren Halten des Gewehrs eben so hinderlich, als der Sicher heit der Flugbahn der Kugel , so daß diese Unsicherheit auf große Entfernungen kaum einer Berechnung für das Abkommen zu unterwerfen ist. ad 3. Es ist eine bekannte Sache, wie sehr die Schwierigkeit des Distanzeschäßens mit der Entfernung zunimmt, so daß selbst auf einer völligen Ebene , welche unter einer gleichmäßigen Beleuchtung und unter einer hellen Atmospäre liegt , die Fähigkeit des Schäzens durchschnittlich nicht über 500-600 Schritte geht, insofern es sich nur um gerige Differenzen han deln darf; und selbst diese Entfernungen werden nur dann durchschnittlich richtig genommen werden , wenn man Ruhe und Zeit genug hat, um vergleichende Schäzungen auf demselben Felde anzustellen. Ich weiß wohl , daß die Herren Artilleristen das nicht zugeben und behaupten werden, ihre Schäßung reiche viel weiter, reiche etwa bis 2000 Schritte mit ziemlicher Genauigkeit , ich bemerke aber ausdrücklich, daß ich gesagt habe : insofern es sich nur um geringe Differenzen handeln darf - , und mit dieser Be merkung bleibe ich bei meiner Behauptung. Auf die rich tige Schäzung wirken aber bekanntlich sehr viele Neben umstände ein , welche dieselbe sehr erschweren. So bekannt diese sind , so schwer ist ihr Einfluß in jedem einzelnen Falle zu präcifiren, ja sie werden , besonders bei großen Entfernungen, gar nicht als mitwirkend erkannt. 3u diesen lezteren gehören besonders die Unebenheiten des

Terrains. Eine Terrainwelle läßt dem Auge 100 oder mehr Schritte gänzlich verschwinden , wenn sie sich nicht mit einem merklichen Rande absezt oder auf andere Weise bemerkbar macht. Auf großen Strecken kann die Beleuch= tung mehr als einmal wechseln ; je weiter von dem Schüßen dieß stattfindet , desto schwerer kann er den Einfluß dieser Verschiedenheit auf das Schäßen der Distanz in Anschlag bringen , namentlich wenn sich die Beleuchtung nicht scharf abseßt, ſondern in ſauften Uebergängen wechselt. Rechnet man nun noch hinzu , daß die Fehler des Distanzschäßens nur die Höhenabweichungen erzeugen und ihnen hier nur der kleine Spielraum der Höhe des Rei ters oder des Infanteristen gegeben ist, wie dieß bereits ad 2 bemerkt wurde, so geht daraus hervor, daß das scharfe Erkennen des Zieles , das richtige Abkommen nach dem Puncte , welchen man auf's Korn genommen hat, só schwierig auch die Erfüllung dieser beiden Erfordernisse = auf weite Distanzen schon ist, durch eine geringe Ueber oder Unterschäzung der Distanz vereitelt werden. Endlich kann man noch einwenden , daß die Infanterie sehr häufig in dem Fall sein werde, für so weite Entfer nungen fein freies Schußfeld zu finden , da sie in wellen förmigem Terrain eben so häufig in den Fall kommen wird, in der Tiefe zu stehen , als der Feind , wenn sie selbst auf der Höhe stehen sollte, die Tiefe suchen wird, - eine Einwen um sich gegen ihre Wirkung zu decken, bestreiten kann, nicht Wahrheit gewisse dung , der man eine da das wellenförmige Terrain häufiger ist, als die voll = ständige Ebene. Der Leser ist vielleicht dieſen bekannten Details mit wenig Befriedigung gefolgt; ich habe indeß geglaubt, fie anführen zu müssen , damit man mir bei dem Folgenden nicht vorwerfen könne , ich kenne die Schwierigkeiten des weiten Schießens nicht; denn, obgleich ich schon in den ersten Worten dieses Aufsages zu erkennen gegeben habe, daß ich in der Vergrößerung der Tragweiten der Infan teriegewehrs über ein gewisses Maß hinaus keinen Gewinn für die taktiſche Brauchbarkeit sehe, so will ich mich doch zugleich gegen Diejenigen erklären, welche das Maß der wirksamen Schußweite nicht über das bisherige des Infanteriegewehrs ausgedebut wissen wollen, indem sie ein über dieses Hinausgehendes , aber auch dieß nur sehr beschränkt, nur den Jägern zuweisen. Eine vorläufige Frage hierbei ist, welche Distanz denn wohl als ein Marimum für die praktische Brauchbarkeit anzusehen sein dürfte. Diejenigen, deren Erfindungsgeist eine möglichst große wirksame Tragweite erzielt, meist nur Techniker oder von solchen zur Bewunderung ihrer bis , ja Leistungen inducirt, gehen darin sehr weit , über 1000 Schritte weit ; zu diesen gehöre ich aus den oben angeführten Gründen nicht. Ich halte dagegen die Trefffähigkeit des Infanteriegewehrs bis auf 600 Schritt für sehr wichtig ; ich halte diese Entfernung , nach den Erfahrungen der Schießübungen , dem unbewaffneten gesunden Auge, sowie einer durchschnittlich vor= handenen Geschicklichkeit des Infanteristen angemessen, in= sofern man auf dieſe Distanzen nur größere geschlossene taktische Körper beschießt; ich halte endlich die Entfer= nung von 400 Schritten für ein gewöhnliches gesundes Auge nicht für zu groß , um einen Punct des Zielens mit

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solcher Genauigkeit festhalten zu können , daß man gegen Eleine geschlossene taktische Körper von der Größe einer Section à 5 Rotten noch auf bedeutenden Erfolg rechnen köune. (Auf dem Scheibenstande muß man , um auf diese Resultate in der Wirklichkeit rechnen zu können , größere Anforderungen machen.) Vielleicht sind die Gegner aller Ueberschreitungen der bisher gewöhnlichen Tragweiten hierin ganz mit mir einverstanden , aber in der taktiſchen Anwendbarkeit gehen wir aus einander. (Schluß folgt.)

seinen Stoff in 80-90 besondere, theils längere , theils kürzere Erzählungen abgetheilt und jeder derselben eine Ueberschrift gegeben , welche durch humoristische Andeu tung mitunter eine erhöhte Spannung hervorrufen , wo= durch dem Erzählten in Auffassung der Gesammtcharak= teristik eine bedeutsamere Mitwirkung zugewiesen wird. So ist eine Erzählung überschrieben : „Warum Hans Joa chim von Zieten alle Sonnabend nach Ruppin ging ; " eine andere: " Was blaue Pelze und neue Schuppmühen

thun;" eine dritte: „Hat Er sich etwa einen neuen Alliir ten verschafft? " und so fort. In der ersterwähnten wird angedeutet, wie schon in dem kleinen Hans eine uner schütterliche Ausdauer sich beurkundet habe, da er bei Wind und Wetter an jenen Ort als Knabe jeden Sonn abend aus dem einzigen Grunde gegangen sei , um sich von Literatur. den dortigen Musketieren einen soldatischen Zopf flechten zu lassen. In der zweiten wird die Befähigung Zietens Hans Joachim von Zieten , Königlich Preußi zum Husarengeneral dargethan , da er an jenen zufälligen scher General der Cavalerie , Ritter des Umstand ein Unternehmen knüpfte, welches eben so kühn schwarzen Ablerordens , Chef des Regi erdacht als gewandt und verwegen ausgeführt wurde, und ments der Königlichen Leibhusaren , Erb wodurch dem Könige aus bedenclicher Lage ein Ausweg herr auf Wustrau . Von Werner Hahn, Ver sich bahnte. In der dritten wird ein Beispiel von Zie Friedrich Wilhelm der ten's unerschütterlichem Gottvertrauen , seiner gottergebe= fasser der Volksschrift : Dritte und Louise, König und Königin von Preußen ." nen Zuversicht gegeben. Anekdoten , Gefechtsbeschreibungen, Mit einem Titelkupfer. 8. Berlin 1850. Verlag Skizzen aus dem Privatleben dienen gleichmäßig dazu, der Decker'schen Geheimen Oberhofbuchdruckerei. das leibliche und geistige Bild des „Husarenkönigs" deut= (V u. 123 S.) 9 Ngr. licher, verständlicher zu machen und die wahre Größe jenes Die Entwickelung eines Einzelmenschen , welche Erzie unternehmenden, charakterfesten, ausdauernden Reiter= hungsmittel ihm zu Gebote standen , wie er sie nüßte, was generals jedem Leser vor Augen zu führen. Wenn mit er aus sich selbst zu machen verstand , worin ihn das Ge unter der Volkston etwas zu manierirt, allzuvolksthümlich schick begünstigte und wo er selbstthätig Hand anlegte, angeschlagen ist , so bezieht sich diese Ausstellung , dieſes feinen Weg zu ebnen , wofür er wirkte und worin er irrte, mitunter, doch nur auf einige wenige , vielleicht mehr Alles dieß wird in der Biographie darzuthun , zu begrün untergelaufene Wendungen. Für Unteroffiziere und Soldaten ist dieses Büchlein den gesucht , wobei die Beweisführung an der Hand der Thatsachen, bestanden dieselben in Handlungen oder Ge eine höchst angemessene Lectüre. Sie vermögen für ihren finnungen, sich fortleitet. Solche Biographieen können Beruf gar Vieles zu entnehmen. Die Ruhmesthaten in unmittelbar sich selbst zum Zwecke haben , dann werden jener denkwürdigen Zeit können ihnen nicht angemessener aber alle Betrachtungen und Anknüpfungen , insofern sie vor die Seele geführt werden , als eben vermittelst solcher nicht zur Ermittelung des Sachverhalts dienen , unter Biographieen. Namentlich aber können sie aus der vor= lassen; sie können aber auch einem Erziehungs - Anciferungs liegenden die Lehre ziehen , wie der unerschütterliche Eifer zwecke dienen , dann wird in der Regel nur das hervor der Pflichterfüllung, das Festhalten an dem Wahren und gehoben und angedeutet , was dieſem vornehmlich dienen Rechten tros aller Widerwärtigkeiten dennoch leztlich und kann , und statt einem ausgeführten Porträte wird viel= endlich sich Geltung verschafft. Der Soldat vermag ferner leicht nur eine Silhouette geboten , woraus physiognomisch daraus zu lernen , welche Vervielfältigung der Streitkraft die hervorragenden Eigenschaften , die sprechendsten Züge und welcher Zuwachs an Tüchtigkeit für diese eintritt, aus den Umrissen versinnlicht werden sollen. In solchen wenn jedes Einzelnen Dichten und Trachten nur und Biographieen , die mehr zum Zwecke der Nacheiferung ge unausgesezt auf Förderung der Kriegszwecke gerichtet ist, schrieben sind , hängt Vieles von der Geschicklichkeit des wenn er seine Körper und Geisteskraft fort und fort zu Verfassers , von seinem feinem Gefühle, seiner Umsicht und steigern sucht, um zu einem geschickteren Werkzeug in der dem richtigen Takte ab , ob es ihm gelingen wird , dem Hand seiner Vorgesezten sich heranzubilden ; er kann wei terhin innewerden , was ein fester Wille vermag , wenn Leser ein vollständiges anregendes Bild zu verschaffen. Eine derartige Biographie besonderen Zweckes ist vor dieser mit verständiger Ueberlegung und ausdauernder, liegendes Werkchen , das sich mehr zum Volke , zum Mann unermüdlicher Thatkraft gepaart, sich von den Ereignissen aus dem Volke, zum Soldaten , hinwendet; um deßwillen nicht überwältigen läßt, sondern sicheren Blicks , wenn auch, zur Anknüpfung näheren Verhältnisses , durchaus auch auf Umwegen, immer wieder zum Ziele strebt. seiner Redeweise sich anzuschmiegen sucht. Aus diesem Wir empfehlen das Büchlein , dessen nettes , wohlausge= Grunde , da nicht Alles , sondern nur das hier Zweckdien stattetes Aeußere das Auge erfreut, angelegentlich zur liche erzählt werden sollte, hat wohl auch der Verfasser Aufnahme in Unteroffiziers- und Soldatenbibliotheken. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine Militar . Zeitung. 3

in dieſer Beziehung zuſammengetretenen Commiſſion volle Der Etat der preußiſchen Marine beträgt für ragraphen . Er umfaßt: 1 ) Allgemeine Beſtimmungen. 1851 in Summa 353,488 Thlr. 11 Sgr. 1 Pf. wovon 2) Die Organiſation der Landesvertheidigungsmannſchaft. 134,998 Thlr. 2 Sgr. 9 Pf. auf.fachliche, 218,490 Thlr. 3) Die Landesvertheidigungsanſtalt. 4 ) Die Ausrüſtung 8 Sgr. 4. Pf. auf perſönliche Ausgaben zu rechnen find. und Gage der Landesſchüßen. 5 ) Den Strafcoder. Runde Gegen 1850 find 71,010 Thlr. "mehr als Ausgabe verz . si. Der Entwurf beginnt damit, daß geſagt wird, die

Preußen.

anſchlagt.

Die perſönlichen Ausgaben beſtehen in den

endet. Der Entwurf hat 5 Abtheilungen in 72 Ba

tyrol-vorarlbergiſche Landesvertheidigung ſoll als Beſtand

Beſoldungen und Zulagen des Marineoffizier- und Ma- thell in die Wehrverfaſſung der geſammten öſterreichiſchen daß #roſencorps, des Marinecorps , des Maſchmiſtencorps, Monarchie aufgenommen und ſo geordnet werden, bes Berwaltungsperſonale, des ärztlichen Perſonals nnd dabei der Geiſt der alten Landesverfaſſung, die Bedürf des Marineauditoriats . Für den Unterricht der Unterniſſe der Gegenwart, die Eigenthümlichkeit des Voltes

offiziere und Gemeinen finð 300 Shir. beſtimmt. Außer berücfichtigt werden , endlich, daß fie mit der Drganiſa der Armee im Einklange ſtehe. Studidotradesotto ? den für die Mannfdafter ausgeworfenen Zulagen find tionDie Wehrpflicht Tyrolsbeſteht dem Entwurfe zufolge :

aud 13,415 Thlr. 15 Sgri -für Tafelgelber und 51,820 Lhlt. 15.Sgr. für Schiffsverpflegung in Anſaß gebracht 1) In der Stellung von 6000 Kaiſerjägern und 2 ) in der worden. Die einzelnen Gehalte und Zulagen find an= ſelbſteigenen Landesvertheidigung durch die organiſieten nähernd an denjenigen fremder Marinen veranſchlagtwors Landesſchüßen , deren Inſtitut den Namen : „ Tyrol-vorarla

den , wobei man ſich vorzugsweiſe den niederländiſden, bergiſge Landesvertheidigung “ führen ſoll.

Die ſelbſt

ſohwediſchen und däniſchen Såßen angeſchloffen hat, Der eigene Vertheidigung des Kronlandes wird als allgemeine

Commodore (Schröder) erhält z. B. 3000 Thlr. Gehalt Webrpflicht erklärt. Die Landesſchüßen haben die Landess Nationen , den ortsüblichen Servið eines Generalmajors nung im Lande aufrecht zu erhalten. Wehrpflichtig iſt - 45 Jahren . Der freiwillige Eintritt und, wenn er in See ift, täglich 6 Thlr Scezulage , ein das Alter von 20 —

und 2000 Thlr. Repreſentationskoſten, außerdem 3 ſchwere gränzen zu vertheidigen und nöthigenfalls Nuheund Drd .

Gorvettencapitan 1500 Ehlr; einLieutenant1. Claſſe iſt mit vollendetem 17.Jahre geſtattet.Ausgediente Kaiſer 800 Shtr., ein Lieutenant 2. Claffe 480 Thlr.; ein jäger ſind noch 6 Jahre für die Landesvertheidigung ver Unteroffiziet 1. Claffe 223Thlr. 15 Sgr.,ein Matroſe pflichtet. Außer dem Lande fich Befindliche Gaben imFalle 1. Claffe 117 Thlr. , 2. Claſſe 75 Thlr. 15 Sgr. u . f. w. der Noth ebenfalls fich zu ſtellen. Giner weiteren Ermäßigung iſt der Umſtand entgegengeDer Pflichtder Landesvertheidigung Hatder Verpflich 1

treten , daß man auch für längere Zeit in der Lage ſein tete in jener Gemeinde zu entſprechen, in welcher er wohnt, fremde Seeoffiziere in die preußiſche Marine auf: Der tauſchweiſe Uebertritt in eine andere Compagnie er wolrd, zunehmen , denen ein entſprechender Gehalt wirb gewährt fordert die Bewilligung der betreffenden Hauptleute, die

werden müſſen, und daß man durch Serabfeßung der Ge= Stellung eines Erſaßmannes aber jene des Obercomman halte der Unteroffiziere und Matrofen die befferen dieſer dos; ebenſo Beurlaubungen. Leute veranlaſſen würde , nicht im Seedienſte zu bleiben ,

Die ganze Mannſchaft wird in 3 Zuzüge gethellt.

ſondern fich der Sandelsmarine zuzuwenden. – Die Ge

Erſter Suzug vom 20. —- 29., zweiter Zuzug vom 30.-- 35 ., -

halte für das Marinecorps und die übrigen Roſten für dritter Zuzug vom 36. --45. Lebensjahre. Enthoben find Ole Mannt. Die Beamten , leştere jedochmit Beſchränkung . baſſelbe find einſtweilen nach den Säßen der Landarmee der berechnet. (N. Pr. 3tg.) : ganiſirt. Der erſte Zuzug, in dem auch die Freiwilligen und die Capitulanten von Kaiſerjäger aufgenommen wer= Oeſterreichiſche Monarchie. 10 ]

den , wird in 3 Abtheilungen getheilt. Die erſte iſtzum das Gefeß der Landesvertheidigung find von der beſtimmt. Die Vertheilung der Mannfchaft in dieſe ž

Innsbru & , 20. Jan. " Die Berathungen über unmittelbaren Auszuge, die zwei andern ſind zur Ablifung

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paffusia

Abtheilungen wird durch das loos gebittet. Die Dienſt- unter Leitung der Offiziere zu üben: Im Herbſte Hatjede zeit der Landesſchüßen im Kriege oder bei Feindesgefahr Compagnte zur Muſterung und zu einer Waffenübung auf hat vom Ausmarſch bis zum Einmarſch 100 Tage zu dauern. Der zweite Zuzug leiſtet 70 Tage Dienſte und iſt beſtimmt zur Unterſtüßung der Compagnieen des erſten Zuzugs . Dieſer Zuzug wird in den dem Kriegsſchauplate nächſtgelegenen Bezirken aufgerufen . Der dritte Zuzug

einen Tag zuſammenzukommen: Die Landesſchüßencompagnieen find jährlichzu 6 Schieß übungen und dabei jeder Mann zu 8 Schüſſen jedesmal verpflichtet; Kaiſergaben werden hierzu als Beſte ver wendet. (Oeſterr. Correſp .)

hat ais Reſerve bezirksweiſe zur Verſtärkung der unmit telbar bedrohten nächſtgelegenen Gränzpuncte im Falle feindlicher Invaſion zu dienen auch iſt er vorzugsweiſe zum inneren Dienſte , und zwar zunächſt in ſeinem Bezirke beſtimmt. Die Compagnieenhaben nach Verhältniß der Drtslagen eine Stärke von 120–240 Mann. Die Mannſchaft der nächſtgelegenen Genieinden iſt zu ihrer Bildung

Wien , 22. Jan. Unſere Armee zählt 91 ſupernu meräre Auditore mit dem Gehalte von 600 fl., deren Mehrzahl, gleich den Auditoren der dritten Gehaltsklaſſe, von Sr. Majeſtätbis zur Vorrückung in die höhere Ge haltsſtufe, anſtatt des bisherigen Tarenbezuges, eine Ber = fonalzulage von 90 fl.jährlich bewilligt worden iſt. Der

zuſammenzuziehen. Jene Gemeinden , die zuſammen drei ordentliche Status des Militäriuſtizperſonals beſteht Compagnicen des erſten Zuzugs ſtellen , bilden einen Com = aus 12 Generalauditor-Lieutenanten mit dem Gehalte von pagniebezirk. Die Compagniebezirke ſind auch die Grund- 1600 fl.; 7 Stabsauditoren mit 1400 fl.; eben ſo vielen lage für die Zuſammenſtellung des zweiten und dritten zweiter Klaſſe (nebſt 8 Supernumerären) mit 1200 fl.; 39 Zuzuge. if ე onioso ( bungent 1, Nubitoren erster Klafie mit 1000.f ., bann 70 zweiter

Die Compagniemannſchaft gibt durch Wahl einen mit 800 floj; endlich 68 dritter. Klaſſe mit 600 fl. C.M.

Serrororſchlag für die Hauptmannsſtelle .' Aus den drei

Diemehrfach Erfahrung diedenBewegungen der Truppen nen Vorgeſchlage Mangel die Oberbehörde dur bloß, daß . Der auf diefe in Weiſe ernannte ernennt Snuptmann leitetdie Wahlderübrigen im Felde Feldemehrfachbloß durch den Mängel an. an Leuten ges

Offiziere, welche von der Oberbehörde beſtätigt werdent: hemmt werden , welche das Schanzzeug gehörig zugebrau : Die übrigen Chargen wählt der Hauptmann im Ginvers en wiſſen , hat das Kriegsminiſterium veranlaßt, für nehmen mit den Offizieren. Zu Offizieren kann jeder Das Tragen uud den Gebrauch des Schangjeug 8

Tyroler und Vorarlberger, ohne Riietricht, welcher Zuzugs- unter dem 7. Januar eine neue Vorſchrift zu erlaſſen . Nach dieſer ſollen die bei jeder Compagnie der ſämmt= kaffe er angehören mag,gewähltwerden. UeberAbleh: ohatte die nungsgrundës Oberbehörde zu entſcheiden . Die lichen Fußtruppen ohnehin befindlichen drei Schanzzeug .

Landesvertheidigungsoffiziere Haben , ' forlange file ihre träger (wovon einer, mit einer Krampe, die anderen zwei Charge bekleiden , das Recht, die Chrenzeichen der t.t. mit Schaufeln verſehenfind)nebſt denzwei Compagnie Armecoffiziere zutragen ,und zwar im Dienſte und bei zimmerleuten ausídließlich ihrer Beſtimmunggemäß vers :

FeferlichenGelegenheiten. Die Dienfleiftungder Ofiziere wendet,zudieſem Endeunter einen eigenenOffizier, der hat 5 Jahre zu dauern.

; ſein hat, geſtellt werden und auf ein Pionnirzögling zu Märſchen ihren Plat gleich hinter der Avantgarde haben ;

1 Bei einer Stárke , von 120-150 Mann gehören zu von dem Offizier ſoll auch den Leuten der unentbehrlidiſte

jeder Compagnie 1 Hauptmann , 1 Oberlieutenant, 2 Un= Pionnirunterricht ertheilt werden. terlieutenante, 2 Oberjäger, 12 Unterjäger, 12 Patrouille 999 führer, 4 Trompeter , 2 Zimmerleute, 22 Pionnire ,, 1 1. 1: 1 Belgie- n. Büchlenmacher und 1 Fahnenträger, welcher der 13. Uns Brüſſel , 27. Januar. Die aus der Frage wegen terjäger ift. Bei größerer Stärke der Compagnie tritt nud eine Vermehrung der Dffiziere ein. Wenn möglid , Reduction des Kriegsbudgets hervorgegangene Dios ſoll jede oder mehrere Compagnieen zuſammen einen Feld- cuſſion, welche die Repräſentantenkammer feit faſt zwei Chirurg haben. Die Ergänzung der Wochen beſchäftigte.und den Nüdtritt des Kriegøminiſters kaplán und beſtehenden Compagnieen erfolgt alljährlich durch den herbeiführte, iſt beendigt. Ein von dem Präſidenten und

Eintritt der nach fhren Altersklaſſen einem der drei 34 = den zwei Vicepräſidenten, 1o wie von zwei anderen Re züge neu zuwachſenden Mannſchaft. Die zum Eintritte präſentanten , eingebrachter Vorſchlag, welcher lautet:: in den erſten Zuzug durch Vollendung des 20. Lebens- , Die Rammer, ſich mit Vertrauen dem von der Regierung Jahre Berufenen werden auf Grundlage der über die gefaßten Beſchluſſe anſdließend, vor der Discuſſion des Militärloſungepflichtigen jedes Jahr anzufertigenden Liſten Budget8 von 1852 die auf das Militärweſen bezüglichen, ermittelt. verſchiedenen Fragen reiflich zu prüfen und ſich mit dem

Die. Compagniellſten find vom Hauptmanne anzufer: Beirathe einer Kommiſſion, welche ſie ernennen wird, tigen und in fteter. Evidenz zu halten.

zu umgeben , geht zur Discuſſion der Artikel über“ , wurde

Die"Mannſhaft des dritten Zuzuggwird erſt im Falle mit 56 der Haltung des Cabinets beipflichtenden Stimmen, 25 (66 ſtimmten gar nicht) angenommen. Die des Bedarfe in Compagnieen eingetheilt und aufgeſtellt, gegen Rechte, welche in der Minorität geblieben war , forderte und wählt erſt dann ihre Offiziere. Die Mannſchaft des erſten und zweiten Zuzugs iſt im

zwar, als die Berathung der einzelnen Artikel des Krieg8= budgets begann , die Debatte mit neuer Leidenſchaftlichkeit

Verlaufe des Şahres einigemal im Jägererercitium an anzufachen , unter Anderem Auskunft, wann das Interi Sonn- und Felertagen ohne Störung des Gottesdienſtes miſtikum der Verwaltung des Kriegsminiſteriumo aufhören

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werde; der Minister des Innern lehnte aber jede Erklärung darüber ab, f der erste Artikel wurde genehmigt und die weitere Discussion der Artikel vertagt. (P.-St.A. )

"1 Alles schon da gewesen", das ist der Bann, unter dem neue Erfindungen, neue Ansichten , welche einem A neuen Geschlechte angehören , verkümmern müssen. Wie kann man etwas von der Leitung des Feuers von der weitesten bis auf die nächste Distanz erwarten, wenn man für die Schießübungen die genauesten Instructionen, welche von einer höheren Stelle gegeben worden sind , nur darum

Die großen Tragweiten des Infanteriegewehrs .

befolgen läßt, ja sogar einschärft , weil sie eben gegeben aber mit dem Gedanken , mit welcher gung für den wirklichen Kampf die Truppe aus dieser Uebung hervorgehen werde. Es gibt für den Offizier, der Jahr aus, Jahr ein sein Tagewerk mit einer Intelligenz und Energie betreibt, von welcher oft die in höheren Stellen dem praktischen Dienste fast ganz entzogenen Vor gesezten keine Ahnung haben, für diesen Offizier gibt es

(Schluß.) Manalo Horan Es sind hauptsächlich zwei Einwendungen , mit welchen gegen die taktische Anwendbarkeit so großer Schußweiten gestritten wird , welche beide wohl zum Theil darum so Ich habe sie deßhalb auch stark nach Tapferkeit schmecken. viel Glück

von gehört; fie lauten ungefähr fo: ubing balle unthinte Das Schießen der Infanterie auf so große Entfer nungen führt zu nichts ; man verfeuert die Munition mit geringem Erfolge und muß , um zur Entscheidung zu kom men, zuleht doch dasselbe thun, was schon man vorher hätte thun können , nämlich dem Feinde mit Gewehr zur Attake zu Leibe gehen und ihn zurückwerfen , oder : wenn der Feind zum Angriffe vorgeht, fängt man das Feuer zu früh und mit geringer Wirkung an, macht die Sol daten ohne Nußen unruhig , so daß sie, wenn sie den Feind wirklich auf die nächste Distanz herankommen lassen, doch gerade bet diesem wirksamsten Feuer nicht mit der Ruhe feuern, welche ihnen den höchsten Erfolg gesichert 811198 912 915 19 haben würde. düd bu qurandi Zugestanden wird auch von den Verfechtern dieser An fichten, daß man ja nicht immer auf so große Entfer nungen zu feuern brauche, daß besondere Fälle dieß weiterfebr zweckmäßig erscheinen lassen könnten, 3. B. Auffahren der feindlichen Artillerie; das bedenkliche Aber indessen, mit welchem sie zu ihrer Ansicht zurück fehren, ist eigentlich die Besorgniß, daß die befehligenden Offiziere diese Momente theils nicht so richtig würden zu unterscheiden wissen , theils , daß sie im Gefechte nicht die. hinreichende Gewalt über die Leute besigen würden , um 8 ft das Feuer nach dem Erforderniß zu regeln. Daß sich im wirklichen Gefechte Manches anders macht, als es sein sollte, daß schon zwischen dem Friedensmanö ver und der reinen Theorie sich große Unterschiede heraus stellen, wer wollte das läugnen ; es ist so, und worin haben wir einen großen Theil der Schuld zu suchen ? etwa allein in den moralischen Eindrücken des Gefechts oder in der mangelhaften Umsicht der Offiziere und der schwa chen Verbindung , in welcher die dienstliche Ausbildung der Leute mit ihren moralischen Eigenschaften steht ? Nein, sondern darin, daß es sehr wenig höhere Führer gibt, welche so mit der dienstlichen Ausbildung im Frieden fortgeben, daß sie daraus eine praktische Lehre für die analogen Fälle der Wirklichkeit zu ziehen gedrungen wären. Von der Art, wie diese Friedensübungen aus eigener Interesselosigkeit angesehen worden , schließt man dann auf die zu erwartende Wirklichkeit; wie dieselben im Widerspruch stehen mit den alten Erfahrungen der früheren Feldzüge, so sollen fie auch im Widerspruche stehen mit den noch zu erwartenden Kriegserfahrungen.

er # er allein es ist, der es weiß, was in seiner Truppe steckt und i was mit ihr anzufangen ist, und daß er sich sagen muß, daß die Befähigung , welche er hineingebracht, an der er mit Begeisterung für die Sache gearbeitet hat, so gering geschägt wird , als wäre es ganz gleich, was er auch daran gethan 's haben möge, als sei das nur eine nuglose Friedensbeschäftigung, wie so viele andere, aus denen die Ausbildung des Soldaten seit langer Zeit be= anden hat. Wenn jene Einwendungen gegen das Schießen auf große Entfernungen $ etwas Wahres haben, so sind sie Gewiß ist aber, daß sich die doch keineswegs wahr. Kriegskunst keiner für sie gemachten Erfindung entschlagen kann; ihre Aufnahme bei einer Armee zwingt die übrigen, ein Gleiches zu thun. " Es kann also teine Rede davon sein, daß man auf den guten Rath dieses oder jenes Widersachers , z. B. der weit treffenden Zufanteriegewehre dieselben abschaffe, sondern diese Wider sacher werden gut thun, sich in der taktischen Anwendung derselben etwas zu orientiren, widrigenfalls sie einem klü geren Feinde gegenüber ihre Unfähigkeit documentiren würden. Es ist eine alte Gewohnheit , die großen Schußweiten den J Jägern allein zu überweisen, sobald aber die Ver= mehrung der weit treffenden Gewehre den Gebrauch der selben verallgemeinert hat, kann nicht mehr die Rede davon sein, daß man sich dieser Gewehre zu den weiten Distanzen nicht 11bedienen solle, sondern nur davon , welche Ver änderung der Taktik daraus hervorgehen müsse , wenn man sich dieses Vortheils bedienen wolle. - Durchaus falsch, ich möchte, sagen , ein Verbrechen gegen die Armee ist es, wenn man in die Ausbildung der Truppen für den Ge brauch einer verbesserten Waffe von Hause aus Mißtrauen sezt , ohne sich die Mühe zu geben, dieser Ausbildung gründlich zu folgen. Es ist ein wahres Vorurtheil, den Jägern allein die Intelligenz und Geschicklichkeit zuschreiben zu wollen, mit einer weittreffenden Waffe umgehen und fie am richtigen Fleck richtig anwenden zu können. Wo nicht der Ersaß für die Jäger ein specifisch anderer ist, als für die übrige Infanterie , indem die ersteren sich etwa nur aus Forstgehülfen oder dergleichen besonders vorgebildeten Leuten ergänzen, da ist eine besondere Aus wahl nach dem bloßen Augenscheine durchaus nicht hin reichend , um eine vorherrschende allgemeine Befähigung

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im Vergleich zu den übrigen Truppen der Infanterie an= zunehmen ; denn , wenn sich bei diesen auch 10 pCt. be finden mögen, welche zur Ausbildung mit einer vervoll kommneten Feuerwaffe sich nicht eignen , so kann bei der größeren Anzahl derselben doch kein Zweifel übrig bleiben, daß die Eigenschaft, welche die Jäger bisher zur Eliten truppe machte, im Ganzen auf alle die Infanterietrup pen übergegangen ist , welche mit einer dasselbe als die Es ist Jägerbüchse leistenden Waffe ausgerüstet sind. aber demgemäß erforderlich , daß man die alte Gewohn= heit, sich nur für besondere Fälle der weit treffenden In fanteriegewehre zu bedienen und dazu die Jäger allein zu benußen , aufgebe und sich durch die von der Voraus -

immer noch 500-600 Scritte weit. Will man endlich für den leßten Moment des Angriffs sich nicht mit dieser entfernten Deckung begnügen , sondern die mörderische Wirkung des nahen Feuers an deffen Stelle sezen, so be= darf es nur eines reglementärisch eingeführten Zeichens, Signals , Commandos oder Befehls , um das entferntere Feuer schweigen zu lassen und an dessen Stelle neue Ab theilungen rechts und links herauszuwerfen, welche nun ihrerseits stehen bleiben und das deckende Feuer in der . Nähe fortseßen , während die entfernteren Schüßen rasch gesammelt als Reserve nachgeführt werden. Ich habe hier absichtlich ein Beispiel für den Angriff im freten v gewählt, weil ich keineswegs der Ansicht beipflichten kann , daß die Gewehre mit der weiten Treff fähigkeit nur für die Defensive und für die Artilleriebe deckung seien , es gehört aber eine besondere Vorbereitung des taktischen Mechanismus, es gehört die Gewöhnung der Truppe an eine intelligente Verwendung dazu, um bei eintretender Wirklichkeit nicht den Nußen solcher Be= waffnung zu verlieren, weil man es nicht wagen darf, die Truppen auf einmal in neuen Formen zu bewegen, zu denen sie, weil sie sie nicht kennen , kein Vertrauen haben, in denen sie sich außerdem auch nicht zurechtfinden, weil sie fie eben so wenig daran gewöhnt find, als ihnen der Zweck nicht gleich einleuchten kann. Die Truppe richtet sich nach ihren Führern, nur eine Reihe von unfähigen Führern macht zuleßt auch die Truppe unfähig , unter der besten Führung etwas zu leisten. Wenn von den Füh rern , mehr als die Form auf die Leute übergeht , wenn die Führer auch Geist für ihre Truppen haben , dann werden diese unter dem rechten Befehl eben so gut und ruhig weit als nahe schießen und eben so fest zur Attake gehen, als diese auf den Flanken aus weiter Ferne durch. ihr Feuer decken. Die zweite der Haupteinwendungen gegen die Anwen dung der weittragenden Infanteriegewehre ist die, daß man sagt, sie demoralisire die Truppe, verderbe fie für den Gebrauch zum Nahegefecht, da diese es immer vorziehen. werde, den Feind aus der Ferne zu beschießen , stati ihm q unter eigener Gefahr auf den Leib zu gehen. Ungefähr ist es dieselbe Beschuldigung wie die, welche in der ersten dieser Einwendungen liegt , es wird hier nur die moralische Schwäche des Soldaten mehr herausgehoben. Deshalb habe ich auch hier nichts hinzuzufügen, dagegen zu wieber holen , daß die Waffe einmal, und zwar in sehr großer Verbreitung da ist, daß jeder unserer möglichen Feinde uns mit einer eben fölchen entgegentreten wird , daß es sich also sehr dringend darum handelt , nicht , ob man sie ignoriren und sich ihrer nur auf kurze Distanzen bedienen soll , sondern daß man daran denke, Gefechtsnorz men aufzustellen, in welchen ihre Vortheile glän= zend hervortreten , ohne darum die Truppen von dem Nahegefecht zu entwöhnen. Solche Normen müssen ge= geben werden , damit man sich bei Zeiten richtige Be griffe über die Anwendbarkeit mache ; fene Widersacher thäten daher besser, sich an diese Arbeit zu machen, statt sich aus Vorurtheil thr sogar hindernd in den Weg zu itat # 2. 11 . stellen . Gan do istoj di jangka meminj

fegung eines falschen Gebrauchs hergeleiteten Nachtheile nicht abhalten laffe, den ganzen Werth der Vervollkommnung zu erkennen und über ihren rich tigen Gebrauch ohne Vorurtheil nachzudenken. So viel scheint mir unbeſtreitbar, daß sich der Ge brauch einer vervollkommneten Feuerwaffe unter Führern, welche demselben beharrlich mit ihrem Vorurtheil entgegenstehen , nicht entwickeln könne, daß man solchen Führern also keine mit folchen Waffen versehenen Truppen in die Hände geben sollte. Bei Bei einer richtigen Verwendung wird man nicht unnüß auf weite Entfernungen feuern , es wäre aber Thorheit, wenn man die Möglichkeit , den Feind fchon in großer Entfernung durch das Feuer der besten Schüßen in seiner Angriffsbewegung aufzuhalten und zu erschüttern , nicht benußen wollte, da , wenn er schon da= burchzum Umkehren bewogen wird, der Uebergang zu einer Offensivbewegung und dem näheren Feuer immer noch übrig bleibt und dann nur um so wirksamer sein wird. Wenn es fehlerhaft sein würde, die eigene Angriffsbewegung schon auf große Entfernung von Schüßen begleiten zu lassen, welche ihr Feuer in der Bewegung abgeben müſſen, fich also für die nähere Feuerwirkung verderben , während fie in der weiteren nichts leisten können , so wäre es eben so thöricht, aus diesem Fehler schließen zu wollen , die weite Trefffähigkeit der Gewehre habe keinen Nußen für den Angriff. Wenn z . B. die vor einer einzelnen geschlosse nen Truppe ausgeschwärmten Schüßen, indem sie die kleinsten Deckungen des Terrains möglichst benugen, stehen ober Itegen bleiben und feuern , während die Truppe zum Angriff vorrückt, und ihr Feuer noch fortseßen , wenn diese über sie hinweg ist, so lange, bis sie durch dieselben mas -kirt werden,so ist dadurch, bei einer wirksamen Schuß weite des Infanteriegewehrs gegen geschlossene taktische Körper von 500-600 Schritt, und wenn man die Schüßen 300 Schritt vor der geschlossenen Truppe annimmt, die Möglichkeit gegeben , die Angriffsbewegung einer ge schlossenen Infanterietruppe auf eine Distanz von 700 bis 800 Schritt mit einem ruhigen stehenden Feuer zu beglei ten. Will man die Tirailleure in gleicher Höhe mit der stehenden Truppe ausschwärmen und sie beim Vorgehen dieser liegen lassen , weil der Feind , gegen welchen die Bewegung gerichtet werden soll , nicht so weit entfernt ist od das Terrain eine vortheilhafte Position für die Schüßen bietet, so reicht der Rayon dieses deckenden Feuers"

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag,

N 20 .. See More

15. februar 1851 . DETAY todos

MT !

pur

Allgemeine Militar- Zeitung. Baden.

Befeßung jedoch von der Regterungsbank vorbehalten wurde. Die Poſition wird angenommen .

In der Sißung der zweiten Rammer der Stände vom 21. Januar begann die Berathung über das Bnoget des Kriegsminiſteriums. Nach der Vorlage der Regierung betragen die eigenen Ginnahmen des Kriegminiſteriums aus Erlöſen von Rafernenrequiſiten, verkauften Pferden , Arbeitsverdienſt der Strafcompagnie u. ſ . w. für das Jahr 1850 38,600 und für das Jahr 1851 24,600 fl. Nach den Anträgen der Commiſſion ſollen ſich dieſe Einnahmen für das Jahr 1850 auf 51,600 ff. und für das Jahr 1851 auf 29,100.fl. erhöhen , wogegen keine Einwendungen erhoben werden . Die Forderung für den ordentlichen Aufwand in dem

Tit. III. Armeecorps. Dieſer bei weitem wichtigſte Titel, für welchen im Budget für 1850 1,577,493 fl., für 1851 1,810,512 fl. gefordert werden , zerfällt in acht Un: terabtheilungen . Der Bericht hebt zunächſt mehrere Poſten heraus , welche die Unterabtheilungen gemeinſam berühren, und knüpft dieſelbe an die Forderungen für 1851, weil im Jahre 1850 die Verhältniſſe noch nicht genügend ge ordnet waren. Dabei kommt in Betracht, daß in Folge der Wiedereinführung der Stellvertretung einneuer Sold und Alterózulagentarif der. Mannſchaft aufgeſtellt und von der Coinmiſſion in einemnachträglichen Bericht be gutachtet worden iſt.

Als Ergebniß der Ausführung

Normaljahr 1851 beträgt 2,410,526 fl., die leßte Bewil werdenindem Bericht folgende Anträge geſtellt: 1) Den ligung der Stände für das Jahr 1847 – 1,967,547 fl. mit dem Budgetentwurf vorgelegten Šarif I über Sold, Es werdn alſo teßt mehr gefordert 442,979 ft., außerdem Pferderationen und Pferdegelder jeder Charge mit fol werden 83,092 fl. zur Verwendung bei eintretenden beſon- genden Aenderungen zu genehmigen : a. an die Stelle der zuerſt aufgeführten vier Chargen nebſt Normalgagen find beren Verhältniffen in Ausſicht geſtellt. Nach den im Berichte ausführlich begründeten Anträgen folgende drei Chargenzu ſeßen : Generallieutenant 3500fl., ber Commiffion follen , abgeſehen von den leßterwähnten

83,092 fl., im ordentlichen Budget bewilligt werden

Generalmajor 3000 fl., Oberſt 2520 fl. Die Pferbes rationen und Pferdegelder bleiben dieſelben , nur die Sums

1,966,771 ft. men ändern ſich. b. Die Tarifabtheilungen Unteroffiziere 9,451 it.

dazu vorübergehend

zuſammen

und Spielleute" durch die neueſte Vorlage der Regierung

1,976,222 fl. vom 11. Januar mit der Aenderung zu erſeßen , daß der

wodurch alſo der gewöhnliche Aufwand auf das frühere tägliche Sold des Oberfeldwebels und Oberwachtmeiſters auf 36 fr. bei der Infanterie , 40 kr. bei Reiterei, 44 kr. Maß zurüdgeführt wird. bei der Artillerie, des Compagnie- und Zugfeldwebels, Was nun die einzelnen Rubriken betrifft, ſo werden des Schwadrons , Batterie- und Zugwachtmeiſters auf gefordert: Eigentlicher Staatsaufwand. der Infanterie, 24wird kr. bei der der 25 kr. Artillerie' feſtgeſtellt Abtheilung Tit. I. Kriegøminiſterium für 1850 49,792 fl. 23 ; c. Reiterei, bei kr.derbei und für das Jahr 1851 eben ſo viel. Der Präſident des Nichtſtreitende nach Generalſtabsarzt bis zu Profoßa, Rrtegsminiſteriums bezieht bermalen nur ſeinen früheren folgende Faſſung hinſichtlich der Benennung der Chargen Gehalt als Oberſtlientenant beim Generalſtab mit 2540 fl. und der Normalgagen zu geben:: Regimentšarzt 1. Klaffe Regimentsarzt 2. Klaſſe 1200 fl., Oberarzt Es wird aber beantragt, für jedes der beiden Jahre den 1400 ft., fl Minderbetrag gegen den Normalgehalt von 6000 fl. mit 1. klafie fl., Klaſſe 1000 fl., 2. Klaſſe 800 fl.,. 3. Klaſſe 600 3460 fl. in das Budget aufzunehmen und dem Präſidenten Oberthierarzt und Shierarzt" 1. Klaſſe 800 fl., 2. Klaſic des Kriegøminiftertums unter Anerkennung ſeiner Uneigen- 600 fl., 3. klaſſe 500 fl., 4. Klaſſe 350. Regimento nüßigkeit zu überlaffen , ben ihm gebührenden Gehalt zu quartiermeiſter: Marimum 1400 fl.," Minimum 1000 fl.; beziehen , welcher Antrag auch angenommen wird. Stabsquartiermeiſter: Marimum 900 fl., Minimum 700 fl.; Tit. II. Adjutanten des Großherzog8 für jedes Rechnungsführer: Marimum 600 ffl., Minimum 500 ftil. ' Jahr 8329 fl. für 1846 und 1847 war die Bewilligung die Pferðerationen und Pferdegelder bleiben dieſelben, nur .

15,766 ft. Der Minderbetrag rührt daher, weil zur Zeit die gezogenen Eummen ändern fich. d. Die leßten dret dte Stelle eines Generaladjutanten uubefeßt 'lft iſt , welche Differn des Tarif & nach der neueſten Borlage der Regie =

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rung vom 11. Januar mit der Modification zu fassen, daß der Solb des Profoßen und Büchsenmachers auf 21 kr. bei der Infanterie, 23 kr. bei der Reiterei , 25 kr. bei der Artillerie und des Wundarzneidieners der höheren Klasse auf 21 kr. bei allen Waffen festgestellt wird. 2) Den mit dem Budgetentwurf vorgelegten Tarif I über die Al terszulagen nicht zu genehmigen und die fernere Wirksam= keit des bisher bestandenen Alterszulagentarifs nicht mehr anzuerkennen , dagegen den Tarif Il über die Alterszulagen der Unteroffiziere nach der neuesten Vorlage der Regierung vom 11. Januar gut zu heißen. 3) Den mit dem Bud getentwurf vorgelegten Tarif III über die Functionsge bühren an Zulagen, Pferdegeldern und Fouragerationen mit nachstehenden Aenderungen zu genehmigen : a . unter Ziffer 3 an die Stelle der zuerst aufgeführten 3 Stellen find folgende zu sehen : Divisionscommandant, er mag eine Charge bekleiden , welche es auch sei, 1500 fl.; Bri= gadecommandant 1000 fl.; Regimentscommandant 480 fl. b. Unter Ziffer 3 ist aufzunehmen : Hauptmann , Nitt meister erhält nach 30 Jahren als Offizier, welche aber erst vom zurückgelegten 20. Lebensjahre an gerechnet wer= den dürfen , 300 fl. c. Unter B, Ziffer 1 des Tarifs die Functionszulage des Compagniefeldwebels auf 18 fl. herabzusehen, jene des Kammerfeldwebels mit 24 fl. zu streichen. d. Unter die Schlußbemerkungen find folgende Bestimmungen aufzunehmen : „Bei Offizieren , welche der= malen höhere Gagen beziehen, als der Tarif I für die von ihnen bekleideten Chargen festseßt, ist der Mehrbetrag in die Functionszulagen einzurechnen , ohne daß jedoch dadurch die dermalen bewilligten Gesammtbezüge an Gage und Functionszulagen verkürzt werden." 4) Die bereits in Vollzug gesezten höheren Bezüge an Sold , Alterszu lagen und Functionsgebühren unter den betreffenden Titeln des Budgets zwar zu bewilligen , jedoch hier als allgemein gültigen Grundfaz auszusprechen , daß der Mehrbetrag gegen die nun festgestellten Tarife nur als vorübergehender Aufwand zu betrachten sei, der bei dem natürlichen Ab gang, bet dem Vorrücken in höhere Bezüge und bei dem Abschluß von Einstandsverträgen der Staatskaffe heim fällt. (Fortseßung folgt. )

aus 6 Bataillonen , 1 Cavalerieregiment und 3 Batterieen bestehen wird. Die Fahrzeuge der schleswig -Holsteinischen Marine werden wohl mit dem verhältnißmäßig ungemein reichen Material derselben ein Theil der deutschen Flotte werden, da fie auf Befehl des früheren Reichsministers für die Marine resp . erbaut und angeſchafft ſind. (H. N.)

Oesterreichische Monarchie. Wien, 26. Jan. Bei dem Armecobercommando in Ungarn wird mit großem Eifer an den Marschkarten und Marschroutetabellen gearbeitet. Generalstabs offiziere wurden nach allen Richtungen entsendet , um die sämmtlichen Straßen Ungarns zu bereisen und deren Ei genschaften zu prüfen. Die Gemeinden sind angewiesen, an die betreffenden Militärdistrictscommanden die Distanz tabellen der Ortschaften , sowie eigene statistische Nach weisungen über deren Leistungsfähigkeit einzusenden . In zwei Monaten soll die ganze Arbeit vollendet sein. (N. Pr. Ztg.) Schleswig - Holstein. Kiel, 7. Febr. Ueber die Reconstituirung des Holsteinischen Heeres hört man , daß dasselbe ferner

Miederlande. Amsterdam, 24. Jan. Dem Vernehmen nach wird eine Commissión von Artillerie- und Ingenieuroffizieren die sämmtlichen Festungswerke des Landes einer ausführlichen Inspection unterwerfen. Diese Maßregel steht in Verbindung mit dem voriges Jahr errichteten (A. A. 3.) Defenfionscomité.

Construction

des

neuen 7 pfündigen

oldenbur

gischen Haubizrohres , welches gegenwärtig in Dresden gegossen wird.

(Bei sämmtlichen Maßen ist der oldenburgische Fuß zu Grunde gelegt = 131,162 Pariſer Linien.) Wir geben im Folgenden die Hauptmaße dieſes neuen Geschüßes : Durchmesser der Granate 5,8 3oll. Durchmesser der Bohrung 5,95 Zoll. Spielraum = 0,15 Zoll. Länge des ganzen Rohres = 43,5 Zoll. Länge des Stoßes (incl . Einschnitt für die Viſtrſcheibe) = 5,15 Zoll. Länge der Kammer mit dem halbkugelförmigen Schluffe = 7,7 Zoll. Durchmesser der Kammer - 3,25 Zoll. Zur Ber= bindung der Kammer mit dem Fluge in der Seele werden 2,15 Zoll vom Anfang der Kammer nach der Mündung zu getragen und sodann wird die Kammer bis dahin in den Flug_konisch erweitert. Der Durchmesser der Kopf- und Bodenfriese , sowie des hinteren Theils des Mundstücks und die Länge, in welche beide Stoßscheiben abgeschnitten , sind gleich und betragen 10,8 Zoll. Die vordere Metallstärke des kegelförmigen Mundstücks ist = 1,45 Zoll. Die hintere desselben = 2,34 Zoll. Die Metallstärke des cylindrischen Kammerſtückes = 3,6 Zoll. Die Ausladung der Bodenfriese 0,175 Zoll. Die Breite derselben = 1,5 Zoll. Der Anlauf zur Boden friese = 0,175 Zoll. Der Ausschnitt für die Vifirſcheibe 0,625 Zoll. Der Durchmesser derselben = 5,95 Zoll. Das Centrum des 0,25 Zoll weiten Zündlochs steht 1 Zoll vom Stoße der Kammer ab und rechtwinklich auf der Seelenachse. Der Anlauf zwischen Kammer- und Mundstück ist = 0,175 Zoll . Die Henkel stehen mit ihrer Mitte 18,2 Zoll von hinten vor , haben 1,3 Zoll im Durchmesser, find 0,4 Zoll unterſtüßt und 3,84 Zoll weit. Sie stehen auf dem Rohre 1 Bohrungsdurchmesser = 5,95 Zoll aus

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einander und find nach dem untersten Metallpuncte al lignirt. Die Schildzapfen stehen mit ihrer Achse 21 Zoll vor= wärts nach der Mündung zu und geht dieselbe durch die mittlere Seelenlinie. Sie haben 3,86 Zoll zum Durch= messer und find 3,5 Zoll lang. Die Stoßscheiben sind in Rücksicht ihrer Höhe nach den Kopf- und Bodenfriesen abgeschnitten und stehen 0,4 Zoll vor den Schildzapfen vor, also 4,6 Zoll zum Durchmesser. Sie haben , wenn man fich den Regel bis zur Rohrachse verlängert denkt, 8,3 Zoll zum Durchmesser. Der Anlauf zur Kopffriese ist = 1 Zoll. Die Kopf friese hat 0,95 Zoll zur Ausladung und 1 Zoll zur Breite. H.

für den Krieg zu bilden, konnte er in Körperübungen, und im Studium der Feldzüge eines Condé, Turenne, Marschall von Sachsen um so eher nachleben , als er ohnedieß nach damaligem Gebrauche in Rußland seine Laufbahn im Heer zu beginnen hatte. Indeß ließ ihn sein Vater die ersten Stellen nicht, wie es sonst von Söhnen der Großen geschah, als Kind schon durchlaufen ; Suworoff diente von unten auf, trat im 17. Jahre ein und ward im 25. erst Lieutenant , als viele seiner Alters Als Major und Oberst= genossen schon General waren. Lieutenant machte er den siebenjährigen Krieg mit , war bet Kunnersdorf in der ersten Schlacht und vollbrachte dann manche kühne That als Führer kleiner Streifpar= teien. Zu Anfang der Regierung Katharina's II. wurde er Oberst, ward bei der zunehmenden Verwirrung der Angelegenheiten Polens mit seinem Regiment dorthin ge= schickt und entwickelte in dem nach der Conföderation von Bar ( 1798) dort ausgebrochenen inneren Krieg , während der russische Oberbefehlshaber, General Weimarn , den Kopf verloren hatte, mit wenigen Truppen eine so außer ordentliche Thatkraft und Umsicht, fiel , das Land von einem Ende zum andern durchziehend , so blizschnell über die vereinzelten Abtheilungen der Feinde her, daß es dem Aufstand unmöglich wurde, Ausbildung und festen Grund zu gewinnen. Er wurde zum Generalmajor ernannt und 1772 zum Heer geschickt, das unter Rumjanzoff ſeit 1770 nicht ohne Glück gegen die Türken kämpfte. Suworoff nahm gleich im Anfang , während die Haupt= armee unschlüssig einen Donauübergang suchte, durch einen kühnen Ueberfall die Festung Turtukat jenseits des Flusses mit Sturm und erhielt dafür den St. Georgsorden; *) am 3. September schlug er abermals eine bedeutend über legene türkische Macht bei Girsowa und am 3. Juni 1773 wieder eine bei Kosludscht. Für diesen lezten Sieg cig= nete sich General Kamenski, der der höhere im Rang bet seinem und Suwaroff's vereinigtem Corps war, aber wenig Antheil an der Schlacht hatte, allein das Verdienst zu; darüber verließ Suworoff, seine erschütterte Gesund heit vorschüßend , tief gekränkt das Heer. Doch die Kai serin ernannte ihn bald zum Befehlshaber der Truppen gegen die Pugatscheff'sche Empörung und in wenig Mo naten hatte er durch rastlose Märsche und unvermuthete blißschnelle Anfälle den Aufstand unterdrückt , den Führer gefangen. Nach kurzer Zeit der Ruhe , während deren er eine Frau nahm, die ihm hernach einen Sohn und eine Tochter schenkte, ward er zu neuer Thätigkeit berufen. Nach dem Frieden von Kutschuck Kainardschi, worin die Pforte die Unabhängigkeit der Tartaren anerkennen mußte, trachtete Katharina nach der Herrschaft über die Krimm, die ein Stamm dieses Volkes unter ihrem Chan in Besiz hatte. Rußland wußte diesen zu bewegen , sich ihm in die Arme zu werfen; und Suworoff erhielt den Oberbefehl der dort

Literatur. Geschichte des Fürsten Italiiski , Grafen Suworoff- Rimnikski , Generalissimus der rus sischen Armeen. Nach N. A. Polewoi heraus gegeben von J. de la Croix. Mit dem in Stahl gestochenen Porträt des Helden , seinem Facsimile und 95 Holzschnitten. gr. 8. Riga 1850. Druck von H. Schnackenburg's litho- und typographischer Anstalt. (2 unp. , IV, 361 u. XII S.) Der Held, deffen Geschichte dieß Werk erzählt, ist unter und noch wenig nach seiner wirklicher Erscheinung gekannt; zwar hat der Eroberer von Jemail und Praga, der Sieger von der Trebia und Novi einen bedeutenden Namen, aber das Urtheil über ihn ist noch gar verworren und widersprechend. Häufig denkt man sich unter ihm einen blutigen Halbwilden , der blos durch den Ungestüm einer ungemessenen Naturkraft zu siezen verstand ; und doch ist Suworoff ein Feldherr gewesen im eigentlichen Sinne des Worts, eine großartige Erscheinung , eigenthümlich anziehend durch die Verschmelzung europäischen Wissens und europäischer Bildung in einem echt russischen Cha rakter; ein Mann , der in jedem Betracht unsere volle Aufmerksamkeit und unser Nachdenken verdient, sowohl wegen seiner eigenen originellen Feldherrnpersönlichkeit als wegen der entschiedenen Art , womit das Wesen des rus fischen Soldaten , worüber wir zu unserem Schaden noch in arger Täuschung befangen find , in seiner Kriegführung hervortritt. Sein Leben , wie es uns vorliegt, war in Kürze dieses. Suworoff, am 13. November 1729 geboren , stammt von einem schwedischen Edelmann, der im 17. Jahrhun dert nach Rußland einwanderte; sein Vater, ein Tauf pathe Peters des Großen , erlangte unter der Kaiserin Elisabeth den Rang eines Generallieutenants , unter Ka= tharina II. ward er Senator und voller General. Den einzigen Sohn, der kränklich , schwach, mager, klein und für den Kriegsdienst wenig geeignet erschien, ließ er für Dadurch erhielt Suworoff die Civillaufbahn erziehen. eine für Zeit und Land ungewöhnliche wissenschaftliche Ausbildung , und seiner früh erwachenden Neigung, fich

*) Beil Suworoff dabei einem höheren Befehl ungehorsam geworden war, ward er vor ein Kriegsgericht gestellt und von diesem zum Tode verurtheilt ; die Kaiſerin , der das Urtheil zur Bestätigung vorgelegt werden mußte, verwarf es , indem fie eigenhändig die Worte an den Rand ſchrieb : „Ein Sieger wird nie verurtheilt.“

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zur Behauptung der Herrschaft gegen die Unterthanen des England und Oesterreich gegen Frankreich geschlossen, Da starb die Chans selbst und die Türken aufgestellten Truppen. Eine Suworoff sollte 80,000 Ruffen führen. Reihe von Jahren entwickelte er dort eine unermüdliche Tha Kaiserin" (6. November 1796) und Rußland zog sich vom tigkeit; wurde durch eine Sendung nach Astrachan, um die Kriege zurück. Suworoff fiel beim Kaiser Paul , da er Südostgränze des Reichs behufs eines dort beabsichtigten Feld gegen seine raschen Umänderungen in der Armee Vorstel zugs zu untersuchen , abberufen , kehrte dann zurück, em= lungen machte und durch Höflinge fortwährend verleumdet pfing am 28. Juni 1783 die Huldigung der Nogaier und ward , in Ungnade, nahm Abschied vom Heer und lebte ihres Chans im Namen seiner Kaiserin, dämpfte hierauf in der Verbannung in einem Dorfe zwischen Moskau und einen jenseits des Kuban ausgebrochenen Aufstand der Petersburg. Doch ein neues Bündniß , zwischen Rußland , England felben mit außerordentlicher Schnelligkeit und übernahm, für seine Thaten zum General en Chef ernannt, erst den und Desterreich ( 1798) gegen die immer drohender anwach= Oberbefehl eines Corps am Dniepr, dann im Jahr 1787 sende Macht Frankreichs geschlossen, brachte ihm wieder den über 30,000 Mann in der Krimm und über die Flotte die kaiserliche Gunst. Suwaroff zog an der Spiße eines im schwarzen Meer. russischen Hülfsheeres nach Italien , und der Kaiser von Die Türkei hatte den Krieg an Rußland und das mit Oesterreich übertrug ihm dort den Oberbefehl über die ihm verbündete Oesterreich erklärt, und nun begannen verbündeten Truppen . Der Held ließ sich durch die Um Suworoff's Thaten von weltgeschichtlicher Bedeutung. Am triebe des österreichischen Ministers Thugut und durch die 1. October 1787 seßte eine türkische Flotte ein Corps an's elenden Plane des Hofkriegsraths keine Fesseln anlegen, Land, die Festung Kinburn zu nehmen ; Suworoff mit und brachte die Angelegenheiten bald in einen siegreichen viel geringerer Macht schlug es nach einem blutigen Ge Zug. Durch eine Reihe außerordentlich geschickter Bewe mezel auf's Haupt ; damit war der Feldzug dieses Jahres gungen wußte er selbst Moreau und Macdonald so zu ruhmvoll beendet. Im folgenden befehligten Potemkin täuschen , daß der lettere, der jenem aus dem Kirchenstaate und Rumjanzoff die zwei russischen Hauptheere, der Prinz zu Hülfe ziehen wollte, an der Trebia allein auf die von Nassau-Siegen die Flotte. Dieser erfocht, von Su feindliche Macht stieß. Nach einer zweitägigen hartnäckigen Schlacht ( 17. und 18. Juni) ward Macdonald entschei= woroff aufgefordert und von dessen Landbatterieen unter stüßt, im Liman des Dniepr einen großen Sieg über die dend geschlagen und Moreau mußte sich nun auch nach türkische Flotte; zu Lande aber ging's langſam. Potemkin Genua zurückziehen; fast ganz Oberitalien war in den Verbündeten.. Das französische Directorium lag lange fruchtlos vor Otschakoff; Suwaroff rieth ver Händen der Verbündeten geblich dringend zum Sturm , am 27. Jult ward er bei stellte nun Joubert an die Spize des italienischen Heeres, einem Ausfall der Türken verwundet und von Potemkin, aber auch er, tros Tapferkeit und Geschicklichkeit, erlag der im zürnte, entlassen; am 6. December fiel Otschakoff. Suworoff; am 14. August fand er sich unvermuthet der Suworoff blieb mehrere Monate in der Ungnade des vereinigten feindlichen Armee bei Novi gegenüber, am 15. mächtigen Günstlings ; im Frühjahr 1789 aber ward er wurde er angegriffen und verlor Schlacht und Leben. Aber auch hier sollte Suworoff der Früchte seiner an die Spiße eines Corps gestellt, das mit einem öfter reichischen unter Prinz Coburg vereinigt, zwischen Pruth großen Thaten nicht froh werden. Thugut's Umtrieben, und Sereth gegen die türkische Hauptarmee auftrat. Hier der nur an Oesterreich, nicht an die Verbündeten dachte, riß er die langsamen Oesterreicher , die nicht aus ihrer alten gelang es , den Kaiser Paul zu stimmen , daß er sich für Taktik herauskonnten , durch sein Feuer mit fort, schlug den Zug Suworoff's nach der Schweiz entschied. Der die Türken bei Fokschani und dann am 6. September in Held übergab den Oberbefehl in Italien an Melas , trat der entscheidenden Schlacht am Rimnik. Die Schlacht mit 20,000 Mann seinen Marsſch_an_und_machte einen hatte , da England , Preußen und Frankreich sich der Türken Uebergang über die Höhen des St. Gotthard , wie die annahmen, nicht die erwarteten Folgen ; Oesterreich schloß Weltgeschichte nur zwei ähnliche kennt. Aber er kam zu 1790 Frieden, Rußland sezte den Krieg allein fort und spät. Massena hatte den Ruffen und Oesterreichern unter Suworoff schloß ihn am 5. December durch den weltbe Korsakoff und Höße bei Zürich eine furchtbare Niederlage rühmten Sturm von Ismail ; am 31. Juli 1791 ward beigebracht. Suworoff mußte sich zurückziehen , und auch mit der Türkei Friede gemacht. hier bedurfte es seines ganzen Feldherrngeistes und seines Während 3 Jahren ward nun der Held , gegen den ganzen eisernen Willens, um das Heer über die mit ewi= fortwährend Intriguen der Hofschranzen spielten , bald in gem Schnee bedeckten Bündtnergebirge nach Chur zu retten. Finnland , bald in den östlichen Provinzen verwendet ; als Nun erkaltete die Freundschaft zwischen Oesterreich und aber die Polen nach der zweiten Theilung sich um ihre Rußland; bald löste sich das Bündniß auf und Suwaroff Selbständigkeit erhoben , als ihre Sache unter dem edlen wurde zurückgerufen. In Prag war er zum leßtenmal Koszinsko Fortschritte machte, da rief man ihn wieder von einem ihn bewundernden glänzenden Kreiſe umgeben ; herbei. Fersen siegte über Kosziusko , Suworoff aber, dort nahm er Abschied von seinem tapferen Heere. In der den Oberbefehl hatte, entschied durch den Sturm von Krakau erkrankte er und erholte sich nur soweit wieder, Praga (in der Nacht auf den 24. October 1794) , der an daß er langſam die Reiſe nach Petersburg fortsegen konnte; den von Ismail erinnert , in einer furchtbaren Niederlage dort nahm bald die Krankheit den gefährlichsten Gang; des Feindes den Krieg. Und schon hatte ihm Katharina am 6. Mai 1800 mußte ihr der Held unterliegen. (Schluß folgt.) eine neue Aufgabe bestimmt; sie hatte ein Bündniß mit Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 18. februar 1851 .

ਮ ad

N 21 .

Allgemeine Militár-- Zeitung. Unteroffiziere : Der Oberfeldwebel und Oberwacht meiſter , der Feldwebel und Wachtmeiſter, die in deren (Fortſegung der Berathung über das Burget des Kriegsiminiſteriums Kang ſtehenden Spielleute , die Profoßen , Büchſenmacher in der 2. Rammier der Ständeverſammlung.) und die Wundarzneidiener im Feldwebelsrang crhalten Zu 1 b und 3 c beantragt Vogelmann , für die Gom: eine Alterszulage von pagnie - und Zugfeldwebel täglich einen Kreuzer mehr zu 2 fr. täglich nach 6 Dienſtjahren in der Charge. Baden .

bewilligen und die Functionszulagen der Compagniefeld-

4 kr.

webel, welche auf 18 fl. berabgeſeßt worden , wieder auf 36 fl. nach dem Regierungsvorſchlage zu erhöhen. Beide Anträge werden vtelfach und insbeſondere von

6 tr.

der Regierungsbank unterſtüßt, und Ullrich verlangt, daß die Rapelmeiſter und Stabstrompeter den Oberfeld

webeln gleichgeſtellt werden ſollen. Bei der Abſtimmung werden udridy’s Antrag und

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12 18

IL Il

Bemerkungen.

1 ) Der Beginn der Dienſtzeit für den Anſpruch auf Alterszulagen berechnet ſich erſt nach zurücgelegtem zwanzigſten Lebensjahre, wenn nicht die früher im Dienſt zugebrachten Jahre in Kriegszeiten gefallen

Bogelmann's erſter Antrag verworfen , der zweite, wegen

find.

Erhöhung der Functionszulagen , jedoch angenommen. Zu 1 c beantragt Vogelmann für Militärärzte

jahre zählen den Offizieren ohne Rückſicht auf das ! Lebensalter als Offiziersdienſtjahre.

In Kriegszeiten verbrachte Unteroffiziersdienſt

drei Klaſſen zu 1200, 1400 und 1600 fl. und führt zur

2 ) Eine Alterszulage kommt bei der Penſionirung nur

Begründung des Antrages unter Anderem an , daß ſonſt die Rriegsverwaltung feine tüchtige Aerzte bekommen würde,

a. wenn dieſelben während drei Jahren bezogen

.

in folgenden Fällen in Berechnung : worden iſt;

was auch der Präſident des Kriegsminiſteriunis beſtätigt. Huber unterſtüßt den Antrag und Junghanns will

b. wenn der Betreffende feit dem Bezug der Alters zulage einem Feldzug beigewohnt hat, und c. wenn die Penſionirnng durch cinen Unglüđöfal

nur 1000 fl., 1200 fl. und 1400 fl. bewidigt wiſſen, worauf fich eine längere Discuſſion entſpann , die damit

im Dienſt veranlaßt iſt.

endigte , daß die Rammer den Commiſſionsantrag annahm. Nachdem auch hicrüber längere Verhandlungen gepflogen Alterszul Nr. 2 und 3 wegen anderZulagen agen waren undDiederunter Functionsgebühren , Pferde , nahm endlich die Kammer dieſe Anträge mit der geldern undFouragerationen geſtellten Commiſſionsanträge einzigen Aenderung an , daß beiden Lieutenanten und gaben ebenfalls zu ausführlichen Debatten Veranlaſſung Oberlieutenanten ſtatt 15 Jahren Dienſtzeit 12 Jahre und

und wurden endlich an die Commiffion zur nochmaligen ſtatt 150 fl. 200 fl. geſeßt werdenjou. Rückſichtlich der Pferdegelder beantragte

die Regie rungevorlage , für das erſte Pferd 120 fl. ſtatt 60–80 fl. In der folgenden Sißungſtellte nun leşterein Bezug und für das zweite und jedes folgende Pferd 60 fl. ftatt auf die Alterszulagen der Offiziere und Unteroffiziere fol: 30 -— 40 fl. zu bewilligen , den Fouragebezug mit Abſchluß des Monats , in welchen das Pferd abgeſchafft wurde, gende Anträge mit den beigefepten Bemerkungen : Dffiziere: Der Hauptmann, Rittmetſter 1. Klaſſe zu fiſtiren , und das Pferdegeld drei Monate nach Siſti

Berathung und Berichterſtattung zurüdgewieſen.

erhalt nach 30Jahren Dienſtzeit alsOffizier eine Alters- rung auch der Fouragerationebenfallsnicht mehr auszubezah ſolle das Pferdegeld für alle Waffen gleich

zulage von 300 fl. jährlich.

len ,

Die Commiſſion , an welche dieſe Poſition eben Der Hauptmann , Rittmeiſter 2. Klaſſe erhält nach ſein . war , beantragte die Beibehaltung der zurüdgewieſen falls von Alterszulage eine Dffizier als 20 Jahren Dienſtzeit ſeitherigen Pferdegelder , während Schaaff den Regte 200 fl. jährlich. Der Lieutenant und Dberlieutenant erhält nach 15 rungsantrag aufnimmt, welcher leßtere jedoch nach länge Jahren Dienſtzeit als Dffizier eine Alterszulag von 150 fl. ren Discuſſionen verworfen und jener" der Commiſſion -

jährlich.

angenommen wurde.

163 Unter dem Titel III fommen ferner vor :

Menagezulagen 46,294 fl. 10 kr. , und zwar 1 kr. für ledige und 2 kr. für verheirathete per Mann und Tag vom Oberfeldwebel abwärts. Hierbei stellte die Commission den Antrag , sämmtliche 46,294 fl. 10 kr. als nicht regelmäßig wiederkehrende Aus gabe aus dem ordentlichen Budget zu entfernen. Vogelmann, welcher nachgewiesen , daß diese Menage= zulagen in einem Jahre wenige hundert Gulden , in Theuerungsjahren mehrere Tausende gekostet, verlangt, daß immerhin eine approximative Summe in's ordentliche Budget aufgenommen werden sollte, worauf aber die Kammer nicht einging und dem Commissionsantrage bei stimmte. Kleinmonturgeld fordert jest die Regierung (statt der früheren 10 fl. für den Soldaten und 11 fl. für den Unteroffizier bei der Infanterie, und 12 fl. für den Sol daten und 13 fl. für den Unteroffizier bei der Reiteret) für alle Waffengattungen denselben Betrag von 14 fl. für den Soldaten und 15 fl. für den Unteroffizier, was die Kammer genehmigte, ragegen wurde bei dem Titel Re = montirung statt der verlangten 240 fl. für ein Pferd nur 220 fl. nach dem Antrage der Commission bewilligt. Titel III. 1 ) a. Generalstab 17,632 fl. für das Jahr 1850 und eben so viel für das Jahr 1851. Im Jahre 1847 waren für diese Rubrik 27,309 fl . bewilligt, weß wegen gegen die obige geringere Summe kein Änſtand erhoben wurde. 1 ) b. Pionnircompagnie 28,407 fl. für jedes Bud getjahr. Davon gehen nun ab Menagezulagen 780 fl. und Alterszulagen, welche nach den neuesten Beschlüffen noch zu berechnen sind ; der Rest wurde bewilligt. 2) Infanterie a. • Diviſions- und Brigadestäbe 5635 fl. für jedes Jahr. b. Regimenter 789,577 fl. für das Jahr 1850 und 1,007,236 fl. für das Jahr 1851.

3) Reiterci a. Brigadecommando 6241 fl. für jedes Jahr. Diese Position ist gegen den früheren Budgetſaß von 32,277 fl . um eine bedeutende Summe darum vermindert, also unter den Normaletat herabgesezt worden , weil noch einige Offiziere fehlen , weil die Regimentscommandanten stellen mit Offizieren niederen Grades als etatmäßig be= fest und weil ein Regimentscommandant , Se. großherzogl. Hoheit Prinz Friedrich , auf deſſen etatsmäßige Bezüge verzichtete. 3) Reiterei b. Regimenter 509,721 fl. für das Jahr 1850 und 525,081 fl. für das Jahr 1851 . 193,745 fl . für jedes Budget 4) Artillerieregiment . jahr. 5) Militärstrafcompagnie. 26,535 fl. für jedes Jahr. (Schluß folgt.)

Oesterreichische Monarchie. Wien, 5. Febr. Der in Penfion getretene Feldzeug meister v. Schönhals beabsichtigt die italienischen Feld

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züge von 1848 und 1849 nach authentischen Daten zu beschreiben. Da Feldzeugmeister v. Schönhals sowohl als Militär wie Diplomat eine so bedeutende Rolle in diesen Feldzügen gespielt hat , dürfen wir aus seiner Feder in (A. 3.) teressante Aufschlüsse erwarten.

Frankreich. Paris , 11. Febr. Der Moniteur kündigt heute fol= gende Veränderung in der Organisation der Ar mee von Paris an: Die in Gemäßheit des Decrets vom 8. Juli 1848 in Päris vereinigten und seitdem bei= behaltenen Truppen werden in Bezug auf das Commando einigen leichten Abänderungen unterworfen. Anstatt in zwei Divisionen vertheilt zu bleiben , wovon die eine drei mal so stark war als die andere, und in Brigaden , die nicht minder ungleich waren, werden sie künftig dret un gefähr gleiche Divisionen und eben solche Brigaden bildeu. Diese Veränderung , die sich so viel wie möglich dem Di= visionssystem, der Grundlage der Organisation der Ar meen, nähert und insofern sehr vortheilhaft ist, wird ohne Truppenbewegung , ohne Ortswechsel und vermittelst einer bloßen Modification in den Commandos bewerkstelligt werden. Diese Divisionen werden in folgender Weise be= fehligt werden : Die erste durch den General Carrelet, der auch den ersten Militärbezirk befehligt; die zweite durch den General Guillabert ; die dritte durch den General Levasseur. " Die 6 Cavalerieregimenter der Armee von Paris sind ebenfalls in drei Brigaden vertheilt worden, die unter den Generalen Reibell , de Grouchy und de Cotte stehen und beziehungsweise den obengenannten drei Jn= (D. Ref.) fanteriedivisionen beigegeben sind. Spanien. (Ss) Die spanische Zeitschrift la Nacion veröffentlicht seit einiger Zeit Auffäße über militärische Gegenstände, welche die Revista militar in einer ihrer leßteren Nummern einer Kritik unterwirft. Sie erwähnt lobend die Wahl der Stoffe und gesteht in der Behandlung derselben Sach kenntniß und Ernst zu. „ Gegenstände“ -sagt sie wie : Nothwendigkeit eines Gesezes über das Avancement, Regelung der Voranschläge für das Kriegswesen , Grün dung einer amtlichen Militärzeitschrift 2c. find in der That von allgemeinem Interesse und ihre Besprechung ein Be dürfniß für die ganze Armee; die " Nacion" verlangt Bil ligkeit und Gerechtigkeit, ein festes System, Sparsamkeit, Deffentlichkeit , und wenn sie auch bisweilen im Detail der vorgeschlagenen Heilmittel irrt, wenn sie auch manche zugestehen , daß sie man die kranken Stellen kennt. " Hauptsächlich tadelt nur die Revista die Form , welche jene Auffäße dem Theil des Militärwesens , welche sie besprechen , geben wollen und hebt namentlich die Ansichten über Voranschläge der Armeeausgaben für die Reiterei hervor. Man müſſe hier vor Allem nach den Gründen des Angriffes fragen ; denn entweder könne man die Organisation analyfiren und ein Uebermaß im Personal oder Verschwendung im Mate= rial nachweisen , oder man zeige daß der Finanzzustand des Staates nur eine bestimmte Summe für die Ausgaben

165 einer Waffe zulaffe. Diesen lezten Punkt habe die Nacion hervorgehoben, obwohl die Regierung keine Summe für die Ausgabe firirt habe, und verbreite sich über Erspar nisse, ohne jedoch zu beweisen ob die Reformen unbeschadet der Organisation vorgenommen werden können. In das Specielle der Kritik können wir hier nicht ein= gehen, wir bemerken/ nur im Allgemeinen , daß der Ton der Revista ein sehr würdiger ist ; das Anerkennungswerthe wird hervorgehoben , die Schwächen werden ohne Bitter keit bezeichnet, das Jrrige widerlegt. Aus der Schlußbemerkung führen wir eine Stelle an . „Wenn es sich darum handelt, Ersparnisse im Personal der Armee machen zu müssen , könnte es nicht vielleicht zweckmäßiger sein, ganze Corps aufzulösen , als sie an ihren ―― Gliedern zu verstümmeln ? Wohl könnte dieß sein ; denn wenn auch dem Bedürfniß der Armee nur durch die Zahl der Soldaten genügt wird, so ist nicht zu leugnen, daß vielen und schlecht organisirten Corps wenige von durchaus guter Organisation vorzuziehen sind. Aber wir glauben nicht , daß die Armee der Zweig der Verwaltung sei , bei welchem die Regierung mit ihren Ersparnissen be ginnen sollte!"

Dänemark. Nach dem dänischen Militärkalender zählt die dänische Armee gegenwärtig 2 Generale, nämlich Se. königl. Hoh. den Erbprinzen Ferdinand und' den Landgrafen Wilhelm von Hessen; 4 Generallieutenante, nämlich v. Bardenfleth, v. Hansen , v. Krogh und v. Bülow; 14 Generalmajore, von denen der älteste (v. Steinmann) 68 Jahre alt ist, und der jüngste (v. Flensburg) 46 Jahre alt ist. Von diesen 14 Generalen sind 7 während des Krieges 1849 bis 1850 ernannt worden. Von Obersten zählt die Ar= mee 30, und darunter 21 , welche im Kriege 1849-1850 avancirt sind. Der älteste Oberst (Kammerherr du Plat) ist von 1817 und 81 Jahre alt; der jüngste Oberst ist 52 Jahre alt und von 1850. Die Zahl der Oberstlieu tenante ist 32 , welche alle während des Krieges 1849 bis 1850 avancirt find. Von Majoren hat die Armee 49, von welchen 43 während des Krieges avancirt sind. Die Zahl der Capitäne und Rittmeister beträgt 260. (D. Ref.)

Literatur. Geschichte des Fürsten Italiiski , Grafen Suworoff- Rimnikski , Generalissimus der rus sischen Armeen. Nach N. A. Polewoi heraus gegeben von J. de la Croix. Mit dem in Stahl gestochenen Porträt des Helden , seinem Facsimile und 95 Holzschnitten. gr. 8. Riga 1850. Druck von H. Schnackenburg's litho- und typographischer Anstalt. (2 unp. , IV, 361 u . XII S.)

(Schluß.) In 15 Kapiteln , wovon das legte eine Charakterzeich = nung des großen Feldherrn gibt , ist die Geschichte, die

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wir hier überblickt haben, im vorliegenden Werke erzählt. Dasselbe nimmt keine erste Stelle in der Geschichtschrei= bung ein; dem Verfaſſer haben zwar manche nicht un wichtige Urkunden , besonders zahlreiche Correspondenzen zu Gebote gestanden, doch lange nicht in dem Umfang, um eine vollständige quellenmäßige Geschichte des Helden, seiner Thaten und seiner Zeit zu schreiben. Auch fehlte ihm dazu der große Ueberblick und der unbefangene Standpunct des Geschichtschreibers. Daß er als Russe schreibt, kann Niemand tadeln wollen , aber deßhalb gerade ist besonders Alles , was er über den politischen Gang der Dinge sagt, mit Vorsicht aufzunehmen ; er umgeht es, von der treulofen Politik Katharina's gegen Polen, gegen die Türkei und gegen die Tartaren der Krimm zu reden ; überhaupt tritt die politische Stellung Rußlands und sein allerdings großes , aber auch höchst gewaltsames und treu Auch die loses Trachten nirgends klar genug hervor. kriegerischen Ereignisse sind nicht ohne einzelne Uebertrei bungen und Unrichtigkeiten geschildert; dabei finden wir die meisten Schlacht- und Gefechtsbeschreibungen , sowie die größeren Bewegungen des Kriegs wohl genügend er zählt, um die moralischen Elemente, besonders Suworoff's außerordentliche Thatkraft und nie rastende Energie, so wie die bewundernswerthe Lenksamkeit und Ausdauer des russischen Soldaten gehörig würdigen zu können , sehr selten aber ist Gang, Art und Förm der Kämpfe mit genügender Klarheit dargestellt, um daraus Einsicht und Belehrung für die taktischen und strategischen Verhältnisse gewinnen zu können. Manche Anmerkungen des Heraus gebers können wir weder für ganz richtig , noch für nöthig oder an ihrem Orte erachten , so besonders die S. 323 f. und 328 ff. Dabei ist das Werk doch wohl nicht , wie es sollte, ein eigentliches Volksbuch. Seine Sprache ist dafür weder einfach , noch ursprünglich genug , und viel zu sehr mit Elementen einer fremden , künstlichen Bildung verseßt. Bei alle dem hat es das Verdienst, die Geschichte des großen Feldherrn zuerst zusammenhängend und in einer ansprechenden Darstellung gegeben zu haben. Unsere ge= wöhnliche, in den gröbsten Läuschungen und Irrthümern befangene Anschauungsweise russischen Wesens , ruffischer Geschichte und Zustände empfängt daraus in sehr wich tigen Puncten Berichtigung ; so erscheint z . B. Potemkin durchaus nicht blos als der elende Wüstling , wie er ge= wöhnlich geschildert wird , sondern als eine Natur , die bet aller Ausschweifung Züge von Großartigkeit und Genia lität trägt , eine merkwürdige Mischung von Rohheit und Bildung, niedriger Verwilderung und höheren Strebens. Der russische Soldat tritt uns hier durchaus nicht als das seelenlose Werkzeug jeder Willkür entgegen, sondern zeigt bei einer außerordentlichen Fähigkeit des unbeding= testen Gehorsams und der zähesten Ausdauer sowohl viele Anstelligkeit und Gelehrigkeit , als auch Empfänglichkeit für eine höhere Begeisterung. Den Mittelpunct des Werkes bildet natürlich Suwo roff, der bei der wärmsten Vorliebe des Verfassers im Ganzen mit Unparteilichkeit und treffender Charakteristik gezeichnet ist. Die einzige Behauptung ( S. 27) , als habe er die Sonderbarkeiten seines Benehmens sich aus Berech= nung angeeignet , um durch solche Originalität die Auf

167 merksamkeit von Oben desto eher auf sich zu lenken, fin= den wir zu gewagt. Sonst ist das Bild des Helden, der wie jede große Natur in allen Eigenthümlichkeiten seiner Erscheinung völlig begriffen werden kann , mit Wahrheit und Leben gezeichnet. Schon seinetwegen , der in der kühnen Energie seiner Kriegführung manche überraschende Aehnlichkeit mit der des größten Feldherrn unseres Jahr hunderts hat, dessen Stern aufging , als jenes Stern ruhmvoll crblich, schon um Suworoff kennen zu lernen, verdient das Werk gelesen zu werden. In ihm lag neben einem gebildeten Verstand , der die Fragen des Kriegs und der Staatskunft mit seltener Klarheit durchschaute , die volle höhere Begabung , welcher die rechte Eingebung zum Handeln niemals zu fehlen pflegt. Er wußte seine Sol daten zu den höchsten Anstrengungen zu treiben , und die höchste Begeisterung in ihnen zu entzünden und zugleich forgte er ihre gesammte Denk- und Lebensweise , ihre Wünsche und Bedürfnisse bis in's Einzelne kennen zu lernen, daß wir bet seinem Beispiel auf diesem hochwichtigen Gebiete einer gründlichen Beschämung uns kaum erwehren können . Die Züge der ergebensten Treue und einer Hingebung , wie sie unserer kranken Eitelkeit freilich schwer begreiflich erscheint, find bei ihm wunderbar gemischt mit dem vollen Bewußt= sein seines Werthes ; dabei drückt sich im Wechsel von fast aftatischer Unterwürfigkeit und von der naivsten Freude über jede besondere Gunstbezeugung von Oben der ruf fische Charakter höchst eigenthümlich in ihm aus. Die rührendste kindlichste Einfachheit spricht sich in den Briefen aus , die er mitten aus seinen Siegeezügen an seine Tochter schreibt; der Mann , der in der Schlacht kein Blut scheute, ist nach derselben mild gegen die Besiegten ; und überall auf der Höhe des Ruhmes , wie in der Verbannung und Ungnade begleitet ihn eine tief religiöse Stimmung, ein großes einfaches Gottvertrauen . Treffender kann der außerordentliche Mann mit den merkwürdigen Gegenfäßen seines Wesens schwerlich gezeichnet werden, als er es selbst gethan hat, da er dem Maler Müller, der sein Bild zeichnen wollte, sagte: Ihr Pinsel wird die Züge meines Gesichts darstellen ; diese sind sichtbar ; allein meine innere Menschheit ist verborgen. Ich muß Ihnen sagen , daß ich ― Blut in Strömen vergossen habe ich erbebe bei dieser Erinnerung! - und doch liebe ich meinen Nächsten. In meinem ganzen Leben habe ich keinen Menschen unglücklich gemacht; nie ein Lodesurtheil unterzeichnet; kein Jnsect getödtet. Ich war klein , ich war groß. In der Fluth und in der Ebbe des Glücks auf Gött bauend , war ich unerschütterlich, sowie auch jest im Glauben auf seine 24. Gnade."

168 gleiche mit jenen von Frankreich und Bayern. Zum besonderen Gebrauche für Civil- und Militäringe= nieure, Artilleristen nnd Polytechniker in zwei Üb= theilungen entworfen und berechnet von Alexander Graf von Wolkenstein - Rodenegg , königl . bayer. Hauptmann im Ingenieurcorps. Erste Abtheilung. gr. 8. Augsburg 1851. Verlag von Lampart und Comp. Debit für Norddeutschland und Desterreich durch Heinrich Hübner in Leipzig. (155 S.) Den Verf. hat das Bedürfniß , welches sich bei prak tischer Thätigkeit im weiten Gebiete der angewandten Mathematik und Naturwissenschaften wohl Jedem oft auf drängt, Regeln, Formeln und Notizen aus der Elemen= tarmathematik, zum leichten Nachschlagen gesammelt zu besigen, zu seiner Arbeit bewogen; und er erweist damit ohne Zweifel denen, für welche das Werk nach seinem Titel besonders bestimmt ist , einen angenehmen Dienst, da allerdings solche Dinge sich weder genügend im Gedächt= niß behalten , noch immer rasch genug entwickeln lassen. Diese erste Abtheilung enthält : das Verfahren der umgekehrten und abgekürzten Multiplication und Divi= fion; die Zerlegung ganzer Zahlen in ihre Grundfactoren und dabei eine Tafel der einfachen Factoren aller ganzen Zahlen von 1 bis 2000 ; die Hauptsäge von den Combi nationen, Permutationen und den Näherungswerthen der Brüche; das Verfahren des Potenzirens und Wurzelaus zichens mit Tafeln der Potenzen aller ganzen Zahlen von 1 bis 100 vom 1. bis 9. Grad und Tafeln der Quadrat und Kubikwurzeln aller ganzen Zahlen von 1 bis 1000 ; die Säge von den arithmetischen Reihen 1. und 2. Grades mit ihrer Anwendung auf Kugelhaufen , die Verwandlung unendlicher Decimalbrüche in gleichgeltende gemeine Brüche, die geometrischen Reihen; die Hauptformeln der Loga= rithmen und ihre Anwendung zum Rechnen ; endlich eine Reihe sehr brauchbarer vergleichender Maß- und Gewichts tafeln (metrologische Tafeln) , wobei auch das specifische Gewicht gehörig eingeführt und eine Entwickelung des neuen franzöſiſchen Maß- und Gewichtssystems gegeben ist. Einen wissenschaftlichen Werth spricht das Werk nicht an und kann ihn auch seiner Bestimmung nach nicht haben,

Mathematisches Hülfsbuch für Praktiker , oder Sammlung von Regeln , Formeln , Grund- und

für diese aber scheint es aus langer eigener Erfahrung des Verfaſſers recht tüchtig ausgearbeitet zu sein ; nur vermissen wir manchmal , wie z . B. bei Verwandlung von Decimalbrüchen in gemeine, den allgemeinen Ausdruck der Formel in Worten oder Buchstaben. Die Anweisung zum Gebrauch der Logarithmen hätte wohl wegbleiben können, da unseres Wissens fast alle besseren Ausgaben solcher Tafeln dergleichen Gebrauchsanweisungen enthalten. Die Druckfehler sind in einem besonderen Verzeichniß angegeben; doch sind wohl hie und da noch manche der Durchsicht entgangen , wie wir z . B. auf S. 68 angegeben finden, daß der hessische Zoll in 12 Linien eingetheilt würde, während er in 10 eingetheilt wird.

Lehrfäßen und Constructionen der Elementarmathe= matik nebst systematischer Zusammenstellung der vor züglichsten europäischen Maße und Gewichte im Ver=

Die zweite Abtheilung wird die Geometrie und die Trigonometrie, in gleicher Weise behandelt, enthalten. 24.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedrudt.

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Donnerſtag , 20. februar 1851 . fine

N 22. நாரார்

Chao 22.00

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Allgemeine Militár - Zeitung. Dän e m a r k .

patriotiſcher Sammlungen zu dieſen Einrichtungen ver wendet worden. Die zweite Kammer hatte ſich im vorigen

Kopenhagen, 5. Febr. Hinſichtlich der für das Jahre dahin ausgeſprochen, daß es die Ehre und das laufende Finanziahr verlangten Zulagen für das Heer und die Flotte iſt zu bemerken , daß für das Land-

Intereſſe Preußens erfordere, nicht zurüczubleiben in ſet= nen Leiſtungen für die Marine, ſo lange noch irgend eine

militär im Ganzen 7,076,803 Rbiblr. 74 S. und für Ausſicht vorhanden ſei, in Vereinigung mit anderen deut die Marine 805,000 Åbthlr. angewieſen worden ſind, zuſammen alſo 7,881,803 Röthlr. 74 Sch. Da nun für

ſchen Staaten eine deutſche Marine zu ſchaffen . Aber auch dafür hat ſich die Kammer ausgeſprochen , daß Preußen

beibe Militärbepartements im Budget nur 6,196,000 Röthlr.

allein die Anfänge der Marine nicht wieder eingehen laſſen

aufgeführt find , ſo iſt die zu außerordentlichen Kriegs- könne, vielmehr für die Vermehrung derſelben Bedacht

ausgaben verfügbare Summe bereits mit 1,685,803 Rbthlr. nehmen müſſe, und zwar ſo, daß dadurch nicht allein eine 74 Sch. überſchritten . Nach Angabe der reſp. Miniſte- Verſtärkung des Küſtenſchußes gewonnen , ſondern auch rien wird nun das Kriegsminiſterium im Ganzen noch ein Schuß und eine Unterſtüßung des überſectſchen Han= 3,530,000 Röthlr. und das Marineminiſterium noch dels und der Auswanderung erzielt werde. Diefe Hinweiſe

278,670 Röthlr. bedürfen , wozu noch 60,000 Rbrhlr. der Volksvertretung find von der Staatsregierung nicht für Gebrauch von Dampfichiffen 11. 1. w. kommen .

(H. C.)

unbeachtet geblieben, und es wird aus dein Nachfolgenden

genugſam erhellen , welche Sorgfalt dieſelbe der jungen Marine zuwendet.

Preußen .

Die Marineangelegenheiten ſind in Preußen dem Kriegs miniſterium zugeordnet und werden dort in einer beſonde

Die Hamb. Börſenh. " theilt über die Anfänge der ren Abtheilung von einem militäriſchen Vorſteher und zur Aufſtellung und Ausbildung einer Marine geſdaben Adalbert. Das Marineoffizier - und Matroſencorps bes

preußiſchen Marine Folgendes mit: Dieerſten Schritte zwei Militärräthen bearbeitet. Chef der Marine iſt Prinz

in Preußen im Jahr 1848, ais die Regierung den Beſchluß faßte , die zweite Rate zur Bildung einer deutſchen Marine, im Betrage von 1,806,499 Thlr. 7 Sgr. , nicht nach Frankfurt zu zahlen ,ſondern dieſelbe direct zum Bau

ſteht aus 1 Conimodore (Schrödcr), ferner aus 5 Cor vettencapitänen , 23 Lieutenanten ,9 Húlfsoffizieren, zu= ſammen aus 38 Offizieren , endlich aus 32 Casetten , 5 Decoffizieren, 66 Unterffizieren, 433 Matroſen und aus

von Shiffen zur Vertheidigung der Dítjechäfen, zur Aus-

100 Schiffsjungen Schiffojungen.. An Schiffsfahrzeugen beſigt Preußen

,

1

rüſtung einiger Sandelsdampfſchiffe für den Krieg, zur gegenwärtig: den Kriegsdampfer „ Preußiſche Adler“ , die Anlage der nöthigſten Marineanlagen , zum Ankauf von Bauholz und zur nothwendigen Geſtaltung des Marine-

Kriegscorvette „ Amazone" , für die ein beſonderes Werft in Danzig beſteht, das Transportſchiff „ Merkur", 2

corps zu verwenden , wobei ſie ſich vorbehielt, im Falle Dampfavijos, 3 Dampfſchiffe für die Küſtenflotille , 36 die Errichtung einer deutſchen Flotte Fortgang fände , die Kanonenſchaluppen und 6 Jollen . Die drei Dampfſchiffe

fo gebildete preußiſche Marine ſtatt der Baarzahlung in zum Schlepp - und Uebungsdienſte ſind gemiethet, das jene übergehen zu laffen. Die preußiſche Verwaltung hat Segelſchiff „Merkur“ iſt für 36,000 Rthlr. von der See ſich an den von der techniſchen Reichsmarinecommiſſion handlung gekauft und ſind darauf noch 21,000 Rthlr. in entworfenen Plan gehalten , um feine Elemente in die 3. Raten zu zahlen. deutſche Marine zu bringen, welche mit den in derſelben vorhandenen nicht zuſammenpaßten , und ſo wurde mit dem Bau von Ranonenſchaluppen und Follen begonuen und ſpäter der Bau von 2 Dampfavifos und 2.Dampf

corvetten angefangen.

Außer obigem Betrage find auch

Oeſterreichiſche Monarchie. Wien , 5. Febr. Die ungariſche Revolution und der

die freiwilligen Beiträge von Städten und die Ergebniſſe daraus entſtehende Krieg wurde zuerſt von einer Unzahl

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Parteischriften meist aus ungarischer oder polnischer ――― Feder geschildert. Dann folgte das bekannte Werk von einem Obersten des Haynau'schen Generalstabes " der Feld im Sommer 1849 (Pesth 1850)". Jest reiht sich ihm ein ähnliches von einem Obersten des russischen General stabes an, nach officiellen Quellen bearbeitet. Es führt den Titel : „Bericht über die Kriegsoperationen der russischen Truppen gegen die ungarischen Rebellen im Jahre 1849. Nach officiellen Quellen zusammengestellt von H. v. R., kaiserl. russischen Obersten des Generalstabes. Erster und zweiter Theil. Berlin 1851. " Also ein amtlicher Bericht. Er erscheint um so bedeutsamer, als er, wenigstens Oester reich gegenüber, mit großer Rückhaltlosigkeit auftritt. Als Paskewitsch , in jenem Berichte an seinen Kaiser, das besiegte Ungarn zu den Füßen des Czaaren zeigte und Haynau jener überstolzen Manifestation eine gereizte Ant= wort entgegenschte, war für einen Augenblick das Dunkel, das die gegenseitigen Verhältnisse beider Heerführer be= deckte, bligartig erhellt. Aber das Detail , wie das alles so gekommen, klärte sich selbst bis zur lezten Zeit wenig auf. Das erwähnte österreichische Werk gab darüber nur vorsichtig gehaltene Andeutungen. Sie genügten dem rus= fischen Generalstab , um seinerseits den Vorhang wegzu ziehen. Und das Resultat ist : Die herbste Anklage fast der ganzen Kriegführung Haynau's, vor Allem der leßten entscheidenden Operationen. Man hatte diese Operationen immer als ein Meisterstück der Strategie und des Muthes betrachtet, um so mehr , als dem kühnen Zuge mitten in das Herz des Aufstandes der Erfolg zur Seite stand. Aber diesen Erfolg , für welchen die Desterreicher eine rasche Folgenreihe von sechs bis sieben durch sie gelieferten Schlachten anführen , nehmen die Russen für sich in An spruch. Zwar kam von ihrer Hauptarmee nur die Vorhut zu einigen Treffen ; aber sie haben Siebenbürgen erobert, Bem's Kraft gelähmt, sie behaupten, nur Panutin's Hülfe habe in der mörderischen Schlacht bei Harkaly (unweit Komorn) die Oesterreicher wahrscheinlich vor einer Nieder lage bewahrt , die sie in's Verderben gestürzt hätte, Graf Schlick habe mit ritterlicher Offenheit die Nussen seine Retter genannt. Sie fügen mit erhöhtem Lone bei : Görgen, der sich ihnen unterworfen , wäre wenige Tage, nachdem er Komorn verlaffen , erdrückt worden, wenn da mals General Haynau seinem dem russischen Feldmar mit allen seinen schall gegebenen Versprechen gemäß verfügbaren Truppen auf das linke Ufer der Donau zur Verfolgung des Feindes übergegangen wäre, der sich somit zwischen den beiden Hauptarmeen eingeklemmt geschen hätte. Wäre, sagt der ruffische Bericht, Feldzeugmeister Haynau dieser Zusage (in einem wörtlich abgedruckten Schreiben am 10. Juli gegeben) nachgekommen, so würde Paskewitsch den feindlichen Oberfeldherrn bei Mitwirkung der österreichischen Truppen , die ihm jeden Rückzug ab= schneiden sollten," gezwungen haben , dort die Waffen zu ftrecken, statt erst bei Vilagos vor Rüdiger. Diese An flage gegen Haynau , stark, wie sie ist, wird verschärft, indem fie in verschiedenen Wendungen zehnmal wiederholt und noch beigefügt wird : Haynau habe dem ruffischen Oberfeldherrn nicht einmal irgend eine Notiz zukommen laffen, daß er seinen ersten Plan aufgegeben ; er habe dem abziehenden Görgey nicht einmal Cavallerie nachgeschickt,

ja , er habe zwei Tage nach dessen offenkundigem Abzuge noch mit überflüssigen Recognoscirungen zugebracht. Die Antwort des österreichischen Feldherrn auf diese schweren Anklagen wird nicht ausbleiben , und sie wird sich viel leicht in eine Anklage des Benehmens des rufſiſchen Haupt= corps, das im ganzen Feldzuge allerdings blutwenig gethan, (A. A. 3.) verwandeln.

Baden. (Schluß der Berathung über das Budget des Kriegsminifteriums in der 2. Kammer der Ständeversammlung.) IV. Militärgerichtsbarkeit. 14,261 fl. für jedes Budgetjahr. V. Sanitätsdirection . 2897 fl. für jedes Jahr.

1

VI. Recrutirung. 6374 fl. für jedes Budgetjahr. Sämmtliche so eben erwähnte Positionen wurden von der Kammer auf den Antrag der Budgetcommission ge= nehmigt. VII. Militärbauwesen. 25,280 fl. für jedes Jahr. Hier stellte die Commiſſion den Antrag : für das Jahr 1850 alle 25,280 fl. zu genehmigen , für das Jahr 1851 aber nur 24,380 fl., fonach 900 fl . weniger, welche durch Beseitigung des Militärbaumeisters und einiger Bauauf= seher erspart werden sollen. -- Vogelmann beantragt die Verwilligung der ganzen Summe auch für das Jahr 1851 , nachweisend , daß nach dem Antrage der Commis fion zwar einige hundert Gulden an Besoldungen erspart werden könnten , während Tausende durch unzweckmäßige Bauten verloren gingen. Er wird vielfach unterstüßt und sein Antrag gegen jenen der Commission angenommen. VIII. Commandantschaften. 13,083 fl. für jedes Jahr. IX. Hauptkriegskasse. 3600 ft. für jedes Budget= jahr. X. Zeughaus direction. 19,969 fl. für jedes Jahr. XI. Monturcommissariat. 3421 fl. für beide Bud getjahre. XII . Kasernenverwaltungen. 5270 fl . für jedes Jahr. XIII. Hospitalverwaltungen. 10,198 fl. für jedes Jahr. 9922 fl. für XIV. Militärbildungsanstalten. jedes Jahr. XV. Gottesdienst und Garnisonsschulen 3657 fl. für jedes Jahr. Schaaff (von Mosbach) empfiehlt hier das Institut der Feldprediger und erhält von der Regierungsbank die Antwort, daß im außerordentlichen Budget das dießfalls Erforderliche vorgesehen sei. XVI. Für milde Zwecke. 4900 fl. für jedes Jahr. XVII. Transportkosten. 22,000 fl. für jedes Jahr. Hier beantragt die Commiffion , für das Jahr 1850 bie ganze Forderung nach Abzug von 2000 fl. für allgemeine Transportkosten mit 20,000 fl. , für das Jahr 1851 aber nur nach weiterem Abzug von 9500 fl. , 10,500 fl. zu bewilligen. Dieser Antrag wurde angenommen , auch die von VIII bis mit XVI genannten Pofitionen ohne Discuf= 9 fion genehmigt.

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XVIII. Etappen gelder. 22,000 fl. für jedes Jahr. Die Commission beantragte nur eine Verwilligung von jährlichen 10,000 fl. , worauf die Kammer auch einging. XIX. Kosten für die Ausübung des Besaßungs rechtes in der Bundesfestung Rastatt. 32,337 fl. für jedes Budgetjahr. Die Commission beantragt die Ver willigung der ganzen Summe für das Jahr 1850, für das Jahr 1851 aber nur ein Biertheil derselben mit 8084 fl. Oberst v. Roggenbach bemerkt hierauf, daß die Entscheidung der Frage, auf welche Weise die Bundes festung Rastatt künftighin besezt werden solle , vom Bunde abhänge , daher der Kostenpunct zur Zeit noch nicht fest= gestellt werden könne. Die Position wird nach dem An= trag der Commission bewilligt. XX. Verschiedene und zufällige Ausgaben. 10,000 fl. für jedes Jahr , die Commiſſion beantragte aber nur jeweils 3550 fl. , was angenommen wurde. Für früher geleistete Dienste : XXI. Invalidencorps . 14,188 fl. für jedes Jahr. Angenommen . XXII. Pensionen. Alte , neue Gnadenpensionen für Militärdiener-Relicten , Ordens- und Medaillenzulagen, zusammen 322,378 fl. für das Jahr 1850 und 320,536 fl. für das Jahr 1851. Die Commission stellt folgende An= träge : 1) den Wunsch zu Protokoll auszusprechen , daß die großherzogl. Regierung nach sich ergebender Gelegen= heit im ausgedehntesten Maße die Wiederanstellung der außer Dienst gesezten noch dienstfähigen Offi ziere, fet es im Militärdienst , sei es im Civildienst, sich bringend angelegen lassen sein möge; 2 ) für das Jahr 1850 den Voranschlag der Regierung, nach Abzug von 10 Procent an dem den Normalfag übersteigenden Betrag der neuen Pensionen (322,378, 16,410 fl. mit 305,988 fl. und für das Jahr 1851 den Voranschlag der Regierung, nach Abzug der Minderung für 1850 und nach Abzug von 20 Pro ent an dem den Normalsag nach der Berechnung für 1850 übersteigenden Betrag der neuen Pensionen (320,536 , 16,410 , 29,538 fl.) mit 274,588 fl. in das Budget aufzunehmen. Nachdem auch dieser Antrag die Genehmigung der Kammer erhalten hatte, wurden die Verhandlungen über das Budget des Kriegsministeriums damit geschlossen.

äußerte volle Anerkennung verdient und zur Zustimmung anregt, eben so sehr fühlt sich der das Gute erkennende und würdigende, immerhin aber von dem Vorhandenen noch nicht befriedigte Militär von der Befürchtung ergrif= fen , sein wohlgeprüftes , consequentes Streben wegen ein zelner Unvollkommenheiten , welche demselben , wie allem Menschlichen , unvermeidlich ankleben, mißverstanden, ja sogar in's Lächerliche gezerrt und somit gegen die wahren Interessen seines Standes der Indolenz, dem Indifferen= tismus und Schlendrianismus Vorschub geleistet zu sehen. Es sei uns darum gestattet, unser Staunen und Be= denken über Benennung und Motivirung des zur Sprache Gebrachten näher zu erörtern und eine Andeutung dafür damit zu verknüpfen, daß es mit der Provocation des Gerügten doch wohl eine andere Bewandtniß haben könnte, als welche der Herr Verfaffer ſubſtituirt. Gleich vornherein müssen wir bemerken , daß es nicht sehr consequent gefunden werden kann , die Räsonnements eines Aufsages, der hauptsächlich Ungewöhnlichkeit zum Vorwurf macht , auf eine Ungewöhnlichkeit bafirt zu sehen , indem man darin unter Optimisten , dem Gegen stand quaestionis , etwas Anderes versteht, als was der herrschende Begriff damit bezeichnet. Der Optimismus so wurde uns seiner Zeit gelehrt sei die Lehre von der besten Welt , jene Lehre nam lich, welche sich auf die Behauptung gründet , es sei in der Welt Alles so gut, daß es nicht besser sein könne. Als Optimisten und resp. militärische Optimisten erscheinen hiernach Diejenigen , welchen das Bestehende genügt, nicht aber Jene, welche nach Besserem streben , und welche der Herr Verfasser des genannten Auffaßcs , einen dem herrschenden Begriff entgegengesezten mit der Benennung verknüpfend , in ein falsches Licht zu stellen trachtet. Abstrahiren wir von dieser Kleinigkeit und auch´davon, daß der mit dem angeführten tertium comparationis_ver= bundene Begriff gleichfalls ein dem herrschenden entgegen= gesezter ist, da dieses tertium comparationis bekanntlich Dasje Dasjenige bezeichnet , worin zwei mit einander verglichene Dinge bei sonstiger Verschiedenheit übereinkommen , nicht aber das Gegentheil . - Halten wir uns an das unzwei= deutiger Ausgesprochene und Bedenken Erregende , um es näher zu beleuchten und zu prüfen. Das Motto des Auffages „ le mieux est l'ennemie du bien" deutet darauf hin, daß der Herr Verfasser Nach theil vom Streben nach dem Besseren befürchtet. Wir sind anderer Meinung. Das Streben nach Besserem verbürgt die Erhaltung des Guten ; der Stillstand beim vermeint= lichen Beharren im Guten wird dagegen in der Regel zum Rückschritte. Nur unzeitiges oder unvernünftiges Drängen nach Besserem bringt Nachtheil. Wer das Gute würdigt und nach dem Besseren rechtzeitig ſtrebt, das ist der prak= tische Mann. Wer im Sinne des Herrn Verfaffers fich gebärdet, ist weder Optimist, noch Anti-Optimist, sondern ein Phan= tast , und zwar ein unpraktischer oder unglücklicher, je nachdem der Erfolg seines Strebens an der eigenen Schuld oder an der Macht der Gewohnheit und der Verhältnisse scheitert. Den Optimisten , im wahren Sinne des Worts, find fie es aus Ueberzeugung und nicht aus Bequemlich= keit ic. , wünschen wir übrigens aufrichtig Glück. Wohl

Die militärischen Optimisten. *) Unter obiger Aufſchrift hat uns anno 1847 Nr. 100 die ſes Blattes einen interessanten Aufsaß eigenthümlicher Art gebracht. Wir möchten den Eindruck, den er auf uns gemacht , eine beifällige Besorgniß nennen ; denn so sehr, unter richtiger Vorausseßung und Folgerung , das Ge=

*) Wenngleich bereits vor vier Jahren entworfen , leider noch immer einige Aehnlichkeit ; obſchon glücklicher Weise , das inzwischen Erlebte den grellen Auftrag der Farben wesentlich gemildert. - Honni soit , qui mal y pense.

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ihnen und ihrem Dienste, wenn sie wirklich den Grad der Vollkommenheit besigen, daß es für sie nichts Besseres gibt!? - Doch prüfen wir, was eigentlich behauptet wird. „Der militärische Optimismus ", heißt es Eingangs, „ist, wie vieles Andere , eine Ausgeburt des langen Frie bens." Hiermit find wir vollkommen einverstanden , so bald der richtige Begriff mit Optimismus verbunden wird ; denn leider hat der lange Friede das Kriegshandwerk im Allgemeinen zur mechanischen Beschäftigung herabsinken lassen. Bei Vielen hat er die Kriegsphantasie einge schläfert und bei noch mehreren , in Folge der während seiner enormen Dauer eingerissenen bedauerlichen Gewohn= heiten , sie noch nicht geweckt; so daß man fast allgemein das Gewohnte für gut, und weil es zugleich auch be quem ist, Besseres eben nicht für nöthig hält.

Das Streben nach Besserem, was der Herr Verfasser unter seiner falschen Adresse als Optimismus bezeichnet, können wir aber, im Vergleich zur leidigen Friedens praris , nicht als eine Ausgeburt des langen Friedens erachten; wir erkennen es vielmehr als ein Glimmen und Aufflackern des selbst im langen Frieden nicht ganz er= loschenen heiligen Feuers unter den allerdings nur noch wenigen vorhandenen Kriegserfahrenen und jenen jüngeren Militärs, welche, mit Lust ihrem Stande angehörend, seine Anforderungen richtig erkennen und bethätigen. Sind sie sich auch nicht alle gleich in ihrem Thun und Treiben, diese Kriegserfahrenen und Standeslustigen , so sollte man doch auch bei Jenen , welche hierin unge wöhnlich erscheinen , die Quelle achten, aus der die er folgenden Anregungen fließen, welche die herrschenden Gewohnheiten stören . Gehen Einzelne vielleicht in ihrem Eifer zu weit, so ist dieß bei Weitem nicht so schlimm , als wenn das Ganze nicht so weit als nöthig vorschreitet. Man mache darum ja dergleichen Leute nicht lächerlich , sonst fördert man nur ben Krebsgang der Kriegsbrauchbarkeit. In der Schilderung des Wirkens des nach dem Bes seren Strebenden wird dieser 1 als eine wahre Bein" seiner Vorgesezten dargestellt. Es heißt dieß den Vorgesezten ein schlechtes Compliment machen , anzunehmen, daß das Streben ihrer Untergebenen nach Vervollkommnung ihnen peinlich werden könne. Peinlich ist dem Vorgesezten nur, wenn er wahrnimmt, daß seine Untergebenen noch nicht, oder noch nicht ganz das sind , was der Zweck ihres Vor handenseins bedingt , und wenn er sieht, daß sie nicht danach streben, jene Tüchtigkeit zu erlangen , welche ihm die Bürgschaft gewährt, in der ihm anvertrauten Truppe Alles, ein zuverlässiges Kriegswerkzeug zu besißen. was darauf abzielt, diese Qualität zu gewinnen , kann daher nur dem Vorgesezten erwünscht , niemals aber pein lich sein; insofern er nicht selbst anders ist , als er sein Unzeitiges Streben caffirt ein ſimples Veto ; doch soll. soll man mit diesem Veto nicht allzu freigebig sein. Wer Anderes treibt, als er nach den bestehenden Dienstvor schriften zu treiben hat, dem werde es zu Theil, wer aber, ohne Ueberlästigung der Untergebenen , bei diesem Betrei

176 ben die gegebenen Elemente cultivirt , über den Mechanis mus hinausgeht und nach Veranschaulichung der Nuß anwendung strebt , dem danke man es, wenn auch der Versuch nicht immer vom gewünschten Erfolg begleitet ist. Gänzliche Unbekanntschaft mit den Eventualitäten der Ernstpraxis ist immer nachtheiliger, als in der Nachah mung mißlungener Versuche ihre nähere Bekanntschaft zu machen ; denn man wird hierbei wenigstens die Schwierig= keiten derselben erkannt haben und dann bei ihrem ein stigen Auftauchen nicht allzusehr überrascht werden . Glauben , wie ferner angenommen wird , daß es einem Vorgesezten peinlich sein könne, wahrzunehmen , daß ein Untergebener feine eigene Meinung habe , hieße bevor worten , daß er sich nur Automaten zu Untergebenen wünsche, und gesonnen sei , die Rolle eines Marionetten= theaterdirectors zu spielen. Der Untergebene soll und muß seine eigene Meinung haben; er soll und muß aber nicht nur diese Meinung rechtzeitig durch tüchtige Lei stungen zu bethätigen , sondern er soll und muß auch die selbe, gleichseiner Person , rechtzeitig zu subordiniren verstehen , d. h. da , wo er nicht unabhängig auftritt. Ohne eigene Meinung wird er leßteres nie mit der erfor= derlichen Selbstständigkeit können und wird er dann auch nie Vorgesezter werden dürfen. Wird vollends ange führt, der nach dem Besseren strebende Untergebene „ bringe jeden verständigen Vorgesezten , der da weiß, was er will, durch seine tausendfachen Anfragen und unmaßgeblichen Vorschläge zu Verzeiflung," so begreifen wir nicht, wo das Gute eines Dienstes gesucht werden soll , der Vor gesezte hat, die aus irgend einer Veranlassung durch ihre Untergebenen sich zur Verzweiflung bringen lassen. Der Vorgesezte wird allerdings unangenehm berührt, wenn er Mangel an Eifer, Ungeschicklichkeit, Mangel an Lust und Interesse am Stande u. dgl. wahrnimmt; das Streben seiner Untergebenen nach Besserem aber erfreut und beruhigt ihn stets . Nur wo dieses Streben fehlt, nicht aber, wo es vorhanden und thätig ist, können Un tergebene peinlich werden. Desperat aber werden tüchtige Vorgeseßte niemals und, wie gesagt , am wenigsten werden sie es durch das Bestreben der Untergebenen , sich zu ver vollkommnen. Gewänne man die Ueberzeugung , daß der Mangel an solchem Bestreben die erforderliche Tüchtigkeit paralyfirt habe, daß daraufhin das , nach dem Zweck des Vorhandenseins Nothwendige nicht möglich wäre; - dann könnte dieser status quo wohl desperat gefunden werden : doch selbst in diesem ertremsten Falle würde der tüchtige Vorgesezte den Kopf nicht verlieren. Es scheint hiernach eine andere Beziehung und Fol gerung plasgreiflich , als jene, welche des Herrn Verfas= sers Darstellungsweise nahe legt. Das Lästige unnöthiger Anfragen 2. ist bekannt, nicht minder die Art , ihnen zu begegnen . Träte irgendwo der von dem Herrn Verfaſſer berührte Fall ein , so wäre er nur eine Folge der Schwäche und Unfähigkeit des betreffenden Vorgeseßten , und nach dem Angeführten wahrlich keine Zierde des Dienstes , in welchem er auftaucht. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. B. Leste in Darmstadt, und in dèren Offizin gedruckt.

Samſtag,

N 23 .

22. februar 1851 .

Allgemeine Militár-Zeitung. Defterreichiſche Monarchie. Der „ Deſterreichiſche Soldatenfreund" enthält in der Nummer 6 von dieſem Jahre „ Bemerkungen “ über die in den „ Beiträgen einer Charakteriſtik des Kriegsſchauplaßeo

bracht, daß fie, wir glauben nicht zu viel zu ſagen , die erſte und vorzüglichſte in Europa iſt. Das Schießweſen wurde berichtigt und vervollfommnet, im Laborir- und Schulweſen viel Neues und Beſſeres eingeführt , im leß= teren neue Lehrgegenſtände wie Chemie und Phyſiktradirt,

in Italien (Zürich 1850) “ enthaltenen, die f. f. Artillerie in der praktiſchen Artillerie nüßliche, oft langjährige Vera betreffenden Andeutungen.

Dieſelben dürften wegen der

ſuche über Verſuche erfolgreich durchgeführt, die Fuß-,

barin gegebenen Mittheilungen über die öſterreichiſche Ars Epſünder und 7pfünder kurzen Haubißen zum Fahren der tillerie, wegen der Nachweiſungen über die ſeit einer Reihe

Mannſchaft eingerichtet, das Gebirgsgeſchüßweſen ganz

von Jahren in derſelben eingeführten Verbeſſerungen 2c. umgeſtaltet, dieElementartaktik vereinfacht und durch die

- ein allgemeines Intereſſe in Anſpruch nehmen ; wir" lafſen

Maſſenevolutionen vermehrt, im Feuergewehrweſen , das ber Artillerie zugewieſen iſt , gleicher Schritt mit England „ Der Verfaſſer bemerkt im Eingange des Artikels und Frankreich gehalten ; kurz , es iſt kein Zweig der Ar Artillerie": daß dieſe Waffe ſo ziemlich auf dem tillerie, der nicht unter der lektgenannten Direction auss nämlichen Standpuncte ihrer Drganiſation wie gezeichnete Fortſchritte gemacht hätte, denn ein wiffen = beßbalb den Artikel hier folgen.

vor 50 und mehr Jahren iſt , als wenn ſeit dieſer

ichaftliches Corps fennt keine Rube, teine Raſt, feinen

Zeit gar nichts für dieſe geſchehen wäre. Wir bemerken hierzu Folgendes : Unter der Generalartilleriedirection des

Stillſtand. Sind die vorgenannten Einrichtungen , Um= geſtaltungen und Verbeſſerungen nicht Gegenſtände der

verſtorbenen Feldmarſchaus Grafen Joſeph Rolloredo blieb

Artillerieorganiſation ? – Welche Rieſenarbeiten hat die

die Artillerie wohl ſo ziemlich auf dem alten Fuße , aber neue Generalartilleriedirection im Verlauf eines Jahres hieran waren theils die langjährigen Kriege mit Frank- fich zur Aufgabe geſtellt und dieſe bereits glüdlich dnrch= reich Sculd, denn zum Fortjdritt der Artillerie iſt haupt- geführt, von denen der Verfaffer feine Sylbe erwähnt. fädlich der Frieden heiljam , andererſeits eine Charakte- In dieſer kurzen Friſt erlebte die Drganiſation der Artil riſtit dieſes Directors, der durchans kein Freund von lerie eine förmliche, ſehr ſegensreicheUmwälzung in allen Neuerungen war , weßhalb Verbeſſerungsvorſdläge eines ihren Theilen. Die Feldartillerie wurde nunmehr ein

Waterberger's, Vega's, Smola's und anderer Ros

ganz ſelbſtſtändiger Körper im echten Sinne des Wortes,

ryphaen der öſterreichiſchen Artillerie damals ſchwer oder gar keinen Eingang fanden . Unter der Generalartilleriedirection Sr. faij. Hoheit des Erzherzogs Ludwig wurde aber ſehr Bedeutendes und Ausgezeichnetes in der Ärtillerieorganiſation geleiſtet, denn das Geſchüßguß = und Bohrweſen wurde , wo es nothwendig, vortheilhaft modis ficirt und zu einer ausgezeichneten Kunſtfertigkeit gebracht, wie dieß unſere ſchönen gegoſſenen Geſchüße dieſer Zeit deutlich zeigen , die Conſtruction der Kanonen , Haubißen, Mörſer und Munitionswagen bedeutend verbeſſert, die Rüſtenvertheidigung zwed mäßig geregelt, neue "Geſchüßs arten und Geſchoſſe eingeführt, wie z. B. die 30pfündigen Granattanonen , die langen Haubigen , 30pfündige weits treibende Mörſer, 12- und 18pfündige Hohlkugeln , Gras nat- und Sohltugeltartätſchen , nicht zeitgemäße Projectile

von den ſehr unangenehmen Feſſeln des einverleibt gewe= ſenen Fuhrweſencorps zum unendlichen Wohle und Ge beihen derſelben , endlich befreit, welche unausſprechliche Wohlthat wir nicht genug dankbar anerkennen können, und wodurch allein der neue Herr Generaldirector fich ein unvergängliches Denkmal des Dankes und der Erkennt lichkeit in dem Herzen eines jeden Artilleriſten errichtete. ferner wurde unter der Direction des leßteren das Feld batterieſyſtem ganz neu organiſirt, das morſche Feſtungs artillerieweſen durch die Errichtung von Feſtungsartilleries bataillonen wieder neu belebt, die Garniſonsartillerie in einen blos adminiſtrativen Körper umgeſtaltet, das niedere und höhere Schulweſen erlitt bedeutende Aenderungen und Berbeſſerungen, das Feldzeugamt erwartet ebenfalls die Reorganiſirung in ein techniſches Corpø , endlich wurde

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abgeſchafft , das Raketeurcorps und dieKatetenanſtalt die Taktit durch das neue proviſoriſche Grercirreglement, unendlich gehoben und die öſterreichiſche Natetenwaffe zu das jedoch nur einiger Abänderungen bedarf , auf der

jener Höhe von techniſcher und taftiſcher Ausbildung.ges höchſten Grad ihrer Vollkommenheit, die Artillerie hiers

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durch auf die höchste Stufe der Manövrirfähigkeit gebracht. Bereits haben auch vielseitige Verbesserungen unter dieser Direction in techniſcher Hinsicht stattgefunden , und so wird es hoffentlich zum Ruhme und zur Ehre unserer Waffen in jeder Beziehung nicht nur auf dem Katheder, sondern auch in der Werkstätte , auf dem Erercirplage wie auf dem Schlachtfelde immer nur vorwärts gehen.“ Weiters vergleicht der Verfasser der genannten Bro chüre im ganz Allgemeinen nur das österreichische Artil leriematerial mit dem englischen, französischen und russischen, welches Urtheil hierüber eben nicht günstig für uns aus fällt. Es ist leider nur allzu wahr : unser Material läßt außer den neuen Geſchüßröhren , die sich in jeder Hinsicht mit jenen aller europäischen Artillerien messen können , noch sehr Vieles zu wünschen und zu verbessern übrig, besonders was äußeres Ansehen desselben betrifft, indeß über dessen Zweckmäßigkeit, Richtigkeit in der ma thematischen Construction und Dauerhaftigkeit wird im Allgemeinen nicht viel zu wünschen sein. Einige , wiewohl vielleicht unwesentliche Gebrechen unseres Materials wollen wir der Offenheit zu Liebe ſelbſt hier berühren; so z. B. bleibt man oft an unsern Geſchüß- und sonstigen Fuhr werksachsstängeln , wegen der zu weit hervorstehenden En den derselben hängen; es wäre deßhalb gut, wenn diese Enden wie bei gewöhnlichen Kutschen durch die Naben gedeckt würden; die Feldgeschüßrichtmaschinen sind zu wenig einfach, insbesondere ist die jesuitische Keilrichtmaschine durch ihren zu großen Flächenraum leicht der Zerstörung ausgesezt, unser Hebzeug ist zu wenig zeitgemäße Ma= schine und erinnert allzusehr an die Zeiten, wo die Me chanik (um mit K. v. Decker zu sprechen) noch in der Wiege ihrer Kindheit lag , unsere Lastwagen sind noch immer unbehülfliche Fuhrmannswagen ; ferner sollten die Stechraumnadeln zur Vermeidung von Selbstentzündungen der Patronen von Kupfer sein. Da unsere Wischeresse nie vermögend sein werden , alle nach dem Feuern in der Bohrung zurückgebliebene Patronsackrückstände aus der= felben zu bringen , so wären , um diese oft glimmenden Ueberbleibsel zu ersticken, kleine Wassergefäße an den Laf feten anzubringen , um den Wischer öfter naß zu machen, denn nur dadurch können obige Unglücke , besonders beim Schnellfeuer vermieden werden , weil die verbesserte und sehr zweckmäßige neue_Ladungsart zur Abwendung von derlei Unglücken beim Feuern allein nicht auslangt." Wir halten ferner jene Geschüßröhre zum schnelleren und leich feren Erlernen des Richtens vortheilhafter, welche mit einem permanenten Aufsaße und einem Korne verschen sind. Das Richten mit derlei Geschüßröhren ist allerdings nicht so genau, wie bei jenen ohne die besagten Hülfsmittel, dagegen aber für die Ausübung schneller und dennoch hinlänglich sicher und genau. Uebrigens muß man nur wissen, welche Mühe und Zeit es kostet, um die Leute nach unserer Richtmethode ohne alle Erleichterungsmittel einzuüben. Unser Geschüßaufsaß, abstrahirt von andern demselben eigenen Unbequemlichkeiten , gewährt durch die kleine Höhenspalte desselben ein viel zu kleines , zu wenig freies Gesichtsfeld , um sehr schnell , wie es vor dem Feinde oft nothwendig ist, mit diesem Instrumente richten zu können , deßhalb bedienen sich die Vormeister in der Regel , wenn sie schnell feuern sollen, der bloßen Quer

finger, statt des ganz unpraktischen Aufsaßes. Allerdings müssen wir , selbst zur Ehre unseres gewesenen Feindes, der Piemontesen , gestehen, daß wir das dem französischen und englischen nachgeahmte Artilleriematerial seiner schö= nen , zierlichen, geschmackvollen Formen und der prächtigen Arbeit wegen sehr oft mit wahrer Herzenslust ansahen, doch nicht Alles zweckmäßig fanden , wie z . B. die pie= montesischen Blocklaffeten , welche wir nie und nimmer unsern Wandlaffeten vorziehen können ; dagegen sind die piemontesischen Lastwagen und Hebzeuge sehr vortheilhaft eingerichtet. Indeß muß zum Lobe unserer gemeinen Professionisten gesagt werden , daß sich seit mehreren Jah ren auch bei ihnen ein edler Sinn für schöne Arbeiten regt und ältere mit neueren Arbeiten in dieser Beziehung keinen Vergleich aushalten. Insbesondere ist das Mate= rial des Raketeurcorps sehr elegant angefertigt. Glanz, reiche Ausstattung und unnüßen , blos kostspieligen Prunk, fordern wir von keinem Kriegsmateriale , das auf Un= kosten des Staates angefertigt wird. Soll jedoch unsere Artillerietechnik gehoben werden , wie es zu wünschen ist, und der englischen und franzöſiſchen gleichkommen , so nehme man einen geschickten , wissenschaftlich gebildeten Mechaniker als Arbeitsdirector sämmtlicher Artilleriearbeiter in Con= dition, creire einige der zu Unteroffizieren bisher ver= bannten Obermeister mit Offiziersrang zu Werkführer, um ihren Arbeitseifer zu erhöhen, wie dieß beim Raketeur corps zum Theil üblich ist, und unsere artilleriſtiſchen Professionistenarbeiten werden in kurzer Zeit ganz ein anderes Ansehen gewinnen , und viel schönere, als die bisher üblichen Formen annehmen. Nicht blos zweckmäßig, mathematiſch richtig und dauerhaft sei unſere Arbeit, son dern auch schön, ſohin für das Auge gefällig. " (Schluß folgt.)

Preußen . Schnackenbek, 25. Jan. Gestern Mittag um 12 Uhr wurde die Pontonbrücke eine Stunde unterhalb Lauenburg über die Elbe geschlagen. Sie mißt 1334 Fuß und besteht aus einer Birago'ſchen Brücke von meh= reren Strecken, 64 Pontons der Garde , dritten und vierten Pionnirabtheilung und aus 13 österreichischen Pontons , welche lettere vom jenseitigen Ufer aus zusam= men verbunden wurden , um so gemeinschafttich mit unse ren Pontons die Brücke herzustellen. Der Commandeur der Gardepionnirabtheilung , Major Burchard , war damit beauftragt worden , diese Brücke von seltener Länge her= zustellen. Großbritannien. Londoner Blätter veröffentlichen einen Brief des Sir Charles Napier an die Offiziere der englisch ostindischen Armee, datirt: Hauptquartier Ferozepore, den 16. December 1850. Er ermahnt darin die Offiziere der ostindischen Armee, nicht so leichtsinnig Schulden zu machen , wie bisher viele thaten. Die Zahl derjenigen, die sich „ſchlecht geführt“ haben , ſei verhältnißmäßig sehr erheblich; die Regimentscommandeure würden , so hoffe er, nunmehr nicht blos kräftige, sondern strenge (not only

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vigorous , but rigorous) Maßregeln dagegen nehmen. Von dem Lurus , dem selbst ganz junge Offiziere , bis zum Fähndrich herab, fröhnen , entwirft er eine lebhafte Schil derung , so sollen z . B. oft welche Champagnerfeten geben, die sich denn von ihren Dienern wegen Vorenthaltung des Lohns ausklagen lassen. Die Hauptschuld trage der Um stand, daß junge Leute in die Armee aufgenommen wür den, die entweder keine vollständige Bildung oder gar eine geradezu schlechte Erziehung genossen hätten. Sodann

dieß nur selten gelingt, weil , wie folgernd bemerkt wird, der Vorgesezte es nicht verstehe, in den Untergebenen die Lust zum Dienste zu erhalten , noch weniger aber die= selbe zu steigern " ? Eine solche Behauptung dürfte wohl die Vorfrage rechtfertigen , ob da wirklich Lust zum Dienste vermuthet werden kann, wo dergleichen Anregung erfolg= bleibt ? Ios bleibt los ? - Ohne ihr wirkliches Vorhandensein kann

aber auch die beständigen , oft nuglosen Truppendisloca tionen , weit mehr noch indessen die Leihbanken , welche übermäßige Zinsen nähmen. Nicht selten soll es vorkom men , daß Offiziere bei ihren eigenen Untergebenen Geld borgen, um es dann zu verschwelgen oder zu verspielen. Schließlich nimmt Sir Charles Napier von der indischen Armee Abschied , welcher er 9 Jahre angehörte, und ver sichert, daß er, so lange er lebe , fie in gutem Andenken behalten werde. (D. Ref.)

Wiederlande. Mastricht, 4. Febr. In verwichener Nacht starb hier Ee. Erc. der Generallieutenant a. D. Graf von Lim burg - Stirum, Ritter des Militär- Wilhelms - Orden 3. Klasse, des Ordens vom Niederländiichen Löwen, Com mandeur der Eichenkrone u. s. w. , u. s. w. , zulezt Ober commandant der Festung Mastricht und der Truppen im Limburg'schen.

Dänemark.

sie aber wohl weder erhalten , noch gesteigert werden ; und es bedürfte ſonach, um unter solchen Umständen der An forderung des Herrn Verfassers zu genügen , der Wunder gabe des Todtenerweckens oder Seeleeinflößens. - Unseres Erachtens kann , wer durch die Anforderungen des Dien stes sich belästigt fühlt , wer nicht seine Ehre und Befrie digung darin sucht und findet , diesen Anforderungen zu genügen , nicht sagen, daß er Lust am Dienste und an seinem Stande habe __ und muß er sich wohl für etwas Anderes vorhanden erachten , als für dieselben ? Wo aber solche Unlust herrscht , kann , wie gesagt, nicht Luft er= halten und gesteigert werden. Alles , was hier geschehen kann , ist , daß man das Nöthige erzwinge; und muß dieses denn auch unter solchen Umständen leider geschehen. Lust zum Stande und Interesse am Dienste , die sich jedoch bekanntlich nicht durch bloßes Befehlen hervorrufen lassen, sind aber zu tüchtigen Leistungen durchaus noth wendig, fie müssen darum auch, wo sie fehlen , allerdings nach Möglichkeit geweckt und sofort gefördert werden. Doch wo die Neigung dazu in der Maffe oder bei deren Koryphäen fehlt, da erzielt sich solches nicht so bald und nicht so leicht - und namentlich nicht ohne eine sehr starke Friction , die in den Folgen des theils Zuweit und theils nicht Nichtweitgenug - Gehens besteht. Durch richtiges Erkennen, Würdigen und Bemessen der gegen= jeitigen Beziehungen und Anforderungen , diese Friction

Kopenhagen, 12. Febr. Zu der lesten Mittheilung über die Offiziere der dänischen Armee (f. A. M. 3. Nr. 21 ) füge ich noch nach dem Mililärkalender hinzu , daß von zu überwinden, ist dann die Aufgabe der Vorgeseßten, den 32 Oberstlieutenanten , welche die Armee zählt, fie durch willigen Vollzug zu mindern, jene der Unter der älteste (Walther) 56 Jahre und der jüngste (Prinz gebenen ; und ist das Streben nach der Lösung ihrer Auf Christian von Glücksburg) 32 Jahre alt ist; sie find gabe Pflicht für beide, Man sollte darum dieses Streben sämmtlich während des Kriegs avancirt. Von den 49 von allen Seiten unterstüßen, nicht aber theilweise das Majoren find 43 während des Kriegs avancirt; der älteste selbe lächerlich zu machen suchen. Major (Konfod) ist 59 Jahre alt und der jüngste (Kauf Daß die Lust am Dienste vorübergehend verleidet wer= mann) nur 31 Jahre. Von den 260 Hauptmännern und den kann , ist begreiflich und bekannt ; aber rauben darf Rittmeistern der Armee sind einzelne von einem Alter von man sich dieselbe nie laffen , wenn man nicht in den Ver= 24-26 Jahren , dagegen aber auch einige von einem dacht kommen will , sie nicht oder nur in geringem Grade Alter von 50-51 Jahren. Bei der Armee find ange besessen zu haben, und man kann wohl kecklich behaupten, stellt : 26 Auditeure, 12 Oberärzte, 21 Aerzte und 46 daß sie da nicht vorhanden gewesen, wo sie vorgeblich Unterärzte. (D. Ref.) durch Anregungen der geschilderten Art verloren gegangen. Der Widerspruch erscheint zu grell , daß durch die An= forderung deffen , was der standeslustige Soldat mit Luft, Liebe und Eifer vollzieht, ihm diese Qualitäten geraubt Die militärischen Optimisten. würden. Es scheint vielmehr hier das Gebrechen nicht an (Schluß.) der Art des Wirkens , sondern an der Entartung Jener ――― Der lange „Peinlicher noch als die Vorgeseßten“ follen, nach zu liegen, auf welche gewirkt werden soll. einer weiter weiteren Behauptung , die Untergebenen des Frieden hat eben für das Kriegshandwerk seine nachthei= nach Besserem Strebenden durch diesen berührt werden, ligen Folgen; es erkennt sich dieses an dem Geäußerten. und zwar um deßwillen , hört ! hört ! „weil er vom Die nachtheiligste dieser Folgen wäre aber wohl die, wenn regsten Diensteifer beseelt, mit Leib und Seele Soldat man durch die Macht der Gewohnheit bis zu jenem Grade sein wollend, seine ganze Kraft diesem ehrenwerthen fich einschläfern und verblenden ließe , welcher entstandene Streben widme und auf alle nur erdenkliche Weise in Mängel nicht mehr erkennt und gut und schlecht in seine seinen Untergebenen ein gleiches Streben zu erwecken Gegensäge verkehrt. Man muß, wenn auch nicht beständig suche." — Ift es gedenkbar, daß unter ſolchen Umständen nach dem Superlativ , doch immer unausgefeßt nach dem

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Comparativ streben , um sich den Positiv zu erhalten ; denn wer nicht stets nach dem Beſſeren und Besten trachtet, wird nicht nur das Gute nicht erreichen , sondern gewöhn = lich sogar unter der Mittelmäßigkeit bleiben. Ein besonderer Vorwurf, welcher dem nach dem Bes seren Strebenden noch gemacht wird , besteht darin, daß er die Untergebenen in ihrem gewohnten Thun und Trei ben störe und nicht einen jeden derselben seine eigene Methode befolgen lasse." - Ist das Thun und Treiben.

ben , als ein thörigtes Beginnen , unterlaſſen , es indiffe= rent belächeln , oder wohl gar hämisch bespöiteln ; da ist es begreiflich, daß die Heterogenität der Tendenzen Colli= fionen erzeugt. Doch ist hiermit noch nicht erwiesen, daß, wie behauptet wird, die Eigenthümlichkeit des Verfahrens der nach dem Besseren Strebenden die vorhandene Unluſt am Dienste erzeugt habe, es ist vielmehr wahrscheinlicher, daß die Indolenz ihrer Gegner diese Schuld trägt. Wo aber Unlust herrscht, steht Tadelsucht ihr stets zur Seite ; der Untergebenen das rechte , sind deren Methoden gute, und wo diese einmal heimisch geworden, bleibt der begrün so wird kein vernünftiger Vorgesezte etwas Anderes ver detste Ladel von Oben felten ohne reciprokes Echo von Unten. Dieses unmilitärische Echo bringt aber nur Nach= langen; sieht er aber, daß jenes Thun und Treiben und jene Methoden in ihrem Erfolge die erforderliche Ueber theil, und muß man darum, wo es gehört wird, die An= einstimmung im Wirken seines Truppentheils als ein sicht gebührend geltend machen, daß ausgesprochener Ladel Ganzes beeinträchtigen, so muß er nothwendig darauf nur dann Tadel verdient, wenn er rücksichtslos ertheilt Bedacht nehmen , dieser Divergenz zu steuern und sie zur worden , oder wenn der davon Betroffene , nach gewissen= erforderlichen Convergenz zu gestalten. Bevor man daher hafter Prüfung der Veranlassung , die Ueberzeugung be= gegen Einwirkungen von Oben her sich ereifert und sie hält, daß ihm statt desselben Lob oder mindestens doch tadelt, prüfe man genau, ob man in seinem Wirken der beifällige Zustimmung gebührt hätte. Wer anderer An= gemeinsamen Tendenz entspricht , ob man nicht durch Be sicht huldigt und , ohne Grund oder unzeitig , nach Oben harren in der bethätigten Eigenthümlichkeit das gediegene hin tadelt, wird oft und mit Recht empfindlicher Reaction Zuſammenwirken in der einheitlichen Centralmasse beein sich ausgesezt sehen. Tadelt der Vorgesezte, daß ihm das trächtigen oder unmöglich machen würde sc. Geschieht dieß Loben erschwert oder unmöglich gemacht werde , so messe unbefangen und aufrichtig , so dürfte nicht selten die man nicht voreilig ihm die Schuld des Mißverhältnisses bei. Ueberzeugung gewonnen werden , daß man die Eventua= Die lezten Vorwürfe , welche den nach Besserem Stre litäten der Verwendung nicht vielseitig genug aufgefaßt benden gemacht werden , bezüchtigen sie des Unpraktisch seins , indem sie oft vor lauter Bäumen den Wald nicht und in überreizter Empfindlichkeit da seine Selbstständig -- und des Zuvielbefehlens, wodurch sie keit beeinträchtigt geglaubt, wo man Unabhängigkeit in sähen" Anspruch genommen hat , die bekanntlich in unserem Stande Confusion erzeugten und selbst mit in dieselbe geriethen." ―――― nur für den Kriegsherrn besteht. Es führen allerdings, Wir erwiedern hierauf: In einer Welt voller Unvoll wie weiter bemerkt wird, der Wege viele nach Rom; " kommenheiten und unter Verhältnissen , wo Keiner etwas doch darf nicht außer Acht gelassen werden , daß darunter thut, was er nicht geheißen , und Alles unpraktiſch ge= darf es auch Umwege sind, und daß man den rechten einschlagen funden wird , was die liebe Gewohnheit stört, müsse, wenn man zur rechten Zeit daselbst ankommen will. nicht befremden , selbst die nach dem Besseren Strebenden Wird , wie der Herr Verfasser sehr richtig als genü zuweilen Fehler machen und durch sie manchen Befehl gend erkennt, ohne unerlaubte Mittel, schnell und gründ ertheilt zu sehen , der unter anderen Umständen unnöthig Bevor man dergleichen zweideutig darstellt und lich der Zweck erreicht" , so seht dieß voraus , was be wäre. kanntlich nicht immer und nicht überall der Fall , daß lächerlich macht, sollte man aber wohl erwägen , ob Un= der gemeinschaftliche Zweck erkannt und verfolgt worden fehlbarkeit hienieden möglich , ob sie von den nach Besse set. Hier wird der Vorgesezte sicherlich nicht tadeln. Wo rem Strebenden für sich in Anspruch genommen wird, und er tadelt, geschieht es aber sicherlich nicht ohne Grund, ob die angebliche Masse durch sie ertheilter Befehle wirk und käme es wohl darauf an, ob, ehe man solchen Tadel, lich ohne alle Consequenz und praktische Beziehung sei. als nur " Mißmuth und Gleichgültigkeit" erzeugend, tadelt, Wir gehen nicht in weitere Erörterungen ein , weil man die sichere Ueberzeugung gewonnen , daß der Grund unsere Anführungen zur Genüge angedeutet haben dürf zum Ladel nicht erheblich genug gewesen sei. Daß fort ten , daß die nach der äquivoken Darstellungsweise des währender , unbegründeter Label Mißmuth und Gleich Strebens nach dem Besseren gefolgerten Nachtheile wohl gültigkeit erzeuge, wird Niemand in Abrede stellen ; es auch einen anderen Ursprung haben könnten , als derjenige, wird aber auch zugegeben werden müſſen, daß weit öfterer, welcher als solcher bezeichnet wird. Unseren Kameraden als dieß geschieht , nur unbegründeter Mißmuth und un empfehlend , stets unbefangen der wahren Quelle der Er statthafte Gleichgültigkeit getadelt werden. Man nimmt scheinungen zc. nachzuspüren , was unfehlbar zu besserer nur allzuhäufig für Ladel, was nur eine Anregung zur Erkenntniß und besseren Resultaten führen wird , als das Vervollkommnung ist , und fühlt sich durch Bemerkungen bequeme Suppontren dessen , was einem in den Kram und Anforderungen unangenehm berührt und belästigt, die paßt , können wir nicht umhin , schließlich die fraglichen man selbst hervorgerufen, weil man nicht reger sich bestrebt, Anführungen in Nr. 100 als in die Kategorie jener Phrafen gehörig zu bezeichnen , welche zwar sehr allgemein im angedenteten oder befohlenen Sinne zu handeln. Wo nicht in dieſem Sinne gehandelt wird; wo die passend klingen , nichtsdestoweniger aber nur eine höchst Einen, um des Guten sich zu versichern, nach dem Beffern specielle Beziehung haben, und wohl gewürdigt werden und Besten streben, während die Andern ein solches Stre müssen , wenn sie nicht großen Nachtheil bringen sollen. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmfladt, und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine Militár-Zeitung. Wien , 7. Febr. Im Lloyd heißt es : „ Aus guter Quelle vernehmen wir, daß die Militärverhältniſſe der deutſchen Staaten gegenwärtig den Hauptgegenſtand der Dresdener Vorberathungen bilden. Die Groß= machte ſind darüber einig , daß Deutſchlands Wehrverfaſſung einer durchgreifenden und wirkſamen Umgeſtaltung beöarf, und daß die Kleinſtaaten veranlaßt werden müſſen , ihr þeerweſen in einer den politiſchen Verhältniſſen des Bundes mehr zuſagenden Weiſe einzurichten."

nicht über 4000 Mann betragen, da 1 Procent des lan des, welches nach der legten Zählung 330,000 Seelen ergab , nur 3300 Mann betragen würde. Es werden dem Vernehmen nach 4 Bataillone " Infanterie von 600 – 700 Mann , 1 Regiment Dragoner und 3 Batterieen Artillerie gebildet werden , welche dem 10. Bundesarmeecorps ein rangirt werden und unter den Oberbefehl des Comman danten jenes Armeecorps zu ſtehen kommen , während das Corpscommando auf General ' v. Bardenfleth iibergeht, welcher aber mit den Truppen in militäriſcher Hinſicht unter dem Befehl der Bundesarmee, dagegen in admi

Sachſen - Weimar.

ſtehen kommt , wie dieſes bei allen Bundescontingenten

Deutſchland.

.

niſtrativer unter Befehl des däniſchen Kriegsminiſter

zu

Weimar, 16. Febr. In der vorgeſtrigen Landtags= der Fall, wo der Regent gleichzeitig länder außerhalb deutſchen Bundes befitt und auch eine ſelbſtſtändige fißung iſt hatte der Militäretat berathen gierung 150,000 Thaler fürworden. den

Die Re

des

Militärauf: Militärmacht außerhalb des Bundes beſteht.

wand gefordert, wobei zu bemerfen iſt, daß das hieſige Militär aus 3 Bataillonen à 1000 Mann beſteht. Die

(D.Ref.) .

frankreich

Mehrheit des Ausſchuſſes hatte die Abſchaffung des brit

Paris , 19. Febr. Nach einer Verfügung des Krieg8=

ten Bataillons beantragt, welches erſt in Folge der Er

höhung des Militärs auf 2 Procent aufgeſtelltworden miniſters werden nun dieſeit mehreren Monaten unter war und demgemäß alle Anfäße im Militäretat um ein

brochenen Erweiterungsarbeiten und Bauten an

Drittheil gekürzt. Indeſſen ging beim Landtag ein ber

der polytechniſchen Sdule wieder aufgenommen und

mittelnder Antragdes Abgeordneten Maul durdy, mit vollendet.Vorher hatteder Kriegsminiſter noch einmal bas Gutachten des Rathes der Schule verlangt , welcher ſtanden erklärte. Es wurdenämlichbeſchloſſen, von einer die Frage der Berſeßung der Schule nachMeudon auf's

welchem ſich auch der Staatsminiſter D. Wasborf einver

neue prüfte , ein Project, welches, wie bekannt, im Mai v. J. von der Nationalverſammlung zurüdgewieſen worden Regierung im Ganzen 135,000 Thlr. , wovon jedoch circa Der Rath ſprach einſtimmig fürnun das Bleiben deßhalb 17,000 Thlr.auf den außerordentlichen Etat kommen war. der Schule aus ſich es werden , und in Paris

ſpeciellen Berathung des Militäretate abzuſehen und der ſolen , zu bewilligen , dabei aber die Regierung zu erſuchen, .

ſchon während dieſer Finanzperiode, ſobald es die Vera unverzüglich die Arbeiten zur Vergrößerung der Säle, der

hältniſſe irgend geſtatteten , Erſparniſſe und Verminde- Amphitheater, der Cabinette und wiſſenſchaftlichen Samma rungen eintreten zu laſſen.

(D. A. 3.)

Schleswig - Holftein. Hamburg , 16. febr. Bis zum 25. d. M. wird die joleswig -Holſteiniſche Armee ſo weit reducirt ſein , daß nur60 Gemeine; ; 8 Unteroffiziere und 4 Offi ziere per Bataillon als Stamm verbleiben. Einige Wochen ſpäter jou alsdann eine neue Militärſeſſion im ganzen

lungen begonnen .

Der Koſtenbetrag für die ſchon früher

vorgenommenen Arbeiten beläuft ſich bereits auf 65,000 Fr. die Vollendung wird noch ungefähr die Summe von 200,000 fr, erfordern .

( P.)

" ... !

Oeſterreichiſche Monarchie. (Sqlaß des Artitels über die öfterreidiſche Artitlerie .)

Im Verlaufe obigen Artikels wird auch bie unzwed ,

Lande abgehalten werden und die Aushebung der Mann- mäßige Auswahl der Grercirpläße getadelt , da in der ſchaften mit Berückſichtigung der Bundesgereggebung und Regel nur freie, offene Ebenen hierzu gewählt werden,

Matrtfel ſtattfinden . Die Zahl der Auszuhebenden wird deßhalb die Aufſuchung von Kulturen und die Benußung

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In den Nummern 119 und 120 des leßten Jahrgangs der A. M. 3. ist des von obigem Verfaffer erschienenen

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*) Lesterer auch als gelehrter Mathematiker, Mechaniker und Phyfifer rühmlicht bekannt.

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des Herbstes und Winters zum Exerciren empfohlen. Die 12Pfünder zur Demolirung von Barrikaden , steinernen fer Tadel ist ganz richtig , aber er trifft nicht die Artille Gebäuden , Verschanzungen 2. etwas früher oder später rie, sondern alle Truppengattungen , denn bei allen der eintreffen , wird wohl, dünkt uns , keinen großen Nachtheil ſelben wird bei Elementarübungen zu viel Rücksicht auf gewähren , da die Zerstörung dieser Objecte ohnehin eine bedeutende Zeit in Anspruch nimmt , und zur Befchießung derlei Ebenen genommen. Auch das Unzweckmäßige des von Truppen sind die den 12Pfündern vorauseilenden ausschließlich geschlossenen Erercirens , das Evolutiontren Cavalerie-6Pfünder hinreichend. Wegen eines vielleicht nach Commandos statt nach bloßen Dispositionen des die einmal in einem Feldzuge vorkommenden Falles , 12Pfün Oberleitung führenden Commandanten , wird als für das der sehr schnell auf mehrere Stunden weit von einem Ar Terrain Italiens nicht anwendbar , ganz mit Recht aus meecorps zum andern zu senden, wird man sicher nicht stellig bemerkt und deßhalb die selbstständige Führung und Fuß-12Pfünder in reitende Batterieen umgestalten wollen, Leitung von kleinen Geschüßabtheilungen wie Zügen und und selbst für solche Fälle werden blos fahrende 12Pfünder Halbbatterieen bei einzelnen Batterieen (bei mehreren ausreichen , wenn deren Pferde nicht früher allzusehr her= Battericen dagegen die selbstständige Führung der leßtern) genommen wurden. vorgeschlagen, da es sich in diesem Lande größtentheils „Schließlich will der Verfaſſer ein anderes , für Italien darum handelt, schnell und in hinreichender Zahl das mehr dem Terrain des dortigen Kriegsschauplages und Geschüß in jeder Kultur aufzustellen , weßhalb bei Ge der Eigenthümlichkeit der dortigen Kriegführung angemes= fechten das zwecklose Stehenlässen eines Theils der Ge= fchüße auf Straßen , wie dieß oft eintrat, ſtatt alle in senes , von allen Artilleriſten für dieſes Land längst aner kanntes Geschüßverhältniß haben , und wünscht namentlich Gefechtslinie zu ziehen , und bei Demonstrationen die Beschäftigung des Feindes statt mit allen , nur mit einem mehr Haubißen, dagegen weniger Kanonen , eine Vermeh= rung der 12Pfünder und langen Haubigen , dagegen Ver Geschüßtheil , wie es bei dem Scheinangriffe gegen die Höhen von Sona und St. Giustina am 30. April 1848 minderung der 6Pfünder und kurzen Haubigen. Wir geschehen sein soll , wo blos zwei Geschüße in's Feuer ge fügen zu diesem Wunsche den unſrigen , für die Geſchüß reserve eigene Haubisbatterieen zu organisiren. ― Die bracht wurden, obwohl drei Batterieen zur Verfügung standen, verwiesen wird; jedoch ist die vortreffliche Idee, Jdee , die Bedienung der Raketenbatterieen beritten zu die Artillerie, besonders Massen derselben , blos mittelst machen , theilen wir eben so wenig , als jene der Einfüh Dispositionen wie bei einem Feldmanöver , souach ohne rung von reitenden 12Bfünderbatterieen , da bei dieser Commandos und Avertissements des Hauptcommandanten Einrichtung beinahe dieselben Nachtheile eintreten , welche zu führen, nicht neu. Der verstorbene Feldmarschalllieu fich bei der reitenden Artillerie zeigen." tenant Graf Kinski und der pensionirte Herr Feldmar schalllieutenant v. Berwaldo , zwei ausgezeichnete Tak= Dänemark. tifer, *) haben die Evolutionen mehrerer Batterieen auf Kopenhagen, 12. Febr. Nach dem „Fädrelandet" der Simmeringer Haide bei Wien größtentheils nach die ist Oberstlieutenant Caroc beauftragt worden die topo= sem Systeme üben lassen . Die Gelenksamkeit , welche der graphischen Arbeiten in Schleswig fortzusehen. Verfasser von den Munitionswagen der Fußbatterieen ortzuse wünscht, dürften die neuartigen derlei Fuhrwerke hoffent= (D. Ref.) lich darbieten, da sie sich durch das leicht mögliche Ab = Rußland und Polen. und Aufproßen auf der Stelle wenden laſſen. "In Beziehung der Belagerungsarbeiten wird die ver= Der Kaiser von Rußland hat folgenden Ukas erlaffen : einzelte Abhaltung der jährlichen Nebungen der technischen In Betracht der vorkommenden Unregelmäßigkeiten bet Branchen gerügt, und wie es sein sollte, diese Arbeiten der Aushebung der Juden zu Recruten befehlen vereint von den betreffenden Truppenkörpern auf einem wir, daß von nun an für jeden zum Termin nicht abge= gemeinschaftlichen Plaße auszuführen , beantragt. Der lieferten jüdiſchen Recruten, außer dem fehlenden noch Vortheil dieser Einrichtung ist augenscheinlich. drei Juden aus der Gemeinde , und zwar solche, die nicht wird statt der fünger als 20 Jahre sind , ausgehoben werden follen." batterieen als Reservegeschüß reitende 12pfünder Battericen einzuführen. Wir theilen diese Ansicht nicht , denn uns find die Nachtheile der reitenden Batterieen zu bekannt, aber selbst zu Cavaleriegeschüß wollen wir unsere 12Pfűn= Literatur. der, wenn sie gleich zur Geschüßreſerve gehören , nicht umgestaltet wiffen, da für schnelle Bewegungen ohnehin Considérations sur les écrits qui ont paru Cavaleriebatterieen bestimmt sind. Es ist allerdings oft sur la défense de la Belgique , par L. Van nothwendig , mit 12Pfündern schnell auf wichtige Puncte develde , lieutenant au régiment de grenadiers. zu eilen, aber für diese Fälle dürfte es größtentheils ge= Bruxelles 1850 , Imprim. de G. Stapleaux. gr. 8. nügen, wenn sie nur alle fahrend, wie die 6pfünder Fuß (X u. 189 p. Mit zwei Karten , welche das gegen geschüße eingerichtet würden ; diese Einrichtung ist's , die wärtige und das vorgeschlagene Vertheidigungs wir bei unsern sämmtlichen 12Pfündern wünschen. Ob system darstellen.)

A203.23 E. God

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In **

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189 Werkchens de la défense de la Belgique ou du nombre et de l'emplacement de ses places fortes " ausführliche Erwähnung gethan worden. Was wir dazumal vermuthe ten, ist seitdem in Erfüllung gegangen. Es haben sich nicht allein gewichtige Stimmen gegen die Schleifung von Antwerpen , Mons , Diest und Lüttich erhoben , sondern das ganze vorgeschlagene Vertheidigungssystem des ge nannten Verfassers ist von verschiedenen Seiten mit trif tigen und Scheingründen angegriffen worden. Die Herren vom Geniewesen in Belgien lassen es den officier de troupes eindringlich empfinden , daß er die strategischen Fragen mehr dem Geschäftskreise der Linienoffiziere, als dem der technischen Waffen , des Genies zunächst, zu über weisen sich bemüht. Der Streit , soll man Brüssel befestigen oder nicht , ist leider nahe daran, in eine Polemik auszuarten , und es kann keiner der kämpfenden Parteien nügen , in persönlichen Anspielungen sich zu er= gehen, wo nur Gründe aufgeführt werden sollten und billig nur dem Publikum das Richteramt zu überlassen sein dürfte. Diese polemistrende Richtung in Behandlung der Thesen und Antithesen hat sich auch in die Behand lung dieser Angelegenheit von Seiten des Spectateur mi litaire (September- und Decemberheft 1850) bereits ein zuschleichen gewußt , und man beschäftigt sich in den dort aufgenommenen Kritiken schon mehr mit der Art , wie der Streit, als warum er geführt wird , oder mit den Stärken und Schwächen der Sache selbst.

Der Verfasser stellte in vorliegendem Werkchen alle Schriften zusammen, die bis jezt über die neuerdings vorgeschlagene Reform des belgischen Vertheidigungssystems erschienen find , namentlich aber unternimmt er eine Replik gegen die bis jezt aufgetretenen Gegner seines Vertheidi gungsvorschlags . Die Beweisführung dabei ist scharfinnig, geistvoll und häufig schlagend , wobei ihm zu Statten kommt, daß die Gegner nicht immer der Logik sich beflei= ßigten und einige Widerlegungen so eigenthümlicher Art und Folgerung vorbringen , daß sie zu schneidender Waffe in gegnerischer Hand sich zu verkehren vermögen. Wir haben schon früher bemerkt , wie wir nicht an die nächstzeitige, faum jemalige Realisirung des oben er= wähnten Vertheidigungssystems zu glauben vermöchten, und welche allgemeinen Gründe unserem Unglauben zur Seite stehen. Da aber der Verfasser zu Modificationen vielleicht selbst später die Hand reichen wird, so verdient die Sache um so mehr die fortgesette genaueste Erwägung, da fie für Belgiens politische und militärische Zukunft von der entscheidendsten Bedeutung ist. Bleibt Brüssel eine offene Stadt, so wird sie vermöge ihrer allseitig geringen Entfernung von der Gränze bei jedem nachbarlichen Con flicte einem Handstreiche sehr ausgeseßt sein. Die Regie rung, um durch Ueberraschungen nicht in Verlegenheit gesezt zu werden , wird früher geneigt sein, Allianzen zu schließen, um auswärtigen Schußes schneller theilhaftig zu sein, die Neutralität ſonach früher aufgegeben und die nationale Unabhängigkeit sofort schwerer bewahrt werden können. Die Durchsicht der neben einander gereihten Contro= versschriften mit angehängten Gegenbemerkungen beginnt mit der auszüglich mitgetheilten Abhandlung : Anvers et

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la nationalité belge par A. Eenens , lieutenant-colonel d'artillerie. Dieses Werkchen strebt zum Zweck , die natio nale Einheit Belgiens zu entwickeln , seine Neutralität garantirt zu sehen , indem man seine politische (militärische) Unabhängigkeit befestigt. Als Mittel hierzu wird die Gründung einer zweiten militärischen Hauptstadt empfoh len, und ist das Territorium bei Antwerpen dazu aus ersehen , bei einer feindlichen Invasion dem belgischen Heere in einem verschanzten Lager auf dem linken Ufer der Schelde, dem die Festung Antwerpen als Brückenkopf dient, Schuß zu gewähren. Man habe ――― so erörtert die Schrift von Eenens ― diesen ausspringenden Schelde= winkel nur durch eine verschanzte Linie von 6000 - 8500 Meters Länge zu schließen , wobei sich die Endpuncte auf Burcht und St. Marie (Calloo) ſtüßten; dann werde man des sicheren Vortheils genießen , die belgische Armee, ohne Besorgniß für ihre Flanken hegen zu müssen , dem Angriff des Feindes entzogen und legterem unübersteigliche Hin= dernisse entgegengesett zu haben, wobei stets die Möglich keit vorliege , auf beiden Seiten des Fluffes die Offensive jederzeit ergreifen zu können. In Antwerpen folle denn für diese Zeit auch der Sit der Regierung sein. Ant werpen und sein verschanztes Lager wäre fonach künftighin für König , Regierung und Heer als zeitweiliger Zufluchts ort zn betrachten. Die Beibehaltung der übrigen Festungen wird jedoch ausdrücklich ausgesprochen und eine Heeres stärke von 150,000 Mann , einschließlich der National garde, verlangt. Dieser Besprechung ist vorausgeschickt, wie stark die Besaßungen der 28 Festungen Belgiens, auf die Frontenzahl der Pläße berechnet und im theoretischen Minimum in Anschlag gebracht , zu sein hätten.

Die Entgegnungen Vandevelde's auf diese Vor schläge stüßen sich darauf, daß Belgien nicht im Stande fet , eine Armee von 170,000 , um 150,000 Combattanten zu haben, auf die Beine zu bringen und 28 feste Pläge in belagerungsfähigen Stand zu sehen, was an Personal und Material für Artillerie und Genie mehr in Anspruch nähme, als kaum Frankreich liefern könnte. Allein zuge= geben , Belgien vermöchte auch die Mannschaft aufzutret ben, woher die Caders , die Mittel für solche Saders nehmen ? Belgien müsse der Natur der Lage und Ver hältnisse nach jeden Augenblick bereit sein , seine Streit fräfte verwenden zu können. Zu dieser Bereitschaft an Kräften vermöge man zunächst nur das Heer zu rechnen, welches auch die Besaßung für die 28 Festungen zu lie fern habe. Da solche nun nach vorausgeschickter genauer Berechnung 89,600 Mann absorbirten, um den erfah= rungsmäßigen Grundsäßen einer genügenden Vertheidigung zu entsprechen, so könne, wenn man mit Aufbietung aller Kräfte das stehende Heer auf 100,000 Mann gebracht habe, bei Auferlegung großer Opfer für das Land , doch verhältnißmäßig nur eine höchst unbedeutende Armee im freien Feld erscheinen, und auf die Beihülfe der von Eenens in Ansaß gebrachten Nationalgarden , sei so lange wenig Gewicht zu legen , bis solche in Folge sol= datischer Gewohnheiten und Instructionen auch erst zu Soldaten geworden seien. Die Art, wie Eenens die Centralisation der Kräfte anzuftreben und zu verwirklichen gedenkt , scheint in der

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That, eine Transaction zwischen Vervielfältigung (Zer ſplitterung) und Sammlung (Einschränkung) darstellend, bas Gleichgewicht zwischen den streitendenden Hauptpar teien nicht mit derjenigen Energie stören zu können , um hieraus für Belgiens entscheidende Stellung günstigere Resultate herbeizuführen. Der Verfasser gewährt übrigens schon dem Streben nach Centralisation überhaupt Beifall und anerkennende Zustimmung. Es wird nur weiter noch hervorgehoben, daß für Belgiens gegenwärtige Gestaltung Antwerpen nicht der strategisch entscheidende Punct set, indem es sich zu weit außerhalb der Mitte des zu decken den und zu vertheidigenden Territoriums befinde. Nur wenn Belgiens Armee in der Mitte des Landes eine feste Stellung einnehme , wenn sie noch im Besize des Knoten punctes aller großen Verbindungsstraßen sei, wenn die Regierung noch eine ausgedehntere, directere Einwirkung auf alle Theile des Landes habe, nur dann könne man hoffen , daß Belgiens Unabhängigkeit und Nationalität gesicherter set, weil es bei Entscheidungen in europäischen Angelegenheiten, politisch und militärisch bedeutend mit zuwirken vermöchte. Man sei versucht zu glauben , fährt die Gegenrede weiter fort , daß der Herr Oberstlieutenant nur um deßwillen Antwerpen gewählt , weil er in der Mitte des Landes keinen andern geeigneten festen Plaß gefunden, und einen solchen zu erbauen ihm zu kostspielig geschienen habe. Hinsichtlich des verschanzten Lagers bei Antwerpen werden nun noch verschiedene nicht unerhebliche Einwürfe vorgebracht. Weiterhin versucht der Verfaſſer, die in dem „ nouveau système d'organisation militaire , appliqué à la Belgique par P. A. Huybrecht , ancien officier supérieur du génie , 1818 ," vorgeschlagenen Reformen zu bekämpfen Die Re Re und die darin enthaltenen Blößen aufzudecken. Die formen hinsichtlich der Organisation sollen nach Huy brecht darin bestehen , daß Belgien im Frieden nur 25,000 Mann unter den Waffen habe , daß die Armee auf Kriegsfuß aus 25,000 Mann Linie und 40,000 Mann Bürgergarde bestehe , und um diese einzuüben eine häu figere und längere Uebungsperiode einzuführen sei. Hier bei wird noch bemerkt , daß die Caders auf die nicht kriegsgewohnten Soldaten einen geringen Einfluß zu üben pflegten. Die Entgegnungen Vandevelde's hinsichtlich des Lesteren bestehen in geschichtlichen Widerlegungen aus den Jahren 1807 bis 1814 in Spanien (mit Bezugnahme auf das 3. Armeccorps oder die Armee von Arragonien unter dem Befehl des Marschall Suchet Herzogs von Albu=

nimmt. Die Erwiederung zeigt auf einleuchtende Art die Mißlichkeiten und Wagniſſe dieses Vorschlags , indem ste darauf aufmerksam macht , daß man aus politischen Gründen Belgien nicht zu einer englichen Proving machen solle, aus militärischen aber Ostende eine höchst unvortheil hafte Basis für das Heer darbiete, indem durch dessen Besagung und die Vereinigung der Kräfte dabei weder die Hauptstadt, noch das Land gedeckt werde; nur des Zugangs zum Meere sei man theilhaftig , deffen Herrschaft man noch nicht einmal besäße. Ein Ausspruch Jomi= ni's , auf welchen der Verfasser am häufigsten sich beruft, dient als Reserve, um den Hauptschlag der Argumenta= tionen Huybrecht's zu unterstüßen , welcher in die Be wetsführung gelegt ist, daß Ostende sich eben außerhalb jeder strategischen Richtung befinde, und weder als Angel punct der Operationen, noch als strategische Front, noch als Vertheidigungslinie dienen könne. Ostende sei an ein unübersteigliches Hinderniß angelehnt, wenige Straßen nur führten dahin , und , an den Gränzen des Landes, liege es an dem Endpuncte der ungünstigsten Vertheidi digungszone desselben. Doch wir verweisen, um nicht hier, wie auch späterhin nicht , ausführlicher werden zu müſſen, auf das Buch selbst, das hinsichtlich der Beantwortung des Für und Wider nicht selten recht bestechliche Aus einandersehungen enthält , wobei man zugleich über die vorhandenen Vertheidigungsmittel Belgiens und die Mög= lichkeiten , solche zu potenziren , ein ganz interessantes De tail zerstreut findet. Die vorgeschlagenen und bekämpften Verbesserungen , um das vorhandene Vertheidigungssystem dergestalt schicklich abzuändern, daß Belgiens Neutralität und seine nationale Ünabhängigkeit vor einem ersten An= prall gesicherter erscheinen , führen der Erkenntniß der objectiven Wahrheit immer näher. Belgien besigt noch viele Defensivmittel , die ihre Entstehung zum Theil mehr localen Bedürfnissen oder solchen Rücksichten verdankten, die auf enge Verbindung Belgiens mit Holland gegründet waren.

fera); aus den Jahren 1813 und 1814 in Deutschland und Frankreich, wo an den üblen Erfolgen bei Kulm, Großbeeren, an der Kazbach und bei Dennewiß vielmehr die Generale Vandamme , Oudinot, Mac donald und Ney die Schuld getragen hätten, als die Conscribirten. Auch Huybrecht wünscht eine centrale Vereinigung aller militärischen Kräfte Belgiens und ver langt die Herrichtung eines festen Plates , welcher der Armee im Falle eines feindlichen Angriffes zum Stüß und Angelpuncte dienen könne. Er bezeichnet Ostende als hierzu am geeignetsten , indem er England ein für allemal als den natürlichen Verbündeten Belgiens an=

Eine Brochüre Belgique widmet.

sehr kurze Betrachtung wird im Weiteren der " Projet d'organisation de l'état militaire en par M. Van Eupen , officier d'infanterie “ ge= Van Eupen theilt die Ansicht von Eenens,

nämlich Antwerpen zum Mittelpunct der Operationen ein zurichten, obfchon er Brüssel vorziehen würde , wenn die Angelegenheit a priori zu erledigen sei. Vandevelde bemerkt dazu, hierin liege das stillschweigende, aber offen= bare Zugeständniß , daß Brüffel mehr strategische und politische Vortheile für einen Operationsmittelpunct bet der Landesvertheidigung darbiete, und daß man nur aus ökonomischen Gründen Antwerpen vorziehe, wonach also Belgiens nationale Unabhängigkeit und Landessicherheit möglicherweise aus Sparsamkeit gefährdet werde. (Schluß folgt. )

Berichtigung. 3n Nr. 15 der A. M. 3. Sp. 127 geringem 1. geringerem.

Zeile 16 v . u. ftatt

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

N 25.

27. februar 1851 .

GO

Gute

Allgemeine Militár - Zeitung. Oeſterreichiſche Monarchie.

3 Bataillonen und 1 Lehrbataillon , und 1 Garniſons

Wien , 29. Jan. Se. Maj. der Kaiſer hat angeordnet, daß das Ingenieurcorps mit dem Mineurund Sappeurcorps zu vereinigen iſt und die geſammte Geniewaffe künftig nur einen aus den Genietruppen und dem Genteſtabe beſtehenden Körper zu bilden hat. Für bas geſammte Offiziercorps wird eine gemeinſchaftliche Beförderungstour eingeführt. Alle aus der Genieakademie in die Waffe eintretenden Dffiziere werden , wenn ſie den böheren Lebrcurſus gehört haben , bei den Genietruppen als Lieutenante 1. Klaſſe, und zwar immer mit dem Range des an ihrem Ernennungstage jüngſten Lieutenants 1. Kl. eingetheilt, und es werden daher für dieſelben jährlich

geniecompagnie bilden. Die Feldbataillone haben die Be ftimmung , zum activen Dienſte bei den Armeecorps und in den Feſtungen verwendet zu werden , ſollen daher aus vollkommen ausgebildeter Mannſchaft beſtehen und keine Recruten in ſich aufnehmen . Die Lehrbataillone haben die Beſtimmung, den jährlichen Zuwachs an Recruten aufzu uehmen und nach einem eigens entworfenen Lehrplane daðin zu wirken , daß die Mannſchaft ihre theoretiſche und prak tiſche Ausbildung in allen Zweigen des Geniedienſtes binnen zwei Jahren erhalte, nach welchem Zeitraume fie dann in die Feldbataillone übertritt. Die Garniſonsgente compagnie, bei welcher auch minder kriegsdienſttaugliche Mannſchaft eingetheilt werden kann , behält ihre Beſtim

eine entſprechende Anzahl Stellen reſervirt. Dieſe Offt

mung für den Dienſt in der Genteakademie.

ziere müſſen als Subalterne wenigſtens zwei Jahre bei den Genietruppen in Verwendung bleiben und auch als

frankreich.

þauptleute auf eine angemeſſene Zeit dahin eingetheilt werden. Diejenigen , welche urſprünglich aus dem Stande der Genietruppen hervorgehen und ſich daſelbſt einen An ſpruch auf die Beförderung zum Dffizier begründenwollen,

von Saint- Etienne und deren Leiſtungen entneh

müſſen ihre Befähigungdazuvorher durch eine Prüfung bethätigen folche mit Individuen den höheren curſus in .derHaben Akademie Erfolg gehört , ſo findLehr ſie nach den für dieaus der Genieakademie austretenden Offiziere aufgeſtelltenGrundſäßezu behandeln. Diewete tere Beförderung geht dann für alle DffizierederGeniewaffe in derſelben Pourfort , nur hatdie Generalgeniedirection darauf Rückſichtzu nehmen, daßjeneOffiziere welche aus der Truppe hervorgehen , durch abwechſelnde, Verwendung beim Genieſtabe Gelegenheit finden , fich dienothwendige höhere Ausbildung im eigentlichen Inge nieurface anzueignen , um auch anderſetts thre Befähi-

Nachfolgende Notizen über die Waffenfabrik men wir dem Journal des Débats :

,, Es iſt ſchon länger als drei Jahrhunderte , daß der Ingenieur" Virgilevon Franz I. nachSaint-Étienne gez fdict wurde,um daſelbſt die Fabrikaten der Büchſen mit Radſchloß und der Musketen zu überwachen. Seitdieſer Zeit iſt dieStadt die erſte Waffenfabrit Frankreichs , ja vielleicht der Welt. Zu allen Zeiten , wo eine betracht liche Productionfürdie Bedürfniſſe unſerer Armee ver: langt worden war ,hatte Saint-Etienne immer noch die Sofnu1830 ngender ungübertroffen lieferteRegier nach dieWaffenfabr DurchſchnittJahre it"im.Inden jährn lid 128,000 Gewehre, das heißt, ungefähr ein Drittheil mehr als die vier Fabriken von Tulle, Mußig , Charte vidc und Maubeuge zuſammen genommen. Vom Monat

gung zu höheren Chargen in allen Zweigen des Genie- Juni 1848biszum 30. December 1849 wurden allein

dienſtes darzuthun.

für diedieFabrik Militärgewehre Nr.lichen 1 probirt. Der Stand derGeniewaffe wird in der Folge aus 129,000 Während Läufe dem war ation der gewöhn und Majoren1 , 1 Adjutanten , 2 Rechnungsführern,34Aerze Stadtkeineswegs unterbrochen . (B.)

8 Generalen , 16 Oberſten, 16 Oberſtlieutenanten , 29 Luruswaffen bei den verſchiedenen Büchſenmachern der ten , 24 Fourieren , 8 Büchſenmachern , 2 Profoſen , 58 Spielleuten , 145 þauptleuten , 134 Ober-, 97 Unter lieutenanten , 196 Feldwebeln , 392 Führern , 780 Korpo

ralen , 1568 Gefreiten , 98 Tambours, 7224 Gemeinen

$ ch w eden. Man ſchreibt dem Journal des Débats aus Stocholm Baron Wahrendorff hat

und 460 Offiziersdienern, zuſammen aus 11,302 Köpfen unter dem 18. Januar :

beſtehen , welche den Genteſtab, 2 Genteregimenter mit je die von ihm gemachte Erfindung , Kanonen von

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hinten zu laden , in neuerer Zeit sehr vervollkomm = net. Vor Kurzem prüfte man in Gegenwart des Königs, des Kronprinzen und mehrerer höheren Artillerieoffiziere einige dieser verbesserten , in der Gießerei von Stora Kop parberg angefertigten Geschüße, und diese Versuche sind so günstig ausgefallen, daß der König , auf den Antrag des Kriegsministers , befohlen hat , die Festung Warholm mit Geschüßen von der Erfindung Wahrendorff's auszu rüsten. (B.)

führungen selbst gegen einander abwägen zu lassen , als vorgreiflich erscheinen , zumal die Angelegenheit noch lange nicht nach allen Seiten hin mit der nöthigen Gründlich keit untersucht worden ist. Doch möchte unseren Dafür= haltens die beweisführende Abwickelung Bralion's im = merhin eines stärkeren Zusages von Logik bedürfen , um der geistvollen Widerrede gewachsen zu sein , wiewohl jene nicht minder von ihrem Standpuncte aus die Schwierig keiten , die passendste Reform aus Gründen der Erfahrung und des wahren Bedürfnisses zu entwickeln , auf scharf= finnige, lichtvolle Weise hervorhebt. Wer nicht gesonnen ist, zur Verstärkung oder zur Vermehrung der Parteien in dieser Sache beizutragen, wird sich der Freiheit bedie nen , selbst, im eigenen Urtheil, noch nichts abzuschließen, noch andere Erörterungen auf sich wirken zu lassen, sich die Entscheidung vorbehalten , so lange kein nöthigender Zwang in Wirksamkeit tritt. Bralion gelangt nach einer Reihe von Betrachtungen über die Kostspieligkeit und militärischen Mißlichkeiten der Bürgerwehren , deren An- und Verwendung in einem nicht unbeträchtlichen Verhältnisse er nachher dennoch vorschlägt, zu dem Resultate , daß die gegenwärtige militärische Or= ganisation mit Beibehaltung aller 28 Festungen für Bel giens politische und militärische Erfordernisse am ent= sprechendsten sei. Wir sagten, er wolle die Bürgerwehr in einem nicht unbedeutenden Verhältnisse angewendet haben. Bralion will ihr und 15,000 Mann Linie die Bewachung und Vertheidigung sämmtlicher Festungen an= vertrauen. Es wird nicht bestritten werden können , daß der Festungsdienst in vielen Fällen aufreibender ist , mehr militärische Angewohnheiten und Gewohnheiten, strenge Disciplin , Gleichgültigkeit gegen Entbehrungen und Ent fagungen vorausseßt , als der Dienst im freien Felde; Bralion überweist sonach den schwierigeren , anstrengende= ren Theil kriegerischen Berufes gerade denjenigen , die zur Erfüllung desselben die schwächeren Garantieen bieten. Weiterhin ist versucht, diejenigen Reformers in Belgien zu bekämpfen , die zur Steigerung der militärischen Kraft dieses Staates eine Centralisation des beweglichen und unbeweglichen Defensivvermögens anstreben. Er ist der Ansicht, die Centralisation könne auf zweierlei Arten ge= fchehen ; bei der einen beschränke man sich, eine feste Stellung einzunehmen , die man bis zur Ankunft der Verbündeten zu behaupten trachte, um diesen eine kräftige Unterstügung und einen Operationsstüßpunct zu bewahren, bei der anderen reservire man sich gleichfalls eine befestigte Localität, die man mit bedeutenden Kräften zu vertheidigen und zugleich die freie Beweglichkeit sich zu bewahren suche. Das für beide Fälle nöthig werdende verschanzte Lager, sei es zu Brüssel , sei es anderwärts , würde unerschwing liches Geld kosten und dennoch dem Lande wenig Nugen bringen. Im ersten Fall würde man sich gleich beim Beginn der Feindseligkeit auf seinen Stüßpunct zurück ziehen , das Land ohne Schwertstreich dem Feinde über lassen , der es bis zur Ankunft der auswärtigen Verbün= deten ausgesaugt und so bedenklich in Anspruch genommen haben würde, daß den Lezteren aus den Hülfsmitteln des Landes kaum noch ein Beistand zu erwarten stände. Jm andern Falle fürchtet Herr Bralion eine eben so vollstän= dige Verwüstung des Landes , als in dem ersten, er fürch=

Portugal.

(2) Nach einer Mittheilung im Januarheft der por tugiesischen Revista militar hat die Artilleriecommis sion zu Lissabon der Regierung den Vorschlag gemacht, in der portugiesischen Artillerie das französische Reg = lement für die Construction des Artilleriemate = rials , die Anfertigung der Geschüße, die Armirung der Festungen und die Ausrüstung der Feldbatterieen, mit einigen Modificationen anzunehmen. Die früher unter der Garnison zu Lissabon so stark herrschende Augenkrankheit hatte in legterer Zeit be beutend abgenommen.

Parma.

Parma, 15. Febr. Der Herzog hat durch Decret vom 12. d. M. angeordnet, daß die Infanteriebrigade, die gegenwärtig aus zwei Linienbataillonen besteht , durch zwei Compagnieen Gardegrenadiere und Garde musketiere vermehrt werden solle, die zwar zwei eigene Corps bilden, aber unter dem Obercommando der obge dachten Brigade stehen werden. (Desterr. Corresp.)

Literatur. Considérations sur les écrits qui ont paru sur la défense de la Belgique , par L. Van develde , lieutenant au régiment de grenadiers. Bruxelles 1850 , Imprim. de G. Stapleaux. gr. 8. (X u. 189 p. Mit zwei Karten , welche das gegen wärtige und das vorgeschlagene Vertheidigungs system darstellen.) ( Schluß.) Ausführliche Erwähnung und Entgegnung , wortge treuem Abdruck gegenüber, findet ferner die Brochüre : Considérations sur l'organisation de la défense de la Belgique par E. N. Bralion , officier du génie. Um die Widerlegung paragraphenweise und anschaulicher durch führen zu können , ist jede Seite zweispaltig gedruckt. Auf der linken Seite findet man die Betrachtungen Bra lion's , auf der rechten die Entgegnungen Vandevelde's. Auf diese Weise ist die Vergleichung sehr erleichtert und man vermag übersichtlicher unschwer zum eigenen Urtheile Materialien zu sammeln. Wir sind nicht gesonnen, eine nähere Auseinandersetzung der vorgebrachten Gründe und Gegengründe zu entblättern ; dieß könnte bei der absicht lichen Anordnung, jeden Leser die verschiedenen Beweis

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tet weiterhin , daß die nationale Unabhängigkeit bedeutende Einbuße erleiden , ja daß es gegenwärtig unmöglich sein würde, dieses System einzuführen , und daß es weit davon entfernt wäre , solche Dienste leisten zu können , wie das jezige, welches auf die Benuzung der vorhandenen Festun gen fich stüße, mittelst deren man bei einem etwaigen Mißgeschick im freien Felde den Besiegten sichere Zufluchts örter zu gewähren vermöge. Vandevelde gelangt nach Darlegung seiner Erwägungsgründe zu durchaus abwei chenden Schlüſſen , daß nämlich , unter anderen , die Con centration um Brüssel nur die eine Mißlichkeit , den Fehler habe, daß sie 60 Millionen koste , daß dieses System dafür aber die belgische Neutralität und Unabhängigkeit auf immer sicher stelle; daß es den Grundsäßen einer ange messenen politischen und militärischen Organisation dieses Landes am gefügigsten sich accommodire ; daß es den theoretischen , den wissenschaftlichen Anforderungen , den strategischen Principien des Erzherzogs Karl, wie auch des Generals Jomini , am vollkommensten sich anschmiege, da es dem entsprechend sei, was von diesen für die Ver theidigung offener Länder vorgebracht werde; daß es end lich und sonach gute Dienste leisten würde, im Gegensaße zu den schlechten, deren man sich von dem jezigen Systeme zu versehen habe. Für die Beurtheilungen von Seiten der Leser ist , wie bemerkt, der freieste Spielraum gelassen. Die Kämpfer treten in die Arena mit voller Gleichberechtigung zur An wendung der von ihnen aufgebotenen Streitkräfte an wah ren und Scheingründen ; die logischen Batterieen können ungehindert , uneingeschränkt spielen ; Sonne und Wind, zur Erleuchtung wie zum Blenden, zur eignen Forthülfe wie zur Belästigung des Gegners sind gleich vertheilt. Eine annähernde, doch nicht gleiche Unparteilichkeit beobachtet der Verfasser bei Betrachtung , d. h. Bekäm pfung der folgenden Controversschrift : 99Faut-il fortifier Bruxelles ? par un officier du génie." Auch hier sind theilweise Thesis und Antithesis zweispaltig neben einander gedruckt. Doch wird die Sprache hier stacheliger und äßender ; wir bemerkten schon , daß solche persönliche Wei terführung der Angelegenheit nicht förderlich sei , da die wissenschaftlich fachliche Jungfräulichkeit darunter leidet.

durchaus jene Häkeleien und Eifersüchteleien der Waffen gattungen , in Folge deren der Eine eingestandener oder verschwiegener Maßen sich doppelt zulegt, was dem An deren abgesprochen wird. Es wird , wenn hier auch von unberechtigter Seite, da Hr. Vandevelde damit anfing, den strategischen Theil für einen Fideicommiß der Linie auszugeben, doch ganz richtig bemerkt , wie man nach den Ausführunge des Hrn. Brialmont beinahe vermuthen sollte, die Festungen seien eine Domäne des Geniecorps, da allerdings eine Andeutung durchleuchtet, daß wenn die Reformers eine geringere Anzahl von Festungen um den Preis der Befestigung Brüffels zur Schleifung empfohlen hätten, auch das Geniccorps , wenigstens ein Theil des= felben, diesen Vorschlägen gegenüber sich einstimmend ver halten haben würde. Dieß ist, im Zusammenhalt mit den vorausgegangenen Erörterungen von dieser Seite, eine Concession so eigenthümlicher Art , daß man sich unwill kürlich die Frage vorlegt : „Kämpft man noch um der Doch dürfte die Beantwortung dieser Sache willen ? " Controversschrift , wie sie die ausführlichste ist, auch die bedeutendste sein , schon wegen der inneren Nöthigung dem gediegenen , scharfen Gegner gegenüber alle Kräfte spielen zu lassen. Leider verbietet uns die Gränze einer bloßen Besprechung auf eine nähere Darlegung der beiderseitigen Erwägungen einzugehen, die in der That viel Interessan= tes bieten würde . Weiterhin folgt nun in dem Werkchen ein Abschnitt, welcher den Titel führt : „Considérations générales. “ Der Verfasser unterzieht darin den politischen Theil der Frage nochmals einer übersichtlichen Betrachtung und stellt die Nothwendigkeit eines concentrirten Vertheidigungssystems in gedrängten Säßen zusammen ; dann apostrophirt er schließlich wiederum seine Gegner, indem er ihnen zuruft, ihm zunächst die Unwahrheit folgender Behauptungen zu erweisen : 1 ) daß der strategisch wichtigste Abschnitt Velgiens zwi= schen Maas und Schelde liege ; 2) daß in der Mitte dieses Abschnitts Brüssel den einzigen, bleibend entscheidenden , strategischeu Punct -sonach den Defensivschwerpunct - bilde; 3) daß dieser Punct also der Schlüffel des zu verthei= digenden Abschnitts sei , und der Feind, ohne den Besiz desselben , nur zweifelhafte Anfälle zu unter nehmen im Stande sein möchte; 4) daß dieser Schwerpunct und Schlüffel der Art be= festigt sein müsse, um für die belgische Armee als Basis und Pivot dienen zu können; und daß als= dann Belgien für sich allein dem stürmischen Anprall der Franzsen oder dem wohlüberdachten Vorgehen der Deutschen Widerstand zn leisten vermöchte; 5) daß mit einem solchen centralen Pivot und einer Festung zu beiden Seiten der Schelde das belgiſche Vertheidigungssystem genügend verbunden und wohl in Ucbereinstimmung gebracht sei , um die Ankunft der Verbündeten zu beschüßen , möchten dieselben von Often , Süden oder Norden kommen. An die Wahrheit dieser Säße habe er , der Verfaſſer, während seiner vorliegenden Beweisführungen sich anzu lehnen gesucht, und er glaube darin von den Principien der großen Feldherrn schicklichen Gebrauch gemacht zu

Je mehr Phrasen geschlachtet werden , um die ſubjective Urtheilslosigkeit des Gegners vermuthen zu lassen, desto mehr verliert die Sache an allgemeinem Interesse. Wir find jedoch der, gerade nicht umfassend begründeten , An= ficht auch nicht , die über die vorliegende Angelegenheit im Spectateur militaire dahin lautet, daß die Streiche des Verfassers der Brochüre " Faut-il fortifier Bruxelles?" Hr. Brialmont , mit so unwiderstehlicher Kraft geführt würden , daß Hrn. Vandevelde nichts übrig bleibe , als Touché" zu rufen. Wir könnten Proben ausheben, daß die Erwiederungen Vandevelde's an Scharfsinn und schneidiger Gegenbeweisführung dem Angriff völlig ge= wachsen sind, wünschten wir nicht zu vermeiden , in den= selben Fehler zu fallen , den zu rügen wir uns erlaubten. Man leje selbst und man wird unser Urtheil vielleicht nicht ganz unmotivirt finden , daß der officier du génie in dem officier de troupes , was die Vertrautheit mit dem Strategischen Kern der Frage anlangt, einen vollkommen ebenbürtigen Gegner gefunden hat. Wir mißbilligen

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haben. Einige Worte, die General Jomini dem Ver= faffer sagte , als er jenem seine Brochüre über die

Den Gesammtzweck des Buches bildet dag höchst ach= tungswerthe und patriotische Unternehmen , die belgische Nationalität immer weniger abhängig von dem politischen System der Nachbarstaaten zu machen ; die militärischen Kräfte des Landes zu potenziren , dem jeweiligen Verbün= deten nicht blos Schuß abzuverlangen , sondern ihm viel mehr eine tüchtige Verstärkung zu gewähren , mittelst deren eine rasche Entscheidung herbeizuführen wäre; dieß ist der bewegende Grund in den Reformbestrebungen des Ver= fassers. Er ist davon erfüllt, daß die von ihm früher vorgeschlagenen Mittel die geeignetsten seien , und trachtet danach , den vielfach inzwischen erhobenen Einwendungen zu begegnen. Wir erlaubten uns schon früher anzudeuten, daß , und zum Theil auch weßhalb wir nicht glaubten, die Wahrscheinlichkeit annehmen zu sollen , daß den vor geschlagenen Reformen demnächst eine Realisirung bevor= ſtünde. Zunächſt werden wohl neue Kriegserfahrungen abgewartet werden , ehe man sich zu einer bedeutenden Abänderung des seitherigen Systems entschließen dürfte. Das Gouvernement wird vorläufig dem Kampf der Mei nungen ruhig zusehen , indem durch die fortwährende Be sprechung der Angelegenheit das in der That den Ver= hältnissen am meisten Entsprechende immer positiver und flarer hervortritt. Niemand wird den Steuerpflichtigen zumuthen wollen , ohne die reiflichste vorhergegangene Prü fung so bedeutende Summen aufzubringen , wenn nicht auf flacher Hand liegt , daß sie zum Schuße der belgischen Nationalität dringend nothwendig sind . Doch liegt die Erwägung nahe, daß bei Vertheilung der belgischen Kriegs macht in 28 Festungen die nationale Unabhängigkeit dieſes Staates mehr auf politischen als militärischen Stüßen ruht , weil eben jene Zersplitterung keine Vervielfältigung der Kraft ist. Um deßwillen braucht man sich aber nicht sofort der radikalsten Form der Centralisation anzuschließen, denn alle vorgebrachten Gründe zerstören doch nicht die Befürchtung, ob man nicht vielleicht schließlich das Schlechte mit dem Schlechteren vertauscht habe. Auch diese Ange= legenheit muß naturgemäß in ihre weitere Entwickelung sich hineinleben , und man wird Niemanden es verargen dürfen , der vorzieht, ſein Urtheil vorläufig noch zu ſuſpen= diren und weitere Ergebnisse abzuwarten, ehe man zum entscheidenden Abschluß schreitet. Den Einen dünkt das Defensivkleid Belgiens zu schwer und zu drückend , er möchte sogleich es kürzen und auf das Nöthige zurück schneiden , der Andere erkennt gleichfalls die Ueberfülle an, doch wünscht er den nächsten Kriegssturm überdauert zu ſehen, um nicht den Folgen des änderen Extrems zum Opfer zu werden. Wir erlauben uns allen denen dieſes Werkchen angelegentlich zu empfehlen, die mit dem gegen= wärtigen Standpunct dieser wichtigen Frage sich bekannt zu machen wünschen. Mittelst der geistvollen und einander trefflich unterstüßenden Angriffe ist eine äußerst gewandte und hartnäckige Vertheidigung hervorgerufen worden, durch welche jedem Dritten eine erfreuliche und belehrende Ueber= sicht gewonnen erscheint. Etwas weniger Polemik und keine Persönlichkeiten , und die Achtung vor den gediege= nen Bestrebungen aller Acteure wird förtwährend ſich er= höhen.

Vertheidigung Belgiens mittheilte, schließen diese Be trachtungen. Wegen ihrer eigenthümlichen Andeutungen „Sie werden ," erlauben wir uns deren Mittheilung : sagt Jomini, mit den Genieoffizieren Lanzen zu brechen bekommen , wie mir dieß gleichfalls begegnete, da ich mein „ Précis de l'art de la guerre" veröffentlichte : diese Her ren , deren Verdienst zu bestreiten ich übrigens weit ent fernt bin , bemühen sich allzuschr , ein Land durch künft liche Hindernisse vertheidigen zu wollen , ohne sich genug dem Studium der Activoperationen im Felde zu widmen, dem der Massenbeweglichkeit , der geschickten Märsche und Schlachten; Operationen , welche in Wirklichkeit immer über das Loos der Armeen und Nationen entscheiden. Uebrigens hat Niemand den festen Plähen mehr Gerech= tigkeit widerfahren laffen als ich, sobald man ſie als Zu= fluchtsorte , als Depots und Angelpuncte der Heeresbewe gung betrachtet, welche die Unternehmungen der Armeen im freien Felde erleichtern ; aber niemals werde ich an= nehmen, sie erreichten ihren wirklichen Zweck, wenn man sich ihrer als Barriere oder als selbstständigen Vertheidi gungsmittels bedienen will. " Vandevelde's Abhandlung „de la défense de la Belgique ou 66 du nombre et de l'emplacement de ses places fortes ist sodann nochmals vollſtändig hier abge bruckt , eine zum Nachschlagen und zur Vergleichung, bei Abwägung der Contras , sehr geeignete Anordnung, eben so wie die beigefügte Karte mit dem gegenwärtigen und vorgeschlagenen Vertheidigungssystem den Ueberblick sehr erleichtert und das Verständniß beschleunigt. In einem weiteren Anhang wird noch ein Auszug aus dem Verthei digungssystem des Generals Duvivier geboten , der set ner Zeit vorschlug, Frankreich durch eine befestigte Cen tralstellung in dem Delta zwischen Loire und Allier zu vertheidigen. Brialmont in der Controverse Faut- il fortifier Bruxelles " wirft dem System Vandevelde's Ver gleichungsbeziehungen mit jenem Projecte vor , eine Ana logie, die in der That nicht besteht , wie man leicht sich hier überzeugen kann ; und angenommen selbst , es bestände eine solche, so wäre noch sehr die Frage, ob, was für den Großstaat fehlerhaft wäre, in dem Kleinstaat nicht eine sehr passende Anordnung sein könnte; während man im ersteren durch übermäßige Häufung der Kräfte auf einem Puncte in der That eine Schwächung herbeiführt, liegt in dem letteren vielleicht in der Sammlung aller Kräfte das einzige Rettungsmittel. Den Schluß des ganzen Werkchens bildet weiterhin noch ein Auszug aus den Werken des Generals Jomini, des Leuchtthurms für das Steuerruder der Vertheidigungs ideen des Verfassers , und beziehen sich die angeführten Notizen auf die Mittel den richtigen strategischen Scharf blick fich anzueignen , das entscheidende Moment jeder stra tegischen Frage sofort immer möglichst genau und rasch aufzufassen , welcher Auszug mit dem docet abgeschlossen wird, daß die Grundbedingung , den Krieg auf entschei dende Art zu führen , immer den festen Willen , sich zu schlagen, zur Vorausseßung mache.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Samstag, 1. März 1851.

№ 26.. old (bind pumpno24h) TENDER ma Jatir que md



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Allgemeine

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Militär - Zeitung.

Großbritannien. Die Times bemerkt aus Anlaß des schon erwähnten lezten Tagsbefehls , den der abgehende Generalissimus Sir Charles Napier, auf indischem Boden erlassen (f. A. M. 3. Nr. 23) , Folgendes : Diese Urkunde jist interessant nicht blos wegen der Charakterenergie des alten Kriegsmanns, von der sie Zeugniß ablegt, sondern auch weil sie uns in die Gewohnheiten und den moralischen Zustand einer so wichtigen Körperschaft, wie es unsere indische Armee ist, einen Einblick gewährt. Um etwas ihrer Organisation und Wirksamkeit ähnliches zu finden, muß man die späteren Kapitel des Tacitus, oder die ersten Kapitel Gibbons aufschlagen. Wir haben hier einen un ermeßlichen, von verschiedenen Völkerstämmen dichtbevöl= terten Continent, darunter einige ausgezeichnet durch Fein heit und Schärfe des Geistes , andere durch geduldigen Fleiß , wieder andere (die Mahratten, Radschputen, Sikh u. f. w.) durch kriegerische Eigenschaften so furchtbarer Art, daß sie, wären ihre vereinzelten Anstrengungen die Unabhängigkeit zu erringen, von besserer Disciplin unter stüßt, einem europäischen Kriegsheer den Sieg fast zu theuer machen würden. Gleichwohl wird dieser ganze weite Continent mit all diesem Völkergemisch durch die Anwesenheit einer unbeträchtlichen Anzahl Engländer in widerstandsloser Unterwerfung gehalten. Eine Handvoll englischer Offiziere und etliche 20 rein englische Regimenter bilden den Nerv und das Mark der brittischen Macht vom Cap Comorin bis an den Himalaja , und von der birmanischen Gränze bis Beludschistan. Mit ihnen steigt oder fällt die Mannszucht des indischen Heeres , und mit dieser Mannszucht steigt oder fällt auch das Ansehen des brittischen Namens im weiten Orient; denn unser indisches Reich ist mit dem Schwert gewonnen, und mit dem Schwert muß es auch erhalten werden. So ist es wohl von höch stem Interesse, die Lebensweise der Männer kennen zu Lernen, auf deren Schultern eine so ungeheure Verant wortlichkeit ruht. Wir kennen ihre Ausdauer im Feld, ihren Heldenmuth im Gefecht. Wir wissen, daß weder Säbel noch Kanone, weder Hiße noch Schnee, kein Hunger und keine Strapaze sie ein Haarbreit von dem schmalen Pfade weichen macht , der zum Siege führt. Aber wenn der Druck der äußeren Umstände wegfällt, widersteht dann diese eiserne Tugend den entnervenden Lockungen des Lurus

und der Ruhe ? Auf dem Marsch unter der sengenden asiatischen Sonne, am Beiwachtfeuer, unter den Vorberei= tungen zur morgenden Schlacht, da sind die Tugenden des Lagers feinem herabstimmenden Einfluß ausgesest ; wenn . alle Gegner niedergeworfen sind und einem cantonnirenden Regiment die Vergnügungen und Genüsse einer üppigen Stadt winken , dann erst beginnt die härtere Tugendprobe. Der Tanzsaal , die Rennbahn, der Spieltisch nehmen nnn die noch unlängst ernster beschäftigten Gedanken ein. Die höheren Geisteseigenschaften werden vertändelt in einer Reihenfolge frivoler Vergnügungen , wenn anders Sinn lichkeit und Hingebung an die Genußsucht nicht in noch kürzerer Zeit der Soldatentugend Meister wird. Der Zu stand der britischen Armee in Indien scheint gerade jest an diesem Uebel zu kranken. Mit der Besiegung der furchtbaren Kriegsmacht an der nordwestlichen Gränze, der Sith , scheint für's erste jeder Anlaß zur Anstrengung im Felde verschwunden zu sein. Sir Charles Napier, der (nach den ersten für die englischen Waffen ziemlich un glücklichen Schlachten des lezten Sikh-Kriegs) ernannt worden war, diesen Kampf gegen den verwegnen Feind am Indus zu Ende zu führen , fand denselben bei seiner Ankunft in Indien durch Lord Gough glücklich beendigt, und fah sich sofort in einen Kampf ganz anderer Art hineingezogen. Er blieb in Indien , um die Mannszucht der indischen Armee wiederherzustellen , welche durch den Lurus , und leider in vielen Fällen durch die Laster seiner untergebenen Offiziere Schaden gelitten. Darauf bezieht sich auch der Tagsbefehl, womit er von Judien Abschied genommen hat. Sir Charles ficht wohl ein, daß die menschlichen Tugenden, obgleich sie ihren Ursprung im Instinct haben mögen, doch größtentheils das Geschöpf äußerer Umstände sind. Nun kann der Entwickelung eines heroischen Charakters nichts ungünstiger sein, als die Lage eines indischen Offiziers in Zeiten tiefen Friedens . Da deutet nun der Oberbefehlshaber auf ein Princip im Menschenherzen , welches der Schlaffheit der äußern Ver hältnisse die Wage halten könne und müsse : er ermahnt seine Offiziere , niemals den Leitstern der Ehre aus den Augen zu verlieren. Die bloße Tapferkeit im Gefecht, sagt er ihnen, gebe noch keinen Anspruch auf Achtung.. Ein Offizier möge der beste Schüße, der kühnste Reiter im Regiment sein; er möge kaltblütig im Feuer einer . Batterie stehen oder heißblutig in ein Carree der Sith

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hineinsprengen ; durch diese soldatenhaften Eigenschaften fei der Mann, der sie besißt, eben erst ein Soldat, und nichts weiter. Offizier und Gentleman zu sein , dazu gehört in den Augen Sir Ch. Napiers noch etwas mehr. Er verlangt, daß der Major, Capitän oder Lieutenant nicht blos Stahl und Pulver nicht scheue , sondern auch sein Wort heilig halte, feine Verbindlichkeiten erfülle, seine Schulden bezahle. Thut er das nicht nicht,, so mag er immerhin ein so tapferer Mann sein , als je einer eine Sturmcolonne vor den Wall führte, Napter hat für ihn nur Worte des Vorwurfs und der Verachtung. Er ver dammt in schonungsloser Sprache jenen lockern Moral coder, der auf den zwei Säßen beruht : 1 ) Bezahle keine Schulden als die Spielschulden , oder Ehrenschulden; und 2) handle, wenn es dir so beliebt, als ein Schurke, aber • schieße den nieder , der dich einen Schurken nennt." Es ist traurig zu denker, daß die indische Armee ein solches Lebewohl verdient; es muß schlimm, sehr schlimm gewor= den sein, wenn die leßten Worte eines Generaliffimus an feine Offiziere so lauten ! Wie ungewöhnlich ein solches mag , Sir glauben wir, hat recht gehandelt, daß er sich in so rein sächsischem (so purely Saxon) Styl ausgesprochen hat. Wenn etwas noch

menter, und zwar vier Linieninfanterie- und ein Huſa reuregiment errichtet werde. Die vier zu errichtenden Li nieninfanterieregimenter sind vorläufig mit dem Stande von zwei Feldbataillonen und einer Reservedivision aufzu= stellen ; das Husarenregiment (Nr. 11 ) aber ist durch ſuc= ceffive Complettirung und Errichtung der noch fehlenden Abtheilungen auf den vorgeschriebenen Kriegsstand zu bringen. Die an die Stelle der Szekler Gränzinfanterie tretenden zwei Linieninfanterieregimenter erhalten die Nummern 5 und 6 und sind , mit Ausnahme der Reserve division , welche in der ehemaligen Regimentsstabsstation verbleibt , im östlichen Theile Galiziens und in der Bu÷ kowina, und zwar in Stanislawow und Czernowiß auf zustellen. Die aus den bisherigen Romanenregimentern gebildeten Linienregimenter verbleiben in ihren Stationen und werden die Nummern 46 und 50 führen.

Oesterreichische Monarchie. Wien, 29. Jan. Se. Maj. der Kaiser hat auf An= trag des Ministerrathes und mittelst Entschließung vom 22. 6. M. angeordnet , daß das Militärgränzinstitut in dem Krönlande Siebenbürgen aufgehoben und statt der bihherigen fünf ſtebenbürgischen Gränzregimenter eine gleiche Zahl Linienregi

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Bemerkungen zu dem Aufsage :

„Bemerkungen

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über die verschiedenen Systeme der Feldmenage geräthschaften " in Nr. 10 u. 11 der A. M. 3. Unter dieser Aufschrift finde ich einen Aufſaß in Num= mer 151 und 152 der A. M. 3. v. J. , welcher das französische System der Feldmenagegeräthschaften sehr gegen das preußische in Schuß nimmt und dessen Vorzüge durch Gründe zu beweisen sucht. Ich maße mir kein Urtheil darüber an , da er nur für Infanterie geschrieben ist und dieß meine Waffe nicht ist. Wenn ich aber die darin an= geführten Gründe auf Reiterei anwende, so dürfte sich die Sache anders gestalten und bei dieser gerade für das preußische System sprechen. Es ist dieß aber sehr natürlich , bei der Infanterie trägt bei beiden Systemen die Mannschaft die Koch geräthschaften; dagegen sind bei der Reiterei vier Arten der Fortschaffung der Feldmenagegeräthschaften möglich : 1 ) mittelft Wagen , 2) mittelst Packpferden , 3 ) daß jeder Reiter sein Kochgeschirr bei sich führt und endlich 4) eine aus den vorhergehenden zusammengesezte Art, wie es die mecklenburgische Reiterei cingeführt hat, daß jeder Reiter sein Kochgeschirr bei sich führt, außerdem aber auf dem Schwadronswagen noch einige große Kessel zum Kochen für die ganze Schwadron mitgeführt werden. Die beiden ersten Arten dürften sich meines Erachtens hinsichtlich ihrer Vortheile und Nachtheile so ziemlich gleich stehen, indem die Gründe für und gegen deren Zweck mäßigkeit auf beide anwendbar sein möchten. Ich werde nun die in dem angeführten Auffaß ange= führten Gründe einzeln durchgehen und hoffe durch die selben zu beweisen , daß bei der Reiterei das preußische System den Vorzug verdient. Ueber die oben angeführte vierte Art. am Schluffe noch einige Worte. Zu 1. Schon hier gestaltet sich die Sache ganz an= ders. Bei der Infanterie sind bei beiden Systemen die Kochgeräthschaften bei der Truppe, und ich gebe zu , daß hierdurch jeder Theilnehmer in seinem eigenen Intereffe darauf sehen wird , daß der Kessel nicht zurückbleibt. Bei

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helfen kann , so hilft diese bittere Arznei aus der Hand eines ruhmvoll ergrauten Anführers. Uns in England aber erregt ein solches Gemälde von der inneren Entfitt lichung unserer indobritischen Regimenter einige Besorgnisse für die Zukunft. Unser asiatisches Reich ist ein Reich des Präftigiums, es beruht auf dem Glauben der Eingebornen an unsere Ünüberwindlichkeit, wie an unfere moralische Ueberlegenheit. Wie ? wenn nun die Besiegten diese fitt liche Herabwürdigung ihrer Sieger bemerken, welche Ge fühle und Gedanken müssen sich ihnen aufdrängen ? Denn hätte Napier auch. geschwiegen , so hat seit vielen Monaten fede Ueberlandpost Scandal genug nach England berichtet, um uns zu überzeugen, daß der Geist der anglo-indischen Gesellschaft ein furchtbar verdorbener ist. Wer. kann es da dem alten Napier verargen , daß er so gesprochen hat ? Er ist selbst ein Bayard und möchte aus allen britischen • Er weiß, daß sie sie ohne * Offizieren Bayarde machen. Furcht sind, so möcht' er sie auch ohne Tadel" haben. So die Times. Andere Londoner Blätter vermuthen, daß der alte Herr die Farben doch etwas zu dick aufgetragen • habe. Jebenfalls sagt er in seinem Tagsbefehl selbst : die : Zahl der Offiziere, die sein Vorwurf treffe, sei nicht über groß. " Einen sonderbaren Contrast zu diesem Abschied Bildet fedenfalls die Antrittsproclamation des neuen Ge neraliffimus in Indien , Sir William Gomm, worin es heißt: Es ist meine Absicht, den Charakter der Armee auf seiner jeßigen beneidenswerthen Höhe zu erhalten ! " (A. A. 3.)

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205 der Reiterei ist dieß nur der Fall bei dem preußischen System. Sind die Kefsel auf Wagen oder Packpferden, so müssen sie bei dem Train des Trupps nachgeführt werden, und es kann also um so weniger von einer Auf merksamkeit des Trupps auf sie die Rede sein , als dieser Train in der Nähe des Feindes wohl meistens nicht ein mal der Truppe unmittelbar folgen kann oder darf. 3u 2. Bei der Zufanterie mag es allerdings von sehr großer Wichtigkeit sein, daß dem Erschöpften Gelegenheit gegeben wird, sich zu erholen, während seine stärkeren Kameraden für ihn sorgen. Bei der Reiterei dürfte dieser Grund wohl wegfallen ; übrigens können bei dem preußi schen System recht gut zwei Mann zusammen kochen.

206 pfang von Flüssigkeiten hat unsere Reiterei ihre Feld= flaschen. 3u Die Bereitung der Speisen soll rasch und gut Zu 3. geschehen können." Eine raschere Zubereitung der Speisen dürfte wohl, wie auch zugegeben, bei dem preußischen System nicht in Zweifel zu ziehen sein. Daß dagegen in größeren Ge= schirren besser gekocht wird , ist nicht zu läugnen , es wird aber die andern Vortheile für die Reiterei nicht aufheben. Besser etwas haben, wenn auch minder gut, als gar nichts. 3u 4. " Das Kochen muß möglichst wenig Leute in ch nehmen , damit die übrigen ausruhen oder den pru Ans Bau von Hütten und Schirmen , die Beischaffung sonstiger fördern Diese Bedingung spricht allerdings nicht für das preu= fische System , wenn man jedoch annehmen muß, daß die Reiterei in der Regel nicht so ermüdet ist als Infanterie, und man weiter berücksichtigt , daß nicht 1 Mann in 15 Töpfen rühren und abschäumen muß, sondern nur in mehreren, so wird auch dieß für Reiterei keinen Grund zur Verwerfung dieses Systems abgeben . 3u 5. Das System muß thunlichst für alle im Kriege vorkommenden Verhältnisse genügen , also sowohl dem Bedürfniß des Lagers , wie der etwa entfendeten kleineren Abtheilungen entsprechen." Hierin suche ich einen Hauptvortheil des preußischen Systems für die Reiterei. Ich weiß nicht, wie es bei der Reiterei möglich gemacht werden soll , bei Detachirungen die Leute mit dem nöthigen Kochgeschirr zu versehen , als nach diesem System. Wenigstens war dieß bei unserer bisherigen Art , wo die Kochgeräthschaften für 2 Schwa dronen auf einem Wagen mitgeführt wurden, ganz un= möglich. Abgesehen davon , daß sie hier also gar nicht getheilt werden konnten, wurden beide Schwadronen leicht in den Fall gefeßt, daß fie gar kein Kochgeschirr bei sich hatten, wenn die Ereignisse es erforderten , daß der Train, also auch die Kesselwagen , der Truppe nicht folgen konnte oder durfte. Dasselbe dürfte bei Packpferden eintreten.

3u 3. Die Nothwendigkeit der ständigen Anwesenheit der Kochgeräthschaften beim Trupp im Felde ist wohl un läugbar, und eben in jenem Artikel auch so angenommen, eben deshalb aber auch vor allen Dingen verlangt, daß der Mann Kochgeräthschaften trägt, und gewiß mit Recht jede andere Weise dieselben mitzuführen , als auf Pack wagen und Packpferden , verworfen. Ich kann auch hier nur vollkommen beistimmen, glaube aber, daß dieß nach preußischem System ausführbar ist; da von einem Auf packen eines größeren Kessels auf das Pferd des Reiters wohl keine Rede sein kann. Wie sehr man auch anderwärts von diesem Grundsas im Allgemeinen überzeugt ist , beweist , daß bei einrr deut schen Macht noch vor zwei Jahren bei der Reiterei die Reiter die Kochgeschirre auf dem eigenen Rücken trugen und erst voriges Jahr das preußische System dafür adop= tirt wurde. Auch die Seite 79 in Nr. 10 gestellten 8 Anforde rungen an ein praktisches Feldkochgeschirr oder Menage system dürften die Zweckmäßigkeit des preußischen Systems für Reiterei nicht umstoßen ; wenn man auch zugibt, daß es hier und da etwas zu wünschen übrig läßt, so muß ich es doch für das praktischste balten. Ich will deshalb auch diese Anforderungen einzeln mit Rücksicht auf Reiterei durchgehen, und hoffe es dadurch beweisen zu können : 3u 1. Die Mannschaft soll durch das Tragen der 3u 6. Die Handhabung der Disciplin bei der Feld= menage soll möglichst erleichtert werden." Geräthschaften möglichst wenig belastet werden oder doch Es ist nicht zu läugnen , daß die Handhabung der die Last thunlichst gleichmäßig vertheilt sein. Die Geräth= schaften müssen solcher Art sein , daß ihre möglichste Er Disciplin um so leichter ist, je weniger Leute man dabei haltung, während sie getragen werden , sich annehmen im Auge zu haben braucht; aber eben so wenig dürfte es läßt." zu läugnen sein, daß dieß für Reiterei , bei den sonst Was hier von dem Tragen der Mannschaft gilt, muß überwiegenden Vorzügen des preußischen Systems , fein ich bei Reiterei auf das Pferd anwenden , und daß hier wesentliches Hinderniß für die Einführung desselben ab= das preußische System der Anforderung entspricht , wird geben kann , um so weniger, als auch hier der zu 4 an= selbst in Nr. 151 , Seite 1203 zugegeben. Die Erhaltung geführte Grund zu berücksichtigen sein wird. Schon in der Geschirre anlangend , so dürften wenigstens die bei der Waffe liegt es, daß der Reiter ohnehin thätiger sein der preußischen Reiteret eingeführten stärker construirt sein, muß, wenn er in's Bivouak rückt , als der Infanterist, als die bisher bei uns eingeführten , deßhalb auch weniger er kann dieß aber auch um so leichter, da er durch den Reparatur bedürfen. Marsch nicht so ermüdet ist , wie dieser. 34 7. Die in der Bereitung begriffene Speise darf 3u 2. "Die Empfänge müſſen ſchnell und durch mög= lichst wenig Mannschaft bewirkt werben." bei einem plöglichen Aufbruch nicht verloren sein." Diese Bedingung kann bei Reiterei wohl nur das Die bei der preußischen Reiterei eingeführten Keffel laffen es ganz gut zu , in einem für wenigstens zwei Mann preußische System erfüllen, wird sie abe auch, so lange die Lebensmittel zu faffen ; ohnedieß dürfte bei der Reiterei der Trupp als solcher eristirt, unter allen Umständen er dieß kein wesentliches Hinderniß abgeben . Für den Em füllen. Der Aufbruch der Reiterei kann aus einem Bi

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vouak nie so schnell vor sich gehen, daß der Reiter nicht sein Kochgeschirr, während er sein Pferd zurecht macht, wenigstens so weit abkühlen laſſen kann , daß er es, ohne Schaden zu thun, mit den Speisen in den leinenen Ueber zug versorgt , aufpacken kann ; durch diesen Ueberzug wird es auch in einem solchen Fall unterbleiben können, das Geschirr vorher zu scheuern. Bei unserem jezigen System kann aber wohl von einem Mitnehmen der Speisen bei einem plöglichen , schnellen Aufbruch gar keine Rede sein. 3u 8. # Die Geräthschaften sollen möglichst leicht, und wenn anders in Rücksicht der übrigen Anforderungen dieses Verlangen zulässig , auch möglichst wohlfeil hergestellt wer= den können."

bar ist , daß Ein Reiter ein Kochgeschirr für Viele auf packen kann. Ich erachte als erste Grundbedingung die ständige Anwesenheit der Kochgeräthschaften beim Trupp ; ist diese nicht erfüllt, so fallen allen alle übrigen Erörte rungen über die Vorzüglichkeit oder Nichtvorzüglichkeit eines Systems von selbst weg. Meines Wissens bestehen aber nur zwei Arten bei Rei= terei , nach welchen jeder Reiter sein Kochgeschirr aufpackt. Die eine Art ist die, wie sie in Preußen und nach diesem von andern Staaten eingeführt ist; bei dieſer werden näm lich die ovalen Kesselchen , mit Leinwand überzogen , mit= telst Riemen an die an dem linken Backriemen unten an=

Hier dürften die preußischen Kochgeschirre , welche zu Elberfeld gefertigt werden, für die Reiterei beiden Anfor derungen entsprechen. Sie sind so dauerhaft und solid gearbeitet, daß eine Reparatur nicht leicht vorkommen wird; höchstens könnte dieß an der Verzinnung vorkom= men, was leicht, so weit nöthig , von jedem Spengler vorgenommen werden kann ; dabei läßt sich auch gegen ihre Schwere nichts einwenden und die Befestigungsweise am Packriemen erlaubt deren Abnahme und Wiederbefestigung mit Leichtigkeit. Zu 4. Aus dem Vorstehenden geht hervor, daß man für Reiterei wohl nicht im Zweifel sein kann , welches das beste System ist. Es dürfte nämlich die im Eingang er wähnte vierte Art, wie sie bei den Mecklenburgern besteht, welche beide Systeme vereinigt , als die vollkommenste für Reiterei erkannt werden müssen , da sie auch alle Be= dingungen erfüllt, je auf die eine oder andere Weise. Nach dieser erfüllt jedoch bei der Reiterei die meisten Be= dingungen das preußische System.

Zu 5. Die Betrachtung über Verlust und Verderb der Menagekessel wird sich auch bei der Reiterei anders gestalten. Bei einem schnellen Aufbruch , wo jeder Reiter mit seinem Pferde beschäftigt ist , muß, nach unserem jezigen System , die Sorge für Kessel und Speisen dem den Kesselwagen führenden Trainſoldat überlassen bleiben. Die Erfahrung meiner älteren Kameraden hat aber ge lehrt, daß hierbei nicht allein Kessel , sondern sehr leicht der ganze Wagen mit Inhalt verloren geht , welcher dann während des ganzen Feldzugs nicht wieder zu ersehen ist. Dasselbe Verhältniß dürfte auch bei Packpferden statt finden. Was den Verderb der Menagekessel anbelangt , so ist in der vorhergehenden Bemerkung zu 8 schon hinsichtlich ihrer Reparatur das Nöthige gesagt; es sei nur noch be= merkt, daß wenn allerdings das Löthen eines großen Kessels eben so schnell geschehen kann , als das eines klei nen, so braucht auch , wo das Löthen nicht stattfinden kann , im leßteren Fall nur einem Mann geholfen zu werden , während es im ersteren Falle für eine ganze Cor poralschaft geschehen muß. 3u 6. Es kann nach dem bisher Gesagten wohl kein Zweifel bestehen , daß bei der Reiterei nur ein System für bewährt gehalten werden kann , nach welchem jeder Reiter sein Kochgeschirr bei ſich führt , da es unausführ=

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gebrachten zwei Ringe befestigt , so daß das Keffelchen, an den Mantelsack anstoßend, neben herunter auf der Scha bracke hängt. Bei der anderen Art sind die Kesselchen rund , so daß das eine Ende des Mantelsacks in dieselbe gesteckt wird, dabei sind sie mit Tuch von der Farbe des Mantelsacks überzogen. Leztere Art ist gefälliger für das Auge , weil man sie fast gar nicht bemerkt. Hinsichtlich ihrer Zweckmäßigkeit steht sie aber gewiß sehr bedeutend der ersteren Art nach. Die Kesselchen der ersteren Art haben einen Deckel und außerdem einen Einsaß mit einem Stiel, welche beide einen Teller erseßen , während bei der anderen Art die Kesselchen nicht einmal einen Deckel haben, was auch in Rücksicht der Schnelligkeit des Kochens einen Unterschied macht ; außerdem unterliegt es aber keinem weifel , daß die Verpackungsart bei der preußischen Art weit besser ist , weil hier von einem Druck auf den Rücken des Pferdes keine Rede sein kann , während dieß bei der anderen Art kaum zu vermeiden sein dürfte. 3u 7. Ich gebe gerne zu , daß das franzöſiſche Sy= stem für Infanterie vorzuziehen ist , muß aber in Bezug auf Reiterei wiederholen, daß hier der Unterschied haupt sächlich darin zu suchen ist, daß die Infanterie bei beiden Systemen ihre Kochgeräthschaften selbst trägt; also jeder zeit im Stande ist , auch ſegleich nach dem Einrücken in's Bivouak ihr Kochen zu beginnen ; während die Reiteret, wenn sie die Kochgeräthschaften auf Wagen oder Pack pferden nachführen muß , meistens wird warten müssen, bis diese angekommen sind , wenn sie überhaupt noch an kommen können. Zu 8. Das preußische System erfüllt also für Rei terei gewiß alle Hauptbedingungen , die an ein gutes System gestellt werden können , und läßt allein bei ihr das Fortbringen von gekochten Speisen zu , da die Feld= flasche der Reiterei nicht dazu eingerichtet ist. aber dabei das wohl hier und da noch Mangelhafte, um es ganz vollkommen zu machen, auch noch beseitigen , so kann dieß nur durch die im Eingang erwähnte vierte Art geschehen, indem man beide Systeme mit einander ver bindet und so die Möglichkeit gibt , je nach Umständen das eine oder das andere zu benußen. Zum Schluß dürfte noch anzuführen sein , daß bei dem preußischen System auch der Train des Regiments um die Kesselwagen vermindert wird , was in Beziehung auf die Beweglichkeit des Regiments , wie auch in ökonomischer Hinsicht eine Berücksichtigung verdienen dürfte.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine Militar - Zeitung. Preußen .

Berlin , 20. Febr. Schon längſt iſt von einer Um bildung des Militärmedicinalweſens die Rede geweſen und neuerdings wurde verſichert, es werde im Kriegsminiſterium an einem Organiſationsplane desſelben

jene, welche dieſe Prü zur Dffiziersprüfung melden fung binnen ſechs Jahren nicht ablegen , werden aus der &. f. Kriegsmarine entlaſſen. (Deſterr. Correſp.) 6 a den . 9

Karlørube, 19. Febr. Der Kriegsminiſter v. Rog = gearbeitet. Die Centralbudgetcommiffion hat bei Berathung des Militäretats auch dieſe Frage berührt und im genbach beabſichtigt, noch in dieſem Frühjahre eine totale Állgemeinen erörtert, ob nicht eine gånzliche Aufhebung Ä eorganiſation der Kriegsidule vorzunehmen. der Militärmedicinal-Nnterrichtsanſtalten möglich ſei, wenn (Köln. 3tg .) bet dem gegenwärtigen Ueberfluſſe von Civilärzten durch Heranziehung derſelben zum Militärmedicinaldienſte das Königreich Sachfen. Bedürfniß befriedigt werde. Seitens der Regierung wurde

hierauf erklärt, daß bet der früheren ſchlechten Stellung Dresden , 18. Febr. Man beabſichtigt die Eins der unteren Militärmedicinalbeamten , Civilärzte nicht ge- führung einer neuen Kopfbededung zuvörderſt für neigt geweſen , und daß deßhalb die Staatsregierung der die leichte Infanterie, und zwar von einec Art, wie (D. A. 3.) Mang und Gehalt. der unteren Militärärzte verbeſſerthabe, die öſterreichiſchen Jägerhúte. um dadurch den vermehrten Eintritt von Civilärzten zu bewirken. Die Mittel zu der Gehaltsverbeſſerung feien

Dresden , 22. Febr. Die eben ausgegebene Rang

vorläufig aus den allgemeinen Erſparniſſen genommen , es lifte der königl. ſächſiſchen Armee vom Jahre wäre jedoch die Abſicht, die Militärmedicinalbildungsan = 1851 enthält im Eingange die gewöhnliche „ Kurze Uleber Ärmee" , fort der königl. ſächſiſchen Ärmee“ deren Theilinhmelächſiſchen der vonGeſchichte zu beſchränken , umzu dadurchficht gewins geführt äußerſteGehaltsverbeſſerung den Fond bis zuaufderdasgedachten ſtalten

nen. In Rüdficht auf dieſe Erklärung iſt die Commiſſion Then Ereigniſſen , vom April 1849 an bis zu deren vor von einem principiellen Monito abgeſtanden. (N. Pr. Ztg).

jährigen Mobilifirung und Concentrirung , vom 2. bis 19. November und bis zur Demobiliſirung am 17. De

cember 1850. Die Geſammtzahl der damals ſchlagfertigen Armee betrug 26,192 Mann, 6418 Pferde und 60 Ger

Oefterreichiſche Monarchie. ſchüße . Das Kriegsminiſterium beſteht aus einem Miniſter, vier Miniſterialräihen , zwei Aſſiſtenten und einem Adju= Wien , 12. Febr. Das in Berlin erſchienene Werk: tanten , der Generalſtab aus einem Chef, einem Souschef,

„ Darſtellung des leßten ungariſchen Feldzugs“ , welches einer Ingenieurubtheilung von dret Dffizieren, einer tat einen ruſtiſchen Offiziere zugeſchrieben wird, erregt hier tiſchen Abtheilung von fünf Dffizieren , zwei agregirten beſonders " in den militäriſchen Kreiſen großes Aufſehen Offizieren und dem Vorſtande der Plankammer. Die und man erwartet demnächſt eine Kritik desſelben aus der Armee im Friedensſtande beſteht aus folgenden Truppen Feder des bekannten Oberſten Ramming, von welchem be- abtheilungen : Fufanteric: Leib = ( 4.) Brigade, - Stand reits ein ausführliches Werk über dieſen Gegenſtand vor- quartiere: Dresden und Baußen enthaltend das 13. (N. Pr. Ztg.) liegt. Bataillon ( 1 Major, 1 Adjutant, 4 Hauptleute , 4 Ober lieutenante, 5 Lieutenante , 2 Portepeejunfer), 14. Ba - 14. Febr. In Zukunft werden keine proviſoriſchen taillon ( 1 Major, 1 Adjutant , 4 þauptleute, 4 Ober- , -

Cadetten bei der t. f. Marine aufgenommen ; die 5 Lieutenante, 2 Portepeejunker), 15. Bataillon (1 Oberſt gegenwärtig in derſelben dienenden müſſen fich binnen lieutenant, 1 Adjutant, 4 þauptleute, 4 Dhers, 4 lieu einem Jahre einer Prüfung unterziehen . Jeder Marine tenante, 22 Bortepeejunker))und das 16. Bataidon (wie cadet, der wenigſtens ein Zahr eingeſchifft war, darf ſich das 13. Bataillon ), - 1. Infanteriebrigade Prinz Albert, .

211 bestehend aus dem 1., 2., 3. und 4. Bataillon (in seiner Zusammenseßung fast wie die vorigen , und eben so auch alle übrigen Bataillone) , 2. Infanteriebrigade von Prinz Marimilian mit dem 5. , 6. , 7. , 8. Bataillon , - die 3. Infanteriebrigade Prinz Georg, mit dem 9. , 10., 11., 12. Bataillon, die leichte Infanteriebrigade mit dem 1. , 2. , 3. , 4. Schüßenbataillon ; - die Reiteret: das Gardereiter (4.) Regiment , das 1. Reiterregiment vac. Prinz Ernst, das 2. und das 3. Reiterregiment, jedes mit 5 Schwadronen ; das Artilleriecorps , enthaltend das Fußartillerieregiment , die reitende Artilleriebrigade, die Pionnir- und Pontonnirabtheilung, das Hauptzeug haus und die Commissariatstraincompagnie; die Mi litärbildungsanstalt , bestehend aus 4 Divisionen; das Gouvernement und die Commandantenschaft. - Die Ar mee zählt jezt 1 General (Se. königl. Hoheit Prinz Jo hann), 4 Generallieutenante ( Birnbaum , v. Engel, Graf v. Holzendorf, Rabenhorst) , 5 Generalmajore (v. Man= goldt, Neichardt, v. Treitschke , v. Rockhausen , Schmidt), 12 Obersten, 18 Oberstlieutenante , 29 Majore, hiernächst die Infanterie: 90 Hauptleute ( 10 erster, 23 zweiter und 57 dritter Klaffe) , 115 Oberlieutenante, 103 Lieutenante und 30 Portepeejunker, -- die Reiterci : 25 Rittmeister (9 erster, 2 zweiter, 14 dritter Klasse) , 26 Oberlicute= nante, 52 Lieutenante und 1 Portepeejunker, - die Ar= tillerie : 15 Hauptleute (3 erster, 5 zweiter, 7 dritter Klaffe), 22 Oberlieutenante , 36 Lieutenante, 1 Portepee junker, -die Commiffariatstraincompagnie : 1 Haupt mann und 2 Lieutenante. Unter diesen 597 Offizieren find 239, also fast die Hälfte, bürgerliche. — Außerdem zählt die Armee noch 6 Auditeure erster, 4 zweiter und - 9 Oberärzte erster, 9 zweiter, 10 1 britter Klaffe, dritter und 18 vierter Klasse. Von den seit dem Jahre 1811 aus der Armee geschiedenen General- , Offizier und Armeebeamten , welche die Armeeuniform forttragen dürfen , leben noch 305. (Fr. Sachsen-3tg.)

Frankreich. Ein Decret vom 31. December vor. J. , erstattet auf den Rapport des Generals Schramm, anullirt die Decrete vom 7. und 21. October bezüglich der Re organisation des Corps der Militär - Jnten dantur. (8.)

212

Continents , welche mächtige Heere auf den Beinen hal ten , ferner nach einer großen Anzahl von Versuchen und eben so gewichtiger wie entscheidender Erwägungen , die ihr in Documenten aller Art vor Augen lagen , glaubt die Commission , gewissenhafter Ueberzeugung gemäß und nachdem sie mit Einstimmigkeit über die vom Ministerium vorgelegten Fragen entschieden hat , mit derselben Einstim = migkeit ihre Ansicht in nachstehenden summarischen Be schlüssen zusammendrängen zu sollen : Die Wohlfahrt des Soldaten, die Interessen des Staatsschaßes , die Aufrecht= haltung der Disciplin , die Bedürfnisse der Verwaltung und der Befehlshaberstellen , kurz die Sicherheit des Lan= des verlangen die unmittelbare Wiederherstellung der früher bestandenen Commisbäckereien. Die Commission empfiehlt nur die unverweilte Annahme einiger Verbesserungen, deren sie die Fabrikation des gelieferten Brodes noch für fähig erkennt, Verbesserungen , die von der Sorgfalt der Kriegsverwaltung den überzeugendsten Beweis liefern und dem Gouvernement den Dank der Armee zuwenden werden.“

Schweiz. Bern, 16. Febr. In Neuenburg ist dieser Tage die Geschichte der Schweizerregimenter in Neapel während der Jahre 1848 und 1849, von einem Offizier bearbeitet, erschienen , der alle die Kämpfe jener Schweizer in Sicilien und Neapel mitgemacht, und einfach und treu zu erzählen versteht. Auf das Benehmen der Eng länder bei jener Gelegenheit ist er nicht gut zu sprechen. Zum Beispiel : „ Als die Truppen des Königs von Neapel fast aus ganz Sicilien verdrängt, sich nur noch in der Citadelle am Hafen von Palermo hielten, errichteten die Insurgenten auf einer Landspiße , dem Schlosse gegenüber, eine Batterie. Kaum war dieselbe durch das Feuer des Schlosses , wo Baron Groß , ein Schweizer, commandirte, demolirte, so legte sich eine englische Fregatte, Capitän Hutchinson , in der Schußlinie , gerade zwischen der Cita delle und der feindlichen Batterie, vor Anker und blieb so lange liegen, bis die leßtere wieder hergestellt war." (N. Pr. 3tg.)

Literatur. --- Die Nr. 8 des Moniteur de l'Armée bringt eine No = tiz über den nun veröffentlichten Bericht der über das Proviantbackwesen niedergesezten Commission. Die Commission , welcher der Divisionsgeneral Oudinot von Reggio präsidirte , zählte an Mitgliedern 2 Diviſions generale, 2 Brigadegenerale, 2 Militärintendanten , einen Arzt (den Präsidenten des Armee- Gesundheitsrathes), den Oberapotheker und einen Militärunterintendanten. Dem Bericht ist eine große Anzahl Beilagen und Documente angeschlossen. Der Moniteur verspricht demnächst eine ausführliche Mittheilung geben zu wollen und bemerkt vorläufig nur Folgendes: „Die Commission hat eifrigst nach Vereinigung aller in einer so complicirten Sache betheiligten Interessen getrachtet. Zufolge der Erfahrungen der Vergangenheit, wie des Beispiels aller Nationen des

Kampf des Kantons Luzern und seiner Bun = desgenossen gegen den Nadikalismus in den Jahren 1845 bis 1847 und mein Antheil an den kriegerischen Ereignissen dieser Epoche. Von Oberst Franz v. Elgger, gewesener Chef des Generalstabs der Armee der 7 katholischen Orte und ehemaligem eidgenössischem Oberst. Mit Plänen. 8. Schaff hausen 1850, Hurter'ſche Buchhandlung. (VI und 508 S.) 2 Thlr. Die A. M. 3. hat bereits über die bedeutenderen Schilderungen des Sonderbundskrieges, welche von Seiten des siegreichen Theiles bekannt wurden (ſ. Nr. 52 von 1849 und Nr. 67 vom vor. J.) , berichtet ; das vorliegende Werk bringt von der anderen Seite eine vollſtändige und

213 erwünschte Ergänzung dazu. Es umfaßt in drei Abthei= lungen die ganze Geschichte der wichtigeren politischen und kriegerischen Ergebnisse, deren legte äußere Veranlassung die Berufung der Jesuiten nach Luzern wurde , deren tie feren Grund aber der Kampf der Schweiz , um die Er richtung einer neuen stärkeren Bundesverfassung war. Die erste Abtheilung geht in fünf Abschnitten vom Ausbruch der Unruhen (December 1844) bis zum klag lichen Ausgang des Freischaarenzuges auf Luzern (April 1845). Der Berufung der Jesuiten war eine immer stei gende Gährung der Gemüther gefolgt; am 8. December geschah der erste blutige Ausbruch ; Freischaaren aus Lu zern und aus benachbarten Kantonen versuchten durch einen Handstreich die Regierung zu stürzen , doch bis in die Nähe der Stadt gekommen , wagten sie nicht, dieselbe an= zugreifen und als die Regierung ihre Truppen sammelte, verschwanden sie. Oberst Elgger wurde gleich bei der ersten Kunde der Gefahr in Dienst berufen und in den obersten Kriegsrath des Kantons gefeßt. Dann , auf kurze Zeit entlassen, rief man ihn, als sich die Anzeigen eines neuen Einfalls häuften , wieder herbei , ernannte ihn zum Chef des Generalstabes und übertrug ihm die Organiſation und Ausbildung der Kantonstruppen , während General von Sonnenberg, der aus Neapel herbeigekommen war, den Oberbefehl erhielt. Zwischen beiderseitigen Vorbereitungen verfloffen einige Monate, die Truppen des Kantons wur= den mehrmals aufgeboten und wieder entlassen ; im Ganzen aber nahm die Regierung von Luzern sehr ungenügende Anordnungen, während die Freischaarenführer viel Thätig keit und Organisationstalent entwickelten. So fand der Einfall vom 31. März , viel ernstlicher und gefährlicher als der erste, im Anfang keinen Widerstand ; die Frei schaaren standen gegen Abend auf der Höhe von Littan, eine halbe Stunde von Luzern , und hätten die Stadt, zu deren Vertheidigung Oberst Elgger nur wenige Truppen zusammen hatte, durch einen entschlossenen Angriff nehmen können; aber sie wagten es nicht, in der Nacht noch zogen von allen Seiten Truppen in Luzern ein , und als diese am folgenden Tag zum Angriff vorrückten , waren ihre Gegner schon größtentheils verschwunden und zersprengt. Sie waren in der Nacht bis in die Nähe der Stadt vor gedrungen, dort aber verbreiteten einige Schüsse in ihren Reihen den Glauben , sie seien überfallen , und bald war die ganze Armee in wilder unordentlicher Flucht nach der Gränze, wobei fie im Dorfe Malters von einer Luzerner Truppenabtheilung bedeutenden Verlust erlitten. Das Hauptcorps derselben folgte ihnen und reinigte in kurzer Zeit das ganze Gebiet vom Feinde. Die zweite Abtheilung erzählt in sechs Abschnitten den Verlauf der Ereignisse bis zum Ausbruch des Krieges gegen den Sonderbund. Luzern hatte augenblicklich und über Freischaaren gesiegt; dagegen wurde seine Stellung gegen die Mehrheit der übrigen Eidgenossenschaft immer gespannter. Die steigende Erbitterung der Parteien gab fich in der Ermordung des Luzerner Rathsherrn Joseph Leu kund. Die Regierung beschloß besser zu rüsten und stellte den Oberst Elgger an die Spite des gesammten Militärunterrrichts im Kanton. Doch dieser wandte gegen die völlige Unkenntniß , die Saumseligkeit und verkehrte, unzeitige Sparsamkeit der hohen und niederen Behörden

214 vergebens alle Thätigkeit auf; sein Streben hatte selbst dann keinen Erfolg, als die 7 katholischen Kantone ein Schuß- und Truzbündniß errichtet und einen besonderen Kriegsrath ernannt hatten. Dieser Kriegsrath gab den eigentlichen Maßregeln der Rüstung durchaus nicht den gehofften Nachdruck; er beschäftigte sich besonders mit der Wahl des Oberbefehlshabers und der Entwerfung eines allgemeinen Kriegsplans . Nachdem Fürst Friedrich von Schwarzenberg , österreichischer Oberst a. D., den ange= tragenen Oberbefehl abgelehnt hatte, ward Oberst U. von Salis- Soglio erst zum zweiten , später zum ersten Be= fehlshaber und , nicht lange vor dem Ausbruch der Feind seligkeiten, zum Chef des Generalstabs ernannt. In einer allgemeinen Berathung sprach er seine Ansicht für eine Kriegführung aus , die auf eine gegenseitige offensive Un terstüßung der verbündeten Kantone zielte ; die Mehrheit aber entschied sich für reine Vertheidigung , für unthätiges Erwarten des Feindes in einer Stellung hinter der Reuß und Emme. Inzwischen beschloß die Tagsaßung mit 122 Stimmen am 20. Juli 1847 die Auflösung des Sonder bundes ; vertagte sich Ende August bis zum 18. October, erließ am 20. ihre Proclamation an die sieben katholischen Stände, ordnete die Aufstellung eines Heeres an und ernannte Oberst Dufour zum Oberbefehlshaber. Vermit= telungsversuche mißlangen; am 29. October verließen die Gesandten der 7 Stände die Tagſaßung. Der Sonderbund stellte ein Heer von 29,544 M. regel mäßiger Truppen und von 49,411 Mann Landsturm auf, das Heer der Tagsagung betrug 60,521 Mann activer Truppen und 38,012 Mann Reserven. Den kurzen Feld= zug erzählt die dritte Abtheilung in acht Abschnitten. Am 4. November erließ die Tagsaßung den Executionsbeschluß, am 10. brach General Dufour gegen Freiburg auf, die Stadt erhielt am 11. einen Waffenstillstand (während dessen durch Mißverständniß ein Gefecht bei der Redoute Bertigni stattfand) bis zum 14. November nnd capitulirte, als ihr derselbe nicht verlängert wurde. Von ihren Ver bündeten war wenig für sie geschehen; die Ansicht des Oberst Elgger auf eine entscheidende Angriffsbewegung auf die an der Luzerner Gränze in weitem Umkreis dünn aufgestellten Feinde drang nicht durch ; es geschahen nur kleine vereinzelte Unternehmungen in nördlicher und nord= östlicher, strategisch ganz verkehrter Richtung , ohne Zu sammenwirken und ohne einen andern nennenswerthen Erfolg, als daß in Dietwyl 2 Compagnieen überfallen und 4 Offiziere mit 40 Mann gefangen wurden. Nur eine Unternehmung vom Hospiz des St. Gotthard aus, welches die Sonderbundstruppen am 3. November beseßt hatten , gelang ; die Division Luvini (Teffiner) wurde am 8. November in Unordnung bis nach Bellinzona zurück geworfen. Den General Dufour hielt dieser Unfall nicht ab, die Hauptentscheidung zu suchen. Am 22. November rückte die Division Ochsenbein in das Entlibuch , am 22. und 23. bestand sie mehrere kleinere Gefechte mit den Luzernern , in deren Folge diese sich zurückziehen mußten. Gleichzeitig war General Dufour mit dem Hauptheer_im Kanton eingerückt und ließ, nachdem der Kanton Zug capitulirt hatte, den Hauptangriff durch die Divisionen Gmür und Ziegler von Norden her auf den Abſchnitt zwischen der Reuß, der Lorze , dem Zuger und Luzerner

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See richten. Dort leitete General v. Salis selber die seinen politischen Ausführungen den inneren Zusammen= Vertheidigung , aber er verstand weder die Truppen noch hang, das scharfe, treffende Urtheil, die eingehende Kennt den Boden zu benußen; nach einem mehrstündigen Gefechtniß und Schilderung der Patei- Stellungen und Strebungen am 23. verlor er die Brücke über die Neuß bei Gislikon vermissen , wie wir sie an eine Geschichte fordern würden : und alle günstigen Stellungen ; der Kriegsrath der sieben so trägt der Verfaffer , der offenbar eine Geschichte auch gar Kantone Hloh über den Sec, General Salis folgte in der nicht geben wollte, doch durch Erzählung der politischen Nacht, in Luzern löste sich Alles in vollkommener Unord- Bewegung in die Nüstungen, wie in die Kriegshandlung nung auf; am 24. capitulirte die Stadt. Dieser Capt- selbst erst das rechte Licht und Verständniß. tulation folgte bald diejenige der übrigen Kantone. Das Volle Anerkennung und Beachtung verdient indeß vor= Heer des Sonderbunds hatte im Feldzug 26 Todte und züglich , was der Verfasser über das Heer des Sonder 114 Verwundete, das der Eidgenossenschaft 60 Todte und bundes sagt und was er aus dem Feldzug selbst erzählt. 386 Verwundete verloren. Der Kriegsrath der verbündeten Kantone , aus 7 Mit= Der Verf. hat ohne Zweifel das Verdienst durch eine gliedern bestehend , besaß alle unglücklichen Eigenschaften unpartheiische , wahre, klare und ausführliche Darstellung des früheren Wiener Hofkriegsraths , ohne dessen militä das Bild dieses Kampfes anschaulicher gemacht und ver rische Bildung und Erfahrung; manche seiner Mitglieder, vollständigt zu haben. Er hat seiner Schrift eine Reihe wie bei weitem die größte Zahl der Vornehmen und Ge schäzbarer Beilagen theils politischen , theils militärischen bildeten , der Leiter und Führer des Volks , waren zu Inhalts und drei Pläne beigegeben, die, wenn auch schlecht ſolchen Opfern , wie sie ein solcher Krieg heischte, nicht gezeichnet, doch das Verständniß der betreffenden Bewegungen fähig , muthig und aufopfernd genug. Darum war ein und Gefechte erleichtern . Für die Größe und die kriegs Widerstand gegen alle ernstlichen und nothwendigen Vor geschichtliche Bedeutung der Ereignisse finden wir dieselben bereitungen dazu, an dem jede Thätigkeit des Obersten fast zu ausführlich geschildert; namentlich hat der Verf. Elgger und seiner Gleichgesinnten scheiterte. Unerhörte eine Reihe von Betrachtungen, Vorschlägen und Plänen Dinge erzählt uns der Verf. von der mangelhaften Grund über die unter den gegebenen Verhältnissen nothwendige lage (7. Abschn. S. 121 ff. ) , worauf im Kanton Luzern Kriegführung mitgetheilt und mit einem stellenweise nicht die taktische und besonders die diſciplinarische Erziehung ungesuchten Aufwand von Beleſenheit und theoretischen der Mannſchaft ruhte , als deren Ergebniß man oft die Regeln gestüßt, die hernach auf den Gang der Dinge gar Worte hören konnte : „Wir sind freie Schweizer und fol teinen Einfluß ausübten. Indessen hatte er in dem Um gen , wenn wir wollen." Da war es nicht zu verwundern, stand, daß seine Thätigkeit vielfach auf's Ungerechteste wenn neben manchem schönen Zug , in dem die alte angegriffen wurde , allerdings eine besondere Veranlassung Tapferkeit der Schweizernatur hervorbrach , eine unglaub dazu und es kündigen diese Mittheilungen doch im Ganzen liche Unkenntniß und Unordnung in allen Gefechtsver= nicht blos den Soldaten von tüchtiger Einsicht und gesun hältnissen, wie im Felddienst und auf dem Marsche zum dem militärischen Urtheil an , sondern sie werfen auch auf Vorschein kam; wenn ein Lieutenant von seiner Batterie die vielen Verkehrtheiten , die wirklich geschahen , ein desto wegreitet, um selbst dem Befehlshaber die Nachricht von schlagenderes Licht. In politischer Beziehung schildert sich einem ungünstigen Gefecht und daß der Feind nahe, zu der Verf. gleich im Eingang, als einen Mann, der außer überbringen u. dgl. Der Chef des Generalstabs erhält halb des Treibens der Parteien des Tages stand , der die die erste Nachricht vom Einfall der Freischaaren durch Verderblichkeit und Uebertreibung in vielen Maßregeln der einen Civilisten ; er muß hernach nicht blos anordnen, Sonderbundsregierungen , besonders in der Jesuitenberu sondern bei der allgemeinen Unkenntniß die Ausführung fung wohl erkannte, der aber troßdem der Sache der alten bis in die unteren Stufen überwachen, sogar selber ganz Bundesverfassung mit Freuden sein Schwert weihte und kleine Abtheilungen commandiren , deren Offiziere nicht da jedes Opfer brachte. Der Erfolg und die Zeit haben gegen sind . In den obersten Stufen sah es ganz eben so aus; diese Verfassung entschieden , die in ihrem überaus lesen Oberst Maillardoz stellt sich dem Oberbefehlshaber völlig Verband schon am Anfang des Jahrhunderts die aus gleich , ohne vom Gehorsam viel wissen zu wollen , ähnlich General Kalbermatten in Wallis . Dabei war weder Ge= einanderfallende Schweiz den Franzosen überlieferte : das höhere Recht der Geschichte, das bei großen Staatsum neral v. Sonnenberg beim Freischaarenzug , noch v. Salis wandlungen allein und ohne Rücksicht auf die zweifelhafte im eigentlichen Krieg zum Feldherrn geeignet ; ihre Be= juristische Auslegung alter Sahungen entscheiden kann, fehlführung war ohne jeden Plan , ohne jede gesunde scheint der neuen Bundesverfassung , die den ungeheueren militärische Einsicht, und zersplitterte und vergeudete nuß Bewegungen unserer Zeit mit Recht eine kräftigere , zu los die besten Kräfte. Bei einer solchen innerlichen Zer sammengefaßtere Staatsform entgegenstellen will , günstig rüttung und Auflösung war denn der rasche Fall des zu sein. Judeß hat sie sich, wie das menschlicherweise bet Sonderbundes etwas Natürliches und Nothwendiges. so großen Umwälzungen zu geschehen pflegt , nicht ohne Der Verf. hat zu seiner wahren Erkenntniß sehr viel bet= manches Unrecht im Einzelnen durchgefeßt : und hier ist es getragen; möchten wir für die eigenen Erfahrungen , aus wieder die gemäßigte leidenschaftslose Darstellung des denen allein eine gründliche Abhülfe hervorgehen kann, Verf. , durch die wir einen im Ganzen richtigen Eindruck Männer finden , die seinem Beispiel eben so taktvoll zu erhalten. Nur an wenigen Stellen ist die Schilderung folgen verstehen . 24. etwas phrasenhaft und überschwänglich , und wenn wir in Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag , N 28.

6. März 1851 . $123 NOWE

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Allgemeine Militár- Zeitung. Königreich Sachſen.

inneren Verhältniſſen mangeln könnte. Die nachfolgende Darſtellung dürfte daher idon Beachtung verdienen ; doch

Die A. A. 3. enthält nachfolgenden größeren Artikel über die königlide Militärbildungsanſtalt in Dresden :

ſollen hier nur einige Randzeichnungen geliefert werden, die auch für ähnliche Bildungsanſtalten als Spiegelbilder dienen tönnen .

welcher nach langjährigen treuen Dienſten in den Ruhe

„Der Urſprung dieſes Inſtituts fällt in das Jahr 1725. Es wurde von dem damaligen Feldmarſchall Gra fen Waderbarth gegründet, und zwar zunächſt aus eigenen

ſtand getreten iſt , und ſoll nun eine gänzliche Umgeſtal-

Mitteln.

„ Dieſe Anſtalt hat vor Kurzem ihren bisherigen Vorftano (Generallieutenant v. Schreibershofen ) verloren,

tung erfahren. Wer an die Spiße dieſes Inſtituts zu treten berufen ſein dürfte , iſt zur Zeit noch unbekannt,

obwohl mehrere Namen genannt werden . Die Wahl iſt unbezweifelt keine leichte , und der , den fie trifft, kann ſich dadurch ſehr geehrt fühlen , denn der Nußen " ( oder auch der Nachthell !) , den eine ſolche Anſtalt der Armee ger währt, kann ſich über eine ganze Generation hinaus erſtreden , indem in ihr und durch fie das geiſtige Element

Gine ſchon im Jahr 1692 errichtete adelige Cadettencompagnie, an deren Spiße Feldmarſchall v. Sco

ning ſtand, kann hierbei nicht in Betracht kommen, denn es war nur eine zum Ebrendienſt bei dem Kurfürſten be ſtimmte Nobelgarde, im Frieben ſowohl wie im Kriege, die auch einigen Feldzügen beigewohnt hat. Waderbarth befehligte dieſe Compagnie feit dem Jahre 1719 , ſie zahlte damals mit Ober- und Unteroffizieren nebſt Spielleuten 192 Mann. Der älteſte Corporal war 43 Jahre alt , die

im Alter von 20 bis 30 Jahren gewegt und gepflegt werden ſoll, welches von bloßer Cadetten befanden fich Einſender iſt und darüber. Die neue „Ritterakademie" trug natürlich

Schulweisheit wohl zu unterſcheiden iſt.

dieſer – früher unter dem Namen ,,Ritterakademie" und zu großem adeliges Cadettencorps bekannten -- Anſtalt zu -

das Gepräge ihrer Zeit , in welcher von einer Pädagogik

und ſyſtematiſchen Berufsbildung noch nicht die Rede war.

Dant verpflichtet, und benußt daher dieſen Anlaß, feinem Körperliche Gewandtheit, ritterlicher Anſtand und einige Dant Worte zu geben , die auch in weiteren Kreiſen An- hödſt oberflächliche Schulkenntniſſe, mit welchen man fich klang finden , da es in ganz Europa fein Land gibt, wel: dhes nicht Männer zum Theil in hohen Stellen aufzu = weiſen hat, die ihre Bildung zunächſt in dieſer Anſtalt erlangt haben. Man möge daher bedenken , daß bei ciner Reform dieſer Anſtalt auch nitfächſiſcher Ruhm zu bewahren iſt , daß Veränderungen nicht immer Verbeſſerungen ſind und nicht jede ſich geltend machende neue Idee alten Erfahrungen die Wage hält. Die leßten drei Jahre haben Kartenhâujer und glänzend übertünchte Bretterbuden genug entſtehen ſehen , und mancher glüdliche Emporkömm-

heutigen Tage in keiner guten Regimentsſchule begnügen würde , war Alles , was den Sadetten neben ihren man = cherlei Dienſtobliegenheiten beigebracht wurde. Defſen ungeachtet wurde Dresden ſchon damals für den Drt ge halten , wo junge deutſche Edelleute die leßte Hand an ihre formale Bildung zu legen ſuchten , und das glänzende Leben am Hofe Auguſt'8 II. bot dazu allerdings auch mannichfache Gelegenheit. Doch verſtrichen dret Jahr zehnte, bevor dieſe Akademic einen etwas wiſſenſchaftlichen Charakter annahm ; was ſie hauptſächlich der regen Theil

ling hat in dem wirren Treiben vergeſſen , wie wenig er nahme des Kurprinzen (nachherigen Kurfürſten ) Chriſtian ſich ſelbſt und wie viel er dem Drange der Verhältniffe, bie ihn gehoben und getragen , zu verdanken bat. Wer nicht bloß Neues , ſondern auch Šutes ſchaffen will, muß vor Allem den Grund des Alten zu ergründen wiſſen, ſonſt baut er auf Sand und ſein Wert zerfällt in Staub. Man hüte fich alſo vor Uebereilungen ."

verdankte, der ſeine eigene vielſeitige Bildung auch im Difizierſtand zu verbreiten ſuchte, aber leider ſchon wenige Tage nach ſeinem Regierungsantritt (1763) ſtarb. Erſt unter ſeinem Nachfolger, Friedrich Auguſt 1., konnte die wiſſenſchaftliche Tendenz feſteren Boben gewinnen , doch iſt hier nicht der Drt, die ſtufenweiſe Entwidelung der Rit

,, Einſender hat Gelegenheit gehabt, ſich mit dem Geſchichtlichen der ſächſiſchen Militärbildungsanſtalt bekannt zu machen , auch ſonſt durch kundige Mittheilungen zu ergänzen , was ſeinen eigenen Wahrnehmungen von den

terakademie zu verfolgen. Das verderbliche Wirthſchafts ſyſtem damaliger Zeit, bei welchem jeder Inhaber einer Compagnie ſeine hauptſächlichſten Einkünfte duro Gr ſparnifle an feinen Untergebenen zu erzielen genöthigt war,

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und deßhalb starke und langdauernde Beurlaubugen ein treten ließ, mußte wie ein böser Krebsschaden an einer Anstalt nagen, für welche die Zeit noch ungleich wich tiger war als in jeder Truppe. Der erste Commandant, welcher auf diese Einkünfte großmüthig verzichtete und sich mit seinem Gehalt von monatlich nur 60 Thlr. begnügte, war der Oberst v. Christiani. Von dieser Zeit an ( 1798) wurde der wissenschaftliche Unterricht der Cadetten erwei tert und geregelt, eine strenge Disciplin eingeführt, auch der Eintritt in die Anstalt von einer Prüfung abhängig gemacht. Die Commandanten blieben indeß nicht lange genug in dieser Stelle, um hinreichend Gutes wirken zu können, was auch von demjenigen zu sagen ist , der die Forderungen der Zeit am schnellsten erkannte und mit Entschlossenheit ihnen gerecht zu werden ſuchte." (Fortseßung folgt.)

utile utile dulci. dulci. Die Wahrheit dieser Sentenz fanden wir so vielfach bestätigt , daß wir geneigt wurden , allen Denen eine praktische Ueberlegenheit zuzugestehen , die es ver standen, jeder Beschäftigung, jeder Verpflichtung eine kleine, wenn auch noch so unbedeutende Annehmlichkeit beizu mischen , nicht um den Ernst, den Zwang , die Strenge, wo sie nothwendig, wegzunchmen , wohl aber sie weniger fühlbar zu machen. Vornämlich der Soldat muß verstehen, bei harter Entbehrung , angestrengter Arbeit den frohen Muth, den leichten , heiteren Sinn sich zu bewahren. Hierzu hat die Phantasie, diese gewaltige Meisterin , die an die winzigste Hoffnung, an die dürftigste Freude die feinsten Genüsse anzuknüpfen vermag, sie hat vornämlich mitzuwirken . Wessen Einbildung bereits mit dem bunten Wechsel kriegerischer Erlebnisse erfüllt ist, wer von der alle Sinne gefangen nehmenden Wirklichkeit weniger sich beherrschen , übertölpeln läßt , der ist zum kaltblütigen Hinnehmen jeden Ungemachs geeigneter, vorbereiteter ; seine leichtere Auffassung aller Mühen heht ihn über das Ge fühl von Entsagungen flüchtiger weg , seine Anregungen kleben nicht an den Empfindungen , den Eindrücken der Gegenwart, ihm wird viel eher der knappe Lagerraum des engen Bivouaks zur gemüthlichen Heimath. Üm von den Beschäftigungen der Phantasie den möglichsten Vortheil zu erzielen , darf man aber die Erziehung , die Thätigkeit derselben nicht der Willkür, dem Zufall anheimgeben. Man trachtet ja darnach, dem Unteroffizier, dem Sol daten auch in seinen Freistunden Gelegenheit zu bieten, den Körper zu stählen, ihn schnellkräftiger, zäher zu machen; man sorgt durch Errichtung von Fecht-, Schwimm und Turnschulen für die Entwickelung dauerhafter Ge ſundheit, elastischer Beweglichkeit; warum gedenkt man die Heranbildung dessen , was die Körperkräfte meiſtert , die

Oesterreichische Monarchie. Wien , 15. Febr. Der Schach von Persien hat an die hiesige Regierung das Ersuchen gestellt, einem Offi zier von der Infanterie und einem von der Cavalerie die Erlaubniß zu ertheilen , auf einige Jahre in persische Dienste zu treten, um bei der Einrichtung der dortigen Militäranstalten mitzuwirken. Man glaubt , daß S. M. der Kaiser es genehmigen werde. Schwarzburg-Rudolstadt. Rudolstadt, 22. Febr. Unser Militär , das früher unter bayerischer Inspection stand und bayerisches Erer citium hatte, wird jest preußisches erhalten. Ende des vergangenen Jahres wurde ein Offizier von hier nach Berlin geschickt, um das Erercitium zu lernen , und nach stens wird auf Ansuchen des Fürsten ein königl. preußi scher Hauptmann hier eintreffen , welcher unser ganzes Militärwesen nach preußischem Muster organisiren soll. (N. Pr. Ztg.)

Frankreich. Paris , 15. Febr. Im Kriegsministerium wird im Augenblicke an einem Plane zur Umwandlung der ganzen leichten Infanterie in Jägerbataillone, wie die Chasseurs de Vincennes , gearbeitet. (5. C.)

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1 Erziehung des moralisch willensstarken Wesens , kurz den geistigen Menschen nur im Dienste zu fördern und außer halb desselben ihn mehr sich selbst zu überlassen , und mehr auf negative Weise durch Verbote auf ihn zu wir ken ? Man wundert sich öfters über die dürftigen Erfolge des theoretischen Unterrichts , über die Dürre , Trockenheit, die lederne Manier in dem Vortrage des Corporals und des Feldwebels ; hat diese Erscheinung nicht mit ihren Grund in geistiger Leere? Gähnenden Mundes_plagen

sich Lehrer und Schüler kapitelweise durch gestempelte Fragen und Antworten durch ; nur mittelmäßig im Stande, das Wichtige durch lebendige Darstellung auch als wichtig begreiflich zu machen, befriedigt den Prüfenden häufig - Der Artillerieoberst Haillot hat so eben den zwei mehr die Leistung des Gedächtnisses, als die Selbstthätig= ten Band ſeines wichtigen Werkes : Statistique militaire keit des Verstandes. Leider gebricht es vielen Unteroffi= et Recherches sur l'organisation et les institutions mili zieren an geistiger Frische; ihre geistige Kraft ist nicht taires des armées étrangères erscheinen lassen. Er ent schneidig genug , die Gemüther der Untergebenen aufzu= hält außer verschiedenen allgemeinen Betrachtungen die ackern , damit der Same guter Lehre , tüchtigen Beispiels Militärstatistiken von Sardinien , Holland und Belgien. wuchernder gedeihe. Ihnen diese geistige Frische auch im Frieden zu erhalten , denn im Felde, im fließenden Wasser der Gefahren und außergewöhnlichen Anstrengungen erhält fie sich von selbst , muß man der Phantasie, dem Quell des erfrischenden Geistes , für äußeren Zufluß sorgen, das Ueber Soldatenbibliotheken . mit sie nicht eintrockne, versiege. Zwischen Lehrer und Schüler besteht die innigste Wechselwirkung ; leiert jener In der lateinischen Anthologie unseres Gymnasiums so haspeln diese; radbrecht der Corporal , so stottern die befand sich das Motto : omne tulit punctum qui miscuit Soldaten ; drillt der Major, so schlottern die Compag=

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nicen, sobald sie aus dem Joche eines verrosteten Mecha nismus ausgespannt werden. Betrachten wir den Entwickelungsgang der Bildung eines Unteroffiziers , so wird die intellectuelle Mitgift bei Eintritt in den Dienst in vielen Fällen kaum bedeutender ſein, als das Geistesvermögen der Soldaten. Durch den Unterricht und Dienstverkehr mit seinen Offizieren erwirbt er manche neue Kenntniß ; sein Verstand , sein Gedächtniß erstarken durch Kenntnißnahme der Reglements , die zum Theil sein Eigenthum werden , wodurch es ihm ermöglicht wird, durch Selbststudium zu erseßen , nachzuholen , was im Unterricht versäumt wurde. Angenommen , er wäre sich nun über seine Dienstführung , seine Pflichten voll= kommen klar, so hat in der Regel auch damit seine Bil dung culminirt; er fühlt , daß er dem Nothdürftigen , dem Gewöhnlichen gewachsen ist, und es wird nun vom Zufall abhängen, ob er nun weiterhin mehr zur Befriedigung geistiger oder materieller Bedürfnisse hinneigt. Von diesem Zeitpunct an wird man häufig wahrnehmen , wie Unter offiziere , denen nun eine größere Anzahl Freiſtunden zu Gebote steht, in einem Alter schon stumpf geworden sind, in dem bei den Offizieren die gediegene Mannesarbeit, das unausgesezt tüchtige Streben erst anhebt, daß sie aus Mangel inneren, geistigen Haltes der Langenweile, der Erschlaffung verfallen. Will man dieß aber nur in sel tenen Fällen zugeben, so glauben wir nichtsdestoweniger, daß Unteroffiziers- und Soldatenbibliotheken , mit den geeigneten Büchern ausgestattet, deren Auswahl von ge= eigneten Offizieren unter Aufsicht der Commandeure zu geschehen hätte, auf die Heranbildung eines kräftigen, geistig frischen Unteroffiziersstandes nicht unbedeutenden Einfluß übte. Wenn auch nur Wenige durch dieses Mittel vor geistiger Versumpfung bewahrt würden, wäre damit nicht schon ein Erfreuliches erreicht ?

Bedürfniß sich nicht geltend macht , da würde man etwas Unnöthiges , einen Ueberfluß befürworten , wenn man den schon oft in Anregung gebrachten Bibliotheken das Wort reden wollte. Einem hin und her ziehenden Regimente, ohne bleibende Quartiere, wird man nicht zumuthen wollen, mit Nachschleppung unbenußter Bibliotheken den Troß zu mehren. Anders gestalten sich die Soldaten= unterhaltungen auf Märschen und Stationen , und anders in Garnisonen. Bemerken die Offiziere , daß in den lez teren von Unteroffizieren und Soldaten eine häufige Be nuzung der Leihbibliotheken eintritt , dann ist es ihre Pflicht, darüber zu wachen, daß dieser Lesetrieb wo mög lich eine dem Dienst förderliche Richtung nimmt. Kein Offizier wird gestatten , daß wühlerische Schriften in die Kaserne sich einschleichen. Man sollte aber auch nicht gleichgültig zusehen, wie die erbärmlichsten Machwerke hirnverbrannter Faselei , deren schmuziger Inhalt der kleb rigen Außenseite entspricht, in Wacht- und Kasernenzim = mern zum Todtschlag der Langenweile dienen . Man sucht fich gegen Soldatenverführung , wie schon angedeutet, durch Verbote, sonach negativ zu schüßen ; warum bemüht man sich nicht vielmehr , diese Verführung mittelst positiven Strebens unmöglich zu machen , indem man dem Soldaten ausgedehntere Mittel bietet, in den Freistunden auf eine unterhaltende Weise mit den Pflichten und Eigenthüm = lichkeiten seines Standes sich vertrauter zu machen, noch höhere Achtung vor treuer Pflichterfüllung in sich zu_er ziehen, mit den erhebenden Thaten ruhmwürdiger Ver= gangenheit seine Einbildung zu erfüllen, durch Vorfüh= rung von Beiſpielen seinem ruhmliebenden Thatendurst neue Anregung zu geben ? Die Missionsvereine haben die Wichtigkeit der Ein wirkung auf die Gesinnungen und die Bildung der soge= nannten niederen Stände ganz wohl erkannt. Um deß= willen bemühten sie sich, bei ihren Bibliotheken den Leih preis möglichst nieder zu stellen , und jedenfalls niederer, als bei Leihbibliotheken dieß der Fall ist; auch haben sie die Soldaten besonders aufgefordert , gegen ein Geringes ihre Bibliotheken zu benußen. Wiewohl nun hiermit für gediegenere Unterhaltung allerdings schon gesorgt wäre, so findet doch der Soldat gerade nicht vorzugsweise hier diejenige Lecture, die seinen Daseinszwecken am meisten entspricht, denn die Regimentsgeschichten , die kriegerischen Erlebnisse älterer und neuerer Zeiten, die auf Nacheife= rung und Bestrebung gleich anregend zu wirken so sehr geeignet sind, diese kräftige soldatische Nahrung bieten

Bücher, die für die Ideenkreise des Soldaten und Unteroffiziers geschrieben sind , die seine Unterhaltung und Belehrung bezwecken , werden den militärischen Bildungs zweck natürlich sicherer erreichen lassen, als sonstige Un= terhaltungsschriften ; wie können dergleichen Bücher aber in's Leben treten , wenn die Käufer fehlen ? Man wird wahrlich von der Ersparniß des Einzelnen eine Beisteuer zur Deckung der Verlagskosten nicht zu erwarten haben, wohl aber können vereinigte Ersparnisse wiederholte An= schaffungen ermöglichen ; man sorge deßhalb für Käufer, so werden sich auch die Schriftsteller finden ; so lange aber das Bedürfniß mangelt, stellt sich auch die Waare nicht ein. In der That ist noch ein sichtlicher Mangel an Unterhaltungsbüchern militärischen Inhalts für den Leserkreis von Unteroffizieren uud Soldaten. Entweder war das Bedürfniß nicht da , oder man besaß keine Mit tel , die Anzahl der Käufer zu mehren. Eine Gesellschaft von württembergischen Offizieren hatte zum Beispiel einen sehr dankenswertheu Anfang gemacht, verschiedene Zweige des militärischen Wissens für die Fassungskraft der Unter offiziere zu bearbeiten , allein auch dieses Unternehmen stockte bald, vermuthlich aus vorerwähnten Gründen. Im Feldleben und bei anstrengender körperlicher Thä tigkeit wird eine Unterhaltung durch Lesen von den Un teroffizieren wenig begehrt werden ; wo deßhalb ein solches

Mannichfache Einwendungen können der befürworteten Einrichtung gegenüber geltend gemacht werden; wir unter= nehmen hier nicht, in eine Widerlegung eintreten zu wol= len, doch ruhen sehr viele dieser Einwürfe nicht auf all zufestem Grund. Man sagte uns schon: Was man im Kriege nicht brauchen kann, das führe man im Frieden nicht ein; was soll aus eurer Bibliothek werden, wenn das Regiment ausmarschirt ? " Wir bemerkten einfach : Wohin die Bajonnettirgerätbschaften , die Fechtapparate wandern , dahin möge man auch die Bücher bringen, deren Anzahl nie eine allzugroße sein wird ; die man ja nicht sammelt , um sie aufzubewahren , sondern sie im Umlauf zu erhalten, wobei das Ueberflüssige mit der Zeit immer

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wieder ausgeschieden werden kann, schon wegen der Ab= gängigkeit durch den Gebrauch." Andere bemerkten , daß die Mittel fehlten , um den für die Dauer immerhin nicht unbedeutenden Kostenauf wand zu decken; denn kaufe man Bücher , so müßten fie auch eingebunden, aufbewahrt , einem Bibliothekar über geben werden. Zugegeben. Es werden weiterhin noch Ausstände, Nachfragen entstehen , und ohne Bemühungen wird es auch hier nicht abgehen , die jedoch gegen den zu erreichenden Zweck, eine richtigere Bildung des Verstandes und Charakters durch gediegene Lectüre bei Unteroffizieren und Soldaten zu erziehen, nicht in Betrachtung kommen. dürften. Die Fonds , aus denen die Musikalien und

ten nur der geeigneten Verhältnisse , um ihre Ideen in Thaten auszuprägen ; leider mag es häufig nur der öko nomische Punct sein, an dem die Verwirklichung scheitert. In vielen Compagnieen werden bereits Lesestunden gehal ten , für welche die Hauptmänner genau bezeichnen , was und wie gelesen werden soll. Mittheilungen in verschie= denen Zeitschriften deuten auch bereits an , wie in Deutsch land an verschiedenen Orten seit längerer und kürzerer Zeit dieser Gegenstand eine rege Aufmerksamkeit fand und bereits angemessene Versuche angestellt wurden ; nur wären detaillirtere Mittheilungen fortwährend wünschenswerth, namentlich über das Wie der Anordnung, dann aber auch über die bereits gemachten Erfahrungen. Der Gegenstand ist wichtig genug, um genauerer Erwägung gewürdigt zu werden; ein vernünftiger Trieb verlangt nach Befriedi= gung; wird sie ihm auf eine geregelte Weise , so kann man nicht unbedeutender Vortheile theilhaftig werden, wird ihm dieselbe nicht , obgleich man die Mittel hierfür in Händen hat , so klage man getrost sich selbst an , wenn gemeinschädliche Schriften den Soldatengeist wieder ver schlechtern.

Fechtgeräthe bestritten werden , könnten auch noch einen Beitrag zur Unterhaltung der Soldatenbibliothek liefern; einen zweiten Beitrag würden die sehr mäßig zu berech nenden Abonnementspreise bilden, einen dritten fänden wir in den Geschenken einzelner Offiziere; und so würde diese Anstalt zwar mit bescheidenen Mitteln , aber zu einem sehr löblichen Zweck immerhin in's Leben treten können. Es dürfte durchaus unnöthig erscheinen , von vorn herein mit einer stattlichen Sammlung vor die Abonnenten zu treten. Hierzu werden bedeutende Mittel erfordert , die der gute Wille allein wohl nicht zu liefern vermag, und wenn dann diese Angelegenheit nicht gleich so ersprießlich, so ausgiebig sich gestaltete, als lebhafte Wünsche sich gern vorschmeicheln möchten , so könnte vielleicht dem Unter nehmen zur Last gelegt werden, was der kurzathmige Eifer verschuldete. Nicht unpraktisch dürfte es sein , wenn in größeren Garnisonen alle Regimenter und Corps zur Errichtung solcher Bibliotheken sich vereinigten; viel rascher würden Andere alsdann erklecliche Resultate zu erzielen sein. würden möglicherweise vorziehen, diese Sammlungen mit anderen Bibliotheken zu vereinigen , um die Geschäfte der Unterhaltung und Ausgabe zu verwohlfeilen und zu ver einfachen. Doch enthalten wir uns weiterer Vorschläge, bis gewichtigere Stimmen dem jedenfalls wohlgemeinten Unternehmen sich werden zugewendet und darüber verbreitet haben. Bei den von uns beobachteten Individualitäten vom Unteroffiziers- und Soldatenstande sind wir der Ansicht geworden, daß eine große Mehrheit von einer wohlfeilen Gelegenheit, nützliche Bücher geliehen zu erhalten , viel fältigen Gebrauch machen würden, während sie jest ihren geistigen Hunger mit dem gewöhnlichen Füllsel dürftig ausgestatteter Leihbibliotheken zu stillen suchen. In aller neuester Zeit ist die Kasernenliteratur etwas besser gewor= den, da eine nicht unbedeutende Anzahl von Unteroffizieren die wohlfeilen Ausgaben deutscher Klassiker sich anzuschaffen Tüchtige Hauptmänner, denen das geistige beginnen. Wachsthum ihrer Untergebenen eine dringende Angelegen heit ist, haben theilweise schon im wohlverstandenen In

tereffe ihrer Compagnieen der Unterhaltung und Fortbil bung ihrer Untergebenen auch außer Dienst sich bemächtigt, und dem Zufall und isolirten Streben das Steuer aus per Hand genommen ; auch viele Commandeure haben diese Angelegenheit fort und fort im Auge behalten , und war

Literatur. Plan der Reichsfestung Mainz . Plan de la for teresse de Mayence. Mainz , Verlag von C. G. Kunze. Paris etc. Strassbourg etc.

Als wir Kenntniß vom Erscheinen dieses Planes er= hielten, haben wir tief bedauert , daß es der Presse nicht einmal verwehrt ist, Gegenstände in die Oeffentlichkeit zu bringen , welche der Staat zu seiner eigenen Erhaltung mit so kostspieligen Opfern geschaffen hat und erhält, und deren Geheimhaltung jedem Vaterlandsfreunde heilig sein sollte. Aber es hat uns auch befremdet, wie ein Unbe rufener in den Besit solcher Geheimnisse gelangen kann, so lange wir nämlich einen ausführlicheren Plan ver mutheten , als er eben vor uns liegt. Wir wollen nicht untersuchen, welche Gründe den Verleger zu seinem Un ternehmen veranlaßt haben mögen; aber wir können nicht umhin , ihn auf den Vorwurf aufmerksam zu machen, der in Nr. 1 der Berliner Militärliteraturzeitung von 1851 bereits darüber ausgesprochen worden ist. Was nun den Werth des Planes insbesondere anlangt, so zweifeln wir nicht , daß derjenige Feind , den die deutsche Bundesfeftung Mainz zu erwarten (wir können nicht sagen, zu befürchten) hätte, leider schon im Besize besserer Mit tel sein wird , als sie ihm hier offerirt werden. Der Verfasser ist nicht genannt, aber er scheint in allen Beziehungen nicht der Mann des Faches zu sein, sonst wäre der Plan orientirt worden, hatte auch wohl einen Maßstab erhalten und wäre endlich die Terraindar stellung, so weit fie in den beengten Rahmen aufgenommen ist , nicht unnatürlich und fehlerhaft ausgefallen , während doch in dieser Beziehung die besten Mittel zu Gebot stehen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag, 8. Már

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1851.

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Allgemeine Militar-Zeitung. Königreich Sachſen.

Unterricht wurde nicht ertheilt.

Waren doch die wenigert

( Fortſepuug des Artifels über die f. Militärbildungsanftalt in Dresden .)

militäriſchen Lehrfäder ſo unvollſtändigbeſeßt, daß Gerø = dorff jelbſt mehrere Vorträge geſchichtlicher

Der Generallieutenant v. Gersdorff trat im Jahre

übernahm. Sowohl hierdurch als durch häufige Anweſen

(meiſt

Natur)

1822 an die Spiße des „ adeligen Cadettencorps", und

beit in den Lehrſtunden und ſehr achtungsvolle Behand

mit ihm beginnt deſſen glanzvollſte Periode. Unter ſeinem Vorgänger waren mancherlei Mißbrauche eingeriſſen , deren Abſtellung ihm zum Theil ſchon als königlicher Beauftragter gelungen war , doch gab es noch Vieles zu ver-

lung der Lehrer wußte er den Cadetten Achtung vor der Wiſſenſchaftlichkeit und ihren Verbreitern einzuflößen , und damit war der Anſtoß zum eigenen Fortſchreiten auf der Bahn des Wiſſens gegeben . Zur Aneignung eines feine

beffern und neu einzurichten. Auch der Wetteifer äußerte ren Tones und Anſtandes in geſelliger Beziehung wurde

hierbei ſeine wohlthårige Wirkung , denn man hatte 1816 den älteren und fleißigeren Cadetten oft und gern Erlaub die damalige Artillerie - und Ingenierakademie in eine Militärakademie für alle Waffengattungen umgewandelt, bei welcher die adelige Geburt keine Bedingung des Ein tritts war. Dieſe Nebenbuhlerin hatte damals das Ca-

niß ertheilt , Einladungen in die Salons der erſten Fa milien der Reſidenz anzunehmen , und wem es dazu an Bekanntſchaft fehlte, den führte Gersdorff wohl auch ſelbſt ein . Bei außerordentlichen Anläſſen gab es feſt=

dettencorps überflügelt und Tollte nun wieder überflügeltlichkeiten in den ſchönen Räumen det Cadettenhauſes, Da die militäriſchen Wiſſenſchaften den einſei- wobei jugendlicher Frohſinn mit feiner Sitte Hand in tigen Standpunct der Befeſtigungskunſt und der artille= Hand gingen und ons Ganze Einer großen Familie glich.“

werden .

„ Raum zwei Jahre waren vergangen , und die Milt literatur für die anderen wichtigen Zweige des Kriegs- tärakademie war vom Cadettencorpo volftändig überflügelt weſeng noch eben ſo dürftig als mangelhaft war, erkannte worden. Aus allen Ländern Europas , von welchen nur

riſtiſchen Technik kaum verlaſſen hatten und die Militär-

.

Gersdorff gar bald, daß er andere alë militärwiſſenſchaft die Türkei und Portugal auszunehmen find, wurden junge liche Bildungsmittel anwenden müſſe, um das gejuntene Leute aus guten Familien zum Eintritt als. Bolontäre

Anſehen des Cadettencorps wieder zu heben. Seine eigene angemeldet, und wo nur immer möglich auch angenommen, vielſeitige Geiſtesbildung und ſeitene Menſchenfenntniß, mit echter Øumanität gepaart, zeigten ihm den ſicherſten Weg in der Erweiterung allgemein -wiſſenſchaftlicher Bildung der Zöglinge. Er verzichtete daber auf jedes militäriſche Anlernen derſelben , ſuchte ihnen ſtatt deſſen einen ſolchen allgemeinen Bildungsgrad zu verleihen , der ſie auch zu Civilämtern und zum Beſuch ciner Univerſität

da es bei der Mehrzahl nur auf einen ein- oder zweis jährigen Aufenthalt in der Anſtalt abgeſehen war. Dadurch floſſen der Raſſe nicht nur bedeutende Geldmittel zu , welche zum Nußen der Anſtalt verwendet werden konnten , ſon dern es wurde audy noch ein anderer wichtiger Bildungs zwed erreicht. Wenn der nähere Verkehr mit Menſchen verſchiedener Art ganz unbezweifelt als ein Bildungemittel

befähigte, inſofern einzelne dieß beabſichtigten, und legte zu betrachten iſt, das durch fein anderes erſeßt werden nebenbei großen Werth auf ein feines , ſittliches und cavaliermäßiges Betragen der Gadetten unter ſich und ihren Vorgeſeßten gegenüber. Der General ging hierbei von der Anſicht aus, daß junge Leute von 11 bis 18 Jahren

kann , und namentlich vor jener Einſeitigkeit der Anſichten bewahrt, die mit der Abgeſchloſſenheit ſtets verbunden zu ſein pflegt, ſo iſt dieß bei der Jugendbildung faſt in noch höherem Grabe der Fall. Die jungen Fürften , Grafen

teine große Neigung zu ſtrengen wiſſenſchaftlichen Studien unb Herren ,welche hier in ein ganztrauliches kamerad habenkönnen, und daß fie noch viel weniger zu beurthei= ſchaftliches Verhältniß traten und feden Unterſchied der len vermögen , was der fünftige Beruf an Fachkenntniſſen Geburt vergeſſen mußten , kamen zum Theil aus fernen von ihnen fordert. Deßhalb war ſein nächſtes Bemühen , Landen und hatten auch ſchon unter fremden Völfern fich

die Cadetten zu belehren , welchen Nußen wiſſenſchaftliche umgeſehen. Durch die gegenſeitigen zwangloſen Mitthets Bildung im Offizierſtande überhaupt gewähre , und wie lungen des Geſehenen und Erlebten , des häuslichen und man ſich in einzelnen Fällen durch beſondere Kenntniſſe Familienlebens in der fernen Heimath erweiterte ſich der nüßlich machen und auszeichnen könne. Viel und vielerlet jugendliche Geſichtskreis um ein Betrachtliches in einem

227 Lebensalter, in welchem man in der Regel nur bei sehr günstigen Vermögensumständen Gelegenheit zu eigener mannichfaltiger Anschauung findet. Der Unterricht in den lebenden Sprachen , in der Länder- und Völkergeschichte gewährte nun ein ungleich höheres Interesse, und man fand sich wohl auch veranlaßt, die Lehrvorträge mit den erhaltenen mündlichen Ueberlieferungen zu vergleichen. Nationale Unarten schliffen sich in täglichem Umgang schnell ab, die besseren Gewohnheiten hingegen wurden. leichter angenommen , denn die jungen Leute wählten sich zum vertrauteren Umgang nicht die Gleichgebornen , son dern die Besterzogenen und Gebildeteren , denen noch an dere Auszeichnungen zu Theil wurden. In dieser Wech selwirkung ist vielleicht eine der Hauptursachen zu suchen, weshalb das Cadettencorps als Bildungsanstalt so schnell zu einem europäischen Rufe gelangte und die Militäraka Ein großer Theil der da= demie bald ganz verdunkelte. maligen Zöglinge trat in auswärtige Militärdienste, einige widmeten sich mit Erfolg der diplomatischen Laufbahn. Alle aber bachten noch in späteren Jahren mit Vergnügen an die verlebten Cadettenjahre." 1 (Fortseßung folgt.)

Nachträge zu dem Auffage „ Mittheilungen über die Bekleidungsverhältnisse

der k. sächsischen Armee" in Nr. 145 der A. M. 3. von 1850.

Wir geben in dem Folgenden zu bemerktem Auffage einige vervollständigende Notizen , welche sich auf die an jeden Mann der verschiedenen Waffengattungen abzugeben den Kleidungsstücke , auf den Kostenbetrag der Bekleidung und Ausrüstung nach alter und neuer Art, sowie auf die täglichen Gebührnisse zur kleinen Bekleidung bei der königl. fächsischen Armee beziehen.

228 2) Pionnir- und Pontonnirabtheilung , inglei chen Fußartillerieregiment excl . Fahrer. a. Kleine Bekleidung (auf Abrechnung) wie bei 1 a., mit Ausnahme der Sporen und Hosenstege; überdieß aber jeder etatmäßige Unteroffizier 1 Seitengewehrquaste. b. Große Bekleidung. 1 Waffenrock, 2 Paar Tuchpantalons , 1 Mantel , 1 Tschako nebst Regimentszeichen , 1 Hut jeder Schmid oder Sattler. 3) Infanterie. a. Kleine Bekleidung (auf Abrechnung) wie bei 2 a. Ueber= dieß erhält bei der Infanterie auch jeder Vicecorporal , wie jeder Unteroffizier, 1 Paar lederne Handschuhe. Ferner erhält eine Seitengewehrquaste die sämmtliche Mannschaft der Leibinfanteriebrigade; bei den übrigen drei Infanteriebri gaden und der leichten Infanterie erhalten hingegen nur die etatmäßigen Unteroffiziere eine Seitengewehrquafie. b. Große Bekleidung wie bei 2 b.

II . Vergleichende Uebersicht des Kostenbetrags der Beklei dung und Ausrüstung nach alter und neuer (excl. Arma tur) Probe für einen Mann. Für einen Mann der Reiterei war der Kostenbetrag für Bekleidung und Ausrüstung (excl. Armatur) nach alter Probe 45 Thlr. 17 Ngr. 4 Pf.; jezt ist derselbe nach neuer Probe 43 Thlr. 15 Ngr. 8 Pf., mithin Er sparniß 2 Thlr. 1 Ngr. 6 Pf. Für einen Mann der reitenden Artillerie war der Kostenbetrag für Bekleidung 2c. nach alter Probe 43 Thlr. 26 Ngr. 2 Pf.; jest ist derselbe nach neuer Probe 42 Thlr. 19 Ngr. 1 Pf.; mithin Ersparniß 1 Thlr. 7 Ngr. 1 Pf. Für einen Mann des Commiſſariatstrain war . nach alter Brobe der Kostenbetrag für Bekleidung

37 Thlr. 26 Ngr. 3 Bf.; jest ist derfelbe nach neuer Probe 36 Thlr. 22 Ngr. 2 Pf.; mithin Ersparniß 1 Thlr. 4 Ngr. 1 Pf. 1. Verzeichniß der Bekleidungsstücke , welche jeder Mann Für einen Mann der Fußartillerie war der Kosten * nach den verſchiedenen Waffengattungen und Graden betrag für Bekleidung 2c. nach alter Probe 32 Thlr. erhalten soll. 16 Ngr. 4 Pf.; jezt ist derselbe nach neuer Probe 30 Thlr. 1) Reiterei, Brigade reitender Artillerie, Com 21 Ngr. 6 Pf.; mithin Ersparniß 1 Thlr. 24 Ngr. 8 Pf. Für einen Mann der Pionnir- und Pontonnire miſſariatštrain und Fahrer der Fußartillerie. abtheilung war der Kostenbetrag für Bekleidung 2 . a. Kleine Bekleidung ( auf Abrechnung). nach alter Probe 33 Thlr. 5 Ngr. 2 Pf.; jezt ist derselbe 3 Hemden jeder etatmäßige Unteroffizier, 2 Hemden die übrige Mannschaft, 2 Halsbinden, 2 Paar Stiefeln, nach neuer Probe 32 Thlr. 20 Ngr. 8 Pf.; mithin Er sparnis 14 Ngr. 4 Pf. 2 Baar Sporen, 1 Feldmüze, 1 Paar lederne Hand Für einen Mann der Linieninfanterie war der schuhe, 1 Zwillichjacke, 2 Paar Unterhosen, 1 Paar Kosten betrag für Bekleidung 2. nach alter Probe 34 Chlr. Soden, Decoration auf den Waffenrock (jeder Chargirte). 2 Ngr. 4 Pf.; jezt ist derselbe nach neuer Probe 33 Thlr. Für Unterhaltung der Hosenstege hat jeder Mann selbst 9 Ngr. 6 Pf.; mithin Ersparniß 22 Ngr. 8 Pf. zu sorgen , indem die Vergütung für solche in dem Beklei= Bei der leichten Infanterie , für einen Jäger, dungsgelde mit enthalten ist. war der Kostenbetrag für Bekleidung 2c. nach alter Probe b. Große Bekleidung. 36 Thlr. 12 Ngr. 2 Pf.; jezt ist derselbe nach neuer 1 Waffenrock, 1 Paar Paradehosen ( 1 Paar Tuch Probe 36 Thlr. 2 Ngr. 9 Pf.; mithin Ersparniß 9 Ngr. pantalons jeder Fahrer der Fußartillerie) , 1 Paar Reit 3 Pf. Endlich für einen Schüßen war der Koſtenbetrag für hosen, 1 Baar Achselschuppen (jeder Mann der Reiterei, reitenden Artillerie und des Commiſſariatstrain) , 1 Man Bekleidung ic. nach alter Probe 33 Thlr. 7 Ngr. 8 Pf.; tel, 1 Helm bei der Reiterei 2c. , 1 Hut jeder Büchsen jezt ist derselbe nach neuer Probe 32 Thlr. 28 Ngr. 5 Pf.j demnach Ersparniß 9 Ngr. 3 Pf. macher, Sattler und Schmid.

229 III. Notizen über die täglichen Gebührniſſe zur „kleinen Bekleidung". Wir nannten unter I. diejenigen Gegenstände, welche zur sogenannten „kleinen Bekleidung gehören und den Unteroffizieren , fowie Mannschaften auf Abrechnung" übergeben werden. Ueber Leßteres , die Abrechnung be= treffend , theilen wir nun Folgendes mit. Das tägliche Gebührniß zur kleinen Bekleidung für einen Stabstrompeter bei der Reiterei beträgt 1 Ngr. 5 Pf. Dagegen für einen Wachtmeister, Stabswachtmei fter, Unterwachtmeiſter , Brigade = 2. Fouriere, Oberjäger, Corporal, Vicecorporal , Signalist und Zimmermann tag lich 7 Pf. Für die Wachtmeister, resp. Feldwebel und Oberfeuerwerker der reitenden und Fußartillerie beträgt diese Gebühr täglich 8 Pf. -- Endlich für die Büchsen macher, Sattler, Schmiede , Oberpionnire, Oberponton nire, Oberkanoniere und " Soldaten" ( Gemeine) täglich 6 Pf.

Literatur. Der kleine Krieg in seinen verschiedenen Beziehungen, Zweite vermehrte Auflage. Von Heinrich v . Brandt, königl. preuß. Generalmajor und Brigadecomman = deur. Nebst drei Plänen . kl . 8. Berlin 1850, Verlag von Friedrich August Herbig. (XX, 598 u. 6 unpag. S.) Zugleich des sechsten Bandes zweite Abtheilung der Handbibliothek für Offi ziere 2c." 2 Thlr. Eine zweite Auflage fordert von selbst zur Verglei= dung mit der ersten auf, und dieß um so mehr, je größer der zwischen beiden liegende Zeitraum war und je mehr somit der Verfasser Muße hatte, das in der ersten Auf lage Enthaltene unter Berücksichtigung der bekannt gewor denen Urtheile competenter Richter und vor Allem der noch competenteren Erfahrungen , welche fich inzwischen geltend gemacht haben , nach Jnhalt und Form einer noch maligen Prüfung und Ueberarbeitung zu unterwerfen. Nun ist wohl die beste Beurtheilung eines Buches in ſei ner Gesammtheit die Aufnahme und Verbreitung , welche es im Publikum findet. Daß diese bei dem vorliegenden Werke, wenigstens was den ersten Punct betrifft, eine überaus günstige gewesen , haben wir nicht erst nöthig, hier zu bemerken , und das Erscheinen der zweiten Auflage dürfte auch eine Befriedigung des Verlegers hinsichtlich des anderen Punctes beurkunden. Die Kritik von Ein zelnheiten anlangend , so hat der Verfasser unbestreitbar das Recht, diese wiederum seiner eigenen Kritik zu unter werfen und auf seiner Meinung und seinen Ansichten zu beharren, wenn er sie schwerer in der Wagschale findet, als die Ausstellungen, welche etwa daran gemacht wurden. Ueberhaupt wird ein Mann von Charakter, von entschie denem Wissen und Wollen nur schwer von dem abgehen, was er als das Ergebniß seiner Ueberzeugung , als die Frucht langjähriger Erfahrungen und eines gewissenhaften reiflichen Ueberlegens einmal der Oeffentlichkeit übergeben hat; es sei denn, daß er durch unumstößliche Beweise oder noch tiefer gehende Erfahrungen eines Besseren belehrt worden sei, und in diesem Falle wird auch , obgleich alle zeit eine schwere Kunst, das Bekennen menschlichen Jrr

230 thums nicht fehlen. Welches nun auch die früheren Ur theile gewesen sein mögen, so scheint ihre Wirkung auf das vorliegende Werk nur eine sehr geringe gewesen zu sein , indem wir in dieser zweiten Auflage zwar mancherlet stylistische und inhaltliche Veränderungen, Auslaffungen und Zusäße finden , der wesentlicheren jedoch nur wenige und in den Principien so gut wie teine. Den Erwar tungen oder Vermuthungen , welche das Lesen der Vorrede in uns rege gemacht hatte, fanden wir somit nur in ge ringem Maße entsprochen, oder, um gerecht zu sein, wir gelangten erst dann zu einem richtigen Verständniß dieser Vorrede, nachdem wir das Werk selbst durchlesen hatten; beiläufig gesagt , wieder ein Beweis , daß man in vielen Fällen wohlthut, sich das Vorwort für den Schluß auf zusparen . Das Buch zählt 12 Seiten mehr als die erste Auf lage , so daß also, selbst unter Berücksichtigung der statt gehabten Auslaffungen , die quantitative Vermehrung nur gering erscheint. Eben so ist die ganze Anordnung und Eintheilung dieselbe geblieben , und obgleich die Zahl der Paragraphen um drei vermehrt erscheint, so ist dies eben nur scheinbar, da in der älteren Auflage dreimal zwei auf einander folgende Paragraphen dieselben Nummern haben , nämlich 4, 113 und 136. Was nun das Qualitative anlangt , so hat, wie schon erwähnt und um mit der Hauptsache zu beginnen , das Principielle so gut wie keinerlei Veränderungen erlitten, indem die hier und da vorkommenden Erweiterungen und Auslassungen nicht hierher gerechnet werden können . Wenn übrigens dem Verfasser die Satisfaction zu Theil wurde, Manches , das ihm selbst angehörte, durch die neuesten Erfahrungen bestätigt oder in's Leben eingeführt zu sehen, so kann nicht dasselbe von seiner Lieblingsidee, wie er fie in der Vorrede zur ersten Auflage nennt, nämlich von der irregulären Cavalerie gesagt werden. Daß er hiermit viel Widersacher gefunden, ist wohl eben so natürlich, als daß er sich nicht entschließen konnte, diese Idee in der zweiten Auflage fallen zu lassen, da sie nicht sowohl als Lehrſaß, sondern vielmehr nur als ein Vorschlag auftritt, von dem man nicht mit apodiktischer Gewißheit behaupten kann, ob er ausführbar sei oder nicht. Indessen dürfte sich die Wahrscheinlichkeit doch mehr für das Leztere entscheiden. Es liegt allerdings sehr nahe, daß man den Feind mit gleichen Waffen zu bekämpfen sucht und sich möglichst die Vortheile anzueignen bemüht ist, die ihm aus seiner eigen thümlichen Organisation entspringen. Hierzu muß jedoch vor allen Dingen das entsprechende Material vorhanden sein , und das ist's , was man , und wie wir glauben mit einiger Berechtigung , bezweifeln darf. Ein Volk, das bereits auf einer solchen Höhe der Cultur steht , wie das Deutsche , kann sich keine Kosacken oder Tscherkessen im Lande selbst erziehen und bei allen guten Anlagen , welche die Nation überhaupt und einzelne Districte und Land schaften insbesondere für den Krieg und diese Art der Kriegführung befizen, ist es doch nicht möglich, das Ma= terial als gleich verwendbaren Urstoff zu beziehen, sondern es muß erst durch die Kunst zu dem in Nede stehenden Zwecke ausgebildet werden. Daß dieß geschehen kann und in einer Weise geschehen kann , welche uns den Mangel einer irregulären Cavalerie leicht verschmerzen läßt, dafür

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liefert die Kriegsgeschichte Beispiele die Menge und der Verfasser selbst ist bemüht gewesen, uns so manche Scenen und Begebenheiten mitzutheilen , welche vollkommen geeig Wenn un= net sind, unsere Behauptung zu unterstüßen.

Eigenthümlichkeit des Verfaffers geuannt werden muß. Einen erheblichen Grund zum Tadel vermögen wir hierin nicht zu erkennen ; indessen hätte der Verfasser immerhin noch weiter in der Verdeutschung gehen können , ohne Ge= fahr zu laufen , der Gränze des Lächerlichen nahe zu kommen . Wenn schon in der ersten Auflage besonders wichtige Stellen durch größeren Druck hervorgehoben wurden , so ist dieß in der vorliegenden mit noch vielen anderen ge= schehen , welchen früher diese Auszeichnung vorenthalten Man kann freilich hierin zu weit gehen und sich war.

fere heutige Cavalerie in der angeregten Beziehung weniger leistet, ale jene Söhne der Natur , welche gewissermaßen im Sattel geboren werden und darin sterben, so liegt dieß weniger an dem Material selbst, als vielmehr in einer fehlerhaften Verwendung desselben . Wir zweifeln nicht, daß die Enkel ihren Vorfahren nicht nachstehen und, frei= lich unter ähnlichen Vorbedingungen, auch Aehnliches und Gleiches leisten werden, wie etwa die gefürchteten deutschen Reiter in Italien , die preußische Cavalerie unter Zieten und Seidlig, oder, um eine Scene aus dem Buche selbst anzuführen , wie die von dem Rittmeister von Bismark geführte Abtheilung an der Düna. Eine irreguläre Rei terei wäre nun freilich demselben Stoffe entnommen und böte noch den Vortheil , daß sie der Pedanterie und son stigen Verkehrtheiten weniger zugänglich wäre ; aber es ist eine bekannte Sache, daß der Deutsche ein Feind von Irregularitäten ist und sich von selbst in eine Regel findet, die man ihm also besser gleich von Haus aus gibt , um Mißgriffen vorzubeugen und ihn gleichzeitig zur Disciplin zu erziehen, die bei solchen Freicorps in der Regel nicht weit her ist. Eine vorzugsweise Verwendung in den hei mathlichen Bezirken dürfte auch keinen erheblichen Nußen gewähren , da unsere Bauern selten über ihre eigene Ge markung hinauskommen oder doch die benachbarten nicht in dem Maße kennen lernen , als dieß hierbei vorausge sezt erscheint, und dürfte auch außerdem keine glückliche Idee zu nennen sein, als der Deutsche in der Regel erst dann ein tüchtiger Soldat wird , wenn er der Heimath entschieden den Rücken gekehrt hat. Wie schon gesagt, es liegt theilweise in der Erziehung , aber noch weit mehr in der Verwendung unserer leichten Reiterei, wenn sie nicht das ist , was fie früher war und noch heute sein könnte. Auch die neueste Geschichte ist eben nicht reich an Bei spielen einer richtigen Verwendung und Nußbarmachung derselben und es möchte fast erscheinen, als habe der Ver faffer deßwegen auf seinem Vorschlage beharrt, weil er unter solchen Umständen und nach solchen Erfahrungen daran verzweifelte, auf regulärem Wege zu einer tüchtigen Vorpostencavalerie zu gelangen. Das Buch nimmt bekanntermaßen einen so rühmlichen Plaz in unserer Militärliteratur ein und hat bereits, wie wir vorausseßen dürfen , so manchen dankbaren Schüler erzogen, daß es als Anmaßung erscheinen dürfte, dasselbe auch in dieser zweiten Auflage die Marterkammern der Kritik durchlaufen zu lassen. Wir werden uns daher be= gnügen, die Veränderungen anzudeuten, welchen es unter worfen wurde, und auch diese nur der Hauptsache nach, da viele sehr minutiöser Natur und häufig nur Redactions veränderungen find , von denen wir beiläufig bemerken wollen, daß sie fast durchgängig zum Vortheile des Buches ausgefallen sind, nachdem die erste Auflage in der That manche Wünsche in dieser Beziehung übrig gelassen hatte. Hie und da sind auch einige Fremdwörter verschwunden, obwohl der häufige Gebrauch derselben noch immer eine

dadurch der Mittel berauben , die wichtigeren unter den wichtigen Säßen vorzugsweise zu markiren. Indessen bleibt es zulezt doch nur Formsache, welche das eigentliche Ver ſtändniß doch nicht aufschließt und den Berufenen noch lange nicht zum Auserlesenen macht. Einige der Veränderungen betreffen solche in der Ein leitung enthaltene Aussprüche und Vorschläge, über welche der Zeit oder vielmehr den Erfahrungen , welche sie mit sich bringen würde, ihrer besonderen Natur nach auch vor zugsweise die Entscheidung anheimgegeben war , wie na mentlich Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung. Der Verfasser beugt sich vor der vollendeten Thatsache des übrigens von ihm selbst schon früher empfohlenen Helmes, indem sich das „gewiß“ , womit er den Käppis noch vor diesem den Vorzug einräumte , in ein diplomatiſcheres vielleicht" verwandelte. Die frühere hierauf bezügliche Note ist durch ein Urtheil Lamoriciere's über jene lederne Reproduction eines Stücks Mittelalter erweitert, das aber nicht zu deren Gunsten sich ausspricht. Allein gegen das Modebewußtsein ist nicht aufzukommen und so haben die Franzosen vielleicht und höchst wahrscheinlich dem Helme deßwegen den Eingang verwehrt, weil er ihrem eigenen Modebewußtsein widersprach , vielleicht aber auch , weil er Mit dem Virchowschen eine preußische Erfindung ist. Tornister und was daran hängt, scheint der Verfaſſer immer noch nicht ganz einverstanden , und uns will es scheinen , als habe man sich damit in eine Sackgasse ver= rannt, in welche man sich immer tiefer hinein arbeitet, weil es an der nöthigen Selbstverläugnung fehlt, den Irrthum, den man wohl eingesehen , auch einzugestehen. Allen Respect vor der Idee selbst , allein wie sie bis jezt in's Leben getreten, muß sie eine verfehlte genannt wer= den. Wir möchten glauben, da der Mensch keine hölzerne Puppe ist, an der man nach Belieben experimentiren kann und weil es auch aus andern Gründen beinahe unum= gänglich ist , die Vorderseite des Mannes möglichst frei zu erhalten, so wird man sich zulezt doch wohl nolens volens dazu entschließen müssen, daß man auf den natür= lichen Weg zurückkehrt, und vom Gleichgewicht absehend ganz einfach das wirkliche Gewicht vermindert, was sehr leicht geschehen kann , wenn man dem Soldaten nur das wirklich Nothwendige aufbürdet. Denn es handelt sich nicht sowohl darum, ihn auf sinnreiche Weise große Lasten tragen zu lassen, als ihn für alle Vorkommnisse des Krieges und namentlich für das Gefecht selbst möglich tüchtig und verwendbar zu machen. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine Militár - Zeitung. mentariſches Drillſyſtem in kurzer Zeit auf eine ſo niedere Königreich Sachſen. gerathen , daß es ſeiner höheren Aufgabe nicht mehr genügen könnte. Jndeß mag nicht verkannt ( Fortſeßung des Artikels über die f. Militärbildungsanſtalt in Dresden.) Bildungsſtufe „Die Hauptanziehungskraft übte jedoch der Comman-

werden , daß der General in ſeiner Geringſchäßung der

dant, denn unter den damaligen Offizieren und Lehrern „ Corporalswiſſenſchaft“, wie er es nannte, jedenfaus zu der Anſtalt war feiner, deſſen Nameaußerhalb Sachſens weit ging. Er war auch bereits zu der Ueberzeugung einen beſonderen Ruf gehabt hätte , den Profeſſor Förſter gekommen , daß der Uebergang aus dem Hörſaal auf das vielleicht ausgenommen. Doch beſtrebte ſich ein jeder, die Gebiet praktiſcher Thätigkeit in angemeſſener Weiſe ange= Zufriedenheit des Commandanten zu erwerben , der die bahnt werden müſſe, als eine bösartige und langwierige

ſeltene Gabe befaß , Zeden nach ſeiner Individualität zu Augenkrankheit ſeiner raſtloſen Sorgfalt und Thätigkeit behandeln , die Luft am Berufe zu erhöhen , die Selbſt-

enge Schranken fteďte. Der ſchon im September 1829

überſchäßung Sinzelner zu mäßigen, das Selbſtvertrauen erfolgende Tod des ehrwürdigen Veteranen, der bei ſet in die eigene Kraft aber zu beleben. War Gersdorff mit nem kräftigen Körperbau ein viel höheres Alter hätte Inhalt oder Form der Vorträge vielleicht nicht ganz ein- erreichen können , und gewiſſermaßen an den Folgen eines

verſtanden, wie das bei ſeiner großen Beleſenheit und in der Schlacht bei Wagram erhaltenen Preŭſchuſſes ge= reichen Erfahrung namentlich in militäriſchen Gegenſtänden ſtorben iſt, ſteďte allen weitern Bildungsplanen ein Ziel. wohl zuweilen der Fall ſein mochte, ſo hütete er ſich wohl, Die Betrübniß über dieſen Verluſt war ebenſo allgemein einen Tadel auszuſprechen. Einige vertrauliche UnterUnter redungen reichten bin , den betreffenden Lehrer in der liebenswürdigſten Weiſe auf einen beſſeren Weg zu führen. Aber auch der General zögerte nicht, die richtigere Anſicht des Lehrers anzuerkennen , wenn ſie mit Sachkenntniß ihm dargeſtellt wurde, und es freute ihn doppelt , wenn er mit

als aufrichtig , und wenn auch die Strenge des Generals zuweilen ſehr empfindlich traf, die ſelbſt die Anwendung för= perlicher Züchtigungen nicht ganz verſchmähte, ſo war doch ſeine verſöhnende Milde vorzüglich geeignet alle Jüng = lingsherzen gleichmäßig mit Furchtund Liebe zu erfüllen. Gersdorff war im vollſten Sinn des Worts ein ſorgſamer .

Männern zu thun hatte , die ihr Terrain zu behaupten und lieberoller Vater aller ſeiner Untergebenen. verſtanden , während charakterloſe Unterwürfigkeit ihn mit ſeinem Andenken !" Unwillen und Geringſchäßung erfüllte."

Es muß indeß bemerkt werden, daß das Urtheil, weldes über Gersdorff's Cadettenbildung in der Armee . gefällt wurde , keineswegs günſtig lautete, was zum Theil ſeinen Grund in einer perſönlichen Spannung mit dem damaligen commandirenden General, zum Theil auch in der ſelbſtgefälligen Ueberſchägung einzelner Cadetten haben

mochte, aber auch in dem Umſtande zu ſuchen ſein dürfte, daß mehr auf eine allgemein geiſtige Entwicelung ber jungen Leute , als auf die formale Vorbereitung derſelben für ihre nächſten Wirkungsfreis hingearbeitet wurde. Nun iſt nzwar Ginſender ebenfalls der Meinung, daß eine folche Vorbildung, ein genaues Bekanntſein mit allen Dienſt- und Grercirvorſchriften , bei dem Eintritt der Ca

Ehre

( Fortreßung folgt.)

literatur.

Der kleine Krieg in ſeinen verſchiedenen Beziehungen . Zweite vermehrte Auflage. Von Heinrich v . Brandt,

königl. preuß. Generalmajor und Brigadecomman = Ber 185

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Nebſt drei Plänen. fl. 8.

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Verlag von Friedrich Auguſt Serbig. ( XX , 598 u. 6 unpag. S.) Zugleich des ſechsten Bandes zweite Abtheilung der Handbibliothek für Offi= ziere 2c." 1 Thlr. 25 Ngr. *)

betten in die Regimenter dieſen ſelbſt wie ihren neuen

( S dluß.)

Vorgeſekten nur ſehr erwünſcht ſein kann . Zur Erreichung

Die Zweifel des Verfaſſerð hinſichtlich der Superiorität der Percuſſions- oder der Steinſchloßgewehre ſcheinen

ft folder Zwede würde es aber freilidh feiner wifi lichen Bildungsanſtalt bedürfen und das Regiment eine

viel beſſere Schule ſein. Das Offiziercorps einer Armee würde aber durch ein ſolches geiſtiges oder vielmehr regle-

* ) 3n voriger Nummer war irrthümlid 2 Thlr. angegeben.

235 nunmehr gründlich beseitigt zu sein , indem er S. 20 den unwiderruflich " den Vorzug zuerkennt. ersteren Was S. 26 und 27 darüber, wie leichte Infanterie und Jäger zu bewaffnen , neu eingeschoben ist, verdient große Beach tung; namentlich möchte sehr zu beherzigen sein , wenn warnend gesagt wird : "1 Man schlage die neuen Resultate, die man meistens nur auf dem Schießplaße erlangt hat, nicht zu hoch, die Erfahrungen früherer Zeiten nicht zu niedrig an." Ueberhaupt sind, wie wir bereits im Allge meinen andeuteten, die seit der ersten Auflage stattgehabten Verbesserungen und Vervollkommnungen der Feuerwaffen nur so weit berührt , als eben gerade nöthig war , um Notiz von ihnen zu nehmen , und ich glaube , wir können dem Verfasser nicht gram sein , wenn er es unterlassen hat, sich auf Hypothesen einzulassen oder in Phantasieen über Dinge zu ergehen, welche noch nicht sattsam genug die Bluttaufe der Erfahrung erhalten haben , um positiv wissenschaftlich anknüpfen zu können. Das in der ersten Auflage bezüglich der Zäumung, Packung und Ausrüstung der Pferde Gesagte kommt in Wegfall und wird kurzweg S. 46 die Manier der preußischen leichten Cavalerie empfohlen . S. 52 , wo von der Ge birgsartillerie die Rede ist , wird in einer Note als Cu riosum mitgetheilt , daß der Marschall Valée als ehema= liger Artillerist von den Berghaubigen nichts wissen wollte, während sein Nachfolger Bugeaud entgegengesetter Mei nung gewesen sei und sich sehr wohl dabei befunden habe. S. 54 meint der Verfasser, daß die den Gebirgsbatterieen, wie anderwärts vorgeschlagen , noch mitzugebenden Wall büchsen durch die Zündnadelgewehre und die fusils à tige et à balles oblongues vollkommen erseßt würden. Ge legentlich der Frage, ob die Gebirgsartillerie durch Raketen erfezt oder überflüssig gemacht werden könnte , macht die neue Auflage mehrere Gefechte der Franzosen in Algerien namhaft , bei welchen sich die Gebirgsartillerie vortrefflich bewährte. S. 56 endlich ist kurz der Erfindung Birago's gedacht. Soweit die bemerkenswertheren Abänderungen in der Einleitung , wozu noch einige neue Anmerkungen oder Erweiterungen bereits in der ersten Auflage vorhan dener zu rechnen sind. Was nun die Veränderungen , insbesondere die Er weiterungen und Zusäße betrifft , welchen wir in dem Haupttheile des Buches begegnen , so ist ein großer Theil derselben unter Benutzung neuerer Schriftsteller , nament lich aber Bugeaud's entstanden, für welchen der Verfasser eine große Verehrung an den Tag legt und von dem er S. 138 bemerkt, daß er mit demselben in einer Schule des kleinen Kriegs gelernt und öfters in einer Brigade oder Division mit ihm gestanden habe. Außerdem sind die Erfahrungen des legten Decenniums vielfach nußbar gemacht und die Lehren durch weitere Beispiele aus diesem Zeitraum oder doch durch Hinweisung auf dieselben ein dringlicher gemacht worden. Da es übrigens offenbar zu weit führen würde , auch nur die wichtigeren Veränderun gen alle namhaft zu machen , so werden wir uns in dem Folgenden auf die Auswahl einiger wenigen beschränken, ohne jedoch damit andeuten zu wollen , daß die nicht hier angeführten alle von untergeordneter Bedeutung sei Das Weglassen der früheren Hinweisung auf das großh. hessische Felddienstreglement ist zwar keine wichtige, aber etwas sonderbare Veränderung, da man aus dem

236 Beibehalten so vieler anderen Hinweisungen leicht zu der Vermuthung gebracht werden könnte, als habe der Verf. inzwischen seine frühere günstige Meinung geändert. Seite 170 wird in einer Note das Neuere der Ansichten Bu= geaud's über den Vorpostendienst gegeben, nämlich 1 ) die Nachtposten werden über die Tagposten hinausgeschoben; 2) vor Anbruch des Tages sollen sie so weit wie möglich vor ihren Posten recognofciren , dann ihre Tagstellung einnehmen ; 3) die Posten sollen vom Lager aus im Falle eines Angriffs nicht unterstützt werden; den vierten Punct : zu vermeiden , daß der Feind unsere Rückzugslinien besett und uns zwingt, in Front und Rücken gegen überlegene Kräfte zu schlagen", enthält der Tert selbst. Seite 182 finden wir als eine Erweiterung der bezüglich der Ein richtung der Cantonnirungsquartiere gegebenen Vorschrif= ten noch angeführt, daß man hierbei verhindern müsse, „daß der Feind die Gemeinschaft der einzelnen Quartiere unterbreche, die Cantonnements einzeln angreife , ohne ihnen zu Hülfe kommen zu können , sich dabei zugleich auf die Rückzugslinien einzelner Quartiere werfe und deren Besaßung zwinge, unter ungünstigen Verhältnissen zu schlagen," wobei wir uns nur die Bemerkung erlauben wollen , daß der Zwiſchensaß , „ ohne ihnen zu Hülfe kom= men zu können ," obwohl aus dem Zusammenhang erklär= lich , immerhin einer besseren Fassung fähig wäre. Wenn S. 190 am Schlusse des § 66 gesagt wird , man sollte nicht blos bei schönen Redensarten stehen bleiben , so sind dieß zwar nur wenige Worte, aber man könnte leider ein ganzes Buch darüber schreiben. Der Verfasser hat für gut gefunden , S. 214 den Be= dingungen, in kürzester Zeit einen Feldsoldaten zu bilden, die Worte beizufügen : und wenn der Geist der Gesez lichkeit , des Gehorsams und der wahren Vaterlandsliebe ein Volk durchdrungen. Ob wir jedoch heute im Stande sein würden, aus schnell zusammengerafften Leuten auch Soldaten zu bilden , möchten wir dahingestellt sein laſſen. Die Demokratie , die alle Theile der Gesellschaft zu sehr angefressen, scheint dieß für jezt unmöglich zu machen, und Verfasser schließt sich gern der Meinung Mieros lawski's in Beziehung hierauf an." Wir vermögen nicht, die Befürchtungen des Verfassers zu theilen , indem ein vorübergehender Parorismus noch kein Anfressen aller Theile der Gesellschaft genannt werden kann , obwohl auch dieser, wie alle Krankheiten , einen Rückstand gelaſſen hat, der nicht zu übersehen ist. Aber auch abgesehen davon, so ist eine nachtheilige Einwirkung der Demokratie auf die Masse der Soldaten nur dann denkbar , wenn derselben durch Bejahungs- oder Unterlassungsfünden von Oben in einer Weise Vorschub geleistet wird, wie sie leider vor= gekommen ist. Vor allen andern Nationen hat der Deutsche vorzugsweise die echte Soldaten = oder Lanzknechtsnatur, die ihn, einmal in der Montur und einigermaßen gedrillt, sehr bald alle anderen Rücksichten vergessen läßt. Es ist reine Illusion , wenn man glaubt , daß er sich ― wir meinen die Masse für Principien schlage ; es ist nach unseren Beobachtungen fast nur die Lust am Handwerk, welche augenblicklich geweckt wird , sobald der erste feind= liche Schuß fällt, sei der Feind, wer er wolle. Ja , Re ferent kann versichern , daß diejenigen seiner Leute , welche am meisten im Geruche demokratischer Unheiligkeit stan den , nichtsdestoweniger am muntersten und hißigsten dem.

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Feinde zu Leib gingen. Aber dazu gehört, wir kommen darauf zurück, das Element, worin er sich nur als Soldat fühlt und erkennt, die strenge Heeresgliederung , die feste Regel und bei Leibe nichts Irreguläres. S. 226 gibt der Verf. am Schlusse des § 87 seine Zustimmung zu dem Verfahren , welches Pönig vor schreibt, nämlich die Marschordnung je nach dem Terrain zu modificiren, welches man zu durchziehen hat. — Bez züglich des Abstandes des Gros der Avantgarde von sei nem Vortrupp wird S. 242 noch hinzugefügt , daß man hierbei zugleich auf die weittragenden neuen Waffen Rück ficht zu nehmen habe. ― Am Schluffe des ganzen Ab schnittes über den Marschfelddienst gibt der Verf. S. 290 einen Ausspruch Bugeaud's , den wir seiner Trefflichkeit wegen uns nicht versagen können , hier zu wiederholen. Er lautet : Il faut se faire lion dans les retraites , et quand on a donné à l'ennemi qui sert de trop près trois ou quatre bons coups de dent , on est respecté. Avec un peu d'habitude de la guerre , il est aisé de se procurer des succès d'arrière-garde qui relévent si fort le moral d'une armée en retraite , et par la même raison rendent infiniment timide l'armée qui poursuit." Unter den Factoren, welche beim Angriff von Defi leen in's Spiel kommen , wird auch als Züfaz S. 306 „die Moralität der Truppen" namhaft gemacht und hierzu in einer Note auf Bugeaud's du moral dans les combats hingewiesen. Wir können übrigens die Bemerkung nicht unterdrücken, daß die betreffende Stelle, welche ihrer Wich tigkeit wegen in dieser Auflage durch großen Druck her vorgehoben ist, wohl eine so allgemeine Gültigkeit hat, daß es fast befremden muß, sie speciell an diesem Plaze zu erblicken. . 344-346 finden wir eine kleine, abernicht unerhebliche Stelle über den Einfluß eingeschal tet , welchen die Gestaltung der Wald-Lifiere auf die Auf stellung der Truppen äußert. - S. 353, wo von den Truppen die Rede ist, welche nicht zum Gefecht selbst oder zur Reserve benugt werden , wird noch hinzugefügt , man folle vermeiden , sie so weit zurückdetachirt zu lassen , daß man sie nicht ablangen könne, wenn man ihrer bedürfe. S. 356 befindet sich ein Zusaß , wonach der Verf. das Treffenablösen besonders für den Fall empfehlen zu können glaubt , wenn es sich um Localitäten handele und man hoffen dürfe, seine Truppen in der Hand zu behalten. Ein Saz, der seine Wenn's und Aber's die Menge hat. Wir glauben , daß man darin sehr vorsichtig sein müsse, und erinnern nur an Ligny , wo man sich auch um Loca litäten schlug und durch das viele Ablösen zulezt fast keine Reserven mehr hatte. - S. 395 werden in einer Note die kriegsgeschichtlichen Beispiele für Dorfgefechte durch Hinweisung auf die von Haslach und Elchingen ( 1805) vermehrt.

fache nach wenig Verbesserungen nöthig machte, so ist es ferner anzuerkennen , daß der Verf. Alles sorgfältig be= nußte und in paſſender Weise einschaltete, was jene Er= fahrungen weiter an die Hand gaben, und es scheint fast, als ob er diesem Abschnitte bei der Ueberarbeitung eine besondere Vorliebe zugewendet habe. Es eine bekannte Sache, daß man früher bei uns in Deutschland die poli= tischen Barrikadenkämpfe für etwas fast ausschließlich den Franzosen Eigenthümliches gehalten hat , und insofern ist der vornehme Unglaube an eine deutsche oder gar preu=

ßische Barrikadenzukunft, wovon uns S. 442 in der Note einige Pröbchen gegeben werden , wohl einigermaßen zu entschuldigen. Uebrigens sollte dieses Factum doch eine kleine Ermahnung sein , sich künftig mit Unmöglichkeiten etwas weniger breit zu machen. Gleich S. 446 begegnen wir einem Zuſaße , den wir hier wörtlich anführen wollen , und zwar, da er in schla= gender Weise für sich selbst redet, ohne allen Commentar. Er lautet : „Unter den Verhältnissen , wie sie nun ein mal sind und eine Zeit lang bleiben werden , sollte man kein Mittel scheuen, in allen großen Städten ein System fortificatorischer Anlagen zu schaffen, das es möglich machte, die Unruhestifter und Meuterer zu bändigen. Hierzu aber gehört auch , daß man Muth habe , die Au torität des Gesezes unter jeder Bedingung aufrecht erhalten zu wollen , und nicht mit Volksliebe, Volks gunst c. zu kokettiren. Das aber ist ein böses Zeichen der Zeit , daß man selbst dann noch pflegt Anstand zu nehmen , entschieden und energisch aufzutreten , wenn hier bei die Rebellen bereits mit Allem gebrochen , was Gesez und Ordnung heißt , und mit den Waffen in der Hand ―――― auftreten. Den Belagerungszustand einer großen Stadt nicht mit Consequenz durchführen , heißt : sein Spiel mit Ruhe und Ordnung treiben und sich in mancher Beziehung zum Mitschuldigen der Revolution machen." - Bezüglich der Vertheidigung eines ganzen Ortes will der Verf. nach S. 448 die Infanterie vorzugsweise in Localitäten unter gebracht wissen , von denen her sie den zweckmäßigsten Gebrauch von ihrer Waffe machen könne. Eben daselbst ist neu eingeschaltet : „Man muß vor allen Dingen darauf sehen , daß kein Punct unvertheidigt bleibe, daß zu der directen Vertheidigung desselben wo möglich eine Flanken= vertheidigung komme, daß man jedem derselben schnell und in gehöriger Anzahl zu Hülfe eilen könne, daß alle Vor kehrungen endlich ein System bedingen , das zur Verthei= digung und zum Angriff geeignet und den Umständen gemäß erweitert oder beschränkt werden könne. - Jeder einzelne Punct muß dabei eine gewisse intensive Stärke haben, aber überwältigt nicht das ganze System bloß stellen - allerdings eine schwere, doch gewiß nur selten unerreichbare Aufgabe." Bezüglich dessen , was am Ein Wir gelangen nunmehr zu den Barrikadengefechten. gang des eben angeführten Zusages gesagt wird , dürfte Wer das Buch schon aus der ersten Auflage kannte und übrigens einige Mäßigung anzurathen sein; denn wer das über diesen Gegenstand Gesagte mit den neuesten Alles vertheidigen will , vertheidigt bekanntlich Nichts , er Erfahrungen zusammenhielt, der wird zugeben müſſen, müßte denn über sehr bedeutende Kräfte verfügen können, daß nicht leicht dem Verfasser eine glänzendere Satisfac und dann genügt eben schon die bloße Anwesenheit der tion hätte zu Theil werden können; ja man sollte fast Truppenmassen, um die Lust zur Revolte schon im Keime - Die Stelle , welche unter Voraus meinen, daß manche jener blutigen Scenen mit dem Buche zu unterdrücken. in der Hand wären durchgeführt worden , wir wollen z . B. sehung einer nur theilweisen Vertheidigung der Stadt nur an Dresden erinnern. Wenn sónach der Juhalt . S. 449 von der Jsolirung einzelner, als die Herde der dieser wenigen , aber gediegenen Paragraphen der Haupt Revolution zu betrachtender Quartiere, Straßen und Pläge

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handelt, wurde theils in der Redaction verändert, theils erweitert, und dann weiter S. 450 als ein nicht selten nothwendiges Mittel , solche Jsolirungsanstalten (Barri= kaden, Verpallisadirungen 2c.) in Zusammenhang zu bringen, die Durchbrechung ganzer Häuserreihen bezeichnet und zu gleich unterstellt, daß die Hauptpuncte mit allem Material versehen seien, um eine hartnäckige Vertheidigung möglich zu machen. Endlich wird hier noch bemerkt , daß die

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benußte Werke namhaft , welche vom Barrikadenkampfe handeln. Der nun noch folgende Theil des Buches hat ver= gleichsweise die wenigsten Veränderungen erlitten. S. 469 schildert der Verfasser nach Mittheilung der Verordnung des Herzogs von Braunschweig bezüglich der Entsendung von Patrouillen , in elegisch-satyrischem Tone, wie es da= mit bei Friedrichs Armeen gehalten wurde und wie die militärischen Anordnungen mit den polizeilichen Hand in löbliche Sitte dann durch zu große Kunst verloren gegangen Hand gehen müßten 2c. -- S. 452 wird hinsichtlich der sei. Die Eifersüchteleien , deren S. 487 Erwähnung ge= Hauptunternehmungen gegen die Herde der Revolten noch schieht , haben bei all ihrer Kleinlichkeit von jeher eine angeführt, daß sie immer den Charakter der Offensive große Rolle gespielt und werden es thun, so lange es tragen müssen, wenngleich man sich eigentlich in der Defen Menschen gibt. Nichtsdestoweniger ist es gut, sie zu denun five befinden dürfte. Auch S. 453 , wo von dem Vor ciren , wäre es auch nur, um nicht durch Stillschweigen S. 512 wurde das bringen gegen Barrikaden die Rede ist, haben einige Ver sich zum Mitschuldigen zu machen. änderungen und Erweiterungen stattgefunden. S. 457 schauderhafte Wort „ Entschlossenlosigkeit" durch „ 1Unent= wird noch am Schlusse des § 136 der nothwendigen poli schlossenheit" erseßt. S. 529 theilt der Verfasser in einer zeilichen Maßregeln gedacht, von denen schließlich gesagt Note den wohl manchen unserer Leser noch erinnerlichen wird, daß sie nicht erbauliche Redensarten bleiben , son äußerst merkwürdigen Fall mit , daß eine Abtheilung des dern mit unerbittlicher Consequenz durchgeführt werden zweiten französischen Chasseurregiments abſaß und gegen müßten," was wohl immer der Fall sein wird , wenn die 1500 Araber Quarré formirte, die nun ebenfalls absaßen Die Abtheilung Militärgewalt allein maßgebend ist. Ohne dieſe Resigna= _und_in_einzelnen Haufen angriffen. wurde übrigens durch ein Bataillon Infanterie befreit, tion der Civilbehörden wird man immer in nichtstangen den halben Maßregeln befangen bleiben und eben nur nachdem sie jedoch nicht unbedeutende Verluste erlitten denen Vorschub leisten , welche sich nach allen Seiten hin hatte. S. 583 werden beispielsweise die neuesten Vor postenneckereien und Chikanen der Dänen und Schleswig möglich erhalten wollen. Holsteiner berührt und ebenso S. 587 und 592 auf die An dem von welcher , 137 § zu Ein wichtiger Zufaß Ereignisse vor Friedericia hingewiesen. In dem von der Der Verf. warnt griffe handelt, befindet sich S. 459. Einschließung fester Pläße handelnden Abschnitte gedenkt nämlich hier davor, direct gegen die Thore der Stadtein der Verfasser S. 585 , wo er von Placirung der Unter gänge vorzubringen, und will die dort befindlichen Ver stüßungstrupps spricht, nochmals der neuen Gewehre, in theidigungsanstalten des Gegners in der Weise umgangen dem er von ihnen sagt, daß sie die Möglichkeit bieten, wiffen, daß man einen andern hierzu vortheilhaft geleges hierin nach einer ganz neuen Theorie zu verfahren, die Zugleich wird nen Punct der Umwallung durchbreche. sich jedoch erst im Laufe der Zeit herausbilden kann , wie angegeben, wie man sich bei diesem allerdings in den meisten Fällen beachtenswerthen Verfahren und bei den denn überhaupt durch sie den kleineren Unternehmungen weiter nöthigen Vornahmen zu verhalten habe. - Die ein weites Feld eröffnet werde. S. 592 will er den Park vorzugsweise gut bewacht und die Obhut desselben einem Andeutungen und Vorschriften , womit das über den Häu eigens dazu bestimmten Offiziere anvertraut wissen. Am serkrieg Gesagte hier bereichert erscheint (S. 460) , find fast alle der Praxis entlehnt und empfehlen sich dadurch Schluffe des Anhangs und somit des ganzen Werkes ſucht er noch die Vorzüge des Heliotropenlichtes vor jeder andern von selbst. Die Hindeutungen auf Zaragoza sind in Weg fall gekommen und wurde dafür auf den Häuserkampf in Telegraphie durch allerdings sehr triftige Gründe nachzu= Der beste Lehr weisen. Dresden, aber auch nur hingewiesen . Nachdem wir somit im Wesentlichen die Merkmale an= meister, die Erfahrung, bewog wohl auch den Verfasser seiner Vorschrift über die Erleuchtung der Communicatio gedeutet zu haben glauben, durch welche sich die vorliegende nen c. den einschränkenden Zusaß zu geben (S. 462) ; von der ersten Auflage unterscheidet , können wir es uns daß man sich hüten solle, " hierdurch nicht etwa des nicht versagen , das Vergnügen darüber auszudrücken, daß Feindes Feuer aus dominirenden Puncten auf sich zu uns diese Anzeige Gelegenheit gab, wenn überhaupt zichen und so Verluste herbeizuführen , die man vermeiden nöthig , von Neuem auf ein Werk aufmerksam gemacht könne." --- Der Sah, welcher die gefährlichsten Feinde zu haben, welches bei manchen Mängeln , die ihm viel - und was ist vollkommen auf dieser die nennt , welche uns aus ihrem Hinterhalte bekämpfen leicht noch ankleben jedenfalls den großen Empfehlungsbrief aufzu= (S. 465) , hat eine kleine Erweiterung durch nähere Welt Bezeichnung der Orte erhalten, von denen aus man ge weisen hat , daß es mit Geist geschrieben ist und somit wöhnlich beschossen wird, wenn man in den Straßen 2c. auch geistig anregen wird, was bei Ällem die Hauptsache ist. zum Angriff vorschreitet. Schließlich erwähnt der Ver Was die äußere Ausstattung anlangt , so ist das Pa= faffer in einer Note ( S. 467) , was auch durch die Ver pier weißer und der Druck, namentlich in den Noten, gleichung bestätigt wird , daß er die schon in der ersten besser und gefälliger als in der ersten Auflage. Auch die Auflage enthaltenen Grundzüge ziemlich unverändert bei= Druckfehler haben sich bedeutend verringert, obwohl sie behalten habe und macht noch mehrere theilweise von ihm noch nicht ganz verschwunden sind.

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her , in der Anſtalt Alles gelehrt und nicht gelehrt worden iſt, auch ſteben dem Einſender nicht genug Materialien

(Fortfeßung des Artifels über die f.Militärbildungsanſtalt in Dresden .)

zu Gebote, um darüber genügende Auskunft geben zu

General v. Schreibershofen, der Nachfolger, hatte den Vortheil, erſt ein angehender Vierziger zu ſein ; er

und ſpäter erhaltenen vielſeitigen Ueberlieferungen beziehen

können ; die von ihm ſelbſt gemachten Wahrnehmungen

konnte alſo vorausſichtlich dem Cadettencorps eine viel fich hauptſächlich auf den inuerſten Kern des dortigen längere Reihe von Jahren vorſtehen und dadurch größeren Bildungsweſens. Eine Darſtellung des dazu gehörigen Nußen ſtiften. Auch er war ein Mann von vicier Bil- Beiwerts muß den militärijden Schulmännern überlaſſen dung, hatte ſich in den verſchiedenartigſteu Dienſtverhält. bleiben und würde den hier gewährten Raum ganz unge niſſen bewegt, beſaß den beſten Willen und entwickelte bührlich in Anſpruch nehmen ." große Thätigkeit. Aber bald laſtete der Druck äußerer „ In den erſteu fünf Jahren wurde überhaupt gewaltig

Verhältniſſe auf ihm , denn ſchon das Jahr 1830' mit viel crperimentirt." Man ſchien vergeſſen zu haben , daß ſeinen Folgen für das geſammte Staatsleben führte eine es fich weniger um Aufſtellung neuer Bildungsſyſteme, weſentliche Beſchränkung des Zwedes und der Mittel des als um rationelle Benußung alter Erfahrungen handele, Cadettencorps herbei. Die Verwandlung der Militäraka = und wollte von jeder neuen Anordnung ſogleich einen demie in eine Ártillerieſchule was ſie im Grunde ſchon Erfolg ſehen . Der in die : jugendlichen Gemüther und

bisher geweſen war — und die Beſtimmung, daß fämmt= Geiſter geſtreute. Samen kann aber nicht augenblidlich liche Difiziersſubjecte der Infanterie und Cavalerie nunmehr im Cadettencorps ihre Vorbildung erhalten ſollten, hatte zunächſt die Folge, daß eine Vorbereitung für Civil amter und für die Univerſität im Cadettencorps nicht mehr

keimen , Blüthen treiben oder wohl gar reife Früchte her vorbringen. Wirklich Gutes und Dauerhaftes verlangt zum Gedeihen viel größere Zeiträume. Wenn man dem General Gersdorff zum Vorwurf machen konnte , daß er

ſtattfand. Zugleich nahm auch das ganze Erziehungs- das ihm zur Bearbeitung übergebene Feld gründlich durch weſen darin einen ausſchließlich militäriſchen Charakter an , der ſich immer ſchärfer ausprägte. Die Aufnahme von Söhnen bürgerlicher Familien fand keinen Anſtand

pflügen ließ, um den leichter empfänglichen Humus _zu Tage zu fördern , damit der Same beffer Wurzel faſſen könne, hingegen den fruchtbaren Boden nicht mit gleicher

mehr. Es war wohl Niemand in der Armee, der dieſe

Sorgfalt ebnen und nach Bedürfniß bejäen ließ; ſo trifft

neuen Einrichtungen nicht als weſentliche Fortſchritte be- feinen Nachfolger der Vorwurf: daß er bei dieſem Prozeß trachtet hätte. Aber man ſcheint überſehen zu haben, daß den Pflug zu wenig vorarbeiten ließ und ſein Wert durch

das Cadettenhaus bereits eine Bildungsanſtatt für junge die nivellirende Egge zu beſchleunigen ſuchte, auch mit Leute aus aller Herren Länder geworden war, und hat den Sämereien zu oft wechſelte. Dadurch kam aber in den beſchränkten Anſichten Einzelner, welche die intellec- das ganze Bildungsweſen eine Unſicherheit und Verwor

tuelle Bedeutung Sachſens nicht genug beachteten , wohl renheit, daß es auf Seiten derLehrer und Schüler eben zu viel Gehör gefdenft. Die fremden Volontärs ſchieden fo viel Geſchidlichkeit als Gleichmuth bedurfte, um die bald aus und wurden ſpäter nur ſehr ſpärlich wieder er- nachtheiligen Folgen eines ſo übertriebenen Eifers von feßt. England ſtellte indeß fortwährend ſein kleines Con- oben weniger bemerkbar werden zu laſſen ." tingent , denn der neue Commandant war während der

Dieß änderte ſich indeß mit dem Jahre 1835 , wo

Decupation Frankreichs durch die Verbündeten im Haupt- die " Artillerieſchule mit dem Cadettencorps verbunden qnartier des Herzogs von Wellington angeſtellt geweſen, wurde und legteres nunmehr die Benennung „Militär war Ritter des Bathordens und unterhielt Bekanntſchaft bildungsanſtalt" erhielt. Gleichzeitig wurde dem Com mit engliſchen Familien. Dieſem Umſtand iſt vielleicht mandanten ein ſehr intelligenter Stabsoffizier der Artil auch die Einführung des engliſchen Sprachunterrichts zu lerie ( der in den Dresdener Maikämpfen gebliebene Ge verdanken . "

neral pomilius ) beigegeben , um hauptſächlich den Unter

„Es kann für die Leſer dieſer Blätter wenig Intereſſe sricht in der Artillerieabtheilung zu leiten. Ferner wurde haben , zu erfahren , was damals, ſowie vorher oder nach: beſtimmt, daß die bisher ausſchließlich zur dienftlichen

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Ueberwachung der Cadetten angestellten Offiziere nun auch als Lehrer wirken sollten , was einige Personalverände rungen nöthig machte. Die Lehrer der Artillerieſchule traten zur Militärbildungsanstalt über. Diese organische Verschmelzung beider Institute erzeugte anfangs viel Wett eifer. Unter den Lehrern entwickelten sich neue Talente, die der Anstalt zum Nußen gereichten , auch sonst sich einen literarischen Ruf erwarben. Die Zweckmäßigkeit der Ver schmelzung selbst ließ aber mehrfache Zweifel aufkommen, obgleich der General und sein Stabsoffizier in schönster Eintracht wirkten. Das ganze Unterrichtswesen wurde

ſicherung gegeben , daß der vielfach bekrittelte strenge For malismus auf dem ganz richtigen Grundsaß fuße : „daß angehende Militärs vor Allem an Regelmäßigkeit , Örd nung und Selbstbeherrschung gewöhnt werden müssen." “ Wenn ein so scharfer Kritiker, von dem noch dazu bekannt war, daß er früher mit seinem Chef oft in Opposition gestanden hatte, aus eigener Ueberzeugung zum Verthei= diger solcher Anordnungen wird, dann muß das angefoch tene Erziehungssystem auch seine sehr guten Seiten gehabt haben. Doch wird sich schwer in Abrede stellen lassen, daß durch solche klösterliche Zucht keine Charakterbildung nunmehr ein fest geregeltes und streng abgemessenes, weil erzielt werden kann , überhaupt ein zu anhaltender Zwang die damit verbundenen praktisch =- artilleristischen Nebungen ausgeübt wird , um durch ihn mehr als eine äußerlich strenge Sitte zu bewirken . Das Motiv ist über jeden viel Zeit in Anspruch nahmen und die Unterrichtsgegen stände sich überhaupt vermehrt hatten. Das Erziehungs Tadel erhaben, aber man scheint in der Anwendung das wesen verblieb dem Commandanten selbstverständlich ganz richtige Maß überschritten zu haben. " allein und sein Beistand war im Grund nur Oberlehrer, (Schluß folgt. ) Vice-Studiendirector und zeitweiſer Stellvertreter im Com mando." Kußland und Polen . „Der Rangstreit zwischen Erziehung und Unterricht ist Kalisch, 22. Febr. Die Offiziere des Generalstabs sehr alt und wohl auch heute noch nicht erledigt. Das der activen Armee haben so eben eine vortreffliche hydro bloße Wissen genügt wohl dem Gelehrten , aber erst das graphische Karte des Königreichs Polen heraus Können bezeichnet den brauchbaren Mann, und dieses gegeben, welche im Maßstabe von 100000 der natürlichen Können kann durch die Erziehungsmethode allerdings sehr gezeitigt werden. Vom militärischen Standpunct betrachtet Größe entworfen ist. Bemerkenswerth ist , daß dieselbe zu glaubt Einsender der Erziehung ganz unbezweifelt einen einem Gemeingute gemacht und in Warschau verkauft wird. (C. Bl.a. B.) höheren Werth beilegen zu müssen, als dem Unterricht. Mängel im Schulunterricht find viel leichter zu ergänzen, Oesterreichische Monarchie. als Fehler in der Jugenderziehung. Der militärische Be= ruf ist aber so eigenthümlicher Art , daß bei der Vorbil= Wien, 15. Febr. Die Zeichnung des durch Ent= dung fünftiger Offiziere, welche die Stüßen und Bewahrer schließung S. M. des Kaisers vom 23. October vor. J. des militärischen Geistes bleiben , auf eine Erziehung in genehmigten neuen Infanteriesäbels ist vor wenigen diesem Geiste vorzugsweise Rücksicht genommen werden Lagen von dem Kriegsministerium an die Corps gesendet muß. Gersdorff hatte dieß erkannt , behandelte aber diese worden. Dieser neue Säbel wird , um ihn den verschie= Angelegenheit etwas zu genial-ritterlich , vernachlässigte denen Körpergrößen anzupassen , nach zwei Größen gefer= dabei die militärischen Formen zu ſehr und überließ der tigt, und zwar die eine mit der Klingenlänge von 33, späteren praktischen Erfahrung seiner Zöglinge zu viel. und die andere mit der von 30 Zoll ; er besteht aus einer Schreibershofen erkannte die Wichtigkeit der Erziehung Stahlklinge, einem mit Draht gebundenen Griffe , ſtäh= nicht minder, legte aber vielleicht zu großen Werth auf lerner Kappe , Griffringe und Bügel , stählerner Scheide die Strenge der Formen und wollte seine Zöglinge schon und mit zwei Einhängringen. Die Klinge ist von der in der Schule zu praktisch brauchbaren Offizieren heran Spize an 9 Zoll lang doppelschneidig. Das Gewicht der bilden. Der Zweck war löblich, aber ―― unerreichbar. Klinge beträgt 26 Loth. (Desterr. Corresp.) Beide scheinen indeß die Regungen des jugendlichen Ge= müths nicht genug erwogen zu haben. Der erstere schuf das Cadettenhaus in den Wohnsiß einer großen adeligen Ein berittenes Schüßenregiment. Familie um, sorgte für Ergößlichkeiten inner- und außer (Von Pz.) halb desselben , belebte zwar die geistige Selbstthätigkeit, nährte aber auch zugleich die jugendliche Eitelkeit. Der Die Benuzung der Eisenbahnen zu strategischen Zwecken legtere verwandelte dasselbe in eine Kaserne und regelte hat in den beiden lezten Jahren bereits in so großem die ganze Lebensthätigkeit der Cadetten nach des Dienstes Maßstabe stattgefunden, daß die vieljährige Streitfrage : gleichgestellter Uhr. Wenn auch der Frohsinn seiner Zög ob die Eisenbahnen als militärische Operationslinien zu linge dadurch keineswegs ganz unterdrückt wurde und sich betrachten sind ," nunmehr definitiv zu Gunsten der Eisen nach wie vor durch manchen lustigen Schwank zu erkennen bahnen entschieden ist. gab, so brachten doch diese minutiösen Anordnungen eine Allerdings darf man nicht glauben , daß mit dieser gewisse Einförmigkeit in das Jugendleben, welche eher Anerkennung die Sache abgethan set. Zur praktischen geeignet war, eine Erschlaffung, als die so nöthige Be Ausführung dieser von uns vor acht Jahren zuerst ange= lebung der geistigen Thätigkeit herbeizuführen. Einsender regten Jdee *) gehört noch Mancherlei, und die deutschen hat darüber manchen Ladel vernommen und würde unbe denklich selbst darin einstimmen , hätte ihm nicht ein dem *) Die Eisenbahnen als militärische Operationslinien betrachtet, Commandanten sehr nahe gestandener Offizier die Ver= von Pz. Verlagsbureau zu Adorf. 1842.

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Generalstabsoffiziere werden sich mit den militärischen und technischen Anordnungen zu größeren Truppentransporten auf Eisenbahnen wohl noch etwas ernstlicher als bisher beschäftigen müssen, damit sie durch übelwollende Eisen bahnbeamte nicht in zu große Abhängigkeit gerathen. Was in dieser Sache gethan werden muß , ist jedoch nicht Gegenstand nachfolgender Erörterungen. Wir möchten lieber auf etwas Anderes aufmerksam machen , weil wir uns nun einmal gewöhnt haben , die Gegenwart als die Basis der Zukunft zu betrachten, leider aber auch wieder holt die Erfahrung machen mußten, daß der Deutsche nicht eher an die Ausführung einer zweckmäßigen Idee geht , bis sie von allen Seiten des Breiteren besprochen worden ist. Machen wir also den Anfang mit dem An fange. Vielleicht sind wir in acht Jahren wieder so glück lich zu erleben, daß man das für praktisch richtig erkennt, Phantasterei" zu nennen beliebte. was man anfangs Auch das geistige Auge der Menschen hat mancherlei Ab stufungen, und was der Eine für unmöglich hält, sieht der Andere in naher Zukunft bereits verwirklicht.

schränkt , den Einfluß der Eisenbahnen auf die Verthei= digung Deutschlands gegen unsere westlichen Nachbarn anschaulich zu machen , und Seite 212 die Gründe ange= geben, weshalb wir über die Benußung der Eisenbahnen zu Offensivoperationen uns damals nicht aussprechen woll ten. Der vierte der dort angegebenen Gründe deutet auf die Nothwendigkeit hin , selbstständige Cavaleriecorps zu bilden , deren man bei Offensivoperationen nicht gut ent behren könne. Auf diesen Gegenstand soll hier eingegangen werden , und zwar werden wir uns vorzugsweise mit dem= jenigen Truppentheile beschäftigen, durch welchen die Selbst ständigkeit eines Cavaleriecorps auch in taktischer Bezie= hung begründet wird. Unter taktischer Selbstständigkeit eines Truppencorps verstehen wir , wenn dasselbe durch seine Stärke und Waffenverbindung in den Stand gesezt wird , in jedem Terrain, wo überhaupt Truppen sich bewegen können, das Gefecht anzunehmen und selbst mit einem an Zahl über legenen Gegner anzubinden. Dieß macht eine Stärke von mehreren Tausend Streitern aller Waffen zur Be= dingung , damit man die Entscheidung des Gefechts nach Umständen beschleunigen oder verzögern , oder das Gefecht auch ganz abbrechen kann .

Gleich anfangs find wir der Meinung gewesen , daß die Cavalerie von der Beförderung auf Eisenbahnen aus verschiedenen Gründen auszuschließen sein dürfte. Die hauptsächlichsten Gründe waren die Nachtheile einer tage= Schnelligkeit der Bewegung und genügende Wirkung langen Eisenbahnfahrt für die Pferde und der unverhält der Feuerwaffen sind hierbei sehr wesentliche Erfordernisse. nißmäßig große Aufwand an Transportmitteln . Seitdem Man hat sie bisher durch Verbindung der Cavalerie mit find zwar ganze Regimenter 50 bis 60 Meilen weit auf reitender Artillerie in hinreichender Masse zu finden ge= Eisenbahnen befördert worden, ohne daß sich dabei erheb= glaubt , sich aber doch zuweilen geirrt. Beide Waffen liche Nachtheile gezeigt hätten , auch hat es dazu nicht an gattungen brauchen ein überall reit- und fahrbares Ter den nöthigen Transportwagen gefehlt. Es läßt sich aber rain , hinlänglichen Spielraum vor der Front und feste doch nicht in Abrede stellen , daß das Auf- und Abführen Rückzugswege. Das findet man nicht überall , und wo der Pferde auf dem Anfangs- und Endpuncte der Fahrt der Beweglichkeit große Hindernisse entgegenstehen, oder viel Zeit erfordert, nicht überall zu bewirken ist und deß der Gesichtskreis sehr beschränkt ist, können weder Cava= halb mancherlei technische Vorkehrungen nöthig macht. lerie noch Artillerie mit Erfolg kämpfen und müssen vor Endlich mag nicht verkannt werden, daß die zum Trans einigen Trupps entschlossener Infanterie das Feld räumen. port eines Regiments mit 900 Pferden benöthigten Trans Ohne diese Trias gibt es daher keine taktische Selbststän= portmittel hinreichen würden, eine Infanteriebrigade von digkeit. 5000 Mann zu befördern , deren Abfahrt am Einsteige= Allerdings sagen wir damit nichts Neues. Ist aber punct in kürzerer Zeit zu bewerkstelligen sein würde. Daß einmal die strategische Nothwendigkeit erkannt worden, aber eine Infantericbrigade mehr Streitkraft besigt als ein Cavaleriecorps mehrere Tage oder Wochen in entlege= ein Cavalerieregiment, wird wohl Niemand bezweifeln nen Gegenden, wohin keine Eisenbahnen führen oder Jn= wollen. Es scheint daher angemessen , Cavalerie nur in fanterie nicht gleich befördert werden kann , auf eigene ganz dringenden Fällen auf der Eisenbahn zu befördern. Hand operiren zu lassen, so muß man auch auf Mittel Mit dieser Ansicht werden wohl viele unserer Leser finnen , diesem Cavaleriecorps durch Beigabe von Infan= einverstanden sein , vielleicht aber auch die Schlußfolgerung terie die erforderliche taktische Selbstständigkeit zu ver daran knüpfen , daß die durch Benugung der Eisenbahnen schaffen. außerordentlich beschleunigte Bewegung der Infanterie eine Bei dieser Gelegenheit können wir nicht unterlassen, bedeutende Verminderung der Cavalerie zulässig mache, über das russische Dragonercorps einige Bemerkungen ein= wogegen wir indeß stark protestiren müssen. Andere werden zuschalten. Die Absicht des Kaisers Nikolaus bei der vor jedoch sagen: wozu nügt das plögliche Vorschieben von ungefähr sechszehn Jahren erfolgten Bildung dieses aus Infanteriedivifionen auf Eisenbahnen, wenn nach been gezeichneten Truppencorps ging dahin , eine aus allen Digter Fahrt keine Cavalerie zur Stelle ist , ohne deren Waffen zusammengesezte Reservedivision zu bilden , welche Mitwirkung die Operationen ja doch nicht begonnen wer mit der Schnelligkeit der Cavalerie sich auf jeden Punct den können?" Ein solcher Einwurf verdient weit mehr des Schlachtfelbes begeben und dort, mit allen Waffen Beachtung, und eben deßhalb muß man auf Mittel fin= kämpfend , die Entscheidung herbeiführen könnte. Man nen, diese Lücke der in's Leben tretenden Eisenbahnstrategie glaubte hierzu 8 Bataillonel, 12 Schwadronen und möglichst zu ergänzen. etwa 30 Geschüße erforderlich. Das Dragonercorps wurde daher aus 8 Regimentern zu 10 Schwadronen formirt, In der oben bezeichneten Schrift „die Eisenbahnen als dem 4 reitende Batterieen * zu 8 Geschüßen beigegeben Operationslinien“ haben wir uns hauptsächlich darauf be=

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waren. Zwei Schwadronen jedes Regiments wurden mit Lanzen bewaffnet und verrichteten nur Reiterdienste. Die übrigen 8 Schwadronen führten ein Infanteriefeuergewehr, waren bestimmt , zum Gefecht abzusißen und als geschlos= fenes Bataillon aufzutreten. Dadurch erhielt man eine Division aller Waffen von obiger Zuſammenſchung , denn von den 16 Schwadronen Lanzenreiter müssen wenigstens 4 zum Schuße der Pferde der abgesessenen Dragoner ver wendet werden.

gonercorps , so steht allerdings zu befürchten , daß der Feind alle seine Kräfte aufbieten werde, die Dragoner am Auffißen zu hindern. Es läßt sich zwar erwarten , daß man zuerst einzelne Bataillone zurückgehen lassen werde, und da durch das Aufsigen eines Bataillons sogleich 8 Schwadronen zuwachsen , die es mit jeder feindlichen Ca valerie aufnehmen können , so entsteht durch diese Aende rung des Waffenverhältnisses im Gefecht eine neue Chance, die vielleicht geeignet wäre , dem Feinde die bereits er rungenen Vortheile wieder zu entreißen. Ist aber das Terrain den Bewegungen der Cavalerie besonders günſtig, dann wird es auch dem Feinde nicht schwer , in dem Augenblicke , wo einzelne Bataillone sich nach den Pferden wenden , einige Granatenwürfe oder Rollſchüſſe aus ver deckter Flankenstellung gegen die Pferdehaufen zu schleu= dern und große Verwirrung anzurichten. Im zweiten Falle steht zu befürchten , daß der Feind sein Augenmerk hauptsächlich auf die zurückgesendeten Pferde richten werde. Ein Reiterregiment mit 2 Haubigen dürfte hinreichen, die ganze Pferdemasse aus einander zu sprengen , was die dabei zurückgelassenen wenigen Schwadronen bei aller Bra vour nicht werden hindern können. Sollten auch derglei chen Versuche vereitelt werden , so steht doch immer zu erwarten , daß unterwegs mancher Sattel der geführten Pferde unter den Bauch gerathen, mancher Mantelsack verloren gehen , manches Pferd sich abzäumen und davon laufen werde, und die von ihren Pferden vielleicht lange getrennten Dragoner viel Zeit brauchen dürften , um Alles wieder in marschfertige Ordnung zu bringen. Bei Uebungs manövern ist vielleicht Alles ohne Unordnung abgelaufen. Bei Manövern vor dem Feinde aber scheint die Erhal tung der Ordnung in diesem Pferdehaufen eine absolute Unmöglichkeit. Wir wollen den außerordentlichen Vortheil nicht ver= kennen, welchen die Verfügung über ein Truppencorps gewährt, das heute mit 80 gut eingeschulten Schwadronen, morgen mit 4 starken Bataillonen und 45 Schwadronen oder mit 8 Bataillonen und'16 Schwadronen in die Ge fechtslinie rücken kann , je nachdem das Terrain, das gegenseitige Waffenverhältniß oder auch der Zweck des Gefechts dieß vortheilhaft erscheinen lassen, und die noch größere Schwierigkeit, die Infanterie zur rechten Zeit wieder in Cavalerie zu verwandeln , läßt doch manches ernste Bedenken aufkommen , welches auch durch die sorg fältigste Einübung der Mannschaft und Pferde nicht be seitigt werden kann. Diese unverkennbaren Schwächen des Dragonercorps entspringen nach unserer Ansicht hauptsächlich aus der großen Pferdezahl, sowie aus dem Umstande, daß man wirkliche Doppelkämpfer haben und das Corps als ein unzertrennliches Ganze verwenden will , was auch im ungarischen Feldzuge der Kaiser streng befohlen haben soll. Bindet man sich an weniger strenge Grundsäge, so dürfte sich mit geringerem Aufwande an Mitteln ein Reitercorps bilden lassen, dem die Eigenſchaft taktiſcher Selbſtſtändig= keit nicht streitig gemacht werden kann, und wir wollen nunmehr einige Grundzüge davon angeben. (Fortseßung folgt.)

Urtheilsfähige Augenzengen , welche dieses Dragoner corps bet großen Uebungen und zulegt in Ungarn gesehen haben , versichern einstimmig , daß die taktische Ausbildung desselben nichts zu wünschen übrig laffe und die Dragoner als Reiter und Infanteristen Vorzügliches leisten. Das Problem , eine ansehnliche Schaar tüchtiger Doppelkämpfer zu bilden, scheint also , allen Widersprüchen zum Troß, gelöst zu sein. Doch wolle man hierbei erwägen , daß der russische Soldat mit einer seltenen Anstelligkeit begabt ist, daß man die Mannschaft aus der ganzen leichten Cava lerie mit möglichster Sorgfalt auserwählt, mit eben so forgfältig gewählten Pferden versehen hat, und die dabei angestellten Offiziere zu den ausgezeichnetsten ihrer Grade gehören. An ununterbrochenen Uebungen zu Pferde und zu Fuß hat es natürlich nicht gefehlt. Dennoch steht noch in Zweifel, ob dieses Elitencorps vor dem Feinde wirklich das leisten werde , was man von ihm erwartet, und in dem Feldzuge in Ungarn soll dieser Zweifel keineswegs gelöst worden sein. Betrachten wir die Sache ein wenig näher. Nach der in Nr. 242 der Deutschen Wehrzeitung mit getheilten Uebersicht der russischen Armee zählt jedes dieser Dragonerregimenter 1900 Reiter. Man kann also ein formirtes Bataillon zu 1000 Feuergewehren annehmen, wozu noch 2 Schwadronen Lanzenreiter zu 160 Pferden kommen. Mit Einschluß der Artillericdivision , der berit tenen Pionnirdivision und der Trainbrigade, bildet das ganze Dragonercorps eine Masse von mehr als 18,000 Reit- und Zugpferden , von welchen während des Gefechts Fast die Hälfte gekuppelt und geführt werden muß. Wir bezweifeln keinen Augenblick , daß 8000 Mann Infanterie, 2000 Mann Lanzenreiter und 32 Geschüße (was in run der Zahl der Gefechtsstand dieſes Corps ſein würde) voll kommen ausreichen, zur rechten Zeit und am rechten Orte den Ausschlag zu geben. Aber außer dem bei jedem rus sischen Corps nicht unbeträchtlichen Fuhrwesen gibt es noch eine Masse von wenigstens 8000 ledigen Dragonerpferden, die dem Gegner ein sehr lockendes Angriffsobject dar= bieten. Hier sind nun hauptsächlich zwei Puncte in's Auge zu faffen. Entweder die ledigen Pferde folgen den Batail lonen außerhalb Schußweite , oder sie werden weiter rück wärts in Sicherheit gebracht. Im ersten Falle ist den Dragonern die Möglichkeit gegeben , . ihre Pferde durch die eigene Gefechtsstellung zu decken und schnell wieder aufzufißen. Das Aufsißen würde aber nur dann ohne erhebliche Schwierigkeiten zu bewirken sein, wenn der Feind 1 vorher zum Rückzuge gezwungen worden ist. Nimmt hin gegen das Gefecht eine ungünstige Wendung für das Dra=

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 15. März

N 32.

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UN,

Allgemeine Militár-Zeitung. baber allerdings befremden müſſen , daß dem Comman Königreich Sachſen. banten, und welcher die Anſtalt länger als zwanzig genüßtJahre hat, weſentlich der Armee dadurch (Søluß des Artikels über die f. Militärbildungsanfalt in Dresden .) geleitet

Sollten nun die Erziehungsreſultate der Militärbil- jede öffentliche Anerkennung ſeines verdienſtlichen Wirkens 1

dungsanſtalt den gehegten vielſeitigen, mitunter auch ſehr vorenthalten worden iſt.“ unflaren Erwartungen nicht immer ganz entſprochen haben,

,, Was man höheren Drts über die künftige Einrichtung

ſo wird man doch ſo gerecht ſein múffen , anzuerkennen,

der Militärbildungsanſtalt beſchloſſen hat, iſt dem Ein

daß General v. Schreibershofen weder fo unumſchränkt ſender unbekannt. Wer aber bereits Erprobtes umſtürzt, walten konnte und über ſo reiche Mittel zu verfügen hatte hat auch die Verpflichtung, Beſſeres an deſſen Stelle zu wie ſein Vorgänger , noch ſich den nachtheiligen Einwir- zu ſeßen , und möge ſich dabei vor Uebereilungen hüten .

kungen mancher Ungunſt der Zeiten ganz entziehen konnte. Drganiſche Veränderungen , von oben beſchlofſen, haben ohne Zweifel auf die Anſtalt vielfach ſtörend zurückgewirkt, denn in jeder Uebergangsperiode müſſen viel Zeit und

Dieß und nichts anderes war der Zwed dieſes Rüdblics in die Vergangenheit einer Anſtalt, welche altfächſiſchen Ruhm zu bewahren hat , der durch eine engherzige Auf faffung der Offiziersbildung auf lange Zeit hinaus leicht

Kräfte oft nuglos aufgewendet werden . Da für die weis verloren gehen konnte. Wer aber auch berufen ſein mag, tere Ausbildung der Offiziere der Artillerie und des für an die Spiße dieſer alten oder neuen Bildungsanſtalt zu den Kriegsfall zu bildenden Generalſtabes gar keine Vor: treten, der wolle nicht vergeſſen , daß das Leben zwar eine

ſorge getroffen war, ſo mußten die wiſſenſchaftlichen Foru Shule iſt, die Shule aber niemals das praktiſche Leben derungen an die Cadetten fortwährend geſteigert werden. erſeßen kann. Es gibt vielleicht eben ſo viele Beiſpiele, Daher wurde in den Vorbereitungsanſtalten eine wiffen- daß ſehr fleißige und gut unterrichtete Cadetten keineswegs ſchaftliche „ Dreſſur" eingeführt, welche die Kräfte" der ſehr brauchbare Offiziere geworden ſind, als es deren gibt,

Cadetten (don vor ihrem Eintritt in die Militärbildungs. baß Cadetten, dieein ſolches Lob nicht erworben hatten, anſtalt überſpannte, wo dieſe Ueberſpannung bis zum fich nach wenigen Jahren zu ſehr brauchbaren Offizieren Das Wegbleiben der vielen im weiteren Sinne des Wortes herangebildet haben. Gei fremden Volontärs entzog der Anſtalt ein wirkſames Mit- ftige Frühreife hat ſelten lange Dauer. Bei der großen Austritt fortgeſeßt wurde.

tel der wechſelſeitigen Ausbildung, und die an deren Stelle Mehrzahl der Jünglinge entwideln fich die geiſtigen Kräfte eingetretenen bürgerlichen Elemente ſcheinen auch nicht und Anlagen erſt zwiſchen dem 20. und 30. Jahre, nach immer den edlen Wetteifer erzeugt zu haben, von dem dem ſie das Ziel ihres geiſtigen Strebens richtiger er man ſo viel erwartete. In den lezten drei Jahren übten fannt haben , und auf dieſe Selbſthätigkeit iſt wohl der politiſche Unruhen und Kriegsbereitſchaft ihren nachthet- größere Werth zu legen , nur durch fie reift man zum

ligen Einfluß auch auf den Unterricht der Cadetten , welche

ihatkräftigen Mann. Der künftige Vorſtand wird ſich

nach kurzer curſoriſcher Belehrung ſofort in die Regimen-

mithin oft daran erinnern müſſen , daß das Gute , das er zu begründen und zu befördern ſucht, erſt im nächſten Jahrzehnt ſeine Früchte tragen kann, daß es ihm daher mehr um den Nachruhm , als um die ſcheinbare Befriedi gung augenblidlicher Bedürfniſſe zu thun ſein muß , die faſt immer in einer Selbſttäuſchung beſteht.“

ter vertheilt wurden.“ IlWenn nun ungeachtet der mancherlei gerügten Mängel die Militärbildungsanſtalt eine große Anzahlrecht guter Dffiziere für alle Waffengattungen geliefert hat , ſo daß man einen zahlreichen Generalſtab gleichſam aus dem

Stegreif bilden fonnte ; wenn überdieß mancher ihrer Zög=

linge auch in fremden Militärbienften fich ſehr rühmlich bemerkbar gemacht hat (z. B. der jeßt oft genannte kat ferlich öſterreichiſche Oberſt v. Gablenz) , ſo möchte daraus

Oeſterreichiſche Monarchie. Wien, 15. Febr. Nach einer Mittheilung des „lloyd"

wohl gefolgert werden dürfen , daß die Leitung dieſer An- hat der Kriegsminiſter eine aus mehreren Öfftzteren be ſtalt eine gute und erſprießlide geweſen ſei, welche das ſtehende Commiſſion nach Frankreich geſendet, um alle Urtheil der Sachkenner nicht zu ideuen brauche. És hat Reformen und Verbeſſerungen , welche in der Ármirung,

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Verpflegung, Uebung u. s. w. der französischen Armee ſei einigen Jahren eingeführt wurden , zu erheben und zu Chef dieser Commission ist der Ingenieurhaupt prüfen. mann Baron Scholl, welcher zunächst das Fortificatorische zu prüfen hat, während der Artilleriehauptmann Uchatius Bas Artilleriewesen zum Gegenstand seiner Forschungen machen soll.

minister mit dem Obergeneral gleicher Ansicht war , so set es auch nicht geschehen, denn es würde solches in mili tärischer Beziehung dem Feinde gegenüber von Nachtheil Vor 14 Tagen sei aber der Befehl habe sein können. gegeben worden , daß der Bericht der Deffentlichkeit über geben werden solle, daß solches aber noch nicht geschehen wäre, habe seinen Grund darin , daß das Ministerium die Veröffentlichung sowohl des Berichtes über die Schlacht von Jöstedt , wie auch über die Gefechte bei Missunde und Friedrichsstadt der Verwaltung des Invalidenfonds über= tragen habe , indem dieselbe die Berichte zugleich mit er= läuternden Karten und Plänen versehen und denselben dadurch mehr Interesse verliehen würde , indem sie dadurch verständlicher werden , und dabei würde zugleich eine Ein= nahme zu Gunsten des Invalidenfonds erzielt werden. Grundtwig fand sich durch diese Erklärung nicht befriedigt und konnte nicht begreifen, wie es möglich sei , daß die Jdstedter Schlacht die erste in der Welt sein solle, bei welcher dem Sieger in dem- Grade vor der Veröffentlichung seines Siegesberichts bange sei, daß er lieber allen mög= lichen Verläumdungen und Entstellungen Raum geben wolle. Die Art und Weise , wie die Veröffentlichung jezt endlich stattfinden solle, sei auch nur in Betreff der Deffent lichkeit eine sehr beschränkte , und er müſſe bezweifeln, daß der vom Minister angeführte Grund auch wirklich der wahre Grund ſei. Vielmehr glaube er, daß der eigent= liche und wahre Grund der sei : daß man den Feind irritiren wollte! nicht wollte! - Da der Kriegsminister sich nicht irritiren

Frankreich. Nach einer Mittheilung des Moniteur de l'armée vom 16. Januar d . J. hat das Kriegsministerium die Pro gramme über die zur Aufnahme in die polytech nische Schule erforderlichen Kenntnisse veröffent licht. Diese Programme , welche von der zur Ausführung des Gesezes vom 5. Juni 1850 ernannten Commission festgestellt sind und vom Kriegsminister gebilligt wurden, begreifen nachstehende allgemeine Abtheilungen , deren jede von sehr in's Einzelne gehenden Erläuterungen begleitet ift: 1 ) Arithmetik ; 2) Geometrie (der ebenen Figuren, der Ebenen und von ebenen Flächen umgränzter Körper, der Kugeln); 3) Algebra ; 4) Trigonometrie (geradlinigte, sphärische) ; 5) analytische Geometrie ( Geometrie für 2 und 8 Ausdehnungen); 6) deſcriptive Geometrie; 7) Mechanik ; 8) Physik und Chemie ; 9) Kosmographie; 10) Geschichte und Geographie; 11 ) deutsche Sprache ; 12) Zeichnen und Tuschen. Alle in den Programmen enthaltenen Wissens zweige find gleich verbindlich, mit Ausnahme von Ge schichte, Geographie und deutscher Sprache , welche erst von 1852 an verlangt werden. Candidaten , deren Kennt niffe in irgend welcher Disciplin für ungenügend erachtet werden, soll die Zulassung nicht gestattet sein. Außer den mündlichen Prüfungen werden die Candidaten auch ſchrift= lichen Prüfungen unterworfen. Die vorzulegenden Fragen werden alle aus den Programmen entnommen. Die Can didaten haben den Eraminatoren auch acht Blätter mit Rechnungen zuzustellen , die mit Hülfe der Logarithmen= tafeln ausgeführt sind. Dänemark. Kopenhagen, 6. März. In der Sizung des Volks things am 4. d. M. richtete der Abgeordnete Grundtwig folgende Interpellation an den Kriegsminister: " Wodurch ist die Veröffentlichung des ausführlichen Berichts über die Schlacht von Jdstedt so lange verhindert worden, und wodurch wird solche noch immer verhindert ? " Der Anfragesteller hielt hierauf einen begeisterten Vortrag über die Kriegsthaten der Dänenarmee und nannte die Jöstedter Schlacht den Fall Holstein- Gottorps und die Erstehung Dänemarks ; er erinnerte daran, daß der ganze Norden mit Sehnsucht dem Bericht entgegensehe über eine Waffen that, deren Ruhm in ganz Europa widerhallt habe. Daß der Obergeneral die Veröffentlichung des Berichts nicht gewünscht habe, so lange der Krieg gedauert, könne jest, nachdem der Krieg beendet , doch wohl nicht mehr als Grund der Verzögerung gelten. Der Kriegsminister erwiederte: Es habe seine Richtigkeit, daß der Öbergene ral es gewünſcht habe, daß der Bericht nicht veröffentlicht werden sollte während des Krieges , und da der Kriegs

nicht weiter auf Grundtwig's Bemerkungen einlassen wollte und solches für überflüffig fand , erklärte der Präsident die (D. R.) Interpellation für beendigt.

Ein berittenes Schüßenregiment. (Fortseßung.) Die Schwärmelei der modernen Taktiker für Bildung großer Reitercorps zur Entscheidung von Schlachten be= trachten wir als erledigt. Theils fehlt es an geeigneten Tummelplägen für solche Reiterschaaren , theils sind sie durch die großen Verbesserungen der Feuerwaffen unstatt haft geworden. Große Entscheidungsschlachten erscheinen überhaupt nur als Seltenheiten unter den kriegerischen Ereignissen , für welche so kostspielige Formationen nicht gerechtfertigt sein dürften. Je nach der Stärke der auf tretenden Heere werden aber Cavaleriedivisionen von 16 bis 30 Schwadronen auch ferner wesentlich zum Siege beitragen. Es wird aber künftig öfter als bisher die Aufgabe der Cavalerie sein , die strategischen Operationen einzuleiten, zu maskiren , die Vereinigung der auf Eiſen bahnen herbeieilenden Infanteriedivifionen zu decken, ins besondere die zwischen den Eisenbahnen liegenden Opera tionsfelder zu beherrschen und von feindlichen Streifpar= teien zu säubern. Bei Offensivoperationen wird es von besonderem Nußen sein , an denjenigen Eisenbahnlinien, welche sich in der Gewalt des Feindes befinden, vorzu gehen und ihre Benuzung zu verhindern. Zu einer Zer störung feindlicher Bahnen würden wir aber nur in ſel=

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tenen Fällen rathen. Einige scharfe Kugelschüffe gegen die Spize der Dampfwagenzüge auf Kernschußweite ge richtet , wozu die Krümmungen der Bahn Gelegenheit geben, nöthigen jeden Wagenzug zum schleunigen Rück gange. Es liegt in der Natur der strategischen Verhältnisse, daß ein mit solchen Aufträgen entfendetes Cavaleriecorps mehrere Tage auf jede anderweite Unterstüßung verzichten muß, nebenbei aber genöthigt sein wird , einzelne Schwa dronen noch weiter vor und seitwärts zu entfenden, um von Allem , was auf seinem Operationsfelde vorgeht, stets genau unterrichtet zu sein. Die angemessenste Stärke eines folchen Corps dünkt uns daher eine Cavaleriebrigade von drei Regimentern zu sechs Schwadronen, mit zwei Bat terieen zu sechs Geschüßen , welcher ein beritten gemachtes Schüßenregiment zugetheilt wird. Für manche strategische Verhältnisse dürfte das zwar nicht ausreichend erscheinen, wir wollen aber einstweilen dabei stehen bleiben. Das berittene Schüßenregiment ist also das neue taktische Element, durch welches die Selbstständigkeit eines solches Cavaleriecorps begründet werden soll , weß halb wir uns nunmehr mit deſſen Organiſation zu beschäf tigen haben. Vor Allem müffen wir die Erklärung vorausschicken, daß hier von keiner Zwitterwaffe , also nicht von Doppel kämpfern die Rede ist. Zur Bildung eines solchen Regi ments wird ein gutes Scharfschüßenbataillon beritten ge macht und mit zwei Schwadronen Reiterschüßen in orga= nischen Verband gebracht. Die Scharfschüßen bleiben unter allen Umständen Infanteristen und die Reiter schüßen Cavaleristen , gehen aber eine taktische Ehe ein, die der Kriegsgott einfegnet und der Friedensgott nicht wieder trennen darf. Den Ehecontract wollen wir später mittheilen, jest muß erst manches Andere erledigt werden. Das Scharfschüßenbataillon nehmen wir zu 1200 Mann in vier Compagnieen an. Die Compagnie hat 1 Hauptmann , 1 Oberlieutenant, 3 Lieutenante, 1 Ober wachtmeister, 4 Wachtmeister , 16 Rottmeister (Corporale), 4 Vicerottmeister 4 Signalisten , 4 Pionnire und 250 Scharfschüßen. Ueberdieß 1 Arzt , 1 Rechnungsführer, 1 Sattler, 1 Schmied und 5 Offiziersdiener. Der Rest wird auf das Stabspersonal gerechnet. Jede Reiterschüßenschwadron hat 1 Rittmeister, 1 Oberlieutenant , 3 Lieutenante, 1 Oberwachtmeister, 3 Wachtmeister, 10 Rottmeister, 2 Vicerottmeister, 2 Trom peter und 120 Reiterschüßen. Ueberdieß 1 Sattler, 1 Schmied, 3 Offiziersdiener. Der Arzt und Rechnungs führer gehören zum Stabe. Das Regiment befehligt ein Oberst der Infanterie; ihm zur Seite stehen zwei Stabsoffiziere , von welcher der eine die beiden Reiterschüßenschwadronen, der andere das Scharfschüßenbataillon auszubilden und zu führen hat. Ein solches Regiment zählt also in runder Summe 1500 Mann zu Pferde. Nimmt man jedes der drei Ca valerieregimenter zu 900 Reitern an, so würde das ganze Corps einschließlich der Artillerie noch keine 5000 Pferde haben, von welchen im Gefecht nur etwas über 700 ledige Scharfschüßenpferde zu führen oder sicher unterzubringen find, die jedenfalls geduldiger sein werden , als die feu rigen russischen Dragonerpferde. Man fönnte freilich

hierauf erwiedern , daß das auf die Wirkung von höch ftens 750 Feuergewehren beschränkte Scharfschüßenbataillon nirgends eine Entscheidung herbeiführen werde. Seine Anmaßung erstreckt sich aber auch gar nicht so weit ; es soll nur die Feuerwirkung des Ganzen vermehren , ohne dessen Schnelligkeit zu beeinträchtigen , die natürlichen Blößen der Cavalerie decken und durch Uebernahme von Dienstleistungen in und außer dem Gefecht, zu welchen der Infanterist vorzugsweise geeignet ist , die Kraft und Sicherheit des Ganzen erhöhen. Bevor hiervon weiter die Rede sein kann , wird es nothwendig , etwas über die Bildung des Schüßenregiments zu sagen . Das Scharfschüßenbataillon trägt die Uniform seiner Waffengattung, und die ganze Ausrüstung des Mannes erleidet nur die kleine Abänderung , daß er über die Tuch beinkleider Ledergamaschen , an den Stiefeln kurze Sporen trägt und sein Tornister die Form eines Mantelsacks hat. Das Zündnadelgewehr (oder die Spißkugelbüchse) wird zu Pferde über die Schulter gehängt. Die Pferdeausrüstung besteht in einem deutschen Sattel mit Oberdecke und Leder Das Zaumzeug hat nur dop taschen an beiden Seiten. peltes Trensengebiß und ist mit der (ungarischen) Halfter verbunden. Die Pferde werden erst eingestellt , wenn das Regiment auf den Kriegsfuß gebracht werden soll. Nur die Wachtmeister , Signalisten und Pionnire führen Pisto= len , welche aber im Gürtel getragen werden. Erstere find mit kurzen Reiterſäbeln bewaffnet. Die Reiterschüßen find leichte Reiter, fie führen wie diese Säbel , Carabiner und Pistole, haben die Uniform der Scharfschüßen , aber mit dem Schnitt der leichten Reiter. Ihre Pferde find cavaleriemäßig ausgerüstet und werden auch im Frieden stets vollzählig erhalten , da die Scharfschüßen auf ihnen das Reiten erlernen sollen. Von den Scharfschüßen verlangen wir vor Allem fiche= res Schießes auf größere Entfernung ; Gewandtheit in Benuzung der Dertlichkeit zur gedeckten Aufstellung und Bewegung im Gefecht ; geschickte Führung des Gefechts in aufgelöster Linie. Da das Kämpfen in geschloffener Ord nung bei ihnen zu den seltenen Ausnahmen gehören dürfte, erscheint die Fertigkeit im Evolutioniren als eine ganz untergeordnete Sache. Die Grundstellung des Bataillons ist natürlich die zweigliederige ; hieraus eine Colonne rechts oder links , nach Befinden auch ein Viereck zu formiren, möchte wohl allen Gefechtsverhältnissen entsprechen. Der Sicherheits- und Kundschaftsdienst muß aber den Scharf schüßen geläuftig sein. Die Forderungen an ihre Reit fertigkeit sind ebenfalls gering. Leichtes Auf- und Ab= fizen, ruhiger Siß im Schritt und Trabe, zur Noth auch im Jagdgalop , und angemessene Führung des Pferdes genügen für den Zweck, denn das Pferd soll für den Scharfschüßen nur ein Mittel zum Fortkommen sein. Die compagnieweise Aufstellung zu Pferde, die Wendung zu Dreien , der Abmarsch zu Zweien und Sechsen , deßgleichen der Aufmarsch in derselben Weise , würden ſonach den ganzen Cyclus der Reiterübungen ausmachen. Größerer Werth ist auf richtiges Satteln , Packen und auf gute Abwartung der Pferde zu legen ; auch das schnelle Koppeln und gute Abführen derselben will eingeübt sein. Von den Reiterschüßen verlangen wir nicht mehr und nicht weniger, als was von jeder guten leichten Cavalerie

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gefordert werden muß , nebenbei aber etwas mehr Schieß fertigkeit mit dem Carabiner. Dagegen kann die Uebung aller Evolutionen wegfallen , die nur im geschlossenen Re gimente vorkommen , da die Reiterschüßen nur in einzelnen Schwadronen auftreten , und theils die Pferde der abge= seffenen Scharfschüßen , theils die Batterieen oder den kleinen Park zu beschüßen haben.

arbeiteter Werkstücke, aus welchen der Geist des Baumei= sters mit seinen intelligenten Gehülfen das Bauwerk erst zusammenfügen muß. Es versteht sich wohl von selbst , daß die Auswahl der Offiziere für das Schüßenregiment mit besonderer Sorgfalt geschehen muß , da es sich um besondere Fähig= ketten handelt. Der Oberst oder Commandeur des Regiments muß

Zur Ausbildung des Schüßenregiments würde die Ver einigung an einem Standorte allerdings sehr ersprießlich sein, doch fragt es sich , ob so viele Reit- und Schieß pläge in der Nähe gefunden werden. Es genügt daher schon, wenn eine Reiterschüßenschwadron mit zwei Scharf schüßencompagnieen unter einem Stabsoffizier vereinigt find. Die Offiziere und Wachtmeister der ersteren sind die eigentlichen Reitlehrer, wozu aber auch die Offiziere der lezteren geeignet sein und die Scharfschüßenwachtmeister herangebildet werden müssen. Zu diesem Reitunterrichte erscheint die Hälfte der Reiterschüßenpferde ausreichend. Die Verschiedenheit der Zäumung finden wir hierbei ganz unbedenklich, sogar vortheilhaft. In der Zügelführung findet kein Unterschied statt, da sowohl bei der Kandaren = als bei der Trensenzäumung bei allen Wendungen der innere Zügel verkürzt, der äußere an den Hals gedrückt und nur eine Hand gebraucht werden soll , die Stellung der Hand also die nämliche bleibt. Durch Anwendung des Trensengebisses beim Unterricht der Scharfschüßen werden aber die Pferdemäuler jedenfalls mehr geschont, und es bedarf dann keiner besonderen Uebungen , um die durch ungeschickte Handhabung der Kandare hart gewor deren Mauler wieder empfänglicher für kunstgerechte Zügel hülfen zu machen. *)

Die Schießübungen der Reiterschüßen werden von den Scharfschüßenoffizieren geleitet , welche hierbei von ihren Unteroffizieren unterstüßt werden. Da diese verschieden artigen Uebungen wegen Mangel an Zeit, Raum, Leh rern und Pferden nicht gleichzeitig stattfinden können , läßt sich die zeitweise Beurlaubung der Reiter und Scharf schüßen ganz gut damit verbinden. An Mannschaft zur Pferdewartung dürfte aber niemals Mangel sein und die Arbeit der Reiterschüßen dadurch nicht unerheblich ver= mindert werden. Eine jährliche Nebung des ganzen Schüßenregiments wird zu deſſen taktischer Ausbildung wesentlich beitragen. Für diese Zeit könnten die Scharfschüßen in derselben Weise wie die preußische Landwehrcavalerie beritten ge= macht werden. Die Offiziere müssen jedoch stets beritten Am Schlusse dieser Uebung des Regiments , bei sein. welcher die Reiterschüßen in Schwadronen , die Scharf schüßen im Bataillon ihre Ausbildung ebenfalls darzulegen haben, muß auch eine Vereinigung des ganzen Cavalerie corps stattfinden, damit das Ganze als Ganzes auftreten lerne, ohne welches alle im Einzelnen bewiesene Kunst fertigkeit nicht mehr Werth hat , als eine Maſſe gut be

*) Das schließt jedoch die Trensenführung mit beiden Händen beim ersten Reitunterricht auf der Decke keineswegs aus , ist vielmehr erfahrungsmäßig zu empfehlen.

die Eigenthümlichkeiten und den Geist aller drei Haupt waffen gründlich erkannt haben. Ihm liegt es haupt= fächlich ob, zu unterscheiden , wann , wo und wie das Scharfschüßenbataillon die Operationen des Cavaleriecorps taktisch zu unterstüßen habe, weßhalb er seinen vorzüg = lichsten Aufenthalt in der Nähe des Corpsbefehlshabers nehmen muß. Er braucht zwar kein schulgerechter Reiter und Schüße zu sein, muß aber flott und dreist reiten können. Der erste Stabsoffizier gehört der Cavalerie an; er befehligt die beiden Reiterschüßenschwadronen , leitet alle Reitübungen der Scharfschüßen und ihre taktische Aus bildung zu Pferde und muß ein tüchtiger Pferdekenner sein. Die Sorge für den Unterhalt und die Remontirung des ganzen Pferdebestandes liegt ihm hauptsächlich ob. Sind die Scharfschüßen zum Gefecht abgesessen , dann hat er für die Sicherheit der Pferde zu sorgen und dieselben unter allen Umständen so zu dirigiren , daß sie den Scharf schüßen bald wieder zugeführt werden können. Der zweite Stabsoffizier ist selbstverständlich Infanterist. Er muß ein guter Schüße sein, da er allen Schießübungen vorzu stehen hat , und die Leitung des Schüßengefechts aus dem Grunde verstehen. Grunde verstehen. Die Eigenschaften und Fähigkeiten der Rittmeister, Hauptleute und übrigen Offiziere sind dar nach leicht zu bemessen. Körperliche Rüftigkeit und eine gewiffe Jugendfrische, die sich nicht immer nach dem Le Die bensalter richter, sind unerläßliche Bedingungen. aber vor Lieutenante müssen aber vor dem Eintritt in das Schüßen regiment wenigstens zwei Jahre in einem Regimente ihrer Waffe gedient und durch praktische Thätigkeit ſich ausge= zeichnet haben. Die Oberwachtmeister , Wachtmeister und die erste Hälfte der Rottmeister sind mit gleicher Sorgfalt aus Re gimentern ihrer Waffe zu wählen , da durch ihre Umsicht und Thätigkeit die Ausbildung der Reiter und Scharf schüßen zum großen Theil bedingt wird. Ueber die Ausrüstung und Bewaffnung der drei Ca= valerieregimenter haben wir hier nichts zu bemerken , hal ten es jedoch für zweckmäßig , wenn ein Regiment mit Lanzen bewaffnet ist. Der Artillerie würden wir, der größeren Kartätſchen= wirkung wegen, am liebsten 8pfünder Kanonen und Hau bißen von entsprechendem Kaliber geben. Von der Be= dienungsmannschaft jedes Geschüßes ist nur der Unter offizier (Geschüßführer) und 7 Kanoniere beritten; 2 Mann fizen auf dem Proskasten und 2 Mann auf dem Muni tionswagen. Unter gewissen Umständen kann die Zuthet lung einer Raketenbatterie sehr nüßlich sein , was jedoch auf die Organisation und Verwendung des Reitercorps keinen Einfluß hat. (Fortseßung folgt .)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

N 33.

18. Mä rz 18 5 1 .

Allgemeine Militár - Zeitung. noch vorbehalten , b) die 10 Infanteriebataillone in zwei Brigaden zerfallen , deren erſte aus dem 1. – 5. Batail Königsberg , 1. März. Der Bau der Feſte lon, die zweite aus dem 6. - 10. Bataillon beſteht, c) zu Bogen bei Lößen ſoll in dieſem Jahre mit reicheren Befehlshabern der 1. Brigade Oberſt v. Röder und der Mitteln betrieben werden . Das abgeſchloſſene Wert der 2. Brigade Oberſt Holf ernannt werden. Der Dienſt Feſtung mit der Rüdwehr ſteht ſchon fertig da , und die gang der Brigadecommandos geht einſtweilen , bis zur in demſelben aufgeführte, außer dem Erdgeſchoß zwet- Befeßung des "Commandos der Infanterie , (unmittelbar Fr. 3tg.) ſtódige bombenfeſte Raſerne ift, was die roben Árbeiten an großherzogl. Kriegsminiſterium . betrifft, ebenfalls ſchon beendigt. Die Poterne und das Oldenburg . Feſtungsthor an der Baſtion Schwerdt iſt prachtig auf gerichtet. Bombenfeſte Caponieren fichern das abgeſchloſſene Werk. Auch zwei Magazingebäude ſtehen bereits fertig Oldenburg , 14. Febr. Geſtern hat unſer Landtag ba. Vorher ſtanden dieſelben in dem von Friedrich dem in der ſeit Jahren ſchwebenden Militär - oder vielmehr Preußen .

Großen angelegten Fort Lyck auf dem Teufelswerder im

Cavalerie -Streitfrage einen Beſchluß gefaßt.

Mit 28

Spirdingſee. Dortbrach man ſie ab undgebrauchte das gegen 17 Stimmen iſt beſchloſſen , nur das vormårzliche Material zur Aufführung der neuen . (N. Pr. 3tg.) Militärbudget zu verwilligen "(ſomit die Koſten für das neu errichtete Cavalerieregiment zu verweigern) , die Ver wendung desſelben aber (für Cavalerie oder Infanterie) Oeſterreichiſche Monarchie . der Regierung zu überlaſſen.

Wien , 1. März. S. M. der Kaiſer hat angeordnet, daß in Zukunft jede Compagnie der Linien infan = terie 16 mit Rammerbüchſen bewaffnete Schüßen und zwei Horniſten zu erhalten hat ; hiervon ſind nur die

frankreich.

Die Herren Raulin und Benoit-Champy haben einen Antrag bei der Nationalverſammlung eingebracht, der zum Zwed hat 'rich , auch die fremden , welche ſeither einer entzogen haben , bei Nad den in den leßten Feldzügen gemachten Erfah- Naturaliſation ſehr verlängertem

Grenadiercompagnien ausgenommen .

rungen iſt der Schau der Trommeln unter Umſtänden, Aufenthalte in die conſcription hereinzuziehen.

. angerrommene Gefeßesent : namentlich bei widrigem Winde, nicht genug vernehmbar Der nach zweiter Leſung und es werden daber die Tamboure der Infanterie wurf lautet: Art. 1. Franzoſe iſt jedes Individuum , abgeſchafft und durch Horniſten erſeßt. das einem ſelbſt in Frankreich geborenen Fremden zur Das auf allerhöchſten Befehl neu verfaßte Abrich - Welt fömmt, ſofern es nicht in dem Jahre, welches dem tungsreglement für die f. t. Infanterie iſt ſo eben folgt, in welchem es nach franzöfiſchem Geſeß majorenn an die Truppen vertheilt worden. Das neue Erercir- wird, die Eigenſchaft eines Fremden durch eine Erklärung reglement für jene Waffengattung iſt ebenfalls der

reclamirt, welche vorder Drtsbehörde ſeines Wohnortes,

Vollendung nabe.

oder vor den diplomatiſchen Agenten , oder vor den vers Baden .

eidigten Conſuln abzugeben iſt . Art. 2. Der Art. 9 des Givilcoder iſt auf die Rinder des naturaliſirten Fremden

anwendbar, wenn ſie, obſchon im Ausland geboren , zur Laut allerhöchſtem Befehl Zeit der Naturaliſation minderjährig waren.. Hinſichtlich des Großherzogs vom 26. v. M. wurde die Bildung der in Frankreich oder im Ausland geborenen , zur ſelben der Infanterie in Bezug auf die höhere Befehls Zeit majorennen Kinder wird der Art. 9 des Civilcoder in gebung in der Weiſe geordnet, daß a) die geſammte dem Jahre anwendbar, welches der Naturaliſation folgt. Infanterie unter das Commando der Infanterie zu ſtehen Dieſer Geſeßesentwurf wurde in der Sißung der Natio Aus Baben , 4. März.

kommt, deſſen Befeßung S. t. $. Der Großherzog ſich nalverſammlung am 7. Februar definitiv angenommen ,

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nachdem einige Redactionsänderungen darin vorgenommen Dieser Entwurf enthält keine specielle worden waren. Vorschrift über den Militärdienst, da doch die Verpflich= tung, zu dienen, eine natürliche Folge davon ist. Aus diesem Grunde ist denn auch, zufolge einer Mittheilung des Antragstellers , der Kriegsminister veranlaßt worden, einen Zusäß zum Recrutirungsgesez vorzuschlagen.

Ein berittenes Schüßenregiment.

Großbritannien. Für die englische Marine sind für das Jahr 1851 5,727,259 Pfd. St. ausgesezt, 100,678 Pfd . St. mehr als im verflossenen Finanzjahre. Die Bemannung der Flotte ist 39,000 Mann stark, die folgendermaßen ver theilt find : 26,000 Matrofen , 2000 Schiffsjungen , 11,000 Seefoldaten, von denen 5700 an Bord und 5300_zu Lande dienen. Bei jener Zahl von 39,000 Mann find aber der Generalstab der Flotte, das Verwaltungspersonal und die Aspiranten und Cadetten nicht mitgezählt. (D. Ref.)

Dänemark.

(Fortseßung.) Bei Märschen auf dem Operationsfelde bildet ein Cavalerieregiment stets die Vorhut , welche mindestens eine Meile weit vorausgeht und durch Entsendung einzelner Schwadronen seine Fühlhörner so weit als thunlich aus streckt. In nicht sehr offenen Gegenden folgt ihm eine Compagnie Scharfschüßen , nach Bedarf auf ein Zug von zwei Geschüßen, nebst allen Pionniren des Schüßenbatail Ions. Die Hauptmaſſe marſchirt vereint , und zwar die Scharfschüßen und die Artillerie zwischen den beiden Ca valerieregimentern. Die beiden Reiterschüßenſchwadronen sorgen für Deckung der Flanken und des Rückens. Stößt die Vorhut auf Puncten , die in der Nähe nicht feindlichen Widerstand , ſo muß es umgehen sind auf 3 natürlich dem Ermessen des Commandanten überlassen bleiben, ob ein Angriffsversuch zu machen oder vorläufig eine beobachtende Stellung zu nehmen sei. Im ersten Falle fist die Scharfschüßencompagnie ab, sucht dem feind lichen Posten sich möglichst gedeckt zu nähern und beginnt das Gefecht, wobei sie zunächst von der Artillerie unter

Br

Kopenhagen, 7. März. Der Gesezesentwurf über Pensionirung der Unterklassen des Militärs und Versorgung der Invaliden ist im Landsthing in Aus dem der ersten Berathung angenommen worden. ― Referat des Berichterstatters des Ausschusses geht bervor, daß in dem dreijährigen Kriege 87 Linienoffiziere gefallen find, von denen 30 Wittwen hinterlassen haben. Von den Reserven find 47 Offiziere gefallen , von denen 9 Wittwen hinterlassen haben. Von den Aerzten der Armee (D. R.) find 5 getödtet und 5 verwundet worden.

stügt wird. In Betreff des Verhaltens der Scharfschüßen bei dem Verlassen der Pferde müssen hier einige Bemerkungen ein= Es ist nicht nothwendig , daß die geschaltet werden. Scharfschüßen vor dem Abfißen aufmarschiren, doch wollen wir hier annehmen , daß es geschehen sei. Bei der ange= gebenen Stärke würde die Compagnie, nach Abzug einiger Kranken , etwa 132 Rotten zählen , unter welchen auch die Rottmeister begriffen sind. Sämmtliche Offiziere hal= ten vor der Front , der Oberwachtmeister und die vier Wachtmeister schließen. Die Mannschaft jeden Gliedes zählt zu Dreien ab. Nr. 2 ist zum Pferdehalten bestimmt. Kirchenstaa t. Von den Signalisten und Pionniren der Compagnie bleibt Unter diesen Voraussetzungen Rom, 25. Febr. Marquis Grimaldi und La Pierre stets nur einer zu Pferde. haben der Regierung ein Armee - Reformproject vor würde also die abgesessene Compagnie eine Stärke von 88 Rotten ober 176 Feuergewehren haben. Den Befehl gelegt , nach welchem das Heer zu einem Drittheil aus über die mit den Pferden zurückbleibenden Scharfschüßen Schweizern, zu einem Sechstheil aus Spaniern , zu wei teren Sechstheilen aus Frländern , Franzosen und der übernimmt ein Lieutenant, welchem 2 Wachtmeister und inländischen Gendarmerie bestehen soll. Die Jufanterie 6 bis 8 Rottmeister beigegeben werden. In Fällen, wo fell auf 6 Bataillone zu 1200 Mann , die Cavalerie auf das ganze Bataillon abfißt, bleibt auch , wie schon erwähnt, eine der Reiterschüßenschwadronen bei den Pferden zurück, 4 Escadronen zu 600 Mann nebst entsprechender Artillerie deren Stabsoffizier dann die Leitung des Ganzen über gebracht werden. ( D. Ref.) nimmt.

Griechenland. Athen, 24. Febr. Die königl. Kriegsmarine hatte fich im Jahre 1842 auf 34 kleinere Kriegsschiffe gehoben, fie ist jest auf 14 herabgesunken und zählt für dieselben 410 Offiziere, worunter halb so viele Admirale als Schiffe und nur 86 Offiziere, welche in activem Dienst verwendet sind , sonst aber auch meist unbeschäftigt am Lande leben, da von jenen 14 Schiffen nur 3 oder 4 als ( D. Ref.) Packetboote die See halten.

Ueber die Führung eines solchen Vorhutgefechtes läßt sich im Allgemeinen nur so viel sagen, daß die Scharf schüßen in den meisten Fällen nur zu einer bewaffneten Demonstration verwendet werden können ; denn stünde ihnen auch nur ein starkes feindliches Bataillon gegen= über, so würde ein gewaltsamer Angriff auf den gut postirten Feind, insofern ihm nicht durch Geſchüßfeuer bei= zukommen sein sollte , doch immer unverhältnißmäßige Opfer kosten. Demungeachtet bleibt der Beistand einer oder einiger Compagnieen Scharfſchüßen immer von großem Nußen für die Cavalerie, welche bekanntlich an Brücken, Hohlwegen, Dämmen und anderen unvermeidlichen Eng = wegen von bewaffneten Banden und schwachen Infanterie trupps oft an jedem weiteren Vordringen gehindert worden

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ist. Bei nächtlichen Unternehmungen ist dieser Beistand tern das Ueberschreiten solcher Annäherungshindernisse zu doppelt wichtig. verwehren , ohne sich dabei selbst erheblichen Gefahren aus Findet der Oberbefehlshaber sich veranlaßt, die Vor zusehen. Was vom Schüßenregiment zu solchen Zwecken nicht verwendet wird , bleibt zu Pferde und figurirt als hut durch das ganze Schüßenbataillon zu verstärken, dann allgemeine Reserve, deren sichtbare Aufstellung im Hinter erscheint es angemessen, die Scharfschüßen ungesehen vom Feinde absigen zu lassen. Nach Beschaffenheit der grunde des Kampfplates dem Gegner mancherlei zu be Verhältnisse würden dann vielleicht auch die (mit Trag denken geben dürfte. Hat unsere Cavalerie in Verein mit riemen versehenen) Mantelsäcke von den Pferden zu neh der Artillerie inzwischen einige glückliche Erfolge errungen, men und die gerollten Mäntel umzuhängen sein, damit so folgt ihr das Schüßenregiment auf dem Fuße nach, die Scharfschüßen nicht von ihren Lagerbedürfnissen ge= wird aber stets darauf bedacht sein , durch schnelle Beseßung trennt werden , da es doch bisweilen zweifelhaft ist , ob der Zugänge des Kampfplages in der Flanke mit Scharf= fie vor Einbruch der Nacht wieder zu ihren Pferden ge schüßen den Siegeslauf der Cavalerie zu decken . Sollte sich jedoch im Verlauf des Tages keine günstige langen , von welchen sie nicht zu abhängig werden dürfen. Das plösliche Auftreten eines geschlossenen Infanterie Gelegenheit dargeboten haben , mit der feindlichen Cava= bataillons wird den Feind oft überraschen und uns in lerie ernstlich anzubinden , und vielleicht selbst eine rück größerer Stärke vermuthen lassen. Man lege also nicht gängige Bewegung nöthig geworden sein , so erwarte man zu wenig Werth auf diese scheinbar nur schwache Unter das Bessere von der Nacht, halte aber mit dem Gegner stügung. gute Fühlung an der Klinge. In einem solchen Falle Aus demselben Grunde ist es auch angemessen , in der dürfen die Vorposten bei einbrechender Dunkelheit nicht Vorpostenaufstellung vor Einbruch der Dunkelheit die gewechselt werden , denn man braucht die Scharfschüßen zu Reiterfeldwachen durch Scharfschüßen ablösen zu lassen, da wichtigeren Dingen. Diese segen sich mit Zurücklaffung ohnehin die Nachtstellung eine minder ausgedehnte zu sein der Pferde nach Mitternacht in Marsch, nähern sich in pflegt. Abgesehen davon , daß die Pferde der Cavalerie, aller Stille den feindlichen Vorposten und werfen fie aus denen einige Ruhe wohl zu gönnen ist , dadurch weniger ihrer Stellung. Von einer bloßen Allarmirung ist hier angestrengt werden , die größere Widerstandsfähigkeit der ganz abzusehen, man muß sich ein größeres Ziel stecken und Infanterie auch mehr Sicherheit darbietet und die Wahl das Scharfschüßenbataillon auch gegen die rückwärtigen von Nachtlagern zulässig macht , welche die Cavalerie Cavalerieregimenter vorgehen zu lassen. Die Dunkelheit außerdem vielleicht vermeiden muß, so wird auch der Feind der Nacht ist immer dem Kühnen hold , besonders wenn in seinen Vermuthungen irre geführt, wenn die bis an er auf eigenen Füßen wandelt, und die Zahl kommt dabei unsere Vorposten gesendeten Patrouillen oder geheimen weniger in Betracht, als die bis zur Verwegenheit gestei= Kundschafter mit der Meldung zurückkehren , „daß die gerte Kampfeszuversicht. Der „berittene“ Scharfschüße hat Vorposten gegen Abend von Infanterie besegt worden hierbei noch den Vortheil , daß ihm die natürlichen find." Wer viel auf Vorposten gestanden hat , wird gewiß Schwächen der Cavalerie nicht unbekannt sind , und daß damit einverstanden sein, daß es sich am Tage unter dem er nach Beendigung der nächtlichen Unternehmung von Schuße der Cavalerie , des Nachts unter dem Schuße der der gehabten Anstrengung im eigenen Sattel' sich wieder Infanterie am besten ruht. erholen kann . Sobald jedoch der Angriff auf die feind Das Cavaleriecorps wird aber zuweilen auch auf lichen Vorposten begonnen hat , muß wenigstens ein Ca starke feindliche Reiterschaaren stoßen , und es fragt sich, valerieregiment zur Unterstüßung nachrücken , und bevor wie in solchen Fällen das Schüßenregiment am zweck der Tag angebrochen ist , muß das ganze Cavaleriecorps mäßigsten zu verwenden sein dürfte. Dieß wird haupt dem Feinde schlagfertig gegenüber stehen , um aus der sächlich davon abhängig sein , ob der Feind überhaupt nächtlichen Verwirrung im feindlichen Lager alle denkbare zurückgeworfen werden kann und muß, oder ob man ſich Vortheile zu ziehen. Die Schüßenpferde sind dabei so zu darauf zu beschränken hat , das weitere Vordringen des dirigiren, daß sie ihren Reitern bald wieder zugeführt werden können , da man doch nicht wissen kann , ob das Feindes nach Kräften zu verhindern. feindliche Cavaleriecorps in der Nacht eine Verstärkung Ist das feindliche Reitercorps ohne allen Beistand von durch Infanterie erhalten habe und für die erlittene Infanterie, uns aber an Zahl beträchtlich überlegen, so Schlappe Revanche nehmen werde. spielen zu Terrainabschnitte auf muß man den Kampf (Schluß folgt.) suchen, wo er von seiner Ueberzahl keinen Gebrauch machen kann. Solche kleine taktische Kampfpläße finden sich fast überall , und bei dem ausgedehnten Spielraume eines Reitercorps ist eine umfassende Terrainkenntniß auch leich= ter zu erlangen. Es handelt sich dabei vornehmlich um Gewinnung natürlicher Flankendeckungen. Da aber kein Literatur. solches Annäherungshinderniß auf die Dauer hinlänglichen Schuß gewährt , wenn nicht zugleich die Uebergangspuncte genügend vertheidigt werden , so eröffnet sich für das Die Belagerung Rendsburgs im Jahre 1645. Schüßenregiment hier ein schönes Feld zu sehr nüglicher Ein Denkmal der Vorzeit. Aus einer Urschrift, mit taktischer Thätigkeit, und eine einzige Scharfschüßencom= Anmerkungen herausgegeben von P. B. Helmce, pagnie wird oft hinreichen , feindlichen Cavalerieregimen = Advocat in Rendsburg. Der Nettoertrag der Schrift

263 ist für den Invalidenfond bestimmt. 8. Kiel 1850. Verlag von Carl Schröder u. Comp . (46 S.) „ Demnach diese Länder durch Gottes Gnabe eine ge raume Zeit den edlen Frieden gehabt, und gleichsam in einer güldnen Zeit geathmet , hat nunmehr der große Gott aus seinem gerechten Zorne , wegen unserer Sünde über uns verhänget, daß der blutige Mars sein Regiment in diese Fürstenthümer zu führen wieder angefangen." So beginnt die Chronik, aus welcher der Herausgeber als Einleitung zur Hauptbelagerung im Jahre 1645, die Erzählung der ersten Kriegsschicksale mittheilt, von denen Rendsburg im 30jährigen Krieg betroffen wurde. König Christian V. von Dänemark hatte als erwählter General des niedersächsischen Kreises gegen den Kaiser unglücklich gefochten und am 26. August 1626 gegen Tilly die Schlacht bei Lutter am Barenberge verloren. Im Jahre 1627 nahten sich die feindlichen Heere und nun erging ein all gemeines Aufgebot an die Bürger, dem Feinde entgegen zu ziehen, dem sie auch bereitwillig Folge leisteten, doch durften die Rendsburger nach kurzem Auszug als Be= sagung in ihre Stadt zurückkehren. Am 12. September 1627 erschien Wallenstein mit 30,000 Mann vor der Stadt, die nur 2400 Mann Besagung hatte ; seine Auf forderung zur Uebergabe wurde abgewiesen und die Ver theidiger schlugen sich mit ihrem Feinde in täglichen Schar mügeln herum, bis sie auf besonderen Befehl des Königs die Festung am 6. October ehrenvoll übergaben. Seitdem hatte dieselbe meist sehr starke kaiserliche Besaßung, die indeß gute Ordnung hielt; nach dem Frieden von Lübeck, am 27. Juni 1629, zog dieselbe erst wieder ab. Von da an blieb die Stadt in Frieden, bis Lorften sohn im December 1643 plöglich in Holstein einfiel. Die Bürger rüsteten schnell zur Gegenwehr; da sie aber von keiner Besagung unterstügt und ohne Munition , ferner die Werke verfallen und nur mit schlechtem Geschüß ver sehen waren; so verstanden sie sich dazu , 60 Mann Schwe den aufzunehmen . Auf Weihnachten zogen diese ein, hielten aber nicht Wort, sondern drückten die Stadt schwer mit Erpressungen und ungebührlicher Einquartirung, bis sie die Ankunft des Generals Gallas zwang , am 8. Au gust 1644 die Stadt wieder zu verlassen. Bald darnach zogen dänische Kriegsvölker ein; die Werke wurden völlig hergestellt und die Befaßung bis auf 800 Mann gebracht. Gegen Ende März 1645 erschienen die Schweden aber mals, anfangs etwa 3000 , hernach 4000 bis 5000 Mann stark, und nun begann die fast halbjährliche Belagerung, deren Erzählung vorzugsweise hier mitgetheilt wird. Der Herausgeber war so glücklich , bei einem Rendsburger Bürger Namens Rheindorff das Manuscript zu finden, welches er als die Quelle sämmtlicher Chroniken über die sen ruhmvollsten Abschnitt der Stadtgeschichte wohl mit Recht betrachtet. Es ist , wie es Tag für Tag die beson= deren Ereignisse mittheilt, wörtlich , vom Herausgeber nur hier und da mit erläuternden Anmerkungen begleitet, ab gedruckt. In treuherziger einfacher und lebendiger Sprache lesen wir hier: wie der Feind der Stadt , die damals noch auf die Eiderinsel beschränkt war, in ziemlich regelmäßiger

264 Belagerung heftig zuseßte, wie er sie aus seinen Batterieen bald mit Granaten, bald mit Feuerballen , später mit Vollkugeln , unaufhörlich aber mit einem Regen von Stei nen bis zu 300 , ja einmal bis zu 500 Pfund schwer, überschüttete ; wie aber die Besatzung im Bunde mit der braven Bürgerschaft ſich dadurch nicht schrecken ließ , dem Feinde im Gegentheil durch eine Reihe muthiger Ausfälle oft Gefangene und Geschüß abnahm und überhaupt großen und Die Bürger hielten , obgleich Commandant oft unwürdig behandelte sie in ehren ie der der Commandant off unwürdig behandelte ,, in ehren fester Treue und Ausdauer bei ihrem Könige , und als endlich , da von den Soldaten nur noch 150, von den Bürgern kaum noch die Hälfte gesund waren, ber Com= mandant in der großen Bedrängniß die Bürger fragte, ob sie noch Schwereres tragen oder die Stadt übergeben haben wollten , da gaben sie zur Antwort : „sie wollten Gut und Blut bei ihm aufsehen , und wo sie gekomman= diret , als ehrliche Leute das ihrige thun, ihm aber were das Commando von Ihro Königliche Mayt: anbefohlen, er möchte es also machen , wie er es gegen Gott und Ihro Königliche Mayt: könnte verantworten." Noch am nam lichen Tag ward der Friede verkündigt und der Feind zog, nachdem er die Stadt 22 Wochen vergebens belagert hatte, ab. Schließlich theilt der Herausgeber aus andern Chro = niken noch das Wichtigste aus den Schicksalen Rendsburgs im dänisch -schwedischen Krieg von 1657-1658 mit. Im ersteren Jahr was das 9100 Mann starke dänische Heer auf die Inseln zurückgegangen ; die Bürger aber rüsteten sich zum mannhaften Widerstand und gelobten einander, sich bis auf den lezten Mann zu halten. Der Friede bewahrte sie vor der drohenden Belagerung. Als 1658 der Krieg auf' neue begonnen hatte, blokirten dir Schwe= den die Stadt vom 10. August bis 12. September, aber weder mit Lift noch mit Gewalt konnten sie etwas aus richten ; der Gewalt seßten die Bürger ihre Tapferkeit, jeder Verlockung ihre Treue entgegen, bis das Heran ziehen des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Bran= denburg mit einem Hülfsheere sie befreite. Wir sind dem Herausgeber für die Mittheilung dieses Denkmals der Vorzeit zu aufrichtigem Danke verpflichtet, es ist ein neuer Beitrag zur Geschichte eines deutschen Volksstammes , dessen Tüchtigkeit uns auch jest wieder eine stolze, wenn auch wehmüthige Bewunderung abgenö thigt hat. Als ein lebendiger Zeuge aus der Zeit, wo das gute Necht , die Waffen zu führen , den Bürgern noch nicht völlig verloren gegangen war, ist die Schrift für die bürgerliche wie für die Kriegsgeschichte von Bedeutung. Das mannichfaltige und lebendige Bild des Kampfes ist für jeden Soldaten besonders anziehend und ist ein reden= des Zeugniß , wie viel , als das Kriegswesen in die straf fen einheitlichen Formen des 18. Jahrhunderts überging, die Herre an mannichfaltiger Gliederung und an würdiger Haltung der Mannschaften verloren haben; ein Leben, welches, bei Bewahrung der höheren Einheit, auf dem alten Grunde wieder herzustellen , unsere Zeit vielleicht berufen ist. 24.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Donnerstag, 20. März 1851. riptease one 312 AA3 50

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Preußen . Berlin, 1. März. Die Centralbudgetcommis ston hat in ihrer 34. Sigung den Schluß ihres Be = richts über den Etat der Militärverwaltung ge= liefert und noch einige Fragen erledigt , deren Erörterung bis zum Schlusse ausgesezt worden war. Hierbei wurde der Antrag eines Mitgliedes : den Friedensstand der Ar= mee um 10,000 Mann behufs der Ersparniß an den Ausgaben zu vermindern, mit 3 gegen 11 Stimmen ab gelehnt. Ferner wurde der Antrag : In Anerkennung der ausgezeichneten Dienstleistung der Armee, sowie in Aner kennung der verhältnißmäßig deringen Besoldung der älte ren Subalternoffiziere fich damit einverstanden zu erklären, daß alle etwaigen Ersparnisse bei den Ausgaben für das Offiziercorps zur besseren Besoldung der älteren Premier Heutenante verwendet werden, mit 12 gegen 2 Stimmen Schließlich wurde noch der Antrag gestellt angenommen. und einstimmig angenommen: die Kammer wolle die Er wartung aussprechen, daß dem nächsten Staatshaushalts etat eine Uebersicht der Mehrkosten beigefügt werde, welche das Heer für den Fall der Mobilmachung in seinen eine zelnen Abtheilungen erfordere. (N. Pr. Ztg.)

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Zeitung.

dener Gattung fertigte. Eigentliche große Fabrikgebäude gibt es nicht , es beschäftigt sich vielmehr jedes Haus mit der Erzeugung gewisser Bestandtheile. In einem Hause werden die Rohre geschmiedet , im zweiten polirt, im drit ten geschäftet u. s. w. Die berühmteste Firma führt das Haus Just , dessen Producte bis weit nach Rußland und der Türkei verführt werden." Hannover, 21. Febr. Feldmarschalllieutenant von Legebitsch, der Oberstcommandirende der kaiserlichen Trup pen in Holstein, wird im nächsten Monat ungefähr 20,000 Mann seines Corps in und bei Hamburg zu einem Ue = bungsmanöver zusammenziehen.

Frankreich. Die A. A. Ztg. enthält folgenden, zum Theil dem „National" entlehnten Artikel über den General Haut poul, früheren Kriegsminister, und die unter dessen Verwaltung eingefürten Neuerungen:

Wir entnehmen folgende Notizen über die Ge wehrfabrik Ferlach in Kärnthen dem Morgenblatt" :

Dem General d'Hautpoul, der ein Jahr lang das Kriegsministerium verwaltet hat, wurde schon damals der Vorwurf gemacht, daß er ein Talent des Desorganisirens habe. Diese Beschuldigung erscheint als nicht ungegründet, wenn man in Betracht zieht , wie viele Neuerungen von ihm verfügt und von seinen Nachfolgern wieder zurüdge nommen wurden. Der National" erwähnt, General

"In dem unweit Klagenfurt liegenden Marktflecken Ferlach befindetsich die größte Gewehrfabrik im ganzen österreichischen Kaiserstaate. Der ganze ziemlich große Ort befaßt sich mit der Fabrikation von Gewehren , welche größtentheils in den Händen von Privaten ist und sich nur zu gewissen Zeiten mit Lieferungen für den Staat befaßt. Seit dem Bestehen der Fabrik war die Thätig keit und der Absaß nie so groß gewesen, als nach den Märzereignissen des Jahres 1848 , wo Ferlach die Liefe rungen für den größten Theil der neu errichteten Natio nalgarden und der ungarischen Armee übernahm. Man kann sich einen Begriff von dem Umfange der Geschäfte machen, wenn wir angeben, daß die Fabrik damals tag lich durchschnittlich 800 bis 1000 Stück Gewehre verschie

d'Hautpoul habe sich anheischig gemacht, wenn ihm das Portefeuille des Kriegs anvertraut würde, 60 Millionen zu ersparen und doch eben so siel Soldaten und Pferde auf dem Kriegsfuß zu erhalten als sein Vorgänger, Ge= neral Rullière. Statt dessen hat derselbe den Effectiv= stand vermindert und mehrere Millionen mehr verausgabt. d'Hautpoul hatte die Functionen des Directors der Kriegs verwaltung abgeschafft, General Schramm hat sie herge stellt; d'Hautpoul hatte die Instructions- und Ausbil dungshospitaler, worin die Militärärzte ihre praktische Schule machen, aufgehoben, man ist mit ihrer Herstellung beschäftigt; d'Hautpoul hatte das Corps der Militärinten= danz in Unordnung gebracht , es erhält wieder die alte Einrichtung ; d'Hautpoul hatte siebenunddreißig Proviant=

Oesterreichische Monarchie .

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anstalten aufgehoben und wollte sie bis auf ein Dußend alle aufheben, auch hier wird Alles rückgängig; d'Haut poul wollte feine Militärspitäler, diese Spitäler werden beibehalten; d'Hautpoul hatte den Equipagentrain , das Artilleriefuhrwesen desorganisirt , er wollte das Geniefuhr wesen abschaffen - man kommt auf den alten Zustand zurück. "Endlich ," sagt der National , „hatte d'Hautpoul, unter dem Vorwand von Musterungen, Meutereischulen organisirt, und die Assemblée hat diesen abscheulichen Un= terricht geachtet. Zur Belohnung dieser Verdienste wurde d'Hautpoul zum Generalgouverneur Algeriens ernannt, einer Bedienstung von 60,000 Fr. des Jahres , und dieses einträgliche Amt wird er ohne Zweifel behalten , bis er das schöne Desorganiſationstalent auch drüben erprobt hat.""

der Raum zum Ausweichen. Wird aber das Regiment geworfen, dann treten in der Regel Katastrophen ein, die man vollständige Niederlagen zu nennen pflegt. In solchen kritischen Momenten sollen die Scharfschüßen der allzu lebhaft verfolgenden feindlichen Envalerie ein Ziel seßen und von der unsrigen die Niederlage abwen= den ; gewiß eine sehr rühmliche Aufgabe , bei deren Lösung aber nicht die harte Forderung gestellt zu werden braucht, daß ein Truppentheil für den andern sich aufopfern solle. Sobald daher der Rückzug entschieden ausgesprochen wor= den ist , müssen auch ohne Verzug die nöthigen Disposi= tionen getroffen werden. Die Ausführung des wesent= lichsten Theils dürfte dem Commandeur des Schüßenregi ments zufallen . Dieser eilt, von einer Reiterschüßen ſchwadron und sämmtlichen Pionniren begleitet , voraus und besichtigt die zu überschreitenden Abschnitte im Terrain, wo die Beschleunigung des Rückzugs unterbrochen wird und daher mit einem Theile der Truppen Stellung ge= nommen werden muß. Das Scharfschüßenbataillon folgt Die weiteren Nückzugs = mit dem Artilleriepark nach. bewegungen bestimmt natürlich der Corpsbefehlhaber selbst, da er die Truppen möglichst in der Hand haben muß. Die Scharfschüßen werden nun so vertheilt, daß fie durch gedeckte Aufstellung und ein tüchtiges Feuer der Verfol= gung Einhalt thun können , wobei die Pionnire bemüht sein werden, durch Anbringen von Barrikaden und Ver= hauen , Unbrauchbarmachung von Furten 2. den Wider= stand zu verstärken. Bei diesen Vertheidigungsanstalten wird auf die Mitwirkung eines Cavalerieregiments und einer Batterie stets mit Sicherheit gerechnet werden dür= fen , wodurch der Widerstand mehr Nachdruck erhält. Die Hauptschwierigkeit bilden gewöhnlich sehr lange und enge Thalwege , und es ist unter heftiger Verfolgung kaum zu vermeiden , daß nicht allmälig alle taktische Örd nung darin verloren geht und ein geordneter Widerstand am Ausgange des Thales geradezu unmöglich wird. Das Schlimmere dabei ist, daß man nicht einmal übersehen kann, wie viel Truppen der Feind zur Verfolgung überhaupt verwendet, indem ein einziges Cavalerieregiment mit eini gen Geschützen hinreicht, die weichenden Reiterschaaren im steten Rückzuge zu erhalten. Dadurch wird dem Gegner die Gelegenheit geboten , seine Hauptſtärke inzwiſchen un bemerkt anderwärts zu verwenden und dabei einen so großen Vorsprung zu gewinnen , daß wir es später nicht mehr hindern könnnen. Wird also der Rückzug durch ein solches Thal aus Nothwendigkeit oder Absicht geführt , so muß mun Bedacht darauf nehmen , die Verfolgung zu vereiteln , um selbst die Freiheit der Bewegung so bald als möglich wieder zu erlangen. Es wird daher die Auf gabe des Schüßenregiments ſein , den Thalweg sowohl am Eingange als im Innern durch einige Compagnieen Scharfschüßen an geeigneten Stellen beſeßen zu laſſen . Die zuerst durchgehenden Cavalerieregimenter haben dann weniger Eile nöthig und können sich am Ausgange schneller wieder in Kampfbereitschaft sehen. Es handelt sich dann hauptsächlich darum , das lehte Regiment aufzunehmen und der Verfolgung zu entziehen . Wir zweifeln nicht daran, daß dieß durch zwei Scharfschüßencompagnieen vollständig zu bewirken ist, wenn sie zu beiden Seiten des Thalwegs sich so aufstellen , daß ihr Feuer concentrisch auf die ver=

Ein berittenes Schüßenregiment. (Schluß.) Die Bekämpfung eines überlegenen Corps aller Waffen würde allerdings eine sehr schwierige Aufgabe sein und voraussichtlich mit einem Rückzuge endigen. Doch wolle man nicht übersehen, daß das Berittensein unseres ganzen Corps Vortheile darbietet, die nicht so gering angeschlagen werden dürfen. Will der Gegner von seiner Infanterie Gebrauch machen, so darf er sich nicht von ihr trennen, dadurch werden aber seine Bewegungen langsamer, und wir gewinnen Zeit , unsere Rückzugslinie so oft zu ver ändern, als es uns angemessen dünkt und das Terrain nur einigermaßen gestattet. Unter Umständen kann dieß den nachrückenden Gegner zu mancher vergeblichen Bewe gung nöthigen, was für uns stets ein Gewinn bleibt. Ist aber das Absehen des Gegners darauf gerichtet , uns fest= zuhalten und unter nachtheiligen Verhältnissen zum Gefecht zu nöthigen , dann muß er sich hierzu doch vornehmlich feiner Cavalerie bedienen , wobei uns das Scharfschüßen bataillon wie bisher gute Dienste leisten wird. Allen kriegserfahrenen Reiteroffizieren wird bekannt sein , daß bei anhaltenden Rückzugsgefechten unvermeid= liche Engwege der Cavalerie sehr verhängnißvoll werden können, zumal bei lebhafter Verfolgung. Ein einzelnes Regiment kommt schwadronsweise leichter fort, ist auch schneller wieder geordnet. Aber eine Brigade von mehre ren Regimentern mit zwei Batterieen muß an die Weg samkeit ihres Rückzugterrains schon größere Ansprüche machen, sonst geräth das Ganze leicht in vollständige Auf lösung und alle planmäßige Leitung geht verloren. Aus solchen Erfahrungen ist der allgemein bekannte Grundsaß entsprungen : „die Cavalerie ſoll keinen Angriff vornehmen, wenn sie nahe hinter sich ein schwieriges Defilee hat." Nun kann aber diese goldene Lehre bei Rückzügen felten befolgt werden , denn der Feind wird es ganz besonders darauf anlegen , gerade an solchen Stellen uns zu errei= chen und anzugreifen. Drängt sich nun in diesem Augen blicke ein früher zurückgegangenes Regiment oder eine Batterie durch den Engweg , so muß der Angriff schon aus diesem Grunde angenommen werden , denn es fehlt

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folgende Reiterschaar in wirksamster Nähe gerichtet werden kann. Da aber bei anhaltender Verfolgung Freund und Feind in bunter Vermischung ankommen werden , so darf man sich mit Abgabe des ersten Feuers nicht übereilen. Es thut auch gar nichts , wenn einige fünfzig feindliche Reiter mit durchschlüpfen , sie sind unrettbar verloren, fo bald unser taktisches Nec plus ultra seine Wirkung gethan hat. Damit aber die Gefangennahme dieser Reiter er leichtert, der Widerstand im Thalwege überhaupt verstärkt werde, ist die Besehung eines zweiten Punctes nöthig. Bei Beseßung dieser Thalpuncte kommt die Abführung der Schüßenpferde in Frage. Wir sind der Meinung, daß sie im Thale nur hinderlich sein würden und senden fie daher bis an den Ausgang zurück. Die Sorge für die Bewachung der Seiteneingänge in das Thal, welche von der feindlichen Cavalerie benugt werden könnten, übertragen wir den Reiterschüßen . Bevor die feindliche Infanterie herangekommen ist, muß das Thal von unseren Truppen wieder geräumt ſein. Ob hinter demselben eine Aufstellung zu nehmen ist , wird durch die allgemeinen Verhältnisse bedingt. Einer über legenen Infanterie gegenüber dürfte ſie kaum anzurathen sein. Auch soll das Reitercorps seine Aufgaben mehr durch schnelle und entschloffene Bewegungen als durch gute Stellungen zu lösen suchen. Es würde zwar ein nußloses Bemühen sein , alle die Verhältnisse erörtern zu wollen , in welche das Cavalerie corps durch die Gegenmanöver des Feindes versezt werden kann, und Andeutungen über die Verwendung des Schüßen regiments zu geben , doch glauben wir noch des Falles gedenken zu müssen, daß das Cavaleriecorps Befehl er hält, dem Feinde die Benugung einer durch unsere Trup= pen nicht geschüßten Eisenbahnlinie zu verwehren. Wir müssen zwar hierbei bemerken , daß eine solche Eisenbahn linie am leichtesten dadurch der feindlichen Benußung ent= zogen werden kann, wenn einige Bataillone Infanterie mit Geschüß auf der unserem Operationsfelde noch ange hörigen ersten Hälfte der Eisenbahn selbst vorgesendet und die wichtigsten Puncte von ihnen besezt werden. Es kön nen aber Ursachen und Gründe vorhanden sein, welche dieß Verfahren wegen anderweiter Verwendung der Trup pen und Transportmittel entweder unausführbar machen, oder auch aus strategischen Rücksichten nicht rathsam er= scheinen lassen . Der Befehlshaber des Cavaleriecorps wird vor Allem in Erfahrung zu bringen suchen müſſen , ob und wie der Feind die fragliche Eisenbahnlinie vorläufig zu decken gesucht habe. Auch der Gegner kann seine Gründe haben, durch keinerlei sichtbare Vorkehrungen unsere Aufmersam teit auf diese Eisenbahnlinie zu lenken , weil er uns durch plösliches Vorgehen auf derselben zu überraschen gedenkt. Will er aber nicht die ganze Operation in Frage stellen, so wird er doch nicht unterlassen dürfen , einen Tag vor dem Abgange des ersten Haupttransports die nothwen digsten militärischen Sicherheitsmaßregeln in Ausübung zu bringen. Diese bestehen in Besezung der wichtigsten Bahnhöfe, von wo ab die einzelnen Strecken durch fah rende Infanterietrupps überwacht und gegen Zerstörungs versuche geschüßt werden. Die technischen Vorkehrungen auf den Wasserstationen kommen hierbei nicht in Betracht.

Es dürfte unserer Cavalerie nicht leicht werden , einer in solcher Weise geschüßten Eisenbahn viel anzuhaben und den Truppentransporten darauf hinderlich zu sein , denn die Mittel zur Vertheidigung sind schnell und in ausrei= chender Masse zur Stelle. Vielen Bahnstrecken kann die Cavalerie fich übrigens nicht einmal nähern. Sollte auch hier und da das Abheben einiger Schienen gelingen , so will das doch unglaublich wenig bedeuten , weil die Bahn verwaltung auf schnelle Ausbesserung der beschädigten Stellen jedenfalls vorbereitet sein wird. Man muß daher diese vorläufige Beseßung der Bahn zu verhindern oder unwirksam zu machen suchen , was hauptsächlich durch die Artillerie und die Scharfschüßen auszuführen ist. Die vornehmste Aufgabe der Cavalerie würde folglich darin bestehen , die betreffende Bahnstrecke durch Streifparteien fortwährend im Auge zu behalten , die Abgabe der Bahn signale zu verhindern , das Dienstpersonal fortwährend zu beunruhigen und stellenweise zu vertreiben. Daß der Kundschaftsdienst landeinwärts darüber nicht vernachlässigt werden darf, versteht sich von selbst und könnte außerdem gefährlich werden , da der Feind auf die erste telegraphische Meldung von der Unsicherheit der Eisenbahn nicht unter= lassen wird , seine Cavalerie ebenfalls vorzusenden . Zwet Cavalerieregimenter mit einer Batterie werden daher immer bereit sein müssen , dem außerhalb sich nähernden Feinde entgegen zu gehen. Bei der leichten Käuflichkeit der Eisenbahnkarten wird man sich schnell unterrichten können , welches die wichtig= sten Bahnhöfe sind und in welchen Gegenden die Bahn am wirksamsten durch Kanonen beschossen werden kann. Das Scharfschüßenbataillon wird daher zur Besetzung die ser Bahnhöfe oder zum Angriff auf die bereits beseßten verwendet, während die Geschüße der noch verfügbaren Batterie zugweise auf solchen Puncten aufgestellt werden, von wo sie die Bahn möglichst enfiliren können . Dort dürften auch einige Schienen abzuheben und die Tele graphen zu zerstören sein, da man im Stande ist, die Wiederherstellung der Bahn durch einige Kartätschenschüffe zu hindern. Alle Beschädigungen von Brücken , Viaducten und Wasserheizungsapparaten finden wir jedoch bedenklich, sobald die Möglichkeit geboten ist, daß unsere Armee beim weiteren Vorrücken sich dieser Eisenbahnlinie selbst bedienen könne. So lange der Feind uns nicht von den besezten Punc= ten vertrieben hat, wird er von der Benußung der Eiſen= bahn wohl ganz absehen müssen, denn die Bewegung sei= ner Truppen auf der Eisenbahn ist gehemmt, auch wenn es nicht gelungen sein sollte , die vom Feinde bereits be= seßten Bahnhöfe ihm wieder zu entreißen. Jedenfalls haben wir aber die Ausführung der feindlichen Offensiv= operation um mehrere Tage verzögert, die uns vielleicht gerade mangelten , um die Vorkehrungen zum eigenen Vorgehen auf der andern Hälfte dieser Eisenbahn zu be= endigen. Schließlich sei noch bemerkt, daß , wenn durch verän= derte Verhältnisse im Laufe des Feldzugs die Entsendung eines selbstständigen Cavaleriecorps zwecklos erscheinen follte, dagegen aber der Eintritt der dazu bestimmt ge= wesenen Cavalerie in den Divisionsverband nothwendig

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Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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fahrung gebessert werden kann. Von dieser ihrer Unver befferlichkeit legt auch diese Schrift Zeugniß ab. Der Verf. greift es etwas geschickter an, als Herr Lapinski (A. M. 3. Nr. 84 und 151 v. 1850) , die ganze Schuld auf Görgey's sogenannten Verrath zu wälzen , der nun einmal allen Parteien zum bequemen Sündenbock dienen muß. Eine kurze ruhmvolle Laufbahn , von einer That kraft und einer Feldherrnbegabung ohne Gleichen getragen, führt Görgen zu den höchsten Ehrenstellen , die Armee hängt an ihm mit Begeisterung , Ungarn dankt ihm seine Rettung. Er aber kennt kein anderes Ziel , als den allei= In Vorstehendem haben wir nachzuweisen gesucht : nigen Besiß der höchsten Gewalt; dafür seßte er gute und 1) welchen Einfluß die immer stärker werdenden Trup pentransporte auf dem sich jährlich erweiternden schlechte Mittel in Bewegung ; Kossuth aber erkennt in ihm den gefährlichen Nebenbuhler und arbeitet ihm mit Eisenbahnneße voraussichtlich auf den Gang der Gewalt und List entgegen. Keiner von ihnen ist groß Kriegsoperationen und insbesondere auf die Verwen= genug , seinen Ehrgeiz dem Vaterlande zu opfern ; doch dung der Cavalerie haben dürften; nur Görgen ist teuflisch genug , den beleidigten Ehrgeiz 2) daß die Bildung selbstständiger Cavaleriecorps in Zukunft weit öfter nothwendig sein werde, weil die mit dem Untergang seines ganzen Volkes zu rächen. Fortschaffung mehrerer Cavalerieregimenter auf Eisen Dieses ist in Kurzem der Sinn der ganzen Schrift , den bahnen seine besonderen Schwierigkeiten habe, auch der Verf., mit Ausnahme einer phrasenhaften Einleitung und eines Schlusses voll hohler Ueberschwänglichkeit, noch unverhältnißmäßig viel Transportmittel in Anspruch in ziemlich einfache Sprache gekleidet hat. Es ist eine nehmez eigenthümliche Mischung von richtiger und von völlig verz 3) daß die taktische Selbstständigkeit eines solchen Corps drehter Auffassung der Menschen und Dinge in dem Buch. die Zutheilung von berittener Infanterie unerläßlich Man möchte dem Verf. an manchen Stellen beistimmen, erscheinen lasse, indem die Bildung wirklicher Dop aber die unfittliche und unwahre Grundanschauung ver= pelkämpfer wenigstens in deutschen Armeen ein faum wischt jeden günstigen Eindruck wieder. Wir halten es lösbares Problem bleibe. Wir haben für völlig unnöthig, auf Lücken , Widersprüche und Un 4) nachgewiesen, wie ein solches berittenes Schüßen wahrheiten im Einzelnen hinzuweisen; der Verf. sagt selbst regiment zu bilden und in seinem taktischen Ver (S. 13) , daß er keine Kriegsgeschichte schreiben wolle; bande mit dem Cavaleriecorps in den meisten Fällen aber auch seiner politischen Entwickelung wird schon von zu verwenden sein dürfte. Wir geben nunmehr die Bildung solcher Regimenter, selber die Beachtung werden, die sie verdient. Ihr Kern die wohl nur in der österreichischen und preußischen Aimee drückt sich in dem Saße aus : "1 Diese bedeutungsschwere -und folgenreiche Katastrophe wurde herbeigeführt nicht zulässig sein würde , weiterer Erwägung anheim und be durch die Gewalt der Umstände, sondern durch den reinen fcheiden uns gern, daß an unseren Vorschlägen noch Vieles zu verbessern sein mag. Aber es schien uns doch rath Willküract eines Einzelnen." Natürlich; denn es ist nichts bequemer, als gegen die sam, diesen Gegenstand einmal ausführlich zu besprechen und wieder in Anregung zu bringen, was wir hiermit eigenen Sünden die Augen zu schließen und alle Schuld einem Einzelnen aufzubürden . So wird hier von Vielen gethan haben. in dem widerstreitenden Ehrgeiz der Häupter, der aller Pz. dings seinen Theil daran hätte, die alleinige Ursache des Untergangs der ungarischen Sache gefunden, während er selber nur darum so unſelig ausartete, weil die Erhebung mit dem Uebersturze vom 14. April jeden sittlichen Halt Literatur. und Boden verloren hatte. Aber es ist ein Charakterzug dieser Zeit und vorzugsweise der äußersten Parteien in ihr, Arthur Görgey, Obercommandant der unga daß sie auch unter den furchtbarsten Schicksalen nicht zur der Geschichte zur Beitrag Ein rischen Armee. Ein Beitrag zur Geschichte der Erkenntniß kommen, nicht die eigenen Sünden einsehen ungarischen Revolution von J. C. Horn, unga und an sich selber mit der Befferung anfangen wollen. rischer Feldpater. fl. 8. Leipzig 1850 , Friedrich Erscheinungen wie dieses Werk und die politische Ver Ludwig Herbig. (142 S.) derbtheit, der es entstammt ist, dürfen uns nicht_wun Eine Parteischrift ohne anderen Werth für die Ge dern; denn wie ein Acußerstes das andere erzeugt, ſo ſind schichte der ungarischen Revolution , als den , daß sie ein sie nur die Frucht von den Lehren und dem Thun der neues trübes Schlaglicht auf die Quelle ihrer Entstehung, Diplomaten und Staatsmänner, denen der liederliche und auf den Verfasser und seine Partei zurückwirft , jene äußerste nichtswürdige Spruch Talleyrand's von politischen Dingen : Partei, die zum Unglück des tapferen Ungarnvolks auch es ist schlimmer als ein Verbrechen , es ist ein Fehler," bort in gleich toller Leidenschaft, in gleich kindischer Un die höchste Weisheit war. 24. mündigkeit wie überall auftrat, und die durch keine Er

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wird , das beriftene Schüßenregiment eine ganz hübsche Besaßung für entlegene kleine Festungen abgeben dürfte, die als Stüßpuncte für Operationen des kleinen Krieges dienen sollen, oder aus anderen strategischen Gründen ein ausgedehntes Terrain zu überwachen haben , mithin der Retterei sehr bedürftig sind. Solche Puncte gibt es auf großen Kriegsschauplägen immer, doch fehlt es oft an geeigneten Truppentheilen und der Wechſel damit hat auch seine Schwierigkeiten.

Samſtag,

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Allgemeine Militar -Zeitung. Großbritannien .

nieen , die fich im Reſerve- und Landwehr, Thältniß be finden – zuſamme Compagnieen – aut 2890 Thlr. zuſammen 99 Compagnieen

Vor Kuězem iſt unter dem Titel: „ A year on the 3 Sgr. veranſchlagt. Die Pionnire in 9 Abtheilungen

Punjab frontier in 1848 and 1849" ( London, bei Bentley , und die Jäger für 8 Armeecorp8, ſoweit dieſelben ſich im 2 Bände gr. 8., 608 und 731 S., mit ſchwarzen und

Landwehr- und Reſerveverhältniß befinden , erhalten wäh=

ecolorirten Kupfern , Karten nnd Plänen ) ein neuer Bets

rend der Nebungen eine Geldverpflegung von reſp. 3036

trag zur indiſchen Kriegsgeſchichte erſchienen. Der Thlr. 7 Sgr. und 3436 Thlr. 26 Sgr. 8 Pf., für die Verfaſſer , Major H. B. Edwarded, welcher ſelbſt einen bei der Uebung der Landwehrcavalerie beſchädigten und thätigen Antheil an dem Feldzug im Pundſchab genommen , gefallenen Pferde wird die Summe von 7700 Thlr. durch

ſchildert die Individualität dereinzelnen indiſchen Stämme ſchnittlich als-Entſchädigung gezahlt. Würden dieſe Sum = mit großer Lebendigkeit. Ein Hauptzug in dieſem friege- men gleichfals jeßt erſpart, ſo belauft ſich die Geſammt riſchen Gemälde iſt die Eroberung des Thales von Bunnu erſparniß für 1851 auf ' 3i3,314 Thlr.' 8 Sgr. 8 Pf. und die Unterwerfung der beiden Stämme; der Bun= Hierzu kommen 1,374,984 Brooportionen mit 35,467 Thlr. nutſchis und der Viziris tm weſtlichen Pundſchab. Die 11 Šgr. 2 Pf. und 142,688 Rationen mit 28,673 Thlr.

Nachrichten über die Provinz oder das Thal von Bunnu. 10 Sgr. 2 Pf. An der Naturalverpflegung werden mit (auch Banu genannt), deſſen Bevölferung und ihre Sit hin 61,140 Thlr. 21 Sgr. 4 Pf. erſpart. ( N. Br. 3tg.) ten, über das Land und die Stadt Tâk (in Afghaniſtan ), "

über Drabund u . 1. w. find neu und intereſſant, ſowie die den ganzen zweiten Band des Werkes einnehmende

: Beſchreibung des Krieges in Multan unter dem General=

Oeſterreichiſche Monarchie. Wien ; 28. Febr.

Es ſcheint, daß man auf die

major Whiſh: Die artiſtiſchen Beilagen beſtehen aus den : Errichtung der Diſciplinarcompagnieen ein beſon Bildniſſen von Bhawul-Rhan , eines Freundes der Eng ; länder , und des Rebellen Diwan Mulradích , ſowie zweier anderen indiſchen Häuptlinge. Ferner finden ſich in dem Berke ein Plan des eroberten Forts von Multan und eine Rarte der jenſeitigen Indusgränze des Pundſchab und der Provinz Multan , den Sithe gehörig , von Arrow = ſmith nach des Verfaſſers Zeichnungen entworfen.

Preußen.

deres Gewicht legt. Man erfährt nämlich, daß der Ci vil- und Militargouverneur Freiherr v. Welden Auftrag erhalten hat, alle jene Individuen , welche bei der Aſſen Affen tirung zum Militár als untauglich und nicht anwendbar befunden wurden , wenn dieſelben irgendwie bedenklicher Natur ſind, den Diſciplinarcompagnieen einreihen zu laſſen . Dieſe Verordnung findet çarin ihre Erklärung, daß der Herr Civil- und Militärgouverneur vor längerer Zeit ſtabile Afſentirungscommiſſionen , aus Militär- und Civilperſonen beſtehend, zu dem Zwecke aufgeſtellt hat,

Berlin, 6. März. Das allgemeine Kriegsdeparte= ment hat die beim Ausfall der Landwehrübungen für 1851 eintretenden Erſparniſſe zuſammengeſtellt. Es ſolten von den 12 Gardelandwehrbataillonen , einz ſchließlich ihrer Artillerie, nur 6 Bataillone Uebung haben . Die Erſparniß hinfichtlid der Geldverpflegung belauft

wegen Arbeitsloſigkeit, Mangel an Ausweiſen und wegen Ruheſtörungen aufgegriffen wurden,, fogleich abgeſtellt und an das Militär abgegeben werden. ' So traf es fich aber auch, daß vielleicht unter dreißig ſolchen Individuen oft höchſtens einer die Qualification dazu beſaß, während alle übrigen wegen Untauglichkeit ſchubsweiſe in ihre Hei

(B. N.)

daß alle jene Perſonen , welche von Sicherheitsorganen

fich hierbei auf 25,248 Thlr. 15.Sgr. Bei 104 Provin = math befördert wurden.

Die Diſciplinarcompagnieen era

ziallandwehrbataillonen , einſchließlich der Cavalerie und halten zwar dadurch ein hinlängliches. Contingent , es Artillerie, die von der Uebung gänzlich entbunden bleiben fragt ſich aber hierbei nur , ob damit auch dem Weſen

ſollen, wird die Erſparniß auf 271,032 Thr. 161. Sgr. eines ſolchen eigenthümlichen Inſtituts Rechnung getragen und bei den Mannſchaften der Ärtilleriehandwerføcompag- wird .

(C. BL. A. B.)

276

275 Wien, 2. März. Die russischen Schriften über den ungarischen Feldzug , namentlich das französisch geschriebene Buch von Tolstoy, von mehr politischer als militärischer Färbung, haben hier in höheren und höchsten Kreisen verdientes Aufsehen gemacht. Von Seite unserer Militärs äußert sich die Indignation besonders über den gehässigen und anmaßenden Ton der Tolstoy'schen Schrift, welche fast die ganze Ehre der Siege in Ungarn für die russische Armee in Anspruch nimmt. Die legten Nummern der Reichszeitung enthielten Auszüge aus den russischen Werken. Man erwartet nun eine ausführliche und schla gende Widerlegung der russischen Behauptungen aus der fachkundigen Feder des Obersten Raming. Derselbe ist (wie zum öftern in der Allg. Atg. erwähnt) Verfasser des geschäßten Werkes „ der Feldzug in Ungarn und Sieben bürgen im Sommer des Jahres 1849." Dieser verdienst volle und kenntnißreiche Offizier, welcher sich im General stab des Feldzugmeisters Haynau befand , gilt für einen. der besten und gründlichsten militärischen Schriftsteller in Desterreich. ― Man will auch mit Bestimmtheit wissen, daß zwei von den älteren Stabsoffizieren der österreichischen Armée, deren Namen im italienischen Feldzug vielfach genannt wurden , mit der Herausgabe ihrer Memoiren beschäftigt find. (A. A. Ztg.)

Literatur. 1) Desterreichischer Militärkalender für das Jahr 1850. Herausgegeben von der Redaction des Bsterreichischen Soldatenfreundes : Hirtenfeld. Mey Wien. Im nert. 1. Jahrgang. Dritte Auflage. Comptoir des Soldatenfreundes , Stadt, Wollzeil Nr.774. In Commission bei Carl Gerold u. Sohn. (306 S.)

2) Derselbe für das Jahr 1851. Ebendaselbst.

II. Jahrgang.

(464 S.)

Diese neue periodische Schrift hat eine so überraschend günstige Aufnahme, am meisten natürlich beim österreichi schen Heere, gefunden , daß bei ihrem ersten Erscheinen die erste 5000 Exemplare starke Auflage in Monatsfrist vergriffen war und dann in kurzer Zeit die dritte Auflage nöthig wurde. Wie diese Erscheinung das beste Lob für die Herausgeber enthält , die mit ihrem Unternehmen einem wahren Bedürfniß entsprochen zu haben scheinen ; so ist sie zugleich ein erfreulicher Beweis von der leben digeren Theilnahme, welche solchem Streben auf dieſem Gebiete von überall her entgegenkommt. Die Tagespresse ist eine bedeutende Macht in unserem öffentlichen Leben, keine große Erscheinung desselben kann sich ihrem Einfluß entziehen : für uns im Heere wäre es daher eine Thorheit der verderblichsten Art, wollten wir , dieß verkennend , fie verächtlich oder gleichgültig bei Seite liegen lassen; unsere Aufgabe ist vielmehr, ihrer mächtig zu werden und sie jedem guten Streben dienstbar zu machen.

Aus dem mannichfaltigen Inhalte des ersten Jahr gangs , der sich zunächst über den gesammten gebräuchlichen Kalenderstoff, darunter auch über die Genealogie des öfter reichischen Kaiserhauses erstreckt , heben wir die ausführ liche Adjuſtiṛungsvorschrift der . k. Armee vom Jahr 1849 , die zugleich die Grundzüge der Organiſation ent= haltende Uebersicht der gegenwärtigen Land- und Seemacht der vorzüglicheren Staaten (bis auf Württemberg , Sach sen , Hannover u. s. w. herab) Europas , den kurz gefaß= ten Militärschematismus (Eintheilungs , Stärke , Sta= tions , Rangliste) , endlich die Skizze des dreitägigen Felzugs gegen Sardinien 1849 ( S. 91126 ) und die des Feldzugs in Ungarn 1848-1849 (S. 126-240) Der Feldzug gegen Sardinien , über den die hervor. A. M. 3. schon zweimal in Kürze berichtet hat ( 1849, Nr. 151 ; 1850, Nr. 135 ff.) , ist in flüchtigen Zügen recht anschaulich dargestellt : bedeutende neue Einzelheiten konnte die Erzählung schon ihrer Anlage nach nicht geben wollen; das allgemeine strategische Urtheil kann wohl in der, höch= stens noch näher auszuführenden Anschauung des Generals v. Willisen (Á. M. Z. 1850, Nr. 135 ff.) als festgestellt betrachtet werden , und es dürfte daraus eine Ansicht des Verfassers ( S. 95) , wonach nicht die Stellung bei Alef= ſandria, sondern die hinter der Seſta als Vertheidigungs stellung für die Piemontesen am vortheilhaftesten gewesen wäre, sich berichtigen. Sonst aber ist auch die allgemeine Betrachtung des Kriegsschauplages wie die der gegenseiti gen Lage und Verhältnisse nicht ohne treffende Gedanken, Die Schilderung der Kriegshandlungen ist einfach, wahr und an manchen Stellen , besonders bei der Schlacht von Novara (S. 109 ff.) recht belehrend ; mit Recht ist her vorgehoben , wie geschickt die österreichischen Unterfeldherrn in steter selbstthätiger Entschließung und in trefflichem Zusammenwirken die großen Gedanken Radezky's auszu= führen verstanden ; dabei sind Stärke und Verluste hier ausführlicher und wohl auch zuverlässiger, als es bis jezt geschehen , angegeben . In der Skizze des ungarischen Feldzugs erhalten wir zum erstenmale eine vollständige übersichtliche Darstellung aller Kriegsereignisse, die denselben ansmachten. Der Verf. theilt ihn mit Recht nach der Art der Kriegführung , nach den Mitteln der kämpfenden Parteien und nach den Er Die erste beginnt mit dem folgen in zwei Perioden. späten und überaus langsamen Vorrücken der Hauptarmee. Schon in der ersten Hälfte des November stand sie wohl= geordnet und vereinigt in der Ebene von Wien , nur die Verpflegungsanstalten waren noch nicht vollendet. Erst am 16. December überschritt sie die ungarische Gränze, rückte den 17. in Preßburg ein und kam erst den 5. Ja nuar 1849 , obgleich der Feind nirgends ernstlichen Wider ſtand leistete (- Perczel, der ihn versuchte , ward am 30. December vom Banus Jellachich geschlagen —) , nach Buda- Pesth. Neben der Hauptarmee bewegten sich zur Rechten Feldzeugmeister Nugent , zur Linken Feldmarschall lieutenant Simunich mit abgesonderten , wenig nüßenden Corps. Graf Schlick rückte um dieselbe Zeit von Galizien ein (A. M. 3. 1850, Nr. 104) und gewann und behaup= tete so geschickt als glücklich Kaschau und die weitere Um gegend ; in Siebenbürgen dagegen gingen die Dinge nach

C

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kürzen Erfolgen für die Oesterreicher in Folge sehr fehler hafter Kräftezersplitterung und des kühnen und entschiede nen Auftretens von Bem, schlecht (A. M. 3. 1850 , Nr. 133). Im südlichen Ungarn hatten die Ungarn bedeu tende Kräfte gesammelt , die Festungen Effeg und Peter wardein waren ihnen in die Hände gefallen; im Banat aber hielten sich die österreichischen Truppen in den noch rechtzeitig verproviantirten Pläßen Arad und Temesvar. Fürst Windischgräß blieb bis über die Mitte des Februar unthätig in Pesth. Diese Zeit benußten die Ungarn treff lich zur Organisation ihres Heeres ; Görgey machte, nach dem er von der Donau nördlich abgebogen hatte , seinen meisterhaften Rückzug , der ihn über die Bergstädte durch das Zipser Comitat und über Kaschau endlich zur Ver einigung mit Dembinski und Klapka an der oberen Theiß führte und den Feldmarschalllieutenant Schlick zwang, Kaschau , Tokai und Gegend aufzugeben und die Vereini= gung mit der Hauptarmee zu suchen. Am 27. vollzog er fie durch einen Angriff auf den linken ungarischen Flügel, wodurch das am 26. schon eingeleitete Treffen von Kapolna für die Desterreicher entschieden wurde. Aber bereits waren fie zu schwach, den Sieg zu benußen ; sie blieben in einer sehr ausgedehnten Stellung der Theiß von Tokai bis Szolnok gegenüber , verloren dadurch bei Szolnok ein Treffen, ließen aber von der Kräftezersplitterung nicht ab; vielmehr wurde um diese Zeit sogar noch der Ban gegen Szegedin entfendet, um dort die Vereinigung mit den Truppen im Banat zu suchen , während Nugent ganz für sich auf dem rechteu Donauufer operirte. Die Folgen blieben nicht aus. Görgen , nun an der Spiße der unga rischen Hauptarmee, ging Anfangs April über die obere Theiß und richtete seine Bewegungen gerade auf Komorn, während ein anderer ungarischer Heertheil , um die Dester reicher zu täuschen , in der Richtung von Szolnok auf Pesth vorbrach. Nach einer Reihe für die Ungarn meist fiegreicher Treffen war Komorn entsegt und Feldzeugmeister Welden, inzwischen an die Spiße der Oesterreicher gestellt, gezwungen, alle Kräfte um Preßburg zur Deckung der Gränze zusammenzuziehen ; während Jellachich gleichzeitig gegen Süden rückte, um an der Spise des dortigen Hee res die Sachen wiederherzustellen. Denn inzwischen waren die Ungarn auch dort überall ſiegreich gewesen und ebenso hatte Bem bis gegen die Mitte des März ganz Sieben bürgen gewonnen und die Oesterreicher zum Rückzug in die Wallachei gezwungen. Das ganze Land war in der Gewalt der Ungarn , nur in Ofen , Arad, Temesvar, Karlsburg und Deva hielten sich noch die kaiserlichen Be= sagungen. Die zweite Periode beginnt mit einer Betrachtung der gegenseitigen Lage und Streitkräfte nach dem Eintreffen der russischen Hülfe. Hiernach hätten die Ungarn um diese Zeit im Ganzen 190,000 Mann mit über 800 Geschüßen unter den Waffen gehabt ; die vereinigten Desterreicher und Russen , deren Stärke nicht angegeben ist , waren jedenfalls sehr bedeutend überlegen. Am 21. Mai er ftürmte Görgey Ofen; am 14. Juni überschritten die Ungarn die Waag. Aber schon waren bedeutende Ver .stärkungen bei den Oesterreichern , darunter namentlich die russische Division Paniutine eingetroffen ; Haynau hatte den erkrankten Felbzeugmeister Welden im Oberbefehl´ab

gelöst. Nach einer Reihe lebhafter Treffen wurden die Ungarn über die Waag zurückgeworfen. Am 17. Juni war auch Marschall Paskewitsch mit der russischen Haupt armec in Ungarn eingerückt, am 24. beseßte er Kaschau. Der verbundenen Macht ihrer Gegner gegenüber standen die Ungarn in viele Heere getheilt von Raab_bis_in's Banat und die Militärgränze; es herrschte Zwietracht zwischen Kossuth und Görgey , Zwietracht zwischen vielen höheren Führern und bis in die unteren Reihen des Hee res herab. So konnte der Ausgang des Kampfes nicht zweifelhaft sein. Er theilt sich in drei Hauptmomente. Erstens : die convergirenden Operationen gegen Waizen (der Russen unter Paskewitsch) nnd Ofen (der Desterrei= cher unter Haynau) vom 26. Juni bis zum 19. Juli, welche die Zertheilung der Insurgentenarmee zur Folge hatten. Zweitens : die Operationen vom 19. Juli bis zum 2. August , die zum Zwecke hatten , die getrennten Insurgentheile über die Theiß zu treiben, wo der russische Feldherr durch seine Aufstellung auf der Straße von Miskolz nach Hatwan und durch die Erzwingung des Theiß-Ueberganges bei Tissa- Föred und Csege so zu sagen der Stüßpunct der Operationen wird , der im Norden das Zurückdrängen Görgey's gegen Tokai , im Süden aber den Zug der österreichischen Armee gegen Szegedin möglich macht. Drittens : die Operationen vom 2. bis 16. August, wo die beiden Hauptheere von Debreczin und Szegedin concentrisch über Großwardein und Temesvar gegen Arad vorrücken und die Insurgentenarmee zum Maroschthal_ge= drängt und hier von dem aus Siebenbürgen hervorbrechen den General Lüders bedrängt , nach verschiedenen Schick salen die Waffen streckt." Es fallen bei den Hauptheeren in den ersten Zeitraum die Treffen und Schlachten bei Raab, Acs u. a.; in den zweiten eine Anzahl Gefechte zwischen Görgey und den Russen und die meisterhaften Bewegungen Görgey's , wodurch er, am 15. Juli in Watzen schon fast ganz umringt, sich eine Straße öffnete und den Rückzug über die Theiß gewann; der dritte Zeitraum wird hauptsächlich durch das Treffen bei Debreczin , die zwei tägige Schlacht bei Szegedin , den siegreichen Ausfall Klapka's aus Komorn, das Artillerietreffen vor Temesvar, endlich durch die Waffenstreckung von Villagos ( 13. Au gust) und die ihr folgenden anderen erfüllt. Auch bei den übrigen Heeren war inzwischen das Loos gegen die Ungarn gefallen. In Siebenbürgen waren die Ruffen und Oesterreicher unter General Lüders am 1. Juli in mehreren Colonnen eingerückt, nachdem sie besonders den Tömöser Paß nicht ohne blutigen Kampf gestürmt hatten. In einer Reihe von Treffen erlag Bem; feine Armee wurde theils zersprengt , theils gefangen. Im Banat hatte zwar Arad sich am 28. Juni in ehrenvoller Capi= tulation den Ungarn übergeben; aber das wichtigere Le= mesvar hielt sich, bis es entsegt wurde. Der Ban Jel lachich hätte am 14. Juni ein heißes Treffen bei Hegyes verloren ; am rechten Donauufer aber bei Titel in der Militargränze griffen ihn die Ungarn vergebens an , und beim raschen Vordringen Haynau's auf Szegedin mußten sie auch hier sich eilig zurückziehen. So von allen Seiten her in engere und engere Kretse gedrängt , blieb den un garischen Heerhaufen nichts übrig , als sich aufzulösen oder die Waffen zu strecken. Ihnen folgten die Festungen; am

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17. August ergab sich Arad , am 7. September Peter wardein auf. Gnade und Ungnade, am 28. endlich fiel der legte ungarische Play , Komorn , in ehrenvoller Capi tulation. Mit einer Betrachtung , wie das langsame,

besonders ein lokenswerthes Streben nach Unparteilichkeit und Mäßigung anerkennen müssen , nicht weniger er wünscht. Im zweiten Jahrgang des Militärkalenders finden wir die Aufsäge: „Skizze des Feldzugs der Oesterreicher in Italien im Jahre 1848 ( S. 47-136) ; das Infanterie regiment Erzherzog Stephan während der Wiener October revolution 1848 (S. 136-180) ; eine gemeinsame deutsche Flagge (S. 180-200) , " besonders bemerkenswerth; dann enthält derselbe ein „alphabetisches Verzeichniß der gegenwär= tig in Activität stehenden Generale, Obersten und Stabs offiziere (der österreichischen Armee) mit einer genauen Nachweisung der zurückgelegten militärischen Laufbahn" und und ein Schema der k. k. Armee" Die Skizze des Feld zugs 1848 in Italien hat uns zwar nach den verschiede nen Darstellungen desselben , besonders der meisterhaften des Generals v. Williſen (A. M. 3. 1849, Nr. 30 und 151 ; Nr. 24, 135 ff.) wenig Neues bieten können ; fie gibt aberfür Jeden, der den Feldzug in der Kürze im Allgemeinen kennen lernen will , eine gedrängte , lebendige und treue Erzählung , in der auch einzelne Gefechte , wie z. B. der Kampf in Mailand, ausführlicher gegeben sind, und die überall ziemlich genaue Angaben von Stärken und Verlusten enthält. Die Geschichte des Infanterie regiments Erzherzog Stephan stellt uns in einfacher, gegen den gewohnten Charakter der Denkwürdigkeiten aus jener Zeit sehr rühmlich abstechender Weise ein anziehendes Bild jener bewegten Tage dar, mit mancher bedeutsamen sittlichen und politischen Mahnung zu uns sprechend und manche schon fast verblichene Erinnerung in uns erneuernd. „Eine gemeinsame deutsche Flagge " theilt zwei merkwürdige Ac= tenstücke mit über das Streben der Regierung Kaiser Fer dinand's II . zur Zeit als seinen siegreichen Heeren ganz Deutschland gehorchte ( 1627-1630) , mit Hülfe der Hanse städte eine deutsche Flotte auf der Ostsee zu gründen und deutsche Seefahrt und deutschen Handel durch das Mono pol des Handels mit Spanien und Indien wieder zur früheren Blüthe zu erheben. Aus dem Schema der f. f. Armee theilen wir mit, daß die österreichische Flotte auf dem Mittelmeer im Dienste 3 Fregatten, 6 Corvetten, 11 Briggs, 8 Goeletten, 1 Schooner, 10 Dampfer und 115 kleinere Fahrzeuge, auf der Werfte 1 Fregatte und 7 Dampfer besigt; die ausgerüsteten 30 größeren Kriegs fahrzeuge tragen 510 Geſchüße. Wir wünschen, daß der österreichische Militärkalender in gleicher Weise und mit gleichem Takte in Mittheilung gut gewählter geschichtlicher und statistischer Arbeiten fort fahren möge. Die Militärliteratur gewinnt dabei und für einen noch größeren Gewinn erachten wir es, wenn wir durch eine fortlaufende lebendige Statistik über die Zustände des österreichischen Heeres mehr und mehr un terrichtet werden. An einem lebendigen Austausch unserer Zustände fehlt es uns durch eine mißverstandene Geheim thuerei noch gar sehr in Deutschland. Möchten Wahrheit und Offenheit hier, wo sie am meisten Noth thut, immer entschiedener hervortreten dürfen . 24.

wohlbedachte, aber entschiedene Vorrücken des Marschalls Paskewitsch mit dem kühnen Vorschreiten Haynau's sich ergänzend, trefflich zur raschen Entscheidung zusammen gewirkt habe , schließt die Skizze.

Selbstverständlich konnte diese Uebersicht auf die Ein zelheiten sich nicht erstrecken, und deshalb finden wir auch über die Gefechtsweise dieses eigenthümlichen Krieges, über die mannichfaltigen Erscheinungen , welche die Natur des Landes und der kriegführenden Heere im Gebiet des flei nen Kriegs hervorrufen mußte, über die Organisation der Heere, das Verhältniß der Waffengattungen , über Marsch leistungen , Verpflegung u. s. w. natürlich keine oder nur flüchtige Bemerkungen. Auch haben dem Verf. wohl nicht überall hinlänglich umfassende und zuverlässige Quellen zu Gebote gestanden, und es bedürfen daher noch manche seiner Angaben der Berichtigung, andere der Vervollstän So scheint er im Allgemeinen und an einzelnen digung. Stellen die Stärke der Ungarn zu hoch anzuschlagen ; nach anderen Schriften (A. M. 3. 1850, Nr. 104, 133) und nach der ganzen Lage der Dinge haben z . B. weder bei Budamér (S. 136) 30,000 Ungarn gegen die Desterreicher gestanden, noch hat Bem so frühe schon 30,000 Mann beisammen gehabt, als sie der Verf. ihm gibt (S. 146) . An einzelnen Stellen finden wir die Daten nicht klar ge= nug ausgedrückt, an anderen hätten wir troß der nur übersichtlichen Haltung des Ganzen die Bewegungen be stimmter geschildert gewünscht. So hätte es sich in ein paar Worten sagen laffen (S. 160) , auf welche Weise die ungarische Armee nach der Schlacht von Kapolna über und die Operationen in Siebenbürgen die Theiß kam, (S. 165 f.), die sehr dunkel dargestellt sind, wären viel flarer geworden, wenn der Verf. des kühnen Wechselns der Operationsbasis und Operationslinien durch Bem Erwähnung gethan hätte. Auch im strategischen Gang des Feldzugs bleibt noch Manches mehr aufzuklären , dar unter namentlich die gegenseitigen Bewegungen von Pas kewitsch und Görgey von Mitte bis gegen Ende Juli. Der Verf. gibt zwar die wichtigsten Märsche an , aber es hat ihm wohl das Material gefehlt , um sie in ihrem vollständigen Zusammenhang darstellen und besonders auch überall die Entfernungen angeben zu können. Uebrigens ist im Allgemeinen die Darstellung nach der strategischen Seite klar und ausführlich , die Betrachtungen und die Kritik des Verfassers zeugen von einem gefunden , ge 2 übten Blick, die Hauptpuncte sind treffend und bestimmt hervorgehoben, und man gewinnt so aus dem Aufsaß eine deutliche Ueberschau des ungarischen Kriegs und ein in Wenn die volle den Grundzügen festgestelltes Urtheil. Aufklärung über viele Erscheinungen (wie z . B. die rasche Organisation des ungarischen Heeres im December und Januar) und ihre tieferen , besonders ihre sittlichen Ur sachen, erst später erwartet werden kann; so ist eine Arbeit über den ungarischen Krieg, wie diese, an der wir noch

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine Militár - Zeitung. E

frankreich. Paris , 2. März.

gedrängt. Ueberdieß ſei die Berliner Gießerei wegen der Stellung ihrer Defen ſehr unbequem , da man dieſelben

Marſchall Dode de la Bru - niemals zu gleicher Zeit benußen könne. In Betreff der

Zündhütchenfabrik, deren Errichtung das Miniſterium nerie iſt geſtern Abend in ſeinem 77. Jahre geſtorben . Zündbūtchenfabrik Der Marſchall war einer von jenen Soldaten , die alle

gleichfalls beabſichtigt, erfennt dasſelbe zwar an , daß die

Feldzüge der Republik und des Kaiſerreichs mitgemacht Privatinduſtrie zur Beſchaffung der erforderlichen Zünd haben . Er diente in dem Ingenieurcorps und wurde von hütchen völlig hinreiche, doch gäbe dieſelbe keine Gewähr dafür, daß auch in Kriegszeiten auf die Beſchaffung dieſes Paris , deren Bau er geleitet hatte , zum Marſchall er- unentbehrlichſten Fabrikat: mit Sicherheit gerechnet werden nannt . Er ſoul ſehr merkwürdige Memoiren über den fönne. (N. Pr. Ztg.) ſpaniſchen Krieg von 1823 , welchen er als Befehlshaber des Geniecorps mitmachte, hinterlaſſen haben. (S. M.) Königreich Sachfen. Ludwig Philipp nach Beendigung der Feſtungswerke von

Oeſterreichiſche Monarchie.

Dresden , 18. Febr. Dem Cadettenhauſe ſteht eine wichtige Veränderung bevor.

Die Erziehung der

Wien , 3. März. Die Verlegung der hieſigen In- fünftigen Artillerieoffiziere foll wieder ſtrenger und von genieurakademie nach Kloſterbrud iſt von S. M. dem Unterrichtsweſen der übrigen Waffengattungen geſon dem Kaiſer genehmigt, nachdem der Ankauf des dortigen dert werden. werden. Der Kriegsminiſter hat den Willen und ſchönen Schloſſes bereits erfolgte. Das Gebäude der Aka-

die Energie , die ſächſiſche Artillerie auf der hohen Stufe

demie wird in eine Kaſerne umgewandelt , dagegen die

der Ausbildung zu erhalten , deren Ruf ſie bisher genoß,

Grenadierkaſerne in der Vorſtadt Gumpendorf für ein und ſie noch zu heben . Dieſer Ruhm wird aber nur be Militär-Filialſpital hergerichtet werden.

hauptet, wenn die künftigen Artillerieoffiziere die tüchtigſte

Unterlage von Renntniſſen aus der Vorſchulenzeit zu der Preußen . Berlin , 6. März. Die Verlegung der Geſchüß-

Zeit höherer Studien und von da zum Praktiſchen und zum Dienſt mitbringen. S8 wird alſo denen , die ſich

gießerei von Berlin nach Spandau wird eine leb-

fich auf ſchärfere Prüfung ihrer Tauglichkeit gefaßt zu

dieſer Waffe widmen wollen oder ſollen , zu rathen ſein,

bafte Grörterung in den Kammern herbeiführen , da das machen . Kriegøminiſterium auf dieſer Maßregel im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit beſtehen zu müſſen glaubt. In

(D. U. 3.)

einer Denkſchrift läßt dasſelbe ausführen , daß die Lage der jepigen Gießereien in Berlin und Breslau als in

offenen Städten, dem Feinde gegenüber in Kriegsfällen eine ſehr unſichere ſei. Der Feind könne eine augenblid

Briefe an einen Kameraden .

lice Dccupation dieſer Städte zur Zerſtörung der Gieße

von einem ſüddeutiden Offizier.

reien benußen und dadurch den preußiſchen Staat eines

höchſt nothwendigen Kriegshülfømaterials beraubea. Auer bings hätte, wie zugeſtanden wird, während einer gerau men Friebenszeit, in welcher die finanzen des Staats die

Siebenter Brief. *)

3hr kurzes Antwortſchreiben auf meiner langen ſechs

Ausgabe bequem getragen haben würden , entweder der ten Brief hat mich völlig aus dem inneren Gleichgewichte Guß der Geſchüße unter Benußung der vorhandenen herausgeworfen, womit ich bisher an den Briefen für Sie Gießereien vollendet , oder die Verlegung bewirkt werden können , allein es ſei nun einmal vernachläſſigt worden , und die jeßige politiſche Lage habe zu einem Entſchluffe

*) Siehe A. M. 3. 1851. Nr. 1 – 3.

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gearbeitet habe und womit ich ferner daran zu arbeiten gedachte. Es ist ganz gegen meinen Plan und gegen alle publicistische Ordnung , daß Sie mir Einreden machen, bevor ich meine Grundansichten in ihren Consequenzen aus einander gelegt habe. Statt daß ich in meiner Ge dankenfolge vorwärts schreite, muß ich Halt machen , um einen Angriff abzuwehren , mit dem Sie gegen die Voraus fehungen meiner Arbeit auftreten , und den ich gerade von Ihnen am wenigsten erwartet hätte. Ich will die Stelle Ihres Briefes , die mich wahrhaft leidenschaftlich erregt hat, wortgetreu hierher seßen. Sie lautet : Ihre Ansichten darüber, wie das Heerleben sein , wie und durch welche Mittel man namentlich den Soldaten erziehen solle, theile ich vollkommen ; Sie wiſſen das seit lange. Aber dem kann ich nicht beistimmen, wenn Sie sagen , oder doch zwischen den Zeilen leſen laſſen , daß das Alles gar nicht oder nur wenig sich praktisch vorfinde. In Ihrem Briefe glaube ich einen Pessimismus zu erkennen, für den ich mich vergebens nach thatsächlicher Begründung umsehe. Es ist so arg nicht mit dem Drillen und dürren Katechismuswesen , von dem Sie reden , und es war nie so arg damit. Die aus dem eigenen inneren Berufstriebe stammende , nicht vom bloßen Befehle erzeugte Thätigkeit der Offiziere war und ist größer und nachhaltiger, als Sie zuzugestehen geneigt erscheinen. Ich verkenne nicht, daß die lange Zeit eines 33jährigen Friedens allerdings hier und da eine lähmende , einschläfernde Wirkung geübt haben mag. Aber es ist dieß durch die drängende Ereig= nißfülle der bewegten Lestzeit reichlich aufgewogen worden, und es ist jezt sicher eine frische, regsame Selbstthätigkeit da , ein in und aus sich selbsten bewegtes Heerleben , das seine Früchte tragen muß. Mag einmal einem oder dem andern die Kraft fehlen , das zu leisten , was man bei höchstem Standpuncte der Forderung verlangen muß, so ist doch der Wille da , und Sie kennen ja den alten Spruch aus der Schule : Ut desint vires , tamen est laudanda voluntas . Drum also , lieber Freund , ein milderes Ur

mehr noch, es sei auch früher vorhanden gewesen. Sie scheinen vergeffen zu haben , wie oft auch Sie früher über Drillen auf dem Uebungsplaße und dürre Katechese im Unterrichte bitter sich aussprachen , wie auch Sie in dem Leben der Offiziere sonst die Selbstthätigkeit nicht fanden, welche allein von einem höheren Standpuncte der Berufs= auffassung zeugen kann. Eben die Vergangenheit , über welche Sie jest so milde urtheilen , ist es , deren Lehren wir für die Gegenwart uns fruchtbar machen müssen. Ehe ich darum von dieser rede, will ich noch einmal in jene zurückgreifen und Ihnen daraus ein Bild vorführen , das freilich, wie ich hoffen will , auf die Gegenwart nicht mehr passen wird. Ich kann das nicht besser , als wenn ich einen Gefangenen aus langjähriger Haft losgebe , einen Auffah, den ich im frischen Eindruck des Erlebten und Gesehenen niedergeschrieben habe, als ich vor 12 Jahren von einer größeren Reise zurückkehrte, auf der ich , wie Sie wissen, viel von militärischen Dingen zu sehen Gelegenheit hätte. Ich hatte ihn zur Veröffentlichung bestimmt, im Unmuth aber nachher im Pulte verschlossen. Die Ansichten über Das , was uns Noth thut , wie ich sie damals hatte, find bei mir unverändert geblieben; sie sind dieselben , welche ich in meinen bisherigen Briefen an Sie auszuführen gesucht habe. Ob ich das Heerleben , wie es damals war, richtig aufgefaßt habe , darüber möge Ihr Gedächtniß ur theilen ; mir erschien es so. Lesen Sie jest, was ich vor nun 12 Jahren geschrieben habe.

theil über das Vorhandene, in welchem mehr von dem, was Sie mit Recht fordern , verwirklicht ist , als Sie, wie mir dünkt , anerkennen wollen." So schreiben Sie mir , verehrter Freund , und Sie häufen in den wenigen Zeilen Anklagen der schwersten Art auf mich, der ich wahrlich nicht etwa eine Kritik des Heerlebens , wie es mir thatsächlich erscheint, üben , son dern nur meine Ansichten darüber, wie es sein soll , ent wickeln wollte. Ich kann und will Ihnen nicht so ant worten , wie ich mich in Wahrheit von Ihnen provocirt fühle. Ich benelde Sie um die naive Ruhe und Zuver ficht , welche aus Ihrem Briefe spricht , und eben darin fände ich mein Recht zu rückhaltsloser Entgegnung, wenn nicht meine Antwort für weitere Kreise bestimmt wäre. Aber das publicistische Auftreten fordert eben so die Ge messenheit nach Inhalt und Form , wie diese für das Verhalten der Personen gegen einander ein Gebot der guten Sitte ist. Ich werde drum Maß halten in dem, was ich Ihnen antworte, mag mir auch einige Selbst überwindung dazu nöthig sein. Sie gestehen mir zu , daß ich mit meinen Anforde= rungen an das Heerleben im Rechte set. Aber Sie met nen , fast Alles , was ich verlange, ſet ja vorhanden, und

„ Es ist noch nicht voll ein Vierteljahrhundert , seit " man auf einer wüsten Felseninsel den Mann in Ruhe ge= bannt , dessen Ehrgeiz nach der Herrschaft über die alte Europa verlangt, und dessen Größe als Feldherr und Staatsmann fie fast ihm in die Hände gegeben hatte. Die ganze ältere Generation unter uns Soldaten war, theilnehmend oder zuschauend , Zeuge eines Krieges , der länger als zwei Jahrzehnte währte. Alle Völker Europas erschienen nach und nach auf dem Kampfplate , bis end= lich der Verein aller Kräfte den Riesen niederwarf. Und doch scheint es fast, als hätte man schon jezt in den Hee ren an den ewigen Frieden glauben gelernt. Was der geniale Heinrich von Berenhorst zu Ende des vorigen Jahrhunderts über die Entartungen des militärischen Le bens schrieb, zu welchen die gefährliche Friedensruhe mit ihrem inhaltlosem Formenthum hinführt, das gilt faſt ungemindert für die jeßige Zeit ; es ist wieder wahr und wirklich geworden , obschon man hätte glauben sollen, daß die kräftige Action der Kriegswetter die Miasmen für immer verweht habe, welche das ſtehende Gewässer des friedlichen Kriegerlebens erzeugt hatte. Das noch nicht einmal vollendete Viertel eines Jahrhunderts hat hinge= reicht , den Rückfall geschehen zu lassen. " Glaubst Du , lieber Leser, daß ich damit zu viel ſage? Ich will nur einen Punct hervorheben , den wichtigsten vielleicht , die Erziehung des Soldaten für die Uebung seiner Berufspflicht. Ist diese so , daß Alles , was ge= schieht, die Steigerung der kriegerischen Tüchtigkeit zum Ziele hat, daß alle Kräfte in lebendiger Thätigkeit diesem Ziele zustreben ? Wir üben Formen , aber der Geist bleibt unerzogen. Damit bezeichne ich erschöpfend das , was

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285 jest wieder geschieht , wie es zu Berenhorst's Zeiten zu geschehen pflegte. Unsere Erziehung ist ein Einlernen. Gehe hin auf den Uebungsplay , in die Kaserne, sehe selbst, prüfe mit eigenen Augen und gestehe mir zu , daß ich Recht habe. Wir haben die Abrichtung ererbt und pflegen das Erbe , statt daß wir Alle mit allen Kräften dagegen uns stemmen sollten. Was die Mechanik vom Bebarrungsvermögen lehrt , das gilt auch hier, nur daß da der alte Name der vis inertiae mehr am Plaze ist. Die alte Drillkunst ist wieder in ihr Recht eingesezt. Gegen unsere eigene bessere Ueberzeugung haben wir Jahrzehnte schon gedrillt, weil die Gewohnheit des militärischen Le= bens es eben so mit sich brachte, und noch treiben wir es so , obschon wir dessen gewiß sind , daß damit sich keines der Resultate erlangen läßt, welche allein das Ziel einer tüchtigen taktischen Erziehung der Truppe sein können. Das Beharrungsvermögen, mit Recht sonst das Gefeß der Trägheit genannt, ist eine Macht , die nur durch den höchsten Ernst der Berufsthätigkeit, nur durch Aufbieten aller Kräfte überwunden werden kann. Wir sehen Ein zelne im vergeblichen Kampfe gegen die Herrschaft des alten Systems sich abmühen , wir sehen die vortrefflichsten Anordnungen oberer Befehlshaber und Behörden das Ziel verfehlen , weil in der Ausführung die vis inertiae ihnen entgegenwirkt." „Gehe hin auf den Uebungsplaß. Die erste Waffen schule des fungen Soldaten beschränkt sich auf Abrichtung, auf mechanisches Eindressiren der Formen , ohne Berufung auf die eigene innere Thätigkeit des Mannes , ohne das Ziel einer wahrhaft soldatischen Erziehung , die auf Ver ständniß und bewußtes Einfügen in die Form hinstrebt. Man treibt mit liebevoller Sorgfalt vorzugsweise nur eben die Dinge, die in dem Ernste kriegerischen Lebens wenig oder keine Anwendung finden ; das wahrhaft Praktische ist fast nur als seltene Ausnahme Gegenstand der Uebung. Sehe die Uebung in aufgelöster Gefechtsform , die Sorg falt, mit welcher meist die blanke, undurchschnittene Ebene als Uebungsplaß gesucht wird , das Ungeschick , womit sich darum der plänkelnde Trupp in durchschnittenem oder be decktem Gelände bewegt , und schon Das wird Dir genug sein , mir Recht zu geben. In geschlossener Ordnung wird stramm erercirt, Stunden lang, fast immer aber nur in den Formen einer längst zu Grabe getragenen Linear = (Lineal!?) und Maffentaktik, an deren praktische Anwend= barkeit in der Ausdehnung , wie sie bestand und darum den älteren Uebungsvorschriften zu Grunde liegt, bei heu tigem Stande des Waffenwesens kein Mensch mehr glaubt. Das harmonische Zusammenwirken der mit sorgfältiger Terrainbenugung aufgestellten Theile des Truppenkörpers, das stete Sichanschmiegen an die wechselnden Eigenthüm lichkeiten des Geländes , das selbstständige Handeln des unteren Führers einer ihm angedeuteten Idee , das sind wahrlich keine bevorzugten Gegenstände der Uebung, und alle dahin zielenden höheren Anordnungen finden für die Ausführung nicht die verstehende Bereitwilligkeit, deren fie bedürfen, um in's Waffenleben überzugehen , und sie finden sie nur darum nicht , weil die am Alten flebende vis inertiae ihnen entgegenwirkt, so thätig und bereitwillig auch sonst die Neuerungssucht in nur äußeren Dingen sich zeigen mag."

286 Gehe vom Uebungsplaß in die Kaserne, zu dem Un terricht , der den jüngeren Soldaten erst wahrhaft für ſei= nen Beruf erziehen , ihn die kriegerischen Tugenden lehren und der Thätigkeit seiner geistigen und sittlichen Kräfte die Richtung geben soll , daß er diese Tugenden übe, nicht aus bloßer Unterordnung unter den Zwang , son Du findest da dern aus innerer sittlicher Nöthigung. den Katechismus in fast unbestrittener Alleinherrschaft, und kein Wunder ist es darum , wenn es schlimm steht den Unterricht_des_Soldaten , der wichtiger noch ist als die eigentliche Waffenschule. Es gibt je nach den einwir= kenden Persönlichkeiten ehrenvolle Ausnahmen , das gestehe ich zu , und ich freue mich, daß ich es zugestehen kann. Aber vorherrschend ist auch in diesem Unterricht dem Grundsaße nach dieselbe Drillkunst , welche auf dem Ue= bungsplaße spielt. Der Soldat wird nicht etwa durch Fragen und Antworten , welche sich logisch an einander reihen , allmälig zum Verständniß hingeführt, sondern er lernt zu der bestimmten Frage die bestimmte Antwort, und das Ziel scheint erreicht , wenn die Antwort auf jede Frage wie von einem aufgezogenen Uhrwerke richtig abgeschnarrt wird. Von einem klaren Verständniß, von geistiger Selbst thätigkeit , von Denken des Lernenden ist nicht die Rede, und die Lehrweise strebt nicht einmal dahin , weil die niedergeschriebene Frage dem Lehrer eben so wie die nieder geschriebenen und auswendig gelernten Antworten_dem Lernenden alles lästige Denken ja leichtlich ersparen kann. Das Wort „ auswendig ", das ich eben gebrauchen mußte , charakterisirt die ganze Methode , wenn man anders bei einem solchen Verfahren von Methode reden kann. Es bleibt buchstäblich alles am Soldaten auswendig ; der innere Mensch in ihm bleibt unberührt von der umgestal tenden und erziehenden Einwirkung , welche ein gesundes, von wahrem Berufsdrange genährtes Heerleben auf ihn sonst üben müßte. Der Soldat kehrt in das bürgerliche Leben zurück , wie er von da gekommen , und war er in seiner kurzen Dienstzeit nicht eben als schlechter Soldat ausgezeichnet , so hatte die militärische Erziehung , die er empfangen , die wenigste Schuld_davon.“ (Fortseßung folgt.)

Literatur. 1) Die Berliner Märztage. Vom militärischen Standpuncte aus geschildert. Zweite Auflage. Mit einem Plane. 8. Berlin 1850. Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn. (VI und 122 S.) 2) Bemerkungen des Grafen Arnim - Boyzen = burg zu der Schrift: " Die Berliner März = tage vom militärischen Ständpuncte aus geschildert." 8. Berlin, im October 1850. Verlag der Decker'= schen Geheimen Oberhofbuchdruckeret. ~ (59 und 1 unpag. S.) Es ist bekannt , daß die Ereignisse der „Berliner Märztage" längere Zeit hindurch nur nach dem sonder=

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baren und in vielen Beziehungen traurigen Ausgange beurtheilt wurden , welchen dieselben, wie man fast noch heute sagen darf, unbegreiflicher Weise genommen hatten, und es läßt sich die Sache nur dadurch erklären , daß vielfache Rücksichten es nicht früher erlaubten , den frechen Verunglimpfungen der Truppen und den mannichfachen Entstellungen der Wahrheit , welche sich die Presse der Jahre 1848 und 1849 ungescheut erlauben durfte, eine

Königsbrücke zum Brandenburger Thore und von der Spree bis zur Leipziger Straße befanden und außerdem noch einige vorgeschobene Puncte inne hatten. Wenn unter folchen Umständen , nachdem der Sieg factisch in den Händen der Truppen war, dessen unge= achtet am 19. der Rückzug derselben und deren endlicher Ausmarsch theilweise unter dem Wuth- und Hohngeschret eines rasenden Pöbels stattfand , so ist es allerdings keine

angemessene, umfängliche Widerlegung zu Theil werden zu lassen. Denn wenn auch hie und da schon vorher ein zelne Stimmen sich vernehmen ließen , so waren solche Mittheilungen doch nur mehr episodischer Natur und erst die vorstehende sub 1 genannte Brochüre gibt uns Gelegen heit, nicht nur die Ereignisse jener Lage in umfassender Weise und nach dem währen Sachverhalt kennen zu ler nen, sondern gestattet uns auch einen tieferen Blick in die Triebfedern , welche damals in Bewegung gesezt wurden. Nichtsdestoweniger bleibt noch Manches zu wünschen übrig und nur der, welcher zwischen den Zeilen zu lesen versteht, wird im Stande sein , nunmehr so klar in der Sache zu sehen, als es überhaupt möglich ist. Uns scheint aus Allem nur das bis zur Evidenz hervorzugehen, daß ein unter den damaligen Umständen leicht begreifliches und verzeihliches Verkennen der Sachlage und Zeitverhältnisse, theilweise Schwäche bei großem Einfluß, vor Allem aber die aus fehlerhaft bestimmten Competenzverhältnissen der bürgerlichen und militärischen Gewalten nothwendig ent springenden halben Maßregeln , sowie die unzeitige und bei mangelnder Sachkenntniß auch unverständige Ein mischung der ersteren in die Befugnisse der lezteren die vornehmsten Ursachen waren , daß der Muth und die Tapferkeit, die Ausdauer und Hingebung der Truppen zulest so schlechte Früchte trugen und auf den taktisch unzweifelhaften Sieg derselben eine totale Niederlage der Staatsgewalten erfolgte. In Betracht dieser Umstände und bei dem Dunkel , in welches noch Manches gehüllt ist , würde eine Kritik der höheren militärischen Anordnungen auch nur unter großen Beschränkungen zulässig sein, da weder das Obercommando noch die Unterbefehlshaber für Maßregeln verantwortlich gemacht werden können , die ihnen entweder aufgedrungen oder ohne ihr Wissen getroffen wurden und so die eigenen besseren Anordnungen in bedauerlicher Weise durchkreuzten und ihre Wirkung lähmten oder vereitelten. Rechnet man noch hinzu , daß man von Seiten der Regierung nicht so vorbereitet war, wie es die Sicherheit und die Würde der Staatsgewalten erheischte , daß man sich gewissermaßen überraschen ließ, so ist es begreiflich, daß die in den ver schiedenen Theilen der weitläufigen Stadt zerstreuten Trup pen nach dem plöglichen Ausbruch der Revolte nur mit großen Schwierigkeiten in ein bestimmtes System der Ver theidigung gebracht werden konnten und man nicht selten, wie man zu sagen pflegt , von Hand zu Mund leben mußte. It es daher auch nicht zu verwundern , so muß man es wenigstens bewundern , daß die braven Truppen trotz aller ihnen von Freund und Feind bereiteten Hemm nisse sich noch am Abend des 18. und noch am Morgen des 19. so ziemlich im Befiße des Stadttheils von der

Kleinigkeit, die Verantwortlichkeit einer Maßregel zu über nehmen , von deren Vernünftigkeit man nur eben sagen kann , daß sie unter die unerforschlichen , räthselhaften Mittel gehört , wodurch die Vorsehung von Zeit zu Zeit die Geschicke der Völker lenkt. Insofern halten wir es auch für ein unfruchtbares Bemühen , noch nachträglich Gerechtigkeit an Personen zu üben , nachdem man bereits thatsächlich das System verurtheilt hat, welches jenen unseligen Verirrungen zu Grunde lag. Was und wie auch in jener Periode gefehlt und gesündigt wurde, wir halten es, soweit es Personen betrifft , für angemessen und billig , den Schleier der Vergessenheit darüber zu werfen, und es ist eben so thöricht, den Staatsmännern jener Tage Dinge vorzuwerfen , welche hundert Andere nicht besser gemacht haben würden , als wir es für überflüssig erachten , sich dieserhalb vertheidigen zu wollen. Wir ver mögen daher in diesem Betrachte den „ Bemerkungen 2c." kein weiteres Gewicht beizulegen , als daß sie nur dazu dienen, uns in unseren oben ausgesprochenen Ansichten zu bestärken. Wir haben keine Ursache, an dem redlichsten Willen des Verfaſſers auch nur im Entferntesten zu zwei feln , aber wir erlauben uns , unser Bedauern auszudrücken, wenn derselbe, wie man fast zu unterstellen geneigt ist, auch heute noch nicht zu der Ueberzeugung gelangt sein sollte, daß mit der bewaffneten Revolte keine Unterhand lungen zulässig und die einzige Antwort auf ihre Forde rungen der Belagerungszustand mit allen seinen Conse= quenzen set. Indessen dürfte die Lectüre dieser „Bemer kungen" immerhin zu empfehlen sein , da sie nicht unwich tige Aufschlüsse gibt, dabei einige Fragen stellt, die hof fentlich nicht unbeantwortet bleiben , und endlich in vielen Beziehungen Dasjenige bestätigt , ergänzt oder berichtigt, was uns in den Berliner Märztagen" mitgetheilt wird. Von diesen ist , wie oben zu ersehen , bereits die zweite Auflage erschienen und enthält dieselbe außer den Vorreden und dem unverändert beibehaltenen Hauptterte noch einige durch das Erscheinen der ersten Auflage veranlaßte Necla mationen, mationen , eine amtliche Verlustliste der Truppen , ein Sach- und Namenregister und einen Plan von Berlin und dessen nächster Umgebung. Da diese Brochure durch ihren geringen Preis Jedermann leicht zugänglich ist, só unterlassen wir es um so lieber , einen Auszug davon mitzutheilen , als dieß ohne Beigabe eines Plans und bet der kernigen Gedrängtheit der Darstellung mit nicht ge= ringen Schwierigkeiten verknüpft sein dürfte. Beide Schrif ten bewegen fich übrigens , wie nicht anders zu erwarten, in würdiger Sprache und Haltung und ist insbesondere von den #Berliner Märztagen" zu bemerken , daß der Verfasser militärische Kürze mit klarer und erschöpfender Behandlung in eine glückliche Verbindung gebracht hat.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine Militár -Zeitung. bohrte . Heberdieß iſt die Waffe leicht; fie wiegt weniger Preußen . als Drdonnanzgewehr. — In Baſelland wünſcht man , Erfurt , 22. März. Nach einer Mittheilung der daß ein dieſelbe ſo ſchnell als möglich bei den eidgenöſſiſchen „Grfurter Zeitung“ vom geſtrigen Tage werden jeßt in allgemein eingeführt werde. (Fr. Ztg.) einer preußiſchen Zündnadelgewehrfabrik auch Zünd - Scharficüßen nadelgeſdige verfertigt. Die Wirkung einer ſolchen Däne m ar k . Batterie würde furchtbar und die Tragweite ſehr bedeutend ſein . Kopenhagen , 20. März. Der officielle Bericht (D.P.A.Ztg.) über die S dlacht bei goftedt iſt jeßt herauegekoma

Oeſterreichiſche (Nonarchie.

men. Er iſt 48 Seiten ſtark und von einer Liſte über

Wien , 2. März. Die fünfte lieferung der vom k. f. militär - geographiſchen Inſtitute angefertigten topo graphiſchen Karten von Mittelitalieniſt erſchienen . Dieſes Prachtwerk , deſſen Projection auf aſtronos miſch - trigonometriſchen Meſſungen baſirt, denen die Reduction der Kataſtermappen zum Grunde gelegt worden, iſt mit größtem Fleiß gearbeitet, beſteht aus 49 großen Blättern und dürfte derzeit die richtigſte Karte Italiens

die damalige Stärke der däniſchen Armee (beinahe 38,000 Mann mit 96 Geſchüßen) , ſowie einer Angabe des Ver luſtes begleitet ; beigegeben iſt eine Ueberſichtskarte von der Gegend zwiſchen Flensburg und Schleswig. Der Preis der Brochüre iſt 3 Mart Reichobant ( 12 Sgr.). Die Verwaltung des Invalidenfonds, von welcher dieſer Be richt mit Erlaubniß des Kriegsminiſters ausgegeben wurde, hat auch noch eine ſpecielle Rarte über das Schlachta

fein ; fie enthält ganz Toskana , den Kirchenſtaat nebſt

feld in a odvö der natürlichen Größe veröffentlicht. Dieſe

Theilen der angränzenden Länder, und iſt als eine Fort-

Karte foſtet 1 Rothir, 4 Mart (11 Thlr. preuß.) ( Pr. Ztg.)

ſeßung der großen topographiſden Karten des lombar

dijch -venetianiſchen Königreichs zu betrachten.

Sch wei 3.

Briefe an einen Kameraden .

Gin bajellandſchaftliches Blatt berichtet von einer in= tereſſanten Probe mit dem von dem Oberſtlieute nant Wurſtenberger zu Bern vervollkommneten

von einem ſürdeutid en Offizier.

Stußer. Die Probe fand in Lieſtal ſtatt mit einem von dem Zeugwart Brüderlin in Lieſtal nach eidgenöſſiſcher Vor

Siebenter Brief. ( Fortſegung.)

ſchrift verfertigten Eremplar. Es war eine 8 Quadratfuß

„ Was ich da fage, iſt eine ichmerzliche Wahrheit.

große Scheibe aufgeſtellt mit einem 2 Fuß großen ſchwarzen Mittelpunkt. Auf dieſe ward mit der eidg. vorgeſchriebe-

immerhin aber eine Wahrheit , die wenigſtens ich mir nicht wegläugnen fann . Si vis pacem , para bellum ,

nen Quantität Pulver geſchoſſen, ohne daß die Ladung lehrt uns der alte Nömer, und die Geſchichte bekräftigt bei weiterer Entfernung verſtärft wurde ,, und zwar auf

uns die Wahrheit dieſes Kernſprucho. Aber zum Gerüſtet

Diſtanzen von 200, 400, 600,800, 1000 und 1200 Scrit= ſein für den Krieg genügt es nicht, daß man die leben

ten (à 24 Fuß), fogar auf eine genau abgemeſſene Ent: digen und todten Kriegsmittel nur bereit halte für den fernung von 3100 Schrz. Fuß wurde geſdoſſen und dieß mit ſolcher Sicherheit,, daß von 40 Schiffen 8 die Scheibe trafen , woyon , etliche im Schwarzen . Ebenſo ausgezeich , net wie die Trefffähigkeit, erwies ſichauch die Schußiraft, indem eine der Kugeln bei einer Entfernung von 1200 Schritten in eine hölzerne Stüße von 3 Zoll Diđe , an welcher die Scheibe befeſtigt war, einſchlug undfie durch

möglichen Kriegsfall, ſondern es muß das Seer als Gan-= zes in höchſtmöglicher Leiſtungsfähigkeit für den Krieg bereit ſtehen . Das erlangen wir nur dann , wenn jeder im Beere die Elemente , von deren Zuſammenwirken die

kriegeriſche Leiſtung abhängt, alſo die körperlichen, geiſtigen und fittlichen Kräfte in fich ſelbſt und in denen , welche ſeiner dienſtlichen Sorge vertraut ſind, zum höchſten Maße

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ihrer Thätigkeit für den Kriegszweck zu steigern sucht. der Commandeure und erhielt die der Reihe nach wohl Wir dürfen uns nicht bescheiden , die Formen der Berufs eingelernten Antworten. Er hätte nun nach der herkömm = übung zu lernen und zu lehren , und dann auf die Be lichen Ordnung weiter nach dem Namen des Brigadiers geisterung zu hoffen , durch welche der Aufruf zum Kriege zu fragen gehabt. Aber er beging die kleine Malice, uns die Kraft geben wird , den oft schweren Anforderungen außer der Reihe nach dem Erfinder des Schießpulvers zu der Pflicht zu genügen. Wir dürfen nicht auf Kräfte fragen , und er hatte die Genugthuung, daß ihm darauf zählen , die möglicherweise ihre Wirkung versagen , die mit der Name des Brigadiers genannt wurde, und er berich= Sicherheit zu leiten wir nie im Stande find, sondern wir tigend erläutern konnte, der Herr General habe das müssen unablässig an der kriegerischen Erziehung unserer Pulver nicht erfunden und auch nicht erfinden können, da Untergebenen und unserer selbst thätig sein, damit wir ihm schon vor gar lange ein Mönch damit zuvorgekom= men sei. " auf ein gewiffes Resultat kriegerischer Leistung rechnen können. *) Eine Erziehung aber, die nur " aus wen= „Diese Geschichten sind vor vielen Jahren paſſirt; drum dig ", nicht auf den inneren Menschen wirkt , ist keine kann ich sie hier nennen. Aber Aehnliches geschah viel Erziehung mehr , sondern eine Schablone, nach welcher fach, und heute noch kommen solche Dinge vor und müssen vorkommen , wo der Unterricht denkträg und dürre nach mit nur vorübergehender Wirkung der Einzelne zurecht Fragen und Antworten ertheilt wird , die gelernt, aber gestugt wird. Plus on est instruit , mieux on obéit. Das nicht verstanden werden. Die alberne oder verkehrte Ant= ist ein gutes altfranzöſiſches Sprichwort , in dem für uns wort ist die Frucht verkehrter, geistloser Unterrichtsweise, Soldaten eine reiche Lehre liegt. Der Formelkram , das verständnißlose, mechanische Lernen im Unterricht gibt dem mit der man wohl den Staar nothdürftig sprechen lehren, Soldaten nichts von allem dem , was doch eigentlich er= nicht aber Menschen erziehen kann. Eine Unterrichtsweise, zweckt werden soll , kein klares Erkennen seiner militärischen welche solche Früchte trägt, ist nicht nur eine nußlose Vergeu= Pflichten , keine innere sittliche Erhebung. Wohl aber dung von Zeit und Kräften , sondern geradezu verderblich, führt die Denkträgheit , welche den Unterricht vorherrschend weil sie den Soldaten gar nicht oder in die Frre leitet. kennzeichnet, mitunter dahin , daß ernste Dinge durch ver Geschichten vollends , wie ich sie beispielsweise hier erzählt, kehrte Antworten lächerlich , daß Rücksichten der Disciplin gefährden die Disciplin , weil das Ohr des Untergebenen gröblich verlegt werden. Ich bin kein Freund von anek für derlei Dinge leider allezeit geöffnet ist und die Me disance sie nur allzu bereitwillig weiter trägt. Gerade in dotenhaften Anführungen , aber ich bedarf deren hier als Beweisstücke, und ich nehme sie aus verbürgter Erfah dem Unterricht des Soldaten gilt es , daß der Vorgesezte rung." selbstschöpferisch in dem vorgezeichneten Dienstkreise sich " Ein Musketier antwortete auf die Frage nach dem bewege, es gilt da, daß wir nach eigener Erkenntniß Namen seines Divisionsgenerals im Lone des Katechu eigene Wege gehen , ne sequamur antecedentium gregem , menen, der seine Fragen und Antworten wohl auswendig pergentes non quo eundum est , sed quo itur , wie Se neca schlagend ſich ausdrückt." gelernt hat : „Seine Ercellenz der Generallieutenant N., Commandant von X. , Divisionär und Großkreuz der Jn = "Ich will für die Form des Soldatenunterrichts kein fanterie." Die Geschichte hat damals ihre Runde gemacht ermüdendes Vorlesen aus Reglement oder Leitfaden , keine und die subalterne Medisance hatte ihre Freude daran, langgesponnenen Sermone, sondern einen stets lebendigen statt daß sie durch diese eine Thatsache von vielen auf die Verkehr zwischen Lehrer und Lernenden mittelst Frage und verderbliche Gedankenlosigkeit eines Unterrichtsverfahrens Antwort , der auf beiden Seiten alle Kräfte thätig macht fich hätte aufmerksam machen lassen , an dessen Zeit und und dem Gegenstand des Unterrichts zuwendet. Das allein ――― kann den Unterricht fruchtbar machen. Aber alles Lehren Kraft vergeudender Pflege sie selbst mit Schuld trug. Einem Reiter wurde der Name eines hohen Generaloffi und Lernen nach dem Katechismus , nach aufgeschriebenen ziers genannt, und er gefragt , was der sei. Die Ant oder gedruckten Fragen und Antworten taugt nicht, führt wort ließ auf sich warten , bis ein Kamerad zuflüsterte: zur geistigen Trägheit, zum mechanischen Auswendiglernen, „Der Nächst' beim König ", und der Gefragte dann mit zur Herrschaft der vis inertiae , die wir gerade bei der Ber hirnlosen Antwort herausplagte : „Der Ecksteinkönig." hohen Aufgabe des Heerlebens so sehr zu fürchten haben. -Ein Brigadegeneral wohnte einer Unterrichtsprüfung Und , leider ist es wahr, der Katechismus herrscht bei bei. Der Prüfende fragte von unten auf nach den Namen uns , wenn nicht allerwärts , dann doch mehr als genug für verderbliche Wirkung , und als Beweis für diese ver= *) Indem ich diesen älteren Aufſaß Ihnen zusende , erinnere ich derbliche Wirkung genügt mir schon das , daß auch der mich einer Stelle aus einer mehrere Jahre nachher erschienenen Instinct des Soldaten ihn die Zweckwidrigkeit des Ver-: Schrift des Marschall Bugeaud , die ich mir nicht versagen fahrens erkennen läßt , und daß der vulgäre Wiß durch kann , hierher zu seßen. Sie lautet : „L'enthousiasme est allerlet Spottnamen (Leierfaden für den hebräischen Unter une passion fugitive ; il resiste rarement aux longues fatigues, aux privations , aux grandes intempéries. L'honneur du richt u. dgl. ) dafür sich zu rächen weiß." „Gehe aus der Kasernenstube in das Lehrzimmer , wo drapeau , la discipline , la fermeté, le sang-froid , la fra ternité régimentaire , le patriotisme - vraisont des qualités die Unteroffiziere Unterricht empfangen , die zunächst doch die Soldaten uns sollen bilden und erziehen helfen. Hier. plus solides. On peut tirer un heureux parti de l'enthou siasme dans les grandes circonstances , mais il ne faut le müßte denn doch in noch erhöhtem Maße die Lehrweise reveiller qu'un moment critique." Und eben diese qualités sich thätig und wirksam zeigen , von der allein wir bet plus solides im Soldaten lebendig zu machen und zu kräf der Erziehung des Soldaten uns Erfolg versprechen kön= tigen, das gerade ist es, was die hohe Aufgabe der mili A. d. E. nen. Höre eine Prüfung mit an bei irgend einem beson=: tärischen Erziehung bildet.

293 neren Anlaß , etwa bei Anwesenheit eines Inspicirenden. Schlag auf Schlag folgt der Frage die Antwort , wie dem Commando die Bewegung. Der Katechismus hat das Wunder gethan, aber damit es gelingen konnte, war ein Aufwand an Zeit und Kräften nöthig , der bei anderer Lehrweise , bei einem auf geistige Selbstthätigkeit der Ler nenden gerichteten Wirken des Lehrers wesentlich höhere und fruchtbarere Resultate hätte erlangen müſſen , als das geistige Drillen je sie erlangen kann." „ Gehe weiter noch , gehe in den Hörsaal der militä rischen Hochschule. Wohl findest Du da vielfach eine freie geistige Thätigkeit , eine echt wissenschaftliche Behand lung der Lehrstoffe. Aber auch die wiſſenſchaftliche Drill kunst findest Du vertreten , die dogmatische Behandlung, die an den Schüler verlangt, nicht daß er die Lehre in sich aufnehme und selbstthätig verarbeite , fie sich zum selbsterworbenen Eigenthum mache, sondern daß er an das Wort des Lehrers glaube , dieſes und nur dieses sich einpräge, wie weiland die Pythagoräer in dem Worte des Meineis ihr Genügen fanden, und mit dem siegreichen avtós equ allen Zweifel abschnitten. Ich habe Lehrer gekannt und kenne noch solche, die von Seiten des Schü lers nach Stoff und Form nur dem Geltung zugestehen, was sie selbst gelehrt , die keine Antwort anders gestatten, als wie sie vorgetragen , keinen Beweis eines mathemati= schen Sages als den, welchen sie selbst an die Tafel ge schrieben. Alles Andere, zeuge es auch vom höchsten

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daß ich ungerecht urtheile über Männer, die ich zu achten Ursache habe. Und dennoch sage ich, es liegt an uns Offizieren und nur an uns , daß es ſo iſt. Die Dienst vorschriften stellen uns die Aufgabe, aber die Mittel zur Lösung können sie nicht alle angeben , und uns liegt ob, diese Mittel zu suchen und selbstthätig Gebrauch davon zu machen. Wir müssen in uns selbst die Kraft suchen und finden, dem unberechtigten Herkommen , das nur durch das Trägheitsgesez stark ist, zu widerstreben , die inhalt= lose Form abzuwerfen , damit das Heerleben in allen sei nen Richtungen mit energischer Entfaltung aller ihm inne^ wohnenden Kräfte frisch sich entwickeln könne. " "Ich sage es gerade heraus , es ist in dem Gesammt= leben von uns Offizieren nicht der eigene Berufstrieb, die von höherem Pflichtgefühle bewegte Thätigkeit lebendig, wie der erhöhte Standpunct, von welchem aus wir die Aufgaben unseres dienstlichen Wirkens uns selbst zumessen müssen, es verlangen läßt. Es ist wahr , leider nur zu wahr, daß wir Offiziere in überwiegender Mehrzahl das nicht sind und nicht leisten , was wir könnten und sollten. Das Leben innerhalb der Offiziercorps ist nicht, wie es sein sollte, der Ausdruck eines vereinten Strebens, welches die höchste Steigerung der Leistungsfähigkeit und jener der Truppe zum Ziele hat. Wir sehen die gerade vorgeschriebenen Dienste und diese oft dürftig genug ab leisten, darüber hinaus aber bei Vielen wenig, bet noch -Mehreren nichts. — Glaube nicht, daß ich einen so sehr wissenschaftlichen Ernste des Schülers , ist ihnen eitel Tand schweren Vorwurf darin sehe , wenn Offiziere ſeit Erlan und nuglose Zeitverschwendung. Diese Richtung ist so gar gung des ersten Patents allen fachwissenschaftlichen Stu selten nicht auf den militärischen Hochschulen. Hat man dien feierlich Valet gesagt haben , obschon ein solcher aller doch auf einer derselben seiner Zeit Xylander's Lehrbuch dings mit vollem Rechte diejenigen treffen müßte , welche der Taktik fein säuberlich in Frage und Antwort gebracht Kraft und Fähigkeit, nur nicht den Willen dafür besigen, denen das dolce far niente ihres außerdienstlichen Lebens und so zum Katechismus ad usum delphini appretirt den Schülern in Hände gegeben ! " lieber ist als die Beschäftigung mit ernster Wissenschaft. „Ich habe mich derb gegen das Drillen und Katechismus Es liegt aber einmal nicht in der Eigenthümlichkeit und unwesen ausgesprochen , und Du , lieber Leser , wirst , wie dem Bildungsgange eines Jeden , daß er sich am Arbeits ich vertraue, nicht glauben , daß ich damit gegen Wind pulte wohl fühle. Es gibt praktische Naturen , die sich mühlen gefochten habe. Wir Offiziere alle sind keine da nimmer gedulden können , und die durch glückliche Be Solates'e, daß wir von einem festen Ausgangspuncte un gabung , sicheren Blick , praktiſches Geſchick so viel und sere Schüler auf dem Pfade einer vielverschlungenen Ge mehr zu leisten vermögen , als andere , deren dienstliches dankenfolge zu jedem gewollten Endresultate hinleiten Wirken Ausfluß der ernstesten , auf den Beruf gerichteten . könnten. Ich weiß das und finde es natürlich , daß es geistigen und sittlichen Thätigkeit ist. Die Kriegergeschichte so ist. Aber wir müssen den Willen haben , unser Höch gibt uns reiche Belege dafür. “ ſtes zu leisten , und därum ſelbſtprüfend nach den Mitteln „Doch ich will ja den Offizier gar nicht an den Ar= greifen , durch welche wir dahin gelangen , durch welche beitspult verweisen. Unser Beruf ist praktischer Art; er wir zumal Diejenigen , welche unserer Pflichtthätigkeit ver verlangt die Fähigkeit rascher Auffassung , raschen Ent traut sind, wahrhaft soldatisch erziehen können. Abrich schlusses , rascher, nie zaudernder That. Alles Studium, tung und mechanisches Einlernen aber sind keine Erzie das in seinen Einwirkungen auf den inneren Menschen hungsmittel, durch welche bleibende , auf sicherem Grunde die geistige Frische trübte , die Energie des Charakters ruhende Resultate sich erlangen lassen; wir müssen auf den lähmte , wäre Verderb für die eigene Berufstüchtigkeit. inneren Menschen bildend und erziehend wirken , wenn wir können denn aber unsere fachwissenschaftlichen Studien so eine wahrhaft fruchtbare Thätigkeit üben wollen. Es liegt 1 leicht zu einem solchen Verderbe führen ? Unsere Berufs in der Eigenthümlichkeit des militärischen Lebens , in der wissenschaft ist praktischer Art , wie unser Beruf selbst. Gewöhnung von Befehl und Gehorsam die Gefahr der Wer in lebendigen Darstellungen der Kriegsgeschichte die Abirrung zur mechanischen Dressur, zum Festleben in einem wirkenden Kräfte verfolgt , die im bewegten Kriegesleben Formenwesen, dem der innere Gehalt mangelt. Das nur Ruhm und Ehre haben gewinnen oder verlieren lassen, macht es begreiflich , wenn das Drillunwesen jest wieder wer an der Hand großer Meister die Grundsäge der großen ein Vierteljahrhundert hindurch sich erhalten und die ern= und kleinen Kriegführung , wer mit den lehrreichen Vor ften Mahnungen , welche die wiederholt drohende Kriegs gängen im Heerleben , wo es auch sei, sich bekannt zu er aussicht uns brachte, überdauern konnte. Glaube nicht, halten sucht, der kann an seiner Tüchtigkeit für praktiſche

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Berufsübung keinen Schaden nehmen. Und solche Be schäftigungen, zu denen der meist gering zugemessene Dienst reichliche Zeit läßt , sind ja minder noch fachwissenschaft liche Studien, als vielmehr fachwissenschaftliche Lectüre, die wahrlich doch besser ist als mand andere, oft höchst unglücklich gewählte Lieblingsbeschäftigung , wie man deren so vielfach beobachten kann." 7 „Ich wiederhole, ich verlange keine ſtrengen fachwissen fchaftlichen Studien , denn das ist Sache der Eigenthüm= lichkeit , und nicht Jeder taugt dazu. Jch fordere nur Sinn, Interesse, Achtung für die Wissenschaft des Berufes , dem wir angehören , und damit bin ich eben so unzweifelhaft im Rechte, als ich Recht damit habe, wenn ich sage, daß selbst diese in nur geringem Maße sich vorfinden. Es herrscht in der Ueberzahl unter uns eine Nichtachtung gegen Schrift und Druck , gegen Alles , was man unter den Sammelnamen ! Theorie" zu werfen pflegt , daß ich darin wahrlich kein Zeugniß für einen Berufetrieb er kennen kann, der über die Gränzen der eng vorgeschriebe nen Dienste hinausreicht. Selbst die militärischen Zeit schriften , die doch allein die Verbindung zwischen den Kameraden von nahe und fern vermitteln können , die alle Vorgänge im gesammten Heeresleben uns zuführen , finden in einer Weise seltene und flüchtige Leser , welche meine Behauptung nur bestätigen kann ." „ Das höhere Pflichtgefühl verlangt an Jeden, welches auch seine Eigenthümlichkeit sein möge, daß er der Auf gabe sich klar sei , welche sein Amt ihm stellt , daß er sich selbst nach den Mitteln frage , durch welche er sie lösen könne , daß er sein dienstliches Wirken nach seiner Ueber zeugung , nach festen Grundsägen regele. Wir sind be rufen , denen, welche uns anvertraut sind , sobald die Pflicht ruft, Führer zu sein und Jeder wird dann wohl seine Auf gabe als Ehrenmann zu lösen wiffen. Aber es genügt nicht , daß wir uns und unsere Kräfte für den künftigen Schlachttag nur aufsparen, wir müssen die Kräfte in uns, deren Wirken die künftige Kriegsleistung bedingt, durch Thätigkeit zu steigern , uns selbst für die künftige Uebung des Führerberufs tüchtiger zu machen suchen. Und zumal jezt , wo wir nicht schlagen , sind wir vor Allem die Lehrer und Erzieher der Soldaten, und es muß das Ziel unseres Strebens sein , die große Aufgabe wahrhaft soldatischer Erziehung durch Anwendung aller der Mittel zu lösen, die nur irgend dahin führen können. Für diese Aufgabe kann keine Dienſtvorschrift die Gränzen der Thätigkeit vor zeichnen , die Mittel erschöpfend nennen , daß wir glauben könnten, genug gethan zu haben, wenn nur die Vorschrift erfüllt ist. Hier ist die Scheidelinie, an welcher die Selbst thätigkeit beginnt, das volle Wirken der Persönlichkeit, aller geistigen und sittlichen Kräfte des Erziehers , wenn er anders eine Frucht sehen will. Hier gilt es , nicht zu drillen , sondern zu erzichen , nicht dem fargen Buchstaben der Vorschrift zu folgen , sondern die eigene vis inertiae zu überwinden, und durch volle, ganze Hingebung an die Lehrerpflicht für die künftige Bethätigung kriegerischer Tu gend der Truppe einen sicheren Grund zu legen. Wir müssen den inneren Menschen im Soldaten uns zu unter werfen ſtreben dadurch, daß wir durch unsere eigene nie

nachlassende Thätigkeit im Berufsleben , durch unser Bei spiel , durch die Strenge , womit wir die Berufspflichten an uns selbst erfüllen, vor Allem Achtung , Liebe und Ver trauen des Soldaten gewinnen , die allein unserm Wirken eine sichere Grundlage geben können. Der Soldat muß in unserm Vorgang, in unserer ganzen Hingebung an den Beruf die Mahnung sehen , was er selbst soll sein und leisten lernen. “ "So begreife ich die Aufgabe, welche uns gestellt ist, = und deren Lösung wir durch die freie Wahl unseres Be rufes auf uns genommen haben. Ich glaube nicht , daß Jemand mir werde sagen wollen , daß meine Auffassung irrig set. Eben so wenig aber glaube ich, daß ich Wider spruch finde, wenn ich sage, daß dennoch in der Mehrzahl von uns nicht der Wille thätig ist, welcher nach dem selbst

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gesteckten höchsten Ziele hinstrebt, welcher von der höchsten Auffassung der Berufspflicht ausgeht. Wir können uns und unser Wirken nicht mehr adeln , als wenn wir den höchsten Standpunkt ergreifen , von welchem unser Beruf sich ansehen läßt , und wenn wir von da die Aufgaben unseres Lebens im Berufe uns selbst zumessen. Es genügt aber nicht , daß man seinen Beruf als einen hohen , als den höchsten vielleicht , dem Menschenkräfte sich weihen können, ansehe, und behaglich dann in dem Bewußtsein sich wiege, einer großen Gemeinschaft anzugehören , welche berufen ist, die erhaltende Kraft des Staates nach außen und innen darzustellen , und dabei in ihrer auf die stets wechselnden Elemente gerichteten Erziehungsthätigkeit an der Pflege des geistigen und sittlichen Gesammtwohles zu arbeiten. Die höhere Auffassung allein ist ohne lebendige Wirkung und darum ohne Werth , sobald man von den nothwendigen Consequenzen zurücktritt, vor den Anforde= rungen an die eigene Thätigkeit, an das eigene Leben im und für den Beruf, sobald nicht das Bestreben da ist, diese höhere Auffassung in und an sich selbst zur That werden zu lassen. Ich thue nicht zu viel , wenn ich gradezu verneine, daß in der Mehrzahl von uns ein solches Bestreben sich thätig zeige. Es ist die Ehrenhaftigkeit da, die Fähigkeit freudiger Selbstopferung , wenn die Pflicht es einmal fordern sollte ; das läugnen zu wollen , daran denke ich nicht. Aber eben fordert unsere Pflicht ganz andere Dinge von uns . Wenn in dem Ernste wirklichen Kriegslebens der . höhere Anspruch an unsere Leistungen unsere Kräfte steigert, so muß dieß in der oft entsagungs vollen Zeit der Vorbereitung für den Krieg der höhere Standpunkt in uns bewirken, auf den wir uns selbst stellen. Nur dann können wir mit Regung all' unserer Kräfte, mit Bethätigung all' unseren Willens im Berufe leben. Dieser höhere Standpunkt eben oder doch das ernste Stre ben , ihn praktisch zu machen , mangelt so vielfach unter uns , und nur aus diesem Mangel erklärt es sich , wenn · ein halbes Menschenalter hindurch geistlos und un= fruchtbar gedrillt wurde, wenn die Drillkunst wie ein Pro teus überall und unter allen Gestalten auftrat, wenn das Leben der militärischen Körper nicht die von innerem Be rufstriebe genährte Frische zeigte und zeiget, welche allein die lebendige Thätigkeit wahrhaft höheren Pflichtgefühles (Schluß folgt.) beurkunden kann.“

7 Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 185 1 .

Ne 38.

E.

29. März

2. 05 250

te

sien

Pinsta ilsub 119 1578)

IN

Allgemeine Militár- Zeitung. Oeſterreichiſche Monarchie.

Briefe an einen Kameraden .

Wien , 5. März. In unſerer Armee find mehrere Uniformirungsänderungen eingeführt worden . An der Spiße des dießfälligen Befehls beißt es : ILDie im Jahre 1849 angeordnete Einführung eines beſonderen

Bon einem ſüddeutiden Offizier.

Marichalſtabes , ſtatt des ſpaniſchen Rohres der Feld marſdälle, hat auf ſich zu beruhen ." Die Genenalität

Siebenter Brief ( S dluß.)

behält im Weſentlichen ihre Uniformirung. Außer den bisher mit Tichakos verſehenen Fußtruppen bekommt auch

Es mögen Dir , lieber Leſer, in dem , was ich da

die Artillerie dieſe Kopfbededung. Die Bärenmaßen der ſage", die Farben ſtart erſcheinen ; auch mir erſcheinen fie Grenadiere verbleiben. Die Tidakos für Stabsoffiziere fo, aber nicht weniger wahr darum. Beſe, wie Berenhorſt der Infanterie (ſtatt des bisher aufgeſtülpten þutes ) wer und noch mandie ſeiner Zeitgenoſſen vor jeßt einem Men den durch drei, jene der Hauptleute durch zwei, der Ober- ſchenalter und das Leben innerhalb der Diffiziercorps ge und Unterlieutenante durch eine Borbe ausgezeichnet. Die ſchildert haben , und prüfe ſelbſt, ob wir nicht in Gefahr Grenadierſtabsoffiziere behalten den goldverbrämten , die find, den gleichen Gebrechen zu erliegen , welche damals

Subalternoffiziere ihren mit Seide eingefaßten þut. Die die friegeriſchen Kräfte im Heere mehr und mehr zerfreſſen ungariſche Infanterie hat, mit wenigen Abänderungen, hatten, daß nur der jähe Zuſammenſturz zur bitteren Er Waffenrode wie die dentiche ; die Dffiziere derſelben, ſowie jene der Gränzregimenter bekommen ſtatt der anliegenben

fenntniß von dem führen konnte , was allein dem Beere Noth thut , allein darin Geltung haben darf. Und wer

Beinkleider Pantalons zu tragen . Die Gränzregimenter trug die Schuld davon , daß es damals ſo war, wie wir

unterſcheiden ſich durch braune Waffenröde. Die Jäger es jest in der offenen Darſtellung Derer, die das Alles in allem Weſentlichen wie bis jeßt.

Eben ſo die deutſche

utterlebt haben , als warnendes Beiſpiel vor und ſehen ?

Cavalerte , außer daß nur-ſámmtliche Cheveaurlegers- Wohl trugen Diejenigen, die an der Gewalt waren, das .

regimenter' Waffenröcke vondunkelgrünem Suche erhalten. meiſte Theil davon. Es fehlte die belebende friſche, der Die Dichafos der Huſaren find von gradgrünem , weißem kräftige Anſtoß von oben . Der alte Soldatenſinn war in

Bei den ublanen verbleibt einem Formenthum untergegangen , das mit ſeinen Zöpfen und Knöpfen , mit Flittern und Drillfünſten ein markver Gendarmerte.

oder ſcharlachrothem Tuche.

die bisherige Adjuſtirung faſt ganz. Die Piđelhaube Bidelhaube fifi gurint nur bei der

derbendes Spiel trieb. Aber nicht oben allein lag die

Nach einer Mittheilung der „ Grazer Zeitung“ tft Shuld, ſondern Adle, hoch und nieder ſtehend, trugen ihr von Seiten des Kriegøminiſteriums die Befeſtigung des Theil davon, ebenſo wie wir nicht fataltſtiſch uns von Soloßberges bei Graz beſchloſſen worden. frankreich .

aller Schuld losſprechen und ſie nach oben (dieben dürfen , wenn wir unſer Wirken im Berufe unfruchtbar ſeben. Wer

mit ganzem Willen Das zu verwirklichen ſucht, was er einmal für ſeine Pflicht erkannt hat , der wird auch unter

Zu Anfang der Sißung der Nationalverſammlung am ungünſtigen Verhältniſſen wenigſtens doch einen theilweiſen 28. Februar legte der Kriegsminiſter General Nandon

Erfolg ſehen , weil es nur an ihm liegt, günſtigere Ver

auf dem Bureau einen Gefeßesentwurf nieder, wel- bältniſſe fich ſelbſt zu ſchaffen , Boden für die eigene Tha cher Beriđ tigungen und zuſäße zum Gefeßed - tigkeit zu gewinnen , Andere zu gleicher Thätigkeit anzu entwurf über die Cadre's der Activarmee ent- regen . Das geſchah nicht damals. Es fehlte nicht an

hålt. Die Nationalverſammlung überwies denſelben der Solchen , welche das Verderbliche der herrſchenden Richa Commiſſion zur Prüfung über die Organiſationsentwürfe tung erkannten. Aber ſie ſtemmten fich nicht dagegen, der Armee.

ſondern ſie verzichteten auf die Wirkſamkeit im Berufe, welche ihre Ueberzeugung fie fordern ließ , und gingen

299 gleiche Wege mit den Anderen , im tröstenden Glauben, daß der höhere Befehlshaber allein den Vorwurf dafür zu - tragen habe, wenn die Unteren eine Thätigkeit erfolglos sähen, der eben doch nur Wille und Kraft fehlte, um erfolgreich zu werden. So war der Dienst eine corvée, deren man sich nicht frühe genug entledigen konnte , und Genuß und Befriedigung fand man nur in dem , was das außerdienstliche Leben bieten konnte. Und dieses mit ſei= nem dolce far niente , *) mit seinem Jagen nach Vergnü gungen und Genüffen , denen aller ernste Gehalt abging, mit seiner junkerlichen Selbstüberhebung , mit seiner Zer rüttetheit in tausenderlei Beziehungen war wahrlich nicht so, daß nicht die Wurzel der kriegerischen Kräfte davon angefressen werden mußte. Die Geschichte hat gerichtet über jene Zeitz ein anderes Geschlecht hat durch glorreiche Erhebung aus tiefstem Falle, den die Våter verschuldet, deren Fehler gefühnt. **) An uns ist es, daß wir Aug' und Ohr für die Lehren der Geschichte öffnen , daß wir selbstprüfend unsere Wege suchen und willenskräftig sie gehen, um uns von der Anklage frei zu erhalten , welche mit so schwerem Gewichte das vergangene Geschlecht ge troffen hat." „ Und find wir frei von den Gebrechen , an welchen damals das Heerleben krank war ? Ist das Bestreben da, an sich selbst und an der Truppe das Höchste zu leisten, was die wahrhafte Vorbereitung zum Kriege fordert? Werden Genuß und Befriedigung mehr in der Erfüllung der Pflicht, in dem Arbeiten an der eigenen kriegerfschen Erziehung gesucht , oder bevorzugt in den mancherlet, oft wenig werthvollen Dingen , welche das Leben außerhalb des Berufes zu bieten im Stande ist? Ist der Wille thätig , den Anordnungen höherer Befehlshaber und Be hörden mit bereitwilligem Verständniß entgegenzukommen, - alle, selbst die scheinbar mechanischen Theile der Dienst erfüllung für sich und für die Befehligten lebendig zu machen, - die Ursache des etwaigen Nichterfolgs der eigenen Thätigkeit aber zuerst in der Art dieser Thätig keit selbst zu suchen , bevor man ihn einem lähmenden Einfluß von oben , einer verderblichen Wirkung der Dienst normen zur Last legt? Ist die wahre Disciplin unter uns , die vor Allem verlangt, daß wir an uns selbst und an unsere Thätigkeit den strengsten Maßstab anlegen, oder findet es sich nicht mehr als genug , daß die Persönlichkeit und das Wirken der Oberen mit unnachsichtlicher Strenge gemessen wird , indeß man für sich selbst nur Milde und Nachsicht übt und fordert? Ich will Dir, lieber Leser, diese Fragen nicht so beantworten , wie ich es könnte und möchte; Du selbst magst Dir die Antwort geben . Wohl ist es wahr, es fehlt auch jest wieder gar vielfach die belebende Frische, der kräftige Anstoß von oben. Das Formenthum ist in einer Weise wieder geltend geworden, welche dem wahren Soldatenfinne bitter widerstreben muß. Die Befehlsführung wird bureaukratisch gehandhabt , daß das Wirken der echt soldatischen Persönlichkeit darin Hemm

* Jeßt, 50 Jahre später , in Norddeutschland so bezeichnend A. d. E. Bummeln genannt. **) Man lese die neuefte Schrift des preußischen Oberften Höpf ner über die Jahre 1806 und 1807 , und man wird finden, wie richtig Berenhorft seine Zeit gezeichnet hat. A. d. E.

300 niffe genug findet. Aber sind die Gränzen , in welche wir so uns umschlossen finden , enge genug, um ein freudiges und fruchtbares Wirken uns unmöglich zu machen ? Liegt es nicht an Jedem von uns selbst, wenn er an sich und in feinem Dienstkreise das Höchste nicht leistet, was diese äußeren Dinge ihm möglich ließen , und wenn er selbst darauf verzichtet , mehr zu thun, als was der bloße Be fchl ihm abverlangt ? Die Dienstvorschriften_aller Staa= ten geben Jedem, wo er auch stehe , freies Feld für ge= sunde Thätigkeit , und ihre mangelhafte Handhabung von oben , wenn anders mehr als Vorurtheil sie so findet, kann nicht berechtigen, das eigene Wirken hinzugeben, welches eben in der Dienstnorm als Pflicht ausgesprochen ist. Wir Offiziere also , die wir zunächst für das Heer einzustehen haben , wir alle tragen die Schuld davon, wenn wir das nicht sind und nicht leisten , was der Heer= zweck an uns fordert. Wir alle tragen die Schuld; fei= ner ist davon ausgenommen. Gerade diejenigen aber, bei welchen Mangel dienstlicher Rührigkeit , Mangel ernster Bildungsbestrebungen_am seltensten sein sollte , weil die regsame Frische der Jugend ihnen die gesteigerte Thätig= feit leicht macht , weil die Zeit ernster berufswiſſenſchaft= licher Studien ihnen näher liegt , weil sie das Bedürfniß einer durch das Leben eist noch zu vollendenden eigenen Erziehung für den Beruf fühlen müssen, gerade die jüngere Generation von uns trifft dieser Vorwurf ganz vorzugsweise. Sehe die selbstgenügende Zufriedenheit mit dem eigenen Dienstleben , mit der ganzen eigenen Lebens richtung, sehe, wie Dienst, Uebung und Unterricht als corvée schnell beseitigt , wie die Ursache erfolglosen Wir kens fatalistisch außerhalb der eigenen Persönlichkeit gesucht wird , sehe den Mangel an Kenntniß im eigenen Dienste und an Willen, sie zu erwerben , höre das maßlose Ur theil über Personen und Dinge im Heere, beobachte das außerdienstliche Leben , die Leere , welche hinter der glatten Form oft nur dürftig sich zu bergen weiß , und Du wirst mir zugestehen , daß ich hart, aber wahr rede, so bereit ich dabei bin, die Thatsache manch' ehrenwerther Ausnahme mit Freuden anzuerkennen ." "Wir machen gerechten Anspruch auf öffentliche Ach tung und wir müssen ihn machen. Aber wir müſſen ſtrenge scheiden zwischen der Achtung , welche unserer corporativen Stellung gilt, und derjenigen , welche den Personen gezollt wird. So ernst wir als Glied des Heerkörpers Achtung zu fordern Recht und Pflicht haben , so kann und darf es uns nicht genug damit sein. Die persönliche Achtung ist nicht minder wichtig , und erst wenn diese uns Allen ge= zollt wird , erst dann genießt die Gesammtheit erst wahr= haft die achtungsvolle Anerkennung, welche sie bei der Größe der Heeresaufgabe in allen ihren Gliedern besigen soll . Die sichtbare Beschränkung auf ein Minimum der Pflichtthätigkeit, der hervortretende Mangel einer ernsten Lebensrichtung begründen aber keinen Anspruch auf die öffentliche Achtung, die uns und dem Heere zu gewinnen unsere Stellung an uns fordert." „Aber mehr noch , wir müssen auch bei strengster Selbst= prüfung , bei höchster eigener Anforderung uns selbst ach ten können. Die Selbstachtung aber will im Kampfe gegen die eigene vis inertiae errungen sein; sie ist die Frucht einer ernsten Bethätigung ernsten Willens. Sie

301.

302

ist nur dann eine vollberechtigte für uns , wenn unser Be= rufsleben wirklich von edleren , auf höherem Standpuncte ergriffenen Strebungen geleitet ist. Und sind wir da, dann haben Drillen und dürres Katechismuswesen ihr Ende, dann erziehen wir uns und unsere Soldaten in Wahrheit für den hohen Beruf, in welchem das Heer als die er haltende Kraft des Staates sich darstellt, und dann wird Niemand mehr sagen können , daß es scheine , als habe man in den Heeren das Traumbild eines ewigen Friedens für möglich und wirklich halten gelernt."

— Sie haben mich mit einem Sprüchworte aus der la= teinischen Schule abzufertigen gedacht. Ich zahle Ihnen mit gleicher Münze. Ich sage Ihnen, wir Offiziere thun nur dann im vollen Maße unsere Schuldigkeit , wenn wir aus innerem Pflichtdrange von selbst thun, was ſonſt uns befohlen werden müßte , wenn wir uns durch unsere Tha tigkeit das Recht erwerben, in Wahrheit mit dem jünge ren Plinius zu sagen : Neque enim minus apud nos honestas , quam apud alios necessitas , valet. Und das, fürchte ich , können wir auch jezt noch nicht von uns fagen. Seit ich den Aufsaß niederschrieb , den ich Ihnen oben mitgetheilt habe, find mächtige Bewegungen durch Deutsch land gegangen. Schon das folgende Jahr 1840 , welches in Paris den Prototypus eines Franzosen, den beweglichen Thiers , an die Spize der Geschäfte stellte, brachte uns die anmaßlichen Ansprüche Frankreichs auf die deutschen Rheinlande und damit den Rheinlicdsenthusiasmus , der ganz charakteristisch seine Stärke in der Negation hatte. Seitdem sind wir auf fast allen Gebieten des öffentlichen Lebens aus der Negation nicht herausgekommen , und es überwucherte diese selbst bis dahin, daß das Heer eines deutschen Staates zu Pflicht und Treue in Negation trat. Was in diesen an Vereinigungen so reichen 11 Jahren für das deutsche Heer Wirkliches geschaffen wurde, ist Die gemeinschaftlichen Uebungen theilweise belangreich. im achten und zehnten Armeecorps , die Bundesinſpici rungen folgten auf die negirende Rheinliedsbegeisterung, und ließen das Gefühl der Gemeinsamkeit im deutschen Heere fester wurzeln. Die Einheit des Bundesheeres trat mehr in Erscheinung, so wenig folgenreich auch die rech= nende Polemik zwischen der Bundesbehörde und den Ein zelstaaten sonst sein mochte. Aber für das , worin ich die Grundkraft aller Heerestüchtigkeit sehe, für die wahrhaft soldatische Erziehung, für das selbstthätige Wirken´ aller Kräfte im Heere geschah, wie ich fürchte, auch in dieser Zeit wenig mehr als früher. Der Umschwung des Jahres 1848 überraschte uns , und in allen deutschen Heeren sahen wir Vorgänge, die wir Soldaten tief beklagen müssen. Es gilt jezt, daß wir uns die Lehre daraus nehmen . Wir Alle haben in den lezten Jahren , während deren unser Gesammtvaterland durch schmerzliche Krämpfe nach einer gefundenden Kriss hinrang, reiche Erfahrungen gemacht, denn diese sez aber nicht sowohl der Truppenführung , als vielmehr folde ten einen ebenbürtigen Feind voraus der Disciplin ; der kriegerischen Erziehung. Und das gerade ist das Feld, das auch jezt noch wenig selbstthätig bebaut ist, und das wir nur dann wahrhaft fruchtbar bebauen können , wenn wir die Vergangenheit mit ihren oft herben Lehren zu Rathe ziehen. Wegen anderer Dinge hat ihr Optimismus mir keinen Einwand gemacht , indeß ich da ihn eher erwartet hätte. Sie haben nichts gesagt über die erziehende Beschäftigung des Soldaten in den Freistunden , nichts von Gesang, Schreiblehre , Rechnen , geschichtlichen und geographischen Unterweisungen , Lesestunden , Compagniebibliotheken, Re gimentsgeschichten , nichts von allem Dem, worin ich zum Zwecke wahrhafter Soldatenerziehung die Diensteinrich= tungen der Ergänzung bedürftig halte. Selbst Sie schet nen also zuzugestehen, daß da noch viel Feld für frucht=

So schrieb ich im Jahre 1839. Was mich damals das Heerleben in so düsterem Lichte sehen ließ, war nicht schwarzsichtiger Pessimismus ; wohl aber war es eine solche Regung , die mich bestimmte , den Aufſaß im Pulte zu verschließen , aus welchem Sie , verehrter Freund , durch Ihre optimistische Provocation ihn jest, 12 Jahre später, wieder hervorgerufen haben. Ich verdiene die Anklage nicht , die Sie mir aufbürden. Ich habe nicht gesagt, daß von dem Allem , was ich fordere, wenig oder nichts vorhanden sei. Ich habe nur zu zeichnen gesucht , wie das Heerleben sein solle, damit der Heerzweck erreicht werde; mochte dann Jeder zusehen , was davon er in sei nem Kreise als wirklich finde. Aber eben so sehr irren auch Sie, wenn Sie meinen , faſt Alles ſei ſelbſt früher so gar vortrefflich gewesen , wie das gesunde Urtheil es verlangen laffe. Was mein älterer Aufsaß von dem Sonst sagt, ist freilich nur eben meine Auffassung. Aber ich halte fie für ein so treues Bild des damaligen Lebens, als eine Photographie nur immer es sein kann. Urtheilen Sie anders und haben Sie Meinungsgenossen , so muß ich mich eben bescheiden , die entgegenstehenden Ansichten unversöhnt zu lassen. Ich verkenne nicht , daß zwischen dem Sonst und Jest eine Kluft liegt, welche von gewaltigen Ereignissen gerissen wurde. Aber ich erwäge auch , daß das Wirken der glei chen Ursachen immer wieder zu den gleichen Resultaten führt , daß der Friede immer wieder die gleichen Auswüchse hervorbringt, welche er früher zum Verderben der Heere hervorgebracht habe. „ Es ist Alles schon dagewesen," sagt der alte Rabbi, und wohl verdient der Unkenruf , daß auch wir Soldaten ihn beherzigen , und die bitteren Lehren der Vergangenheit für die Gegenwart fruchtbar machen. Darum sprach ich gegen die alte Drillkunst in Uebung und Unter richt , darum für die Selbstthätigkeit Aller im Berufe, ohne welche das Heer nie für seine hohe Bestimmung tüch tig werden kann. Man hat uns lange Zeit hindurch die früheren Stimmen in der Presse und in den Kammern bezeugen es als einen freffenden Schaden am Staats körper angesehen, bis der Drang der Zeiten in uns die Bedingung für den bleibenden Bestand der öffentlichen Wohlfahrt erkennen ließ. Die Zeit wird wiederkehren, wo Vorurtheil und Gedächtnißuntreue uns der nuglosen Klaffe der Consumenten beizählen wird , und man wird eben so wie früher einen Schein von Recht dazu haben, wenn wir selbst dem Feinde die Waffen geben , wenn wir ale fruges consumere nati unsere Zeit in einem lebens losen Mechanismus dahinbringen , statt durch den bethä tigten höheren Slandpunct unseres Wirkens im Berufe dem öffentlichen Urtheil einen besseren Maßstab zu bieten.

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bare Thätigkeit urbar zu machen sei. Ihr schweigendes find , so tragen Sie die Schuld , und ist es ein Vorwurf, Zugeständniß gibt mir wenigstens einige Genugthuung für so mögen Sie auch ihn tragen. die Anschuldigungen, womit Sie mir entgegentreten. Ja, es ist Großes da noch zu thun , es fehlt noch vielfach an den Anregungsmitteln für die innere Selbstthätigkeit des Soldaten, welche allein ihn mit allen seinen Kräften dem Literatur. Berufsleben zuführen kann. Vor Allem lege ich Gewicht auf die Geschichte, auf Kenntniß einzelner hervorragender 1 ) Den fleswigske krig i 1848. Ved en Officeer Züge aus der Kriegsgeschichte, einzelner ruhmwürdiger Thaten aus der kriegerischen Vergangenheit des Regiments. af Armeen. I tvende Affuit. Med et Kort over Es gibt der Mittel unendlich viele, immer und immer Omegnen af Slesvig , og et Kort over Egnen fra wieder die Aufmerksamkeit , das Denken des Soldaten in Düppelbjerg til Oversee. 8. Kjobenhavn 1849. dieser Richtung zu leiten , und ſelbſt das scheinbar Gering Forlagt af Univerſitätsboghandler C. A. Reizel. Trykt hos Kongl. Hofbogtrykker Bianco Luno. fügige kann mit glücklichem Erfolge dazu benußt werden, ( 188 S.) dem Soldaten das Mittel selbstthätiger Belehrung, ja kriegerischer Erhebung in Hände zu geben. 2) Anmaerkninger til "/ Den sleswigske Krig Ich will nur ein Beispiel nennen von vielen , die ich i 1848 ved en Officeer af Armeen . " Af F. Laes = anführen könnte. Sehen Sie das Montirungsbüchelchen soe, Oberstlieutenant i Generalstaben. 8. Kjoben= kur der außer der meisten Dienste und Sie finden darin havn 1849. Forlagt af Universitätsboghandler C. zen Instruction über die Empfangsberechtigung des Sol A. Reizel. Trykt hos Kgl. Hofbogtrykker Bianco daten nur die Einzeichnung der Ziffern über die geschehe= Luno. (22 S.) nen Empfänge. Nehmen Sie das livret de recette et dépense des französischen , das Abrechnungsbuch des preu= Der kriegerische Theil der Erhebung Schleswig-Hol= ßischen Soldaten zu Händen , und Sie finden darin weiter steins ist für die neuere Kriegsgeschichte nicht ohne Wich noch eine gedrängte Dienstanweisung , die Grundzüge der tigkeit. Es sind nicht allein die Kämpfenden ſelbſt und militärischen Pflichten, die wesentlichsten Strafbestimmungen der Kriegsschauplag, auf welchem seit dem Jahre 1814 der Kriegsartikel und auf dem Umschlage des preußischen nicht mehr gekämpft wurde (in Holstein war unseres Wis Büchleins dazu in einer schönen Gruppirung verbundener sens das Gefecht bei Sehestedt die lezte Kriegsthat und Schilde die Namen der bedeutendsten Schlachtfelder, auf Schleswig hat seit viel längerer Zeit keine Schlacht ge= welchen preußische Waffen im Kampfe gegen den Feind sehen) , sondern besonders die ganze Art , wie dort gestrit So hat der ten werden konnte, was das Interesse erregt. Jede glaub= Deutschlands sich Ehre gewonnen haben. Soldat das Mittel steter eigener Belehrung in Händen, würdige Mittheilung daher von Personen , welche ihrer und die Namen von ruhmvoll geschlagenen Schlachten Stellung nach das Geschehene richtig wahrnehmen konnten mahnen ihn an eine glorreiche Vergangenheit , deren Erbe und wahrheitsgetreu wiedergeben , sind um so mehr will= er ist, und deren Vermächtniß er rein und heilig zu halten kommen , als öffentliche Blätter wahrscheinlich_viele Un= Die zweite hat. Diese Montirungsbüchelchen sind wenig oder gar richtigkeiten über jene Ereignisse brachten. oben angeführte kleine Schrift, von dem Oberstlieutenant nicht Gegenstand der Aufmerksamkeit des Offiziers . Wäre es aber nicht eine wesentliche Förderung für den Unter im Generalstab F. Laessoe verfaßt , von welchem man auch, richt des Soldaten , wenn er selbst aus einem Büchlein, wie er in dem Vorwort bemerkt, in ruhigeren Tagen viel das er immer zu Händen hat , Belehrung schöpfen könnte, leicht mehr über diesen Krieg hören würde , berichtigt die und müßte nicht das ofte Lesen von Namen aus der Kriegs Irrthümer der ersteren und trägt so wesentlich dazu bei, geschichte des eigenen Heeres ihm ein lebendiges Interesse das Bild , was uns in dieser vorgeführt wird , zu einem für diese Kriegsgeschichte selbst geben und ihn immer wie wahren zu machen. Uebrigens scheinen die Ereignisse uns der daran erinnern , wie das gegenwärtige Geschlecht in noch zu nahe zu stehen , der Rücksichten , welche man nach Bethätigung kriegerischer Tugend sich der ihm vorange= allen Seiten hin zu nehmen hat, noch zu viele zu sein, gangenen Geschlechter würdig zu erweisen hat ? Ich würde um jezt schon jene Vorgänge in ihrem Zusammenhang so in ähnlicher Weise diese Büchlein für jedes Regiment be= offen darstellen zu können , wie es die Geschichte verlangen sonders ausstatten laffen, damit der Soldat in einem muß. Von dänischer Seite ist über diese hier besprochene Blicke die ruhmwürdige Vergangenheit der großen Sol Periode des schleswig - Holsteinischen Krieges , so viel wir datenfamilie übersehen könne , der er angehört, um deren glauben, noch wenig in Deutschland bekannt geworden, Fahnen alle Glieder in dem Bewußtsein sich schaaren sol und diese beiden kleinen Schriften werden deßwegen um len, daß diese einst Mittelpunct und Zeuge ehrenhafter so mehr von deutschen Offizieren mit Interesse gelesen Kriegsthaten waren , daß die Fahnenehre eine Wahr werden, wenn sie ihre Pflicht an dem Kampf selbst theil heit sei. nehmen hieß und sie dabei Gelegenheit fanden , sich etwas Doch es führt mich das weiter , als der Zweck dieses mit der dänischen Armee bekannt zu machen. Ein gut Briefes ist. Ich wollte Ihnen auf Ihre behaglich opti gezeichneter Plan der Stadt Schleswig und der Umgegend, mistischen Zeilen antworten , und das ist geschehen. Habe sowie von dem östlichen Theile Schleswigs von Düppel ich derber herausgeredet , als Sie es von mir gewöhnt bjerg bis Oversee dienen als angenehme Beigabe. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

"

O

Dienſtag , 1. April

N

1851 .

39.

DUS

MATEUSI

5370

Allgemeine Militår - Zeitung. $ p a nien.

15 ; die Jägerbataillone Nr. 1 , 3 und 5 ; die Chevaur legersregimenter Nr. 1 , 2, 5 und 6 und die zweite Sa nitätscomprignie; zuſammen ebenfalls 27 Bataillone und 28 Escadronen. Unter dem zweiten Arnieecorps Würz

Madrid, 3. Febr. Aus einer kürzlidh von dem Gecomparativos entre el presupuesto de la guerra , en Espana, para 1851 , y los de otras naciones (vergleichende Studien zwiſchen dem ſpaniſchen Kriegsbudget für

Landau (dieſe nur in rechtlicher Beziehung) , Nürnberg, Roſenberg, Würzburg mit Marienberg , dann die von den

1851 und denen anderer Völker) geht hervor , daß das ſpaniſche Kriegsbudget 292,045,035 Realen (ungefähr

Commandanten der dort ſtehenden Heeresabtheilungen ver ſeben werdenden Commandantſchaften Amberg , Ansbach ,

neral La Valette herausgegebenen Brodüre: estudios

burg ſtehen ferner die Commandantidaften Germersheim,

19,460,000 Thlr.), alſo 22 pct. von dem allgemeinen Aſchaffenburg, Bamberg , Bayreuth , Eichſtätt, Neuburg, .

Staatsbudget beträgt. Dieß auf eine Bevölkerung von Speyer und Zweibrüden und die Garniſonscompagnie 13,963,000 Seelen vertheilt , macht 21 pt. auf den Königshofen . Zum Artilleriecorp8 ( München ) gehöre n Ropf. Das Heer zählt gegenwärtig 99,478 Soldaten , das 1. und 2. Artillerieregiment mit 30 Compagnieen , und mit den Anführern u . f. w. 107,000. Es folgt im das 3. reitende Artillerieregiment mit 4 Batterieen und

„ Deraldo " nun eine vergleichende Angabe des Militär- 2 Duvriercompagnieen ; zum Jngenteurcorps (München)

beſtandes , worunter Preußen mit einem Militärbudget von 320,341,996 Realen (ungefähr 21,356,000 Thaler ) im Jahre 1840 aufgeführt wird , ſo daß es 45 pt. vom

geſammten Staatsbudget austragen würde.

gehört das aus 8 Compagnieen beſtehende Genieregiment. (N. C.)

P a r m a.

(D.P.A.Ztg.) Berlin , 12. März. Der Herzog von Parma or -

Bayern . München , 11. März. Durch die mehrfachen Garniſonoveränderungen , die ſeit einiger Zeit ftattfanden , hat fich der Beſtand der beiden Armeecorp 8 weſentlid verändert. In Folge deſſen iſt unterm 9. d. M. durch Kriegøminiſterialreſcript eine neue Eintheilung derſelben er-

folgt. Zum erſten Armeecorps (München ) gehören nun : das Leibinfanterieregiment und die Infanterieregimenter Nr. 1, 2, 3, 7, 8, 10 und 11 , die Jägerbataillone Nr. 2, 4 und 6; das 1. und 2. Cüraſſier - und das 3. und 4.

Chevaurlegersregiment; ferner die erſte Sanitätscompagnie ; zuſammen 27 Bataillone und 28 Escadronen . Unter

ganiſirt gegenwärtig ſeine militäriſchen Streits Präfte ganz nach preußiſchem Muſter. Schon ſeit einiger Zeit ſind große Sendungen verſchiedener Beklet bungsgegenſtande, welche hier angefertigt wurden , dorthin abgegangen. Gegenwärtig befindet fich ein Offizier der Herzoglichen Truppen in Berlin , welcher in dieſen Tagen mit einem hieſigen Handelshauſe oder vielmehr Waffen fabrikanten , deſſen Fabrit in Solingen iſt , Contract wegen Lieferung von mehreren Tauſend Stück Waffen abgeſchloſſen , die in Zeit von einigen Monaten geliefert werden müſſen. Das Kriegsminiſterium iſt zu dieſem Behuf angegangen worden , ſämmtliche Gegenſtände durch ſeine Controleure begutachten zu laſſen. (Br. Ztg.)

dem erſten Armeecorps München fteben die Commandant

ſchaften Augsburg , Ingolſtadt, München ( dieſe nur in adminiſtrativer und rechtlicher Beziehung) und Paſſau mit

Dberhaus ; dann die von den Commandanten der dort

Oeſterreichiſche Monarchie. Wien, 6. März. Se. Maj. der Raiſer hat unterm

ſtehenden Heeresabtheilungen verſehen werdenden Com 20. v. M. die Adjuſtirung, Ausrüſtung und Ar mandantſchaften Burghauſen , Dillingen , Rempten, Lands- mirung des flotillencorps in folgender Art geneh hut, Lindau, Regensburg und Straubing, das Gränz=' migt : Kopfbededung für Offiziere und Cadetten der der commando Reichenball und die Garniſonscompagnie Nym

malige dretedige put mit ſchwarzen Federbuſchen , die

phenburg. Zum zweiten Armeecorps (Würzburg) gehören :

Mannſchaft Matroſenhüte von ſchwarzladirtem Leder , als

dte Infanterieregimenter Nr. 4, 5, 6, 9, 12, 13, 14 ,und Embleme ein Anker und eine Kanone" ſchief über einander

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gelegt; Waffenröcke : dunkelblau mit gleichen Aufschlägen und Kragen, lichtblau passepoilirt mit gelben Knöpfen und Pantalons von gleicher Farbe mit lichtblauen Passe poil; die Mannschaft erhält Jäger-Kammergewehre mit Haubajonnetten, schwarzes Riemzeug. Das technische Per sonal wire theils wie die Cadetten , theils wie die Unter offiziere und Gemeine dieses Corps adjustirt. Es ist beantragt , in der österreichischen Armee förmlich organisirte Schulen für Unteroffiziere zu errichten. Der Zweck derselben wäre, praktischen Unter offizieren Gelegenheit zu bieten , sich höhere kriegswissen schaftliche, für den Offiziersdienst erforderliche Bildung zu verschaffen .

und eingesendet hatte , ging mir von kameradschaftlicher Hand eine Mittheilung zu über das dermalen in der k. k. österreichischen Infanterie bestehende System von Feld= menageeinrichtungen. Ich hatte zu meinem früheren Auf saße (Nr. 10 und 11 der A. M. 3. von 1850), so weit es mir um die österreichische Armee dabei galt , kein neue= res Material benußen können ; was ich zu Handen hatte, waren ältere reglementäre Vorschriften , die nicht einmal bis zum Jahre 1830 reichten. Von da begann für das kaiserliche Heer eine Zeit wesentlicher Reformen , und namentlich war es die italienische Armee, an deren Spise Vater Radesky im Jahre 1832 trat, von wo zu tiefgrei senden Verbesserungen jeder Art der Anstoß ausging. Es erschien wahrscheinlich , daß auch die Einrichtungen der Feldmenage anders geworden sein möchten. Ich sehe jezt, daß der Grundsaß , die Feldkochgeschirre den Fußtruppen nachführen zu lassen , dorten noch jest in Geltung ist. Zu Vervollständigung des Materials , auf welches die in der

Großbritannien. Generalmajor Lord Fizclarence hat eine Ordre er= Lassen, wonach kein im Dienst befindlicher Unteroffizier einem betrunkenen Soldaten sich nähern darf. Man hofft hierdurch einigermaßen dem sehr gewöhnlichen Ver brechen des thatlichen Vergreifens an Unteroffizieren vor zubeugen, dessen sich die Soldaten in nüchternem Zustande äußerst selten schuldig machen.

A. M. 3. eröffnete Discussion über die zweckmäßigste Ein richtung der Feldmenage sich stüßt , gebe ich nachstehend das Wesentliche der in Oesterreich darüber bestehenden Vorschriften , da das eben erst angezeigte Werk des t. k. Oberlieutenants Dub über die Organisation der österrei= chischen Infanterie wohl noch kaum durch den Buchhandel in die Oeffentlichkeit gelangt sein wird.

Preußen . Berlin, 24. März. Es sollen im Laufe dieses Jahres wiederum vom Generalstabe verschiedene geodätische Ar beiten ausgeführt werden , nämlich theils trigonometrische Messungen zwischen Thorn und Elbing , unter Leitung des Herrn Obersten Baeyer , theils topographische Aufnahmen, und zwar unter Leitung der Hauptleute Zimmermann und Müller vom großen Generalstabe , die Aufnahme des Landstrichs zwischen Barby, Jüterbogk, Schönwalde, Ei lenburg und Lauchstädt , sowie durch den Premierlieute nant Giese vom 21. Infanterieregiment und die Ingenieur geographen Lieutenante Gläser und Westerheide die Auf nahme der Umgegend von Berlin und Potsdam. (Pr. 3tg.) Schweiz. Zürich , 20. März. Der von der Bundesversamm= lung für die eidgenössischen Truppen eingeführte Waffen rock wird versuchsweise von den Recruten in Zürich und Waadt getragen werden, um etwaige Aenderungen auch in Bezug auf Farbe des Luchs vornehmen zu können. (Pr. 3tg.)

Jede Compagnie hat 18 eiserne, innen verzinnte Keffel und die gleiche Zahl von Kafferolen , welche, wie bei dem französischen System, als Kesseldeckel, Bratpfanne und Menageschüssel dienen. Je 12" Mann bilden mit Keffel und Kasserolle eine Feldmenage. Der Keffel hat zwet Desen zum Einstecken der Henke, die Kasserolle eine Dese für den Stiel. Die Geschirre sind konisch, die Oeffnung größer als der Boden , und können darum in einander geschoben werden. Das Verfahren bei dem Abkochen ist wie bei dem französischen System. Zum Transport der Geschirre hat jede Compagnie ein Packpferd , dessen Trag= sattel mit Rücksicht auf Vermeidung des Satteldrucks sorg fältig gebaut ist , namentlich von den Seiten des Pferdes absteht. Die Kessel und Kasserollen werden behufs des Transports zu je 9 in einander geschoben und so zwischen zwei hölzerne Kreuze, welche durch vier durchgesteckte Quer stangen verbunden sind , fest verpackt. Auf jeder Seite des Packsattels werden sodann 9 Kessel und 9 Kafferole befestigt, und das Pferd trägt so die ganze Laft im Gleich gewichte. Die Erfahrung während der Feldzüge in Ungarn und Jta= lien foll keinen Anstand an dem System ergeben, die Einrich tung also sich bewährt haben. Nur die großen blechernen Feldflaschen , welche je 4 Mann benußen und abwechselnd tragen sollten , seien unpraktisch erschienen , und es sei oft vorgekommen, daß die Soldaten dieses lästige Ausrüstungs stück geradezu wegwarfen.

Müssen die Feldkochgeschirre der Infanterie von der Mannschaft getragen werden, vorzuziehen ,

daß

man sie

oder

auf Wagen

ist

es

oder

Saumthieren nachführe ? Unmittelbar nachdem ich die wenigen Zeilen, welche in der Nr. 6 der A. M. 3. abgedruckt find , niedergeschrieben

Im unterscheidenden Grundſaße hat man alſo in Defter= reich das frühere System beibehalten ; man läßt die Koch geschirr nicht von der Mannschaft tragen, sondern der Truppe eben so wie das sonstige Gepäck nachführen. Nur find die Kessel für die doppelte Mannschaftszahl gegen früher auch doppelt so groß geworden. Die nicht erprobt gefundene große Feldflasche für je 4 Mann , welche dem=

S

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nach an die Stelle der früheren hölzernen Feldflaschen, 1 für jeden Mann , getreten ist , ſteht außer Zuſammen hang mit der hier zunächst vorliegenden Frage. Wenn man die Leistungen kennt und würdigt, durch welche die österreichische Infanterie in den lezten Jahren ihren alten Ruhm so glorreich bewährt hat , wenn man die Raschheit , die Energie erwägt , mit welcher der Krieg in Italien und in Ungarn geführt wurde , so erscheint es unbegreiflich, daß das alte System des Nachführens der Kochgeschirre nicht mitunter zu höchst mißlichen Uebelstän den geführt haben sollte. Es ist eine theoretische Forde rung, daß der Soldat , um überall und allezeit kochen zu können , wo er efsen muß , seine nöthigen Geschirre selbst bei sich führen, alſo tragen müſſe. Das preußische System ist die Durchführung der lezten Consequenz dieser Forde rung, von welcher , nur noch mit Beachtung anderer prak tischer Rücksichten , ja auch das französische System aus geht. Wenn man sich die zeitraubende Schwierigkeit von Ab- und Aufpacken denkt , die Einflüsse von Weg und Witterung , die Verwirrung eines plöglichen Aufbruchs aus Lager oder Bivouk, die nur schwer zu erhaltende Ord nung bei beeilten , zumal nächtlichen Märschen , die Ge fährdung der ganzen Compagnie durch Uebermüdung, Sturz, Verwundung , überhaupt durch Ausbleiben oder gar Entkommen des Packpferdes , so erscheint die theore tische Forderung als wohl begründet, und in den meisten Staaten hat man sie darum praktisch anerkannt , indem man den Fußsoldaten seine Kochgeräthschaften ſelbſt tragen läßt. Das Charakteristische der ganzen neueren Krieg führung ist die Schnelligkeit und Energie der Bewegung, die überraschende Vereinigung überwältigender Massen am entscheidenden Orte. Dazu aber bedarf man einer immer gesicherten Verpflegung und ebenso einer thunlichsten Min derung alles Fuhrwesens und sonstigen Troffes , was Alles die Römer unter dem so bezeichnenden Namen der impe dimenta zusammenzufassen pflegten . Die Nachführung der Kochgeschirre aber kann nicht förderlich für die Verpflegung sein ; sie mehrt unzweifelhaft die impedimenta , und stei gert noch die an sich schon schwere Aufgabe der Marsch disciplin. Und doch hat die brave österreichische Infante rie in dem, was wir theoretisch verwerfen müssen , was die Mehrzahl der Staaten in die dienstlichen Einrichtungen nicht glaubte aufnehmen zu dürfen , so erleichternd es auch unter Umständen für den Soldaten sein mag , kein Hin derniß gefunden, und wir haben in keiner der Schriften, welche die jest schon zahlreiche Literatur der lezten Feld züge bilden, davon gelesen, daß das bestehende System zu Uebelständen geführt hätte , wie wir sie für kaum ver meidbar halten müssen. Die Sache ist für uns alle von erheblicher Wichtigkeit. Ohne eine möglichst zweckmäßige Einrichtung und Transportweise der Feldkochgeschirre ist, was nicht genug betont werden kann , keine gute Feldver pflegung, fomit am Ende keine erfolgreiche Kriegführung möglich. Es wäre vom höchsten Intereffe, wenn ein Ka= merad der österreichischen Armee die Erfahrungen näher

raden erörtert wird. Dorten verlangt man vielfach zwei räderige Packkarren statt der meist frühe gedrückten und dienstunfähigen Packpferde , welche zum Transport der nächsten , nicht wohl tragbaren Bedürfnisse (Mäntel und Menage der Offiziere, Krankendecken , Schreibereien, Geld vorrath) für jede Compagnie bestimmt sind. Aehnliche Gründe, wie man sie dort zu Gunsten des Packkarrens anführt, hatten in Desterreich dahin geführt, daß man das Packpferd durch einen kleinen zweiräderigen Kessel= karren erseßte. Aber man will diesen , so zweckmäßig er auch eingerichtet war , nicht bewährt gefunden haben , in dem er den Anforderungen leichter Beweglichkeit, nament= lich bei Märschen im Gebirg , nicht genügte , und man ist wieder zum Packpferde zurückgekehrt, und dieses denn gab, wenigstens nach dem mir Mitgetheilten , befriedigende Re sultate in den lezten Feldzügen. Das Gewicht der 18 Kessel mit Kasserollen , Beilen und sonstigem Zubehör muß der Normallast von 200 Pfund für das preußische Pack

mittheilen wollte , welche in dieser Beziehung gemacht wurden. Doppelt interessant aber wären solche nähere Mitthei lungen, weil sich eine weitere Frage anknüpft , die eben in einer anderen Beziehung von den norddeutſchen Kame=

pferd ziemlich gleich kommen , und die Kriegserfahrungen in Bezug auf den Transport der österreichischen Kochge= schirre können darum auch diese andere Frage entscheiden helfen. Noch eine Bemerkung zum Schlusse. Ich habe von den Gegnern des französischen Systems noch keine eigent= liche Begründung ihrer Ansicht gehört, keine Widerlegung der thatsächlichen Vortheile dieses Systems . Was man ihm vorwirft , ist minder das Gewicht der zu tragenden Stücke , als vielmehr die Schwierigkeit, diese so auf dem Tornister zu befestigen, daß sie bei allen Bewegungen des Mannes sicher darauf ruhen, nicht schlottern und schwan ken, und so den Träger ermüden. Der Kreuzriemen, welchen man fast überall zur Befestigung verwendete, konnte das nicht leisten ; ich gestehe es bereitwillig zu. Aber die Befestigungsweise ist nicht wesentlich für das System, sondern eine Sache, die für sich zweckmäßig ge= ordnet werden muß. Eine mangelhafte Tragweise kann darum nicht zum Vorwurf für das System werden. Wo man statt des Kreuzriemens eine andere und sichere Be festigung eingeführt hat, wie dieß z . B. ganz neuerdings im großherzoglich hessischen Dienste geschah , da ist das Hauptargument der Gegner weggefallen. Die Geschirre tragen sich wesentlich leichter, und Auf- und Abschnallen ist einfach und ohne Mühe ; die Erfahrung bestätigt das. Ich halte darum das in zweckmäßiger Weise auf dem Tor= nister befestigte und so von den Soldaten unmittelbar getragene Kochgeschirre französischen Systems für am meisten den unerläßlichen Anforderungen genügend und muß so lange daran festhalten, bis entgegengesette Erfahrungen mich eines Anderen belehrt haben, Erfah= rungen , deren Veröffentlichung namentlich von österreicht scher und preußischer Seite dringend zu wünſchen wäre.

Nachschrift. Eben kommt mir die Nr. 26 der A. M. 3. zu Hän= den , worin sich ein Kamerad von der Reiterei über die zweckmäßigsten Feldkochgeschirre für diese Waffe ausspricht. Es ist erfreulich , eine mehrseitige Erörterung dieses Gegen standes eingeleitet zu sehen, deffen entscheidende Wichtig= keit für die nachhaltige Energie kriegerischer Operationen

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kaum genug gewürdigt werden kann. Ich erlaube mir in Bezug auf den Auffaß in Nr. 26 der A. M. 3. nur eine das Thatsächliche berührende Bemerkung. Die österreichische Reiteret hat meines Wissens den gleichen Kessel wie die Infanterie, nämlich für je 12 Mann. Der Kessel wird auf der linken Seite des Mantelsacks befestigt, indem dieser in den Kessel eingeschoben und beide dann durch Riemen fest verbunden werden. Auf die rechte Seite des Mantelsacks und in gleicher Befestigung kommt der Kessel deckel (Kafferolle) . Die bayerische Reiterei führt , so viel mir bekannt, den Kessel noch in der früheren Weise ; der Reiter trägt ihn auf dem Rücken aufgeschnallt. Der

durchzuführen , gewissermaßen als außerhalb der heutigen Gesellschaft stehend betrachtet, zieht er mit großem Geschick eine Parallele zwischen den Zuständen , welche den groß artigen Erscheinungen vorausgingen oder sie begleiteten, die wir in ihrer Gesammtheit unter dem Collectivnamen der Völkerwanderung begreifen und den ſocialen Be= wegungen und Zuckungen, welche heute die Welt mit bangen Vorahnungen erfüllen und vielleicht nur die Vor läufer von Erschütterungen sind , die wie damals nach jahrhundertelangem Elend eine neue Welt über den Trüm mern einer untergegangenen alten entstehen lassen ; und wie dort der heidnische Cäsarismus durch alle die Drang sale , welche das Absterben des alten und die schmerzlichen Geburtswehen des neuen Völkerlebens begleiteten und martirten , gewissermaßen die Brücke zum eigentlichen Königthume , zur christlichen Monarchie bildete , so hält er auch heute den Casarismus für berufen , den Uebergang unserer Zeit des Unglaubens und des krassesten Materia= lismus zur Wiedereinsehung der Tugenden zu vermitteln, welche allein im Stande seien , die Monarchie neu und dauernd zu begründen. Zum Cäsarismus gehört aber als eigentliches und einziges Lebenselement die Armee ; denn er ist nicht, wie der Verfasser richtig bemerkt, das Kaiser= thum nach unseren Begriffen , sondern die Herrschaft des Feldherrn durch die Armee. Unsere Leser sehen hieraus , in welcher Weise uns diese Frage berührt. Vergessen wir übrigens nicht , daß es ein Franzose ist, welcher dieselbe behandelt und daß es haupt fächlich Frankreich ist , worauf er Bezug nimmt, obgleichh nicht geläugnet werden kann, daß die Convulsionen dieses Landes leider durch fast ganz Europa sich fühlbar gemacht haben. Daß der Cäsartsmus möglich ist, davon hat Napoleon den pofitivsten Beweis geliefert und die Geschichte

Grundsaß, daß die Truppe ihre Kochgeschirre unmittelbar bei sich führen müsse , ist so auch hier anerkannt. Auch das Dub'sche Werk, dessen ich oben erwähnte, ist mir in= zwischen zu Händen gekommen , ich habe jedoch die ge wünschte nähere Auskunft über die dermalen bei der öster reichischen Infanterie in Gebrauch befindlichen Kochgeschirre nicht darin gefunden. Ein süddeutscher Offizier.

Literatur. Der Casarismus oder die Nothwendigkeit der Säbelherrschaft, dargethan durch geschichtliche Beispiele von den Zeiten der Cäsaren bis auf die Gegenwart von M. A. Pomieu , vormaliger Prä fect. Nach der zweiten französischen Originalauflage. 8. Weimar 1851. Verlag und Druck von B. F. Voigt. Obgleich in der vorstehend genannten Brochüre mehr philosophisch - geschichtliche Betrachtungen und politische Speculationen in den Vordergrund treten und der An knüpfungspuncte an das rein Militärische nur wenige ſind, so erscheinen diese letteren doch erheblich genug, um eine Anzeige in diesen Blättern nicht für überflüssig zu halten. Denn da der Verfasser sich mit den Fragen über die Zu kunft namentlich Europas , speciell Frankreichs beschäftigt und mit Recht der Ansicht ist, daß bei Gestaltung dieser Zukunft die Armeen eine Hauptrolle zu spielen berufen find , so ist wohl nichts natürlicher , als daß die Beurtheilung der Betrachtungen , welche er darüber an stellt, auch vorzugsweise vor das Forum der Armeen gehört. Wir beeilen uns daher , die Schrift unserem Publikum und um so mehr zu empfehlen, als sie mit Geist geschrieben ist und durch die eigenthümliche Auffaf sung der gegenwärtigen Sachlage und der daran für die Zukunft zu knüpfenden Folgerungen selbst dann ein hohes Intereffe erregt, wenn man, wie dieß öfters der Fall sein dürfte, sich auch nicht mit allen Ansichten und Schlüffen des Verfassers einverstanden erklären kann. Indem der selbe nämlich rein auf dem Boden der Geschichte zu fußen und sich möglichste Objectivität der Anschauungsweise da durch zu bewahren sucht, daß er sich , was freilich schwer

der folgenden Zeiten hat es klar gemacht , daß die fran= zösische Armee seitdem nicht aufgehört hat , eine Armee im Sinne des Cäsarismus zu sein, obschon sie bis jetzt noch keine Imperatoren gemacht hat. Den Schleier der Zu kunft hat noch Niemand gelüftet, aber das Buch_der Geschichte liegt offen da und ihre Analogieen vermögen einen Erſag für das zu bieten , was uns die Weisheit der Vorsehung versagt hat. Wie der Verfasser in dieſem Buche gelesen , wird man am besten erkennen , wenn man ihn selbst hört , und wir mögen dem Urtheile des Lesers hierbei um so weniger vorgreifen , als Speculationen der Art zu wenig feste Puncte bieten , um bestimmt sich aus sprechen zu können , und die Zukunft ein Gebiet iſt, auf welchem alle, auch die ver chiedensten Meinungen Raum finden. Mag auch der Inhalt der Schrift uns weniger berühren , mögen seine Weissagungen , wie wir hoffen und wünschen , auf Deutschland nicht anwendbar sein , so dürfte sie mutatis mutandis immerhin reichlichen Stoff zum Nach denken geben und zum mindesten durch die eben so ele gante als zumeist schlagende Darstellungsweise des Ver= faffers eine interessante und genußreiche Lectüre gewähren. Schließlich wollen wir noch des unbekannten Ueber= feßers lobend erwähnen , von dem es uns freut , bemerken zu können, daß er seine Aufgabe in hohem Grade befrie= digend gelöst hat.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt. }

Donnerſtag , 3. April

N 10 .

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1. ระ บรนวน . 110

Allgemeine Militár - Zeitung. Deutſchland. Ulm , 18. März. Nachdem im Laufe des Winters

f. t. Hof- und Staatsdruckerei begonnen . Bereits find 58 Sestionen von Deſterreich und 16 Sectionen von Salz. burg vollendet. Aber auch die 2000 Klafter Karten find

nur mit geringen Mitteln und Kräften an den Erdarbet- bis hierher nur für einen verhältnißmäßig kleinen Theil ten unſerer Feſtungswerke fortgearbeitet warb , werden, der Monarchie publicirt. Deßhalb feßte das t. k. Kriegs fobald es die Witterung erlaubt , auch die Maurerarbeiten miniſterium eine eigene Commiſſion unter dem Vorſiße des men werde genom wieder Angriff rlichen Arbeiten.n erforde lich dieinnod

ſollen urer namen unbt þerrn f.k. Feldzeugmeiſters von Heß zuſammen ,um die amSoBlaube

Biberacher Feſtungsthore gefördert und dieſelben ſo bald als möglich dem Verkehr übergeben werden. Eine ber zunächſt beabſichtigten Arbeiten ſcheint auch die Aufführung der äußeren Feſtungs- Umfaſſungsmauer auf dem Solzplaße, von der Rafernean das Eiſenbahnthor und pon bteſem an die Donau hinunter, zu ſein. Dieſe beiden

zur Beſchleunigung der militäriſch -geographiſchen Arbeiten

erforderlichen Schritte in Erwägung zu ziehen. Die wich. tigſte der Errichtung die neue eines graphen unddie Bewilligung IngenieurgeoMaßregeln: vonbeantragten Corps einer jährlichen Summe von 50,000 fl. C.M., mittelft welchen die Aufnahme und Publication der Karten in 20 bis 25 Jahren vollendet werden kann , erhielt bereits die

Mauern werden die Schenfel eines rechten Winkels,deſſen allerbodiſteSanction Sr. Mat. des Kaiſers ." Spiße durd, das Feſtungsthor abgeſchnitten wird, bilden.

In das Ed dieſer Mauer und derjenigen , welche an der frankreich. Donau hinab weiter geführt werden wird , kommt ein ent Halbthurm zu ſtehen , der 48 Fuß vom jeßigen Ufer Paris , 14. März. Die Commiſſion für Armeerecru fernt in die Donau hineinragen wird , um dieſelbe beſtreichen zu können . Für den Unterbau zu dieſem Thurm hat tirung hat heute im Principe die Idee des Generals La man bereits mit dem Schlagen der Pfäble in dié Donau moricière, daß von Staatswegen für die Stellvertre (Ulm. 3.) tung geſorgt werden ſolle, angenommen , um den mit begonnen . den Stellvertretern von Privatleuten betriebenen betrüge

riſchen Menſchenhandel zu beſeitigen.

Oeſterreichiſche Monarchie. - 21. März. Der Kriegøminiſter hat die Wieber Wien , 9. März. Der „ Soldatenfreund" entnimmt der topographiſchen Arbeiten mit April aufnahme geoder Wirkſamkeit die über der allgemeinen Ueberſicht logiſchen Reichsanſtalt im Jahre 1850 folgende Stelle: angeordnet , und ſind die betreffenden Generalſtabsoffiziere Den Arbeiten in der Natur ſchließen fich unmittelbar bereits von Paris abgereiſt. Die Pyrenäenlinie von -

diejenigen an , welche am Centralfit der Anſtalt in Wien

theils zur Vorbereitung für die künftigen Jahre, theils zur Unterſuchung der geſammelten Gegenſtände , theils endlich zur Publication der gewonnenen Chatſachen ein

Bayonne bis Pau iſt Aufgabe des dießjährigen Sommers . (N. Pr. 3.)

Preußen .

geleitet wurden . Die Specialfarten des f. f. General quartiermeiſterftabes in dem Maßſtabe von 2000 Klaftern auf den Zoll , wenn auch ausgedehnt genug , um den zu

Berlin , 7. März. Nach einer von der Regierung an die Kammern gegebenen Nachweiſung belauft ſich die publicirenden' geologiſchen Karten zu Grunde gelegt zu Geſammtſumme des Gtats der Mobilmachung werden , reichen doch in den geologiſchen Detailaufnahmen der Armee vom November v. 9. auf 11,331,665 Thlr. nicht hin. Auf Anſuchen der t. t. geologiſchen Reichs- 27 Sgr. 7 Pf., welche ſich auf folgende einzelne Poſt

anſtalt geſtattete das t. E. Kriegøminiſterium zu dieſem Behufe die Kopirung der Originalfarten der Militäraufnahme in dem Maßſtabe von 400 Klaftern auf den wiener Zoll und dieſe wurden mit den reichen Mitteln der

tionen vertheilen: Für die Armee: 1. a) Mobilmachungs gelder für Offiziere und Beamte 385,265 Thlr.; b) zur Ånſchaffung der Fahrzeuge für die Generalităt ac. 24,500 Thlr.; "c) zur Anſchaffung von Attirail - und Staufachen ,

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von anderen Utensilien und Materialien 254,029 Thlr. 16 Sgr. 7 Pf.; d) zum Nachbinden der Geschüße und Fahrzeuge, zur Anschaffung der Pferdearzneten , Pferde decken 2c. 68,601 Thlr. 9 Sgr. II. Zur Bezahlung der gelieferten und angekauften Pferde, und zwar : a) der vom Lande zu liefernden, aber aus Staatskaffen zu vergüten den Pferde 4,611,000 Thlr.; b) der von den Offizieren und Beamten selbst anzukaufenden Pferde 483,360 Thlr. III. Zur Bekleidung der Ersagtruppen , Festungstruppen, für den Reserve-Munitionspark , die Schreiber und Hand werker, Postillone und Trainſoldaten 2c. und für die bei der Mobilmachung zu errichtenden zwei Gardelandwehr cavalerieregimenter 3,523,872 Thlr. 26 Sgr. 2 Pf. IV. Zur Ausrüstung der Feldgeräthe 27,113 Thlr. 5 Sgr. 10 Pf. Für die Festungen war erforderlich : V. für die vollständige fortificatorische Kriegsarmirung der sämmt lichen Festungen 1,054,424 Thlr.; VI . für die vollständige artilleristische Armirung derselben 303,000 Thlr.; VII . für die Versorgung der Belagerungslazarethe mit Arzneien 55,700 Thlr.; VIII. zur Verproviantirung der Festungen 50,000 Thlr. und IX. zur Ergänzung der Ausstattung der Festungen mit Kriegs-Kasernenutensilien 40,800 Thlr.

sche , sondern vielmehr eine allgemein katholische sein, und man will sie zu einem Drittheile aus Schweizern , die übrigen Theile aus Spaniern , Irländern, Franzosen und zu einem Sechstheil aus der römischen Gendarmerie zu= sammengesett wissen. Die Infanterie soll aus 6 Batail lonen , jedes zu 1223 Mann bestehen, und zwar: 2 Ba= 3 taillone Schweizer, 1 Bataillon Frländer, 1 Bataillon Spanier, 6 Bataillone Franzosen und 1 Bataillon Römer. Die Cavalerie soll aus 600 Mann und 520 Pferden, einge theilt in 4 Schwadronen , bestehen ; die Artillerie hingegen 8 Batterieen, bedient von 294 Maun, betragen. Diese Truppen sollen in den Provinzen auf eine solche Art ver theilt werden , daß sie sich gegenseitig unterstüßen und zu jeder Zeit einen festen Widerstand bieten können , und zwar sollen in Rom anderthalb Bataillone, in Civitavechia, Forzinone, Spoleto , Paraggio , Forli , Bologna, Ferrara überall ein halbes , in Ancona ein ganzes Bataillon sta= tionirt werden. Von den vier Schwadronen Cavalerie foll jede der vier römischen Provinzen eine erhalten. Würde

Sachsen - Coburg - Gotha.

Gotha , 15. März. Der Herzog läßt jest ein Ge = denkzeichen für die Mannschaft der hiesigen Bataillone anfertigen , welche mit ihm im Frühjahre 1849 an dem Feldzuge in Schleswig Theil genommen haben. Die ses Gedenkzeichen ist ein Kreuz (von Silber für die Offi ziere, von Bronze für die Gemeinen) , welches auf der einen Seite den Namenszug des Herzogs mit dem Worte „Eckernförde“ und einem Anker, auf der anderen eine Krone und die mit einem Lorbeerkranz umschlungenen Worte den 5. April " enthält. Dieses Kreuz wird an einem schwarz-grün -orangenen Bande getragen und am 5. April d. J. , dem Jahrestag des Eckernförder Gefechts, (Lpz. 3.) an die Betheiligten verliehen. Kirchenßta a t. Rom , 28. Febr. Ueber den vom Marquis Grimaldi und dem franzöſiſchen _Jågeroffiziere La Pierre der päpst= lichen Regierung vorgelegten Plan zu einer neuen Or = ganisation der Armee (f. A. M. 3. Nr. 33 v . d. J.) enthält der Lloyd" folgendes Nähere: Dieser Plan ist in französischer Sprache verfaßt , *) geht von dem Grundſaß aus , daß die weltliche Souve ränetät des päpstlichen Stuhles eine neutrale Macht set und dessen Truppen nicht zur Kriegführung bestimmt sein können, weil es eine Obliegenheit der gesammten katho lischen Welt sein muß, das souveräne Haupt der Kirche in seiner Unabhängigkeit und in der freien Ausübung set ner Rechte und Functionen zu beschirmen und zu erhalten; die päpstliche Armee darf daher keine ausschließlich römi

*) Mémoire pour servir à l'organisation de l'armée pontificale. Dedie à S. S. le pape Pie IX. par le marquis de Grimaldi et E. H. de La Pierre , officier des chasseurs. 8. Paris 1850. Leneveu. (1½ Bog.)

die gegenwärtige Gendarmerie noch ferner beibehalten , so wird nach diesem Plan der Effectivstand der päpstlichen Truppen sich auf 10,338 Mann belaufen. Die Regie rung und das Land würden aber wesentlich mehr an Sicherheit und Ordnung gewinnen , als zur Zeit, wo 18,000 Mann im Dienste verwendet wurden , die dem Staate obendrein eine Mehrauslage vnn 800,000 Scudt verursachten.“

Mecklenburg - Schwerin . Nach dem Staatskalender für 1851 besteht das meck lenburg - schwerin'sche Offiziercorps aus 163 Offizieren. Davon find 1 Generallieutenant, 4 General majore, 6 Obersten, 12 Oberstlieutenante, 20 Majore, 47 Hauptleute und Rittmeister, 29 Premierlieutenante und 49 Secondelieutenante.

Kußland und Polen. Im kommenden Frühjahre_soll_ein großes Trup = penmanöver bei Lowitsch stattfinden und hierzu auch Se. Maj. der Kaiser erwartet werden. (Pr. 3tg.)

Großbritannien . Nach dem United Service Magazine find folgende Bedingungen als Vorbereitungsscala für die Can didatur zur Offiziersanstellung neu festgestellt worden : Arithmetik, die vier Species , Proportionen, Brüche, der Gebrauch der Logarithmen angewendet auf Multipli cation , Division , Bilden von Potenzen und Ausziehung ―― Algebra, die Addition , Subtraction, der Wurzeln. und Division von ganzen und gebrochenen Multiplication Sprachen, Livius römiſche Geſchichte (Buch Größen . 21-25 einschließlich) , etwas aus Virgil's Aeneis (1–3 Hat der einschließlich) mit Grammatik und Prosodie. Candidat teine klassische Erziehung genoffen , so muß er aus einem französischen oder deutschen Autor überseßen und grammatisch expliciren ; außerdem aber eine von den Era

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minatoren gegebene Stelle aus einem englischen Autor in's Französische oder Deutsche überseßen. - Geschichte , die

vergleichende Erdkunde für sich, geographische Vertheilung der Organismen nach thermischen Bedingungen und diese wieder theilweise abhängig von hypsometrischen Voraus= segungen, die Kenntniß der Erdoberfläche nach Structur und Stoffen, Naturwissenschaft im weiteren und engeren Sinne, Staatswirthschaft und Kriegswiſſenſchaften : fie alle bedürfen des Kartenzeichners und assimiliren sich die Andeutungen und Aufzeichnungen guter Karten; fie ver= gleichen das darin neu Aufgenommene mit dem Bekannten, das Allgemeine mit dem Besonderen zu neuen Ucber , = Um- und Ansichten. Der dichtgeschlossene Phalanr_flei= ßiger Arbeiter der Wissenschaft wird auch diese Gabe streb= samer Förderer schäzbarer Kenntniſſe dankbar hinnehmen. Man wird nicht allein des neu Gewonnenen , des reichen

Beantwortung von Fragen aus Chapnell's Abriß der Ge schichte von Griechenland , Rom und England ; aus Keigh ley's Geschichte von England und aus deffen geschichtlichen Skizzen. - Geographie, die Kenntniß der Welttheile, die Namen der Hauptstädte der europäischen Nationen, die Hauptflüsse, Seehäfen und Militärposten in Groß britannien und Irland , die übrigen englischen Besißungen. ― Fortification, in Gegenwart derEraminatoren eine Befestigungsfront nach Vauban's erstem System, sowie ein zugehöriges Profil zu zeichnen, zugleich als Probe der Kenntnisse im Zeichnen.

Dänemark.

Inhalts in der reinlichen Form fich erfreuen , man wird bienenartig die vermehrte Erkenntniß zu weiterem Ausbau der eigenen Arbeitszelle zutragen. Um genau zu erfahren, was Jemand mit seiner Ar=

Kopenhagen, 15. März. Die dänische Marine zählt gegenwärtig folgende Offiziere: 1 Vice- und 3 Contreadmirale, 7 Commandeure, 7 Commandeur-Capi beit wollte, fragt man ihn am besten selbst. Hören wir tåne, 17 Capitane, 27 Capitän-Lieutenante , 36 Premier um deßwillen , was die Erläuterungen darüber mittheilen. lieutenante und 46 Secondelieutenante; außerdem noch 35 Der Eingang meldet uns : " Schon seit manchem Jahr wurden von dem Bearbeiter Monatslieutenante und 30 Cadetten. ―――― A la suite : 3 der vorliegenden Schweizerkarte Materialien gesammelt, Commandeur-Capitäne und 10 Capitäne und Capitän Lieutenante. die Vollendung derselben zwar in weite Ferne gerückt , bis Die Flotte besteht aus 5 Linienschiffen (3 mit 84, Gelegenheit die Ausführung beförderte , daß dieselbe zu 1 mit 80 und 1 mit 66 Kanonen), 7 Fregatten auf 40 der von unseren Geognosten , den Professoren Studer bis 48 Kanonen , 1 Fregatte (,, Dronning-Marie") auf 60 und Escher von der Linth binnen Jahresfrist erschei= Kanonen und 1 auf dem Stapel von 44 Kanonen; 4 nenden Geognofie der Schweiz benußt werden sollte." Corvetten auf 2022 Kanonen und 1 auf dem Stapel ; „Wir halten es jedoch zweckmäßig, vor Gebrauch zu 4 Briggs auf 12-16 Kanonen; 1 Barkschiff auf 14 diesem Behuf eine gewisse Anzahl von Abdrücken zu einem Kanonen; 3 Schoonern und 2 Kuttern. Die Ruderflotille allgemeinen Zweck herauszugeben , daher der Karte einen besteht aus 86 Schaluppen und Jollen. Ferner gehören solchen Inhalt zu geben, daß er jedem gebildeten Freund noch hierher: 6 Dampfschiffe von zusammen 860 Pferde unseres Vaterlandes zusagt. Somit bleibt die Karte in fraft und 1 Schraubendampfschiff auf dem Stapel von ihrer Ausführung dem ursprüngliche Plane getreu und 260 Pferdekraft und auf 12 Kanonen. (Pr. 3tg.) sucht mit Hinweisung auf Lage und Bodenconstruction zu= gleich auf historische und ſtatiſtiſche Momente hinzuwiesen, welche in Einem Rahmen erst den Gesammtbegriff eines Landes vergegenwärtigen können." Der Maßstab der in vier Blätter zerlegten Karte ist 1 : 380,000, also immerhin groß genug, um über die Literatur. Böschung der Berglehnen , Hänge und Wände einen gene= Karte der Schweiz , bearbeitet von J. M. Zieg rellen Ueberblick zu gewinnen, wie die Stärke der Ein ler. Mit Erläuterungen , einem Register und hi wohnerschaft noch ungefähr durch Zeichnung und Schrift storischen und statistischen Beilagen. Eigenthum erkennen zu laffen, mit Ausnahme der Einzelgehöfte noch der topographischen Anstalt von J. Wurster und ziemlich alle Wohnpläge anzubeuten. Doch folgen wir Comp. in Winterthur. Verlag von Huber u. Comp. der Marime unseres großen Dichters : Willst du dich am du das Ganze im in St. Gallen und Bern und Dietrich Reimer in Berlin. (4 Blätter in Carton nebst Heft mit dem erblicken," und gehen wir auf Einzelheiten dieser fleißigen, Titel : „Erläuterungen zur Karte der Schweiz von mit Sorgfalt und Genauigkeit behandelten Arbeit über, J. M. Ziegler." Zürich 1850. Druck von Zürcher deren Schönheit hierdurch nur um so hervorstechender fich uns entfalten wird. VIII und 38 S.) 2 Thlr. 20 Ngr. ― u. Furrer. Hätte man die Auszeichnung des Terrains nur auf In Futteral aufgezogen 3 Thlr. 6 Ngr. schweizerisches Gebiet beschränkt , so wäre man zufolge der Jede Vermehrung kartographischer Hülfsmittel, vor gezackten und gesägten Gränzgestaltung einer Uebersicht über den Zusammenhang der Gebirgszüge wie des Waffer= nehmlich, wenn möglichst genaue Andeutung verschieden artiger Terraingestaltung mit deutlicher Wahrnehmbarkeit laufs , somit auch einem Theil des allgemeineren Zweckes des statistisch Wissenswerthen gleichen Schritt zu halten viel fremder geblieben , die Nußbarkeit der Karte wäre ftrebt , wenn ein Ringen nach Vielseitigkeit der Zwecke, damit bedeutend geschmälert worden ; in mancherlet Be= ziehungen, vornehmlich auch in geognostischer, wären die nach mannichfacher Nußbarkeit sich zu erkennen gibt, Mit richtigem fördert immer eine Reihe von Wissenschaften. Geognofie, Bestrebungen nahezu verfehlt gewesen.

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Takte ließ man deßhalb von den umgränzenden Territo rien in gleichberechtigter Darstellung nach möglichst ge treuen Aufnahmen die Auszeichnung des ganzen Geländes in das Kartennes eintreten , welches zufolge der eigenthüm lichen Umfangsgestaltung der Schweiz noch hereinzuziehen war. Die geographischen Linien sind in einer Entfernung von 15 Minuten aufgetragen , es entstehen hierdurch Oblonge, welche mit Hülfe großer und kleiner Buchstaben am Rande, zum Zweck der ungefähren Bestimmung jeden Ortes , leicht zu bezeichnen sind , und die mit Hülfe des Namenregisters ein schnelles Aufsuchen sehr begünstigen, eine Einrichtung, mittelst deren die Karte für rasche Orien= tirung höchst gebräuchlich wird. Das ermüdende und zeit raubende Herumirren ist damit einfach beseitigt , da man nur im Register nachzusehen braucht, ob der Name überhaupt eingetragen wurde ; ist dieß der Fall , so findet man gleich daneben seine ungefähre geographische Lage in Buchstaben angedeutet. Die Gränzen find illuminirt, die Landes granze roth, die Kantonalgränzen unterschiedlich. Sonst find nur noch die Seen und Poststraßen mit Farbe ange legt , erstere natürlich blau und leßtere mit einem lichten braun. Mängel und Fehler kommen wohl überall vor, so auch bei der vorliegenden künstlerischen Bemühung. Wir nehmen deßhalb die Gelegenheit wahr, Einiges zu berühren. Bei der hier erforderlichen starken Lintirung der Bergzeichnung mußte die hier in Anwendung gekom mene Signatur und Anlage der Straßen und Wege, die doch gerade in solchen zum Theil schwer zugänglichen Ge birgen von höchster Bedeutung sind, und etwas schwach erscheinen, da sie zum Theil verwischt und ungenügend, sowie schwer erkenntlich sich darstellt. Der intensiven Berg zeichnung gegenüber hätte man der Signatur für jene Landverbindungen immerhin ein stärkeres , beinahe über triebenes Relief geben können. Hätte man z . B. für die Poststraßen ein dunkleres kräftigeres Braun genommen, so wäre es auch nicht vorgekommen , daß auf dem vor uns liegenden Eremplare der Theil der Gotthardsstraße , wel cher durch das Tremolathal führt (— der Name dieſes durch Souworow's Märsche und Angriffe am 24. Sep tember 1799 geschichtliche Bedeutung erlangenden Thales fehlt ) nicht so unklar und verlaufend angedeutet wor= den , daß man fast auf die Vermuthung gerathen_sollte, diese Strecke sei kaum noch Poststraße , was doch bekannt = lich nicht der Fall ist , und welche Andeutung auch nicht beabsichtigt war. Auch ist gerade an dieser Stelle die Bergzeichnung nicht mit der Sauberkeit , Sicherheit und Eleganz ausgeführt , wie dieß von den meisten anderen Böschungen gerühmt werden kann. Als vergleichender Maßstab für den südlichen und öst lichen Theil der Schweiz konnte die Dufour'sche , oder vielmehr eidgenössische Generalstabskarte aus dem einfachen Grunde nicht benußt werden , weil sie für diese Theile noch zu erscheinen hat. Dieses unter General Dufour's vortrefflicher Leitung erscheinende Prachtwerk , wovon bis jest, so viel uns erinnerlich, 9 Sectionen vorhanden sind, von denen wir einige zur Vergleichung beizogen , wurde augenscheinlich bei Entwerfung dieser Karte benut, indem man den Maßstab von 1 : 100,000 auf den vorliegenden

reducirte. Um uns über die Art der Ausführung dieser Reduction zu unterrichten , nahmen wir unter Anderem die Section Vevay - Sion jener Karte zur Hand , und nach längerer Betrachtung und Vergleichung müssen wir gestehen , daß diese Reduction von geschickten und geübten Händen vorgenommen worden ist; wir waren überrascht von dem, was wir gefunden hatten. Absichtlich wählten wir zur näheren Besichtigung eine aus eigener Anschauung bekanntere Partie, wobei wir ungefähr beurtheilen konn= ten , ob der thatsächliche landschaftliche Charakter durch die Reduction nicht verwiſcht wurde, ob ihm nicht Zwang geschehen war, ob die Erinnerung mit Hülfe der Zeichnung wieder lebendiger werden würde , ob der wirklich empfun dene Eindruck aus der Zeichnung wieder entgegenträte. Nachdem wir auf der Generalstabskarte die Hänge und Böschungsgradationen des Wildhorns , Mittagshorns, Weißhorns , des Wildstrubels , Daubenhorns und der Gemmi scharf betrachtet und unser Gedächtniß selbst wieder genau orientirt hatten, fanden wir bei Vergleichung mit dieser Karte eine Uebereinstimmung und Treue der Auf faffung, eine Sorgfalt in Abwägung des Reductionsver= hältnisses , eine consequente Geschmeidigkeit in Hervor= hebung des Wichtigeren und Beiseitelaffen des minder Wichtigen , die uns mit hoher Achtung vor der Fertigkeit und Kunst des Zeichners erfüllen mußte. Wen die Alpen luft schon anwehte , wessen forschendes Auge schon in stundenlanger Betrachtung jener schneeigten Stöcke und Hörner und ihrer stets charakteristischen , merkwürdigen Verschiedenheiten sich verlor, für den hat die Vornahme solcher Vergleichungen mehr von der Natur des Genießens, als von der Mühsamkeit des gewöhnlichen Studiums. Ullrich Hegner sagt so sinnig von dem Sonnenaufgang auf dem Rigi : „Wer so etwas malen kann , der mag es auch beschreiben; " es liegt hierin zugleich eine Rückbeu tung , warum die Glanzparticen der Alpengruppen so nett gezeichnet sind , denn dem Zeichner schwebten während ſet= ner Arbeit die großartigen Verhältnisse landschaftlicher Natur vor Augen, die ein Gegenstand seiner staunenden Betrachtung gewesen waren. (Schluß folgt.)

Miscelle. Das Muster eines Feldkaplans. Bekanntlich kehrte in der Schlacht von Chillianwallah am 13. Januar 1850 das sonst so ausgezeichnet brave 14. leichte Dragonerregiment dem seinde den Rücken. Als den Kaplan Walter Whiting , welcher gerade in den Vorbereitungen für den leiblichen und geistigen Troft der Verwun deten begriffen war , die Kunde erreichte, daß das Regiment in wilder Flucht sei, so schwang er sich augenblicklich auf sein bereit ftehendes Pferd , ergriff die Pistole und jagte den Flüchtlingen ent= gegen, von welchen er bald einer Abtheilung begegnete. Er hielt fie auf, verwies ihnen ihre Schwäche , erinnerte sie an ihre Hei math und ihre Ehre und führte sie in das Gefecht zurück. Dieß gethan , eilte er zu seinem eigentlichen Berufe zurück und nahm von Neuem seinen Plaß an der Seite der Verwundeten ein.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmſtadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag, 5. April

N

1851 .

11 .

Allgemeine Milità r-Zeitung. frankreich.

die Unterhaltung der Armee im voraus geſorgt. Es werde dabei boppelt gewonnen , der Schaß gewinne bei dem

Im Moniteur de l'armée vom 16. Februar ( Nr. 10) billigen Einkauf zur Zeit der Wohlfeilheit, er trete zu 0. g . finden wir nun auch den Bericht des Kriego miniſters an den Präſidenten der Republik, worin die ſchleunige Wiedereinführung der Provianverwaltung und Militärbädereien gleidfalls befürwortet wird , und für welche, außer der mit dieſer Frage beſchäftigten Commiſſion (f. A. M. 3. Nr. 27 v. 6. 9. ) auch noch eine bedeutende Mehrheit darüber berichtlich gehörter Commandoſtellen fich ausgeſprochen haben. Wir entnehmen dieſem Bericht folgende Tabelle:

gleich gerade dann als Käufer auf, wenn ſolche ſeltener ſeien , und der einzelne Verzehrer gewinne, da zur Zeit der Theuerung die Militárverwaltung durch Concurrenz nicht den Markt vertheure, ſondern im Gegentheil ihre Speicher ſogar noch zu öffnen vermöge, ſomit dem Mangel noch abhelfe. Nach dieſer mehr ſtaatswirthſchaftlichen Behandlung des Gegenſtandes geht der Auffaß auf das Hiſtoriſche desſelben ein und erwähnt leştlich des Umſtan

des und gibt die nöthigen Erläuterungen , wie es kam ,

Für das neue Für Wiedereinfüh= daß General Oudinot voriges Jahr fürdas neue Syſtem Syſtem .

rung des alten .

Anfichten der Compagnies , Escadrons- und Batte riecommandanten

Stabsoffiziere

Gorpschefs Gommandirende Senerale

Intendanturbeamten

78

133

36 16 4 2

120 107 60 143

und dießmal dagegen geſtimmt habe. Die Nummer 11 des Moniteur enthält einen zweiten

Aufſaß über den fraglichen Gegenſtand, in welchem u . A. das Mißliche und Gewagte , ſowie das Gefährliche des nun wieder aufgehobenen neuen Syſtems in Zeiten allge meiner Aufregung ausführlich nachgewieſen wird. Auf mehrere deßfallſige Stellen verſchiedener Commiſſionsbe

richte iſt aufmerkſam gemacht.

Die Geſeßgebungscommiſ

fion (unter ihr mehrere Generale und Stabsoffiziere) hatte 138

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bemerkt:

„ Die Commiſſion glaubt unter ausdrüdlicher

Nach Zuſammenſtellung der Anſichten ſúlägt der Be- Verwahrung anführen zu müſſen , daß wenn der Krieg richterſtatter die Wiederherſtellung des alten Syſtems in einmal auf fremdem Boden geführt wird, man den Sol folgender Ausdehnung vor : 1) in allen Kriegspläßen der daten nicht anders mehr als mittelſt regelmäßiger Ver Gränzen, wie ſchwach auch ihre Garniſon ſein möge; theilung verköſtigen wird. Jede andere Weiſe würde ein 2) in allen übrigen Garniſonen , deren Stärkees geſtat: Marodiren hervorrufen , und mit ihm alle daraus ent

tet,auf Koſtendes Staates eine ſolche Einrichtung zu ſtehenden Erpreſſungen und Quälereien.“.

treffen. Als Zeitpunct der Wiederherſtellung der Pro

Der Bericht

vom 20. October 1850 Hilfsmitteln ſagt dagegenzu: Täglich den Einwohnern leben, dasbeiiſtdas vonihren

viantanſtalten wird der 1. April d. I. vorgeſdlagen, um

bis dahin alle Vorbereitungen und nöthigen Anordnungen Geſeß des Kriegs , und eine Armee von 100,000 Mann, treffen zu können. Der Vorſchlag hat ſofort dieGeneh- welche die gewöhnlichen Regeln der Diſciplin einhält, wird migung des Präſidenten erhalten.

täglich ihren Interhalt finden ." Hinſichtlich der Geſund

heit, Dekonomie, ſowie verſchiedener anderer Beziehungen weiterhin ausführlich erörtert. Dieſelbe Nummer des officiellen Militärblattes enthält wiró nun derGegenſtand einen längeren Aufſaß, worin der nämliche Gegenſtand ausführlicher Erörterung unterzogen wird, und zunächſt namentlich vom ſtaatswirthſchaftlichen Geſichtspuncte die Vortheile des alten Syſtems dargelegt werden . Die be deutenden Anfäufe des Getreides zu wohlfeiler Zeit durch

Königreich Sachſen.

Dresden , 21. Febr. In der heutigen Sißung der die Kriegsverwaltung hätten bewirkt, daß das Getreide, zweiten Kammer wurde zu bet ſpeciellen Berathung der deſſen Frankreich mehr bedürfe , als es producire , im Lande Poſition 17 des außerorden hen Staatsbudgets über

zurüdgehalten werde, und in theuerer Zeit ſei fonach für gegangen , welche den mit 625,000 Thlr. angeſeßten MO -

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bilisirungsaufwand umfaßt. Die Position zerfällt in mehrere Unterabtheilungen : a) 17,000 Thir. zu Vermehrung des Brückenmaterials. Die Regierungsvorlage gibt an, daß die Brückenequipage unzureichend gewesen sei, und da man mit dem vorhan denen Material nicht einmal die Elbe habe überbrücken können, so habe das Kriegsministerium die Herstellung von zwölf neuen Pontons , den dazu nöthigen Wagen , Böcken, Balken , Brettern , Geschirren und dergleichen mehr ange ordnet. Der Regierungscommissär gab der Deputation

Waffe , wenn sie inmittelst nicht durch neue Erfindungen verdrängt wird, allgemeiner einzuführen. Für diesen Zweck ist aber die bei Position 7 des außerordentlichen Budgets beantragte Bewilligung mehr als ausreichend. Auch die übrigen auf diese Position verwiesenen Anschaffungen wer den durch die Bewilligung der bei Position 7 beantragten 202,000 Thlr. gedeckt werden können , wenn die Summen für Anschaffung von Spißkugelgewehren beschränkt werden. Die Deputation ist der Ansicht , daß wenn für diese zur Zeit 100,000 Thlr. verwendet werden , dieß vollständig ausreichend sei , und beantragt , gestüßt auf die von ihr weiter oben entwickelten Gründe , besonders aber aus finan ziellen Rücksichten , die hier postulirten 50,000 Thlr. nicht zu bewilligen. c) 148,000 Thlr. zu Anschaffung von Pferden. Die Regierung hat die Zahl der zum Beritten machen der Nichtstreitenden der Cavalerie, sowie für die Artillerie und die verschiedenen Trainabtheilungen nöthigen Pferde zu 2513 Stück angegeben, deren wirklicher Ein kaufspreis die Summe von 277,000 Thlr. betragen habe. Sie hat jedoch , da dermalen die gesammten über den Frie densetat vorhandenen Pferde wieder verkauft werden sol len , das Postulat auf die oben angegebene Summe ge= stellt, indem sie den vollständigen Betrag des Aufwandes aus dem Erlös der wieder zu verkaufenden Pferde zu er= langen erwartet. Dieser Ertrag ist nach der seither ge= machten Erfahrung veranschlagt, indem 1224 Stück dieser Pferde bereits für 69,414 Thlr. 29 Ngr. 9 Pf. an den Die Deputation hat. Meistbietenden verkauft wurden. jedoch eine Berechnung aufgestellt, aus welcher hervorgeht, daß zu Deckung dieses Postulats 134,000 Thlr. genügen dürften. Der Regierungscommissär hat sich allerdings mit dieser Abminderung nicht einverstanden erklärt. Die De putation glaubte aber dennoch ihre gewonnene Ansicht fest halten zu müssen, da für ihre Annahmen doch wohl die größte Wahrscheinlichkeit vorhanden set , und empfiehlt das Postulat sub c mit nur 134,000 Thirn. zur Bewilligung. d) 60,000 Thlr. zu Feldequipirungsbeihülfen für Offiziere. Die Deputation sucht nachzuweisen , daß hier nur die Summe von 54,575 Thlrn. zu bewilligen sein würde. Die Regierung führt hierbei an , daß diese Gelder ohne Auf schub zu gewähren waren , da die Feldequipirung und Anschaffung von Pferden selbstverständlich vor dem Aus rücken zu gewähren war. Die Deputation glaubt, daß der Umstand , daß der Frieden nicht unterbrochen worden ist, wohl nicht Anlaß geben kann , dem Postulate der Regierung die Zustimmung zu versagen , da in jedem Falle die Empfänger der einzelnen Bezüge genöthigt waren, die Ausgaben in gleicher Weise für die Vorbereitungen zum Feldzuge zu machen und in der Regel einen Aufwand zu bestreiten hatten, der die ihnen gewährte Beihülfe bei weitem überstieg . Sie kann aber nicht umhin , darauf aufmerksam zu machen , daß es doch wohl nothwendig sein dürfte, alle diese Bezüge eben so wie es mit den regel= mäßig zu gewährenden Gehalten bereits geschehen ist, ge= seßlich zu normiren. Sie glaubt daher der Kammer em pfehlen zu müssen, im Verein mit der ersten Kammer den Antrag an die Staatsregierung zu richten : „ Es wolle dieselbe der nächsten Ständeversammlung einen Gesezes = entwurf vorlegen , nach welchem die bei der Mobilmachung

einen näheren Nachweis über den Kostenbetrag der einzel nen zur Vermehrung dieser Brückenequipage erforderlichen Gegenstände. Diese Angaben begründen allerdings das Postulat zur Genüge und die Deputation glaubt daher, der Kammer empfehlen zu müssen , dieſe 17,000 Thlr. unverkürzt zu gewähren. b) 50,000 Thlr. zu fernerweiter Anschaffung von Waffen, Geschüzmetall , Holzvorräthen zu Geschüßfuhrwerken und Munitionsbedürfniſſen an Sal peter, Schwefel , Blei. Die Deputation , welcher einer seits bekannt war , daß eine doppelte Bewaffnung für die nach den früheren Bestimmungen als Contingent aufzu= stellende Infanterie im Hauptzeughause vorhanden , war allerdings überrascht, diese Anforderung der Staatsregie rung hier wiederum vorzufinden , nachdem sie bereits in dem Berichte der Deputation über Position 7 202,000 Thlr. zur Bewilligung empfohlen hatte, und erbat sich näheren Nachweis über das vorliegende Erforderniß. Der Regierungscommiffär gab der Deputation die Erklä rung ab, daß der bei weitem größte Theil der in der Regierungsvorlage für gleiche Zwecke gestellten Postulate zu Anschaffung von Spizkugelgewehren bestimmt gewesen fet. Die Regierung habe 10,500 Stück dieser Gewehre bestellt und theilweise bereits erhalten , das Stück ſei mit 152 Thlr. verhandelt worden , so daß diese Anschaffung allein eine Summe von 162,750 Thirn. absorbire. Die Bewaffnung mit dieser Gattung von Gewehren sei aber unerläßlich, da ein Gefecht mit Truppen , die diese Waf fen führten , außerdem zu ungleich sei; man habe dieß sowohl bei dem Barrikadenkampf in Dresden , als auch besonders in Schleswig erfahren . Die Deputation kann allerdings das Streben des Kriegsministeriums , die Be waffnung der Armee zu vervollständigen , nur anerkennen. Aber dennoch nimmt sie Anstand , die Forderung des Mi misteriums zu befürworten. Die Anschaffung von 10,500 Spigfugelgewehren_auf_einmal erscheint der Deputation doch im gegenwärtigen Augenblicke, wo wir auf friedliche Zustände hoffen dürfen , nicht so dringend , um sie gerade jezt vorzunehmen , wo dem Lande so große Lasten aufer legt werden müssen. In anderen Armeen - sagt die ― Deputation ist diese Waffe im Berhältniß auch noch keineswegs so allgemein eingeführt , ja , es gibt noch viele Armeen, wo man noch gewöhnliche Feuerschlösser führt, so ist 3. B. in dem in militärischer Beziehung als Muster staat vorleuchtenden Preußen noch ein großer Theil der Landwehr noch nicht einmal mit Percussionsgewehren, sondern mit Feuerschloßgewehren bewaffnet. Die Deputa= tion glaubt daher, es genüge vor der Hand , wenn die leichte Infanterie mit Spigkugelgewehren bewaffnet würde, und man in späteren Finanzperioden dazu vorſchreite, diese

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der Armee zu gewährenden Feldequipirungsbeihülfen fest gestellt werden," und beantragt übrigens , das vorliegende Postulat mit 54,575 Thlrn. zu bewilligen. (Fortseßung folgt.)

habe der unermüdliche Bergsteiger , der rastlose Forscher und Kenner der Gebirgswelt, Hr. Studer , der wie Hr. Escher zur Förderung der Wissenschaft den beharrlichsten Eifer bethätigt, seine Sammlung von 103 größeren Blät= tern , Panoramen und Manuscriptzeichnungen mit allen nur gewünschten Mittheilungen zum Gebrauche verstattet. Es wird ferner der Gebrüder Zeller und ihrer Gebirgs zeichnungen von Wallis und der südlichen Alpen Erwäh= nung gethan und beiläufig bemerkt, daß Professor Mel = ior Ullrich, Verfasser der Schrift die Seitenthäler von Wallis und des Monte Rosa", wohl binnen wenigen Jahren die vollständigste Sammlung von Gebirgszeich nungen aus den Alpen besigen würde, und daß der rühm= lichst bekannte Heinrich Keller (welcher Schweizerrei= sende fühlte sich diesem Manne für seine Reisekarte der Schweiz" nicht dankbar verpflichtet) das Panorama von Höhenschwand bet St. Blasien herausgeben werde, wobei die Vorberge sich sehr bestimmt dem Hochgebirge unterordneten . Bezüglich der Orthographie der Ortsnamen wird erwähnt, daß hierin noch eine ziemliche Beliebigkeit Dieß ist sehr und willkürliche Bezeichnung stattfände. . erklärlich , da die Schweizer wohl in politischer, aber nicht in sprachlicher Beziehung eine Nation bilden und bei Zer klüftung des Bodens auch Zerklüftung der Mundarten und orthographische Abweichungen die natürlichste Sache von der Welt find , und generelle Uebereinstimmung hierin überhaupt schwer zu erreichen sein wird. Schließlich wird noch angedeutet, daß demnächst eine hypsometrische Sammlung zur Vervollständigung dieser Karte in einer Anordnung erscheinen werde, welche das Auffinden von Höhen nach den Namen, wie dasjenige von Ortslagen nach gegebenen Höhen auf gleiche Weise erleichtern solle. In der That wird der Karte vor Er scheinung dieses Verzeichnisses ein sehr wesentliches Ele ment für vielseitige Brauchbarkeit und Benuzung abgehen und man wird bis dahin fortwährend noch anderer Kar ten , welche die hypsometrischen Angaben enthalten , ziem= lich benöthigt sein. Für einen immerhin kleinen Maßstab, wie der von 1 : 380,000, halten wir das unmittelbare Beischreiben der Höhenzahlen für ein Bedürfniß, da aus den Böschungen allein , selbst wenn die Breite der Hori zontalschichten bekannt wäre, die Höhen oft kaum annä= hernd abzuschäzen sind , wie dieß bei allen Wänden der Fall ist. Um deßwillen müssen wir beklagen , daß es nicht beliebt worden oder ermöglicht gewesen ist, die Höhenan= gaben der hauptsächlicheren und wichtigeren Puncte, der Päffe, der fernhin sichtbaren Kämme, Hörner und Stöcke, der prakticabeln Joche u. s. w. schon hier auf der Karte selbst angemerkt zu finden und des versprochenen vollstän= digeren Verzeichnisses dennoch nicht verlustig zu gehen. Die Wörl'sche Karte in 1 : 200,000 bietet für solche Be= zichungen eine schon recht angenehme Reichhaltigkeit , und wenn zuweilen auch unwahrheiten mit unterlaufen , so gewährt doch die annähernde Angabe schon einen werth vollen Ueberblick. Da ein besonderes Verzeichniß doch verheißen ist, so dürfte es nicht unpraktisch gefunden wer den, im Gegentheil die Gebräuchlichkeit nur vermehren, wenn ein Reductionstabellchen der verschiedenen in Europa Wäre geltenden bekannteren Maße angehängt würde.

Literatur.

Karte der Schweiz , bearbeitet von J. M. Zieg ler. Mit Erläuterungen , einem Register und hi storischen und statistischen Beilagen Eigenthum der topographischen Anstalt von J. Wurster und Comp. in Winterthur. Verlag von Huber u . Comp . in St. Gallen und Bern und Dietrich Reimer in Berlin. (4 Blätter in Carton nebst Heft mit dem Titel : Erläuterungen zur Karte der Schweiz von J. M. Ziegler. " Zürich 1850. Druck von Zürcher u. Furrer. VIII und 38 S. ) 2 Thlr. 20 Ngr. In Futteral aufgezogen 3 Thlr. 6 Ngr. (Schluß.) Die Erläuterungen , zweispaltig mit deutschem und fran zösischem Tert, geben uns Kunde von der Menge des benusten Materials ; fie erwähnen zunächst , der Director des eidgenössischen topographischen Bureaus , Herr General Dufour, habe so viel zur Unterstügung dieses wissen schaftlichen Unternehmens gethan , als seine Stellung ihm dieß erlaubte, ein Verhalten , wie man es von fenem hoch gebildeten Offizier nicht anders erwarten konnte. Er theilte die Ergänzung der von Major Eschmann herausgegebe nen Ergebnisse der trigonometrischen Vermessungen in der Schweiz mit , ferner Höhenquoten und Andeutungen von Horizontalen , Lage und Namen von Ortschaften , Flüssen und Bergspigen. Dann erhielt man von Herrn Ingenieur Denzler in Zürich das Manuscript seiner geodatischen Operationen behufs der Anknüpfung der oftschweizerischen Triangulation an diejenige der österreichischen Vermessun gen. Von noch nicht publicirten kantonalen Vermessungen verdankte man der Munificenz des Ingenieurobersten Hrn. Pestalozzi, sowie der des Herrn Ingenieurs Wild, Chefs des topographischen Bureaus in Zürich, eine zier liche Zeichnung, die Darstellung der Bodengestaltung dieſes Kantons im Maßstabe der Karte. Der Verfasser war ferner, durch die ihm überwiesene Besorgung des Stichs der von Ingeniermajor Eschmann mit Horizontalen_von 10 zu 10 Meters in 1 : 25,000 aufgenommenen Karte des Kantons St. Gallen im Stande , hierauf bezügliche ausgedehntere Terrainstudien zu machen und nach Origi= nalblättern, sowie Localstudien jene Gegend darzustellen; hierbei waren der Kanton Appenzell und eine große Strecke der umgebenden Kantone mit inbegriffen. Wir erfahren weiter, daß bedeutende. Sammlungen von Gebirgszeichnungen mit allen nur gewünschten Erläute rungen auf gefälligste Weise zur Benußung verstattet wurden von den Herren Escher von der Linth , Vater und Sohn , von denen der Leßtere dem Unternehmen seine persönliche Theilnahme unausgesezt widmete. *) Auch *) Auch uns ist Gelegenheit geworden , Herrn Escher's freund lichen Rath bei Feststellung eines Reiseplans in's Gebirge entgegenzunehmen, dankbar erinnern wir uns seiner gefäl D. Ref. ligen und wichtigen Mittheilungen.

damit noch ein statistisches Register solcher Beziehungen

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wenigstens , die für den Militär Wichtigkeit haben , viel leicht noch zu verbinden , so würde für den Lezteren der Werth der Karte noch gesteigert. Zu Hause hat man solche Zugaben_entweder zur Hand , oder kann sie mit geringer Mühe sich beschaffen ; beim unmittelbaren Gebranch der Karte aber , unterwegs , ist solches meist nicht der Fall, und so wäre durch diese kleine Aufmerksamkeit eine recht schäßenswerthe Bequemlichkeit und dem Gedächtniß eine willkommene Anlehnung geboten . Nehme man bei Allem , was einen Reisenden interessiren kann und für Reisende , zu denen zunächst auch der Soldat gehört , die nen soll, sich immerhin englische Muster, bei denen nichts versäumt zu werden pflegt , um die ausgedehnteste An= wendbarkeit mit praktischer Anordnung wetteifern zu lassen. Die Erläuterungen bieten uns ein alphabetisch geord netes Register aller auf der Karte anzutreffenden Orts namen (etwa 8-9000) , mit Angabe des Charakters (Bezeichnung des Terrains oder Kulturgegenstandes) , des Kantons und Staates , in dem sie gelegen , und des Orien tirungsoblongs (durch Buchstabenangabe seiner Seiten), und somit auch seine ungefähre geographische Lage. Daran reiht sich ein Verzeichniß einiger Doppelnamen (nach Studer, Buchwalder und Sauffüre) ; weiterhin folgen 40 bis 50 chronologische Zahlen zur Erläuterung der Signa tur für Schlachtfelder; hieran schließt sich eine Erklärung der Abkürzungen im Register. Was die Reichhaltigkeit der eingetragenen Namen anlangt , so ist diese durch den Maßstab und das Gebot, feiner Ueberladung sich schuldig zu machen , begränzt gewesen , doch sind uns einige, was Höhenbenennungen anlangt , ziemlich dürftig weggekom mene Districte aufgefallen , wie z. B. das Vorarlbergische. Wir sahen da unter den Bergnamen , um uns jenes naiven Ausdrucks zu bedienen , viele, die nicht da waren , wie die Gottesackerwände, die Lingenauer Höhe , den Ronerkopf, den Girmkopf und andere, zu deren Beischreibung an Plaß es nicht gebrach ; im Chamouny vermißten wir den Mont Brevent und La Flegère doch wir gehen nicht nicht darauf aus, zu kritteln und wie ein Handelsmann auf das Werth zu legen, von dem er weiß, daß es nicht vor handen ist , sondern wir wollten nur andeuten , daß eben Dieses oder Jenes noch hätte berücksichtigt werden können, sobald es der Raum erlaubte, wenn auch nur mit Buch stabenandeutung , die dann ihre Erklärung im Register fanden , obwohl die Nichtberücksichtigung darin ihre Moti virung findet, auf das gefliffentlichste die Ueberladung zu vermeiden und dem Auge bei der Betrachtung das Amei= senartige zu ersparen. Aus demselben Gesichtspuncte möge man nachstehende Bemerkungen betrachten , die zwar auch einige Ausstel lungen enthalten, aber gleichfalls nur zum Beweise dienen, wie eben in jedem Kunstwerk kleine Mängel und Fehler aufzufinden sind , obschon der Gesammtwerth dadurch wenig beeinträchtigt wird. Zunächst nehmen wir auf der Karte eine große Man = nichfaltigkeit in Stärke , Höhe und Art der Schriftgat tungen wahr, um hieraus allein ſchon den Charakter des benannten Gegenstandes zu erkennen. Troß der, wie schon erwähnt, hier naturgemäß sehr dunklen Linten der Berg

zeichnung heben sich die Namen doch meistens auf den schwarzen Hängen ganz deutlich ab, nur die Schrift der Pässe hätte vielleicht eine Aenderung erfahren können. Die runden Buchstaben verlaufen dabei so leicht in die breite Schwärze der steilen Wände , daß man sie kaum noch unterscheiden kann und das Lesen schwer fällt , wie dieß bei dem Panirer Paß südlich des Hausstocks der Fall ist. Dann sind zuweilen auch die Hangstriche unverhält= nißmäßig stark, und stärker sogar, als sie es verdienen und bei andern eben so steilen Hängen der Fall ist. Man betrachte das Mairathal am Fuß des Gallegione (Bre= gaglia) zwischen Casoccia und Chiavenna und vergleiche die Zeichnung, sowie die Steilheit dieser Hänge mit der Meienwand oder der Gemmi , und man wird den Unter schied in dieser Stärke nicht begründet finden. Bei jener Stelle sind die Buchstaben in dem Dickigt der Striche nicht wohl mehr zu erkennen und ist diese Unleserlichkeit offenbar ein Mißstand , eine fehlerhafte Darstellung , und die eigentliche Structur des Hanges in verworrener Sprache wiedergegeben . Wenn die cidgenössische Karte bis an die Ostgränzen vorgeschritten sein wird und es dann gefallen möchte, hiernach fortwährende Berichtigungen und Reduc tionen eintreten zu lassen , so könnte durch solche Ausfei= lungen auch das vorliegende Unternehmen nur gewinnen. Was wir selbst gesehen , hat auch in der Darstellung, sei es durch Worte oder Zeichnung , einen größeren Reiz für uns ; um deßwillen wird Jeder unwillkürlich auf Kar ten zunächst die Gegenden, zur Erinnerung und Auffri= schung erheiternden Genuffes , die Wege und Pfade einer Betrachtung unterziehen, die er selbst durchwanderte , deren hervorstechenden Eigenthümlichkeiten er ein treues Gedächt niß bewahrte. So fanden wir das in der Erinnerung weilende Bild von den Hangformationen des Faulhorns und des Nothhorns , den wandartigen Charakter der gegen= überliegenden Böschungen in der Zeichnung ganz so aus gedrückt , wie sie im Andenken sich eingeprägt hatten. Aber immer vermißten wir die Beischreibung der Höhenzahlen. Zahlen sprechen zu deutlich, namentlich geben sie über die Weite des Gesichtsfeldes , für rasche Orientirung zu genaue Andeutungen, zuversichtliche Stüßpuncte, als daß man sie auf der Karte gern vermißte. Um uns nicht abermals Einzelheiten zuzuwenden , enthalten wir uns aller weiterer Erörterungen und erlauben uns nur noch beizufügen, daß das Ganze eine recht dankenswerthe Arbeit ist , auch für Militärs durch mancherlei Mittheilungen statistisch - topo graphischen Inhalts schäßbare Daten liefert und sich prak= tisch nugbar erweisen dürfte ; namentlich auch für das Studium der Kriegsgeschichte wird durch die rasche Find barkeit jeden Namens die Benutzung dieser Karte sich_un gemein gebräuchlich und zeitersparend herausstellen . Wenn wir schließlich noch wünschen , das Namenregister möchte späterhin in etwas deutlicherer Schrift lithographirt wer= den , so wird der Verfasser, bei unbefangener Prüfung, das Billige dieſes Wunsches nicht verkennen und späterhin die geeignete Abänderung vielleicht anordnen . Wir er= lauben uns , diese Karte wegen ihrer mannichfachen Ver wendbarkeit für militärische Zwecke dem militärischen Publi kum angelegentlich zu empfehlen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 8.

April

N 42.

1851 .

Allgemeine Militar - Zeitung. Königreich Sachſen.

ansgaben find, wenn das leßtere und dasjenige , bei wel chem das Erſparniß eingetreten iſt, mithin beide berſelben

( Fortſegung der Berathung über den außerordentlichen Mobilift- Hauptpoſition als Interpoſition angehören , so kann fie rungsaufwand der Armie. )

doch in dem vorliegenden Falle - wo bei den Poſitionen -

e) 200,000 Thlr. zu dem geſammten übrigen durch die 7 und 17 des außerordentlichen Ausgabebudgets Unter Mobilmachung entſtandenen Aufwande. Die Regierung abtheilungen fich herausſtellen, welche für ganz verſchie vermochte wegen dieſes Anſaßes ber Deputation nicht be- denartige Zwecke und theilweiſe nur als Berechnungsquanta

ſtimmte Unterlagen zu geben , da die Rechnungen über alle in der Regierungsvorlage angegebenen Erforderniſſe noch nicht geſchloſſen ſeien. Nach näherer Erläuterung Seitens des Herrn Regierungscommiffärs wird die Mehrpräſenz im Monat November wahrſcheinlich den ſtärkſten

zu bewilligen ſein werden – nicht umhin , der Kammer ſchließlich anzurathen : „ gegen die hohe Staatsregierung in der ſtändiſchen Schrift fich dahin zu erklären , wie ſie

zwar bei den von ihr gewährten Bewilligungen des or dentlichen Ausgabebudgets den vorbenannten Grundſaß als

Poften bei dieſen verſchiedenen Ausgaben bilden , zu wel- leitend und maßgebend anerkannt habe , jedoch bei den chen noch die Gehalte der Feldbeamten , die Eiſenbahn- Pofitionen 7 und 17 des außerorbentlichen Budgets von

fahrkoſten für die Truppen , die Transportkoſten bei Räu-

der Vorausſeßung ausgegangen ſet, daß die verwilligten

mung der Magazine, die Fourageverpflegung der über den friebensetat vorhandenen Pferde zu rechnen ſind. Das Řriegsminiſterium verlangt dieſe Summe als ein Berechnungøquantum , und die Deputation räth der Ranmer an,

Gelder lediglich für die in den Unterabtheilungen anges gebenen Zwede verwendet und die bei einer der leßteren fich ergebenden Erſparniſſe nicht für die in dieſen anderen Unterabtheilungen angegebenen Bedürfniſſe verausgabt

dasſelbe als ſolches in voller Söbe zu bewilligen . f ) 150,000 Thlr. zu Beſtreitung des Aufwandes für

werden können . " (Søluf folgt . )

die Mehrpräſenthaltung von 20,000 Mann im Monat December. Aus der Regierungsvorlage iſt ausführlich zu erſehen , auf welche Anjäße dieſes Poſtulat fich begründet. Der Bedarf iſt gerade um 1 Thlr. pro Mann höher an-

Bon Lieutenant Shadwell vom 3. leichten Dragoner

genommen , als dieß bei Poſition 15 der Fall war. Die Regierung begründet dieſen Anſaß auf den Umſtand , daß die Unteroffiziere der Reſerve , ſowie die einen höheren Sold empfangenden Mannſchaften von der Artillerie, mit einberufen worden ſind, und die Deputation räth daher

regiment iſt eine Beſchreibung des leßten Kriegs gegen die Sikhs (the second Seikh war) erſchienen. Engliſcherſeits wird dem Verfaſſer eigentlich nur der Vorwurf gemacht, daß er die allerdings theilweiſe enormen Fehler einzelner Heeresabtheilungen und mehrerer in dieſem Kriege gefal

Großbritannien .

lenen Offiziere zu rúdfichtslos beurtheilt habe , d . h. man beſchuldigt ihn des Mangels an Pietät. Dieſer in Eng= Die Deputation empfiehlt daber der Rammer , in Be- land wohl ziemlid ſchwer in's Gewicht fallende Dadel rüdſichtigung der weiter oben beantragten Erſparniſſe die dürfte für uns inſofern ein Empfehlbrief ſein , als wir Poſition 17 des außerordentlichen Vudgets nur mit erwarten können , daß man in dem Buche zumeiſt der 555,575 Shlrn. zu bewilligen. 3ft nun zwar die Depu. Wahrheit begegnen werde. der Rammer an , das Poſtulat der Regierung unverkürzt

mit 150,000 Thlrn. zu bewilligen .

tation bei allen Bewilligungen, welche ſie der Rammer in Bezug auf das außerordentliche Ausgabebudget anempfoh len hat, von dem Grundſaße ausgegangen , daß die von den

Preußen .

Ständen der hohen Staatsregterung bewilligten Gelder von dieſer lediglich zu Zweden , für welche fie gefordert werden , zu verwenden ſind , und daß die dabeizu machenden Griparnifie nur dann anderweit zur Dedung eines erfor- : derlich gewordenen Mehrbedarfes für ein Poftulat zu vers :

Berlin, 1. April. Es beſteht bei dem königl. Mi nifterium ein „ Militär-Unterſtüßungsfond" , der urſprünglich aus dem Betrage der Gehaltsabzüge gebildet worden iſt, denen ſich die im Dienſt befindlichen Offiziere der Armee in den Jahren 1808 — 1814 zur Unterſtüßung

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Dänemark. Kopenhagen, 22. März. Auch der Bericht über die Belagerung Friedrichstadts ist heute in den Buchhandlungen erschienen. Er kostet 2 Mark Reichs = bank und ist ebenfalls von der Verwaltung des Juva= (Pr. 3tg.) lidenfonds ausgegeben worden.

Spanien . (2) Durch eine königl. Ordonnanz vom 14. November vorigen Jahres sind die Kaliber festgesezt worden, welche von nun an bei den Bronzegeschüßen der spani= schen Artillerie geltend sein sollen. Diese Kaliber find folgende : 24 und 16pfündner Kanonen ; lange und kurze 12- und Spfündner Kanonen ; 14- , 12- und 7zől lige conische Mörser; 9zöllige lange und kurze Haubißen ; lange 7, 61- und Szöllige Haubigen, ſowie 5zöllige kurze Haubigen für die Gebirgsartillerie. Sämmtliche noch vor handene ältere Geschüße von anderen Kalibern als die vorbezeichneten, wie die langen und kurzen 4 Pfündner, die alten 9- und 7zölligen kurzen Haubigen 2c. sollen in der Gießerei zu Sevilla umgegoffen werden.

52 83 8 222.6 :

Oesterreichische Monarchie.

Offizieren den Betrag einer resp. 8- oder 4 monatlichen, den Militärbeamten den Betrag einer resp. 4- oder 2mo= natlichen Gage zu verabreichen (je nachdem nämlich die Betreffenden schon vor dem März 1848. Offiziere und Militärbeamte geweſen find oder nicht. (N. Pr. Ztg.)

SZEa

in Noth gerathener brodloser Kameraden freiwillig unter worfen hatten. Mittelst allerhöchster Cabinetsordre vom 23. August 1809 hat der hochselige König bestimmt , daß dieser Fond zu außerordentlichen Unterstüßungen für arme und im Elend versunkene Offiziere außer Dienst und Mi litärverwaltungspersonen 2. verwandt werden solle. Als fich nach den Kriegen 1813-15 herausstellte , daß die eigenen Mittel des fraglichen Fonds zu den wohlthätigen Zwecken , für welche er eingerichtet worden , nicht mehr ausreichten , wurde mittelst allerhöchster Cabinetsordre vom 23. März 1816 ein jährlicher Zuschuß aus Staatsmitteln von 3600 Thlrn. bewilligt, und späterhin in Gemäßheit der Cabinetsordre vom 21. Februar 1818 auch der Rest des Gewehrgelder- Tilgungsfonds von 103,175 Thlr. die sem Fond überwiesen und zinsbar untergebracht , der Be= trag der Zinsen aber mit zu den Unterstüßungen verwen = det. Später wurde der leßtgedachte Fond zum Staats fchage eingezogen, aber bestimmt , daß die Staatskaſſe dem Unterstüßungsfond die Zinsen des eingezogenen Capitals mit 4127 Thlr. zu gewähren habe. Außer diesen und den erwähnten 3600 Thirn. hat der Unterstüßungsfond aus den Zinsen von dem in Staatsschuldscheinen angeleg= ten Grundkapital von 27,000 Thlr. eine Einnahme von 962Thr. 15 Sgr., so daß also gegenwärtig 8689 Thlr. 15 Sgr. für den obgedachten Zweck verwendet werden können , eine überaus mäßige Summe, die kaum im Stande ist, auch nur einigermaßen der sich noch immer kundgebenden Noth unter den Offizieren a. D. und deren Wittwen abzuhelfen. Der Fond steht ausschließlich zur Disposition des Kriegs ministers , und die darüber von der General-Militärkasse abgelegte Rechnung gelangt zur Revision der Oberrech= nungskammer. (N. Pr. Ztg.)

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Einige Betrachtungen über Einübung und Ein übungsmethode.

Wien, 26. März. Dem Kriegsministerium ist von einem hiesigen Buchhändler ein Vorschlag wegen Er = richtung von Kasernenbibliotheken überreicht wor= den. Derlei Bibliotheken sollen aus circa 300 Bänden geschichtlichen , kriegswissenschaftlichen und unterhaltenden Inhalts bestehen. (Pr. 3tg.) Schweiz. Aarau, 26. März. Sonntag den 23. d. M. wurde hier die eidgenössische Artillerieschule eröffnet. Es find zu derselben die dießjährigen Artillerierecruten von Luzern, Baselstadt, Baselland und Aargau sammt den neu beförderten Offizieren und Unteroffizieren , im Gan zen ungefähr 230 Mann , eingerückt. Director der Schule ist Herr Oberst Denzler. Die Inſtruction wird von Herrn Oberstlieutenant Wehrle geleitet. (O.P.A.3. ) Schleswig - Holstein. Kiel , 23. März. Die „B. H." meldet: Das schles wig -holsteinische Militär- Pensionsgesez vom 15. Februar vorigen Jahres ist durch die Bundescommis färe außer Kraft gesezt und die oberste Civilbehörde au torifirt worden , als gänzliche Abfindung den entlaffenen

Zu den Dingen , welche zu allen Zeiten und in allen Armeen vorzugsweise viel fromme Wünsche übrig ließen, und von denen man selbst heute nach dem gewaltigen Durchbruch der Jahre 1848 und 1849 noch nicht viel Besseres melden kann , gehört namentlich die Art und Weise , wie für gewöhnlich die Friedensübungen betrieben werden. Wir glauben , daß es damit noch viel schlimmer bestellt sein könnte, und haben sonach kaum nöthig , uns gegen den Verdacht des Pessimismus zu verwahren , sowie wir weit davon entfernt sind , das Unmögliche zu ver langen , damit das Mögliche geleistet werde ; denn eine lange Erfahrung hat uns gelehrt , bescheiden in unseren Anforderungen zu sein , und hat eben so die Ansicht in uns befestigt , daß das Mögliche nur dann Nußen brin gend erreicht werde, wenn man eben nach dem Möglichen strebt. Nun ist das Wörtchen möglich" allerdings der Träger eines sehr vieldeutigen Begriffe , und man wird nur dann dahin gelangen können , denselben einigermaßen zu firiren , nachdem man sich über die Natur und Bedeu tung der Verhältnisse geeinigt hat , welche hierbei in Frage treten. Aber selbst Anforderungen gegenüber, welche durch ihre Bescheidenheit ein so scrupulöses Verfahren überflüffig machen , möchte es uns doch scheinen , als ob die Leistungen noch immer nur zu weit hinter den Erwartungen zurück

"

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blieben, was um so bedauerlicher und zugleich befremden der ist, als es nicht geläugnet werden kann , daß es kei= neswegs an gutem Willen und ernstem Streben gebricht. Die Ursachen, welche hierbei hindernd und störend in den Weg treten, sind so mannichfacher Art und theilweise so delicater Natur, daß es einerseits unmöglich ist , fie alle zu berühren, und auf der anderen Seite eine gewiffe Discretion uns schon ein tieferes Eingehen verbieten würde. Da überdieß jene Verhältnisse zum großen Theil ander warts und namentlich in diesen Blättern schon vielfach und in der erschöpfendsten Weise besprochen wurden und

von den Reglements behauptet werden darf, daß sie als die Frucht reiflicher und gewissenhafter Prüfung und For= schung, als eine glückliche Verbindung dessen sich darstel len , was auf den Gebieten von Wissenschaft und Erfah= rung gewonnen wurde, so sind und bleiben es Menschen= werke , die schon bei ihrem Entstehen Wünsche übrig lassen und in em Maße altern und unbrauchbar werden , als die Wissenschaft sich verjüngt oder auf neuen Feldern sich ausbreitet, und als der Schaß der Erfahrungen frischen Zuwachs erhält. Zeitweise Reformen find somit eine un abweisliche Nothwendigkeit; aber man hüte sich wohl, hierbei allzugeschäftig zu sein. Wer bei jeder Gelegenheit verändert und sich beeilt, all' den Dingen Rechnung zu tragen, welche sich als zeitgemäße Bedürfnisse breit machen, der wird nur zu häufig Gefahr laufen , kühne Griffe zu thun, die sich später als Mißgriffe erweisen , und wird überdieß das vorher anständige Kleid zur Harlequinsjacke machen, welche ihren Träger zulest so verwirrt, daß er eben so toll umherirrt , als die lustige Person , deren Außenseite man ihm aufgedrungen. Damit also der Ge horsam, die strenge Unterordnung unter die reglementären Bestimmungen eine Möglichkeit bleibe, ist es nöthig , daß man auch von oben her an dem Bestehenden festhält, daß man Modegelüften und minutiösen Reformbestrebungen

auch wohl unseren Lesern durch eigene Erfahrung geläufig find, so wollen wir uns hier auf die Erörterung nur einiger beschränken , von welchen wir glauben , daß sie bis jezt noch zu wenig beachtet und in den Bereich der Dis cuffion gezogen würden. Wir erlauben uns zu dem Ende, an die Bemerkungen eines der Mitarbeiter dieses Blattes anzuknüpfen , welcher fich vor einiger Zeit, wie es scheint , von dem Verdachte des Optimismus reinigen zu müssen glaubte, und indem er unter Anderm den bekannten Sag zur Sprache brachte, daß viele Wege nach Rom führen , weiter sehr treffend sagte, daß derjenige am besten sei , welcher am schnellsten und sichersten zum Ziele führe. Wir haben jedoch zum öftern die Erfahrung gemacht, daß Leute, welchen die Liebhaberei eigen war , beständig nähere Wege ausfindig zu machen, und , was man nennt, abzuschneiden , nicht felten auf Abwege geriethen , die im weiteren Verlaufe zu Umwegen wurden und sie zulezt das Ziel viel später und abgematteter erreichen ließen, als die gewöhnlichen Men schenkinder, welche nicht flüger als Andere ſein wollten und die große Heerstraße consequent eingehalten hatten. Ohne gerade der bequemen Mittelmäßigkeit hiermit das Wort reden zu wollen , war es vielmehr nur unsere Ab ficht, eine Andeutung zu geben , daß man des Guten auch zu viel thun könne und daß uns Phantasie, Eitelkeit, die Unterschäßung der Meinungen Anderer und der Glaube an unsere eigene Unfehlbarkeit desto schlimmere Streiche spielen , je mehr wir uns denselben hingeben. In der Theorie, in der Wissenschaft sind diese Absprünge von der breitgetretenen Straße sehr häufig von dem größten Nußen ; aber in der Praxis ist hierin eine größere Vor ficht anzurathen und wird namentlich dann zur Pflicht, wenn die Minuten gezählt find , welche darauf verwendet werden dürfen. Nur das Genie mag es wagen , mit Er folg seine eigenen Bahnen zu wandeln ; da jedoch nicht Alle Genie's find , welche sich dafür halten , so bleibt es immerhin gut und nothwendig , sich an das Bestehende zu halten, so lange nicht Anderes fich auch als wirklich Bes feres erprobt hat. Dieses Bestehende nun , das sind in unserem Falle die Uebungsreglements , und zu dem noth wendigen Festhalten an denselben gehört eben nicht mehr und nicht weniger, als einerseits der stricte, unbedingte Gehorsam in deren Ausführung, und anderseits die nöthige Festigkeit und Energie der beaufsichtigenden Behörden, diesen Gehorsam zu erzwingen , wo immer derselbe durch unbefugte Reformationsgelüfte phantasiereicher Taktiker gefährdet erscheint. Vollkommen kann nichts unter der Sonne genannt werden , und wenn auch wenigstens in den neueren Zeiten

keinerlei Einfluß gestattet und so dem Ganzen diejenige Klarheit der Fassung bewahrt , welche die einzig sichere Grundlage einer richtigen Auffassung ist. Erst dann, wenn die Summe der einzelnen Fortschritte im Bereiche von Wissenschaft und Erfahrung eine solche Höhe erreicht hat, daß man sie ungestraft nicht länger unbeachtet lassen darf, erst dann entschließe man sich zur Reform, die um so durchgreifender und heilsamer sein wird , je gewiffen hafter fie vorbereitet war und je rascher somit die That dem Entschlufſe folgen kann. Nur so wird es möglich sein, der Indisciplin geistreicher Chefs vorzubeugen und der Armee stets positive Normen zu bewahren , ohne welche wahrhaft Ersprießliches nicht geleistet werden kann. Aber selbst die besten Reglements und der stricteste Gehorsam in deren Ausführung von Seiten solcher, um deren Blut, Leben und Ehre es sich gewöhnlich handelt, vermögen noch nicht die gute Wirkung zu gewährleisten, welche man sich von ihnen verspricht, wenn nicht zugleich die Quellen noch anderen ungehörigen Einflusses verstopft werden , der um so verderblicher ist, je mehr er unter der heuchlerischen Maske der Gewissenhaftigkeit seinen Unfug treibt. Der Buchstabe tödtet, der Geist macht lebendig. Man kann ganz gut den Bestimmungen der Reglements wörtlich nachkommen , ohne in ihrem Sinn und Geist zu handeln, so wie Jemand ein Gebet herplappern kann, ohne mit seinen Gedanken und in seinem Herzen bei Gott zu sein . Es ist nicht unsere Absicht , uns über jene Zeiten auszulaffen , in denen man mit dem Triller anfing und mit der Scala aufhörte, da es Leute gab, welche mili= tärische Quadrillen vortanzten und die Touren und Pas dazu erfanden , welche den Soldaten zum Pflastertreter machten und das Höchste erreicht zu haben glaubten , wenn der Vorbeimarsch gut gelang ; Alles in majorem Martis gloriam. Wir wollen ihrer nur im Vorübergehen geden= ken , um zu zeigen , daß wir nicht vergessen haben, was man uns für arme Zehrpfennige mit auf die Reise gab,

von welcher die Herenmeister des Friedens entweder fein fäuberlich zu Hause blieben oder draußen von der Gnade Derer leben mußten , denen sie vorher auch die nothwen digsten Bedürfnisse entzogen hatten. Wir vertrauen der tiefen Indignation , welche durch jene Jämmerlichkeiten hervorgerufen wurde , und hoffen zur Ehre der Waffen, daß solche Zeiten so bald nicht wiederkehren werden. Was aber noch nicht verschwunden ist, und wogegen wir hier unsere Stimme erheben, das sind Dinge , welche wir theils unmittelbar, theils gelegentlich im Verlaufe des Folgen den einer näheren Betrachtung und Würdigung zu unter ziehen versuchen werden. Es ist eine bekannte Sache, daß die Reglements den Gang der militärischen Ausbildung genau vorschreiben, während sie bezüglich der darauf zu verwendenden Zeit nur dahin sich aussprechen , daß man nicht eher zu einer neuen Schule vorschreiten solle , bevor nicht der junge Soldat die vorhergehende vollkommen begriffen habe. In der Praxis gestaltet sich jedoch die Sache in der Regel anders , indem die Aufeinanderfolge der einzelnen Uebungs phasen schon im voraus festgesezt wird und man sich dann damit begnügt, alljährlich und monatlich an den im Ue bungsplane bestimmten Tagen und Stunden bestimmte Lectionen abzuhaspeln , ohne den erlangten oder nicht er= langten Grad der Fertigkeit einer maßgebenden Berück sichtigung zu würdigen. In solcher Weise finden wir denn alle Lectionen , welche nur im Reglement enthalten find, im Nebungstagebuch verzeichnet; ob aber auch das, was auf dem geduldigen Papiere steht, unterdessen in Köpfe, Hände und Füße der Soldaten übergegangen , ob es blei bendes Eigenthum derselben geworden , das ist eine Frage, welche man sich entweder gar nicht stellt oder über deren Beantwortung man gewöhnlich leichter hinweggleitet, als es im Interesse der Sache selbst wünschenswerth erscheint. Wir wollen zugeben, daß die Jahreszeiten , die Boden kultur und was damit in Verbindung steht , hierbei einigen Zwang ausüben , daß die Dauer der Präsenzzeit und son ftige politisch ökonomische Verhältnisse Berücksichtigung er= heischen , sowie endlich , daß erfahrungsgemäß die Marima der für die einzelnen Einübungsperioden erforderlichen Zeiten festgestellt sind ; bei All' dem sind die mit einer so streng vorgreifenden Zeiteintheilung verbundenen Nach theile zu groß , als daß man es nicht vorziehen sollte, nur den erlangten Grad der Ausbildung in der einen Schule als Maßstab für die Befähigung zum Uebergange in die nächst höhere gelten zu lassen, indem andernfalls eine raschere Befähigung keine Berücksichtigung findet , während über die mangelnde bei abgelaufener Zeit die Nothwen digkeit den Schleier der Selbsttäuschung werfen muß. Beides aber erzeugt nur zu leicht einen Schlendrian , der dem edlen Wettcifer entgegenwirkt und überhaupt jedes höhere Streben im Keime erstickt. Wenn nuu in solcher Weise das Princip der Befäht gung zwar erkannt , aber in der Ausführung verkümmert wird, so hat dieß immer noch nicht so viele Nachtheile in ſeinem Gefolge, als wenn die Ungeduld höherer Abthei= lungschefs die Zeit nicht erwarten kann , in welcher ihre eigene Thätigkeit zu beginnen hätte. Sei es nun Dienst

eifer und Thatendrang - an und für sich sehr löbliche Eigenschaften , die jedoch in ihrer Unzeitigkeit oder im Uebermaße schon sehr viel Unheil angerichtet haben sei es eine gewisse Eifersucht über den Einfluß , den Un tergeordnete vor ihnen auf die junge Mannschaft gewinnen könnten , oder sei es endlich die Eitelkeit , so früh als möglich das Gewicht der Stellung und der eingebildeten oder wirklich höheren Befähigung fühlbar zu machen , das Endergebniß wird sters dasselbe bleiben , nämlich absoluter, reiner Zeitverlust , Verwirrung der Begriffe in den Köpfen der Recruten und eine Misstimmung der Justructoren, welche nothwendig Gleichgültigkeit und Erkalten auch des wärmsten Eifers herbeiführt. Das Suum cuique ist frei= lich eine schwere Tugend , weil eben häufig ein nicht ge= ringer Grad von Selbstverläugnung dazu gehört , und ist um so schwerer, wenn es Männer von lebendigem Geiste, wenn es leicht bewegliche und entzündliche Persönlichkeiten sind , welche sich selbst diese heilsame Beſchränkung aufer= legen sollen. Aber nothwendig ist sie , wie denn überhaupt im dienstlichen Leben jedes Streben nach unmittelbarer Einwirkung mit Umgebung der Zwischengrade , einzelne feltene und außerordentliche Fälle ausgenommen , stets verwerflich erscheint und um so verderblicher und auflösen= der wirken muß , je höher die Stellung ist , welche der gegen das Princip der militärisch - hierarchischen Gliederung sich Versündigende einnimmt. In dieselbe oder in eine ähnliche Kategorie sind Die jenigen zu rechnen , welche es sich gleichsam zum Geschäft machen , in die Instruction hineinzusprechen, und dieß gewöhnlich in einer Weise , welche schwerlich geeignet sein möchte , das nothwendige Ansehen des Instructors seinen Pflegbefohlenen gegenüber zu fördern. Hat derselbe gefehlt, so rufe man ihn abseit und belehre oder weise ihn zurecht, oder man beseitige ihn , wenn er sich seiner Stellung nicht gewachsen zeigt. Controliren , beaufsichtigen soll der Vor= gesezte, aber niemals aus der Sphäre heraustreten , welche ihm durch seine Stellung angewiesen ist. An passenderer Gelegenheit, seine höhere Befähigung darzulegen, wird es ihm nicht fehlen , wenn er nicht vorher, wie man zu sagen pflegt , all sein Pulver verschossen hat und die Sol daten ihn und sein ganzes Wesen und Treiben auswendig gelernt haben, bevor nur seine eigentliche normale Thâ= tigkeit ihren Anfang nimmt. Das Alles find freilich Dinge , die alle Welt kennt, die Niemand bestreitet, gegen die aber dessen ungeachtet noch so häufig gesündigt wird , daß es die Pflicht der höheren Behörden gebieterisch erheischt , gegen solche Vor geseßte einzuschreiten , welche zu schwach sind , um aus eignem Antriebe ihren schädlichen Liebhabereien einen Zaum anzulegen. Denn jede Schwäche ist in unserem Stande strafbar, und dieß um so mehr, je höher der Vorgesezte steht und je größer der Schaden ist, welcher durch seine Schwäche veranlaßt wird. Bei dem tüchtigsten Materiale und mit den vernünftigsten Reglements wird man ver= pfuschte Soldaten erziehen , wenn nicht zugleich der ernſte. Wille sich bethätigt , der Einübung einen festen , ſtreng geregelten und gegliederten Gang zu sichern. (Fortseßung folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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i.... 3.1 Königreich Sachsen. 333 (Schluß der Berathung über den außerordentlichen Mobilifi rungsaufwand per Armie.)

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414

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Das sub a angeführte . Postulat von 17,000 Thalern zur Vermehrung des Brückenmaterials wird von der Kam mer ohne Debatte gegen 5. Stimmen bewilligt. Bei dem Postulate sub b ergriff Kriegsminister Rabenhorst: das Wort zu einer ausführlichen Vertheidigung desselben. Der selbe suchte namentlich die unbedingte Nothwendigkeit der Anschaffung der in Rede stehenden Spizkugelgewehre dar zulegen. Die Angabe der Deputation , daß im Zeughaufe eine doppelte Bewaffnung für das nach den früheren Bez Stimmungen aufzustellende Contingent der Infanterie vor räthig gewesen, set zwar der Zahl nach, nicht aber der Qualität nach richtig, indem dort nur Sewehre, die be reits seit 20 Jahren im dienstlichen Gebrauch gewesen und größtentheils den heutigen Anforderungen der Kriegsfüh rung nicht entsprechen könnten , aufbewahrt worden seien. Auch ohne Vermehrung der Armee , lediglich den früheren Bundesbeschlüssen gemäß, hätte } also, die Regierung die Pflicht gehabt, auf eine Vermehrung der Waffen bedacht zu sein. Sie habe diese Pflicht erfüllt , indem sie im März v. I die hier im Deputationsberichte erwähnten 10,500 Spiskugelgewehre bestellte. Wenn , wie aus dem Berichte hervorzugehen scheine, die Deputation den Zündnadelge wehren vor den Spiskugelgewehren einen Vorzug zuerken nen wolle, so könne das Kriegsministerium diese Ansicht nicht theilen, indem es die Ueberzeugung gewonnen , daß die Zündnadelgewehre wegen des allzustarken Munitions bedarfs (in einem Tage habe ein Bardillon seine gauze Munition verbraucht) , und ihres hohen Preises (à 19 Thlr.) nicht zur Einführung zu empfehlen seien. Zugleich wies derselbe darauf hin, daß es sich hier um im März 1850 abgeschloffene Contracte handle, die zu halten die

Frage kommenden Postulates nur um den kleinsten Theil der bestellten Spiskugelgewehre handle, 2 und wiederholt seine schon ausgesprochene Ansicht , daß das Kriegemini sterium diese Forderung vor Abschließung des Contractes an die Kammern hätte bringen sollen. Die Abgeordneten Kölz und Riedel sprechen in gleichem Sinne ebenfalls für den Antrag der Deputation. Auch der Abg. Unger tritt diesem Anfrage bei, der von dem Abg. Meisel (Deputa= tionsmitglied) noch ausführlich vertheidigt wird. Der königl. Commissar bemerkt, daß die Regierung nicht die moralische Verantwortlichkeit auf sich habe nehmen können, die Armee nochmals unvollständig gerüstet einem Feinde entgegenzuführen und die Kosten für tüchtige Waffen höher anzuschlagen, als J Menschenleben ; jawenn die Armee nicht demobilisert, sondern blos Beurlaubung eingeführt worden sei, würden ohne die angeordneten Waffenanschaf fungen nicht einmal die zur Einübung der Recruten nöthis gen Gewehre vorhanden gewesen sein, indem durch die bandesmäßige Erhöhung des Contingents der lezte Stift" ausgegeben gewesen sei Staatsminister Rabenhorst wies in Berichtigung mehrerer Aeußerungen nochmals darauf hin, daß das Bedürfniß ein nothwendiges , weil ein bun desmäßiges gewesen, indem selbst nach den früheren Vere hältnissen die doppelte Bewaffnung J von 12,000 Mann, also 24,000 Gewehre haben vorräthig sein müssen. Die Abgeordneten v. Nostiz, " Sachse, . Zezschwitz und Thiersch ? glauben in Betracht der vom Ministertische aus gegebenen Darlegung der Nothwendigkeit, und da es fich hier um abgeschloffene Contracte, handle , die Bewilligung des Po stulats empfehlen zu müssen. Gerade wenn man die Verz minderung der Armee wünsche, müsse man dafür sorgen, die im Dienste bleibenden. Truppen auf's tüchtigste aus zurüsten. Auch die Abgeordneten Rittner und v. d. Beeck (Deputationsmitglieder wie der Abg. Sachse) schließen sich feht diesen Ansichten an und treten somit von dem Depu=

Regierung verbunden fet: Der Deputationsbericht wird von dem Referenten , Abgeordneten von der Planig, das Postulat der Regierungsvorlage nochmals von dem königl. Commiffär vertheidigt, der sich dahin erklärt , daß von dem Postulate höchstens 7000 Thlr. für eine in Olbernhau bestellte Lieferung von 500 Spihkugelgewehren, wenn diesel abbestellt werde , erspart werden könnten , was die Kami mer gewiß nicht beabsichtige. Der Abgeordnete Haberkorn macht aufmerksam , daß es sich bei Ablehnung des hier in

tationsgutachten zurück. Nach dem Schlußworte des Re ferenten , der den Antrag der Deputation aufrecht zu hal= ten sucht, ergriff Staatsminister Rabenhorst das " Wort, um nochmals die Verpflichtung der königl, sächsischen Rest gierung 9 zu den vorliegenden Anschaffungen nachzuweisen, Bei der Abstimmung wird der von der Majorität der. Deputation festgehaltene Antrag auf Ablehnung der unter T b poftulteten 50,000 Thlr. von der Kammer gegen 18 Stimmen angenommen. Das Postulat unter e wurde, nach

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dem Staatsminister Nabenhorst sich mit der von der De putation beantragten Reduction einverstanden erklärt hat, ohne Debatte mit 134,000 Thlr. einstimmig bewilligt. Bei dem Postulate unter d erklärte sich der Abg. Riedel gegen die Bewilligung , da ihm dieser Punct nicht genau genug erörtert zu sein scheine. Er bemerkt, daß man, im Gegensaß zu der Sorge für die Offiziere , die Soldaten halb nackend nach Hause gesandt habe , und fragt an, ob es gegründet sei, daß der Herr Kriegsminister von dieser Summe für seine Person 2500 Thlr. und der Comman = dant der Festung Königstein 800 Thlr. Equipirungsgelder empfangen habe. Als der Abgeordnete zu Persönlichkeiten (gegen den Abgeordneten Rittner) übergeht, untersagt ihm dieß der Präsident und rügt eine Aeußerung desselben, nach welcher die Soldaten „zuſammengetrieben " worden seien, indem er eine solche Aeußerung in der Kammer als eine unschickliche bezeichnet. Nachdem der Referent den Aeußerungen des Abgeordneten Riedel im Allgemeinen entgegengetreten, ergreift der königl. Commissär , Oberst lieutenant v. Zeschau, das Wort. Er bemerkt, daß das Kriegsministerium keine Ursache habe, die Rechnungen über dieses Postulat zu verheimlichen. Der durch aller höchsten Befehl ernannte Armeecommandant , welcher sich bereit zu halten , jede Stunde in's Feld rücken zu können, habe 2500 Thlr. , jeder General 800 Thlr. Equipirungs gelder 2c. erhalten , eine ungleich geringere Summe , als in Preußen gewährt werde, die auch in Berücksichtigung der hiervon zu bestreitenden außerordentlichen Ausgaben gewiß als eine zu hohe nicht erscheinen könne. Der Com mandant der Festung Königstein aber habe keinen Groschen erhalten. Der Abgeordnete Riedel wurde durch diese Erklärung nicht befriedigt und beantragt: die Staats regierung um eine specielle Vorlage über die Verausga= bung dieses Poftulats zu ersuchen, bis dahin aber die Berathung desselben auszuseßen. Es wird jedoch dieses Amendement nicht ausreichend unterstüßt und hierauf der Antrag der Deputation einstimmig angenommen, das

denen Grade und Chargen am Kragen und an den Auf schlägen anzubringen find. Lagermüßen und Porteépée's sind in der ganzen Armee durch alle Offiziersgrade gleich. Der Tschako für die Infanterie hat aus mattem waſſer dichtem Filze mit ledernem Deckel zu bestehen und wird künftig bei allen mit Tschakos versehenen Fußtruppen und bei der Artillerie vom Obersten abwärts getragen. Am Tschako ist wie bei der Mannschaft statt der Kokarde der k. k. Adler angebracht und sind die goldenen Distinctions borten für Stabsoffiziere 21 Zoll breit und in drei Theile, für Hauptlente 13 und in zwei Theile, dann für Ober und Unterlieutenante 1 Zoll breit und ungetheilt; für die Grenadieroffiziere bleiben die Hüte und Grenadiermüßen. Gesammte Cavalerie erhält das Reitzeug nach der bisher für die Husarenoffiziere bestandenen Vorschrift. Die Som mer-Ulanka bei den Ulanen ist mit scharlachrothem, zum Abknöpfen eingerichteten Revers und künftig auch von der Mannschaft zu tragen. Der Chef des Generalstabs , der Generalartillerie- und der Geniedirector, dann der Gen= darmerieinspector tragen den Waffenrock nach der Farbe ihrer Truppenkörper mit Generalsknöpfen , Borten und Distinctionssternen nach dem betreffenden Generalsgrade. Sanitätsbataillone: dunkelgrüne Waffenröcke. In Spitä= lern und Transporthäusern angestellte Offiziere wie die Plazoffiziere. Die Feldärzte tragen folgende Distinctioos= borten : der Oberstfeldarzt am Kragen und an den Aermeln, die General- , die Stabsärzte an den Aufschlägen die Stabsoffiziersborten , am glätten Kragen, gleich wie die übrigen ärztlichen Chargen , die vorgeſchriebenen goldenen Börtchen , die Ober-, Wund- und approbirten Unterärzte an den Äermelaufschlägen aber die goldenen Lißen. Diese Aenderungen haben mit dem 1. August 1851 in's Leben zu treten."

Postulat selbst aber sodann gegen 5 Stimmen bewilligt. Die 200,000 Thlr. unter e werden nach einer Bemerkung des Abgeordneten Riedel , auf die der Abgeordnete v. No stih Einiges entgegnete und nachdem der Präsident die Bitte an die Kammer gerichtet, alle Persönlichkeiten zu vermeiden , gegen 6 Stimmen bewilligt. Eben so erhielt das Postulat unter f ohne alle Debatte die Genehmigung der Kammer, die sodann auch dem Schlußantrage der Deputation sofort einstimmig beitrat. Bei der Schluß abstimmung über das Ganze antworteten 52 Mitglieder mit Ja , 7 aber mit Nein , worauf noch der Abgeordnete Neidhardt , der mit Ja geantwortet, erklärt, daß er habe mit "Nein" antworten wollen . (Dr. J.) Oesterreichische Monarchie. Der Lloyd berichtet: „Die un Wien , 5. März. wesentlichen Aenderungen in der Adjustirungsvor schrift, welche mittelft kaiserlichen Befehlsschreiben vom 5. December v. J. sanctionirt wurden , beziehen sich auf die Generalität, die Stabs- und Oberoffiziere, die Feld ärzte und theilweise auf die Mannschaft. Als Norm ist angenommen , daß die Unterſcheidungszeichen der verſchte= -

I

Großbritannien. Die Zahl der Candidaten für Offiziersstellen während der leßten 7 Jahre betrug zwischen 1000 und 1200 , von welchen gegen 200 bis zu 3 Jahren auf der Liste standen. Die Ernennungen fanden nicht nach der Reihenfolge , sondern nach der durch das Obercommando getroffenen Auswahl statt. Anfangs März trafen zu Woolwich 1 Capitán, 3 Serschanten, 2 Unteroffiziere und 15 Gemeine ein, um mit sechs verschiedenen Arten von Gewehren Vergleichsversuche anzustellen,

Spanien . (2) Auf der zu Ende December vorigen Jahres zu Madrid stattgefundenen Induſtrieausstellung befanden sich auch verschiedene Producte der Armeearsenale und Militärfabriken . Besondere Erwähnung verdienen ein eiserner, nach Pairhans System in der Gießerei zu Tru= bia gefertigter 32 Pfündner und eine Sammlung vorzüg licher, in der Fabrik zu Toledo gefertigter blanker Waffen " aller Art. ., [f

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Einige Betrachtungen über Einübung und Ein-

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und die Kleinheit der Abtheilungen es unmöglich macht, dem Soldaten ein der Wahrheit nahe kommendes Bild zu $ verschaffen, denn die armseligen Nothbehelfe des Rangi rens auf ein Glied oder gar mit geöffneten Rotten schlie= (Fortseßung.) Ben wieder andere höchst nothwendige Elemente aus, und Es bleibt uns nun noch übrig , einen Blick auf die bet die großen Herbstübungen , welche dazu noch öfters und der Einübung zu beobachtenden Methoden und auf die wieder aus ökonomischen Rücksichten unterbleiben, gehen Zeiten zu werfen , welche zu einer vollkommenen Ausbil vorüber wie ein schöner Traum, der immer dann sein dung des Soldaten erforderlich sind. Absolut wird keine Ende erreicht, wenn man anfängt, ihn zu genießen. Methode die beste genannt werden können , während zwei Bringt man endlich den mitunter unverhältnißmäßig star ganz verschiedene dasselbe Verdienst in Anspruch zu nehmen ken Garnisonsdienst mit in Anschlag, so sinkt die eigent= berechtigt sind, sobald sie den jeweiligen Verhältnissen in liche Einübung zur Illuſion herab , und es ist dann fast gleichem Grade angepaßt erscheinen. Es führen eben viele ein Wunder zu nennen, wie unter solchen Umständen noch Wege nach Rom. Daß es Endgränzen gibt, ist unbe gerade so viel geleistet wird , daß man im Stande ist, zweifelt, und wir mögen der haarzöpfigen Pedanterie eben sich und Andere glauben zu machen , man habe tüchtige so wenig das Wort reden, als der Charlatanerie der Soldaten gebildet. Es ist hier nicht der Ort, auf den neuesten Zeiten, 鼎 welche wohl Treibhauspflanzen erzeugt, Kostenpunct , auf diese wunderbare Oekonomie des 19ten Jahrhunderts , einzugehen. Mögen sich übrigens die Zah aber keine feste stämmige Bäume , wie sie die Stürme er heischen, welchen der Soldat entgegenzutreten berufen ist. lenmänner immerhin hinter Unmöglichkeiten verschanzen, Wenn uns die eine durch ihre Verstandlosigkeit moralisch mögen sie dieselben verschulden oder nicht, wir lassen uns und geistig ruinirt, so ist die andere durch ihre glänzende die Ansicht nicht rauben , daß Manches anders sein könnte und leichtbestechende Außenseite nur zu geeignet, ein Selbst und Vieles sich ändern muß , wenn die Armeen noch zu vertrauen hervorzuzaubern , das sich im Ernstfalle meist etwas Besserem bestimmt sein sollen , als nur zu zeigen, als trügerisch erweist. Eleganz, Eleganz , Nettigkeit und Präciston Präcision wie man am unrechten Orte sparen könne. Wenn es fonach zu beklagen ist, daß die Methode der in Handhabung der Waffe und in Ausführung der Erer cirplazmanöver und Evolutionen vermögen keineswegs eine Zeit angepaßt werden muß, welche man auf die Einübung Bürgschaft für die vollkommene kriegstüchtige Ausbildung verweuden darf, so können auch im umgekehrten Falle unvorhergesehene und rasch eintretende Ereignisse es nöthig des Soldaten zu gewähren , so wentg als der Knalleffect machen , die Zeit allein als maßgebend zu betrachten. Will und all' das Schaugepränge der sogenannten Feldmanö vers. Man laffe sich nicht durch Erfolge täuschen , welche man sich daher auch in dieser Beziehung sicher stellen, so man vielleicht in Gemeinschaft mit alten erfahrenen Trup ist es nothwendig , die Methode gleich von vornherein in einer Weise zu gestalten , welche es möglich macht , solchen pen erfochten , oder der natürlichen Lapferkeit der eigenen außerordentlichen Forderungen Genüge zu leisten , ohne Truppen und Führer , den außerordentlichen Anstrengungen wesentlich von dem in gewöhnlichen Fällen beobachteten der legteren , dem Glücke oder der schlechten Beschaffenheit Gange abzuweichen. Wir wünschen mit anderen Worten und Leitung des Feindes zu verdanken hat, der uns gegen über stand . Einige glückliche Gefechte vermögen allerdings, die Einübung so geregelt, daß man nach Ablauf eines gewissen Zeitminimums die jungen Truppen augenblicklich wenn überdieß auf Märschen, in Lagern und Cantonni zum Feldgebrauch , wenn auch nothdürftig ausgebildet, rungen die geeignete Nachhülfe stattfindet , aus jungen abgeben kann , ohne vorher genöthigt gewesen zu sein, die bildsamen Soldaten sehr schnell alte zuverlässige Truppen zu machen. Aber es wäre Vermessenheit , einzig hierauf regelmäßige Instruction zu unterbrechen und einer Hast und Uebereilung Raum zu geben , welche das überhaupt bauen zu wollen , und es ist deßhalb Pflicht eines Staa mögliche Resultat nur höchst mangelhaft erreichen läßt. tes , dem seine Eristenz und die Ehre seiner Armee am Aus diesem Grunde finden wir es angemessen , den ersten Herzen liegt, schon vorher für deren kriegerische Ausbil Unterricht sogleich mit den Dingen zu beginnen, welche dung in der umfänglichsten und nachhaltigsten Weiſe Sorge für die kriegerische Verwendung zunächst und vorzugsweise zu tragen. Dazu ist aber nothwendig , daß der Soldat in erforderlich sind, und welche zugleich als die unerläßliche seinen Beruf hineinwachse, daß ihm durch unausgefeßte Vorbedingung , als das Fundament betrachtet werden müſ= mehrjährige Dienstzeit alle Verrichtungen , Pflichten und sen, auf welchem dann die weitere Ausbildung durch den Obliegenheiten zur andern Natur werden. Wie übel in Krieg zu geschehen hat. Etwaige Bedenken bezüglich der dieser Beziehung die Contingente der meisten deutschen Ausführbarkeit der Sache werden verschwinden , wenn man Staaten bei dem üblichen und durch sogenannte ökonomische erwägt, daß im Kriege in der Regel nur die einfachen Rücksichten gebotenen Beurlaubungssystem bestellt sind, geht Formen und Bewegungen zur Anwendung kommen. Die schon daraus hervor , daß bei einer nominellen Dienstzeit von uns vorgeschlagene Einübungsmethode geht also , in= von sechs und mehr Jahren die wirkliche Präsenzzeit sich dem sie zuerst das Nothwendigste berücksichtigt , zugleich meist nur nach Monaten berechnet , und selbst bei dem von dem Einfachsten aus und schreitet sodann unter stetem preußischen Heere halten wir die wirkliche Dienstzeit noch Festhalten des Princips allmälig zum Complicirteren und nicht für hinreichend , um die Ausbildung eine vollendete nennen zu dürfen. Das Beurlaubungssystem in ſolch' unge schließlich bis zu den Dingen vor , welche in der Wirk lichkeit fast nie oder doch nur selten ungestraft zur Aus bührlicher Ausdehnung hat überdieß den großen Nachtheil, führung gelangen, aber sonst dazu dienen mögen , die daß während der Sommerübungen nicht viel mehr als die Gewandtheit, Festigkeit und Sicherheit der Truppe zu neu einzuübende Erſaßmannſchaft ſich bei den Fahnen befindet, übungsmethode.

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immer größerer Vollkommenheit zu bringen. Einige wei tere Ausführungen werden vielleicht dazu dienen , den Werth eines Verfahrens einleuchtender zu machen, von welchem wir fest überzeugt sind , daß es früh oder spät zur Geltung gelangen muß. Da wir übrigens der Jn fanterie angehören, so werden wir in dem Folgenden hauptsächlich auf diese Waffe Bezug nehmen. 44 Um nun mit dem Allernothwendigsten anzufangen, so "J haben wir wohl nicht erst zu beweisen nöthig, daß man den Soldaten nur dann als wirklich bewaffnet betrachten darf, wenn er die Waffe , welche man ihm in die Hand gibt, auch wohl zu handhaben, namentlich aber möglichst wirksam sowohl für den Angriff als für die Vertheidigung zu gebrauchen versteht. Will man demnach im Falle drän gender Ereignisse etwas mehr als Statisten und Futter für Pulver mit hinausnehmen , soll die Waffe noch etwas Besseres als Dreschflegel und Heugabel sein, so müssen auch die ersten Gegenstände der Instruction im Zielschießen und Bajonnetfechten bestehen. Von legterem genügen vors erst die einfachen Stöße und Paraden; dem ersteren muß natürlich das Laden und Abfeuern vorausgehen , beides an sich sehr einfache Dinge , welche sich um so einfacher gestalten und um so schneller und gründlicher erlernt wer den , je früher man sich zur Anwendung wirklicher Pulver patronen entschließt. Die vornehmsten Anforderungen sind richtiges , sorgfältiges Laden und guter, fester Anschlag und erst in zweiter Linie sind diejenigen Dinge zu berüc fichtigen, welche der geschlossenen Fechtart angehören . Je rationeller man hierbei verfährt, je nachsichtiger man gegen anfängliche Unvollkommenheiten der die Hauptverrichtungen verbindenden Zwischenglieder ist , je mehr man also für lettere der durch fortgesette Nebung jeder Art im Allge meinen sich steigernden Gewandtheit und Anstelligkeit der Leute überläßt, um so schneller und nachhaltiger wird man zum Ziele gelangen. Ueberhaupt ist " es 1 thöricht, von Haus aus sich und die Recruten mit Dingen abzuquälen, welche nur als Producte der Gesammteinübung betrachtet werden können und troß aller Bemühungen nur allmälig und in immer höherem Grade erreicht werden , je weiter die Einübung vorschreitet und je mehr der Soldat mit Allem vertraut wird, was zu seinem Berufe gehört. Stel lung, Haltung , militärischen Anstand wird man demnach nicht als besondere Gegenstände der Instruction betrachten, sondern man wird sie bei jeder anderen Gelegenheit zu vervollkommnen suchen , nachdem bei den täglichen Auf stellungen , insbesondere vor dem Abmarſche zum Nebungs plage der Grund dazu gelegt wurde. Auf leßtgenannte Gelegenheit verweisen wir eben so die Richtung , die Wen dungen , die erste Unterweisung der Handgriffe, das Auf pflanzen und Versorgen des Bajonnets , wo dieß noch nicht abgeschafft ist, und für den Marsch nach dem Uebungs plage den cadencirten Schritt. Die Bafonnettivübungen, anfangs in dem angedeuten Umfange, werden außer threm * unmittelbaren Nußen auch noch den Vortheil gewähren, I dem Mann die Waffe handgerechter, ihn selbst kräftiger und gewandter zu machen und so die gute Haltung zu fördern. Das Auseinander- und Zusammenziehen der Abtheilungen wird man dazu benußen, den Leuten die qu Ma

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ersten Begriffe pon den Elementen der Bewegung beizu bringen, sowie es passend erscheint , hierdurch und durch öfteres Ab- und Einschwenken (ohne Gleichschritt), Ziel= übungen , Anseßen und Ergreifen der Gewehre u. s. w. die Monotonie der ersten Einübung zu mildern. Ueber= haupt sollte man es sich zum Grundsaß machen, keine Minute von der Aufstellung zum Abmarsche . bis zum Auseinandergehen nach erfolgtem Einrücken unbenußt für die Einübung vorübergehen zu lassen und ihr diejenige Abwechselung zu sichern, welche die Leute, stets frisch und eifrig erhält, ohne durch Uebertreibung ihre Begriffe zu verwirren , wie denn ja der ganze Gang der Ausbildung dem Begriffsvermögen der Leute angepaßt werden muß . Sobald es einigermaßen thunlich erscheint, wird man, wie schon bemerkt, für das Laden und Abfeuern blinde Patronen verwenden. Hierdurch wird einestheils dem eben so schädlichen als unnügen Klippklapp , dieser von allen Reglements , aber leider noch immer vergebens verpönten Gleichzeitigkeit aller Bewegungen entgegengewirkt und_zu= gleich der Mann in dem gewissenhaften und doch raschen. Laden viel schneller und nachhaltiger unterrichtet , weil eben nichts leichter und beffer dem natürlichen Zwecke entgegen führt, als die Anwendung natürlicher Mittel. Hat nun der Soldat hinreichende Fertigkeit im Laden und Festigkeit im Anschlagen und Abfeuern erlangt, und sich außerdem die nöthige Gewandtheit und Sicherheit im Zielen ange= eignet, so gehe man zum Zielschießen über, wobei man jedoch, unter Beseitigung aller unzeitigen Sparsamkeit, mit Strenge und Gewissenhaftigkeit darauf halten muß, 4 daß nicht eher zu einer weiteren Distanz übergegangen wird, als bis der Schüße auf dem jeweiligen Standort diejenige Sicherheit erlangt hat , welche mit Rücksicht auf die Natur und Beschaffenheit der Waffe überhaupt vers langt werden kann. Der über die gewöhnlichen , meiſt sehr armseligen Bewilligungen hinausgehende Mehrvers brauch an Munition wird am Tage des Gefechts reichlich und mit Zinsen zurückbezahlt werden. Daß während des Zielschießens die Instruction. im Laden und Abfeuern fort gesezt wird, haben wir kaum nöthig zu erwähnen. Da übrigens in der Regel nicht alle Abtheilungen gleichzeitig schießen können, so werden die nicht hierbei beschäftigten mit Wiederholung und weiterer Ausdehnung des Erlern ten sich befaffen (Feuer der geschlossenen Fechtart , Hand griffe u. dgl. ) und sodann zu den Gegenständen übergehen, welche wir nunmehr einer weiteren Erörterung unterziehen werden , nämlich zu den im Felde am häufigsten vorkom menden Formen und Bewegungen der geschlossenen und zerstreuten Fechtart und dem hiermit in passende Verbin= * dung zu bringenden Felddienste in allen seinen Theilen. Erst nachdem der Soldat in dem Gebrauch und der An 用 wendung seiner Waffe durch Zielschießen und Bajonnets fechten einigermaßen orientirt ist , kann man übrigens daran denken , ihn mit diesen Zweigen des militärischen Wissens und Könnens bekannt zu machen , welche, ohne mit der Wirksamkeit seiner Waffe in Verbindung gebracht zu werden, weder Sinn noch Bedeutung für ihn haben .. # 3 können!! E 1 Jingd 1. H. J (Schluß folgt.) 399 449+ bes 971 Let +++!!!!!

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. Wa Leske in Darmstadt, und, în deren Offizin gedruck.apka128:

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Allgemeine

Militär -

Preußen. Die Unteroffiziere der Marine zu Stettin haben. einen Verein gebildet, dessen Hauptzweck ist gegenseitige Unterstüßung in Krankheitsfällen , Unterstügung der Witt wen der verstorbenen Kameraden , sowie Erhaltung eines fittlichen Geistes im Corps durch kameradschaftliche Be lehrung und Ueberwachung 2c. Daneben verfolgt der Verein auch gesellige Zwecke , wie z . B. Ausbildung seiner (N. Pr. Ztg.) Mitglieder im Gesange.

Königreich Sachsen.

Leipzig, 26. März . Bei unserer leichten Infan terie, dem Schüßen- und Jagercorps sollen die jüngst projectirten Aenderungen in der Bekleidung nun mehr mit Nächstem eingeführt werden. Nach Allem, was wir in Betreff deffen aus sehr zuverlässiger Quelle erfah ren haben, scheint man höheren Orts hierbei mit den Rücksichten der Zweckmäßigkeit noch die Absicht verbunden zu haben , die sächsische leichte Infanterie in ihrem Aeuße ren den entsprechenden Truppengattungen der kais. öster reichischen Armee mehr und mehr zu affimiliren. (D.P.A.3tg.) Schleswig - Holstein.

Aus Holstein, 26. März. Mit dem heutigen Tage hat die schleswig - Holsteinische Armee zu existiren aufgehört und es tritt an deren Stelle das holsteinische Contingent, bestehend aus drei Bataillonen Infanterie, einem Jägercorps, vier Schwadronen Cavalerie und zwei Batterieen; der Rest je einer Brigade ist zur Formation eines neuen Bataillons bestimmt, und auch hier sind die Offiziere nur sehr unvollständig und provisorisch zur einst weiligen Bildung der Bataillone zugetheilts alle übrigen Offiziere, Aerzte und sonstige Militärbeamte im Offiziers (O.P.A.Z.) rang haben ihre Entlassung erhalten.

Großbritannien. (5) Der von William Thomas zu London heraus gegebenen Universal Newspaper and periodical List ent

that wo 613 aladins in1

Zeitung.

nehmen wir folgende Notizen über die englischen Militärjournale : 1) Die British Army Dispatch , Horse Guards , Ord nance and East India Company's Military Service Gazette erscheint seit dem Jahre 1848 alle Freitage und bringt neben einer großen Zahl von Ankündigungen aller Art die amtlichen militärischen Erlasse , kleinere selbstständige Auf fäße und Originalcorrespondenzen aus allen Himmels gegenden. In politischer Beziehung folgt das Blatt der conservativen Richtung. Die Nummer kostet 6 Pence. 2) Die seit 1833 bestehende Naval and military Ga zette and East India and Colonial Chronicle , von der jeden Sonnabend eine Nummer zu 7 Bence erscheint, ist in politischer Hinsicht neutral, bietet in militärischer Be ziehung aber eine ungemein große Fülle von Nachrichten bar, die den Land- und Seefoldaten intereffiren , so daß fie auf den 16 dreispaltigen Seiten jeder Nummer mehr enthält, als manches bogenreiche Werk. 3) Die ebenfalls seit 1833 erscheinende United Ser vice Gazette wird zu dem Preise der Vorigen jeden Sonn abend ausgegeben , befleißigt sich der conservativen Rich tung und strebt eifrig dahin, der Naval and military Ga zette den Rang streitig zu machen. 4) Bei Parker u. Comp . zu London erscheint allmo= natlich eine Army List (Rangliste) zu dem Preise von 11 Schilling. 5) Simpkin u. Comp. in London publiciren in monat= lichen Nummern ein Journal unter dem Titel : Camp, Fields and Cantonments. 6) Von derselben Officin wird in Monatsheften das Soldiers and Sailors Magazine ausgegeben. 7) Das United Service Magazine von anerkanntem Rufe wird in Monatsheften zu dem Preise von 31 Schil= ling von H. Hurst zu London edirt. 8) Außer der unter 4 genannten Army List erscheint bei Murray zu London vierteljährig Harts Army List zu dem Preise von 5 Schilling. 9) Dieselbe Buchhandlung gibt für die Marine die Navy List zu dem Preise von 24 Schilling heraus, wäh= rend außerdem bei Parker u. Comp. halbjährlich eine New Navy List erscheint. 10) Seit 1840 wird von John Grant in Woolwich : The Army and Navy Register and Woolwich Gazette herausgegeben. Diese Zeitschrift , die am 1. und 15. jeden

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Monats erscheint , enthält die Stationen der Armee und Flotte, Details in Betreff der Compagnieen der Artillerie und der Sappeure und Mineure , Originalartikel über Militär- und Marinefragen , sowie Berichte über die zu Woolwich angestellten artilleristischen Versuche. Der Preis jeder Nummer beträgt 3 Pence, der des Jahrgangs 6 Schilling. 11) Jones's Woolwich Journal and Army and Navy Gazette wird seit 1844 am ersten jeden Monats ausgege= ben und enthält die Stationen und Rangliste der Artille rie, der Ingenieure, Sappeure und Mineure , die Sta= tionen des Landheeres und der Flotte, sowie einen Ueber blick über alle wichtigeren Ereignisse. Die Nummer kostet 6 Pence , der Jahrgang 5 Schillinge.

Laufschritt , deffen Anwendung jedoch immer nur durch besondere Umstände bedingt wird , sind überdieß dem Rc= cruten bereits bekannte Dinge , die man nur nöthig hat, im Verlauf der Uebung allmälig zu größerer Vollkommen= heit zu bringen und welche ihn somit befähigen, seine Aufmerksamkeit der Hauptsache zuzuwenden , ohne daß die selbe durch ein gleichzeitig zu erlernendes neues Element hierin beeinträchtigt oder gestört wird. Es sind die For men, die Uebergänge von einer zur andern , das auf die Einsicht in die Wirksamkeit der Waffe sich gründende Er kennen ihrer Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit , worum es sich vor allen Dingen handelt, und es ist wohl nichts natürlicher, als daß man, um den Soldaten damit be kannt und vertraut zu machen , sich vorerst derjenigen Mit tel bedient , welche man nicht erst zu schaffen nöthig hat und zugleich der Natur des Terrains entsprechen , auf dem man sich in den meisten Fällen bewegen muß. Dieses Terrain wird man daher bei der Einübung auch vorzugs= weise aufsuchen müſſen , damit der Soldat alle Schwie rigkeiten desselben mit Leichtigkeit überwinden lernt und man nicht genöthigt ist, zu viel an die Phantasie zu ap= pelliren , um die an Stellungen und Evolutionen gleich zeitig zu knüpfende Anwendung der Waffenwirkung gehö= rig motiviren zu können. Dieses Manövriren im Feld schritte schließt nicht aus und es versteht sich von selbst, daß die Anforderungen an Sicherheit, Präcision und Raschheit der verschiedenen Ausführungen sich allmälig bis zu dem Grade steigern müssen, welcher Ordnung , Festig= feit und gute Haltung auch auf dem schwierigsten Terrain verbürgt und die Truppe zu jeder Verwendung in der Hand des Führers fähig macht. Und so erscheint der cadenzirte Schritt, das feste Aufschließen während des Marsches , die Gleichzeitigkeit des Antretens und Anhal tens als die höchste Potenz dieser Steigerung , die freilich nur so oft erreichbar und so lange anwendbar ist, als man ebenen und festen Boden unter sich hat. Wir sind weit entfernt , den Nußen und die Nothwendigkeit des Ma növrirens in dieser Gangart bestreiten zu wollen , sondern wir sind nur der Ansicht, daß man anstatt damit_anzu= fangen , es vielmehr als den Schlußstein der ganzen Schule der geschlossenen Fechtart betrachten müsse, und wenn, wie dieß häufig geschieht , darüber geklagt wird, daß die Truppe in Haltung und in dem, was man Spannung nennt, gegen das Ende der Einübung zurückgegangen sei , fo liegt dieß eben hauptsächlich darin, daß man damit aufhört, womit man eigentlich beginnen sollte. Um nun noch kurz die Gegenstände zu berühren , welche unserem Princip zufolge als der ersten Periode angehörend zu betrachten find , so rechnen wir dahin : die verschiedenen Uebergänge aus der Linie in die Colonne und umgekehrt, sowohl in fester Stellung als auf dem Marsche , Rotten abbrechen, Brechen der Abtheilungen und Wiederformiren z Aufmärsche in Rotten oder in Abtheilungen, aber nur im Zug oder in der Compagnie ; Marsch in Linie, jedoch immer nur auf kurze Entfernungen und zumeist mit einer Bajonnetattake verbunden ; Ployiren und Deployiren und die verschiedenen Bewegungen der geschloffenen Colonne und der Colonne auf die Mitte, wohin auch die nur in diesen Colonnen auszuführenden Directionsänderungen zu zählen find ; endlich die Carree's und der Marsch im

12) Von ostindischen Militärzeitschriften führt die Liste von Thomas nur die Madras United Service Gazette auf, ohne Specialien zu erwähnen. Spanien. (2 ) Nach einem königl. Decret vom 18. Februar find neuerdings einige Reformen in der Organisation der Reiteret eingetreten. Es werden nämlich in Folge desselben fünf neue Jägerescadronen und eine neue Remonteescadron errichtet. Die ersteren nehmen die Namen „ Valencia" (Nr. 9) , „Sevilla“ (Nr. 10) „ Caftilien“ (Nr. 11) , „Alava " (Nr. 12) und „ Burgos" (Nr. 13) an; die Remonteescadron wird den Namen Estremadura" von der Provinz erhalten , in welcher sie organisirt wird. Um diese Neuerung ohne besondere Kosten vermehrung auszuführen , wird die zur Bildung der neuen Escadronen nöthige Mannschaft aus den schon bestehenden Corps entnommen und demgemäß die Stärke der 15 Re gimenter der Waffe von je 590 Mann und 446 Pferden auf 522 Mann und 400 Pferde vermindert. Die Stärke je einer von den 13 nun vorhandenen Jägerescadronen ist auf 134 Mann und 103 Pferde festgesezt worden. Jede der 10 Escadronen des Centralinstructionsetablissements, jede der 3 Remonteescadronen und jede der 13 Jäger escadronen wird überdieß um 1 Fähndrich vermindert. Endlich wird auch noch eine Subdirection der Re = monten unter der Leitung eines Brigadiers der Waffe gebildet.

Einige Betrachtungen über Einübung und Einübungsmethode. (Schluß.) Was nun zuerst die geschlossene Fechtart anlangt, so wird man wohl vernünftigerweise nichts dagegen einwenden können , wenn man alle hierbei vorkommenden Bewegungen vorerst auch nur in der Gangart ausführen läßt , auf welche man fast immer hingewiesen wird, so oft man Exercirplaß und Landstraße rerläßt, welche somit im Felde zur Regel wird und demgemäß auch Feldschritt oder Ma növrirschritt genannt wird. Diese Gangart, sowie der

349 Carree. Die Reihenfolge dieser Aufzählung ſoll übrigens für den Gang der Einübung keineswegs präjudicirlich sein, sowie es natürlich ist, daß die Bataillonsschule den Schluß bildet.

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der Patrouillendienst einer besonderen Einübung bedürfen, während alles Uebrige, sowie das Verfahren beim Marsch= sicherungsdienste entweder schon in der Schule der zer Streuten Fechtart begründet ist oder dem weiteren Berlaufe der militärischen Ausbildung , sei es durch fortgesette Mit dieser Schule parallel laufend würden wir gleich falls entweder unmittelbar nach dem Zielschießen oder auch Nebungen und gesteigerte Anforderungen dabei , oder in noch während desselben die Schule der zerstreuten Fechtart der noch eindringlicheren Schule des Krieges selbst vor= beginnen und den Soldaten zugleich in die wichtigsten behalten bleiben. Wenn wir hierbei und in dem Vorhergehenden Vieles Vorkommnisse des Felddienstes einführen , indem beide Zweige der Einübung eigentlich zusammengehören und in weggelassen haben , was die Zierde des Erercirplages ist, vielem Betrachte sich gegenseitig ergänzen. Wenn wir auch so möge man bedenken, daß wir überhaupt nur solche Gegen= stände bezeichnen wollten , welche den nothwendigsten Anfor zugeben wollen , daß das rein Formelle auf dem Exercir play gelehrt werden kann , so ist es doch erfahrungsgemäß derungen für den Ernstgebrauch der Truppen entsprechen, und zu schwer, die magnetische Gewalt, die süße Gewohnheit daß wir mehr den Soldaten als die Chargen und Führer dabei im Auge hatten. Ueberdieß hat uns bis jezt die dieses Tummelplages der geraden Linien und rechten Erfahrung gelehrt, daß im Gefechte fast nur die einfach= Winkel zu überwinden , als daß wir nicht lieber den Rath ertheilen sollten , alsbald das wirkliche Terrain aufzusuchen, sten Formen zur Anwendung kommen und daß der am um sicher und unmittelbar zu finden, was Noth thut. Auch besten fährt , welcher sich möglichst an das Einfache und hierbei wird man sich wieder zuerst und vorzugsweise mit Natürliche hält. Mit Vielem kommt man aus , mit Wenig den Dingen beschäftigen müſſen , ohne welche man draußen hält man Haus. Wir bemerken wiederholt , daß die genannten Ein nicht bestehen kann , und erst, wenn sie den Leuten voll= übungszweige gleichzeitig zu beginnen haben und einer die kommen geläufig worden sind, zu dem Entbehrlicheren andern ergänzend und erläuternd neben einander laufen übergehen. Man wird hierbei am besten damit beginnen, müssen. Nur hüte man sich , zuvielerlei an dem nämlichen die Plänklerkette in coupirtem Terrain Position nehmen zu lassen, nachdem man vor dem Ausschwärmen entweder Tage vorzunehmen , weil der Soldat immer eine gewisse unmittelbar in dieser Position oder in einiger Entfernung Zeit braucht, um neu Angewiesenes so in sich aufzunehmen, vor derselben oder auf einer der Flanken angehalten hat. daß man überzeugt ſein darf, einen festen Grund gelegt Man berichtige sodann , wenn nöthig , die Aufstellung der zu haben ; und so könnte es sich leicht treffen , daß man einzelnen Rotten, erläutere die Eigenschaften derselben be gerade in einem Augenblicke abbrechen müßte, in welchem züglich eigener Deckung , absoluter Waffenwirkung und die Instruction erst anfinge, eindringlich zu werden ; das gegenseitiger Unterstüßung; sodann Feuer auf der Stelle, find aber, wie Jeder weiß, Momente, welche man nicht unbenußt darf vorübergehen lassen. Vor- oder Zurücknehmen einzelner Flügel und Flanken Des theoretischen Unterrichts haben wir deßwegen nicht bewegungen unter gleichzeitigem Markiren der Unterſtüßun= gen und Reserven. Alsdann führe man die Kette je nach gedacht, weil sich von ihm eben nichts weiter sagen läßt, der Beschaffenheit des zwischenliegenden Terrains durch die als daß er mit der praktischen Ausbildung gleichen Schritt entsprechenden Mittel in eine vor- , rück- oder seitwärts halten muß, wenn er Nußen bringend werden soll. Ueber haupt hüte man sich vor Uebertreibungen , die den Sol gelegene neue Stellung , wobei man die passenden Gelegen daten nur confus machen, und lege den Hauptaccent auf heiten benußt, das Feuer im Avanciren und Retiriren anzuweisen. Hat man in solcher Weise den jungen Sol diejenige Theorie , welche sich die Leute aus der Praxis daten mit den mannichfachen Eigenthümlichkeiten des Ler selbst abstrahiren. Leßtere läßt sich nun einmal nicht durch die Theorie ersehen , so wenig als man Jemanden ſchwim rains , seinen Beziehungen zur Offensive und Defensive, ſowie mit dem hierauf sich gründenden Verfahren und men lehrt, wenn man ihm auch noch so genau die dabet vorkommenden Bewegungen beschreibt und zergliedert. Verhalten gleichzeitig durch Belehrung und praktische Nuß Hat man sich nun in der vorbemerkten Weise gegen anwendung hinlänglich vertraut gemacht, so wird man das Nothwendigste aus dem Verhalten beim Angriff und der die Anforderungen eines unvorhergesehenen , schleunigen Vertheidigung von Anhöhen , Wäldern , Gråben, Dam Ausmarsches der jungen Mannschaften sicher gestellt, ſo men, Verschanzungen , Mauern , Gehöften , Dörfern und suche man , wie bereits angedeutet, durch fortgesette Ue Defileen u. dgl. anweiſen , und endlich noch dem Railliren bungen das Erlernte zu immer größerer Vollkommenheit nach abgeschlagenem Angriffe u. f. w. in zum voraus be zu bringen und gehe allmälig auch zu solchen Dingen zeichnete Pofitionen , sowie dem Verhalten gegen Reiterei über , welche zwar draußen felten vorkommen , aber sonst und Artillerie eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Das dazu dienen, die Gewandtheit und Sicherheit der Leute zu Erlernen der für die verschiedenen Beziehungen zur Haupt erhöhen. Ueberhaupt wird man von einer Truppe, die truppe vorgeschriebenen Formen wird um so kürzere Zeit den Krieg noch nicht gesehen hat , auch nie mit Bestimmt= in Anspruch nehmen , je gründlicher und praktischer die heit behaupten können , daß ihre Einübung als vollendet zu betrachten sei, wenn schon fie in einer längeren oder vorhergenannten Uebungen betrieben wurden. Unter den nämlichen Vorausseßungen wird endlich die kürzeren Periode mit dem ganzen Cyklus dieser Einübung Unterweisung im Vorposten- und Marschsicherungsdienste selbst in der umfassendsten Wetse bekannt gemacht wurde. wenig Schwierigkeiten unterliegen , und es möchte nur noch Die so erlangten Kenntnisse sind vielmehr als die Grund das Verhalten der Schildwachen zur Tages- und Nacht lage anzusehen , auf welcher die eigentliche Ausbildung zeit, das Recognosciren des vorliegenden Terrains und zu fußen hat, und nur durch weitere unausgefeßte, aber

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immer dem Kriegszweck entsprechende Uebungen werden sie allmälig dem Grade von Tüchtigkeit zugeführt, welcher ſeine leste Feile im Kriege selbst erhält. Wenn es übri gens schon bei kürzerer Dienstzeit vorkommt , daß die Sol daten die Umgebungen ihres Garnisonsortes gewissermaßen auswendig lernen , so ist es in Ermangelung öfterer Gar nisonswechsel bei längerer Präsenzzeit doppelt nothwendig, von Zeit zu Zeit in größeren oder kleineren Abtheilungen militärische Ercursionen zu machen , um den Mannschaften und Führern Munterkeit und Frische zu bewahren und der aus der Macht der Gewohnheit entspringenden Pedan terie vorzubeugen, welche nirgends mehr Unheil stiftet, als gerade in unserem Stande. Freilich dürfen diese Aus flüge nicht bloße Promenaden sein , obschon selbst dieſe allein von Nugen sind , man muß nicht den heiligen Sand des Erercirplages mit sich führen , um auch in der Fremde zu Haus zu sein , sondern man muß es auch verstehen , alle nur irgend militärisch wichtigen Situationen und Locali täten aufzusuchen und im Intereffe der Ginübung nach allen Richtungen auszubeuten. Wir schließen diese Betrachtungen mit dem Wunsche, nicht mißverstanden worden zu sein. Wir glauben nicht viel Neues , wohl aber Manches von Neuem gesagt zu haben, wofür es leider noch immer nur taube Öhren zu geben scheint. Auf das , was etwa neu genannt werden fönnte, legen wir insofern einiges Gewicht, als triftige Gründe dafür zu sprechen scheinen und es nicht ungeeignet sein möchte, weitere Erörterungen zu veranlassen , welche für die Erkenntniß des Wahren nur vortheilhaft sein können. Aber den Hauptaccent legen wir auf bestimmte,

im Treffen bei Gudsoe und Laulow-Kirche auf Friedericia zurück; die preußische Diviſion , in 13 Bataillonen , 8 Schwadronen , 3 Batterieen etwa 12,000 Mann stark, rückte nördlich gegen Vetle vor und ihre Avantgarde, zu lezt 3 Bataillone, 2 Jäger- , 2 Füßliercompagnieen , 4 Schwadronen Husaren, 1 6pfündner und 1 12pfündner Batterie stark, nöthigte dabei das Corps des Generals v. Rye zur Räumung der Stellungen von Almünde, Viuf und Dons. Die ersten beiden Dörfer liegen hinter einander auf der Straße nach Veile , Dons eine halbe Meile westlich Auf dieses rückte die Hauptstärke der von Alminde. Avantgarde, während 1 Bataillon , 2 Schwadronen und 2 Geschüße gegen Dons entsendet wurden, um den Feind in der rechten Flanke zu bedrohen ; noch weiter rechts auf das Dorf Nebel bewegten sich die Reservereiterei , das 5. bayerische Cheveaurlegersregiment und die sächsischen Garde= reiter. Die Gefechte, aus denen weiter keine besonders bemer= kenswerthen Momente hervorzuheben sind , nahmen den gewöhnlichen Verlauf eines Avantgardegefechts in durch= schnittenem Boden ; die Dänen zogen sich von Stellung zu Stellung zurück und die Preußen gewannen dem ungefähr gleich starken Feind unter immer erneuten , mit Compag= niecolonnen , deren Plänklern und dem Geschüß geführten Kämpfen ( — wobei fie einen Verlust von 2 todten, 3 ver wundeten Offizieren und 7 todten und 25 verwundeten Soldaten hatten (-) etwa 2 Stunden Boden ab. Das Gefecht wurde von beiden Seiten mit Ausdauer und Ge= schicklichkeit geführt ; aus den preußischen Reihen theilt uns die Beschreibung manchen schönen Zug mit. Aber auch hier scheint, wie so oft in diesem lässig und unglück lich geführten Kriege, der Oberbefehlshaber entweder über haupt kein flares Ziel gehabt oder das vorgesezte nur mit halben Mitteln verfolgt zu haben. Denn es ist kein Zweifel, daß, hätte er die gesammte, weit überlegene Kraft der preußischen Diviſion hier auftreten laſſen, ent= weder, wie eine richtige Kriegführung durchaus hätte trach ten müssen , weit entscheidendere Vortheile errungen wor den wären, oder, daß doch die gewonnenen weniger gekostet haben würden.

unzweideutige Reglements , auf ein festes System der In struction und auf pünctliche Befolgung desselben, endlich auf eine längere und unausgesezte Präsenzzeit, die allein im Stande ist, wahrhaft tüchtige , allen Verhältnissen ge wachsene und zuverlässige treuergebene Soldaten zu erziehen. Das faule Beurlaubungssystem_ſcheint nur dazu erfunden und gemacht, uns in eine trügerische Sicherheit einzu lullen. Möge man sich wohl versehen , daß man nicht zu spät daraus erwache !

Literatur. Die Gefechte bei Alminde , Viuf und Dons am 7. Mai 1849. Nach den besten Quellen u. s. w. von F. R. v. Rothenburg , f. preuß. Artillerie Premierlieutenant a. D. Mit 1 Plan des Schlacht Im Selbstverlage feldes. gr. 8. Berlin 1851. des Verfassers. (15 S.) Nachdem General v. Prittwiß nach dem Sieg der Schleswig-Holsteiner bei Kolding (A. M. 3. Nr. 8 von d. J.) fast 14 Tage in Unthätigkeit verbracht hatte, be fahl er endlich das Einrücken in Jütland. Das schles wig-holsteinische Corps warf die Hauptmacht der Dänen

Die Beschreibung enthält zwei Versehen , die sich in= deffen leicht aus ihr selbst berichtigen lassen. Auf S. 2 wird nämlich das Füfilierbataillon des 15. Infanterieregt= ments bei den Truppen angeführt, die auf Alminde zogen; es müßten aber statt seiner 2 Compagnieen des Füfilter= bataillons des 12. Regiments genannt sein, da jenes Ba= taillon mit auf Dons entsendet war (S. 2 und 11 ) ; und auf S. 5 erscheinen einmal die 1. und 4. Compagnie des. 15. Infanterieregiments als Soutien von Plänklern, dann wieder das 1. Bataillon des 15: Infanterieregiments als Bedeckung einer Batterie. Im Uebrigen können wir der trefflichen Arbeit nur wiederholt alles Lob ertheilen, das wir schon mehrfach (1850, Nr. 101 , 115 u. a.; 1851 , Nr. 8) in dieser Zet= tung anderen Schlachtberichten des nämlichen Werkes mit Freuden gegeben haben. 24.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: E. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 15. April

N

1851 .

45 .

.

Allgemeine Militár - Zeitung. Preußen .

den Treffen von La Rothiere und Brienne rühmlich her vorthat. Auch unter den 1815 im Treffen von Suffel

Berlin, 17. März. Am 11. d . M. endete das tha- weihersheim bei Straßburg erwähnten Tapferen findet ſich tenreiche Leben des Generals der Infanterie, Freiherrn der Name des Oberſten v. Bangold. (D.P.A.3.) v. Steinäder , der ſeit mehreren Monaten balle zu feinem Wohnfigé erwählt hatte , nachdem Kränklichkeit ihn

genöthigt, ſeine Stellung im Staatsleben aufzugeben. Die Verdienſte des Verſtorbenen , die er fick namentlich

Defterreichiſche Monarchie. Wien , 23. März. Der Kaiſer hat die Bildung

auch in der Provinz Poſen in ſchwerer Zeit erworben hat, zweier neuen Cadettencompagnieen angeordnet; find bekannt. dieſelben ſollen in Salzburg und Waizen errichtet werden. .

Am 15. d. M. ſtarb zu Glogau der frühere Kriegs

(A. A. 3.)

miniſter und General der Infanterie ». Nohr.

Großbritannien . Württemberg . ( 5 ) Der Nachfolger des General Sir Charles Napier

Stuttgart , 28. März.

Geſtern Mittag endete zu im Dberbefehl der oſtindiſchen Armee, General Sir W.

Cannſtatt, wo er ſich ſeit mehreren Jahren aufhielt, einer Gomm, hat der Abſchiedsordre ſeines Vorgängers in unſerer verdienteſten Generale, einer der erſten Taktifer ſeinem Ánirittsbefehle die gebührende Achtung gezollt

unſeres Seeres ,bekannt aus den Kriegen der Kaiſerzeit, und deren eifrigſte Beherzigung allen Dffizieren anem der penfionirte Generallieutenant Joſeph Conrad v. Bana gold ſein thatenreiches Leben. Ám 26. November 1780 zu Spalt in Bayern geboren , erreichte er ein Alter von 70 Jahren und + Monaten. Früher dem geiſtlichen

pfohlen. Dieſer Befehl iſt aus dem Lager Gorounda vom 4. Januar 1851 datirt und lautet im Weſent lichen :

„Der Oberbefehlshaber glaubt der indiſchen Armee Stande gewidmet, war er am 30. April 1803 als Unter- und namentlich den jüngeren Offizieren derſelben keinen lieutenant in württembergiſche Militārdienſte getreten, beſſeren Dienſt erweiſen zu können, als wenn er ſie auf 1806 zum Oberlieutenant, 1809 zum Hauptmann, 1812 fordert, die Rathſchläge , die ſein Vorgänger am 15. De zum Major , 1813 zum Oberſtlieutenant, 1814 zum Oberſt cember 1850 an fie richtete, ſtets im Gedächtniß zu be vorgerudt, indem er alle dieſe Grade für ſein ausgezeich halten. Der Oberbefehlshaber weiß ſehr wohl , daß ſo · netes Benehmen im Felde erlangt hatte. General wurde ernſte und fräftige Worte durch ſich ſelbſt Eindrud Her er erſt im Frieden , nämlich 1822 Generalmajor und am vorzubringen geeignet ſind , ohne daß es ſeiner Servor 27. Februar 1838 Generallieutenant. Im württember- hebung bedarf; aber er will kein Mittel unverſucht laſſen , giſchen Kriegsdienſte machte er alle Feldzüge von 1805 das dem Uebel , das bereits ſo viele Dpfer gefordert hat, bis 1815 mit, und zwar die Feldzüge von 1805 bis zu ſteuern vermag." 1807 in dem Infantererieregiment Rurprinz, nachher Kronprinz , und die von 1809 bis 1815 , nachdem er fich

zuvor als tapferer , gebildeter und ausgezeichneter Dffizier bewährt hatte, im Generalſtab, meiſt des Grafen Franque-

$ pa n i en . ( ) Zu Ende des Monats Januar tſt unter dem Pra=

mont, in welchem er vom Hauptmann bis zum Dberſten fidium des Generalcapitáns Marquis von Duero eine aus emporſtieg. Viele Armeebulletins thun ſeiner rühmliche Generalen verſchiedener Waffengattungen beſtehende Com Erwähnung, beſonders aus den Jahren 1809, 1812, miſſion ernannt worden , welche den vom Grafen Miraſol 1813 , namentlich aber in dem für die württembergiſchen der Regierung vorgelegten Entwurf über die Milt

Waffen unter der Führung Sr. königl. Soheit des Rron- tárorganiſation , Befeſtigung und Bertheidt prinzen (lebigen Königo ) ſo ruhmreichen Feldzug von gung der Inſel ' Cuba prüfen und begutachten ſoll.

1814, wo er fich insbeſondere am 1. und 2. Februar in Der erwähnte Entwurf iſt das Reſultat der Arbeiten der

Literatur. Das K. K. Desterreichische Linien - Infanterie Regiment. Eine Darstellung seiner Organiſation, Verwaltung und der Geschäftspraxis. Von August Dub, K. K. Oberlieutenant , 2. Inhabers - Adju = tanten des löblichen Prinz Emil von Heffen 54. Wien 1851. gr. 8. Linien-Infanterie-Regiment. Kaulfuß Wittwe, Prandel u . Comp. (300 Seiten Text und LXIV Tabellen.) 2 Thlr. Wir haben seit lange ein Buch vermißt , das in der Weise des ausgezeichneten Wigleben'schen Werkes * ) eine gedrängte Uebersicht böte über die Organisation der öfter reichischen Infanterie, über Recrutirungswesen, Verwal tung, innere dienstliche Verhältnisse, Militärpragmatik, Taktik, Felddienst, überhaupt über alles Dasjenige, deffen Kenntniß dem Offizier einer anderen Armee nöthig ist, um ein wenigstens allgemeines Bild von der Eigenthümlichkeit der österreichischen Infanterie gewinnen zu können. Die in den Zeitungen geschehene Ankündigung des obigen Werkes ließ uns hoffen, daß es diese Lücke in der Mili tärliteratur ausfüllen werde. Es sollte nach dem Pro gramme den Cadetten, Feldwebeln und füngeren Offizieren als Handbuch zur Einführung in den Dienst dienen, eben so wie das Wizleben'sche Werk, früher nur zur Ausbil dung der einjährigen Freiwilligen bestimmt, in seiner er weiterten Umarbeitung , ohne den früheren nächsten Zweck aufzugeben, den Offizieren des stehenden Heeres und der Landwehr ein gedrängtes und doch erschöpfendes Handbuch des ihnen nöthigen dienstlichen Wissens bietet. Das Buch liegt jezt vor uns , und wir müssen gestehen, daß wir, bei aller Achtung vor dem anerkennenswerthen Fleiße des Verfassers , doch die Anforderungen darin nicht erfüllt finden, welche wir mit Rücksicht auf Vollständig keit und sachgemäße übersichtliche Eintheilung stellen müf fen. Ein Buch solcher Art erfüllt nur dann seinen Zweck, wenn es nach einem Plan gearbeitet ist, der jedem Gegen stande seine besondere Stelle anweist und so die Möglich feit bietet, ihn erschöpfend zu behandeln. Daß in diesen Plan vollständig Alles hineingehört , was dem Cadetten oder jungen Offizier an dienstlichem Wissen uöthig ist,

*)

Grundzüge des Heerwesens und des Infanteriedienstes der föniglich preußischen Armee von A. v. Wißleben , Haupt mann im Kaiser-Franz - Grenadierregiment . Zweite vermehrte und veränderte Auflage. Mit 64 in den Text eingedruckten Holzschnitten und 4 lithographirten Tafeln. Berlin , 1850. Verlag von Grobe. " Ein Buch , das die Anerkennung und Verbreitung , welche es unseres Wissens gefunden hat, mit vollem Rechte verdient. Es gibt auf nicht ganz 500 Seiten alles Wesentliche und Wissenswerthe über Organisation, Verwaltung, Taktik , Dienst in der Garnison und im Felde, und dabei in einer so klaren übersichtlichen Anordnung des Stoffes , daß man gewiß sein kann , jedes Gesuchte voll Händig und ohne zeitraubende Mühe finden zu können . Anm. d. Eins.

in Hermannstadt und Temeswar und von dem Banus für die croatisch -slavoniſch - dalmatischen Lande befehligt wer= Die Jnfanterie zählt 58 Linienregimenter mit den. Nummern (vom Jahre 1769 herrührend) bis zu 63, da die früheren Regimenter Nr. 5 , 6 , 46, 50 und 55 auf gelöst find. - Das Linienregiment hat 4 Feldbataillone (das erste vom Oberstlieutenant befehligt) und 2 Land wehrbataillone, deren zweites dermalen aufgelöst ist. ― 4-6 Bataillone bilden eine Brigade, deren Befehlshaber Das zugleich die Oberleitung der Berwaltung führt. Verhältniß zwischen der Brigade und dem an Bataillons zahl ihr eigentlich gleichen Regiment ist nicht erläutert. Die Brigade würde als eine nur vorübergehende taktische Formation erscheinen , wenn die Verwaltungsthätigkeit des Brigadebefehlshabers nicht auf eine bleibende Formation schließen ließe. — 2 Compagnien bilden eine Division, 4-6 Compagnieen ein Bataillon. Die Compagnie ist auf complettem Stand ſtark 1 Hauptmann , 1 Oberlieu tenant, 1 Lieutenant erster und 1 Lieutenant zweiter Kl., 2 Feldwebel , 12 Corporale, 12 Gefreiten , 2 Tamboure, *) 2 Zimmerleute, 1 Fourierschüß , 180 (resp. 200) Gemeine, 3 Privatdiener, im Ganzen 218 (resp . 238) Köpfe. Bet einem auf 80 geminderten Präsentſtand an Gemeinen hat *) Das Plänkeln geschieht noch immer nach Trommelfignalen, weshalb die Compagnicen keine Hornißten führen. Anm . d. Eins.

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halten wir für sich von selbst verstehend , und daß man in einem mäßig dicken Bande in zweckmäßiger Stoffeinthei= lung Alles bieten könne, davon hat das Wizleben'sche Werk ben praktischen Beweis geführt. Der Plan hat Alles , was den eigentlichen Waffen= dienst berührt , von vorne herein ausgeschloffen , die auf > genommenen Gegenstände (Organisation , Verwaltung, innere dienstliche Verhältnisse) aber in einer Weise oft unter die verschiedenen Abschnitte vertheilt , daß es mit unter schwer ist, das Zusammengehörige aufzusuchen , und über den einzelnen Gegenstand vollständig sich zu unter richten. Die Einleitung gibt nur die Eintheilung der Regi menter nach Werb (Recrutirungs- ) Bezirken , die Adfu stirung und Distinction der Chargen (Gradzeichen) und einiges Nähere über die Stellung der Regimentsinhaber und Regimentsbefehlshaber. Das Algemeine der Orga= nisation , die oberste Leitung der Armeeangelegenheiten, welche zwischen dem allerhöchsten Armeeobercommando und dem nur mehr die Verwaltung führenden Kriegsministe= rium getheilt ist, Beförderungswesen , Pensionirung, Quit tirung, überhaupt fast alle Gegenstände allgemeiner Art, für welche nicht etwa besondere Abschnitte vorgesehen, find in den auf die Einleitung folgenden 12 Abschnitten_ver= schiedenfach zerstreut, die meisten davon in den Abschnitt verwiesen, der von den Obliegenheiten und nothwendigen Dienstkenntnissen des Adjutanten handelt. Von dem, was an die Einleitung sich uns anknüpft , nachstehend das Wich tigste aus den verschiedenen Abschnitten. Das gesammte kaiserliche Heer zerfällt in 4 Armeen (Deutschösterreich , Italien, Ungarn , Galizien) und in diejenigen Truppentheile , welche unmittelbar unter den obersten Militärbehörden von den Landeemilitärcommandos

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Commiffion, als deren Chef Graf Mirasol im verflossenen Jahre in Auftrag der Regierung Cuba besuchte.

2922.

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§ BREE ESSEQ 5.2.2 2.91

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die Compagnie nur die halbe Zahl an Unteroffizieren, Gefret ten , Spiel- und Zimmerleuten präſent. ―v Eine Uebersicht über den gesammten normalen Stand des Heeres oder auch nur über die Soulstärke eines Regiments , Angabe der Eigenthümlichkeit der Elitencompagnieen sc. fehlen. Ueber haupt gibt das Buch nicht die Mittel , die Organiſation so zu überblicken , wie es selbst unter den gegenwärtigen wandelbaren Verhältnissen wohl zu erzielen gewesen wäre. Die Stellung des Regimentsinhabers ist nicht wie in anderen Armeen nur mehr Sache der militärischen Sitte, soudern unmittelbar eingreifend, wenigstens in manchen wichtigen Bezügen. Der Inhaber ernennt vom Haupt= Er ist ist mann abwärts alle Offiziere und Unteroffiziere. Er der Gerichtsherr im Regiment , übt das jus gladii et aggratiandi , bestätigt oder mildert die Gerichtsurtheile. Alle Regimentsangehörigen mit alleiniger Ausnahme des Obersten haben bei ihm die Heirathserlaubniß nachzusuchen und er ertheilt diese an die Offiziere, innerhalb der auf beschränkten Zahl , wenn der Stabsoffizier 500 fl. , der Sonstige Offizier 300 fl. cautionsmäßige Rente nachweist, an die Mannschaft , höchstens 8 auf 100 , mit der Wir= kung, daß die Frauen das Recht erlangen , den Männern zu folgen , daß die Familie unter die Militärgerichtsbar keit tritt und die Knaben Anspruch auf Aufnahmen in das Regimentserziehungshaus erwerben. Heirathserlaubniß über diese Zahlen hinaus wird nur auf dem Gnadenwege ertheilt und begründet keinen Anspruch an den Staat. Auf die Einleitung des Buches folgen die nachstehen den Abschnitte: 1 ) Compagnie. Stand, Verpflegung (Geld , Brod, Fourage, Tabak 2.) , Montur, Waffen, sonstige Ausrüstung. Verrechnung. Innerer Dienst. 2) Stab. Stand. Gebühren. 3) 3) Adjutantur. Der inhaltreichste, aber ganz uneigentlich überschriebene Ab schnitt. 4) Werbbezirk, das Ergänzungswesen ent haltend. 5) Transportgeschäft. — 6) Spital. — 7) Regimentsmagazin. — 8) Proníantgeschäft. Bettengeschäft. Fuhr- und Packwesen. 9) Rech = nungskanzlei. — 10) Erziehungshaus . - 11 ) Au ― ditoriat. 12) Waffenoffizier. Unterricht im Regiment. Regimentsmusik. Regimentsbiblio thet. Offizier - Equipirungscommission. - An die in diese Abschnitte getheilten 300 Seiten Text schließt fich eine reiche Sammlung von Mustertabellen , welche dem Buche im Ganzen die Stärke des Wigleben'schen geben. Der erste Blick auf diese Eintheilung zeigt , daß in ihr, wie schon oben angedeutet , eine große Erschwerung für die leichte Brauchbarkeit des Handbuchs bedingt ist, da dieses nur bei sorgfältiger Durchführung eines streng logischen Planes seinem Zwecke genügen könnte. Das Material in dem Buche ist reich und mit sichtbarem Fleiße gesammelt. Aber indem wir dieß anerkennen , dürfen wir auch vertrauen, daß der Verfasser die in kameradschaft licher Offenheit ausgesprochen Rügen freundlich hinnehmen und in einer späteren, nach weiterem Plane bearbeiteten Auflage beachten werde. Zunächst finden wir noch Anstand an der oft störenden Schwerfälligkeit der Darstellung gegebener Dinge , nament lich an der hier und da kaum besiegbaren Ueberladung mit Fremdworten. Der Verfasser handhabt die Sprache leicht und elegant , wo es sich um den Ausdruck eigener

Ansichten handelt. Er hat dieß sehr glücklich in den Ab= schnitten bewiesen , worin er über den Dienstbetrieb_inner= halb der Compagnie, über Diſciplin und militärische Er ziehung, über Pflichten und Wirksamkeit des Adjutanten sich ausspricht. Seine Ausdrucksweise erinnert da vielfach an den echten, warmen Soldatenton , wie er in den treff lichen Leitfaden des preußischen Obersten Graf Walderfee für den Unterricht der Unteroffiziere und Soldaten fich findet. Aber auch gegebene Dinge sollen und können flies send dargestellt werden , und auch dieß empfehlen wir dem Verfasser zur Beachtung bei einer neuen Auflage. Für diejenigen unserer Leser, welchen die eigenthüm lichen Verhältnisse des österreichischen Infanteriedienstes minder bekannt sind , fügen wir noch auszüglich die nach stehenden Einzelheiten bei. Der neu ernannte Offizier erhält einen Equipirungs beitrag von 60 fl. Bei Sterbfällen verheiratheter Offi= ziere bezieht die Familie das Sterbequartal, die dreimonat= liche volle Gebühr; von Unverehelichten fällt das Sterbe= quartal in den Invalidenfond. Für Beförderte tritt die Gagevacanz ein, d. h. fie beziehen ein Jahr lang , und wenn das Sterbequartal bezahlt wurde , während 15 Mo= naten die frühere Gebühr fort. -Die Conduitenlisten der Hauptmänner und Subalternoffiziere (die durch kaiserlichen Armeebefehl vom 4. Januar 1850 in Wien niedergefeßte Commission für Offiziersindividualbeschreibungen ist nicht erwähnt) werden von den in Commission zusammentreten= den Stabsoffizieren des Regiments aufgestellt. Als Dienst zeugniß wird die lezte Conduite gegeben , und es erscheint danach wahrscheinlich , daß wir nicht irren, wenn wir zu wiffen glauben, daß dem österreichischen Offizier eben so wie dem niederländischen und dem noch manch' anderer Dienste das Recht zustehe, Einsicht seiner Conduite zu begehren. Die Verfagung dieses Rechtes , das Geheimniß, in welches das cft für das ganze Leben entscheidende Ur theil sich hüllte, war es eigentlich allein , was seit einer Reihe von Jahren die öffentliche Meinung in manchen Heeren gegen die Conduitenlisten aufrief. Man hat diese hier und da ganz beseitigt, und es ist an deren Stelle das jezt abermals geheim abgegebene Urtheil der Dienſt= behörde getreten , der Vortheil also nicht erlangt worden, welchen eine oft wiederkehrende Beurtheilung für die Ober behörde, die Einsicht des Urtheils aber dem betheiligten Offizier selbst bietet, indem diese ihn zur Selbstkenntniß, zur Einsicht von Schwächen und Mängeln hinleitet, die er vielleicht gerade für besonders befähigende Eigenschaften gehalten hat. - Die Ergänzung geschieht mittelst Fest= ftellung von Bezirkscontingenten und Loosen der Pflichtigen. Loskauf mittelst Zahlung von 500-700 fl. je nach der Provinz ist zulässig. Das Geringste der je nach den Pro vinzen ic. verschiedenen Größeminima ist 5' 1 ". Geschäfts lose und unbotmäßige Beabschiedete , heimathslose Vaga= bunden und Verbrecher, welche ihre Strafe bereits abge büßt haben , werden ex officio affentirt , und damit freilich ein Zuwachs dem Heere zugeführt , dessen es sich wenig zu freuen Ursache hat. Erziehungshäuser für Knaben von Unteroffizieren und Soldaten , ausnahmsweise_auch von Offizieren , hat die Armee 52, 3 in Italien , 7 für die aus Galizien fich recrutirenden Regimenter, 40, welche einem besonderen Regiment zugewiesen sind , 2 in Sieben

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bürgen ; die meisten 48 , die beiden letteren aber 50, resp. 100 Zöglinge aufnehmend. Die Knaben befinden sich vom 7. - 18. Jahre in diesen Anstalten und gehen dann als Unteroffizier in die Armee oder bei besonderer Befähigung in ein Cadettenhaus über , um für den Offiziersgrad weiter gebildet zu werden. - Der Oberst oder in dessen Verhin

Schießens , erläuternde Nomenclatur des Infanteriegewehrs mit Percussion nach dem umgeänderten Modell vom Jahre 1822 und der Umänderung im Jahre 1842 , Handfeuer waffen mit glatten Wandungen , gezogene Waffen, welche vom Jahre 1940 bis zum Jahre 1846 in Frankreich in Gebrauch waren, das Zerlegen und Zusammenseßen des Infanteriegewehrs mit Percussion , das Zerlegen und Zu sammenseßen der Stiftbüchse , das Reinigen der Waffen ; -weiter Schießregeln für das Infanteriegewehr , Bewe gung der Geschosse im leeren Raum, in der Luft, Kugel bahn , Abweichungen beim Schießen , anzuwendende Mit tel , um den Grad der Trefffähigkeit einer tragbaren Schußwaffe auszumitteln , vom Infanteriegewehr mit Per= cussion , das Schießen mit zwei Kugeln , von der gezoge= nen Waffe , verschiedene Arten des Auffeßens , Mittheilung der normalen rotirenden Bewegung , von der Stiftbüchse und den länglichen Kugeln , Vergleich der Eindringungs fähigkeit zwischen der Wallbüchse vom Jahre 1840 und. mm der Stiftbüchse in Planken von Pappelholz von 22 " Dicke, die in mehreren parallelen Reihen von 50 Centi meter Entfernung von einer Achse zur anderen aufgestellt waren , Bemerkungen über die Stiftswaffen , von den Stiftflinten , gezogene Waffen , welche von der Schwanz schraube aus geladen werden , englische , preußische , öster= reichische Büchse , Fabrikation der Munition , Fabrikation des Schießpulvers , Schießpulverproben , Fabrikation der Zündhütchen x . , Aufbewahren der Munition sind für Jedermann leicht begreiflich nach den besten Erfahrungen erläutert. Die Fabrikation der Waffen mit einer Einlei= tung über die dazu benußten Metalle bildet einen folgen den Abschnitt , welcher auch in dem bemerkten Sinne ge= halten ist und von guter Sachkenntniß des Verfassers zeigt. Ein Supplement zur Abhandlung über die Handfeuer waffe, wo in zehn Anmerkungen (Handfeuerwaffen und blanke Waffen im Dienst der Reiterei, Auszüge aus dem Journal officiel militaire in Betreff der Handfeuerwaffen, fouderbare Formen der Flugbahnen , neue Geschosse für Waffen mit glatten und gezogenen Wandungen , die preu= Bische Büchse, Geschüße der Landartillerie , von den Shrap= nels 2c.) viel Interessantes gegeben wird, schließt dieses sehr lehrreiche und nüzliche Buch. ――――― Die Kunst und Wissenschaft, worüber der französische Verfasser seine Kennt= nisse und Erfahrungen hier veröffentlichte , und welche der Ueberseger mit Gewandtheit und Sachkenntniß in unsere Muttersprache übertragen , hat zwar schon in allerneuester Zeit weitere Vervollkommnungen erfahren , welche wohl nicht mehr haben aufgenommen werden können , immerhin ist aber das, was geboten wird , wenn es auch für den Sachkenner viel Neues nicht enthält , der größten Verbrei tung werth , da es einen Gegenstand faßlich zu erläutern sucht , dessen Wichtigkeit immer mehr erkannt zu werden scheint. Unrichtigkeiten oder Fehler haben wir nicht gefunden, und wenn wir auch nicht ganz mit der Anordnung des Stoffes , wie wir ihn hier kurz anführten , einverstanden sein können , glauben wir doch dieses Buch nur empfehlen zu können. Die Ausstattung ist schön und die Zeichnungen nett und sauber.

derung ein Stabsoffizier hält den Offizieren mehrmals wöchentlich militärische Vorlesungen. Jeden Monat er halten die Offiziere eine Aufgabe zur schriftlichen Bear beitung. Die Cadetten jedes Regiments bilden während jedes Winters eine Schulabtheilung , bei welcher 1 Haupt mann und die sonst nöthigen Offiziere als Lehrer ein treten. Jedes Regiment treibt seine eigenen Pionnir übungen. Ein Offizier leitet diese , die Zimmerleute und noch 3-5 Gemeine von jeder Compagnie , sodann 1 Unteroffizier auf je 10 Mann nehmen daran Theil. Der Unterricht erstreckt sich auf Kenntniß der Hölzer , Flecht werk, Holz- und Erdarbeiten, Wegbesserung, Schanzbau. Möge der Verfasser das schon angesammelte Material vervollständigen und für eine neue Auflage seiner Zeit so bearbeiten , daß auch dem Kameraden einer anderen Armee ein nüßliches und brauchbares Handbuch über den Infan teriedienst im kaiserlichen Heere damit geboten wird. Un geachtet der hervortretenden Mängel empfehlen wir übri gens das Buch wegen seines reichen Inhalts , zu welchem bei würdiger Ausstattung der Preis immerhin nicht außer Verhältniß steht. 7.

Die St. Omer'sche Schießschule oder das Militär schießgewehr in seiner wichtigen Bedeutung für den Soldaten und Bürgerwehrmann. Eine umfassende Abhandlung über die Schießkunst nebst einer instruc tiven Anweisung über die zweckmäßige Behandlung des Schießgewehrs und den dienstlichen Gebrauch desselben nach den Vorträgen des Lieutenant Panot in der École de tir zu St. Omer. Ju's Deutsche übertragen von Dr. Christian Heinrich Schmidt. Mit 9 Figurentafeln . 8. Weimar 1850. Verlag, Druck und Lithographie von B. F. Voigt. (XVI u. 356 S. mit 4 Lab. auf einem Blatte.) 1 Thlr. Das Militärschießgewehr ist in neuerer und neuester Zeit zu einer sonst nicht geahnten Vollkommenheit gelangt und die Reſultate des Schießens auf den Uebungsplägen übertreffen bei weitem Alles , was man früher von der Bei der Handfeuerwaffe erwarten zu können glaubte. Wichtigkeit nun, welche das Feuergewehr in den Kriegen hat, ist eine umfassende Abhandlung über die Schießkunst, die Behandlung des Gewehrs 2c. für den Soldaten und Bürgerwehrmann um so mehr von großem Intereſſe, wenn fie alles dahin Gehörende passend zusammenstellt und po pulär vorträgt. In dem angezeigten Werke findet sich nun wirklich das vereinigt , was bis zum Zeitpunct seines Er scheinens in dieser Kunst geleistet wurde , und in leicht verständlicher Sprache sind die Grundsäße dargestellt, welche zum richtigen Verständniß des Gegenstandes jede nur ge wünschte Auskunft geben. Die allgemeinen Grundsäße des

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag , 17. April

N 46.

1851 .

islahi 13910 15

Situ

SO 94

Allgemeine Militár-Zeitung. Schleswig - Holstein .

Weichſel, dem Bug und der Narrow , von dem man be

hauptet, daß es militäriſch das Land zwiſchen Oſtſee und Karpathen beherrſche. Hierzu kommen die ganz neu an= gelegten beiden Feſtungen Gwanogrod , an jenem Punkte gebaut , wo ſchon einſt Karl XII. ſeine Veranſtaltungen zum Marſd) nach Deutſdland traf , und Brzíc - Litewski und die neuerdings erweiterte Feſtung Zamose. Dieſer

Kiel, 30. März. Die Direction der Seecadettenſchule hierſelbſt hat geſtern bekannt gemad)t, daß die Bundes = commiffäre unter dem 27. d. M. reſolvirt haben, die ſeit dem December 1848 eingerichtete Seecadettenroule ſet, ba deren Fortdauer als nicht zweckmäßig erkannt werde, mit Dſtern d . J. aufzulöſen. umfangreichen Thätigkeit Rußlands gegenüber erſcheint die Sorgloſigkeit und Langſamkeit in dem Äußbaut der preußi ſchen öſtlichen Gränzfeſtungen faſt unerklärlich, und gerade Preußen . bie gegenwärtigen Zeiten , meinen wir , wären fo, um zu

Berlin, 26. März. Es ſind von hier aus nach den größerer Eile anzuſpornen.

(H. C.)

betreffenden Stellen hin die entſprechenden Befehle und

Anweiſungen ergangen , damit nunmehr mit Eintritt der milderen Jahreszeit die Feſtungsarbeiten in Poſen, Königsberg und Torgau auf das Eifrigſte wieder auf= genommen und möglichſt ſchnell gefördert werden. Die Gentralbudgetcommiſſion hatte zwar eine möglichſte Beſchränkung

Oeſterreichiſche Monardie. Wien , 31. März. Das k. t. Kriegsminiſterium hat von jeder Truppenabtheilung der t. t. Armee zwei bis drei Offiziere nach Wien berufen, um hier wiſſenſchaft

dieſer Bauten in dieſem Jahre vorgeſchlagen und deßhalb

lichen Vorleſungen beizuwohnen, welche Feldzeugmeiſter

150,000 Thaler von dem hierfür ausgefeßten Etat geſtrichen , indem ſte namentlich den Bau des Forts Zinna bet Torgau nicht für ſo nothwendig erachtete; die Kammer hat aber die ganzen von der Regierung verlangten Gelder unverkürzt bewilligt, ſo daß ſchnell vorgeſchritten werden kann. És wird nicht unzeitig ſein, namentlich mit Bezug auf die beiden Bauten von Poſen undKönigsberg, daran zu erinnern, mit welcher energiſchen Thätigkeit Rußland während der allerleßten Jahre ſeine ganze ſtrategiſche Front

Baron Auguſtin täglich abhält. Dieſe Vorleſungen be treffen das Ererciren in jeder Weiſe , die Kunſt des Mas nővrirens im Felde, ferner die Behandlung der Waffen und alle anderen Theile der Kriegskunſt, welchen auch Be= lehrungen über alle neueſten Einrichtungen beigefügt ſind. Sie dauern ungefähr einen Monat, nach welchem die Dffi ziere wieder zu den betreffenden Regimentern abgehen , um das in der Theorie Gelernte prattiſch auszuführen. Auch von der Marine beſtnden ſich viele Dffiziere hier, welche

ausgebaut und ſeine unermeßlichen materiellen Streitmittel, die einſt hinter dem Dniepr und der Düna zerſtreut waren ,

ebenfalls dieſen Vorleſungen beiwohnen .

(D.P.A.3.)

den preußiſchen und deutſden Gränzen bis auf einige Tagenärſche genähert hat. Die Feſtung Modlin , beren Bedeutung Napoleon ſchon erkannte und die er den wich

Karlsrube, 4. April. Das großherzogl. Kriego

tigſten militäriſchen Punkt zwiſchen Oder und Dniepr

miniſterium hat die Statuten der neu errichteten großh.

Baden.

genannt hat , iſt in der leßten Zeit in der großartigſten badiſchen Militärcreditkaſſe bekannt gemacht. Dieſe Žeiſe erweitert worden , mit einem Koſtenaufwande von Kaffe bat den Zwed, an die im activen Dienſt befindlichen 25 Mill. Silberrubel, wie Kaiſer Nikolaus den General Dffiziere, Kriegsbeamte und Mannſchaften bei nachgewieſes Lamoriciere verſichert haben ſoll. Dieſe Feſtung, welche nen unverſduldeten Unglüdsfällen Darlehen zum Bebuf das immenſe Material Rußlands für ſeine einſtigen Dpes

der mittelbaren oder unmittelbaren Förderung der dienſt

rationen gegen den Weſten in ihrem Innern birgt, liegt faſt unmittelbar an Deutſchlands Gränzen. Modlin , die neu gebaute Feſtung von Warſchau und die proviſoriſche Befeſtigung von Sierod machen die Kufſen zugleich zu

lichen Intereſſen zu verabfolgen . Die Darlehen an Offi ziere 26. find mit 3 p6t.verzinslich ; erfolgt die Rüdzaha lung des ganzen Darlehens aber ſchon vorAblauf von ſechs Monaten , ſo wird fein Zins gerechnet; Darlehen an

Herren tenes berühmten ſtrategiſchen Dreieds zwiſchen der Unteroffiziere ac: find mit 2 pCt. verzinslich und wird bet

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vollständiger Rückzahlung vor Ablauf eines Jahrs kein Zine berechnet. Von Darlehen an Soldaten wird kein Zins erhoben. Die Dotation der Kaffe besteht aus den Fonds der sogenannten Offiziersextrakassen, welche sich bei den aufgelösten Regimentern und Corps aus Beutegeldern und Ersparnissen früherer Feldzüge und aus Beiträgen der Offiziere gebildet hatten. Die Kasse steht unter einer besonders zu ernennenden Commiſſion. Eine weitere Verordnung vom 2. März bestimmt die Vorschriften über die Kasernirung der Unter offiziere , Spielleute und Soldaten. Die Kaser nirung ist entweder eine gemeinschaftliche, eine abgesonderte oder die Einzelkasernfrung. Für jeden Soldaten oder Un teroffizier , der mit andern gemeinschaftlich in Kasernen= zimmern unterzubringen ist, wird ein Wohnungsraum von mindestens 35 Quadratfuß Bodenfläche bei einfacher Bett belegung bestimmt, und in solchen Sälen soll jedem Mann in der Regel mindestens ein freier Zimmerraum von 350 Cubikfuß bleiben. (S. M.)

Die Institution hat im verfloffenen Jahre 106 neue Mitglieder erhalten und befißtxa deren jest 4028 , das Mu seum derselben ist von 33,773 Perſonen besucht worden . Die fortgefeßten Sammlungen haben gegenwärtig das Resultat gehabt, daß die Institution die Mittel zum An kaufe des berühmten Modells der Schlacht von Waterloo des Capitans Siborne befißt; einige gesegliche Formali= täten haben verhindert , daß das Modell nicht schon am Stiftungstage sich im Museum aufgestellt befand. Die Commission für die Industrieausstellung hat die Directoreu ersucht , für die Fremden Billets zum Besuche der Institution auszugeben ; dieselben werden diesen Wunsch bereitwillig gewähren. Die zunächst angekündigten Vorträge werden folgende sein: Ueber Dampfschifffahrt von John Bourne ; über Artillerie , Fortification und Mineurwesen von Major Adams ; über den Adler als Symbol des Militärs der Nationen alter und neuer Zeiten von Oberst Hamilton Smith und über das Einbalsamiren der alten Aegypter von T. J. Pettigrew.

Spanien.

(2 ) Durch eine Verfügung des Kriegsministeriums sind bei der Infanterie die Sappeure wieder eingeführt wor= Eine jede Compagnie wird zwei, das Bataillon den. demnach zwölf erhalten, welche von einem Corporale ge= führt werden. In den Linienregimentern tragen dieselben die Uniform der Soldaten des Grenadierregiments , bet den Jägern aber die Kleidung dieser Waffe. Diese Sap= peure müssen aus den Handwerkern der Compagnieen aus gewählt werden und Maurer, Steinhauer oder Zimmer Teute sein. Außer den sonst üblichen Dienstverrichtungen derselben sollen fie auch bei vorkommender Feuersgefahr zweckmäßig verwendet werden. Großbritannien. (5) Die United Service Institution feierte am 1 . März ihren zwanzigsten Stiftungstag. Aus dem bei dieser Gelegenheit von dem Secretär vorgetragenen Berichte heben wir Folgendes heraus : Der Jahrestag wurde an dem genannten Tage zum erstenmale in dem neu erbauten Saale gefeiert , der zu wissenschaftlichen Vorlesungen bestimmt und bereits benußt worden ist. In dem verflossenen Jahre haben die nach der ursprünglichen Idee der Institution zu haltenden Vor träge bedeutend an Leben und Umfang gewonnen . Major Adams , Profeffor an dem königlichen Militärcolleg , hielt 6 Vorlesungen über Feld- und permanente Fortification, Capitän Dickinson las über die Auffindung des mit dem Schiffe Thetis versunkenen Schayes , Major Rawlinson über die neueren Entdeckungen in Affyrien und Babylonien, der Civilingenieur John Bourne über die Dampfschifffahrt auf seichten Flüssen, über die Vorzüge der hölzernen und eisernen Dampfschiffe , sowie über die Vor- und Nachtheile der Schraubendampfer und der Räderdampfschiffe. Der Director der Institution hat, um die Verbreitung nüßlicher Kenntnisse zu fördern , eine Anzahl Billets zu den Vorlesungen an die Unteroffiziere der in London gar nisonirenden Regimenter vertheilen laſſen und wird diesem Modus in Zukunft noch weitere Ausdehnung geben.

(5) Vor Kurzem ist bei Darling eine Brochüre erschienen , die in mehr als einer Beziehung beachtungs werth ist; sie führt den Titel : The Army Reform wanted Maximum of Defence with Minimum of Expence.

Der Verfassungseid. Der Verfassungseid ist in neuerer Zeit Gegenstand der ernstesten Betrachtungen und Erörterungen geworden und verdient, so lange er noch bei manchen Armeen in Gül tigkeit ist , eine vielseitige Beleuchtung. Hoffentlich wird die Zeit nicht mehr ferne sein , welche diese Zugabe aus dem Jahre 1848 von dem Heere abstreift. Mancher Un= finn dieses Jahres ist bereits den Weg des Frdischen ge= wandert und auch der Verfaſſungseid wird diesem Schick= ſale nicht entgehen , da man zum Glücke der Civiliſation wieder zu erhaltenden ―――― rein positiven Sägen zurückkehrt. Was die Revolution von 1848 nicht errungen , sondern abgetrost hat, erscheint größtentheils als Ausgeburt der Leidenschaft, des Irrthums oder der bösen Absicht , und die erzwungenen Zugeständnisse sollten aufrichtig und schnell entfernt werden , damit sie nicht in den Consequenzen ver Der giftige Hauch einer ent derblich werden können. ― sittlichten Stadt fachte in Deutschland ein Feuer an , wel= ches erschreckte, unschlüssig machte und lähmte. Wer kann sein Bewußtsein dem Bekenntnisse verschließen , daß in jener Zeit der Bedrängniß und Äengstlichkeit die Aufer= legung des Verfassungseides keineswegs ein Akt zwang= loser, freier und bewußter Ueberzeugung der Staatsregie= rung war, und dennoch finden wir, nachdem die gefähr= lichen Lehren der Demagogie bekämpft und , zum Theil wenigstens , bestegt waren, immer noch in vielen Staaten des monarchischen Deutschlands diese fatale demokratische Erfindung. Es war sicherlich keines der gröbsten Mittel der republikanischen Partei zur Erreichung ihrer Zwecke, als sie den Berfassungseid in den Fahneneid hineindrängte.

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All' die zarten Aufmerksamkeiten dieser Partei für unseren Stand, all' ihre Verbesserungsvorschläge, all' die Bitt: schriften , die oft mit der gutherzigsten Miene den über lifteten Unteroffizieren und Soldaten in die Feder geschmug gelt wurden , all' die versteckten und offenen Angriffe der „Gesinnungstüchtigen" auf den Staat und ſeine Stüße waren plumpe Dreiftigkeit gegenüber dieser schlau ange legten Mine des Verfassungseides , durch welche man das Militär in die Hände des Volkes , resp. seiner sogenannten Vertreter spielen und nachfolgend die Monarchie zu sprengen die Absicht hatte.

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rechtigte Verfahren der Regierungen als verfassungswidrig bezeichnen und dadurch die öffentliche Meinung occupiren. Das sogenannte constitutionelle Leben im Staate hat uns schon oft die seltsamsten Widersprüche und Theorieen vor Augen geführt, eine unbefangene Beurtheilung der erleb= ten Begebenheiten wird deßhalb die Ueberzeugung recht= fertigen , daß Irrthümer und falsche Doctrinen mächtiger wirkten, als die auf fittlicher Unterlage ruhenden Wahr heiten. Es sähe also schlimm mit dem Bestande der Ge= sellschaft aus, müßte, besonders in politisch aufgeregter Zeit, jede Regierungshandlung , jeder Conflict mit der Der Eid auf die Verfassung ist sub- und objectiv Volksvertretung von den im Lande selbst bestehenden Par Daß der Verfassungseid einen gedeutet worden. Der feste Wille des Soldaten, seinem teien gerichtet werden. Theil der Offiziere zur Parteistellung zwingen konnte, Landesherrn unerschütterlich treu zu dienen und den Be fehlen der Vorgesezten zu gehorchen , wird diesem Eide möchte als warnendes Beispiel zu betrachten sein , wie eine rein subjective Verpflichtung beilegen durch die An folgenschwer es ist , in das rein militärische Wesen Theo gelobung, für seine Person die Verfassung nicht zu ver rieen einzuführen , die nicht von den Männern des Fachs Tegen , d. h. ein braver Soldat und guter Staatsbürger herrühren . zu sein. Eine Verpflichtung , die Aufrechterhaltung der Uebrigens besteht der Verfassungseid noch , und so lange Verfassung zu überwachen und nicht zuzugeben , daß sie dieß der Fall , ist es Aufgabe der Kameradschaftlichkeit, von Anderen verlegt werde, ist ein zu offenbarer Wider= seine lähmenden Wirkungen abzuleiten. Wo die Kame= spruch mit den Verfassungsbestimmungen selbst und ins radschaft in ihrer vollen Bedeutung lebendig geworden ist, besondere mit den wichtigsten Grundsägen des Militär da sind keine Parteiungen innerhalb des Offiziercorps wesens , als daß man in einer solchen objectiven Aus möglich , und wo das Offiziercorps im Einzelnen und legung nicht sogleich einen Hauptfehler der Neuzeit Ganzen seine Stellung begreift und würdigt und seine Sophisterei und furistische Spißfindigkeit — erblicken müßte. Berufsthätigkeit von einem höheren Standpuncte aus auf Bet aller Discretion , die man der Meinung Anderer faßt, da wird auch die ganze Armee niemals einer Partet gern zollt, gibt es für den Soldaten nur eine Ueber angehören - vielmehr über jeder als ausübende Gewalt zeugung , nämlich die von der absoluten Nothwendigkeit des Staatsoberhauptes dastehen. Der Offizier, der sich dennoch bethätigend in das Ge= der Treue gegen den Monarchen und des unbedingten Gehorsams gegen Vorgesezte und deren Befehle. Pflicht biet der Politik verliert, der bei der Erkenntniß der Ver und . Ehre verlangen gebieterisch diese allein zulässige Deu derblichkeit einer objectiven Auffassung des Eides nicht tung des Eides. - Wohin müßten die Folgen führen, in demselben Augenblick seine Stellung aufgibt , wo er wollte man den Eid zergliedern und gleichsam in zwei den Eid auf die Verfassung schwören soll , verkennt seine Theile trennen. Die objective Anschauungsweise des Ver Militärpflicht und die Eigenthümlichkeit seines Standes, fassungseides könnte den Offizier in die Lage bringen, dem er muß an der Haltung der Kameraden eine innere Nö Staatsoberhaupte oder seinen obersten Dienern den Krieg thigung zum Austritt finden. Das Widerwärtigste, was sich dem Blicke des wahren anzukündigen , noch bevor der Befehl zur Ausführung einer vermeintlich verfassungswidrigen Handlung gegeben wäre, Soldaten darbieten kann , find politische Offiziere ; die einfach aus dem Grunde , weil die Staatshandlung der Schwankungen im Staate erhalten durch sie die gefähr= Selbstprüfung des Offiziers unterworfen wäre und er sich lichste Nahrung und eine Befestigung der staatlichen Ver= für eidlich gebunden hielt, der Verlegung der Verfassung hältnisse ist kaum denkbar. entgegenzutreten. Der Offizier würde also zum Meuterer. Wir haben seither nur von der Gefährlichkeit des Ver= Weist er den Befehl zur Ausführung einer Handlung, fassungseides für den gebildeten Theil des Heeres gespro chen, bei dem ungebildetem und ungekünftelten Manne war welche seiner Ueberzeugung widerspricht, zurück, gehorcht er nicht, verlegt er die Treue gegen den Landesherrn , so erfahrungsgemäß das richtige, man möchte sagen instinct= wird er abermals zum Meuterer. Der Staat hätte sich artige Gefühl der Ableiter der Gefahr, die jedoch eben so also bei dieser Auffassung des Eides in den einzelnen leicht durch Aufheßereien und Böswilligkeit vermehrt wer= Offizieren verpflichtete Meuterer erzogen , die je nach per= den kann. Der Verfassungseid wird dann zur Schanze, sönlicher Ansicht bei der ersten besten Gelegenheit das Schwert hinter welcher sich der Ungehorsam und die Feiglinge flüch ten , um den Leistungen zu entgehen, die der Beruf for= gegen den Regenten zögen. Diese Betrachtung ist keineswegs extrem , sie ergibt sich dert. Wenn derjenige Offizier , welcher den Verfassungs vielmehr ganz einfach aus der unglückseligen Deutelei : eid für den bindenderen hält , seiner Mannschaft einen durch den Verfassungseid zum Controleur der Staats Befehl ertheilt , so ist es eben nur eine Folge seiner etge= handlungen berufen zu sein. Bei den Irrthümern in den nen Grundsäße, daß der Soldat seine persönliche Ueber Rechtsbegriffen, vermehrt durch die Lehren und Ereignisse zeugung vorschüßt , um die Verweigerung des Gehorsams der lestverfloffenen Jahre und die schlechten Absichten zu bemänteln. Die Wirksamkeit des Offiziers ist gelähmt! Vieler wird der Welt noch längere Zeit das Schauspiel . Diese traurigen Consequenzen müssen aber zur Auflösung muthwilliger und grundsäglicher Oppofitionen vorbehalten alles Deffen führen , was dem Militärorganismus Beſtand bleiben. Kammermajoritätsbeſchlüſſe werden manches be und Kraft verleiht.

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Unter solchen Verhältnissen würde das ausreichendste Mittel zur Verhütung verderblicher Spaltungen innerhalb des Offiziercorps die Entfernung des Verfassungseides sein. Einen logischen und moralischen, einen eigentlich praktischen Werth hat derselbe ohnedicß nur für die ver antwortlichen höchsten Militär- und Civilbeamiten , für die untergeordneten Diener des Staates ist er unnüß. Wir bezeichnen oder wiederholen in diesem persönlichen Ausspruche zugleich den Ausdruck der Ansichten und Ge finnungen des größten Theils der deutschen Offiziere, fühlen aber dennoch, daß der Verfassungseid als Ursache gerechtfertigter Besorgnisse belastend auf der Armee ruht.

theidigung) ; ferner (IV) Vertheidigung und Angriff der Waldparzellen zuerst im Allgemeinen und dann im Spe ciellen ; weiter (V) die Vertheidigungseinrichtung der Höhen und Angriff derselben und endlich (VI) die Vertheidigung und der Angriff der Aus- und Eingänge von Dämmen und Gebirgspässen . Was wir auszusehen haben ? - Wir könnten es füg= lich übergehen, da es Dinge betrifft, welche die Haupt = sache wenig berühren und man außerdem einem Buche kaum einen Vorwurf bezüglich dessen machen kann , was es nicht enthält oder was vielleicht hätte wegbleiben kön= nen. Um indeffen der Kritik ihr Recht widerfahren zu lassen , so bemerken wir gleich zu S. 1 , daß uns die Ebene viel zu nah mit dem Erercirplaß verwandt ist, um die Einübung des Tiraillements auf ihr zu beginnen. Auch können wir nicht wohl begreifen , warum man erst etwas einüben soll , was man hernach nicht braucht und was durch das Vorurtheil, welches es erzeugt, geradezu schäd= lich wirkt , und warum man nicht gleich in coupirtem Terrain dem Soldaten ein richtiges Bild von Dem sollte geben können , was hier der für die meisten Fälle lügne rischen Ebene vorbehalten erscheint. Indessen geben wir zu , daß es einer tüchtigen Instruction gelingen mag, Be griffe zu berichtigen , welche die Ebene eingeschmuggelt, und legen weiter kein Gewicht darauf, wenn man Zeit hat , solche Umwege zu machen. Ueberdieß finden wir, was die Einleitung ferner enthält, wie schon bemerkt, so trefflich und gediegen, daß wir die momentane Nachgie bigkeit gegen das Princip der ebenen Figuren eben nur für einen Akt der Höflichkeit oder der Pietät gegen Alt= hergebrachtes betrachten mögen. Insofern der Verfasser, wie aus der ganzen Haltung seiner Arbeit zu schließen, nur für Offiziere oder Aspi= ranten geschrieben hat, so hätte in der Behandlung des hierher gehörigen Minenwesens , namentlich dessen, was er dem Verfahren beim Sprengen der Mittelpfeiler (S. 39 bis 43) vorausschickt , einiges allzu Elementäre vielleicht wegbleiben dürfen. Ein Zuwenig könnte man unter

Das Triumphgefühl , welches bei der Abschaffung des Verfassungseides das Blut wärmer strömend nach den treuen Soldatenherzen führen würde , möge den Beweis dafür liefern. 35.

Literatur.

Das Tiraillement im coupirten Terrain nach der Instruction des Generals v. Vork , nebst den flüchtigen Vertheidigungseinrichtungen der Defileen. Ausgearbeitet durch S. v. Förster, Premierlicute nant im vierten Jägerbataillon . 8. Berlin 1851 . Druck und Verlag von E. S. Mittler u. Sohn. (IV u. 72 S.) 12 Ngr. Obgleich der Empfehlbrief, welchen der auf dem Titel blatt prangende Namen des Generals von Vork in sich schließt , unsere Erwartungen nicht wenig anregte, so ge stehen wir gerne, daß wir noch mehr gefunden haben, als wir fuchten. Was davon dem General , was dem von dem Verfasser gleichfalls benußten „Handbuch der Pion nire 2c." und was dem Verfasser selbst angehört , ist info fern für uns eine müßige Frage, als wir uns einfach mit der Thatsache begnügen , daß das Büchlein auf seinen nur 72 Seiten mehr enthält, als doch wir dürfen nicht ungerecht sein , denn das Gebäude der Wiſſenſchaft erfor= dert gar mancherlei Steine und Bauleute ; aber das kön nen wir schon sagen , daß es uns ein wohlthuendes Gefühl war, wieder einmal etwas so recht durch und durch Prak tisches in die Hände zu bekommen. Der Verfaffer hätte vielleicht hie und da noch kürzer sein können , ohne an dem Werthe des Ganzen etwas zu verringern ; denn es han= delt sich nicht sowohl darum, Vieles und Vielerlei zu wissen , als vielmehr die wenigen Grundlehren so in sich aufzunehmen und zu verarbeiten, daß man draußen mög lichst viel kann. Das Buch theilt sich in VI Abschnitte und gibt nach einer kurzen und gediegenen Einleitung (1) zuerst (II) allgemeine Bemerkungen bei (?) den Vertheidigungsein richtungen fester Posten; sodann (III) die specielle technische Ausführung für Be( Ein ?)friedigungen , Gebäude , Dörfer, Landstädte und Brückenübergänge (bei den drei leßtgenann= ten auch das Verfahren beim Angriff und bei der Ver=

derselben Nummer III etwa darin finden , daß für Ein friedigungen und Gebäude des Verfahrens bei der Ver theidigung nur obenhin , bei dem Angriff so gut wie nicht gedacht ist , während in den anderen Unterabtheilungen (Dörfer, Landstädte und Brückenübergänge) , beides und für den vorliegenden Zweck erschöpfend abgehandelt wird. Sylbenstecherei ist unsere Sache nicht, doch möchte in dem Ausdruck „Schadenzufügung des Feindes" S. 1 etwas mehr als Tacitus'ſche Kürze gefunden werden , und ein= zelne, obwohl nur wenige Säße , wie z. B. Seite 25 („Durch einen entschiedenen Druck 2c. ") einer präciſeren Fassung fähig sein. Druckfehler dürfen natürlich in einem deutschen Buche nicht fehlen , sei es auch noch so klein. So weit die sogenannte Schattenseite , die übrigens, wie bereits angedeutet, gegen die Lichtseite als verschwin= dend anzusehen ist. Noch einmal , das Buch ist gut und zum Mindesten eine sehr glücklich und nüßlich verarbeitete Zusammenstellung. Wir glauben daher die gegenwärtige Anzeige desselben nicht besser schließen zu können , als wenn wir ihm eine möglichst weite Verbreitung wünschen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

19.

Samstag, April 1851.

No 47.

W

Allgemeine

Militär -

Spanien. (2) Durch Fahrzeuge der spanischen Kriegsmarine wer= den demnächst von der Insel Cuba eine große Anzahl Werkhölzer nach Spanien gebracht werden, welche zur Verarbeitung in den Artilleriewerkstätten und Arsenalen, sowie in den sonstigen Militäretablisse= ments bestimmt sind. Man will sich von diesem wichtigen Artikel einen großen Vorrath bilden. Das Memorial de artilleria vom Februar d. J. enthält ein bezügliches Ver zeichniß der auf der Jusel Cuba am häufigsten vorkom= menden Holzgattungen (an 50) mit specieller Angabe von deren Eigenschaft, Farbe, Widerstandskraft 2c. und Ver wendbarkeit zu militärischen Zwecken.

Großbritannien. (b) Es ist befohlen worden, daß die Vorschläge der Com= mission für Schiffssignallichter zu Porthsmouth, bezüglich der Thomson'schen telegraphischen Lichter, nun mehr durch die Admiralität in Ausführung gebracht wer den sollen. Die rothen und grünen Cylinder werden be seitigt und dafür farbige Linsen substituirt, um die Lampen dauerhafter und das Licht stärker zu machen. Die Wir kungsdistanz ist von 24 bis 3 Meilen oder von 5000 bis 5800 Yards. Die Lampen sind kleiner und stärker als die gegenwärtigen Schiffsleuchten , während die nämliche Anzahl erforderlich ist. Die weiße Leuchte mit einem Lichte ist um einen Grad mächtiger, als die Schiffsleuch ten mit 2 Lichtern , während die rothen und grünen nicht viel hinter den gegenwärtigen Schiffsleuchten zurückstehen .

Zeitun g .

Vermächtnissen und Stiftungen ihnen gehörenden Fonds für ihre Erhaltung nicht ausreichen. In neuerer Zeit war die Erhaltung jener Schulen in Frage gestellt, doch hat die königl. Militärverwaltung Abstand genommen, jenen Schulen die obige Unterstüßung zu entziehen , da (N. Pr. Ztg.) sich ihr Bedürfniß klar herausstellte. Königreich Sachsen. Dresden, 31. März. Nach einer Bekanntmachung von gestern ist die zeitherige Militärbildungsanstalt ― vom Jahr 1692 , Cadettencompagnie," vom Jahr 1811 Ritterakademie," vom Jahr 1815 ,Militärakademie" und vom Jahr 1835 Militärbildungsanstalt" aufgehoben worden, und an deren Stelle eine Kriegsschule," be= stehend aus zwei, in Beziehung auf den Lehrzweck und die Waffengattungen, getrennten Instituten : der Cadettenschule und der Artillerieſchule getreten, deren erstere für Ausbil dung der Offizierssubjecte für Infanterie und Cavallerie, der Artillerie und Ingenieure dient. An die lettere der de Stelle des bisherigen verdienstvollen Commandanten find zwei ausgezeichnete Offiziere : der königl. Flügeladjutant Major von Wizleben als Commandant der Cadettenschule, und der Hauptmann Freiberg vom Fußartillerieregimente als Director der Artillerieſchule ernannt worden. Den 23. künftigen Monats soll eine Aufnahme in beiden Schu len stattfinden. Das Alter der Aufnahmefähigkeit in den unteren Classen beider Schulen ist vom angetretenen 16. bis zum vollendeten 17. Lebensjahre; junge Leute, die zum Eintritt in eine höhere Claffe befähigt sind , können aus nahmsweise auch beziehentlich bis zum vollendeten 18. oder 19. Lebensjahr aufgenommen werden.

Schweden. Kurhessen. Stockholm, 18. März. Das Kriegsministerium soll beschlossen haben , die Contracte über Lieferung non passe volans für die Artillerie aufzuheben. (Pr. 3tg.) Preußen. Berlin, 26. März. Nachdem die Garnisonsschule in Berlin 1849 aufgelöst worden ist , bestehen in Preußen noch 19 Garnisonsschulen , denen aus Staatsfonds circa 10,000 Thlr. Unterstüßung zufließen , da die aus

Kassel, 31. März. In Betreff einer in letterer Zeit mehrfach zur Sprache gekommenen veränderten Orga = nisation des Militärs erfährt man, daß dieselbe fich vorläufig darauf beschränkt, daß das Schüßenbataillon den Namen „Füsilierbataillon ", den es schon früher trug, und statt des grünen Waffenrocks einen dunkelblauen mit (5. 3.) hellblauen Achselklappen erhält.

371

Ueber

den

Ver-

und Abkauf half Pay.

372

des

englischen

Das englische Gouvernement zahlt ſeinen überzählig 2c. werdenden Offizieren einen Inactivitätsgehalt unter der Benennung von half Pay. Häufig kommt es vor, daß einzelne Offiziere beim Gouvernement darum nachsuchen, ihr half Pay verkaufen zu dürfen , d. h. durch eine ihnen aus der Staatskaffe auszuzahlende Summe sich abkaufen zu lassen , was durchweg bewilligt zu werden pflegt . Diese Summe übersteigt in den meisten Fällen, namentlich bei Ausländern , den sechsjährigen Betrag des half Pay nicht. Wenn es auch nicht verkannt werden kann , daß die Staatskaffe beim Abschluß eines solchen Handels unge fährdet bleiben muß , so ist doch jedenfalls die gezahlt werdende Summe eine sehr geringe zu nennen, um so mehr, da der Verkauf am häufigsten bei solchen Männern vorkommen wird , die noch in einem früheren Lebensalter stehen. Berücksichtigt man ferner, daß solcher Verkauf in den meisten Fällen in jugendlichem Leichtsinn oder in Folge augenblicklicher Verlegenheit , selten aber als gediegene Speculation abgeschlossen wird, so drängt sich uns die Frage auf - da bei der weltbekannten Generosität Groß britanniens nicht angenommen werden darf, daß es die Absicht von dessen Gouvernement sein kann , bet solchen Gelegenheiten das auf der einen Seite oft mit Blut Er worbene auf der anderen unter dem Werthe zurückzukaufen und noch da Gewinn zu machen , wo die Abkaufungs ſumme und die dabei etwa vorkommenden Verluste längst ― gedeckt find ob es nicht wohlthätiger sein würde , einen folchen Verkauf entweder gar nicht zu dulden oder doch wenigstens zu erschweren und nur da zu gestatten , wo es notorisch nachgewiesen ist, daß derselbe besonderen und bleibenden Vortheil gewährt. Wir haben oben behauptet , daß die bislang gezahlte Abfindungssumme im Verhältniß des Betrages des half Pay eine geringe sei. Wird sie nicht höher gestellt , so läßt sich mit leichter Mühe ein Zeitraum ermitteln , wo das Gouvernement das gezahlte Kapital nebst vier Procent Zinsen wieder gesammelt und zurückerstattet erhalten hat, und ein zweiter Termin , wo so viel bei dem einen lange lebenden Manne gewonnen ist, als bei dem anderen , der bald nach dem Verkaufe stirbt, verloren geht. Wir wollen in nachstehender Berechnung dieses anschaulich zu machen. und zu beweisen suchen , wobei wir uns mehr an runde Summen und Perioden gehalten haben. Nehmen wir z . B. an , daß A. und B. bei einem half Pay 4 Schilling per Tag zu der Summe , jeder zu 438 Pfd. St., als sechsjährigen half Pay , am 1. Jan. 1820 verkauft haben , so ist bei jährlicher Abtragung von 73 Pfd. St., als dem Jahresbetrage des einzelnen half Pay, das Kapital am 31. December 1825 schon wieder gesam= melt gewesen. Allein das Gouvernement hat an jedem der beiden Verkäufer an Zinsen verloren : in dem ersten Jahre von der ganzen Ablösungssumme von 438 Pfd . St. , in dem zweiten Jahre von 365 Pfd. St. , in dem dritten Jahre von 292 Pfd . St. , in dem vierten Jahre von 219 Pfb. St., in dem fünften Jahre von 146 Pfd . St. und in dem sechsten Jahre von 73 Pfd. St. , also überhaupt von 1533 Pfd. St. zu 4 pCt. Zinsen etwa 61 Pfd. St.

Diese sind ebenfalls zu erstatten, was bereits nach Ablauf des siebenten Jahres , also Ende 1826 geschehen ist. Die Staatskaffe hat also das half Pay erspart für die ganze, vielleicht lange Reihe von Jahren , welche A. und B. noch nach dem fiebenten Jahre gelebt haben. Gesezt aber, A. ſei in der Mitte des Zeitraums, in dem die Rückzahlung statthaben soll, also Ende 1822 gestorben. Die Staatskaffe hätte dann an Kapital den dreijährigen Betrag, 219 Pfd . St. , und an Zinsen 61 Pfd. , im Ganzen also 280 Pfd. St. verloren . Dieß darf natürlich nicht sein , B. muß also den Verlust , der bei A. gemacht ist , decken , wozu weitere 4 Jahre erfor= derlich sein sollen, so daß also B. mit Abtragung seiner eigenen Schuld an Kapital und Zinsen und Deckung des Verlustes durch A. nach Ablauf des elften Jahres , also Ende 1830 fertig geworden ist. Von da ab hat die Staatskaffe an B. , der heute noch lebt, bis Ende 1850 an Kapital 1460 Pfd. St. und einfache Zinsen circa 60 Pfd. St. , im Ganzen 1520 Pfd . St. gewonnen. Müssen wir auch zugestehen, daß diese Berechnung eine minder oder mehr vage ist, da von uns auf ein Alter= verhältniß nicht eingegangen werden konnte , so glauben wir doch dieselbe günstig für's Gouvernement gestellt zu haben , da von uns ein Sterblichkeitsverhältniß angenom= men wurde, gegen das die Wirklichkeit zurückgeblieben sein möchte, da fast sämmtliche Offiziere nach den Kriegen von 1815 entweder junge oder doch in dem mittleren Lebens alter stehende gesunde Männer waren . Ift unsere Berechnung aber auch nur annähernd rich tig, und sind die Rückerinnerungen der Waffenthaten, die wenigstens für die Ausländer seiner Zeit das half Pay vom Parlament verwilligen machten , nicht bis auf die lezte Spur verschwunden , so sollten wir glauben, es müsse eine mächtige Mahnung in dieser Darstellung liegen, hier eine Aenderung eintreten zu laffen , da ein Gewinnst nach gewiesen ist , der alles Gewöhnliche überschreitet , deffen keine Privatgesellschaft, die sich mit dergleichen Geschäften abgibt , sich zu erfreuen hat und der noch dazu in vielen, wo nicht in den meisten Fällen an Männern gemacht wird, die , als sie den ungünstigen Handel abgeschloffen , viel= leicht kaum das majorenne Alter erreicht hatten. Es ist nicht anzunehmen , daß der Staat Nachzahlungen leisten wird, aber billig möchte es sein, wenn die Offiziere, welche den Verkauf vor mehr als 11 Jahren eingingen und wo also der Staat ganz schadlos gehalten ist, wieder zu dem Bezuge ihres half Pay zugelassen würden. Es möchte dieß zu gestatten um so weniger Bedenken finden können , als die Zahl derselben , die noch am Leben find , eine geringe sein muß. Möchten doch Englands großherzige Staatsmänner diesen Gegenstand, weil er im Verhältniß zum Ganzen nur eine kleine Anzahl betrifft , nicht für zu unwichtig ansehen , denselben in Ueberlegung zu ziehen und zur Sprache zu bringen ! Uns find manche alte anerkannt tüchtige Offiziere , die zum Theil aus vielen und schweren Wunden auf den Schlachtfeldern für England geblutet haben , bekannt, die bei schweren Familienſorgen in ihrem jeßigen hohen Alter den Verkauf ihres half Pay betrauern müssen.

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Literatur .

von England , Wilhelm von Oranien , (7. Sept. 1701 ) das Bündniß der Seemächte England und Holland mit dem Kaiser zu Stande gebracht; und nach langen Be= mühungen gelang es auch (März 1702) , froß der ent= schiedenen Gegenwirkung der zu Frankreich hinneigenden Kurfürsten von Bayern und Köln , dem Markgrafen von Baden , den der Kaiser zu seinem Generaliffimus im Reich ernannt hatte, im Bunde mit den vaterlandsliebenden Kurfürsten von Mainz und von der Pfalz, die fünf Reichs kreise, Desterreich , Franken , Schwaben , Ober- und Kur rhein , später auch Westphalen zum Eintritt in den großen Bund zu bewegen. Preußens und Hannovers hatte sich der Kaiser, der, in Ungarn von einem neuen Aufstand bedroht, bei dem dürftigen Zustand seines Finanz- und Kriegsstaats solcher Hülfe dringend bedurfte, schon früher versichert. Der Markgraf verwendete das Jahr 1701 darauf, sich zu rüsten , die Festungen Freiburg , Breisach, Kehl , Philippsburg wehrhaft zu machen, die alten Ver schanzungen des oberen Schwarzwaldes auszubeffern und neue Linien zu ziehen : von Mühlheim an der Donau über Stockach an den Bodensee ; von Ortenberg bis Kehl längs der Kinzig ; am Speierbach vom Rhein bis Hambach und die berühmten Linien von Bühl nach Stollhofen. In Italien siegte in diesem Jahre Prinz Eugen über den Marschall Catinat und den Herzog von Savoyen bei Carpi an der Etsch (9. Juli) und über Villeroy und den Herzog bei Chiari am Oglio ( 1. September) und konnte in Folge davon seine Winterquartiere im Mantuanischen beziehen , während der Feind , der die Festungen Mantua und Goito im Besiz hatte, die seinen im Mailändischen nahm. Im Anfang des folgenden Jahres ( 19. März) ereilte den König Wilhelm von England unter großen Entwürfen der Tod. Dadurch ging die Bundesleitung für den Augen blick an den Kaiser über. Der Markgraf überschritt am 20. April mit der vereinigten kaiserlichen und Reichsarmee den Rhein , schnitt durch einen raschen Marsch an die Lauter die französische Elsaßarmee von Landau ab und begann am 16. Juni die Belagerung dieser Festung, nach dem sein Heer auf eine Stärke gebracht war, die ihm gestattete, auf beiden Rheinufern die nöthigen Corps zur Deckung aufzustellen. Nach 40 Tagen erschien der römische König Joseph und übernahm dem Namen nach den Ober befehl. Am 9. September wurde Landau gegen freien Abzug der Besagung mit allen Kriegsehren übergeben. Inzwischen hatte der Kurfürst von Bayern ein Bündniß mit Frankreich geschlossen , sich Ulms bemächtigt und suchte die Verbindung mit dem französischen Heere im Elsaß, während Marschall Villars zu diesem Zweck bei Hüningen den Rhein zu überschreiten sich bereitete. Der Markgraf übergab das Commando an der Moderlinie dem Mark grafen von Baireuth und eilte selbst an die Spiße seiner Truppen bei Friedlingen , dem Marschall den Uebergang zu wehren. Dazu kam er zwar zu spät ; warf ihn aber in der Schlacht bei Friedlingen (14. October) zurück , so daß der Marschall hernach nicht wagte, seiner Stellung vorbeizugehen. Beide Heere bezogen die Winterquartiere. In Italien siegte Prinz Eugen am 16. August bei Luz= zara über den Herzog von Vendome.

Kriegs- und Staatsschriften des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden über den spa nischen Erbfolgekrieg , aus den Archiven von Karlsruhe, Wien und Paris , mit einer geschicht lichen Einleitung und Facsimile , herausgegeben von Freiherrn Ph. Röder v. Diersburg, großherzogl. badischem Oberst 2c. 1700-1703 I. Band ( XXVIII u. 100 S. Text , 290 S. Urkunden) ; II. Band - 1704-1707 (XXXV , 298 G. Urfun den). Karlsruhe 1850. Chr. Fr. Müller'sche Hof buchhandlung. Der Herausgeber , in diesem Blatte ( 1840, Nr. 24 u. 25; 1843, Nr. 20 u. 21 ) schon für seine „ Geschichte der Türkenkriege des Markgrafen Ludwig von Baden" mit verdienter Anerkennung genannt, hat sich durch diese Schrift ein neues Verdienst um die vaterländische Ge schichte erworben. Nach jahrelanger mühevoller Arbeit in den im Titel genannten Archiven , sah er sich im Besiz von mehr als tausend höchst wichtigen und merkwürdigen historischen Documenten in Bezug auf den spanischen Erb folgekrieg." Seine Bedenken, dieselben in einer Mono graphie aufgehen zu laſſen , traten vor dem Erscheinen der durch den britischen General Murray herausgegebenen Correspondenz des Herzogs von Marlborough von 1702 bis 1712 und der durch den österreichischen Oberstlieute nant Heller dem Kriegsarchiv zu Wien enthobenen mili tärischen Correspondenz des Prinzen Eugen von Savoyen zurück, 1 und so liegen uns benn die 357 wichtigsten von fast 1200 Urkunden über den spanischen Erbfolgekrieg als ein drittes , für die Geschichte desselben höchst unentbehr liches Quellenwerk hier vor. Der Herausgeber hat fie völlig treu mit ihrer eigenthümlichen Orthographie ab= drucken lassen , hat fie chronologisch geordnet, überall an= gedeutet, was Original , Abschrift oder Concept war, und zur leichteren Benuzung in jedem Band ein Verzeichniß vorangeschickt, welches der Reihe nach den Inhalt einer jeden in kurzen Worten angibt. In fortlaufendem inne rem Zusammenhang bilden sie für sich schon ein Bild des denkwürdigen Zeitabschnitts , den sie umfassen ; der Heraus geber hat aber noch , als erwünschte Zugabe, eine beson dere geschichtliche Einleitung in sechs , jeder ein Jahr be greifenden Abschnitten , dazu verfaßt, deren Inhalt in Kürze der folgende ist. Die spanische Erbfrage hatte lange schon die europäi schen Cabinette beschäftigt , ehe sie durch den Tod des Könige Karl II. von Spanien ( 1. September 1700) zur legten Entscheidung reif wurde. Kaiser Leopold I. war nicht gesonnen, gegen das Testament jenes Königs , wel ches dem Herzog von Anjou , Enkel Ludwig's XIV. , die spanische Gesammtmonarchie vermachte , die wohlbegründe ten Erbansprüche seines Hauses aufzugeben; Ludwig XIV. , vom Papste begünstigt , mit Savoyen im Bunde und über die Kräfte fast aller italienischen Fürsten verfügend , war längst zum Kampf um das Erbe, mit dem er die Welt herrschaft zu erobern dachte , gerüstet. Gegen die furcht bar wachsende Macht Frankreichs hatte der große König

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Dem glücklichen Anfang des Feldzugs am Oberrhein Truppen den Schellenberg bei Donauwörth (2. Juli), über entsprach dessen Fortgang nicht. Troß der fortwährenden schritten hier den Strom, folgten dem Feind den Lech hin dringenden Vorstellungen des Markgrafen ließ der Wiener auf, nahmen Rain und Friedberg bei Augsburg und blieben Hof sein Heer am Nothwendigsten Mangel leiden, dachten ihm dort, von wo sie über den größten Theil des Bayern die Reichsstände nicht entfernt an die Erfüllung ihrer ver landes in ihrem Rücken geboten, gegenüber. Inzwischen tragsmäßigen Verpflichtung ; statt der im December 1702 kam Lallard mit einer Armee dem Kurfürsten zu Hülfe auf dem Reichstage beschlossenen 120,000 Mann verfügte vom Rhein herbei und vereinigte sich mit ihm ; Eugen war der Markgraf im März 1703 kaum über 10,000 Mann, ihm mit seiner Hauptmacht gefolgt und nun zog nach denen überdieß Magazine, Rekruten , Remonten , Waffen, einem neuen Kriegsrath der drei Feldherren der Markgraf Munition, Schuhe, Wäsche, der Artillerie die Bespan= zur Belagerung von Ingolstadt ab, Marlborough bewegte nung fehlte, für welche der Markgraf die Pferde des rö sich den Lech hinab Eugens Heer entgegen; der Feind folgte, mischen Königs in Beschlag nahm." Die Folgen konnten überschritt die Donau und erlitt bei Hochstädt (13. August) eine furchtbare nicht ausbleiben . Villars ging über den Rhein , durch furchtbare Niederlage. Der Markgraf hob für den brach die deutsche Aufstellung an der Kinzig, eroberte Kehl, Augenblick die Belagerung von Ingolstadt, das später doch bezog dann im Elsaß Erholungsquartiere ; überschritt dann fiel, auf, überschritt mit Eugen und Marlborough ohne mit Marschall Tallard vereint , um Mitte April , 50,000 Widerstand den Rhein und nahm , während diese ihn Mann stark, zum zweitenmal den Rhein , machte auf den deckten, nach zehnwöchiger Belagerung Landau (25. No Markgrafen , der mit nur 16,000 Mann in den Linien vember) . In Italien ging die Lombardei an die Fran von Bühl stand , vom 20. bis 25. April vergebliche An zosen verloren; in den Niederlanden geschahen nichts ent= griffe , ließ Tallard dort zurück und gewann durch das scheidende Märsche und Gegenmärsche. Kinzigthal am 7. Mai bei Tuttlingen die Vereinigung mit Der Sieg bei Hochstädt hatte das ganze südwestliche dem Kurfürsten von Bayern. Der Markgraf zog gegen Deutschland befreit, Bayern in die Hände des Kaisers ge= die so vereinigte Armee den Haupttheil seiner Truppen liefert , zum Angriff gegen Frankreich die Bahn geöffnet; zusammen und war ihr bald gewachsen , da sie sich durch aber das getheilte Interesse der Verbündeten , die Lauheit eine bedeutende Entsendung nach Tyrol, die völlig unglück der Reichsstände , die Erschöpfung und die schlechten Ein lich ausfiel , geschwächt hatte. Der Markgraf wußte durch flüsse am kaiserlichen Hof machten jedes entschiedene Auf= geschickte Bewegungen Augsburg zu gewinnen und die feind treten unmöglich . Marlborough wollte eine Hauptbewe= fichen Heere in die bedrängteste Lage zu bringen, als sich gung an der Mosel , der Markgraf am Oberrhein. Der Feldmarschall Styrum bei Hochstädt (20. September) über erstere drang bet den Cabinetten durch ; aber die Ange= fallen und schlagen ließ, so daß alle Vortheile verloren legenheit war so lange und öffentlich hin und her verhan= gingen. Dazu fielen Breisach (6. September) und Landau delt worden, die Truppen sezten sich so spät in Bewegung, (17. November) wieder in die Hände der Franzosen; und daß man den Feind völlig bereit fand und der Plan der Markgraf vermochte nichts weiter, als seine Truppen scheiterte. Der Markgraf war, während er seine Truppen so in die Winterquartiere zu verlegen, daß die franzöſiſch dem Herzog für diese Unternehmung zuführte , an seiner bayerische Armee von jeder Verbindung mit Frankreich ab= bei der Erstürmung des Schellenbergs empfangenen und geschnitten blieb. In den Niederlanden hatte Marlborough nie ganz geheilten Wunde so erkrankt, daß er sich nach einige Festungen erobert, in Italien war der Herzog von Schlangenbad begeben mußte. Nicht völlig hergestellt, über= Savoyen von Frankreich ab und zum Bund mit Defter nahm er den Befehl seiner wieder am Oberrhein versam= reich übergetreten ; das Gleiche hatte Portugal gethan uud melten Truppen ; der Abmarsch der Pfälzer und Preußen England rüstete, um den vom Kaiser zum König von Spa hinderte ihn anfänglich etwas Entscheidendes zu unter nien erklärten Erzherzog Karl dorthin zu bringen. nehmen. Als seine energischen Vorstellungen diese Truppen wieder unter seine Befehle zurückführten , hatte er zuerst Die Gefahr, welche Kaiser und Reich durch das fran den Marschall Villars , der am 7. Auguft bei Straßburg zösisch-bayerische Heer immer furchtbarer bedrohte , ver langte eine außerordentliche That . Marschall Tallard hatte herübergebrochen war , über den Rhein zurück zu treiben; dann führte er sein Heer ebenfalls in's alte Lager bet durch einen kühnen und glücklichen Marsch dicht bei der Lauterburg zurück und griff am 28. August die Franzosen vom Feind besezten Festung Freiburg vorbei durch das unvermuthet in ihrer Stellung an der Moder an , durch Höllenthal dem Kurfürsten neue Verstärkungen zugeführt, brach ihre Linien, zwang den Marschall bis unter die Ka ohne daß es der Markgraf hindern konnte; aber auch nonen von Straßburg zu weichen, und nahm Drusenheim Marlborough war von den Niederlanden her im Anmarsch, um die Verbündeten zu einem entscheidenden Schlag zu ver (24. September) und Hagenau (5. October). Das Wider stärken. Der Kaiser sandte den Prinzen Eugen, um unter streben der Reichstruppen , die hernach sogar theilweise eigenmächtig davon marſchirten , hinderte ihn noch, wie er dem Markgrafen den Befehl mitzuführen. Die Reichs gewollt hatte, das für die Deckung seiner Winterquartiere armee vereinigte sich mit der brittisch-holländischen, Eugen nicht unwichtige Homburg zu nehmen . In den Nieder erhielt nach dem ersten Kriegsrath der drei Feldherrn den landen und Italien geschah nichts von entscheidender Be= Oberbefehl in den Bühler Linien ; die andern beiden zogen deutung. der feindlichen Armee an die Donau nach, erstürmten, be (Schluß folgt.) sonders durch die Tapferkeit des Markgrafen und seiner

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag,

en

1851 .

е 48 . N

19

22. April

in1918 O .

11.40

DTS 571

Allgemeine Militår- Zeitung. Preußen .

jeder Zeit , felbft während der Bewegung und während des Gefechte Speiſe liefern.

Die Refiel halten 16 Maas,

Rönigsberg, 12. April. Gleichwie bei dem Feſtungs- find von Eiſen, gut verzinnt und können auch einzeln

bau in Poſen , wird man ſich für dieſes Jahr auch in

verwendet werden, wenn dieß getrennte Abtheilungen nöthig

Bezug auf den Feftungsbau von König &berg ein- machen . Der Erfinder hält die Ausrüſtung des Heereš ſchränken müſſen. Das Befeſtigungsproject ſteht in ſeinen mit Feldfeſſeln für theurer, als mit dieſem Menagetrain, Grundzügen feſt, und die Ausführungdeſſelben wird einen den er in Feldſpitälern und Kaſernen vortheilhaft verwen= Koſtenaufwand von circa 8,500,000 Chalern in Anſpruch den will, wenn er hier unter eigenen Schoppen aufgeſtellt nehmen. Bisher find jährliche Bauraten im Betrage von wird. Durch eine beſondere Vorrichtung glaubt er fogar nur 2—300,000 Thaler, im Ganzen bis incl. 1850:: nicht unbedeutend an Brennmaterial zu erſparen . 2,090,000 Thaler bewilligt worden und demgemäß mußte Der Einſender des Artikels in Nr. 26 des Deſterrei der Baubetrieb auf die fortifikatoriſchen Anlagen des rech-

chiſchen Soldatenfreundes macht ſchließlich über dieſe Er

ten Pregelufers beſchränkt bleiben. Zur Vollendung der findung einige Bemerkungen . Es wird in Frage geſtellt, Feſtung würde , wenn der Bau mit gleichmäßigen geringen ob dieſe mit Pferden beſpanntenWagen den Truppen auch Mitteln fortgeführt werden ſollte, noch ein Zeitraum von 24 Jahren erforderlich ſein. Dabei kommt noch in Be-

in die Gebirge folgen und ſelbſt wäbrend heftiger Bewe

gungen auf ſølechten Wegen ihre Beſtimmung erfüllen

tract, daß in Folge der Einführung der Oſtbahn in die könnten. Auch könne, heißt es , der Menagetrain nur zu .

Feſtung und der intendirten Anlage des Bahnhofes uns beſtimmten Stunden abkochen und erforderezu ſeiner Bes weit der Friedrichsburg es nöthig ſein wird , mit den da : dienung per Bataillon 48 armirte Leute, ein zuweilen von berührten Feſtungsanlagen auf dem linken Pregelufer fühlbarer Abgang., idon im Jahre 1851 vorzugehen. Mit Rüdficht hierauf In Nr. 35 des Soldatenfreundes widerlegt der Erfin war der Kriegsminiſter gewiút, eine Summe von 500,000 der in einem an die Redaction gerichteten Schreiben die Thaler für dieſes Jahr zu fördern , in Rüdſicht auf die erwähnten Anſtände und gibt dabei einige weitere erläu-:

finanziellen Verhältnifie wurde jedoch dieſe Forderung auf ternde Bemerkungen, welche der Hauptſache nach in Fol 300,000 Thaler ermäßigt.

gendem beſtehen . Der Menagetrain für eine Compagnie bat 9 Rochgeſchirre und iſt 6 2 " lang ., 2' 5 " breit , 2.

hoch , der für 2 Compagnieen hat 17 Kochgeſchirre, iſt go lang , 3' 7 " breit unð 2' hoch ; jener für 3 Compag Die A. M. 3. hat in der legten Zeit die verſchiedenen nieen hat 24 Geſchirre und iſt 10 16' 66 lang, 3' 77" breit

Oeſterreichiſche Monarchie.

Syſteme der Feldkochgeſchirre beſprochen und ihre praktiſche und 2 ' hoch. Vermöge der eigenthümlichen Conſtruction Wichtigkeit, ihre Vor- und Nachtheile erörtert. Zur Bers

des Wagengeripps , der Federn und der nach Art der

vollſtändigung dieſes Gegenſtandes dürfte es nicht ohne papinianiſchen Töpfe ſchließenden Rochgeſchirre kann der Intereſſe fein , eine neue Erfindung - Dall'Aglio's

Train auf allen Wegen , welche überhaupt zu fahren ſind, Menagetrain – , welcher in den Nummern 26 und 35 transportirt werden , und das Kochen erleidet ſelbſt bei -

des „ Deſterreichtſchen Soldatenfreundes “ beſprochen wird, heftigen Bewegungen keine Unterbrechung,so daß man .

hier ebenfalls zu erwähnen .

Wir theilen zu dem Ende

alſo zu jeder Zeit tochen oder gekochte Speiſen warm

das Weſentlichfte über dieſen von dem k. k. Beamten Dallaufbewahren kann. Der Erfinder glaubt die Anzahl von Aglio projectirten und dem k. k. Kriegsminiſterium zur 48 Köchen unter Umſtänden auf 14 vermindern zu können, Beurtheilung vorgelegten Menagetrain im Folgenden mit. hält übrigens permanente eingeübte Röche für geeigneter. Jebes Bataillon erhält dret , mit allen zur Bereitung Mit dem Menagetrain wird noch zur Aufbewahrung und

der Speiſe nöthigen Bedürfniſſen ausgerüſtete Menage Zubereitung der Medicamente ein Sanitätstrain in Ver wågen , von denen einer für 3 Compagnieen , einer für 2 bindung gebracht, welcher dermaßen conſtruirt iſt, daß das der dritte für 1 Compagnie beſtimmt iſt. Dieſe Wägen Gerippe vom Wagengeſtelle losgeſchraubt und durch Mens folgen den Truppen bei ihren Bewegungen und können zu ſchenträfte transportirt werden kann.

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Es sind dieß nur die allgemeinen Grundzüge der Er findung, deren technische und mechanische Eiuzelnheiten noch fehlen. Wir enthalten uns jeder Kritik, da nur zahlreiche Versuche etwas Näheres über das Praktische der Erfindung zu bestimmen vermögen. Solche Neuerungen müssen sich erst unter wechselnden schwierigen Verhältnissen im Kriege bewährt haben, bevor man ein gereiftes Ur= theil darüber fällen kann. Doch möchte diese Erfindung nicht allen Anforderungen , welche an ein praktisches Sy= stem von Feldmenageeinrichtungen gemacht werden müssen, Genüge leisten; jedenfalls ist eine Vermehrung des Fuhr wesens , ein Nachführen der Kochgeräthschaften von keinem Vortheil.

mengesezt , das nach einem größeren Maßstabe formirt ist, als bisher je angenommen worden ist. Einige Sikhs sind in das 65. Regiment einge borener Infanterie eingetreten, indem sie sich nach vielem Sträuben dazu entschloffen haben, ihre Bärte abzuschnei den. Diese Bedingung ist bisher das Hinderniß gewesen, das die Sikhs abgehalten hat, in die Reihen der Armee von Bengalen überzutreten; es läßt sich erwarten , daß der von Einzelnen ausgeführte Schritt Andere zur Nachfolge bewegen wird , wodurch das Heer der ostindischen Com pagnie einen kräftigen Zuwachs erhalten würde.

Rußland und Polen. Literatur. Se. Maj. der Kaiser von Rußland hat das vom Ad= junctenprofeffor der militärischen Akademie und Obersten des russischen Generalstabes , Lebedew, verfaßte Werk : „Graf Radesky und sein Feldzug in Italien in den Jahren 1848 und 1849" anzunehmen und dem Verfasser einen werthvollen Ring in Brillanten zu über senden geruhet. (Fr. S. 3tg.) Spanien.

Kriegs- und Staatsschriften des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden über den spa = nischen Erbfolgekrieg , aus den Archiven von Karlsruhe, Wien und Paris , mit einer geschicht= lichen Einleitung und Facsimile , herausgegeben von Freiherrn Ph. Röder v. Diersburg , großherzogl. badischem Oberst 2c. 1. Band - 1700-1703 290 S. Urkunden) ; (XXVIII u. 100 S. Text II. Band - 1704-1707 (XXXV , 298 S. Urkun= den). Karlsruhe 1850. Chr. Fr. Müller'ſche Hof= buchhandlung. (Schluß.)

(2) Das Februarheft des Memorial de artilleria_ver= öffentlicht eine interessante Uebersicht der Leistungen, Kosten und Einnahme der Waffenfabrik zu To ledo während der lezten 36 Jahre. Aus derselben erhellt, daß vom 1. Januar 1814 bis 31. December 1849 Frankreich machte gewaltige Anstrengungen , um 1706 die Kosten der genannten Fabrik ſich auf 17,533,271 Rea= die volle Ueberlegenheit wieder zu gewinnen ; die Reichs= len 2 Maravedis , die Einnahmen hingegen auf 17,940,678 stände dagegen ließen die Reichsfestungen unversehen, die Realen 19 Maravedis beliefen. Die Zahl der während neue Reichsoperationskasse leer, die beschlossenen Contin= des erwähnten Zeitraums geschmiedeten Klingen aller Art gente unaufgestellt, mäkelten um jeden Mann, jeden Kreuzer und Lanzenspizen betrug 259,189 , ferner der geschliffenen und hörten nicht cher auf mit Deliberiren , Remonstriren, Klingen 2c. 216,093 , der ganz vollendeten Klingen 2c. Protestiren und Protokolliren , als bis sie den Feind im 198,593 und der mit Gefäßen, Scheiden und sonstiger Lande und das Ihrige in Raub und Flammen aufgehen Garnitur versehenen Klingen 146,488 . Die Kosten einer sahen." Der Markgraf, hauptsächlich an sie gewiesen, ganz vollendeten Klinge betrugen im Mittel 62 Realen da der Kaiſer die legten Mittel für sein Heer in Italien 23 Maravedis , die des Gefäßes , der Scheide zc. 95 Reas verwandte, sah und sagte , als er sein Operationsgutach= len 30 Maravedis und endlich die der completten Waffe_ten für den neuen Feldzug einreichte, voraus , was kom 158 Realen 19 Maravedis. men würde. Von den Marschällen Villars und Marcin mit Uebermacht an der Moder angegriffen , hatte er von Glück zu sagen , daß er sein kleines Corps über den Rhein Großbritannien. retten konnte; die im vorigen Jahre gewonnenen Pläße London, 28. März. Generalmajor Parker von der gingen in kurzer Zeit verloren , der Feind überzog und Artillerie, ein verdienter Veteran , viele Jahre lang Vor brandschaßte die ganze Rheinpfalz. Der Markgraf rief Marlborough, stand der Militärakademie in Woolwich , ist mit Tod ab vergebens überall um Verstärkung an. (A. A. 3.) gegangen. antwortete man ihm aus Holland , müsse stark genug blei ben, um seinen Sieg bei Ramillies mit Nachdruck zu ver - (5) Nach den neueren Nachrichten aus Ostindien ist folgen, das werde ihm am Oberrhein schon Luft machen; die Polizeimacht im Punjaub organisirt worden; sie der Katser verlangte sogar noch , daß er Verstärkungen besteht aus 6 Bataillonen Infanterie und einem berittenen nach Italien abgehen lasse. Am Hof hatten die Ver Corps von 2700 Mannz das Ganze steht unter dem Com läumdungen seiner Feinde immer mehr Boden gewonnenz mando des Majors Neville Chamberlain , einem Offizier von der Kaiser sagte ihm geradezu , er gebe sein Heer weit großer Energie und mannichfaltigen Erfahrungen in Be schwächer an , als es ſei. So viele Schläge zerstörten des zug auf das Commando irregulärer Truppen. Außerdem Markgrafen ohnehin crschütterte Gesundheit; er mußte besteht im Punjaub ein vollſtändiges Corps irregulären nach Schlangenbad. Durch den General Janus wies er Militärs aus Infanterie, Cavalerie und Artillerie zusam= Marlborough und den Generalstaaten durch Actenstücke

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nach, wie unverschuldet ſeine Unthätigkeit und seine Un klaren Belegen nach , daß das Facsimile in den Denkwür fälle waren; beide ließen ihm darüber befriedigende Er digkeiten von Catinat der Abdruck eines Briefes des Her= Elärungen ausfertigen und bald rechtfertigten ihn die Er zogs Ludwig von Burgund , nicht aber des Markgrafen eignisse selbst. Feldmarschall v. Thüngen, der für ihn Ludwig von Baden ist, und daß Prinz Eugen , als er den Befehl führte , sollte auf besonderen kaiserlichen Befehl dem Kaiser Leopold die geheime Ueberwachung des Mark eine Angriffsbewegung am Oberrhein ausführen ; er mußte grafen zusagte ( 1704) , mit dem Kaiser durch das Trug zweimal auf halbem Wege kläglich umkehren , weil, wie gewebe der Feinde des Markgrafen schmählich getäuscht der Kaiser nun durch die Mitunterschrift sämmtlicher höhe war. Gegen jene weitverbreitete Ansicht endlich, welche ren Offiziere erfuhr, seine Kräfte nicht zureichten. Der die Thaten des Markgrafen im spanischen Erbfolgekrieg Markgraf begab sich im Herbst, ohne wieder hergestellt zu so unwürdig als unwahr herabseßt und verkleinert , ist die sein, nach Rastatt und empfing noch Beweise von der ganze Urkundensammlung ein einziger fortlaufender Beweis. Dankbarkeit der schwäbischen Kreisstände und von der Nicht ein Widerstand , den er aus Eigenfinn und Eigen= wiedergekehrten freundlichen Gesinnung des Kaisers , als nuß den Planen eines Eugen und Marlborough entgegen= er ihm im Gefühl seines nahenden Endes seine Gemahlin gesezt hätte , ist der Grund , daß am Rhein keine großen und Kinder empfahl. Am 4. Januar 1707 verschied er Entscheidungen fielen ; sondern es lag in der gesammten in Mitte des Heeres , das er so lange ruhmvoll geführt gegenseitigen Stellung der Verbündeten , in dem Umstand, hatte. daß sie eben Verbündete waren , die Schuld davon. Die Es ist ein erstes und wesentliches Verdienst dieser Abwehr gegen Frankreichs übermüthiges Trachten nach der Schrift, daß das Bild des deutschen Helden auch aus Weltherrschaft hatte sie zusammengeführt ; jeder wünschte diesen lezten Jahren seines thatenreichen Lebens von den nun den Kampf auf die Weise geführt, die seinem Jn Schatten und Flecken , die ihm lange in der allgemeinen tereffe am meisten zusagte. Die Generalstaaten wollten natürlich vor allen Dingen daheim sicher sein; deßhalb Ansicht anhingen , nun gereinigt vor uns steht. „In des Engländers Core Leben und Denkwürdigkeiten des Her verlangten sie, daß vor Allem der Krieg an ihren Gränzen zogs v. Marlborough wird der Markgraf als ein abge= mit Nachdruck geführt werde. Der Kaiser und die meisten Reichsstände hatten kein geringeres Intereffe , den ver lebter , grämlicher , ränkesüchtiger Neider , als das hem mende Princip aller großen Conceptionen der beiden Col heerenden Einfällen des Feindes am Oberrhein ein Ziel legen dargestellt , und mit gewohntem Eifer, wenn es sich gesezt zu sehen ; leztere zumal waren wenig bereit , Hülfe um Unterdrückung vaterländischer Verdienste handelt, sind zu gewähren , wo nicht vorzugsweise ihr Land geschüßt Es war, besonders seit König Wilhelm's ihm viele deutsche Autoren und namentlich Kaußler im werden sollte. Leben des Prinzen Eugen von Savoyen blindlings gefolgt. Tote , kein Wille da, mächtig genug , die auseinander Der Herausgeber der Denkwürdigkeiten des Marschalls gehenden Absichten dauernd zusammenzufassen , und auch Catinat geht weiter : er glaubt sich auf der Spur einer die Gefahr war nicht groß genug , diese Einigung hervor verrätherischen Correspondenz des Markgrafen mit dem zubringen. Nur einmal , als der Kaiser unterliegen zu müssen schien ( 1704) , vermochte der drohende Schlag, der französischen Heerführer, und bringt zur Unterstüßung sei ner Entdeckung das Facsimile eines dem Markgrafeu damit den ganzen Bund getroffen hätte, die Seemächte fälschlich unterstellten Schreibens bei. Endlich finden sich zur augenblicklichen Unterordnung ihres Interesses zu be= in Heller's militärischer Correspondenz Eugen's zwei Briefe wegen und Marlborough aus den Niederlanden herbeizu des Prinzen mit verdächtigenden Zweifeln gegen die Treue rufen. Der großartige Entschluß desselben bleibt , weil er des Markgrafen, die leider schon wieder in Mailath's nach der Natur folcher Bündnisse erst durch die lezte Geschichte des österreichischen Kaiserstaates - 4. Band Nothwendigkeit gegen allen Widerstand zur Ausführung der Geschichte der europäischen Staaten von Heeren und gedeihen konnte, nicht weniger rühmlich; aber auch der Ufert ihren Weg gefunden haben und von hier wei Markgraf bewies damals , wie er persönliche Ansichten dem tere Verbreitung drohen." (Vorrede Seite VII und VIII.) Wohl des Ganzen unterordnete. Er fügte sich zweimal Während übrigens , wie der Herausgeber hervorhebt, Heller Marlborough's Meinung und zuleht übernahm er aus und Mailath den Markgrafen in ihren neuesten Schriften freiem Entschluß die Belagerung Ingolstadts . Alle Ur im Allgemeinen gerechter und unparteiischer behandeln , ist kunden, die ganze Correspondenz beweisen es schlagend, leider in die meisten deutschen Geschichtswerke jener Zeit daß die drei Feldherren auf's offenste mit einander ver und aus ihnen auch in das allgemeine Urtheil die leicht kehrten , und wollte man in ihnen die abgefeimteſten Diplo= finnige Darstellung jenes Engländers übergegangen. Gegen maten suchen , sie hätten eine solche Sprache nicht gewählt, die grobe Unfittlichkeit nun , auf diese Weise Geschichte zu um die entgegengesezten Gesinnungen zu verbergen. Aber schreiben , aus Voreingenommenheit für einen Lieblings der kleine Sinn vieler Geschichtsmacher muß den natür helden Alles aus rein persönlichen Stellungen und Be lichen Gang der Dinge immer unter den eigenen_arm ziehungen zu erklären , und die wesentlich bestimmende, seligen Gesichtskreis zwängen; und so hat man es Eugen auch die mächtigsten Persönlichkeiten bis auf einen gewissen und Marlborough augedichtet , und Wunder gemeint, was Punct beherrschende Natur der großen Staatsverhältnisse man damit zu ihrem Lobe aufbringe, daß sie durch Gott mit bequemer Subjectivität fast ganz aus den Augen zu weiß welche besonders fein eingefädelte Intrigue erst den ―――――――――― laffen; gegen diese Geschichtsmacherei tritt der Heraus Markgrafen zu entfernen gewußt hätten. Als es sich her geber mit dem vollen Nachdruck und dem reifen Ergebniß nach um die Verfolgung der Vortheile im folgenden Feld= einer ernsten , mühevollen Arbeit in den Quellen auf, aus zug ( 1705) handelte , war der Markgraf, wenn er die der allein eine Geschichte entspringen kann. Er weißt mit Hauptbewegung am Oberrhein wünschte , mindestens eben

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so sehr im Recht, als Marlborough, wenn er dieselbe an und jeder Verdacht, daß sie zu seiner eigenen Entschuldi gung ersonnen oder übertrieben seien , widerlegt sich am der Mosel wollte. In allen seinen Gutachten zeigte er überhaupt einen außerordentlich klaren Blick für die ge besten durch diese Urkunden selbst, die den unmittelbaren Eindruck eines getreuen Bildes der Wirklichkeit geben ; gebene Lage und das in ihr Wünschenswerthe und Mög widerlegt sich auch zum Ueberfluß noch durch die erwähn fiche. Das nächste Gebot für den Kaiser und besonders für die süddeutschen Reichsstände war, die Franzosen ent ten Bezeugungen Marlboroughs und der Generalstaaten im schieden und dauernd aus dem Elsaß zu verdrängen ; denn Herbst 1706. Wie der Markgraf mit solchen Mitteln sich von dort drohte ihrer Eristenz immer neu die unmittel= bis zu seinem Tode ruhmvoll behauptete, wird immer der barste Gefahr, und selbst der Kaiser konnte mit Hülfe des • Bewunderung werth bleiben ; ein wahrer Markgraf hat nur äußerlich bezwungenen Bayerns zum zweitenmal in er im Rath und im Felde des Reiches Gränze kraftvoll die äußerste Bedrängniß gebracht werden. Marlborough geschirmt, als Andere dafür kaum cin tüchtiges Wort, bestand auf dem Angriff an der Mosel , der für die See vielweniger eine That dafür aufbrachten; was an ihm mächte die größeren Vortheile versprach , und er wußte verloren war, ergab sich alsbald als der Markgraf Chri= Die auch den Wiener Hof dafür zu stimmen, denn dieser hatte stian Ernst von Baireuth an seine Stelle trat. sich in der Erwerbung der gesammten spanischen Monar Linien von Stollhofen , nie von Feinden überstiegen , so chie ein Ziel vorgesezt, welches das Verhältniß seiner lange Ludwig lebte , wurden jezt von Villars erstürmt, Kräfte, wie auch der endliche Ausgang zeigte, weit über das Reichsheer weit zurückgedrängt, Schwaben und Frau stieg , und war darum sowohl wie überhaupt seiner großen ken überschwemmt und durch starke Brandschaßungen heim Erschöpfung wegen von den Seemächten in Abhängigkeit. gesucht." (I. S. 100.) Es wird hinfort fein Streit mehr sein können über Für den Kaiser selbst konnte die Moselbewegung nur dann vortheilhafter sein , wenn sie im Sinne der lezten großen den Charakter des Markgrafen , über die reinen Beweg= gründe seines Handelns , über seine unsterblichen Verdienste Kriege darauf gerichtet war, mit der Eroberung von Paris den Krieg zu Ende zu bringen ; ein Ziel , welches Marl= um Deutschland . Um aber die leßteren ganz würdigen, borough nach der damaligen Lage und Kriegführung und um ſeine Bedeutung als Heerführer besonders im Vergleich nach dem Verhältniß der Kräfte schwerlich mit Bestimmt= zu seinen zwei großen Genossen völlig beurtheilen zu kön nen, muß man die Geschichte jener Kriege in ihrer Ge heit in seinen Plan aufnehmen durfte. Das völlige Miß lingen, wenn es auch größtentheils einer durch Marlbo sammtheit überblicken. Es ist das andere Verdienst des rough nicht verschuldeten Verzögerung und der langen Hin Herausgebers , daß er in den Urkunden schon ein staatlich und Herverhandlung in den Cabinetten zuzuschreiben sein und kriegsgeschichtlich merkwürdiges Bild derselben gegeben; noch mehr, daß er darin zu ihrer vollständigen Darstel= mag , beweißt wenigstens , daß ein so ungeheurer Erfolg außer jeder Berechnung gelegen hätte. Zugleich beweißt lung die wichtigsten Materialien , als eine künftig unent= es auch des Markgrafen strategischen Blick, der, auch ab behrliche Ergänzung des Vorhandenen , an's Licht gebracht gesehen von den bestimmenden Gründen aus der allgemei= hat. Wir sehen seiner Geschichte des spanischen Erbfolge= triegs , die er in der Ankündigung dieses Werkes verheißen nen Lage, schon aus der Beschaffenheit jenes, ihm freilich am besten bekannten Landstrichs, der dem Feind eine Menge hat, mit Verlangen entgegen. In diesem Krieg treten günstiger Stellungen bot und die Verpflegung außerordent die neuen Formen, welche gleichlaufend mit der gesammten Staatsentwickelung seit dem dreißigjährigen Krieg in Taktik lich erschwerte, dem Unternehmen alle Schwierigkeiten vor und Strategie ſich ausgebildet hatten , in bestimmter Aus aussagte. Ganz dasselbe Spiel wiederholte sich dann für prägung hervor; sie nach allen Richtungen kennen zu ler den Feldzug das von 1706 ; nur daß der Markgraf in nen, zu sehen , welche Thaten die großen Feldherrn damit diesem noch weit verlaffener blieb , als im vorigen. Die vollbracht haben und in die Werkstatt dieser Thaten zu Seemachte, statt Unterstüßung zu gewähren , zogen noch schauen , wird uns auch heute noch eine Fülle fruchtbarer die Preußen und was sie sonst konnten, zur niederländischen Lehren gewähren , wenn auch jest jeder Schulknabe sich Armee; der Kaiser verlangte , daß die wenigen alten Re gewaltig klug dünkt, weil er nachschwäßen kann , welche gimenter am Oberrhein nach Italien geschickt würden und Schwächen die Vertheidigung durch lange verschanzte Li ließ seine Truppen an Allem den bittersten Mangel leiden ; nien hat. Und für unsere Kriegsverfassung enthält jener die Reichsstände , die am unmittelbarsten bedroht waren, traurige Abschnitt der vaterländischen Geschichte noch eine also die dringendste Veranlassung gehabt hätten , tüchtig Denn im Verhältniß zu den unmittelbarere Mahnung. zu rüsten, statt immer nach der Hülfe anderer zu schreien, feßigen Zuständen der Nachbarstaaten und zu der verän= brachten wenige, von Allem entblößte Truppen auf, die berten Kriegführung stehen wir auf einem nicht viel besseren überall zu spät kamen und unter einer so liederlichen Zucht Boden als damals : noch heute hängt es von dem guten standen, daß fie oft im Augenblick, wo sie am Nothwen Willen und den vielfach sich kreuzenben Meinungen und digsten waren, den Dienst versagten oder gar davon_mar= Vortheilen einer Menge von Staaten ab, mit welchem schirten. Die bitteren Klagen, Beschwerden und Vorwürfe Nachbruck die wichtigsten Interessen Deutschlands vertreten des Markgrafen über diese unerhörten und unerträglichen noch heute würde eine Reichsarmee dem werden sollen; Zustände bilden vom Augenblick , wo er das Commando Feldherrn die Schwere seiner Aufgabe doppelt und dreifach übernahm, bis zu seinem Ende den stehenden Inhalt seiner fühlbar machen. Schriften; jeder Brief an den Kaiser oder dessen Ver 24. bündete , jeder Bericht, jedes Gutachten überfließt davon; Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Donnerſtag , 24. April

N 49 .

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Allgemeine Militar - Zeitung. Oeſterreichiſche Monarchie.

Leibcompagnie zu Gunſten der Mannſchaft Beſtimmungen trifft. Ferner erhält der Regiment&commandeur und jeder

Stabsoffizier ein monatliches Tafelgeld von 40 Thaler, Waffenrode von hechtgrauem Tuche wie die 'Infanterie, jeder Sauptmann von 20 Thlr.. , jeder Lieutenant von 12 deßgleichen Pantalons von blauem Tuche und Infanterie: Thlr. und jeder Portepeefähndrich von 6 Thlr. Endlich mäntel erhält jeder Offizier 5 Thlr .monatliche Kleidergelder– den (Pr. St.Anz.) Dffizieren des Regiments Garde du Corps ſind dieſelben Zu ſchüſſe gewährt, an Gehalt bezieht der Commandeur 2704 Preußen . Wien , 2. April.

Die Invaliden erhalten nun

Thlr., der Stabsoffizter 2006 Thlr., Rittmeiſter I. Glaſſe

1408 Thlr. , Rittmeiſter II. Claſſe 720 Thlr., Premier Militäretats in der zweiten Kammer bekanntlich von einer lieutenant 386 Thlr., Secondelieutenant 328 Thlr. (N. Pr. 3tg.) Seite Einſprache erhoben worden gegen die höhere Be ſoldung zweier Regimenter der Armee, des 1. Garde regiments und des Regiments Garde du Corps. Es freie Stadt Lübeck . wird nicht unintereſſant ſein , zu erfahren , daß ſchon unter der Regierung des Hochſeligen Königs mehrfach der VerLübeđ , 17. März. In der heute verſammelten Bürn ſuch gemacht wurde, dieſen Regimentern die bewilligten gerſøaft kam ein Senatsantrag auf einſtweilige provia Berlin , 16. April.

Es iſt bei der Prüfung des

Competenzen zu entziehen ; der hochſelige König widigte foriſche Beibehaltung der Bataillonsformatio jedod nie ein , „ da fich dieß Privilegium “," wie es in einem für die Infanterie unter Auflöſung der Cava : Reſcripte hieß, nicht bloß in ihrer Beſtimmung, ſondern „

lerie zur Berathung. Derſelbe wurde angenommen, in

auch in ihren "Thaten begründet. Der Urſprung der Stắmme des 1.Garderegiments fält in die Jahre 1873– 1689 , das Regiment Garde du Corps iſt von Friedrich dem Großen 1740 errichtet. Vorrechte haben dieſe Regt

dem die Bürgerſchaft zugleich die proviſoriſche Wieder 26. Januar 1849 beſtanden , bis zum Erlaß eines atge meinen Bundesgeſekes über die Wehrpflicht beantragte,

einführung der Stellvertretung, wie ſolche hier bis zum

menter immer genoſſen und ſtets mehr als das etatsmäßige worauf der Senat fich Weiteres vorbehieet.

(H. 3.)

Gehalt bezogen . Die Dffiziere bekamen bis 1805 Kleider und Tiſchgelder, und die Offiziere des 1. Bataillons Garde

$ p a n i e n.

hatten freien Tiſch an der Marſchallstafel. Es finden

(? ) Ein königliches Decret vom 29.Januar beſtimmt, dieſe Begünſtigungen ihren Grund hauptſächlich darin , daß dieſe Truppen neben der Beſtimmung für den Krieg daß von nun an ein ſtändigerWechſel unter den ftets als beſondere Leibwache gedient haben. Ihr Ver : Truppen der Garniſon von Madrid ſtattfinden ſoll .

hältniß zu den übrigen Truppentheilen correſponbirt mit Sämmtliche Corp8 der Armee werden nach ihrer Ancien dem der engliſchen Garbe zu Fuß und zu Pferde zu den

netät Theile der Garniſon von Madrid bilden . Die Dauer

übrigen engliſchen Landtruppen . Die Vergünſtigungen , die des Aufenthalts in der Sauptſtadt wird immer zwei dem 1. Garderegiment geſchenft werden , beſtehen darin,

Jahre ſein.

daß ſämmtliche Offiziere das höhere Cavalleriegehalt be ziehen, nämlich der Regiment commandeur ſtatt 2500 –

Großbritannien.

2600 Thlr., der Stabsoffizier ſtatt 1800 - 1900 Thlr., -

Hauptmann 1. Glaſſe ſtatt 1200 – 1300 Thlr. , þaupt=

( 5 ) Die Gouverneurſtelle des oſtindiſchen Militärcol

mann II . Claſſe ſtatt 600 – 720 Thlr. , Premierlieute-

lege zu Addiscombe iſt in Folge des Todes des Sir

nant ſtatt 300 — 360 Thlr., Secondelieutenant ſtatt 240 -

Ephraim Stannus ' dem Oberſt Frederik Abbott , früher

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.

-

276 Thaler. Außerdem hat das Regiment einen 13. Haupt- bei dem Ingenieurcorps der Präſidentſchaft Bengalen, mann , defſen Stelle unbefekt bleibt mit 1300 Thlr. Ge- übertragen worden.

halt , über welches Se. Majeſtät der König als Chef der

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Ueber die Bedeutung eines auf allgemeine Wehrpflicht gegründeten Heerwesens in Deutsch land und seine Stellung zum gesammten Staatsleben.

I. „Wer neben dem , was sich im Kriege zugetragen, nicht auch weiß, wie sich sonst das Leben in Staat und Kirche gestaltet, wie sich Literatur und Kunst herausgebildet , der barf nicht glauben , eine Zeit zu kennen. Alle Kenntniß der Kriegskunst und der Kriegsgeschichte bleibt ohne die geistige Offenbarungsgeschichte der Völker nur unvollkom= men, ja dürftig im höchsten Grade. " *) Diese Worte eines Meisters finden durch die ganze Geschichte ihre volle Bestätigung. Bei allen tüchtigen Völkern hat das Heer immer ein gesammeltes Bild des Staates dargestellt, war in den Organismus des Volkslebens nach allen Seiten hin verzweigt und verwachsen, hat mit der Blüthe des felben selbst die höchste Stufe erreicht und ist mit ihm zugleich dem Verfall entgegen gegangen. In Deutschland ist dieser Zusammenhang am Anfang des jezigen Ab schnitts unserer Geschichte besonders nachdrücklich hervor getreten; mit dem Umschwung des Staatslebens haben auch in fast allen deutschen Landen die Heere, ihre Ver fassungen , ihre Einrichtungen und ihre Art zu kämpfen, eine bedeutende Umgestaltung erfahren : am entschiedensten im deutschen Geiste ist aber diese Umgestaltung im größten rein deutschen Staate, der sich damals auch am reinsten vor fremden Einflüssen zu bewahren wußte, in Preußen, erfolgt: und dort war es, wo die Idee der allgemeinen Wehrpflicht entsprang und gleich in der großartigsten Weise in's wirkliche Leben hinaustrat. Und wunderbar wurden in ihre jugendliche Schöpfung , in's preußische Heer, alle Keime einer gesunden Erneuerung und Ent wickelung des gesammten Staatslebens gesammelt und verschmolzen. Durch den großen Friedrich hatte der Staat des 18. Jahrhunderts die größte und menschlich reinste Erfüllung gefunden. Das Heer, von seinem mächtigen Geiste belebt, war sein tüchtigstes Werkzeug dabei : wie es ohne lebendige innere Gliederung und darum ohne Fähig= keit, die wechselnden äußeren Geſtaltungen und Verhält= nisse von innen heraus zu überwinden , aber desto mehr im Stande, den einen gebietenden Willen , auf den es allein gestellt war, mit vollem Nachdruck durchzuführen, wie es so in Krieg und Frieden erschien , war es der reinste und entschiedenste Ausdruck dieses Staates. Gleich zeitig mit dem Auftreten des großen Königs nahm nach fener inneren Verwandtschaft, die als die gemeinsame gei ftige Strömung eines Zeitalters alle großen Erscheinungen desselben hervortreibt, der deutsche Geist auch auf allen Gebieten des Wissens und der Kunst einen neuen Auf schwung und schlug seine siegreichen Schlachten gegen das nämliche Philisterthum , welches der König im Cabinet

*) v. Brandt, Geschichte des Kriegswesens in der Handbiblio= thek für Offiziere. I. 4. S. 679.

388 und im Felde besiegte. Aber Beiden war auch, Verschiedenheit seiner äußeren Erscheinung, der innere Mangel gemein. Der lange Kampf, in die unumschränkte Fürstengewalt und mit ihr die

bei aller nämliche welchem Staats einheit den Widerstand des vielgestaltigen deutschen Eigen lebens überwand , geschah besonders mit Hülfe römischer Rechts- und Staatsformen : und die deutsche Geistesent wickelung, wie sie im Zusammenhang damit, aus dem be= schränkten Kreise des Körperschaftlichen und Stammes thümlichen zu der größeren freieren Weltanschauung des Einheitsstaats fortschritt , fand keinen kürzeren Weg , als in Stoff und Form die reichen Ueberlieferungen des clafft schen Alterthums in sich zu verarbeiten. Wie Beide so auf den fremden Boden traten und ihm durch die Kraft des deutschen Geistes bis auf einen gewissen Grad neues fruchttreibendes Leben abgewannen : so entfremdeten ſie ſich damit den zwei Hauptmächten , welche allein einer großen Entwickelung Maß und Dauer verbürgen, dem Volksthum und dem Christenthum. Der neue Staat drängte mit den wirklich zerfallenen Rechts- und Lebensformen auch die wahrhaft organischen , einer Erneuerung fähigen Gliede rungen auf lange Zeit entschieden zurück , die neue Bil=' dung überwand das Kleine, Enge, Beschränkte und Steife in Köpfen und Herzen , seßte aber an seine Stelle auf eben so lange einen vornehmen Nationalismus, unter dessen ausschließlichem Besiß die sogenannten Gebildeten von jedem warmen Verkehr mit den lebendigen geschicht lichen Wurzeln ächten deutschen Volkslebens und mit den tiefen sittlich bewegenden Kräften des Christenthums sich mehr und mehr lostrennten. So kündigte sich's in den inneren Kräften , die jenen Staat und jene Bildung her= vortrieben , an, daß es ihre Sendung war, einen Žeber gang zu bereiten, daß fie die alten ausgelebten Formen in Staat und Gesellschaft zerbrochen ; dann aber, nachdem sie den höchsten Glanz erreicht, die nothwendige Entwickelung der menschlich reinsten Erfüllung zugeführt hatten, selber wieder weichen und den Plaß einer neuen Zeit und ihren Gestaltungen räumen sollten. Und so geschah es auch, im furchtbaren Sturz von 1806 ging der Staat des 18. Jahrhunderts unter, er ging unter im Sturz seines Hauptträgers und Vertreters, des Heeres.*)

*) Auch die Bildung , die gleichzeitig mit ihm hervorgetrieben, ging um die nämliche Zeit unter. Wer wollte den tiefen Zusammenhang darin verkennen , daß kurz vor 1806 im Zusammenwirken Schiller's und Göthe's die höchste Blüthe der Kunst erſchien und daß eben in jene Zeit das Auftreten unſerer größten Philoſophen fällt ? Freilich find jener Staat und jene Bildung nun nicht plößlich und völlig verschwunden gewesen; aber die Erscheinungen , welche sie hernach noch hervorriefen , beweisen schlagend die Wahrheit der Behaup tung, daß ihre Sendung erfüllt war ; denn nun übernahmen die negativen Mächte in ihnen die weitere Entwickelung und widerdeutsches und widerchriftliches Wesen traten entschieden in den Vordergrund. Das bürgerliche und religiöse Leben im neuen Staate , die in schamloser Frivolität oder in kraft lofem liederlichem Weltschmerz fich darstellende Unfittlichkeit vieler Kunstrichtungen , die pantheiftischen und atheiſtiſchen Ausschweifungen der junghegelischen Schule wider alle Grundfesten von Staat und Geſellſchaft find lauter gleich laufende Erscheinungen , aus der nämlichen verderbten geis ftigen Lebensluft entsprungen. Daneben gehen in der Ent

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und ersonnen , sondern es geschah mit jener geräuschlosen Und im neuen Heere ging der neue Staat dafür auf. Als Friedrich Wilhelm III. in der Zeit der tiefsten Noth und Nothwendigkeit , womit die Werke einer höheren Fügung des bittersten Leidens mit seinem Stein und Scharnhorst sich ankündigen. Damit ist der Grund, auf welchem dieſes das Werk der Erneuerung ergriff und vor Allem auf Heer erwachsen ist, ist die allgemeine Wehrpflicht, für das neuem Grunde , ein neues Heer schuf; da empfingen zu deutsche Heerwesen mit dem vollen Nachdruck einer noth gleich aus dem edelsten Aufschwung gegen Schmach und wendigen geschichtlichen Thatsache in den Vordergrund ge= Erniedrigung alle guten Bestrebungen einer wahrhaften rückt, wie von ihr einmal die Erneuerung des Heeres und die Rettung des Staates ausging , so soll fort und fort Wiedererneuerung des gesammten Staatslebens ihren mäch eine gleiche Wirkung von ihr ausströmen ; an ihr soll jene tigsten Antrieb. Damals legten, von Friedrich Wilhelm III. berufen und gehalten, ein Stein, ein Hardenberg, ein Wil innere Verbindung sichtbar hervortreten , die Heer und helm von Humboldt und ihre Gleichgesinnten zuerst den Staat umfassen und in der Tiefe bewegen muß , wenn Grundstein eines neuen Vaterlandes ; während aus der beide in gesundem Dasein ihrem Berufe dienen sollen, Sehnsucht der Befreiung im Volke zu gleichem Ziel der Die rettende Macht , die auf diesem Grunde im Heer er Tugendbund entsprang. Damals beugte in unseren Tiek, wachsen kann und erwachsen soll, zu ergreifen und zu bil den; dazu hat auch die legte Revolution mit ihren er Brentano, Kerner, Uhland die Kunst, beugte in den Brü dern Grimm und ihren Gesinnungsgenossen die Wissenschaft schütternden Erfahrungen laut genug aufgerufen ; das Heer, zuerst wieder auf die lange verlassenen und vergessenen welches allein in Deutschland als seinen eigentlichen Grund Pfade zurück , die in die Werkstätte ursprünglich deutschen die allgemeine Wehrpflicht behauptet, ist, so hoch sich auch Lebens führten. Damals ward durch Schleiermacher in wenige kleinere Staaten durch ihren Widerstand in der Berlin der Grund gelegt, die großen Errungenschaften der schwierigsten Lage verdient gemacht haben , vorzugsweise philosophischen Forschungen in die ewigen Wahrheiten des der Retter von Deutschland geworden ; ein Retter , der zu Christenthums zu verschmelzen , damit dieſes an sich und unserem nicht genug zu preisenden Glück eben so viel durch die sittliche Gewalt seiner Erscheinung, als durch die Macht in ihren ewigen Zeugnissen unverändert , für die mensch liche Aneignung eine mit dem ganzen Gehalt der lezten der Waffen ausgerichtet hat. Entwickelung erfüllte Fassung gewinne. All' dieß Streben Einer Erscheinung , die eine solche Geschichte hat, aber , wie es aus der Sehnsucht nach einer That , nach braucht man nicht erst durch die Betrachtung die Berech= der That der Befreiung , entsprungen war , und an der tigung zum Dasein nachzuweisen, und wäre die allgemeine Hoffnung auf diese That fort und fort sich nährte und Wehrpflicht nicht , wenn auch nur unvollkommen verwirk groß zog, so fand es dann in dieser That die fortwirkende licht, auch die beredteste Betrachtung würde ihr schwerlich Quelle; und es wurde damit durch seinen Ursprung und dazu viel helfen. So aber tritt sie in einem Augenblick, ſeine Berufung das Heer der lebendige Mittelpunkt dafür. wo vornehmlich den obersten Leitern der Dinge die Frage Das Heer, nichts anders als das unter seinem König zur sich aufdrängt , was muß geschehen , was muß vor Allem Wiedereroberung der Freiheit versammelte Volk, stellte die im Heerwesen geschehen , damit uns nicht Gleiches, und reinste Verbindung von Regierung und Volk , von Staat vielleicht noch Aergeres begegne als wir oben erfahren und Ständen dar, und erschien in dieser Gestalt zugleich haben ? in diesem Augenblick tritt uns, wenn von der einen als Bürge der langsamer reifenden, erst noch zu verfassen Seite der Schwankenden die Rückkehr zum Söldnerherr den Ausgleichung. Das Heer trat seiner Natur nach so mit dem Schein manches bedeutenden Beiſpiels und zu= gleich als Stand und als gewaltiger , in seiner Berechti= gleich mit dem Reiz einer bequemeren und schnelleren Be gung von Allen anerkannter Stand auf, und lenkte damit friedigung winkt, von der andern Seite die allgemeine in großem Zuge auf deutſches Wesen zurück gegen die Zer Wehrpflicht entgegen und deutet finnvoll und mahnend auf splitterungs- und Vereinzelungssucht der Staatskunst und ihre Vergangenheit zurück und vorwärts auf die Zukunft. Bildung der Zeit ; für das Heer fangen ein Arndt, ein Ich will zu zeigen versuchen , was sie dem Heere und Schenkendorf und Körner ihre begeisterten, aus dem neu durch das Heer dem Vaterlande werden kann. Ich will erwachten Bewußtsein von Vaterland und Christenthum zu zeigen versuchen , welche Wirkung von ihr auf eine hervorquellenden Lieder. Das Heer, wie es aus der tief wahrhafte Erneuerung und Befestigung unserer gesammten ften fittlichen Erregung hervorging , beugte in großem Zustände ausgehen kann ; wie in ihr zuerst ein natürlicher Schmerz zuerst wieder auf den in der öffentlichen Religion Zug und Trieb liegt, die ersten erhaltenden Kräfte der verlornen Grund von der Erlösung zurück, von der allein Gesellschaft, den Glauben , die Treue für den Fürsten und Rettung und Heil kommen konnte. die Liebe zum Vaterlande neu zu beleben ; welch' eine ein= So haben sich bei seinem Ursprung alle bedeutenden fache , des Soldaten würdige Entscheidung für die viel umstrittenen Fragen des Verfaſſungsschwurs und des Wahl= Keime einer neuen besseren Entwickelung des Vaterlandes in_das_preußische Heer gesenkt und haben in ihm ihren rechts für das Heer in ihr liegt , wie von und allein von ersten lebendigen Ausdruck gefunden; und zwar war dieß ihr aus eine neue Zucht in dem zuchtlosen Geschlecht dieser nicht von menschlicher Weisheit so berechnet , überschant Zeit erzogen werden kann , nicht blos eine äußere Zucht der Furcht und des Zwanges , sondern eine sittliche Zucht, die von Innen stammt. Ich will auch zu zeigen versuchen, wickelung unserer leßten 30 Jahre mit leider sehr gehemmter wie die allgemeine Wehrpflicht nicht blos auf die allge= Wirksamkeit die wahrhaft erneuernden und schaffenden Kräfte und Triebe her , welche sich zugleich mit dem neuen Heer meinen Grundlagen des Heeres , auf seine Organisation, Einübung , Bildung , Erziehung einen heilsamen Einfluß wesen in edler Erhebung wider den Druck der Fremdherr üben muß; sondern wie fie sogar im eigensten Gebiete des schaft entwickelten.

Heerwesens , in Taktik und Strategie entschiedener auf eine Entwickelung hinwirken würde, wie sie durch manche große Erscheinung unserer Zeit, am meisten durch die Vervoll kommnung der Feuerwaffen und durch die Erfindung der Eisenbahnen vorbereitet zu sein scheint. Ehe ich das aber ausführen kann , muß ich den sitt lichen Grund betrachten, auf dem das Heer so gut wie jede andere Lebensmacht sein Dasein zu erbauen hat; denn die sittlichen Kräfte sind die wahrhaft erhaltenden und tragenden aller menschlichen Ordnungen , sie allein , und ohne sie weder äußere Form , noch menschliche Weisheit, vermögen dieselben dauernd zusammenzuhalten. Daß dieser Grund für ein deutsches Heerwesen ein deutscher sein muß, versteht sich von selbst; er muß aber auch ein christlicher sein. Das deutsche Volk hat die versunkene Welt aus den Händen Roms überkommen ; aber erst als seine Natur vom Christenthum überwunden und geweiht war, hat es die wunderbar großen Gestaltungen des Mittelalters ge schaffen; als diese versanken und die eitle Verweltlichung zur Herrschaft gelangt war, da rettete durch eine gewal fige Arbeit innerer Reinigung der christliche deutsche Geist zum zweitenmal die Menschheit vom geistigen Tode. Sollte dieser Bund, älter als ein Jahrtausend, dem deutschen Volke verloren gehen, dann wäre es wohl vorbei mit set ner Sendung und Bedeutung in der Geschichte, vorbei mit ihm selber und vorbei auch mit seinem Heere. Meine nächste Aufgabe wird also die sein, nachzuwei sen: wie die sittlichen Kräfte in unserem Heerwesen mit dem Christenthum verwachsen sein müssen und welches eigenthümliche Gepräge deutschen Wesens fie trugen und tragen sollten; die sittlichen Mächte im Heere nach ihrer christlichen und dann nach ihrer deutschen Gründung zu betrachten.

ihm einen tieferen Blick in die Leitung und Führung fo= wie den höheren Zusammenhang aller dabei vorkommenden Operationen und Unternehmungen gestattete. Ein bekann= ter Ausspruch Montecuculi's über die Bedeutung und zu gleich das Undankbare der Rolle, welche der Vertheidigung gegenüber der ungleich glänzenden nnd lohnenden des An griffs zugewiesen ist , bezeichnet übrigens als Motto den Geist, in welchem der Verfasser seinen Stoff aufzufassen und zu behandeln bemüht war. Ueberhaupt verräth die ganze Darstellung bei tüchtiger Sachkenntniß ein Streben nach Wahrheit und eine Unbefangenheit , welche um so mehr Anerkennung verdient , als das Buch nicht lange nach den Ereignissen selbst der Oeffentlichkeit übergeben werden sollte; denn die erste 1811 erschienene Auflage wurde, wie die Vorrede zur vorliegenden zweiten erzählt, auf An= stehen des ungarischen Landtags durch die damalige Re gierung und , wie es scheint , so vollständig unterdrückt, daß wohl nur wenige Gremplare in das Publikum ge= langen konnten. Man kann sich eines wehmüthigen Lächelns nicht erwehren, wenn man die incriminirte Stelle mit dem

Literatur.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Mag man auch die Begebenheiten des Jahres 1809, in welchem Desterreich zum leßtenmale sich vor dem großen Imperator beugen mußte , im Großen und Ganzen bereits als endgültig der eigentlichen Geschichte überwiesen be trachten, so find Arbeiten wie die vorliegende immerhin dankenswerth und nußenbringend , indem sie theils zur Aufhellung oder Berichtigung bisher dunkler oder an Ent stellungen leidender Ausführungen von Details dienen, theils durch ihre Ausführlichkeit die Belehrung über man cherlei Vorkommnisse des Eleinen Kriegs nicht wenig un terstügen. Der ungenannte Verfasser ist selbst mithandelnder Zeuge der von ihm geschilderten Begebenheiten gewesen und scheint dabei in einer Stellung sich befunden zu haben , welche

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Vertheidigung des Brückenkopfes vor Preß burg im Jahre 1809. Herausgegeben von einem Mit zwei Plänen. f. t. österreichischen Offizier. Zweite Auflage. 8. Prag 1850. Druck und Ver lag von Johann Spurny. ( 112 S.)

vergleicht , was heute geschrieben werden darf, und selbst in Berücksichtigung der damaligen Zustände läßt sich ein Grund für die nach jeßigen Begriffen monströsabsurde Maß= regel nur darin finden, daß man eben zu aller Zeit, wenn man nur die Macht dazu hat, nur zu gerne der Wahrheit selbst dann den Mund zu schließen geneigt ist , wenn sie in so rücksichtsvoller Weise sich kund gibt , wie es in dem sonst durchaus loyal gehaltenen Buche geschehen ist. Diese zweite Auflage ist übrigens nur ein Abdruck der verunglückten ersten. Wenn nun somit an der etwas an= tiquirten Ausdrucksweise nichts geändert werden konnte, so hätte wenigstens der Verleger für eine Ausstattung Sorge tragen können, welche dem Werthe des Buches entsprechen= der gewesen wäre , da man bekanntlich schon seit längerer Zeit sich in Deutschland daran gewöhnt hat , auch der Schale etwas mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden. Von den zu besserem Verständniß dem Werke beige= gebenen Plänen umfaßt der erste Preßburg, den gegen= überliegenden Brückenkopf und dessen nächste Umgebung mit den darauf befindlichen Vertheidigungs- und Angriffs= werken, während der zweite den Brückenkopf in größerem Maßstabe und zwei zu demselben gehörende Profile ent= hält. Bezüglich des ersteren hätten wir zu bemerken, daß er verkehrt orientirt ist und der Beschreibung nicht in Allem zu entsprechen scheint, wie wir denn z . B. die gelbe Farbe vermissen, von der S. 19 die Rede ist, während der den= selben Gegenstand bezeichnende Buchstabe e des Plans an der betreffenden Stelle des Textes nicht vorkommt. Doch sind das unwesentliche Dinge, über die man um so leichter hinweg kommt, als die Darstellung an sich schon verständ lich genug ist, um jene Detaileinzeichnungen entbehren zu können. Nach Allem scheint uns troß der wenig empfehlens = werthen Schale der Kern einer angelegentlichen Empfeh= lung werth zu ſein und wir erlauben uns schließlich im Sinne der Vorrede zu behaupten, daß durch diese zweite Auflage uns ein Werk zurückerstattet wurde, das der Ge schichte des Krieges von 1809 nicht entgehen sollte.

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Samstag, 26. April 1851.

№ N 50. 192 an shaved

Allgemeine

Militär -

Zeitung.

Schleswig - Holsßte in.

Preußen.

Kiel, 6. April. Der von den Bundescommissären vorgeschriebene provisorische Etat des holsteinischen Bundescontingents bestimmt : 1. Infanterie. Die volle Friedensstärke des Batail lons beträgt : 1 Commandeur, 1 Major, 4 Capitäne (Hauptleute), 6 Premierlieutenante, 6 Secondelieutenante, also 18 Offiziere; 4 Commandirserschanten (Feldwebel), 4 Fouriere, 4 Waffenmeister, 8 Serschanten, 20 Corpo rale oder Oberfäger , also 40 Unteroffiziere; 16 Spiel leute; pr. Compagnie 16 Untercorporale oder Unterjäger (Gefrette) , also 64 Untercorporale; 576 Gemeine; außer dem 1 Rechnungsführer, 1 Oberarzt , 2 Unterärzte , also 4 Mittelstabsoffizialen ; 1 Depot- und Krankenhausser schant, 1 Stabstambour (Stabshornist), 1 Corpsschreiber (Serschant), 1 Büchsenschmied, 1 Profoß, also 5 Unter Stabsoffizialen. Zusammen 723 Köpfe und außerdem 1 Brigademusikcorps : 1 Musikdirector und 16 Hautboisten. II. Cavalerie. Die volle Friedensstärke des Regi ments beträgt: 1 Commandeur, 1 Major, 4 Rittmeister, 6 Premierlieutenante, 8 Secondelieutenante, also 20 Of fiziere; 4 Oberwachtmeister, 4 Quartiermeister , 16 Wacht meister, 24 Corporale, also 48 Unteroffiziere; 12 Trom peter; 32 Untercorporale; 448 Dragoner; außerdem 1 Auditeur und Rechnungsführer, 1 Oberarzt, 3 Unterärzte, 1 Regimentsthierarzt , also 6 Mittelstabsoffizialen ; 1 De pot- und Krankenhauswachtmeister, 1 Stabstrompeter, 1 Büchsenschmied, 1 Regimentsschreiber, 4 Sattler, 4 Kurschmiede, 1 Profoß, also 13 Unterstabsoffizialen. Zu fammen 579 Köpfe. Die etatsmäßige Stärke der Reserve escadron beträgt: 1 Escadronschef, 1 Premierlieutenant, 2 Secondelieutenante, 1 Oberwachtmeister, 4 Quartier= und Wachtmeister, 6 Corporale, 3 Trompeter. III. Artillerie. Die volle Friedensstärke der Batte= rie — die Artillerie des Contingents wird aus 2 sechs pfündigen fahrenden Batterieen bestehen beträgt : 1 Ca= pitän 1. Kl., 1 Capitán 2. Kl. , 1 Premierlieutenant, 1 Secondelieutenant, also 4 Offiziere; 1 Oberfeuerwerker, 1 Commandirserschant, 1 Fourier , 4 Serfchanten , 4 Bom bardiere, also 13 Unteroffiziere; 3 Trompeter; 24 Ober constabler; 120 Constabler (Kanoniere); 64 Traincon Stabler (Fahrer). Zusammen 228 Köpfe, also für beide Batterieen 456 Köpfe. (H. N. ) :

Nach Berliner Blättern hat man die auf genaueste statistische Ermittelungen geftüßte Beobachtung gemacht, daß sich seit der Einführung des Waffenrocks die Sterb lichkeit in der preußischen Armee bedeutend vermindert habe. Neben dem Umstande , daß der Waffenrock gegen= über dem alten häßlichen Frack ein wärmeres , den Ünter leib mehr schüßendes Kleid ist, muß jedoch gewiß auch der Abschaffung der den Lungen so verderblichen auf der Brust gekreuzten Bandeliere ein gutes Theil jener erfreulichen Wahrnehmung zugeschrieben werden. Im Jahre 1844, wo der Waffenrock zuerst bei der Armee eingeführt wurde, war die Sterblichkeit so gering, wie fte seit 1825 nicht gewesen war. In den vorhergegangenen Jahren 1840, 1841, 1842 und 1843 betrug die Sterblichkeit etwa 1350 jährlich , 1844 dagegen nicht mehr als 1108. Nach der von dem Regimentsarzte am königlichen Cadettenhause Dr. Riecke zusammengestellten Todtenliste der preußischen Armee aus den Jahren 1820 bis 1844 , welche derselbe auch seinem vortrefflichen, auf amtliche Quellen sich stüßen den Werke über den Kriegs- und Friedenstyphus in den Armeen beigefügt hat , belief sich die Totalsumme der Er krankungen von 1820 bis 1844 auf 3,778,579, der Lodes fälle auf 39,148. Am Typhus starben in jenem Zeit raum 11,985, am Entzündungsfieber 4341 , an Schwind sucht 8792 , an Poden 543, an Schlagfluß 1566, an Säuferwahnsinn 343, an Waffersucht 2893 , an Alters schwäche 1816, an Herzkrankheiten 35, an Ruhr 553, an Cholera 1791 , durch Unglücksfälle 1093, durch Selbst mord 1556. Die größte Sterblichkeit fand im Jahr 1831 statt: es starben 4956, theils wohl an der Cholera, theils an den durch die Maßregel der Choleracordons herbei geführten Anstrengungen . Oesterreichische Monarchie. Wien, 18. März. Der heutige Soldatenfreund be= richtet: "1 Se. Majestät haben zu genehmigen geruht, daß die bewilligte zehnprocentige Anzahl unberittener Gemeine für den herabgesezten Locostand künftig grund fäßlich für alle Cavalerieregimenter ohne Unterschied, ob. fie sich auf dem Kriegs- oder einem restringirten Loco stande befinden , zu gelten habe und daher nach dem vollen

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Ausmaß für den Kriegsstand in deren completten Stand aufzunehmen set. Dieser complette Stand wird demnach bei der schweren Cavalerie von 150 berittenen und 15 unberittenen, somit in 165 Gemeinen , und bei der leichten Cavalerie in 180 berittenen und 18 unberittenen , somit in 198 Gemeinen pr. Escadron bestehen , von welchen bei jenen Regimentern , die auf den restringirten Locostand von 130 oder 150 berittenen Gemeinen gesezt wurden , nur die entsprechenden 13 bis 15 Mann an Unberittenen in loco gehalten werden dürfen."

Vertheidigung von Corygaum am 1. Januar 1818, den Krieg in Ava von 1824 bis 1826 und die Belagerung und Erstürmung von Bhurtpore im Jan. 1828. Gleich zeitig hat die Königin gestattet , daß die Offiziere und Mannschaften , die bereits früher Medaillen für den Krieg in Mysore und die Belagerung von Seringapatam von der ostindischen Compagnie erhalten haben , diese Medaillen auf den Uniformen tragen können. Die Offiziere und Mannschaften der Flotte , die an dem Kriege gegen Birmah Theil genommen haben , erhal= ten nach einer von der Admiralität unterm 21. März 1851 geschehenen Ankündigung ebenfalls eine Kriegsdenkmünze.

Triest, 30. März. In nächster Zeit wird die Küste Istriens eine Reihe starker Befestigungen erhalten. In Pola wird der Hafen durch Bollwerke zur unüberwindlichen Station unserer Kriegsflotte umgeschaffen. Zwölf Höhen puncte erhalten neue Werke, während von den schon bestehen den Befestigungen 3 Forts, 3 kleinere Werke und 5 Batterieen erweitert und verstärkt werden sollen. Der größere Theil dieser Arbeiten foll bis 1855 ausgeführt, der kleinere bis dahin begonnen sein. Was an der Küste Istriens weiter noch befestigt werden soll , kann mit Bestimmtheit jezt nicht angegeben werden , da die Wahl der Puncte noch schwankt; nur so viel ist gewiß, daß binnen vier Jahren auch diese jezt noch unbekannten in Angriff genommen sein werden. Der Hafen von Triest darf offenbar hinter diesen Befesti= gungen nicht zurückbleiben; der geniale Genieoffizier Mö ring, hat die Plane dazu entworfen und derselbe Bau meister, Valle, der die Bauten von Pola unternommen, hat sich verpflichtet , die hiesigen in gleicher Zeit auszu= führen. (Wanderer.) Sardinien. Turin, 2. April. Aus Alessandria wird berichtet, daß die Erdarbeiter des dortigen Geniecorps beordert find, sich nach Casale, wo der Kriegsminister einige Befestigungsarbeiten auszuführen beabsichtigt, bereit zu halten. (Lloyd.).

Dänemark. Kopenhagen, 2. April. Es ist jetzt auch der of= ficielle Bericht über das Gefecht bei Missunde am 12. September v. J. (mit einer Karte) im Druck er= schienen. Derselbe läßt durchblicken , wie sehr die Dänen sich über den unmotivirten Rückzug der überlegenen schles wig-holsteinischen Streitmacht wunderten. Die Stärke der Danen betrug 3215 Mann und 12 Stück Geſchüße, wäh rend die der Schleswig -Holsteiner auf 2 Brigaden mit 24 Stück Geschüßen . angegeben wird. Die Dänen ver loren an Offizieren 2 Todte und 6 Verwundete , an Un= teroffizieren und Gemeinen 29 Todte , 176 Verwundete und 28 Gefangene, dagegen machten sie 2 Offiziere und 140 Unteroffiziere und Gemeine zu Gefangenen. (H. C.)

Spanien. (2 ) Vor kurzem sind die Ranglisten des Inge = nieurcorps , der Artillerie, der Bürgergarde (guardia civil) und des Carabiniercorps für dieses Jahr ausgegeben worden ; die leßtere erscheint überhaupt zum erstenmale. Auch der „ Estado general de la armada naval " ist bereits veröffentlicht worden. Die noch rück ständigen Ranglisten der Infanterie und Reiterei werden kurzer Zeit folgen.

Großbritannien. (5) Am 21. März 1851 ist durch den Generaladju= tanten die Genehmigung der Königin zu dem Vorschlage der ostindischen Compagnie , allen Offizieren und Solda ten der königlichen Truppen , die an den unten bezeichneten Gefechten Theil genommen haben , eine Kriegsdenk münze zu verleihen , publicirt worden. Dieselbe wird ertheilt für den Sturm von Allighur am 4. Sept. 1803, die Schlacht von Delhi am 11. Sept. 1803 , die Schlacht von Assaye am 23. Sept. 1803 , die Belagerung von Afseer Ghur am 21. Oct. 1803 , die Schlacht von Las warree amr 1. Nov. 1803 , die Schlacht von Argaum am 29. Nov. 1803 , die Belagerung und den Sturm von Gawil ghur am 15. Dec. 1803 , die Vertheidigung von Delhi im Oct. 1804, die Schlacht von Deig am 13. Nov. 1804, die Eroberung von Deig am 2. Dec. 1804, den Krieg in Nepaul 1816, die Schlachten von Kirkee und Poona im Nov. 1817, die Schlacht von Setalbuldee im Nov. 1817, die Schlacht und Eroberung von Nagpoor im Dec. 1817, die Schlacht von Maheidpore am 21. Dec. 1817 , die

Die Eisenbahnen als Mittel der Vertheidigung. Die Möglichkeit einer französischen Invasion beschäftigt bekanntlich schon geraume Zeit die englische Presse und, was beinahe dasselbe sagen will, die englische Nation; auch war die Cherbourger Flottenparade nicht geeignet, die deß= falls gehegten Besorgnisse zu zerstreuen , obschon sie den Glauben an die Superiorität der englischen Flotte unan= getastet ließ. Bis jest scheint jedoch die Regierung den Urtheilen und Mahnungen selbst gewichtiger militärischer Autoritäten (wir erinnern an den Brief des Herzogs von Wellington) noch wenig Beachtung geschenkt und höchstens dazu benußt zu haben, den von radicaler und freihänd lerischer Seite gestellten Anträgen auf die Reduction des Heeres und der Flotte mit mehr Nachdruck entgegentreten zu können. Die Frage ist somit gleich der wunden Stelle, welche von ihr berührt wird , noch immer eine offene und

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wird es voraussichtlich noch lange bleiben. Dagegen scheint fie nunmehr in ein praktischeres Stadium treten zu wollen, indem man mit den Warnungen und Befürchtungen zu gleich Vorschläge verbindet, um diese zu beseitigen und jene unnöthig zu machen. Wenn gleich nun diese vor dem Forum der öffentlichen Meinung geführten Verhandlungen an sich nur ein entfernteres Intereffe für uns haben können, ſo dürfte es unsern Lesern aus andern Gründen nicht un willkommen sein, wenn wir sie in dem Folgenden mit dem wesentlichen Inhalte eines in dem Februarhefte des United Service Magazine mitgetheilten und obiger Frage gewid meten Aufsäßes bekannt machen , welcher uns jenes In tereffe in so ferne bedeutend näher rückt, als er einen Ge genstand berührt, welcher wenn überhaupt , eine allgemei nere Bedeutung und Tragweite hat. Der Verfasser be trachtet nämlich die Eisenbahnen , abgesehen von ihrer eigentlichen Bestimmung und sonstigen Benuzung zu mili tärischen Zwecken , zugleich als Annäherungshindernisse, welche nach geeigneter fortificatorischer Nachhülfe und in ein bestimmtes System gebracht , sehr vortheilhaft dazu benügt werden könnten , das Vordringen einer Invasions armee zu erschweren und der eigenen Armee die nöthige Zeit zu verschaffen, sich zu einem wirksamen Gegenstoß zu concentriren. Diese Jdee möchte schon in so fern einer ernsten Prüfung würdig erscheinen, als bei günstigem Er gebnisse derselben zu den bereits vorhandenen ein neuer Gesichtspunkt hinzutreten würde, aus welchem künstig die Anlage neuer Eisenbahnen aufzufassen wäre. Bevor jedoch die Kritik und weitere Speculationen ihre Thätigkeit in dieser Richtung beginnen , dürfte es angemessen sein, vor erst den Vorschlag in der ihm von dem Verfasser selbst ge= gebenen Entwickelung kennen zu lernen. Zu dem Ende führen wir ihn, unter Uebergehung des nicht weiter hier her Gehörigen am besten sogleich selbst redend ein. „Von unsern Fortificationen - permanenten Werken-" so beginnt er die Einleitung und Motivirung seines Vor schlags , läßt sich nicht viel sagen; denn mit Ausnahme der Vertheidigungsanstalten zu Portsmouth, sind sie zu unbedeutend, um Notiz von ihnen zu nehmen, und können etwa nur als Fleckchen in dem Defensiv - Horizonte be trachtet worden. Wenn es sonach offenbar ist, daß Eng land im Gegensaß zu andern Nationen , weder Festungen zum Schuß des Landes , noch Schuhwehren für die Ein wohner befißt, so ist es an der Nation auf solche Verthei digungsmittel zu finnen , welche der muthmaßlichen Natur eines Angriffs entsprechen, indem von diesen Mitteln, wie jeder Einsichtsvolle zugeben muß, künftighin die Existenz Englands als einer unabhängigen Nation abhängen wird, entblößt wie es gegenwärtig von festen Städten ist, welche fähig wären, den Feind vom Vordringen abzuschrecken. In Ermangelung permanenter Fortificationen werden wir ganz natürlich auf Feldwerke als Ersaß für jene freilich mehr Sicherheit und Widerstandskraft gewährenden Ver theidigungsmittel hingewiesen . Aber selbst Feldverschan= zungen (wir erinnern an Torres Vedras) nermögen eine Zeit lang alle Bedingungen einer guten Vertheidigung zu erfüllen . " Alle Defensivmaßregeln von den complicirte ften permanenten Systemen bis zu den einfachsten Feld werken, gewähren dem Vertheidiger genau dieselbe Art von Vortheilen gegen den Angreifer und je nach dem

größern oder geringeren Grade, in welchem diese Vortheile vorhanden sind , bemißt sich die relative Stärke solcher Werke. Ihre Bestimmung ist unveränderlich , dém Vertheidiger Deckung gegen die Wirkungen der Waffen des Feindes zu gewähren und zugleich den Lesteren zu nöthigen , sich während des An griffs der vollen Wirkung der Waffen des Ver= theidigers auszuseßen. Zur Erhöhung dieser Vor= " theile und um dem Vertheidiger es möglich zu machen, dieselben bis aufs Aeußerste auszubeuten , ist eine weitere Bedingung erforderlich, nämlich das Vorhandensein solcher Annäherungshindernisse , welche den Angreifer möglichst lange in dem Feuer des Vertheidigers aufhalten. Es ist einleuchtend, daß eine Defenſivstellung unüberwindlich wäre, sobald sie diesen drei Bedingungen vollkommen entſpräche. "" Nehmen wir das vorstehend Gesagte als Basis für die Errichtung unserer Vertheidigungsanstalten und erwä= gen wir zunächst , wie wir am besten die Mittel verwenden mögen, welche uns gegenwärtig zu Gebote stehen, sowie die additionellen Hülfsquellen, auf welche wir sicher rech nen können. Die hölzernen Wälle Alt- Englands vermögen nicht länger dasselbe vor einer Invasion zu bewahren, nachdem die gigantische Macht des Dampfes den Raum zwischen Frankreich und England einer liliput'fchen Ent fernung gleich gemacht; der echte Soldat wird also nicht blos sich anschicken , furchtlos dem Feinde entgegenzutreten, sondern er wird auch noch die Wiſſenſchaft zu Hülfe neh men, um sich des. Sieges zu versichern. Nehmen wir die Karte zur Hand und werfen einen Blick auf unser Land ; der Ocean, nicht länger eine Gränze , ist zur Hochstraße geworden , auf welcher Tausende von Küste zu Küste be fördert werden ; die Macht unserer hölzernen Bollwerke ist dahin ; womit können wir sie ersehen? Dampfschifffahrt hat unsere Insel an allen Puncten verwundbar gemacht, möge der Dampftransport zu Lande und was damit ver bunden ist, uns das Verlorne wieder einbringen. Ist dieß ausführbar ? Wir antworten : Ja ! Nüget Eure Eisen bahnen und keine Invasionsarmee wird weit in das In nere gelangen , ohne eine solche Einbuße zu erleiden , welche sie entweder zu schleunigem Rückzuge oder zur Capitula= tion zwingen muß." „Wir behaupten , daß niemals ein besserer Plan , das Vordringen eines Feindes zu vereiteln , erdacht werden konnte, als die Anlage von Eisenbahnen. Sie liefern augenblicklich Gräben , Trancheen, Pfähle, Palisaden 2 .; an ihren Vereinigungspuncten können mit geringer Mühe Feldverschanzungen aus den Linien selbst errichtet werden ; und um die Sache nach einer größeren Scala aufzufaffen, wo kann man schönere verschanzte Linien , wo bessere Cir= cum und Contravallationslinien finden. Befragen wir jenes Räthsel für so viele Eisenbahnreisende „,,,Bradshaw's Guide""; bedienen wir uns dieses Eisennez -Labyrinthes ; angenommen dem Feind gelänge es, ungesehen oder un besiegt unseren Küsten zu nahen ! Laßt ihn landen ; wo ? zu Torbay ――――――― die Plymouth und Ereterbahn bildet unsere erste Verschanzung und verzögert oder hemmt seine Fort schritte; von Dorchester bis Southampton hüllt die Eisen linie wiederum jeden Hafen ein ; von da steht die Bahn linie jedem Vordringen quer durch das Land bis Hostings entgegen. Folkston , Dover, Deal , Ramsgate und Mar

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gate haben ähnliche Begränzungslinien; kurz, was die zu erschweren. Man wird also den Damm als Bruſt= Rüfte betrifft, so kann man ganz England als von einer wehr benußen und ihn durch vorliegenden Graben und eine starke Verpfählung aus Schienen , Schwellen u. dgl. verschanzten Linie umgeben , ansehen , welche zu allen Zei ten als ein bereites Vertheidigungsmittel benußt werden zu verstärken trachten." fann. Aber ein kühner und entschlossener Feind kann Auf ebenem Grunde wird die Bahnlinie ihrer Natur nach nicht in dem Maße die Vertheidigung begünstigen, diese unsere erste Schranke durchbrechen sei es so als bei Einschnitten und Dämmen ; doch kann sie immer wir wollen ihn von Neuem zum Stehen bringen und an hin schädlich und verderblich für den Feind hergerichtet dem nächsten Schienenweg , der seine Marschlinie durch kreuzt, ihm fernere Verluste beibringen; und, Dank sei werden." den zahlreichen Linien , welche , wenn auch nicht zum VorVon der Einsicht des Ingenieuroffiziers wird natür theile der Actionnäre, errichtet wurden , es ist nicht möglich viel hierbei abhängen ; von der Auswahl der zu be= lich, daß ein Truppenkörper in größerer Frontausdehnung festigenden Theile der Linie; von dem Vorhandensein der . durch England marschiren kann, ohne einem Frontal- und Arbeitskräfte, welche hierzu erforderlich sind u. ſ. w.“ Selbst wo die Bahnlinie dem Boden gleich ist, kann Flankenfeuer von einer Eisenbahn ausgesezt zu sein.“ „So sollte, Schritt vor Schritt , dem Vordringen des sie bald zu einer imposanten Front umgestaltet werden ; Feindes Widerstand geleistet werden ; eine Schlacht zu indessen sind diese Fälle bei unseren Bahnen selten und riskiren , hieße britisches Leben opfern, während man so man wird bei der Vertheidigung fast einzig entweder auf im Stande wäre, allmälig die Reihen des Feindes zu Einschnitte oder auf Dämme zu reflectiren haben." " Bedenken wir die außerordentlich große Meilenzahl lichten, bis er so herabgebracht und durch fortgesette An= griffe so entmuthigt wäre, daß seine Unterwerfung sicher der Eisenbahnen , welche bereits das Land durchschneiden ; erfolgen müßte. Um den im Vorstehenden angedeuteten den ungeheueren Vorrath an Materialien, welche so recht Eisenbahnoperationen ihre volle Wirkung zu sichern, müß aufgespeichert zu sein scheinen , um gewisse Theile unan= ten die Vertheidigungspuncte vorher wohl in's Auge ge greifbar zu machen; die Leichtigkeit, womit der Transport faßt und den Truppen sowohl als den Einwohnern des von Truppen , Arbeitern u. f. w. an die ausgewählten betreffenden Districts ausreichende Instructionen bezüglich Positionen bewerkstelligt werden kann , die Schnelligkeit, ihrer verschiedenen Obliegenheiten ertheilt werden. Wie mit welcher Schienen , Schwellen u. dgl. weggenommen, bei Belagerungen , wird der Spaten, wohl angewendet, an Ort und Stelle successive auf Waggons verladen und den Erfolg mehr sichern, als die Waffe des Soldaten; auf das Operationsfeld zur Anlage von Pfahlwerk u. dgl. die starken Arme unserer Landleute werden unter einsichts gebracht werden können ; erwägen wir endlich (zugleich das voller Leitung der Ingenieure bald jede Position und Detail der Construction und Zerstörung der Eisenbahnen darauf folgende Bahnlinie nahezu unpafsirbar oder unan in's Auge fassend) als Soldaten die Chancen einer In greifbar machen." vasion, die deßhalb gehegten Besorgnisse und die Mittel, welche uns gegen das Vordringen des Feindes zu Gebote Nachdem wir so eine allgemeine Idee von den Mit stehen , so zögern wir keinen Augenblick, zu behaupten, teln gegeben haben , Eisenbahnen zu Defensivlinien umzu daß uns der Ausgang keine Besorgnisse einflößt, sobald gestalten , wird es für unseren gegenwärtigen Zweck nicht unerheblich sein, etwas näher darauf einzugehen , wie die die Minister nur ihre Schuldigkeit thun wollen_entweder Verschanzungen anzulegen seien. Dieß wird je nach der durch Vermehrung des stehenden Heeres oder Enrolliren Beschaffenheit des Bodens verschieden seind der Miliz , und außerdem durch Verstärkung der Verthei= d.. h. je nach= nach dem die Bahn durch Einschnitte, oder auf Dämmen oder digungsanstalten von solchen Theilen der Küste , wo man auf ebenem Grund geführt ist." die Landungsversuche einer Invaſionsarmee erwarten "Was die Einschnitte anlangt, so wird die Art kann." ihrer Vertheidigung zum großen Theil von ihrer Tiefe Was der Verfasser nun noch weiter sagt , glauben wir . abhängen. Das Innere der nach dem Feinde zu liegenden füglich übergehen zu können, da es entweder nur für eng= Seite würde man als Brustwehr betrachten und an deren lische Ohren bestimmt oder sonst wenig geeignet erscheint, Hang ein Bankett anbringen ; sodann würde aus Schie neues Licht über den Gegenstand zn verbreiten. Ueber= nen, Schwellen oder Balken eine Verpfählung oder Pali haupt war es uns nur darum zu thun, unsere Leser mit sadenreihe entweder unmittelbar vor oder hinter der Linie der Idee selbst bekannt zu machen , während wir keines errichtet werden. Ein kleiner Aufwurf und Graben am wegs gesonnen sind , für die Form und Verarbeitung ein Daß diese hinteren Rand der Linie wird wesentlich die Vertheidigung zustehen, in welcher sie hier geboten wird. erhöhen und für den Angreifer einen beinahe doppelten • Idee übrigens nicht so ohne Weiteres von der Hand ge= Verlust herbeiführen . Sollte der Einschnitt nur geringe wiesen werden darf, davon sind wir eben sehr durchdrungen, Tiefe haben , so müßte die nach dem Feind hin gelegene als daß sie, so oft dieß geschieht , sich nur um so mah Seite durch einen Graben 2c. verstärkt werden." nender wieder aufdrängen wird . Wir geben sie so , wie „ Die Vertheidigung von Bahndämmen wird von wir fie empfangen haben , und erlauben uns nur noch den der eben behandelten in etwas abweichen müſſen , wiewohl Wunsch auszudrücken , daß die Sache unverweilt von einer der Zweck derselbe bleibt, nämlich Deckung für unsere Seite in die Hand genommen werden möge , welche die eigenen Truppen , Erpontren des Feindes während seines Eisenbahnen bereits in anderen Beziehungen zum mili= Vorgehens , und Anlage von Hinderniſſen , um dasselbe tärischen Eigenthum gestempelt hat. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , April

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Allgemeine Militár -Zeitung. Oeferreichiſche Monarchie.

die Militärintendanturen jener beibehaltenen Orga niſation anzupaſſen geſucht. Man will 22 Intendanten

Wien , 4. April. Die Offiziersgagen dürften, dem beſtehen laffen, davon ſollen 5 , als intendants inspec Neuigkeitsbureau zufolge , abermals regulirt werden. In teurs, ein Intendanturcomité, als Beirath für die Ver einem dießfalls icon verfaßten Entwurfe wurden a18 waltung bilden , und iſt dieſe Behörde zunächſt mit der Monatsgage des Hauptmanns 80 , des Oberlieutenants 50 Oberaufſicht über die leştere, mit der Beförderung der Berwaltungsbeamten beauftragt und hat die Anmel und des Unterlieutenants 40 fl. T.M. beantragt. (St.Anz.) dung und Prüfung derjenigen Offiziere der Armee vorzu nehmen , die als Candidaten für Intendanturſtellen auf $ p a ni e n .

treten .

Intendant inspecteur kann man nur werden, wenn

man 3 Jahre Diviſionsintendant war. Der Geſebesent wurf behält dieZahlvon 40 Militärunterintendanten 1. RI. und 100 2. Kl. bet; anſtatt der Adjuncten 1.RI. ſepter 50Unterintendanten 3. Kl. und ſtellt die Zahl der Ada juncten ber, Militärintendantur , in einerKlaſſe vereint, auf 28.feft. Auch über die Beförderung hat man andere Modalitäten aufgeſtellt, nameutlich die Stellenzahl feſt ältere , während förderung junger Offiziere remonſtrirte geſeßt,umwelcheſich öffiziere bewerben können . genauere Schließ= , bedauert,daßnicht lid wird in der Erörterung und langgediente übergangen werden. Indeſſen iſtauf Antrag des Kriegøminiſtere, ein Ausſchuß der Cortes Commanboſtellen zwiſchen über das Verhältniß niedergeſeßt, welder das Avancements ſyſtem regeln Normen gegeben wurden und Militärintendanturen , da bei den Madrid, 26. März. Die Gaceta veröffentlicht ein königl. Decret, durch welches General O'Donuel ſeiner Stede als Generaldirector der Infanterie enthoben und General Fernandez de Cordova dazu ernanntwird. D'Donned ſcheint mit dem Miniſterium in Mißhelligkeiten gerathen zu ſein , weil er allzufreimüthig gegen die Bes

foll;der MarquisvonDucro (General Concha) führt in feitherigen geſeßlichen Beſtimmungen ſchon öfter bedauer dieſer Commiſſion den Vorſiß.

(A. A. 3.)

liche Conflicte ſtattgehabt hätten . Bei der Gendarmerie wird eine Verminderung der

frankreich .

Lieutenante und eine Vermehrung der Þauptmänner und · Escadronschefs vorgeſchlagen , damit in Zukunft jede Gom ( 19 ) Die Nr. 16 des Moniteur de l'armée bringt eine pagnie von einem Escadronschef commandirt werde. Zu

ausführliche Mittheilung über den vom Kriegsminiſterium

den Lieutenantsſtellen Tollen die Gendarmerieunteroffiziere

der Nationalverſammlung übergebenen Gefeßesentwurf, welcher Zuſäße und Abänderungen zum Geſek vom 19. Žuni 1850 , betreffend die Cadres der Ar : mee , enthält. Dieſelben beziehen fich auf die Organi: fation : 1) der Militärintendantur, 2 ) der Gendarmerie, 3) der Veteranen , 4 ) des Perſonals

und Lieutenante der Armee zu gleichen Theilen concur riren , von den Hauptmannsſtellen werden į an Gendar merielieutenante und an Hauptmänner der Armee ver lieben. Alle Escadronschefe , Oberſtlieutenante und Ober ſten werden aus den Gendarmerieoffizieren ernannt. Von den durch das Geſek vom 19. Juni 1850 auf

vom Geſundheitsdienſt, 5) der Veterinärärzte , gehobenen Veteranencompagnieen ſollen proviſoriſch 6) des Perſonals vom Verwaltungsdienſt , 7 ) des wieder 18 Compagnieen gebildet werden. Militärfuhrweſens. Der Entwurf wurde einer Com= des Perſonals vom Geſundheitsdienſt miffion überwieſen und ſoll gelegentlich der Debatte eine führtHinſichtlich der Entwurf oder vielmehr deſſen Motive folgende ausführlichere Erörterung dieſes Themas gegeben werden. der Praxis entnommene Uebelſtände auf : 1 ) die Trennung

Als Ueberblic des Hauptinhalts des Entwurfes theilen der Geſundheitsoffiziere in Mediciner und Chirurgen, wir Folgendes mit. wonach es fich ereignet, daß in minder wichtigen Soipis Der Gefeßesentwurf vom 19. Juni bedingte eine Un- tåleru , für welche 1 Arzt genügte, deren 2 angeſtellt wer

terdrückung der Centraliſation der Diviſionen. Rachdem den müſſen , von denen häufig der eine mit Arbeit über man dieſes Syſtem nicht durchführbar erkannte, bat man bürdet und der andere beinahe unbeſchäftigt iſt, und noch

403 andere Mißstände eintreten; 2) die Dienstvertheilung, wo= nach die Aerzte während eines großen Theils ihrer Lauf bahn von den Kranken entfernt bleiben und die Regiments= chirurgen lange Dienstjahre hindurch nur leichte Krank= heiten zu behandeln haben , bis sie einmal zur Verwendung in den Hoſpitälern gelangen ; 3) die Theilung der Grade in zwei Klaffen, die theils nach Anciennetät, theils nach Wahl erlangt werden; 4) ein , troß der Unterhaltung einer beträchtlichen Anzahl von Ober- und Untergehülfen immer noch ungenügender Dienststand ; 5) die Zulassung solcher Aerzte in der Armee, die den Doctorgrad noch nicht er= worben haben, und welche später um Urlaub nachsuchen, um sich auf ihr Eramen vorzubereiten oder sich ihm zu unterwerfen. Nach dem Entwurf soll sich nun die militär ärztliche Rangordnung folgendermaßen gliedern: 5 ärzt liche Inspecteure , 30 Divisionsärzte , 240 Hospitalärzte, 285 Regimentsärzte, 530 Medicinaladjuncten. Das Apo thekercorps soll bestehen aus 5 Oberapothekern , 50 Apo thekern und 70 Apothekeradjuncten. Für Gehalte und Penfionirung der Veterinärärzte, über welche das Gesez vom 19. Juni 1850 keine Bestim= mung trifft, enthält der Entwurf einige Anordnungen und die Andeutung, daß durch Decret des Präsidenten deren Rang und Prärogative festgestellt werden sollen. Hinsichtlich des Verwaltungspersonals für Spi tåler, Kleider- und Proviantwesen schlägt das Ministerium vor, dasselbe einem Corps einzuverleiben , deffen Ange hörige nur nach Bedürfniß den einzelnen Verwaltungs zweigen zugetheilt werden ; dagegen sollen die Kranken wärter unter directem Befehl der Hospitalverwaltungen gestellt bleiben . Bezüglich des Militärfuhrwesens hat man zufolge der Erfahrung , daß die Arbeiten , welche durch Brivat industrie beschafft wurden , nicht mustermäßig waren, nun mehr die Rückkehr zu den Militärwerkstätten, wie solche für die Artillerieparks bestehen , wieder vorgeschlagen. Der Entwurf bestimmt die Zahl der Escadronen des Fuhr wesens auf 5, welche sich abgesondert administriren sollen ; im Frieden soll jede aus 3 Compagnieen bestehen , im Kriege will man noch die temporär nöthigen weiteren Gom pagnieen zutheilen . Großbritannien.

(5) Vor Kurzem ist die erste Abtheilung des 3. Ban des des Aide-Memoire to the Military Sciences , framed from officers of the different services and edited by a Committee of the Corps of Royal Engineers bei John Weale erschienen; die zweite Abtheilung des 3. Bandes, mit der das wichtige Werk beendigt wird , soll im Laufe dieses Jahres ausgegeben werden .

Literatur. Leben des Fürsten Johann Moritz von Nas sau - Siegen , General- Gouverneurs von Nieder ländisch-Brasilien , dann Kur-Brandenburgischen

404 Statthalters von Cleve , Mark , Ravensberg und Minden , Meisters des St. Johanniter - Ordens zu Sonnenburg und Feldmarschalls der Niederlande. Von Ludwig Driesen , Dr. Mit einem Facsimile. 8. Berlin 1849. Verlag der Decker'schen Gehei men Oberhofbuchdruckerei. ( XVII u. 375 S.) Johann Moriß von Nassau - Siegen , geb. 1604, geft. 1679, eines der zwanzig Kinder des Grafen Johann des Jüngeren , der einer der zehn Naffauischen_Grafen war, welche das Haupt des Hauses , Moris von Oranien, in seinen vielen Feldzügen begleitete , trat gleich jenen vielen anderen Mitgliedern des naffauischen Grafen geschlechts in die Dienste Hollands , um allda Ruhm und Ehre zu erwerben und für die Freiheit der Niederlande, für ihren protestantischen Glauben und emporblühenden Wohlstand sein Blut zu vergießen. Was ein Häkchen werden will , krümmt sich bei Zeiten; der zehnjährige, in den Bergen des Westerwaldes zu Sie gen aufgewachsene und nach Möglichkeit wohlerzogene Johann Moriz besuchte die Hochschulen von Basel und Gent, und begab sich dann im 14. Lebensjahre in hol ländischen Militärdienst; im 16. machte er seinen ersten Feldzug unter Leitung seines älteren Bruders , des Grafen Wilhelm, der als Feldmarschall der Republik 1642 an der bei der Belagerung von Gennep erhaltenen Wunde starb. Beide Brüder standen damals unter dem Com mando des berühmten nachmaligen Statthalters Fried rich Heinrich von Oranien, einem Sohne Wilhelms von Oranien und der Wittwe des unglücklichen Admirals Coligny. Wir verzichten darauf, einen Abriß der Lebensbeschrei= bung des Grafen und späteren Fürsten Johann Moris von Nassau-Siegen aus vorliegender gut und ausführlich geschriebener Biographie zu entnehmen. Dagegen erlauben wir uns, nach Gutdünken einige Notizen herauszuheben und Bemerkungen daran zu knüpfen , in der Absicht, auf Beachtenswerthes hinzudeuten. Man genießt am dürftig sten allein, und wer sich eines Erfreulichen ganz versichern, das angenehme Gefühl steigern will , der hat nach Mit= theilung zu streben. Aus diesem Gesichtspuncte möge man Nachstehendes beurtheilen. Der Verfasser dieses Werkes hat schon früher ( 1846) eine kurze Biographie jenes Fürsten veröffentlicht. Durch die Güte des f. preuß . wirkl. Geheimeraths Dr. Beuth, dem auch das Werk gewidmet ist , wurden sofort dem Ver= faſſer die jenen Fürsten betreffenden , im königl. Staats= archiv zu Berlin vorgefundenen Actenstücke zugänglich, aus denen , wie aus den Geschichtswerken von Barläus (Cas paris Barlaei rerum per octennium in Brasilia et alibi gestarum sub praefectura Jl. Comitis J. Mauritii Nassa viae p. Comitis Historia. Editio secunda. Clivis ex officina Tob. Silberberg. MDCLX.) , Van Kampen (Dric tal Levensbeschryvingen van Beroemde Mannen . Harlem 1840.) und dieses fortgesezt von Vergenz , der Verfaſſer vorliegendes Werk zusammentrug und in ein abgerundetes Ganze umschuf. Ueber den nicht militärischen Theil des Buches ent= halten wir uns jeden Urtheils . Wir möchten uns nur die Bemerkung erlauben, daß die Mittheilung über die

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Verwaltung Brasiliens von vielem Interesse ist , und die Geschichte der Statthalterſchaft über das Herzogthum Cleve, die Grafschaften Mark, Ravensberg und das Fürstenthum Minden belehrende und erläuternde Andeutungen über den Zustand jener deutschen Territorien nach dem dreißigjäh rigen Kriege, über die Stimmung der damaligen Ein wohnerschaft und ihr Verhältniß zu ihrem damaligen Lan desfürsten enthält. Weiterhin geben die Beschreibungen der verschiedenen Gesandtschaften des Fürsten mit den durch die Beilagen gegebenen Vervollständigungen ein Bild von der unsinnigen , damals aber für anstandsgemäß und noth wendig gehaltenen Prunkſucht und Verschwendung bei der äußeren Repräsentation. Es ist dem Terte ein detaillirtes Inhaltsverzeichniß vorgedruckt, welches in 6 Abschnitte zerfällt. In dem Terte selbst ist jedoch diese Eintheilung nicht angedeutet und eingehalten , ohne hervorstechenden Ruhepunct spinnt fich der Rocken der Erzählung ab. Der Verfasser Verfaffer widmete den militärischen Beziehungen keine hervorstechende Berück fichtigung, obwohl man immerhin manche werthvolle Notiz für die Kenntniß der Kriegführung jener Zeiten in dem Buche antrifft. Bei der Unzahl , wenn auch nur mit Wall und Graben befestigter Pläge bestand der wichtigere Theil der Operationen im Felde in Städteeinnehmen und in Belagerungen. So wohnte Johann Morit den Erobe rungen von Oldenzaal und Grol , den Belagerungen von Venlo , Stralen , Roermonde und der von Mastricht ( 1632) bei. În seinem 25. Jahre war er zum Oberst eines Re gimentes Wallonen ernannt worden, und zwar nicht in Folge von besonderer Begünstigung , da der Statthalter Friedrich Heinrich von Oranien eine parteiische Vorliebe für seine Anverwandten durchaus nicht hatte. Bei der Belagerung von Mastricht zeichnete Johann sich besonders aus. Mit seinem Regimente Wallonen , einigen anderen Compagnieen und Reiterabtheilungen auf das rechte Maas ufer zur Circumvallation der Vorstadt Wyk beordert, wies er nämlich den Sturm des mit 16,000 Mann von dieser Seite zum Eutfag herbeigeeilten Feldmarschalls Pappen heim , eben so wie die Ausfälle der Besaßung mit dem tapfersten Heldenmuthe zurück, trieb die Feinde nicht allein wieder von den Brustwehren herunter, sondern wagte selbst außerhalb derselben zur Grabenvertheidigung hervorzu rücken, bis ihm Friedrich Heinrich mit Geschüß und Rei terei zu Hülfe kam und die Oesterreicher nach neunstün digem Kampfe mit einem Verluste von 1500 *) Todten und Verwundeten zurückgeschlagen wurden. Gewiß ein ehren ehren des Zeugniß , ein Beweis von der Tüchtigkeit des Führers wie der Mannschaft ! Betrachtet man das allseitige Kräfte verhältniß , so wird man es von eigenthümlicher Art fin den. In der Festung 3000 Mann Fußvolk und 2 Es cadronen, auf diese Stärke gebracht von Graf Johann von Nassau-Siegen , Stiefbrüder unseres Johann Moriz und in spanischen Diensten; in den Circumvallationslinien das Belagerungsheer 20,000 Mann Fußvolk und 4000 Reiter zur Zeit der größten Stärke ; auf der Westseite der verschanzten Belagerer das spanische Entsagungsheer 24,000 Mann unter Santa Croce und Gonzalez; auf der

Oktseite Pappenheim mit 12,000 Mann Fußvolk und 4000 Reitern. Ein weiterer Beweis von der richtigen Auffassung der damaligen Verhältnisse durch die Kriegs philofophen des 19. Jahrhunderts , welche behaupten, daß damals die Zahl in dem taktischen System eine minder bedeutende Rolle spielte. Clausewiß , der geniale Denker, führt eben so launig als schlagend die damalige Ansicht auf ihre wahre Bedeutung zurück , da er sagt, die Philo sophemen jener Zeit über die mindere Bedeutung der Zahl feien concentrirter Unfinn , und der Exponent dieses Un= finns wäre : daß die Stärke einem General ſogar oft zur Last werden könne. Die Uneinigkeit der Commandirenden, dieser Fluch aller verbündeten Heere, die auf einem und demselben Kriegstheater zu handeln berufen find , scheint übrigens an dem ungünstigen Erfolge des Entſaßverſuches eine nicht wegzuläugnende Mitschuld zu tragen. Pappen heim konnte mit den Spaniern sich nicht vertragen , zog fich sogar südlich aus der unmittelbaren Nähe der bedräng ten Stadt, die nach kurzer Zeit sich nun ergab. So ge= langte Mastricht , nachdem die Spanier 53 Jahre lang es beseffen und ein starkes Bollwerk für die katholische Geist lichkeit daraus gemacht hatten , wieder in den Besiz der Niederländer. Möge man aus dieser flüchtigen Andeutung entnehmen, welche immerhin werthvolle Notizen anzutreffen sind , die über den Geist und die Eigenthümlichkeit der damaligen Kriegführung aufklärende Kenntniß zu verleihen im Stande find. Namentlich sind auch späterhin über den bekannteren und merkwürdigen Feldzug von 1672 , in dem die Schlen ßen und Ueberschwemmungsoperationen eine so wichtige Rolle spielten, einige schäzbare Mittheilungen geboten. In diesem Feldzuge, in dem zuerst Condé, dann Türenne, hierauf Ludwig XIV. selbst, der Bischof von Münster, Bernhard van Galen und Luxemburg die verschiedenen Heerestheile gegen die Holländer commandirten , zeigt sich der Verfall der holländischen Kriegszucht anfangs in einem bedenklichen Lichte. Alle festen Pläße von Ober-Yffel, Geldern , Utrecht werden von den Franzosen und Münste= rern binnen kurzer Zeit genommen, oft mit Beihülfe der Bürgerschaften , welche aus Furcht die eigenen Befagungen vertreiben halfen. Später ändern sich diese Verhältnisse wieder, tüchtige Verschanzungen werden aufgeworfen und solid vertheidigt; erfreuliche Erscheinungen , welche mit der raftlosen Thätigkeit des Fürsten Johann Moris im eng sten Zusammenhange stehen. Namentlich übernimmt jener die Vertheidigung der Festung Muiden und verriegelt so die Zugänge nach Amsterdam . Es werden dabei viele Beziehungen berührt und aufgeblättert, welche noch heu tigen Tages bei einem Landkriege in Holland ernstlichen Anspruch auf gründlichste Erwägung zu machen nicht ver fehlen werden . Inzwischen kann man dem Handelsvolke , das vor Ausbruch und beim Beginn des Krieges auf eine knicke rige , krämerartige und leichtsinnige Weise sein Heer ſyſte= matisch verschlechtert und demoralisirt hatte, doch wiederum hohe Achtung nicht versagen, welche ihre außerordentliche Zähigkeit , ihre Opferbereitwilligkeit zur Zeit der Gefahr einflößen. Ihre Thatkraft zischt gewaltig auf, da dem Herz des Landes , dem Siz des Reichthums , die feindliche Üeberfluthung näher rückt. Die Staaten der Proving

*) Nach Clausewiß 1200 Mann.

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Holland allein bringen 10 Millionen für Bezahlung der Truppen auf. Die Stadt Amsterdam stellt 60,000 Bür ger in's Feld und bringt 320 Kanonen auf die Wälle. "Weil in dieser gräulichen Sündfluth der französischen Raserei ein großes Mittel in die Hand genommen werden müffe ," beantragt diese Stadt weiterhin bei den General staaten , auf Kosten der Provinz Holland 100,000 Mann aufzustellen ; gewiß ein Beweis von energischer Willens kraft, von aufopfernder Vaterlandsliebe bei einem Volke, was den Reichthum und seine Genüsse kennen gelernt, liebgewonnen hatte und zum Opferbringen gerade nicht besonders hinneigte. Die Kriegsdisciplin jener Zeiten war, wie bemerkt, troß der entseßlich harten Kriegsgeseße nicht sehr lobens werth, bildete gerade nicht den Vorzug des damaligen Kriegswesens. Ueber die Offiziere scheint auch nicht der Geist eifrigster Pünctlichkeit verbreitet gewesen zu sein. So wird erzählt, daß der Fürst bei der Belagerung von Lochem ( 1665) mit einem französischen Offizier, dem Gra= fen von Guiche, die Trancheen besuchte und einem Tran cheecommandanten befohlen habe, ihnen zu folgen. Auf dem Rückwege war dieser noch nicht da , worüber Guiche seine Verwunderung äußerte. Der Fürst erwiederte , der Mann habe einen Brief von seiner Frau bekommen und brauche zwei Stunden , um dazu Licht anzumachen. Auch die verschiedenen Berichte des Grafen aus Brasilien wäh rend seiner siebenjährigen Statthalterschaft enthalten cha= rakteristische Merkmale über die Eigenthümlichkeiten des damaligen Kriegergeistes , fie geben aber auch zugleich Kunde von der humanen Auffassung , der tüchtigen Gefin nung des Berichterstatters . Namentlich enthält eine von dem Grafen bei seiner Abreise an die Räthe von Braft lien gerichtete Denkschrift die Grundsäße , nach denen er regiert hatte, „ein politisches Testament," wie Dr. Driesen bemerkt, das die hohe Weisheit , Mäßigung und Recht lichkeit des Grafen bezeugt." Als kleine Probe für die Richtigkeit vorstehenden Urtheils folgende Stelle : WBemüht euch, daß der Soldat , zu Ausschweifungen geneigt, euch aus Achtung lieber gehorcht, als daß er euch mißachtend, zum Gehorsam gezwungen werde. Ift das Ansehen , welches hohe Geburt verleiht, euch versagt, so gewinnt durch eure Verdienste die Gunst der Soldaten, welche durch Geschenke und Nachsicht sich schwer erwerben läßt. Auf ihre Gesuche ertheilet unverzüglich Antwort, damit sie nicht aus Ungeduld auf Gewalt oder Abfall finnen : wozu es an Gelegenheit nicht fehlt. Bei den Sold zahlungen berücksichtigt vorzüglich die Offiziere; nichts lockert so sehr die Bande des Gehorsams und verleitet zu Fehltritten, als Noth. Die Menschen leben nicht ohne Nerven, die Soldaten nicht ohne Geld und Nahrung. Bei Strafen rathe ich mehr zur Strenge , als zur Milde. Die Soldaten leben unter Wilden, wo die Laster ohne Maß sind und der tägliche Umgang mit jenen das Gefühl für Sittlichkeit abstumpft. Straflosigkeit verleitet zu Ver brechen, Strafe und Furcht bessert den Sünder. Gegen die Offiziere empfehle ich Freundlichkeit , Milde und Zu gänglichkeit, nur schwäche sie nicht euer Ansehen. Selten

ist, daß diejenigen , mit denen wir zu vertraut umgehen, als Vorgeseßte uns achten. Ich weiß aus Erfahrung, daß Regierende durch fortgesettes persönliches Auftreten und Ansprachen ihr Ansehen verlieren , sogar Verachtung sich zuziehen. " u. f. w . Bald nach der Abreise des Grafen aus Brasilien ging durch Selbstverschuldung der westindischen Gesellschaft, die nur große Dividenden theilen , nicht aber die zur Erhal tung und zum Emporblühen der Kolonie geeigneten , von Graf Johann Morih so vielfach und eindringlich empfoh lenen Mittel anwenden und herschießen wollte , die Be fizungen in Brasilien an die Portugiesen wieder verloren. Der schon oben erwähnte Einfall des Bischofs von Münster , welcher, durch englisches Geld unterstüßt, die Gelegenheit , den Holländern Schaden zuzufügen, benüßte, die damals mit England selbst in Krieg verwickelt waren, dieser vorausgesehene Einfall hatte es nöthig gemacht, einen Oberbefehlshaber für die Landarmee zu ernennen, zu welcher Würde nach längerer Debatte die Generalstaa ten den Fürsten Johann Morih für ein Jahr zunächst erhoben , welche Erhebung später erneuert wurde, bis man ihn im Jahre 1668 zum ersten Feldmarschall der Republik ernannte , welche Stellung jedoch zur Friedenszeit nur ge= ringen Einfluß auf das Heerwesen verstattete und wobei cine ängstliche und eifersüchtige Ueberwachung von Seiten der Staaten fortwährend stattfand. Selbst zur Kriegszeit sandte man, wie bei den französischen Heeren der Repu= blik, immer Deputirte in's Lager, um die Handlungen der Befehlshaber zu controliren , deren Rath auch vor jeder Unternehmung eingeholt werden mußte, obwohl ihre militärische Einsicht häufig sehr dürftig war. Eine sanft müthige, langsame Natur, wie die des Fürsten Johann Morih, kam noch am besten mit ihnen zurecht , und er war noch am geeignetsten , inmitten der hemmenden Ein flüsse sein beschwerliches Amt zu führen. Der Fürst führte einmal , auch bei der bereits genannten Belagerung von Lochem, einen dieser Deputirten in die Laufgräben und sprach auch mit demselben kaltblütig weiter , nachdem auf fie geschossen wurde, was jedoch den Deputirten veran= laßte, sich eiligst davon zu machen; dieses erweckte natür lich die Lachlust aller Umstehenden. Der kleinen und den noch bedeutenden Züge für die Erkennung des gediegenen Charakters des Fürsten sind gar manche mitgetheilt, und das Bestreben, der Schilderung lebendigeren Reiz zu ver leihen , ist unseren Erachtens dadurch noch vollkommener gelungen. Eine fließende, elegante und anregende Ausdrucksweise trägt übrigens nicht wenig dazu bei, das Interesse für den Stoff durch das Wohlgefallen an der Form zu er höhen , und wir erfüllen nur eine Pflicht der Dankbarkeit, indem wir vorliegende Biographie allen Denen zur nähe ren Kenntnißnahme empfehlen , für welche die damaligen Zustände Deutschlands und der Niederlande überhaupt einen Gegenstand der Forschung und des Intereſſes bilden. Deutlicher Druck, in lateinischen Lettern , und ausnehmend weißes Papier gereichen dem Werke auch zur äußeren Empfehlung und der Verlagshandlung zum Lobe.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag, 1.

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N 52.

185 1.

Allgemeine Militár - Zeitung. Deutſchland. Raſtatt, 22. April . Der Betrieb an dem hieſigen

jedoch dieſe Summe zur gänzlichen Vollendung der Feſtung vorausſichtlich noch nicht ausreichen , da die Terrainerwer bungen zum Feſtungsbau bei dem mit jedem Jahre geſties

Feſtungsbau hat in dem Umfangbegonnen , der durch genen Raufwerthe der Grundſtüce viel höhere Koſten ver die für dieſes Jahr bewilligten Gelder von 350,000 fl. und durch die noch rädſtändigen Hauptarbeiten bedungen iſt. Ein neues Vorwerk an der Giſenbahn iſt in Angriff

urſachen dürften , als in der urſprünglichen Veranſchlagung dafür angenommen wurden und außerdem auch noch die Koſten artilleriſtiſcher Bedürfniſſe, z. B. die Beſchaffung

genommen, das erſte iſt der Vollendung nahe. Eine Kriegs- eines Zeughauſes, mehrerer Pulvermagazine a . hinzuge Faſerne im Süden der Stadt wird im Laufe des Som-

kommen ſind. So ſehr nun auch politiſche und nicht

mer8 fertig werden und an der Kriegskaſerne im Norden der Stadt wird eifrig gearbeitet. (D.P.A.Ztg.)

minder bauökonomiſche Gründe dafür ſprechen , eher eine

freie Stadt Lübeck .

höhere als eine niedrigere Baurate feſtzuſtellen , hat doch das Kriegsminiſterium , in Rückſicht auf die finanziellen Verhältniſſe, ſich damit begnügt, die dießjährige Baurate auf nur 275,000 Thlr. feſtzuſtellen. ( N. Þr. 3tg.)

Lübe € , 14. April. Durch Rath - und Bürgerbeſchluß

Großbritannien.

vom 12. d . iſt nunmehr die Stellvertretung im Mi litārdienſte bis zum Erlaſſe eines allgemeinen Bundesa

das und An= wieder eingeführt geſeßes über die Wehrpflicht Militärbepartement wieder ermächtigt worden , die ſchaffung von Stellvertretern , auch für die ſchon jeßt im Dienſte ſtehenden Altersklaſſen zuübernehmen .Die dafür einzuzahlend e Summe iſt für die Altersklaſſe 1829auf

(5) Das Journal Critic ſagt über das von Stocqueler

publicirte Wert „ The british officer “, deſſen Erſcheinen wirin dem Jahrgange 1850, Nr. 129' dieſer Blätter als nahe bevorſtehendangekündigt haben : Ein jedem Offizier nothwendiges ' Handbuch ; er tann ohne dasſelbe ſeine

400 Mart, für Dienſtpflichtige aus 1828 auf 300 Mart Pflichten nur mit Schwierigkeiten kennen lernen und wird und für ſolche aus 1827 auf 200 Mart feſtgeſeßt. (N. Pr. 3tg.) Preußen .

dasſelbe zum ſteten Nachſchlagen fortwährend zur Hand baben müſſen.

Die Naval and military Gazette äußert

fich über die Publication wie folgt : Eine ſehr nüßliche Compilation , deren Correctheit wir verbürgen können . Sie hilft cinem oft erkannten Mangel ab und gereicht bem Verfaſſer zum großen Robe.

Pojen, 6. April. Der im Jahre 1828 begonnene Bau der Feſtung iſt nun ſo weit vorgeſchritten , daß der Plaß bri Anwendung proviſoriſcher Ergänzungen und Armirungen gegen jede Art des Angriffs vertheidigung8 fähig erachtet werden kann .

Durd Cabinetsordre vom

14. März 1814 wurde zur Vollendung des Baues eine Summe von 2,600,000 Chlr. bewilligt und ſollte derſelbe hiernach im Jahre 1853–54 zum Abſchluß kommen , wo

bei die regelmäßige Gewährung einer jährlichen Baurate von 300,000 Thlr. borausgeſeßt war.

Zur Geſchichte der badiſchen Revolution..*) Unter dieſer Ueberſchrift werdenin den Beilagen Num mer 66 und 67 der Augeburger Allgemeinen Zeitung vom

G8 find jedoch

hierauf bis Ende im Ganzen nur 1,578,000 Thlr. gewährt worden , 1850 und werden einſchließlich der für die nothwendige Erwerbung mehrerer Gebäube geleiſteten Vor

fdüfle noch 1,128,500 Thlr. zu bewilligen ſein. Dbgleich in Poſen mtt umfichtiger Dekonomie gebaut wird , dürfte

*) Dieſe berichtigende Darftellung war der Redaction der Augsburger allgemeinen Zeitung zugeſendet worden . Da

fie aber in dieſem Blatte nur theilweiſe eine Stelle gefunden bat , ſo wird fie bier pouftändig mitgetheilt. Der Einſender.

403 7. und 8. März d. J. Bruchstücke aus Häuser's Schrift über die badische Revolution vom Jahre 1849 gegeben, und es sind hierzu Abschnitte gewählt, welche das Ver= halten der Nachbarländer Bayern , Württemberg , Groß herzogthum Hessen stellenweise scharf kritisiren. Wenn es bisher nicht in unserer Absicht lag , einzelne Stellen obiger Schrift näher zu beleuchten und hierdurch die Schwierigkeit einer contemporären Geschichtschreibung besonders für den Fall nachzuweisen , wenn nicht sämmt liche officielle Belege dem Verfasser zu Gebote stehen, so war dieß in der Annahme begründet , daß den Lesern die ses Werkes auch andere Schriften nicht fremd bleiben würden , worin die in dem ersteren befindlichen Unrichtig kelten oder Grethümer bereits widerlegt seien oder noch beleuchtet werden möchten. Die Sachlage ändert sich , da Bruchstücke dieses Wer tes dem ausgebreiteten Leserkreis der Augsburger Allge meinen Zeitung vorgeführt werden und in diesen Bruch stücken Angriffe in obigem Sinne enthalten sind. Beilage 67 enthält zwei Stellen , welche sich auf den Zug des badischen Generals Hoffmann mit 16 Kanonen 2c. gegen den Neckar, und auf Maßregeln des Großherzogthums Heffen in jenen Tagen beziehen , wie folgt: „ Der Versuch, weiter abwärts (von Ladenburg), wo der Strom sehr seicht war und eine vollkommene Furth bot, durchzuziehen , ward nicht gemacht oder als bedenklich verworfen. Zu beklagen war es in jedem Falle, daß von hessischer Seite nichts geschah, den Uebergang zu decken ; wenige Stunden vom Neckar, in Heppenheim , standen ruhig hessische Trup= pen , deren Annäherung dem badischen General hin reichende Sicherheit und Zeit gegeben hätte, die Brücke gangbar zu machen." Sodann weiter unten : „Die Ausbreitung des revolutionären Elementes und die trostlose Ohnmacht der kleinstaatlichen Re gierungen war hier recht sichtbar geworden. Mit 16 nonen und einigen 100 Mann Reiterci suchte der General in den deutschen Nachbarländern Schuß ; in Bayern wies man ihn zurück, in Hessen that man nichts, seinen Uebergang zu erleichtern , in Württem= berg ließ man die Gränze verlegen und die Wehr losen von revolutionären Freischaaren überfallen."

Stellen wir, zur Beleuchtung der Maßregeln im Groß herzogthum Hessen , zunächst die Frage : Was that man von badischer Seite, was that General Hoffmann , um in dem Neckarübergang durch hessische Truppen unterstüßt werden zu können ? Die abschreckenden Ereignisse des 11 . und 12. Mai in Rastatt, die unsinnigen Forderungen der am 13. bei Offenburg versammelten Massen, die Volks und Militäremeuten dieses Tages in den verschiedensten Gegenden Badens , besonders in der Residenz selbst, wo das traurige Schauspiel eines Kampfes treugebliebener Bürgerwehr gegen meuterisches Gesindel aufgelöster Regi menter und Corps geboten wurde, hatte die Flucht des Regenten am 14. früh, unter militärischem Schuße, zur ― Folge. Man wandte sich den 14. nach dem Brücken kopf von Germersheim, brachte die großherzogliche Familie in Sicherheit, zog aber vor, die Geschüße der Festung

404 nicht zu überlassen, sondern sie mit Mannschaft über den Neckar nach Frankfurt zu führen. Den 15. Mai, nach einer langen Verzögerung , marschiṛte General Hoffmann von dem Rhein gegen den Neckar ab und traf gegenüber Ladenburg des Abends ein , obgleich die Schwierigkeit des Passirens der noch unvollendeten Bahnbrücke mit Fuhr werk demselben vorgestellt und von der Möglichkeit des Passirens einer Furth weiter abwärts gesprochen war. Wenn es fest im Plan lag, die Geschüße über die badiſch hessische Gränze zu schaffen, so könnte man fragen , ob sich General Hoffmann nach den Erlebnissen der lezten Tage stark genug fühlen durfte, den unterwühlten Neckargegenden Troß zu bieten und ohne frembe Hülfe Frankfurt zu erreichen. Hätte General Hoffmann im Laufe des 15. nach Darmstadt oder nach Frankfurt melden lassen , daß er mit seinem Anhange zu dieser oder jener Zeit am Neckar einzutreffen und diesen , unter dem Schuße der zu leistenden Hülfe , zu pafsiren gedenke, so wäre wohl den großherzoglich hessischen Truppen die Ehre zu Theil geworden , den treuen Rest badischen Militäre nöthigen= falls_herauszuhauen. Wenn hingegen im Laufe des 15. Mat von Seiten des Generals Hoffmann Offiziere nach Mannheim entfendet werden , um die Besagung da= selbst zu einer aufnehmenden Stellung auf dem linken Neckarufer zu vermögen , und wenn dieſe Offiziere — nach= dem auch dort die Revolution Boden gewonnen hatte nun, wie versichert wurde , auf eigene Verantwortung weiter eilen, mit dem ersten Main-Neckar-Bahnzuge in Darm stadt eintreffen , und wenn daselbst um 81 Uhr früh einer derselben höchsten Orts meldet , daß sehr wahrscheinlich General Hoffmann mit 16 Geschüßen zc. am Neckar stehe und nicht herüber könne, wie jedoch auch die Möglichkeit vorliege, daß derselbe eine andere Richtung bereits ein geschlagen habe ; wenn demnach um 81 Uhr den 16. früh zu Darmstadt und um 91 Uhr desselben Morgens zu Frankfurt die erste Nachricht von der Anwesenheit des Generals Hoffmann am Neckar eingetroffen ist, so konnte hessischerseits nicht das Entfernteste zur Deckung des Ueber gangs geschehen , da ― wie sich später festgestellt hat General Hoffmann bereits den 16. früh Edingen am Neckar verließ, um sich bei Nußloch in das Gebirge zu werfen und die württembergische Gränze im Eilmarsche zu errei= chen . - So wenig wie in Darmstadt , hatte man zu Heppenheim in der Mitte zwischen Darmstadt und Ladenburg gelegen und auf der Eisenbahn von Darmstadt aus in einer Stunde zu erreichen ――― Kunde von dem An marsche der badischen Geschüße ; es konnte deßhalb von dem einen hessischen Bataillon , welches (5–600 Mann stark) den 14. Mai nach Heppenheim und Bensheim zur Stüße dortiger Behörden und Niederhaltung unruhiger Köpfe gelegt worden war, eine Unterstüßung des nicht gekannten Marsches und profectirten Flußübergangs der badischen Geschüße eben so wenig erfolgen. Was, bei zeitiger Benachrichtigung in Frankfurt oder Darmstadt , zur Aufnahme des Generals Hoffmanns hätte geschehen können und sicher von hessischer Seite geschehen wäre, beweist die Ausführung der am 16. Mai um die Mittagszeit an die hessische Regierung erfolgten Auffor derung, umgehend Truppen au die badisch - hefſiſche Gränze zu schieben , diese schüßend zu beseßen und wenn äußerst

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möglich - den badischen General Hoffmann mit seinem Anhange herauszuhauen. Desselben Lages Nachmittags 5 Uhr war das zweite hessische Infanterieregiment an der Gränze vereinigt, zwischen 7 und 8 Uhr Übends trafen 3 Geschüße und eine Schwadron ebenda ein und den 17. in aller Frühe waren weiter drei Infanterieregimenter (darunter ein combinirtes königl. württembergisches ) an der Gränze placirt , von denen Theile in dem 6 Stunden nördlich von Frankfurt gelegenen Friedberg in Garnison standen und den Mainfluß marschirend erreichen mußten. Denken wir uns von badischer Seite den Anstoß zu dieser raschen Concentrirung um 24 , selbst um 18 Stunden früher erfolgt, jo war General Hoffmann sicher gerettets so aber traf den mit dem 2. Infanterieregiment an die Gränze abgegangenen commandirenden General schon zu Heppenheim die fast zuverlässige Kunde, daß General Hoffmann bereits seit 10-12 Stunden den Neckar ver laffen und wohl schon das Gebirge erreicht habe. - Mit dieser Kunde wurde die Hoffnung , die badischen Geschüße

des südlichen Odenwaldes dem Feinde zugeführt , der der Ausbreitung des Gegners längs des Rheines bis gegen Gernsheim kein Hemmniß entgegengeseßt hätte ? Rein strategische und taktische Normen laffen sich fener Zeit der Begriffsverwirrung und der Lösung aller gesetzlichen Bande nicht anschmiegen ; der Feind war nicht blos uns gegen= über, er lauerte in jedem Winkel verborgen , er wäre aus dem Boden massenweise erstanden , wenn nicht die Truppen diese Winkel erforscht und sich an jeder gefährdeten Stelle drohend gezeigt hätten. Mehr als in anderen Fällen möchte hier der Erfolg für die That sprechen. In den Tagen vom 16. bis Ende Mai 1849 gaben der blutige Zusammenstoß bei Oberlandenbach und das Gefecht von Hemsbach den hessischen Truppen Anlaß, mit Waffengewalt innere und äußere Feinde zu bekämpfen und die rüdwärts gelegenen Städte und Länder vor den Zu ständen gleich den badischen zu bewahren. Den 23. Mai waren bereits bei einer zu Michelstadt im Odenwalde abgehaltenen Volksversammlung , welche die

aufzunehmen, vernichtet , und es war der Marsch der rasch zusammengezogenen hessischen Truppen in den nach Süden Offenburger Beschlüsse im Auge hatte , Versuche zur Ver= ausspringenden Theil des Großherzogthums Hessen, nach führung des hessischen Militärs an der festen Treue und dem ruhigen Ernste eines die Versammlung beobachtenden dem 2 Stunden von Ladenburg gelegenen Virnheim , nur Detachements der drei Waffen gescheitert. in der Möglichkeit begründet, daß General Hoffmann durch Den 24. Mai besiegelte bei Oberlaudenbach ein ande unglückliche Zufälle hätte vermocht werden können , an den Neckar zurückzukehren, nicht aber konnte und durfte es die rer Theil des hefſiſchen Militärs den seinem Kriegsherrn -Absicht sein nachdem die Hoffnung auf Rettung der geleisteten Eid der Treue durch das Blut von mehr als badischen Geschüße nun vollends entschwunden war , 30 Rebellen und überzeugte die verblendeten Meuterer des mit den hier vereinigten Truppen auf badisches Gebiet zu Nachbarstammes und die Verführten des eigenen Landes, rücken und sich an einem Fluffe zu engagiren, deffen beide wessen sie sich von Seiten des Militärs zu gewärtigen Städte (Heidelberg und Mannheim) der Herd der Revo haben , was auf die Künste und Kniffe der Volksverführer lution waren und von Freischaaren und treulofem Militär zu geben ist , welche auch in der hessischen Armeediviſion Broßten. Denn war man einmal an den Neckar engagirt, Einverständnisse mit Baden und der Pfalz angeknüpft so galt es, sich zu behaupten ; ein Schritt rückwärts hätte glaubten und Bataillone , Compagnieen bezeichneten , auf den Damm gefährdet , den die hessischen Truppen im Ver die sie zuverlässig hofften zählen zu können. ein mit einem königl . württembergischen Infanterieregiment Den 30. Mai endlich war einem Theil der hessischen und einem herzogl. nassauischen Bataillon der Revolution Truppen beschieden , den äußeren Feind weit hinter die in gesezt und 14 Tage lang , ohne weitere Hülfe, mit Auf frecher Anmaßung überschrittene Landesgränze blutig zu= opferung aller Kräfte zu erhalten das Glück hatte. rückzuwerfen. Es ist hier nicht unsere Absicht , Details Leztere Ansicht ist nicht nur die unsrige; es ist ihr von über den Angriff auf Worms und das Gefecht von Hems keiner authentischen Seite bis jezt entgegengetreten worden bach (30. Mai) zu geben, doch sei uns vergönnt , einiges und auch die Häuſer'sche Schrift sezt mehrfach auseinan= hierauf Bezügliche mitzutheilen , da die in der Augsburger der, wie es zwar im Bereiche der Möglichkeit gelegen Allgemeinen Zeitung gegebenen Abrisse zum Lesen des hätte, mit wenigen Bataillonen in den ersten Tagen der ganzen Häuser'schen Werkes Anlaß geben könnten und Revolution die Gränzpläße zu nehmen und durch Anschluß Lezteres Worte enthält , welche - sich auf die Operatio= der noch nicht ganz verlorenen badischen Soldaten einen nen des 29. und 30. Mat beziehend ― das hessische In= Rückschlag hervorzurufen , wie hingegen auch dieser Schlag tereffe wesentlich berühren. mißlingen und die Revolution sich dann ungedämmt über Die betreffenden Worte nennen die am 29. Mai er= einen beträchtlichen Theil Deutschlands ergießen konnte. Die Aufgabe der Truppen an der badisch - hessischen folgte Expedition nach Worms " eine durchaus un " Gränze war, jedem Versuch , die Revolution auf heffisches fruchtbare " und sagen weiter: es war richtig , wenn General Peucker sie (nämlich die Affaire von Heppen Gebiet zu wälzen , die Stirne zu bieten und die, wegen des Marsches von General Hoffmann gegen den Neckar heim oder Hemsbach, den 30. Mai) als einen Ueber gleich anfangs nothwendig gewordene Stellung an der fall des Hauptquartiers bezeichnete. Worms , die Garnison des in jener Zeit unweit dieſer Gränze nicht mehr aufzugeben ; der Rückmarsch in eine, wenn auch günstigere Stellung war ein Aufgeben der süd Stadt auf dem rechten Rheinufer in Cantonnirung Jie lichen Theile des Großherzogthums , war eine der Partei genden 3. hessischen Infanterieregiments , war seit dem des Umsturzes gemachte und deren moralische Kraft hebende 25. Mai Nachmittags in den Händen von Freischaaren, und insurgirtem bayerischem Militär; der schändlichste Ter Concession. Wer vermag die Tragweite eines Rückmar sches zu bemessen , der die meist unterwühlten Gegenden rorismus wurde daselbst geübt , Familien von Offizieren

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mußten flüchten , Kasernen wurden geplündert , Theile der geringen Depotmannschaft zu einer schmählichen Eides leistung durch Drohungen jeder Art gezwungen und Offi ziere zur eiligen Flucht genöthigt. Während dieß in Worms sich ereignete und von dort eine stete Beunruhi gung des hessischen rechten Flügels ausging , welche fast fämmtliche Truppen in anstrengender Thätigkeit erhielt, mehrten sich gleichzeitig die Anzeigen, oaß in der Kürze längs der Bergstraße ein Angriff von badischer Seite er folgen werde. Von zwei Richtungen stets bedroht , galt es, sich nach der einen Ruhe zu schaffen , um nach der anderen kräftiger auftreten zu können ; es galt, durch einen Ausfall nach der rechten Seite die Erleichterung in der steten Truppenbereitschaft zu erwirken , welche zur Selbst erhaltung des Corps nöthig war. Ist eine Expedition unfruchtbar zu nennen , welche dem geseglosen Treiben und dem Umsichgreifen der die Sicher heit der rechten Flanke unserer Truppenstellung bedrohen den Geseglosigkeit entschieden und überraschend in Worms entgegen trat , welche Rheinhessen von diesen Freischaaren befreite, welche den feindlichen linken Flügel bei dem in Aussicht stehenden Vormarsch auf das Großherzogthum paralysirte und den gleichzeitigen Angriff auf Heppenheim und die Stationen längs des Rheines vereitelte; ist es unfruchtbar oder bedenklich zu nennen , wenn am Tage des Gefechts von Hemsbach ein hessisches Bataillon Worms besezt hielt und unsere rechte Flanke deckte , ohne den Stationen der ersten Linie unserer Stellung längs der Bergstraße entzogen worden zu sein ? Freilich hätten noch Erfolge anderer Art erzielt werden können und müssen, wenn die von Darmstadt entſendete Colonne zu der von dem Truppencommando an der Gränze bestimmten und erwarteten Zeit auf dem linken Rheinufer vor Worms eingetroffen wäre; Zufälle verschiedener Art traten hin dernd in den Weg und machten es den Schaaren eines Blenker möglich , über die Gränze zu entkommen . Wie kann nach Darlegung dieser Verhältnisse, selbst mit Rück ficht auf den einen nicht erreichten Zweck, die ganze Er pedition eine durchaus verfehlte genannt werden? Den 30. Mai Abends schlugen sich badisches Militär und Freischaaren mit hessischen Truppen bei Hemsbach ; das Gefecht begann Nachmittags 3 ; Uhr mit dem Ein bruch badischer Insurgenten in's hessische Gebiet und wird hierzu in der Häuser'schen Schrift bemerkt , daß es richtig war, wenn General Peucker ihn als einen Ueberfall des Hauptquartiers bezeichnete. Diese Bezeichnung, jedoch in anderen Ausdrücken , erfolgte allerdings von Seiten des Generals Peucker am 1. Juni, also noch nicht zwei Tage nach dem Gefechte , bis zu welcher Zeit es dem Truppen commando an der Gränze nicht möglich gewesen war, de= taillirte Berichtserstattungen über das Gefecht von Hems bach einzusenden. Spätere Eingaben an das General commando haben die Ereignisse jener ersten Zeit zur Genüge festgestellt, und es wäre dem Herrn Verfaſſer des mehrerwähnten Buches gewiß von Interesse gewesen , aus derselben verbürgten Quelle und aus den Correspondenzen der Führer weitere Mittheilungen über die militärischen

Verhältnisse zu erhalten , die gerade diesen Punct_in_an= derem Licht erscheinen lassen. Namentlich würde Herr Häuser über die später gefaßte Ansicht des Generals Beucker durch einen Erlaß desselben vom 3. August 1849 belehrt worden sein , welcher sich dahin ausspricht , daß Seitens des Divisionscommandos an der Gränze auf den Grund der über die Bewegungen des Feindes erhaltenen Nachrichten unverzüglich die zur Begegnung derselben nöthigen Anordnungen getroffen worden sind , und der Zusammenstoß mit dem Feinde mit den bereits in der Nacht zusammengezogenen und gegen den Feind vormar= schirenden Truppen stattgefunden hat. Das General= commando nimmt in diesem Schreiben Anlaß, zur Ver= meidung jeder weiteren Mißdeutung , die deßfallsige bereits früher gemachte mündliche Aeußerung bestätigend anzu erkennen, daß eine Ueberraschung des Hauptquartiers nicht stattgefunden habe, was übrigens auch durch die Eingangs gedachte Aeußerung des Generalcommandos in keiner Weiſe hat behauptet und wogegen damit nur hat ausgedrückt werden sollen , daß die Disposition des Feindes auf eine Ueberraschung des Hauptquartiers gerichtet gewesen sei, weil leßteres stark exponirt gelegen habe. Das Truppencommando an der Gränze wurde den 29. Mat Abends 10 Uhr durch Kundschafter und zuver= lässige Leute in Kenntniß gesezt, daß noch in dieser Nacht ein Anmarsch der Insurgenten auf unsere Stellung erfolge. Bereits um 11 Uhr - also volle 17 Stunden vor dem Anrücken des Feindes gegen die Gränze — ergingen Be= fehle zur Bereithaltung oder zum Anmarsch der rück- und feitwärts des Hauptquartiers Heppenheim stationirten Truppentheile. Es wurden in derselben Nacht von der Bahn ab- und weiter rückwärts gelegene Orte von Trup pen evacuirt, man zog dieſe theils nach Heppenheim, theils vereinigte man sie an Stationsorten der Eisenbahn, um sie rasch heranführen zu können ; man placirte Geſchüße an den Südausgängen von Heppenheim und ließ jeder Des Compagnie ihre Stellung zum Gefecht anweisen. Nachts wurde von badischer Seite nicht angegriffen ; eben so wenig den 30. Morgens , wo man sich veranlaßt ſah, einen Theil der bis jezt unter Waffen gestandenen Sta= tionstruppen in Scheuern , größere Räume oder Quartiere zu entlassen, um der Mannschaft einige Erleichterung zu verschaffen. Erst Nachmittags 3; Uhr erfolgte der An marsch insurgirter Truppen und das Anreiten badischer Schwadronen gegen die hessische , auf und längs Chauffee und Eisenbahn dem Feind entgegenrückende Colonne. Der erste Gefechtsmoment war ein wildes Davonjagen der badischen Dragoner und ein Ueberreiten eines Theils der eigenen Jufanterie; er entsprach dem Schlusse des Tages, welcher -- nach einem hartnäckigen Kampfe um den Besit ---von Hemsbach der großherzoglich hessischen Armeedivi fton 2 Offiziere und 7 Mann todt, 1 Offizier und 42 Unteroffiziere und Soldaten verwundet kostete, jedoch mit der vollständigen Flucht der Insurgenten schloß. Vorstehende Thatsachen dürften genügen , den Charakter der Einleitung des Gefechts bet Hemsbach hinlänglich festgestellt zu haben.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 3.

Mai

N 53.

185 1 .

3

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tahad maapeals 1 T.

ដោយ ec

Allgemeine Militár : Zeitung. o

frankreich .

Feinde dienen , weil es uns erlaubt, auf den bedrohten Punct in einigen Tagen mächtige Widerſtandsmittel zu

" Auf einen vom Kriegsminiſter unter dem 24. März (**) geſtellten und von Seiten des Präſidenten genehmigten Antrag iſt, unter dem Vorfiße des Gencralo Dudinot de Reggio , eine aus Offizieren verſdiedener Waffengattungen und Eiſenbahningenieuren gebildete Commiſſion beauft tragt worden, Vorſchläge bezüglich der Regelung des Transports von Truppen und Kriegsmates

bringen. Die Eiſenbahnen werden ebenfalls erlauben , ſchnell auf irgend einem Punct des Territoriums hinret chende Kräfte zu concentriren, um einen Aufſtandsverſuch zu verhindern oder zu unterdrücen. Auf dieſe Art macht das Intereſſe unſerer Macht gegen das Ausland und das unſerer Sicherheit im Jnneren es zu unſerer Pflicht, im voraus die Mittel zu ordnen und zu ſtudiren, welche die

rial auf Eiſenbahnen zu machen. Der in mehrfacher Giſenbahnen zum Transport der Truppen und des Kriego= Beziehung intereſſante Bericht des franzöſiſchen Kriegse= materiale darbieten ." miniſters lautet folgendermaßen :

„Die Eiſenbahnen , welche gegenwärtig Frankreich und

„ Aufmehreren unſerer Eiſenbahnen haben bereits günſtig ausgefallene Verſuche mit dem Transport von Infanterte

bte metſten europäiſchen Staaten durchſchneiden, werden ſtattgefunden, wobei man indeſſen nur die gewöhnlichen, zum nothwendigerweiſe die Bedingungen des erſten Krieges, der ' in Guropa ausbrechen wird, ändern , und es ift zu befürchten , daß durch dieſe Veränderungen eine

Transport der Reiſenden dienenden Mittel benußt hat. Der Transport von zwei Escadronen Lanziere von Valenciennes nach Tours hat auch die Möglichkeit dargethan , die Reiteret

Berminderung der relativen Macht Frankreichs hervor:

jonell ſchnell mit Giſenbahnen befördern zu können . Aber es iſt gerufen wird , indem der Kriegsſchauplaß ſeinem Ge- fein Zweifel, daß namentlich in leşterer Hinſicht das zum

biet näher rüdt.

Die Geſchichte hat bewieſen , daß

Transport der Thiere beſtimmte Material noch mancherlei

die Unabhängigkeit Frankreich nur durch die Coalic bemerkenswerther Verbeſſerungen fähig iſt. Eine mit der tton des größten Theils der europäiſchen Mächte ernſtlich Frage des Transports der Reiterei auf Eiſenbahnen bes bedroht werden kann. Es iſt indeffen ſehr ſchwer, Coalis auftragte Specialcommiſſion hat auch bereits in einem an tionen zu bilden ; fie dauern nicht lange , benn die ver- ben Kriegsminiſterunter dem 30. Juni 1847 eingegebenen Ichiedenen und oft entgegengeſeßten Glemente, aus denen Bericht die in der Beziehung am Material anzubringenden fte beſtehen , ſuchen ſich immer wieder aufzulöſen. Die Veränderungen und Verbeſſerungen bezeichnet. Zweihun Gefahr , welche ſie für unſere Sicherheit baben , kann bert Waggons der Nordeiſenbahn wurden auch nach den daher nach der Schnelligkeit ihrer Operationen gemeſſen Angaben dieſer Commiſſion theils modificirt, theils neu

werden. Aus dieſem Grunde werden ſie die Eiſenbahnen conſtruirt, und es ſcheint von beſonderer Wichtigkeit, am viel gefährlicher machen. Bis jegt haben wir unſere Feinde von den Ufern des Rheins bis zum Niemen aufgeſtellt gefunden und Dank der großen Schnelligkeit der franzö= itſchen Armee, haben wir ſie einzeln erreichen und vernichten können , ehe fie fich vereinigen konnten. Dieſe Uebermacht verſchwindet beute. In einigen Wochen können ſich die Coaliſirten , von den äußerſten Enden Europas koinmend, an ar ben Ufern des Rheins aufſtellen. Wir werden daher

Material'aller Eiſenbahnlinien die vorerwähnten Modifi cationen anzubringen, da die Erfahrung deren vollkomme nen Nußen dargethan hat." ,,Bezüglich des Transports der Artillerie und ihres Materials hat noch fein ordentlicher Verſuch ſtattgefunden. Man begreift indeſſen , von welch außerordentlichem In tereſſe es ſein kann , janell auf irgend einen Punct eine große Anzahl Feld- oder Belagerungsgeſchüße zu vereinigen.

gleich bei Beginn des Krieges an unſeren Gränzen und

Dieſe Frage aber, ſowie diejenige des Transports von

vielleicht auf franzöſiſchem Boden beträchtliche Mäfſen zu Munition und ſonſtigen Kriegsbedürfniſſen muß genau bekämpfen haben , die ihre Verluſte ſehr ſchnell durch neue erprobt werden ." Verſtärkungen erſeßen können .“ „Im Jahre 1847 beſchäftigte ſich die allgemeine Elfen = Wenn jedoch das Bauen von Eiſenbahnen die In-

bahncommiſſion mit der Frage, auf welche Art und Weiſe

paſionskriegé gefährlicher für Frankreich macht, ſo kann

die dem Staat gehörigen Pulvervorräthe transportirtwer :

uns dagegen auch dieſes furchtbare Mittel gegen unſere den ſollten. Ein Reglementoproject wurde von der Como

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Preußen. Köln, 17. April. Die Befestigungsarbeiten werden hier im laufenden Jahre in demselben Maße wie bei anderen Festungen beschränkt werden. Der Kriegs minister hatte anfangs 100,000 Thlr. dafür ausgeworfen, er wird in Berücksichtigung der finanziellen Lage nur 65,000 Thlr. verwenden. Großbritannien . (5) An die Stelle des verstorbenen Generals Parker ist der Oberst Griffith Georg Lewis vom Ingenieurcorps zum Gouverneur der königlichen Militärakademie zu Wool wich ernannt worden. Oberst Lewis dient bereits 40 Jahre, machte den Feldzug in Neapel und Calabrien (1805) mit, war bei der Eroberung von Ischia und Procida (1809) und wohnte der Belagerung des Forts von Santa Maura ( 1810) und dem Feldzuge in Spanien 1813 bei, wo er vor San Sebastian das linke Bein ver lor. Er wurde 1825 Oberstlieutenant und 1841 Oberst.

Literatur. De la guerre en Afrique par le général Yusuf. 2e édition. gr. 8. Paris 1851. Librairie militaire de J. Dumaine. ( 138 u. 8 S.) 3 Fr. Viele unserer Leser werden die Bekanntschaft des Ge nerals Yusuf nicht erst jezt machen , da sein Name so innig in die Geschichte der fortwährenden Kämpfe verwebt ist , welche die französische Occupation von Algier in ihrem Gefolge hatte, daß dieselben nicht wohl erzählt werden können , ohne seiner zu gedenken. Italiener von Geburt und als Kind von tunesischen Corsaren aufgegriffen , ver lebte er seine Jugend bei dem Bei von Tunis und warf

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sich den Franzosen in die Arme, als diese Algier in Be siz nahmen. Hauptmann du Caffe bemerkt von ihm (Spectat. milit. 15. Nov. 1850) , daß nicht leicht seitdem in den drei Provinzen von Algier , Constantine und Oran ein Schuß gefallen sei , wovon er nicht die Kugel habe pfeifen hören. #1Abwechselnd Spahis , Chaffeur d'Afrique, Commandant der irregulären Reiterei , Chef eines der schönsten Regimenter leichter Cavalerie , dann bald Com mandant einer oder mehrerer Colonnen, endlich in gewiffen Fällen Commandant en chef bet schwierigen und wichtigen Expeditionen , hatte Yusuf die beste Gelegenheit , dieſe exceptionelle Kriegsweise zu erlernen . Begabt mit den Eigenschaften eines unerschrockenen Soldaten und intelli genten Chefs , verfehlte er nicht, die Aufmerksamkeit des berühmten Siegers von Jsly auf sich zu ziehen. Für den , welchem der feine und beobachtende Geist , der geübte Scharfblick, die Geschicklichkeit , Gewandtheit und der heiße Muth Yusuf's bekannt ist , hat seine Erhebung zu den ersten Würden unserer braven Armee nichts Ueberraschen= des , und man darf ſagen , daß jeder Grad , den er erhielt, jede Decoration, welche seine Brust ziert, der wohlver= diente Preis eines wichtigen , Frankreich geleisteten Dien= ftes , die Folge einer glänzenden That gewesen ist." Wenn also ausgezeichnete Eigenschaften und gewichtige Thaten auch zu einer gewichtigen Stimme im Rathe das Recht verleihen , so ist es gewiß auf des Verfaffers Sette; daß und wie er davon Gebrauch gemacht, ist eben so ehrenvoll für ihn selbst, als es ersprießlich für das Land sein muß, dem er seine Dienste geweiht hat, vorausgesezt, daß man auch vernünftig genug ist, seinem Rathe nicht blos ein geneigtes Ohr , sondern auch eine thatsächliche Beachtung zu schenken; eine Anerkennung , deren sich be= kannntlich die guten Rathschläge nicht immer zu erfreuen haben. Doch darüber wird die Zukunft richten und das Gute bleibt deßwegen nicht weniger gut , weil es für den Augenblick keine Beachtung findet. Jedenfalls sind wir dem General zu Dank verpflichtet , daß er uns die Re fultate seiner langjährigen Erfahrungen und Beobachtungen nicht vorenthalten hat; denn auch für uns dürften dieselben ein größeres Interesse besißen , als man vielleicht für den Augenblick glauben sollte. Allerdings betrifft die Sache zunächst und hauptsächlich Frankreich; faßt man jedoch die Frage des Fortschrittes und der Verbreitung der europäi= schen Civilisation überhaupt und insbesondere der Kolo nisirung der afrikanischen Nordküste in's Auge ; erwägt man ferner, daß eine selbst directe Betheiligung anderer Völker hieran durchaus nicht in das Reich der Unmöglich keiten gehört ; bedenkt man endlich , daß die Betrachtungen des Verfassers , bei aller speciellen Rücksichtnahme auf die Eigenthümlichkeiten der französischen Kriegführung und der zu befolgenden Politik in Algerien selbst, auch der allge= meinen Beziehungen zu den Lehren der Kriegskunst nicht wenige enthalten, so dürfte die Möglichkeit einer größe= ren Tragweite der vorliegenden Schrift unzweifelhaft er= scheinen . Der Verfasser erfüllt zuerst eine Pflicht der Dankbar= keit, indem er sein Werk der Wittwe des Marschalls Bugeaud dedicirt, dem er , nach seinem eigenen Bekennt= nisse, Alles verdankt , was er als Soldat geworden ist, und welchem er das Buch selbst gewidmet haben würde,

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wenn nicht, wie er sich ausdrückt, der Tod den größten Feldherrn und den größten Bürger Frankreich entrissen hätte. Es ist dieß nicht die erste Huldigung , welche jenem wahrhaft großen Manne auch nach dieser Seite hin von andern ansgezeichneten Männern zu Theil wird ; man ist jedoch fast versucht zu glauben , der schönste Theil seiner Anerkennung beginne erst jezt, nachdem man angefangen hat, die Früchte seines Geistes nugbar zu machen , die freilich wieder in der engsten Verbindung mit den Thaten stehen , welche seinen Rühm zuerst begründe ten. Das Buch selbst zerfällt in 17 nicht numerirte Hauptabſchnitte, von denen der erste (über die Kriegfüh= rung in Afrika ) gewissermaßen als Einleitung dient und die Grundzüge feststellt, welche in den folgenden Abſchnit= ten ihre weitere Ausführung erhalten. Es ist nämlich bekannt, daß ein nicht unbedeutender Theil der französischen Nation die Pfeffersäcke Kaiser Marimilians - schon seit Jahren das Aufgeben der aller= dings bis jest sehr kostspielig gewesenen Eroberung , oder doch wenigstens eine bedeutende Reduction der afrikaniſchen Armee verlangt. Das Eingehen auf die erste dieser For derungen steht bei dem französischen Nationalcharakter nicht wohl zu erwarten ; der Verfasser wendet sich daher haupt sächlich gegen die zweite und gibt zu dem Ende zuerst eine Charakteristik der Araber, von denen er behauptet und nachweist, daß sie nicht sowohl unterworfen , als viel mehr nur durch die Furcht vor den 75,000 französischen Bajonneten niedergehalten wären. Eine Reduction im Sinne jener Partei verlangen , hieße daher zugleich ver langen, das ganze Innere aufzugeben und sich auf die Behauptung des Littorale zu beschränken. Dagegen glaubt er, daß eine allmälige Reduction eintreten könne, wenn man das von ihm vorgeschlagene System adoptire, die Erfahrung mehrerer Jahrhunderte habe nämlich gelehrt, daß alle Erhebungen von dem Süden ausgegangen seien; er will deßhalb diesen erklärten Herd aller Insurrectionen durch mobile Colonnen (5 an der Zahl , jede zu 3000 Mann) durchzogen wiffen , als das beste Mittel, eine In furrection unmöglich zu machen oder doch augenblicklich im Keime zu ersticken, während diese Colonnen zugleich als Avantgarden zu betrachten seien , unter deren Schuß die Colonisation festeren Fuß faffen könne. Jeder der= selben weist er eine bestimmte Zone an , welche sie wäh= rend des Winters zu durchziehen hätte, während zur Zeit der großen Hize alle fünf im Tell ihren Aufenthalt neh men würden. Die erste Colonne würde zwischen Tebessa und der Daſe von Biskara, die zweite zwischen ser und Bouçada , die dritte zwischen Bouçada und Laghouat , die vierte zwischen diesem Orte und Stitten und die fünfte zwischen Stitten und Zebdou operiren ; bei der mittleren Colonne würde sich zugleich das Generalcommando befin den. Bei diesem Systeme hält der Verfasser eine augen

hierzu sich als die besten erwiesen haben. # In solchen Dingen , welche rein durch die Dertlichkeit, sowie durch Sitten , Lebensart und Kampfweise der Bewohner jener Gegenden bedingt sind , steht uns begreiflicherweise tein bestimmtes Urtheil zu und müssen wir hierbei der gereiften Erfahrung des Verfassers , sowie den übrigens äußerst günstigen Beurtheilungen französischer Kritiker, als den competentesten Autoritäten, ein volles Vertrauen schenken. Obgleich nun dieſe ganz eigenthümliche Weise der Krieg= führung die Quinteffenz der geistvollen Erörterungen fast des ganzen Buches bildet , so läßt sich doch Vieles heraus

blickliche Verminderung der Armee von Afrika auf 65,000 Mann und , nach zwei Jahren etwa , unbedenklich auf 50,000 Mann (nämlich 15,000 Mann für die mobilen Colonnen und 35,000 für das Littorale und die Garni sonen der Städte im Inneren) für ausführbar. In den folgenden Kapiteln verbreitet sich der Verfasser über die Art , wie diese Colonnen in Afrika geführt wer den müſſen , und über die Mittel , welche erfahrungsgemäß

finden, was auch für uns manch' nüßlichen Fingerzeig enthält oder, zwar meist bekannte, aber leider noch zu häufig entweder gar nicht, oder höchst mangelhaft befolgte Grundsäße und Lehren uns in das Gedächtniß zurückruft. So z. B. in dem zweiten Abschnitte, welcher von den Obliegenheiten der Colonnecommandanten handelt ( S. 12). „ Es hat," so heißt es dort, sich öfters ereignet, daß im Augenblick, da aus dem Lager aufgebrochen werden sollte und der Soldat zum Abmarsche bereit stand , eine plötzliche Ordre denselben fiftirte und die Colonne unbeweglich ver harrte, die Fußtruppen Tornister und Gewehr auf dem Rücken , die Pferde gesattelt und gezäumt u . f. w." Wem fallen hierbei nicht Analogieen die Menge ein , die eben so in der Unbestimmtheit und Unsicherheit der Befehlfüh= rung ihre traurige Ursache hatten, als die Fälle , welche Uebrigens enthält hierbei dem Verfaffer vorſchwebten. dieser zweite Abschnitt noch manche goldene Lehre für alle Colonnencommandanten überhaupt, und was er weiter über die Nachtheile der Haft und Uebereilung , über die Ernährung der Truppen, über Terrainaufnahmen u. f. w. sagt , dürfte auch für uns in vielen Beziehungen zum Nach denken auffordern. Dasselbe gilt von dem, was in dem folgenden Abschnitte (Marsch einer Colonne) über den Abmarsch, resp. den ersten Tagemarsch bemerkt wird, und selbst aus dem beinahe nur für die dortigen Verhältnisse geltenden weiteren Inhalte dieses Abschnittes (Marsch in drei Colonnen , Passirung von Hindernissen und Defileen, Flankeurs und Märsche während des Sommers) ließe sich nicht Weniges zwischen den Zeilen lesen. Der vierte Hauptabschnitt verbreitet sich sehr ausführ= lich über die Einrichtung des Bivouaks (immer im Car ree) und das dabei zu beobachtende Verfahren , das Aus sehen der Feldwachen und vorgeschobenen Posten und das Aufbrechen aus dem Bivouak. Es müssen übrigens früher vielfach auch dort sehr arge Verstöße gegen die vornehm = sten allgemeinen Regeln und Grundsäge vorgekommen sein, wenn der Verfasser für nöthig erachtet , gleich von vorn= herein zu bemerken : „Der Commandant einer Colonne muß es seine angelegentlichste Sorge sein lassen , seinen Bivouak wohl einzurichten ; derselbe ist ein Ort der Ruhe für die durch den Marsch ermüdeten Soldaten , es ist also sehr nöthig , daß der Plaz passend gewählt sei." Und dann weiter: Alle Pläße , welche die Truppen einzunehmen haben, müssen im voraus bestimmt sein , damit sie sich, ohne einen Augenblick zu verlieren , dahin begeben können. Ich habe sie mitunter ganze Stunden mit dem Tornister auf dem Rücken warten sehen, bis ihre Pläße bezeichnet waren, so daß man öfters von der Nacht überrascht wurde und die Soldaten weder Holz noch Wasser sich verſchaffen

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konnten, ihre Suppe zu bereiten. Zu anderen Zeiten, nachdem ihre Pläße bereits bestimmt waren , deplacirte man fie wieder unter dem Vorwande, die Alignements zu ver ändern z .“ Hinsichtlich dessen, was über das Aufstellen der Feldwachen und Vorposten gesagt wird , geben wir zu bedenken , ob nicht , namentlich einem kühnen , gewandten und unternehmenden Feinde gegenüber, davon auch Man ches für uns zu adoptiren set. Die Vorpostenabtheilungen (he ein Corporal und vier Mann) will er während der --Nacht auf sehr große Distanzen (800 1000 Schritte) vorgeschoben wissen , damit die Feldwachen noch zeitig ge nug die Waffen ergreifen können. Es ist ," so fährt er dann fort, eine große Unklugheit , sie nahe heranzuziehen und gewissermaßen bei der Hand haben zu wollen ;. eines Nachts im Lager der Telluinet, Provinz Oran, for cirten die Araber , ohne zeitig bemerkt worden zu sein, so plöglich unsere Linien , daß man den Marschall Bugeaub selbst die Soldaten wecken und zu den Waffen treiben sah, indem er unsere schlaftrunkenen und von Fatiguen erſchöpf= ten Infanteristen an den Schultern rüttelte. Von jenem Lage datirte es sich , daß der Marschall einſah, wie nüß lich es sei, die Vorposten auf eine große Distanz vorzu schieben." Die beiden folgenden Abschnitte (Marsch ohne Tor nister und mit erleichterter Cavalerie, und Recognoscirun gen) sind zwar fast durchweg, wenn man so sagen darf, afrikanisch gehalten; indeſſen dürfte sich vielleicht auch aus ihnen Einiges in das Europäische übersehen lassen , wie 3. B. „hier darf man sich nur vom Terrain inspiriren laffen und einzig darauf denken , seinen Feind kennen zu lernen ; jeder intelligente Offizier wird in einer Campagne mehr lernen, als durch alle Garniſonsmanöver und aus allen Büchern der Welt" oder „ich bemerke wiederholt, den Liſten der Araber muß man die nämlichen Listen ent gegenseßen“ und „ die gelehrteste Theorie ist ohne Aufhören im Nachtheil, die Praxis ist Alles" und dergleichen mehr. In dem folgenden Abschnitte (Obliegenheiten des Com mandandanten der Cavalerie) erörtert der Verfasser die dort ganz abweichende Verwendungs- und Behandlungs weise der Cavalerie. Auch hier gibt es übrigens Analo gieen die Menge. Bezüglich des öfters für die Verthei= bigung isolirter Abtheilungen nöthig werdenden Abfizens und Kämpfens zu Fuß wird beispielsweise angeführt , wie der damalige Hauptmann , nunmehrige Oberst Favas durch dieses Manöver seine Escadron rettete, als er 1844 durch sehr überlegene Streitkräfte am Marabout von Sidi Rached angegriffen wurde , wo er sich sechs Stunden lang gegen 800 Mann reguläre Cavalerie des Emirs verthei= bigte. Obgleich alle Offiziere und 42 Mann außer Ge fecht gesezt waren, so gelang es dem Feinde doch nicht, sie zu überwinden. Durch dasselbe Verfahren hielt sich der Hauptmann Piat mit seiner Escadron gegen 2000 Kabylen, bis ihn der Herzog von Aumale degagirte. Die Vorschriften , welche der nun folgende Abschnitt über das Verfahren und Verhalten bei Nachtmärschen gibt, find so durchaus praktiſcher Natur, daß sie, obgleich natürlich wieder in den meisten Beziehungen auf die dor tige Kriegführung anwendbar oder durch sie geboten , auch

sonst nicht ohne Nußen studirt werden und wenigstens theilweise Beachtung verdienen dürften. Nicht minder

***

empfehlenswerth ist das kurze Kapitel über die Obliegen heiten des Commandanten der Infanterie bei der Arriere= garde. Die noch übrigen Abschnitte behandeln die feiner Zeit viel besprochenen , hart angegriffenen , aber sicher durch eine, wenn auch grausame Nothwendigkeit gebotenen Raz zias, den Angriff eines feindlichen Lagers zur Nachtzeit, den nächtlichen Angriff der Araber auf ein französisches Lager , die Unterwerfungen , Transportmittel (wie es scheint noch immer eine große Schattenseite der dortigen Zustände), die Goum's , d. i . die Hülfstruppen der Eingeborenen (nur irregulare Cavalerie), von denen der Verfasser bei= läufig gesagt nicht viel hält , ferner die aus anderen Wer ken (Decker u. a. ) schon bekannten arabiſchen Bureaus und endlich die Beschreibung des Landes , welches in dieſen Tagen wieder unsere Aufmerksamkeit in Anspruch genom = men hat und in Kurzem der Schauplah neuer Kämpfe sein wird , nämlich Kabyliens . Schon dieses Umstandes wegen hätte das Buch für uns zu keiner gelegeneren Zeit kommen können , da in dieſem lezten - von dem Verfasser selbst nur als Anhang betrachteten - Kapitel nicht nur die Frage von der Nothwendigkeit der Besißnahme jenes seither noch jungfräulichen Gebirgslandes gründlich erör= tert und beleuchtet , sondern auch zugleich eine erschöpfende Charakteristik des Landes und seiner Bewohner gegeben wird. Da wir uns übrigens hier nicht weiter damit be= schäftigen können, so gedenken wir in einem besonderen Artikel, wenn nicht eine vollſtändige Ueberſegung , so doch das Interessanteste und Wissenswertheste daraus mitzu theilen. Wir glauben diese Anzeige nicht besser schließen zu können , als indem wir noch eine Stelle aus der bereits oben erwähnten Anzeige des Buches durch Hauptmann du Caffe im Spectateur militaire mittheilen , welche viel leicht am besten den Geist der Aufnahme bezeichnet , wel chen dasselbe in der französischen Armee gefunden hat. Unseres Erachtens ," so sagt er, ist dieses Werk instructiv für Militärs aller Grade in der Armee von Afrika und unerläßlich für solche , welche , ohne vorher ihren Degen gezogen zu haben, sich dahin begeben müssen oder zu einer richtigen Würdigung der Expeditionen unserer Armee ge= langen wollen. Wir fügen hinzu , daß dieses kleine Buch, dessen Styl zuweilen uncorrect, aber immer glänzend und leicht ist, über fast alle Specialwerke, die sich auf die Kriegskunst beziehen , den immensen Vortheil besißt, daß es auch von nicht der Armee angehörigen Personen gelesen werden kann. Wenn wir etwas an dem Verfasser aus zusehen hätten, so wäre es , daß er sich zu sehr der Bei spiele aus seinem eigenen Kriegerleben enthalten hat. Bescheidenheit ist in diesem Falle keine Tugend und wir glauben, daß das Werk des Generals Yusuf noch an Interesse gewonnen hätte, wenn nach jedem Grundſage, nach jeder Regel der Autor einen Zug , eine That der angezeigten Quelle entnommen hätte. Für den General Yusuf eine leichte Sache." Druck und sonstige Ausstattung sind brillant zu nennen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 6.

Mai

N 54.

1851.

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Allgemeine Militár Zeitung. Oeſterreichiſche Monarchie.

tillerieregiment, nach dem verſchiedenen Kaliber ger ſondert , von eins an.

Wien , 12. April. Gin Armeebefehl des Kaiſers regelt dte öſterreichiſchen Militärmuſikbanden . Sier: nad erhält jebes Linieninfanterieregiment eine eigene

3 ) Die abkürzende Bezeichnung der Feld- und Feſtung artillerie iſt von jeßt ab :

a ) für das Gardeartillerieregiment:

Regimentømufit“, welche einem Offizier ans dem Come pagnteftande zugewieſen und aus 48 Röpfen ( 10 baut boiſten , wovon 1 Feldwebel, 4 Corporale und 5 Gefreite,

1., 2. , 3. reitenbe Garbebatterie, 1., 2., 3. 12pfündige Gardebatterie, 1., 2., 3., 4. 6pfündige Garbebatterie,

dann 38 Bandiſten , Gemeine befteben wird. Der Regis mentstambour erhält den Rang nud die Löhnung eines Feldwebels. Alb Nachwuchs werden 12 Mann aus dem combattanten Stande bewilligt, die jedoch im Kriege nicht

Garde --bnubißbatterie...

b ) für dié lintenartillerteregimenter: 1., 2., 3. reitende Batterie des (1. bis 8.) Regia

beſtehen dürfen , auch find alle bei detachirten Infanteries bataillonen beſtehenden Muſikbanden ſogleich aufzulöſen,

mente ,

1., 2., 3. 12pfünbige Batterie des (1. bis 8.) Regiments , 1., 2., 3., 4. 6pfündige Batterie des (1. bis 8.)

Das Jägerregiment und die Sägerbataillone erhalten eine Mufitbande von 21 Mann , beſtehend aus 1 Dbers , 2 Unterjäger und 21 Bandiften , worunter die Lehrlinge mit 4 Mann ſchon einbegriffen ſind, dagegen die Artiderte und Genieregimenter , dann das Pionnircorps feine derlei

Regiments , paubißbatterie des ( 1. bis 8.) Regiments, ( Wo das alte Feldmaterial noch beſteht, iſt die Bezeichnung des verſchiedenen Kalibers

Bande zu führen haben . Für die Linieninfantertemufit bande werden jährlich 500 , für die Jager 300 fl. 6.M. vom 1. Mai d . J. an bewilligt. Der Raijer hat ferner

bei den Gaubißbatterieen betzufügen.)

die Aufnahme eines Armeetapellmeiſters, an welchen ſich

die Truppen wegen Beſorgung ihrer Mufitangelegenheiten wenden können, genehmigt. Derſelbe ſteht in der Depen = benz der Generaladjutantur, und es werden über deſſen Dienſtwirkungsfreis und Verpflichtungen gegenüber den Truppen die näheren Weiſungen nachfolgen . (F. S.)

Preußen . Berlin , 12. April. Das Militärwochenblatt enthält folgende allerhöchfte Cabinetsordre , betreffend die Bezeichnung der einzelnen Theile der Artillerie= regimenter: 9.„ Um die Bezeichnung der einzelnen Theile der Artil

Terteregimenter in dem Friedensverhältniß mit derjenigen im Rrlegezuſtande in Einklang zu bringen , beſtimme ich auf den mir gehaltenen Vortrag hierdurch Folgendes : : 1 ) Bei der Feldartillerie fäüt 'die bisherige Friebens-

c) Für die Feſtungsartillerie : 1. .

2: 1 Feſtungscompagnie

3.

des (Garde-,;1. bis .8.)

Artilerieregiments,

2.1

4.

J !

Das Kriegøminifterium bat der Armee diefe Beftime mung bekannt zu machen und das hiernach weiter Röthige zu veranlaſſen .

Charlottenburg , Bert 27. März 1851. (gez.) Friedrich Wilhelm.

( gegengez.) v. Stodhauſen. Großbritannien. (5 ) Der commandirende General des ſüdweſtlichen Diſtricts hat für die Armee mehrfache Veränderungen

bezeichnung „ Compagnie" allgemein weg , und es in der Bekleidung und Ausrüſtung vorgeſdalagen, wird die Bezeichnung „ Batterie “ fchon im Frieden die viele Vortheile darbieten. Hiernach wird die Patron eingeführt.

taſche an einem Bandeliere getragen , das idmaler als .

2) Die Nummern der Batterieen fangen in jedem Ar- das bisherige über die linke Schulter läuft; diefelbe ents

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hält nur 50 Patronen , die übrigen 10 werden in einer leinen Tasche getragen , die sich vor dem Leibe des Man nes befindet ; auf diese Weise wird das Gewicht der Aus rüstung mehr auf den ganzen Körper vertheilt und die gewöhnliche Patrontasche nur als ein Reservemagazin, die fleinere aber als das eigentliche Verbrauchsmagazin betrach tet ; der Soldat hat dann nicht nöthig, mit Mühe die einzel nen Patronen aus der hinteren Tasche zu entnehmen, son dern greift nach einem vollen Bunde, das er rechtzeitig in der kleineren Tasche durch ein anderes crſeßt. Der Tornister ist leicht , wohl gestaltet und möglichst leicht zu tragen, aber die Trageriemen müssen mehr oder weniger die Arme der Leute belästigen und die Circulation des Blutes hemmen. Die Beinkleider sind dunkelblau , gleich denen der Ar tillerie, und werden im Sommer durch leinene von gleicher Farbe vertreten. Der Helm ist leicht und wohl geformt und hat oben eine Spize; dieselbe soll durch einen Löwen erſeßt wer= den, was nicht allein schöner, sondern auch nationeller wäre. Der Rock ist der alte englische rothe, der mit den Beinkleidern die Nationalfarben Roth und Blau herstellt.

Schüßen ſeit Tell die Hauptstüße der ſchweizerischen Kraft und Freiheit gewesen wären , daß Piemont eine gleiche territoriale Lage hätte und sich gegen eine größere Macht nicht nach dem gewöhnlichen Kriegssysteme behaupten könne. Letzteres müsse geändert werden und die Gründung der Nationalschüßen biete hierzu allein Gelegenheit ; die Möglichkeit günstiger Erfolge müsse nicht hinter den Mauern der Festungen , sondern durch Hinterhalte und Benuzung des bergigen Terrains herbeigeführt werden. Die Guerilla kriege der Spanier, der Beduinen und der Schwarzen in St. Domingo werden hierbei als Belege citirt. (N. Pr. 3tg.)

( 5) Generalmajor Sir Henry Bethune, ein ge borener Engländer und früher Oberbefehlshaber des per fischen Heeres unter Mahomed Schah, starb am 19. Februar d. J. zu Teheran. Sardinien. Turin, 8. April. Das Budget der Artillerie, 3,575,400 Fr. betragend , ging mit 98 gegen 19 Stimmen durch die Kammer der Abgeordneten. Drei Gegenstände erregten Debatten : die Erbauung einer großen Kaserne zu Novara, die Küstenthürme auf Sardinien und das Mili tärhospital zu Turin. Gegen den Bau einer Kaserne zu Novara sprach der Abgeordnete Millana , weil im Falle des Ueberganges der Piemontesen über den Tessin die ſelbe leer bleiben, im entgegengesezten Falle aber ein Asyl der Croaten werden würde. Verschiedene Nebensarten fielen und es wurde hierbei auch der Möglichkeit eines neuen Ueberschreitens des Leffin gedacht. Die mittelalter lichen Küstenthürme Sardiniens wurden von 52 auf 12 vermindert. Das Militärspital in Turin betreffend , so entwickelte der Abgeordnete Borella , mit Belegen in der Hand, daß dasselbe bis jest 731,056 Fr. gekostet habe und - nirgends anders exiſtire, als in der Mappe des (S. M.) Kriegsministers. Turin , 12. April. Der ehemalige Minister und feßige Kammerbeputirte Torelli hat den Vorschlag zur Orga nistrung einer Nationalmiliz , nach Art der Schwei zer Scharfschüßen , gemacht, welche den Namen Cara binieri italiani" führen soll; dieser Vorschlag wird selbst von der "Gacetta Uffiziale" beifällig erwähnt. Nächstens soll hier die Wahl des Generalraths , der sich mit der Organisation des Instituts zu beschäftigen hat, stattfinden ; in Genua wird ebenfalls diese Angelegenheit betrieben. Es ist bei dieser Sache zur Sprache gekommen , daß die

Noch eine Stimme

über Feldmenagegeräth

schaften. Obgleich in diesen Blättern die verschiedenen Systeme -der Feldmenagegeräthschaften bereits mehrmals — größten= theils aber zu Gunsten des franzöſiſchen Kochgeschirrs besprochen worden sind , so möchte es bei der Wichtigkeit des Gegenstandes nicht überflüssig sein , eine Ansicht zu veröffentlichen , welche dem kleinen (preußischen) Kessel den Vorzug gibt vor den großen französischen . Es ist im Soldatenthume ein weiſer Grundsaß , bet neuen allgemeinen Einführungen jedes Experiment aus zuschließen, die taktischen Regeln nicht auf Theorieen , ſon= dern auf Praris zu bauen, die Erfahrungen früherer Felbzüge zu nüßen und nicht bei jedem neuen Kriegseretg= niß das Alte zu verwerfen und jedesmal gleichsam von vorne wieder anzufangen. Wäre der preußische Kessel zuerst im Jahre 1849 ent= standen , dann würde man zu gerechten Bedenken bezüglich seiner Brauchbarkeit genöthigt sein; er wurde jedoch seit 1809 erprobt und seine Vorzüge find noch ganz besonders hervorgehoben durch das neue preußische Ausrüstungsſyſtem. Das Gürtelkuppel , der mit ihm in Verbindung gebrachte Tornister, der kleine Kessel und in entfernterer Beziehung die Kleidung bilden dieses System , welches nach langjäh= rigen Versuchen erprobt und bewährt , auch in vielen klet neren deutschen Staaten angenommen worden ist. Die Aufzählung der Vortheile dieses Systems gehören nicht in das Bereich einer Apologie, die hier dem preußischen Keffel gehalten werden soll, nur das verdient eine Beach tung , daß alle Unteroffiziere und Soldaten , welche bei dem Uebergang von der früheren in die neue Tragweiſe der Ausrüstung activ waren, dem preußischen System un bedingt den Vorzug geben. Sie sind in dieser Sache nicht theoretische, wohl aber , als Träger und Vergleichende, praktische - mithin ziemlich competente Richter. Ein Bestandtheil dieses preußischen Systems ist der kleine Kessel, durch welchen der Soldat nicht mehr belästigt wird, als bei der anderen Ausrüstung durch den gewöhn lich bepackten Tornister ohne Kessel. Nach dem preußischen System ist die Gesammtlast der um einige Kleidungsstücke ohnedieß verminderten Aus= rüstung in's Gleichgewicht gebracht und durch die Verbin= dung der einzelnen Theile eine sehr wesentliche Erleichte= rung gewonnen , welche um so höher angeschlagen zu wer=

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den verdient, als die Forderungen an unseren Stand sehr umfangreich sind, und je höher und vielfacher diese wer= den, auch der Grundsaß einer weisen Dekonomie der Kriegs kräfte um so gebieterischer wird. Unter den Nachtheilen des französischen Keffels ver dienen Last und Umfang desselben den ersten Rang. Der Soldat hat eine schwer zu bekämpfende Abneigung gegen der ihm denn auch das den französischen Keffel, Aussehen und das Schicksal eines Laftthieres bereitet. Auf allen Märschen , die der Verfasser dieses Auffages erlebte, sah man auf den Krankenwagen größtentheils folche Leute, die von der empfindlichen Last des fran= zösischen Kessels niedergedrückt waren ; die Keffelträger wurden zuerst fußkrank und selbst robuste Männer, den angestrengtesten Marsch gleichmüthig ertragend , klagten über dieß schwerfällige Instrument. Bei jeder Aufstellung, jedem Wechsel des Kochgeschirre kamen Anzeigen und Klagen vor, als eben so viele Beweismittel für den Wider willen, mit welchem der Soldat den französischen Kessel Sachgemäße Belehrungen können allerdings im trägt. Stande sein, den Soldaten von der Nothwendigkeit des Reffels zu überzeugen , deffen Schwere wohl auch minder empfunden wird , wenn sich in langwierigen Feldzügen die Kräfte des Mannes stählen ; die Unluft wird ihm aber nicht benommen werden können , dieß beweist die Furcht, welche der Soldat auch dann noch vor dem französischen Reffel empfand , als er sich schon manchmal an der in ihm bereiteten Speise gelabt hatte. Ferner muß der Nachtheil besonders hervorgehoben werden, daß ein großer Theil der Mannschaft in der ihr zugedachten Portion Suppe verkürzt wird , sobald der französische Refsel schadhaft, von Kugeln durchlöchert oder verloren werden sollte. Der Verlust oder die Unbrauch= barkeit von nur 3-4 Keffeln muß , selbstredend , für eine Compagnie sehr empfindlich sein ; die Befürchtung aber, daß im Gefechte die Hälfte und noch mehr in Abgang kommen können , ist immer noch keine excentrische. Beim plöglichen Aufbruch während des Abkochens, wo häufig das Fleisch, fast immer die Fleischbrühe ver= loren geht, zeigt der französische Reffel einen weiteren Nachtheil, der gleichfalls hoch in Betracht kommt, und endlich ist noch eines Misstandes Erwähnung zu thun, welcher sich bei dem franzöfifchen Kessel für die Rangirung der Compagnieen ergibt. Eine gleichmäßige Vertheilung der Keffel und Bidons in ein und dasselbe Glied ist nicht zulässig, und wenn auch - dennoch störend auf die tat tische Verwendung des Trupps , weil im Flankenmarſch das betreffende Glied überragt, in der Frontstellung ein ſo bedeutender Abstand herbeigeführt würde , daß z. B. das zweite Glied beim gleichzeitigen Anschlag mit dem ersten Gliede (vorausgeseßt, dieses trüge die Reffel und Bidons) nicht ohne Gefahr für das lettere seine Feuer waffe gebrauchen könnte. Daß bei der drückenden Last des franzöfifchen Kessels das dritte Glied (woselbst das Koch geschirr allerdings am wenigsten hinderlich wäre) nicht zum permamenten Lasttragen verdammt sein dürfe , versteht sich von selbst, und eben so unpraktisch würde es sein , die jenigen Soldaten immer in ein bestimmtes (etwa brittes Glied) zu stellen , welche ihrer Tour nach das Feldgeräth tragen müssen. Der alsdann nöthig werdende häufige

Wechsel der Stellen würde beim raschen Herantreten einen entseßlichen Wirrwarr und endlich im Falle einer belie bigen Vertheilung der Refsel 2c. unter Leute aus allen Gliedern einen ungleichen Abstand herbeiführen , wodurch die Ursache zur Unordnung gegeben ist. Das find Nachtheile, die sich, weil Thatsache , nicht wegstreiten lassen , während die Vortheile, die man zur Verherrlichung des französischen Keffels aufgeführt hat, ebensowohl dem preußischen Kessel nachgerühmt werden dürfen. Warum z . B. der französische Kessel eine schmack= haftere Suppe liefern soll, wie der preußische , ist dem Verfaffer dieses nicht klar, da doch 1 Pfund Fleisch in 1 Schoppen Waffer gekocht, keine minder gute Brühe geben wird, als 20 Pfd. Fleisch in 20 Schoppen Waſſer. Die Knochen gehen auch beim preußischen Systeme nicht verloren , fie werden zerhauen und in die kleinen Kessel vertheilt, und schwerlich wird es einer preußischen Com pagnie einfallen, das Fleisch auszubeinen und die Knochen wegzuwerfen. Eben so bedauerlich stünde es um die Lagerruhe der preußischen Armee , wollte sie zu jedem Keffelchen den Ei genthümer stellen , die Speisen also nur mit Hülfe der Zwei bis drei Mann ganzen Mannschaft zubereiten. pr. Corporalschaft genügen zu diesem Zwecke vollkommen, und was an Mannschaft beim französischen Kessel erspart wird , erscheint ziemlich irrelevant. Der Feuerraum ist zwar beim preußischen Keffel etwas größer als beim franzö fischen, der wohl auch weniger Feuermaterial bedarf, der Zeitverlust in Hinsicht der länger dauernden Vorarbeiten zur Herstellung der Feuerherde verliert jedoch seine Bedeu tung im Hinblick auf die Zeitersparniß, welche beim preußischen Systeme durch das Vertheilungsgeschäft gewon nen ist. Die Kochleute haben mehr Arbeit, die übrige Mannschaft aber ruht und wird nur gerufen , um thre Keffelchen zur Hand zu nehmen und zu essen. Das preußische System erleichtert den einzelnen Mann zu Gunsten der Marschfähigkeit und Beweglichkeit des Raum , den der preußische Keffel Ganzen. Der geringe Raum einnimmt, seine Leichtigkeit, die durch denselben gebotene Selbstständigkeit des einzelnen Mannes und kleinerer Ab theilungen im Quartier, im Lager und bei Commandi rungen, das raschere Garwerden des Fleisches , die fernere Benußung der Fleischbrühe bei einer Unterbrechung des Kochens und endlich die Möglichkeit der Aufbewahrung leicht erweichlicher Speisen beim Regenwetter - das find die Vorzüge des preußischen Kessels , die praktisch wichtig genannt zu werden verdienen. Die Entgegnung , daß auch die blecherne Feldflasche zur Aufbewahrung fetter Speisen, Brod , Salz 2c. benußt werden könne, mag in der Be hauptung eine Widerlegung finden , daß das preußische System ein weiterer Vortheil desselben diese Feld flasche geradezu überflüssig macht. Ein kleines , im Brod beutel leicht fortzubringendes Branntweinfläschchen würde fie ( versteht sich neben dem preußischen Kessel, der auch als große Feldflasche gebraucht werden kann - vollkom men erseßen. Die große Feldflasche verleitet den Soldaten zur Unmäßigkeit; an jedem Brunnen , jedem Wirthshause nimmt er eine ungebührliche Portion Flüssigkeit auf, durch welche seine Marschfähigkeit nur gehemmt wird , denn es ist Erfahrungssache , daß diejenigen Leute den meisten

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Durst haben, die am meisten trinken. - Durchden Weg

Wer nach diesem Katechismus sich belehren will , wird viel Mühe und Zweifel haben, das Gelehrte zu erlernen, und ob er das Erlernte richtig verstanden ; darüber aber wird er, als Sachkenner, außer Zweifel sein , daß das Gelehrte nicht geeignet ist , den Mann so spannkräftig, rührig und flink zu machen, daß er im wirklichen Kampf verhältniß auf sicheren Erfolg zählen kann. Sind die

fall der Feldflasche wird auch gleichzeitig der Mehrbetrag der Kosten der preußischen Kessel aufgehoben . Die Handhabung der Disciplin ist erleichtert bei dem preußischen System. Der französische Keſſel und die große Feldflasche, resp. der Unfug, der mit letterer getrieben wird , bedürfen einer sorgfältigeren disciplinarischen Beauf fichtigung, als das preußische Kesselchen. Die gewöhn lichen disciplinarischen Einschreitungen sind oft kaum hin reichend , die Unterschleife zu verhindern , zu denen sich der Soldat aus Furcht vor dem Tragen des französischen Refsels hinreißen läßt. Wo man die Indisciplin ver meiden kann , sollte man es , besonders im Kriege , im mer thun. Das schöne Bild der Gemeinsamkeit als Folge des französischen Systems , welches uns der Verfasser des Auf sages in Nr. 10 und 11 der A. M. 3., Jahrgang 1850, vorführt, wird durch den dem preußischen Systeme zu Grunde liegenden Grundſaß der Selbstständigkeit des Ein zelnen nicht getrübt, die Gegenseitigkeit im kameradschaft lichen Verhältnisse durch das preußische System nicht auf gehoben. Durch vorstehende Ansichten soll dem französischen Kessel nicht jeder Vortheil abgesprochen, vielmehr die praktische ren Vorzüge des preußischen Kessels nur angedeutet wer= den. Der größte Vortheil des französischen Kessels , be= ziehungsweise des Bidons , möchte ihre Benußung zu Empfangen von Flüssigkeiten , der Mangel der Bidons zugleich eine empfindliche Lücke im preußischen Systeme fein. Sollte diese Lücke nicht ausgefüllt werden können ? Unseres Wissens hat man in der holländischen Armee sehr gelungene Versuche mit dem Kautschuk zu Kriegszwecken angestellt. 40 Ein Gefäß von Kautschuk , welches man , flach zuſam= mengelegt , unter dem Deckel des Tornisters tragen könnte, würde durch sein Gewicht den Soldaten nur sehr unbe= deutend erschweren . Ist jede Corporalschaft mit einem folchen Wasserkessel von Kautschuk versehen , dann ist einem fühlbaren Bedürfniß Genüge geschehen und zugleich einer Anforderung entsprochen , deren Gewährleistung dem preu hischen Systeme einen überwiegenden Vortheil vor dem französischen verſchaffen würde . 35.

Literatur. Katechismus der Bajonnetfechtkunst. Nach J. Pinette , Théorie de l'escrime à la bajonnette von A. C. Heinze. Mit 16 in den Text gedruckten Abbildungen. 12. Leipzig 1851. Verlagsbuch handlung von J. J. Weber. Ein Duodezreglement eigenthümlicher Art , von dem fich, um nicht schärfer zu betonen , nur sagen läßt, daß keine der bestehenden deutschen Vorschriften für den Ba= jonnetgebrauch minder gut set, als dasselbe.

Franzosen in ihren übrigen taktischen Leistungen nicht weiter gediehen , als die hier besprochene Bajonnettirvorschrift für diese Sphäre es andeutet, so wollen wir darum nicht zürnen , aber als Lehrmeister, was sie uns nur zu oft und zu lange waren , können und werden wir sie darauf hin nicht mehr anerkennen. Eine Normal-Fechterstellung, wobei die Schwere des Körpers zwischen beiden Füßen ruht, Stöße, wobet, unter Drehung des Gewehrlaufes nach oben , blos der linke Arm gestreckt, der rechte ge krümmt gehalten , und Paraden , wobei der Ladstock nach Außen gewendet wird , können , unseres Erachtens , den bei erfolgreichem Gewehrfechten bedingten Anforderungen der Beweglichkeit , Kraft und sicheren Abwehr , ohne Be schädigung der eigenen Waffe , nicht entsprechend gefunden werden. Daß man übrigens deutscher Seits in den legten bei= den Decennien nicht aller Kenntniß dessen entbehrte, was in Frankreich in Bezug auf das Bajonnettfechten geschah und geäußert worden , wolle der freie Bearbeiter des be= sprochenen Werkchens , Herr A. C. Heinze, aus den Num mern 35 bis 40 , ſowie 67 bis 69 vom Jahre 1837 dieſer Blätter entnehmen , welche das Werk des französischen Hauptmanns Alerander Müller „Le maniemement de la bajonnette appliqué à l'attaque et à la défense de l'in ‫ی‬ fanterie individuellement et en masse ausführlich be= sprechen.

Miscelle. (6) Sir Charles Napier's Urtheil über die Sepoys. – Bei einem Sir Ch. Napier zu Ehren zu Ferozepore gegebenen öffentlichen Diner drückte fich derselbe in folgender Weise über die beiderseitigen Verdienfte der königlichen und der Offiziere der Com pagnie aus : „Er habe oft gehört, daß man die Offiziere beider Dienste einer Vergleichung unterzogen habe ; er für seinen Theil fönne teinen Unterschied finden , fie gehörten alle demselben Stamme, denselben Familien an. Er habe immer denselben Geift in den Offizieren wie in den Mannschaften der Sepoy- Armee gefunden, und während die ersteren in den Tagen der Schlacht ihren Leuten kühn voranleuchteten , ſeien diese felbft (soweit feine im Uebrigen fehr umfangreiche Erfahrung gehe) die besten der Welt, um die Truppen 3hrer Majeftät zu unterftüßen. Er habe aus den drei Präsidentschaften von Bengalen, Bombay und Madras Leute in's Gefecht geführt, aber er rufe den Himmel zum Zeugen, daß er nie auch einen geſehen habe , der sich feige seiner Pflicht entzogen hätte. Die Leute feien alſo gut ; von den Offizieren wolle er nichts weiter sagen , als fie find unsere Brüder", und er wünſche die Gesundheit der Sepops der Indischen Armee auszubringen , ein Toast, der zwar wahrscheinlich nie vorher proponirt worden , den man aber deßwegen nicht weniger herzlich aufnehmen werde."

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag , 8.

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1851 .

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30

Allgemeine Militár -Zeitung. ſtand ergeben , daß von 12 Rugeln auf 100 Schritt ba gegen abgeſchoſſen nur eine den Beſchlag und Raſten

Preußen .

Ueber das von der preußiſchen Regierung in England durđặdrang. Cin etwas ſtärferer Beſchlag wird daher gekaufte Dampfboot 11„ Nir" ſchreibt die Dſtjec- Zeitung Fol- wohl ausreichend deđen , vermehrt aber auch die Schwere gendes : „In den legten Tagen haben auf der Themſe des Geſchiges ungemein, und die leichte Manövrirfähig = und im Kanal Probefabrten des neuen preußiſchen feit iſt ebenfalls nicht zu entbehren . Das Problem iſt

Kriegsdampfbootes , Nir “ ſtattgehabt, die nach dem

alſo noch nicht völlig gelöſt.

(A. A. 3.)

Urtheile mehrerer höherer engliſcher Seeoffiziere zu einem entſchieden günſtigen Reſultat geführt haben. Das Schiff iſt wie der „ Salamander “ von der Firma Ruſſel und Robinſon , in Deptford , aus Gifen mit 9 Zoll diden

Oeſterreichiſche Monarchie.

Wien, 12. April . Das Kriegsminiſterium hat und neue hinſidtlich der Einübung Holzwänden gebaut;; es wird von zwei Dampfmaſdinen Beſtimmungen zu je 80 Pferdetraft getrieben und führt vier 63pfündige Ausbildung der Recruten bei den linteninfan

32pfündige Bombenkanonen und , ſehr be terieregimentern erlaſſen , wonach die Beurlaubung quem zwei couſtruirten Caffeten an Bord. auf Dasneuen Boot,welches Recruten möglichſt beſchränkt und angeordnet wird, ſchlantohne gebaut und außerdem zum Segeln iſt,. der fährt Anſtrengung 15 engliſche Meilen eingerichtet in derStunde daß nur in dringenden Fällen,wenn die Belaſſung der Recruten im Locoſtande nicht möglich iſt, eine Recruten Da es beſonders undſämmtlich raſchem beurlaubungſtattfinden Rūdzuge beſtimmt zum iſt,ſoplößlichen können Angriffe die Geſchüße dürfe; jedoch muß die Ginübung mit leichter Mühe parallel mit dem Schiffe gerichtetund mit großer Präciſion abgefeuert werden. Alle Verſuche

derſelben vorerſt veranlaßt ſein. Vor vollkommen vollen

deter Einübung darf keine Beurlaubung eines Recruten (N. Pr. 3tg.)

der Fahrt und des Scießens mit Vollkugeln ſind ſehr mehr ſtattfinden. befriedigend ausgefallen .

( N. Pr. Ztg.)

Berlin , 11. April. In unſerer Armee ſtehen manche

Wien , 13. April. Unter den mannichfachen Refors men in unſerem Heerweſen , denen der Kaiſer eine unaus

Neformen bevor, zumal in derArtillerie; dieſelbemacht gelegte Aufmerkſamkeit zuwendet, iſt auch die Rededavon, .

beſtehenden Grenadier bataillone inuhlanen regimenter jest wichtige Verſuche. Die Waffe der Zufanterie iſt die und die Chevaurlegers in Gardes

durch Spiškugeln, Zündnadelgewehre, Rafetenkugeln u.ſ.w. To furchtbar geworden , daß die Artillerie ihr mit den alten regimenter um zu geſtalten. Dieſe leßtere Reform ſou Vorfehrungen nicht mehr Widerſtand zu leiſten vermag. vorzüglich durch die zweckmäßigere Bewaffnung der Uhla im Felde einerſeits von zu weit her angegriffen , anderer nen mit der Lanze , die ſich als ſehr erfolgreich Sie wird (A. A. 3.) ſeite ſind die

Kugeln der Infanterie zu träftig. Siemuß bewährt hat, motivirt werden.

alſo darauf denken , weiter mit Sicherheit zu ſchießen und ihrem Material ſtärfere Widerſtandsfraft zu geben. In erſter Beziehung find feßt Verſuche mit gezogenen

Großbritannien.

Geſchüßen , nach Art der Büchſen , gemacht worden w, elche außerordentlich günſtige Reſultate ergeben haben . In leßterer hat man Proben angeſtellt,, wie man die Progkaſten gegen das Durchſchlagen der ſogenannten Raketenkugeln ſchüßen kann , die durch den bisherigen Eiſenblechbeſchlag

London, 3. April. Die leßten Unterhausver : bandlungen über die Voranſoläge der Armee und des Feldzeugmeiſteramtes waren nicht uninter eſſant. Das ganze Armeebudget für dieſes Jahr beträgt 5,925,945 Pfd. Pfb. St. (41,361 Pfd. weniger als im

burd dringen und dann die Entzündung der Munition, vorigen Jahre), und davon treffen 3,521,069 Pfd. auf ES find den activen Dienſt. Ein Amendement ørn. Hume's: die

ſomit das Auffliegen der Proße veranlaſſen.

Zou Stärke verſucht

Zahl der Truppen (98,714 Mann , mit Ausſchluß des

worden , und dieſe haben wenigſtens einen ſolchen Wider-

daher gußſtäblerne Beſchläge von

Contingents für Indien, welches die oſtindiſche Compagnie

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bezahlt) um 5000 Mann zu vermindern , war schon am 29. März mit 146 gegen 47 Stimmen verworfen worden. In der Sizung vom 31. wurden dann die Verhandlungen in der Committee wieder aufgenommen und dem Kriegs minister Hrn. For Maule seine verschiedenen Ansäge nach einander votirt, jedoch nicht ohne lebhafte Debatten über die Ausnahmsstellung und Kostspieligkeit der Garde und dann über die Landmiliz (yeomanry) , welche einem Theile der Mitglieder als ein unnüßes und fast lächerliches Pht= lister-Soldatenspiel erschien. Namentlich Hr. H. Berke= ley gab diese Tapferen , welche auch Walter Scott da und dort ergöglich geschildert hat , der Heiterkeit des Hau ses preis. Hr. Edwardes vertheidigte die Yeomanry, fügte aber selbst den Wunsch bei : England möge niemals in den Fall kommen, von diesen Triariern Gebrauch machen zu müssen. Hr. Hume meinte, wenn es so stehe, so sollte. man mit dem Gelde , was jezt diese Miliz koste, lieber zwei weitere Linienregimenter anwerben ; allein der Kriegs minister, Hr. For Maule, bezeichnete die Yeomanry als ein nüßliches Corps , und ebenso Oberst Chatterton. Er habe, sagte dieser, schon öfter die Landmiliz zu inſpi= ciren gehabt, und er müsse ihr das Zeugniß geben, daß fte ein höchst eifriges , thätiges , loyales und brauchbares Corps set. Der Geldanſaz für diesen Posten wurde vo tirt. Gegen den Gesammtantrag des Kriegsministers für den activen Dienst stellte Hr. Hume das Amendement : vorläufig nur 2 Millionen Pfd. St. zu bewilligen , ward aber mit 135 gegen 31 überstimmt. Ebenso fiel , mit 84 gegen 15 Stimmen , ein Amendement des Herrn Wil liams: 81,152 Pfd . zu streichen , welche Summe jezt die Garderegimenter mehr kosten , als so viele Regimenter der Gleichwohl stimmten mehrere höhere Offiziere, Linie.

nada, und in den meisten Regimentern dienten treffliche Offiziere , die früher in der Garde gestanden. Der ganze Ansaß wurde genehmigt ; deßgleichen 159,922 Pfd. für den Stab , die Anfäße für die verschiedenen Militärschulen u. s. w. Die Vorschläge des Feldzeugmeisteramts, welche Oberst Anson beantragte , wurden schnell erledigt; fie erlaufen zuſammen auf 2,400,000 Pfd. St. (Schluß folgt.)

namentlich der (als Oberbefehlshaber der vormaligen Hülfslegion für Spanien bekannte) General Sir de Lacy Evans und Oberst Dunne in die Klagen der Herren Hume und Williams mit ein, daß die Offiziere der Garde in Sold, Beförderung und Schonung im Dienste vor den übrigen Regimentern allzu unbilliger Weise bevorzugt seien. Ein zwanzigjähriger Garnisonsdienst an den Üfern der Themie (die Garde liegt nämlich größtentheils in London, ein kleiner Theil in Dublin) , sagte Evans , werde gleich gerechnet einem dreißigjährigen Dienst am Setledsch. Die Garde habe auf 5042 Mann 68 Oberstlieutenante, also 1 auf je 74, während in den anderen Regimentern ein Offizier dieses Ranges auf je 614 bis 700 Mann treffe. Ein Oberstlieutenant in der Garde beziehe , außer man= chen Ertra-Gratificationen , 673 Pfd . St. Sold , in an= deren Regimentern aber nur 331 Pfd . u. f. w. Dazu die Freitafeln für die Offiziere im St. James -Palast und im Schloffe von Dublin , mit zwei Frühstücken und einem Diner, für welches bestimmt sei : „Von 7 bis 10 Uhr Abends kann der Offizier Portwein , Sherry und Claret trinken ad libitum. " Die Entgegnung des Kriegsministers → lief darauf hinaus : die Garde sei eben die Garde ein Elitecorps zur Erhöhung der Würde des Souveräns von Großbritannien. Die größere Zahl ihrer Offiziere sei durch den mitunter schwierigen Garnisonsdienst in der großen Hauptstadt bedingt ; übrigens seien auch die Gar den in neuerer Zeit mehrmals zu auswärtigem Dienste verwendet worden ; so zulezt gegen die Rebellion in Ca

Sardinie n.

Turin , 17. April. Die Charge der Brigade =" generale wird demnächst wahrscheinlich eingehen. Jede Brigade soll in Zukunft vom Obersten des ersten Regi ments commandirt werden , dagegen das zweite nur unter den Befehlen eines diesem untergeordneten Oberstlieute= nants stehen.

Literatur. Desterreichisches Militär- Konversazions - Le = rikon. Unter Mitwirkung mehrerer Offiziere der t. t. Armee, Herausgegeben von der Redakzion des „österreichischen Soldatenfreundes " : J. Hirtenfeld. und Dr. H. Meynert. Erste bis sechste Lieferung. gr. 8. Wien 1850. Jm Comptoir des österrei= chischen Soldatenfreundes."

Unter einem Conversationslerikon verstand man wohl ursprünglich nur eine leichter gehaltene Art von Encyclo pädien , welche sowohl für die Conversation als für ſon= stige Zwecke vorübergehender Natur eine dem augenblicklichen Bedürfnisse genügende Belehrung bieten follten, ohne ein tieferes wissenschaftliches Eingehen vorauszuseßen. Concurrenz und deutsche Gründlichkeit haben wenigstens bei uns diese Erscheinungen der Buchhändlerspeculation dem Begriffe der ernsteren Encyclopädie wieder so nahe gebracht, daß sie fast als mit dieser zusammenfallend zu betrachten sind und die Anforderungen an folche Unter nehmungen , namentlich wenn sie sich innerhalb der Grän zen einer speciellen Wissenschaft bewegen , mehr vom Stand puncte strenger Wissenschaftlichkeit , als dem der momen= tanen Orientirung und Nachhülfe gestellt werden. So berechtigt denn auch die im Mai v. J. erschienene Anzeige des vorstehenden Werkes zu der Erwartung , daß die Un ternehmer in jenem tieferen Sinne vorzugehen beabsich= tigen , und es ist nicht zu verkennen , daß man in den bereits vorliegenden Lieferungen jenem Streben nachzu kommen bemüht war. Bevor wir übrigens die Wage der Kritik nach dieser Richtung spielen laffen, glauben wir zuerst uns einiger , wie wir glauben, nicht unerheblicher Bedenken entledigen zu müssen , welche, namentlich was einen Theil des zum Grunde gelegten Planes betrifft, die Befürchtung in uns aufkommen lassen, daß das ganze Unternehmen als ein verfehltes betrachtet werden müsse, wenn man nicht von vornherein auf jede weitere Verbrei tung über die öſterreichischen Gränzmarken hinaus verzichtet

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hat, was freilich durch den Titel und die genannte An= zeige sehr nahe gelegt ist. Betrachten wir uns jene Anzeige etwas näher , so drückt fich darin unter Anderem die Hoffnung aus, daß das Lerikon sich in die Reihe der österreichischen Nationalwerke stellen werde, um gerade in dieser freiwilligen Beschrän= kung einen Vorzug zu finden." Es ist allerdings eine herrliche Sache um das Nationalbewußtsein , um die er= hebende Idee , einer großen Nation anzugehören , aber wir finden es zum mindesten sonderbar, wenn man sich einer anderen Sprache bedienen muß, um seinem Stolz Worte zu verleihen. Eine Nation ist, so möchte es uns be dünken, nicht wohl denkbar ohne eine allen Angehörigen derselben gemeinsame, wenn auch in hundert und mehr Dialekte nuancirte Sprache. Wir glauben daher an einen österreichischen Staat, eine österreichische Monarchie; das find Begriffe, die Jedermann geläufig sind , weil das, was fie bezeichnen , auch wirklich lebendig sichtlich und greifbar vorhanden ist ; an eine österreichische Nation wird man aber erst dann glauben können , wenn Grammatik und Wörterbuch der österreichischen Sprache in jeder soliden Buchhandlung, wie es gewöhnlich heißt, vorräthig zu haben sind. Wozu also seine Phantasie an Dingen ab mühen , die vorerst unmöglich sind , wenn man sich im Besize von Realitäten befindet , welche hinreichenden Ersaz dafür bieten ? Ein Anderes ist es , wenn von der öfter reichischen Armee die Rede ist ; denn diese war es , welche die Decretur des Einheitsstaates in die Wirklichkeit über ſeßen half und, soviel uns erinnerlich , das Hauptgeschäft dabei verrichtete. Sie ist die eine und untheilbare Armee des Kaisers , und wenn irgend wo und wie der Begriff einer österreichischen Nation zu Fleisch und Blut geworden, so ist es gerade und nur bei der Armee , weil in ihr alle Nationalitäten aufgegangen find . Hat demnach die Re daction des österreichischen Soldatenfreundes in der er wähnten Anzeige die Sache in diesem Sinne aufgefaßt, so find wir eben so sehr damit einverstanden , als wir es natürlich finden , daß sie sich dort sowohl als in dem Werke selbst der deutschen Sprache bedient, welche die allgemeine Sprache der Armee ist und dieser hierdurch mit den Stempel nationeller Einheit aufdrückt. Die Begeisterung anlangend , welche sich fast in jeder Zeile für die Armee und ihre jüngsten Thaten ausspricht, so ehren und achten wir sie, weil wir sie aufrichtig thei len; aber eben deßhalb vermögen wir uns auch um so weniger mit einer Zumuthung einverstanden zu erklären, wie sie sich in dem gedachten Plane ausprägt. Der öfter reichische Kaiserstaat und seine herrliche Armee sind stark genug, um des traurigen Schußes einer chinesischen Mauer füglich entbehren zu können , und es liegt wohl weder in dem Wunsche , noch in dem Interesse des eben so gebil deten als tapferen Offiziercorps durch eine österreichische Ausschließlichkeit sich wissenschaftlich abgesperrt zu sehen. Ein Staat kann nicht einmal in politischer und commer zieller Beziehung von sich behaupten, daß er sich selbst genug sei, und die Bestrebungen des österreichischen Con versationslerikons nehmen sich in der That sehr sonderbar aus in derselben Zeit , in welcher Desterreich nicht nur eine handelspolitische Einigung mit dem übrigen Deutsch land anstrebt, sondern auch mit seinem ganzen Länder

complere in den deutschen Staatenbund einzutreten beab= sichtigt. In wissenschaftlicher Beziehung ist aber eine Ab Die Wissenschaft sonderung noch weniger ausführbar. spottet aller Gränzen und Cordons , fie dringt über Berge und Meere, fie trägt und weht ihren befruchtenden Samen eben so gut über die Lanzenspißen der Kosacken , als über die sichtbare und unsichtbare Mauer, hinter welcher sich das Reich der Mitte verbirgt. Die Wissenschaft ist aber auch ein Ganzes , Untheil bares. Ein Torso vermag allerdings auch in seiner Ver stümmelung noch unsere Bewunderung anzuregen ; um so mächtiger macht er aber auch alsdann den Wunsch und die Sehnsucht rege, das Ganze in vollendetem Ebenmaße zu besigen. Wozu also muthwillig verstümmeln , was bereits als Ganzes zu Gebote steht? Schneidet einem Menschen einen Fuß ab, so wird er hinken, und welcher Fuß, welche Grundlage ist der Wissenschaft und nament= lich der Kriegswissenschaft zur Bewegung , zum Leben nöthiger, als die Geschichte und die Erfahrungen, welche in ihrem Buche verzeichnet sind ! Zwar hat Desterreich schon für sich allein einen reichen Schaß von Erfahrungen aller Art aufzuweisen und darf stolz sein auf die große Zahl ausgezeichneter Krieger und Feldherrn , welche sich in seinem Dienste den Lorbeer unvergänglichen Nachruhms. erwarben ; aber selbst die neueste Glorie der österreichischen Waffen kann die Selbstüberhebung nicht rechtfertigen, womit hier die blutigen Lehren von der Hand gewiesen werden , welche andere Staaten und Völker empfingen oder ertheilten , und solche Männer ignorirt werden , welche durch ihre Thaten der ganzen Menschheit angehören. Bieten, um nur Einiges anzuführen , die Schlachten von Jena und Auerstädt, Friedland und Ehlau , Ligny und Water loo wohl deßhalb weniger Interesse und Belehrung, weil fie nicht von österreichischen Waffen geschlagen wurden, und wäre etwa die zufällige Anwesenheit einer kleineren österreichischen Abtheilung, einer Patrouille, erst im Stande, ihnen dieses Intereffe zu verleihen ? Oder sind die großen Feldherrn und Helden, an denen die anderen Völker auch nicht gerade arm sind , der Bewunderung und Nacheife= rung vielleicht darum weniger würdig , weil sie nicht die österreichische Uniform getragen haben ? In der That, man sollte fast glauben , man sei in Oesterreich auf dem Puncte angelangt, alle übrigen Völker für Barbaren zu erklären , während man spaßhafter Weise die Thaten sol cher Barbaren , welche früher das eigentliche Desterreich zum öfteren mit Feuer und Schwert verwüsteten , jest canonifirt, weil die damals von ihnen bewohnten Lande nuumehr zur österreichischen Monarchie gehören. Es ge= hört nach Allem ein eigenthümlicher Muth dazu , dem östereichischen Heere in solcher Weise die Portionen für seine wissenschaftliche Nahrung zuschneiden zu wollen, und wir haben von seinem Bildungsgange und Bildungstriebe eine viel zu hohe Meinung, als daß wir, obgleich ihm nicht selbst angehörig, es nicht für unsere Pflicht gehalten hät= ten, uns entschieden gegen ein solches Verfahren auszu sprechen. Doch Incidit in Scyllam , qui vult vitare Charybdim. Man hat jenes Verfahren damit rechtfertigen wollen, daß man zu vermeiden trachtete, sich auf ein , wie es in der

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Anzeige heißt, endloses Gebiet zu verirren. Endlos wird jedes Gebiet, sobald man nicht versteht , zwischen dem Bedeutenden und dem weniger Bedeutenden die richtige Scheidelinie zu ziehen und consequent festzuhalten. Statt dessen hat man hier ein anderes Verfahren beobachtet. Man reservirt sich ganz einfach die bequemiste und zugleich lohnendste Portion und wirft alles Uebrige , das Bedeu tende mit dem Unbedeuteuden , über Bord. Aber während man sich durch diese geniale Operation auf der einen Seite vor dem Gespenst der Endlosigkeit zu retten glaubt, lauft man ihm auf der anderen blind in die Arme. Denn was ist endloser, als das Fach der Biographieen , wenn fie, wie hier, in so verschwenderischer Fülle zugelassen werden, oder gar in Familiengeschichten ausarten , als wollten sie dem Gothaer Kalender den Nang abläufen. Wir sind weit entfernt , den Kriegern , welche auf den jüngsten Schlachtfeldern Lorbeern pflückten , unsere Aner kennung zu versagen; wir möchten nur glauben, daß das Desterreichische Militär-Converſationslerikon , wenn es Allen gerecht sein will , in der Thate ndlos werden müßte. Will man das Andenken an solche Leute und ihre Thaten wahren, so möge ihre Geschichte in Ehrenhallen , Chren tempeln, Heldensälen , Gallerieen u. dgl. Plaz finden; Encyclopädieen können sich nur mit solchen Persönlichkeiten befassen , welche auch sonst noch eine gewisse Bedeutung haben. Was aber die Familiengeschichten anlangt, so sind bie Verdienste des Vaters doch wohl noch kein Freibrief für die Söhne, um gedruckt zu werden; warum dann nicht auch die Töchter , deren etwaige Gatten , die Vettern und Basen, Hochzeiten und Mahlzeiten , Begräbnisse und fon= ftige Erlebnisse ? - Nach Allem hat es fast den Anschein, als sei die historische Section dem Prokustesbette verfal len, nur mit dem Unterschiede, daß die arme Schöne doppelt gemartert wird , erst grauſam beſchnitten und dann endlos gestreckt.

uns , von den meisten sagen zu können , daß sie nach In halt und Form eine Anerkennung verdienen , welche jene zur unglücklichen Stunde beschlossene Verstümmelung des Ganzen nur um so bedauerlicher erscheinen läßt. Daß das Kriegswesen der Alten mit in Betracht gezogen wurde, finden wir in der Ordnung; nur sollte man hierbei nicht zu sehr in's Kleinliche gehen und sich mehr auf das We= fentlichste beschränken. Ueberhaupt dürfte eine etwas grö Bere Strenge in Ausscheidung des Ueberflüssigen anzu rathen sein , damit man um so mehr Raum für das Be= deutendere gewinne. Nebrigens haben wir mit Vergnügen ersehen , daß man , so weit sich dieß bis jeßt erkennen läßt, bezüglich der Hülfswissenschaften sich nur auf dasjenige beschränkte , was wirklich militärisches Bedürfniß ist.

In den übrigen Sectionen scheint etwas mehr Milde obwalten zu sollen , obgleich auch von ihnen gesagt wird, daß sich die österreichische Nationalität wie ein rother Faden durch das Ganze fortbewegen werde. Was nun zunächst diesen rothen Faden anlangt , so finden wir es ganz in der Ordnung, wenn solche Gegenstände, welche sich auf die geschichtliche Entwickelung des österreichischen Kriegswesens , sowie auf die heutigen Zustände und Ein richtungen des Heeres beziehen , entweder unter geeigneten Schlagwörtern oder auch als specielle Zugabe abgehandelt werden, nachdem das Allgemeinere vorausgegangen ist, jedoch nur unter der Vorausseßung , daß die Dienstvor schriften nichts darüber enthalten , oder doch, was sie geben, zu zerstreut und vereinzelt erscheint , um nicht eine Zu sammenstellung und Verarbeitung nüglich oder wünschens werth zu machen. Eines weiteren Urtheils über solche specifisch österreichische Artikel müſſen wir uns übrigens, als nicht genügend orientirt , enthalten , die äußere Form etwa ausgenommen , auf welche wir weiter unten zurück zukommen gedenken. Bezüglich derjenigen Materien , welche nicht oder nur wenig von jenem rothen Faden berührt werden , freut es

Um endlich der ſtyliſtiſchen Behandlung einige Worte zu widmen, so müssen wir sagen, daß wir zwar sehr viel Gutes und selbst Vortreffliches , aber auch hie und da die Sache nicht so bestellt gefunden haben , als wir es ge= wünscht hätten. Wenn Öffiziere, sei es in ſelbstständigen Werken oder als Mitarbeiter bei gemeinschaftlichen Unter nehmungen , vor die Oeffentlichkeit treten , so dürfen wir mit Recht verlangen , nicht allein, daß sie ihren Stoff vollkommen durchdrungen haben, sondern daß sie auch durch ihre Darstellungsweise ihre Befähigung zu dem Wirkungskreise beurkunden, in den fie freiwillig eingetreten find. Es sei ferne von uns , den Herren , welche uns bis fest durch ihre Leistungen bekannt geworden sind, auch nur zum Theil diese Befähigung abzusprechen , wir glau ben nur die Bemerkung hier niederlegen zu müssen , daß es bei den Wenigen , deren stylistische Mängel uns diese Bemerkung abnöthigten , vollkommen hinreichen wird, wenn fie ihre Arbeiten vor deren Abgabe einer sorgfältigeren Durchsicht unterwerfen , als dieß bisher der Fall scheint gewesen zu sein. Wir verlangen nicht eine Eleganz und Classicität des Ausdrucks , die eben nicht Jedermanns Sache ist, noch sein kann , obwohl wir wünschen, daß bei allen Erzeugnissen der Militärliteratur wenigstens das Streben hiernach unverkennbar sei; aber was wir zu er= warten berechtigt sind , das ist Klarheit, Bündigkeit und vor Allem logische Bestimmtheit und Richtigkeit, nament= lich bei Erklärungen oder Feststellen von Begriffen. Gegen die eigenthümlich österreichische Orthographie und Grammatik auftreten zu wollen , wird insolange vergeb= liche Mühe sein , als man es dort verſchmäht, unſere klaſ= fischen Autoren , die Lenau , Anastasius Grün und Andere mit eingeschlossen, als maßgebend zu betrachten. Auch legen wir kein weiteres Gewicht auf das unschuldige Ver= gnügen , welches die allerneuesten Reformen in der Ortho graphie ihren Erfindern und Aposteln gewähren, nur möchten wir hierbei wenigstens etwas mehr Consequenz empfehlen , damit nicht in dem nämlichen Artikel z . B. das zur Alleinherrschaft gelangte einfache z und das recht lose z ohne allen Grund mit einander abwechseln , wobei freilich die Neuheit der Sache , die eine österreichische Märzerrungenschaft zu sein scheint , zu einiger Entſchul digung dienen mag. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 10.

N

1851 .

Ma i

56.

bit enh 20

endralian

Allgemeine Militár- Zeitung. Portugal. ( ? ) Die Chronit“ der portugieſiſchen Revista militar 11

Dſtindien , die uns nicht mehr koſten , als die Schweizer garde Ludwig's XVI. den Kanton Bern foſtete, unterhal ten wir 98,714 Mann , wovon 59,598 auf den beiden

vom Februar d. J. enthält die Nachricht, daß die Inge- britiſchen Inſeln , und 39,116 Mann in den Kolonieen nieur- und Artilleriecommiſſion in der Rürze zuſammen- dienen. Da der Erſparungồmann Joſeph yume ſelbſt treten werden , um einen Plan zur Vertheidigung eingeräuint hat , daß der Sold dieſer Mannſchaft nicht zu des Hafens von Liſſabon , ſowie der Hauptſtadt groß, ja taum groß genug iſt, ſo fragt fich's alſo nur: felbſt zu entwerfen. – Demnächſt wird auch in der Kam: wic viel Truppen find zu unſerer National- und Rolos mer der Abgeordneten das neue Recrutirungsgeſet nialvertheidigung nöthig ? Was die leştere . betrifft, ſo zur Berathung kommen. Die Revista verſpricht ausführ: wird wohl Niemand behaupten wollen , daß unſere Rolo liche Mittheilung über dieſen Gefeßesentwurf geben zu nieen, Niederlaſſungen oder auswärtigen Feſtungen zu ſtarke wollen . Beratungen haben , wenn man nämlich einräumt, daß fie

überhaupt befeßt bleiben ſollen. Großbritannien.

Eine wirklich zulängliche

Streitmacht ſteht kaum auf irgend einem Puncte unſeres Reiche. Am Cap der guten Hoffnung in welcher Ko -

(Schluß der Unterhausverhandlungen über die Voranſøläge der Armee und des Feldzeugmeiſteramts .)

lonie' vormals die ſparſame Republič Holland 8000 bis 10,000 Mann ſtehen batte , und dabei noch wohlfeilen

Die Hauptpuncte des engliſchen Armeeweſens, wie ſie Kaufs wegzukommen glaubté - haben wir ein paar Re in dieſer Verhandlung erörtert wurden , faßt die Times gimenter , und Sir Harry Smith bezeigt ſich noch in ſeinen -

wie folgt zuſammen : „ Die Truppenzahl beträgt 414 legten Briefen ganz ſtolz darüber, daß er mit mehr als Mann weniger als im vorjährigen Armeebudget, indem ungefähr ſo viel aus den auſtraliſchen Kolonieen zurüd-

1000 Mann regulären Fußvolks in's Feld rücken könne. Auf der Inſel Mauritius, die im leßten Kriege ſo koſtbar

gezogen wurden. Was die Garden betrifft, ſo finden wir geachtet wurde , haben wir gleichfads zwei Regimenter, zunächſt nur tadelnswerth , daß die Offiziere den höheren

und ebenſo in Ccylon. Weder in Singapur noch in Aden

Titularrang, den ſie in der Garde bekleiden , bei ihrem ſteht zur Zeit, ſo viel wir wiſſen , ein britiſcher Soldat, Uebertritt in andere Regin:enter als einen wirklichen 'gela da indiſche Sipahis dort den Dienſt beſorgen. Die Ar tend machen können ; dieſe Beförderungsart ſcheint uns tillerie in Gibraltar und Malta iſt nur ungefähr halb ſo unbillig . Ein Garberegiment koſtet jährlich 48 Pft. 11 ſtark, als ſie in Kriegszeiten ſein müßte. Vor drei Jah Sh. 3 Pence per Mann; wird dafür ein Lintenregiment ren hatte man in den auſtraliſchen Kolonieen noch kein

in London ſtationirt, ſo koſtet der Mann 46 Pfo. 19 Sh. Feldgeſchüß geſehen , und jeßt , ſcheint es , ſind wir auf dem Puncte , die dortiger nominellen Bijaßungen ganz heblich. So erklärt es fich , daß die Erſparungsanträge zurückzuzichen. Bekanntlich verlangt eine Partei im in= der Herren Hume und Williams zu Boden fielen. Daß terhaus , daß die Kolonieen die Koſten ihrer Beſchüßung, 6 Pence : der Unterſchied der Koſten wäre alſo nicht er:

Hr. Cobden an dieſem militäriſchen Kleingeſpräą keinen wie groß oder klein ſie ſein mögen, ſelbſt tragen ſollen. Theil genommen , iſt nicht zu verwundern. Er betrachtet den Unterſchied zwiſchen einem Garde - und einem Linienſoldaten ungefähr wie Hr. Mazzini den Unterſchied zwi= ſchen einem Papſt Pius und einem Papſt Gregor ; ſie find ihm beide vom Uebel. Cobben verfährt mehr in Bauſch und Bogen : er will ohne weiteres 10 Millionen Pfo. St. von den jeßigen Koſten der Armee und Flotte

Das mag Sir William Molesworth durchfechten ; aber jedenfalls wird ein Cobden'der Vorſchlag, die Stärke un ferer Armee aufzuheben , bevor die völlige Selbſtregierung der Kolonieen bewilligt iſt, niemals von einer klugen Legislatur angenommen werden. „ Wozu 8000 oder 9000 Mann in Canada ?? " fragt Hr. Hume. Die Antwort iſt einfach , daß wir ohne dieſe 8000 Mann Canada unter

geſtrichen und ſtatt der Kaſernen Baumwollſpinnereien dem feßigen Kolonialſyſtem nicht behaupten könnten , eine errichtet haben .... Im Ganzen ſtellt ſich unſer Armee- Aenderung dieſes Syſtems aber bis jept nicht beſchloſſen weſen ziemlich einfach. Mit Ausnahme der Truppen in iſt. – Was dann den Militärſchuß unſeres Heimathlandes .

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betrifft, so stehen sich extreme Meinungen schnurstracks entgegen. Während die Einen mit Sir Francis Head *) fürchten, England wäre beim plößlichen Ausbruch eines Krieges wehrlos , sehen Andere in der Unterstügung der Civilgewalt durch Militär den Beweis , daß die Zustände des Staates faul seien, und möchten die 50,000 Mann im Inland am liebsten auf 5000 vermindert sehen. Aber wenn England überhaupt Beſazungen haben soll , so ist die Streitmacht, die wir jest dazu unterhalten , gewiß nicht zu groß. Mit den stehenden Heeren anderer Groß mächte suchen wir natürlich keine Rivalität ; - Gott be=

offiziere hervorgegangen waren , von denen mehrere zu Offizieren befördert wurden, die sich im Kriege sehr brav benommen haben. Seitdem wurde angeordnet , daß alle Zöglinge, welche sich hinreichende Kenntnisse erworben, in die Turiner Militärakademie verseßt werden sollten , von wo sie dann als Offiziere eben so gut in die Armee treten konnten, wie diejenigen , welche dort Pension zahlen oder vom Hof Freistellen erhielten. Schon jezt ist der vierte Theil der uriner Akademie aus der hiesigen Militär schule hervorgegangen , wovon bereits mehrere zu Offizieren in den Specialwaffen befördert wurden. Auf diese Weise wird jezt schon die Intelligenz ohne Unterschied der Ge= (A. A. 3.) burt begünstigt.

hüte uns vor dem traurigen Ehrgeiz , unser blühendes Land in einen Erercirplaß zu verwandeln ! Die dermalige Garnison von Paris allein ist stärker als die ganze bri tische Armee daheim und auswärts . Selbst die Schweiz und Belgien unterhalten, vergleichsweise , mehr Soldaten, als Großbritannien; und wiewohl die Vereinigten Staa= ten nur 18,000 Mann reguläre Truppen auf dem Papier führen, so haben sie dagegen 1,700,000 Milizen unter mehr als 72,000 Offizieren. Irland nimmt einen großen Theil, d. h. mehr als die Hälfte jener 50,000 Soldaten in Anspruch, und wenn ein Mann wie Herr M'Gregor behauptet, daß für Irland eine so kleine Streitmacht hin reichen würde wie für Schottland , so muß er absichtlich blind sein .... In der Heerpflege (commissariat) und einigen andern Zweigen mögen allerdings noch einige Re formen thunlich sein; aber Hr. Hume selbst räumte ein, daß jezt eine größere Anzahl Leute mit geringeren Kosten erhalten wird, als in dem Jahre 1835 , welches doch die Manchesterer Schule so gern als ihr Mußterjahr aufführt. Wir fügen bet: sie werden auch besser unterhalten , haben beſſere Koft und Wohnung und ihre Behandlung ist freund licher als früher. Seit fünf Jahren ist den Kriegsgerich= ten die unumschränkte Handhabung der Peitsche entzogen, und doch steht die Mannszucht höher als je zuvor. Die auswärtige Dienstzeit ist abgekürzt , die Kasernen und die Soldatenschulen sind bedeutend verbessert und ein libera= leres System militärischer Belohnungen ist eingefühhrt. Alles das ist geschehen und obenein dabei Geld gespartz so daß wir mit dem dermaligen Stand unseres Heerwesens unzufrieden zu ſein eben keine Ursache haben.“ (A. A. 3.)

Spanien. (2) Mit dem 1. März d . J. hat man bei der spani= schen Infanterie auch das System der semesterweisen Beurlaubung in Wirksamkeit treten lassen; es find per Bataillon zwei Offiziere und per Compagnie zehn Mann beurlaubt worden. Die Revista militar , welche das Gün stige einer solchen Maßregel in Bezug auf Dekonomie und die Wohlfahrt der einzelnen Individuen der Armee schon mehrfach hervorgehoben hatte, billigt diese Anordnung vollkommen , verspricht ſich davon die besten Erfolge und hofft_namentlich , daß hierdurch allmälig die Reserve , so wie sie jest bestehe, eingehen und der Regierung vorzugs lich der Vortheil erwachsen werde, das Heer im Frieden und in ruhigen Zeiten mit Leichtigkeit auf einem geringen Stand halten und im Kriege mit derselben Leichtigkeit auf eine Achtung gebietende Stärke bringen zu können .

Frankreich. -Paris , 26. April. Jm Moniteur de l'armée ist eine amtliche Bekanntmachung enthalten , wodurch dem Militär aller Grade ein Geseß aus den Jahren 1837 und 1841 in Erinnerung gebracht wird , wonach kein Militär etwas ohne Erlaubniß des Kriegsministers durch den Druck_ver= (F. S. 3.) öffentlichen darf..

Oesterreichische Monarchie.

Sardinien. Raconici, im April . Das hicfige Erziehungs haus für Söhne von Soldaten und Unteroffi teren muß man sehen , um sich zu überzeugen , daß die piemontesische Regierung gänzlich mit der alten Zeit ges brochen hat. Vor der Verfassung war dieß von Karl Albert gestiftete Erziehungshaus zur Bildung von tuch tigen Unteroffizieren für das Heer bestimmt ; er selbst kam oft hierher, um sich von dem Gedeihen der Anstalt zu überzeugen , und als ihm das leztemal der kleinste als der beste Schüler vorgestellt ward , hob er ihn auf, nun tüffe in meinem Namen alle tüßte ihn und sagte: Seit dem 15jährigen Bestehen dieser deine Kameraden." Anstalt fand man, daß aus derselben die besten Unter

*) Defenceless state of Great- Britain.

8. London 1850.

Wien, 23. April . Se. Maj. der Kaiser hat zur Er weiterung des militärisch - geographischen Instituts die Errichtung eines Corps von Ingenieur - Geo graphen genehmigt, welches nach dem ihm zugewiesenen Wirkungskreise auch die Bestimmung hat , die Militär Aufnahmsseetionen durch Höhenmessungen , insbesondere behufe der Projectirung von Communicationsanlagen zu vervollständigen. (Kaff. 3.)

Eine französische Ansicht

über Feldmenage

geräthschaften.

(5) In neuerer Zeit haben diese Blätter wiederholt die Vorzüge und Nachtheile des Systems der Kochgeschirre für den einzelnen Mann und des Systems größerer Koch

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keffel besprochen. *) Es dürfte nicht unintereſſant ſein, eine französische Ansicht über diesen Gegenstand , wie sie fich in dem Moniteur de l'armée vom 6. Januar 1851 durch den Hauptmann Anouilh vom 30. Linieninfante rieregiment in einem Aufsaße : " De l'usage des gamelles communes " ausgesprochen befindet , kennen zu lernen. Wir geben daher nachfolgend eine Bearbeitung dieses Aufſages. "Im Jahre 1831 , als in die Corps zahlreiche Recru= ten eingestellt wurden , erhielt der Oberst meines Regi= mentes mehrere Schreiben, in denen man ihn um die Genehmigung bat , daß jeder Soldat aus einem einzelnen Geschirr effen könne. Der Oberst antwortete durch einen Regimentsbefehl, daß er dem geäußerten Wunsche nicht entsprechen könne, da nicht allein das Reglement demselben entgegenstehe, sondern auch erfahrungsmäßig die Kamerad= schaftlichkeit durch das Essen aus einem größeren Koch tessel gewinne. Ich erinnere mich , daß das erste Motiv mich überzeugte , denn der Gehorsam und die Disciplin entscheiden unabweislich , aber das zweite Motiv wollte mir nicht einleuchten , denn bei jeder Mahlzeit sah ich andere Leute aus dem Kessel essen, zu dem ich gehörte, oft benusten denselben ganz andere Corporalschaften , wie konnte dadurch die Kameradschaft gewinnen ? Läßt man indeffen beide Motive gelten und fügt noch hinzu , daß die Üeberbleibsel des Einen dem Anderen zu Gute kom men, so hat man alle Vortheile der großen Kochkessel zusammengefaßt. Aber der lezte Vortheil verliert an Werth, wenn man sieht , wie auf Vorposten, wo jeder Mann aus einem besonderen Kochgeschirr ist, derjenige, der seine Portion nicht verzehrt, den Rest seinem mit mehr Appetit verschenen Kameraden überläßt." „ Die Nachtheile der Kochkessel scheinen mir die ge= nannten Vortheile bedeutend zu überwiegen . Zu jenen rechne ich zunächst den Umstand , daß manche junge Leute, die alle Eigenschaften eines guten Soldaten besigen , von dem Eintritt in's Militär zum nicht geringen Theile durch die gemeinschaftliche Menage abgehalten werden. Ferner zähle ich dazu die Zänkereien , die durch die Ausschließung einzelner Personen von der Theilnahme an dem Kochkessel entstehen , weil man sie mit Recht oder Unrecht als schmuzig oder mit ansteckender Krankheit behaftet erklärt, oder weil fie bei den Kameraden Antipathieen hervorrufen , ferner ben Widerwillen und Abscheu , den man oftmals empfin det, wenn man gezwungen ist , mit mehreren Kameraden die Speisen aus demselben Gefäße zu schöpfen. Die ge nannten Ausschließungen , sowie der erwähnte Widerwillen haben nicht selten den Grund zu Desertionen gebildet ."

„Aus all' diesen Gründen erscheint die Einführung der Kochgeschirre für den einzelnen Mann in der französischen Armee wünschenswerth."

"Man könnte diese Uebelstände beseitigen , wenn man den Theil des Artikels 172 der Ordonnanz vom 2. No vember 1833 über den inneren Dienst , der die Einzeln= küche verbietet, aufhöbe. Bereits ist dieser Theil des Reglements in einzelnen Regimentern ein todter Buchstabe, mehrere Compagnieen gebrauchen kleine Kochgeschirre von Weißblech, zu deren Anschaffung die Mannschaften mit Vergnügen ihre leßten Heller hergaben.“

*) Siehe Nr. 10 u. 11 und 151 u. 152 des Jahrgangs 1850 und Nr. 6, 26 und 39 des Jahrgangs 1851 .

Literatur. Desterreichisches Militär- Konversazions - Le = riton. Unter Mitwirkung mehrerer Offiziere der t. t. Armee. Herausgegeben von der Redakzion des österreichischen Soldatenfreundes " : J. Hirtenfeld und Dr. H. Meynert. Erste bis sechste Lieferung, gr. 8. Wien 1850. Jm Comptoir des österrei= chischen Soldatenfreundes." ( Schluß.) Da wir bereits ein Militärconversationslexikon (das von H. E. W. von der Lühe 2c. 1833 u. f. f. heraus gegebene) besigen , so ist eine Vergleichung nahe gelegt. Abgesehen von der allgemeineren und breiteren Grundlage dieses älteren Werkes und dem schon berührten Umstande, daß sich das vorliegende Unternehmen bezüglich der Hülfs wissenschaften mehr innerhalb vernünftiger Gränzen be wegen zu wollen scheint, so dürfte im Allgemeinen die Wage zwischen beiden bis jezt als ziemlich gleichstehend zu betrachten sein. Wenn hin und wieder eine über raschende Aehnlichkeit und zuweilen sogar wörtliche Ueber= einstimmung wahrzunehmen ist, so möchte dieß, nament lich was geschichtliche Ausführungen anlangt, hauptsächlich der Benuhung gleicher Quellen zuzuschreiben sein. Jm= merhin ist es gut, auch den Verdacht des Plagiats zu vermeiden, da sicherlich nicht viel dazu gehört , unter Fest = halten von Sinn und Inhalt, wenigstens in der Form originell zu sein. Daß viele Artikel fich einer größeren Ausführlichkeit erfreuen , ist wohl hauptsächlich als eine Frucht der mannichfachen Fortschritte zu betrachten, welche sich in fast allen Zweigen der Kunst und Wissenschaft des Kriegs seit dem Erscheinen des älteren Werkes geltend gemacht haben, sowie der neuesten Erfahrungen , durch welche jene Fortschritte erst die rechte Weihe erhielten. Ueber die historische Section haben wir uns bereits aus gesprochen und haben wir daher nur noch zu bemerken, daß sie, abgesehen von dem, was das v. d. Lühe'sche Lexikon nicht enthalten konnte, auch noch durch Schlachten, Gefechte und viele Biographieen aus der älteren Geschichte vermehrt erscheint. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen sei es gestattet, zu specielleren überzugehen , ohne jedoch vorläufig mehr als Andeutungen und Winke zu geben , weitere Ausfüh= rungen uns übrigens vorbehaltend, wenn immer das Vor= schreiten des Werkes es nöthig machen sollte, auf bereits Dagewesenes zurückzukommen. Die uns vorerst vorliegen= den 6 Lieferungen umfaffen auf 384 Seiten die Artikel "Aachen" bis # Beschlagen" und unter diesen bereits nicht weniger als 169 neue Biographieen , ohne diejenigen zu rechnen , welche bereits in dem v. d. Lühe'ſchen Werke ent= halten find. Markgraf Albrecht der Siegreiche und Kaiser Albrecht I. scheinen übrigens vergeffen worden zu sein.

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Unter den außerdem als neu zu bezeichnenden Artikeln befinden sich allerdings manche, die man in jenem älteren Lerikon wirklich vermißt , sei es , daß es sie nicht berühren konnte , oder daß es ihnen keine Beachtung schenkte, wie : abhärten , abkochen , Abzug (von Truppen überhaupt und der einer Besagung) , Achsschwenkung , agiren, armiren, Ast (Flugbahn) , auflaufen, Ausreiser, ausrücken, Be fehle zc.; andere dagegen hätten füglich wegbleiben kön nen, wie: à la tête , Armistiz , Ausnahmgeseß 2c. und eine nicht unbedeutende Anzahl kleinerer, welche besser in den betreffenden Hauptartikeln aufgegangen wären , in denen fie des Zusammenhangs und größerer Verständlichkeit wegen in der Regel doch noch einmal aufgeführt werden . Uebrigens ist hier auch Einiges vergessen oder absichtlich weggelassen worden, was gerade nicht zu den unwesentlichen Dingen gehört , wie : Anger, Anhöhe, Aue , Ballistischer Pendel, Beredtsamkeit u. a. Ueber die Zweckmäßigkeit vieler neuen, auf die Schifffahrt sich beziehenden Artikel müssen wir uns des Urtheils enthalten, da uns die Sache nicht geläufig genug ist. Nun noch einige kurze Andeutungen bezüglich der Be handlungsweise. In den Erklärungen der Begriffe "! Ab brennen ", " Abschneiden “ sind Ausdrücke gebraucht (verpuffen, verlegen) , die wieder selbst der Erklärung bedürfen . „ Abbrechen" - zwar nur zwei Zeilen, aber Abkommen" sehr der Verbesserung fähig. Das gute "/ Abkommen" ist wohl eine Hauptbedingung , aber noch keine Garantie des richtigen Treffens. Während das „ Abrichten “ bet v. d. Lühe nur von Pferden gebraucht ist , wird es hier als dienstlicher Ausdruck nur für die Einübung und Aus bildung der Mannschaften behandelt: „Abrichter", „ Ab= richtung und Abrichtungsmethode" leiden an gegen= seitigen Widersprüchen (Belehrung , mechanisches Abrich ten). Das unter " Abrichtung" angeführte Beispiel hat uns übrigens durch seine Naivetät überrascht. Ueberflüssig ist es, daß bei "I Abstecken " der Plan ein reiflich zu überdenkender" genannt wird ; inconsequent, erst von seich ten Gräben zu sprechen , und dann bei Abstecklinie " das Wort " Furche" zu gebrauchen. " Achtung" gegen Vorgesezte leidet an inneren Widersprüchen und ist theil weise mit Ehrerbietung verwechselt. Die Erklärung der Allarmhäuser" ist in der Redaction verfehlt. Es ist gut und vortheilhaft, aber nicht nothwendig", daß solche Gebäude schon an sich einigermaßen fest sind ; nicht selten wird man sich auch mit andern behelfen müssen. Die hierher gehörigen Artikel sind übrigens sonst mit lobens werther Ausführlichkeit und Gründlichkeit behandelt. Ambulance " ist durch eine Beschreibung der Trag bahren erweitert , deren sich die neu in's Leben gerufenen Sanitätsmannschaften zum Abholen der Verwundeten be= dienen. "1 Anciennetät " ist nicht besonders glücklich erklärt; auch ist hinter „Angehörenden " das Wort „ gegen= = über" vergessen. Von den unter der Hauptfirma , An griff" enthaltenen Bearbeitungen können wir , einige stylistische Härten abgerechnet, nur Gutes berichten. „Anker " ist erschöpfender behandelt, ebenso ,, Anlegen der Arbeiter" und Anreiten ". " Armada" hat sich wohl nur aus Versehen in den engeren Cirkel eingedrängt.

Bei „Armee" folgt dem Allgemeinen sehr ausführlich die geschichtliche Entwickelung und die neueste Organisation der österreichischen Armee. ", Aufgebot " ausführlich ge= schichtlich. Aufprozen ", mangelhaft und ungenügend, auch nicht in Uebereinstimmung mit Abprozen". Der " Auffas" dient nicht dazu , dem Geschüß die Lage zu geben , sondern die Richtigkeit dieser Lage zu bestimmen. Ueberhaupt läßt dieser Artikel in Bezug auf Fassung und Inhalt viele Wünsche übrig. Ebenso mangelhaft und wenig erschöpfend ist der „ Aufschlag “ behandelt. Einen angenehmen Eindruck macht das unter "! Aufstellung " Gesagte, wobei ganz richtig auch die taktische Aufstellung mit in Betracht gezogen wird , obschon eine ausführlichere Erörterung mehr unter die Artikel " Stellung" und "1 Schlachtordnung" gehört. Nicht minder verdienen ,, Au genmaß" und "/ Ausbildung " unsere Anerkennung, welch' letzteres übrigens insofern einseitig behandelt er= scheint, als nur auf den Offizier Bezug genommen ist. „ Ausgänge “, „ Ausrüstung einer Festung (auf ein bastionirtes Sechseck angewendet) , Außenwerke, Aus springende Winkel" machen ihrem Verfaſſer Ehre. "1 Aus = ziehen der Brandröhre" viel Lärmen um Nichts. Avantgarde" reiht sich unter die besseren Arbeiten. Warum "I Baliste " und " Ballistik " verschieden schrei ben , da doch beide von Bahkɛiv abzuleiten sind ? So verdienstvoll auch die Bearbeitung von "! Barrikaden ", namentlich was das Geſchichtliche betrifft , genannt werden mag, so hätten wir doch in Betracht dessen , was bereits wissenschaftlich vorgearbeitet ist , in dem theoretischen Theile mehr System und eine erschöpfendere Behandlung erwar= tet. Unter " Baustoffe " finden wir die Resultate der 1834 zu Mez angestellten Versuche; auch ist die Wirkung der Vertikalfeuer auf die verschiedenen Baustoffe ausführ licher gegeben , als bei v. d. Lühe. " Bedachtsamkeit, Bedeckungen des Terrains (24 Seiten) , Befehle, Befestigungskunst , Befestigungmanieren , Be harrlichkeit , Behaupten , Belagerung und Ver theidigung einer Festung , B. Armee, B. Batte = rieen , B. Entwurf" u. s. w. sind Arbeiten, welche dem ―――― In der historischen Werke nur zur Zierde gereichen. Section eine kritische Auslese zu halten, war bei dem uns gestatteten Raume nicht wohl thunlich; indessen können wir versichern , daß man im Ganzen zufrieden sein darf, obgleich auch hier natürlich nicht unbedeutende Unterschiede in der Behandlungsweise sich geltend machen . Diese wenigen Andeutungen dürften genügen, theils unsere allgemeinen Bemerkungen zu erläutern , theils um den Anfang eines Unternehmens zu harakterisiren , dem wir wegen des vielen Guten , was sich bereits offenbarte, von ganzem Herzen einen gedeihlichen Fortgang wünschen . Ueberhaupt bitten wir die Redaction , unsere hauptsächlich gegen den Plan gerichtete Kritik als eine wohlgemeinte zu betrachten; es war lediglich das Interesse an der Sache selbst, welches sie dictirte, und wenn irgendwo eine gewiſſe Rücksichtslosigkeit an ihrem Plage ist , so ist es sicherlich da, wo ein auch aus der herbsten Kritik hervorgehender Rath noch benügt werden kann , also beim Beginn des Werkes ſelbſt.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 13.

Mai

No 57.

1851 .

oljeni ,

11900 1901



‫כולנו‬

Vio Hot En 10918

பம்பர்பவர்

Allgemeine Militar- Zeitung. Oeſterreichiſche Monarchie.

neues Erercirreglement wird im Kriegsminiſterium vorbereitet. (Lloyd .)

Verona , 20. April. Die leßten Feldzüge haben die ſtrategiſche Wichtigkeit Veronas, das gleichzeitig Oberita Jien beherrſcht und der Schlüſſel und das Thor Tyrols

vom Süden aus iſt, ſo eindringlichgelehrt, daß dieRe- Ueber die Bedeutung eines auf allgemeine

gierung weder Zeit noch Roſten ſpart, um aus Verona Wehrpflicht gegründeten Heerweſens in Deutſch ben erſten Waffenplaß im Süden unſerer Monarchie zu machen. Seit 1818 wurden bereits fieben Forts vollendet,

land und ſeine Stellung zum geſammten

ſowie mehrere Redouten errichtet; dennoch glaubt man erſt

Staatsleben .

in fünf bis ſechs Jahren mit den Befeſtigungsar ( N. Pr. 3tg .) beiten völlig fertig zu werden .

II. *) Es find vorzüglich zwei Gebiete, in denen die fittlichen Kräfte eines Heeres liegen und worin ſein Charakter , als der zu großen nothwendigen Zweden in Einheit geſam

frankreich .

Paris , 22. April.

Ein Cavalerielager ſoll in melten Streitkraft des Volkes , fica abſòließt: das der

der Nähe von Luneville errichtet werden. Das 6. und 9. Zucht **) und das der Thatkraft. Güraſſier - , das 12. Dragoner - und das 4. UhlanenregiDie Zucht, als das fittlich geiſtige Band , ohne wel ment, eine Batterie und eine Ingenieurabtheilung find des das Seer in einen verworrenen þaufen auseinander dabin beſtimmt. Dieſe Truppentheile ſollen daſelbſt vor fallen würde , umfaßt in dieſer Weiſe nicht nur die Unter dem Präſidenten der Republik Manóver ausführen .

(O.P.A.Ztg.) Sardinien.

werfung unter die nothwendige Drbnung des Befehls in

ihrer innerlichſten Bedeutung , d. h. die Entäußerung und Dahingabe des eigenen Willens in Dienſte höherer Zweđe, ſondern auch die Unterwerfung der geſammten finnlichen

Natur unter übrigen aus dem Verfolg dieſer Zweđe Auferlegung Jurin , 19. April. Ein Kriegøminiſtertalerlaß beruft entſpringenden die en, alſo die ganze Fülle der alle Lieutenante, welche durch ihr Dienſtalter das Redt Mühen und Entbehrungen des Krieges mit Ausſchluß auf eine Beförderung zum Hauptmanndrange haben , nady jeder Ausſchweifung: zwei Gebote , die ſo nothwendig zu =

Ivrea, um in der dort eben errichteten Militärſchule

ſammengehören , als in einem Seere, dem man nicht das

durch ſechs Monate dem höheren Unterrichte ihres Standes deußerſte von Anſtrengungen zumuthen darf, und dem obzuliegen. man etwa glaubt gegen Feind und Feindesland als ver -

Der Kriegsminiſter hat noch vor einem Jahre ein diente Erholung jede Ausſchweifung geſtatten zu müſſen, neues organiſches Gejen für die Armee in Aus- der fichere Keim zur Zerſtörung des Gehorſams und zur, ficht geſtellt. Verſchiedene nüßlide Neuerungen find auch Auflöſung ſelbſt liegt. Die Shatkraft, die das peer wirklich ſchon erfolgt; mit einiger Ungeduld aber fordert treibt , den Beruf zu erfüllen und zu der eben die Zucht bic Prefiſe das Geſek über die Militäraushebungen, die Kräfte geſammelt hält, umfaßt das Streben nach Ruhm welches eigentlich das Fundament dieſes neuen Reorgani- und Ehre , die Liebe für Freiheit und Vaterland, bte ſationsplanes ift. Dieſer Gefeßesvorſchlag iſt ſeit drei Monaten dem Senate unterlegt worden , auch find die *) Siebe I. in Nr. 49 der A. M. 3. v. d. J. anderen bereits in Verhandlung ; es erübrigt nur noch das

Geſet über die Veränderungen , das aud ſchon bereit liegt, und die Reform des militariſchen Strafs geleses, an welchem , da es ſeiner Natur nach ein

längeres Studium bedarf, nod gearbeitet wird. Auch ein

**) , Zuct" bezeidnet den Kern der Sade viel ídärfer als das gebräuchliche fremde Diſciplin “, dasaus dem äußeren Berbättniß des Sdülerø (discipulus) zum Meifter bergenom men iſt, und ſo mehr die Unterordnung unter Anſehen und Gewalt bedeutet, während Zucht auf die gezogenen , d. D. innerlic bezwungenen viderfrebenden Kräfte deutet.

451 Treue, umfaßt jeden sittlichen Keim und Trieb zu Thaten, der in die Menschenbrust gelegt ist. Nun haben Zucht und Thatkraft mit all' ihren sitt lichen Kräften in der gesammten Naturbegabung eines Volkes schon einen Grund , aus dem sie zu großartiger Erscheinung aufwachsen können , und in solcher Erschei nung treten sie auch nicht blos in den Heeren Griechen lands und Roms auf, sondern auch viele Heere der mitt leren und neueren Zeit haben es dazu ohne das Christen thum und sogar gegen dasselbe gebracht; wie denn zuleßt noch Napoleons Heere ohne im Ganzen irgend christlichen Trieb und christliches Bewußtsein Thaten vollbracht haben, so gewaltig , als sie die Geschichte wohl aufzuweisen hat. Bei all' diesen Heeren ohne Ausnahme aber zeigt sich's bei näherer Betrachtung: zuerst in Beziehung auf die Zucht, daß sie entweder sehr locker und unfertig und nur auf eine augenblicklich herrschende Stimmung gegründet war, oder daß sie, wo sie mit Hülfe einer despotischen oder republikanischen Staatseinheit zu Stande kam , nur mit einer völligen Untertretung der Einzelnen , also mit der größten Gefahr eines plöglichen Zusammenbrechens bestand. In Bezug auf die Thatkraft aber finden wir, daß ihr sittlicher Boden, wo er nicht vom Christenthum geläutert war, selten lange seinen reinen Gehalt bewahrt hat, daß die sie treibenden Kräfte ohne seinen starken inneren Zügel bald maßlos über sich selbst hinaus fort gewachsen find, Verderben verbreitet und daraus die sie zerstörenden Mächte sich selber feindlich heraufbeschworen haben. Es hatten diese Heere das Schicksal wie die Völ ker, aus denen sie hervorgingen; sie alle , zu denen das Christenthum nicht gekommen oder denen es verloren ge= gangen war, haben einen einzigen Abschnitt des Glanzes und der Macht gehabt. Als aber einmal das Verderben über sie hereinbrach , da verfielen sie auch unaufhaltsam dem Untergang ; ihre ganze Naturbegabung schien erschöpft. Unfähig, wieder etwas Großes zu erzeugen, wurden sie unterworfen oder schleppten ein geistig todtes , für die Entwickelung der Menschheit gleichgültiges Dasein hin. Die Völker deutscher Abkunft dagegen , in denen das Christenthum lebendig blieb, haben mehr als einmal ähn liche Zeiten des drohenden Verfalls überstanden , und es ist kein Zweifel, daß es gerade das Christenthum war, worin sich ihre natürliche Lebenskraft immer wieder ge läutert und zu erneuter Thätigkeit gesammelt hat. Wie also unsere edelsten sittlichen Kräfte in der Ver mählung unseres Volksthums mit dem Christenthum wur zeln , so müssen sie, wie überhaupt , wo sie Großes wirken sollen, so vorzüglich im Heere auf einen christlichen Grund gestellt sein. Und welches Mittel zur Zucht, welcher Trieb zur That ließe sich auch mit der Gewalt einer Religion vergleichen , die jeder tiefen Sehnsucht des Herzens um den Preis der innerlichen Ueberwindung und Dahingabe Befriedigung verheißt, die einen Trieb zu Thaten nach allen Richtungen erzeugt , wie ihn keine Philosophie je so frei und ſo rein auszudenken vermag ? Im Christenthum und in seinem ethischen Kern, dem rechtfertigenden Glau= ben , ist die völlige Unterwerfung und zugleich Sammlung der Persönlichkeit, die beiden Enden des menschlichsten Wesens, an denen sich alle Philosophie vergeblich zerar beitet hat, allein gegründet; in ihm allein ist der höchste

452 Preis der Persönlichkeit, sich zum eigensten geschloffenen Ausdruck göttlichen Wesens zu verklären , an deren höchste, frei in sich selbst vollzogene Üleberwindung geknüpft. Was keine Lehre, die immer nur von einer vornehmen , in der Fortleitung ihrer Schlüſſe vom gemeinen Verstande schwer zu begreifenden Zweckseßung ausgehen kann , was kein Predigen an die bloße Einsicht, die immer eine äußerst schwache Macht über die von äußerem und innerem Drang bewegten Gemüther bleibt, in dieser zuchtlosen Zeit leiſten kann , nämlich : die Erziehung zu einer tüchtigen Zucht, das ist im Christenthum gegeben. Auf einem den Hohen und Niederen gemeinsamen Grunde steht in ihm das Geſchöpf seinem Schöpfer gegenüber , und es bedarf gar keiner be= sonderen Bildung oder Lebensstellung, um von seiner erziehenden Kraft ergriffen zu werden ; wie sich auf diesem Grunde die menschliche Natur am mannichfaltigsten und tiefsten enthüllt, so ist auf ihm auch die einfachste wie die gebildetste Natur für jede veredelnde Arbeit an ihr weit am empfänglichsten. Und diese Zucht ist auch eine freie; denn weil sie feinem äußeren Lebenszweck allein entspringt, so hat sie auch in keinem solchen ihre Gränzen. So findet das Heer für die große Aufgabe der Er ziehung , zu der es im eigenen und im Dienste des Staates recht eigentlich berufen erscheint , im Christenthum allein den rechten Boden, und so haben alle Kräfte , deren es zur reinen Darstellung und Ausbildung seines Wesens bedarf, im Christenthum ihren reinen , immer strömenden Lebensquell. Verlangt doch gerade das Heer völlige Un= terwerfung der Persönlichkeit unter das eine für Alle gleiche Geseß, und zugleich deren höchste Sammlung, um das Gefeß gegen jedes Widerstreben und jede Gefahr durch zuseßen , und liegt doch gerade hier der Grund der tiefen Wechselwirkung zwischen Gehorchen und Befehlen , daß Keiner jemals das Eine ohne das Andere kann. Dieses innerliche ſittlich freie Herausarbeiten und Durchseßen der Persönlichkeit , welches die wahre Ehre ist , verwirft alle kranken Erscheinungen , die in unserer Zeit den Schimmer dieses Namens borgen. Der Gehorsam, der hier ent= springt, umfaßt im weitesten Sinne die Unterwerfung des Willens und der ganzen Natur unter die Befehlsordnung, wie unter die Forderung der äußersten Mühen und An strengungen ; er ist frei von jeder kleinlichen, immer wider= strebenden Eitelkeit , frei von jeder begehrlichen Lohnsucht mit ihrem Gefolge von Ausschweifungen und Ueberhebun gen. Die Befehlführung , die hier ihren Grund hat , ist stark gegen jede Widerspänstigkeit und jede Weichlichkeit, da fie fort und fort an sich bezwingt , was sie an Andere fordert; sie ist frei von jeder Selbstüberschäßung und jedem Dünkel, die ihre Stüßen nur in der äußeren bestehenden Ordnung haben. In diesem Hingeben und Einseßen der Persönlichkeit wurzelt , wie die Ordnung des Heeres, so auch der rechte Gemeingeist , der ja Aufopferung und ent schiedene Vertretung zugleich verlangt, wurzelt, durch die innewohnende Kraft des Maßhaltens vor jeder Ausartung bewahrt, auch die Geltung des Heeres als Stand, seines Standes Ehre, die nichts Anderes ist , als das äußerliche Ein- und Durchseßen des innerlich an den einzelnen Glie dern in ſittlicher Zucht zum gemeinsamen Ausdruck erzoge=: nen eigenthümlichen Wesens des Dienstes der Waffen. Und wie die Zucht im Heere , ſo iſt auch deſſen Thatkraft ›

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dort am sichersten gegründet , wo die sie sonst tragende Begabung des Volkes vom Christenthum durchdrungen ist, das dieſe läutert und selber an ihr zu einer vollendeteren Erscheinung kommt. Schon in einer solchen Zucht, wo die Führer an sich und Andere das Höchste verlangen können , liegt für ein Heer die Fähigkeit, außerordentliche Dinge zu verrichten, und welche edle Triebfedern zu Thaten des Muthes in ihm liegen mögen ; fie finden alle in jenem Glauben, der die Werke frei von jeder Furcht und jeder Lohnsucht her vortreibt, ihre reinste Erfüllung. Das Vertrautsein mit dem Gedanken eines ehrenvollen Unterganges , ohne den im Kriege nie etwas Großes ausgerichtet wird , die Kraft, Wunden und Lod nicht zu fürchten , ist in dem Glauben, der alles Heil allein im Nathſchluß Gottes aufgehoben weiß , am festesten gegründet. (Schluß folgt.)

wurde. In dem leßterwähnten Jahre war eine Commis fion von 5 Offizieren zusammenberufen worden , der man folgende Gewehre zur Vergleichung vorlegte : 1 ) die Büchse der sardinischen Bersaglieri; 2) die der französischen Jäger; 3) die französische Wallflinte; 4) die französische carabine à tige (Stiftbüchse ; wahrscheinlich älteres Modell von 1842) ; 5) den Wild'schen Stußer ; 6) die preußische Büchse (ein Jagdgewehr) ; 7) den Stußer von Bern ; 8) den von Luzern; 9) den von Uri; 10) den von Gla= rus ; 11 ) eine Büchse von Büchsenschmied Lepage in Paris mit Stift. Die Commission ließ noch einen Berner Stußer älteren Modells mit Stift in der Schwanzschraube einrichten und wurden nun die Versuche mit Rund- und Spizkugeln angestellt. Man fand hierbei für die leßteren eine doppelt überlegene Percussionskraft bei der halben Ladung. Auch die Stiftgewehre zeigten Vorzüge . Die Commission gab verschiedene Gutachten ab und trug dann auch auf Verfertigung von zwei Modellen, einer Stift= und einer Kammerbüchse , nach besonderen Angaben an. Im Jahre 1848 trat die Commission auf's neue zusam= men. Die Versuche wurden dießmal auf Schießgestellen mit folgenden Gewehren vorgenommen : 1 ) den zwei von der Commission im Jahre 1847 beantragten Modeйstußern, eingerichtet, um mit und ohne Kammer, mit und ohne Stift gebraucht zu werden , Geschosse von 24 Pfd .; 2) dem amerikanischen Stußer , Geschoß von Pfd.; 3) der öfter reichischen Kammerbüchse , Geschoß von Pfd.; 4) einem Stußer von dem Appenzeller Oberstlieutenant Bruderer, Modification des amerikanischen , Geschoß von 60 Pfd.; 5) einem ähnlichen von dem Aargauer Hauptmann Ste benmann, Geschoß von 4 P Pfd.; 6) einem Stußer von dem waadtländischen Artillerieſtabsmajor Burnand, koni 1 sches Geschoß mit drei Reifchen von 31 Pfd.; 7) Wild's Jägerbüchse mit dem Wasserfläschchen (württembergisc). Durch die amerikanische Büchse zur Ansicht gelangt, das Kaliber lasse sich kleiner nehmen , ließ die Commiſſion im Verlauf der Proben noch einen Stußerlauf anfertigen, deffen konisches Geschoß mit zwei Reifchen Pfd. wog. Auch hierbei überwog die Spitkugel an Trefffähigkeit, selbst bei sehr kleinen Kugeln , vornehmlich , weil sie von ihrer Anfangsgeschwindigkeit sehr viel weniger verlor, wodurch die Flugbahn flacher, der bestrichene Raum sofort größer und das Treffen vom richtigen Distanzschäßen un= abhängiger wurde. Doch wir verweisen hinsichtlich der äußerst interessanten Details auf den Aufſah selbst und erlauben uns hierüber nur noch weiter anzuführen, daß man_die Kammereinrichtung , sowie die Befeuchtung mit Wasser nach Wild'scher Methode nicht weiter angemessen fand , und daß die Wild'sche Stellscheibe am Ladstock die Dienste des Stifts (Verhinderung des Drucks vom Geschoß auf das Pulver) übernehmen könne. Den amerikanischen Stußer verwarf man wegen zu geringer Percussionskraft, zu gekünſtelter Viſireinrichtung und der Nothwendigkeit, mit Apparat geladen werden zu müſſen. Nachdem die Commiſſion noch andere wichtige Beſchlüſſe hinsichtlich grundsäßlicher Annahmen gefaßt hatte , wurden die eidgenössischen Stußermodelle , die sich auf 900 Schritte noch gut gehalten hatten, an die Behörde übergeben und von dieser zur Prüfung an die Kantone geschickt. Im Weiteren wird bemerkt, daß der Kantönligeist sich auch

Literatur. Schweizerische Militär - Zeitschrift. Neue Folge. Erster Band. Jahrgang 1850. Zweites und drit tes Heft. Zürich, bei Friedrich Schultheß. Bern, bei L. R. Walthard . 1850. ( S. 78-232. ) A18 Beilage zum zweiten Heft : Gesez über die Mi litärorganisation der schweizerischen Eid = genossenschaft. (Vom 8. Mai 1850.) 65 S. Die Fortsetzung dieser in Nr. 143 der A. M. 3. vom oorigen Jahre zuerst angezeigten Zeitschrift gibt im zweiten Heft zunächst eine Schilderung des Gefechtes vor der Porta di S. Pancrazio zu Rom am 3. Juni 1849 , ab= gedruckt aus dem „Tagebuch aus Italien 1849 von G. v. Hofstetter, vormal. Major in römischen Diensten." Da sich über dieses Buch bereits in diesen Blättern (Nr. 3 d. J.) eine Anzeige findet , so enthalten wir uns wei terer Bemerkungen darüber und erlauben uns nur die Andeutung , daß vorliegender Gefechtsbericht von dem Ta lente des Verfaffers Zeugniß gibt , seine Leser in medias res einzuführen, ihnen vom Verlauf der geschilderten Be gebenheiten lebendige Eindrücke zu verschaffen , nicht allein den urtheilenden Verstand zu beschäftigen , sondern auch an seine Empfindungen Berufung einzulegen. Eine litho graphirte Beilage des Schauplaßes mit Darstellung der beiderseitigen Verschanzungen versinnlicht und erläutert den Text. Die beiden zunächst folgenden Auffäße gehören nahe zuſammen und ergänzen sich gegenseitig. Der erste behan= delt vorzugsweise das eidgenössische Stußermodell von 1850. Aus der Eigenthümlichkeit der schweizerischen Boden- und Militärverhältnisse wird die Wichtigkeit der Verbesserung des Stußers , der Erhöhung der Tragweite und der Verminderung des Gewichts zu entwickeln gesucht ; dann einiges Historische über die Wild'sche Büchse und die Spizkugeln angedeutet und sofort zu Demjenigen über gegangen, was ſeit 1847 in der Schweiz für Vervoll kommnung der Stußer geschah und fachverständig, geprüft

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456

hier wieder in die Beurtheilungen einzuschmuggeln gewußt habe und vielfache eigenthümliche Bedenken und Einwen bungen erhoben worden seien. Im Spätherbste 1849 hatte fich die Commission zum drittenmale versammelt. Inzwi schen waren auch wieder neue Gewehre eingetroffen ; Zürich, Appenzell, Thurgau u. s. w. sandten Stußer und wurden, da der Winter die Versuche unterbrach, im Frühjahre 1850 dieselben fortgeseßt. Man nahm zunächst mit einem Luzerner Probestußer eine Aenderung vor , gab ihm einen Lauf von 3 Linien 5 Strich Kaliber und eine Zugum gangslänge von 3 Fuß und schoß daraus eine Spizkugel von 30 Pfd. mit einer Rinne; dabei bediente man sich einer Ladung von 4 Grammen. Diesen stellte man nach einer Reihe von Versuchen als Modellstußer für 1850 auf. Die Ergebnisse dieses letteren Modells find außer= ordentlich. Von 100 Schüssen trafen in die Scheiben vierecke von 8, 4 und 2 Fuß bis auf 400 Schritte alle Geschoffe. Auf 600 Schritte in das Scheibenviereck von 8 bei starkem Wind 100 Geschoffe, 97 " "1 4' Breite 6' Höhe bei demselben Wind

Wurstemberger'schen Geschoffen (z Pfd . mit einer Rinne) das Dreifache der Munition des französischen Carabiniers bei sich führen kann , und so in der Treff sicherheit mehr, in der Treffkraft wenigstens dasselbe zu leisten vermag . Weiterhin entschied sich die Commiſſion für Patronen anstatt des Pulverhorns aus verschiedenen , theilweise hier angeführten Gründen , ferner für gefettetes Kugelfutter (bei abgerundeter Form der Züge, wie bei dem amerika nischen Stußer , konnte man ohne Schwierigkeit 120 und mehr Schüsse thun) , dann hielt sie an der Wild'schen Stellscheibe fest , behielt jedoch die kleineren Zündkegel bei. Das Schloß hatte nur eine Raft, die Geschosse waren mit den Futtern verbunden, blieben aber von den Patro nen getrennt, warum, ist nicht angegeben. Das Stußer modell wiegt zwischen 9 und 10 Pfund und wird im Schlußwort eifright zur Annahme empfohlen. Der folgende Aufſaß über die Jägerbüchse (die Scharf schüßen tragen Stußer, die den Infanteriecompagnieen zugetheilten Jäger aber Büchsen) ist von demselben Ver= fasser und beleuchtet eine , der erwähnten Commiſſion am



===

Auf 1000 Schritte in das Scheibenviereck 100 von 10× 13' 96 "1 8' 66 4×6' Bet Wind ergaben sich die Ziffern 92, 86, 58.

===

Auf 800 Schritte in das Scheibenviereck 100 von 8' 78 4x8' bei Wind " ohne Wind 90 "/ "

"

Zwischen der Spiß- und der Rundkugel nahm man wieder auffallende Unterschiede wahr; man fand abermals eine doppelte Ueberlegenheit der ersteren über die lettere, welche bei starkem Winde noch fühlbarer wurde. Der Commissionsbericht sagt : „ Es geht die wirksame Trag weite der runden Kugeln nicht über 600 Schritte hinaus, während die Gränze für die Spißgeschoffe nur da endigt, wo das Auge des Schüßen das Ziel ohnehin nicht mehr scharf fassen kann und somit jeder vernünftige Gebrauch einer Handfeuerwaffe aufhören muß." Bei Allem dem schlug das Modell von 1850 auf 800 Schritte noch 5 einzöllige tannene Bretter durch, eine Per Euffionskraft, die zur Tödtung eines Menschen noch ge nügt; auf 1000 Schritte schlug sie noch 3 Bretter durch und blieb in dem vierten stecken. Auch andere Stußer, nach dem eidgenössischen Modell und System eingerichtet, schlugen auf 1000 Schritte noch 3 Bretter durch , der Thurgauer auf 800 Schritte noch 4. Alle anderen Waffen blieben zurück, namentlich der Wild'sche Stußer durch schlug auf 500 Schritte nur noch 1 Brett, der amerika nische auf diese Entfernung noch 3. Es werden dann noch, gestüßt auf die Mittheilungen der école de tir, einige Vergleichungsmomente zwischen der carabine à tige und dem Modell angeführt und hieraus der Schluß ge zogen , daß der Schweizer Scharfschüße mit dem neuen Modellstuger und den von der Commiſſion angenommenen

Schluß ihrer Arbeiten noch vorgelegte Jägerbüchſe , die von dem Commandanten von Basel , v. Mechel , in Ver= bindung mit dem Büchsenschmied Sauerbrei und Schüß Löw construirt worden war. Um nicht förmlich aus= schreiben zu müssen , verweisen wir auf die Zeitschrift felbst. Wenn die hier wie im vorhergehenden Aufsat mitgetheilten Angaben nicht reservatis reservandis , ohne verschwiegene Modificationen gelten , so scheinen dieſe Waffen fast omni exceptione major genannt werden zu müssen. Daß diese ungemeinen Resultate mit auf dem Bock befestigten, in das Gestell vielleicht eingespannten Gewehren erzielt wurden , mußte unser Erstaunen erregen, da bei dieser Methode der Prüfung anderwärts häufig schlechtere Ergebnisse hervorgingen , als mit nur vorn auf oder angelegten Gewehren . Aus freier Hand leistete die von der Commission geprüfte Jägerbüchse gleichfalls Aus gezeichnetes , wenn auch nicht so viel als der Modellstuger. Auf 800 Schritte trafen von 100 Schüſſen auf eine Scheibe von 10 × 13 Fuß noch 90 , auf 1000 Schritte von eben so viel noch 70 Schüsse, und hiernach mehr als der ehe malige Ordonnanzstuger, die amerikanische , die Wild'ſche, österreichische und sardinische Büchse. Die Construction dieser Büchse ist einfach , ohne Stecher; das Spißgeschoß ohne Futter sißt auf einem Kammerrande und sollen durch eine nicht näher angegebene , aber finnig genannte Ein richtung Löw's die Züge geschont und die Reinigung des Laufs durch die folgenden Schüsse selbst bewerkstelligt werden. Doch ist die Waffe mißlich kalibrirt (das Kaliber ist nämlich größer als das des neuen Stupermodells und kleiner als das des schweizerischen Infanteriegewehrs) , wodurch man des Vortheils , nach dem Verbrauch der eigenen Munition aus der Tasche des Scharfschüßen oder Infanteristen Aushülfe zu erhalten, verlustig geht. - Diese beiden Auffäße dürften wohl dasjenige enthalten , was im 2. und 3. Heft dieser Zeitschrift den Nichtschweizer am meisten intereſſiren wird. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gebrudt.

Donnerſtag , Ma i

185 1 .

N 58.

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15.

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to

7

Allgemeine Militár- Zeitung. B'a y er n.

München , 29. April . Die in öffentlichen Blättern ſchon erwähnte Auflöſung der dritten Bataillone Ser Infanterie ſoll in der Weiſe ſtattfinden , daß die Mannſchaft in die anderen Bataillone eingetheilt und die Compagnieen verhältnißmäßig verſtärkt werden , wie denn in anderen Staaten , namentlich in Deſterreich, die Com :

ſtets von dem Grabe der Reinheit abhing , in welchem das Chriſtenthum bei den Völkern herrſchte, das möge zulegt noch ein kurzer Blick auf die in dieſer Beziehung hervor ragenden Erſdeinungen auf dem Gebiete des Heerweſens betrachten. Der Thatenkreis , in welchem die Herrlichkeit der ró miſchen Kirche und ihre Herrſchaft über die Gemüther der Völker am ausgeprägteſten und großartigſten hervortritt,

pagnieen weit ſtärker find, als es bisher bei uns der Fall waren die Kreuzzüge, die Kämpfe des angreifenden. Chris war. Hierdurch ergibt fich eine bedeutende Erſparniß , da eine große Anzahl Unteroffiziere, Offiziere und Militärbeamte ausfallen. Auch ſpricht man von Wiederber : tellung der früheren Diviſionscommandos, wobet durch Aufhebung der beiden neucreirten Armeecorpe, welche eine namhafte Vermehrung von Generalen und Abfutanten - bebingten , gleichfalls eine beträchtliche Erſparniß fich ergeben würde. (D.P.A.Btg .)

ſtenthums gegen die Ungläubigen im Åbend - wie im Morgenland. Und in der That wird uns aus dieſen Rämpfen und insbeſondere aus dem Kreiſe der Ritter orden , den Seereskörpern , worin die treibende Gewalt der Religion am geſammeltſten vorherrſchte, eine Reihe von Erſcheinungen berichtet, ſo groß in Entſagung und Auf opferung, in völliger Dahingabe der ganzen Perſönlichkeit und aller ihrer Anſprüche unter den Dienſt bes Kreuzes,

daß fie der höchſten Bewunderung aller Zeiten werth find. In dieſen war denn auch ohne Zweifel das reine Chriſten thum bewegender Grund, wie es ja dnrch das ganze Mit

Ueber die Bedeutung eines auf allgemeine telalter an einzelnen, an unſichtbarer Kettefortlaufeuden Erſcheinungen als fittlich bewegendes , wenn auch geiſtig Wehrpflicht gegründeten Heerweſens in Deutſch- nicht völlig klar ausgeſprochenes Moment hervorbricht. land und feine Stellung zum geſammten Staatsleben.

Aber es blieben Das eben vereinzelte Vorgänge; wenn wir von dieſen ab nach dem allgemeinen Eindrud der Seeres zucht uns wenden , fo finden wir ſie dem Grund, auf dem

JI.

(

die herrſchende Kirche im Volke ſtand, völlig entſprechend. 1

Es war mit innerer Nothwendigkeit geſcheben , daß die

I u k. )

Kirche, die in den erſten Jahrhunderten ihres Beſtehens einen reinen Charakter bewahrt hatte , von der Zeit an, mächtigen Einfluß des Chriſtenthums auf das Heerweſen wo ſie in großartiger Sendung das Chriſtenthum unter Wer könnte denn auch im Angeſicht der Geſchichte den

läugnen wollen ! Wie feit ſeiner Erſcheinung nur die Vól-

die Völker deutſcher Abkunft trug , an deren unbändiger

Entwiđelungegang nur ſo lange Naturkraft idwerlich der langſame ter, die von ihm durdidrungen waren, undbehaupteten , ſo innerer Aneignung ohne den vollen Nachdrud der ihr ſelbſt

fie dieß waren ., ein geſundes Staatsleben

daſs haben auch nur die Heere folder Völker bauernd eine entſprungenen äußeren Gewalt fich voúzogen hätte, daß reine, der höchſten Leiſtung genäherte Haltung bewahrt. von dieſer Zeit an die Kirche mehr und mehr in eine Wie ließe ſich auch , ohneden Einfluß des Chriſtenthums Stellung der Weltmacht und Weitherrlichkeit gedrängt

anzuerkennen, die Chatſache erklären , daß die chrißlichen wurde. Dieſe Stellung macht denn ihr eigenſtes Weſen Heere bei vereinzeltem Unterliegen im Ganzen auf allen im Mittelalter aus; und der ethiſche Grund davon iſt kein Puncten der Erde immer die Üeberlegenheit hatten , daß anderer , als der von der Wertgerechtigkeit, von dem Schat .

fte, an .Waffenfertigkeit der Einzelnen nicht ſelten über- guter Werke , vom Schaß aller Heilsgüter , den die Kirche troffeu , allein das höhere Bermögen zu entwideln und allein zu verwalten hat und vermöge deſſen ſie die Ges auszubilden verſtanden 1, die geſammelte Kraft kunſtvoll zu ſammtheit der ihr angehörigen Laien gegen die Leiſtung verwenden. Wie ſehr aber die ganze Saltung der Seere blinden Gehorſams vor Gott vertritt. Gin Ergebniß dieſer

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Heilsannahme von außen und der völligen Unterwerfung dafür, war denn auch , wie im Allgemeinen, so insbeson dere bei den Heeren jenes Zeitalters die Zucht: oft eine außerordentliche augenblickliche äußere Unterwerfung, selten eine dauernde innerlich vollzogene Dahingabe an einen großen Zweck. Daß wir im ganzen Mittelalter kein Heer finden, welches eine rechte Befehlsordnung besaß , nach und in einer solchen kämpfte, noch weniger damit auf längere Zeit das Feld hielt , lag gewiß auch, neben der eigenthümlichen, aus dem lockeren Verbande des Lehen Staates hervorgegangenen Kriegführung, noch in dieser besonderen Gründung der Zucht : aber auch abgesehen da = von ist es ganz eigenthümlich , wie gerade in den Kreuz zügen mit der ergebensten Unterwerfung unter den großen Zweck bei demselben Heere Augenblicke völliger Zuchtlosig feit wechseln , die es oft dem Untergang nahe bringen. Die Einnahme von Jerusalem, die Ausdauer, womit das Kreuzheer dabei die härtesten Entbehrungen trug , der unwiderstehliche Muth , den es dann beim Sturm bewies, die unerhörten Gräuel des Mords und der Plünderung in der eroberten Stadt und gleich danach die fromme hinge gebene Andacht des Heeres an den heiligen Stätten geben ein lebendiges Bild von der Zucht, welche über die schwer zu bezähmende Naturkraft jener Zeit der, freilich selber nothwendig ihr Gepräge tragende Glaube doch mächtig übte. Sie konnte zu einer den Einzelnen in allen Rich tungen innerlich und dauernd bezwingenden und so an einem ganzen großen Körper fich darstellenden Herrſchaft, auf diesem Grunde, schwerlich gelangen. - Anders , als Luther sein gewaltiges Wort gesprochen hatte , daß es nichts sei mit einer göttlichen Gnade, welche irgend eine irdische Macht zu verwalten habe; daß es nichts set mit einem anderen Vermittler zwischen dem Geschöpf und seinem Schöpfer, außer Jesus Christus ; daß Keiner gerechtfertigt werde vor Gott, als durch seinen eigenen , im inneren Reinigungskampf errungenen Glauben. Mit dem Wort, so recht aus dem tiefen Gewissensbedürfniß gemeiner Chrt stenheit herausgesprochen , trat das Christenthum aus der Eingeschloffenheit in der Kirche heraus mitten unter das Volk; es begann in großartigſter Weise das Werk der Erneuerung und Umwandlung von innen heraus an dem Volke und seiner gesammten Lebensgestaltung ; und welche gewaltige Arbeit es in den Gemüthern vollbrachte, ward bald an einer Reihe bedeutender Erscheinungen offenbar. Die junge Kirche, bald anch auf äußeren Kampf und Streit um ihr Dasein angewiesen , stellte ihre Heere in's Feld , und an allen , die nicht wie in Deutschland und den Niederlanden aus allerlei Stoff gemischt waren, sondern rein auf ihrem Boden standen , zeigte sich die gleiche Er= scheinung einer außerordentlichen Zucht. Die Hugenotten= heere in Frankreich mit ihrem streng sittlichen, fast düsteren Ernst, wo fogar der König Heinrich von Navarra vor dem Heere einmal öffentlich Buße thun muß , ehe er es wieder gegen den Feind führt , fie bilden einen merkwür= digen Gegensaß gegen die lärmende Weltfreude in den katholischen Reihen ; der große Schwedenkönig *) hatte ſei=

nem Heere einen Geist der Zucht eingehaucht , an dem wir noch heute bewundernd hinaufblicken , so schnell er leider in Deutſchland an der Verſeßung mit überwiegenden fremden Elementen , zumal nach dem Tode des Königs, zu Grunde ging; die größte Erscheinung unter allen auf dieſem Boden war aber das , noch zu wenig in der Kriegs geschichte beachtete Heer Oliver Cromwell's. * ) Es mag in unserer Zeit Vielen unbegreiflich sein , wie Generale, Offiziere und Soldaten oft halbe Nächte vor einer blutigen Entscheidung im Gebet zubrachten , wie unter Gebet und Gottesdienst Kriegsrath gehalten und die wichtigsten Dinge in Feld und Staat verhandelt wurde; aber dieses Heeres Rücken hat nie ein Feind gesehen, dieses Heeres Sieges= lorbeer hat keine Ausschweifung befleckt. Man kann die blutigen Gerichte in Irland nicht dagegen anführen , denn sie geschahen auf Cromwell's Befehl, damit die eiserne Strenge jeden Keim künftiger blutiger Aufstände erdrücke; man kann dem finsteren Ernst , womit diese Soldaten jede Aeußerung der Weltfreude und in ihr jede Aeußerung eines anderen Glaubens im Lande zurückscheuchten , troß feiner Uebertreibung eine innere Berechtigung nicht ab sprechen , da der ganze Protestantismus eine mächtige Reaction gegen die maßlos ausschweifende Veräußerlichung der römischen Kirche jener Zeit war, eine Richtung, welche unter den Stuarts die engliche Hochkirche theilte und auf das gesammte Leben übertrug. Cromwell's Heer war die herrschende Macht im Staate, die das staatliche Leben bestimmende Körperschaft; aber es hat diese gefährliche Stellung , die eigentlich gegen die Natur von Staat und Heer und immer Folge und Zeichen sehr zerrütteter inne rer Zustände ist , behauptet, ohne unter ihrem Einfluß zu entarten. In Sachen des Glaubens und des Staates war zwischen Untergebenen und Vorgesezten oft Nath; das that aber dem Gehorsam vor dem Feind keinen Eintrag; diese Soldaten verlangten nur den Feind erst im Kampf zu haben , um, und war er dreimal überlegen, des Sieges sicher zu sein. Ihr Angriff war unwiderstehlich, thre Ausdauer unter Mühen und Entbehrungen , Tod und Wunden **) helbenmüthig. Dazu herrschte eine Sitten strenge in ihrem Lager, daß niemals Hab und Gut, Weib

*) Seine Kriegsartikel (Zeitschrift für Kunft, Wissenschaft und 1 Gefchichte des Kriegs, 1835, 7. Heft) beſchämen uns noch heute in vielen Beziehungen.

*) Man sehe Macaulay's Geſchichte von England. I. S. 146 ff. Auch einen Auffaß „Oliver Cromwell 2c." im „Historischen Taschenbuch von Fr. v. Raumer. 3. Folge. 2. Jahrgang." *) Wie die religiöse Stimmung in diesem Heere die Gemüther geftärkt und gehoben hatte , bezeuge die folgende Stelle aus einem Briefe , den Cromwell nach der Schlacht von Marston Moor an einen Freund schrieb : „Mein Herr, Gott hat Eueren ältesten Sohn hinweggenommen durch einen Kanonen schuß. Der brach ihm das Bein ; wir mußten es ihm ab nehmen, wonach er ſtarb. Herr, Jhr wist , wie ich selbst auf diesem Wege beimgesucht worden bin , aber Gott bält mich aufrecht durch den Troft , daß er meinen Sohn aufge nommen in die Seligkeit , nach der wir Alle ringen , für die wir leben. Dort ist auch Euer herrlich Kind_voll Ruhm, nimmermehr Sünde oder Schmerz zu kennen. Er war ein braver junger Mann und höchft anmuthig. Gott gebe Euch feinen Troft. Vor seinem Tod war solch ein Frieden in ihm , daß er es Frank Russel und mir selbst nicht auszu drücken vermochte ; es ist so groß so viel höher , als der „Oliver Cromwell zc." a. Schmerz,"" fagte er zu uns.“ a. D. Š. 583.

461 und Kind selbst des feindlichen Bürgers sicherer aufgehoben waren, als unter ihnen ; und selbst als das Heer aufgelöst wurde und nach Jahren der Herrschaft die bittere Demü thigung völliger Verlassenheit erfahren mußte , geschahen keinerlei Ausschweifungen ; und lange gab es rings im Land umher keine tüchtigeren , fleißigeren , fittlicheren Bür ger als Cromwell's alte Soldaten. Dieses Heer ist an friegerischem Muthe schwerlich von einem anderen je über troffen worden , in der Zucht aber hat es kein anderes weder vor noch nach ihm erreicht. Denn der Protestantismus zog sich , zumal in Deutsch land , aus äußerer und aus ihm von seiner Entstehung her beiwohnender innerer Nöthigung, bald ganz vom ge fammten Gebiet der großen äußeren Lebensgestaltung zu rück ; es geschah , daß diese ohne ihn und im naturgemäßen Rückschlag , weil er sie nicht durch innerliches Hineinarbeiz ten überwunden , sondern nur zurückgestoßen hatte, sogar gegen ihre Entwickelung nahm ; so verlor sich sein Einfluß mehr und mehr aus den großen staatlichen Erscheinungen und so auch aus dem Heer. Dennoch war es eine Aeuße rung der in den Gemüthern des Volks fortlebenden pro testantischen Zucht , als nach der Schlacht bei Leuthen in der kalten feuchten Dezembernacht das ganze Heer des alten Friß mit allen Musikchören in das Lied „ Nun danket alle Gott" einfiel, da es eine einzige Stimme leise be gonnen hatte. Und doch war es ein Zeichen noch nicht untergegangener und wieder auflebender protestantischer Zucht, als im Freiheitskriege jede Schaar, die gegen den Feind auszog, unter feierlichem Gottesdienst die Fahne weihen ließ, als die Landwehr sich mit dem Zeichen des Kreuzes schmückte, als Gebete die Kämpfer in die Schlacht

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und empfohlen werden , worüber nunmehr fast allerwärts. und meistens schon lange in dienstlichen Handbüchern und Reglements die genauesten Vorschriften gegeben sind . Im dritten Hefte werden diese Auszüge, welche wohl Wahres, aber gewiß nichts Neues enthalten , fortgefeßt , und wollen wir darüber nur bemerken , daß uns dagegen für viele Fälle doch gar viel Wesentliches weggelassen zu ſein ſchien, namentlich ist die taktische Form beim Angriff nur sehr Neber die Compagniecolonnen oberflächlich angedeutet. und die Art ihrer Anwendung ist fast gar nichts gesagt, das Princip der Doppelschildwachen ist nicht in Anwen= dung gebracht. Hinsichtlich der Terraingestaltung, ihrer Recognoscirung und nuzbaren Eigenthümlichkeiten finden sich zwar viele Andeutungen, aber wenige ausführliche Wer v. Brandt's kleinen Krieg Auseinanderseßungen. und die Taktik von Pz. kennen und somit ſchäßen gelernt hat , wird in den Auszügen des Major Bürkli zwar eine Recapitulation manches Bekannten antreffen , aber wegen der Unvollſtändigkeit sich doch nicht befriedigt erklären. Es ist über Vieles wohl etwas , aber nicht genug gefagt. Durch die eben genannten vorzüglichen Werke ist man allerdings einigermaßen verwöhnt und verlangt allerwärts eine gleich treffende und umsichtige Behandlung dieser Gegenstände. Am schlimmsten , oder vielmehr dürftigsten, find die Recognoscirungen und die Lehre vom Patrouillen gang weggekommen , und wird das hierüber Gesagte noch lange nicht genügen, irgend Jemand über sein entsprechen des Verhalten dabet aufzuklären. Doch ſind das Gebotene eben nur Auszüge, die indeffen einem Unterrichtszwecke zu dienen kaum im Stande sein werden. Zunächst folgt ein Artikel rein localer Natur „Einige geleiteten und der erste Dank des Steges in feierlicher An Fragen in Betreff der zukünftigen Stellung des eidgenöf= dacht dem Vater des Sieges dargebracht wurde, als von fischen Oberkriegscommiſſärs“. Den Schluß machen zwei literarische Anzeigen ; die tauſend und aber tausend Stimmen die Lieder gesungen wurden, die den alten Gott wieder anriefen. erste " De la défense de la Belgique ou du nombre et de l'emplacement de ses places fortes , par M. L.. die zweite „Tagebuch aus Italien Vandevelde ; 1849 von Gustav v. Hofstetter; " Schriften, welche auch in der A. M. 3. bereits besprochen wurden. Das dritte Heft enthält außer den schon erwähnten Literatur. Auszügen aus den Vorträgen des Majors Bürkli in 3 Unterabtheilungen (Stellungen , von den Vorposten und Schweizerische Militär - Zeitschrift. Neue Folge. Localgefechte) nur noch zwei andere Mittheilungen , wovon Erster Band. Jahrgang 1850. Zweites und drit= die erste unter dem Titel : Der Kampf um Friedrichs tes Heft. Zürich, bei Friedrich Schultheß. Bern, stadt (mit einer Lithographie) , den Brief eines im schles = bei L. R. Walthard. 1850. (S. 78-232.) Als wig-holsteinischen Heere dienenden Unteroffiziers an G. v. Beilage zum zweiten Heft : Geseß über die Mt Hofstetter behandelt. Der Brief ist vollständig abgedruckt litärorganisation der schweizerischen Eid = und knüpft der Leztgenannte Bemerkungen und Erwä= gungen an denselben , die bei weitem für werthvoller und genossenschaft. (Vom 8. Mai 1850.) 65 S. sachentsprech ender gelten können , als die Andeutungen des Schluß.) ( Augenzeugen selbst. Nach Allem, wenigstens was bis jezt Es folgen sodann einige Betrachtungen über Truppens über den mißlungenen Angriff von Friedrichsstadt bekannt märsche von J. Chr. Ziegler , aus denen anderwärts nichts wurde, urtheilt der Freiwillige etwas kühn und zum miu Besonderes entnommen werden möchte. Beinahe sollte desten gesagt, sehr herb. Nachdem er vorher erwähnt, man darnach glauben , als beſtänden bei den Schweizern wie die dänische , bis zum Sturmabend maskirte 24pfünd gar keine allgemein verbindlichen Vorschriften über die ner Granatbatterie an der Mühle, die linke Flügelcolonne, Marschordnung, weil in diesem wie in dem folgenden die an der Eider hermarschirte , mit einem mörderischen Auffage, Marschordnung im Felde, worin Auszüge aus Feuer empfangen und buchstäblich enfilirt habe, sagt er den Vorträgen des Majors G. Bürkli in Zürich über den einige Zeilen später , er vermöge die holsteinische Armee Sicherungsdienst geboten find , Anordnungen besprochen von früher nicht wieder zu erkennen, sie wäre zum großen

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Theil nicht brav gewesen. Als kleiner Beitrag zur Schil derung des Gefechts vom subjectiven Standpuncte mag die Mittheilung hingenommen , zur Stüße für irgend welche Beurtheilung desselben nach Mittel und Zweck, Plan und Ausführung und deren Wechselwirkungen kann fie jedoch in keinerlei Weise verwendet werden. - Den Schluß dieses Heftes bildet eine Aufgabe aus der prak tischen Geometrie, die Absteckung der Breite eines Flusses in natürlicher Größe durch Alignement , nach einer vom geweſenen Oberst Sinner von der Artillerie angegebenen Methode, eine schickliche Anwendung von der Congruenz zweier Dreiece. Die im Titel schon erwähnte Beilage zum zweiten Hefte vorliegender Zeitschrift enthält den vollständigen Abdruck des Gesezes vom 8. Mai 1850 über die Militärorgani= sation der schweizerischen Eidgenossenschaft. Die A. M. 3 . brachte in Nr. 84 vorigen Jahres einen aus der Deutschen Zeitung entnommenen Correspondenzartikel, worin im ge drängten Auszug bereits ein Ueberblick über den Inhalt vorliegenden Gesezes gegeben war. Um nicht zu wieder holen erlauben wir uns hierauf kurzer Hand zu verweisen und lassen hier nur das folgen, was dort kaum erwähnt wurde und doch von vorzüglicher Wichtigkeit ist, nämlich Einiges aus dem sechsten Titel des unter acht Titel ge brachten Gesezes , wo von den Bundesbehörden und dem Oberbefehl des Bundes die Rede ist. Dieser Titel zerfällt in zwei Abschnitte, wovon der erste zunächst von der Bundesversammlung handelt und bestimmt : Die Bundes versammlung trifft die geseßlichen Bestimmungen über die Organisation des eidgenössischen Wehrwesens , über den Unterricht der Truppen und über die Leistungen der Kan tone und die Verfügungen über das Bundesheer. Sie trifft die Festsetzung der eidgenössischen Mannschafts- und Geldscala, beschließt die Aufstellung von Truppen und bestimmt ihre Anzahl oder Wiederentlassung , kann hier mit aber auch den Bundesrath oder Oberbefehlshaber beauftragen. Sie ernennt den Lesteren wie den Chef des Generalstabes , kann hierüber zuvor auch Vorschläge vom Bundesrath verlangen. Sie ertheilt dem Oberbefehlshaber seine Verhaltungsbefehle und beeidigt ihn.

die verhältnißmäßigen Beiträge des Personellen und Ma= teriellen und übt , wenn kein Oberbefehlshaber vorhanden, dessen Rechte und Pflichten. Der Bundesrath entſcheidet bei Streitigkeiten über Besoldung , Einquartirung und an deren Leistungen nach Maßgabe gefeßlicher Bestimmungen. Dem Militärdepartement liegt Vorberathung und Be= sorgung ob : 1) der Organiſation des Wehrwesens über haupt; 2) Anordnung und Beaufsichtigung des dem Bunde obliegenden militärischen Unterrichts ; 3) Ueberwachung der den Kantonen obliegenden militärischen Pflichten und Lei-. stungen gegen den Bund , sowie der Kantonalgejezgebung über das Heerwesen ; 4) Fürsorge für die Vervollkomm= nung des Wehrwesens und der Vertheidigungsmitiel ; 5) Anschaffung , Aufbewahrung und Unterhaltung des vom Bunde anzuschaffenden Kriegsmaterials; 6) Herstellung, Beaufsichtigung und Unterhaltung der eidgenössischen Be= festigungswerke; 7) die topographischen Arbeiten der Eid genossenschaft, sowie der Kantone, so weit dieſe dem Bunde zur Ausführung oder Beaufsichtigung zustehen , nebst dem Stich der Karte der Schweiz ; 8) Wahlvorschläge in den eidgenöſſiſchen Stab ; 9) die Ausfertigung der Marsch= routen für die aufgebotenen Truppen bis zu ihrem Ein rücken in die Linie. Alle Entscheidungen gehen vom Bun desrathe als Behörde aus. Der zweite Abschnitt behandelt die Befugnisse des Oberbefehlshabers und ist hierüber Folgendes bestimmt : Der Oberbefehlshaber und der Chef des Generalstabes werden in der Regel aus dem eidgenössischen Stabe ge= zogen ; ausnahmsweise können sie auch aus anderen Offi- , zieren gewählt werden. In Ermangelung eines bestellten . Commandanten führt der erste im Grade und Dienstalter der Chefs der vereinigten Truppen das Commando. Der Oberbefehlshaber verordnet die militärischen Maßregeln, die er zur Erreichung des ihm bezeichneten Endzweckes für nothwendig und dienlich erachtet. Er theilt die ihm zur Verfügung gestellten Streitkräfte in Brigaden , Divisionen und Armeecorps ein und bestimmt deren Stärke ; er erläßt die Armeebefehle, er übt über alle ihm unterstellten In dividuen , nach Anleitung der bestehenden Militärgeseze und Reglemente, die höchste Militärgewalt aus. Der

Oberbefehlshaber ernennt die Obercommandanten des Genie, Der Bundesrath leitet die Vollziehung der eidgenössi schen Bundesorganisation , untersucht die Militärverord der Artillerie und Cavalerie, die Commandanten der Ar nungen der Kantone und genehmigt sie , wenn sie den eid meccorps , der Divisionen und Brigaden und den General genössischen Verpflichtungen nicht widersprechen , und über adjutanten. Er ernennt ferner seine Adjutanten . Ihm wacht deren Vollziehung. Materielle und perfonelle Streit steht das Recht der Entlassung solcher Offiziere zu , die sich kräfte werden von ihm geprüft , weshalb die Kantone als unfähig erweisen , die mit ihrer Stelle . verbundenen Ende Januars ihm Etats einreichen müssen. Der Bundes Pflichten zu erfüllen. In dringenden Fällen hat er das rath trifft die militärischen Wahlen , welche gesetzlich nicht Recht, außerordentliche Verpflegungen anzuordnen und von der Bundesversammlung oder den Kantonen vorzu dem Oberkriegscommissär die Bewilligung zu ertheilen, nehmen sind. Für den Militärunterricht besorgt er die Requisitionen an Lebensmitteln und Fourage auszuschrei= Ernennungen. Er veranstaltet die auf Militärtopographie ben. Der Chef des Generalstabes ist in Verhinderungs und Statistik bezüglichen Arbeiten , entwirft die Regle fällen des Oberbefehlshabers vorübergehend dessen Stell ments und erläßt die organisatorischen Bestimmungen nebst vertreter. Im Uebrigen verweisen wir auf das Geſeß selbst, wel deren Interpretationen ; wichtigere Reglements legt er der Bundesversammlung vor. Er vollzieht die Bundesbeschlüsse ches außerdem noch 18 Tabellen über Bestand der ver zur Aufstellung einer Armee, besorgt das Aufgebot , die schiedenen Truppeneinheiten , wie über die Besoldungsetats Ergänzung , Ablösung und Entlassung derselben , diſtribuirt der Chargen enthält.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag, 17.

Mai

N

185 1 .

59.

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M

TRUE

Allgemeine Militar:Zeitung. Königreich Sachſen . Ju Nr. 47 der A. M. 3. von dieſem Jahre iſt bereits

a) In der deutſchen Sprache: Feſtigkeit in der

Drthographie und in den Hauptlehren der Grammatik;

Fertigkeit im Abfafſen leichter, beſonders beſchreibender

kurz der zu Ende März erfolgten Aufhebung der Militär- und erzählender Auffäße; Fähigkeit , etwas Geleſenes bildungsanſtalt und der an ihrer Stelle errichteten Kriegs-

ſchule Erwähnung geſchehen . Wir geben nun im Fol-

mündlich wiederzugeben . b) in der franzöſiſchen Sprache:

Richtiges

genden einige weitere Mittheilungen über das leştere Leſen , Renntniß der Elementarregeln der Grammatit; Inftitut.

einige Fertigkeit, leichte Auffäße aus dem Franzöſiſchen zu Die Kriegsſchule beſteht aus zwei , in Beziehung überſeßen. auf den Lehrzwed und die Waffengattungen getrennten c) gn der Mathematit: Zahlen- und Buchſtaben Inſtituten : ber Cadettenſchule und der Artilleriedule. Die rechnung mit Inbegriff der Gleichungen erſten Grades ; erſtere ift zur Ausbildung der Offizierſubjecte der Infan- die' Anfänge der Geometrie. terie und Reiterei , die lektere zur Ausbildung der Dffi d) In derHauptepochen Geſchichte : Allgemeine überſichtliche zierſubjecte der Artillerie und Ingenieure nebſt Dependen- Renntniſſe der der Geſchichte und der in zen beſtimmt.

dieſelbe fallenden bauptbegebenheiten.

In diſciplinariſcher und adminiſtrativer Beziehung ſtehen e ) in der Geographie : Ueberſichtliche Bekannt die Zöglinge beider Inſtitute unter dem Commandanten ſchaft mit der allgemeinen Geographie, insbeſondere von der Cadettenſchule. Die etatmäßigen Stellen können nur Europa ; Bekanntſchaft mit der politiſchen Eintheilung,

an Inländer vergeben werden . Als Volontäre können insbeſondere von Deutſchland; Anfangsgründe der mathe fowobl Inländer als Ausländer Aufnahme finden ; doch matilden und phyſiſchen Geographie. haben leştere auf eine etatmäßige Anſtellung in der Ar f) Einige Nebung im Zeichnen und in der Conſtruc mee keinen Anſpruch ; Ausnahmen hiervon hängen von tion geometriſcher Figuren . dem Ermeſſen des Kriegsminiſteriums" ab. g) Gute ., deutliche, deutſche und franzöſiſche Sand

Das Alter der Aufnahmefähigkeit in den unterſten ſdrift. Klaſſen beider Schulen iſt vom angetretenen 16. bis zum

vollendeten 17. Lebensjahre. Junge Leute, welche zum Eintritt in eine höhere Klaſſe befähigt ſind, können aus-

Zur Aufnahme in die Artilleriedule wird an

oberen Diviſionen in die Armee iſt bei der Gadettenſchule

b) In der franzöſiſchen Sprache: Fertigkeit in

Vorkenntniſſen verlangt : nahmsweiſe auch beziehentlid) bis zum vollendeten 18. oder a) In der deutſchen Sprache: Fertigkeit , Ge 19. Lebensjahre aufgenommen werden. Der Zeitpunct für wandtheit und grammatikaliſche Correctheit im mündlichen die Aufnahme neuer Schüler, ſowie des Auftrittes der und ſchriftlichen Vortrage , Sicherheit im Rechtſdreiben . alljährlich, bei der Artillerieſchulc jedes zweite Jahr , der den franzöſiſchen Conjugationen und ihren Anwendungen ; 1. April, und iſt von dieſem Zeitpuncte zurüc das Alter das Verſtehen eines leichten Hiſtorifers , ohne Hülfe des

des Aufzunehmenden zu berechnen. Die Anmeldung ge- Wörterbudio; einige Fertigkeit bei dem Ueberſeßen aus ſchieht durch die Eltern oder Vormūnder ſpäteſtens bis Ende dem Deutſchen in das Franzöſiſche. Februar des Aufnahmejahres ſchriftlich , und zwar , wenn c) 3n der Geographie: Allgemeine Renntniß der der Aſpirant in die Artillerieſchule zu kommen wünſcht, Geſammtoberfläche der Erde , ihrer Bevölkerung und poli bei dem Director der Artillerieſchule, von den übrigen tiſchen Eintheilung; genauere Renntniß von Europa und Aſpiranten aber bei dem Commandanten der Cadetten- beſondere von Deutſchland. idule. d) In der Geſchichte: Ueberſichtliche Kenntniß der Der Aufnahine eines Zöglinge geht eine wiſſenſchaft-

allgemeinen Weltgeſchichte; ſpeciellere Renntniß in der

liche Prüfung voraus. An Vorkenntniſſen in die Cadetten- deutſchen, insbeſondere der fächfiſchen Geſchichte. Idule werden erforbert :

e) In der Mathematik: Võdige Sicherheit im

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Rechnen mit gemeinen und Decimalbrüchen, in der prak tischen Anwendung der einfachen und zusammengefeßten Regeldetri, der Kettenregel und Gesellschaftsrechnung ; Fer tigkeit in der Algebra mit Einschluß der Auflösung der quadratischen Gleichungen , der höheren Gleichungen von quadratischer Form und der auf Gleichungen dieser Art führenden Aufgaben. Endlich wird noch aus der Geo etrie Kenntniß von der Congruenz und von der Aehn lichkeit ebener geradliniger Figuren gefordert. An mechanischen Fertigkeiten wird verlangt : eine gute deutliche Handschrift, einige Geschicklichkeit im Ge= brauch der Reißfeder und des Zirkels , im Situations= zeichnen und im Handzeichnen.

Cuba , die Infanterieregimenter König , Cuba, Union und Isabella II. , eine Brigade Fußartillerie, eine Batterie Gebirgsartillerie und die Jägerescadron Leon.

Als Ferien- und Urlaubsmonat für beide Institute ist der Monat Juli jeden Jahres festgesezt. Nach Been= digung des vierjährigen Lehrcursus erfolgt die Austritts prüfung der Zöglinge vor einer aus Offizieren gebildeten Prüfungscommission. Die Zöglinge beider Schulen, welche die Austrittsprüfung zur Zufriedenheit bestehen und über ihre Sittlichkeit , praktische Brauchbarkeit 2c. von den Schulvorständen und Lehrern gute Zeugnisse erhalten, treten in der von der Commission zu bestimmenden An ciennetät als Portepeejunker in die betreffenden Waffen gattungen ein; Zöglinge , welche beim Verlassen der Schule Biesen Erforderniffen nicht entsprechen , dienen in der Ar mee ihre gesegliche Dienstzeit ab. Bei der Aufnahme zahlt ein jeder Zögling für Lehr bücher, Bekleidung 2c. 103 Thlr. 7 Ngr. 4 Pf. Während des Aufenthaltes in der Kriegsschule beträgt der jährlich einzuzahlende Beitrag : a) Für einen Cabet : 100 Thlr. (83 Thlr. im ersten Jahre). b) Für einen Inländer Bolontär: 300 Thlr. (283 Thlr. im ersten Jahr). c) Für einen Ausländer - Volontär: 400 Thlr. (383 Thlr. in ersten Jahre). Die Verwendung der eingezahlten Gelder wird für jeden Zögling besonders berechnet. Dresden. H.

Spanien. (2 ) In den Infanterieregimentern der überseeischen Befizungen sind die Stellen der zweiten Comman = danten aufgehoben worden. ―――――― (2) Nach einer Mittheilung der Revista militar find die militärischen Streitkräfte auf der Insel Cuba gegenwärtig folgendermaßen vertheilt: Im Weftdepartement, Hauptstadt Havannah, die Infanterie regimenter: Königin , Galicien , Neapel , Spanien , Leon, Barcelona , Krone, Bailen und Zaragoza, sowie drei Compagnieen Freiwillige von Merito, ferner eine Brigade Fußartillerie, zwei Batterieen und eine Section Gebirgs artillerie, eine Batterie fahrender Artillerie, das Reiter regiment Lanziere des Königs und die Jägerescadronen Bourbon , Kastilien und Havannah. Im Departement des Centrums, Hauptstadt Puerto- Prinzipe , die Infan terieregimenter Havannah, Tarragona , Kantabrien und eine Compagnie Freiwillige von Merito , zwei Sectionen Gebirgsartillerle und das Retterregiment Lanziere der Königin. Im Oftdepartement, Hauptstadt Santiago de

Literatur. Die Schlacht von Hanau am 13. October 1813. Kurz dargestellt und militärisch beurtheilt ( 1850) von J. Dörr, kurheff. Hauptmann vom General= stab, dermalen außer Dienst. 8. Kaffel 1851 . Druck und Papier von Friedrich Scheel. (XII 1 . 150 S.)

Die Schlacht bei Hanau hat unter den weltumgestal = tenden Begebenheiten von 1813 nur einen Einfluß und eine Bedeutung, welche tief unter dem Verhältniß der Kräfte, die hier wider einander gestritten haben , und unter dem Preise des Blutes sind , das sie gekostet hat. Dieß mag zum Theil die Ursache sein , daß sie nur in einigen größeren Werken , wie z . B. von Plotho und Völdern dorf, etwas ausführlicher beschrieben , bis jest aber, wenn wir von zwei älteren , wenig bedeutenden Monographieen absehen, noch keine selbstständige Behandlung erfahren hat. Ihre nähere Betrachtung aber bietet eine Fülle ein dringlicher Lehren aus dem Gebiete der Taktik wie der Strategie, und der Verf. hat sie ohne Zweifel mit Recht zum Gegenstand einer fleißigen Arbeit gemacht. Die Be= schreibung erstreckt sich nach einer die allgemeinen politischen und militärischen Verhältnisse überblickenden Einleitung in regelmäßigem, sehr ausführlichem Gang über Stärke und Zusammenseßung des österreichisch - bayerischen Heeres, über seinen Marsch nach Hanau , über die strategische und tak tische Bedeutung des Terrains , über die ersten Maßregeln, die Entsendungen und Stellungen der Verbündeten , über die Gefechte vom 29. , die Schlacht vom 30. und den Kampf vom 31. October; Urtheile sind an passenden Stellen eingefügt ; den Schluß macht eine allgemeine Be= urtheilung nach militärischer und politischer Seite. Wir wollen das wichtigste Thatsächlichste und die Ergebnisse der Betrachtung kurz zusammenstellen . Durch den Vertrag von Ried (8. October 1813) hatte fich Bayern dem großen Bunde gegen Napoleon ange= schloffen. Ein österreichisch - bayerisches Heer von 56,000 Mann mit 116 Geſchüßen unter dem General der Cava lerte Grafen Wrede erhielt die allgemeine Bestimmung, am unteren Main aufzutreten und kräftig zur Beschleu= nigung oder Erfüllung der großen Entscheidung mitzu wirken. Auf dem Marsche von Braunau nach Würzburg erhielt der General am 22. October die Nachricht vom Sieg bei Leipzig, dennoch hielt er sich 3 Tage mit der Einnahme von Würzburg auf, so daß seine Vortruppen erst am 28. October bei Hanau eintrafen. Er hatte zwar den General Volkmann mit einer Brigade schon von Aschaffenburg auf geradem Wege nach Gelnhausen ent sendet; doch, wie es scheint , mit unzureichenden Kräften und ohne genügende Instruction. Denn dieser General fand zwar die wichtigsten Puncte des Defilees der Kinzig noch frei , versäumte aber deren geeignete Beſegung , zog

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fich am 29. auf Langenfelbold zurück und vereinigte sich hier mit General Lamotte, der, von Hanau aus vorgehend, im Lamboiwald ein_seiner Hauptarmee weit vorangegan= genes französisches Corps angegriffen und geschlagen hatte. Beide zusammen bestanden dann ein Gefecht mit dem Avant corps des feindlichen Heeres , in Folge dessen sie sich auf Rüdingen zurückziehen mußten. General Wrede hatte in zwischen die Division Rechberg nach Frankfurt entfendet und mit seiner Hauptstärke auf der großen Straße von Gelnhausen nach Frankfurt gegen den heranrückenden Feind Stellung genommen. Die Kinzig , von Nordosten gegen Südwesten fließend, wendet sich bei Hanau mehr von Often nach Westen , um= fließt die nördliche Seite der Stadt im Bogen und nimmt dann die Richtung nach Süden an der westlichen Seite der Stadt vorbei. Hier bei der westlichen Vorstadt führt eine Brücke hinüber, oberhalb der Stadt ist die Lambot brücke; die Straße zieht auf dem rechten Ufer des Flüß chens. Die nächste Umgebung ist Ebene, nach Frankfurt hin ziemlich offen , sonst ringsum auf eine halbe bis drei viertel Stunden Entfernung von der Stadt durch Wald begränzt, davon der Lamboiwald die große Straße auf beiden Seiten bis Rückingen begleitet. Der rechte Flügel des österreichisch - bayerischen Heeres stand auf beiden Ufern der Kinzig in der Höhe der Lamboibrücke, das Centrum auf beiden Seiten der Gelnhäuser Straße ; den linken Flügel bildete die gesammte Reiterei in mehreren Treffen, die Artillerie war vor der Front vertheilt und hauptsäch lich gegen die Ausmündung der Straße aus dem Wald gerichtet; eine Brigade war in Hanau. Der Lamboiwald war vor der Front; die Kinzig im Rücken nicht weiter überbrückt.

den nöthigen Vorsprung habe und bis die Arrieregarde, die länger bei Gelnhausen geblieben war, vorüber set. Dieß wurde im Wesentlichen erreicht ; die Verbündeten behaupteten die Lamboibrücke, konnten aber nicht darüber vordringen ; Nachmittags stürmten fie, unter persönlicher Anführung Wrede's , mit großer Tapferkeit Hanau; aber der Rückzug des Feindes konnte nicht mehr wesentlich be unruhigt werden. Auch ohne die Schlacht von Hanau würden die Dinge hernach im Ganzen nicht anders gegangen sein ; und darin liegt schon das Ürtheil. Mit dem Verfasser müssen wir allerdings zugeben , daß es noch nach dem Vertrag von Ried für Bayern sehr darauf ankam, durch eine bedeu tende That die Lauterkeit seiner Gesinnung unzweideutig darzulegen; wir müssen annehmen , daß damit für den Ge neral Wrede ein sehr starkes Motiv gegeben war, ein solches Zusammentreffen mit dem Feinde zu suchen , wobei etwas Aber der Namhaftes darangesetzt und erreicht wurde.

In diese Stellung rückte gegen Mittag die Avantgarde von Rückingen her ein , die Infanterie in's Centrum. Napoleon hatte sie zum Rückzuge genöthigt und folgte ihr auf dem Fuße. Er ließ sofort zwei Erkundigfingsangriffe machen , einen auf der Straße , den andern stärkeren durch General Dubreton gegen den feindlichen rechten Flügel. Der erste wurde durch die große Batterie des Feindes zurückgewiesen; der zweite dagegen kam bis über den Wald rand . hinaus und behauptete sich in einem hartnäckigen Gefecht, worin nach und nach fast der ganze gegenüber Stehende feindliche Flügel verwickelt wurde. Indessen hatte Napoleon seine Maffen , sowie sie her ankamen , im Walde zum Angriff gebildet; eine Reiter maſſe von 12,000 Mann auf dem rechten Flügel , eine Batterie von 50 Geschüßen , die Infanterie näher an der Straße sollten die Entscheidung geben. Es kam so; die große feindliche Batterie hatte sich verfeuert , die Reiterei des linken Flügels mußte nach muthigem Widerstand das Feld räumen ; das entblößte Centrum konnte sich nicht Der Rückzug der Oesterreicher und Bayern behaupten. wurde hart bedrängt und geschah nicht ohne namhafte Verluste; der größte Theil des Heeres war über die Kinzig zurückgeworfen , die Straße für Napoleon frei. Er ließ noch in der Nacht die Stadt bombardiren ; ſie wurde von den Verbündeten geräumt , von den Franzosen gegen Mor gen befeßt. Um 11 Uhr brach Napoleon nach Frankfurt auf, nachdem er dem Marschall Marmont befohlen hatte, fich mit dem 3. , 4. und 6. Corps zu behaupten , bis er

General ist damit noch wenig entschuldigt. Sein 3tägiger Aufenthalt bei Würzburg , schon an sich unbegreiflich, ist von diesem Gesichtspunct aus gar nicht mehr zu verant Denn , einmal unterrichtet , daß der Feind das worten . Kinzig-Defilee noch nicht durchzogen hatte, mußte er sich persönlich nach Gelnhausen begeben und nicht einen Ge= neral mit ungewissen Instructionen dort zufällige Maß= regeln nehmen laffen. Er konnte troß der Zögerung bet Würzburg noch am 28. dort sein und am 29. frühe eine Macht dort haben, welche den feindlichen Vortruppen, wenn ein Entgegenwerfen bei Wirtheim nicht gerathen oder nicht mehr möglich schien , wenigstens deu Uebergang über die Kinzig bei Höchst verwehrt haben würde. Die Hauptmacht mußte dann bei Gelnhausen , wo das Defilee sich erweitert , oder, wenn dieß nicht möglich war, bet Langenfelbold , wo die Berge völlig zurücktreten , Stellung nehmen. Galt es doch nur eine Stellung, der der Feind nicht vorbeigehen konnte , die einen bedeutenden Wider stand erlaubte und einen für die nächsten Stunden nach der Schlacht einigermaßen gesicherten Rückzug hatte, denn an eine Verfolgung konnte der Feind unter keinen Um ständen denken. Nun erlaubte gerade die Stellung bet Hanau allein von allen dem Feinde ein Ausweichen ; stand die österreichisch - bayerische Armee dagegen bei Langensel bold oder weiter vorwärts , so hätte er sich schlagen müssen. Aber auch angenommen , daß General Wrede mit seiner Hauptstärke nur gerade zur Stellung bei Hanau noch Zeit fand , so geschahen doch nicht zu entschuldigende Versäumnisse und Fehler. Zuerst bleibt die Entsendung der Division Rechberg nach Frankfurt zu einer Zeit, wo Alles darauf ankam , mit ganzer Kraft zu schlagen, uner klärlich. Dann blieb freilich keine andere Wahl , als dem Ausgang der Gelnhäuserstraße aus dem Lamboiwald gegen über sich aufzustellen , und damit mußten manche taktische Nachtheile , wie namentlich die geringe Tiefe der Stellung mit in den Kauf genommen werden : desto unverzeihlicher bleibt es , daß gegen andere nicht vorgekehrt wurde. Daß die Hälfte des rechten Flügels auf dem linken Ufer der Kinzig stand, entsprang aus einem völlig unklaren Ge= danken , aus dem rein physischen Eindruck, überall direct zu vertheidigen, dem Feinde fich überall in den Weg zu

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werfen, wo er etwa herkommen möchte. Die Brigade Diemar in Hanau war auf dem linken Ufer in alle Wege genug , stand die Hauptarmee auf dem rechten Ufer und war durch 5 oder 6 Brücken über die Kinzig die Verbin dung beider Theile hergestellt, so wäre im einen Fall der Feind für die Verwegenheit eines Hauptangriffs auf dem linken Ufer nachdrücklich genug bestraft worden; im ande ren , durchaus wahrscheinlicheren , hätte die Hauptarmee einen gesicherten Rückzug gehabt. Die Lamboibrücke mußte unbrauchbar gemacht werden; statt dessen bildete sie in, ja beinahe vor der Front des rechten Flügels den ein zigen Rückzugsweg für die ganze Armee. So war seit der Zögerung von Würzburg die Füh rung der Armee eine Kette von Verstößen , die sich freilich gerade aus dieser einen Versäumniß erklären ; denn nach dem General Wrede einmal seinen Fehler und dessen schwere Folgen erkannt hatte, mag er menschlicher Weise in jene Verwirrung von Gefühlen und Gedanken gerathen sein, die, um ein erstes Versehen gut zu machen, gewöhn lich in ein schwereres hineintreibt. Die Frage, ob er es nur mit einem Corps oder mit der französischen Haupt armee zu thun haben werde , die Scheu vor dem Namen Napoleons scheint ihn einmal wankend gemacht zu haben ; dann hat ihn wohl wieder die übertriebene Zuversicht er= füllt , die Verbündeten folgten dem Feind auf der Ferse und dieser ziehe in halber Auflösung daher. Durch seine eigenen Vortruppen , wenn er sie richtig benußte, und durch die russischen Streifcorps konnte er über jene Frage schon bedeutende Aufklärung erhalten; außerdem mußte eine einfache klare Anschauung der Dinge die Wahrschein lichkeit des Rückzugs der französischen Hauptarmee auf dieser Straße herausfinden , und mußte danach eben so voraussehen, daß diese Hauptarmee noch eine achtungs werthe überlegene Macht sein würde , die es wohl einen Tag oder zwei aufzuhalten und empfindlich zu verlegen, nicht aber zu vernichten gelten konnte. Zu einer solchen einfachen klaren Anschauung , wäh= rend das Gemüth von einer folgenschweren Aufgabe, von dem stürzenden Drang der Ereignisse, von widersprechen den Nachrichten bewegt wird , gehört freilich etwas mehr als jener Verstand , der die Dinge wenn sie geschehen sind auseinanderzulegen weiß; es gehört dazu ein heller, über das Wesen des Kriegs völlig klarer , in solchen Aufgaben vielfach geprüfter Geist; es gehört dazu ein starkes Ge müth, fähig , die ungeheure Verantwortlichkeit des Feld herrn zu tragen, in sich selbst klar und sicher genug , um durch die mächtigen widersprechenden Eindrücke des. Augen blicks in seiner wohlbegründeten Ueberzeugung nicht so Es scheint, daß General bald erschüttert zu werden. Wrede diese Eigenschaften nicht in dem Maße besessen hat, als sie seine Aufgabe verlangt hätte; er, der bis daher in zweiter und dritter Stufe mit Ehren bestanden hatte, wurde plöglich auf die erste erhoben , sollte eine großartige Sendung erfüllen und dazu gegen den ersten Feldherrn des Jahrhunderts, dem er eben noch mit Ehrfurcht ge= horcht hatte. Es beeinträchtigt den übrigen wohlverdien ten Ruhm des tapferen Generals nicht, wenn er hier nicht glücklich war : die Schlacht bei Hanau aber läßt sich

darum nach ihrer strategiſchen und taktischen Bedeutung schwerlich anders beurtheilen , als daß sich an ihr deutlich zeigt, wie man unter solchen Umständen nicht han= deln soll. Dieß ist ungefähr auch der Eindruck aus der vorlie= genden Beschreibung und Betrachtung der Schlacht. Nur hätten wir gewünscht, daß der Verf. dieß Ergebniß be stimmt ausgesprochen hätte. Bescheidene Zurückhaltung, so sehr sie sonst am Plaze ist , will in eine Kritik nicht recht passen ; es darf eine solche vielmehr, wenn sie irgend gründlich und berechtigt ist , sich nicht scheuen, ihren Be trachtungen in den leßten entscheidenden Säßen den Schluß stein zu geben; erst mit diesem Endurtheil erreicht sie die Bestimmtheit , Klarheit und Schärfe, woraus eindring= licher und anschaulicher als aus jeder bloßen Theorie die großen Lehren der Kriegführung hervorsprechen. Hat der Verf. versäumt, seine Betrachtungen überall bis zu diesem lezten Puncte durchzuführen, sö leidet auch sonst noch seine Darstellung am Mangel der Durchsichtigkeit und Geschlossenheit. Er hat sich zu oft in weit ausgeholte allgemeine Betrachtungen und rein theoretischen Entwicke lungen verloren , aus denen er erst auf Umwegen zu sei= ner eigentlichen Aufgabe zurückgelangt ; er hat endlich zu ausführlich sich auf die Besprechung aller großen und kleinen Möglichkeiten eingelassen, die auf die Handlungen des Generals Wrede und seiner Unterchefs Einfluß gehabt haben können. Eine gerechte Kritik muß sich freilich in die Lage des Befehlshabers versezen und darf nicht Dinge bei ihm voraussehen, die er in dieser Lage nicht wissen konnte : dagegen braucht sie ihm nicht die Frrwege nach zugehen , die er vielleicht gegangen ist; sie soll vielmehr ihre Betrachtung auf die wenigen entscheidenden Puncte beschränken und , je nachdem diese ergriffen oder versäumt worden sind , in kurzen klaren Schlußfolgerungen ihr Ur theil geben ; denn hat ein Feldherr nicht erkannt, worauf es ankommt, so ist damit schon gegen ihn entschieden, Was das Einzelne angeht , so vermissen wir die An gabe der Verluste; dann ist es wohl ein Irrthum oder ein Druckfehler, wenn erzählt wird ( S. 23) , daß die öfter reichisch - bayerische Armee bei schlechtem Wetter in 7 Tagen über 40 Meilen zurückgelegt hatte, eine so ungeheuere Lei stung wird kaum in der Kriegsgeschichte vorgekommen sein. Wünschenswerth wäre es gewesen , wenn dem Verfaſſer die Quellen erlaubt hätten , etwas mehr in die taktischen Ein zelheiten der Schlacht einzugehen . Bei alledem zeugt die Darstellung von ernster , wahr= haftiger Unparteilichkeit , von fleißiger Durchforschung und Benuzung der Quellen und von richtigem , gebildetem militärischem Urtheil. Das Terrain ist anschaulich be= schrieben und gut militärisch gewürdigt , alle Stellungen und Bewegungen vor der Schlacht sind mit Genauigkeit angegeben, die Schlacht selbst ist nach ihren Hauptmomen= ten deutlich geschildert. - Diese sowohl wie die damit zusammenhängenden Bewegungen dürften wohl noch keine so mannichfach befriedigende Darstellung gefunden haben; wir wünschen , daß die Schrift recht bald im Buchhandel erscheinen und Verbreitung finden möge. 24.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 20.

Mai

N

1851 .

60 .

va

Allgemeine Militår-Zeitung. riſten , wenn ſie in engen Gliedern reiten müſſen , und jedes Cavaleriegefecht lebren , indem ſie der gemeine Mann

Oefterreichiſche Monarchie.

Bom Gardaſee, 22. April .. Die neue Eiſenbahn- gewöhnlich wegwirft, ſollen auch bei den Cüraſſieren durch verbindung zwiſchen Verona und Mantua iſt beſonders in Sattelpiſtolenerlegt werden. Die Dragoner würden ſomit ſtrategiſcher Beziehung von hohem Werth für Deſterreich. aus den Reihen der öſterreichiſchen Armee verſchwinden. Die Vertheidigung der Operationslinien der Etſch und

( D.P.A.Ztg .)

des Mincio und die Verproviantirung der beiden Haupt feſtungen wird dadurch ungemein erleichtert. Von der Erweiterung der Fortificationen Veronas iſt ſchon früher berichtet worden. Weniger bekannt iſt, daß auch Pes =

$ p a n i e n. ( ? ) Das Generalcapitanat der afrikaniſchen Befißungen

diera, wichtig durchſeine Lage auf der Mincio- Inſel iſt aufgehoben und an deſſen Stelle eine Generalcomman am Südweſtende des Gardaſees , in eine Feſtung erſten

dantſchaft von Ceuta errichtet worden , deren Commando

Ranges umgewandet werden ſoll. Bereits im Herbſt des

der General Fuentepita erhielt.

Die Pläße Melilla,

vergangenen Jahres waren die durch piemonteſiſche Be- Alhucemas und Penon de la Gomera, ſowie die Chafa= lagerungsgeſchüße ſtark beſchädigten Feſtungsmauern voll- riniſchen Inſeln Find fortan dem Generalcapitanat von kommen reſtaurirt. Seitdem iſt an der Südſeite von Pes- Granada unterſtellt. Auch dns . Generalcapitanat von Provingen iſt aufgehoben und dhiera außerhalb der Flußinſel eine neue Fortificationslinie Navarra und den baskiſchen

in Augriff genommen und eine bedeutende Arbeiterzahl in zwei von einander unabhängige Generalcapitanate ge bei den halbvollendeten Baſteien beſchäftigt. Dieſe neuen theilt worden. Zum Commando . der erſteren iſt der Fortificationen follen um die ganze Feſtung herum bis an Marechal de Camp Anſelmo Blaſer, zu dem der leşteren das kleine Cap an der Südweſtſeite gezogen werden. der General Lara berufen worden . Peschiera iſt bereits jeßt , von einem doppelten Ring von Baſteien und Wällen umgeben , mit zahlreichen Außenwer Großbritannien . fen auf den dominirenden þügeln , eine zwar kleine , aber ſtark und folid gebaute Feſtung, welche im Jahre 1848

nur durch Hunger fiel. Durch den projectirten dritten Shanzenring, der nach der Verſicherung eines dort be

( 5) Die Idee des Kriegsſecretārs , in jedem Regimente einen Hauptmann zur Inſtruction der Offiziere

chäftigten Genieoffiziers binnen fünf Gabren beendigt anzuſtellen, iſtvon vielen Seiten angegriffen worden. Die werden ſoll, wird der Umfang der Feſtung um das Dreifache vergrößert. Peschiera wird dann eine große Armee aufnehmen können und gleich wie Verona nicht blos zur Vertheidigung einer hier 'wenig günſtigen Flußlinie , jondern auch bei Offenſivoperationen in der Geſchichte fünf-

hierzu erforderlichen Ausgaben allein find genügend, eine Soaar von Defonomengegen den Vorſchlagaufzuſchreden, andererſeits erhält dieſer Inſtructions -Hauptmann aber auch zu ſeinen Vorgeſepten wie zu ſeinen untergebenen, den zu unterrichtenden Kameraden, eine ſchiefe Stellung.

tiger Kriege eine wichtige Rolle ſpielen .

Ein beſſerer Plan , billig und gegen alle größeren Ein wände geſichert, iſt mit Erfolg zur Ausführnng gelangt.

(A. A.Z.)

Wien , 5. Mai. Dem Kriegsminiſterium foll der Plan Generalmajor lord Frederik Fig- Clarence hat ſeit längerer reorganiſiren. Der Unterſchied zwiſchen ſchwerer und angelegen fein laffen ; würde ein Plan für die ganze

vorgelegt worden ſein , die Cavaleriewaffe total zu Zeit die Inſtruction der Difiziere ſeines Diſtrictesº nich

leidyter Cavalerie fol beibehalten , die were Reiterei Armee angenommen, ſo würde die Ausgabe kaum den aber nur aus Cürafſieren , bei denen das erſte Glied Lan- vierten Theit von der betragen , die der Plan des Kriegs zen erhielte, die leichte Cavalerte aus Huſaren und ihla- ſecretārs erfordert, er würde zehnfach wirkungsrotter ſein

nen beſtehen . Die Carabiner, deren Zwedloſtgkeit nnd und tauſendfach mehr den Gefühlen der Offiziere ent Unbequemlichkeit die wundgedrüdten Beine der Cavale-

ſpreden .

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Der Gouverneur von Portsmouth bildete in seinem Eifer für den Dienst und mit genauer Kenntniß des Be dürfnisses und der Wünsche der Offiziere im leßten Winter eine Instructionsschule für die Offiziere , gab dazu auf eigene Kosten den Saal her und veranlaßte den Districtsschulmeister, in seinen Mußestunden Unterricht zu ertheilen. Sechszehn Offiziere machten eifrig von der ihnen dadurch gebotenen Gelegenheit Gebrauch. Dennoch unterstüßten der Kriegssecretar und der Generalcaplan dieses gute Werk nicht nur nicht , sondern betrachtete das selbe nur mit Mißgunst und Eifersucht. Während einer Abwesenheit von Fiz Clarence traf in Portsmouth eine Anfrage ein , ob der Districtsschulmeister zum Unterricht der Offiziere, zu dem er keineswegs beſtimmt sei , verwen= det werde. Gleichzeitig wurde privatim die Ansicht des Herzogs von Wellington über diesen Gegenstand erforscht ; derselbe soll aber geantwortet haben : „Warum haben der Kriegssecretär und der Frager mich gedrängt, die Offizier prüfungen anzuordnen ? Nun da Lord Fiz Clarence Sorge trägt, meine Befehle in Ausführung zu bringen , wollen fie ihm Halt gebieten. Nein , er thut recht, er handelt väterlich für seine Untergebenen. "

auch kurzen Zeit nationeller Erhebung übrig gebliebenen Heroen zu seinen längst vorausgegangenen Kampfgenoffen versammelt worden die Ehrenfalven sind verhallt, die Tamboure schlagen den Geschwindmarsch und wir verlassen die Stätte der Trauer, um ――― unser Erbtheil in Em pfang zu nehmen , so weit es uns nicht bereits durch eine Schenkung unter Lebenden zu Theil geworden. Wie viel nun auch in dieser Beziehung gehofft_und erwartet werden mochte, das vorstehend genannte Buch umschließt Alles , was der verewigte Verfasser davon ge= währen wollte oder befriedigen konnte; denn es ist dem Vorworte des Erblaffers zufolge der ganz eigens von ihm für die Oeffentlichkeit bestimmte Nachlaß. Da derselbe schon bei Lebzeiten Vieles (unter der Chiffre C. v . W.) ver öffentlichte, so können wir begreiflicher Weise nur solche Ergänzungen , Nachträge und Berichtigungen vorfinden, welche im Leben mitzutheilen ihm mancherlei Rücksichten Es ist möglich , daß man mehr erwartet hatz verboten. aber das Wenige, was uns hier zu Theil wird , enthält sehr Viel und wird durch sein Gewicht wohl Manches niederbeugen oder auch gänzlich zu Boden drücken, was ſeither in unbestrittener Berechtigung das Haupt erhoben hatte. Dem Verfasser wäre es ferner ein Leichtes gewesen, aus diesem Einen Bande mehrere zu machen ; aber uns däucht, wir müßten ihm Dank wissen , daß er uns die Mühe ersparte , das Wichtigere von dem Entbehrlicheren auszuscheiden , und außerdem ist es jedenfalls zu spät, mit ihm darüber zu rechten, wenn er etwa Dieß und Jenes mit in das Grab zu nehmen für gut fand. Daß wir übrigens alle Ursache haben, das Legat mit größtem Dante entgegenzunehmen , darüber wird das Inventarium die beste Auskunft geben; und dieses ist es , was wir nun mehr unseren Lesern in Kürze vor Augen führen wollen. Was wir hier erblicken , ist eigentlich nur ein von dem Verfasser besonders zum Druck bestimmter Theil der Me= moiren , welche er einzig für seine Nachkommen geschrieben Eine Beurtheilung der Menschen “ - so sagt er hat. selbst in dem hierzu verfaßten Vorworte -- und Dar stellung ihrer Verhältnisse war dabei unvermeidlich. Ich nehme die Beruhigung mit in das Grab , daß meine Leser erkennen werden, wie ich in beiden Beziehungen danach gestrebt habe, nicht über Das hinauszugehen , was der Weltgeschichte angehört, und somit mir keinen Eingriff in die Rechte und Pflichten eines Biographen erlaubt habe. " Was übrigens den Standpunct festzustellen beson= ders geeignet sein dürfte , von welchen er bei seinen Mit theilungen ausging, das ist die sofort mit vieler Selbst verläugnung in rein objectiver Anschauung gegebene Auto kritik. Er theilt nämlich zu diesem Zwecke die Menschen

Neapel. Turin, 24. April . Man schreibt aus Neapel in Betreff der dortigen Schweizerregimenter, daß ein jedes bis auf 3000 Mann gebracht werden soll. Das erste zählt gegenwärtig 2000 , das zweite 1500 , das dritte 1900 , das vierte 1645 Mann. Das Jägerbataillon Lom bach ist 1200 Mann stark. Fremde wurden in der leßten Zeit nicht mehr angenommen , St. Gallen und Thurgau lieferten alle Recruten. In den Forts befinden sich noch 600 schweizerische Veteranen , die Schweizerartillerie besigt in diesem Augenblicke 10 Geschüße , sie soll aber noch ver mehrt werden. Kurz, trügt nicht alle Hoffnung , so wer den bis Ende des Jahres 10,000 Schweizer im Dienste von Neapel sein. (D.P.A.Ztg .)

Literatur.

Aus meinem Leben. Friedrich Carl Ferdinand Frei herr v. Müffling , sonst Weiß genannt . Zwei Theile in einem Bande. 8. Berlin, 1851. Druck und Verlag von E. S. Mittler u. Sohn. (XIV u. 403 S.) 2 Thlr. Es erweckt allezeit ein schmerzliches Gefühl , über Grä bern Blumen zu pflücken oder Früchte zu sammeln , wo edle Todte schlafen, aber die Welt ist nun einmal aus Egoismus zusammengesezt und kann ohne denselben gar nicht bestehen, und so wie wir , aufrichtiges Leid im Her zen , nicht unempfindlich bleiben gegen den Farbenschmelz der Blume, für den Wohlgeschmack der Frucht , so gleitet auch von dem noch frischen Grabeshügel der Blick allmälig nach dem Erbe hinüber, das uns der Todte hinterlassen. Wieder ist einer der wenigen , aus jener großen , wenn

in zwei Klassen, in solche, welche vorbedacht, d. h. nach Grundsägen , und in andere, welche nur nach den Er kenntnissen des Augenblicks , d. h. nach den Umständen handeln. Indem er nun eingesteht , daß er sich während seines ganzen Lebens das Verfahren der erstgenannten Klasse zur Nichtschnur seines Handelns genommen habe, legt er zugleich das Bekenntniß ab , daß er dabei auf den Abweg gerathen set, alle seine Nebenmenschen nur nach diesem Maßstabe zu messen. Er habe nur danach getrach tet , zu überzeugen; dagegen die Künste der Ueberredung als unwürdig von der Hand gewiesen. Durch diesen Feh

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ler, wie er ihn nennt , habe er seinen Einfluß bei man chem Vorgeseßten verloren, der den Künsten der Dialectif oder freundlichem Zureden nachzugeben pflegte und auch das Eine oder das Andere von ihm erwartet hatte. " Wir haben geglaubt, auf diesen Umstand deßwegen aufmerksam machen zu müssen, weil derselbe, wie der Leser finden wird, in dem Verhältnisse des Verfaſſers zu Gneisenau zum öfteren sehr deutlich zu Tage trat. Das übrigens in jeder Zeile edel und würdig gehaltene Vorwort wurde von ihm nie dergeschrieben an seinem 70. Geburtstage im Jahre 1844. Das Buch zerfällt in zwei Theile und vier Abschnitte, von welchen je zwei auf einen Theil kommen. Der erste Abschnitt umfaßt die Jahre 1805 und 1806 , die Zeit sei nes Aufenthalts an dem Hofe zu Weimar und den Feld zug von 1813. Ju der Einleitung verbreitet sich der Verfasser zuerst über die Nüßlichkeit und die Grundsäße des Memoire, und fährt dann , zur Firirung seines eige = nen Gesichtspunctes hierbei , folgendermaßen fort. " Aber so wenig das Memoire Vollständigkeit in der Breite geben soll, eben so wenig soll es nach einer solchen Vollständig keit in subjectiver Länge streben , und Jemand, der einige interessante Momente zu erzählen vermag , darf nicht in dem Wahne stehen , er sei aus diesem Grunde berufen, sein ganzes Leben vor den Augen seiner Leser abzuwickeln. So hat mir, der ich in einigen Momenten des größe ren Lebens der Völker dem Puncte nahe gestanden , um welchen sich die Begebenheiten drehten , zwar immer vor geschwebt, daß übergangen werden müsse, was langweilig ist und nicht erzählt werden sollte ; ob ich aber dessen un= geachtet das richtige Maß getroffen habe , bleibt eine Frage, welche nur meine Leser zu beantworten vermögen." Wir denken , daß man sie unbedingt bejahen werde. Der Ver fasser berührt sofort in Kürze seinen Bildungsgang , seine Anstellung in der Armee und zulegt im Generalquartier meisterstabe, sowie seine häuslichen Verhältnisse, und geht dann zu den Zuständen und Ereignissen des Jahres 1805 über, indem er zuerst, nach Angabe der Organisation des damaligen Generalquartiermeisterstabes , eine Charakteristik der drei Generalquartiermeister-Lieutenante Phull , Maſſen bach und Scharnhorst gibt, welcher lettere die Brigade commandirte, in der der Verfasser stand. Bei der Mobil machung 1805 dem Oberst Massenbach zugetheilt , hatte er Gelegenheit , diesen sowie den Fürsten Hohenlohe eines Genaueren kennen zu lernen. Die Schilderung dieser so wohl als des Herzogs von Braunschweig und seiner Um gebung , wie derselbe die damaligen Verhältnisse auffaßte und worauf seine Bestrebungen gerichtet waren , das Alles wird man mit hohem Interesse lesen , aber auch die Ueber zeugung in sich befestigen, daß unter so durchaus klag lichen Verhältnissen, wie sie sich z . B. in der hier sehr ausführlich geschilderten traurigen Conferenz zu Erfurt am 5. October manifeftirten , die nachfolgende Katastrophe unvermeidlich war. Ueber den Feldzug selbst findet der Verfasser dem bereits von ihm nach Beendigung desselben Geschriebenen und dem, was sonst darüber veröffentlicht wurde, nichts zuzusehen. Die von ihm in der zweiten Anmerkung S. 20 gerühmte „Darstellung der Campagne des Jahres 1806 von Clausewit " harrt übrigens noch immer der Auferstehung ! -

Nach Zerstreuung der preußischen Armee diesseits der Oder trat der Verfasser als Vicepräsident in die Dienste des Herzogs von Weimar. Von Göthe erfahren wir keine Sylbe, dagegen von dem Herzoge um so mehr, deffen Plan nunmehr dahin ging , seine Residenz znm Central punct der deutschen Freiheit zu machen. Die berühmte Zusammenkunft der beiden Kaiser in Erfurt wird sehr ausführlich beschrieben und beurtheilt. Nach dem Aufrufe „des Königs an sein Volk" verließ der Verfaſſer den wei marischen Dienst und traf am 18. April in Altenburg ein, wo er Scharnhorst als Chef des Generalstabes im Haupt quartier des Generals Blücher fand . Nach dessen Ver= wundung übernahm bekanntlich Gneisenau die Geschäfte, bei dessen Charakteristik man zum erstenmale 1 an das im Vorwort Gesagte erinnert wird , was sich später noch öfters wiederholt. Gelegentlich der Schlacht von Bauzen erör tert der Verfasser die damalige Verſchiedenheit der Grund säße zwischen der russischen und preußischen Armee. Ueber die Schlacht selbst und deren Führung , namentlich über die Vorkommnisse auf dem rechten Flügel unter Barclay erhält man sehr wichtige Aufschlüsse , während zugleich einige Eigenthümlichkeiten des Blücher'ſchen Hauptquar= tiers namhaft gemacht werden und ihre Beurtheilung, resp. Verurtheilung finden. Nach der Schlacht zum Ober befehlshaber ernannnt, wollte Barclay die russische Armee behufs ihrer allerdings sehr nöthigen Reorganisation nach Polen zurückführen ; der Verfaffer erhielt daher vom Könige den Befehl, sich zu dem General „mit dem offi ciellen Auftrage zu begeben , allen seinen Bedürfnissen für die russische Armee, so weit sie in Schlesien zu beschaffen waren, zu genügen , mit dem geheimen Auftrag , den Feld herrn von dem Gedanken eines Rückzugs über die Oder abzubringen." Er hatte hierbei mit den größten Schwie rigkeiten zu kämpfen , und wenn er endlich in seiner Mis fion reüffirte , so geschah es nur unter der Bedingung der Annahme des von Napoleon angebotenen Waffenstilstan= des , über welchen wir noch weitere wichtige Aufklärungen erhalten. Des fast mehr als zweideutigen Benehmens des bei der Zusammenkunft in Trachenberg zum Ober befehlshaber der Nord -Armee ernannten Kronprinzen von Schweden wird schon jezt gedacht und die Ernennung Gneisenau's zum Chef des Generalstabs und des Ver faffers zum Generalquartiermeister der schlesischen Armee erwähnt. Von S. 59 an beginnt er die Ergänzungen seines in zweiter Auflage 1827 erschienenen Werkes WZur Kriegs= geschichte der Jahre 1813-1814 c.", nachdem er vorher bemerkt, daß er sich damals auf Das habe beschränken müssen, was aus den Acten zu entnehmen war. Jezt" -es find seine eigenen Worte - ,,wo die Leidenschaften ausgetobt haben und für den eifrigen Forscher der Kriegs geschichte noch manche Fragen ungelöst find , läßt sich noch Manches nachtragen , was mündlich verhandelt und außer mir nur wenigen noch lebenden Personen bekannt geworden ist. Falsche Schlüſſe werden dadurch aufgeklärt, falsche Anschuldigungen , welche in einem Zeitraum von 30 Jah ren laut geworden sind , berichtigt werden." Das Erste, was in den Bereich dieser Ergänzungen und Berichtigun= gen fällt, ist die Schlacht an der Kazbach. Wir bedauern,

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daß uns der Raum nicht gestattet , näher auf dieselbe einzugehen , und bemerken nur so viel, daß durch diese Darstellung die Physiognomie der Schlacht merklich ver ändert und von Neuem gezeigt wird , was eigentlich Ge schichte ist und wie sie in der Regel gemacht wird. Für bas zweideutige Benehmen des Kronprinzen werden sodann neue Belege gegeben , die zugleich als Aufschluß für Blü= cher's Maßregeln dienen , welche derselbe ergriff, um jedem politischen Hochverrathe" vorzubeugen. So mußte " → heißt es S. 81 also einer der drei Franzosen , die die Souveräne sich geholt hatten , um Napoleon zu besie gen , durch eine Armee von 100,000 Mann bewacht wer den." Es folgen nun einige die Festigkeit Blücher's in

sowie die Erörterung der Gründe , welche den Befehl zur Vereinigung Kleist's mit Wittgenstein aus dem großen Hauptquartiere veranlaßt haben möchten. In Berücksich= tigung der unterdessen eingetretenen Verhältnisse wurde beschlossen , die Ausführung jenes Befehls in der Art vor= zubereiten , daß Kleist, Capczewitsch und Olsufiew am 10. in Sezanne concentrirt werden sollten. Auf die am 9. und 10. über die Anwesenheit Napoleons , sowie über Sacken's Marsch auf La Ferté (veranlaßt durch eine ohne Wissen des Verfassers von Gneisenau erlassene Ordre) eingelaufenen Nachrichten wurde der Marsch gegen Se zanne angetreten. Die Niederlage Olsufiew's und die fol genden Ereignisse werden kurz berührt und sodann der auf die Nachricht von dem Rückzug der Corps von Sacken und York über die Marne bei Chateau-Thierry , ange=

einmal gefaßten Beschlüssen zeigende Hauptquartierscenen, sodann die Beschreibung der Zuſammenkunft Blücher's_mit dem Kronprinzen in Puch am 7. October und das Ein schreiten des im Hauptquartier des letteren wegen Voll ziehung des Subſidientractates anwesenden Generals Lord Stuart, welchem Umstande „die Fluren von Breitenfeld es verdanken , daß sie von einem Nachfolger des großen Königs von Schweden betreten wurden." Der Verfasser berührt sodann die Ursachen der matten Verfolgung nach der Schlacht von Leipzig und gibt schließlich noch einige interessante Notizen bezüglich der zu Frankfurt gepflogenen Verhandlungen über die Fortseßung der Operationen. Der zweite Abschnitt umfaßt den Feldzug von 1814 bis zum ersten Pariser Frieden. Der Verf. erörtert zuerst sein Verhältniß als Generalquartiermeister der schlesischen Armee zum Feldmarschall und namentlich zu Gneisenau , die Art des Geschäftsganges und die Puncte, in welchen seine und Gneisenau's Grundsäße und Ansichten über Marschdetails und Angriffsdispositionen auseinandergingen , hauptsächlich um zu zeigen , in welcher Weise bei der schlesischen Armee alle Dispositionen zu den Schlachten und Märschen vom Waf fenstillstande bis zum Falle von Paris entstanden seien. Nach einer nicht uninteressanten Beschreibung des Einzugs und Banketts zu Nancy gedenkt er der österreichischen Po litik und der darauf Bezug habenden Sendung des öfter reichischen Generals Steigentesch in das Blücher'sche Hauptquartier. Ueber das Gefecht von Brienne, den Ueberfall des Schloſſes und die Schlacht von la Rothière finden wir wichtige und theilweise sehr ausführliche Bei träge. Der Verfaſſer theilt sodann eine am andern Mor gen im Schlosse zu Brienne mit Kaiser Alexander statt gehabte Unterredung über die ferneren Operationen mit, und deutet die (mehr politiſchen) Gründe an , welche den Kaiser dazu bestimmten, gegen die Ansichten des Verfas sers alle Reserven nach Bar sur Aube zurückgehen zu lassen. Es folgen nun die ferneren Dispositionen und ihre Entstehungsgeschichte ; die Erwägungen , welche der Entsendung der Corps von York (nach Chateau-Thierry) und Sacken (über Montmirail gegen La Ferté) , der Auf stellung des übrigen Theils der Armee und anderen gleich zeitigen Maßregeln vorausgingen; die nach Eingang der ersten Nachrichten von dem Ueberfalle Olsufiew's stattge fundene Berathung zwischen dem Verfasser und Gneisenau; die Darstellung ihrer hierbei auseinandergehenden Ansich= ten über die deßhalb an Sacken zu erlassenden Befehle z

tretene Rückzug in das Lager bet Bergéres und nach Chalons sehr ausführlich beschrieben. Der Verfasser schal tet sofort episodisch eine Widerlegung der Kritik des Ge= nerals v. Clausewiß ein , welche sich im 7. Bande über die Zeit von der Schlacht bei La Rothière bis Mitte Februar vorfindet. Die ferneren Ereignisse übergehend, springt er sogleich zur Vereinigung mit den Corps von Bülow und Binzingerode über, deren Einnahme von Soissons und die ihr beigelegte Wichtigkeit auf das rich= tige Maß zurückgeführt wird. Neberhaupt ist er auf das Verhalten dieser beiden Generale in dieser Zeit nicht gut zu sprechen und schildert ihren Einfluß und den ihrer Um gebung auf den Feldmarschall , namentlich aber auf Gnei fenau als sehr nachtheilig. Nachdem er die Sünden Win zingerode's in dem Treffen bei Craonne gewürdigt und die moralischen Folgen hiervon , sowie den steigenden Einfluß der mit Bülow gekommenen alten Freunde" Gneisenau's (Tugendbund) auf diesen berührt hat, bespricht er die Aufstellung von Laon , die dabei obwaltenden Erwägungen, sowie die gegen Marmont ergriffenen Maßregeln , und widerlegt dann Unrichtigkeiten und falsche Behauptungen und Schlüſſe in dem Schlachtbericht der „ Geschichte des Feldzugs von 1814". Die von ihm auf die stattgehabte Niederlage des Marschalls Marmont gegründeten und von Gneisenau genehmigten Dispositionen wurden später in Folge jenes bereits angedeuteten Einflusses abgeändert, was den Rückmarsch der bereits im Vorrücken , resp. in der Verfolgung begriffenen Corps und dann weiter die Niederlage des Grafen St. Priest zur Folge hatte. Wenn nun auch das gegen die Vorstellungen des Verfassers an= geordnete Auseinanderlegen der Armee und die Belagerung von Soissons durch das ganze Corps von Bülow ſeiner Kritik verfällt, so erkennt er es auf der andern Seite an, daß Gneisenau wieder ganz der Alte war , nachdem sich das Bülow'sche Corps wieder von der Armee losgemacht hatte. Die nun noch folgende Beilage enthält zuerst einige Notizen über den General von dem Knesebeck und dessen Wirksamkeit; ferner einen Brief desselben an den Verfasser über seine Sendung nach Rußland vor Ausbruch des Krieges 1812 , ſowie endlich Aufschlüffe über den bis her nur theilweiſe bekannten Operationsplan des Generals v . Phull. (Schluß folgt.)

Nedigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag , 22.

13N 61.

Mai 1851.. Sno Oleh

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A11gemeine Militár-Zeitung : . .

Zur Zeit ſind nur 175 Mann im Kilmainham - hoſpi tal, trofdem daß 400 Aufnahme finden können ; dieſe Zahl ſpricht hinlänglich deutlid . Wer die Geſchichte von Ril

$ pa ni e n.

( ² ) Wir haben bereits in Nr. 9 der A. M. 3. von dieſem Žabre von einer bevorſtehenden 11månderung der mainham -Deſpital ſeit den Tagen des Generals Str George Hewitt bis zur heutigen Stunde kennt, weiß, daß Jägerbataillone Notiz gegeben. einer neueren barin Mittheilung der Revistamilitar roll Nach nun dieſeUmändes manches nicht Rühmlide vorgefallen ift und daß

rung in Folgendem beſtehen. Die Jager erhaltenTunique's die Veteranen desſelben nur durch ihre truntenen Thaten von braunem Tuche mit ſmaragdgrünen Kragen und Auf- in der Irwinſtraße bekannt ſind. fchlägen , gelben Knöpfen, ſowie Epauletten von bunkei grüner Farbe mit Franzen ; die bisherigen Pantalons ( von grauer Farbe) werden beibehalten .

Das Leberzeug

wird aus einem Lelbgürtelyon jáwarzer Farbe beftehen, Anſchauungen in Bezug auf das Wirken in der an welchem die Patrontaſche mittelft zweier beweglicher Sphäre des höheren Offiziers.

Schleifen angebracht, ſowie auch die Bajonnetſchetde be feſtigt iſt. Auch die Form des Torniſters wird verändert werden . A18 Ueberfleid trägt der wiedie Jäger eine Art Rapot rod (Poncho) von derſelbenFarbe Tunique .Die

Innerhalb der Gränzen militäriſcher Thätigkeit gibt es Stellungen , zu deren würdevollerBehauptungein Verein

Offiziere, die ganz ähnlich gekleidet ſein ſollen , werden

von Eigenſchaften und Fähigkeiten gehört, die im ftrengen

Säbel erhalten .

Sinne des Wortes den Charakter des Gewöhnlichen" oder des

„ Alltäglichen " nicht tragen dürfen. Zu ſolchen Stel

lungen rechnen wir mit vollem Rechte die des höheren

Großbritannien .

Offiziers, da insbeſondere an die Befähigung und die moraliſche Würde ſeiner Perſon fich nicht nur die prat

( 5 ) Die Regierung hat die Abſicht ausgeiprochen, das tiſche Brauchbarkeit, ſondern aud das fittlio thätige Ele Rilmainham - Hoſpital eingehen zu laſſen. Von allen ment eines bedeutenden Truppenkörpers fnüpfen . Beide Seiten wird dieſe Abſicht freudig begrüßt, denn das Anforderungen aber ſteden die Gränzen der vielſeitigen Hoſpital war ein Neſt von Mißbräuchen aller Art. Seit Wirkſamkeit eines Mannes jo weit , und dieſe ſelbſt iſt 1815 hat es nie den vollen Etat von 400 Mann erreichen der Ausdruck ſo vieles Wiſſenswerthen , ſo vieler Men =

können und war bei den Penſionären nie popular; allge- ſchenkenntniß und Erfahrung, daß wir wohl die Nachſicht mein wird die Penſion von 1 Schilling und ſelbſt von 9 des Leſers in Anſpruch nehmen dürfen , wenn wir es ver

Pence täglich dem Aufenthalie im Hoſpital vorgezogen, ſuchen , bei einer Dienſtſphäre zu verweilen , mit deren wie denn überhaupt die Aufnahme in den Dojpitälern von Kilmainham und Chelſea menig geſucht wird. Die Nüß= lichkeit von Rilmainbam hat längſt aufgehört. Jeder, der in Dublin bekannt iſt, weiß , daß die Bewohner des tónige lidhen Hoſpitals zum geringen Theile Irländer ſind und daß die Gebäude hauptſächlich von Büreaus und Beamten in Beſchlag genommen find und daß der Oberbefehlshaber und der Generaladjutant zu den Bewohnern gehören . Mit Recht könnte man das poſpital das tönigliche Hoſpic

Ausfüllung eine höhere Bürgſdaft für die Tüchtigkeit der Beere gegründet wird. Es liegt in der Natur der Dinge, daß im Algemeinen derjenige, welder , mit irgend welden Mitteln ausgerüſtet, ſich je nach der Natur und der Menge derſelben eines gewiſſen Anſehens erfreut. Der Werth dieſes Anſebens iſt alſo ein relativer; er iſt aber bei unſerer Frage inga beſondere abhängig von der richtigen Anſchauung ber be ſtimmenden Verhältniſſe, von dem Charakter und der .

tal der Beamten “ nennen , denn die Penſionäre nehmen Sandlungsweiſe. Dieje gibt dabei das Kriterium der kaum ein Drittheil des Gebäudes ein und find nur in den Beurtheilung und ſomit Dasjenige, auf welches fich zu oberſten und unterſten Stocwerfen placirt.

nächſt das Anſehen ſtüßt.

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Die Erfolge der Thätigkeit eines jeden Vorgeseßten nähren zum großen Theile dieses Ansehen , namentlich aber die des höheren Offiziers , da dieser mit Mitteln ausge stattet ist , deren Verwendung eine Menge von Kräften von ihm abhängig macht. Diese Kräfte und Mittel er gänzen sich im Dienste, fie bedingen sich wechselsweise und geben der Handlung des Einzelnen und des Ganzen den Ausdruck des Werthes oder Unwerthes : - je nachdem fie , ihrer Natur und ihrem eigenthümlichen Gebräuche nach, zur rechten Zeit und am rechten Orte zur Anwen dung kommen. Hiermit wäre zugleich angedeutet , daß der höhere Offizier in der einheitlichen Leitung das "„Wann“ und das „Wo “ zu bestimmen habe, ohne daß ihm von vornherein die Ausführung des Wie", soweit es die höhere Anschauung unbeschadet jener untergeordne ten Ausführung zuläßt , entgeht. Die Dienstleistungen eines Vorgesezten , gleichwie die des Untergebenen , lassen sich beziehungsweise in mora = lischer und rein militärischer Hinsicht betrachten ; die Resultate beider aber find häufig so innig mit einander verschmolzen , können sich gegenseitig zu einem so erfolgs reichen Wirken bedingen , daß das prüfende Auge und das forschende Urtheil nur in der Gesammtheit irgend welcher durch den Dienst hervorgerufenen Thaten den größeren oder geringeren Einfluß der moralischen Befähigung und des militärischen Könnens zu erblicken vermögen. So genügend auch ein solches Erkennen erscheint , so wenig zufriedenstellend muß es doch dem denkenden Militär sein : bevor er die Fragen nach den angewendeten Mitteln und der Weise ihrer Anwendung sich nicht beantwortet. Der höhere Offizier insbesondere muß der Beantwor= tung dieser Fragen möglichst Herr werden , denn sie be dingt , bei genügend praktischer Befähigung, zum großen Theile seine Handlungsweise und sichert ihm ebenso die dienstliche und moralische Selbstständigkeit , — insofern er Charakter und Willenskraft befigt. Versuchen wir es jeßt , die mit der Stellung des höhe ren Offiziers verbundenen und im höheren Grade vorkom= menden Attribute näher zu beleuchten , um , je nach dem Wesen derselben, die Art der Anwendung zu ermitteln, so stellt sich in erster Reihe der „ Befehl dar. Das Wesen des Befehls ist , abgesehen von der Menge äußerer und innerer Beweggründe , etwas ſehr Einfaches, Be gränztes , nur eine gewisse Handlung in größerer oder geringerer Tragweite Verlangendes . Jenes Wesen, Wesen , oder vielmehr dessen productiver Theil , wird aber etwas Un begränztes, vielseitig Gestaltetes , wenn es , wie es sein foll, zur Begründung und Rechtfertigung des Befohlenen die auf das Geforderte einen gewissen Einfluß ausübenden Verhältnisse würdigt ; wenn es die Menschenkenntniß in seinen Kalkul zieht und den Charakter des Befehlenden in dessen , durch die Umstände bedingten , Selbstbeherrschung hervortreten läßt. Handelt es sich daher um die Beur theilung eines Befehls , so wird dieselbe, im Vereine mit der praktischen Erfahrung , eben in der Würdigung jener drei angedeuteten Richtungen irgend ein Resultat erzielen , und zugleich einen bestimmten Grad der Ver antwortlichkeit ermitteln. Je höher der Befehlshaber im Grade , zu desto weiteren Kreisen wird sich die Beur theilung ausdehnen müssen; - und Blick und vorurtheils

lose Erkenntniß in der Absonderung des Wichtigen , Eut scheidenden von dem Unwichtigen und dem der subalternen Sphäre Angehörigen werden zunächst die Befähigung ver= rathen : jenen höheren Wirkungskreis mit gutem Erfolge ausfüllen zu können. In dieser Lage befindet ſich der höhere Offizler, denn die Leitung der ihm untergeordneten Kräfte je nach ihrer Befähigung , der Compler vielfältig verschlungener , unter Umständen nicht leicht erkennbarer Verhältnisse, unter deren Herrschaft er zu handeln genöthigt werden kann ; ferner die Bewältigung der etwa aus dem Charakter zur Unzeit entspringenden Besorgnisse, dann der unumgänglich noth wendige militärische Blick , welcher die zum Befehle auf fordernde Erscheinung aus ihrer wahren Ursache blizzschnell erkennt; -all' diese Dinge machen , noch überdieß ver= einigt mit einer Welt voll Zweifeln, moralischen Gründen und Gegengründen und vor Allem mit dem Gefühle der Verantwortlichkeit , die Stellung jenes Offiziers unter gewiffen Umständen zu einer sehr schwierigen. In der richtigen Auffassung der dem Grade entspre= chenden Verantwortlichkeit ist dem Befehlshaber eine be= deutende Hülfe geboten; er darf aber diese Verantwort= lichkeit nicht mathematisch streng begränzen wollen , ſondern er muß vielmehr jene fein gezogenen Linien aufsuchen, wo die persönliche Verantwortlichkeit sich mit der des zunächst Untergebenen verschmilzt , dann aber auch in die des nächst höher Gestellten allmälig übergeht. Damit dürfte der Befehlende sich selbst gewisse Schranken gezogen haben, ohne daß dieſe ihn jedoch zwingen : den Verhältnissen, unter denen er handelt , vielleicht eine beschrän= tendere Gewalt , als sie wirklich verdienen , eins zuräumen, oder gar dem Zufalle oder dem Glücke die Hand nicht zu bieten. Das Eine hieße offenbar : sich selbst Gewalt anthun , dem freien Aufschwunge mili tärischer Intelligenz Zaum und Zügel anlegen und damit Kräfte unbenust liegen lassen ; das Andere aber würde geradezu eine jede Gelegenheit meiden , in welcher auch dem mit Eifer und Umsicht Vorgehenden das Glück und der Zufall frei gegeben werden. Mit der Verantwortlichkeit steht die Ueberwachung der Dienstleistungen der Untergebenen in naher Beziehung, denn durch die Art und Weise der Ueberwachung bethätigt sich zum Theil das richtige oder unrichtige Verständniß der Verantwortlichkeit selbst. Es ist also keineswegs gleich gültig , wie die Ueberwachung geschieht. Wollte hierbei der höhere Offizier von Haus aus nur seinem Urtheile die alleinige Entscheidung zuerkennen, ohne das Treff liche und bleibend Wahre des Urtheils des Untergebenen gelten zu lassen ; so könnte überhaupt weder von einem dauernden Diensteifer dieses Leßteren , noch viel we= niger von einer Heranbildung militärischer Capa citaten die Rede sein . Auch alle Eigenthümlichkeit der Individualität ginge verloren und mit ihr die für einen jeden Befehlshaber so höchst wünschenswerthe Selbststän= digkeit im freien, an die Vorschrift und den Befehl jedoch gebundenen , durch die Verantwortlichkeit und die Verhält niffe geregelten Willen. Die Ueberwachung darf demnach • auf die freie Entwickelung des geistigen und moralischen Elementes in den ſubordinirten Offiziersgraden nicht störend einwirken; sie soll wohl im Allgemeinen die beste Richtung

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nach dem Ziele andeuten , aber nicht jene Details vor= der Untergebenen in einen sehr engen Rapport bringt und schreiben wollen , deren Durchmusterung und Wahl in die dem Vorgesezten den günstigsten Boden zur Auffassung Wirkungssphäre des Untergebenen gehören und dem höhe und Entwickelung der höheren Autorität liefert. Diese ren Offizier häufig untrügliche Zeichen des militärischen Autorität wird aber entwickelt, kommt zur gedeihlichen Wirksamkeit, wenn die Handlungsweise dem Standpuncte Scharfblicks des Untergeordneten bieten. In der richtigen , dem Zwecke entsprechenden Ueber des Befehlenden entspricht und dieser vor den Augen Aller wachung beruht in vielen Fällen jener Fortschritt mancher einen leicht zu erkennenden Einklang zwischen der ſich aus Truppentheile , der dieselben vergleichungsweise am brauch sprechenden Ueberzeugung und der That , zwischen der An barsten macht. Es darf dieß nicht Wunder nehmen , denn schauung und der gebotenen Pflicht, zwischen Humanität wo der unter den Augen des Commandirenden bethätigte und Strenge, sowie zwischen den persönlichen Eigenthüm Eifer und das in der Dienstleistung fich manifesttrende thümlichkeiten und der dienstlichen Haltung hervorzurufen Urtheil Anerkennung, wenn auch nur eine stillschweigende, vermag. Bei diesem Bestreben sind indeß so viele Klippen finden: da wächst der Muth zur Selbstständigkeit, man zu vermeiden, welche sich z . B. in alten Gewohnheiten, faßt Vertrauen zur eigenen Kraft und der Befangene ver= tief eingewurzelten Vorurtheilen , einseitig gemachten Er -liert allmälig fenes Gefühl des Zauderns , der Unents fahrungen u. f. w. zeigen ; daß es offenbar eine der schlossenheit , welches so recht stark und zulezt unüberwind schwierigsten Aufgaben in dem Gebiete der „ Selbsterkennt= lich durch die stete Einsprache des höheren Offiziers her niß" für den höheren Offizier sein möchte : eine Auto = vorgerufen werden kann. In diesem lepteren Falle ver rität sich zu sichern, von deren Anerkennung, schwindet sogar nicht selten der durch die That zu beweisende ihrem eigentlichen Wesen nach , die Erfolge der Begriff der Verantwortlichkeit bei dem Untergebenen; ge dienstlichen Leistungen der Untergebenen in der schweige dann , daß dieser sich mit der Zeit stark genug Regel und zum großen Theile abzuhängen fühlen sollte, unter erschwerenden Umständen , getrennt pflegen. Wir können uns bei dem Worte " Autorität" etwas von seinem Vorgesezten , selbstständig handeln zu können. In der That können wir uns in dem weiten Bereiche durch den jeweiligen Befehlshabergrad Gebotenes denken, militärischer Thätigkeit nichts Kläglicheres denken , als ohne auf die dem Untergebenen sich aufdrängende Hoch einen solchen Verlassenen , da Niemand ihn gegen die achtung vor der Persönlichkeit des Oberen zu reflectiren. moralische und geistige Tortur zu schüßen vermag, welche Jenes Gebotene ist aber nur der jener gedeihlichen Wirk ihm die völlige Rathlosigkeit , die Unentschloffenheit, der samkeit entlehnte Abglanz, bei dem es immerhin zweifel Mangel an militärischem Takte und Halt unaufhörlich haft bleibt , ob der Besizer des Grades auch die volle auferlegen. Mancher Unglückliche klagt in solcher Lage Befähigung in der oben näher angedeuteten Weise zu be= das ungünstige Geschick an, während ein Anderer in glei= thätigen vermag; wogegen die Hochachtung der unab chem Dienstverhältnisse es hochpreist , ihm eine so glänzende hängige Ausdruck von Gefühlen und Ueberzeugungen sein Gelegenheit zur Auszeichnung geboten zu haben. Der wird , welche , so wenig wie die geistige Kraft, willkürlich Erstere verkennt dabei vielleicht den Urheber seines Miß sich Gränzen sezen können. Weil dieß aber so iſt, ſo wirkt geschicks; der Lestere gedenkt wahrscheinlich seiner mit jener die echte Autorität auch um so stärker und nachhaltiger; Hingebung und Hochachtung , die man dem Wohlthäter und man darf sich deßhalb nicht wundern , wenn mit und gegenüber empfindet , denn ihn führte die Werthschäßung durch Autorität der militärische Vorgesezte oft Ziele er seiner Leistungen durch den Vorgeseßten auf den vielleicht reicht , die außerhalb der Tragweite einer alltäglichen Be mit einem besonderen Vertrauen verbundenen Posten. Jene rechnung liegen werden: eben weil dieser der Maßstab Werthschäßung ist das Ergebniß , oder sollte es doch sein, zu einer im höheren Grade auftretenden geistigen Opera= einer Prüfung , die nicht nur die intellectuellen und mora= tion völlig mangelt. Je höher der Befehlshaber steht , um so mehr erwei= lischen Eigenschaften zum Gegenstande hatte, ſondern auch alle jene Tugenden zu erforschen suchte, welche dem Mili tern sich bei ihm die Kreise jener geistigen Thätigkeit und tär zu einem energiſchen und dabei doch besonnenen Han um so mehr beruht auf ihnen die Erreichung des höher ― und so muß es der höhere und ferner gesteckten Zieles ; deln nothwendig, zu denen aber häufig nur schwankende, unbestimmte Anzeichen aufgefunden werden können . Es Offizier insbesondere ſein , dem der Besiß der wahren Au ist indeß die richtige Benuzung der gegebenen Kräfte nicht torität als das „Wünschenswertheſte“ erscheint. Dieses die alleinige Frucht der genannten Prüfung , indem diese Ziel einem gebildeten Offiziercorps gegenüber zu erreichen, dem höheren Offizier auch vollauf Gelegenheit bietet : in ist nicht leicht , denn ein solcher Verein von Männern , in der oben angedeuteten Richtung seinen Blick welchen gewiß auf den Dienst und das öffentliche Leben und sein Urtheil zu üben , Vorurtheile abzu sich beziehende Ueberzeugungen um so mehr Wurzel faffen Atreifen, welche der Heranbildung der hoffnungs müssen, als sie das Resultat der Erfahrung und des von vollen Individualität entgegenstehen , den wah der Wissenschaft befruchteten Nachdenkens find , - läßt ren Werth einer Person oder einer Handlung zu sich zwar, wie es sich von selbst versteht , dienſtlich und erkennen, in so verschiedenem Lichte er sich auch ohne seinen Pflichten zu nahe zu treten, zum äußeren zeige , und Auskunftsmittel aufzufinden , welche Handeln bestimmen ; ob aber ein solches Handeln , dem, die Kräfte des Einzelnen dem Ganzen zu Gute ohne Geltenlaffen der Erfahrung u. f. w., weder die beste kommen lassen. Kraft, noch der ungeschwächte Willen beiwohnen , mit Nach dem Allen ist also jene Prüfung eine geistige jener in gleichem Werthe steht, welche in der moralischen Operation , welche den höheren Offizier mit den Leistungen Wirkung der Autorität eine der vornehmsten Bürgschaften

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――― für das Gelingen findet; ist eine Frage, deren Beant wortung einem jeden denkenden und erfahrenen Militär zusteht. (Fortseßung folgt.)

Wiedereintreffen zu Quatrebras und später wiederholt von dem Verfasser an den Fürsten gesendeten Benachrichtigungen in dieſem keinen Zweifel darüber laffen konnten , daß der Herzog nicht zu Hülfe kommen konnte. Die bereits in der Schrift des Generals Hofmann (Zur Geschichte des Feldzugs von 1815 2c.) gegebene Mittheilung über die Zeit, in welcher die erste Nachricht von dem Rückzug der Preußen nach Wavre eintraf, ferner über die Sendung des Lieutenants Massow und die demselben ertheilte Ant= wort bezüglich der Annahme der Schlacht in der Stellung von M. St. Jean, finden wir hier im Wesentlichen bestä= tigt; deßgleichen was General Hofmann über das Um kehren der Spize des ersten Corps (Zieten) angegeben . Der Abmarsch der Brigaden Vandeleur und Vivien nach dem Centruni der englischen Schlachtlinie geschah nicht eigenmächtig , sondern in Folge einer an diese Generale gerichteten Aufforderung, nachdem die Avantgarde Zieten's den englischen linken Flügel erreicht hatte. Interessant ist die Angabe der Gründe , welche den Herzog bestimmt haben mochten , mit seiner ganzen , nur noch aus kleinen Häuf chen mit großen Intervallen bestehenden Linie vorzurücken, um gleichzeitig mit den Preußen bei Belle-Alliance einzu treffen. Die ferneren Mittheilungen betreffen haupt sächlich die Unterhandlungen über die Absicht Blücher's, Napoleon todtschießen zu lassen , wenn er in seine Hände fallen würde (s. Beil. 1—4) , ferner die Frage über die Wiedereinsehung Ludwig's XVIII. und eine sich hierauf beziehende diplomatische List Wellington's , endlich die Er nennung des Verfassers zum Gouverneur von Paris und die Beschreibung seiner Amtsthätigkeit als solcher. Der Nachtrag enthält hauptsächlich Betrachtungen und Mit= theilungen über die politischen Zustände Frankreichs, das

Literatur. Aus meinem Leben. Friedrich Carl Ferdinand Frei herr v. Miffling, sonst Weiß genannt. Zwei Cheile in einem Bande. 8. Berlin , 1851 . Druck und Verlag von E. S. Mittler u . Sohn . (XIV u. 403 S.) 2 Thlr. ( Schluß.)

Der dritte Abschnitt umfaßt die Zeit vom ersten Frie den von Paris 1814 bis zum zweiten Frieden 1815. Der Verfasser konnte der auch an ihn ergangenen Einladung nach England nicht Folge leisten, da er den Rückmarsch der Armee zu besorgen hatte und bei dem General Kleist, der das Commando der Armee am Niederrhein übernahm, als Chef des Generalstabes angestellt worden war. Die Conferenz der Generale Kleist und Frimont zur Entwer fung einer Instruction für die Bundesfeſtung Mainz, das eigenmächtige Entlaffen der hefſiſchen Truppen von Seiten des Kurfürsten , die Bearbeitung der an deren Stelle ge rückten sächsischen Truppen durch geheime Emissäre und die hierdurch hervorgerufenen Adreffen der Offiziercorps, sowie die Ansprache des Verfassers an leßtere , die gleich gültige Haltung der Bewohner des linken Rheinufers, das Project eines Befestigungssystems gegen Frankreich, Zurückziehen der Occupationsarmee und die Mission des die Rebellion der Sachsen und deren Bestrafung sind die Verfassers nach Brüffel. Der vierte und legte Abschnitt enthält die Sendung jenigen Begebenheiten und Zustände , über welche sich der des Verfaſſers nach Constantinopel 1829 , um den Ab= Verfasser, als in den Bereich seiner damaligen Dienst stellung fallend, mehr oder weniger ausführlich verbreitet. schluß des Friedens zwischen Rußland und der Pforte zu vermitteln , und der Anhang die Reise des Verfassers nach Nachdem er sofort die Natur seines Verhältnisses als Mittelsperson zwischen Wellington und Blücher , sein per Petersburg im Gefolge des Prinzen Albrecht von Preußen sönliches Verhältniß zu Wellington und den hieraus resul= 1830. Wir müſſen uns einer detaillirteren Juhaltsanzeige tirenden Geschäftsgang auseinander gefeßt , führt er die enthalten und bemerken nur, daß sich außer dem Geschicht Gründe an, welche das Vorrücken der Preußen an Maas lichen des Friedensabschlusses sehr interessante Notizen über und Sambre veranlaßten , sowie die Betrachtungen , Be= die damaligen Zustände des türkischen Reiches in diesem rechnungen und Muthmaßungen , welche den Herzog bei Abschnitte vorfinden . Diese kurze Inhaltsanzeige dürfte genügen , um die der Dislocation seiner Truppen leiteten. Er verbreitet sich dann weiter über die Verhältnisse in Belgien, den Zustand Wichtigkeit und Reichhaltigkeit der gebotenen Materialien Eine kritische Analyse ist allerdings noth= der Rheinarmee und die Gründe , welche bei Besehung der nachzuweisen . höheren Befehlshaberstellen in derselben maßgebend waren. wendig und wird wohl nicht ausbleiben ; nur wird man Was die nun folgenden Mittheilungen über die Ereignisse sich hierbei der Betrachtung nicht verschließen können , daß am 15. und 16. Juni besonders wichtig macht , das ist die Angaben des Verfaſſers gewissermaßen als die legten zuvörberst die genaue Angabe der Zeiten , in welchen die Aussagen eines Sterbenden zu betrachten sind und somit, Nachrichten bei Wellington eintrafen und die Befehle ex was die endliche Ueberzeugung des Verfassers anlangt, die pedirt wurden , sodann die Mittheilung der Erwägungen, Glaubwürdigkeit als über jeden Zweifel erhaben betrachtet werden müsse. - Es würde übrigens als anmaßlich er welche den Herzog bei seinen auf die successive einlaufen den Nachrichten gefaßten Entschlüſſen bestimmten , ferner scheinen , wenn wir dieses Buch empfehlen wollten , deſſen die genaue Angabe der Verhandlungen bei der Zusammen bester Geleitsbrief der Name des Verfassers und die Wich kunft der beiden Feldherrn bei der Windmühle von Bry, tigkeit der Ereignisse ist , welche derselbe in den Bereich sowie endlich die Aussage, daß die alsbald nach dem seiner Mittheilung gezogen hat. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 24.

M at

N

1851 .

62.

US

Allgemeine Militar: Zeitung. zum 1. Nikolaus ( deſſen von den Jeſuiten unlängſt erbau

Schle s w i g - Holſtein.

tes Kloſter jeßt zur Akademie verwendet worden iſt ), zwi

Kiel, 29. April. Die Uniformirung des gol-

ſchen der Stryerlinie, dem Palczynskiſchen Teiche und zwi

ſteiniſchen Contingents ſchreitet vor . Die Schärpen ichen dem Dffolinstiſchen Gnſtitute aus lauter Hügeln

follen , wie die Hamburger Nachrichten ſchreiben , abwei- beſteht. Die Befeſtigung dieſes die Stadt dominirenden chend von den Schärpen des däniſchen Militärs, welche Punctes iſt alſo ſehr glüdlich gewählt, und zwar nicht die Hausfarben des oldenburgiſchen pauſes , gelb und

nur was die Stadt ſelbſt betrifft, ſondern auch jene fich

roth zeigen , weiß (Silber) und roth ſein , und die Co- dahinter ausdehnende Fläche, die einftzu Zeiten Sigmund'sl. carden dieſelben Farben enthalten. Leştere würden ſich zum Wahlfelde diente. Man hat bereits viele Privathäuſer von den Cocarden des däniſchen Heeres vorläufig nur und Gärten, die an Drten , wo die Citadelle hinkommen

dadurch unterſcheiden , daß dieſe jeßt wieder wie urſprüng= ſoll, liegen , angekauft und ſich mit der Curatie des Ollo lich das Danebrogskreuz in der Mitte führen . Den Plaş lindtiſchen Inſtituts wegen Ánkauf dieſes Gebäudes in des Reichsadlers an den Pickelhauben und Käppiendlid Verhandlung geſeßt. (D.P.A.3.) wird , wie es heißt , eine Sonne einnehmen , worin das ,

holſteiniſche Wappen ſich befindet, ſonſt aber in der Uni

Sardinien.

formirung des Militärs keine Veränderung eintreten . (C. 3.)

Turin , 5. Mai. Geſtern hat in Turin ein ganz neues militäriſches Feſt ſtattgefunden .

faden

Militärs aller

Waffengattungen öffentliche Zeit unter üebungen legten ſeit einiger gymnaſtis ſie Proben , in welchen Karlsruhe, 26. April. Für das badiſche Militär der erſchien kürzlich ein bedeutungsvoller Kriegsminiſterialerlaß. richtet werden , ab. Der König, Fürſt Carignan, die

68 wurde nämlich die Eiðe $ formel dahin abgeän : Miniſter und der ganze Generalſtab wohnten dieſem Schau

dert, daß der Verfaſſung darin keine Erwähnung geſchieht ſpielebei,und aŭe togenundFenſterdes Valentino, in und der neu zugehende Militär fortan nur :

,, Treue bem Großherzog und ſeinen Thronerben, des Vaterländes Wohlbeffen Hofraumees vor fich ging, waren mitzahlreichen

(Lloyd.)

nach Kräften zu befördern und im Krieg und frieben der

Fahne und dem Vorgeſepten zu folgen “ gelobt. Den dieſjährigen Recrutenzugang hört man bereits dieſen Eid

leiſten. Dieſe Formel ſou in Rraft bleiben, bis ſich die Anſchauungen in Bezug auf das Wirken in der Regierung mit den Ständen , alſo auf dem verfaſſungs mäßigen Weg , über dieſelbe oder eine ähnliche zeitgemäße Form geeinigt haben wird.

( 5. 3.)

Oeſterreichiſche Monarchie. Wien, 4. Mai. Dem „ Czas“ wird aus Lemberg be richtet: „ Die Fortificationsarbeiten auf dem Wronovstiſchen Berge in Lemberg find ſeit ein paar Wochen wieder aufgenommen worden , und hierzu wird auch das Militär verwendet. Die Citadelle wird im großen Maß= ſtabe gebaut und den ganzen Flächenraum vom Dilolinstijden Inſtitute bis zum Palczynskiſchen Teiche der Länge, kiſchen und der Breite nach vom Palais des Fürſten Sapieha brø zum Militärſtiftgebäude einnehmen. Wer die Lage Lem-

Sphäre des höheren Dffiziers. (fortfeßung.)

Reinem Vorgeſeßten höherer Grade iſt es mehr in die band gegeben , durch ein Urtheilen sine ira et studio für

die Ausbildung, namentlich junger Dffiziere zu wirken, als dem Bataillonscommandeur. Die " Autorität wird ihm dabei um ſo hülfreichere Sand leiſten , als er es verſtan den : troß der Strenge im Dienſte fich die Gemüther nicht zu entfremden , dann auch die Ueberzeugung von fich zu weden , daß nur allein und ausſchließlich der Dienſt und

ſeine Zwede es fint, welche die Aufbietung der Kräfte der Untergebenenerheijden, nicht aber ehrſüchtige Beſtrebungen, denen die beſte Kraft unter falſcher Firma zum Fußidhemel

berge tennt, weiß, daß der Stadttheil zwiſchen der Kirche bient, und von denen nicht einmal einige Anerkennung

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erwartet werden darf. Der Bataillonscommandeur zieht, die Materialien und die geiſtigen Kräfte für die Wirkſam unter jenen günstigen Voraussetzungen , ſammt seinen Un keit der höheren Diensführung erwachsen. tergebenen einen bedeutenden Nußen; denn indem er, ver Es gibt wohl in dem fraglichen Falle nichts Schwie möge seiner Autorität und ſeines Urtheiles , die Wirksam= rigeres , als die Belehrung , denn es handelt sich bei keit des Einzelnen in ihrer vollen Bedeutung fördert, wird ihr nicht blos um das Auffinden und den Gebrauch er von dem vorgesteckten Ziele um so weniger abirren, als der zu irgend einem Zwecke vorhandenen Mittel, sondern er dasselbe klar vor das Auge des Untergebenen zu stellen auch, und insbesondere, um die Veranschaulichung wußte. Wollen wir die verschiedenen Mittel und Wege der Natur dieser Mittel. Die Natur derselben , sowie hierzu mit einem Collectivnamen bezeichnen , so wäre es die Verhältnisse bedingen den Gebrauch , aber nur selten der der 11 Dienstführung " oder „ Dienstleitung ". den einseitigen und am wenigsten in kriegerischen Si Wenn wir uns die Dienstführung in ihrer Gesammt tuationen , wo häufig die Natur der Verhältnisse entweder wirkung denken, so participiren daran sämmtliche Dinge, den Gebrauch beschränkt oder sogar das Mittel selbst in welche seither von uns besprochen wurden, und zwar in einem Grade von Veränderlichkeit zeigt, welcher dem einer bedingenden und ergänzenden Weise . Bei dieser völlig unähnlich zu ſein scheint , wie er früher aufgefaßt wurde. Betrachtung trat der höhere Offizier insbesondere als zu irgend einer Thätigkeit anregend in den Vordergrund, Es tritt also hier ein sehr wichtiges Moment , d. h . d. h. er leitete die ihm untergeordneten Kräfte mittelst die Natur der Verhältnisse, in den Kreis der Be verschiedener Mittel zu irgend einem dienstlichen oder mo = lehrung , und jene ist es , durch deren Auffassung sich die ralischen Zwecke; oder aber es wurden Eigenschaften er Capacität des höheren Offiziers beurkunden kann . Zur wogen, deren praktisches Hervortreten eine rückwirkende Erkenntniß der Umstände, unter denen diese oder jene Kraft auf die Handlungssweise der Untergebenen äußerte. kriegerische Handlung vorgenommen werden soll , genügt Wenn wir den Begriff und die Bedeutung des höhe es nicht, blos die Erscheinung zu erforschen; es ist ren Offiziers" festhalten , so soll streng genommen Alles, vielmehr die Ursache derselben, in Verbindung mit an= was von diesem in dienstlicher und militär- moralischer deren zu unserer Kenntniß gekommenen Verhältnissen , zu Beziehung ausgeht, Musterbeispiel für den Untergebe ergründen, daran den Werth der Erscheinung zu schäßen nen sein, gleichwie dieß von dem Offizierstande überhaupt und aus dem Ganzen die etwaigen Folgen abzuleiten, gesagt werden muß. Ein Unterschied besteht dabei nur in denen wir entweder eutgegentreten oder uns entziehen, oder dem erweiterten Einflusse, in der umfassenderen Wirkungs die wir befördern müssen. Bei dieser geistigen Thätigkeit sphäre des höheren Offiziers : während der untergeordnete betritt der höhere Offizier in specieller Weise ein Gebiet, Offizier, obwohl in gleicher Weise wirkend , mehr spe= von dessen Cultivirung es großentheils abhängt, inwiefern ciell ihm vorliegende Zwecke mittelst gewisser Details zu das Zusammenwirken mit größeren Truppenkörpern von einem günstigen Erfolge begleitet sein wird. erreichen sucht und dazu, nach Befinden , die Anregung von Oben empfängt . Um indeß auf dem Wege der Belehrung zweckmäßig Die Wirksamkeit des höheren Offiziers ist also mehr zu wirken, sind jenem Offizier zwei Fähigkeiten nothwen= eine allgemeinere, während die des Untergebenen , je dig , nämlich : die der Veranschaulichung und die einer nach dem Grade, mehr oder weniger eine specielle ge naturgemäßen Vorausseßung dieser oder jener Ver nannt werden dürfte. hältnisse, welche uns entweder binden , beschränken oder Die Allgemeinheit der erst genannten Thätigkeit dem freien Entschlusse und seiner That offene Bahn lassen. Die Veranschaulichung , namentlich die auf dem Ter schließt aber, je nach dem sich geltend machenden Bedürf niffe, das Specielle nicht aus ; gleichwie dieß auch von rain, sest eine gewisse Dekonomie der Mittel und der speciellen Thätigkeit in Bezug auf die allgemeine ge cine den Gebrauchswerth derselben wohl erwä = gende Wahl voraus ; gleichwie in anderer Beziehung sagt werden kann . die Veranschaulichung mehr in dem klaren , umfassenden Das Erstere würde z . B. dort stattfinden , wo es sich um die Belehrung des Untergebenen oder um das und dabei kurzen Ausdrucke der Sprache , als auch in Cingreifen und Zusammenwirken in höhere dem praktischen Werthe des zur Besprechung u. s. w. gewählten Gegenstandes liegen muß. Verhältnisse und mit großen Truppenkörpern handelt. Die Belehrung tritt in theoretischer und Die naturgemäße Vorausseßung dieser oder jener praktischer Beziehung zum Dienste auf, während bei Verhältnisse dagegen muß das irgend einer Erscheinung dem Eingreifen und Zusammenwirken u. f. w. vor constant Innewohnende , das durch die Verhältnisse des zugsweise die praktische Thätigkeit sich geltend macht Terrains , der Stärke und der moralischen Tüchtigkeit der und das durch Theorie und Erfahrung Gewonnene docu Truppen , sowie ferner das durch den Charakter des Com mandirenden u. a. D. Gebotene umfassen. Dabei dürfen mentirt. Jenes möchten wir den niederen , dieses den höheren Theil der Dienstführung des höheren Offiziers die Leistungen dieser oder jener Truppenabtheilung nicht nennen. So verschieden auch beide Theile sein mögen, so von solchen Kalküls abhängig gemacht werden , deren läßt sich doch eine Menge von Analogieen auffinden, welche Gegenstand in dem Reiche des Zufalles , der steten Ver= zu der Ueberzeugung berechtigen, daß das Eine nur durch änderlichkeit und des Glückes liegt. In anderer Beziehung das Andere zu bestehen vermag ; daß insbesondere die liege bei jeder Voraussetzung die Wahrscheinlichkeit höhere Dienstführung in dem richtigen Verständnisse vor; auch streife jene nicht in Regionen außerhalb und der praktischen Ausführung der niederen um so mehr der Sphäre der zum Wirken bestimmten Abthei= einen gedeihlichen Grund und Boden findet , als aus dieser lung und zwänge diese nicht in den Kreis von

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Maßregeln und Vorschriften , welche aus dem Ver laufe der Handlung selbst sich erst ergeben können. So klar nun der Zweck der Belehrung dem höheren Offizier vorliegt, jo klar muß er auch sich überall bewußt sein, die Selbstständigkeit des Untergebenen zu fördern. Diese Selbstständigkeit ist in den wechselvollen Verhältnissen des militärischen Lebens nicht nur ein Schild des Vorgesezten , sondern auch eine unerschöpfliche Quelle von Auskunftsmitteln , die dem Einzelnen wie dem Ganzen zum Nußen gereichen . Es gibt eine Selbstständigkeit des Denkens und eine des Handelns . Bei der ersteren sind der Verstand und das vorurtheils lose Begriffsvermögen die Agentien ; während bei der lezteren der Blick, die Dinge zu sehen wie sie sind , und alle jene moralischen Fähig keiten eine Hauptrolle spielen , denen namentlich der Offizier so oft das Gelingen einer kriegerischen That ver dankt.

rakter in Betracht , d . h . eine nicht zu definirende Gemüth lichkeit , ein Vergessen des Ranges u . s. w . , sowie Kennt nisse ohne Ostentation und eine ernste , würdige und dabei doch leutselige Haltung ; — Dinge, welche indeß sehr selten vereinigt angetroffen werden. Nach Diesem dürfte es dem jenigen höheren Offizier, welchem die Natur die Mehrheit jener Eigenschaften versagte oder dem es nicht vergönnt war, in früheren ähnlichen geselligen Verhältnissen sich entsprechend bewegen zu lernen sehr schwer fallen : bei seinem Verhalten eine Mitte einzuhalten , durch die er sich weder etwas vergibt , noch auf anderer Seite verlegt. Fällt er in einen der beiden oder in beide Fehler, ſo wird ihm selten verziehen. Damit schließt aber die üble Folge nicht ab; sie verbreitet sich vielmehr recht oft, je nachdem noch andere störende Verhältnisse , namentlich Vorurtheile, hin zutreten , auf das dienstliche Leben und wirft auf dasselbe einen Schatten, welcher nur sehr selten , vielleicht bei dem Eintritte größerer allgemein wichtiger Ereignisse , zu ver= ---schwinden pflegt; insofern die dann mehr hervortretende Persönlichkeit durch ihre jenen Ereignissen angepaßte höhere Thätigkeit das frühere Ürtheil zurückdrängt. Der Untergebene pflegt in der Regel aus der Miene, der Haltung, kurz dem ganzen Gebahren des im Spiegel der Geselligkeit aufgefaßten Bildes eines höheren Vorge sezten , auf das Dienstleben zu schließen ; und im All gemeinen ist gerade der Untergebene , namentlich der minder Erfahrene , nur zu geneigt , in der munteren Miene , dem vertraulich gesprochenen Worte , in der Herbeilaffung zum ― Beachten kleiner vorübergehenden Interessen , eine Bürg schaft für diese oder jene Nachsicht oder für irgend eine Bequemlichkeit im Dienste zu finden. Jene Erscheinung dürfte daher für den höheren Offizier eine dringende Ver anlassung sein , auch inmitten des Vergnügens , der gesel= ligen Unterhaltung sich selbst in Wort, Blick und That zu überwachen, ohne dabei in das Bereich einer gewissen abstoßenden pedantischen Strenge zu gerathen , deren wahre Ursache von dem Scharfblickenden , troß aller Verhüllung, nicht selten herausgefunden werden möchte. Dagegen wird eine ungekünftelte Natürlichkeit , selbst wenn deren Besizer gerade keine jener geschäßten Eigenschaften der Geselligkeit aufzuweisen hat , aus Gründen der ihr eigenen Wahr heit die Herzen gewinnen und das erreichen , was ſelbſt das sorgfältigſte Studium seiner selbst nicht zu erreichen vermag. Der ärgste Feind in dem Verhältnisse zwischen dem Vorgeseßten und dem Untergebenen ist der in der Hand lung ruhende Widerspruch zu dem geäußerten Worte des Ersteren. Es stellt sich dabei nur zu leicht,

Mit der Heranbildung der Selbstständigkeit des Offi ziers in den genannten Beziehungen ist unendlich Viel, ja Alles gewonnen; es ist aber eine Befähigung, bei deren Hervorrufung die Erfahrung , die Menschenkenntniß , eine richtige Behandlungsweise , vielseitige Kenntnisse und ein starker, unverdroffener Wille in hohem Grade in Anspruch genommen werden. Die Selbstständigkeit gedeiht nur da, wo ein gewisses Vertrauen herrscht, nicht jenes Vertrauen, welches in schlichter Unbefangenheit sich der Ueberwachung, der strengen Dienstführung entzieht und mit der Errei chung eines gewissen untergeordneten , nur dem gewöhn lichen Bedürfnisse entsprechenden Resultates abschließt ; sondern ein solches Vertrauen, das , in gerechter Anerken nung des geprüften Mannes , einem Jeden den ungeschmä lerten Besiz seines Wirkungskreises überläßt und nur dort anordnend und verbessernd eintritt , wo die vorgezeichnete Richtung ohne genügende Motive verlassen wird. Dabei darf auch zugleich niemals die Gelegenheit versäumt wer den : den Untergebenen , neben Schonung der empfindlichen Seiten seiner Individualität, auf eine Weise zu belehren und zu unterstüßen , die den höheren Offizier weder als einen barsch absprechenden , noch viel weniger als einen demüthigenden Mann erscheinen läßt. Je nach der Eigenthümlichkeit der Person muß sich also die Behandlung richten : - diese sei eine wohlwol lende, deren Ausdruck aber keine wesentliche Veränderung durch das Dienst- und Lebensalter, sowie durch den Grad des Untergebenen erfah ren darf. Mit dem eben Besprochenen steht dad pri vatliche Verhalten des höberen Offiziers gegen den Untergeordneten in naher Beziehung. Auf privatlichem Wege steht dem höhereu Offizier manches Mittel zu Ge bote, wodurch er das im Dienste zu Verlangende geeignet vorbereiten kann ; es bleibt aber natürlich immer dem Takte und der geselligen Bildung überlassen , Ort und Zeit, scwie die entsprechende Gelegenheit zu wählen. Das Verhalten außer Dienst in geselliger Beziehung ist wohl zu jeder Zeit und unter den wechselnden Verhält nissen dasjenige Element , durch dessen richtige Auffassung und praktische Uebung der höhere Offizier den Untergebe nen an sich zu feffeln vermag. Nur kommen hier beinahe ausschließlich gesellige Befähigung und ein gewiffer Cha

selbst wenn jener Widerspruch geringfügige Dinge betrifft, ein gewisses Mißtrauen des Untergebenen ein , welches, je nach der Veranlassung , sich entweder in Zweifeln betreffs der Capacität oder solchen bezüglich des Charakters des Vorgesezten auszusprechen pflegt. Beide Zweifel sind Klippen , an denen häufig die Autorität scheitert; auch werden sie bei solchen Männern am meisten hervorgerufen, welche die Gewohnheit haben , entweder in einer gewissen Unbefangenheit mit einer nur zu sorglosen Vergeßlichkeit zu reden , oder Das nicht hoch zu greifen , was bei der vielleicht flüchtigen Unterhaltung als bloßes Wort entfällt. Das Gegentheil eines solchen Verfahrens darf indeß weder

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eine Sylbenstecherei , noch ein Abwägen mit der Goldwage herbeiführen, sondern vielmehr ein besonnenes , prüfendes Eingehen in den Gegenstand , wenn solcher überhaupt dieses verlangt. Wir bezeichneten oben das Eingreifen des Stabs = offiziers in höhere Verhältnisse und das zu sammenwirken mit größeren Truppenkörpern als denjenigen Theil der Dienstführung jenes Offiziers, wo insbesondere die praktische Thätigkeit hervorträte und das durch Theorie und Erfahrung Gewonnene documen tirt würde.

Die praktische Fertigkeit ist zum Theil etwas Erlerntes , zum Theil etwas Angeborenes. Das Erlernte kann erweitert, das Angeborene kultivirt werden , doch nur, je nach geistiger oder körperlicher Anlage , bis zu gewissen Gränzen; denn wo das Maß der Anlage überschritten , da kann überhaupt von einer fortgesetten Erweiterung des Erlernten u. f. w., mit Bezug auf nut bringende praktische Tüchtigkeit , nicht mehr die Rede sein. Der Nugen, den die Erfahrung gewährt, ist ein rela= tiver; er richtet sich nach der geistigen Auffassungsgabe, nach moralischer Befähigung und nach der Wahl der durch die Erfahrung geborenen Mittel. Der Begleiter der Erfahrung muß demnach hauptsäch= lich das Urtheil sein ; das Urtheil aber wird geregelt durch die Theorie, ohne sich indeß jenen Zwang auflegen zu lassen, welcher das geistig Emporstrebende so gern niederhält. Dieser Zwang ist synonim mit einer gewissen Aftertheorie, welche Alles unter streng formulirte Regeln gebracht wissen will , bei der also weder eine den Verhält nissen angepaßte Modification stattfinden , noch das Talent von der Unfähigkeit und dem Handwerksmäßigen unter schieden werden kann. Man soll die Theorie nicht überschäßen ; man soll sie aber auch nicht mißachten. Beides würde höchst nachthei lige Folgen auf die Thätigkeit des höheren Offiziers äußeru, da gerade derselbe einer Theorie bedarf, die in einfachen, großen Zügen das Wesen der Erscheinungen im Kriege und Frieden ermittelt und das für höhere Zwecke secondär Wichtige ausscheidet , ohne es zu mißachten. (Fortseßung folgt.)

Versuchen wir es nun , einige Gedanken über diesen Theil des Wirkungskreises des höheren Offiziers zu ent wickeln , so vermessen wir uns dabei eben so wenig , diesen so sehr reichhaltigen Gegenstand mit einer eng begränzten Betrachtung zu erschöpfen , als wie dieß in dem bereits Abgehandelten nicht geschehen konnte wo , wie denn wo, hier, die Erscheinungen und die Verhältnisse des Krieges in ihrem vielseitigen und unerschöpflichen Wechsel, wenn auch nur im Allgemeinen , die Basis zur Reflexion bilden; da lassen sich nur zerstreute Andeutungen geben , deren Verbindung wir aufzufinden gedenken. Die Auffassung der Eigenthümlichkeit eines höheren mititärischen Verhältnisses , entweder vor dem Feinde oder entfernt von demselben , erfordert nicht nur eine wo möglich gründliche Kenntniß des Voraus gegangenen , aus welchem jenes Verhältniß resultirte, fer ner der Natur des Verhältnisses selbst , sondern auch eine Kenntniß der Bedingungen, unter denen es als beachtens werth für diese oder jene Lage erscheint. Es gibt Menschen, welche, bei einer Art taktischen und strategischen Divinationsgabe , jenen Anforderungen durch einen seltenen Verein geistiger Anschauungen zu entsprechen vermögen ; und diese Menschen nennt man Genie's. Nach der mehrfachen Bedeutung jener Benennung in der deut= schen Uebersetzung drückt bekanntlich das Wort „Genius" neben „Schußgott" u . f. w. das " Eigenthümliche einer Sache" aus; an deren Stelle hier freilich ein denkendes Wesen tritt, mit der Befähigung : eigenthümlich auf= zufaffen und zu schaffen. In der gewöhnlichen Welt da= gegen , wo die schöpferische That nur durch große An= strengung zu einem oft unbedeutenden Bruchtheile hervor gerufen wird ; wo man nicht selten ausschließlich sich mit dem auf dem Wege des positiv Gegebenen erlangten Ur theile und der That begnügen muß; wo eben diese That ſich ſo oft an das Secondäre der Erscheinung knüpft und sich überdieß noch im urplößlichen Wechsel gefällt, ohne dabei derade einen weiteren Gesichtskreis zu erlangen : -

Literatur. Erinnerungen aus den Jahren 1813 und 1814 von Karl v. Raumer. kl. 8. Stuttgart 1850. Verlag von Samuel Gottlieb Lieſching. "(VIII und 3 146 S.) 4 Thlr. Der Verfasser befand sich in den genannten Kriegs jahren als Landwehroffizier zuerst im königlichen und dann im Blücher'schen Hauptquartiere , wo er in mannigfacher Weise verwendet und zuweilen mit sehr wichtigen Auf trägen betraut wurde. Seine „ Erinnerungen“ haben so= uach eine gewiffe Bedeutung, die es dem gewissenhaften Geschichtschreiber zur Pflicht macht, sie nicht unbeachtet

da kettet sich mehr eine gewisse praktische Fertigkeit zu lassen , während die anspruchlose Erzählung auch das an eine namhafte Erfahrung , und beide verbinden sich, in dieser Beziehung minder Wichtige einen angenehmen bei dem wissenschaftlich Gebildeten, durch die gesunde und befriedigenden Eindruck zu hinterlassen nicht verfehlen wird. Einzelne Züge sind sehr schön dargestellt und die Theorie, zu etnem mehr Erfolg verheißenden Ganzen . Wir hätten demnach drei Elemente, welche zur Auffassung Beschreibung des Blücher'schen Hauptquartiers und der dasselbe bildenden Persönlichkeiten dürfte in hohem Grade der Eigenthümlichkeit eines höheren militärischen Verhält Den Schluß bildet eine niffes nothwendig erscheinen , -- natürlich abgesehen von interessant befunden werden. den mannigfachen moralischen Hülfsmitteln , über welche mit vieler Wärme geschriebene biographische Skizze Gnei= dieser oder jener Befehlshaber in einem größeren oder ge senau's. ringeren Grade gebieten könnte. Druck und Papier ſind ſchön. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 27. Ma i 1851 .

No 63. SEBE



។ DO

Allgemeine Militår: Zeitung. Preuße.n .

lidencompagnieen beginnt mit dem 1. Juli dieſes Jahres. 8 ) Die Compagniechefs erhalten ein Gehalt von 600,

Berlin , 26. April. Das heutige Militärwochenblatt die Premierlieutenante von 360 und die Secondelieute= enthält folgende allerhöchſte Cabinetsordre vom 27. März nante von 300 Thlr. jährlich. 9 ) Das bisher in den 1851,, betreffend die neue Formation der zuvali- Znvalidencompagnieen etatsmäßig geweſene Gehalt der dencompagnieen. Mannſchaften , vom Feldwebel abwärts, wird ohne Unter= „ Nachdem nunmehr die Stärke der noch vorhandenen (ichied der Charge um 1 Thlr. monatlich erhöht. ' 10) Der

Prorinzial-Znvalidencompagnieen bis auf überhaupt 700 Austritt ſteht den Mannſchaften der Invalidencompagnieen eine neue Foruration dieſer Compagnieen genehmigen und

zu jeder Zeit frei. Die Ausſcheidenden erhalten die Pen fion erſter Klaſſe ihrer Charge. Auf den Rüdtritt haben

beſtimme zu dem Ende Folgendes :

die einmal Ausgeſchiedenen feinen Anſpruch .

Röpfe vermindert worden iſt, will ich auf Ihren Vortrag

11 ) Die

„Es ſollen fünftig beſtehen eine Gardeinvalidencom- jenigen Offiziere der aufzulöſenden Jnvalidencompagnieen, pagnie zu Potsdam und ſechs Provinzial- Jnvalidencom- welche fich zur Wiederanſtellung bei den neu zu formiren pagnieen , nämlich: eine für Øſt- und Weſtpreußen zu den Jnvalidencompagnieen eignen , werden dazu verwendet. Pr. Solland, eine für Pommern und Poſen zu Schneide- 12) Die nicht zur Auſtellung gelangenden Offiziere ſind mühl , eine für Brandenburg zu Prenzlau, eine für Sach- mit einer Penſion im Betrage ihres Gehalts , des Ser-: ſen zu Eisleben , eine für Schleſien zu Neumarkt , eine vices und der Burſchenzulage zu entlaſſen . 13 ) Die Aerzte für Weſtfalen und die Rheinprovinz zu Siegburg. 2) Die werden entweder bei den neu zu formirenden Invaliden

Gardeinvalidencompagnie und die Provinzial-Invaliden- compagnieen angeſtellt oder , inſofern ſie hierzu oder auch compagnieen für Oſt- und Weſtpreußen, für Branden :

zu anderweitiger Verwendung nicht mehr geeignet ſind,

burg und für Sachſen erhalten den Gtat von 1 Compag-

mit Beibehalt ihres bisherigen Gehalte und Services

niechef, i Premierlieutenant, 1 Secondelieutenant , 11 Unterarzt, 1 dienſtthuenden und 3 überzähligen Feldwebeln,

verabſchiedet. 14) Die zur Zeit der Publication dieſer Ordre in den Juvalidencompagnieen befindliden Mann

38 Interofftzicren , 38 Gemeinen oder 80 Rõpfen; die ſchaften, vom Feldwebel abwärts, haben die Wahl: a) ob Provinzial- Invalidencompagnieen für Pommern und Po- ſie mit allen Competenzen mit den bisherigen Säßen, als ſen , für Schleſien, für Weſtfalen und die Rheinprovinz Tractement, Service , Brod- und Schulgeld , Blinden =aber den Etat von 1 Compagniechef, 1 Premierlieutenant, 2 Secondelieutenante, 1 Ilnterarzt , 2 dienſtthuenden und 17 Unteroffizieren , 47 Ge4 überzähligen Feldwebeln , +7 meinen oder 100 Köpfen . 3) Eine Ueberſchreitung des Etats dieſer Compagnieen iſt nicht zuläſſig . Die Garde-

und Krüppelzulage , Entſchädigung für kleine und große Montirungsſtücke und für Lazareth-Krankenpflege, als Penſion entlaſſen werden wollen, oder b ) ob ſie es vor ziehen , in eine der neu zu formirenden Invalidencompag nieen einzutreten , oder endlich c) ob ſie , falls ſie ohne

invalidencompagnic erhält ſo lange keinen Zuwachs ,. bis

Frau und Kinder ſind , in ein Invalidenhaus aufgenom

fie durd Abgang auf die Étatsſtärke von 80 Köpfen ver- men zu werden wüniden. mindert ſein wird . 4 ) Die Invalidencompagnieen ſind „ Ich überlaſſe Jhnen , die zur Ausführung erforder dazu beſtimmt, von den zur Penſion erſter Klaſſe Berech- lichen weiteren Verfügungen zu treffen. Charlottenburg, tigten , die Erblindeten , Amputirten, durch Wunden oder den 27. März 1851. (gez.) Friedrich Wilhelm.

unmittelbare Dienſtbeſchädigung zum Krüppel gewordenen (gegengez.) v. Stockhauſen ." und erweislid) einer ſolchen Verſorgung dringend bedürf

tigen Invaliden aufzunehmen. 5 ) Feldwebel, denen bei Baden. ihrer Penſionirung der Charakter nie Offizier verlieben Karlsruhe , 13. Mai. Durch allerhöchſten Befehl wurde , dürfen bei den Jnvalidencompagnieen nicht angeſtellt werden. 6) Beförderungen finden in dieſen Verſor- vom 22. April wurde verordnet: 1 ) Zweitämpfe wer=

gungsinſtituten weder unter den Offizieren, noch unter den an Militārperſonen nach Maßgabe der SS 326–334 den Mannſchaften ſtatt.

) 7 ) Die Formation der Inva-

des Strafgeſeßbuches beſtraft, wobei jedoch die dort feſt

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gefeßten Strafen nach Vorschrift der Kriegsartikel zu ver wandeln find. 2) Hatte ein Zweikampf aus Anlaß irgend einer Dienstsache zwischen einem Untergebenen und seinem Vorgesezten statt , so gilt dieser Umstand als Erschwe= rungsgrund und ist neben der verwirkten Strafe gegen beide Theile jeweils auf Entlassung oder Caſſation zu erkennen .

Anschauungen in Bezug auf das Wirken in der

Eine Verordnung großherzogl . Kriegsministeriums vom 30. April macht den neuen Tarif für die Ga gen, Alterszulagen und Functionsgebühren der Offiziere und Kriegsbeamten bekannt. Nach dieser Verordnung beträgt die Normalgage für alle Waffengat tungen: beim Generallieutenant 4000 fl. , Generalmajor 3500 fl. , Oberst 1. Klaffe (Regimentscommandant) 2870 fl., Oberst 2. Klasse (Chef des Generalstabs ) 2670 fl.; Stabsoffizier 1. Klaffe (Oberstlieutenant) 2100 fl , Stabs offizier 2. Kl. (Major) 1900 fl. , Hauptmann oder Ritt meister 1. Kl. 1500 fl. , Hauptmann oder Rittmeister_2. Kl. 1000 fl . , Oberlieutenant 600 fl., Lieutenant 500 fl.; bei den Kriegsbeamten : Generalstabsarzt 1800 fl., Regi mentsarzt 1. Kl. 1400 fl. , Regimentsarzt 2. Kl. 1200 fl., Oberärzte 1000 , 800 , 600 fl., Oberthierärzte 800, 600, 500, 350 fl.; Regimentsquartiermeister 1400, 1000 fl ., Stabquartiermeister 900, 700 fl., Rechnungsführer 600, 500 fl. Hierzu entsprechende Pferderationen. Die Alters zulagen betragen bei einem Hauptmann oder Rittmeister 1. Kl. nach 30 Jahren Dienstzeit 300 fl. , bei einem Hauptmann oder Rittmeister 2. Kl. nach 20 Dienstjahren 200 fl., bei einem Lieutenant oder Oberlieutenant nach Die Functionsgehalte betragen für 12 Jahren 200 fl. den Generallieutenant 1000 fl. , Generalmajor 500 fl., Divisions- und Brigadecommandanten, wenn nicht Ge= neral , 720 fl. , Regimentscommandanten , wenn nicht Oberst, 480 fl. 20.

Großbritannien. (5) Bei Parker in London find Six familiar Lectures for the Use of Junior Military officers erschienen , die sowohl von der Naval and military Gazette als auch von Jones' Woolwich Journal and Army and Navy Gazette sehr ge= rühmt und als vollständig geeignet bezeichnet werden , den jüngeren Offizieren die Kenntnisse auf angenehme Weise zu verschaffen , die von denselben gefordert werden.

Sardinien. Turin, 25. April. In diesen Tagen ist von einigen Artillerieoffizieren eine Statistik aller auf der in neren Po - Linie der piemontesischen Staaten befindlichen Mühlen , Barken und Fahrzeuge herausgegeben worden . Diese , wie es heißt, vom Mini fterium des Innern angeordnete Statistik ist überdieß mit Noten bezüglich der längs beider Flußufer befindlichen Holz- und Taumagazine und mit genauen Angaben der Zahl jener Barken , welche die beständige Ueberführ befor gen , versehen. (Lloyd.)

Sphäre des höheren Offiziers.

(Fortseßung.) Soll der höhere Offizier in große Plane , mitwirkend, eingreifen , so kommen außer dem hier im Allgemeinen Abgehandelten noch eine Menge von Fähigkeiten in Be= tracht , welche zwar an dem Vorstehenden participiren, deren Ausführung aber von dem Grade positiver Kennt= niffe abzuhängen pflegt. Nennen wir nur zwei jener Be fähigungen in der " Logistik " und dem Kalkül über den Gebrauchswerth des Terrains ", so wissen wir zugleich , daß beide Fähigkeiten sich gegenseitig bedingen, ja in der allerengsten Verbindung mit einander stehen kön= nen , obgleich , was die Dauer und Geschwindigkeit der Märsche anbelangt , eine Menge von Rücksichten zu nehmen sind , die von der Bodengestaltung völlig unabhängig er scheinen. Wir erinnern hierbei nur beispielsweise an Marschdisciplin , Witterung , Verpflegung , moralischen Zu stand der Truppen u. a. m. So nothwendig auch die Logistik oder jene Kunst: verschiedene Kräfte von verschie= denen Puncten aus an einem gewissen Puncte zu vereini gen, erscheint; so ist es doch eine Marime geworden: überall , wo es vermieden werden kann , complicirte Be wegungen zu unterlassen und von ihnen den Angriffu. s. w. abhängig zu machen. Die Kriegsgeschichte ist nicht arm an Belegen hierzu , und wir dürfen nur den geehrten Leser an die Schlachten von Neresheim, Rivoli ( 1796), Stockach, an der Trebbia ( 1799) , Hohenlinden (1800) , Austerlig ( 1805) , Pultusk ( 1806) , Salamanca ( 1812) erinnern, um das Gefährliche jenes Experiments vor das Auge zu führen. Erzherzog Karl sagt hierüber Treffliches und Er schöpfendes in seiner Geschichte des Feldzugs von 1799 in Deutschland und in der Schweiz", und zwar in folgen den Sözen: In der Theorie und bei der jeden Zufall ausschließenden Berechnung der Entfernungen auf der Karte versprechen jene Manöver, welche das Zusammentreffen. mehrerer Colonnen in der feindlichen Stellung beabsich= tigen , nicht nur einen sicheren , sondern den glänzendsten Erfolg , weil es scheint , daß der Gegner von verschiedenen Seiten angegriffen , überflügelt , in Flanke und Rücken genommen, unfehlbar unterliegen müsse. Darum greifen die bloßen Theoretiker, und nach ihnen alle nicht tief forschenden Menschen folglich die Mehrzahl - hastig danach." Weiterhin sagt der Erzherzog, nachdem er von zwölf Hauptschlachten gesprochen , die in dem Zeitraume von 18 Jahren blos darum verloren wurden , weil ihr Erfolg auf zusammengesezte Bewegungen und auf den gleichzeitigen Angriff entfernter Colonnen berechnet war : „Obwohl die Strafe so schnell , so bestimmt, so empfind lich auf diesen Fehler folgte , so wurde er doch so oft und zum Theil von den nämlichen Anführern wiederholt. Aber man sucht sich derlei Unfälle aus Nebenursachen zu erklä= ren ; man tröstet sich mit der Aufzählung der entscheiden den Resultate, welche die künstlich durchdachte Disposition gehabt haben würde , wenn ihr die Ausführung entsprochen. hätte ; und man will nicht begreifen , daß eben diese lez tere der Stein des Anstoßes ist , den man in der Wirk lichkeit nicht wegräumen kann. Je verwickelter ein Ent=

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wurf ift , je vielfältiger die Colonnen , je entfernter die Puncte, aus welchen sie herbeigeführt werden ; je früher müssen die Einleitungen getroffen werden , je mehr häufen fich die Zwischenfälle und je wahrscheinlicher ist es , daß die stets wechselnden Verhältnisse des Krieges an dem Tage des Angriffs nicht mehr die nämlichen sind. " Nichtsdestoweniger bedarf man aus sehr nahe liegenden Gründen der Logistik, weil sie überhaupt die an sich zweck mäßigste Bewegung ermittelt , und die Bewegung fa eines der vornehmsten Mittel zur Erreichung großer und kleiner Kriegszwecke ist. Hierher gehört auch das , was der Erzherzog in seinen Grundsäßen der Strategie , er läutert durch die Darstellung des Feldzuge von 1796 in Deutschland ", sagt : „Jede Disposition zum Angriff oder zu einer entscheidenden Operation ist unzweckmäßig , wenn sie sich nicht auf Vereinigung der Kräfte gründet und das durch dem Feldherrn die Mittel gibt, nach Verhältniß der Umstände seine ursprüngliche Anordnung plößlich abänderu und in Folge derselben die Truppen herumwerfen zu können."

solcher militärischer Verhältnisse Zwang anthun hieße, wollte man an Ort und Stelle die in dieſe oder jene Kategorie gehörige Handlung endlich bestimmen und ab= gränzen. In der Kriegsgeschichte findet man hierzu sehr häufig treffende Belege , ſo z. B. das Cavaleriegefecht bei Leuze ( 1691 ) und die Schlacht bei Soor. In dem erste= ren wurde die Waldeck'sche Cavalerie von der französischen Cavalerie nach und nach über den Haufen geworfen, weil fie, hauptsächlich ihre Sicherstellung beachtend , 9 Treffen

Auch hier fragen wir also nach gewiffen Gränzen, über welche hinaus das Gute aufhört , gut zu sein ; und sagen uns selbst , daß gerade jene unmeßbaren , bereits oben ge nannten, Einflüsse es sind , die das Resultat so höchst unsicher und schwankend machen , während z. B. das zu durchziehende Terrain und die Länge , resp. Formation dieser oder jener Colonne u. a. Dinge eine Abschäßung, ihrem Einflusse nach, in bei weitem höherem Grade zu laffen. Demungeachtet dürfen namentlich jene unmeßbaren Kräfte und Einflüsse der Prüfung des höheren Offiziers nicht entgehen; ja fie bilden den eigentlichen Gehalt der Logistik und stempeln fie, im Vereine mit der Befähigung : das Terrain seinem wahren Werthe nach aufzufassen , zu einer Kunst.

Der Gebrauchswerth des Terrains muß von dem höheren Offizier schnell aufgefaßt werden können, denn wo es sich z . B. darum handeln würde, zu den Planen des Höchstcommandirenden rasch mitzuwirken , da entscheidet der sichere, geübte Blick; da hilft kein bedächtiges Abwägen der Vortheile und der Nachtheile, sondern ein schnelles Erfassen der augenblicklich etwa durch die Oertlichkeit ge= botenen Gunst; - kurz , es herrsche kein Zögern , Schwan ken , wohl aber der rasch geprüfte Entschluß , welchem die - so weit Einsicht in das allgemeine Kampfverhältniß , dieß der Standpunct des höheren Offiziers und dessen Aufgabe zulaffen

zur Seite geht.

Der Gebrauchswerth des Terrains ist bekanntlich ein sehr verschiedener, und es bleibt nicht gleichgültig , ob Angriff und Vertheidigung , Beobachtung und dauernde Sicherstellung u. s. w. die Normen des Handelns vor= zeichnen. Kann man auch getrennt diese Zustände be= ziehungsweise als maßgebend betrachten , so entspräche dieß doch nicht der praktiſchen Wirksamkeit im Felde , indem gerade doit so oft ein jene verschiedenen Zustände allmälig verschmelzender Wechsel einzutreten pflegt, und das Eine oder das Andere eben dadurch mehr oder weniger den Vordergrund einnimmt : so daß es der Biegsamkeit

formirt und beide Flügel an Bäche gelehnt hatte. Ein ähnliches Verhältniß in der Stellung , dem man aber wohl die Beobachtung und insbesondere die des Angriffs, jedoch ohne alle Rücksicht auf einen etwa eintretenden Rückzug oder gar eine Flucht, beimessen könnte, gibt jene Schlacht bei Soor; indem dort 50 österreichische Escadronen haupt sächlich deßhalb von 12 preußischen Escadronen geschlagen wurden , weil sie einen steilen Grund im Rücken hatten und überdieß in 3 Treffen mit 20 Schritten Distanz auf gestellt waren. Es erfordert, abgesehen von der Art der Bewaffnung, den moralischen Eindrücken , der Art des Wechselverhält= nisses zwischen Frennd und Feind , wohl kein Gegenstand in der Action eine größere Aufmerksamkeit als das Ter rain , weil die Beschaffenheit desselben für denjenigen ge= fahrbringend wird , der es weder zu beurtheilen, noch zu gebrauchen versteht. Bei dieser Beurtheilung und diesem Gebrauche kommt, neben der Rücksichtnahme auf Witte= rung, Jahreszeit u. s. w. , indeß noch ein Hauptumstand zur Betrachtung, von welchem sehr häufig das Resultat des Gefechts abhängig gemacht zu sein pflegt. Je größer nämlich die agirende Abtheilung ist, je mehr fie, im Verbande mit anderen, auf diese Rücksichten zu nehmen hat; je mehr also auf ihr augenblickliches , nicht schnell zu redressirendes, Benehmen das Wohl des Ganzen oder eines Theiles desselben beruht; ―――― desto abhängiger er= scheint jene Truppenabtheilung von der Bodenbeschaffen heit, desto schwerer fällt das Gewicht des Entschlusses"des höheren Offiziers in die Wagschale. In einer solchen Lage bietet das Talent des Anführers nur allein in der mannichfaltigeren Benuzung des Terrains , neben der Geistesgegenwart , der taktischen Gewandtheit und einer gewissen Improvisation von Hülfsmitteln , eine etwa ge= nügende Auskunft . Anders ist es in mancher Beziehung mit dem nicht in fenem Verbande Stehenden . Dieser wird selbst ein intrikates Terrain nicht scheuen , wenn er hier als Führer einer kleineren Truppe durch die richtige un gestörte Würdigung des Bodens günstige Erfolge erringen kann. Ein Beispiel hierzu liefert das Gefecht zwischen Zweibrücken und Landstuhl ( 1793) , in welchem General Rüchel mit 5 Escadronen Pfalzbayern- Dragoner 10 fran= zösische Escadronen mit vielem Erfolge bekämpfte. Der General ging nämlich mit 3 Escadronen in Linie den Franzosen entgegen und ließ durch 2 andere ſchwärmend in der rechten Flanke angreifen. Veranlassung hierzu gaben die Terrainhindernisse , wegen deren der französische rechte Flügel bei der Attake in Unordnung gekommen war. In den beiden oben genannten Situationen des höhe= ren Offiziers wird derselbe eine gewisse unerschöpf= lichkeit an Mitteln bethätigen müſſen , zu denen mora Unter lische und geistige Eigenschaften viel beitragen.

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diesen Eigenschaften steht die Unbefangenheit bei dem Eintreten ungünstiger Wendungen und Zufälle oben an. Eine solche Unbefangenheit läßt sich zum Theil aus einer moralischen Anlage, dann aber auch aus einer plöß= lich eintretenden guten Würdigung der der Erscheinung zukommenden Eigenthümlichkeit erklären. Diese Würdi gung seßt aber unter Umständen eine umfassende Kenntniß voraus , zu deren Anwendung, neben der geistigen Ope= ration , Herz, Gemüth und Seele in unmeßbaren Graden beitragen. Wenn also irgendwo das thätige Leben eine Kunst genannt werden kann , so ist es hier, denn nirgends treten so mit überwiegender Herrschaft jene in ihren Wir kungen so oft unerklärbaren Dinge in die Schranken , als gerade in der bezeichneten Krisis des militärischen Lebens . Besist der höhere Offizier jene Unbefangenheit oder Geistesgegenwart; ist er außerdem durch Befehle, Anord nungen irgend welcher Art an einen bestimmten Ort, an einen abgegränzten Kreis einer gewiffen Wirksamkeit nicht gefesselt; - so wird er, bei einer entsprechenden Anstren gung und Unverdroffenheit , sowie bei einem genügenden Kräftemaß und der Benuzung der vom Gegner ohne Ab sicht gezeigten Blößen , Großes um so mehr leisten , als ihm auch noch die Zeit zur freien Verwendung zu Gebote steht. Man nennt ein auf diesem Wege erzieltes günstiges Resultat sehr häufig „ Glück" ; — es ist aber in der That nichts Anderes , als der den Gang des Ereignisses mehr oder weniger beherrschende geistige Compler gewiffer Eigen schaften, welche gleichsam ein Antidot des betreffenden Ereignisses bilden. Dem schärferen Auge entgeht selten jener innere logische Zusammenhang in dem Geschehenen, namentlich wenn kritisches Talent hinzutritt und man die Dinge sieht wie sie sind, nicht wie sie etwa nach diesem oder jenem Wunsche sein sollten oder möchten. Deßhalb ist auch die Kriegsgeschichte, und zwar eine solche Bear beitung, welche zum Begleiter die möglichst von Vorur theilen freie kritische Beleuchtung neben Wahrheitstreue hat, in Ermangelung praktischer Erfahrung die beste Lehr meisterin. Auch in unserem besprochenen Falle bietet diese Meisterin viele Beispiele , von denen hier nur einige. Der französische General Alir stieß im Jahre 1814 , als er nach Fontainebleau marſchirte, auf eine starke österreichische Division. Die augenblicklichen Verhältnisse waren ent= schieden ungünstig für den französischen General; würden aber im Angesichte der Uebermacht gefahrvoll geworden sein , wenn nicht den Oesterreichern sofort ein Schwarm von 800 — 900 Tirailleuren in die Flanke geworfen wor den wäre. Ein anderes Beispiel finden wir in der Schlacht bei Abensberg (20. April 1809) . Während sich die öster reichische und bayerische Cavalerie mit Attaken beschäftig ten, zog eine bayerische Batterie unter Bedeckung einer Escadron durch einen Hohlweg, um das in der rechten Flanke der österreichischen Stellung unbesezt gelassene Dorf Bruchhof zu erreichen. Die Bewegung gelang und blieb unbemerkt, ebenso das plößliche Hervorbrechen aus dem Dorfe und das Auffahren der Batterie vor demselben. Um so erfolgreicher war daher auch das sofort eröffnete Feuer dieser Batterie, indem die österreichische Infanterie des ersten Treffens schon nach den ersten Schüssen , und

zwar mit großem Verluste in Unordnung zurückwich und dabei auch die im zweiten Treffen stehende Cavalerie mit fortriß. Der Commandant der genannten Batterie erkannte die ohne Absicht vom Feinde gegebene Blöße ; er benutte sie mit einiger Anstrengung und einem, in Bezug auf die Ueberraschung , genügenden Kräftemaße. (Schluß folgt.)

Literatur. Zur Geschichte des Feldzugs von 1815 bis nach der Schlacht von Belle- Alliance. Von dem General v. Hofmann. Zweite sehr vermehrte Auflage. 8. Berlin , 1851. Mittler's Sortimentsbuchhandlung, A. Bath. (IV u. 143 S. ) 18 Ngr. In Nr. 4 des laufenden Jahrgangs dieser Blätter haben wir die erste Auflae der vorstehenden Schrift zur Anzeige gebracht und freuen uns , nach so kurzer Zeit schon von einer zweiten berichten zu können. Die Ver= mehrungen, deren auf dem Titelblatte Erwähnung geschieht, sind an so vielen Stellen eingeschaltet oder eingewoben, daß es unmöglich ist, sie alle hier nachzuweisen. Sie bestehen zumeist in stylistischen Erweiterungen , in näherer Motivirung von früher ganz absolut gegebenen oder nur obenhin erörterten Angaben und Behauptungen , in neuen oder erweiterten Angaben, Beschreibungen (Terrain zwischen Ohain- und Lasnebach), Erläuterungen und Betrachtungen, in Mittheilung neuer Documente, sowie endlich in Be leuchtungen und Erwiederungen auf einzelne Puncte aus den Bemerkungen" des Generals v. Reiche (siehe dieselbe Nr. 4) , von denen wir übrigens bemerken können , daß fie so gut wie nicht alterirend auf diese zweite Auflage eingewirkt haben. Von den Documenten heben wir her vor: ein Schreiben Wellington's an Kleist vom 5. April, worin derselbe seine Ansichten über die damalige Sachlage auseinandersezt und demgemäß proponirt , die preußische Armee Cantonnirungen zwischen Charleroi, Namur und Huy beziehen zu lassen; ferner (im Anhange) weitere Mittheilungen des Feldmarschalls v. Müffling betreffend die Verhandlungen und Verabredungen bezüglich der An nahme der Schlacht in der Stellung von M. St. Jean und der Mitwirkung Blücher's , sowie das Eintreffen und die Verwendung des ersten Corps (Zieten) , sodann ein Schreiben des damaligen Lieutenants Wucherer und end lich Mittheilungen aus Gneisenau's_officiellem Berichte über die Schlacht, sowie aus dem Schreiben Ney's an Fouché vom 26. Juni. Uebrigens enthält auch diese Auflage unerachtet des Verlagswechsels einige und darunter wieder sinnentſtellende Druckfehler, wie S. 61, 72 und gar 105, wo mehrere Zeilen ausgelassen sind. Das Buch wäre es doch wahr= lich werth, daß man mehr Sorgfalt auf die Correctheit des Drucks verwendete.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag , 29.

Mai

926

N 64.

185 1 .

a MEIN

SD1202

ADDED )

Allgemeine Militar Zeitung. Oeflerreichiſche Monarchie.

ejercito ) eine Reform vorzunehmen , die hauptſächlich zur Verbeſſerung des Perſonals dienen font. Eine der

Wien , 6. Mai. Nach einer Verordnung des þana Grundlagen ,auf welche die Reform ſich ſtüßt, wird die .

delsminiſteriums müſſen von nun an die Entwürfe von möglichſte Gleichſtellung der in und außerbaló ber activen Glſenbahnen und Straßenzügen an die im Auftrage Sr. Armee verwendeten Beamten dieſes Corps und der Ge

Maj. des Kaiſers aufgeſteute „ Centralbefeſtigunge , halte derſelben ſein. commiſſion des Reiches " geleitetwerden , damit derlei neue Communicationen im ſtrategiſchen Zuſammenhange

Großbritannien. der beantragten vollſtändigen Befeſtigung des Reiches March von der Wool Henry William Capitän ) (5 militäriſchen Intereſſen ausgeführt werden können . Die wich - Diviſion des töniglichen Mariniercor po iſt zum Mit richtig beurtheilt und ohne Benachtheiligung der höheren

oben genannte Commiſſion beſteht aus dem Generalquar: gliebe der Commiſſion zur Prüfung der Gentecorps und der Artillerie, dann einem Stabsoffizier Steſem Jahre) ernannt. "Gin Serſchant und zwei Gemeine

M. 3. von tiermeiſter,dem Generalgeniedirector, einem Generaldes fenen Feuerwaffen (ſieheNr. 43 der A. verſchie des Generalquartiermeiſterſtabes als Protokollführer. ( N. Br. 3tg .)

der Rifles ſind zu dem Detachement derFußgärbe geſtoßen. Das patentirte Zündnadelgewehr von Sears wird mit zu den Verſuchen herangezogen werden.

Schwarzburg- Kudolſtadt. Rudolſtadt, 3. Mai. Auf den Wunſ unſeres für

A egy pien.

ften iſt ein königl. preußiſcher Hauptmann hier eingetroffen, Alerandrien , 9. April. Das ägyptiſche Ar um unſer Militär neu zu organiſiren ; man ſagt, daß dieſer Offizier als Major das Commando unſeres Militars meecor p 8 beſteht aus 8 Infanterieregimentern zu 1080

übernehmen werde. Die Veranlaſſung zu dieſer Drgant- Mann , 6 Cavalerieregimentern zu 600 Mann , 2 Batail .

{ation , die übrigens höchſt nöthigwar ,ſoll beſonders in dem Urtheil des königl. preußiſchen Generals d . Millen = dorf, dervor einiger Zeit bekanntlich in Thüringen Inſpection über die Contingente gehalten hat,liegen , da

lonen Sappeure und Mineure, 4 Regimentern Artillerie, 3 vernachläſſigten Neger- Infanterieregimentern und 3000 Meiternoder Landpoliziſten . Die Kriegsmarine zählt 4 Lintenſchiffe, 4 Fregatten und 5 Seedampfſchiffe. (C. BI. a. B.)

dieſer mit dem Zuſtand unſerer Militärverfaſſung durchaus

nicht zufrieden geweſen ſein ſoll.

(D.P.A.3.)

Sardinien.

Anſchauungen in Bezug auf das Wirken in der Sphäre des höheren Offiziers. Turin , 8. Mai. Die fürzlich in der Citadelle vor : genommenen Generalrevuen der ganzen Turiner Sar

(S1us.)

ntſon hatten vorzüglich den Zweck, die Renntniß der Offi Eine Abigaßung, reſp. Benußung der moraliſchen Manöver, Formationen u. 1. w. zu prüfen. ziere-über EinedieAnzahl im Šuriner Arſenal 'neut verfertigter und geiſtigen Befähigung der untergeordneten Offiziere ift -

Laffeten wird nächſtens nach Genua abgeſchidt, um bort eine Forderung , welde an den höheren Offizier in nicht gegen ältere umgetauſcht zu werden.

( Lloyd.)

$ p a nie n .

( ² ) Die Regierung beabſichtigt, mit dem Verwal-

unbedeutendem

Grabe geſtellt wird.

Auch verſteht es fich

dabei von ſelbſt, daß von den höchſten Rangſtufen in abſteigender Reihe jene Forderung ihre Beachtung fin den muß .

Dic Abſchäßung in obigem Sinne kann nur da ihrem

tunge corps der Årmee ( cuerpo administrativo de wahren Werthe unð vollem Inhalte nach hervortreten , wo

507 man nicht selbst in Vorurtheilen über die Persönlich x keit u. s. w . des Betreffenden befangen , und der Grad der Brauchbarkeit mittelst gründlichen Wiffens auf gefunden wird. Das engere dienstliche Zusammensein, oder die Ueberwachung, die Belehrung, die Verantwortlichkeit, die Autorität und andere Dinge , von denen wir früher sprachen , geben das Medium ab , auf welchem sich dieses Wissen bewegt, von denen ihm in dieser oder jener Rich tung Gränzen angedeutet worden. Auch wird auf diesem Wege die zweckentsprechende Wahl unter den Untergebe nen zu irgend einer außerordentlichen Dienstleistung er mittelt, welche erstere natürlich um so mehr Sorgfalt und Untrüglichkeit bedarf, je schwieriger der Auftrag , d. h. je mehr aus demselben sich voraussichtlich Folgen entwickeln könnten, von denen das Wohl des Ganzen oder eines Theiles desselben abhinge. Die gute Wahl beweist in den meisten Fällen nicht nur eine tiefere Menschenkenntniß, ſondern auch ein inniges , klares Verständniß derjenigen Verhältnisse, unter deren Einwirkung dieſe oder jene Hand lung geschehen soll. Auch ist jene Wahl ein untrüglicher Prüfstein des Talents , und in höchster Potenz der des Genies . Daher sehen wir ja auch in den größten Heer führern aller Zeiten die treffliche Wahl als einen hervor leuchtenden Punct des geistigen Scharfblicks ; ihr verdank ten sie nicht selten einen beträchtlichen Theil des Erfolges ; sie war es, der sie sich so oft ganz und gar anvertrauen mußten , anf die sie ausschließlich bauten zur Zeit der höchsten Noth. Die Annalen der Kriegsgeschichte haben einen Ueberfluß von Beiſpielen , welche zu dem Gesagten entsprechende Belege liefern . Wir erwähnen indeß nur einige, welche gerade zur Hand liegen, so : des helden müthigen Ney Uebergang über den Dnieper unweit Gufi noy ; das Verhalten des Generals Thielemann bei Wavre, dem Marschall Grouchy gegenüber ; ferner die Wahl Soult's durch Napoleon zu dem Angriffe der Höhe von Praßen in der Schlacht bei Austerlit . Die Wahl des Vorgesezten soll sich nicht nach einer gewiſſen Vorliebe für diese oder jene Eigenschaft des Un fergebenen richten , sondern lediglich und allein nach jenen Fähigkeiten , welche der zu erreichende Zweck verlangt oder voraussest. Sich dabei durch so manchen angenehmen Schein nicht bestechen zu lassen , ist schwer ; noch mehr aber vielleicht die Selbstbeherrschung : dem wahren Bedürf niffe vielleicht eine früher gefaßte und oft bethätigte An sicht zu opfern , - insofern man dabei nicht in einen moralischen , das dienstliche Ansehen untergrabenden Wider= spruch geräth. Die Wahl des höheren Vorgesezten entspreche nicht nur dem zunächst vorliegenden Zwecke, sondern auch mög lichst jener allgemein aufgefaßten Folgenreihe von Ereig nissen , so beschränkt man sie auch aus dem einen oder dem anderen Geschehenen abzuleiten vermag; denn oft erfor= dert die sich verändernde Natur jener Ereignisse auch noch andere Kräfte, um ihnen entgegentreten zu können. Bet der Beurtheilung der Befähigung zu dieser oder jener Wahl unterscheide man wohl den Antheil , welchen Dienstgewandtheit , Uebung und Talent in der Auffassung gewisser Verhältnisse , Technik, geschärfte Sinne, logische Beurtheilung und moralische Fähigkeiten - an der Ent ledigung des Auftrags haben.

508 Je mehr voraussichtlich diese Dinge in Anspruch ge= nommen werden, desto schwieriger wird der Auftrag auch an und für sich sein ; desto weniger genügen aber auch das Alltägliche , Handwerksmäßige, mechanisch Gewohnte und Geübte der Dienstführung. Diesem mechanisch Geübten der Dienstführung eine rationelle Bedeutung und ein ratio= nehes Interesse zu verleihen , ist eine unabweisliche Pflicht des höheren Offiziers , indem es doch in der Regel die Basis zu weiterer dienstlichen Fortbildung abgibt und da= durch dem höheren Befehlshaber tüchtige Gehülfen liefert. Bei einem solchen Bestreben würde dann mehrfach Das zur wiederholten Beachtung kommen, was wir oben von dem „ Befehle", der Verantwortlichkeit“, der „ lleber= wachung" u. s. w. sagten. Bevor wir unsere Anschauungen beendigen , möge es uns vergönnt sein, hier einen Gegenstand zu berühren, welcher unter gewissen Umständen von tiefem moralischem Eindruck begleitet zu ſein pflegt. Wir meinen die „Kunst“, den Soldaten anzureden , und zwar in freier , irgend einem kriegerischen Zwecke angemessener Weise. Zu allen Zeiten war das Wort der freien Rede in dem Munde von Anführern ein sehr gewichtiges Mittel zur Beherrschung der Gemüther und der Willenskraft der Soldaten. Es steigert sich aber jener Eindruck oft bis zum Enthusiasmus , wenn der Offizier, indem er die Stim mung der Soldaten und ihre Empfänglichkeit in dieser oder jener Nichtung gründlich wirkt , durch das Wort den Zauber einer plößlich gewonnenen Ueberzeugung hervor= zubringen versteht. Dann wird nicht selten der Zuhörer unaufhaltsam zur That hingeriſſeu; er vergißt die früher für unübersteiglich gehaltenen Hindernisse; Furcht und Besorgniß schwinden wie die Nacht vor dem Tage, und der kräftige , unbeug ſame Entschluß zur gefahrvollen That tritt begeisternd an den Einzelnen und die Masse heran. Auch hierzu liefert die Kriegsgeschichte interessante Be lege; und wollen wir nach solchen suchen , welche den höch sten militärischen Kreisen angehören, so tritt als besonders reichhaltig die Geschichte Cäsar's , Gustav Adolph's, Fried rich's II. und Napoleon's auf. Die Redeu des Ersteren athmeten denselben Geist wie seine Kriegführung , und es vereinigten sich bei ihm in seltener Weise Natur und Kunst, wobei er indeß jener am meisten verdankte. Das Latein Cäsar's war sehr rein ; auch beschäftigte er sich viel mit seiner Sprache in einer eigenthümlichen Richtung, in dem er eigene und fremde Wigworte, sowie finnreiche Sprüche sammelte. Noch als Dictator fand er Geschmack an dieser Beschäftigung , denn seine Freunde hatten den Auftrag, ihm jedes Wort zu hinterbringen, wodurch jene zu meh= reren Bänden angeſchwollene Sammlung bereichert werden konnte. Die Rede, welche Gustav Adolph am 22. Juni 1632 an die deutschen Offiziere hielt, iſt ale Strafpredigt einzig in ihrer Art und schildert den Zustand der Kriegszucht zur Zeit des dreißigjährigen Krieges auf eine sehr anschauliche Weise. Der König nimmt in dieser Rede keinen Anstand : den versammelten Fürsten , Grafen , Herren und Edelleuten Untreue, Frevel am Vaterlande, ja sogar Raub an den Glaubensgenossen vorzuwerfen. Er macht ihnen ferner Undankbarkeit zum Vorwurfe und erinnert fie daran , wie

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er seinen königlichen Leib und sein Leben für ihre Freiheit und für ihr zeitliches und ewiges Gut und Wohlfahrt spendire. Nach solchen und ähnlichen Vorwürfen schließt der König diesen Hauptheil der Rede mit der Aeußerung : „daß er, reverenter zu melden , nicht einen Saustall be= halten hätte, den er nicht unter fie getheilt." In dem zweiten Theile der Rede spricht der König energisch den Willen aus : „daß er sich, falls einer Re bellion von ihrer Seite , zuvor neben seinen Schweden und Finnen mit ihnen herumbauen wolle , daß die Stücke davon fliegen sollten." Hierauf wird der Redner milder , ja gerührt im Aus druck; erhebt sich dann schließlich zur früheren Stärke, indem er mit Ernst und Würde die Herzen verwarnt, er= innert und den Willen ausspricht : an den Feinden zu sehen , was ein ehrlich Gemüth und ein rechtschaffener Cavalier ist."

richtet demnach auch über den Wohlklang der Säße und vereinigt diese zur kraftvollen Rede , welcher wo möglich der Zauber einwohnen muß , den die Einbildungskraft unter den Motiven der Gegenwart öfters zu verleihen pflegt. Die Kritik prüft die Gedanken , prüft das Wort, nicht nur in Bezug auf ihren Gehalt , sondern auch in Bezug auf den Eindruck, den das Wort auf die Zuhörer -- ihrer Stimmung nach - machen möchte. Die Kritik muß eben so unerschöpflich sein , wie die Sprache selbst in der Combination ihrer Ausdrücke und Wendungen ; fie fordert also daher und aus dem Grunde viel , weil sie bei der Beurtheilung Musterbilder vor Augen hat. Was nun die Darstellung in der Rede angeht, so kettet sich der Gedankenstoff zunächst an eine innere oder äußere Anregung, und diese führt durch die Rede zur Kenntniß jener kräftigen Wechselbeziehung , welche zwischen der Gegenwart und ihren Forderungen besteht. Wer also jene Anregung in ihrer vollen Bedeutung und Realität aufzufassen vermag und dabei sowohl in quali= tativer als quantitativer Hinsicht die Worte seiner Rede bemessen kann , der wird einen sichtbaren Einfluß_auf_den Zuhörer ausüben; vornehmlich aber auf den Soldaten, welcher den Maßstab seines Urtheils insbesondere an die Erscheinungen der Gegenwart legt , ohne indeß die Ver gangenheit zu vergessen.

Die Rede hat in mehrfacher Beziehung viel Charak teristisches; deßhalb nahmen wir auch keinen Anstand , sie hier im Auszuge mitzutheilen. Friedrich des Großen militärische Anreden trugen auch ganz das Gepräge seiner Eigenthümlichkeit, und als Muster möchte die bekannte Rede gelten , welche er kurz vor der Schlacht bei Leuthen an die Offiziere seiner Armee richtete. Ebenso war Napoleon Meister im militärischen Aus druck. Seine zahlreichen Proclamationen , die , wenn auch nicht selbst von ihm verfaßt, doch von seinem Geiste durch haucht werden; seine kurzen, urplöglich improvisirten Aus drücke , vor allen aber die berühmte Rede an die italie nische Armee, beim Beginnen des Feldzugs 1796 in Ita= lien , verdienen eine tiefere Würdigung . Aber nicht nur in jenen höchsten Regionen der mili tärischen Wirksamkeit wird der Forscher Beispiele der Be redtsamkeit finden; auch in den niederen Regionen könnte dem Umfange des Bekannten nach ein Gleiches geschehen, hätte man hierin vergleichungsweise nicht über den fühl baren Mangel an gesammelten treuen Nachrichten zu klagen. Jedenfalls würde die Zuſammenstellung und ſach gemäße Verknüpfung solcher Nachrichten nicht nur einen würdigen Gegenstand der Beschäftigung abgeben , sondern auch einen werthvollen Beitrag zur Sittengeschichte der Heere liefern ; Beides aber um so mehr, wenn damit zu gleich die Verhältnisse gründlich erforscht würden , unter welchen durch das anregende Wort der Rede dieſe oder jene außerordentliche , nicht im gewöhnlichen Kalkül lie gende That hervorträt. Versuchen wir es nun, die Gaben des Redners im Allgemeinen zu betrachten. Es sind dieß der Gedanke, die Sprache und die Kritik , welche , wenn auch be= ziehungsweise getrennt , dennoch im harmonischen Einver ständnisse neben einander wirken sollen. Der Gedanke oder die Idee des Redners bearbeitet den Stoff in seiner vielseitigen Gestaltung und Wechsel beziehung; er regelt nach diesem oder jenem Geschmack die Einbildungskraft und hält irgend einen Gesichtspunct in der Perspective fest , welcher den Leitfaden mitten im Ge wühle des zu Besprechenden gibt. Die Sprache beschreibt , erzählt , schildert; sie leiht dem Gedachten die entsprechende Form des Ausdrucks , fie

Der Redner muß so reden , als er zu handeln gewohnt ist, denn nichts gründet mehr die Achtung des Soldaten vor dem Offizier , als eine gewisse in jenen beiden Dingen stattfindende Uebereinstimmung und Ton sequenz. Fragen wir daher nach demjenigen Theile der Nede, welchem voraussichtlich der beste Erfolg zukommen dürfte, so ist es jener, dem die ganze Individualität des Redners, insbesondere aber dessen Gesinnung und Cha rakter innewohnen . Mögen auch immerhin eine gewisse logische Ordnung des Gedankenstoffes , das bethätigte Bewußtsein im Fest halten des Zweckes der Rede und die wohlklingende Dar stellung das Wohlgefallen des Zuhörers erregen , ja fes ― seln ; es genügt dieß aber da nicht, wo es auf eine kraft seln; volle Anregung der Geister und Gemüther ankommt, wo vielleicht nur wenige Worte, analog der Eigenthüm= lichkeit des Redners und passend für die augenblickliche Situation , gesprochen , unglaubliche Wirkungen hervor bringen. Man erinnere sich hierbei Napoleon's und Ca ſar's; so des Lezteren , als er sich bei Munda in dem kritischen Momente mit entblößtem Haupte in die vorder= sten Reihen der Feinde stürzte und ausrief: „Wollt ihr mich den Knaben überliefern ? " Der militärische Redner führe nur einfache Vorstellungen der Seele des Soldaten zu ; er bekleide die Alltagsvorstellung mit einigem Zauber der Phantasie. Er verscheuche, unter Umständen , durch Ent hüllung des einfachen Zusammenhanges zwischen Ursache und Wirkung die durch die Einbildungskraft vergrößerte Gefahr; er leite jene allmälig zu kommenden unausbleib= lichen Verhältnissen, nicht aber immer im Lichtgewande der Hoffnung , sondern in dem der Wirklichkeit , ohne ihnen

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den eigenthümlichen Reiz abzuftreifen , den bei vielen Men schen die Zukunft meistens zu haben pflegt. Auf den gemeinen Mann machen Gleichnisse und Bilder eine öfters bedeutende Wirkung ; fie dürfen aber nicht zahlreich sein , nicht hinken ; und dienen dann zu einem größeren Verständnisse irgend einer Lage u. s. w. als wie die bestgehaltene Rede. Der Sinn der militärischen Rede darf kein versteck ter oder solcher sein , zu dessen Auffinden ein schärferes Nachdenken gehört; noch viel weniger darf der Redner sich in einer nach Effect haschenden Deklamation oder in einer. Dialektik gefallen, die bei aller Gewandtheit den Zuhörer dennoch von dem Hauptziele entfernen kann. Der Redner suche überhaupt nicht sowohl nach eige ner Befriedigung , als vielmehr nach der des Zu hörers ; er set hierbei einfach und schlicht , aber auch fräftig und lebensvoll , feurig und anregend im Ausdruck und Lon. Er spreche dabei rein die Muttersprache, ins besondere ohne Beimengung fremder Wörter , fremder Sazbildungen; er vermeide gelehrte und unverständ liche Ausdrücke , sowie Floskeln, -die in der Regel entweder Lachen oder Bedauern erregen. Die rednerische Figur, wird sie gut und treffend angebracht, erhöht zwar den Reiz des Zuhörers , aber sie mindert den Werth der Rede, wenn sie ein gewisses Maß des Gleichgewichts zwischen dem eigentlichen Gehalte des Gesprochenen und der Figur selbst überschreitet. Mit unserer Betrachtung haben wir hier schließlich blos einiges auf die militärische Anrede Bezügliche" be= rührt; wir möchten aber die an den Redner zu stellende Gesammtforderung in dem Ausspruche des Aristoteles ausgedrückt finden, welcher, als er einst gefragt wurde, woran man den Werth eines Buches erkenne, antwortete: „Wenn der Autor alles Gehörige sagt , wenn er nur das Gehörige sagt, und wenn er es gehörig sagt." R― d.

hätte geglaubt , daß Jemand solcher Bosheit fähig ſein tönnte? Das Beispiel ist gegeben und wird nur zu sichere Nachahmung finden. Der ehrwürdige Staub ist fortan keine Schranke mehr , da schüßt nicht mehr der langen Reden kurzer Sinn und selbst die Einöde vollkommener Inhaltlosigkeit wird nicht vor solcher Unsterblichkeit zu retten vermögen. Die unschuldigen Charaktere werden

zur Richtbank einer unbarmherzigen Charakteristik geschleppt werden. Biographieen , Nekrologe , wie ganz anders wer den sie sich gestalten ; denn von jest ab wird es heißen : Laß mich sehen , welche Ordres du in deinem Leben er= lassen hast, und ich will dir sagen , wer du gewesen bist ! In der That wir glauben , daß nicht leicht ein wirksame= res Mittel gegen die Schreibwuth und den Schreibunfug unseres Jahrhunderts hätte erdacht werden können, als dieses schreckliche Gespenst einer unausbleiblichen Nemesis . Sie wird , so hoffen wir, sich künftig wie Blet an die leichtfertigen Federn hängen und solcherweise die Mythe. von der militärischen Kürze zur geschichtlichen Thatsache umwandeln. Haben wir sonach alle Ursache, dem Verfaſſer dankbar zu sein , selbst wenn es nicht in seiner Absicht gelegen hätte , uns diese reizende Perspective zu eröffnen , so ist auch die Art und Weise , wie er seinen Stoff behandelt und nugbar gemacht hat, einer weiteren Anerkennung werth; denn er hat es verstanden , aus Wenigem Viel zu machen. Die beiden von ihm ausgebeuteten Parolebücher gehören zwei ganz verschiedenen Epochen der Regierung des großen Königs an , indem das eine die Jahre 1750 bis 1754 , das andere den Zeitraum von 1780 bis 1783 umfaßt. Die somit nahe liegende Gelegenheit zu Ver= gleichen wurde vielfach von dem Verfasser und meist nur durch bloßes Nebeneinanderstellen der Befehle dahin be= nugt, die allerdings bedeutende Lücke auszufüllen , welche beide Perioden von einander trennt, und indem er die Befehle je nach ihrer Natur unter geeigneten Rnbriken aufführte und sie so bald einzeln , bald gruppenweiſe in natürlicher Folge und mit einer passenden , nicht selten humoristischen oder auch nach Satyre schmeckenden Bemer kung gewissermaßen dem Leser vorstellte, gelang es ihm, ein lebensvolles und ziemlich vollständiges Bild der Ein Literatur. richtungen , Zustände, Sitten und Gewohnheiten zu ent= werfen welche mit zur Charakteristik des damaligen Aus alten Parolebüchern der Berliner Gar preußischen Heeres dienen. Dabei vergaß er auch nicht nison zur Zeit Friedrich's des Großen. Von A. der mannigfachen Beziehungen zur Gegenwart , und wir v. Wizleben , Hauptmann im Kaiser-Franz- Gre= finden , daß die hierbei angestellten oder angedeuteten Ver nadierregiment. 8. Berlin , 1851. Mittler's Sor gleiche nicht immer zu unserem Vortheile ausfallen. Wird .) timentsbuchhandlung , A. Bath. ((5 5 u. u. 89 S.) man auch Manches für unbedeutend zu halten versucht 20 Ngr. sein , so möge man bedenken , daß es ein Genrebild ist, Eine Art monumentaler Geſchichtschreibung oder viel = bei dem auch kleinere Züge wesentlich sind. Wir glauben mehr Schilderung, welche abgesehen von dem eigentlichen somit nicht zu viel zu thun, wenn wir die Schrift als eine Zwecke vielleicht noch andere Folgen nach sich ziehen dürfte. 3nm mindesten genußreiche Lectüre empfehlen ; was aber Aus alten Parolebüchern ! Wie dann , wenn es einmal unserer Empfehlung noch weiteres Gewicht verleihen dürfte, so von den heutigen Parole- und Ordrebüchern heißt ? das ist die Rücksicht , wir möchten sagen Pietät , womit Es war so schön , den Freuden der Autorschaft sich hin der Verfasser bei allem Humor auch die Schattenseiten geben zu können , das Papier mit harmlosen Charakteren einer Zeit behandelt, welche troß des Zopfes in vielem zu bemalen und bemalen zu lassen , ohne je eine laute und Betracht eine große gewesen. Die äußere Ausstattung iſt gleichfalls empfehlenswerth . öffentliche Kritik befürchten zu müssen. Und nun ! Wer Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 31.

185 1 .

Mai

N 65 .

39 SUSTANTIN

AS 999

Allgemeine Militár - Zeitung. Preußen .

find. Während bei Venedig , Verona , Peschiera , Legnano, Brescia, Mailand fortwährend fleißig und unverbroſſen

Berlin , 3. Mai. Das heutige Militärwochenblatt geſchaufelt, geſchanzt und gemauert wird, um Baſteien, enthält folgende Verordnung , betreffend die Modification der unterm 27. Dezember 1819 aller : höchſt beſtätigten Grundfäße über die Veränderungen in der Organiſation des Cadetten corps.

Courtinen , Navelins, Lunetten in den Feſtungen zu ver ſtärken und zu vermehren , Citadelle und Raſtelle mit neuen Redouten , Gräben , Thürmen u . zu verſehen , iſt auch auf die Dperationen am Gardaſee, deſſen hohe ſtrategiſche

„Des Königs Majeſtät haben mittelft allerhöchſter Wichtigkeit erſt ſeit den traurigen Frühlingserfahrungen von 1818 recht klar und offenkundig geworden , vorzüg= der unterm_27. December 1849 allerhöchſt beſtätigten liche Rückſicht genommen, und an ſeinem Nordende zu Cabinetsordre vom 20. März c. folgende Modificationen

herrſcht dieſelbe Bauthätigkeit wie zu Peschiera am Grundſäße über die Veränderung in der Drganiſation des Niva ſiehe Militärwochenblatt für 1850, Nr. Südufer. Unter den verſchiedenen militäriſchen Schrift

Gabettencorps

-

270, Seite 106

zu befehlen geruht: 1) adA. 1. Nr.2. ftellern , welche in den legtenJahren zur Feder griffen,

Die bisherigeVerpflichtung der Directoren der Provinzial- umihreAnſichten über das beſte Vertheidigungsſyſtem in Dberitalien zur Deffentlichkeit zu bringen, hat beſonders cadettenhäuſer zur unentgeltlichen Ertheilung von vier der Verfaſſer der" " "bie" , Charakteriſtik des oberitalieniſchen Nothwendigkeit Kriegsichauplages der Errichtung Lehrſtunden wöchentlich tſi aufgehoben ;2)ad B:B. 1: S$5 in Bezug auf die Aufnahmeberechtigung von Zöglingen einerflottilleauf dem Gardaſee mit jdlagenden Grün = in das Cadeitencorps , und zwar zur nöthig werdenden der Beſchränkung derweitüber das zuläſſige Maßerfolgenden Anfanggemacht. ImMarineoffiziere wurdenaus Trieſtund Anmeldungen : a) die Söhne der ohne Penſionsberechti gung verſtorbenenLandwehroffiziere fönnen nur dann die Pola nachNiva berufen und dort alſobald die Vorarbet ten eines kleinen befeſtigten Kriegshafens begonnen. Aufnahme etatsmäßige Stelle eineFeldzugebeigewoh beanſpruchen , wenn ihre Väter ineinem nt haben;b)die Aufr Gegenwärtig ſind dieſeArbeitenbereits ziemlich weit vor

nahme von Offizierſöhnen darf überhaupt nur beanſprucht gerügt. In Riva befinden ſich 12 neugebaute Kanonen Dampfſchiffe und 3 Marinecompagnieen . In werden, inſofern ſieaus einer währendderactivenDienſt: boote legterén, 2dienenvie le Soldaten der landarmee ausunter: ; zeit ihrer Väter ſchon beſtandenen Ehe entſproſſen finden und Oberöſterreich , deren Heimath an der Donau liegt

ſöhnen iſt an die Bes c ) die Aufnahme vonderſelben Unteroffizier dingung der Geburt während der activenDienſt- und die bereits einige Erfahrung in der Flußſchifffahrt zeit der Väter zu knüpfen . Es werden dieſeallerhöchſten þatten. Riva,einmal befeſtigt, bietet der flottille" einen

Beſtimmungen hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. ficherenAufenthalt, da der Zugangvon der Landſeite Berlin ,den25. April 1851. Kriegsminiſterium . (gez. ſowierig iſtund leicht vertheidigt werdenkann. Die Pie v.Sto & hauſen. An die ſämmtlichen königlichen General monteſen , welche ſich 1848der meiſten Puncteundaller

Fahrzeuge am Gardaſee bemächtigt hatten , fonnten gleich wohl Riva nicht nehmen. Peschiera wäre zweifelsohne ſeinem Fall entgangen , wenn man ihm mittelſt der Schiffe Oeſterreichiſche Monarchie. aus Südtyrol Lebensmittel und Btrſtärkungen hätte zur führen können . Colonnen , welche an den Seeufern ope Man ſchreibt der A. A. 3. vom Gardaſee unterriren, erlangen einen hohen Grad von Beweglichkeit, wenn dem 8. Mai: „ Die Deſterreicher nüßen die Erfahrungen die Verpflegung zu Waſſer nachfolgt. Von Verona kön= des Kriegsjahres 1848. Sie ſcheinen auch von praktiſchen nen mobile Corps mit größter Schnelligkeit nach Laciſe,

commandos 2c. "

Rathſchlägen , welche von den vielen militäriſchen Federn ,

Garda , Tori u . gelangen und von hier mittelſt der Flot

die zur Geſchichte des leßten Feldzuge am Mincio Bei= tille nach verſchiedenen Puncten des öſtlichen Ufers ges träge geliefert, keinen außer Acht zu laſſen , wie großartig bracht, große und kleine Unternehmungen im Rüden des und koſtſpielig auch manchmal die vorgeſchlagenen Projecte Feindes ausführen .“

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Sardinien.

bezeichnet sind. Für solch' ausgezeichnete Wirksamkeit be= zeige Ich dem gesammten Kriegsrathe Mein volles Wohl= wollen und Meine aufrichtige Erkenntlichkeit . Nikolaus.“

Turin , 8. Mai. In der Sigung der Turiner De putirtenkammer vom 6. d . M. kam es zur definitiven Ab stimmung des ganzen aus mehr denn 50 Artikeln bestehen den Gesezesentwurfes bezüglich der Pensioni rungen des königl. Marinemilitärs. Mit diesem Geseze bekam das Marinemilitär alle die Vortheile, welche das Gesez vom 27. Juni 1850 hinsichtlich der Pensionen der Armee gestattet (s. A. M. 3. Nr. 7 v. dtef. J. ) , nur mit den der Natur der beiden verschiedenen Dienstzweige entsprechenden Modificationen. Bei der zur Pensionirung erforderlichen Dienstzeit wird die für die Freiheit und Unabhängigkeit“ Italiens geleistete nicht eingerechnet. (Lloyd.) Frankreich . Paris , 12. Mai. Der Kriegsminister hat die Er laubniß zu einer von General Gemeau in Vorschlag ge brachten Subscription für Errichtung eines Denk mals zum Gedächtnisse der vor Rom gefallenen Soldaten in der französischen Nationalkirche zum heiligen Ludwig daselbst, gegeben. Die erste Subscriptionsliste, mit den Generalen Dudinot, Rostolan , Gemeau , Le Vaillant und Tinan, weist einen Ertrag von 4493 Fr. 36 Cent. aus. (Pr. St.Anz.) Türkei. Konstantinopel, 4. Mai. Die türkische Flotte befindet sich jest in einem Zustande gänzlicher Unbrauch barkeit. Der von der türkischen Regierung zur Reorgani firung derselben berufene Capitän Stade hat fast sämmt liche Fahrzeuge derselben der Reparatur unterworfen , so daß im Laufe dieses Jahres nur sehr wenige türkische Kriegsschiffe in die See stechen dürften . Die Sache macht übrigens viel Aufsehen und der Divan hat eine Com miſſion zur Untersuchung derselben bestellt. (Lloyd.) Kußland und Polen. Petersburg, 27. April. Se. Maj . der Kaiser hat unterm 20. April folgendes Rescript an den Kriegs rath erlassen : Indem ich unausgesezt dem Gange aller Theile der Verwaltung der Landkriegsmacht des Reiches folge, sehe Ich mit besonderem Vergnügen , daß alle Be strebungen des Kriegsraths auf die Erfüllung der zwei ihm von mir aufgetragenen Hauptobliegenheiten gerichtet find : der Vervollkommnung der Militärgesetzgebung und der Ordnung des Oekouomieweſens in allen seinen Fächern und Beziehungen. Die richtige Berechnung der Ausgaben und ihre zweckmäßige Vertheilung ; die Leitung aller Deko nomiemaßregeln zum Vortheile beiderseits , der Krone wie der Privatgewerbthätigkeit, und endlich die Naschheit im Geschäftsgange, dienen Mir als überzeugendster Beweis des einmüthigen Strebens des Kriegsraths , Meine Ab fichten und Wünsche zu erfüllen. Gleichzeitig ist es Mir angenehm , dem ersprießlichen Einfluffe Gerechtigkeit wider fahren zu lassen , durch welchen alle Anordnungen des Kriegsraths in den lezten drei Jahren bei Mobilmachung der activen Truppen und Formirung der Reservearmee

Ueber

Kabylien. “

In dem Nachstehenden geben wir versprochenermaßen eine auszugsweise Bearbeitung des lezten Abschnittes aus der Schrift des Generals Yusuf über die Kriegführung in Afrika (f. Nr. 53 dieser Bl .). Nachdem der Verfasser zuerst von den vielen über die= ses Land veröffentlichten Schriften die études sur la grande Kabylie des Generals Daumas als besonders beachtens werth empfohlen und sodann seine Meinung dahin abge= geben, daß man die Kabylen seither hauptsächlich deßhalb für unüberwindlich gehalten habe, weil es weder den Arabern , noch den Türken je gelungen sei, dieselben zur Unterwerfung zu bringen , berührt er zuerst die Frage, was man denn eigentlich unter Kabylen zu verstehen habe. Viele Gelehrte," so sagt er, haben die Etymologie die= fes Namens erforscht und mitgetheilt; ich für meinen Theil glaube , daß die Kabylen nichts Anderes find , als die Bergbewohner Afrikas , mögen sie nun das Rif, die Tra= ras, Duarencenis , den Dahra, den Atlas , den Dſchur dschura , Aures oder Dschebel- Amour bewohnen . In mei= nen Augen ist das wahre Kabylien der ganze Landstrich, welcher sich längs der Meeresküste von Dellys bis_ Phi= lippeville erstreckt und, von Algier ausgehend , sich auf Bordji-Hamza ftüßt , das ihm als Pforte dient , und Aumale-Satif. " Dieses herrliche Land nun , das für sich allein so viel werth ist, als ganz Algerien , wenn nicht durch seine Aus dehnung, zum wenigsten durch die Fruchtbarkeit seines Bodens , seine Wasser, Wälder , Minerale; dieſes Land, dessen Algier zugewendete Contreforts jede Annäherung zu verbieten scheinen , ist von unserer Hauptstadt nur dret Tagemärsche entfernt und doch hat es gewissermaßen seine Jungfrauschaft gegen jede europäische Berührung bewahrt." Die berühmte Expedition 1847 vergleicht er mit einem Kanonenschuß in eine Schiffswand ; die Kugel habe ein Loch gemacht, es sei aber alsbald wieder verstopft worden. Kabylien müsse , nicht unterworfen , nicht zum treuen Al liirten gemacht, sondern erobert werden , wenn man ernst lich daran denken wolle , eine wirkliche Kolonie , ein zwei tes Frankreich zu gründen. Man habe ungeheuere, aber großentheils der Kolonisation nur schwer zugängliche Er oberungen gemacht , während man eines der schönsten Länder der Erde , in unmittelbarer Nähe, vor den Thoren von Algier befindlich, mit einem Zirkel umgeben und es nicht zu wagen scheine, sich darin niederzulassen. Der zum Theil widerspenstige Boden , die Schwierigkeit der_Accli matifirung, das Vorhandensein der vielen Sümpfe und Moräste würden es noch auf lange hin unmöglich machen, daß die Thäler der Metidscha , des Saf-Saf, des Chalif und der Seybouſe von Europäern in europäischer Weise bewohnt würden. „ Und doch,“ so fährt er fort, wie viel Blut ist schon vergoffen worden für die Eroberung dieses Landes! Wie viel Menschen sind bei der Befißnahme

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eines isolirten Punctes umgekommen , wo die Kolonisation fast niemals Wurzel faffen kann , während der zehnte Theil dieser Anstrengungen hingereicht hätte, um ganz Kabylien zu unterwerfen."

anormal; Kabylien mit seiner gegenwärtigen Organiſation ist eine moralische Niederlage für unsere Waffen und zu gleich ein ungeheurer Verlust für die Kolonie." Der Verfaffer tadelt sodann die seitherigen allzufernen Eroberungen , die viel gekostet , aber wenig ertragen hät ten. 11 Die einzige Expedition " - so fährt er dann fort „ d. h . Besißnahme, darf heutzutage nur die von Kabylien fein; fie muß möglichst bald unternommen werden , und um mit einem Schlage zu endigen und um nicht auf ein unvollständiges Werk zurückkommen zu müssen , sind vier Colonnen , jede von 6000 Mann , unerläßlich. Diese Co= lonnen würden , indem sie sich an demselben Tage in Be wegung seßten, gegen ein gemeinschaftliches Centrum vor dringen und von den Kabylen eine ernstliche und unmittel= bare Unterwerfung erzwingen , deren vornehmste Bedin gungen , außer der Lieferung von Geißeln , die Eröffnung von großen Straßen und die Beseßung der unterworfenen Dörfer während zweier Monate sein müßte. Diese Zeit würde dazu benugt werden, die Entwaffnung zu vervoll= ständigen , sowie die Waffen- und Munitionsfabriken zu zerstören , welche sich hauptsächlich bei den Reboulas und Beni -Abeß vorfinden. In dem Maße , in dem die Co lonnen in das Herz des Landes vordringen , werden die Chefs derselben dafür Sorge tragen , daß weder Dörfer, noch Bäume und Erndten zerstört werden , und die Ein= wohner zwingen , augenblicklich Straßen zu eröffnen, welche alle von entgegengesezten Puncten ausgehend sich in Bou gia vereinigen müßten ; denn obwohl im Littorale gelegen, ist diese Stadt der eigentliche politische und commercielle Mittelpunct Kabyliens. Von Bougia hätten alsdann große Communicationen auszugehen , als die sichersten Stüßen der Eroberung. Die Hauptstraße würde Bougia durch die Thäler des Dschurdschura mit Algier verbinden ; die anderen mit Satif, Philippeville und dadurch mit Constantine. Da Algerien keine schiffbaren Flüffe hat, so muß man sie durch Straßen erseßen u. s. w." Wenn so allmälig ein Straßennes sich gebildet habe, so würde die Kriegführung eine mehr europäische Phy= fiognomie erhalten; in einem kultivirten, mit zahlreichen Dörfern bedeckten Lande würde es den Colonnen niemals an Lebensmitteln , an Waffer fehlen ; jeder Schritt vor wärts wäre ein Erfolg und man würde dann sichere De boucheen über Dellys , Bougia und alle Häfen der Küste haben. Sei auch die Unternehmung bei der Streitbarkeit der Kabylen mit Schwierigkeiten verknüpft , so würde doch das unfehlbare Resultat alle Opfer erseßen. Der Verfasser weist nun noch darauf hin , daß die Gebirge dieses Landes stets eine sichere Freiſtätte für die Fanatiker seien, welche von Zeit zu Zeit Aufstände zu erregen versuchen , und daß Kabylien das eigentliche Land für die Koloniſation ſei. „ Der Zug der Bevölkerung," sagt er an einer anderen Stelle , welcher im Augenblic nach Amerika hin gerichtet ist , wird sich nach unseren Küsten wenden und in wenig Jahren werden alle Kaby lischen Thäler ihre alten Bewohner durch Europäer ver drängt sehen.“

" Im Angesicht von 80,000 französischen Bajonnetten ist der Kabyle heute so unabhängig , wie damals , als Odschak nur über 5-6000 Janitscharen verfügte. Er bewohnt ein Land von bewunderungswerther Fruchtbarkeit, das einzige in Algerien , das mit den Thälern Frankreichs verglichen werden kann. Der Araber ist Nomade , sein Reichthum besteht in zahlreichen Heerden ; wenn er sein Zelt auf den Rücken eines Maulthiers oder Kameels ge= laden hat, so führt er sein Vaterland mit sich und ist so fast ungreifbar; der Kabyle bewohnt schöne und zahlreiche Dörfer, die Häuser sind aus Steinen und Backsteinen erbaut, die Dächer mit Stroh , bei den Reicheren mit Ziegeln gedeckt; Rindvich und Pferde find in Ställen untergebracht. Ganz das Gegentheil des Arabers , der die Arbeit flieht und während neun Monate nur dem Ver gnügen nacheilt , hängt der Kabyle an seinem Boden und arbeitet unaufhörlich . Der Araber hat immer einen ge ficherten Zufluchtsort , die Wüste ; der Kabyle wüßte uns nicht zu entrinnen. Vorzugsweise Bauer beschäftigt er sich nur mit seinen Feldern ; er wird sie bis zum Lode_ver= theidigen, aber nie verlassen. Er ist in gleicher Weise industriös und verfertigt älle zu den Bedürfnissen des Le bens nöthigen Dinge. Er ist also verwundbar auf allen Puncten, in seinem Hauſe , in seinen Feldern , in seiner Industrie; in dieser Lage gibt es uns gegenüber und so bald Frankreich es will , nur zwei Alternativen , der Kabyle muß sich unterwerfen , oder sterben.“ "Ihr alter Ruhm der Unabhängigkeit ist ihre größte und ich würde sagen , ihre einzige Stärke. Wie, wir haben zum mindesten drei Millionen Araber unterworfen, welche über ein fast eben so großes Land wie Frankreich ausgebreitet , den Vortheil einer außerordentlichen Beweg lichkeit für sich hatten und beinahe unerreichbar waren ! Diese Reiter, für welche ein Lagemarsch hinreichte, um einen enormen Raum zwischen sich und uns zu bringen, diese von Natur tapferen fanatischen Männer erkennen nicht allein unsere Geseze an , sondern sie dienen und so gar mit einem Anschein von Treue; die vornehmsten unter ihnen schäßen es sich zur Ehre , unsere Khalifen , unsere Agas zu sein, kurz die Araber bezahlen nicht allein ihre Auflagen, sondern sie haben uns auch noch den größten Theil ihrer Ländereien überlassen, und wir, das siegreiche Volk, wir sind gewissermaßen die Vafallen der Kabylen. Wir können wohl bis Bordji -Hamza gehen, aber auf dem rechten Ufer, auf Gewehrschußweite, finden wir die Säulen des Herkules ; bei Bougia dürfen wir nicht den Col von Fazi überschreiten und gar zu Dschigelli kann man es nicht wagen , fich von den Wällen zu entfernen. Was ist nun das für ein Volk von Riesen , das so mit der großen Nation sein Spiel treibt ? das durch diese eingeschlossen, fich absondert wie China ? Es ist dieß ist eine Art von wilder Schweiz, deren zahlreiche Tribus gleichsam eben so viele kleine Kantone bilden, und welche, ohne Artillerie und fast ohne Pferde, unabhängig mitten in unseren Be fizungen lebt, und zwar einzig auf den Glnuben an alte Ueberlieferungen hin. Ein solcher Zustand der Dinge ist

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Literatur.

über Abstecken von Linien und Winkeln ohne Instrumente geben und die Inhaltsberechnungen kurz andeuten , wie sie bei Anlegung von Feldwerken jedem Öffizier vorkommen können.

Feldtaschenbuch für k. k. Offiziere , besonders zugetheilte beim G.Q.M.Stab und Adjutanten . Bear beitet von J. Dwyer , Esquire ; A. M. der Univer sität zu Dublin , Lieut. im 1. k. k. Husarenregiment Kaiser-Franz-Joseph . kl. 8. Bozen 1850. Druck und Verlag der J. Eberle'schen Buchhandlung . (8 unp. , VII , 152 u. 24 S. mit 11 Kupfertaf.) 1 Thlr. Der Verfasser des uns vorgelegten Werkchens hat eine Sammlung wichtiger , der praktischen Verwendung junger Offiziere im Felde entsprechender Notizen nicht allein den Kameraden des k. k. Dienstes , sondern den Offizieren eines jeden Staates geboten , welchen besondere Dienstleistungen im Kriege zufallen. Nicht etwa neue Ansichten und Lehren sind es , welche man uns bietet; es war des Hearn Verfassers schwierige Aufgabe, dem von Detail und Ziffern gequälten Gedächt nisse des jungen Militärs einen Theil der Last zu bench men und es freier zu machen für das richtige Auffassen schwieriger, die volle Urtheilskraft beanspruchender Ver hältnisse im Felde ; derselbe scheint uns diese Aufgabe durch Benußung richtiger Quellen , sowie durch zweckent sprechende Sichtung des Stoffes glücklich erfaßt und somit einem Bedürfnisse abgeholfen zu haben, welches sich in den drei lezten Jahren von Neuem fühlbar gemacht hat. Zwar steht vorliegendes Werk in seiner allgemeinen Bestimmung für Offiziere da , doch ist diesem allgemeinen Gesichtspuncte bis jest nicht in demselben Maße Rechnung getragen worden , wie es sich französische und deutsche Schriftsteller von gutem Klange zur Aufgabe gestellt haben, die sogenannten technischen Waffen mit vollständtgen, zum Theil umfangreichen Handbüchern zu versehenz hierher zählen Werke von Decker, Smola 2c. für Artillerie , Decker, Bauer 2c. für den Generalstab. Des Herrn Verfassers Buch ist zunächst für Adjutauten und dem k. f. Generalquartiermeisterstab zugetheilte k. t. Offiziere bestimmt; seine Notizen sind mitunter von der Art, daß sie sich den österreichischen Reglements und Ein richtungen speciell anschließen; doch fügen wir , zur Be zeichnung des zum größeren Theil nicht beschränkten Ge brauchs des Buches , zu , daß den Offizieren aller Waffen in den reichen , gedrängt gehaltenen Kapiteln über Recog= noscirung und Feldbefestigung eintretendenfalls entsprechende Anhaltspuncte geboten sind und daß Offiziere des Gene ralquartiermeisterstabes in manchem Zweige ihres praktischen Dienstes im Felde dieses Werkchen als Controle des Ge dächtnisses ergreifen können , welches mit Auszügen größe rer Werke oder Reglements von unbequemer, die unmit telbare Nachführung erschwerender Form gepfropft ist. Das Schriftchen , deffen gedrängter Inhalt 152 Seiten in Taschenformat aufüllt , welchem ferner 12 kleine Fi gurentafeln und 12 Blätter weißen Papiers zu Notizen angehängt sind , zerfällt in neun Abtheilungen, auf deren kurze Inhaltsangabe wir uns beschränken müssen . Erste Abtheilung , mathematische und physika = lische Notizen, welche Einiges über Pendel , Magnet nadel , Wind, Schall , über Berechnung von Kugelhaufen,

Zweite Abtheilung , Terrainaufnahme à la vue und mit Instrumenten. Der Herr Verfasser gibt · Anhaltspuncte zum Schäßen und Messen von Entfernun gen, legteres mit und ohne Instrumente , sowie eine Ueber sicht des Verhältnisses der Anlage einer Böschung zu deren Länge bei verschiedenen Neigungswinkeln bis zu 90º . Dritte Abtheilung , taktische Notizen , in einzelnen Abschnitten Gefechtsstellung , Evolutionen , Marsch- und Lagervorschriften für die drei Hauptwaffen enthaltend und Notizen über Belastung von Fuhrwerken , Zugkräfte und über Schußweiten verschiedener Kaliber gebend. Bierte Abtheilung , Recognoscirung. Diese Ab theilung bietet durch die Reichhaltigkeit des Stoffes eine jedem Öffizier willkommene und für dessen vielseitige Ver= wendung ausreichende Zusammenstellung_aller, sich auf diesen wichtigen Zweig des militärischen Wissens beziehen= der Notizen und es sind hierbei alle Communicationen, wobei die Eisenbahnen nicht vergessen sind , die verschie= denen Terrainabschnitte in Bezug auf taktische Vornahmen, die Recognoscirungen feindlicher Truppen und die ſtatiſti= schen Aufzeichnungen speciell behandelt; auch find Verzeich= nisse militärischer und sonstiger Spurweiten verschiedener Staaten gegeben. Fünfte Abtheilung , Feldbefestigung. Dieser Ab schnitt , sowie die sechste Abtheilung, Feldbrückenbau, reihen sich würdig an die Abschnitte über Recognoscirung an und werden die Ansprüche des Lesers vollkommen be friedigen. Es ist in wenig Worten Vieles geboten; in der fünften Abtheilung sind die im Felde praktisch_wer denden Fragen genügend erörtert und in der sechsten finden wir Notizen zum Bau, sowie zur Herstellung und Zerstörung der einfachsten Feldbrücken , endlich zu Flußübergängen mittelst Fahrzeugen, zur Einschiffung von Truppen . Der siebenten Abtheilung , Verpflegung und Can tonnirung behandelnd , reihen sich in der achten und neunten Abtheilung, geographische und statistische, sowie Maß- und Gewichtsnotizen an, welche sich auf Höhenzahlen über der Meeresfläche für Pässe , Gebirge , Städte, Gebäude , Seen beziehen, welche Fall und Breite wichtiger Flüsse an verschiedenen Stellen mittheilen und mit einem Ueberblick der Organisation einiger europäischen Armeen (Preußen , Rußland , Eng land, Frankreich) schließen. In Bezug auf leßteren Ueber blick stelle man jedoch seine Erwartung vorerst_in_Ver hältniß zu dem auf diesen Gegenstand verwendeten Raum von einer Octavseite, der allerdings nur sehr geringe Ansprüche zuläßt, hingegen der praktiſchen Seite des Buches keinen Abbruch thut. Es bedarf nur der Abänderung der in den einzelnen Abschnitten gegebenen Wiener Dimensionen in Maße und Gewichte in das übliche Landesmaß, um vorliegendes Werk als ein für jeden Offizier praktisches Feldtaschenbuch zu bezeichnen , dessen Verbreitung von allgemeinem Intereſſe sein dürfte.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 3. Sunt i

N

185 1.

66.

ooo

Allgemeine Militar-Zeitung. herab beſtehen. Das erſtere wird aus 7 , das leştere aus 13 Mitgliedern zuſammengeſeßt werden. Die höchſte gn = In einer aus Mitgliedern des ſtanz bildet das Diviſionscommando; tritt Verſchiedenheit

Preußen . Berlin , 5. Mai.

Juſtiz - und des Kriegsminiſteriums zuſammengeſeßten der Abſtimmungen ein , ſo werden die beiden Urtheile aus Commiſſion iſt man , dem Vernehmen nach, ſo eben mit dem Ehrengerichte für Offiziere, welche die meiſten Stims =

einer durchgreifenden Reviſion der ganzen Militar- men haben , an dasjenige der Stabsoffiziere, und diejenis gefeßgebung zu dem Behufe beſchäftigt , damit dieſelbe gen der Stabsoffiziere, welche die meiſten Stimmen haben, ſo viel als thunlich mit dem neuen Strafgeſeßbuche in an das Diviſionscommando zur Entſcheidung übergeben. Die einzelnen Bataillone bilden zu dieſem Zwede Gemein Uebereinſtimmung gebracht werde. ( $ . C.) ſchaften , wie denn namentlich das Goldberger Landwehr bataillon dem hieſigen Dragonerregiment in Beziehung Oefterreichiſche Monarchie. auf das Ehrengericht angereiðt worden iſt. ($. C.) Wien , 11. Mai.

Die ſchon erwähnte umgeſtal

tung von ſechs Chevaurlegers - in Ulanenregi menter und Errichtung des fiebenten als Dra :

gonerregiment iſt nunmehr definitiv genehmigt worden. Ueber den Dienſt der Scharfſchüßen im Felde. Die Zahl der Nlanenregimenter beläuft fich fonach auf

elf , für beren Adjuſtirung und Bewaffnung die bisherigen Vorſchriften in Wirkſamkeit bleiben und die ſich unter ſich nur durch die Farben der Czapfen unterſcheiden werden.

Nach der Sentinella dell'esercito von B. C.

Die Scharfſchüßen werden nur zum Plänkeln verwen det. Die Art und Weiſe ihrer Bewaffnung verbietet ihnen

Von dieſer Umgeſtaltung iſt nur das Chevaurlegersregia die geſchloſſene Fechtart nnd den gewaltſamenAngriff. ment Fürſt Windiſchgräß Nr. 4 ausgenommen , welches

wieder iment hergeſtellt wird , dem da Feinde es als ſolches als im Dragonerreg Jahre 1791"fürbewieſeneundvor

Aus der ganzen Einrichtung ihrer Schießwaffe" geht

hervor, daß es unmöglich iſt, fie den regelmäßigen Feuern

Linientruppen zu unterwerfen, da das Laden und Zles erprobte Treue und Tapferkeit eine Standarte mit dem der len mehr Anfmerkſamkeit und Zeit in Anſpruch nimmt. Bruſtbilde Sr. Majeſtät des Raiſers Leopold II. und der kurze Schwert, welches der Scharfſchüße nach Art Aufſdrift : „ à la fidelité et valeur signalé du regiment des Das Hirſchfängers an der Seite trägt , dient ihm dazu, um de Latour Dragons reconnue par l'Empereur et Roy“ Aeſte und Geſtrüppe zu durchbauen , überhaupt um fich

erhielt, welche 'noch durch eine große Ehrenmedaille ge- durch das Gebüſch Bahn zu brechen . Man hat verſucht, ſchmüct war.

(Wanderer.)

eine Angriffswaffe daraus zu machen , indem man ſie nach Art eines Bajonnets an der Büchſe anbrachte; aber abge=

feben von der Schwierigkeit des Zielen wegen des ver mehrten Gewichte am Ende des Laufes , iſt eg wohl ſchwer *** Ludwigsluſt, 19. Mat. Der Großherzog hat vor zu beweiſen , daß eine rein offenſive Verwendung der

Medlenburg - Schwerin.

Kurzem die Statuten eines Ehrengerich is" für das Scharfſchüßen jemalsvonerheblichem Nußen ſein wird, Offiziercorp8 der medlenburgiſchen Diviſion beſtätigt. und kann man nur die gute Wirkung vermindern , die Zwed dieſes Ehrengerichts iſt die Unterſuchung und Ent- man dieſer Truppengattung verbankt , ſobald man fie zu ( dheidung von Streitſachen unter den Dffizieren zur Ber- ſehr mit den Verhältniffen der Linie in Einklang bringen bütung von Duellen , ſowie die Erhaltung des fittlichen will, welche der Natur dieſes Corps durchaus zuwider Elements im Corps' ſelbſt. Nach den Statuten , welde demnächſt zur Vertheilung kommen werben , wird das

Ehrengericht aus zwei Abtheilungen, derjenigen für Stabs-

find.

Es ſoll hiermit keineswege geſagt ſein , daß die Scharf ſchüßen außer allen Beziehungen zu der Infanterie der

offiziere und derjenigen für Öffiziere" vom þauptmann Linie zu ſtehen hätten ; es iſt vielmehr weſentlich, daß fie

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dieselben Evolutionselemente besigen , sei es um sich in Linie oder in Marschcolonne zu sehen. Jedes weitere Manöver ist unnüß , wenn nicht schädlich ; denn die Zeit, welche man darauf verwenden würde , fie für einen eben so strengen Zusammenhalt wie die Linie zu unterrichten, würde für die Schießübungen verloren sein , worauf das Wesen, der wahre Nußen der Scharfschüßen beruht. Die Scharfschüßen sollten niemals zur Attake verwen= det werden. Für's erste können sie nicht schnell schießen ; sodann würde die gute Wirkung ihrer Waffe , nämlich die Richtigkeit ihres Schusses gleich Null , da es unmöglich ist, kaltes Blut und einen ruhigen Puls nach einem län geren oder kürzeren Laufe zu bewahren. Was den Angriff mit der blanken Waffe anlangt, so wird jeder einiger maßen erfahrene Soldat zugeben müssen , daß dieß so nüß liche und so schwer zu erseßende Leute ohne Noth opfern hieße. Als eine leichtere und beweglichere Artillerie betrachtet, mag die Waffe der Scharfschüßen wohl zum Angriff eines Postens , einer Verschanzung , eines Waldes , mit einem Worte bei allen Offensivmanövern, aber nur als Kriegs maschine verwendet werden und in diesem Sinne wird jede Avantgarde mit Scharfschüßen versehen seiu können. Soll dieselbe ein Dorf, eine Verschanzung 2c. angreifen , ſo ſuche sie auf wirksame Tragweite eine Stellung aus , von wo aus die Scharfschüßen , ohne sich davon zu entfernen, den Feind beunruhigen , seine Kanoniere tödten und die Annäherung der Colonnen begünstigen werden. Mißglückt der Angriff, so nehmen sie die Truppe auf und decken deren Rückzug , indem sie den Feind durch die bedeutende Tragweite ihrer Waffen in größerer Entfernung halten. Befindet sich eine Anhöhe, ein Dorf ic. in der rechten oder linken Flanke, vor der Front oder im Rücken eines in Position befindlichen Truppencorps , so werden einige Compagnieen Scharfschüßen und etwas Artillerie einen achtunggebietenden Rückhält bilden. Hinter Büschen, Bäu men, Hecken u. s. w. postirt und bei langsamem , aber sicherem Feuer, ist es fast unmöglich , sie zu vertreiben. Wenn in einem Gefechte die Beschung einer Anhöhe oder eines sonstigen Terraintheils in der Flanke des Feindes für nöthig erachtet wird, und zugleich die Unmöglichkeit vorliegt , Geschüze dahin zu bringen , so würden eine oder mehrere Compagnieen Scharfschüßen den Effect einer Bat terie daselbst hervorbringen , der um so fürchterlicher ist, als sie hinter Büschen und anderen natürlichen Hinder nissen verborgen ohne eigene Gefahr den Tod in die feind lichen Reihen tragen können. In den Quartieren der Cavalerie und in Cantonnirungen sind die Scharfschüßen von der größten Wichtigkeit; einige Züge derselben erhöhen die Sicherung und verschaffen gute Postirungen. Da die Scharfschüßen zur Zeit des Krieges außerdem noch zum Patrouilliren und zum Vorpostendienst verwendet werden, so müssen sie auf's genaueste mit allen Listen des Eleinen Krieges sich vertraut zu machen bemüht sein. Im Frieden werden ihre hauptsächlichsten Ülebungen im Zielschießen, sowie darin bestehen , möglichst schnell in die Gefechtsordnung (zerstreute) überzugehen und ebenso die Colonne zu formiren, um sich von einem Orte zum ande ren zu bewegen. Der Laufschritt ist eines der nothwen digsten Elemente in der Schule der Scharfschüßen. Man

bedient sich indeffen desselben nur, um sich rasch auf einen bedrohten Punct zu werfen oder eine vortheilhafte Poſition zu beseßen. Im Kriege kann man auch die Scharfschüßen dazu verwenden , das feindliche Lager zu allarmiren, sei es um die Stärke des Feindes zu erforschen , sei es ihn zu er= müden , oder den eigenen Truppen hierdurch Ruhe zu ver schaffen. In Betracht, daß die Scharfschüßen zum größten Theile aus sicheren Leuten bestehen , und mit Rücksicht auf den Vortheil ihrer Waffen , verwendet man sie vor den eigent= lichen Vorposten , um die Ruhe des Lagers zu sicheru, Desertionen zu verhindern und die Vedetten zu decken. Durch diesen Dienst ist der Scharfschüße genöthigt, fast immer in Activität und dicht am Feinde zu sein. In der ersten Zeit nach Sonnenuntergang und zwei Stunden vor Tagesanbruch muß sich ihre Wachsamkeit verdoppeln. Als Vorposten einer Armee oder eines Detachements wird es ihre erste Sorge sein müssen , die ganze Gegend vor ihrer Front , auf ihren Flanken und im Rücken, sowie alle Straßen und Wege und vornehmlich diejenigen zu recognosciren, welche nach dem Feinde führen. Sie müssen im Stande sein , über die kleinsten Details der Dörfer und ihres Inneren Auskunft zu ertheilen , über ihre Ent= fernung von den Posten und unter sich ; ob sie offen oder geschlossen, ob mit Mauern , Hecken oder Gräben versehen ; ob von Sümpfen , Bächen oder Gebüschen umgeben; über Stärke und Gattung der daselbst befindlichen Truppen; ob der Dienst pünctlich geschehe ; ob man gedeckt durch Anhöhen oder Schluchten bis in ihre Nähe vordringen könne; auf welche Entfernung die Vorposten , Schildwachen und Vedetten des Feindes postirt sind , ob die Straßen für Cavalerie , Artillerie und Fuhrwesen practicabel sind ; kurz sie müssen geeignet sein , den Colonnen nach allen Richtungen des sie umgebenden Terrains als Guiden zu dienen und sie auf den kürzesten , sichersten und für den Zweck und die jedesmalige Waffe passendsten Wegen zu führen . Die Kenntniß des Terrains auf den Flanken und im Rücken ist auch deßwegen besonders nöthig , damit man, wenn der Feind die Vorposten angreift und möglichst lange aufgehalten worden ist, unter Detachirung einer Abthei lung sich nach einer vorher recognoscirten Stellung zurück ziehen und dem Feinde einen Hinterhalt bereiten kann, wodurch man ihn zwischen zwei Feuer bringt und vielleicht zum Rückzug nöthigt. Der Scharfschüßenoffizier und der Scharfschüße selbst können nicht genug die Art und Weise studiren , in wel= cher der Feind den Krieg führt , weil man hierdurch zu der Einsicht gelangt, den wahren vom falschen Angriffe zu unterscheiden und einen richtigen Rapport zu machen. Allgemeine Regel ist, daß die Scharfschüßen sich nicht in das offene Feld wagen dürfen , ohne von Cavalerie unter= stügt zu sein. Als Besagung einer Verschanzung beobachten die Scharfschüßen dieselben Regeln wie die Infanterie, indem sie nämlich eine Reserve im Centrum der Verschanzung oder des Postens belassen. Auch ist es in diesem Falle leicht zu begreifen , wie nüßlich es ist , alle zu dem Posten) führenden Straßen für den Feind impracticabel zu machen,

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um ihn möglichst lange unter dem directen Feuer der Büchsen aufzuhalten , welche auf große Entfernungen eine bedeutende Ueberlegenheit besigen , hauptsächlich bei der Vertheidigung einer Brustwehr. Niemals lasse sich der Scharfschüße in einem Terrain betreffen , das nicht besonders vortheilhaft , nämlich nicht durchschnitten ist und in welchem ihm nicht die Hindernisse gestatten , sich nach Gutdünken zu bewegen. Wenn ein Scharfschüßenoffizier sich mit seiner Truppe umringt und in Gefahr sieht , in Gefangenschaft zu gera then , so soll er die Leute sich plöslich zerstreuen lassen, nachdem er zuvor einen Ort zur Wiederversammlung be= stimmt hat. Bliebe die Truppe vereinigt, so liefe sie Gefahr, ganz zu Gefangenen gemacht zu werden , ohne daß das Lager, die Armee oder das Detachement davon unterrichtet würde , während das Auseinanderstieben es dem Einzelnen leicht macht, sich zu retten , und das rückwärts befindliche Gros von der Ankunft des Feindes , seiner Stärke , seinen Anordnungen und dem Marſche in Kennt niß zu sehen , welchen er einhält. Wenn die Scharfschüßen einen Wald besehen sollen, so hat der Commandirende darauf zu sehen, daß sie nicht zu dicht zu stehen kommen , um nicht das Feuer zu sehr zu concentriren , noch auch zu weit, weil sie sich dann nicht wohl behaupten könnten. In einer solchen Position handelt es sich vor Allem darum, das zu besehende Ter rain wohl zu recognofciren, um sicher zu sein , daß man vom Feinde weder in der Flanke , noch im Rücken genom men werde, sowie es nöthig ist, daß es von der Seite, auf welcher ein Anrücken des Feindes vermuthet werden kann, durch häufige Patrouillen aufgeklärt wird. Die Scharfschüßen werden öfters dazu verwendet , Ge hölze zu recognosciren , die sich vor der Front, auf den Flanken oder im Rücken einer Armee befinden , welche im Marsche begriffen ist oder ein Lager beziehen will. Es ist dieß eine der vornehmsten Uebungen , mit welcher sie sich eifrigst beschäftigen müssen. Der Anmarsch gegen den Wald muß in der größten Stille und möglichst gedeckt stattfinden . Am Waldsaume breiten sie sich je nach der größeren oder geringeren Dich tigkeit des Waldes mehr oder weniger aus. Beim weite ren Vorrücken müffen sie darauf Bedacht nehmen , immer auf gleicher Höhe zu bleiben und sich nicht zu weit von

den Vortheil der Bajonnette hat und dabei durch die Scharfschüßen unterstüßt wird . Befände sich der Feind bereits im Besiz des Waldes, so muß der die Scharfschüßen commandirende Offizier vor allen Dingen denselben recognofciren , und wenn die Möglichkeit vorliegt, ihn in der Flanke oder im Rücken zu überraschen , unverzüglich zur Ausführung schreiten. Um übrigens den Feind zu nöthigen , seine Aufmerksam= keit stets der Waldgränze zuzuwenden, wird er vor dem selben einige Schildwachen zurücklassen , welche sich nieder legen und ihn glauben zu machen suchen, daß der Angriff. von dieser Seite stattfände. Mit dem übrigen Theil der Truppe wird er sodann zum Angriff nach der Seite hin marschtren , welche er für dieses Vorhaben am geeignetsten hält; alles dieß natürlich möglichst rasch und geräuſchlos. Mißglückt die Ueberraschung oder ist man durch die Ueber legenheit des Feindes zum Rückzuge genöthigt , so muß dieser in der größten Ordnung bewerkstelligt werden. Wenn jedoch der Angriff gelungen ist und der Feind zurückgeht, so muß man denselben mit Vorsicht verfolgen und mög= lichst schnell seine Stellung beseßen , falls man sie für wichtig genug erkannt hat, worauf die Positiou durch die vor dem Saum zurückgelaffenen Schildwachen verstärkt wird , die sich niemals ohne Befehl nach Vorwärts bewegen dürfen. Im Falle eines Rückzugs werden sich dieselben vereinigen und die Straßen einschlagen, welche ihnen vor dem Angriffe im voraus waren angewiesen worden. Sollen die Scharfschüßen einen Wald beseßen , welcher nicht nur in der Verlängerung der Frontlinie liegt, fon dern auch noch dieselbe überragt , indem er einen nach dem feindlichen Gebiete vorspringenden Winkel bildet, so ist dieß freilich ein sehr gefährlicher Auftrag. Bei geringer Stärke können sie nichts Besseres thun, als alle zum Feinde führenden Hauptstraßen durch Verhaue zu sperren und häufig abzupatrouilliren , weil es sich in diesem Falle nicht sowohl darum handelt, sich zu vertheidigen , als viel mehr nicht überrascht zu werden und die Annäherung des Feindes zeitig genug zu erfahren, um noch den Rückzug antreten zu können . Ist das Detachement von hinreichen der Stärke , so besezt man die Verhaue durch Pikets und bereitet sich zur Vertheidigung vor. Auf Marschen werden die Scharfschüßen die größte Vorsicht beobachten. Da ihre Vortrupps wenig zahlreich sind und sie immer in undurchsuchten Gegenden vorgehen, so wird die Umsicht , welche sie anwenden , nie zu groß sein. (Schluß folgt.)

einander zu entfernen. Die so gebildete Kette läßt kein Gebüsch, keinen Schlupfwinkel undurchsucht. Es ist leicht zu begreifen , daß auch dieses Manöver mit der größten Stille ausgeführt werden muß und nicht ohne die drin= gendste Noth gefeuert werden darf. Alle Personen , auf welche man stößt , werden festgenommen und mit dem Tode bedroht, wenn sie sich widersezen oder Lärm machen wollen. Um nicht in den Fall zu kommen, wegen Bewachung der Gefangenen die Kette unterbrechen zu müssen , wird es gut sein , zur Escorte derselben eine Abtheilung Scharfschüßen oder leichter Truppen der Linie in Reserve zu haben, welche außerdem zur Unterstüßung und Verstärkung des Theils der Kette dient , welcher derselben benöthigt ist, set es, daß er durch einen Angriff zum Zurückgehen gezwungen wird oder in einen Hinterhalt geräth. Ist der lettere zu befürchten, so dürfte es vorzuziehen sein , den Feind durch leichte Infanterie der Linie daraus zu vertreiben , welche

Literatur. Lehr- und Handbuch der militärischen Sty = = listik, umfassend den militärischen Brief-, Geschäfts und Lehrstyl, die kriegsgeschichtliche Schreibart und die militärische Beredsamkeit. Von Georg Heinrich Schuster, t. t. Hauptmann , Besizer des Militär= Verdienstkreuzes. Dritte vom Verfasser verbesserte

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und durch wesentliche Zusäße vermehrte Auflage. 8. Wien 1851. Verlag von Friedrich Volke's Sohn . (14 u. 382 S. ) 2 fl. C.M.

der Eigenschaften , welche den Soldaten machen. Wo diese fehlen , wird die militärische Stylistik wohl im Stande sein, allgemein stylistische Gewandtheit zu verschaffen , aber den Militärstyl nimmer; denn das rein Formelle wird man Eine dritte Auflage, die uns insofern einige Verlegen heit bereitet , als uns die beiden vorhergehenden weder wohl nicht mit diesem Namen beehren wollen , wenn ſchon bekannt, noch augenblicklich zur Hand find. Die einzigen es in unserem dienstlichen Leben eine größere Rolle spielt, als es gut sein möchte. Dafür gibt es besondere Vor Mittel, welche uns für eine Vergleichung zu Gebote stehen, Wir vermögen find somit die Vorreden jener früheren Auflagen und, schriften , Formulare, Schema's u. dgl. bezüglich der Beispiele und Aufgaben , die in der Zeit fonach nicht eine specielle Standesstylistik, welche ab ovo begründeten Möglichkeiten . Was die Vorreden anlangt, beginnt , sondern höchstens eine solche anzuerkennen , welche so entnehmen wir daraus , daß die erste Auflage vorzugs die im militärischen Berufe überhaupt anwendbaren Styl= weise Lehrbuch, die andere aber und , wie der Augenschein gattungen unmittelbar in und bezüglich dieser Anwendung lehrt, auch die gegenwärtige Lehr- und Handbuch zugleich erörtert und an Beispielen nachweist. Wenn wir uns ist. Wie es scheint , war es die Hoffnung des Verfassers, dessen ungeachtet in die augenblickliche Nothwendigkeit der daß dieses durch jenes entbehrlich gemacht würde. Wenn erstgenannten fügen , so wird man uns wenigstens den er sich hierin getäuscht fand, so ist dieß nicht sowohl dem Wunsch zu Gute halten , daß zuerst das Allgemeine , ſo Werthe des Lehrbuchs zuzuschreiben -- denn dieses ist, weit es in Frage kommt, zu Grunde gelegt und dann zum Besonderen übergegangen würde. Der Verfasser scheint wie wir schon hier bemerken wollen , wirklich ausgezeich net - wohl aber der geistigen Indolenz , die leider noch jedoch in der Behandlungsweise des in jeder anderen Be immer ein ausgebreitetes Dominium hat und ihren Scepter ziehung ausgezeichneten theoretischen Theils weniger von noch lange schwingen wird , wenn man nicht ernstlich daran diesem Gesichtspuncte ausgegangen zu sein , indem er all= denkt, für die Aufnahme in die Reihen der Offiziere eine gemein stylistische Grungsäge und Lehren nicht selten in gediegenere Grundbildung zur Bedingung zu machen , als einer Weise aufführt , daß man zn glauben versucht ſein könnte, sie seien ausschließliches Eigenthum der militäri es seither der Fall war. Man würde hierdurch die Eltern schen Stylistik, wie z . B. S. 7 und 8. Auf S. 9 scheint oder Vormünder zwingen , mehr Sorgfalt auf die Erziehung er einen Augenblick diesen Weg einzuschlagen die Absicht der fungen Leute zu verwenden , welche nicht selten gerade deßhalb für den Militärstand bestimmt werden , weil eben gehabt zu haben, indem er ganz richtig bemerkt : „Der ihre Erziehung eine verfehlte gewesen. Da nun solche militärische Briefstyl wendet die allgemeinen Regeln" des Opfer der Gedankenlosigkeit oder Schwäche in der Regel Briefstyls auf militärische Gegenstände und Verhältnisse in den Militärbildungsanstalten ihre erste Bekanntschaft an." Er läßt nun auch diese allgemeinen Regeln folgen, allein bunt untermischt mit solchen, welche sich mehr oder mit dem machen , was man Styl nennt, so ist es einleuch= weniger auf das Besondere des Militärstandes beziehen. tend , daß man, um keine Zeit zu verlieren , bei dem Ein schulen dieser stylunbotmäßigen jungen Helden zugleich Doch wollen wir diesen unseren Ansichten kein weiteres besondere Rücksicht auf ihre besondere Bestimmung nimmt; Gewicht beilegen und bescheiden uns um so lieber, als und dieser Umstand ist es, welcher vornemlich die soge die, wie gesagt , sonst gediegene und geistvolle Behandlung des gesammten theoretischen Theils unsere volle Anerken= nannte militärische Styliſtik in's Leben gerufen und einst Wir nung und selbst Bewunderung in Anspruch nimmt. weilen zur Nothwendigkeit gemacht hat. wissen in der That nicht, was wir mehr rühmen sollen, Ueberhaupt kann es und streng genommen nur eine ob die Klarheit und Sicherheit im Erkennen und Ver Stylistik geben , und wenn dieselbe je nach dem vorliegen= arbeiten des Stoffes , oder die äußerst gewandte, elegante den Stoffe, nach Zeit, Ort und sonstigen Umständen, und, man möchte mitunter sagen , liebenswürdige Dar en , hen vonwird und, sich zu denen Person denoder nacheben endlich sowie iedenstellungs- und Ausdrucksweise des Verfassers , welchem verschoder gesproc geschri für welche gestaltet oder gestalten muß , so liegt dieß eben darin, daß somit der doppelte Wurf gelungen ist, ein höchst werth volles und nügliches stylistisches Lehrbuch geschrieben zu nur in solcher Weise den Bedingungen eines guten Style haben und zugleich selbst Muster eines guten Style zu entsprochen werden kann. Es ist hier nicht der Ort dazu, sein. allein wir könnten dem Verfasser Schritt vor Schritt nach (Schluß folgt.) weisen, daß alle Regeln und Grundsäße , welche er der militärischen Stylistik vindicirt , entweder der allgemeinen Styllehre unbedingt angehören , oder sich in dem angedeu teten Sinne mit Leichtigkeit darauf zurückführen lassen. Man spricht allerdings von einem Militärstyl ; derselbe ist Miscelle. jedoch nichts Anderes , als der Styl überhaupt , welcher (6) Der Schnurrbart als Schuß gegen Krankheiten. nur von den Eigenthümlichkeiten des Standes auch eine Englische Aerzte wollen beobachtet haben, daß bei Soldaten, welche eigenthümliche Färbung , ein besonderes Gepräge erhält. Schnurrbärte trugen , das Malariafieber einen weniger bösartigen Der gute Militärstyl ist nicht sowohl die Frucht einer be Charakter annahm , als bei solchen , welche dieses Schmuckes ent sonderen militärischen Stylistik , als vielmehr eine glück behrten. Möglich , daß das Haar auf der Lippe dazu dient , die Luft zu reinigen, bevor sie in die Lungen gelangt. liche Combination der ſtyliſtiſchen Fertigkeit überhaupt und Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag, 5. Juni 185 1 .

MIT

No 67. DER

Allgemeine Militår-Zeitung. darf man mehr Scharfſchüßen verwenden ,I weil hier das Terrain ganz zu ihrem Vortheil iſt. ( 6 ) Die Serídanten werden fünftig , wie dieß bei Die Kette der Scharfſchüßen darf ſich nicht zu weit Gemeinen und Corporalen der Fall iſt , eine Soldzulage von der Bataille- linie entfernen ; andernfalls würden Er

Großbritannien.

bei guter Aufführung (Good Conduct Pay ) und im Falle folge, welche ſie etwa bei Einleitung des Gefechts errungen ihrer Beabſchiedung beſſere Penſionen erhalten.

hätte, nicht ausgebeutet werden können , da die Truppe,

( 9) Die Roſten des Raffernfrieges beliefen fich welche die Entſcheidung geben fönnte, nicht zur Hand iſt, im erſten Monatder Feindſeligkeitenauf 260,000 PFB.Št. ſie im Angriff zu unterſtüßen , und die feindliche Linie und ſeitdem monatlich zwiſchen 80 - und 90,000 Pfb.

Zeit gewonne, ſich wieder zu ordnen und ihre Vertheidi gungsanſtalten zu vermehren , bevor fie mit der haupts

macht zuſammentráfe. Die Natur des Terrains muß allein über die Verthei

Ueber den Dienft der Scharfſchüßen im Felde. ſtüßungen lung der und Scharfſchüßen und die Placirung der Unter Reſerven entſcheiden . Die Unterſtübungen, ( Schluß.)

welche zu idwadh ſind, um einige Conſiſtenz zu beſigen, werden nur dazu beſtimmt, für den Zuſammenhalt der in

Bei der Heranbildung des Scharfſchüßen kommen die der Rette befindlichen Scharfſchüßen zu ſorgen ; es iſt da felben Eigenſchaften in Betracht, wie für den kleinen her nöthig, fie dergeſtalt zu deđen und aufzuftellen , daß

Rrieg, als: Freiwilligkeit, Scharfſinn, Liſt und Beharr: fie ohne Verzug der Rette unterſtüßung und Hülfe bringen lichkeit. Es wäre daher zu beklagen , wenn man der Mit- und entſtandene Lüden ausfüllen können , was nur dadurch wirkung dieſer ausgezeichneten Truppe beraubt würde; zu erreichen iſt, daß ſie allen Bewegungen derſelben folgen. aber man fod ſie eben deßhalb mit Klugheit verwenden

In der Defenſive ſollen die Unterſtüßungen ſolche

und dieſes koſtbare Kampfelement der neueren Kriege nicht Puncte bejeßen , wo fie bei längerem Widerſtande zugleid leichtſinnig opfern, ſie nicht dem Säbel der Cavalerie dem Feinde den größten Schaden zufügen fönnen. Solche preisgeben und überhaupt nur da von ihnen Gebrauch Puncte find : die Flanke eines Dammes , eine Sede,

machen, wo ſie gegen einen Chok gededt ſind. Unterſtüßun- Mauer , ein Ravin , ein Gehöft , ein Erdaufwurf, eta gen , Schleichpatrouillen, Escorte der Ärtillerie , die Ber- Graben 2 . theidigung natürlicher und künſtlicher Finderniſſe, von Die Scharfidüßen dürfen ſich niemals in Gruppen Brüden 1, Straßen 2. überhaupt alle Handlungen , wobei vereinigen , außer wenn ſie von Cavalerie angegriffen wer :

fte einen ganzen und freien Gebrauch von dem in ihrer den wobei , ſie ſich übrigens in der Weiſe vertheilen , daß Drganiſation liegenden defenſiven Element machen können, gehören zu ihrem Reſſort; an jedem anderen Orte ſind eis die Füſiliere , welche ngiren müſſen.

die Entfernung der Klumpen von einander etwa 20—30 Schritte beträgt. Alle in der Nähe des Feindes ausgeführten Manöver

Die Regeln , welche bezüglich der Formation und Ver- ſollen von Scharfſchüßen gedeckt und Hankirt werden , ſet wendung der Scharfſchüßen zu beobachten ſind , beruhen eß , daß die Bewegung zum Zweck habe , die Truppen aus

ebenauf den Urſachen ,welche dieſes Inſtitut in’sLeben der Linie zur Colonnenformationübergehenzulaffen, und riefen , ſowie auf den Vortheilen und Nachtheilen , welche umgekehrt, ſei es um vor- oder zurücăzugeben oder irgend mit dieſer Rampfesweiſe verknüpft ſind. Die Beſtimmung eine Angrifføbewegung zu unternehmen. des Scharfſchübencorps iſt, die Maßregeln zu großen Die Vertheidigung der Puncte , deren Behauptung für

Schlägen vorzubereiten und zu erleichtern , nicht aber fie . bic Armee von Wichtigkeit iſt, darf nichtwenigen Scarf ſelbſt zu führen; hiernach iſt es nöthig, ihre Zahl in der Weiſe zu beſtimmen , daß das Sauptcorps nicht dadurch geſchwächt werde und daß fie ein Drittheil der Geſammt: ftreitkraft nicht überſchreite. In durdſchnittenen Gegenden

ſchüßen , ſondern muß vertraut werden. Die Momente vorgeſchoben entſpinnt. Sie werden

vielmehr ſtarken Abtheilungen an Scharfſchüßen ſollen erſt in dem werden , wann ſich das Gefecht dabet beobachten , nicht weiter vor

531 zugehen, als ihnen anbefohlen wurde , weil sie der Feind durch einen verstellten Rückzug in einen Hinterhalt locken oder auch durch einen verstärkten Angriff ihnen empfind liche Verluste beibringen kann , sobald sie sich zu weit von ihrem Hauptcorps entfernt haben. Die Scharfschüßen dürfen nicht auf Unkosten der Schlachtlinie verstärkt werden , weil der Feind , wenn er hinreichende Kräfte entwickelt , um die Scharfschüßen zum Verlassen ihrer Position zu nöthigen , sich nicht damit begnügen , sondern direct auf das Hauptcorps losgehen wird; sobald also die Linien des Gegners sich hin reichend genähert haben , um anzugreifen , so müssen die Scharfschüßen alsbald die Front der rückwärtigen Linie demaskiren , sich sammeln und ihren Posten in Bataille einnehmen , um in Uebereinstimmung mit den Maſſen zu agiren. Die Art der Verwendung der Scharfschüßen soll, unter Berücksichtigung der Dispositionen des Gegners , zugleich immer der Beschaffenheit des Terrains untergeordnet sein, auf dem man agirt , wie es z . B. in einer offenen Gegend, wenn man von Cavalerie unterstüßte Infanterie gegen sich hat, gefährlich sein würde, die Scharfschüßen den Conse quenzen eines Choks auszusehen. Agirt man jedoch gegen dieselbe Truppe und findet man einige Terrainerhöhungen, so können die Scharfschüßen mit Vortheil verwendet wer den. Je mehr das Terrain durchschnitten ist , um so pas sender ist es für die Scharfschüßen , deren Feuer lange andauern kann, bevor der durch Hindernisse und örtliche Schwierigkeiten aufgehaltene Feind sie zu delogiren vermag; aber auch dann werden die Scharfschüßen im Zurückgehen hinter jedem Hindernisse anhalten und dem Gegner das Terrain Schritt für Schritt streitig machen. Wenn die Scharfschüßen ausgesandt werden, den Marsch einer feindlichen Colonne zu beunruhigen , so werden sie fich in Hinterhalte legen und ein lebhaftes Feuer auf Front und Flanken richten , sich zurückziehen , wenn der Feind Abtheilungen gegen sie entsendet, und ihren Posten wieder einnehmen , wenn diese sich zurückziehen. Bevor man zum Angriffe vorschreitet, muß die Kette der Scharfschüßen außer Gewehrschußweite formirt werden. In einem offenen Lande marschirt die Kette allignirt , in durchschnittenem richtet sie sich nach den Vorkommenheiten des Terrains. Offene Stellen müssen sie beim Vormarsche rasch durchschreiten, um vortheilhafte Puncte zu erreichen , und sehen , wenn fie dieß mit Erfolg ausgeführt haben , ihren Marsch fort. Treffen fie auf eine bedeutende Stärke des Feindes, so halten sie ihn auf und beschäftigen ihn so lange in Front und Flanken , bis das Hauptcorps ankommt und angreift. Alle Regeln, nach welchen sie sich bei einem Angriffe be nehmen, haben sie nur fortzusehen , sobald sie einen Rück zug zu decken haben. In diesem Falle werden sie an allen vortheilhaften Puncten anhalten , dabei aber nicht zu weit hinter dem Corps zurückbleiben , dessen Marsch sie decken sollen , noch von der Kette abkommen , um die Unterstüßug durch die Reserven möglich zu machen , falls eine Ver= längerung ihres Widerstandes für das Hauptcorps von Interesse wäre. Sind die Scharfschüßen genöthigt, ein offenes Terrain zu durchschreiten , und ist zu befürchten , daß sie von Ca valerie attakirt werden , so müssen sie sich sammeln und

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rasch und in Ordnung ein geeigneteres Terrain oder eine günstige Position zu gewinnen suchen. Gelangen fie beim Vormarsch an die Ausmündung eines Defilees , welches einen oder zwei Uebergänge gestattet, so werden sie , wenn es schwach vertheidigt ist , mit Gewalt durchdringen , während ein Theil derselben den Angriff durch ein Feuer von solchen Puncten aus begünstigt, welche diese Defileen flankiren oder beherrschen. Nach forcirtem Durchgange muß die Reserve herbeieilen , bis jenseits vor gehen und das Defilee bis zur Ankunft des Hauptcorps befeßen , worauf sie wieder zu ihren Scharfschüßen ſtößt und deren Bewegungen folgt. Das Passiren eines Dorfes erfordert dieselben Anord nungen. Ist es stark beseßt , so fangen sie damit an, sich an den Rändern des Defilees auszubreiten, und feuern unter Benugung der vorhandenen Deckungsmittel unaus gesezt bis zur Ankunft der Reserve oder auch das Haupt= corps selbst; alsdann werden sie den Engpaß couroniren, während die Reserven sich vereinigen , um den Durchgang zu erzwingen , und das Hauptcorps cine Abtheilung in die Flanken entsendet, um den Feind zum Rückzuge zu ―― nöthigen. Wenn es sich um den eigenen Rückzug han delt , so wird man die mit der Vertheidigung eines Defi= lees beauftragten Scharfschüßen durch Detachements unter stügen müssen , welche dem Ausgange gegenüber aufgestellt ihren Posten , nicht eher verlaffen dürfen , als bis die Scharfschüßen vorüber find. Die Scharfschüßen können mit großem Erfolge im Ge= birgskriege verwendet werden, der gemeinhin nichts Ande= res ist, als ein Geschäft der Postirungen , und hier ist es, wo sie leicht die Mittel für eine gute Vertheidigung schöpfen. Im Moment des Angriffs einer Stellung müssen sie auf beiden Seiten des Thals , in welchem der Feind steht, vorpouffirt werden , und von Höhe zu Höhe kletternd ihn zu vertreiben suchen , sei es mit Gewalt oder dadurch, daß sie ihm die Besorgniß einflößen , umgangen zu werden. Ist dieß gelungen , so beunruhigen sie seinen Rückzug und begünstigen durch eine lebhafte Verfolgung den Angriff im Thale. Wenn es sich auf Gebirgen oder deren Seitenab dachungen darum handelt, den Feind in Flanke und Rücken zu nehmen , so verwendet man hierzu nur kleine Abthei= lungen , welche sich in eine Kette formiren und langsam die Straßen und Fußpfade überschreiten , wobei sie auf merksam auch den unbedeutendsten Ueber- oder Durchgang durchsuchen , während Unterstügungen und Reserven die Knotenpuncte in der Weiſe beſeßen , daß sie einen etwaigen Rückzug decken können . Wenn man bei der Defenſive in einem Thale oder an deffen Eingang Position nimmt, so ist es nöthig, daß einige Posten die Höhenzüge besezeu , welche es bildenz werden diese Poften angegriffen , so bilden fie Kette und leisten beharrlichen Widerstand gegen die zu ihrer Ver treibung abgeschickten leichten Truppen. Jede Defensivstellung in einem Thale wird im Ver= hältniß zu der Truppe selbst beſeßt, die dazu beſtimmt iſt, und so , daß das Feuer der verschiedenen Puncte gegen eine einzige Stelle concentrirt werden kann. Die Flügel lehnen sich an die Gebirge an, welche immer beseßt sein müssen , um feindlichen Flankenangriffen zu begegnen und

533 die Front der Position zu flankiren. Es ist hierbei Regel, daß die Vertheilung der Truppen nach den Grundsäßen der Fortification berechnet sein muß ; eben so verhält es fich mit der Verwendung der Scharfschüßen. Dieselben frönen die benachbarten Höhen und sichern Flanken und Rücken , indem sie auf den Feind ein wohlgenährtes Feuer richten und sich besonders der Uebergänge und Fußsteige versichern , über welche feindliche Abtheilungen die Höhen erreichen und den Vortheil einer Position gewinnen könnten. Die Abtheilungen , welche die Berge besezt halten, dürfen nur so lange verweilen , bis sie den Rückzug ge= sichert haben, und marschiren , falls derselbe angetreten werden muß , möglichst auf gleicher Höhe mit den im Thale vordringenden feindlichen Truppen, um deren Marſch zu hindern und sie durch die Lebhaftigkeit ihres Feuers aufzuhalten. Wenn die mit der Leitung der Scharfschüßen beauf= tragten Offiziere in einer Gebirgsgegend oder in durch schnittenem Terrain es verstehen , abwechselnd Tapferkeit, Klugheit, Kühnheit und List zu entfalten , so werden sie immer selbst an Zahl überlegene Gegner zwingen , das Feld zu räumen. Die Thätigkeit der Scharfschüßen wird auch noch beim Angriff und bei der Vertheidigung fester Pläge in An= spruch genommen. Bei dem Angriff etabliren sie sich vor wärts der Parallelen in kreisförmigen Trancheen , um sich gegen das Feuer des Plazes zu decken. Diese kleinen Arbeiten werden wegen des Defilements gegen Geschüß feuer von Genie-Offizieren dirigirt und durch Sappeure unterstüßt, um rasche Deckung zu erzielen. Von da aus beobachten sie die Bewegungen, welche auf den verschiede nen Posten, an den Poternen , Barrieren, hinter den Brust wehren und gegen die Waffenpläge stattfinden und seßen den Tranchee-Commandanten durch passende Signale davon in Kenntniß; und hier ist es, wo sie ihre Meisterschaft im Schießen auf Unkosten des Feindes zeigen, der sich unklugerweise auf den Werken des Plages bemerkbar macht. Vor Allem soll jedoch ihr Feuer gegen die Batterieen der vorgeschobenen Werke gerichtet sein, um den zur Bedie nung derselben verwendeten Kanonieren möglichsten Schaden zuzufügen. In dem Maße, in welchem der Angriff vorschreitet, rücken auch die Scharfschüßen weiter vor, und ihr Feuer darf niemals aufhören , die Kanoniere der vorgeschobenen Werke und des Plazes selbst zur Zielscheibe zu nehmen. Wenn die Brefche praktikabel ist und man zum Sturme vorschreitet , sind es wieder die Scharfschüßen , welche durch ein verdoppeltes Feuer unter den Vertheidigern der Bresche und der benachbarten Brustwehren aufräumen müssen. Bei der Vertheidigung fester Pläge müssen die Scharf= schüßen alle kleineren Werke, welche sich vor dem Haupt walle befinden , besegen und hartnäckig vertheidigen. Aus spähen , die ersten Trancheen des Feindes entdecken und beren Richtung anzugeben , sind gleichfalls Dienste , welche die Scharfschüßen leisten. Sie müssen beständig zu Pa trouillen um den Plag verwendet werden; eine Patrouille kann zuweilen Unordnung und Verwirrung in den Tran= cheen hervorbringen. Bei den Ausfällen erfüllen die Scharf schüßen dieselben Bestimmungen , wie bei sonstigen Gefech= ten und Rückzügen. Endlich sind sie es noch, welche auf

534 Kundschaften ausgesendet werden und alle gewagten Un= ternehmungen begleiten , sei es um den Plaz zu verpro= viantiren , oder die Angreifer zurückzuwerfen.

Literatur. Lehr- und Handbuch der militärischen Sty = Listik, umfassend den militärischen Brief-, Geschäfté = und Lehrstyl, die kriegsgeschichtliche Schreibart und die militärische Beredsamkeit. Von Georg Heinrich Schuster, t. t. Hauptmann , Besizer des Militär Verdienstkreuzes. Dritte vom Verfasser verbesserte und durch wesentliche Zusäße vermehrte Auflage. 8. Wien 1851. Verlag von Friedrich Volke's Sohn. (14 u. 382 S. ) 2 fl. C.M. (Schluß.) Die Einleitung berührt zuerst Wesen, Zweck und Ein theilung der militärischen Stylistik, erörtert die Wichtigkeit der Ausbildung des Styls im Militärſtande und die hierzu vorhandenen Hilfsmittel und schließt mit Angabe und Er klärung der Erfordernisse des Militärstyls . Bezüglich der bei legteren, oben anstehenden Richtigkeit und Reinheit der Sprache wollen wir wünschen , daß durch des Verfassers Lehre und eignes Beispiel die mancherlei Austriacismen vertilgt werden möchten , die man noch immer mehr oder weniger auch in den besten österreichischen Militärschrift stellern vorfindet, und selbst bei dem Verfasser hätten wir wenn auch nur wenige Wörter , wie wochentlich" statt wöchentlich ", Verkühlung" statt „ Erkältung" und die son= berbare Declination des Wortes " General" zu denunciren, welche leßtere freilich dienstlich sanctionirt zu seyn scheint. Das erste Hauptstück handelt vom militärischen Brief= style. Wir können natürlich dem Verfasser nicht das Cere moniell der Titulaturen und der sonstigen haarsträubenden Spigsäulen Spißsäulen vorwerfen , an denen der Wagen schon man ches ehrlichen Mannes zerschellt ist ; aber es wäre doch endlich einmal an der Zeit, etwas mehr Rücksicht auf den Werth der Zeit zu nehmen , welcher namentlich für Sol daten nicht hoch genug in Anschlag gebracht werden kann, ganz abgesehen von dem peinlichen Gefühle, welches man nothwendig empfindet, wenn man den Soldaten , welcher doch vorzugsweise ein Muster der Gradheit sein sollte, durch alle die Schnörkel und Nichtigkeiten elendiglich und kläglich sich winden und kriechen sieht. Wir können uns aus diesen Gründen auch nicht mit dem Verfaſſer einver= standen erklären , wenn er S. 11 den Abkürzungen total den Stab bricht oder die Nachschriften verpönt. Was die hierher gehörenden Beispiele und Aufgaben anlangt, so könnte man namentlich durch die letteren sehr leicht zu der Frage sich gedrängt fühlen, auf welche Arten von Schülern hierbei denn eigentlich gerechnet wurde. Wenn wir auch bei den Beispielen zugeben wollen , daß fie als Muster, zur besseren Veranschaulichung der Lehren , selbst sehr hohen Rangstufen und einem gereifteren Lebensalter entnommen werden können und müssen , so sollte man doch bei den Aufgaben billiges Bedenken tragen, den Schülern ―――- doch wohl nur Cadetten und allenfalls jungen Lieute= nanten - zuzumuthen, daß sie sich künstlich in eine Stel

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lung hineindenken , die ihnen noch zu ferne liegt, um sie richtig begreifen und würdigen zu können. Haben sie sich für die eigenen oder auch naheliegenden Sphären ſtyliſtiſche Fertigkeit und Gewandtheit erworben , so werden sie sich auch in den höheren Wirkungskreisen zu bewegen verstehen, wenn Zeit oder Glück fie in dieselben wirklich versest haben. Wir wollen nicht gerade behaupten , daß man nicht vorgreifen solle; wir möchten nur verlangen , daß Hat jedoch der Verfasser man hierin nicht zu weit gehe. vielleicht noch andere Schüler als die erwähnten im Auge gehabt, so müßten wir uns freilich bescheiden , und was wir auszustellen vermeinten , gestaltete sich dann zu einem weiteren Verdienste. ― Die Beispiele zum Briefstyle über haupt anlangend, so finden wir dieselben größtentheils der Art, daß sie wirklich als Muster gelten können ; doch möchte einigen wenigen eine gewisse Ueberschwänglichkeit und selbst Geschraubtheit vorzuwerfen sein. Das zweite Hauptstück der militärische Geschäfts ― styl ist , wie natürlich, das umfangreichste des ganzen Buches und zerfällt in vier Abschnitte, von welchen der erste die vermischten Auffäße, der zweite jene des unter gebenen , der dritte des vorgeseßten und der vierte des gleichen Verhältnisses behandelt. Die Beziehungen zum österreichischen Dienstbetriebe treten begreiflicherweise hier noch stärker hervor, als in dem vorhergehenden Haupt stücke; indessen sind doch viele Gegenstände darin enthal ten, welche auch anderwärts mit Nußen gelesen und studirt werden können , wie namentlich solche, welche sich auf die Vorkenntnisse des Felddienstes , die Functionen des Gene ralstabs u. dergl. m. beziehen. Uebrigens möchte dabei zu bemerken seyn, daß sich der Verfaffer wohl etwas zu fehr in den Stoff selbst vertieft hat, wobei freilich zu be rücksichtigen ist , daß die Vorschriften für die stylistische Behandlung allerdings sehr wesentlich durch die Natur des zu behandelnden Stoffes bedingt werden. Das britte Hauptstück, der militärische Lehrstyl, zer fällt in zwei Abschnitte. Der erste bespricht die Erforder niffe und Behandlungsarten (philosophische, conversatio= nelle, pragmatische und populare) und veranschaulicht jede durch ein passendes Beispiel. Die S. 293 über die Clau sewitz'sche Behandlungsweise (philosopische) gestellten Fragen bürften übrigens ihre beste Beantwortung S. 291 finden, wo sehr richtig die Höhe und der Umfang der Bildung derer, für welche der Stoff darzustellen ist , als maßgebend betrachtet wird. Sowie daher dem Autor das Recht zu steht, sich in dieser Weise sein Publikum zu wählen, so erwächst das Recht, dieſem anzugehören, eben nur aus der - Der zweite Abschnitt Befähigung , jenen zu begreifen. Gegenstand, welche zum Thematik hat die militärische ftreng genommen nicht hierher, sondern in die Einleitung gehört oder als Schlußkapitel hätte behandelt werden der auf die bei der müssen. Ebenso dürften mit Ausführung anzuwendende Stylgattung nur die Stoffe zu abzuhandelnden Aufgaben hierher zu rechnen sein , während die Stoffe zu taktischen Aufgaben aus demselben Grunde Sieht man dem zweiten Hauptstück zuzuweisen wären. davon ab, so kann man sich auch über diesen zweiten Ab schnitt nur lobend und zustimmend aussprechen.

Für die beiden lezten Hauptstücke (kriegsgeschichtliche Schreibart und militäriſche Beredtſamkeit) wird man, wenn überhaupt der Name noch anwendbar , schon sehr gereifte oder doch sehr begabte Schüler voraussehen müssen ; denn für die kriegsgeschichtliche Schreibart gehört nicht allein, daß man Soldat in der höheren Bedeutung des Wortes wirklich ist , sondern daß man sich zu der militärischen Friedensausbildung auch einige Vergißmeinnicht im Felde gepflückt hat; für die militärische Beredtsamkeit ist aber eine Menschenkenntniß oder Seelenkunde , wie der Verfasser sich ausdrückt , erforderlich , welche man sich nur auf dem Wege einer langen , durch glückliche Beobachtungsgabe nugbar gemachten und gesteigerten Erfahrung erwirbt, von der selbst ein hoher Grad von Geistesgegenwart und der Die brillanteste Mutterwig nie ganz dispensiren können. Abhandlung dieser beiden Arten des militärischen Styls kann daher vorerst nur dazu dienen , das ganze Lehrgebäude in passender Weise zu vervollständigen und abzurunden, vornehmlich aber den Schülern die Mittel an die Hand zu geben , um die Muster dieser Stylgattungen mit größe= rem Nugen studiren und einer späteren Selbstthätigkeit in diesen Fächern möglichst vorarbeiten zu können . Diese Aufgabe nun hat der Verfasser in ausgezeichneter , wirk lich meisterhafter Weise gelöst, und hier ist es, wo wir am meisten bedanern , daß uns der Raum nicht gestattet, einige Proben seiner Behandlungsweise und seines Styls zu geben. Unter den Beispielen zu der „militärischen Be= redtſamkeit“ befinden sich übrigens nicht wenige, welche der neuesten Kriegsgeschichte Oesterreichs entlehnt sind. Der Anhang enthält einige Verordnungen , Erlaffe u. dgl. , welche nur auf Verhältnisse des österreichischen Dienstes Bezug haben. Wie nichts vollkommen ist , so hat auch dieses Buch seine Mängel, die jedoch im Verhältnisse zu dem unbe streitbar hohen Werthe des Ganzen als verschwindend an zusehen sind. Eine Empfehlung erscheint sonach beinahe überflüssig und wir glauben uns nur noch dahin aus sprechen zu müssen, daß die besondere Rücksichtnahme auf die österreichischen Dienstverhältnisse der allgemeinen Brauch barkeit des Buches nur wenig entgegentritt und eine Ver breitung desselben auch über die österreichischen Gränz marken hinaus mit einiger Zuversicht erwartet werden darf. Im Interesse dieser Verbreitung würde es übrigens für den sehr wahrscheinlichen Fall der Nothwendigkeit auch noch einer vierten Auflage vielleicht gerathener sein, wenn der Verfasser alsdann das speciell auf den österreichischen Dienst sich Beziehende (hauptsächlich im zweiten Haupt stuck) getrennt und unabhängig von dem Uebrigen behan= deln würde. Hierdurch dürfte die allgemeine Brauchbar= keit des Buches wesentlich gefördert werden, ohne daß man nöthig hätte, auf die unmittelbare Nüglichkeit desselben für die österreichischen Heeresangehörigen zu verzichten. Noch hätten wir zu erwähnen , daß diese dritte Auf lage dem Banus und Feldzeugmeister Freiherrn_Jellacic gewidmet ist, in dessen Umgebung sich der Verfasser wah rend des ungarischen Feldzugs 1849 befand. Die äußere Ausstattung ist lobenswerth.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 7. Juni

68 .

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185 1. சிப்பாயா

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Allgemeine Militar - Zeitung. Königreich Sachſen.

Wunſch ein Gefeß für jeßt bat noch in Kraft bleiben múffen , durch deffen vorgeſchlagene Abänderungen Wir

Am 12. April 0. 3. fand der feierliche Schluß des einestheils eine weſentliche Erleichterung der Steuerpflicht ſeit dem 22. Juli v. g . verſammelt geweſenen ſechsten Unſerer Unterthanen, anderntheils eine Verbeſſerung der

ordentlichen Landtages ſtatt.

Der Landtagsabſchieb Lage der Unteroffiziere und Mannſchaften Unſerer freuen

gibt folgende Erklärungen in Bezug auf die das Militär betreffenden Angelegenheiten. „Es ſind die Beſtimmungen , die während des

und tapferen Armee herbeizuführen entſchloſſen waren . "

„Was endlich das Geſuch Wolf's von Tümpling und Genofſen um Verlegung einer ſtehenden Garniſon

Urlaubs erkrankten oder verſtorbenen Militär- in das Voigtland anlangt, ſo iſt dieſes von der perſonen betreffend, durch das Geſeß vom 15. Mat Ständeverſammlung mittelft Schrift vom 31. März 1851 1850 , in welchem die mittelſt Landtagsſchrift vom 27.Apri dringend zur Berüdfichtigung empfohlen worden. Dieſc

desſelben Jahres geſtellten Abänderungsanträge berücfidh wird man eintreten laſſen , ſobald diedienſtlichen Verhält tigt wurden , zur Publikation gelangt." ,,Man hat der erklärten nachträglichen Zuſtimmung zu

niſſe und die Präſenz der Mannſchaften es verſtatten ." Dresden .

H.

ber unter dem 15. Juli 1849 auf Grund des S 88 der

Verfaffungsurkunde angeordneten Ginübung der Dienſt die Verordnung vom 13. aften durch rejervem November annidh 1850 entſprogen ."

frankreich. ( 5) Der Raifer von Rußland bat laut Ukas vom

Kücfichtlich derjenigen Vorlagen dagegen , in Bezug 1. Februar 1851 dem Verfaffer des Droit la légis auf welche es noch der Entſchließung des Königs bedarf, fation des armées de terre et de mer , Durat Laſalle, erhält man folgende Bemerkungen :

der ſchon den Wladimirorden erhalten hat, den St. Sta = „ Indem wir die beifällige Erklärung der getreuen nislausorden 2. Klaffe verliehen , und zwar für die Ueber

Stände in Betreff des ihnen auf die Finanzperiobe 18 :$ vorgelegten Rechenſchaftsberichts mit Befriedigung entgegen-

fendung des Manuſcriptes des Werkes : Sur l'education et l'instruction des officiers de tous grades et sur les

nehmen , ſind Wir der in der dießfalſigen Schrift vom

connaissance

s et les qualités que doit posseder un gé 1. März dieſes Jahres ausgedrůdten Erwartung,daß ein néral en chef, und gleichzeitig den Druc des Wertes detaillirte

s Verzeichniß über das Militáritaats anbefohlen. vermögen in Zukunft bei feinem der Rechenſchaftsberichte fehlen werbe , in dem Falle gern zu entſprechen bereit, Maſſa u . wenn eine weſentliche Veränderung hierbei eingetreten iſt, während im entgegengeſeßten Falle von der eben ſo zeit(17 ) Die bisher beſtandene Einridhtung, nach welcher

raubenden als mühevolen Taration des Inventariume die Scharfſchüßen * ) bei ihren reſp. Bataillonen ausgea und der Vorräthe füglich abzuſehen ſein wird.“ Ferner wird geſagt: „ Durch Vorlegung der Geſeßeðentwürfe vom 29. Auguſt 1850 und vom 29. März 1851 über Abänderung einiger Beſtimmungen des Militärpenſionsges fetes vom 17. December 1837 beabſichtigten Wir mögu lidhſte Gleichſtellung der Armee mit den Civilſtaatsdienern in Hinſicht auf Feſtſtellung der Penſionen .“ Wir haben zu bedauern , daß die mohlerwogenen, auf nothwendiger Beachtung des Dienſtes in der Armee bes ruhenden Gründe Unſerer Regierung nicht die gehoffte Berüdſichtigung gefunden haben und daß gegen ünferen

bildet wurden , hört mit dem 1. Jult d. J. auf. Unter

dem Namen „ Schüßenabtheilung “ werden die zu Schüßen befähigten Individuen in der Garniſon Wiess baden zuſammengezogen und nnter einheitlicher Leitung zu Scarfſchüßen ausgebildet. Jedes der ſechs Bataidone ftellt hierzu 1 Dffizier, 2 Serſchanten , 4 Corporale, 1 Þorniſten und 48 Mann; alſo die ſechs Bataillone im Ganzen 336 Köpfe, ausſchließlich des Commandanten der Abtheilung. Die Schüßenabthetlung beſteht vorläu -

*) Befanntlid find bie naffauifden Süßen mit Deloigne"foen Büdſen Bewaffnet.

539 fig aus zwei Compagnieen und jede derselben wieder aus 1 Hauptmann, 1 Oberlieutenant, 1 Unterlieutenant , 6 Serfchanten, 12 Corporalen , 3 Hornisten und 144 Scharf schüßen. Der Commandeur der Abtheilung ist ein Stabs offizier oder Hauptman mit der Disciplinarstrafbefugniß eines Bataillonscommandeurs. Die Schüßenabtheilung hat keine eigene Administration und mithin auch keinen Rechner. Die Verpflegung wird durch nähere Bestim mungen geregelt.

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Wirkung begleitet sein. Entweder sieht man am betreffen= den Orte die gute Absicht , die patriotischen Beweggründe der hier gebotenen , historisch entwickelten Auseinander segung ein und bestrebt sich , die gegebenen Rathschläge zu nüßen oder ihre Nuzung anzubahnen , oder man tritt aus den Gewohnheitsfehlern nicht heraus und läßt die Sachen gehen wie sie wollen , bis man durch Ereignisse aufgerüt= telt wird und übereilt nachzuholen beginnt, was man mit Muße einleiten konnte. Dann pflegt man gewöhnlich ein zelne Personen jener Unterlassungsfünden anzuklagen , an deren Begehung fie oft nicht die mindeste Schuld tragen. Die beste Organisation und Instruction hilft nichts, wenn Literatur. man zur Erhaltung der ersteren nicht Hand anlegt und zu lesterer nicht die nachhaltige und stete Uebung gesellt. Blicke in das Bernersche Militärwesen . Heraus Ueberblicken wir kurz das Hauptsächliche desjenigen gegeben von D. Zimmerli, gewesenem Oberst Inhalts , der zunächst von allgemeinerem, politisch- mili milizinspector und Chef des Stabes des Kantons tärischem Interesse ist , so besteht , wie angedeutet , der Bern. 8. Bern 1850. In Commmission bei Huber Hauptgewinn für das auswärtige militärische Publikum u. Comp. (VIII u. 180 S. mit 1 Tab. ) Thlr. in der vermehrten genaueren Kenntniß , daß der größte Kanton der Eidgenossenschaft ſeine Truppenausbildung nach Im März 1850 beschloß der Große Rath des Kantons Bern mittelst Erlassung eines provisorischen Geſeßes die militärischen Begriffen höchst dürftig betrieb , daß die Wiederholung und Befestigung in dem Erlernten sich so Stelle eines Chefs des Stabes aufzuheben und das Büreau des Lezteren mit dem der Militärdirection zu vereinigen. zu sagen auf Null reducirte. Der Verfasser hat seine In Folge dieses Gesezes ertheilte man dem eidgenössischen Arbeit , die laut Vorwort als objectiv gehaltene Rechtfer Obersten Zimmerli , einem geborenen Aargauer, nun tigungsschrift angekündigt wird , seinen Freunden und mehr kurzer Hand die Entlassung , nachdem er im Jahre Waffengefährten aller Grade gewidmet, und bestrebt sich, zu beweisen, daß man die Dürftigkeit der Leistungen nicht 1835 als Oberstmilizinspector des Kantons berufen worden war und diese Stellung bis 1847 begleitet hatte , zu wel seiner Amtsführung , sonderen anderen Verhältnissen zu= schreiben müsse . Er beginnt, um der geschichtlichen Ver cher Zeit er, zufolge der neuen Militärorganisation , zum bindung willen, mit Erwähnung der Hauptveränderungen, Chef des Stabes ernannt wurde. Bei dieser Entlassung denen das bernische Wehrwesen während einiger Jahrzehnte nahm man, den hier erzählten Thatsachen nach , keine vor dem Jahre 1835 unterworfen war, einem Zeitpuncte, Rücksicht darauf, daß die geseßliche Dienstzeit erst mit dem 1. Mai 1851 ihr Ende erreicht hätte. Dieser durch eine in welchem man den früheren Grundsäßen allgemeiner Reihe hier mitgetheilter, mittelbarer und unmittelbarer Wehrpflicht sich wieder näherte. Zufolge der Militärver Kränkungen empfindlich verlegte schweizerische Offizier gibt . fassung von 1826 hatten die Miliztruppen des Kantons in vorliegendem Schriftchen Rechenschaft über seine Dienst Bern (ausschließlich der Landwehr) bis vor der Organi= führung und über die Eigenthümlichkeiten der Militär sation vom Jahre 1835 ungefähr halb so viel Mannschaft als nachher. War früher die Dienstzeit im Auszuge 12 verhältnisse des Kantons Bern vom Jahre 1836 bis 1850. Zunächst hat die Schrift ein überwiegendes Interesse für Jahre gewesen , so wurde sie nun auf 8 Jahre herabgesezt und die Reserve in 2 Landwehrklassen eingetheilt. Der die Angehörigen des Kantons Bern , welche hier eine in's Detail tief eingehende Darlegung von einem freimüthig Name für die Reserve hatte gewechselt , die Sache war sich aussprechenden , die Verhältnisse bis in's Kleine durch geblieben. Das Ererciren durch Drillmeister auf dem Lande dringenden, sehr thätigen Beamten erhalten , der offenbar wurde abgeſchafft und im Allgemeinen eine noch geringere Leistung angesprochen , dafür aber mußten sämmtliche immer das Beste wollte und dem allmäligen , der beson deren Natur der Dinge sich anschmiegenden Fortschritte Waffenpflichtige jeden Jahrgangs in den Auszug eintreten, stets zugewandt war. Was seit 1836 für das bernische wodurch alsbald eine starke Ueberfüllung der Abtheilungen Kriegswesen geschehen war , und worin die Ursachen zu eintrat, bei der ohnehin mangelhaften Einübung der Cadres finden sind , daß dasselbe nicht einen noch bedeutenderen ein bedenklicher Zuwachs. Von dem Gang der Abhandlung abspringend erwähnen Aufschwung nahm, dieß zu erörtern ist vornehmlich Zweck vorliegender Abhandlung. Allein auch für weitere Kreise wir hier, was späterhin angeführt wird , daß nämlich nach kann dieselbe das Interesse aller Derer in Anspruch neh dem Ueberschlag für jeden Infanteristen im Frieden eine men , welche prüfende Blicke in das Innere des schweize Dienstverwendung von 93 Tagen in Aussicht genommen rischen Militärwesens richten wollen. Aus dieser Mög war , nämlich : Vorübung im Instructionsbezirk von 3 lichkeit dürften allerdings auch mit der Verbreitung jenes Tagen , förmlicher Recrutenunterricht 40 Tage, Frühlings Werkchens Nachtheile für die Schweizer verbunden sein, musterungen 8 Tage , Herbstmusterungen 16 Lage, ein weil alle derartigen Mittheilungen den politischen Zwecken Wiederholungskurs 14 Tage , ein Lager 12 Tage; inner des Auslandes dienen. halb 8 Jahren also eine wirkliche Dienstzeit von 3 Mo= Diese unverhüllte und ungeschminkte Darlegung der naten und 3 Tagen. Erfährt man nun weiter , daß die Mängel und Fehler der schweizerischen , insbesondere ber Vorübungen nur während einiger Jahre abgehalten, die nischen Milizorganisation wird und kann von verschiedener Musterungen nur theilweise statthatten, die Wiederholungs

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kurse von 14 Tagen nur bis 1841 sich erstreckten , dann des Büreaus war ein Secretär bestellt. Von den alljähr= auf 8 Tage herabgesezt und von 1836 bis 1848 statt 6 lich zur Musterung herangezogenen 5300 Mann wurden ――― mur 2 Lager bezogen wurden , lauter Abweichungen durchschnittlich 2200 wirklich eingetheilt und instruirt. vom Gesez , welche jenseits des Einflusses des Oberßimiliz Bedenkt man dabei , daß die Chargen der Natur der Ver inspectors gelegen hatten; so begreift man in der That hältnisse, der Kürze ihrer eigenen Instruction zufolge, nicht , wie eine nachhaltige Opposition diesem Manne die durch Geschäftsunkenntniß und Mängel mancherlei Art die Mängel der Leistungen vorzugsweise , vielleicht allein auf ohnehin beträchtliche Friction des Dienstganges noch ver= bürden mochte. mehrten , so muß es jeden an glatten Dienstmechanismus Wie schwierig , mühsam , ja peinlich mitunter das Amt gewöhnten Soldaten Wunder nehmen , daß überhaupt noch eines Oberstmilizinspectors sein mochte, mag man daraus geleistet wurde, was nach den eidgenössischen Inspections= entnehmen, daß in den Sigungen des Militärdepartements, berichten geleistet worden sein soll. der obersten leitenden Militärbehörde des Kantons , welche Miliztruppen bedürfen ausgezeichneter Cadres , schr aus einem Präsidenten und 6 Mitgliedern bestand , die häufiger Wiederholungskurse und dabei einer wesentlich zum Theil Bataillonscommandanten waren (unter denen praktischen Anordnung der Uebungen; aber gerade diese fogar längere Zeit ein Hauptmann sich befand) , daß in Erfordernisse gingen den bernischen Milizen zum Theil als diesen Sigungen der Oberstmilizinspector ohne Stimmbe Folge mancherlei Ursacheu in bedenklichem Grade ab. Wie rechtigung nur mit berathender Stimme zugegen zu sein wir hier belehrt werden , sollte der Cadre- Unterricht der hatte, durch welches unmilitärische Verhältniß der Grund Offiziere 6 Wochen , der für Unteroffiziere 3 Wochen zu vielen Mißlichkeiten gelegt wurde. Der Milizinspector dauern , und diese , wenn man den Kreis der Verpflich= hatte sodann die Organisation, Formation und Hand tungen eines Offiziers oder Unteroffiziers durchdenkt, lächer habung der Disciplin zu besorgen , die Zustruction zu lei= lich kurze Zeit wagte man , vom Jahre 1841 an , für ten und die Kleidung , Bewaffnung und Ausrüstung zu erstere auf 3 Wochen und für leztere auf 1 Woche herab= beaufsichtigen. Er stand unmittelbar unter dem Militär zusehen. Von 1836 bis 1840 , also in 4 Jahren , kam departement und hatte deſſen Anordnungen zu vollziehen. jedes Compagniecadre einmal in die Instruction, von da Aus der Unbestimmtheit über den Umfang der Verpflich ab alle 3 Jahre noch einmal auf eine kürzere Dauer als tungen dieses Beamten, welchen Einige für den Ober die obige. Für die praktische Instruction der Stäbe ge instructor selbst hielten, während er doch nur Aufsichts schah dagegen Nichts. Der Verfasser sagt mit Recht : Was soll das beste Bataillon mit einem ungeübten Chef? behörde über die Instruction im Allgemeinen war und dieselbe nirgends selbst vornahm , gingen viele irrige An Das Wiffen genügt hier nicht , das Können ist die Haupt= fichten und Mißdeutungen seiner amtlichen Wirksamkeit sache, und solches kann nur durch tüchtige Uebungen in hervor. Das Milizinspectorat war im Ganzen genommen befriedigendem Maße erlangt werden." Von den Wieder die Centralstelle für die Mehrzahl der Geschäfte des Mi holungskursen erfahren wir, daß bis 1841 jedes Batail= litärwesens , und war dabei zu viel mit der Administration lon nur einmal in 5 Jahren auf 14 Tage geübt wurde, beauftragt , als daß man dieß Amt mit einem General von dan an aber nur noch einmal in 3 bis 5 Jahren auf commando vergleichen könnte. In geschäftlicher Beziehung eine Woche zur Uebung gelangte. Wir waren in der hatte der Inspector anfangs enorme Schwierigkeiten zu That früherhin der Ansicht, daß der kräftige Sinn , die überwinden, da noch keine mit dem Generalstabsdienst zähe Natur der Schweizer einiges Fehlende hinsichtlich der vertrauten Offiziere dazumal vorhanden waren. Sehr oft Disciplin, Instruction und Waffenfertigkeit zu ersezen ruhte bei Anlaß eines Truppenaufgebotes die ganze Ge vermöchte, nachdem wir aber hier von Oberst Zimmerli ſchäftslast auf seiner Schulter; er hatte die Truppen auf erfuhren , wie wenig eigentlich geschah, hat sich unsere zubieten , alle Verwaltungsangelegenheiten dabei, mit Aus Ansicht verändert, unser Mißtrauen gegen günstige Vor= nahme der Ausrüstung , mit seinem Büreau zu besorgen meinungen, die von anderer Seite über die Haltbarkeit und dann als Truppencommandant jene nach ihrer Be der schweizerischen Vertheidigungsfähigkeit uns zugekommen stimmung zu führen, er war Verwaltungsdirector, Trup waren , ist damit gewaltig rege geworden. Wenn aller= pen- und Generalstabschef in einer Person. Wer ander wärts der ungünstige Eindruck , welchen das bernische wärts , wo Kriegsministerien bestehen , in das Getriebe der Wehrwesen nach der hier gegebenen Mittheilung einflößt, Verwaltung hineingesehen hat, wird anerkennen müssen, zunahme, so hätte insofern Oberst Zimmerli feinem Ge welche Massen von Arbeiten jenem Beamten zu Bergen sammtvaterlande durch Veröffentlichung dieser Schrift fich häufte, der für 24,000 Mann reguläre Milizen mit scheinbar einen übelen Dienst erwiesen. Wir sagen schein einem schwachbescßten Büreau zu sorgen hatte, welche bar, weil die Schweizer in Folge einer veränderten poli Truppen , zwar zum kleinsten Theil zu Dienst , doch fort tischen Verkehrsweise , hervorgerufen durch ihre militärische und fort in allen möglichen Beziehungen Anfragen stell Schwäche , bald die Nothwendigkeit einer bedeutenden Um ten, Bescheide verlangten , gemustert und zur Wiederholung gestaltung ihres Wehrwesens erkennen müſſen , wenn sie einbeordert werden mußten , und dieses immer in kleineren nicht den unangenehmsten Möglichkeiten sich ausgesezt sehen Abtheilungen, über welche eine eine ziemliche Anzahl von wollen. Das Vertrauen eines einsichtsvollen Militärchefs Listen zu führen waren. *) Für jede der 3 Abtheilungen auf allmäliges Befferwerden muß schwach sein , wenn er es für nothwendig hält , die ſchmußige Wäsche vor aller *) Bis ein Mann in Reihe und Glied stand , mußte sein Name elfmal geschrieben werden und wurden an Controlen, Büchern und Registern auf dem Büreau deren nicht weniger als 30

geführt , im Ganzen weniger als anderwärts , aber für dieſes Bureau allein eine ziemliche Menge.

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Welt darzulegen, um auf das nationale Ehrgefühl , die kantonale Empfindlichkeit zu wirken. Es hat unser Erstaunen erregt, von einem Miliz inspector die Ansicht zu vernehmen , daß Truppenaufgebote zum allgemeinen Dienst in mancher Beziehung für instruc tiv zu halten seien, da Manches zu erlernen wäre , was in der Instruction nicht geübt werden könne, namentlich schäßbare Erfahrungen in Truppenführung und Truppen verwendung zu sammeln seien , allein auf der anderen Seite nicht zu verkennen sei , daß die militärische Aus= rüstung und die große Reinlichkeit der Effecten sehr darun= ter leide , und die Pünctlichkeit in den Handgriffen und Bewegungen, wie sie in der Instruction erlernt würden, dabei bedeutend verlören , daher denn auch im activen Dienst stehende Truppen für den Felddienst zwar gut in= ftruirt , hinwieder in Betreff der Genauigkeit der mecha nischen Bewegungen des Erercirreglements möglicherweise weit zurückstehen könnten. Man müsse daher dergleichen Leistungen nié für alle Militärverhältnisse unbedingt gün ftig auffaffen. Alles dieß schmeckt stark : einmal nach Gründen der Verwaltung ; dann nach der Ansicht , die eine hochgestellte militärische Persönlichkeit einst ausge= sprochen haben soll : „Je n'aime pas la guerre , elle gåte les soldats , salit les habits et détruit la discipline ; " ferner nach Paradedreſſur und sonst allem Möglichen, nur nicht nach dem , was gerade von Milizoffizieren ersehnt und erstrebt werden müßte, nach praktischer Anwen dung und Befähigung. Der active Dienſt ruft ja gerade das Verständniß , was man soll und wie man es soll, am schnellsten hervor, den schnurgerechten Vollzug erlangen Milizen im Frieden doch niemals , weil er ein Product des Verständnisses und längerer Gewohnheit ist, die ja den Milizen immer abgeht. Es ist dieß eine gänzliche Verwechselung von Mittel und Zweck; was helfen die kostbarste Ausrüstung , die größte Reinlichkeit der Effecten, die genaueste Ausführung der mechanischen Bewegungen des Exercirreglements , wenn Aufgebote zum activen Dienst der Truppe nicht Gelegenheit bieten , im Conflict von Unregelmäßigkeiten und Ueberraschungen die im Drang unvorhergesehener Hinderniſſe ſich entwickelnden Ereignisse nach ihrer wahren Natur zu würdigen , jeder Empfindung Maß zu sehen, inmitten der Hemmungen Denkvermögen und Willenkraft frei ſpielen zu lassen ? Schmuß , Kälte und Hiße, Hunger, Durst , Ermüdungen und Widrigkeiten aller Art soll man gerade im Frieden_zuweilen recht inten fiv auf den Soldaten einwirken lassen , um ihn gegen deren Eindrücke abgeſtumpft zu haben , bevor im Gefolge wirklich kriegerischer Verhältnisse die Seelenthätigkeiten durch noch andere drastisch wirkende Gemüthsbewegungen in stürmischen Wellen schwingen. Dem Offizier stehender Heere kann es zur Erreichung vielartigster Zwecke nichts Erwünschteres geben , als ein Truppenaufgebot zu activem Dienst; er sehnt sich darnach, wie der Fisch nach dem Waffer, um im Elemente der Friction die lettere selbst überwinden zu lernen; wie viel mehr muß ein solches Aufgebot dem Milizoffizier wünschenswerth erscheinen, um, was ſeinen Leuten an Dressur abgeht, abgehen muß und darf, durch Ausdauer, praktiſchen Blick und Orientirungs

gabe in ungeregelten Verhältnissen auszugleichen , sich zu gewöhnen, da er durch Ordnung nicht siegen kann, durch Ueberraschung und zähe Keckheit zu übermannen. Um über den gegenwärtigen Stand des bernischen Wehrwesens aus vorliegender Mittheilung Einiges anzu deuten, möge nachstehende Notiz noch erlaubt sein. Im Jahre 1846 trat in Folge der neuen Staatsverfassung auch eine neue Militärorganisation in's Leben. Das ſie bengliederige Militärdepartement wurde durch einen Mili= tärdirector ersezt , der dann die neuen Bestimmungen aus arbeitete. Die Militärpflichtigkeit reicht vom 16. bis 50. Lebensjahre ; die Wehrpflichtigen zerfallen in Recruten vom 17. bis 20. , in Auszüger vom 21. bis 28. , in Re serve vom 29. bis 40. , in Landwehr vom 21. bis 40. Jahre (leztere aus den nicht für den Auszug Verwendeten bestehend). Die Waffenpflicht dauert bis zum 50. Jahre fort, jedoch ohne Eintheilung. Der Auszug ergänzt sich Der Bestand wurde durch Freiwillige und durch's Loos. so normirt, daß das eidgenössische Contingent im Auszug vorhanden war, die Reserve mit dem Auszug in gleicher Stärke sich befand und die Landwehr an Bataillonen so viele zählte, als Auszug und Reserve zusammengenommen. Ferner wurden für jede Milizklasse 7 Feldbatterieen und 6 Scharfschüßencompagnieen neu organisirt ; wonach zugleich eine Ernennung von 307 Offizieren stattfand , welche einer oberflächlichen Instruction sich zu unterziehen hatten (von jezt an durfte keine Offiziersstelle mehr abgelehnt werden) # und dann dem Sonderbundsfeldzug beiwohnten. Man formirte weiterhin einen Generalstab und bestimmte , daß die Hauptmänner von jezt an ohne Rücksicht auf Dienst alter ernannt werden sollten. Hinsichtlich der Instruction und Fortbildung durch Wiederholung wurden Abänderungen getroffen , unseres Dafürhaltens eben so unzulänglich zu genügender Heranbildung wie die früheren Anordnungen. Allein selbst dieſe dürftigen Wiederholungen fanden nicht statt und sogar die Ausrüstungsinspicirung galt der No tirung, nicht aber dem Erſaß des Fehlenden und Schad= } haften. Wir brechen hier das Referat ab und erwähnen nur noch, daß die Beilagen Actenstücke zum Beleg des Mit getheilten enthalten. Wer über den Stand und die mili tärische Intensität des Berner Milizwesens sich unterrichten will, findet in Vorliegendem für ein Urtheil reiches Ma= terial; für Schweizer und vornehmlich Berner Offiziere ist das Schriftchen eine nußbare , wenn auch nicht durch aus angenehme Lecture. Namentlich möchte diese Arznei denjenigen Offizieren bitter munden , die mittelst Fassung von Beschlüssen als Anträge an den Großen Rath einen Weg zur Weiterentwickelung des Wehrwesens einschlugen, der viel mehr als Abweg sich erweisen dürfte , als daß er zum gewünschte Ziele führte. Eine bedeutende Anzahl von Helvetismen und Pro vinzialismen , wie „ bereits “ statt „beinahe“, „ledigerdings“ statt lediglich", er stund " statt „ er stand ", "Kehr“ statt „Reihe“ u. s. w. erschweren das augenblickliche Verständ= niß in etwas oder beeinträchtigen den Fluß der Auffassung, welcher dagegen durch erläuternde Zahlenbelege wiederum mehr firirt, tiefer eingehend wird.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

1

Eu dem , lupavze Z w 1851. Vorschlag in Bezug aufdie Zündungsweise der Geschütze, in Nº69der A.M.

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Fry. 3.

Fig .

Fig.

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Feder I Funder

FindSpille

Fig. 6. Patrone Fig.4.

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Fig. 11.

Riegel oder Funder. Fig. 9.

Fig. 7.

Fig. 8.

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Fig. 10.

Dienſtag,

69 .

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Allgemeine Militar:- 3eitungછ.ે. noted

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Preußen .

: bis 4 Kanonen, 36 Ranonenſchaluppen zu 2 Kanonen , und 8 Ranonenjollen zu 1 Kanone; zuſammen 94 Fahrs

Berlin , 4. Mai. Folgendes iſt eine Ueberſicht zeuge mit 1028 Kanonen , welche eine Seriegsbemannung be $ gegenwärtigen Beſtandes der preußiſchen

von 10,900 Mann und eine Ausgabe im Frieren von uns

Kriegsmarine. Etabliſſements, theils fertig , theils in gefähr 2 Millionen Thaler jährlich erfordern würden . der Vollendung begriffen, ſind: der Flotillenhafen auf dem żch reibe daran eine Ueberſicht des Schiffbeſtandes Danholm bei Stralſund, die Schiffswerfte in Danzig und

des deutſchen Nordfeegeſchwaders und der bol:

die Marinedepots in Danzig, Stettin und Stralſund. Fahrzeuge fertig find : 1 Segelcorvette („ Amazone") von 12 Kanonen , 2 Dampfſchaufelavijos („Salamander“ und ,, Nir" ) je zii 160 Pferdefraft und 8 Ranonen, 1 Dampfs daufeltransportſchiff („ Preußiſcher Adler“ , derzeit im Poſtdienſt) zu 310 Pferdekraft und 4 Kanonen , 1 Segeltrans-

ſteiniſchen Flotille. Sie haben dann eine Ueberſicht der geſammten deutſchen Wehrkraft ,zur See . Das Nord ſeegeſchwaderbeſteht aus 1 Segelfregatte (früher „Gefion", jeßt,Edernförde") von 46 Ranonen , 3 großen Dampf corvetten ( Hanſa ", „ Barbaroſſa“ und „ Erzherzog go hann“) mit zuſammen 29 Kanonen , 1 großen Dampf

portſdiff („ Mercur“, derzeit auf einer Ueberfahrt im at- aviſo (,,König ErnſtAuguſt“ ) von 6 Kanonen , 5 kleine lantiſchen Ocean) mit 4 Kanonen, 36 Ranone iſcaluppen ren Dampfaviſos („ Großherzog von Didenburg" , „ Frank (zum Rudern) mit je 2 Kanonen, und 6 Kanonenjollen fürt“ , „ Bremen ", Hamburg “ und „ Lübeck") mit zuſam

( zum Rudern ) mit je einer Kanone; zuſammen 47 fabr: men 36 Ranonen , '1Waqtidiff („ Deutſchland “) von 30 zeuge mit 114 Kanonen . Im BauⓇuud noch im Laufe Kanonen, 26 Knonenſchaluppen von je 2 Kanonen , zu = diefes Sommers zu erwarten iſt : 1 Dampfcorvette ( ,, Dan-

ſammen 37 Fahrzeugen mit 193 Kanonen. Die holſteiniſche

zig“) von 12 Kanonen ; in naher Ausſicht ſtehen außerdem Flotille beſtehtaus 1 Dampfaviſo(„ Bonin “) von 4 Ka 2Schooner, zu je 3 Kanonen , von dem Berliner Damen- nonen, 3 kleinen Dampfſchiffen („Löwe", .„ Kiel“ und „ von comite und dem Comite zur Sammlung bei den Wahlen der Tann“) mit zuſammen 7 Kanonen , 1"Schooner (dem im Februar 1849. Perſonal: das Marine-, Offizier- und Matroſencorps beſteht aus 1 Commodore, 1 Corvettencapitän, 3 Lieutenanten 1. und 6 Lieutenanten 2. RI., 19 Hülfsoffizie: ren , 34 Cadetten, 3 Dedoffizieren , 47 Unteroffizieren, 329 Matroſen und 97 Schiffsjungen ; zuſammen 510 Kópfen. Das Maſkiniſtencorps "aus i Maſdiniſten, 6 Lehrlingen und 6 Heizern ; zuſammen 13 Köpfen. Das Marinecorps

Wachtſchiff Elbe ) von 8 Ranonen , 11 Kanonenſchaluppen 31 2 Kanonen ', zuſammen 16 Fahrzeugen mit 41 Kanonen. Das preußiſche, das Nordſee- und das holſteiniſche Ge ſchwader zählen alſo ſchon in dieſem Augenblice 1 Segel fregatte , 3 große Dampfcorvetten , 9 Dampfaviſos , 5 Uebunge-, Transport- und Wachtſchiffe, 3 kleine Dampf ſchiffe und 79 Kanonenboote, niſo 100 Fahrzenge mit 348 .

aus 1 Stabsoffizier, 2 Hauptleuten, 2 Premierlieutenant: Ranonen.

( Köln . Ztg.)

ten, 5 Secondelieutenanten , 20 Feldwebeln und Unteroffi zieren , 1 Büchſenmacher, 10 Spielleuten , 300 Gefreiten Mariniers ; zuſammen 341 Röpfen in zwei Compag

und nien .Das Verwaltungsperſonalan8 3 Zeugcapitänen, Vorſchlag in Bezug auf die Zündungsweiſe

, 10 Aerzten und i Audi 15 Schreibern 11 Zahlmeiſtern, teur ; zuſammen 40 Kópfen. Alles in allem aus 934 Röpfen , während die friegsmäßige Ausrüſtung der ganzen

der Geſchüße. ( Mit einer lithographirten Tafel.)

Escaber an Dffizieren , Beamten und Mannſchaften 3659 Um der bei häufigem Gebrauch der Geſchüße unver Mann beanſprucht. Das Commando des ganzen Marines meiblichen Erweiterung des Zündloches vorzubeugen und weſens führt Prinz Adalbert von Preußen unter ihm der ſie möglichſt ganz zu beſeitigen , hat der engliſche Major .

Commodore Schröder, ein früherer holländiſcher Marine- J. Bentham (früher beim 52. leichten Infanterieregi offizier. Der Plan iſt, die Marine auf eine weit größere ment) in dem Septemberheft 1850 des United Service Starke zu bringen , nämlich auf 12 Fregatten zu 60 Ra- Magazine eine Zündungsweiſe vorgeſchlagen , welche wir nonen , 10 Dampfcorvetten zu 8 bis 12 Kanonen , 14 für intereſſant genug halten , ſie hier unſeren Leſern mit

Aviſošampfſchiffe zu 4 biß 8 Ranonen , 5 Schooner zu 3 zutheilen. Wir übergeben , was er einleitend über das

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547 häufige Vorkommen , namentlich bei Belagerungen , *) und über die Ursachen der Zündlocherweiterungen bemerkt und beginnen diese Mittheilung sogleich mit der Hauptsache, wobei wir am besten den Verfasser selbst redend einführen, wie folgt. * *

*

Die in dem Folgenden mitgetheilten Vorschläge be zwecken , das Uebel ganz oder doch in sehr wesentlichem Grade zu beseitigen und noch einige andere Vortheile in dem Gebrauche der verschiedenen Geschüßgattungen zu er zielen, und sind auf den Grundsaß basirt, während und in Folge des Actes der Erplosion das Zündloch augenblicklich und wirksaṁ auszufüllen und zu verschließen. Man hofft, daß den Vorschlägen nicht deßhalb eine

weniger günstige Beachtung zu Theil wird , weil sie nicht in vollständiger Form auftreten, da man ohne Zweifel zugeben wird , daß es kaum möglich ist, bei Vorschlägen, welche eine so wichtige Veränderung betreffen , zugleich allen Erforderniffen der verschiedenen Dienstzweige gerecht Das etwaige Verdienst dieser Vorschläge be zu werden. ruht hauptsächlich in dem Grundsaße, den sie aussprechen, und es ist unter allen Umständen erforderlich, daß sie, bevor man sie praktisch anwenden kann , erst eine Reihe von Veränderungen und Verbesserungen im Detail erlei= den müssen, welche nur durch wirkliche Versuche am Ge= schüße selbst zu erlangen find. Zur Erreichung des vorgesezten Zweckes führe man das Zündloch Fig. 1 bei einem etwas größeren Durchmesser als gewöhnlich, bis zu einer Tiefe von nahe drei Viertel der Metallstärke , laffe sodann in einer weitereu Tiefe von etwa Zoll den Durchmesser allmälig bis zu abnehmen und führe in dieser Weise das Zündloch bis zur Seele des Geschüßes . Ein in das Zündloch passendes und mit demselben in der Form genau übereinstimmendes Metallstück möge der Zünder genannt werden. Um das Geschüß zum Abfeuern fertig zu machen, läßt man eine Zündpille von einem Durchmesser, welcher zwischen denen der beiden hohlen Cylinder des Zündloches die Mitte hält, in dieses herabfallen , so daß dieselbe über der Oeffnung des schmäleren Cylinders zu liegen kommt. Führt man nun den Zünder ein, so wird durch einen leb= haften Schlag auf denselben die Zündkraft der Zündpille verdichtet und in die Ladung getrieben, wobei das Vor handensein des metallenen Zünders das Ausströmen der erhisten Materie durch das Zündloch und zugleich in aller Wahrscheinlichkeit verhindert, daß die Temperatur des lesteren höher steigt , als die eines anderen Geschüßtheiles ; und so wird das Uebel des Schmelzens oder einer son ftigen Beschädigung des Zündlochs , bei jeder Zahl der aufeinanderfolgenden Schüsse , sehr nahe, wenn nicht ganz beseitigt. Die Maße und Proportionen find rein willkürlich und können nur nach einer Reihe sorgfältiger Versuche genü gend festgestellt werden.. Es wäre hierbei zuerst zu ermitteln , ob die Zündung *) Der Verfaffer citirt einige Stellen aus des Oberften Sir J. E. Jones „Tagebuch der Belagerungen in Spanien".

mit derselben Sicherheit erfolge, wie bei den jezt üblichen Zündungsweisen, sodann das größte Volumen und die möglichste Intensität der Flamme, welche man zu erhalten wünscht , sei es für das bloße Durchdringen der Patronen= hülle, oder um den Strahl augenblicklich in das Innere der Ladung gelangen zu laffen. Hiernach wird sich die Größe der Zündpille oder die Zuſammenſeßung und Zu bereitung des Knallpulvers bemessen; ebenso die Verände rungen der Längenmaße und Durchmesser der verschiedenen Abtheilungen des Zündlochs ; und ferner die kleinste Ent fernung, in welche die Zündpille von der Ladung gebracht werden darf, um noch das Entweichen der Flamme durch das Zündloch verhindern und dieses überhaupt vor Be schädigung bewahren zu können . Die Natur des für den Zünder zu verwendenden Me= talls wird gleichfalls in Betracht zu ziehen sein. Kupfer wird wahrscheinlich hierzu das geeignetste sein. Bet un übertroffener Wirksamkeit in Veranlassung der Zündung dürfte es wegen seiner Hämmerbarkeit weniger nachtheilig auf das Zündloch wirken und die Neigung haben, bei der Wiederholung des Actes der Percussion dasselbe wirksamer zu schließen. Um den Wirkungen der Ausdehnung , des Zerfressens und der Erweiterung des Zündloches zu begegnen , dürfte es gerathen sein , Zünder von , wenn auch wenig , verschte= dener Größe mit sich zu führen , die etwa mit 1, 2 und 3 zu bezeichnen wären. Vielleicht möchte es gut sein , durch die Are des Cy= linders einen am conischen Theile desselben sich auszwei= genden schmalen Kanal zu führen , um das Entweichen einer geringen Quantität der Flamme der Zündpille zu gestatten , die etwa nicht in die Seele des Geschüßes ge= trieben werden konnte. Ein anderer Vortheil möchte dadurch erreicht werden, daß man das Ende des Zünders im Augenblick der Er= plosion bis etwa auf einen halben Zoll in die Kartusche reichen ließe, wobei der Zünder natürlich zugespist sein müßte. Man würde hierdurch das Aufstechen der Patro= nen ersparen und , wenn sich hierbei eine gleiche Wirkung bezüglich des Verursachens der Erplosion erreichen ließe, zugleich die größte Quantität der Zündflamme in das Rohr treiben können. Vielleicht ließe sich die Zündpille auch mit dem Zünder verbinden; doch ist unnöthig , in weitere Einzelheiten in dieser Beziehung einzugehen, bevor nicht diese Zündungs weise überhaupt sich als vortheilhaft erwiesen hat. Fig. 2 stellt eine Modification des vorhergehenden Ent wurfes vor, deren geringere Einfachheit durch einige Vor Das Zündloch ist aus theile aufgewogen werden dürfte. den nämlichen zwei Cylindern zusammengefeßt , ohne daß diese wie dort durch einen abgestußten Kegel verbunden würden. Der Zünder besteht aus zwei Theilen. Der erste ist ein in den weiteren Theil des Zündloches passender Cylinder mit einer cylindrischen Aushöhlung, um einen Stift von dem Durchmesser des kleineren Theils des Zünd loches aufzunehmen. An der unteren Grundfläche des ersten Theils des Zünders befindet sich eine Aushöhlung zur Aufnahme der Zündpille, welche so weit hineingepreßt wird, daß ihre Oberfläche sich noch innerhalb der Aus höhlung befindet. Ist dieß geschehen , so macht man das Geschüß zum Abfeuern bereit, indem man zuerst den größes

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ren Theil des Zünders in das Zündloch einführt und so dann in diesen den dünnen Stift bis über die Zündpille. Man wird dieselbe Wirkung erreichen wie in dem vor= hergehenden Falle, mit der Ausnahme vielleicht , daß die ganze Kraft der entzündeten Materie in die Ladung ge frieben wird, während dort ein kleiner Theil entweichen kann, obwohl dieß wenig erheblich sein möchte. Soll die Zündung wieder abgenommen werden, so kann die Zündpille leicht entfernt werden. Im ersten Falle würde dieß mehr Sorgfalt und Geschicklichkeit erfordern. In Fig. 3 hat der Zünder beinahe die Form eines vollständigen Kegels mit nur sehr kleiner Basis. Der Hauptzweck, das Zündloch im Augenblick der Erplosion vollständig auszufüllen , möchte hier wohl am besten er reicht werden, da allen möglichen Abstufungen der Aus dehnung und Zusammenziehung und den Nachtheilen einer durch irgend eine Ursache herbeigeführten Abnuzung des Zündlochs wirksam begegnet wird. In Fig. 4 ist das Zündloch perpendiculär gebohrt, aber von kleinerem Durchmesser als gegenwärtig üblich. Man nehme auf 3 der Tiefe des Zündlochs und auf die= selbe Entfernung von der oberen Oeffnung desselben gegen den Stoß hin einen Punct. In der Richtung der Ver bindungslinie dieser beiden Puncte ist ein Kanal gebohrt, der gerade hinreichend groß ist , um zu gestatten, daß die Zündpille frei bis zum Boden desselben hinabrollt , der die Form einer Halbkugel hat und so construirt ist, daß das Centrum derselben sich in der Are des Zündloches befindet. Befindet sich daher der Zünder in Position mit dem Ende über der Stelle, welche die Pille einzunehmen hat, so kann die Explosion vor sich gehen , sobald die Pille herabgerollt ist. Gegen diesen zweiten Kanal läßt sich nichts einwenden, als daß er bei der Explosion unverschlossen ist; dem ließe sich jedoch durch Einschieben eines metallenen oder hölzer nen Stöpsels abhelfen , an deffen Ende die Zündpille an= gebracht werden könnte. Sollte sich dieser Modus erproben , und dieß hängt hauptsächlich davon ab, daß der Theil des Zündloches zwischen dem Zündpillenlager und der Kartusche unzerstör bar ist, so erhält man eine große Freiheit in der Wahl für den Ort und die Richtung des Zündloches. Dasselbe kann dann vertical oder auch horizontal in der Seelen achse oder unter einem zwischenliegenden Winkel , kurz es kann von fast jedem Punct der hinteren Parthie des Ge schüßes aus gebohrt sein. Der Zündkanal ist ebenso einer unbegränzten Mannichfaltigkeit der Lagen und Winkel zum Zündloch fähig , vorausgeseßt, daß es in solcher Weise und unter einem solchen Winkel angebracht ist, daß die Pille unfehlbar fällt oder an den bestimmten Plaß hin abrollt.

zündeten Materie eine so schmale Fläche für den Druck darbietet. Festungs-, Belagerungs- und Feldgeschüße , überhaupt solche, welche nach vollzogener Richtung ihre Lage nicht mehr verändern , können aus der Hand durch einen leb= haften Schlag mit etwas hierzu Passendem abgefeuert werden . Alles was daher hierzu erforderlich erscheint, ist

Die mechanischen Mittel , welche zum Bewerkstelligen des nach dem vorhergehenden Princip zur Explosion jeder Art von Geschüßen nöthigen Schlags anzuwenden sind, dürften keinen Schwierigkeiten unterworfen sein und geben eine Menge von Ausführungsarten an die Hand. Hauptsache ist, den Act der Erplosion mit dem Fest halten des Zünders zu combiniren , nachdem er in das Zündloch eingetrieben ist. Zu dem leßteren wird keine große Kraft erforderlich sein, wenn der Zünder wohl paßt und mäßig fest ist , und weil das Ende desselben der ent

ein Riegel, welcher durch eine Feder mäßig an den Zünder angedrückt wird; lezterer hat am Kopfe einen Einschnitt, und sobald auf den Zünder geschlagen wird , schießt der Riegel in den Einschnitt und hält den Zünder fest. Es ließen sich noch viele Mittel ausfindig machen, aber es ist überflüssig , sie hier anzuführen , so lange noch ein Zweifel bezüglich der Ausführbarkeit des Grundsäglichen der vorgeschlagenen Methode und darüber obwaltet, welche Modification am meisten vorzuziehen sei. Bei dem Abfeuern von Schiffsgeschüßen müssen Hand und Auge mit einander gehen ; eine Feder wird daher unerläßlich sein , welche den Schlag bewerkstelligt und zu gleich den Zünder festhält. Einfachheit ist die Hauptsache , und um diese zu errei = chen , befestige man eine 9 bis 10 Zoll lange Feder pa= rallel mit der Visirlinie und so , daß diese noch gerade frei bleibt; das nach der Mündung zu liegende Ende der Feder paßt in eine hierzu vorbereitete Bertiefung oder Einschnitt und wird durch eine Nuß festgehalten , so daß sie nach Erforderniß versezt oder weggenommen werden kann. Am anderen Ende auf der oberen Seite ist ein dickes Stück Metall in Winkelform mit einer gegen das Zündloch geneigten Ebene, in welcher sich ein Parallel einschnitt von nahe der höchsten Stelle dieser Ebene bis zur tiefsten gehend befindet, um den Kopf des Zünders aufzunehmen , welcher durch einen durch denselben gehen den und auf der Ebene aufliegenden Vorstecker festgehalten wird. Liegt die Feder nieder, so ist der Kopf des Zünders nahe dem oberen Theile der schiefen Ebene und er nähert sich dem unteren in dem Maße , als die Feder mit dem Die Ebene und der Einschnitt Zünder gehoben wird . haben einen Radius , welcher es dem Zünder möglich macht, in seiner senkrechten Lage in der Verlängerung des Zünd loches zu verharren. Die Theile des Vorsteckers , welche auf der Ebene aufliegen und auf derselben auf und nieder gleiten, find zur Verminderung der Friction mit Rollen zu versehen. An den Enden des Vorsteckers ist ein starker Draht in Kreisform befestigt, an welchem der Zünder gehoben werden kann. Fig. 5. Rückwärts des Zündloches_befindet sich_ein Stück Metall in Form eines Hahns , dessen unteres Ende um eine Are beweglich und dessen oberes Ende mit einem Zapfen versehen ist, auf welchem das Ende der Feder vor dem Abfeuern ruht. Am oberen Ende ist hinten ein Faden befestigt ; wird derselbe angezogen , so klappt die Feder herunter, wobei sie den Zünder mit hinabſtößt. Fig. 6. Es mag vielleicht vorzuziehen sein , statt des vorstehend beschriebenen Hahns sich eines , V gestalteten, Metallstückes zu bedienen , welches um einen Pivot beweg= lich ist. Der eine Schenkel des V befindet sich unter der Feder, an dem anderen ist die Schnur befestigt , so daß wenn man daran zieht, die Feder sich hebt und mit einem lebhaften Schlag zurückfährt, sobald deren Ende der Un terstüßungspunct entzogen wird. Der untere Schenkel des

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V würde zu verdoppeln und deſſen Extremitäten mit klei nen Rädern zu versehen sein , um einer raschen Action des Zünders möglichste Freiheit zu sichern. Da nur eine Feder zum Hervorbringen der Explosion nöthig ist, da ferner alle Theile einfach, stark und hand lich sind und einem etwaigen Derangement leicht abgeholfen werden kann , so möchte diese Vorrichtung auch auf Feld= geschüße anwendbar sein. Bei einem Zündloch nebst Zünd kanal nach Fig. 4 kann , nachdem die Zündpille eingeführt ist , die Explosion unmittelbar und eben so gleichzeitig stattfinden , da das Erheben des Zünders für den Schlag die Pille augenblicklich unter das Ende desselben bringt. Und so hätte man bei einer mehr wirksamen Zündungs weise noch die Vortheile , einer Menge belästigender Dinge, wie Lunte, Luntenverberger, Kühleimer (?) und andere überhoben zu sein. Doch sind , wie schon bemerkt, die Mittel zum Her vorbringen der Explosion von der Entscheidung über das Princip des Zündlochs und Zünders abhängig. Sie sind also von vergleichsweise geringer Wichtigkeit , da sie sich auf mannichfaltige Weise anordnen lassen . (Schluß folgt.)

Grundzüge einer Anleitung zum Studium der Kriegsgeschichte zum Zwecke des Unterrichtes im Königl. Württemberg. Generalquartiermeiſterſtab bearbeitet von J. v. H. Mit 9 synchronistischen Uebersichten. kl . 8. Stuttgart , 1851. Verlag von A Franz Köhler. (IV u. 122 S.) 25 Ngr.

mit den nöthigen graphischen Darstellungen (Karten, Pla=' nen, Waffenzeichnungen u. s. w.) in Aussicht. Demnach. find die " Grundzüge" als ein wohlgebautes Skelett zu betrachten , welchem sich später die Vorträge selbst mit Muskeln und Fleisch und belebenden Organen anſchmiegen werden. Das Werk zerfällt in zwei Hauptabſchnitte und in sechs Perioden ; der erste Hauptabschnitt behandelt die Kriegs geschichte vom Beginne zuverläſſigerer Nachrichten bis zur Einführung der Feuerwaffen, und zwar darin die 1. Beriode von 550 bis 250 v. Chr.; die 2. Periode von 250 bis 50 v. Chr.; die 3. Periode von 50 v. Chr. bis 1350 Der zweite Hauptabschnitt beschäftigt sich mit n. Chr. der Zeit von Einführung der Feuerwassen bis auf die Gegenwart, und zwar die 4. Periode von 1350-1650 ; die 5. Periode von 1650-1790; die 6. Periode von 1790 bis 1840. Die zu erwartenden „Vorlesungen“ versprechen die Begründung dieser Einleitung. In diesen Perioden findet sich: 1 ) die Aufzählung , Klaſſificirung und beispielsweise Skizzirung der kriegerischen Ereignisse; 2) Bemerkungen über die bedeutenderen Persönlichkeiten, welche entweder in praktischer oder in theoretischer, oder in doppelter Hinsicht gewirkt haben; 3) Beurtheilung der wichtigeren Erfindungen und neuen Einrichtungen auf dem Gebiete des Kriegswesens, sowohl in taktischer, als auch technischer und admi= nistrativer oder disciplinarischer Art ; 4) Würdigung der Friedensleistungen , sowohl der prak tischen, als auch der theoretischen z 5) Betrachtung der politischen und nationalen Verhält= nisse, welche vorzugsweise auf das Kriegswesen von Einfluß waren ;

Unter diesem Titel erschien vor Kurzem ein 122 Seiten starkes Werkchen , welches nicht verfehlen wird , die Auf merksamkeit des militärischen Publikums und mit ihr auch die Theilnahme aller des Studiums der Kriegsgeschichte Beslissener sich zuzuwenden. In seinem Vorwort bezeichnet der Verfasser diese Arbeit als einen Leitfaden , nach wel= chem seine Zuhörer ihre Detailnotizen zusammenstellen können. Dann aber empfiehlt er das Werkchen bei dem' großen Umfang des zu bewältigenden Materials und den theilweise mangelhaften Hülfsquellen , möglicher Ursache mancher Unrichtigkeiten , der nachsichtigen Beurtheilung und Berichtigung des Lesers. Die Anordnung des Druckes gestattet eine Zusammen stellung der geschichtlichen Thatsachen nach Perioden , als auch nach Kategorieen. Die synchronistischen Uebersichten zeichnen sich aus durch ihre durchdachte Klarheit und Ueber fichtlichkeit, indem jede Rubrik in verschiedener Schrift das dem Offizier Intereſſante anführt, als z . B. Belagerungen (im Gegensaß zu den Schlachten) ; die theoretischen und gemischten Persönlichkeiten (im Gegensah zu den rein praktischen); die administrativen und die technischen Erfin dungen und Einrichtungen (im Gegensaß zu den taktischen) ; die Unterrichts- und literarischen Verhältnisse (im Gegen faß zu den praktischen Friedensleistungen) . Bei beifäl liger Aufnahme des Werkchens stellt der Verfasser die Veröffentlichung der vollſtändigen Vorträge, ausgestattet

6) Darlegung der Wechselwirkung zwischen diesen fünf Entwickelungselementen einerseits und den Verände rungen des Kriegswesens andererseits ; 7) Entwerfung einer synchronistischen Tabelle zur Er leichterung der Uebersicht über die ganze Periode; 8) Charakteristik der Periode und Vergleichung derselben mit den vorhergehenden . So viel wir erfahren konnten , ist der Verfasser ein höherer Offizier im königl. württembergischen General quartiermeisterstabe und hat sich, mit der diesem ausgezeichneten Körper eigenen Hingebung , während einer Reihe vvn Jahren den Forschungen im Gebiete der Kriegsge= schichte gewidmet. Dankbar blicken wir auf die Producte geistiger Thätigkeit zurück , mit welchen uns Offiziere des königl. württembergischen Generalquartiermeisterstabes seit einer Reihe von Jahren beschenkt haben und wünschen nur, daß der geehrte Verfaſſer an dem raſchen Vergreifen die= ser Grundzüge das Interesse wahrnehmen möge , welche seine interessante Arbeit jedem nach Belehrung strebenden Offizier einflößen muß. Möge er darin eine Aufforderung finden, recht bald die unter solchen Auspicien versprochene Veröffentlichung der vollständigen Vorlesungen vornehmen zu lassen. Es wird so einem lange und tief empfundenen Bedürfniß abgeholfen , eine große Lücke in der Militär literatur in anziehender Weise ausgefüllt werden. - Druck und Papier entſprechen der praktiſchen Anlage des Ganzen.

Literatur.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag , 12. Juni

32

ETC

N 70 .

1851 . petto

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* 2

Autor

Allgemeine Militár - Zeitung. 3 ) Bezüglich der Sprachen muß er befähigt ſein ,

Belgien.

Stellen aus Caſar's Commentarien oder aus den

Brüſſel, 31. Mai. Heute Deittag ſtarb hier , 75 Jahre

erſten vier Büchern von Virgil's Aeneide in's Eng=

alt , der Generallieutenant v . Sabor, ein geborner Frantfurter. In ſeinem 14. Jahre war er in die holländiſche

liſche zu überſeßen und grammatiſch zu erklären, ſo wie er überhaupt ſeine Kenntniß der Grammatik und Syntar nachzuweiſen hat. Es wird ferner von

Armee getreten , worin ihm ein Pathengeſchenk des Fürſten In den

ihm verlangt, daß er aus dem Franzöſiſchen in's

Napoleoniſchen Feldzügen diente er mit vieler Auszeichnung.

Engliſơe, und zwar einen Auszug aus einem der

von Waldeck eine Fähnrichsſtelle geſichert hatte.

Zur Zeit der Schladit von Waterloo war er Oberſt im

folgenden Werke, nämlich : Telemad , Voltaire's

Generalſtabe des Marſchalls Grouchy und Qffizier der

Charles XII. und Peter der Große überſeßen kann. Doc hat der Candidat die Wahl, fich ſtatt deſſen in der Hindoſtaniſchen Sprache prüfen zu laſſen und in dieſem Fall einen Auszug aus„ Bagh - 0 - Buhar"

Ehrenlegion. Beim Ausbruch der belgiſden Revolution war er der erſte Stabsoffizier, der ſich für dieſelbe erklärte, das erſte Bataillon organiſirte und nach Brüſſel führte. Bald darauf zum General ernannt, erwarb er fich als Gouverneur von Antwerpen während der Beſchießung der dortigen Citadelle große Verdienſte um die Stadt, in deren Anerkennung ihm ein prachtroller Chrenſábel verehrt wurde; die Klinge war dieſelbe, welche General Rapp von Napos leon für die Vertheidigung Danzigs erhalten und die man

von deſſen Wittwe zu einem hohen Preiſe angekauft hatte. Später trug Tabor als Gouverneur der Provinz Lurem-

burg zur Erhaltung der Drdnung und des Friedens bei. Zuleßt war er Mitglied deg oberſten Militärgerichtshofes

in Brüſſel, bis dieſes Gericht 1848 einging. Der König Ludwig Philipp hatte ihm 1847 das Commandeurkreuz der Ehrenlegion verlieben. Ein anerkannt braver Soldat war er ſeiner Biederfeit und liebenswürdigen Charakters

wegen in weiten Kreiſen geachtet und geliebt. (D.P.A.3.)

Großbritannien.

oder aus „ Tota -Kuhanee" in's Engliſche zu über ſeben .

4) In Geſchichte ſoll er in Reigtley's Geſchichten von Griechenland und Rom " , in ,,Gleig's Geſchichte

von England “ und in der Geſchichte von Britiſch Indien ( vol. 1 und 2 der Edinburger Cab. Bibl.) bewandert fein .

5 ) In der Geographie muß er eine hinreichende Renntniß der Welttheile , der Haupt-Nationen in Europa in Europa und Aſien, der Namen der haupt. ſtädte einer jeden Nation in Europa und der vor nehmſten Städte Hindoſtans, ſowie endlich der Namen und Situationen der Hauptflüſſe und Hauptgebirge der Welt beſigen.

6) In der fortification fold er ein Elementarbuch über dieſen Gegenſtand (Straith's Introductory Essay to the Study of Fortification oder Macaulay's Field

Fortification) geleſen und einigen Unterricht im Zeich ( ) Folgende Puncte find es , in welchen die Candida ten fic prüfen laſſen müſſen , bevor ſie als Gadetten

für den Dienſt ber oſtindiſchen Compagnie ange-

nen erhalten haben. Die Prüfung der Candidaten findet vor einer Prü fungscommiſſion

ſtatt, welche ſich zu dem Ende in dem

nommen werden :

1 ) Jeder Candidat muß ein engliſches Dictat cor Militärſeminar zu Addiscombe bei Croydon verſammelt. Iſt der Candidat als ein Mitglied der Kirche von rect dreiben tönnen . 2 ) Gr foú eine hinreichende Kenntniß der gewöhnlichen England confirmirt worden , ſo muß er eine Erklärung

Regeln der Arithmetik beſigen , einſchließlich der abgeben ., Andernfalls hat er ein Certificat eines Geiſt Negel de tri , der zuſammengeſeßten Proportionen, lichen beizubringen , worin beſcheinigtwird, daß er wohl der einfachen und zuſammengeſepten Intereffenrech- unterrichtet in den Grundfäßen berjenigen Religion ſet, in nung , der gemeinen und Decimalbrüde und die Aus- 'der er erzogen wurde. Ebenſo ſino Sittenzeugniſſe erforderlich , welche von ziehung der Quadratwurzel. Auch ſoll er die erſten ðrei Bücher des Euklid geleſen haben. bem Vorſtand des College oder der öffentlichen Anſtalt,

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in welcher der Candidat erzogen wurde , oder von dem Privatlehrer auszustellen sind , dessen Sorge er anvertraut war; und zwar sollen diese Zeugnisse auf seine Auffüh rung während der zwei Jahre Bezug nehmen , welche sei nem Gesuche um Zulaſſung unmittelbar vorausgingen.

Zündungsweise

Mittel anzuwenden , um derselben entgegenzuwirken und ein Herausschleudern des Zünders zu verhüten. Der Durchmesser des gewöhnlichen Zündlochs beträgt ungefähr Zoll ; reducirt man für die vorgeschlagene Methode denselben auf die Hälfte , so wird , da sich die Grund flächen wie die Quadrate der Durchmesser verhalten , der Druck auf das Ende des Zünders ſich bis auf ein Vier theil vermindern und noch geringer werden , wenn dasselbe zugespigt wird , weil die Kraft des Fluidums dann in fchiefer Richtung wirkt. Nimmt man die auf das gewöhnliche Zündloch wir= kende Kraft zu 100 Pfund an, so beträgt die auf den Zünder wirkende 25 Pfund , der somit durch eine Feder von 50 Pfund Kraft erfolgreich entgegengewirkt werden kann . Wenn das Zündloch ganz offen ist, so wirkt nur die an seiner Einmündung augenblicklich angehäufte Kraft. Fällt jedoch ein Gewicht in das Zündloch , um die Erplo sion zu veranlassen , so tritt ein Intervall ein, um die Trägheit des Gewichts zu überwinden und dasselbe ge= waltsam zu einer beträchtlichen Höhe zu erheben ; da jedoch dem Zünder die Initiative der zündenden Materie zu gut kommen dürfte , so wird die Wirkung der in der Richtung des Zündlochs sich ansammelnden Kraft verhütet , wenn nicht ganz aufgehoben werden. Sind diese Resultate durch die vorstehenden Entwürfe nicht genügend zu erreichen, so gibt es zur Verwirklichung des verfochtenen Princips noch andere Vorschläge die Fülle. Unter der Vorausseßung, daß eine Abänderung der gegenwärtigen Form der Kammer ihre Wirksamkeit, wenn überhaupt, nicht wesentlich beeinträchtigt , laffe man fie anstatt sphärisch , in der Form eines abgestußten Kegels endigen (Fig . 7). Man bohre nunmehr das Zündloch so , daß seine Are in die Richtung der kleineren Grundfläche des abgestuften Kegels fällt, und etwa auf 3 Zoll in die Bohrung des Geschüßes hineinreicht. Dieß würde das Ende des Zün ders nur halbcylindrisch erscheinen lassen und somit die der Wirkung des explodirenden Fluidums ausgeseßte Grund fläche des Zünders um die Hälfte vermindern. Der der Kraft wirkt in , im Ver Richtu ng , und zwar , was den Zünder betrifft

Verpackung und Transport der Zündpillen oder was man statt ihrer adoptirt , dürften keinem erheblichen An= stande unterliegen. Man kann Löcher von unbedeutend ge= ringerem Durchmesser als der der Pillen ist, in Kork, Leder, Filz oder ähnliches Material so einschlagen, daß die Pillen isolirt find, und diese wieder durch Lagen von vulcanisirtem Federharz, Baumwolle, Wolle oder einem sonstigen elasti schen Körper bedecken, was gegen alle möglichen Zufällig keiten sicher stellen wird, die sich auf Entzündung durch einen Schlag oder sonstigen Act der Gewalt beziehen. Auch die präcise und sorgfältige Manipulation dieser explosiven Substanzen beim Gebrauch selbst wird wenig Kunstfertigkeit erfordern. Wegen der großen Kraft, welche bei der Explosion gegen das Zündloch wirkt , ist es wünschenswerth , alle

hältniß der dargebotenen Oberfläche desselben. Man kann daher mit einiger Sicherheit annehmen , daß der Zünder nicht nur nicht ausgetrieben , sondern in Folge der Explo= sion durch eine enorme Kraft wird zurückgehalten werden. In Fig . 8 erscheint das Ende des abgestußten Kegels in den Dimensionen etwas verringert , der Zünder kann die ganze hintere Ebene durchkreuzen und bis unter die selbe in das Metall eindringen. Es ist nicht nothwendig, daß die Richtung des Zündlochs mit dem Durchmesser dieser Ebene zusammenfalle, fie kann die Kreisfläche an jeder beliebigen Stelle durchschneiden und sogar Tangente an irgend einen Punct des Kreisumfangs sein. Fig. 9. Das Zündloch ist hier nach demselben Grund ſage in der Richtung einer Seite des Kegels gebohrt. Die Explosion würde beinahe unfehlbar erscheinen und das Austreiben des Zünders unmöglich sein. Fig. 10. Wenn keine mechanische Schwierigkeit ent= gegensteht, so bohre man eine schmale Oeffnung in der

Schweiz. Genf, 20. Mai. Am 13. d . M. wurden in Gegen wart von General Dufour und anderen Offizieren Ver suche eines neuen Verfahrens zur Entzündung von Minen, Flatterminen u. f. w. gemacht; bekanntlich vereitelt oft die Feuchtigkeit deren Wirkung, der Geniehauptmann Fendt hat nun versucht , die Entzündung durch Electricität zu bewirken , wozu er einen Kupferdraht benußt , der beliebig in's Gras gelegt werden kann . Die Versuche gelangen vollkommen und die Erplosion erfolgte auf eine Distanz von 600 Fuß fast in demselben Augenblick, Augenblick, in welchem das Signal gegeben wurde.

Frankreich. (6) Der gegenwärtige Bestand der französi schen Flotte ist folgender: Segelschiffe: 6 Linienschiffe von 120, 4 von 100, 9 von 82 bis 90 und 6 von 80 Geſchüßen ; 12 Fregatten von 60, 14 von 50 bis 52 und 11 von 40 bis 46 Ge schüßen; 30 Corvetten , 44 Briggs , 43 kleinere Kriegs fahrzeuge und 32 Transportschiffe. Dampfschiffe: 1 Linienschiff von 90 Geschüßen und 960 Pferdekraft; 20 Fregatten von 450 bis 650 Pferde kraft; 5 Corvetten von 320 bis 450 Pferdekraft , 22 von 220 bis 300 Pferdekraft und 57 kleinere Dampfschiffe von verschiedener Kraft. 49 Segel und 8 Dampfschiffe find gegenwärtig im Bau.

Vorschlag

in Bezug

auf die

der Geschüße. (Schluß.)

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Verlängerung der oberen Fläche der Bohrung , als Theil des Zündloches. Das Ende des Zünders kreuzt dieselbe unter einem rechten Winkel und dringt noch etwas unter fie in das Metall . Da der Zünder genau ſchließt , dabei leicht beweglich ist, etwa wie das Piston einer Dampfmaschine agirt, so darf man wohl erwarten , daß ein Entweichen brennbarer Materie nicht stattfindet und folglich ein Verderb des Zündloches nicht eintreten kann.

die zu seiner Aufnahme bestimmte weitere Aushöhlung getrieben , die etwas länger sein darf. In der oberen Fläche des Riegels kann eine schmale Rinne sein , um das Entweichen der atmosphärischen Luft zu gestatten , sowie des kleinen Theils der Flamme, welcher etwa nicht in das Zündloch getrieben wurde (Fig. 11) . Sollte die Zündpille nicht Kraft genug besigen , die Explosion zu sichern , so wird es wohl keine Schwierigkeit haben, für einen passenden Zündstoff zu sorgen. Ist der Riegel eingetrieben und hat die Entzündung stattgefunden, so ist es einleuchtend, daß die von unten ausgehende Kraft in dieser Richtung wirksam niedergehalten wird. Nur eine gewiffe Quantität der erhißten Materie kann zum Zündloch hinaufdringen und wird , da sie auf ein Hemmniß stößt, sich verdichten und das Eindringen von noch mehr verhindern ; da somit keine Strömung oder doch nur von äußerst geringfügigem Charakter stattfinden kann , so begreift man , der Zünd lochfläche durch die Einwirkung der entflammten Materie nur wenig über diejenige sich erheben wird , welche den Wänden der Seele mitgetheilt wird , und es ist daher nicht wahrscheinlich , daß ein Zerfreffen oder eine sonstige Be schädigung vorkommen wird , oder nur in sehr beschränktem und vergleichsweise bedeutungslosen Grade. Berücksichtigt man die Natur und Ausdehnung des zu beseitigenden Uebels ; das Unräthliche, die Dinge zu leicht lich als ausgemacht anzusehen, sowie die Schwierigkeit, aus der vorläufigen Kenntniß, aus der Analogie und Erfahrung Wirkungen zu anticipiren, welche mit den in Frage befindlichen wichtigen und subtilen Kräften in Ver= bindung stehen, so dürfte das Vorstehende genügen , um die vorgeschlagenen Entwürfe zum Gegenstand des einzig ficheren Führers zur Wahrheit , d . i. gründlicher und sorg fältiger Versuche zu empfehlen. Die muthmaßlich durch das vorgeschlagene Princip mit den demselben entsprechenden Zündungsmitteln zu erlangen den Vortheile recapituliren sich , wie folgt : 1 ) Sehr wesentliches , wenn nicht vollständiges Verhüten einer Beschädigung des Zündloches durch wiederholte Explosionen , für jede Geschüßgattung. 2) Einfachere und wirksamere Zündungmittel. 3) Die ganze Kraft der Zündung wird in die Ladung getrieben; raschere Erplosion , wahrscheinlich von Wichtigkeit in Bezug auf die Bewegungen zur See. 4) Die Intensität der Zündung durchbricht die Hülle der Kartusche und macht das Aufstechen unnöthig. 5) Das Zündloch versorgt durch das Vorhandensein des Zünders. Das Laden geschieht sonach mit mehr Vertrauen, da die nun noch so häufigen und schreck= lichen Unglücksfälle nicht mehr vorkommen können. 6) Das Zündloch rein gemacht durch das bloße Her= ausziehen des Zünders. 7) Möglichkeit, den Spielraum zu verringern , mit dem offenbaren Vortheile entweder einer beträchtlichen Vermehrung der Ordnung und Genauigkeit des Feuers oder der Ermöglichung , die Pulverquanti= täten wesentlich zu vermindern. 8) Erschwertes Vernageln der Geschüße. 9) Einfachheit und Dekonomie in der Bedienung u.s.w. der Feldgeschüße.

Sollte man dennoch befürchten, daß das Zündloch einer Beschädigung ausgesezt set, obgleich es während und in Folge des Actes der Explosion vollständig geschlossen und zugestopft ist , so bleibt die Frage selbst immerhin der Beachtung werth und dürfte in Betracht der Größe des Uebels , womit man zu kämpfen hat , wesentlich zu Gun ften des vorgeschlagenen Entwurfs sprechen. Dafür möchte ferner sprechen, daß das Princip nahezu praktisch in der preußischen Armee eingeführt ist, indem das Zündnadelgewehr durch das Eindringen einer Nadel in die Ladung abgefeuert wird , und wie dünn diese Nadel auch sein mag, so dürfte man bei dem gegenwärtigen Entwurf im Vortheil sein , was die Proportionen betrifft. Das Zündnadelgewehr ist, wie man sagt, in dem preußischen Dienst allgemein (?) eingeführt und man darf annehmen , daß eine so wichtige Maßregel wie die Ein führung einer neuen Waffe, nicht in Ausführung gebracht wird , ohne die gründlichste Ueberzeugung von der Wirk samkeit und Unveränderlichkeit der Zündungsmittel. Hier aus darf man schließen , daß das Zündloch wenig oder keine Beschädigung durch wiederholte Explosionen erleidet, und mit Recht erwarten, daß der vorgeschlagene Entwurf von den unterstellten Vortheilen begleitet sein wird. Bei den großen Schwierigkeiten , welche es selbst für die Unterrichtetsten und Erfahrensten hat, die Reſultate bei der Anwendung so mächtiger Agentien vorherzusagen, mag es gut sein , jedes denkbare Mittel in Betracht zu zichen, wodurch bestehenden und anerkannten Uebeln ent= gegengewirkt werden kann , wie dieß hier beabsichtigt ist, und es ist wohl möglich, daß das bloße Verstopfen des Zündloches durch die Explosion , ohne es auszufüllen, schon mit geringeren Beschädigungen verknüpft ist. Es ist dieß nicht gerade ein wahrscheinliches Resultat und schließt ein theilweises Aufgeben des verfochtenen Princips ein. Sollte es indessen für wünschenswerth erachtet werden , so dürften die folgenden Mittel sich hierbei erfolgreich bewähren. Das Zündloch wird an der gewöhnlichen Stelle bis auf etwa 1 Zoll Tiefe gebohrt ; es hat den Durchmesser der Zündpille und eine Kammer zu deren Aufnahme. Seine Fortsetzung bis zur Seele ist von geringerem Durch messer. In der Richtung vom Stoß nach der Mündung wird das Zündloch von einem Kanal gekreuzt , welcher auf etwa 1 Zoll unter der Oberfläche des Metalls hergeht und dessen unterer Theil das obere Drittheil des Durch messers der Zündpille abschneidet. Dieser Kanal ist zur Aufnahme eines Riegels oder Zünders von § Zoll Breite und Zoll Dicke bestimmt , von welchem der Winkel am unteren Ende schief abgeschnitten ist. Wird auf den Riegel lebhaft geschlagen, so wird er durch die combinirte Wir kung von Stoß und Reibung die Pille entzünden und in

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10) Möglichkeit, dieses Princip mit geringen Kosten den vorhandenen Geschüßen anzupassen. 11 ) Eine wesentliche Verminderung des Dampfes zwischen den Verdecken der Kriegsschiffe. Ueberhaupt große Vermehrung der Wirksamkeit der Festungs-, Bela gerungs-, Feld- und Marinegeſchüße , bei beträcht= licher Kostenersparuug.“

den Präsenzſtand zu erhalten; nun hält der Verfaſſer jene Frage für Bayern der allerernstesten Erwägung doppelt und dreifach werth. Er hat daher seine Gedanken und Vorschläge in dieser Schrift in ſehr ausführlicher Aus arbeitung niedergelegt. Die 1. Abtheilung (S. 1-48) enthält den „ Entwurf eines Vortrags über die Organisation der bewaffneten Macht in Bayern" und schließt mit einem Geseßesentwurf (S. 36 ff., derselbe, welchen der Verfasser bei der Natio= nalversammlung einreichte) , worin die Ergebnisse der Vor schläge zusammengedrängt dargestellt sind. Die 2. Abtheilung (S. 48-128) behandelt „ die bis Literatur. herigen Kosten für die bayerische Armee und den Bedarf bei der vorgeschlagenen Ausbildung der bewaffneten Macht." Die Armee als militärische Bildungsanstalt Die ersten SS derselben geben eine geschichtliche Uebersicht der Nation mit besonderer Rücksicht auf Bayern. der bayerischen Militärbudgets von 1819 bis 1843 in München 1850. Von Freiherrn v. Closen. 8. • ihrem Zusammenhang mit der Formation der Armee ; dann (VIII , 187 u. Johann Palm's Hofbuchhandlung . leitet eine kurze Betrachtung über den Vorzug , den ein 8 S.) 25 Ngr. Landwehrsystem für die Vermehrung des Heeres vor dem Der vorzeitige Frühling von 1848 hat vielen Ideen von der Regierung angenommenen verdiene, zur specielle über Staatseinrichtung und Staatsordnung , die vorher ren Ausführung über , wo die Budgetsäge von 1843-49 sich nur halblaut und demüthig hervorwagen durften , zu ganz im Einzelnen nach „Heeresabtheilungen“ und nach einer unerwartet raschen Verwirklichung verholfen; zu WVerwaltungszweigen " aufgeführt und dabei dann die Ersparungen nachgewiesen werden, die das vom Verfaſſer einer kurzen Blüthe ohne Frucht. Aber so viele Säfte vorgeschlagene System in vielen Puncten als Erleichterung nur in üppig wucherndes bald verwelkendes Strauch werk und Ranken aufschoffen ; die Kraft, die in der Tiefe für den durch die bedeutende Vermehrung des Heeres ent= die Frucht bereitet , ist nicht zugleich alle verflüchtigt wor= stehenden Kostenzuwachs ermöglichen würde. Zulezt weist den : Leidenschaft und Unreife haben nach allen Seiten der Verf. noch besonders an dem für das Budget 1849-51 Verirrungen und Uebertreibungen hervorgetrieben ; aber verlangten bedeutenden Mehrbetrag , der die Armee lange gesunde Gedanken einer besseren Entwickelung haben dar nicht, wie doch nothwendig sei , in gleichem Verhältniß unter einen günstigen Boden gefunden. So find in Frei verstärke , die Nothwendigkeit der Einführung des Land= schaaren unreine , in Bürgerwehren klägliche Versuche der wehrsystems nach. Die 3. Abtheilung ( S. 128-140 ) theilt den " Entwurf allgemeinen Volksbewaffnung geschehen, beide sind_ver= schwunden; aber die Idee , das Heer wahrhaft auf die zu einem Geseze über die deutsche Wehrverfassung“ mit, Wehrpflicht zu gründen , damals zuerst wieder mit allge wie er im Jahre 1848 vom Wehrausschuß der National= Der versammlung ausgearbeitet und vorgelegt wurde. meinerem Ausdruck ausgesprochen, hat ihre Wurzeln brei ter und tiefer geschlagen, und die Erfahrungen dieser leß Verf. hat ihn mit Bemerkungen begleitet , die besonders ten Jahre selbst haben manches Vorurtheil gegen sie be den einzelnen Landesregierungen gegenüber der Central kämpfen, haben ihr einen empfänglicheren Böden bereiten gewalt eine weitere Befugniß einräumen. Im Schluß (S. 140-166) weist der Verf. etwas näher müssen. Auch diese Schrift ist in ihrem Dienste geschrie= ben und ist wider die immer noch überwiegenden Gegen auf einige neuere Schriften über den Gegenstand hin , wirft ansichten ein Zeugniß, wie die Nothwendigkeit einer solchen einen Blick auf die Heerverfaffung der Schweiz , dann auf die bayerischen Landwehreinrichtungen des 17. Jahrhun= Heerverfassung sich gerade durch die Forderungen aus den derts unter Kurfürst Marimilian und seinen nächsten Nach legten Ereignissen immer entschiedener aufdrängt. Der Verfasser hatte schon 1828 in der bayerischen folgern und theilt endlich einen Gefeßesentwurf mit, wonach Kammer bei Berathung des Conscriptionsgesezes seine sogleich im Anschluß an die bestehenden Einrichtungen und Gedanken über diese hochwichtige Frage ausgesprochen; in der allmäligen Entwickelung derselben das neue System hatte dann im Anfang des Jahres 1848 einen Vortrag angebahnt werden könnte. darüber ausgearbeitet , den er in der Kammer vorzulegen Noch hat der Verf. einen Nachtrag beigefügt , worin er dachte, hernach aber, als Bundestagsgeſandter nach Frank aus den ständischen Verhandlungen über das Militärbudget von 1849-51 , die ihm erst nach dem Druck dieser Schrift furt geschickt, mit einigen Abänderungen der Nationalver= sammlung einreichte. Nun, wo ohnedieß eine bleibende vorlagen , die für seinen Zweck wichtigsten Puncte hervor Vermehrung des Heeres in Bayern von oben verlangt hebt und beleuchtet. Als Anhang sind die Armeebudgets wird, wo statt der früheren 6 bis 7 nun über 13 Mil für die Periode 1831-37 , für die Periode 1843-49 und endlich die neuesten Vorschläge nach allen ihren Positionen, lionen Gulden gefordert werden, nicht aber um eine groß artige volksthümliche Heerverfassung neu damit zu grün in tabellarischer Uebersicht geordnet und zuſammengestellt, den, sondern nur, um im Sinne des alten Systems einen mitgetheilt. stärkeren im Verhältniß der verlangten Opfer wenig nüßen (Schluß folgt.) Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

N 71 .

14. Ju n i 1851. ที่

TISTS

2336

คน

7

Allgemeine Militár - Zeitung. ( Die Muskete des Lord Ranelagb , mit wel cher kürzlich zu Enfield Maribes Verſuche angeſtellt wur:

halten und in günſtigen Augenblicken die gniative er greifen kann. Wäre der Krieg unglüdlicherweiſe ein bűr gerlicher, ſo würde die beſtehende Regierung, die natürlich auf. größere Hülføquellen als ihre Gegner rechnen kann,

den , hat ſo ein helligen Beifal gefunden , daß von der

Streitkräfte nach dem Gebirge zu fenden haben , welches

Regierung die Anfertigung von 30,000 Stüd angeordnet

ſtets der Zufluchisort der Aufſtändiſchen ſein wird.

Großbritannien.

wurde. Dieſe gezogene Muskete iſt nach dem Grundſaß Es erbelt hieraus die Nothwendigkeit, auf die An von Mignet's Büchle conſtruirt und ſchießt mit Sicherheit idyaffung von Kriegsmitteln zu denken , von welchen der auf 200 Yards eine ſchwerere Kugel als die ſeither ge- glüdliche Ausgang der Operationen abhängt, und die ſo brauchte, während die Ladung um 2 : Drachmen geringer nach der Art des Dienſtes , den ſie wirklich leiſten ſollen, iſt. Sie koſtet zwar über 12 Schillinge mehr, wiegt aber angepaßt ſind. nicht ſo ſchwer und iſt leichter zu handhaben . Einigen Das Brückenweſen, welches gegenwärtig dem Ingenieur kleinen Verbeſſerungen könnte die Befeſtigung des Bajon- corps zugetheilt iſt, verlangt eine beſondere Beachtung, da

nets unterzogen werden, denn es kommt gegenwärtig mit mit dieſer Dienſt ſo genau ausgeführt werde , als es die dem Rorn in Berührung und dürfte durch öfteres Auf- wichtigeonen Stellung verlangt , die dasſelbe bei den Kriegs einnimmt. operati

und Abnehmen dasſelbe leicht abnußen.

Unter den Militärs vom Fach haben verſchiedene De

batten darüber ſtattgefunden, ob bei der Conſtruction von Militärbrücken feſte oder ſchwimmende Gegenſtände als Stūş

Denkſchrift

puncte oder Grundlagen angenommen werden müßten . Bi rago hat mit Glück cine Brüdenequipage auf geiſtreiche

über eine neue Brüdenequipage,

Weiſe durch beide Arten von Stūßpunkten zu combiniren verſucht und hat dadurch den guten Gründen , welche zu

.

Gunſten beider Meinungen angeführt werden , genügt. Die

welche dergeſtalt eingerichtet iſt, daß man mit ihr , in der ſpaniſche Regierung verfügte deßhalb die Anfertigung einer Weiſe wie die Gebirgsartillerie, allen Bewegungen der

Equipage nach den Grundzügen des erwähnten öſterreichi

Truppen folgen kann.

fchen Syſtems und man iſt gegenwärtig mit den Vorbe Von dem königl. fpaniſ@ en Oberflieutenant und Ingenieurcom- reitungen hierzu beſchäftigt. (Nado com Memorial de Ingenieros.)

So lobenswerth auch dieſe Verfügung iſt, und ſo ſehr auch jeder Vaterlande freund wünſchen muß, dieſes paffive

Die topographiſche Beſchaffenheit Spaniens läßt auf den erſten Blid erkennen , daß in allen Kriegen , welche in dieſem Lande ausbrechen dürften, der Gebirgskrieg eine wichtige Rolle ſpielen wird; faſt ade Feldzüge, welche bis

Element unſerer Landesvertheidigung vollendet zu ſehen , ſo nahe liegt doch der Wunſch, daß als cine Ergänzung desſelben eine Brüde conſtruirt würde, welche für den Ges birgefrieg anwendbar wäre. Die Erfindung von Birago erleichtert den Uebergang über Flüſſe mit ganzen Armee

auf die neueſte Zeit ſtattfanden , beweiſen dieß . Bei Rriegen

corps nebſt Train, Artillerie und Material aller Art : aber

mandanten D. Joaquin Terrer.

mit dem Auslande wird es ſich immer ereignen , daß Spa- die für dieſen Zweck nöthige Stärke derſelben , macht fie nien nicht ſo große Heere aufbieten und unterhalten kann, für den Gebirgskrieg unanwendbar. Dieſe Lüde muß aus wie diejenigen, welche natürlicherweiſe der Feind zuſammen

gefüllt werden, ein Betſpiel hierzu haben wir an unſerer

ziehen muß, um unſer Land anzugreifen; die ſpaniſde Artillerie, bei der man, nach dem Vorbild der Ausrüſtung Armee muß fich alſo im Allgemeinen auf die Vertheidi- der Feldartillerie mit Wagen und Train , bemüht war, gung der feſten Pläße und befeſtigten Puncte beſchränken , die tragbare Artillerie zu vervollkommnen , welche eine und außerdem die ausgedehnten Gebirgszüge befeßen , info wichtige Stelle in ihrer Ausrüſtung einnimmt, und ſo ſie fich mit Vortheil gegen einen überlegenen Feind vollſtändig durch die Erfahrung erprobt ift. welchen fie

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Es erscheint deßhalb dringend nöthig , daß das In genieurcorps die Truppen da, wo die Natur des Bodens, auf dem sie operiren sollen , ein Nachfolgen der Wagen mit den Pontons unstatthaft macht, nicht an dem Mittel Mangel leiden laffe , die Flüsse überschreiten können. Dieses ist um so nöthiger, als sich Bergströme und Gies

der Deckung ; zu jedem Böck gehören mehrere Sorten Füße verschiedener Länge , um dieselben auf verschiedene Höhe aufstellen zu können. 1) Der Bock besteht aus der Bockschwelle von 10 Fuß ganzer Länge und 7 Fuß Hauptkörper, viereckig beschlagen, 5" breit, 7" hoch. An beiden Enden ist eine viereckige Coulisse für die Füße nach der Außenseite mit eisernem Ringe gebunden ; vom Kopfende des Fußes geht eine Häng tette herab, welche die Bockschwelle festhält. Die Füße enden unten in spite eiserne Hülsen und werden in die Bockschwelle mittelst Keilen befestigt ; für ſumpfigen Boden

bäche so häufig in den Gebirgen finden, daß man in der Winterzeit kaum einen Marsch vornehmen kann, ohne daß ein Paß zu überbrücken wäre : andernfalls könnte man nicht die Tagesmärsche in gehöriger und nöthiger Ausdeh nung machen, weil man keine Mittel hat , die sich dar bietenden Hindernisse zu überwinden. Bedenkt man , daß die Flüsse unserer Gebirge häufig dienen 4 Schuhe (Vorsteckscheiben). 2) Deckung. Dieselbe besteht aus 4 leichten Stref= eingeengt strömen und geringe Tiefe haben , sowie ferner, , zwei für jede Spannung, von 11 Fuß Länge; balken iß indern angs daß das Haupth des Ueberg durch die schnelle Strömung und die Uncbenheit der Sohle des Flußbettes die Enden sind mit einem Kamm versehen, welcher dazu verursacht wird, so scheint es überflüssig als Grundprincip dient , die Schwellen unter sich und mit zwei Landschwellen anzunehmen , daß die Art Brücken, wovon wir hier reden, zu verbinden , die mittelst spiser Pfähle im Boden befestigt auf schwimmenden Stüßpunkten anzulegen seien , zumal werden. Die Stärke der Streckbalken ist 3 zu 4 Zoll, diese Sorgfalt und Aufenthalt nöthig machen , was mit und auf ihnen ruhen die Bohlen von 7 Fuß Länge, 1 Fuß Zoll Stärke. An den Enden haben sie der Schnelligkeit der Operationen eines Gebirgskrieges im Breite und 1 " Widerspruche steht. Nimmt man aber feste Stüßen , so eine False zur Herstellung der Befestigung an die Streck gewähren diese den Vortheil, daß man sie auf solcher Art balken. Beizufügen sind die Zichleinen von 80 Fuß und von Boden mit Leichtigkeit anbringen kann , daß sie der 4 Laue, um für vorkommende Fälle die Brücke gegen Brücke mehr Festigkeit geben, weil sie den Lauf des Was Strömung zu sichern. sers nicht hemmen ; während schwimmende Stüßen von der Stücke , woraus die Brücke besteht. Strömung weggerissen werden . Diese und andere nicht 4 Bockschwellen für die Böcke. weniger wichtige Gründe geben den festen Stüßen den 4 Füße Nr. 1 . Vorzug. Unter den verschiedenen Mitteln diese Idee auszu 4 "1 Nr. 2. führen , scheint das System der Böcke das anwendbarste 4 12 Nr. 3. und rascheste , und unter den verschiedenen Formen von 8 Schuhe (Vorsteckscheiben). 8 Reile. Böcken , verdient die von Birago vorgeschlagene wegen 8 Retten . ihrer Einfachheit und Leichtigkeit in der Handhabung volle Anerkennung . 20 Streckbalken. 50 Bohlen. Hat man sich in diesen wesentlichen Puncten entschie= 2 Landschwellen. den, so sind die Umstände in Rechnung zu ziehen, um zum vorgesteckten Ziele zu gelangen ; daß nämlich diese 8 große Pfähle. 10 Schnürleinen . Brücke den Bewegungen einer Diviſion auf jedwedem Ter rain folgen kann , ohne den Marsch zu hindern; daß fie 2 Schlägel . für Infanterie, Reiterei und Gebirgsartillerie gleich dien 1 Bolzen. 4 Landankertaue. lich und so einfach ist , daß sie geringen Aufenthalt_ver= 2 Hebel. ursacht, und die Arbeit des Schlagens und Abbrechens so wenig Zeit wie möglich erfordern . 3 Walzen. 2 Querbalken. Mit Berücksichtigung dieser Bedingungen ist das nach folgende Project einer Brücke entworfen worden. Dasselbe 4 halbzöllige Taue. dürfte die Aufgabe erfüllen , einer Division mit ihrem 1 Kiste mit Zimmerhandwerkzeug. gesammten Material die Paffage zu verschaffen , welche sie Saumthiere für den Transport. für diese Art von Krieg nöthig hat. Diese Brücke bedarf

Beschreibung der Brücke. Die Länge der Brücke soll 50 Fuß * ) sein , die Breite der Bahn 7 Fuß : fie bedarf 4 Böcke und fünf Glieder

=

Für "1 " " " "1 "1 "= "

*) Die Maße sind spanisch.

die 2 12 12 20 50 2 * 2 3

4 Bockschwellen . Landschwellen 2 • spite Pfähle Füße Streckbalken Boblen Hebel Querhölzer Walzen









2 Thiere. 1 "1

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geringerer Transportmittel , als eine tragbare Batterie, und kann als die Dotation angesehen werden , welche der Compagnie des Ingenieurregiments , die in der Regel einen Theil der Division bildet , beizugeben ist.

" " "

2

"1

22 Thiere.

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Die Taue, Stricke und anderen kleinen Gegenstände werden den Thieren aufgepackt , welche die geringste Last tragen. Man muß ein leichtes Holzgestell fertigen , welches auf die gewöhnlichen Packsättel der Saumthiere so befestigt wird, daß man die bezeichneten Gegenstände gut aufladen fann. Bemerkungen.

nitiveren Vorschlägen mit erläuternden Kupfern und etwai gen Versuchen sehen wir mit Intereffe entgegen.

Die ganze Summe, welche der Bau dieſer Brücke kostet, belauft sich etwa auf 5000 Realen. Wenn man dieſen Vorschlag versucht und dann , wenn es zweckdienlich er scheint , verbessert hat , so bestimme man , nach dem Ergeb= niß der Versuche hinsichtlich der Stärke und der Hand habung desselben , die Maße und Verhältnisse fest und nehme ein bestimmtes Modell zur Richtschnur ; auch wäre eine Instruction zu entwerfen, welche auf ganz einfachen Grundlagen die Handhabung feststellte. So könnte die Vorrichtung für Nebungen der Ingenieurcompagnieen be= nugt werden. Betrachtet man eine solche Brücke als Einheit , so steht nichts im Wege , in vorkommenden Fällen mehrere Ein heiten zu vereinigen. Da die Divisionen des Operationsheeres in der Regel in den dem Kriegstheater nächſtliegenden Puncten oder Festungen (Waffenpläge) organisirt werden , dürfte es nüßlich sein, nach und nach mit einer Brückenequipage dieser Art die Ingenieurparks von Badajoz , San Se= stian , Burgos , Pampelona, Zaragoza , Valencia_und Guadalajara zu versehen . Auf diese Weise würden sie in Bereitschaft sein , so oft eine Operationsdivision zu einer Unternehmung im Gebirge auszurücken hätte , ohne für gewöhnlich die Sappeurcompagnieen mit ihrem Transporte zu belästigen. Die Gesammtunkosten dieses organisirten Systems auf die bezeichnete Weise würden auf 40,000 Realen kommen; und meiner Ansicht nach kann man gewiß sein , daß es dem Ingenieurcorps eine genauere Erfüllung dieses Thei= les seines Dienstes verbürgen und den Divisionschefs mehr Freiheit in den Bewegungen der Truppen gestattet würde.

Für die Kriegführung in einem Gebirgsland wie Spa nien erscheinen vorliegende Ideen in taktischer Beziehung von höchster Wichtigkeit , und es scheinen ihrer Einführung in das praktische Leben keine große technischen Schwierig feiten entgegenzustehen, wenn man die bekannte Biegsam keit des Birago'schen Materials in alle gegebenen Ver= hältnissen erwägt. Da eine solche Brücke im Hochgebirge nur eine Passage für Menschen , Pferde und Saumthiere sein kann , darf fie, was ihre Breite betrifft , stegartig sein. Es möchte deßhalb , mit Ausnahme der Geräthschaften für schwim mende Unterlagen , Birago's vollständiges Material bei zubehalten sein , nur was Zahl der Balken , Ausmaße betrifft, in verjüngtem Maßstabé , erlaubt durch das steg artige der Brücke und bedingt durch den nöthigen Trans port auf Saumthieren. - Wie weit diese Verjüngung auf Bockschwelle und Füße auszudehnen ist, muß praktisch er= probt werden , weil die Höhe der Böcke (wohl eine Haupt eigenschaft bei Uebergängen über barrancas) mit der Länge der Bockschwelle in einigem Zusammenhang steht. Defi

Literatur. Die Armee als militärische Bildungsanstalt der Nation mit besonderer Rücksicht auf Bayern. Vom Freiherrn v. Closen. 8. München 1850. Johann Palm's Hofbuchhandlung. (VIII, 187 u. 8.) 25 Ngr. (Schluß.) Man mag aus diesem Ueberblick des Inhalts erkennen, daß die Schrift nicht die aus einem Guß gearbeitete Aus führung einer Idee ist , sondern in einer Anzahl mehr selbstständiger, uicht durchaus gleichzeitig entstandener Auf säge darüber besteht. Der Verf. entschuldigt damit die etwaigen Wiederholungen ; und es leidet allerdings die blos an es wird dadurch auch schwer, die Ansicht des Verfassers nach ihrer Begrün= dung, ihrem inneren Zusammenhang und ihren Haupt momenten gehörig zu erkennen und zu würdigen . Das Werk enthält indessen eine Menge sehr schäzbaren geschicht lichen und statistischen Materials : die vielseitige Hinwei= sung auf die neueste Literatur über die Frage klärt über deren Lage einigermaßen auf; die Rückblicke auf die baye rische Heerverfassung zu verschiedenen Zeiten , besonders unter Marimilian und Mar Emanuel , wobei einzelne anziehende Actenstücke mitgetheilt werden, sind auch heute noch von Intereffe; die sehr ausführlichen , gründlichen und klaren Darstellungen der verschiedenen bayerischen Militärbudgets in ihrer Verbindung mit der Formation des Heeres von 1819 bis heute würden für sich schon Werth haben, durch die im Zusammenhang mit dem vor geschlagenen Landwehrsystem in manchen Puncten über zeugend nachgewiesene Möglichkeit ziemlich großer Erſpa = rungen wird ihre Bedeutsamkeit noch vermehrt und die Vorschläge des Verfassers erhalten eine sehr gewichtige positive Grundlage. Mit Recht unterläßt wohl der Verf. den Versuch , ein Budget , wie es seine Heerverfassung verlangen würde , zusammenzustellen , der Nachweis , den er bei den einzelnen Sägen mittheilt, dürfte überall für den, der vorzugsweise aus Gründen der Kosten gegen die Sache ist, genügen, und es ist besonders lobend anzuerkennen, daß der Verf. gerade von dieser Seite seine Vorschläge gegen den beliebten Vorwurf unpraktischen Treibens auf den festen Grund der Wirklichkeit gestellt hat. Er sucht diesen Grund überall festzuhalten : er geht davon aus , daß, che man überhaupt anfange , erst die jenigen , welche die Hand an's Werk zu legen berufen seien , von der Güte der Sache durchdrungen sein müßten ; dann entwickelt er, vielfach überzeugend , ( S. 152) wie die Sache, wenn nur der Wille da wäre , sich alsbald begin= nen ließe, ohne daß es dazu ungeheuerer Geldsummen oder sonstiger übertriebener Opfer bedürfte. Ueber die Gesammtheit seines Systems , wie er es in „ Grundzüge zur Organisation der bewaffneten Macht in Deutschland"

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(S. 36 ff.) niedergelegt hat, theilt der Verf. die Urtheile zweier sehr berufenen Richter , des jezigen Generals von Xylander (S. 157 ff.) und des oldenburgischen Obersten v. Mosle (S. 45) , mit, von denen der leztere ſelbſt in ciner nur kurzen Arbeit *) einen so großartigen, durch und durch von echt organiſchen, wahrhaft ſoldatiſchen und zu gleich staatsmännischen Anschauungen getragenen Vorschlag einer Wehrverfassung niedergelegt hat, daß ihm schwerlich irgend eine andere Behandlung, welche die große Frage erfahren hat, gleichgestellt werden kann. Beide Richter haben an den Entwürfen des Verfs . im Einzelnen und ſelbſt in manchen wichtigeren Puncten Manches auszusehen . Wir finden die Entgegnungen des Verfs . auf diese Aus stellungen nicht überall ausreichend. Auch wir sind der Ansicht , daß das Loosen in einer solchen Wehrverfassung wo möglich ganz wegfällen müßte ; der Verf. scheint aller dings die Cadres theils zu schwach anzunehmen , theils die Forderungen für die unſtändigen Offiziere und Unter offiziere nicht bestimmt genug auszudrücken. Bei den

dienen lasse , daß man einen mit der Körperausbildung zugleich die Zucht erziehenden militärisch geordneten Turn= unterricht in den Volksschulen einführe, daß man keinen im höheren und mittleren Staatsdienst anstelle, der nicht die Befähigung zum Landwehroffizier nachgewiesen habe, daß die Ansäßigmachung wie die Ausübung jedes bürger lichen Rechtes von der vorher abgeleisteten Wehrpflicht ab= hängig gemacht werde. So wenig wir glauben , daß die Vorschläge des Ver fassers alsbald für die praktische Anwendung in Betracht genommen werden ; so sehr wünschen wir, sie möchten nicht ungehört verhallen. Sie sind aufrichtig auf das öffentliche Wohl gerichtet und wollen den Staat nicht mit einer luftigen Volksbewaffnung aufdringlich beglücken , sondern eine Wehrverfassung , wie sie die Zeit fordert, welche die ganze Volkskraft dem Heere zuführt, die aber zugleich alle sittlichen und geistigen Züge eines ächten Soldatenthums darstellen soll , wie sie nur ein Heer bewahren und fort bilden kann , das neben der Tüchtigkeit und dem vollen Bewußtsein der Körperschaft, von der Idee einer groß= artigen Berufung im Dienste des Ganzen getragen wird. Ob es endlich troß allem Widerstreben gelingen wird, ein solches Heer zu schaffen ; davon hängt nicht mehr und nicht weniger als die Rettung von Deutschland ab. Denn das Heer ist in einer Gesellschaft , die dem Auseinanderfallen in ihre Elemente zuschreitet, von allen öffentlichen Mäch= ten die einzige , welche augenblicklich organisch in das ge sammte Staatsleben sich einfügend , gestaltet werden und dann organische Bildungen nach allen Richtungen hervor= treiben oder doch mächtig begünstigen kann. Wenn man aber , der trüglichen Ruhe des Augenblicks vertrauend, etwa im Einzelnen ausbessert, ohne das Ganze zu faſſen; oder wenn man einzig darauf finnt, wie man das Heer rein auf sich stellen und vom übrigen Staatsleben ab= schließen möge : so ist die Erfahrung , die ein mächtiges Werkzeug der sittlichen Erneuerung, der einzigen , welche auf die Dauer erhalten und retten kann, darbot , umsonst gewesen , und man wird einst die Früchte davon ernten, daß man den verneinenden Gewalten der Zeit, höchstens eine abwehrende, und keine schaffende, Thätigkeit entgegen= zusehen gewußt hat. 24.

Districtsübungen, wie sie der Verf. will , scheint es zwei felhaft , ob der volle soldatiſche Ernst zu erreichen wäre, ohne den eine Ucbung besser gar nicht ſtattfindet : über hanpt vermissen wir an einzelnen Stellen das an der Wirklichkeit geübte militärische Urtheil , wie denn der Verf. ein oder zweimal Schilderungen aus einer Schrift (,, Ste hendes Heer und Volkswehr, von einem deutschen Offizier. Mannheim 1848. “) anführt , die nur von Ueberspanntheit oder von großer jugendlicher Unreise eingegeben sein kann. Auch wie der Verf. die Nothwendigkeit einer volksthüm lichen Umgestaltung der Heerverfassung entwickelt, verirrt er zu sehr nach verschiedenen Richtungen. Die Schatten seite des bestehenden Heerwesens trifft er stellenweise recht gut; aber mit seinen geschichtlichen Belegen , so glücklich fie zum Theil gewählt sind, beweist er nur wenig, und man könnte auf die nämliche Art leicht eben so viele Be lege für die gegentheilige Ansicht aufbringen , weil kein einziger gründlich aufgebaut und in beständiger Parallele zu unseren heutigen Zuständen nach allen Seiten zu einem geschlossenen, zusammenhängenden Ganzen durchgeführt ist. Was aber die Vorschläge und Ansichten des Verfs . in ihrem Wesen und ihren Hauptpuncten angeht, so hat ihnen das Urtheil jener zwei geachteten Stimmen volle und ver diente Anerkennung gewährt. Wir finden darin die große einfache Idee, auf welche die preußische Heerverfassung zur Rettung des Vaterlandes einst gegründet wurde , von der sie aber leider hernach theilweise abgefallen ist; wir finden darin die ausnahmslose Herbeiziehung und Heran bildung der Jugend , die Vorbereitung zum Waffendienst durch die Schule, die Eintheilung in Heer, Landwehr, Bürgerwehr : wir finden darin auch im Einzelnen zu den Grundgedanken manche treffliche Vorschläge, wie die : daß man die Schullehrercandidaten 1 Jahr lang im Heere

*) „Grundzüge einer Wehrverfaſſung nach den Bedürfnissen der Zeit. Von einem alten deutschen Offizier. Frankfurt a. M. 1848. Verlag von 3. D. Sauerländer." Sie scheinen leider selbst in militärischen Kreisen lange nicht hinreichend beachtet oder zu schnell wieder vergessen worden zu sein.

Miscelle. (5) Ein franzöfifcher Reisender , Cyprien Duperron , der Oberägypten bereift, bat einige interessante Inscriften auf den Mauern des Tempels von Philas . entdeckt , von denen die nachfolgende fich zwischen ägyptischen Charakteren und ſymbo lischen Zeichen wohl erhalten auf einer Granitmauer befindet : L'an VI de la Republique , le 13. messidor , une armée fran çaise , commandée par Bonaparte , est descendue à Alexandrie ; l'armée ayant mis , vingt jours après , les Mamelucks en fuite aux Pyramides ; Desaix , commandant la première division , les a pour suivis au delà des cataractes , où il est arrivé le 13 ventôse de l'an VII avec les généraux de brigade Davoust , Friant et Belliard, Donzelot, chef de l'état major , La Tournerie , commandant l'ar tillerie , Eppler , Chef de la 21e légère. Le 13 ventôse an VII de la République , 3. mars an de J. C. 1799. Gravé par Casteix, sculpteur.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag, 17. Juni 1851.

N 72.

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doit

Allgemeine Militár-Zeitung. Das Verdienſt, meine Herren, ift fächlich , alſo ein Lebeskind, Baſtard ,1 fort mit dem Balg , der Verdienſt nur hat Werth."

Großherzogthum Heſſen. Darmſtadt, 13. Juni. Die Preußiſche Wehrzeitung enthält in Nr. 293 den nachſtehenden Artikel :

In der Chat ein merkwürdiger Artikel , der wahrſchein

lich den meiſten Leſern unverſtändlich iſt.

Es iſt aber

„Aus Darmſtadtwird gemeldet, daß die im März vorerſt ganz und gar überflüſſig, die Ideen des Verfaſſers 1819 aufgehobene Stellvertretung im Militärdienſt zu verfolgen und ihre Nichtigkeit nachzuweiſen, indem ein höchſt wahrſcheinlich wieder eingeführt werden wird. Bereits hat ſich die erſte Kammer dafür entſchieden, und die Commiſſion der zweiten Kammer hat in ihrem Berichte über die Sache empfohlen , dem Beſchluſſe der erſten Rammer beizutreten."

Gegenſtand zum Kampfe gar nicht vorhanden iſt. Denn der Verfaſſer iſt völlig im Jrrthum befangen , wenn er von der Wiedereinführung der Stellvertretung im großh . belliſchen Dienſte ſpricht. Seit 30 Jahren beſteht in dieſem Dienſte die Stellvertretung und hat ſeitdem nie mals aufgehört ; auch gibt es wahrſcheinlicy (abgeſehen von dem Gebahren der Demokratie) wenige Menſchen im Großherzogthum Seſſen , welche ihre Aufhebung wünſchen, vielmehr ſind der Militärſtand und der Bürgerſtand in gleichem Maße zufrieden damit. Der Grund dieſer Zu friedenheit liegt hauptſächlich in den ſehr zweckmäßigen Einrichtungen , welche hinſichtlich der Stellvertretung durch das Geſet vom 19. März 1836 getroffen worden ſind,

„Alſo wiederum eine Conceſſion dem Mammon . Haben uns denn noch nicht die Ereigniſſe der Zeit genügend belehrt, daß wir nur dadurch zu einer gründlichen Ordnung der Dinge kommen können, wenn wir das Princip der Ehre wieder zur Gel- ' tung bringen , und damit den unerſchöpflichen Spaß wieder gewinnen , der in der Hand der Regierung das einzige Gegengewicht abgibt. Wie aber wid man das Gefühl der Ehre wieder weden , wenn man und weldje eben ſo ſehr dazu gedient haben , die Nachtheile

den Dienſt als Soldat zu einer Form macht, die der Stellvertretung zu vermindern, als ihre Vortheile zu verkäuflid) iſt, und thut man etwas anderes , wenn

erhöhen .

Dieſes Geſeg (nicht die Stellvertretung) iſt im

man die Stellvertretung wieder einführt ? Nur in Sturm der Jahre 1818 und 1849 untergegangen , indem einem Falle können wir die Stellvertretung als nüß- der Beſchluß der Nationalverſammlung auf Vermehrung lich anerkennen , wenn der , welcher einen Stellver- der deutſchen Streitmacht auf 2 Procent der gegenwärtigen treter nimmt , alle Ehrenrechte verliert , fein Amt zu Bevölkerung augenblidlich Anordnungen nöthig machte,

bekleiden berufen werden kann, und dazu ſogar mit bei welchen jenes Geſeß nicht vollſtändig ausgeführt wer: dem Stempel der Jnfamirung belaſtet wird. Dadurch wird das Ehrgefühl gewegtwerden und allmälig in den Kreiſen wieder auftauchen , die feßt, wir ſprechen von hoch und niedrig , überall geneigt iſt zu fragen : Einen Orden ? Einen Titel ? Was bringt er ein 3 Man überſehe dieſen Umſtand ja nicht, in ihm liegt der Reim unſeres Materialismus. 68 war früher eine Thorheit, die Ehre an die Geburt zu knüpfen ,

den konnte. Man hob daher am 1. März 1849 das Ge- . ſeß vom 19. März 1836 auf und überließ die Stellver tretung wieder , wie es vor deſſen Erſcheinen der Fall war , gänzlich dem Privatverkehr . Seitdem wurden die Vorzüge des Geſeßes vom 19. März 1836 erſt recht er: kannt, und von Tag zu Tag wurde das Verlangen drin gender , dasſelbe wiederhergeſtellt zu ſehen . Dieſem Ver langen gab die Regierung im Intereſſe der Bürger und

ſo groß auch das Verdienſt der Ahnen war.

-

Man

des Militärdienſtes nad , indem fte den Ständen einen

mußte fie an das Verdienſt knúpfen , wie es mit großer Weisheit die ruſſiſche Regierung heute noch

Gefeßesentwurf vorlegte, vermöge deſſen das Gefeß vom 19. März 1836 mit einigen Verbeſſerungen wieder in's

thut; dann wären die Staaten nicht um dieſe uner-

Xeben treten ſollte. Die erſte Rammer hat dieſen Entwurf

ſchöpfliche Quelle eines eigenen , wenn man will, cinſtimmig angenommen ; in der zweiten Kammer erfolgte idealen Reichthums gekommen, und eine tüchtige die Annahme durch Stimmenmehrheit nach einem dreta

Geſinnung lebendig erhalten worden. Man würde tägigen Kampfe, worin die aus Demokraten beſtehende wahrlich nicht den Saß des Dichter als richtig erkennen , der da ſagt :

Minderheit auf das heftigſte gegen die Stellvertretung überhaupt in die Schranken trat.

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Wen es intereffirt , die Einrichtungen , welche durch geben zu wollen , als ob der Himmel nie wieder getrübt das Gesez vom 19. März 1836 getroffen worden sind, werden könnte. Es wäre uns eben darum noch lieber näher kennen zu lernen und ihren Werth zu prüfen , den gewesen , wenn sich Jemand die Mühe genommen hätte, verweisen wir auf Nr. 31 der A. M. Z. von 1836 und von der "!Bundesarmee im Felde" zu schreiben , nicht wie auf Nr. 42 und 43 von 1842. Wir stehen nicht an zu sie war, sondern wie sie sein sollte und auch ihren treff= behaupten , daß in keinem Lande bessere Einrichtungen lichen Elementen nach sein könnte. Doch auch so find hinsichtlich der Stellvertretung bestehen und daß das er wir zufrieden und wissen es dem Verfaffer Dank , daß er wähnte Gesez die meisten Bedenken beseitigt hat , welche die " Armee im Felde" heraufbeschworen hat , um wieder gegen die Stellvertretung erhoben werden können. Ins einmal ganz unmaßgeblich daran zu erinnern , daß mög besondere hat sich auch der Militärdienst immer sehr wohl licherweise die Armee auch in das Feld zu rücken habe. Gebe der Himmel und die, welche jezt über uns berathen, dabei befunden. Unter den hessischen Truppen , welche im Jahre 1849 an der badischen Gränze und in Baden der daß man dann nicht nöthig hat, erst nach großen Opfern Revolution die ersten , die empfindlichsten und entscheidend und mit theuerem Blute jene Elemente nothdürftig zu dem ften Schläge versezt haben, befanden sich viele Stellver zusammenzuleimen , was man mit einiger Berechtigung Nur Einheit des treter, welche in Folge des Gesezes vom 19. März 1836 eine Armee im Felde nennen darf. eingetreten waren (darunter fast alle Unteroffiziere) ; wer Willens , Zuſammenwirken des Ganzen führen zum Siege!" weiß, ob der gleiche Erfolg erzielt worden wäre, wenn Möge man sich diese von dem Verf. als Motto gewählten diejenigen in den Reihen der Truppen gewesen wären, Worte des glorreichen Erzherzogs Karl bei den Berathun welche durch Jene vertreten worden sind ? Ueberhaupt gen, noch mehr aber bei den Beschlußnahmen recht ein= aber möchten wir fragen , ob denn der hartnäckige Kampf dringlich vor Augen führen ! der Demokratie gegen die Stellvertretung nicht einen sehr Fragen wir nunmehr nach dem Plane , welcher dem Buche zum Grunde gelegt ist , so läßt sich aus dem In beachtenswerthen Fingerzeig enthält ? * 10. halte dieser ersten Lieferung wohl erkennen und nachweisen, in wie weit der Verf. jenem Plane hierbei nachgekommen . Spanien. ist ; über diesen selbst können wir uns jedoch nur unter (2 ) Jm Marineministerium ist man gegenwärtig mit richten , wenn wir dasjenige zu Rathe ziehen , was die der Ausarbeitung neuer Reglements für die Vorrede darüber enthält. Hiernach hätte sich der Verf. Ausrüstung und Armirung der Kriegsfahrzeuge die Aufgabe gestellt , die gesammelten formellen und ratio= beschäftigt. Der Escadrechef Martinez, Generalcom nellen Vorschriften und Grundsäge für den Felddienst mandant der Marine-Infanterie und Artillerie, wird sich möglichst kurz und bündig , und zwar nicht nur für alle nach der Gießerei von Trubia begeben, um sich mit der Waffengattungen und Branchen, sondern auch für alle Direction daselbst wegen der Anfertigung von Ge Rangstufen und Armeekörper vom Zuge bis zum Armee= schüßen und Projectilen für die Marine in Ein corps , in ein Nachschlagebuch in folgender Ordnung zu= vernehmen zu sehen. sammenzustellen. Der erste Theil soll ein Bild "1 der Organisation der Armee im Felde " enthalten, aus welchem jedes einzelne Individuum , es mag der Infan= terie, Cavalerie oder Artillerie , dem Generalstabe, der Literatu r. Adjutantur , einer Verwaltungsbranche 2c. , ferner einem einem oder einer Die Armee im Felde . Ein Gesammtbild aller Vor anstalt angehören , den organischen Bau jeder einzelnen schriften über die Organisation, den inneren Dienst Abtheilung für sich , und deren Zusammenwirken in größe betrieb , die Verwaltung und die Leitung und Ver= ren Armeekörpern bis zum Corps und ganzen Armeen wendung des Heeres und der Heerestheile im Kriege; erkennen kann , um in allen Kriegslagen über den Dienst zusammengestellt und eingerichtet zum Gebrauche für betrieb und den Zusammenhang der einzelnen Theile orien= alle Waffengattungen , Branchen und Chargen, von tirt zu sein. Im zweiten Theile endlich werden „ die V. Streffleur. Mit vielen Beilagen, Tableaus, Unternehmungen der Armee im Felde " in einer Zeichnungen u. s. w.) Als zehnte Abtheilung des systematischen Reihenfolge von der Vorbereitung zu einem Werkes : W Die Dienstvorschriften sämmtlicher Waffen Feldzuge bis zum Friedensschluffe vorgeführt , und jede gattungen und Branchen der f. k. f. österreichischen Ar Unternehmung , es mag ein Marsch, eine Cantonnirung, mee." Erste Lieferung. Auf Kosten des Verfaſſers. ein Lager, Bivouac, Gefecht 2c. sein, für jeden Truppen 8. Wien 1851. In Commission bei J. F. Greß. körper aus zweifachem Gesichtspuncte geschildert, nämlich (96 S. nebst Beil . I. II. u . IV. ) 12 Gr. wenn der betreffende Körper selbstständig auftritt , oder Obgleich vorerst nur die erste Lieferung des vorstehend wenn er als integrirender Theil eines größeren Ar genannten Werkes uns vorliegt, so erscheint dieser Anfang meeförpers zu wirken bestimmt ist. Bei dieser Art der doch bedeutend genug, um uns eine wenigstens vorläufige Darstellung soll nun : 1 ) jede Kriegslage , im Zusam= menwirken der einzelnen Theile , als ein Ganzes über= Anzeige schon jezt zur Pflicht zu machen. -Die Armee im Felde im Vorbeigehen gesagt, ein sehbar dastehen ; 2) jede Waffengattung und Branche äußerst kostbarer und zeitgemäßer Titel; denn tros der genau die Rolle vorgezeichnet finden , welche ihr in der kleinen Vorgewitter der leztvergangenen Jahre scheint man betreffenden Kriegslage zukommt , und 3) jedes leitende fich allgemach wieder einer ſo glücklichen Sorglosigkeit hin Individuum, es mag ein General, ein Generalſtabs-, ein

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len Quellen das Waffer oft sehr weit herfließt, bevor es Truppen-Offizier oder Unteroffizier sein , wieder das ab= geschlossen beisammen finden, was ihm bei der Ausfüh zu Tage gelangt , so können wir uns unmöglich damit rung der Rolle des ganzen Körpers insbesondere zu ver= einverstanden erklären , und es dürfte angesichts seiner richten obliegt." eigenen Leistungen eine gewisse Undankbarkeit sich darin Der Verf. beabsichtigt demnach, in seinem Buch eine kundgeben , wenn der Verf. S. IX der Vorrede behauptet, Art Universalwerk, einen allzeit fertigen Rathgeber zu daß die Oesterreicher es nicht nöthig hätten , sich um die bieten, in welchem alle auf die Thätigkeit eines Armee Einrichtungen bei fremden Heeren und um die theoretischen Speculationen auswärtiger Kriegsphilosophen umzusehen 2c. körpers im Felde sich beziehenden und bisher nur einzeln Allen Respect vor dem österreichischen Heere und seinen bearbeiteten Zweige der Kriegswissenschaften zu einem har monischen Ganzen verschmolzen oder so nebeneinandergestellt Intelligenzen; aber es möchte uns noch immer scheinen, als ob das Wahre hauptsächlich durch Ideen austausch behandelt werden, daß sie sich wechselseitig erklären , be= dingen oder ergänzen. Wenn der Verf. seinem Versprechen zu Tage gefördert würde. treu bleibt, so ist ihm das militärische Publikum sicher zu Das Buch ist in Hauptstücke getheilt , von welchen die großem Danke verpflichtet, und der Anfang ist allerdings vorliegende Lieferung die zwei ersten und einen Theil des geeignet , die Erfüllung billiger Erwartungen sehr wahr dritten enthält. Das I. Hauptstück (mit den Tabl. I. II. scheinlich zu machen; ja , man kann sagen , daß der Verf. . und III.) gibt eine allgemeine Uebersicht der Organisation theilweise bereits mehr geleistet, als er versprochen hatz der Armee im Felde. Das II. handelt von dem inneren indem er durch die an vielen Stellen den betreffenden Dienste des Generalquartiermeisterstabes im Kriege, und Vorschriften und Grundſäßen vorausgeschickte, mehr wissen zwar gibt der 1. Abschnitt eine Uebersicht des Wirkungs schaftliche Erörterung und Begründung , über den Charakter kreises des Generalstabes im Kriege, der 2. spricht von eines Nachschlagebuchs hinausgegangen ist. Und so konnte den besonderen Berücksichtigungen (Verhaltungsregeln ?) und kann es auch nicht anders sein. Ein Buch der Art für die detachirten Generalstabsoffiziere , der 3. berührt ist nur dann von Werth , wenn es den Geist der Dinge kurz die Eigenschaften der Generalstabsoffiziere, der 4. erfassen lehrt , welche es zum Gegenstande seiner Betrach= handelt vom Stande nnd der Eintheilung der Individuen tungen macht. Der Verf. strebt, seiner eigenen Erklärung des Generalstabs , der 5. von der Vertheilung der Geschäfte zufolge, nach einer Vielseitigkeit , welche es jedem Einzel und endlich der 6. in ausführlicher Weise von der inneren nen möglich machen soll , sich für den ganzen Bereich sei Ordnung bei dem Dienste im Hauptquartiere. Das III. ner speciellen Wirksamkeit in gründlichster Weise zu unter Hauptstück schildert, so weit es vorliegt, den Betrieb des richten und zugleich zu einer richtigen Auffassung und inneren Dienstes , indem es nach kurzer Einleitung sich Würdigung der näheren oder entfernteren Beziehungen zu zuerst (1. Abschnitt) über den Wirkungskreis des Feld anderen Wirkungssphären zu gelangen , welchen seine eigene herrn und der Präsidialkanzlei verbreitet und sodann in Thätigkeit nothwendig angepaßt werden muß, wenn sie dem noch nicht vollendeten 2. Abschnitte von der General fich für das Ganze Rußen bringend gestalten soll. Hierzu adjutantur handelt. gelangt man eben so wenig auf dem Wege des Auswen Wir beschränken uns vorerst auf diese kurze Inhalts diglernens , als des bloßen Nachschlagens ; es ist vielmehr, anzeige, da wir begreiflicherweise von einer eigentlichen was namentlich die rationellen Vorschriften und Grund Beurtheilung so lange absehen müssen, als nicht wenig= säge anlangt, je nach dem Horizonte des Einzelnen ein gründliches Durchdringen der Materien nach allen Seiten ftens der ganze 1. Theil geschlossen vorliegt. Dagegen hin und um so ausgreifender erforderlich , je weiter sich glauben wir schon jest unsere Ansicht dahin aussprechen zu können, daß die gelegentliche Anwendung der vorge= die durch das eigene Wirken erregten Schwingungen er strecken. Wenn nun zugestanden werden mag , daß für die tragenen Lehren auf den österreichischen Dienst die allge meine Tragweite des Werkes in Nichts beeinträchtigt, und blos formellen Vorschriften , so weit die dienstliche Praris das Buch nach dieser ersten Probe zu schließen , als daß nicht ausreicht, ein Gedächtnißaushelfer in Gestalt eines eine fleißige und wohldurchdachte Arbeit auf das Ange= Nachschlagebuchs immerhin als angenehmes Geschenk er= scheint, so ist dieß mit dem von den Formen unabhängigen legentlichste empfohlen zu werden verdient. und dieselben vernünftigerweise sogar bedingenden ratio = nellen Theile nicht mehr möglich , sondern es tritt hier selbstredend auch die Nothwendigkeit einer durchaus ratio nellen Auffassung in ihre Rechte, und dieß ist es , wozu Friedrich der Große und sein Heer in den der Verf. in anerkennenswerther Weise die Hand bietet. Tagen der Schlacht bei Leuthen. Nebst einer Es möchte daher als eine Unterschäßung des hohen Wer= umfassenden Darstellung der letteren . Von Pro thes zu betrachten sein , welcher nach der vorliegenden fessor Dr. Joseph Kuzen. Mit Beilagen und einem Probe dem Buche beizumessen ist , wenn der Verf. auch Plane. fl. 8. Breslau 1851 , Ferdinand Hirt's den Unteroffizier (f. Nr. 3 oben) in der Zahl derer ge= Verlag. (VIII u . 246 S. mit 2 Tab.) nannt hat, die sich daraus Raths erholen sollen und können. Es ist wohl kaum ein Krieg so reich an überraschenden, Der Verf. gibt ferner an , daß er für dieſe Zuſammen aller menschlichen Voraussicht spottenden Wechselfällen, als stellung ―――――――― die wir uns vorläufig eine gediegene Bear die Glanzperiode des großen Königs , der siebenjährige ――――――― beitung zu nennen erlauben die Behelfe österreichischen Krieg , und es ist begreiflich , daß man selbst heute noch Quellen entnommen habe. Abgesehen davon , daß zu vie= mit unausgeseztem Fleiße bemüht ist , die Umstände auf

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zuhellen und zur Evidenz zu bringen , welche jene launen= haften Umwälzungen des Glücksrades möglich machten. Der beste Tummelplag für solche Forschungen ist ohne Zweifel das Feld der Monographieen , indem diese Art der Geschichtschreibung eben alle Kräfte auf einen Punct zu concenteiren erlaubt und nur in der Weise das edle

so nahe wie nur immer möglich kommenden und , man möchte sagen , endgültigen Feststellung des Factiſchen. Die Darstellung weicht nur in wenigen und dabei unbedeu tenden Dingen von der verdienstlichen Bearbeitung des Lieutenants Heilmann (angezeigt in Nr. 118 u. 119, Jahrg. 1849 dies. Bl .) ab; dagegen gibt sie mehr und mitunter sehr wichtige und interessante Details im Haupttexte ſo= wohl, als in den unmittelbar auf diesen folgenden nume rirten ( 135) Anmerkungen , aus welchen noch außerdem die Quellen ersichtlich sind , welche der Verfasser für seine Darstellung verarbeitet hat. Unter diesen ist namentlich das bis jetzt noch ungedruckte „ Gaudi'sche Journal" be= sonders hervorzuheben, welches zwar vielfach für die „ Ge= schichte des siebenjährigen Krieges von den Offizieren des großen Generalstabes", aber wie der Verf. nachzuweisen glaubt, wenigstens für diese Schlacht nicht überall in durchaus correcter Weise benußt wurde, und außerdem sehr wenig bekannt ist . Wir verweisen auf die in den Anmerkungen befindliche biographische Skizze Gaudi's und bemerken nur so viel, daß er sich während des Jahres 1757 als Hauptmann und Flügeladjutant im Gefolge des Königs befand und durch seine Kenntnisse bei der Ärmee in großem Rufe stand. Da er Vieles als Augenzeuge beschreibt, so gebührt seinen Mittheilungen ein besonderer Werth, welcher noch dadurch erhöht wird , daß er das Journal mit dem festen Vorsage abfaßte, es bei seinen Lebzeiten Niemanden sehen zu lassen. Es wurde seinen Erben von dem Könige Friedrich Wilhelm II . für 12,000 Thaler abgekauft und befindet sich gegenwärtig im Archive des Generalstabes der Armee. Es folgen dann weiter VII Beilagen , deren erste eine Sammlung von Briefen enthält, welche der König kurz vor oder nach der Schlacht an den Prinzen Heinrich (6) an den Herzog Ferdinand von Braunschweig (2, dabet ein Antwortschreiben) und an den Feldmarschall Keith (5) richtete, außerdem noch ein Schreiben des geh. Cabinets = rathes Eichel an den Prinzen Heinrich und des Ministers von Schlabrendorf an den Kriegsrath Lamprecht, beide am Tage nach der Schlacht geschrieben. Die II . Beilage enthält zwei österreichische , drei preußische officielle Rela= tionen und eine preußische Widerlegung der ersteren. Die III. Beilage theilt einige Züge mit , welche zu näherer Veranschaulichung verschiedener im Terte berührter Puncte dienen sollen; die IV. gibt eine Auswahl von Urtheilen über die Schlacht, nämlich von Lloyd , Tempelhoff, Tog= niazo (der österreichische Veteran) , Berenhorst, Scharn= 1 horst und Napoleon. Aus der V. ist die Schlachtordnung der preußischen Armee vom 3. December und aus der VI. die der Desterreicher vom 4. December ersichtlich. Die VII. endlich ist einzig eine Erklärung des Schlachtplanes, der eine Originalaufnahme mit älteren Aufnahmen aus der Zeit der Schlacht in Uebereinstimmung gebracht , auch noch durch die saubere und schöne Ausführung unsere An erkennung verdient. Noch wäre zu erwähnen , daß das Buch dem preußischen Heere dedicirt und daß jede Seite des Tertes ihrem In halte entsprechend überschrieben ist. Druck und Papier find gut.

Metall der Wahrheit von den verhüllenden Schlacken so gründlich befreit werden kann , als dieß überhaupt möglich ist; vorausgesezt , daß mit derselben Genauigkeit und Ge wissenhaftigkeit dabei vorgegangen wird , welche sich der Verfasser der vorliegenden Schrift offenbar zur Richtschnur genommen. Eine der wichtigsten , in die oben erwähnte Kategorie gehörenden Begebenheiten ist unstreitig die Schlacht , welche in dieser Schrift verherrlicht erscheint. Wir sagen verherrlicht; denn der Verf. ist zugleich und, nach dem Titel zu urtheilen , vorzugsweise Panegyrist, indem er nit erhebendem Selbstgefühle die Thaten des königlichen Feldherrn und seiner Heldenarmee beschreibt. Wir ehren dieses Gefühl , und um so lieber, als es das Streben nach Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit in den Mittheilungen selbst in keiner Weise beeinträchtigt. Nichts destoweniger ist man zu wünschen geneigt , der Verf. möchte etwas weniger warm gewesen sein; denn noch die neuesten Zeiten haben den Beweis geliefert, daß es keiner beson deren Anstrengung bedarf, den Funken deutscher Zwietracht zur Unheil drohenden Flamme anzufachen. Der Verfasser verwahrt sich zwar in dem Vorworte gegen eine solche Tendenz und wir haben alle Ursache, seine Aufrichtig keit nicht im mindesten zu bezweifeln ; bei alldem ist und bleibt mit dem Triumphe des einen Theils zugleich eine Drmüthigung des anderen verbunden , und da das wahre Verdienst einer derartigen Unterstüßung nicht bedarf und auch in der preußischen Geschichte sich Manches compenfirt, so wäre es wohl besser gewesen , den Gegenstand von allzu poetischen Empfindungen zu entkleiden und sich auf eine rein wissenschaftliche Behandlung desselben zu beschränken. Indessen gehen diese übersprudelnden Gefühle nur so neben her und lassen, wie schon angedeutet , die Hauptsache unangetastet, und diese ist es , um derentwillen wir es für unsere Pflicht halten , das Buch unserem Publikum auf's Angelegentlichste zu empfehlen. Der Verf. gibt zuerst eine sehr verständliche Uebersicht der allgemeinen Kriegslage, sowie der Ereignisse und Zu stände, welche der Schlacht vorausgingen und sie herbei führten, und beschreibt sodann die Schlacht selbst und ihre Folgen bei einer in das nur mögliche Detail ein gehenden Ausführlichkeit zugleich mit einer Klarheit und Uebersichtlichkeit, welche uns eben wegen dieser ausführ lichen Behandlungsweise wahrhaft überrascht hat, wenn= gleich gerade diese Schlacht in Anlage und Ausführung mit zu den einfachsten gehört , welche die Kriegsgeschichte aufzuweisen hat, wie denn das Große fast immer auch das Einfache ist. Das Hauptverdienst des Verfs . besteht übrigens nicht sowohl in einer mit kritischer Schärfe ge führten Beurtheilung der Schlacht im Ganzen oder in ihren einzelnen Momenten - obgleich auch in dieser Be ziehung ganz gesunde Bemerkungen eingeflochten find als vielmehr in einer allem Anschein nach der Wahrheit

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine Militar - Zeitung. Braunſch w ei g.

griechiſche Unabhängigkeit geſtiftete Inſtitut foll aus Ge neralen , Oberſten und Dberſtlieutenanten beſtehen , und nur wer in der activen Armee Dienſte leiſtete , tann darin .

Braunſchweig , 25. Mai.

Das neue Rriegs ;

dienſtgeſet, welches die Regierung der Kammer vorge= aufgenommen werden. Ein Reglement wird die Eigens legt hat und das binnen Kurzem zur Berathung kommen ſchaft, Befugniß , Dienſtleiſtung und die Stationen dieſes wird , iſt ganz nach dem Muſter des preußiſchen entworfen

Corps beſtimmen.

(Lloyd.)

und wird , da es nur eine nothwendige Folge der Militar convention iſt, von der Kammer gutgeheißen werden , ob wohl eß den Dienſtpflichtigen eine bisher hier noch unbes kannte vergrößerte Laſt auflegt. (Magdeb. 3.) Ueber die Bedeutung $ p a n i e n. (9 ) Su Bailen, dem Drte des für Spanien ſo dent würdigen Ereigniffes vom 23.Juli 1808 , beabſichtigt man, zum Andenken an dieſe Begebenheit, ein Monument zu errichten . Die Revista militar widmet dieſer Angelegen heit in einer ihrer neueren Nummern einen längeren Artikel und ſpricht fid darin namentlich gegen die dem erſten

eines auf allgemeine

Wehrpflicht gegründeten Heerweſens in Deutſch land und ſein Verhältniß zum geſammten Staatsleben . IH . *) Ich habe bis dahin zu entwideln verſucht: zuerſt , wie

die Idee der allgemeinen Wehrpflicht , als ſie in der

Entwurf zu Grunde liegende Idee : Errichtung einer Fon-

großartigen Schöpfung des preußiſchen Heeres in's Leben

taine mit bezüglichen Basreliefs , ans , indem ſie bemerkt,

trat, innig verwachſen war mit jedem wahrhaft vaterläns

daß dieß kein der Sache entſprechendes und würdiges diſchen Streben auf allen Gebieten unſeres öffentlichen Lebens; wie ſie in dieſer ihrer Schöpfung der thatſächliche

Denkmal fei.

Ausbruck , der verſammelnbe Mittelpunct wurde für jede

geſunde Kraft , die im Staat , in Kunſt und Wiſſenſchaft ſich erhob , zum Kampf wider undeutſches und undriſtliches (6 ). In Jahre 1828 betrug die Geſammtzahl der Weſen , zum Kampf um die Erneuerung unſeres Volts Offiziere ber flotte 5824 , von weldyrn fich 709 im lebens , um die Grundlegung einer beſſeren Zukunft. Jo Dienſt und 5015 auf Halbſold befanden . Am 1. Januar babe dann auszuführen begonnen , welcher ſittliche Grund

Großbritannien .

1850 betrug dieGeſammtzahl3175, davon 628imDienſte, das Heerweſen , wie jede menſchliche Ordnung, tragen 2396 auf Halbſold und 318 bet ' der Küſtenwache. gm muß, welche Dauer verbürgen ſoll: ich habe zu zeigen Jahre 1828 betrug die Geſammtzahl der Admirale 51, geſtrebt, wie afle fittlichen Kräfte, die nach den zwei großen

der Viceadmirale 68 und der Contreadmirale 68. Im Richtungen der Lebensäußerung eines Heeres , nach den Jahre 1850 eriſiirten 30 Admirale, 45 Viceadmirale und auf Richtungen der Zuchtundder Thatkraft, thätig ſein mögen, das Chriſtenthum als einen reinen , immer ſtrömenden 75 Contrendmirale.

Lebensquellzurüdweiſen und in der ganzen Geſchichte immer barauf zurücgewieſen haben . Nun will ich für dieſe fitta Griechenland. liden Kräfte den andern Quell im deutſchen Weſen , in der Athen , 18. April. Die Königin Regentin bat ein eigenthümlichen deutſchen Volksbegabung ſuchen : denn beide

von der Kammervotirtes Geſetüber dieErrichtung vereinigt erſtbilden das Ganze; wie das Chriſtenthum erſt eines ſogenanntenInswerffeßung Generalſtabes der angeordnet Phalant die Volksnatur zu ihrer reinſten Darſtellung verklären

desſelben ſanctionirt und die ; bieſes militäriſche, zu Gunſten der alten Streiter für die

* ) Siebe II. in Nr. 57 u. 58 der A. M. 3. W. 1. 3.

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kann , so kommt es selber erst an ihr zu einer lebendigen weil ihm sein Volk allein dieß stolze Recht verbürgt : das Erscheinung voll Tiefe und Fülle. Ich will nun , mag liegt Alles in der Wehrbarkeit des freien Mannes einge= es auch scheinen, als ließe sich solch ein frei in der Tiefe schlossen. Und so hat sich auch in Deutschland in großen waltendes Wesen kaum in die Schranken des Wortes faf und kleinen Gemeinwesen aus diesem Grunde der Vater= sen, in der geschichtlichen Entwickelung des deutschen Heer landsſinn ihrer tapferen , zu Schuß und Truh gerüsteten wesens die Kräfte suchen, die es als eigentlich deutsche Kämpfer entwickelt; erst einer späteren Zeit in ihrem Stre durch alle Umwandlungen hindurch im Grunde bewegt ben , den Staat wie eine Actienanstalt zu behandeln , die haben, und ohne die es zu feiner Zeit und am wenigsten Menschen wie in einer Fabrik nach dem Grundsaß der heute seinem Berufe gewachſen ſein würde. Arbeitstheilung zu schaaren , war es vorbehalten , diesen Wie schwer es sein mag, sich aus der Geschichtschrei alten deutschen Grundsaß zu brechen und zu verwerfen. bung , so hohen Anspruch auf unseren Dank ein Tacitus Doch konnte sie ihn nicht zerstören ; selbst zurückgedrängt aus allen Einrichtungen , hat die alte mannhafte Wehr darum hat , ein vollkommen klares Bild von unserem Heerwesen in seiner ältesten Gestalt zu entwerfen; es traten barkeit ihren Einfluß auf deutsches Wehrwesen nicht ganz uns doch drei Grundzüge daraus entgegen , die ihm hernach verloren , hat im Bunde mit der verwandten Kriegsluft durch alle Zeiten , bald klar und scharf ausgeprägt, bald immer wieder frische Erscheinungen hervorgetrieben. Und verblaßt, aber nie völlig verschwindend, eigenthümlichen Ton diese Kriegsluft, dieser gewaltige Zug hinaus in die und Farbe verleihen. Unter ihnen ist zuerst die Treue. Ferne, die erst hinzutreten muß zum Muthe der Abwehr, Die Treue war Licht und Pol in einer rohen Zeit ; noch soll es ein ganzer Vaterlandsfinn werden ; sie wohnt von ehe das Christenthum kam hat sie mitten im Sturme wil den Zeiten, da die deutschen Völkerschaften ihre großen der entfesselter Gewalten als eine höhere Kraft gewaltet, Züge zur Welteroberung begannen , dem deutschen Heer hat manche Erscheinung kriegerischer That durch ihre Weihe wesen als eine dritte , eigenthümlich es bewegende Kraft bei. verklärt. Als das Christenthum kam, hat es an ihrem Es ist keine Frage , es hat jedes große Volk solche Zeiten tiefen Gehalt, an ihrem freien Werben um den höchsten treibender Kriegeslust gehabt, aber bei allen ist sie, wenn Preis menschlicher Ehre durch das höchste Opfer, ver auch in ihren ersten Thaten rein , bald zu einer überſtür wandten Grund und verwandte Bewegung gefunden , in zenden, sich selbst zulezt zerstörenden Leidenschaft entartet; die es seine Lehre einsenken und verschmelzen konnte. Un bei allen ist sie einzig in der glänzendsten Zeit mächtig sere Zeit hat die Treue bald verachtet und verlacht , bald gewesen, wo das ganze Volk zu einer großen festen Staats zu einem dunklen mystischen Wesen verdreht und verdeu einheit kräftig zusammengefaßt war. Beim deutschen Volk felt. Aber die wahrhafte deutsche Treue hat nie Gößen allein ist sie nicht in Nuhmsucht, nicht in Eroberungslust, dienst mit Menschen getrieben , nie blind das eigene freie nicht in Glaubensfanatismus auf und untergegangen: Gewissen in die Knechtschaft eines Anderen gegeben : wie bei ihm war sie stets mit den edelsten Trieben verwachsen und durch fie gezügelt, bei ihm durchzieht die Kriegslust fie unser Dichter uns in dieser Zeit noch gesungen hat im Liede vom Herzog Ernst von Schwaben , so hat sie gelebt, ein tief poetischer Grundton , gleich der Wanderlust, ihrer so ist sie unter Gefahr und Noth am reinsten erschienen; friedlicheren Schwester, aus Heimweh und Sehnsucht in so hat sie, im freien Tausch sich selber gebend und neh die Ferne wunderbar gemischt; bei dem deutschen Volke mend , zur freudigen Dahingabe des Lebens begeistert. allein hat sie selbst zu einer Zeit , als schon das deutsche Krieg und Schlacht war ihre rechte Lebensluft ; und wie Reich vom inneren Zwiespalt zerrissen , gegen außen ohn sich in ihr ein tiefer Zug des deutschen Wesens zum König mächtig lag , eine Fülle kriegerischen Lebens hervorgetrieben thum ankündigt, das in der vollen tiefen Bedeutung der und nach fast allen Ländern Europas ergossen. Diese drei waren es , welche als die fittlichen Kräfte Persönlichkeit gegründet ist , so will sie im Königthum vor deutscher Art das deutsche Heerwesen bewegten. Bald zu Allem das Zeichen seiner schußbringenden und voranleuch tenden Würde, der Schmuck des Krieges ; und seht für sammenwirkend , bald vereinzelt haben sie an allen seinen folch ein Königthum auch heute noch am liebsten sich ein. wechselnden Erscheinungen den bedeutendsten innerlichen So knüpft sie das Heer an eine starke dauernde mensch Antheil gehabt : und , nachdem sie in einer Zeit, deren liche Ordnung : und wie ihre Herrschaft im Volke es be gesammte Entwickelung von deutschem Wesen abfiel, längst wahrt vor der Zerrüttung eines ewigen Wechsels , der verloren gegangen sein schienen; da sind sie bei der lesten nur die Selbstsucht erzeugt; so geht von ihr ein reiner großen Erneuerung des deutschen Heerwesens im Freiheits Trieb aus , der das Heer beseelt , in Zucht und Thatkraft frieg in reinem Gehalt und in ursprünglicher Frische ver an das große Ganze sich hinzugeben ; ein Trieb , mit dem bunden , im Kleide der neuen Zeit die alten , noch einmal hier ein gleicher, der vom Vaterlandsfinne ausgeht , zu bewegend hervorgetreten : ob , um ein neues Morgenroth fammenströmt. Denn neben die Treue stellt sich als gleich für deutsches Volk und Heer zu verkündigen , oder um sein ursprünglich deutsch die Wahrhaftigkeit der Freien. leztes Abendroth zu verklären , weiß nur Gott. Bald, als die Völkerfluth über das zusammenstürzende In ihr war das stolze Gefühl , daß der Mann Herr und Gebieter sei in seinem Besize und daß ihm zuerst darum römische Reich hereinbrach , entwickelte sich das Königthum, obliege und ein theures Recht sei, die Seinen und das das zu Hause den auf ihrem Erbe selbst wie kleine Könige Seine zu schüßen. Hier lag und liegt die gesunde Wurzel fizenden Freien gegenüber mehr die Zeichen als die Macht der echten Vaterlandsliebe. Das Ganze ſchüßen, in dessen der höchsten Würde besessen hatte, an der erhöhten Bedeu= Bestand und Dasein ihm daheim das Theuerste, ihm der tung , welche in solch gewaltiger Bewegung die Persön= eigene Kreis geschützt ist, darin er fret waltend das eigene lichkeit gewinnen mußte, zu einer entschiedeneren Geltung, Wesen ausprägen kann , die Waffen tragen für ſein Volk, und es trieb jener Zug der Treue die großartigen Geſtal=

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tungen hervor, um welche in Verbindung mit dem Einfluß der Kirche das gesammte staatliche Leben des Mittelalters fich anschloß. Wie tief diese Treue dem deutschen Volk im Herzen fist, das zeigen uufere großen Heldengedichte des Mittelalters , die, wie sie ja der reine Erguß alles im Volksgefühl gemeinsam Lebenden sind , so auch die Treue zu ihrem reinsten Ausdrucke verklärt haben. Mit unauslöschlicher Anhänglichkeit sind die Stammesglieder dem Stammesoberhaupt , ist dieses wieder jenen zugethan, die großartigste Milde und Freigebigkeit ist ein Zeichen des Königs , Ergebenheit, die nur mit dem Leben endet, das seines Mannen. Für den König opfert er Blut und Leben , opfert er die eigenen Kinder; aber auch der König läßt von seinem treuen Mannen nicht bis in den Tod, bis zu seinem und des ganzen Stammes Untergang, denn die Treue ist nicht Eines , sie ist Beider. Eben diese Heldensagen, von lauter Kampf und Schlacht erfüllt , und die ganze deutsche Mythologie , die wie keine andere den Streit der Helden verherrlicht und lohnt, zeu= gen auch, welch ' eine Lust am Werk der Waffen im Blut des deutschen Volkes lag. Der Heerbann zwar, das ur alte Aufgebot aller Freien zum Schuß der heimathlichen Erde und des alten freien Waltens auf dem eigenen Grund und Boden, verlor sich mehr und mehr unter dem Einfluß der veränderten Weltstellung der deutschen Völkerschaften. Von einer mächtigen Bewegung ergriffen , hinausgeführt zum Erobern und durch ihre gesunde unwiderstehliche Na turkraft bald Herren aller Provinzen des in fittlicher Auf lösung auseinanderfallenden Römerreichs , konnten sie die Heerverfaffung nicht bewahren , die in ihrer Einfachheit mit den überaus einfachen Verhältnissen zu Hause zusam mengewachsen war, wo noch kein tiefes Verwicklen und kein gegenseitiges Bedrängen der Interessen eine schlich tende Gewalt hervorgerufen hatte, wo erst eine große gemeinsame Gefahr Alle zur gemeinsamen Abwehr zusam= menrief. Die nicht mit in die Erbschaft des römischen Reiches traten, sondern auf deutscher Erde blieben , er= hielten naturgemäß die Sitten und das Leben der Väter am längstenz die edlen Stämme des Sachsenvolkes kämpf ten ihren langen tapferen Kampf im alten Heerbann ; alle ihre freien Männer trugen gegen den übermächtigen Feind die Waffen : was dagegen Karl der Große gegen fie in's Feld führte, das war kein Heer mehr aus lauter freien gleichen Männern ; es war noch der Schatten eines folchen Aufgebots dabei ; aber die Mehrzahl waren Lehens männer *) mit ihrem Gefolge , Lehensmänner alter Ab kunft und neue, die der große König und seine kräftigen Vorgänger für tüchtige Dienste gegen den übermüthigen Adel als ihre Beamten eingesezt hatten. Schon war bei den Franken die Zahl der Freien, die Zahl der stolzen alten Bauernfürsten bis auf wenige zusammengeschmolzen : in eine neue Ordnung war das Volk gegliedert und vor ihr war die alte Gleichheit und mit ihr die allgemeine Wehrhaftigkeit verschwunden. Die Eroberer , als sie, an Zahl die schwächeren , mitten in einem großartigen Staats wesen fich fanden , das selbst in seinen Trümmern noch ein zelne Lebenskeime fortpflanzte und eine reiche Mannich

faltigkeit der Lebensverhältniſſe entwickelt hatte , mußten nothwendig in ciner neuen Staats- oder, was dasselbe bedeutet , Kriegsverfassung den Grund für die Dauer ihrer unbeschränkten Herrschaft über das Land legen , das sie von Anfang nicht anders als ihr Eigenthum betrachteten. Daß sie eine solche zu schaffen vermochten , aus ihrer eigenen Natur heraus , im Wesentlichen ohne fremde Bei mischung, war das Zeichen ihres Berufes , an die Stelle der verfallenen alten Welt eine neue zu sehen. Es wirkten dabei nach den zwingenden äußeren Verhältnissen als die eigentlich schaffenden sittlichen Triebe die Treue und die alte Kriegsluft , zu denen dann das Christenthum hinzu trat, zusammen. Auf die Treue war, wie schon gesagt wurde , das Verhältniß von Herrn und Dienstmannen in seiner innerlichen Bedeutung gestellt; was aber der Lehens verband als staatliche Einrichtung galt , das wurde er ſei nem tieferen Sinne nach nur in der Ueberlieferung , wo nach die Wehrhaftigkeit der höchste Schmuck des Mannes war. Die Kraft, die an Alle vertheilt , das Volk gehalten und getragen hatte, so lange seinem einfachen Verband weder von innen, noch von außen schwere Beweguugen und Gefahren drohten , mußte nothwendig , sollte in der völlig neuen Lage das alte Wesen des Volkes erhalten bleiben, nach einzelnen Puncten zusammenströmen ; es_ge= fchah, daß die Wehrhaftigkeit ein Vorzug besonderer Kör perschaften ward, aber in der neuen Form blieb der alte Geist. Wie sonst war es , eine besondere hohe Feier, wenn der Jüngling wehrbar gemacht wurde , wie sonst geschah es erst , wenn er eine ernste Prüfungszeit würdig bestanden hatte; und , wie er sonst erst an diesem Lage mit dem Schmuck des Mannes in die Rechte des Mannes trat, so ward er auch jezt, als er die Zeichen der ritterlichen Würde empfing, mit dem vollen Beruf des Mannes be= traut, da er den Schwur leistete , stets zur Vertheidigung von König und Vaterland die Waffen zu tragen, die Frauen und die Schwachen zu schüßen und jedes irdische Gut dem Wohl der Kirche zu opfern . Der einfache Dienst und die einfachen Rechte, die der freie Bauer ursprüng= lich in der Gemeinde geübt , waren bei dem Grundherrn, der über ein Gefolge gebot , mannichfaltiger und zuſammen gesezter geworden; aber, wie jener, saß und waltete er auf seinem Eigenthum nur um den Dienst der Waffen, den er dem Ganzen leistete : mit tapferem Arme das Ganze zu schüßen , dieß war die Summe seiner Pflichten , denn was er besaß, das besaß er nur durch den Schuß und das Bestehen des Ganzen. Einen tieferen und allmälig auch milderen Gehalt_er= hielt dann die Verfaſſung durch den Einfluß des Christen thums . Von ihm aus ergoß sich neben dem starken, rohen und gewaltsamen Gehalt , ein milderes , poetisches, schwär= merisches Wesen in die neuen Lebensgestaltungen , denn alle guten Züge deutscher Natur fanden in der Religion der Liebe und Erlösung einen starken Halt gegen die roheren Seiten dieser Natur , die gerade um ihrer wilden Ausartungen willen das Bedürfniß einer versöhnenden Macht doppelt stark empfand. Bis die Vermählung_im allgemeinen Bewußtsein auch innerlich sich vollzog , mußten freilich viele Jahrhunderte vergehen : und darum behielt denn, wie das ganze Mittelalter , so das Nitterthum den

*) Geschichte des Kriegswesens von v. Brandt a. a. D. 1. 2. S. 31 ff.

doppelten Charakter der rohen troßigen Kraft , der Gewalt=

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samkeit , der Auflehnung nach oben , des eisernen Druckes kräftig eröffneten. Der Verf. sah sie noch im lezten Mo nach unten , der schrankenlosesten Verhöhnung und Ueber ment; auch die von Komorn (2. Juli) schilbert er aus tretung alles Rechtes ; und daneben den Charakter eines zum Theil eigener Anschauung. Gleich danach kam es zum offenen Bruch zwischen Kossuth und Görgey, gehäſſige schwärmerischen Frauendienstes , einer wunderbar hingeben den und aufopfernden Treue für König und Vaterland, Verhandlungen verzögerteu jede Unternehmung, dann ließ Görgey , wie der Verf. meint zu spät und völlig unge= einer entsagenden , todesmuthigen Begeisterung für den Glauben. Auf den Dienst der Waffen aber war es von rechtfertigt, den Angriff vom 11. Juli machen. Wie er Anfang gestellt; es war, wie das gesammte Lehenswesen, mißlingt und wie Görgey's Armee danach abzieht , ist be= deffen Blüthe in ihm sich darstellte , nach der inneren Bewegt und lebendig geschildert. Das 2. Buch), "In Komorn," enthält , nach einer ein= deutung seiner Entstehung eine Verpflichtung zum Kriege, aus freiem Grundbesig entspringend , es war ein national leitenden Schilderung Komorns, seiner Lage und Beſagungs geordnetes Amt zur Vertheidigung des Vaterlandes in truppen , sowie der bedeutenderen Persönlichkeiten in der Festung, die Aufzeichnung der wichtigeren Begebenheiten, Treue für den König. wie fie Tag für Tag verlaufen sind; interessante Acten= (Fortsetzung folgt.) stücke, als : Correspondenzen, Dispositionen, Verhandlungs protokolle, Proklamationen u. f. w. find darunter mitge= theilt. Die Karte , obgleich nur ganz mittelmäßig gezeich= net , dient zum besseren Verständniß dieses Theils Erst die kleineren Unternehmungen , dann der große Ausfall Literatur. vom 3. August sind eingehend erzählt , dazwischen sehen wir die demokratische Partei unter der Besagung den Com= Hinblick besonderem Jahre mit 1849 Komorn im mandanten schon angreifen und verdächtigen. Die Nach auf die Operationen der ungarischen Armee an der richten von der Theiß vermehren die Zwietracht , ſelbſt im oberen Donau und Waag , von Szillányi, che Kriegsrath kommen Ungehorsam und Auflehnung vor. maligem Chef des Generalstabs Klapka's . Mit einer Unter wechselnden Stimmungen wird ein Waffenstillstand Umgebung von Komorn geschlossen , während deffen sich die Commissäre der Festung Facsimiles der hervorragendsten Persönlichkeiten dieser von der völligen Niederlage der Revolution überzeugen. Festung. 8. Leipzig , 1851. F. W. Grunow u. Danach Kündigung des Waffenstillstandes und unbedeu Comp. (265 S.) tende Feindseligkeiten , während deren Klapka 8 Deserteure Neben den krankhaften und überspannten , aus der maß und 7 Husaren von einer Schwadron , die den Dienst aufgekündigt , erschießen läßt. Die lesten Bedingungen losen Willkür einer überall nur sich selber sehenden und segenden Persönlichkeit entsprungenen Darstellungen demo der Ungarn werden anfangs zurückgewieſen , endlich in der kratischer Parteimänner haben sich frühzeitig aus den unga Hauptsache angenommen. Die Umtriebe der Demokratenpartei wider die Capi= rischen Reihen auch Stimmen der Wahrheit vernehmen laffen, die um so bedeutungsvoller erscheinen , als sie meist tulation , die bedenklichen Zustände , das besonnene und Männern angehören , welche eine höhere Stellung im Heer entschiedene Auftreten Klapka's und der bedeutenderen einnahmen. Eine solche Stimme scheint uns auch dieses Persönlichkeiten , der bittere Schmerz der Uebergabe sind Werk, ein sehr beachtenswerther Beitrag zur Geschichte des meist recht unmittelbar wiedergegeben ; dazwischen laufen ungarischen Revolutionskrieges , sowohl für die Kenntniß später verfaßte anziehende Betrachtungen. der inneren Zustände des ungarischen Volkes und Heeres, Der Verf. wollte keine Geschichte schreiben , nur aus als für die eines wichtigen Theils der Kriegsereignisse. seinen Erfahrungen ein lebendiges Bild zur Aufklärung Da wir demnächst auf den ungarischen Sommerfeldzug wichtiger zum großen Theil noch dunkler oder entstellter von 1849 ausführlich zurückkommen werden , so wollen wir Ereignisse geben. Er hat es zu Dank gethan; Mäßigung hier auf den Inhalt nicht näher eingehen. Der Verf. war und Wahrheitsliebe scheinen ihn geleitet zu haben. Sein bei den Ereignissen des 1. Buches , Um Komorn ," nur Urtheil ist meist treffend, wenn auch selten tiefer und Manche Parthieen , wie die theilweise unmittelbar thätig , daher sind diese aus einem mannichfaltiger entwickelt. Silhouetten aus Komorn" sind etwas flüchtig ; über das mehr überschauenden Standpunct in ihrem allgemeinen Gang und Zusammenhang mitgetheilt : die Veranlassungen Treiben des Demokratenthums im Heer sähen wir uns zu der Unternehmung gegen Ofen , der mißglückte Versuch gern noch etwas näher unterrichtet , doch Anderes entſchä= digt dafür. Auch wo der Verf. die eigene Richtung und Klapka's , Einheit in die Gesammtoperationen aller unga ihre besten Träger in Schuß nimmt , leitet ihn kein blinder rischen Armeen zu bringen , die Gründe des sehr verspäte ten und verfehlten Angriffs an der Waag , sind etwas aus felbſtjüchtiger Eifer , mehrfach hebt er ihre Schwächen und führlicher dargestellt ; wir sehen die Folgen des 14. April Fehler hervor. Das Buch wird der Geschichtschreibung nicht unwill sich rasch erfüllen , der Zwiespalt zwischen der Regierung und dem beliebtesten und tüchtigsten Feldherrn beginnt sich kommen sein ; wir wünschten , es möchte auch in der Gegen= drohend zu entwickeln. Die Schlacht bei Pered wird nur wart schon zur Versöhnung und zur Erkenntniß der Wahr= im Umriß gegeben ; etwas näher ist auf die Schlacht von heit mithelfen. 24. Raab eingegangen, womit die Oesterreicher ihre Offensive Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 21. gun í

185 1 .

N

E

74.

Allgemeine Militår-Zeitung. $ p a ni e n.

manchen ſchönen Zügen unter , dafür erhob fich in ihnen

ein viel mannichfaltiger geſtaltetes, in Licht und Schatten

( ?) Durch ein königl. Decret vom 12. Mai iſt dem tiefer fich entwiđelndes Leben . Aber die Wehrkraft war Kriegsminiſterium ein Credit von 2,520,000 Realen er- ihnen vom alten Weſen geblieben ; ſie war mit ihrer ge öffnet worden , um für dieſe Summe, ſowie mit dem für ſammten Verfaſſung zuſammengewachſen, der Kern , um das Artilleriematerial vorgeſehenen Budgetvoranſchlag von welchen dieſe fich gebildet hatte. So war es nicht blos

8,319,572 Realen , die Anfertigung von 30,000 Pers bei der am früheſten entwickelten und hervorragendſten cuſſionsgewehren für die Infanterie ausführen zu

Körperſchaft, bei dem Ritterthume, ſo war es auch bei

laſſen. Die Revista militar , welche dieſe Maßregel mit allen andern. großem Beifall begrüßt, ergreift zugleich dieſe GelegenHeit, die Regierung aufzumuntern , auf dem begonnenen

Denn gerade in Deutſchland , wo es fich am ſpäteſten entwickelte , geht noch neben dem Ritterthum eine Welt Wege fortzuſchreiten und in den Voranſchlägen für die von kriegeriſchen Erſcheinungen her , theils älteren , theils nächſten Jahre auf die nöthigen Summen Rüdficht zu jüngeren Schlags , immer aber von der alten deutſchen

nehmen, um die vielfachen Lüden im Materialdes Ar- Rriegsluft zeugend. Nachdem in Frankreich längſt der tillerie- und Ingenieurcorps ausfüllen , die ſehr mangel- alte Beerbann erloſchen war, tritt er in Deutſchland noch hafte Artillerieausrüſtung der Pläße und Küſten vervolls in den Normannenſchlachten auf, iſt er in den Sælachten ſtändigen und die Vorräthe in den Arſenalen in der Weiſe

bei Merſeburg und auf dem Lechfeld noch nicht verſchwuns

ergänzen zu können , wie dieß die Wichtigkeit dieſes Gegen-

ben . Gleichzeitig nchmen die Städte einen faſt unmerk lichen Anfang ; dann durch Könige und Geiſtlichkeit gegen den übermädtigen Adel begünſtigt, blühen ſie raſch in Künſten , Gewerben und Handel. Aber der Kern ihrer

ſtandes gebiete.

Macht, ihr Stolz und ihre Blüthe iſt ihr þeer. Die

Vornehmen zu Roß, die Bürgerſchaft zu Fuß, nach Zünf

Ueber die Bedeutung eines auf allgemeine

ten geſchaart , jede mit ihrer Fahne, über allen das Haupt

Wehrpflicht gegründeten Heerweſens in Deutſch-

banner vor demwird, alle eingezogen werden müſſen , gewappnet aue Bürger bei dem derwoStadt,entfaltet

land und ſein Verhältniß zum geſammten

erſcheinen , deſſen Fehde ſie fechten , deſſen Ehre ſie vera theidigen müſſen . Nicht lange , jo finden Kaiſer und Fürſten an der Treue ihrer Städte den leßten ſtarken

Staatsleben. III .

(Fortſeßung.)

,

es

Schuß ; am Rhein und in Schwaben bünte den Platz in der erſten Reihe und dem Abel zu erſtreiten und die

wifien die Städte neben den Fürſten panja Hanſa erobert die

Die erſten Schritte, welche das deutſche Volt aus Herrſchaft des Meeres. Und dieſe Blüthe und Macht der Ungebundenheit eines freien loſen Nebeneinander- hatte ſich entwickelt, während große Kaiſer die Kraft des wohnens zu der ſicheren Ordnung des Staates that, deutſchen Volfes aufboten, daß es den erſten Rang in in der aðein die menſchliche Natur nach ihrer gans der Chriſtenheit erobere und behaupte, und , während zen Tiefe und Mannichfaltigkeit fich entwickeln kann, führten nach einem ihm von Anfang innewohnenden

gleichzeitig das edle Volt der Sachſen dem deutſchen Weſen und dem Chriſtenthum in Norddeutſchland Länder eroberte,

Triebgang naturgemäß auf die Bildung von Körper-

in denen nach Jahrhunderten das größte echt deutſche

ſchaften , die ein kleines Gemeinleben jebe in ſich ſchon Staatsweſen fich gründen ſollte. Nicht die unaufhörlichen darſtellten , aber nicht dazu gelangten , fich neben und Kriege und Fehden im Inneren , nicht die Kreuzzüge, die

unter einander unterdie feſte Ordnung eines ſie alle be- eine Reihe von Heeren, die auch ſeinen größten Kaiſer herrſchenden Ganzen dauernd zu fügen . In dieſen Kör- mit dem beſten Heere verſchlangen , nicht Italien , nicht

perſchaften ging die frühere Freiheit der Einzelnen mit der ſlaviſche Oſten , nicht die Dånen konnten Deutſchlands

587 Kriegskraft erschöpfen. Und neben Adel und Städten blieben unter allem Druck auch die Bauern der Waffen kundig und der Waffen froh. Im Norden behaupteten die tüchtigsten deutschen Stämme, die der Friesen und Sachsen, das alte mannhafte Waffenrecht aller Freien • und schlugen den Dänen , der von Außen , und Adel und Pfaffen , die von Innen ihre Freiheit bedrängten *) : und bald danach zeigte das Schweizervolk, daß auch bei ihm noch die alte Wehrkraft lebendig sei , erhob sich gewaltig gegen die glänzenden Heere der Fürsten und Herren und brachte das Fußvolk wieder durch ganz Europa zu Ehren. Als aber schon längst die Herrlichkeit des Reichs ver blichen und versunken war , als das Ritterthum in Deutsch land zerfiel und die Macht der Städte zu sinken begann, da erhob sich noch einmal der alte kriegerische Geist unter dem bisher wenig beachteten Volke ; es erwachte die alte deutsche Lust, hinaus in die Welt zu wandern , in Kampf und Schlacht zu ziehen, und fast ein Jahrhundert hin durch behauptet der deutsche Name den ersten kriegerischen Klang in Europa, feierte das gemeinsame Deutſchland die Sonnenhöhe seines Kriegsweſens. **) Es hatte sich lange schon unter dem Volke kriegerisch geregt und die Erscheinungen , die von diesem Geiste zeug ten, waren immer kräftiger hervorgebrochen ; da trieb die Noth und sein Kriegerblick den Kaiser Maximilian , daß er die Kräfte einmal in größerem Maße sammelte. Er ordnete ſein kräftiges österreichisches Land- und Stadtvolk unter seine Fahnen ; er besoldete es , bewaffnete es nach schweizer Art, ohne Schild mit 18 Fuß langen Spießen, mit Hellebarden und Schlachtschwertern , lehrte es Glied und Rotte halten , die Lanzen auszustrecken, einen Jgel zu machen und ließ es durch adeliche und bürgerliche Haupt leute und Weibel gegen seine Feinde führen." Nun ging die Wehr deutschen Reichs vom Nitterthum an den Bür ger- und den Bauernstand über; es hatte um diese Zeit der Adel der vier Nationen , der schwäbischen , fränkischen, bayerischen und rheinischen , das legte allgemeine Turnier ( 1487) zu Worms gefeiert; † ) nun schloß auch er sich dem neuen Brauch, den Marimilian seinen Landsknechten ge= lehrt, an, und bald war er unter Grafen und Edlen, in Städten, unter Jnnungen und Zünften durch's ganze Reich im Schwunge. Bald drängten sich „von „ von allen Sei ten Herrn und Edelleute in die Fähnlein der Landsknechte, ftritten in ihrem guten Harnisch mit dem Spieß in den ersten Reihen und gaben durch die Zahl der Doppelföldner einem Regimente Glanz vor dem Musterherrn und ritter liche Haltung in der Schlacht. Weil bald städtische Haupt leute mit den Rittern in der Aufrichtung von Fähnlein

588 wetteiferten und das deutsche Fußvolk immer mehr zu Ehren kam , ward die Sieghaftigkeit Karl's V. und die Unüberwindlichkeit der Landsknechte vorbereitet; da der bürgerliche Kern derselben , zusammt dem gelehrigen Adel, in bald friedlicher , bald kriegerischer Verbindung mit Spa= niern, Franzosen , Italienern , Schweizern , jeden Vortheil des Kriegshandwerks aufnahm und mit deutschem Geschick ausbildete."

Es war ein eigen großartig Schauspiel , die Aufrich= tung und das Leben einer solchen Soldatenrepublik. Ein Kriegsherr, der ein Heer aufbringen wollte , ernannte einen berühmten Krieger zum Feldobersten; der ließ dann die älteren Kriegskameraden , die Freunde, Genoffen , Städte, Zünfte zur Theilnahme an der Kriegsfahrt einladen , vom Volk wurden alle ehrlichen rüstigen Gesellen -- herum ziehendes , heimathloses Gesindel , den späteren Werbern so willkommen, blieb ausgeschlossen -- bei Volksversamm= lungen und Festen zum Kriegsspiel aufgerufen. * ) Am festgesezten Tage ward auf dem bestimmten Sammelplaß die Mannschaft gemustert, dann nahm der Oberste sein Regiment zusammen , las ihm , nachdem er es vorher freundschaftlich gegrüßt , im vollen Ring den Artikelsbrief vor und bestimmte mit ihm die Sazungen , wonach bei ihm das Recht zu handhaben. Der Eid, in Gegenwart des Musterherrn geleistet , gelobte Treue und Ergebenheit dem Kriegsfürsten , Respect und Gehorsam gegen die Vor gesezten, gelobte, Gott und seine Heiligen nicht zu lästern, die Frauen und Schwachen, die Diener des Herrn und der Kirche in Ehren zu halten und zu schüßen. " Dann folgte die Vorstellung der mit Amt und Würden betrauten Kriegsleute , des Lieutenants , des Fähndrichs , der Feld= weibel, der Proviant- und Quartiermeister, des Profosenz hernach wurden die Gemeinweibel, Führer, Fouriere, Rottmeister von jedem Fähnlein „nicht nach Gunſt, ſon= dern nach Ehren und Erheischung der Nothdurft mit ehr= lichen , tüchtigen, weidlichen , erfahrenen Kriegsknechten besest. " Zum Aufbruch ließ der Fähndrich die Fahne wehen , die auf dem Marsch und im Lager immer die Stelle des Fähnleins bezeichnete; hatte ein bedeutender Verlust das Heer, das Fähnlein getroffen , so war sie schwarz umflort; war sie mit der Spise in die Erde ge= steckt , so hatte die Genoſſenſchaft einen Frevel zu büßen ; sie wehte hoch, wenn Sieg dem Heere geworden oder sonst es frohe Ereignisse betroffen. Um tüchtiges Volk durfte ein bekannter Kriegsoberster nie verlegen sein ; „wenn der Teufel Sold ausschreibt," sagt Sebastian Frank in seiner Chronik, so fleugt und schneit es zu , wie die Fliegen im Sommer, daß sich doch Jemand zu Tode verwundern möchte, wo dieser Schwarm nun alle herkam und sich den Winter erhalten hat." Der Süden Deutschlands , beson= *) Von diesen ruhmvollen Kämpfen , die nicht wie die der ders Schwaben und vor andern die Gauen der Landvogtei Schweizer zu übermüthigem und unreinem Trachten ent= Schorndorf, bildeten den nnerschöpflichen Menschenmarkt, arteten , sondern nur um die Vertheidigung der höchften von wo die Landsknechte sich in immer neuen Schaaren Güter geführt wurden , hat man leider in unseren Schulen und Bildungsanstalten bisher wenig gewußt ; erst jeßt be= ergoſſen, ſo daß Franz II. von Frankreich einst verwundert ginnt die deutsche Geschichte ihnen gerecht zu werden. Siehe fragte , welche große Stadt des Reiches dann dieß Schorn u. a. Schloffer's Weltgeschichte für das deutsche Volk, befon dorf set. Denn die Landsknechte , die daheim lange nicht ders 7. Band. genug zu thun fanden, traten, vom alten deutschen Wander **) Geschichte des Kriegswesens von v. Brandt a. a. D. I. 3. trieb ergriffen, in allen Ländern Europas auf. „ Sie fechten S. 95 ff. +) Dr. Barthold in feinem Georg von Freundsberg , f. d. Ge schichte des Kriegswesens von v. Brandt I. 3. S. 97 u. 98.

*) S. Brandt a. a. D. I. 3. S. 101 ff.

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in Wasilewicz Sache gegen Polen und bilden zu gleicher Zeit den Kern des polnischen Heeres ; sie unterwerfen Schweden der Union , streiten für die Vorks in England, erobern Bretagne und Neapel , überwältigen die Ungarn und zerstören in Frankreichs Reihen den Ruf der Unüber windlichkeit der ſpaniſchen und schweizerischen Infanterie. * ) Was diese große Erscheinung schuf, war das Wesen eines gewaltigen Geistes , der damals über die deutsche Erde ging, der überall die alten Formen auseinanderbrach ; das deutsche Wesen brach wieder einmal schaffend hervor; da warf es sich, ob es anch zu Hause dazu wenig gün stigen Anlaß und Boden fand, mit der alten Lust auf den Krieg; die innerliche Arbeit der Reformation war dem deutschen Geiste nicht genug , er wollte sich auch in Thaten gegen Außen ausprägen. Es darf uns nicht wundern, wenn in den ungezählten Schaaren der Kriegsvölker , die damals aus Deutschland hervorströmten , oft ein wildes unbändiges Treiben zu Hause war , wenn mancher Tag, besonders wo sie mit spanischen und italienischen Banden vereint waren, von ihnen mit Thaten bezeichnet wurde, die den Namen der Thäter ewiger Schande preisgeben. Es war, wie es immer in solch einer gährenden Zeit ge= schicht, und selbst unsere gepriesene Humanität hat uns ja nicht davor bewahren können , den wildesten Leiden schaften der Zügel genommen worden ; der alte Glaube, wie er in der herrschenden Kirche vertreten war, hatte wenig Macht, die Gemüther zu bändigen , der neue hatte fie noch nicht eingenommen ; dazu war , weil Deutschland zerrissen und zerrüttet dalag, keine Macht eines großen dauernden sittlichen Gefühls und Gedankens , die sie in ihren Kämpfen hätte beseelen können , und endlich warf die Landsknechte ihr wechselndes Kriegerleben in allen Lân dern und in allen bösen und ansteckenden Gemeinschaften mit fremden Banden umher. Wer sich aber nichts als Rohheit bei ihnen vorstellt , der geht weit irre ; in vielen Zügen tritt bei ihnen die unverwüstliche Güte deutscher Art hervor. Zuerst steht im Georg von Freundsberg im Mittelpuncte des deutschen Kriegswesens jener Zeit eine so starke und milde, treue, biedere, chrenfeste Gestalt , wie unsere Geschichte nicht viele aufzuweisen hat : aber auch die Aufbringung der Fähnlein , ihre gesammte freie Einrich tung, ihr Gerichtsverfahren, ihre Zucht- und Sittengeseße, die bei gar vielen Haufen wirklich in Herrschaft waren, der fromme Brauch , von dem wenigstens Freundsbergs Schaaren nie ließen, unmittelbar vor jedem Gefecht, schön im Angesicht des Feindes, auf's Kniee zu fallen und Gott um den Sieg anzuflehen : das Alles legt Zeugniß ab von einem besseren Geist , der unter ihnen waltete. Und nach deutscher Weise ist ihre Erscheinung auch von poetischen Zügen durchwebt; die Gesangsfreude , die damals durch das deutsche Volk ging und über ein Jahrhundert lang die herrlichsten Blüthen des Volksliedes trieb , wohnte auch in ihren Reihen ; dichteten sie doch selber und sangen in ihrer tecken, fröhlichen Tapferkeit länger als ein Jahr hundert die Lieder von der Pavierschlacht. **) Für Deutschland sollte diese außerordentliche Kriegs kraft seines Volkes keine Früchte tragen. Ein fremder

König ohne deutschen Sinn und ohne ein deutsches Herz in der Brust, mußte damals seine Kaiserkrone tragen; er verstand das deutsche Volk nicht , den Geist nicht , der es ergriffen hatte; an seiner Spize hätte er die Welt über wunden : so rang er die Kräfte eines Reichs , in dem die Sonne nicht unterging, an ihm müde. Im inneren Kampf oder im fremden Söldnerdienst sehen wir die beste Kraft fich verzehren ; das Landsknechtenthum war nicht im Dienste eines einigen Vaterlandes. Nun versank im Heerwesen , wie im Staate , auf zwei Jahrhunderte der alte deutsche Geist. Doch ragt in ein zelnen Erscheinungen die alte Wehrhaftigkeit des Volks noch bis tief in das 17. Jahrhundert; Herzog Georg von Braunschweig -Lüneburg hatte noch im dreißigjährigen Krieg eine trefflich eingerichtete Landesbewaffnung; und das Heer des Markgrafen Georg Friedrich von Baden , das bei Wimpfen in alter deutscher Treue so heldenmüthig und so unglücklich kämpfte, war zum bei weitem größten Theil aus seinem treuen badischen Volke , in alter Weise für seinen Glauben für Fürst und Vaterland zu den Waffen gerufen, hervorgegangen. Und auch von der Art, wie sie um jene Zeit noch sonst die Treue verstanden und übten, ist uns von den deutschen Kriegern manch schönes Bei spiel aufbewahrt. Der wackere Commandant von Ziegen hain, Heinz von Lüders , und die unbesteckliche und uner schütterliche Ausdauer, womit Konrad Wiederhold seinem Herzog den Hohentwiel erhielt , sollten keinem deutschen Soldaten unbekannt sein. Als aber der absolute Staat die eigne Lebensfähigkeit der Theile und den lebendigen organischen Zusammenhang mehr und mehr aus dem Staatsleben hinaustrieb, als er alle Körperschaften und Einrichtungen zn willenlosen Werk zeugen des einen obersten Willens herabdrückte ; da ſank auch das Heer in Aufbringung, Organiſation und Fecht art zur Maschine herab; der Soldat ward zum Sclaven unter der Fuchtel seiner Obern herabgewürdigt, das höhere Gefühl seines Berufes , das Bewußtsein seines Zusammen= hangs mit dem großen Ganzen und einer in diesem Zu sammenhang lebenden persönlichen Geltung entschwand ihm ; die alte Wehrbarkeit war aus dem Volke entflohen, und in einer Kaste dargestellt, die zulcht ohne eine höhere Idee ihres Daseins ihre bevorrechtete Stellung häufig zur selbstsüchtigen Ausbeutung und zur Mißachtung des Volkes mißbrauchte. Wie der ganze Staat, so war auch seine Heerverfassung keine normale Entwickelung aus ursprüng= lichem deutschen Wesen; in ihrem steifen , engen , alle Eigenthümlichkeiten vernichtenden Wesen war sie der grade Gegensaß zu dem frischen, freien , fröhlichen, sich selber regiereuden Landsknechtenthum, das ohne viel höheres Zu thun aus dem reichen deutschen Volksleben , ein lester mächtiger Sproß vor seinem Erlöschen hervorgetrieben wird. Aber selbst in dieser Zeit hat die deutsche Kriegs luft einer Menge vereinzelter Erscheinungen fortwährend Lebenszeichen gegeben. Kein Volk hat so viele Männer aufzuweisen , die bei aller kriegerischen Arbeit zu Hause den deutschen Namen in fremden Landen berühmt machten. Ein hefſiſcher Prinz commandirt in Barcelona, ein Graf von Bückeburg organisirt das portugiesische Heer, so vieler andern nicht erst zu gedenken , sogar zur See, wo daheim schon lange keine Thaten mehr möglich waren, er

*) v. Brandt a. a. D. I. 3. G. 98. *** *) Villmars deutsche Nationalliteratur I. S. 385.

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kämpft Jan Bart Ludwig XIV. Siege, *) schlägt ein Prinz von Nassau an der Spiße der Russen ruhmvolle Schlachten gegen die Türken. **) Bis zur deutschen Legion in Spanien herab, deren treue, schlechtgelohnte Kämpfe das Vaterland nicht vergessen wird , zieht sich eine Kette heller Kriegserscheinungen auch durch die trübe Zeit. (Schluß folgt.)

tung von Compagnie-Mannschafts- , Bataillons -Unter= offiziers , Regiments - Cadetten- und Offiziers - Schulen und über Prüfungen der Offiziere. Seine Vorschläge, die wohl nur für die österreichische Armee gelten , sind wohl beachtungswerth, doch möchten sie zum Theil der prat tischen Ausführung entbehren ; namentlich ist es nicht recht klar, wo der Verfasser die Lehrer für so viele Schulen in einem Regimente und die Zeit für den Unterricht her= nehmen will . In Folge des Vordringens Radesky's wurden später die Gefangenen von der sardiniſchen Regierung übernom= men, im Juli 1848 nach Piemont gebracht und dort par= thieenweise in einzelne Orte vertheilt , bis man sie nach abgeschlossenem Waffenstillstande freigab. Die Erlebnisse seiner Leidensgefährten läßt der Verf. in seinem Tagebuche diese selbst erzählen ; alle beklagen sich bitter über die ihnen zu Theil gewordene schimpfliche Behandlung , vor welcher sie in Piemont selbst die könig liche Regierung, von dem souveränen Volke in Fesseln gehalten, nicht immer zu schüßen vermochte. Am Schlusse befindet sich ein namentliches Verzeichniß von 248 gefangen geweſenen österreichischen Offizieren und Beamten. Wenn auch die Schrift kein großes militärisches Jn= teresse darbietet, so gibt sie doch, zugleich als interessante Lectüre, hin und wieder manche Aufschlüsse über die ita= lienische Bewegung und erzählt mehrere der Aufzeichnung werthe Thaten einzelner Offiziere. Von Interesse ist es, die Art und Weise kennen zu lernen, wie die meisten der gefangenen Offiziere beinahe ohne Schwertstreich in die Hände der Insurgenten geriethen. Die Truppenabthei= lungen lagen beim Ausbruch der Revolution meistens zer splittert in den vielen volkreichen Städten der Lombardei und konnten in kein System der Vertheidigung gebracht werden; ihre Befehlshaber waren häufig ohne Befehle und unvorbereitet , ergriffen mitunter halbe Maßregeln und gaben zum Theil ihre Befugniſſe halb an die bürger liche Gewalt ab, da ihnen die Ueberzeugung fehlte , daß bei einer bewaffneten Revolte keine Unterhandlungen und Zugeständnisse zulässig sind. Alles dieses trug nicht wenig dazu bei, daß größere und kleinere Truppenkörper die Waffen strecken mußten; hierzu kam noch der Uebergang

Literatur. Tagebuch eines in Italien im Jahre 1848 ge = fangenen österreichischen Offiziers. Zwei Bändchen. 12. Junsbruck , 1850. Gedruckt mit Wagner'schen Schriften. (327 u. 203 S.) Der Verfasser vorliegender Schrift - als welcher uns im Verlaufe des Buches der k. k. Oberlieutenant Ferd. v. Kriegsfeld bekannt wird - gibt uns hier von seiner fünfmonatlichen harten Gefangenschaft in der Lombardei und Piemont eine ausführliche Schilderung , mit welcher er die Erzählung der Leidensgeschichte von ungefähr 34 gefangenen österreichischen Offizieren und Beamten in ge= drängter Kürze verbindet. Das Tagebuch welches eben nur ein Tagebuch ist geht sehr in's Eiuzelne ein, ver breitet sich besonders ausführlich in der Beschreibung der persönlich erduldeten Drangſale und gibt dabei Mitthei lungen über den Ausbruch der italienischen Bewegung in Bergamo, Mailand , Monza , Cremona, Como und an= dern Städten der Lombardei. Der Inhalt der Schrift besteht kurz in Folgendem : Der Verfasser, der zu Anfang des Jahres 1848 Vor steher des k. k. Knabenerziehungshauses zu Bergamo war, beginnt mit dem Ausbruch der Revolution daselbst und schildert dann die isolirte und schwierige Lage des Insti tuts nach dem Abmarsch der Garnisonstruppen . In dem Wahne, in seiner Stellung als Vorsteher dieses Instituts berücksichtigt zu werden, hatte der Verf. sein Amt eine kurze Zeit unter der provisorischen Regierung behalten, wurde aber nach Uebergabe der Anstalt nicht , wie er gehofft hatte, freigegeben , sondern als Kriegsgefangener behandelt, eine Zeit lang, mit dem ebenfalls gefangenen Oberstlieutenant Schneider, in Bergamo festgehalten und dann nach Mailand in das Gefängniß St. Margherita zu noch 80 Leidensgefährten gebracht. Das Leben in die fem Gefängnisse und die entehrende , allem Völkerrechte hohnsprechende Behandlung der Offiziere daselbst schildert der Verfasser sehr ausführlich. Als Episoden folgen dann Betrachtungen über die Einrichtung der Knabenerziehung anstalten in der Lombardei , über die zu großen Formali täten im Schreibgeschäfte beim österreichischen Militär, über die Nothwendigkeit des stehenden Heeres , über die Errich

*) Geschichte der deutschen Seemacht von Fr. W. Barthold im 3. Folge. historischen Taschenbuch von Fr. v . Raumer. 2. Jahrgang. **) Ebendaselbst.

ganzer Bataillone italienischer Truppen, über welche die Schrift ebenfalls manche Aufschlüsse gibt. Die Aeußerungen des Verfassers über den italieniſchen Aufstand , das Volk u. s. w. , dürften indessen wohl mit Vorsicht aufzunehmen sein , da sich derselbe auf keinem unparteiischen Standpunct und durch seine Gefangenschaft in einer gereizten Stimmung befand . Auch berührt es zuweilen nicht angenehm , die Person des Verfaſſers etwas zu sehr in den Vordergrund gestellt zu finden, eine Sache, die zwar bei einem „Tagebuche " natürlicher als in einer anderen Schrift erscheint , hier aber doch allzuhäufig vor kommen dürfte. Die Ueberschriften der einzelnen Kapitel sind mitunter etwas sonderbar gewählt , die Thatsachen etwas zu zerstückelt und vereinzelt vorgetragen , die Schreib art zu gedehnt und mitunter unbeholfen, der Druck aber so incorrect, daß die Worte öfter ganz entstellt sind . 38.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Dienstag , 24. Juni 1851 . 1504 110

№ N 75. odla

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N 1657

Allgemeine

Militär - Zeitung.

Oesterreichische Monarchie. Wien, 24. Mai. Die Kanonengießerei für die t. t. Armee wird einer durchgreifenderen Reform unter zogen werden. Vorläufig ist beantragt, sachverständige Offiziere nach Belgien und Schweden zu senden , um die Methode, die dort beim Kanonengusse angewendet wird, kennen zn lernen und sie sodann auch hierorts anzu wenden. (S. M.)

ist mehr als hinreichend , um der Kraft einer Gewehrkugel Widerstand zu leisten. Alle bisher angestellten Versuche haben den besten Erfolg gehabt. Die Kraft des Geschoffes wird durch die Elasticität des Kautschuk vollständig para lifirt und die Kugel fällt zu den Füßen Desjenigen nieder, gegen den sie gerichtet war. Noch einige mehr in's Große gehende Versuche sollen nächstens öffentlich wiederholt wer= den und dann will man diese Panzer zunächst bei den Cüraffieren der französischen Armee einführen. (F. 3.)

Hannover. Hannover, 27. Mai. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer kam das Budget für das Kriegs ministerium, im Ganzen mit 1,985,567 Thlr., zur Be rathung. Der Abg. Weinhagen hielt einen langen Vor trag, in welchem er u. A. zur Erwägung stellte, ob nicht die Landwehr einzuführen und statt der Cadettenanstalt eine allgemeine Kriegsschule für Unteroffiziere und Offi ziere einzuführen sein möchte, und beantragte : a) die Hin= berniffe hinwegzuräumen , welche dem Avancement der Unteroffiziere zu Offizieren entgegenstehen, und b) die Einrichtung der Kriegsgerichte so wiederherzustellen , wie fie vor 1840 war. Nach der Versicherung des Kriegs ministers, daß ihm keine Hindernisse des Avancements der Unteroffiziere bekannt und daß eine Umarbeitung der Mi litärftrafgefeße gerade jezt im Werke sei , wurde der zweite Antrag von dem Proponenten zurückgezogen, der erste aber von der Kammer abgelehnt. Gleicherweise wurde ein Antrag von Ellisen und einer von Gross , die eine Be schwerde über die Größe des Kriegsbudgets enthielten, verworfen, nachdem Lang II. bemerkt hatte, daß man sich freuen könne, endlich einmal wieder im vorigen Jahre auf das Regulativ von 1833, welches die bundesmäßigen An forderungen enthalte , zurückgekommen zu sein. (H. C.)

Ueber die Bedeutung eines auf allgemeine Wehrpflicht gegründeten Heerwesens in Deutsch land und sein Verhältniß zum gesammten Staatsleben. III. (Schluß.)

Doch die merkwürdigste und für die Entwickelung des deutschen Heerwesens ohne Zweifel bedeutungsvollste Erschei= nung jener Zeit ist das preußische Heer wie es vom großen Kurfürsten, aus einem Anfang von 2000 Mann Infan= terie und 200 Reitern *), gegründet, von Friedrich I. weiter gebildet wurde, hauptsächlich aber durch Friedrich Wil helm 1. jenes tüchtige in dem festen Gefüge der äußeren Form und Erscheinung wie im inneren fittlichen Gehalt gleich eigenthümlich sich ausprägende Wesen erhielt, auf dem es Friedrich der Große zur stolzesten Höhe des Kriegs ruhmes erhob. Zwei Jahrhunderte früher war im Lands knechtenthum die allgemeine Kriegsluft des Volkes , das ursprünglich deutsche, allen gemeinsame Waffenrecht ge= waltig schaffend erschienen ; die Treue konnte, da ihr alter Boben tief erschüttert und vom Kampf zerrissen oder völlig Frankreich. verloren war, nur in einzelnen großen Zügen hervortreten, Man macht gegenwärtig Versuche mit einer Art nicht dem Ganzen ihr besonderes Gepräge aufdrücken: von Panzern, die wahrscheinlich bald bei der Armee Diese Panzer find aus gehärtetem eingeführt werden. *) Grundzüge des Heerwesens und des Infanteriedienstes der Kautschuk (Gummi elasticum) angefertigt und haben eine t. preußischen Armee von A. v. Wißleben , t. preuß. Haupt Diese Stärke mann 2c. Stärke von ungefähr zwei Centimetern.

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nun, da das Volksleben in seiner Bewußtheit und Man nichfaltigkeit zurückgedrängt war , wirkte und schaffte jene alte Waffenlust nur in vereinzelten Thaten , die Kriegs tüchtigkeit des Volks zeigte sich durch alle Schichten des Heeres; aber der eigentliche fittliche Grund , der das deutsche Heer, welches am entſchiedensten als geschlossenes vollendetes Ganzes auftrat, trug, war die Treue, in einem fertigen, zu großem Zwecke einheitlich zusammengefaßten Staatswesen neu gegründet. Die hergebrachte, aber sehr ungeschichtliche Anschauung würdigt die ganze Bedeutung des preußischen Heeres jener Zeit ausschließlich nach den Thaten Friedrichs des Großen und gesteht, alles Uebrige in seine Persönlichkeit legend , höchstens zu , daß er ein äußerlich gut zubereitetes Werkzeug vorgefunden habe; aber so hoch bei einem Heer das volle Hineingewachsensein in die Form anzuschlagen ist , so kann es doch selber in seiner Entstehung wie in seiner Dauer nur als die Frucht der im Inneren strömenden sittlich- geistigen Kräfte erscheinen. Und eben diese Kräfte waren vor dem großen König im preußischen Heer entwickelt : er hätte sie auch nicht erzeugen können , so wenig wie Napoleon die treibenden Gewalten, die ihm die Revolution entbunden hatte, erst selbst her vorrufen konnte; denn es sind jene Gewalten das Ergeb niß einer ganzen Zeit , auch die bedeutendste Persönlichkeit vermag nur sie zu sammeln und zu einem großen Zweck in Bewegung zu sehen , nicht sie zu schaffen. Im preußi schen Heer des vorigen Jahrhunderts hatten sie sich vor züglich unter Friedrich Wilhelm I. und durch ihn ausge bildet; vor Allem darum gelang dieſem die Gründung des Heeres, weil er in dem zahlreichen und meist armen Adel feines Landes das Material fand , einen in sich ge schlossenen und geordneten Stand von Befehlenden , das feste und starke Knochengerüste zu gründen , dem sich immer neue Schaaren gleich plastischer Masse sicher anfügen und anformen ließen." Die frühere Bedeutung des Adels, als einer sich selber tragenden Corporation , eines eigenen Staates im Staate, der oft genug dem König trozig gegenüber stand , war in Preußen durch eine Anzahl kräf tiger Fürsten gebrochen worden ; aber mit diesem Dienst im Heer ward ihm eine neue und analoge Aufgabe gege ben, seine Pflicht und Ehre von Neuem an die Person des Regenten geknüpft. Die jungen Edelleute traten als Gefrette, Corporale in die Regimenter. Nicht mehr wie früher von den Obersten ward ihnen die weitere Beförde rung, noch weniger waren, wie damals in den meisten Armeen , die Patente der Compagnieen , Bataillone und Regimenter auf Kauf und Verkauf gestellt. Der Junker ward, wenn er in jener Pflanzschule genügend zugerichtet war, durch "IAllergnädigstes Patent" in den Offizierstand erhoben , zunächst als Fähndrich die Fahne , das soldatische Heiligthum , zu tragen; dann nach dem Dienstalter und nach seinen "Meriten" folgte stufenweise das langsame Emporsteigen. Während der Adel anderer Länder, soweit er nicht nach dem noch nachlebenden Geiste einst euro päischen Ritterthums , gleichsam ohne Vaterland , in sol datischem oder diplomatischem Dienst abenteuernd umher 30g , daheim entweder im ständischen Kampf gegen den Souverän sich aufmürbte oder im höfischen Dienst ent artete , oder trag auf seinen Gütern liegend verkam , ward der Preußens durch eben diesen kriegerischen Geist seiner

Könige wie neu belebt und neu geweiht , in erster Reihe dessen Träger und Vorkämpfer. Hier galt nicht die Zahl der Ahnen , der höhere oder niedere Adelsrang , der Un= terschied der Begüterung; der ganze Stand bildete eine 鼠 gleiche Kameradschaft der Ehre und des Dienstes , nur gegliedert nach den strengen Abstufungen der militärischen Grade. *) Es war zwischen König und Adel die Treue, auf den neuen Staat in neuer Gestalt übertragen , aber in ursprünglich deutscher Mächtigkeit und Wärme von Geschlecht zu Geschlecht erbend , das sittliche Band . Dem Adel war der König der Staat; es war in der preußischen Geschichte , daß man in der Person des Königs einem großartig sich entwickelnden Staatswesen diente; so ward es eine lebendige Ueberlieferung , nicht ein reflectirtes Be= wußtsein , beim Adel , daß der Dienst für den König hei= lige Pflicht, daß in ihm allein , mit voller Hingebung geübt, die Ehre sei : eine andere Ehre wahrlich, als jenes anderwärts erscheinende Geschöpf der Eitelkeit und Selbst= sucht, das hauptsächlich im Glanz und Flitter oder im Kastendünkel sich gefiel. Solcher Hingebung gegenüber war dann des Königs Treue gegen den Adel nicht minder fest; in der Pflicht des Adels lag auch ein Recht auf diesen Dienst; ihn bei diesem Recht zu erhalten, gegen die strenge Gliederung und die schroffen Formen des Dienstes der Gemeinſchnft jene feste gerechte Ordnung zu bewahren, die Allen den vollen Anspruch auf Achtung von jeder Seite auf alle Vorzüge , alle Stufen und Ehren´ des Dienstes verlieh : das war des Königs Sache ; es war die tiefere Art seiner Treue, daß er die Treue seines Adels nur nach strenger Gerechtigkeit und im Ganzen für wahr= haft große Zwecke brauchte . Und an diesem sittlichen Grund des Verhältnisses zwischen König und Heer hatte auch der gemeine Mann seinen Theil. Wenn heute an vielen Beispielen eines unſäglich harten Drucks unser Ge fühl sich empört; wenn wir mit Recht uns gehoben füh len in der menschlichen Weise , die sich jezt überall und gegen Jeden beweist, müssen wir uns hüten , in ſentimen= taler Stimmung einen falschen Gesammteindruck jenes Heeres zu empfangen. Es gehörte wesentlich zur ganzen Einrichtung , daß der Adel , der den Offizierſtand Haupt sächlich bildete, daheim patriarchalisch auf seinen Gütern waltete, daß er, was auch im Einzelnen Hartes geschah, im Ganzen seine Bauern in Anhänglichkeit an sich , und durch seinen Vorgang in Ergebenheit und Treue für den König erhielt. Es gehörte eben so wesentlich zu jenem Heer, daß Offiziere und Soldaten auch von einem ein fachen, frommen und starken protestantischen Glauben, einer seit dem großen Kurfürsten unverrückt festgehaltenen Erbschaft, umschlungen waren; ein Dessau, ein Schwerin, ein Zieten waren keine vereinzelten Erscheinungen , ihr Glauben war der Ausdruck des Glaubens im Heere, die Soldaten in der alten Gottesfurcht zu erhalten , war ein Gebot der in ihm überlieferten Zucht , war ein Lebens punct dieses Heeres. So war das Heer , mit dem der große Friedrich seine drei Kriege ausfocht; er wußte die Erbschaft seines Vaters wohl anzuwenden und weiter zu bilden. So sehr er mit *) Das Leben des Feldmarschalls Grafen York v. Wartenburg von Joh. Guft. Droysen (S. 5 ff.).

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ſeinem Bewußtsein in vieler Beziehung darüber hinaus geschritten war; tief in seinem Gemüth war genug von deutscher Art, von alter Treue und altem Glauben , um diesem Heer ein rechter König zu sein. Sind uns doch davon hundert und hundert herzansprechende und ergrei= fende Züge überliefert , in Deutschland von Mund zu Mund getragen und treu als sein Eigenthum im Gemüthe des Volkes bewahrt worden : und wie hätte der König anders als in deffen tiefer eigenster Art, wie am Ende gar wider dieselbe , zu solchen Thaten der schönsten und treuesten Hingebung begeistern , wie es zu dieser stolzen Höhe, halb Europa siegreich widerstanden zu haben, er heben können ? Freilich lag in dieser höchsten Erhe bung , wie es in den Geschicken der Völker und Staaten zu geschehen pflegt, zugleich die Entwickelung der Keime des Verfalls. Der König und sein Heer kehrten anders aus dem großen Krieg zurück, als sie hineingezogen waren. Der Krieg hatte das Geschlecht bei weitem zum größten Theil verschlungen , das noch in der alten lebendigen Ueberlieferung aufgewachsen war; es ist nicht anders , ein Staat, der mit Daranseßung der legten Kräfte einen so langen schweren Kampf durchkämpft, muß den Kampfpreis stets mit einem Theil seines eigenen besten Selbst bezahlen. Im Heere schlichen sich alle die Schäden ein , die ein langer Friede nach ruhmvollem Krieg zu bringen pflegt : Fortleben vom Ruhme der Ahnen , deren Geist man zu haben meint, wenn man ihre Formen hat ; raſches Nach Lassen der Kraft der Alten , die dann um so hartnäckiger auf die ausschließliche Behauptung des Vorhandenen sich stellen; unreise und desto schärfere Kritik der Jungen , die nicht mehr an einem befriedigenden Ganzen die Kleinlich keit und Unbedeutendheit solcher Urtheile am Einzelnen empfinden lernt. Der alte fittliche Gehalt hätte allein diese Schäden heilen, solchen Verirrungen Einhalt thun können ; aber nachdem ihn der Krieg aufgezehrt, war, wie die Zeit lag, seine Erneuerung nicht mehr möglich.. Denn von mehr als einer Seite kamen die Angriffe darauf. Die Staatsverwaltung , zum Theil wohl um den wachsenden Aufwand zu decken, mehr aus dem Umgreifen neuer, mit dem gesammten Bildungsgang zusammenhängender national ökonomischer Ansichten, nahm einen Gang, der das alte patriarchalische Verhältniß auf dem Lande in vielen Punc ten erschütterte, neben Handel und Industrie und ihrem Aufschwung konnte es ohnedem in dieser Weise kaum fort bestehen ; und durfte oder konnte der Staat , zu einer Weltmacht erhoben , dem Zuwachs an Kräften sich ver schließen, der auf solchen Wegen lag? Dazu kam die frische geistige Strömung, die durch die Nation ging und die alten fittlichen Grundmomente in Staat und Gesell schaft in allen Tiefen erschütterten. Auch wer nicht aner kennen mochte, wie sehr sie in ihren großen Trägern und Vertretern wenigstens wider das vielfach verknöcherte und versunkene Alte berechtigt war; konnte er ihr wehren ? Ging doch selbst der große König ähnliche Wege, wußte man doch, wie er's mit dem alten Glauben hielt, auch wenn er ihn in Staat und Kirche noch äußerlich achtete. Gewiß, wenn Einer, so fühlte er die Schäden, die überall fich aufthaten, so sah er das Wirken der Gewalten , die auf eine neue Zeit deuteten : war es in dieser Ahnung, daß er ausrief: „ Gebt mir wieder meine Soldaten des

siebenjährigen Krieges , ich bin es müde , über Sklaven zu herrschen ? " *) " Unter seinem zweiten Nachfolger geschah es , daß in diesem Sinne die Umwandlung von Staat und Heer be gann . Als das deutsche Volk in Jahrhunderten sich aus dem ungebundenen Dasein der Naturfreiheit zu einem staat lichen Leben durchrang, da hatte es manchen heißen Kampf der Ueberwindung und in der Ueberwindung der Wieder gewinnung seiner Natur kämpfen müssen ; große Schöpfun gen, die der deutsche Geiſt aus seiner Vermählung mit fremder Form und Arf hervorgebracht, waren unterge= gangen : aber deutsches Wesen war nicht zerstört , brach vielmehr im größten reindeutschen Staatswesen , der größ ten Eroberung deutscher Kraft und deutschen Geistes, jest mit ursprünglicher Mächtigkeit wieder hervor. Der Zu= sammensturz von 1806 war nicht etwa ein blos durch äußere Fügungen herbeigeführtes plößliches Unglück , das den alten Staat und sein Heer betraf; er war nur die Vollendung der längst begonnenen und entwickelten inneren Auflösung, die äußere Erscheinung derselben , welche sie aller Welt erschütternd kund that; es war nun unwider leglich offenbar : so konnte der Adel nicht mehr das Heer, konnte das Heer den Staat nicht mehr tragen. Und wenn der Adel nicht mehr vermögend war, die alte Pflicht im vollen Umfang zu erfüllen, durfte er da noch sein volles altes Recht ausschließlich in Anspruch nehmen ? Es konnte vorher schon erkannt sein , daß die Großmacht Preußen einer andern Kraftentwickelung bedurfte, als ihr jene in der Stellung des zweiten Ranges so glücklich und muster haft entwickelten Heeres- und Verwaltungszustände auf die Dauer gewähren konnten ; in der lezten äußeren Po= litik des großen Königs , in der Gründung des deutschen Fürstenbundes , hatte sich dieses Gefühl auch ausgesprochen : nun, wo der Staat am Rande des völligen Unterganges war, drang die eiserne Noth die Einsicht auf, daß nur noch mit dem Aufgebot aller irgend lebendig zu machenden Kräfte zu helfen war. In diesem Sinne legte der König mit seinen Scharnhorst und Stein selber Hand an : und begann die Erneuerung auch unter weit schwererem Wider spruch und Kampf als wir jeßt uns vorzustellen gewohnt find; sie begann doch. Keineswegs hatte tie gemeinsame Noth und Gefahr alle Gemüther und alle Sinne vereinigt ; der Widerstand eines zahlreichen und einflußreichen Hau fens von Eigennütigen fand immer neuen Boden und Anlaß , die Trägheit der Menge war ihm günstigs ſelbſt unter den besten Männern , unter den stärksten Charak teren von echt preußischem Gepräge widerstrebten nicht Wenige, betrachteten wenigstens Ziel und Erfolg der als organisches Ganze schwer zu begreifenden Neuerungen mit zweifelhaften Blicken. Und es ist wahr, die Männer der Reform fielen in manchen Fehler und Irrthum, wie es denn überhaupt keiner menschlichen Weisheit gegeben ist, von irgend einer Zeit , am wenigsten von einer, die erst werden will , die volle, organisch erfüllte, innere An= schauung zu haben; aber im Großen und Ganzen war der Zug der Dinge mit diesen Männern und ihrem Streben. Hatte einer der Besten aus der alten preußischen Zeit

*) Denkwürdigkeiten , Charakterzüge 2c. aus dem Leben König Friedrich Wilhelm III. von Bischof Eylert. III . S. 85.

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einem königlichen Prinzen , der die Umwandlung des Hee res vertheidigte, sagen dürfen : „wenn Ew. Königl. Hoheit mir und meinen Kindern ihr Recht nehmen , worauf be ruht denn das Ihrige ? " *) und hatte er auch den Schein der Wahrheit für sich : das erbliche Königthum in Deutsch land beruhte dann doch auf einer älteren und tieferen Ueberlieferung, als jenes ausschließliche Recht des Adels auf die Offizierstellen. Es war theuer erworben und lange rühmlich behauptet , dieses Recht; aber, wie sich in ihm nach seiner tieferen Bedeutung die Treue offenbarte , so war es doch nur eine an einen eigenthümlichen Staat geknüpfte Form dieser Treue , die mit dem Staate unter gehen mußte ; das Königthum lag von Anfang so tief in der Natur fast aller deutschen Stämme , daß es aus jeder großen Wandlung des Volksdaſeins immer wieder verjüngt hervorgetreten ist. Und eine neue Verjüngung seines We fens zugleich mit dem des deutschen Volkes , seine Ver mählung mit einem neuen Heer, gegründet auf jene tiefen fittlichen Züge ursprünglich deutscher Kriegesart : das war der Sinn und die Bedeutung der Erhebung von 1813. Wenige hatten sie vor dem Augenblick, als sie kam, so groß zu hoffen gewagt; die Niedergedrücktheit der Stim mung , der Widerstreit der Meinungen war erst noch zu sichtbar gewesen : und nun , wo uns so viel feindliche Ge walten aus dem von ihr gebrochenen Weg herausgeworfen haben , wird sie von Vielen als eine schöne, völlig reine, aber schnell verflogene Erscheinung überschäßt, von Ande ren in ihrem eigensteu Charakter bemäkelt und bedeutelt und verdreht. Aber wie viel Schatten, Jedem, der die Geschichte jener Lage kennt, sichtbar, auch über dieser Erhebung tegen: es ist ihr unvertilgbar aufgedruckt, daß damals zuerst wieder die alte Wehrhaftigkeit und die alte Kriegestuft das gesammte Volk ergriff und fortriß, daß die Treue des Königs für sein Volk, des Volkes für den König ihr heilig Band um Alle schlang , daß eine glau bensvolle Bewegung die Herzen mit höherer Weihe erfüllte. Es war ein Zug im Volke , hinaus gegen den Feind, hinaus in deutschem Heimweh und deutscher Wanderlust über den alten Rhein; der König warf sich frei in des Volkes Arme, theilte mit ihm Entbehrung und Gefahr, und treu trugen ihn die Arme zum Sieg. Waren es nur die Anfänge, sollte bald die alte Schwäche und Sünde an fie wieder ihre Fäden knüpfen ; es lag doch eine schöne Verheißung in ihnen , und was auch in kleinem Geiste gegen das Heer von 1813 aufgebracht werden mag: es steht da als der Markstein einer neuen deutschen Entwicke lung, der christliche und der deutsche Geist haben an seiner Wiege gestanden; gibt es noch eine Rettung für Deutsch land, so liegt sie auf dem Wege, der in diesem Heere gezeigt und betreten ist.

Literatur. Gespräch über den Krieg. Aus den Petersburger Abenden des Grafen Joseph de Maistre. Heraus * York zum Prinzen Wilhelm.

Dropfen a. a. D.

gegeben von Eugen v. Breza. 8. Verlag von Ifidor Rocca. (35 S.)

Berlin 1851 .

Was de Maistre geschrieben, ist ohne Widerrede geiſt= reich, und schon dieses eine Gespräch würde hinreichen, davon zu überzeugen; wir haben also kaum nöthig zu be= merken , daß die Lectüre dieser kleinen Schrift , welche in fokratischer Manier die Göttlichkeit des Krieges als eines großen Naturgesezes darzulegen sucht , von Genuß und Interesse selbst für diejenigen sein wird , welche bereits früher damit bekannt waren. Da nun de Maistre einer Empfehlung nicht bedarf, die Uebersehung eine ziemlich gelungene zu nennen , und auch das Aeußere der Brochüre lobenswerth ist , so bliebe uns nur noch übrig , von unse= ren Lesern in üblicher Weise uns zu beurlauben, wenn nicht ein Umstand unsere Aufmerksamkeit noch in Anspruch nähme, der immerhin bedeutend genug ist , um nicht un= besprochen zu bleiben. Die vorliegende Uebersehung ist nämlich von dem Herausgeber den Herrn Offizieren des Königlich Preußi= schen Heeres gewidmet", und zwar am Geburtstage Sr. K. H. des Prinzen von Preußen;" also eine Art Geburts tagsgeschenk. Wird dieß privatim, unter Freunden, Be kannten , en famille gegeben , so hat die Kritik kein Recht, sich in die Angelegenheit zu mischen ; geschieht es aber, wie hier, öffentlich, im Angesichte eines so großen und respectablen Publikums , so ist es wohl erlaubt , nach den Ursachen , welche den Geber bestimmten , und nach den Beziehungen zu forschen , in welchen das Geschenk zu den Beschenkten steht. Auch hier mag es Schranken der Dis cretion geben wir wollen sie nicht überschreiten und uns einfach mit dem positiv Gegebenen begnügen. Hier ist eine Abhandlung , welche den Krieg rechtfertigt , und dort ein specielles Offiziercorps , dem sie durch Widmung gewisser= maßen insinuirt wird ! Eine unglücklichere Zusammen= ftellung konnte wohl nicht leicht ersonnen werden. Soll ein verlorner Glaube hergestellt oder ein wankender be= festigt werden ? Ein Offiziercorps ist gar nicht denkbar, das nicht an den Krieg glaubt , wie an das Evangelium, das nicht in dem Gedanken an den Krieg lebt und webt, denkt, fühlt und ist. Oder will der Herausgeber durch seine Dedication andeuten , daß das preußische Offizier corps allein jenen Glauben befiße , oder daß es allein auf solcher Höhe der Bildung stehe, um die dargebotene Frucht genießen und verdauen zu können ? Das wäre eine Schmeichelei , welche nach Sottise schmeckt, und wir können uns nicht entschließen, den Vermittler so feiner Geistes blüthen hierzu für fähig zu erachten. Welches sind nun die Beziehungen , durch welche diese specielle Dedication motivirt wird ? oder hätte der Herausgeber an gar keine gedacht? Das läßt sich doch wohl vernünftigerweise nicht annehmen. Doch wir wollen unsere Leser nicht noch mit ferneren Conjecturen behelligen und vertrösten sie und uns auf das weiter von dem Herausgeber versprochene Erschet nen der Ansichten des Grafen de Maistre über die christ= liche Monarchie. Vielleicht gibt uns dann eine neue De= dication Aufschluß, wo das allerchristlichst monarchischste Offiziercorps zu finden ist.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerstag, 26.

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Militär -

Zeitung.

Berlin, 18. Juni. Wir vernehmen , daß es in der Absicht des Kriegsministeriums liegt, den Friedensetat der Gardeinfanterieregimenter vom 1. October dieses Jahres an durch Vermehrung der Unteroffiziere um 2 pr. Compagnie zu erhöhen, und würde hiernach die Friedens stärke per Bataillon sich auf 686 Köpfe feststellen . Bei der Linieninfanterie soll , außer der Vermehrung der Un teroffiziere um 12, auch die der Gemeinen um 40 per Regiment stattfinden , wodurch der Friedensetat eines Li nieninfanteriebataillons 574 Köpfe betragen würde, mit hin ein Gardeinfanteriebataillon um 112 Mann stärker wäre, als ein gleiches der Linie. Durch die Vermehrung der Unteroffiziere wird einem in der Armee längst aner kannten Bedürfniß genügt, indem Commandos aller Art fast immer eine Anzahl derselben dem Frontdienste ent= (N. Pr. Ztg.) ziehen.

zu betrachten, so daß er, bis die auf der nächstfolgenden Session ausgehobenen Recruten in den Waffen geübt sind, zur Deckung entstandener Vacanzen einberufen werden kann. Diejenigen , welche in dem gedachten Zeitraume in dieser Weise nicht verwandt worden sind, werden auf der näch sten Session bei der Verstärkung angesezt , auf welcher Session sie jedoch der Aushebung zum stehenden Heere unterworfen werden können , falls die dann zur Aushebung stehende Mannschaft für das vorgeschriebene Recrutencon= tingent nicht hinreichend ist. Für diejenigen , welche in solcher Weise später verwandt werden , wird die Dienstzeit eben so berechnet, wie für die Altersklasse, mit welcher dieselben gelooft haben. Solche Mannschaft kann nach Verlauf von zwei Jahren nach dem Loosen zum stehenden Heere nicht mehr ausgehoben werden. Solches wird hier mittelst zur allgemeinen Kunde gebracht. Ministerium für das Herzogthum Schleswig. Flensburg, den 14. Mai 1851. Tillisch."

Oesterreichische Monarchie.

Bayern.

Wien, 30. Mai. Se. Maj. der Kaiser hat unterm 22. d. M. die Abschaffung der zweispännigen Fuhrwerke und Austauschung derselben in vierspännige bei den Trains der Feldartillerie genehmigt. Hiernach er hält jede Raketenbatterie künftig drei vierspännige Bagage wagen, auch wird eine detaillirte Pack vorschrift für die Trainfuhrwerke der Feldbatterieen in Druck gelegt und an die Artilleriekörper rertheilt. (Pr. St.Anz.)

München, 6. Juni. Seit einigen Tagen werden im Hof der Lehelkaserne dahier die sämmtlichen Offiziere der Infanterie im Geschüßerercitium der Artillerie unterrichtet. Dieser Unterricht wird sich später auch auf die Unteroffi= (O.P.A.3 .) ziere und Soldaten ausdehnen.

Preußen.

Schleswig - Holstein.

Sächsische Herzogthümer. Weimar, 26. Mai. Die Jdee einer thüringischen Brigade taucht jezt auf's Neue bei den Regierungen Thüringens auf, und beabsichtigt man auch das Ober commando einem bewährten preußischen Militär zu über tragen, sowie überhaupt preußisches Erercitium einzu= führen . (Pr. 3.)

Kiel, 22. Mai. Die Flensb. Zeitung enthält fol gende Bekanntmachung , betreffend eine Veränderung in dem provisorischen Wehrpflichtsgeseze für das Herzogthum Schleswig vom 26. August 1850 : " Unterm 1. d. M. haben Se. Maj. der König allergnä-, Spanien. bigst resolvirt, daß der § 24 des provisoririschen Gesezes (2) Vor wenigen Wochen hat zu Madrid die Heraus= vom 26. August 1850 , die Wehrpflicht im Herzogthum Schleswig betreffend, abgeändert werde dahin, daß der gabe eines Werkes begonnen , das in militärgeschichtlicher felbe lautet, wie folgt : Derjenige, welcher in Folge der Beziehung von Intereffe ist und sich dabei durch vorzüg Es ist dieß das gezogenen Nummer nicht sofort als Soldat verwandt wird, liche artistische Ausführung auszeichnet. ist jedoch verpflichtet, erforderlichenfalls sich in den Waffen von D. Pedro Chamorro publicirte, in Lieferungen er üben zu lassen, und ist alsdann als übercompleter Solbat scheinende Werk : n Estado mayor general del ejército

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español , historia del cuerpo de oficiales generales , hecha con las biografias etc. ", welches , wie schon aus dem Titel hervorgeht, eine Geschichte des allgemeinen Gene = ralstabes der spanischen Armee, eine Reihe von Lebensbeschreibungen der Generaloffiziere derselben , nebst den Bildnissen der ausgezeichnetsten , enthält. Die ersten Lieferungen bringen eine historische Einleitung über den allgemeinen Generalstab, dann eine biographische Notiz über die Königin Iſabella mit deren Bildniß , zu Pferde und in der Uniform eines Generalcapitäns ; zunächst fol gen : die Biographieen des Königs, des Infanten D. Fran cisco, des Herzogs von Alcudia ( Godoy) und des chr würdigen Herzogs von Bailen , dessen Lebensbeschreibung mit besonderer Sorgfalt geschrieben ist. Das Ganze wird beiläufig 100 Lieferungen in Folio (jede zu 4 Realen = 8 Ngr.) umfassen.

Brüssel, 14. Juni. Der heutige WMoniteur“ ent hält ein königl. Decret, nach welchem der Generallieute= nant Anoul zum Kriegsminister ernannt worden ist.

Millionen Scudi , das ist so viel als der fünfte Theil der Gesammtausgaben des Staates. Demnach hat die Regie= rung , da jezt der Effectivstand der Armee bedeutend klei ner ist , vom August 1849 bis jezt bedeutende jährliche Ersparungen gemacht. Man kann noch nicht mit Be stimmtheit sagen , ob der neue Organiſationsplan für die päpstliche Armee, den der ehemalige Kriegsminister- Stell vertreter, Baron Kalbermatten , entwarf und der heilige Vater sanctionirte, jest in Ausführung gebracht werden wird , oder ob nach der neuen Ansicht , welche eine beson= dere , für die päpstliche Regierung passende militärische Einrichtung meditirt, in jenem Plane neue Modificationen oder gänzliche Reformen vorgenommen werden. Auf jeden Fall scheint es , daß die jährlichen Armeeerhaltungskosten 2 Millionen Scudi , die schon den früheren Militärbud= gets bestimmt waren , nicht übersteigen dürften , und daß eine halbe Million für die erste Errichtung hinreichen werde. Vorläufig will man wissen, daß das Garderegi ment, welches ursprünglich aus lauter Fremden hätte be= stehen sollen , nunmehr zur Hälfte aus diesen und zur anderen Hälfte aus Einheimischen zusammengesezt werden foll. (Pr. St.Anz.)

Türkei.

Rußland und Polen.

Belgien.

Konstantinopel , 4. Juni. Die türkische Regierung läßt jest Neubauten an der Festung Silistria aus führen. Das bisher in Konstantinopel gewesene Inge nieurregiment ist am 31. vor. Monats mit einem eigens für dasselbe beorderten Staatsdampfer zu diesem Zwecke nach der Festung abgegangen. Neis Mussa Pascha ist mit der Inspection des Baues beauftragt; als eigentlicher Leiter der neuen Bauten ist aber der Oberst v. Kuczowski (A. A. 3.) anzusehen , der jenen begleitet.

Der Verfasser der russischen Grammatik und des Leit= fadens zum Unterricht nach derselben, der wirkliche Staats rath Gretsch, hat von Sr. kais. Hoh. dem Großfürsten Thronfolger Cäsarewitsch nachstehendes Handschreiben erhalten: erhalten : „Nikolai Iwanowitsch ! Ich habe das Glück gehabt, Sr. Maj. dem Kaiser ein Eremplar der von Ihnen für die Militärlehranstalten verfaßten "Russischen Gram matik" und des „Leitfadens zum Unterricht nach derselben" unterlegen zu dürfen. Se. Maj. haben diese Ihre Schrif ten gnädigst anzunehmen und zu befehlen geruht, Ihnen 1 das besondere Allerhöchste Wohlwollen für diese nüßlichen Frankreich. Arbeiten zu vermelden und eine Ihrem Rang angemessene Paris , 9. Mai. Ein Circular des Kriegsministers Belohnung zukommen zu lassen. Indem Ich Sie von verordnet, daß jene militärpflichtigen Leute, welche einen dieser Allerhöchsten Gnade mit aufrichtigem Vergnügen in Stellvertreter fich gestellt haben, während der Dauer der Kenntniß seße , verbleibe Jch Ihr wohlgeneigter Alexan= Dienstzeit sich nicht ohne specielle Erlaubniß der Regie der. St. Petersburg , den 12. Februar 1851." (H.C.) rung verheirathen dürfen. Durchschnittlich werden in Frank reich jedes Jahr 10,000 Stellvertreter gestellt. (O.P.A.Z.) Schweden.

Kirchenstaat, Rom, 27. April. Der Effectivstand der päpstlichen Armee übersteigt nicht die Zahl von 9000 Mann, ein gerechnet das Veteranencorps und die neuen , theils deut schen, theils schweizerischen Recruten , welche für das Garderegiment bestimmt sind. Von dieser Zahl gehören 3000 Mann der Gendarmerie, die nach der Restauration der päpstlichen Regierung bedeutend vermehrt worden ist, und den Rest bilden die Linientruppen. Nach der Ver abschiedung der Schweizer ist ihre Artillerie derjenigen der Eingeborenen einverleibt worden. Diese Zahl von 9000 Mann erreicht kaum die Hälfte der Zahl , aus welcher vor den politischen Wirren die zwei Divisionen , die fremde und einheimische , der päpstlichen Armee bestanden. Die Erhaltungskosten der alten Armee betrugen jährlich zwet

(2) Durch ein königl. Schreiben vom 10. Januar d. J. ist einer für Unteroffiziere und Mannschaft der Leibgarde zu Pferd gegründeten Pensionskasse die Genehmigung ertheilt und ein besonderes Reglement für dieselbe erlaſſen worden.

Literatur. Ueber Führung und Gebrauch der Feldartil lerie. gr. 8. Berlin 1851. Verlag der Decker'= schen Geheimen Oberhofbuchdruckerei. (39 S.) Wir halten es für eine Pflicht der militärischen Lages=, literatur, auf jede Erscheinung in der Militärliteratur :

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aufmerksam zu machen , welche geeignet ist, auf die Ent die Geschichte der verflossenen Feldzüge in dieser Zeit bot, wickelung irgend eines Theiles der Kriegskunst Einfluß zu noch immer glaubt, an den Formen halten zu müssen , in üben. Es kann dabei nicht darauf ankommen , ob das deren Anwendung man unter Verhältnissen sein Heil suchte, welche von denen der heutigen Ergänzung , Aus kritische Verhalten zu solchen Erscheinungen den Wider spruch oder die Uebereinstimmung mit denselben bekundet, bildung und Bewaffnung der Armee sehr weit verschieden , wenn man sich dieß Alles sagen muß , so möchte ob also nur im ersteren Falle neue Ansichten zu entwickeln find seien , im legteren so gut wie nichts Neues dem in dem man an der jugendlichen Productionskraft, durch welche Buche Enthaltenen hinzuzufügen sei; es kommt vielmehr allein entschiedenere Schritte in der Entwickelung der Kriegs darauf an, daß das militärische Publikum , dessen Auf kunst gethan werden können verzweifeln ; jede Schrift, merksamkeit eine solche Erscheinung entgangen ist , darauf welche mahnend an das erinnert, was uns Noth thut, hingeführt und dem Producte dadurch der verdiente Kreis wird daher von allen den Militärs mit Freuden begrüßt, weiterer Wirkung und Besprechung geöffnet werde; denn welche den Optimisten entschieden den Rücken gewandt leider ist das militärische Publikum , sowohl das höhere, haben und mit ehrlichem Kummer an die Zukunft als das niedere , das undankbarste gegen seine Autoren. der Armee denken. Zu diesen Schriften gehört auch die Nachdem diese ihm eine Wahrheit viele Jahre lang mund vorstehend bezeichnete , der Leser möge uns die lange Ein gerecht gemacht haben, sind sie nur zuweilen so glücklich, leitung als ein ceterum censeo ! " zu Gute halten, dessen ein Samenkorn ihrer Weisheit von einer einflußreichen wir uns nimmer erwehren können , sobald wir an dieß Person aufgenommen und auf fruchtbaren Boden getragen Kapitel kommen. zu sehen; ein glücklicher Zufall , eine günstige Constellation Auf einem Raume von 35 Seiten wird hier mit großer von Bekanntschaften vermag mehr als der durchdringendste Klarheit und Kürze die Lebensfrage der Artillerie, der Verstand, der größte Fleiß , mehr als wahre Genialität. Gebrauch derselben in größeren Massen und die Wer die neucre Militärliteratur fichten und mit der zwischen einem solchen entsprechende Vorbereitung in der 1816-1840 vergleichen wollte, würde finden, daß die Organisation der Artillerie eines preußischen Armee erstere nur wenig zu bieten hat , was nicht schon die ältere corps abgehandelt. Zwar nimmt die Schrift ihren Aus enthält; will er aber untersuchen, was denn davon in gang von einer Stelle eines Auffahes : Beobachtungen Fleisch und Blut, d. h. in irgend eine Einrichtung , ein während des Badischen Feldzuges ," in welcher es heißt, Reglement, einen Gebrauch der Armee übergegangen set, daß die Artillerie nur selten Gelegenheit gehabt habe, so wird er finden , daß dieß Verhältniß zu allen den wirk ihre gewichtigen Würfel fallen zu lassen ," indeß der Ver= lich ausführbaren und trefflichen Lehren der Literatur herz faffer macht sich mit diesem Feldzuge, wie er sehr Recht lich wenig ist. Am allerwenigsten aber möge ein milită hat, weiter nichts zu schaffen, als daß auch er im Vor rischer Autor darauf rechnen , daß man sich, wenn er eine übergehen in die allgemeine Klage über den Mangel an neue Wahrheit durchgearbeitet hat, später , wenn man die Führung in demselben einstimmt und später einige Bei selbe wirklich anerkannt und in's Leben gerufen , seiner spiele merkwürdiger Zersplitternn rügt. g dankbar erinnern werde; der Ruhm des Neuen fällt Denen Sodann greift seinen Gegenstand er mit der Frage in den Schooß, deren Stellung fie befähigt , eine Theo rie in die Praxis unserer militärischen Entwickelung ein an: "Was kann, was soll man gegenwärtig für zuführen. Man bewahrt sich den Stolz, nicht von Theo Anforderungen an eine Feldartillerie stellen ? " retikern belehrt worden zu sein! - Wir erinnern an Pz., Pz., Nachdem er der Fortbildung des Artilleriematerials seit Friedrich dem Großen bis zu der Befähigung , die Ar dessen Werk über die militärische Benußung der Eisenbah tillerie in größeren Massen rasch und präcks bewegen nen zur Zeit seines Erscheinens von vielen Militärs als eine Art Phantasiestück belächelt wurde und dennoch, ohne zu können , gedacht hat , beantwortet er diese Frage so: daß man Pz. dabei erwähnt, den Vorbereitungen zu einer ,,Sie fühlt sich berufen : erweiterten militärischen Benuzung der Eisenbahnen und „1 ) in einem ſelbſtſtändigen Auftreten den Feind nicder= demnächst dieser selbst als Leitfaden dient und noch lange zuwerfen;" dienen wird. und hält sich überzeugt, daß sie dieß nur vermag , wenn fie • Unsere neuesten Erfahrungen auf dem Gebiete der 2) ihr Feuer nicht zersplittert, ſondern zuſammenhält Kriegführung find , ähnlich denen der Politik , mit den (vereinigt); " Schwächen der Halbheit , Unentschloffenheit, Kleinlichkeit und in der oberen Leitung dermaßen behaftet, daß sich in ihnen ein greisenhaftes Wesen leider nicht verkennen läßt. Wir 3) bis auf wirksame Schußweite dem Feind auf den Leib geht." sigen geruhig auf dem Großvaterstuhl einer ehrenvollen Vergangenheit, während die junge Generation sich über Der Verf. fagt ad 2 weiter : „Allerdings nichts Neues ! den stattlichen Zopf entsegt , den wir so wohl versteckt Auch findet man in den neueren Militärschriften oft die meinten. Phrase, daß die Artillerie in Massen auftreten müſſe ze.“ Wenn man sich bei einem Ueberblicke der Befreiungs Verfasser ist aber kein Freund von dem nur allzüver = kriege sagen muß, daß die Taktik der Verbündeten am breiteten Phrasenschwindel und fragt deßhalb weiter : Ende derselben um nichts besser geworden war (Ligny) als „was man militärisch richtig unter " Maffen"" bei der am Anfange derselben , daß man sogar nach 35 Friedens Artillerie verstehen muß." Er wendet sich zunächst an die jahren , troß den reichen Quellen der Wissenschaft , welche Lehren der Geschichte und führt aus dieser an : Friedrich

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der Große vereinigte 20-30 Geſchüße vor seiner Front, fie waren aber zu unbeweglich , daher nur in einer Stel lung brauchbar , er schuf die reitende Artillerie , die Fuß artillerie blieb indeß zurück. Die Vermehrung der fran zösischen reitenden Artillerie in den Revolutionskriegen machte dieselbe zwar geschickter zu schneller Concentrirung, zugleich aber führte diese größere Bewegungsfähigkeit dazu, fie den Truppen ( Diviſionen) speciell zu attachiren, also fie zu zersplittern. Dem General Sénarmont," sagt der Verf. , gebührt der Ruhm , die Bestimmung der Feld artillerie zuerst richtig erkannt und die Mittel einer ent= sprechenden Verwendung vorbereitet zu haben." Nachdem er nach dem Frieden von Lüneville ein Reglement für die Bewegungen der Artillerie ausgearbeitet und in seinem Regiment, demnächst aber in der Artillerie des Victor'=

wohl nicht der Fall sein. Hören wir nun die Klagen auch von anderen Seiten: Der höhere Gesichtspunct " zur Entwickelung unserer Taktik wird auch bei der Infanterie vermißt , nur die jüngere Generation der Offiziere drängt ungeduldig nach ihm hin , während die ältere ihn meist in's Reich der Träume und Ideale rechnet und lieber bei dem alten erprobten (?) Klipp Klapp bleibt ; auch die jüngere Generation wird alt und stumpf werden und wir müssen uns damit getrösten , wenn fie in der Zeit ihrer Kraft als ein wohlthätiges Ferment für die alte Gene= ration gewirkt hat. „Aber das selbstständige Auftreten einer entsprechenden Masse Artillerie wird immer noch in das Reich der Träume verwiesen. Wäre es anders , wie ließe sich der Ausspruch erklären , der vor jezt gerade 12 Monaten an officieller Stelle vernommen wurde : daß die Artilleriegenerale nicht zn den Truppenführern gehören? Das geheimnißvolle Wesen , Artillerie, bedarf also keiner Führung . Wir wissen nicht, ob hiermit ein Vorzug oder eine Schwäche der Waffe bezeichnet wird ; beabsichtigt war wohl keins von beiden. Aber es wurde gesagt 43 Jahre nach der Schlacht von Friedland , 37 Jahre nach der von Groß-Beeren und 19 Jahre nach der Erstürmung von Warschau. Zeit genug war also da “ u. s. w.

schen Corps eingeführt hatte , war er so glücklich , in der Schlacht bei Friedland die ganze Artillerie des Victor' schen Corps unter seinem Commando vereinigen und die Richtigkeit seiner Ansichten über den Gebrauch der Artil= lerie glänzend beweisen zu können , indem er von den 36 Geschüßen nur 6 in Reserve ließ und mit den übrigen 30 den Russen, welche das Ney'sche Corps in Unordnung geworfen, auf sehr nahe Distanz auf den Leib ging , eine russische Batterie vernichtete, den Feind nach Friedland zurückwarf und den Tag entschied . Bei Ocana in Spa nien hatte Sénarmont 50 Geschüße unter seinem Com mandó vereinigt , davon 13 in der Reserve, während er mit 31 das feindliche Centrum und den linken Flügel anfiel und brach. Die 100 Kanonen Napoleons läßt der Verf. nicht als eine prämeditirte Anwendung dieser Ar= tilleriemasse, sondern nur als einen Behelf gelten , um die durch die Linksbewegung des Massena'sd en Corps ent= standene Lücke zu füllen. -- An der Moskwa scheiterte der Angriff der russischen Massen gegen das französische Cen= trum an einer Batterie von 80 Geschüßen , welche Napo leon hier rasch vereinigte. Außerdem wird noch die große Batterie bei Starſiedel (von 60 Geſchüßen) in der Schlacht bei Groß-Görschen angeführt, ferner die Artilleriemaſſe Generals v . Holzendorf bei Groß-Beeren , endlich die beiden großen Batterieen von 52 Geſchüßen unter Perin, von 40 unter Fedorenko bet dem Sturme der Ruffen auf Warschau den 6. September 1831 . Wenn tros alle dem und alle dem die Taktik der Artillerie auch jezt noch meist nicht über die Batterie hinausgeht," so findet Verf. den Grund dafür in "mancherlei ungünstigen Verhältnissen , welche den Fortschritten der Artillerietaktik, von einem höhe ren Gesichtspuncte aufgefaßt, Hindernisse in den Weg legen." -Zu diesen ungünstigen Verhältnissen rech net er zuerst: „die geringe Theilnahme, welche die höheren Truppenbefehlshaber für die Artillerie haben." Darauf erlauben wir uns die Bemerkung : man intereſſirt sich nur ernstlich und nachhaltig für Das , was man kennt, und zwar bis zu dem Grade kennt , daß man damit productiv werden kann, und das möchte bei der Mehrzahl unserer heutigen Generale, obgleich fie, wie Verf. an einer ande ren Stelle bemerkt, den Namen danach tragen ," doch

Indeß auch der Artillerie selbst erspart er die verdien= ten Vorwürfe nicht : " Der einseitige Eifer, mit welchem sie sich gleich nach dem Kriege fast in allen Staaten auf den materiellen , technischen und wissenschaftlichen Theil warf, nahm über 20 Jahre ihr ganzes Interesse in An= spruch." 2c. ―――――― Wenn die Truppe auch während dieser Zeit fortfuhr , still und unverdroffen die taktische Ausbil= dung der Offiziere und Mannschaften zu fördern , und gewiß nicht ohne Erfolg, so bezog sich diese Thätig= keit doch nur auf die Elementartaktik ; für all gemeine, bestimmte Grundsäge der, wenn wir so fagen dürfen , höheren Taktik der Artillerie, ihres Gebrauchs im Großen und Ganzen , wurde kein fester Boden gewonnen." Der Verfasser hat dieser Stelle unten eine Anmerkung hinzugefügt , in welcher er an eine nun verflossene Periode erinnert, in der es geschienen , als sei das Material die Hauptsache, der Mann , der das Geschüß bedient, und der Geist , welcher es führt, Neben= sache. Irren wir nicht " - sagt er „so ist jezt bei der Infanterie ein ähnlicher Baalsdienst mit dem bekann= ten neuen Gewehr im Aufblühen ." - Sehr richtig! sehr richtig ! Lange Protokolle über Gewehrreviſionen , die der Aufmerksamkeit der revidirenden Commiſſion alle Ehre machen; gelehrt sein sollende Abhandlungen über noch zu erreichende noch größere Treffweiten; Befürchtungen über zu raschen Munitionsverbrauch ; viel Worte zu all' den bereits bestehenden trefflichen Instructionen über das Scheibenschießen und die Vorübungen dazu , aber noch kein Gedanke daran , die übrige Exercirdreſſur des Sol= daten zu ändern , Vieles wegzulassen , um Zeit zu gewin= nen, kein klarer Blick in die Zukunft dieser Waffe, weder um für dieselbe eine neue Elementartaktik, ge: schweige denn eine höhere Taktik zu schaffen. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

N 77.

28. Juni 185 1.

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} S127882159

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Allgemeine Militar:- Zeitung. iſt die Stellvertretung ebenfalls neu organiſirt und alle Unterthanen ſind damit ſehr zufrieden . Ein früheres Wien , 3. Juni. Es hat fich nicht ſelten der Fall Project, um Einrichtung des Freiwilligen- Inſtituts mit ereignet, daß Zöglinge, welche vor Beendigung des Lehr- kürzerer Dienſtzeit zu petiren, würde dadurch größtentheils furſes der Neuſtädter Militär- oder Ingenieurakademie ſeine Erledigung finden ." aus dem Inſtitute ſchieden und in die Armee eintraten , früher zu Offizieren befördert wurden , als ihre Mit Braunſch w ei g. ſchüler , welche dießfalls : die Vollendung des Lehrkurſus Der Landtag in Braunſchweig hat in einer Sißung abwarten mußten. Se. Maj. der. Kaiſer hat nun aus

Oeſterreichiſche Monarchie.

dieſem Anlaſie befohlen, daß Zöglinge , welche die Afa= vom 2. Juni das Gefeß über die Verpflichtung demie vor Beendigung des Lehrcurſus verlaſſen , unter zum Kriegsdienſte berathen.

Dasſelbe, weſentlich

keinem Vorwande früher zu. Offizieren befördert werden nach preußiſchem Muſter gebildet und eine Folge des mit dürfen , als nach vollendetem achtjährigen Lehrkurſe. Jede

Preußen abgeſchloſſenen Militärvertrages, fegt die Dienſte

Beförderung gegen dieſe Vorſchrift iſt ungültig.

zeit im Frieden auf 5 Jahre feſt, von welchen 3 Jahre

(Pr. St.Anz.)

im wirklichen Dienſt und 2 Jahre in der Reſerve zu ver

bringen ſind, worauf die Militärpflichtigen 7 Jahre im erſten Aufgebote der Landwehr und 7 Jahre im zweiten Königreich Sachſen. Aufgebote der Landwehr zu dienen haben. Dieſe Beſtim = Man ſchreibt der Freim. Sadſenzeitung aus dem mungen , fanden in der Verhandlung heftigen Widerſpruch,

„ Nachdem über die Stellvertretung in der Armee die Gründe für und wider ſattſam erör: tert ſind, lo ſcheint fich die Waage doch auf die Seite Derer hinzuneigen , welche in ihr eine wohlthätige, nach Gerechtigkeit und Billigkeit zu rechtfertigende Maßregel

Voigtlande:

weil in einem kleinen Lande der Zweck der preußiſchen Einrichtungen doch nicht erreicht werden würde und die Militärpflichtigen bis in ein ſpätes Alter mannichfache Beläſtigungen und Nachtheile dadurch zu ertragen haben würden . Der in der Sißung anweſende Miniſterialcom

erbligen. Viele angeſehene Männer unſerer Provinz , die miffär gab ſich alle Mühe, das Gefeß durchzuſeßen ; die auf die erſte Anregung zuſammentreten werden , haben Kammer verwarf aber die Errichtung eines zweiten Auf daher den Entſchluß gefaßt, bei der nächſten Ständever- gebotes. der Landwehr und genehmigte blos, daß die Land

fammlung mit einer Petition, die Reſtitution der Stell- wehrmänner des erſten Aufgebotes nach Beendigung ihrer vertretung in der Armee betreffend, einzukommen und Dienſtzeit in demſelben , während der nächſten 7 Jahre. hoffen , daß ſie für dieſmal gewiß Gehör finden werden. eintretenden Falls zum Kriegsdienſt verpflichtet ſein ſollen,

Gegen Ende des vorigen Jahres befanden ſich in dieſen ohne daß jedoch irgend eine Aufſtellung des Aufgebotes, Blättern zwei Auffäße über dieſen Gegenſtand , von denen der leßtere beſonders von ſehr kundiger Feder geſchrieben

außer der Führung der Liſten , im voraus ſtattfände.

fein mußte. Man ließ ihn damals im Voigtländiſchen Anzeiger“ abdrucken und fand damit allgemeinen Anklang.

Frankreich . (1 ) General de Bourjolly hat über Algerien eine Man kann zur Motivirung des eventuellen Geſuches ohne Weiteres fich auf das dort Geſagte beziehen und wird neue Schrift veröffentlicht; ſie führt den Titel: Colo gewiß ſomit die Sache bis auf den legten Grund er- nisation et mode de gouvernement en Algérie. Der ſchöpfen. Um nun dem Vorhaben noch mehr Nachdruck General hält für den trefflichſten , wohlfeilften und för und Theilnahme zu verſchaffen , ſo beſpricht man die Sache jeßt ſdon. Jedenfalls werden auch in anderen Gegenden

derlichſten Modus der Coloniſation , wenn die Landſtriche auf Staatskoſten cultivirt und dann erſt abgetreten und

bes Vaterlandes Petitionen zu Stande kommen, und die veräußert werden . Hierfür ſchlägt er zwet Mittel vor, Beleuchtung der Sache wird ſo an Vielſeitigfeit und Gründ- die freiwillige Arbeit der Soldaten und die Arbeit der lichkeit immer mehr gewinnen. Ju benachbarten Bayern vom Geniecorps zu Brigaden formirten bürgerlichen Ar

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beiter. Hinsichtlich des Gouvernements räth der General dem Militärgouvernement den Vorzug zu ertheilen. Das Militärgouvernement ist , nach seiner Ansicht , für lange nöthig: weil man mit einer kriegerischen Bevölkerung zu thun hat , welche, was man auch sagen möge, nur un= geduldig das französische Joch erträgt , so süß und mensch lich man es auch einrichte; es ist nöthig , weil man vor Allem für die Landessicherheit zu sorgen hat, und , um hierauf bezügliche umfassende Maßregeln zu treffen , es eines einheitlichen Oberbefehls bedarf, dem nicht Hinder niffe begegnen und Fesseln angelegt sein dürfen ; es ist endlich nöthig , weil das moralische Ansehen , welches den Aufständen zuvorkommt und sie niederhält, für diese Völ fer, welche uns noch nicht zu verstehen vermögen, allein in der Furcht vor der Gewalt begründet ist. “

demjenigen dieser Länder , wo es am vortheilhaftesten wäre, eine wichtige Waffenbestellung zu machen. General v. Glinka, der Repräsentant der kaiserl. Regierung , hat nun der belgischen Industrie den Vorzug gegeben und nicht nur den HH. Palisse und Trapman und J. August Petry, Waffenfabrikanten in Lüttich , eine Lieferung von 50,000 Musketen erster Qualität aufgetragen , sondern ihnen zu gleich auf eine Lieferung von Wallgewehren mit gezogenen Läufen und konischen Kugeln Aussicht eröffnet. Alle Waffeuschmiede ter Provinz Lüttich haben damit auf vier Jahre Arbeit , und eine große Zahl , die im Auslande Beschäftigung gesucht hat , findet ſie jezt daheim.

Literatur. Kußland und Polen. Petersburg, 29. Mat. Jm Russischen Invaliden wird Nachstehendes aus einem Tagesbefehle Sr. kaiserl. Hoheit des Großfürsten Thronfolgers , als Oberchefs der Militärlehranstalten , vom 4. d. M. , mitgetheilt : „Der Herr Kriegsminister, Generaladjutant Fürst Tschernyschew, hat mich mittelst Schreibens vom 10. April davon in Kenntniß gesezt, daß Se. Maj . der Kaiser die vom Ge nerallieutenant Baron Medem verfaßte Beschreibung der Militärlehranstalten Preußens mit Wohl wollen entgegenzunehmen und dem Verfasser ein seinem Range angemessenes Geschenk Allergnädigst zu bewilligen geruht haben. Diesen allerhöchsten Befehl bringe ich zur Kenntniß der Militärlchranstalten.“ Sardinien. Turin, 27. Mai. Gestern genehmigte die Kammer das Kriegsbudget mit 35,890,000 Fr. , also mit sehr (A. A. 3.) geringer Schmälerung.

Schweden. (2) In Folge eines königl. Erlaffes vom 21. November vorigen Jahres sind einige Veränderungen in der Organisation des Kriegscollege eingetreten. Das selbe zerfiel bisher in sechs Äbtheilungen ; dieselben werden nun auf vier vermindert. Die Abtheilungen für „Aus rüftung“ und „Unterhaltung" werden nämlich in eine Ab theilung unter der Benennung Intendantur- Abtheilung" vereinigt; die Abtheilung „ Invalidenhaus " geht ganz ein und deren Geschäfte gehen an die Geldverpflegungsabthei lung über.

Belgien. Die Waffenfabrikation in Belgien , wie bekannt haupt= sächlich Industriezweig der Provinz und Stadt Lüttich, war in letterer Zeit nicht sehr beschäftigt gewesen , wird aber bald wieder eine großartige Thätigkeit beginnen, weil für die russische Regierung eine großartige Bestellung ein gelaufen ist. Agenten derselben hatten nämlich seit einigen Wochen Frankreich, Belgien und England bereist , um in

Weber Führung und Gebrauch der Feldartil lerie. gr. 8. Berlin 1851. Verlag der Decker' schen Geheimen Oberhofbuchdruderei. (39 S.) ( Schluß.) Der Verf. macht endlich auch den Militärschriftstellern den Vorwurf, daß sie sich bei der Behandlung der Frage über die Anwendung der Artilleriemaſſen meist durch das Beispiel der 100 Kanonen von Wagram zu einem falschen Begriffe von einer „ Artilleriemasse" haben verlei= ten laffen , indem sie das gewöhnliche Maß derselben zu hoch gegriffen , außerdem aber der Idee gehuldigt hätten, als sei die eigentliche Bestimmung dieser Artilleriemassen die, im lezten Moment den entscheidenden Ausschlag zu geben; mit einem Wort , recht eigentlich als Reserve auf zutreten." „ Aber eben diese Auffassung " ― fährt der - ist eine nicht nur an sich falsche , sondern Verf. fortfür die Anwendung auch äußerst beschränkende; denn selten oder nie wird von Anwendung einer Masse die Rede sein können , wenn man für sie auf der einen Seite so kolossale Dimensionen fordert , wie sie meistens nur durch eine Ab schwächung der anderen Theile der ordre de bataille er= halten werden können , und dann noch ihr Auftreten auf einen bestimmten Moment beschränkt, der sich gewiß nur höchst selten ergibt." 20. "Dagegen sehen wir, daß die Richtung , die man der Masse gibt , die Wahl des Angriffs punctes , die Concentrirung des Feuers und das nähe Herangehen , den entscheidenden Moment abgeben." . "In jedem Stadium der Schlacht , wo immer sich die Ge= legenheit dazu günstig zeigt , wird man von der Artillerie das entscheidenste Auftreten verlangen müssen und sie also auch in Massen gebrauchen können." Verf. nimmt mit Recht das Zeugniß der von ihm angeführten Beispiele dafür in Anspruch und resumirt dann das Gesagte noch= mals unter folgende Puncte : 1) Der Massengebrauch der Artillerie ist nichts anderes, als Kräftigung ihres Feuers durch Concentration : und damit Befähigung zum selbstständigen Auftreten. 2) Eine Maffe ist jede Mehrzahl von Batterieen , die unter einem Commando vereinigt, zu einem be= stimmten Zweck gebraucht wird. 3) Selbstständige , dem jedesmaligen Zweck angemessene Kraft auf der einen Seite und Beweglichkeit und die

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613 Fähigkeit, mit Ordnung einem Commando zn fol gen, auf der anderen Seite , bedingen die Stärke S einer Maffe. 30 bis 40 Geſchüße vereinigt, find ein Maximum und sehen voraus , daß der Führer des Ganzen noch einen oder einige höhere Offiziere zur Unterstüßung unter sich hat. Die Stärke der Masse kann daher von 2-4 (5) Batterieen variis ren, je nach dem zu erreichenden Zweck und der Eigen thümlichkeit des Terrains. 4) Dieses Zusammenhalten der Artillerie ist nicht nur für einzelne Momente Norm, es muß immer und überall stattfinden, wo man voraussichtlich nicht mit einer Batterie ausreichen wird. 5) Die Gliederung der einem Armeecorps zugetheilten Artillerie muß diesem Gebrauche derselben entsprechen. Die Zersplitterung der Artillerie in einzelne Batte= rieen darf nicht durch die Organisation befördert und gleichsam geheiligt werden. Die Artillerie ist vielmehr in Unterabtheilungen zu theilen , die ihre bestimmten Commandeure haben; sie marschirt beim Corps vereinigt unter diesen wie die Truppen der anderen Waffen." Der Verf. kommt nun auf den zweiten Theil seiner Schrift, zu dem er in vorstehendem p. 5 schon die Haupt forderungen aufgestellt hat. Will man nun den Zweck, so muß man auch die nöthigen Mittel wollen." Hiermit geht er an eine Prüfung der Mittel, welche die Organi sation der Artillerie eines preußischen Armeecorps bietet. Er findet in der beständigen Abtrennung der Divisions batterieen, in der Bestimmung einer Reserve, welche nach und nach angetastet werden kann , so daß man nicht wissen kann , was man gerade im dringendsten Mo D ment noch übrig haben werde , in der Unbestimmtheit des den höheren Artillerieoffizieren zufallenden Comman = dos , -in der Entfernung des obersten Führers der Ar tillerie von seiner Truppe , da er an die Perſon_des_com= mandirenden Generals gebunden ist , --in allen dieſen Einrichtungen und Verhältnissen findet er die Zersplitte= rung systematisch vorbereitet, das einheitliche massen hafte Auftreten der Artillerie verhindert und daher, um zu einem Gebrauch der Waffe in seinem Sinne zu ge langen , " eine andere Eintheilung der Artillerie bei dem Armeecorps für schlechterdings geboten. Eine Eintheilung , die 1 ) ein Zusammenhalten, 2) cine wirklich ganz eigentliche Führung durch die höheren Offi= ziere möglich macht. " ― Bei der Vereinigung mehrerer Batterieen können sich die Batteriechefs der speciellen und gründlichen Leitung des Feuers allein widmen, während der höhere Führer die Richtung des Angriffs und das Ziel-Object bestimmt , den Gang des Gefechtes beobachtet und danach über die ferneren Bewegungen der Artillerie, dem Terrain angemessen , seine Entschlüsse faßt und Be fehle ertheilt. Das zufällige successive Nebeneinanderfahren der Batterieen thut es allein nicht , ein bestimmter Zweck muß zum Grunde liegen , ein klarer Wille muß die Maffe lenken und beherrschen , denn 4 Batterieen z . B. (32 Ge= schüße) bilden im Gefecht eine Linie von 600-800 Schritt" 2c. "Schon vor 25 Jahren stellte der Oberst Monhaupt als Grundſaß auf, daß die Artillerie, um ent= schieden zu wirken , selbstständig auftreten , und , um dazu

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zu gelangen, wie jede andere Truppe , militärisch in ihrer Eigenthümlichkeit angemessene, von bestimmten Führern commandirte Abtheilungen gegliedert werden müsse " 2c. Verf. sieht den Mißerfolg von Monhaupt's Lehren in der rücksichtslosen und schneidenden Form, in welcher er sie aussprach, und in der zu radikalen Reorganisation , welche die Ausführung derselben erfordert haben würde. Er nimmt sich daher vor, sich vor dieser Klippe zu hüten , indem er an der bestehenden Organisation strenge festhält und fol gende Eintheilung vorschlägt, bei deren Mittheilung wir glauben , ihn ganz wörtlich citiren zu müssen. „Das Artillerieregiment besteht aus: 1 8 Fußartillerie , | Vaubiz-Batterie 3 reitende Batterieen. „Wir theilen die Fußartillerie in 2 Abtheilungen, deren jede 4 Kanon-Batterieen hat. Einer dieser Abtheilungen ist die Haubiz- Batterie attachirt , die aber zu ganz spe= ciellen Zwecken bestimmt, wenn sie überhaupt beibehalten wird , auch recht wohl für sich allein zur Dispofition des Regiments - Commandeurs stehen kann." „Die reitende Artillerie bildet eine besondere Abthei= lung. Von den 5 Stabsoffizieren hat einer die reitende Abtheilung , einer die Colonnen. Für die beiden Abthei = lungen der Fußartillerie bleiben dann noch 3 Stabsoffi= ziere , so daß bei einer Abtheilung zwei find , von denen jeder 2 Batterieen commandirt, bei der anderen nur einer." "1„Man sieht , daß hier, genau genommen , mindestens ein Stabsoffizier fehlt, denn für 4 Batterieen ist ein Stabsoffizier zu wenig " 2c. Der Regimentscommandeur wird aushelfen können. „Die reitende Abtheilung gibt eine Batterie an die Cavalerie-Diviſion , der ſie attachirt wird. Zwei reitende Batterieen bleiben unter dem Stabsoffizier zusammen. Die Fußartillerie gibt keine Batterieen zu den Divisionen ; fie marſchirt in den vorstehenden Unterabtheilungen wenigstens abtheilungsweise zusammen . “ „ Es ist keineswegs zu befürchten , daß auf diese Weise den Truppen irgendwo die Artillerie fehlen wird ; vielmehr werden sie auf eine viel kräftigere Unterſtüßung rechnen können." Marschirt das Armeecorps z . B. für sich , eine Divi fion als Avantgarde , 2 das Gros bildend, eine als Re= serve, so kommen : a) 1 Abtheilung Fuß- Artillerie von 2 Batterieen unter einem Stabsoffizier, zu der Avantgarde-Division.

b) 1 Abtheilung von 4 Fuß-Batterieen marschirt , un ter ihrem Commandeur vereinigt, hinter der ersten Division des Gros , oder, je nach den Ver= hältnissen, mehr nach der Tête zu , in der Mitte dieser Division. Dieß bleibt von der Anordnung des commandirenden Generals abhängig . c) Die anderen Batterieen , also noch eine Abtheilung Fuß-Artillerie und die reitende Abtheilung , jede von 2 Batterieen , nebst_der_Haubiß-Batterie, erhalten ihren Plaz in der Marsch-Colonne hinter der 2ten Division des Gros , also vor der Reserve- Diviſion. „Geht man aus der Marsch- Colonne in das Gefecht über, marschirt das Gros neben der Avant-Garde auf,

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oder nimmt es diese auf, so hat man , wenn es nöthig ist , gleich 6 Batterieen oder 48 Geschüße an oder nahe der Lête zur Hand , während 5 Battericen noch immer zur Disposition bleiben." „ Ist dagegen vor dem Beginne des Gefechtes das Ar mee- Corps bereits aufmarschirt , so wird ohne Zweifel die richtige Disposition über die Artillerie durch diese Ein theilung außerordentlich erleichtert." Verf. führt als Beispiele, wie viel leichter die freie Disposition über die Artillerie bei einer solchen , als bei der jezigen und früheren Eintheilung derselben sei , die Schlachten bei Groß-Beeren und Dennewiß an , indem er seine Eintheilung den in diesen stattgefunden habenden Verhältnissen anpaßt. ― Gewiß sind diese Beispiele sehr günstig gewählt , da in beiden die Artillerie in denselben Händen (v. Holzendorf) war, in dem einen aber, bei Groß-Beeren, die Artillerie in Masse gebraucht wurde, weil ihre Zusammenziehung aus der entwickelten Schlachtordnung möglich war, während in dem an deren Beispiel , bei Dennewitz , der Angriff der vordersten Division (Thümen) mißglückte, weil die derselben zuge theilte Batterie zu schwach war , die 18 Geſchüße , welche bei dem zweiten Angriff hervorgeholt wurden, aber erst aus der Reserve-Artillerie, wo diese in der Marschcolonne ihren Plaz hatte , vorgebracht werden mußten. Es war also derselbe Wille zu einem massenhafteren Gebrauche der Artillerie vorhanden , die taktische Anordnung trat aber im zweiten Falle der Ausführung in den Weg. Wir haben mit Vorstehendem nur auf die besprochene Schrift in weiteren Kreisen aufmerksam machen wollen ; nicht also für Diejenigen , welche sie gelesen haben , son dern für Die, welche sie weder gelesen , noch von ihr ge hört haben. Wer sie gelesen hat, wird sie zu würdigen wiſſen als ein wichtiges , gehaltvolles Wort zu seiner Zeit , von dem jeder einsichtsvolle Offizier wünschen muß, daß es dort seine Anerkennung und Beachtung finde , wo die guten Gedanken zu guten Werken gemacht werden können.

Keine der drei Waffen hat das Glück gehabt, auf eine großartige Weise nach ihrer Leistungsfähigkeit verwendet worden zu sein , wenn auch einzelne Truppen hier und da eine harte Probe gut bestanden haben. Noch hat auch der militärische Messias sich nicht gezeigt , dem es vorbehalten bleiben wird, alle die Kunstfertigkeiten , welche in der jezigen Bewaffnung und Ausbildung der Artillerie und Infanterie bis jetzt fälschlich um ihrer selbst willen getrieben worden sind , sich zu einem höheren Zwecke, für eine wahre Kriegskunst , zu unterwerfen , dienst bar und fügsam zu machen. Man scheint auch eben nicht auf dem Wege zu sein , diesem Meſſias Bahn zu machen, da man in manchen Fällen die gröbsten Fehler der Leitung nicht allein nicht gebührend gerügt , sondern die Schul digen troß dieser Fehler , vielleicht um sie nicht zu verlegen, noch mit Zeichen der Anerkennung geschmückt hat. Mit wie viel Menschenleben und Ehre so zarte Rücksichten ein mal werden bezahlt werden , darauf scheint es hierbei weniger anzukommen. Für den Offizier kann es unmög= lich einen Lohn für eine Tapferkeit geben , welche von dem gemeinen Soldaten eben so verlangt werden muß , obgleich ihm zum größten Theil die Motive des Ehrgeizes und des Ruhmes fehlen und er auf der anderen Seite einen weit trostloseren Blick auf seine oder seiner Hinterbliebenen Zukunft hat. Wenn uns der Messias erst aus Niederlagen erwachsen soll , so müssen wir ihn doch allzutheuer bezahlen ; wir können ihn ja viel wohlfeiler haben, wenn wir ihm nur ein wenig Luft lassen und ihn nicht immer wieder unter zarten Nücksichten für seine acti Dank daher ven und passiven Widersacher begraben.

Es wahrlich an der Zeit , daß wir uns von dem Baalsdienste des Altherkömmlichen als solchen losmachen und uns umsehen , was wir , von einem höheren taktischen Gesichtspuncte aus , mit den großen Ver besserungen des technischen Theiles unserer Befähigung zum Kriegführen anfangen können . Die neuesten Schlächt und Gefechtsfelder zeigen uns leider nichts davon, _ver= geblich fragen wir nach einer klaren , und in der Klar heit energischen Leitung im Gange des Gefechtes , so= bald dasselbe ein wenig über die Ausdehnung eines Postengefechts von Abschnitt zu Abschnitt hinausgeht.

jedem Offizier, der durch Beispiel , Wort und Schrift die Bahn brechen hilft, auf der unser Befreier von der Last militärischer Vorurtheile, Gewohnheiten , Bequemlichkeiten, Denkfaulheit und wie alle diese Laster und Sünden, weche wir unter Selbsttäuschungen aller Art verbergen , heißen mögen , allein zu uns kommen kann. Wir sind in Kleinlichkeit und Dünkel versunken : Dreſ= fur halten wir für Ausbildung , Ererciren für Taktik, Kunststücke für die hohe frei waltende Kunst, Routine für Talent , das Genie? - für den gemeinsamen -Feind ; die Generalstäbe wimmeln von Strategen, die mit Jcarus -Flügeln sich über die niedere Welt der Taktik erhoben haben und vor der Sonne eines feindlichen Ge= nies der Schwingen beraubt , jählings zur Erde stürzen werden. Wir schließen mit den Schlußworten des verehrten " Wollen wir warten, bis auch Andere es Verfaſſers : uns vormachen ? Daß sie es werden, bezweifle Niemand ! “ 22.

Von der Allgemeinen Militärzeitung erscheinen wöchentlich drei Nummern und zuweilen lithographirte oder in Kupfer gestochene Abbildungen , wenn solche nothwendig find. ―――― Die Versendung geschieht posttäglich durch die Post und wöchentlich oder monatlich durch den Buchhandel. Die Bestellungen müssen am Ende eines jeden Semesters erneuert werden , wenn keine Unterbrechung in der regelmäßigen Zusendung eintreten soll. Der Preis eines halben Jahrgangs wenn er durch den Buchhandel oder unmittelbar von den mit dem Oberpostamt zu Darmstadt in directem Paquetschluß stehenden Posten bezogen wird - beträgt 3 Thlr. 15 Sgr. oder 6 fl. und wird vorausbezahlt. - Der Umschlag dieser Zeitung steht zu Bekanntmachungen aller Art offen. Die Einrückungs gebühren werden für die Zeile mit 1 Gr. oder 4 kr. berechnet. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

N 78.

1. Juli 185 1. 1 ) PRICE

903 und

Is

SASTO

80

Allgemeine Militár- Zeitung. $ p a ni e n. (Ss) Das Memorial de Artilleria vom April d. g.

treibern angewendet wird , und welcher die beauftragten Dffiziere eine dem Zwede entſprechende Abänderung gaben ; die andere war eine ganz neue , welche von Madrid zuć

enthält einen Bericht der Commiſſion , welche nach Probe geſchict wurde, und zwar für die dreifache Ladung der Beendigung des Bürgerkrieges in Catalonien von dem

von Rohr, Laffete und Munitionsfaſten verſchieden eins

Chef der Artillerie in Barcelona niedergelegt worden war, um gerichtet. ein Gutachten über die Zwed mäßigteit der Pad Der Hauptunterſchied zwiſchen dieſen Sätteln iſt der, ſättel für die Gebirgsartillerie abzugeben und ins- daß dieſe lepieren , ſowie auch die für die franzöſiſche Ge. beſondere die Brauchbarkeit der franzöſiſchen und der in

birgsartillerie in Algerien gefertigten , unter dem Bode

Spanien gefertigten Saumſättel gegen einander zu prüfen. ein feſtes , nad Art eines Reitfattels geſtopftes und ge Es dürfte von Intereſſe ſein, die Reſultate dieſer Unter- ſtepptes Polſter haben, welches ſich der Geſtalt des Thie ſuchung in der A. M.3. mitzutheilen, zumal auch An- res annähert. Der ſpaniſche Saumſattel dagegen iſt gaben über eine tragbare Feldſchmiede für die Artillerie- gleichmäßig mit loſer, kurzer Wolle gefüllt und hat der compagnieen beigefügt ſind. Länge nach zwei Wülfte auf jeder Seite, wovon der eine Bei der erwähnten Prüfung hatte man ſein þaupt- oben aufden Rippen her , der andere am Bauche an augenmerk darauf zu richten , daß

ſchließt. Ueber dieſes dide Kiſſen liegt das hölzerne Ge

i) ein und derſelbe Sattel für die Laffete, Geſchüß und ſtell , welches vorn und hinten aus je zwei ſtarken Bogen Munitionskaſten dienen könne ; von Solz beſteht , die durch horizontale Verbindungen 2) das Schwanken der Ladung verhindert würde, und gehalten find. Bei den gewöhnlichen Maulthierſätteln 3 ) inbeſondere das Sowanken der Räder wegfiele; ſchließen ſich dieſe hölzernen Curven ungefähr der Geſtalt weiter des Thieres an , was, wenn die Wolle zuſammengebrüdt 4 ) der häufig vorkommende Druc des Kreuzes der iſt , und namentlich wenn die Laſt bergab nach vorn drängt, Saumthiere vermieden und

leicht das Kreuz des Thieres drüdt.

Dieſem Uebelſtande

5 ) das Gewicht der Sättel ohne Beeinträchtigung ſeiner ſuchte die Commiſſion dadurch abzuhelfen, daß fie die Stärke und Bequemlichkeit für das Thier vermindert Curve des Bodes oben etwas nach Außen ſchweifte und würde ;

-

ferner

durch eine ftarfe Querſtange oben verband , wodurch ver

6 ) ein Mittel aufgefunden werde, die Laffeten ohne mieden wurde , daß die Laſt je unmittelbar auf den Rück= Beſchwerde und Schwankung zu laden ," mit oder grad des Thieres den Druc ausübte. ohne Näder daran , und endlich Man behielt ebenſo den lojen Sattelgurt als zted 7) die geeignetſte Weiſe der Bauchgurten ausgemittelt mäßiger bei , einen breiten gewebten Gurt, welcher nicht werde . feſt iſt, ſondern um den ganzen Sattel geht. Das Ge Die beiden Artillerieoffiziere, welchen die Conſtruction ſtell für Ladung der Utenſilien richtete man ſo ein , daß cines Saumſattels mit den erwähnten Anforderungen auf-

jeder Sattel jeden Theil eines

Feldſtúde

aufnehmen

getragen war, ſuchten einen Sattel darzuſtellen, welchem konnte; ohne gerade mehr eiſerne Theile zu erhalten ; man nach Willkür jeder der Haupttheile : Rohr, Laffete oder

gab denſelben nur die Biegung, daß fie das Geſchüßrohr

Munitionskaſten aufgeladen werden könne. Die Laffete bot ſowohl wie die Laffete und Räder aufnehmen konnten .

die größte Schwierigkeit und mußte zunächſt dië Form Dieſes iſt von der größten Wichtigkeit im Kriege, weil beſtimmen .

häufig die Eriſtenz der Batterie davon abhängen wird, Dhne Zeichnung und genaue Beſchreibung der Sättel, daß man die Stüđe auf die Thiere laden tönnte, wie fic welche in Spanien ſelbſt ,ſowie in Italien und Frankreich zur þand find. für Laftthiere angewandt werden , iſt es unmöglid) , in Ån dem übrigen Leberzeug, Bruft und Schwanzriemen ,

die Details dieſer Arbeiten einzugehen: wir können nur ſo Radhalte u. ſ. w . brachte man die zwed mäßigſten Abans viel bemerken , daß hier zwei Fornien vorlagen. Die eine derungen an , um das Thier gegen Druck und Reibung zu war die landesübliche, wie ſie in den Gebirgen von Ca- ſüßen und die Ladung zu ſichern. Zur Prüfung des gan = talonien , Aſturien und Navarra von allen Maulthier- zen Apparates wurde ein Uebungsmarich von 14 Tagen

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vorgenommen, zum Theil auf sehr schwierigen Gebirgs wegen und bei höchst ungünstiger Witterung. Anhaltende Regengüsse durchnäßten das Sattelzeug in den ersten Ta gen, was bei einigen Thieren Geschwulst erzeugte , ohne fie unbrauchbar zu machen , denn alle dienten auf dem

etwas näher zu kommen, so legt man mit Recht ein großes Gewicht auf körperliche Tüchtigkeit der Leute , aber man wird gewiß Niemanden für untauglich erklären , weil er kein Apoll ist. Noch mehr, man wird sogar in den höhe ren Graden in diesen Anforderungen um so nachsichtiger sein dürfen , je mehr das geistige Element in überwiegen der Weise auftritt und auftreten muß. Wie überall, so kann auch hier eine absolute Regel nicht playgreifend sein, und es ist nur die Wirkungssphäre , welcher die Bedin gungen der relativen Befähigung entnommen werden soll ten. Nun unterscheidet man mit Rücksicht auf jene Wir kungssphären in jallen Armeen zwei mehr oder weniger streng abgesonderte und in sich gegliederte Klassen , die Mannschaften und die Offiziere. Zwar gehen diese in der Regel aus fenen hervor , aber thr Verweilen in der un= teren Klasse ist dann meist nur als nüßliche Vorschule für ihre höhere Bestimmung zu betrachten unv trägt weiter nicht dazu bei, die Kluft zu vermindern , welche beide Klassen eben so nothwendig und naturgemäß trennt , als überhaupt im gewöhnlichen Leben der Unterschied zwischen der sogenannten gebildeten Klaſſe und dem übrigen Theile ber Nation sich fühlbar macht. Der junge Offizier be= ginnt also im eigentlichen Sinne seine Laufbahn über der Stelle , welche das Endziel des Ehrgeizes der Mann schaften ist. Und was gibt , so fragen wir, dem mit uuter noch bartlosen jungen Helden jene Autorität, jene Sicherheit den Graubärten gegenüber, die vielleicht schon Pulver gerochen hatten , während er noch in den Windeln lag; was befähigt ihn , ohne alle Erfahrung , bei geringer Dienstkenntniß und Praris jede in seinen Bereich kom mende Aufgabe beffer zu lösen , als es der ehrwürdige Feldwebel seiner Compagnie trog feiner langen Dienstzeit und seiner größeren Dienstroutine an seiner Stelle ver möchte ?

ganzen Wege, trotzdem , daß man einigemal forcirte Märsche vornahm. Bei dieser Probetour hatte man die von Madrid gesendeten Vorrichtungen dem Befehle gemäß auch ange= wendet und auch die tragbare Feldschmiede. Lestere bewährte fich als zweckmäßig und leicht, aber die Berichterstatter findeu fie für die Gebirgsartillerie als durchaus entbehr lich. Alle Theile des Transportwesens sind so wenig einem Zerbrechen ausgesezt, daß man höchstens eine Anzahl Er fazstücke mitzunehmen hat, um vollkommen gesichert zu sein. Will man auch für solche Ersatgegenstände geradezu ein Maulthier bestimmen , so ist dieses billiger als die Schmiede, welche mehrere Thiere erfordert. Als Resultat des Probemarsches stellte sich heraus, daß das Sattelzeug mit Zugrundelegung des alten spanischen Packsattels den gestellten Forderungen am besten entsprach, daß das Auf- und Abladen mit Leichtigkeit und Sicherheit bewerkstelligt wurde , daß die Ladung auf jeden Sattel gleich gut paßte, daß sie nicht rutschte und schwankte, und daß die Thiere am wenigsten dabei litten. Gerade die Art und Weise der Füllung der Sattelkissen bewährte sich dabei vollständig , indem bei vorkommendem Drucke des Thieres , durch Auflockern der Wolle und geeignete Auf füllung oder Vertiefung , das Maulthier nicht dienstun fähig wird , sondern unter dem Sattel heilen kann. Der Bericht empfiehlt die einheimischen Packsättel vor= zugsweise für die Armee und spricht den Wunsch aus, daß in der allgemeinen Militärschule Leute gebildet würden, welche später den Gebirgsartilleriecompagnieen zugetheilt werden könnten , um das Sattelzeug des Trains im Stande zu halten, ohne gerade Sattler zu sein.

Das Zuviel und Zuwenig in der Militärerziehung . Man hat nicht mit Unrecht behauptet, wir Soldaten seien die Doctoren der Zeit , und wir glauben , eine nicht ferne Zukunft wird die Wahrheit dieses Sazes noch greller an das Licht treten lassen. Dabei widerfährt es uns jedoch nicht selten, daß wir über unsere eigenen Schwächen und Gebrechen eben so sehr im Unklaren sind, als man es den eigentlichen Doctoren für gewöhnlich nachsagt. In beiden Fällen ist die Schuld hauptsächlich dem Mangel eines die Objectivität begünstigenden Standpunctes , sowie einer Be fangenheit beizumessen , welche als die natürliche Folge naturwidriger Zustände und Erscheinungen des Organismus auftritt. Diese Befangenheit wird um so größer, je länger fie Zeit hat, sich als Gewohnheit einzunisten , und das beste Mittel, uns derselben wieder zu entwöhnen und eine möglichst objective Anschauungsweise zu gewinnen , möchte wohl darin zu finden sein , daß man sich stets die nor malen Zustände , und was sie bedingt oder begünstigt, vor Augen führt. Und so können wir die Krankheiten des Friedens nicht anders überwinden , als wenn wir immer und bei jeder Gelegenheit uns des Krieges erinnern und dessen, was man dazu braucht. Um nur Eins anzuführen und unserem Thema dabei

In der That, wir hätten uns kaum erlaubt eine Frage zu stellen, auf welche die Antwort keinen Augenblick zwei felhaft sein kann , wenn nicht so mancherlei Bestrebungen

und Thatsachen der neuen und neuesten Zeiten den Ver dacht aufkommen ließen, als sei man sich gegenwärtig weniger klar bewußt, daß es nur die auf wahrer, echter Bildung beruhende (seltener angeborene) geistige und moralische Ueberlegenheit ist, auf welche sich die höhere Stellung des Offiziers ſtügt und gründet . Alles Uebrige hat er mit dem Unteroffizier und Soldaten gemein , denn selbst das Glück einer höheren Geburt ſchließt dieſes Ueber gewicht nicht in sich , sondern erleichtert nur das Beschaffen der Mittel , es zu erwerben , wenn es nicht die Natur ihren Günstlingen als Wiegengeschenk bescheert , wobei freilich der Gothaer Adreßkalender nicht immer zu Rathe gezogen erscheint. Je schärfer , prägnanter nun dieſe Ueberlegenheit sich markirt, desto besser steht es um den Dienst und die Disciplin , und es ist daher eben so fehler= haft, die Anforderungen an die Bildung der Offiziere zu verringern, als es unflug und schädlich ist, den Soldaten und namentlich den Unteroffizieren eine Bildung auf drängen und aufpfropfen zu wollen , zu welcher es faſt immer zu spät ist und deren krankhafte Zweige keine an= deren Früchte hervorbringen können , als hohlen Dünkel und eine Alles zerfeßende Unzufriedenheit. Werfen wir zunächst einen vorurtheilsfreien Blick auf die Wirkungssphäre der Unteroffiziere und die Verrich=

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tungen , welche ihnen durch die jeßige Heeresorganisation zugewiesen sind , so ist auch nicht eine einzige, welche nicht am besten auf praktischem Wege erlernt werden könnte, wie denn wirklich, mag man sich noch so sehr gegen diese Behauptung sträuben , der ganze Bildungsgang der Sol daten und Unteroffiziere fast durchweg praktischer Natur ist; denn, ehrlich gestanden , an allen Erfolgen , welche man thatsächich erreicht , kommt der Theorie uur ein äußerst geringer Antheil, und zwar dann zu , wenn sie unmittelbar entweder vor , oder während , eder auch nach der praktischen Ausführung mitgetheilt wurde. Je geringer die Bildungsstufe ist , auf welcher der Mensch sich befindet, um so mehr muß man ihm ad oculos demonstriren ; er will sehen, selbst machen , und je öfter dieß geschicht , je mehr man ihm die Dinge wirklich greifbar macht , um so besser wird er begreifen. Die Theorie soll unter fold en Umständen nur erläutern , sie soll bewirken , daß die Leute mit Nachdenken üben und über das Geübte nachdenken; sie ist so entweder unmittelbare Vorbereitung , oder augen blickliche Nachhülfe , oder schließliche Recapitulation. Die schönsten Worte verhallen naglos , wenn sie ohne diese Beziehungen innerhalb der vier Wände gesprochen werden, und die Leute verlassen die Schulstube nicht viel klüger, wohl aber nicht selten verwirrter und desperater, als sie hineingekommen waren. So oft uns diese Art von Theo rie über den Kopf wächst, so ist dieß immer ein untaug liches Zeichen, daß zu wenig oder nicht das geübt wird, was. vorzugsweise der Einübung bedarf, und es ist eine bekannte Sache, daß die Theorie um so üppigere Blüthen entfaltet, je mehr die Praxis draußen verdorrt. Darum hinaus mit jener in's Freie, wohin sie gehört; nur im Freien , in Luft und Licht zugleich erziehen wir eine kräf tige Pflanze. Der Soldat foll marſchiren, bivouakiren, attakiren , avancireu , unter Umständen retiriren u. s. w., kurz man soll ihn ererciren , aber bei Leibe nicht katechi= firen. Freilich müssen für ein solches Herumtummeln auch Zeit und Mittel gegeben sein , und wenn man sie hat, auch die Fähigkeit und der gute Wille, fie für die wahren Bedürfnisse der Unterweisung zu benußen und auszubeuten. Wo jedoch durch höchst entbehrliche Aeußerlichkeiten sowohl als durch eine verfchite Organisation die Mittel absorbirt werden , wo ein monstroser Garnisonsdienst das bischen Zeit noch verkümmert , was diese uns übrig gelassen hat, da wird man freilich theorisiren müssen, um den Leuten wenigstens aus der Ferne das gelobte Land zu zeigen, welches ihr Fuß nicht betreten darf. Treibt nur so fort Theorie, ergößt , erbaut euch an den gleisnerischen Prü fungen, eine Prüfung werdet ihr nicht bestehen - und das wird die lezte sein. Die Jdee, durch Soldatenbibliotheken dem verdorbenen Geschmack entgegenzuwicken , ist an sich schön und aner kennungswerth; eine gute Wirkung wird man sich jedoch erst dann versprechen können , wenn man vorher die Ur sachen beseitigt, welche die Lüsternheit nach jener entsitt= lichenden Literatur der Ritter , Räuber, Gauner und Tau genichtse begünstigt . Erst entzieht die Leute der faulen Luft der Wachtstuben , der Pest des geschäftigen Müßig gangs , erfrischt ihre Herzen und Sinne durch unausgesezte Bewegung und Leibesübung draußen im Freien unter dem blauen Zelte, in Regen und Sonnenschein , Wind und Wetter, Hige und Kältez und wenn sie dann noch Lust

und Zeit zum Lesen haben , so wird auch ihr Geist und Gemüth empfänglich genug sein , um jene besseren Bücher zu lesen , die freilich zum größten Theile erst noch ge= schrieben werden müssen . Was nun weiter die Unterrichtsgegenstände anlangt, welche zu den Feldübungen in keiner oder nur mittelbarer Beziehung stehen, so haben wir nichts dagegen und finden es sogar recht nüßlich und verdienstlich , wenn man , ohne überschwänglich zu werden , in freien Stunden die Unter offiziere im Lesen, Schreiben , Rechnen , Orthographie z., sowie in der Kunst , sich schriftlich verständlich auszudrücken unterrichtet und übt. Das Lestere kann sich nur auf Meldungen erstrecken und wird sich um so leichter machen, je mehr man bei mündlich zu erstattenden Anzeigen und Meldungen die Leute daran gewöhnt hat, sich richtig auszudrücken. Wir haben selbst hierin unsere Erfahrungen gemacht und können ver sichern, daß man am schnellsten dabei vorwärts kommt, wenn man allen gelehrten Schnickschnack, den die Schüler doch nur auswendig lernen , bei Seite läßt und sich nur in durchaus praktiſcher Richtung bewegt. Hat man die Unteroffiziere dahin gebracht, daß sie leserliche und un zweideutige , den Gegenstand erschöpfende Meldungen u . dgl. schreiben können , so ist dem wirklichen Bedürfnisse vollauf Genüge geleistet; denn für die Schreiber der Compagnicen und Stäbe werden sich immer passende Individuen heraus finden lassen, ohne daß man nöthig hat , Alle zu Schreib genies zu machen. Was darüber hinausgeht , überläßt man füglich dem eigenen Antriebe, der sich immer Bahn brechen wird, wenn er durch Capacität, Fleiß und Be harrlichkeit unterstüßt wird. In solchen Fällen ist es allerdings Pflicht, helfend und fördernd einzuschreiten, und man wird dieß um so besser thun können , je weniger man sich bei den Uebrigen mit Ueberflüssigem und Un nöthigem zu befassen hat. Wir wollen endlich und um diesen Theil unserer Be trachtungen zum Schlusse zu bringen , kein besonderes Gewicht darauf legen , daß die Unteroffiziere den Dienst verlassen, sobald ihre in demselben erlangten Kenntniſſe fie zu anderen Stellen befähigen , denn wir gönnen jedem Menschen eine Verbesserung seiner Lage ; aber darauf glauben wir noch einmal zurückkommen zu müssen , daß nichts so sehr den guten Geist und den freudigen Eifer in Erfüllung der Berufspflichten untergräbt, als jenes Halbwissen , jene Treibhauspflanzen, denen der heimath liche Boden , die heimische Sonne fehlt , jene unordentlich verschluckten und nur halb verdauten Brocken einzelner Zweige des Wissens. Einer praktischen Verwerthung un fähig, erfüllen sie ihren Besizer mit Dünkel , erwecken in ihm ein Begehren und Streben , das ohne Nachtheil des Dienstes nicht befriedigt werden kann , und überantworten ihn einer ewig nagenden Unzufriedenheit , die nur zu leicht durch äußere schädliche Einflüsse und Einflüsterungen aus gebeutet werden kann. Das beste Mittel , solchen Verirrungen einer ercen= centrischen Pädagogik vorzubeugen , möchte , wie gesagt, darin zu finden sein, daß man die Zeit, welche sie bean= sprucheu , auf nüglichere Beschäftigungen verwendet , d. h. auf solche , für welche die Anforderungen des Krieges allein maßgebend find. Wenn nun die Unteroffiziere in ihren verschiedenen Abstufungen gewissermaßen als die Handwerker des Krieges

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angesehen werden können , welche den in den Soldaten gegebenen Stoff zunächst bearbeiten , ihn handgerecht machen und zu dessen Verwendung in den eng und streng begränzten Kreisen ihrer verschiedenen Functionen mit thätig sind, so erblicken wir folgerecht in den Offizieren die Künstler des Krieges , denen die mehr intellectuelle Leitung der in jener Weise zur Verfügung gestellten Kräfte ob= liegt. Ihr Horizont gestaltet sich ungleich weiter, ihre Aufgabe ist eine andere, eine höhere. Sie müssen es verstehen, auch in den untersten Rangstufen ihr Wirken dem Seiste, der leitenden Idee der höheren Befehlführung anzupassen , alle auch die unvorhergesehenen , unerwarteten Verhältnisse demgemäß zu benußen oder ihnen zu begeg= nen, und unter Umständen selbst im Widerspruche mit erhaltenen Befehlen selbstthätig in den Gang der Ereig= nisse einzugreifen . Hierzu gehört aber ein schnelles und richtiges Erkennen der Sachlage und ein Muth der Ver= antwortlichkeit, welcher nur aus dem Bewußtsein jenes höheren Standpunctes und aus der durch noble Bildung bedingten Zuversicht in die eigene Kraft hervorgehen kann. Es ist nächst dem Einflusse einer höheren militärischen Intelligenz die zauberähnliche Gewalt des Gebildeten über den Ungebildeten , welcher es zuzuschreiben ist, wenn die Mannschaften in allen Verhältnissen des dienstlichen Lebens von der befferen Einsicht ihrer Offiziere durchdrungen sind, wenn sie die zuversichtliche Ueberzeugung in sich tragen, daß sie überall und in den schwierigsten Lagen ihrer Lets tung und Führung getrost sich überlassen dürfen , und in diesem Vertrauen, in dieser unbedingten Hingebung den fichersten Stüßpunct für die Bethätigung ihrer eigenen kriegerischen Fertigkeiten und Tugenden finden.

zelnen bisher zu den großen Seltenheiten gehörten , so sind sie doch immer möglich und wir können deßhalb für die Ueberlegenheit und den unbeirrten Einfluß des Offi= ziers auf die Mannschaften eine Garantie nicht blos in der möglichst vollkommenen Aneignung der eigentlich mili= tärischen Kenntnisse und Fertigkeiten, sondern noch viel mehr in dem erblicken , worin eine Concurrenz der Mann schaften unmöglich ist; und das ist eben nichts Anderes, als die nur durch Erziehung im weitesten Sinne des Wortes gewonnene allgemeine Bildung , welche zugleich dem , der sie besigt, nicht nur die Fähigkeit , sondern auch den moralischen Trieb mittheilt , der besonderen Erforder= nisse seines Berufes im Größten und Kleinsten Herr zu werden.

Hiernach wären zunächst die Anforderungen zu bemes fen, welche man an die Bildung des Offiziers zu stellen berechtigt ist. Indessen scheint man neuerdings sich in einer Richtung bewegen zu wollen , welche wenigstens nach unserem Dafürhalten eine durchaus irrthümliche Auffassung deſſen vorausseßt , was man eigentlich unter Bildung_zu verstehen habe. Sie ist nicht Gelehrsamkeit , nicht Wissen allein, obgleich dieses dazu gehört und jene damit ver knüpft sein kann ; sie ist mehr als dieß , sie ist die Summe aller geistigen und moralischen Eindrücke, welchen wir von der Wiege an zu Hause , in der Schule , im Umgange mit Anderen unterworfen sind; sie kann nicht blos angelernt, nicht einzig mit dem Verftande erfaßt werden, sondern sie will und muß anerzogen sein. Die specielle Stellung, welche das Individuum einnimmt, der besondere Beruf, dem es angehört , erfordern allerdings auch ein specielles Wissen und Können ; aber die Bildung ist ein Gemeingut und Gemeinerforderniß für jeden Stand , für jeden Beruf, welcher sich über das Niveau der Massen zu erheben und fie zu lenken beansprucht.

Pfunden zu wuchern ist dann freilich Sache des jungen wie des gereiften Mannes ; er muß , aber er wird es auch thun, eben weil er sich der Kraft und der Fähigkeit hierzu bewußt ist.

Fassen wir den Stand und Beruf des Soldaten in's Auge, so gibt es kein Fach, keinen Zweig des speciell militärischen Wissens , den sich nicht ein sonst intelligenter Soldat oder Unteroffizier unter geeigneter Anleitung bei Fleiß, Beharrlichkeit und Liebe zur Sache in gleichem Grade zu eigen machen könnte, wie der Offizier. Weun gleich auch diese Fälle aus andern Gründen ſelbſt im Ein

Ueberhaupt und um vorerst im Allgemeinen das erfor= derliche Maß der Bildung zu berühren , müssen abgesehen von den sittlichen und geselligen Elementen , welche hier bei eine sehr wichtige Rolle spielen , Erziehung und Unter richt es einen ihrer Hauptzwecke sein lassen, daß der Gegen= stand ihrer Sorgfalt eine tüchtige Grundlage zur eigenen Weiterbildung erhalte, und sie werden ihrem Zwecke nach dieser Richtung hin vollkommen entsprochen haben, wenn immer der junge Mann gelernt hat - zu lernen. Man denke nur an das bekannte Sprüchwort, es hat keinen andern Sinn. Denn auch der Hans kann und muß noch lernen , aber er wird es nur dann vermögen , wenn Häns chen gelernt hat , zu lernen. Was wir uns von da ab weiter aneignen, ist nur die Entwickelung der Keime, welche die Erziehung in uns gelegt, das Fortſpinnen dessen , was sie als Anfänge gewissermaßen in unserer Mit diesen geistigen Vorrathskammer hinterlegt hat.

Beides, allgemeine Bildung und die Kenntniß der Fachwissenschaften find gleich nothwendig , aber jener ge= bührt die Priorität , weil man eben nur einmal erzogen wird. Das Aneignen der Fachwissenschaften erfolgt dann von selbst und um so rascher und eindringlicher, in je höherem Grade jener ersten Bedingung Genüge geleistet Wenn man daher in neueren Zeiten die Anforde= rungen gesteigert zu haben glaubt, indem man von den Offizierscandidaten eine genauere und umfassendere Kennt= niß der Kriegswissenschaften und der unmittelbar damit in Verbindung stehenden Hülfswissenschaften verlangt, als seither, so dürfte man sich einem höchst bedauerlichen Frr thume hingegeben haben , wenn man sich nicht zu gleicher Zeit eine zum mindesten eben so rigorose Ueberzeugung von dem Vorhandensein jener allgemeinen Bildung zu verschaffen bemüht ist , welche noch weit unerläßlicher sein sollte, weil sie nie mehr nachgeholt werden kann. Ist man hierin weniger gewissenhaft, so mag man wohl mit Sicher heit darauf rechnen , höchst instruirte , mit Kenntnissen vollgepfropfte Unteroffiziere zu erhalten, aber man wird es nur dem Zufall verdanken , wenn man zugleich gebil dete Offiziere in ihnen erhält. (Schluß folgt. )

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag , 3. Juli

No 79.

1851 .

TRA

DE

Allgemeine Militar:- Zeitung. 8

Schweden.

dem alſo ſei , wir wollen diesſeite der weiſen Grundfäße der Conſtitution von 1848 uns bewegen. Die National

( ? ) Bei der ſchwediſchen Cavalerie fol nach einer garde und die Armee gehören zuſammen , die Conſtitution

königl. Generalordre vom 24. Februar während der be- hat ſie genau auf eine Linie geſtellt, fie bilden beide einen vorſtehenden Sommerübungen die däniſcheInſtruction Theil der öffentlichen Gewalt, beiden zugleich iſt es ver

über Führung und Handhabung der Säbel, boten zu deliberiren, alle beide müſſen fie den Befehlen namentlich sie dort gebranchliche Haumethode, verſucho= weiſe zur Anwendung kommen : frankreich .

der Dörigkeiten und eingeſeßten Gewalten gehorchen , es gibt nirgends eine Initiative zu ergreifen , es ſteht feiner der beiden zu , eine Lection ertheilen zu dürfen . Wenn dieſe Initiative ſtatt hätte , wenn dieſe traurige , ſchred liche und blutige Lection ertheilt wäre, dann würde man, ich wiederhole es , anſtatt dié Reihe der Revolutionen ge

( des24., 26.,27. und 28.Mat der zweiten Berathung ſchloffen zu haben , von einer in die:anderetaumeln. Das National garde. Sie entſchied dabeiin der lebtenderSipung , daß Nation Ginrichalgarbe find vorzugsweiſe nationale und franzöfliche eine dritte ,Berathung eintreten wolle. Im fie der in nachd ein Rednerder OppoſiLaufe Verhan

tungen. '

em tion goſen berufen , zufolge des Recrutirungsgeſeßes wiedes dlung geſagt hatte, daß die Nationalgarbe das Gegengewicht der looſes der Armee anzugehören , nach unſeren Inſtitutionen kann man Dffizier Unteroffizier Öffizieunter gungenur gehet= Armee bildenſolle, brüdte ſich ein Rednerber Drehrbeit, Bedin re ſindgewiſſen nwerden , dieoderRechteder

de Vatimesnil, folgendermaßen aus biloen : „Die! Man Na ligt, ihnen durch das Geſeß verbürgt; esgibt keine natio tionalgarde ſou hierüber dasGegengewicht der Armee ertheilte dieſer Doctrin Zeichen der Zuſtimmung und um

nale Armee , die es mehr geweſen wäre , es gab ntemalo

ſchrieb fo,was von einem andern Redner geſagt worden eine Armee, die beſſer gezeigt hätte, daß fie vorzugsweiſe

ift: die Nationalgarde iſt da , um die Armee zu erleuch national war. " ten ; weiterhin fügte man bei: es gibt zuweilen in einem

B a y er n. Empfindung dieſes electrijmen Stroms , fie verſteht ihn München , 9. Juni. Durc Armeecorpocommando und ſofort iſt fie es , welche den Anfang macht, wenn es ordre wurde befohlen, daß die präſente Mannſchaft um Anwendung der öffentlichen Gewalt fich handelt. Und im Schreiben ſorgfältigſt unterrichtet werden ſoð. (A. Abendz .) nun, meine Herren , wenn dieſe Doctrin zugelaſſen werden könnte , dann würde die Reihe der blutigen Revolutionen, Rande einen electriſchen Strom , die Nationalgarde hat die

welche hoffentlich geſchloſſen iſt, es nicht ſein . So oft ein Aufſtand ausbräche, würde man , wenn die National garde des Drtes, wo er entſteht, dabei den electriſchen

Oeſterreichiſche Monarchie.

Wien , 31. Mai . In Folge einer kaiſerlichen Ent Strom dieſes Ortes mit empfindet, in der That dieſen foließung iſt das Munitions ausmaß für die mit electriſchen Strom auch an anderen Drten Frankreich

Rammer büchſen bewaffneten Süßen der Linien

empfinden; und wenn die Armee in die Fußtapfen der Nationalgarde treten ſollte, fich mit der Iniative einverſtanden erklärte, fonach ihre Pflicht verließe, anſtatt gegen ben Aufruhr von ihren Waffen Gebrauch zu machen , würde daraus nicht folgen , daß das ganze Sklave einer

infanterieregimenter in derſelben Art feſtgeſegt worden , wie ſolches für die Jägertruppen beſteht; nur macht der Um ſtand, daß gegenwärtig die Spißlugel mit der Pulver patrone vereinigt und erſtere durch einen umgewidelten Wollfaden ſchon hinreichend befettet iſt, den eingeführten

einzigen Localität ſein würde , berjenigen , in der jene

fettbeutel entbehrlich , welcher ſonach wegfält.

Dinge fich ereigneten ? Wir wollen wahrlich nicht, daß

( Pr. St.Anz.)

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Das neue Cavalerie - Abrich Wien, 5. Juni. tungsreglement ist jest vom Kriegsministerium an die Regimenter versendet worden. Das Erercirreglement für die Jäger ist unter der Presse.

Zeit erschließt , in welcher der junge Mann die Schule verlassen muß , um der speciell militärischen Erziehung überantwortet zu werden. Bis dahin kann es sich also nur um eigentlich Elementäres handeln , und gerade dieses geben die Gymnasien nicht minder gut als die Realschulen. Etwaige kleine Unterschiede kommen hierbei nicht in Be= tracht , wenn der junge Mann , wie wir schon einmal aus

Das Zuviel und Zuwenig in der Militärerziehung .

gesprochen haben , nur sonst gelernt hat , zu lernen. Was man aber nicht in den Realschulen sich erwirbt, das ist jene höhere Bildung , welche uns aus der Bekanntschaft mit den Classikern der Alten und dem erwächst , was sich in natürlicher folgerechter Weise darum gruppirt. Zwar beschäftigen sich die Realschulen auch so etwas mit den humanioribus , aber das ist nur ein Aushängeschild , hinter welchem man höchstens das findet, was man nothdürftig in die Haushaltung braucht; bei den Gymnasien ist rẻ dagegen die hoch und stolz erhobene wahre Fahne , von der wir wünschen, daß sie noch lange, lange in den Lüften flattern möge. An jenem Lateinisch und Griechisch Lernen hängt mehr, als man bei oberflächlicher Erwägung zu glauben geneigt ist ; es ist ein langer, mühsamer Prozeß, aber seine Wirkungen erstrecken sich Segen und reiche Früchte tragend durch das ganze Leben. Die Gesammt = kultur der heutigen Welt fußt und wurzelt in dem Stand puncte, welchen die Kultur der alten Welt gewonnen hatte , bevor sie in Trümmer fiel. Mögen wir uns daher auch noch so sehr von jenen simplen Griechen und Römern emancipirt glauben , das Pulver , der Dampf, die Preſſe und alle die anderen Erfindungen , welche unseren Stolz ausmachen , werden es nicht verhindern, daß wir nicht fast bei jedem Tritt und Schritt , den wir in irgend einer höheren Wissenschaft oder Kunst unternehmen , an die Quelle , aus der wir schöpften , an den Boden , aus dem wir noch heute Nahrung ziehen , an jene Ueberreste alt= römischer und griechischer Bildung erinnert werden, auf welche man gerne so vornehm geringschäßend herabblicken möchte. Alle den Alten entlehnte Wörter, Begriffe und Bezeichnungen , womit Wissenschaften und Künste so viel= fach versezt und durchdrungen find , werden stets Hiero glyphen für den bleiben , welcher die Bekanntschaft dieser Alten und der Sprache , in der sie geschrieben , nicht selbst gemacht hat ; ja wir können unsere eigenen Dichter nur halb verstehen , wenn uns jenes Verständniß abgeht. Nun sind wir weit entfernt zu behaupten , daß man schon in den Gymnasien zu einem vollkommenen Verständnisse der alten Claſſiker und ihrer Sprache gelangen könne , denn dem steht auch hier das Lebensalter entgegen , in welchem die jungen Leute die Anstalt gewöhnlich verlassen ; sie kön nen dieß nur annähernd geben , nur befähigen , auf eige= nen Füßen zu stehen und selbstthätig weiter zu schreiten, nachdem sie den Weg hierzu gebahut haben. Aber gerade diese in den Gymnasien zu durchlaufende Wegstrecke ist es, worauf wir den Hauptaccent legen , weil die jungen Leute alle übrigen Erfordernisse der allgemeinen Bildung, welche nur in irgend einer Beziehung zur Sprache und Wiffen schaft der Alten stehen , unter stetem Festhalten und Wah ren dieser Beziehungen als Blüthen und Früchte an eben diesem Wege und desto reichlicher pflücken , je weiter sie vorschreiten. Zwar werden sie von Manchem nur die die Knospen mitnehmen , aber Blume und Frucht sind

(Schluß.) Es würde offenbar zu weit führen und ist auch kaum möglich , die Elemente alle aufzuzählen , aus denen sich die Erziehung und somit die Bildung zusammenzusehen hat. Da übrigens die lettere, wie schon bemerkt, ein Algemein gut der höheren Stände und Berufsarten ist oder wenig stens sein sollte , so können wir uns auf die Behauptung beschränken , daß der Erziehungs- und Bildungsgang der zukünftigen Offiziere im Allgemeinen der nämliche sein muß, wie z . B. für solche, welche zu andern Zweigen des höheren Staatsdienstes bestimmt sind , und wie sie diesen in Sittlichkeit und Feinheit des geselligen Benehmens zum mindesten nicht nachstehen sollten , so wird man auch, was die allgemein wissenschaftliche Bildung anlangt , nicht weniger verlangen können , als daß die jungen Leute sich diejenige Reife erwerben, an welche gewöhnlich die Er laubniß zum Besuche der Universität geknüpft ist. Wir wiffen , daß wir durch diesen Ausspruch leicht mit einer Klasse von Menschen in Fehde gerathen könnten , welche nur das für nüglich halten , was sie mit den Händen grei fen können , und Alles verwerfen , was man nicht in die Haushaltung braucht, wie sie sich auszudrücken pflegen. Wir wollen zugeben, daß sie in genügsamer Weise mit dem zufrieden sind oder auch sein müssen , was sie ihre Haushaltung nennen ; wir erlauben uns jedoch zu bezwei feln, ob Alles das wirklich ungreifbar ist, wozu ihren Händen zur Zeit das feinere Gefühl abgeht. Es ist nun keineswegs unsere Absicht , überzeugen zu wollen, wo man aus Grunden, die wir nicht näher beleuchten mögen , der Ueberzeugung unzugänglich ist, und wir könnten uns im Uebrigen ganz einfach auf das Zeugniß aller derer beru fen, welche entweder so glücklich waren , eine durchgreifende und vollständige Gymnasialbildung genossen zu haben, oder solcher, welche es aufrichtig bedauern , daß sie der selben nicht theilhaftig geworden sind. Da jedoch das in neueren Zeiten zu Gunsten der Realschulen aufgekommene Vorurtheil noch immer erheblich genug zu sein scheint, um hieraus mit Recht einen nachtheiligen Einfluß auf die Bildung fünftiger Offiziersgenerationen zu befürchten , so möchten vielleicht einige weitere Bemerkungen über diese Sache nicht überflüssig sein. Der Zweck der Realschulen ist , vorzugsweise in den Realien zu unterrichten , und es liegt deßhalb der Gedanke nicht ferne, daß man sich in ihnen für die militärischen Fach- und Hülfswissenschaften in gründlicherer Weise vor bereiten könne, als in Gymnasien. Wir bestreiten dieß jedoch, denn die Realschulen nehmen eben so wenig be= sondere Nücksichten auf den militärischen Beruf, als die Gymnasien, und es ist außerdem eine bekannte Sache, daß sich ein höheres Verſtändniß überhaupt erst zu der

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ihnen gewiß, da sie sich fast Alles auf empirischem und praktischem Wege aneignen und so in sich verarbeiten, daß es ihnen nie mehr entrissen werden kann und das Fehlende fich gleichsam von selbst auf der bereits gewonnenen Grund lage erbaut. So finden sich allmälig und immer wach send Mythologie, Archäologie, alte Geographie und Ge schichte, Logik, Aesthetik und andere bei ihnen ein , von denen wir nur noch der allgemeinen Grammatik gedenken wollen, welche unter Anderm eines der vorzüglichsten För derungsmittel für die in höherem Sinne zu verstehende Aneignung der neueren Sprachen ist, sowie es ferner ein leuchtet , daß die Kenntniß der lateinischen Sprache das Erlernen der romanischen und selbst der englischen, lettere wenigstes für uns Deutsche, nicht nur außerordentlich er= leichtert, sondern auch zu einem tieferen Eindringen in den Geist dieser Sprachen befähigt. Und so könnten wir noch vielerlei Beziehungen anführen , welche eben so viele Anknüpfungspuncte und Fäden bilden , um den Menschen durch das labyrinthähnliche Gebäude der modernen Bil dung mit ihren tausend Anforderungen sicher und unbeirrt hindurchzuführen ; da wir jedoch fürchten , uns über diesen Gegenstand für unseren vorgesezten Zweck bereits über Gebühr ausgedehnt zu haben, so wollen wir nur noch auf die moralische Seite hinweisen und der vortheilhaften Ein wirkung auf die jugendlichen Gemüther gedenken , wenn sie mit jenen großen gewaltigen Naturen bekannt werden, woran die alte Welt so reich ist , an denen sie empor rankend allmälig erstarken , sich kräftigen, erwärmen und die heilige Flamme der Nacheiferung entzünden , die nie mehr erlöschen wird. — Noch einmal, die Realschulen sind äußerst wohlthätige Anstalten , sie verbreiten eine Masse nüglicher Kenntnisse namentlich in den Mittelklassen und felbft in den unteren Schichten der menschlichen Gesell schaft, aber niemals wird man sich in ihnen die Bildung holen können , welche, ein unsichtbares Band , ohne Unter schied die Gebildeten aller Nationen umschlingt und die wir schon deßwegen als ein nothwendiges Erforderniß für den Offizier glaubten bezeichnen zu müssen , selbst abge sehen von dem großen Antheile, welcher ihr an der Be gründung jener geistigen und moralischen Ueberlegenheit des Offiziers den Mannschaften gegenüber gebührt. Daß nämlich jene Ueberlegenheit nicht allein durch jene Bildung bedingt werde, haben wir nicht erst nöthig zu bemerken, da es einleuchtend ist , daß es ohne die rein militärische Befähigung zugleich an dem Archimedischen Puncte ge bricht , von welchem aus die Vortheile einer gediegenen Bildung sich erst geltend machen können. Wir gelangen nunmehr zu diesem leßten Puncte, näm= lich der rein militärischen Ausbildung der Offiziere, oder vielmehr der Ausbildung zum Offizier, da man denen, welche das Portepee bereits tragen , die Sorge um ihre Weiterbildung selbst überlassen sollte und auch mit vollem Vertrauen überlassen kann , wenn nur ihre Vorbildung richtig und fachgemäß geleitet wurde. Dieses leztere ist jedoch eine Sache, die man bis jezt nicht immer so glück lich war, in dem Maße und in dem Umfange zu erreichen, wie es sich ergeben würde , wenn man die Bestimmung der Offiziere ruhig und klar in's Auge faßte und nicht mehr und nicht weniger sehen wollte, als was wirklich noth wendig ist, d. i. was der Kriegszweck erheischt. Der

Offizier soll weder ein bloßer Dienstmann , noch einzig Professor der Kriegskunst sein , sondern möglichst viel vou beiden in sich vereinigen. Wenn auch hierbei das Recht der Individualitäten und besonderen Anlagen sich geltend machen wird , so bleibt es immerhin die Aufgabe der mili tärischen Erziehung , jenen beiden gleichberechtigten Forde= rungen auch gleichmäßig für Alle nachzukommen ; sie kann ferner diese Aufgabe nur dadurch befriedigend lösen, daß fie ihnen zu gleicher Zeit gerecht wird , weil eben die Priorität der einen die Erfüllung der andern zu sehr be= nachtheiligen und verkümmern würde, und wie eine gute Wirksamkeit des Offiziers nur bei der innigsten Verbin= dung der dienstlichen und wissenschaftlichen Elemente seines Berufes denkbar ist, so muß auch die Erziehung auf ihre stete Wechselwirkung Bedacht nehmen. Dies kann jedoch mit sicherem Erfolge nur bei einheitlicher Leitung dieser doppelten Erziehung geschehen , und so wird man natur gemäß wieder auf die Idee der Cadettenschulen zurück geführt , als die einzige Form, welche den vernünftiger weise zu stellenden Anforderungen am besten zu entsprechen vermag. Nur dürfen sie durchaus nichts Anderes sein wollen, als einzig Offiziersbildungsanstalten , und keine andere Einlaßkarten Geltung haben , als vorherige gute Aufführung , körperliche Tüchtigkeit und der selbst geführte Beweis von dem Vorhandensein einer Bildung , wie wir sie oben angedeutet haben. Auch der Verirrung wollen wir nicht das Wort reden , welche Kinder in Uniform steckt und Soldaten spielen läßt , wobei diese Kinder alt= klug und die Alten mitunter kindisch werden und sich neben= bei eine Tyrannei darin ausprägt, daß man gar Manchen so einem Berufe entfremdet, wozu ihn die Natur eigent= lich bestimmt hatte, den Nachtheil ungerechnet , welchen der Dienst erleidet , wenn ihm Personen angehören , welche beffer vielleicht den Schwarzrock oder die Robe und der= gleichen getragen hätten, als das Kleid , von dem man zu sagen pflegt, daß es noch nicht den Soldaten mache. Solche und ähnliche Anstalten find bei all' ihrer Kostspie= ligkeit von wenig Nuzen und tragen nur dazu bei , das Vorurtheil zu vermehren , welches sich gegen Cadettenhäuser überhaupt, und wir müssen gestehen , mit einiger Berech= tigung geltend gemacht hat , weil nämlich diese Institute mit wenig Ausnahmen , weit mehr dem besonderen Vor= theile privilegirter Kasten , als dem wahren Interesse des Staates und der Armee zu dienen bestimmt waren und somit nicht nur durch Behinderung einer freieren Concurs renz das Nuzbarmachen auch der nicht privilegirten Jn= telligenz erschwerten oder unmöglich machten , sondern auch eben durch den Mangel dieser Concurrenz mit ihren Lei= stungen hinter den Anforderungen der Zeit zurückblieben. Anstatt nun, wie es nahe gelegt ist, den Mängeln jener Offiziersbildungsanstalten durch das beizufügende Element der freien Concurrenz abzuhelfen , scheint man bemüht, diese Anstalten ganz zu beseitigen oder hat es bereits da und dort gethan , ohne zu bedenken , daß dem Staate hierdurch das beste Mittel entzogen wird , den erforder= lichen Grad der Bildung stets gleichmäßig über die Armee zu verbreiten und deren zeitgemäße Steigerung sicher in der Hand zu behalten. Denn mit dem Decretiren der Kenntnisse, welche zum Offiziersexamen mitzubringen sind, ist es nicht allein gethan , wenn man sich nicht zugleich

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versichert , daß sie von einer den Bedarf an Offizieren hungen als das Muster einer Offiziersbildungsanstalt be= Man soll das Gute nicht ver= trachtet werden kann . deckenden Anzahl junger Leute vorher auch wirklich erwor ben werden , da man sonst nicht selten in den Fall kommen schmähen , wenn es auch in einer Republik gefunden wird, und man darf es in diesem Falle um so leichter thun, dürfte , entweder die überwiegende Mehrzahl der Candi als jenes Institut mit geringen Modificationen selbst der daten zurückzuweisen , oder die Anforderungen , wenn auch nicht in der Fassung, so doch in der Auffassung mehr reinsten Monarchie alle Ehre machen würde. Jedenfalls hat sie den großen Vorzug, daß sich zwei Dinge in ihr oder weniger herabzustimmen. Zieht man endlich noch in ausprägen , welche man noch immer vergebens bei uns Betracht, daß ein einmaliges Eramen überhaupt keine fichere Garantie hinsichtlich des Vorhandenseins der ver sucht , nämlich Sicherheit im Wollen und Entſchiedenheit in der Ausführung. langten Kenntnisse gewährt, so wird man wohl der Ueber Was nun noch die weitere Fortbildung der Zöglinge zeugung Raum geben müssen , daß um Täuſchungen zu hermeiden und den Fluctuationen vorzubeugen , welche betrifft, nachdem sie als Offiziere die Anstalt verlassen diese Art der freien Concurrenz in ihrem Gefolge hat, haben , so ist dieß theils ihre eigene Angelegenheit , theils Sache der Waffe , welcher sie zugetheilt werden. Daß die der Staat nichts Besseres thun kann , als die Erziehung und Ausbildung seiner zukünftigen Offiziere selbst in die Commandeure hierbei viel thun können, ist unzweifelhaft, Hand zu nehmen , und zwar ganz und ungetheilt durch nur müssen sie auch die Befähigung befißen , geistig Adoptiren solcher Institute, in welchen die praktische Un anzuregen und mit Sachkenntniß zu beurtheilen. Die terweisung und der rein wiſſenſchaftliche Unterricht gleich besten Verordnungen bleiben erfolglos , wenn nicht auch mäßig und gleichzeitig vorschreitet und beide sich gegen= die richtigen Personen vorhanden sind, sie auszuführen. Wir möchten es daher für besser halten, die Sache mehr seitig durchdringen und ergänzen. Der einem Jeden unter den weiter oben angedeuteten dem eigenen Triebe und der eigenen Wahl der Offiziere Bedingungen freizustellende Eintritt in solche Bildungs zu überlassen , da überdieß nicht Alle für das Nämliche ein gleiches Geschick und , was damit zuſammenfällt, gleiche anstalten sollte übrigens nur in einem Lebensalter ſtätt= Neigung mitbringen und der bloße Zwang noch nie viel finden dürfen, in welchem sich die vorherrschende Berufs Gutes gestiftet hat. Ueberhaupt darf man, wo dieser neigung der Regel nach in ziemlich nnzweideutiger Weise leztere nöthig scheint, mit ziemlicher Bestimmtheit anneh= erkennen läßt; eine solche Garantie tritt erfahrungsgemäß nach vollendetem sechszehnten Jahre ein , während zugleich men, daß man es entweder nicht verstanden hat, von Haus aus den Geschmack an wissenschaftlichen Bestrebungen Körper und Geist in dieser Lebensperiode so entwickelt nnd zu wecken und zu fördern , oder daß die Gehaltlosigkeit vorgebildet sind , daß man sich von da ab für den Unter richt die besten Erfolge versprechen darf. Nach dem zwan= ber Friedensübungen , überhaupt die Troftlosigkeit der zigsten Lebensjahre möchte der Eintritt nicht wohl zulässig Friedenszustände das Ihrige thun, auch die besten Be= fein, weil der Körper nicht mehr die gehörige Bildungs strebungen als eitel und nuglos hinzustellen. Statt also fähigkeit befist und die jungen Leute dann auch ihre Lauf den Sinn für geistige Fortbildung octroiren zu wollen, bahn als Offizier zu spät beginnen würden. Den Unter möchte es gerathener sein , die Gründursachen jener get= richt selbst anlangend , so wird er für alle Zöglinge der stigen Apathie aufzusuchen und wegzuräumen ; so wird selbe sein müssen , da ſich erst im weiteren Verlaufe des fich Alles von selbst gestalten und man wird dann beſſer felben und nachdem sie mit den Eigenthümlichkeiten einer im Stande sein, die begabteren Persönlichkeiten zu ent= jeden Waffengattung hinreichend vertraut gemacht wurden, decken , welche die Entrüstung über vorausgegangene gei= stige Mißhandlung oder der Unwille über die Zustände mit einiger Sicherheit beurtheilen läß, für welche Waffe fich die einzelnen Zöglinge vorzüglich eignen. Eine etwaige der Gegenwart seither in den Reihen der Mittelmäßigkeit Vorliebe für die eine oder die andere wird begreiflicher sich zu verbergen bewog. * weise Berücksichtigung finden dürfen , aber uur insoweit, als sich die Befähigung des Betreffenden vorher unzwei Es naht unabwendbar eine Zeit , die Großes verlangt deutig manifestirt hat. Während dergestalt die wissen und in einer tüchtigen Armee ihre einzige Stüße suchen schaftliche Ausbildung und die taktische Unterweisung und Einübung stets gleichen Schritt mit einander halten, darf wird. Trachte man daher, so lange es noch Tag ist, das Große heranzuziehen und Armeen zu erziehen , die auch natürlicherweise die fernere Erziehung der jungen Leute wirklich Stüßen sein können ! Wie wesentlich hierbei ein nicht unterbrochen werden , nur wird sie nothwendig einen richtiger Erziehungs- und Bildungsgang der Unteroffiziere streng militärischen Zuschnitt erhalten müſſen , damit die Armee nicht blos instruirte und gebildete Offiziere , son und Öffiziere in Frage kommt, kann dem wahren Sol daten nicht verborgen sein ; uns schien es , als habe man dern zugleich auch wohldisciplinirte Soldaten in ihnen fich hierin nicht unbedeutenden Verirrungen hingegeben, erhält. Wir machen kein Hehl daraus , daß uns für diese und wir haben versucht, auf die Pfade hinzuweisen , die Andeutungen das Bild der Militärakademie zu Westpoint wir für die richtigeren halten. Ist der Irrthum auf un vor Augen schwebte, auf deren Beschreibung (A. M. 3 . serer Seite , so bescheiden wir uns gerne. Die Zeit wird 1850, Nr. 140, 141 , 142) wir statt jeder weiteren Aus nicht zögern , darüber zu richten; aber wir geben zu be= führung hinzuweisen uns erlauben, und von der wir der denken, daß sie nichts unerbittlicher und strenger richten ―――――― unsere Verirrungen. Ansicht sind , daß sie in vielen , ja in den meisten Bezie wird , als eben Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Samſtag,

N 80 .

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5. Juli

1851 .

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TER

TE

Allgemeine Militar -Zeitung. o

tember 1838 , 19. April 1841 und 30. März 1842 ent= Anordnungen haben .undDerStabsoffiziere Kriegsmini, Corpschefs Nachdem die Capitulationsdauer haltenen deßhalb diegehalten fer erſucht

Oeſterreichiſche Monarchie.

Wien, 8. Juni. und die Recrutirungsvorſchriften nunmehr für die welche dieſe Ausarbeitungen zu leiten und zu überwachen Militārpflichtigen aller Kronländer gleich hat das Kriegsminiſterium angeordnet, daßfeſtgeſtellt alle die ſind, Bet haben , ſowie Diejenigen , die ſie liefern ſollen ,fichgenau ſtimmungen , vermöge welcher früher der freiwillige Ein

tritt in Truppenkörper anderer Kronländer unterſagt oder Nur das °tyroler Ratſer- Jägerregiment bildet noch eine Ausnahme, und es bleibt, da dieſes Regiment, vermöge kaiſerlichen Befehls, nur aus eingeborenen Tyrolern und

an dieſe Beſtimmungen zu halten , ſie mit Aufmerkſamkeit zu leſen und in Zukunft darnach mit mehr Sorgfalt zu

verfahren . Die Plane und Auffäße werden den Batati geſtellt haben ; lektere begeben fich auf das durch jeden ihrer Untergebenen recognoſcirte und aufgenommene Ter rain , um deren Pünctlichkeit zu prüfen und von derEcht

nur bedingt erlaubt war , außer Kraft zu treten haben. lons- und Escadronschefs zugeſtedt, welche die Fragen Vorarlbergern ergänztwerden darf, der freiwillige Eintritt beit dieſer Arbeiten Ueberzeugung zu nehmen, und um zu in dasſelbe fortan unterſagt.

(Pr. St.Anz.)

verhindern , daß gegebene Fragen , wie dieß einigemal vor .

Bay er n.

kommen konnte, von Anderen als von Denen , für welche fie beſtimmt waren , gelöſt werden. Eintretenden Falles

München , 8. Juni. Wie die Jufanterie Unterricht ſoll eine ſolche Arbeit verworfen und der Unterzeichner welcher durch die Mann- ftreng beſtraftwerden , ebenſo wie Derjenige, im Geſchüßerercirenerhält ,ſo ſoll künftighin unterrichtet ſtrafbare Gefälligkeit ſeinem Kameraden es erleichterte, in fchaft der Cavalerieregimenter mit Musteten werden . Es wird dieſes vom doppelten Geſichtspuncte aus für zwedmäßig erachtet , indem es einerſeits dem Cavale

riften körperliche Gewandtheit verſchafft und andererſeits

ſeiner

zu

er iſt. Die Stabsoffiziere werden alsdann dem Corps

hef einen Specialrapport über jede Arbeit erſtatten , Fle

im Felde großen Vorthetl bietet, da Cavaleriſten , die ihre beurtheilen und deren Richtigkeitbeglaubigen ; dem Kap werden die Arbeiten Diejede Corpochefs wers Pferde verlieren ,ſogleich unter die Infanterie eingereiht port Arbeiten prüfen ,beigelegt. ben alle um ſichüber ein Ürtheilzu

. ,Der ſolchen Beiſpielen daß fich Schwadronen zu Infanterie- bilden ; ſie werden darüber ferner eine Beurtheilungsliſte compagnieenbildeten , als ſie die Pferde verloren hatten. nach dem Muſter aufſtellen , welches der Vorſchrift über Fernerſollen Unteroffiziere und Goldatenlernen ,fünf- denallgemeinen Unterricht beigefügt ift. Dieſe Beurthei tignichtblos die ganze Bekleidung ordonnanzmäßig fich lungsliſte,welche ihreperſönliche Meinung enthält, wird alle Arbeiten Ausnahme umfaſſen ; dabei werden diejenigennohne ausgewählt beſonders gut aber ihnen die och ſelbſt ausbeſſern , ſondern noch beſonders die Stiefelſohlen , (N. C.)

aufnähen zu können .

ausgeführt erſcheinen ,. um der Beurtheilung der General inſpecteure unterbreitet zu werden , denen dieſelben bei ihrer Ankunft mit dem Rapport des Bataillons = oder Esca (11) Die Nr. 31 des Moniteur de l'armée enthält dronschefs zuzuſtellen find. Sämmtliche übrige Arbeiter frankreich

nad ſtehenden Erlaß des Kriegsminiſters über die werden im Corpsarchiv aufbewahrt, um ſie mit den früher topographiſchen und militäriſchen Ausarbei- oder fünftig ausgeführten vergleichen zu können. Die tungen bei der gnfanterie und Cavalerie:

Generalinſpecteure werden die ihnen übergebenen Arbeiten

Die Prüfung der Auffäße und militäriſchen Recog- prüfen , ihre Meinung in ben hierfür vorgeſehenen Co noſcirungen , welche als Studienarbeiten bei der Infanterie lumnen der Beurtheilungsliſte beifügen und dann die beſten und Cavalerie ausgearbeitet werden , hat dargethan , daß

auswählen , um folche mit dem Inſpectionsbericht über

die Corpschefø , die Stabsoffiziere und diejenigen Mili bas Corps zur Vorlage an den Miniſter einzuſenden . Dieſe tārs , diemit Ausführung dieſer Arbeiten beauftragt find, Arbeiten werden unausgefeßt ein Gegenſtand derAufmerks fich nicht ganz an die in den Beſtimmungen vom 21. Seps famkeit des Miniſters bleiben , der fich glüdlich ſchäßen

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wird, den Verfaſſern seine Zufriedenheit bezeigen zu kön= nen. Nachdem die Studienarbeiten geprüft sind , werden

Doch gehen wir auf nähere Erwägungen ein. Dem Biographen können für sein schriftstellerisches Wollen zweierlei Berechtigungen zur Seite stehen ; eine äußere, wenn er durch freiwillig gebotene oder im Studium ge= sammelte Materialien , durch weitverzweigte Bekanntschaft oder aus eigener Beobachtung herrührende Erfahrung der= gestalt zu eigenem Urtheil gelangen konnte, daß sein Werk ein ihm in der That angehöriges , in Selbstarbeit gewon= nenes Ganze würde, dem er den schöpferischen Athem, den lebendigen Geist einhauchte, bevor er es der Deffent= lichkeit übergab, daß er selbst den wahrheitsgetreuen Ent wickelungsgang der Erlebnisse seines Helden , sowie die Geschichte seines intellectuellen Werdens zu porträtiren vermochte. Eine innere steht ihm zur Seite , wenn er den psychologischen Scharfblick besigt und das Bewußtsein die ses Besizes auch für Andere erkennbar lebendig sich ihm regt, daß er aus eigener Geisteskraft von den äußeren Erscheinungen auf die inneren Triebfedern solche Schlüsse zu folgern vermag , daß zufolge derselben in des Lesers, Phantasie ein individualisirtes Bild des geschilderten Ge genstandes heraufbeschworen wird; diese innere Berechti gung befißt er weiterhin , wenn er die geschilderte Per sönlichkeit in ihren innersten Beziehungen, in ihrer Unter scheidung von anderen Individualitäten zu faffen , zu be= greifen vermochte , wenn es ihm gegeben ist , die besondere Art des Seins seines Gegenstandes , die charakteristische Nothwendigkeit seiner Gesinnungen und Handlungen zu entwickeln , aus seinem Leben also nachzuweisen , daß er so und nicht anders handeln konnte, wie er gehandelt hatte; daß den Anlagen seines Geistes nach , bei den con creten Lebensverhältnissen , aus ihm werden mußte, was aus ihm geworden ist. Treffen diese Forderungen der äußeren und inneren Berechtigung mit ansprechender Dar stellungsgabe zusammen, gesellen sich zu den genügenden Materialien , zu der psychologischen Scharfsichtigkeit das kritische Urtheil , die Unbestechlichkeit , keinem Nebenzweck dienstbare Parteilosigkeit und der historische Blick, so kann die schriftstellerische Arbeit eine gediegene, ein Meisterstück werden.

fie alle an die betreffenden Corps zur Aufbewahrung zu rückgesendet, damit die Corpschefs und Generalinspecteure fie sich vorlegen lassen und den Fortschritt in diesem Un terrichtszweig beurtheilen können. Diejenigen , welche zu nüzlichem Gebrauch für die Zukunft als dienlich erachtet werden , sollen beim Kriegsdepot aufbewahrt und cin= registrirt werden. Die beim Corps aufbewahrten Arbeiten sollen den Verfassern im Falle daß sie das Corps verlassen zurückgegeben werden , wenn sie es wünschen; wenn nicht, so können sie vernichtet werden. Wenn einige Militärs, die ihre Musestunden mit Bearbeitung besonderer Fragen bezüglich der Organisation , der Einübung oder der Ar= meeverwaltung, oder specieller militärischer Wissenszweige ausfüllen , Auffäße über diese verschiedenen Gegenstände ausgearbeitet haben , so sollen diese Memoires auf dieselbe Art wie die Studienarbeiten den Corpschefs und General inspecteuren zugestellt werden , die sie dem Minister zu übermitteln haben, wenn nach ihrer Ansicht eine solche Einsendung nüßlich werden kann . Auffäße dieser Gat tung, wenn sie eine neue Idee enthalten und nüglich er= scheinen , sollen der Prüfung verschiedener Comite's in den Waffengattungen unterworfen werden , die einen besonderen Bericht darüber an den Minister erstatten und , je nach Befund , ihm Vorschläge einreichen , wie die Verfaſſer zu belohnen seien."

Literatur. Feldmarschall Graf Radesky, sein kriegeri sches Leben und seine Feldzüge vom Jahre 1784-1850 . Von Franz Joseph Adolph Schnei dawind. gr. 8. Augsburg 1851. Verlag der B. Schmid'schen Buchhandlung ; F. C. Kremer. (XIV u. 607 S.) Vor uns liegt ein dicker Band in 11 Abschnitten, worin dem Titel zufolge das kriegerische Leben des Feld= marschalls Radesky erzählt und sein Antheil an den Feld zügen vom Jahre 1784-1850 geschildert werden soll. Der Name des Feldmarschalls , den alle Welt mit Hoch achtung nennt, eines Mannes, der seinen Feinden selbst Ehrerbietung abnöthigt, welche ihm zugestehen müssen, daß seine Besonnenheit im Mißgeschick, seine Mäßigung, weise Umsicht und kaktvolle , scharf überlegte Handlungs weise den Kaiserstaat aus schwerer Bedrängniß retteten : dieser Name ist wahrlich ein Empfehlungsbrief für jedes Buch, das ihn an der Stirne trägt. Der Titel lockt, man gibt sein Geld dafür , schlägt begierig das Werk auf, um aus der vielseitigen Gabe vielseitigen Genuß zu schöpfen. Tage vergehen, bis man zu Ende gelangt ; verwandte Klänge nöthigen , auf dem Büchergestelle um herzustöbern , sich zu vergewissern, wo in ähnlicher Weise schon zu uns gesprochen wurde , die in der Vorrede auf geführten Werke geben die Fingerzeige, und je weitere Vergleichungen man anstellt, je tiefer man in den Tert eindringt, je bedenklicher schüttelt der Lefer das Haupt über solche Geschichtschreibung.

Zur legteren Gattung , zu den Meisterstücken gehört vorliegende Biographie des Grafen Radesky nicht, weil der Verf. zunächst weder eine äußere , noch eine innere Berechtigung für sich in Anspruch nehmen konnte, noch bei aller Anregung eines anziehenden , das höchste Inter efse hervorrufenden Gegenstandes, eine reiche Persönlichkeit mit freiem Geiste anzuschauen vermochte. Was der Verf. hat und bietet , er hat es aus Büchern und gestaltet es. zu Büchern; so sehr man auch nach ursprünglich eigen= thümlichen Gedanken , möchten sie selbst in unwiſſenſchaft lichem Aufpuß ungelenk umherrennen , nach frischem Ge= wächse forsche , jener vermag mit nichts Anderem zu er= freuen , als mit getrockneten Blüthen aus vorhandenen geschichtlichen Herbarien. Selten begegnen uns die Selbst= laute eines auf eigenen Schwingen sich wiegenden Erzäh= lers , und wenn einmal feine Stimme zu uns gelangt, so sind es gestempelte Redensarten im Lapidarstyl panegyri scher Zeitungsartikel , welche sich vernehmen lassen , wobei der nicht enden wollende Jubel" und andere wiederkeh= rende Phrasen die obligaten Verbindungsstimmen erhalten. Der Mangel genügenden Materials begründet nach

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dem oben Erwähnten eine fehlende äußere Berechtigung, zu welchem ausgesprochenen Mangel jedoch der Umfang des Werkes in anmaßlichem Widerspruche stünde , wenn nicht die größere Hälfte des Buches eigentlich ganz andere Gegenstände behandelte , als die näheren und nächsten Be ziehungen zu der Lebensgeschichte des greisen Feldmarschalls. Insofern der Referent der Anwalt des Publikums und der Wissenschaft speculirender Schriftstellerei gegenüber zu sein hat, als Mandatgeberin immer nur die richtig gebil dete öffentliche Meinung betrachtend , sieht er sich genöthigt, wenigstens kurz anzudeuten , was zu finden man billiger weise berechtigt sein konnte und was gefunden wurde. Zunächst wird, wer nach vorliegendem Buche_greift, wohl erwarten dürfen , den Grafen Radesky von Anfang bis zu Ende als Hauptfigur der ganzen Schilderung her vorragen zu sehen, um welchen die erzählten Ereignisse in größeren oder kleineren Gruppen , je nach ihrer Ab hängigkeit der Einfluß der Hauptperson , dergestalt Staf fage bilden, daß ihr Hervortreten nirgends vergeſſen läßt, von wem vornehmlich die Rede ist, daß dem Leser nir gends die Frage sich aufdrängt , ist dieß noch Biographie oder verrinnt das Thema in allgemeiner Geschichte, bleibt der Verf. bei der Klinge oder verübelt er sich gelegentliche Ausflüge nicht , wodurch seine Mittheilung leicht in den Knäuel der Begebenheiten sich verwickelt und das Streben nach Individualiſirung unfindbar wird. In den ersten acht Abschnitten (bis Seite 329) vermögen wir indeffen. nichts Anderes zu finden , als ein kriegsgeschichtliches Ge menge aus den Feldzügen von 1788 bis 1815 , in denen Graf Radesky in verschiedenen militärischen Eigenschaften mitwirkte, wobei meist am Schluß der Abschnitte gesagt zu werden pflegt , dabei war Graf Radesky als Rittmei ster, Major u. f. w. auch zugegen , oder sein Regiment hatte dieſe oder jene Bestimmung , oder für seine Leistung wurde ihm diese oder jene Auszeichnung zu Theil und die Zeugnisse oder Orden dann aufgeführt werden. Das punctum saliens der Aufgabe entschwindet hierbei häufig den Blicken des Lesers so gänzlich , daß er im Unmuth getäuschter Erwartung seine Hoffnung nur noch auf die legten zwei Abschnitte richtet , woselbst laut Inhaltsver zeichniß die Feldzüge von 1848 und 49 versprochen werden und somit für die Vermuthung noch Raum besteht, daß wenigstens hier eine Entfernung vom Thema minder wahr scheinlich ist. Ueberlegt der Leser noch weiterhin , daß in den gesammten Kriegsgeschichten von 1788-1815 man nirgend eigentlich etwas Neues oder eigenthümlich Behan deltes zu entdecken vermag , so packt ihn vielleicht ein namenloses Sehnen nach des Werkes legter Hälfte , der zu gebieten er nicht weiter vermag und in raſchem Ent schluß bis dahin Alles überschlägt; noch nicht einmal zu seinem größten Nachtheil , da im Uebersprungenen ja doch nichts enthalten ist, als Zusammengerafftes aus so und so viel anderen Schriften , wobei der Verf. sich nicht entblö dete, ale copia copiae, ganze Perioden aus Büchern ab zudrucken. Ein solches Breittreten nicht zur Sache gehörigen Stoffes , ein solches Auseinanderzerren und Durcheinander mengen willkürlich zusammengeschleppten fremden Eigen thums , ein derartiges qualitatives Verdünnen eines dürf tigen Materials mit alle möglichen Details , um , was an

Gediegenheit gebricht, durch die Quantität zu ersehen : ein solches Verfahren nach Gebühr zu stigmatisiren ist Aufgabe der kritischen Anzeige , bedürfte aber vielleicht noch ausführlicherer Erörterung , als in diesen Blättern für zulässig erachtet wird , weßhalb man sich mit Anfüh= rung einiger besonderen Kennzeichen für das Signalement dieser literarischen Erscheinung begnügt , um gegen so wohlfeil verfertigte geschichtliche und biographische Fabri katé das Publikum zu warnen. Was wir über die ersten 300 Seiten bemerkten , umschließt zugleich die Andeutung, wie man das dort Erzählte eben so gut zu einem bio graphischen Abriß für alle diejenigen Soldaten verwenden könnte , welche den erwähnten Feldzügen in irgend welcher Function beizuwohnen die Ehre hatten , wenn nur immer eiugeflochten würde, welche Aufträge ihnen noch besonders zu Theil wurden und wie man ihre Verdienste belohnte. " Manquer de l'occasion est pour l'homme d'état comme pour l'homme de guerre un malheur irréparable , " ſagt irgendwo Thiers oder ein anderer gescheidter Franzose: auch literarische Geschäftsleute pflegen von der Gelegen= heit zu profitiren und die Courshöhe berühmter Namen gern in schriftstellerische Speculationen zu verflechten , sie gehen in ihren Bemühungen to make books mitunter weiter als Stoff und Mittel reichen , wobei die Ausdeh= nung der Leistung mit ihrem intensiven Werth nicht selten in umgekehrtem Verhältniß steht. Der Verf. vorliegenden Werkes hält es für das voll ständigste über den Gegenstand , den es behandelt , und glaubt , daß , auf dieses eine Verdienst beschränkt, es nicht ohne Interesse , ohne Nußen sein möchte. Sollte in der That an das Verdienst des bedeutendsten Volumens das . Interesse und der zu stiftende Nußen geknüpft erscheinen, so bedürfte es geringer Anstrengung , intereſſante und nüß liche Bücher zu schreiben ; kein Autor hätte sich dann mehr zu bemühen , in die wenigsten Worte die geistigste Auf fassung zu concentriren; der Vorzug der Kürze , Gedrängt= heit verschwände unter den Erfordernissen guter Schreib art und übersichtlicher Darstellung. Der Verf. knüpft an obige Aeußerung den Wunsch, daß ein neuer Plutarch diese Forschungen benugend , mit geschickter Hand den Gegenstand beschreiben möchte, dem diese Forschungen ge= weiht seien ," und „ er würde sich glücklich schäßen , sie sei nem Talente, seinem Genie aufgespeichert zu haben.“ Hieraus leuchtet die Ansicht hervor, daß der Verf. seine Arbeit für eine geschichtliche Materialkammer oder Quellen sammlung halte , während er doch , um bei der von ihm gebrauchten Metapher stehen zu bleiben , nichts anderes that, als die von andern fleißigen Arbeitern auf literari= schem Felde geernteten Vorräthe auf seinen Speicher zu tragen und sie dort willkürlich durcheinander zu schütten, wobei außerdem viel Wesentliches , den Ideengang des genialen Feldherrn Beleuchtendes (aus Williſen's Werk zum Beispiel) , auf wenig gewandte Weise verzettelt wurde. Wenn der Ausdauer und Unermüdlichkeit , sie möge fich zeigen, wo sie wolle , immer ihr Lob gebührt , so wäre hier der Ort, ein solches für die Thätigkeit des Zusammen= tragens auszusprechen , und man wäre somit der bethätig= ten Emsigkeit, abgesehen von den sittlichen Bedenken der Handlung , Anerkennung schuldig. Eben dieses compila= torischen Charakters des Buches halber, wobei die ſub

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jective Willkür des Compilators unumschränkt herrscht, gereiht habe, daß alle Feldzüge , denen Graf Nadeßky wird dasselbe für einen neuen Plutarch, ſein Talent und beigewohnt, nach den genannten Quellen eine gerade nicht Genie kaum einen besonderen Werth besigen. überall auf pragmatische Behandlung Anſpruch machende Wen es anziehen möchte, der Probehaltigkeit unseres Behandlung erfahren, daß sich der Verfasser die Aufgabe Urtheils nachzugehen, den bitten wir beispielsweise nur gestellt, ein geschichtlich biographisches Potpourri zu com= den achten Abschnitt mit den entsprechenden Stellen in " poniren , wobei das Verdienst eigener Erfindung nur für Schneidawind's Feldzug von 1809 zu vergleichen ; man die Art und Reihenfolge der Mischung , wie für die har wird erstaunen , mit welcher Leichtigkeit der Verfasser Ge monischen Uebergänge in Anspruch genommen werde : so schichtsbücher bearbeitet. Als Vorstehladen gegen zudring wäre dieß ein offenes Bekenntniß , ein ehrliches Verfahren lich kritisches Licht schickte der Verf. ein vorbeugendes, gewesen , welches, das Verfahren nämlich , mit dem Grund scheinbar aufrichtiges Zugeständniß voraus , welches wohl sah , Jedem das Seine , nicht in allgemeinem Widerspruche die Wahrheit enthält, aber nicht die ganze Wahrheit. Er stünde. Es gibt allerwärts Leute, welche Zeit und Lust führt nämlich vorredend an : „daß er dem unwiderstehlichen haben, in den Quellen zu forschen , für welche die reine Reize nachgebend , den ihm die lebensvollen Werke Hack Thatsache, ohne abgewogenes , von der Ursache zur Wir= länder's , Williſen's , Wachsmuth's , Grolmann's, Schels's kung gelangeudes Urtheil , immerhin ihren Werth behält ; und Anderer gewährten , er ihre herrlichen Gedanken, ent für solche würde der Verf. mit seiner Blumenlese dann zückenden Schilderungen oft wörtlich benußt habe." Er gesorgt haben und dürfte ohne schriftstellerische Ansprüche hat sie aber, vom Reize geblendet, nicht oft wörtlich be= in der Vorrede sagen können , er bitte seine gute Absicht nicht zu verkennen und seine aus patriotischem , für alles nust, sondern förmlich ausgebeutet , ausgeschrieben und Edle und Große erglühendem Herzen geweihte Gabe, schon mit nüchterner Ueberlegung zugestußt, wie dieß , um ein ihres erhabenen und erhebenden Gegenstandes wegen , mit Beispiel zu geben , was das Wesentlichste des 10. Ab= Güte , Nachsicht und Liebe aufzunehmen ." Es ist kein schnittes anlangt , mit v. Williſen's Werk, und im 11. Ab angenehmes Geschäft , diese Bitte abschlagen zu müssen, schnitt mit Hackländer's Schilderungen , sowie mit Mit auch des erhebenden Gegenstandes wegen darf die Wahr theilungen aus der Augsb. Allg. Ztg. und sofort der Fall heit nicht bemäntelt werden. Sicherlich wird mit der Art, ist. Wenn der Verf. fortfährt, er habe dieß nicht immer unter dem Terte anführen können und wolle sich keines wie vorliegendes Werk erzeugt wurde, im Grunde seines wegs mit fremden Federn schmücken ," so wußte er wohl, Herzens Derjenige sich nicht einverstanden erklären , welcher durch dasselbe verherrlicht werden sollte. Auch in litera= daß es mit dieſer Anführung eine mißliche Geschichte ge rischen Unternehmungen ist der Grundsaß, der Zweck hei= worden wäre, daß in Folge davon , wenn den v. Williſen u. s. w. gegeben würde, was ihrer, und Hrn. Schneida ligt die Mittel, Gott sei Dank noch nicht der herrschende. wind , was Hrn. Schneidawind's ist, von eigener Zuthat Wir enthalten uns jedoch besser noch weiterer Auseinander= häufig kaum Anderes übrig geblieben wäre, als eine ge seßung des hier Gebotenen; wer sich geneigt fühlt , leſe, streckte oder gekürzte und in die Inversion gebrachte Con prüfe selbst , ob wir Unrecht thaten, das öffentlich und auf solche Weise zu tadeln , was sich nicht scheute, die struction , oder dann und wann auch nur ein transferirtes, Schranken schriftstellerischer Convenienz so kühn zu durch wehrloses Interpunctionszeichen. Doch de gustibus non brechen. est disputandum , es könnte Leute geben, denen gerade mit einem, wie erwähnt entstandenen, biographischem Mo= Frühere Werke desselben Verfassers haben vor nicht saik gedient wäre; für diese, dann auch wieder im Inter langer Zeit , zum Theil in diesen Blättern , eine nicht un effe ber literarischen öffentlichen Sicherheit , damit nicht günstige Beurtheilung erfahren. Wir nehmen an, daß andere Compilatoren diese Compilation nochmals compi= die Referenten bona fide berichteten, doch möchte sie der liren , sehen wir uns aufgefördert, noch Einiges zu be Vorwurf treffen, der Productivität des Verfaffers, als rühren. eines wirklichen Geschichtschreibers , der doch aus eigener Vor Allem hat mit übrigens wieder sehr zu lobender schöpferischer Kraft, mit geschärftem historischem Blick die Aufrichtigkeit der Verf. ein langes Quellenverzeichniß ver Ereignisse zu würdigen und zu schildern hat , mehr Lob öffentlicht , aus dem er nicht allein den Stoff, sondern ertheilt, seine Leistungen günstiger, sehr viel günstiger beurtheilt zu haben, als sie verdienen. Hätten diese Be= zum Theil gleich den geformten Stoff schöpfte. Uebrigens ist die Mühe des Botanisirens nach dem heimathlichen Boden richterstatter die durchforschten oder vielmehr benußten der einzelnen Perioden und Säße durch diese Aufmerksamkeit Quellen mit den Schneidawindischen Compendien genauer sehr vermindert. Im Verlauf der Erzählung verweist der verglichen , sie hätten sicherlich nicht berichtet, daß ein Verf. in Anmerkungen , wie angedeutet, nicht selten auf die forschendes Bedürfniß vorgewaltet habe, die innere Wahr Aussagen seiner eigenen kriegsgeschichtlichen Kinder, doch be scheinlichkeit und objective Wahrheit an's Licht zu bringen. fißen diese wiederum die Beweiskraft klassischer Zeugen nicht, Wenn troß allem Dieſem oder Jenem die Lectüre dieſes da fte ja testes de re audita find. Wenn in der Vor Buches eine unterrichtende, angenehme Unterhaltung ge= rebe erklärt worden wäre, daß der Verf. auf eigene Dar währte , so gebührt der Dank allein den Original stellung verzichtend , die über seinen Gegenstand vorhan schriftstellern , deren vorzügliche Leistungen an anderen benen Nachrichten und bereits gebuchten Notizen mit Er Orten nach Verdienst besprochen und gewürdigt wurden ; dem Compilator gebührt dabei gar keine Anerkennung. laubniß der Verfaſſer in der Art in einen Erzählungsfaden

Redigirt unter Berantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Dienſtag, 8. Juli 1851 . intamu

NE 81 . 1

STK

Allgemeine Militár - Zeitung. Deutſchland. Von Dresden im Monat Juni. „ Die ſtehenden Ar: meen zehren uns auf !" ſo rief man allenthalben vor dem

gabe in unſerer Zeit noch nicht vollendet iſt. Der Solbat

ſteht auf der Wach', die Treue im Herzen , dem Gehorſam ergeben ; mögen die Gutgeſinnten aller Länder mit Ver trauen fidh ibu anſchließen !

März 1848. Jeßt iſt dieſer Ruf verſtummt, ein anderer Wie blutig auch zum zweitenmal die Ereigniſſe in liegt auf dem Herzen und dürfte heißen : ohne ſtehende Frankreich fich entwideln mögen , der Soldat wird ſeine Armeen find wir verloren! Ein 33jähriger Frieden, deſſen Pflicht erfüllen ! fich Deutſchland bis zum Jahre 1848 zu erfreuen hatte, ließ die Nothwendigkeit ſtehender Armeen immer mehr und

mehr in den Hintergrund treten , ja man träumte ſchon

Man forge nur für den Soldaten in geiſtiger und

materieller Beziehung, man nehme fich nur ſeiner mit Biebe und Wohlwollen an , wie er es wahrlich verdient!

vom ewigen Frieden , als plößlich jene gewaltige politiſche man bereite nur dem alten , treu gedienten Soldaten eine Erſchütterung begann , die alles zum Schwanken brachte ſorgenfreie Zukunft im Staatsdienſte , und ſcheitern wer und deren verheerende Elemente das Beſtehende zu ver- ben alle Bemühungen der Revolutionspartei; bie Mora nichten drohten. Da waren es allein die verſorteenen lität der Armeen wird ſich auch zum zweitenmal bewähren, ſtehenden Armeen, welche troß der langen Ruhe in uner: die Armeen werden die Stüßen der Throne und der geſel ichütterlicher Kraft fid) zeigten, welche den Umwälzungen ſchaftlichen Drdnung bleiben . fich entgegenwarfen , welche die Drdnung herſtellten und Von Portugal bis Rußland, von Neapel bis Schweden

die Fruchtvieler Jahrhunderte , die Civiliſation retteten ! war nicht verſchwendet, ihr Preis iſt zurückgezahlt, denn ohne die ſtehenden Armeen waren jeßt die Throne, war die geſellſchaftliche Ordnung im größten Theile von Europa zertrümmert. Der Soldat vom Jahre 1848und 1849

gleiche Zuſtände , überall Gahrung, überallbange Sorge für dieZukunft. Ein unbehagliches Gefühl iſt in den Maſſen vorherrſchend ; die bürgerliche, die geſellſchaftliche Ordnung iſt unterwühlt und wird täglich mehr unter wühlt;" Jedermann fühlt die Nähe eines Sturmes , der Sturm wird kommen , Gott wird ſich in ihm verkünden .

hat ſich einen bleibenden Ruhm erworben . Seiner Sreue und ſeinem Gehorſam berbanft er deſen Ruhm. Die

Wohl uns , wenn es geſchieht, wenn fich Gott in

Was die ſtehenden Ármeen iu dem langen Frieden gekoſtet

.

Geſchichte wird és anerkennen , was er in jener ſchweren den Herzen Adler wieder verkündet!' 3u Gott müſſen fich Gott műffen die Menſchen zu= Zeit ertragen , mas er geduldet, was er geleiſtet und was die Menſchen wenden , zu er gerettet hat. Die Heiligkeit des Schwures lebte in rüdkehren , und dann werden fich auch unſere Zuſtände

ihm , dieſer fromme Glaube gab ihm die Kraft , verlieb

ihm den Muth , erhielt ihm die Beſonnenheit und führte ihn glüdlich durch alle moraliſche Gefahren, welche ihm die Nachgiebigkeit, Unentſchloſſenheit und Schwäche der .

beſſern !

18.

Ba y er n. München , 5. Juni. Der Finanzausſchuß der Ram=

Regierungen ſowohl als die Verführungsverſnche der tha= mer der Abgeordneten hat geſtern die Militarredh nun = tigen Revolutionspartei bereiteten .

Die Moralität des

gen für die Jahre 1847-48 und 1848-49 berathen.

Soldaten hat den höchſten Sieg errungen ! Ueberall wur-

Die Ausgaben für das Militär betrugen 1847–48 den die Bande der geſellſchaftlichen Ordnung gelockert, die 13,956,961 fl. und im nächſten Jahre 13,466,461 fl.,

Geſeße verſpottet, die Autoritäten beſchimpft, das Heiligſte fonach etwas über ein Drittheil der geſammten Staats verhöhnt, der Soldat ſab und hörte Adles, mußte ſein einnahmen. Der Ausſchuß hat gegen die Rechnungen als

empörtes Rechtlichkeitsgefühl beſchwichtigen, war täglich

ſolche nichts einzuwenden und beantragt, die Richtigkeit

allen Verführungskünſte nausgelegt, blieb aber ſtumm , treu

derſelben anzuerkennen ; er hat aber gleichzeitig, durch die

und gehorſam , bis die Stunde der Entſcheidung ſálug, finanziellen Verhältniſſe des Staates veranlaßt, einſtim und wurde dann der Mann der rettenden That! Das

mig folgende Anträge beſchloſſen : „ 1) die Staatsregie

weiß , das fühlt der Soldat und das iſt ſein Stolz und rung zu erſuchen, bezüglich einer , Minderung des Bedarfs das íft ſein Lobn ! Er weiß aber auch, daß ſeine Auf- erzielenden Drganiſirung der Armee, ſowie einer Reviſion

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des Gagenregulativs die geeigneten Einleitungen so recht zettig treffen laffen zu wollen, daß selbe bis zur Bera thung des nächsten Budgets vollendet sind und dem ge= dachten Budget zu Grunde gelegt werden können; 2) an die Staatsregierung den weiteren Antrag zu stellen, ein neues Regulativ für Militärpenfionen bearbeiten zu lassen, wobei namentlich das Dienstalter in Berücksichtigung ge= zogen werden soll." (O.P.A.Z.)

verstorbenen 438 Pensionäre belief sich der Etat des In validenhauſes am Schlusse des vorigen Jahres auf 10,493 Personen , welche zusammen jährlich 113,517 Thlr. banco erhalten.

Preußen. Berlin, 23. Juni. Am 19. d. M. fand vor dem König und dem Fürsten Paskewitsch in Potsdam ein Probeschießen statt, welches sowohl in Beziehung auf die Schnelligkeit als die Trefffähigkeit der neuen Zünd nadelgewehre sehr glänzende Resultate herausstellte, wofür die Thatsache bürgt , daß von 25 Schüffen auf eine Entfernung von 600 Schritt 23 das verhältnismäßig sehr kleine Ziel trafen. Schließlich wurde auch noch ein Ver such gemacht, einen Kasten voll Pulver auf die gleiche Entfernung mit der neuen Vorrichtung der Anbringung von Brandern in die Luft zu sprengen. Nachdem die Prinzen fehlgeschossen hatten , gelang dieß Experiment beim ersten Schusse eines Grenadiers vom ersten Garde= regiment. (A. A. 3.) Oesterreichische Monarchie. Wien, 12. Junt. Nach einer Verfügung des Kaisers vom 7. d. M. sollen alljährlich nach beendetem Schet benschießen an die besseren Schüßen Prämien ver= theilt werden. Bei sämmtlichen Truppen zu Fuß sollen sich dieselben bei einem Stande von 60 Gemeinen auf 6, von 100-120 auf 9, und von 140-180 auf 12 fl. bei der schweren Cavalerie für jede Escadron auf 6 , bei der leichten auf 9, endlich bei der Artillerie für jede Bat terie und Compagnie der Reserve- und Festungsartillerie ebenfalls auf 9 fl. C.M. belaufen.

Sardinien. Turin , 21. Juni. Nach einem so eben erschienenen königlichen Decrete wird die Militärdivision von Cu neo am 1. Juli aufgehoben , und die Provinzen , aus denen sie bestand , werden sodann unter der von Turin stehen. Die Militärdiviſionen von Nizza und Novara erhalten die Benennung : „Militärische Unterdivisionen ", und werden von Generalmajoren befehligt; bei den Mili tärdivifionen von Turin , Genua , Chambery und Cagliari tritt die Neuerung nicht ein. (Pr. St.Anz.) Schweden. (2 ) Nach einer Bekanntmachung des Kriegscollegs über die im Jahre 1850 aus der Kaffe des Wadstena Invalidenhauses ertheilten Pensionen ist zu ersehen, daß an 531 Personen Pensionszuschüsse (29 in zweiter Klasse mit 24 Rthlr. , 311 in dritter Klaffe mit 12 Rthlr. und 191 in vierter Klasse mit 8 Rthlr. jährlich) ausge geben wurden. Nach Abzug der im verflossenen Jahre

Großbritannien. (6) Da das erste Schraubenlinienschiff für die englische Flotte kürzlich vom Stapel gelassen wurde , so dürfte es intereffant sein, die Bewaffnung desselben mit der des neueren Segelschiffes zu vergleichen. Das Schraubenschiff ist der Sanspareil von 81 Geschützen mit einer Schraubenmaschinerie von 350 Pferdekraft und wurde am 19. April zu Devonport vom Stapel gelassen. Das Segelschiff ist das lezterbaute der neuen Schiffe von 80 Geschüßen von Vanguard (verbesserte Klaſſe) , nämlich der Centurion , vor einiger Zeit zu Pembroke in See gelassen. Tonnengehalt und Bewaffnung eines jeden ist, wie folgt: Sanspareil , 80 Geſchüße, 2335 Tonnen ( Schrauben = schiff). Unteres Deck . Hauptverdeck . Quarterdeck u. Vorcastell " " "/

30 32Pfdnr. 30 83öllige 20 32Pfdnr. 1 10zöllige

56 Ctnr. 52 "1 25 "1 84 "

9'6" 8' 6' 9'4"

Centurion , 80 Geſchüße , 2590 Tonnen ( Segelschiff) . 65 Etnr. 9 Unteres Deck . 10 83öllige 9'6" " 18 32Pfdür. 56 9' "1 65 4 83öllige Hauptverdeck 9' 24 32Pfdnr. 53 "1 Quarterdeck u. Borcaftell 24 32Pfdnr . 42 8' "1 Vergleichende Uebersicht des Gewichtes und der Länge der Geschüße. Sanspareil. Centurion. Ctur. 285' 1680 1658 Ctnr. 261' Unteres Deck . 1560 " 240' 1460 #1 252' Hauptverdeck . Quarterdeck und 584 " 129' 4" 1008 " 192 Vorcastell . Total

3824 Ctnr. 654'

4126 Ctnr. 705'

Hiernach ist das Gesammtgewicht der Geschüße des Schraubenschiffes um 302 Entr. und die Länge der Ge= schüße um 50′ 8″ geringer als bei dem Segelschiff; diese Ungleichheit dürfte übrigens nach der Ansicht des Einsen ders in dem United Service Magazine , dem wir diese Notiz entnommen haben , mehr als doppelt durch die aus der Schraubenkraft entspringenden Vortheile aufgewogen werden , welche den Sanspareil befähigen wird, seine Breitſeite zu gebrauchen , wenn der Centurion kaum ein einzelnes Geschüß zum Schuß bringen kann. -Die Bemannung wird bei beiden Schiffen gleich sein ―― 750 Mann denn während das Schraubenschiff für sein leichteres Takelwerk weniger Mannschaft braucht, wird der hieraus sich ergebende Unterschied durch seine Maschinisten und Heizer wieder ausgeglichen. Bei den Vortheilen so schließt der Berichterstatter welche die Schrauben kraft einem Kriegsschiffe verleiht , würde es hinfort eine

645 nuglose Verschwendung sein, ein Schiff zu bauen, ohne es zugleich mit der Hülfskraft der Schraubenmaschinerie auszustatten.

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umstößlich find , in der praktischen Anwendung oft eine zu weit gehende Bedeutung beilegt , also mehr dem Wortlaute als dem Sinne dieser Grundsäge huldigt. Das ist auch der Fall mit dem Bestreben , die Marschcolonnen zu ver= Frankreich. kürzen, was an sich betrachtet nur zu loben sein dürfte. Geht man aber auf die Sache tiefer ein, so findet sich (1) Eine Kriegsministerialverordnung vom 19. April dafür kein anderer triftiger Grund als der , daß ein plöß r schreibt für das Hauptquartie jeder Territorial- oder lich nothwendig werdender Aufmarsch nach der Colonnen activen Division die Führung eines Registers für spize dadurch beschleunigt , vielleicht auch die Beauf b igen ion alsta gehör Divis der die zum Gener fichtigung des Marsches etwas erleichtert wird. Offizierspferde vor , welches unter Aufsicht des Gene Der Zweck des Aufmarsches kann wohl fein anderer In Zukunft sollen die sein , als entweder während eines längeren Haltes die ralstabschefs fortgeführt wird. Generalstabsoffiziere ohne Genehmigung der Generale, Truppen mehr zu concentriren, oder in die Gefechts unter deren Befehle sie stehen , keine Pferde mehr kaufen, bereitschaft überzugehen. Im ersteren Falle dürfte wenig verkaufen oder austauschen dürfen. darauf ankommen, ob der Aufmarsch eines Cavalerieregi= ments einige Minuten mehr oder weniger in Anspruch nimmt, auch kann man sich durch Anwendung eines er höhten Pferdeganges helfen , der für die Reiter und Pferde oft eine sehr angenehme Abwechselung ist und die cinge= Vereinfachung der Cavalerieerercitien. schlicheue Trägheit auf langen Märschen schnell beseitigt. Die in allen deutschen Bundesstaaten eingetretene Ver Im letteren Falle wiegen einige Minuten Zeitgewinn allerdings bisweilen schwer , fie können sogar entscheidend mehrung ihrer Bundescontingente ist zum großen Theil werden. Um sich dieß recht deutlich zu machen, darf man . durch Verstärkung der Bataillone und Schwadronen be wirkt worden, und hat daher auch die mit Ausbildung sich nur in die Lage eines der Vorhut zugetheilten Cava= lerieregimentes versezen , dessen Vortrupps bei dem Her der jungen Mannschaft und Pferde verbundenen Arbeiten austreten aus einem Defilee plöglich auf den Feind stoßen, beträchtlich vermehrt. diesem angegriffen und geworfen werden. In solchen von Das wird ganz besonders bei der Cavalerie empfun Momenten kommt unglaublich viel darauf an, daß wenig den , deren innerer Dienst ohnehin schon viel Zeit und die sorgsamste Ueberwachung fordert , wenn die Schwadronen stens die vordersten Schwadronen ihren Aufmarsch in kür nicht schon nach wenigen Tagemärschen durch lahme, ge zester Zeit beendigen , durch entschlossenes Vorgehen die geworfenen Abtheilungen aufnehmen , den Feind ihrerseits drückte und kranke Pferde in ihrer Streitkraft geschwächt Außerdem nehmen aber auch die Reit , zurückdrängen und den Aufmarsch der nachfolgenden Trup werden sollen. pen decken. Jeder kriegserfahrene Offizier wird wissen, Fecht- und Schießübungen , der Untericht über das Ver daß dergleichen Vorkommnisse nicht zu den Seltenheiten der Thätigk die , Vorpos und Märsch auf halten eit ten en , daß aber das Verhalten der überraschten Partet gehören dabei Offiziere so sehr in Anspruch , und dieselben werden in den ersten Minuten meistens auch über den Ausgang von den fast überall ziemlich jungen Unteroffizieren so entscheidet , zumal wenn durch Verhinderung des Aufmar= wenig unterstüßt, daß es sich wohl der Mühe verlohut, sches zugleich auch die Wirksamkeit der dem Regimente durch Verminderung entbehrlicher Uebungen eine Zeit vielleicht folgenden Geschüßabtheilung vereitelt wird. ersparniß zu bewirken . Für heute wollen wir uns jedoch Befindet sich das betreffende Regiment im Marsche zu nur mit einer Bewegungsart beschäftigen, die etwas schwie Zweien, so kann der Aufmarsch in Zügen , halben oder rig einzuüben ist und gleichwohl sehr wenig in Anwendung ganzen Schwadronen in der schnellsten Gangart rotten= kommt. Es ist der Marsch zu Dreien . weise erfolgen , und es bedarf dazu der wenigsten Com= Diese Marschform wird bekanntlich dadurch erlangt, mandowörter; soll der Aufmarsch in Schwadronen erfol= daß die Schwadronen nach Rechts- oder Linksum , was gen , dann reicht sogar ein Trompetersignal hin. Anders die Colonne zu Sechsen bildet, bei Rechtsum das erste, gestalten sich aber die Verhältnisse im Marsche zu Dreien. bei Linksum das zweite Glied zuerst anreiten und das In der Regel muß das angehängte Glied die zweite andere Glied sich anhängen lassen. (Die Franzosen wen= Hälfte der Schwadron - erst vorrücken , wozu es oft au den zu Vieren , was hier nicht weiter in Betracht kommt.) Raum fehlen wird , und dann den Aufmarsch abtheilungs Der einzige Nußen dieser Marschform besteht darin , daß weise bewirken , wozu man mindestens zweimal so viel eine solche Colonne um ein Drittheil kürzer ist , als wenn Commandowörter braucht , also auch dadurch einige Se= rottenweise zu Zweien abmarschirt wird. Bei einzelnen cunden verliert. Soll aber der Aufmarsch gliederweise Schwadronen kommt darauf gar nichts, bei vollen Regi erfolgen , so kann gar leicht Unordnung entstehen und die mentern etwas mehr an, doch stehen die Nachtheile des Schwadron angegriffen werden , bevor noch ihr zweites Abmarsches zu Dreien mit den angeblichen Vortheilen in Glied auf seinem Plaze ist. Die Zeitversäumniß und gar keinem Verhältniß, was uns verantaßt, auf Beseitis Unordnung werden noch um Vieles größer sein , wenn das gung dieser Marschordnung anzutragen, wofür sich fol Regiment ursprünglich zu Dreien abmarschirt war, wäh= gende Gründe geltend machen lassen. rend des Marsches aber genöthigt wurde, zu Zweien ab= Im praktischen Leben wird am häufigsten darin ge zufallen . Ein Aufmarsch aus dieser Verfaſſung_bedingt fehlt, daß man allgemeinen Grundsäßen , die an sich un zuvor das Anrücken zu Dreien in jedem Gliede der

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Schwadron, und das Vorrücken des nachfolgenden Glie des , mithin ungefähr das Dreifache an Zeit, welchen ein Aufmarsch aus der durch Rottenabmarsch formirten Co lonne zu zweien erfordern würde. Erwägt man zugleich, daß bei dem Uebergange in die Colonne zu Sechsen das Versehen Einzelner die größte Unordnung verursachen kann , so wird zugegeben werden müssen , daß dergleichen Uebergänge aus der einen Marschordnung in die andere nur von ganz taktfesten Regimentern mit der nöthigen Präcision auszuführen sind. Zu so tüchtiger Einübung fehlt es indeß gegenwärtig überall an Zeit. Wir haben den ſchnellen Aufmarsch nach der Colonnen spige vorzugsweise im Auge gehabt, weil er am häufigsten vorkommt. Ein Aufmarsch nach der rechten oder linken Flanke ändert aber nur wenig in den dargestellten Ver= hältnissen. Marschirt man rottenweise zu Zweien , so muß die Spize der Colonne allerdings nach bewirkter Veränderung der Marschrichtung noch ein Stück vorgehen, damit die folgenden Rotten leichter in die Aufmarschlinie rücken können. Soll daher eine rechts abmarschirte Co lonne die Front plöglich nach links herstellen , so mögen wir nicht bestreiten , daß eine gliederweise zu Dreien marschirende Colonne damit vielleicht ein wenig früher fertig wird. Das ist aber nur in diesem einzigen Falle richtig , und es entsteht hierbei die Frage , ob es bei Un sicherheit in der Flanke nicht überhaupt angemessen_er= scheine, das Regiment zu Sechsen marſchiren zu lassen ? Die Anhänger des Marsches zu Dreien werden dieß Alles vielleicht als richtig erkennen, und dennoch bei ihrer Behauptung stehen bleiben , daß diese Marschordnung für größere Truppencorps aus allen Waffen füglich nicht zu entbehren sei , weil der Marsch zu Zweien bei mehreren Cavalerieregimentern der ganzen Colonne eine zu große Länge gebe, und dadurch auch das Einrücken in die Nacht quartiere verzögert, folglich die Ruhezeit für Mannschaft und Pferde verkürzt werde. Wir wollen dieß nicht in Abrede stellen , müſſen uns aber doch auch einige Bemer kungen über die vermeintlichen Vortheile der Marschcolonne zu Dreien anßer dem Bereiche des Feindes gestatten. Man marschirt entweder auf Chausseen , oder auf ge= wöhnlichen nur oberflächlich chauſſirten Landstraßen , oder man ist auf schmale Verbindungswege beschränkt. In Deutschland haben die Chauffeen im Allgemeinen eine Breite, daß sich zwei begegnende Frachtfuhrwerke gut aus weichen können. Durch Vervollständigung des Eisenbahn nezes ist der Reiseverkehr auf allen Straßen lebhafter geworden , die wenigen ausgenommen , welche mit den Eisenbahnen parallel laufen. Dieser Verkehr , d. h. die Schnelligkeit des Fortkommens der Post- , Reise- und Frachtfuhrwerke , darf ohne sehr triftige Gründe durch marschirende Truppen nicht gehindert werden . Folge davon ist , daß die Marschcolonnen nur die kleinere Hälfte der Straßenbreite einnehmen dürfen . Die Marschcolonne zu Dreien nimmt, da die Leute nicht mit Fühlung reiten, eine Breite von wenigstens sechs Schritten ein , wobei wir auf die an der Colonnenseite reitenden Offiziere und Un teroffiziere noch gar keine Rücksicht genommen haben. Auf

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Chauffeen erster Klasse würden also die entgegen kommen den oder überholten Fuhrwerke nicht hinderlich sein. Auf Chauffeen zweiter Klasse, welche selten mehr als bis 10 Schritt Breite haben, übrigens noch häufig durch Stein knackhaufen beengt werden , ist aber bei dieser Marschord= nung fast alles Fuhrwerk gehindert , an der Colonne vor beizufahren . Nehmen wir auch an , daß hierauf keine Rücksicht zu nehmen sei , so wolle man doch daran denken, daß der Marsch im Laufe des Tages durch viele bewohnte Orte geht , daß über Brücken und durch Engwege mar schirt , die ursprüngliche Marschordnung also doch hier und da aus Mangel an Raum geändert werden muß. Sind Wagen- und Geschüßcolennen zu überholen , so kann zu Dreien nur auf sehr breiten Chauffeen vorbeigeritten werden. Was das vereinigte Marschiren verschiedener Waffen= gattungen betrifft, so muß demselben wohl ein besonderer Zweck zum Grunde liegen und eine gewiſſe Schlagfertigkeit des Ganzen wünschenswerth machen. Außerdem würden wir nur die Truppen beklagen können , daß ihr General stab sie ohne die triftigsten Gründe in taktisch gebundener Ordnung marschiren läßt; denn jede Waffengattung hat ihre eigenthümliche Marschgeschwindigkeit , hindert also die andere oder wird durch sie am schnelleren Ausschreiten gehindert. In solchen Fällen läßt man daher gern die eine oder die andere Waffengattung ―― gewöhnlich die -Infanterie außerhalb der Straße marschiren und weist Sollte dieß ihr wohl auch die kürzeren Nebenwege an. jedoch nicht ausführbar sein , dann muß freilich die Un behaglichkeit des vereinigten und lediglich auf die Chauffee beschränkten Marsches ertragen werden. Aber gerade da tritt am häufigsten die Nothwendigkeit ein , die in der Colonne eingetheilte Cavalerie herauszuziehen und an die Spiße zu sehen , wobei der Marsch zu Dreien am wenig= sten anwendbar sein würde. Nachdem wir nun in Vorstehendem nachgewiesen zu haben glauben , daß der Abmarsch eines Regiments zu Dreien , im Vergleich mit dem Rottenabmarsche zu Zweien, weder das Fortkommen erleichtert , noch die Schlagfertig= keit vermehrt , so wird man sich wohl damit einverstanden erklären können , daß derselbe ganz entbehrlich , die Ein= übung dazu folglich abzustellen sei , um Zeit für nüßlichere Uebungen zu gewinnen. Sollte man aber wider Erwarten wichtige Gründe für dessen Beibehaltung vorbringen , ſo wollen wir gern auf das Wort verzichten , denn es ist uns lediglich um die Sache und nicht um Aufrechthaltung einer Meinung zu thun. Schließlich glauben wir jedoch bemerken zu müssen, daß der Abmarsch eines Infanteriebataillons oder auch größerer Infantericabtheilungen zu Vieren und Sechsen aus der zwei oder dreigliederigen Aufstellung ganz an= dere und unzweifelhaftere Vortheile gewährt , die sich aber auf die Verschiedenheit der Eigenthümlichkeiten beider Waffengattungen gründen , weßhalb die Marschordnungen derselben nicht mit demselben Maßstabe bemessen werden dürfen. Pz.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine Militar - Zeitung.. Preußen . Berlin , 27. Juni. Nach einer neuen Verordnung wird das Inſtitut der einjährigen Freiwilligen

Armee macht ſich die Nationalgarde mit allerlei militäri fchen Spaziergangen zu ſchaffen. Endlich kommen noch die „ italieniſchen Schüßen ," Körperſchaften jüngſten Ur ſprungs, die noch täglich Zulauf erhalten. Dazu hat die

dahin abgeändert , daß dieſelben nicht eher zu Unteroffi

Puft an militäriſchen Uebungen und namentlich am Schei

zteren ernannt werden, als bis fie ihr Landnehreramen

benſchießen in den öffentlichen gelehrten Schulen ſtark zu. genommen. Gleichzeitig wird die Ausrüſtung der Flotte

abgelegt haben.

( N. Pr. 3tg.)

rūſtig betrieben ."

Oeſterreichiſche Monarchie. $ p a nie n . Wien, 10. Juni. Für die Armee foll eine neue Manövrir - Inſtruction ausgearbeitet , jedoch erſt dann (9 ) Der Oberſt Manuel Fernandez de 108 Sen genehmigt und durch den Drud veröffentlicht werden, wenn deros , erſter Lehrer an der Akademie zu Segovia , wirð

die längere Zeit zur Anwendung gekommenen Verſuche unter dem Titel ,,Elemente der Artillerie ein Hand beren Zweckmäßigkeit dargethan haben. Den Regimentern buch zum Gebrauch der Applicationsſchule der Artillerie wird die neue Vorſchrift in geſchriebenen Ausgaben zuge- demnächſt erſcheinen laſſen , welches eine Lüge in der ſpa

fendet, um binnen Jahresfriſt über den Erfolg Berichte niſchen Militärliteratur ausfüllen dürfte. Das Memorial de artilleria , dem wir dieſe Mittheilung entnehmen , gibt

einzuſenden.

einige Proben aus den bisher autographirten Heften die

Belgie n. Brüſſel , 4. Juli.

fes Werkes.

Zu Gent , Brüſſel und Mons

werden bedeutende Truppenmaſſen zuſammengezogen , um mehrere Wochen lang im Felddienſt geübt zu werden. (Pr. 3tg.)

frankreich. ( ") Der Kriegsminiſter hat am 13. April auf den Vorſchlag der pferbeärztlichen Commiſſion beſtimmt, daß die Apotheker bei den Truppen zu Pferd ein nach der

Sardinien.

Man ſchreibt der A. 4. 3. aus Turin unter dem 17. Juni: i„ Piemont iſt zu einem großen Erercirplaß geworden. Seit Lamarmora das Kriegsminiſterium über nommen , gönnt er der Armee feinen Augenblic Ruhe. Frühzeitig wird zum Ererciren ausgerüdt, dann geht es zu den gymnaſtiſchen Uebungen , ſpäter auf den Fechtplaß,

Erfindung des Hrn. Rey , Profeſſors der Klinik an der Veterinärídule zu Lyon , gefertigtes Inſtrument mit ſich führen ſollen , welches als Einſprißungsrohr in die Naslöcher der Pferde dienen ſoll (tube à injection dans les cavités nasales des chevaux ). Dieſes Inſtrument, deſſen Preis ſich auf ungefähr 1: Franfen berechnet, zeigt ſich zur Anwendung bei Pferden ,die am Strengel ( jetage ) leiden , ſehr dienlich und wirkſam.

hierauf in die Schwimmſchule und ſeit den leßten Tagen zum Scheibenſchießen mit Flinte und Büchſe. Militär

chulen zur Vorbildung für Offiziere ſind in Cuneo , in

Portugal.

Chernsco und Jvrea errichtet worden. Ein neues Ba= taillon Scarfíchüben (beiläufig bemerkt dic Lieblingswaffe

( 1 ) Die portugieſiſche Revista militar widmet in threr Chronik des Inlandes“ vom März d. g. der Feſtung

Lamarmora's) iſt in Bildung begriffen . Viele auf Warte- Peniche und deren Zuſtand einen beſonderen Artikel, geld geſeßte Offiziere, deren wir eine große Zahl beſigen , durch welchen man die Aufmerkſamkeit der Regierung auf baben Befehl erhalten , ſich zum Einrüden in den Dienft dieſen ſeit einer Reihe von Jahren vernachläſſigten Plas vorzubereiten , da bei der Aushebung von 10,000 Mann lenken wil und demſelben mehr Sorgfalt zuzuwenden hofft.

wieder viele Offiziersſtellen zu beſeßen ſind. Außer der Der Artikel bemerkt im Eingange , daß der dermalige

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Gouverneur bisher bemüht gewesen sei, das Möglichste zu leisten und auch verschiedene Wiederherstellungen habe aus führen lassen : daß dieß jedoch noch lange nicht genüge und zur vollständigen Instandsehung der Festung eine be deutende Summe nöthig wäre, weil unter vielen Gouver= nements gar nichts auf dieselbe verwendet worden sei. Im Weiteren wird sodann die strategische Bedeutung von Peniche hervorgehoben , der Plaz als einer der wichtigsten Puncte für die Vertheidigung der Hauptstadt gegen den von Norden her dringenden Feind bezeichnet , ferner meh rerer hiermit in Beziehung stehender Ansichten erwähnt und namentlich der Aeußerung eines einsichtsvollen Mili társ gedacht, daß man nicht nöthig gehabt hätte , im Jahre 1807 das Land den Soldaten Junot's zur Ver wüstung zu überlassen , wenn vom Prinz Regenten bei Peniche unter dem Schuße Großbritanniens die portugie fischen Streitkräfte gesammelt worden wären. Mit Be ziehung auf diese Andeutungen glaubt der Artikel bei einer Sache von so hohem Interesse eine Aufnahme der Festungs arbeiten in großem Maßstabe auf's Dringlichste bevor worten zu müssen. Am Schlusse des Artikels geschieht noch kurz der Arbeiten Erwähnung , welche im Jahre 1850 in der Festung ausgeführt wurden.

Literatu r.

Kußland und Polen. Petersburg, 8. Juni. Nach einer so eben im Druck erschienenen Schrift: Kurze Mittheilungen über den Stand und die Fortschritte der militärischen Erziehungsanstalten während der 25jährigen Regierung des Kaisers Nikolaus " gab es zur Zeit der kaiserlichen Thronbesteigung nur 9 solche Institute mit 5272 Zöglingen , 136 Pflegern und 262 Lehrern , für welche 2,413,195 Rubel in Assignaten oder 68,970 Sil berrubel seit dem Jahre 1816 ausgegeben wurden. Gleich nach dem Regierungsantritte ließ Kaiser Nikolaus alle diese Institute reorganisiren , vermehren und solche einer besonderen Section unterstellen , wozu namentlich im Jahre 1826 ein Ausschuß gebildet wurde. Das Wichtigste für dieses Institut geschah aber im Jahre 1830, wo ein eige= nes Reglement erschien, der Großfürst Michael Paulos witsch zum Chef derselben ernannt , später aber in allen Gouvernements Cadettenschulen gegründet und das Regt= ment der Adeligen reorganisirt wurde. Der gegenwärtige Stand dieser Institute ist folgender: Im Petersburger Bezirke: das k. Pagencorps , die Garden- und Junker schule, 8 Cadettencorps , eine Ingenieur- und Artillerie schule. Im Moskauer Bezirke: 11 Cadettencorps , und in westlichen Bezirke : 4 Cadettencorps. Diese Institute zählen 9504 Zöglinge , 503 Pfleger und 746 Lehrer. Die Ausgaben betrugen 1,921,944 Silberrubel , daher um 1,232,274 Rubel mehr als im Jahre 1825. Zur Erhal tung derselben haben die Edelleute , sowie andere Privat perfonen 2,459,487 Silberrubel beigesteuert. Die jähr lichen Einkünfte betrugen durchschnittlich 191,734 Silber rubel. Außerdem gehört den Instituten das Genziner Gut, vier Häuser in Moskau und L800 Seelen unter thäniger Ackerbauer.

Das Leben des Feldmarschalls Grafen Vork von Wartenburg, von Joh. Gust. Droysen. I. Band. gr. 8. Berlin 1851. Verlag von Veit u. Comp.

(X u. 554 S.)

Es war das wunderbar glückliche Geschic des preußt= schen Staates , daß der erste Bruch zwischen der alten und der neuen Zeit durch einen Krieg gegen Außen , durch fremde Gewalt und Unterdrückung geschah. So fanden die Meinungen und Interessen nicht Zeit und Raum , im kleinen gehässigen Widerstreit um die Gränzen und For men der Berechtigung sich mit der giftigen Zwietracht des verstockten, verhärteten Eigennußes zu erfüllen : vielmehr rief die gemeinsame Gefahr des völligen Unterganges die besten Kräfte zur gemeinsamen Arbeit der Rettung; und es geschah, freilich unter Störungen, die selbst in den Jahren des tiefsten Leidens nie völlig aufhörten , daß mit den Männern , die einer neuen Zeit und neuen Lebens formen die Wege bahnten , mancher , der in der alten sei= nen Lebensboden fühlte , zur Stüße der Erhebung des Vaterlandes wurde. Unter den Lezteren ragt York befon= ders hervor. Er ist der Vertreter der alten Zeit nach ihrer besten Seite, nach ihrer straffen , herben , auf schmaler Grundlage erbauten , aber fest in sich geschlossenen Man= neskraft; einer Zeit, die nicht wiederkehren wird und nicht wiederkehren soll, deren Hingebung und Stärke im Tragen harter Verhältnisse aber den Enkeln gewaltig Noth thun möchte, wenn sie unter der gepriesenen Humanität nicht in Weichlichkeit erliegen sollen. Im preußischen Heere lebt der alte Vork" noch fort, die Geschichten von ihm „ bilden einen Theil fener foldatischen Mythologie , in deren Heroen sich die Grundzüge, die typischen Elemente dieses volks= thümlichsten Heerwesens veranschaulichen . In diesen Ge= schichten erscheint York - dem alten kampffreudigen Feld= marschall Vorwärts gegenüber als der ernste, strenge, zäh energische, „scharf wie gehacktes Eisen ; " sein Körper froß schwerer Wunden und Brüche fest, stark elastisch; sein Blick kühn , durchdringend , freundlich niez sein Wille eisern; ſein ganzes Wesen gewaltig , gebieterisch, zur Zucht, zur Pflicht , zum höchsten Wetteifer aller Kraft zwingend." Zu solch einem Manne wuchs er im Klima einer Zeit heran, in die wir uns nur sehr schwer versezen können ; aber selbst in diesem Klima , welcher Schicksale bedurfte es , bis diese Natur so hart geschmiedet war. Die Yorks find aus England eingewandert ; durch eine Heirath ſollen sie protestantisch geworden sein und ein Gütchen in Hinterpommern erworben haben , das noch York's Vater besessen haben soll. Friedrich Wilhelm I. schuf aus seinem meist armen Adel den Offizierſtand zu feinem Heer; das hob diesen Adel mehr als Reichthum, ererbte Vorrechte und Freiheiten in andern Ländern tha= ten ; sein Degen vorzüglich half die preußische Monarchie tragen und groß machen. "Die Vork's haben nichts als ihren Degen; " natürlich also , daß wir York's Vater und feine 4 Brüder in diesem Heere finden; zwei der Brüder fielen bei Leuthen, einer bei Prag , einer bei Kunnersdorf. Hans David Ludwig v. York ward am 26. September 1759 , wahrscheinlich auf jenem pommerischen Gütchen geboren ; er wird seine Knabenjahre in Braunsberg bet

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Königsberg verlebt haben, wohin sein Vater nach dem fiebenjährigen Kriege in Garnison kam. Er wuchs in einer echten Soldatenluft auf, unter der lebendigen Ueberliefe rung des ruhmrollen Krieges ; sein Unterricht mag sich auf das Nöthigste beschränkt haben; 1772 trat er in das 16. Regiment (v . Borcke) in Königsberg ein , 1773 kam er zum neuen Füsilierregiment des Generalmajors v. Luck in Braunsberg. Es war damals Gebrauch , daß der Feld prediger des Regiments den Junkern Unterricht ertheilte; gewöhnlich reichte derselbe nicht weit , dafür gewann jedoch York in jeder Art von körperlicher Uebung die Meister schaft. Im herben und eintönigen , aber strengen Dienst wuchs er zum festen Soldaten auf. Am 4. März 1775 ward er Fähndrich ; am 11. Juli 1777 Lieutenant. Der junge Offizier kam in eine Zeit , wo nicht allein die gewöhnlichen Einflüsse des Friedens , das Vorherrschen der vom sittlichen Gehalt entleerten Formen, ―――――― woran die noch im Krieg erprobten Persönlichkeiten um so schnel ler mürbe werden und um so rascher der Geist einer un reifen Kritik sich entwickelt, ____ schädlich hervorzutreten begannen. Das im engen Kreis gegründete und festge schlossene Heerwesen fand an der frischen geistigen Strö mung der Zeit keinen Bundesgenossen. Bei den Jüngeren entwickelte sich an der Stelle des mächtigen Standesgefühls eine Doctrin , ein Bewußtsein des Standes , auch von dem kirchlichen Dienst, von der strengen Gottesfurcht der Aelteren wandten sie sich ab ; zog doch der König selber französische Bildung vor und ging in Glaubenssachen seinen eigenen Weg. Es war das Gefühl in Vielen , Thaten würden helfen. Der Feldzug von 1778-79, deffen An fang bei der Sammlung der Truppen die ganze Energie des Königs , die wunderbare Gefügigkeit des Heeres be zeichnet , bot Mühen und Entbehrungen genug und dafür in den Vorfällen des kleinen Krieges , worin der Feind überlegen war , wenig Ruhm und Ehre. Die Regimenter kehrten unzufrieden zurück; das Luck'sche , das in einem Ueberfall in Habelschwerdt ( 18. Jan. 1779) eine tüchtige Schlappe erlitten hatte, nicht am wenigsten; die Stim mung ließ sich in ärgerlichen Streitigkeiten aller Art aus, Auf der Parade gab es Verhandlungen , was man aus dem Kriege gewonnen habe; ein Stabscapitän v. Naurath äußerte einmal, er habe eine Altardecke aus einer Kirche mitgebracht; York warf hin : „ Das ist ja gestohlen ! " Es kam , scheint's , zur Abrede, daß die Offiziere nicht mehr mit Naurath dienen wollten , York, nach der wahrschein licheren Erzählung, verweigerte, der erste, auf der Parade, fich unter seine Befehle zu stellen ; aber die andern folgten nicht seinem Beispiele; sofort wurde York vom Kriegs gericht zu einjährigem Festungsarrest und zur Cassation verurtheilt. Auch sein Vater konnte seine Wiederaufnahme in den Dienst vom König nicht erlangen ; er wandte sich, zum größten Theil von seinen Kameraden auf schöne, ihre Achtung bezeugende Weise mit den Mitteln dazu ausge rüstet , mit den besten Zeugnissen und Empfehlungen ver sehen, nach Holland. Die Republik war damals im Genuß und in der Pracht eines unermeßlichen Reichthums ; aber der freie, stolze, kriegerische Sinn der Väter war nicht mehr wie sonst mächtig, Vork empfing im unerquicklichen Partei gezänke, wer die Schuld an der vernachlässigten Flotte

und damit an der Ohnmacht des Landes trüge , keinen guten Eindruck von freien Staatsformen. Auch als die englische Kriegserklärung erfolgt war ( 1780) , dauerte es lange, bis eine Flotte segelfertig war, um Kauffahrer nach Norwegen und in die Ostsee zu geleiten. Vork machte auf die Aufforderung des Capitans Kinsbergen die Fahrt mit, war in der Schlacht bei der Doggersbank (5. Aug. 1781 ) und brachte zuerst die Siegesnachricht nach dem Haag. Zum Dank erhielt er eine Compagnie in der Garde. Aber er hatte während seiner langen Wartezeit das Leben der Cavaliere mitmachen müssen, an hohem Spiel sich betheiligt und war dadurch in Schulden gera= then. Er verkaufte seine Stelle , zahlte sie und sah nun keinen andern Weg , als sich der ostindischen Compagnie zu verkaufen. " Der Schweizer v. Meuron errichtete eben ein Regiment für dieselbe; York ward Capitän und ging nach Paris, um Waffen und Montirung anzuschaffen. Die Werbung nnd Ausrüstung dauerte lange und York fand Gelegenheit , sich in den Genüffen der Weltstadt zu bewegen ; er ſah das alte Frankenreich vor seinem Unter • gang in seinem ganzen noch einmal aufstrebenden vollen Glanze. Am 2. September 1782 ging das Geschwader, worauf mit andern das Regiment v. Meuron war , in See ; nach einer durch Stürme und Mangel widerwärtigen Fahrt landete das Regiment am 7. Februar 1783 im Hafen der Kapstadt. York fand nicht lange Zeit, das durch die französischen Offiziere ganz modisch umgewan= delte Leben dort zu genießen ; sein gutes Glück führte ihn auf die Schiffe in die Nähe des großen Seehelden Suffren, der damals die Herrschaft der französischen Flagge in die= sem Meere behauptete. York machte das leßte große See treffen mit und kam dann in Friedensgarnison nach Ceylon. In einem mühevollen widerwärtigen Dienst hatte er feine geringe Arbeit , seine übermüthigen, verwilderten Gesellen zur Zucht zu erziehen, es gab wilde Scenen, Meutereiz mit Degen und Pistolen mußte er unter fie fahren," Nachts ging er nur mit den Pistolen in der Schärpe; aber es gelang; der chevalier prussien , der petit diable" ward ihr Meister, verehrt und gefürchtet. Die gefahrvolle Jagd und Studien füllten die dienstfreie Zeit aus. Im Herbst 1783 kehrte er nach dem Kap zurück. Ein schönes Mädchen, für das er schon früher Neigung gefühlt hatte, fand er dort wieder; sie entschloß sich, ſein Schicksal zu theilen. Doch ein braver Kaufherr von glänzendem Ver mögen warb um ihre Hand und wandte sich selbst an York. Nach schwerem innerem Kampfe entsagte dieser. Er bat nur, der Trauung beiwohnen zu dürfen , als die Braut ihr Ja sprach, stürzte er zur Erde.“ Er verkanfte seine Compagnie und ging mit dem nächsten Schiffe nach Europa. In Holland fand er die Dinge noch weit schlimmer als er sie verlassen hatte; in der wachsenden Gährung ward das Heer zerrüttet. York, deffen Natur die unſol datische Wirtschaft nicht zusagte, schlug eine Stelle als Oberstlieutenant im Dienst der Generalstaaten , auch aus Dankbarkeit gegen den Erbſtatthalter , der um jene Zeit die oberste Würde im Heere verloren hatte, aus. Er sehnte sich nach Preußen zurück; durch Vermittelung der Gemahlin des Erbstatthalters , einer Schwester des nach maligen Königs Friedrich Wilhelm II. , ward er Attaché

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des holländischen Gesandten; so kam er mit guten Em pfehlungen versehen am 7. Februar 1786 in Berlin an. So lange Friedrich der Große lebte, blieben jedoch seine wiederholten Bemühungen um Wiederanstellung um= sonst; aber der erfahrene , geprüfte , kriegstüchtige und charakterstarke junge Mann wußte sich Gönner, darunter besonders den General v. Möllendorf zu gewinnen ; so gelang es ihm endlich bei Friedrich Wilhelm II. Durch vordatirtes Patent vom 30. Mai 1786 ward er Capitan und erhielt im Füsilierbataillon von Plüskow , welches damals aus dem Garnisonsregiment von Cosel als leichte Infanterie mit andern neu gebildet wurde, eine Com pagnie. Hier befand York sich nun in seinem rechten Gebiet, er hatte eine treffliche Schule für diesen Dienst gemacht und wußte seine Leute , wie Wenige, dazu heran zubilden. Dennoch erfuhr er durch ungünstige Fügungen Zurückseßung im Avancement. Die gesellschaftlichen Ver hältnisse in Breslau waren durch manche Störungen und Conflicte zwischen dem alten Adel und dem Offizierſtand ein lester Nachklang des Gegensaßes zwiſchen ſtändischem ―― und monarchischem Wesen wenig erquicklich . Dabei war die frivole Sitte der höheren franzöſiſchen Geſellſchaft eingezogen. York aber gründete sich durch seine Vermäh lung mit Johanna Seidel (6. Juli 1792) ein reineres Verhältniß ; das schnelle Hinsterben der ersten Kinder „gab feinem Charakter auch diese Erfahrungen des reinsten Schmerzes." Am 27. November 1792 ward York Major; der bald darauf ausbrechende polnische Krieg rief ihn zu Thaten. In einem fiegreichen Gefecht (6. Juni 1794) zeichnete er fich durch einen glänzenden Angriff aus ; gegen das Ende des polnischen Krieges hatten die preußischen Truppen die undankbare Ehre , die Insurgentenhaufen im Norden des Bug und im Westen der Weichsel immer von neuem zu General Günther, ein verfolgen und zu zersprengen. eiserner Soldat, durch und durch zu diesem Krieg ge= macht, *) führte sie ; York unter ihm mit seinen schlesischen Füfilieren bewährte sich trefflich. Nach beendetem Kampfe kam er in Garnison nach der Stadt Widawa , einem er bärmlichen polnischen Neste. Länger als zwei Jahre brachte York in dieser abge= schiedenen Garnison zu; dann , als in Folge des bedenk lichen französischen Waffenglücks das Heer vermehrt wurde, erhielt er den Befehl über eins der drei neu errichteten Füsilierbataillone ( 12. Sept. 1797) . Daß ihm dazu von Zastrow, Prinz Hohenlohe, dem Herzog von Braunschweig, v. Günther, Möllendorf, de Courbière, dem Landgraf Wilhelm von Hessen Glück gewünſcht wurde , mag zeigen, in welchem Kreise er damals schon bekannt und geachtet Seine neue Garnison wurde Johannisburg ; er ver lebte dort eine glückliche Zeit. Fest an den Grundlagen und Grundanschauungen des alten Heeres haltend , wußte

er schon damals in seinem Wirkungskreis die Gebrechen zu bekämpfen , den besseren Geist zu wecken , der erst nach den Unglückstagen von 1806 allgemeiner wurde. Er hand habte eine Disciplin so streng wie Einer, aber des ge= bräuchlichen Prügelns und Schimpfens bedurfte er nicht, er wußte ein festes soldatiſches Chrgefühl als ihren Grund zu schaffen; in der offenen , rings von Wald umgebenen Garnison kam keine Desertion vor. Eine größere , schwe rere Aufgabe rief ihn indessen bald hier wieder ab. Durch Cabinetsordre vom 6. November 1799 ward York Commandeur des Fußjägerregiments zu Mittenwalde, das, aus einer Jagercompagnie des ersten schlesischen Krieges hervorgegangen , statt im eigenen Geiste weiter gebildet worden zu sein , in arge Verwilderung versunken war. Diese mußte überwunden , fie mußten zu Soldaten gemacht und doch der freiere Jägergeist in ihnen erhalten werden. York war der Mann dazu. War Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten der strenge Dienstzwang un gewohnt, gegen die eiserne Beharrlichkeit des Comman = deurs kam kein Widerstreben , kein falscher , nur die Be= quemlichkeit verdeckender Eifer , gegen sein Beispiel keine Kritik auf, seine bitteren Sarkasmen verfolgten jede Un fähigkeit, jedes affectirte Sichgehenlassen immer auf's Neue. Dabei wußte er seinen Offizieren Abends in ſei= nem Garten oder in der Ressource mit gewinnender Kame= radschaftlichkeit und ohne jede Erinnerung an die peinlichen Vorgänge des Exercirplages zu begegnen ; auch seinen Jägern sah er manche Freiheit nach , kühne Wildschüß= streiche gefielen ihm. " Schon das nächste Herbstmanöver zeigte das Jägerregiment bedeutend verwandelt und der König sprach seine hohe Zufriedenheit mit Vork's Leistungen aus ; im Juni 1800 wurde er Oberstlieutenant." Am 2. Juni 1803 erfolgte die Ernennung zum Oberst der leichten Infanterie, und bei den Herbstmanövern des nåm= lichen Jahres erwarb er sich durch sein treffliches Ma= növriren und durch die Tüchtigkeit seines Corps allgemeinen Beifall; aber er kehrte nicht so glücklich nach Mittenwalde zurück; er hatte die einreißende Verderbniß des Heeres und des Staates feßt erst in der Nähe gesehen , und gerade jest rückte die Gefahr von Außen immer näher. Wie das Jahr 1805 kam , machte Preußen einmal gegen Rußland, dann wieder gegen Frankreich Front. Vork erhielt am 22. September Marſchbefehl ; seine feste, sichere Persön = lichkeit wandte damals eine große Gefahr von ihm ab. Ein Major Roeteken , ein alter wilder Mensch , glaubte längst in der strengen und neuen Dienstordnung eine per sönliche Verfolgung zu sehen ; nun ward er durch die Ver= hältnisse des Ausmarsches von seinem alten Feldwebel getrennt, auf dessen Geschäftshülfe er sich seit Jahren verlassen hatte. Er glaubte , das thue ihm nur des Ober sten Haß und Bosheit anz er suchte ihn auf mit zwei Das Nähere der Zu geladenen Pistolen in der Tasche.

*) Einmal hielt er folgende charakteriſtiſche Ansprache : „Alles int reiflich und behutsam erwogen; auch habe ich gethan, was zu allen Dingen den Segen bringt , babe Gott den Herrn um seinen allmächtigen Beistand angefleht ; wenn wir aber doch nicht gewinnen , so hole euch verfluchte Kerle alle der Teufel, denn ihr seid dann allein Schuld ! " (S. 89.)

fammenkunft weiß man nicht; Roeteken kommt zurück und fordert einen Kameraden auf der Straße auf, ein Glas Wein mit ihm zu trinken ; der schlägt es ab. Roeteken kommt in sein Haus ; gleich darauf ein Pistolenschuß, er hat sich den Kopf zerschmettert. " (Fortseßung folgt.) ,

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

12.

Samstag, Juli 1851.

№ N 83. 70

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Allgemeine

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Militär - Zeitung .

Oesterreichische Monarchie. Wien, 23. Juni. Im Kriegsministerium ," schreibt man dem Schwab. Merkur, widmet man gegenwärtig vor züglich dem Marinewesen eine ungetheilte Aufmerksamkeit, und es dürfte sich leicht der Fall ereignen , daß die Sum men , welche durch die fortwährenden Reductionen der Truppen erspart werden , auf der andern Seite durch die umfassenden Veränderungen in Anspruch genommen wer den, die man beim Marinewesen gegenwärtig vorbereitet. Es sollen nämlich nicht weniger als sechs Fregatten auf einmal gebaut werden , von denen vier mit Dampfmaschi= nen versehen werden , welch' lettere bereits bestellt worden find. Nechnen Sie dazu noch die eben vom Stapel ge Laufene Kriegsfregatte Novara und die bereits projectirte Dampffregatte Radesky, für deren Bau schon sehr hohe Summen eingelaufen sind, so werden Sie alsbald erken= nen, daß die Erfahrungen der lezten Jahre, in denen sich die Flotte des mächtigen Desterreichs vor der Seemacht des kleinen Sardiniens in wohlgeschüßte Häfen bergen mußte, gute Früchte getragen haben." Schweiz.

Bern, 2. Juli. Das neue Strafgeseßbuch für die eidgenössischen Truppen führt an der Stelle der bisherigen Kriegsgeseße, die über Schuld und Strafe zugleich ab sprechen, auch im Militär Schwurgerichte ein. Gebil det werden dieselben dadurch , daß aus einer Liste, welche die Namen fämmtlicher Offiziere, Unteroffiziere und Cor porale, wie von 14 Gemeinen aus jeder Compagnie ent= hält, 28 Mann ausgelooft werden, von denen von jeder Partei , dem Auditor als Ankläger und dem Angeklagten, acht abgelehnt werden können . Wenn die Todesstrafe in Verhandlung ist, so besteht die Jury aus 18 , in allen anderen Fällen aus 12 Geschworenen. Sie urtheilt über die Thatfrage; der Großrichter dagegen wendet das Straf geses an. Diesem werden zwei Richter, aus dem Offizier ftande, beigegeben, deren Stimmen bei Fällen der Lobes ftrafe entscheidend , in übrigen Fällen nur consultativ find. Während bisher jedem Kriegsgerichte noch zwei untere • Beamte des Justizstabs beigegeben waren, ein Auditor, nur ung ist Ankläger, ein und führte, Voruntersuch der die dem Auditor das Amt des Anklagers , die Voruntersuchung

hingegen dem Truppencommandanten oder einem von dem= selben zu bezeichnenten Offizier übertragen. Die bisherige (Pr. 3tg.) Anklagekammer fällt weg.

Spanien . (2) Im Laufe dieses Sommers werden von Seiten des Generalstabes wieder vierzehn Commissionen entsen= det , um die schon seit mehreren Jahren begonnene Auf nahme der Hauptstraßen des Königreichs und deren nächster Umgebung (vergl. A. M. 3. 1848, Nr. 99, 1849, Nr. 122, 1850, Nr. 71 ) fortzusehen. Im Ganzen sollen dießmal 428 Leguas Wegstrecken in allen General capitanaten der Halbinsel (Hauptstraßen , Provinzial straßen und gewöhnliche Wege) und in der Provinz Neu castilien auch das Schlachtfeld von Talavera aufgenommen und beschrieben worden. Portugal. (2 ) Unter dem Titel „ Varia fortuna de um soldado portuguez" hat der Brigadier João José da Cuncha Fidié in einem kleinen Bande eine Reihe von Mittheilungen über die zum Theil sehr widrigen Erlebnisse während sei ner militärischen Laufbahn im Halbinselkrieg , als Gou verneur der Provinz Pihauy u. s. w. veröffentlicht. Die portugiesische Revista militar empfiehlt die kleine Schrift, als in vielen Beziehungen lehrreich und anziehend geschrieben, den Angehörigen der portugiesischen Armee. Sardinien.

Turin, 13. Juni. Die Befestigungen der Stadt Casale werden nun eifrig in's Werk gesetzt ; mehrere Sappeurcompagnieen sind zn diesem Behuf vor Kurzem dahin abgegangen. An der Seite nach dem Po zu ist bereits ein Graben und eine Pallisadenreihe um die Stadt, welche während des leßten Krieges auf Befehl des Mini Die feßige fteriums Gioberti-Ratazzi errichtet wurde. Regierung will dem Anschein nach in die Fußstapfen ihrer Vorgänger treten und aus der Stadt eine ansehnliche (A. A. 3.) Festung machen.

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Literatur.

loren, Blücher mußte am 7. November bei Ratkau capi= tuliren. York war im furchtbaren Straßenkampfe schwer verwundet in Gefangenschaft gerathen ; nachdem er einiger maßen hergestellt war, ward er auf Ehrenwort mit der Weisung entlassen, in seiner früheren Garnison Mitten walde bis zur etwaigen Auswechselung zu bleiben. Das erste Buch der vorliegenden Biographie endet mit dieſem Hauptabſchnitt im Leben York's . Das zweite, nun beginnende, geht bis zur Convention von Lauroggen. Vork war nach manchen Ausflüchten endlich ausgewechselt worden ; am 18. Juni 1807 befand er sich in Königsberg, an demselben Tage wurde er durch Cabinetsschreiben zum Generalmajor ernannt. Der Krieg war beendet. Kaiser Alexander hatte vor dem Ausbruch desselben den König vor den Garden mit den Worten umarmt : „Nicht wahr, keiner von uns beiden fällt allein , entweder Beide zusam men oder gar keiner." Nach der Schlacht von Friedland schloß er ohne seinen Verbündeten einen Waffenstillstand (21. Juni) , einige Tage später wurde auch Preußen ein solcher bewilligt. Der Friede von Tilsit brachte jede De= müthigung und Schmach über Preußen. Da hatte man in der königlichen Familie die Empfindung , „jezt alle Kraft zusammenzunehmen , Alles von Grund aus zu beſ= fern , alle Schäden zu heilen , im engeren Raume desto Tüchtigeres leisten zu müssen." Man trug Vork an, Er= zieher des Thronerben zu werden; er lehnte es in einem Schreiben ab, das seiner klaren Anschauung wie seinem Charakter gleiche Ehre macht. Er wurde nun zum Mar= schall Soult geschickt, um über die Räumung des rechten Weichselufers und das damit Zusammenhängende zu unter handeln. Was er von der schamlosen Mißhandlung und Aussaugung des Landes sah , was er vom Uebermuth des Feindes leiden mußte , erhöhte seinen Haß; der König rief ihn am 14. November unter Bezeugung seiner Zufrieden= heit zurück. In der nun folgenden Zeit der inneren Reformation ging York seinen eigenen Weg. Er sah das Uebel der Zeit , aber er glaubte es allein in den Charakteren und Persönlichkeiten , nicht im Wesen des alten Staates und Systems gegründet ; er meinte , man sollte nur mit Energie auf den alten Grund zurückgehen , von ihm aus die Men schen besser machen , das allein vermöchte zu retten. Auf diese Weise konnte er kein Freund von Stein fein; viel= mehr finden wir in seinen Briefen recht bittere , ja gehäs= sige Aeußerungen über ihn. Auch mit Scharnhorst und dem ganzen Kreis der tüchtigsten Männer, die damals nach der großartigsten , wahrhaft rettenden Idee die Um= gestaltung des Heeres in die Hand nahmen , verfeindete er sich; mit Manchem versöhnte er sich hernach und beson ders Scharnhorst gewann seine ganze Achtung, doch gegen einen der edelsten dieser edlen Genossenschaft blieb ihm ein unversöhnter Groll , ein Groll , der darum nicht in mil derem Licht erscheint , weil ihn Gneisenau eben so unver= söhnlich erwiederte." Dafür stimmte Vork desto entschie= dener mit jenen Männern im Haß gegen die Fremdherr schaft überein. Verfrühten Versuchen , geheimen Verbin dungen, hochfliegenden Berechnungen auf einen Aufstand in Masse war er nach seiner Art entschieden abhold ; aber 1809 lägen die Geschicke Europas in Friedrich Wilhelm HI. Hand. Ein großer und kühner Entschluß, der Bund mit

Das Leben des Feldmarschalls Grafen York von Wartenburg, von Joh. Gust. Droysen. gr. 8. Berlin 1851. Verlag von Veit I. Band. u. Comp. (X u . 554 S. ) 3 Thlr. (Fortseßung.) Die preußische Politik kam 1805 überall zu spät; 1806 erreichte sie den Höhepunct zweideutiger und verderblicher Rathlosigkeit. Nachdem jede schmachvolle Schwäche gegen Außen erschöpft war, riethen die nämlichen Minister, voll Furcht vor der inneren Erbitterung , dem König , sich in den Krieg zu stürzen . Aber die Leitung des Heeres war nicht besser wie die des Staates; die strategische Ueber= genialität der Phull's und Massenbach's auf der einen, die eingerostete Schwerfälligkeit der Maschine auf der an= deren Seite. Der Generalstab wies unter Anderm York ein Dorf zum Quartier an, das ſeit dem dreißigjährigen Kriege nur noch dem Namen nach eristirte; im großen Hauptquartier verwirrten sich in den Berathungen der Kriegsräthe die Meinungen immer mehr. Es ward unter dem Herzog von Weimar ein Corps von 12,000 Mann, darunter auch York mit seinen Jägern , entsendet , um eine Art Isolanistreich auszuführen , während der Hauptschlag nahe war. Zu spät rief man es zurück. In der Nähe von Erfurt erfuhr es die furchtbare Niederlage des preu ßischen Heeres; ein Versuch, sich hier zu halten , hätte geheißen, das Corps aufopfern; es galt aber gerade, das felbe als einzigen festen Kern dem Heere zu erhalten. Man marschirte über Dingelstedt dem Harz zu ; Lieutenant v. Hellwig gelang es, bet Eisenach in einem kühnen An fall mit 50 Husaren 10,200 Gefangene zu befreien , sie weigerten sich, die Waffen wieder zu nehmen , eine furcht bare Kritik des alten Systems." Das Weimar'sche Corps ging über Clausthal und Goslar durch den Harz; in Wolfenbüttel traf man mit Blücher zusammen , der ein paar tausend Mann und 40 Geschüße hierher gerettet hatte. Beide Corps , von Magdeburg abgeschnitten , brachen nun, das Blücher'sche einen Marsch voraus , auf, über Königslutter, Debisfelde , Gardelegen , Stendal die Elbe zu erreichen. Das überlegene Soult'sche Corps verfolgte ; doch gelang es fenen , am 26. October bei Sandau glück lich über die Elbe zu kommen ; York machte dieß möglich, er hatte die Nachhut und wußte das günstige Terrain bei dem Dorfe Altenzaun so trefflich zu benußen , seine Jäger so meisterhaft zu führen, daß er den nachdringenden Feind mit namhaftem Verlust zurückwarf. Auch während des ferneren Rückzugs vollzog er gleich meisterhaft die gleiche schwere Aufgabe. Die lezte Hoffnung, eine namhafte Macht zusammenzubringen und mit ihr Stettin zu errei chen, war, als der Fürst von Hohenlohe mit 10,000 Mann bei Prenzlau (28. October) sich kriegsgefangen gab, zu Schanden geworden. Der Herzog Herzog von Weimar war in sein Land zurückgegangen und Blücher hatte den Oberbefehl über die noch etwa 20,000 Mann starken Corps übernommen. York lieferte glänzende Nachhutgefechte bet Wahren und Noffenthin ; aber was half es? Der eilige Rückzug sezte den Truppen furchtbar zu , am 5. und 6. November erreichten sie Lübeck. Der Feind griff noch am nämlichen Tage von drei Seiten an , die Stadt ging ver

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Desterreich, auf dem Grunde, bis zum lcßten Augenblick auszuharren, konnte damals die Fremdherrschaft brechen; und es hätte hernach nicht der russischen Hülfe bedürft, die mit dem russischen Einfluß zu theuer erkauft wurde. Wie York über diese Möglichkeit dachte , hat er nicht aus gesprochen , aber er that in seinem Wirkungskreis Alles, um Preußen zu einem Kampfe tüchtig zu machen ; und auch als Desterreich Frieden gemacht hatte und jede bes sere Hoffnung verschwunden schien , war er, gleich dem Seemann, der bis zur lezten Planke auf dem sinkenden Schiffe aushält, raſtlos bemüht , dem kommenden Unheil den Weg zu verlegen. In den ersten Januartagen 1809 hatte York den Be fehl über die westpreußische Brigade übernommen ; am 17. Februar 1810 ward er zum Generalinspecteur der leichten Truppen - die dritten Bataillone (Füsiliere) der Regi menter, 2 Jägerbataillone , das schlesische Schüßenbataillon und die 6 Husarenregimenter ernannt. Nicht blos treffliche Instructionen von bleibendem militärischem Werthe, deren allgemeine Einleitung musterhaft klar, kurz und anschaulich den Dienst der leichten Truppen in einer Weise zeichnen, wie es bis heute nur wenigen Werken gelungen ist ; auch die praktische Leitung der Uebungen thaten dar , wie sehr er seiner neuen Aufgabe gewachsen war. "Haben Andere das Verdienst genialer Formationsentwürfe, großartiger strategischer Combinationen , so gebührt ihm, wenn nicht ausschließlich , doch in vorzüglichem Maße der Ruhm , aus jenen Formationen und für diese umfassenden Pläne taktische Körper so ausgebildet und , wenn man so fagen darf, belebt zu haben, wie sie demnächst der Krieg bewähren sollte. Er ist recht eigentlich der Lehrmeister der neuen preußischen Armee geworden." Um diese Zeit erhielt York auch seine Familie dauernd wieder, die inzwischen meist von ihm getrennt in der äußersten Einschränkung gelebt hatte. Seine Thätigkeit war aber von nun an auf größere Dinge gerichtet, welche das Interesse ausschließlich in Anspruch nahmen. In dem Maße , als sich der Bruch zwischen Rußland und Frank reich vorbereitete, ward Preußens Lage immer schwerer, die Unhaltbarkeit seiner Stellung , die Unmöglichkeit einer Neutralität immer klarer. Napoleon hatte das Land so mißhandelt, daß er auf eine aufrichtige Verbindung un möglich rechnen konnte ; auch war er weit entfernt, das selbe den Verträgen gemäß zu erleichtern. Seine Truppen hatten es erst auf alle Weise ausgesogen und bedrückt, dann viel zögernder verlaſſen als festgescht war; die Con tributionen waren zu einer kaum erschwinglichen Höhe hinaufgetrieben worden. Jcht verweigerte man vertrags widrig die Räumung von Glogau unter wichtigen Vor wänden. Die französischen Festungsbesagungen machten

geäußert , „können nicht bestehen , wenn deren Eristenz der Politik und den Vortheilen der großen Mächte entgegen ist, welche wie ein reißender Strom Alles verschlingen, worauf sie in ihrem Laufe stoßen." An der Elbe waren Magdeburg, Torgau, Wittenberg; an der Oder Stettin, Küstrin , Glogau ; an der Weichsel Danzig , Thorn , War schau in Napoleons Gewalt , die vertragsmäßig zugestan= denen Militärstraßen durchschnitten die Monarchie. Im Februar 1811 verbreiteten sich Gerüchte von bedrohlichen Rüstungen im Herzogthum Warschau ; York erhielt vom Cabinet den Auftrag , geheime Erkundigungen einzuziehen. Er that dieß in einer Weise, welche die ganze Bedeutung der Sachlage auffaßte ; es galt, sich auf den äußersten Fall gefaßt zu halten. Das Heer war, Dank Scharn horst's unablässigen Bemühungen , weit stärker , als es die Uebereinkunft von 1808 gestattete ; man müßte , im

" die unverschämtesten Forderungen ; französische geheime Agenten trieben in Berlin und durch's ganze Land ihr verderbliches Spiel und schürten alle schlechten Gefin nungen und Leidenschaften wider die Rettungsarbeit der Besseren. Das franzöfifche Cabinet bewies bei allen Ver handlungen gegen Preußen Uebermuth und Verachtung. Ließ Napoleon nur darum das Land bestehen , um es auf eine Art auszusaugen , wie er es selbst bei einem völlig unterworfenen Staate kaum gekonnt hätte ? „Kleine Staa ten," hatte sein Minister gegen den ruffiſchen Gesandten

eigenen Lande überall von den Franzosen umstellt, die Befehlshaber in den Provinzen für eine plöglich herein brechende Gefahr mit außerordentlichen Vollmachten ver sehen. Doch das Cabinet , wenn auch die Auerbietungen an Napoleon ohne Frucht geblieben waren , wollte die "1 Entscheidung über Krieg und Frieden nicht der oft sehr ündiplomatischen Reizbarkeit eines Generals überantwor= ten." Nur York, weil man ihm völlig vertrauen durfte und weil die Gefahr in Westpreußen besonders wegen Danzig und Thorn am größten schien , erhielt die Voll macht. Ein Schreiben von ihm an Scharnhorst ( 13. Mai 1811 ) voll bescheidenem Mißtrauen in sich selbst , voll Kraft und Treue beweist, in wie großem Sinn er sie auf= faßte. Er schrich später davon : „Ew. K. Majestät haben meinen Händen eine Vollmacht anvertraut, welche mir einen Theil Allerhöchst Ihrer Königlichen Gewalt in be= sonderen Fällen überträgt, " aber nie hätte ihn sein tiefer Haß gegen Frankreich , nie Ehrgeiz oder ähnliche Regung bewegt, anders als im äußersten Fall für König und Vaterland davon Gebrauch zu machen : und doch war er am wenigsten der Unentschtoffene und Schwankende , der unter seinen Befugnissen zu bleiben vorzog, aus Furcht, sie zu überschreiten, am wenigsten war er so langsamen Kopfes, so trägen Blutes , über die nächsten Kleinigkeiten die volle Bedeutung seiner Lage zu vergessen oder zu über sehen." Während die Gefahren immer drohender heran rückten , in Polen immer stärker gewaffnet wurde , die fran= zösischen Festungsbesaßungen sich mehrten, bedeutende Trup= penmassen sich gegen die Elbe schoben , geschah von York nicht ein übereilter oder unbesonnener Schritt; er nahm seine Maßregeln , wußte dem General Rapp in Danzig gegenüber das Ansehen des preußischen Generals zu be= haupten , obgleich die halbe Politik des Cabinets seine Stellung unendlich schwer machte , er hörte nicht auf, die ses Cabinet immer auf's neue mit trefflichen Nachrichten, Anschauungen und Warnungen zu versehen. Und dabet hatte er mit der lauen Stimmung einer Bevölkerung , die durch die immer neuen Täuschungen einer ungewissen scheuen Politik um alles Vertrauen gebracht war , mit dem Wider streben und der Unfähigkeit schlechter Beamten und Ein= richtungen , mit der aufrührerischen Gesinnung der katho= lischen Geistlichkeit und der polnischen Edelleute zu fam pfen. In seiner Pflicht machte ihn das nicht irre. Als Bülow (Dennewiß) um diese Zeit ihm als Brigadier un=

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tergeordnet wurde , schrieb er an Scharnhorst einen bitteren Brief, daß man sie Beide , die seit Langem die feindlichsten Gesinnungen wider einander trügen , in so unmittelbare Verbindung bringe. Scharnhorst antwortete würdig und edel mit dem Vertrauen auf sein hohes Pflichtgefühl; und er hatte sich nicht geirrt. York hatte im August das Gouvernement Westpreußens erhalten , im November erhielt er das ostpreußische dazu ; mit Schön, dem Civilgouverneur in Preußen , verstand er fich trefflich; er verabredete mit ihm die Formation der allgemeinen Erhebung . Der Ausbruch schien nahe ; schon hatten französische Truppen zu allen andern Uebergriffen noch das preußische Gebiet verlegt ; da kam die Nachricht vom Allianztractat , den Preußen mit Frankreich geschlossen (24. Februar 1812). Im Sommer 1811 hatte sich der König im Fall eines Krieges für ein Bündniß mit Ruß land entschieden ; nun meinte er die Zeit dazu noch nicht gekommen. Einer seiner Adjutanten , Knesebeck, hatte im nahen russischen Krieg die Möglichkeit gefunden, gegen Napoleon zwei Bundesgenossen in's Feld zu führen, denen er erliegen müsse , Zeit und Raum." In einer geheimen Audienz trug er dem König seine Gedanken vor. Der König, nach seiner Natur, die wenig Vertrauen auf eine allgemeine Erhebung sezte , gab ihnen seinen Beifall und sandte Knesebeck mit einem eigenhändigen Schreiben nach Petersburg, während seine Sendung öffentlich einen an= dern Schein hatte. So mochte der König auf bessere Zeit zum Bruch mit Frankreich hoffen ; da blieb ihm denn keine Wahl als das Bündniß. Preußen verpflichtete sich, 20,000 Mann Hülfstruppen zu stellen , General Grawert ward auf den Wunsch Napoleons erster, York , später (Ende März) zum Generallieutenant ernannt , zweiter Befehls haber; am Schluß der betreffenden Ordre hatte der König eigenhändig hinzugefügt : „ Es ist Mir äußerst viel daran gelegen , daß Sie die Ihnen bestimmte Stelle annehmen, da Mir Ihre bewährte Treue , Anhänglichkeit und Kriegs= erfahrung zur Genüge bekannt ist und ein solcher zuver lässiger Mann bei diesem Corps und unter solchen Um= ständen unumgänglich nothwendig wird . Ich werde jede Gelegenheit wahrnehmen , Ihnen dafür Meine Dankbar keit zu beweisen." York , die Bitterkeit , die ganze Größe und Schwere seiner Aufgabe klar empfindend, gehorchte. Scharnhorst zog sich zurück , Gneisenau nahm seine Ent laffung , Clausewiß , Boyen , Barner und viele Andere, denen das Herz zu schwer wurde," im Ganzen 330 Of= fiziere, folgten seinem Beispiel. Das Hülfscorps ward mit Polen , Rheinbündnern und Franzosen zum 10. Armeecorps vereinigt , welches den äußersten linken Flügel der großen Armee bilden sollte. Es war die schwerste der schweren Prüfungen , die dem preußischen Heer seit 1806 auferlegt wurden. York ver stand mit meisterhaftem Takt die Rolle des Anführers der Hülfstruppen eines selbstständigen Staates ſtatt der rhein bündnerischen Unterthänigkeit , die man ihm gerne aufge drängt hätte , zu behaupten; auf der anderen Seite wußte er seine Truppen im Gefühl zu erhalten , daß sie „ Preußen und ihres Königs seien." Die französischen Truppenmaffen Truppenmassen bewegten sich durch das furchtbar ausgesogene, von ſchwe=

rer Mißernte heimgesuchte Ostpreußen heran ; die ersten Berührungen der Preußen und Franzosen waren zum Theil peinlich. Napoleon , während er den Staat auf alle Weiſe erniedrigte , suchte die Generale und Truppen an sich zu fesseln und gab ihnen im Marschall Macdonald einen Chef von der einnehmendsten Persönlichkeit. In Insterburg hielt er Parade über Preußen , Polen , Italiener, Rhein bündner. Die Truppen empfingen ihn mit dem „vive l'empereur , " nur die Preußen schwiegen. Napoleon war von ihrer trefflichen Haltung sichtbar überrascht ; er stellte sie seinen Garden als Muster vor : „auch Das gehöre zum Dienst. " Bald bewährten sie auch ihre kriegerische Tüchtigkeit. In kleinen, aber durch die Marschordnung und die langen Wagenzüge höchst beschwerlichen Märschen ging es vorwärts . Am 19. Juli hatten die Preußen ein glänzen des Gefecht bei Eckau; York , anfangs mit dem Befehl eines Truppencorps in Memel betraut , übernahm am 13. August von dem erkrankten General Grawert das Commando über das preußische Hauptcorps vor Riga. Dasselbe stand dort in sehr ausgedehnter Stellung von Dahlenkirchen an der Düna über Olai bis Schlock, gegen welche die Ruffen schon einmal , am 6. und 7. August, einen Stoß versucht hatten. Am 22. griffen ſie den Posten von Dahlenkirchen mit vierfacher Ueberlegenheit an und warfen die Preußen , nach einem sehr tapferen Widerstand (besonders von Seiten der pommer'schen Füsiliere) , mit einem Verlust von 25 Offizieren und 775 Mann eine Meile weit zurück; 2 Tage später nahmen diese indeß ihre Stellung ohne Kampf wieder ein. Die sich immer wieder holenden kleinen Gefechte , der äußerst beschwerliche Dienst in so schwierigem Terrain waren eine treffliche Schule für Offiziere und Soldaten. Vork hielt sie mit unerschütter licher Strenge in Allem , was den Dienst und die Zucht betraf: aber war auch seine Art oft bitter und nieder= drückend , so gewann doch das Corps Ruhm und Ehre unter ihm und er selber wußte den preußischen Namen kräftig zu vertreten. Man erzählte sich mit Stolz, er sei mit einem höheren französischen Offizier, der gesandt war, in seiner Nähe zu sein , weit über die Vorposten hinaus geritten ; in den Bereich des feindlichen Kanonenfeuers gekommen , habe dieser auf die Gefahr aufmerksam gemacht und gefragt, ob es nicht besser sei , sich zu entfernen ; York habe erwiedert: „ein preußischer Offizier würde solche Frage nicht gethan haben ," und sei noch eine halbe Stunde unter den Kugeln weiter geritten. Inzwischen war die Garnison in Riga bedeutend verstärkt worden ; am 26. rückten die Russen mit großer Nebermacht gegen die preu ßische Stellung , am 26. und 27. wurde das Corps auf allen Puncten zurückgedrängt und am 28. September war der große, ursprünglich zur Belagerung von Riga herbei geführte französische Park in Ruhenthal sehr bedroht. Doch General York, der nun sein ganzes Corps bei einander hatte, wußte den Feind im getrennten Vorrücken zu treffen´ und schlug ihn am 29. September bei Bauske und am 30. bei Lautschkrug dergestalt , daß er mit einem Verlust von fast 5000 Mann den Preußen die alten Stellungen wieder überlassen mußte. (Fortseßung folgt. )

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gebruct.

Dienſtag ,

N 84.

15. Juli 1851 . 330 BESIGN

memet

1901

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de

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Allgemeine Militár - Zeitung. Preu ſi e n .

vier Klaſſen und betragen monatlich 1 ) für Oberfeuer

werfer, Feldwebel und Wachtmeiſter in der 1. Klaſſe 8, 2. Kl. 6,3. Kl. 5, 4. RI. 3Thlr.; 2) für Vicefeldwebel nachſtehende, vom 1. Juni d. 3. datirte Geſet über die und Serſdanten in der 1. Kl. 6 Thlr. , 2. Kl. 5 Thlr., Verſorgung der Militär- Invaliden vom D ber- 3. Kl . 4 Thlr., 4. Kl. 2 Thlr. 15 Sgr.; 3) für Feuer feuerwerfer, Feldwebel und Wachtmeiſter ab- werfer und Unteroffiziere in der 1. RI. 5 , 2. KI. 4 , Die Preußiſche Geſeßſamn:lung Nr. 23 enthält das

3. Kl. 3 , 4. Kl. 2 Thlr.; 4) für die übrigen Soldaten

wärts :

S 1. Diejenigen Soldaten vom Oberfeuerwerfer, Feldwebel und Wachtmeiſter abwärts , welche im activen Mi-

in der 1. Kl. 3 Thlr. 15 Sgr., 2. Kl. 2 Thlr. 25 Sgr., 3. RI. 2 Thlr. , 4. RI. 1 Thlr.

S 7. Die Invaliden =

litärdienſte oder in Folge desjelben invalide geworden ſind, penſion erſter Klaſſe darf nur ſolchen Ganzinvaliden , welche ſollen , nach den näheren Beſtimmungen dieſes Geſeßes, völlig erwerbsunfähig , diejenige zweiter ålafie nur ſolchen , angemeſſen verſorgt und alle Invaliden des Heeres , ohne

welche größtentheils oder völlig erwerbsunfähig , und die

Unterſchied der Waffengattung oder des Truppentheils, jenige dritter Klaſſe nur ſolchen , welche mindeſtens theil weiſe erwerbsunfähig geworden ſind , bewilligt werden. nach gleichen Grundfäßen behandelt werden. Abſchnitt I. Soldaten , welche unmittelbar aus dem Bei noc vorhandener vollſtändiger Erwerbsfähigkeit iſt activen Dienſte als Invalide entlaſſen werden . S 2. Die nur die Bewilligung der Penſion vierter Klaſſe zuläſſig. unmittelbar aus dem activen Dienſte ſcheidenden Invaliden

Mit dieſer Maßgabe wird der Anſpruch auf eine Penſion

ſind entweder : A. Halbinvalide, d. h. ſolche, die noch entweder 1) durch eine gewiſſe Dienſtzeit (SS 8-11 unter ,

zum Garniſondienſte fähig , oder B. "Ganzinvalide, Nr. 1 ) oder 2 ) auch ohne Rüdſicht auf die Dauer der

ſolche, die zu keinerlei Militärdienſten mehr tauglich ſind. Dienſtzeit ( SS 8-11 unter Nr. 2 und 3 ), erworben. A. Halbinvalide. $ 3. Soldaten, welche entweder 1 ) nach einer Dienſtzeit von mindeſtens 12 Jahren , oder 2) bei dem Beſige eines im Kriege erworbenen preußiſchen Militärehrenzeichens, oder 3) durch a. Verwundung vor

S 8. Die gnvalidenpenſion erſter Klaſſe erhalten Ganz invalide , wenn ſie entweder 1 ) nach einer Dienſtzeit von mindeſtens 21 Jahren , oder 2) bei dem Beſiße eines im Kriege erworbenen preußiſchen Militärehrenzeichens, oder

dem Feinde , b . Beſchädigung bei unmittelbarer Ausübung 3 ) durch a. Verwundung vor dem Feinde, b. Beſchädigung des Dienſtes, oder c. eine während des activen Militär- bei unmittelbarer Ausübung des eigentlichen Militärdien dienſtes überſtandene contagiöſe Augenkrankheit halbinva- ſtes (alſo mit Ausſchluß von Dekonomie - oder Aufwarte lide geworden ſind , werden nach ihrer Wahl und unter

dienſten ), oder c. gänzliche Grblindung in Folge einer

Berücſichtigung ihrer Charge (S 17 ) entweder einem Gar- während des activen Militärdienſtes überſtandenen con. niſontruppentheile überwieſen oder mit der Penſion vierter tagiöſen Augenkrankheit völlig erwerbsunfähig geworden Riaſſe für Ganzinvaliden (S 6) entlaſſen . S 4. Halb- find. S 9. Die Invalidenpenſion zweiter Klaſſe erhalten

invalide, welche nach mindeſtens 12jähriger Dienſtzeit aus- Ganzinvalide, wenn ſie entweder 1) nach einer Dienſtzeit ſcheiden und ſich ſtets gut geführt haben, können auch lediglich durch Verleihung des Anſpruches auf eine Verſorgung im Civildienſt mittelſt Ertheilung des Civilver-

von mindeſtens 15 Jahren , oder 2) bei dem Beſiße eines

im Kriege erworbenen preußiſchen Militärehrenzeichens, oder 3) burch a. Verwundung vor dem Feinde, b. Beſcha=

ſorgungsſcheins abgefunden werden, wenn ſie dieſe Abfin- digung bei unmittelbarer Ausübung des Dienſtes, oder dung denjenigen Årten der Verſorgung vorziehen, auf c. eine während des activen Dienſtes überſtandene con welche ſie nach S 3 Anſpruch haben . B. Ganzinvalide. S 5. Ganzinvalide, denen ein

tagiöſe Augenkrankheit größtentheils erwerbsunfähig ge S 10. Die Žnvalidenpenſion dritter Riaſſe

worden ſind .

Anrecht auf Verſorgung zuſteht, erhalten entweder eine erhalten Ganzinvalide , wenn ſie entweder 1 ) nach einer Invalidenpenſion und daneben , falls ſie ſich ſtets gut ge-

Dienſtzeit von mindeſtens 12 Jahren , oder 2) bei dem

führt haben , den Civilverſorgungsſchein , oder ſie werden

Beſiße eines im Kriege erworbenen preußiſchen Militär

in eine Invalidenanſtalt, reſp. eine Invalidencompagnie ehrenzeichens, oder 3) durch eine der im § 9 uuter Nr.3, aufgenommen. $ 6. Die Juvalidenpenſionen zerfallen in a. b. c. bezeichneten Urſachen theilweiſe erwerbsunfähig

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geworden sind. § 11. Die Invalidenpension vierter Klasse erhalten Ganzinvalide, wenn sie entweder 1 ) nach einer Dienstzeit von mindestens 8 Jahren , oder 2) bei dem Besige eines im Kriege erworbenen preußischen Militär ehrenzeichens , oder 3) durch eine der im § 9 unter Nr. 3, a. b. c. bezeichneten Ursachen Ganzinvalide geworden sind. § 12. Invalide , welche verstümmelt oder ganz erblindet find (§ 13) , werden unter allen Umständen als völlig erwerbsunfähig angesehen. § 13. Invalide, denen die Pension erster Klasse zusteht, erhalten, wenn sie verstüm melt oder ganz erblindet sind , ohne Unterschied der Charge, eine Pensionszulage, und zwar : beim Verlust beider Arme von 3 Thlr. 15 gr. , des rechten Armes von 2 Thlr., des linken Armes von 1 Thlr. 15 Sgr. , beider Füße 2 Thlr. 15 Sgr. , eines Füßes 1 Thlr. , bei völliger Blindheit beider Augen 2 Thlr. 15 Sgr. monatlich. § 14. Tritt der Dienstzeit, welche den Anspruch auf eine der höheren Pensionsklassen begründet (§§ 8-11, Nr. 1 ), nicht der für diese Pensionsklasse erforderliche Grad der Erwerbsunfähigkeit (§ 7) hinzu , so wird nach dem Maße der legteren die Pension einer geringeren Klasse bewilligt. S 15. Diejenigen Oberfeuerwerker, Feldwebel und Wacht meister, welche zur Pension erster Klasse berechtigt find, erhalten statt derselben nach 30jähriger Dienstzeit eine monatliche Pension von 10 Thlrn., nach 40jähriger von 12 Thlrn. und nach 50jähriger von 15 Thlrn. § 16. In die Invalidenhäuser und Invalidencompagnieen werden nur solche Ganzinvalide aufgenommen , welche Anspruch auf die Pension erster Klasse haben. Vorzugsweise find darunter diejenigen zu berücksichtigen, welche einen Arm oder Fuß, oder beide Arme oder Füße verloren haben, oder auf beiden Augen erblindet sind. Für die Aufnahme in ein Invalidenhaus ist maßgebend , daß die Invaliden nur zum vierten Theile der etatsmäßigen Mannschaft des Hauses verheirathet sein und Kinder über 14 Jahre nicht bei sich haben dürfen. (Fortseßung folgt.)

Ausgabenbudgets beschäftigt ist , hat nun den Antrag an den König gestellt , jene Mannschaft eines jeden Regi= ments , welche bereits 4 Jahre gedient , zu den dritten Bataillonen zu verseßen und selbe ohne Katenbezug zu beurlauben. Dagegen sollen als Cadres dieser Bataillone von jeder Compagnie präsent bleiben : 1 Hauptmann , 1 Oberlieutenant , 1 Feldwebel , 1 Serschant, 4 Corporale und 6 Soldaten. Da die ganze Dienstzeit eine sechs jährige ist , so beruht obiger Vorschlag auf dem System, daß die Soldaten nach Beendigung von zwei Dritteln der Dienstzeit sofort in Urlaub gelassen und außer Raten ge= (N. Pr. 3tg.) sezt werden sollen.

Baden. Karlsruhe , 3. Jult. Im Kriegsministerium ist man gegenwärtig darauf bedacht, die Militärschule für Cadetten in der Weise zu reorganisiren, daß die Zöglinge in der, Schule selbst unter gehöriger , immerwährender Aufsicht stehen und keine Wohnungen außerhalb derselben mehr beziehen dürfen . Auch soll es mit den Aufnahms bedingungen strenger als bisher gehalten und eine höhere wissenschaftliche Ausbildung verlangt werden. Wer die Zustände unseres Militärs genau kennt , muß dieser Ab= sicht des Kriegsministers v. Roggenbach seinen vollsten (Köln. 3.) Beifall schenken .

Bayern. München, 5. Juli. Der König hat den Prinzen Luitpold beauftragt , sämmtliche Festungen , Waffen pläge und Zeughäuser diesseits und jenseits des Rheins zu inspiciren und über den Befund ausführ lichen Bericht zu erstatten. Der Kriegsminister (v. Lüder), welcher unablässig mit der Reduction des Militär

Kurhessen. Kassel, 27. Juni. Die heutige Nummer der „Kasseler Zeitung" bringt in ihrem amtlichen Theil die Verord nung, wornach " die Verpflichtung zur Beob= achtung und Aufrechthaltung der Landesverfas= sung aus dem Dienst- und Fahneneide der Offi = ziere des hessischen Armeecorps wegzulassen ist. " Das Gesez vom 26. October 1848 wird aufgehoben, und tritt die dadurch aufgehobene Vorschrift des §. 107 der Verfassungsurkunde wieder in Wirksamkeit. Die eidliche Verpflichtung der Offiziere soll wieder nach der in den Kriegsartikeln enthaltenen Formel des Soldateneides vor genommen werden ; die Offiziere werden von ihrem gegen= wärtig in Kraft stehenden Eid entbunden und alsbaldige Vornahme der anderweitigen Vereidigung verheißen. (A. A. 3.)

Oesterreichische Monarchie. Pest , 19. Juni. Nachdem die Festungswerke von Ofen ganz vollendet dastehenjene auf dem Blocks = berge welche die Festung beherrschen , täglich weiter vorwärts schreiten , soll nun auch die Pester Seite ihren Antheil erhalten , indem bereits der Beschluß gefaßt wor= den ist , auf derselben einen befestigten Brückenkopf zu bauen , um sich so des Donauübergangs zu versichern. Dem Vernehmen nach ist Major Nadler des Generalstabs beauftragt , die nöthigen Pläne zur Ausführung dieſes Projectes zu verfassen, das ungesäumt in Angriff genom = men werden soll. (C. Bl. a. B.)

Schweiz. Bern, 4. Juli. Der Bericht der vom National rath niedergesezten Commission zur Vorbera = thung des Geseßesentwurfes über die Beiträge der Kantone an Mannschaft und Material zum eidgenössischen Bundesheer ist erschienen. Nach der neuesten Volkszählung und dem § 19 der Bundesverfas sung , welcher vorschreibt , daß zum Bundesauszug jeder Kanton auf 100 Seelen schweizerischer Bevölkerung 3 Mann zu stellen habe, und die Reserve die Hälfte des Auszugs betragen solle, wird das Bundesheer aus 104,352 Mann bestehen , wovon 69,568 das Contingent, 34,784 die Reserve bilden. Die Aufgabe des Gesezes ist also, das Verhältniß der Specialwaffen zu dem Effectivbeſtand

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des Heeres auszumitteln , die ausgewählten Truppenkörper auf Bundesauszug und Specialwaffen angemessen zu ver theilen, und endlich jedem Kanton die zu stellende Mann schaft zu den einzelnen Waffengattungen zuzutheilen , nach Verhältniß ihres Vermögens und ihres speciellen Leistungs verhältnisses. Die 100 Compagnieen Scharfschüßen , wie fie der Bundesrath zur Hälfte für den Anszug , zur Hälfte für die Reserve verlangte, reducirt die Commission um 19, die fie der Reserve abzicht , so daß der Totalbestand des Scharfschüßencorps nicht auf 10,000 , sondern nur 7800 Mann zu stehen käme. Die Reservecavaleriecompagnieen sollen nicht 77, sondern nur 64 Mann stark sein. Schwyz soll statt der Sechspfünderbatterie eine Guidencompagnie liefern; Glarus dagegen soll , statt seine Guidencompagnie zu stellen, mit Appenzell- Außerrhoden sich zu einer Sechs pfünderbatterie vereinigen. Auf Baselstadt kommen mit 1023 Mann 203 Pferde. (Pr. 3tg.)

nal de Constantinople findet kaum Ausdrücke für den Anblick, den das großartige Schauspiel im Saale gewährt habe. Die Zöglinge beantworteten mit der größten Sicher heit die an sie gerichteten Fragen. Der Sultan vertheilte eigenhändig 44 aus mathematischen und phyſikaliſchen Jn= strumenten bestehende Preise und nahm hierauf die Zeich= nungen in Augenschein , deren Vollkommenheit, nach dem erwähnten Journale, jede Erwartung übertraf. Vor der Prüfung ernannte der Sultan die beiden ägyptischen Prin= zen zu Feriks (Divisionsgeneralen). (Pr. 3tg.)

Neuenburg, 3. Juli. Vergangenen Sonntag wurde die eidgenössische Artillerieſchule in Colombier durch einen Tagsbefehl des Obersten Denzler aufgelöst. Man konnte hierbei recht auffallend den Rückschritt bemerken, welcher sich seit dem Siege der Umsturzpartei auch im Militärwesen bemerkbar machte. Früher widmeten sich nämlich viele junge Männer von Bildung und Erziehung dem Militärdienste und besuchten mit großem Eifer die Militärschule, während sich jest alles zurückzieht und Nie mand etwas mit der gegenwärtigen Regierung und ihren Agenten zu thun haben will. (N. Pr. Ztg.)

Großbritannien . London , 11. Juni. Lord Ranelagh stellte gestern in Mulgrave House , in Gegenwart mehrerer Offiziere, Versuche mit einem preußischen Zündnadelgewehre an, zugleich wurden die Vorzüge der französischen Büchse von Mignet und der amerikanischen Revolvers , von Colt in der Erhibition ausgestellt , discutirt, aber nicht auf die Probe gestellt. Das Zündnadelgewehr, dessen Wunder man in England bisher für Fabel zu halten geneigt war, erwarb sich ungeheueren Respect. Die Versuche werden wiederholt, und fallen sie eben so günstig aus , wie die gestrigen , so wird die Einführung der preußischen Waffe im Unterhaus und beim Zeugamt betrieben werden . (H. C.)

Kußland und Polen. Aus Polen , 25. Juni. Im Laufe dieses Monats hat in ganz Polen eine Superrevision der militär pflichtigen Mannschaft stattgefunden , woraus man folgern will, daß auch die Aushebung der hierzu designir ten Mannschaften, welche sonst gewöhnlich im November und December erfolgt , in diesem Jahr früher eintreten wird. Auch vermuthet man , daß in diesem Jahr stärker recrutirt wird , wie bisher. Besonders strenge Maßregeln sind zur Ueberwachung der militärpflichtigen Mannschaften bei bei den den Juden Juden getroffen getroffen worden. worden . Nicht nur , daß_man ihnen bereits androhte, an ihrer Stelle, wenn fie flüchtig würden , deren selbst unmündige Angehörige einzuziehen, sondern es ist auch denjenigen Gemeinden, in welchen die conscribirten Juden ihren Wohnsiz haben, aufgetragen worden, über dieselben zu wachen, weil sonst die betreffende Gemeinde für jeden flüchtig gewordenen conscribirteu Ju= den, wenn an seiner Statt aus dessen Familie keine ge= eigneten Personen einzuziehen wären, 3 bis 4 Mann mehr (Br. 3.) Conscribirte liefern muß.

Spanien. (2 ) Nach einer in der neuesten Nummer der Revista militar enthaltenen Notiz ist die " Geschichte der spa nischen Infanterie ", welche der königl. Rath im Kriegs ministerium Don Serafin Estevanez Calderon in Auftrag der Regierung zu bearbeiten hatte (vgl. A. M. 3. Jahr gang 1848, Nr. 1 ) , ihrer Vollendung ganz nahe . Die Revista militar , welche in ihren Heften schon mehrfach Fragmente aus diesem für die Geschichte des spanischen Heeres so wichtigen Werke gegeben hatte, nimmt Veran= lassung, sich für eine baldige Veröffentlichung dieser in teressanten Arbeit auszusprechen.

Türkei.

Belgien. Konstantinopel , 21. Juni. Die Prüfung und Preisvertheilung in der Militärschule zu Kon= ftantinopel fand am 16. mit der größten Feierlichkeit statt. Se. Hoheit wurde unter dem Donner der Geschüße, dem Wirbeln der Trommeln und den lebhaftesten Zurufen der versammelten Menge von den Profefforen und Zöglingen empfangen . Der Sultan bestieg einen im Prüfungssaal errichteten Thron. Achmet Fethi Pascha , der Scheich ul Islam, der Seraskier , der Kapudan Pascha , der Minister des Aeußeren , der Sohn des verstorbenen Vicekönigs von Aegypten u. s. w. waren ebenfalls zugegen. Das Jour

Brüssel, 5. Juli. Die „ Independence belge" mel= det, daß der zu Disposition gestellte Generallieutenant Baron Chazal (ehemaliger Kriegsminister) durch königl. Derselbe foll Beschluß wieder in Activität versezt ist. das Commando der zweiten Infanteriedivifion übernehmen, deren Hauptquartier in Antwerpen ist.

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* Briefe an einen Kameraden.

Was wir verlangen, eigenes Beispiel gegeben werden. müssen zunächst wir selbst leisten. Wir dürfen uns nicht gestatten , was wir den Soldaten verweigern müssen. Der Gehorsam des Soldaten soll ein freudiger sein , aus dem Bewußtsein der Nothwendigkeit , aus dem Gefühle von Pflicht und Ehre , nicht aus der bloßen Furcht vor Strafe hervorgehen. Es wäre ein verwerfliches und in seinen Folgen unausbleibbar verderbliches Thun , wenn man den Soldaten mit allen Mitteln dienstlicher Strenge zum Ge horsam gegen Befehle anhalten wollte , die er täglich von den eigenen Führern verlegt sähe, wenn man ihm wehrte, was sich selbst zu gestatten der Führer kein Bedenken trüge. Die Geschichte zeigt in furchtbar warnenden Beispielen, wie das Gefühl erlittener Willkür , das auf solche Weise im Soldaten entsteht, zu einem freffenden Gifte wird, das innerlich die Disciplin löst und endlich zu strafwürdigen Thaten führt, deren sittliche Verantwortung allein die Höheren zu tragen haben, durch deren vornehme Selbst= emancipation von Gehorsam und Zucht dieses bittere Ge= fühl im Soldaten geweckt wurde. Wir sollen eine Dis ciplin gründen , die ſtark_ist, weil sie auf dem festen Grunde des moralischen Elementes im Soldaten ruht. Aber was wir gründen sollen , müssen wir selbst schon besigen ; es muß die bewegende Kraft sein , die unser Leben im Berufe leitet. Ich habe es zum öfteren schon ausgesprochen , daß ich die Anwendung der militärischen Strafgewalt nicht scheue. Ja ich verlange, daß sie in unnachsichtiger Strenge überall da eintrete, wo die kriegerische Zucht, das im Heere gel tende Gesez verlezt ist. Das Kriegsgeseß und seine Hand habung können nicht strenge genug sein , und zumal eben da bedürfen sie der eisernen Ünerbittlichkeit, wo man an den Heerangehörigen mehr fordert, als den bloßen Gehor sam gegen den äußeren Zwang , weil die Strafbarkeit jedes Vergehens in dem Maße wächst, als das Vergehen selbst als eine Verlegung höherer sittlicher Pflichten zu betrachten ist. Aber Entrüstung und zugleich Mitleid über beschränk= tes Urtheil muß es erregen, wenn selbst jetzt noch hier und da die Ansicht laut wird , daß die Beschränkung der disciplinären Willkür der Disciplin selbst schade, daß der Strafluft die Gränze allzu enge vorgezeichnet sei, daß die im Drange der lezten Jahre vielfach zugestandene Ent= fernung entwürdigender Körperstrafen , weil damit der Disciplin eine wirkungsvolle Handhabe genommen, beklagt werden müsse. Gerade die Berechtigung der disciplinären Willkür , des entwürdigenden Verfahrens gegen den Un= tergebenen müßte die wahre Disciplin von innen heraus zerfreffen, bis die leere Form jäh und verderblich zuſam= menbräche. Mit Recht spricht Xylander in seinen vortreff= lichen Betrachtungen über die Infanterie *) ein hartes

Von einem süddeutschen Offizier.

Achter Brief. *) Mein legter Brief gab ein düsteres Bild aus einer foldatisch armen Zeit, die nun lange schon hinter uns liegt, und die nie wiederkehren wird , wenn wir mit stets offenen Sinnen unsere Berufsaufgabe erfassen und mit ganzem Willen, mit ganzer Hingabe unserer Kräfte sie zu lösen suchen. Wir allein , die wir dem Heerdienste aus freier Wahl angehören, denen der ergriffene Stand auch wirklich der Stand des Berufes sein soll, ――― wir allein tragen die Verantwortlichkeit dafür , daß das Heerleben immer und überall der Bestimmung sich eingedenk zeige, für welche das Heer da ist. Ich verkenne nicht, daß oft äußere Dinge, deren Entfernung außer unserer Macht liegt, mit tiefgreifendem Einflusse dem echten, frischen soldatischen Leben entgegenwirken . Aber ich halte Hindernisse, welche uns einengen, nicht für schwer wiegend genug , um unsere Verantwortlichkeit dafür aufzuheben , daß wir innerhalb der unabwendbar gezogenen Gränzen das Mögliche zu ver wirklichen suchen. Selbst im engsten Wirkungskreise ist noch eine lohnende Thätigkeit möglich, und zudem fragt es sich denn doch auch, ob da , wo ein lähmender Einfluß behauptet wird , die Beschränkung der Wirksamkeit in Wahrheit so mächtig sei , als Unluft und bequemer Fata lismus fie glauben lassen. Wie ich auch wägen und prü fen mag, ich finde kein ander Resultat , als das , daß nur eben wir Offiziere, die wir Führer und Erzieher des Hee res zugleich sind , die volle Verantwortlichkeit dafür tragen, wenn dieses einmal das nicht sein und nicht leisten sollte, wozu seine Bestimmung es ruft. Die geschichtlichen Be züge, an die ich in meinen früheren Briefen anknüpfte, geben Belege hierzu , und Jeder kann innerhalb seiner Erfahrung in engeren und weiteren Kreisen Belege genug finden. Darum habe ich in meinen bisherigen Ausführungen minderes Gewicht auf Das gelegt, was wir an den Sol daten verlangen , als vor Allem darauf, was wir selbst thm gegenüber in unserer eigenen Berufsthätigkeit, in un serem eigenen Leben leisten sollen. Nur wenn wir selbst im ganzen Sinne den Anforderungen unserer Pflicht und unserer Stellung Genüge thun , nur dann erst haben wir ein wahrhaft vollbegründetes Recht, auch an den Soldaten das Höchste zu verlangen, und , was mehr noch ist , nur dann findet unser Wirken Eingang bei ihm . Der Soldat muß eine freudige Berufsthätigkeit an uns seben , eine ausnahmslose Strenge gegen uns selbst , wenn er mit Liebe seinem Stande , mit Vertrauen seinen Führern sich zuwenden soll. Zur Führung einer Truppe genügt nicht, daß man den Säbel zieht und das Befchlswort spreche. Die Befehlsgewalt bedarf einer sittlichen Grundlage, wenn fie gegen gefährliche Erschütterungen dauernd geschüßt sein soll, und diese Grundlage kann nur durch eine wahrhaft soldatische Erziehung und vor Allem eben durch unser

*) Siehe Nr. 36, 37 und 38 v. d. J.

*) Ich kann mir es hier nicht versagen , diese meißterhafte Schrift meinen jüngeren Kameraden zur Lectüre zu empfehlen. Das Buch ist nur weniges über zwei Zahrzehnte alt, und über der Masse neuer Erscheinungen der Militärliteratur von Vielen vergessen , von noch Mehreren kaum oder gar nicht gekannt. Und doch ist eine Fülle soldatiſcher Lebenswahrheit darin , welche dem Buche für Jeden , dem es um seinen Beruf Ernſt iſt , hohen Werth geben muß. Anm. d. Verf.

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Verdammungsurtheil aus über die quälerische Weise, wo mit man vordem in manchen Heeren die Disciplin zu handhaben pflegte , über das „ Cujoniren , das förmlich als ein Bildungsmittel des Soldaten, als ein nothwen diger Bestandtheil der Kriegszucht angesehen wurde , und dessen diese Heere endlich so völlig gewöhnt waren, daß fie auch vom Feinde fich cujoniren ließen." Die wahre Disciplin bedarf anderer und edler Mittel zu ihrer Pflege; der innere Mensch im Soldaten muß für sie gebildet wer= den , wenn mehr erlangt werden soll , als die trügerische Form des Gehorsams , die von dem Kurzsichtigen freilich oft genug für den sichtbar gewordenen Gehorsam selbst gehalten wird. Und zu allem dem sind es nur eben wir selbst , wir Offiziere vom höchsten bis zum untersten , in deren Thä tigkeit, in deren ganze Hingebung an das Berufsleben es gelegt ist , daß dieses Ziel erreicht werde. Wir dürfen uns Jenen nicht beizählen, von denen Xylander in seiner eben angezogenen Schrift ſo ſchlagend ſagt , „ daß sie Alles ab gethan glauben , wenn sie der Parade oder dem Exerciren beigewohnt haben , und daß sie jede weitere Anforderung als eine lästige und unerlaubte Beeinträchtigung ihrer Zeit ansehen." Wir müssen ganz das sein wollen , was die freie Wahl unseres Standes , der frei geleistete Eid uns zur Pflicht macht. Wir müssen für unser Wirken im Be rufe die höchste Aufgabe uns ſelbſt ſtellen , damit wir gewiß seien , ihr wenigstens , so weit unsere Kräfte reichen , nahe zu kommen. Und um dieß zu können , um nicht unter dem Drucke nothwendiger Verzichtleistungen , welche das Krie gerleben im Frieden uns auferlegt, an uns selbst irre zu werden oder sonst in der freudigen Hingabe an den Beruf Schaden zu nehmen , bedürfen wir des ernsten Festhaltens an dem höheren Standpuncte , von welchem aus wir den Heerzweck und damit unsere eigene Bestimmung im Heere auffaffen. In den Zeiten, da das Heer noch nicht organisch dem gesammten Staatsleben eingefügt war , da die Ergänzung mittelst Anwerbung von Landstreichern und unterhaltslosem Gesindel geschah, oder eine mehr willkürliche Aushebung, ohne eine gesegliche Norm für die staatsbürgerliche Wehr pflicht, dem Heere seinen Recrutenbedarf zuführte , da mals genügte es, wenn die Thätigkeit ſich darauf beschränkte, den Recruten zum Soldaten zu machen , denn von Erziehen konnte bei der ganzen früheren Richtung des Lebens im Heere nicht die Rede sein. Die Sachlage iſt jezt , wenig stens in den Staaten von Mitteleuropa , eine völlig andere geworden. Die auf dem Grundsage allgemeiner Pflichtig feit ruhende Conscription hat den Heerdienst geadelt, das Heer selbst aus einem Söldnerhaufen in eine Staatsan= ftalt umgewandelt, in welcher der heranreifende Staats bürger im Waffenwerke erzogen wird , damit er seine Wehr pflicht gegen den Staat erfüllen könne. Das Heer ist, wie misdeutbar und darum mißliebig der Ausdruck auch sein mag, ein Volksheer geworden, eine Schule zu Er ziehung kriegstüchtiger Männer , das Schlußglied in den Anstalten, welche der Staat für die Gesammterziehung des Volkes gegründet hat. Der Staatsbürger iſt erſt_dann vollberechtigt, wenn er seiner Heerdienstpflicht vom Staate entlassen ist , weil er diese abgeleistet oder aus anderen Gründen die Befreiung davon erlangt hat. Der Grund

saß der Conscription ist , mag er auch nicht überall in voller Schärfe hervortreten, doch der gleiche , welcher im Alterthume die Heere Roms nach außen stark, nach innen zur Pflanzschule wahrer Bürgertugend gemacht hat. Jeder ist pflichtig zur Vertheidigung des Staates nach außen und innen, weil Jeder in der Erhaltung des Staates die Bedingungen der eigenen Eristenz finden soll. Jeder foll darum im Heere dienen , und im Heerdienste soll er erst feinen Manneswerth , seine virtus , wie es der Römer charakteristisch bezeichnet, erworben und bethätigt haben, bevor er in den vollen Genuß der staatsbürgerlichen Rechte eintritt. Keiner, der nicht ehrenvoll gedient hatte , konnte im alten Rom ein öffentliches Amt bekleiden , und die gleiche Bedingung wird da gestellt, wo der Grundsaß der Conscription in voller Strenge durchgeführt ist. So ist das Heer nicht blos die Waffenschule, durch welche das ganze Volk nach und nach hindurchgeht , um einst dem inneren und äußeren Feinde wehrhaft entgegentreten zu können , nicht blos die Masse Derer , welche zunächst zu Uebung der Gesammtwehrpflicht berufen sind, sondern ebenso die Schule, welche der junge Bürger durchgehen soll , um später mit geläuterten Begriffen vom Wesen des Staates und von den Pflichten des Bürgers darin , edler in seinem Wollen wie in seiner Sitte , erzogen zu ernster Männlich keit , in das Volk wieder zurückzutreten. Das Heer steht so mitten im Gesammtleben des Staates , ist ihm orga nisch verbunden , in steter Wechselwirkung , gebend und empfangend. Und das ist der Standpunct , den wir er greifen müssen , wenn wir unser Wirken im Heere wahr haft adeln , wenn wir die Kraft freudiger Thätigkeit in unserem Berufskreise , wie weit oder enge er sein möge, uns erhalten wollen. Ich habe schon zwei Aussprüche Xylander's angeführt, die meiner Erinnerung nahe lagen. Ich füge einen drit ten bet, der genau das bezeichnet, was ich hier meine. Xylander spricht von der Nothwendigkeit , tüchtige Unter offiziere zur Leitung und Veredlung des Soldaten zu bil den , und fährt dann fort : „Ja zur Veredlung des Soldaten. Denn so außerordentlich haben sich die Dinge verändert , daß in manchen Ländern , schon seit geraumer Zeit, die Rede davon ist, daß die Heere Bildungsanstalten des Volkes ſein sollten und sein können, während sie ehe mals eine Verwahrungsanstalt für den Auswurf desselben waren. Aber so unbemerkt ist diese Verwandlung für Manche vor sich gegangen , die stets mit zurückgewand ten Augen vorwärts schreiten , daß sie dieselbe noch gar nicht wahrgenommen haben. " So schrieb Xylander vor nun 24 Jahren , und die seitdem um den Inhalt fast eines Vierteljahrhunderts reicher gewordene Erfahrung hat in dem einzigen mitteleuropäischen Staate , welcher den auf die gleiche Wehrpflicht gebauten Grundsaß der Con= scription in ganzer Consequenz durchgeführt hat, in Preu ßen , dieser Ansicht die erhöhte Bestätigung gegeben. Was Preußen an Bildung und nationaler Gesinnung im Volke besißt, dankt es wesentlich auch seiner Heerverfaſſung. (Fortseßung folgt.)

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Literatur.

ein paar Wochen ; die Gerüchte vom Untergang der großen Armee mehrten sich ; York hatte durch Lieutenant v. Cnaiß, der, von ihm nach Wilna gesandt , um diese Zeit zurück kam , früher Kunde ; er ferderte den Marschall wiederholt zu einer Aenderung der Stellung auf. Mit York's leztem Schreiben traf bei diesem zugleich der Befehl des Fürsten von Neufchatel ein ( 18. Dec.) mit dem 10. Armeecorps hinter den Niemen zurückzugehen. Noch am 18. ward das Fuhrwesen vorausgeschickt, sezte sich die Division. Grandjean in Bewegung. Am 19. brach Maffenbach aufz nach der Vereinigung mit einer entsendeten Abtheilung hatte derselbe 6 Bataillone, 10 Schwadronen , 2 Batterien Preußen; bei ihm blieb Macdonald ; York mit der Haupt stärke des preußischen Corps sollte folgen. Massenbach kam glücklich nach Tilsit ; am 27. December hatten seine Tapferen noch ein glänzendes Gefecht bei Piktupöhnen, sowie am 28. bei Ragnit mit russischen Abtheilungen, die den Weg verlegen wollten . Aber schon am 24. hatte man die Verbindung mit York verloren , der Feind hatte sich dazwischen geschoben ; jeder Verſuch zu leßterem durch= zukommen oder ihm Nachrichten zu geben mißlang. York hatte unter unerhörten Beschwerden eine Reihe von Märschen gemacht, die seine Truppen mit einer Aus dauer und Disciplin ohne Gleichen 2 Musketierba= taillone z . B. , die am meisten angestrengt waren, zählten ertrugen; am 25. December, eine nur 22 Vermißte Meile vor Koltiniani , fand man vor sich den Feind in vortheilhafter Stellung, zugleich wurde die Nachhut an= gegriffen. Hier waren es die Vortruppen des Generals Paulücci , der von Riga aus gefolgt war, dort wehrten Truppen des Generals Diebitsch , der die Vorhut Wittgen= steins befehligte, den Weitermarsch. Gott legte in York's Hand eine große Entscheidung. In Berlin übersah man die weltgeschichtliche Bedeutung der Lage nicht, oder konnte sich nicht entschließen , sie klar , groß und muthig zu er= greifen ; York war von dort auf wiederholtes Drängen immer auf sich selbst verwiesen worden , freilich, daß man dem französischen Bündniß hold sei, zeigten die Antworten nicht. Am 28. December kam das Corps unter bestän= digen Verhandlungen — Paulucci und Diebitsch machten immer neue Anträge , mieden jede Feindseligkeit - nach Tauroggen. Vork zögerte ; er hoffte auf eine Gestaltung der Sachen, die ihn unabwendbar gezwungen hätte, den feindlichen Anträgen sich zu fügen; es sollte ihm nur der Schein derselben werden. Noch war es möglich, am 29., wenn auch mit vielleicht empfindlichem Verlust, durchzu= brechen und den Marschall zu erreichen ; aber Kampf oder Abschluß mit den Russen mußte gewählt werden ; alle Memente einer weltgeschichtlichen Entscheidung lagen mit dem vollen Gewicht eines schweren sittlichen Conflictes auf Yorks Vorks Seele. Er entschied aus freiem Willen mit dem vollen Bewußtsein der Bedeutung seiner That. Auf der Mühle von Poscherun vereinigte er sich mit Diebitsch (30. Dec.) dahin, daß das preußische Corps neutral erklärt wurde und auf preußischem Boden die Befehle seines Königs erwarten sollte. Bis zum 1. März_ſollte es nicht gegen Rußland dienen ; auch Massenbach's Trup= pen , sowie die preußischen Abtheilungen, welche es sonst wollten, sollten in die Uebereinkunft eingeschlossen sein. Die Truppen nahmen die Nachricht mit ungeheurem Jubel

Das Leben des Feldmarschalls Grafen York von Wartenburg, von Joh. Gust. Droysen. I. Band . gr. 8. Berlin 1851. Verlag von Veit u. Comp.

(X u. 554 S. ) 3 Thlr. (Fortseßung.)

Um diese Zeit entstanden Zerwürfnisse zwischen Mac donald und Vork. Der tiefere Grund lag in der ganzen gegenseitigen Stellung , in dem unnatürlichen Bündniß Preußens und Frankreichs . Der Marschall hätte wohl ein näheres Verhältniß gewünscht; York blieb aber seiner Aufgabe getreu in dienstlicher Abgemessenheit unzugäng lich, und vielleicht schroffer, als nöthig. Die Verpflegung war der unmittelbare Anlaß zum Streit. Die Truppen mußten unter den härtesten Beschwerden und Mühselig keiten schon den October zubringen ; Anfang November trat plöglich jene furchtbare Kälte ein, „von der das 29. Bülletin den Untergang der großen Armee datirt." Der Marschall ließ vom 16. bis 19. November eine Be wegung gegen die vorgerückten Russen ausführen , welche in der Hauptsache mißlang , ihm aber Anlaß gab, in einem vertraulichen Schreiben zu äußern : „hohe Achtung muß man der Bravour und Ausdauer der preußischen Truppen und der richtigen Einsicht ihrer Offiziere zollen, und meine Achtung vor ihnen steigt mit jedem Lage, sie rufen : Hurrah! dann sind sie auch dem Feind mit dem Bajonett in den Rippen." Weder dieß Lob noch der edle Charakter des Marschalls konnte den Ausbruch des Zwie spalts hindern; auf die immer dringenderen Beschwerden Yorks über die Entbehrungen seiner Soldaten ließ jener fich zu einem heftigen, vorwurfsvollen Schreiben an diesen hinreißen. Vork blieb streng in den Gränzen seiner Stel lung ; aber der Bruch war unwiderruflich erklärt. Größere Ereignisse erhöhten seine Bedeutung . Die große Armee hatte den verhängnißvollen Rückzug angetreten. Die genauere Kunde davon erhielt York zu erst durch einen Brief des Generals Paulucci , Gouver neurs von Riga , worin ihn dieser aufforderte, entweder überzugehen oder die preußischen Truppen hinter die Me mel zurückzuziehen; wolle er nicht selber entscheiden , so möge er den Brief seinem König senden. Kaiser Alexander durfte sich der Sendung Knesebeck's erinnern, dessen Voraus sagungen sich jest erfüllt hatten , er durfte jezt hoffen, zu sehen, was dieser in Aussicht gestellt : „daß das preußische Corps umkehren und sich der Fesseln entschlagen werde, in denen Napoleon Preußen geknebelt hatte. " Eben um jene Zeit kam die Verheißung einer Dotation von 20,000 Franken , sowie eines eignen Armeecorpsbefehls an York vom französischen Hauptquartier ; außerdem für ihn und „York hat hat sie sie Kleist die Offizierkreuze der Ehrenlegion . "York nie angelegt; General Kleist hing sie einer Gypsbüste Napoleons um. Wie wenig verstand Napoleon diese Preußen." York benahm sich in seiner schwierigen Lage, den immer erneuerten Aufforderungen Pauluccis gegen über mit sicherem Takt. Ein ähnliches Schreiben des früheren russischen Gouverneurs , Generals Effen, hatte er seinem König geschickt ; jest sette er sich mit Berlin wiederholt in Verbindung, gegen die Russen ließ er sich nicht bestimmt heraus. Die Verhandlungen liefen durch

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auf; Maffenbach gelangte glücklich herüber. Marschall Macdonald war so edel, die preußische Dragonerabthei lung , welche persönliche Wache bei ihm war, reich be schenkt zu entlassen. Noch am 30. benachrichtigte Vork seinen König von der Convention von Lauroggen; am 3. Januar, nach den nothwendigsten Anordnungen, sandte er den Grafen Brandenburg mit einem eingehenderen Schreiben ab : sein König möge ohne Rücksicht auf seine Person entscheiden, auf welche Art er sterbe, er sterbe immer als sein getreuester Unterthan. " Es hat etwas ungemein Peinliches, eine That , deren Größe und entscheidende Bedeutung man in der Macht ihrer durchschlagenden Plöglichkeit zu bewundern gewohnt ist, in die unzähligen Fäden, aus denen sie sich zusammen geschürzt zeigt, zerlegt und damit gleichsam aufgelöst zu sehen. Aber wenn man nicht in den Wirkungen allein den Maßstab der Größe findet, sondern zugleich in der Voraussicht, daß sie, und wie sie zu erzielen sind, und in der moralischen Kraft, sie mit dem vollen Bewußtsein auch der eigenen Gefahr, die sie bringen, doch zu wollen, dann gewinnt jene immerhin auflösende Betrachtung den höheren Reiz , in den Umhüllungen von Zufälligkeiten und Aeußerlichkeiten den eigentlichen Lebenspunct der großen Thatsache, den des Willens zu erkennen ." So leitet der Verf. seine tief eindringende lebensvolle Dar stellung der lezten Momente ein , welche zur That von Lauroggen zusammenwirkten , in ihr , als ihrem fertigen Ausdruck gleichsam zusammengedrängt erscheinen ; er findet bamit, und gewiß mit Recht , ihre stärkste Quelle in der starken Seele Yorks . Es ist der gesammelte Eindruck dieser gewichtigen, fest geschlossenen Persönlichkeit , der uns hier, wo wir für diesesmal von ihr scheiden , noch einmal entgegentritt. Dieser unerschütterliche Wille, unter deffen Zucht all sein Wissen und können lag, war York's eigenstes Wesen; er war in der wahrhaften Treue. Seinen Sinn und all' sein Trachten seinem König unterordnend, war er jeder Dahingabe und Aufopferung fähig ; aber es war kein leidendes Sichselbstverhalteu darin , er seßte überall sein gesammeltes Selbst ein; so war er im Stande, die ganze Verantwortung einer solchen That allein auf die eigenen Schultern zu nehmen. Es ist eine Freude, in dieser weichlichen Zeit sich am Bilde eines, folchen Mannes zu erheben. Es gehört mit zu unserer Verweichlichung als eine ihrer ersten Folgen und Ursachen zugleich , daß es uns so wenig gegeben ist, unsere Vergangenheit nach ihrer ganzen großen und ernsten Bedeutung zu erfassen und auf uns erziehend und inner lich bewegend wirken zu lassen. Wie wenigen ist es noch gelungen , eine bedeutende Persönlichkeit uns so zu zeich nen, daß wir uns mitten in die Fülle lebendiger Erschei nungen , aus denen sie herauswächst , versezt gefühlt, daß wir, auf unserem freieren Standpunkt nur vom Kleinen, Augenblicklichen losgelöst , ihren wirklichen Boden unter den Füßen gefühlt, thre eigene Lebensluft geathmet hätten. -―――― Da rücken die gewöhnlichen Memoiren das Ich über ― haupt der Göße der heutigen Welt in den Mittel punkt, und nun müssen sich die Dinge danach richten, wie groß oder wie gut es sich darin spiegelt ; aus liederlichen Intriguen und aus den armseligsten Menschlichkeiten soll fich da die Geschichte gesponnen haben ; dá bringen die

sogenannten historischen Romane ihre kranken , die ganze sittliche Zerfahrenheit unserer Autorenschaft spiegelnden, Charaktere, ihre erlogenen , mit dem Reiz blasirter Abge= lebtheit verführerisch verhüllten Situationen : und Romane, Memoiren und selbst Geschichte, wie jest oft gemacht wird, zeigen die Dinge überall in einem durch kranke persön liche Affection falsch gebrochenen und gefärbtem Lichte, tragen überall die Spuren jener unserer Zeit so eigenen Gemüthsstimmung , die in rein individueller Ueberspan= nung und Ucberreiztheit den großen objectiven Lebens mächten im wirklichen Leben wie in den Erscheinungen der Vergangenheit Würdigung und Berechtigung verwei gert. Wie ist das hier Alles anders ; wie wohl thut die gesunde, kräftige , treue Wirklichkeit, womit uns die Züge unserer nächsten großen Vergangenheit aus diesem Buche ansprechen. Wie sind hier überall die Erscheinungen an ihren rechten Ort gestellt, daß sie selber mit der unmittel baren Gewalt lebendiger Zeugen uns die Geschichte ihrer Zeit erzählen; wie wächst der alte York, der eiserne Sol dat , aus dem allgemeinen Klima der Zeit , in die uns das Buch mitten hineinstellt, und aus der Fülle so vieler besonderen Verhältnisse so lebendig hervor. Selbst die Sprache mit manchen Eigenheiten scheint wie für diesen Charakter gemacht; man fühlt, der Verfaſſer der treff lichen Vorlesungen über die Freiheitskriege war hier auf vertrautem Boden, er hat sich in den Mann und die Zeit mit der unausgeseßten Arbeit einer ernst gesammelten und völlig hingegebenen Forschung hineingelebt und erzählt nun aus der Fülle dieser lebendigen Anschauungen heraus mit dem großen und gerechten Blick, den nur ein wahr haft freier Standpunkt verleiht. In dem Fühlen und Denken des Soldaten, und zwar des Soldaten jener Zeit, bewegt er sich wie auf einem völlig heimischen Gebiet, und, weit entfernt, das starre geschlossene Wesen desselben mit der empfindsamen Krittelei unserer humanen Zeit zu betrachten ; möchten wir ihm fast Schuld geben, daß er jenem zu sehr gerecht geworden ist, daß an manchen Stellen der Eindruck fast zu sehr zu Gunsten einer Zeit ist, deren tiefe harte Schatten überwunden zu haben , wir unserer Humanität , bei aller ihrer Entartung , Verwässerung und Verweichlichung , doch aufrichtig Dank wiſſen müssen. Freilich stellt sich die Zeit hier in einem Vertreter dar, der ihren ganzen tüchtigen Kern widerspiegelt; und wer fühlt ihn nicht in seiner ganzen Mächtigkeit heraus, wenn erzählt wird , wie des Oberst York seine Jäger prüfte, ob nicht einer oder der andere gegen ihn , der bei ihrer Er= ziehung statt der alten bequemen und schlaffen Zucht Sporn und Gebiß bitterscharf gehandhabt hatte," gehei= men Ingrimm trage. Es war auf dem Rückzug nach Lübeck; an einer Stelle, die mit dem Mittenwalder Üebungs plaß auffallende Aehnlichkeit hatte, empfingen die Jäger mit einem lustigen Feuer die heranrückenden Franzosen. Da ritt York während des Feuerns an der Fronte feiner Jäger langfam hinunter , das Gesicht dem Feinde zu. Dann , als er zu Ende war, wandte er sich ruhig und ernst zu seinen Jägern : Jäger, daß der Franzos mich nicht treffen würde , wußte ich wohl; aber ich glaubte gewiß, es gebe unter euch Einige, die mir jezt eine Kugel zuschieben würden ; ich sehe, ihr alle seit treue wackere Männer, von jezt an betrachte ich mich als Euren Vater,

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euch als meine Kinder. " So erscheint der alte York mehr nette führt , findet man zunächst einen Schrank mit kostbaren Waffen, als einmal. Es ist ein rechtes Buch für uns Soldaten ; darunter einen Säbel türkischen Ursprunges , den der General Bo naparte aus Aegypten mitgebracht und den er als erster Consul in wir können mehr daraus lernen , als aus mancher selbst der Schlacht von Marengo getragen. Auf dem Griffe bemerkt guten theoretischen Abhandlung. Welche bedeutsame Mah man die Spur eines Sävelhiebes , den ein österreichiſcher Soldat nung liegt , gegenüber unserer schlaffen , gutmüthigen Art geführt. An diesen Säbel knüpfen sich für den Prinzen Zerome nicht in den Worten des Verf. , die York als den Lehr Erinnerungen , die zu den angenehmsten gehören . Nach der Schlacht von Marengo befand sich der 15jährige meister der neuen preußischen schildern. "1 Denn wie wich Prinz Jerome in dem Colleg. Der erste Conful , der in ihm die tig und wesentlich zum Lehren auch Kunde und Methode kriegerischen Eigenschaften erkannte , die sich später verwirklicht, ist und beide besaß er im vorzüglichen Grade - das ließ denselben nach seiner Rückkehr in die Tuilerien kommen . Jerome eigentliche Geheimniß alles Lehrens liegt in zeigte sich übler Laune und wollte Bonaparte nicht umarmen . Auf dem Charakter. Und selten mag in einer Persönlich die Frage von Josephine erklärte er seine Unzufriedenheit darüber, keit mehr zwingende Gewalt, mehr adstringirende Schärfe, daß der Prinz Eugen Beauharnais und nicht er in 3talien zum Befehlshaber ernannt sei. Bonaparte konnte sich des Lächelns nicht mehr Wucht persönlicher Ueberlegenheit denn auch sie enthalten, freute sich aber feines Bruders und überreichte ihm den erwächst weniger der Intelligenz als der Willensstärke Säbel von Marengo als Geschenk. Unter diesem Säbel bemerkt man eine Tabatiere von Schild mehr von jener gebieterischen Nothwendigkeit gewesen sein, die ohne Lob und Lächeln doch alle Kräfte zwingt und patt, die mit fünf antiken Medaillen , die Regulus , Sylla , Pom spannt und steigert und unwiderstehlich an den Wink des pejus , Julius Cäsar und Timoleon darstellen , verzinnt ist; neben derselben befindet sich eine Tabatiere von Elfenbein , auf der die gebietenden Willens bannt." Es ist eben eine lebendige Schlacht von Marengo abgebildet ist und die Napoleon von dem Schule großer Erfahrungen, die hier zu uns redet ; es ist Handelsstande von Dieppe im Jahre 1800 zum Geschenk erhielt. nicht blos der General, es ist das ganze Heer , das uns In dem in dem Cabinette befindlichen Waffenschranke sind auf in seinem streng geordneten und doch mannichfaltigen bewahrt : 1 ) Zwei mit Gold durchwirkte Tücher , die der Papst Pius VII. Wesen hier erscheint. Unser Abriß vermochte davon kein Bild zu geben; er sollte nur in der Andeutung des reichen bei der Krönung Napoleons verwendete. 2) Ein kostbarer Degen , den der König von Westphalen bei Inhalts eine Anregung geben, das Buch selber zur Hand feierlichen Gelegenheiten trug. Die Scheide ift von weißem Sam zu nehmen. Und selbst dieser Versuch konnte hier nur met mit Gold verziert , der Griff ist mit Edelsteinen ausgelegt und armselig ausfallen; es ist kaum so , als wenn man in trägt einen mit Diamanten versehenen Adler. Die Edelsteine wur einem Schattenriß das menschliche Angesicht darstellen will ; den dem Prinzen von der Provinz Schlesien nach ihrer Eroberung im Jahre 1807 zugestellt. die Form ist allenfalls da; aber was ist die Form ohne 3) Ein Degen , dessen Griff von Gold und dessen Scheide vou den vollen lebendigen Gehalt ? Leder ist. Denselben trug Zerome bei Waterloo und führte ihn, Es ist , und war vor Kurzem noch mehr, in der Art als er an der Spiße seiner Division Hougomont angriff; zwei unserer Literatur , in diesen lebendigen Gehalt sich nicht Tage vorher batte eine feindliche Kugel den Griff bei Quatrebras gerne zu versenken; sie liebt es , ihn immer auf's Neue getroffen. Den Abend vor der Schlacht bei Ligny hatte der Divis abzuziehen, sich höher und höher in's Allgemeine zu ver fionsgeneral Girard diesen Degen bewundert, als ein Ordonnanz offizier Napoleons ein versiegeltes Billet überreichte. Der General steigen , daß zuleßt oft nur die schwer zu begreifende nackte ließ den Degen fallen und erbleichte ; von der Idee, daß der ihm Idee übrig bleibt. Davon ist natürlich in diesem Buche gewordene Befehl gleich einem Todesurtheile sei, war er nicht ab= keine Spur ; darum ist es aber doch auch für den Stand zubringen , indem er von der Ansicht ausging , eine Kugel werde punct, der das Geschehene nach seinem tieferen Zuſammen= feinem Leben ein Ziel feßen. Diese Ahnung erfüllte sich , denn bei hang, nach seiner bis auf uns und über uns hinaus fort= dem Angriffe auf das Dörf St. Amand wurde Girard tödtlich ge troffen. wirkenden fittlichen Geltung und Mächtigkeit betrachtet, 4) Ein completter Küraß von Stahl , auf dem in Gold die von hoher Bedeutung. Kette des Ordens der Ehrenlegion angebracht ist. 5) Ein an dem Grabe des Kaisers auf St. Helena gepflückter (Schluß folgt.) Weidenzweig. 6) Ein Stück des Kaiſerſarges , das Marchand dem Priuzen 1840 zugesendet. 7) Ein Stein von dem Grabe , den der General Bertrand geschickt. 8) Der Schlüffel der Stadt Breslau. Miscelle. 9) Zwei Becher , die der Königin Chriſtine von Schweden an= gehört und die der Marquis Pompeo Appolino dem Prinzen ge Das Cabinet des Marschalls Jerome Bonaparte im Hotel schenkt. Der eine dieser Becher ist von Achat , der andere von der Invaliden zu Paris. Horn mit Silberfiligran umwunden und soll die Eigenschaft besißen, Der Capitän du Casse , Verfasser des vor Kurzem bei Cor daß jedes vergiftete Getränk in ihm augenblicklich die Farbe réard erschienenen Werkes : Opérations du neuvième corps de la ändert. grande armée en Silésie 1806-7 , liefert in den Nummern vom In einem anderen Schranke befindet sich ein großer Silberschild 6. und 26. Januar 1851 des Moniteur de l'armée die Beschreibung mit Reliefarbeiten . Derselbe ist durch einen Soldaten der weste einzelner Gegenstände des Cabinets des Marschalls Jerome , die phälischen Armee bei dem Brande von Moskau_aus dem Kreml Interesse genug gewährt , um in diesen Blättern mitgetheilt zu entnommen ; ferner ſicht man zwei Piſtolen , die Jerome dem Her werden. zog von Braunschweig 1815 bei Quatrebras unmittelbar nachdem Das Cabinet des Gouverneurs der Invaliden enthält eine dieser den Tod gefunden , abgenommen ; eine Broncemaske von Sammlung von Gegenständen , die für den französischen Militär Napoleon und ein Hut des Kaiſers , den er während der Feldzüge 5. Reliquien des Kaiſers bilden. In der Galerie, die zu dem Cabi von 1806 und 1807 getragen hat. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag , 17. Juli

N 85 .

1851 .

Allgemeine Militár - Zeitung. Deutſchland.

werden . S 19. Soldaten , welche ſich in der zweiten Klaſſe

Ulm , 4. Juli. Die Arbeiten an nnſeren Feſtung8 =

des Soldatenſtandes befinden , haben , wenn ſie invalide werden , keinen Anſpruch auf die Wohlthaten dieſes Ge

werken ſchreiten in dieſem Jahr in ſehr erfreulicher Weiſe vorwärts . Die nun ganz beendigten und bereits dem Gebrauch übergebenen Blaubeurer und Biberacher Feſtungsthore zeichnen ſich eben ſo ſehr durch das Jmpoſante in ihrer äußern Erſcheinung als durch ihre für den Verkehr zweckmäßige Einrichtung vortheilhaft aus. Auch an den Vorwerken beider Ufer wird mit vielen Kräften gearbeitet, am weiteſten ſind

ſebes. Jedoch kann denſelben , wenn bei ihnen eine der Vorausſeßungen vorhanden iſt, welche für andere Jnvalt den den Anſpruch auf eine Penſion der erſten oder zwet ten Klaſſe begründen (SS 8 und 9) eine Unterſtüßung 'von Einem Thaler monatlich gewährt werden. $ 20. Die Verſorgungsanſprüche, welde ein Soldat nach den vor ſtehenden Beſtimmungen (SS 3 bis 17) zu haben glaubt,

.

noch die auf der bayeriſchen Seite zurüc. Am meiſten muß derſelbe vor ſeiner Entlaſſung zur Prüfung und Feſt vorangeſchritten von dieſen iſt das Fort an der Aug& burger Straße in der Nähe der Niethöfe, das übrigens in Beziehung auf Umfang kleiner als das an der Memminger Straße und das am Weg nach Wieblingen liegende zu werden ſcheint. Wenigſtens deutet die große Maſſe des an leßtgenannten Orten angehäuften Baumate rials darauf hin .

ſtellung anmelden . Geſchieht dieß nicht, ſo können An ſprüche, welche ſpäter etwa erhoben werden möchten , nur nach den Beſtimmungen des Abſchnitts Il . dieſes Gefeßes beurtheilt und behandelt werden . Eine Verzichtung auf Invalidenwohlthaten darf bei der Entlaſſung aus dem Soldatenſtande weder gefordert, noch angenommen werden . Sus ( folgt.)

Preußen .

Schweden und Norwegen. ( Fortſeßung des Gefeßes über die Verſorgung der Invaliden vom Dberfeuerwerker , Feldwebel und Wachtmeiſter abwärts.)

Stocholm ,. 25. Juni. Das unter dem Befehle des C. Beſtimmungen für Halb- und Ganzinva : Kronprinzen ſtehende dießjährige Uebungslager in lide. S 17. Neben der in den SS 3 und 8-11 unter Ladugardegärdet iſt aus folgenden Truppen zuſammen Nr. 1 beſtimmten Dienſtzeit überhaupt müſſen die im S 6 geſeßt : 1 12pfündner Batterie von 6 und 2 6pfündner unter Nr. 1 , 2 und 3 genannten Militärperſonen die von Battericen von 8 Geſcüßen vom Swea Artillerieregiment, ihnen erdiente Charge beziehungsweiſe ( S 8, Nr. 1 ) 10 9 Escadronen von der Leibgarde zu Pferd und dem Leib Jahre , ( S 9, Nr. 1 ) 6 Jahre , ( S 10, Nr. 1 ) 4 Jahre dragonerregiment, ſowie Escadron norwegiſcher reiten

und (Śs 3 und 11 , Nr. 1) 1 Jahr lang im État beklet- der Jäger und 8' Bataillone Infanterie. det haben . Bei Vicefeldwebeln und Serſchanten genügt . es jedoch , wenn dieſelben nur reſp. 10 , 6 und 4 Jahre lang als Avancirte und darunter 1 Jahr lang als Vice feldwebel oder Serſcanten im Gtat gedient haben. Wird

(Pr. 3tg.)

S p a n i e n. ( 2 ) Binnen Kurzem wird eine aus mehreren Offizieren

die für die Charge beſtimmte Dienſtzeit nicht erreicht , ſo des ſpaniſchen Generalſtabø zuſammengeſeşte Commif erfolgt die Bewilligung der Penſion der nächſtfolgenden fion, an deren Spiße der Chef des Kriegsdepots zu Ma

geringeren Charge. $18. AufSoldaten, welche bei den brid, Oberſt Don JoaquinZayas de la Vega ſteht, be Uebungen der Landwehr durch Beſchädigung bei unmittel- hufs wiſſenſchaftlicher Zwecke eine Reiſe in das Ausland

barer Ausübung des Dienſtes halb oder ganz invalide unternehmen. Aucheine in gleicherAbſicht aus Jugenieur werden , finden die Beſtimmungen der SS 3 bis einſchließ- offizieren gebildete Commiſſion wird demnächſt das Aus lich 17 ebenfalls Anwendung, jedoch nur dann , wenn die land bereiſen. Beſchädigung während oder am Schluſſe der Uebung feſt

geſtellt und die darauf zu gründenden Anſprüche innerhalb der nächſten 6 Monate nach beendigter Uebung angemeldet

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Briefe an einen Kameraden.

samkeit der Jugend mit der beginnenden Reife des Cha rakters verbindet, und er findet eine in ihrem ganzen Wesen fest ausgeprägte Gemeinschaft vor , deren Glied, deren lebendiger Theil er wird. Mit dem Eintritt in den Heerverband befindet er sich im Bereiche neuer und mäch= tiger Erziehungskräfte , die von allen Seiten auf sein eigenes Wesen gestaltend anstreben. Die geschichtlichen Erinnerungen des Heeres *) pflegen den nationalen Sinn, wecken das Gefühl für Treue und Ehre im Soldaten. Das kameradschaftliche Leben läßt den Gemeinsinn entstehen. Die Kriegszucht lehrt die Fähigkeit der Verzichtleistung, das Aufgeben des eigenen Willens gegen höhere Forde rungen , die Würdigung des Rechtes höherer Interessen. Die Nothwendigkeit geordneten eigenen Haushalts drängt sich dem Soldaten auf, und die Gewöhnung daran gibt ihm die Fähigkeit , darin sich zu erhalten , seine Ansprüche auf Lebensgenuß mit seinen Mitteln in Verhältniß zu sezen. Der Soldat lernt das Gesez achten , zu dessen Aufrechthaltung er sich mit berufen weiß, und in der Achtung vor dem Geseze liegt die Achtung vor dem Rechte des Anderen, vor dem Eigenthume. Die Pflege der gei= stigen und sittlichen Kräfte , auf welcher alle wahrhafte und wirksame Soldatenerziehung beruht, der Unterricht, welchen der Soldat empfängt, ist eine bleibende Erwer= bung für ihn , die Ergänzung dessen , was Schule und Familie zu leisten suchten. Der Ernst des Waffenlebens weist die kecke Frivolität der Jugend in ihre Schranken, und das Gefühl der soldatischen Pflicht , der Fahnentreue wirkt belebend auf das religiöse Element , deffen Thätig keit durch früher ungünstige Einflüsse wohl getrübt , nie Die strenge Regel, aber unweckbar erlöscht sein kann . welche in der Truppe, in der Kaserne gilt, lehrt die Sol daten Ordnung , Reinlichkeit , Anstand. Waffenübungen, Gymnastik richten den Körper auf, kräftigen ihn , und wirken unmittelbar auch auf das Geistige wohlthätig ein. Die Achtung , welche dem Braven von Vorgesezten und Kameraden gezollt wird, die Mißachtung des Trägen, Un= redlichen wecken das Begehren nach Achtung , das Gefühl für männliche Ehre , die Zuverlässigkeit, die Worttreue. Das Bewußtsein der Pflichten des Menschen und Bürgers erstarkt in dem Soldaten. Er sieht das Gesez strenge aber gerecht gehandhabt , und er lernt an das unwandel bare Recht glauben, auf welchem der Staat ruht. Der Der Staat selbst aber wird ihm begreiflich durch das Ver wandte , das in dem Organismus des Heeres ihm sichtbar entgegentritt. Alles , was im Heere geschicht , findet ſeine Anknüpfung draußen im Gesammtleben des Staates . Der Soldat wird zum Manne, der sich in den Gehorsam , in die kriegerische Zucht fügt, nicht aus Willenlosigkeit , son dern weil er die Nothwendigkeit des Gehorsams , die Be rechtigung der Disciplin erkennen gelernt hat , und er scheidet als Mann aus dem Dienste , indeß er vielleicht unklar in Meinen und Wollen , ungereift im Charakter in die Heerschule eintrat. So begreife ich die Stellung zum Gesammt der Volks erziehung , und überall nimmt es diese ein , wo das Wehr gesez des Staates einen regelmäßigen Wechsel der in den

Von einem süddeutschen Offizier. Achter Brief. (Fortseßung.) Es liegt nicht in meinem Plane, die Nothwendigkeit einer ungeschmälerten praktischen Durchführrng der allge meinen Wehrpflicht in diesem Briefe zu erörtern. Ich komme später darauf zurück , und ohnehin ist die gleiche Frage in dieser Zeitschrift schon mehrfach verhandelt wor= den, erst im vorigen Jahre noch in den Nummern 97 bis 100 in einem „ Das Heer und die Nevolution“ überschrie benen Auffage , dessen Ausführungen , so verschieden auch der Standpunkt des einsendenden Kameraden von dem meinigen ist, dennoch im Wesentlichen mit meinen Ucber zeugungen übereinstimmen. Mir gilt es hier um den Ge= sammtzweck des Heeres , dessen wechselnde Bestandtheile vermöge der wenigstens im Grundſage anerkannten allge meinen Wehrpflicht ihm zugeführt werden. Und in dieser grundsäglichen Anerkennung besteht in den mitteleuropäi schen Staaten kaum eine Verschiedenheit; nur ist die Durch führung des Grundsaßes vielfach durch Gestattung von Loos und Stellvertretung eine mehr oder weniger beschränkte. Was ich oben von dem Gesammtzwecke des Heeres fagte, gilt darum für alle dieſe Staaten , mit Ausnahme etwa nur der f. g. freien Städte und der am alten Miliz wesen noch immer festhaltenden Schweiz. Das Heer nimmt jährlich neue Elemente aus dem Volke auf, `und gibt Diejenigen, welche die Schule des Heerdienstes durch laufen haben, in das Volk zurück. Es ist so wirklich das Schlußglied der Anstalten , welche für Bildung und Er ziehung des Volkes im Staate bestehen, und erst mit Er löschung der Heerpflicht beginnt die volle Berechtigung des Staatsbürgers. Im Heer geschieht drum nicht genug für die Bestimmung, die es im Staate hat, wenn man es nur als eine Waffenschule ansieht , als eine Anstalt , welche Diejenigen begreift , die für den nächsten kriegerischen Zweck des Heeres bestimmt find. So scharf ausgeprägt dieser Zweck ist , und so fest man ihn im Auge behalten muß, so muß doch das Wirken des Heerdienstes über die Gränzen dieses nächsten Zweckes und über die im Heere verbrachte Zeit hinausreichen , wenn der Zweck des Staa tes, die öffentliche Wohlfahrt, die gefeßliche Ordnung, der Schuß des Eigenthums, die Bildung und Sittlichung des Volkes wahrhaft und in innerlich gesicherter Weise auch durch das Heer gefördert werden soll. Diese höhere Be stimmung des Heerdienstes muß uns in unserer Berufs thätigkeit vorschweben , wenn wir für unser Wirken im Heere die nachhaltige Kraft uns gewinnen wollen , deren wir bei den vielfältigen Entsagungen , welche das gleich mäßig verlaufende Friedensleben dem Soldaten auflegt, bedürfen, um in freudiger Berufserfüllung nicht nach zulassen. Es ist keine Erziehungsanstalt denkbar, welche durch inniges Zusammengehören und Zusammenleben Aller, durch die geschichtlich und rechtlich begründete Energie der Be fehlsgewalt eine so wirkungsvolle Thätigkeit des Erzichers gestattete, wie sie im Heere möglich ist. Der junge Mann fritt in dem Alter in den Heerdienst ein , welches die Bild

*) Wenn dieses anders eine Geſchichte hat , was freilich nicht bei allen deutschen Contingenten der Fall ist.

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685 Rahmen eingereihten Mannschaft anordnet , ein regel mäßiges Kommen und Gehen , einen organischen Zusam menhang zwischen Heer und Volk. Es mag die Wirklich keit vielfach wesentlich von dem abweichen , wie ich es hier zu zeichnen suchte , aber es widerlegt mich dieß nicht, weil ich mit Recht dagegen geltend machen kann , daß minde stens mehr als geschehen, hätte erlangt werden können, wenn in der Idee des Heerdienstes auch dieser höhere Zweck klar wäre ausgesprochen gewesen, wenn jeder von uns in solchem Sinne die Aufgabe für sein Wirken im Heere sich selbst gestellt hätte. (Fortseßung folgt. )

Literatur. Das Leben des Feldmarschalls Grafeh York von Wartenburg, von Joh. Gust. Droysen. I. Band. gr. 8. Berlin 1851. Verlag von Veit u. Comp.

(X u . 554 S. )

3 Thlr.

(Schluß.) Wir haben es schon im Eingang gesagt , Vork war noch in der alten Zeit geboren und groß geworden , er war noch ein letter Zögling aller ihrer guten Kräfte; er sah diese Zeit zusammenbrechen und eine neue werden, er ward eins der bedeutendsten Werkzeuge, die Gott erwählte, diese neue Zeit heraufzuführen ; es erscheint an ihm und um ihn der ganze, auch heute noch lange nicht gelöste Conflict. In der Art , wie Friedrich Wilhelm I. sein Heer als den Hauptträger des Staates gebildet , wie er ihm in seinem Adel einen erblichen , den ganzen sittlichen Gehalt des Heeres tragenden Offizierſtand gegeben hatte , wie unter Friedrich II. dieses Heer dann groß geworden war vor ganz Eropa , lag wirklich ein spartanischer Zug. Spar tanisch war die schroffe Sonderung , womit der Adel auf sich selber stand , die harte Unumschränktheit und Gering schäßung , womit er über der untergebenen Menge wal tete; spartanisch aber auch seine Erziehung , seine eherne Tüchtigkeit in jeder kriegerischen Tugend. York war ein Vertreter dieses Heeres in jeder Richtung , nur daß die schroffere Seite bei ihm eine vornehme, nie eine niedrige Form trug : wie mußte es ihn schmerzen , als er durch die vom König selber ausgehende Erneuerung des Heeres den alten Grund im Heer, als er ihn durch die Stein'schen Reformen auch im übrigen Staatsleben zerstören sah. Er schwieg nicht. Daß die sogenannte Sklaverei der Bauern nur philantropisches Geschwaß ist, wiſſen wir alle, " dann : „ aus der Familie jedes ehrsamen Bürgers und Handwer kermeisters , der eine Anzahl Gesellen beschäftigt, ernährt und zur sittlichen Ordnung anhält , soll eine Anzahl klei ner Familien hervorgehen, indem jeder Gesell seine Dirne Heirathet und der Stifter eines neuen Geschlechts von Hungerleidern wird " : so und anders traf er in seiner scharfen Art wirkliche Schwächen des neuen Systems. Er erkannte den ursprünglichen , echt deutschen Grundzug in den großartigen Maßnahmen nicht; aus seiner engeren

Stellung heraus und „gereizt durch die Uebertreibungen solcher , die in den französichen und rheinbündnerischen Gestaltungen das nur vorerst versteckte Ziel der neuen Legislation_sahen ," maß er Alles zu sehr nach dem Ein zelnen , nicht nach der gesammten Lage des Staates ; dem Prinzen Wilhelm , der die neuc Heeresbildung (namentlich die Aufhebung der Adelsvorrechte auf den Offizierstand) gegen ihn vertheidigte, sagte er : „Wenn Ew. k. Hoheit mir und meinen Kindern ihr Recht nehmen , worauf be ruhen denn die Ihrigen ? " Er mochte in seinem Sinne Recht haben; aber in seiner Grundanschauung hielt er an einer Zeit, die längst nicht mehr war. Wie anders waren Adel und Volk geworden seit dem siebenjährigen Krieg, wie hatten sich die einfachen Verhältnisse des Lebens ver vielfältigt und mit neuen Elementen verseßt ; York selbst bezeichnete nur eine tiefgreifende Umwandlung, wenn er sagte: seitdem der märkische Adel Schwert und Sporen an die Seite gelegt und die Goldwage in die Hand ge= nommen , ist er zu Grunde gegangen und ihm nicht mehr zu helfen." Früher , als ihn die Gesetzgebung angriff, im Zusammensturz von 1806 hatte sich's entschieden , daß dieser Staat und dieser Adel so nicht mehr leben konnte; hatte sonst der Adel das gerechte Bewußtsein , daß seine Treue gegen den König , daß des Königs Treue gegen ihn den Staat trage, so hatte er jest den Staat nicht halten können , der König mußte sich noch nach anderen Stüßen umsehen ; mit dem Vermögen des Adels , die alte Pflicht im vollen Umfange zu erfüllen, war auch sein Recht verloren , diese Pflicht allein und ausschließlich zu üben. Die ungeheuere Last , die auf dem Staate lag, wegzuwälzen , bedurfte es einer vorher nicht geahnten Ent fesselung aller Kräfte; König und Volk mußte der Wahl= spruch sein; nur daß beide recht Eins waren , daß die guten sittlichen Kräfte aus der alten Zeit erhalten wurden und lebendig fortwirkten. Es ist so geschehen; die Frei heitskriege waren eine großartige Rechtfertigung der Um gestaltung, wird es gelingen , auf diesem Grunde einst den Staat auszubauen ? York war "1 Preuße und Soldat." Billigte er viele Maßregeln der Regierung nicht , so that er in seinem Kreise desto eifriger seine Pflicht. Im Streben , sein Preußen wieder groß zu machen , traf er völlig mit denen, die sonst seine Gegner waren , zusammen ; er war nicht so verblendet , tiefe Schäden zu verkennen , das Recrutirungs= system ――― man hatte die allgemeine Wehrpflicht noch nicht -bezeichnete er wiederholt als falsch und verderblich. Scharnhorst's , Gneisenau's kühne Pläne hatten sicher seine volle Theilnahme; Preußen aus sich selber wieder aufzu= richten , erfüllte auch ihm die ganze Seele; lebte er doch in der großen Ueberlieferung , daß es halb Enropa die Wage gehalten hatte; von dem russischen Hochmuth die Rettung Preußens hoffen , würde ihm nur als eine andere Form der Erniedrigung erschienen sein !" Doch was ihn auch unter den Hoffnungen von 1809 , was ihn auch nach deren tiefem Niederschlag bewegt haben mag ; er blieb fest und immer sich gleich. In den "Agonicen von 1811" gibt unser Werk eine meisterhafte, bis zur vollen drama tischen Bewegung gesteigerte Schilderung , wie das Staats schiff, von den hochgehenden Wogen der Weltbewegung umhergeworfen , vom heraufziehenden Sturme immer näher

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näher und furchtbarer bedroht , in den Händen der Steuer männer schwankte und irrte; York's Bild ist darin das gleiche , die ungeheuere Verantwortung , über Krieg und Frieden mit zu entscheiden, ruhte sicher in seiner festen Hand. Und als sein König das Schwerste von ihm for= derte, in der ungeheueren Armee des Todfeindes ſein klei nes Hcer zu führen und zu bewahren , da fühlte er sich doppelt verpflichtet, zu gehorchen. Hatte er Recht, oder hatten jene Dreihundert, ein gutes Viertheil des Offiziercorps , Recht , die ausschieden, um in Rußland oder Spanien gegen Napoleon zu dienen ? Hier drängt sich auf's Neue in seiner tiefsten sittlichen Bedeutung der Conflict zwischen alter und neuer Zeit heran. Auf wie festem Boden stand doch York in seiner alten Treue; wie sicheren Schrittes , wie unverrückbar ver folgte er den Weg seiner Soldatenpflicht. Er war noch in der Ueberlieferung jener Herrlichkeit Preußens , wo er gesehen hatte , was auch ein kleines Staatswesen , wenn alle Kräfte fest in einer Hand zusammengefaßt waren, Außerordentliches vermöge ; ihm war der König allein noch der Staat; in der Treue war seine ganze Pflicht und seine Ehrez eine Ehre , der er jede Regung des Herzens , jeden Stolz, jeden Haß, jede Eitelkeit zum Opfer brachte; welch eine andere Ehre, als jene französische , die nur in der Befriedigung dieser Gefühle lebte. Aber auch jene Dreihundert durften von sich sagen, daß sie am wenigsten der Treue gegen ihren König vergessen hatten; gingen sie ja doch , das bittere Brod der Fremde zu essen , nur um bis zum legten Athem wider die tödtliche Uebermacht zu kämpfen , die ihren König und ihr Preußen jezt gefesselt hielt , um wider den Todfeind zu streiten, dessen neue Herrschaft und neues Reich der stärkste Gegensatz gegen Preußens ganzen Bestand und Geschichte war. Gewiß, die Führer wenigstens hatten das volle Bewußtsein , was fte verloren , als sie den Boden verließen , in dem sie bis her gewurzelt hatten, sie hatten das Bewußtsein , warum sie ihn verließen , das Bewußtsein einer tiefen sittlichen Berechtigung dazu. Und so verschieden ihre und Vork's Grundanschauung sein mochte, es kam die Zeit, wo York in seiner Art der Ihre wurde. Hätte er bei Lauroggen als einfacher General nach der nächsten Soldatenpflicht handeln wollen, er hätte sich durchschlagen müſſen , denn er sah wohl , daß das so schwer nicht war ; er zog es vor, als General zu thun, was eigentlich nur seinem König zukam. Aber es heißt die That und seine Bewegung zu ihr völlig mißverstehen , wenn man ihn , wie wohl von Zeitgenossen geschah , tadeln will , daß er nicht gleich mit den Russen gemeinsame Sache gemacht , nicht die Erfolge gesucht hat, die damals allerdings auf diesem Wege lagen, die dann den doch zweideutigen Schein des Geschehenen“ glänzend übertüncht hätten. Einen Andern hätte das ge= lockt , nicht York. „ Es war in dieser kalten verschlossenen finsteren Natur ein Stolz , der jede Eitelkeit ausschloß, eine Schärfe des Pflichtgefühls , die selbst im Ueberschrei= ten nur doppelt streng und gemessen erschien , eine Gewalt der Selbstbeherrschung , die selbst die lockende Gunst eines großen Augenblicks , selbst der Kizel des Ruhmes und der Stachel des Haſſes auch nicht einen Moment wankend

machte. " Er suchte keinen Mitträger seiner Verantwort= lichkeit , als er seinen Offizieren in tief ergreifenden Wor= ten seinen Entschluß kund that; aber er stellte es ihrem Ermessen anheim , sich einer Entscheidung anzuschließen, von der sie wußten , daß sie nicht die ihres Königs sei ; ihre begeisterte Einstimmung that kund , daß es einen Punct gebe , wo die Armee aufhöre , nur zu gehorchen." Die Geschichte hat Beiden Recht gegeben , York und den Dreihundert; der Gegensah ward in der That von Lauroggen , ward dann in den Freiheitskriegen vermittelt und vergessen. Aber wir , nach so viel Zeit, die uns zur ruhigen Fortbildung und Entwickelung gegeben war, haben ihn noch nicht versöhnen können ; selbst in dem Heere, das die vollste Erbschaft jener Zeit hat , ist er noch nicht über wunden. Es ist der Zwiespalt, der durch unser ganzes Volks- und Staatsleben geht : die alte Zeit ist nicht mehr zurückzubringen , das fühlen wir; aber die neue sucht noch überall nach festen Gestaltungen , sucht sie sogar nach einer weitverbreiteten thörichten Richtung im Abfall von der sittlichen Bewegung , daß wir es kurz sagen im Abfall vom Glauben der Väter. Dieser Abfall kann nur zum Unter gang führen. Im preußischen Heere ist der Weg der Ret= tung gezeigt und betreten. Es ist in großartigſter Weise darauf angelegt, die alte Treue, den alten Glauben als die sittlichen Mächte in ein Dasein zu verweben , welches das gesammte Volksleben nach seiner ganzen Fülle und Mannichfaltigkeit umfassen und ergreifen soll. Aber wird diese Verschmelzung im Frieden sich vollenden , oder wird Gott erst den Mann noch senden müssen, der , was in der Ruhe sich an breiten , erst die Feindseligkeiten schärfenden Worten erhigen durfte, zu großen gemeinsamen Thaten gewaltig zwingend zusammenfaßt? Bisher wenigsten's war es so , daß die Völker ein neues Daſein ſich nur in Tha ten erringen konnten. Der tiefe Zwiespalt in unserem öffentlichen Leben ist auch das Grundübel unserer Geschichtschreibung ; wie kann man auch, wenn im Gemüth noch alle Gegensäge unver föhnt liegen, sich zu der freien Höhe einer wahren und gerechten Anschauung dieser Vergangenheit erheben , die von Jahrhunderten her noch heute auf uns fortwirkt ? wer aber gegen sein Volk und Vaterland kalt genug ist, diese Höhe zu haben, der ist kein Geschichtschreiber. So hat denn auch dieses Werk den Conflict unüberwunden aus sprechen und darstellen können ; aber wie wenige deutſche Geschichtswerke hat es sich davon ungetrübt erhalten. Es bewegt sich in treuer, ergebener Widmung im Kreise der festen , geschlossenen Persönlichkeit , die in seiner Mitte steht; und diese weise Enthaltsamkeit lohnt sich in der ge= schlossenen Kunstform, die es dafür von jener empfängt. Das Buch ist ein Ehrendenkmal für das preußische Heer und einen seiner besten Männer; ein Denkmal, an dem sich manches Herz stärken und erheben , in das Leben der großen Gemeinschaft , der es angehört , lebendiger einleben mag. Wir schließen uns aus vollem Herzen der Bitte des Ver fassers an, daß Alle, die in der Lage dazu sind , ihm Bausteine schaffen , damit es im Sinn und Geist , wie es begonnen ist, würdig ausgebaut werde. 24.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 19. Juli

N

1851 .

86 .

dudan sta 790

Allgemeine Militár - Zeitung. Preußen . (Soluß des Gefeßes über die Verſorgung der Invaliden vom

S 25. Der Civilverſorgungsſchein (SS 4, 5, 22, 24) darf folden Halb- oder Sanzinvaliden nicht ertheilt werden, welche an der Gpilepſie leiden . S. 26. Ade bisherigen

Oberfeuerwerter, Feldwebel und Wachtmeiſter abwärts.)

Abſchnitt II. Soldaten , welche erſt nach ihrer Ent: laſſung ganz invalide werden . § 21. Soldaten , welche erſt nach ihrer Entlaſſung ganz invalide werden , erhalten die Jnvalidenpenſion vierter Klaſſe ($ 6) , jedoch nur dann, wenn ſie entweder: 1) im Beſige eines im Kriege erwor: benen preußiſchen Militärehrenzeichens find, oder wenn 2) ihre Jnvalidität durch a . Verwundung vor dem Feinde, b. Beſchädigung bei unmittelbarer Ausübung des Dienſtes im Kriege, oder c. eine während des activen Dienſtes

Beſtimmungen , welche nicht im Einklange mit den: gegen wärtigen Geſeße ſtehen , ſind aufgehoben. Das Leştere hat keine rücwirkende Kraft und findet mithin nur auf

diejenigen Soldaten Anwendung , welche von jeßt ab als invalide erkannt werden . S 27. Mit der Ausführung dieſes Geſeges iſt der Kriegøminiſter beauftragt. 3 a de n .

Der acyte Abſchnitt der allgemeinen Dienſtordnung,

überſtandene contagiöſe Augenkrankheit verurſacht iſt. In : welcher die Beſtimmungen über den Unterricht und

ſofern dieſelben entweder bei dem Befiße eines Militär- die Nebungen der Truppen enthält, iſt umgearbeitet ehrenzeichens (oben Nr. 1 ) oder aus einer der vorſtehend unter Nr. 2, a. b. c. bezeichneten Urſachen völlig erwerbs: unfähig geworden ſind, wird ihnen die Penſion dritter Klaſſe gewährt. Sind ſolche Ganzinvaliden in Folge einer der oben unter Nr. 2, a. b. c. genannten drei Urſachen verſtümmelt oder ganz erblindet , ſo erhalten ſie neben der

und in dieſer neuen Geſtalt durch allerhöchſten Befehl vom 30. Mai den Truppen bekannt gemacht worden. Dem 3. Kapitel ( taktiſch - praktiſcher und dienſtlicher Unterricht) entnehmen wir die nachſtehenden Vorſchriften : S 827. Die in S 785 feſtgeſeşte Verantwortlichkeit der Abtheilungscommandanten für den guten Unterricht

Penſion dritter Klappe die im

S 13 beſtimmte Zulage. und die dadurch bedingte Selbſtſtändigkeit derſelben in der $ 22. Außer der Penſion ( S 21 ) kann dieſen Jnvaliden, Anordnung, Leitung und Beaufſichtigung des Unterrichts wenn ſie ſich ſtets gut geführt haben, auch der Civilver findet hauptſächlich im praktiſch -taktiſchen und dienſtlichen ſorgungsſchein ertheilt werden . S 23. Die Invalidenver- Unterricht Anwendung. forgungsanſprüche bereits entlaſſener Soldaten müſſen entS 828. Die Truppencommandanten haben daher den weder durch den Entlaſſungsſchein , oder durch Auszüge ihnen unterſtellten Abtheilungscommandanten für die Aus aus den Lazarethkrankenliſten , oder durch andere amtlide bildung ihrer Abtheilungen , mit Hinweglaſſung ſpecieller Urkunden , und in Beziehung auf erworbene Militärehren- Zeiteintheilungen (Schematismen )Termine zu feßen, bis zeichen durch die von der Generalordenscommiſſion ertheil- zu welchen dieſe Ansbildung beendigt iſt. ten Beſigerzeugniſſe begründet werden. S 829. Die Feſtſeßung von Terminen für die Aus durch die ganze Gliederung Abidhnitt III. Allgemeine Beſtimmungen. S 24. Die- bildung der Abtheilungen hat ben jenigen Perſonen des Soldatenſtandes , welche beziehungs- des Armeecorps' hindurchzuge . Der Kriegspräſident wciſe 1) mit den Oberfeuerwerkern, Feldwebeln und Wacht: wird den Zeitpunct feſtfeßen , wann die Ausbildung der meiſtern , 2) 2 mit den Vicefeldwebeln und Serſchanten , einzelnen Waffengattungen beendigt ſein und die Uebungen 3) mit den Feuerwerkern und Unteroffizieren , 4) mit den niit vereinigten Waffengattungen beginnen ſollen , inſoferne übrigen Soldaten in gleichem Range ſtehen , haben die- ſolche ſtattfinden. Der Commandant der Infanterie wird

felben Invalidenverſorgungsanſprüche, welche den Militär- hiernach beſtimmen , wann die Ausbildung in den Briga perſonen dieſer vier Kategorieen zuſtehen. Den ganz in- den beendigt ſein und die Uebungen in der Diviſion be

valide gewordenen Regimento -, Bataillons = und Zeug- giunen ſollen, inſoferne legtere angeordnet werden. Der oder größtentheils erwerbsunfähig geworden ſind: nadă digung der Ausbildung in den Regimentern und den Be 21jähriger Dienſtzeit eine monatliche Penſion von 5 Thlrn. ginn der Uebungen in der Brigade feſtlegen , inſoferne I

hausbüchſenmachern wird jedoch, auch wenn ſie nicht völlig Commandant' der Reiterei wird den Zeitpunct der Been =

und nach 15jähriger Dienſtzeit von 3 Chlrn. bewiúigt. folche eintreten ſollen. Ebenſo beſtimmen die Brigadiere

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der Infanterie den Zeitpunct der Beendigung der Aus bildung im Bataillone und des Eintritts der Nebungen in vereinigten Bataillonen. Hiernach wird von den Com mandanten der Bataillone und Regimenter der Zeitpunct festgesezt, wenn die Ausbildung in den Compagnieen, Schwadronen und Batterieen vollendet und der Unterricht in den Bataillonen und Regimentern beginnen foll. § 830. Die Anordnung von Uebungen, bei denen die Truppen außerhalb der Garnison Nachtquartiere beziehen müßten , oder durch die besondere, nicht voraus bewilligte Kosten verursacht werden , kann nur mit Genehmigung des Kriegsministeriums geschehen . § 831. Nach Beendigung der Ausbildung in den ein zelnen Waffen finden in der Regel Uebungen in vereinig ten Waffen in größerer oder geringerer Ausdehnung statt. Der Zweck dieser Uebungen ist die Gewöhnung der Trup= pen an die gegenseitige Unterstützung und an gemeinsames Zusammenwirken zu gemeinschaftlichem Zweck und die Her beiführung der hierzu erforderlichen Manövrirfähigkeit, hauptsächlich auch die Uebung und Befestigung der höheren Truppencommandanten in der Führung größerer Truppen abtheilungen. Die Anordnung und oberste Leitung dieser Uebungen geschicht durch den Kriegspräsidenten unter Mit verwendung des Generalstabs. (Fortseßung folgt.)

Fundamentalgrundſaßes des methodischen Kriegs ; 4) von der Einheit im Oberbefehl; 5) von den Entsendungs E und Beobachtungscorps ; 6) über die Raschheit in den strategischen Bewegungen; 7) von der Einrichtung der Armeeverbindungen im Felde; 8) vom Wechsel in den Operationslinien ; 9) von den secundären Operationslinien und vom Rückzug; 10) von der Combination rückgängiger Bewegungen mit Angriffsbewegungen; 11 ) von den Hee resbewegungen außerhalb der Operationslinien; 12) von der Gefahr, aus dem Kriege eine Kunst der Vermuthungen zu machen ; 13) vom Einfluß des Zufalles im Krieg; 14) von den Eigenschaften und Vorbedingungen für einen Obergeneral. Den Schluß bildet eine Zusammenstellung der Grundsäße des Erzherzogs Karl , zur Bestätigung der von Napoleon gefällten Urtheile. Die zweite Abtheilung wird die Grundsäße enthalten, nach welchen , Napoleon zufolge , die Schlachten eingeleitet und geschlagen werden müssen. Diese Grundsäße werden in Napoleons Schlachten in Anwendung gezeigt ; ihnen folgt die Taktik der verschiedenen Waffen , wie Napoleon solche auffaßte. Zu Ende der zweiten Abtheilung werden Auszüge aus der militärischen Correspondenz Napoleons geboten , welche manches Detail über die Art des Unter= haltes der Armeen im Felde enthalten. Detailkarten wer= den diesem zweiten Theile beigegeben werden.

Bayern.

München, 6. Juli. Durch königl. Verordnung vom 1. d. M. ist es den Offiziercorps untersagt worden, ihren Vorgesezten Säbel , Degen , Pokale oder son= ftige Gegenstände als Ehrengeschenke zu geben . Die Abhaltung corpsweiser Ehrengastmahle ist von der Er laubniß der vorgesezten Militärdienststelle abhängig.

Briefe an einen Kameraden . Von einem süddeutschen Offizier. Achter Brief.

Spanien.

(Fortseßung.)

(2) Die wissenschaftliche Junta des Artilleriecorps be= schäftigt sich gegenwärtig mit Versuchen, um die Trag weite und die sonstigen Eigenschaften einer Büchse zu untersuchen , mit welcher die Mannschaften des Artillerie corps bewaffnet werden sollen.

Aber es ist das Heer in seiner Beziehung zu dem Leben in Staat und Volk nicht nur gebend , sondern eben Wer den Heerdienst so und fast mehr noch empfangend. fich zum Lebensberufe gewählt hat, für den kann es darum nicht gleichgültig sein, von welch' mancherlei verflochtenen Verhältnissen von draußen her Einfluß auf das Heer ge= übt wird , zumal welcher Art die Stoffe sind , die der Unsere Aufgabe ist regelmäßige Wechsel uns zuführt. leicht oder schwer je nach dem Grade der Bildsamkeit und Empfänglichkeit der jungen Mannschaft, welche jährlich in die Reihen eintritt. Es läge nahe, schon hier die Ver hältnisse in die Erörterung zu ziehen , unter welchen die männliche Jugend bis zu ihrem Dienſteintritte sich befindet. Aber es möge genügen , nur die Weise anzudeuten, in welcher die praktisch anerkannte und durchgeführte Stel lung des Heeres als Anstalt für die Volkserziehung auf uns selbst zurückwirken muß. Und dazu bedarf es keiner weitgreifenden Ausführung. Das Heer erntet die Früchte seines erziehenden Einflusses auf die Masse des Volkes in den Elementen , welche es von da wieder aufnimmt. Was die aus dem Heere Entlassenen an höherer Einsicht , rei= nerem Willen , gesteigerter Sittlichkeit, überhaupt an ge= wachsenem Manneswerthe mit fortnehmen , fließt in den

Frankreich. (1 ) In der Militärbuchhandlung von J. Corréard find vor Kurzem „ Commentaires de Napoléon , suivis d'un resumé des principes de stratégie du prince Charles. 1re partie. ( 1 vol. in 8. ) erschienen. Der Verfasser, Le Vasseur, Escadronschef der Artillerie, hat darin die von Napoleon aufgestellten , auf St. Helena seinen Gene ralen dictirten Grundsäge zu einer Lehre vom Kriege zu sammengestellt und zum Zweck des Studiums wissenschaft lich geordnet. Die ausgegebene erste Abtheilung enthält die allgemeinen Grundsäße des methodischen Kriegs, ins besondere angewendet auf die Musterfeldzüge von 1796, 1797, 1805, 1806 und 1807 , und zerfällt in 14 Kapitel folgenden Inhalts : 1 ) Fundamentalgrundsäße des metho dischen Kriegs ; 2) von den Feldzugsplanen im Allgemei nen und ihre Erörterung ; 3) Entwickelung des zweiten

693 befferen Elementen , welche in die Waffenschule neu ein treten , wieder in das Heer zurück. Der Fond an er ziehenden und sittlichenden Kräften , welcher im Heere arbeitet, ist in stetem Umlaufe zwischen Heer und Volk, und der bessernde Einfluß , welchen wir heute auf den jungen Soldaten üben , lohnt sich nach Jahrzehnten noch in der reineren Empfänglichkeit, in dem höheren sittlichen Werthe, womit dessen Söhne in den Heerdienst treten. Niemand kann diese Wechselbeziehung zwischen dem Leben im Heer und Volk läugnen, weil sie natürlich, nothwendig ist. Ich berufe mich aber noch auf die Er fahrung im preußischen Heere während jest fast eines halben Jahrhunderts, wodurch diese Wechselbeziehung zur Thatsache geworden ist, und auf die Erfahrung aller Staaten, welche je nach der dem Heere angewiesenen Stel lung mehr oder weniger das Gleiche ergeben hat. Selbst in dem zerfahrenen Frankreich hat man anerkennen gelernt, daß das Heer nicht blos die Gesellschaft in ihrem recht lichen Bestande schüßt , sondern daß es allein auch das Heer ist, von welchem der nachhaltigste Einfluß auf die Die fittlichende Erziehung des Volkes ausgehen kann. deutsche Wehrzeitung ) hat in ihrer Nummer 245 eine Stimme aus Frankreich mitgetheilt, die in beredter Sprache diese Ansicht vertritt. Lamartine, als Dichter und ſtaats männischer Ideolog sattsam bekannt, hat zur Steuer der Wahrheit in seinem conseiller du peuple diese Frage be handelt, und eine Stimme gerade von dieser Seite, welche wahrlich nie als heerfreundlich bekannt war, ist merkwür dig genug, daß man darauf achte. Ich kann mir es darum nicht versagen , den Auffah Lamartine's, wie ihn die Wehrzeitung in deutscher Uebertragung gibt , gerade hierher zu sehen , und ich rechne darauf, daß ich die kame radschaftliche Erlaubniß hierzu als von der Redaction der Wehrzeitung gegeben ansehen dürfe. Der Auffah lautet : „ Die Armee ist die einzige Institution in Frankreich, die sich seit 30 Jahren keinen Fehler vorzuwerfen hat. Welcher andere Theil des Volkes , welche andere Institu tion vermöchte das von sich zu sagen ? Königthum, Kam mern , Redner, Minister, Nationalgarde, Beamten, Bür ger, Geistlichkeit, Aristokratie, Grundbesitz , Presse , Pro letariat. Alle haben wir Fehler begangen. Alle haben wir uns von Ehrgeiz hinreißen laffen oder den Eindrücken der Schwäche nachgegeben. Die Armee allein hat sich nichts vorzuwerfen. Woher kommt das, da sie doch aus denselben Elementen zusammengesezt ist als wir in unseren verschiedenen Körperschaften ? "`" Das kommt daher, weil die Armee noch jung und vor dem Alter des erwachenden Intereffe's , — nicht aus den Kloaken und Abzugskanälen der ehemaligen Werbung, die in Kneipen, Spelunken und auf offener Landstraße den Abschaum der bürgerlichen Geſellſchaft aufraffte, um ihn

*) Jeßt, wo das preußische Heer nur noch die schwarzweiße Kokarde trägt , Preußische Wehrzeitung genannt , eine Ra mensänderung , die , so natürlich fie auch bei den angegebe nen Motiven und bei der vorherrschend politiſchen Tendenz der Zeitschrift erscheinen mag , doch auf dem höheren deuts schen Standpuncte als das ausdrückliche Zugeftändniß völlig verfehlter Ziele beklagt werden muß. Anm. d. Verf.

694 in die Kaserne zu werfen , ▬▬▬▬▬▬ ſondern aus dem reinen und ehrenhafteren Kreise der Familie ――――― besonders der länd= lichen Familie -zu den Regimentern kommt , und ein Attestat einfacher Sitte und achtbaren Lebenswandels mit= bringt. Unsere Armee ist auf diese Art die Fortseßung der Familie, die Uebertragung der Familie in's Feld lager." „Die wenigen , vom Gesez bestimmten Jahre, welche unsere jungen Soldaten im Militärdienst bleiben, und die öfteren Urlaube , die sie erhalten , um einige Zeit in ihrer Heimath zuzubringen, erhalten den Gedanken bei ihnen lebendig, daß sie einst in den Kreis ihrer Familie zurück kehren , und diese Gewißheit ist es , die den Charakter der Familie auch auf die Kameradschaft überträgt. Wo aber gibt es einen mächtigeren Hebel für die Moralität der Bevölkerung, als der durchaus conservative Gedanke an Eisenbahnen, Dampfschiffe , Lesen und die Familie ? Schreiben , der wohlfeile Preis für den Brief des Sol daten *) , Alles dieß erhält die Verbindung des Soldaten mit seiner Heimath , mit seinen Verwandten , wie man es früher kaum geahnet." "1 Eine andere Ursache der besseren Zustände in der Armee ist der Unterricht , den die jungen Soldaten bei ihren Regimentern empfangen. Durch die Fürsorge des Marschalls Saint- Cyr und des Herzogs von Angoulème find unsere Regimenter im Frieden wandernde Schulen geworden. Das Kind des Soldaten wird vollständig in jenen Schulen erzogen. Der junge Soldat aber eben so gut als der Unteroffizier findet hier die Mittel , sich auch für das bürgerliche Leben auszubilden. Es gibt keinen Soldaten , der nicht nach vollendeter Dienstzeit unterrich= teter , pünctlicher , reinlicher, anständiger in Wort, Hal tung und Betragen in das heimathliche Dorf zurückkehrt, als er aus demselben hervorgegangen ist." „Wer auf dem Lande gelebt hat, weiß, welcher Un= terschied zwischen einem Bauer ist, der gedient , und einem, der nie sein Dorf verlaffen hat. Weit entfernt, daß der Gutsbesizer, der Pächter die jungen Leute ungern aus heben und scheiden sicht, freut er sich , denn er weiß , daß die Armee die beste Schule für sie ist. Dort werden fie erzogen und für's praktische Leben gebildet. Wenn sie wiederkommen , sind sie sehr viel besser, sehr viel brauch barer geworden. Bedürfen wir eines tüchtigen , pünctlichen und fleißigen Arbeiters , eines Aufsehers , selbst eines Rech ners , und haben wir die Wahl zwischen einem gedienten oder nicht gedienten Mann , so ist die Wahl keinen Augen= blick zweifelhaft. War dieß vor 30 Jahren eben so ? Nein, es war nicht so ! " "1 Ein dritter Grund der moralischen Ueberlegenheit unserer Armee über die andere Bevölkerung ist die Dis ciplin. Nichts in der Welt vermag dem Menschen die Nothwendigkeit der Ordnung , die Unbeugsamkeit des Ge= feges klarer und überzeugender zu beweisen , als ein Regi Befehlen und Gehorchen sehen , ist das tag= ment. lich sich erneuernde Bild der Gesellschaft in Action . Der Soldat und der Seemann sehen ein , daß eine augenblick=

*) Eine gerechte Rücksicht , deren die deutschen Heere sich nicht Anm . d. Eins. alle erfreuen.

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liche und blutige Anarchie entstehen müßte, wenn ter Eine nicht mehr befehlen dürfte , der Andere nicht mehr gehor chen wollte." WDie militärische Hierarchie , die für jeden Andern nur Berechnung scheint, ist für den Soldaten eine Evidenz, die nach und nach zum unwillkürlichen Gefühl wird; er gehorcht leicht , weil er unter Umständen auch zu befehlen hat, und diese Betrachtung ruft bei ihm eine Art von materieller und physischer Moralität hervor. Die tägliche Beobachtung der Wirkung dieser Hierarchie gibt dem Men schen, der bisher nur auf dem Lande gelebt, den Instinct der Pflicht und die sorgloſe Kühnheit bei Ausführung des Befehls. Die Achtung vor dem Reglement, dem höheren Grade, dem Befehle wird bei ihm zu Fleisch und Bein. So ist die Disciplin das zweite Gewissen des Soldaten." "I Aber der Soldat hat neben dem Allen noch ein an= deres Element in sich, das ihn über die übrige Bevölke rung erhebt. Wir haben es zwar Alle , je nachdem äußere Umstände es zum Vorschein bringen , aber der Soldat hat es immer, täglich , stündlich , es steht neben ihm , zwischen ihm und den Kameraden. - Es ist die Ebre. Die Ehre des Einzelnen , die Ehre des Corps , die Ehre der Fahne, die Ehre der Nation ; denn die Ehre der Nation wird durch eine befleckte Fahne beleidigt , und sie strahlt glänzender, je stolzer die Fahne weht. Kein Soldat würde es ertragen, die Ehre seines Offiziers , kein Offizier, die Ehre seines Soldaten befleckt zu sehen. Das Gefühl der Ehre ist beim Soldaten schärfer ausgeprägt und empfind licher, als in jedem andern Stande." Man konnte einst sagen: der Adel verpflichtet. Zu allen Zeiten kann man sagen : die Waffe adelt." „Und was ist nun nach dem Allem die Armee ? " "! Sie ist ein Theil des staatlichen und geſellſchaftlichen Organismus , sie ist die Kraft des Gesezes , die in einer Zusammengehörigkeit von kräftigen , gehorsamen und ge= fitteten Männern Fleisch geworden ist, um das Vaterland -gegen äußere Feinde im Inneren aber die Regierung und die Gesellschaft zu vertheidigen.“ „Diese Kraft ist weder eine brutale , noch mangelt ihr die Intelligenz , wie man ihr so gern und früher mit Recht vorwarf, denn sie ist eine durchaus sittliche, weil sie der lezte Grund , die lezte Zuflucht der Nationen ist. Sie ist der Inbegriff jeder einzelnen Sittlichkeit und der Aus druck der heiligsten Interessen einer Nation. Vom Felde bis zum Heerde , von der Familie bis zur Gesellschaft, von dem Besize bis zum Erwerbe." „ Sie ist aber auch durchaus intelligent , eben weil sie begreift, daß sie mit den Waffen nicht berathschlagen darf; daß sie ausführen muß , was das Gesez von ihr ausge= führt verlangt, und weil der Soldat eipſieht , daß von dem Augenblick an, wo bewaffnete Männer berathen wollen, die stark sind durch ihre Zahl, ihren Sold , ihr gewöhntes Beisammensein, ihren Gehorsam , ihre Führer , ihre Waf fen, Festungen, Schiffe , Bafonnette und Kanonen - wo diese Männer einen Willen oder persönlichen Wunsch hät ten es kein Volk mehr geben würde , sondern nur eine Soldateska , daß keine Regierung , sondern nur noch eine Gewaltherrschaft möglich wäre."

Wenn aber die Armee auch nicht deliberirt , so fühlt fie doch eben so richtig und eben so stark, als das ganze Land. Sie hat ihren Instinct, ihre Eindrücke, ihren En fie hat ihre Mei= thusiasmus und ihre Abneigungen nung , ihren Gemeinfinn und vor allen Dingen dasselbe Herz wie die Nation. Aber das Alles ist bei ihr in steter Üebereinstimmung mit der reinsten Vaterlandsliebe. Und woher diese so vollkommene , wenn auch schweigende und gehorchende Uebereinstimmung der Armee mit allen edlen Gefühlen des Volkes ? Weil sie unaufhörlich aus diesem hervorgeht und unaufhörlich in dasselbe zurückkehrt. Sie ist sein Fleisch und Blut , und hat mit ihm denselben häuslichen Heerd , dieselben Interessen , dieselben Rechte, dieselben Gränzen , dieselben Fahnen , dieselben Heiligkeiten der Familie , der Gesellschaft und des Vaterlandes zu ver theidigen. Weil sie im Grunde nur ein Stück des ganzen Landes ist , weil sie eine Schildwache von 6 Jahren ist, die für alle Bürger von einem Theil der jungen Bürger bezogen wird , welche zu diesem Zweck von dem Lande be waffnet , disciplinirt , befehligt und unterhalten werden.” — (Schluß folgt. )

Literatur. Die Kunst des Krieges. Gedicht in sechs Gesängen von Friedrich dem Großen. Nach dem franzö= sischen Original frei übersezt von C. v. Reinhard. 8. Berlin 1851. Verlag von Alexander Dunker. (VI u. 65 S.) Ein Act der Pietät , von dem man wünschen möchte, daß er unnöthig gewesen wäre. Alle Welt weiß , warum Friedrich der Große nicht deutsch schreiben möchte und konnte, aber es bleibt nichtsdestoweniger ein unglücklicher Umstand, daß man die Geistesblüthen eines deutschen Fürsten erst in das Deutsche überſeßen muß , um sie seinem Volke verständlich und genießbar zu machen. Ob der Uebersezer nicht zu weit geht , wenn er in der Vorrede behauptet, daß Friedrich sich hier selbst geschildert habe? So etwas kann man nur wahrhaft in der Muttersprache, und es möchte uns bedünken , als trete die innerste Natur des großen Lieblings deutscher Nation viel deutlicher aus den mancherlei kernigen Erlassen, Lagsbefehlen u. dergl. hervor wovon wir erst jüngsthin einige kostbare Proben in dem Buche aus alten Parolebüchern" kennen gelernt als aus den leichtfertigen französischen Alexandrinern. Die Uebersehung anlangend , so müssen wir in Betracht des eigentlichen Zweckes dieser Blätter uns auf die Be= merkung beschränken , daß wir sie als eine in vieler Hin sicht gelungene allen Denen empfehlen können, welche ent weder aus Neigung für die didaktische Poesie überhaupt oder aus Pietät für Alles , was von dem großen Könige herrührt , die Ergüsse seiner Muse auch in der Sprache zu lesen wünschen , in welcher sie eigentlich hätten geſchrie ben werden sollen. Die Ausstattung ist anständig.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

Ne 87.

22. Juli 1851 . is dat het Betrie

an bastante

Allgemeine Militár- Zeitung. S 836.

Preu len .

Bei Bemeſſung der von den Truppencom

mandanten den unterſtellten Abtheilungscommandanten Düſſeldorf , 7. Juli. Jn Cieve iſt vor einigen nach S 829 für die Beendigung der Ausbildung ihrer Tagen in hohem Greiſenalter Friedrich Wilhelm v. Mau - Abtheilungen zu ſeßenden Termine, iſt die für die ver villon geſtorben , nicht blos als Offizier geachtet - er diedenen Abídnitte der Ausbildung in den betreffenden war während der Decupation Frankreichs preußiſcher Com- Erercirdienſtvorſchriften angegebene Zeiterforderniß , inſo mandant der Maasfeſtungen Mezieres und Cbarleville -

weit eine ſolche Angabe beſteht, ſowie eine mittlere Fähiga

ſondern auch als militäriſcher und politiſcher Søriftſteller,

feit der Lehrenden und Lernenden zu Grunde zu legen.

als Schaditheoretiker und als deutſcher Bearbeiter der (Pr. 3tg.) niederländiſchen Poeſie bekannt.

S 837. Da die Vorbereitung für das geſchloſſene Grerciren und die Ausbildung im geſchloſſenen Grerciren

-

bei allen Waffengattungen die Hauptſache iſt und die Baden .

Grundlage für die weitere taktiſche Ausbildung bildet,

(Fortſeßung und Soluß der Beſtimmungen über den Unterricht

und daher ſtufenweiſe unaufgehalten fortſchreiten muß, ohne Rücſicht auf den Stand der andern Ausbildungs

und die Uebungen der Truppen .)

zweige , ſo ſind die Ausbildungstermine für die Compag

S 832. Innerhalb des von dem höheren Vorgeſeşten

nieen (Schwadronen und Batterieen) zunädiſt nur nach

für die Ausbildung einer Abtheilung feſtgeſeßtenTermins der Zeiterforderniß für die Vorbereitung zum geſchloſſenen (S 829) ſteht die ſpeciellereZeiteintheilung, Anordnung und Leituug des Unterrichts den Commandanten diejer Abtheilung zu.

Ś 833. Hiernach iſt es nicht erforderlich , daß von den Abtheilungen eines ' Truppenkörpers jeweils zu gleicher Zeit' die gleichen Uebungen vorgenommen werden. Viel:

Erersiren und die Ausbildung in demſelben, ſowie im Garniſonsdienſt zu bemeſſen. S 838. Die anderen Ausbildungszweige können zwar , ſoweit es die Zeit erlaubt, in den Compagnieen , Schwa dronen und Batterieen neben dem geſchloſſenen Grerciren betrieben werden , ſie brauchen aber bei dem Termine für

mehr bleibt die Beſtimmung der Zeit des Ausrüdens, der das geſchloſſene Grerciren nicht beendigt zu ſein , ſie wer Dauer und der Art der Uebungen dem Abtheilungscommandanten überlaſſen.

S 83t . Wo der liebungsraum (ə. B. Reitbahn, Erer-

den vielmehr, jedoch gleichfalls nach Anordnung und unter Leitung der Compagnie -, Schwadrons- und Batterie commandanten , während dem für die Ausbildung im

cirplak ) oder das Uebungsmaterial (z. B. Turngeräthe, Bataillon und Regiment beſtimmten Zeitraum fortbetrieben Geſchițe) abwedſelnd durch mehrere Abtheilungen eines und beendigt. And für die Ausbildung in dieſen Zweigen Truppentheils benütt werden müſſen , haben die Abthei: ſind den Compagnie - (Schwadrone - und Batterie -) Gom lungscommandanten die Entſcheidung über die Reihenfolge mandanten Terniine zu ſeßen . der Benüşung von dem Commandanten des Truppentheils S 839. Die in dem vorhergehenden Paragraphen ge einzuholen . dachten Ausbildungszweige find : 1 ) bei der gnfanterie : $ 835. Hiernad ; wird beiſpielsweiſe der Compagnie- a . dic zerſtreute Feditart, b. der Felddienſt, c. der Schieß = commandant die Ausbildung ſeiner Compagnie ganz nach unterricht, d. der Fechtunterricht, e. die gymnaſtiſchen eigenem Ermeſſen zu leiten haben bis zu dem Términ, Nebungen, f. die Nebungsmärſche, g. die Gefechtsübungen.. der für den Zuſammentritt des Bataillons zum Unterricht 2) Bei der Reiterei: a. die zerſtreute Fechtart , b. der

in dieſem feſtgelegt iſt. Ebenſo wird von dieſem Zeit- Felddienſt, c. der Schießunterricht , d. die gymnaſtiſchen punct an der Bataillonscommandant die Ausbildung des Bataillons ſelbſtſtändig betreiben bis zu dem Zeitpunct,

Uebungen , e . die Uebungsinärſche, f.die Gefechtsübungen. 3) Bei der Artillerie : a. der Schießunterricht, b. das

ben der Brigadier für die Beendigung der Ausbildung Placiren der Geſchüße, c. die mechaniſchen Manöver, im Bataillon feſtgeſtellt hat u. 1. w . Das Gleiche gilt d. Uebungen mit Hebzeug, Feſtungs- und Belagerungs

für die Regimenter,Shwadronen , Batterieen u. ſ.i f. der geſchüß , e. Verpadung und Ausrüſtung der Fahrzeuge, andern Waffen .

f. der Batteriebau, g. die gymnaſtijden Tebungen , h. die

699 4) Bet den technischen Truppen : Nebungsmärsche. a. der Schießunterricht , b. die gymnastischen Uebungen, c. die sämmtlichen technischen Arbeiten , d . die Uebungs märsche. $ 840. Der Schwimmunterricht macht keinen Theil der der Leitung der Truppencommandanten anheimfallen den Ausbildungszweige aus ; derselbe wird centralisirt und von besonderen Instructoren ertheilt. Eine Ausnahme hiervon macht der Schwimmunterricht bei den Pionniren, der, als für den Pontonnirdienst besonders wichtig , wo thunlich in der Truppe zu ertheilen ist. § 841. Die von den höheren Truppencommandanten für die Ausbildung in den Bataillonen und Regimentern festgesezten Termine sind so zu bemessen , daß während derselben alle die im § 839 genannten besonderen Aus bildungszweige neben dem geschlossenen Ererciren beendigt werden können , und die Regimenter und Bataillone bei Eintritt des Termins für die Uebungen in den größeren Truppenkörpern ihre Ausbildung in allen Zweigen been= digt haben können. S842. Die Commandanten der Bataillone und Negi menter werden bei Betreibung der Uebungen im Bataillon und Regiment darauf Rücksicht nehmen , daß den Com pagnie , Schwadrons- und Batteriecommandanten die erforderliche Zeit zur Ausbildung ihrer Abtheilung in die sen besonderen Zweigen gelassen wird. § 843. Die Ausbildung in der zerstreuten Fechtart und im Felddienst, sowie die Gefechtsübungen und Uebungs märsche, welche auch in Bataillonen, Regimenter und größe ren Truppenkörpern geübt werden müſſen , fallen in diesen höheren Stufen der Verantwortlichkeit, Anordnung und Leitung der betreffenden höheren Abtheilungscommandanten anheim . $ 844. Die Verantwortlichkeit der Compagnie (Schwadrons , Batterie- ) Commandanten für die gute Ausbildung ihrer Abtheilungen bedingt , daß auch die erste Ausbildung ihrer Mannschaft ihrer selbstständigen Leitung anheimfalle. Die Ausbildung der Recruten hat daher in allen Zweigen in den Compagnieen , Schwadronen und Batterieen zu geschehen. Wenn für einen Ausbildungs zweig eine größere Mannschaftszahl erforderlich ist, als diejenige der Recruten einer Compagnie u. s. f., so ist das Fehlende durch alte Mannschaft zu ergänzen , sowie denn überhaupt die abwechselnde Zutheilung von alter Mannschaft zu den Recruten , nach Beendigung der Aus bildung des einzelnen Mannés , nur von Vortheil für die beiderseitige Ausbildung sein kann. Das Zurückbleiben einzelner Abtheilungen $ 845. eines Truppentheils in der Ausbildung darf das recht zeitige Fortschreiten des Ganzen in eine höhere Unterrichts stufe , mithin das Einhalten der festgesezten Termine nicht hindern. Solche Abtheilungen müssen während der Aus bildung im größeren Körper nebenher in denjenigen Thei len der Ausbildung nachgebracht werden , in denen sie noch zurück find.

Bayern. München, 6. Juli. Es wird sich nun auch eine militärische Commission zur Industrieausstel

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lung nach London begeben , bestehend aus dem Vorstand der Militärwerkstätten , Major Auerweck , dann den Hauptmännern Schenk vom Geniewesen und v. Prankh vom Generalstab. ――― Jn der Ausrüstung der schwe = ren Reiterei steht eine Abänderung bevor, es soll nämlich statt des Cüraffes von Eisenblech der moderne von Guttapercha eingeführt werden , falls die bereits be= schlossenen vorläufigen Versuche zu entsprechenden Ergeb= nissen führen. (S. M. )

Briefe an einen Kameraden. Von einem süddeutschen Offizier.

Achter Brief. ( Schluß.) Wenn ein Revolutionsmann so den Heerzweck begreift, wie es die Grundanschauung dieses Aufsages bildet , so hat der Soldat ein doppeltes Recht , auf den höchsten Standpunct sich zu stellen, von welchem sein Beruf sich auffassen läßt. Und dieses Recht wird uns zur Pflicht, weil wir nur darin die Kraft finden können , mit unge trübter Freudigkeit im Berufe zu wirken. Gerade was wir in der ereignißschweren und doch im

Ganzen so unfruchtbaren Zeit, welche die traumhaft hin geschwundenen leßten drei Jahre begreift, erlebt haben, weist uns aber mit herbem Ernste darauf hin , daß wir diese mahnende Pflicht zu erfüllen haben. Der Umsturz alles Bestehenden , welchen das Jahr 1848 brachte , führte in erschütternden Thatsachen den Beweis , daß der Staat, welcher vorwiegend nur auf der Hierarchie des Beamten= thums ruht , des inneren lebendigen Haltes entbehren muß, deffen er bedarf, um für schwere Zeiten in sich selbst stark und gerüstet zu sein. Vom grünen Tische allein läßt sich das Leben nicht bilden; wer gestalten will , muß mitten in's Leben selbst hineintreten. Die troß mancher Anzeichen baldiger Entartung doch im Ganzen anfänglich vorherr schend auf nationale Größe und Einheit gerichtete Bewe gung wurde frühe zurückgedrängt durch die überwuchernden unlauteren Kräfte , deren Ziel die rechtsfeindliche Gewalt= that war, und fast allerwärts standen die Organe der Staatsgewalt gelähmt gegenüber dem wirren Kampfe, der vor ihren Augen tobte. Die Geseze bestanden , aber den öffentlichen Gewalten fehlte das Selbstvertrauen , das Be= wußtsein der Macht , die Geseze zu handhaben. Im Staate selbst lagen die Bedingungen dafür , daß die feindlichen Mächte in drohender Kraft sich erheben konnten , und so mußte ihm auch die Stärke fehlen , diese Mächte zu ban nen. Ich will nicht die Phrase wiederholen , daß unser Geschlecht der Erneuerung bedürfe. Aber der Erziehung, der Sittlichung bedarf es, und der seiner Idee nach nur mehr verwaltende Staat bot dazu die Mittel nicht, weil er mit bloßen Ge- und Verboten erreichen wollte , was nie durch diese allein erreicht werden kann , weil ihm die Kraft fehlte , das Gesunde wahrhaft thätig , das Kranke unschädlich oder genesen zu machen.

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Die in's Leben unmittelbar hineingreifende Erziehungs thätigkeit lag nicht im Grundgedanken des Staates , und so nur konnte durch die in der Zeitbewegung thätigen zer sezenden Elemente endlich die tiefe Entſittlichung sich bil den, wie sie während der lezten Jahre in erschreckender Gestalt vor uns trat. Die sich drängende Menge der Er eignisse, das Gewicht von immer neuen brennenden Lebens fragen in der Zeitgeschichte des deutschen Gesammtvater= lands hat das Bild des unmittelbar Miterlebten schon jezt mehr in die Ferne gerückt. Aber es ist nöthig , daß man es sich festhalte, daß man aus der Geschichte sein Urtheil nehme über Das , was in Gegenwart und Zukunft uns Noth thut. Wer die Augen offen hatte, der hat auch die lange unbeachtet gebliebenen Schäden an Charakter und fittlichem Werthe des Volkes gesehen , welche durch den plöglichen Anstoß zu Tage kamen, die Selbstsucht, den Neid , die Genußsucht, die Arbeitsscheue , die Unlust am redlichen mühevollen Erwerbe , die Unwissenheit und Leichtgläubigkeit in politischen Dingen , diese freilich schon im Alterthume sprüchwörtlich , den Mangel an gefeßlichem Sinne, an Achtung vor Gesez und Recht, an wahrer innerer Religiosität , *) die Freude am Krawall , am Wider= streben gegen die gefeßliche Ordnung, die Lust an der rohen Gewaltthat, selbst am Morde. Jeder hat That fachen genug beobachtet, in denen er diese Gebrechen, diese Aeußerungen innerer Entſittlichung wirken sah. Aus ihnen kam das blinde Mißtrauen , welches jedem , auch dem red lichsten Wollen entgegentrat , aus ihnen der Hohn, mit welchem jede Gabe an Werth oder Recht als karge Ab schlagszahlung empfangen würde, aus ihnen der maßlose Anspruch auf Besiz und Lebensgenuß. In ihnen lag es, daß die Bewegung, deren Zeuge wir waren, rasch alle Phasen bis zur äußersten Verwilderung der Anarchie durch Laufen, daß das , was in den bewegten Massen deutsch national anfing , in schnellster Folge politisch - liberal, demokratisch, republikanisch werden konnte, um zulegt als rothes Jakobinerthum zu enden. Und daß dieß Alles ge schehen , oder doch in dem Maße, wie geschehen, zur That werden konnte, dafür trifft ein großer Theil der Anklage die Volkserziehung , die nicht leistete, was sie sollte , die die fittlichenden Kräfte im Leben des Volkes nicht zur Thätigkeit zu rufen wußte. Mit Recht sagte der geist reiche Verfasser der Gespräche über Staat und Kirche" zu Erfurt, daß der Aufstand mit der äußersten Gewalt niedergeworfen, das in den Gemüthern feindlich Gährende aber durch weise Einrichtungen , durch die heilende Frische der durch das Staatsleben gehenden Bewegung entfernt werden müsse , weil mit der Ursache dann auch die Wir kung wegfalle. Dazu aber bedarf der Staat des eigenen höheren Standpunctes , der lebendigen Thätigkeit aller erziehenden Kräfte, und eine solche , dabei mit allen Mitteln tief= greifender Wirkung ausgestattet, ist das Heer. An uns also , die wir selbst die Führer und Erzieher des Heeres find, ist es , daß wir diese erziehende Kraft lebendig, wirk=

sam machen , daß wir den höheren Gesichtspunct für die Würdigung des Heerlebens ergreifen und mit dem vollen Ernste der Pflicht in unserem Wirken ihm treu bleiben. Dem Städter in seinem bewegten Geſchäftsleben, dem Bauer auf seiner Hufe Landes soll man an Gesinnung und Sitte es abmerken , daß er im Heere gedient , die Schule durch laufen hat , welche den Eingang in's staatsbürgerliche Leben öffnet. Fassen wir so unsere Berufsaufgabe mit ganzem männlichen Ernste , so liegt darin schon die Kraft zu dem freudigen Wirken im Berufe , welches allein Er= folge und Befriedigung geben kann. Der Staat selbst, wie er früher war, mit seiner nur mehr polizeilichen Grundlage , mit seinem Mangel an energisch ergriffenen höheren Erziehungszielen , auch er trug mit die Schuld an Dem, was im Heere geschah. Die nähe Verknüpfung zwischen Staat und Heer ließ Das , was dort galt, auch in unser Bereich herübergreifen , und so fand der lebens arme Mechanismus , wie wir ihn im Heere gekannt haben, seinen Anhalt in der Gesammtrichtung des Staatslebens. Die Büreaukratie dachte genug zu thun , wenn sie über die Resultate der vermeinten öffentlichen Wohlfahrt sorgfältig Buch führte , wenn sie jeder schwebenden Sache genau ihre actenmäßige Erledigung gab. Das Heer ist es , das nun die Richtung des Einflusses umkehren , das durch eine frische und kräftige Thätigkeit innerlich erneuernd und sittlichend auf das Volk, auf das gesammte Leben im Staate wirken soll. Wir haben uns als die erhaltende Kraft des Staates bethätigt, indem wir den drohenden Zerfall der Gesellschaft durch die Gewalt abwendeten, womit wir die feindlichen Mächte niederwarfen. Seien wir jest auch in höherem Sinne die Träger und Bewah rer dieser erhaltenden Kraft , indem wir die Ursachen wirk ſam bekämpfen helfen , welche den feindlichen Mächten Leben und Stärke gab. Was Barbarzky vom österreichi schen Heere gesagt hat , gilt nicht für jedes Heer, weil es kaum einen Staat gibt, dessen geschichtliche Voraussetzungen Verwandtes mit jenen des Kaiserstaates hätten. Aber darin gilt Barbarzky's Wort für alle Heere , daß von diesen der Anstoß für sittliche Läuterung des Lebens in Staat und Volk ausgehen solle, und daran müſſen wir festhalten , wenn wir uns und unsern Beruf wahrhaft adeln wollen.

*) Die mir, nebenbei gefagt , höher fteht , als die gewohnheits. welche mäßige Theilnahme am am Kultus, welche wohl in derLebens Regel als Bedürfniß , nie aber als Maßstab des religiösen Anm. d. Verf. im Einzelnen gelten kann.

Literatur. Geschichte der Kriege in Europa seit dem Jahre 1792 , als Folgen der Staatsveränderung in Frankreich unter König Ludwig XVI. Dreizehnter Theil. Bd. I u. II. Mit sechs Plänen. 8. Ber= Iin 1849 u. 1850. Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn. (X u. 200, X u. 166 S.) Dieser dreizehnte Theil eines eben so allgemein be= kannten als anerkannten Unternehmens umfaßt in zwet Bänden die Fortseßung und den Schluß der Geschichte der Felbzüge des Jahres 1814, und zwar der I. Band die Operationen der Hauptarmee und der schlesischen Armee von der Zeit der Schlacht von Laon , deren Schilderung

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übrigens dem vorhergehenden Theile angehört , bis zur Beendigung des Feldzugs durch die Einnahme von Paris und die Thronentſagung Napoleons , während der II. Band die Ereignisse im östlichen und südlichen Frankreich, den Feldzug in den Niederlanden , die Ereignisse vor den Festungen in Deutſchland , sowie den Feldzug in Italien behandelt. Der 1. Band enthält dann weiter noch als Anhang : 1. die Angabe der Streitkräfte Napoleons in der zweiten Hälfte des März , 11. ein Schreiben Berthier's vom 17. März 1814 an den Marschall Marmont , ill. die Angabe der französischen Streitkräfte bei Paris am 30. März, IV. Einiges über die Verspätung des am 29. März für die schlesische Armee erlassenen Befehls (nämlich am 30. um 5 Uhr Morgens den Montmartre anzugreifen), V. die Streitkräfte der Verbündeten im Inneren Frank reichs gegen Ende des Monats März, endlich VI . den Congreß zu Chatillon; sodann einen Plan zu den Greig nissen am 20. und 21. März (Arcis ) , einen andern zu den Ereignissen am 25. März (Fère Champenoise) , einen Plan zur Schlacht von Paris und auf demselben Blatte zwei kleinere Plänchen, das eine von Sezanne und Um gegend , das andere von dem Terraintheile zwiſchen und bei Claye und Villeparisis , endlich ein Uebersichtskärtchen der Operationen vom 23. bis 31. März. Die den An= hang des II. Bandes bildenden Materien find : 1. Ein theilung und Stärke der zur schlesischen Armee gehörenden Corps , welche vor den Festungen verwendet waren , I. die österreichische Südarmee in der Mitte des Monats März, III. Eintheilung und Stärke der Armee Augereau's im südlichen Frankreich, IV. im Elsaß zu Blokaden verwen= dete Truppen, V. Streitkräfte der Verbündeten in den Niederlanden , VI. Napoleon und der Vicekönig von Ita lien und VII. gegenseitige Streitkräfte auf dem Kriegs schauplage in Italien. Außerdem ist dem 11. Bande noch eine Angabe der gedruckten Quellen , welche der Verfasser für die Feldzüge von 1814 benugt hat, sowie ein Plan von Bergen op Zoom und ein Plan zu dem Treffen am Mincio beigefügt. Für Diejenigen , welchen das Werk bereits aus den

nungen kund gab , jenes vorsichtige , schüchterne Herum= tasten , welches das eigentliche Kräfteverhältniß vergessen ließ und wenigstens theilweise in der Scheu vor Napo= leons Niesengeiste seine Erklärung findet , die Unzahl der hieraus entspringenden Befehle und Dispositionen , die sich so häufig widersprachen , durchkreuzten und zu großem Theile als todtgeborne Kinder nur noch ihrer Sonderbar= keit und der Vollständigkeit wegen der Geschichte ange=. hören, diese und ähnliche Dinge brachten ein solches Hin = und Her- und Durcheinanderwogen der Truppenmassen und eine solche mindestens anscheinende Planlosigkeit in deren Führung zu Wege , daß es ganz besonderer Umstände und Fügungen bedurfte , um ein Ende herbeizuführen, das Vielen unerwartet , Manchen vielleicht unerwünscht, den Oberfeldherren wenigstens einigermaßen für sein voraus= gegangenes Märtyrerthum entschädigte. Daß bei jener zeitweisen That- und Rathlosigkeit in den höheren Regio= nen die Ungeduld und Thatenlüft in den unteren Schichten sich gleichsam Luft zu machen suchte , ist wohl sehr natür= lich ; aber es ist auch begreiflich , daß die mancherlei klei= neren Züge und Begebenheiten , welche sich auf solche Weise in die Geschichte eindrängten und diese mit machen halfen, zur besseren Verständlichkeit und Uebersichtlichkeit beizu zutragen nicht gerade geeignet sind , wenn ihnen nicht der Zufall die Ehre von Wendepuncten zu Theil werden ließ. Endlich darf nicht übersehen werden , daß, während man im großen Hauptquartiere in dem Bemühen , Alles leiten zu wollen, sehr häufig zu weit ging , man im Blücher' schen Hauptquartiere die Möglichkeit einer stets plan= mäßigen und rationellen Führung mitunter durch den ent= gegengesezten Fehler aus den Händen gab , indem man grundsäglich der Discretion der unteren Führer zu viel überließ. Ist es nun auch bei all' den Schwierigkeiten , welche aus solchen und ähnlichen Verhältnissen und Umständen für den Geschichtschreiber entspringen , jest nicht mehr nöthig, den Faden der Ariadne erst aufzufinden, um glücklich durch das Labyrinth derselben zu gelangen , in dem wir bereits manche höchſt werthvolle Arbeit über die= sen Feldzug besigen , so läßt die Behandlungsweise auch der besseren unter diesen Beschreibungen doch noch so mancherlei zu wünschen übrig , daß dem Verdienste noch immer ein erklecklicher Spielraum bleibt. Wie überhaupt, so ist bei dieser Masse von Details eine überail gleiche Ausführlichkeit hier doppelt nachtheilig , und wir glauben daher dem Verfasser der vorliegenden Geschichte die An= erkennung nicht versagen zu dürfen , daß er Resignation genug besessen , um sich des Ueberflüssigen rechtzeitig zu entledigen , während er es verstand , durch eine reichlichere Ausstattung und ein genaueres Eingehen auf die wichti= geren Begebenheiten und Wendepuncte dieselben um so prägnanter hervortreten zu lassen. Dabei wird er in sei nem Streben nach Klarheit und Uebersichtlichkeit durch eine Ausdrucksweise unterstüßt , welche alle Eigenschaften in sich vereinigt , wie wir sie nur einem Militärgeschicht= schreiber wünschen mögen. Eine weitere Empfehlung hal ten wir , wie schon angedeutet , für überflüssig. Druck und Papier sind gut.

vorhergehenden Theilen bekannt ist, haben wir kaum nöthig zu bemerken , daß auch der vorliegende dreizehnte sich wür dig an diese anschließt. Um indessen zu einer richtigen Würdigung gerade dieser legten Arbeit zu gelangen , darf man nicht aus dem Auge verlieren , daß der Geschicht schreiber der Feldzüge von 1814 , will er diese möglichst wahrheitsgetreu und , was die Geschichte immer sein soll, lehrreich und nußenbringend darstellen , mit nicht gewöhn lichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Es sind diese lesteren gewissermaßen als Spiegelbild derer zu betrach ten , welche es fast als ein Wunder erscheinen lassen , daß die Dornenkrone des Oberfeldherrn sich zulezt doch noch in einen Lorbeerkranz verwandelte. Welcher Natur nun die sich fast bei jedem auch die Hemmnisse waren, Schritte der oberen Leitung entgegenstellten , ihre Wir kungen find fühlbar genug gewesen und sind noch jezt eine Quelle von Mühen und Widerwärtigkeiten für den Ge Jene Unsicherheit und Halbheit, welche schichtschreiber. sich fast bis zur endlichen Entscheidung in allen Anord

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

N 88 .

1

1851 . M

21. guli

burnished

for

Allgemeine Militár-Zeitung. S p a nie n .

taktijden Verwendung erfordern würde. – Die Friedens -

organiſation ſoll den Rahmen bilden , der durch Augmens

( ?) Eine königliche Ordonnanz vom 9. Juli hat die tation mit gleißartigen Élementen fich zur Kriegsorgant Wiederausgabe eines „ Offiziellen Armeebülle -

ſation erweitert. In die ſchon als Rahmen vorhandenen

tins " (Boletin oficial del ejército ) befohlen, welcheswie taktiſchen Körper ſollen auch die Landwehrtrnppen einge das im Auguſt 1819 eingegangene (vgl. A. M. 3. 1849.

fügt werden , und damit aufhören , abgeſonderte Corps zu

Nr. 129) einen Abbrud jämmtlicher fönigl. Verordnungen ,

bilden.

In dem dritten Abſchnitt ſeiner Sdrift ſpricht

welche die Armee und deren Dependenzeu angeben, ſowie die ſich der Verfaſſer gegen das bureaukratiſche Verfahren des Erlaſſe des Kriegsminiſteriums und der Generaldirectionen Militäröfonomiedepartements aus , und will ſtatt deſſen der verſchiedenen Waffen und Inſtitute des Heeres ent- eine rein militäriſche Verwaltung dieſer Branche, wie beim halten wird. Das Boletin ſoll in Format und Einrich- Allgemeinen Kriegsdepartement. Die kleine Schrift bietet tung dem 1847 gegründeten und früher mit der Revista

mannidfaches Intereffe.

( N. Pr. Ztg.)

militar ausgegebenen ganz gleich gehalten werden und zum mindeſten wöchentlich einmal erſcheinen .

Belgien . Brüffel, 4. Juli. Gleich bei Ernennung des neuen

Preußen .

Kriegøminiſters ſuchten die Dppoſitionsblätter ein aufrich

Unter dem Titel: „ Die Nothwendigkeit einer Modification der Grundformen der Preußiſchen

tiges Einverſtändniß desſelben mit ſeinen Collegen in Zweifel zu ziehen , oder wenigſtens eine erhebliche Meta

þeeres -Organiſation. – 218 den Erfahrungen der geleitet“, iſt jüngſt im Verlage der Mittler’ſchen Sortir mentsbuchhandlung eine beachtenswerthe kleine Sdrift

nungsveränderung von Seite der leşteren darzuthun. des Generals Anoul erlaſſenen Tagsbefehls allen Grund, indem darin folgende Worte zu leſen find : „ Die

füngſten Mobilmachung und rationellen Principien ber-

Dieſem Beſtreben nimmt der Inhalt des beim Amtšantritt

erſchienen . Der Verfaſſer, ſichtlich ein Offizier im activen Arbeiten der höheren Commiſſion, welche mit der Prü = Dienſt, bält es ſeiner "wiederholten Verfichecung nach für fung der von den Specialcommiſſionen eingelaufenen Be eine patriotiſche Pflicht, auf mehrere weſentlide Mängel richte betraut werden wird, ſollen dahin gerichtet werden, und Nebelſtände hinzuweiſen , welche ihm bei vielſeitigen die Verbeſſerungen aufzufinden , deren die Organiſation Beobachtungen bei der lebten Mobilmachung aufgeſtoßen.

der Armee fähig iſt , ſowie die Erſparniſſe , welche ohne

Er faßt die hervorgetretenen Unvollfommenheiten in fol-

ihre Intereſſen und ihre Kraft zu verlegen , ermöglicht

genden drei Hauptpuncten zuſammen : 1) In der Forma- werden können. Es geht daraus zur Genüge hervor, tion abgeſonderter , ohue inneren taktiſchen Halt zuſammen- daß die Stellung des neuen Kriegsminiſters der ſchweben = gefügter Landwehrtruppen ; 2) in dem parallelen Nebeneinanderlaufen der Kriegsformation des Heeres mit der Friebensorganiſation desſelben ; 3) in dem vom Dekonomie departement befolgten Modus der Verwaltung und Er gänzung des Kriegsmaterials . In erſterer Beziehung wird ausgeführt, wie die Landwehr in ihrer Abſonderung der

ausreichenden , ſowie der hinlänglich qualificirten Führung

den Armeefrage gegenüber von der bisherigen ſeiner Col: legen nicht abweicht. (A. A. 3.)

$ ch we i 3. Vom Zürichſee, 3. Juli. In der vom Bundes rathe Francesſini herausgegebenen „ neuen Statiſtik der

entbehre und dadurdy in ihrer taktiſchen Verwendbarkeit Schweiz" findet ſich eine intereſante Zuſammenſtel dem Verfaſſer um lung der Schulden und Koſten des Sonderbund8 handelt ſich dem Es handelt beeinträchtigt werde. Es einen Modus der Friedensorganiſation , der es möglich

frieges . Die ſieben Sonderbunbekantone haben danac

macht, in der eigentlichen Waffenſchule des Heeres ſo viel die enorme laſt von 13,011,000 Fr. zu tragen , oder 31 Offiziere und Unteroffiziere gründlich auszubilden , als die auf die Seele; nämlich 9,026,500 Fr., die von der Tags

jährlich zu entlaſſende Quote nn Mannſchaften zu ihrer ſapung als Kriegscontribution auferlegt wurden , und

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4,088,000 Fr. als Kosten des wider die Eidgenossenschaft geführten eigenen Krieges. Die beiden neutralen" Kan tone, Neuenburg und Appenzell J.Rhoden , mußten ihre Neutralität mit 456,000 Fr. büßen , d . i . 5 Fr. 8 Ct. auf die Seele. Die Mehrheitskantone endlich hatten 1,249,000 Fr. aus ihrem Seckel zu zahlen , was auf die Seele nur 1 Fr. 9 Ct. macht. Die " Eidg. 3tg." macht mit Recht darauf aufmerksam , daß obige Verhältnisse billige Berücksichtigung verdienen , wenn die Frage über den Nachlaß der Kriegskosten einmal wieder zur Sprache kommen sollte. (Pr. 3tg.)

Literatur.

Schweden und Norwegen . Stockholm, 1. Juli. Die jest auf Ladugardsgärde lagernden Truppen , nämlich die Stockholmer Garnison und einige Bataillone aus den nächsten Provinzen, etwa 4000 Mann , machten gestern ein weit ausgedehntes Feld = manöver unter der Anführung des Kronprinzen. (A. A. 3.)

Großbritannien. London , 19. Juni. Der Herzog v. Wellington gab gestern, an dem Jahrestag der Schlacht bei Waterloo, ben britischen Offizieren , welche diese unter seinem Befehl mitgekämpft, das übliche Festmahl. Die Zahl der ein geladenen alten Krieger betrug 70, worunter der Feld marschall Marquis v. Anglesey , der niederländische Ge neral Baron Omphal , der neapolitanische General Fürst Caftelcicala, der General Halkett. Der einzige Ehrengast war der Feldmarschall Prinz Albert. Der Herzog von Wellington erinnerte in einer Trinkſpruchrede an die von den verschiedenen Heeren und den Befehlshabern des preu= Bischen, britischen, hannoverischen und nirderländischen Heeres geleisteten Dienste; namentlich rühmte er die Tapfer keit der preußischen Soldaten und gedachte dabei der Auf träge , welche sein Freund, der Generallieutenant Vis count Hardinge, zwischen ihm und Blücher zu vermitteln gehabt. Er schloß mit einem dem preußischen Heere" gewidmeten Trinkspruch und verband dabei einen auf den Generallieutenant Viscount Hardinge. Dieser dankte für die Ehre, in Gemeinschaft mit Preußens Heeren genannt worden zu sein. Wo Männer wie Wellington und Blücher an der Spize gestanden , da sei auch das Schwierige leicht geworden. Durch die glücklichen Erfolge der preußischen und britischen Heere sei Europa der Frieden gesichert wor den. Dem hannover'schen Heere und dem General Halkett galt unter den vielen Trinksprüchen auch ein von dem Herzog von Wellington ausgebrachter. (Berl. Nachr.) London , 29. Juni. Von Seite des Kriegszeugamts wurde an die amerikanische Ausstellungscommission und das Executivcomité das Ansuchen gestellt , den Offi = zieren des 12. Lanzierregiments , welches nun eben falls gegen die Kaffern commandirt ist , 25 Stück der vom Amerikaner Colt ausgestellten repeating pistols (Pistolen, die zwölfmal nach einander ohne neue Ladung (S. M.) schießen) käuflich zu überlassen.

Desterreichisches Militär- Conversazions - Le = rikon. Unter Mitwirkung mehrerer Offiziere der f. f. Armee. Herausgegeben von der Redaktion des österreichischen Soldatenfreundes“ : J. Hirten= feld und Dr. H. Meynert. 7. bis 13. Lieferung. gr. 8. Wien 1851. Jm Comptoir des „öſterrei= chischen Soldatenfreundes“. Mit den vorliegenden Lieferungen schließt der erste Band (VI und 857 S.) dieses in vielen Beziehungen schäßenswerthen Unternehmens . Einige unbedeutende Jn consequenzen abgerechnet , finden wir das hierbei leitende Princip in derselben Weise durchgeführt, wie bei den ersten Lieferungen , weßhalb wir auf Dasjenige zu ver= weisen uns erlauben , was wir bei der ersten Anzeige (Nr. 55 und 56 d . Bl. ) hierüber bemerkt haben. Auf unseren damals ausgesprochenen Ansichten müssen wir auch jezt noch beharren, nachdem wir das mit der legten Lie ferung ausgegebene Vorwort gelesen haben. Eine Stelle dieses letteren dürfte übrigens Erwartungen rege machen, welche bis jest unbefriedigt geblieben sind. Es heißt näm lich S. V: Von da an" (Marimilian I. und Karl V.) mußte, auch wenn wir den Standpunct der speciell- öster= reichischen Kriegsgeschichte festhielten , fast alles Wichtige und Hauptsächliche von selbst unserem Kreise zufallen, da, mit Ausnahme des sogenannten nordischen, Desterreich keinem großen europäischen Kriege neuerer Zeit fremd ge=. blieben ist. " Hiernach sollte man glauben, als sei es die Absicht, aus solchen Kriegen, an welchen Oesterreich Theil genommen, auch jene wichtigeren kriegerischen Begeben= heiten mitzutheilen , welche ohne unmittelbare Mitwirkung österreichischer Truppen der Thätigkeit alliirter Heere zu fielen. Doch auch diese bescheidene Hoffnung scheint nicht erfüllt werden zu sollen und wir können es, Angesichts anderer Auslassungen , nur als eine Abweichung vom Princip ansehen , daß das Treffen von Brienne am 29. Januar einer ausführlichen Beschreibung gewürdigt wurde. Die gleichfalls im Vorwort stehende , in deutscher Sprache abgefaßte Berufung auf die Metamorphose der deutschen" in eine „preußische“ früher so genannten Wehrzeitung möchte eine ziemlich verunglückte genannt werden , und wenn es schon leitender Gedanke dieser Zei tung zu sein scheint, daß Preußen ein von Deutschland völlig unabhängiger Begriff sei, wie noch neulich die Be trachtungen über die Vernußung der werthvolleren Theile der deutschen Flotte durchschimmern ließen, so haben wir doch gerechte Zweifel , daß fie in ihrer unbedingten Hin gebung für das Preußenthum sich so weit würde hinreißen laffen, um etwa auf jene Berufung hin sich zur Heraus gabe eines preußischen Militär- Conversationslexikons nach dem Muster des österreichischen zu entschließen . Jenes Organ des preußischen Heeres argumentirt mit eben diesem Heere; aber es appellirt zu gleicher Zeit so sehr an die Intelligenz desselben , daß es sich wohl hüten würde , nur den Anschein zu haben , als wolle es dieselbe bevormünden oder verkümmern. Es mag recht angenehm sein , sich selbstgefällig im Spiegel zu beschauen; so gewiß man jedoch

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dabei in der Regel nicht viel mehr als Eitelkeit und Selbstüberhebung gewinnt , so wahr ist es auch, daß man zur Selbstkenntniß und Selbstachtung nur durch den Vergleich mit Anderen gelangt. Doch wir wollen uns nicht von Neuem in ein Thema vertiefen , worüber wir uns schon bei den ersten Lieferungen zur Genüge ausgesprochen zu haben glauben , und welches sich uns nur deßwegen so lebhaft wieder aufdrängen mochte, weil uns die vielen werthvollen und gediegenen Bearbeitungen , durch welche sich auch die vorliegenden Lieferungen auszeichnen, nur wiederholt bedauern lassen , daß die Redaction sich selbst die Flügel beschnitten hat. Wie bei allen Unternehmungen der Art , so machen fich auch hier Koryphäen bemerkbar, und wir glauben, ohne Anderen zu nahe zu treten , schon jest auf zwei der= felben besonders aufmerksam machen zu dürfen , von wel chen der eine unter der Chiffre Bbb hauptsächlich die auf Taktik , Strategie , Standesphilosophie 2c. , der andere unter der Chiffre Wr. die auf die Fortification Bezug Habenden Artikel bearbeitet. Natürlich haben auch Andere fich bereits in vortheilhafter Weije bemerkbar gemacht, und es steht zu erwarten , daß sie in den folgenden Bän den Gelegenheit finden werden , noch prägnanter hervor zutreten. Die Anzahl der nicht in v. d . Lühe enthaltenen Bio graphieen beläuft sich in diesem ersten, die Buchstaben A, B und C umfassenden Bande bereits , wenn wir recht ge zählt haben , auf nicht viel weniger als 344. Welch' ein reiches und herrliches Material für eine österreichische -Ehrenhalle ! Was wir sonst auszustellen hätten, ist im Verhältniß zum Ganzen auch dießmal unbedeutend ; doch können wir nicht unterlassen, Einiges besonders hervorzu heben. So hätten , um mit dem Stylistischen zu begin= nen, bei nur einiger Aufmerksamkeit der betreffenden Ver fasser und namentlich der Redaction , nicht so vielfach Stellen und Ausdrücke in den Druck übergehen dürfen, welche als arge Verstöße gegen den Genius der Sprache sowohl, als gegen die Logik zu betrachten sind , wie z. B. S. 400 so wird sich in Colonnen bewegt "; S. 411 als der Feind dieses Dorf genommen und aufzubieten versuchte, um dessen höchst wichtigen Besiz zu behaupten", und weiter unten auf derselben Seite: wo sich das Regiment an der Spize des G. d. C. Serbelloni bei der den Ausschlag des Sieges gegebenen Attaque besonders hervorthat " 2 . Wir denken, diese wenigen Beispiele werden genügen , die Redaction künftig zu einer genaueren Durchsicht besonders da zu vermögen , wo die Verfasser , wie es wirklich hier und da der Fall zu sein scheint , nicht in ihrer Mutter sprache schreiben. ――― Bei " Bestrafungen " ist die Clas fification eben so mangelhaft als bei v. d . Lühe , da die Freiheitsstrafen und die Vermögensstrafen nicht als beson dere Arten aufgeführt sind. Beurtheilung der Di stanzen " ist so allgemein gehalten und ein so unpassen= des Schlagwort (Distanzschäzen) , daß man es gewiß nicht vermissen würde. "1 Bewegungen der Geschüße." Hier hat sich ein wesentlicher Druckfehler eingeschlichen, indem den Zahlenangaben für die Jntervalle die Signatur von Fußen beigesezt ist , während doch offenbar Schritte gemeint find. -- Was über „ militärische Bildung" gesagt ist , dürfte einer sehr durchgreifenden Ueberarbei

tung fähig sein. -Warum wohl "1 Blindheim oder Blenheim" fehlt? Hoffentlich doch höchstedt! " Bonnet " mit kleinen Versehungen fast wörtlich wie bei v. d. Lühe , jedoch nicht überall zum Vortheil des Aus drucks und der Verständlichkeit. " Bricolschuß", kurz " Caligae " waren nicht hölzerne, kurz aber nicht gut. mit Nägeln beschlagene Sohlen 2c. , sondern mit hölzernen (oder eisernen) Nägeln beschlagene Sandalen oder auch Halbstiefeln. Camp de Cäsar. Was soll man sagen, wenn Julius Cäsar, wahrscheinlich um Mißverständnisse zu vermeiden, der Römerkaiser genannt wird ?! Cava = lerie. Wie kommt Seidlig in die Schlacht von Leuthen? Compensations princip. Wie es scheint, hat man sich das Princip der allerneuesten Orthographie noch immer nicht ganz geläufig gemacht, sonst dürften doch Rückfall sünden wie hier mit dem t statt z troß der mahnenden Endsylben , und Inconsequenzen wie Communikazion, Bo ardier- Korps und Corps u. dgl. nicht vorkommen. Ueberflüssige Artikel haben wir auch hier wieder in nicht geringer Zahl gefunden, aber auch solche, welche sich in einem Militärconversationslexikon sehr sonderbar ausneh men , wie z . B. Cabinet , Calcul , capacité , Chirologie, Civilliste, Constitution c. Nach welchem Grandsag end lich die der Mathematik angehörigen Artikel ausgewählt werden , ist uns noch sehr unklar. Wir wünschen, daß diese von aufrichtigem Intereſſe für das Unternehmen dictirten Ausstellungen die Redaction dazu bestimmen mögen , auch in unbedeutenderen Dingen eben so gewissenhaft zu sein, als sie im Ganzen bemüht ist, innerhalb der selbstgezogenen Gränzen die Erwartun= gen, welche sie rege gemacht, sowie das Vertrauen zu recht fertigen , womit man ihr entgegengekommen ist.

General - Uebersichtskarte des Königreichs Böhmen, nach der neuesten gerichtlichen und politischen Eintheilung etc. etc. Herausgegeben von C. Hennig und F. Tempsky. Prag 1850. J. Calve'sche Buchhandlung. Die vielseitige Brauchbarkeit dieser Karte fordert uns auf, unsere Leser durch eine speciellere Beschreibung mit dem Inhalte derselben bekannt zu machen. Den größeren . Raum des Nahmens von 30" W. Länge und etwa 23" Höhe nimmt das Königreich Böhmen im Maßstabe von 1" 1" 1W. W. = 2 deutsche Meilen = 8000 Klafter, also von 0 576' ( 0 0 der natürlichen Länge ein. Von den angränzenden Ländern sind nur die Orte angegeben, welche von den Straßen des Königreichs zunächst erreicht werden. Durch Farben sind die 7 Kreise der neuesten politischen Einthei= lung (Prager, Budweiser, Barduwißer, Gitschiner, Böh misch Leipaer , Egerer und Pilsener Kreis) , sodann in den Kreisen die ( 13) Landgerichte und in diesen die (43) Be zirksstrafgerichte, (79) Bezirkshauptmannschaften und (210) Alle diese Bezirke enthalten Bezirksgerichte geschieden. zugleich nicht zu verwechselnde Nummern , und die Size der Behörden sind mit verschiedenartiger Schrift einge schrieben , die am Rande erklärt ist. Die Signaturen für die bewohnten Orte unterscheiden , ohne gerade vielartig

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zu sein, nicht nur Dörfer , Märkte, Städte, Festungen boten werden , welche an leeren Stellen passenden Plas und die (8920) Katastralgemeinde-Hauptorte , sondern es gefunden haben. sind auch daraus die Behörden eines Ortes unzweifelhaft Die untere Eckarte rechts ist eine "/ Gebirgs =, zu erkennen , selbst wenn mehrere derselben darin zugleich Flußgebiets- und Berggerichtskarte." Sie bietet bestehen. Sodann ist die Schrift der Namen vom Dorfe Alles dar , was der kleine Maßstab zuläßtz zur Bezeich= bis zur Kreishauptstadt von verschiedener Höhe. Von nung der Bergdistricte und Bergamtsorte dienen wieder Straßen sind die Dampf- und Pferdeschienenwege , die Zahlen ; die ausgezeichnetsten Berge tragen Höhenzahlen, Chauffeen, Landstraßen und Landwege aufgenommen und oder es sind diese mit Hinweisungszeichen über die Landes auf den Postrichtungen die Stationen bis zu Meile gränze versezt , um eine Ueberfüllung zu vermeiden. angegeben. Das Flußnez ist deutlich und dem Maßstabe Links von der Generalübersichtskarte ist ein Raum entsprechend ausgedehnt. Ungeachtet dieses reichen In für einen Plan von Prag im Maßstabe von haltes auf so engem Raume ist die Karte weder überladen 1" W. 1000 Kl . 2 000 d. n. L. mit Bezeichnung noch undeutlich; ja selbst dem mittelmäßigen Auge wird W rechts von jener ein kein Namen in der niedrigsten Schrift unleserlich erschei= der Haupt-Stadtabtheilungen , nen , wonach die künstlerische Ausführung zu beurthei ähnlicher Raum für die Darstellung der Umgegend die ſer Hauptstadt im Maßstabe von 9 " W. = 2000 kl. len ist. Wir bedauern recht sehr, 1920 d. n . L. benüßt. In jeder der vier Ecken des Blattes befindet sich eine daß die Herren Herausgeber den Stich dieser beiden Plane, Karte des Königreichs , jede etwa ein Drittel des Maß sowie der Gebirgskarte nicht einem sachverständigeren Künst stabes der Hauptkarte. Die obere links ist überschrieben : „ Postfahrten: ler übertragen haben : denn für das Auge des mit der Topographie vertrauten Militärs hat wenigstens die Ge= Influenz und Bauamtsortskarte von Böhmen . “ birgsdarstell ung einen sehr geringen Werth. An der Gränze lesen wir die in das Königreich führenden beiden topographischen Planen haben noch den Unter Hauptstraßen in den Namen der Hauptstädte des Aus landes , von denen sie ausgehen . Die Postinspectorate und zwei Tabellen Plaz gefunden , von welchen die eine Postämter , die Briefsammlungen und Relais , die bloßen die neue politische und gerichtliche, die andere die che= Relais und Stationen , die bloßen Briefsammlungen , die malige politische Eintheilung mit vielen ſtatiſtiſchen Rubri noch zu errichtenden Postämter , die Kreisbauamtsorte und ken enthält. In einigen Noten lesen wir, daß die „Orientirungs die Baubezirksamtsorte sind mit den Zahlen 1 bis 7, die das "Com= Postarten , nämlich Mallefahrten , Reitposten , fahrenden karte" als Grundlage der Generalkarte, Posten, Cariolposten , Fußbotenposten und Sommereilfahr pendium und ein eigenes Nachweisbüchel über alle poli= ten, endlich die Dampf- und Pferdeschienenwege mit leicht tisch - gerichtliche Orte und deren Entfernungen von Prag" zu unterscheidenden charakteristischen Linien bezeichnet . als vollständige topographische Erklärung dient; daß für Außerdem ist , wie auch in den folgenden Eckkarten , die die Eckarten eigene Texte" bestehen , und daß endlich zur innere Eintheilung von den Kreisen bis einschließlich zu näheren Erklärung der geographischen Geschichtskarte ein „besonderes Werkchen“ von C. Hennig abgefaßt ist. Da den Bezirksstrafgerichten durch Farben angegeben . wir keine dieser Piecen besigen , so vermögen wir nicht, Die Eckarte oben rechts ist eine " Militärüber ihren Werth oder Inhalt zu beurtheilen. sichtskarte von Böhmen." Die Stadt- und Festungs-, die Stadtcommandos , die Fortifications- und Geniedirec Der das Ganze umschließende und verschönernde Rah tion , das Provinzialkriegsamt , die Verpflegsämter , die men zeigt auf der oberen Seite den kaiserlichen Doppel adler mit Eichen- und Lorbeerzweigen umgeben , die untere Monturökonomiecommissionen , die Artillericdistricts- , die Artilleriepostencommandos , das Artilleriedepot, das Fuhr Seite die Bohemia und das Wappen der Hauptstadt Pragz wesensdepot, die Kafernen , die Erziehungs- , Invaliden die beiden übrigen Seiten sind mit den Wappen der 6 häuser, die Pulvergeschäfte, die Beschälanſtalten , Heil übrigen Kreishauptſtädte verziert. bäder, Schwimmanstalten , das Medicamentendepot, die Ueberblicken wir der Hauptsache nach nochmals den Apotheken und Spitäler sind an den Städten , wo sie be Inhalt dieser Karte, so müssen wir uns dahin aussprechen, stehen, mit den Nummern 1 bis 22, die Dislocation der daß auf so beengtem Raume nur durch eine sinnreiche An= Gendarmerie ist mit römischen Buchstaben bezeichnet. So ordnung so viel geboten werden konnte, wie hier geschehen, finden wir z. B. bei Prag die Zahlen 1, 4, 5, 6, 7, 8, und daß sich die Herausgeber ein bedeutendes Verdienst 10 und 11 angeschrieben. Auch sind die Kreise der älteren erworben haben , wofür wir ihnen die gebührende Aner Eintheilung in dieser Karte zu lesen. kennung und den entsprechenden Lohn wünschen . Die untere Eckarte links ist eine "1 Geschichts = Schließlich dürfen wir nicht unerwähnt lassen , daß karte Böhmens ", deren nähere Beschreibung hier zu diese Karte Seiner Durchlaucht dem Fürsten von Windisch viel Raum einnehmen würde, weßhalb wir die Interes gräß gewidmet ist , dem die Herausgeber eine schöne und senten auf das Blatt selbst verweisen. Nur das wollen wohlverdiente Huldigung in der Apposition zollen : „dem wir noch erwähnen , daß die geschichtlichen Hauptphasen edelmüthigen Bewahrer und Beruhiger Böhmens im ver von Böhmens Lage und Veränderungen vom Jahre 850 hängnißvellen Jahre 1848, dem geprüften Helden und bis 1673 in 10 besonderen , ganz kleinen Kärtchen darge hochherzigen Charakter in treuer Verehrung gewidmet." Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 26. Juli

N89 .

1851 . UNUB

e

LORE

Allgemeine Militár-Zeitung. a

frankreich. ( 1 ) Aus dem im Namen des Obergeſtütsrathes vom

die keine Beziehungen mit den Züchtern unterhalten , die nur beſtehen , um während einiger Monate die gekauften Pferde zu unterhalten , ehe ſie zu den Regimentern ab=

General de la moricière erſtatteten Berichte ,über wel- gehen . Der Geſtütsrath geht von der Anſicht aus, die chen die Nummern 27 bis 29 des Moniteur del'armée Zahl der Depots noch zu vermehren , namentlich an der einen vom Major Merſon herrührenden Artikel bringen, unteren Loire zu Fontenay ein Depot zu errichten , um aus entnehmen wir nachſtehende Einzelheiten :

den umliegenden Gegendeu , hauptſächlich aus Poitou, wo

Seit 1789 hat die Anzahl der Pferde in Frankreich man gute und ſtarke Pferde züdtitet, vielleicht die Pferde beträchtlich zugenommen , aber das Verhältniß zu der menſchlichen Bevölkerung iſt dasſelbe geblieben . Auf 33,450,000 Einwohner zählte man im Jahre 1840 2,818,496 Pferde. Auf 100 Einwohner rechnet man in Holland 12 Pferde, in Preußen 102 , in Schottland 10, in Bayern 8 , in Frankreich 6 , in England 7;, in Polen 7 , in Belgien 7 , in Irland 7, in den Rheinprovinzen 5, in Deſterreich, Böhmen und Úngarn 4 , in Piemont 2, in Spanien 11. Frankreich hat jedoch für den Militärbedarf nicht Pferde genug , namentlich fehlt es ihm an Luruspferden , in welchen denn auch der Import größtentheils beſteht, während der Erport beinahe gänzlich auf

für die Gendarmerie zu remontiren . Der Aufiaß ſekt auseinander, wie der Reichthum der Vendee (Poitou ) an guten Reitpferden ſchon früher bekannt und berühmt geweſen wäre. In Fontenay hätten früherhin 50 könig= liche Hengſte geſtanden , während 100 andere in der Pro vinz zerſtreut geweſen , auch 74 geprüfte Beſchäler von Privaten unterhalten worden wären ; außerdem gab es noch Hengſte in verſchiedenen Privatgeſtüten. Jeßt find in dieſer Gegend nur noch 63 Beſchäler, wobei 42 Zug thiere und nur Einer von vorzüglicher Gattung. In die ſen Zahlen liegt die Löſung des Räthjels , warum der Pferdemangel , namentlich an Reitpferden , noch immer ſo

Zugpferde fich bedränkt.

bedeutend iſt.

.

Während von ' 1837-42 der

.

Der Artikel bemerkt , daß man dem Weſten

jährliche Import auf 14,700 Pferde , von 1843—48 auf eine größere Anzahl tüchtiger Beſchäler, Vollblut oder 17,968 Stüd fich belief, betrug er im Jahre 1849 nur Şalbblut, vornämlich Reitpferde, die Frankreich am mei 9619 Pferde, die ſchwächſte Anzahl, die man ſeit lange ſten bedarf, zutheilen folle , wodurch man es dahin bringen beobachtet hatte. Der Bericht unterſucht, ob die unter könne , daß dieſe Provinzen mit der Normandie den Be= dem Bedarf bleibende Production eine neue oder alte That- darf für die Reiterei größtentheils zu liefern vermöchten ſache iſt und gelangt zu leßterem Reſultat. Schon unter

und ſo die Pflanzídule für die Cavalerie bilden würden.

Ludwig XIV . wurden innerhalb 10 Jahren mehr als 100

Die Remonteverwaltung veröffentlichte ſeither immer die muthmaßliche Zahl der für das nächſte Jahr zur Re

Millionen Livres für Pferde in's Ansland geſchickt. Die

Anzahl der Beſchäler iſt gegenwärtig geringer als ſie früher montirung ſich eignenden Pferde ; im Jahre 1811 war war. Im Jahre 1785 hatte Frankreich deren 3508, jeßt dieſe Zahl für die Reitpferde 5467, im Jahre 1830 war

nur noch 2188. Hiernad, iſt nicht anzunehmen , daß die ſie bis zu 8368 geſtiegen. Die wirkliche Remontirung Pferdezuicht zu ihrem früheren günſtigeren Verhältniß zu- bedurfte und betrug bei weitem mehr. Die Remontever rüdgetehrt iſt. Es wurde der Geſtütsverwaltung ſeit lange waltung ſeßt ſich nur mit den Züchtern in den Remonte der Vorwurf gemacht, daß ſie mit der Remontirungscom :

bezirken in directe Beziehung , und es beſchränkt ſich ſonach

miſſion nicht in gutem Einverſtändniß fich befände; von ihre Thätigkeit auf die Gegenden der bedeutenderen Zucht; dieſer Rivalität ſoll jedoch in dem betreffenden Berichte außerhalb ihrer Thätigkeit befinden fich aber 22 Depars keinerlei Andeutung erſichtlich, vielmehr gerühmt ſein , daß tements , die nicht ohne Pferdemittel ſind , da man ihnen man die Thätigkeit der Legteren auszudehnen und zu för- einen ungefähren Pferdeſtand von 500,000 Stück zurech

dern gedenfe. Im Jahre 1850 beſtanden für die Remon- net; hierzu gehören z. B. das Departement der oberen tirung 5 Depots und 15 Filiale ; ſeitdem find zwei neue Marne, Cote d'Or , Aube u . ſ. w. Der weitere Pferde Depots errichtet worden und gibt es deren jonach nun 7 bedarf wird auf den beſonderen Pferdemärkten angekauft. Rô Guingamp , Villers, St. Mairent, So wurden von den 1818 angekauften 33,462 Stüd Reit ( Caen,, St. LÔ, Guéret und Auch) mit 13 Filialen und 3 Nebenſtationen, und Zugpferden nur 4000 aus dem Ausland und die

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übrigen 29,462 von den Remontedepots und besonderen conceffionirten Märkten des Inlandes bezogen. Eines der geeignetsten Mittel zu günstigen Reſultaten besteht in dem feit 1840 zur Anwendung gelangten Grundsage perma nenter Credite für das Remontebedürfuiß; die jährlichen Auffäufe find auf des Effectivstandes berechnet. Der Bericht sagt hierüber Folgendes: "Es ist von Wichtig keit, ein consequentes Verhältniß hierin festzuhalten, selbst dann, wenn durch bessere Einrichtung und Anlage der Ställe, durch beffere Qualität der gelieferten Fourage, durch intelligentere Sorgfalt für die Pferde in den Regi= mentern und durch Raceverbesserung die Dienstdauer der Pferde in Reihe und Glied zugenommen haben wird. Sollte man in der That dahin gelangen , die Dauerhaf tigkeit der Reitpferde zu erhöhen, so daß der bessere Theil derer, die man ausrangiren dürfte, zur Noth noch eine Zeit lang beibehalten werden könnte, so würde dieß ein bedeutender Vortheil für den Fall sein, wenn man alle Truppen oder einen Theil davon auf Kriegsfuß zu sehen Man könnte alsdann diese Pferde in genöthigt wäre. den Regimentern behalten und sie würden immer beffere Dienste leisten als diejenigen , welche man in der Eile angekauft und eingestellt hätte." Nach dem Berichte sind die wesentlichsten Ursachen der nicht unbedeutenden Ver besserung der Pferdezucht in Frankreich seit 10 Jahren folgende: die Untersagung aller Ankäufe in der Fremde zur Friedenszeit , die Erhöhung des Ankaufspreises bis zu den heutigen entsprechenden Remunerationspreisen , die Annahme des Grundsaßes , daß die Credite, für die Reit pferde wenigstens , nur zwischen sehr engrn Gränzen wech feln. Ueber den fichtlichen Fortschritt der Pferdezucht äußert General de Lamoricière : „ Die wirklichen Hülfs quellen in den legten Jahren übertreffen diejenigen, welche das Land vor 10 Jahren bot, um ; nicht allein reichen fie zur Remontirung unserer Cavalerie auf dem Friedens fuße hin , sondern sie könnten auch für die der Gendar merie genügen, welche bis jezt zum großen Theil im Auslande geschah. Diese Hülfsquellen würden jedoch nicht hinreichen , um unsere Truppen rasch auf den Kriegsfuß zu bringen , sie würden auch kaum zur Unterhaltung des Effectivstandes im Felde hinreichen." (Schluß folgt.)

Reglements für die Schießschule zu Vincennes Die Generaldirection geht dabei von der Änſicht aus, daß das gedachte, von der Artillerie-Junta geprüfte und nach deren Angabe mit Zusäßen versehene Werk, zur Verbrei tung einer gründlichen Kenntniß der Theorie des Schießens beitragen und als Hülfsmittel bei der Instruction dienen werde; sie spricht dabei auch die Hoffnung für demnächstige Gründung einer Schießſchule für die ſpaniſche Armee aus.

Oesterreichische Monarchie. Wien, 14. Juli. Se. Majestät der Kaiser hat die neue Regulirung der Gage und Naturalgebüh = ren der Generalität , der Stabs- und Oberoffiziere nun genehmigt. Die Einleitung dieses Befehls von Seite des "Ich will Allerhöchsten Armeeobercommandos lautet : Meiner tapferen Armee einen neuen Beweis Meiner Sorg falt für ihr Wohl geben , indem ich die Meinem Kriegs minister anbefohlene Regelung der Gebühren mit erstem August d. J. in Wirksamkeit treten lasse." Die Friedens gage besteht darnach für den Obersten in 1800 fl., Oberst Lieutenant 1500 fl. , Major 1200 fl., Hauptmann oder Rittmeister 1. Klaffe 900 fl. , 2. Klaffe 700 fl. , Ober lieutenant 500 fl. , Unterlieutenant 1. Klaffe 450 fl., 2. Klasse 400 fl., Regimentskaplan 500 fl . , k. k. Cadet= ten 150 fl . Die berittenen Offiziere sämmtlicher Truppen= förper vom Obersten abwärts erhalten für die Anschaf= fung und Unterhaltung der Pferde überdieß eine jährliche Zulage von 40 fl. für jedes eigene und 20 fl. für jedes ärarische Dienstpferd. Die im Frieden den einzelnen In dividuen bemessene Gage bleibt auch im Bereitschaftsstande und im Kriege als Grundgebühr , nur wird sie monatlich erhöht , im Kriege: für den Feldmarschall um 400 fl., Feldzeugmeister und General der Cavalerie 350 fl., den Feldmarschalllieutenant 300 fl., Generalmajor 250 fl.; dann für den Obersten in Bereitschaft 45 , im Kriege 120 fl., den Oberstlieutenant 35-80 fl. , Major 35-60 fl. , die Hauptleute und Rittmeister 20-30 fl . , fubalterne Offi= ziere der Cavalerie 12 fl. 30 kr. bis 30 fl. und der übri gen Truppen und Branchen 12 fl. 30 kr. bis 20 fl. (S. M.)

Belgien. Literatur. Brüssel, 9. Juli. Im Lager zu Beverloo wer den sich dieses Jahr stärkere Truppenmassen als je ſeit 1839 zum Manöver vereinigen , nämlich : 19 Bataillone Infanterie , 16 Escadronen Reiterei , 7 Batterieen Artil lerie und 1 Geniecompagnie. Die Manöver beginnen am 20. dieses Monats unter dem Oberbefehl des Divisions generals Olivier. (N. Pr. Ztg.)

Spanien. (2) Ein von der Generaldirection der Artillerie aus gehender Erlaß empfiehlt den Corps die vom Obersten der Infanterie Don José Berruezó bearbeitete und im Druck erschienene Uebersehung des provisorischen

Leitfaden für den Unterricht im militärischen Aufnehmen. Bearbeitet von Hermann v . Plehwe, königl. preuß. Major. Mit 6 Figurentafeln. Zweite Auflage. gr. 8. Berlin 1851. Jonas Verlags= buchhandlung.

(V u. 138 S.)

1 Thlr.

Die allgemein anerkannte Nothwendigkeit guter Karten für kriegerische Zwecke hat in den lezten Jahrzehnten die Topographie auf eine bedeutende Stufe der Vollkommen= heit gebracht. Früher war dieses Fach des militärischen Wissens fast ausschließlich dem Generalstabe zugewiesen; da aber der neueste Stand der Kriegführung von den Offizieren aller Waffen einen gewissen Grad von Terrain kenntniß verlangt und diese durch das Aufnehmen des Ler

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rains hauptsächlich erworben wird , so sehen wir der Ver breitung dieser Kunst täglich mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Regierungen zuwenden , und es verdient die Bestimmung, daß eine gewisse Kenntniß im militärischen Aufnehmen mit zu der Befähigung zum Offiziersgrade gehören soll , als eine der zweckmäßigsten für die militä rische Ausbildung bezeichnet zu werden. Hierdurch hat sich auch die Lust zu der Kenntniß im Aufnehmen unver kennbar gehoben , indem in vielen Armeen das erfreuliche Resultat wahrgenommen wird , daß kein Commandeur mehr in Verlegenheit ist , das Bild eines Terrainabſchnittes zu erhalten , sobald dieß zur Erfüllung seines Auftrages nöthig erscheint. Nur einen Wunsch glauben wir noch der Beherzigung empfehlen zu sollen , um den Eifer für die genannte Kunst mehr zu beleben und diese frucht bringender zu machen , den Wunsch nämlich , daß die Her ren Commandeure ihren untergebenen Offizieren von Zeit zu Zeit Aufgaben auferlegen, die das Groquiren von Terrainstrecken und darauf bezügliche taktische Ausarbei= tungen verlangen . Der vor uns liegende Leitfaden gehört zu den ver= dienstvollen Werken , welche die Anleitung zum militärt schen Aufnehmen wirklich erleichtern . Obgleich für den Werth desselben schon das Ergebnis spricht , daß er zum zweitenmal aufgelegt worden ist, so glauben wir zur Em pfehlung doch noch besonders hervorheben zu müssen , daß das Werk Alles begreift , was zu den Elementen des Auf nehmens gehört, und daß sein Inhalt mit einer Klarheit abgefaßt ist , die es auch zum Selbstunterrichte geeignet macht. Die vielen , an den geeigneten Stellen aufgeführ ten praktischen Regeln zeugen von der Erfahrenheit des Herrn Verfassers und verdienen durchaus Beachtung. Sonach können wir uns darauf beschränken , den wohlge ordneten Inhalt des Buches nur der Hauptsache nach unseren Lesern vorzulegen. Der erste Abschnitt beschreibt die bei dem militäri schen Aufnehmen gebräuchlichen Instrumente und gibt uns nur zu den folgenden Bemerkungen Veranlassung. Bei dem Meßtische wird erwähnt , daß das Stativ in verſchie denen Formen vorkomme, und deßhalb nur die beiden gebräuchlichsten berücksichtigt werden sollen. In Folge deffen wird dann die Beschreibung des Münchener und des Dresdener Stativs gegeben. Beide sind mit einer aus Messing gearbeiteten künstlichen und daher sehr kost spieligen sogenannten Bewegung versehen, vermittelst welcher der Meßtischplatte die Horizontalstellung gegeben werden kann. An der Bewegung des Münchener Stativs ist auch noch eine Mikrometerschraube angebracht , um eine feine Horizontaldrehung der Platte zu bewirken . Sprechen wir auch diesem Mechanismus einen gewissen Grad von Vollkommenheit nicht ab, so halten wir ihn doch für über flüssig zum praktischen Gebrauche des Meßtisches und hät ten deßhalb eine einfachere Form des Stativs aufgenom men gewünscht. In dem Dienste , dem Referent anzuge hören die Ehre hat, wurde und wird kein anderes Stativ gebraucht , als das Münchener ohne die difficile, um = ständliche Bewegung . Die Meßtischplatte ist unten mit einer messingenen Scheibe versehen , mit welcher sie auf drei hölzernen cylinderförmigen Stollen ruht, die auf der Kopfplatte des Stativs angebracht sind. In der Mitte

hat jene Scheibe eine zur Schraubenmutter benußte Ver stärkung, in welche die Schraube eingreift , mittelst welcher die Meßtischplatte an den Kopf des Stativs angezogen wird. Mit diesem einfachen Meßtische sind die umfang= reichsten und genauesten topographischen Aufnahmen des ganzen Landes ausgeführt worden ; er läßt sich augenblick= lich mit freier Hand selbst an steilen Böschungen horizontal stellen , und es kann ihm bei etwas loser Schraube gleich falls mit freier Hand die feinste Horizontalbewegung ge geben werden, die dadurch erleichtert ist, daß die Köpfe • der genannten Stollen mit dünnem Leber bedeckt sind. Auch bedürfen die Füße an den unteren Enden der Ab= säge nicht, um in die Erde getreten zu werden , was ja auf steinigem oder gar felsigem Boden ohnehin nicht mög= lich ist. Dieser Meßtisch ist leichter an Gewicht , leichter anzufertigen und bedeutend wohlfeiler als derjenige mit dem Münchener Stative ; dabei erfordert er keine ängst= liche Behandlung, während er vollkommen seinen Zweck erfüllt. Die Befestigung der Orientirboussole an die Meßtisch= platte halten wir schon deßwegen nicht für zweckmäßig, weil sie so im freiesten Gebrauche der Kippregel hinder lich ist. Der zweite Abschnitt enthält die Elementaropera= tionen des Aufnehmens , und zwar : a) die Benußung der erklärten Instrumente zum Ab stecken und Messen horizontaler grader Linien und die Anwendung dieser Messungen zum Aufnehmen gradlinigter und krummlinigter Figuren , sowie zum Meſſen unzugäng licher Entfernungenz b) die Elementaroperationen mit dem Meßtische , ins besondere das Bestimmen von Puncten des Feldes auf der Meßtischplatte, wenn der Stationspunct gegeben ist , und dann das Bestimmen des Stationspunctes auf dem Meß= tische ; c) die Elementaroperationen mit dem katoptrischen Zirkel, mit dem Reflector, mit der großen Boussole und mit der Patent-Boussole; d) die Operationen mit den Vertikalwinkelmeſſern und mit den Nivellirinstrumenten . Die 40 Aufgaben dieses Abschnittes sind mit ganzer Klarheit , zum Theil auf mehrfache Weise gelöst und geben gerade Das , was dem Anfänger im Allgemeinen zu wissen nöthig und hinreichend ist , um das Aufnehmen zu begin= nen. Die unendlich vielen anderen Fälle, im bedeckten und durchschnittenen Terrain auf dem Meßtische den Sta= tionspunct zu suchen , kann eine Anleitung zum Aufneh= men nicht aufzählen , ohne den Anfänger abzuschrecken oder zu verwirren. Dagegen kann verlangt und muß sogar vorausgesezt werden , daß auch der Anfänger mit geome= trischen Kenntnissen tüchtig ausgerüstet ist. Je mehr er vom Geiste der Geometrie und deren Anwendung durch drungen ist, desto leichter wird ihm die Ausführung einer selbstständigen Arbeit werden , desto seltener wird er in Verlegenheit gerathen oder bleiben , desto früher gelangt er zur Geübtheit. Die praktischen Regeln , welche dieser Abschnitt anem= pfiehlt , möge der Anfänger wohl beherzigen. Nur mit Einem Verfahren können wir uns nicht einverstanden er klären , nämlich gegebene Puncte auf dem Meßtische mit

719 Nadeln (Stationsnadeln ) zu bezeichnen , und an diese die scharfe Kante des Diopterlineals oder der Kippregel zu legen, um Objecte anzuvisiren , oder den Meßtisch in ein Alignement zu drehen. Es thut dem Referenten schon wehe, wenn er sich das Einstecken von Nadeln auf einem Mestische nur denkt, der vielleicht Monate lang auf dem Felde herumgeschleppt werden muß , bis er ausgefüllt ist. Der einzige Vortheil der Stationsnadeln scheint uns der zu sein , daß das Lineal etwas schneller an die bezeich= neten Puncte gebracht wird und ein Verschieben desselben nicht so leicht vorkommt ; dagegen haben selbst dünne Na deln den Nachtheil , daß die Viſirlinien nicht immer genau werden, daß bei ausgedehnten Arbeiten das Papier viel fach durchlöchert wird, daß beim unvorsichtigen Be-. rühren der Nadeln (was doch nicht immer zu vermeiden ist) , sowie durch das Abbrechen derselben die Löcher er weitert werden , die Puncte also nicht scharf bestimmt blei ben , -- daß das Einstecken der Nadeln mit großer Vor ficht und Schärfe geschehen muß , was mehr Zeit erfor= dert, als das vorsichtigste Anlegen des Lineals an gegebene Puncte, oder das öftere Verschieben an einen und densel ben Punct beim Anvisiren von Objecten, - daß der Auf nehmer einen Gegenstand mehr mitzuführen hat u. dgl. m. Dabei vergrößern die Nadeln jene Nachtheile in der Hand des Anfängers . Es ist daher wohl vorzuziehen , die Puncte auf dem Meßtische nur mit der Spize des Blei stiftes zu bezeichnen , oder sie, wenn dieß nicht genügend erscheint, mit der Zirkelspise , die stets zur Hand ist, etwas schärfer zu markiren, ohne tas Papier zu durchstechen. Referent hat mit diesem Verfahren immer ausgereicht. Der dritte Abschnitt umfaßt das Aufnehmen im Zusammenhange, und zwar: a) eine Uebersicht derjenigen trigonometrischen Arbeiten, welche einer ausgedehnteren topographischen Aufnahme vorangehen ; b) eine Darstellung der topographischen Auf nahme einer Gegend nach ihren Hauptmomenten; c) die flüchtige Aufnahme oder das Croquiren einzelner Gegenstände und ganzer Terrainabschnitte. Auch dieser Abschnitt ist äußerst lehrreich und läßt nichts Wissenswerthes oder Wichtiges vermissen. Sehr richtig ist in den einleitenden Worten hervorgehoben , daß die Anwendung der Elementaroperationen zur Bearbeitung eines richtigen und anschaulichen Bildes der Erdoberfläche, d. h. die eigentlich künstlerische Seite des Aufnehmens schwierig darzustellen sei , weil sie nach der Mannichfaltig keit der Terraingeſtaltungen selbst den mannichfaltigsten Modificationen unterworfen ist und sich daher nur selten auf scharfe und bestimmte Regeln zurückführen läßt. Das Meiste hänge dabei von eigenem Nachdenken und von einem inneren Takte ab, welcher gewöhnlich nur das Re ſultat längerer Uebung und eigener Erfahrung sei. Dieser Ansicht entsprechend wünscht der Verfasser den In halt des dritten Abſchnittes beurtheilt , und wir haben die Ueberzeugung gewonnen , daß die Gränze der Darstellung eine wohl gewählte ist. Indem wir dem Herrn Verfasser für diese zweite Auf lage seines lehrreichen Buches danken , hegen wir die Hoff

720 nung , daß er die wenigen , ihm längst bekannten Bemer= kungen nicht verübeln werde , da sie durch Erfahrungen begründet sind. Unseren Lesern aber find wir noch mitzu theilen schuldig , daß die Ausstattung des Leitfadens eine elegante ist , und daß die Figurentafeln durch sorgfältige Bearbeitung und Deutlichkeit sich auszeichnen.

Karte von der Provinz Pommern. Nach den neuesten und besten Hülfsmitteln entworfen und gezeichnet von Leopold Freiherr v. d. Goltz zu Kopriwe. In Kupfer gestochen von F. R. v. Ro thenburg. Berlin 1851. Verlag von D. Reimer. Diese Uebersichtskarte ist , so viel wir ermittelt , im d. n. L. dargestellt und zerfällt in 320 Maßstabe von 320007 2 Blätter , die im Meridian von 33° der östlichen Länge Durch eine von Ferro zusammengestoßen werden können. Vergleichung mit der vom königl. preußischen General 1oo000 heraus quartiermeisterstabe im Maßstabe von 10 gegebenen , sehr schönen topographischen Karte von der Provinz Pommern haben wir uns sowohl von der Rich tigkeit der vorliegenden Uebersicht hinsichtlich der Projec= tion und des topographischen Nezes , als auch von der sorgfältigsten Eintragung der Ortsnamen überzeugt. Daß bei dem Entwurfe die neuesten Hülfsmittel in Benuzung gezogen worden sind, geht zum Theil schon daraus her vor, daß die Uebersicht z . B. auch die in der neueren Zeit entstandenen Straßen aufgenommen hat. In der Auf nahme der Kulturgegenstände erkennen wir den sachkun= digen Herausgeber, indem alles Wissenswerthe scharf und charakteriſtiſch ausgedrückt ist, ohne daß irgendwo eine Ueberfüllung bemerkbar wäre, die der Deutlichkeit schaden könnte. Von den Erhöhungen dieses flachen Landes sind, wie es der Maßstab forderte und ermöglichte , nur die ſtär keren Thalhänge ausgedrückt. Aber auch die künstlerische Ausführung verdient Lob und Anerkennung. Bei einem oberflächlichen Anschauen erkennt man auf der Stelle den Charakter des ebenen Landes. Mit scharfem Griffel sehen wir dann die bedeck= ten Flächen, deutlich umgränzt und mit ſchönen Signaturen so glücklich ausgefüllt , daß jene gleichsam wie hingehaucht erscheinen. Die kleineren Wiesenthäler verfolgt das Auge leicht wie die größeren Niederungen , - jene selbst dann, wenn sie bewaldete Gegenden durchziehen , und aus den so bedeckten Flächen hebt sich die Schrift auch in den bewohn= testen Districten scharf und lesbar hervor. Wenn eine Uebersichtskarte einen militärischen Werth haben soll , so verlangen wir außer der Richtigkeit von ihr , daß die Gegenstände nach dem Grade ihrer militä= rischen Wichtigkeit in die Augen fallen , und dieser For= derung ist hier vollständig entsprochen. Der statistischen Uebersicht auf dem westlichen Blatte (in welcher die Einwohnerzahl der Regierungsbezirke und der Kreise nach der Zählung im December 1849 aufge= nommen ist) erwähnen wir noch als einer sehr dankens werthen Beigabe.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag, 29. Juli

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Allgemeine Militár-Zeitung. o

bayern . München , 10. Juli. Aus dem kürzlich gedruckt ver-

theilten Vortrage des Abgeordneten Langguth „ über die

erklären , daß dieſes Bild jeden Tag an ſeiner Aehnlichkeit verliert. Iſt es nicht traurig, erwähnen zu müſſen , daß die Zahl der Pferde in Algier in erſchreckendem Verhält= niß abuimmt? Iſt es nicht betrübend, zum Erweis ge

Militärrechnungen von den Jahren 1817 -- 49" verdient nöthigt zu ſein, daß im Norden Afrika's die Pferderacen beſonders die in enormer Zunahme begriffene Laſt der fich fühlbar verſchlechtern und verwiſchen ? Die ununter Militärpenſionen Erwähnung; während nämlich bei brochenen Kriege , die feit unſerer Beſeßung andauern , die einem budgetmäßigen Anſaß von 500,000 fl. jährlich die Requiſitionen und die Nazzias ſind hiervon die vornäm = Penſionsſumme im Jahr 1843 – 44 nur 463,764 fl. be- lichſten Urſachen. Geſammelte Nachrichten aus verſchiede

trug, iſt dieſelbe bis zum Jahr 1848–19auf 704,840 fl. nen Quellen drängen und die Anſicht auf, daß unter der geſtiegen und hat fich inzwiſchen auf 818,310 fl. vermehrt, vorhergehenden türkiſchen Herrſchaft Algerien jährlich 8 bis ſo daß dieſelbr über ein Zehntheil des ganzen Bedarf der 10,000 kriegsdienſttaugliche Pferde züchtete, während es activen Armee ausmacht und über ein Vierzigtheil der ge- jest nicht mehr als 2200—2500 liefert.“ Der General

ſammten Staatseinnahmen verzehrt. Eine ſolche unge- entwidelt ſodann weiter die Urſachen dieſer bedenklichen Abnahme, indem er namentlich die Strapaben , ſowie den lieſt, daß in Bayern 9 Generallieutenante , 26 General- frühzeitigen Gebrauch der jungen Thiere, die unterbrochene majore, 42 Oberſten , 26 Oberſtlieutenante, 80 Majore; Züchtung , die ſchlechte Geſundheitspflege, die fehlerhafte 275 Hauptleute und Rittmeiſter, 57 Oberlieutenante , 43 Anlage vieler Ställe, den zu geringen Raum darin, ſowie wöhnliche Steigerung begreift ſich indeß leicht, wenn man

.

Lieutenante und 152 Militärbeamte verſchiedener Branchen

den Ruin der Pferde bei den Araberſtämmen durch die auf

Penſionen genießen. Referent beantragt deßhalb, die Regie-

reibende lebensart I, die Fahrläſſigkeit bei deren ruhelojem

rung zu bitten, ein neues Regulativ für Militärpenſionen Umherziehen in der Behandlung der Zuchtſtuten und Foh bearbeiten laſſen zu wollen, wobei namentlich das Dienſt- len, als ſolche vornämliche Urſachen des Rüdgangs der alter in Berücfichtigung gezogen werden ſolle. ((A.A.3.) Pferdezucht anführt. Vor etwa 10 Jahren hatte General de Lamoricière das Geſtüte von Moſtaganem nach

nach dem Muſter der öſterreichiſchen Militärgeſtüte er: frankreich . richtet, indem er daſſelbe nicht allein mit Beſchälern ver Obergefütsraths über ſorgte, ſondern ihm auch einen Flächenraum von 300 Hec Beridte (Soluß des Auszugs aus dem des die Pferdezucht in Frankreich.) taren überwies. Die gezogenen Pferde wurden verkauft,

Ueber die Pferdezucht in Algerien entnehmen wir dem dritten Artikel Nachſtehendes: Jm Jahr 1818 erſtattete General Dudinot von

da man fie für die Nachzucht nicht geeignet fand, und für

den Erlös immer neu ausgewählte Thiere angekauft. Offi ciell anerkannt wurde dieß Geſtüt erſt im Jahr 1844 ;

Neggio, der 1847 zur Unterſuchung verſchiedener Fragen ſeitdem nahm es fortwährend an Widtigkeit zu . Da ſein nach Algier geſchickt worden war, einen Bericht an den Beſtand nicht an Budgetverwaltungen gebunden war,konnte Kriegsminiſter, worin es unter Anderem heißt: „Woran es ſich raſch und ungehindert entwickeln . Im Jahre 1845 wir hier erinnern müſſen , iſt, daß arabiſches Blut beinahe ließ man die proviſoriſche Einrichtung dieſes Geſtüts durch in allen Pferden Algeriens angetroffen wird, wie ſie mei-

eine Commiſſion von Reiterofficieren prüfen und das Pro

ſtens auch die Abzeichen der orientaliſchen Racen tragen ject der Errichtung zweier neuen Beſchälerdepots zu Lalé und ihre hauptſächlichſten Eigenthümlichkeiten beſigen. Das lit und Boufarit vorbereiten , die ſpäter denn auch ins Berberroß läßt ſeinen edlen Urſprung durch ſeinen Cha= Leben traten . General Bugeaud nahm ſich dieſer Ans rakter wie ſeine Formen errathen. Gelehrig , genügſam , ſtalten ſehr an, er ſorgte namentlich für die Entwickelung

gelenk, geduldig, rührig und unermüdlich, vereinigt es im

des Depots zu Boufarik, wie die Generale Randon

höchſten Grade die Eigenſchaften, die dem Soldatenpferde

und Bedeau für das zu Lalélik , indem ſie z. B. vor

wünſchenswerth erſcheinen .... Nach dieſer unvollkommenen zügliche Hengſte, die ihr Eigenthum waren , diefen Geſtü = Skizze eines ſo trefflichen Thieres ſind wir gezwungen , zu

ten übergaben.

Im Jahre 1847 befanden ſich zu

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Mostaganem 38 Hengste, 38 Zuchtstuten, 37 Fohlen 2 4 Boufarik 20 " " "1 1 Lalélik 24 3 "1 "1 "} Nach zwei Jahren geregelter Einrichtung also , in= mitten der Kriegsunruhen , brachte das Militärcommando 82 ärarische Hengste zusammen, welche in diesem Jahre (1847) 2600 Stuten gedeckt hatten. Zu der kleinen Wüste, sagt der Bericht des Generals de Lamoricière, ist man für die Racenzucht noch am besorgtesten ; die Pferde, welche aus dieser Gegend kommen , sind die geschäßtesten ; daher kommt, nicht ganz grundlos, der Ausspruch, daß in der Wüste die Race sich erhalte." Schließlich wird noch auf ein Werk des Generals Daumas über die Ber berrace" hingewiesen , dessen Erscheinung in Aussicht steht; von demselben Verfasser hat man bereits einige andere Werke, wie : die Sahara von Algier", „die große Wüste" und namentlich ein kostbares Werk über "1 Groß Kabylien", das er mit dem Artilleriehauptmann Fabar (vor Rom geblieben) herausgab.

renregiments Sr. königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen; der 1., 2. und 3. Division des Ssumischen Husarenregiments und der 1., 2. und 3. Di vision des Husarenregiments Sr. königl. Hoh. des Prinzen Friedrich Karl von Preußen. Gewöhnliche Standarten : der 1., 2. und 3. Diviſion des Klkaſtizſchen Huſarenregi= ments . Se. Maj. der Kaiser veeleiht den genannten Truppen= theilen diese neuen Standarten als ein Anterpfand des Ruhmes und der Ehre , die ihren eifrigen und treuen Dienst stets bezeichnen werden. Se. Majestät haben bei dieser Gelegenheit sämmtlichen Unteroffizieren und Sol daten der Garberegimenter eine Gratification von 1 Rubel Silber für den Mann , und sämmtlichen Unteroffizieren und Soldaten der Divisionen der Armeeregimenter eine Gratification von einem halben Rubel Silber für den (Pr. Ztg.) Mann zu bewilligen geruht.

Schweiz.

Die Fabrik für blanke Waffen zu Toledo .

Bern, 3. Juli. Seit mehreren Tagen werden auf dem Wylerfelde die Versuche mit der vom schweize = rischen Militärdepartemente einzuführen beab sichtigten Flinte für die Jäger der Infanterie bataillone gemacht . Das Resultat ist ein äußerst gün ftiges. Auf eine Distanz, auf welcher das mit dem Zeigen des Schuffes beauftragte Individuum beim leiſe ften Luftzug die Detonation nicht mehr vornahm , hatte die leichte unscheinbare Waffe noch überraschende Wir fung. In einer Entfernung von 800, ja 1000 Schritten war die Zahl der Treffer noch sehr bedeutend. Ein wei terer Vorzug dieser Flinte ist der, daß an einem Tage 235 Schüsse gethan werden konnten , ohne daß dieselbe (A.A.3 . ) ausgewischt werden mußte.

(Nach dem Memorial de Artilleria , Bd. II., bearbeitet von S-t-s.)

Kußland und Polén. Petersburg, 17. Juli. Se. Maj . der Kaiſer haben mittelst allerhöchsten Tagsbefehls vom 27. Juni den un= tenbenannten Truppentheilen , die jezt das zweite Jahr hundert seit ihrer Formation vollendet, zur Bezeigung Allerhöchstihres besonderen Wohlwollens für die von ihnen dem Throne und dem Vaterlande bewiesene Treue und Ergebenheit, an Stelle ihrer seitherigen , neue Stan = darten, die unter dem Adler die Inschrift „ 1651-1851 " ― das Jahr ihrer Formation und das Jahr des zwei hundertjährigen Jubelfestes - tragen, allergnädigst zu verleihen geruht. Die Regimenter und Divisionen, die bereits andere Inschriften auf ihren Standarten führten, behalten solche auch ferner bei. Se. Majestät haben diese Auszeichnung folgendermaßen verlichen: Standarten des heil. Georg : dem Leibgarde grenadierregimente zu Pferde; dem Leibgardeulanenregi mente; dem Leibgardeulanenregimente Sr. kais. Hoh. des Thronfolgers Cäsarewitsch ; der 1., 2., nnd 3. Division des Ulanenregiments Sr. königl. Hoh. des Prinzen Fried rich von Preußen ; der 1., 2. und 3. Diviſion des Huſa=

Seit den frühesten Zeiten hatten , nach dem Zeugniß der glaubwürdigsten Geschichtsschreiber, die Waffen von Toledo großen Ruf, und schon die Römer wußten sie zu schäßen. In dem Laufe so vieler Jahrhunderte haben sie nichts von ihrer Güte verloren, im Gegentheil, sich sehr verbessert, vorzüglich in Bezug auf Politur, Verzierung und Mannichfaltigkeit der Formen. Der gelehrte Mariana führt in seiner Geschichte Spa niens die einzelnen Notizen über diesen Fabrikationszweig an, welche der Periode vor dem Jahre 1500 angehören. Von dieser Zeit an haben wir schon nähere Nachrichten über die Art der Arbeit und die Namen der Schwertfeger= meister, welche in den Registern des Stadtrathes (woselbst fie mit den Stempeln , die sie führten , verzeichnet stehen) aufbewahrt sind. Der Beweis ihrer Kunstfertigkeit aber liegt in den Klingen , welche noch aus jener Zeit theils in öffentlichen oder Privatwaffensammlungen , theils in den Magazinen der Fabrik selbst vorhanden sind . Alonso Sahagun, der Alte , ist der erste in der Liste des Stadtraths eingezeichnete Meister , und diesem Um stande verdankt er bis heute den guten Ruf seiner Waffen, von denen ein Muster in der Sammlung des Etablisse ments sich befindet. Damals wurden blos zweischneidige Schwerter geschmiedet , die man spanische oder gewöhnlicher toledaniſche nannte, ohne die Seele von Eisen , wie sie jezt gebräuchlich ist, und da man die freie Fabrikation gestattete, so widmeten sich ihr Meister, welche dem Hand werk Ehre machten und den alten Ruhm der Vorzüglich keit zu erhalten wußten. Im Jahre 1761 erkannte König Karl III. die Vor theile , welche der Nation durch eine richtige Leitung und Verbesserung der Schneidwaffenfabrikation zufließen müßten, wenn die Einfuhr vom Auslande verboten und die Ar= mee, sowie Privatpersonen, welchen das Tragen des Degens zukam , mit inländischen Waffen versehen würden . Er beauftragte daher den Don Ludwig von Urbina, die ma=

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trikulirten Schwertfegermeister von Toledo zu vereinigen, und verordnete, unter Leitung des Michael von San Gil, Rittmeisters des Reiterregiments der Königin , die Einrich tung der Fabrik, gemäß den Instructionen der Regierung und auf Kosten des Staatsschases. Man führte dieß aus und errichtete in dem jezigen Postgebäude von Toledo vier Schmieden , welche von Meistern geleitet wurden , die einen festen Gehalt von 30 bis 34 Realen täglich bezogen. Hier wurden Klingen geschmiedet und dann auf einer von Thieren getriebenen Schleifbank geschliffen und polirt. Nach dieser vorläufigen Einrichtung der Fabrik zeigte es fich bald , welche bedeutende Verbesserungen durch Ver theilung der Arbeit eingeführt werden könnten , und da man die Verbesserungen und Erweiterungen, die nöthig waren, wohl kannte, so beauftragte der König den Ge neral Franz Sabatini , die Umgebungen von Toledo zu untersuchen und von den Eigenthümern die Ländereien anzukaufen , welche die geeignetste Lage und Ausdehnung für die beabsichtigte Fabrikanlage hätten. Es ist hier der Ort nicht, zu untersuchen , mit wel chem Erfolge Sabatini seinen Auftrag ausführte, zumal wenn man keine Möglichkeit ersieht , eine Abhülfe für seine nachtheiligsten Fehlgriffe zu ersinnen : aber wir können nicht umhin , anzudeuten, daß er weder das Local richtig wählte (nicht zu nahe und nicht zu fern von der Stadt), noch daß er die nöthige Kenntniß besaß, den Bau der Werkstätten, ihre Gestalt und Größe zu berechnen und andere noch wesentlichere Dinge zu beurtheilen, wovon wir später reden werden. Schon König Karl III . mit seinem bekannten Scharfblick war sehr wenig von der Ausfüh rung des Auftrages befriedigt und zeigte dieses Sabatini, als er das Werk nach der Vollendung inspicirte : die Sage davon lebt noch unter den Söhnen der Arbeiter , welche die mißbilligenden Aeußerungen des Königs mit angehört hatten. In der Flur von Toledo , eine kleine Viertelstunde von der Stadt, auf dem rechten Ufer des Tajo , befindet sich mitten unter Gärten die Stelle, welche Sabatini für die Fabrikanlage ausgewählt hatte. Das Land , welches aus 5 Fanegas und 30 Klaftern *) bestand, wurde von der Brüderschaft der Barmherzigkeit am 5. November 1777 für den Preis von 32,489 Realen (20 reales = 1 peso fueste oder Dollar) gekauft. Für den Wassergraben , zur Bewegung der Maschinen , kaufte man für 165 Realen ein Stückchen Garten am Ufer des Flusses , etwa 2000 Fuß von der Fabrik, und erbaute dort ein Häuschen für Ueber wachung der Schleußen in dem doppelten Kanal , welcher von diesem Puncte aus das Wasser in die Fabrik leitete. Im Juni 1781 verlegte man die Fabrik in das neue Gebäude , und obgleich dieses erst im Juli 1783 vollendet wurde, so waren doch schon in demselben die Werkstätten gleich eingerichtet. Sobald ein Theil der dazu gehörigen Gebäude bewohnt war , verordnete eine königliche Ordon nanz vom 15. Juli 1781 die Errichtung einer Kapelle und Anstellung eines Geistlichen , was bis zum 4. Novem ber desselben Jahres ausgeführt wurde. Später wurde

dieſe Kapelle durch eine Bulle des Generalvikars der Ar meen 1803 zur Pfarrei erhoben und am 1. Januar 1804 eingeweiht. Schon im Jahre 1761 fertigte man Klingen mit eiser= ner Seele ; bei allen fand dieß aber nicht statt , denn die kleineren , wie Degen u. dgl. schmiedete man wie vorher, ohne dieselben. Durch königl. Verordnung vom 22. Juni 1786 wurde indessen befohlen , daß alle Klingen , selbst die kleinsten , auf diese Art gearbeitet werden sollten. Man schliff fie der Länge nach und hieb die Inschrift ein , weil man die Aezung durch Scheidewaffer für theuer und ohne Dauer hielt, da man die Säure ohne Zusaß anwandte, was bekanntlich auf Stahl geringe und schlechte Wir kung übt. Durch königlichen Erlaß vom 24. Juni 1773 wurden die Proben bestimmt , welchen jede Klinge in der Fabrik unterworfen werden mußte; vorher hatte dieß jeder Meister nach Belieben gethan. Um hierüber Regeln aufzustellen, wurden in Madrid vor dem Kriegsminister Grafen von Ricla , mehreren Generalcapitänen und verschiedenen Ca= valerieoffizieren Versuche angestellt, bei denen man ein berühmtes Schwert nach der alten Art , das 750 Realen gekostet hatte, ferner zwei von einem angesehenen Schwert fegermeister herrührende Klingen, sowie verschiedene aus der Fabrik stammende Klingen einer Prüfung unterwarf. Man erprobte sie in kurzen Biegungen über das Knie, so daß sie ein bildeten , dann durch einen Hieb auf einen Helm von gehärtetem Éisen und durch einen Stoß in einen festgestopften Wollsack. Das berühmte alte Schwert brach bei den ersten Proben , die Klingen des Schwertfegermet sters ließen sich kaum wie ein Bogen krümmen , diejenigen der Fabrik aber hielten alle Proben aus ; aus diesem Grunde wurde die erwähnte Prüfung für alle Klingen anbefohlen , ehe sie aus der Fabrik abgegeben würden. Schon seit geraumer Zeit war die oberste Leitung der Fabrik der Generaldirection der Artillerie übergeben, erst 1777 jedoch wurde der erste Director aus dieser Waffe gewählt; die Fabrik von Toledo war auch überhaupt die erste, welche der Oberaufsicht des Artilleriecorps anver= traut wurde. Die Klingen werden jezt im Wesentlichen auf dieselbe Weise geschmiedet , wie es schon viele Jahre früher der Fall war. Man richtet zuerst aus alten Hufeisenreſten das Eisen für die Seele, je nach dem Gewicht , welches die Klinge haben soll , vor, und dann die beideu Stahl platten, welche der ganzen Länge nach die Klinge decken: diese drei Stücke kommen zusammen in's Feuer, erhalten zuerst eine geringere Hige, um an beiden Enden geschweißt zu werden , und dann der ganzen Länge nach zwei Haupt schweißen , wobei sie gleichmäßig ausgetrieben werden. Was bei dieser Operation unvollkommen bleibt , wird in drei oder mehr Nachhißen durchgearbeitet, wodurch der Stoff eine der Klinge entsprechende Form mit zwei Drit= theilen der Länge erhält, die sie haben soll. Darauf wird sie nach dem Modell warm ausgehämmert und kommt auf diese Weise von sieben bis zwanzig und mehrmal in's Feuer, je nach ihrer Gestalt, Feinheit und Güte des Stahls und der Geschicklichkeit des Schmiedemeisters. Ist die Klinge ganz ausgeschmiedet , so wird zur Här Man gibt ihr in der Effe eine tung übergegangen.

*) 1 fanega ift gleich 50784 [] varas oder 8 acres , 3933 yards englisch. Fanega ist das Getreidemaß von etwa 150 Pfund Weißen.

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Kirschrothhige und bringt sie dann in Waſſer , wodurch sie eine so spröde Härte erhält , daß man sie wie Glas brechen kann. Dieß macht nothwendig , sie zu wiederholtenmalen durch mehr oder weniger starke Hiße, je nach der Eigen schaft des Stahles geschmeidiger zu machen ; diese Arbeit erfordert eine Gewandtheit, welche allein durch jahrelange Uebung erworben werden kann. Eben in dieser Vornahme aber sind unsere Schmiedemeister so geschickt , sie wissen Härte und Biegsamkeit der Klingen so zu vereinigen , daß wir mit Stolz sagen dürfen , die geschicktesten Ausländer können uns nichts darin lehren , ja sie werden unsere so genannten elastischen Degenklingen mit Staunen betrach 1 welche viele Tage lang in einer kreisförmigen Kiste die Spize bis zum Hefte gebogen liegen , ohne ihre Form zu verlieren.

welche, wie auch die Klingen selbst , mit Schmergel und Del bedeckt sind und ſelbſt die feinsten Spuren des Schleif steins wegnehmen. Hierauf werden die Klingen mit einer dünnen Schicht von Wachs und Kienruß überzogen, damit man um so besser die Zeichnung oder Schrift , welche darauf gravirt werden soll , zeichnen kann. Wenn dieses geschehen ist, bringt man sie in mit Salmiak gemisches Scheidewasser (im Verhältniß von 5 Drachmen Salmiak auf 1 Pfund Säure) , wodurch das in das Wachs Ge zeichnete erhaben , als Relief erscheint. Auch gräbt man die Zeichnung ein , welche man vorher auf das Wachs entwirft, nachdem die Klinge völlig polirt wurde , und bedient sich in diesem Falle der reinen Salpetersäure. Man läßt sie durch Feuer und ungelöschten Kalk blau anlaufen, oder man vergoldet oder versilbert sie auf galvanischem Wege. Im Februar 1782 wurde der erſte Graveur` angestellt, dessen einziges Geschäft war , die Schrift auf die Klingen vermittelst eines Stempels zu schlagen oder auch dieselbe durch Anwendung des Scheidewassers herzustellen , wie einigemal zur Abwechselung geschah; am 10. August 1804 wurde indessen befohlen , daß nur noch mit Salpetersäure gravirt werden sollte, troß der Schwierigkeit in Anwen= dung der reinen Säure. Im Jahre 1839 begann man die Verbindung mit Salmiak und erzielte bessere Resul tate , ſo daß 1843 diese Werkstätte , welche damals von einem Meister und zwei Gesellen oder Lehrlingen bedient war, ganze Aufschriften und Zeichnungen lieferte , die den Waffen allen Schmuck , den man nur wünschen kann, ver leihen. Seit dieser Zeit hat man auch ein so schönes und dunkles Blau wie auf den besten Waffen des Auslandes dargestellt , ohne daß die Güte dadurch beeinträchtigt würde.

Hierauf werden die Klingen durch die Schleifer dünn und spis gearbeitet. Je nach der Gestalt der Klingen wendet man hierbei verschiedene Steine an: große kreis förmige für Flachklingen , kleinere für Hohlklingen, elip tische für das obere Blatt u. s. w. Diese Arbeit wird quer über die Klinge vorgenommen , weil die Erfahrung lehrte , wie schwer es ist , den Stahl gleichmäßig über das Eisen vertheilt zu erhalten , wenn man nach der alten Weise der Länge nach schleift ; denn den Zweck einer schöz nen Politur erreicht man jezt eben so gut und beſſer durch andere Mittel. Diese mit dem Schleifen beschäftigten Arbeiter , von welchen die gute Qualität der Klingen eben so wohl wie von den Schmieden abhängt, weil die richtige Vertheilung des Stahles im Verhältniß zum Eisen in ihrer Hand liegt, zerstören auf klägliche Weise ihre Gesundheit durch die Schwingungen , welchen ihr Körper durch die starke Reibung der Klinge auf dem Steine ausgesezt ist , so daß sie schon bei jungen Jahren , nach kaum vollendeter Lehre und wenn ihre Dienste erst recht von Nugen sein würden, ihr Leben enden. Es wäre gewiß eine würdige Aufgabe, ein anderes System der Arbeit zu erfinden , wodurch solche traurige Folgen vermieden würden : viele Versuche ließen sich darüber anstellen , welche sicher theilweise den beab fichtigten Zweck erreichten : aber die Beschränktheit der Mittel erlaubt keine Versuche von zweifelhaftem Erfolge und zwingt uns zur Beibehaltung der alten Methode; wie wir denn überhaupt in vielen Dingen die Vortheile des Fortschrittes in den Künsten entbehren müssen. Eine andere und schwerer zu beseitigende Gefahr für die Schleifer ist , daß die Schleifsteine oft Niſſe und Drusen haben, die selbst der genauesten Untersuchung verborgen blieben und nun beim Abdrehen oder dem An schleifen der Säbelspißen, wie oft schon geschehen ist, mit außerordentlicher Gewalt in Stücke springen und den Un glücklichen , der dabei beschäftigt ist , verwunden oder töd ten. Dasselbe kann bei sehr weichen Steinen geschehen, wenn sie aus Versehen zu naß gemacht werden. Nach dem Schleifen werden die Klingen an der Stelle, wo sie gestochene Verzierungen oder nur die Aufschrift des Fabrikationsortes erhalten, geschmergelt. Diese Arbeit ver richten die Polirer auf Polirscheiben von Nußwurzelholz,

Zu den vielen vom ersten Director des Etabliſſements, dem intelligenten Lorenzo de Plana gemachten Vorschlägen gehört auch die Vergoldung der gravirten Verzierungen. Es erhielt dieß aber nicht die Einwilligung der Ober behörde , eben so wenig wie andere Vorschläge der Ver waltung. Erst im Jahre 1845 begann man zu versilbern und zu vergolden. Man bedient sich dabei der Voltaischen Säule, um damit einen Untergrund von Cementkupfer, auf die Klingen zu bringen , wodurch die Gold- oder Silberlösung im galvanischen Bade leichter festgehalten wird. Ohne den Klingen zu schaden werden die Verzie= rungen sehr dauerhaft. Nach Vollendung der Gravirung kommen die Klingen abermals auf die Polirscheibe , um durch Schmergel und Del die lezten Spuren des Schleifsteins wegzuschaffen. Feines Pulver von Tannenkohlen gibt den schönsten Glanz. Für die tiefgravirten Verzierungen hat man Bürstchen von Spartgras oder Borsten auf den Polirscheiben angebracht, welche auch die tiefen Stellen , die das Holz nicht errei chen kann , pußen. Es versteht sich , daß die Scheiben gleich den Schleifsteinen , je nach den Klingen , der Form nach verschieden sind . (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

N 91 .

31. Juli 1851 . for

WATU

Allgemeine Militár - Zeitung. i r a n k reich .

La Plata und Braſilien : die Fregatten Zenobia 50 , Conſtitution 10 , Pomone 40 ; die Briggs Huſſard

( 6 ) Inſeren in Nr. 70 dieſer Blätter gegebenen No: 20', Aluette 4 , Panthere 4 , Agathe 4; armirte Trans tizen über den Beſtand der franzöſiſchen Marine fügen portſchiffe Aube, Egerie und Meurthe , jede von 800 Sonnen.

wir Folgendes hinzu.

Für das Jahr 1832 ſind 116 Fahrzeuge zum activen

Weſtküſte von Afrika : Corvette Prevoyante 14 ;

Dienſt beſtimmt und 49 zur Dienſtbereitſchaft (commission die Briggs Agile 10 , Ruſe 10; Transportſchiff Pour: de port , 0. i. vollkommen ſegelfertig mit Ausnahme der voyeur 160 T .; die Dampfer Eldorado 450 , Espadan Bemannung und Proviſion ). Zu erſteren gehören 8 Li= 220 , Acheron 160, Brandon 160 Pferdekraft . nienſchiffe mit 806 Geſchüßen , 7 Fregatten mit 312 GeMadagascar : Corvette Guridice 30 ; Dampfer ſchüßen , 10 Corvetten mit 246 Geſchüßen , 14 Briggs Archimede 220 Pferdekraft; Brigg Infatigable 14. mit 222 Geſchü ße!, 18 armirte Transportſchiffe von 9250

Tonnen , und 59 Dampfer, nämlich 8 Fregatten mit im Ganzen 3600 Pferbefraft , 12 Corvetten mit 3020 Pferde-

kraft und 39 Paketbooten mit 5020 Pferdekraft.

In

Indien und China: Corvette Capricieuſe 30 ; Dampfer Cafini. Weſtküſte von Amerika und ſtiller Dcean : Fre gatte Aigerie 40; die Corvetten Serieuſe 30 , Brillante

commission de port: 14 Linienſchiffe, 13 fregatten und 14 ; Brigg Entreprenant 20. 22 Dampfer , nämlich 11 Fregatten mit 5530 Pferdekraft, 4 Corvetten mit 1160 und 7 Dampfboote mit 1160 Pferdekraft . Die Bemannung beträgt für Schiffe in Commiſſion 21,022 Mann,

"

"

" Seebereitſdaft ( c. d. p.) .

385

21,407 Mann.

Hierzu müſſen noch für verſchiedene an dere Dienſte gerechnet werden

.

1,511

ba y er n.

München , 11. Juli. Neben den auf zweckmäßigere Bildung und auf Verminderung des Heeres gerichteten Arbeiten ſind noch verſchiedene Reformen im Werke, und es werden insbeſondere über Vereinfachung des Sy=

ſtems der Armeeverwaltung , Verminderung der Verwal tungsbeamten , in den unteren Graden aber gänzliche Be

Geſammtbetrag des Contingents für 1852 22,918 Mann . ſeitigung derſelben und Nebertragung der bezüglichen Ver wie im öſterreichiſchen Heere – an waltungsgeſchäfte -

Dieſe Seemacht wird verwendet werden zur Paketver- Offiziere , dann über das Sanitätsweſen , über Einrich tung von Offiziersmenagen u . 1. w. gutachtliche Anträge ( S. M.) dem König vorgelegt werden .

bindung und zum Truppentransport zwiſchen Frankreich und Algier , zum Schuße der franzöfiſchen Fiſchereien an den Küſten von England und Schottland und zur Bil

dung des Uebungsgeſchwaders ſowohl als der folgenden Flottenſtationen , nämlich Dta beiti: Fregatte Pourſuivante 60 ; Corvette Ali-

Oeſterreichiſche Monardie. Wien , 22. Juli. Heute Morgen rückte das neunte

mene 30 ; die Kanonenboote Papeiti, Sultane, Anna; Armeecorps zu einem großen Feldmanőver aus. Der die armirten Transporti chiffe Proſerpine 800 Tonnen, Kaiſer commandirte in eigener Perſon und hat , wie ver fichert wird, auch eigenhändig die Dispoſition über den Durance 800 (Dampfer) , Cocyte 160.

Weſtindien : Áfricaine 40; die Briggs Genie 20, Sang des Manöverš entworfen. Fünf Brigaden oder Dlivier 20; die Dampfer Mogador 650 Pferdekraft, Elan 220, Milan 200 , Grocodile 160 , Caſtor 120 , Anacreon

18,000 Mann und 48 Ranonen waren ausgerückt

100 ( Localboot zu Martinique).

kußland und Polen. Petersburg, 9. Juli. Noch im Laufe dieſes Jahres wird ein Theil des ruſſiſchen Heeres , namentlich die gn

Levante: Fregatte Pandour 52 ; Brigg Mercure 18 ; die Dampfer Ajaccio , Biche, Sentinelle und Vidette, jeder von 120 Pferdekraft.

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fanterie, mit besseren , neuconstruirten Waffen versehen werden. Schon seit längerer Zeit beschäftigen fich die Gewehrfabriken mit der Anfertigung der neuen Waffen , wovon bereits 40,000 Stück fertig liegen und 15,000 Stück an das Heer verabfolgt wurden. Vor Kurzem ist auch ein erstes kaukasisches Kosacken = bataillon nach dem Muster derjenigen gebildet wor= den , welche an der Gränze des schwarzen Meeres be= stehen. (Pr. 3tg.)

hunderts nahm, um dieſen Nachtheil zu vermeiden , zeig = ten sich ungenügend ; die ökonomische Commission schlug deßhalb am 18. December 1841 vor , die Mühlen Azumel zu kaufen und daselbst eine neue Maschine anzulegen. Dieser Vorschlag wurde von der Oberbehörde gebilligt, der Kauf für 1,200,000 Realen ausgeführt und die neue Einrichtung begonnen. Im September 1844 polirte man bereits auf der neuen Maschine Klingen; im Jahre 1845 wurde dieselbe verbessert und sechs Polirscheiben nebst zwei Schleifsteinen in Betrieb gesezt. Sie ist wie ein einfaches Mühlengetriebe eingerichtet und nicht den Störungen un terworfen wie die früheren Maschinen.

Die Fabrik für blanke Waffen zu Toledo. (Nach dem Memorial de Artilleria , Bd . II. , bearbeitet von S-t-s .) ( Schluß.)

Da General Sabatini nur eine Schleif- und Polir maschine erbaut hatte, und man berechnete, daß diese für das Fabrikat der Schmieden nicht ausreichen würde , so ordnete eine königliche Ordonnanz vom 9. November 1778 die Errichtung einer zweiten anz beide sollten auf Gewölbe gestellt werden , damit die Erschütterung dem Gebäude nicht schade. Die Wafferräder dieser Maschinen liegen mit ihren Achsen tiefer als das Niveau des Wassergrabens und haben am Ende der Welle unter der entsprechenden Werk stätte ein Kammrad , welches in die Spindel einer stehenden Welle eingreift. Lettere bewegt mittelst eines Kammrades am oberen Ende eine zweite horizontale Welle , welche durch Riemenläufe nach beiden Seiten die Schleifsteine und Polirscheiben in Bewegung seßt. Die Stellung der Wafferräder in der Nähe der Kanalmündung in den Fluß ist die Ursache, daß bei den Anschwellungen , die im Winter auf lange Zeit vorkommen , die geringe Niveau verschiedenheit ganz aufhört und die Räder in jeder Be wegung gehemmt werden. Bald nach Vollendung des Werkes wurde dieser Uebelstand entdeckt , und da der Schaden durch den Stillstand aller Arbeiten unendlich groß war, so suchte der Ingenieuroffizier Johann Sar dinero dadurch abzuhelfen , daß er den Punct des Aus flusses des Kanals in den Fluß viel weiter hinab ver legte und dadurch einen solchen Niveauunterschied erlangte, daß bei gewöhnlichen Anschwellungen keine Störung mehr entstand. Ungewöhnliche Fluthen , die nur bisweilen nach vielen Jahren vorkommen , sind weder so nachtheilig, noch ist ihnen vorzubeugen. Es wurden auf diese Arbeit 30,000 Piaster verwandt ; sie war beinahe beendet , als Sardinero starb (1787) . Da wurde General Sabatint von der Re gierung zur Inspection geschickt und er befahl die Zuwer fung des Grabens und Zerstörung der ganzen Arbeit, wodurch die Hoffnung , diese wichtige Verbesserung erreicht zu sehen , vernichtet wurde. In seinem Berichte an den König gab er an , die Maurerarbeiten seien viel zu schwach gewesen , der wahre Grund aber war sein gekränkter Ehr geiz , weil er als Dirigent bei Anlegung des Werkes solche große Fehler nicht vermieden hatte. Die beiden Schleif- und Polirmaschinen waren indeffen für die Masse der geschmiedeten Klingen nicht ausreichend, und alle Maßregeln , die man seit Anfang dieses Jahr

Die Proben , welchen die Klingen heutzutage erst nach dem Schleifen, dann nach dem Poliren unterworfen wer= den, geschehen nach den Artikeln 93 u. ff. des XIII . Reg lements der Ordonnanz , mit dem Unterschied , daß sie nicht mehr über das Knie, sondern über ein auf einem festen Ständer angebrachtes Lederkissen gebogen werden. Die vollendeten Klingen müssen alle Proben erster Klaſſe der Ordonnanz aushalten. Ueber das Vorhandensein einer Garnitur-Werkstätte findet sich die einzige Nachricht vom 17. August 1778, und zwar in dem Befehle , der deren Aufhebung verord = net. Im Mai 1782 wurde dieselbe indessen von Neuem errichtet, und da man den Vortheil einſah, alle Theile der Schneidwaffen mit Dekonomie und unter derselben Direction gleichmäßig darstellen zu lassen, so hat man bis jezt damit fortgefahren , natürlich mit Berücksichtigung der verschiede= nen Formen, welche die Mode und Gewohnheit nöthig machte, wobei sich das Resultat ergab, daß man sich nie in der Lage befand , mit Privatunternehmern Contracte eingehen zu müssen, wie früher oft geschah. Im October 1828 wurde in der Garniturwerkstätte die Methode ein = geführt , die Arbeiter nicht mehr im Taglohn , sondern nach der Ablieferung gut vollendeter Stücke zu bezahlen, und am 26. Januar 1843 wurde verordnet , diese Weise, ihres Vortheils wegen, fortan ausschließlich anzuwenden; man erhielt dadurch eine viel größere Zahl gefeilter Stücke und vermied unverdiente Zahlung. Nur bei Krankheit gibt man einen Taglohn , mit der Verpflichtung , die Vor Tage später durch Arbeit zu bezahlen. Um dem alten eisernen Stichblatt die nöthige Wölbung zu geben, wurde bei Gründung der Fabrik ein Wasser= hammer eingerichtet. Später änderte sich die Form und da man gegen Ende des vorigen Jahrhunderts Messing garnituren einführte, ging der Hammer ein. Dagegen führte man im Jahre 1845 , gerade um wieder die Stich blätter der alten Art darzustellen und für andere ähnliche Stücke , eine durch Menschenkraft bewegte Prägmaschine ein , welche durch den Schwung die zu formenden Gegen= stände vermittelst Stanzen leicht ausprägt. Nach Angabe des Generalstabs der Waffe vom 20. Oc= tober 1807 verordnete die ökonomische Commission die Einrichtung einer Gießerei für Messinggarnituren, welche nach der Bestätigung des Generalissimus im folgenden Jahre ( 1808 ) in's Leben trat ; dieselbe fertigt in Wind öfen , ohne Blasbälge, alle Garniturstücke von Meſſing : Ortbänder, Bügel und was sonst von diesem Metall ge= braucht wird.

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Die Fabrik erhielt vordem gewöhnlich die eisernen Säbelscheiden durch Contracte mit verschiedenen Fabri kanten; im Jahre 1832 eröffnete man indessen hierfür eine eigene Werkstätte, die mit großen Ersparnissen dieselben sehr viel besser, schwerer und stärker fertigt, die Bleche schmiedet, löthet und feilt, und zulegt völlig polirt , Alles durch Arbeiter der Werkstätte. Für die Anfertigung der Ringe, Hafen u. s. w. wurde im Jahre 1836 eine Schmiede unter Aufsicht eines Schlossermeiſters errichtet , welche alle derartige Stücke liefert, außerdem für andere Werkstätten das Vorkommende arbeitet und die einschlagenden Aus besserungen im Gebäude besorgt. Im Jahre 1845 wurde eine Werkstätte für lederne Scheiden errichtet , welche früher im Akkord geliefert wurden. Für gedrehte Gegenstände in Stahl , Messing u . s. w. sind mehrere Drehbänke im Gange, welche theils mit der Hand , theils durch die Räder der Polirmaschine bewegt werden. Wegen des bedeutenden Zuwachses an Arbeit in den Garnitur- und Scheidenwerkstätten war der inspicirende Werkmeister zu sehr beschäftigt ; im Januar 1844 wurde deßhalb ein zweiter ernannt, weld er diese Zweige und die im Jahre 1832 provisorisch errichtete Zusammenfeßungs werkstätte zugetheilt erhielt, die die hölzernen Hefte zu fertigen, sie mit Haut zu überziehen oder zu lackiren und die verschiedenen, in andern Werkstätten vollendeten Stücke zusammenzusehen hatte, wofür eine feste Anzahl Arbeiter angestellt war. Von der Eröffnung des Etablissements an erkannte man die Nothwendigkeit , die Arbeiter in der Weise zu binden , daß sie nicht nach ihrem freien Willen die Arbeit verlassen könnten: weil sonst dem Institute möglicherweise der größte Nachtheil geworden und nicht allein in ein zelnen Werkstätten die Arbeit gehemmt, sondern durch den Austritt sämmtlicher Arbeiter solche selbst unmöglich ge macht worden wäre. Nach verschiedenen Repressivmaß regeln verordnete man deßhalb im Juni 1803 : daß die Lehrlinge verpflichtet sein sollten , sechs Jahre zu dienen uud zwar mit einem monatlichen Gehalte von 120 Realen in den ersten drei Jahren und 150 in den folgenden. Damit war aber dem Uebel nicht ganz gesteuert, wie dieses auch mehrere unangenehme Vorfälle, zumal mit den Schleifern und Polirern bewiesen . Im Jahr 1843 wur den aus diesem Grunde die Neuangestellten militärischen Gefeßen unterworfen , und eine unbeschränkte Dienstzeit festgesezt, deren Ende bloß von dem Willen des Directors

bei den Garnitur- und Scheidearbeitern bereits geschieht, so möchte dieses das Rechnungswesen sehr erleichtern und Ersparnisse herbeiführen. Die Arbeiter, welche nicht nöthig hätten, sich Abzügen zu unterwerfen (die, wenn sie auch noch so mäßig und nachsichtig angewandt werden , immer gehässig und gewaltthätig erscheinen) , würden dann den Verlust der einen Seite auf der anderen Seite erſeßt sehen , was bei der Feststellung des Arbeitslohnes wohl zu berücksichtigen ist. Schon im Jahre 1797 befahl der Generaldirector, auf wiederholte Vorstellungen, daß man wegen Einrichtung guter und sicherer Magazine Vorschläge machen möge. Noch heute aber sind diese nicht vorhanden, und es wurde nur ein kleiner Saal eingerichtet, in welchem der Director Don Pablo de la Puente troß der Aermlichkeit des Locals die Waffen so aufgestellt hat , daß sie eine schöne Ansicht gewähren ; auch gründete derselbe eine Sammlung von Waffen mit prächtigen Gravirungen und von Modellen von Schneidwaffen , welche im spanischen Heere seit dem 16. Jahrhundert im Gebrauch waren. Der Entwickelung der Fabrik zu Toledo standen viele Umstände entgegen. Außer der fehlerhaften , oben ange= deuteten Anlage verfolgten fie die Mißfälle des Krieges und die Störungen politischer Revolutionen und hemmten ihren industriellen Fortgang. Im December 1808 flüchtete man auf die Nachricht von dem Anmarsch der Franzosen die werthvollsten und leichtesten Gegenstände der Fabrik nach Sevilla und Cadir , und suchte mit den Arbeitern , welche mit ausgewandert waren, an beiden Orten Waffen zu schmieden , was auch gelang , wiewohl sie wegen der Un ruhe und wegen Unvollständigkeit des Materials und der Werkzeuge nie so vollkommen wurden wie früher. Wäh rend der französischen Beſeßung, vom 14. December 1808 bis August 1812 wurden auch Waffen in Toledo_ge= schmiedet; aber weder durch die französischen Arbeiter, noch durch die wenigen schlechten der Fabrik , die zurück geblieben waren , konnten Waffen von altberühmter Güte gefertigt werden. Beim Einzuge wie bei dem Abzuge wurde die Fabrik_geplündert und das Archiv verbrannt, wodurch viele interessante und lehrreiche Nachrichten zu Grunde gingen. Im Jahr 1813 wurde dieselbe wieder hergestellt und blieb , wie früher, bis zur zweiten französischen Invasion 1823, wo sie nach Badajoz übersiedelte. Zwar wurde sie unmittelbar darauf wieder zurückgebracht , aber nicht ohne große Verluste für die Kasse und die Archive. Der auf geregte Zustand während der lezten Jahre des bürgerlichen Kriegs , hemmte den stetigen Fortschritt und der Mangel an Geld gibt leider wenig Hoffnung auf Besserung. Troß aller dieser Schwierigkeiten wurden Versuche an= gestellt und wichtige Verbesserungen eingeführt ; andere wurden projectirt und dürften , um der Vergessenheit zu entgehen , hier angeführt werden. Lorenzo de la Plana, der das Etablissement lange Jahre dirigirte und dem es seine jezige Organisation verdankt, wollte die Fehler ver meiden, welche bei der Methode des Schmiedens mit Eisen zwischen den Stahlplatten so oft die Arbeit verdirbt ; er versuchte deßhalb Stahl allein , wie es früher Sitte war. Er bemerkte indessen bald , daß solche Klingen nicht die Biegsamkeit der anderen hatten , und bei dem Härten in Waſſer stets einen Faden bekamen, oder andere

des Etablissements abhängen sollte. Diese Anordnung muß die früheren Ercesse abgeschnitten haben, ohne gerade Ver= besserungen im Wege zu stehen. Eine, gute Reſultate_ver= sprechende und leicht auszuführende Bestimmung, dürfte unseres Erachtens die sein , daß man den Arbeitern , wie in unseren Geſchüßgießereien , Löhnung und Brod eines Artilleristen gäbe, und sie an den Arbeitstagen nach Maß gabe ihrer Geschicklichkeit und Leiſtungen Tagelohn wie bisher genießen ließe, wobei man die Löhnung einrechnete. Auf diese Weise würden dieselben durch Krankheit oder bei Stillstand der Werkstätte nicht in Schulden gerathen, wie dieß jezt bei den Schleifern und Polirern häufig der Fall ist; würde ferner, statt des Tagelohns , in allen Werkstätten die Zahlung nach Stücken eingefühit , wie es

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noch wichtigere Mängel. Er versuchte die Härtung mit Milch, weil er durch die dickere Flüssigkeit eine langsamere Verkühlung des Stahles zu erlangen hoffte : aber es ge= lang nicht , weil die Milch sogleich sauer wurde. Hierauf wandte er Del an, bisweilen mit dem besten Erfolge hin fichtlich Härte und Geschmeidigkeit der Klingen; mitunter fiel bei anscheinend gleichen Umständen, und mit demſelben Material und denselben Meistern , die Arbeit weich und spröde aus, ohne daß er über die Ursachen dieser verſchie denen Wirkungen Gründe hätte auffinden können. Troß der genauesten Versuche konnte er nichts erlangen. Eben so versuchte er auch die Härtung der Klingen in einem Kühlfaffe , das unten Wasser und oben Oel hatte , damit lezteres die Operation vorbereite , ersteres dieselbe schnell vollende. Aber auch hier erhielt er ohne den Grund auf zufinden, bald eine ausgezeichnete Härtung, bald eine nicht einmal mittelmäßige, und nur das konnte er beobachten, daß wegen der Verschiedenheit der Wirkung des Dels auf den rothglühenden Stahl, im Gegensah zu der des Waſſers bei geringerem Wärmegrade , bei der Eintauchung in Del eine größere Härte erlangt wurde. Mit der Fabrikation des Stahls sind wir noch so zu= rück, daß wir ihn im Ausland kaufen müſſen. Don Jo seph de la Pezuela, Lieutenant des Details in der Fabrik, wollte diesen Uebelstand vermeiden und errichtete 1831 einen Cementofen. Die ersten Versuche fielen sehr günstig aus , aber dennoch mußte die Sache wegen des gewohnten Geld ― ― ― ― ― ― ― unterbleiben. Ueber= an Geld Mangel an Hindernisses - Mangel

Es könnte dieses ohne neue Belastung des Material fonds , ausgeführt werden , wenn man die Summe dazu verwenden wollte , welche jezt für die doppelte Löhnung des Detachements ordonnanzmäßig ausgegeben wird. Die Bewachung dieses Etablissements ist nicht wichtiger als die vieler anderer Institute, welche der activen Armee ohne eine solche Vergütung anvertraut sind, zumal da hier den Soldaten ihre Hülfsleistungen in den Magazinen beſon= ders vergütet werden. Mit diesen wenigen Andeutungen einiger Verbesse= rungen schließen wir diese Skizze , da der Verfasser sich weder fähig noch berufen fühlt , sie weiter auszudehnen und nur die Absicht hatte , einige ungeordnete Notizen über die Geschichte der Waffenfabrik zu geben.

Haupt mag dieses Project etwas gewagt gewesen sein, weil man nicht annehmen kann , daß der beschränkte Stahlver brauch der Fabrik Erſaß für die großen Ausgaben der Oefen, Arbeiter u. s. w. geben könne , es sei denn, daß die neueren Erfindungen anderer Nationen ein wohlfeileres und einfacheres Verfahren ausmittelten . Da es schwer ist, Nußholz für die Polirscheiben mit allen den Eigenschaften zu finden, wie es die Polirer ver langen: Wurzelholz, hart, trocken, ohne Nisse, so ver ver= suchte man zu verschiedenen Zeiten Scheiben von Stahl, oder von Holz mit Leder überzogen , anzuwenden ; aber durch nichts anderes wurde der Glanz, den Nußholz gibt, nur einigermaßen erlangt. Um Verbesserungspläne mit Hoffnung auf Erfolg aus = führen zu können, ist es nicht allein erforderlich, daß Die jenigen , welchen die Leitung eines Etabliſſements anver= traut ist , eine umfassende Ausbildung in den Künsten, welche hier Anwendung finden , besigen , sondern daß sie auch durch fortwährendes Studium mit allem dem bekannt werden , was Einheimische und Auswärtige in dem Fache erfinden. Wenn aber , wie hier , auch nicht eine Spur einer Bibliothek vorhanden , wenn nicht eins der wissen schaftlichen Journale , welche die Fortschritte der Künste und Wissenschaften mittheilen, gehalten wird : so muß na= türlich ein Etablissement durch diesen Mangel an Fortschritt leiden. Leicht wäre dieß zu vermeiden, wenn jährlich nur eine kleine Summe für diesen Zweck verwendet würde, oder monatlich durch Anschaffung einiger Werke und Abonnement auf einige Zeitschriften dafür gesorgt wäre, was pflichtmäßig dem ersten Rathe des Verwaltungsministeriums zufäme.

Literatur. Was kommt beim Desertiren heraus ? oder : die fünf mühseligen und gefahrvollen Dienstfahre bet der Fremdenlegion in Afrika , sowie Irrfahrt durch Frankreich und Heimkehr durch die aufständische Pfalz des August Pegold , Kanonier der königl. preuß. Festungs- Reserve Artillerie zu Saarlouis . Von ihm selbst geschrieben. kl . 8. Leipzig (ohne Berlin, Jahresangabe) , Verlag von E. Wengler. Magdeburg , bei E. Baensch. bei Ferd. Geelhaar. (66 S.) Daß beim Desertiren nicht viel herauskommt , ――――――― ahnen wohl die meisten Deserteure vorher , ehe sie ihren Ent schluß ausführen , und dennoch reizt sie der Böse und sie vermögen nicht noch zur rechten Zeit eines Besseren sich Ver= Andere wirken durch gute Lehren, zu besinnen. fasser dieſes ſucht als warnendes Beiſpiel durch Veröffent= lichung seiner Erlebnisse zu wirken , und in der That, wenn Alles so richtig steht, wie er erzählt , was wir nicht bezweifeln wollen , so wird es ihm nicht zum zweitenmal einfallen , bei der Fremdenlegion Dienste zu nehmen , um abermals mit verlangender Sehnsucht nach den Genüssen und Fleischtöpfen der Heimath zurückdenken zu müssen. Nur Schade, daß gerade Diejenigen , welche zu deser= tiren geneigt sind , seltener lesen und ein Jeglicher gern seine eigenen Erfahrungen zu machen wünscht. Doch wenn auch nur Einer der Leser von der verbrecherischen Absicht zu desertiren in Folge dieser Lectüre zurückkäme, so wäre des Verfaſſers Absicht sicher erreicht ; im Uebrigen gibt er eine Schilderung der erlittenen Strapazen , Andeutungen über die Bedürfnisse des Leibes und ihre Befriedigung, Alles dem Grade seiner Bildung nach, was zunächst für Leute seines Standes einen Gegenstand von Interesse zu sowie aus gleichem Standpunct Beob bilden pflegt, achtungen über die Landessitten , welche sammt und ſon= ders der Erzähler aus Aufzeichnungen seines Tagebuches ohne andere Anordnung als die chronologische zusammen stellt. - Für Soldatenbibliotheken kann das Büchlein empfohlen werden.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 2. Auguſt

No 92.

1851 .

Allgemeine Militar:Zeitung. nieurſdule gutachtliche Vorſchläge ausgearbeitet werden Þ reußen . ſollen . In welchem Sinne dieſe ausfallen werden , bar Berlin , 16. Juli. Der vom Dirigenten des hieſigen über läßt fich freilich zur Zeit nichts mit Beſtimmtheit königl. gymnaſtiſchen Centralinſtituts , Hauptmann ſagen ; anzunehmen iſt übrigens, daß dabeiauf eine etwaige

Rotýſtein , für dieſe neue Anſtalt ausgearbeitete inter- Erweiterung der vorläufig beabſichtigten Specialſchule zu richtsplan hat bereits höheren Drts die Beſtätigung einer allgemeinen Militärſchule Bedacht genommen werden (S. M.) erhalten . Nach dieſem Plan wird der neunmonatliche wird. curſoriſche Unterricht zur Ausbildung von Gymnaſten für'e erſte, außer den Hülfswiſſenſchaften (Anatomie , Phyſio $ ch wei 3.

logie und Diätetit) nur die pädagogiſche und Wehrgym naſtik umfaſſen. Þauptmann Rothſtein iſt jeßt mit der Aus der S d weiz , 11. Juli. In den meiſten Kan Herausgabe des vierten Abſchnitts ſeines gediegenen Wer- tonen find gegenwärtig verſchiedene Abtheilungen der Mi tes über Ring's Gymnaſtit beſchäftigt; dieſer Abſchnitt litārcontingente einberufen , um ſich in den Waffen zu wird die Wehrgymnaſtik erläutern. (Pr. 3tg.) üben. Für gewiſſe Volksbewaffnungs -Schwärmer, wie ſie in der Umſturzperiode des Jahres 1848 in Deutſchland auftauchten , wäre es wahrlich empfehlenswerth, fich dieſe Baden .

ſogenannten Uebungen unſerer Miliz anzuſehen , worauf fte vielleicht von ihrem Wahne etwas zurüdkommen dürf Karlsruhe , 15. Juli. Vom Kriegsminiſterium ift ten , inſofern ſie nämlich nur einigen Begriffen des Mili dieſer Tageund eine ſehr wichtigetigung Verordnung über die tärá und Beerweſens nicht fremd find. Ginen unbefan Annahme Beauffto vonBifizierte aſpiranten ausgegangen . 68 beißt darin , das nicht genen Beobachter muß es unendlich heiter ſtimmen , wenn dieſe ſchlotternden , unbehülflichen Geſtalten , welche, nurdie Entwidelung dergeiſtigen, ſondern auch ber för- ereingezwängt in die úniform , eher allem Anderen , als perlichen Eigenſchaften der jungen Leute ſtets im Auge einemSoldatengleichen ,aufdem Erercirplaße voreinem

behalten und insbeſondere ber Fortgang derförperlichen ſogenanntenOffizier in den wunderlichſtenKrümmungen Entwidelung jährlich geprüft werden ſolle.

(A. A. 3.)

Bayern. München , 18. Juli. Das Gadettençurp8 in München , deſſen urſprüngliche acht Klaſſen , da alljährlich die Zöglinge der oberſten Klaſſe abgehen, während ſeit einigen Jahren eine Aufnahme in die unteren Klaſſen nicht mehr ſtattfindet, nach Ablauf des heurigen Schuljahres bereits auf drei Klaſſeu zuſammengeſchmolzen ſein werden, darf unter dieſen Verhältniſſen einer Auflöſung als Er:

hin- und berſchwenken fieht, deſſen ſchmußige, abgeriſſene Úniform und tolpiſches Aeußere" mit fenem ſeines bunten Haufens noch zu wetteifern ſcheint. Die lächerlichſte Waffe der ſchweizeriſchen Miliz iſt aber unſtreitig die „ Cava-: lerte , wenn überhaupt dieſes Kunterbunt von unbeholfe nen Neitern der ſchlechteſten Sorte und halblahmen Ader gäulen (der ſchweizeriſche Cavaleriſt muß ſich ſein Pferd ſelbſt beſchaffen ) dieſen Namen verdient. Machen doch ſelbſt Schweizer, darunter ein Hr. Leemann (früher Re dacteur der ichweizeriſchen Militárzeitſchrift) von ihrer Cavalerie eine nichts weniger als ſchmeichelhafte Schilde

ziehungsanſtalt und Umwandlung in eineeigentliche Mi- rung , indem der Leßtere, ein ſonſt officieller Lobredner der ittárſchule entgegenſehen, obwohl zur Zeit weder in der Voltsbewaffnung, unverhohlen ſagt, daß die Mannſchaft einen , noch in der anderen Beziehung eine Abſicht der der Cavalerie mittelmäßig, ja ſogar ſchlecht reitet und

Regierung ausgeſprochen iſt.

Inbeſſen ſcheint nun die . Alles an derſelben wogt, wiegt und ſchwankt. Auch bet

unabweisbare Ångelegenheit doch ernſtlich in Erwägung der jüngſt beendeten Infanterie- Inſtructionsſcule genommmen werden_zu müſſen , indem , wie ich erfahre, zu Dhun hat ſich der Oberſt Bourgeois veranlaßt ge nächſt bezüglich einer zu errichtenden Artillerie - und In- gende wenig lobenswerthe Worte zu richten : G8 find auf höhere Veranlaffung im Miniſterium des Kriegs zu= funden , am Schluſſe des Curſus an ſeine Schüler fol

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mehrere unter Ihnen , die sich zum Instructorendienste nicht eignen ; legen Sie die Hand auf's Herz und fragen Sie fich, ob Sie es wagen dürfen , eine Laufbahn einzuschla gen, während welcher Sie nicht viel leisten könnten !" Mit einem Worte , den schweizerischen Milizen wäre es physisch und moralisch unmöglich , den trefflich gerüsteten und geschulten Heeren des Auslandes in einem ernsthaften Kriege längere Zeit Stand zu halten. (N. Pr. Ztg.) 24 Dänemark.

Guidenescadron und der Cavalerieſchule von Saumur. An den Arbeiten betheiligten sich in der Infanterie : 6 Stabsoffiziere, 137 Hauptmänner, 325 Lieutenante , 333 Unterlieutenante, 481 Unteroffiziere , 38 Corporale, 41 Soldaten und 11 Soldatenkinder ; in der Cavalerie : 57 Rittmeister , 81 Lieutenante, 248 Unterlieutenante, 507 Unteroffiziere, 44 Brigadiere, 26 Reiter und 2 Soldaten= kinder. Jeder Auffah und jede Zeichnung war der Gegen= stand besonderer Prüfung , in Folge deren der Miniſter an 227 Bewerber Zufriedenheitszeugnisse erließ , nämlich : in der Infanterie an 4 Stabsoffiziere, 36 Hauptmänner, 74 Lieutenante, 53 Unterlieutenante, 25 Unteroffiziere , 1 Corporal und 2 Soldaten ; in der Cavalerie an 10 Ritt meister, 12 Lieutenante, 5 Unterlieutenante und 6 Unter offiziere. Aufmunterungen wurden 460 Bewerbern zu Theil, nämlich : in der Infanterie an 25 Hauptmänner, 72 Lieutenante, 68 Unterlieutenante, 105 Unteroffiziere, 3 Corporale und 4 Soldaten ; in der Cavalerie an 33 Rittmeister, 20 Lieutenante, 45 Unterlieutenante, 68 Un= teroffiziere, 10 Brigadiere und 7 Retter." Es folgen hierauf die Namen von 9 Offizieren , deren Arbeiten die Aufmerksamkeit des Kriegsministers in vor züglichem Grade erregten, und letztlich dankt der Kriegs minister 5 namentlich aufgeführten Regimentscommandeu = ren für ihre Bemühungen und den Impuls , welchen fie diesem Theil der militärischen Ausbildung zugewendet haben.

Von Seiten des Kriegsministeriums find zwei Haupt leute nach Preußen gesandt worden , um die preußischen Festungen in näheren Augenschein zu nehmen. Dieselben haben sich an das preußische Staatsministerium in Berlin gewendet, um die Erlaubniß zur Besichtigung der Festungen zu erhalten , welche Erlaubniß ihnen auch sofort bewilligt worden ist. (H. C.)

Frankreich. (11) Die Nummer 32 des Moniteur de l'armée enthält nachfolgende ministerielle Bekanntmachung über die topographischen und militärischen Ausarbei = tungen, welche im Jahre 1849 von den Infanterie- und Cavalerieregimentern, den Jägerbataillonen, den Schieß schulen und der Schule zu Saumur ausgeführt und durd die Generalinspecteure eingesendet wurden :

„ Die Prüfung der militärischen und Recognofcirungs arbeiten, welche im Jahre 1849 durch die Offiziere, Un teroffiziere und Soldaten der Infanterie und Cavalerie Der theoretische Unterricht des Soldaten. ausgeführt und durch die Generalinspecteure vorgelegt Unter den Beschäftigungen , welche zur Zeit des Frie= wurden, läßt einen fühlbaren Fortschritt in dieſem so wich dens den Geist des Soldaten in Anspruch nehmen , steht tigen Zweige militärischer Ausbildung ersichtlich werden. Der Kriegsminister hat mit Befriedigung von dem Fleiße wohl keine höher als der theoretische Unterricht. und dem bethätigten Wetteifer der Militärs aller Grade, Dieser bildet gleichsam das solide Fundament, auf welchem sich die intelligente Kraft erhebt und in beziehungsweise die an diesen Arbeiten sich betheiligten , Kenntniß genom men, wie auch zugleich von der guten Anleitung, durch immer weiteren Kreisen Das zur geistigen Anschauung bringt , was das praktische Leben an Erscheinungen auf welche mehrere Corpschefs sich hierbei auszeichneten. Der zuweisen hat. So mannichfaltig nun diese Erscheinungen Kriegsminister hofft, daß die Bestimmungen der Bekannt rücksichtlich ihres Ursprunges , ihres Wesens, ihrer Kenn machung vom 22. April 1851 (vgl. A. M. 3. Nr. 80 v. d. J.), die in das Journal militaire officiel eingerückt zeichen und ihrer Beziehungen zu andern sind , so man= wurde, und zugleich auch an die Corpschefs und comman= nichfaltig muß auch das Urtheil ausfallen , welches dem direnden Generale ergangen war, die Neigung zu solchen Kenner sich je nach seinem Standpuncte aufzudrängen Arbeiten erhöhen , sowie dieselben mehr regeln und ver= pflegt. So wird z . B. der untergeordnete Offizier in vollkommnen werte; er hofft endlich, daß diese Arbeiten den manchen und vielen Vorkommnissen des kriegerischen Lebens andere Motive, Folgen und Beziehungen erblicken als der Offizieren , Unteroffizieren und Soldaten , welche sich damit beschäftigen wollen , dazu verhelfen werden, ein schnelleres höhere Offizier; weil der erstere , gebunden durch seine Avancement zu erlangen und ihnen ihre Dienstleistungen Wirksamkeit innerhalb der Compagnie u. s. w. , auch nur zunächst das Bedürfniß derselben zum Gegenstande seines in der Garnison und im Felde erleichtern würden." „Die Zahl der von den Corps eingelieferten topo Urtheiles zu machen gewohnt ist; ohne indeß dadurch graphischen Arbeiten und militärischen Ausarbeitungen die Verbindung aufzuheben oder lockerer zu machen, die erhob sich im Jahre 1849 bis zu 2695 Auffäßen, Berich ihn mit dem höheren Wirken in Beziehungen bringt. ten oder Reisebeschreibungen und zu 2357 Karten, Planen Solche Beziehungen stellen sich aber um so mehr als un und Croquis. Dieselben waren eingereicht worden von abweislich heraus , da der Impuls zu entscheidenden 61 Linienregimentern , 19 leichten Infanterieregimentern, Diensthandlungen meist von Oben kommt ; — daher also 6 Jägerbataillonen , den beiden Regimentern der intellectuelle Verbindungen zwischen dem höheren und nie Fremdenlegion , dem Zouavenregiment, der 2. Pionnir deren Wirken bestehen müssen , sollen überhaupt die End compagnie, den Schießschulen von Vincennes , St. Omer, resultate der Thätigkeit des größeren Ganzen in umfassen Grenoble und Toulouse , 38 Cavalerieregimentern , der 4. der Weise genügend erscheinen.

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Steigen wir abwärts von den hier genannten beiden Standpuncten, und zwar zu dem Verhältnisse zwischen Offizier und Soldat, so machen sich in diesem Verhältnisse zwei Anforderungen geltend ; und diese verlangen eines theils die auf dem Wege der Erfahrung und der Wissen schaft erworbene Sachkenntniß , und anderentheils eine der Práris angemessene Unterweisung. Sucht man bei dem Offizierstande überhaupt die bildenden Mittel in der Erfahrung und in der Wiſſenſchaft, ſo iſt es bei dem Soldaten die Unterweisung , welche von dem Offizier aus geht, eben weil er Sachkenntniß besigen muß. Eine Un terweisung aber, die sich auf dienstliche und außerdienst liche Verhältnisse des Soldaten bezieht und dabei auch die Verbindungen aufsucht, welche zwischen dem Wirken des Soldaten und dem des unmittelbar vorgefeßten Offi ziers bestehen, stellt somit jene Nothwendigkeit heraus, die in den Beziehungen zwischen einem höheren und nie deren Wirkungskreise liegen muß. Wo Entscheidungen durch irgend eine Handlung , na= mentlich mittelst moralischer Impulse , hervorgebracht wer= den sollen , da muß auch zuvor ein moralisches Funda ment gelegt werden , d . h. die Unterweisung wird sich nicht nur auf die beregten Verhältnisse überhaupt , sondern auch auf die dem Kriegerstande wichtigen moralischen Elementé zu beziehen haben. Auf dem theoretischen Wege möchten wir , rücksichtlich der Belehrung des Soldaten in moralischer Bezie = hung, das anfängliche Reſultat mehr in der einfachen Erkenntniß des Vorgetragenen , in einer Auffassung ohne Angewöhnung , als in der Befähigung erblicken : das Erkannte nun auch wirklich sofort zur praktischen Anwendung zu bringen. Es ist indeß schon viel gewon= nen , wenn der junge Soldat mittelst der durch praktische Beispiele geläuterten Auffassung das anerzogene Vorur theil immer mehr schweigen macht; nur verlänge man nicht von ihm jenes tiefere Verständniß , welches erst durch die der resp. Erklärung entsprechende Folgerichtigkeit der dienstlichen Handlungen allmälig hervorgebracht werden kann. Hierbei finden wir zugleich die Berührung zwischen Theorie und Praris; jene ebnet den Boden , befreit ihn von den ſchäd= lichen Einflüssen , diese baut auf und fördert die den wirk lichen Verhältnissen angepaßte Erweiterung der Begriffe, nachdem sie durch die Theorie einen bestimmten Inhalt, einen begränzten Ausdruck bekommen. Soll daher in der bezeichneten Richtung mit Erfolg gearbeitet werden, so schäße der Offizier die Wirkungen der theoretischen Unterweisung in der fraglichen Beziehung nicht höher, als sie es verdienen ; d. h. er fühle sich nicht dabei beruhigt, wenn der Soldat einen dahin einschlagen den Begriff , vielleicht sogar mit den von dem Lehrer ge= brauchten Worten , wiederzugeben versteht ; sondern er vermittele vielmehr auf praktischem Wege die Prüfung des Vorgetragenen. Wie wir bereits oben andeuteten, so werden praktische Beispiele die Auffassung läutern ; sie werden aber auch den jungen Soldaten bereits schon in der theoretischen Unterweisung auf jene Prüfung vorbereiten, - weil sie das besprochene Verfahren mit wo möglich Geschehenem in geeignete Verbindung sehen. Zu diesem Zwecke sind keine Schriften zur Unterhaltungslec=

türe für den Soldaten geeigneter, als solche , durch deren Inhalt die Einbildungskraft auf dem Wege des militä rischen Interesses in erhöhte Thätigkeit gesezt wird , und in denen von der Erzählung die zur Besprechung vorlie genden Ursachen , resp . Wirkungen auf eine ergreifende, den Nacheifer erweckende Weise dargestellt werden. Daß dem so ist , geht aus den Bemühungen hervor , die von so verdienstvollen Militärschriftstellern , als von dem_ver= ewigten General v. Decker und Pz., an diesen Theil der militärischen Ausbildung verwendet wurden. Bei der Verschiedenheit der dem Offizier zugewiesenen intellectuellen Kräfte ist es nicht leicht, einen Modus zu finden , durch dessen Beachtung bei der Unterweisung das Mißverständniß vermieden wird. Dieses Mißverſtänd niß wird aber um so nachtheiliger erscheinen , wenn_es Begriffe wie „Disciplin ," " Subordination" in seinen Be= reich zieht und dadurch in "dem praktischen Leben vielleicht Vergehungen herbeiführt, welche unter Umständen auch noch durch einen mißverstandenen Diensteifer untergebener Unteroffiziere an allgemein schädlichen Rückwirkungen nicht arm sein werden. Unserer Ansicht nach gibt es in dieser Richtung kein angemesseneres Mittel , als die der Auffassungsgabe der Mannschaft entsprechende Erwägung des Vorzutragenden , wobei natürlich auf das allgemein Verständliche für die Mehrheit der Zuhörer be= sondere Rücksicht genommen werden muß. Dabei ist es eine weitere Aufgabe des Offiziers : in moralischen Dingen auf die Gefühlsweise wo möglich in dauernder Art zu wirken; denn wo das Gefühl schweigt, kann das mora lische Element nimmer zur That heranreifen. Die Art des Vortrages , das Feuer und das Leben, welches sich bei dieser oder jener Gelegenheit ohne Zwang geltend macht; das Interesse , welches der Vortragende selbst in der Gründlichkeit und Wiederholung der Erklä= rungen bethätigt; das stete Aufmerken betreffs der Ge dankenfaulheit Einzelner, sowie eine Menge erlaubter Anregungsmittel , die weder das Ehrgefühl verlegen, noch eine gewisse Erhebung des Einen über den Anderen her wirken draſtiſch auf das Gefühl und för beiführen , dern die Ueberzeugung. Bei dem gemeinen Manne üben Ueberzeugungen einen größeren Einfluß, als man in der Regel anzunehmen pflegt. In moralischer Beziehung bilden sie den Soldaten seinem wahren Gehalte nach; fie geben häufig , in Ver einigung mit praktischer Tüchtigkeit , die ursachlichen Be ziehungen zu großen Thaten, und diese werden unter Um ständen sogar aufopfernd , wenn die Neigung des Gemüths sich dem Führer zuwendet. Beispiele der Art finden sich in allen Kategorieen des Kriegerstandes vor; sie enthüllen die oft so wunderbar wirkenden Eigenthümlichkeiten des Gemüthes und der Seele , und machen bei diesen unmeß baren Kräften Das zur Wahrheit , zur weitschwingenden That, That, was nimmer durch Berechnung erstehen konnte. Die besten Belege zu dem Gesagten bieten alle Heere, welche geführt vom Genie, vom Glücke, dem Menschen kenner u. s. w. Großes unter Opfern mancherlei_Art_let steten ; und dann auch wieder solche kleinere militärische Ganze, in denen der Einzelne, diesem Ganzen gegenüber an sich Unbedeutende , im Augenblicke des Händelns Alles

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mit sich durch die Macht der Ueberzeugung und des ihm eigenthümlichen Gefühls fortreißt. Es ist ein großer Irrthum, wenn man von der Strafe oft Alles hofft und nichts tiefer Wirkendes der anhal tenden Unterweisung, mit Bezug auf eine heranzubildende Ueberzeugung , beimißt. Die Strafe kann zwar abschrecken, fte bessert aber in der Regel nur da in einer dauernden Weise, wo eine gewisse auf die Ueberzeugung wirkende Belehrung damit verbunden erscheint. Daher ist denn auch der theoretische Unterricht jener Quell , welcher sich über das moralische Leben des Soldaten befruchtend ver breiten soll. Der theoretische Unterricht ist ganz dazu geeignet, den Soldaten in dessen Augen so hoch zu stellen, als es der Zweck des Standes erfordert. Dieses Hochstellen“ mit Dieses 1 Hochstellen" erklärender Hinweisung auf den Berufszweck muß aber von manchem Mißverständnisse fern gehalten werden , wel ches sich nur zu leicht bei dem Soldaten dort einschleicht, wo es sich um den Vergleich mit anderen Ständen han delt. Wo überhaupt der Soldat hier zu vergleichen hat, ist es nöthig , ihm die beiderseitigen Verhältnisse auseinan= der zu sehen, d. h. die Beziehungen müssen auch aufge= sucht werden, unter denen das eine durch das andere besteht. Der Offizier muß bei der Auseinanderseßung bürger licher Verhältnisse , die einen so wesentlichen Einfluß auf die Denkart und die Handlungsweise des Soldaten aus üben , in überſchaulicher Weise zu Werke gehen ; er soll das Ganze des zu betrachtenden Verhältnisses zu seiner eigenen vollen Anschauung vorher bringen , um bet dem Unterrichte diejenigen Puncte hervorheben und erklären zu können, von deren richtiger Auffassung insbesondere die Nuganwendung abhängt. Eine, der Unterweisung daheim vorausgehende Kritik des fraglichen Verhältnisses , die zu= gleich mit der dienstlichen Anforderung in Verbindung gebracht würde, möchte hierbei am schnellsten zum Ziele führen. Die bei dem theoretischen Unterrichte gebräuchlichen Leitfäden dürfen jener Kritik den Spielraum nicht be= schränken , welchen sie bedarf, nm die Erscheinungen mög lichst in ihrer Vielseitigkeit auffaffen zu können; sie sind sonst ein Schlepptau , welches die Theilnahmslosigkeit des Unterweisenden herbeiführt , bei dem Soldaten kein tiefe= res Interesse erregt und diesem keinerlei Mittel zu eigener Selbstbildung auf dem Wege der Erfahrung bietet. Wo demzufolge ein todter, der Production unfähiger Mecha nismus waltet, da ersterben alle Geistesblüthen , da zieht fich langweilig in einschläfernder Monotonie die Unter richtsstunde hin , und Lehrer und Schüler sind schließlich gleich froh, -wenn auch aus verschiedenen Gründen eine Unterhaltung beendigt zu sehen, die in einfarbiger Wiederholung auftrat und sich fortsette, statt mit leben=

So manichfaltig und vielseitig auch das dienstliche Verfahren des Soldaten im Felde erscheint , und so viel Anknüpfungspuncte demnach bei den Exercitien im Frieden aufgefunden werden können , so darf doch dem ent= sprechenden theoretischen Unterrichte nur ein solcher Inhalt zugewiesen werden , dessen Vortrag auf das Verständniß im Allgemeinen hinwirkt. Man würde sich also z. B. nicht damit abgeben dürfen , wie der Soldat sich in dieser oder jener Lage speciell zu verhalten habe; sondern man würde vielmehr die Kenntniß all ― gemeiner Beziehungen zum Ganzen wie z . B. zur Feldwache , zu den verschiedenen Trupps einer Avant garde u. a. D. — heranziehen , deren Ausführung in specieller Weise aber erst auf praktischem Wege zu ermitteln wäre. Jene Kenntniß allgemeiner Beziehun= gen zu irgend einem Gegenstande, mit welchem der Soldat seine Diensthandlung in stete Verbindung zu bringen hat, erstreckt sich auch auf die entsprechende Beurtheilung des Terrains , der Erscheinungen , die vor das Auge des Soldaten treten , und der Täuschungen , welche durch die Nacht, die Witterung u. s. w. hervorgebracht werden. Auch bieten diese Dinge , eben weil ein großer Theil jener allgemeinen Beziehungen durch fie zur gründlichen Auf faffung kommt, an und für sich schon einen sehr ergiebigen Stoff zur Erörterung , der aber noch um so reichhaltiger erscheinen wird, wenn entsprechende praktische Uebungen auf verschiedenen , unter sich an Beschaffenheit sehr un ähnlichen Bodenabſchnitten die Unterweiſung begleiten.

diger Anregung zur geistigen Selbstthätigkeit aufzufordern. Was hier in allgemeinen Zügen von dem theoretischen Unterrichte in moralischer Beziehung gesagt wurde, gilt auch zum großen Theile bei jener theoretischen Unterwei fung, welche die praktischen Kriegsübungen des Soldaten behandelt.

Das Terrain, als das Medium betrachtet , durch wel= ches der militärisch - praktiſchen Thätigkeit eine mehr oder weniger bestimmte Richtung angewiesen wird , bedarf, um seinen Eigenthümlichkeiten und seinem Gebrauchswerthe nach beurtheilt werden zu können , der erläuternden Anschauung. Es würde demnach die Kräfte des Jn= ftruirenden nuglos anstrengen heißen , wollte man, außer der auf theoretischem Wege gegebenen allgemeinen Schil derung von der Gestalt, Größe und allgemeinen Beschaf= fenheit irgend eines Terraintheiles , auch noch das der Detailinstruction im Zimmer überweisen , was nur die praktische Veranschaulichung an Ort und Stelle gewährt. Jedenfalls möchte eine solche Veranschaulichung , bei welcher der Soldat wo möglich als wirklich Mithandeln= der erſcheint , um so gründlicher den praktiſchen Nußen des Terrains darthun , als bei Uebungen auch die Beziehungen zu einem nicht blos supponirten Gegner hinzutreten können.

Nach der dem Terrain gebührenden Wichtigkeit müßte die entsprechende Unterweisung mindestens gleichen Schritt mit dem Vortrage über die Dienstleistungen im Felde überhaupt halten; insbesondere aber möchte es vortheilhaft sein, dort den Gegenstand erschöpfend zu behandeln, wo es sich namentlich um die Verdeutlichung des Einflusses der Terrainbeschaffenheit auf den Gebrauch der Waffe handelt, oder wo die Beobachtung , der Schuß , die Verbindung , die Verbergung und andere militärische Verhältnisse zum Stoffe der Besprechung dienen. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

GP

Dienstag ,

№ 93 . 5. August 6134968 2010 A

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1994

* छात्र

E N

Allgemeine

Militär -

Hannover. Hannover, 27. Juli. In der Nacht vom 18. auf den 19. Juli starb zu Linden vor Hannover Se. Erc. der General der Infanterie (zur Disposition) Graf v. Kiel mannsegge, nach kurzen Leiden an den Folgen eines Schlaganfalls im 84. Jahre seines bewegten Lebens. In der vaterländischen Geschichte hat sich dieser biedere Pa triot einen unvergänglichen Denkstein durch die Errichtung jenes Corps gesezt , das unter dem Namen : „die Kiel mannsegge'schen Jäger" mehrere Lorbeeren in dem großen Kampfe wider die Fremdherrschaft sich errungen hat. In dem Jahre 1831 , als neben dem Civilfach auch die han nover'sche Armee aus Gründen der Sparsamkeit eine be deutende Reduction erlitt und auch dem damaligen Com mandeur der 1. Infanteriebrigade und Commandanten der Residenzstadt nur der lettere Posten verbleiben sollte, 30g es Graf Kielmannsegge vor, den activen Dienst gänzlich aufzugeben. Sein uneigennüßiger Patriotismus (Nds. Ztg.) ließ ihn auf jede Pension verzichten. Bayern. Man schreibt der N. Pr. 3tg. aus Würzburg vom Ich hatte in diesen Tagen Gelegenheit, die 25. Juli. hiesige Marien - Veste in Augenschein zu nehmen . Der Weg nach dem Marienberg, auf dem sie, sich aus dem Rebengrün des berühmten Leistenweins emporhebend , liegt, Der nach der Stadt und dem Main zuge= ist sehr steil. wandte Theil, die sogenannte „ Citadelle", mit dem „Lug ins Land" ist wohl der älteste, aber gegen ein Bombar dement unhaltbare, wogegen der andere, nach Baden zu gelegene neuere Theil in vortrefflichem Vertheidigungszu stand sich befindet. Regelmäßige Bastionen , tüchtige Kase matten, schüßende Außenwerke sind geeignet, dem Feinde nachhaltig zu widerstehen. Während der vorjährigen Krise befand sich hier der Waffenvorrath und das Magazin für An den das hierher vorgeschobene zweite Armeecorps . Marienberg schließen sich unmittelbar die Befestigungen des Mainviertels - auf dem linken Ufer des Flusses an, an deren Vermehrung thätig gearbeitet wird, wäh rend die Befestigung der eigentlichen Stadt auch jezt noch vernachlässigt liegt. Ein einfacher Wall mit Graben in zurückgezogener Lenaillenform ist der ganze Schuß, der

Zeitung.

auf 500-600 Schritt von den davor liegenden Wein bergen vollkommen beherrscht wird." Großbritannien. (6) Das bekanntlich sehr scharf markirte Verhältniß der englischen Unteroffiziere zu den Gemeinen scheint in neueren Zeiten wenigstens an manchen Orten etwas larer geworden zu sein, wie aus nachstehendem Befehle des Commandirenden im Districte Portsmouth ersichtlich ist. Derselbe lautet : D Da der commandirende General viel fach wahrgenommen , daß namentlich auf Wache und in den Straßen die jungen Unteroffiziere der zu dem District und der Garnison gehörenden Regimenter und Corps in der vertraulichsten Weise sich mit gemeinen Soldaten un terhalten und sogar mit denselben gegangen sind , so for= dert er die Commandeure auf, ihren Unteroffizieren das Ungeeignete einer solchen Vertraulichkeit begreiflich zu machen und diesen Corporalen zu eröffnen , daß, wenn sie in ihrem eigenen Rang und in dem der Serschanten keine Freunde und Kameraden finden können, fie niemals zu jenem höheren und ehrenvolleren Grade befördert werden können." Portugal.

Lissabon , 12. Juli. Der Graf Das Antas und der Vicomte Sa da Bandeira sind vom Herzog von Saldanha der eine, zu militärischen Aufträgen berufen worden um die Beförderungen in der Armee zu ordnen , der an= dere, um einen Plan zu entwerfen, der das starke Ueber handnehmen verheiratheter Mannschaften in der Armee, wodurch dem Staate in den Pensionen für die Wittwen und Waisen eine große Laft aufgebürdet wird , verhindern (O.P.A.Ztg .) soll. Frankreich. Paris , 22. Juli. Gestern Nachmittag ist Marschall Sebastiani, einer der Lezten der großen Armee des Kaiser reiches , gestorben. Er wurde den 11. November 1771 in la Porta, von welchem Orte ihm später der Grafentitel verliehen wurde, in einer der ältesten Familien des Landes geboren und trat frühzeitig in das Heer, in welchem er auf den Schlachtfeldern Italiens seine militärischen Grade erwarb. Nach der Schlacht von Verona wurde er zum

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Obersten ernannt und nachher von dem ersten Consul zu verschiedenen diplomatischen Sendungen verwendet , bei welchen er sich besonders 1805 in Konstantinopel denjeni gen Ruf erwarb, der seinen Namen in späteren Jahren begleitete. Er zeichnete sich als Feldherr in dem spanischen, russischen , sächsischen und französischen Feldzug aus. Unter der Restauration wurde er 1819 zum Abgeordneten von Corsica ernannt ; nach der Julirevolution bekleidete er von 1830 bis 1834 mehrere Ministerien , und war von dieſer Zeit an bis 1840 Gesandter in Reapel und London. Am 21. October 1840 erhielt er den Marschallsstab ; er trat von nun an nur selten öffentlich auf, behielt aber dessen ungeachtet ein großes politisches Gewicht. (O.P.A.Ztg.)

verschiedenes Andere für die bessere Vertheidigung des Territoriums an den genannten Gränzen vorgeschlagen ――――― habe ihre interessanten Arbeiten aber im Staub der Archive begraben lägen , ohne daß irgend Jemand daran gedacht hätte , dieselben jemals zu realisiren. Die Revista schließt ihren Artikel mit den Worten : „Die gegenwärtige politische Lage Europas muß uns jest vorsichtiger machen. Vergessen wir nicht, wie nothwendig es ist, die Vertheidigungskraft unserer catalonischen Gränze, die sich bei den älteren in jener Provinz geführten Kriegen gezeigt hat , zu vermehren ; vergeffen wir nicht die Schwäche der Gränzen von Guipuscoa und Navarra, wie sie so augenscheinlich die Feldzüge von 1793 , 94 und 95 dar= gethan haben ; erinnern wir uns , daß wir hinter Portugal England finden , während unsere so ausgedehnten Küsten schlecht vertheidigt sind , und trachten wir deßhalb ernstlich darnach, den nun zu entwerfenden Vertheidigungsplan in's Werk zu sehen. Nur auf diese Weise können wir der vor handenen Möglichkeit begegnen , daß ein feindliches Heer in das Herz Spaniens dringe und wir uns genöthigt sähen , die Kraft der Nation in Masse aufzurufen , um denselben zurückzuwerfen und den Sieg auf Kosten so außerordentlicher Opfer zu gewinnen , daß dieselben das Unglück einer ganzen Generation nach sich ziehen und alle Keime des Gedeihens und Wohlstandes auf eine lange Reihe von Jahren zerstören würden."

Spanien. ( 2 ) Durch ein königl. Decret vom 25. Mai d . J. ist eine Commission ernannt worden , welche einen all gemeinen Vertheidigungsplan für die Halbinsel mit deu anliegenden Inseln und Besizungen zu entwerfen hat. Bei dem Entwurf sollen besonders in Betracht genommen werden : die topographische Beschaf fenheit des Landes , der Charakter der Bewohner dessel ben, die neuesten Verbesserungen der Artillerie, der Ein fluß der Dampfschifffahrt auf die Vertheidigung der Küsten, die Vertheidigungssysteme der benachbarten und übrigen europäischen Nationen , endlich die Bedürfnisse und Inter essen des Handels und der Induſtrie. Präsident der Com mission ist der im Auslande wohlbekannte Ingenieur general Generallieutenant Antonio Ramon Zarco del Valle ; Mitglieder sind : die Generallieutenante und Generaldirec toren des Generalstabs und der Artillerie Laureano Sanz und Francisco Javier de Aspiroz , der Escadrechef der Marine Juan José Martinez , die Senatoren des König reichs Marquis von Viluma und Marquis von Vallgor nera, die Brigadiere Manuel Varela y Limia , Celestino • del Piélago , Fernando Garcia San Pedro , Gregorio Brochero und Santiago Piñeiro , der Generalinspector der Straßen , Kanal- und Hafenbauten José Garcia Otero und endlich der Oberst Gabriel, Saenz de Buruaga als Secretär. Die Revista militar bemerkt zu der vorstehend von ihr gemachten Mittheilung : die Bildung dieser Commission Liefere den Beweis , daß die Regierung ihr Augenmerk auf die Zukunft zu richten beginne und das Princip der ewigen Wahrheit der berühmten Marime der alten Römer erkannt habe: „Si vis pacem para bellum . " Sie stellt es als ihren eifrigsten Wunsch dar , die fragliche Commiſſion möge sich ungesäumt mit diesen wichtigen Arbeiten beſchäf= tigen , und der dann zu Stande gekommene Vertheidi gungsplan für das Land schleunigst und mit Beharrlich= keit vom Kriegsministerium in Ausführung gebracht wer= den. Zu letterer Bemerkung glaubt sie sich um so mehr veranlaßt , weil ihr erinnerlich sei , daß schon unter der Regierung Königs Karl IV. eine aus den Generalen Morla, Öfarril, Samper und anderen tüchtigen Offizieren der Artillerie und des Ingenieurcorps zusammengesezte Commiſſion zu dem Zwecke gebildet worden wäre , um die Gränzen von Guipuscoa und Navarra zu recognofciren, daß diese Commission die Anlage mehrerer Pläße , sowie

Rußland und Polen.

Aus Rußland , im Juli. Se. Maj. der Kaiser hat die Errichtung eines neuen Zabajkalischen Ko = sackencorps an der Gränze des Jrkuskischen Gouver= nements befohlen. Dieses Corps soll aus 6 Neiterregi= mentern , 4 russischen und 2 burjakischen bestehen , jedes zu 600 Mann. Der Stab wird in der Stadt Czita lie= gen und die Regimenter eigenen Grundbesit erhalten. Das Corps ist verpflichtet , die chinesische Gränze zu be= wachen , die Flüchtigen zu verfolgen , die Einfuhr verbo tener ausländischer Waaren zu hindern , den Etappendienst im Zabajkalischen Lande zu versehen u. s. w., endlich auf Requisition der Regierung außer dem Zabajkalischen Geleisten . Die Gesammtverwaltung biete Militärdienste zu leisten. des Corps ist dem Kriegsministerium und dem General gouverneur von Ostsibirien anvertraut , das Militärcom= mando dem Attaman . (N. Pr. Ztg.)

Der theoretische Unterricht des Soldaten. ( Schluß.)

Unter den oben genannten allgemeinen Bezie = hungen zum Ganzen verstehen wir beispielsweise den Inhalt der Begriffe von Verbindung , Verstärkung , resp. Unterstügung ; von der Wirkung der Waffen ; der Secun dantſchaft der Plänkler ; der Beobachtung des Feindes ; von Meldungen; ferner die Begriffe von der Art des Rückzuges von Posten und Plänklern nach ihren resp. Wachen und Trupps ( Soutiens) ; von dem Wirkungs felde kleiner Patrouillen ; von dem Verhalten auf der Feld=

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wache , dem Marsche , in Lagern, Bivouaks und Canton nements u. f. w. Wo eine gründliche Kenntniß , wie bei diesen Verhält nissen , erzielt werden soll , muß das Wesentliche des Begriffes klar gemacht und mit der Erklärung des prak = tischen Nuzens , der Hauptbedingungen und For -- soweit dieß hierher gehört verbunden derungen werden. In dieser dreifachen Beziehung würden also die obigen Begriffe zum Vortrage kommen , und zwar bei der Wiederholung in einer Weise , die dem Soldaten nicht Alles in den Mund zur einfachen Bejahung oder Ver= neinung der Fragen legt, sondern vielmehr durch verän= dert gestellte Fragen das Denk- und Urtheilsvermögen zu schärfen im Stande ist. Kann der Offizier dabei zugleich die Phantasie des Soldaten durch das Einflechten von geeigneten Beispielen erregen, namentlich die Erfindungsgabe des einen oder des anderen auf einen bestimmten Gegenstand , wie z. B. den Dienst des Patrouilleurs , Plänklers , Posten , lenken, so wird das Resultat um so genügender erscheinen. Man = hüte sich aber , der Phantasie einen der Wirklich ― feit nicht entsprechenden Raum zu gestatten : sonst dürfte das Ergebniß mehr in das Reich der Träume als in das der nüchternen Praris gehören. Der Offizier rede so , wie es die schlichte Auf fassungsgabe des Soldaten verlangt ; er sei bündig und bestimmt, er hebe betonend das Wichtige hervor und gebe Das nicht in einer fremden Sprache oder in einem vielleicht gelehrten Asdrucke , zu welchem die Muttersprache und die einfache allgemein verständliche Construction der Rede so bedeutende Mittel liefern. Kann der Instruirende das Vorgetragene mit Belegen - etwa aus den Erzählungen speciell behandelter Kriegs vorfälle entnommen begleiten , so wird sich das In tereffe des Zuhörers um ein sehr Bedeutendes steigern , — zumal wenn der Beleg sich nicht weiter erstreckt , als es mit Rücksicht auf den Standpunct des Soldaten stattfin den darf. Der Offizier bringe einen angenehmen Wechsel in seinen Vortrag; er verweile nicht zu lange aus schließlich bei einem und demselben Gegenstande , sondern bringe diesen vielmehr recht oft mit solchen Verhältnissen in Verbindung , welche zu dem Gegenstande in verwandte Beziehungen treten. Dadurch wird die Dienstkenntniß des Soldaten sich zu einem harmonischen Ganzen verbinden. und eine Eintönigkeit vermieden werden , die in der Regel erschlaffend auf die Aufmerksamkeit, die Denkkraft und den regen Willen des Zuhörers einzuwirken pflegt. Mit der Verdeutlichung des Nuzens dieser oder jener Diensthandlung ist für die praktische Wirksamkeit sehr viel gethan ; und es dürfte dieser Vortheil namentlich auf die selbstständige Handlung des Neulings um so gün stiger einwirken , als dieser selbst durch Frage und Ant wort auf das Verständniß der Nuzanwendung geleitet würde. Der Soldat betrachtet dann das ihm bekannt gewordene Verhältniß gern als ein errungenes Eigenthum, und zeigt in der Regel auch bei anderen Gelegenheiten mehr nachhaltigen Eifer im Streben nach dem Wissen. Durch die Selbstauffindung des Nußens wird der Sol dat zuverlässiger, bestimmter ; und insofern er dabei von

seinem Offizier fortwährend eine seiner individuellen Auf fassungsgabe und dem Zwecke entsprechende Unterweisung erhält : wird sich das Dienstband zwischen Beiden enger schürzen und keineswegs eine Emancipation eintreten , in= dem es sich hier doch um stete Unterstützung durch höhere Einsicht, durch den umfassenderen Blick des Offiziers, so= wie auch um die Production neuer Aufgaben handelt. Von einem intelligenten Anführer wird der Soldat zu allen Zeiten und unter allen Umständen in jeder Bezie= hung abhängiger erscheinen , als von einem solchen , der nur auf dem breiten Wege der Alltagsgewohnheit die geistige Ausbildung der Mannschaft zu erzielen sucht. Der lettere kann den vielseitigen Stoff des Unterrichts nicht beherrschen , während der erstere , neben der Beherrschung, ihn überdieß noch durch die Mannichfaltigkeit der durch den Wechsel der Erscheinungen hervorgehobenen Modifi= cationen zu einer stets belehrenden Unterhaltung macht. An dieses Bekanntwerden mit dem Wechsel der Er scheinungen knüpft sich die gründliche Bildung des Sol daten, denn es gibt ihm in schwierigen Lagen eine beruhigende Würdigung der einzuschlagenden Handlungs weise; vorausgesezt, daß er überhaupt einen genügenden Grad von Geschick und Gewandtheit dazu besize. Der theoretische Unterricht kann dieses Geschick u . s. w. zwar nicht ersehen , doch manchen Factor der Selbstthätigkeit hervorrufen, welcher eine gewisse Geläufigkeit in der Dienst leistung, bei unverdroffenem Willen , erzielt. Unter den oben genannten allgemeinen Beziehungen, oder dem Inhalte der Begriffe von gewiſſen , in den Dienst des Soldaten einschlagenden Verhältnissen , befinden sich einige , welche vorzugsweise dazu gebraucht werden können, um eine gewisse geistige Selbstthätigkeit bei dem Soldaten zu entwickeln , -- eben weil derselbe , bei der Ausführung des resp. Dienstes selbst, meiſt den Augen des Offiziers entzogen ist.. Wir meinen den Patrouillendienst und die Mel = dungen , welche von Posten an ihre Feldwachen erstattet werden. Soll das Geschäft des Patrouilleurs theoretisch dargestellt werden , so handelt es sich weniger um die Formen, als um das Wesen, weniger um eine strenge dienstliche, überallhin gültige Vorschrift, als um recht zeitige Erkenntniß des zunächst liegenden Bedürfnisses je nach den eintretenden Zuständen , wie solche sich dem Pá= trouilleur darſtellen. Die Erklärung der Formen und der darauf bezüg= lichen dienſtlichen Vorschrift bedarf, neben einer allgemei= nen theoretischen Anweisung , insbesondere der praktischen Einübung; das Wesen aber und die resp. Erkenntniß müſſen besprochen werden , d . h . der Offizier muß nicht nur über die Natur dieser oder jener Patrouille , in Bezug auf Beobachtung , Vertheidigungsfähigkeit , Verbindung mit Truppentheilen u. f. w. , die nöthige Erklärung geben, sondern auch das zum Verständniß bringen, was derglei chen zu dem Wirkungskreise des Soldaten gehörigen Pa= trouillen mit einander gemein haben , worin sie von ein ander abweichen und wo sich ihre Wirkungsspäre , mit Rücksicht auf die Unterstügung des Ganzen , berührt. Der Offizier darf, in Bezug auf die dem Patrouilleur sich darstellenden Zustände nur solche Suppositionen machen,

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welche sich einestheils mit einer hohen Wahrschein lichkeit und anderentheils mit der Auffassungsgabe des Soldaten in Rapport seßen lassen. Der Offizier wird demnach nur einfache Verhältnisse , neben Be rücksichtigung des Wechsels der Erscheinungen und ihres Einflusses auf das Ganze dem der Pvtrouilleur zunächst attachirt erörtern ; er wird dabei namentlich solche Zu stände dem Soldaten vorführen , die entweder sich unab hängig von demselben entwickelten , oder durch ein fehlerhaftes Verfahren entstanden. In beiden Lagen muß das Gegenmittel in einen verſtändlichen Zusammen hang mit der Erscheinung (Zustand) gebracht werden ; dieß Gegenmittel aber finde der Soldat, unter der Leitung des Offiziers , wo möglich selbst, indem er erwägt , auffindet und späterhin praktisch ausführt.

Würdigung zu ermeffen ; bei allen Stellungen kommt es aber darauf an , innerhalb einer gewiffen Sphäre dem Bestehenden und dem noch kommenden einen solchen Werth beizulegen , wie er aus der praktischen Erfahrung und der theoretischen Kenntniß reſultirt. Erfahrung und Kenntniß sollen sich in höherem Grade bei dem Offizier vereinigt finden , weil er anordnet , leitet und befiehlt ; und es werden deßhalb auch von demselben die Wirkungen in weitere Kreise verfolgt werden können, als in einer Stellung , wo Erfahrung und Kenntniß in beschränkterem Maße auftreten. Bei dem , was der Soldat thut , liegen in der Regel Ursache und Wirkung sehr nahe zusammen. So sieht der= ſelbe z . B. in dem guten Zielen ――― - die Trefflichkeit des Schusses , als die nächste und vornehmste Wirkung ; in der Verbindung der Rotten eines Plänklerschwarms und deren Unterstüßung — die größere Widerstandsfähig= keit; in der Wachsamkeit der Feldwache --- die unmit = telbare Sicherheit derselben ; in der strengen Marsch= ordnung - die Fähigkeit , dem Feinde sofort ent gegen zu treten u. a. D. Die Unterweisung des Soldaten darf indeß mit dem Erkennen der Wirkungen in diesem beschränkten Sinne nicht abschließen, denn es hieße dieß die Beachtung des Wechsels dieser oder jener Erscheinungen zur Seite schie ben und die geistige Selbstthätigkeit des Soldaten unbe nuht liegen lassen. Je nach dem vorgeschrittenen Bildungsstande des Man nes werden also auch noch weitere Beziehungen der durch das Thun und Lassen desselben hervorgebrachten Wir= kungen zu dem größeren Ganzen erläutert werden müſſen. Eine solche Erläuterung darf jedoch über den Bereich des Bataillons , Regiments nicht hinausgehen , um das Ur theil des Soldaten nicht zu verwirren und diesem etwa eine Perspective zu dem fern Liegenden zu eröffnen , die, weil sie eine Menge uns unbekannter Mittelglieder einschließt , um so trügerischer werden muß, als die gei= stige Bildung des Mannes und der Zweck seiner speciellen Dienstleistungen nur ein beziehungsweise beschränktes Maß der Kenntniß überhaupt verlangen. Hat der Soldat in dem oben angegebenen Bereiche eine entsprechende Einsicht erlangt , so möchte sich bei ihm nicht nur das Interesse an dem Dienste selbst um ein Bedeu tendes erhöhen, sondern auch der Wille eine um so größere Kraft, einen um so andauernderen Nachdruck er langen : als , ebenmäßig mit jenem Verfahren , die moralischen Triebfedern zur Thätigkeit gebracht würden. Es werden aber auch noch Wirkungen , die den Un kundigen überraschen , hier einen großen Theil ihres Ein flusses bei dem Unterrichteten einbüßen ; sie werden nicht niederbeugen , sondern oft zur fortwährenden Beharrlichkeit ermuthigen, und allmälig das Urtheil und die rechte Art zu sehen, das Geschick und die Gewandtheit zu einem Grade der Vollkommenheit heranbilden , wie ſol cher durch das ſich ſtets wiederholende Nachbeten der bloßen Vorschrift, des in ſich Abgeschlossenen , nimmer erreicht werden möchte. R - d.

Alle Meldungen , welche der Soldat von seinem Posten u. s. w. aus zu erstatten hat, müssen ebenwohl der Wahrscheinlichkeit und der Auffassungsgabe entsprechen ; und wenn irgendwo der Offizier, zur Besei tigung des Mißverständnisſſes , durch eine gründliche Un terweisung viel beitragen kann, so ist es in dem fraglichen Verhältnisse des Soldaten. Sieht derselbe die Dinge, wie sie sich wirklich darstellen; weilt seine Phantasie nur bis zu einem gewissen Grade bei der Erscheinung und wird fie von der ruhigen , besonnenen Würdigung begleitet : so kann die entsprechende Meldung nur Das in der Regel geben, was Wahrheit und somit wissenswürdig ist. Es werden demnach die Phantasie und die Würdi = gung des Gesehenen oder Gehörten sich in der Weise der Weise dem inſtruirenden Offizier zur beſonderen Beachtung aufdrängen, als er auf der einen Seite die Schädlichkeit der Uebertreibung darthut , und auf der anderen vor den Täuschungen warnt, denen das Auge unter verschiedenen Einflüssen unterworfen zu sein pflegt. Dabei erfährt das Gesehene oder das Gehörte eine noch weitere Würdigung , wenn der Offizier jene Kennzeichen angibt , welche dieser oder jener Erscheinung eigenthümlich angehören oder die sich verändert darstellen, je nachdem gewisse Einflüsse von Außen mit der Erschei nung in Verbindung treten. So möchte z . B. die Mel dung über das Sichtbarwerden gewisser Truppentheile in Bezug auf deren Stärke, Waffengattung , auf die Rich E tung des Marsches u . s. w. ganz anders und dem Zwecke nicht entsprechend ausfallen , wenn hierbei auf die Ent fernung , auf den Stand der Sonne u. s. w. , keine Rück sicht genommen würde. Es versteht sich indeß von selbst, daß die physische Anschauung nur in der Praris stattfinden kann; und insbesondere werden größere Manöver eine sehr erwünschte Gelegenheit darbieten , das Augenmaß der Sol daten u. s. w. zu üben, sowie denn auch dabei ein größe rer und somit auffallenderer Maßstab zur Beurtheilung von Ursache und Wirkung ――― soweit dieß hierher ge hört - aufgefunden werden könnte. Ein jedes Geschäft verlangt die Würdigung , resp . Abschägung von Ursache und Wirkung ; in keinem aber Steigert sich die Beachtung dieser Dinge höher , als in dem Berufe des Militärs überhaupt. Je nach der dienstlichen Stellung des Betreffenden ist auch der Umfang jener

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

GGK

N 94 .

7. Auguſt 1851 . SOTELVIDEO

Allgemeine Militár-Zeitung. Preuße 11. Swinemünde, Mitte Juli. Die Kanonenboote

ziere. find. Einige tüchtige Männer hat man aus der kleinen aufgelöſten ſchleswig -Holſteiniſchen Marine gewone

nen und wird beſonders der Capitän Donner aus derſel der preußiſchen Kriegsmarine aus Stettin und Stralſund ben ſehr gerühmt. In Zukunft wird man auch viele junge

find augenblicklich hier verſammelt, um theils in der Oſt- tüchtige Secoffiziere ſich ſelbſt erziehen können , da eine fee, theils im baff ausgedehnte uebungen im Sdießen Menge funger Leute" aus den gebildetſten Familien der uno Rudern zu veranſtalten . Die beiden dieſen Frühling

Monarchie jest als Seecadetten dienen . Es find über

in England gekauften eiſernen Dampfboote „Nir“ und

haupt ſo ſehr viele gute Elemente aller Art zur Bildung

,,Salamander " , deren eigenthümliche Bauart ſdon aus

einer Achtung gebietenden preußiſchen Flotille auf der Oſts

Ber Ferne auffält, werden an dieſen Uebungen ebenfalls fee vorhanden, " daßesdeſſen eigene Schuld wäre, wenn theilnehmen , eben ſo auch das Uebungôjegelſchiff Der

man dieſelben jeßt , die wo gehörige der erſteWeiſe Anfang dazu ſchon ges Merkur", der unlängſt von ſeiner Fahrt nach Brafilien , macht zu benußen wüßte. iſt, nichtauf die er mit den Seecadetten unternommen hatte, zurück

(D.P.A.3tg.)

kehrte. Der erſt im Jahre 1843 neu erbaute Segelſchoo ner ,,Die Amazone" von 18 Kanonen muß feßt ſchon ſehr umfaſſenden Reparaturen unterworfen werden , wenn man ihn ſeetüchtig machen will.

Großbritannien.

Im Laufe dieſes Sommers

wird in Danzig noch eine große Dampfcorvette vom Sta

( 6 ) Das Chelſea Hoſpital, welches von Karl II.

zum Beſten alter Soldaten gegründet , hat in durch ſeiner pel laufen ,, ebenſo wird wabrſcheinlidbaldein kleinerer Organ Verän derunwurde iſati generlitten, on einige Segelichooner noch erbaut werden ; ſonſt verlautet von .

einem weiteren Bau anderer Kriegsſchiffe augenblicklich welche die Lage der Penſionäre weſentlich verbeſſert wurde. noch nicht das Mindeſte. An den großartigen Befeſti: Dieſelben formiren nunmehr 6 Compagnieen unter dem gungsanlagen auf der Oſtſeite des hieſigen Hafens

Commando von eben ſo viel Dffizieren .

Gebe Compagnte

wird fleißig gearbeitet. Swinemünde wird nach Vollen- hat einen Company- oder Colour -Serſchant zu 1 Schil dung derſelben ein ſehr feſter Kriegshafen für die preußiſche ling pr. Tag; ferner 24 Serſchanten zu 8 d., 24 Cor Monarchie ſein und ſollen für die Zukunft dann auch ade porale zu 4 d . und 6 Tamboure zu 3 d.; die Gemeinen

größeren Marineanſtalten hier vereinigt werden , während 1. Klaſſe erhalten 2 d., die 2. Klaſſe 13 d., die 3. Klaſſe der „ Dänenholm “, bei Stralſund mehr zum Aufbewah- 1 d . ein jeder, dabei ihre Rationen, Kleidung u. 1. w . .

rungsort für die kleinen Ranonenbooté dienen wird.

An

Kein Mann kann zu dem Rang eines Unteroffiziers be

dem Bau einer großen befeſtigten Kajerne für das Ma- fördert werden , der nicht ein Corporal oder Serſchant in rinecorps wird an der Dſtſeite der Swine hier auch ſchon

der Armee geweſen ; eine weſentliche Veränderung, welche

angefangen . Das Marine- und Matroſen corps wird vom Herbſt an ſeinen bisherigen Garniſonsort Stet

den Favoritismus fünftig verhindern wird.

tin verlaſſen und ganz nad Swinemünde verlegt werden , wohin es auch wegen der unmittelbaren Nähe des Meeres am beſten paßt. An tüchtigen , kräftigen und gewandten Matroſen hat die kleine preußiſche Marine cher Üeberfluß als Mangel , da alle jungen Seeleute der ganzen langen Oſtküſte ſtatt wie bisher im Landheer, jeßt ihre drei Dienſtjahre in derſelben abdienen müſſen , was ſie auch

gern thun. Deſto mehr fehlt es derſelben noch an gut: gebildeten Seeoffizieren , da die früheren Kauffahrteiſteuerleute, die man jegt angeſtellt hat, größtentheils nicht die

nöthige Bildung beſigen und mehr Schiffer als Seeoffi-

literatur.

Wanderungen eines alten Soldaten. Von Wil helm Baron v. Rahden , Brigade- General im Ge nie-Corps der Spaniſch -Carliſtiſchen Armee von Aragon und Valencia. Dritter Theil. Aus Spaniens Bürgerkrieg. 1833 — 1840. Mit zwei Karten.

gr. 8.

Berlin 1851. Verlag der

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755 Decker'schen Geheimen Ober-Hofbuchbruckerei. unpag. u. 425 S.) 2 Thlr.

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Der Nationalhaß hat den Krieg erfunden , den Todt= schlag kunstgerecht unter Regeln geordnet, ihn zur Wissen schaft erhoben, der Principienhaß benußt dieß und beutet es aus. So sehr dieser allgemeine Saß an Mängeln und Ausnahmen kränkelt , so fehlt ihm doch die wissenschaft liche Grundlage weniger als Manche bestreiten möchten. In unseren Tagen gehen einzelne Politiker und Geschicks auguren soweit , die Nationalkriege für antiquirt , ja für ungerechtfertigt zu halten , den Principienkämpfen dagegen eine weite Zukunft zu versprechen. Solche Principien kämpfe würden denn zumeist aus Bürgerkriegen bestehen oder zu ihnen führen. Principienkriege pflegen sich aber auch dadurch von Nationalkriegen zu unterscheiden , daß fie seltener des Friedens Vorläufer sind , vielmehr wird bei ihnen vom Krieg der Krieg erzeugt; man schließt nur Waffenſtillſtände , sammelt in den Ruhepausen neue Kräfte, um , sobald das Gefühl der Stärke wiedergekommen ist, von Neuem zu den Waffen zu greifen; auch sind Prin cipienkämpfe die grausamsten und verheerendsten , weil der Nationalhaß nie zu solcher Wuth , ja zur Raserei sich steigert, wie der Principienhaß. Mit diesen Allgemein heiten erlauben wir uns nachstehende Anzeige des dritten Bandes der Wanderungen eines alten Soldaten" einzu leiten, der in dieser Fortseßung seines bekannten Werkes uns die Scenerieen eines Principienkriegs vorführt, indem er die Ereignisse des siebenjährigen spanischen Bürgerkrie ges nach schriftlichen wie mündlichen Mittheilungen An= derer, sowie nach Aufzeichnungen der eigenen Erlebnisse schildert. Dieser alte Soldat und Kreuzfahrer des abso= luten Princips , der aus Hinneigung zu demselben wie aus Liebe zum Kriegsruhm sich bei der ersten Aufforde rung geneigt erklärte, seinen Degen für die carlistische Sache zu ziehen, bietet uns hier eine weitere Erzählung dessen , was er in Spanien erlebte, nachdem er in einem früheren Werke "1 Cabrera " Dasjenige zusammengetra gen, was auf diesen genialen carlistischen General Bezug nahm , und wiefern und wo er die Wirksamkeit dieses Befehlshabers zu beobachten Gelegenheit hatte. So viele Kriegserfahrungen wurden in Tagebüchern zuſammen= getragen mit der Absicht , der eigenen Erinnerung die Wahrheit des empfundenen Eindrucks zu bewahren; die Erfahrung wurde so zu sagen auf Flaschen gefüllt , ſpäter vielleicht noch mit dem Siegel der Selbstzufriedenheit ver sehen , dann aber , häufig für immer, in dem Keller vor= gefaßter Meinungen aufbewahrt , ohne je die früheren Eindrücke , bei anderer ruhigerer Stimmung , wenn die Herrschaft vernünftiger , vergleichender Erkenntniß über die Willkür der Gefühle eine ausgedehntere geworden ist, einer abermaligen und fortgesetten Prüfung und , um bei der Metapher zu verweilen, einem Abstich zu unterziehen. Höchst schäßenswerth ist es daher, wenn Einzelne die Mühe nicht scheuen, das Erlebte und nach den Eindrücken des Augenblickes Niedergeschriebene zu sichten , zu ordnen, unter dem Vergrößerungsglas des theoretisches Begriffes zu betrachten , über die pragmatische Folge und Nothwen digkeit der Erlebnisse nachzudenken , damit das Reich des Zufalls zu beschränken , indem man der Entstehungsge

schichte der Wirkungen im Raume und in der Zeit nach= geht. Das parteilose Urtheil kann nur in Anspruch nehmen, wer selbst nicht Partei nimmt oder nahm , wer also kein Interesse hat, zu verschweigen oder etwas in anderem Lichte erscheinen zu lassen, sonach sicherlich gewiß Niemand, der Mithandelnder bei der erzählten Begebenheit war, namentlich dann nicht, wenn Ehrgeiz und Ehrsucht die geheimste Triebfeder seiner Handlungen war , wie dieß nach des Verfassers eigenen Worten bei jedem militäri= schen Streben der Fall sein soll , auch bei dem seinigen der Fall war. Wenn sonach Jemand , der solche Beweg= gründe für seine Bestrebungen hatte , feine Erfahrungen mittheilt , so wird wohl von Niemanden eine parteilose Schilderung erwartet werden; in der Mehrzahl der Fälle wird man dieß auch gar nicht wünschen; möge jeder Par teiangehörige nur immer und bei jeder Gelegenheit Farbe bekennen , diese Charakterfestigkeit wird dann die Auffin dung der objectiven historischen Wahrheit weniger beein= trächtigen , als die wankelmüthige Schen vor jedem post tiven Urtheil . Ist es doch ein alter Erfahrungssaß, daß das falsche, charakterlose Auftreten der Freunde jeder Partei mehr Schaden bringt , als die blinde Wuth ihrer . Feinde ihr zu nüßen vermag. Auf Parteilosigkeit ver zichtet deßhalb wohlerwogen auch der Verfaſſer dieser Er= zählungen von vornherein, und jeder principiell Anders denkende wird nunmehr die Inconsequenz in der Beurthei= lung der carlistischen und christinischen Verhältnisse , wie des beiderseitigen Verfahrens , nicht in unbilliger, unge= rechter Absicht begründet erachten, sondern als Ausdruc einer Parteiansicht, die die Ungerechtigkeit nicht ſucht, aber die Vorliebe auch nicht in Abrede stellt. Daß mit gleicher Wage gewogen wird, gehört sonach nicht zu den Ver sprochenschaften, das Urtheil wird damit ein relatives, wofür Beispiele in ziemlicher Anzahl die Belege liefern könnten, wie, um deren Eines anzuführen , die Carlisten, welche Christinos wurden , eidbrüchige Schurken genannt werden , während umgekehrt der Christinos , die zu den Carlisten schworen , auf eine rühmliche , ehrenvolle Wetse gedacht wird , gleichsam als reuiger Söhne, die den rich = tigen Pfad wieder fanden. Vorliegender dritter Band scheint nicht allein zum Zweck´ der Mittheilung der Begebenheiten des spanischen Bürger kriegs geschrieben , sondern es leuchtet das Bestreben durch, als Nebenproduct zugleich eine Förderung der carlistischen Sache für die Zukunft zu gewinnen. Die Weissagungen auf Seite 420 deuten unverholen hierauf hin , woselbst der Verfasser so weit geht, auf den Abfall der jezigen spanischen Offiziere, insofern sie früher Carlisten waren, förmlich zu speculiren ; gedachte er dabei noch der von ihm für solche Handlungen gewählten Bezeichnung, oder gibt es auch auch ein beschönigendes Ganz was anders" hierfür ? Die legte Periode auf erwähnter Seite besagt ganz auf= richtig: „daß sich die hochwichtige Frage aufdränge , wann die rechte Stunde für die königliche Sache schlagen würde, und daß die günstige Zeit für den Losbruch (beiläufig gesagt auch bei den Rothen ein nicht unbeliebtes Wort) noch nicht da sei , wenn auch in Spanien Alles bereit wäre, so müsse man doch eine Aenderung der Verhältnisse in Frankreich abwarten u . s. w." Ob diese Weissfagungen

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in Erfüllung gehen werden , die Zeit wird es lehren; doch tisan von Monarchie und Legitimität , und im Jahre 1822, dürften diese Tendenzstellen für Manche nicht die ange= des Royalismus verdächtig , vom Commando seiner Com nehmsten sein, für die Einen nicht wegen der Tendenz pagnie entfernt und nach Alava verwiesen. Dort stellte er sich unter General Quesada , damals Chef einer anti überhaupt , für die Anderen wegen dieser Tendenz . Wir hielten es für Pflicht , Vorstehendes nicht ungesagt zu las constitutionellen Schilderhebung, commandirte ein Batail sen, auch aus Tendenz. lon Freiwilliger und zeichnete sich unter Anderem in den Gefechten von Tolva und Benavarre gegen den constitu= Nachdem der Verfasser in einer kurzen Einleitung die Veranlassung des nach Ferdinand's VII . Tode ausgebro tionellen General Tabuenca aus. Im Jahr 1824 wurde er als Oberstlieutenant zum interimistischen Commandan= 1 chenen Bürgerkriegs entwickelt hat , beginnt die nicht selten ten des 1. leichten Infanterieregiments ernannt, bei wel= in romantischem Style auftretende Erzählung mit dem mißlungenen Aufstande des Generals Don Santos Ladron chem er eine musterhafte Ordnung einführte. Nach und zu Gunsten des Don Carlos , wendet sich dann zur Be nach commandirte er mehrere Regimenter, in denen allen schreibung und malerischen Schilderung des höchst eigen= er Zucht und Disciplin kräftig wieder herstellte und auf recht erhielt. Später wurde er als Chef des 14. Regi thümlichen und interessanten Kriegsschauplages , der Pro ments nach Ferrol in Galicien verseßt, bald aber, des ving Navarra und ihrer Bewohner, woran sich später Carlismus beschuldigt, abermals zur Disposition gestellt Andeutungen über die Provinzen Alava , Guipuzcoa und Biscaya, sowie ein Ueberblick über alle diejenigen Terri und nach Pampeluna verwiesen. Von hier aus begab er tur torien reihen , welche der Verfaffer bei seinen Kriegszügen sich nach dem Tode des Don Santos Ladron mit ralde , dem vornehmsten Offizier der Carlisten, nach zu betreten Gelegenheit hatte , mit mehrmaliger Hinwei Estella , verglich sich mit diesem wegen des Oberbefehls fung auf das früher erschienene , nach Verdienst hochge und übernahm das Commando , wobei er seinen Amis schäßte Werk "1 Cabrera“. Die frische , ungemein fesselnde antritt mit einer Handlung bezeichnete, die bei der da= Redeweise , der von hoher Bildung und reicher Phantasie zeugende Styl des Verfaſſers , die Originalität , der rasche maligen lockeren Disciplin der Carlisten um so kühner war, als nur die Offiziere mit seiner Persönlichkeit näher ver Wechsel, die Mannichfaltigkeit der kriegerischen Begeben heiten, die Ritterlichkeit und Gediegenheit der ausgespro= traut waren; er sette nämlich den Sold wegen Geld= mangels sogleich auf die Hälfte herab. Sofort begann chenen allgemeinen Grundsäge , Alles dieß wirkt auf das Gemüth, auf die geistige Erquickung des Lesers in der er denn auch in Navarra ein festes Vertheidigungssystem anregendsten Weise. Daß in dem Lande der stärkeren einzurichten. Er entwickelte hierbei wie bei seinen Kriegs Leidenschaften , der glühenderen Empfindungen auch die zügen eine Raschheit der Ueberlegung wie der Ausfüh= Gefühle des Nordländers in raschere Schwingungen ge rung, sowie eine Combinationsgabe der durch Zeit und Raum riethen , die Phantasie regsamer, Zuneigung und Abnei bedingten Hülfsmittel. Er besaß eine schrankenlose Herr= gung um deßwillen schnellflüffiger wurden: die Inconse schaft über Gemüths- und Willenskräfte seiner Unter= quenz manches Urtheils , der weniger maßvolle Ausdruck gebenen, er erwarb sich eine richtige Würdigung localer geben hiervon Kunde, schwächen jedoch seltener das Wohl wie persönlicher Beziehungen , einen Ueberblick der eigenen wie der feindlichen Hülfsquellen , welche seinen Gegnern gefallen des Lesers als die Competenz des Autors , der eingesteht , Gefühlsmensch zu sein , aber auch zugestehen alsbald auf die empfindlichste Weise wahrnehmen ließen, muß, daß die schwanke Leiter der Gefühle zu strenger daß sie es nicht mit einem regellos und den Eingebungen richtigem Urtheile, zur reineren Höhe objectiver Geschicht des Augenblicks folgenden Bandenchef, sondern mit einem schreibung, jedenfalls einen mißlichen Zugang bildet. genialen Gegner, welcher der umsichtigen Ueberlegung die Durch eine romantische Wendung des Erzählungs blizschnelle That folgen ließ, der mit der eigenthümlichen . -pfades gelangt der Verfasser zu einem weiten Ueberblick Natur des Krieges vollkommen vertraut war, kurz — daß über die Kriegsthaten des beispiellos unermüdlichen, that sie es mit einem Befehlshaber erster Größe zu thun hat= kräftigen Zumalacarregui , der die schon verloren ge ten , der ihnen in Windeseile die derbsten Lectionen er glaubte Sache des Don Carlos mit brennendem Eifer theilte. Er nöthigte ihnen so eindringlich das Gewicht und fluger, umsichtiger Benußung der günstigen Umstände seiner Ueberlegenheit auf, daß er, wenn die Vergleichung wieder aufnahm und die genannten 4 Nordprovinzen, mit erlaubt ist , die Tragweite des strategischen Willens bet Ausnahme der Hauptstädte , für die carlistische Sache er den christinischen Unternehmungen an die Defenſivkraft oberte. Tomas Zumalacarregui , nach seinem Tode ihrer Festungen oder vielmehr an die Wirksamkeit des noch zum Siegesherzog ernannt , war 1788 in Ormai= Geschüßes darin förmlich annagelte. Die praktische Un stegui in Guipuzcoa geboren , von altadeliger, aber nicht beholfenheit der feindlichen Generale wußte er dabei auf besonders bemittelter Familie. Er kämpfte gegen Napo die gewandteste Art auszubeuten , denen die elende Aus leon unter Caspar Jauregui mit dem Beinamen el rüstung , die dürftige Bewaffnung der Carlisten dagegen Pastor", dem er viel zu danken hatte hinsichtlich einer nirgends einen positiven Gewinn brachte. Um ein Bei praktisch militärischen Erziehung , den er dafür schreiben spiel von Zumalacarregui's Raftlosigkeit , fast nicht be= lehrte, ihm aber in dem leßten Bürgerkrieg feindlich gegen greiflicher Schnelligkeit zu geben , genüge Nachstehendes : über stand , da Jauregui zu den Conftitutionellen gehörte. Am 11. Juli 1835 war er mit seinen Navarresen aus Zumalacarregui wurde nach dem Unabhängigkeitskrieg der Sterra Urbosa über die unwegsamsten Gebirge in wei= Offizier bei den regulären Truppen ; er, der in seiner tem Bogen 12 Leguas (davon 261 auf 1 Grad) mar= Jugend eine entschiedene Neigung zum Republikanismus schirt, um den unter Rodil im Vormarsch begriffenen Am Abend er gehabt haben soll , wurde später zum entschiedensten Par Chriftinos in die linke Flanke zu fallen.

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hält er ein Handschreiben von Don Carlos , worin ihm dieser seine Nähe ankündigt und daß er über die Gränze zu gehen beabsichtige. Augenblicklich Augenblicklich bricht bricht jener jener mit mit sei sei

nung zu thun. Er reicht bis zu dem am 24. Juni 1835 erfolgten Lode Zumalacarregui's in Folge einer vor Bil bao erhaltenen, anfangs ungefährlichen , durch Vernach= lässigung tödtlich gewordenen Wunde. Hiermit schließen fich denn auch die günstigen Erfolge auf diesem Kriegs theater ziemlich ab und der Verfasser verweilt mit Recht bei diesem Ereignisse , um die Eigenthümlichkeiten und Einrichtungen des carlistischen Heeres zu schildern , die durch Zumalacarregui's Genialität geſchaffen , an seine vorzüglichen militärischen Befähigungen, an seine zweck dienlichen Methoden der Verwendung durchaus geknüpft waren. Er zeigt , welche nachtheiligen Aenderungen nach diesem Abschnitt darin eintraten , er deutet an, wie die Ungeschicklichkeit, die Beschränktheit zu Grunde gehen ließ, wo der Scharfsinn geerntet hätte. Mit steigendem Jn teresse empfängt man das Detail , welches zur Charakte= ristik dieses außergewöhnlichen Mannes und tüchtigen Ge nerals für jenes eigenthümliche Kriegstheater zusammen= getragen ist. Durch diese localen und nationalen Eigen thümlichkeiten auf dem legteren , dem Kriegstheater näm= lich , find zwar das System wie die Methode der erzählten Schöpfungen zunächst und zumeist bedingt, und es wird für anderwärtige Zustände und Gewohnheiten, außer dem allgemein Intellectuellen darin , auch nur bedingungsweise Lehrreiches gefunden werden ; immerhin bieten sich der Abstraction so militärisch bedeutsame , so entschieden inter effante Situationen und geistig anregende Beziehungen, daß man , der zuweilen abschweifenden, abspringenden Er zählungsweise unbeachtet, mit wachsender Befriedigung folgt, weil dem Forschungstrieb des Lesers eine Zunahme des Wissens und Erkennens wird. Ueber die Natur geschichte des Guerillakrieges erhält man an verschiedenen Stellen wichtige und scharf skizzirte Aufschlüsse , in wenigen Worten wird sie individualifirt und die Merkmale ihrer Eigenthümlichkeit neben einander gestellt. So sagt der Verfasser Seite 228 und 229 , daß der Guerillakrieg sich nur auf das Einzelgefecht reducire , indem Einzelne den Krieg so zu führen suchen , daß sie hinter Felsblöcken und in Schluchten geborgen den Feind bis zur nächsten Schuß weite herankommen lassen oder zu beschleichen wissen, wo rin sie Meister sind ; ganze Massen müssen dann vor ein= zelnen entschlossenen , wagehalsigen Gebirgssoldaten zurück weichen ; an taktischen Zusammenhang unter sich , geordnete Aufstellung , geregeltes Schießen und Sicherung durch Unterstügungstrupps ist dabei nicht zu denken , wäre auch meistens kaum thunlich ; am bezeichnendsten könne der Cha= rakter des Guerillakrieges hervorgehoben werden , wenu man sage, daß sich hier List mit brutalem und verwegenem Angriff, also mit der Ueberraschung und dem Schrecken verbindet , um Vortheile über den Gegner zu erlangen. Hierzu gehörten natürlich spanisches Gebirgsterrain , freies, ungezwungenes , den Gebirgsbewohnern angeborenes ganz lich ungeschultes Soldatenleben und Wesen, dann echt spanische Indolenz und Nichtbeachtung des Menschen als Mensch. Ritterliche Anerkennung von Menschenwerth und Menschenwürde sind ihnen wildfremd. (Schluß folgt.)

nen Bataillonen wieder auf und marschirt in 36 Stunden 20 Leguas in gerader Linie, von der Eremitage de nuestra Señora Puyo unweit des Ebro bis Eliſondo im Bastan thale, unweit der französischen Gränze, woselbst er in der Nacht vom 12. auf den 13. anlangt ; natürlich konnten dem raschen Tritt der Pferde nur Wenige folgen , allein des folgenden Tages waren einige Bataillone schon ange kommen.

Die Erzählung der carlistischen Unternehmungen unter Zumalacarregui nimmt die erste Hälfte des Buches so ziemlich in Anspruch, wobei die Gabe des Verfassers, seinen Lesern eine rasche Einsicht in das Charakteristische der Begebenheiten zu verschaffen , vor ihren Augen die selben gleichsam auf- und untergehen zu lassen , zum rich tigen Verständniß , zur eindringlichen Auffassung dessen, worauf es ankommt, Vieles beiträgt. Die von Rahden geschilderten Persönlichkriten tragen unverkennbare Merk male der Aehnlichkeit mit dem Original, er sucht seine Leute in den innersten Beziehungen zu fassen, aus ihren Sympathieen und Antipathieen, aus groben Umriffen und kleinen Zügen sucht er den Nerv ihrer Bestrebungen her auszufühlen , es drängt ihn , den Aeußerungen ihrer Em pfindung bis zur Keimfaser nachzugehen, und wenn er hierbei das Zellengewebe, womit Jeder seine geheimsten Regungen gern umspinnt , zerreißt und den Fund nicht verheimlicht, so thut er es im guten Glauben einer un abhängigen Ueberzeugung. Die ganze Periode des vielfach sehr interessanten spa= nischen Bürgerkrieges hat eine ziemlich mannichfaltige Bearbeitung erfahren . Der Verfasser vorliegenden Werkes besist insbesondere das Geschick, die Einzelnheiten unter höheren Gesichtspuncten zusammenzufassen , was das Ver ständniß des die ganze Begebenheit durchwehenden Geistes hervorruft, solches eigentlich allein möglich macht , denn der historische Blick, ohne den die Geschichte zur Geschich= tensammlung herabſinkt , beſteht ja in der Fähigkeit, das Einzelne dem Allgemeinen unterzuordnen , die treibenden Kräfte in ihrer Wechselwirkung erbliden zu lassen. Ueber die vorhandene Literatur jenes ersten Abschnittes des Bür gerkrieges unter Zumalacarregui's Oberbefehl gibt uns der Verfasser einige Notizen , er führt namentlich 4 Werke auf, von denen er eines , welches von dem früheren Ge neralsecretär und Vertrauten des Don Tomas , Don J. A. Zaratiegui , herausgegeben wurde, vornehmlich_be= nugte. Es führt den Titel : Vie de Zumalacarregui, Duc de la Victoire , Capitaine- Général de l'armée de Char les V. Paris 1850. (In Scholl's ſyſtematiſcher Ueber ficht der Militärliteratur findet man 50-60 Werke auf geführt , die über den spanischen Bürgerkrieg bis 1842 in verschiedenen Sprachen erschienen.) Obgleich der Verfasser der ersten Periode des Krieges nicht beiwohnte , so hielt er es zum gehörigen Verständniß des Folgenden für er forderlich , dieſes ersten Abschnittes ausführliche Erwäh=

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

No 95 .

9. Auguſt 1851 .

1. โรงtory

Allgemeine Militár- Zeitung. Preußen .

Thaten der Tapferkeit zu verſichern , ſowie Meiner auf

Berlin , 25. Juli. Die Berichte, ſchreibt man der ; Breslauer “, welche als der Flügeladjutant des Kö nige,MajorZeitung vonBoddien, Ergebniſſe ſeinerReiſe und Miſſion nach Paris theils in ſchriftlichen Darſtellun: gen , theils jeßt perſönlich abgeſtattet hat, ſollen nicht

richtigen Ueberzeugung , daß es auf immer beſeelt ſein wird von den heiligen Gefühlen der Pflicht, der Ehre und Liebe zum Czaren und Vaterlande,welche die unerſchütter licheKraft und den wahrhaften Ruhm der ruſſiſchen Armee bilden. Jo verbleibe Ihnen wohlgewogen. Alerandra." (Pr. 3tg .)

ſowohl die politiſchen Eventualitäten der frauzöſiſchen

Republik , als vielmehr das franzöſiſche Militärwe ſen in ſeiner gegenwäreigen Beſchaffenheit und ſeinen ge ſammten Einrichtungen betroffen haben . Man hat hier

Blick auf die franzöſiſche Armee

dieſem Gegenſtand in der leßtern Zeit eine ſehr ernſte

zu Anfang des Jahres 1851.

Aufmerkſamkeit gewidmet , und es wird vornehmlich den

Es find nun bereits fünf Jahre , ſeit die leßte größere Anregungen des Hrn.v. Boddien zugeſchrieben ,daß pret Mittheilung überdie franzöſiſche Armeeindieſen Blättern

diefranzöſiſchen Militärbildungsanſtalten nachParié ab- veröffentlichtwurde. Inzwiſchenhaben , beſonders in Folge Februarrevolution , mancherlei und nicht unwichtige Veränderungen ſtattgefunden , und es dürfteſomit bin geordnet werden ſollen . Hr. v. Boddien ſoll dasHeerweſen der der franzöſiſchen Republit höchſten Orts in einem außer- länglich gerechtfertigt erſcheinen , wenn wir eine auf die ordentlich glänzenden Zuſtande dargeſtellt und ſowohl die allerneueſten Quellen baſirende Bearbeitung desſelben Ginrichtungen

als die Diſciplin desſelben als muſterbaft Gegenſtandes hier folgen laſſen.

gerühmt haben , ſo daß man dasſelbe noch als eine befrie digendere Organiſation betrachten zu können glaubt, als dieß in der Monarchie Louis Philipp's der Fall war. hußland und Polen. Petersburg , 29. Juli. Ihre Majeſtät die Kaiſerin hat unterm 13. 6. M. folgendes Handſchreiben an den Generalmajor Beſobraſow gerichtet : ,,Herr Generalmajor Beſobraſow ! Heute find es fünfundzwanzig Jahre, ſeit

Wir beginnen mit dem

Kriegsminiſterium . Obgleich der Kriegsminiſter für gewöhnlich aus der Zahl der Marſchälle oder Generale gewählt wird , ſo find

doch auch ſchon Fälle vorgekommen , daß das Portefeuille des Kriegs fich in den Händen einer Civilverſon befand

(Daru 1813 , Arago 1848 ). Zur Zeit iſt der General Randon Miniſter. 3d, nach dem Willen Sr. Majeſtät des Kaiſers, Meines Der Stab des Miniſters (Etat-major du Ministre) ift vielgeliebten Gemahls, die Würde eines Chefs des Meinen gegenwärtig aus 1 Oberſt (als Chef) , aus5 Escadronss Namen führenden Chevalier - Garderegiments übernahm . Indem ich den Wunſch bege, bei dieſer Gelegen-

chefs und i Capitän 1. Klaſſe des Generalſtabs, und 1 Capitän der Artillerie zuſammengefeßt.

heit in dem Regimente die Erinnerung an Mein beſonders Die Hauptabtheilungen des Miniſteriums find fol für dasſelbe gehegtes Wohlwollen zu erhalten , habe ich gende : vorgeſchlagen , bei demſelben eine unter Meinem Schuße I. Das Gabinet des Miniſters. Der Stabschef

ſtehende Ånſtalt zur Verpflegung der, als Wat: des Miniſters iſt zugleich Chef des Cabinets . Die Func fen nachgelaſſenen Töchter der Soldaten dieſes tionen desſelben find: Eröffnung der Depeſchen und Re Regiments zu gründen. Se. Majeſtät der Kaiſer haben , auf Meine Befürwortung , zum Unterhalt dieſer Ánſtalt ein Kapital von 50,000 Silberrubel zu ſchenken geruht. Ich gebe Ihnen anheim, hiervon Mein Regiment in Kennt-

giſtriren der mit rother Tinte geſtempelten ; Centraliſation aller für den Präſidenten der Republik beſtimmten Bear beitungen ; Erpedition der geheimen Angelegenheiten; Pris vatcorreſpondenz des Miniſters und diejenige mit den

niß zu regen , und trage Ihnen zugleich hiermit auf, das. Civil - und Militärbehörden in Bezug auf Ades , was die ſelbe Meiner innigen Erkenntlichkeit für die von ihm in innere Sicherheit des Staates und die Handhabung der den Reihen des ſiegreichen ruſfiſchen Heeres vollführten: öffentlichen Ordnung und Ruhe betrifft; Centraliſation .

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der Angelegenheiten des Perſonellen ; Interpretation der Certificaten 2c. , ſowie von Auszügen aus Documenten , allen Waffen gemeinſamen Reglements und Anwendung welche in den Archiven niedergelegt ſind; Correſpondenz der allgemeinen Staategeſeße auf die Armee ; Grörterungen

bezüglich der Ardive der Truppencorps, der Diviſionen

in Bezug auf den Dienſt, Ehrenbezeugungen , Rangver- und Militärintendanturens Ueberſeßung von Urkunden in hältniſſe; Entſcheidung bei Conflicten ; Diſciplin der Truppen auf dem Marſche, in Garniſon, lagern und Can=

fremder Spraơe; Sammlung von Documenten für das Einrücken in das officielle Militarjournal; Einrüden der

tonnements ; Organiſation der Territorialdivifionen und

Erlaſſe des Rriegødepartements in bao Bulletin des lois.

Subdiviſionen ; Dienſt der Nationalgarden , ſoweit er das Kriegsdepartement angeht; die außerordentlichen Infpicis

b) Bureau des inneren Dienſtes. Functionen : Perſonal des Miniſteriums; Reparatur und Unterhaltung

rungen ; Reglements and Inſtructionen über den inneren

der Gebäude und Hotels des Miniſteriums; Lieferungen

Dienſt der Corps, den Plaß- und Felddienſt; militäriſche Märſche und Manöver; Redaction der Procès -verbaur des durch den Miniſter präſidirten Centralcomité's.

und allgemeine Ausgaben der Centraladminiſtration ; Auf bewahrung und Gebrauch des Siegels des Miniſteriums ; Drucjachen für alle Zweige des Kriegsdepartements ; die

Lithographie ; die auf des officiellen Mi II. Das Generalſecretariat . Chef desſelben ift litarjournals bezüglidendie Publikation Ausgaben; Geiuche ehemaliger ein Oberſt des Generalſtabs, mit dem Titel General- Militärperſonen um Civilauſtellung und deren Veberwet ſecretär. a) Bureau des Secretariat8 und der Gefeße

ſung an die betreffenden Miniſterien oder öffentlichen Ver waltungen.

und Archive. Functionen : Regiſtriren der mit ſchwar-

c) Bureau der Penſionen und unterſtüßungen.

zer Tinte geſtempelten Depeſchen und deren Vertheilung

Liquidation der Rüdzugsgehalte , der Beſoldungen, Pen

in die Bureaur ; die dem Präſidenten der Republit zu er-

fionen und Gratificationen der Reform , der Givitpenſionen

ſtattenden Vorträge, betreffend Zulaſſung zur Retraite, für Functionäre und Angeſtellte des Kriegsdepartements, Verſeßung in die Reform und Nonactivität und die Ents laſſungen ; Regiſtrirung und Mittheilung der Decrete und

der Penſionen und jährlidhen Unterſtüßungen von Wittwen

und Waiſen; Kaffe der Nüđzugsgehalte, welche zum Reſ=

durch den Präſidenten der Republik genehmigten Vorträge fort des Kriegsminiſteriums gehören ; aðgemeine und ſpe= cielle Unterſtüßungen . III. Der Dienſt der Generalſtäbe, der militar riſchen Operationen und Truppenbewegungen militaire und den militäriſchen Theil des Almanach na des Kriegsdepots. Dieſer Dienſt hat zum Ehef tional; Claſſificirung und Aufbewahrung der Archive der und einen Brigadegeneral.

an die verſchiedenen Dienſte ; Angelegenheiten der Porto-

freiheit und Contraſignatur; Abhaltung der öffentlichen Audienzen ; Sammlung der Notizen für das Annuaire berathenden Comites des Generalſtabs, der Infanterie und der Cavalerie , ſowie der vorübergehenden Commiſſio

Die militäriſchen Operationen ; Placirung und Bewe

nen ; Decorationen ; Wahlen; Correſpondenz in Bezugauf

gung der Truppen ; die Lager und Bildung von Armeen;

Duelle, Selbſtmorde, außerordentliche Todesfälle, Brand und andere Unglüdsfälle , Sparkaſſen , Viſitationen von Militäretabliſſements , die Golonie von Petit Bourg und ähnliche Etabliſſements ; Anlegen der Siegel, in Vollzug

die Erpedition der Marſchbefehle ; die Etappen. a) Das Bureau der Generalſtäbe und Mili

tärſchulen . Dasſelbe erſtreckt ſich auf die Generaloffi ziere, das Corps des Generalſtabe, die Plaßſtäbe, die

der Verordnung vom 13. Nivoje, Jahr x ; óhrenmedail? Applicationsſchule des Generalſtabs (Perſonnel, Unter len ; Correſpondenz mit dem Finanzminiſterium wegen Er- richt und Verwaltung ), dic polytechniſche Schule ( debe nennung von Unteroffizieren zu Stellen in den Douanen, gleichen ), die Militärſpecialſchule zu Saint-Cyr (deßglei bei dem Forſtweſen und der Poſt; Inſpection der Offiziere chen ), das Militärcollegium (deßgleichen ), die Regiments in Nonactivität; Communicationen mit den Journalen ; ſchulen , militär- gymnaſtiſche Anſtalten , Muſikſchulen und Militärmuſik; Geſchäfte, welche nicht zu den Functionen die Verwaltung der Schießſchulen. irgend eines Bureau's gehören , oder welche mehrere Direc-

tionen oder Dienſte gleichzeitig betreffen.

b) Das Kriegsdepot . Érſte Section : Geodäſie, Topographie , Zeich

nen und Graviren. Reviſion, Claſſificirung und Auf und Entſchließungen , Reglements , Inſtructionen undCir= bewahrung der aſtronomiſchen und geodäſiſchen Berech culare; der Actenſtúde, welde zur laufenden Arbeit der nungen ; Redaction des wiſſenſchaftlichen Theils des Me Bureau's nicht mehr nöthig find; der Archive aus der Zeit morial des Kriegsdepots; Aufbewahrung der Inſtrumente vor dem 1. Januar 1816 ; der Archive des Drdens des für Aſtronomie, Geodäſie , Topographie ac. Vorbereitung heil. Ludwig und des Militärverdienſtordens; der Acten und Neglegung der topographiſchen Materialien für alle von verſtorbenen , entlaſſenen oder entſegten Offizieren; Karten und Zeichnungen ; Ausführung der Aquarelle, der Matrikeln und Controlen aufgehobener Corps und Zeichnungen u .; Stich aller Karten und Retouche der Aufbewahrung und Diaffificirung der Gefeße, Decrete

der alten, wieder erneuerten Matrikeln in den Corps aller Kupfer ; Jlluminiren der geſtochenen Karten ; Magazin der Waffen ; der Civilſtandsregiſter, welche von Militärbehör: ben außerhalb des Territoriums der Republit geführt werden ; der Auszüge aus dieſen Regiſtern und den im Inneren aufgeſtellten Sterb-Acten , welche Militärs und Militärbeamten betreffen. Feruer: Legaliſirung von Ur: tunden und Unterſdriften ; Ausſtellen von Duplicaten ,

Karten und Bücher des Depotfonds; Druck und Abzug der Karten ; Kauf und Aufbewahrung der Kupferplatten ; Druck des Mémorial und der zu veröffentlichenden Werke ;

Autographie der Departementalkarten; Ankauf von Büchern , Karten , hiſtoriſchen Documenten uc.; hierher gehörige Vers waltung und Rechnungsweſen.

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Literatur. Zweite Section : Historische Arbeiten , Militär = Statistik, Bibliothek, historische Archive , Karten Wanderungen eines alten Soldaten. Von Wil und Plane. Claſſificirung und Aufbewahrung der auf die Militärgeschichte Frankreichs bezüglichen Archive ; Re helm Baron v. Rahden , Brigade- General im Ge= nie-Corps der Spanisch- Carlistischen Armee von daction der militärischen Operationen seit 1792 ; Geschichte Aus Aragon und Valencia. Dritter Theil. der Regimenter seit deren Gründung , überhaupt alle hiſto Spaniens Bürgerkrieg . 1833-1840. Mit rischen Arbeiten ; Prüfung und Aufbewahrung der vorzüg = zwei Karten. Berlin 1851. Verlag der licheren topographischen und militärischen Ausarbeitungen, gr. 8. Decker'schen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei. (10 welche jährlich bei den Regimentern ausgeführt werden ; unpag. u. 425 S. ) 21 Thlr. Sammlung der Documente zur Militärstatistik; Prüfung der militärischen Werke des Auslandes ; Redaction des (Schluß.) historischen und militärischen Theils des Mémorial ; Auf Nachdem der Verfasser ausführlich mitgetheilt , welche bewahrung der handschriftlichen Archive aus der Zeit vor Umstände seinem Diensteintritt bei den Carlisten vorher 1792 , Confervirung der Bibliothek und der allgemeinen Sammlung der gezeichneten und gravirten Karten ; Con gingen, gibt er eine zwanglose, bald gedehntere, bald kürzere Erzählung seiner Erlebnisse in Spanien , er über servirung der Aquarelle, Tableau's und Kunſtgegenstände. IV. Der Dienst der Infanterie und der Re läßt sich dabet ganz den Empfindungen , welche die Rück erinnerungen daran in seinem Inneren hervorgerufen , er crutirung. Chef, ein Brigadegeneral . greift häufig nach den Notizen seines Tagebuches , um des Personal, Organisation , Inspicirung , Civil- und ersten Eindrucks in seiner ganzen Mächtigkeit wieder inne Militäretat der Regimenter der Linien- und leichten In zu werden ; er knüpft an , er springt ab und überläßt sich, fanterie, der Bataillone der Jäger zu Fuß , der Batail lone der leichten Infanterie von Afrika , des Regiments wie gesagt, nicht ungern dem Strom seiner Gefühle , die je nach der Wahlverwandtschaft der Ideen nach verschie der Zouaven, der Strafcompagnieen , der Veteranenunter denen Richtungen ihn bewegen ; obwohl er der Selbstprü offizier und Veteranenfüßiliercompagnieen , der Regimenter der Fremdenlegion , der Infanterie der Eingeborenen in fung sich nicht entbindet , kommt es doch von der Vorliebe zu den ersten Eindrücken , daß manchen Urtheilen der Algier; Personal der Infanterieoffiziere in Nonactivitat ; Stempel individueller Empfindungsweise , subjectiver An= Personal und Unterricht der Schießschulen. schauung zu auffallend eingeprägt wurde, weßhalb ihnen Bureau der Recrutirung. Appel der Klassen; die Gemeingültigkeit häufig nicht mit Unrecht aberkannt Repartirung des Contingents in die Departements; Ope= werden wird. Daß dieß in auffallendem Maße bei den rationen des der Parteiansichten der Fall ist , dürfte aus Vorstehendem nen; freiwillige und erneuerte Engagements; Stellvertre Parteiansichten leiden stets an Einseitig= tung; Beabschiedung von Militärs , welche ihre Dienstzeit herausleuchten. beendigt haben; unbestimmter Urlaub , Zurückstellung, Re feit, aus Eigenfinn darf man sie jedoch nicht in Vor urtheile verknöchern laffen. Weit entfernt find wir übri form ; Organisation , Direction , Verwendung und Neber das auf den wachung der Reservisten ; Personal der Recrutirungs wollen, in dieser Schroffheit treten seine Ansichten noch depots. nicht auf, die Consequenzen mancher seiner Beurtheilungen V. Der Dienst der Cavalerie und Remonten. führen übrigens nach der Heerstraße zu diesem Ziele. Auf der anderen Seite muß man übrigens den Vorzug wieder Chef, ein Brigadegeneral. Personal, Organisation , Inspection , Civil- und Mi anerkennen , daß wenigstens die ausgesprochene Ansicht mit litäretat der Cavalerieregimenter und der Cavaleriecorps der innersten Ueberzeugung wohl immer zusammengeht. Wollte Gott, manche Schriftsteller strebten mehr darnach, der Eingeborenen in Algier, sowie der Compagnien der eine charakterfeste Persönlichkeit ersichtlich werden zu lassen, Veteranencavaleristen ; Cavalerieſchule (Perſonal , Verwal als in der Lakaienlivree eines von der Mode beherrschten tung und Rechnungswesen); Personal der Offiziere der Cavalerie in Nonactivität; Organisation , Verwaltung und Gedankenschematismus prunken zu wollen, mit der Ser= viette der Wohldienerei unterm Arm der Geistesrichtung Rechnungswesen der Remonteetablissements ; Personal, des Tages aufzuwarten. Wir haben es hier mit einem Organisation, Civil- und Militäretat der Thierärzte der Truppencorps zu Pferde; Unterhalt der Militärzöglinge freimüthigen Autor zu thun , and who is free makes free, er wird auch Anderer Freimuth es nicht verübeln , daß sie an der Veterinärschule zu Alfort ; Remonte der Cavalerie, aufrichtig sagen , wie es sie nicht angenehm berührte, wenn Artillerie, der Trains der Artillerieparks und des Genie, sowie des Trains der Militärequipagen ; Ankauf der bei Erzählung der eigenen Thätigkeiten der Verfaſſer etwas auffallend redselig zu werden pflegt , wie ihm begegnet, Maulesel, Maulthiere und anderer Zug- und Lastthiere für den Dienst dieser Waffen ; Anordnungen in Bezug auf was freilich Soldaten und Jägern nicht selten begegnet, die Gesundheitspflege der Pferde in den Corps der Trup daß sie ein wahres Bedürfniß haben , bei Aufzählung ihrer Erlebnisse jeder Einzelnheit, fedem Busch , jeder Glieder pen zu Pferde ; Verwaltung und Material des Dienstes der Pferdeausrüstungen und Etabliſſement der Muſterstücke bewegung eine kleine Erörterung zu widmen , die Ereig= nisse so zu gruppiren , daß der eigene Antheil dem Mittel für die Cavalerieregimenter. puncte so nahe wie möglich gerückt wird. Alles dieß ist (Fortseßung folgt.) ergöglich angenehm in der reinen Unterhaltungsschrift, allein in theilweise wissenschaftlichen Werken , wie das

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vorliegende, ist die Selbstthätigkeit bei Zusammenstellung deffen , was man versteht, worin man excellirt, um so mehr, wenn nicht gekränkte Rechte zu vertheidigen sind, eine durch Nothwendigkeit nicht gerechtfertigte Ausstellung eigenen Verdienstes. Obwohl man nur selten Gelegenheit findet, auf vorstehende Weise sich unangenehm berührt zu fühlen , so bleibt es immer störend , Unvollkommenheiten anzutreffen , wo nur Vollkommenes vorzufinden man die begründete Erwartung hegte , solche zu hegen ein Recht hatte, welches Recht in den vorherigen Leistungen wur zelte. In den Jahren 1836 und 1837 bestanden die vorzüg= lichsten Vornahmen der Carlisten , die Wirksamkeit Cabre ra's ausgenommen , in den Erpeditionen , deren nur eine in diesem Werke ausführlicher behandelt wird , nämlich die im legtgenannten Jahre unternommene; während für die andere, unter General Gomez ausgeführte Expedition spätere Mittheilung zugesagt wird. Die hier geschilderte ist die vom Infanten Don Gabriel Sebastian befehligte, welche von Don Carlos selbst begleitet wurde und welcher der Verfasser vou Anfang bis Ende beiwohnte , d. h. vom 15. Mai 1837, da man von Estella ausmarschirte , bis zum 27. October , woselbst man an den Gränzen Biscaya's wieder anlangte. Diese Expedition zerfällt nach ihrer politisch militärischen Wichtigkeit in drei Perioden; die erste vom Ausmarsche durch Oberarragon und Catalonien bis zum Ebroübergange (15. Mat bis 29. Juni); die zweite von da durch Valencia , Niederarragon , die Mancha und Neucastilien bis vor Madrid (29. Juni bis 12. Sep tember) ; die dritte enthält den Rückzug durch Neu- und Altcastilien bis nach den baskischen Provinzen , deren Gränzen sie den 27. October erreichte. Die Expedition hatte nach der ordre de bataille beim Ausmarsche die Stärke von 18 Bataillonen und 11 Escadronen , erstere in 4 Divisionen , insgesammt 11,000 Mann mit 1000 Pferden, welche nach einem Monat jedoch, durch Deser= tion heimwärts , auf ein Drittheil zusammengeschmolzen war, und ohne Cabrera's Beihülfe vermuthlich damals schon hätte umkehren müssen . Die Ursachen, warum die Expedition scheiterte, find zum Theil schon in des Ver faffers „ Cabrera" aufgeführt , namentlich was die Unent= schlossenheit vor Madrid , das Zögern , in dasselbe einzu= rücken , anlangt ; diese Ursachen werden hier zu verschiede= nen Malen auf's Neue beleuchtet. Der Verfasser erörtert solches theils durch offene Mittheilungen , theils weiß er, wo Rücksichten einzutreten haben , die wahre Natur der carlistischen Verhältnisse so geschickt durchschimmern zu laffen, daß der Leser dennoch zu einem umsichtigeren Ur theil zu gelangen vermag. Von den Christinos erwähnt er, daß man andererseits der Imbecillität ihrer Generale die meisten Siege zu verdanken gehabt hätte; ein anderes mal , wo von Zumalacarregui's Wirksamkeit noch die Rede ist , bespricht er den häufigen Wechsel der christinischen Ge nerlae , welche augenblicklich entfernt wurden , sobald sie in Verluste geriethen. Ein solches Verfahren mußte auf die Operationsmethode dieser Befehlshaber einen üblen, zur Aengstlichkeit, zum Zaudern führenden Einfluß üben; so lösten sich die Generale Sarsfield , Lorenzo und

Oràa, Valdès , Quesada und Rodil rasch nacheinan= der ab, von denen Oraa als der einsichtsvollste und Val dès als derjenige bezeichnet wird , der am meisten geneigt war , das unmenschliche , cannibalische Repressalienmorden der Gefangenen abzuändern , der auch die dahin abzielende Elliot'sche Convention abschloß. Der Verfasser entwickelt weiter, wie die carlistischen Unternehmungen dagegen nach Zumalacarregui's Lode sammt und fonders , mit alleiniger Ausnahme der Kriegführung Cabrera's , das Gepräge un= begreiflicher Charakterschwäche trugen und durch namen= lose , fast unbegreifliche Unentschlossenheit sich kennzeichne= ten. Was denn wieder die christinischen Operationen an= langt, so gebrach es ihnen , nach des Verfassers Beur theilung , überall an strategischem Zusammenhang, während das taktische Zuſammengreifen auf beiden Seiten zu den Seltenheiten gehörte. Die gewaltige numerische Stärke und Ueberlegenheit der Christinos war zersplittert , die errungenen Vortheile blieben deßhalb unergiebig , ihre Tragweite reichte nicht über das Schlachtfeld hinaus , um so mehr , da sie fast immer in vereinzelten Corps auftraten. Außer der angedeuteten mittelmäßigen Befähigung der Führer lag der Grund hiervon in der mangelhaften Or ganisation und Armeeeintheilung , wonach jeder General capitän nur für seine Provinz zu sorgen hatte , dann aber auch in den Bodenschwierigkeiten , in der theilweiſen Un möglichkeit, dort große Massen zu bewegen und zu ver pflegen. Wir fürchten, in unserer Berichterstattung allzuaus= führlich geworden zu sein, brechen deßhalb ab und ver= weisen den Leser auf das Werk selbst, dessen Kenntniß nahme ihm über die wahre Natur des spanischen Bür gerkrieges über seine eigenthümlichen , beziehungsweise Lehrreichen Zustände eine wünschenswerthe und zugleich Schließlich unterhaltende Aufklärung verschaffen wird. erlauben wir uns nur die leise Anfrage , ob es von Seiten des Verfaſſers nicht vaterländischer gewesen wäre , Wörter, wie : adoriren , mainteniren , Guignon, evacuiren, Bas seffen , Fracas , litteralement, Debaole , oder Säße wie : ,,diesem eklatanten Défi durfte er nicht manquiren" u . s. w. burch deutsche, das Gemeinte eben so vollständig bezeich= nende Ausdrücke zu erseßen ? Zwei Karten, die eine den Schauplaß der ersten Kriegs= periode, die vier Nordprovinzen , darstellend , die andere eine Uebersichtskarte mit Marsch und Gefechtstabelle der Expeditionen des Infanten, der Generale Gomez und Zaratiegui tragen zur Verständniß des Tertes bei. Der Verfasser hat vielfältig Gelegenheit gehabt, wahrzuneh men, welche Wichtigkeit man seinen Mittheilungen bei mißt, wie man ihn hinsichtlich der Kriegsgeschichte des spanischen Bürgerkrieges zu den Autoritäten zählt; er ist, nach eigener Andeutung, noch im Besit mannichfaltiger Erfahrungs- und historischer Schäße ; möchte er die Mit theilung derselben einem wißbegierigen Publikum nicht vorenthalten. Um anzudeuten , daß Druck und übrige Ausstattung fast tadellos zu nennen find , dürfte es schon genügen, auf den Namen der Verlagshandlung hinzuweisen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 12. Auguſt 1851 .

N

96.

Allgemeine Militár -Zeitung. Königsberg , 19. Juli. Wie die politiſchen Bewegungen der leßten Jahre in dem militäriſchen Organismus manche Störungen hervorgerufen haben , ſo waren in leß-

Sold der Armce, welcher längſt eine den Zeitverhältniſſen anpaſſende Umänderung erforderte, nicht geregelt wurde. Die Angelegenheit war mehrfach im kaiſerlichen Cabinet in Berathung und bereits ſeit längerer Zeit ein Beſchluß gefaßt; allein der Stand der Finanzen und die fort

ter Zeit aud die hier alljährlich ſtattfindenden combi-

dauernde Schwankung des Agio für Silber ſcheint die

Preußen.

nirten Schießübingen der Artillerie ausgefallen,

Publication bisher verzögert zu haben . Als jüngſt eine

behufs welcher die in Danzig und Graudenz ſtationirten

weſentliche Verbeſſerung in den Coursnotirungen eintrat,

Abtheilungen des 1. Artillerieregin:ents am hieſigen Orte zuſammengezogen werden . Dieſe Schießübungen werden

wurde dieſe Anordnung veröffentlicht , wonach mit Auguſt 1. J. eine Gagenerhöhung für die Offiziere um 25 pct.

in dieſem Jahre wieder ſtattfinden und ſind die betreffen:

ſtattfindet. Dem aufmerkjamen Beobachter muß ſich ſelbſt

den Abtheilungen ſchon in der Stadt und den umliegenden Dörfern eingetroffen . (D.P.A.Ztg.)

bei dieſer nicht erheblichen Angelegenheit die Wahrneh mung aufdringen , daß man in gewiſſen Kreiſen nicht in

Oeſterreichiſche Monarchie. Wien , 26. Juli. Der junge Kaijer , ſchreibt man der „ Allg. Ztg.“, beſchäftigt ſich mit fichtlicher Vorliebe mit dem Beerweſen , wozu die Vorgänge der legten Jahre und der durch die Thaten der Armee erneute und befeſtigte Ruhm der kaiſerlichen Fahne ermuntern mußten . Die Mitglieder der kaiſerlichen Familie erſcheinen ſeit dem November 1848 nie anders als in militäriſder Uniform und nur äußerſt ſelten ſah man den Erzherzog Franz Karl im Civilrock promeniren , der ſonſt, ſowie ſein faiſerlicher Bruder Ferdinand, nur bei großen militärijden Paraden den Frad ablegte. Der Sorgfalt , welde der Armee gewidmet wird, hat mandie jeßige geſchmadvolle und der

reichiſchen Volfs gehörig und wahrheitsgemäß zu beurthei=

der Lage iſt, die Stimmung und das Urtheil des öſter len . Der Deſterreicher iſt dem öſterreichiſchen Heer nichts

weniger als abhold; ſowie der Ungar auf ſeine Huſaren ſtolz iſt, iſt es der Oeſterreicher auf ſeine Grenadiere, der Pole auf ſeine Ulanen, der Böhme auf ſeine Ranoniere und Küraſſiere, der Tyroler auf ſeine Schüßen , der gta liener auf ſeine Jäger,, und alle Nationen ſehen, troß der divergirenden politiſchen Tendenzen , im öſterreichiſchen Heer Fleiſch von ihrem Fleiſche, und Bein von ihrem Beine. Etwa 5 (?) pt. der Armee ſind aus der öſterreichiſchen

Ariſtokratie recrutirt, die Maſſe gehört dem Bürgerſtande an, und mit Recht jagen daher die Deſterreicher : es find unſere Våter , unjere Brüder, unſere Söhne. So lange die Armee durdy das überwuchernde Protectionsweſen nichts

Geſundheit zuträgliche Adjuſtirung und ſonſtige vielfache als eine Sinecureanſtalt für Adel und Dffiziersſöhne war, Veränderungen bis in die kleinſten Details zu verdanken ; ſogar der Trommelſchlag wurde abgeändert und das Horn bei der Infanterie eingeführt, und in jüngſter Zeit wurde die Wiedereinführung der Stabstrompeter,mit Feldwebels-

und anderſeits als Strafanſtalt für ausgeartete Jungen bennßt wurde, entzog der Bürger ſein Kind, oft mit großen Geldopfern, der weißen Jade; dafür wurde der arme Bauernſohn hineingeſteckt. Die Neuzeit, der Nachmärz,

rang, beſchloſſen. Der Zaar ſprach in Olmüş ſeine An- hat hierin eine wohlthätige Um:änderung herbeigeführt, erkennung über die Haltnng und Äusrüſtung des ſchönen und die Bürgersföhne drängen fich dazu!, den Fahneneið Corps aus , und die Revue vor dem König von Sachſen abzulegen. Sind auch dabei jeſt ganz verſchiedenartige bot ein von allen Sachkundigen geprieſenes Schauſpiel. Motive thatig, ſo muß man doch daran erinnern , daß zur Das Manöver auf der ſogenannten ,Schmelz,“ ein großes Zeit der 'flagranten Revolution , im Bodſommer 1818,

etwas hügeliges Terrain vor der Mariahilfer Linie in der

Freiwillige zit Wien geworben wurden für den damals

Nähe Schönbrunns, war nod außerdem deßhalb intereſſant, nichts weniger als günſtig ſtehenden italieniſchen Feldzug, weil der Kaiſer ſelbſt den Plan dazu entwarf und auch denen ſpäter Marſchall Radeşfy, der ſie abſichtlich in das ſelbſt das Commando führte. Die öſterreichiſche Armee

beißeſte Treffen ſchidte, ſein Lob mitten im heißen Kampf

in ihrem jebigen Stande iſt mit Recht ein Stolz des Feld-

értheilte. Vor lauter Anklagen gegen das Volk vergißt

berrn. Um ſo auffallender mußte es erſcheinen , daß der man ſolde Thatſachen hervorzuheben , während die Reden

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und Meinungen Einzelner der Gesammtheit aufgebürdet mentalgendarmerie, der Gendarmerie von Afrika , der werden , und die Verdächtigung ein hundertfältiges Echo Bataillone der mobilen Gendarmerie , der republikaniſchen ohne Widerspruch findet. In der trostlosesten Zeit der Garde , der Algierischen Voltigeure und der öffentlichen lezten Jahre verweigerten die Oesterreicher, keine Nation Gewalten des Inneren und der Armeen ; Gendarmerie der Colonicen; die Compagnicen der Veteranengendarmen ; die ausgenommen, nicht der Trommel zu folgen; es sind ver Sappeur-Pompiers der Stadt Paris. hältnismäßig weniger Recrutirungsflüchtige amtlich aus geschrieben worden , als sonst , wo es bloß einen Gama= Bureau der Militārjustiz. Chef, ein Civil schen- oder Paradedienst galt, und die Regiments liſten beamter. zeigen ganze Schaaren Freiwilliger aus allen Kronländern, Gerichtscorrespondenz in Civil- und Criminalsachen, die schon des genossenen Unterrichts im Hause wegen und durch ihre sonstige bürgerliche Stellung befähigt sind zu Notification und Classificirung der kriegsrechtlichen Ur= avanciren und in das Offiziercorps einzutreten. Eine große theile; Aufsuchen und Verfolgung der Deserteure und Un Menge der mit dem Porteepee beehrten entstammt diesen botmäßigen; Schlaf- und Schließgeld; Anwendung der Amnestieen ; Begnadigungen und Strafverwandlungen ; Neueingetretenen , und schon das egoistische Interesse des Bürgers stimmt ihn dafür, die Gage mit dem Bedarf zur Verwaltung der Strafcompagnieen ; Militärsträflinge ; Bestreitung der Auslagen in Einklang zu bringen. Wenn Werkstätten der zur Kugel und zu öffentlichen Arbeiten auch nicht das eigne Kind dabei betheiligt wäre, so würde Verurtheilten ; Militärgefängnisse ; Auslieferungen; Kriegs es doch der Oesterreicher nicht über das Herz bringen, gefangene , ihre Behandlung und Auslieferung ; Natura= einen Staatsdiener verkümmern zu lassen, und jängst, als lisation der Militärs in Activität. noch von einer Gefahr des Leibes und des Lebens nicht VII. Dienst der Artillerie (Perſonal und Mate= die Rede war und das Avancement zu den Unmöglichkeiten rial) . Chef, ein Brigadegeneral. gehörte , äußerte der Bürger sich zu Gunsten der Solder Erste Section: Personal. Personal , Organisation, höhung, um so mehr jezt , wo die Valutaverhältnisse cine Theuerung der Lebensbedürfnisse herbeiführten , wie sie Inspection , Civil- und Militäretat der Offiziere, Garden, sonst in den Gauen Oesterreichs nur in den Jahren großen Beamten und Mannschaften der Artillerie , der Compag= nieen der Veteranenkanoniere und des Trains der Artil Mißernten vorkam. Niemand hat sich , wie man es zu befürchten schien, weil unangenehme Conflicte daraus ent lerieparks ; Ausrüstung der Pferde , Regimentsschulen der Waffe ; Ernennung der Waffenschmiedmeister der Regi= stehen konnten , gegen die Gagenerhöhung ausgesprochen, selbst nicht im intimen Zirkel, wo man zu besprechen wagt, menter. was die öffentlichen Organe nicht erwähnen dürfen; sehr Zweite Section : Material. Schulen und Directionen viele vom Civil , die sonst gar keine Freunde des an die der Artillerie ; Arsenale , Schmieden , Gießereien , Pulver Spige getretenen Soldatenwesens sind , ergriffen Partei fabriken und Salpeterraffinerien ; Centraldepot und Mu für die Maßregel, da der Offizier wie möglich der Sorge feum der Artillerie ; Formation der Equipagen der Bela enthoben werden muß, wenn er, beim Mangel an Privatgerungs- und Feldartillerie; Armirung der Pläge und mitteln , nicht den mancherlei Gefahren bei Deckung der Küsten ; Waffenmanufacturen und Reparaturwerkstätten; gewöhnlichsten Bedürfnisse ferner ausgesezt bleiben soll. Bewaffnung der Truppen und der Nationalgarde , Liefe= Wer kann mit 25 fl. des Monats leben , wie ein Lieuterung der Munition ; Unterhalt der Waffen in den Corps ; nant leben muß! Die Mehrausgabe von 1′bis 2 Millionen, Anfertigung der Fahnen , Standarten und Marschallsstäbe; welche hierdurch im Kriegsbudget erwächst , ist bei einer Fabrikation der Zündhütchen für die Kriegswaffen ; Jm Ausgabe von 140 bis 160 Millionen kaum erwähnens portation und Transit von Waffen ; Errichtung und Un werth. Das gesunde Urtheil des von seinen eigenen Mitterhaltung von Gebäuden und Etablissements , welche zum Dienst der Artillerie gehören ; Erwerbungen , Austausch bürgern bestverleumdeten österreichischen Volks erblickt in und Miethe von Immobilien ; das Rechnungswesen sowohl dieser Verfügung weder eine große noch eine ungerechte Last; es hat nur den Wunsch dabei, daß der Soldat die volle Gage bezüglich der den Artilleriedienst betreffenden Ausgaben, und nicht bloß den Nennwerth mit Verlust eines Viertheils als des dahin gehörigen materiellen Verbrauchs. oder Drittheils bei der Realiſirung erhalte und die Reduc VIII. Dienst des Genie (Personal und Material). tion der Heeresausgaben es ermögliche, auch den gemeinen Chef, ein Brigadegeneral. Chef, ein Brigadegeneral . Soldaten an der Erhöhung des Soldes theilnehmen zu lassen. Erste Section : Personal. Personal , Organiſation, Inspection, Civil- und Militäretat der Offiziere, Garden, Beamten und Mannschaften des Genie , der Ouvriers Blick auf die französische Armee compagnieen und der Veteranencompagnie ; Regiments schulen des Genie ; Applicationsschule der Artillerie und zu Anfang des Jahres 1851. des Genie zu Metz, Directionen und Arſenal des Genie; (Fortseßung.) Depot der Fortificationen und Galerie der Relief-Plane VI. Der Dienst der Gendarmerie. Chef, ein der Kriegspläge; Personal der Schleusenmeister der For Brigadegeneral . tificationen, der Aufseher der Kasernen und Pavillons, Personal , Organisation , Bewegung , Dienst, Inspec und der brevetirten Schenkwirthe in den Forts und Cita tion, Verwaltung , Rechnungswesen , Bekleidung , Equi dellenz Ausrüstung der Pferde der Genietruppe ; alle An qirung , Pferdeausrüstung und Kasernirung der Departe gelegenheiten , welche sich auf den Dienst des Genie (Per

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ſonal und Material) in Algier und bei den Armeen be- einbarungen mit den Civilſpitälern wegen Behandlung franfer Militärs ; Sendung von Militärs in Heilquellen;

ziehen.

Zweite Section : Material . Arbeiten der Fortifica- Regimentskrankenhäuſer; Depots der Neconvalescenten ; tionen und Militäretabliſſements; Arbeiten der Departe- Rechnungsweſen dieſer verſơhiedenen Dienſte; Perſonal, ments des Inneren , der Marine und der öffentlichen Arbeiten /, ſoweit fié das Kriegsdepartement berühren ;

Verwaltung und Rechnungsweſen des Hotels der Inva liden.

Miethe von Grundſtücken und Gebäuden für den Militär: dienſt; allgemeine Neberſicht der Raſernirung und der Ge

e) Bureau der Lebensmittel. Ankauf der nöthi gen Vorräthe an Brod , Fleiſc , Salz , Reis , Hülſen früchten, Flüſſigkeiten u .; Aufbewahrung und Vertheilung in Rationen ; Adminiſtration der Fourage; Heizung und

bäude der Militäradminiſtration ; Beiträge der Städte zlı den Koſten der Kaſernirungi Militärdomänen , Militär

ſervituden im Rayon der Kriegspläße; Rechnungsweſen

Beleuchtung ; Rechnungsweſen dieſer verſchiedenen Dienſt

(wie bei Nr. VII) .

zweige.

IX. Direction der Kriegsverwaltung.

Chef,

ein Militärintendant.

a) Bureau der Militärintendantur, des Ver

X. Dienſt von Algier. Chef , ein Brigadegeneral. a) Bureau der allgemeinen und Municipal gardenverwaltung und der arabiſden Angelegen

waltungsperſonals und der Transporte, Gon :

beiten. Organiſation des Gouvernements und der all

vois und Equipagen . Adminiſtrative Inſpectionen ; Perſonal und Civiletat des Corps der Militärintendantur; Perſonal, Civiletat und Gehalt der Commis derInten: dantur, der Offiziere und Verwaltungszöglinge der Dienſte der Bekleidung , Lagerung, Lebensmittel und Lazarethe;

Reglements über dieſe Gegenſtände ; Organiſation der Dienſte der. Juftis, des öffentlichen Unterrichts und der Culten , im Einvernehmen" mit den competenten Miniſte

gemeinen Verwaltung ; Geſeßgebung, Verordnungen und rien ; Civil- und Strafgeſeßgebung; Handhabung der

Perſonal und Civiletat des Bataillons der Duvriers der

Juſtiz in den Militärterritorien; Beſtimmung der Grän

Verwaltung und der ehemaligen Beamten und Unterbeam

zen , Begränzung der Territorien ; Rangfragen ; Claſſifi

ten der Verwaltungsdienſte der Armee; deßgleichen, jowie cirung der Functionäre in den Staatsgebäuden; fremde Material des Corps der Militärequipagen ; Marichdienſt, Conſuln ; Generalcorreſpondenz; politiſche Flüchtlinge in begreifend: Convois und Reiſeentſchädigungen, und die Algier; Sendung derVerurtheilten nad Frankreic); Aus Koſten für Poſt und Couriere; Lieferung von kleinen lieferungen; Telegraphen; Preſſe und Buchhandel ; poli Montirungsſtüden an einzeln reiſende Militärs; Crane- tiſche und Miſſionen der allgemeinen Adminiſtration ; portdienſt.

wiſſenſchaftliche Commiſſionen ; Druderei des Gouvernes

Gehalte und Entſchädigungen jeder Art der Stäbe und

Belohnungen für ausgezeichnete und Mairien ; Polizeicommiſſäre; Giviletat der Milizen ; Geſundheitsdienſt, Civilſpitäler ;

und b) Bureau der Gehalte und der Muſterungen. ments Thaten;. Medaillen Präfecturen

der Corps aller Waffen, dieGendarmerieſowie das Ver- wohlthätige Anſtalten ; Sparkaſſen ; Pfandhäuſer ; Ge waltungsperſonal der Lazarethe, Bekleidung und Lebens= fängnifie ; Friedhöfe ; Märkte; Theater. -- Adminiſtration mittel ausgenommen ; Gratificationen bei Beginn eines Feldzugs; Koſten für außerordentliche Miſſionen ; Ents

ſchädigungen für Verluſte der Offiziere an Effecten und Pferden ; Anweiſungen , Erbfolgen , Schulden der Ofte ziere; inneres Rechnungsweſen der Truppencorys ;, Veri-

des arabiſchen Landes ; Juſtiz der Eingeborenen ; Cenſus

der eingeborenen Population ; arabiſche Bureau's und Directionen ; Dollmetſcher bei der Armee ; Militärbiblio theken ; eingeborene Chefs und Agenten ; aus politiſchen Gründen eingezogene Eingeborene; Geſchenke, Entſchädi

ficationder Reviſionen und Rechnungsablagen ; liquidation gungen und unterſtüßungen für Gingeborene; Reiſen von ber masses individuelles in Betreff der Ausgedienten. Eingeborenen nach Frankreich; Pilgerfahrt nad Mekka ; c) Bureau der Bekleidung , der Militärbetten muſelmänniſcher Cultus; Drganiſation der eingeborenen Geſeßgebung und der Lagerung. Verwaltung und Material der Corporationen ; muſelmänniſche Schulen . Dienſte der Bekleidung, der Militärbetten und der Lage- über Beute. Perſonal, Material , Rednungsweſen , rung für die Corps aller Waffen , mit Ausnahme der Budget und Statiſtit der allgemeinen und Municipalver: Gendarmerie; Feſtſtellung und Verwaltung der Maſſen waltung und der Dienſtzweige für die Eingeborenen ; für die Unterhaltung der Bekleidung der Corps, die Gen- Cenſus der europäiſchen Population ; Aufſtellung des Los barnerie ausgenommen ; Vorſchriften über Uniformirung; cal- und Municipalbudgets; Budget der Gemeinden ; Etabliſſement der Muſter für die Bekleidungsſtüde 2. und Jahresrechnungen der darauf Bezug habenden Ausgaben das Lagergeräty ; Feſtſtellung und Unterhaltung der Maſſen und Einnahmen ; Ueberweiſung der Tredite an die Local zur Unterhaltung des Rüſtzeuge und Hufbeſchlags der und Municipaldienſte; Verification der Ausgaben ; Er

Cavalerie; Bequartierung ; Nechnungsweſen dieſer verſchie- propriationen vor 1815 ; Centraliſation und Publication benen Dienſte.

d) Bureau der Hoſpitäler und Invaliden. Perſonal und Civiletat der Mitglieder des Sanitätsraths der Armcen und der Sanitätsoffiziere der Truppencorps

der verſchiedenen Dienſten gemeinſchaftlichen Documente ; Gefeßgebung, Ueberſicht und Vertheilung der arabiſchen Steuern und Kriegscontributionen. b) Bureau der Goloniſation , des Aderbaue 8

und Lazarethe; Militär-Almoſeniers ; Perſonal und Civil- und der Domänen. Creirung von Centren der ader etat der Krankenwärter ;

Verwaltung des Dienſtes der bauenden Bevölkerung; Ueberfahrten nach Algier ; Depot

Lazarethe im Inneren ſowohl als bei den Armeen ; Ver- und Placirung der Coloniſten und Arbeiter; ůnterſuchung

775 und Bestimmung des Eigenthums ; städtische und ländliche Concessionen ; Gesezgebung und Verordnungen bezüglich des Ackerbaues ; Ausrodungen ; Baumschulen und Pflan zungen; auf den Ackerbau Bezug habende Einrichtungen. Administration der Producte und Revenuen der Do mänen ; Verkauf, Tausch , Miethe und Bestimmung von Staatsgütern zu öffentlichem (Civil- und Militär-) Dienstez Anlage und Aufhebung des Sequesters; Direction des " Dienstes der topographischen Arbeiten ; Personal, Mate= rial, Rechnungswesen und Statistik der Dienste der Co lonisation, der Pflanzschulen , Arbeiterdepots , der Doma nen und der topographischen Arbeiten. Verification der Ausgaben. c) Bureau der öffentlichen Arbeiten , des Handels und des Forstwesens . Straßen , Brücken, Aquaducte , Kanäle; Austrocknungen , Bewässerungen, Brückenzölle, Wasserpolizei; großer und kleiner Straßen dienst , darauf bezügliche Erpropriationen ; Küstenarbeiten, Häfen, Leuchtthürme und Fanale; zu öffentlichem Dienste bestimmte Civilgebäude; Forste , Bergwerke , Salinen 2.5 Hammerwerke , Dampfmaschinen 2.3 innerer und äußerer Handel, Aus- und Einfuhrz Tarif der Douanen, Octroi bei der Einfuhr zur See; Verwendung der Producte der verschiedenen Contributionen ; Gesetzgebung über Lebens mittel , Gerealien , Bäcker, Meßger 2c.; Handelskammern ; Börsen ; Gesundheitsdienst, Hafendienst, Schifffahrt, Fische rei , Korallenfischerei ; industrielle Etablissements , Banken, Erfindungsbrevets ; Maße und Gewichte; Personal, Ma terial, Rechnungswesen und Statistik der Dienste der Brücken, Chauffeen , Bergwerke, Civilgebäude , Forste, des Dienstes der Häfen, des Gesundheitsdienstes 2c. , Handels statistik.

XI. Direction des allgemeinen Rechnungs wesens. Chef, ein Civilbeamter. a) Bureau der Ausgabencontrole und der streitigen Fälle. Prüfung und Erörterung der strei tigen Angelegenheiten, sowie der allgemeinen und regle mentären Fragen hinsichtlich des Rechnungswesens ; Auf stellung der Budgets ; Revision und Controle der Aus gaben aller Dienste ; Regulirung und Aufhebung der Cautionen; Debet's gegen den Staat. b) Bureau der Fonds und Ordonnanzen. Ne partirung der allgemeinen Fonds ; Ueberwachung der An= wendung der Credite; Zahlbefchle und Anweisungen; Ausfertigung der Schriftstücke in duplo ; Anstalt für das allgemeine Rechnungswesen . c) Bureau der Naturalrechnungen. Centraliſa= tion und Verification der Naturalrechnungen aller Dienste ; Anfertigung der hierher gehörigen Zusammenstellungen für die Nationalversammlung und den Rechnungschef. d) Zahlungsagentur des Ministeriums . Zah lung der auf die autorisirten Vorschüsse zu rechnenden Ausgaben (Art. 72 der Ordonnanz vom 31. Mai 1838) ; Zahlung der Gehalte der Chefs und Commis 2c., der kleineren Ausgaben bezüglich des Dienstes der Hotels und Bureau's des Ministeriums , der in Paris wohnenden

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ehemaligen Militärs , Wittwen oder Waisen von Militärs bewilligten Unterstüßungen, überhaupt aller dringlichen Ausgaben. Zu weiterer Orientirung und Unterstützung des Mini fteriums dienen noch einige sogenannte berathende Comité's (comité consultatif) : Das des Generalstabs besteht gegenwärtig incl. des Präsidenten und Secretärs aus 3 Divisions , 4 Brigadegeneralen und 6 Stabsoffizierenz das der Infanterie aus 5 Divisionsgeneralen und 1 Militärintendant , sowie 1 Offizier des Generalstabs als Secretär ; das der Cavalerie deßgleichen ; das der Artillerie aus 5 Divisions- und 2 Brigadegeneralen und 1 Oberst als Secretär; das der Fortificationen aus 3 Divisions- und 4 Brigadegeneralen und 1 Oberst als Secretär; endlich das für Algier aus 2 Repräsen= tanten, 2 Staatsräthen, 2 Generalen oder höheren Offi zieren , 1 Mitgliede des Rechnungshofes , 1 Mitgliede des Generals - Conseils des Ackerbaus , 1 Mitgliede des Ge= nerals - Conseils der Brücken und Chausseen und 1 ehe maligen Director ber Civilangelegenheiten Algeriens . Der Sanitäts -Rath der Armeen besteht aus 5 Inspec= toren und 1 med. principal 2. Klasse als Secretär. Die Commission für den Gesundheitsdienst der Pferde (comm . d'hygiène hippique) besteht aus Professoren der Medicin , der Chemie und des Ackerbaues und einigen Thierärzten , im Ganzen aus 12 Mitgliedern incl. des Präsidenten und Secretärs. Die gemischte Com = mission der öffentlichen Arbeiten ist zusammen= gesezt aus 1 Präfinent, 3 Staatsräthen , 2 Generalinspec= toren des Genie, 1 Generalinspector der Artillerie , 1 Generaloffizier der Marine , 2 Generalinspectoren der Brücken und Chauffeen , 1 Generalinspector der Küsten arbeiten, 1 Oberst des Genie (als Secretär) und 5 Se cretären - 2 der Comité's der Artillerie und der Forti= ficationen, 3 der Conseils der Admiralität , der Marine arbeiten und der Brücken und Chausseen ――――― als Assistenten ohne Stimme. Dieselbe hat ihr Gutachten über solche Angelegenheiten abzugeben , welche von Interesse für die Departemente der öffentlichen Arbeiten , des Innern , des Kriegs und der Marine sind , wenn sie Arbeiten des öffent lichen Wohls betreffen , welche innerhalb der militärischen Zone der Republik projectirt sind.

Das Hotel der Invaliden wurde gegründet durch ein Edict Ludwig XIV. (April 1674) . Eine Verfügung des Kriegsministers vom 21. Au= guſt 1822 verleiht den Invaliden den ersten Rang in der Armee. Die von den Consuln am 19. Pluviose des Jah res IX gegründete Succursale zu Avignon wurde durch Decret des Präsidenten vom 27. Februar 1850 wie der aufgehoben. Der Marschall Jerome Bonaparte ist Gouverneur , der Divisionsgeneral Petit Commandant des Hotels . Das Personal besteht außer den Genannten aus 8 Offizieren , 13 Adminiſtrativbeamten , 3 Geistlichen , 13 Sanitätsoffizieren und 2 Architekten. (Fortseßung folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

N 97.

14. Auguſt 1851 .

Tooted

Allgemeine Militár-Zeitung.. Blick auf die franzöſiſche Armee

Corps verſeßt und ſofort einem Infanterie- oder Cava

lericiegiment auf 4 Jahre zur Dienſtleiſtung zugetheilt zu Anfang des Jahres 1851.

werden .

Die Applicationsſchule des Generalſtabs, deren Zweck wir ſo eben mitgetheilt baben , wurde durch

( Fortſegung.)

Generalſtab der Armee.

1 ) Marſchälle von Frankreich. Ihre Anzahl iſt

Drdonnanz vom 6. Mai 1818 in das Leben gerufen. Der Curſus iſt ein zweijähriger Zöglinge 50. An die Stelle der jährlich ,indiedasZahl Corpsderverſegt werden

für die Zeit des Friedens auf 6 feſtgelegt und fann in

den 25 Zöglinge werden eben ſo viele theils aus den In

Kriegszeiten bis auf 12 erhöht werden. Eine Reduction

terlieutenanten der Armee , theils aus den Zöglingen der

auf den Friedensſtand hat in der Weiſe zu geſchehen , daß Militärſpecialſchule und der polytechniſchen Schule , welche auf 3 Vacanzen nur 1 Beförderung erfolgt. Die gegen Befähigung für das Brevét eines Unterlieutenants wärtigen Marídälle ſind : Soult ( 1804), Gerard (1830), die beſigen , auf dem Wege freier Concurrenz zugelaſſen . In

Reille (1847), Jerome Bonaparte ( 1850) , Ercelmans dieſem Jahre ſind im Ganzen 6 Zöglinge aus der Linie, (1851) . 6 aus der polytechniſchen und die übrigen aus der Mitt 2) Generale. Ein Decret vom 3. Mai 1848 ſett tärſpecialidule. Der Stab der Schule beſteht aus dem die Zahl der Diviſionsgenerale (früher Generallieutenante) Commandanten (ein General) , dem Studiendirector (ein auf 65, die der Brigadegenerale ( früher M. de Camp) hüberer Stabsoffizier des Generalſtabs ), ſodann noch aus auf 130 feſt. Sie vertheilen ſid), wie folgt:

Generalſtab 4 Diviſionsgenerale, 8 Brigadegerale, Infanterie

33

Garalerie

19 6 3

Artillerie

Il

64 38 13 7

í Stabsoffizier und 2 Capitánen des Generalſtabs. Vier zehn Profefforen (10 Militāre , 4 vom Civil) ertheilen Unterricht in : Militárverwaltung, Topographie , Geogra =

phie und Statiſtik, Kunſt und Geſchichte des Kriego,

Fortification, Artillerie, deſcriptive Geometrie, Reitkunſt, Von den der Armee Gegenwärtig beträgt die Zahl der Diviſionsgenerale entnommenen Profeſſoren gehören 1 der Intendantur , 6

Genie

fremden Sprachen und Zeichnen .

71, die der Brigadegenerale 132. Außerdem eriſtiren 97 dem Generalſtab, i dem Genie, 1 der Artillerie und 1 Diviſionsgenerale und 215 Vrigadegenerale en retraite . Das Corps des Generalſtabs. Dasſelbe ſoll beſtehen aus 25 Oberſten , 23 Oberſt lieutenanten , 90 Escadronschefs , 140 Capitänen 1. und

der Cavalcrie an. Endlich iſt noch 1 Chirurgien -major und 1 Bibliothekar (zugleich trésorier und Archivſecretár) bei der Schule angeſtellt.

Die Militärintendantur.

Dieſelbe beſteht aus 240 Beamten , nämlich : 22 Mi litärintendanten , 40 Unterintendanten 1. und 100 2. Kl., fich außerdem fämmtliche Generalſtäbe der Militärdiviſio- 52 Adjoints 1. und und 26 2. Kl. Aus ihnen feßen fich nen und Subdiviſionen zuſammenſeßen. Viele werden zu die den Militärdiviſionen zugetheilten Militärintendanturen eben ſo vielen 2. Klaſſe und 100 Lieutenanten. Alle Aides de Camp werden dieſem Corps entnommen ,, aus welchem den großen militäriſchen Aufnahmen , andere im Kriegs

zuſammen .

miniſterium oder als Profeſſoren an Militärſchulen ver

Territorialeintheilung der Armee.

wendet , und es befindet ſich endlich bei jedem Infanterie -

oder Cavaleriercgiment ein Capitän 2. Klaſſe oder ein Frankreich mit Corſika zerfällt in 17 Militärdiviſionen Lieutenant zur Dienſtleiſtung. Das Corps recrutirt fich und dieſe wieder in Subdiviſionen; erſtere werden von in der Weiſe, daß von den Schülern der Applications: Diviſions-, lektere von Brigadegeneralen befehligt. ſchule des Generalſtab8 jährlich 25 in der nach den ErDie 1. Diviſion , Paris, iſt aus 6 Subdiviſionen

gebniſſen der Schlußprüfungen beſtimmten Reihenfolge als zuſammengeſeßt, nämlich 1. (Dep.) Seine (Hauptort Pa Lieutenante (Unterlieutenante hat das Corps nicht) in das ris) . – 2. Seine und Diſe , Dife ( Verſailles ). – 3. Lois -

-

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ret , Loire uud Cher , Eure und Loire (Orleans). 2. Finistere (Breſt). — 3.Cotes- du-Nord (Saint- Brieuc). 4. Seine und Marne (Melun). – 5. Untere Seine, Eure 4. Morbihan ( Vannes ). ( Rouen ) 6. Yonne, Aube (Troyes). 16. Diviſion, ' Caen. 4 Subdiviſionen : 1. Calvados, 2. Diviſion , lille. 3 Subdiviſionen. 1. Nord ( Lille). mit dem Diviſion commando vereinigt. 2. Manche 2. Pas- de- Calais , Somme (Arras). 3. Aisne (Saint-20) ( Saint-lo ).. – 3. Sarthe , Mayenne (Mans). – 4. Drne (lion). (Alençon). 3. Diviſion , Meß. 5 Subdiviſionei: 1. Moſelle, mit 17. Diviſion , Baſtia ( Corſika ). 1. Subdiviſion dem Diviſionscommando vereinigt. -

2. Meurthe, Vo-

geſen (Nancy). - 3. Marne (Ghalons). - 4. Meuſe ( Verdun ). - 5. Ardennen (Mezieres) ; Cavaleriebrigade

(Ajaccio) . Algerien ſteht unter einem General gouverneur und zer fällt in 3 Diviſionen .

(Luneville). 4. Diviſion , Straßburg. 2 Subdiviſionen : 1. Nie

derrhein , mit dem Diviſionscommando vereinigt. 2. D berrhein ( Colmar ).

5. Diviſion , Beſançon (unter dem Obercommando der 6. Diviſion ). 4 Subdiviſionen : 1. Doubs , mit dem Diviſionscommando vereinigt. – 2. Cote d'Or , Haute Marne (Dijon). – 3. Saone und Loire , Jura ( Chalon ſur- Saone) . 4. Haute- Saone (Veſoul). 6. Diviſion , Lyon. 2 Subdiviſionen : Rhone, Ain und Loire (Bourg ). - 2. Jſere, Drome (Grenoble).

Diviſion Algier. Subdiviſionen : Algier , Milianah und Medeah .

Diviſion Dran. Subdiviſionen : Tlemcen , Oran und Moſtaganem . Diviſion Conſtantine . Subdiviſion Conſtantine. Die Diviſion der Occupationstruppen in Italien be ſteht aus 2 Brigaden. Außerdem befindet ſich in Paris eine Activarmee, welche in 3 Diviſionen zerfält. ( fortfeßung folgt .)

Außerdem in Lyon 3 Infanteriebrigaden und 2 Cavalerie brigaden (Brigadecommandos zu Villefranche und Vienne). 7. Diviſion , Marſeille. 3 Subdiſionen : 1. Bouches du Rhone, mit dem Diviſionscommando vereinigt.

2. Var ( Toulon ) — 3. Baſſes- Alpes, Vaucluſe , Hautes

Literatur.

Alpes (Avignon). 8. Diviſion , Montpellier. 3 Subdiviſionen : 1. be

rault , mit dem Divifionecommando vereinigt . – 2. Gard, Ardeche (Nimes). – 3. Aveyron , Lozere (Rodez). -- Der -

-

Diviſionscommandant hat zugleich das Obercommando über die 9. 9. renees 2. -

und 10. Diviſion. Diviſion , Perpignan . 2 Subdiviſionen : 1. Py= orientales, mit dem Diviſionscommando vereinigt. Aude, Ariege (Carcaſſonne) .

10. Diviſion , Toulouſe. 2 Subdiviſionen : 1. Haute-

Garonne , mit dem Diviſionscommando vereinigt. - 2. Tarn

und Garonne , Tarn ( Montauban ). 11. Diviſion , Bayonne. 2 Subdiviſionen : 1. Baj[es - Pyrenecs, Landes ( Bayonne ). – 2. Gers , HautesPyrenees (Aud) .

1 ) Die Schlacht bei goſtedt, am 24. und 25 . Juli 1850, und die vorangegangenen Dpe rationen vom Einrücken der beiderſeitigen Armeen in's Schleswig'ide bis zur Schlacht. (Mit einem Anhange : deber einige Verbältniſſe der Solesa wig-Holſteinſchen Armee vom Jahre 1850 ", den Formations = 2. Ueberſichten der beiden Armeen,

einer Operationskarte und einem Plane.

u . Sohn , Zimmerſtraße Nr. 81. 85. (VI, 2 unp. u . 92 S.) Preis für Nichtabonnenten des Militär Wochenblattes 10 Sgr. 2) Rapport über die Schlacht bei Idstedt den 24. und 25. Juli 1850.

12. Diviſion, Bordeaur. 3 Subdiviſionen : 1. Gis ronde , mit dem Diviſionscommando vereinigt. - 2. un-= -

tere Charente, Charente (La Rochelle). – 3. Dordogne, Lot , Lot und Garonne (Perigueur). - Der Diviſions commandeur hat zugleich den Oberbefehl über die 11. und 14. Diviſion .

13. Diviſion , Clermont - Ferrand. 5 Subdiviſio nen : 1. Puy-de-Dome , mit dem Diviſionscommando ver einigt. – 2. Cher , Indre (Bourges) . - 3. Þaute- Vienne, Creuſe, Correze (Limoges ). – 4. Haute- Loire, Cantai -

( Puy ). – - 5. Alier , Nierre ( Mouline). 14. Diviſion , Nantes. 4 Subdiviſionen : 1. Untere Loire , mit dem Diviſion commando vereinigt. – 2. Ven dee , Deur-Sevres (Napoleon - Vendee )). - 3. Maine und Loire (Angers ) . –- 4. Judre und Loire , Vienne (Tours ). 15. Diviſion , Rennes. 4 Subdiviſionen : 1. gle und Vilaine , mit dem Diviſionscommando vereinigt. -

Beibeft

zum Militär- Wochenblatt für Juli , Auguſt und September 1851. 8. Berlin , bei E. S. Mittler

Eine Uebersetzung des

dänischen officiellen Rapports , nebst einer Ueber sichtskarte der Gegend zwischen Flensburg und Schleswig. gr. 8. Copenhagen 1851. Verlag von Universitätsbuchhändler C. L. Reitzel .

Gedruckt

bei Bianco Luno. (48 S.) 11 : Ngr. 3) Karte über die Gegend von Idstedi . In Veranlassung der Schlacht am 25. Juli 1850 auf Befehl des commandirenden Generals der Schles

wig - Holstein'schen Armee Generallieulenants von

Willisen herausgegeben vom Oberquartiermeister 00 der natürlichen Grösse. F. Geertz. Massstab jógv Jedes Exemplar ist gestempelt. Gravirt und ge 4

druckt bei G. F. Wurzbach in Altona.

Schwers'

sche Buchhandlung in Kiel. 9 Ngr.

Bis jeßt ſind und die Erfahrungen der lebten Kriege weit mehr in Bezug auf die große Kriegführung als auf

781 Leitung und die Formen der Schlachten und Gefechte dar gestellt und auseinandergelegt worden. Ueber den Feld zug 1848 in Italien besigen wir von Williſen bereits ein strategisches Werk ersten Ranges, die andern Feldzüge sind von mehr oder weniger geübten Federn fast alle schon mehrfach im Zusammenhang erzählt worden : über die ein zelnen Kämpfe derselben haben wir dagegen außer den schönen und fleißigen Arbeiten v. Rothenburgs *) kaum einige nennenswerthe Schilderungen. Freilich läßt sich ein ganzer Feldzug viel früher beschreiben und betrachten, weil aus der unendlichen Menge der einwirkenden Ursachen doch die entscheidenden Factoren, in denen die anderen zu= sammenschließen und gleichsam ihren gemeinsamen Aus druck finden , weit eher hervortreten und so den inneren Zusammenhang in seinen wesentlichen Gliedern schon er kennbar darstellen , wenn auch vieles Einzelne noch un= aufgeklärt ist. In einer Schlacht dagegen lösen sich jene allgemeinen entscheidenden Verhältnisse viel schwerer und später aus den tausend einzelnen Zügen , die sie gebildet haben, heraus ; ihr Bild wird erst nach und nach neben den officiellen Darstellungen durch die Berichte von Augen zeugen und Theilnehmern verschiedener Grade erfüllt und lebendig ; und dazu kostet es hier weit mehr Mühe , aus der Menge der Mittheilungen den wirklichen Hergang her auszufinden , weil diesen, vom unmittelbaren Eindruck des Kampfes her, nothwendig eine größere Befangenheit und Beschränktheit beiwohnt. Es scheint aber auch die Nei gung unserer Zeit, sich lieber ins Abstrakte und Allgemeine zu versteigen statt ins Concrete und Einzelne sich hin gebend einzuleben , an jener Erscheinung in unserer Mili tärliteratur ihren Antheil zu haben. Und doch ist jenes Allgemeine nur wahr, wenn es auch in seiner lebendigen Erfüllung durch das Einzelne so erkannt wird : und uns Soldaten thut es besonders Noth, über die Strategie der Taktik nicht zu vergessen; denn ohne Zweifel steht ihr in Zukunft eine bedeutende Umwandlung bevor, und es ziemt uns, daß die Zeit jeden in seinem Kreise darauf wohl gerüstet finde. Hätte die blutigste Schlacht dieser lezten Kriege nicht auch noch eine tiefere, wenn auch vorherrschend schmerz liche , vaterländische Bedeutung; schon diese Gründe eines rein militärischen Standpunktes müßten uns zu ihrer ern= ften und eifrigen Betrachtung dringend auffordern . Von den angezeigten Werken über dieselbe hat der dänische Rapport mehr die untergeordnete Bedeutung eines allerdings schägenswerthen Beitrags aus der Mitte der Ereignisse. Er enthält sehr reiche Einzelheiten und un entbehrliche Aufklärungen über den dänischen Theil, und ſucht eine anerkennenswerthe Mäßigung und Unbefangen heit zu behaupten : aber im natürlichen Bestreben die eigne Seite in möglichst günstigem Lichte erscheinen zu laſſen, *) Wir erfahren zu unserem Bedauern , daß der Verfasser mit ten in seiner angestrengten Thätigkeit geftorben ist. Sein Tod ist ein Verlust für die Militärliteratur. Die Anfänge ſeines Werkes , einer Beſchreibung aller Gefechte und Schlach ten der leßten Kriege , waren viel verheißend (A. M. Z. 1850. Nr. 101 , 115 , 116 , 140 ; 1851. Nr. 8 , 44) ; der Tert und besonders die mußterhaften Karten zeugen von einem seltenen Fleiß der Forschung und Sammlung und von einer guten Gabe der Darstellung.

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bleibt er nicht frei von Uebertreibungen. *) Dabei zeigt derselbe namentlich für den Hauptschlachttag , nicht un wesentliche Lücken , Widersprüche und Dunkelheiten und läßt nichts weniger als einen klaren , vollständigen Ein druck vom Verlauf der Schlacht und ihren wichtigsten Augenblicken zurück. Diesen erhalten wir zum erstenmal in der an der Spize genannten Schrift des Majors von Fransecky vom königlich preuß. großen Generalstabe, welche auch den dänischen Rapport in eigner vor der Ko penhagener bereits vollendeter Uebersehung vollständig auf genommen hat. **) Der Verfasser hat außerdem die besten vorhandenen Quellen benust , als: die Armeeberichte des Generals v. Willisen, eine Reihe von Auffäßen des ehemali gen Souschefs des schleswig -Holstein'schen Generalstabs, C. Wyneken, welche im März und April d. J. in der han növerschen Zeitung erschtenen, die Mittheilungen competenter Augenzeugen , endlich , was die Zustände des ſchleswig -hol steinischen Heeres angeht , außer den allgemeiner bekannten Urtheilen Unbefangener, auch die Erfahrungen von Kamera den und die eignen des Jahres 1848. Für die Tage vor dem 25. gibt der Verfasser den dänischen Bericht mit den nö thigen Einschaltungen für den schleswig -holſteiniſchen Theil, für die eigentliche Schlacht aber, eine förmliche Darstellung des Kampfes am 25. Juli, nach den beiderseitigen Berich= ten und Nachrichten zur leichteren Orientirung in dem dänischen Bericht. Von den beigegebenen Karten erlaubt diejenige für die Operationen eben nur einen sehr flüch tigen Üleberblick der Bewegungen vor der Schlacht, die strategische Verzweigung des Schlachtfeldes ist darauf nicht zu erkennen ; der Plan, aus einer dänischen Arbeit auf doppelt so kleinen Maßstab zurückgeführt , und wie jene nur mittelmäßig in Zeichnung und Haltung, erlaubt in dessen hinlänglich , den Bewegungen und dem Kampf zu folgen. Ein treffliches Hülfsmittel für das Verständniß der Schlacht ist die angezeigte Karte von Geert. Wir be= dauern , daß der Verfasser das Terrain nicht darin auf nehmen konnte , weil die Arbeiter unter der factischen Herrschaft der sogenannten Landesverwaltung stets der Verhaftung ausgesezt waren." Vielleicht hat eben dieser Grund auch mitgewirkt , daß die Gränzen der Karte etwas zu eng ausgefallen sind , so daß sich manche Bewegungen außer der Schlacht , die auf deren Gang doch wesentlichen Einfluß hatten , nicht weit genug verfolgen lassen. Ueb rigens ist die Karte eine sehr fleißige , schöne Arbeit, in gelungener Haltung illuminirt und stellt so ein genaues,†) anschauliches Bild des Schlachtfeldes dar , welches auch eine so treffliche Beschreibung , wie die angezeigte , noch auf angenehme Weise unterſtüßt.

*) Dahin rechnen wir besonders die Terrainbeschreibung (S. 7 ff.) , welche die Vortheile der schleswig-holsteiniſchen Stel lung in fehr viel höherem Maße , als sie da waren , erst macht; dann die bedeutende Ueberschäßung der gegnerischen Streitkräfte auf den meisten Puncten. **) Dieſe Ueberseßung berichtigt einen beachtenswerthen Druck fehler der Kopenhagener , indem nach dem Original_nicht etwa 9000 , sondern etwa 900 Mann der dänischen Armee in der Schlacht abgingen. +) Der Verfaffer corrigirt eine nicht unbedeutende Anzahl Namen , welche der dänische Rapport unrichtig angibt.

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784

Diese Beschreibung , zu welcher der angezeigte Anhang erwünschte weitere Erläuterungen hinzufügt , stellt nicht blos die Schlacht zum erstenmal vollständig , sondern zu gleich so klar dar, daß schon jezt ihre Hauptzüge uns deutlich daraus entgegentreten. Zwar sind noch manche nicht unwichtige Einzelheiten völlig im Dunkeln , und der Verf. hebt sie an den geeigneten Orten so richtig hervor, daß wir alle Diejenigen, welche Aufklärung darüber zu geben vermögen , noch besonders auf diese Stellen ( S. 27, 32, 33, 45, 50) aufmerksam machen wollen. Diese Mängel haben den Verf. indessen nicht gehindert , die entscheidenden Mo mente taktvoll herauszufinden und mit gerechter unpar= teiischer Hand ein bewegtes Gemälde des Kampfes zu entwerfen. In so lebendigen Zügen , wie aus der unmit telbaren Erfahrung heraus , hat uns nicht oft etwas an gesprochen und es thut uns so Noth, daß wir erinnert werden, welche Gewalten eine Schlacht bewegen , weil wir fie schon wieder über dem Trachten nach Aeußerlichem zu vergessen im Begriffe find. Hier treten diese Gewalten lebendig vor uns , hier sind die wirklichen Formen der Schlacht, so einfach an sich und doch durch die Bedeutung, welche in diesem Durcheinanderwogen überwältigender Ein drücke jeder Entschluß und jede That gewinnt , so zweifel haft und so schwer; hier ist das zweifelhafte Spiel der zwischen Feldherrn und Heer hin und wiederströmenden inneren Eindrücke ; hier im ungewiß schwankenden Geschick des Tages erscheint die Aufgabe des Feldherrn , das Ent scheidende ahnungsvoll herauszufühlen , in ihrer ganzen Schwere , erscheint aber auch die höchste menschliche Macht und Einsicht nur wie ein schwaches Rohr vor dem all mächtig herrschenden Willen Gottes.

5 Bataillone, 2 Schwadronen und 1 6pfündige Batterie stark, wurde bestimmt , die schleswig-Holstein'sche Stellung in der linken Flanke zu umgehen ; zu dem Ende bewegte sich dieselbe am 24. früh von Wanderup über Jörlkirche gegen Sollbrück und bestand dort mit einer feindlichen Abtheilung ein Gefecht, welches damit endete , daß die Dänen das rechte , ihre Gegner das linke Ufer der Treene behaupteten . Die Hauptſtärke der dänischen Armee gewann an diesem Tage ihre Stellung , aus der sie am folgenden zum Angriff übergehen wollte ; dabei mußte sie sich die Linie der Helligbeck , namentlich den Besiß von Helligbeck und dem Elmholz, in einem langen und hartnäckigen Ge= fecht mit der feindlichen Avantgarde erkämpfen. Die schleswig-Holsteinische Armee hatte am 24. Abends folgende Stellung inne : Die Avantgarde in und hinter dem Abschnitt , welcher sich von Jdstedt gegen die Chauffee zieht , das Dorf Jd= stedt vom 15. Bataillon besest. Ihre 12pfündner Batterie wurde durch die zweite 12pfündner Batterie aus der Re serveartillerie abgelöst. Die 2. Brigade mit dem 2. Jägercorps bei Nord Fahrenstedt mit dem Gros bei Wedelſpang. Die 3. Brigade hinter der Furth und Brücke des Langsees. Die 4. Brigade mit dem 4. Jägercorps am Gryder= Holz, dieses besezt haltend , mit dem Gros hinter dem westlichen Durchgang durch das Jdstedter Holz (auch Weſter= Gehege genannt). Die 1. Brigade mit 2 Compagnieen des 1. Jäger corps , welchen 2 reitende Geschüße zugetheilt waren, bei Bollingstedt, mit den 2 anderen Compagnieen desselben Corps bei Engbrück und im Buchholz; mit einem halben Linienbataillon und 4 Fußgeschüßen bei Sollbrück , mit 1 Bataillonen in Jübeck , wo sich noch 2 detachirte Schwadronen der Reservereiterei und 2 reitende Geschüße befanden; mit dem Rest ( 1 Bataillon , 1 Schwadron, 4 Fußgeschüße) bei Lürschau. Die Reservecavalerie dicht nördlich Ahrenholz.

Wir wollen in Folgendem, die treffliche Beschreibung zu Grunde legend , die Schlacht in ihren Hauptzügen über= blicken ; in's Einzelne wüßten wir uns nicht einzulassen, ohne dieselbe geradezu hier vollständig aufzunehmen . Die schleswig -Holstein'sche Armee , in 5 Brigaden 15 Bataillone, 5 Jägercorps , 12 Schwadronen , 5 6pfündige und 1 3pfündige fahrende , 1 6pfündige reitende , 1 24pfündige Granatkanonen- und 3 12pfündige Battericen, im Ganzen 26,000 bis 28,000 Mann mit 84 Geſchüßen und 1800 bis 1900 Cavaleriepferde zählend , war am 13. und 14. Juli bei Rendsburg und Kiel vereinigt worden und beseste am 16. Juli den Abschnitt des Ahrenholz = und Langsees. Bis zum 23. fiel nichts von Bedeutung vor; an diesem Tage gewann General v. Williſen die Gewißheit, daß er die ganze dänische Armee bei Flens burg vor sich habe; er war entschloffen , den Angriff in der Stellung bei Jestedt anzunehmen und zum günstigen Zritpunct selbst in die Offensive überzugehen. Die dänische Armee , in 2 Divisionen , jede zu 3 Brigaden , 30 ganze und 2 halbe Bataillone (darunter 7 Jägercorps) , 19 19 Schwadronen , 12 Batterieen ( 1 24pfündige Granatkano nen-, 4 12pfündige , 7 6pfündige Batterieen) , im Ganzen über 37,000 Mann mit 96 Geſchüßen stark, war am 18. Juli in und um Flensburg eingetroffen und rückte am 24. so weit vor, um den Hauptangriff auf die feindliche Stellung am 25. ausführen zu können . Die 3. Brigade,

Die Reserveartillerie größtentheils an der Nordseite des Jdstedter Holzes.

Die 1. Munitionsreserve bei Falkenberg ; die 2. war hinter den Abschnitt bei Fahrdorf gewiesen." General v. Willisen hatte aus den Gefechten des vori= gen Tages , aus Meldungen und Gefangenenaussagen geschlossen , der Feind wolle ihn in der Position vor dem Zöstedter Holz festhalten und mit entscheidendem Gewicht seine linke Flanke umgehen. " Er beschloß deßhalb, am 25. auf allen Puncten in nördlicher Richtung die Offen five zu ergreifen und gab am 24. Abends die Bestimmungen dazu hinaus. Der Angriff sollte staffelförmig vom rechten Flügel ausgehen und concentrische Richtung auf den Feind nehmen. Als aber Nachts Nachrichten einliefen , daß sich die dänische Hauptmacht vor der Front befinde , wurde der Angriffsbefehl vorläufig sistirt, dabei aber seine Erneue= rung mit Hülfe einer Fanallinie zum günstigen Augenblick vorbehalten. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 16. Auguſt 1851 .

N

98.

pg tatupride Saini

Melists

Allgemeine Militar- Zeitung. freie Stadt Hamburg. Hamburg, 27. Juli. Die Umbildung der hieſigen

Mann verſtärkt werden könnte, die ſich für den beſchwer lichen Gebirgskrieg ganz vorzüglich eignen dürften . (D.P.A.Ztg.)

ſeit den Befreiungekriegen eingeführten Bürgerwehr wird

demnächſt vor ſich geben und fold fie in Zukunft neben der Preußen . Linie des Hanſeatencorps eine Art Landwehr vorſtellen . Wir entnehmen der Preuß. Ztg. vom 24. Juni nach wird auf circa Bürgermilitärs Beſtanddades Der bisherige 3-4000 M.reducirt, Jäger-, Artillerie - und Cavalerie folgenden Artikel : Die Truppenbewegungen im verfloſſenen corps theils aufgehoben , theils aufein Minimum zurücgea

führt werden ſollen .Der officielle Reorganiſationsplan iſt in Spätherbſt und Winter gaben zum erſtenmal Ge allen ſeinen Ausführungen noch nicht bekannt, indeffen legenheit, die Eiſenbahnen Preußens in Bezug auf ihre

darf einſtweilen ſo vielals ſicher betrachtet werden , daß Leiſtungsfähigkeit bei größeren militäriſchen Operationen man bei der projectirten Neubildung von dem Geſichts

zu erproben . Die nachfolgend mitgetheilte Tabelle enthält die

punct der Zweckmäßigkeit und des localen Bedürfniffes ſpeciellen Angaben in Betreff der Mannſchaften , Pferde, davon abſtehen wird, der Nationalgarde den militäriſchen Geſchüße, Munitions - und anderer Wagen , welche wäh=

Charakter zu belaſſen und den Bürger durch Wachtdienſte, rend der Zeit vom November vorigen Jahres bis ein = die fernerhin ausſchließlich von dem dann verſtärkten Hans ſchließlich Februar dieſes Jahres auf den preußiſchen featencorps verrichtet werden dürften , in ſeiner Berufs- Eiſenbahnen mehr oder weniger weit tranportirt worden thätigkeit zu ſtören.

(D.P.A.Ztg .)

find. Danach beträgt die Geſammtmaſſe 703,824 Mann,

15,769 Pferde , 83 Geſchüße, 2171 Wagen und 11,072 Centner Munition und Effecten aller Art , oder auf die

Länge einer Meile reducirt: 8,391,406 Mann , 203,761 Pferde , 1554 Geſchüße, 28,231 Wagen und 515,951 Von der ungariſchen Gränze , im Juli. Ein Gentner Munition 2 . Am meiſten waren die Nieder Veteran der f. f. Armee, der in derſelben eines glänzen- ſchleſiſch-Märkiſche, die Köln -Mindener, die Berlin-An den Rufo genießt , joll dem Kriegsminiſterium den Pian haltiſche und die Thüringiſche Eiſenbahn in Anſpruch

Oeſterreichiſche Monarchie.

zur Organiſation einer Art irregulärer ruthe- genommen, am wenigſten die Bonn -Kölner und die Düſ niſcher Panzenreiter unterbreitet haben , welche im Felde die erſprießlichſten Dienſte leiſten und dem Staate :

ſeldorf-Elberfelder Eiſenbahn. Es verdient bemerkt zu werden, daß während der Auß

ſchaß wenig oder gar nichts koſten würden. Nachdem der führung dieſer bedeutenden und außergewöhnlichen Trans ungariſche Krieg die große Ueberlegenheit der Pife über porte die fahrplanmäßigen Hauptzüge keinerlei Unter jede andere Reiterwaffe in's hellſte Licht geſtellt hat und

brechungen erlitten und nur in den Nebenzūgen und der

die Ulanen deßhalb eine ſo wichtige Rolle ſpielten , in Güterbeförderung einige Unterbrechungen ſtattgefunden ſelbſt die ruſſiſchen Koſacken ihre ganze Verwendbarkeit haben. Die Wichtigkeit der Eiſenbahnen zu militäriſchen

lediglich der Lanze verdanken, iſt es eine Sache von Be- Zweden hat fich während jener 4 Monate unverkennbar deutung , die Lanzenreiter in der öſterreichiſchen Armee zu bewährt, zugleich aber das Bedürfniß einer unmittelbaren vermehren , wozu auch durd die Verwandlung von 6 Che- Berbindung der Bahnen unter einander zu einem vollſtän

vaurlegersregimentern in Ulanenregimenter bereits der digen Syſteme mehr denn je herausgeſtellt. Erſt nach Anfang gemacht worden iſt. Da nun die Karpathen=

berſtellung der noc fehlenden Zwiſchenglieder des großen

gegenden Galiziens und Dberungarns an Menſchen und Schienenneßes werden die den einzelnen Bahnen angehö= Pferden das beſte Material zur Schöpfung rutheniſcher rigen Transportmittel, welche beiläufig in 513 Locomoti Kojacken befiße!, ſo verdient allerdings der praktiſche ven, 1306 Perſonenwagen mit 58,201 Sigpläßen und ,

Vorſchlag irnes greiſen Kriegers die volfte Beachtung, 7339 Güterwagen für 764,401 Centner Laſt beſtehen, da dadurch die leichte Cavalerie ungefähr um 10,000 gehörig nußbar ſein und an denjenigen Puncten in den

787

788

entscheidenden Momenten vereint werden können , wo ihre Verwendung den meisten Vortheil zu gewähren im Stande ist; auch wird alsdann die Möglichkeit gegeben sein , diese Fahrzeuge erforderlichen Falles nach festen Pläßen zu dirigiren und dort an sicheren Puncten bis auf Weiteres aufzustellen. Die Betriebsergebnisse der preußischen Eisenbahnen während und nach der vorerwähnten Benußung zu mili

tärischen Zwecken haben sich übrigens zu Gunsten der com= merciellen und industriellen Verhältnisse nicht minder zu friedenstellend erwiesen , indem die vorliegenden Abschlüsse für das Jahr 1850 einen durchschnittlichen Reinertrag der Bahnen von 43 pCt. des Anlagekapitals ergeben und die Einnahmen bis Ende Juni des laufenden Jahres die vor jährigen bis eben dahin bereits um mehr als eine halbe Million Thaler übersteigen.

Zusammenstellung der in den Monaten November und December 1850 , Januar und Februar 1851 ausgeführten Militärtransporte. Mannschaften.

Benennung der Bahn.

Anzahl

Jeder Mann hat im Durch schnitt durch= fahren.

Jedes Pferd hat im Durch Anzahl. schnitt durch fahren.

Meilen.

Meilen. 20,0 17,35 13,98 15,963 9,5 7,6 11,689 6,0 4,7

22,346 54,039 30,243 84,931 20,349 13,676 28,279 13,080 5,850

14,1 16,18 12,48 16,98 8,57 7,3 10,36 6,0 5,944

484 1,534 637 1,151 588 153 220 72 30

91,274 57,063 5,912 31,549 60,429 67,617 27,348 66,454 7,622 2,615 3,383 395 9,370

10,2 13,44 10,79 4,83 6,82 14,14 8,2 16,066 5,0 3,515 4,9 4,0 6,647

2,843 9,9 479 17,36 153 14,9 4,77 513 6,52 1,732 2,339 16,36 1,053 9,4 1,602 18,091 5,0 102 — 68 5,6 7 4,0 5,333 9

703,824

11,92 15,769 12,92

Königreich Sachsen. Dresden, 4. Aug. Der größte Theil der sächsischen Armee wird in diesem Jahre seit 1846 zum erstenmale wieder zu gemeinschaftlichen Herbstübungen in Canton nements vereinigt werden. Zu diesem Behufe sollen dem Vernehmen nach im Monat September auf drei bis vier Wochen die Leibbrigade, das Garderreiterregiment und zwei halbe Batterieen in und bei Baußen , die zweite Jn= fanteriebrigade, das erste Reiterregiment und zwei halbe Batterieen in und bei Chemniß und Dederau , die dritte

Munition und Wagen aller Militärbedürfnisse. Art.

Geschüße.

Jedes Jeder Geschüß Wagen hat im bat im Durch An Durch Anzahl. schnitt schnitt durch= zahl. durch fahren. fahren. Meilen. 14 -

1,5 -

22 19

47,5

211100

1. Berlin -Hamburger 2. Berlin-Stettiner • 3. Berlin-Stargard-Posener 4. Niederschlesisch-Märkische 5. Niederschlesische Zweigbahn . 6. Breslau-Freiburg- Schweidnißer 7. Oberschlesische . 8. Neiffe-Brieger . 9. Wilhelmsbahn 10. Berlin-Anhaltische mit Jüter= bog-Röderau 11. Berlin -Potsdam - Magdeburger 12. Magdeburg -Wittenbergische • 13. Magdeburg-Halberstädter 14. Magdeburg-Leipziger 15. Thüringische 16. Westphälische 17. Köln-Mindener 18. Münster-Hammer 19. Düsseldorf- Elberfelder 20. Bergisch-Märkische 21. Bonn-Kölner 22. Rheinische · Zusammen

Pferde.

auf den preußischen Eisenbahnen

7,6

12,8

8

9,5 14,25

Meilen.

Meilen.

79 180 73 143 68 36 30 10 34

4,6 235,5 15,8 17,49 261,0 17,53 13,34 63,0 13,8 22,59 20,758,71 15,941 9,5 12,655,0 7,7 226,0 7,6 7,6 9,2 70,0 14,4 — 6,0 4,5 41,0 7,134

345 59 23 64 245 275 145 338 12 -

10,0 15,67 15,0 5,09 6,56 16,92 9,5 16,09 5,0 —

8 4 —

83

Centner.

Jeder Centner hat im Durch schnitt durch fahren.

18,72 2171

5,6 4,0 -

96,9 839,0 45,0 58,9 846,3 1,431,8 975,0 2,184,5 241,0 20,0 24,0

13,01 | 41,072

12,8 16,89 15,0 6,6 10,46 12,06 10,1 11,088 5,0 4,1 4,0 12,56

Infanteriebrigade, das dritte Schüßenbataillon , das zweite Retterregiment, zwei halbe Batterieen und eine Pionnir und Pontonnirabtheilung in und bei Wurzen , Nerchau und Grimma, drei Schüßenbataillone, das dritte Reiterregiment und zwei halbe Batterieen in und bei Leipzig und Begau (Fr. S.3tg.) zusammengezogen werden.

Bayern. = München, 27. Juli. Die früher besprochene Er richtung von Raketenbatterieen unterbleibt vor=

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läufig gänzlich und die schon behufs der Einführung die ses Geschosses zusammengesezte Commission hat ihre Ar beiten eingestellt. Die Hauptursache hierzu soll darin liegen, daß sich die hierauf bezügliche Munition für die Dauer nicht aufbewahren läßt , ohne gänzlich unbrauchbar zu werden. So haben kürzlich angestellte Proben ergeben, daß die vor 8 bis 10 Monaten gefertigten und bisher magazinirten Raketen den Dienst gänzlich versagen. (Augsb. Abd.Ztg .)

lieutenantsstellen wird aus den Unteroffizieren des Corps, die anderen zwei Drittheile aus Offizieren der Armee be= seßt, welche zwischen 25 und 40 Jahre alt sind und zum mindesten zwei Jahre in einem Cavaleriecorps gedient haben. Die Legionen der Departements gendarmerie be= stehen aus 2, 3 oder 4 Compagnieen jede , zusammen 87 Compagnieen. Die Legion der afrikaniſchen Gendarmerie zählt 4 Compagnicen. Jedes der beiden Bataillone der mobilen Gendar = merie zu Paris zählt in 8 Compagnieen mit dem Stabe 28 Offiziere und 1172 Unteroffiziere und Mannschaften. Die republikanische Gärde besteht aus 2 Batail= lonen Infanterie zu 8 Compagnieen und 2 Escadronen Cavalerie. Der Stab zählt 16 Offiziere und Beamten und 14 Unteroffiziere; die Infanterie 48 Offiziere und 1744 Unteroffiziere und Mannschaften ; die Cavalerie 10 Offiziere und 298 Unteroffiziere und Mannschaften. Das Bataillon der corsischen Voltigeurs , zum Sicherheitsdienst in Corsika bestimmt , wurde durch Decret vom 23. April 1850 aufgehoben und durch 1 Bataillon mobiler Gendarmerie erseßt, welches in 4 Compag nieen mit dem Stabe 14 Offiziere und 405 Unteroffiziere und Mannschaften zählt. Dasselbe hat die nämlichen Dienstverrichtungen wie die Departementsgendarmerie zu Corfika und steht unter den Befehlen des Chefs der 17. Division daselbst. Jede der beiden Compagnieen Veteranengendar= men zählt 2 Capitäne und 2 Lieutenante. Zur Unterstügung der Gendarmerie von Afrika wurden durch Decret vom 1. October 1849 2 Compagnieen Vol tigeurs algériens organisirt, deren jede aus 4 Offi zieren und 120 Unteroffizieren und Mannschaften besteht. Das Bataillon der Sappeurs - Pompiers der Stadt Paris zählt in 5 Compagnieen mit dem Stabe 22 Offiziere und 797 Unteroffiziere_und_Mannſchaften . Alle Kosten desselben müssen von der Stadt bestritten werden. In Bezug auf den Feuerdienſt ſteht es unter der Leitung und den Befehlen des Polizeipräfecten, in jeder anderen Beziehung unter dem Kriegsminister.

Dänemark. Kopenhagen, 1. Aug. Der Katechet A. D. Cohen hat von seinen Sammlungen zur Kriegsgeschichte so eben den 1. und 3. Band herausgegeben ; der zweite erschien bereits 1850. Der erste Band ist betitelt: „Der Krieg 1848", der dritte : der Krieg 1850." Nach seiuen An= gaben beträgt die Zahl der von Schußwunden Gefallenen und Gestorbenen dänischerſeits im Ganzen in allen dret Kriegsjahren 2407 (worunter 147 Offiziere) , der an Krankheit Gestorbenen 1280 (worunter 17 Offiziere) , der durch unglückliche Zufälle Umgekommenen 82 und der durch Selbstmord 16 , so daß sich der Gesammtverlust der däni schen Armee während des ganzen Krieges auf 3785 M. beläuft. Von den Gefallenen kommen auf das Jahr 1848 323 , auf 1849 : 988 , und auf 1850 : 1096. Von den einzelnen Treffen hat natürlich die Jdstedter Schlacht die meisten Opfer gekostet, nämlich 841 , darnach Fridericia : 510, dann Schleswig : 164 , dann Kolding : 150 , dann Eckernförde: 108 und endlich Friedrichsstadt 106. (N. Pr. Ztg.)

Blick

auf die französische Armee zu Anfang des Jahres 1851. (Fortseßung.) Plaßstäbe.

Dieselben bestehen aus 154 Plazcommandanten 26 1. Kl. (Obersten) , 62 2. Kl. (Oberstlieutenante und Bataillons- oder Escadronschefs) , die übrigen 3. Kl. (Capitäne, Lieutenante und Unterlieutenante) — ; 12 Plazmajoren ; 138 Plazadjutanten ; 20 Divisions -Archiv -secretäre; 8 Plaz- Archivsecretäre ; 5 Almosenters To tal : 337 Offiziere.

Die Infanterie.

Dieselbe besteht aus 75 Regimentern Linien- und 25 Regimentern leichte Infanterie, 10 Bataillonen Jäger zu Fuß , 1 Regiment Zouaven , 3 Bataillonen leichte Infan= terie von Afrika , 9 Disciplinar-Füsiliercompagnieen , 3 Disciplinar-Pionnircompagnieen , 2 Regimenter der Frem denlegion , 3 Bataillone eingeborener Tirailleure, 3 Com= pagnieen Veteranenunteroffiziere, 3 Compagnieen Vetera= Die Gendarmerie. nenfüfiliere. Dieselbe formirt sich aus 25 Legionen für den Dienst Jedes Regiment der Linien- und leichten Infan= in den Departements , 3 ; Compagnieen Colonial - Gendar terie formirt 3 Bataillone zu 8 Compagnieen. Der Stab merie und 2 Detachements zu Laiti und zu Saint -Pierre eines Regiments besteht aus 1 Oberst, 1 Oberstlieutenant, und Miquelon , 1 Legion für den Dienst in Algier, 3 Bataillonschefs , 1 Major, 3 Capitaines Adjutant-ma 3 mobilen Bataillonen, der republikanischen Garde und jors , 1 Capit. trésorier , 1 Capit. d'habillement , 1 Adj. 2 Compagnieen Veteranengendarmen. Sämmtliche Ab= au trés. (sous-lieut. ) , 1 Fähndrich (Unterlieutenant), 1 theilungen bestehen aus 20 Obersten , 8 Oberstlieutenan = Lieutenant des Generalstabs , 1 Chirurg. maj. , 2 Aide ten, 50 Escadronschefs , 178 Capitänen , 406 Lieutenan = maj.; sodann hat das Regiment pr. Compagnie 1 Capi= ten, 109 Unterlieutenanten und circa 15,000 Unteroffizieren tän , 1 Lieutenant , 1 Unterlieutenant, zuſammen 89 Of= und Mannschaften. Ein Drittheil der vacanten Unter fiziere.

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Sedes Jägerbataillon beſteht aus 8 Compagnieen Regimenter Spahis , 4 Compagnieen Veteranencavaleriſten zu 140 Mann einſchließlich (1 Capitán , 1 Lieutenant , 1 und der Cavalerieſchule zu Saumur. Unterlieutenant). Der Stab eines Bataillons beſteht aus Jedes Regiment formirt 5 Escadronen , die Chaſſeurs 1 Bataillonschef, 1 Capitän, mit den Functionen eines d'Afrique und die Spabis 6 Escadronen . Die Dffizieree

Majors , 1 Capitaine Adj.-maj., 1 Lieutenant oder Unter- einer Escadron find , 1 Capitan -Commanbant , 1 Capitán ,

lieutenant als Inſtructor im Schießen (instruct. du tir) , 1 Lieutenant als trésorier , 1 Lieutenant als offic. d'habillement, 1 Chirurg. aide-maj. 2

Das Regiment Zouaven (in Algier ) hat denſelben

en second , 1 erſter , 1 zweiter Lieutenant und 3 Unter

lieutenante. Der Stab des Regiments beſteht aus 1 Oberſt,

1 Oberſtlieutenant, 2 Escadronschefe, 1 Major , 1 Gas pitän Inſtructor , 2 Capitäne adj.-maj.,> 1 Capitän trés.,

Stab wie die Infanterie und formirt 27 Compagnieen.

1 Adjutant au trés. (Unterlieutenant) , 1 Capitän d'ha

Von den 3 Bataillonen der leichten Infanterie von Afrika iſt das 1. in der Provinz Dran , das 2. in

bill.,'1 Standartenträger ( Unterlieutenant), 1 Lieutenant oder Capitän des Generalſtabs, 1 Chirurg. mai., 1 Chi 1

der Provinz Aigier, das 3. in der Provinz Conſtantine. rurg. aide-maj., 1 Veterinär en 1er. Bei den Kegimen Jedes Bataillon formirt 10 Compagnieen ( 1 Capitän , 1 Lieutenant , 1 Unterlieutenant). Der Stab eines Batail lons beſteht aus 1 Bataillonschef , 1 Capitän-major , 1

tern der Chaſſeurs d'Afrique find 3 Escadronschef8, den Spahis, bei weldhen übrigens kein Standartenträger

Cap. adj.-maj. , 1 Lieutenant oder Unterlieutenant tréso-

vorkommt .

rier , 1 Licutenant oder Unterlieutenant offic. d'hab. und 1 Aide -maj.

der Spahis beſteht die Hälfte aus Eingeborenen . Von den Chaſſeurs d'Afrique ſteht das 1. Regiment in Algier,

3 Cap. Adj.- maj. und 2 Chirurg. aide-maj. Ebenſo bei

Von den Lieutenanten und Unterlieutenanten

Von den Diſciplinar - Füſiliercompagnieen das 2. 'in Dran , das 3. in Conſtantine, das 4.in Moſta ſtehen die 1. und 4. in der Provinz Dran , die 2. , 6. und ganem ; von den Spahis das 1. Regiment in Blidah (1 7. in der Provinz Algier , die 5., 8. und 9. in der Pro- Escadron am Senegal ), dás 2. in Miſſerghin , das 3. zu vinz Conſtantine, und die 3. auf der Inſel Dleron ; von den Diſciplinar - Pionnircompagnieen die 1. und

Conſtantine.

Provinz Aigier. Bei jeder Compagnie iſt 1 Capitän , 1

tenante .

Bei jeder Escadron der Guiden des Generalſtabs 3. in derProvinz Conſtantine, die beiden andern in der befinden ſich1Capitän, 2 Lieutenante und 2 Unterlieu Lieutenant und 1 Unterlieutenant.

Bei jeder der 4 Compagnieen Veteranen cavale der Fremdenlegion Regimenter der beiden zu Jedes3 Bataillone formirt 8 Compagnieen ; Offiziere und riſten befindet ſich 1 Capitäni- Commandant, 1 Lieutenant

Stab wie bei der Linieninfanterie. Das 1. ſteht in der und 2 Unterlieutenante. Die 1. iſt zu Caen , die 2. zu Saint-Mairent , die 3. zu Gueret, dic 4. zu Auch ſta Provinz Dran , das 2. in der Provinz Conſtantine.

Von den 3 Bataillonen eingeborener Tirailleure tionirt. Die Cavalerieſdule zu Saumur hat zum Zwec, Algier und Tittery", das 2. (Provinz Conftantine) „Ba- die Offiztere der Truppencorps zu Pferde in allen einem führt das 1. (Provinz Algier) den Namen ,, Bataillon von

taillon von Conſtantine und Bona", das 3. (Provinz Offizier der Cavalerie nöthigen Kenntniſſen und beſonders Dran) Bataillon von Dran , Moſtaganem und Mascara ". in der Reitfunft zu vervollkommnen ; den Interlieutenanten Der Stab eines Bataillons beſteht aus 1 Batailloschef,

der Cavalerie , welche aus der Specialmilitärſdule bervor

1 Capitän adj.-maj . , 1 Lieutenant oder Unterlieutenant geben , in dem beſonderen Dienſt der Waffe Unterricht zu als trés. und offic . d'habill. 1 oder 2 Chirurg. aide -maj. ertheilen ; ferner Inſtructoren zu bilden , um in den Regi Das 1. Bataillon zählt 6 , das 2. 8 und das 3. 4 Com = mentern einen gleichförmigen Unterricht herbeizuführen und pagnieen , welche von franzöſiſchen Capitänen commandirt eine Pflanzídule für Inſtructionsunteroffiziere zu bilden. werden. Die Subalternen , bei jeder Compagnie 2 Lieu : Außerdem geben aus ihr Hufſchmiede und Trompeter für 1

tenante und 2 Unterlieutenante, find in jeder dieſer Char-

die Truppen zu Pferde hervor.

In die Scule werden

gen zur Hälfte Franzoſen , zur Hälfte Eingeborene, deren zugelaſſen pr. Regiment der Cavalerie und Artillerie und Namen , wie unterlieutenant Gi Årby ben Mohammed Dzaïri oder Lieutenant Haſſein ben el Adi Kaſſem , ſich aller-

pr. Escadron des Parktrains und der Militarequipagen

dings ſehr ſonderbar neben den franzöſiſchen ausnehmen. Die Compagnieen der Veteranenunteroffiziere

officier d'instruction ; ferner die nus der Specialmilitār ſchule hervorgehenden , zum Cavaleriedienſte beſtimmten

find, die 1. zu Dreur, die 2. zu Alençon , die 3. zu Melun , von denen der Veteranenfüſiliere die 1. žu Mende , die 2. zu Carentan, die 3. zu Fontenay ſtationirt. Bei jeder derſelben befindet ſich i Capitän , 1 Lieu-

Lieutenante oder Unterlieutenante der Infanterie , wenn

tenant und 1 Unterlieutenant.

1 Lieutenant oder Unterlieutenant unter der Benennung Eleven , ſowie die durch Tauſch in die Cavalerie verſeşten ſie nicht bereits zwei Jahre in der Cavalerie gedient haben, unter der Benennung officiers élèves de cavalerie; 2 Un= teroffiziere pr. Regiment der Artillerie und 1 pr. Escadron des Parftrains als sous - officier d'instruction; beſonders

Die Cavalerie .

geeignete Brigadiere oder Reiter der Cavalerieregimenter

Dieſelbe beſteht aus 12 Regimentern Reſervecavalerie (2 Carabinters , 10 Cüraſſiere), 20 Regimenter Cavalerie der Linie ( 12 Dragoner, 8 Lanciers ), 26 Regimentern

und des Irains der Militärequipagen ; endlich freiwillige

Enrollirte ,Aufgerufene oder den Truppen zu Pferd ent

leichte Cavalerie ( 13 Chaſſeurs, 9 Huſaren , 4 Chaſſeurs

nommene Militärs , welche ſchon vor ihrer Giureibung das Somiedebandwerk betrieben haben , als Hurichmied - Gle:

d'Afrique) , 2 Escadronen Guiben des Generalſtabes, 3

ven. - Der Stab beſteht aus : 1 Brigadegeneral als -

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Commandant, 1 Oberst als zweiter Commandant, 1 Oberst lieutenant, 1 Escadronschef Instructor, 1 Major, 12 Capitane Instructoren , 3 Capitäne Stallmeister, 1 Capi tän trés. , 1 Capitän d'habill. , 1 Lieutenant Stallmeister, 1 Unterlieutenant Unterstallmeister, 1 Uuterlieutenant Standartenträger, 1 Chirurg. maj. 1. Kl. , 1 Chirurg. aide-maj. 1. Kl. , 2 Chir. sous-aides , 1 Pharm. aide maj. 1. Kl. , 1 Rechnungsbeamter, 2 Veterinäre 1. KI.; sodann 3 Stallmeister aus dem Civilstand. ― Im Augen blick befinden sich circa 100 officiers élèves in der Schule. (Fortseßung folgt.)

14 Uhr aufgebrochen , hatte gegen 3 Uhr seine Colonne getheilt; 3 Bataillone , Escadron , 1 6pfündige Batterie der 1. Brigade unter Oberst v. Krabbe erhielten die Rich tung auf Wedelspang ; mit 61 Bataillonen , 21 Escadro nen und 16 Geschüßen aber marschirte der General selbst auf Oberstolk. Von hier entsendete er 1 Bataillon und Zug Cavalerie nach Römke (wohl zur Verbindung mit der 5. Brigade) , gab seinem Vortrab die Richtung etwas südlicher als Jöstedt und ließ sein Gros demselben folgen. Die Colonne des Obersten Krabbe stieß bald auf das von Wedelspang aus vorgeschobene 2. schleswig-holsteinische Jägercorps , dasselbe ging fechtend hinter den Abſchnitt von N.Fahrenstedt zurück und beim Katbecker Holz kam das Gefecht zum Stehen. Die Hauptcolonne des Gene= rals v. Schleppegrell war inzwischen ebenfalls mit dem Feind zusammengetroffen; 3 ihrer Bataillone zogen auf das Defilee zwischen dem Jdstedter und Langsee, die 12pfün= dige Batterie Baggesen aber, unter schwacher Bedeckung, nahm südlich Oberstolk Stellung , um auf Jdstedt zu feuern, der übrige Theil der Colonne debouchirte aus Oberstolk. „Die Dämmerung dauerte am Morgen des 24. unter einem feinen und dichten Regen länger als gewöhnlich ; den ganzen Tag über blieb die Luft trübe , der Pulver dampf konnte sich nicht erheben , der Schall der Feuerwaffen war auf kurze Entfernung nicht mehr hörbar. " So konnte feiner der beiden Feldherren die Schlacht übersehen. Doch scheint es, daß mit dem Erscheinen der Schleppegrell'schen Colonne der Eindruck des dänischen Angriffs so stark wurde , daß General von Williſen die Zeit zum Gegen= Etwa um 42 Uhr gab er den stoß für gekommen hielt. Befehl zur Offensive ; aber die Fanallinie versagte, Offi ziere vom Stab mußten den Befehl an die Brigaden über bringen; so wurde die Bewegung ungleichzeitig , ohne rechten Zusammenhang und abweichend von der ersten Dis position ausgeführt. Gegen 6 Uhr mag der Befehl am rechten Flügel bei Wedelsprang, der die erste Staffel des — aber er wurde dort Angriffs bilden sollte, eingetroffen sein ; -nicht mit dem Nachdruck ergriffen und ausgeführt , wie er ge= meint war; Oberst v. Abercron mit der 3. Brigade ließ sich

Literatu r . 1) Die Schlacht bei Jdstedt und die voran = Beiheft zum gegangenen Operationen 2c. Militär-Wochenblatt für Juli, August und Sep tember 1851 2c. 2) Rapport über die Schlacht bei Idstedt den 24. und 25. Juli 1850. Eine Uebersetzung des dänischen officiellen Rapports etc. etc. 3) Karte über die Gegend von Idstedt. Her ausgegeben vom Oberquartiermeister F. Geertz etc. etc. (Shluß.)

Die dänische Armee bewegte sich früh am 25. in vier Hauptcolonnen zum Angriff auf die schleswig-holsteinische Stellung heran. „Die 1. Colonne auf dem Landwege von Tarp über das "Abends vorher durch eine halbe Compagnie Infan terie besezte Dorf Langstedt auf Bollingstedt und Eng brück : die Reservecavalerie 12 Escadronen mit 8 (12pfün = digen) Geschüßen. Die 2. Colonne auf der Flensburg - Schleswiger Chauffee: die 5. und 6. Brigade und die Reserveartillerie, im Ganzen 111 Bataillone, 2 Escadronen und 48 Ge schüße. Die 3. Colonne auf dem Wege über Stendrup durch das Elmholz gegen die Höhen südlich der Helligbeck : die 4. Brigade, 5 Bataillone und 8 Geschüße. Endlich die 4. Colonne unter Generalmajor von Schleppegrell auf der Flensburg-Missunder Landstraße : die 2. und 1. Brigade , im Ganzen 9½ Bataillone, 3 Es= cadronen und 24 Geschüße (darunter 1 12pfündner Bat= terie). Die 3. Brigade, zur Umgehung der feindlichen Stel lung in der linken Flanke, hatte zunächst den Uebergang über die Treene , dann Silberstedt zu gewinnen. " Die 5. Brigade , als Avantgarde der 2. Colonne, stieß gegen 4 Uhr Morgens auf die schleswig - Holsteinische Avantgardestellung und war bald mit 3 von ihren Batail lonen in ein heftiges Gefecht verwickelt , ohne vorwärts kommen zu können ; ihre anderen 3 Bataillone nahmen die Nichtung auf Jdstedt. Die 4. und 6. Brigade waren noch im Anmarsch begriffen. General v. Schleppegrell , um

den ganzen Tag durch einen schwächeren Feind beschäftigen. Besseren Erfolg hatte die Offensivbewegung an anderen Stellen. General v. d. Horst, als er (vielleicht um 5 Uhr) den Befehl erhalten hatte , ging sogleich mit der 2. Bri gade über die Laufbrüche des Langsees und traf auf die Colonne des Generals v. Schleppegrell , als eben das lezte Bataillon vom Gros derselben durch Oberstolk defi= lirte. Obgleich nun die Brigade ohne Artillerie war, weil sie ihre Batterie wegen Ungangbarkeit der Furth um das westliche Ende des Langsees hatte herumschicken müssen ; so traf ihr Angriff die Dänen so überraschend und gleich so nachdrücklich , daß von der Batterie Baggesen 2 oder 3 Geschüße verloren gingen und , was hier stand , in Un Oberstolk ordnung nach der Gegend von Römke wich. wurde im ersten Anlauf fast ganz genommen und es ent stand nun mit der herankommenden Reserve der Schleppe grell'schen Colonne ein heißes Gefecht um das Dorf. Die 3 Bataillone dieser Colonne , welche zuerst gegen das Gryder Holz, zwischen dem Jdstedter- und Langsee , ge= gangen waren und hier viel Boden gewonnen hatten, scheinen um dieselbe Zeit , theils durch den Angriff der

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v. d. Horst'schen Colonne in ihrer linken Flanke und ihrem Rücken, theils direct durch das 4. Jägercorps mit 4 Geschüßen zurückgeworfen worden zu sein. Es hatte nämlich die 4. Brigade (Oberst v. Garrelts ) auf erhaltenen Befehl das Jagercorps in dieser Richtung vorgeschickt, war mit 2 Bataillonen auf Jdstedt gegangen und hatte 1 Bataillon auf der Chauffee zur Unterstützung der Avantgarde vor gehen lassen. Das Jägercorps sell rasch und munter avancirt und mag bis gegen das Nordende des Jöstedter Sees gekommen sein; die 2 Bataillone aber , die von der andern Seite in dieses Dorf einrückten , erhielten , als sie auf der andern Seite im Flankenmarsch daraus hervor rückten , ein sehr heftiges Feuer , mehrere Offiziere fielen, die Soldaten wandten um , es riß wilde Verwirrung ein und unaufhaltsam wälzte sich der Strom der Flüchtigen über das Plateau gegen das Westergehege zurück. In zwischen war die Offensive aus dem Buchholz gegen den rechten feindlichen Flügel , von Gammellund her durch einen Theil der 1. Brigade unterstüßt, so glücklich gewesen, daß die Dänen gezwungen wurden , nach und nach die ganze 6. Brigade bis auf 1 Bataillon und noch 2 Ba= taillone der 4. Brigade in's Gefecht zu ziehen , um es nur stehend zu erhalten. Der dänische Oberbefehlshaber sah dieses Gefecht fast alle verfügbaren Kräfte nach und nach in Anspruch neh men ; er mußte um dieselbe Zeit seiner Reservecavalerie, die den Uebergang über das Wasser bei Bollingstedt nicht gewinnen konnte, den Befehl ertheilen, auf weitem Umweg fich auf die Chaussee hinter die Armee zu verfügen ; end lich erhielt er die erschütternden Nachrichten von Oberstolk. Er sandte sogleich die noch verfügbaren 3 Bataillone der 4. Brigade zur Unterstüßung dorthin und schickte , ſoweit war seine Siegeshoffnung gesunken , an die 3. Brigade den Befehl , die Umgehung einzustellen und zur Armee zurückzugehen. Er hatte jezt nur noch 2 Bataillone in Reserve. Aber die Kraft des schleswig -holsteinischen Angriffs war erschöpft. Die Flucht jener 2 Bataillone der 4. Brigade hatte den Verlust von Jdstedt und dann das Zurückweichen des linken Flügels zur Folge. General v. d . Horst mußte den so glücklich begonnenen Angriff aufgeben , weil ihn kein kräftiges Vorgehen des Obersten v. Abercron unter stüßte und weil widersprechend über einen Theil seiner Truppen verfügt wurde (S. 42 d. Beih . z. M.W.) . Doch ging er nicht über die Furth, sondern durch den Abschnitt zwischen dem Jdstedter- und Langsee , wobei er, was ihm vom Feind in den Weg kam, über den Haufen warf und noch Ge fangene machte. Durch sein Erscheinen beim Centrum wurden die Dinge dort wieder einigermaßen hergestellt. General v. Williſen , unter dem Eindruck der Flucht jener 2 Bataillone und sehr ungünstiger Nachrichten , die ihm Major v. Wyneken vom rechten Flügel brachte (S. 46), hatte den Befehl zum Rückzug auf Schleswig ertheilt, nahm ihn aber , als er hörte, daß es vorn auf der Chauffee besser stand , wieder zurück und dachte dem Feind noch Widerstand zu leisten. Die Stellung seines Heeres war nun nach dem Eintreffen v. d. Horst's im Centrum und linken Flügel gegen die frühere zurückgezogen. - Auf dem äußersten linken Flügel waren seine Abtheilungen längst über Friedrichsau zurückgeworfen , der Feind schon

auf dem Weg nach Schuby ; aber der General hatte noch keine Meldung davon. Die Schlacht brannte von 8 bis gegen 11 Uhr nur langsam fort; erst um diese Zeit hatten sich die Dänen hinlänglich erholt, um sich auf's neue zum Angriff zu ordnen. 19-20 Bataillone, von sehr zahlreicher Artillerie unterstüßt , sollten ihn auf auf der ganzen Linie ausführen ; General v. Willisen hatte nur etwa 13 Bataillone ent= gegenzusehen. Dennoch gedachte er, troß der Erschütterung eines Theils seiner Infanterie , den Angriff aufzunehmen, besonders , da die Artillerie eine zuverlässige , treffliche Haltung bewies ; da aber gewahrte man Geschüßfeuer bet Schubh, und zugleich kam die Meldung , der Feind set dort. So entschloß sich nun General v. Williſen , es nicht auf's Aeußerste ankommen zu lassen und befahl den Rückzug. Derselbe geschah nicht ohne bedeutende Unord nung bei den theilweise sehr erschütterten Truppen, 3 Ge schüße gingen an der Chauffee verloren. Der Feind war indessen doch zu erschöpft , um sehr heftig nachdrängen zu können und seine 3. Brigade in Schuby erhielt glücklicher weise um diese Zeit den schon vorhin erwähnten Befehl, zur Hauptarmee zurückzukehren und leistete demselben auch Folge. So erreichte die schleswig -holsteinische Armee den Abschnitt von Fahrdorf und brach noch in der Nacht nach Rendsburg auf. Die 3. Brigade zog in guter Ordnung über Miſſunde zurück. Der Verlust der Schleswig-Holsteiner betrug : an Gefallenen 22 Offiz., 36 Unteroffiz., 476 Gemeine, 1033 124 " Verwundeten 45 "1 " "I 1005 57 " "1 Gefangenen 10 "1 W 217 2514 zusammen 77 #1 " " Dagegen hatte die dänische Armee : Gefallene 39 Offiz., 402 Unteroffiz., Spielleute u . Gem. Verwundete 97 "1 2651 " " " 604 Vermißte 4 " " " "1 " 1 "1 "/ zusammen 140 "I 3657 Es ist in der Schlacht das Gefecht um den Besiß von Jdstedt , seinem näheren Verlauf nach, ebenso das Schick= sal und die Thätigkeit jener 3 zuerst gegen das Gryder Holz gerichteten dänischen Bataillone , ferner die Verwen dung und das Auftreten eines Theils der schleswig-hol steinischen 1. Brigade gegen die umgehende 3. dänische Brigade noch sehr im Dunkel ; auch der Zusammenhang der verschiedenen Bewegungen nach Zeit und Raum bedarf noch näherer Aufklärung. Dennoch ist der allgemeine Gang der Schlacht durch die treffliche Darstellung der erst angezeigten Schrift klar genug, um von den Hauptursachen der Entscheidung eine Vorstellung haben zu können , und es liegt eine doppelte Aufforderung zur Betrachtung darüber in dem Umstande, daß auf der einen Seite ein im Gebiet der Wissenschaft längst als Meister anerkannten General den Befehl führte. Zunächst fühlt man sich zur Frage gedrängt , warum General von Willisen nicht gleich die Stellung von Bau zu gewinnen suchte , die er am 17. , wo erst ein Theil der dänischen Armee dort eintraf, wohl noch hätte erreichen können. Der in seinem Armeebericht enthaltene Ausspruch, daß dieß um das Aeußerste eines versöhnlichen Sinnes zu zeigen , geschehen set , befriedigt nicht mehr , so sehr der

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General damals Recht gehabt haben mag , so zu sprechen allzuüberlegenen Feind zur offensiven Vertheidigung geeig= Fr net ist , erkennt man deutlich aus dem Verlauf der Schlacht. und mit seinen wahren Gründen zurückzuhalten. General v. Williſen glaubt nach Allem, was er er= mochte wohl die Zuversicht nicht stören , die damals in ziemlich hohem Maße auf Schleswig-Holstein'scher Seite fahren, annehmen zu müssen , der Feind wolle ihn mit der Hauptstärke in der linken Flanke umgehen . Statt sich gewesen zu sein scheint und die er wohl nicht völlig so ihm auf dieser seiner schwächsten Seite direct entgegen zu unbedingt in der eignen Brust trug. Nach Bau zu gehen, hätte solche Zuversicht verlangt. Die Stellung dort ist werfen, entschließt er sich sogleich zum offensiven Gegenstoß nach Norden: es stand in dieser Richtung nothwendig ein nun zwar auf dem rechten Flügel und zum Theil in der Mitte stark; aber mit dem linken Flügel ist sie völlig in so bedeutender Theil der feindlichen Macht , daß eine völ der Luft und dazu hat sie nur eine einzige Rückzugsstraße, lige Niederlage desselben auch den Umgehungsversuch zu ziemlich hinter dem rechten Flügel, also ungünstig gelegen ; rückrufen mußte. Der Angriff sollte concentrisch im Rücken die Straße nach Husum konnte kein Rückzugsweg für die des Feindes zusammenlaufen , also auf die Vernichtung Schswig-Holsteiner sein. Bei solchen sehr zweifelhaften desselben gehen , wenn er sich ihm nicht bei Zeiten entzog: und darauf durfte General v. Williſen bei der Ueberlegen= Vortheilen mußte auch noch die Stellung erst im Kampfe gewonnen werden ; an ein Einwohnen in dieselbe war nicht heit, die er, wenn der Feind wie angenommen operirt zu denken. Eine Schlacht , hier verloren, hätte, auch ab= hätte, an dieser Stelle haben mußte , seine Maßregeln auch nehmen. Daß General v. Krogh nicht so operirte, ist ein= gesehen von der ungünstigen Lage der Rückzugslinie, einen viel schwierigeren , weil einen starken Tagemarsch weiteren mal für seine Einsicht , dann aber zugleich auch dafür ein Rückzug zur Folge gehabt ; eine Schlacht , bei Jdstedt ge= Beweis , wie bei Jdstedt von selbst die linke Flanke Wil wonnen, hätte dagegen ziemlich dieselben Vortheile gehabt, lisen's gegen einen Hauptangriff mit vertheidigt war. Als General v. Willisen seinen Jrrthum erkannt hatte, wie ein Sieg bei Bau ; denn beim Verhältniß der beider ſeitigen Kräfte und Mittel konnte vernünftigerweise höch durfte er einfach in seiner Stellung bleiben und den Ge ftens ein Sieg gehofft werden, der die dauernde Behaup danken der Offensive festhalten. Wir sehen den Feind auf tung des Landes südlich von Flensburg möglich gemacht Jdstedt mit einem umfassenden Angriff, wie es völlig rich haben würde. Um so viel man mit der Besetzung von tig war , losgehen. Als dieser Angriff eine gefährliche so viel tiefer Höhe erreicht, antwortet die Vertheidigung darauf mit Bau die Erwartungen gehoben hätte, um so wären fie nach einer Niederlage gesunken; im Kriege, weit einem Angriff, der diesen Angriff des Feindes wieder um= mehr als irgend sonst , hat der Saz Recht , daß es viel faßt. Und es krönt ihn auf dem linken Flügel , krönt ihn beffer ist , einen Vortheil, den, man nicht behaupten kann, bei Oberstolk ein vollkommenes Gelingen. Troß des in dem Maße nicht zu erwartenden Scheiterns fener 2 Ba= gleich aufzugeben , als ihn gezwungen zu verlieren. taillone bei Oberstolk hätte die Schlacht vielleicht mit dem War fonach einmal der Gedanke an die Stellung von Rückzuge der Dänen geendet, wenn vom Oberst v. Aber Bau zu verwerfen, so blieb nur noch die bei Jöstedt; denn, wo man nichts weniger als die Siegesgewißheit cron mehr im Sinne des Planes gehandelt worden wäre. für sich hat, könnte nur der Unsinn selbst auf eine Flanfen Denn ein richtiges Verständniß schon der ersten Disposition mußte ihm sagen , daß er nicht 4 Bataillone und 2 Bat= ftellung fallen , die weder feste Size noch Raum zum terieen stark war, um bei der Hauptentscheidung blos einen Ausweichen hat. Die Stellung von Jöstedt hat den sichern= Seine Vor den Abschnitt von Rendsburg auf einen starten Tagemarsch schwachen Gegner gemüthlich abzuwehren. truppe vernahm das Gefecht bei Oberstolk und verlangte hinter sich, zwei brauchbare Straßen hinter dem rechten Unterstüßung , da hätte er mit seiner Brigade hervorbrechen Flügel und hinter der Mitte führen dahin ; der Feind muß müssen auch ohne Befehl, obgleich ihn dieser noch früh fie nehmen , wenn er sich südlich von Flensburg behaupten genug erreicht zu haben scheint. Ein einziger Blick zeigt, will. Dort erwartete General v. Willisen mit möglichst wir wirksam sein Stoß hätte werden müssen. Man möchte zusammengehaltener Kraft den Gegner; er konnte, wie Alles stand, höchstens eine Entscheidung erstreben , wonach sich versucht fühlen, bei der Art , wie die Dinge gingen, den General v. Williſen zu fragen , warum er nicht lieber das Uebergewicht sich leise auf seine Seite geneigt hätte. bei Wedelspang , von woher , da es nicht die Hauptrück Seinen strategischen Anordnungen wird wohl schwerlich zugsstraße deckte, eine große Gefahr nicht wohl kommen etwas entgegengehalten werden können , wenn nicht die konnte, nur eine kleine Abtheilung zur rein paffiven Ver= Frage, warum er für die Behauptung von Friedrichsstadt, theidigung ließ , um im Centrum desto stärker zu sein; als eines Punctes , der für jede etwa denkbare künftige man könnte weiter im Verlauf des Kampfes wieder einen Offensive unentbehrlich war, nicht frühzeitig genug Sorge Beweis erblicken , wie selten solche auf ein gutes Zusam= getragen habe ? meuwirken berechnete Angriffe gelingen. Und freilich, Es ist bezeichnend , wie sich in der Art, wie General hätte General v. Willisen nach der „ Deroute" bei Jdstedt v. Willisen seine Vertheidigung activ zu führen suchte, nur noch 2 Bataillone unversehrt gehabt , - die Sachen seine eigene Lehre wiederfinden läßt , bezeichnend aber auch, hätten sich dort wohl eher hergestellt. Aber die Brigade wie die Verhältnisse der Zahl und Tüchtigkeit beider Heere bei Wedelspang war wohl nahe genug , daß sie den Augen mächtiger sind , als die trefflichste Führung , sobald ihr kein entscheidender Fehler des Gegners zu Hülfe kommt . Die blick ihres Eingreifens hätte finden können. Stellung bei Jdstedt scheint auf den ersten Blick zu aus Schwerer war dieß für die Brigade Schepelern des Gegners , die ebenfalls ihre Aufgabe verfehlt hat. Daß gedehnt (sie ist von Wedelspang bis Jdstedt beiläufig 2 Stunden lang; von Jdstedt bis an die Treene sind etwa fie am 24. nicht über Sollbrück vordrang , war richtig, 2-3 Stunden) ; aber wie trefflich sie gegen einen nicht denn sie hätte sich so einer vereinzelten Niederlage aus

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gesezt. Am 25. dagegen konnte ihre Aufgabe nur sein, mit der äußersten Kühnheit in Rücken und Flanke des Feindes vorzudringen , denn da ihr in ihrer Entfernung die Lage der Schlacht in jedem Augenblick nicht bekannt ſein konnte, vermochte sie nur so zum Siege mitzuwirken. Statt dessen rückte sie im Anfang zu langsam vorz dann war ihr Vorrücken auf Schuby wieder zu kühn , weil es vorausseßte, der Gegner würde ohne ihre unmittelbare

sondern darin, daß er seine Armee und ihr Offiziercorps vielleicht für fester gefügt und bildungsfähiger nahm, als es war.

Mitwirkung geschlagen werden können; endlich war ihr schleuniges Umkehren tros des erhaltenen Befehls wieder viel zu vorsichtig (S. 52) . Man kann der dänischen Armeeführung keinen Vor wurf machen ; es sei denn, daß sie eben die Umgehungs brigade etwas zu südlich , auf Silberstedt , dirigirte , und daß sie die Reservecavalerie anfangs unnöthig zu sehr er müdete , dann am Ende nicht nachdrücklich genug in die richtige Richtung warf (vielleicht auch werfen konnte ?) . Auch die dänischen Brigaden sind gut geführt worden. Auf schleswig-Holsteinischer Seite haben Oberst v. Ger hardt , General Wissel und besonders General v. d. Horst ihre Truppen schön geführt. Da__sich die Richtigkeit der Führung und die Puncte, wo sie versagte, auf beiden Seiten ziemlich das Gleichgewicht hielten , so mußte der Sieg sich auf die Seite neigen , wo das natürliche Ueber gewicht war. Als die Schlacht für die Schleswig -Hol steiner günstig stand , da hatten sie etwa 17-18 , die Dänen etwa 20-21 Bataillone im Gefecht, beide Theile waren also gleich stark , weil die dänischen Bataillone etwas schwächer waren. Aber General v. Williſen hatte keine Reserve mehr, General v. Krogh konnte noch 5 frische Bataillone in's Gefecht werfen. Dazu dürfte, wenn man die innere Lüchtigkeit abwägt, fich die Wagschale in mancher Beziehung auf Seite der Dänen neigen, die vor Allem den Vorzug älterer Forma= tionen hatten, da ihre Armee zur Zeit der Schlacht von Friedericia schon über 26,000 , die schleswig - Holsteinische dagegen höchstens 14,000 Mann stark war. Daß sie sich in der Schlacht besser geschlagen haben , kann durchaus nicht behauptet werden , aber es griff Alles sicherer bei ihnen in einander. General v. Willisen scheint nur sehr wenige brauchbare Generalstabsoffiziere gehabt zu haben; deu Major v. Wyneken sehen wir fast Alles ausrichten. Ebenso scheint es an Unterführern gefehlt zu haben. Man erfährt nicht, wo Oberst v. Garrelts war , als seine 2 Bataillone jenen Schlag erlitten ; und besonders gingen bei der Abtheilung , welche der dänischen Umgehung ent gegengestellt war, die unbegreiflichsten Dinge vor. In Bezug auf die übrigen Verhältnisse der schleswig -holstet nischen Armee verweisen wir auf den trefflichen Aufsatz in der erstgenannten Schrift. Der Soldat und das Land find dort mit Treue und Unparteilichkeit geschildert , ihre großen Vorzüge desto aufrichtiger , je weniger übertrieben, gelobt. Endlich sind die Aenderungen , welche General v. Willisen in organisatorischer und taktischer Beziehung einführte , so klar und treffend geschildert, daß in dieser Schilderung neben einer Fülle von Belehrung zugleich die gerechteste Würdigung liegt. Wenn General v. Williſen in Manchem irrte, so war es nicht in der Sache selbst,

Es ist über diesen Krieg und über diese Schlacht viel Unverständiges geurtheilt worden. Uns hat sie lebhaft erinnert, welchen Schaß von Wahrheiten wir in unserern Lehrern Willisen und Clausewiß besißen. Natürlich , daß sich überall die Lehren des Ersteren bei den Formen der Bewegungen und ihren Grundgedanken hervordrängenz aber bei den inneren Gewalten, welche wir die Schlacht bewegen sehen , denken wir unwillkürlich an die meister haften Schilderungen des Letteren . Der Verfasser anserer Schrift, wie er von dem Augenblick spricht, wo in der Seele beider Feldherrn der Glaube , die Schlacht halten zu können , wankt, weist auf ein treffendes Wort Souwo row's hin in den " Gesprächen über den Krieg " von de Maistre (S. 46) ; uns ist dabei wieder recht lebendig ge= worden, wie die Lehre vom Krieg" ganz besonders für uns in dieser Zeit geschrieben zu sein scheint. 24.

Miscelle.

Die [ Die Flotten der vorzüglichsten Seemächte.] Triester Zeitung" stellt in einem Artikel über die Debatten im englischen Unterhaus bezüglich der Kriegsmarine nach dem bekann= ten Statistiker Macgregor die Hotten der vorzüglichsten Seemächte wie folgt zusammen : England hat 115 Linienschiffe , nämlich 11 von 120 , 1 von 110 , 50 von 104 , 4 von 92 , 2 von 90 , 11 von 84 , 9 von 80 , 7 von 78 , 18 pon 72 , 2 von 70 Kanonen ; ferner 63 Fregatten (25 von 50, 10 von 44, 22 von 42, 4 von 40, 1 von 38, 1 von 36 Kanonen ) , wozu noch 2 zweideckige von 60 und 6 von 50 Kanonen auf dem Stapel kommen . Ferner noch 21 Corvetten von 24 bis 28 und 8 von 18 bis 22 Kanonen , 18 Kriegsschaluppen von 14 bis 18 und 59 Briggs von 6 bis 16 Kanonen, ungerechnet die vielen Paket , Wach- und Transport> schiffe u. s. w. Rußland: 4 Linienschiffe von angeblich 120 Kanonen , 6 von 110 , 15 von 84 , 19 von 74; 48 Fregatten von 44 bis 60 Kanonen , ungefähr 60 kleine Schiffe und - 22 Dampf boote. Frankreich: 40 Linienschiffe , 50 Fregatten , 40 Cor vetten, 102 Dampfschiffe u. f. w. Spanien: 2 Linienschiffe, 5 Fregatten, 6 Corvetten, 8 Briggs , 15 Dampfschiffe u. f. w. Portugal : 2 Linienschiffe , 6 Fregatten , 8 Corvetten , 11 Briggs, Sardinien: 4 Fregatten, 4 7 Schooner , 2 Dampfschiffe. Corvetten, 3 Brigantinen , 1 Brigg , 6 Dampfschiffe u. s. w. im Ganzen 60 Kriegsfahrzeuge mit 900 Kanonen. Das Königreich beider Sicilien : 1 Linienschiff, 5 Fregatten , 1 Corvette , 2 Bom benschiffe, 5 Brigantineu und 2 Galeeren; im Ganzen mit 484 Kanonen , nebst 12 ausgerüsteten und 2 im Bau befindlichen Dampfschiffen. Griechenland : 2 Corvetten , 2 Dampfschiffe, 1 Paketboot , 13 Briggs , 10 Schooner , 5 Kutter u. 1. w . Türkei: 9 Linienschiffe , 2 Fregatten , 3 bis 4 Schaluppen und 4 bis 5 Dampfschiffe. Sweden: 16 Linienschiffe , 8 Fregatten, 8 Briggs und Corvetten, 6 Schooner , 12 Dampfschiffe u. f. w. - Norwegen: 2 Fregatten , 3 Corvetten , 1 Brigg , 5 Schoo ner, 4 Dampfschiffe , 4 Dampfpaketschiffe , 132 Kanonenboote. Dänemark: 6 Linienschiffe, 7 Fregatten , 5 Corvetten , 4 Briggs, 3 Schooner , 4 Kutter, im Ganzen 29 Kriegsschiffe mit 996 Ka nonen , außerdem 4 Dampfer , 41 Kanonenboote u. f. w. Sol Land: 7 Linienschiffe , 17 Fregatten, 15 Corvetten , 17 Briggs --und Paketschiffe , 18 Dampfschiffe u. f. w. Die vereinigten Staaten: 10 Linienschiffe , 12 Fregatten vom ersten Rang u s.w.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag , 19. Auguſt 1851 .

N 99 .

SL

Allgemeine Militár:-Zeitung. Württember g . Ludwigsburg , 7. Aug. Geſtern wurden hier in

Gegenwart mehrerer Artillerieoffiziere ſieben von dem öſter:

nante functioniren ; außerdem 75 Capitäne mit feſtem Aufenthalt.

Der Stab eines Artillerieregiments beſteht aus 1 Oberſt, 1 Oberſtlieutenant, 7 Escadronschefs , 1 Major,

reichiſchen Pyrotechniker Lukaszy verfertigte Kriegsrake- 1 Lehrer der Reitkunſt ( Capitán ), 2 Capit. Adj. mat., ten von der Anhöhe des großen Artillerieerercirplates über

1 Capit. d'habill. , 1 Capit. trés. 1 Adj. trés. , 1 Lieu

dieſen hinweg in einer Entfernung von etwa 1400 Schrit-

tenant des Generalſtabs (nicht bei allen Regimentern),

ten abgeſchoſſen , und es ergab fio das glänzendeReſultat, 1 Chir. mat., ? Chir. aide-maj., 1Veterinaire 1. ri. daß , was die Sicherheit und Verläßlichkeit der Schußlinie Bet jeder Batterie befindet fich 1 Capitan -Commandant, mit dieſen Raketen nach den gezielten Puncten betrifft,

1 Capitän en second , 1 erſter Lieutenant, 1 zweiter Lieu : tenant oder Unterlieutenant. Zu dem Stabe des Pon ben . Wie wir hören, ſollen demnächſt in Gegenwart einer tonnirregiments gehören 1 Öberſt , 1 Oberſtlieutenant,

hierin alle Erwartungen der Sachkundigen übertroffen wur

Commiſſion von competenten Richtern größere Verſuche mit 4 Bataillonschefø, 1 Major , 2 Adjut. maj. ( Capit.), i den erwähnten Brandgeſchoſſen angeſtellt werden. (S. M.) officier d'habill. und 1 trés. (beide Capit.), 1 Adjoint au trés., 1 Chir. maj. , 2 Chir. aide-maj. Bei jeter Defterreichiſche Monarchie.

Compagnie befindet fich 1 Capitan - Commandant, i Ca=

Hamburg , 2. Aug. Am 18. Auguſt werden ſämmt- pitän en second., 1 erſter Lieutenant, 1zweiter Lieute nant oder Unterlieutenant. liche öſterreichiſche Truppen , welche fich hier im Norden

Die Offiziere einer jeden Duvriers compagnie , der

befinden , ein großes Feldmanöver in der Umgegend Comp. d'armuriers und einer jeden Compagnie der Hamburgo ausführen. Zu demſelben werden mehrere Veteranenkanoniere ſind: 1 erſter, 1 zweiter Tapitán öſterreichiſche hohe Militārperſonen , unter Andern der Erz- und 1 erſter und 1 zweiter Lieutenant. herzog Albrecht, wie auch viele höhere Dffiziere anderer Der Stab des Parftraine zählt 2 Oberſtlieutenante, (Hamb. Nachr.) ſodann pr. Escadron 1 Escadrons chef , Commandant , i Cap.-maj., zweiter Commandant, 1 Cap . Adj. maj. , 1

Staaten erwartet.

Cap. d'hab ., 1 Cap. trés. , 1 Chir. maj. 1. RI. , i Ve

Blick auf die franzöſiſche Armee zu Anfang des Jahres 1851. (Fortfeßung.)

terinaire 1. Kl. Die 8 Compagnieen , aus welchen fich eine Escadron zuſammenießt , werden jebe von einem Lieu tenant oder Unterlieutenant befehligt; bei einigen Gom

pagnieen befinden ſich 2 Offiziere. Die zum Artilleriecorps" gehörigen Etabliſſements find folgende:

1 ) Das Centraldepot der Artillerie - Mert Das Artilleriecorps. ftätten , Muſeen , Bibliothek , Inſpectionen der Gießereien, Dasſelbe beſteht aus 14 Artillerieregimentern à 16 Schmieden und Waffenmanufacturen; Verification des Batterieen, 1 Regiment Pontonnire (Nr. 15) zu 12 Com- Rechnungsweſens der Arſenale (Vorſtand, ein Diviſions Präſident des Artilleriecomite's). pagnieen , 12 Compagnieen Duvriers der årtillerie, 1 general, 2) Die Applications dule der Artillerie und Compagnie Armuriers (Algier) , 4 Escadronen Artilleriedes Benie ( 1 Brigadegeneral). parftrain ,5 Compagnieen Veteranenkanoniere. 3 ) Die Artilleriecommandemente in den Milis Das Artilleriecorps zählt 7 Diviſions-, 12 Brigabegenerale , 46 Oberſten , 46 Oberſtlieutenante, 152 Es- tärbivifionen ( 8 ) und in Algier (1 ). Jebem derſelben Capitäne en 1er , 295 Capitäne en 2d.,

ſteht ein Brigadegeneral vor, unter denen Befehl alle in

249 erſte, 197 zweite Lieutenante, 85 Unterlieutenants :

dem Bereich des Commandementsbezirkes ſtehende Artil

cabronschef ,

eleven und 41 Unterlieutenante, welche als zweite Lieute- lerieabthellungen , Artilleriedirectionen mit den zu dieſen

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gehörigen Waffenmanufacturen , Gießereien , Schmieden, Arsenalen , Pulverfabriken und_Salpeterfabriken. Die Hauptorte der Commandements find Paris , Douai, Mez, Straßburg, Besançon , Lyon , Toulouse , Rennes, Algier. 4) Die Artillerteschulen zu Besançon , Douai, Lafere, Mez , Rennes , Straßburg , Toulouse, Vincennes, Lyon, Bourges , Valence. Diese Schulen werden unter der Oberaufsicht der Artilleriecommandanten in den Mili tärdivisionen (siehe Nr. 3 ) durch die diesen Generalen attachirten Oberstlieutenante dirigirt. Der Cursus ist ein dreifacher, nämlich an Unteroffiziere , an Lieutenante und Unterlieutenante , welche nicht , und an solche , welche aus der Applicationsschule hervorgingen. 5) Die Artilleriedirectionen zu Algier, Bastia †, Ba yonné †, Besançon, Bourges †, Brest, Cherbourg †, Con ftantine, Douai, Grenoble, Lafere , La Rochellet, Lyon, Mez , Mezieres, Montpellier †, Nantes †, Oran , Paris, Perpignant, Rennes , Saint- Omer, Straßburg , Lou Iont und Toulouse. Die Directoren sind Oberste der Artillerie.

plane. Das Arsenal des Geniecorps befindet sich zu Mez und steht unter der Direction eines Obersten. Re = gimentsschulen find zu Mez , Arras und Montpellier ; das Personal einer jeden besteht aus 1 Bataillonschef oder Oberstlieutenant als Commandanten , 1 Capitän 1. Kl., Adjoint , 1 Professor der Mathematik, 1 des Zeichnens und 1 der Grammatik und der Schreibekunst. Das eigentliche Frankreich wird in 21 Fortifica = tionsdirectionen getheilt, deren jeder ein Oberst des Genie als Director vorsteht. Dieselben sind : Paris,

6) Waffenmanufacturen von Chatellerault †, Mußig, Saint- Etienne , Tulle t; von Stabsoffizieren dirigirt. 7) Die Unterinspectionen der Schmieden des Doubs zu Besançon, der Mosel zu Mez , der Ardennen zu Me zieres , des Cher zu Nevers †, des Quest zu Rennes , des Midi zu Toulouse; unter der Leitung von Stabsoffizieren. 8) Die Gießereien zu Douai, Straßburg und Tou louse; unter der Leitung von Stabsoffizieren. 9) Pulver- und Salpeteranſtalten, Zündhütchenfabrik †. a) Pulverfabriken zu Angouleme t, Esquerdes , Bouchet, Nipault +, Mez , Pont de Buis , Saint- Chamas †, Saint Medard †, Saint-Ponce , Toulouse und Venges. b) Sal peterraffinerieen zu Bordeaur †, Lille , Marseille †, Nancy, Paris t, Ripault †, Toulouse. Anmerk. Die mit bezeichneten Directionen und Anstalten gehören zu keinem der sub 3 ge nannten Artilleriecommandements .

Geniecorps und Applicationsſchule der Artil: lerie und des Genie. 1) Gentecorps. Das Corps zählt 5 Divisions , 7 Brigadegenerale, 29 Obersten, 29 Oberstlieutenante, 109 Bataillonschefs , 212 Capitäne 1. Kl. , 179 Capitäne 2. Kl. , 63 erste, 44 zweite Lieutenante , 46 Unterlieute= nantseleven und 13 als zweite Lieutenante functionirende Unterlieutenante. Die Genietruppen bestehen aus 3 Regimentern zu 16 Compagnieen in 2 Bataillonen, 2 Compagnieen Ouvriers und 1 Compagnie Veteranen. Der Stab eines Regiments besteht aus 1 Oberst, 1 Oberstlieutenant, 2 Bataillons chefs , 1 Major , 2 Capitäne adj. maj. , 1 Capitän trés., 1 Abf . au trés., 1 Capitän d'habill. , 1 Fahnenträger (Lieutenant oder Unterlieutenant), 1 Chir. maj. , 2 Chir. aide-mas. ――――― Jede der beiden Ouvriercompagnieen hat 2 Capitane, 1 ersten Lieutenant und 1 zweiten Lieutenant oder Unterlieutenant; die Veteranencompagnieen 2 Ca= pitäne. Das Depot der Fortificationen (1 Divisions general, 5 Obersten , 1 Bataillonschef und 2 Capitane) befindet sich zu Paris ; ebenso die Gallerie der Relief=

Havre, Amiens , Arras, Lille, Mezieres , Mez , Straß burg, Besançon , Lyon , Embrun, Loulon , Montpellier, Perpignan, Bajonne , La Rochelle , Clermont, Nantes, - Algerien zerfällt in die Brest, Cherbourg, Ajaccio. Directionen Algier, Oran und Constantine. - Die Di rection des Depots der Fortificationen der Colonieen be findet sich in Paris. 2) Die Applicationsschule der Artillerie und des Genie. In dieselbe werden nur Zöglinge der poly technischen Schule zugelassen , welche mit der Bestimmung, in einer der Waffen (in der ersten auch zur See) Offi= ziere zu werden , aus dieser entlassen worden sind. Bet ihrem Eintritte in die Applicationsschule erhalten sie den Grad und die Auszeichnung des Unterlieutenants . Nach einem Verbleiben von 2 bis längstens 3 Jahren werden fie in der Reihenfolge ihres Verdienstes und wenn sie das Austrittsexamen genügend bestanden haben , definitiv in ihre Waffe eingereiht. Die Zeit ihres Verweilens in der Schule, vom Tage der Zulassung an , wird ihnen zu 4 Dienstjahren als Offizier gerechnet. Der Stab besteht aus 1 Brigadegeneral des Genie oder der Artillerie als Commandant, 1 Capitän en 1er als Aide -de-camp , 1 Oberst oder Oberstlieutenant der Ar tillerie oder des Genie als zweiter Commandant , 1 Ba= taillonschef des Genie , 1 Escadronschef der Artillerie, 5 Capitänen der Artillerie, 3 des Genie und 1 Chir. prin cipal 1. Kl. 15 Professoren und Adjoints (darunter 2 vom Civil) ertheilen Unterricht in Topographie, Con= ſtructionslehre, Mechanik, Artillerie, permanenter Forti fication, Kriegskunst und Geodäste, Chemie , Zeichnen, deutsche Sprache, Reitkunst. Außerdem gehören zum Per sonal der Schule noch 12 Beamte verschiedener Katego= rieen. (Fortseßung folgt.)

Literatur. 1) Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen im Sommer des Jahres 1849. Mit einer Neber sichtskarte des Kriegsschauplaßes und 6 Schlachten= plänen. gr. 8. Pesth 1850. Gedruckt bei Lande rer u. Heckenast; Verlag von Hermann Geibel. ( VII u. 549 S.) 8 Thlr.

2) Bericht über die Kriegsoperationen der Russischen Truppen gegen die Ungarischen Rebellen im Jahre 1849. Nach officiellen

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vielem Betracht der anziehendere. Er enthält die Aus einandersegung und Entwickelung des großen Trauerspiels, dessen lester Act sich in raschen Schlägen , in zusammen gedrängiem Sturz im Sommerfeldzug abspielt; er weist uns erschütternd auf die tiefen Schäden in der Politik und Wir haben bis jezt nur von einzelnen Theilen des im Heerwesen zurück , denen allein eine so große Krank ungarischen Krieges oder von blos übersichtlicher Betrach heit des Staates entspringen konnte, und die wir träg tung desselben zu berichten Gelegenheit gehabt (A. M. 3. und behaglich wieder zu vergessen im Begriffe find. Der 1850. Nr. 84, 104, 133, 151 ; 1851. Nr. 35); und er Winterfeldzug zeigt zuerst die Unfähigkeit flüchtig zusam= mengerafften Landsturms gegen geübte Soldaten , dann ein hat wohl auch einer eigehenden und vollständigen Behand erfolgreiches Auftreten von meist jungen Formationen, das lung mehr als irgend ein anderer der lezten großen Kämpfe Schwierigkeiten entgegengesezt. Ist er doch wie diese von unsere höchste Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt ; in der so tief in's Gemüth greifenden staatlichen Erschütterungen Mannichfaltigkeit seiner einzelnen kriegerischen Erschei= hervorgerufen und begleitet gewesen , daß sich unter ihrem nungen ist er eine reiche Fundgrube für die Taktik und fortwirkenden Einfluß nur mit Mühe ein annähernd freier übertrifft endlich an strategischer Bedeutsamkeit den Som und unabhängiger Standpunct behaupten läßt; spricht er merfeldzug entschieden , weil in ihm ein Gleichgewicht der doch , wie fie, mit der Unmittelbarkeit einer Erfahrung zu Kräfte war , bei dem die Kunst in ihre vollen Rechte tre= uns , die wir im trägen Genügen an einer literarisch be= ten konnte. vorzugten Friedensentwickelung so nicht erwartet hatten, Wir bedauern danach , daß es die Natur der Dinge und die in ihrer vollen Bedeutung zu erkennen und zu noch nicht erlaubt hat , seine Geschichte zu schreiben ; dem würdigen , eine ernste scharfe Selbstprüfung und Selbst Verfasser *) des erst angezeigten Werks über den Sommer überwindung erfordert. Dabei hat aber der ungarische Feldzug sind wir darum nicht weniger zu dankbarer Aner Krieg eine Mannichfaltigkeit von besonderen Schauplägen, tennung verpflichtet. Die bescheidene Zurückhaltung von wie kein anderer; fast durchgängig führten vier oder fünf einer Geschichte des Winterfeldzugs , für den treue und Heere in verschiedenen Landestheilen mit größerer oder lebendige Quellen noch so sparsam fließen, und dem der geringerer Selbstständigkeit zugleich den Kampf; und, um Verfasser (was er für eine unerläßliche Bedingung bei so viel , als sich damit die Mannichfaltigkeit und das an= Schilderung von Ereignissen der Gegenwart hält) , nicht regende Interesse des Bildes steigert , um so viel schwerer beigewohnt hat, dürften sich andere zum Muster nehmen : erscheint es , dasselbe in einen Rahmen innerlich verbunden auch der Sommerfeldzug ist reich genug an eindringlichen zusammenzufassen. Schon die Mittheilungen mußten darum Erfahrungen über die Kriegführung im Einzelnen und ungleicher und sparsamer fließen, wie denn vom bestegten im Großen , über ihren tiefen Zusammenhang mit der Theil wirklich Officielles nur theilweise in genügendem Politik, über die inneren Kräfte, die Heer und Staat be= — reich Maße bekannt wurde: schwerer noch sind in solchem Falle wegen und ihre Ordnungen stüßen und beleben, in Zeit und Raum die Stellen herauszufinden , an welche genug , um die berufensten Federn zu beschäftigen, und eine Entscheidung sich anknüpfte und in denen jede Dar neben der ihm natürlich gesicherten inneren Theilnahme stellung und Beurtheilung ihre Mittelpuncte zu suchen hat. unsere ernste fortgesezte Betrachtung in Anspruch zu nehmen. Ohnedieß pflegt in einem Lande, welches sich in seiner Zum erstenmal finden wir hier diesen Feldzug in allen Gesammtheit erhoben , der Krieg selten den einfachen Li seinen Theilen im Zusammenhang dargestellt. Was die nien zu folgen , auf welchen die Wissenschaft mit vollem Quellen anbetrifft, so dürfte die Angabe, daß alle Ori Recht die Entscheidung suchen lehrt ; auch hier müssen diese ginaloperationsacten der E. k. österreichischen Armee ohne Linien und Grundzüge bei einer richtigen Kriegführung Ausnahme, dann eine große Masse von erbeuteten Acten vorherrschen, aber der Kern der feindlichen Kraft tritt in stücken der Insurgenten , militärischen und politiſchen In dem überall durch Widerstand und Kampf bewegten Ge halts , dem Verf. zu Gebote standen und mit Sorgfalt fichtskreis weit weniger deutlich hervor. In Ungarn traten und Wahrheitsliebe benußt wurden , das Vertrauen des Quellen zusammengestellt von H. v. N. , kais. ruff. 1. und 2. Theil. 8. Obersten des Generalstabs. Berlin 1851. Jn Commission bei Simon Schropp u. Comp. (190 S.) 1 Thlr.

Volks- und Landesnatur noch mit besonderem Einfluß Hinzu; namentlich der Winterfeldzug will sich noch nirgends, am wenigsten in seinem unerwarteten und raschen Wechsel des Geschickes , recht fassen lassen. Wie viel wir vom großen Gang der Bewegungen , von den einzelnen Ge fechten , von den Fehlern der Leitung auf der einen , von ihren Vorzügen auf der anderen Seite wiffen mögen : über die Mängel und Gebrechen , die bei der österreichischen Hauptarmee besonders geherrscht haben müssen , wie über die rasche und geschickte Schöpfung des anfangs so losen , überall flüchtigen ungarischen Heeres, wiffen wir noch, zur Aufklärung der letzten Ursachen fener merkwürdigen Er scheinung so viel wie nichts. Scheidet sich beim Ende des Siegeslaufes der unga= rischen Waffen der Krieg von selbst in zwei wesentlich verschiedene Abschnitte , so ist freilich der Winterfeldzug in

Lesers ebenso gewinnen , als die Versicherung, daß der Verf. thätiger Zeuge der Operationen und Mitkämpfer in den wichtigsten Schlachten dieses Feldzugs war." Hier= nach besteht der Zweck des Verfs. in einer vollständigen, genauen und wahrheitsgetreuen Darstellung jener Opera tionen , welche durch k . k . Truppen allein oder im tak tischen Verbande mit k. russischen Truppen ausgeführt wurden , während die Operationen der E. russischen selbst ständig agirenden Armeetheile nur in allgemeinen Umriffen gegeben worden , um den Zusammenhang der Operationen ersichtlich zu machen, und das große Bild dieses Feldzugs, klar und richtig gezeichnet, vor dem Auge des Lesers auf zurollen."

*) Oberft Ramming vom f. 1. österreichischen Generalstabe wird allgemein als derselbe bezeichnet.

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Mit der politischen Bewegung beschäftigt sich der Ver Wie der Verf. sich die Gränzen seines Werkes nach den Mitteln, die ihm zu Gebote standen, so maßvoll vor= fasser gerade so weit , als es zum Verständniß der Kriegs ereignisse gehört; mit der Beschränkung auf den Sommer zeichnet, so gibt das Werk selbst ein schönes Zeugniß sei ner entschiedenen Berufung dazu. Wie er gewollt hat, feldzug fiel wohl ein weiteres und tieferes Eingehen auf so rückt es das Bild des Feldzugs vor unser Auge; man die legten Ursachen der großen Erschütterung weg. Wie sieht, es ist von einer Hand entworfen, welche den viel aber das ganze Werk sich durch Mäßigung, Einfachheit verschlungenen Zusammenhang dieser Fülle von Kriegs und Wahrheitsliebe auszeichnet, so fügt der Verf. seinem ereignissen wohl selbst hat lösen helfen, man sieht, es hohen militärischen Werth durch den gehaltenen , edlen Sinn und Takt, womit er stets vom ungarischen Volk schreitet mit der Betrachtung durch die manchmal verwir rend ineinandergreifenden Begebenheiten , ähnlich , wie und seiner Erhebung spricht, den schönsten Schmuck hinzu. Einen gleichen Rang können wir dem angezeigten Werk Haynau's kühne, einfache Kriegführung in der Wirklich keit durch sie hindurchgeschritten ist. Durch das sichere des ruſſiſchen_Generalstabsobersten nicht einräumen . Es Urtheil des Verf. werden wir stets auf den rechten Punkt bringt ohne Zweifel schäzbares Material zum ungarischen gestellt, um die Ueberschau zu gewinnen und dabei doch Sommerfeldzug herbei, und vieles Einzelne aus den Be in Unbefangenheit und Selbstständigkeit erhalten. Der wegungen der russischen Heere ist hier zum erstenmal , so= Die Zusammenziehung, Verf. steht zu hoch, um seine Ansicht aufzubringen; mit wie auch ausführlich mitgetheilt. die Pläne, die großartigen Verpflegsanstalten sind ziemlich voller Unparteilichkeit läßt er jedem Theil sein Recht und eingehend geschildert; die Organisation und Stärke der seine Anerkennung : der russischen Kriegsführung gegenüber Truppenmacht ist in Etats , denen nur die Zusammenstel deutet er mit wahrhaft seiner Schonung, doch erkennbar, seinen Zweifel und seinen Tadel an ; bei den Ungarn lungen der Unterabtheilungen fehlen , bis in's Einzelne angegeben; die Märsche und Gefechte der Heereskörper spendet er Lob und Tadel ohne eine Spur von kleiner fehlen nicht, bei einigen der letteren findet sich selbst eine feindseliger Gehässigkeit. Daß das Werk alle irgend bedeutenderen bekannten auf gelungene Terrainbeschreibung gegründete deutlichere Angaben in Bezug auf Organisation , Stärkeverhältnisse, Schilderung und auch der Gang des Krieges im Allge= Verluste , Aufstellung , Vertheilung 2c. der streitenden meinen läßt sich wohl aus dem Werk erkennen ; aber der Heere enthält, versteht sich hieraus wohl von selbst; die Verf. hätte bei gehöriger Benugung officieller Quellen einzelnen Kriegshandlungen, die Gefechte, Schlachten, Be weit mehr leisten müssen. Die Erzählung macht im Gan lagerungen sind mit verschiedener Ausführlichkeit erzählt, zen einen flüchtigen Eindruck; die meisten Bewegungen und je nachdem wohl dem Verf. mehr oder weniger genaue Gefechte eilen viel zu rasch vorüber, Kleines ist häufig mit Den Beschreibungen der zu viel Nachdruck und übertriebener Betonung hervorgehoben ; Nachrichten zu Gebote standen. (3. und 11. Juli), wir stoßen auf manche Unrichtigkeiten und Widersprüche. Komorn Raab, Pered, von Schlachten Szőreg und Temeswar kommen in Zeichnung , Haltung und Für den strategischen Ueberblick ist es sehr störend , daß Darstellung der Truppenbewegungen trefflich ausgeführte die Kriegsbegebenheiten zu gleichzeitig neben einander lau Pläne zu Hülfe ; bei anderen reicht die Terrainbeschreibung fend dargestellt und so die Thaten aller selbstständigen zum Verständniß aus; einige, darunter besonders das Tref= Heeren überall bis auf Punkte geführt sind, die gar keine fen bei Hegyes (14. Juli), hätten wir , ihrer taktischen entscheidende Bedeutung haben. Ueberhaupt können wir Bedeutsamkeit wegen , gerne noch mehr in die Einzelheiten uns mit dem strategischen Urtheil des Verfaſſers am we= geschildert gesehen. Die Karte von Ungarn zur Uebersicht nigsten einverstanden erklären. Er spricht im Ton über der großen Bewegungen läßt Einzelnes zu wünschen übrig. triebener Zuversicht den russischen Waffen die Ehre des Die Haltung ist etwas verwischt , die bedeutenden Puncte Erfolgs hauptsächlich zu ; aber er ist in seiner BehaupAuf eine Beleuchtung der Enttreten nicht deutlich genug hervor, vielleicht hätten zu ihren tung nicht glücklich. Gunsten kleinere Namen wegbleiben können; die Straßen wickelungen des Verfassers können wir uns hier natürlich sind nur schwer nach ihrer Wichtigkeit und Güte zu un nicht einlassen , da eine literarische Fehde der Art die terscheiden; die Flüsse könnten etwas stärker hervorgehoben Aufgabe und die Gränze dieser Zeilen überschritte: *) auf sein ; die Bergdarstellung läßt zwar die Hauptzüge und die russische Kriegführung aber werden wir im Laufe der ihre Gliederung erkennen, unterdrückt aber zum Theil das folgenden Betrachtungen über diesen Feldzug mehrfach zu= Uebrige zu sehr. Indessen erfüllt fie bei aufmerksamer rückkommen. Benußung ihren Zweck und man wird nicht leicht etwas ( Fortseßung folgt.) Sie ergänzt sich mit Nothwendiges auf ihr vermissen. der Beschreibung zu einem fertigen Ganzen; die wichtige= ren Puncte , wie z . B. Komorn , Temesvar, Plateau von *) Wir wollen auf die Besprechung des ruffischen Werkes hier. aufmerksam machen , welche in der A. A. 3. (Nr. 66 u . 67, Tittel, Peterwardein u . s. w. , sind in leßterer besonders dann Nr. 192 ff.) offenbar von geübter und fachkundiger vollständig klar und sicher geschildert. Daß sich der Verf. Hand erschienen ist. Sie zeigt zwar ftellenweise eine sehr auf eine besondere strategische Statiſtik und Landesbeschrei= natürliche Gereiztheit , gehört aber in ihrer schlagenden Ent bung nicht eingelaffen hat, lag wohl im Zweck ſeines wickelung wohl zum Besten , was in dieser Art geschrieben Werkes vorgezeichnet ; man kann solche Dinge , so er= wurde , und ist auch für Den , welchen nur die Ereignisse wünscht sie auch sein mögen , immer von anderer Seite selbst intereffiren , reich an anziehenden Aufschlüssen , Lehren und Erfahrungen. her ergänzen .

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

N 100 .

21. Auguſt 1851 . பாபரா

Allgemeine Militar - Zeitung. Blick auf die franzöſiſche Armee

1 Capitän en resid. fixe, 1 Lieutenant adjoint , 1 Lieu tenant Zahlmeiſter; 3 Parks der Reparaturen ( zu

zu Anfang des Jahre8 1851.

Algier , Dran und Philippeville), bei jedem 1 Capitãn en 1er , Commandant, 1 Lieutenant adj. und Zahlmeiſter (in Algier leßtere Charge beſonders ).

( Fortresung.)

Die Truppen der Adminiſtration .

Sede der drei Compagnieen Duvriers hat 1 Capitän 1 ) Das Bataillon Duvriers der Adminiſtra -

en 1er , Commandant, 1 Capitän en 2d. . 2 erſte und 2

tion beſteht aus einem Stabe, 6 Compagnieen und einer zweite Licutenante (bei der erſten in Algier 4 ). Depotcompagnie. Zum Stabe gehören i Bataillonschef,

Der Stab einer Trainescadron beſteht aus 1 Escadrong

1 Ådj. maj. ( Capitän), 1 Capitän trés., 1 Capitän d'ha- chef (bei der 3. ein Oberſtlieutenant), 1 Capitän -major, bill., '1 Chirurg. aide-maj.; zu den Compagnieen 10 Ca- Lieutenant Inſtructor, zugleich Adjutant-major, 1 Capt pitäne , 7 Lieutenante und 14 Unterlieutenante.

2 ) Das Corp8 der Militärequipagen beſteht

tän trés., Capitãn Chir. aide-maj., 1 Ve= terinär Jede d'habill., Escadron2 formirt en 11er. 4 Compagnieen

aus dem Directionsperſonal, 3 Compagnieen Ouvriers und 1 Depotcompagnie. Die ' 4 Escadronen ſollen an und 4 Trainescadronen . Das erſtere vertheilt fich fol- Offizieren haben : 1 Oberſtlieutenant, 3 Escadronschefs, gendermaßen: Generaldirection der Parts (zu Ver- 32 Capitāne, 54 Lieutenante und 58' Unterlieutenante. non) , 1 Oberſt, Director des Parks und Obercomman

Sanitätsdienſt.

1 Capitän adjoint; 1 dant der Duvrierscompagnieen, Lieute nant; 2 Parcs de construction (zu Vernon und

Der Cabre der Sanitätsoffiziere auf dem Friedensfuß iſt aus nachſtehender Tabelle erſichtlich:

Chateaurour) für jeden 1 Escadronschef , Unterdirector,

Inspec- Principaux.

Ordinaires.

Majors.

Aides -maj.

Ad

Sous

Sotal.

Chirurgiens

7

Pharmaciens Total nach Klaffen .

Total nach dem Grade

24 5

12 5

24 48

44

22

22

| | |

12 5

.

7

66

44

11

5

.

aides. RI. joints. 1. RI. 2. RI. | 2.KI.

-

-

Conseil de santé Medecins

1. RI. 2. Kl. 1. RI.. 2. RI. 1. RI. erron

teurs .

45

-

83 12

166 24

134 22

268 44

95

190

156

312

285

468

45

5 127

-

1137

460

113

460

Allgemeiner Effectivſtand des Corps

Zu Paris befindet ſich die École d'application de la

Officiers d'adm .

médecine militaire, deren Perſonal aus einem Inspecteur

hors cadre als Director , 6 Profeſſoren (Sanitätsoffiziere

Art des Dienſte 8 .

Verwaltungsdienſte.

en

en

tal.

paux. 1.21./2 . st. 1er 2d. .

Lazarethe

Aus nachſtehender Tabelle iſt der Cadre der Verwal- Bekleidung u. Lagerung tungsbeamten erfichtlich.

Adjutants Do

Prin- comptables ci

verſchiedener Grade) und 1 Bibliothekar und Conſervator der Sammlungen beſteht.

1377

Lebensmittel

8

25

25

6 12

120 150 ) 328 24 24 78

80

80

90! 1001 362

811

812

für die Prüfungen und den Unterricht und regelt die An= wendung der Zeit der Eleven. Er unterbreitet seine Vor 1) Die polytechnische Schule zu Paris. Der Zu schläge dem Kriegsminister und erstattete diesem jährlich tritt findet einzig auf dem Wege der Concurrenz statt. Für einen Rapport über den Unterricht und seine Resultate. die zu dem Ende alljährlich abzuhaltenden Prüfungen Diese Functionen find übrigens provisorisch einer zur Re veröffentlicht der Kriegsminister vor dem 1. April das vision der Zulassungs- und Unterrichtsprogramme nieder Programm der Materien , in welchen geprüft werden soll gesezten gemischten und in ähnlicher Weise zuſammenge= und die Zeit des Beginnes der Prüfungen . Um zu den lesteren zugelassen werden zu können , muß man Franzose seßten Commiſſion übertragen . 2) Die Specialmilitärschule zu St. Chr. Die und dabei am 1. Januar des laufenden Jahres minde stens 16, höchstens 20 Jahre alt gewesen sein (bei Mili selbe ist bestimmt, Offiziere für die Zufanterie , Cavalerie tärpersonen 25 Jahre nach vorausgegangener zweijähriger und die Infanterie der Marine zu bilden. Bezüglich der Dienstzeit). Die Penfion beträgt 1000 Francs; der Nationalität und des Lebensalters gelten die nämlichen Betrag der Ausstattung wird jährlich durch den Kriegs Bedingungen für die Zulassung. Mit dem 17. Lebens minister bestimmt. Die Dauer, des vollständigen Unter jahre muß jeder zum Eleven Ernannte ein Engagement richtscursus beträgt 2 Jahre. Diejenigen Zöglinge, welche auf 7 Jahre abschließen . Unteroffiziere, Corporale oder das Austrittsexamen zur Zufriedenheit bestanden haben Brigadiere, sowie Soldaten der Armee , welche über 20 und deren physische Tauglichkeit zum öffentlichen Dienste Jahre alt sind , werden zum Gramen zugelassen , wenn sie nachgewiesen ist, haben, nach dem Rang , welchen fie in beim Beginne des Eramens wenigstens, 2 Jahre dienen, vorausgesezt , daß sie das 25. Lebensjahr noch nicht über= der durch eine Jury aufgestellten Claſſificationsliste ein nehmen und je nach der Zahl der offenen Stellen das schritten haben. Hinsichtlich des Programms für die Prü Recht der Wahl unter den Diensten , die von der Schule fungen der Candidaten , der Pension ( 1000 Francs ) und der Ausstattung gelten die nämlichen Bedingungen wie aus besezt werden , nämlich : die Artillerie der Land- und oben. Der Cursus ist zwei-, längstens dreijährig ; die Seemacht; das Genie der Armee und der Marine ; die Zahl der Eleven kann bis zu 600 betragen. Je nach der Marine nud das Corps der hydrographischen Ingenieure; Verdienstnummer in der beim Austritt stattfindenden Clas Brücken , Chauffeen und Minen ; das Corps des General stabs ; Pulver- und Salpeteranstalten ; die Verwaltung fificirung und nach Maßgabe der offenen Stellen haben die Zöglinge das Recht, sich für eine der genannten Waf= der Telegraphen und die des Tabaks. Das Personal besteht aus : 1 Commandant (Brigade fen zu entscheiden. Die ersten Dreißig concurriren für die general), 1 zweiten Commandanten (Oberst oder Oberst Pläße von Unterlieutenantseleven der Applicationsschule des Generalstabs . Die zur Cavalerie zugelassenen Eleven Iteutenant), 3 Capitänen der Artillerie , 3 Capitänen des müssen ihae Instruction in der Cavalerieſchule (fiche diese Genie, 5 Eraminatoren der Zöglinge und 4 Eramina toren für die Zulassung, 1 Studiendirector , 2 Professoren unter Cavalerie) vervollständigen. Das Personal der der Analysis, 1 der Mechanik, 1 der descriptiven Geo Schule besteht aus 1 Commandant (Brigadegeneral) , 1 metrie, 1 der Physik, 2 der Chemie, 1 der Kriegskunst Oberst oder Oberstlieutenant als zweiter Commandant, 1 und der Fortification, 1 der Geodäfie, 1 der Architektur, Oberstlieutenant als Bataillonschef der Infanterie und so vielen Offizieren, Unteroffizieren , Corporalen und Sol 1 der französischen Sprache , 1 der deutschen Sprache, 1 des Zeichnens , 3 Lehrer für das freie Hand-, 1 für das daten aller Waffen , als der Effectivstand der Eleven und die Bedürfnisse des Dienstes erheischen ; 1 Studiendirector Maschinen und 1 für das topographische Zeichnen , 11 Repetitoren und 5 Repet. adjoints ; außerdem 1 Verwal und 1 oder 2 Unterdirectoren , 6 Graminatoren für die ter, 1 Caissier archiviste , 1 Bibliothekar, 1 Conservator Zulassung, 15 Professoren (darunter 5 Offiziere) , welche des Mobiliars , 3 Conservatoren der wissenschaftlichen in den Artilleriewissenschaften , Topographie, Mathematik, Sammlungen , 1 médecin ord. 1. Kl . , 1 Chir. aide-maj. Administration, Kunst und Geschichte des Krieges , Forti fication , den schönen Wissenschaften , Geschichte, Geogra= 1. Kl., 1 Zahnarzt, 1 Baumeister. Der Studienrath (conseil de perfectionnement) be- phie , descriptive Geometrie , Physik, Chemie, Zeichnen und deutscher Sprache Unterricht ertheilen, nnd 16 Repe= steht aus dem 1. Commandant (Präsident) , dem 2. Com= titoren (8 Offiziere) ; sodann 2 Maitre d'armes, 1 Maitre mandanten, dem Studiendirector, den 5 Eraminatoren der de gymnastique , 1 Trésorier, 1 Oekonom, 1 Archiv= Zöglinge, 3 Mitgliedern der acad. des sciences , 2 Ge= neralen der Artillerie und des Gente, 1 General des co secretär und Bibliothekar, 1 Almosenier , 1 Médecin ord. oder Chir.-maj. und 2 Aide-maj. mité consultatif des Generalstabs , dem Director oder Unterdirector der Pulver- und Salpeteranstalten , 1 Ge= 3) Das Militär - Collegium (Collège militaire) neralinspecteur oder höheren Offizier der Marineartillerie, zu La Fleche. Dasselbe ist zur Erziehung von Söhnen vermögens 1 Generalinspecteur des Genie der Marine, 1 General der Marine, 1 Jugenieur en chef des Corps der hydrogra loser Offiziere oder solcher Unteroffiziere , Corporale oder phischen Ingenieure , 2 Generalinspecteuren des Corps der Brigadiere und Soldaten , welche entweder auf dem Felde Brücken und Chauffeen, 1 Generalinspecteur der Minen der Ehre geblieben sind , oder in Folge unter den Fahnen und 4 Professoren der Schule. Der Studienrath ist mit erhaltener Verwundungen amputirt wurden , oder pensio der oberen Leitung und Verbesserung des Unterrichts be nirt, oder endlich nach wenigstens 20jähriger Dienstzeit auftragt; er bringt den Unterricht mit dem der Applica beabschiedet wurden. 300 Eleven werden ganz vom Staate tionsschulen in Nebereinstimmung, verfaßt die Programme unterhalten ; bei 100 anderen zahlt er die Hälfte der Koſtenz

Militärschulen.

813

814

auch_werden solche Kinder zugelassen , welche die ganze Pension von 850 Fr. bezahlen. Die Zulassung findet jeden 1. October ftatt; die Kinder müssen dann zwischen 10 und 12 Jahren alt sein. Die Zöglinge können bis zum Ende des Schuljahres , in welchem sie das 18. Lebens fahr vollendet haben , im Collegium verbleiben. Das Personal besteht aus : 1 Commandanten und Stu diendirector (Brigadegeneral) , 1 zweiten Commandanten und Unterstudiendirector (Bataillonschef) , 1 Capitän und 3 Lieutenanten der Infanterie (von letteren 1 für die Gymnastik) , 13 Professoren der human . und 7 Profefforen für Mathematik (reine und angewandte) , Physik , Chemie, deutsche Sprache und Zeichnen , 2 Schreib- und Rechnen lehrern, 15 Repetitoren , 1 Bibliothekar (zugleich trésorier und Archivſecretär) , 1 Dekonom , 1 Almosenier , 1 Chi rurgien , 1 Chir. consultant.

Preßburg zurückgeführt und auf beiden Donauufern , der rechte Flügel bei Hochstraß, der linke über Szered bis Freistadtl an der Waag sich ausdehnend , aufgestellt wor= ben; Preßburg und Freistadtl wurden verschanzt , bei Deutsch-Altenburg eine Brücke über die Donau geſchlagen. Die Ungarn unter Görgey hatten anfangs Mai die Ver folgung ihrer Vortheile aufgegeben und waren gegen Ofen abgerückt , welches sie nach 17tägiger Belagerung in einem allgemeinen Sturm am 21. Mai nahmen . Bis Görgen danach an der Waag wieder stark genug wurde, den An griff gegen die österreichische Hauptarmee fortzusehen, kam die Mitte des Juni heran : die Oesterreicher ihrerseits hatten zunächst keinen anderen Zweck, als ihre Stellung zu behaupten, sowohl um sich zu ordnen und zu verstär= fen, als weil der große gemeinsame Angriff wegen der für die Zusammenziehung der Russen nöthigen Zeit erst in der zweiten Hälfte des Juni begonnen werden konnte. So standen die Operationen hier bis zu dieser Zeit ſtill.

4) Die Normalschießschule zu Vincennes. Per fonal: 1 Commandant (Escadrons- oder Bataillonschef), 1 Professor (Capitan) , 1 Professor adjoint (Capitän), 1 Jnstructor und 1 Unterinstructor). 5) Gymnastische Anstalten (gymnases division naires) befinden sich zu Arras , Met , Straßburg , Lyon, Montpellier. Directoren find Lieutenante der Infanterie.

6) Das Gymnase musical militaire ist zur Aus bildung von Musikmeistern (chefs de musique) und taug= lichen Instrumentisten für die Regimentsmusiken bestimmt. Director der Anstalt ist gegenwärtig M. Carafa , Mit glied des Instituts . Die Zahl der Eleven ist 281. Der Cadre der Ueberwachung besteht aus 1 Lieutenant, 1 Un terlieutenant, 8 Unteroffizieren und 8 Corporalen und steht unter dem Commando eines Offiziers des General stabes . (Schluß folgt.)

Literatur. 1) Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen im Sommer des Jahres 1849 u. s. w. 2) Bericht über die Kriegsoperationen der Russischen Truppen gegen die Ungarischen Rebellen im Jahre 1849 u. s. w. (Fortseßung .)

"

Mehr als ein flüchtiger Ueberblick, in dem vorzugs weise die Hauptmomente mit ihren Erfahrungen sprechen sollen, können diese Betrachtungen natürlich nicht sein. Wir legen dabei hauptsächlich das österreichische Werk zu Grunde und folgen dem Gang seiner 9 Abschnitte. Der 1. Abschnitt gibt eine Uebersicht der Stellung und Stärke der friegführenden Heere in Ungarn und Sieben bürgen, dann erzählt er die Ereignisse bei der österreichi fchen Donauarmee bis zur Eröffnung ihrer Offensivope rationen am 26. Junt. Nach dem Unglück , welches die österreichischen Waffen im April betroffen hatte , war die österreichische Hauptarmee von Feldzeugmeister Welden bis

Die österreichische Hauptarmee , nun unter dem Ober befehl des Feldzeugmeisters Haynau , war in vier selbst= ständige Armeecorps eingetheilt und zählte in 70 Batail Ionen und 76 Escadronen 55,890 Mann Infanterie, 9470 Mann Reiteret mit 288 Geschüßen : das 3. Armeecorps bet Dedenburg hatte den rechten Flügel und seine Avant garde bis Sz. Miklos vorgeschoben; das 1. Armeecorps um Wieselburg und Ungarisch- Altenburg hielt mit den Vortruppen von Csorna über Hochstraß bis Hedervár auf der kleinen Schütt; das 2. Armeecorps stand auf der großen Schütt von Bös bis Vasarut , an der unteren Waag von Farbasd bis Sellye ; das 4. Armeecorps hatte bei Tyrnau das Hauptquartier und die Reserve, hielt die Waagübergänge bei Szered und Freistadtl mit je 1 Bri gade befest und hatte an der oberen Waag die Brigade Benedek bei Trentschin , die Brigade Barco bei Silein; etwa 3 Bat., welche in der obigen Stärke nicht enthalten find, waren als Besaßungs- und Bewachungstruppen in Preßburg und Leopoldstadt. Die russische Infanterie division Panutine, welche in der Stärke von 16 Bat. und 2 (östreichischen) Esc. 10,780 M. Jnf. , 250 M. Netterei mit 48 Geschüßen einen integrirenden Theil der österreichischen Donauarmee bildete, stand im Anfang bet Preßburg und wurde später mehr hinter die Mitte des linken Flügels in die Gegend von Bösing und Modern verlegt. Die österreichische Südarmee , unter dem Ban von Croatien Feldzeugmeister Jellachich , mit Ausschluß_der Besagungen von Semlin , Essek und Agram für die Ope= rationen im freien Felde in 41 Bat. und 351 Esc. 44,100 M., 7165 Pferde mit 168 Feld- und 20 Be lagerungsgeschüßen stark, hatte mit einem Corps von etwa 10,000 M. Peterwardein am rechten Donauufer cernirt ; mit der Hauptstärke hatte sie anfangs Junt mit Erfolg die Offensive ergriffen und nach einem Siege bei Kaacs (7. Juni) die Bácska bis zum Franzenscanal in Besit genommen; sie stand nun mit dem Gros bei Verbaß und hatte eine Brigade in Neusaß , welche Peterwardein auch auf dem linken Flügel einschloß. Das siebenbürgische Armeecorps unter Feldmarschall lieutenant Clamm-Gallas zählte in 11½ Bat. und 16 Esc,

815

816

10,000 M. , 2200 Pferde mit 36 Geſchüßen und brach Vortruppen bei Urméry ; das 2. und 3. Corps bei Neu am 23. Juni aus seinem Lager in der Wallachei auf, um häusl , die Vortruppen gegen Negyed und Sellye an der in Verbindung mit dem russischen Corps des Generals Waag; das 8. Corps hielt Komorn und die große Schütt, Lüders in Siebenbürgen einzurücken. In der Bukowina das 7. Raab besezt , die Division Kmethy_bildete bei stand die Colonne des Obersten Urban , 3000 M. mit Marczaltö an der Raab den äußersten linken Flügel. Die 500 Pferden und 9 Geſchüßen ſtark, bestimmt , mit dem Streifcorps bewegten sich am äußersten rechten Flügel zwi= russischen Corps des Generallieutenants Grottenhjelm in schen dem oberen Waag- und Neutrathal. Siebenbürgen einzurücken. Gegen die russische Hauptmacht war die Nordarmee Ein Reservecorps , Ende Juni, 6 Bat. und 3 Esc. mit dem Gros bei Demethe zwischen Bartfeld und Eperies, mit 12 Geschüßen stark, bildete sich unter Nobili bei Wien; mit Reserven in Eperies und Kaschau aufgestellt. Sie ein zweites unter Felbzeugmeister Nugent von 8000 M. zählte unter Dembinski , hernach Wysocki, in 24 Bat. und Inf. , 500 M. Reiterei und 24 Geschüßen vereinigte sich 12 Esc. 17,220 M. mit 57 Geschüßen. bei Bettau in Steiermark und operirte von der Gränze Die Bács -Banater Armee unter Perczel , später Vetter, nach der Gegend zwischen dem Plattensee und der Mur stand nach dem siegreichen Vordringen des Banus Jellachich und Drau. theils nördlich des Franzenscanals bei Therefiopel , Das allgemeine Vorrücken der russischen Truppen sollte D- Kanisa u. s. w., theils im südlichen Banat an der Hauptarmee Die vom 17. und 18. Juni an geschehen. unteren Theiß. Sie war in 132 Bat. und 14 Esc. unter Fürst Paskewitsch stand mit dem 2. und 4. Armee 12,283 M. mit 2530 Pferden und 40 Geschüßen ſtark. corps bei Dufla, mit dem 3. , nach dessen anfänglicher zu ihr gehörten : die Besaßungen von Perlaß , Orsova, Bestimmung zur Mitwirkung aus dem oberen Waagthal Pancsova u. s. w., zusammen in 9 Bat. und 62 Esc. gegen Komorn oder Waizen , bei Neumark. Das 2. Ar 7183 M. mit 1160 Pferden und 28 Geschüßen; die Be mcecorps zählte in 32 Bataillonen und 32 Escadronen fagung von Peterwardein 8000 M.; das 5. Armeccorps 28,000 Mann Infanterie und 4000 Mann Reiterei mit unter Vécsey meist mit der Belagerung von Arad und Esca 44 und Bataillonen 112 Geschüßen; das 4. in 48 dronen 43,000 M. Infanterie und 5500 M. Reiteret mit Lemeswar beschäftigt in 10 Bat. und 7 Esc. 9541 M. 176 Geschüßen; das 3. , mit Einschluß der später etwa mit 20 Feld- und 49 , später 64 Belagerungsgeſchüßen. Die Armee des Bem behauptete um jene Zeit noch 12,000 M. starken Division des Generallieutenants Grabbe, Siebenbürgen ; wechselnd zusammengefeßt, zählte fie damals die vom 2. Corps dem 3. zugetheilt war , beim des letteren zur Hauptarmee aber im oberen Waagthal 42,068 M. mit 4590 Pferde, 102 Feld- und 10 Belage= zurückblieb , in 48 Bat. und 44 Esc. 43,000 M. Infan rungsgeschüßen . Unter Guyon bildete sich eine Reservearmee von 10 Bat., terie und 5500 M. Reiterei mit 176 Geschüßen . Die Gesammtstärke der rufſiſchen Hauptarmee betrug ſonach in 6 Esc. und 12 Geſchüßen , 8190 M. mit 1400 Pferden . 128 Bat. und 120 Esc. etwa 114,000 M. Jnfanterie und Die gesammte reguläre Streitmacht der Ungarn hat 15,000 M. Reiterei mit 464 Geschüßen . Hinter ihr stand sich sonach auf etwa 162,000 M. mit 27,000 Pferde und das 1. Armeecorps in derselben Stärke wie das 3. in 488 Feldgeschüßen belaufen, zu welcher Geschützahl übri= Bereitschaft und als weitere Reserve wurde noch ein Dra gens noch die in Reserven zusammengestellten zwölfpfünd gonercorps aus 2 Divisionen mit 6 reitenden Batterieen ner Batterieen hinzukommen. Zählt man die irregularen gebildet. und die in der Aushebung begriffenen Truppen, sowie Zum Einrücken in's nordöstliche Siebenbürgen von der den theilweis organisirten Landsturm , endlich die zahl= Bukowina her war eine Abtheilung des 5. Armeecorps reichen Festungsgeschüße mit, so ergibt sich die eigne An= unter Generallieutenant Grottenhjelm , 9400 M. Jufan gabe der Ungarn als wahrscheinlich , daß ihre gesammte terie , 1280 Pferde und 24 Geschüße stark, bestimmt; die Macht nahe an 200,000 M. mit 1800 Geschüßen gezählt Nach den obigen Angaben des österreichischen Hauptstärke des 5. Armeecorps unter dem General d. Juf. hat. v. Lüders , 25,000 Mann mit 68 Geſchüßen , sollte von Werks kann man die gesammte gegen Ungarn verwendete Süden her zunächst auf Kronstadt rücken. Die gegen österreichische Truppenmacht rund zu 130,000 M. mit Siebenbürgen bestimmte vereinigte Macht betrug demnach 520 Geschüßen annehmen. Für die gesammte russische 47,400 Mann mit 137 Geſchüßen , denen Ende Juli und Streitkraft gibt das russische Werk 162,951 M. mit 528 anfangs August noch 12 ruſſiſche Bataillone mit 14 Ge Geschüßen an ; nach den obigen , dem österreichischen Werk schüßen folgten . entnommenen Angaben würde sich etwas mehr ergeben, Die Ungarn hatten dem großen Angriff folgende Streit was daher rühren mag , daß im lezteren Werk wohl ein Theil der nachrückenden Truppen gleich mit aufgenommen kräfte entgegen zu stellen. Gegen Haynau's 76 77,000 M. und 324 Geschüße ist . Immer führten die verbündeten Mächte an 300,000 Mann mit über 1000 Geschüßen zum Angriff gegen Un= war die obere Donauarmee , das 1. , 2., 3. , 7. und 8. Armeccorps und 3 fliegende Abtheilungen, unter Görgey, garn , was jedenfalls , wenn man die innere Tüchtigkeit in 61 Bat. und 63 Esc. etwa 58,079 Mann mit 12,756 dieſer Truppen in Anschlag bringt , einer mehr als dop Pferden und 229 Geschüßen stark. Das 1. Armeecorps pelten Ueberlegenheit gleich zu achten ist. (Fortseßung folgt.) stand anfangs Juni bei Komjáthi im Neutrathale mit den

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag,

N 101.

23. Auguſt 1851 .

IN

Allgemeine Militár - Zeitung. Mecklenburg - Schwerin .

5 ) St.-Mairent, mit den Succurſalen St.-Jean d'An= gely , Fontenay le Comte und Le Gibaud ( Charente

Schwerin , 16. Juli. Von militäriſcher Seite beab fichtigt man , zu Ehren der in Schleswig und Baden

6) Gueret , mit der Succurſale Aurillac.

gefallenen meclenburgiſchen Krieger ein Denk mal auf dem Grercirplaße bei Schwerin zu er-

7 ) Auch , mit den Succurſalen Tarbes , Caſtres, Agen, Merignac, St.- Maurice (Landes) , Le Viſens ( Htes.

richten . Schon während des badiſchen Krieges wurde zu dasſelbe in Baden zu errichten , wurde jedoch ſpäterhin

Pyr.) und Ferme Fourcade ( Htes. Pyr.). Die Depotcommandanteit find alle Stabsoffiziere hors cadre , die der Succurialen meiſt Capitäne der Ca

aufgegeben und mit dem gegenwärtigen Plane vertauſcht,

valerie oder Artillerie . Außerdem befinden ſich in jeder

zu deſſen Realiſirung ießt bei den Soldaten wiederum Sammlungen ſtattfinden. (H. C.)

Zahl von Offizieren (Capitäne und Lieutenante) der Ca

dieſem Zwede bei der ganzen Diviſion geſammelt ; die gdee,

infer.).

Anſtalt je nach deren Bedeutung eine größere oter geringere valerie oder Artillerie und 1 oder 2 Veterinäre.

Der Cadre der Militärthierärzte iſt, wie folgt, be ſtimmt, nämlich :

Blick auf die franzöſiſche Armee Veterinaires

zu Anfang des Jahres 1851.

principaux

6

en 1er. aides sous-aides

102 124

270.

38

(SI u . )

Der Dienſt der Recrutirung und der Reſerve.

Die Militärtribunale. In jeder Militär - Territorial- Diviſion beſtehen zwei

eines jedenundDepartements befindet permanente Kriegsgerichte und 1 permanentes Reviſions ſich In ein dem DepotHauptorte der Recrutirung Reſerve. Diefelben

find je nach ihrer Wichtigkeit oder den Bedürfniſſen des gericht. EinKriegsgericht iſt aus 7 Mitgliedern zuſam Dienſtes 1. oder 2. Klaſſe. Das Perſonal eines Depots mengejest nämlid : 1 Oberft, als Präſident; Ritter: 1 Bataillons- oder Escadronschef, 2 Capitāne , 1 Lieute

2. Riaſſe jou beſtehen aus 1 Capitän, 1 Lieutenant, 1

1 Unteroffizier. Außerdem der be Unterlieutenant, 2 Ninteroffizieren . Bei denen 1. klaſſe nant finden, 1ſichUnterlieutenant, dabei: 1 Rapporteur für die Inſtruction

befindet ſich noch ein höherer Offizier. Leştere und die Prozeſſe, und 1 Regierungscommiffär, welcher die Funes Capitäne können der Infanterie oder Cavalerie entnommen des öffentlichen Miniſteriums ausübt. Das Revi fionsgericht ſein und ſind hors cadres; die übrigen müſſen der Infan- tionen beſteht aus 5 Mitgliedern , nämlich: 1 Gene

terie angehören und werden nur als detachirt betrachtet: ral, als Präſident , und 1 Öberſt, 1 Bataillons- oder Uebrigens befinden ſich in Wirklichkeit nur 2 Offiziere bei Escadronschef, 2 Capitänen als Richter, worunter der jedem Depot. Rapporteur; außerdem 1 Regierungscommiffär.

Sämmt

en Generalder commandirend werden von dem ernannt. Liche Nidter Militärdiviſion Das Remonteweſen und die Militärthierärzte. betreffenden Die Regierungs Es exiſtiren 7 Remontedepots und 18 Succurſalen, commiſjäre und Rapporteure der Kriegsgerichte werden nämlich :

aus den Bataillons- oder Gecabronschefe , oder aus den

1) Caen , mit den Succurſalen Alençon , le Bec und Capitänen und den Adjoints 1. und 2. Klaſſe der Inten oder Nonacti= Angers .

dantur genommen , ſeien dieſe in Activität

2) St.-lo.

vität , Neforme oder Retraite. Die Regierungscommiffäre

3) Guingamp , mit der Succurſale Morlair.

bei den Reviſionsgerichten werden aus den gntendanten

4) Villers , mit den Succurſalen Hesdin und Sam- oder Unterintendanten der 1. Klaſſe, den Oberſten und pigny.

den Oberſtlieutenanten , gleich viel, in welcher der ebens

819

820

ufer von den Ungarn erreicht wurde. Glücklicher waren die Ungarn auf dem rechten Donauufer , wo sie bei Cforma die Brigade Wyß des 1. Armeecorps überfielen und mit Verlust bis Letting zurückwarfen. Görgey's Absicht war nun deutlich ausgesprochen ; da= her ward am 18. und 19. Juni die Division Panutine Militärſtrafanſtalten. zur Unterstüßung des 4. Corps nach Dióßeg vorgezogen Ein Erlaß vom 19. Vendemiaire XII ( 12. Oct. 1803) und bei Pered eine Truppenmacht gesammelt , stark genug, mit Gesezeskraft hat zur Bestrafung der Deserteure, die um den Feind , nöthigenfalls mit Hülfe jener Division, Ateliers der zur Kugel und diejenigen der zu öffentlichen über die Waag zurückzuwerfen , was dem österreichischen Arbeiten Verurtheilten creirt. In die ersteren kommen Feldherrn zur Sicherung und Verdeckung der beabsichtigten die Deserteure in das Ausland oder auch im Inland im Vereinigung seiner Gesammtmacht auf dem rechten Donau Rückfall ; ebenso die aus den Ateliers der öffentlichen ufer nöthig schien. Die Ungarn kamen dem Angriff zu= Arbeiten Entwichenen und solche, deren Strafe dahin ge vor. Görgey versuchte noch einmal , seinen Plan durch mildert wird. Sie werden zu öffentlichen Arbeiten ver zusehen ; er griff am 20. Juni früh die Oesterreicher bei wendet und müssen dabei eine an einer cifernen Kette be Zsigard mit Uebermacht an und warf sie bis über Pered festigte Achtpfündner-Kugel schleppen ; fie tragen braune zurück, wo er die Nacht über mit der Mitte, den rechten Kleidung und Holzschuhe. Es gibt 4 Ateliers dieser Gat Flügel gegen die Waag ausgedehnt, den linken bei Kyra tung, nämlich 1 in Ajaccio und 3 in Algerien (Algier, Iyew lagerte. Nagy- Sandor mit dem 1. Armeecorps sollte bei Szered den Uebergang erzwingen und sich dann mit Mers-el-Kebir , Cherchell) . In den Ateliers der zweiten Art befinden sich Deser ihm vereinigen; Klapka hatte die Aufgabe , durch Vor teure in das Juland und wegen anderer Vergehen Be rücken in der großen Schütt den Angriff am 21. zu un= terstüßen . Indessen zog Feldmarschallieutenant Wohlge strafte c., welche eine eisengraue Kleidung tragen. Sol cher Ateliers gibt es 4 , sämmtlich in Algerien (1 in Al muth, unbekümmert um die Demonstrationen Nagy- San dor's in der Nacht eine Brigade von Szered , dann die gier, 1 in Oran und 2 in Constantine). Bei jeder der 8 Ateliers ist ein Capitän - Commandant Division Panutine von Dióßeg herbei und ging am Mor= gen des 21. ſelber zum Angriff über. Nach einem leb und ein Rechnungsbeamter. Sodann gibt es noch 5 Militär-Pönitenzanstalten : zu haften Kampf, der den Tag hindurch dauerte, wurde der Saint- Germain-en -Laye , Mez , Besançon , Lyon und Al Feind gezwungen , über die Waag und die Donau zurück zugehen; Nagy Sandor hatte seine schwachen Uebergangs gier, und 56 Gefängnisse in Frankreich und Algerien. versuche bald eingestellt; Klapka war in der Schütt nach einem ersten Vordringen bald zurückgeworfen worden und hatte sich nur mit Mühe in seiner ersten Stellung be= Literatur. hauptet. Am 22. Juni waren keine Ungarn mehr dies seits der Waag und der Neuhäusler Donau. Das Mißlingen dieses Angriffs , in dem ihre besten 1) Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen im Sommer des Jahres 1849 u. f. w. Truppen geschlagen wurden , brachte eine große Beſtürzung 2) Bericht über die Kriegsoperationen der bei den Ungarn hervor; sie erwarteten , die feindliche Ar Russischen Truppen gegen die Ungarischen mee würde ihnen auf dem Fuße über die Waag folgen. Um so besser konnte der österreichische Feldherr seinen Rebellen im Jahre 1849 u. s. w. großen Angriffsplan in's Werk sezen. Die ersten Züge ( ortfegung .) seiner Ausführung bis zur Besißnahme von Ofen-Pesth Als Görgey seine Macht an der Waag und Raab erzählt der 2. Abschnitt. Die Vereinigung der österreichi nach der Einnahme Ofens wieder vereinigt hätte , beschloß chischen Armee auf dem rechten Donauüfer geschah so rasch er einen lezten Offensivversuch. Er vermuthete die öster und geschickt, daß bereits am 26. Juni das 1. Corps bei reichische Hauptmacht bei Freistadtl und Szered, im Begriff, Wieselburg , das 3. Corps (rechter Flügel) bei Egyed und Szány, das 4. bei Ungarisch-Altenburg, die Division von da zur Offensive überzugehen , und dachte am Neu häusler Donauarm hinauf und in der großen Schütt einen Panutine und die Geschüßreserve bei Stagendorf zum all Gegenstoß auf Preßburg zu führen , der das feindliche gemeinen Vorrücken bereit standen ; das 2. Corps blieb Heer in zwei Theile trennen und ihm den Weg nach Wien auf dem linken Donauufer zur Vertheidigung der Schütt öffnen sollte. Bis zum 15. Juni ließ er unbedeutendere und Beobachtung der Waag zurück, später zur Beobach= Angriffe bei Szered an der Waag und auf der großen Schütt tung von Komorn in Verbindung mit dem russischen Corps machen , sowie bei Sereg-Akol und Aßod über die Neu des Generallieutenants Grabbe. Der Feind wurde völlig häusler Donau , bei Gutta über die Waag Brücken schlagen. überrascht und fand nicht mehr Zeit , sein vereinzeltes 7. Am 16. unternahm er dann einen zusammengesezten An Armeecorps bei Raab zu unterstüßen. Durch einen vor= griff auf drei Puncten , bei Bös in der großen Schütt, trefflich angelegten und ausgeführten, seine_linke Flanke von Aßod aus gegen Zsigard an der niederen Waag und im Vorrücken mehr und mehr umfassenden Angriff wurde bei Szered ; die Vertheidigung der Oesterreicher auf ihrer er aus seiner Stellung geworfen (28. Juni) und mußte 8 Meilen langen Stellung war aber so geschickt und kühn, ſich auf's 2. Torps und mit diesem in die Verschanzungen daß nur die Behauptung einiger Puncte am rechten Waag= von Komorn zurückziehen . Dahin zog Görgey am 29.

genannten Situationen -genommen. Außerdem befinden fich bei jedem Gerichte Substituten für die beiden Aemter, 1 Greffier , mehrere Commis - greffiers und Schreiber. Bei jeder Activdivision befinden sich gleichfalls 2 Kriegs gerichte und 1 Revisionsgericht.

821 auch sein 3. Corps , während er das 1. Stellung bei Neuhäusl nehmen ließ ; die Division Kméty war am 27. und 28. durch die geschickte Umgehung der Oesterreicher vom 7. Corps abgeschnitten worden und zog sich später bei Paks über die Donau zurück , wonach sie sich mit der Bacs-Banater Armee vereinigte. Die österreichische Armee rückte am 29. und 30. Juni auf die Höhe von Komorn und am 2. Juli ordnete Haynau eine allgemeine Vor rückung gegen Komorn an , um dem Feind eine entschei dende Schlacht anzubieten, wenigstens aber die Verbin dung von Komorn nach Öfen in Besiß zu nehmen. Der Feind entwickelte im Anfang wenig Kräfte , erst als die Desterreicher im Begriff waren , in's Lager abzurücken, brach er mit bedeutender Macht namentlich gegen den linken Flügel hervor. Nach einem hartnäckigen Kampfe gelang es den Desterreichen , ihren Hauptzweck zu errei= chen; fie umschlossen in den nächsten Tagen das verschanzte Lager auch auf der Seite nach Ofen hin und stellten durch eine Brücke bei Lovad die Verbindung mit ihrem 2. Corps her. Inzwischen verzögerte sich der durch das Vorrücken der russischen Hauptarmee gebotene Abzug Görgey's aus Komorn durch Zwiespalt mit seiner Regierung so lange, daß Görgey endlich vorzog , noch einen Verſuch zu machen, die Oesterreicher hier zu schlagen oder doch nach Stuhl= weißenburg durchzubrechen. Dieß führte zum blutigen Kampf vom 11. Juli, der mit der Zurückwerfung der Ungarn in ihr Lager endete. Am 13. Juli sahen die österreichischen Beobachtungsposten den Abzug Görgey's aus Komorn; sofort bricht Feldzeugmeister Haynau , nur das 2. Corps auf dem linken, das 1. auf dem rechten Donauufer der Festung gegenüber zurücklassend , nach Ofen Pesth auf, so daß er in und bei der Stadt , welche schon am 11. die Avantgarde des 3. Corps erreicht hatte, am 21. Juli seine Armee versammelt hatte. Die Bewegungen des 2. Reservecorps unter Nugent waren um diese Zeit mit Erfolg gegen die Aufstandsversuche in den an Steyer mark gränzenden Comitaten gerichtet und drangen Anfangs August bis zur Donau vor. Ihre Erzählung schließt diesen Abschnitt , ist übrigens für den allgemeinen Gang der Dinge von untergeordneter Wichtigkeit. Am 12. Juli schon wurde in Pesth die Verbindung zwischen den beiden Hauptheeren hergestellt; Görgey fand die nächste Rückzugsstraße nicht mehr offen. Den Ein marsch und die Bewegungen des russischen Haupthecres, welche dieß bewirkten , erzählt der 3. Abschnitt. Das erste anfangs April gestellte Hülfersuchen der österreichischen Regierung war nur auf das Einrücken von 20 - 25,000 Mann in Siebenbürgen und auf die Aufstellung einer Re serve bei Krakau von etwa 30,000 M. gerichtet gewesen; der fortwährend ungünstige Verlauf des Krieges machte aber bald ein entschiedeneres Einschreiten nöthig und es wurde dann verabredet , daß Rußland mit einer solchen Macht zur Unterſtüßung herbeirücken solle , daß eine rasche Beendigung des Krieges mit Gewißheit erreicht werden könne. Der erste Plan war , daß das 3. Corps aus dem Arvathal in's obere Waagthal oder nach Umständen über Neusohl und Schemniz direct in's Donauthal rücken solle; doch der anfangs noch ungünstige Gang der Ereignisse, sowie falsche Kundschaftsnachrichten über 50-60,000 Ungarn , die ihm entgegenständen , bewogen den Fürsten

822 Paskewitsch , das Corps heranzuziehen , um auf seiner Operationslinie über Eperies und Kaschau des Erfolges vollkommen sicher zu sein. Am 17. Juni begann die Be= wegung , das 2. und 4. Corps überstiegen in 4 Colonnen die Karpathen, das 3. rückte über Lublau auf Eperies ; der Feind leistete nirgends bedeutenden Widerstand , schon am 23. geschah die Vereinigung , vom 24. bis 26. rückte die Armee in Kaschau ein. Am 26. brach das 4. Corps zu einer Diversion nach Debreczin auf, erreichte am 28. die Theiß, erzwang leicht den Uebergang und rückte am 3. Juli ohne weiteren Widerstand in Debreczin ein . Am 6. Juli brach es wieder auf und rückte über Tokai auf Abrany , wo es am 12. Juli im Rücken der Hauptarme eintraf. Diese war unterdeſſen vorgerückt und hatte mit dem 3. Corps am 11. Juli Gyöngyös und Hatvan, am 12. Hatvan und Waizen besezt; das 2. Corps blieb bis zum 15. in Gyöngyös ; das 4. wurde zur Sicherung der Verbindungen nach Miskolcz zurückgeschickt. Am 15. Juli stieß die Avantgarde Görgey's in Waizen auf die des 3. russischen Corps ; die Russen mußten gegen die immer sich verstärkenden Ungarn die Stadt räumen ; Generalliente nant Saß machte am Mittag einen vergeblichen Angriff gegen das nunmehr angelangte 1. ungarische Corps . Am 16. Juli fand Görgey, daß die ganze russische Armee ihm gegenüber sei, sah, daß er nicht mehr durchbrechen könne, und wandte sich sofort zurück , um auf der Straße über Balassa- Gyarmath und Rima- Szombath mit Umgehung der russischen Armee die obere Theiß zu erreichen. Seine Arrieregarde wurde bei Waizen geschlagen ; das 3. ruf= sische Corps verfolgte fie bis Balassa- Gyarmath, seine Avantgarde bis zum Eipelfluß. Aber am 19. erhielt die selbe Befehl , die Verfolgung einzustellen , das 3. Corps wurde auf der kürzesten Linie über Hatvan zur Armee gezogen. Nur Generallieutenant Saß mußte mit 4 Rei terregimentern dem Feind folgen , um die Fühlung zu be= halten . Generallieutenant Grabbe mit seinem inzwischen sehr verstärkten Corps , welcher bis zum 15. Juli nachh Heilig-Kreuz vorgerückt war und im Begriffe stand , der Aufforderung des österreichischen Feldherrn folgend , mit dem 2. österreichischen Corps sich zur Einschließung Ko= morns zu vereinigen , erhielt nun plöglich Befehl , mit der russischen Hauptarmee zusammenzuwirken und auf Losoncz zu marſchiren , um der weiteren Verfolgung Görgey's durch die Abtheilung des Generallieutenants Saß gehörigen Nachdruck zu verleihen. Doch Görgey hatte zu viel Vor sprung und konnte bis Miskolcz nicht mehr eingeholt werden. Die Ursache aller dieser Maßregeln des ruſſiſchen Feldherrn scheint hauptsächlich ein Angriff gewesen zu sein, den Perczel , um das Durchbrechen Görgey's zu erleich tern , auf seine linke Flanke mit dem ungarischen 9. und 10. Corps unternahm. Der Angriff war zu spät und zu schwach. In einem kurzen Cavaleriegefecht bei Tura (20. Juli) ward Perczel's Avantgarde dermaßen gewor= fen , daß er sich rasch mit seinem ganzen Corps auf Szol nok zurückzog . Der russische Feldherr verfolgte nicht, son = dern wandte sich wieder zur Verfolgung , wo möglich Ver nichtung Görgey's , worin er um so ungehinderter vor schreiten konnte, da ihn Feldzeugmeister Haynau_benach= richtigte, daß er schon am 21. und 22. seine Offensiv bewegung nach Szegedin beginnen würde.

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Von der österreichischen Südarmee ist oben berichtet worden, daß sie Anfangs Juni mit glücklichem Erfolge die Offensive ergriffen und um die Mitte des Monats die Bácska bis zum Franzenskanal in Besiß hatte; ihr Auf treten verbot den Ungarn , hier Streitkräfte zur Verstär kung ihrer Hauptarmee wegzuziehen. Der Ban von Croa tien konnte seiner Stärke nach nichts weiter, als durch geschickte Bewegungen seinen Besiz behaupten und dabei fortwährend an der Verstärkung und Ordnung seines Corps thätig sein. Der 4. Abschnitt berichtet darüber. Am 25. Juni griff er die Ungarn in D- Becse an der Theiß an und zwang sie , mit dem größten Theil ihrer Macht die Bacska völlig zu râumen ; bei Perlaß wurde am 25. und 26. Juni ein Angriff_derselben zurückgeschla = gen. Inzwischen hatte sich die Festung Arad um 27. Juni in ehrenvoller Capitulation ergeben. Dieß machte den Ungarn möglich , wieder größere Streitkräfte in der Bácska zu sammeln; zugleich zog die bei Naab abgeschnittene Di vision Kmety's gerade jezt von der Donau heran. Bei dem siegreichen Vordringen der feindlichen Hauptarmee erschien es den Ungarn um so dringender, den Ban aus der Bácsa und dem Titteler Plateau völlig zu vertreiben. Vetter , der nun hier den Befehl führte , entschloß sich zum entscheidenden Angriff von Norden her , während er Kmety befahl , den Feind von Westen her kräftig in der linken Flanke zu fassen. Der Ban , ohne die ganze Ueberlegen heit des Feindes zu kennen , beschloß, durch einen Gegen stoß den Angriff zurückzuwerfen. Er griff in der Nacht Nacht vom 13. zum 14. Juli Vetter bei Hegyes an, fand ihn . aber vorbereitet und wurde nach einem blutigen Kampfe geschlagen. Er mußte die Bácska räumen ; ſeinen Rückzug führte er glücklich aus . Peterwardein ließ er auf dem rechten Donauufer um so fester einschließen , einen Theil seiner Truppen legte er um Ruma als Reserye, 3 Bri gaden blieben auf dem Plateau von Tittel. Am 23. Juli griffen es die Ungarn heftig an , mußten aber nach blu tigem Kampfe wieder abziehen. In Siebenbürgen hatte Bem anfangs Juni ſeine Ar mee in Corps vertheilt, welche beim Rothenthurmpaß, zu Hermannstadt , Kronstadt , im Törzburger und Tömöser Paß, um Csik- Cereda im Szekler-Land , um Bistriß, Borgo-Prund und im Paß von Tölgyes, um Brad im Thal der weißen Köres , endlich bei der Belagerung des Schlosses von Deva und der Festung Karlsburg standen. Der 9. Abschnitt erzählt die Operationen in Siebenbürgen von Anfang bis zu Ende. Generallieutenant Lüders brach am 18. Juni mit seinem Gros auf, nahm am 19. und 20. Juni nach einem lebhaften Kampf den Tömöser Paß, am 22. das Schloß von Kronstadt; am 20. rückte Gene ral Engelhardt fast ohne Widerstand über den Törzburger Paß ein. Bis zum 2. Juli geschah eine erfolgreiche Be wegung in's Szekler-Land , während gleichzeitig General Engelhardt im Alt-Thal bis Vlédeny , mit der Avant garde bis Sárkány vorrückte. Eine erneuerte Sammlung des Feindes in der Csik und die Nothwendigkeit, Kron stadt, als den Hauptpunct auf der Verbindung der Rus ſen , gegen jeden Anfall zu sichern , hielt hier die An= griffsbewegung gegen Hermannstadt und zur Entſeßung

der Festung Karlsburg kurze Zeit auf. Die Ungarn wur den bei Szepft- Szent- György am 5. Juli entscheidend geschlagen. Das österreichische Corps unter Feldmarschall= lieutenant Clam- Gallas , Aufangs zum Einrücken durch den Rothenthurmpaß bestimmt, wurde durch den Törz = burger Paß nach Kronstadt befchligt , traf am 16. Juli dort ein und bezog nun zur Deckung desselben eine schwie rige Stellung. Inzwischen war General Engelhardt wieder im Alt-Thal vorgerückt und hatte den Feind am 12. bei Fogaras geschlagen und gesprengt ; General Lüders folgte mit dem Gros , wandte sich dann nach dem Rothen= thurmpaß und drängte (21. Juli) nach einem lebhaften Gefecht die Besagung desselben in die Wallachei , während General Engelhardt gleichzeitig in Hermannstadt einrückte. Generallieutenant Grottenhjelm vereinte sich am 17. Juni bei Watra- Dorna in der Bukowina mit Oberst Urban und theilte sich in zwei Colonnen , davon die linke oder Hauptcolonne über den Paß Tihuza und Borgo -Prund nach Bistriß , die rechte über Kukuraſſa in das Thal des großen Szamos - Flusses einrücken sollte. Die Hauptcolonne brach am 20. Juni auf, schlug den Feind bei Marosseny und am 22. bei Borgo - Prund , während die linke Colonne nach einigen kurzen Gefechten das Szamosthal ſäuberte. Generallieutenant Grottenhjelm ließ die wichtigsten Puncte desselben zur Deckung gegen Einfälle aus der Marmaros durch den größten Theil der österreichischen Truppen be= sehen und zog seine Hauptmacht bei Borgo- Ruß zusam = men; von wo er die Vorhut über Jáad bis gegen Bistrit vorschob. Bem nahm 6-7000 Mann mit 14 Geschüßen zusammen und rückte von Bistrit heran , um die Russen zurückzuwerfen. Generallieutenant Grottenhjelm ging ihm entgegen, schlug ihn am 28. und 29. Juni bei Wallen dorf und verfolgte ihn über Bistriß hinaus bis vor die starke Stellung von Szeretfalva. Eine weitere Verfol= gung lag nicht in seiner Aufgabe, die zunächst vorzugs weise in der Deckung der Bukowina bestand. Er sam= melte daher sein ganzes Corps wieder in der Defensiv stellung bei Borgo-Ruß , suchte aber und fand am 5. Juli durch eine Reiterabtheilung über Száß-Regen die Ver= bindung mit General Lüders. Nach dessen Stellung glaubte er die Offensive noch nicht ergreifen zu dürfen und blieb stehen, bis er am 9. Juli vom Armeeobercommando den Befehl zum Vorrücken erhielt. Bem wurde um diese Zeit vnn Kossuth einmal aufgefordert , Verstärkungen in's Ba= nat zu senden , sich persönlich dahin zu begeben , dann den Oberbefehl über alle ungarischen Armeen zu übernehmen ; er ging jedoch nicht darauf ein. Die Anträge , wie seine Antwort , beweisen , wie schlimm es schon um die Sache der Ungarn stand ; er trug sich nämlich mit dem etwas abenteuerlichen Plane herum , einen Einfall in die Wal lachei zu machen , das Volk dort zur Erhebung zu bringen und die Türkei zum Krieg zu bestimmen . Dieß sollte die Russen aus Siebenbürgen zurückrufen und die dortigen ungarischen Kräfte anderswo verwendbar machen. Konnte der Plan , auch im glücklichsten Fall , wirksam werden, ehe die ungarische Sache völlig verloren war ? (Fortseßung folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

N

26. Auguſt 1851. மகாயர் .

102,.

. 1200

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Allgemeine Militär - Zeitung. Kurhelfen.

vorenthalten werden, unbeſchadet jedoch der Beſtimmungen im S 48 des Militärdienſtreglements.

Rajjel, 30. Juli. Die heutige Rafſeler Zeitung " $ 3. Die Dffiziere können nur in den durch die Straf enthält in ihrem amtlichen Cheile eine Verordnung geſege oder die Vorſchriften der gegenwärtigen Verordnung vom 21. Juli 1851, die Abänderung der SS 51 und beſtimmten Fällen und Formen ibres Dienſtes entſegt oder 62 der Verfaſſungsurkunde hinſichtlid des Militärdienſtes betreffend , dahin lautenb :

entlaſſen , oder an ihrem Dienſteinkommen verfürzt werden. S 4. Mit jedem Offiziersgrade iſt der dafür im Staats

„ Da es dem eigenthümlichen Berufe des Militärſtandes widerſtreitet, daß das peer nicht ausídließlich dein

Grund- Etat beſtimmte Normalgehalt verbunden ( ſ. jedoch SS 9 u, 28). Randesherrn unmittelbar verpflichtet ſei, wonach auch durch S 5. Außer dieſem Normalgehalte werden nach Maße die Verordnung vom 26. v . M. die Verpflichtung zur gabe der deßhalbigen Beſtimmungen des Staats -Grund Beobachtung und Aufrechthaltung der Landesverfaſſung Etats aus dem Dienſt- und Fahneneide der Offiziere des Ar= 1 ) den Offizieren höherer Grade , welche ein abgeſon e Dienſtaufwa unabhängig meecorps hinweggefallen iſt, und demzufolge die Offiziere, dertes Commandobeführen ihrem mamando , hierauf bezügliche, nds vonunter Entbindung von dem früher geleiſteten Eide, nach und Nepräſentatiouskoſten , der in der Verordnung vom nämlichen Tage , den Dienſt2) den Adjutanten , ſowie den zur Dienſtleiſtung der eid der Offiziere betreffend , beſtimmten Formel verpflichtet worden ſind; -- ſo werden , unter Vorbehalt der weiteren ---

Anordnungen , die SS 51 und 62. der Verfaſſungsurkunde, inſoweit darin dem Militärdienſte die Eigenſchaft des

Staatsdienſtes beigelegt iſt, nebſt der Ausführung dieſer Paragraphen im zweiten Theil des Staatsbienſigeſepies vom 8. März 183i, an deren Stelle die Beſtimmungen der Verordnung vom heutigen Tage treten, in Anſehung der auf die Kriegsartikel beeidigten Perſonen des Militärſtandes hiermit aufgehoben ."

Militäroberbehörden , dem

Generalſtabe und dem

Cadettencorps beigegebenen Offizieren die durch deren Dienſtleiſtung bedingten Zulagen bewilligt. S 6. Der Gehalt wird regelmäßig monatweiſe voraus bezahlt. $ 7. Denjenigen Offizieren , welche ohne ihr Anſuchen oder Verſchulden verſeßt werden , iſt für die Koſten des Umzugs, ſofern ihnen nicht durch die Verbeſſerung ihres Dienfteinfommens eine entſprechende Bergütung dafür zu

- Die Kurheffiſche Geſeß -Sammlung Nr. XVII enthält Theil geworden iſt , eine angemeſſene Entſchädigung zu eine Verordnung vom 21. Juli d. J., welche das Dienſt- bewilligen, und dieſe, unter billiger Berückſichtigung der verhältniß der Offiziere und Militärärzte regelt. in Betracht kommenden Verhältniſſe, im Betrage von einem Dieſelbe iſt mit Beziehung auf die bekannt gemachten Be- Achtzehntel bis zu einem Sechstel des Jahrgehalte zu ſtimmungen erlaſſen , welche die Abänderung der SS 51 , beſtimmen. S 8. Gehaltsabzüge finden bei den Beurlaubungen und 62 der Verfaſſungsurkunde hinſichtlich des Militärdienſtes angehen , und hat zum Zwec, dic allgemeinen, nur inſoweit ſtatt, daß 1 ) bei der etwa auf längere Zeit als ſechs Wochen zu Dienſtverhältniſſe der Offiziere und Militärärzte näher bloßen Privatzweden' nachgeſuchten Befreiung vom feſtzuſtellen, ſowie dem Bedürfniſſe einer dem dienfilichen Dienſte die Entziehung des Gehalts für die weitere Intereſſe mehr entſprechenden Sandhabung der Diſciplin Zeit verfügt , und abzubelfen , ſowie die Erhaltung der wahren Berufsſtel2) bei eintretender Verminderung des activen þeeres, lung und Ehre des Offizierſtandes zu verbürgen. Dieſelbe -

lantet :

ſowie bei beträchtlicher Beurlaubung von Mannſchaft,

S 1. Der Ernennung und Beförderung zu einer etatsmäßigen Offiziersſtelle ſoll in der Regel der Vorſchlag des Kriegøminiſteriums vorausgehen. § 2. Keinem Offizier kann der nachgeſuchte Abſchied

oder nach Feldzügen zur Erholung von ausgeſtan= denen Kriegsbeſchwerden , oder für Reiſen zur Er weiterung der militäriſchen Kenntniſſe, oder aus

anderen triftigen Gründen , auf Anſuchen des Be

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theiligten, ein längerer Urlaub mit halbem Solde, und zwar lezteres für die ganze Urlaubszeit, bewil ligt werden kann. S9. Wenn in Folge einer Reduction oder einer Dr= ganisationsveränderung des Heeres Stellen von Offizieren eingehen , so erhalten diejenigen , welche dadurch überzählig werden , drei Viertheile ihres Gehaltes als Wartegeld, insofern nicht schon in den Patenten neu ernannter Öffi ziere für den oben erwähnten Fall die Beurlaubung mit halbem Solde bis zum Einrücken in den Normaletat vor behalten worden ist. § 10. Der Gehalt und die Pension der Offiziere von dem Grade des Hauptmanns erster Klasse einschließlich aufwärts find für ein Viertheil , der Gehalt und die Pen fion vom Hauptmann zweiter Klasse an abwärts aber nur für ein Fünftheil der gerichtlichen Beschlagnahme unter worfen.

dieses nicht thunlich ist , solcher Aerzte , welche genaue Wissenschaft davon haben , Zeit , Ort und die nähe= ren Umstände der Beschädigung darzuthun, 2) im Falle einer bloßen Kränklichkeit hingegen , durch Gutachten der Aerzte, in deren Behandlung fie ge= standen , den Beweis beizubringen , daß ihre Unfähig = keit nicht Folge einer früheren frankhaften Leibes beschaffenheit oder zufälliger Ereignisse sei , sondern lediglich in erlittenen Kriegsstrapazen ihre Ursache habe. $ 15. Zur Beurtheilung der Dienſtunfähigkeit eines Offiziers wird entweder auf dessen eigenes Nachsuchen, oder auf den Antrag seines Commandeurs , oder auf Un sere unmittelbare Verfügung von dem Kriegsministerium eine, mit Unserer Genehmigung zu ernennende Commis fion niedergeseßt , welche unter dem Vorsige eines Generals oder Obersten aus drei Stabsoffizieren und dem General stabsarzt besteht. Spricht das von dieser Commiſſion abzugebende, sowie in jedem zweifelhaften Falle, wo es auf Beurtheilung eines Gesundheitszustandes ankommt, das auf Veranlassung des Vorstandes des Kriegsministeriums einzuholende wei= tere Gutachten des Obermedicinalcollegiums die Dienstun fähigkeit aus , und erhält dasselbe zugleich die Beistim mung des Vorstandes des Kriegsministeriums - hinsicht= lich der Gendarmerieoffiziere auch die des Vorstandes des Ministeriums des Inneren so ist Unsere schließliche Entscheidung darüber einzuholen. (Fortseßung folgt.)

$ 11. Durch die Verwendung eines auf Wartegeld oder in Pension stehenden Offiziers zu einer seiner Be= fähigung und seinen Verhältnissen entsprechenden Function außer dem Dienst im activen Armeecorps wird für den= felben kein Anspruch auf Erhöhung des Einkommens be= gründet. § 12. Die Offiziere werden nach eingetretener Un fähigkeit zu dem bisherigen activen Dienste, sei es wegen Gebrechlichkeit in Folge der Anstrengungen im Dienste oder eines unverschuldeten Unfalles , oder wegen Alters schwäche a) zu einer ihrer bisherigen Dienstführung oder ihren Fähigkeiten entsprechenden anderweiten Anstellung bestimmt, oder b) in das Invalidenhaus aufgenommen , oder c) mit Penfion in den Ruhestand verseßt. Würde ein Offizier, welcher nach a oder b versezt wird, den Uebertritt in den Ruhestand vorziehen , so kann ihm dieses nicht versagt werden , wenn er auf ein Drittheil seiner Pension verzichtet. Auch bei der theilweise noch vorhandenen Dienstfähig feit eines Offiziers kann demselben die Pensionirung auf sein Ansuchen nicht verweigert werden , wenn er das fünf zigste Dienstjahr vollendet hat und nicht in Untersuchung befangen ist. In diesem Falle wird jedoch ausnahmsweise die Zeit der Feldzüge (siehe S 18) nicht doppelt , und die etwa vor zurückgelegtem achtzehnten Lebensjahre eingetre tene Dienstzeit gar nicht angerechnet. § 13. Jeder Offizier , welcher Pension anspricht , hat feine Unfähigkeit zum ferneren Dienste nachzuweisen : a) durch Zeugnisse seiner Oberen , b) durch ein gehörig begründetes Gutachten von zwei Aerzten , in welchem sein Krankheitszustand genau darzustellen ist. § 14. Insbesondere haben diejenigen Offiziere, welche sich zu einer, den gewöhnlichen Maßstab überschreitenden Pension berechtigt glauben, auf das Bestimmteste nachzu= weisen, daß ihre Forderung den geseßlichen Bedingungen genügt, und zwar: 1 ) im Falle der Beschädigung im Dienste, wenn nicht deren Kundbarkeit einen weiteren Beweis überflüssig macht, durch Zeugnisse ihrer Oberen und der Aerzte, von denen fie behandelt worden sind , oder , wenn

Oeßterreichische Monarchie. Von der Adria , 16. Juli. Die entscheidenden Maßs regeln in Betreff einer Reform der österreichischen Flotte sind nunmehr , wie ich aus guter Quelle berichten kann , vom Ministerrathe getroffen und vom Kaiser ge= nehmigt worden. Ihre offielle Veröffentlichung steht jeden Tag zu erwarten. Admiral Dahlerup nebst einigen an= deren, meist dänischen Offizieren, erhalten unter Bezeigung allerhöchster Zufriedenheit und Ertheilung entsprechender Orden ihre Entlassung. Es wird ein Admiralitätsrath errichtet , mit dem Siz in Triest, und als deſſen Präsident der ehemalige Statthalter des Küstenlaudes , Feldmarschall lieutenant Wimpfen bezeichnet. Ihm zur Seite stehen dann eine bestimmte Anzahl sachkundiger Offiziere. Die erste Aufgabe des Admiralitätsrathes wird sein die Her= stellung der über alle Maßen geloderten Disciplin und Subordination , und aus diesem Grunde vornehmlich ist einer der energischsten Generale der Landarmee an die Spize des Seewesens gestellt worden. Das Commando in der Marine bleibt deutsch und soll jeder conscribirte Matrose darin von nun an Unterricht erhalten . Für die ersten Jahre sollen wo möglich Seeleute von der Nordsee angeworben werden. Die Flotte wird auf den Stand von 10 Fregatten , 8 Corvetten, 6 Briggs und 12 Dampf= booten mit einer entsprechenden Zahl von Transportschiffen gebracht. Von diesem Allem wird eine officielle Mitthei= lung an den Bundestag und die Aufforderung ergehen, die gesammte deutsche Seemacht unter eine Centralbehörde zu stellen. Dringende Bedürfnisse der Gegenwart erlau= . ben Oesterreich nicht , bis dahin die Reform seiner Flotte

829 aufzuschieben; in diesem Fall wird es zwar seine Einrich tungen als maßgebend empfehlen , jedoch bereit sein, nöthige Modificationen anzuerkennen und einzuführen. Auch eine gemeinsame deutsche Flagge wird beantragt, in welcher dann Oesterreich auf besonderem Feld noch sein Wappen anzubringen sich vorbehält und Preußen dasselbe zugesteht. Ein dreifaches Geschwader soll gebildet werden mit Sta tionen in der Ostsee, der Nordsee und dem adriatischen Meer und die Kostenvertheilung also geschehen , daß erste res Preußen , lezteres Desterreich , das in der Nordsee aber dem übrigen Deutschland zufiele. Indem Desterreich diese Vorschläge macht, bezweckt es durchaus nicht deren abso lute Annahme, sondern will nur seine ernste Absicht an den Tag legen, die seit Jahren schwebende Flottenfrage endlich zu einer den Interessen und Ansprüchen Deutsch (2. C.) lands würdigen Lösung zu bringen.

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erklärung , worin der Keim zum Untergang ihrer Sache lag. Denn diese warf den Zwiespalt zwischen die Regie rung und das beste ungarische Heer *) und machte zugleich jeden vernünftigen Plan für die weitere Kriegführung unmöglich. Desterreich wurde damit zum Vernichtungs kampf, die nächsten bedeutenden Mächte zur Hülfleistung nothwendig herausgefordert , die ungarische Sache in die tollen Abenteuerlichkeiten der europäischen Demokratie ver woben. Von ihr hat sie es denn alsbald geerbt, daß ihre Führer lauter Pläne machten , die in's Ungeheuere gingen. Nachdem die glücklichen Erfolge der ungarischen Waffen den größten Theil des Landes vom Feinde befreit hatten, wäre das Nächste gewesen, an die Behauptung der er= rungenen Vortheile, sowie an die Vertheidigung gegen das Einschreiten der Russen zu denken , welches damals schon mit ziemlicher Gewißheit vorauszusehen war , und die wenigen Wochen bis dahin möglichst zu benußen. Zu dem Zweck hätte man sich in Siebenbürgen und an der südlichen Gränze streng auf die Defensive beschränken und Literatur. alle verfügbaren Kräfte der Armee des Görgen zusenden 1 ) Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen müssen. Durch diese hätte dann die Belagerung und Ein im Sommer des Jahres 1849 u . f. w. nahme von Ofen geschehen müssen , die an sich ganz_rich= 2) Bericht über die Kriegsoperationen der tig war, weil seine Lage an der Donau und auf der Russischen Truppen gegen die Ungarischen Hauptverbindungslinie aus dem Inneren nach Komorn Rebellen im Jahre 1849 u. s. w. und der westlichen Gränze für den Angriff und noch mehr (Fort je ßung.) für die Vertheidigung_höchft_wichtig ist. Görgen wäre Nach der ganzen Lage der Dinge war damals um die dann von seiner Offensive nicht im wichtigsten Augenblick Mitte Juli die Entscheidung schon gegeben, und es galt abgerufen worden , und hätte, hernach verstärkt , seinen nur, sie zu vollenden . Es wird daher an dieser Stelle Stoß vielleicht bis Wien fortseßen können. Denkt man eine kurze Betrachtung an ihrem Orte sein , wobei wir diesen Gedanken durch , so sieht man , abgesehen von der wesentlich wieder das österreichische Werk zu Grunde legen inneren Erschütterung, die es beim Gegner hervorgerufen und dabei zuerst die Vertheidigung nach der Art, wie sie hätte, wie viel weiter die Ausgangspuncte des nachherigen ihre Aufgabe ergriff und zu lösen suchte, dann ebenso den Angriffes auseinandergedrückt worden wären , wie viel Angriff überblicken wollen. mehr Raum die Vertheidigung zur Bewegung , worin eben Es zeigt sich bei den Ungarn , wie tief der Krieg mit ihre Stärke liegt, gewonnen hatte. Eine lange Behaup= der Politik zusammenhing ; denn der größere Theil der tung Wiens , wenn es im glücklichen Fall erreicht worden Schuld für die Fehler und Versäumnisse , die bei ihnen wäre , hätte freilich nicht wohl im Bereich der Möglichkeit geschahen, lag ohne Zweifel in politischen Motiven. An gelegen; es wäre nur ein offensiver Stoß gewesen, von der Spise des Staates stand damals ein Mann , dessen dessen Gewinn an Zeit und Raum die nachherige Ver= sonst bedeutende politische Begabung durch die ausschwei theidigung hätte zehren können. Man muß , um die da= fendste Phantasie umnebelt war; zum Unglück für seine maligen Erfolge der Ungarn nicht zu überschäßen , sich Sache war er nicht Feldherr, nicht beim Heer, sah die erinnern : einmal, daß die österreichische Hauptarmee noch schweren Opfer nicht , womit ein Sieg erkauft wird, die in keiner Hauptschlacht geschlagen, daß sie wesentlich mit Zerrüttung nicht , welche eine Niederlage, besonders bet durch die strategische Lage und besonders durch den Ein jungen Truppen , hervorbringt : so knüpfte er an jeden fluß Komorns zurückgerufen war, und daß das gestörte Erfolg überschwängliche Hoffnungen , während ihn kein Gleichgewicht beim Rückzug gegen und über die Gränze kein Scheitern zur rechten Besonnenheit herabstimmte. Und sich nothwendig aus gleichen Gründen zu ihren Gunsten so erging es der durch ihn geleiteten Regierung und den mehr und mehr herstellen mußte; dann , daß die Entsen= Kammern. In einem großen Theil von demokratischer dung des Ban von Croatien eben damals wirksam zu Schwindelet bewegt , wußten sie die Gränze nicht zu fin werden begann , eine Entsendung , die, wie auch in ihrem den , welche ihnen in den Staatenverhältnissen Europas Erfolg sich ausdrückt , vollkommen gerechtfertigt war, weil und in dem Maße ihrer Kräfte nothwendig vorgezeichnet die Erhaltung jener treuen und wichtigen Provinz sich war. Statt sich streng auf die Behauptung der Rechte damit vergalt, daß aus ihr dem entsendeten Corps ein zu beschränken , welche ihnen von Kaiser Ferdinand im Kräftezuwachs wurde , mit dem es selbst auf diesem ent Anfange gewährt worden waren, und die sie vielleicht fernten Schauplaß mehr ausrichtete, als es wahrscheinlich hätten bewahren können, wenn sie die Verbindung mit bei der Hauptarmee gekonnt hätte. Aber die Häupter der Desterreich, ohne die Ungarn gar nicht bestehen kann, stets nachdrücklich genug betont hätten : statt dessen schrit= Wir machen in diefer Beziehung auf den merkwürdigen Brief ten fie, als kaum ein Schimmer von Glück die ungarischen Görgey's an den ungarischen Minifterrath vom 2. Juli auf merksam (S. 85 des österr. Werkes). Waffen begünstigt hatte, zn jener tollen Unabhängigkeits

831 ungarischen Erhebung waren von jeder solchen richtigen Schäßung der Lage fern ; sie träumten von einer Umge staltung Europas und wollten von allen Puncten aus Alles ausrichten ; ein centrifugales Streben , das ganz mit dem sittlichen centrifugalen Wesen der Demokratie übereinstimmt. Genug, Görgey mußte Ofen nehmen und erhielt auch 58 hernach die dringend verlangte Verstärkung nicht. ( fragt sich, was nun die Vertheidigung, wo sie auf sich zurückgedrängt war und an einen weit führenden Offensiv stoß nicht mehr denken konnte, zu thun hatte? Es waren drei Stellen im Lande, wo sie sich als an einem Mittel puncte festseßen, zum Stehen und Gehen " einrichten konnte. Zuerst Arad und Temesvar, dieses am Ausgang des Bega , jenes an dem des Maros -Thales , beide tief im Inneren des Landes , in ergebenen Comitaten gelegen. Der feindliche Angriff, bis er im aufgestandenen Lande hierher gelangte, mußte schon sehr geschwächt sein; die Beherrschung der Flüsse erlaubt , dem Feind auf einer Seite stark entgegen zu treten. Aber zu einem „ centralen Vertheidigungssystem“ fehlt nach ihrer Lage noch ein drit ter Punct; Szegedin ward zu spät mit einem verschanzten Lager umzogen und ist , wie günstig auch für sich gelegen, fast zu weit von beiden , und vor Allem war zwar der Fall von Arad mit ziemlicher Sicherheit Ende Juni zu erwarten , Temesvar dagegen konnte sich noch länger hal ten. Peterwardein mit dem Plateau von Tittel , welches lestere , einer Festung gleich , die Theiß und die Donau an ihrem Zusammenfluß beherrscht , liegen ebenfalls sehr weit vom Ausgangspunct des Angriffs und haben eine den Angriff nothwendig noch mehr zertheilende , die Frei heit entscheidender Bewegungen mehr fördernde Lage, als die vorigen. Dagegen liegen fie in und an einer der ungarischen Sache feindlichen Provinz und haben nach Süden wenig oder keinen Raum zum weiteren Ausweichen. Ueberdieß hatten die Ungarn das Plateau von Tittel, ohne welches Peterwardein wenig oder nichts ist, troß aller Anstrengungen noch nicht gewinnen können . Komorn am Einfluß der Waag in die Donau hatte als Festung ersten Ranges und durch seine Lage nahe an der Gränze eine hohe offensive Bedeutung ; auch die Vertheidigung mußte sich hier durch Beherrschung eines Hauptstroms wie die Donau mit Hülfe des verschanzten Lagers am rechten Ufer eine Zeit lang halten können. Ihre Aufgabe scheint demnach gewesen zu sein, bei Komorn dte Hauptmacht zu versammeln , mit ihr sich dort möglichst lange zu behaup ten, in der Zwischenzeit eins der beiden anderen Systeme vollständig in Besiß zu nehmen und dort zulezt noch ein= mal alle Kräfte zu versammeln. Die klare Erkenntniß eines solchen Plans lag der ungarischen Regierung ferne; wir sehen daher im Süden Ungarns nnr zersplitterte Unternehmungen , die weiter kein strategisches Interesse haben; nur Görgey hat den ersten Theil der Aufgabe zu erfüllen gesucht. Die Verzögerung des Offensivstoßes , welchen er gegen die österreichische Ar mee so früh wie möglich wagen mußte, scheint nicht ihm, sondern der Regierung zur Last zu fallen; eine andere Frage ist , ob er dafür die richtige Linie gewählt hat.

832 Traf er auf dem linken Donauufer den Feind mehr inner halb des Wirkungskreises der Festung , fand ihn alse, wenn die Unterstellung einer feindlichen Offensive auf die ser Seite richtig war, mehr zersplittert , und hatte er hier einen gesicherten Rückzug nahe , so wurde am rechten Do nauufer sein Stoß erst in weiterer Entfernung von Ko morn wirksam , er durfte bestimmt erwarten , beim Marsch nach Wien den Feind zu finden , und würde bei jedem Vortheil den Feind weiter von seinem Angriffsgegenstand zurückgerufen haben , als es am linken Ufer hätte geschehen können. Dort mußte er, wenn er nicht einen großen Sieg erfocht, nach jedem Vorrücken wegen der Flankenstellung, welche die Oesterreicher, die nahen Russen im Rücken, an der oberen Waag genommen hätten , wieder umkehrenz und auf einen großen Sieg durfte er wohl damals nicht mehr rechnen . Am rechten Ufer dagegen hätte er auch jede Flankenstellung des Gegners angreifen können und im unglücklichen Fall immer den Rückzug in das ver schanzte Lager oder das Ausweichen über die Donau nach dem Süden oder Osten möglich gefunden. Er hätte also am linken Ufer demonstriren und dann am rechten mit gesammelter Macht angreifen sollen ; eben die Gründe, welche seinen Gegner zu lezterem bestimmten und die im österreichischen Werk S. 73_trefflich entwickelt sind , hätten auch für ihn entscheiden müssen. Der Grundgedanke sei nes Angriffes , an der Neuhäusler Donau und auf der großen Schütt gegen Preßburg vorzubringen , war übrigens ein richtiger, nur in der Ausführung wurde vielfach ge= fehlt. Der Angriff hätte gleich am 16. Juni mit aller Kraft unternommen werden müssen ; das 2. und 3. Armee= corps mußte, wie hernach am 20. , so etwa am 15. bei Aßod und Negyed übergehen , das 1. Corps durfte an diesem Tage mit der Avantgarde gegen Szered demonſtri= ren , mußte aber gegen Abend zur Unterstüßung des Haupt angriffs am anderen Tag nach Negyed gezogen werden ; was die Oesterreicher bei ihrer schönen Vertheidigungs= schlacht von Pered konnten, hätten die Ungarn auch kön= nen sollen. Görgey scheint seinen Unterbefehlshabern mehr Fähigkeit zugetraut zu haben , als sie zum Theil, beson ders auch hernach in den zwei Schlachten vor Komorn bewiesen. Daß er den Angriff vom 16. am 20. wieder= holte, ist indeß sein Fehler; ebenso später ſein zu langes Verweilen in Komorn , welches freilich zum größten Theil dem tiefen Zwiespalt mit seiner Regierung zur Last fällt. Nachdem die Absicht des Gegners so deutlich ausgesprochen war, konnte er schon am 2. Juli auch noch das erste Corps in Komorn haben. In einem Ausfall mit geſamm= ter Macht mußte er dann den Gegner entscheidend zu schlagen oder doch so zurückzuwerfen suchen, daß ihm der Rückzug auf Ofen freiblieb. Mißlang es , so durfte er mit dem Rückzug über Waizen nicht länger zögern. Nachdem er sich aber einmal so lange in Komorn aufgehalten hatte, war sein letter Versuch , am 11. , nach Stuhlweißenburg durchzubrechen , freilich vollkommen richtig. Sein weiteres Benehmen bei Waißen , sein kühner Entschluß, dennoch die Theiß zu gewinnen , verdienen nur Lob ; die meister hafte Ausführung des legteren soll unten berührt werden. (Fortsegung folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

N 103.

23

28. Auguſt 1851 .

SEL TOLLE

Allgemeine Militár- Zeitung. Dienſt an , ohne Rückſicht auf die Macht, welcher ſie ge dient haben , bei der Penſiouirung in Auſchlag gebracht. ( Forticßung der Berordnung über das Dienſtverbältniß der Difte S 18. Eine außerordentliche Steigerung des gewöhn ziere und Militärärzte. ) · lidhen Maßſtabes für die Penſion tritt durch Zurechnung

Kur heſſen.

.

S 16. Die Beſtimmung des Ruhegehalts richtet ſich nach dem Grade des Offiziers und nach dem Dienſtalter,

eines höheren Dienſtalters unter den folgenden Bedin gungen ein :

jedoch dergeſtalt, daß der hiernad; zum Grunde gelegte

a) Die Dauer von Feldzügen wird zu einer doppelten

Penſionsfuß wegen beſonderer , im S 18 angegebenen Um-

Dienſtzeit angerechnet , jedoch nur rúdfichtlich der Periode, welche der Offizier wirklich im Dienſte zu gebracht hat. Der Feldzug wird nach der Stellung der Truppen auf den Kriegsfuß mit deren Ausmarſch

ſtände höher beſtimmt werden kann .

Die Dienſtjahre werden von dem urſprünglichen Glutritt in, das furbeſiſche Militär ohne Rücficht auf den der Kriegsſchule für die Zöglinge des Cadettencorps und

Grad gezählt , hierbei aber die Zeit des Aufenthaltes in

aus der Friedensgarniſon für begonnen und unit der Ginſtellung der Feindſeligkeiten , auf welche der Friede

überhaupt diejenigen Jahre nicht in Anſlag gebracht,

gefolgtiſt, für beendigt erachtet. b) Ein Difizier , welcher im Kriege, oder bei einer

welche zwiſchen einen freiwilligen Austritt und den etwa erfolgten Wiedereintritt in den Dienſt fallen . Die Grundlage der Berechnung für die Penſion bildet der jährlidie Durchſchnittsbetrag des Gehaltes, welchen der Offizier in den der Benfionirung gunächſt vorhergegangenen zwei Jahren genoſſen hat. Eine Ausnahme von

dieſer Regel begründet die Beförderung auf dem Schlachtfelde ; der hiermit verbundene höhere Sebalt dient für die

Beſtimmung der Penſion allein zur Nichtſchnur. Der Umfang des Gehaltes wird durchgängig nad dem NormalFriedensgebalt des entſprechenden Infanteriegrades bemeſfen. Hiernach beträgt die Penſion bei einer Dienſtzeit von 1 bis 10 Jahren ( einſchließlich ): 1 ) für die Offiziersgradé vom Hauptmann leßter Klaſſe (einſchließlich) abwärts die Hälfte des Gehalts , 2) für die Offiziere von höheren Graden ein Drittheil des Schaltes .

A

anderen militäriſden Dienſtverrichtung bermaßen be ſqädigt worden iſt, daß er nicht nur zur Fortſeßung

des Militärdienſtes untüchtig , ſondern auch in einen Zuſtand verſegt iſt, in welchem er zu den gewöhn lichen Lebensverrichtungen fremder Hůlfe bebarf, fou, wenn er im Lieutenantegrade ſteht, ſeinen vollen Gehalt , wenn er einen höheren Rang bekleidet , drei

Viertheile des Gehaltes fortgenießen. Vorbehalten bleibt zugleich die Beförderung eines ſolchen Offi zierø um einen (Srad oder das Vorrücken in die nächſt

höhere Gehaltklaſſe, verbunden mit der dem höheren Grade oder der höberen Gehaltsklaſſe entſprechenden

Erhöhung des Rubegehaltes, und zwar ſo, daß ein Secondelieutenant zum Premierlieutenant, ein Pre mierlieutenant zum Hauptmann der niedrigſten Ge

Dienſtjahren drei Viertheile des Normalgehaltes, welche

haltsklaſſe, ein Hauptmann der niederen Gehalts klaſſe zu einer höheren , ſowie ein Hauptmann der hödſten Gehaltsklaſſe zum Major , Stabsoffiziere jedoch nicht höher heraufrüden.. Bei den regimentict

die Penſion niemals überdreiten darf.

geweſenen Offizieren erfolgt das Vorrüden mit dem

Mit jedem weiteren Dienſtjahre ſteigt die Penſion um ein Procent des Gehaltes . Dieſelbe beträgt nad fünfzig

$ 17. Kriegsdienſte , welche ein künftig in furheffiſche

jenigen des Vordermannes , bei den nicht regimen=

Dienſte übertretender Offizier einer fremden Macht geleiſtet

bat , kommen bei ſeiner Penſionirung nur dann in Berech-

tirt geweſenen nach der Anciennetät im Corps. c) Andere im Dienſt erhaltene Verwundungen und Ges

uung , wenn ein ſolcher Uebertritt mit einer Länderabtretung verbunden war , oder die Beibehaltung des früheren

brechen , welche dienſtunfähig machen, wiewohl nicht in die unter b bemerkte Hülfsbedürftigkeit verſeßen,

Dienſtalters ausdrüdlich zur Bedingung gemacht wor-

geben die Zurechnung ciner um zehn Jahre höheren

ben iſt.

Dienſtzeit. Ginem ſolchen Dffizier fann aber eine für ihn geeignete Stelle (1. S 12 a) übertragen wer

Den dermaligen furheſſiſchen Offizieren werden die früheren Dienſtjahre von ihrem Eintritte in ben activen

den. Sein Dienfteinfommen muß alsdann dem Be

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trage seines vor der Pensionirung bezogenen Gehaltes wenigstens gleichkommen. Würde mit der fraglichen Stelle das hiernach erforderliche Einkommen nicht verbunden sein , so ist demselben der nöthige höhere Betrag durch den theilweise zu belassenden Genuß der Militärpension zu belassen.

sezen , nach Siebenbürgen vordringen , der österreichiſchen Südarmee die Hand reichen und so dort den Krieg been digen können. Görgey hätte dann in keinem Fall , wie es sonst ohne sein fehlerhaftes Verweilen in Komorn_be stimmt geschehen wäre, seine Vereinigung mit der Süd armee gefunden. Indeß mochten bei den Verbündeten

S 19. Die Pension wird um ein Sechstheil gemin dert, wenn der Pensionär dieselbe im Auslande beziehen will..

entscheidende Gründe für das Vorsichtigere sprechen und so richteten die beiden Heere zunächst ihre gemeinschaftlichen Operationen auf Pesth. Die Ausführung des österreichischen Feldherrn ist in jedem Zuge richtig und gelungen. Sogleich faßt er den schönen Entschluß, die Operationslinie auf das rechte Do nauufer zu verlegen. Wie konnte und durfte er anders ? Was man stark genug ist, ganz zu wollen, darf man nie halb thun. Wenn man bedenkt, welche Freiheit dem Feind geblieben wäre , wenn man ihm das ganze Ungarn am rechten Donauufer überlassen hätte, wogegen ein ein zelnes schwaches Corps nie hätte schüßen können , wenn man sieht , wie viele Hin- und Herzüge der hernach doch nothwendige Uebergang den Armeen nach ihrer Vereinigung gekostet haben würde , wenn man alle hier nicht aufzu= zählenden Möglichkeiten durchdenkt und sich zulegt einge= stehen muß, daß ohne dieses kühne Ueberseßen eine Tren nung der ungarischen Macht schwerlich je erreicht worden wäre; so tritt die Bewegung in ihrer einfachen Schönheit und Nothwendigkeit immer deutlicher hervor. Und wie geschah fie. Daß der Feind über die Waag entgegen kommt , wird trefflich benut , ihn zurückzuwerfen und in desto längerer Täuschung zu erhalten; die Bewegung ſelbſt ist so kurz und rasch als möglich , der Feind wird bei Raab vollkommen überrascht, alle Mittel zum Sieg „Ver bergen, Schnelligkeit, Kraft" wirken zusammen. Vor Ko morn fordert dann ein kühnes Vorrücken den Feind zum Angriffsversuch heraus, den er in seiner Lage machen muß; er empfängt auf's neue die Lehre, daß er zu schwach ist, die österreichische Armee gewinnt die volle Zuversicht ihrer entscheidenden Kraft , die Verbindung nach Pesth wird in Besiz genommen . Der Feind zaudert mit dem Rückzug, der ihm , will er nicht hier schön untergehen , mit jedem Tage nöthiger wird ; sein leßter Ausfall wird zurückge= wiesen, er verläßt Komorn und sogleich bricht der Haupt theil der Armee nach Pesth auf. Hier ist Alles klar und einfach , dem Wesen des Angriffs , eine schnelle Entschei dung zu wollen , entsprechend; der Gedanke nicht so sehr, als die Art, wie er in der dichten Atmosphäre der Unge wißheit und Gefahr festgehalten und durchgeführt wurde, ist es , was unsere volle Anerkennung verlangt. Unter einer solchen Führung vereint sich aber auch Alles zum Gelingen ; wie vorher in Italien , so sehen wir auch hier die Untergenerale, mit wenigen unbedeutenden Ausnahmen • (die schönen Schlachten von Arad , Raab , Komorn be weisen es) in geschickter und richtiger Ausführung seiner Gedanken dem Feldherrn zu Hülfe kommen. Der Vor wurf des russischen Werkes , daß Haynau dem Görgey nicht auf's linke Donauufer gefolgt, ist für den , der die Dinge im Zusammenhang betrachtet, völlig ungerechtfer= tigt. Wo hätte er denn übergehen sollen , oberhalb Ko morn oder bei Gran ? wie viel Tage wären darüber ver loren worden; wechselt man die Operationslinie in der Nähe einer großen feindlichen Festung über einen Haupt

§ 20. Der Offizier verliert ſeinen Anspruch auf ander= weite Versorgung oder Pension , sowohl für sich als seine Familie, wenn er den Abschied nimmt , oder nach vor gängiger Untersuchung durch ſtraf- oder ehrengerichtlichen Spruch seiner Stelle entsegt wird. Aus besonderen Rück fichten kann aber die Familie eines solchen Offiziers durch das Kriegsministerium Unserer Gnade zur Bewilligung einer Unterstützung empfohlen werden. Nicmals soll jedoch diese Unterstüßung die Hälfte derjenigen Penſion überstei= gen, auf welche die Familie Anspruch gehabt haben würde, wenn der Offizier gestorben wäre. (Schluß folgt. )

Dänemark. Kopenhagen, 10. Aug. Auf dem Holm ist für die Kriegsdampfschiffe ein eigenes Maschinistencorps mit Offizieren angestellt , welche sowohl die Leitung der Dam pfer zu übernehmen , als auch in den Maschinenbauwerk stätten für Verbesserungen und neuere Erfindungen bei Anwendung der Dampfkraft zu sorgen habe.

Literatur. 1) Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen im Sommer des Jahres 1849 u . s. w. 2) Bericht über die Kriegsoperationen der Russischen Truppen gegen die Ungarischen Rebellen im Jahre 1849 u. s. w. (Fortfeguna.) Aus der Betrachtung der Vertheidigung ergibt sich schon zum Theil, was der Angriff zu thun hatte. Er war stark genug, um gleich auf die volle Entscheidung loszugehen. In seinen allgemeinen Zügen wurde er zwischen beiden Kaisern auch in diesem Sinne festgesezt. Es war zu er warten, daß die Hauptmacht der Feinde bei Komorn sein würde, dort mußte sie besiegt und wo möglich zugleich jede Vereinigung mit den übrigen Streitkräften und jedes Fest sehen in einem neuen Vertheidigungssystem verhindert wer den. Das Kühnste wäre zu diesem Zwecke wohl gewesen, wenn man der österreichischen Hauptarmee noch die Corps von Rüdiger und Grabbe zugeordnet hätte , wobei sie aber freilich unter den Befehl des Feldzeugmeisters Haynau gestellt werden mußten , und nicht eine besondere Armee bilden durften, wie es Anfangs in der Absicht gelegen zu Fürst Paskewitsch hätte dann mit zwei haben scheint. Armeecorps von etwa 70,000 Mann direct über Tokai und Debreczin nach dem Süden rücken , Temesvar ent

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strom wie ein Kleid ? Die Hauptsache ist: Haynau hätte dessen , was wirklich geschah, kann erst nach dem Ueber= die schöne, kühne Tendenz seiner Bewegung auf Pesth, blick der lezten Ereignisse dieses Feldzuges folgen , zu dem dem Krieg durch einen raschen Marsch auf Szegedin und wir nun übergehen. Temesvar ein Ende zu machen , aufgegeben , um einem Der Hauptantheil an der Ehre der überaus raschen Schatten nachzusagen. An seinem Marsch über Losoncz lezten Entscheidung im ungarischen Krieg gebührt dem hätte er Görgey nicht hindern können , höchstens an der Heere unter Feldzeugmeister Haynau. Der 5. Abschnitt Rückkehr nach Komorn. War diese Rückkehr wahrscheinlich erzählt seine lesten Thaten. Die Ungarn hatten durch und konnte sie gefährlich werden , da die russische Armee neue Aushebungen ihre Macht fortwährend so ergänzt, in mehr als dreifacher Ueberlegenheit außerdem damals daß sie an Zahl nicht viel schwächer sein mochten , als am noch das 1. und 2. österreichische Corps vor Komorn, da Anfang des lezten Feldzugs ; aber die Recruten ersetzten waren ? Uns scheint die nothwendige Voraussetzung jenes die in den Schlachten verlorenen Soldaten nicht; der Ge 1 Vorwurfs , daß nämlich die russische Armee noch Hay halt ihrer Truppen war jedenfalls bedeutend herabgekom nau's bedurft hätte, um es mit Görgey's Corps zu Ende men. Sie hatten die niedere Theiß- und Maroßlinie mit zu bringen, der schärfste Tadel gegen die russische Heer Arad als Basis ihrer ferneren Operationen gewählt, sez ten diese Festung in guten Vertheidigungsstand , betrieben führung selbst zu sein. Und freilich erscheint diese nicht in dem glänzenden mit verstärkter Kraft die Belagerung von Temesvar und Lichte, wie die österreichische. An den Bewegungen bis zu strebten, die Armeen des Görgey und Bem mit den süd den Tagen von Waizen würde man nichts zu tadeln fin lichen Streitkräften zu einer Macht von 130,000 Mann den , wenn sie nur rascher gewesen wären. Daß von Kaschau zu vereinigen. Indeß war Görgey von den Russen_ver= bis Miskolcz nur kleine Märsche und dann in Miskolcz folgt und eingeschlossen , Bem in Siebenbürgen beschäf 8 Tage Halt gemacht wurde, ist mit der Sorge für die tigt; die gesammten Streitkräfte des Südens mochten Verpflegung und den Maßregeln gegen die Cholera kaum 80,000 Mann mit 276 Geschüßen betragen. Die Lage hinlänglich gerechtfertigt. Daß keine Nothwendigkeit eine von Temesvar, wie die der österreichischen Südarmee er schnellere Bewegung bedingte " (Seite 66 des russischen heischte Hülfe ; Feldzeugmeister Haynau brachte sie. Die Wertes), scheint nicht richtig ; man konnte nicht wissen, Ungarn arbeiteten an einem sehr ausgedehnten verschanz= daß Görgey so lange in Komorn bjeiben würde , bis die ten Lager bei Szegedin ; dorthin richtete er in 3 Colonnen ruffische Armee herangekommen wäre. General Grabbe seine Bewegungen. Das 3. Armeecorps brach am 22. Juli von Besth operirte um diese Zeit noch viel langsamer , als die Haupt armee; er hätte seine Aufgabe , Westgalizien zu decken, auf, es sollte auf der rechten Flanke über Soroksár, Kun viel besser erreicht , wenn er, der wiederholten Aufforde Szent-Miklós , Izsak auf Therefiopel rücken und die Ver= rung Haynau's folgend , durch eine Bewegung über Neitra bindung mit der Südarmee suchen , welche am 21. Juli und Leva bis gegen Neuhäusl die Unternehmungen des den Befehl erhielt, so bald als möglich wieder vorzu= österreichischen 2. Corps an der Waag und die Beobach rücken; beide sollten dann die Theiß bei Szenta über schreiten. Die Division Panutine, die Cavaleriediviſion tung Komorns unterstüßt hätte. Doch wird er seine Be fehle gehabt haben. Die russische Heerführung macht Bechtold und die Geschüßreserve rückte am 23. und 24. Juli überhaupt den Eindruck , als habe sie zwischen zu ängst aus Pesth auf der Straße über Kecskemet direct gegen lichem Suchen nach voller Gewißheit des Erfolgs und Szegedin. Das 4. Armeecorps , auf der linken Flanke, zwischen dem Streben geschwankt, möglichst viel allein richtete, am 24. aufbrechend, den Marich zunächst gegen Szolnok. Es wurde am 27. und 28. Juli wieder nach entscheiden zu wollen. So tapfer die russischen Truppen in den Gefechten bei Waizen und Tura auftreten und so Kecskemet zur Hauptcolonne gezogen und in seiner Auf geschickt sie in ihnen und den Hin- und Hermärschen dazu gabe durch's 1. Corps abgelöst. Dieses war am 23. Juli geleitet sind , der Gesammteindruck dieser Bewegungen ist aus der Umgegend von Komorn aufgebrochen und stand der eines ganz verfehlten Erfolgs . Nach der einen Seite 薯 schon am 31. bei Alpar zum Uebergang über die Theiß geht die Fühlung mit Görgey verloren und wird ihm, vereinigt , um dann in Gewaltmärschen Mako an der den eine rasche Verfolgung vielleicht schon auf diesem be= Maros zu erreichen , die schwachen ungarischen Corps am schwerlichen Wege aufgerieben hätte, gestattet, Miskolcz linken Theißufer zurückzuwerfen , die feindliche Stellung zu erreichen; nach der anderen Seite wird aus dem glän bei Szegedin mit Umgehung in der rechten Flanke zu be zenden Gefecht bei Tura wieder nicht der volle Erfolg drohen , mit der über Großwardein heranrückenden ruſſiſchen gezogen. Es ist ein ermüdendes und ziemlich nuzloses Armee die Verbindung zu suchen , später , die Armee des Görgey festzuhalten. Das Corps kam am 4. August bei Hin und Herziehen des 2. und 3. Armeecorps gewesen. Mako an, nachdem es in 13 Märschen ohne Rastag 40 Es scheint, der russische Feldherr, da er doch einmal das Meilen zurückgelegt hatte. An demselben Tag sollte der Corps Grabbe's herbeigerufen hatte , hätte dem 3. Corps Hauptangriff mit dem 4. Corps und der Neserve direct mit diesem die Verfolgung Görgey's wohl überlassen dür fen ; er selbst konnte mit dem 2. den Sieg bei Türa aus auf Szegedin geschehen , das 3. Corps bei Kanisa über beuten und dann , oder auch sogleich in Verbindung mit die Theiß sehen und des Feindes linke Flanke umgehen. Aber Stellung und Stadt wurden vom Feind schon in dem 4. Corps aufbrechen, um Görgey jede Möglichkeit, über die Theiß zu kommen , zu benehmen ; wußte er doch, der Nacht zum 2. August verlassen ; Feldzeugmeister Haynau daß die österreichische Armee ihr Vorrücken über Pesth in rückte nach und nahm am 3. August die Vorſtadt Új- Sze= gedin auf dem linken Theißufer; das 3. Armeecorps ge diesen Tagen fortseßen und ihm gegen Berczel rechte Flanke wann am 5. früh ebenfalls unter Gefechten das linke und Rücken schon decken würde. Die weitere Betrachtung

839 Theißufer. Es ward auf Kereßtur und Oroßlámos fort während zur Umgehung der linken Flanke des Feindes gerichtet. Noch am 5. wurde dieser aus seiner starken Stellung bei Szöreg nach lebhaftem Kampf mit Verlust herausgeworfen und auf Temesvar verfolgt. Er kam nicht mehr recht zum Stehen , noch konnte er die Straße nach Arad gewinnen ; in zwei Nachhutgefechten geschlagen, sam melte er noch einmal , so viel er hatte, bei Temesvar. Es waren wohl an 60,000 Mann , aber so herabgekom= men , daß sie den 28,000 des Feldzeugmeisters Haynau nicht mehr die Spize bieten konnten. Bem , der hier den Befehl übernahm , wurde am 9. August völlig geschlagen und sein Heer zum Theil zerstreut; noch am Abend rückte der österreichische Feldherr an der Spiße einer Reiter = und Artillerieabtheilung durch die fliehende feindliche Ar mee in das gerettete Temesvar ein. Gleichzeitig war das 1. österreichische Armeecorps unter General Schlick gegen Arad gerückt , um Görgey am Her Am 10. August traf vorbrechen von dort zu hindern . Graf Schlick bei dem Dorfe Dreispiß das 1. ungarische Corps , das eben aus Neu- Arad debouchirt hatte, in guter Stellung. Et griff es an , warf es zurück und schloß Arad am linken Marosufer ein. Görgey wollte noch am 11. einen Versuch machen , sich mit seiner ganzen Armee in der Richtung auf Vinga durchzuschlagen; da erfuhr er die Niederlage von Temesvar; diese Richtung war nun nicht Am 12. August versuchte er bei Lippa mehr möglich. hinüberzukommen ; der Punct war von österreichischen Trup pen schon beseßt. Die Mitwirkung der russischen Hauptarmee zur legten Entscheidung erzählt der 6. Abschnitt. Görgey hatte durch außerordentlich rasche und geschickte Märsche am 22. Juli Miskolcz erreicht, von wo das 4. ruſſiſche Korps inzwiſchen zurückgezogen war, und nahm bis zum 24. eine Stellung hinter dem Sajofluß , sowie in und bei Miskolcz , welche ihm den Rückzug an die Theiß, nicht aber das Uebersehen und den Weitermarsch auf Debreczin sicherte; denn von Abrany , wo die Russen standen, über Csége sind 11 , von Miskolcz über Tokai dagegen mehr als 16 Meilen nach Debreczin. Görgey blieb in seiner Stellung , wohl um seinen Truppen die nöthige Ruhe zu gewähren und den Theißübergang vorzubereiten ; aber auch , um den ruſſiſchen Feldherrn auf dessen Hauptverbindungslinie er nun stand, zu einem Angriff mit gauzer Macht auf seine Stellung zu verleiten , dem er sich dann rasch entziehen wollte , um so fort über die Theiß zu gehen. Nach dem glücklichen Ge= fecht bei Tura dachte der Feldmarschall Fürſt v . Warschau die Verfolgung Görgey's wieder mit aller Kraft aufzu= nrhmen ; er befehligte das 4. Corps nach Miskolcz zurück, das 3. seiner früheren Bestimmung gemäß nun nach Lo soncz. Beide kamen zu spät. Das 4. Corps erreichte nach der wahrscheinlicheren Nachricht ( S. 393 des österr. Werkes) erst am 24. Abrany , das 3. ward am 23. von Terenye zurückgerufen , um sich nun über Péterváſara und Erlau an's 2. Corps anzuschließen und mit diesem über die Theiß zu gehen . Der Feldmarschall nämlich , als er am 23. in Gyöngyös die Nachricht erhielt , daß der Feind bei Miskolcz stehe, beschloß , ihn durch das 4. Corps im

840 Verein mit dem Corps von Grabbe und der Abtheilung des Generallieutenants Saß entweder an der Theiß fest= zuhalten oder in die nördlichen Gebirge zu werfen , wo ihm dann noch der aus Galizien mit den Reservetruppen einrückende General Often - Sacken in den Rücken kommen mußte. Der Feldmarschall selbst wollte mit dem 2. und 3. Corps bei Tissa-Füred über die Theiß , direct auf Debreczin und dann ' nach Großwardetu rücken , von wo er mit den Operationen seiner Generale in Siebenbürgen in Verbindung treten konnte. Der Uebergang geschah auch zum Theil vom 26. bis 28. Juli; das 4. Corps , das sich um dieselbe Zeit mit den Truppen des Generallieute= nants Grabbe vereinigte , wodurch es zur Stärke von etwa 45,000 Mann anwuchs , sollte den Feind gegen Tokai zurückwerfen und drängte ihn auch am 24. und 25. über die Hernad zurück. Aber es kam nun ein völliges Schwanken in die Bewegungen der rufſiſchen Armee ; die Theißbrücke wurde am 29. Juli bei Tissa-Füred abgebrochen und 3 Meilen weiter aufwärts bei Csege geschlagen , die Vor rückung auf Debreczin eingestellt , selbst das 4. Corps foll am 28. zur Hauptarmee gegen Csáth zurückgerufen worden sein , in dem Augenblick, als es mit Generallieutenant Grabbe den Feind in seiner neuen Stellung bei Geßtelg hinter der Hernad wieder angreifen wollte, Generallicu tenant Grabbe machte den Angriff allein, war aber nun dem Gegner nicht gewachsen und mußte sich über Miskolcz nach dem oberen Sajothal zurückziehen , von wo er die Verbindung mit dem auf der Kaschauer Chaussee herab rückenden Reservecorps des Generals Osten - Sacken suchte, welches am 29. Juli Hidas - Némethi beschte und Görgey's rechte Flanke bedrohte. Dieser hatte seinen Zweck, die Russen durch seinen Aufenthalt am Sajo vom Marsch in seinen Rücken auf Debreczin abzuhalten, erreicht ; noch in der Nacht zum 29. brach er nach Tokai auf und ſezte dort über die Theiß. Das Corps des Generals Sacken folgte , erreichte aber erst am 31. Juli Tokai; dort blieb es, mit einem Theil des 4. Corps hernach verstärkt, stehen, um die Hauptverbindung der Armee zu decken , die um liegenden Comitate zu säubern und die Feste Munkacs einzuschließen. Das Corps des Generallieutenants Grabbe wurde nach den Bergstädten zurückbefehligt und erreichte am 10. August Altsohl. Die Hauptarmee ging am 1. und 2. August bei Csege über die Theiß, erreichte am 2. August bei Debreczin das 1. ungarische Corps , wel = ches dort Görgey's Rückzug decken sollte, und schlug es auf's Haupt; aber Görgey selbst holte sie nicht ein. Er erreichte Arad schon am 9. und 10. August und , während er am 10. und 12. über die Maros zu kommen versuchte, war die Avantgarde des 3. ruſſiſchen Corps_noch 10 Mei len , seine Infanterie noch 14 Meilen von Arad rntfernt. Görgey scheiterte indeß an den Oesterreichern und da auch das obere Marosthal (Schloß Deva) bereits von feind lichen Corps in Siebenbürgen besezt war , so bot er, in der Unmöglichkeit, zu entkömmen , dem General Rüdiger unbedingte Unterwerfung an, marschirte ihm entgegen und streckte am 13. Auguſt bei Villagos die Waffen ; am 17. wurde die Festung Arad übergeben. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 30. Auguſt 1851. AD7257

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N 104. தம்பாய்

Allgemeine Militár - Zeitung.. Großherzogthum Heſſen.

mokratie gegen die Stellvertretung nicht

einen ſehr

beachten 8werthen fingerzeig

Darmſtadt , 17. Aug. Die Preußiſche Wehrzeitung hat aus den Bemerkungen, mit welchen in Nr. 72 der Alg. Militärzeitung ein vorderer Artikel der Wehrzeitung

zu ernſtem Nachdenken , über unſere nationelle und locale Auffaſſung hinaus , angeregt worden ſind. Wir nennen

über die angebliche Wiedereinführung der Stellvertre

den preußiſchen Standpunct hier unſeren nationel .

enthält ? "

tung im großherzogl. heſſiſchen Militärdienſte begleitetlen und den localen finden wir in der Eigenthüm= worden war, die Veranlaſſung genommen , die Stellver- lichkeit unſerer ganzen Heeresorganiſation, die tretungsfrage in Bezug aufnichtpreußijde, beſonders ſüd- uns in einer Zeit des allgemeinen Aufichwungs gegeben deutſche Militärdienſte von Neuen aufzugreifen . Sie und nur von einem allgemeinen Enthuſiasmus ohne ſpricht den Wunſch aus, daß die, militäriſchen Erfahrun- Widerſtand angenommen werden konnte. gen , welche hinſichtlich dieſer Frage im großh. badiſchen Wenn wirdas von vornherein zugeben, wenn wirdie und großh. heſſiſchen Dienſte' ſeit dem Jahre 1848 gemacht Einführung einer ſolchen þceresorganiſation durch Be worden ſind, mitgetheilt werden möchten . Der Einſender rathung oder gar Ábfugelung reßt für abſolut unmöglich jenes früheren Artikels der A. M. Z. entſpricht, ſo viel balten , ſo geben wir dheinbar dadurch die Waffen aus ben beffiſchen Dienſt betrifft, diefem Bunfde um fo fieber, der Hand , mit denen wir cigentlich ſtreiten müßten ., als es ſich nach den Aeußerungen der Wehrzeitung hoffen Åber wir wollen auch nicht aus ſpeciell preußiſchem , läßt, daß durch die begonnene Verhandlung eine Aus-

und zwar neupreußiſchem , ſondern aus allgemeinem ſols

gleichung derin der militäriſchen Welt bisher beſtandenen , datiſchenStandpunct den Gegenſtand prüfen. fich ſchroff cinander gegenüberſtehenden Anfichten herbei In Preußen Stellvertretung einführen , fie empfehlen

geführt werden möge. Gr kann es aber nicht vermeiden,

oder auch nur billigen wollen, hieße die Grund- und Ed

jeinen Mittheilungen den gedachten Artikel der Wehrzei=

ſteine umreißen , die das ganze Gebäude der preußiſchen Wehrkraft tragen . Die allgemeine ausnahmsloſe Dienſt

tung vorausgehen zu laſſen .

pflicht iſt durch 36jährige Wirkſamkeit und conſequente rüd

I. Artikel der Wehrzeitung in Nr. 310 (Nr. 11 des fichtsloſe Durchführung des Syſtems ein Palladium der 4. gabrgangs ). Nation geworden. Sie würde es ſich jeßt nicht ohne Die Erwiederung der ,, Allgemeinen Militárzeitung " auf Widerſtand geben laſſen , aber ſie würde es ſich jeßt auch

die Bemerkungen eines unſerer Mitarbeiter über die in ohne viel größeren Widerſtand nicht mehr nehmen laſſen. ihrer früheren Form wieder hergeſtellte Stellvertretung für In Preußen iſt die Nicht-Stellvertretung eine Thatſache, mit der regiert und .erercirt , verwaltet und geſchlagen

die großh. beſtijden Truppen hat die Sache jelbſt in una ſeren militäriſchen Kreiſen wieder neu angeregt und man-

werden muß und , Dank ſei es dem Offiziercorpo, audy

nidifacic Beſprechungen hervorgerufen . " Auch die aus- geſchlagen werden kann. Wir fönnen und dürfen alſo führlichen Aufjäße in den Jahren 1836 und 1842 der die Gegnerſchaft gegen die Stellvertretung nicht aufgeben, A.M. 3." baben wir wieder aufmerkſam durchgeleſen

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müſſen uns auf das Hauptmotiv der Ehre ſtüßen und

und mit dem verglichen, was die großh. heſſiſchen Trup- dürfen es glücklicherweiſe nach den Erfahrungen eines pen ſeitdem geleiſtet. Wir haben verglichen , was das Menſchenalters; denn bei uns iſt die allgemeine Dienſt Bedſche Wert über den Aufſtand in Baden von den Pflicht jeßt ſchon eine gewachſene, eine gewordene, keine Folgen der Aufhebung aller Stellvertretung bei den großh. gegebene, feinc octroirte Inſtitution mehr. badiſden Truppen mit poſitiver Kenntniß und mit einem Deßwegen aber die Stellvertretung abſolut bei Ande durch die Erfahrung geläuterten Irtheil ſagt, und geſtehen ren unter anderen Umſtänden und Verhältniſſen zu ver

gern, daß wir durch den Solußiaß jener Erwiederung werfen , würde auf den allerdings modernen Sak heraus aus Darmſtadt:

„ Ueberhaupt aber möchten wir fragen, ob " denn der Hartnädige ' Rampf der Des

kommen : fial Constitutio et pereal mundus!

Dann müßten wir auch zugeben, daß die franzöſiſche, oder belgiſche, oder badiſche, oder irgend eine geſdriebene

843 Constitution auch für Preußen taugte ; weil wir aber weit davon entfernt find , das zugeben zu wollen , so haben wir auch die Pflicht , das Andere bei Änderen auch anders zu beurtheilen , als wenn wir die Aufgabe hätten , es von uns selbst abzuwehren.

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Diese Erfahrungen , aus eigener nächster Anschauung geschöpft , ſind es, die wir geschildert wünſchten . Was für den Dienst , für das Erhalten guter Unteroffiziere, für die Möglichkeit des Erwerbes durch dauernde Militär dienste , für die Zufriedenheit der Staatsangehörigen mit Abzuwehren haben wir aber nichts , denn es wird eben dem Einsteherweſen angeführt werden kaun und angeführt Keinem einfallen , die Stellvertretung in Preußen einfüh wurde, wiffen wir und geben die Nüglichkeit , die Be quemlichkeit , die Zweckmäßigkeit gern zu, wenn wir uns ren zu wollen. Wir dürfen also eben deßwegen um so auch der partiellen Vortheile wegen nicht für die all unbefangener sein. Bis zum Jahre 1848 fehlten freilich den Vertheidigern gemeine Geltung des Princips erklären. Kame aber zu der Stellvertretung zwei so wichtige Erscheinungen , wie diesen Gründen auch der politische Moment, würden die der Abfall der badischen und die vertreffliche Haltung guten Erfolge auf die Mitwirkung der Stellvertretung, die üblen Erfolge auf die Aufhebung der Stellvertre= der großherzoglich hessischen Truppen , und gerade diese find es, die uns den Gründen der Vertheidiger zugänglich tung zurückgeführt werden können , nicht durch allgemeine machen. Was die Demokratie in militärischen Verhält Redensarten, sondern durch das gewissenhafte und sach niffen noch empfohlen und verlangt, hat sich als gefährliche Zeugniß der Kameraden, so wäre uns das eine will kommene Gelegenheit, den für Süddeutſchland so wichtigen Itch nicht allein für die Heere, sondern für die durch diese beschüßten Staaten bewiesen , was sie bekämpfte und gern Gegenstand noch einmal ausführlich und wahrlich sine ira et studio zu besprechen . bei Seite geschoben hätte, war der einzige Hall in Wir haben bis jezt die Erfahrung gemacht , daß man schwerer Zeit. unseren Wünschen stets gern von dort entgegenkam , wenn Auch gegen die Stellvertretung in den kleineren deut es sich um wichtige Standesinteressen handelte. Vielleicht schen Truppenkörpern hat sie geeifert und für deren Ab verpflichtet uns auch dießmal ein kameradschaftliches Wort schaffung agitirt. aus Hessen oder Baden zum Dank. 1. Schon aus diesem Grunde muß dort die Stellvertre= tung etwas militärisch Gutes sein. Wir sind zwar nicht II. Erwiederung. im Stande, so weit über die eigenen Gewohnheitsüber zeugungen und Erfahrungsansichten hinauszugehen, daß Im hessischen Dienste besteht die Elite der wir dem Nüglichkeitsprincip zu Liebe sofort die Stellver Unteroffiziere und Soldaten zum größten Theil aus Stellvertretern. tretung in allen ihren Consequenzen für gut zu halten vermöchten , aber wir sind durch die gegnerischen Árgy Denn viele der Besten find durch die Stellvertretung mente und durch die Thatsachen der Beweisführung sehr dem Dienste erhalten worden. Durch die Stellvertretung viel zugänglicher geworden , als wir es bis dahin waren. befigt also der hessische Dienst einen Kern der bravsten, Es lohnte wohl der Mühe und würde gewiß im weiten zuverlässigsten , tüchtigsten älteren Militärs , welche den Kreise unserer Leser mit Dank aufgenommen werden, wenn guten Geist, den Geist der Treue, der Ehre, der Diſciplin uns ein großh. hessischer oder badischer Offizier vollständig erhalten und unter den jüngeren , stets wechselnden Sol über die Erscheinungen belehrte, die sich dort seit dem daten fortpflanzen . Jahre 1848 mit Bezug auf die Stellvertretung der Beob= Um dieß zu begreifen , wollen wir betrachten , aus achtung des Offiziers aufgedrungen . welchen Elementen die Stellvertreter im hessischen Dienste Es handelt sich dabei nicht um eine Empfehlung oder bestehen. Wir wollen hierbei den Zustand , welcher durch Bevorwortung des Systems , denn keine Empfehlung, kein das Gesez vom 19. März 1836 geschaffen wurde, abge= Nüglichkeitsbeweis der Welt würde es vermögen , da den sondert von dem künftigen Zustande betrachten , wie er in Wunsch nach Stellvertretung zu erzeugen , wo seit einem Folge des so eben (am 14. Juli d. J.) erschienenen Ge= Menschenalter der Begriff dafür aus einer Bevölkerung seßes sein wird. von 16 Millionen vollständig verschwunden ist. 1 ) Nach dem Geseze von 1836 gab es 3 Klassen von Aber es handelt sich dabei um das Verständniß vieler Stellvertretern , nämlich Ercapitulanten mit Patent , Er Zustände und Verhältnisse bei Truppen mit Stellvertre capitulanten ohne Patent und Nichtercapitulanten. Die tung , die eben von hier aus falsch beurtheilt werden müs Zahl der Nichtercapitulanten war nicht bedeutend , weil fen , weil man ihr innerstes Wesen nicht kennt und die das Gesez den Ercapitulanten unbedingt den Vortritt vor tausend Wurzelfasern nicht zu Tage liegen , mit denen sie denselben zusicherte. Aber selbst diese Leute, die vorher fich in das Leben und in die Ueberzeugung des Volkes nicht gedient hatten , gehörten zu den besseren Soldaten, weil sie nur nach einer äußerst strengen und gewissenhaf= eingesaugt. Wir würden das kürzeste Mittel ergreifen und jene früheren Auffäße der „ A. M. 3. " abdrucken können, ten Prüfung ihres Betragens zugelassen wurden , eine aber wir entlehnen nicht gern das Eigenthum Anderer Prüfung , welche hinsichtlich der Militärpflichtigen , welche und glauben, daß die wichtigsten oder wenigstens für uns ihre Militärpflicht in eigener Person erfüllten , natürlicher wichtigsten jenseitigen Argumente in der Erfahrung der weise nur insofern eintreten konnte, daß diejenigen aus lehten 3 Jahre zu suchen sein dürften , und diesen Vor geschlossen wurden , welche sich durch größere Verbrechen der Ehre des Waffendienstes unwürdig gemacht hatten. theil find wir gerne bereit der Beweisführung gegen uns zuzugestehen. Die nämliche strenge Prüfung fand hinsichtlich der Erca=

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pitulanten statt, • und durch diese Prüfung wurden die unzuverlässigen Leute um so sicherer ausgeschieden , als über fie ein viel bestimmteres , sichereres Urtheil von den bis herigen Militärvorgefeßten erhalten wurde. Von diesen Excapitulanten erhielten diejenigen, welche sich vorzüg = lich brav betragen hatten, Einsteherpatente, vemöge welcher sie das erste Recht zur Verwendung als Stellver treter, und zwar mit höheren Prämien , hätten. Zu glet cher Zeit hatte das Gesez vom 19. März 1836 den wich tigen Sah ausgesprochen , daß kein Stellvertreter einen bestimmten Einsteher vertrete, daß vielmehr alle nur über haupt als Stellvertreter bezeichnet würden. *) ――― Indem hiernach der Soldat wußte, daß er bei bravem Betragen nach Endigung seiner Dienstzeit für eine allgemeine, öffentliche Anstalt (nicht für eine einzelne Person) ein stehen und dadurch seine Lage, gleich wie durch eine Zu lage, verbessern könne, bewirkte die Einrichtung hinsichtlich ße der Einsteherpatente unter den Braven selbst eine große Aemulation: denn da in den Patenten , welche den Aus gezeichneten ertheilt wurden und welche ihnen immer als ihr Eigenthum blieben, ausdrücklich bezeugt wurde, „daß sie sich durch ein vorzüglich braves Betragen einer beson deren Belohnung würdig gemacht hätten," so wurde auf diese Patente der allergrößte Werth gelegt, und sie erhiel = ten fast dieselbe Geltung, wie Orden und Ehrenzeichen, Weit entfernt also , daß das Einstehen in dieser Weise ein Bedenken im Punct der Ehre gehabt hätte, war es viel mehr Ehrensache , der Zulassung zur Stellvertretung, be sonders aber mit Patent, für würdig erklärt zu werden. So kam es, daß bei dem Beginnen der Revolution die hessische Armeedivision einen starken Kern der brav ften, zuverlässigsten , tüchtigsten Unteroffiziere und älteren Soldaten hatte , der zu einem nicht geringen Theil der Stellvertretung und den hinsichtlich derselben getroffenen Einrichtungen zu verdanken war. Dieser Kern aber war es, der ― nächst dem Offiziercorps alle Bestrebungen der Umsturzpartei zur Verführung des Militärs zu nichte machte : er bestand aus Männern , denen die Trene ein Glaubensartikel war , an deren erprobter Zuverlässigkeit fich alle Wogen der revolutionären Brandung brachen und die unter der jungen Mannschaft den Geist der Treue und der Ehre fest bannten. Darum hauptsächlich ist das hessische Militär treu und unerschütterlich stand haft geblieben troß der tausendfachen Verlockungsver suche , von welchen es umgarnt war ; in einer Reihe von Gefechten hat es die Feuerprobe darüber abgelegt , und man kann mit Recht sagen, in diesen Gefechten ist der Revolution der Nerv abgeschnitten worden , nicht obgleich, sondern weil das hessische Militär viele Stellvertreter hatte : denn ohne die Stellvertretung wären viele von jenem echten Soldatenkern nicht in unseren Reihen gewesen, statt ihrer aber hätten wir Diejenigen , welche durch jene ver=

treten waren, und unter diesen ohne Zweifel viele feind = liche, verderbliche Elemente in unserer Mitte gehabt. Wir glauben genug gesagt zu haben, um zugleich begreif= lich zu machen , warum die Demokratie alle Kräfte auf= bot und fortwährend aufbieten wird , die Stellvertretung aus ihrem Wege zu schaffen. 2) Ueber die Wirkungen , welche sich_von dem neuen Geseße vom 14. Juli d. J. erwarten lassen , können wir sehr kurz sein. Durch dieses Gesetz ist jenes ältere von 1836 mit einigen Verbesserungen wiederhergestellt worden, deren wesentlichste darin besteht , daß die Einstandsſumme für die Ercapitulaten mit Patent und für die bei der Reiteret wieder einstehenden Ercapitulanten dieser Waffe auf 400 fl. , für Andere auf 350 fl. erhöht wurde. (Früher betrug fie allgemein 215 fl.) Eine besonders wichtige Folge dieser Erhöhung in militärischer Beziehung besteht darin , daß weil sich nun viel weniger vertreten laffen können in Zukunft keine andere als Ercapitu = lanten zur Verwendung als Einsteher gelangen werden. Der Kern geprüfter älterer Unteroffiziere und Soldaten, welche die alte Treue und den alten echten Soldatengeist fortpflanzen und überliefern , wird also 1 der hessischen Ar= meedivision um so sicherer erhalten. Also: Eines schickt sich nicht für Alle." Wir pflich= ten der Wehrzeitung vollkommen bei, daß Preußen keine Stellvertretung haben kann , weil sein jeßiges Wehrsystem, aus Preußens eigenthümlicher Lage hervorgegangen , in das Blut des Volkes übergegangen ist; daß es aber, wenn es dieses System nicht hätte , weder dieses System jezt erhalten , noch ohne Stellvertretung bestehen würde. Aber die anderen deutschen Staaten werden sich mit Stellver tretung eben so wohl befinden , als Preußen ohne fie. Dagegen können wir den preußischen Kameraden nicht nachgeben , wenn sie glauben (und eine Aeußerung der Wehrzeitung deutet darauf hin) , daß eine Einrichtung ohne Stellvertretung sich mehr auf das Motiv der Ehre stüße , als die hessische Einrichtung mit Stellvertretung, zumal wenn sie sich auf Ercapitulanten beschränkt. Der

*) Dieß war durch das mittelst jenes Gefeßes neu eingeführte System möglich geworden , nach welchem Alle , welche sich vertreten laffen wollen , die bestimmte Vertretungssumme in die Einstandskasse bezahlen mußten , aus welcher dann die fämmtlichen Stellvertreter die feftgefeßten Einſtebergebühren erhielten. Auf diese Weise verloren diese Gebühren alles Gehäffige und wurden in Charaker und Wirkung den Sold zulagen ähnlich.

hessische Ercapitulant Stellvertreter hat sich durch eine wenigstens 6jährige ehrenvolle Dienstzeit die Berechtigung erwerben , eine neue Dienstzeit mit dem Anspruch auf ein Kapital von 350 400 fl. zu übernehmen, welches er nicht von einem Pflichtigen in Folge eines mit demselben geschlossenen Handels erhält, sondern von dem Staat, der es vermittelt, daß die Dienste seiner treuen Soldaten, wie anderwärts durch besondere Zulagen , durch die Ein= lagen solcher Pflichtigen belohnt werden, für welche ihren Verhältnissen nach die eigene Erfüllung ihrer Militärpflicht mit besonders großen Nachtheilen verbunden wäre . Wo ist hier irgend etwas , was dem Motiv der Ehre einen besonderen Eintrag thäte ? Eben so wenig , als bei dem preußischen Soldaten , der eine neue Dienstzeit gegen die Zusicherung übernimmt, daß er in dieser neuen Dienstzeit eine so viel höhere Löhnung erhalten solle. In anderer Beziehung aber ist die Ehre in hohem Grade bei der Einrichtung im Spiel : darin nämlich, daß die Besten wetteifern , ein öffentliches Patent darüber zu erhalten, in welchem Maße sie durch eine ausgezeichnete Dienstleistung der Ehre genug gethan. * 10 .

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Deutschland.

Standeschre in ihrer Reinheit und der gute Ruf des Ein zelnen wie des Ganzen unbefleckt erhalten werde, wollen Wir auf baldthunlichste Einführung von Ehrengerichten Bedacht nehmen. $ 24. Es soll jedoch schon jezt für die Fälle , daß Offiziere sich einer feindseligen Parteinahme gegen die Staatsordnung oder die Staatsregierung schuldig machen und somit unwürdig werden, in Unserem Offiziercorps zu verbleiben , ein Ehrengericht eintreten. Dasselbe wird von uns ernannt und soll aus einem General als Vorsißenden und drei aus den Graden der Generale oder Stabsoffiziere zu entneh= menden Mitgliedern , sowie aus dem Generalauditeur, als Richtern , bestehen. Diesem Ehrengericht liegt ob, den Thatbestand einer derartigen Anschuldigung festzustellen und die Ent fernung des Schuldigen auszusprechen. Mit dieser Ent fernung geht zugleich der Anspruch auf Gehalt , für Pen= sionäre auf Bension, verloren. § 25. Das Kriegsministerium hat die Einleitung des ehrengerichtlichen Verfahrens bei uns zu beantragen und, nach Einholung Unserer Genehmigung , mit der Vorunter suchung ein unteres Militärgericht zu beauftragen. Das Ehrengericht bestimmt auf die ihm mitgetheilten Acten einen Termin zur mündlichen Verhandlung , bei wel • cher jedenfalls der Angeschuldigte zu vernehmen und mit feiner Vertheidigung zu hören ist. Zum Zweck der Er theilung des Erkenntnisses hat zunächst der Generalaudi teur über das Ergebniß der Untersuchung sich zu äußern. Das Urtheil mit den Entscheidungsgründen ist dem An = geschuldigten entweder alsbald zu eröffnen oder in mög lichster Kürze schriftlich zuzustellen. § 26. Das Ehrengericht hat, ohne an positive Be= weisregeln gebunden zu sein , nach seiner freien, aus dem Inbegriff der Verhandlungen geschöpften Ueberzeugung zu beurtheilen , ob die Anschuldigung für begründet zu erach= ten ist.

Rastatt, 3. Aug. Die neue Kriegskaserne im Fort Leopold , an welcher bisher angestrengt gearbeitet wurde, soll nun innerhalb 8 Tagen fertig werden. Die selbe ist sehr gesund und hoch gelegen und bietet eine wesentliche Vermehrung der guten Unterkunftsräume dar. Auch die Kriegskaserne im Fort B hinter dem Schloßgarten ist sehr schnell vorangeschritten , wird jedoch erst im näch ften Jahr belegt werden können. Ebenso hat das Festungs spital seine Höhe erreicht ; demnächst soll das Dach auf geschlagen und wird sodann die innere Vollendung auch Von vermehrten im Winter betrieben werden können. Geldzuschüssen jedoch in Folge der hier geweſenen Bundes inspection , wie mehrere Blätter aussagen, hat man hier noch nichts vernommen . Wahr ist, so viel man erfährt, daß jene Inspection vielerlei Vervollkommnungen , zu denen bisher die Mittel nicht ausreichten , als sehr wünschens werth der Militärcommission werde bezeichnet haben; doch wenn man den Gang der Verhandlungen bedenkt , in deren Verlauf zuerst die Militärcommission ihre Anträge an die Bundescommiſſion , resp. den Ausschuß richtet , dieser die größer entfallenden Beiträge nach Beistimmung der Regie: rungen ausschreibt u. s. f. , so kann wohl für dieses Jahr kein Resultat mehr aus der dageweſenen Inspectionen_er= folgen , sondern wird erst den Bewilligungen für das fol gende Jahr zu Grunde gelegt werden können. (O.P.A.Ztg.) Kurhessen. (Schluß der Verordnung über das Dienftverhältniß der Offiziere und Militärärzte.) § 21. Der Verlust des Ruhegehaltes tritt ein , wenn der Pensionär : a) desselben zur Strafe verlustig erklärt wird (fiche § 24); b) in fremde Dienste tritt, oder Pension von einer auswärtigen Kriegsmacht annimmt, ohne daß im legteren Falle deßhalb mit ihm ein Abkommen unter Unserer Genehmigung stattgefun den hat. Es versteht sich übrigens von selbst, daß ein pensio nirter Offizier durch den Uebergang in einen Civildienst und die deßhalbige Besoldung die Ansprüche auf gleich zeitigen Fortbezug seiner Militärpension verliert, sofern nicht blos von einer Nebenstelle mit einer geringen Dienst vergütung die Rede ist ; --- gleichwohl unbeschadet seines binnen drei Jahren wegen nicht bewährter Tüchtigkeit er= folgenden Rücktritts in das Militärpenſionsverhältniß. $ 22. Die Reactivirung in Ruhestand verseßter und wieder dienstfähig gewordener Offiziere bleibt vorbehalten. Bei der Uebertragung von Stellen an Pensionäroffi ziere auf deren Ansuchen findet eine Verständigung darüber statt, wie viel von dem Diensteinkommen der betreffenden Stelle auf ihre Pension in Anrechnung zu bringen sei. § 23. Um gegen diejenigen Mitglieder des Offizier standes , deren Benehmen dem richtigen Ehrgefühl oder den Verhältnissen des Standes zuwiderläuft, in entsprechen der Weise einzuschreiten und , wo es nöthig ist , auf die Entfernung unwürdiger Mitglieder hinzuwirken, damit die

§ 27. Die Entscheidung des Ehrengerichts , wodurch Entfernung aus dem Offiziercorps ausgesprochen wird, bedarf Unserer Genehmigung. § 28. Würde ein Offizier mit der durch die Pflichten und besonderen Verhältnisse seines Standes erforderten Stellung durch sein Verhalten , sei es innerhalb oder außer= halb seines dienstlichen Berufes , sowie durch Mangel an Hingebung und Entschlossenheit, welche Beruf und Um stände erforderten , dergestalt in Widerspruch treten, daß eine entsprechende Wirksamkeit desselben in seinem Berufe nicht verbürgt erscheint ; so soll derselbe , ohne daß hier durch in den dazu geeigneten Fällen die Einleitung eines strafrechtlichen oder ehrengerichtlichen (vergl . § 24 und § 25) Verfahrens ausgeschlossen wird , nachdem eine von Uns niederzusehende Untersuchungscommission jene that sächliche Voraussetzung als vorhanden anerkannt hat , mit halbem Solde auf Wartegeld gefeßt werden. $ 29. Diese Commission soll aus einem General als Vorsitzenden, drei aus den Graden der Generale oder Stabsoffiziere zu entnehmenden Mitgliedern , sowie aus dem Generalauditeur bestehen. § 30. Die Bestimmungen der S§ 1 bis einschließlich 22 und der SS 24 bis einschließlich 29 finden auch auf

849 die Militärärzte Anwendung. Hinsichtlich des im § 16 bestimmten Maßstabes für die Pensionirung aber werden dieselben , wenn sie einen Gehalt von 500 Thalern- jähr= lich oder darunter beziehen , nach den geringeren Graden vom Hauptmann leßter Klaffe abwärts , hingegen, wenn fie einen Gehalt über 500 Thaler haben, nach den höhe= ren Graden beurtheilt , jedoch dergestalt, daß die Pension in der höheren Abtheilung niemals unter dem Betrage bleiben darf, welcher in der anderen Abtheilung bei glei chem Dienstalter und sonst gleichen Verhältnissen gebühren . würde. -- Wilhelmshöhe, am 7. Juli 1851. Friedrich Wilhelm. - Haffenpflug. Volmar. Haynau. Baumbach.

Oesterreichische Monarchie.

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Literatur. 1) Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen im Sommer des Jahres 1849 u. f. w.

2) Bericht über die Kriegsoperationen der Russischen Truppen gegen die Ungarischen Rebellen im Jahre 1849 u. s. w. ( Schluß.) Feldzeugmeister Haynau ließ auch im leßten Augen blick an der raschen Energie in der Verfolgung seines Wie er Görgey den kühnen Angriffplans nicht nach. Uebergang über die Maros verlegt hatte , so ließ er die bei Temesvar geschlagene Armee nicht mehr zum Stehen fom:men. Der 7. Abschnitt schildert ihre völlige Zer=

Wien, 25. Juli. Se. Maj. der Kaiser hat unter dem 20. 6. M. die definitive Aufstellung des schon im Januar d. J. im Principe angeordneten Corps der In spreng ung. genieurgeographen als Militäringenieurgeographen= Es ist belehrend und anziehend, diese Vernichtungsge= corps anbefohlen. Dasselbe ist zur Ausführung der geodätischen und astronomischen Vermessungen und der schichte im Einzelnen zu verfolgen , doch ist sie ohne grö Militär-Landesaufnahme, zur Sammlung der topographi ßere strategische Bedeutung. Der Feind hielt nun noch schen und statistischen Materialien und Anfertigung der zweimal, bei Lugos (15.) und bei Mehadia (23. Aug.) und auch hier nur sehr flüchtig Stand. Am 16. August betreffenden Kartenwerke bestimmt. Im Kriege werden die Verbindung der Südarmee , welche an einem erfolgte einzelne Ingenieurgeographen für die Leistungen topogra phischer Dienste bei den operirenden Armeen verwendet. früheren Herbeimarsch durch verschiedene Ereignisse, beſon= Dasselbe gehört in den Reffort des General quartiermeister ders durch die außerordentliche Schwierigkeit der Ueber stabes und steht unter der Leitung und den unmittelbaren schiffung über die Donau verhindert worden war, mit der Befehlen des Directors des militär-geographischen Insti Hauptarmee. Am 26. August ergab sich die Feste Munkács, am 7. September Peterwardein. Seit den Schlachten von tuts. Der complete Stand des Corps wird festgesezt mit Debreczin und Schäßburg hatten im offenen Felde Szöreg, 2 Obersten, 2 Oberstlieutenante, 4 Majore , 8 Haupt leuten 1. Klaffe, 8 Hauptleuten 2. Klasse, 12 Oberlien 80,128 Mann mit 466 Geſchüßen die Waffen strecken tenante und 8 Unterlieutenante 1. Klaffe; Unterlieutenante müſſen. 2. Klasse haben im Corps nicht zu bestehen. Zu den Der 8. Abschnitt erzählt die Ereignisse_von_Komorn. Militär-Mappirungen ist im Frieden ein Drittheil bis zur Sie haben bei allem besonderen Intereffe, das sie in An= Hälfte der Offiziere des Ingenieurgeographencorps zu ver spruch nehmen, keinen bedeutenden Einfluß auf die Haupt wenden , der übrige Theil des jeweilig nöthigen Mappi entscheidung gehabt. Feldzengmeister Haynau hatte, nm rungsquantums aber durch Offiziere des Generalquartier dort , wo es galt, stark genug zu sein , das 1. Armee= meisterstabes oder aus dem Truppenstande zu beseßen, corps am 23. und 24. Juli vor Komorn wegziehen müssen, sowie auch nach Verhältniß einige Mappirungsdirectionen das Corps des russischen Generals Grabbe, dessen Mit an Stabsoffiziere des Generalquartiermeisterstäbes zu über wirkung zur Einschließung , auf dem linken Donauufer tragen sind. Die Gagen der Offiziere des Corps der In schon zugesagt war, wurde nach dem Treffen bei Waißen genieurgeographen sind jenen des Generalquartiermeister plöglich zur Verfolgung Görgey's abgerufen ; so blieb allein das 12,000 Mann ſtarke österreichiſche 2. Armee= stabes gleich bemessen. Die Adjustirung der Stabs- und Oberoffiziere ist dieselbe wie jene des Generalquartier corps vor der mit 18,000—20,000 Mann beſeßten Festung meisterstabes , mit dem Unterschied jedoch , daß sie weiße zurück. Am 26. Juli gelang den Ungarn ein Ueberfall Knöpfe und einen schwarzen Federbusch zu tragen haben. auf Dotis , wobei sie das Glück hatten, den eben durch= Die Aufnahme in das Corps der sich hierzu Meldenden, gehenden Eilwagen zu nehmen und unter den Papieren welche active Offiziere sein müssen , ist durch eine Prüfung die genaue Angabe der Stärke und Aufstellung des Be bedingt, außerdem ist für jedes geprüfte Individuum eine obachtungscorps zu finden. Darauf_konnte Klapka_nun Probezeit bestimmt. Die aus dem Generalquartiermeister um so sicherer seine Ausfallplane gründen. Am 30. Juli stabe oder überhaupt aus dem Armeestande in das Corps warf er in einem lebhaften Gefecht bei Hetény und Bajts gelangenden Offiziere können , so lange sie nicht zu Haupt die Brigade Pott am linken Donauufer völlig zurück; am leuten in demselben befördert sind , in ihr früheres Ver 3. August sprengte er durch den bekannten Ausfall im hältniß zurücktreten. Für die Ausbildung der Subaltern blutigen Gefecht bei Pußta-Harkály die Einſchließung und offiziere und jüngeren Hauptleute dieſes Corps hat ein zwang das Corps zum Rückzug bis Preßburg. Klapka rückte bis über Raab vor , verstärkte sich mit neuen Aus zweijähriger Lehrcurs zu beſtehen. hebungen und verproviantirte die Festung beffer; doch konnte er seinen Sieg nicht weiter benußen. Von allen Seiten rückten Verstärkungen heran; am 4. September

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war die Festung wieder von 44,000 Desterreicher mit 154 Geschüßen und vom Corps des Generals Grabbe, etwa 12,000 Mann mit 56 Geschüßen, eingeschlossen. Am 27. September wurden die Bedingungen der Uebergabe von Komorn festgesezt, am 2., 3. und 4. October die Festung an die österreichischen Truppen übergeben In Siebenbürgen hatten die Dinge um dieselbe Zeit wie in Ungarn ein rasches Ende genommen. General lieutenant Grottenhjelm , nachdem er Befehl zur Offensive erhalten hatte, schlug den Feind bei Bistriz ( 10. Juli), Szeretfalva (16. Juli) , Száß -Regen (23. Juli) , blieb aber, ohne seine Vortheile entschieden zu benußen , bis 1. August in letterem Ört. Am 23. Juli erfocht Feld marschalllieutenant Glamm-Gallas gegen den ihn in seiner Stellung, zur Deckung von Kronstadt , stets angreifenden und beunruhigenden Feind auf den Augenblick zum Angriff übergehend, bei Szepsi- Szent - György einen entscheidenden Sieg, schlug hernach bis zum 1. August den Feind in kleineren Gefechten und begann vom 3. August an die Entwaffnung des Szekler Landes . Bem hatte vom 21 . bis 25. Juli einen fruchtlosen Einfall in die Moldau un ternommen ; zurückgekehrt, sammelte er in der Gegend von Maros - Vasárhely , was er zusammenbringen konnte und war im Begriff auf Hermannstadt loszurücken ; da traf er bei Schäsburg auf General Lüders , der von Hermann stadt, die Entscheidung suchend , hierher aufgebrochen war, und wurde gänzlich geschlagen. Oberst Stein hatte um dieselbe Zeit, die Einschließung von Karlsburg für den Augenblick aufgebend, die Russen bei Hermannstadt ange griffen, war aber am 1. August von General Haßfort ge= schlagen und zersprengt worden, womit Karlsburg sogleich befreit war. Bem hatte inzwischen wieder eine Macht zusammengebracht, mit welcher er, während ihn General Lüders auf Maros- Nafárhely verfolgte , in deſſen Rücken plößlich Mediaſch erreichte; von da ging er auf Hermann stadt und schlug am 5. General Haßfort hinaus . Aber schon am 26. erſchien auch General Lüders, der raſch um= gefehrt war, und nun wurde Bem bei Groß-Scheuern völlig geschlagen und zersprengt Am 12. leistete ein Corps den lezten schwachen Widerstand in Siebenbürgen. Von nun an wurden die nach allen Seiten zersprengten Ungarn in größeren und kleineren Abtheilungen gefangen oder über die Gränze gejagt ; zulegt am 25. August ergab sich das 4-5000 Mann starke Corps Kazinczy's an General lieutenant Grottenhjelm. Dieser lezte Abschnitt des nngarischen Feldzugs , ent= hält, wie wir bereits sagten, nur die Vollendung der um die Mitte Juli bereits gegebenen Entscheidung. Er steht daher, so belehrend und anziehend er mit vielen Einzelnen ist , an strategischer Bedeutung weit hinter dem Anfang zurück. Das Gleichgewicht der Kräfte war hier so völlig aufgehoben, daß höchstens ein Aufhalten der lezten Augen blicke , unmöglich aber ein Umschlagen der Wage ein= treten konnte. Die Lage der Vertheidigung war eine völlig verzwei felte. Von der ersten Festung des Landes völlig abge schnitten; Arrad in seiner Wirksamkeit durch Temesvar, Peterwardein durch Tittel gelähmt , nirgends im weiten Lande eine Stelle, wo sie sich dauernd festseßen konnte ; die beste Armee von einem mehr als dreifach überlegenen

Feind umschlossen ; die anderen Heerestheile meist so zer rüttet, daß sie gewiß sein mußten , selbst wenn sie die doppelte Zahl hatten , geschlagen zu werden : da kann in der That keine Kunst mehr helfen. Wenn man bei der Regierung jest auf abentheuerliche Pläne verfiel , war es nicht zu verwundern ; aber immer ein Beweis , wie jene ächte Kühnheit , die nicht blind in das Unmögliche läuft, sondern mit Maß und Besonnenheit auch im lesten Augen= blick noch die Kraft zum Erreichbaren zusammenhält, nur wenig bei den Führern der ungarischen Sache war. Unter all' den Plänen nach Deutschland oder Italien durchzu= brechen, verschwindet fast die richtige Grundidee noch ein= mal alle Kräfte an einem gelegenen Punkte zusammenzu= faffen. Die Vereinigung aller Armeen wird als leztes Rettungsmittel gesucht , aber das ganz paſſive Verhalten der Vertheidigung konnte nimmermehr dazu führen. Man ließ sich zu jedem Schritt und Tritt durch den Gegner das Gesez geben ; die Errichtung des verschanzten Lagers bei Szegedin war wie von der leßten Furcht und Noth abgedrängt, die Versammlung der Heerestheile im Süden geschah zu spät ; besonders ist in Dem , was von Sze= gedin an geschicht , nur ein von angstvoller Ungewißheit umnebeltes Suchen und Sichbestimmenlassen , kein lester klarer Entschluß zu erkennen. Die Ungarn konnten wissen, daß Haynau mit der Hauptmacht schon Ende Juli zwi= schen Donau und Theiß unfern Szegedin war ; sie konnten um dieselbe Zeit, die südlichen Heertheile beisammen haben, und mußten , während sie bei Szegedin und Kanisa dem Theißübergang scheinbaren Widerstand entgegenseßten, mit ganzer Macht bei Zombor über die Maros gehen , statt sich dem Feind immer gerade vor den Weg zu legen und sich damit gar auf eine feindliche Festung werfen zu laſſen. Das 1. österreichische Corps war schwerlich im Stande, ihren Uebergang zu verwehren ; sie hätten es zurückge= worfen und hätten dann am rechten Marosufer die Straße nach Arad frei gehabt oder konnten , das 1. österreichische Corps vor sich herdrängend, auf Szolnok gehen. Die Straße nach Arad mußte gewählt werden , wenn die Nachrichten von Görgey eine Vereinigung wahrscheinlich machten, früh zeitig genug , um gegen die eine der feindlichen Armeen mit entscheidender Uebermacht einen Stoß zu führen ; nur dann war diese Vereinigung zu suchen, nicht an sich, nicht wenn sie gleich die Vereinigung des Feindes nach sich zog. Der Marsch auf Szolnok , mit der Absicht , dort über die Theiß und gerade auf Komorn zu gehen , erscheint , wie etwas Verzweifeltes , erscheint aber immer besser, als jencs bloß dem feindlichen Druck nachgebende Zurückstol pern auf Temesvar, oder, als wenn sich die ganze unga= rische Macht von den zwei feindlichen Heeren bei Arad einkeilen ließ, mit keinem Rückzug , als höchstens das Marosthal hinauf, wo sie wieder auf den Feind und die Festung Karlsburg stoßen mußte. Wenn man sich die Lage ansieht , so wird man sich gestehen müſſen , daß ein Marsch der Ungarn auf Szolnok wahrscheinlich den Feld zeugmeister Haynau dorthin am rechten Theißufer zurück gerufen hätte , denn er durfte einer solchen feindlichen Macht nicht erlauben auf seine Verbindung und nach Ko = morn zu kommen . Bei der Verfaſſung der Ungarn hätte es schwerlich den Ausgang geändert ; aber zunächst wäre wohl der Entsaz von Temesvar , wäre die Vereinigung

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Haynau's mit seiner Südarmee gehindert worden; es lag ohne Zweifel ein wohl anzuschlagender Zeitgewinn für die Ungarn in dieser Bewegung. Die Südarmee wäre dann von Haynau wohl zum Entsaz von Temesvar befehligt oder die Theiß herauf nachgezogen worden ; ob dann die Ungarn nach irgend einer Seite noch einen Schlag führen konnten, davon hing für sie die Möglichkeit ab, sich viel leicht noch einige Zeit zu halten. So wenig die meisten Führer der Ungarn in dieser Zeit der schlimmsten und schwierigsten Lage ihrer Sache, ihrer Aufgabe sich gewachsen zeigten , so sehr hat sich Görgen hervorgethan. Man muß diesen meisterhaften Zug, der von Waizen bis Tokai 33 Meilen weit vom 16. bis 29. Juli in weitem Bogen um eine mehr als dreifach überlegene Armee herum und zum Theil mitten durch deren Corps hindurch ging ; man muß dieſes treffliche Spiel der bald zum Rückzug, bald zur offensiven Reaction zusammengehaltenen Kraft in den Stellungen am Sajo und der Hernad vom 23. bis 28. Juli , wodurch die ge fammte feindliche Macht , der weder durch einen unauf haltsamen Rückzug noch durch eine Schlacht zu entgehen war, in schwankender Unthätigkeit erhalten wird ; man muß endlich jenen 16 Meilen langen Marsch von 5 Tagen bis Kis Márja auf einer Linie, welche zu der vorigen im rechten Winkel fortläuft und deren Hauptpunkt der Feind näher stand, jenen kühnen Entschluß zur Rettung des übrigen Drittheils seiner Macht einzusehen , ――― man muß dieses Alles in die Einzelheiten verfolgen, an der gerechten Würdigung des österreichischen Werks (S. 407 ff.) sich näher darüber auf flären , um der Einsicht, dem Feldherrntakt, der Seelen stärke, die aus diesem Muster einer Führung uns entge= gentreten , unsere volle Anerkennung zollen. Freilich kam hier ein Angriff, der seine Aufgabe völlig verkennt, der Vertheidigung zu Hülfe ; Alles, was in den Ereignissen zum Lobe Görgey's spricht, enthält einen Vor wurf für seinen Gegner. Es ist eine Fortsehung jenes unsicheren Hin- und Herschwankens , jenes unnüßen Zer splitterns und Hin- und Herziehens der Kräfte, welche wir von den Tagen von Waizen und Tura an bei der russischen Führung finden. Der Feldmarschall hatte end lich am 23. den Entschluß gefaßt : mit dem 2. und 3. Corps bei Thissa- Füred über die Theiß und direct auf Debreczin und Großwardein zu gehen , damit dem Feld zeugmeister Haynau und nach Siebenbürgen die Hand zu reichen und den Ungarn jede Möglichkeit einer Vereinigung zu durchschneiden ; Görgey aber am Sajo und der Hernad durch das 4. Corps und die Corps des General Grabbe und des General Often- Sacken festhalten und in die nörd lichen Gebirge oder auf das russische Hauptheer über die Theiß werfen zu lassen ; jeder seiner zwei Heertheile war vollkommen stark genug , eine solche Aufgabe zu erfüllen. Statt dessen bleibt er , weil der Gegner hält, bedenklich stehen, verliert 5 Tage in Zweifel und Zögern und wagt erst wieder einen Schritt , als er hört , der Gegner sei über die Theiß gegangen. An der Spiße von mehr als 80,000 Mann läßt sich der Feldmarschall von nicht 24,000 das Gesez geben; schon das Ergebniß allein, daß Görgen am Ende einen Vorsprung von mehr als drei Tagemär schen hatte , müßte einer solchen Führung kein günstiges Urtheil sprechen. Die russische Hauptarmee hat in dieser

ganzen Zeit durch eigentliches Handeln nur wenig gewirkt. Wenn sie Görgey am Sajo jenen Aufenthalt von 5-6 Tagen abzwang , so war das rein die Folge der Schwer kraft, die solch eine Armee von selbst üben muß; — und durch diese Schwerkraft , durch ihr bloßes Dasein hat sie freilich erst Haynau's fortgesezte Kriegsführung möglich gemacht; wäre aber diese nicht gewesen die Vereinigung der Ungarn wäre nicht gehindert worden. Dieß geht aus der einfachen Thatsache , daß Görgey jenen Vorsprung hatte, daß ihm nur durch die Oester reicher bei Dreispig und Lippa der Uebergang über die Maros verwehrt wurde, daß die Armee des Dembinski (Bem) bei Temesvar schon am 9. August auf's Haupt geschlagen war und durch die Verfolgung vernichtet wurde, unwiderleglich hervor (S. 369 ff. des öster. Werks ). Die Bewegungen und Schlachten , wodurch Feldzeugmeister Haynau dieß große Ziel erreichte , find vom nämlichen einfachen Grundgedanken eingegeben , mit der nämlichen und der klarsten Besonnenheit und Erkenntniß der eigenen und feindlichen Kraft gegründeten Kühnheit durchgeführt, die seinen Oberbefehl von Anfang bezeichnet. Der Vor wurf, daß er vor Komorn zu wenig gelassen habe , ver dient gar keine Widerlegung , auch sieht man sogleich, wa= rum er für die Hauptbewegung keine andere Straße, als die von Pesth auf Szegedin wählen konnte ; die über Szolnok auf Arad hätte wohl noch unmittelbar auf den dem Feinde wichtigsten Punkt geführt ; aber es galt der Südarmee die Hand zu reichen , es galt vor Allem den Feind zu schlagen , vorher durfte ihm Feldzeugmeister Haynau nicht seine ganze Verbindung, nicht das Land westlich der Theiß freigeben. In der Art , wie er vor= geht, wie er dem Gegner, ihn stets von beiden Seiten um= fassend, die Richtung seines Rückzugs völlig befiehlt, fürchtet man manchmal , er möchte sich in dieser Getheiltheit ein= mal einem übermächtigen Schlag ausseßen, aber eben daß es nicht geschah, iſt ein Beweis , wie richtig Feldzeug= meister Haynau die Verhältnisse abwog und schäßte. Wie anders ist diese Getheiltheit, als die der Russen ; hier hat jedes Corps seine genau bestimmte Aufgabe , von der es nicht abirren und schwanken kann ; hier strebt Alles im Einklang nach dem einen Ziel zusammen; Feldzeugmeister Haynau wußte , was er mit solchen Soldaten einem fol chen Feind gegenüber wagen durfte und er hat es gewagt; seine Kriegführung ist die besonnen und fühn durch die dichte schwierige Luft so vieler widrigen und verwirrenden Verhältnisse gerade zum Ziel durchschreitende Ausführung eines schönen einfachen Grundgedankens . Der Kampf der österreichischen Südarmee und der in Siebenbürgen sind besondere Theile des ungarischen Kriegs. Was die Südarmee angeht, so sehen wir sie freilich an der leßten Entscheidung nicht unmittelbar Theil nehmen ; aber wie sie durch Deckung der langen Gränze, durch Be= segung des Plateaus von Tittel, durch Einschließung Peterwardeins , endlich durch einen Stand an Undienst baren , der zu Ende August in Folge zahlloser Entbeh rungen und Beschwerden 21,000 Mann erreichte , zulest kaum noch eine Offenſivkraft besaß , konnte sie nicht an ders. Im Ganzen hat sie ihre Aufgabe erfüllt, auf den Krieg einen nicht gering anzuschlagenden Einfluß geübt ; aber ihre Leistungen dürfen nicht nach den Anforderungen

855 des großen Kriegs beurtheilt werden. Ihre Operationen begannen mit der erfolgreichen Offensive, welche rasch und entschlossen die von den Kriegsverhältnissen und den eigenen Dort gingen Kräften vorgezeichneten Gränzen erreichte. sie in eine active Vertheidigung über, welche mittelst offen fiver Unternehmungen längere Zeit hindurch dem Gegner das Gesez gab; und als das Mißverhältniß der Kräfte und der leste entscheidende Versuch das fernere Beharren in jener Kriegslage unmöglich gemacht, mußten die Ope rationen nothgedrungen den Charakter reiner Defensive annehmen." Der Feldzug in Siebenbürgen trägt nach der Art dieſes Als völlig aufgeklärt Landes seinen eigenen Charakter. fann er noch nicht betrachtet werden , da namentlich von ungarischer Seite , selbst nach dem Erscheinen des Werkes von Czez (A. M. 3. 1850, Nr. 133) , noch viele einzelne Daten fehlen. Vertheidigung sowohl wie Angriff scheinen hohe Anerkennung zu verdienen. Bem führte den Krieg im Sommer in dem Geiste fort, wie er ihn im Winter be gonnen hatte. Er wußte den Gebirgscharakter des Landes, die vielen Straßen , welche es durchziehen , trefflich zu be nußen, um durch blizesschnelle Bewegung überall zu sein : mit einer kleinen Macht wenig disciplinirter Truppen, von überlegenen Streitkräften auf einen immer sich ver engenden Raum zurückgedrängt, wußte er stets auf dem wichtigsten Punkt zu erscheinen und den Gegner zu lang samem Vorschreiten zwingend , den Krieg in die Länge zu So oft ihm auch das Glück und das Verhältniß ziehen. der Streitkräfte ungünstig sind , stets vermag er sich einer vollständigen Niederlage zu rechter Zeit zu entziehen , be= wirkt manchmal sogar seinen Rückzug nach einer oder der anderen Flanke , um den Sieger binnen Kurzem neuer= Unerwartet und kühn erscheint er dings zu bedrohen. immer wieder, wo man ihn vernichtet glaubt und kommt nicht selten dem ihm zugedachten Angriff überraschend ent= gegen." Aber eben in dieser Menge vereinzelter Schläge, deren keiner eine große Entscheidung in sich tragen kann, drückt sich's aus, daß das Gebirgsland der Vertheidigung nur örtlich , nicht im Ganzen überwiegend günstig ist; fie fie wird gleich im Anfang durch die vielen Pässe und Thäler zu großer Zersplitterung genöthigt, fie kann keineu Mittelpunkt finden , an dem sie sich festseßen konnte , von dem aus das Land ringsum indirect vertheidigt wäre, denn es fehlt ihr dann eben die Freiheit der Bewegung nach allen Seiten ; es ist nicht wie an einem großen Fluß; was den Feind zwingt langsam zu gehen und sich zu Der Angriff hat alle diese theilen, das zwingt sie auch. Verhältnisse richtig erfaßt; nur der Generallieutenant Grottenhjelm hätte wohl mehr als einmal ſeine oft errun genen Vortheile entschiedener verfolgen sollen. Die Be

wegung des Generals Lüders dagegen , wie er sich zuerst auf Kronstadt wendet, dort sich durch das österreichische Corps gegen den gefährlichen Bezirk erst sichert, dann das Altthal hinab Hermannstadt und zugleich den Rothen= thurmpaß gewinnt, dann dem Feind zu einem Hauptſchlag entgegen geht und so , unterstüßt durch die gelungene Offensive , womit General Clamm- Gallas seine schwierige Aufgabe bei Kronstadt erfüllt , den eroberten Abschnitt

856 völlig sichert , ehe er in's Marosthal vorschreitet ; - dieß Alles trägt den Stempel einer sicheren ihres Zwecks und ihrer Mittel wohl bewußten Kriegsführung, die denn auch in Zeit und Raum mit der Entscheidung in Ungarn auf's schönste zusammentrifft. So bietet der Sommerfeldzug in Ungarn die mannich faltigsten strategischen Verhältnisse zur vielseitigsten Be trachtung und Belehrung dar ; *) für die Taktik ist er von nicht geringerem Intereffe . Der Charakter der Schlachten nach den größeren entscheidenden Gesammtbewegungen läßt sich aus dem österreichischen Werk meist vollständig erkennen und es unterläßt nicht , treffliche Betrachtungen daran_zu knüpfen. Die Ungarn haben mehrfach versäumt, ihre Kraft auf den entscheidenden Punct gehörig zu sammeln, so bei Pered, bei Komorn ( S. 139-143), bei Temesvar (S. 131 ) ; die Bewegungen des Feldzeugmeisters Haynau in der Schlacht sind dagegen stets im schönsten Einklang mit seinem strategischen Zweck. Ein hervorstehender Zug fast aller Gefechte ist das Vorherrschen der Artillerie , die meist in einem ganz ungewöhnlich starken Verhältniß zu den übrigen Waffen auftritt. Es scheint, daß die Ungarn darin eine Hauptstüße für ihre junge Formation fanden; ihre Gegner mußten dann natürlich auch hierin von ihrer Ueberlegenheit Gebrauch machen. Die verhältnißmäßig geringen Verluste , besonders des Siegers , hängen damit ziemlich genau zusammen. Wir dürfen wohl , ohne der Artillerie ihre hohe Bedeutung zu schmälern , annehmen, daß sie, wenn einmal kriegsgeübtere Heere einander gegen= über stehen , nicht so vorwiegend die Entscheidung geben wird ; zumal wenn es uns gelingt , gegen ihre durch die neuere Entwickelung so sehr erhöhte Wirksamkeit, die leich teren , beweglicheren nnd mehr organischen Formen der Infanterietaktik mehr auszubilden , welche die Vervoll= kommnung des Gewehrs so sehr begünstigt. Gewänne die Artillerie die Herrschaft der Schlachtfelder , so wäre damit unzweifelhaft , wie zu allen Zeiten , wo die todten Waffen vorherrschten , der Verfall der Kriegskunst ausge= sprochen. Was die Gefechtsformen im Einzelnen betrifft, so scheint das zerstreute Gefecht vorgeherrscht zu haben ; dabei wohl auch die Form der Compagniecolonnen aufgetreten zu sein; doch ist davon wenig zu erkennen. Schöne Reiter gefechte traten aus mehr als einer Schlacht auf die Ent= scheidung wirkend hervor. Uebrigens konnte sich unser Werk darauf natürlich nicht zu viel einlassen. Auch ist in dieser Beziehung jedenfalls zunächst noch eine bedcu= tende Arbeit an den Quellen nöthig, die erst seit einiger Zeit , wie z . B. im österreichischen Soldatenfreund, reichher zu fließen anfangen. Das österreichische Heer ist in diesen lesten Jahren durch eine schwere Schule gegangen; wird sie bei ihm, wie bisher, so dauernd; wird sie auch bei den übrigen deutschen Heeren, wie sie könnte, und bis jezt noch wenig 24. gethan hat, ihre Frucht tragen ? *) Wir müssen wiederholt in dieser Beziehung auf die trefflichen Ausführungen des österreichischen Werkes hinweisen , z . B. S. 8 ff. , 43 ff., 75 ff., 194 ff., 393 ff.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienstag, 2. September 1851 . ie A misk shair

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Allgemeine

Militär - Zeitung.

Württemberg. Ludwigsburg, 12. August. Heute Vormittag nach 10 Uhr wurden auf dem hiesigen Artillerieerercirplas in Beisein mehrerer Artillerieoffiziere abermals Versuche mit congreveschen Kriegsraketen angestellt und, wie vor einigen Tagen , mehrere Sechspfünder, Neun pfünder und zwei Kartätschenraketen nach der Richtung der am äußersten Ende des Erercirplages stehenden zwei kleinen Bäume abgefeuert. Nach der Explosion der beiden Kartätschen erfolgten im gleichen Momente viele Aufschläge, und zischend zersprengten sich die gewaltigen Schrote nach allen Richtungen des ziemlich ebenen Erer cirplazes hin , welche jedoch, von ferne beobachtet, die Erde stäubend in die Luft trieben und dadurch deutlich wahrnehmbar wurden. Sämmtliche Offiziere , Unteroffi= ziere und Mannschaft, die bei der Fabrikation der Kriegs raketen, welche unter der Leitung des Pyrotechnikers Lu caszy erzeugt werden , commandirt find, sollen sich ent schieden dafür ausgesprochen haben. Wie es heißt , soll nicht nur unser württembergisches Schieß- und Brand material, sondern auch die Laborirmannschaft unseres Ar senals überhaupt der bayerischen nicht im Mindesten nach stehen. (S. M.)

Spanien . (2 ) Im Kriegsministerium ist man gegenwärtig da mit beschäftigt, eine vom Generalcapitän der Philippi nischen Inseln , Generallieutenant Antonio de Urbistondo beantragte Vermehrung der Truppen in jenen Be sizungen zur Ausführung zu bringen. Man versichert, daß die dortige Armee auf fünf vollständige Infanterie regimenter erhöht werden soll ; die Revista militar jedoch, die diese Mittheilung bringt , ist der Ansicht , daß eine solche Verstärkung noch unzureichend sei und wohl noch einige besondere Escadronen Reiterei , sowie eine Brigade Gebirgsartillerie zu errichten sein dürften. Sardinien. Nach einer Mittheilung der " Sentinella dell' Esercito" werden die piemontesischen Truppen in diesem Herbste dret große Feldmanöver ausführen. Das erste soll den

4. August, an der Sesia , bei Borgovercelli , Orfengo und Cameriano stattfinden ; die Truppen , welche an demselben Theil nehmen , werden aus 2 Grenadier , 2 Infanterie regimentern , 2 Escadronen und 3 Batterien (zu 4 Ge= Das schüßen) , nebst einer Brückenequipage bestehen. zweite wird am 9. August bei Avigliana und S. Ambro gio ausgeführt werden ; es nehmen daran Theil : 2 In fanterieregimenter, 2 Bataillone Bersaglieri , 3 Escabro nen und 6 Batterien (zu 4 Geschüßen). Das dritte und lezte Manöver endlich soll am 3. September in der Gegend von Montenotte stattfinden ; zur Ausführung dieser Feldübung, bei welcher das Treffen von Montenotte und der Angriff auf Dego dargestellt werden soll , find die Brigade Savoyen, 3 Bataillone Bersaglieri und 1 Bat terie , sowie die Brigade Aosta , 2 Batterien und das 17. Infanterieregiment bestimmt.

Großbritannien. London , 25. Aug. Die Berichterstattung des Comités , welches im Jahre 1848 zur Untersuchung der Army - estimates ( Armeerechnungen) niederge seßt wurde, liegt jegt unter den parlamentarischen Acten Stücken gedruckt vor und ist jedenfalls eine der merkwür digsten Publikationen , welche aus den parlamentarischen Untersuchungen hervorgegangen sind. Es ist nicht zu über sehen , daß das Comité die Führer und bedeutendsten Köpfe der Finanzreformbewegung in sich schloß, Männer, die mit dem ungünstigsten Vorurtheil an die Armeerech= nungen gingen , deren Lebensschlagwort die Sparsamkeit tt, deren ausgebildeter Rechnenkunst und Kenntniß aller Verhältnisse, wo das Geld in's Spiel kommt , kein Wind vorzumachen , und deren Unbeugsamkeit in wirklich gewon= nenen Ueberzeugungen über jeden Zweifel erhaben ist. Nun wohl , aus ihren Untersuchungen sind die stets den gröblichsten Angriffen ausgefeßten Armeerechnungen , so weit das allgemeine System ber auswärtigen Politik nicht in's Spiel kommt, faft ganz unbemäkelt und ohne alle diffentirende Minoritätsgutachten hervorgegangen , wäh rend doch, ein schlagender Beweis für die Strenge der geführten Untersuchung, dieselben Männer, den nicht über all so wohlfundirten Navy-estimates (Marinerechnungen) gegenüber, bei der Budgetdebatte mit der äußersten par= lamentarischen Schonungslosigkeit verfuhren. Ueberall fand

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fich Ordnung, Sparsamkeit und klares , ehrliches Verhal ten , und gerade die am allermeisten angefeindeten Einrich tungen erwiesen sich als am allerdringendsten durch die (N. Pr. 3tg.) Umstände geboten.

bringen , dieß nur in einer völlig neuen Zeit erscheinen kann , zu der die gestaltenden Keime und Kräfte vorerst Es ist aus allen noch verworren durch einander treiben . gen noch keine neue Erschütterun und diesen Bewegungen organische Bildung hervorgegangen, welche Dauer ver hieße; und mir scheint , daß bis jest auch nur zu einer einzigen wirklich bedeutende und verheißungsvolle Anfänge vorhanden wären , nämlich zu einem neuen Heerwesen im Heer von 1813, Daß dem Heer seit der letzten Revolu= tion ſein Beruf nicht blos größer, nein überhaupt erſt recht aufgegangen ist , darüber sind Viele einig : aber wo er liegt und wie er zu erfüllen , darüber gehen die Stim= men weit auseinander. Mir scheint, das Heer, wenn es im rechten Geiste verfaßt und bewegt wird , müsse der feste Kern werden, um den sich die neuen Bildungen im Staats und Volksleben anschließen , von dem aus sie , die Zer= segungskrankheit überwindend , zu festen Gestaltungen her vorwachsen könnten. Das Heer, als solches , könnte nicht die Grundmächte dafür , könnte nicht so viel christliche und deutsche Schöpfungskraft erst aus sich erzeugen; wohl aber kann es die vorhandene sammeln und sich einſenken , kann ihr zuerst eine bestimmte Fassung und Richtung geben, kann sie zuerst in großen äußeren Gestaltungen aus sich herausarbeiten . Mit folchem innerem Gehalt die fertigen

Oesterreichische Monarchie.

ge= Verona, 18. August. Es wird hier ſtark arbeitet , die Besazung mit Allem , was ihr nöthig sein mag, zu versehen. Die Forts , deren drei fich auf dem Monte Pallo und eins auf der Straße befinden, sind bei nahe vollendet. Das lehtere ist mit Zugbrücken versehen, und Jeder , welcher von Verona durch das Etſchthal nach Tyrol reisen will , muß nothwendig den Weg durch dieses Fort nehmen. Die Eisenbahn wird zwischen den Bergen und dem Fort hinlaufen , so daß man im Kriegsfälle leicht die Schienen wegnehmen kann , um den Feind an der Benuzung der Eisenbahn zu verhindern. (N. Pr. Ztg.)

Ueber

die

Bedeutung

eines

auf

allgemeine

Wehrpflicht gegründeten Heerwesens in Deutsch land und sein Verhältniß zum gesammten Staatsleben . IV. 1 . Indem ich zu meiner eigentlichen Aufgabe komme, den Beruf und die Stellung des Heeres im deutschen Staats leben der Gegenwart zu entwickeln , fühle ich , wie mangel haft der Versuch , sie zu erfüllen , ausfallen muß. Wir leben in einer Zeit, die sucht und noch lange suchen wird, bis sie findet. Die erste französische Umwälzung war der Ausbruch einer Bewegung , welche , mit Ausnahme Ruß lands , in ganz Europa auf Zerstörung des alten Staates ging : wie viel oder wie wenig von seinen Formen noch da und dort erhalten sein mag, die Entwickelung unserer Zustände seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts hat aus dem einst festgefügten Bau einen Stein nach dem andern gebrochen , und , noch viel weniger als in einem fichtbaren , können in einem solchen geistig-ſittlichen Ge= bäude Grundsteine erseßt oder erneuert werden , noch viel weiter und tiefer pflanzt sich in diesem unendlich feinen Gefüge von so wunderbarem , nur dem göttlichen Auge völlig offenbaren Zusammenhang , jede Erschütterung fort. Die Zustände und Einrichtungen auf Dageweſenes zurück führen zu wollen , darauf kann nur die Geistesarmuth und die Selbstsucht selber verfallen; wer könnte der Menschheit den geistigen und ſittlichen Gehalt einer vergangenen Zeit zurückgeben , wie er war, und was wären ohne ihn die Formen? Es bleibt nur übrig anzuerkennen , daß in die ser gewaltigen Gährung , welche nicht den Staat blos, nein jede Möglichkeit menschlichen Zusammenlebens an greift, alle organischen Bildungen unseres vergangenen Staatslebens untergraben oder zerstört sind , und daß, wenn überhaupt noch so viel Lebenskraft im deutschen Volke wohnt, wieder Großes und Dauerndes hervorzu

Formen erfüllt und mit allen großen Gebieten des Staats lebens in Wechselberührung , kann es diesen ein Vorbild und ein fester Grund ihres eigenen Werdens sein , kann als das erste Tagewerk und zugleich als der erste Werk meister einer neuen Zeit erscheinen . Alle Anfänge dazu hat es genommen , als es auf der allgemeinen Wehrpflicht neu errichtet wurde ; auf diesem Grunde allein kann es eine solche Sendung erfüllen : das ist es , was ich nun zu Eine bestimmte, völlig erfüllte zeigen verſuchen möchte. Anschauung davon zu haben , ist freilich unmöglich : ist es dem menschlichen Blick doch nicht einmal gegeben , fertige Zustände in ihrer großen Einheit und in aller reichen Mannichfaltigkeit zugleich als ein Ganzes zu umfassen, wie viel weniger werdende. Ich kann nur einzelne Ge danken , nur Wahrheit und Irrthum , nur wenig geben, was ausgeführt und ganz genug wäre, um zu überzeugen; ich sehe dem Vorwurf entgegen, oft große Interessen mit meinen Vorschlägen zu verlegen , sie auf ideale, unerfüll bare Voraussetzungen zu gründen . Aber ohne Verlegung und Aufopferung von eigenen Interessen wird überhaupt kein neues Werk; und , wenn Gott nicht erfüllt, was Menschen unerfüllbar scheint, was soll dann aus dieſer Zeit werden ? Die sittlich-geistigen Mächte haben allezeit , was auch unsere am Curs der Papiere grau gewordene Staatsflug heit dagegen sagen mag , die Geschicke der Völker und ihrer Einrichtungen bestimmt: ich habe mich bemüht , die Be deutung dieser Mächte für das Heerwesen nach ihrer Gründung im christlichen und deutschen Boden darzustel= len ; es ist natürlich, daß ich bei der folgenden Betrach= tung von ihnen ausgehe. Erst muß sich's zeigen , wie ein auf allgemeiner Wehrpflicht errichtetes Heerwesen in der Erneuerung des christlichen Lebensbodens in Staat und Volk für sich selber die rechte Grundlegung empfängt und an ihr zugleich in lebendiger Wechselwirkung mit bauen helfen kann; wie in einem solchen Heer sich die Treue

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zwischen Fürst und Volk befestigen , wieder aufrichten und zuerst in neuer Form verkörpert darstellen würde; wie mit einem solchen Heer die alte Wehrhaftigkeit und Kriegslust im Volk einen frischen Trieb zum Wachsthum empfinge, auf daß daraus ein bedeutendes äußeres Dasein , wie es eines großen Volkes allein würdig ist , sich entfalten möchte. Eine Anzahl bedeutender, für die innere und zum Theil auch für die äußere Verfassung des Heeres wichtiger Fragen findet dabei von selbst ihre Besprechung. Dann hat zu nächst die Betrachtung ihre Stelle, was zur Erziehung und Bildung dieses Heeres in ihm selber geschehen und eingerichtet werden muß , und wie es hier mit fast allen großen Staatsanstalten , mit allen Gebieten des Volks lebens in näheren oder ferneren Wechselverkehr tritt. Diese alle haben das nämliche Bedürfniß einer Erneuerung , für fle alle gibt es keinen anderen Grund dafür , als den christlich-deutschen: und aus dieser inneren Verwandtschaft entspringt eine Fülle lebendiger Berührung , wechselseitiger Ergänzung und Berichtigung, die sich durch alle Glieder der großen Einrichtungen fortpflanzt. Mit der Schule, in die ja das Heer, als die Vollenderin der Volkserziehung als ein nothwendiges Glied sich einreiht , ist die nächste und innerlichste Verbindung ; aber es liegt nahe , wie sie sich auch über Rechtspflege , Volkswirthschaft, Staats haushalt erstrecken würde ; es liegt nahe , wie die Orga nisation eines Heeres , das einmal alle tieferen besseren Regungen des Volkslebens tragen und pflegen hilft," mit diesem gesammten Volksleben , wie es sich nach den zwei großen Richtungen des Ackerbaues , als der erhaltenden, und der Gewerke, als der fortschreitenden , darstellt, wich tige gemeinsame Ansprüche und Forderungen auszugleichen haben muß. Selbst im eigensten Gebiet des Heeres , in feiner Organisation für den Kampf, in der Stellung und Bedeutung der verschiedenen Waffengattungen , waltet die fer Zusammenhang noch fort und tritt so mit in den Schlußstein der Betrachtung ein . Denn wie ein Heer weſen zu seinem leßten Zweck, zum Kampfe , steht , das ist wohl der natürliche Schlußstein einer jeden Betrachtung über dasselbe.

bevorstehen , werden übel oder wohl ſehr durchgreifende Veränderungen in der seitherigen Kriegführung in ihrem Gefolge haben. Namentlich dürften die Erscheinungen des kleinen Krieges häufiger in den Vordergrung treten und insbesondere die Anlage und Beseitigung von Annähe rungshindernissen und Deckungen mehr als sonst zur ge bieterischen Nothwendigkeit werden. In manchen Heeren hat man daher auch bereits angefangen , den hieraus ent= springenden Anforderungen wenigstens einigermaßen da= durch zu entsprechen, daß man außer den Bionniren par excellence auch noch in der Infanterie eine gewisse An= zahl Leute für diesen Dienst , wenn auch nur nothöürftig, ausbilden läßt. Man wird jedoch hierbei nicht stehen bleiben können und sich , je früher , desto besser , dazu ent= schließen müssen , diese Art von Pionnirdienst zum förm lichen Einübungszweig der gesammten Infanterie zu machen, wie dieß auch schon bei den Römern der Fall war. An Muße hierzu kann es nicht fehlen , da man immer noch so viele Zeit tudtichlägt oder, was dasselbe ist, in ge= schäftigem Müßiggange verwendet, und was die Kosten anlangt , so ließe sich wohl Manches an anderen Orten ersparen ; jedenfalls aber darf man das für solche Uebun gen aufgewendete Geld als ein wohlangelegtes Kapital betrachten. Worauf wir hierbei ein besonderes Gewicht legen würden, das wäre die Acquisition von paffend ge= legenen Gehöften u . dgl. , um an ihnen die Herrichtung zur Vertheidigung praktisch einüben zu können. Mit etwas Mutterwiß und Theorie kommt man zwar über Mancherlei hinweg , doch möchte es immerhin beſſer ſein , die Reihen folge der Erfahrungen nicht erst im Angesicht des Feindes zu beginnen. Doch sind dieß Alles fromme Wünsche, über welche uns leider unsere Militärbudgets noch lange nicht hinaushelfen werden; möge man indessen wohl bedenken, daß nichts so unerbittlich wahr ist, als das von dem Verfasser des oben genannten Werkes gewählte Motto : 11 faut semer pour recolter. Wenn es nun vorher nicht überflüffig wrr , ſo wird es jest doppelt nothwendig werden , daß der Offizier der Linie jenem Dienstzweige eine besondere Aufmerksamkeit zuwende, und so lange ihm die Gelegenheit zu praktiſchen Ausführungen versagt ist , sich wenigstens das vollkommen zu eigen zu machen suche , was ihm durch die Wissenschaft hierüber geboten wird. Nun ist es aber eine sorgenschwere Thatsache, daß er in diesem Streben meist genöthigt ist, das Material, so weit es seinem Gedächtnisse entschwun den oder aus den etwa noch vorhandenen Kriegsschulheften nicht zu entnehmen ist, sich vorher mühsam aus allen Orten und Enden erst so zusammenzutragen, wie es die Anforderungen einer dereinstigen praktischen Verwerthung machen. Alle der Literatur, welche diesen Uebelstand zu beseitigen streben (wir erin= nern an das Tiraillement 2c. von Förster", s. A. M. 3. Nr. 46 v. d. J.) , sind uns ſonach willkommen , und schon deßhalb ist es uns eine angenehme Pflicht, durch gegen= wärtige Anzeige die Aufmerksamkeit des militärischen Publi kums auf die vorliegende Abhandlung zu lenken , welche auf streng wissenschaftlicher Grundlage in klarer, gedräng= ter und doch meist erschöpfender Darstellung alles Das jenige umfaßt, was dem Linienoffizier in den so eben be= zeichneten Richtungen zu wiffen nothwendig und wünſchens

(Fortseßung folgt.)

Literatur. Traité théorique et pratique de fortification passagère et de la défense des postes de guerre , avec un résumé des petites opérations de la guerre , à l'usage des officiers et des sous officiers , pour servir de développement et faciliter l'application de l'ordonnance du 3. mai 1832 , sur le service en campagne ; par M. Ernest de Neu chèze , capitaine au 24e de ligne. 8. Paris 1850. Librairie militaire de J. Dumaine. (201 S. und 12 Figurentafeln. ) 5 Fr. Die Verbesserungen , welche in den neuesten Zeiten den Feuerwaffen zu Theil geworden sind und demnächst noch

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werth erscheint. Eine kurze Inhaltsanzeige und einige Betrachtungen, welche wir gelegentlich daran knüpfen werden, dürften vorerst genügen, um eine Empfehlung zu rechtfertigen , welche man bei näherer Kenntnißnahme des Buches selbst gewiß als eine verdiente bezeichnen wird.

lich bei dem , was über Vertheidigung gesagt wird, in der Zusammenstellung gleichartiger Materien noch etwas größere logische Schärfe obgewaltet hätte.

Die ganze Abhandlung zerfällt in zwei Haupttheile. Der erste behandelt zuerst die vorübergehende Befestigungs kunst und erörtert sodann Vertheidigung und Angriff_von Redans, Redouten , Häusern , Schlössern , Kirchen , Dör fern, Gehölzen , Straßen , Furthen, Brücken 2c. Wenn nun auch die zu Anfang (Titel 1) gegebenen Definitionen, als zu den Elementen der Fortification gehörig , bei Offi zieren allerdings als bekannt vorausgesezt werden müssen, so dürften sie schon der Vollständigkeit wegen nicht fehlen und möchten außerdem vielleicht als kleine Erinnerungs nachhülfe in vielem Betrachte nicht unerwünscht sein , wäh rend sie zugleich eine Menge solcher Details , Ausmaße, Zahlenangaben z . enthalten, deren Kenntniß für die Ver werthung des Folgenden unerläßlich ist. Die Verthei digung , resp. Herrichtung zur Vertheidigung von Oertlich keiten aller Art, sowie der Angriff derselben bilden die Gegenstände der folgenden Titel dieses Haupttheils . Jns besondere handelt Titel II von der Vertheidigung der Durchgänge durch Brustwehren oder Barrikaden , von Hecken, Wegen, Mauern 2.5 ferner von den Materialien zur Verbarrikadirung von Durchgängen , Thüren , Fen stern ; sodann von den Communicationen , Verhauen, Tam bours 2., überhaupt von den einfacheren Dertlichkeiten und den Elementen , aus welchen sich die Vertheidigungs einrichtungen der größeren und complicirteren Localitäten zusammenseßen. Titel III bespricht , wie ein Haus , eine Kirche, ein Schloß , ein Park , Gehölz [nach dem Guide de l'officier en campagne von de Cessac] , Tit. IV, wie ein Dorf zur Vertheidigung hergerichtet wird . Lit. V gibt in Kürze das Verhalten bei der Vertheidigung von Feldwerken und Kriegsposten. Tit. VI handelt zuerst von den nöthigen Kenntnißnahmen , welche den Anordnungen zum Angriffe eines Postens vorausgehen müssen , sodann von den verschiedenen Angriffsarten und speciell von dem Angriff durch Ueberrumpelung; Lit. VII von dem gewalt samen Angriff, insbesondere von Fleschen , Redans , Re douten, Häusern , Kirchen, befestigten Schlössern , Dör fern c. und durch Erdwerke vertheidigten Defileen, wobei schließlich die Mittel zur Beseitigung und Zerstörung von Tit. VIII Annäherungshindernissen angedeutet werden. erörtert endlich , welche Maßregeln zur Bewachung eines Weges und zur Erschwerung des feindlichen Vorgehens auf demſelben unter verschiedenen Suppositionen , deßglei chen von Dämmen , Chauffeen , Hohlwegen, sowie des Zuganges zu einer Brücke zu treffen sind ; wie eine Land straße impracticabel gemacht wird ; welcher Art die Defi leen sind, auf die man gewöhnlich trifft ; wie ein Defilee im Angesicht des Feindes zurückzulegen , wie dasselbe zu vertheidigen sei und wie man sich eines solchen bemächtige. Wir hatten zu diesem sonst ausgezeichneten 1. Theile im Allgemeinen nichts zu bemerken, als daß die Darstellung vielleicht noch mehr gewonnen haben würde , wenn nament

Der zweite Haupttheil beschäftigt sich ausschließlich mit den Operationen des kleinen Krieges , soweit sie nicht be reits in dem ersten Theile abgehandelt sind. Die Haupt materien sind : Runden und Patrouillen , Verhalten von Detachements , Contributionen , Vorposten , Hinterhalte und Ueberfälle, Convoi's, Fouragirungen und zum Schlusse unter dem Titel 99 Memorandum verschiedene Fragen über einige Details der Kriegskunst. Auch dieser Theil ist in hohem Grade lehrreich und bei aller Kürze vielumfassend. Daß reglementäre Bestimmungen über den Felddienst viel= fach Dasselbe enthalten, ist noch kein Grund , die Nüß lichkeit dieser Abhandlung geringer anzuschlagen; denn es liegt ja hier weniger die Absicht vor , etwas Neues zu sagen oder aufzustellen , als vielmehr das anerkannt Lüch tige und Brauchbare, das durch die Wissenschaft Gewon = nene und durch die Erfahrung Bestätigte zusammenzustellen und zu verarbeiten , um so , namentlich den unteren Offi= ziersgraden einen nüßlichen und dabei compendiösen Rath geber zu verſchaffen, um ihnen klar und bündig den ganzen Compler ihrer Obliegenheiten besonders für solche Fälle vor Augen zu führen , in welchen sie mit einer größeren Selbstständigkeit aufzutreten berufen werden können. Diese Aufgabe hat der Verfasser unseres Erachtens mit vielem Geschick gelöst, indem er überall das praktische Bedürfniß streng in's Auge faßte, ohne der geistigen Anregung zu vergessen. Wir glauben somit das Buch wiederholt als ein überaus nügliches empfehlen zu müssen und können dabei den Wunsch nicht unterdrücken , daß es einen deutſchen Bear beiter finden möge. Wir sagen Bearbeiter" , weil eine Uebersehung uns auch die, obwohl nicht erheblichen, Män= gel wiedergeben würde ; und zu diesen rechnen wir haupt sächlich die katechetische Form der Behandlung , bezüglich welcher wir uns durchaus nicht mit dem einverstanden erklären können , was der Verfasser in dem sonst sehr beachtenswerthen Vorworte darüber bemerkt , indem sie an vielen Stellen weit mehr hindernd und störend ist, als sie sich namentlich für das Publikum nüglich erweisen dürfte , für welches der Verfasser ohne Zweifel geschrieben. Denn daß derselbe, obwohl gegen seine auf dem Titel blatte und im Vorworte ausgesprochene Absicht , nicht für Unteroffiziere geschrieben hat, geht eben aus der ganzen Haltung des Buches hervor; auch dürfte es überhaupt als eine unlösbare Aufgabe betrachtet werden müſſen, zu gleich für Offiziere und Unteroffiziere zu schreiben , wenn man bei diesen nicht ausschließlich Offizierscandidaten im Auge hat. Schließlich ist noch zu erwähnen, daß die dem Werk chen beigegebenen 12 Figurentafeln im Ganzen 55 Figu= ren oder versinnlichende Zeichnungen enthalten , sowie daß die typographische Ausstattung nichts zu wünschen übrig läßt.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

N 106 .

4. September 1851 .

Manerelor

0903

SES

hy

Allgemeine Militár- Zeitung. Königreich Sachſen.

fie fand , daß dicſelbe etwas hoch bemeſſen erſcheine, indem fie in den meiſten Fällen gerade die Hälfte des feither bes

Bei dem leßten Budget erſchien der Aufwand für die zogenen Gehaltes ausmacht. Erwäge man nun ferner, Sonntageſpeiſung in verſchiedenen Anfäßen vertheilt, in- daß gegenwärtig eine Vermehrung des Sandgeldes , eine dem die in Dresden und Waldheiin faſernirten Truppen Erhöhung des kleinen Bekleidungsgeldes bereits nicht un den dafür veranſchlagten Aufwand von den allgemeinen weſentlich zur Verbeſſerung der Lage der Mannſchaften

Raſernirungskoſten bezogen , während für die übrigen beigetragen hätten , ſo hält die Deputation der Stände Truppen eine Summe von 11,287 Thlr. 11 Ngr. 5 Pf. in Anjaß gebracht worden war. Es wurde den Unteroffizieren und Soldaten Sonntags eine Fleiſch - und Gemüſeportion gewährt und der Aufwand dafür mit 7 : Ngr. monatlich veranſchlagt. Blog bei den in Leipzig faſernirten Truppen fand eine Ausnahme ſtatt, indem man hier einen Zuſchlag von 5 Pf. auf die außerdem mit

i Ngr. 9 Pf. veranſchlagte Sonntagsſpetſung in Anſa bradite .

eine ſo anſehnliche Verbeſſerung, wie hier vorliegt, minder nothwendig, und glaubt , daß ein Menagezuſchuß von 71 Pf. täglich pro Kopf der im Dienſt befindlichen Mann ſchaften eine angemeſſene, den Erforderniſſen entſprechende Zulage ſei, welche den ohnehin genug beſchwerten Steuer pflichtigen doch nicht ſo hohe Laſten aufbirdet , als es der Fall wäre, wenn die Vorſchläge der Staatsregierung zur

Norm erhoben würden. Die Deputation der Stände em Die Menagezuſchüſſe auf 71

pfahl daher der Kammer :

Die Abſicht des Kriegsminiſteriums geht nun dahin , Pfennige pro Kopf täglich für die im Dienſt befindliche Mannſchaft herabzuſtellen , und rieth derſelben an , dieſe an deren Stelle einen Menagezuid uß treten zu laſſen. Forderung im Budget mit 78,750 Thlr.. zu genehmigen." H. die Sonntagsſpeiſung gänzlich in Wegfal kommen und

Es ſoll demnach , mit Ausnahme der Offiziere, jedem bei der Fahne befindlichen Mann , ohne Rücficht auf deſſen

Grad , täglich 10 Pf. Menagezuſchuß gewährt werden. Die Unterlagen weiſen nach , daß zu Gewährung desſelben eine

S p a nie n .

( 1) Durch königl. Decret vom 7. Mai find einige

Summe von 111,924 Thlr. 5 Ngr. erforderlich ſein wird. Veränderungen in der Organiſation des Secre Das Kriegsminiſterium glaubt jedoch, da während des tariato undº Archivs des Marineminiſteriums Marſchee , wo die Verpflegung in den Quartieren gegen erfolgt. Im Secretariat werden in Zukunft verwendet die den Bequartirten zu gewährende ordonnanzmäßige Ver-

ſein : 1 Beamter , als Vorſteher, 2 Dberbeamte erſter , 2

gütung eintritt , mithin die Verabreichung des Zuiduſjes Oberbeamte zweiter Klaſſe , 2 Únterbeamte erſter,, 3 Ún aufhört, den fraglichen Aufwand mit 105,000 Zuſchuſſes Thlr. be- terbeamte zweiter Klaſſe, 1 Unterbeamter dritter Rlaffe ſtreiten zu können. Das Miniſterium erklärte , daß es die und 1 Hülføbeamter ; im Archiv werden angeſtellt: 1 Ar Abſicht gehabt , den allerdings niedrigen Gehalt der Sol- chivar, 3 Beamten und 1 Supernumerár, außerdem noch daten von 2 ; und 2 Ngr . täglich zu verbeſſern, daß es verſchtebene Søreiber. aber vorgezogen habe, anſtatt einer Gehaltserhöhung die ſen Ausweg zu wählen , da derſelbe für die Staatskaſſe

den Vortheil biete, daß, wenn der Soldat in die Marſch- Ueber die Bedeutung eines auf allgemeine

Wehrpflicht gegründeten Heerweſens in Deutſch verpflegungeintrete, er den Menagezuſchnß nichtempfangen zung folle, während in ſolchen Fällen eine Löhnungskür nicht anwendbar geweſen ſein würde.

land und ſein Verhältniß zum geſammten

Die Deputation der Stände erkennt im Allgemeinen

Staatsleben.

die Nothwendigkeit an , auf Verbeſſerung der Lage der Mannſchaften hinzuwirken, und fand auch gegen den vom Kriegéminiſterium gewählten Modus nichts einzuwenden,

(Fortſeßung.)

IV . 1 .

fie glaubt aber denn coch , im Intereffe der Steuerpflich-

Was zunächſt die Erneuerung des chriſtlichen Lebens

tigen gegen dieſe Zulage Einwand machen zu müffen , da

grundes im Seere angeht , ſo iſt ſchon manches gute Wort

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darüber gesprochen worden ; ohne Zweifel werden Viele beistimmen , daß ein religiöser Sinn im Soldaten und besonders im gemeinen Soldaten eine nicht zu verachtende fittliche Stüße im Heerwesen bilde : wenn aber von einer Umwandlung der Herzen und Geister im Sinne des pofi tiven Christenthums , und zwar vor allen Dingen an uns felber, an den Offizieren die Rede ist, da wenden sich die Meisten gleichgültig oder widerwillig weg . Der Grund liegt zunächst in unserer Erziehung und Bildung. Stoff und Form derselben sind dem Christenthum abgewendet; in der Ueberlieferung unserer lesten großen Literaturperiode find wir zu einem rationalen Deismus aufgewachsen , der die Erkenntniß jenes lebendigen Christenthums , das mäch tig genug ist , jede wahrhaft fortschreitende Geistesbewe gung in sich zu verschmelzen , völlig verloren hat , der den Protestantismus nur als starre Orthodorie, Pietismus oder Lichtfreundenthum kennt : *) und leider ist die christ liche Bewegung , die von manchen Seiten jezt ausgeht, nicht der Art , dieſen Frrthum zu heilen . Aber fene Gleich gültigkeit und jener Widerwille gegen alles Christliche haben noch eine schlimmere Ursache; sie beruhen auf einer völligen Täuschung über den inneren Kern unserer Heeres zustände ; unser Dasein ist wieder behaglich und sicher ge worden, da vergessen wir die Gefahren, womit uns die Zukunft bedroht, vergessen, was uns eben erst die Revo lution erschütternd genug enthüllt hat. Es ist gewiß, daß es tüchtige Heere gegeben hat, die vom Christenthum nichts wußten , es ist gewiß, daß auch heute noch Einer, daß viele Einzelne gute Soldaten sein können , ohne im Herzen oder im Aeußeren sich um das Christenthum viel zu küm mernz aber es ist eben so gewiß , daß heute unser Heer in seiner Gesammtheit ohne einen frischen christlichen Le bensinhalt auf die Dauer nicht bestehen kann. Man führe doch nicht die Römer an und ihre fast tausendjährige Kriegstüchtigkeit. Ganz abgesehen davon , daß das römische Heer in seiner guten Zeit, der Klasseneintheilung gemäß, gerade in seinen Schwerbewaffneten die besten Bürger des Staates zählte, war es doch nur so lange tüchtig , als die Sitte, die Religion der Väter in seinen Reichen mäch tig waren, uach den punischen Kriegen begann , und zwar zuerst in der Zucht, der Verfall. So war's auch mit den griechischen Heeren und so überall. Wir haben in den Gebildeten und auch in einem großen Theil der tieferen Schichten die Religion und Sitte der Väter ebenfalls ein gebüßt; wir haben treffliche griechisch - römiſche Elemente

in unsere Bildung verschmolzen ; aber, so viel Gewinn wir davon haben , sicherlich besteht er in etwas Anderem, als daß wir jene ſittlichen Mächte, aus denen die Größe jener Völker emporwuchs , in unser Volksdaſein verweben könnten. Der lebendige Kern fener Staats- und Lebens gestaltungen ist unwiderbringlich dahin , denn er war ver gänglich; im Christenthum allein ist ein Kern, der nie stirbt, der immer neue Welt- und Lebensgestaltungen, sobald er auf eine irgend empfängliche kräftige Volksnatur trifft, hervortreiben kann , denn er ist die ewige Wahrheit. Nur er allein kann den bunten auseinanderfallenden Ele menten unseres Heerwesens jenen inneren Zusammenhalt geben, den keine äußere Form und Ordnung auf die Dauer zu ersehen vermag. Man fonnte noch vor 3 Jahren der Meinung sein , daß sich mit dem Kapital von Bildung und von äußerlicher Tugend in den höheren Schichten unsere Zustände noch lange tragen lassen würden , heute kann es Niemand mehr, der offene Augen und Ohren hat. Die Lüge , daß sich die Gebildeten thren eigenen Gott machen wollten und dem Volke da drunten den seinen ja nicht zu berühren dachten , beginnt ihre Frucht zu tragen. Das Volk fängt auch an , von seinem Gott gründlich ab zufallen , und sofort beginnt es , die Stellung Derer, denen es blind gefolgt war, in seiner Art zu kritisiren : nicht daher rührt der weitverbreitete Haß gegen diese , daß sie mehr haben und genießen, sondern weil sie unten wohl fühlen , daß ihnen durch die Gebildeten der Gott verloren gegangen ist , der ihnen auch ein schweres Dasein tragen half. *) Es ist damit im Heere nicht anders , als sonst im Staate; das Heer könnte vermöge seiner fester gefügten Ordnung den allgemeinen Verfall eine Zeit lang über= dauern , aber wenn in der Gesellschaft alle ſeine Lebens elemente unterwühlt werden , muß es am Ende auch zu sammenstürzen. Wer auch die letzten Erschütterungen in unseren eigenen Reihen unbegreiflicherweise nur für vor übergehende Erscheinungen halten mag, der betrachte doch, um nur an Eins zu erinnern , wie sich in dem 33jährigen Frieden das Verhältniß vom Offizier zum Unteroffizier nicht blos äußerlich , sondern noch weit mehr innerlich geändert hat. Freilich hat diese Veränderung auch ihre gute Seite; aber wer fühlte nicht heraus , wie wenig von fener unbewußten , stillschweigenden Dahingabe und Unter werfung , von jenem mit dem alten Unteroffizier aufge= wachsenen Glauben , daß es ſo natürlich sei und nicht an ders sein könne , noch bei unserem heutigen Unteroffizier die Rede ist. Es ist eben der Geist der Kritik auch in

*) Es ist unwiderlegliche Thatsache , daß wenigstens im süd westlichen Deutſchland die weit überwiegende Mehrzahl der f. g. gebildeten Evangelischen nicht einmal den Glauben ihrer Kirche mehr weiß , sie sind stolz auf die Reformation und meinen ihre rechten Jünger zu sein , und wenn man jene Lehre zur Sprache bringt , auf welcher das große Werk gauz allein aufgerichtet wurde, so hört man sie dieselben Dinge entgegnen , welche damals die höhere römische Geift lichkeit und ihre Anhänger einem Luther und Melanchthon Unsere Conservativen sind zum großen entgegenwarfen. Theil innerlich völlig auf demselben Grund mit den Deutſch katholiken ; aber äußerlich verwerfen fie dieselben, weil ihnen die Kirche doch eine gute Polizeianſtalt dünkt und weil dem Volk nach ihrer Meinung der Glaube nicht genommen wer= den darf: als ob diese Lüge dem Volk verborgen bleiben könnte.

unsere Reihen gedrungen und wird von Unteroffizieren und Soldaten in ihrer Weise oft viel schärfer und aus gedehnter gehandhabt , als wir bei gewöhnlicher Beobach=

*) Glaube doch Niemand , die Gefahr sei geringer , weil fie nicht mehr so offenbar ist. Proudhon sagt in seiner neuesten Schrift dem Christenthum in 25 Jahren den Untergang vor aus ; er trifft den Zrrthum unserer Aufgeklärten scharf in den Worten: eine Religion besteht nicht in allgemeinen frommen Empfindungen , sie ist pofitiv , dogmatisch, formell, oder sie ist nichts ." Würden doch solche Stimmen mehr be= achtet ; der Apostel des Socialismus und Communismus weiß recht gut , woher ihm seine Jünger immer zahlreicher von selbst zufallen.

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tung vermuthen. Die erste Forderung , die sich daraus ergibt, ergeht zwar an uns und verlangt , daß wir unsere Stellung so auszufüllen bestrebt ſeien, daß wir vor jeder Kritik möglichst bestehen können. Aber wie weit wird immer die Lücke zwischen unserem Willen und unserem Thun bleiben , und wenn wir das Mögliche leisteten in jeder äußerlichen Ordnung , würde es dauernd helfen, ohne ein tieferes gemeinsames Band ? was kann es nüßen, einzig und allein auf den kurzen Katechismus des Sol daten zu verweisen : „du sollst gehorchen ," wenn , von allen verführerischen Gewalten der Zeit aufgereizt , die innere Natur des Soldaten sich mehr und mehr gerade gegen dieses „du sollst" erhebt ? Nein, wo immer das Leben seine Ungleichheiten aufgerichtet , seine harten, so ungleiches irdisches Glück erzeugenden Schranken geseht hat, und nirgends find diese Schranken ja fühlbarer, als in unserem Stand : da bedarf es einer höheren Gewalt in den Gemüthern , die sie vereinigt und den legten und höch ften Fragen gegenüber gleich macht. Doppelt bedarf es einer solchen Gewalt im Heere, das den ganzen Menschen unter die härteste Ordnung zwingt, das ihm oft Ent fagung von gewohnten lieben Freuden und Erholungen auferlegt, das von ihm jeden Augenblick verlangen kann, um den Preis der Vergessenheit die Güter hinzuwerfen, die der Mensch für die höchsten hält ; doppelt und dreifach bedarf es einer solchen Gewalt in einer Zeit, die die Gei= fter losgebunden hat , wie keine vorher , die gegen jeden Druck der nothwendigen äußeren Lebensordnungen immer deren Zerstörung predigt , die in alle Stände , Schichten und Alter der Gesellschaft das auflösende Streben trägt, statt in der inneren Ueberwindung das Gleichgewicht gegen die störenden und drängenden Verhältnisse draußen zu suchen, an eine unmögliche Gleichheit in der Auflösung aller und jeder Schranken all ' ihre Kraft liederlich zu verschwenden. Die alten , sonst heiligen Ordnungen , wie der Stand , der Staat , das Vaterland können für sich allein weder durch ihre äußere Macht , noch durch die Macht ihrer Idee die Gemüther wieder in die Zucht brin= gen oder darin erhalten: das Heer steht noch heute und morgen , noch ist die Empfänglichkeit für den großen Ein druck der Ordnung aus der menschlichen Natur nicht aus = getrieben. Aber wenn das Heer zehnmal die fleischgewor dene" Ordnung wäre , diese Ordnung hat nie auf sich felber, auf dem abstracten Grunde ihres eigenen Gedan kens gestanden und kann heute am wenigsten darauf stehen ; fie muß in einer Kraft gründen , die tiefer und unmittel barer in die Herzen greift , als sie. Diese Kraft ist allein im Christenthum; und die evangelisch - protestantische Kirche hat sie vorzugsweise entwickelt : *) wie der legte Grund aller Krankheit dieser Zeit die erlogene Lehre ist, die menschliche Natur ſei ſo ursprünglich guter Art, daß eine gleiche neidlose Vertheilung von Besiß und Genuß nach

der Entfernung der geschichtlichen Schranken sich von sel= ber einfinden und erhalten würde ; so ist in dieser Kirche das einzige und legte Heilmittel als ihr ethischer Grund nachdrücklich ausgesprochen in der Lehre, daß die mensch liche Natur in allen Stücken mangelhaft ſei , daß als nothwendigen Ausfluß davon unser Leben stets seine tiefen Schatten haben wird , und daß allein die im Glauben an die Erlösung sich vollziehende innerliche Ueberwindung und Hingabe jene Freiheit bringt, in der auch die schwersten Schranken ertragen und die härtesten Gebote des Berufs und der Lebensstellung mit starkem Muthe erfüllt werden. Aber hat denn das Heer am Verfall und am Verlieren dieses legten untrüglichen Grundes seiner eigenen , wie jeder menschlichen Ordnung eine Mitschuld und kann es Es hat eine Mitschuld, ihn wieder aufrichten helfen ? wie sie jede öffentliche Lebensmacht hat , und es kann aller dings auf seine Wiederaufrichtung einen Einfluß üben, den es an sich selbst am heilsamsten empfinden wird . Frei lich kann die Erneuerung des alten Grundes in den Her zen nur von der Kirche selbst ausgehen; sie zunächst muß, und es ist jest eine Bewegung in ihr, die darauf hinzielt, in Wort und That den ganzen Ideengehalt, das ganze geistige Bewußtsein der Zeit mit dem unwandelbaren fitt lichen Lebensgrund durchdringen und in ihn verschmelzen, damit er sich wieder in die Gemüther ergieße, die am Wahne kranken , daß sich der Glaube nicht mehr mit der Höhe unserer geistigen Bildung vertrage. Aber das Heer, sobald es das ganze Volk umfaßt, kann dabei in eine lebendige Wechselwirkung mit der Kirche treten , für beide Theile von den heilſamſten Folgen. Sobald es das ganze Volk umfaßt; denn der unsichtbare Fluß des Verkehrs zwischen solchen äußeren und inneren Ordnungen und ihren lezten Factoren muß frei und groß sein , oder er ist nichts. Man kann sich in einem Heere , das nur aus den zwei geistig weit auseinanderliegenden Schichten besteht , ein gemeinsames religiöses Bewußtsein wohl denken , wenn es noch in lebendiger Ueberlieferung ist; anders ist es , wo es eine Erneuerung gilt. Da gilt es vor Allem , die Ge bildeten zu fassen; von ihnen , die das Uebel verschuldet haben, mnß die Heilung ausgehen, weil die anderen von selbst in ihre Fußtapfen treten. Nun ist eine nähere Be= rührung zwischen den verschiedenen Bildungsstufen nicht denkbar , als sie ein strenger Waffendienst in einem auf allgemeine Wehrpflicht gegründeten Heerwesen hervorbringen muß, und zugleich gibt es keine Ordnung , die so auch auf Gebildete zu einer wahrhaft religiösen Stimmung zu= rückwirkt, als es die feste Ordnung des Heeres schon im Frieden , mehr noch im Kriege thut. Eine Anstalt, die dem Einzelnen sogleich mit dem ganzen Nachdruck und der Uebermacht eines großen festgefügten Ganzen entgegen= tritt, worin er so rasch zu ganz untergeordneter Bedeutung herabſinkt , die Geltung als Einzelner so völlig verliert, wo er der ganzen Freiheit und Behaglichkeit der gewohn= ten Verhältnisse so völlig entrüdt, wo er zu schwerer Ent sagung und Entbehrung, ja zum höchsten Opfer gezwungen wird : wie muß eine solche Anstalt Jeden darauf zurück drängen, im eigenen Inneren einen leßten Grund und Halt zu suchen. Und sie verlangt diesen Grund zugleich. Es ist mit den Formen allein nicht gethan , aber es drückt ſich Vieles bedeutungsvoll in ihnen aus. Wenn im preu=

*) Die römische Kirche hat dasselbe Bekenntniß , aber sie wirkt mehr durch ihre äußere Ordnung , auch ist neben dieser jede andere menschliche Ordnung nur insoweit geduldet , als fie fich in allen Atreitigen Puncten unterwirft ; wenn ich daher von einer Wechselwirkung zwischen Heer und Kirche spreche, die vor Allem vorausseßt , daß das Heer aus seinem eigenen inneren Wesen hervorwächsen soll , so kann ich vorzugsweise nur die proteſtantiſche Kirche im Auge haben.

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ßischen Heer jeder Soldat ſein Gesang- und Gebetbuch trägt, wenn dort statt des im übrigen Deutschland häufig so entleerten , allein auf die Predigt gestellten Gottesdien stes eine lebendige Lithurgie, ein Wechselgesang zwischen Chor und Gemeinde die allgemeine Andacht weckt und trägt, wenn an so manche hervortretende Diensthandlung oder manchen besonderen Tag im militärischen Leben , sei es ein kurzes Gebet , sei es eine förmliche gottesdienstliche Feier sich knüpft : so hat sich an alle dem gewiß oft das christliche Bewußtsein Vieler erhalten und gestärkt , Ande rer erfrischt und erneuert. Denn es hat ein solcher Got tesdienst, ein solches Hereintreten der höheren, Alle gleich machenden Macht und Weihe des Christenthums , in das Räderwerk des Dienstes draußen unter dem Druck der immer gleichen Thätigkeit, wo die gesammte Natur sich täglich bezwingen und unterordnen muß , noch eine ganz andere Gewalt, als im ruhig dahinfließenden Dasein zu Hause ; es kann eine rechte Sonntagsruhe hier, wo sonst vor der streng geordneten Regel des Dienstes jede Rück sicht zurücktreten muß, eine gar hohe Bedeutung für die rechte Zucht der Gemüther gewinnen. Es tritt hier der tiefe innere Zuſammenhang zwischen der rechten Zucht des Soldaten und einem lebendigen Christenthum, auf den ich vorher ausführlich hinzuweisen versucht habe , auch äußer= lich hervor. Wenn diese wahrhafte Zucht im Christenthum ihren dauerndsten und festesten Grund hat, und so das Heer von der wieder erwachenden Kirche eine hoch anzu schlagende innere Wirkung empfindet : so gibt es dieser, der alle feste Ordnung und alle äußeren Zuchtmittel so sehr verloren gegangen sind , durch den nachhaltigen Ein druckt seiner festen Gliederung , seiner geschlossenen äußeren Macht und Erscheinung auf die Gemüther eine Fülle zu sammenhaltender, auch nach Jnnen wirkender Kraft zurück. Und daß doch Niemand in unserer Zeit noch fürchte, die Erneuerung eines echt christlichen Sinnes im Heer könnte dem frischen Sinn , dem fröhlichen Muth des Soldaten Eintrag thun. Welcher mächtige Antrieb zu den höchsten Thaten des Muthes , der Aufopferung und Dahingabe von ihm ausgehen , haben wir gesehen ; trugen sie früher, und selbst noch theilweise in protestantischer Zeit , einmal ein düsteres Gepräge : in unseren Tagen ist dieß kaum möglich. Gegen ein so misverstandenes Christenthum, welches sich in ascetischer Herbe von jeder äußeren Welt und Lebensgestaltung abwandte, hat unsere gesammte lezte geistige Entwickelung siegreich gekämpft , und das ist eben der Punct, wo sie berechtigt war. Denn das wahre Christenthum stößt diese äußeren Lebensordnungen nicht zurück , es ergreift und durchdringt sie, um sie zu einer höheren, reineren Darstellung zu verklären und es gelangt selber an ihnen erst zu einer vollendeteren , mit mannich faltigem und reichem Inhalt erfüllten Erscheinung. Und in diesem Sinne soll es auch im Heere wieder aufleben. Wie die allgemeine Wehrpflicht Alle zu den Fahnen ruft, so soll es die bunt bewegte Ordnung mit einem frischen fittlichen Lebensstrom , einem Quell jeder echten Soldaten tugend durchdringen; soll die am Gefühl und Eindruck einer starken Ordnung, eines ersten großen Zusammenwir= tens empfänglicher gestimmten Gemüther nachdrücklich auf

den gemeinsamen Lebensgrund weisen , der die geistig so gespaltenen Schichten unseres Volkes wieder vereinigen muß, daß es noch eine Zukunft für uns gebe. Thaten sind es noch allein , die diese geistreiche Zeit , um so ge= übter im Spiel der Worte, je weniger diese Worte inner lich empfundene Wahrheit sind , auf die Dauer nicht läug nen , deren Wirkung sie nicht zerstören kann. So würde das Christenthum in einem solchen Heerwesen als eine That hervortreten , von Allen für Alle gethan ; und eine That wäre ein so gegründetes Heerwesen ; schon in seiner bloßen Erscheinung ein sittlicher Sieg , schwerer und tief= greifender , als mancher Sieg der Waffen . (Schluß folgt. )

Literatur. Plan der Umgegend von Neisse. 4 Blätter in Folio . Verlag von Ferdinand Burckhardt in Neisse. 1 Thlr. 10 Ngr. Dieser aus der lithographischen Anstalt von Rudolph in Annaberg hervorgegangene Plan besteht aus vier zum Aneinanderstoßen bestimmten Blättern , welche zusammen eine Fläche von etwa 11 Quadratmeilen , im Maßstabe 1 von 33333 d. n. L. enthalten. Die Neisse gehört dem Plane von Ottmachau bis unterhalb Mahlendorf, in einer Strecke von etwa 41 Meilen an und zeigt die verschiede= nen Uebergänge , Wehren und Furthen. Die Stadt Neisse bildet den Mittelpunct des Planes , ist aber --- wie wir es nicht anders erwarten - ohne Befestigungswerke dar= gestellt. - Nach der Bestimmung für den königl. preußi schen Generalstab werden bekanntlich bei Karten in flei neren Maßstäben als 30000 die Bergstriche von 5 und 100 in der v. Müffling'schen , stärkere Böschungen aber in der v. Lehmann'schen Manier gezeichnet. Diese General stabs -Manier ist auch in dem vorliegenden Plane für die Terraindarstellungen gewählt und es sind die niederen Böschungen des Flachlandes mit Ausdruck und Geschmack gezeichnet; dagegen erscheinen die stärkeren Gradationen durchaus einförmig. Nur an einigen Stellen der steilen Bergwand auf der linken Seite der Neisse finden wir eine Abweichung von dieser Einförmigkeit , indem daselbst die Charakterstriche für 35º angewendet worden sind. - Wir erinnern uns in diesem Augenblicke nicht , ob die neue = ren topographischen Aufnahmen des königlich preußischen Generalstabes sich bereits über diese Gegend erstrecken, jedenfalls aber haben bei der Bearbeitung des Planes dergleichen Aufnahmen nicht zu Gebot gestanden , wie wir aus den vielfach vorhandenen unnatürlichen Terrainformen und deren Zusammenhang zu schließen berechtigt sind. Die künstlerische Ausführung trägt das Gepräge einiger Flüchtigkeit , mag aber für den Zweck , den der Verleger beabsichtigte , genügen. Ungeachtet dieser Ausstellungen halten wir den Plan zu Lager- und Manöverentwürfen ganz geeignet.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

N

6. September 1851 .

107.

BOSC

5790

Allgemeine Militár- Zeitung. Drt ihres Abgangs in einer Entfernung von wohl 1500 Schritten an ihrer Beſtimmung angekommen mit ſtarker

Deutſchland. Ulm , 17. Auguſt. In Folge der neulich von Seiten

Rraft mehr als ſieben Fuß tief in das Erdreich eindrang.

der Bundesmilitärcommiſſion angeordneten Guſpicirung des

Die commandirte Artilleriemannſdaft benahm ſich im Ge

Feſtungsbaues ſoll ein weiteres Außenwert, und zwar in brauche dieſer neuen Kriegswaffe geſchickt und zeigte hier der Friedrichsau erbaut werden.

(D.P.Á.Z.)

Preußen . Berlin , 5. Auguſt. Die Militärcentralturn = anſtalt, zu welcher am 17. April d. J. in der Nähe der ſog . Kirjdallee der Grundſtein gelegt wurde, iſt bereits

bei Eifer und Willigkeit ; es follen dem Vernehmen nach in der nächſten 28oche in Gmünd weitere große Schieß übungen nach der Scheibe ſtattfinden . (S. M.)

Oeſterreichiſche Monarchie. Mailand , 18. Juli . Von hier aus wurden bereits

fertig ; alle Einrichtungen in derfelben ſind getroffen und die nöthigen Verfügungen erlaſſen , daß in Verona ein

ſoll die Anſtalt im Herbſte d. 3. eröffnet werden. Das großartiges Militarſpital errichtet werde, welches im ſchöne zweiſtöckige Gebäude faßt in fidh, außer der Woh- Nothfalle mehr als 2000 Kranke aufnehmen könne; der nung für den bei der Anſtalt beſchäftigten Turnlehrer und Bau joll nach erfolgter Genehmigung des Plans allfo einen Portier, einen großen , etwa 25 Fuß hoben Fecht- gleich in Angriff genommen werden. Nichts wird geſpart, und einen Voltigir- und Turnſaal. In dem Fechtſaale was die Bequemlichkeit und beſſere Verpflegung der Let (A. A. 3.) befinden ſich , nußer anderen zum Einüben der Fechtkunſt · denden fördern könnte. nöthigen Vorrichtungen , die auf das Vollfommenſte ge troffen ſind , auch zivei in Lebensgröße aus Holz verfer D ä ne ma r k . tigte Pferde , welche zur Einübung des Lanzenwerfens und Springens beſtimmt ſind . Neben dem Fechtſaale befindet Kopenhagen , 8. Aug. Die „ Berling'ſche Zeitung"

fid der Turnſaal, in welchem ſich die zum Turnen gehö- enthält folgende officielle Mittheilung: „ Armeebefehl vom rigen Apparate, darunter mehrere aus Holz verfertigte 4. Auguſt 1851. " Um ſolche Veränderungen in der

und mit Leder überzogene Pferde, zum Ueben im Springen Organiſation der Armee, welche im Intereſſe des und Voltigiren , befinden . Das Gebäude ſteht in einem

Landes und der Armce erachtet werden , in Erwägung zu

Garten , in dem man einige Wälle und Gräben antrifft, ziehen und in Vorſchlag zu bringen , und um einen Ent:

die zum Einüben im Klettern , Springen und ſonſtigen wurf der hierher gehörenden Geſeße auszuarbeiten, ſoll militāriſden Uebungen beſtimmt ſind. "Auch iſt in dem eine Commiſjion zuſammentreten , die aus folgenden Garten eine Rennbahn angebracht. Die Anſtalt iſt durch Mitgliedern zu beſtehen hat : Generalmajor v. Stlegel, weg mit ſolcher Umſicht und ſo zweckmäßig eingerichtet,

Chef des königl. Ingenieurcorps, als Präſident, Oberſt

daß ſie für muſterhaft anerkannt werden muß. ( Pr.3.)

v. Nielſen, Commandeur des 4. Dragonerregiments,Oberſt 9. Schepelern, Commandeur der 4. Reſervebrigade, Oberſt lieutenant v . Bruun von der königl. Artilleriebrigade,

Württemberg.

Major v. Andra à la suite im Generalſtabe, Oberkriego

Ludwigðburg , 18. Aug. Die bei der t. württem = bergiſchen Artillerie einzuführenden Raketengeidojie

commiſſär v. Schmidten , Capitán v. Hoffmeyer von der königl." Artilleriebrigade, Capitän Jntsmart , Comptoir

des öſterreichiſchen Pyrotechnifers Lukaszy wurden heute

chef in der Intendantur der Armee, die beiden leßtge

Abend 5 llhr in Gegenwart mehrerer höherer fachkundigen nannten als protokollführende Mitglieder. Nähere Be Offiziere in der Richtung gegen den großen Artillerieerer- ſtimmungen für die Wirkſamkeit der Commiſſion ſollen zirplas bin abermals einer Prüfung unterſtellt. Die derſelben mitgetheilt werden. Die Commiſſion wird am Rafeten trieben die ſechopfündigen Kugeln mit ſolcher 14. d . M. in Kopenhagen zuſammentreten. (Pr. 3tg.) Kraft ziſchend durch die Luft, daß eine derſelben von dem

876

875

Ueber

die

Bedeutung

eines

auf

allgemeine

Wehrpflicht gegründeten Heerwesens in Deutsch land und sein Verhältniß zum gesammten Staatsleben. IV. 1. (Schluß.) Die Geschichte hat kein Beispiel , daß in einem Heere alle guten fittlichen Mächte zugleich und im rechten Maße, fich ergänzend und berichtigend, wirksam gewesen wären; einmal war Christenthum , einmal waren weltliche Ord nungen die vorherrschenden Factoren in unserem deutschen Heerwesen ; aber so große Erscheinungen dasselbe zeigte, was würde es erst werden können, wenn sich jene Mächte in ihm vermählt darstellen würden ? Im Christenthum ist schon ein Grund für die Treue gegeben; denn in ihm allein ist die volle und tiefe Geltung und Bedeutung der Persönlichkeit , und eben diese ist die Wurzel der Treue. An ihre Nothwendigkeit werde ich nicht erst zu erinnern brauchen , es ist darüber in deutschen Heeren wohl nur eine Stimme. Haben wir doch im Inland und im Ausland gesehen, welch' eine Zerrüttung ein Heer heimsuchen kann, wenn diese Treue, durch welches Schuld immer, verloren geht; leben wir doch in einer Zeit , wo neben den offenen Feinden der Monarchie so viele ihrer scheinbar eifrigsten Anhänger daran arbeiten , ihren Grund und Boden im Volke zu untergraben. Wohl hat das Alterthum Heere gehabt, die allein auf dem Vaterlands- und dem Bürger finne ftanden und groß wurden , wohl hat auch die neuere Beit solche Heere, und Frankreich gibt uns ein Beispiel, daß bet nationalem Sinn , bei nationaler Geschicklichkeit und Vorliebe für das Waffenwerk auch die militärische Ehre ein Heer tragen kann. Doch wie große Thaten auch auf solchem Grunde entsprungen sind und vielleicht noch entspringen , einzeln sind diese Kräfte alle und wohl am meisten das jener Ehre, in deren Hintergrunde so deutlich das Ich steht, einer langsameren oder rascheren Veräußerlichung unterworfen; und wir dürfen uns glück lich preisen, daß wir die Treue, eine Erbschaft unserer gesammten Geschichte , noch nicht verloren haben. Denn eben weil sie eine Erbschaft von Jahrhunderten her ist, ist sie auch eine Nothwendigkeit unseres Daseins ; und dazu dürfen wir behaupten , daß, wie sie immer vorzüglich im Heere ihren Ausdruck gefunden hat , sie dem Wesen eines Heeres recht tiesinnerlich sich vermählt. Hier strömen Christenthum und Treue zu einer gemeinsamen Darstellung zusammen. Die Persönlichkeit unter die scharfe Zucht einer vollen Dahingabe im Entbehren und im Gehorchen zu nehmen und sie zugleich mit vollem Bewußtsein gesammelt zu halten , um sie zur That der Dahingabe als einer eigenen selbstgewollten That jeden Augenblick einseßen zu fönnen: darin besteht dieses Wesen. Und wie wir gesehen haben , daß es so im Christenthum gründet , ſo findet es in der Treue einen starken Anker seiner Verwirklichung. Es geht durch unsere ganze Geschichte vorherrschend jener fittliche, wahrhaft erhaltende Zug des deutschen Charak ters , die höchste Würde menschlichen Leidenschaften und Parteibestrebungen zu entrücken und an eine dauernde

Ordnung zu knüpfen; *) unser gesammter heutiger Staat mit seinen tausendfach durcheinander lärmenden Meinungen und Wünschen, mit seinem unversöhnten Widerstreit so vieler großen und kleinen Interessen hat darin eine unent= behrliche Bedingung seiner gesunden Entwickelung, eine Bedingung, die am klarsten und nothwendigsten beim Heer hervortritt. Denn je entschiedener im Heer alle Kraft zum Gehorsam und zur That gesammelt sein muß, je stolzer darum im ganzen Körper das . Bewußtsein seiner Macht und Bedeutung ist , und fe durchgreifender der Einfluß jeder an hoher Stelle hervorragender Persönlichkeit sich geltend machen kann : desto heilsamer erscheint in reinigen der schüßender Gewalt die menschlichem Ehrgeiz unerreich bare Würde des Oberhauptes. Sie nimmt jenem Streben der gesammelten Manneskraft, in Thaten sich geltend zu machen , mit der unübersteiglichen Schranke , die sie auf richtet, die dem Menschen am schwersten zu überwindende Gefahr, in überſtürzender Sucht nach eigener Verherr lichung sich selbst zu verlieren ; fie drängt damit jenes Streben auf den reinen Grund der Hingebung an ein großes Ganze zurück , das im Oberhaupt persönlich dar gestellt ist, und sie trägt damit in's Heer, es weit über die Unruhe und Zerrüttung aus der Herrschaft_wechſelnder Lagesinteressen erhebend , den untrüglichen Grund eines Gehorsams , der ohne Verirrung in untrüglicher Ueberlie ferung sich fortpflanzt , ein im Dienste des Ganzen Alle umschlingendes sittliches Band. Aber daß auch im Oberhaupt, daß in seinem Dienste ein bedeutendes und dauerndes Ganze wirklich sich dar= stelle. Nichts spricht vielleicht so sehr gegen die Ein schränkung oder Zurückführung des Heeres in die engen Gränzen der alten , völlig abgeschlossenen Körperschaft, nichts so sehr für seine Gründung auf die allgemeine Wehrpflicht, als die Erhaltung und Befestigung der Treue. Im vorigen Jahrhundert war das Offiziercorps fast aus schließlich aus dem Adel , und der Adel hatte schon daheim die Herrschaft über das Volk, aus dem dann meist die Soldaten kamen , eine Herrschaft , die in den Gemüthern fest auf der überlieferten Gewohnheit stand ; so erhielt er auch die Soldaten leicht in der Treue zum König , das Verhältniß im Heer war eine natürliche Fortsehung des Verhältnisses zu Hause : würden auch heute noch die Of= fiziere mit derselben Leichtigkeit die Soldaten in der Treue erhalten, wenn diese , zu Hause unter ganz anderen Ein flüssen erzogen , diesen Einflüssen , sobald sie die Reihen

*) Daß bei der Kaiserwürde die Form der Wahl war , bewett nichts dagegen, denn diese Würde ist bei jedem Haufe faft immer bis zu dessen Aussterben geblieben. Wäre nicht ein Atarkes Gefühl von der Nothwendigkeit einer solchen dauern den Ordnung im deutschen Wesen vorwaltend geweſen ; der schön lautende Grundsaß der Wahlmonarchie , daß der Beste Herrscher sein soll , hätte das arme römische Reich wohl noch viel tiefer in Verwirrung und Unheil gestürzt. Ein Beweis, welch' ein gesundes ftarkes Gefühl für Königthum und Treue ursprünglich in der deutschen Art war , liegt in unserem größten Volksheldenliede , den Nibelungen. Der poetische Grundton dieses Liedes ist die Treue, der König erscheint auch als ein Held , aber keineswegs als der erfte der Helden, die Bedeutung feiner Würde liegt tiefer , als selbst der volle Glanz und Erfolg des Heldenthums ſie verleihen kann.

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des Heeres verließen , wieder anheimfielen ? Man kann dem Adel jene Stellung , wie sie war, nicht mehr zurück geben; man kann ihm auch nicht das ausschließliche Recht auf die Offizierstellen wieder verleihen. Damals war das Offiziercorps wohl durch äußeres Interesse dem König verbunden, doch der sittliche Grund des Verhältnisses war, daß auf ihm der Staat ruhte. Das äußere Interesse des des Offiziercorps geht mit dem der Krone auch heute noch von selbst Hand in Hand : aber, soll es nicht der Gefahr der Veräußerlichung und des Zerfalls unterliegen , so muß, nicht so daß jeder Einzelne bei jeder Handlung dem nach fragte, sondern in der allgemeinen Richtung und Erschei= nung des Verhältnisses der sittliche Grund walten, daß ein großes Ziel in ihm verfolgt, ein bedeutendes Ganze in ihm getragen werde. Ein Heer , welches das ganze Volk umfaßte, hätte diesen Gründ : es gilt einmal, mit den Mächten dieser Zeit den Kampf um die alte Treue zu kämpfen ; da ist es doch beffer, statt der bloßen Ab wehr, die ja auch im wirklichen Kampf der Waffen ihr Ziel nicht erreicht, den Gegner im eigenen Lager aufzu suchen, aus dem Volk zu befestigen , wo sie wankt, zu er neuern, wo sie verloren ist. Ist doch in einem solchen Heer ganz ungesucht jener lebendige Wechselverkehr , jene persönliche Berührung ge geben , woran die Treue eines empfänglichen Volkes ſeiner Natur nach schlicht und einfach sich anzuknüpfen pflegt. Der Fürst steigt hier von der mystischen Höhe , worauf ihn die Lehre des göttlichen Rechtes , von der abstracten, worauf ihn die gewöhnliche constitutionelle Anschauung stellen wollen, herab; er tritt, wie es in Deutschland Sitte war, als die Ereue am festesten stand, menschlich seinem Volke gegenüber, das ihn in jener Höhe niemals begreifen würde. Er erscheint an der Spiße des Heeres als das wirkliche Oberhaupt des Staates und des Volkes ; wie das Heer das gesammte Volksdaſein vertritt , so sezt er dann seine volle Persönlichkeit dafür ein ; und wie er in Krieg und Frieden mit seinem Heere ist , so knüpft sich an ihn in Leid und Freud , in Glück und Unglück , das Gemüth des Volkes warm und herzlich an. Es ist gewiß eine Hauptursache der festen Wurzel, welche das Haus der Hohenzollern noch in seinem Volke hat, daß es von jeher Gebrauch und Geset in diesem Hause war, daß der König und die Prinzen alle im Heere wirklich dienten und wirklich in Krieg und Frieden dabei waren. So Friedrich der Große mit seinen Brüdern , so Friedrich Wilhelm II . und Friedrich Wilhelm III. mit ihrem Haus und so auch jest wieder. Natürlich hat die Erin nerung, wie die gegenseitige Anhänglichkeit in allen ihren schönen und ergreifenden Erscheinungen , am meisten an ben Kriegen , am liebsten an den gemeinsam ertragenen Gefahren und Mühen gehaftet und am Beispiel des Prin zen von Preußen beweist sich auch heute noch, wie wenig die deutsche Natur ihre tiefe und rührende Empfänglich teit dafür geändert hat : aber auch im Frieden ist Anlaß genug dazu , und gerade von Friedrich Wilhelm III. und seinem Volksheer ist uns manch' schöner Zug überliefert. Dahin gehört besonders die Errichtung des Lehrbataillons und der Lehrichwadron , ein Gedanke , der allein dem König gehörte, und sein Verkehr mit demselben im Ernste und in der Heiterkeit des schönen Soldatenfestes , das er für

sie alljährlich veranstaltete. *) Es follte damit allerdings zugleich die wünschenswerthe Einheit in der äußeren Hal tung und Erscheinung des Heeres gefördert werden ; aber der tiefere, fittliche Grund der Einrichtung war, daß das Heer in diesen Vertretern aller seiner Theile eine fort= währende Berührung mit seinem König haben sollte. Aus dem nämlichen Grunde rechtfertigt sich , wie mir scheint, auch weit eher als aus irgend anderen Gründen die Bei behaltung einer Garde, die aus allen Landestheilen gleich mäßig auserwählte Mannschaften um den Fürsten schaart. Das übrige Heer sollte nach dem alten deutschen Grund saz organisirt werden , wonach die Angehörigen derselben Familie, derselben Gemeinde , desselben Stammes zu klei neren und größeren Körpern vereinigt werden : das würde trefflich gestatten , Landesart und Sitte für die verschiede= nen Waffengattungen nugbar zu machen ; es trüge einen mächtigen natürlichen Trieb mehr in die Regimenter, sich wetteifernd hervorzuthun , es würde ihrer Geschichte, auf die man mit Recht so viel Gewicht legt, einen viel dauern deren lebenvolleren Boden geben und sie in's Volksleben zu einem wechselseitig sich steigernden Einfluß trefflich ver weben. Dem gegenüber müßte die Garde die Staatsein= heit unter dem Fürsten darstellen; ein Muster jeder Sol datentugend , mit seiner Persönlichkeit stets in näherer Be= rührung , würde sie im Frieden das Gefühl und den Ein druck davon in die entferntesten Theile des Landes tragen, im Kriege ihm und dem Heere eine wahrhafte Schußwehr sein. In einem solchen Heere wäre wohl von einem Ver= fassungseid kaum die Rede. Man hat mit Recht dawider bemerkt , daß die Treue nur einer Person , nicht einer Sache geschworen werden kann. Diese Zeit sucht ängstlich nach immer neuen Formen , die Rechtsgebiete abzugränzen, weil sie so armselig ist an wirklich organischem Wesen , wo in den verschiedenen Gewalten eine sittliche Nöthigung wohnt, in ihren Gränzen zu bleiben. Die Verpflichtung des Soldaten auf Beobachtung der Staatsverfassung wird immer eine abstracte Formel bleiben , von den meisten schwer oder gar nicht begriffen. Ein solches Heer, das alle Stufen und Schichten des Volkes in sich umfaßt und darstellt, in Treue dem Fürsten ergeben , ist eine thatsäch= liche Lösung dee Frage. Ein solches Heer würde einen Vaterlands- und Bür gerfinn großziehen von einem besseren und härteren Me= tall , als alle Verhandlungen über Verfassungsfragen und Staatseinrichtungen : in dem Ernst, womit Jeder den Kreis seiner Pflichten , sei er groß oder klein , zu erfüllen trachtet, da liegt der Bürgerfinn ; in der Kraft seiner wehrhaften Männer und in ihren Herzen, zur That auch wenn sie sich im Ganzen verlieren , bereit und gehorsam, da liegt das Vaterland. Jezt wissen sie nur von Forde rungen und Rechten an den Staat : erst hadern sie mit ihm, daß er nicht jedem nichtsnußigen Gelüfte freien Raum gibt; dann , wenn sie sich durch ihre Zügellosigkeit zu Grunde gerichtet haben , schreien fie über den Staat, der sich seiner Bürger nicht annehme. Ehe einer noch im *) Bischof Eylert hat eine schöne Schilderung davon gegeben in seinen Denkwürdigkeiten „aus dem Leben Friedrich Wil helm's III." III. 1. S. 144 ff.

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Stande ist , gegen sich selber , geschweige gegen die Gesell schaft irgend eine Pflicht zu erfüllen , will er selbstständig sein Hauswesen gründen, um den Staat immer zahlreicher mit einem Schlag Bürger zu bevölkern , der nur von ewigen unverschämten Ansprüchen an ihn lebt. Wie müßte das anders werden , wenn mit der allgemeinen Wehrpflicht die alte Wehrhaftigkeit und ihre strenge Männer erziehende Ordnung wieder einzöge. Das Heer vollendet die Erzie hung des jungen Volkes , erst im Dienst und unter der Zucht der Waffen reift der Bursche zum Manne, und erst, wenn er die Prüfungszeit bestanden , wenn er im ersten Aufgebot, vorzugsweise auch der Angriffswaffe des Staa= tes , der Heerfahrt , seine Pflicht dem Vaterlande in treuem Dienste erfüllt hat , tritt er in die Rechte des Mannes ein. Damit fällt jede verfrühte liederliche Ansäſſigmachung der Geringen, fällt jenes unfittliche Treiben und Drängen der Vornehmen durch Gymnasium und Universität, um ſich dann um's Brod zu streiten ; denn natürlich , daß we nigstens die Bewerber um höheren Staatsdienst das voll gültige Zeugniß der Tüchtigkeit zum Landwehroffizier vor Legen müssen , che von Anstellung die Rede sein kann. Nicht minder heilsam für das Heer selbst fällt, wenn das männliche Alter so gesezt wird , wie jedes ſtaatsbürgerliche Recht, so auch das Wahlrechtfür den Soldaten weg, gegen das auch in der Entfernung des Soldaten von den Lebendigen Interessen , deren Vertretung die Wahl verlangt, und im Grundsaß des Gehorsams , der solche Berath schlagungen , wie sie hier verlangt werden , nicht zulassen kann, nach zwei Seiten ein innerer Widerspruch erscheint. Für das Wahlrecht der Offiziere und Unteroffiziere, wenn doch auch das Heer seine Vertretung haben soll , läßt sich anders keine Form finden , die sich mit den obersten Grund fäßen jedes Heerwesens verträgt, als in einer Vertretung nach Ständen, die auch allein einen natürlichen sittlichen Grund hat. Und wieder ist es das Heer, von wo aus zuerst wieder der Sinn für ständisches Zusammenleben und Zusammengreifen , dieſe Ursache und Frucht zugleich eines echten Büürgerfinnes , in unserem Volke geweckt und er= zogen werden kann . Denn an seiner mächtigen Orönung bricht sich der in's Weite schweifende Sinn ; es macht den Mann wehrhaft, das heißt auch, es lehrt ihn die Kraft

jene erst recht ganz und fertig werden , die alte fröhliche Krieges- und Waffenluft wieder unter das Volk tragen. Es soll wie der geistigen , so auch der erschreckend zuneh= menden leiblichen Verkümmerung und Verkrüppelung Ein halt thun, indem es Jeden aufnimmt, der nur irgend, sei es auch nicht im freien Felde , dienen kann ; es soll den Waffendienst zu einer Ehre erheben , zu der sich Alle wett= eifernd herzudrängen. Es soll , wie noch hie und da ein Rest guter Sitte besteht, ein Volksfest sein , wenn die junge Mannschaft aus der Heimath fortzicht, um wehr haft gemacht zu werden; es soll die Zeit in den Reihen des Heeres eine schöne und stolze Erinnerung für's Leben von Vornehm und Gering , von Gelehrten , Beamten, Bürger und Bauer werden . Noch hat es nie ――― und eben

natürliche Gefühl einer geschlossenen Körperschaft anzu gehören , das höhere Bewußtsein pflanzen , seinem ganzen Volke zu dienen. Dieses Heer, auf die allgemeine Wehrpflicht gegrün det, wie es einem gefunden Bürgerthume zu Nußen, dem Vaterland nach Jnnen und Außen zum Frommen die alte Wehrhaftigkeit wieder erziehen soll , so soll es auch , daß

einen lebendigen Strom von Berichtigung, von Mäßigung und von fortwährender Erneuerung empfingen dann diese Tugenden alle aus dem Christenthum , und dieses selbst müßte zu einer lebendigeren , wenn auch nur menschlich erfüllten Erscheinung durch ein Heer kommen , wo Alles darauf hindrängte , ſein reines Wesen in Thaten auszu= prägen.

die traurigen Ausartungen unserer Entwickelung seit dem großen Frieden geben einen schlagenden Beweis dafür ein gesundes Volk gegeben , das nicht Noth und Bedürf niß gehabt hätte, ſich auch in Thaten nach Außen zu ver suchen suchen.. So wenig , als so ein arbeitsgetheilter Mensch dieser Zeit, der sein Leben bei den Acten oder bei der Elle zubringt , jemals ein gesunder und ganzer Mensch wird, so gewiß muß ein Volk krank werden an seinem besten Mark , muß die überschießende Kraft in bösen Aus wüchsen vereitern , in tollen Ausbrüchen sich verzehren sehen , wenn es Jahre lang auf ein harmloſes Dasein in Kunst und Wiſſenſchaft zurückgedrückt werden ſoll : als ob überhaupt Kunst und Wissenschaft in einem Volke dauernd blühen könnten , das den eigenen Geist, aus dem jene allein sich erzeugen können , und die eigene Geltung vom Ausland sich in die Gränzen bannen und beliebig miß handeln lassen muß. So muß das Heer , indem es die Wehrhaftigkeit und Kriegeslust im Volke wieder weckt , freilich diese Tugenden in sich selber in Thaten üben und entwickeln können; nur so vertritt es, seinem Zweck und Wesen entsprechend , im Kampfe das Dasein des Volkes , nach Innen vorwiegend = in einem sittlich geistigen Kampfe , nach Außen im Kampf der Waffen. Und so wenig wie jene Tugenden des Sol= daten, an die sich auch die besten Tugenden des Bürgers knüpfen , kann die Treue blos im Gefühl sein ; sie ist nur, wo sie in Thaten der Hingabe und Aufopferung erscheinen zusammenfassen und auf kleinem Raum mit nahen Zwecken, kann. Sie selber muß eine geschichtliche Wurzel haben, ist an dem Ganzen gehorchend , verwenden. Das Heer ist selber die Persönlichkeit, in deren erblicher Würde sich Erhaltendes und bleibt ein besonderer Stand mit vollständig ausge und Dauerndes ausdrückt, geknüpft : so würde sie in einem ſol prägtem eigenem Wesen; es will als solcher gehalten und chen Heere,wie es ein selbstständiges geschichtliches Ganze, ein geachtet sein und erzieht in allen seinen Mitgliedern das bedeutendes Volksbasein vertritt, mit jenen Tugenden innig Gefühl dafür. Und doch soll es in so großer Berufung zusammenwachsen und darin selber um so festere Gründung nur zum allgemeinen Wohl des Vaterlandes und in so finden , während in ihr vorzüglich die nothwendige feſt= großer Zusammensehung aus allen Ständen und Klassen gefügte Ordnung des Heeres die Gewähr der Erhaltung der Gesellschaft , jede Standesſelbſtſucht und jede Standes fände gegen jedes zerrüttende Trachten auflösender und überhebung wieder aufheben und soll über das starke und zerstörender Selbstsucht. Die reinste innere Bewegung,

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

N 108 .

9. September 1851.

Allgemeine Militar - Zeitung. Organiſation liom 1. Juni 1818.

S p a nie n .

Friedinsfuß. Kriegsfuf. Mann

( in) Die Revista militar vom 25. Mai d. J. enthält folgende intereſſante Ueberſicht der verſchiedenen

1 Reg. jpaniſche Garde von 3 Bat.,

Organiſationen der ſpaniſchen Infanterie und

1 Reg. walloniſche Garde von 3 Hat.,

Cavalerie feit dem Anfange dieſes Jahrhun derts :

3003

3003

3003

3003

jedes zu 510 M. im Frieden und 1020 M. im Kriege

37740

75480

10 leichte Bat ., im Frieden zu 560, im Kriege zit 1120 M. .

5600

11200

Stärke der perman. Inf.

49316

92686

35616

35616

jedes zu 1001 M... jedes zu 1001 M. .

Organiſation vom Jahre 1802. Friedensfuß. Mann .

1 Regiment ſpaniſche Garde von 3 Bat. wallonijde Garde 1.3 Bat.

Kriegsfuß. Mann .

3000

3000

3000

3000

34 Linieninfanterieregimenter zu 3 Bat., und 2257 M. im Kriege

42 Provinzial-Milizregimenter , jedes aus einer Bat.. von 848 M. be

ein jedrs von 1009 M. im Frieden

ſtehend 31306

76738

9372

14112

Geſammtſtärke

12 leichte Bataillone, jedes zu 781 M. im Frieden und 1201 M.im Kriege

Stärfe von 1009 M. im Frieden und 2459 M. im Kriege

Stärke der perman . Inf.

6054 55732

14754 111904

35616 91318

35616 147520

Organiſation vom Jahre 1815. 1 Reg . ſpaniſche Garde von 5 Bat.,

jedes zu 1010 M ..

5200

12 leichte Bataillone zu 536 M. Stärke der perman. Juf.

.

zu 513 M. .

7 Linienregimenter von 2 Bat., jedrs zu 513 M .. 6 leidte Regimenter von 2 Bat., jedes zu 538 M. 1 Garniſonsregiment von Seuta Stärfe der permanenten Inf.

5200

8040

8268

8268

16290

16290

7602

7602

6456

1605

6456 1605

48261

48261

35616

35616

83877

83877

42 Provinzial-Milizregimenter , jedes

1 Neg. walloniſde Garde von 5 Bat., jedes zu 1040 M. . 47 Linieninfanterieregimenter v. 3 Bat., jedes zu 536 M. im Frieden und 1072 M. im Kriege

8040

10 linienregimenter von 3 Bat., jedes

aus einem Bataillon in der Stärke

Totalſumme

2010 M ..

4 tönigl. Provinzial- Garderegimenter, jedes zu 2067 M.

42 Provinzial-Milizregimenter, jedes von 818 M. beſtehend

84962 128302

Organiſation vom 31. Mai 1828. 4 tönigl. Garderegimenter , jedes zu

6 Sdyweizerregimenter , jedes in der

5200

5200

aus einem Bat. von 848 M. be

ſtehend 75576

6432

151 152 6 + 32

92404

167984

35616

35616

Geſammtſtärke

Organiſation vom Jahre 1841.

42 Provinzial-Milizregimenter , jedes -

aus einem Bat. von 848 M. be

ſtehend

.

37 Linieninfanterieregimenter v. 2 Bat., 1. Infanterie.

1

Rann .

32 Regimenter zu 3 Bat. , jedes im Frieden 722 , im Krtege 1200 M. ſtart

Geſammtſtärke 128024 203600

69312 722

115200 1200

Stärke der perman . Inf. 70034

116400

.

1 Garniſonsbatailion von Seuta :

884

883

Stärke der permau. Inf. 50 Provinzial-Milizbataillone (ſpäter mit der Benennung "1 Reserve ") jedes zu 848 M. Gesammtstärke

Friedensfuß. Kriegsfuß. Mann. Mann. 70034 116400

42400

42400

112434

158800

Organisation vom August 1847. 15 Regimenter. zu 3 Bat. , jedes im Frieden 544 , im Kriege 910 M. start ·

31 Regimenter zu 2 Bat. , jedes im Frieden 544, im Kriege 910 M. stark 16 Jägerbataillone , jedes zu 600 M. im Frieden und 910 M. im Kriege

24480

40950

33728

56420

9600

14560

Stärke der perman. Inf. 49 Reservebataillone , jedes im Frieden zu 723, im Kriege zu 1211 M. .

67808

111930

35427

59339

Gesammtstärke

103235

171269

Gegenwärtige Organisation (in Folge verschiedener königl. Decrete , welche die Organisation von 1847 modi ficirten). 1 Grenadierregiment von 3 Bat. *) , jedes im Frieden 535, im Kriege 901 M. stark 45 Linienregimenter, ebenso wie das • Grenadierregiment organisirt 1 Garnisonsregiment von Ceuta von 2 Bat., in der Stärke wie diejeni= gen der anderen Regimenter . 18 Jägerbataillone , jedes im Frieden. 650, im Kriege 1100 M. stark Gesammtstärke

1605

2703

72225

121635

1070

1802

11700

19800

86600

145940

curs in den Regimentern durchzumachen und .auf diese Weise den Grund zu ihrer militärischen Ausbildung zu legen hätten, um sodann in die Kriegsschule versezt zu werden, wo sie in einem zweijährigen vollständigen Cursus ihre höhere militärwiſſenſchaftliche Ausbildung zu Offi= zieren erhalten würden . Vor Aufnahme in die Vorschule der Regimenter werden die Aspiranten einer wissenschaft lichen Brüfung unterworfen , deren Anforderungen gegen= über den seither bei der Prüfung zum Offizierszögling 2. Kl. bestehenden Bedingungen bedeutend gesteigert werden sollen; nach Ablauf des zweijährigen Cursus in der Ca= dettenschule hätten die Offizierszöglinge 2. Kl . ihr eigent= liches Offiziersexamen zu machen und würden sodann mit dem Prädikate 1. Kl. in die Regimenter zurückversezt und in ihrer Reihenfolge nach Bedürfniß zu Offizieren ernannt. Die Kriegsschule soll zu diesem Behufe in zwei Klaſſen mit je 18 Zöglingen eingetheilt , die Verpflegung der Zög linge in ihrer Charge von den Regimentern geliefert und hierzu jedem Aufgenommenen eine jährliche Averſalſumme von 150 fl. (so hoch beläuft sich ungefähr der Kostenauf wand für einen Obermann) ausgeworfen , auch eine Me= nage ähnlich der der Regimenter für sie eingerichtet wer= den. Den Unterricht hätten außer den Offizieren des Generalstabs einige Lehrer der Stadt Ludwigsburg zu let ten, so daß das Kriegsministerium bei den durch diese neue Einrichtung erzielten sehr bedeutenden Ersparnissen mit Recht hoffen kann , seinen Entwurf von den Ständen genehmigt zu sehen. Der Anfang mit diesem ueuen In stitute soll diesen Herbst gemacht werden ; die seitherigen Offizierszöglinge 2. Kl. werden nach vorangegangener Prüfung , welche über ihre Vertheilung in die beiden Klas sen der Kriegsschulen entscheidet , in diese verseht ; die Aspiranten haben ihr Eramen im nächsten Frühjahre zu bestehen , um sodann nach vollendeter Vorschule im Herbste 1853 ihrerseits in die Cadettenanstalt verseßt werden. ( S. M.)

(Schluß folgt. )

Literatur.

Württemberg. Stuttgart, 18. August. Nachdem das Kriegsmini fterium im lezten Regierungsblatt die Sistirung der Auf nahme neuer Zöglinge in die Kriegsschule, sowie den Ausfall einer Aspirantenprüfung für dieses Jahr ausge sprochen , was bei der Ueberzahl schon geprüfter Offiziers zöglinge vollkommen gerechtfertigt sein dürfte, vernehmen. wir über den neuen Plan zu fernerer Ausbildung von Offizieren Folgendes : Das seither bestehende In stitut der Regimentsoffizierszöglinge soll mit der in der Auflösung begriffenen Kriegeschule in der Art combinirt werden, daß die Zöglinge einen anderthalbjährigen Vor

*) Sowehl das dritte Bataillon des Grenadierregiments , wie die dritten Bataillone der Linienregimenter und zwei Com pagnieen eines jeden Zägerbataillons bilden die Reserve und find im Frieden nach Hause beurlaubt.

Topographische Specialkarte von Deutsch land und den angränzenden Ländern. Her ausgegeben vou G. D. Reymann , königl . preuss . Hauptmann und Plankammer-Inspector , fortgesetzt durch C. W. v. Oesfeld , königl. preuss. Oberst lieutenant und Director des trigonometrischen Bü reau's. In 359 Blättern . Verlag von C. Flemming in Glogau. Subscriptionspreis (bei 40 Blättern ) das Blatt 10 Ngr. , einzeln 15 Ngr. Würde man einem heutigen Generalstabsoffizier und Ad jutanten zumuthen, sich mit den geographischen , ſtatiſtiſchen und kartographischen Hülfsmütteln zu begnügen, wie sie seinen Collegen vor hundert Jahren zu Gebot standen, aus tiefster Bruſt ſeufzend würde er wiederholt das Haupt schütteln , indem er die unendlichen Zweifel und Verlegen heiten im Voraus übersähe , die nun mit einem Blick auf die Karte oder in die Tabellen ihre Lösung finden. Das

885 Bedürfniß hat in solchen Dingen eine Anerkennung und Befriedigung gefunden , welche zwar noch lange nicht ge= nügend genannt werden kann und darf, aber doch bei Vergleichung mit den früheren Mängeln außerordentlich genannt werden muß. Wie sehr in Deutſchland die poli tischen Verhältnisse auf solche Unternehmungen mißlich und hemmend einwirken , ist leider nur zu wahr. Von dem guten Willen des Einzelnen , der Einzelnen läßt sich aber eine Abänderung hierin nur schwer , vielleicht mit nicht unbedeutenden Opfern herbeiführen. Welche Mühe pflegt es zu kosten , wie lange dauert es , bis zwei , drei Nachbarstaaten über einen gemeinsamen Maßstab einer Terrainaufnahme sich geeinigt haben, geschweige denn eine größere Anzahl von Staaten. Eben so geht es mit Com mandos und Signalen , ja wenn hierin eine Einigung stattfand , so versteht man jene anderwärts dennoch kaum wegen des abweichenden Accents und Rhythmus. In sol chen Beziehungen hat man den wichtigsten Verbesserungen noch entgegenzusehen , möchte die Geduldprobe nicht zu lange andauern. Um deßwillen begrüßen wir Alles mit Freuden , was den vorhandenen Mängeln und Ucbelstån= den abzuhelfen sich bestrebt. Auch dieses Kartenwerk wirkt recht eigentlich für deutsch nationale Zwecke , einerlei ob mit oder gegen den Willen der Herausgeber. Es zerfällt in 359 Sectionen , die von Memel bis Genf, von Agram bis Helgoland , von Paris bis Krakau reichen. An vollständigen Flußgebieten find darauf anzutreffen das der Schelde , Maas , des Rheines, der Ems , Weser, Elbe und Oder. Außer den vormaligen Bundestagsländern sind auf der Karte noch Ostpreußen, Holland , Belgien , Nord- und Ostfrankreich, die Schweiz und die früheren deutsch- österreichischen Lande, also das Der Maßstab Donaugebiet bis Preßburg aufgenommen. ift 1 : 200000 , man hat also für die mannichfachsten Zwecke noch die genügenden Signaturen . Es gilt auf dieser Karte, was von solchem Maßstabe im Allgemeinen gilt, daß nämlich die größeren Einzelhöfe und Mühlen noch darauf ersichtlich und benannt sind ; daß die Weg verbindungen bis zu den Schneißen und Feldwegen herab noch angetroffen werden ; daß die Hauptstraßen der Städte und Marktflecken noch Andeutung fanden, wenn nicht überall , doch in den neueren Blättern ; daß die Böschungs gradationen noch eine ziemlich zweckdienliche Erkennbarkeit und Vergleichbarkeit besißen. Allem diesem wurde eine umsichtige Genauigkeit gewidmet ; wiederum laſſen die neue ren Blätter die älteren nicht unbedeutend zurück und die Verschiedenheit der Befähigung unter den Zeichnern tritt aus den Leistungen wahrnehmbar hervor. Die geogra phischen Linien sind in Entfernungen von 15 Minuten aufgetragen und minutenweise angedeutet , aus den con geographischer Meile sind auch stanten Breiteminuten die Entfernungen gar leicht abzuschätzen und abzugreifen. Wir erfahren aus der Subscriptionseinladung , daß die Karte auf Veranlassung König Friedrich Wilhelm III. von Preußen begonnen wurde. Der Begründer des Kar tenwerkes , Neymann , starb im Jahre 1837 ; von Seiten des königl. preußischen Generalstabes wurde damals der Ankauf der Karte gewünscht , worüber eine Commission, aus dem Oberstlieutenant v. Desfeld , Director des tri gonometrischen Büreaus, Major v. Reizenstein und Major

886 Schmidt ( Offiziere des Generalstabes) beſtehend , fich gut ächtlich äußerte und am Schlusse des Gutachten sich dahin aussprach , daß die Anschaffung dieser Karte von Seiten des Staates gewünscht werden müsse , da sie in den Hän den von Privaten entweder ganz liegen bleiben oder mit unzureichendem Material weiter geführt werden würde. Eine gründliche Fortseßung sei aber um so mehr zu wün schen, als eine große Anzahl von Offizieren, Berwal tungsbehörden und Beamten im Besiz dieser Karte sich befänden und dieselbe bei dem angenommenen Maßstabe die Mitte halte zwischen einer General- und Specialkarte, dadurch einerseits ein reiches Detail zuließe und für mili tärische und Verwaltungszwecke geeignet werde , anderer seits sie weder so groß, voluminös , noch theuer würde, daß die Uebersicht dabei erschwert werde. Hierdurch würde die Anschaffung (und dem Offizier der Transport) mög= lich gemacht. Sollte sie aber über ganz Norddeutschland fortgesezt werden , und zwar gleich sorgfältig als die be= zeichneten 85 nach gutem Material bearbeiteten Sectionen, so würde sie eine klassische Karte von Norddeutschland werden und für die große Mehrzahl der Offiziere jede andere Karte entbehrlich machen. Nach den Andeutungen des Nezes sind nun beiläufig 200 Sectionen fertig. Na mentlich sind nördlich von Frankfurt alle Sectionen des deutschen Bundesgebietes als vollendet bezeichnet , sowie eine nicht unbeträchtliche Anzahl der zu Frankreich gehö rigen Sectionen ; während der größere Theil von Baden, die ganze Schweiz , Württemberg und Bayern , die deutsch österreichischen Territorien , sowie ein anderer Theil der Sectionen von Frankreich , Belgien und Holland noch zu rückstchen , einige davon aber auch bis auf die Berge vorangeschritten find. Der Prospectus verſpricht für dieſes und das nächste Jahr das Erscheinen sämmtlicher Blätter, welche Württemberg , Baden , die nördliche Schweiz und angränzenden Theile Frankreichs umfassen , sowie noch einen Theil von Bayern. Der ungemein große Vortheil dieses in seinen einzelnen Blättern theils sehr schön , theils minder vollkommen aus geführten Kartenwerkes , zu deſſen Anfertigung , wie bei solcher Ausdehnung unvermeidlich und natürlich , verſchie= dene und verschiedenartige Kräfte herangezogen wurden, besteht darin , daß ein so bedeutendes Stück von Mittel europa in Einem Maßstabe geboten wird , und da im Allgemeinen doch nach möglichster Uebereinstimmung der Entwürfe, nach Harmonie in der Bearbeitung getrachtet wurde , sie als Marsch- und Dislocationskarte sich sehr . tauglich erweist, wodurch , wegen solchen Maßstabes , es unschwer fallen wird , Cultur- Correcturen an Ort und Stelle nachzutragen. Vor uns liegen 15 Blätter dieser Karte, davon 6 deutſche und 9 franzöſiſche Sectionen. Ob alle Sectionen genau aneinanderpassen, nach allen Rich tungen sichļim richtigen Anſchluß_befinden, wir konnten dieses aus den vorliegenden 15 Blättern , die größtentheils nicht nebeneinander gehören , nicht ersehen. Einige, wie die Sectionen Pfalzburg und Karlsruhe , haben wir verglichen und bei ihnen ist es der Fall; doch sagt man, daß dem nicht überall so sei ; wenn dieses wahr , ist es ein mißlicher Umstand ; wir haben , wie angegeben , zu wenige Blätter für eigene Vergleichung zur Hand , um hierüber Genaueres mittheilen zu können. Die neuesten

887

888

Culturveränderungen sind auch noch nicht eingetragen, namentlich vermissen wir die Main-Neckar- , die Main Weser- und die Heilbronner- Eisenbahn , welcher Nachtrag ohne besondere Mühe schon hätte eintreten können . Man kauft gegenwärtig nicht gern mehr eine Karte , auf welcher die wichtigsten Verkehrslinien , die Eisenbahnen , noch feh len. Die Festlegung der Puncte und Terrainzeichnung anlangend, standen den Herausgebern die reichen Karten= sammlungen der königlichen Plankammer zu Berlin zur Benußung offen , namentlich ist aber die Vollendung der Generalstabskarten seit 1837 in allen Ländern sehr voran geschritten und kann um deßwillen ein Material benußt werden, wie solches Privatunternehmungen_selten zu Ge bote steht, weil eben die Kosten der Anschaffung aller Ge neralstabskarten zu bedeutend sind. Eine Hauptfrage bleibt immer : wurde bei der Reduction der Maßstäbe auf den von 1 : 200000 überall gleichmäßig und consequent ver fahren, namentlich das militärisch Wichtige in der Art berücksichtigt, daß solches auf der Karte noch möglichst wahrnehmbar ist ? Bei der Reduction kommt es viel mehr darauf an, den Charakter der Gegend in wahren Ver hältnissen wiederzugeben und , bei besonderen Kartenzwecken, mit vorzüglicher Hervorhebung dessen, was diesen Zwecken dient, fich zu befassen , als mit Aengstlichkeit alles mög liche Einzelne noch aufzunehmen ; es gehört dazu eine andauernde Uebung und die Gewohnheit, beim Entwerfen und Zeichnen das Bild des darzustellenden Terrains sich auch landschaftlich vorzuführen , die rasche Versinnlichung und Orientirung jeden Standortes , das Herausfühlen und Diese Anempfinden der verschiedentlichen Wichtigkeit. Karten nun wurden von verschiedenen Zeichnern entworfen und gezeichnet , die mit verschiedener Begabung an ihre Aufgabe herantraten ; es konnte unter ihnen eine Ueber einstimmung des richtigen Taktes nicht angetroffen werden, wodurch die Verschiedenheit in der Behandlung ihre natür liche Erklärung findet. Ein kurzer Blick auf die Berg zeichnung verſchiedener Blätter macht dieses ersichtlich. Die neueren Blätter, wie z . B. Karlsruhe und Paris wie noch andere französische Sectionen , zeichnen sich durch Schönheit, Sorgfalt und Eleganz der Darstellung vor den älteren uns vorliegenden Sectionen vortheilhaft aus. Das Beischreiben der Höhenzahlen ist namentlich für den Offi zier von großer Wichtigkeit , weßhalb man es auch nicht versäumt hat , sobald das Material , wie dieß bei den neueren Sectionen in Frankreich der Fall , dafür vorhan den war. Hierfür ist man den Herausgebern auch zu vollem Dank verpflichtet. Es ist ja nur dann möglich, von dem dargestellten Terrain sich ein annähernd richtiges Bild zu verschaffen , wenn man die wahren Dimensionen der Erhöhungen und Vertiefungen sich zu versinnlichen vermag. Vorliegende Karte vereinigt sehr Vieles , sie dem Offi zier praktisch nußbar erscheinen zu lassen , namentlich um= faßt sie diejenigen Länder, welche das Interesse des deut schen Offiziers am meisten in Anspruch nehmen . Kein Offizier sollte aber versäumen , bei einem Ausmarsche sich mit einer guten Karte und einem Fernglase zu versehen, Beides wird ihm ersprießliche Dienſte leisten und die hier

für aufgewendeten Kosten reichlich vergüten. Bei den leg ten Ausmärschen ist es vorgekommen , daß von sämmtlichen Stabsoffizieren und Adjutanten eines Regiments kein ein= ziger mit einer Karte versehen war , welcher Mangel so verlegentlich wurde , daß Compagnieoffiziere , die im Besitz davon waren , für die Dauer der Marſch- und Gefechts= tage ihr Eigenthum förmlich abtreten mußten. Durch die abermalige Subscriptionseröffnung dieser Karte ist es dem Offizier ermöglicht, nach und nach in den Besit einer für ihn vornehmlich geeigneten Karten= ſammlung zu gelangen, ohne so enorme Summen aufwen= den zu müssen , als die Anschaffung der für den Trans port dennoch ganz unpraktiſchen Generalstabskarten erfor derlich machen würde. Dem leßteren Zweck, der Gebräuch lichkeit beim Transport , wäre noch mehr gedient gewesen, wenn es der Verlagshandlung , oder vielmehr den Unters nehmern gefallen hätte , den Sectionen die doppelte Größe zu geben , denn die einzelnen Sectionen genügen in der Höhe von 2 , in der Breite von höchſtens 3 Marschtagen. Da sie nur 12 Länge und 18 Breitemeilen enthalten, ist man also eines häufigen Wechsels benöthigt. Hieran reiht sich noch die Unannehmlichkeit eines fortwährenden, unbequemen Aneinanderpassens , sowie die Nothwendigkeit vermehrten Transportes durch die größere Anzahl der Umschläge und Futterale , für einen Offizier, der hinsicht= lich seines Gepäckes so sehr auf Ersparniß angewiesen ist, ein nicht unerheblicher Umstand. Auf die ausgedehnte Arbeit einer genauen Vergleichung dieser Karte mit den Generalstabsblättern verzichten wir einzugehen , weil eben nur eine geringe Anzahl von Sectionen, meistens ohne nächsten Bezug auf einander, uns vorliegen. Uebrigens läge es ganz im Interesse der Herausgeber, Einen vom Fach ausdrücklich mit kritischer Vergleichung und detail= lirter Beurtheilung des ganzen Kartenwerkes , sowie mit sofortiger öffentlicher Besprechung des Resultates seiner Forschung zu beauftragen. Aber auch ohne den mühsame= ren Vergleich und Zeit erforderndes Zuſammenhalten mit den Originalaufnahmen , läßt schon die genaue Betrach= tung der neueren und älteren Arbeiten wahrnehmen , daß, wie schon angedeutet, Sorgfalt und Genauigkeit der Aus führung , somit der Werth der Karten sich neuerdings fortwährend steigerte , daß mit diesem Kartenwerk von Mitteleuropa eine höchst wichtige und schäßenswerthe Ver mehrnng der militärgeographischen , sowie der militärischen Hülfsmittel insbesondere, auftritt , deren Nußbarkeit wächst, wenn eine unausgesezte Correctur, wie der Nachtrag der Veränderungen nicht versäumt wird , und dem militärisch wichtigen Detail , namentlich den Wegverbindungen eine stete Aufmerksamkeit zugewendet bleibt. Stehen die übrigen Blätter den vorliegenden Sectionen nicht nach , ſo empfiehlt sich diese Kartensammlung dem militärischen Gebrauche in vorzüglichem Grade. Jedenfalls überflügelt sie die in 32 Blättern angekündigte , wenn wir nicht irren , auch unvoll= ständig gebliebene Karte von Mitteleuropa von Wörl in 1 : 500000 weit und in jeder Beziehung , wie der Rich tigkeit, so der Schönheit und Verwendbarkeit, und andere größere Kartenwerke von Mitteleuropa in Einem Maß= stabe eristiren unseres Wiſſens nicht.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

N 109.

11. September 1831 .

SS 3

Allgemeine Militár- Zeitung. Friedensfuß.

$ p a nie n.

M.

Kriegsfuß. PF.

Pr.

M.

3950

8240

ben uno 824 M. und 665

(Schluß der Ueberſicht der verſchiedenen Organiſationen der ſpanis foen Infanterie und Cavalerie feit dem Anfange dieſes Jahr hunderts.) II. Cavalerie.

Pf. im Kriege , jedes in vier Esc. eingetheilt , zu .

welchen im Kriege noch cine Depotcomp. tam .

nämliden Stärke Sriedensfuß.

12 Linienregimenter zu 647 M. und 514 Pf . in je fünf Esc. 6 Jägerregimenter von der nämligen

R.

Pf.

7764

6528

Kriegsfuß. M.

Pf.

und

6564 4740 9888 7980 Sintheilung Geſammtſtärke 12034 8690 18128 14630 .

Organiſation vom 23. April 1824. -

3882

Eintheilung 6 $ uſarenregimenter

3264

bon

2 Linienregimenter zu 533 M. und 501 Pf. in je vier Gsc.

der nämlichen Stärfe und 3882 3264 Gintheilung Geſammtſtärke 15528 16056

-

-

2 leichte Regimenter von gleicher Stärke und Ein theilung .

.

Geſammtſtärke

Organiſation vom 1. Juni 1815. 17 Linienregimenter zu 735 M. und 671 Pf. in je

1002

1066

1002

-

2132 2004

M. und 501 Pf. in je

.

1599

-

pier Soc .

13 leichte Reiterregimenter zu

1503

4 leichte Regimenter von

720 M. und 664 Pf. in 9360

je vier Esc.

1066

Drganiſation vom 10. Auguſt 1824. 3 Linienregimenter zu 533

vier G& c. und eine Comp. Flanfeure eingetheilt . . 12495 11407 .

gleider Stärke und Ein

8632

2132 2004

theilung

Geſammtſtärke 21855 20039

.

Geſammtſtärfe 3731 3507

Organiſation vom 1. Juni 1818. 13 Linienregimenter zu 498 M. und 402 Pf. in je 6474 vier Esc. 9 leichte Reiterregimenter von der nämligen Stärke

5226

4482

3618

und Eintheilung

.

-

Organiſation vom 31. Mai 1828 . 4 tönigl. Garderegimenter zu 482 M. und 386 Pf. 1928 1544 in je vier Esc.

5 Linienregimenter v. glei

Geſammtſtärke 10956 8844

Organiſation vom 28. Juni 1821. 10 Linienregimenter zu 547 M. und 395 Pf. im Frie

6650

-

und

Stärke

5470

12 leichte Negimenter von der

Drganiſation vom 30. Januar 1803 .

der Stärke und Einthei lung .

.

2410

1930

7 leichte Regimenter von gleicher Stärke und Ein 3374 2702 theilung

-

-

.

Geſammtſtärke 7712 6176

-

-

892

891 Organisation (auf dem Kriegsfuß) vom 16. Novem= ber 1835. Friedensfuf. Kriegsfuß. Dr. PK Pf. M. 4 königl. Garderegimenter zu 800 M. und 672 Pf. --3200 2688 in je vier Esc. 5 Linienregimenter v. glei = cher Stärke und Einthei lung . 7 leichte Regimenter von gleicher Stärke und Ein theilung Gesammtstärke

4000

3360

5600

4704

8283

Organisation vom 18. Februar 1851 . -

2 königl. Garderegimenter zu 490 M. und 393 Pf. 980 in je vier Esc. 15 Regimenter (ohne irgend eine Unterscheidung) von gleicher Stärke und Ein 7350 theilung

12800 10752

8330

786

5895

--

6681

-

Organisation vom 1. August 1842. 17 Regimenter zu 747 M. und 674 Pf. in vier Esc. und eine Schüßenabthei= • 12699 11798 lung eingetheilt 1 Esc. , genannt Escadron 246 219 von Madrid Gesammtstärke 12945 12017

---

Organisation vom 31. October 1843.

9554

――

Gesammtstärke 11186

9554

-

Organisation vom 8. Mai 1844. 680

574

2 Carabinierregimenter zu 522 M. und 400 Pf. in 1044 je vier Esc. von 13 Lanzierregimenter gleicher Stärke und Ein theilung wie die Cara 6786 binierregimenter · 13 Jägerescadronen zu 134 • • M. und 103 Pf. 3 Remonteescadronen zu 138 M. und 48 Pf. 1 Central 13 Inſtructions = Etablissement, bestehend aus 10 Escadronen . .

800

5200

1742

1339

414

144

1597

750

Gesammtstärke 11583

8233

-

-

Oesterreichische Monarchie.

17 Regimenter zu 658 M. und 562 Pf. in je vier Escadronen-Compagnien 11186

1 Cüraffierregiment zu vier Escadr.-Compagnieen • 11 Lanzterregimenter zu 680 M. und 574 Pf. in je vier Esc.- Compagnicen 6 Jägerregimenter v. glei cher Stärke und Einthei= lung

1 1 2

Gesammtstärke 11329 --

Organisation vom 3. August 1841 .

Gesammtstärke

18

Organisation vom 21. September 1847. Friedensfuß Kriegsfuß. DR. 22. Pf. Pf. Regimenter zu 598 M. und 442 Pf. in je vier . 10764 7956 • Escadronen 141 177 Jägerescabr. v. Galicien 90 108Jägerescadr. v. Mallorca zu Remonteescadronen 280 96 Ubeda und Baena

Man schreibt der N. Pr. Ztg." aus Wien : „ Nach Briefen aus dem italieniſchen Hauptquartier werden die dießjährigen Herbstmanöver in der Mitte Septembers, wo auch der Kaiser daselbst erwartet wird , ihren Anfang nehmen. Die kleineren Uebungen beschränken sich auf die Umgegend von Verona und ziehen sich dann gegen die Mailänder Ebene. Die Hauptmanöver werden am An fange Octobers in der Gegend der Piemonteſiſchen und Schweizergränze stattfinden. Zu diesem Zwecke werden 60-70,000 Mann concentrirt.

――― Dänemark.

7480

6314

4080

3444

Gesammtstärke 12240 10332

――――

--

Im Auftrag des dänischen Kriegsministeriums sind zwei Offiziere der Armee nach Warschau gesendet worden , um ihre kriegswissenschaftliche Bildung durch Kenntnißnahme der praktischen Einrichtungen der russischen Armee zu be= reichern. (C. Bl. a. B.)

Organisation vom 15. September 1844. 1 Cüraffierregiment zu vier Esc.-Compagnieen . . 562 11 Lanzierregimenter zu 562 M. und 422 Pf. in je 6182 vier Esc.- Compagnieen 6 Jägerregimenter von glei cher Stärke u.Eintheilung 3372 Gesammtstärke 10116

422

4642 2532 7596

-

Andeutungen über eine neue Feldartillerie. Unter diesem Titel findet sich in den Denkschriften der k. Akademie der Wissenschaften zu Turin 1851 " ein Auf fat, dessen Verfasser der Profeffor Giovanni Cavalli, Major in der sardinischen Artillerie , ist, derselbe, von welchem die gegenwärtige Laffetirung des Feldgeschüßes in der sardinischen Armee herrührt. Obgleich nun die Vor

893

894

schläge , wie schon aus dem Titel hervorgeht , nur anden tungsweise gemacht sind und bezüglich ihrer Ausführbar keit noch manche „Wenn“ und „Aber" sich geltend machen dürften, so find fie immerhin und schon wegen der daran geknüpften Betrachtungen intereſſant genug , um wenigstens vorläufig Notiz von ihnen zu nehmen . Wir übergehen die großentheils auf die Terraingeſtaltungen Oberitaliens und auf die besonderen Verhältnisse der sardinischen Armee Bezug habenden Vorbemerkungen , die in dieselbe verfloch tene Angabe und Erörterung der Mängel , welche über haupt , troß der vielfachen und wesentlichen Verbesserungen noch immer der heutigen Artilleric ankleben , sowie endlich die hierbei zu Hülfe geholten allbekannten Aussprüche Napoleons und Citate aus den Memoiren von St. He lena , und beginnen sofort unsere Mittheilung mit Angabe der Veränderungen , welche der Verfasser für nöthig und möglich hält und welche seinem Systeme - wenn anders man die wenigen Notizen mit diesem Namen belegen darf ― zu Grunde liegen. Am füglichsten lassen wir hierbei den Verfasser selbst reden. Will man ," so sagt er, eine Artillerie - zum we= nigsten jene leichtere und zahlreichere , deren man sich für den Feldgebrauch bedient in einer Weise zusammen sehen , welche allen Erfordernissen genügen soll , so ist es nöthig, daß man ihr Fuhrwerk ſchmälert, ihr träges Ma terial, sowie den Raum vermindert , den sie einnimmt, daß man statt dessen die Munition vermehrt und während man sich die Beweglichkeit der reitenden Artillerie bewahrt, zugleich und deffenungeachtet eine beträchtliche Verminde rung der Bespannung eintreten läßt. Diese Veränderungen lassen sich ganz unabhängig von dem Feuergeschüße selbst bewerkstelligen, indem man sich einzig dabei auf Laffeti rung, Fuhrwerk und Bedienungsweise beschränkt ; alles Dinge, welche keines großen Beweises bedürfen (?)." "Zu dem Ende wurde von mir zu dem piemontesischen 8Pfünder oder zu der dänischen oder schwedischen eisernen 16pfündner Haubiße eine Karren-Laffete in Vorschlag ge= bracht, und obgleich es der erste Verſuch gewesen , so hielt er den Vergleich mit einem Cavaleriegeschüß und bei an= deren Experimenten in den Jahren 1835-1839. " „Das Geschüß der reitenden Artillerie, eine mit 6 Pferden bespannte Kanone , die reitenden Kanoniere hinter fich , Alles ausgewählt ans 2 Batterieen , wurde auf etwa 1800 Schritte von der Scheibe aufgestellt. Auf das durch einen Pistolenschuß gegebene Zeichen ging es im Carriere bis auf halbe Distanz vor, proste in Batterie ab und feuerte fodanu_seine Schüsse nach dem Ziele , während mittelst eines Chronometers die Zeit beobachtet wurde. Hierauf durcheilte die neue Artillerie " nur auf zwei Rädern , mit nur zwei Pferden bespannt und mit ihren drei Kanonieren und der Munition beladen , denselben Raum, sezte sich in Batterie und feuerte mit angespann= ten Pferden ihre Schüsse in kürzerer Zeit und mit größe rer Genauigkeit." "Ihre Üeberlegenheit hatte sie dem Umstande zu ver= danken, daß sie, um sich in Batterie zu sehen , nicht ab zuproßen brauchte , weil sie keine Proze hat; sowie daß ihre Bedienungsmannschaft, zu beiden Seiten auf den Munitionskästen placirt , augenblicklich zur Bedienung bereit war. Obschon die Pferde nicht ausgespannt wer=

den , so feuert man sicherer , weil der richtende Kanonier von seinem Size hinter dem Geschüßrohre aus dasselbe handhabt wie der Jäger seine Flinte ; er zielt und feuert ganz allein , unabhängig von den Pferden , welche sich gewöhnlich nicht eher bewegen , als nachdem der Schuß geschehen , während bei der gegenwärtigen Artillerie die Uebereinstimmung von zweien oder dreien der Bedienungs mannschaft zum Zielen und Abfeuern nöthig ist , was mehr Zeit erfordert und die eigentliche Ursache der ge= ringeren Präcision im Schießen ist.“ Die Munitionskarren und die anderen Fahrzeuge

haben , wie die des Geſchüßes selbst, nur zwei große Räder und ihren Schwerpunct so nahe am Boden , daß sie von dem allgemeinen Fehler dieser Art von Fahrzeugen, dem leichten Umwerfen nämlich , sich frei halten und im Gegentheil stabil genug werden , um es mit dieser neuen Artillerie zu ermöglichen , über Gräben zu sehen und die Ufer auch bei den steilsten Auffahrten zu gewinnen , ohne die geringste Gefahr für die darauf befindlichen Kanoniere; eine Sache , welche bei der jest gebräuchlichen Artillerie unausführbar ist." "Für gewöhnlich wird man diesen projectirten Batte= rieen pr. Geschüß zwei Munitionskarren zutheilen , welche bei geringerem Gewichte eine größere Menge Munition und 6 Kanonier- Scharfschüßen (cannonieri bersaglieri) ein jeder mit sich führen. Die 3 bedienenden Kanoniere, welche mehr als hinreichend für die Bedienung des Ge= schüßes find , werden auf dieſem zugleich mit 60 Kartuschen fortgebracht , welche genügen , das Geschüß von seinen Munitionskarren momentan unabhängig zu machen." „Behält man die Formation einer Batterie zu 8 Piecen und dieselbe Mannschaft bei, ſo wird man über die Zahl der zur Bedienung erforderlichen Kanoniere 100 andere haben , welche mit guten Büchsen bewaffnet und ihres Tornisters entledigt, als Scharfschüßen verwendet werden, und so, der Batterie einverleibt und wie diese beweglich, deren kleine Escorte bilden . Mit einer Bespannung von 4 Pferden wird man eine gleiche und selbst größere Be= weglichkeit erzielen , als bei der reitenden Artillerie, wäh= rend man nur ungefähr halb so viele Pferde nöthig hat; und wäre man selbst auf zwei Zugpferde reducirt, so würde man noch immer im Stande sein, den Bewegungen der Infanterie zu folgen." „Da das Geleise der Karren bedeutend geringer ist, als bei der gegenwärtig im Gebrauche befindlichen Artil lerie, so wird man sich mit größerer Leichtigkeit auf Wegen jeder Art und in gebirgigen Gegenden bewegen." "Zur Bedienung dieser Artillerie genügen Leute von mittlerer Statur, gewandt und kräftig wie die Jäger; auch ist die Bedienungsweise so einfach, daß sie jeder In fanterist in kurzer Zeit sich aneignen kann.“ Alle diese Vortheile machen es leicht , diese neue Ar tillerie in großen Massen zu vereinigen , wie es bei der Cavalerie und Infanterie geschieht, ohne diesen Waffen oder der eigenen hierdurch Hindernisse zu bereiten , selbst auf wechselndem und bepflanztem Terrain." „Von taktischer Seite betrachtet , könnte dieß weiter Veranlassung sein , gleichsam eine neue Waffe zu schaffen, welche man füglich Artillerie der Linie " nennen könnte."

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Da alles Fuhrwerk nur auf zwei großen Rädern sich bewegt, bei engem Geleise nichtsdestoweniger stabil ist und eine Bespannung von 2, höchstens 4 Pferden hat, so wird man sich überall da bewegen können, wo 2 Pferde in Front durchkommen ; man wird ferner wie die Cavalerie zu vieren manövriren und sich wie die Infanterie in Angriffscolonne und Quarree formiren können. Dem Massenangriff der Cavalerie oder Infanterie sezt man die Masse des Feuers, feindlichen Schüßen die eignen entgegen , so lang sie nicht an Zahl geringer sind ; im entgegengesezten Falle wird man sie durch Kartätschfeuer unterſtüßen. Diese Artillerie wird nach Umständen ihre Front ausdehnen oder auf den kleinsten Raum verringern, in gebirgiges Terrain und selbst in Wälder dringen können , welche der gegenwärtigen Ar tillerie unzugänglich sind. Die Schnelligkeit, womit sie sich vor und rückwärts bewegt und Feuer gibt fast ohne anzuhalten, die geringeren Kosten, der kleinere Raum, den fie einnimmt , werden ihr erlauben , jede kühnere Unter nehmung zu versuchen und den Feind von allen Seiten zu attaquiren." ,,Dieß sind die Vortheile, welche aus der Organiſation einer so beschaffenen Artillerte entspringen , deren Bestim mung es sein wird , eine Revolution in der Taktik der

den , den Einzigen , den Großen Friedrich und auf Alles das zurückkommt, was immer damit in Verbindung_ge= bracht werden kann. Auch das vorliegende, noch im Wer den begriffene Unternehmen scheint in diesem Sinne, be wußt oder unbewußt, die Rolle des öffentlichen Anklägers einer Gegenwart zu übernehmen , welche eben so reich an That-, Kraft- und Herzlosigkeit iſt, als sie zur Stunde sich arm an wahrhaft großen Charakteren erwiesen hat. Die bis jest erschienenen Lieferungen sind , mit Rück sicht auf die selbstgestellte Aufgabe allerdings vielverspre= chend zu nennen ; doch möchten wir dem Verfaſſer zweier lei zu bedenken geben: einuial , daß man des Guten auch zu viel thun könne , indem eben nicht Alles glorios ist, was von der Glorie Friedrichs beschienen wurde ; sodann, daß man zwar der Wahrheit überall ihr Recht nicht ver kümmern darf, daß man jedoch jezt , da Alles abgemacht ist und längst der Geschichte angehört, in der Darstellung jede verlegende Ausdrucksweise sorgfältig zu vermeiden um so mehr beslissen sein sollte, als dem eigenen Ruhme das durch kein Zuwachs geschicht und wir überdieß durch die unerläßliche Nothwendigkeit einer festen Eintracht - die

Schlachten hervorzubringen, indem sie demjenigen den Sieg zusichert, welcher es zuerst verstehen wird, sie sich anzueig= nen und sich ihrer zu bedienen, wie es uns der große Ca pitän des abgelaufenen Jahrhunderts gelehrt hat." Soweit der Verfaffer. Die Sache klingt etwas aben theuerlich; ob sie es ist, darüber wird die Zeit entscheiden. Zunächst handelt es sich um die Idee. Ist dieselbe , wie es den Anschein hat, gut, so wird eine gesunde Entwicke lung nicht fehlen und vielleicht mit den Veränderungen und Verbesserungen zusammenfallen , welche aller Wahr scheinlichkeit nach in nicht ferner Zeit den Geſchüßröhren B. C.. bevorstehen.

Das ganze Werk zerfällt ſeinem Plane zufolge in fünf Bücher, welche "1des Heeres Gründung, d . H. Aufschwung, d. H. Glanz, d. H. Ruhm und des Heeres Trauer" über schrieben sine. Das erste Buch gibt demgemäß in fünf Kapiteln, und zwar im ersten einen allgemeinen Ueberblick des preußischen Heeres bei dem Tode Friedrich Wilhelm 1., sodann in den beiden folgenden die Stammverzeichnisse der bei dem Tode dieses Monarchen bestandenen Jufanterie und Cavalerieregimenter, nebst Biographien ausgezeichneter Führer, und Nekrologen, bei der Infanterie der bedeutend sten , bei der Cavalerie sämmtlicher Regimentschefs ; im vierten wird der Zustand der Artilleriewaffe zu derselben Zeit geschildert werden und im fünften von dem adeligen Cadettencor, 8 und dem Garde-Invalidencorps unter Frie= drich Wilhelm 1. die Rede sein. Eine detaillirte Inhalts angabe der folgenden Bücher werden wir mit dem Erschei= nen derselben folgen laſſen. Vorerst liegen uns zwei Lieferungen vor , welche das 1. Kapitel und einen Theil des II. (bis zum 9. Inf.-Reg. incl.) enthalten. Von Biographien finden wir Winterfeld und Dessau , beide sehr gut ausgeführt ; von Nekrologen : v. Röder, v. Kahlden , v. Pelkowsky , Graf Eglofftein, v. Wedell, v. Saldern, Herzog v. Bevern, Anhalt-Zerbst, v. Hagen, v. Amstell, v. Leps , v. Quadt, v. Kleist. Auch erfreut sich das Regiment Nr. 6, • als Garde Friedrich Wilhelms 1. einer ausführlichen Behandlung. Die Ab bildungen --- bis jest drei verdienen in der That das Lob, welches ihnen in der auf dem Umschlage enthaltenen -Anzeige gespendet wird ; denn sie trager — abgesehen von der historischen Treue, über welche wir nicht zu entscheiden --vermögen jedenfalls den Stempel einer wahrhaft künst= lerischen Auffassung. Noch darf nicht unerwähnt gelassen werden , daß das Werk Sr. k. H. dem Prinzen von Preußen mit Höchstdessen Genehmigung gewidmet ist.

Literatur.

Die Soldaten Friedrich's des Großen, von Ed. Lange, Lieutenant im 20. Landwehrregimente . Mit 30 colorirten Blättern und einem Frontispice : Friedrich der Große zu Pferde " nach Original= zeichnungen von Adolf Menzel , in Holzschnitt aus geführt von Ed. Kretschmar. 1. und 2. Lieferung. 1. Fol. Leipzig 1851. Avenarius u. Mendelssohn . Berlin, Gropius'sche Buch- und Kunsthandlung. Was uns die Wirklichkeit versagt hat, davon träumen wir gerne , und wem die Gegenwart nicht behagt, der sucht Trost in der Erinnerung an eine bessere Vergangen heit und strebt sich aufzurichten an dem, was gewesen. Und so mag sich vielleicht mit die Erscheinung erklären, daß man immer wieder von Neuem, und namentlich jetzt mehr als sonst auf die Hauptglanzperiode des preußischen Waffenruhms , den siebenjährigen Krieg , auf seinen Hel

Solidarität der heutigen Armeen werden.

dazu aufgefordert

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

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N 110 .

13. September 1851 . and

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Allgemeine Militar -Zeitung.. Thlr. verlangt wurden. Die Urſachen dieſes Mehrauf

Preußen.

wandes beſtehen zuvörderſt in der Vermehrung der Armee, I

Berlin , 24. Aug. Ein neulicher Artikel der ,,Þreuß. aber auch in der Erhöhung von Gehalten und einzelnen Wehrztg." ließ vermuthen , daß man in den betreffenden Bezügen , welche von dem Kriegsminiſterium beabſichtigt

bewilligt wurde. Theil von denderKammern zum Bermehrung Kreijen an eine gänzliche Umänderungdesgegenwärtigen undDie Gehalte iſt bereits eingetreten

Wehrſyſtems denke. Nun erfahren wir, daß der gegen-

wärtige Verweſer des Kriegsminiſteriumis (Herr v. Stock hauſen befindet fich bekanntlich im Bade), Herr v . Wangen heim , eine Dentidrift habe ausarbeiten laſſen , die dem Vernehmen nad, in entſchiedenſter Weiſe gegen das

bei den_Medicinalbeamten , indem die Oberärzte 2. und 3. Klaſſe , welchc früher 360 und 210 Thli. Šehalt em = pfingen, dermalen mit 500 und mit 400 Thlrn . befoldet , ſind. Das Miniſterium rechtfertigt ſein Verfábren mit der

Landwehrſyſtem Front macht. Als nächſtes Motiv

Nothwendigkeit, indem bei Mobilmachung der Armee dem

dieſer Tendenz werden die ungünſtigen Erfahrungen ange wirklich großen Mangel an Militärärzten nicht anders habe geben , welche man bei der leßten Mobilmachung an der abgeholfen werden können. Eine weitere allgemeine Maßregel iſt bei jänımtlichen Landwehr erlebt und als proviſoriſches Hilfsmittel eine zahlreichere Verſtärkung der Landwehroffiziercorps durch Unteroffiziergraden eingetreten. Die Nothwendigkeit, die Linienoffiziere und eine Vermehrung der Stammcadres Lage der Unteroffiziere zu verbeſſern , wurde ſchon früher vorgeſchlagen. Da jedoch das erſte Mittel ſchon ſeit 1849, allgemein anerkannt. Die durd die Stellvertretung ge= wo es bei den rheiniſch -weſtphäliſchen Affairen darauf an- wonnenen Einſtandsgelder , welche überhaupt tūdhtige und fam , des Geiſtes der Landwehren ſicher zu ſein , verſucht erfahrene Soldaten bei der Fahne länger feſthielten , ge= worden iſt, ohne im dienſtlichen Gutereſſe gute Erfolge ge- währten audy früher die Möglichkeit, länger dienenden liefert zu haben, und da außerdem ein anderes angeführ- Unteroffizieren eine angemeſſene Entſchädigung zu geben tes Hauptargument gegen die jeßige Hecresverfaſſung , die und dieſelben dadurch länger im Dienſte zu erhalten . Ein numeriſche Schwädie unſerer Armee gegen die ruſſiſche, in dienſtlicher Hinſicht tüchtig ausgebildetes Unteroffizier Öſterreidiſche und franzöſiſche, durch jene Gegenmittel gar corps iſt aber für eine jede Armee , welche ohnehin zum nicht berührt wird: ſo iſt es erſichtlich, daß jene Reformen großen Theil aus jungen Soldaten beſteht, ein unerläß= eben nur das Vorſpiel einer vollkommenen Umgeſtaltung liches Bedürfniß. In einem früheren Artikel wurde bes. ſein ſollen und werden.

(O.P.A.3.)

Königreich Sachſen. Wir geben in Folgendem einige Mittheilungen über die Verpflegung der f. ſächlichen Armee. Die Verpflegung der k. ſächſiſchen Arnice zerfällt in zwei Hauptunterabtheilungen , nämlic) : a) in den Aufwand für Tractement , Löhnung , Quar-, tiergelder der Dffiziere, Hufichlags- und Equipirungøgelder der neu anzuſtellenden Unteroffiziere,

reite der allgemeinen Erhöhung der Löhnungsgebührniffe der Unteroffiziere gedacht. Eine zweite Maßregel zur Ver

beſſerung dicjer Chargen iſt die Gewährung von Dienſt

über 3 Jahre dient, monatlich 1 Thlr. erhalten ; dient : er aber über 6 Jahre , ſo verdopelt ſich dieſelbe und ſteigt

auf 2 Thlr. monatlich. Von dieſen die Armec tn ihrer Geſammtheit berüh

renden Maßregeln zu den Gehaltserhöhungen übergehend, welche bei den einzelnen Waffengattungen ſtattgefunden haben, gedenken wir nun zunächſt des Artilleriecorpscom

Hedjjclſchneiderlohn, Vergütung für Abwartung der mandoſtavo. Da nämlich der Wirkungefreis des Com= Handpferde u . dgl .; b) in die Naturalverpflegung.

1

alterszulagen . Es ſoll nämlich jeder Unteroffizier, welcher

mandanten der Artillerie bedeutend erweitert und nicht allein dein Artilleriecorps ſelbſt, ſondern auch dem dazu

Fuhrweſen eine größere Ausdehnung und andere Für die unter a angegebenen Bedürfniſſe wurden in gehörigen Drganiſation zu Theil wurde, ferner das Artilleriecorp8=

Finanzperiode 1846-49 überhaupt 521,175 Thlr. 27 Ngr. .4. Pf. bewilligt , während in der gegen = commandu den Oberbefehl über die Pontonnir- und Pion

ber vo

wärtigen Finanzperiode 1819-51 in Summa 704,275 nirabtheilung, ſowie dié Inſpection des Zeughauſes be

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sonders in technischer Hinsicht für diejenigen Branchen, welche zum Artilleriedienst gehören, zugewiesen erhielt, so verlieh das Kriegsministerium dem Commandanten des Artilleriecorps den Generalmajorsrang und stellte densel = ben in Beziehung auf seinen Gehalt den Divisionären der übrigen Waffen gleich. Sonach trat für denselben eine Gehaltserhöhung von 2500 Thlr. auf 3500 Thlr. ein. Außerdem wurden bei diesem Stabe 1 Roßarzt und 2 Fouriere neu angestellt. Die Anstellung des ersteren er scheint allerdings durch die dermalen bei dem Artillerie corps vorhandene Anzahl von Dienstpferden nothwendig, während die Vermehrung der Fouriere durch den erwei= terten Geschäftsumfang der im Commando vereinigten Branchen sich rechtfertigt. Den vermehrten Gehalt des Corpscommandanten der Artillerie anlangend erklärte das Kriegsministerium , daß der Commandant des Artillerie= corps dieselbe dienstliche Stellung hat , wie die drei Di visionäre, ja daß sogar sein Wirkungskreis noch umfäng licher und wichtiger sei , es dürfte daher derselbe auch nicht schlechter gestellt werden können , als die Divisionscom mandanten. Die Deputation der Stände vermochte zwar

der lezten drei Jahre auf die Zahl von nur noch vier (von acht) herabgefunkenen Klassen wieder vier neue Klas= sen hinzugefügt, jedoch so , daß zwei Klaffen unten wieder neu geschaffen werden , in deren unterste neue Zöglinge aufgenommen werden im Alter von 12 bis 13 Jahren, und zwei oben, alſo zwei Jahrescurse über der fettherigen obersten (achten) Klasse. Abweichend von der früheren Praris treten deßhalb heuer die Zöglinge der obersten Klaffe nicht als Junker in die active Armee über, sondern haben noch ferner in der Anstalt zu verbleiben . Näheres über die Organisation , den Lehrplan 2c. werde ich vielleicht im Stande sein, Ihnen in einigen Tagen mitzutheilen. (A. A. 3.)

nicht, die Wichtigkeit eines solchen Postens zu verkennen, sie war auch der Ansicht, daß es billig sei , dieser_wich= tigen Waffe in höchster Spize eine Stellung zu gewähren, welche in Bezug auf Rang und Gehalt den übrigen Waf fengattungen gegeben sind , doch glaubte fie , in Betracht der bedeutenden Erhöhung des Budgets , dermalen eine so ansehnliche Gehaltsvermehrung nicht bevorworten zu kön nen. Da dem Artilleriecorpscommandanten früher ein Gehalt von 2500 Thlr. gewährt wurde, glaubt die De putation eine Steigerung von 500 Thlr. vorläufig als ausreichend ansehen zu dürfen und beantragte daher, den Gehalt des Corpscommandanten der Artillerie auf 3000 Thlr. zu normiren . (Schluß folgt.)

Württemberg. Ludwigsburg , 22. Aug. Die eben von Ulm zurück gekehrte Pionnircompagnie wird am 25. das Polygon beziehen, um ihre Nebungen daselbst bis zum Schlüffe des Sommercurses fortzuseßen. Derselben schließen sich die Zimmerleute der acht Infanterieregimenter an , welche nebst der erforderlichen Anzahl von Offizieren und Unteroffizieren dahin commandirt sind, um die technischen Arbeiten der Regimentszimmermänner zu erlernen. Es ist dieß eine Einrichtung , mit welcher im vorigen Jahre begonnen wurde und die , wenn erst jedes Regiment mit der vorgeschriebe nen Zahl ausgebildeter Regimentspionnire versehen sein wird, sich als sehr zweckmäßig bewähren dürfte. (S. M.)

Bayern. München, 26. August. Dieser Tage traf der längst erwartete neue Organisationsplan des k. Cadet tencorps mit der allerhöchsten Genehmigung hier ein, und man sieht täglich der officiellen Veröffentlichung des felben entgegen. So viel bis jezt davon verlautet, wer den zu den durch Nichtaufnahme `neuer Zöglinge während

Sardinie n. Turin, 12. Aug. Der „ Osservatore Triestino " be= stätigt , daß Graf Cavour auf der sardinischen Flotte das englische System einzuführen gedenkt. Nicht allein , daß nun die Flotte in den Gewässern von Malta nach englischer Art manövriren soll , es sind auch mehrere britische Offiziere im Stabe der Marine angestellt worden. Spanien. (2) Der Chef des Details beim Kriegsdepot hat alljährlich dem Generaldirector des Generalstabs einen Bericht über die von diesem Jnstitut während des abge= laufenen Jahres ausgeführten , sowie in der Folge beab sichtigten Arbeiten einzugeben. Vor Kurzem ist nun der Bericht veröffentlicht worden, welcher sich auf die Jahre 1850 und 1851 bezieht. Derselbe beginnt mit einer histo rischen Darstellung der Veränderungen und Schicksale, welche das fragliche Institut seit seiner Gründung im Jahre 1816 erlitten hat, berichtet über die Einverleibung des ſelben in den Generalstab im Jahre 1838 , sowie über deffen Reorganisation im Jahre 1847 und bezeichnet dann schließlich den Monat September 1850 als den Zeitpunct, von welchem an man sich ausschließlich und vollständig den besonderen , der Anstalt zukommenden Geschäften zuerst habe widmen können. Es folgt sodann eine Aufzählung der seither unternommenen Arbeiten , welche im Wesent= lichen in Folgendem bestanden : Ordnung des Archivs und Eintheilung der Documente nach Gegenständen und Epochen, eine Arbeit, mit der man bereits sehr vorge schritten ist; Bearbeitung der Denkschriften und Ausfüh= rung der Pläne, welche behufs der demnächstigen Ver= öffentlichung der Itineraire's der Halbinsel dem Institute anvertraut wurden ; Darstellung und Beschreibung der Schlachten von Las Navas, Ocaña, Vittoria , Rioseco und Tudela; endlich praktiſche lithographische Arbeiten. Was nun die in Zukunft vom Kriegsdepot auszuführen= den Arbeiten betrifft , so werden dieselben , nach den An deutungen jenes Berichtes , hauptsächlich Folgendes be greifen : 1 ) Ausarbeitung einer allgemeinen Wegbeschrei= bung (Itineraire's) von Spanien , nach den jedes Jahr statthabenden Aufnahmen und Recognoscirungen ; 2) Samm= lung und Prüfung von Materialien und Documenten aller Art, welche für die demnächstige Bearbeitung einer_mili tärischen Geschichte des Unabhängigkeitskrieges von Nußen

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sein können ; *) 3) Erwerbung von Schriften , Mitthei lungen und Nachrichten , welche auf die Militárorganisa tion und militärischen Einrichtungen , die Feldzüge , die

dungen - mit Einem Worte : ein Plaß in der Weltge= schichte gebricht. Man kann uns einwenden : „Die Nordamerikaner haben ja auch nur eine kleine Dienstpräsenz und eine junge Geschichte," so erwiedern wir mit einer Hinweisung auf Westpoint. Es wird kaum ein Staat der Welt mit so anspruchsloser Einfachheit der Anordnung so großartige Mittel zur Heranbildung seines Offiziersstandes aufzu = weisen haben, wie diese Vereinigten Staaten , deren Bürger als naturwüchsige Praktiker wohl wissen, daß ein tüchtiger Rahmen, auf dessen Vollkommenheit alle die Wichtigkeit des Gegenstandes erheischende Sorgfalt verwendet wurde, die Grundlage zu ihrer Macht und Unabhängigkeit, die Seele ihrer Wehrhaftigkeit zur See und zu Lande bildet. Wir Staaten faffen nun bei dieses Gegenstandes kleinere in's AugeAnregung , welche unbemittelt und ohne ein locales Interereffe die ihnen gestellte Aufgabe : Trup " ――― pen zu stellen " folglich auch Offiziere für dieselben zu erziehen , zu lösen haben . Dabei begegnen wir zweierlei Systeme : nämlich das der Cadetteninstitute mit frühzei= tigem Eintritt und der Fachschulen mit Eintritt nach be= endigtem Cursus in polytechnisch en und Realschulen, in ――― oder Es fragt sich , welches der yceen oder Gymnasieen. beiden Systeme ist das der Lage kleinerer und mittelloser Staaten angemessenere ? Beide haben ihre Partner und Verfechter , nur die aus beiden gezogenen Resultate berech= tigen aber zu einem logischen Schluß , zu einem endgül tigen Urtheil. Es wäre daher nicht uninteressant , wenn die Gründe für und gegen in diesen Blättern erörtert würden , da es leicht der Fall sein könnte , daß bei dem noch immerwährenden Suchen nach einem passenden Aus

Recognofcirung ganzer Landestheile und Gränzen x . von Spanien und anderen Ländern Bezug haben; 4) Ueber sehung klassischer Militärschriften des Auslandes , deren Kenntniß im spanischen Heere verbreitet zu werden ver= dient; 5) Ausführung eines großen Kartenwerkes von ganz Spanien.

Ein Wort über Militärbildungsanſtalten . In den leztverfloffenen Jahren ist, wie mit so man= chen militärischen Institutionen , auch mit den Pflanzschulen erperimentirt worden , aus welchen die Mehrzahl unserer Offiziere hervorgehen soll. Ueber das Princip der Her anbildung ist man je nach der Ueberzeugung von der Wichtigkeit , welche die verschiedenen Regierungen diesem Gegenstande beizulegen für gut befunden haben ― mehr oder weniger einig geworden. ――― Große Armeen besigen der Natur der Sache nach den Vorzug außerordentlicher Mittel zur Erweckung , Kräftigung und Pflege des militärischen Geistes , ohne welchen ein Heer zur Karrikatur herabsinken muß; ein Blick des jungen Mannes auf die glorreiche Vergangenheit des Heeres , welchem er angehört, läßt ihn eine nicht minder erwartungsreiche Zukunft ahnen die Weltgeschichte spricht aus den Trophäen seiner Zeughauser laut zu ihm , während das großartige mili tärische Getriebe, welches ihn umgibt , ihn unwillkürlich mit sich fortreißen muß. Wie anders verhält es sich damit in kleinen Staaten, deren Loos es von jeher war, sich den mächtigeren Nach barn anzuschließen, in ihnen aufzugehen und häufig sogar gegen ihre eigenen Interessen zu Gunsten feindlicher Vor theile zu Felde ziehen zu müffen ! Die Beispiele liegen nahe und der theuer erworbene Ruhm, als tapfere Krieger der militärischen Ehre genügt zu haben, wird umwölkt von dem Gedanken , daß diefer Lorbeer oft von der blu= tigen Stirne der eigenen Brüder geriffen werden mußte. Kommt zu dieſem niederschlagenden Bewußtsein auch noch der Einfluß winziger souveräner Duodezparlamente , deren Patriotismus in der Spize hinausläuft , wo immer mög lich den Militärstand herunterzudrücken und ihn der zu seiner Vervollkommnung so unentbehrlichen Mittel zu be= rauben , so wird man es erklärlich finden, daß das Mili tärwesen solcher unbemittelten Staaten bei der übermäßig kleinen Dienstpräsenz allmälig verkümmern muß , um so mehr, da ihm der moralische Halt einer großen Vergan genheit , der Name illustrer Feldherren , großer Entschei=

*) Beim Brande des Archivs des Kriegsminifteriums kamen viele Documente abbanden ; auch diejenigen , deren sich die im Jahre 1816 von der Regierung für die Bearbeitung der fraglichen Geschichte ernannte Commission zur Herausgabe ihres ersten Bandes (Historia de la guerra de España contra Napoleon Bonaparte etc. T. I. Introduccion. gr. 8. Madrid 1818. Imprenta de D. M. Burgos ; dieselbe auch französisch : Histoire de la guerre d'Espagne etc. 8. Paris 1818. Nor mant ) bedient hatte, find größtentheils verloren gegangen

wege (einem solchen, ber nicht viel kosten soll und doch zum Ziele führt) die schlagendere Erfahrung zur endlichen dauerhaften Einführung den Sieg davontragen dürfte. Man könnte zwar kurz einwenden : „schickt eure jungen Leute in die Erziehungsanstalten größerer Militärstaaten und laßt sie daselbst ausbilden ! " für Reiche und Wohl= habende allerdings ein gutes und häufig gewähltes Aus kunstsmittel ; aber wie viel Intelligenz und gutes Blut würde dem Dienste verloren gehen , dessen Offiziercorps fich nur mit auswärtiger Hülfe zu recrutiren im Stande wäre? Wie würde es unbemittelten Offizieren und Staats dienern ergehen , die , auf ihren Gehalt angewiesen, zwei oder drei Söhne , welche den Beruf des Soldaten in sich fühlen , in auswärtigen Staaten selbst unter so mäßigen in Ausländer bestehen , heranzubilden haben ? Aber auch schon nach dem alten docendo discimus erscheint es geboten , daß den Offizieren auch der kleineren Staaten die Gelegenheit ge= geben wird, lehrend aufzutreten , wodurch das Offiziercorps vor Stagnation bewahrt und der Geist der Wiſſenſchaft in seinen Reihen immer neu befestigt wird. Die eigentlichen Cadetteninstitute werden nun solchen unbemittelten kleinen Staaten , *) deren Volksvertretung das Militärwesen immer nur als eine peinliche Last be= trachtet, die man nicht genug angreifen , nicht frühe genug

*) Die nur ihren Fürsten und wahrlich nicht ihrer Volksreprä fentation ihre bisher belaffene Selbstständigkeit zu danken haben !

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abſchütteln kann , am wenigsten zusagen. Die Hülfswiffen schaften stehen hier in den ersten Jahren der Erziehung allerdings und mit Recht in erster Linie , wodurch das Lehrerperſonal bedeutend vergrößert wird, indem selten Offiziere Zeit und Gelegenheit finden möchten , so um= faffende philologische Vorstudien zu machen , daß sie auch die eigentliche Gymnasialbildung des jungen Mannes be= endigen können , ehe er in das ernstere Fachstudium ein geführt wird. Die Landstände werden daher, wie es in einigen deutschen Bundesstaaten bereits geschehen ist, die Geldmittel verweigern , oder sie gerade nur auf ein Mi= nimum beschränken , welches kaum hinreicht, nach beendig ten Gymnasialstudien einen zweijährigen Curſus für das Fachstudium eintreten zu laſſen. Einen solchen Staat haben wir vor Augen . Die jungen Leute haben dort ihr Abiturienten - Eramen auf den Gymnasien und Realschulen abgelegt , einige haben ſogar die Universität bereits absolvirt und treten nach bestande ner Aufnahmeprüfung nun im Alter von 18 bis 21 Jah ren in die Fachschule. Ist es unter solchen Verhältnissen vernünftig , abermals die Hülfswissenschaften , z. B. die Mathematik und ihre Dependenzen, in die erste Linie zu stellen, da es sich doch nun darum handelt, aus Gymna fiaften und Studenten Soldaten und aus diesen Zufante rieoffiziere zu machen ?_Man_sollte vermuthen, die Er fahrungen der legten Jahre brüllten laut genug in die Ohren der Befehlenden , daß in den kommenden Jahren weniger Uebergewicht auf die Quantität und Qualität des Materials zu legen ist, als auf die durchdringende Ueber zeugung von dem Werthe der Beherrschung des Moraliſchen im Menschen, welche den Offizieren , als den Trägern der Intelligenz im Heere, ausschließlich obliegt. Es wird 3. B. faum ein Staat , was Reichhaltigkeit und Vollkom= menheit des Materials in technischer Beziehung betrifft, mit dem Großherzogthum Baden im Jahre 1847 ver=

Spott seiner Untergebenen und compromittirt die Epau letten; 2) eine gründliche hodegetische Belehrung über den. Beruf und die Pflichten mit einem Worte: über das Wesen des Offiziers ; 3) einen Cursus Psychologie und Rhetorik, denn nur derjenige ist ein vollkommen guter Offizier, der bei aller technischen Ausbildung auch die Gabe hat, so auf das Gemüth des Soldaten zu wir= ken, daß er ihn zu jeder Zeit und an jedem Orte voll= ständig beherrscht. - Was nügt mich z . B. die größte Kenntniß taktischer und administrativer Verhältnisse , die größte Gelehrsamkeit im Bereiche der Mathematik, der Fortification und Waffenlehre, der Physik und Chemie, wenn mir im Augenblick der Krisis die Macht gebricht, welche eine richtige psychologische Behandlung des Maunes mir in die Hand gibt ? Haben wir nicht weniger gelehrte

hältnißmäßig der zu Gebote stehenden Kräfte - wetteifern können ; so viele Sorgfalt war in den vorangehenden Jahren darauf verwendet worden , daß das Technische und Materielle als Hauptsache angeſehen wurde und der psy chologische Theil der Militärbildung der immer wache und überwiegende Einfluß auf das Gemüth des Mannes als Nebensache betrachtet wurde; wie konnte es sonst kom men, daß ein so intelligentes Offiziercorps urplöglich von der verhängnißvollen Bewegung überrascht werden konnte, ohne auch nur das geringste von Erfolg dagegen unter nehmen zu können ? Nach unserer Ueberzeugung müßte daher dasjenige in die erste Linie *) gestellt werden , was der Offizier in der Front am nächsten und nöthigsten braucht und was er eigentlich als conditio sine qua non mitbringen sollte, nämlich 1 ) die Taktik ſeiner Waffe , die sämmtlichen Reg lements und Dienstvorschriften , wenigstens theoretisch bis zur Vollkommenheit, denn ohne ihre Kenntniß wird er ein

*) Die Lehrgegenstände sind je nach ihrem vermeintlichen Werthe gewogen und entscheiden nach diesem relativen Ge= wichte in dem Offiziersexamen über die Anciennetät der Concurrenten.

Offiziere gesehen , die mit angeborenem praktischen Sinn und richtiger Würdigung des Seelenzustandes der Solda ten Wunder im Augenblicke der Krisis bewirkten , wäh rend mathematiſch durchgebildete und gelehrte Offiziere in ähnlicher Lage den Kopf verloren und in der Verzweiflung keinen anderen Ausweg fanden, als den Tod aus eigener Hand ? Es läßt sich recht wohl beides vereinigt denken, nichtsdestoweniger bleibt die Wirkung auf das Gemüth des Soldaten , die bekanntlich durch Logarithmen nicht zu erreichen ist , eine Kunst und steht in erster Linie, während die Mathematik nur eine Wissenschaft, und zwar nur eine Hülfswiſſenſchaft (also Mittel zum Zweck) , folg= lich in dritter Linie stehen müſſe. -In zweiter Li nie dagegen ständen alle diejenigen Zweige des militäri schen Wissens , welche mit dem psychologischen Theil , der Lehre über den Einfluß auf das Moralische des Solda ten, weniger zu thun hätten , vielmehr sich mit dem durch den Soldaten zu handhabenden Materiale beschäftigen; ihm voran gehen die Begriffe von Strategie, die Kennt niß der Taktik der drei Waffen , die Kriegs- und Kriegs kunstgeschichte. Hieran reiht sich die militärische Beur theilung des Terrains, als : Militärgeographie im um =" faffenderem Sinne , als Terrainlehre, Topographie und Situationszeichnenlehre im engeren Sinne; dann folgt die Waffenlehre , die Fortification , die Logistik 2c. 2c. Also in Cadettenschulen mit frühzeitigem Eintritt der jungen Leute mag eine umgekehrte Anordnung des Lehr ganges durchaus zweckmäßig und sogar wünschenswerth erscheinen, weil ein Cursus von vier bis sechs Jahren hinreichend Zeit gewährt , die Hülfswissenschaften als gründliche Unterlage für das Fachstudium sorgfältig zu betreiben. ― Wo man aber nach kaum sechsmonatlichem Dienst als Recrut und Soldat in der Front, im Alter von 18 bis 21 Jahren (vor welchem ein Maturitäts examen selten abgelegt wird) einen nur zweijährigen Cursus den Fachstudien widmen kann , da ſcheint es ge boten , diese kurze Frist so auszufüllen , daß darin Alles das durch die Kraft der Ueberzeugung rasch gewonnen werde, was in Cadettenschulen durch die Macht der Ge wohnheit allmälig erreicht wird , nämlich die Erweckung, Kräftigung und Pflege des militärischen Gei = stes, ohne welchen jedes militärische Institut zur Bürger 17. wehr herabsinken müß !

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

soe

N 111 .

16. September 1851.

Jordan

7

Allgemeine Militár- Zeitung. Deutſchland. Aus Luremburg wird unterm 19. Aug. dem Frankf. Journal geſchrieben : „ An unſerer Bundesfeſtung wird fleißig gearbeitet ; der neue Bund iſt bei Bewilligung von

Baufonds viel freigebiger , als es der alte war. Gegenwärtig werden wegen Änlage ciner neuen Chauſſee eine Batterie und eine Thalabſchlußmauer gebaut und die

fung und Unterhaltung von Pferden erwädiſt, und wies auf die in mehreren deutſchen Armeen gewährten Gehalte gleicher Höhe hin. Auch bei dem Stat der Rittmeiſter und Hauptleute der

Armee iſt eine Gehaltsveränderung in Ausſicht geſtellt. Die Ritimeiſter find gegenwärtig in zwei Klaffen getheilt. Die erſte klaſſe bezieht bis jett bei der Infanterie 1000 Thlr. ,

luremburgiſche Regierung ſollte die Koſten bezahlen. Die Militärcommiſſion genehmigte dieß , verlangte aber , daß

die Batterie nicht in die Erde , ſondern maſſiv und bombenſicher erbaut werde , und der Bund bezahlt die Summe, welche den erſten Anſchlag ( 19,000 Fr.) überſteigt."

ol

Artilleric

1100

Reiterei

1200

während die zweite Klaſſe bei der Anfanterie Artillerie N Reiterei

500 600

11

600

Gehalt empfängt." Fil einer der Deputation der Stände Preußen. mitgetheilten Darlegung erflärte nun das Kriegsminiſte Berlin , 31. Auguſt. Die Verſuche , für unſer Heer rium : ,,Nimmt man in an , daß unter gewöhnlichen Ver

waſſerdichte Fußbekleidung, welche in geſundheit-

hältniſſen eine Dienſtzeit von 17 bis 18 Jahren erforder

licher Beziehung von ſo großer Wichtigkeit iſt, herzuſtellen, lich iſt, um zum Hauptmann zweiter Klaſſe aufzurüđen, werden eifrig fortgefest. Auf Veranlaſſung des Kriegs- ſo iſt der mit diejem Grade verbundene Gehalt zu gering, miniſteriums unterliegen die von einem bieſigen Renner aber die Erhöhung beim Aufrüden in die erſte Klaſſe, der chemiſchen Gewerbe praktiſch in Ausführung gebrady- welche in der Negel 5 bis 6 Jahre nachher erfolgt, zu

ten Arbeiten zum Waſſerdichtmachen der äußeren Fußbe- bedeutend. Einen Durchſchnittsgehalt von 750 Thir. bei kleidung des Militärs einer genauen Prüfung. Die Mannſchaft 868 zweiten Bataillons des Kaiſer -Franz -Grenadier-

der gufanterie , 850 Tylr. bei der Artillerie und 900 Thlr.

regiments iſt vorläufig zu dieſem Zwec mit der nach der neuen Methode zubereiteten Fußbekleidung verſehen worden. Dieſe Prüfung ſoll zwei Jahre hindurch fortgeſcßt werden, da es von der Haltbarkeit dieſer Fußbekleidung abhängt, ob dieſelbe im ganzen preußiſchen Heere cingeführt werden

dadurch auf der einen Seite zum Nachtheil der Staats faſſe zeitig ein hoher Penſionsanſpruch erlangt werden würde , auf der anderen Seite zum Nachtheile der Offi ziere denjenigen Hauptleuten , welche nicht zu Stabsoffi zieren avanciren können , aber dennoch ſehr tüchtige Difi

kann .

zu einer ziere find , die Möglichkeit entzogen wird , jemals 11

(D.P.A.Ztg.)

bei der Reiterei hält man nicht für zweckentſprechend , da

böheren , ſorgenfreieren Griſtenz zu gelangen .“

Königreich Sachſen.

Man hat

daher Alterszulagen vorſchlagen zu müſſen geglaubt, wie folche in anderen Armeen beſtchen , und beabſichtigt, bei

(Shluß der Mittheilungen über die Verpflegung der f. fädofiſchen

Gewährung derſelben folgenden Modus zu befolgen . Bei der Infanterie wird der Hauptmannsgehalt jährlich auf Die Deputation der Stände fand ferner in den ihr 600 Thlr. normirt. Es bezicht aber jeder Hauptmann, mitgetheilten Unterlagen die Gehalte der Stabsffiziere der fobald er drei Jahre gedient hat, eine Gehaltszulage von Armee. )

Artillerie und Infanterie auf 1100 Thlr. veranſchlagt,

jährlich 150 Thlr., welche nach Ablauf von anderweiten

während bei dem früheren Budget die Stabsoffiziere der drei Jahren auf 300 Thlr. und nach ferneren vier Dienſt Artillerie mit 1300 Thlr., die der Infanterie mit 1200 jabren auf 100 Thlr. ſteigt, ſo daß dann der jährliche Thlr. Gehalt auf dem État ſtanden . Das Kriegøminis Gehalt 1000 Thlr. erreicht. Bei der Artillerie wird der ſterium begründete dieſe Gehaltserhöhung auf den beträcht- Normalgehalt der Hauptmanns auf jährlich 700 Thlr.

lichen Aufwand , welcher dieſen Offizieren durch Anſchaf- feſtgeſtellt und die Alterszulagen ſind dieſelben wie bei der

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Infanterie, wodurch nach 10 Dienstjahren in diesem Grade der jährliche Gehalt auf 1100 Thlr. anwächst. Bei der reitenden Artillerie beziehen außerdem die Hauptleute, so lange sie keine Alterszulagen genießen , die seitherige Func= tionszulage. Bei der Reiterei ist der Normaletat ebenfalls 700 Thlr.; die Alterszulagen betragen nach 3 Dienstjah ren 200 Thlr. und steigen nach 6 Jahren auf 400 Thlr. und nach 10 Dienstjahren auf 500 Thlr. dergestalt , daß in dieser Zeit ein jährlicher Gehalt von 1200 Thlr. er= reicht wird. Durch eine solche Einrichtung wird die Staatskaffe gegen früher nicht beeinträchtigt , ja sie kann fogar noch gewinnen , die finanzielle Lage der betreffenden Offiziere wird noch verbessert und außerdem eine der Ge rechtigkeit entsprechende Gleichheit hergestellt. Um den

gische Militär bei dem Fest der Fahnenweihe heute ge= schworen hat , die Verpflichtung auf die Landesverfassung (A. A. 3.) nicht aufgenommen.

Uebergang zu der neuen Einrichtung anzubahnen , hat das Kriegsministerium vorläufig schon seit dem August vorigen Jahres Aufrückungen in die erste Klasse nicht mehr statt finden lassen, sondern nur denjenigen Individuen , welche nach den seitherigen Bestimmungen an der Reihe gewesen wären, in die erste Klasse aufzurücken und bereits 3 Jahre auf dem Etat der Hauptleute gestanden hatten , die erste Alterszulage gewährt , ohne deßhalb die Gehalte der Hauptleute zweiter Klaffe zu erhöhen ..

Turin , 12. Aug. Am Ticino werden auf verschie= denen Puncten , vorzüglich bei Cava, wo in unserem leg ten verhängnißvollen Feldzuge Feldmarschall Graf Radesky den Uebergang bewerkstelligte, ferner bei Mezzacorte und Casale starke Befestigungen angelegt.

Die Naturalverpflegung der Armee zerfällt_in zwei Abtheilungen : 1 ) in den Aufwand für Brodverpfle gung und 2 ) in den für die Fourage. Die Brodportion, welche die im Dienste befindliche Mannschaft erhält, ist zu 1½ Pfd . bestimmt und mit 9,5, 16 Pfennig veranschlagt. Es sind jährlich 3,383,640 Brodportionen erforderlich, welche mithin einen jährlichen Aufwand von 105,033 Thlr. 24 Ngr. 8 Pf. verursachen. Bei der lezten Bewilligung wurden für denselben Zweck 81,864 Thlr. 13 Ngr. 5 Pf. gewährt. Der Mehrbedarf begründet sich lediglich auf den in Folge der Vergrößerung der Armee eingetretenen ver mehrten Bedarf. - Für die Fourageverpflegung sind 213,422 Thlr. 21 Ngr. 7 Pf. nöthig . Es werden erfor dert 490 Rationen für Offizierspferde , 2689 dergleichen für Chargen- und Dienstpferde, 422 dergleichen für Zug pferde. - Wir gedenken hier zugleich der Stallgelder für Offizierspferde. Zu diesem Zweck sind 10 Neu groschen für das Pferd angenommen. Gegenwärtig sind hierzu 1756 Thlr. für 439 Pferde postulirt. Ferner bestehen auch an einzelnen Orten die Offiziersquartier= gelderzulagen , und es erfordern dieselben im Ganzen eine Ausgabe von 7000 Thlr. Diese Zulagen werden nur in den Städten gewährt , wo die Miethpreise besonders hoch find. Seither wurden nur in Dresden , Leipzig , Zwickau und Freiberg Quartiergelderzulagen gewährt , an den leg teren Orten empfingen nur Subalternenoffiziere dergleichen. H.

Württemberg. Stuttgart, 3. Sept. Gestern ist ein königlicher Befehl erschienen , durch welchen , um Erscheinungen , wie fie anderwärts vorgekommen sind , bei dem württember gischen Armcecorps vorzubeugen , alle Militärperso nen, mit Ausnahme des Kriegsministers , von dem Eid auf die Verfassung entbunden werden. Demgemäß war auch in den neuen Fahnencid , den das württember

Bayern. München , 28. August. Für die bayerischen Genie truppen wird gegenwärtig ein neues Reglement aus gearbeitet. - Das Erscheinen des die ganze Zeit her schon erwarteten Militärhandbuches wird sich bis in den Monat October verzögern. (S. M.) Sardinien.

Schweiz. Bern, 16. August. Der Ständerath berieth gestern das Bekleidungsgeseß für die eidgenössische Ar mee und entschied sich für Beibehaltung des Uniformrocks, während der Gesezesentwurf Einführung des Waffenrocks verlangte. (Pr. 3tg.)

Spanien. (2 ) Nach einer Mittheilung der Revista militar be= schäftigt man sich eben mit einer neuen Organisation der Reserve der Armee. Die Basis des Projectes foll darin bestehen , daß man die Infanterieregimenter auf zwei Bataillone und die Cadres des dritten Bataillons reduciren , zugleich aber auch die Stärke der ersteren_ver= mehren will; der vierte oder fünfte Theil der Mannschaft jener beiden Bataillone soll hierbei immer im Frieden auf eine bestimmte Zeit nach Hause beurlaubt werden.

Dänemark. Kopenhagen, 24. August. Vom hiesigen General stabe ist jezt ein Bericht über die Schlacht bei Fri dericia, in Folio_brillant_gedruckt , nebst einer Karte, worauf sämmtliche Truppenstellungen verzeichnet sind , er Es heißt darin , daß ein früher erschienener schienen. Privatbericht von einem Offizier nicht ganz richtig sei. Der günstige Ausfall der Schlacht ist, außer dem außer ordentlichen Muthe der königlichen Truppen , hauptsächlich den großen Fehlern des feindlichen commandirenden Generals (Bonin) zugeschrieben. Von einem Plane, wird bemerkt, habe man nicht das geringste gespürt, vielmehr hätten die feind lichen Truppen überall in kleinen , zu schwachen Abthei= lungen auf eigene Faust operirt. Die Nichtanwendung der überlegenen feindlichen Cavalerie sei einer der größten Fehler gewesen , sodann das unnöthige Fortziehen der ſo= genannten Avantgardebrigade. Auch dänischerseits sei man vom eigentlichen Schlachtplane abgewichen und hätten die

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einzelnen siegenden Abtheilungen ebenfalls unabhängig vom Obercommando gekämpft ; nur die Reservebrigade sei dem ursprünglichen Plane treu geblieben. (Alton. 3tg.)

stellung noch manche wichtige Frage , die sie anregt, un= beantwortet. Dafür sind die einzelnen Gegenstände beson= ders in der niederen Kriegführung" mit einem geübten praktischen Blick und Takt behandelt ; und der Verf. hat seinen Aeußerungen durch eine Menge gut gewählter Bei spiele aus dem leßten Kriege einen anziehenden und ein= dringlich sprechenden Hintergrund gegeben , so daß ihre Bedeutung vielfach auch über jenen klassischen Boden der Kriegführung hinausreicht. Dahin gehört gleich , was er über Märsche , Bivouaks, Vorposten sagt, wo die einfachen entscheidenden Verhält niffe, die von der Wissenschaft gewöhnlich nur im Vorüber gehen behandelt werden , mit praktischem Takt hervorge= hoben und zur Geltung gebracht sind, während der gleiche Takt sehr richtig vor dem Zuviel warnt , in das jede blos theoretische Anschauung des Krieges in Bezug auf Vor posten , Marschsicherung u. f. w. so leicht verfällt. Doch scheint der Verf. in dieß Zuviel einwal , bei dem Entwurf der Marschordnung für eine Brigade (S. 22) , selber ver= fallen zu sein; wenigstens erscheint uns das Einschieben dieser Menge von kleineren Abtheilungen zwischen die größeren ganz eigenthümlich. Sollte es die Meinung des Verfassers sein , die Natur des Landes verlange, daß auch die untergeordneten Theile, die auf der nämlichen Straße hinter einander herziehen , jeder für sich , eine selbstständige Marschsicherung bilden müßten ? Das "1Abkochen" hat uns an die Verhandlungen über die Feldmenagegeräth= schaften erinnert, die in diesen Blättern ( 1850, Nr. 10, 11 ; 151 , 152; ferner 1851 , Nr. 54) ſo lebhaft geführt wurden ; es dürfte ein interessanter Beitrag dazu sein, daß die Kesselpferde der Oesterreicher hier, und gewiß mit gutem Grunde, als ein Vorzug gelobt werden (S. 41 ). Für ein vollständiges Abkochen hält der Verf. mit Einschluß aller Nebenarbeiten , und zwar nach unserer Ansicht durch aus nicht zu hoch , 7 Stunden nöthig , und tadelt mit Recht die auch uns nur zu sehr bekannten Befehle, welche erst um 6 Uhr des Morgens anlangen und verlangen, daß die Truppen schon um 8 Uhr abgekocht haben . *) Bei der „ Artillerie“ ist eine Reihe von Ausstellungen und Wünschen vorgetragen , die auch unsere übrigen deutschen Heere nicht genug beherzigen können. Die Uebungen sollen nach Art des Kriegsschauplaßes angelegt und nicht blos

Oesterreichische Monarchie. Venedig , 20. August. Der Kaiser hat die vom ehe maligen Viceadmiral Baron Dahlerup und dem Contre admiral v. Bujacovich überreichten Organisationsplane für die Marine dem provisorischen Marineobercomman = danten Feldmarschalllieutenant Grafen v. Wimpffen zur Begutachtung vorlegen lassen. Zugleich soll die bisherige Kriegsmarine- Centralbehörde zweckmäßige Abänderungen erleiden. Der zu errichtende Admiralitätsrath wird vermuthlich im Wesentlichen nach dem Vorbild der großen feefahrenden Nationen eingerichtet werden und sein Augen meik vorzugsweise auf die materiellen und technischen In teressen unseres Kriegsseewesens zu richten haben . Diese Maßregel können wir nur als einen der wichtigsten und olgenreichsten Fortschritte, als eine Garantie für den Auf (A. A. 3.) chwung unserer Marine begrüßen.

Literatur. Beiträge zu einer Charakteristik des Kriegs schauplähes und der Kriegführung in Ober italien. 8. Zürich 1850 , bei Orell, Füßli u. Comp. (IV u. 151 S.) ¦ Thlr. „Zu untersuchen , auf welche Weise sowohl die Armee als auch das Land für künftige Kriege sich entsprechend vorbereiten ließen ," ist, wie der Verfasser in der Vorrede sagt, der Zweck dieser Schrift. Er hat offenbar auf öster reichischer Seite die Feldzüge 1848 und 1849 entweder mitgekämpft , oder aus der Nähe mit angesehen und ent wickelt nun aus seinen mannichfaltigen Erfahrungen , die er über Großes und Kleines mit Eindringlichkeit und Schärfe erstreckt zu haben scheint , eine Reihe von Be trachtungen und Vorschlägen für die dauernde , auch den Gefahren der Zukunft gewachsene Befestigung der öster reichischen Herrschaft in Oberitalien. Es ist eine Reihe selbstständiger, scheinbar abgerissener , doch durch die Ein heit ihres Zweckes innerlich zusammenhängender Auffäße. Die erste Abtheilung ( niedere Kriegführung") verbreitet sich über „Märsche und Gefechte ; Bivouaks ; Abkochen ; Artillerie (dabei auch ausführlichere Würdigung der Ra fetenbatterieen) ; die zweite Abtheilung ( höhere Krieg= führung") begreift : „ System der Citadellen ; System der Festungen; Brückenköpfe ; die Linie des Mincio; die Linie der Etsch ; das Gebiet der Etsch und des Mincio ; die untere Etsch- und Pogegend ; der Pofluß; der Terrain abschnitt zwischen dem Po und den Appenninen ; Unter italien." Der Verf. hat sich , wie man sieht , an keine bestimmte Ordnung gehalten und in Folge davon fehlt der Ent= wickelung seiner Ansichten jene innere Nothwendigkeit , die den Urtheilsfähigen so leicht gewinnt , sind die einzelnen Puncte nach ihrer größeren oder geringeren Wichtigkeit nicht in's rechte Licht gestellt und läßt endlich die Dar

*) Der Verf. macht den praktischen Vorschlag , das Kochen in eine große und eine kleine Menage nach der Zeit , über welche verfügt werden kann , einzutheilen , wo dann in der letteren hatt Fleischbrühe ein Surrogat gekocht und das Fleisch am Spieß gebraten würde. Da bei allen entſchei denden Bewegungen im Krieg die meisten Truppentheile zu einem vollständigen Abkochen nicht Zeit finden werden , so ift eine folche Einrichtung von der höchsten Wichtigkeit. Die Hauptschwierigkeit ist , ein passendes Surrogat für Fleisch brübe zu finden. Bouillontafeln scheinen Vieles gegen fich zu babin; unseres Wiſſens ist Kaffee dafür noch nicht in Vorshlag gebracht worden und doch dürfte er sich trefflich dazu eignen. Er ist nicht zu theuer , überall auch in großen Mengen leicht zu haben , sehr schnell gekocht und auch kalt ein gesundes Getränk. Alle Reiſeerfahrungen ſprechen dafür, raß er in Kälte und Hiße gleich angenehm , stärkend und belebend ist. Die Soldaten der Vereinigten Staaten haben im Feldzug gegen Mexiko faft immer ihr Fleisch am Spieß gebraten und Atatt der Fleischbrühe Kaffee genossen.

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auf billardähnlichen Erercirpläßen" getrieben werden (S. 45); alle technischen Corps sollten für Batteriebau n. dgl. große gemeinsame Uebungen haben; die reitende Artillerie sollte vorzugsweise 12pfündner Battericen haben (S. 48) ; 12Pfündner , 6Pfündner und Haubißen müssen in ein anderes Verhältniß gebracht werden. Besonders interessant sind die Mittheilungen über die Raketen (S. 57 ff.), wonach diese im Durchschnitt wegen der Kostspie ligkeit der Munition und der viel geringeren Wirkung nur da mit Vortheil angewandt werden , wo Haubigen nicht hinkommen können , indem Naketenbatterieen überall so gut wie Infanterie fortkommen. Sehr bedeutsam er scheint uns der Abschnitt „Infanterie" (S. 68 ff. ). Der sehr durchschnittene und bebaute Boden Oberitaliens hat im Gefecht meist die Auflösung der Bataillone in Divi fionen nöthig gemacht , was nichts anders ist, als unsere Compagniecolonnen . Jst in Oberitalien diese Eigen thümlichkeit auch besonders hervortretend , so ist doch in den meisten Ländern Europas die Bodencultur sehr fort geschritten , und dieser Umstand kommt der Forderung aus der Vervollkommuung der Feuerwaffen sehr zu Hülfe, daß man auf eine völlige Veränderung in der Gefechtsweise vorbereiten soll. In diesem Falle sind wohl des Verfas fers Vorschläge : die Jägerbataillone zu vermehren , das dritte Glied mit Kammerbüchsen zu bewaffnen , neue Be wegungen auf 2 und 4 Gliedern einzuüben , durchaus zu verstehen und ein neuer Beweis für die Vortrefflichkeit der Ansichten eines Wittich. *) In der Abtheilung „höhere Kriegführung“ scheint uns der Stoff vielseitig und mannichfaltig gesammelt, Ein zelnes sehr gut durchgearbeitet , im Ganzen aber der rechte Mittelpunct zu fehlen, aus dem allein die Klarheit und Nothwendigkeit über die Theile kommen kann. So hat der Verf. unter den Stellungen am Mincio die hinter der Chiese mit Recht als eine vorzügliche bezeichnet und be schrieben ; sie vereinigt alle Vorzüge , welche General Wil lisen an seine offensiven Defensivstellungen verlangt. Die Festungen, die Straßen, den Gardasee, die Flüſſe, das Meer hat der Verf. vielfach sehr richtig gewürdigt ; aber wir finden nirgends recht, wo der Schwerpunct der Ver= theidigung Oberitaliens zu suchen ist. So will er Trient befestigt haben, welches offenbar, selbst wenn die Schweiz als Feind gegen Oesterreich aufträte, keine entscheidende Wichtigkeit hätte ; in dieser Beziehung haben Clausewitz und Williſen unwiderleglich gezeigt, daß ein großes Ge birge dem Vertheidiger für die Hauptentscheidung ungünstig ist , und der Leştere hat bewiesen , daß der Nerv der Vertheidigung stets an den großen Wasserlinien zu suchen ist . Man muß des Verfaſſers mit so vielem prak tischem Takt durchgeführte Ansichten mit Williſen's Feld

zug von 1848 in Stalien (A. M. 3. 1850, Nr. 135 ff.) vergleichen , um klar zu erkennen , was eine vollständig wiſſenſchaftlich aufgebaute und durchgeführte Betrachtung eines Kriegsschauplages heißen will und was sie werth ist und daß die Theorie doch nicht ganz die Verachtung_ver= dient, mit der so Viele , die gar nicht wissen, was sie ist, wieder über sie absprechen. Besteht doch z . B. in den Köpfen unserer jungen Herren über die Bedeutung der Festungen vielfach eine Begriffsverwirrung , der mit keinen Gründen beizukommen ist, die meisten meinen , eine ordent= liche Kriegführung habe sich wenig oder gar nicht um sie zu kümmern , als wenn kein Clausewiß und Williſen ge= schrieben hätten , als wenn nicht eben erst ein Feldzug 1848 in Italien und 1848 auf 1849 in Ungarn gewesen wäre. Wir bedauern , daß wir den Inhalt der vorliegenden Schrift nur im Fluge berühren konnten ; wir wollten auf sie aufmerksam machen. Ob der Verfasser seinen nächsten Zweck erreichen wird , mag dahingestellt bleiben. Ohne Zweifel ist die Reformbewegung , die als eine Frucht der äußersten Gefahr in der österreichischen Armce sich ent= wickelte , in dem Grade mächtiger gewesen , als der Schaden und die Noth größer waren , wie im übrigen Deutschland, und sie scheint auch in dem Maße nachhaltiger zu sein. Wenn man aber auch das Beispiel der übrigen deutschen Heere sicht, wo die alte Schlaffheit und Sorglosigkeit wieder einziehen und wieder das armselige Spiel um kleine Interessen die Gemüther bewegt und in allem Thun vor= herrscht, so möchte man fürchten, daß auch dort über der bequemen Ruhe der Gegenwart die lehten schweren Er= fahrungen bald ihren Eindruck verlieren und der größeren Gefahren , die in unseren Staatszuständen liegen, wenig geachtet werde. Uebrigens kann Niemand verlangen , daß seine Vorschläge gleich ausgeführt werden , und der Verf. hat auch gewiß nicht zu diesem Zwecke geschrieben , sondern mit dem Bewußtsein , daß es die Pflicht der Presse ist, Gutes und Wahres zu sagen , auch wenn es oft da am wenigsten gehört wird , wo es am meisten Noth wäre. Und , wie ein gutes Wort immer seine Statt findet, so bleibt auch dieser Schrift ihre Wirkung wenigstens im Gebiet des Wissens höher. Sie , welche in praktischer Weise vorzugsweise praktiſche Zwecke verfolgt, wird zu= nächst auf dem Gebiet der Theorie ihren Erfolg und ihren Dank haben; ein Beweis , wie die rechte Praris und die rechte Theorie immer zuſammen sind. Wir haben in der lezten Zeit noch selten mit so vielem praktiſchem Takt richtige Momente besonders der niederen Kriegführung hervorheben und in's rechte Licht seyen sehen ; und es thut uns so sehr Noth, die Erfahrungen der lezten Jahre nach allen Einzelheiten auszubeuten , statt blos festzustellen , wo eine Schlacht geschlagen wurde und wer gefiegt hat. Die Schrift verdient unsere Anerkennung und Aufmerksamkeit, auch wenn sie nichts gethan hätte, als uns wieder einmal aus der unmittelbaren Wirklichkeit nachdrücklich zu erinnert : wie viele Dinge zum Kriegführen gehören und welchen Schwierigkeiten die einfachsten Dinge, über die wir als sich von selbst verstehend und ergebend wegzusehen gewohnt sind , in der Ausführung oft unterliegen. 24.

*) ,, Die Compagnie oder das Fähnlein " (A. M. 3. 1849, Nr. 67). Das Büchlein , obgleich es die wirkliche Zukunft der Zufanterietaktik entwickelt und von Einzelnen schon be nußt und ausgebeutet worden ist , gehört leider zu denen, die der großen Mehrzahl ganz unbekannt find ; selbst bei preußischen Offizieren (der Verfasser ist ein Preuße) haben wir mehr als einmal umsonst dabei anknüpfen wollen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

N 112 .

18. September 1851.

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12

Allgemeine Militár Zeitung. B a y er n.

Diviſion aber im erſten Curſus zwei , im zweiten Curſus drei goldene Treſſenligen und überdieß zur Unterſcheidung

längere Zeit von unſerem Kriegsminiſter gehegter Plan,

von den Cadetten eine goldene Grenade auf jeder Achſel (F. S.) klappe.

von Zeit zu Zeit die Infanteriebeſaßungen der Feſtungen zu wechſelil, eben ſo wie die Artillerie in denſelben ge wedſelt wird , damit nach und nach alle Infanterieabthei lungen den Feſtungsdienſt praktiſd erlernen und anderer-

Oeſterreichiſche Monarchie. Man ſchreibt der , Sol . Ztg." aus Wien vom 3.

ſeits nicht immer eine und dieſelbe Abtheilung den im Verhältniß beidwerlichen Feſtungsdienſt zu verſehen haben , ſoll nun die Sanction des Rönigs erhalten haben. Dema zufolge würde je ein Bataillon der drei hieſigen Infanterieregimenter , und zwar immer das erſte, nach Germersheim und Landau kommen und dafür von dort je ein

September : „ Die Verlegung der Ingenieurafa demie na stoſterbrud in Mähren dürfte unterbleiben . Es zeigt ſich nicht nur, daß die verrichtung des Kloſter gebäudes bedeutendere Roſten verurſacht, ale man ver muthet hatte , ſondern es haben ſich auch einflußreiche Dffiziere und die Lehrer der Akademie gegen dieſen von

Bataillon der Infanterieregimenter daſelbſt nach Bayreuth

der übrigen gebildeten Welt faſt iſolirten Ort ausge

Münden , 29. Auguſt. Gin , wie man ſagt , idon

I

kommen . Alle Jahre ſoll ein derartiger Wedſel ſtattfins ſprochen . iden und der erſte dieſmalige Mitte Dctober beginnen, da erſt bis dahin die hieſigen Infanterioregimenter das dieß

malige Herbſterercitium beendet haben werden. (D.P. A.Zig.)

Königreich Sachſen. Dresden , 6. Sept.

Großbritannien. London , 30. Aug. In Dſtindien iſt von Sir W. Gomm cine Commiſſion von fünf Offizieren niederge feßt worden , welche Tiſch - Statuten für die Regimen ter in Bengalen entwerfen ſoll , um dem aus dreifenden

In der Uniformirung der Tafellurus, worüber Napier bittere Klagen geführt, ein

einzelnen Regimenter und Parteien der f. ſächſiſchen Armee Ende zu machen. Die Regimentscommandeure in Ben find zufolge einer Notiz im ,, Dr. 3. " im Laufe dieſes

galen wurden aufgefordert, ihre Tiſch-Statuten einzu=

gabres folgende Veränderungen - die theils bereits in dicen ; aus denſelben hofft man eine den Verhältniſſen Kraft getreten ſind , theils zuim 1. October'eingeführt wer: entſprechende Tafelordnung zuſammenſtellen zu können . den - vorgenommen worden : Die dritte Infanteriebris „

(N. Pr. Ztg.)

gade (Prinz Georg) führt (ſtatt gelbe) orange Brignde zeichen . Bei der leichten Infanterie ( Schüßen) führt auf - 11. Sept. In der britiſchen Armee iſt die Prügel ben Mantelfragen: der Brigadeſtab grüne, das erſte Ba- ftrafe bekanntlich bis jeßt nicht abgeſcafft, ſondern nur taillon blaue, das zweite weiße, das dritte orange und bedeutend eingeſdıränkt worden. Aus einem Bericht des das vierte Bataillon rothe Patten. Die Reiterci führt General- 3njpectors der Militär - Gefängnifie, farbige Kragen , und zwar das Gardereiterregiment weiß, Oberſtlieutenant Jebb , an den Kriegsſecretár erſieht man, -

bas erſte Reiterregiment ponceauroth , das zweite dunfel :

daß im Jahre 1845 (vor der Einrichtung der neuen Mi

purpur und das dritte orange, die leßteren drei Regimen =

litärgefängniſſe) 9951 friegsgerichtliche Urtheile gefällt

ter mit einem unterhalb um den Kragen laufenden weißen

wurden , darunter lauteten 652 auf Körperſtrafen ; 1850

Vorſtoß.

Bei allen vier Regimentern find dagegen die waren der Verurtheilungen 9306 , darunter zu Prügelſtrafe

bisherigen farbigen Aufichlagspatten jept gleicb , nämlich blos 238. Der Effectivbeſtand der Armee belief ſich 1815 von der Farbe des Waffenrodee.

In der Artilleriejchule

auf 125,252 und 1850 125,119 Mann. „Es ſcheint,"

führen die Schüler auf dem Kragen : die zweite Diviſion ſagt der officielle Bericht, daß. wider die Erwartung und im erſten Curſus feine, im zweiten Curſus eine; die erſte die Anſicht hochſtehender Difiziere, die Einſchränkung der

915 Prügelstrafe auf die moralische Haltung der Armee sehr wohlthätig gewirkt hat. " Uebrigens ist bei obigen Ziffern nicht zu übersehen , daß in England nur rein militärische Vergehen von den Militärbehörden , Soldatenvergehen gegen Personen und Eigenthum von Bürgerlichen dagegen stets von den gewöhnlichen Civilgerichten abgeurtheilt werden. (Pr. 3tg.) Kirchenstaa t.

916 reichend , die öffentliche Ruhe zu sichern , und das jezt bestehende zu vermehren wäre auch , bei dem besseren Sold, eine noch mögliche Sache. Ein stehendes Heer von 18 bis 20,000 Mann ist dem heiligen Stuhl, der keinem kriegerischen Staat vorsteht , ganz unnüß. Šeit 60 Jah ren ist kein Beispiel aufzuweisen , wo die päpstlichen Trup pen auch nur einen Augenblick gegen auswärtige oder innere Feinde des heiligen Stuhls Stich gehalten hätten, und jezt ist das Uebel ärger noch als früher. Wozu also diese bei dem bedrängten Finanzustande des Kirchenstaates (A. A. 3.) so unnöthige Ausgabe ?

Rom , 19. August. Nach wiederholt begehrter Ent lassung hat endlich der Fürst Orsini von Sr. H. die Ent hebung vom Kriegsministerium erhalten. Er zieht sich, Spanien. wie es scheint , gänzlich von den Geschäften zurück. Ob = gleich Fürst Orsini , troß seinem Generalstitel, kein Kriegs (2) Der Generaldirector der Infanterie , General mann und noch weniger ein geschickter Administrator war, lieutenant Fernando Fernandez de Cordova hat eine Ver= so ist sein Rücktritt dennoch bedauerlich wegen seiner Ehr änderung in der Uniformirung dieser Waffe vorge= lichkeit und seines Strebens auf Redlichkeit überall in der schlagen, welche durch königl. Ordonnanz genehmigt wor= Verwaltung , wo sie eben nicht herrschend war , zu bringen. den ist. Kragen und Aufschläge des Rockes , welche bis Die Einsicht von der Unerreichbarkeit dieses Vorsages und her von weißem Tuche waren, werden hiernach demnächſt andererseits die Fruchtlosigkeit seiner Versuche, ein römiſches von rothem Tuche sein; auch erhält der Rock nnr Eine Heer zu bilden , sowie die mehrmaligen unangenehmen Reihe von Knöpfen. Das Grenadierregiment und die Reibungen, die zwischen ihm und dem französischen Mi Jägerbataillone bekommen außerdem rothe und resp. grüne litärcommando stattfanden , boten allerdings genügende kleine Federbüsche auf die Kopfbedeckung , sowie metallene Gründe, um thm Muth und Luft für ein so undankbares Kinnbänder. Auch eine neue Uniformirung der Amt zu rauben. Alle zur endlichen Bildung des bis jezt Reiterei soll demnächst zur Ausführung kommen. Wie blos auf dem Papier organisirten päpstlichen Heeres an man sagt werden sämmtliche Regimenter Carabiniere und gewandten Maßregeln sind , eine nach der anderen, ge Lanziere, sowie die Escadronen des Central-Instructions scheitert, und die leste durch Sendung von Stabsoffizieren etablissements Helme von Eisenblech und rothe Röcke mit in die Provinzen bewirkte neue Recrutirung hat gänzlich blauen Kragen und Aufschlägen , die Jägerescadronen hin unbedeutende Resultate geliefert. Auch das in Bildung gegen einen schwarzen conischen Tschako und dunkelblaue begriffene Fremdencorps ist seiner Auflösung nahe, da, Röcke mit rothen, schwarz eingefaßten Kragen erhalten. troß aller Vorsichtsmaßregeln , unter den angeworbenen Man soll auch mit dem Gedanken umgehen , das Central Soldaten die Mehrzahl aus politisch und moralisch sehr Instructionsetablissement ganz aufzuheben und ein neues bedenklichen Elementen besteht und eine Diſciplin darin Lanzierregiment, sowie drei weitere Jägerescadronen zu einzuführen bis jezt nicht gelungen ist. An Bildung neuer errichten. römischer Regimenter ist bei der allgemeinen Misstimmung und dem der Regierung durchaus feindseligen Geiste , der Türkei. auf dem Lande wie in den Städten unter der Jugend aller Klassen waltet , kaum noch zu denken. Was die Unter dem Titel Les trois époques de l'histoire wenigen noch bestehenden , an Mannschaftszahl sehr unzu ottomane66 , essai politique sur les reformes récentes en länglichen Regimenter betrifft, so fehlt auch da Alles, Turquie ist zu Paris und London (Mandeville und was zu einer disciplinirten und tüchtigen Truppe noth Chapman , 83 S. 8. ) eine Broschüre erſchienen , welche wendig ist. Offiziercorps , aus jungen , unwissenden und aller militärischen Instruction widerstrebenden, oder alten, von Herrn J. B. Skene herrührt. Sie bezieht sich abgelebten , geistig und körperlich unfähig gewordenen An= namentlich auf die Heeresmacht der Türken , von der Gründung des Corps der Janitscharen, dessen Zerstörung, führern bestehend, sind nicht geeignet, Ordnung, Haltung und besonders Ehrfurcht und Gehorsam ihren Untergebe= die Bildung einer neuen Armee , des Nizam, bis auf die nen einzuflößen. Der traurige Zustand der Finanzen er gegenwärtige Zeit. Interessant sind die Notizen , welche der Verfasser über den Zustand der gegenwärtigen tür laubt der Regierung auch nicht , für anständige , vollkom kischen Armee mittheilt. Sie ist in sechs Armeccorps mene Kleidung , Bewaffnung und Verpflegung der Trup pen das Nothwendige zu thun , was natürlich unter diesen (Ordes ) getheilt. Jedes dieser Corps versicht zwei Dienste : Unzufriedenheit, Mißmuth und Herabwürdigung erzeugen den activen (Nizamia) und den Reservedienst (Redif). Der muß. Besser wäre es wohl , wenn die päpstliche Regie erste ist in zwei Corps getheilt , welche von ihren Gene rung sich endlich überzeugte , daß ein Militärstand , wie er rallieutenanten (Feriks) befehligt werden. Der andere (der in den weltlichen Staaten eingeführt ist , für sie selbst Reservedienst) besteht ebenfalls aus zwei Corps , welde, in eigentlich nicht taugt , und eine unnöthige , in manchen Friedenszeiten , unter einem Brigadegeneral (Viva) ſteben, Fällen schädliche Ausgabe bildet. Ein tüchtiges und zahl und das gesammte Ordu wird von einem Feldmarschall reiches Gendarmeriecorps wäre viel geeigneter und hin (Muschin ) befehligt. Die Oberoffiziere eines jeden Ar

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meecorps find : 1 Obergeneral , 2 Generallieutenante, 3 Infanteriebrigadegenerale (von denen einer die Reserve befehligt) , 2 Cavaleriebrigadegenerale und 1 Artillerie general. Jedes Corps besteht aus 3 Infanterie , 2 Ca valerie- und Artillerieregiment mit 33 Geschüßen. Die Gesammtstärke der 12 Regimenter jedes Armeccorps be= trägt 30,000 Mann , eine Zahl , die in Friedenszeiten, durch die Beurlaubungen , auf 25,000 Mann zusammen= schmilzt. Dieß gilt von 3 Armeecorps ; die übrigen 3 find im Fricden nur 15,000 Mann stark, weil das neue Re crutirungssystem noch nicht auf das ganze türkische Reichs ausgedehnt ist. Die Gesammtstärke dieses Dienstzweiges beträgt also im activen Dienst 180,000 Mann: gegen= wärtig sind aber nur 120,000 unter den Waffen. Die Reserve von 4 der 6 Armeccorps besteht aus 11 Regi= mentern : 6 Infanterie-, 4 Cavalerie- und 1 Artillerie regiment, zusammen 212000 Soldaten. Außer jenen sechs Armeecorys stehen noch vier detachirte Corps : in Creta (3 Regimenter Infanterie, 1 Regiment Cavalerie, zu fammen 11,000 Mann) , im Paschalik Tripoli (Afrika) 1 Jufanterie- und 1 Cavalerieregiment , zusammen etwa 5000 Mann ; in Tunis (eben so stark) und das Central artillericcorps , mit der Sappeurbrigade und den Inge niruroffizieren , den Veteranen der Artillerie und den Festungsbesaßungen am Hellespont, dem Bosporus , in den Donaufestungen, am adriatischen Meere , auf den Jn seln des Archipelagus u. f. w. , zusammen 9000 Mann. Jene vier Corps steigern die Effectivstärke des regelmäßi gen Heeres auf 365,000 Mann . Die Matrosen , See soldaten und Arbeiter betragen zusammen 34,000 Mann, und die in Compagnicen getheilten Polizeisoldaten beinahe 30,000 Mann. Im Ganze würde also im Kriegsfall die türkische Armee auf 654,000 Mann berechnet werden. können. (B. N.)

zu bestreiten , haben Se. Maj. weiter zu verordnen ge= ruht , daß das Zucommandiren der aus den Militärlehr= anstalten entlassenen Zöglinge zu den Gardecavalerieregi= mentern nach zweijähriger Dienstzeit wie früher bestehen zu lassen sei , mit der Bestimmung , daß sie das noch feh lende dritte Jahr als Zucommandirte dienen. (Pr. 3.)

Kußland und Polen .

Literatur. Schweizerische Militär - Zeitschrift. Neue Folge . Erster Band. Jahrgang 1850. Viertes Heft. Zü= rich bei Friedrich Schultheß , Bern bei L. R. Walt= hard. 1850. (S. 233-369.) Den Hauptinhalt des vorliegenden lezten Heftes des Jahrgangs 1850 bilden die auf der sechszehnten , in Lu zern gehaltenen Versammlung der eidg. Militärgeſellſchaft (13. Mai 1850) vorgelegten und erörterten Fragen und Anregungen. Die verschiedenen Kantonalmilitärgeſell schaften entsenden zu solchen eidg. Versammlungen ihre Abgeordneten , welche ſodann über die vorgelegten Gegen= stände berathen und abſtimmen. Die eingesendeten Berichte und Promemorias pflegen der Schweizerischen Militär Zeitschrift zum Einrücken überwiesen zu werden. Nachdem Oberst Bolliger als Präsident die Versammlung eröffnet und in seiner Rede die Wirksamkeit der Kantonaloffiziers vereine berührt, sowie angedeutet hatte, welche frischere Aussichten auf eine gedeihliche Weiterentwickelung des schweizerischen Wehrwesens mit dem neuen Bunde sich dargeboten hätten, wurde nach vorgängiger Erörterung der Vorstand beauftragt, die mit der Eingabe des Mit gliederverzeichnisses der Kantonalgesellschaften , als Sec tionen des eidg. Offizierevereins , noch rückständigen Kan tone neuerdings dringend zur Nachholung des Versäumten einzuladen. Hierauf wurden die Berichte der Offiziers vereine von Neuenburg, Schaffhausen , Baselstadt und Luzern dem Vorstande mit der Vollmacht zur Einrückung in die Schweizerische Militär-Zeitschrift überwiesen, die denn auch als Beilagen 1-4 vorliegendem Hefte ein= verleibt find . Sodann wurde das Gutaachten eines Lu zerner Artilleriehauptmanns über eine von Oberstlieutenant Massé von Genf vorgelegte Arbeit „über die Lieferung der Trainpferde für die fahrenden Batterieen ," gleichfalls dahin verwiesen ; ebenso verfuhr man mit mehreren anderen Eingaben unter den Titeln : "IEinige Worte über die neue Schüßenwaffe; " „ Der schweizerische Militärarzt und seine Stellung in der Armeez “ „Compte rendu de deux ouvra ges nouveaux en artillerie présenté à la societé suisse à Lucerne en 1850 , und sind dann diese Auffähe als Beilagen 6, 7 und 8 in diesem Hefte anzutreffen. Weiter hin wurde wegen des eidgenössischen Dienstreglements über den Wachtdienst und den geringen praktischen Vortheil der Wachtparaden und Ehrenbezeugungen im Wachtdienst ein Antrag zur Revision des allgemeinen Dienstreglements gestellt und in der Fassung angenommen; "1den Vorstand zu beauftragen, Namens der schweizerischen Militärgesell= schaft dem schweizerischen Militärdepartemente die Wünsch=

Petersburg , 5. Sept. In einem Tagsbefehle Sr. kais. Hoh. des Großfürsten Thronfolgers , als Oberchef der Militärlehranstalten , vom 5. August heißt es : „ Der Herr Kriegsminister Generaladjutant Fürst Tschernyschew hat mich mittelst Schreibens vom 18. Juli d . J. benach richtigt, daß S. M. der Kaiser allerhöchst zu verordnen. geruht haben : Offiziere, die in den Militärlehranstalten erzogen und in die Feldtruppen getreten sind, müssen drei Jahre im Offiziersrange gedient haben , um von der Ar tillerie, den Sappeurbataillonen und der Armee in die Garde übergeführt werden zu können. Eine Ausnahme findet nur in Beziehung auf Zöglinge der Haupt- Inge nieurschule und der Michael'schen Artillerieſchule, und zwar in der Art statt, daß a) die aus der 1. Junker- oder 1. Conduktor-Klasse entlassenen nach einer einjährigen Dienstzeit, b) die Offiziere aus der unteren Klasse nach einer zweijährigen, und c) die Offiziere aus der oberen Klasse nach einer einjährigen Dienstzeit übergeführt wer den. In Betracht, daß die Entlassungen aus dem Ca dettencorps sich nicht als ausreichend erweisen zum Ersatz des jährlichen Bedarfs in der Gardecavalerie , wo ver langt wird , daß die Offiziere ein gutes Aeußere haben und vermögend genug sind, die Kosten ihrer Equipirung barkeit einer Vereinfachung des allgemeinen Dienstregle=

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ments im erwähnten Sinne vorzustellen." Nach Erledi gung einiger, vorliegende Zeitschrift selbst betreffende An gelegenheiten wurde als Versammlungsort des nächsten Jahres die Stadt Baſel bestimmt. Wer sich für schweizerisches Militärwesen intereſſirt, findet was er sucht: Andeutungen und Einzelnheiten, aus denen das Eigenthümliche , vom stehenden Heere meist Abweichende dieser Milizarmee sich charakterisirt. Er wird aber auch finden , wie gerade dieses Milizwesen sich ge= waltig regen muß , um aus einem Schlendrian und Mi nimum der Einübungs- und Wiederholungscurſe heraus zukommen, die auf die Dauer üble Früchte tragen müssen, zumal wenn man fortfährt, sich selbstgefällig gegenseitig zu beräuchern, wie früheihin nicht selten vorgekommen sein mag. Auch dem schweizerischen Milizwesen dürfte eine schwere Probe bevorstehen, wenn die Kanonenschüsse des unausbleiblichen allgemeinen europäischen Kampfes auch die Schweizer aus ihrer neutralen Ruhe aufschrecken und der unvorsorglichen Versäumniß das „ zu spät “ in das erwachende Bewußtsein dröhnen wird.

und knickern. knickern. Blondel's : Rassemblez cent mille hommes, donnez leur des armes , des uniformes , des munitions, vous n'aurez pas une armée ; apprenez leur à mettre en usage leurs moyens de se conserver et de détruire l'en nemi , supposez les tous braves et forts , vous aurez cent mille guerriers , vous n'aurez pas une armée ; si vous supposez qu'ils soient tous animés d'une même passion , qu'on les mêne à l'ennemi , cette foule pourra vaincre un jour , le lendemain elle sèra désunie et dispersée etc. Dieser wahre Ausspruch und seine eventuelle Anwendbar= keit auf schweizerische Milizverhältnisse drängte sich uns in die Feder und begehrte Erwähnung zu finden , obwohl wir nicht unterlassen wollen, wegen des Citats um Ent schuldigung zu bitten. An diese Ueberseßung reiht sich eine andere , welche auf die Enthüllung der Statue Lar = rey's im großen Hof des Val-de- Grace am 8. Auguſt 1850 sich bezieht. Daran schließen sich Militärärztliche Notizen als Früchte mehrerer kleiner Ausflüge zu einem Theil der französischen Alpenarmee und in die Rhein gegenden während der Jahre 1848 und 1849 von Dr. Flü gel , Oberfeldarzt der eidgenöſſiſchen Armce." Auswär= tigen wird , wie uns , dieser Auffah vielleicht das meiste Interesse erregen , da wirklich gerade das Sanitätswesen einiger Armeen die partie honteuse aller ihrer Ein richtungen genannt werden muß , in Rücksicht des Per sonellen wie des Materiellen; Mängel , welche längst erkannt sind , bestchen troß der besseren Einsicht fort. Im erwähnten Auffage wird der neuesten Einrichtungen des Materials bei den Franzosen und ihrer meist prak tischen Anordnungen Erwähnung gethan; wir verfehlen daher nicht, die vorstehende Mittheilung als eine lesens werthe der Aufmerksamkeit des militärischen Publikums zu empfehlen. Der genannte eidg. Oberfeldarzt beobachtete scharf und man findet in seinen Notizen Andeutungen und angeregte Beziehungen , die zu weiterem Nachdenken und ausführlichen Besprechungen in militärischen Blättern dringlichst auffordern. Wir können hierbei nicht verhch len, daß wir es für eine wunderbare Erscheinung halten, wie bei der Menge äußerst geschickter, ja ausgezeichneter Militärärzte in Deutschland , unseres Wiſſens in der Presse ein militärärztliches Organ noch zu begründen ist , und die Betheiligung des militärärztlichen Personals an den bestehenden Militärzeitschriften Deutschlands lauer ist, als in dem allgemeinen Interesse liegt; denn wie manche ſchäß= bare Erfahrung und positiv Nüßliches kann hiernach nur in beschränkteren Kreisen durchdringen und zur Anerken nung gelangen , welches fonach die nächste Folge dieser literarischen Schweigsamkeit ist , obwohl wir uns über die Tragweite und Wirksamkeit der Presse und der öffentlichen Meinung in unserem Vaterlande keine Illusionen machen. Den Schluß des Heftes bilden drei Fragen , deren Be antwortung auf die Auffindung der geeignetsten Reiter= gattung für schweizerische Verhältnisse hinzielen soll, sowie die Besprechung eines Werkchens von Dr. Erisman unter dem Titel : „Armee und Sanitätswesen der Herzogthümer Schleswig - Holstein, nebst einem Anhang über Sanitäts compagnieen mit specieller Rücksicht auf die eidgenöſſiſche Armee.

Worauf wir vornehmlich aufmerksam machen , ist Bei = lage 7 , der schweizerische Militärarzt und seine Stellung in der Armee," von Dr. Erismann , worin Zustände be sprochen werden , welche auch anderwärts sich wiederholen, indem man nämlich dort die Stellung der Militärärzte noch allzuwenig würdigte , woselbst man ihnen einen schmächtigen Gehalt auszahlt und sie mit ihrem Einkom = men auf Civilpraris verweist, während diese Praris, wenn sie vorhanden war, mit jedem Ausmarsch, jeder Versegung, jedem Garnisonswechsel durchschnitten wird und aus leicht begreiflichen Gründen schwer wiederkehrt , weßhalb die gesuchten Aerzte häufig ausscheiden und selbst ausscheiden müssen. "Auf die Beilagen zum Berichte über die Luzerner Ver sammlung folgt ein Aufſaß : „Angriff und Vertheidigung einer geschlossenen Feldschanze," der besser nicht aufgesezt worden wäre. Die Prüfungsarbeit eines Examinanden würde man mit Nachsicht beurtheilen , denn die hier ge gebenen theoretischen Anordnungen ließen uns den Werth dessen , was Autoritäten darüber mittheilen , um so ein dringlicher empfinden . Pz. und Andere haben es sich zur Aufgabe gemacht , Formen und Zwecke überall klar zu begründen, in pragmatischen Zusammenhang zu bringen, während hier ein Phantasiekißel in wohlfeilen Siegen, in schwankenden Bildern sich ergeht. Hierauf folgt eine Uebersehung aus dem Moniteur de l'armée unter dem Titel : Erprobung verbesserter Infan teriegewehre mit angehängten Bemerkungen, welche die unausgesezte Aufmerksamkeit darauf hinlenken möchten, daß die Schweizer durch praktische Bewaffnung und schnelle Anwendung des durch die Wissenschaften auf dem Felde des Wehrwesens gegebenen guten Neuen , theilweise Das jenige ersehen müßten , was stehende Truppen durch lange Uebung erlangen. Es ist gut, daß der Ueberseher das Adverb theilweise nicht vergessen hat, weil jener Ersaß um so theilweiser wird , je mehr die Schweizer an der wirklichen Dienstzeit aus Verblendung der Selbsttäuschung øder übelangewandter Sparsamkeit fortwährend abzwacken

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

N 113.

20. September 1851 . 2102

M !! paspaus? Did the title

Allgemeine Militár-Zeitung. Preußen .

Jahre - nach der alten Eidesformel , ohne Anführung

Berlin , 18. Auguſt. Man ſchreibt der „ Saleſijchen Zeitung“, daß man im Kriegsminiſterium eifrig damit beſchäftigt ſei , die Zündnadelgewehre nach und nach

der Verfaſſung geſprochen und von den Truppen durch ein feierliches : „ Wir ſdwören ", beſiegelt. Der Kriegsminiſter richtete dann mit lauter und vernehmbarer Stimme fol gende Anſprache an die Truppen : Soldaten ! Aus eures Königs Hand habt ihr die Fahnempfangen! Mit der Ertheilung derſelben ' endet

bei den geſammten Füfilierbataillonen des preußiichen Hee-

res einzuführen , weßhalb in den betreffenden Militärwerk-

ſtätten die Arbeiten in dieſer Beziehung ohne Unterlaß

für euch ein Zuſtand verwirrender Vieldeutigkeit.

ſehr gefördert werden.

Weg der Pflicht liegt fortan unfehlbar vor euren Bliden.

Der

Schauet die Fahne an , ſie trägt des Vaterlands Zeichen , Württemberg.

fie weiſet eures Königs Namen . Mit der Fahne, für

die Fahne allweg furchtlos und treu , alſo heiße eure Lo Stuttgart, 4. Sept. Das Feſt der Fahnenweihe fung. Er aber ,I der mit ſicherer Hand die rechte Bahn ging geſtern bei Cannſtatt durch feierliche Uebergabe der euch vorgezeichnet, der König lebe hoch ! " neuen Fahnen und Standarten an die Infanterie- und Dieſer Ruf ward freudig von dem ganzen , über 5000 Reiterregimenter in der vorausbezeichneten Weiſe vor ſich. Mann ſtarfen Corps wiederholt, worauf das Defiliren Die fünf Jnfanterieregimenter und die drei Neiterregi- und ſodann der Rüđmarſch vor ſich ging. Soldaten und menter der Garniſonen Stuttgart und Ludwigsburg , die Unteroffiziere erhielten cine dreitägige Ertralöhnung und fönigl. Leibgarde zu Pferd, die reitende Artillerie mit 18 Wein ; die Subalternoffiziere verſammelten ſich zu einem Geſcüßen , die Arſenalcompagnie und die Pionnire mit Feſtmahl im Hirſch und die Stabsoffiziere und Generale, den neuen Regimentszimmerleuten, ſowie die Guiden und ſowie die Miniſter wurden zur königlichen Tafel gezogen, Dffiziere des Generalſtabs , nebſt Deputationen der drei die im weißen Saale des Schloſſes bereitet war. Deute Infanterieregimenter und des Reiterregiments der Garniſon wurden die neu cinberufenen Soldaten bereits wieder be I

Ulm waren unter dem Befehle des Corpscommandanten

urlaubt.

(O.P.A.Z.)

Prinzen Friedrich von Württemberg auf dem Cannſtatter Waſen um die tönigliche Tribune aufgeſtellt, die mit

militäriſdien Emblemen , darunter die früheren , in den Feldzügen von 1795 bis 1815 geführten ruhmbedecten

B a i e r n. München , 8. Sept. Man erwartet , daß die beab

Fahnen , paſſend geſchmüct war. In dieſer hatte ſich die Fichtigte Reduction der Jnfanterie , reſp . der Zahl ganze hier anweſende fönigliche Familie , der Hof, das der Compagnieen von 18 auf 15 bei jedem Regimente, Miniſterium und das diplomatiſche Corps eingefunden, alsbald angeordnet werde , um mit dem Beginn des Etats und als Se. Maj. der König erſchienen war, der mit dem jahres, d . h . den 1. October, in Kraft treten zu können. „Heil unſerm König, Heil " von den Militärmuſiken em= Da die Chargen und Mannſaften der aufzuhebenden pfangen wurde, begann zuerſt die kirchliche Feier durch Compagnieen den übrigen zugetheilt werden , ſo tritt durch einen von Unteroffizieren geſungenen vierſtimmigen und die Reduction der Compagniezahl keine Verminderung der von Poſaunen begieiteten Chorai. Die Nede hielt Gar: Stärke der Infanterie ein. (Pr. 3tg.)

niſonsprediger Sigel, worauf der kirchliche Theil der Feier wieder mit Choralgelang ſchloß . Dann begann die Aus

Oeſterreichiſche Monarchie.

theilung der Fahnen in der Weiſe , daß die Oberſten der Megintenter mit Subalternoffizieren und Unteroffizieren dit Tribune traten und dort der Reihe nach die Fah-

Wien , 6. Sept. Das liebungslager im March felde wird von den Truppen am 7. September regimens

nen aus der Hand Sr. Maj. des Königs empfingen, wel

terweije bezogen , von welchem Tage an die Brigadema

dem ſie der Kriegeminiſter darreichte. ·Hierauf wurde der vers beginnen. Dieſes ganze Corps wird aus ſieben Bria Fahneid – nach den traurigen Erfahrungen der leßten gaden , unter dem Befehle von fieben Brigadieren , dret

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Divisionären und dem Obercommando des Corpscomman= danten, Feldmarschalllieutenant Schaffgotsch , bestehen. Die Gesammtstreitmacht werden 24 Bataillone Infanterie, 28 Escadronen Cavalerie (2 Cüraſſier- und 2 Ulanenregi menter) und 84 Geschüße bilden. Das eigentliche Haupt manöver wird am 10. und 11. d . M. stattfinden. Das Hauptquartier wird Leopoldau sein , die Brigadecomman= dos werden in Jedlersee, Florisdorf und anderen Orten stationirt sein. Auch sollen noch zwet Brigaden aus Un= garn zu den Manövern herangezogen werden , worüber jedoch noch keine Gewißheit obwaltet. (Dest. R.)

14. Juli 1789 (15 Regierungsjahre) 7 Minister ; Lud wig XVI. vom 15. Juli 1789 bis 10. August 1792 (3 Regierungsjahre) 7 Minister ; Republik (7 Jahre)_12 Minister; Consulat ( 4 Jahre 6 Monate) 3 Minister; Kaiserreich (10 Jahre) 2 Minister ; erſte Restauration (1 Jahr) 3 Minister; hundert Tage 1 Minister zwette Restauration ( 15 Jahre) 9 Minister; Juligouvernement (18 Jahre) 13 Minister. Seit 2 Jahrhunderten hatten sonach die größten und ruhmvollsten Regierungen Frankreichs , Ludwig's XIV. und Napoleon's , die wenigsten Minister.

Kirchenßta a t.

Schweiz.

Rom , 28. August. Der neue Kriegsminister hat die Nothwendigkeit einer totalen Reform des Erercirreglements für die päpstlichen Truppen anerkannt und vorläufig die französische Methode des Feuerns eingeführt, was in der dießfälligen Verordnung als ein Gegenstand von größter (Pr. 3tg.) Wichtigkeit bezeichnet wird.

Bern, 17. August. Im Nationalrath wurde gestern der Geseßesentwurf, die Bewaffnung und Aus rüstung des Heeres betreffend, berathen. Es wurde beschlossen , daß nicht die eidgenössische , sondern die kantonale Kokarde getragen werden solle, weil das rothe Armband mit dem weißen Kreuze schon ein allgemeines Erkennungs zeichen sei. Ferner wurde die Einführung der gezogenen (Pr. 3tg.) Flinte für die Jäger genehmigt.

Frankreich ). ( 11) An die Veröffentlichung des Annuaire militaire für 1851 knüpft der Moniteur de l'armée eine Reihe sta= tistischer Bemerkungen , denen wir Nachstehendes entneh men: Interessant ist es , seine Aufmerksamkeit der Liste der Kriegsminister zuzuwenden, die seit Einführung der Republik, d. h. seit wenig mehr als 3 Jahren auf einan der gefolgt sind. Dieselbe folgt nachstehend mit Angabe der Dauer eines jeden dieſer Ministerien . 1848 : General Bedeau, ernannt am 24. Februar (lehnte ab) ; General Subervic, vom 25. Februar bis 19. März (22 Tage); General Cavaignac, ernannt am 20. März (lehnte ab) ; M. Arago, vom 5. April bis 11. Mai (36 Tage); General Cavaignac, vom 17. Mai bis 28. Juni (42 Tage); General de Lamoricière, vom 28. Juni bis 20. December (5 Monate 24 Tage) ; General Rullière, vom 20. December 1848 bis 31. October 1849 ( 10 Mo= nate 11 Tage); General d'Hautpoul , vom 31. October 1849 bis 22. October 1850 ( 11 Monate 21 Tage) ; Ge neral Schramm , vom 22. October 1850 bis 9. Januar 1851 (2 Monate 18 Tage) ; General Regnaud de Saint Jean- d'Angely , vom 9. bis 24. Januar ( 16 Tage) ; General Randon übernahm das Portefeuille den 24. Ja nuar. Sonach waren 11 Kriegsminister seit dem 24. Febr. 1848 ernannt worden. Die mittlere Amtsdauer eines jeden dieser Großwürdenträger der Armee seit dem 24. Februar 1848 bis 24. Januar 1851 wäre also 88 Tage , ein schließlich zweier interimistischer Minister, M. Arago vom 19. März bis 5. April , dem Anfang seines defini tiven Ministeriums , und des Obersten Charras vom 11. bis 17. Mai 1848. Um den Sinn dieser statistischen Andeutung zu vervollständigen , wollen wir hier die Zahl der Staatssecretäre oder Minister anführen , welche das Portefeuille unter den vorhergehenden Gouvernements seit dem Regierungsantritt Ludwig's XIV. gehabt haben. Lud wig XIV. (72 Regierungsjahre) 5 Minister; Ludwig XV. (59 Regierungsjahre) 12 Minister ; Ludwig XVI . bis zum

Ueber Feldkochgeschirre. Es sind uns über diesen in lezter Zeit mehrseitig in unserer Zeitung erörterten Gegenstand abermals zwei Auf Wir fäße von verschiedenen Mitarbeitern zugegangen . lassen dieselben , da sie fast gleichzeitig bei uns eintrafen, nachstehend zusammen folgen , um so unseren Lesern das Material für die fernere Erörterung dieses wichtigen Gegen= ftandes in möglichst gedrängter Folge zu geben.

1. Preußisches oder franzöſiſches Syſtem der Feld menage ? Die Nr. 54 der Allgemeinen Militärzeitung brachte von Kamerad 35 einen schäzbaren Beitrag zu der Dis cuffion , welche seit 12 Jahren in dieser Zeitung über die obige Frage geführt wird. Die kriegerischen Erlebnisse der Jahre 1848 und 1849 , die in dieselbe Zeit fallenden wesentlichen Aenderungen in dem Ausrüstungswesen der meisten deutschen Heere haben diese Frage in ihrer ganzen drängenden Wichtigkeit hervortreten lassen. Jeder der darüber erschienenen Auffäße zeugt davon, wie sehr und mit Recht man nach dem sicheren Resultate verlangt, das nur durch ernste Prüfung und Abwägung der für und wider sprechenden Gründe und Erfahrungen gewonnen werden kann . So auch dieser neuere Aufſay. Aber auch dafür finde ich den Beweis in ihm, daß die Debatte noch nicht zum Schluß reif ist. Ich erlaube mir darum einige Bemerkungen zu diesem Auffage , halte aber im Interesse der weiteren Discussion für gut , einen flüchtigen Ueberblick des dazu dienenden Materials , wie solches in den his jett erschienenen Aufsägen enthalten ist , meinen eigenes merkungen vorhergehen zu lassen. 1 ) Die erste Anregung zur Discussion dieser Frage ging von einem süddeutschen Kameraden aus , welcher in

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den Nummern 10 und 11 der A. M. 3. von 1850 die Anforderungen , denen jedes System von Feldmenage= geräthschaften genügen soll , festzustellen , und danach die bezugsweisen Vor- und Nachtheile des französischen und des preußischen Systems zu erörtern suchte. Die Ansicht war im Ganzen zu Gunsten des franzöſiſchen Systems, stand aber, wie der Verfasser selbst bekannte , nicht auf dem Boden eigener, nach Art und Umfang entscheidender Erfahrung. 2) Die Nrn. 151 und 152 der A. M. 3. von 1850 brachten aus der Feder eines älteren Offiziers * ) einen ergänzenden Aufſaß , welcher sich mit der Sicherheit, wozu fünf an Erfahrung reiche Feldzüge berechtigen , und mit schlagenden Gründen für den Vorzug des französischen Systems aussprach. 3) Die Nr. 6 der A. M. 3. von 1851 enthielt dar auf die ausdrückliche kameradschaftliche Einladung, in die Discussion einzutreten , namentlich gerichtet an die Kame= raden der norddeutschen Contingente , bei welchen das preußische System eingeführt ist. 4) Ein Kamerad der Reiterei folgte dieser Einladung, indem er in der Nr. 26 der A. M. Z. von 1851 für seine Waffe sich zu Gunsten des preußischen Systems aussprach. Seine Grundüberzeugung ist wie die der ihm vorausge= gangenen Aufsäge , daß nämlich die Feldmenagegeräth= schaften, wenn sie eigentlich nüßen sollen , nicht der Truppe nachgeführt werden dürfen , sondern unmittelbar bei ihr fich befinden müssen , daß darum der Kesselwagen nichts tauge. 5) Dieser lettere Punct wurde in der Nr. 39 der A. M. 3. v. 1851 in einem Aufsage über das bei der öfter reichischen Infanterie bestehende System der Feldmenage von dem unter 1 genannten Verfasser besonders erörtert. Aber es mangelt diesem Auffage, wie überhaupt der gan= zen bisherigen Discussion , eine nothwendige Unterlage, die Kenntniß der Erfahrungen , welche man während der thatenvollen legten Jahre in der kaiserlichen Infanterie mit den nachgeführten Kochgeschirren gemacht hat. Beson= deres Gewicht legt der Aufsat in Nr. 39 darauf, wie man die Kochgeschirre der Fußtruppen auf dem Tornister_be= festigt , indem eine zweckmäßige Einrichtung , wie eine solche ganz neuerdings im großherzoglich hessischen Dienste ge= troffen , die meisten der früher so vielfach hervorgehobenen Uebelſtände völlig beseitigt. Auch der Aufsaß in den Nrn. 151-152 von 1850 hatte diesen Punct berührt, und es scheint , als hätten die Wünsche des Verfassers , welcher nach eigener reicher Erfahrung das französische Syſtem nur noch in der Tragweise der Geschirre einer Verbesse rung bedürftig hielt, durch diese neuere Einrichtung ihre Erfüllung gefunden. 7) Die Nr. 54 der A. M. 3. brachte dann den im Eingang erwähnten Aufsah von Kamerad 35 , auf den ich nachher zurückkomme und über den ich einstweilen nur das bemerke, daß der Verfasser , wie sein Aufsatz bestimmt

schließen läßt , keinem mit Geschirren preußischen Systems ausgerüsteten Contingente angehört , seine Ansicht darüber also nicht auf eigene, sichere Erfahrung gestigt ist. 8) Endlich ist noch in der Nr. 56 der A. M. 3. eine französische Ansicht über die schwebende Frage enthalten, eine nach dem Moniteur de l'armée mitgetheilte Aeußerung des Capitans Anouilh über die gamelles communes , von der ich es jedoch vorerst für zweifelhaft halten muß, ob damit wirklich die Feldmenage allein gemeint sei, indem das System , welches der französischen Ärmee seinen Namen dankt , meines Wissens in den zwei Jahrzehnten steten Krieges bis zum Jahre 1815 und ebenso in den späteren Kämpfen , namentlich in dem jezt abermals zwei Jahrzehnte währenden Kampfe in Nordafrika sich bewährt hat, jene Aeußerung aber zu aphoristisch und zu wenig eingehend ist , um daraus eine bestimmte Meinung gewin nen zu können .

*) Wenn ich nach ſtyliſtiſchen Eigenthümlichkeiten 2c. richtig ge= urtheilt babe , war es ein hochgeachteter Stabsoffizier , dessen Tod inzwischen seinen Kameraden und dem Dienste seines Kriegsherrn ein schmerzlicher Verluft geworden ist. Anm . d. Verf. #:

So weit das bis jezt vorliegende Material. Ueber zwei Fragen fehlt noch immer jede Aeußerung : 1 ) Was ist in den norddeutschen Contingenten die auf Erfahrung gestüßte Ansicht über das preußische System? Genügt es den Anforderungen , oder hat es wirklich die Schwächen , und bietet es auch in der Erfahrung die Uebelstände , welche die Verfaſſer der Aufsäge in den Nrn. 10-11 und 151–152 der A. M. 3. von 1850 behauptet und nachzuweisen gesucht haben ? 2) Welche Erfahrungen hat die österreichische Infanterie mit ihren auf Packpferden nachgeführten Kochge= geschirren während der Feldzüge in Italien und Ün garn gemacht ? Sollte es doch vielleicht eine nur mehr theoretisch richtige Forderung sein, daß jeder Trupp seine Menagegeräthschaften immer unmittel= bar und ohne Vermehrung des Troffes bei sich füh= ren müsse , und hätte die Praris des Krieges etwa die Uebelstände , welche aus der Nichtbeachtung dieser Forderung auf den ersten Blick hervorzutreten schei= nen , als geringfügig oder gar als gegenüber wesent lichen Vortheilen verschwindend ergeben? Eine eingehende Beantwortung dieser Fragen ist nöthig, um das Material von Erfahrungen vollständig zu geben, auf welches allein hin die Discussion zum Schlusse ge= führt werden kann. Die Sache, um die es sich handelt, ist von höchſter Wichtigkeit , denn es ist wohl eben so un bestreitbar, daß eine rasche , energische Kriegführung ohne ausreichende und gesicherte Verpflegung unmöglich ist, als daß eine gute Feldverpflegung nur bei möglichst zweck mäßigen Einrichtungen für die Feldmenage erzielt werden kann. Es wurde deßhalb von den Verfassern der bis jezt erschienenen Auffäße wiederholt schon um Mittheilung der gemachten Erfahrungen gebeten, und die Wichtigkeit der in Schwebe liegenden Frage möge mich entschuldigen, wenn auch ich diese Bitte hier ausspreche. Mögen die Kameraden in Desterreich und Preußen sich bestimmt sehen, durch offenes Aussprechen ihrer aus der Erfahrung ge= wonnenen Ansicht den kameradschaftlichen Wunsch im ern = ften Interesse der deutschen Heeresausrüstung zu erfüllen. Das österreichische System geht von der Verneinung des Grundsages aus, auf welchem sowohl das preußische als

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das franzöſiſche System beruhen. Die Mittheilungen welche von dorther zu erwarten find , berühren also eigent lich mehr die Vorfrage, nach deren bejahender Entschei dung erst über den Vorzug des preußischen oder französi schen Systems schließlich discutirt werden könnte. Aber so lange aus Desterreich alles Material zur Entscheidung dieser Vorfrage mangelt, bleibt nur übrig , den Grundsag, auf welchem die beiden anderen Systeme ruhen , für theo retisch und praktisch begründet zu halten , und auf dieser Voraussetzung hätte also einstweilen noch die Discussion sich fortzubewegen. Und dafür ist es , wie ich wiederholt ausspreche, ganz unerläßlich, die Ansicht zu kennen , welche fich in den norddeutschen Contingenten aus der eigenen Erfahrung gebildet hat. Die Wichtigkeit der Sache be gründet das Recht und die Pflicht der militärischen Preffe, die schwebende Frage auf dem publicistischen Wege zur Lösung zu führen und so für die Behörden, in deren Händen die Entscheidung liegt, das Material vorzubereiten. Vielleicht dürfte darum auch die Redaction der Wehrzei tung , obschon die norddeutschen Heere von dieser Frage augenblicklich nicht berührt scheinen , dennoch im gemein samen Interesse dem Gegenstande ihre Aufmerksamkeit schenken und auch ihrerseits für die Vervollständigung des zur ferneren Discussion nöthigen Materiales eine kame= radschaftliche Vermittelung eintreten lassen. *) Nun zu dem Auffahe von Kamerad 35. -- Mit Recht sagt der Verfasser, es müsse im militärischen Leben als Grundsaß gelten, daß man alles Experimentiren meide, seine Regeln auf Praris , nicht auf Theorie stüße , die Erfahrungen früherer Feldzüge benuße, und nicht bei jedem Kriegsereignisse das Alte verwerfe, um gleichsam wieder von vorne anzufangen. Wer irgend in militärischen Dingen ein gesundes Urtheil hat, muß diesem Ausspruch aus vollster Ueberzeugung beistimmen. Aber eben in dieser unbezweifelt richtigen Ansicht sehe ich ein Hauptbeweis mittel gegen die ganzen Ausführungen des Verfassers. Gerade die Stimmen, welche in den mit Feldmenageaus rüstung französischen Systems versehenen Heeren sich gegen dieses System erhoben, stammen lediglich aus der eben so ereigniß als ausnahmereichen Zeit von 1848-1849, und eben auf sie findet die oben angeführte Aeußerung von Kamerad 35 ihre volle Anwendung. Wenn der preußische Kessel seit 1809 erprobt ist , so sind dieß der 1. g. deutsche und der französische Kessel , welche beide sich nur in der Zahl der auf jeden Feldkessel eingetheilten Mannschaft unterscheiden, noch von viel längerer Zeit. Der größere, den Grundsat kameradschaftlicher Gemein samkeit darstellende Kessel hat sich in einer Reihe schwie riger, an Mühseligkeiten aller Art_reicher Feldzüge be währt. Man lese , was ein alter Offizier in den Num= mern 151 und 152 von 1850 darüber als Ergebniß nicht neuer, sondern alter , in fünf Feldzügen gewonnener Er fahrung ausgesprochen hat , und man möge dagegen die Erfahrungen der Jahre 1848-1849 , auf welche leider das Göthe'ſche Wort ſo völlig paßt, daß die Erfahrung

anfänglich nüße , weil sie die Regel gewinnen laffe, nach= her aber schade , weil sie auch die Ausnahme biete und ſo den Zweifel an der Regel erzeuge. Eben der Grundſay, welchen der Kamerad 35 seinen Betrachtungen voraus schickt , ist es darum, der in schlagendster Weise dafür spricht, daß man da , wo das französische System einmal eingeführt ist , wo es in einer Reihe ernster Kriegsjahre fich erprobt und in die Eigenthümlichkeiten des Heeres eingelebt hat, nicht durch neuere und in vielen Beziehungen selbst trügerische Erfahrungen sich beirren lasse , sondern an dem Altbewährten festhalte. Man soll nicht nach jedem einzelnen Kriegsereignisse das Alte verwerfen , um mit dem Neuen oder Fremden wieder von vorne anzufangen; man soll nicht erperimentiren , nicht seine Regeln auf Theorie, sondern auf Praris stüßen , auf die Praxis, welche in langen und blutigen Feldzügen von den Heeren gewonnen und auf das jezige Geschlecht vererbt wurde. Und darum soll man da , wo das franzöſiſche System gilt, nicht ohne zwingende Gründe nach Vertauschung desselben gegen das preußische begehren , nicht auf einmal zu der Erkenntniß gelangt sein wollen, daß das französische Sy stem nichts tauge. Wenn ich so schon die unbestreitbare Wahrheit, womit Kamerad 35 seine Betrachtungen einleitet , gegen ihn selbst kehre und zu Gunsten des französischen Systems geltend machen muß , so ergeben mir die weiteren Ausführungen in Nr. 54 der A. M. 3. noch Anhaltpuncte genug, welche

*) Auch wir schließen uns diesem Wunſche an.

Die Red.

zur Widerlegung drängen. Ich verkenne nicht, daß zu der durchgreifenden Verbesserung in dem Ausrüstungswesen der Infanterie der Anstoß von Preußen ausgegangen ist. Auch ein anderer Mitarbeiter dieser Zeitschrift (Nr. 6 der A. M. 3. von 1851 ) hat dieß bereits anerkannt. Die Bekleidung, die Einrichtung des Lederwerks , die Trag= weise des Tornisters bilden ein Ganzes , dessen Vorzüge außer allem Zweifel liegen. Aber daß der kleine Kessel in dieses System (!) gehöre, kann ich nimmermehr zuge= stehen. Der Kessel, wie ihn Ribbentrop schon 1810 be schrieb, ist in allem Wesentlichen derselbe, welchen noch heute die preußische Infanterie führt. Mit dem gleichen Rechte hätte man schon damals von einem Ausrüstungs systeme reden können , in welches der Kessel wesentlich hereingehörte , und es hätte dann dieser außer den sonst behaupteten Vorzügen auch noch den , leicht in zwei ganz und gar verschiedene Systeme und doch in jedes derselben als wesentlicher Theil sich einzupassen. Und abermals mit dem gleichen Rechte kann von dem franzöſiſchen Kessel gesagt werden , daß er, in zweckmäßiger Weise mit der übrigen Ausrüstung verbunden , in das System gehöre, mag nun die Ausrüstung älterer oder neuerer Art sein. Ein System also ist es nicht , um was es sich hier han delt, und damit fallen auch alle Folgerungen , welche aus diesem Vordersaz gezogen werden sollen. Wohl aber be= dürfen die Feldkochgeschirre nach Größe und Form einer Einrichtung , welche es möglich macht, sie ohne vermeid = bare Beschwerde neben und mit den übrigen Belastungs stücken des Fußsoldaten zu tragen , und daß man diese Einrichtung finden könne , zeigt die Erfahrung. (Fortseßung folgt. )

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

180 HEY

N 114.

23. September 1851. 10 M

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Allgemeine Militár- Zeitung. Deutſchland. Frankfurt , 14. Sept. Dem Vernehmen nach hat hohe Bundesverſammlung zum Nußen der Bundes, die armee eine Erfindung , welche in einer Verbeſſerung der Shrapnellzünder beſteht, um den Preis von 1500

Gulden acquirirt. Die Militärcommiſſion , welcher dieſe

lionen Einwohnern ſollte Deſterreich höchſtens 308,000 Mann in das Feld zu ſtellen vermögen ?!

a 1) er n. Münden , 5. Sept. Das heute ausgegebene k. Re gierungsblatt Nr. 43 bringt eine Befanntmachung, den

Erfindung zuvor zur gutachtlichen Aeußerung mitgetheilt Vermögensſtand der Militärwittwen- und Wat worden war, joll ſich nach den damit angeſtellten Ver- ſens , dann des guvaliden- und uilder Stif ſuchen , welche allen nur zu ſtellenden Erwartungen ents tungsfonds pro 1818—1819 betreffend. Die Ausgaben fprachen, außerordentlich günſtig darüber geäußert haben. Dieſer drei fonds betrugen 369,771 f. und das Vermögen Das Geheimniß der Erfindung, deren Acquiſition im derſelben betrug Ende des Jahres 5,214,899 fl. Aus Intereſſe fämmtlicher Bundesregierungen geſchehen , wird dem Wittwen- und Waiſenfonds erhielten Penſionen 552 als ſolches dieſen leßteren zur Kenntniß gebracht. ( 9. 3.) Stabs - und Oberoffiziers - und 449 Unteroffiziers - und Soldatenwittwen ; Unterhaltungsbeiträge wurden gegeben

Qefterreichiſche Monarchie. Wien , 2. Sept. Der „ Freimüthigen Sachſenzeitung “

an 331 einfache und 310 Doppelwaiſen und an 218 Un

teroffiziere und Soldaten. Aus dem Invalidenfonds wur den verpflegt 5 Difiziere und 190 Unteroffiziere und Sol

daten im Invalidenhauſe und + Offiziere und 36 Sol daten in der Veteranenanſtalt, und monatliche Unter den gegenwärtigen Effectivſtand der faij. öſterreichiſchen füßungen erhielten 13 Offiziere und 207 Unteroffiziere Armee Angaben zu machen. Nur ſo viel fann verſichert und Soldaten ; dann Averſalunterſtüßungen erhielten 132 werden , daß die Angabe der Preußiſchen Wehrzeitung, Offiziere und 4 + 2 Unteroffiziere und Soldaten. Aus dem Deſterreich vermöge zu einem Continentalkriege, wenn 3ta- milden Stiftungsfonds erhielten 390 Perſonen Unter lien beſeßt bleiben müſſe, nur 208,000 Mann, und wenn ſtüßung. Bei jo bedentenden Laſten , welche dieſe drei dieß nicht der Fall ſei, nur 308,000 Maun zu ſtellen, Fonds haben , iſt e8 zu bedauern , daß im genannten Jahre wird von hier geſchrieben : Es fommt mir nicht zul , über

mit der Wahrheit nicht übereinſtimmt. Deſterreich mußte

nur dem Jnvalidenfonds ein Vermächtniß mit 100 fl. vom im Preßburger Frieden von 1803 Venedig , Tyrol, Torrie verſtorbenen Domdechant Dr. v. Brenner zuging.

alle Befißungen in Scwaben abtreten und erlitt eine

Einbuße von 2,785,000 Seelen.

(A. A. 3.)

Dennoch ſtellte Deſter

reich im Kriege von 1809 drei Armeen in das Feld, welche frankreich . eine effective Streiterzahl von 265,092 Mann , 29,188 ( 0 ) Das Programm des von den Truppen der Ar Pferden mit 791 Geſchüßen hatten , alſo mit Inbegriff der Artilleriſten , Sappeure und Pontonnire über 300,000 mee zu Paris am 6. Auguſt ausgeführten Manövers Mann. Im Wiener Frieden vom 11. October 1809 trat war folgendes : Zwei Armcecorps ſtehen ſich auf den Deſterreich ein Areale von 2151 Quadratmeilen mit 3 : beiden Seineufern gegenüber. Das am linken Ilfer beſeßt

Millionen Seelen ab und behielt nur noch eine Seelen-

das Marsfeld und Grenelle und beſteht aus der Diviſion

der repu zahl von 21 Millionen. Dennoch ſtellte Deſterreich im Guillabert, der Cavaleriebrigade, die Cavalerie Batterieen Ar

Sommer 1813 wieder drei Armeen in das Feld , znjammen 256,000 Mann , und es betrug die geſammte Kriegsmacht des öſterreichiſchen Kaiſerſtaates am 10. Auguſt 1813

blikaniſchen Garde (in Reſerve) und zwei tillerie unter dem Commando des Generale Guillabert. Das Corp8 am

recten Ufer beſeßt den Trocadero und

365,000 Mann, und zwar 296,000 Jnfanteriſten, 45,000 das Boulogner Wäldden ; es beſteht aus den zwei Divi Cavaleriſten und 14,000 Artilleriſten , nach Angabe des fiouen Carrelet und Levaſſeur und vier Batterieen Artil

preußiſchen Kriegshiſtorikers Platho. ' Und mit 37 Mil- lerie unter dem Befehl des Generals Carrelet.

Die Ar

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mee am linken Ufer will eine gewaltsame Recognoscirung auf das rechte Ufer ausführen . Sie wirft eine Brücke über die Seine. Die Voltigeurcompagnieen überschreiten den Fluß in Fahrzeugen und etabliren sich auf den Hängen des rechten Ufers . Unter dem Schuße ihres Feuers und dessen aus 12 Geschüßen wird die Schiffbrücke 150 Meter oberhalb der Brücke von Jena geschlagen. Zwei Batail lone rücken hinüber, um den Trocadero von der linken Seite anzugreifen , zur selben Zeit , als zwei andere Ba= taillone, welche die Brücke von Jena überschritten haben, die Stellung in der rechten Flanke bedrohen ; vier Batail Ione , welche gleichfalls die lettere Brücke überschritten haben, schreiten zum Angriff in der Front. Die drei At taken sind gleichzeitig . Sie werden durch ansehnliche Kräfte, welche den Trocadero und von den rückwärtigen Plateaus herunterkommen , zurückgeschlagen. Die Armee division vom linken Ufer muß sich sofort zurückziehen , die Brücken wieder überschreiten , die Schiffbrücke abbrechen, wenn man es ihr gestattet, und sich im Marsfelde unter dem Schuße ihrer Artillerie und Cavalerie sammeln. Nach dem die Truppen der Armee vom rechten Ufer die Brücken weggenommen haben , überschreiten sie dieselben und sehen sich vor die Armee vom linken Ufer auf dem Marsfeld in Schlachtordnung . Lettere Armee zieht sich durch die Pas sage der Linien zurück. Es folgen Cavalerieangriffe , um die Offensivbewegungen aufzuhalten. Erfolglose Chargen, welche zu weiterem Rückzuge bis zur Militärſchule zwingen. Dann Parademarsch aller vereinigten Truppen. Im Moniteur de l'armée findet sich eine ausführliche Mitthei lung über den Verlauf dieses Manövers , welches um 4 Uhr bei Ankunft des Präsidenten seinen Anfang nahm. Die Andeutungen des Programms wurden überall genau befolgt , nur war der Gegenangriff von Seiten der Ar mee des rechten Ufers so ungestüm , daß die Truppen am linken Ufer keine Zeit mehr hatten , das lezte Brückenjoch abzubrechen, weshalb man genöthigt war , eine Rechts schwenkung der Brücke vorzunehmen und sie an das linke Üfer zu fahren. Der erste Brückenschlag hatte 40 Mi nuten gedauert ; die Brücke ruhte auf 20 Schiffen.

bataillonen und 9 Jägercompagnieen , die Reserve in 31 Bataillonen, 11 Halbbataillonen und 15 Jagercompag= nieen; sodann 12 Sappeure , wovon 6 Auszug und 6 Reserve, 6 Pontonnire, wovon 3 Auszug und 3 Reserve, 25 Battericen und 2 Gebirgsbatterieen Auszug und 13 Battericen und 2 Gebirgsbatterieen Reserve, 4 Raketen battericen Auszug und 2 Reserve, 4 Positions compagnieen Auszug und 9 Reserve, 6 Parkcompagnieen Auszug und 6 Reserve; ferner Positionsgeschüß 30 zwölfpfündige, 51 sechepfündige Kanonen und 16 vierundzwanzigpfündige Haubigen , 1401 Parkpferde Auszug und Reserve, 22 Dragoner Auszug und 13 Reserve , 7 ! Guiden Auszug und 4 Reſerve , 46 Scharfschüßencompagnieen Auszug und 27 Reserve. Die Eidgenossenschaft liefert an Ergänzungs geschüt 4 zwölfyfündige Kanonen, 14 sechspfündige Ka nonen, 2 vierunzwanzigpfündige Haubißen , 12 zwölfpfün = dige Haubigen , 4 Gebirgshaubigen und 20 Ergänzungs caissons. An Positionsgeschüß liefert sie 60 zwölfpfündige Kanonen , 30 vierunzwanzigpfündige Haubigen und 10 Mörser. Der Bund übernimmt zudem die Anschaffung von 2 Geschüßen , 6 Caiſſons , 1 Rüstwagen und 1 Feld= schmiede als Beitrag zu der von Appenzell A.Rh. zu stel = lenden sechspfündigen Batterie ; ferner die Anschaffung des Materials für die von Graubünden und Wallis zu stel= lenden Gebirgshaubißen. Die Leistungen , welche die Kan tone nach Anleitung des Gesezes zu übernehmen haben, sollen , soweit es den Bundesauszug betrifft, längstens binnen 4 Jahren vollständig durchgeführt sein. Für die vollständige Bildung der Bundesreserve und für die An schaffung des Positionsgeschüßes ist den Kantonen eine Frist von längstens 8 Jahren eingeräumt. Die Stärke und Organisation der taktischen Einheiten der verschiede= nen Waffengattungen ist durch die Militärorganisation festgestellt. (O.P.A.3 .)

Neapel. Die Kriegsmacht des Königreichs beider Si cilien beträgt nach den neuesten Angaben im Ganzen 45,000 Mann , nämlich 29,000 Mann Infanterie, 4500 Mann Cavalerie , 2800 Mann Artillerie und Sappeure und 8000 Carabinieri. Das gesegliche Dienstalter fällt zwischen das 18. und 25. Lebensjahr. Dir Militärpflicht ist nach 5jähriger Dienstzeit erfüllt , nur die Freiwilligen, die Artilleristen und Gendarmen dienen 8 Jahre. Die Stärke der Truppen kann in Zeiten des Krieges und Auf ruhrs auf 64,237 Mann gebracht werden. (A. A. 3.)

Schweiz. Bern, 1. Sept. Die Zeitung „Der Bund " veröffent licht in Nr. 240 einen Artikel über das schweizerische Bundesheer, aus dem sich die nachstehenden vorzüglich sten Thatsachen entnehmen lassen : Der Gesammtauszug in Infanterie besteht in 73 Bataillonen , 12 Halb

Spanien. (2) Der Generaldirector der Infanterie hat kürzlich eine Inspicirung der zu Toledo befindlichen In fanterieschule vorgenommen ; derselbe soll mit dem Zu stande des nun kaum ein halbes Jahr bestehenden Insti tutes sehr zufrieden gewesen sein.

Ueber Feldkochgeschirre. (Fortseßung.)

I. Preußisches oder franzöſiſches Syſtem der Feld menage ?

( Schluß.) Indem ich dem französischen System den entschiedenen Vorzug zuerkenne , übersehe ich dabei die Uebelſtände nicht, welche es bietet, die höhere Belaffung eines Theils der Mannschaft, die Nothwendigkeit eines Wechsels der Trä ger, also einer wechselnden Einreihung in die Glieder, den augenblicklich empfindlicheren Nachtheil durch Verlust oder Verderb einiger Kessel und ähnlicher Dinge. Auch

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die Kameraden , welche in den Nrn. 10-11 und 151–152 dere und schwerere Aufgaben zu lösen als die , welche das von 1850 fich für das französische System aussprachen, wechselnde Rangiren ergibt , und löst sie; sie wird , wenn haben nicht in Abrede gestellt, daß es auch seine Kehrseite sie mit umsichtigem Ernste gehandhabt, auch diese lösen. habe. Aber an jedem Ding in der Welt , auch am besten, Eben das preußische System ist es, wodurch in Bezug auf finden sich Uebelſtände , Mängel , und die Aufgabe der Arbeitsvertheilung im Lager, Empfänge, Vertheilung von Kritik ist es eben, nicht das absolut Gute zu finden, son Lebensmitteln , Köchen 2c., wie die früheren Auffäße dieß dern Vor- und Nachtheile abzuwägen und daraus das sicher nachweisen , erhöhte Anforderungen an die Disciplin vergleichsweise Bessere zu ermitteln. So ist es begreiflich, gestellt werden, Anforderungen , denen unter Umständen daß der Soldat anfänglich vor der höheren Last Scheu nur schwer genügt werden kann , indeß das französische hat. Aber die abhärtende Gewöhnung des Kriegslebens System alle Geschäfte des Lagers durch leichte Vertheilung beseitigt frühe die physischen Gründe davon , und gegen der Arbeitskräfte vereinfacht und durch den geringeren die Bedenken , welche im bloßen Willen des Soldaten Bedarf an Mannschaft, Feuerraum und Feuerungsmaterial liegen, wirkt nicht nur die Disciplin , sondern mehr noch stets rascher und sicherer zum Ziele führt. die eigene Erfahrung des Soldaten , welche ihn seinen Es mag sein, daß für den Fall eines plöslichen Auf Kessel schäßen und die Nothwendigkeit eines wechselnd bruches das französische Syſtem kein genügendes Auskunfts höheren Anspruchs körperlicher Leistung erkennen läßt . mittel bietet , daß allerdings oft das Fleisch und immer Das lehrt alle Erfahrung der früheren Feldzüge und die die Fleischbrühe (wenn man sie nicht anders in die Feld= eben erst angezogenen Aufsäte bestätigen es, der zweite flaschen vertheilen kann) verloren geht. Aber kann man namentlich auf Grund eigener reicher Erfahrung . Auch denn den glühenden kleinen Kessel mit seinem siedenden die Erfahrung der Jahre 1848-1849 würde das Gleiche Inhalt so kurzweg vom Feuer nehmen und auf den Tor= ergeben haben, wenn nicht diese ganze Zeit , wie überall, nister hängen ? Ich glaube kaum , und ich sehe darum so auch in militärischen Dingen eine Zeit der Ausnahmen diesen Fall als einen solchen an , für welchen eben kein gewesen wäre. Der Soldat war, wir können es uns nicht System genügen wird , wenn es nicht etwa Dall' Aglio's läugnen , ein anderer, seine Ansprüche höher als vorher. ambulanter Küche gelingen sollte, deren praktische Anwen= Das trunkene Uebermaß der allgemeinen Erregtheit hatte barkeit aber wohl noch sehr ernsthaft in Frage steht. Den auch in das Heerleben hereingewirkt. Die Disciplin wurde noch aber dünkt mir , daß der entleerte größere Kessel und nicht mit der Strenge und Sicherheit gehandhabt, wie sein in kalte Gefäße , Feldflaschen vertheilter Inhalt rascher vordem, und erst mitten im ernsten Kampfe, welcher den verkühlt und darum leichter sich fortbringen läßt , als das Soldaten selbst die eiserne Nothwendigkeit strenger Zucht mit der kochenden Speise noch gefüllte preußische Koch erkennen ließ, fand man sich im echten Soldatenwesen geschirr, daß also das französische System selbst in diesem Ein Vorzug des wieder zurecht. Das ist's , warum ich die Erfahrungen außersten Falle noch Vortheile bietet. dieser Zeit als in vielen Beziehungen trügerisch ansehe. französischen Kessels , auf den ich ganz vorzugsweise Ge= Wenn aber dennoch diesen Erfahrungen Werth beizulegen wicht lege , ist in Nr. 54 geradezu verneint, die Erzielung ist, so scheinen sie mir mehr noch zu Gunsten meiner An besserer Speise. Es ist wohl chemisch richtig , daß 1 Pfd. ficht zu sprechen. Es hätte eine allgemeine das alte System Fleisch in 1 Schoppen Wasser eine eben so gute Brühe verurtheilende Meinung sich bilden müſſen , wenn die neue liefert, als 20 Pfd. Fleiſch in 20 Schoppen Waffer. Aber es handelt sich bei der Feldmenage nicht nm die bloße Erfahrung wirklich so ganz entschieden gewesen wäre. So aber ist die Meinung einfach eine getheilte, je nachdem Fleischbrühe. Die Brühe oder eigentlich die Gemüsſuppe, dem Einen mehr die Vortheile, dem Anderen mehr die welche man mit dem Fleische im Kessel kocht , soll nährend Nachtheile entgegengetreten sind, und ich bekenne mich und schmackhaft werden , das Fleisch aber nicht so aus gerne zu den Ersteren , welche für sich und ihre Leute , so gesogen , daß wenig mehr bleibt, als die bloße Fleischfaser, schwierig auch oft die Dinge liegen mochten , doch mit dem Je beffer die Brühe, desto schlechter das gekochte Fleisch. Das ist eine alte Erfahrung , die in jeder Familie Tag französischen Kessel sich wohl fanden , und welche , so viel ich die Stimmungen kenne, wahrlich nicht in der Minder für Tag gemacht wird. Der Soldat aber will und bedarf heit stehen. ein noch kräftiges Stück Fleisch ; die Gemüsſuppe , welche Ich habe so aus dem Aufsaße von Kamerad 35 die ihm der Kessel dazu liefert, soll wohl von dem darin ge= Puncte näher erörtert, deren Widerlegung ich nicht schon kochten Fleische Geschmack und nährende Theile aufnehmen, in den früheren Aufsäßen , namentlich nicht in den Nrn. ihrer eigentlichen Masse nach aber aus anderen Stoffen 151-152 von 1850 finde. Ich kann deshalb mit dem (Dürrgemüsen , Kartoffeln , Rüben 2c. ) bestehen. Und dazu taugt nach aller Erfahrung nur das Kochen in größeren Uebrigen so viel kürzer sein. ――――― Die Nothwendigkeit, mit dem Tragen der Geschirre zu wechseln , und darum , damit Mengen. Der kleine Keſſel liefert kein schmackhaftes Fleisch, die großen Geschirre immer im hinteren Gliede seien, die keine gute Suppe; der Verlust an rohen Lebensmitteln ist Mannschaft wechselnd zu rangiren , bietet allerdings einen bei der Vertheilung auf jedes kleine Kesselchen sehr beden tend und ebenso der Verlust während des Kochens selbst. Uebelstand. Aber ich lege ihm keine entscheidende Wich tigkeit bei. Bei plöslichen Ausrückungen , Allarmirungen Auch die kräftigen Markknochen gehen verloren oder wer u. s. w. treten die Leute an , wie sie eben eintreffen , und den ganz und gar ungleich vertheilt, denn ich kann nicht es muß gehen, wenn Disciplin da ist. Um so mehr aber glauben, daß es möglich sein sollte, wie Kamerad 35 an= muß es gehen, wenn dem Manne für die Zeit, während nimmt, die Knochen so zu zerhauen , daß jedes Keffelchen welcher in die Reihe des Tragens trifft , eine feste Stelle sein Theil bekäme. Ganz anders bei dem französischen in der Compagnie angewiesen ist. Die Disciplin hat an= Kessel. Die Vertheilung von Fleiſch und Gemüſe in die

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großen Kessel geschieht in größeren Mengen , also rasch Literatur. und gleichmäßig; jeder Kessel erhält sein volles Theil. Leitfaden für den theoretischen Unterricht im Die Speise ist schmackhaft und gutbereitet, wie sie nie in Planzeichnen. Bearbeitet für das königliche Ca= den kleinen Kesselchen werden kann; wir Alle haben dieß dettencorps von Hermann v. Plehwe, Major im vielfach erfahren, und auch norddeutsche Kameraden, welche Zweite Auflage. Das Ganze königl. 28. Infanterieregimente. mit uns lagerten , haben es oft anerkannt. Mit vier Figurentafeln. 8. Berlin 1850. Jonas aber bietet , wie mit Recht in einem früheren Auffahe (Nr. 11 von 1850) geſagt ist , ein Bild echter kamerad Verlagsbuchhandlung . (40 S. ) 10Sgr. schaftlicher Gemeinsamkeit , in der jeder mit seinem Waffen Als wir neulich den von demselben Herrn Verfasser bruder gleich theilt, keiner mehr oder Besseres hat , als wiederholt aufgelegten Leitfaden für den Unterricht im der andere. Mir steht dieses Bild aus dem Jahre 1849, militärischen Aufnehmen in diesen Blättern besprachen, *) wo wir oftmals so zuſammenſaſſen , noch lebhaft vor der drängte sich uns , ohne es ausgesprochen zu haben , der Seele, und ich möchte es nicht gegen eine Einrichtung Wunsch auf, diesen werthvollen Leitfaden durch eine Theo vertauschen, bei der Jeder selbstisch sein eigenes Geſchirr= rie militärischen Planzeichnens gleichsam vervollständigt zu lein hütete. Man soll im Soldatenleben die wahre Ka sehen. Mit Vergnügen begrüßen wir daher die vorliegen= meradschaft, das innerlich Erhebende, die soldatische Poesie, den Bogen, welche diese Theorie in aller Kürze , aber die oft auch in scheinbar geringfügigen Dingen ihren Aus durch die dem Verfasser eigene belehrende Anordnung voll= druck findet, pflegen , und darum da , wo das französische ständig darbieten. System ist, seinen Werth achten und daran festhalten. Der schwierigste , aber auch wesentlichste Theil der In zwei Dingen stimme ich dem Kamerad 35 völlig militärischen Planzeichnenkunst , die Darstellung der Ter bei. Die große Feldflasche taugt nicht, sie macht den rainunebenheiten nämlich , wird Demjenigen erleichtert, der Soldaten unmäßig und erschwert die Disciplin. Aber ganz sich mit den wissenschaftlichen Sägen vertraut gemacht, hingeben möchte ich sie doch nicht. Auf einen Inhalt von auf welche diese Darstellung gegründet ist und durch die höchstens einem Schoppen herabgesezt , gibt sie keine Be das Bild erst Leben und natürlichen Ausdruck erhält. Diese denken mehr und ist dabei sowohl dem französischen , als dem Lehrer des Zeichnens unerläßlichen Säße finden wir auch dem preußischen Systeme nöthig , denn das auf dem in dem Leitfaden durchaus wissenschaftlich behandelt, ſehr Tornister getragene kleine Kochgeschirr des letteren reicht zweckmäßig zusammengestellt und durch deutliche Construc zu den Zwecken nicht aus , für welche die Feldflasche dient. tionen graphisch zergliedert. Ein Menagesack von starker Leinwand und ein Bidon von Hiernach können wir uns darauf beschränken , nur noch Kautschuk (Guttapercha ?) , wie solche Kamerad 35 vor= den Inhalt des Leitfadens anzuführen. schlägt , würden das preußische System wesentlich ergänzen Erster Abschnitt. Von den Projectionen und Maß= und erhebliche Anstände entfernen, doch aber freilich den stäben. Grundfaß der Vereinzelung nicht aufheben , der neben so vielfachen Nücksichten praktischer Art mich das preußische Zweiter Abschnitt. Grundbegriffe des Planzeich= nens im Allgemeinen und des Bergzeichnens im Beson System dem französischen nachseßen heißt. deren. Bezeichnung der verschiedenen Neigungsflächen Ich habe Mehreres aus dem Auffaße in Nr. 54 nicht durch sogenannte Bergstriche (Lehmann'sche und Müff berührt , weil ich offen bekennen muß , daß ich die Wider legung durch die Aufsäße in den Nrn. 10 u. 11 und 151 ling'sche Manier). u. 152 von 1850 im voraus schon und schlagender ge= Dritter Abschnitt. Von den Horizontalen und den geben finde , als ich es vermöchte. Mein Zweck war zu= davon abhängenden Gesezen der Bergstriche. nächst , die dermalige Lage der Discussion , wie solche bis Vierter Abschnitt. Geseze der Schluchten . her in diesen Blättern geführt wurde, übersichtlich zu be= Fünfter Abschnitt. Bestimmen der Höhenunter= zeichnen und nur die neu von Kamerad 35 hervorgehobenen Mögen darum die schiede und Legen der Profile. Gesichtspuncte näher zu erörtern . Diesen rein wissenschaftlich gehaltenen Abschnitten folgt Kameraden , welche ferner an der Discussion Theil neh noch ein Anhang , welcher die bei den topographischen men, diesen Beitrag nur so auffassen , wie ich ihn hier bezeichne, nur als eine mehr gelegentliche Aeußerung, Arbeiten des königl. preußischen Generalstabs bestehenden nicht aber als eine Darstellung , welche Anspruch darauf Vorschriften über die Darstellung der übrigen Gegenstände eines Planes durch Farben mittheilt, dann von dem macht, den Gegenstand erschöpfen zu wollen. Die älteren Schatten der über das Terrain sich erhebenden oder in Auffäße im vorigen Jahrgange der A. M. 3. find es dasselbe eingeschnittenen topographischen Gegenstände han allein , worin die für das französische System sprechenden delt , hierauf die verschiedenen Schriftarten zur Bezeich= Gründe vollständig fich finden , und an diese zunächſt möge nung der Gegenstände allgemein erklärt und endlich die die Discussion wieder anknüpfen. 7. Ordnung vorschreibt, in welcher die Reinzeichnung eines Planes erfolgen soll. (Schluß folgt. )

*) Nr. 89 der A. M. 3. vou 1851 . Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag , 25. September 1851 , 23 m ( off, , วัง ไว

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Allgemeine Militár- Zeitung. Beſchädigungen verſtorbener oder untauglich gewor

Oeſterreichiſche Monarchie. Wiert , 2. Sept. Dem Militärerziehungsweſen ſteht eine durchgreifende Reform bevor. Der Kaiſer bat den Feldmarſcaulicutenant Grafen Coronini mit den be treffenden Arbeiten beauftragt.

dener Militärs, ohne Unterſchied der Grade ; b) die Verdienſte von Staatsbürgern aller Klaſſen, welde ſich dieſelben durch beſondere Einzelhandlungen um König und Vaterland crworben haben.

Zur Aufnahme in die vier Klaſſen der Freiſtellen , nach Maßgabe ihrer Hülfsbedürftigkeit , ſollen berechtigt ſein :

Sch wei 3. Nach dem Journal de Genève" ſcheint es der unver : droſſenen Ausdauer des Oberſten Pictet endlich geglüdt

c) die einfachen und Doppelmaiſen unbemittelter und gut gedienter Offiziere und Militärbeamten ; d) die Söhne unbemittelter Offiziere und Militärbeam

zu ſein , ſeine Verſuche über die Haubißgranaten zu

ten im activen Dienſte und Benfionsſtande , voraus

einem gedeihlichen Ende zu bringen. Man fennt die Iin =

geſeßt, daß ihre Dienſte dieſe Berüdjichtigung ver dienen ; ferner nach Maßgabe der noch weiter in den vier Klaſſen der Freiſtellen vorhandenen Vacanzen und dem Grade der Hülfsbedürftigkeit : e) die Söhne unbemittelter und durch ihre Dienſtes

vollkommenheit dieſes Geſchoſſes und die Unſicherheit, die Zeit des Springens der Granaten zu beſtimmen. Dieſem Üebelſtande abzuhelfen, ſtellte Hr. Pictet ſeit einigen Jahren in den verſchiedenen Militärſchulen Verſuche an , das Geſchoß ſo zu verbeſſern , daß das Plaßen desſelben im Augenblick erfolgt, in dem die Granate zu Boden fällt. Von 100 Souffen gelangen 80 vollfommen , 14 Granaten plaßten beim zweiten oder dritten Aufſchlag , 6 blieben

ohne Effect. Dieſes Reſultat darf im Vergleich mit den alten Haubiggranaten ein ſehr günſtiges genannt werden . ( A. A. 3.)

leiſtungen ausgezeichneter Civilſtaatsdiener. Zur Aufnahme in die das ganze Roſtgeld zahlenden Stellen ſind die legitimen Söhne von Staatsbirgern aller

Klaſſen berechtigt. III. Das Alter für die Aufnahme wird dahin beſtimmt, daß der Aufzunehmende mit dem 8. October 018 12. Le bensjahr zurückgelegt und das 15. Lebensjahr noch nicht

bay er n. angetreten habe. München , 4. Sept. Eine Bekanntmachung des k. IV. Das Cadettencorps wird in acht Klaſſen gebildet, Kriegsminiſteriums vom geſtrigen Tage enthält die von von denen die erſte und zweite Klaſſe parallel mit der Sr. Maj. dem König genehmigten Beſtimmungen in dritten und vierten Klaſſe der lateiniſchen Schule, und die Betreff des f. Cadettencorps.

Dieſelben lauten fol-

dritte und vierte parallel mit der erſten und zweiten Gym =

gendermaßen :

naſialklaſſe zu gehen hat , die fünfte und ſechste Klaſſe zu 1. Die Zahl der Zöglinge bleibt wie bisher auf 200 den Militärſtudien übergeht, endlich in der ſiebenten und

feſtgeſett und theilt ſich in 60 ganze Freiſtellen , 30 Dreiviertel Freiſtellen zu 102 fl. Roſtgeld , 40 halbe Freiſtellen zu 20+ fl. Koſtgeld ,

20 viertel Freiſtellen zu 306 fl. Roſtgeld und 50 das ganze Roftgeld mit 408 ft. jährlich zahlende Stellen mit vollfommen gleichen Rechten und Anſpridien wie die erſteren.

II. Durch vorzugsweiſe Aufnahme ihrer Söhne in die

achten Klaſſe die ſpeciellen Studien des Artilleriſten und Jugenieurs betrieben werden .

V. Zur Sicherſtellung des Fortganges, dann für die Ausmuſterung wird beſtimmt: a) daß bei der Aufnahme der Zöglinge mit Strenge auf die ihrem Alter entſprechenden Vorfenntniſie,

wonach von dem 13jährigen Knaben die Reife für die vierte Klaſſe der lateiniſchen Schule zu fordern

ift, zu halten lei, und unfähige oder zu mangelhaft vorbereitete Knaben nicht aufgenommen werden dürfen ;

vier Klaſſen der freiſtellen ſollen belohnt werden : a ) die Verdienſte vor dem Feinde rühmlich gebliebener

b) daß auch im Fortgange der Erziehung im Cadetten ,

oder an den im Dienſte erhalteuen Wunden , und

corps jene Zöglinge ihren Angehörigen zurücgegeben

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werden, welche sich durch ihre Aufführung oder be= harrlichen Unfleiß für fernere Beibehaltung unwür dig zeigen, oder bei denen sich mit Gewißheit her ausstellt , daß sie die Reife in den Schulkenntnissen für den Uebergang zum Fachstudium nicht erlangen können; endlich c) daß jene Zöglinge , welche bei der Ausmusterung die Note „vorzüglich" in der wissenschaftlichen Befähi gung und im Betragen erhalten , als Unterlicute nante, jene mit der Note „sehr gut“ und „gut“ als Junker, und endlich jene mit geringeren Noten als Corporal-Cadetten in das Heer eintreten. VI. Die Ausschreibung für die heurige Aufnahme, und zwar für dießmal ausnahmsweise in die erste mit fünfte Klaffe hat hiernach unverzüglich stattzufinden. Zum Vollzuge dieser allerhöchsten Bestimmungen ist das Cadettencorpsccommando angewiesen worden , das weiter Geeignete unverweilt zu veränlaſſen.

Und darin liegt genug, um dem franzöſiſchen Keffel den Vorzug zu geben. Der Kessel ist eben ein Kochgeschirr für das rein praktische Bedürfniß des Feldes , nicht aber ein militärisches Pusstück , und er ist dann zweifellos gut, wenn er für dieſes praktiſche Bedürfniß möglichst viele Vortheile bietet, ohne dabei die Kräfte der Mannschaft über Gebühr und Vermögen in Anspruch zu nehmen oder sonst Nachtheile erheblicher Art zu bieten. Und weil dieß auf den französischen Kessel Anwendung findet, ist er eben der bessere. Was wir sonst in Bezug auf beide Systeme beobachten konnten, faßt sich in Folgendem zusammen : 1 ) Die Empfänge gehen schnell vor sich bei dem fran= zösischen Systeme und mit wenig Mannschaft. Das preu ßische System hat gar keine Einrichtung dafür. Wir haben bedeutende Mengen roher Lebensmittel , Wein c. in kür zester Zeit empfangen und vertheilt. Wo bei dem fran zösischen Systeme ein Bataillon schon zu Ende ist, wäre bei dem preußischen eine Compagnie noch nicht fertig. 2) Das Kochen beginnt früher bei dem französischen Kessel. Was das preußische Kesselchen schneller kocht, ist durch den früheren Anfang des Kochens , durch den Min derbedarf an Kochraum , Brennmaterial ic. mehr als aus geglichen. 3) Die Vertheilung der Mannschaft zum Empfangen, Bau von Hütten , Ausheben von Kochlöchern, Kochen 2c. ist bei dem französischen Systeme ganz einfach. Nicht alle Mannschaft ist nöthig ; die Müden und Unkräftigen können ausruhen. Das preußische System nimmt alle Leute in Anspruch oder macht doch die Vertheilung und Aufsicht schwer. Man kommt auch später zur Ruhe. 4) Der französische Kessel liefert eine viel bessere Speise als der preußische , in welchem die kleinen Fleischstücke bis zur Geschmacklosigkeit auskochen. 5) Die Vertheilung der fertigen Speise ist leicht und einfach. Man findet sich rasch in die Einrichtung der Feld menage. Wir haben Compagnieen selbst da , wo nicht eben viel Zeit geblieben_war , recht behaglich zusammen effen sehen und mitgegessen. 6) Im französischen Kessel läßt sich die Speiſe , ohne kalt zu werden, bequem an eine Feldwache , welche der Umstände wegen nicht abkochen kann , oder wohin es sonst nöthig ist , fortbringen. Die kleinen Kesselchen fordern_in solchen Fällen mehr Mannschaft zum Tragen und laſſen die Speise kalt werden. * 7) Der französische Keffel gestattet keine Ungleichheit in Menge und Güte der Portion , keine zufällige oder absichtliche Bevorzugung , kein Wegbleiben des Uebermüde ten von der Menage. 8) Im Falle eines eiligen Aufbruches iſt die halbge= kochte Speise im französischen Kessel nur dann verloren, wenn sie auch im preußischen verloren wäre . Es ist eine arge Täuschung , daß man das geschwärzte heiße Kesselchen immer geradezu aufhängen könne. 9) Die Disciplin ist durch das französische System er leichtert , der Haushalt mit den Kräften der Soldaten ein befferer; Gesundheitszustand , Schlagfähigkeit , Gefechts = bereitschaft sind wesentlich gefördert. 10) Das französische System genügt für alle Fälle. Für ein längeres Lager bedarf man bei dem preußischen

Spanien. (2 ) Außer den vom Generalstab und vom Ingenieur corps in's Ausland abgesendeten wissenschaftlichen Com missionen wird auch in der Kürze noch eine dritte von Seiten des Artilleriecorps abgehen.

Ueber Feldkochgeschirre. (Schluß.) II. Noch einmal eine Anſicht über Feldkochgeſchirre. Die Frage, welches Syſtem von Feldkochgeschirren das bessere sei, ist in den beiden lezten Jahrgängen der Allg. Militärzeitung vielfach verhandelt worden. Es möge uns gestattet sein, auch unsere Meinung darüber abzugeben. Wir bekennen offen , daß wir das französische System dem preußischen vorzichen und vorziehen müssen , wenn wir nicht unsere eigene Erfahrung wegläugnen wollen. Freilich Jeder macht seine eigene Erfahrung, und es ist schwer, bei dem Widerspruche von Ansichten , welche gleich mäßig auf Erfahrung sich berufen , in's Klare zu kommen . Wir stellen es uns aber nicht zur Aufgabe, die vielfach und sehr verschiedenen Erfahrungen und Meinungen in ihrem respectiven Werthe gegen einander abzuschäßen und daraus einen Schluß zu ziehen. Wir wollen einfach dabei bleiben , was wir selbst erlebt und angesehen haben und was uns darnach das Richtige scheint. ― das Das preußische Geschirr ist gut zum Tragen, französische gut zum Kochen. Dieß dünkt uns die Quint effenz aller Gründe , welche für und gegen geltend gemacht werden können. Der preußische Kessel sieht schmuck und nett aus , aber er ist ungleich weniger praktisch ; - der französische Keffel erscheint unförmlich, aber er ist vortrefflich für den Zweck der Feldmenage. Der preußische Kessel vertheilt die Traglast gleich mäßig , der französische ungleich, aber doch nicht so, daß er den Träger über Gebühr belastet.

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hoch System besondere Einrichtungen. Aber auch der hoch weiseste Generalstab weiß oft nicht , wie lange man in einem Lager wird bleiben müssen . 11) Die Aufsicht über wenige Geschirre ist leichter als über viele , und dieß mag fast nahezu den Nachtheil aus gleichen , den Verlust oder Verderb ergeben , wovon aller dings beim französischen System 15, beim preußischen 1 Mann getroffen werden. Uebrigens bieten immer die Ab gänge an Mannschaft für den Äugenblick ein leichtes Er sagmittel und zudem sind der Verlust oder Verderb an Geschirren lange nicht so groß, als man zu glauben geneigt ist. Nach den Erfahrungen des Jahres 1849, die bet den besonderen Verhältnissen jener Zeit, bei woche langem Bivouakiren 2c. gerade ganz vorzugsweise in's Gewicht fallen, ergibt sich ein Verlust von 1 Kessel auf etwa 24 , im Ganzen aber ein Aufwand für Reparatur und Ersag an sämmtlichen Geräthschaften französischen des Anschaffungswerthes , so daß Systems von etwa also erst nach 13, fage dreizehn Feldzügen die Kochgeschirre vollständig erneuert sein würden. Man nennt die Zahlen unerbittlich. Das gilt auch hier. Nach manchen Behauptungen sollte man meinen, alle paar Schritte würden Geschirre weggeworfen , und das wirkliche Resultat ist doch so ganz und gar unbedeu tend. Es wäre interessant, vergleichende Zahlen , wie Verlust und Verderb bei preußischem Systeme sich heraus stellten , dagegen zu sehen. 12) Das preußische System belastet Alle ohne Aus nahme, fordert von Jedem Theilnahme an den Mühen oder Sorgen der Feldmenage. Das französische System weist dem Unteroffizier die ihm naturgemäß zustehende Aufsicht zu, weiter nichts ; und ebenso gibt es diejenigen von der unmittelbaren Betheiligung frei , deren Ausrüstung und Verwendung eine solche nicht zuläßt, die Spielleute, Regimentspionnire 2c. Namentlich der Unteroffizier aber hat doch nicht etwa blos einen Anspruch auf eine , wenn auch geringe Erleichterung , sondern es ist eine solche selbst nöthig , damit er in der Sorge für die ihm anvertraute Mannschaft nicht durch eigene Sorge beeinträchtigt werde. 13) Selbst das ist wichtig, daß das französische System die Möglichkeit bietet, einzelne nicht zur Truppe selbst Gehörige, und wären es auch nur zugetheilte Fuhrleute, aus der Menage zu speisen. Das preußische System gibt Jedem sein Kesselchen ; wer kein Kesselchen hat , ist ein übrig gebliebener Mensch, wie Schiller's Poet, er ist nicht , sondern hungert. 14) Einen Uebelstand hat aber noch der französische Kessel, den wir allerdings zugestehen müssen. Man kann kleine Patrouillen , einzelne Entfendete 2c. nicht mit Koch geschirren verschen. Aber wo und wie oft kann es vor kommen, daß in solchen Fällen Kocheinrichtung nöthig ist, daß die Leute sich nicht auf andere Weise die Kochmittel verschaffen können, wenn sie etwa deren bedürfen sollten ? Man kann nicht für alle denkbaren Fälle Einrichtungen treffen, ohne sich in kleinliche Sorge zu verirren . Doch läßt sich vielleicht auch hierfür ein Auskunftsmittel ohne

aus der Erfahrung eine Reihe von Gründen entwickelt worden , die bis jezt noch nicht widerlegt wurden. Eine Erfahrung aber müssen wir noch einem alten Offizier, der fünf Feldzüge gemacht hat, nach S. 1214 der Allg. M. 3. von 1850 geradezu abschreiben , da auch wir sie bestätigt fanden. Das Räsonniren läßt nach im Ver= hältnisse des Gebrauches." Auch 1849 fühlte sich der Soldat Anfangs unbehaglich mit dem großen Kessel und schon nach dem ersten Bivouak hatte er ihn achten und lieben gelernt.

Aufgeben des Syſtems finden , worauf wir nachher zurück kommen. Dieß unsere Erfahrungen. Wir hätten ausführlicher damit sein können, wäre nicht schon früher und ebenfalls

Doch wir haben zugestanden , daß auch das französische System seine Schwächen habe. Es sind dieß namentlich folgende: 1 ) Die größere Belastung eines Theils der Mannschaft, obschon im Ganzen bei dem preußischen Systeme die Mannschaft schwerer belastet ist. 2) Die Benachtheiligung von 15 Mann durch Verlust oder Verderb eines Kessels , indeß bei dem preußischen Systeme nur Der leidet, deffen eigener Kessel verloren oder verdorben wird , was freilich , wie bei dem franzöſi schen Keffel, ziemlich im Verhältniß der Mannschaft , und zwar so geschehen wird , daß zugleich die Abgänge an Mannschaft nahezu den Abgang an Feldrequisiten decken laffen. 3) Die Unmöglichkeit , kleine Trupps unter 15 Mann leicht mit Kochgeschirren zu versehen. Alles Uebrige, was so oft schon gegen das franzöſiſche System geltend gemacht wurde, die Störung im Gliede durch die großen Kochgeschirre, den Wechsel der Mann schaft im Tragen 2. halten wir für geringfüging. Man stelle die Leute mit den großen Geschirren in's leßte Glied, wechsele zeitig , benuße nebenbei wohl auch das Tragen als Strafmittel, und vor Allem man handhabe eine strenge und rückhaltlose Disciplin , deren Nothwendigkeit der ge= funde Sinn des Soldaten , wenn richtig geleitet , frühe einsehen lernt , und die Sache wird gehen, und zwar gut gehen, wie sie überall da in den Feldzügen , wo die Vor ausseßungen dazu eintraten , gut gegangen ist. Aber wir haben einmal einige Schwächen des französischen Systems zugestanden , so wenig ernste Bedeutung fie uns auch zu haben scheinen, und wir müssen uns die Frage stellen, wie da abgeholfen werden könne. Unsere Meinung ist, daß der auf 15 Mann berechnete Kessel durch einen solchen für 10 Mann zu erseßeu und diesem statt des Bidons ein Reservekessel beizugeben , jeder dieser Keffel aber mit nur Der einem Kesseldeckel (Cafferolle) zu versehen wäre. Keffel erhielte mit Ausnahme der flachen Seitenwand, womit er an dem Tornister aufliegt, die Form eines ab= geftugten Regels. Die Ausrüstung mit Feldmenagegeräth= schaften bestünde dann auf 30 Mann aus : 6 Kesseln , 6 Keffeldeckeln (Caſſerollen) , 2 Beilen, 2 Menagefäden, 30 Feldflaschen. Wir werden gleich nachher die Verhältnisse der Last vertheilung, wie sie hierbei sich ergeben würde, und den vergleichsweisen Kostenaufwand erörtern , obschon wir bei aller nothwendigen Rücksicht auf die zu schonende Steuer

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kraft doch gerade diesem leßteren Puncte das wenigste Gewicht beilegen , denn alles zweckmäßig auf das Heer verwendete Geld trägt in dessen erhöhter Leistungsfähigkeit seine reichen Zinsen, und was das Zweckmäßigste ist, muß eben geschehen , wenn das Land es nicht ſelbſt ſpäter be= klagen soll. Der kleinere Kessel , wie wir ihn versuchsweise haben fertigen lassen , und der in Stärke und Form , namentlich auch mit Rücksicht auf die Bepackung des Soldaten , uns zweckmäßig erscheint , würde 21 Pfund wiegen , also fast 1 Pfund weniger, als der für 15 Mann berechnete Kessel. Die Verminderung an Gewicht für den Meistbelasteten wäre nicht unbedeutend. Der zunächst zum Gebrauch als Bidon dienende Reservekessel würde die Nachtheile vorkom = menden Verlustes oder Verderbs zum Verschwinden_min= dern , da selbst in dem äußersten Falle , daß 3 Kessel ver loren oder verdorben wären , den 30 Mann immer noch 3 Keffel à 10 Mann übrig blieben , die nöthige Ausglei chung in der Compagnie aber immer gesichert bliebe. Der Reservekessel würde sich selbst bequemer tragen , als der bisherige, obschon leichtere Bidon , weil dieser bei seiner cylindrischen Form nie fest auf dem Tornister aufliegt, sondern immer mehr oder weniger schlottert. Die Kegel= form der Kessel würde gestatten , in besonderen Fällen, wo Erleichterung im Marsche nöthig oder soust zulässig ist , die Kessel in einander zu schieben und so auf Wagen oder Packpferden nachzuführen, ohne daß dazu, wie bei dermaliger Form , viel Packraum erfordert würde. Klei nere Truppe könnten leicht mit den nöthigen Geräthschaf ten versehen werden ; auf je 5 Mann wäre ein Kessel vorhanden. Alle übrigen wesentlichen Vortheile des fran zösischen Systems blieben erhalten. Nur der Bedarf an Kochraum würde ein Geringés größer. Aber es gliche sich dicß aus durch den geringeren Bedarf an Feuerungs material , da der kegelförmige Kessel dem Feuer eine größere Fläche bietet.

bei dem franzöf. bei dem preuß. nachunserem Systeme. Vorschlage. Pfd. Loth.. Pfd. Loth. Pfd. Loth . -2 30 30 Das kleinste hingegen ist Nach Abzug des Ge= wichts d. Feldflaschen beträgt d. Gesammt= gewicht der Feldme= nage-Geräthschaften 301 auf 30 Mann . . 24 ---leßtere Mann 301 werden , 12 von Erstere 24 Pfd . Pfd. von 16 Mann getragen , es trägt also im Durch= schnitt der Mann von jenen 2 Pfd . , von diesen 1 Pfd . 29 Loth.

1

bei dem franzöf. bei dem preuß. nach unserem Systeme. Vorschlage. Vfd. Loth. Pfd. Loth. Pfd. Loth. Es trägt also im Durch 2 13 schnitt der Mann . 1 23½ 1 30 Das größte Gewicht, das der Mann trägt, 4 12 4 30 3 14 beläuft sich auf .

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Nun zu der Frage, welche Verhältnisse die Belastung und der Kostenaufwand ergeben wird. Das Gewicht der Feldmenagegeräthschaften von 30 Mann beträgt (Nr. 10 der A. M.3 . von 1850) bei dem französischen Systeme 52 Pfund , preußischen Systeme 72 Pfund. Das Gewicht der Feldkochgeräthschaften für 30 Mann nach unserem Vorschlage würde betragen : 15 Pfb. 6 Kessel à 2 Bfd.. "1 6 Kesseldeckel(Caſſerollen) à 1½ Pfd . 9 4 2 Beile à 2 Pfd. "1 21 / " 2 Menagesäcke à 11 Pfd . 28 30 Feldflaschen à 30 Loth " Summe 581 Pfd.

Auf 30 Mann kommen folgende verschiedene Gewichte : bei dem französischen bei dem preußischen nach unserem Vor Systeme. Systeme. fchlage. Mann. Pfd. Loth. Mann. Vfd. Leth. Mann. Pfd. Loth. 2 à 4 10 5 à 4 30 6 à 3 14 25 à 2 2 à 3 6 2 à 2 30 2 à 2 30 6 à 2 14 4 à 2 14 2 à 2 6 2 6 2 14 à -- 30 18 à 30 Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich , daß von 30 Mann bei dem preußischen Systeme 5 Mann schwerer belastet sind , als bei dem französischen und als bei dem von uns vorgeschlagenen ; daß 14 Mann bei unserem Systeme nicht einmal die Hälfte Gewicht an Feldrequisiten tragen , als jeder der 25 übrigen bei dem preußischen Systeme, und daß 8 Mann bei unserem Systeme nur weniges mehr tragen. Bezüglich des Kostenaufwandes , so würde zwar der Anschaffungspreis der Feldkochgeräthschafien für 30 Mann dem Anscheine nach sich etwas höher belaufen , als der des französischen Systems , nämlich : 9 fl. - fr. 6 Kessel à 1 fl. 6 "1 6 Casserollen à 1 fl. " 2 " 2 Beile à 1 fl. • " 2 Menagesäcke à 36 fr. • 1 "1 " 29 " --- "/ 30 Feldflaschen à 58 kr.

Summe

47 fl. 12 kr.,

also 5 fl. mehr als bei dem französischen Systeme, bei welchem der fragliche Preis 42 fl. 12 kr. (ſ. A. M. Z. von 1850, S. 88) beträgt. Erwägt man jedoch , daß bei unserem Vorschlage auf die 30 Mann eigentlich 3 Kessel in Vorrath find, so ist der Anschaffungspreis der nöthigen Feldkochgeräthschaften nur 30 kr. größer als dorten. Die Geräthschaften nach unserem Systeme sind aber ungleich billiger, als die für dieselbe Kopfzahl nach preu ßischem Systeme. Der Unterschied beträgt bei 30 Mann (f. A. M. 3. von 1850, S. 88) 21 fl. 42 fr. — also nahezu ein Drittheil Ersparniß. Und nun schließen wir mit dem Motto : „Prüfet Alles und das Beste behältet! " 39.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

N 116.

27. September 1851 .

TO

1901

ରୁ Allgemeine Militár-- Zeitung. Wien, 5. Sept. Dem Vernehmen nach ſteht dem öſterreichiſchen Landwehrſyſtem eine Reform bevor.

den ,in gegenſeitige Verpflichtung bringen ; ſie würde ſo die Thätigkeit der einen wie der anderen verzehnfachen, und , was in ſolchem Falle ein glüdliches Zuſammentreffen zu nennen iſt, fie würde nicht weniger den Sandel und

Dießfalfige Vorſchläge find bereits erſtattet worden , und

die Privatinduſtrie, wie den öffentlichen Reichthum und

obgleich über die Art der Reform noch nichts mit Beſtimmtheit verlautet , ſo iſt doch der ausgeſprochene Zweck derfelben , eine Verringerung des Activſtandes der Armee zu

die Staatsmacht begünſtigen. Die Commiſſion unternahm es , die Wechſelbeziehungen aller militäriſchen Etabliſſe ments und der Hauptgarniſonspläße mit jeder Linie auß

Oeſterreichiſche Monarchie.

ermöglichen, ſowie die Staatsausgaben herabzuſeßen. frankreich .

einanderzuſeßen und die ausgedehnten Arbeiten , die ſie zu

leiſten hatte , damit zu ſchließen , daß fie unter gleichem Geſichtspuncte die Wichtigkeit aller Eiſenbahnen , ſowohl in Frankreich als außerhalb, crörterte.

( 11) Am 24. März d . J. hatte der Kriegsminiſter dem Präſidenten der Republik die Ernennung einer Commiſ

fion vorgeſchlagen , welche Unterſuchungen bezüglich der Dienſte machen ſollte , welche Franfreich von ſeinen Eiſen

Entgegnung.

bahnen bei einem Offenſiv- und Defenſivfriege erwarten

könnte . Dieſer Vorſchlag wurde genehmigt (ſ. 4. M. 3 .

Nr. 104 der Allg. Militärzeitung vom 30. Auguſt

Nr. 53 v . d. 9.) und die Commiſſion bat bereits ihre

1819 bringt einen , zu meinem Bedauern mir erſt jeßt vor

Arbeiten ſehr eifrig betrieben . Sie erkannte, wie es aus militäriſchen und öfonomiſchen Geſichtspuncten nöthig ſei,

liegenden Artikel über die Bekämpfung der Rebellion in Großherzogthum Baden ." In dieſem Artikel ſpricht der

die Corps und Detachements wie ſeither in Etappeniär:

Verfaſſer über den Werth des Tournireng des Gegners und ſagt unter andern : „ Deſſen ungeachtet war in den Gefechtsrelationen des" hier fraglichen Feldzugs von Tournirung der Juſurgenten in den Gefechten ſelbſt niemals die

fchen marſchiren zu laſſen , zu gleicher Zeit aber in weiter Ausdehnung Transportverſuche mit Infanterie , Cavalerie

und Artillerie, mit Waffen , Pferden , Fahrzeugen und Munition anzuſtellen . Aus letteren folgerte man , daß vermittelſt wenig koſtſpieliger Modificationen das ganze Material, wie es zur Nußung der Eiſenbahnen eben vorhanden iſt, augenblidlich für Truppentransporte anwenda bar gemacht werden könne; daß die Bewegungen vermit

Rebe ; dagegen hörten wir , daß man z. B. bei Dur lady , wo die in Fronte eigentlich unangreifbare Stellung des Gegners auf das Tourniren eigentlich naturgemäß hinwies, dennoch den Ddhjen bei den Hörnern angegriffen haben ſoll und dieß denn natür lich mit bedeutendem Verluſte der braven , auch hier

telſt der Gijenbahnen für alle Waffengattungen leicht von Statten gehen ; daß fie eine große ſtrategiſche Wichtigkeit haben können und zur Vermehrung der Streitkräfte des Štaates Vieles beizutragen vermögen. Die Commiſſion

Es iſt faum zu vermuthen , daß dem Verfaſſer die

bat bereits Reglements ausgearbeitet, welche ſie der Zu-

betreffenden Relationen über das Gefecht bei Durlach be

ſtimmung des Miniſters unterbreitet hat. Dieſe Regle-

kannt geworden ſind, daher will ich ſowohl dem Verfaſſer

ſiegreiden Truppen ."

2 .

ments, weldie alle Schwierigkeiten der Ausführung, für gegenüber , als für den ſpäteren Geſchichtsſchreiber, über die Bahngejellſchaften wie für die Truppen , zu ebnen jenes Angreifen des Odjen bei den Dörnern " Folgendes 11

ſuchten , verbürgen von nun an die Schnelligkeit des Einund Ausſteigens , wie die Sicherheit der Fahrt. Die Com-

entgegnen. „ In ernſten Dingen , " ſagt der Verfaſſer jenes Ar

miſſion beſchäftigte ſich auch mit der Frage der Anlage tifele , „ erſcheint und Jahrheit als erſte Freundespflicht." Dieſem Grundſaß vollkommen huldigend , ſtelle ich an eines Schienenweges um Paris. Die Errichtung dieſes Weges würde die Hülføquellen aller Bahnlinien und die heim , ob cs gerechtfertigt werden kann , zu ſagen , man

militäriſchen Kräfte aller Pläße, welche jene durchſchnei= griff bei Durlach den Odſen bei den Hörnern an ,“ wenn

947 preußischerseits folgende Anordnungen getroffen wurden, um das Hinderniß bei Durlach zu beseitigen. Die 4. Division ( 1. Armeecorps ) ging von Karlsdorf - ihrem Bivouak über Graben und Spöck, auf dem linken Ufer der Pfinzbach , über Staffart_und Blankenloch, um den voraussichtlichen Angriff der 1. Division bei Dur lach zu unterstügen. Ohne bedeutendes Hinderniß gelangte im Laufe des Tages deren Avantgarde über Rintheim etwa um 4 Uhr ― auf die von Durlach nach Karlsruhe führende Straße, so daß die zum Schuß des linken Flü gels der Durlacher Stellung gegen den Rintheimer Wald und auf jene Straße vorpoussirten 2 Bataillone Volks wehr und eine Compagnie des Flüchtlingsbataillons sehr bald ihre Position verließen und sich nach Durlach zurück zogen. Die Verbindung zwischen der 4. Division und der auf der Bergstraße vorrückenden 1. hielt, von lezterer deta= chirt, eine (rechte) Seitencolonne von 2 Bataillonen , 1 Schwadron Husaren , 1 Zuge Jäger , 1 Zuge Piounire und 2 Fußgeschüßen. Die Rebellen hatten den Raum an der Pfinz zwischen den drei Barrikaden von der Eisenbahn bis zur Ober mühle an der Straße nach Bruchsal mit 5 Compagnieen (etwa 650 M.) ihrer besten Schüßen (Neuberger Schüßen ――――― und Hanauer Turner) ausgefüllt; deren Unterstützung --8 Compagnieen standen hinter den Barrikaden , und zwar eine Flüchtlingscompagnie hinter der Barrikade an der Obermühle, eine Compagnie Volkswehr und eine Com= pagnie des Mannheimer Arbeiterbataillons links zwischen dieser und der Barrikade an der Mittelmühle ; eine Flücht lingscompagnie und die deutsch -polnische Legion (4 Com pagnieen) weiter links hinter der Barrikade an der Eisen ―――― bahn; am rechten Flügel dieser Stellung stand eine Compagnie (Mannheimer Arbeiter) auf dem Thurmberge, eine Compagnie Offenburger Volkswehr an der barrika dirten Straße nach Größingen. Zur Sicherung des linken Flügels war eine Compagnie Volkswehr auf der Karls ruher Chauffee , eine Flüchtlingscompagnie am Bahnhofe auf der Straße nach Karlsruhe aufgestellt. Gegen den Wald von Rintheim , in dem Raum rechts dieser leztgedachten Compagnie und der Pfinz , waren 2 Bataillone Volkswehr vorgeschoben. Die Reserveabthei= lungen Volkswehr, 2 Comnagnieen des Mannheimer Ar beiterbataillons und 2 Compagnieen des Flüchtlingsbatail long standen auf dem Markt. Am Rhein bei Mühlburg u. s. w . stand eine Brigade. Die erste, außerordentlich günstige Vertheidigung der Pfinz bestand hiernach aus 15 Compagnieen. Als die preußische ( 1.) Diviſion ſich auf ungefähr 800 Schritte dem Pfinzbache genähert hatte, konnte sie sowohl die errichteten Hauptbarrikaden ― von der Eisenbahn bis zur Obermühle - als auch die genommenen Vertheidigungs maßregeln bereits erkennen, und es wurde, während die Trup pen etwas ruhten , die Angriffsdisposition an Ort und Stelle gegeben , nach welcher das Füſilierbataillon des 30. Jn = fanterieregiments mit 2 Geschüßen gegen die Uebergänge an der Ober- und Mittelmühle, 2 Compagnieen ( 1. Bat. 30. Jnf.Reg. ) , 1 Compagnieen Jäger und 2 Geschüße gegen die Barrikade hinter der Eisenbahn vorgehen sollten, während sich 2 Bataillone (Füf.Bat. 28. und 2. Bat. 17.

918 Inf.Reg.) über Größingen nach dem südwestlich hinter Durlach liegenden Dorf Aue dirigiren , um hierdurch die Insurgenten von ihrer Rückzugslinie nach dem Gebirge abzuschneiden und auf Karlsruhe zu werfen , oder sie nach Umständen der oben erwähnten rechten Seitencolonne oder endlich der 4. Division entgegen zu treiben und auf dieſe Art die südwestliche ganze Position umfassen. Die 3. Divifion , welche der ersten folgte , hatte den Auftrag , bei dieser von der 1. Division unternommenen Umgchung des feindlichen_rechten Flügels erforderlichen= falls mitzuwirken , wezu sie auch im Laufe des Gefechtes ein Bataillon (Füf.Bat. 27. Jnf.Reg.) verwandte, das aber nicht zum Schuß kam. Nach diesen Anordnungen waren gegen das Centrum der Pfinzposition gegen die Hörner des Ochsen —, welches , wie nachgewiesen, mit 15 Compagnieen (circa 2500 Mann) beſeßt war , 7½ preußische Compagnieen mit 4 Geschüßen bestimmt , während der feindliche linke Flügel durch eine ( 4.) Division bedroht, der rechte durch zwei Bataillone umfaßt und zurückgedrängt wurde; in Folge dessen oder vielmehr im selben Augenblick , als die Um gehungscolonne (etwa um 3 ; Uhr ) am feindlichen rech= ten Flügel wirksam zu werden begann , die Hauptbar= rieren von jenen 7 Compagnieen gestürmt und troß ihres Mangels an physischer Ueberlegenheit aber vermöge ihres moralischen Uebergewichtes im ersten Anlauf genommen wurden. So sehr auch der Verlust jedes einzelnen ehrliebenden und pflichtgetreuen Soldaten , besonders durch eine solche Bande Meuterer , zu bedauern ist, so war derselbe mit Berücksichtigung des bedeutenden Widerstandes und des beinahe vierstündigen Tirailleurfeuers nur sehr mäßig. Jene 7 Compagnicen hatten nur 3 Todte und 41 Ver= wundete. Das Iserlohner Landwehrbataillon gehörte, wie die die obige Disposition zeigt, nicht zu den für die Beschäf= tigung des feindlichen Centrums bestimmten Truppen . Es wurde in dem Augenblick vorbeordert, um das Tirailleur= feuer am linken Flügel zu verstärken , als die Inſurgenten die beginnende Umgebung ihres rechten Flügels bemerkend, mit Ueberlegenheit gegen die Schüßen zweier dort stehen= den Compagnieen (4. und 10. des 30. Inf.Reg.) vor drangen , welche , ohne alle andere Deckung als das hohe Korn, zu einer momentanen rückgängigen Bewegung_ver= anlaßt wurden, die indeß um so weniger Einfluß auf das Gefecht am Pfinzbach selbst hatte, als die Vertreibung der Nebellen aus ihrer festen Position und der Stadt haupt= sächlich durch das Umfassen ihrer Flügel erfolgen mußte und auch erfolgte . Das Iserlohner Landwehrbataillon verlor in sehr kur zer Zeit 7 Lodte und 68 Verwundete. Die Ursache dieses bedeutenden Verlustes gehört nicht hierher; sie war aber factisch eine chrenvolle und das erlittene Unglück fand bei allen anwesenden Truppentheilen eine allgemeine und warme Theilnahme. Bei dem später erfolgten Sturm auf die Obermühle befanden sich die Schüßen des Bataillons , die bis dahin *) Mithin ziemlich um dieselbe Zeit , als die 4. Division die Straße von Durlach nach Karlsruhe erreicht hatte.

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den ihnen in der Tirailleurlinie angewiesenen Naum fest gehalten hatten , an der Tête jener Sturmcolonne. Wenn auch der Verfasser dieser Entgegnung ein Par= tei (nicht Kampf-) genosse jenes Gefechtes ist , so hat er doch in oben angedeuteter Absicht hier nur wiedergegeben, was authentische Berichte und mündliche Mittheilungen — über jenen Kampf bei welchem der Ochs an den Hör nern angegriffen worden sein soll - flar und unumstöß lich feststellten. "In ernsten Dingen erscheint auch uns Wahrheit als erste Freundespflicht."

ftimmung war die Belagerung von Gerona unter dem Commando des Marſchalls Augereau , an deffen Stelle nachher Marſchall Mac= donald trat.

Nekrolog des kurhessischen Generallieutenants und Divisionscommandanten Philipp

Bauer.

(Eingesendet.) Der Generallieutenant Philipp Bauer , Großkreuz des kurheff. Löwenordens , des k. preuß. rothen Adlerordens mit Schwer= tern , des großh. hessischen Ludwigsordens , des großh. oldenburgie schen Haus- und Verdienstordens Peter Fr. Ludwigs , Inhaber des kurheff. Militärverdienstordens , Cdr. der französ. Ehrenlegion , (auch Ritter des Ordens der westphälischen Krone ,) Inhaber der kurhes. fischen Denk- und Ehrenmedaille von 1814 und 1815 , zeitweiliger Befehlshaber sämmtlicher Truppen des kurhessischen Armeecorps und erfter Commandant von Kassel , außerdem Divisionscommandeur der Infanterie, -- wurde am 26. October 1775 zu Kaffel geboren. Er war von 5 Brüdern der dritte , von denen der älteste , als Dragonerrittmeister in badischen Diensten , in der Schlacht bei Wagram beide Beine verlor und in Folge deffen auf dem Schlacht felde Atarb. Seine militärische Laufbahn , die Generallieutenant Bauer so rühmlich und glänzend bis zur höchsten Stufe , welche der vater ländische Dienst ihm bieten konnte , durchlaufen hat , scheint nicht ſeine anfängliche und erste Berufsbeſtimmung geweſen zu sein. Denn erst in seinem 24. Lebensjahre , am 3. Januar 1799 trat er als Fahnenjunker in das camalige landgräfl. beſſiſche Gardegrenadier. regiment ein. Desto mehr aber scheinen selbstständiger Entschluß, wahre Neigung und militärische Eigenschaften ihn dazu bestimmt zu haben. Auch hat ihm in der ersten Zeit seines Dienens auf der mili tärischen Stufenleiter keineswegs ein besonderes Glück zugelächelt. Er stand bereits im 30. Lebens- und im 6. Dienſtjahre , als er Secondlieutenant wurde. Erst im Juni 1805 erreichte er diesen Grad und wurde zwei Monate später zum Brigadeadjutanten er nannt. Dagegen gestalteten das Jahr 1806 und die mit demselben eingetretenen Veränderungen in Deutſchland seine Aussichten anders. Als in eben diesem Zahre die kurheſſiſchen Lande durch die Franzosen occupirt , die Truppen desarmirt und aus der Infanterie zwei neue französische Regimenter gebildet wurden , trat Seconde. lieutenant Bauer, da ihm keine andere Wahl blieb , in franzöſiſche Dienste , und zwar als Capitaine Adjutant-Major. Von da ging derselbe im März 1808 in dieſer Charge in die Dienſte des Königs von Weftphalen über und wurde zum 4. westphälischen Linienregi ment nach Magdeburg verſeßt , woselbst das Regiment organiſirt wurde. Im Januar 1809 kam dieses Regiment nach Hildesheim und im Februar deffelben Jahres nach Meß in Garniſon. An Leßterem Orte wurde es neu armirt und schon nach einigen Wochen zum Feldzug nach Spanien defignirt , wohin es auch im April 1809 abmarschirte. Unter den Befehlen des Generals Morio langte die westphä lische Division Anfangs Mai in Perpignan an ; ihre nächste Be=

Von Perpignan rückten die (westphälischen) Truppen alsbald in die Nähe von Gerona vor , kamen hier bei St. Madir in's Lager , von wo aus fie am 8. Mai die Dörfer Ponto-Major unb Seria die vom Feind beseßt waren , mit Sturm nahmen , die Spanier mehr und mehr gegen die Festung zurückdrängten und die Belagerung vorbereiteten , zu der indes erst gegen Ende Mai nach einem dem Feinde mißlungenen Ueberfall bei Montagut grschritten werden konnte. Den Vorposten der Belagerer machten hier die spanischen Bauern und Mönche viel zu schaffen , indem sie dieselben , wo es irgend Zeit, Ort und Gelegenheit nur gestatteten , beſchlichen, über fielen und tödteten. Aber auch öftere und kühne Ausfälle von Seiten der Belagerten fanden statt , von denen unter andern einer am 7. Juli von dem 4. Regiment vereitelt und der Feind mit bedeu tendem Verlust zurückgeschlagen wurde. Bevor die eigentliche Feftung Gerona angegriffen werden konnte, mußten erst die Außenwerke genommen sein. Es war das Fort Montjui , dem das 4. Regiment gegenüberstand und auf das es am 8. Juli einem Sturm beiwohnte, in welchem von 3000 Mann 1000 todt und verwundet blieben. Sämmtliche Offiziere des Regiments , welche dem Sturm bei wohnten , wurden bis auf zwei todtgeschossen und bleſſirt. Das 2. Regiment verlor hierbei 7 , das 3. 6 und das 4. 9 Offiziere. Der Sturm wurde dennoch abgeſchlagen , weil die Sturmlei= tern zu kurz und die Breschen nicht hinreichend practicabel waren. Capitän Bauer hatte zwar das Glück , nicht blessirt zu werden ; durch das ungewohnte Klima aber , durch den zehnwöchigen Aufent= halt unter freiem Himmel , sowie durch die ungeheueren Strapaßen war seine Gesundheit dergestalt zerrüttet , daß er heftig erkrankte, oft ohne Bewußtsein war und nach Perpignan transportirt werden mußte. Statt seiner Genesung aber wäre er auf diesem Wege faft dem schmählichsten Tode entgegen gegangen , indem der Fuhrmann, auf dessen Wagen sich Bauer als Kranker befand , beim Paſſiren einer Brücke , die ohne Geländer war , versuchte , den Wagen sammt den Kranken in den Fluß (Ter) zu stürzen , und als dieß mißlang , den Capitän Bauer , der vor Mattigkeit kaum den Wagen noch hatte verlaſſen können , vorfäßlicher Weiſe in den Strom fürzte, aus dem er nur mit Mühe gerettet werden konnte. Bauer's Pflege in Perpignan , sowie überhaupt_die_daſelbſt getroffene Vorsorge für die Kranken war so mangelhaft , daß er im Hospital nicht einmal ein Unterkommen fand , vielmehr aus eigenen Mitteln Quartier , Arzt und Medicin beschaffen mußte. Das Fieber verließ ihn hier bis zu seiner Genesung fast nie und konnte er deß halb erst im September wieder zu seinem Regimente zurückkehren. Auch bei der Armee vor Gerona hatte die Krankheit so über hand genommen , daß bei seiner Ankunft daselbst am 6. September 1809 das Regiment nur noch 500 Mann zählte, wovon aber 270 Mann lagerkrank waren. Die Offiziere waren meiſtentheils todt, blefsirt oder krank , so daß Bauer nach seiner Ankunft alsbald das Commando des einen Bataillons und ein Lieutenant das des ande ren übernehmen mußte. Nach 14 Tagen hatte Bauer auch das Commando des Regiments. Nachdem am 19. September abermals ein vergeblicher Sturm auf Gerona gemacht worden war , gelang es endlich Anfangs Oc tober, in eine der Vorstädte einzudringen und hier Posto zu fassen, wo Bauer das Vorpostencommando und zugleich das Commando der Brigade erhielt. Das 4. Regiment , welches mit 1100 Mann von Perpignan ausmarschirt war und außerdem 800 Recruten er halten hatte , zählte jezt nur noch 250 Mann. Krankheit , nament lich das Fieber , suchte auch unseren Bauer abermals heim , ſo daß derselbe am 21. October zum zweitenmal nach Perpignan gebracht wurde und von da erst gegen Ende December wieder zum Regi ment zurückkehren konnte. Gerona war bei seiner zweiten Rückkehr dahin bereits gefallen und von den Weftphalen beseßt , die dafelbft bis zum 1. März 1810 verblieben , an welchem Tage die Divifion nach Bannalos abmarschirte. In Gerona bekam Bauer eine Grenadiercompagnie.

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Die Division blieb , um die Communication mit Gerona zu erhalten , bis zum 28. Juli in und bei Bannalos stehen , wo Bauer verschiedenen Gefechten , als beim Kloster Martorio am 1. Mai, bei Ollos am 10. Juni, bei Bannalos am 14. und 18. Juni , bei wohnte. Am 28. Juni beseßte das 4. Regiment Figueras und am 11. Juli Rosas , von wo Bauer Ende September nach Westphalen zurückkehrte. Die Division Westphalen war bis dahin nämlich so zusammen= geschmolzen , daß die Infanterie nur noch ein Bataillon formiren fonnte. Nachdem die Weftphalen so 18 Monate lang als Alliirte von Frankreich in einem fremden Lande und für fremdes Interesse gegen einen fanatischen Feind , mit den unsäglichsten Mühseligkeiten und unter den größten Entbehrungen aller Art , in ungewohntem Klima und von Krankheiten im höchsten Grade heimgesucht , gekämpft hat= ten , und wodurch im Ganzen dennoch wenig erreicht worden , die Offiziere aber in Beziehung auf ihr weiteres Fortkommen ohne alle Aussicht waren , obgleich sie wohl die gerechtesten Ansprüche machen konnten ; entschloß sich Capitän Bauer auf Vorschlag feiner Vorgesezten um so mehr und um so cher, nach Deutschland zurück zukehren, als seine Gesundheit völlig zerstört war. Nach seiner Rückkehr nach Westphalen und nachdem seine Ge= sundheit wieder so weit hergestellt war , bewarb er sich um_ander= weitige Anstellung , die er denn auch bald erlangte. Am 1. Februar 1811 wurde Bauer Oberstlieutenant im 1. westphälischen Linien regimente , das damals in Bielefeld lag und von dem er das Com mando des 1. Bataillons erhielt. 3m März 1811 marschirte das Regiment nach Danzig. Schon unterwegs dabin stellte sich bei Bauer das Fieber wieder ein , so . daß er in Braunschweig zurückbleiben und später dem Regiment nachreisen mußte. In Danzig verblieb das Regiment bis zum April 1812. Dasselbe wurde sodann dem 1. Armeecorps unter_Eckmühl_zu getheilt und zum Marsch nach Rußland bestimmt. Anfangs Juni verlegte man es indessen nach Pillau , welchen Ort es während des Vordringens der großen Armee beseßt halten sollte. Nachdem das Regiment deßhalb auch wieder aus seinem neuen Brigadeverband entlassen worden war , erhielt es Ordre nach Kö nigsberg , woselbst es am 12. Juni ankam. Einige Tage später traf auch Napoleon in Königsberg ein. Der Kaiser ließ das Ba taillon des Oberstlicutenant Bauer auf dem Schloßplage exerciren, wobei er selbst die Commandos angab und verschiedene Evolutionen ausführen ließ. Nach dem Defiliren wendete sich der Kaiser zu Oberflieutenant Bauer mit den Worten : „Wenn die Truppen ihres Herrn alle so gut exercirt sind , so kann er sich gratuliren.“ Auf Verwenden der Stabsoffiziere des Regiments bei den Ad jutanten des Raisers bei dieser Gelegenheit , wurde das Regiment auf's Neue zum Feldzug nach Rußland beſtimmt und zu dem Ende der 7. Brigade , General Bachelu , des 10. Armeecorps ( Diviſion Grandjean) unter Marschall Macdonald einverleibt. Schon am 24. Juni paſſirte dasselbe den Niemen bei Georgenstadt , welches Oberstlieutenant Bauer von den Kosacken , die es befeßt hatten, reinigte und dann beseßte. Da hier das Regiment von den Ko facken , resp. Vorposten des Wittgenstein'schen Corps zu wiederhol tenmalen beunruhigt wurde , so wurde Oberfilieutenant Bauer mit einem Detachement denselben entgegengeschickt. Er griff dieſelben an und trieb sie bis in das eine halbe Stunde entfernte Dorf zurück. Das Wittgenstein'sche Corys zog sich einige Tage nachher über Rosienna nach der Düna zurück. Diesem folgte das Vorrücken der Franzosen 2c. bis Jakobsstadt , wo das Regiment zuerst wieder mit den Kosacken zusammentraf. Von da marschirte dasselbe nach Düna burg , wo es einstweilen ſtehen blieb und die Festungswerke des Brückenkopfs demoliren mußte. Von Dinaburg über Bauske rückte das Regiment nach Mitau und hierauf in's Lager bei Ecau. Am 15. December 1812 hatte das Regiment ein Gefecht bei Baldonen mit einem Bataillon_rus

fischer Infanterie und einer Abtheilung Kosacken , die aber bald den Rückzug antraten. Am 19. December , nachdem die Russen die Beresina über=' schritten hatten , wurde der Rückmarsch nach Danzig angetreten. Oberstlicutenant Bauer hatte auf diesem Rückzuge meist die Arriere garde , und da der Feind heftig verfolgte und das Macdonald'sche Corps durch die Bewegungen und durch die Capitulation des York'schen Corps bedeutend aufgehalten wurde , so war dasselbe in großer Gefahr , abgeschnitten zu werden. Bei der Arrieregarde fanden daher mehrere Gefechte, wie bei Labiau , bei Langenmühl, zwischen Lohberg und Elbingen , bei Rosenberg und bei Baußt, statt. Nach diesem Rückzuge rückte das Regiment am 17. Januar 1813 in Danzig ein , wo Oberstlieutenant Bauer bis zur Uebergabe der Festung verblieb. Auch hier , wie auf dem Rückzuge aus Kurland und wie in Spanien , zeichnete sich Oberstlieutenant Bauer , wie wir aus Nach stehendem ersehen werden , durch seine rastlose Thätigkeit, durch Umsicht und Bravour höchst vortheilhaft aus , so daß er sich stets der Hochachtung und des Vertrauens seiner Vorgeseßten wie seiner Untergebenen und Kameraden zu erfreuen hatte. In Danzig com= mandirte Bauer das Regiment , da der Oberst desselben beinahe immer frank war. Bei der langwierigen Belagerung Danzigs , die beinahe ein volles Jahr dauerte , hatte Bauer auch viel Gelegenheit , sich aus zuzeichnen , die er denn auch niemals ungenußt vorübergehen ließ. Wir wollen hier die Ereignisse in Danzig etwas näher be schreiben , indem fie am besten geeignet sind , nicht nur das Ver dienst des Generallieutenants Bauer in das gebührende Licht zu stellen , sondern auch einem jeden Offizier , der sich in ähnlicher Lage befindet, als lehrendes und glänzendes Beispiel zur Nachahmung dienen können. Wir sehen dabei aber auf's Neue und auf's Klarfte , wie das Schicksal des Einzelnen von höheren Mächten sichtbar geleitet und bestimmt wird ; wir sehen , daß namentlich der Soldat nicht anneh= men darf, dieſem durch Vermeidung der Gefahr entgehen zu kön= nen , und daß Vertrauen auf eine höhere Fügung ihm am meiſten Muth und Kraft verleiht. Oberflieutenant Bauer war während der Belagerung bei fol genden Gefechten betheiligt : 1) Am 4. Februar 1813 beim Ausfall der Garnison aus Lang fuhr gegen die Ruffen , wobei Bauer mit seinem Regimente den Rückzug deckte und zuerst die Bekanntſchaft der Baſchkiren und ihrer Pfeile machte. 2) Am 5. März beim nächtlichen Ueberfall von Seiten der Russen auf die Vorposten in Langfuhr und Neuschottland , wo die französische Wache sich zurückgezogen und unterlassen hatte , die nöthigen Allarmſchüſſe zu geben. Obgleich von allen Seiten zu= gleich angegriffen, behauptete Bauer dennoch mit einem Verlust von 1 Offizier und 6 Mann todt und mehreren Bleſſirten , Langfuhr. Die Russen wurden mit einem Verlust von 40 Todten und Bles firten zurückgeschlagen. Bei Anbruch des Tages begann das Ge fecht von Neuem und dauerte bis 4 Uhr Nachmittags , wobei von dem Regiment des Oberstlieutenants Bauer abermals 3 Offiziere und mehrere Leute bleſſirt wurden. Der Gouverneur , der selbst zur Stelle kam , machte dem Oberſt lieutenant Bauer , besonders wegen seines Verhaltens in dieser Nacht, die größten Lobeserhebungen , weil Bauer bei dem allge= meinen Angriff der Russen der einzige gewesen , der seinen Posten behauptet hatte. Die Russen hatten in diesem Gefechte 400 Mann und ein Geschüß verloren. 3) Am 9. Mai beim Ausfall der Garnison , wobei Bauer auf dem Zigankenberg commandirte, den ganzen Tag dem feindlichen Artilleriefeuer ausgeseht war und 16 seiner Leute blessirt wurden. 4) Am 29. Auguſt beim Angriff der Ruſſen auf Langfuhr. Das Gefecht dauerte den ganzen Tag über und Bauer verlor dabei 5 Todte und 40 Blesirte. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Dienſtag ,

117.

30. September 1851 . 7:19). 1931

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Om ostajamo

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Allgemeine Militár - Zeitung. öſterreichiſchen Heeres vor Hanau , ſcheint dem Herrn Ver

Die Schlacht von Hanau .

faffer die bekannte Thatſache unbekannt geweſen zu ſein , daß die Anordnungen des Grafen Wrede ſich auf die

(Eingeſendet. )

Nachrichten gründeten, welche aus dem Hauptquartiere diſchen erhielt , derſelbe nach welchen unzwei als öſterrei felbaft dargeſtellt wurde , daß Napoleon über Weßlar den Rhein zu erreichen ſuche und nur ein Nebencorps der Rinzig folge. (Siebe Völderndorff's Beilagen. ) riſchen Armee einer Kritik unterworfen , welche uns verWenn die öſterreichiſche Hanptarmee, die Napoleon auf anlaßt, hierüber einige Bemerkungen zu maden. dem Fuße folgte , hierin getäuſcht wurde, warum den Mangel

In Nr. 59 der A. M. 3. werden bei Gelegenheit der Beſprechung der von dem kurheffiſden Hauptmann 3. Dörr herausgegebenen Darſtellung der Schlacht von Hanau die Sandlungen des damaligen Führers der öſterreichiſch -baye-

.

Anſchuldigungiſt: dasGraf an beſtimmten Nachrichten dem erſt angekommenen baye: Dié fichhauptſächlichſte Wrede 3 Tage mit der Belagerung von Würzburg riſchen Anführer zum Vorwurfe machen ? aufgehalten und hierdurch die Zeit verſäumt babe , die günſtigere Stellung von Gelnhauſen zu erreichen ."

Aus Vorſtehendem iſt nicht unbeutlich zu entnehmen,

daß dem Herrn Recenſenten die über die Schlacht von Wie nun aus Völderndorff's Kriegsgeſchichte deutlich Hanau Bezug babenden Stellen der Kriegøgeſchichte von zu erſehen iſt, hatte der General der Cavalerie Graf Øsiderndorff 'nicht bekannt waren , was ,von dem Kritifer Wrede vor ſeinem Abmarſch vom Jun gegen den Main eines vielfach erprobten Anführers wohl hätte erwartet

den beſtimmten Befehl erhalten : „ lekteren Fluß zur Baſis

ſeiner Operationen zu nehmen , Befeſtigungen und Magazine daran anzulegen , om 24. October vor Wiirzburg zu ſein , ſich dieſes Plages zu bemeiſtern und ſodann nach eigenem Ermeſſen die im Kinzigthal vorrüßenden feind lichen Colonnen in Flanke und Rüden anzugreifen ." (Bei lage 18 des 4. Bandes von Völderndorff's Kriegsgeſchichte ;

werden dürfen . Gichſtädt, den 6. Sept. 1851 .

H.

Antwort des Recenſenten.

Correſpondenz des Feldmarſchalls Fürſten Schwarzenberg mit General Graf Wrede , 1 , 2 und 3.) Der von dem Recenſenten bezweifelte Maridh der öſter

reichiſch -bayeriſchen Armee von 40 Meilen in 7 Tagen bei ſchlechtem Wetter und noch dazu mit jungen Truppen hat wirklich ſtattgefunden und können Seite 257 und 258 von Völderndorff's Geſchichte obigen Bandes die täglichen Gtappen des Hauptquartieres nachgeleſen werden . Wäre -

demnach dem bayeriſch - öſterreichiſchen Befehlshaber die Ginnahme von Würzburg nicht anbefohlen worden , ſo würde nach dem – von dem Herrn Recenſenten ſelbſt als

eine ungeheuere, in der Kriegsgeſchichte noch nicht vorge-

Wir erlauben uns , auf dieſe Berichtigung Folgendes zu erwiedern : Das Wert von Völberndorff war uns , als wir unſere .

Beurtheilung niederſchrieben , allerdings nicht zur Hand ; aber die von uns angezeigte Schrift ſchien uns dieſes Werk

benußt und die Dinge ausführlich genug dargeſtellt zu haben , nm um auf ſie ein Urtheil zu gründen . Und das bat Rich uns nun auch beſtätigt. Des Derrn Ginſenders Hinweiſung auf die erſte Auf gabe , welche dem General Grafen Wrede durch den Für ften Schwarzenberg übertragen wurde , enthält keine aus

reichende Rechtfertigung der Zögerung bei Würzburg. Denn bayeriſchen Armee von 40 Meilen in 7 Tagen unter den dieſer Auftrag war vor der Schlacht von Leipzig gegeben ; erwähnten ſchwierigen Umſtänden , ein Aufenthalt von 3 Graf Wrede erhielt aber ſchon am 22. October , 2 Tage Tagen unbedingt geboten geweſen ſein , um die Truppen vor ſeinem Eintreffen bei Würzburg die Nachricht dieſer Schlacht (S. 23 der Schrift von J. Dörr und S. 468 kampffähig zu machen. Auch hinſichtlich der weiteren Rügen über die Anord- der A. M. 3. , Völderndorff S. 258) , welche ihn um fo kommene Leiſtung anerkannten Marích der öſterreichiſch-

nungen des Commandirenden: der Entſendnng einer Di- eher zur Aenderung ſeiner Bewegungen beſtimmen mußte, vifion nach Frankfurt und der Stellung des bayeriſch- : als in den Zuſchriften des Fürſten Schwarzenberg im

955 Wesentlichen Alles seiner Einsicht und Erfahrung anheim gestellt blieb. Es galt jest nicht mehr, von einer gesicher fen Basis aus und nur in dieser Beziehung hatte die auf die feindlichen Einnahme von Würzburg Bedeutung - auf die feindlichen Verbindungslinien zu wirken , sondern dem geſchlagenen Feind allen möglichen Schaden zu thun: und dazu war Graf Wrede einem Feind gegenüber, der nur die Fort seßung seines Rückzugs im Auge haben konnte, in jeder Stellung, die ihm nur augenblicklichen Raum zum Aus weichen bot , hinlänglich bafirt. Der Aufenthalt vor Würz burg wäre also nur dann gerechtfertigt , wenn ihn die Ar mee zur Erholung nothwendig bedurft hätte. Nun hatte ―――――― fie in 8 , nicht 7, Lagen etwa 40 geographische Meilen wir hatten deutsche angenommen und daher unsere irr= thümliche Schäßung — oder an 60 Stunden zurückgelegt, allerdings eine bedeutende und unter solchen Umständen doppelt anerkennenswerthe Leistung , nach welcher aber eine dreitägige Ruhe in dieser Zeit, wo jeder Tag von unbe= rechenbarer Wichtigkeit war, doch wohl nicht unumgänglich geboten erschien. Napoleon hatte um dieselbe Zeit noch bedeutendere Märsche gemacht und seiner Armee keine Ruhe gegönnt. Was die übrigen " Rügen" angeht, so haben wir ja gerade Das getadelt (A. M. 3. S. 471 ) , daß General Wrede seine Maßregeln wesentlich nur nach den Nachrich ten aus dem österreichischen Hauptquartiere genommen zu haben scheint. Indeſſen ſagt das betreffende Schreiben des Fürsten Schwarzenberg keineswegs , es sei unzweifelhaft", sondern nur es wäre sehr möglich , daß Napoleon die Rich tung über Hersfeld , Alsfeld auf Wezlar u. f. w. nähme (Völderndorff S. 363) . Ueberdieß behauptete der Oberst Scheibler, der an der Spise eines Streifcorps von Bam berg her die Verbindung mit General Wrede gefunden hatte, und, unter diesen gestellt , nun über Hammel burg gegen Fulda rückte, anderen Nachrichten entgegen, bestimmt , Napoleon selbst komme über Fulda ; und Gene ral Wrede nahm seine Stellung bei Hanau allerdings mit Rücksicht auf die doppelte Möglichkeit (Völderndorff S. 262 und 263). Wir glauben danach , daß der Gewährsmann des Herrn Einsenders selbst eher zur Bestätigung als zum Umstoßen unseres Urtheils dienen dürfte. Zu eine ausführlichere Begründung könnten wir in Kürze nicht eingehen ; wir müssen es den Lesern überlassen , sich aus den vorhandenen Schriften darüber zu unterrichten. Uebrigens wird Nie mand dem General Wrede einen Vorwurf daraus machen, daß er nicht etwa die französische Armee vernichtet hat; die matte Verfolgung durch die Hauptarmee trägt die Hauptschuld , daß nicht so viel geschah, als wohl gefchehen konnte. General Wrede hat unzweifelhaft das Verdienst, dem Feinde bedeutenden Abbruch gethan zu haben ; aber er hätte es in weit höherem Maße und mit geringerem eigenem Verluste thun können. Sein Auftreten zeigt sei nem tapferen und muthigen Sinne nach eine Kühnheit, die ihm , und in diesem Augenblick doppelt, wohl anstand; aber es war die rechte volle Einstcht der Lage nicht dabei ; wäre dieß gewesen , er hätte dann noch kühner sein dür fen. Die Geschichte wird darüber entſcheiden. 24.

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Nekrolog des kurhefſiſchen Generallieutenants und Diviſionscommandanten Philipp Baner. ( Schluß.) 5) Am 2. und 3. September beim Angriff der Belagerer auf Langfuhr , woraus fich ein zweitägiges Gefecht entspann , aus dem Bauer gleichsam wie durch ein Wunder unverlegt und unversehrt wieder zu seinem Regiment gelangte. Obgleich der Dienst in der Festung ſehr ſtark war (Bauer befand fich während der Belagerung im Ganzen einen vollen Monat auf Vor poſten) , ſo benußte Bauer dennoch ſeine dienſtfreien Stunden dazu, die Vorposten , die sein Regiment bejegt hatte , zum öfteren zu befuchen, die Leute zu ermuthigen und sich von deren Maßregeln und Dienst eifer 2c. zu überzeugen. So geschah es auch am 2. September, daß er sich zu Fuß nach Langfuhr und Strieß begab. Bei letterem Orte kaum angekommen , gewahrt er und einige Offiziere , die ihn begleiteten, eine feindliche Cavalericcolonne, die im Trabe nach Neuschottland zu ritt. Diese Erscheinung ließ natürlich über einen Angriff keinen Zweifel mehr übrig, und da ihnen Neuschottland 'schon fast im Rücken lag , so kehrte Oberstlieutenant Bauer mit seiner Begleitung eiligst nach Langfuhr zurück , wo indessen schon überall das Hurrah des Feindes erschallte. Die Zurückeilenden konnten nur mit höchster Anstrengung die am Eingang von Langfuhr liegenden Blockhäuſer erreichen. Der Angriff der Ruſſen wendete sich auch ſofort gegen dieſe Blockhäuſer. Sie versuchten diefelben zu stürmen , verloren indeffen so viele Leute , daß sie vom Angriff abstanden und sich einstweilen damit begnügten , die Nebenhäuser in Brand zu stecken. Im Inneren der Blockhäuser entstand durch dieses Feuer eine unerträgliche Hiße. Nach einigen Stunden langten endlich Truppen zum Entſaß aus der Festung an , welche den Feind angriffen , wobei die Be faßung aus den Blockhäusern gleichzeitig einen Ausfall machte. Der Angriff wurde jedoch zurückgeschlagen , da die feindliche Uebermacht zu groß war. Von den Besaßungstruppen wurden hierbei viele gefangen , und um dem zu entgehen, zog sich Bauer mit der Besaßung wieder in das Blockhaus zurück. Zwar kamen immer mehr Verstärkungen aus der Festung an, allein statt die Blockhäuser von den feindlichen Angriffen zu bes freien , wie deren Besaßung es hoffte , zog sich das Gefecht nach dem Zigankenberg hin und so blieben die Blockhäuser sich selbst überlaſſen. Der Kampf um dieselben dauerte auch Nachts über fort , ohne indeß einen andern Erfolg zu haben , als den , daß Jeder, der sich ihnen näherte , ſeine Kühnheit mit dem Leben be zahlte. Aber nicht nur die Feinde , sondern auch die Besaßungs truppen der nächſtgelegenen Schanze (Kabrun) richteten ihr˚Feuer auf die Blockhäuser , indem von leßteren Truppen durch ein unſeli ges Mißverständniß angenommen wurde , die Werke feien bei dem Ausfall verloren und die Besaßung gefangen oder niedergemacht worden. Dieses Ereignis gibt dem Offizier Gelegenheit zu beurtheiten, wie wichtig und wie traurig die Folgen werden können , wenn ihm nicht eine richtige und klare Gefechtsbeurtheilung zur Seite steht. Denn daß man von der so nabe liegenden Schanze Kabrun aus nicht einmal unterscheiden konnte , daß die Blockhäuser am folgenden Morgen mit Geſchüß beworfen wurden , und daß es die Feinde waren, die dieselben beschossen , zeugt nicht von Umficht und Urtheil. . Am Morgen des 3. Septembers nämlich fuhren die Ruffen eine Batterie gegen eines der Blockhäuser auf, die es zuerst mit Kanonen versuchte, und als die Besaßung dies nicht beachten wollte, Bomben hineinwarf und so ras Haus in Brand schoß. Nach der tapfersten Gegenwehr ging die Befaßung die angebotene Capitula tion ein und verließ das Haus . Die Capitulation aber wurde ihr in der Art gehalten , daß von 76 Mann Besaßung nur 6 Mann mit dem Leben davon kamen. Die Besaßung des anderen Blockhauses , in dem sich Oberk lieutenant Bauer befand, sah diesen Vorgang mit an und darin

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natürlich auch ihr nächſtes Schicksal. Dieſes ließ auch nicht lange auf fich warten , denn auch auf sie wurde jeßt die Batterie gerichtet und in wenigen Minuten durchbohrten Kanonenkugeln das Haus ; diesen folgte dann eine Bombe , die auch sogleich zündete. Kaum hatte man sich zum Löschen angeschickt , so schlug eine zweite ein, die mehrere Leute tödtete und ebenfalls zündete. Die obere Etage, in der Oberflieutenant Bauer commandirte, mußte daher verlaſſen werden. Beim Heraustreten auf den Gang schlug aber eine dritte Bombe auf die Herunterdrängenden ein und tödtete einen Unter offizier, deffen Leiche hinter Bauer her und mit diesem zugleich die Treppe herunter stürzte. Das obere Stockwerk ging jegt in lichten Flammen auf. An Löschen konnte nicht gedacht werden , da es so sehr an Wasser mangelte , daß die Besaßung schon in der Nacht den brennenden Durst gelitten hatte. Oberstlieutenant Bauer nahm daher die Mannschaft zusammen und entschloß sich das Haus zu verlassen , um sich in die kaum 500 Schritte davon entfernt liegende Schanze Kabrun , die Bauer von den Westphalen besezt wußte, zu retten. Indeffen kaum 20 Schritte vom Blockhaus entfernt , wurden fie von allen Seiten mit Gewehrfeuer und Kartätſchen beſchoffen, von russischer Cavalerie überfallen und indem sie auf die Schanze Kabrun zucilten, auch von dieser mit einer Salve begrüßt. Dens noch kam Oberstlieutenant Bauer ohne die geringfte Verlegung mit 40 Mann bei seinen Weftphalen in der Schanze an , die ihn dann auch nach der ersten Salve alsbald erkannt hatten. 35 Mann waren auf diesem kurzen Rückzug und im Blockhaus geblieben. Das Regiment verlor an diefen beiden Tagen an Todten, Blessirten und Gefangenen 9 Offiziere und 76 Unteroffiziere und Soldaten. Es geht aus der Aufzeichnung dieser Vorfälle in Danzig wohl zur Genüge hervor , welchen großen uud thätigen Antheil Oberst= lieutenant Bauer an deffen Bertheidigung genommen hatte. Seine Verdienste um dieselbe fanden indeß auch die allgemeinßte Anerken nung, sowohl von Seiten seiner Vorgeseßten und Kameraden , als von seinem König und vom Kaiſer. Als Oberfilieutenant Bauer nach seiner Rückkehr aus dem Blockhaus bei seinem Divisionsgeneral fich meldete , kam ihm dieser bis an die Treppe entgegen und fiel ihm mit den Worten um den Hals : Wie freue ich mich , mein lieber Bauer , daß wir Sie glück lich wieder haben." Der Gouverneur, der krank lag , ließ ihn vor sein Bett kom men, begrüßte und beglückwünschte ihn mit derselben Freude und Theilnahme und entließ ihn dann mit dem schmeichelhaften Zeugniß, das sich auch in seiner Relation wieder findet : daß man nicht bra= ver als er (der Bataillonschef Bauer) sein könne. Vom König von Weftphalen und vom Kaiser Napoleon zugleich, also zweimal, erhielt Bauer den Orden der Ehrenlegion , nachdem er vorher schon mit dem Orden der westphäliſchen Krone beliehen worden war. Nach dem Ueberfall vom 2. , resp. 3. September fielen wei tere Gefechte von Bedeutung nicht vor. Die Belagerer beschränkten sich meist auf das Bombardiren der Feftung , das faſt täglich bis zur Uebergabe fortgeseßt wurde. Oberflieutenant Bauer hatte sich in Danzig sowohl bei den Ein wohnern als bei den Truppen ein so großes und allgemeines Anſehen erworben , daß man es mit Recht Berühmtheit nennen könnte. Von jei nen Vorgeseßten wurde er so hoch gestellt , daß wenn er im Dienste mit franzöfifchen Offizieren seines Ranges zusammenkam , er stets das Commando führte , eine Auszeichnung , die sehr selten war. Von den Feinden aber war er so gefürchtet , daß sie ihm besondere Aus zeichnungen zugedacht , ja sogar 3000 Ducaten als Preis auf seinen Kopf gesezt haben sollen. Natürlich konnten ihm folche Auszeich nungen nur zur höchsten Ehre gereichen , und so lange fie nicht in praxi ausgeführt wurden , auch nur zu neuem Eifer anspornen und zum Vergnügen dienen. So erfreulich indeffen für jeden deutschen Patrioten die Re sultate des Feldzugs von 1813 auch sein mußten , so waren sie doch für die Bertheidiger von Danzig , da fie faft gar keine Nachrichten von den Vorgängen im freien Felde , am wenigften aber die Ahnung hatten, daß Napoleon so nachdrücklich wie bei Leipzig geschlagen werden konnte, eine Ueberraschung. Denn wer von ihnen bis da bin mit dem Leben davon gekommen war und seine Schuldigkeit

gethan hatte, konnte mit Zuversicht auf eine sichere Zukunft rechnen. Diese Hoffnung aber war dahin mit dem Beginne einer neuen Ordnung der Dinge und mit dem Erlöschen der französischen Macht in Deutschland , und man fühlt es mit , was Bauer in sein Tage buch niedergeschrieben : „Mit schwerem Herzen ging ich zum Gou verneur von Danzig , um ihm zu sagen , daß ich gleich meinen übrigen westphälischen und deutschen Kameraden der Stimme des Vaterlandes folgen und in meine Heimath zurückkehren werde." So schwer es auch den Weftphalen in Danzig fallen mochte, gegen ihre Landsleute und bisherigen Alliirten , die Preußen , zu kämpfen, so war das eine traurige Pflicht , die sie indeß sich doch nicht selbst auferlegt hatten , sondern zu der sie durch die Macht der Verhältniffe gezwungen worden waren. Und wenn jeßt , wo es ihnen freistand , zu wählen zwischen Frankreich und ihrem Vater land, die Wahl auch nicht zweifelhaft sein konnte , so war fie doch mit der Gewißheit und mit dem Schmerzgefühl verbunden , daß fie damit die Früchte und die Hoffnungen von 7 mühselien und ge fahrvollen Jahren zum Opfer brachten ; und die Worte des Gene rals Rapp mußten auf unseren Bauer um so tieferen Eindruck machen , wenn dieser zu ihm sagte: „Mein lieber Bauer , Jhr Vaterland wird Sie niemals so belohnen , wie Sie es von uns zu erwarten haben." Oberflieutenant Bauer kehrte also in sein Vaterland zurück. In Berlin wurden ihm bei seiner Durchreise gegen seine Erwar= tung die annehmbarsten Anerbietungen zu Anstellung in preußischen Diensten gemacht , die er aber ans Liebe zu seinem Vaterlande ab lehnte , um diesem und seinem angeftammten Fürstenhaus seine Dienste zu widmen. Bei seiner Ankunft in Kassel waren denn auch alle Regimenter bereits organifirt und die Stellen seines Ranges befeßt. Er wurde als Hauptmann angestellt und hätte in dieser Charge noch lange dienen können , wenn nicht zufällig eine Ma jorsftelle vacant geworden wäre, die er dann auch erhielt. Das Regiment, zu dem Bauer bei dieser Anstellung verseßt wurde, das Regiment Landgraf Karl, ftand vor Luremburg , als er im März 1814 bei demselben eintraf. Schon Tags nach seiner Ankunft , am 18. März, machte die Befaßung einen Ausfall , gegen welchen Major Bauer mit einer Jägerabtheilung thätig mitwirkte. Es hatte das Ansehen , als ob Bauer nur zum Feftungskrieg bestimmt sei , indem er hier zum drittenmal die Rolle wechselte zwischen Angriff und Vertheidigung von Festungen. Am 28. März wohnte Bauer hier einem aber= maligen Gefecht bei , wobei die Belagerer 30 Toote und Blessirte verloren. Nach beendigtem Feldzug von 1814 marschirte das Regiment in seine Garnison Hersfeld zurück. Hiermit endigen Bauer's Feld züge bis zum Jahre 1849. In dieser Zwischenzeit , bis zum Jahre 1849 , ging Bauer den Weg res Kriegers in Friedenszeiten ruhig fort. Er wurde bei dem Regierungsantritt Kurfürft Wilhelm's II. nach Kaffel verseßt und erhielt das Füfilierbataillon des 1. Infan terieregiments. Im October deffelben Jahres ward ihm die Aus zeichnung zu Theil , daß Se. königl. Hob. der jeßige Kurfürft als damaliger Kurprinz zu seinem Bataillon verseßt wurde und als Major in demselben Dienſt that. Im Jahre 1829 avancirte Bauer zum Oberstlieutenant ; im folgenden Jahre zum Oberst und Commandeur des 1. Infanterie, regiments , Kurvrinz von Hessen. Bei dieser Gelegenheit empfing Oberft Bauer von dem Offiziercorps seines Bataillons den sprechend ften Beweis von Liebe und Anhänglichkeit , indem dieſe ihm einen Ehrenbecher überreichten. 1834 wurde Bauer Generalmajor , 1836 interimiſtiſcher zweiter Commandant von Kassel und noch in demselben Jahre Brigades commandeur ; 1847 Generallieutenant. Als solcher commandirte er im Frühjahre 1848 das kurheffische Contingent in Baden. Nach seiner Rückkehr von da wurde ihm im September 1848 das Commando über alle drei Waffengattungen des Armeecorps übertragen. 3m April 1849 feierte Generallieutenant Bauer sein 50jäh riges Jubiläum , bei welcher Gelegenheit ihm von Sr. t. Hoheit dem Kurfürften in einem höchfteigenhändigen Handschreiben die deut lichsten Beweise höchfter Gnade zu Theil und in Anerkennung seiner Verdienfte die Ordensinfignien des Großkreuzes vom goldenen

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Löwen überschickt wurden. In demselben Monat noch erhielt er vom Reichsministerium das Commando der Reservedivifion der deutschen Reichstruppen in Schleswig -Holstein , wohin er schon am 15. April mit seinem Stabe abreifte. Unter seinen Befehlen commandirte hier der regierende Herzog von Nassau als Brigadegeneral die 1. Brigade seiner Division und der Erbprinz von Lippe als Bataillonscommandeur das Batail Ion Lippe. Anfangs Mai rückte die Division zur Beobachtung der Insel Alsen in das Sundewitt , zu welchem Ende fie die Düppeler Höhen und die Schanzen daselbst beseßten. Es fanden hier nur zwei uns bedeutende Gefechte ftatt , am 6. Juni , wobei die Diviſion 6 Todte und 15 Blessirte hatte , und am 23. Juni , wo die feindlichen Vor poften angegriffen und zurückgeschlagen wurden. Obgleich Generallieutenant Bauer bereits sein 74. Lebensjahr angetreten, hatte er doch an seinem jugendlichen Eifer und an Kampfluft nichts verloren und wer ihn hier geſehen und beobachtet hat, ist erfüllt von seinem Muthe und seinem Beispiele. Am 19. Juli trat indeß schon der Waffenſtillstand ein , dem dann auch am 24. Juli der Rückmarſch aus Schleswig-Holstein folgte. Dies ist das Wesentliche seiner kriegerischen Thätigkeit und seines Wirkens in der Sphäre des Dienstes im Verlauf einer 52jährigen Dienstzeit. Nur wenigen ist ein so umfang und erfahrungsreiches Leben, zumal dann beschieden , wenn Mühseligkeiten und Gefahren der Art damit verbunden find , wie Generallieutenant Bauer sie erlebte. Wenn die Erfahrung die beſte Lehre ist für's Leben , ſo iſt ſolch’ ein erfahrungsreiches Leben gewissermaßen ein ganzes und abge schlossenes Buch von solchen Lehren , ein Buch , das kommenden Geschlechtern um so willkommener ſein muß , als seine Grundsäge nicht bloße Hypothesen, seine Regeln und Systeme nicht bloße Theorien und seine Erzählungen keine Fabeln , sondern Thatsachen, Wirklichkeit, Wahrheit und Praris find. Dem denkenden Soldaten kann daher auf dem Wege aufrich tigen Bestrebens nichts willkommener sein , als dem Lebensbilde erfahrener und erprobter Krieger zu begegnen. Und wäre es auch nur eine Tugend , nur eine große und wünschenswerthe Eigen schaft, die solches Bild uns lehren, uns erkennen machen oder sie uns anzuerben Veranlassung werden könnte ; später oder früher würden wir des Lohns der Mühe , demselben unsere Aufmerksamkeit gewidmet zu haben , eben so gewiß ſein , als wir uns stets für ſol= ches Beispiel zu Dank verpflichtet fühlen müssen. Wir ehren es, indem wir seinem Werth Gerechtigkeit und schuldige Anerkennung widerfahren lassen ; doch aufrichtiger und wahrer Dank liegt erst in der Nachahmung folchen Beispiels. Wir ehren uns aber selbst, indem wir in Anderen , in unseren Vorgängern , Das verehren, was wir hoch und theuer halten und wonach wir selber streben. Abgesehen von seinen Thaten und Verdiensten als Soldat , war Generallieutenant Bauer von festen und ehrenhaften Grundfäßen, von echt militärischem Geist und Streben und von offenem und ehrenhaftem Charakter , ohne den man nur sehr bedingungsweise ein braver Soldat , nie aber ein guter Vorgeseßter oder Kamerad und noch weniger ein Vertrauen erweckender, zuverläſſiger General werden kann. Wohl dem Heren und dem Vaterland , dessen Diener sich mit solcher Hingebung und mit solchem gewissenhaften Eifer dem Besten des Dienstes in der Art widmen , wie dieß aus den Handlungen und Thaten des Generallieutenants Bauer hervorgeht. Außer dem Kaiser Napoleon und dem König von Weftphalen diente Generallieutenant Bauer drei Regenten des Hauses Hessen , und bei diefen wie bei jenen hat er stets zu den bewährtesten und tapferften Offizieren gezählt. Seine Bewährtheit erwarb ihm auch das allerhöchste Vertrauen seiner Fürſten , das auch immer und bis zu seinen lezten Lebensstunden von der allerhöchsten Gnade be gleitet war. Natürlich mußte dadurch sein Wirkungskreis an Umfang ge winnen und gewiß niemals hat er seinen Einfluß anders als zum

Besten des Dienstes benußt. Er ließ sich namentlich keine Mühe verdrießen , das Verdienst seiner Untergebenen zur Geltung zu bringen und deren Wohl und Bestes zu fördern , wo dieß nur mög lich war, selbst auf die Gefahr hin, damit sich selbst zu schaden. Und wenn er sich auch niemals deſſen rühmte , so geht doch aus seinen Handlungen hervor , daß die Worte Schiller's : „ Festen Muth in schwerem Leiden" 2c. tief in seinem Herzen wohnten. Gewiß nur von Wenigen kann man mit so viel Recht wie bei ihm sagen , daß fie eine so glänzende Laufbahn nur ihrem persön lichen Werthe verdanken. Denn sowohl ohne einflußreiche Verbin dungen und ohne Gönnerschaft , als auch ohne materielle Glücks güter, hat Bauer seine Laufbahn angetreten und vollendet. Aber fichtlich stand er , namentlich während seiner Feldzüge, unter dem Schuß höherer Mächte. Denn niemals wurde er bleſſirt , obgleich er an Gelegenheit dazu es nie hat fehlen laſſen. Die einzige Kugel, die ihn traf, erreichte ihn vor Gerona und riß ihm den Absah vom Stiefel. Auch als Gatte und als Familienvater hat ihn nie ein Unglück betroffen. Im Gegentheil erlebte er im Kreise der Seinigen nur die reinste und ungetrübteste Freude , und das Verhältniß zwischen Gatten , Eltern und Kindern konnte nur das Bild häuslichen Glückes genannt werden. Die leßten Ereignisse des Vaterlandes wirkten auch auf ihn betrübend ein und seine Gesundheit wurde in der Art erschüttert, daß er zeitweise das Commando niederlegen mußte. Er genas in soweit zwar wieder , daß er , nachdem Se. k. Hoheit als oberster Militärchef das Commando über das Armeecorps wieder selbst über nommen hatte, auch das Commando der Divifion wieder über nehmen konnte. Indeß bald wiederholte sich sein Uebel und er mußte , da eine sichtbare Schwäche eintrat , das Bett hüten , wozu er sich sonst selten oder nie entschließen konnte. Mit dem ersten Lage seines Nieder legens mochte er auch wohl fühlen , was mit ihm vorgehen werde. Er äußerte zum Arzt , daß er nie wieder aufstehen würde und bat, von diesem Gefühl , was er habe , feiner Familie nichts zu sagen. Als aber seine Kräfte immer mehr schwanden , wollte er selbst den Seinigen zu erkennen geben, was ihnen bevorstehe , und er that dieß in der zartesten , erhabenften und rührendsten Weise , die uns zugleich einen tiefen und wohlthuenden Blick in seine Seele geftat= tet. Er ließ , nachdem er fast nichts mehr genießen konnte , einen Becher mit Wein füllen , versammelte alle seine Lieben an seinem Bette , koftete den Wein und Alle mußten ihm nachtrinken , worauf er selbst den Becher leerte , das Auge zum Himmel erhob und die Hände in einander legte. Man kann hienieden nicht würdiger , nicht männlicher von den Seinigen scheiden, wie er es that , in stummer und doch so sprechen= der Weise. Er starb am 29. Juni 1851 in seinem 76. Lebensjahre und hinterließ außer seiner trauernden Gattin 2 Töchter und 3 Söhne , welche leßtere sämmtlich noch (als Premierlieutenante) unter ihrem Vater dienten. Die Armee betrauert in ihm das Muster eines tapferen und braven Offiziers und einen hochgeachteten und geliebten General. Ehre seinem Andenken und Friede seiner Asche!

Berichtigung . Durch ein Versehen des Seßers ist in Nr. 113 der A. M. 3. auf Sp. 925 der nachfolgende Saß weggeblieben , welchen wir an der betreffenden Stelle einzuschalten bitten : 6) Die Nr. 48 der A. M. 3. von 1851 berichtete über den von einem österreichischen Beamten Dall' Aglio nach Rumford's Vorgang vorgeschlagenen Menagetrain , eine fahrbare Feldküche, welche jedem Bedürfniß der Truppe und unter allen Umständen genügen foll , aber aus nahe liegenden Gründen , und wäre es auch nur aus Rücksicht auf die namhafte Troßvermehrung , schwerlich eine ernste Beachtung finden dürfte.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruct,

.

Donnerſtag ,

8

N 118.

2. October 1851 .

At

HSS ZU 2V 1

>

MU

Mahinnathil 70

Allgemeine Militar-Zeitung . lieutenant Prinz Eduard von Altenburg, das Commando

Großherzogthum Heſſen. Nach einer Drdre des Kriegsminiſteriums vom 16. Sep-

der I. Armeediviſion (München ), und der Commandant der bisherigen 1. Infanteriediviſion , Generallieutenant

tember ſollen die Recruten in Zukunft nicht weiter auf die

Freiherr v. Hohenhauſen dahier, das Commando der JI.

bisherige Eidesformel (durch welche der Verfaſſungseid Ármeediviſion (Augsburg). Commandant der III. Armee mit dem Soldaten- oder Fahneneid verbunden worden diviſion ( Nürnberg) iſt der Generallieutenant v. Leſuire war), ſondern lediglich auf die Forme! des Soldaten- und Commandant der IV. Armeediviſion (Würzburg ) der Generallieutenant Damboer.

eides vereidigt werden .

Die Commandanten der bei

den Armeecorps ſind die bisherigen : General Fürſt Taris I. und Generallieutenant Freiherr v. Gumppenberg II. Ar

Bay er n .

meecorps.

München , 22. Sept. Die neue Formation der Nach der neuen Formation der Armec haben die ein Armee, von S. M. dem Könige am 6. d . genehmigt, iſt zelnen Abtheilungen folgende Stärke : ein Infanterieregt durch Reſcript des f. Kriegsminiſteriums vom 18. d. heute ment , in drei Bataillone , jedes zu 5 Compagnieen ein

den ſämmtlichen Militärſtellen und Behörden bekanntge= getheilt,zählt auf Kriegofuß 3060Mann ; hiervonbleiben im Frieden vacant 1 Bataillonsarzt Infanterieregimenter. und 60 Vicecorpo Die Armee bat 16 jolche lungen des Heeres. Nach geben worden und bezieht ſich auf beinahe alle Abthei-

der neuen Formation wird der

Generalquartiermeiſterſtab beſtehen aus 1 Generallieutenant, 1 Generalmajor, 2 Oberſten , 2 Oberſtlieutenanten , 6 Majoren , 8 Hauptleuten und i Diviſion commando ſecretär. Die geſammte Infanterie und Cavalerie bleibt

Jedes der 6 Jägerbataillone zu je 5 Compagnieen wird 919 Mann ſtarf ſein und im Frieden nur um 20 Vice corporale weniger haben. Jede der beiden Sanitätscom pagnieen iſt 203 Mann ſtart und erhält im Kriege noch

in zwei Armeecorps eingetheilt , jedes dieſer Armeecorps

40 Mann von anderen Truppentheilen zugetheilt. Von

aber wird aus zwei Armeediviſionen beſtehen und jede den 8 Cavalerieregimentern zu je 7 Escadronen wird jedes dieſer Diviſionen aus zwei Infanterie- und einer Cava- auf Kriegsfuß aus 1248 Mann und 1060 Pferden , auf leriebrigade gebildet werden . Die Infanteriebrigaden find Friedensfuß aus 1227 Mann mit 665 Pferden beſtehen. theils ő, theils 7 Bataillone ſtart (ie 2 Infanterieregi- Das 1. und 2. Artillerieregiment zählen jedes , in brei menter und bei ſechs Brigaden noch je ein Jägerbataillon )), Bataillone mit je 5 Compagnieen eingetheilt , 3270 Mann und jede Cavaleriebrigade beſteht aus 2 Regimentern mit incluſive des Fuhrweſens mit 403 Pferden . Für den 14 Escadronen. Demzufolge beſteht jedes der beiden Ar- Krieg wird das Ártillerie- und Armeefuhrweſen beſonders meecorps aus 27 Bataillonen Infanterie (jedes Bataillon formirt ( reſp . vermehrt), deßgleichen die Zahl der Pferde aus 5 , ſtatt der bisherigen 6 Compagnieen) und 28 ES- des 3. reitenden Artillerieregiments , das auf dem Frie

cadronen Cavalerie , dann einer Sanitätscompagnie und densfuß, in vier Batterieen eingetheilt, aus 882 Mann einer Garniſonscompagnie. Das Artilleriecorpscommando

mit 518 Pferden beſteht. Eine jede der beiden Duvriers

wird , wie bisher , aus dem 1., 2. und 3. Artillerieregi- compagnicen beſteht aus 152 Mann und das Genieregis (N. C.) ment '2. 2., das 1. und 2. Artillerieregiment jedes aus ment in 8 Compagnieen aus 1037 Mann . 3 Bataillonen und dem Fuhrweſen , jedes Bataillon aus

5 Compagniten beſtehen , das 3. reitende Artillerieregiment aber wird aus 4 Batterieen gebildet .

Zum

aden .

Ingenieur

Raſtatt, 10. Sept. Man vernimmt, daß den dieß corps gehören auch ferner die Geuie- und Feſtungsbaudirection , dann das Genieregiment, leßteres aus 8 Gom- jährigen Kammern das Project der endlichen Organi pagnieen , jede zu 4 Sectionen , Mineure , Sappeure, Pon = fation mehrerer Bataillone Infanterie vorgelegt tonnire und Pionnire , beſtehend. werden ſoll, um dann in denſelben die dieſjährigen ſtarken In Folge der neuen Formation der Armee erhielt der Recrutenzugänge beſſer vertheilen zu können . Auch hört

bisherige Commandant der I. Cavaleriediviſion , General- man von einzelnen Maßregeln , die auf die Wiederein

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führung des Regimentsverbandes bei der badischen Infanterie schließen lassen. Bekanntlich besteht solche aus lauter selbstständigen Bataillonen , abnorm von der Ein richtung der übrigen größeren Staaten Deutschlands ; die Stellen der Regimentscommandeure waren dadurch erspart, wiewohl im Allgemeinen diese Formation nicht billiger sein foll , gnnz abgesehen davon , daß sie allzu vereinzelt dasteht. Die Ausbildung des badischen _Corps ist jedoch so weit vorangeschritten, daß an die Completirung seines Con tingentes ohne Umstände soll gedacht werden können. (O.P.A.Ztg .)

und statt an der eigenen innerlich herrschenden Mäßigung und Hingabe nur an der gleichen Selbstsucht der Anderen seine Gränze findet. Es ist klar, daß dawider dauernd und gründlich nur eine innere Umwandlung helfen kann, ein frischer christlich = vaterländischer Zug , der aus den Herzen und Sinnen den alten bösen Feind hinausschlägt ; das Christenthum muß den modernen Sauerteig der Selbst= verherrlichung aus den Gemüthern fegen , vor dem eine ernste Hingabe an das Ganze niemals aufkommen kann, der Vaterlandssinn muß die elende Verkümmerung und Beschränkung aus den Geistern treiben, an der auch die besten Anlagen und Regungen zu einem ichsüchtigen Stumpf finn verkränkeln und verirren : nur so kann es uns mög= lich werden, ein gesundes organisches Leben , worin alle Theile im Geben und Nehmen unter einander und mit dem Ganzen zusammengewachsen sind , zu entwickeln und dar zustellen. Aber weder die Einsicht , noch das Reden davon, so oft es laut und mahnend wiederholt werden mag, wird etwas helfen : es muß eine That hinaustreten unter unser Volk, nur Thaten haben die Menschen von jeher gehorcht; und heute am wenigsten können es Worte. Eine solche That , um es zu wiederholen , wäre das Heer, auf die allgemeine Wehrpflicht gegründet. Wie in ihm alle jene innerlichen christlich - deutschen Regungen einen empfänglichen , durch seine gesunde Wirklichkeit jede einen sentimentale Umnebelung vertreibenden Boden, ersten thatsächlichen Ausdruck finden müßten , habe ich zu zeigen versucht; ihr lebendiger Strom wäre ja eine noth Auf diesem Grunde wendige Bedingung seines Daseins. würde es nun in den Widerstreit aller großen , das Staats = und Volksleben darstellenden und tragenden Gestaltungen als eine That wahrhafter Versöhnung hineintreten ; indem es, zu allen im fortwährenden Tausch des Gebens und Nehmens, zuerst das große Beispiel einer innerlichen, organischen Verbindung aufrichtete. Die Nothwendigkeit für die übrigen Lebensmächte vom Heer zu empfangen, hat sich eben erst gezeigt , da im Heer allein die Rettung lag, sie zeigt sich auch fortwährend in ihrer unfrischen, zerfahrenen und zerrissenen Haltung : die Nothwendigkeit für das Heer, von jenen zu empfangen , alle gesunden Kräfte draußen sich dienstbar zu machen , drückt sich in sei nen eigenen Schäden , drückt sich entschieden in seiner un geheueren Aufgabe aus . Die unschäzbaren Kräfte, die der Staat in allen seinen großen und kleinen Gebieten alljährlich entbehren müßte, wenn alle Wehrpflichtigen wirklich zur Fahne berufen würden , die außerordentlichen Mittel , welche er zu deren Ausbildung aufzuwenden hätte : er kann sie nur aufbringen , wenn sie ihm in gesegneter Rückströmung ihre volle Frucht tragen : das Heer könnte sie nicht zu dieser Reife entwickeln , ohne von der möglichen Anstrengung des Staates auf allen Gebieten unterstüt zu Hier findet die innere Nothwendigkeit organischer sein . Das Leistungsver= Verbindung ihren äußeren Ausdruck. mögen des Staates würde überschritten , wenn die Aus bildung der alljährlich eintretenden Mannschaft in der Hauptsache nicht im Laufe eines einzigen Sommers erfolgen könnte; das Heer müßte vor dieser Forderung zurücktreten, wenn ihm nicht für Mannschaften und Stämme von allen Seiten die entschiedenste Vor- und Zubildung zu Hülfe

Sardinien. Turin , 16. Sept. Auf der Ebene bei Alessandria wird am 25. d . M. ein großes militärisches Manöver gehalten werden. Es sollen dazu 30 Bataillone Infan= terie , 6 Cavalerieregimenter und 8 Batterieen zusammen gezogen werden. Der Herzog von Genua wird den Ober befehl über die concentrirten Truppen übernehmen. ( O.P.A.Ztg .)

Belgien. Brüssel, 14. Sept. In unseren Gießereien werden jezt Kanonen für die Schweiz gegossen; es sind 12- und 24pfünder Haubigen nach besonderen Modellen. Ebenso hat die schweizerische Regierung in Lüttich Gewehre be stellt. (Heid. Journ.)

Ueber

die

Bedeutung

eines

auf

allgemeine

Wehrpflicht gegründeten Heerwesens in Deutsch land und sein Verhältniß zum gesammten Staatsleben . IV. 2. Wir sehen die Zerrissenheit unseres Staats- und Volks = lebens täglich vor Augen : in den Kammern , wo sie um die Theilung der Gewalten mäkeln , in den Parteien , wo fie sich feindlich verbittern und verdammen; in Gewerben und Handel , wo Ackerbau und Industrie, großer und kleiner Gewerbsbetrieb , Beschränkung und Freigebung des Verkehrs in verworren sich durchkreuzendem Widerstreit liegen; in Kirche und Schule, wo die tiefen Gegensäge eigensinnig und eitel bis in jede kleine Einrichtung und Erscheinung fortgetragen werden; ja sogar, bezeichnend genug , in den Regierungen und ihren Organen selbst , wo fie sich einander gleichgültig walten lassen und gar sich freuen , wenn dem Anderen Fehler und danach Demüthi gungen begegnen . Ohne Zweifel liegt in einem solchen Zusammenstoß und Kampf so vieler großen und kleinen Interessen, Bestrebungen und Wünsche eine nothwendige und heilsame Bewegung und Reinigung jedes menschlichen Zusammenlebens ; aber es steht schlimm um einen Staat, wenn diese Bewegung , wie bei uns , in jedem kleinen und kleinsten Kreise nur durch die Selbstsucht getrieben wird,

käme.

965 Schon ein flüchtiger Blick auf die Arbeit eines einzigen Jahres wird der Puncte viele andeuten , woran die Be trachtung dieses inneren Wechſelverkehrs , dieses gegensei tigen freien Gebens und Nehmens anknüpfen kann ; wenn auch hinter seiner Wirklichkeit jeder Versuch einer Dar stellung, die immer nur einzelne Seiten und Theile , nie mals volles Leben selbst geben kann , unendlich zurückblei ben muß.

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sein einleben. Die Offiziere und Unteroffiziere wären mitten im Treiben lehrend und lernend ; Gehorsam, Ach tung , Liebe , alle schönen Züge, in denen sich das rechte Verhältniß des Untergebenen zum Vorgesezten ausdrückt, fie müßten sich um so viel freier von ängstlicher Schranke, von kleiner Gesuchtheit und Gereiztheit, um so wahrer entwickeln, um wie viel mehr dieses Zusammenleben dem des Krieges genähert wäre , als das gewöhnliche der Gar nison. Die Kluft , welche die von der Volkswurzel los Das Land würde in Regimentsbezirke von 200,000 bis 300,000 Seelen eingetheilt, *) deren jeder bei 2-5jäh gerissene Bildung unserer höheren Stände zwischen dem Offizier und seinen Untergebenen , welche der Einfluß eines riger Dienstzeit ein Regiment Infanterie von 4-6 Ba taillonen , zwei bis drei Schwadronen Reiterei und eine modischen , genußsüchtigen Stadtlebens zwischen Unteroffi= Batterie zu stellen hat. Nach der mit allen militärischen zier und Soldaten gesezt hat , daß sie sich selten so recht Anstalten versehenen Hauptstadt des Bezirkes, die es darum innerlich einander verstehen; sie müßte vor der Nothwen= für mehrere zugleich sein kann , strömte im April oder Mai digkeit eines so nahen und dauernden Beisammenseins mehr und mehr verschwinden , manches auch außer Dienst eini die junge Mannschaft zusammen, die Rahmen bis zu einer Stärke ausfüllend, daß die lebendige Formation selbst, gende Band würde sich schürzen. Der Gesang erschiene erst recht in seiner die Gemüther ergreifenden und bezwingen= nicht wie jest in fast allen kleineren deutschen Staaten nur ein abgezogenes Miniaturbild derselben, erschiene. **) Damit den Macht; die Geschichte , zunächst des Regiments , der kleinen Soldatenwelt, würde lebendig , daran knüpfte sich die Mannschaft gleich in das frische freie Soldatenleben leicht die Geschichte des heimathlichen Lebens , mit dem ja kör Maß gesunden eingeführt sei , das sie mit dem vollen eben des Regimentes Ehre verwachsen wäre, knüpfte sich, perlicher Anstrengung und Entbehrung in Anspruch neh men, das ihrem Gemüthe zugleich das große Bild eines in immer weiteren Kreisen fortschwingend , Geschichten des innigen und bleibenden , nicht nach jeder dienstlichen Thä Heeres und des Landes an. Das Lager würde eine Stätte, tigkeit hierhin und dorthin sich zerstreuenden Zusammen worin im Heere zugleich das Volk großgezogen würde ; lebens eindrücke ; so sei das Regiment, wo möglich die drei neben dem nachdrucksvollen Ernst eines auf's Strengste Waffen , von Anfang bis zu Ende der 5-6monatlichen geordneten und gefügten Zusammenwirkens zu einem großen Uebungszeit in einem Hüttenlager außerhalb der Stadt Ziel, würde der in Ernst und Heiterkeit bedeutsame Schmuck vereinigt. Unter der Arbeit des Tages , der ansteckenden, der Sonntags- und Festesfreude nicht fehlen; was noch verführenden Luft der Stadt entzogen, müßte da cin rasches im Volksleben ist von alter guterEigenthümlichkeit , dürfte körperliches und geistiges Wachsthum der jungen Mann hier frei erscheinen , fände in der zusammenhaltenden Ord schaft sich erzeugen ; so viele Unfittlichkeiten unserer Gar nung einen Freund in seiner Entwickelung : in die Ent nisonstädte, wie das Wirthshauslungern und Anderes, das fremdung unserer Bildungsstufen , Berufe , Geſellſchafts verderblicher auf die Zucht wirkt , als wir in unserem Ge klassen würde aus dem Lager mancher freundliche und kräf= wohnheitsnebel uns träumen lassen , fiele weg ; in eine tige Ton der Versöhnung klingen. Nirgends indeß wären Ruhe und Erholung auch nur völlig neue Lebensweise voll ſtrenger Mäßigkeit, Thätig= Es wird keit und Ordnung hineingerückt , beständig im Kleinen und im kleinsten Nebermaß gefährlicher, wie hier. Großen unter der Zucht der nämlichen Gesezmäßigkeit auch von dieser Seite die Forderung einer möglichsten, im würde die Mannschaft raſcher in das große Gefühl eines Wechsel erfrischenden und erneuernden Anspannung und lebendig sich selber tragenden Ganzen hineinwachsen, würde Uebung der Kräfte gestellt , welche schon daraus folgt, daß einen regeren Austausch der verschiedensten Lebens- und die Soldaten in einem Sommer gebildet werden sollen. Bildungsstufen in sich entwickeln , würde sich bald in ein Die Erscheinung des Lagers , wie sie schon in den Augen= heiter und ernst bewegtes kameradschaftliches Zusammen blicken der Ruhe durch den Eindruck der mächtig walten den Ordnung , durch die Entbindung so vieler sittlich und geistig mannichfaltig anregenden Kräfte , einen tüchtigen soldatischen Eindruck in die Gemüther senkt ; sie kann nur *) Ich folge hier im Wesentlichen der trefflichen Schrift : ,,Grundzüge einer Wehrverfassung nach den Bedürfnissen der im reich bewegten Bild lehrender, lernender, übender Thä Zeit ; von einem alten deutschen Offizier (Frankfurt a. M. tigkeit den Boden für solche Wirksamkeit, ja überhaupt bei 3. D. Sauerländer. 1848.) ." Sie ist noch heute „ nach für ihr Dasein haben. Die junge Mannschaft tritt in die den Bedürfnissen der Zeit," wie nicht leicht eine andere. Dort Compagnie; in diesem Körper und für ihn beginnt sofort möge man die Ausführung dieses Schattenriffes nachlesen ihre Erziehung, während sie in der gesammten Umgebung manches , was hier in seiner Abgeriſſenheit vielleicht, unver fortwährend den Eindruck des größeren Ganzen hat, dem ständlich erscheint , wird sich dort erklären. **) Es ist dieß eine stehende Klage aller irgend Sachverstän die Compagnie eingefügt und untergeordnet ist. Hier em= digen in diesen Staaten. Welcher Soldat von einiger Er pfängt sie zuerst das Bewußtsein , einem lebendigen, selbst fahrung hat nicht schon gefühlt , welch' ein Unterschied im ständigen Gemeinwesen anzugehören, an dessen Spize Einer Lehren und Lernen für Mannschaft und Vorgesezte zwischen die gemeinsame Thätigkeit leitet , das gemeinsame Wohl einer Compagnie von 30 und einer von 60 Mann , zwischen besorgt; hier empfängt sie zuerst die Heranbildung zur dem Exerciren von Offizieren und Unteroffizieren blos in Führung der Waffen in den wechselnden Verhältnissen der Rahmen oder im vollen Bataillon ist. Aber bei dem jeßigen geschlossenen und der freieren Ordnung, zuerst im kleinen Syftem dieser Staaten ist dem Uebel durchaus nicht abzu helfen. Kreise die Ahnung und Anschauung der vielseitigen For=

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men, in denen das Gefecht sich bewegt. Die Compagnie muß als ein geschlossenes Ganze, als selbstständiger dis ciplinarischer und taktischer Körper dastehen , muß in den ersten 8-10 Wochen der Einübung völlig uneingeschränkt walten können. Der innere Dienst in seiner Verzweigung nach Zucht, Pflege , Lehre verlangt ee , denn er wird nur in einem sich selber tragenden, alle Bedingungen des eige= nen Daseins vereinenden Körper lebendig ; der äußere Dienst im und für das Gefecht verlangt es , denn die Entwicke lung unserer Gefechtstaktik weist auf die Nothwendigkeit freierer organischer Formen hin; die Erziehung des Sol daten für beide verlangt es , denn alles Lehren ist falsch, das den Menschen erst in die Theile hineintreibt , ein Ganzes muß ihm gleich entgegentreten und ihn fortwäh rend begleiten , nur so lernt er die Theile und durch sie wieder erfüllter das Ganze begreifen. *) Wie die Mann schaft durch die Abstufung eines mündlichen Unterrichtes , der sich bald freier, mehr der Unterhaltung genähert, an Beispielen und Bildern, bald in den strengen Schranken des dienstlichen Vortrags über Pflichten und Aufgabe er strecken kann; wie sie durch die Menge der kleineren und größeren Thätigkeiten , welche die innere Ordnung und der eigene Haushalt erheischt; wie sie durch den Wechsel von vorzugsweise formell und erziehend wirkenden taktischen Vorübungen und von eigentlichen Gefechtsübungen hin durchgeführt werden soll : das Alles sei Sache des Haupt mannes. Nur was seine Mannschaft am Schluß der bestimmten Zeit leiste, dafür sei er verantwortlich : und auch diese Verantwortlichkeit , an der die untergeordneten Glieder nach ihrer Stellung mitzutragen haben , ist ein unentbehrlicher und mächtiger Antrieb zu entscheidendem, persönlichem Wirken. Es ist das Rohrische System , das in dem Heer, welches am meisten den Forderungen der allgemeinen Wehrpflicht sich nähert, entsprungen ist und schon schöne Früchte getragen hat, das aber selbst dort noch nicht zur vollen , seinem Geiste entsprechenden Erschei= nung gekommen ist , weil erst in der ganzen Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht die sittlich - geistigen Kräfte entbunden werden , die es als seine eigentliche innere Grundlage vorausseßt. Hat die Compagnie ihre Arbeit an der Mannschaft weit genug geführt , so müßten, während ihre ausbildende Thätigkeit daneben immer fortschreitet , 4 bis 5 wöchent liche Üebungen des Bataillons , dann eben so lange des Regiments beginnen. Werden diese im gleichen Geiste geleitet, so wird man in dieser Zeit die vorbildenden For men des Erercirplazes und die wirklich ausführenden für das Gefecht erschöpfend entwickeln und zu fertiger Hand habung bringen können . Den Schluß der Lehrzeit des Sommers machen dann Uebungen im größeren Styl, wozu die gesammte ältere Mannschaft einberufen werde , und die in starken Märschen , in Bivouaks , in jeder Art von An strengung und Thätigkeit den ganzen Ernst des Krieges entwickeln .

Im Winter bleiben nur die Stämme im Dienst ; der Garnisonsdienst fällt weg ; an angemessener Arbeit für die Stämme wird es darum wahrlich nicht fehlen , und zwar an einer gediegeneren und für das Ganze heilsameren Arbeit, als womit man jezt so oft die Zeit während dieſer Mo= nate todtschlagen sieht. "! Was die höheren (Stabs) Offi= ziere betrifft, so haben die auch bei den jezigen Forma= tionen im Winter, wo meistens nicht über bis der Mannschaft bei der Fahne ist , gar wenig eigentlich dienst liche Beschäftigung ; sie werden die Instruction , Thätigkeit und Aufführung der Cadres ihrer Abtheilung überwachen, mit den Detachirten correspondiren , die Vorräthe_beauf= sichtigen und ergänzen lassen, die Studien der jüngeren Offiziere überwachen und leiten , Vorträge und Verſamm= lungen zu kriegswissenschaftlichen Zwecken veranstalten und vor Allem sich selbst durch Lecture, Studium und Vorbe reitung aller Art im Gange halten. Von den jüngeren Offizieren wird ein Theil mit der ferneren Jnstruction der in der Wintergarnison bleibenden jüngeren Unteroffiziere, Obermänner 2c. , ein anderer durch bestimmte wiſſenſchaft= liche Aufgaben , als : Recognoscirungen, Reifen zu mili tärischen Beobachtungen , Vermessungen und Anlagen, Ausarbeitungen und Studien beschäftigt , ein dritter (der größere) aber den höheren Schulanstalten als militärische Lehrer zugegeben , während alle älteren und ausgebildeten Unteroffiziere, Rottmeister 2c. zu den Volksschulen geschickt werden , um dort den Turn-, Fecht- und Erercirunterricht in Gang zu bringen. Besondere Vorschriften und Instruc tionen darüber müssen entworfen und ertheilt werden; der militärische Lehrer braucht die sechs oder sieben Monate nicht permanent bei derselben Schule zu sein , er bringt die Sachen in Fluß , benimmt sich mit dem Schullehrer und redet mit diesem das Nöthige ab, sest Vorturner und Befehlsführer von den Knaben ein und sieht nach einiger Zeit wieder zu , ob und wo er eingreifen muß. Er kann ſo 2 bis 4 Schulen vornehmen , je nachdem er seine Sache versteht. Die älteren (Stabs-) Offiziere haben wieder die Inspection und Controlle über alle diese Thätigkeiten und schon die Vertheilung der Rollen unter ihre Unter gebenen und der richtige Wechsel damit ist ein Gegenstand der Sorge und Umsicht für sie und wird sie zwingen, auf= merksam auf die Eigenschaften und Leistungen der Indi viduen zu sein." „Die Cavaleristen geben an passenden Orten Reit-, Fecht- und Voltigirunterricht an künftige Wehrpflichtige der Reiterei ; die Ärtillerieſtämme stehen in den Festungen, sind in den Werkstätten und Laboratorien beschäftigt und detachiren ebenfalls einzelne Offiziere und Unteroffiziere als Lehrer und Vorbereiter der dienstpflichtigen Jugend an geeignete Orte." *) (Fortseßung folgt.)

*) Die Schrift „ das Fähnlein oder die Compagnie" hat wohl eine der ersten und gleich mit fiegreicher Ueberzeugungskraft für die Selbſtſtändigkeit der Compagnie geftritten.

*) S. 41 ff. der angeführten Schrift : „ Grundzüge einer Wehr verfassung 2c.", welche , obgleich in der Zeit der größten Be wegung entsprungen , in ihren Vorschlägen und Anschauungen mehr Dauerndes und wahrhaft Erhaltendes gibt , als Alles zuſammen , was auf dieſem Gebiet ſeitdem auch nach wieder gekehrter Ruhe geschrieben worden ist

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag , 4. Dctober 1851.

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Allgemeine Militár-Zeitung. Oeſterreichiſche Monarchie.

werk , Gußhaus und Maſchinenwerkſtätte kommen zwei mit

Man ſchreibt der A. A. 3. aus Wien unter dem 7. September : „Ich habe ſchon früher einmal der großartigen Bauten Erwähnung gethan , die ſich vor der ſogenannten Belvedere-Linie in der Nähe des Wien - Gloggnißer- oder Südbahnhofs erheben , und die zu Arſenale und Artilleriewerkſtätten beſtimmt ſind. Eine ge-

ſtehen , wovon das eine zur Sattler- und Nicmerwerkſtätte, das andere zur Holzwerkſtätte beſtimmt iſt. Von ſämmt lichen 24 Gebäuden ſind 20 theils vollendet , theils im Bau begriffen ; vier derſelben , nämlich die zwei Wohn gebäude an der öſtlichen und weſtlichen Seite des Recht eds, ſodann das Gußhaus und Bohrwerk werden erſt

den langen Seiten des Oblongums parallele Gebäude zu

nauere Beſichtigung dieſer Bauwerke, die ich dieſer Tage künftiges Jahr in Angriff genommen . Am weiteſten vor durch gütige Vermittelung eines höheren Artillerieoffiziers gerüđt ſind die Arbeiten an den Depots der Nordſeite, vornehmen durfte, und wobei einer der bauleitenden Offi- welche ſchon vollkommen eingerichtet ſind. Der Plan zu

ziere ſo freundlich war, mein Führer zu ſein , feßt mich dieſen wirklich großartigen militäriſchen Etabliſſements in den Stand , Shnen über die fraglichen Bauten einiges wurde von einer zu dieſem Behufe niedergeſepten Com = Nähere zu berichten. Sämmtliche Gebäude, 24 an der miſſion entworfen; die Seele des Baues iſt der rühmlich Zahl, bilden ein Rechteck von 380 Klafter Länge und 252 bekannte k. k. Feltzeugmeiſter Freiherr v. Auguſtin . Seine Rlafter Breite , nehmen ſomit einer Flächenraum von Entſtehung verdankt der Plan ohne Zweifel den Erfah 96,000 Quadratflafier ein . Die vier Eden dieſes Ob- rungen des Jahres 1818 in Paris , Berlin, Wien, welche longums , wie auch die Mitten der vier Seiten , werden zeigten , wie gefährlich es ſei , die Waffenvorräthe einer von im Viereck gebauten, zum Theil zwei , zum Theil drei großen Dauptſtadt inmitten der Stadt ſelbſt aufzubewah Stocwerk hohen Wohngebäuden eingenommen. Die Zwi- ren, wo ſie der Ueberrumpelung von Seiten einer aufs ſchenräume diejer acht, zur Unterbringung von Dffizieren gehegten Bevölkerung ſo ſehr ausgeſeßt ſind. Gewiß iſt und Mannſbaft beſtimmten Gebäude ſind durch Bauwerke wenigſtens, daß die Bolfsaufſtände in den vorhin genann von großer Ausdehnung ausgefüllt , beſtimmt , in ihre weis

ten einen ſchnelleren und minder blutigen Verlauf genom

ten Räume Waffenmaterial aller Art, theile roh , tbrils men hätten , wenn die Waffenvorräthe derſelben an hin= verarbeitet, aufzunehmen. Solcher Depots find es acht, reichend befeſtigten und bejeßten Orten außerhalb des wovon die vier an den langen Seiten des Oblongums Weichbildes fich befunden hätten, ſomit weniger leicht zu = befindlichen die anſehnliche Länge von 666 Fuß haben. gänglich geweſen wären , wie es in Beziehung auf Wien Der innere Raum des durch die Kaſernen und die Depots mit dem Arſenal vor der Belvedere-linie fünfiig der Fall

gebildeten Rechtecks iſt durch folgende, mit den kurzen

ſein wird. Was die Bauart dieſer Gebäude betrifft , ſo

Seiten des lekteren parallel laufende Gebäude eingenom- ſcheint ſie mir ebenſowohl den Anforderungen der Zwed men : *) 1 ) das Waffenmuſeum (Arſenal im engeren mäßigkeit als denen des Geſchmacs zu entſprechen . Das Sinne), beſtimmt, fertige Waffen aller Art , auch Tro-

zu dem Mauerwerf verwendete Material beſteht durch

phäen und hiſtoriſch merkwürdige Waffen , in fidy aufzu- gehends aus Badſteinen . Die Conſtruction , bei welcher .

nehmen. 2) Die Gewebrfabrik, mit einer Dampfmaſchine cine ſtrenge Genauigkeit beobachtet wurde, iſt ſehr ſolid von 16 Pferdefraft. 3) Die Maſchinenwerkſtätte, gleich

und doch nicht vhne Zierlichkeit. Vielmehr iſt neben dem

falls mit einer Dampfmaſchine.**) 4 ) Das Gufhaus Nüblichen auch dem architektoniſch Schönen inſoweit Rech zum Guß von Kanonenröhren und Wurfgeſchüßen aller nung getragen , daß die Gebäude von Außen angenehm in Art.

5 ) Das Bohrhaus . Rechte und links von Bohr-

die Augen fallen .

Sämmtliche Gebäude, welche dic Set

ten des Oblongumo bilden , ſind unter ſich verbunden , ſo *) Das Gebäude an der Mitte der nördlichen Seite rol zum

daß fie, wenn die Eingangsthore geſperrt ſind , ein bou kommen geſchloſſenes Viered bilden. Um eintretendenfalls

werden ; die innere Seite desſelben wirb leichter vertheidigt werden zu fönnen, ſind dieſe Gebäude, cingerichtet Spital eingenommen werden. **) von Der der RaumKirche zwiſchen dem Waffenmuſeum und der Mardinen- da wo ſie nach Äußen Front machen, mit Schießſcharten wertftätte iſt zum Kanonenhof beftimmt.

verſehen . Die Wohngebäude an den Seiten und Eden

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des Oblongums sind um 14 bis 15 Klafter über die De- tillerieregiment beträgt der gewöhnliche Präsenzstand 133 und pots vorgebaut und im Erdgeschoß mit casemattirten Bat- bei den Uebungen 3 des Formationsstandes , die Com terieen ausgerüstet (vorläufig sind indessen nur die Kano- pagnie zu 114 und resp. 168 Mann . Beim Genieregiment nenlucken bemerkiich) , ſo daß der Raum vor den Depots und der Sanitätscompagnie ist der gewöhnliche Präsenz und zwischen den einzelnen Wohngebäuden durch ein kreu stand und bei den Uebungen bei ersteren der ganze, bei zendes Kanonenfeuer bestrichen werden kann . Die Belchteren die Hälfte des Formationsstandes. Die Dauer dachung der Außengebäude besteht aus mäßig gewölbten der größeren Uebungen ist bei der Infanterie, und bei der Terrassen , die mit Asphalt gepflastert und zum Schuß Sanitätscompagnie auf jährlich einen Monat, bei der gegen die Einwirkung der Sonnenstrahlen mit einer Schichte Artillerie auf zwei und beim Genieregiment auf vier Mo = von hydraulischem Kalk bedeckt sind. Im Fall eines An- nate festgesezt, bei Cavalerie und reitender Artillerie_aber griffs von Außen können diese Terrassen mit Infanterie dauern die Uebungen fortlaufend durch das ganze Jahr. besezt werden, zu deren Schuß gegen das feindliche Feuer Den Uebungen voraus geht die Einübung der Recruten, mit leichter Mühe Brustwehren von Sandsäcken anzu- wozu bei der Infanterie und Sanitätscompagnie drei, bei bringen wären, welch' lettere sich nöthigenfalls mittelst Artillerie vier , bei Cavalerie und reitender Artillerie´und Bei letteren. Ziehwerken unschwer hinaufschaffen ließen. Gegen HandGenieregiment ein Monat bestimmt sind. streiche aufrührerischer Volksmassen sind die Arsenale jeden Waffengattungen ist die Einübungszeit kürzer , weil die falls genügend gesichert. Den Angriffen einer hinreichend eigentlichen Waffenübungen länger als bei der Infanterie (O.P.A.Ztg.) starken regulären Armee, die mit Kanonen und zündendem dauern. Wurfgeschüß versehen ist, möchten dieselben indessen nicht auf die Dauer zu widerstehen vermögen . Die Kasernen= Preußen. gebäude dürften einer Besagung von 5-6000 Mann Raum bieten; übrigens ließe sich nöthigenfalls in den Berlin , 19. Sept. Nachdem der General v . Stock= ungeheueren Räumen der Depots , wie auch in den inne hausen sein Amt wieder angetreten , hat der General von ren Höfen , wohl das Zwei- und Dreifache unterbringen. Wangenheim die Ausarbeitung der Pläne und Vorschläge, Auch ist vorauszuseßen , daß auf die ersten Anzeichen dro welche der Kriegsminister bei seiner Abreise hinterlassen, hender Angriffe augenblicklich Vorkehrungen zur Verstär demselben zur Genehmigung vorgelegt, und man glaubt fung der Besagung getroffen werden würden. Wie ich höre, sie nächstens in weiteren Kreisen bekannt werden zu sehen. soll es im Plan liegen , einestheils zu größerem Schuß Die Vermehrung des Etats an Subalternoffizieren und der Arsenale, anderntheils zur Beobachtung und Beherr= die innigere Verbindung der Landwehr mit der Linie wer schung der strategisch wichtigen Essenbahn , wie der Land den als die Gegenstände bezeichnet , welchen der Kriegs und Wasserstraße nach Ungarn , mehrere Marimilianische minister seine besondere Sorgfalt zuwendet. Eine andere Thürme anzulegen. Lettere dürften indessen indessen erst erst nach Nachricht läßt gegenwärtig die Kosten für die nothwendig Vollendung der übrigen Bauten , wozu voraussichtlich noch erachteten Aenderungen im Heerwesen feststellen , und eine ein Zeitraum von mindestens dritthalb Jahren erforderlich Vorlage in dieser Beziehung für die Kammern vorbereiten, sein wird , in Angriff genommen werden. Wie energisch indem sie hinzufügt , es dürfte eine sehr erhebliche Erhöhung die Bauten betrieben werden , mögen Sie aus dem Um des Militäretats beansprucht werden. (A. A. 3.) stand entnehmen, daß fortwährend mehrere Tausend Ar beiter dabei beschäftigt sind , worunter die Zahl der Mau Württemberg. rer allein sich auf etwa 1000 beläuft. Die Kosten sämmt= licher Bauwerke sind , wenn ich anders recht berichtet bin, Gmünd , 25. August. Heute Morgen wurden vor von der Baucommiſſion auf 6 Millionen Gulden C. M. Beliefen sich die Kosten indessen der Scheibe im hiesigen Schießthale in Gegenwart meh= veranschlagt worden. zuleht auch auf das Doppelte, so würde diese Summe rerer Generale und im Beisein einer Commission von Ar noch immer geringfügig erscheinen im Vergleich mit der tillericoffizieren äußerst interessante Schießversuche mit colossalen Summe, welche unter Ludwig Philipp's Regie den durch unsere Artilleriemannschaft im Ludwigsburger Arsenal unter Leitung des österreichischen Pyrotechnikers rung zur Befestigung von Paris aufgewendet wurde." Hrn. Lukaszy erzeugten Kriegsraketen angestellt. Das Ziel wurde troß des fortwährenden Regens , in dem ma= növrirt wurde , neunmal durchschossen. Um 10 Uhr kamen Belgie 4 sechsspännige Kanonen angefahren , mit welchen 8 Gra München, 23. Sept. Mit der neuen Formation der natkartätſchſchüsse , mittelst der durch Hrn. Hauptmann von Armee treten auch veränderte Bestimmungen über den Lindauer neu construirten metallenen Zünder, ebenfalls Präsenzstand und die Zeitdauer der Truppen übungen in Kraft. Danach wird der Präsenzstand bei der Infanterie in Landau und Germersheim , in den übrigen Besagungsorten und bei den alljährlichen Herbst übungen des formationsmäßigen Standes , die Com pagnie zu 180 Mann , betragen. Bei der Cavalerie , der reitenden Artillerie und dem Fuhrwesen richtet sich der Präsenzstand nach dem Pferdestand. Beim 1. und 2. Ar

nach der Scheibe geschahen und ein Schuß als besonders gut gelungen anzusehen ist. Nachmittags wurden auf ver schiedene Entfernungen 9-12 Kartätschraketen unter ganz günstigen Umständen abgefeuert. (S. M.)

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973

Ueber

die

Bedeutung

eines

auf

allgemeine

Wehrpflicht gegründeten Heerwesens in Deutsch land und sein Verhältniß zum gesammten Staatsleben. IV . 2. (Fortseßung.) Betrachtet man die großartige Anstalt , von der hier nur ein schwaches blasses Bild entworfen werden konnte, in ihrem Zusammenhänge, denkt man sie sich in allen ein zelnen Theilen von der mannichfaltigen Aufgabe erfüllt und bewegt , welche eine genügende Ausbildung der Mann schaft in allen Waffen verlangt ; erwägt man , welche Em pfänglichkeit von der einen Seite , welche thatkräftige Aus dauer von der anderen dazu gehört , um im Sommer unter den widerstrebenden und unfittlichen Einflüssen , die sich in einem so engen Zuſammenſein doppelt gefährlich entwickeln, den Ernst und die Reinheit der Aufgabe aufrecht zu er= halten und die gesammte Ausbildung der Mannschaft wirk lich in Fleisch und Blut hineinzutragen ; überblickt man, was auch im Winter dazu gehören würde , in der vielfach wechselnden Thätigkeit den engen Zusammenhang unter einander und mit dem einen Ziel lebendig im Gefühl und Bewußtsein zu bewahren : so sieht man freilich , wie von allen Seiten Alles zusammenwirken muß , um das Ziel zu erreichen. Aber eben in dieser Forderung , in dieser Hoheit und tief in alle Richtungen des Staats- und Volkslebens eingreifenden Vielseitigkeit der Aufgabe liegt es , daß sie Kräfte in Bewegung sehen würde , die dem kleinen , selbst süchtig nur auf Standeszwecke gerichteten Streben ewig schlummern werden. Es liegt in ihr, daß sie die sittliche Gewalt im Christenthum und im deutschen Wesen , auf welche sie sich, als den allein ewig treibenden Grund sol cher außerordentlichen Leistungen , stüßen müßte , selber würde erneuern und in Bewegung sehen helfen; es liegt auch in ihr, daß sie diejenige Art der Aeußerung und Erscheinung jener Kräfte , welche ihnen am meisten ent= spricht, die des persönlichen Willens und der persönlichen That, durch den Reiz, der in einer so bedeutenden Wirk samkeit liegt, in hohem Maße an ihren Dienst fesseln würde. Gerade die Schwierigkeit der Aufgabe würde die tüchtigen Männer in Bewegung segen, daß sie, mit eige nem Beispiele vorangehend, der Menge mit Güte und Gewalt die Leistung des Möglichen abgewännen . Und es wäre in diesem Sinne ein bedeutsamer Vorzug einer sol chen Einrichtung des Heerwesens , daß es jene angestreng testen Leistungen , die man so oft aus übel angebrachter Schonung oder aus Schwäche für den Krieg aufhebt, fort und fort schon bei der Heranbildung des Heeres im Frie den , als eine Nothwendigkeit an Alle verlangte und damit die Gewohnheit derselben Allen einpflanzte. Auf die Stämme und vorzugsweise zunächst auf die Offiziere fiele die Schwere der Aufgabe. Der Gedanke liegt nahe, schon ihre äußere Stellung danach einzurich ten, damit man in allen Stufen frische, selbstständige Kräfte an ihnen habe. Es ist eine gewöhnliche Klage, daß sie zu alt werden, ehe sie einen eigenen Wirkungs kreis gewinnen , in dem sie schaffend und bildend ihren Gehalt ausprägen können. Es ist wahr , es versteckt sich

viele Frühreife, viele Schlaffheit und Trägheit hinter dieser Klage, die Getriebenheit unserer geistig - sittlichen Entwickelung , das ewige Unbefriedigtsein mit ter augen blicklichen Lage spielt auch in unseren Reihen ; aber im 30. Jahre pflegt der Charakter entwickelt zu sein , das Bedürfniß, selber zu schaffen , wenn auch nur im kleinen Kreise , tritt nachdrücklich im Manne hervor ; in diesem Alter sollte der Offizier zu einer Compagnie gelangen, nicht erst , wie jezt gewöhnlich , um das 40. Jahr. Wenn dabei der Offizier statt wie jest vielfach , nur um ihn zu beschäftigen , mit zahllosen , nichts bedeutenden Dienſtver richtungen in Anspruch genommen zu werden, schon auf den ersten Stufen in eine vielsettige, auf Nothauendiges gerichtete Thätigkeit eingeführt würde ; Lust und Kraft blieben länger frisch : und überdem lägen in einer so großen Heereinrichtung noch andere Mittel , dem Uebel abzuhelfen. Einer so reichlich mit Elementen tüchtiger Bildung ver sezten Mannschaft gegenüber, bei einem guten Unteroffi ziercorps , bei so vielen Gandidaten für Landwehroffiziere, die im Nothfalle zu befördern wären ; dürfte man es schon wagen, die Zahl der niederen Offizierstellen zu verringern, um ein schnelleres Vorrücken herbeizuführen. Doch weni ger, wie sie äußerlich zu ihrer Aufgabe gestellt sind , als welche innere Ausrüstung sie dazu mitbringen, ist die Hauptsache bei den Offizieren. Ein solches Heerwesen mit starkem Arm und Geiste zu tragen ; die junge Mannschaft zu erziehen, ihrer bunten Zusammensetzung von den höch sten bis zu den niedersten Bildungsstufen in jedem ihrer vielgestaltigen Elemente bis zur Eigenthümlichkeit des Éin zelnen herab gerecht zu werden , dabei den Gemüthern das 1 eine Gesez mit immer gleichem Nachdruck einzupflanzen, die nie ermüdende Anstrengung ihnen abzuzwingen und sie auch außer der dienstlichen Thätigkeit unter die Herrschaft der Ordnung zu gewöhnen , in Unterricht und Ülebungen einen immer frischen , mannichfaltig anregenden Geist zu erhalten und auch in freien Stunden mit feinem Takt den Ton echten Soldatenfinnes zu pflegen , im Ganzen den freien Schwung der Lust und Liebe am Stand und seinem schönen Wesen zu erhalten, die rechten Soldatentugenden in den Herzen fest zu gründen : Das fordert wohl ein hohes Maß harmonisch gefügter und tief gegründeter Bil Schwerlich werden die Anstalten für Offiziers dung. erziehung auf eine solche Bildung wirken können, wenn nicht Familie und Schule vorher den Grund dazu legen. Es ist grundfalsch und nur ein Ausfluß der nüchternsten Er werbs- und Nüßlichkeitsanschauung , wenn hie und da schon in einem Alter, wo sich schlechthin noch keine Nei gung und Befähigung für einen Beruf ausgesprochen hat, eine Cadettenanstalt die Heranbildung zum Offizier beginnt. Kein Stand vielleicht mehr als der des Offiziers bedarf einer allgemein menschlichen Vorbildung , einer Vorbil= dung , die nur in der Familie und in der allgemeinen Schule erworben werden kann ; was dem Zögling , der frühe ans diesem gefunden Boden und dieser natürlichen Luft in eine nach besonderem Standeszweck geregelte An= stalt kommt , entzogen wird, kann ihm diese , und wäre sie die beste, nimmermehr ersehen. Weniger sollte an den künftigen Offizier bei seinem Eintritt nicht verlangt wer den, als daß er das Zeugniß der Reife zur Universität mitbringt , in der Regel also eine Mittelschule , und zwar

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vorzugsweise ein Gymnaſium , des Landes bis zur höchsten Klasse besucht habe. Wie aber die Militärwissenschaften erst den rechten Aufſchwung nehmen können, *) wenn sie der Gesammtheit der Wissenschaften zum unmittelbaren Ver= kehr eingefügt und zugleich in die lebendigste Berührung mit der strebenden studirenden Jugend gesezt werden : so wird die Offiziersbildung die rechte Stufe nicht erreichen, bis es gelingt, dem Heere seine Facultäten zu gründen und die angehenden Offiziere, nachdem sie sich während 2-3jähriger Dienstzeit die Haltung des Soldaten erwor ben haben, durch eine rechte Univerſitätsbildung hindurch zuführen. Freilich wird , wie viele unserer deutschen Hoch schulen an echt wissenschaftlichem und noch mehr an fitt lichem Geiste verwahrlest sind , noch lange Zeit vergehen, bis so etwas möglich wird ; und vorläufig müßte auf die erziehende Kraft , die ein solches Heer, in seinem gesunden Dasein, aus sich und in ſich ſelber entwickeln würde , ver traut werden : am Ende aber würde von dieſem Heere, wie die Forderung einer Umwandelung der gesammten Schule in seinem Sinne, so auch die Kraft auf die Mei nungen ausgehen , welche eine solche Umwandlung durch seste; der gesammten Schule , denn der niederen thut die Umwandlung fast mehr noch Noth, als der mittleren und höheren. Sie hat einen großen Theil der Schuld , daß in so vielen unserer Unteroffiziere jene unglückselige Halb bildung wuchert, die jede gesunde, kräftige Thätigkeit untergräbt. Dieser Mangel an tüchtigen Unteroffizieren ist schon in unserem jeßigen Heerwesen eine oft vernom = mene und gegründete Klage. Oft findet man noch unter der Mannschaft , die vom Lande kommt, zu den gewöhn lichen Stellen tüchtige Männer ; muß man aber einmal, um der Fertigkeit in schriftlichen Arbeiten willen , sich unter denen umsehen , die aus den Städten , aus den Comptoirs , aus den Schreibstuben öffentlicher Stellen kommen , dann mag man lange suchen. Verwöhnung in den höheren Ständen nachgeahmten Genüssen , eine ver wässerte, abstract rationale Lebensanschauung , den Kopf umnebelt von den Ansprüchen einer unverdauten Halb wisserei; das ist es , was man dort oft zu finden pflegt, statt der einfachen treuen Art, die den kleinen natürlichen Kreis , worin sie gewachsen und mit allem Sehnen und Streben festgewurzelt ist, geräuschlos und tüchtig erfüllt. Es ist diese Art , in Verbindung mit einem geweckten, raschen und muthigen Sinn , die Eigenthümlichkeit des

tüchtigen Unteroffiziers ; und es könnte ihrer ein auf das ganze Volk angelegtes Heerwesen am wenigsten entbehren. Je überlegenerer Bildung der Unteroffizier hier oft gegen= über treten wird , um so nothwendiger ist es , daß er seine Stellung mit sicherem praktiſchem Takt ausfülle; für das weite und wichtige Gebiet , welches dem Unteroffizier an= gehört , gilt es hier doppelt, von allen Seiten die tüch tigsten Kräfte berbeizuzuführen. Ein Schritt dazu wäre : durch die Möglichkeit , eine angemessene Stellung zu er= reichen , die Lust zum Berufe und die Freudigkeit daran zu wecken . Der Grundsaß, daß jedem Befähigten die Laufbahn zum Offizier offen stehe , wie er jest ziemlich allgemein anerkannt ist , wird in der Regel nur wenigen Unteroffizieren helfen : wohl aber ließen sich , zugleich zum wesentlichen Nugen der Offiziere , in der Compagnie für die tüchtigsten Unteroffiziere Stellen schaffen , denen man einen guten Theil der Thätigkeiten , welche jest dem Lieu tenant anheimfallen , übertragen könnte , Stellen , die nach Ansehen und Mitteln ein befriedigendes Dasein gewährten. Anderen müßte , wie es schon in Preußen ist, geseßlich die Anwartschaft auf Stellen im Civilstaatsdienst, wozu ge= diente Unteroffiziere vorzüglich_tüchtig zu sein pflegen , zu stehen; ein Verlangen, das sich wieder erst in einem sol chen Heerwesen völlig durchseßen läßt , weil nur gegen dieses ein eifersüchtiges Widerstreben der Civilbehörden nicht aufkommen kann und weil in ihm allmälig von ſelbſt jede irgend berechtigte Mitwirkung außerhalb der Reihen Die Hauptsache der Unteroffiziere verschwinden würde.

*) Ich verkenne nicht , welch' ein Aufschwung ſchon jeßt und namentlich im 4. Jahrzehend dieses Jahrhunderts durch diese Wiſſenſchaften gegangen ist : aber ich spreche von einem ſol chen Aufschwang , der sie zu einem wahrhaften Gemeingut der Offiziere machte , daß zwiſchen deren praktiſchem Thun und der betrachtenden Lehre ein lebendiger, in seiner bestän digen Frische beide Seiten vor Verirrung bewahrender Fluß wäre; und da frage man sich einmal aufrichtig , der wie vielte Theil unserer Offiziere trot Eramens und Cadettens häusern von unseren großen Militärschriftstellern wirklich etwas mehr als die Namen weiß. Uebrigens ist es eine bedeutsame Erscheinung , daß in Deutschland gerade vom preußischen Heere vorzugsweise jener wissenschaftliche Auf fchwung ausging; dieses Heer hat die vielseitigste innere Berührung mit dem übrigen Staats- und Volksleben.

bliebe indeß immer, die Unteroffiziere in der rechten Weise mit der Volksschule in Verbindung zu sehen, um sich einen tüchtigen Stamm derselben zu erhalten ; denn dort und in der Familie wird der Grund zu ihrem Wesen gelegt. Die Familie nun läßt sich durch öffentliche Einrichtungen nur mittelbar erreichen, und auch sie würde schon an der Rück strömung aus einem solchen Heerwesen bald eine gesunde Wirkung empfinden ; aber der Volksschule könnte gerade durch Unteroffiziere gegeben werden , was sie bedürfte, um die Jugend zu tüchtigen Soldaten zu erziehen Aufge= blasene Halbwisserei , begeisterungsschwindeliges Umher fahren auf allen Lebensgebieten , die sie nichts angehen, bei schwächlicher Verkommenheit in ihrer eigentlichen Auf gabe, Zuchtlosigkeit gegen die Jugend wie gegen sich selbst, ist das Wesen vieler unserer heutigen Schullehrer, die sich , bezeichnend genug , für das tüchtige Schulmeistern“ zu vornehm dünken. Es wäre ein rechtes Heilmittel da= gegen, wenn sie erst aus der schlaffen Zucht der Semi narien in die scharfe Zucht des Heeres müßten , wenn Kei ner Schulmeister werden dürfte, der nicht vorher wenig= stens 2 Jahre bei der Fahne gedient , also wenigstens eine niedere Charge bekleidet hätte , endlich , wenn aus den Reihen der älteren befähigten Unteroffiziere selbst die Schul stellen mit besezt würden. Schon oben wurde darauf hin gewiesen , wie die Unteroffiziere schon während der Dienst zeit am Unterricht helfen müßten; in dieser Einrichtung läge die Ergänzung dazu . Welche Bedenken und welcher Widerspruch sich auch dagegen erheben würden , ihre innere Nothwendigkeit würde der Saché bald die Bahn brechen. (Fortseßung folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag,

N 120 .

7. October 1851 . GA a

los

1947

1.สาร คาม

$

Allgemeine Militár - Zeitung. Großbritannien.

Infanterie erlaſſen ; dieſes Geſeß iſt vom 1. Januar 1851 an in Kraft getreten.

Die Aufſtellung eines allgemeinen Verzeichniſſes aller ) Von vielen Seiten wird gegenw Revi Offiziere, ärtigalseinenothwenfion( 5 ber Grercirreglements der Armee welde ſeit Conſtituirung des Königreichs Bel

dig dargeſtellt, namentlich um die vielen , nur auf dem gien in der Armee gedient haben, iſt vollſtändig beendet. Grercirplaß anwendbaren Manöver nuezumerzen und das

Reglement allein auf ſolche Vorſchriften zu beſchränken , deren Gebrauch im Felde von weſentlichem Nußen ſind. Belgien .

(• ) Der belgiſche Annuaire inilitaire officiel für 1851 enthält , gleid ſeinen Vorgängern , unter dem Titel : Re vue de l'année 1850, eine Ueberſicht der im ver

Militäriſche Recognoſcirungen .

Die im Jahre 1848 begonnenen militäriſchen Recog= nojcirungen um die feſten Pläße wurden während des Jahres 1850 fortgelegt und zum großen Theil beendigt. Dieſelben haben dem Kriegsdepot wichtige Documente für die Vertheidigung des Territoriums geliefert. Arbeiten des Generalſtabs .

gangenen Jahre im belgiſchen Krieg 8weſen ſtatt-

Eine aus 3 Generalſtabs- und 3 Infanterieoffizieren

gehabten Veränderungen und Neuerungen. Wir

beſtehende Abtheilung war ſeit dem Anfang des Monats

laffen dieſe Ueberſicht, welche ſich an die früher gegebenen April 1850 unter Leitung eines Hauptmanns vom General (vgl. A. M. 3. 1850, Nr. 88 - 91 und 106 — 110 ) an- ſtabe damit beſchäftigt, die im Jahre 1849 in der Campine reiht, hier folgen : begonnenen topographiſchen Aufnahmen zu vervollſtändigen. Die belgiſche Armee hat im verfloſſenen Jahre neue Dieſe Arbeiten , welche eine Oberfläche von 150,000 HEC Beweiſe von der Hingebung geliefern, die ſie beſeelt; eine taren umfaſſen , werden mit Ende des Jahres 1851 been =

große Anzahl von Militärs åller Grade haben ehrenvolle digt. Eine im Maßſtab von '/20000 gezeichnete, auf Stein Belohnungen erhalten , die ihr ſchönes Benehmen darthun. gravirte und aus 20 Blättern beſtehende Karte,von welcher Insbeſondere hat ſich die Garniſon von Lüttich während die 1. Section bereits im verfloſſenen December erſchienen der Ueberſchwemmungen ausgezeichnet , welche die Ufer der Mans verheerten.

iſt, wird die genauen Plane mit ihren zahlreichen Details wiedergeben . Das Terrain wird durch Nivellementscurven

Nachſtehend folgt eine Angabe der hauptſäậlichſten, von 1Meter Entfernung dargeſtellt, die durch eine beträcht Veränderungen , ſowie eine kurze Ueberſicht der ſtattgehab- taren) beſtimmt wurden. Der ſcharfe Ausbrud des Reliefs

während des Jahres 1850 in der Armee vorgekommenen lide Anzahl cotirter Puncte (im Mittel 40 auf 100 Hec ten beſonderen Vornahmen.

Durch königl . Erlaß vom 5. März erfolgte eine neue

und die Menge topographiſcher Details werden dieſe Karte nicht allein in Betracht militäriſcher Dperationen , ſondern auch für die Ausführung von Arbeiten , die ſich auf die

Drganiſirung der Cadres der Infanterie ; bašElitenregi: Urbarmachung der Haiden in der Campine beziehen ,

zu

ment wurde in ein Grenadierregiment verwandelt undauf einem höchſt nüblichen Werkmachen. drei active Bataillone reducirt ; das Chaſſeur- Garabinier Von Seiten Meffungen Generalſtabs geodätiſdier regiment brachte man auf vier active Bataillone und gab Beendigung Baſen ,wurden die ſichnach auf der des preußiſchen

Dieſes Regi- die Triangulirung Preußens beziehen , die deßfallſigen Ap ment, ſowie das 2. und 3. Jāgerregiment zu Fußerhiel: parate und Inſtrumente der belgiſchen Regierung über

demſelben den Namen Carabinierregiment.

ten eine beſondere , zu dem eigenthümlichen Dienſte dieſer iaffen. Man hatte beſchloſſen , die Mellung einer erſten Corps im Felde in Beziehung ſtehende Uniformirung. Durch Erlaß vom 14. Juli 1850 hat der König ein

neues Reglement über den inneren Dienſt und die Hand-

Baſis im Jahre 1851 vorzunehmen. Indeſſen hielt man es doch für geeignet , vor dieſer wichtigen Dperation einen Verſuch anzuſtellen ;es wurde deßhalb im verfloſſenen Som

habung der militäriſchen Geſeße und der Diſciplin in der mer auf dem Manöverfelde bei Brüſſel eine Baſis von

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ungefähr 400 Metern gemessen. Da das Resultat dieser Operation vollständig befriedigte , so kann diese Basis in der Folge entweder für die topographischen Arbeiten be= nuzt werden, die man in den Umgebungen der Hauptstadt vornehmen will , oder für die späteren geodätischen Arbei ten , denen sie zur Controle dienen wird. 3u letterem Zwecke wurde dieselbe durch eine Triangulirung mit dem königl. Observatorium zu Brüssel verbunden , deffen Di rector hierzu seine Einstimmung gab.

Militärstellvertretung. Der vom 3. September 1848 datirte , in den früheren Jahresberichten erwähnte , die Militärstellvertretung be= treffende königl. Erlaß zeigt fortwährend, sowohl für die Familien wie für die Armee, gute Folgen. Gleichwie im Jahre 1849 waren zwei Drittheile der Stellvertreter Mi litärs , welche auf die früher angegebene Weise durch Ver= mittelung des Kriegsdepartements eehalten wurden. Artilleriearbeiten.

Instruction. Während des Jahres 1850 ist der Unterricht fortwäh= rend im Fortschritt begriffen gewesen.

Die behufs der Ausführung ihrer speciellen Arbeiten in den verschiedenen Kriegsplägen in zahlreiche Detache ments zersplitterten Artillerieregimenter sind nichtsdesto= weniger mit Untersuchungen und Versuchen beschäftigt ge= wesen, welche eine Erhöhung der Wirksamkeit dieſer Waffe bezwecken.

Regimentsschulen. Die Regimentsschulen haben, in Folge des neuen Reg lements , das für dieselben im Jahre 1849 erlassen wurde, Von einem jeden der vier Artillerieregimenter wurde sehr zufriedenstellende Resultate gegeben. Dieselben liefer= ein Entwurf mechanischer Manöver ausgearbeitet, die vor 1 ten nicht nur tüchtige Elemente für die Cadres der Unter= den gegenwärtig gebräuchlichen viele Vortheile haben , so offiziere und Corporale , sondern verschafften auch den übrigen Militärs die Mittel , sich einen gewissen Grad wohl wegen der Einfachheit der Geräthe , der Dekonomie an Zeit und der Ersparung an Mannſchaft , als auch hin von Kenntnissen zu erwerben , deren heilsame Wirkung sie empfinden werden , wenn sie in den Schooß ihrer Familien sichtlich der Erhaltung des Materiellen. Zu Antwerpen wurde eine Commission niedergesezt , um eine lezte Revi= zurückkehren. Um den Wirkungskreis der Institution der Regiments- sion vorzunehmen und eine definitive Instruction zu bear schulen zu würdigen und den Einfluß darzulegen , welchen diese Schulen auf die Unterweisung der Bevölkerung aus üben , genügt es , zu bemerken , daß während des Jahres 1849 3850 Militärs die Regimentsschulen besucht haben; mehr als 500 wurden zum Grade eines Corporals oder Brigadiers und ungefähr 200 zum Grade des Unteroffi ziers befördert. Unter den 3850 ist die noch bei weitem größere Zahl nicht inbegriffen , welche die ersten Elemente des Unterrichts in den sogenannten " Abendschulen" erhal ten, die in jeder Garnison bestehen.

Man forderte auch die Regimenter auf, Versuche be züglich der Vereinfachung der Bedienung der Belagerungs-, Festungs- und Küstengeschüße und der Manöver mit be spannten Batterieen anzustellen. Das 3. Regiment war beauftragt worden, Versuche hinsichtlich der Wendungen der Artilleriefuhrwerke vorzunehmen ; ein ministerieller Ör laß vom 6. Februar 1850 hat die Wendungen mit ange= zogenen Strängen angenommen . Das „ Preis -Nichten" , welches das Diſtanzſchäßen und das rasche Visiren begreift , hat den Eifer der unteren Chargen und Kanoniere durch das doppelte Reizmittel Compagnie der Soldatenkinder. angemessenen kleinen Prämie und einer deßfallsigen einer Die Compagnie der Soldatenkinder , welche ebenfalls im Jahre 1849 ein neues Reglement erhielt , verspricht Bekanntmachung lebhaft angeregt. Es ergab sich hieraus das Resultat , daß ein „ Feldschuß" (wobei die Distanzen die günstigsten Reſultate. Beinahe 500 Knaben erhalten als in derselben eine Erziehung , die nicht nur der Armee eine vorher nicht bekannt waren) nur 25 pCt. geringer ein Schulschuß" war. Pflanzschule tüchtiger Unteroffiziere sichert, sondern auch Die Commandanten der detachirten Batterieen haben der Gesellschaft arbeitsame , unterrichtete und zu verschie= Denkschriften über die Vertheidigung der Pläge , wo sie denen Diensten geschickte Bürger zuzuführen verspricht. Die Regierung erkennt von Tag zu Tag mehr, wie sich in Garnison befinden , eingesendet.

sehr sie sich Glück wünschen muß , sämmtliche früher in den verschiedenen Regimentern zerstreute Soldatenknaben in ein einziges Corps vereinigt zu haben ; sie sieht nun innerhalb ihrer Armee ein neues Element sich bilden , ein Element der Ordnung , der Treue, der Macht und der Moralität.

Die Artillerieoffiziere haben zwei wichtige Erfindungen gemacht, nämlich einen Apparat zur Messung der Ercen tricität der Projectile und ein electro -balistisches Pendel, welches ein viel genaueres Untersuchungsmittel als das bisherige balistische Pendel abgibt.

Reiterei.

Etabliſſements.

Die Erfahrung hatte die Unzulänglichkeit der bisher von den Schüßen der Lanzierregimenter geführten Cara biner dargethan; man entschied sich deßhalb dahin , diese Waffe durch eine längere Pistole, von größerer Trefffähig keit und Tragweite , als die bisher gebräuchliche , zu er= sehen. Ueberdieß sind nun alle Escadronen ohne Unter schied mit der Lanze bewaffnet.

Die Artillerie ist mit der Anfertigung , Reparatur und Aufbewahrung der Waffen, der Munition und der Kriegs geräthschaften aller Art beauftragt. Die auf diese ver schiedenen Gegenstände sich beziehenden Arbeiten werden in vier besonderen Etablissements , in dem Constructions arsenal, in der Geschüßgießerei , in der Waffenfabrik und in der Feuerwerkerschule , ausgeführt . Was die Unter

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haltungsarbeiten anlangt , so geschehen diese in den Kriegs magazinen der verschiedenen Pläge des Königreichs durch die Mannschaften der Artillerie. Die zur Vervollkomm nung der Waffen jeder Art und der Kriegsmittel nöthigen Versuche werden auf dem Nebungsplaß zu Brasschact, im Lager zu Beverloo , auf dem Versuchsfelde zu Lüttich und bei der Pontonnircompagnie vorgenommen.

Unterrichtsanstalten gemein , eine Sucht, die Schüler mit einem möglichst umfassenden äußerlichen Erwerb auszu= statten , den sie möglichst ergiebig vernußen können , geht durch alle hindurch. Es ist wahr, in den Realschulen herrscht die rohe und nüchterne Richtung auf die unmit= telbare Brauchbarkeit oder die hohle Anmaßung einer emancipirten Wissenschaft noch widerwärtiger vor : die Gymnasien haben wenigstens in der Luft der Alten, welche das menschliche Wesen so rein und ganz entwickelt haben, noch eine Strömung von Zucht und kunstvoller Bildung ; aber ohne das Leben der Alten wirkt sie doch nur höch

(Fortsegung folgt.) Türkei. Konstantinopel , 7. Sept. Die Grade der türkischen Offiziere werden künftig nicht mehr durch einen Nischan, sondern wie bei den übrigen europäischen Heeren durch (Pr. 3tg.) Epauletten bezeichnet werden .

Ueber

die

Bedeutung

eines

auf

allgemeine

Wehrpflicht gegründeten Heerwesens in Deutsch land und sein Verhältniß zum gesammten Staatsleben . IV. 2. (Fortseßung.) So erginge aus einem solchen Heerwesen an die Schu len jeder Art der nachdrückliche Anspruch auf eine Um gestaltung, und zwar auf eine solche Umgestaltung , wie fie das eigene Wesen dieser Schulen selber immer dringen der verlangt. Die Krankheit der Zeit bricht kaum an einer öffentlichen Einrichtung so deutlich und so gefahr drohend hervor, als an den Schulen. Diese Zeit , die überhaupt ein so starkes Streben hat , in abſtracter Gleich macherei alle naturgegebenen Unterschiede zu verwischen, hat es dahin gebracht, daß troß der verschiedenen Auf gabe der niederen Schulen und der anderen eine fast gleich mäßige Unterrichtsweise in dieselben eingezogen ist. Frei lich sollten sie im Streben , zu erziehen , nicht blos zu leh ren , in strenger , ernster, sittlicher Zucht , im warmen innerlichen Verkehr zwischen Lehrern und Schülern über= einstimmen ; dafür stimmen sie in der Zuchtlosigkeit und im Streben auf ein rein äußerliches Wissenswerk , dem denn auch das kalte äußerliche Verhältniß zwischen Lehrern Die Volksschule sollte und Schülern entspricht , überein. ihrer Aufgabe gemäß sich darauf beschränken , ihre Zög linge für den künftigen engeren Lebenskreis mit einfachen ganzen Anschauungen zu erfüllen, die Liebe und Treue dafür in ihnen zu erziehen; ihre Unterrichtsweise dürfte, dem Alter ihrer Schüler entsprechend , niemals eine ge= theilte oder abstract verallgemeinernde , fie müßte stets eine möglichst das Ganze concret ergreifende und darstellende sein: erst die mittlere Schule, als Vorbereitungsanstalt für Lebensberufe mit weiterem Gesichtskreis , für höhere wissenschaftliche Zwecke darf dieses Theilen des Unterrichtes als nothwendigen Durchgang für ein höheres Wissen ein= führen. Statt dessen ist eben dieses Theilen und Schei den , dabei ein encyclopädisches Zuſammenraffen aus allen Gebieten menschlicher Erkenntniß, so ziemlich allen unſeren

stens ein besseres , als Selbstzweck sich sezendes Wissen, nicht ein den ganzen Menschen ergreifendes Erziehen. Das Grundübel unserer Schulen ist , wie in unserem gesammten Leben , der Abfall von christlichem und deutschem Wesen : nur wenn unsere gesammte Bildung in den Tiefen wieder Wurzel schlägt , wo die den ganzen Menschen bewegen= den und bestimmenden sittlichen Kräfte walten , nur wenn fie in die gesunde Strömung wieder einlenkt, die unser gesammtes Volksbasein und also das Dasein jedes Ein zelnen seit Jahrhunderten trägt und treibt; nur dann wird sie von jenen Verirrungen frei werden , die alle nichts anderes als wechselnde Erscheinungen des nämlichen, selbst füchtigen , sich selber sehenden und verherrlichenden , von Religion und Geschichte losgerissenen Menschengeistes sind. Wie ein das ganze Volk ergreifendes Heerwesen gerade diese rettenden Mächte entwickeln, wie aus ihm Sitte und Volksthümlichkeit in Leben * ) und Schule zurückſtrömen, wie es der Schule auch mit tüchtigen persönlichen Kräften zu Hülfe kommen würde; so empfinge es aus ihr dafür reichen Erfaz. Den Zusammenhang , die gegenseitigen Forderungen in's Einzelne zu verfolgen , die nothwendige Mitwirkung von Kirche und Familie zu betrachten , ist hier nicht der Ort; doch Eins , welches das Heer sogleich und selbst bei den bestehenden Einrichtungen an die Schule zu verlangen hat , muß noch angeführt werden ; nämlich die Einführung des Turnens in den Schulen , des Turnens als eines eigentlichen , strengen , mit den anderen völlig gleich berechtigten Erziehungszweiges . Wir pflegen uns auf unsere klassische Bildung viel zu Gute zu thun ; wie aber würde ein Grieche aus der guten Zeit auf unseren armseligen Abklatsch griechischer Bildung herabblicken. hatte man doch das Turnen , statt die an ihm sich ent wickelnden Kräfte in die rechten Bahnen zu lenken, aus den Schulen getrieben , daß es draußeu zu manchen ſchlim men Auswüchsen entarten mußte; und scheint man doch auch jezt noch kaum zu ahnen , was bei den Griechen die Gymnastik war. Sie wußten es , daß Geiſt und Leib einig sein müßten; darum haben sie ihre großen Kunst werke geschaffen , zu dem unsterblichen Geist die reine Ge= stalt; darum haben sie keine Gelehrten , Handwerker, Krä mer, sondern Menschen gebildet. Ihre Gymnastik war *) Es ist noch vor Kurzem in diesen Blättern (Briefe eines füddeutschen Offiziers an einen Kameraden , 8. Brief, Nr. 84 ff.) auf den tiefen fittlich geistigen Zusammenhang zwi schen Heer und Volk trefflich und vielseitig hingedeutet wor den. Der Verfasser ist von einem andern , doch im Grunde wohl kaum sehr verschiedenen Standpunct ausgegangen ; man wird seine Anschauungen vielleicht auch zu ideal nennen , auf ein wahrhaftes Volksheer bezogen, find fie das mit nichten.

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die ganze kunstvoll durchgebildete leibliche Seite der Er ziehung, innigst zusammenwirkend mit der anderen und keine ohne die andere denkbar. Das muß auch unser Turnen werden, und das kann es um so eher , dabei hat es eine um so höhere Aufgabe , von je tieferem und rei cherem persönlichem Gehalt das christlich - deutſche gegen das griechische Wesen ist. Die Anlagen dazu sind in un serem Turnwesen vielseitig vorhanden; * ) das Heer müßte dafür die öffentliche Theilnahme anregen, die Männer dafür herbeibringen helfen. Es fände daran eine unent behrliche Vorschule seiner Zucht und seiner taktischen Aus bildung. Denn jene muß mächtig von einer Erziehung gefördert werden, die am Einzelnen die ganze leibliche Verweichlichung dieser Zeit zu bezwingen trachtet, die ihn zugleich von früher Jugend auf in streng geordneten klei neren und größeren Körpern bewegt und ihn so nicht blos die eigene Körperlichkeit an den gemeinsamen Ucbungen vielseitiger entwickeln und begreifen lehrt, ſondern ihn auch an eine strenge Aufmerksamkeit , an ein rechtes geistiges Sichzusammennehmen gegenüber der liederlichen Zer streuungssucht unserer Jugend gewöhnt. Von dieser Seite trifft es denn zugleich mit der Taktik zusammen , die auch beim Heere den Zweck hat, als Zuchtmittel , sowie als Mittel zur Erziehung der möglichsten Gewandtheit in der

nur als Mittel verfolgen kann, und wie zugleich bei ſol cher Vorarbeit an jedem Einzelnen das Heer einen ganz andern Erfolg von seiner kurzen lezten Erziehung haben müßte. In einem solchen Turnen allein schon wäre ein Feld der Thätigkeit und eine treffliche Schule für Offi ziere und Unteroffiziere, wäre eine allgemeine Vorbildung der Mannschaft gewonnen , deren Bedeutung , wenn nur erst ein Anfang gemacht wäre, an der Praris selber immer siegreicher hervortreten würde. In dieser Weise wäre das Turnen der erste thatsächliche Schritt zur Verwirklichung des schon oft ausgesprochenen , doch immer neuen Ge= dankens , die gesammte Volkserziehung in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Heerwesen zu sehen und sie da= nach um und neuzugestalten, eines Gedankens , der allein schon ein das ganze Volk umfassendes Heer verlangt, wie er durch dieses allein endlich durchgesezt werden kann. Aber bei diesem Zusammen- und Ineinandergreifen der allgemeinen Erziehung , obwohl sie mit den Kräften, welche sie nach beiden Seiten hin fruchtbringend entwickeln würde , billig in erster Reihe steht, dürfte ein solches Heer wefen noch nicht stehen bleiben ; es liegt schon in der inne ren Bedeutung seiner Gründung und spricht sich zugleich äußerlich in der Schwere seiner Aufgabe aus , wie sie sich im flüchtigen Bilde schon dargestellt hat , daß es auch in Bewegung größerer Körper zu dienen , und erst in ihrem den besonderen Gestaltungen des öffentlichen Lebens , wie angewandten Theil lehrt , wie mit jenen Mitteln der Ge sie aus dem gemeinschaftlichen Boden des Hauses und der fechtszweck erreicht wird. Es ist klar, welche Bereicherung Schule nach verschiedenen Richtungen emporwachsen , die an Formen für die Vervielfältigung und Steigerung seiner Wege suchen muß, worauf ihm Kräfte zuströmen , worauf Bewegungsfähigkeit das Heer aus dem Turnen gewinnen es günstige Vorarbeit findet , die es dann wieder in ande= muß, welches sich hier als Zweck vorſezt , ** ) was jenes rer und befferer Form zurückströmt. Es sind sowohl die freier sich entwickelnden Erscheinungen des öffentlichen Lebens , als diejenigen , welche mehr durch Regierungs Während in Schweden das Kings'sche System aufkam, dem thätigkeit gefördert und hervorgerufen werden, womit sich Haupt= man im preußischen Heere durch die Sendung des hier des Heeres Dasein verwebt ; aber es ist für beide manns v . Rothstein besondere Aufmerksamkeit zuwandte und schwer, etwas mehr als flüchtige vereinzelte Gedanken zu kommen Ausfuhrung zur dort das eben in freier Anwendung soll, ist ziemlich gleichzeitig durch A. Spieß , zuerst in der haben; erfüllte Anschauungen könnten sich erst aus der Soweiz, nun in Darmstadt, ein das gesammte Turnweſen Wirklichkeit gewinnen lassen. Ein Zuſammenhang läßt im Sinne der alten Gymnastik für unsere Zeit neu gestals sich dabei nicht finden, noch weniger verfolgen , als indem tender Grund gelegt und ſchon rüſtig darauf fortgebaut wor man die Gebiete nach ihrer Eigenthümlichkeit gesondert den. Beide Systeme scheinen viel Verwandtes zu haben; betrachtet. Wenn aber dabei, was zunächst das Volks doch scheint das Spieß'ſche das Turnen in großartigerer und umfassenderer Weise auf die dafür einzig richtige Grundlage, leben angeht, in dessen Gestaltungen der Unterschied zwi= die erzicherische , zu gründen. Auch hat es , wie es sich jezt schen dem Landbau und seinen Zweigen als den mehr sich praktisch zu vrrbreiten beginnt , schon von verschiedenen Sei gleich bleibenden , erhaltenden , und zwiſchen Handel und ten her in der Literatur des Turnens volle Anerkennung Gewerken als den mehr veränderlichen , bewegenden , wie seiner entscheidenden Bedeutung gefunden. **) Das Turnen entwickelt aus der Natur der Sache eine un schon gesagt wurde, durchgreifend hervortritt ; so wäre es endliche Mannichfaltigkeit von Formen für Bewegungen und gewagt, einen ähnlichen durchgreifenden Unterschied in der Gliederung des Heeres finden zu wollen. Doch scheinen Uebungen kleinerer und größerer , in sich wieder unendlich vielfach gegliederter Körper. Die Elementar- oder richtiger sich, wie vorher an die verschiedenen Befehlsstufen , so nun formelle Taktik bat hier von ihrem besonderen Zweck aus an den gegebenen Unterschied der drei Hauptwaffengat= diejenigen auszusuchen und zu einem Ganzen zuſammenzu= tungen, die besonderen Forderungen und damit die An fügen , deren sie bedarf, nicht aber Formen dieser Art un= mittelbar aus dem Gefechtszweck abzuleiten , welcher Versuch deutung eines Zusammenhanges am einfachsten anzu= knüpfen. in vielen Lehrbüchern der Taktik ein falsches , verwirrendes System erzeugt hat. Es hängt mit dieser Unklarheit unserer (Fortseßung folgt.) Wissenschaft zusammen , daß man so viel über die Nothwen= digkeit dieser oder jener Formen des Erercirplaßes Atreiten größeren Mannichfaltigkeit der Formen bedürften , als wir hört , die nach der Weisheit unserer jungen Strategen weg sie schon haben , und daß wir sie auch , wenn die Sache recht geworfen werden müßten , weil sie im Gefecht nicht vor kämen. Wenn man sich des Zweckes des Erercirplages klar angegriffen und durch das Turnen in den Schulen unterflüßt würde, in vollem Eigenthum haben könnten. bewußt wäre , würde man einsehen , daß wir noch einer viel Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerstag, 9. October 1851.

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Allgemeine

Militär -

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Belgien.

Geschützgießerei.

(Fortseßung ter Uebersicht der im vergangenen Jahre im belgischen Kriegswesen stattgehabten Beränderungen und Neuerungen.) Constructionsarsenal.

Die für die Armee im Jahre 1850 in der Gießeret ausgeführten Arbeiten bestanden in 15 Geschüßen verschie= denen Kalibers , 3895 Projectilen verschiedeuen Kalibers, sowie in 12 Gußversuchsgeschüßen und einer bedeutenden Anzahl von Beschlagtheilen für die Anfertigung und Re paratur des Materials. Außerdem wurden 140 Geschüße für England , die argentinische Republik, Brasilien , den Deutschen Bund , Spanien und die Niederlande angefertigt.

Auch im Jahre 1850 beschränkte man, gleichwie dieß schon im vorhergehenden Jahre geschehen war, die neuen Constructionen in der Art, daß der größere Theil der Arbeiter zur Reparatur des Belagerungs- und Festungs materials verwendet werden konnte. Die Bestellungen auf neues Material bestanden nur in Festungs- und Küsten laffeten für Granatkanonen , in Laffeten nach piemontesi schem System für 24pfündner Kanonen , in Pontonwagen neuen Modells , in Handkarren und sonstigen verschiedenen . Geräthschaften. Für Rechnung des Auslandes wurden 4 8pfündner Feldlaffeten nebst Proßen und sonstiger voll ständiger Ausrüstung angefertigt. Die Reparaturen am Material geschahen zum Theil in dem Etablissement, zum Theil in den festen Plägen. Die von den Plägen Charleroi , Lüttich , Menin , Mons und Namur nach dem Arsenal von Antwerpen zur Herstellung gebrachten Laffeten und Wagen erforderten, um die nöthi gen Reparaturen genau und angemessen ausführen zu kön nen , Modelle, Werkzeuge und Ausführungsmittel , die sich Man nur allein in dem Etablissement vereinigt finden. Man

Die bemerkenswerthesten , in der Geschüßgießerei ein geführten Verbesserungen und Vervollkommnungen be standen: . 1 ) in einem Verfahren , welches die Erhizung und Er weichung des Werkzeugs während der Bohrung der Geschüße verhindert und die einen Arbeiter ersparen läßt , der bis daher zur Abkühlung der Seele des Geschüßes verwendet wurde ; 2 ) in einem Verfahren , welches bezüglich der aus springenden Theile der Geschüße , wie des Visirs , des Auffazes auf dem Kopfe des Rohres st., die Rohre zu drehen gestattet , wodurch eine Ersparniß an Zeit und Handarbeit erzielt wird; 3) in einer Maschine, um das Zündloch der Geſchüße innerlich zu fräßen ; 4) in einer Maschine zur Bestimmung des Widerstan= des des Gußeiseus gegen die Ausdehnung , zur Vervoll ständigung der Versuche zur Bestimmung der physischen Eigenschaften des Gußeisens durch Beugung , Stoß und

brachte auch dahin das Material der Festung Antwerpen mit den Batterien , welche auf dem Uebungsplay von Brasschaet verwendet werden . Dieses Material begreift: 115 Feldlaffeten neuen Mo dells , 103 Belagerungs- , Festungs- , Küsten- und Mör Penetration; 5) in der Einführung der Zirkelsäge zum Befeilen und ferlaffeten ; 309 Feld- und Belagerungsprozen , Rahmen, Abschneiden des Gußeisens 2c.z Hebezeuge, Feld- und Parkwagen. 6) in Einführung eines Balancier bei Anfertigung der Detachements der Handwerkercompagnie verwendete man in den Pläßen Lüttich) , Namur, Ostende und Tournay. Kartätschkugeln aus Schmiedeeisen ; 7) in dem Bau eines kleinen Kupoloosens für kleinere Dieselben reparirten : 833 Feldlaffeten alten Modells, Be= Gußstücke , welche im großen Kupoloofen einen viel stärke= Lagerungs- , Küsten-, Festungs-, Marine- und Mörser laffeten ; 299 Feld- und Belagerungsprozen , Rahmen, ren Verbrauch des Brennmaterials erfordern . Hebezeuge u. s. w. Obwohl diese Reparaturen , für sich Man brachte außerdem verschiedene Veränderungen bet betrachtet , weniger wichtig als diejenigen sind , welche im einigen Werkstätten an , die nun dergestalt hergerichtet sind, Arsenal ausgeführt wurden, so mußten nichtsdestoweniger daß man gegen früher nur die Hälfte der Zeit zur Aus in den Werkstätten des Etablissements eine beträchtliche führung einer Bestellung nöthig hat. So kann eine Lie Anzahl Materialien und Beschlagtheile vorbereitet oder ferung von 100 Geschüßen des stärksten Kalibers und eine angefertigt werden, die nach den vorgenannten Pläßen zur andere von 20,000 Geschüßkugeln und 307,832 Kartätſch= kugeln in fünf Monaten bewerkstelligt werden , wozu man Ausführung der dortigen Arbeiten gesendet wurden.

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früher , vor diesen Verbesserungen, zehn Monate Zeit nöthig gehabt hätte. Die Ausschußgüffe , welche im Jahre 1849 nur 4 auf 381 betragen hatten , wurden noch mehr reducirt, da auf 167 gegoffene Geschüße 1850 kein einziger Fehlguß kam, obwohl 9 neue Modelle (2 für England , 5 für Braſilien, 2 für die Niederlande) , alle von starken Kalibern , anzu= fertigen waren , was demnach eine sehr schwierige Fabri tation erforderte. Was die Widerstandsfähigkeit der von der Gießerei gelieferten Geschüße betrifft, so bot dieselbe fortwährend alle nöthige Sicherheit dar, wie dieß auch die außerordent lichen Proben mit den für das Ausland angefertigten Geschüßen verschiedenen Kalibers (so mit einer 60pfündi gen Kanone für die Niederlande und 4 32 Pfündnern für England) und die Ausdauer der verschiedenen Geschüße bei den auf dem Uebungsplaß zu Brasschaet mit Feld ladung erfolgten Schüssen beweisen , wo eine kurze 24pfün dige Kanone von 900 Kilogramm Gewicht und 12 ; Ka= liber Länge bis zu 3740 Schüsse aushielt , ohne dienst unbrauchbar zu werden. Mehrere fremde Regierungen , welche die Vortheile würdigen , die ihnen die Gießerei, namentlich in Beziehung der Garantien einer guten Fabrikation und einer strengen Annahmscontrolle bietet , wenden sich hinsichtlich der Lie ferung von Geschüßen und Projectilen an Belgien. Die metallurgische Industrie des Landes verwendete in Folge dieser Bestellungen seit 1840 vier Millionen Kilogramme Gußeisen für Geschüße und 1,533,000 Kilogramme Guß eisen für Projectile. Die Gießerei ihrerseits aber findet in den ausländischen Bestellungen den Vortheil , die Ge schicklichkeit des dem Etablissement angehörigen Personals fortwährend unterhalten und entwickeln zu können . (Fortseßung folgt.)

Großbritannien.

(5) Man beabsichtigt, den Recruten der Armee, die nicht lesen und schreiben können , einen täglichen Abzug von einem Penny von ihrem Tractamente zu machen und ihnen das volle Gehalt erst zuzuweisen , wenn sie vor einer Prüfungscommission ihre Fertigkeit im Lesen und Schreiben an den Tag gelegt haben. Man glaubt durch diese Maßregel den Zustand der Armee zu heben, mehr als es durch andere Anordnungen in Bezug auf den Un terricht der Mannschaften möglich ist. - Dem Parlamente ist ein Bericht über die Mi litärgefängnisse vorgelegt worden. Im vereinigten Königreich gibt es deren 9, in den Kolonien 8 , in Summa fonach 17, die zur Aufnahme von 1200 bis 1300 Ge fangenen eingerichtet sind. In den im Inlande befind lichen Gefängnissen wurden 1847 : 3850, 1848 : 4009, 1849 : 3533 und 1850 : 3565 Gefangene aufgenommen. Die Deſertionsfälle und die Ueberschreitungen des Urlaubs fanden in den Jahren 1849 und 1850 in gleicher Zahl statt. Die Fälle von Trunkenheit haben sehr zugenommen .

Ueber

die

Bedeutung

eines

auf

allgemeine

Wehrpflicht gegründeten Heerwesens in Deutsch land und sein Verhältniß zum gesammten Staatsleben . IV. 2. (Fortseßung.) Die am meisten sich gleich bleibende Waffe ist offenbar Das Pferd verändert seine Natur nicht; die Weiterei. darum find die Umwandlungen , welche Erscheinung, Be ftimmung und Auftreten der Reiterei betrafen , weniger aus innerer Entwickelung ihres Wesens , als aus der Rück wirkung von der Entwickelung der übrigen Waffen her= vorgegangen ; jezt scheint die Aufgabe der Reiteret , weil ihrer Natur entsprechend , auf lange Zeit hinaus festgestellt zu sein, als eine zwar nicht mehr entscheidende, aber doch für das Heer höchst einflußreiche und mannichfaltige. Ge= wiß wird dieser Aufgabe mit einem massenhaften Zürichten von Pferd und Reiter , wobei dieſe allenfalls die einge lernten Bewegungen mechaniſch mit ausführen , wenig ge dient sein, und es liegt die Frage nahe, wie eine zurei= chende Ausbildung derselben in so kurzer Zeit , als ihr in unserem Heere vergönnt wäre, möglich werden soll. Aber wenn der Reiter blos im Dienst gebildet werden soll, so thun es auch die 2 bis 3 Jahre nicht , welche man jest in den meisten deutschen Staaten darauf verwendet. Zu einer tüchtigen Reiterei gehören vor Allem zwei Dinge, die zusammen zu sein pflegen ; nämlich gute Pferde und ein Volk, das sich auf die Pferde versteht, nicht blos im Reiten, sondern eben so sehr in der Zucht und in der Behandlung ; nur wer von Jugend auf an Pferde gewöhnt war, wer mit seinem Pferd zusammengewachsen ist , wird ein rechter Reiter sein . In Süddeutschland scheint Beides weniger als in Norddeutschland zu Hause zu sein , und zwar hauptsächlich wegen der Verhältnisse des Landbaues. Dort find zwar noch große und mittlere Güter in ziem= licher Zahl vorhanden, auch Pferde genug bei der Be= bauung in Thätigkeit, mehr und mehr aber ist in den legten Jahrzehnten die Zersplitterung vorgeschritten und die Art der Bewirthschaftung ist in Folge von vielen Sei ten zusammenwirkender, hier nicht aufzuzählender Verhält= nisse so ausschließlich auf eine getrieben ausgiebige Nußung von Grand und Boden gerichtet, daß eine eigentliche Pferdezucht im Volk davor nicht aufkommt; während da= gegen die Wirkung des Pferdeankaufs , welchen die meisten Regierungen grundsäßlich im Lande selbst betreiben , nicht groß genug sich erweist. In Norddeutſchland machen die großen Güter und die Art ihres Anbaues nicht blos_be deutende Pferdebestände nöthig, sondern es werden auch deren Kräfte nicht so ausschließlich auf die Arbeit verwen det, daß nicht immer die Pflege derselben für freiere Zwecke allerwärte angetroffen würde, woraus denn verschiedene Staaten, in der Art, wie sie ihre Reiterei damit in Ver bindung bringen, wesentliche Vortheile ziehen. Hier dieſes günstige Verhältniß zu erhalten , es in Süddeutschland möglichst wieder herzustellen; dafür würde der Heereszweck mit dem des Landbaues auf's glücklichste zusammentreffen.

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Es ist hier nicht der Ort , in die Ursachen der zunehmen= eine Infanterie geben soll , welche für jede Kampfesweiſe eingeübt ist durch Erfahrung erst könnte sich herausstellen, den Zersegung des Grundeigenthums , in ſeine ſchlimmen Folgen , in die Mittel der Äbhülfe einzugehen ; die That ob nach städtischer und Landbevölkerung oder nach irgend einer anderen Unterscheidung die Körper zusammenzustellen sache steht leider fest, daß die Bewegung auf dieſem_Ge= und danach dann eine oder die andere Bestimmung der= biete den mittleren , selbstständigen , kräftigen Bauernstand mehr und mehr zu Gunsten einer der Armuth und Ab selben vorzugsweise in's Auge zu fassen wäre. Indessen hängigkeit verfallenden Maffe von Halbeigenthümern ver schließt jene Einheit der Ausbildung keineswegs aus, daß mindert und damit dem Staate eine seiner tüchtigsten, man nicht auf die Bildung tüchtiger Schüßen insbesondere Und hier würde die Infanterie , weil erhaltenden Stüßen untergraben wird . Was würde dem Bedacht nimmt. Vaterlande ein Bauernstand bedeuten , der unabhängig auf weder ein Sommer , noch ein ganzes Jahr einen Schüßen ausbildet, genöthigt sein, wieder mit einer Einrichtung des feinen Gütern säße ; jedes Gut für sich geschlossen und öffentlichen Lebens in Verbindung zu treten. In Deutsch abgerundet, anßerhalb des Dorfes mit den Gebäuden inmitten der Aecker gelegen , jedes Gut vom Vater so auf land war und ist noch viel Lust und Anlage zu Schüßen den Sohn vererbend , jedes bereit, wenigstens einen , oft gesellschaften vorhanden ; was könnte aus ihnen werden, mehr Reitersmänner zu stellen , und diese stolz darauf, als wenn sie mit dem Heer in Verbindung träten , etwa der auf ihre höchste Ehre ? *) Es liegt in keiner menschlichen Landwehr als eigene Körper zugetheilt würden ? Wie fie Macht , einen solchen Zustand auf einmal herbeizuführen; bestehen, ist viel unnüßes , eitles oder gar verderbliches aber die Nothwendigkeit, auf solche Wege von denen , die Treiben in ihnen *) und dem Heere gehen gute persönliche nun betreten sind , abzulenken , ist klar, und noch sind die Kräfte und schöne Mittel verloren. Anders , wenn sie in dasselbe eingereiht wären, wenn sie alle dasselbe System, Verhältnisse des Güterbefizes nicht so schlimm , daß es Ein dasselbe Kaliber haben müßten , wenn jeder Schüße die nicht allmälig anders und besser werden könnte. diese eigene Büchse zu seinem Dienst im Heere mitbringen und Heer, welches den großen und mittleren Bauer auf Weise in Anspruch nähme für die höchste Pflicht , welches wieder mit heimnehmen dürfte; wenn die strenge Zucht in diese Pflicht seinen Nußen und fein Vergnügen so na und Ordnung militärischer Körper, bei denen sich am türlich verweben würde; es würde einer der bedeutendsten liebsten die rechte Freiheit entfaltet, durch ihre Reihen äußerlichen und zugleich ſittlichen Hebel , geſunde Zustände herrschte ; wenn der große Zweck sie immer beim rechten auf diesem Gebiete zu erhalten oder wieder aufrichten zu Ernst erhielte. Man sieht, welche bedeutenden Vortheile helfen. Der Reiterei wäre damit am meisten gedient. Es das Heer davon haben würde ; welches frische , fröhliche, dürfte nur der Sinn dafür durch eine großartige Einrich die Herzen und Sinne einigende Treiben sich durch ganz tung geweckt werden und wir würden auch jezt schon Em Deutschland daraus entwickeln könnte , wie Volksfreude pfänglichkeit dafür bei unserem Landvolk finden. Auch wo und Volksfeste sich daran schließen, wie auch von dieser in reichen und großen Städten eine wohlhabende Jugend Seite das Heer in die echte Sitte des Volkes verwebt Luft an Pferden hätte , müßte die Einrichtung , fie in den würde und davon eine erhöhte Bedeutung in den Gemi Verband einfügen , sie nöthigen , diese Beschäftigung mehr thern und ein höheres eigenes Bewußtsein gewänne : aber ernst und praktisch), von eitlem Trachten abgewendet , zu man fühlt zugleich , wie alles dieß nur möglich wäre in treiben. Hier fände die Reiterei ein mehr bewegliches einem Heere, welches wirklich das gesammte Volk um= Element, während ihr Kern immer im tüchtigen Landvolk faßte. bliebe. Die Artillerie ist bezüglich ihrer Entwickelungsfähigkeit die beweglichste Waffe, wie sie auch seit der Erfindung Die Infanterie vereinigt das bemegliche und das gleich mäßige, dauernde ; sie hat sich mit der Vervollkommnung ihrer des Pulvers und besonders in der neuesten Zeit gezeigt Waffe fortwährend wesentlich umgestaltet und ist noch jezt hat. Sie bleibt zwar immer von Mensch und Pferd ab= auf dem Wege dazu; aber die Natur des Menschen, der hängig , aber sichtbar spielen beide hier gegenüber den bei den anderen Truppengattungen im Verhältniß zur todten diese Waffe führen soll, ist im Grunde dieselbe geblieben. Wie ihr Material Sie schließt sich auch an keine Erscheinung des Volkslebens Waffe eine untergeordnete Rolle. vorzugsweise an; woher ihr immer die Kräfte zuströmen, außerordentlich vervollkommnet ist und die Anforderungen in dieser Beziehung immer sich steigern , so bedarf sie jeden fie kann sie für ihre Zwecke ausbilden und verwenden . Wie fie taktisch , als die selbstständigste und zugleich vielseitigste falls fortwährend der einheimischen großen und kletnen Waffe, am ersten das Heer selber darstellen kann; so hat Industrie, mit denen auch Reiterei und Infanterie bezüg= fie in der Verschmelzung so vieler verschiedener Elemente lich ihrer Waffen und besonders die leßtere mit dem Be zu dem nämlichen und doch zugleich so mannichfaltigen dürfniß einer fortschreitenden Verbesserung des Gewehres in vielfältige Berührung kämen. Freilich hat eine solche Zwecke am meisten Verwandtschaft mit dem Gedanken des Verbindung auch bisher stattgefunden ; aber würde nicht Staates. Es ist jezt thatsächlich anerkannt, daß es nur *) Friedrich List hat in der deutschen Vierteljahrsschrift in einem einem Aufſaß über die Zuſammenlegung der Grundſtücke und die Bedeutung geschlossener , zwischen den Dörfern abgefon nert liegender Güter diefe militärische Seite der Sache sehr schön und treffend berührt. Er schildert als Beiſpiel den Zustand der Herrschaft Kempten_im_bayerischen Schwaben, wo der Landbau feit Jahrhunderten so besteht , als einen ſehr blühenden und glücklichen.

*) Zu_welcher Spielerei ohne eine großartige , immer zum Ernst mahnende öffentliche Einrichtung die Sache entarten kann, beweist zum Theil die Schweiz . Sie haben es dort zu einer großen Geſchicklichkeit auf dem Scheibenſtand und zu bedeu tender Vervollkommnung des Büchsensystems gebracht, aber das leßtere ist zu künftlich und die Schüßen laſſen , in vielen Städten wenigftens , die Büchsen , sorgfältig in Futterale gehüllt, auf den Schießplaß fahren.

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aus einem volksthümlichen Hecrwesen , wo sich dieser Bedarf größer und in einander greifender gestalten und darum auch wohl mehr auf einen lebendigen unmittelbaren Ver= kehr wirken würde , wenigstens dahin ein günstigerer Ein fluß auf die Industrie gehen , daß sich ein höherer Wett eifer in ihr entzündete, jedem Bedürfniß des Heeres zu genügen , daß in die Fabriken besonders , zu dem krassen unfittlichen Erwerbsprincip das bessere sittliche Streben

nur auf eine Abtheilung , die ein für sich abgeschlossenes Ganzes ausmacht , ſubſcribiren. Einzelne Sectionen wer den jedoch nur zu dem Preise von Thlr. abgegeben. Die Anzeige vergleicht sodann dieses Werk mit dem einzig vorhandenen der Art , mit der Reymann'schen Karte hin sichtlich des viermal höheren Preises und des älteren Ént stehens derselben und gedenkt der Kostspieligkeit , welche vor der Anschaffung der vorhandenen Generalſtabskarten in solchem Umfange zurückschreckt. Wir haben nun die erste Abtheilung der Karte von Deutschland und gesondert die Generalkarte der Nieder Jene enthält in den Sectionen 1 lande vor uns liegen. bis 9 das Königreich Hannover, das Großherzogthum Oldenburg, das Herzogthum Braunschweig , die Fürsten thümer Lippe, die freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck; die Karte von Hannover besteht aus 8 Sectionen. Jede Section schließt etwa 2º der geogr. Länge und etwa 50 der Breite ein. Der Maßstab hat erlaubt, selbst_in den bevölkertsten Theilen noch alles wünschenswerthe De tail , selbst einzelne Häuser und Mühlen aufzunehmen, ohne die Deutlichkeit zu beeinträchtigen. Eisenbahnen , Chaus seen und Hauptwege sind nach dem neuesten Bestande ein getragen. Der Gebirgsdarstellung ist viel Sorgfalt ge= widmet, doch erreicht jene nicht die Schärfe der Reymann' schen Karte. Die flacheren Formationen sind mit charak teristischen Strichen_schön und ausdrucksvoll gezeichnet, dagegen würde der Charakter und auch wohl die Deutlich keit der Hauptgebirgszüge und der steileren Gradationen ungemein gewinnen , wenn die Verlagshandlung künftig vorziehen wollte, für diese Parthieen weniger Striche mit größeren Zwischenräumen anzuwenden. Die Rücken der Hauptzüge, der Aeste und Zungen könnten dann -- natür lich unbeschadet der Richtigkeit - durch feinere Striche lichter gehalten und die Abdachungen der Wände und der steileren Hänge durch etwas stärkere Striche charakteriſti= scher ausgedrückt werden , wodurch das Relief des Gebir ges vortheilhafter und auch richtiger hervortreten würde, als es bei der Ueberzahl von dichtliegenden und dabei fast gleichdicken Strichen möglich ist. Dieser lettere Charakter ist zwar der Gebirgsdarstellung nicht durchaus eigen , es zeugen vielmehr bei weitem die meisten Stellen von einer sachverständigen Behandlung ; aber unter andern hat ge= rade der hervortretendste Theil , nämlich das Gebiet des Oberharzes , sowie auch die Gegend der Ruhr zu dieſer ――― Die übrigen topographischen Bemerkung uns veranlaßt. Gegenstände sind deutlich in einer dem Maßstabe entspre chenden Ausdehnung aufgenommen , was den militärischen Werth der Karte ebenso erhöht, als die Uebersichtlichkeit, welche der große Umfang der einzelnen Blätter möglich macht. Ueberhaupt können wir das bis jezt Gebotene als sehr ――――――― werthvoll bezeichnen , und wenn die Verlagshandlung in der begonnenen Weise nur fortfährt ― die Karte nicht

getragen würde , für große vaterländische Zwecke das Beste hervorzubringen ? Wie die Artillerie mit den Gewerken vielleicht auch bezüglich der Vorbildung ihrer persönlichen Kräfte in Verbindung treten könnte, läßt sich ohne in's Einzelne zu gehen und auch ohne größere Versuche, die vorausgegangen sein müßten, kaum sagen. Der Dienst am Geschüß zum Fenern ist, auch abgesehen vom Train, nicht das Einzige ; eine so zusammengesezte Waffe verlangt besondere Kunstverständigkeit und Fertigkeit in der Hand habung , und bekanntlich haben die mechanischen Mano ver" ein weites Feld. Vielleicht ließe sich ähnlich , wie man zu den Truppen des Genie Schiffer, Zimmerleute, Eisenarbeiter und andere Handwerker wählt , auch für die Artillerie eine durchgreifende Auswahl treffen , wenn_nur die Verhältnisse anregend und umfassend genug wären, eine solche Auswahl zu rechtfertigen und zu lohnen. (Schluß folgt.)

Literatur.

Specialkarte von Deutschland , Niederlande und Belgien. Im Massstabe von 1200000 der na türlichen Grösse gezeichnet und gravirt im geo graphisch - lithographischen Institute von L. Holle iu Wolfenbüttel. Verlag der Holle'schen Buch- , Kunst- und Musikalienhandlung in Wolfenbüttel und der Hornemann'schen Hof-Kunsthandlung in Hannover. Nach der Anzeige der vorstehenden Verlagshandlung wird diese Karte ganz Deutschland , die Niederlande und Belgien in beiläufig 70 Sectionen umfassen und nach den zuverlässigsten Quellen und amtlichen Mittheilungen auf Obgleich die Kosten gleiche Weise ausgeführt werden. dieses Unternehmens sich mindestens auf 50000 Thlr. be laufen, so hat die Verlagshandlung dennoch in der Er wartung, daß eine größere Anzahl von Subſcribenten sie bei diesem Unternehmen unterstüßen wird, und in der Ab sicht, möglichst allen Freunden der Geographie des Vater Landes Gelegenheit zur Anschaffung eines so vollständigen Kartenwerkes zu bieten, den Subscriptionspreis pro Sec Thlr. festgestellt und will , um die Verpflich tion auf tung der Herren Subscribenten nicht zu weit auszudehnen, denselben Preis auch Denen zu Gute kommen lassen, welche

allein jedem Freunde der vaterländischen Geographie, son dern auch Bibliotheken und Lehranstalten, den Militärs, den Wege = , Post- und Steuerbeamten 2. aus voller Ueberzeugung empfehlen .

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

No 122 .

11. Dctober 1851. from

o oபேன்dur. alute me

ima

Allgemeine Militar - Zeitung. Belgien .

geführten Verſuchen , wobei aus freier Hand und ohne

beſondereeine Vorridtungen geſdoſſen Ueberlegenheit wurde, ſo ergibt ſich ſehr bemerkenswerthe für unſer (Fortſeßungder Ueberfidt der im vergangenen Jahre im belgiſmen hieraus Kriegsweſen fattgehabten Veränderungen und Neuerungen .) Waffenfabrik .

Model .

Die Arbeiten in der Waffenfabrik beſtanden im Jahre

haben dem Mechaniker in der Waffenfabrik Gelegenheit gegeben , dieſe Waffe, ſowohl bezüglich der Einfacheit und Solidität des Mechanismus , als hinſichtlich des Nu$ = effectes der Ladung , ſehr vortheilhaft zu modificiren; die mit dieſem Modell erhaltenen Reſultate ſind jehr bemer

1850 in Folgendem :

1) Anfertigung von ungefähr 5000 Feuerwaffen , 600 blanken Waffen , 7500 Waffentheilen , 10,000 Zündkegeln und 3 Millionen ungefüllter Zündbüchen ;

Die Vorverſuche mit dem preußiſchen Zündnadelgewehr

2 ) Reparatur von ungefähr 4000 Waffen verſchiede- tenswerth. Endlich haben auch die mit dem gezogenen Gewehr, 3) Percuſſionirung von mehr als 5000 Gewehren, welches Spiegelfugeln ſchießt, angeſtellten Vorverſuche die

ner Art ;

Carabinern und Piſtolen.

Gewißheit gegeben, daß zufriedenſtellende finnreiche undSchußgenauig ſehr einfache Die neuen Einrichtungen begreifen : Eine Maſchine, Mittel eine nicht wenigerdieſes

um die Läufe mit Zügen zu verſehen , und eine neue Kugelpreſie , welche bei einer Beſtellung von 100,000 Rugeln

ihren Vorzug vor der alten dargethan hat. An dem Gewehrmodell

feit und Tragweite verſchafft. Sonach beſchäftigt man ſich gegenwärtig mit drei Waf

von 1841 und an der Stift- fen , von denen eine jede ihr beſonderes Verdienſt hat, die

büdyſe (von der ein verbeſſertes Modell discutirt und an aber erſt nacheiner Erfahrung im Großen unter die Reihe genommen worden war) bradte man verſchiedene Detail der Kriegswaffen claſificirt werden können. modificationen an , welche ſich aus den Dienſterfahrungen Feueriperkerſchule. und Beobachtungen ergeben hatten . Unabhängig von dem den Eleven der vier Artillerie die auch verſchiedene fanden ſtatt, In dem Gtabliſſement Kriegswaffen bezügliche Verſuce namentlich:aufDer : regimenter ertheilten Unterricht beſtanden die hauptſäch

ſuche mit "Spiegeltugeln (vgl. A. M. Z. 1850.Nr. 135 ), lichſten Arbeiten des Etabliſſements im Jahre 1850 in die ſich durd die Gewalt des von der Verbrennung ber's Folgendem : 1 ) Anfertigung von Munition und beſonderen Feuer rührenden Gaſes in die Züge der Büdjen einzwängen ; Unterſuchung über Ladung und über die Art des Pulvers, werksförpern für das Lager von Beverloo und das Poly ſowie über die paſſende Form der Züge für dergleichen gon von Brasſchaet; 2) Füllung von 4,350,000 Zündhütchen ; Anfertiguug von 200,000 Patronen für Stiftbūdſen; Anfertigung von dieſer Kugeln Unterſuchung einer àCavaleriepiſtolc zur Frictionsröhrchen Erſegung des; Carabiners (Syſtem lige à aiguille mit und Shrappneus verſchiedenen Kalibers

Kugeln ; Beſtimmung der Richtwinkel für das Schießen

Spiegelkugeln ); Vergleichung einer Zündnadelbüchſe (preuz für die Ausrüſtung der Batterieen; 3) definitive Feſtſtellung mehrerer Biſches Syſtem ) und einer Stiftbüchſe; Verſuche mit einer veränderten Zundnadelbüdíc; Umänderung Delvigne'ichertionen, die man

beſonderer Fabrika

bisher nur verſuchsweiſe betrieben, nament Büchſen in Stiftbūdiſen ; Unterſuchung eines neuen Wall- lich diejenige der Frictionsröhrchen und der Kriegerafcten. gewehres (Stiftſyſtem mit Spiegelfugel); außerdem zahlBei den ſo gefährlichen Arbeiten ereignete ſich dieſes reiche Verſuche über eine beſſere Anfertigung der Munis Jahr fein unglüdlicher Zufall. tion für die Büchſen , über den Spielraum der Gewehre und über die Fabrikation der Kugeln.

Vergleicht man die in Franfreich mit aufgelegter

Außerdem führte man in dem Fabrikationsverfahren mehrerer beſonderer Feuerwerkskörper bemerkenswerthe Ver

beſſerungen ein ; auch ſind einige der wichtigſten Probleme,

Stiftbüchſe, und ſonach ganz ausnahmsweiſe, erhaltenen mit denen ſich die Militärfeuerwerkerei ſeit mehreren Jah Soußreſultate mit unſeren im Lager von Beverloo aus- ren vornehmlich beſchäftigt, ihrer definitiven Löſung nahe.

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Zu den letteren gehören die metallischen Raketen , die Explosivraketen und die Kriegsraketen. Die Schule fuhr fort, für die anderen Etabliſſements der Waffe die dienſtlich nöthigen chemiſchen Analyſen aus zuführen. Brückenequipage.

Studium der Fortification den jungen Offizieren ungemein interessant zu machen.

Die Pontonnircompagnie war im vergangenen Jahre zur Anfertigung eines Theils ihres Materials verwendet gewesen. Ihre hauptsächlichsten Arbeiten bestanden in Folgendem : 1) Zahlreiche Versuche , um die Manöver mit der neuen Equipage, sowohl hinsichtlich der Methode als auch der darauf verwendeten Zeit , welche auf ein Minimum redu cirt wurde, zu vervollkommnen und reglementsmäßig fest= zusehen ; 2) Anfertigung von 15 Bontonwagen neuen Modells, sowie von 26 belgischen Brückenböcken mit dem sonst hierzu gehörigen Brückenmaterial.

Wehrpflicht gegründeten Heerwesens in Deutsch

Nnter den bei der neuen Equipage angebrachten De tailverbesserungen befindet sich ein Landbrückenbock , der den Beginn des Baues der Brücke während derselben Zeit, in welcher das in einigen Minuten bewerkstelligte Schlagen der Landbrücke geschieht, ungeachtet der Schwierigkeiten des Bodens gestattet, und bei welchem die Niveauverände= rung, beim Steigen oder Fallen des Waffers , wie die jenige der ganzen Brückendielung vor sich geht, ohne daß die Passage über die Brücke unterbrochen wird.

Polygon von Brasschaet. Die Arbeiten auf dem Polygon zu Brasschaet bestan= den in dem Bau eines großen Pulvermagazins , in dem Bau von 13 Batterieen verschiedener Art (zu beiläufig 280 Meter Länge) und von 8 Geschüßbrücken. Die Richt- und Schießübungen geben fortwährend die günstigsten Resultate und die Versuche haben verschiedene Fragen von hohem Interesse gelöst. Dergleichen sind : die Bedingungen des Shrappnellschusses für den 6 , 12- und 24 Pfündner, respective mit 50, 110 und 240 Flinten= kugeln, deren Wirkung sich bis auf 2000 Schritte erstreckt; die Untersuchung der Ladungen und Elevationen für das Schießen der Hohlgeschosse mit 24 , 36 und 48 Pfünd nern , deren Pulverladung bis auf das Vierfache der bis herigen gebracht werden kann ; die Annahme einer Fric tionsschlagröhre 2c. Auf dem Versuchsfelde zu Lüttich stellte man auch Proben über die Geschwindigkeit der 6pfündner Kugel je nach vier verschiedenen Ladungsarten beim kurzen und langen 6Pfündner und der Verminderung der Ladung von auf an. (Fortseßung folgt.)

Großbritannien . (5) Das von dem Lieutenant Henry Yule von dem Bengal- Jugenieurcorps herausgegebene Werk : Fortification for Officers of the Army and Students of Military History with Illustrations and notes (London , Blackwood 1851 ) wird von der Naval and military Gazette sehr gelobt und zum Studium dringend empfohlen , weil es die alten Leh ren durch neue Beispiele erläutere. Das Werk ist ganz geeignet, das sonst als trocken und langweilig bekannte

Ueber

die

Bedeutung

eines

auf

allgemeine

land und sein Verhältniß zum gesammten Staatsleben. IV. 2. (Schluß.) Die Truppen eines jeden Regimentsbezirkes , ein selbst= ständiges Corps aller Waffen, würden so einen kleinen Staat darstellen , der nach allen Seiten hin mit dem Leben draußen in Berührung träte : und wenn man bedenkt, was ein solcher Körper abgesehen von seiner " Schlagfähigkeit" für Ansprüche bezüglich seiner Bedürftigkeit" erheben muß, wie das gesammte Verpflegswesen , die Bekleidung , eine Menge von Thätigkeiten im Großen und Kleinen in Be= wegung sest; so ficht man , wie sich jene Berührung von den wichtigsten Puncten bis zu denen , wo ihre Bedeutung fast verschwindet, nicht erschöpfen läßt. Wie hoch oder wie gering man aber auch im Einzelnen die Wirkungen anschlagen mag , die sich bei einem solchen Heerwesen daran knüpfen würden ; ihre tiefe fittliche Bedeutung wird man nicht läugnen können . Aehnlich wie mit dem Heere in Bezug auf die gesammte Masse desselben die erwerbenden, körperlich arbeitenden Volksklassen in die vielseitigste Be ziehung träten , würde die Zahl derer , deren Bildung eine freiere, höhere, zur Herrschaft über das Einzelne geeig = nete Richtung genommen hätte, in der so mannichfaltig auseinandergebenden, so verschiedene Gebiete umfassenden Thätigkeit des Offiziers völlig entsprechende Bahnen finden . An der Spize der Reiterei fänden sich wohl die reichen. und vornehmen Geschlechter aus den Städten , zugleich aber und in überwiegender Zahl die Söhne des Güter befizenden Adels , schon von Hause her mit dem Kern der Reiterei in naher Berührung ; auch für das übrige Heer erschiene eine zahlreiche Betheiligung desselben beim Öffi ziersstand , wegen der Selbstständigkeit und Unabhängig= keit und als eines natürlich aristokratischen Elementes, erwünscht. Im Generalstab fände jede höhere wissen= schaftliche , im Geniecorps , in der Artillerie jede höhere technische Bildung ein weites , offenes Feld , das in einem eigenthümlichen fertigen Ganzen so viele Kreise zusammen faßt , die sonst leicht als auseinanderlaufende und verein zelte betrachtet und bebaut werden. Ueberall strömte aus dem Gesammtbild des Hecres das Gefühl in's Leben draußen hinaus , daß es gilt, sich im kleinen natürlichen Kreise zusammenzunehmen, um Tüchtiges zu wirken , daß aber auch kein Lebensgebiet dem anderen feindlich ist, daß vielmehr alle berufen find zu Einem großen Zwecke, wohl wetteifernd und im Einzelnen um Ausgleichung streitend, aber im Ganzen in Frieden zusammenzuwirken. Das ist es , was wir bedürfen : den Gedanken des Einen großen Zweckes , des Staates , haben wir aus unserer lesten Ent wickelung gewonnen und erhalten; aber die lebendige Glie derung ist verloren gegangen, in welcher er allein_ver=

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wirklicht werden kann. Sie erneuern zu helfen und dabei die Einheit nicht zu verlieren , darin drückt sich die Auf gabe eines solches Heerwesens in seiner Verbindung mit dem Volksleben aus.

die Nothwendigkeit des Zwanges als eines nothwendigen Theils an einem lebendigen berechtigten Ganzen darstellen und so die Gemüther damit versöhnen ; und schon in den eigenen Reihen würde es ja eine Zucht in den Gemüthern erziehen , die sie hernach in's übrige Leben mitnähmen, und welche dann der Polizei beffer wie jeder Zwang po= fitiv zu Hülfe käme, als gute Sitte. In der Rechtspflege herrscht noch das römische Recht, das unzweifelhaft den Gedanken des Staates in ſich trägt und dessen Entwickelung wesentlich gefördert hat, das auch den Vorzug eines leichteren , nach allgemeinen Gedanken durchzuführenden wissenschaftlichen Ausbaues und damit im Zusammenhang den anderen besigt , ausgebildetere Rechtsformen für verwickelte gesellschaftliche Zustände zu haben und für dieſelben eher einen Ausdruck der Gesez gebung zu ermöglichen. Aber es hat auch abstracte Rechts begriffe über das lebendige Leben gesezt , Alles darauf bezogen, sein verallgemeinertes Recht oft genug zwingend in Kreise hinein gerückt, wo es zum verkörperten Unrecht wurde, es hat die ſittlichen Begriffe und die des Besizes im Volk verworren und dieses an eine Rechtssprechung verwiesen , wo es den Advokaten und den Juden überlie fert ist : eine Rechtssprechung , die auf ihm beruht , wird dem Volke niemals verständlich werden ; wie es die alten

Und in diesem Sinne würde von einem solchen Heere auch ein Segen ausgehen auf die gesammte Regierungs thätigkeit und die ihr überwiesenen Gebiete. Schon in ihren persönlichen Kräften würde wider das abstracte Wesen , worin man jezt häufig die Juristen , die Verwal tungs- , die Finanzbeamten einseitig befangen sieht, wider den bequemen maschinenmäßigen Empirismus , zu dem sie oft im Laufe ihrer Dienstthätigkeit herabsinken , von Hause aus eine frische, wohlthätige Schranke aufgerichtet, wenn Alle , die einen höheren Staatsdienst antreten wollen, vorher in einem Waffendienste von wenigstens zwei bis drei Sommern sich das Zeugniß der Befähigung zum Landwehroffizier erworben haben müßten. Bei solchen Ober beamten und bei Unterbeamten , die als Unteroffiziere ge dient oder wenigstens ihre Brauchbarkeit zu Landwehr unteroffizieren nachgewieſen haben müßten , die ſo alle unter dem Einfluß eines auf die volle Bedeutung der Persön lichkeit gestellten Wirkens erzogen worden wären , würde die maschinenmäßige Ableistung der Berufsthätigkeit , auf die sich so viele jest , gegen das Volk und selbst gegen oben eine geschlossene bürcaukratische Kaste bildend , behag lich zurückziehen , mehr und mehr überwunden werden ; mit ihnen , die den lebendigen Eindruck eines großartig zu fammenwirkenden Wesens im Herzen trügen , müßte es gelingen, die unter einander und gegen das Volksleben oft noch einseitig oder gar feindselig abgeschlossenen Ge biete der Regierungsthätigkeit zu einem innerlich verbun denen Ganzen zu vereinen. Aber es ginge auch unmittelbar auf diese Gebiete ein wohlthätiger Einfluß von einem solchen Heere ans. Wie er für die Schule wäre, habe ich der nach beiden Seiten hin vorwiegenden Wichtigkeit der Erziehung wegen etwas näher berühren müssen. Den weiten, vielumfassenden Kreis der Verwaltung darf man nur überblicken , um zu erkennen , wie die vielfache Verbindung , in welcher er jest schon mit dem Heere ist , gesteigert würde , wie durch den natürlichen Zusammenhang und die einfachen militärischen Formen der Geschäftsgang vereinfacht würde , wie viel mehr lebendiger persönlicher Betrieb in die ganze Thätig keit käme, wenn die Bezirksbeamten , die Bürgermeister, selber einst Soldaten und noch im Dienste der Landwehr, mit einem Volk von Soldaten verkehrten. Das einzige Feld der Polizei schon zeigt die Bedeutung eines solchen Heerwesens. Gewiß ist sie nöthig und ihre Thätigkeit dürfte unter der überhandnehmenden Zuchtlosigkeit, unter dem Durchbrechen der wohlthätigen Schranken guter Sitte oft eine eingreifendere sein ; aber selten trifft sie das Rechte; wo sie zu schwach ist, wird sie verlacht, wo sie stark sein will , schränkt sie oft unnöthig ein oder verlegt berechtigte Interessen , und fast immer ist sie verhaßt. Das Heer allein hat eine Polizei , die das Maß weiß und hält, weil fie aus einem Ganzen , das Freiheit und Ordnung ver mählt, natürlich hervorwächst; ließe sich an sein Dasein die Polizei anknüpfen , wie sie ja jezt schon stets zuleßt darauf sich berufen muß, ―――― es wäre zu groß und mächtig für kleinliche Einmischungen und Belästigungen , es würde

* deutschen Rechtsbräuche , die Genossenschaftsgerichte zerstört hat, in denen das lebendige Recht war, so hat es auf lange Zeit hinaus jedes echte Rechtsbewußtsein im Volke vernichtet. Der Wunsch nach Abhülfe lebt in allen Her= zen, das Verlangen nach Deffentlichkeit, Mündlichkeit, Geschwornengerichten war ein Ausdruck desselben ; nur daß die letteren , wenigstens in ihrer französischen Form , uns wenig helfen werden. Es gilt vor Allem , ohne jene all gemeinen Vorzüge aufzugeben , eine lebendige Rechts ein sprechung der Genossenschaften wieder zu finden Rechtsbewußtsein im Volte wieder zu erziehen; und daran wird noch lange Arbeit für Regierung und Volk sein. Ein großes Beispiel dafür aufzurichten wäre am meisten Noth, und ein solches Beispiel würde ein großartiges volksthüm= liches Heerwesen geben. In ihm, welches alle Elemente von Bildung vereinigte , könnte es nicht fehlen, daß sich bald ein starkes, natürlich sich entwickelndes und fortpflan zendes Rechtsbewußtsein ausbildete ; ſein besonderes Recht, sein Genossenschaftsgericht hat es schon jest , man dürfte ihm nur, wo sie noch fehlen, jenem Rechtsbewußtsein ver trauend , die rechten volksthümlichen Formen geben. Jedes Gericht hätte dann die Genoffen des Angeschuldigten unter den Richtern , aber in seiner Zusammenseßung würde es den Stand darstellen , der richtet ; der Angeklagte dürfte einen Vertheidiger wählen , wohl meist aus der Zahl der Offiziere, keine Vertheidigung würde hier zu einem An griff auf die Grundlagen des Rechtes selbst , zu einer ſophiſtiſch aufgepußten Lüge wider die eigene innere Ueber zeugung werden ; die Geschwornen wären zugleich die Rich ter, die sittlichen Conflicte , die aus dieser in der übrigen Rechtssprechung vielleicht nothwendigen Trennung ent springen , würden hier nicht erscheinen , nicht das Recht mit dem Scheine des Unrechts umkleiden . Wenn man sich denkt, daß auch im Rechtsstreite der Einzelnen unter einander, so weit fie innerhalb des Heeres sein können, solche Gerichte entschieden ; so sieht man , welche Fülle von

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Formen und von wirklichem innerem Gehalt für eine ge= sundere Rechtssprechung aus dem Heere zurück in's Volks = leben strömen würden, wie dessen Rechtsbewußtsein ent wickelt , dessen Rechtsanschauungen geläutert und geklärt würden. Im Heere endlich würde für beſſere Rechtszu stände ein fester Grund gelegt, am meisten darum, weil seine heilsame sittliche Zucht, die durch es gepflanzte Ach tung vor dem großen gemeinsamen Ganzen sich auch in das Leben fortpflanzte, und weil die Gemüther in ihm zuerst lebendig erfahren hätten , daß ein verträgliches und treues Zusammenleben doch mehr werth ist und mehr Nußen und Friede bringt , als ein selbstsüchtiges Auseinander jesen und Zanken um das Mein und Dein. Wenn jo jedes Gebiet des Volks- und Staatslebens das Dasein eines solchen Heerwesens und die Berührung mit ihm an einer Menge guter Einflüsse wohlthätig em = pfinden und selber dem Heere das Empfangene dankbar zurückgeben würde, so wären schon damit die Opfer, die és dem Staate kosten , der Aufwand , den es ihm verur= sachen mag , mehr als vergütet. Freilich scheint der Staatshaushalt am schlimmsten dabei wegzukommen und die mehrsten deutschen Staaten müßten wohl größere Sum men auf ihr Heer verwenden , als jeßt. Aber wenn Alles möglichst auf das Nothwendige beschränkt und mit weiser Sparsamkeit eingerichtet würde, wenn man die vielen Verbindungen , die zwischen Heer und Volk hin und her führen , recht benußen und ausbeuten lernte, die Summen würden so unerschwinglich nicht werden . Auch Auch haben schon Versuche von Berechnung des Aufwandes für ein solches Heerwesen, die freilich immer nur Versuche , aber doch mit der gründlichsten eingehenden Sachkenntniß , mit reichlichem Material und sehr ausführlich angestellt wurden , *) be= wiesen, daß die Summen den jeßigen Aufwand vieler deutschen Staaten nicht allzusehr übersteigen , manchem Staate gegenüber sogar darunter bleiben würden. Und überdieß ist die Steuerkraft unserer deutschen Länder nicht so erschöpft, daß sie diesen Aufwand nicht tragen könnte. Es ist , wenigstens bei den die Hauptlast tragenden Steuer pflichtigen nicht das Unvermögen , welches sie zuweilen vielleicht widerwillig erscheinen läßt; gewiß sie könnten ohne bedeutende Beschwerde , ohne daß irgend eine wirklich hervorbringende Thätigkeit darunter leiden würde , noch weit mehr aufbringen. Manche Verkehrtheiten und Schwächen unseres Finanzwesens , welches in seiner Sucht, überall das Leistungsvermögen nach bloßer Berechnung darzustellen und abzumessen , oft die rechten Wege verfehlt und viele der Steuerfähigsten gar nicht recht erreichen kann , mögen ein Grund fener Schwierigkeit sein ; ein anderer liegt darin , daß den Steuerzahlenden die Zwecke der Verwen dung oft zu ferne liegen , daß zwischen ihnen und dem Staate, der ihrer Mittel bedarf, kein rechter innerer Zu sammenhang ist. Es gilt auch hier wieder ein großes Beispiel aufzurichten , einmal eine große öffentliche Anſtalt

zu schaffen, deren wohlthätige Wirkung die Steuerzahlen= den nicht blos an ihrem Besiz , sondern in ihrem ganzen sittlichen Dasein empfinden , die ihnen so in Herz und Gemüth verwächst, daß sie mit Freudigkeit dafür zahlen und steuern. *) Man sieht leider vielfach die Kammern mit den Re gierungen um den Staatshaushalt ſtreiten , man ſicht sie besonders an den Summen für das Heer alle erreichbaren Abzüge versuchen. Der rechte Zustand dagegen bestünde, wenn für die großen , im regelmäßigen Staatsdasein be= gründeten Ausgaben der Regierung die Einnahmen ohne viel Hin- und Herstreiten aus bestimmten Quellen her= gebrachtermaßen überwiesen würden , und wenn dann nur bei außerordentlichen Ausgaben , für Krieg , für neue Handelsverbindungen 2c. besondere Verhandlungen vor kämen. Die Oppositionslust liegt allerdings unheilbar in der Zeit und das Mäkeln von mancher Seite her wird

*) Siehe z. B. „ v . Cloſen , die Armee als militärische Bil dungsanstalt der Nation 2." ( A. M. 3. Nr. 70 und 71 ) ; befonders aber die angeführte Schrift " Grundzüge einer Wehrverfaffung nach den Bedürfniſſen der Zeit 2c." S.52 ff.

sobald nicht verstummen, aber daß die Opposition oft so stark ist, liegt nicht allein darin. Würde sie bedeutend werden oder bleiben können wider ein Heer , das mit dem gesammten Volksdaſein zu einem gesunden_Ganzen_ver= wachsen wäre ? Wenn der Kaufmann , der Fabrikant, der Adelige und Bauer , die vom Staate Schuß und freie Bahn verlangen , um es ihm an materiellen Gütern ein zubringen , im Heere die starke Wehr und Waffe erblicken, womit der Staat ſein eigenes Dasein und jedes berechtigte Verlangen für die Seinen gegen Außen aufrecht erhalten, womit er ihnen nach Innen gegen jede Störung die Früchte ihres Fleißes , ihrer Arbeit sichern kann ; wenn der Beamte und Gelehrte fühlen , daß ihre innere Arbeit für das Ganze nur möglich und gelohnt wird , indem das Heer dieſes Ganze in seiner Eigenthümlichkeit trägt und erhält : dann wird kein bedeutender oder zu fürchtender Wider spruch dagegen aufkommen , daß auf dieses Heer „die Hauptfinanzkraft des Staates" verwendet wird. In einem gesunden Staat , und nur da ist ein ſolches Heer möglich , muß die Macht der wahrhaften öffentlichen Meinung dieses Heer nothwendig über alle augenblicklichen gehässigen Anfeindungen und Widerstrebungen tragen, denn in ihm wäre ja alles Eigenthümliche, wodurch das Volk dieses Dasein hat und so besteht, zu einem Ausdruck ver sammelt; es wäre die Darstellung der Volkskraft nach Innen , an der sich die feindseligen Stoffe verzehren , die großen Factoren des öffentlichen Lebens aber aus der Zer rissenheit erheben und zu großartigem Zusammenwirken versöhnen würden ; es wäre die Darstellung der Volkskraft nach Außen , an der jeder Angriff selbst der vereinigten mächtigsten Gegner scheitern müßte. Sollte unser Staats und Volksleben die Aufrichtung und Erhaltung eines sol < chen Heeres unmöglich machen, – dann ist ihm überhaupt nicht mehr zu helfen.

*) Im Mittelalter , wo die regelmäßigen Ausgaben jedes Staats wesens durch die Einkünfte aus dessen eigenem Befiß bestrit ten wurden , war es in vielen Städten Brauch , einen außer ordentlichen Bedarf durch freiwillige Gaben aufzubringen; es wurde eine verschlossene Kaffe_dafür öffentlich aufgestellt, und sehr oft enthielt sie beim Oeffnen mehr als verlangt war.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruct.

Dienſtag ,

No 123

14. Dctober 1851.

10 min

ton

TOT 3802 090

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TDOOR 1prfix 13,314 3rds.

linta 916 Sendo

. de holde

Allgemeine Militar- Zeitung. burg, des Forts Koſel zu Audena erde und eines Theils

Belgie n.

der Stadt Lierre zugeſtellt. (Fortſegung und Schluß der Ueberſigt der im vergangenen Jahre im belgiſchen Kriegsweſen ſtattgehabten Veränderungen und Neuerungen .) Ingenieurarbeiten.

Außer den gewöhnlichen Unterhaltungs- und Reparaturarbeiten an den feſten Pläßen und Militärgebäuden ließ das Ingenieurcorps im Jahre 1850 unter Anderem

Mit der Gemeindeverwaltung von Gent ſchloß der Staat eine ſehr vortheilbafte Convention ab , nach welcher

die dem Militärärar gehörigen Grundſtüđe der alten ( i tadelle (des ſogenannten ſpaniſchen Schloſſes) der Stadt überlaſſen wurden. Dieſe Convention iſt durch ein Geſek genehmigt worden. Nach einer anderen , zwiſchen dem Kriegsbepartement

Folgendes ausführen :

1 ) Reſtauration der Baſtion Nr. 5 in der Feſtung

und der Stadt Gent abgejoloſſenen , vom König geneh

Nieupoort .

migten Uebereinkunft wurde das alte Kloſter der heil.

2) Erſeßung der Hauptbrüde des Thores von Bailleul zn Ypern durch eine gewöhnliche Chauſſee mit Zugbrücke. Meerdammes vor den Baſtionen Nr. 5 und 6 der Feſtung

Agnes, welches in Folge eines kaiſerl. Decretes vom 27. Juni 1810 der Militärbehörde als Lebenômittelmagazin zur Verfügung ſtehen mußte, mit allem Zugehörigen der (Gemeinde als freies verfügbares Eigenthum überlaſſen ;

Oſtende .

wogegen die Stadt auf ihre Koſten eine Bäderei mit

3) Verminderung der Söhe der Contreſcarpemauer des 4 ) Reſtauration der Gjcarpemauer der Gurtine 8 - 9 der Feſtung Antwerpen. -

Magazinen , eine gedecte Reitbahn in der Nähe der großen Cavaleriefaſerne und Wohnungen für einen Genie- und

5 ) Reſtauration des kleinen Forts d'Havré zu Mons. Artillerie- Zeugwart erbauen , ſowie für 3000 hölzerne und des Reduits des Halbmondes 4-5 der Citadelle Militärbetten dergleichen eiſerne anfertigen laſſen ſollte. Auch hat die Stadt ferner noch die nöthigen Arbeiten zur

von Tournay.

6) Anbringung von Pumpen über der Tränke zu Charleroi .

DerſteŰung der großen und kleinen Cavaleriekajerne, der Infanteriefaſernen Nr. 1 und ? , der Wohnung der ver

7) Fortſeßung der Bauarbeiten in den neuen Infan=

beiratheten Militárs , das Militärhoſpitals und des Ma

teriefaſernen zu Laefen und Prüffel.

gazins beim Walle St. Ltévin zu beſorgen und endlich

8 ) Gradlegung mehrerer Theile von Chauſſeen, welche die Befeſtigungswerke von Lierre durchſchnitten hatten.

Summe von 20,000 Franken zu geben.

9 ) Errichtung mehrerer Gebäude , wie Jufanteriefaſer-

nen , Krankenjäle, Offiziergwohnungen 2. im Lager von Beverloo .

zur Unterhaltung der genannten Gebäude jährlich eine Schon ſeit läugerer Zeit beſtand zwiſden dem Kriegs departement und der Gemeindeverwaltung von Menin wegen des Eigenthumsrechtes auf das ehemalige Kapu

10 ) Fortſeßung der Bauarbeiten an der Citadelle von zinerkloſter in dieſer Stadt ein Rechtsſtreit; derſelbe wurde Dieft. durch einen Vergleich geſchlichtet, wonach die Gebäude Kriegsdomäne. theils dem Staat, theils der Stadt überwieſen ſind. . Auf den dem Militärärar gehörigen Grundſtüden hat Genieverwaltung. man die Baumpflanzungen noch weiter ausgedehnt; zu Mons , Charleroi und Opern wurden neuc Baumſchulen angelegt . Die auf die Gränzabmarkung der kriegsärariſchen

In ben die Verwaltung und Aufbewahrung des Genie:

materials betreffenden Inſtructionen und Neglements wur den verſchiedene nübliche Modificationen ausgeführt. Ebenſo

Grundſtücke bezüglichen Arbeiten naben ſich der Beendi- fanden wichtige Vereinfachungen bezüglich der Archive der gung. Mehrere Terrainparzellen , welche außerhalb der Geniebureaus und der Aufſtellung der Contracte , ſowie

bezeichneten Gränzen fielen, wurden der Domänenverwal-, der Voranſchläge für die Bauarbeiten ſtatt. tung zurückgegeben , um zu Gunſten der Staatskaſſe ver kauft zu werden.

Dieſer Verwaltung wurden auch die

Grundſtüde der geſchleiften Befeſtigungewerfe von Marien-

Graphiſche Arbeiten .

Die von einem Oberſtlieutenant geleitete, aus 3 Offi

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ieren des Ingenieurcorps und 3 Infanterieoffizieren be stehende topographische Brigade des Ingenieurcorps voll endete die Detailaufnahme und das Nivellement der For tificationen des Plazes und der Citadelle von Antwerpen einschließlich einer äußeren Zone von 2000 Metern Breite. Auch die Aufnahme und das Nivellement der Forts der Unter-Schelde, Lillo , Lieffenshock und St. Marie mit einer äußeren Zone von beinahe 1500 Metern ist beinahe beendigt. Nach und nach wird sich die topographische Bri= gade in alle festen Pläße begeben.

schen Besitzungen 800758 (engl.) Quadratmeilen , der der Besizungen der eingeborenen Fürsten 508662 QM. , zu= sammen 1,309,200 QM. beträgt. Von dieser ungeheue ren Fläche sind bis jest 477066 QM. triangulirt. Die Kosten belaufen sich auf 312389 Pfd . , was etwa 13 Sh . auf die Meile macht. Man glaubt , daß die ganze Auf nahme in 7 bis 10 Jahren beendigt sein werde.

Literatur. Ingenieurtruppen. Die Ingenieurtruppen waren mit den praktischen Ar beiten ihres besonderen Dienstes beschäftigt. Verschiedene Detachements verwendete man zu den Bauten und den Anlagen von Baumpflanzungen im Lager von Beverloo, sowie zu den Aufnahmen der topographischen Brigade.

Armeeverwaltung. In Folge mehrfacher von Seiten der Regimentscom= mandeure erhobener Anstände hinsichtlich der semesterweisen. Auszahlungen von den Abrechnungen der Bekleidungsmasse an die zu Dienst befindliche Mannschaft war durch einen königl. Erlaß vom 24. August 1848 bestimmt worden, daß nur den verheiratheten Militärs die Abrechnung semesterweise, den nichtverheiratheten Freiwilligen bei Ab lauf ihrer Dienstzeit und den nichtverheiratheten Militär= pflichtigen bei ihrer definitiven Entlassung ausgezahlt wer den solle. Durch diese Maßregel häufte sich der Ueberschuß der Masse der nicht verheiratheten Unteroffiziere und Soldaten auf eine sehr fühlbare Weise. Um nun diese Summen nicht ungenugt in der Kasse der Corps liegen zu lassen, sah sich das Kriegsdepartement veranlaßt, durch Verfügung vom 11. Juni 1850 die Verwaltungsräthe zu autorisiren , alle die Guthaben , welche die Summe von 30 Franken überschritten , auf Rechnung der Interes senten in der Sparkasse deponiren zu dürfen . Außerdem follte dieß nur bei solchen Betheiligten geschehen , welche die Anlegung ihres Guthabens auf solche Weise wünsch ten. Nach den von den Corps eingegebenen Rechnungs auszügen haben etwa tausend Unteroffiziere und Soldaten von dieser Wohlthat Gebrauch gemacht ; die in der Spar kasse für dieselben niedergelegte Summe beläuft sich auf 46,147 Fr. 37 Cent. In Ausführung begriffene Maßregeln : 1) Vollständige Revision des Reglements über den in= neren Dienst der Reiterei. Der Entwurf ist vollendet und wird unverzüglich versuchsweise zur Ausführung kommen. 2) Redaction eines neuen Reglements über das Erer ciren und die Manöver der Carabiniere und Jäger zu Fuß. Der Entwurf ist vollendet und wird im Laufe der Jahres 1851 erprobt werden . Großbritannien. (6) Aus dem Berichte des Obersten Waugh über die vor 53 Jahren begonnene trigonometrische Aufnahme von Indien entnehmen wir, daß der Flächeninhalt der briti

Cours d'art et de science militaire. Tactique comparée et appliquée , ou traité analytique sur la formation , l'emploi et la conduite des troupes de toutes armes pour et dans la guerre , par Ed . Kuchenbaecker , Lieut.- Col. , ancien sous - chef d'état-major , ex- professeur de l'école militaire du génie , à Vienne. 8. Paris 1851. J. Cherbuliez, lib. -édit. Genève , même maison et J. Kessmann . ( 10 unp. , II , 2 , 6 unp . u. 663 S. u. XIX pl. ) 2 Thlr. Sowie nicht leicht eine Festung gefunden wird , die nicht irgend eine schwache Seite hätte , so begegnet man nicht selten ganz gründlich wiſſenſchaftlich gebildeten Leuten und vernünftigen Praktikern , welche durch irgend eine Grille oder Sonderbarkeit an die Achillesferse erinnern. Auch der sonst wohlgerüstete und gewappnete Verfasser des vorliegenden Buches hat eine solche Achillesferse , wenn schon ihre Verwundbarkeit nicht von so nachtheiligen Fol gen für ſein Opus begleitet ist , als bei der , von welcher das Bild entlehnt ist. Er gerirt sich nämlich zuweilen als Freund der Milizen , was für den ersten Augenblick um so unbegreiflicher erscheinen könnte, als er sonst so vernünftig und gehaltvoll über den Krieg geschrieben und sich in jeder Hinsicht als tüchtigen Soldaten erweist. Be denkt man übrigens , daß er zur Zeit der Gastfreundschaft der Schweiz genießt, so wird es erklärlich , daß der Gast dem Wirthe einige Artigkeiten sagt. Er thut dieß jedoch mit einer so bittersüßen und gezwungenen Freundlichkeit, daß wir gerne glauben wollen , was er über Volksbewaff= nung sagt, sei eben nichts als -- Höflichkeiten, zu wel= chen wohl auch die Sprache zu rechnen ist , in der er schreibt, sowie das Compliment , welches er dieser , der französischen Sprache , und zwar in einer Weise ertheilt, die fein Compliment für seine Muttersprache - die deutsche - ist , und wobei er übersehen zu haben scheint, daß diese langue française , qui est par excellence la langue de la clarté , wie er sagt , zugleich par excellence die Sprache der Diplomatie ist und uns Deutschen z . B. durch die Klarheit des jusqu'à la mer und ähnliche Klar= heiten noch keinen absonderlichen Nußen gebracht hat. Da diese Artigkeiten übrigens , wie gesagt , zu dem Werke selbst in keiner anderen als contradictorischen Be ziehung stehen und gewissermaßen nur als Auswüchse zu betrachten sind, welche man abschneiden kann , ohne das Ganze zu alteriren , so wollen wir in Kürze erst mit jenen fertig zu werden suchen , bevor wir dieses eines Näheren betrachten. Ucber die republikaniſchen Gedankenbliße,

1005 = welche nothwendig zu dem Apparat einer Volksbewaff nungshymne gehören , werden wir um so beharrlicher schweigen , als es nicht in der Tendenz wenigstens dieser militärischen Blätter liegt, politische Fragen zu erörtern, und als der Verfasser wohl zu den vewteochoνtes gehören mag, aber soweit sich seine eigentliche Natur aus dem ganzen Buche erkennen läßt , gewiß kein Republikaner ist, so sehr er auch vielleicht selbst davon überzeugt sein mag. Wir übergehen daher den politischen Vortrab und kommen sogleich zu der Stelle , wo von stehenden Heeren und Mi lizen die Rede ist. Hiernach (S. 28) betrachtet der Verf. die ersteren für einige Zeit noch als ein nothwendiges Nebel, will sie aber nur in sehr beschränktem Verhältniß und noch gerade groß genug , um im Falle des Bedürf= nisses den Cadre einer guten armée nationale abzugeben . Wir glauben , der Verf. würde sich viele , auch nicht repu= blikanische Regierungen zu großem Dank verpflichten , wenn er mit diesem Ausspruche zugleich die Mittel angegeben hätte, welche es möglich machen , mit einem nur gerade für den inneren Sicherheitsdienst ausreichenden Heere, wie er weiter unten verlangt , ein Nationalheer nur allein mit den nöthigen Offizieren zu versehen. Ein Nationalheer kann man vielleicht aus dem Boden stampfen , die Offi ziere nicht. Will er diese schon im Frieden präsent hal ten, so ist er - selbst zugegeben , daß die nöthigen Geld ——— mittel hierzu vorhanden seien noch außerdem zu be= denken , daß man diese Offiziere fast nur mit Theorie großziehen könnte , da sie bei ihrer Masse in einer ver hältnismäßig so winzigen Armee nur einen sehr beschränk ten Wirkungskreis finden könnten und somit nur äußerst wenig Gelegenheit hätten , für ihren Beruf sich praktisch auszubilden. Selbst in einer Armee wie die preußische wäre eine Vermehrung des Offizierscadres aus diesen Gründen kaum noch thunlich. Will man aber die Offi ziere im Augenblicke des Bedarfs aus dem Volksheere hervorgehen lassen , so sind wir begierig , zu vernehmen, wo dieselben plöglich all' das Wissen und Können her nehmen , welches der Verf. ( S. 43) mit Recht von dem Offizier verlangt. Der Patriotismus vermag viel; aber Kenntnisse und Erfahrungen kommen nicht über Nacht, und es wird viel , sehr viel rothe Dinte kosten , bis die exercitia pro loco erträglich fehlerfrei werden. Was der Verf. , an Obiges anknüpfend , noch weiter bemerkt, sind daher vor der Hand noch nach Utopien schmeckende Phrasen, welche allenfalls in einem Staate wie die Union , und selbst dort nur eine sehr beschränkte Anwendung finden können. Wir können uns somit auch die #Fundamentalbedingungen“ ersparen , welche ganz gut sich lesen, aber leider, so bescheiden sie auch gestellt sind, fich nie verwirklichen lassen ; denn Elle und Schwert passen nicht zu einander, und nur wer jene für immer weggewor= fen, mag dieses ergreifen. Und nun noch einige Proben, wie der Verf. sich selbst commentirt. Wie rückſichtslos er dieß thut, kann man schon daraus entnehmen , daß er auf das Loblied von S. 28 bis 30 schon S. 31 , wo von den Grundsäßen der Organisation die Rede ist, das sehr nüch tern stimmende Citat folgen läßt, das so schlagend ist, daß wir uns nicht das Vergnügen versagen können , es hier zu wiederholen. Es lautet : „Rassemblez cent mille hommes , donnez -leur des armes , des uniformes , des

1006 munitions , vous n'aurez pas une armée . Apprenez - teur à mettre en usage leurs moyens de se conserver et de détruire l'ennemi , supposez -les tous braves et forts, vous aurez cent mille guerriers , vous n'aurez pas encore une armée . Si vous supposez qu'ils sont tous animés d'une même passion , et qu'on les mène à l'ennemi, cette foule pourra vaincre un jour , le lendemain elle Ce n'est pas encore une sera désunie et dispersée . armée." S. 42 sagt er, nachdem er von der größtmög = lichen Beweglichkeit der Armee gesprochen : „ pour arriver à ce but , il faut rassembler souvent les citoyens destinés à porter les armes a fin de les préparer à la guerre par des instructions , des exercices , des marches et des simulacres de combats. " Wir fragen , was werden die citoyens dazu sagen ? Und nun gar, wenn er bald dar L'éducation morale doit en même temps auf bemerkt: développer le courage , le dévouement , les moeurs et même les prejugés du soldat. " Wo bleibt da der citoyen!? Man sieht , wenn der Verf. auf denselben Seiten , auf denen er das Institut der Volkswehren zu vertheidigen sich abmüht, in bitterer Wahrheit selbst die härtesten Schläge dagegen führt, so kann es ihm unmöglich voll kommener Ernst um die Sache sein , was noch weiter durch den Umstand ſeine Bestätigung findet , daß in dem übrigen Buche kaum noch davon die Rede ist. Was nun den Kern des Buches (i . c. ohne Miliz) anlangt, so wäre man freilich berechtigt , von unseren Offizieren vorauszusehen , daß ihnen die in Werken der Art behandelten Materien lauter liebe Bekannte seien ; indessen, selbst dieses in vollem Umfange zugegeben , só glauben wir versichern zu dürfen , daß sie das Buch mit großem Nußen und mit nicht geringer Befriedigung aus der Hand legen werden. Es zeichnet sich namentlich aus durch eine gesunde Logik in Anordnung des Stoffes, leben volle Darstellung , durch eine geistvolle und geistig anre= gende Behandlung und durch vielfach eingestreute schla = gende Wahrheiten , von denen nur zu wünschen wäre, daß sie an den geeigneten Stellen wenigstens treffen möchten. Um diese Anzeige übrigens nicht über Gebühr auszu= dehnen , abstrahiren wir von einer detaillirteren Inhalts angabe und bemerken nur, daß das Ganze in drei Haupt theile zerfällt, von denen der erste die reine, der zweite die angewandte Lattik behandelt, und der dritte die Grund züge der großen Taktik und der Strategie resumirt. In der Einleitung (S. 12 ) findet sich eine sonderbare Definition der Ehre, indem sie für die militärische Lauf bahn als gleichbedeutend mit Erfolg hingestellt wird . Der Erfolg bringt wohl häufig Ehren , aber die Ehre kann selbst in einer Niederlage rein erhalten werden. S. 80 (1. Th.) , wo von der Handhabung der Waffen die Nede ist, heißt es , es handle sich nur darum , den Infanteristen zu lehren, das Gewehr zu tragen , es herunterzunehmen, gut und schnell zu laden , richtig zu schießen , das Bajon net aufzupflanzen und abzunehmen und das Gewehr zu fällen ; alles Uebrige sei überflüssig. Der Verf. vergist hierbei der Ehrenbezeigungen durch die Waffe , welche, wenn auch nicht absolut nöthig , doch wie das übrige mili= tärische Ceremoniel sich für die Disciplin nicht wenig nüß lich erweisen. Freilich lehrt die Erfahrung , daß das Cere=

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moniel sehr leicht zur Hauptsache gemacht wird , wie denn schon jest nach kaum 2 Jahren wieder ein Accent auf Defiliren , Salutiren , Präsentiren u. dgl. gelegt wird, wie man es kaum für möglich halten sollte. Leider ist die Leider ist die Sache in der menschlichen Natur begründet , die sich nur zu gern hinter den Schild der Formen flüchtet , um so besser die eigene Geistlosigkeit zu verbergen. ――――― Was die

S. 120 wird als Argument für das volle Carree ein Umstand angeführt , der eigentlich gegen dasselbe ſprechen sollte, nämlich die Wirkung der feindlichen Artillerie , von welcher die Reiterei begleitet ſein kann . Von einem eigent lichen Bresche legen kann doch hier keine Nede sein, da jede Lücke aus Reserveabtheilungen, oder durch Schließende, oder auch durch allmäliges Zuſammenrücken mit Leichtig= keit wieder ausgefüllt werden kann , und wir glauben, daß ein volles Carree eher zu Brei geschossen , als daß in ein hohles Biesche gelegt wird. Die Seitenbewegungen , um sich der verheerenden Wirkung der feindlichen Artillerie zu entziehen, lassen sich bei einem hohlen Carree wohl auch nicht unschwer ausführen , besonders wenn man bei den in der Flanke marschirenden Seiten die Rotten dubliren läßt. Warum S. 186 für die Dragoner ein längeres Gewehr verlangt wird , als für die leichte Cavalerie, ist nicht wohl einzusehen , nachdem der Verf. vorher die Idee, sie als berittene Infanterie zu gebrauchen , für absurd er= flärt hat. S. 247 wird ein Punct berührt , der in dem Cyclus der Friedensübungen keine oder nur sehr geringe Beachtung findet , nämlich die Nothwendigkeit , die Offi= ziere und selbst die Unteroffiziere der Linie zu den für ſie am häufigsten vorkommenden Verrichtungen des Pionnir dienstes auch durch praktiſche Einübung geschickt zu machen. Wir haben erst vor Kurzem in diesen Blättern Gelegen= heit gehabt, auf diesen Gegenstand hinzuweisen und be gnügen uns daher , lediglich auf die treffenden Worte des Verfs. uns zu beziehen , der namentlich von diesen, wie man gewöhnlich sagt, ausnahmsweise den Linienoffizieren zufallenden Arbeiten sagt, daß im Kriege derlei Ausnah= men nicht selten zur Regel werden. Soweit unsere allerdings nur aus einmaligem Durch= lesen hervorgegangenen Nandglossen , welche sich , wie man sieht, nur auf den ersten Theil des Buches beziehen , da zu diesen, wenigstens was Ausstellungen anlangt, die beiden folgenden Theile keinerlei Gelegenheit boten. In der That, wenn schon der erste Theil unsere Anerkennung in hohem Grade verdient, so gilt dieß noch weit mehr von den anderen , namentlich dem zweiten , der wirklich aus= gezeichnet genannt werden kann. Bezüglich des Angriffs, der Vertheidigung und Herrichtung der künstlichen Locali täten , denen , ohne die Harmonie des Ganzen zu stören, doch nicht die ihrer großen Wichtigkeit entsprechende Aus = führlichkeit hätte zu Theil werden können , vertröstet der Verf. auf ein demnächst von ihm zu veröffentlichendes Werk (Traité analytique sur les travaux de guerre etc.), dem wir mit Rücksicht auf das vorliegende gerne entgegen= sehen. In dem dritten Theile wurd namentlich die Grundzüge der Strategie nur andeutungsweise behandelt, was übrigens ganz dem Horizonte entspricht , welcher für die beiden vorhergehenden Theile vorausgesezt werden muß. Schließlich wollen wir noch bemerken, daß nach einer auf dem Umschlage des Buches befindlichen Anzeige dem= nächst die deutsche Originalausgabe desselben erscheinen wird , von der wir nur wünschen, daß sie von den fremd artigen Bestandtheilen befreit ſein möge , deren wir zu Ein gang dieser Anzeige gedachten. --- Druck und Papier find zu loben.

S. 82 berührte Frage , ob 2 oder 3 Glieder , anlangt, so halten sich die Gründe für und wider zur Zeit noch die Wage; endgültig wird sie vielleicht in dem nächsten größe ren Kriege durch Argumentiren mit Zündnadelgewehren -und Spiskugeln entschieden . Was S. 88 bezüglich des Manövrirens gesagt wird , ist namentlich in unserer Zeit sehr beachtenswerth, die sich wieder mehr als gut in tak tischen Speculationen und Spielereien gefällt. „ Beaucoup de ces jeux oisifs , beaucoup d'innovations ne sont que des causes pernicieuses de fatigue , de confusion et de déroute ; aussi doivent-ils être abolis et même rigou reusement interdits. " Und dann weiter S. 90 : 99Ma noeuvrer toujours sur un terrain donné , uniforme et connu , gate souvent plus qu'il ne sert : au lieu de s'en tenir au champ d'exercices , qui ne convient guère qu'aux recrues , il faut manoeuvrer sur plusieurs terrains différentes et sur toutes sortes de combinaisons. Wenn der Verf. (S. 96) von den Gliederfeuern und dem Halbbataillonsfeuer sich wenig Nuzen verspricht, so kön nen wir wenigstens bezüglich der ersteren nicht mit ihm einverstanden sein ; wir glauben vielmehr, daß sie, wie auch S. 98 , obgleich bedingt eingeräumt wird , gegen Cavalerie besonders anzuwenden seien , vorausgesezt, daß die Leute Appel genug besigen , um sie, was man sagt, in der Hand zu haben, was freilich bei Volkswehren und jungen Soldaten kaum der Fall sein dürfte. Bei diesen lehrt allerdings die Erfahrung, daß sie nicht allein , wie der Verfasser behauptet , schon nach der zweiten oder drit= ten Decharge , sondern sogar nicht selten gleich von vorne herein in das Rottenfeuer verfallen. Dieß ist jedoch kein Argument gegen das Gliederfeuer, sondern gegen Volks wehren und ein Armuthszeugniß für jeden Bataillons commandeur, wenn er es nicht verstanden hat , bei gehö riger Zeit zur Einübung seinem Bataillon Ruhe und Hal tung beizubringen , welche allein ihn berechtigen, es das ſeinige zu nennen. Das Rottenfeuer ist allerdings ein wirksames und mörderisches Feuer, aber sicher nur bei solchen Leuten , bei welchen auch die Glieder- und Schlag feuer von Wirksamkiit ſind ; es befördert ferner die Mu nitionsverschwendung und wirkt hemmend und lähmend bei Offensivbewegungen. Ueberhaupt dürfte es nur wirksam für die Defensive sein und dabei hauptsächlich nur dann, wenn man gegen Flankenangriffe sichergestellt ist, weil es immer eine nicht unerhebliche Zeit in Anspruch nimmt, dieses Feuer einzustellen , nachdem sich die Leute einmal in dasselbe verbissen haben . Wenn daher der Verf. von dem Rottenfeuer sagt ( S. 97) : „ C'est là le veritable feu de combat, le seul qui convienne à tous les cas et celui auquel finissent d'ailleurs par aboutir tous les autres ," so können wir uns zum wenigsten nicht damit einverstanden erklären, daß dieses Feuer in allen Fällen gut sei.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerstag , 16. October 1851. 12103790 ME

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Frankreich. (11) Die Nr. 45 des Moniteur de l'armée liefert nach = stehende Statistik über das Nationalhotel der In validen : Die neuerlich stattgehabte Zählung der Bevölkerung Frankreichs , welche natürlich auch in den vom Kriegs ministerium abhängigen Etablissements vorgenommen wurde, gab Gelegenheit , eine merkliche Veränderung in der Zahl der alten Soldaten jeden Grades wahrzunehmen , insofern fie im Nationalhotel der Invaliden Aufnahme fanden. Troß des kürzlich stattgefundenen Eingehens des Filials zu Avignon und der Vereinigung der dortigen Bewohner mit denen des Pariser Hotels ist die Zahl der Invaliden auf 3076 heruntergegangen , während sie noch im vorigen Jahre ungefähr 3500 betrug. Zwei Ursachen liegen vor nehmlich dieser statistischen Thatsache zu Grund. Die erste ist der seit mehreren Jahren eingetretene Frieden , da man die seltenen Erpeditionen der Truppen in Algier einen Krieg nicht nennen kann; die zweite liegt in den für den Ruhestand der Militärs aller Grade eingetretenen Ver besserungen. Man trifft im Invalidenhotel bezüglich der Trümmer der Phalangen der ersten Republik und des Kaiserreichs nur eine sehr kleine Anzahl der jüngeren Ar mee. Auf 3076 Mann, welche gegenwärtig den Bewoh nerstand ausmachen, find nur 21 zwischen 20 und 30 Jah ren alt, 69 zwischen 30 und 40 , 76 zwischen 40 und 50 und 411 zwischen 50 und 60, während 1450 das 60. Jahr überschritten haben, 959 dem 80. entgegengehen und 90 wenig davon entfernt sind, ein volles Jahrhundert hinter sich ablaufen zu sehen. Ein Einziger, vor zwei Monaten gestorben , war , so erzählte man, mehr als 100 Jahre alt, allein aus seinen Papieren ergab sich nach seinem Ableben , daß er in der That nur 98 Jahre alt gewesen war. Man kann sonach sagen, daß auf 3076 Invaliden des Hotels nur 400 etwa die legten Kämpfe des Kaiser reichs nicht erlebt hatten , während mehr als 1000 den ersten Schlachten der Republik im Jahre 1793 beigewohnt haben. Der Effectivstand des Jnvalidenhotels und seiner Filialen, die man zu verschiedenen Epochen der großen Kämpfe dem Pariser Etablissement anfügen mußte, hat fich häufig verändert und beinahe immer nach den Phasen der bedeutenderen Kriege gerichtet. In den ersten Jahren der Regierung Ludwig's XV. , als Frankreich durch den

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Marschall von Villars bei Denain gerettet worden war, einige Zeit vor dem Tode des großen Königs , begann das Blut sich zu stillen , welches Frankreichs Siege und Nie derlagen gekostet hatten , damals unterhielt der Staat 10,000 verstümmelte alte Soldaten. Im Jahre 1748 vermehrte sich diese Zahl etwa noch um 1000 , während zu Ende der Regierung Ludwig's XV. , als der Lärm der lez ten Kanonenschüsse bei Fontenay schon lange in den Ohren der Soldaten verhallt war, diese Zahl auf ungefähr 6000 herabsank. Im Jahre 1794 , nach den ersten mörderischen Feldzügen der Republik, erhob sich die Zahl wieder auf 18,000 . Unter dieser Anzahl waren aber zum mindesten 5000 in Compagnicen formirt , die weder das Hotel, noch die Filiale bewohnten und in den Militärgebäuden oder den Festungen dem Staate noch Dienste leisteten , und die sonach mehr Veteranen als Invaliden waren. Das Kai serreich seste an die Stelle der Liebe zur Freiheit die Liebe zum Ruhm. Die großen Schlachten , wie Austerlit, Jena, Friedland, an der Moskwa , bei Lügen und Leipzig hat ten die Ebenen von Oesterreich , Preußen, Rußland und Sachsen mit Leichnamen übersäet. Das Invalidenhotel und seine Filialen füllten sich mit den ruhmvollen Opfern dieser Riesenkämpfe an. 1813 sah bei 26,000 pensionirte Leute , welche den Titel als Kriegsinvaliden führten . Dieß ist dasjenige Jahr , in welchem die Ziffer des Bestandes sich am höchsten erhob. Von diesem Zeitpunct an nahm fie tagtäglich ab und fiel endlich 1825 auf weniger als 4000. Die einzige noch vorhandene Succursale war die zu Avignon. Im Jahre 1850 erkannte man , wie unnüß es sei , den Staatsschaß mit beträchtlichen Kosten für ein Hülfsétablissement zu belasten, da man leicht in dem . Hauptetablissement allen gegenwärtigen Anforderungen ent= sprechen konnte. So besteht denn jezt das alleinige In= validenhotel zu Paris , in welchem Frankreich für Alles in einer Reichhaltigkeit und Sorgfalt Bedacht genommen hat, wie solches einer großen und hochherzigen Nation würdig ist , zu Gunsten der mit ehrenvollen Narben be= deckten Braven, die ihr Dasein der Vertheidigung des Vaterlandes gewidmet hatten. Ungeachtet der nöthigen pecuniären Opfer, die für die Unterhaltung dieses groß artigen Hotels , das man einem der größten Könige ver dankt , erheischt werden , bleibt nichts zu wünschen übrig, als daß es ewig fortbestehen möchte. Es ist unmöglich, daß sich der Soldat, bereit , für Frankreich Alles zu opfern,

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bei Betrachtung dieses Hauses , das schöner als die Schlösser der alten Könige ist , nicht beruhigt fühle , da er weiß, daß wenn ihn die feindlichen Kugeln eines Gliedes be rauben und ihn verhindern , am heimathlichen Herde auf ehrenvolle Weise seinen Unterhalt zu verdienen , er hier eine reichliche Gastfreundschaft, einen rühmlichen Ruheplaz

Taktische Studien auf den Gefechtsfeldern der

findet; es ist unmöglich , daß beim Vorübergehen an die sem glänzenden Palaste , der den alten Soldaten aller Grade vom Gemeinen bis gewidmet nicht jeder Franzose innerlich eine Regung eblen Stolzes empfinden sollte, wenn er überlegt , daß das Vaterland wie eine wohlthätige Mutter keines seiner Kinder vergißt, die geleisteten Dienste zu belohnen weiß und durch Wohl= thaten den Braven seinen Tribut zollt, die ihm ihren Tri but mit ihrem Blute entrichtet haben; es ist endlich un= möglich , daß ein Fremder, welcher sicht, wie man in Frankreich den Militärstand ehrt, nicht eine hohe Mei nung von unserem schönen Vaterlande mit sich nehme. Sicherlich sind die Finanzen nicht so glänzend , daß man ihnen nicht alle möglichen wünschenswerthen Erleichterungen zukommen lassen müßte ; aber Geldes hat bei den großen und wahren Interessen vorzu= herrschen, die sich an das Wohlsein unserer unglücklichen Vertheidiger knüpfen. Als ein vorzüglich kriegerisches Volk haben wir zunächst immer den verstümmelten Sol daten zu ehren."

Mit einer Terrainskizze. *)

Oesterreichische Monarchie. Wien, 15. Sept. Seit einigen Wochen bemerkt man militärische Bauten auf mehreren Puncten unserer Stadtmauern, die nun theilweise schon aus dem Erdge schoß gestiegen sind und eine bestimmte Gestalt gewinnen . Es find sogenannte Blockhäuser, welche bei allen Tho ren zu ihrer Vertheidigung auf den vorspringenden Wall schilden errichtet werden und bestimmt find, Kanonen und eine entsprechende Zahl von Mannschaft aufzunehmen. Im Laufe des gegenwärtigen Jahres noch werden diese Schuß bauten , die hauptsächlich gegen Angriffe von den Glacis aus dienen sollen, auf der Mökler , der Biber- und Wafferkunstbastei, und zwar zur Vertheidigung des Schot ten , des Leopoldstädter (oder Rothenthurm-) und des Kärnthnerthores , zur Vollendung gebracht und 1852 auch auf den übrigen Puncten vervollständigt werden. Nächst dem Kärnthnerthore ist zu diesem Zwecke selbst ein schöner, auf der Festungsmauer angelegter Garten des Erzherzogs Albrecht der Demolirung anheimgefallen. Wenn diese Werke einmal vollendet find , wird wohl der Belagerungs stand , welcher in mehrfacher Beziehung nur dem Namen nach besteht, aufgehoben werden . (S. M.) Großbritannien.

(5) Oberst Jones von der Artillerie , der seit 1840 die Inspectorsstelle bei der königl. Militärakademie zu Wool wich bekleidete, hat diesen Posten niedergelegt und den Oberstlieutenant Portlock vom Ingenieurcorps zum Nach= folger erhalten .

lezten Jahre. I. Die Schlacht bei Jdstedt am 24. und 25. Juli 1850.

Wir müssen bei der nachfolgenden Besprechung bevor= worten, daß sie kein neues Material liefern soll , daß fie vielmehr bestimmt ist , auf dem Thatbestande , wie ihn das Beiheft zum Militärwochenblatt mit theilt, fußend , in cine kritische Beleuchtung dieses krie gerischen Ereignisses einzugehen. Es kann dabei nicht darauf ankommen , ob über manche Einzelnheiten des Ge fechtes später noch Berichtigungen erfolgen werden , zu denen das Vorwort gedachter Schrift selbst auffordert, sondern nur darauf, das Lehrreiche dieses Ereignisses für das militärische Publikum auszubeuten , so lange das Er eigniß noch frisch im Gedächtniß lebt und als ein Beispiel heutiger Taktik das lebhafteste Interesse jedes denkenden Militärs erregt. Wir halten es für eine Versündigung an der Entwickelung der militärischen Bildung der Öffi= ziere, daß man die persönlichen Rücksichten in neuester Zeit in manchen Werten , welche die neuesten kriegerischen Ereignisse darstellen , so weit hat in den Vordergrund treten lassen, daß ebensowohl die Wahrheit der Geſchichte dadurch sehr getrübt, als auch der Kritik ihr Amt der Belehrung sehr erschwert worden ist. Lehren, die so theuer erkauft worden sind , die uns ein langer Friede mit seiner fleißigen Literatur so schlagend und frisch gar nicht bieten kann, sollten nicht durch den dichten Schleier der Rücksichten dem Auge der Offiziere entzogen werden. Auch die Vorsicht ist eine übergroße, daß man erst von einer späteren Zeit eine Darstellung erwarten dürfe, welche allen Ansprüchen geschichtlicher Wahrheit entspräche. In der späteren Zeit findet man zwar manche Aufklärung über Zweifel oder Frrthümer, welche Anfangs nicht gelöst werden konnten, in der späteren Zeit wird man dagegen auch manchen Fehler in ein Gewand gekleidet finden , der ihn in seiner Natur kaum mehr erkennen läßt; in der späteren Zeit endlich ist das Interesse für das Ereigniß um sehr vieles geringer und der Leserkreis dem entsprechend kleiner geworden. Wie Vieles auch sowohl schleswig -Holsteinischer als dänischer Seits noch in den Details und auch in den Motiven zu den Hauptzügen aufzuklären sein mag, der jezige Bestand an Nachrichten und Berichten reicht dennoch hin, um ein Urtheil über diese und selbst über manches Detail motiviren zu können. Die Hamburger Nachrichten haben eine Reihe von Auffäßen über die Schlacht bei Jdstedt , wie über das innere Wesen und die leitenden Persönlichkeiten der schles wig-Holsteinischen Armee gebracht ; wir haben es bis jest absichtlich vermieden, diese Auffäße zu lesen oder die darin ausgesprochenen Urtheile anzu= hören, um desto selbstständiger im eigenen Urtheile über die Thatsachen zu bleiben. Man möge es nicht anmaßend finden, wenn wir es

*) Wird binnen Kurzem nachgeliefert.

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selbst aussprechen , wir wollen eine kritische Beleuchtung schreiben. Wenn wir uns bemühen , nur mit Gründen voranzugehen , so ist das doch Alles , was man für dieſe Bezeichnung verlangen kann , daß wir troß dem irren, vielleicht bedeutend irren können , soll nicht in Abrede ge stellt werden , aber aus der Besorgniß , darüber getadelt oder durch eine Widerlegung in den aufgewendeten Grün den geschlagen zu werden , aus dieser Besorgniß lieber zu schweigen, das halten wir nicht für Bescheidenheit , son dern für Mangel an wahrem militärischen Interesse. Jedes Urtheil über einen militärischen Gegenstand ist ein Studium der Taktik oder der Strategie , ein Ringen nach Klarheit, um sich selbst daran zu bilden; um dieses Stu dium gerade ist es uns zu thun. Am 12. Juli lief in Kiel die Nachricht ein , daß die preußischen Truppen am 17. Schleswig vollständig geräumt haben würden. Am 13. und 14. wurde die schleswig Holsteinische Armee bei Rendsburg (4 Brigaden und die Reserve) und bei Kiel ( 1 Brigade) vereinigt. — Am 15. konnte ein Theil, am 16. die ganze schleswig - Holstei nische Armee die Stellung bei Bau nördlich von Flens burg erreichen , wenn sie auf dem Marsche dorthin keinem erheblichen Widerstand begegnete. Das Armeecommando der dänischen Armee war am 13. in Kolding. Erst an diesem Tage gingen bei dem selben zuverlässige Nachrichten ein, daß die schleswig -hol steinische Armee in den nächsten Tagen die Eider über schreiten werde; am 14. folgt diesen Nachrichten die von Erst auf dem Vorrücken des Feindes bis Eckernförde . diese Nachricht , also wahrscheinlich am Abend des 14., ergeht an die dänische Armee der Befehl zur Concentri rung, und zwar so , daß die 2. Division am 17. Flens burg beschen, am 18. erst die ganze Armee südlich Flens - Es gehörten große Anstren burg fich vereinigen sollte. gungen und Eile dazu , um diesen Befehl ausführen zu können, denn die Armee stand , als sie am 15. den Befehl erhielt, theils auf der Südgränze von Jütland, theils in der Gegend von Assens auf Fühnen , theils auf der Insel Alsen. -Der lettere Heerestheil war allerdings nur einen Tagemarsch von Bau entfernt , indeß konnte ihn der am 14. Abends von Kolding ausgegangene Befehl, am 16. in Schleswig einzurücken, wohl nicht vor dem 15. Mit tags erreichen; und da am 16. über eine lange Brücke debouchirt werden und jenseits erst wieder eine geraume Zeit verloren gehen mußte, bevor die Truppen zum Wei termarsch geordnet waren , so konnte dieser Heerestheil, wenn er keinen Aufenthalt durch schleswig-Holsteinische Vortruppen 2c. erlitt, dennoch nicht vor dem 16. Abends bei Bau eintreffen. - Wenn um diese Zeit aber auch nur eine Brigade der schleswig -holsteinischen Armee in der Position gewesen wäre , so hätten die dänischen Truppen von Alsen sicherlich nicht einen Angriff auf diese Position gewagt, bevor sie ihre Vereinigung mit dem Gros ihrer Armee bewirkt hatten. Es wird unnöthig sein , diese Be hauptung weiter auszuführen , sie scheint uns durchaus einfach begründet; am 16. konnte aber, wie wir bereits

folgender Stelle in dem officiellen Berichte desselben deut= lich genug hervor: Ungeachtet keine der Nachrichten , welche man über den Feind hatte, darauf hindeutete, daß der lettere auf Flensburg vorrücken und in der vortheilhaften Po sition bei Bau, welche in dem Feldzuge des vorigen Jahres abermals durch Verſchanzungen verstärkt worden war, den ersten Widerstand versuchen wollte, so mußte dänischer Seits doch, namentlich um die wohlgesinnte Stadt Flensburg gegen feindliche Occupation sicherzustel= len, für nöthig erachtet werden , die Concentration der um Armee so viel als möglich zu beschleunigen

behaupteten , die ganze schleswig-holsteinische Armee in Wie wenig der dänische der Position von Bau sein. Obergeneral darauf gerechnet hatte, ohne Schwertschlag über die Position von Bau hinwegzukommen , geht aus

nämlich, so erlauben wir uns , nicht etwa willkürlich zu interpretiren , sondern nur im strengsten Sinne des Vor stehenden hinzuzufügen , der schleswig-holsteinischen Armee in der Erreichung der Position von Bau oder überhaupt dieser Gegend zuvorzukommen. - Es ist wohl zu bemerken, daß der dänische Obergeneral diese Stelle beginnt : „Un geachtet" 24. - das will sagen, daß er es trop des Mangels an Nachrichten kaum für möglich gehalten hat, der Feind könne ihm diese Position lassen, die ohne Ver gleich stärker und für die kleine schleswig -holsteinische Ar= mee leichter zu vertheidigen gewesen wäre. Der Vormarsch bis Bau würde an und für sich einen günstigen moralischen Eindruck auf die Armee und auf das Land gemacht haben; wurde die Armee aus dieser Position geworfen , so blieb immer noch die Position von Jdstedt. Der Feind hätte dann seine Kräfte schon bei Bau geſchwächt gehabt, und wenn man ihm an der Klinge geblieben wäre, vielleicht keine so bedeutende Detachirung gewagt, welche die schwache Seite der Jdstedter Position so gefährlich bedrohte. Doch das Leßtere nur beiläufig bemerkt. Für eine Armee, deren hervorstechendſte mili tärische Eigenschaft die Zähigkeit ist , war von der Ver theidigung der Position bei Bau gewiß viel cher ein gün stiger Erfolg zu erwarten , als von der Vertheidigung der Jöstedter Position; außerdem war man in ihr bekannt, und durch die früheren hier begangenen groben militäri schen Fehler waren den unteren Führern die handgreif lichsten Fingerzeige über die militärische Bedeutung der Position gegeben; die ganze Armee war hier fast unmit= telbar in den Händen des höchsten Führers , ein Umstand, der bei den Schwächen der unteren Führung und bei dem Charakter des schleswig-holsteinischen Soldaten sehr hoch anzuschlagen gewesen wäre. Der frühere Mißerfolg in dieser Stellung mag als ein Grund dafür angegeben wer den, daß man die Stellung wegen einer gewissen üblen Bedeutung in den Augen der Armee vermieden habe, in deß jener Unfall war so sehr durch eine unerfahrene, höchst fehlerhafte Führung verschuldet, daß man die Wieder holung ähnlicher Fehler unter der jeßigen Führung und bei der jezigen Stärke, mit welcher die Position zu ver theidigen war , wohl nicht zu befürchten hatte ; diese Ueber zeugung wäre wohl leicht in den Truppen zu verbreiten gewesen. Wozu hatte man denn auch die Befestigung -der Stellung so vermehrt ? Auch ein Rückmarsch in die Position von Jdstedt unter den Augen des Feindes und im Gefecht mit ihm , wäre der Aguerrirung der neu_ge= schaffenen Armee unter Führern , denen es wohl an e bung, Schule und Erfahrung in der Kunst der Führung,

1015 nicht aber an Tapferkeit, Unternehmungsgeist und Auf opferung fehlte, sehr günstig gewesen und in einer zweiten Schlacht, bis zu deren Eintreten man sogar die erlittenen Verluste wieder würde gedeckt haben . können, würde sich die Armee als eine weit beffere ge zeigt haben. Was konnte militärisch dem Vormarsche bis Bau im Wege stehen ? - Etwa die neuen taktischen Formen, zu deren Einübung man noch ein paar Tage gewinnen wollte? Dazu wäre auf dem Marsche nach Bau eine sehr praktische Gelegenheit gewesen ; man konnte auch recht gut noch auf ein paar Tage Zeit in der Position selbst rechnen. Oder scheute man es, die Truppen noch durch Märsche zu ermüden ? Die Märsche sind sind eine sehr nüß nüß liche Vorbereitung der Truppen für die Ausdauer dersel ben in den Anstrengungen der Gefechte. Alles dieß sind auch für den schleswig -Holsteinischen Obergeneral keine Gründe seines Verbleibens bei Jdstedt. Wir haben gehört, welche Eile der dänische Obergeneral hatte, vorzurücken; hören wir die Gründe des schleswig holsteinischen für sein Verbleiben. Am 16. Juli, als an welchem Tage nach unserer An= sicht die schleswig-Holsteinische Armee bereits in der Stel lung von Bau sein konnte, erläßt der Obergeneral der= selben aus dem Hauptquartier auf Schloß Gottorp einen zweiten Armeebericht", in welchem er, nachdem er die Stellung der Armee bei Jdstedt kurz angegeben hatte, sagt: Dürften nur militärische Rücksichten über Das entscheiden , was zunächst zu thun ist , so wäre nichts vor theilhafter, als die Bewegung schnell bis Bau fort zusehen und so dem Feinde seinen wahrscheinlichen ſtra tegischen Aufmarsch zu stören. Es erscheint aber ange messen , diesen großen militärischen Vortheil zu opfern und die Aufrichtigkeit der Gesinnung, welche eine friedliche Lösung noch gewollt und noch will , auf das Unwiderleg lichste darzuthun." Was bisher nun Militärisches geschehen , darf wohl auf keine Weise als Agreſſion angesehen werden.“ ic. Also nicht der General, sondern der Diplomat spricht hier. Wir wissen nicht , ob die Statthalterschaft den Ge neral durch besondere Instructionen militärisch gebunden oder gar ihn mit der Leitung der Politik und der Armee, also fast wie einen Dictator ausgestattet hatte. Verlautet ist darüber nichts. Im ersteren Falle wäre gewiß der Einfluß seiner Stellung hinreichend gewesen , einen anderen Gesichtspunct als diesen diplomatisch und militärisch falschen zur Geltung zu bringen, im legteren Falle aber würde er doppelt dafür zur Verantwortung zu ziehen sein , daß er, dem besonders das Schwert des Landes anvertraut war, dieß vor einer falschen Politik in die Scheide steckte. Nach einer gewonnenen Schlacht und im Besize deffen, was man erhalten will , ist gewiß besser unterhandeln, als ohne irgend einen Erfolg, ohne den Besiz des zu Er haltenden, einem Feinde gegenüber, in dessen Augen ― man ein trafwürdiger Rebell ist. Je fester Dänemark sich auf die diplomatische Einwirkung fremder Mächte verlassen konnte, desto fester mußte auf Seiten der Schleswig-Holsteiner der Entschluß sein , auch mit ihrem

1016 eigenen Schwert sich Ansprüche auf eine ehrenvolle und gerechte Behandlung nochmals zu erkämpfen. Hielt der Öbergeneral die Sache für verloren , die Stim mung des Volkes und der Armee für die energische Fort sezung des Krieges für zu flau, so war es seine Pflicht, dieß der Statthalterschaft zu erklären und fein Commando niederzulegen; dann konnte dem Lande ohne Armee eine bessere Behandlung auf diplomatischem Wege gesichert werden, als mit der Armee , und viele Kräfte und Men schenleben wären erspart worden. Mit großen Anstren= gungen war die Armee wieder complettirt worden ; wer an der Spige derselben den Degen zog , war es ihr schuldig, sie nur nach militärischen , nicht nach diplomatischen Rück sichten zu führen. Wenn ein General an der Spiße einer Armee noch Diplomat sein will, so muß er wenigstens feine Diplomatie auf sein Schwert, nicht aber sein Schwert auf die Diplomatie stüßen wollen. Wir finden daher in der citirten Stelle eine Selbst anklage gegen den Obergeneral , wie sie ein Zweiter kaum kräftiger hätte unterstüßen können . Beiläufig gesagt , scheint uns der Ausdruck dem Feinde seinen wahrscheinlichen strategischen Aufmarsch" zu stören" an einem gewissen Mangel an Klarheit zu leiden . Am 16. von Gottorp aus davon zu sprechen , heißt , dem Feinde zutrauen , daß er troß der Leichtigkeit , sich Nachrichten über den Gegner zu verschaffen , nichts von der am 13. und 14. stattgefundenen Concentrirung der feindlichen Armee erfahren, oder troß dem, dem , daß er sie erfahren , sich bis zum 16. noch nicht veranlaßt gesehen habe , seinerseits die zer= streuten Abtheilungen der Armee zusammenzuziehen, son dern erst etwa am 17. damit beginnen werde. Dann allerdings wäre es der schleswig -hölsteinischen Armee noch möglich gewesen , sich zwischen die Abtheilungen der däni schen Armee zu werfen , oder, um militärisch gelehr= ter zu sprechen : den strategischen Aufmarsch derselben zu stören. Am 16. aber founte, wenn wir den Gegner etwas klüger und thätiger anschlagen , nur noch von der Erreichung der Stellung von Bau durch einen forcirten Marsch und von deren taktischer Behauptung die Rede sein; wie wir aber schon gesehen haben , wäre auch dieß nicht mehr möglich gewesen. Was den schleswig-Holsteinischen Obergeneral dennoch dazu bestimmt haben mag , die beiden Tage vom 14. bis 16. zu verlieren und in der Stellung bei Jdstedt den ersten Angriff des Feindes annehmen zu wollen, wenn es nicht wirklich jene falschen diplomatischen Rücksichten ge wesen sind , das bleibt uns unerklärlich . Es war vorauszusehen , daß nach einem unglücklichen Gefechte in der Stellung bei Jdstedt die Stadt Schles wig, überhaupt die Linie der Schlei sogleich mit verloren sein würde, man mußte also seiner Sache sehr gewiß ſein, um Alles auf den ersten Wurf seßen zu wollen . Konnte man sich dieses Vorzuges rühmen bei einer so bedeutenden numerischen Ueberlegenheit des Feindes , bei einer Armee, welche zum erstenmal selbstständig und unter höchst ungün= stigen Verhältnissen der inneren Organisation auftreten sollte? (Fortseßung folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Berlin, 21. Sept. Die Landwehrfrage, die seit einiger Zeit in den militärischen Kreisen Gegenstand ern= fter Erwägung ist , hat eine große Anzahl Vorschläge her vorgerufen. Einer derselben , der auch an entscheidender Stelle Beachtung gefunden haben soll, geht dahin , die Landwehrnachder Artder jest innerhalb der Armee bestehenden Kriegsreserven zu gestalten , die jeßigen Reserveregimenter dagegen aufzulösen und in Verbindung mit jedem Linien infanterieregiment eine Anzahl Reservebataillone zu bilden, die dann zu besonderen Reserveregimentern zu formiren wären. (A. A. 3.) Vereinigte Staaten von Nordamerika.

(5) Nach lange fortgesetten vergeblichen Bemühungen ist es uns gelungen , Kenntniß von einem in den Vereinig ten Staaten Nordamerikas erscheinenden Militärjournal zu erhalten. Dasselbe wird unter dem Titel : United Ser vice Journal : devoted to the Army , Navy and Militia of the United States, in New-York vom Oberst Tompkins in der Verlagshandlung von Tompkins u. Henry mit dem Motto : A well disciplined army is a moving battery, alle Sonnabend publicirt. Es besteht seit dem Jahre 1850 und hat demnach in diesem Jahre seinen zweiten Band begonnen. Jede Nummer enthält acht dreispaltige Seiten in hoch Quart, die neben den militärisch wichtigen Docu menten, die dem Congreffe vorgelegt werden , selbstständige größere oder kleinere Artikel organisatorischen oder histo rischen Inhalts , Correspondenzen , sowie Nachrichten von militärischem Jntereffe aus den einzelnen Staaten der Union bringt. Zu jeder Nummer gehört außerdem ein farbiger Umschlag, der mit einer Unzahl von Ankündi gungen aller Art angefüllt ist ; wir finden hier Annoncen von Gasthöfen , Buchhändlern , Schneidern , Schuhmachern, Sattlern, die in echt amerikanischer Weise ihre Waaren und Fabrikate ankündigen. Effen und Trinken bildet einen Hauptgegenstand der Ankündigungen, *) so daß sogar in *) 3n Nr. 12 des Journals findet sich eine Empfehlung des Capitäne Moses Crafto , der , wie es heißt, nicht allein ein tüchtiger Capitän , sondern auch ein ausgezeichneter Fleischer ist. Die Aufmerksamkeit des Offiziercorps von New -York wird auf ihn hingelenkt , da der Herr Hauptmann demselben

dem Journale selbst ein Offizier dem Herausgeber das Abonnement aufkündigt , weil er ein Blatt nicht unter stüßen wolle, welches Bier- und Weinhäuser seinem Publi kum so nachdrücklich empfehle , als es von dem United service journal geschehe. — Der Preis des Jahrganges der Zeitschrift beträgt zu New-York 3 Dollar und stellt sich in Deutschland auf ungefähr 7 Thlr.

Bayern. München, 23. Sept. Ich habe früher in einem mei = ner Briefe einer Reihe von Aufgaben Erwähnung gethan, welche der König dem Kriegssministerium zur Bearbeitung ausdrücklich empfohlen hat (s. A. M. 3. Nr. 91 v. d. J.). Unter diesen ist unstreitig eine der wichtigsten die beabsichtigte Vereinfachung der Verwaltung, zu welchem Zwecke schon bedeutende Vorarbeiten fertig liegen , indem seit An fang dieses Jahres eine Commission mit Sammlung aller einschlägigen älteren Vorschriften beschäftigt war. Dieselbe Commiffion unter Vorsiz des Obersten Mänz wird nun auch die bezüglichen Reformvorschläge zu bearbeiten haben. Daß diese Reform nicht , wie Manche zu befürchten schei nen, zu weit geht , dafür bürgt einestheils die jede Vor eiligkeit ausschließende Gründlichkeit in Behandlung der Sache , anderntheils das heilsame Gegengewicht , welches in der Einsicht und Erfahrung des jeßigen Generaldirec= tors der Verwaltung liegt, und das sich gegen etwaige unpraktische Neuerungsanträge ohne Zweifel zur rechten Zeit geltend machen wird. Was die übrigen Gegenstände betrifft , worüber der König Gutachten verlangte, so er fährt man zur Zeit nichts Näheres ; indeß steht zu erwar= ten, daß einzelne derselben , wie namentlich die Militär justiz und deren Verbesserung, nach dem Wiederzusammen tritt der Kammern des Landtags zur Sprache gebracht werden. Auch die Errichtung einer Artillerie- und Inge= nieurschule , in welcher Beziehung gleichfalls ein Antrag verlangt war, scheint wenigstens theilweise durch die Re= organisation des Cadettencorps zur Verwirklichung zu gelangen. Eine ferner angeregte Frage in Betreff der Beseitigung der zweiten Linie bei der fahrenden Artillerie, anscheinend von geringerer Bedeutung , dürfte zu der ganz ficher das beste Fleisch und die besten in sein Fach einschla= genden Artikel zu liefern im Stande ift.

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lichen Einverleibung des Fuhrwesens in die Artillerie füh ren , indem für den Fall der Beseitigung dieser Linie die Bedienungsmannschaft, welche dieselbe bildet , insoferne fie auf den Munitionskästen der Proßen nicht vollständig un tergebracht werden könnte , wahrscheinlich auf den Pferden der Geschüßbespannung, als Fahrkanoniere , ihren Plaz erhalten würde. Von den übrigen Fragepuncten glaube ich hier gelegentlich als Nachtrag zu meiner früheren Mit theilung noch ein paar der interessanteren anführen zu müssen, deren einer die periodische Zusammenziehung größe rer Truppenmassen, der andere die Beaufsichtigung der Offiziere bezüglich ihrer ökonomischen Verhältnisse betrifft. (S. M.)

gemessen , sie sind also überall als ein Minimum der Schäßung anzusehen. Die leichtere Communication zwi= schen den Posten der Stellung lag vor dem Abschnitte, auf der Seite des Feindes ; die Communication hinter dem Abschnitt war nur zwischen Wedelspang und Güldenholm eine directe und fast unbehinderte. Dagegen wurde die Communication zwischen diesem Theile des Abschnittes und dem Haupttheile der Stellung (vom Gryder Holze bis Jdstedt, Sortehöhe und zu den Batterieen an der Chauf see) durch den südwestlichen Ausbruch des Lang-Sees und das Fließ zwischen diesem See und dem kleineren sich bis nahe gegen die Chaussee erstreckenden See, derartig zu einem Umwege genöthigt und behindert , daß man auf eine rechtzeitige Wechselwirkung der Truppen auf beiden Seiten dieser Scheidelinie von Hause aus ziemlich ver zichten mußte, wenn man nicht darauf rechnen durfte, ſich die Communication vor dem Abschnitt offen zu erhalten . Diese Rechnung aber konnte nur zu leicht betrogen werden. Dieser Mangel der Stellung ist ein so bedeutender, daß er auch ohne das Mißverhältniß zwischen der Aus dehnung der Position und der Stärke der schlegswig-hol steinischen Armee als ein lähmendes Moment in der Führung des Gefechtes erkannt werden muß. Da Engbrück unfehlbar als der linke Flügel der Stel lung angesehen werden muß , nicht etwa als ein detachir= ter Posten, so sehen wir eine Armee von kaum 30,000 Mann (ein starkes preußisches Armeecorps) auf eine Strecke von nahe an 1 Meilen zur Annahme eines entscheidenden Gefechtes auseinandergezogen . Wenn der dänische Obergeneral die Stellung dennoch eine ungemein gute nennt, nachdem er sie gesehen hatte, wenn er namentlich hervorhebt, sie sei zur Offensive ebenso geeignet gewesen, wie zur Defensive, so mag er zu diesem Urtheile durch die Schwierigkeit, welche er in der Ueber= windung des Feindes in dieser Stellung gefunden hatte, und durch die zufällig glückliche Offensive der 3. schles= wig- Holsteinischen Brigade verführt worden sein; die be reits angeführten Uebelstände reichen indeß auch ohne das Detail der Stellung hin , diesem Urtheile manches gewich tige Bedenken entgegenzusehen. Die einzige Stelle der Position, welche zum Ergreifen der Offensive geeignet ist, liegt eigentlich nicht in der Position selbst, sondern gehört nur nothgedrungen zu derselben , es ist der äußerste linke Flügel zwischen der Chauffee und Engbrück , die Lücke, welche durch das Büch -Moos geschlossen gewesen wäre, wenn dieses Moos nicht durch die vorhergegangene Son= nenhite wäre gangbar gemacht worden. Diese Stelle ist aber eben deßhalb die schwächste der ganzen Position ; für den Feind aber mußte sie eben deßhalb und weil mit ihrer Durchbrechung der Widerstand in dem anstoßenden Theile der Position selbst unnüß gemacht wurde , der Gegenstand Der besonderer Aufmerksamkeit und Anstrengung sein.

Taktische Studien auf den Gefechtsfeldern der lezten Jahre.

I. Die Schlacht bei Jdstedt am 24. und 25. Juli 1850. (Fortseßung.) Bevor wir zu dem Gefechte selbst kommen , ist es nö = thig , die Stellung bei Jdstedt selbst einer militärischen Prüfung zu unterwerfen. Der dänische Obergeneral nennt fie in seinem Bericht eine ungemein gute Stellung , in welcher er sich eben so leicht defenſiv halten , als aus der= selben die Offensive ergreifen kann," wir können die= fem Urtheile nicht beistimmen. Die Stellung bei Jdstedt ist für die schleswig-holsteinische Armee der Rock des Riesen für den Zwerg, und wenn man sich genöthigt sicht, diese Stellung mit einer so kleinen Armee , wie die schles wig-Holsteinische, zu beziehen , so wird man an cine Of fensive aus der Stellung heraus nicht eher denken dürfen, als bis der Feind an der Stellung selbst seine Kräfte aufgerieben hat. Vergegenwärtigen wir uns die Entfernungen der zu der Stellung gehörigen und für dieselbe wichtigen Auf stellungspuncte : Von Wedelspang bis Engbrück 13 Meilen. "/ Sortehöhe 1 M. "I " M. " "I Jdstedt "1 M. " " "I Oberstolk "1 "1 "1 Güldenholm (Furth) ! M. " zum Gryder Holz M. " "1 "1 " Gammelund 18 M. " " " " Sollbrück 23 M. Von Güldenholm bis Oberstolk 3 M. Von Gammelund bis zu den Verschanzungen an der Flensburger Chauſſee 3 M. " Engbrück M. "I " Bollingstedt & M. " " "1 " Jübeck 1 M. "I "1 " Sollbrück 1 M. " Vor der Front der Stellung : Von Nord-Fahrenstedt bis zur Flensburger Chauffee über Niederstolk, Oberstolk, Jöstedt, Sortehöhe M. Von der Chauffee bis Engbrück M. Diese Entfernungen sind sämmtlich in gerader Linie

Feind hatte außerdem hierzu noch das besondere Motiv, daß über diese Stelle der Weg zur Verbindung mit seiner über Sollbrück in die feindliche linke Flanke und den feind lichen Rücken dirigirte Brigade führte. Es war also vorauszusehen, daß eine Offensive auf diesem Puncte auf die Hauptstärke des Feindes stoßen würde, wenn nicht besondere, gar nicht vorherzusehend günstige Umstände die feindlichen Kräfte von diesem Puncte

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ableiteten. Also die einzige Stelle der Position , welche sich zur Ergreifung der Öffensive dem Terrain nach eignet , ist in tactischer Beziehung ebenfalls nur sehr be= dingungsweise dazu geeignet. Wir kommen später hierauf zurück. Das Innere der Position ist so nachtheilig , wie mög lich. Die Frontlinie ist ohne directen Zusammenhang, sie besteht von Jöstedt bis Wedelspang aus weit von einander entfernten einzelnen Posten , deren Communication unter einander , wie schon erwähnt worden , sehr behindert ist. Die Hauptstärke der Position (durch Kunst mehr, als durch das Terrain , die Verschanzungen an der Chauffee , Gorte höhe und Jöstedt —) hat die große Schwäche , daß der Anmarsch von rückwärts zu ihr , wie der Rückzug aus ihr meist durch Defileen führt. Wenn gleich hinter dieser Stelle eine neue Vertheidigungslinie vor der Liſiere des Jöstedter Holzes vorbereitet war, so leidet diese gerade noch mehr an jenem Nachtheile, Defileen hinter sich zu haben , als die erste Linie. Außerdem führen die Neber gänge zwischen Lang- See und dem Jöstedter See am Gryder Holz den Feind , wenn es ihm möglich wird , sie zu nehmen , in den Rücken dieser ersten und auf die rechte Flanke dieser zweiten Linie. Dieser Umstand zwingt den Vertheidiger, diesem Puncte mehr Fürsorge und Kräfte zuzuwenden , als man einem so starken Puncte unter an= ――― deren Umständen zuwenden würde. Die Furth bei Gül denholm wird man gewiß nicht für einen an sich starken Punct halten, in derselben Art wären die übrigen Puncte des Lang-Sees noch stärker zu nennen. Zu einer Offen fivbewegung ist eine Laufbrücke über ein breites Wasser nur dann zu gebrauchen , wenn man a) so viel Zeit dar auf zu verwenden hat , als zum Debouchiren über die Baücke nöthig ist ; b) wenn man sicher ist, nicht während oder gleich nach dem Uebergange angegriffen zu werden; c) wenn man nicht in Folge eines Mißglücks in den Fall kommen kann , im Angesicht des Feindes wieder über diese Brücke zurückgehen zu müssen. Da diese Bedingungen hier möglicher , sogar wahrscheinlicherweise nicht zutreffen konnten , so sank die Bedeutung dieses Postens zu der eines Zwischengliedes auf der langen Vertheidigungslinie des Lang-Sees herab. Das Defilee von Wedelspang ist der festeste Punct der ganzen Stellung ; er war durch die Anstauung des Baches noch künstlich verstärkt worden. Ein günstiges Vorterrain , die Schwierigkeit des Defilees selbst und die günstige Lage der rückwärtigen Höhen ver lichen diesem Punct eine solche Festigkeit , daß man seine hartnäckige Vertheidigung verhältnißmäßig sehr wenigen Truppen anvertrauen durfte. Auch war diese Stelle zur Ergreifung der Offensive, wenn die Umstände eine folche motivirten , sehr geeignet ; in dieser Beziehung aber wäre es dann nöthig gewesen , Süd - Fahrenstedt mög= lichst festzuhalten, weil dieß einer etwaigen Offensive in der linken Flanke gelegen hätte , in Feindes Händen also dieser Bewegung gefährlich geworden wäre. Die Umstände indeß , welche eine Offensive von hier aus hät ten motivien können , wären allein in einem Fehler des Feindes zu suchen gewesen ; denn Wedelspang liegt gegen Jdstedt zurück und der Feind hat auf der Flensburg Schleswiger Straße die kürzere und bessere. Operations linie für sich.

Es scheint, daß das Band zwischen dem Obergeneral und seinen Untergeneralen oder die Disciplin in den höhe ren Stellen der Armee nicht diejenige Festigkeit gehabt habe , welche entweder durch gegenseitiges Vertrauen oder durch eine längere Schule gewonnen wird. Desto mehr muß man es tadeln, daß der Obergeneral die Haupttheile seiner kleinen Armee in einer solchen Stellung dermaßen aus den Händen gab, daß die Hälfte derselben von Hause aus mehr darauf angewiesen war, auf eigene Faust zu handeln, als nach einer festen einheitlichen Leitung. Es war überhaupt ein entschiedener Fehler der Stel= lung , daß sie ihren linken Flügel derartig vorwärts streckte, daß die Sicherung von Flanke und selbst Rücken dieses Flügels zum Theil von der Behauptung der weit entlege= nen Treene- Uebergänge abhängig war. Weit entfernt, in der weiten Umkreisung der linken Flanke . durch die Linie der Treene einen Vortheil für diese Stellung zu finden, können wir darin nur einen großen Nachtheil schen, ganz im Gegensaße zn der vom dänischen Obergeneral ausge= sprochenen Ansicht : „Für seine linke Flanke findet er eine günstige Deckung in dem Treene-Fluß und der Bol lingstedter- Aa , deren wenige Uebergänge er mit geringen Kräften gegen überlegene Angriffe halten kann , während unsere Corps , welche entweder westlich der Treene oder zwischen diesem Fluß und der Bollingstedter: Aa operiren, weder unmittelbare Unterſtüßung von anderen Abtheilungen erhalten , noch , ohne einen weiten Umweg , an anderen ---Stellen gebraucht werden können." Der Vortheil des Feindes , daß er , gedeckt durch dieselben Wasserlinien, seine Ueberlegenheit dazu benußen kann , um anf irgend einem Puncte dieser Linie mit bedeutenden Kräften erscheinen und einen Uebergang , selbst wenn er ihn erst mit Hülfe des Brückentrains bauen müßte, rasch erzwingen und demnächſi auf die offene Flanke des Gegners losgehen zu können, macht unzweifelhaft diese Flankendeckung zu einer Illusion; eine so weit entfernte Anlehnung ist schlimmer als gar keine; sie zwang in dem vorliegenden Falle den schleswig holsteinischen Obergeneral , seine ohnehin geringen Kräfte noch mehr zu zersplittern. (Fortseßung folgt.)

Literatur. Der Siebenjährige Krieg . Unter Allerh. Königl. Bewilligung nach der Original - Correspondenz Fried= rich des Großen mit dem Prinzen Heinrich und Sei nen Generalen und den Staats - Archiven bearbeitet von Kurd Wolfgang v . Schöning. 8. Potsdam 1851. Verlag von Ferdinand Riegel. Wenn die Geschichte oder Beschreibung eines Feldzugs oder eines ganzen Krieges vernünftigerweise neben anderen Zwecken , die ihr mit der Geschichte überhaupt gemeinsam sind , hauptsächlich im Auge hat , zu belehren und die gewonnenen Erfahrungen für die künftige Kriegführung nußbar zu machen , so erscheint die möglichst gewissenhafte Darstellung des Factischen als der erste und vornehmste Schritt zu diesem Ziele. Als wünschenswerthe , wenn nicht

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nothwendige Ergänzung der Geschichte der Facta wäre dann die Geschichte der Intentionen zu betrachten , welche mit jener zusammengehalten erst wahrhaft das Licht der Belehrung zu verbreiten geeignet ist. Sowie es nun schon äußerst schwierig, wo nicht unmöglich ist, die Geschichte des Thatsächlichen von unlauteren Beimischungen rein zu erhalten , so begegnet man vielleicht noch größeren Schwie rigkeiten, wo es sich um die jeweilige Beurtheilung der Sachlage seitens der Feldherren und um ihre Zutentionen, namentlich um solche handelt, welche gar nicht oder nur theilweise zur Ausführung gekommen sind , und überhaupt oder zum großen Theil mit den Thatsachen selbst im Wi derspruche stehen. Indessen ist der Nutzen zu bedeutend und die Lücke zu groß , um nicht zu verſuchen , dieſe aus= zufüllen und die Schwierigkeiten zu überwinden , die sich hierbei in den Weg stellen. Dispositionen geben bei wei tem nicht Alles ; die geheimen Geschichten der Hauptquar= tiere und ähnliche Mittheilungen selbst von vertrauten Personen und solchen Zeitgenossen , welchen eine tiefere Einsicht in den Gang der Begebenheiten und den Zuſam= menhang der Verhältnisse gestattet war, sind nur mit großer Vorsicht zu benußen, sowie nicht minder die Memoiren und sonstigen Aufzeichnungen der Heerführer selbst, nach dem die Ereignisse bereits einer ferneren Zeit angehörten. Eine andere, ungleich reinere Quelle entspringt uns da= gegen aus den brieflichen Mittheilungen der Feldherren, die sie kurz vor oder nach den Ereignissen an vertraute Personen gerichtet batten, ohne daran zu denken , daß sie je für die Oeffentlichkeit ausgebeutet würden. Die bei ihrer Abfassung vorherrschende Unbefangenheit verleiht ihnen somit eine unmittelbare Glaubwürdigkeit und es ist nur zu bedauern , daß gerade diese Quellen so spärlich fließen. Um so erfreulicher und verdienstlicher ist die vor liegende Erscheinung , welche uns die ganze unmittelbar den Ereignissen vorausgehende oder nachfolgende Corre spondenz Friedrich's des Großen während des siebenjäh rigen Krieges mit dem Prinzen Heinrich und das Wesent= lichere von jener mit anderen seiner bedeutenderen Gene rale vor Augen führt. Mögen auch nicht wenige der hier aufgezeichneten Briefe schon früher an die Oeffentlichkeit gelangt oder für die Darstellung jenes Krieges benußt und verarbeitet worden sein, so gebührt dem Verfasser in jedem Falle das Verdienst, auch die übrigen von den Todten erweckt und alle in wohlgeordneter Reihenfolge zu einem Ganzen zusammengestellt zu haben, das schön und vollendet genannt werden müßte auch ohne den Faden einer geschichtlichen Skizze , an den die einzelnen Docu mente gereiht erscheinen. Da die Mehrzahl derselben der Correspondenz zwischen dem König und dem Prinzen Hein rich entnommen sind, so hat dieß dem Verfasser Veran laffung gegeben , in dem begleitenden Terte das gegensei tige Verhältniß dieser beiden Korypbäen nachzuweisen und gewissermaßen zum Hauptvorwurf des ganzen Unterneh = mens zu machen . Es ist dieß um so anerkennenswerther, als bekanntlich mancherlei Versuche stattgefunden haben, das Verdienst des Prinzen auf Kosten von Friedrich's Ruhm hervorzuheben, und wir theilen die Genugthuung des Verfassers , durch das klassische Zeugniß der vorlie

genden Briefe diese Angelegenheit auf ihren wahren Sach verhalt zurückgeführt zu haben. Bis jest liegen uns zwei Lieferungen vor , welche den ganzen ersten Band ( XVI und 321 S.) und den Anfang des zweiten (VI und 48 S. ) enthalten. Das Werk ist Sr. Maj. dem Könige von Preußen dedicirt und wurde gewissermaßen als Festgeschenk an dem Tage (31. Mat d. 3.) auszugeben begonnen , an dem das Denkmal Fried rich's des Großen feierlich enthüllt wurde. Dieser Um stand ist auch wohl die Veranlassung , daß dem Buch das Verzeichniß der ausgezeichneten Männer vorangedruckt wurde , welche theils bildlich , theils mit ihren Namen auf dem Monument eine ehrende Stelle fanden ; ebenso ist eine Abbildung des Denkmals als Titelkupfer beigegeben. Jeder der 3 Bände , aus denen das Ganze bestehen wird, ist in numerirte Abschnitte getheilt , deren der erste Band XX enthält. Zu der Einleitung (1) gibt der Verf. zuerst kurz die Entstehungsgeschichte des Buches und der hierbei leitenden Idee , und verbreitet sich sodann ziemlich aus führlich über die bedeutendsten Persönlichkeiten des bran= denburgisch-preußischen Heeres bis zum Jahre 1756. Nach dem er sodann (II) in einer biographischen Skizze des Prinzen Heinrich (bis 1756) deſſen Verhältniß zu seinem Bruder und väterlichen Freunde , dem König , begründet, und mehrere Notizen über die Generalität und einige Nang verhältnisse ( 1735 und 1737 ) , sowie über die Ereignisse, welche dem Ausbruche der Feindseligkeiten unmittelbar ver ausgingen , gegeben hat , beginnt er in der oben berührten Fassung die Reihenfolge der Documente , welche den Haupt inhalt des Werkes zu bilden bestimmt sind. Da , wie schon bemerkt , hierin die vollständige Correspondenz zwischen dem König und dem Prinzen Heinrich enthalten ist , so kann es nicht befremden, daß auch manche Briefe dabei vor kommen , welche für die Kriegswissenschaften von keinem Belange find. Judessen tragen sie , wenn auch als unſchein bare Ringe in der ganzen Kette, zu einer genaueren Be ſtimmung und Würdigung des Verhältniffes bei , wie es sich allmälig zwischen beiden Brüdern gestaltete , und er gänzen zugleich deren Charakteristik in einer Weise, welche nicht sprechender sein kann. Die meisten Briefe, naments lich fast die ganze Correspondenz der Brüder, sowie des Königs mit Keith und Schwerin ist in französischer Sprache, während die übrigen in jenem ergößlichen Deutsch abge= faßt sind , welches die Geschäftssprache des vorigen Jahr hunderts charakterisirt. Wo dieß lettere der Fall ist, be= gegnen wir übrigens zum öfteren jener kernhaften und originellen Ausdrucksweise , welche mit dazu verholfen hat, daß der „alte Friz" noch heute der Liebling des deutschen Volkes ist. Ein tieferes Eingehen in die gebotenen Materien würde hier zu weit führen und erscheint auch insoferne überflüssig, als das Werk selbst zu wichtig ist , um nicht in Kürze durch Regiments- und andere Bibliotheken zugänglich zu werden , welche militärwissenschaftliche Zwecke aufrichtig verfolgen . Für eine allgemeinere Verbreitung möchte der Preis (6 Thlr.) doch etwas zu hoch gegriffen sein. Druck und Papier sind gut und auch das schon erwähnte Litelkupfer der Anerkennung würdig.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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201 Dienstag, 21. October 1831. rentathlab gall Shootanim

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Allgemeine

Militär - Zeitung .

Schleswig - Holstein. Kiel, 29. Sept. Zufolge Generalcommandobefehls vom 27. d. M. ist der Gesammtetat an Aerzten für das holsteinische Contingent auf einen Generalstabs arzt , acht Oberärzte und zwölf Unterärzte festgestellt. Zu gleich wird verfügt, daß die Unterärzte aus den bisherigen Oberärzten zweiter Klasse, den Assistenzärzten erster und zweiter Klasse und den seitherigen Unterärzten bestehen und die Gehaltscompetenzen der Assistenzärzte zweiter (H. N.) Klasse beziehen.

Vereinigte Staaten von

1973-96 1913

Nordamerika.

(5) Die Formicung berittener Corps in den Städten mit vorherrschender deutscher Bevölkerung geht bewunderungswürdig rasch von Statten. Als einen Uebel stand führt das United Service Journal an , daß manche dieser Corps das englische Erercitium statt des amerika nischen angenommen haben; sie dringt mit Entschiedenheit darauf, daß dieß lettere das allein gültige und zur An wendung gelangende sei und sein müsse. Dänemark. Kopenhagen , 31. August. Die Departementszei tung" bringt folgendes vorläufiges Geseß über die Ausschreibung zum Landkriegsdienst für das Jahr 1852: „Wir Friedrich der Siebente u. s. w. thun kund und zu wissen: Da ein Gesez über die Ausschreibung zum Landkriegsdienst für das Jahr 1852 dem zulegt versam = melt gewesenen Reichstage nicht hat vorgelegt werden kön nen , weil es im Anfange dieses Jahres nicht mit einiger Sicherheit vorausgesehen werden konnte, wie groß die Aus= schreibung sein würde, die man bedürfe; sowie auch weil das Beginnen der Landsessionen nicht ohne wesentliche Störungen über die Mitte des Monats September hinaus gesezt werden kann , woraus folgt, daß das zu der er= wähnten Ausschreibung erforderliche Geseß nicht im vor aus vom Reichstage angenommen werden kann, so haben Wir es für nothwendig gefunden , mit Bezug auf den § 30 des Grundgeseßes , durch ein vorläufiges Gesez die Ausschreibung zu bestimmen.

In Anbetracht der Uns von Unserem Justizminister vorgetragenen Umstände gebieten und befehlen Wir, wie . folgt : § 1. Von der Mannschaft , welche nach dem Wehr pflichtgesez vom 12. Februar 1849 zur Ausschreibung auf den Landsessionen für das Jahr 1852 steht , wird wie folgt auszuschreiben sein : 1) Von Denjenigen , welche als dienstfähig zu Soldaten gefunden werden , wird zu der Linie der Armee eine Anzahl von 3011 Mann , außer der im Plakat vom 4. December 1832, § 1 bestimmten Anzahl Ueber completter ausgeschrieben , nämlich ein lebercomplet= ter für jeden sechsten Mann von den zum stehenden Heere Ausgeschriebenen. Die Vertheilung dieser Mannschaft an die verschiedenen Waffengattungen wird vom Kriegsminister bestimmt. 2) Von Denjenigen , welche zum Dienst in der Linie als untauglich befunden , aber doch nicht für ganz und gar zum Dienst unfähig erklärt werden , wird eine Anzahl von 1200 Mann zum stehenden Heere ausgeschrieben, um in lebereinstimmung mit dem § 33 des Wehrpflichtgesezes verwendet zu werden. § 2. Wenn Jemand , der zur Ausschreibung auf den Landsessionen für das Jahr 1852 steht , oder mit Bezug auf den § 19 des Wehrpflichtgeseges auf diese Session ausgeschrieben zu werden begehrt , vor der Session dar thut, daß er als Freiwilliger Militärdienste in drei Mo = naten im Jahre 1848 gethan oder in solcher Eigenschaft an den Feldzügen im Jahre 1849 oder 1850 Theil genommen hat, so soll der Kriegsdienst, den er dermaßen in jedem dieser Jahre gethan hat , ihm als ein Jahr Diensterfüllung sei ner Wehrpflicht zu Gute gerechnet werden, demgemäß er also nur für die noch restirende Dienstzeit auszuschreiben sein wird. Wonach alle Betreffende sich zu richten haben. Gegeben auf unserem Schlosse Friedrichsborg, am 25. August 1851. Friedrich R. A. W. Scheel ." Oesterreichische Monarchie. Wien , 15. Sept. Mit dem Schlusse dieses Monats wird das Bombardiercorps aufhören und an dessen Stelle die neu errichtete Artillerieschule in's Leben treten, vorläufig noch in Olmüß , we sich bis jezt das Bombar diercorps befindet, da die zu diesem Zwecke beabsichtigten

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Baulichkeiten in Wiener Neustadt auf 400,000 fl. veran = schlagt worden sind , eine Summe, welche zu verausgaben man bei unserer gegenwärtigen Finanzlage Anſtand nimmt. (S. M.)

die Annäherung von der Flanke erschweren , wenn auch nicht unmöglich machen . Durch ein solches ſparſames Zu fammenhalten würde man im Stande geweſen ſein, ſich eine ansehnliche Reserve an Infanterie bereit zu halten. Während bei der Position, in welcher geschlagen worden ist , der Feind sich des Vorzuges erfreut, im Be= size der inneren Linien zu sein , ist dieser Vortheil bei der zweiten Position auf der Seite des Vertheidigers . Die Stadt Schleswig selbst liegt im Mittelpuncte dieser En= ceinte (Wedelspang als detachirt betrachtet) und bietet im unglücklichen Falle eine lezte Aufstellung mit dem rechten Flügel an der Schley bei Schloß Gottorf, mit dem linken am Dannewerk , durch welche sowohl die Rendsburger, be= sonders aber die Eckernförder Straße gedeckt wird. Welches sind die Nachtheile dieser Position ? Wenn der

Taktische Studien auf den Gefechtsfeldern der lezten Jahre.

I. Die Schlacht bei Jdstedt am 24. und 25. Juli 1850. (Fortseßung.) Dieser Nachtheil der Jdstedter Stellung hätte indeß zu einer anderen Benutzung der vorhandenen Terrainlinien führen sollen . Von der Südwestspiße des Lang - Sces nach dem Ahren holz-See markirt sich ein Terrainabschnitt , welcher sich zu einer energischen Defensive weit besser eignen dürfte , als die Linie vom Gryder Holz über Jöstedt, Sortehöhe, Eng brück. Der Feind ist in seiner Annäherung auf 4 Defi lees beschränkt : a) den Weg nach Neu- Berend , b) den Weg nach Berend - Heide, c) die Flensburger Chaussee, d) den Weg, welcher zwischen dem Roth-See und Ahren holz- See hindurch nach Lürschau führt. Alle 4 Defilee's liegen unter dem Feuer diesseitiger Höhen und des steilen Plateaurandes von Berend -Heide und Neu- Berend , wel cher nach der Passirung des Defilec's auch erst hätte ge= nommen und erstiegen werden müſſen . Zwischen der Chauffee und dem Ährenholz - See gewährt das Wäldchen der Position noch eine besondere Festigkeit, indem es eine gedeckte Aufstellung der Truppen erlaubt und so gegen die Niederung rechts von der Chauffee hervorspringt , daß Das Pla= dieselbe von hier aus bestrichen werden kann. teau bei Berend -Heide und Neu- Berend gestattet eine freie Bewegung der Truppen nach allen Seiten. Durch ein reichliches Wegeneß ist für die Verbindung mit den beiden anderen Puncten der Position ( Güldenholm und Wedel ſpang) und für die Verbindung rückwärts der Position zwischen der Chaussee von Jöstedt und dem Wege von Wedelspang nach Schleewig , selbst bis zur Straße von Wedelspang nach Missunde gesorgt. Aus jedem Theile der Position ist es möglich , die eine oder die andere der beiden Rückzugslinien zu benußen . Wenn man Wedel spang als einen detachirten Posten betrachtet, welcher mit einem Bataillon und einer 12pfündigen Batterie als hin reichend gedeckt anzusehen sein dürfte, so würde man den Haupttheil dieser Brigade zur Deckung der linken Flanke gegen Treya nach Schuby detachiren können und außer der Avantgardenbrigade 3′ volle Brigaden auf dem Raume von Meilen , -- von Güldenholm bis zu dem Defilee von Lürschau _____ versammelt haben. Auch die Furth bei Güldenholm braucht nur sehr schwach besezt zu sein. Der Avantgardenbrigade würde dann die Aufgabe zufallen, vorne, in der Position bei Sortehöhe und Jdstedt das Gefecht allein auf sich zu nehmen , verstärkt durch eine ent sprechende Artillerie. Detachements an den Uebergängen der Treene und Bollingstedter-Aa , von Bollingstedt bis Treya, nebst einem Theile der Reservecavalerie würden

Feind zwischen der Chauffee bei Sortehöhe und Engbrück keinen oder nur geringen Widerstand findet, so wird er über das Büch -Moos auf Gammelund losgehen und da= durch die Vertheidigung des vorderen Abschnittes bei Jd stedt aufheben. Er wird sich demnächst , der zurückgehenden Avantgarde auf dem Fuße folgend , in das Katharinen = und Jdstedter Holz werfen und durch dasselbe gedeckt bis Ein solches dicht an die eigentliche Position kommen. Manöver kann jedoch der in der vorderen Stellung befind= lichen Avantgarde nicht unerwartet, wenigstens wohl nicht so überraschend kommen , daß sie nicht Zeit hätte , sich früh genug abzuziehen , um ruhig fechtend die Hauptstellung vor dem Feinde zu erreichen. Der Feind aber würde von der Benuzung dieses Terrains zu seiner Annäherung kei= nen anderen Nußen ziehen , als den , daß man seine Stärke nicht genau beurtheilen könnte. Wenn er auch außerdem am Saume des Jdstedter- und Katherinenholzes ein Em placement für seine Geschüße finden könnte, von dem aus die dickseitige Position wirksam zu erreichen wäre, so wird er nichtsdestoweniger die Defilee's im Feuer der diesseitigen Batterieen überschreiten und sein eigenes Feuer während dessen mastiren müssen. Es würde uns zu weit führen , wollten wir den Even tualitäten einer solchen Annahme weiter nachgehen. Wir wollen nur noch hinzufügen , daß zu künstlichen Befeſti = gungen an dieser Position die trefflichste Gelegenheit ist und daß es eine Bedrohung der Flanke für sie eigentlich gar nicht gibt , da auch Schuby , sobald es nur nicht ganz isolirt gelassen wird , mit dem anliegenden Terrain bis zum Ahrenholz- See eine hartnäckige Vertheidigung gegen einen bedeutend stärkeren Feind gestattet , so daß also von einer feindlichen Umgehung über Silberstedt nichts zu be fürchten sein würde. Läßt sich aber der Feind verleiten, die Straße nach Flensburg zu sehr zu entblößen , um sich mit seiner Hauptstärke über Friedrichsau in der Richtung auf Schuby zu wenden, so ist der richtige Zeitpunct ge= kommen, ihn durch eine fräftige Offensive gegen seinen linken Flügel gegen die Treene-Uebergänge zurückzuwerfen . Die Benuzung dieses zweiten und besseren Theiles der Position bei Jdstedt als Hauptstellung scheint auch der anfänglichen Aufstellung der schleswig-Holsteinischen Armee zum Grunde gelegen zu haben , und es ist nicht wohl erklärlich, warum der Obergeneral von dieser Free so bald abgegangen ist. Diese im 3. Armeebericht angegebene Stellung ist nämlich :

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„Die Avantgarde mit ihrem rechten Flügel in und um Jöstedt, mit dem Gros auf der Chaussee nach Flens burg. Die 1. Brigade in der Rendez- vous - Stellung bet Lürschau (mit Detachements in Gammelund , Bolling stedt und Langstedt , sowie in Sollbrück , Treya und Jübeck) . - Die 4. Brigade in der Rendez- vous - Stellung an der Südwestspiße des Lang- See's. -Die 3. Brigade bei Berend, hinter dem Lang -See. ――― Die 2. Brigade bei Wedelspang." Hier ist freilich nicht gesagt , ob die 4. Brigade auch diesseits des Abschnittes zwischen dem Lang - See und Ahrenholz gestanden habe, und wir erfahren sogar gleich darauf, daß Alles auf eine Offensive abgesehen war; den= noch aber kann man sich schwer von dem Gedanken tren nen , daß für den Fall einer Defensive die erste Aufstellung in der bezeichneten Art gewählt worden sei. Etwas Anderes ist es mit der beabsichtigten Offensive an und für sich. Am 24. Abends ist der Gedanke , wenn er überhaupt gefaßt gewesen war, die Stellung zwischen dem Lang-See und Ährenholz - See zu vertheidigen, voll ständig aufgegeben. Die ganze 3. Brigade steht hinter der Furth bei Güldenholm , die 4. Brigade, ebenfalls jen seits des Abschnittes an dem Wege durch das Wester Gehege, das Jägercorps am Gryder Holz. Die lettere Brigade also entweder dazu bestimmt, der Avantgarde zur Aufnahme zu dienen , oder um zur Offensive über die Stellung der Avantgarde hinaus vorzugehen. Der rück wärtige Abschnitt war also vollständig aufgegeben , und wir sehen die 3. und 4. Brigade bei Güldenholm und hinter dem Wester- Gehege in Stellungen , deren Wahl vollständig der Ungewißheit entspricht , welche wir aus den Worten des 3. Armeeberichts herausfühlen : „Bei Gülden holm-Holzhaus fand sich eine Furth durch den Lang-See. Zur größeren Bequemlichkeit ( !) wurde eine Laufbrücke (!) angelegt , um hier mit der 3. Brigade debouchiren und angreifen zu können . Es sollte dieß mit der 2. Brigade von Wedelſpang aus zu einer Zeit geschehen , wenn dieß am zweckmäßigsten schien.“ 2c. So sollte auch dieser Wald als Debouchee für die 4. Brigade benugt werden können."

net darauf, daß der Feind durchaus der Ueberraschte, Ueberfallene sein müsse , gegen den sich die Colonnen von allen Seiten wenden; man rechnet nicht darauf, daß der Feind selbst sich auf die einzelnen Brigaden stürzen, sie einzeln schlagen 2c. könnte. Dieses Alles thut man mit einer Armee , deren schwächſte Seite die Manövrirfähigkeit und die Intensität der Füh= rung , deren stärkste Seite die Zähigkeit in der Defensive ist, für welche man die Position ausgesucht hat , um die numerische Schwäche durch die Stel lung und jene Eigenschaft des Soldaten aus = zugleichen. Wir übergehen vorläufig das Gefecht der Avantgarde bei Helligbeck und das bei Sollbrück am 24. Nachmittags, um uns nicht in der Verfolgung dieses Fehlers aufzuhal ten. Nach dem Avantgardengefechte reitet der Obergeneral mit dem Gros der Reservecavalerie gegen Jübeck vor, kehrt aber um , als auch in dieser Richtung das Gefecht schweigt. Meldungen von Bollingstert her über den Marsch bedeutender , 8000 — 10,000 Mann stark geſchäß ter Truppenmaffen auf dem rechten Treene- Ufer in der Richtung auf Sollbrück , die Aussage eines gefangenen dänischen Unteroffiziers , daß 3 Brigaden auf dem Märsche seien , während man auf der Flensburg -Miſſunder Straße keine bedeutenden Streitkräfte entdeckt und unmittelbar vor Wedelspang gar nichts vom Feinde gesehen hatte, diese

Da dieß Alles ist, was wir von einer Disposition des schleswig-Holsteinischen Obergenerals vor Eingang der Meldungen in der Nacht vom 24. zum 25. Juli erfahren, so müssen wir uns an diesen geringen Beleg halten. Wir ſchen also Alles bereit , um aus der Stellung heraus über den Feind herzufallen , er möge nun kommen , wie oder wo er wolle. Man denkt daran , dieß mit drei auf eine Strecke von Meilen aus einander gezogenen Brigaden zu thun , während nur eine , die Avantgardenbrigade, noch ganz in der Position bleibt, die 1. Brigade aber , bis auf 1 Bataillon Infanterie , 1 Escadron und 4 Fußgeschüße aufgelöst, noch bei Lürschau am Ahrenholz- See steht. Wenn der Feind aber vor der Brücke bei Güldenholm oder vor einem der beiden anderen auserwählten Debouchee puncte erscheint, so hat es mit dem Debouchiren und der Offensive an diesem Puncte und mit der Zusammenwir fung mit den anderen Brigaden ein Ende, er müßte denn so entseglich unvorsichtig sein , daß er sich gerade auf die Mitte stürzte, ohne seine Flanken zu decken oder gleich zeitig die beiden anderen Puncte anzugreifen. Man rech

Umstände bestimmten den Obergeneral zu der Ansicht : " Daß der Feind beabsichtige, ihn in der Position vor dem Jdstedter Holz festzuhalten und mit entscheidendem Gewicht seine linke Flanke zu umgehen." Ueber die Macht solcher Nachrichten vom Feinde , über die Glaubhaftigkeit, mit welcher sie sich der Seele des Obergenerals aufdringen können, ist schwer zu richten, es möge daher hier unterlassen bleiben. Dagegen bleibt es die Pflicht des Obergenerals , die innere Wahrscheinlich keit solcher Möglichkeiten mit militärischem Auge richtig zu würdigen . Stellt sich nach einer solchen Prüfung eine innere unwahrscheinlichkeit heraus , so heißt dieß nichts Anderes , als : der Feind würde einen Fehler begehen, wenn er wirklich so handelte, und die nächste Frage ist dann : wie würde dieser Fehler des Feindes am besten zu unserem Vortheile zu benusen sein ? Wenn der Feind mit entscheidendem Gewicht die linke Flanke umging, so schwächte er sich selbst in der Front so sehr, daß seine Rückzugslinie einem entschlossenen und gesammelten Gegner gegenüber sehr gefährdet, und , da dieser Gegner außerdem im Besize der Uebergänge der Treene und der Bollingsted= ter = Aa war, -9 daß er durch ein rasches Vorgehen über einen derselben durchbrochen werden konnte , sobald seine Umgehung weit genug von dem Armeetheil auf der Flens burger Straße entfernt war, um an der ersten raschen Entscheidung gegen den letteren nicht Theil nehmen zu können. Diese Reflerion mußte dänischer Seits ebenso wohl gemacht werden, als auf ſchleswig- Holsteinischer Seite. Um sich auf dänischer Seite über solche Bedenken hinweg zusehen, dazu hätte gehört, daß man den Gegner bereits für so gut als besiegt, wenigstens als moralisch besiegt gehalten hätte und nur besorgt gewesen wäre, daß kein Mann von ihm entrinne. Es wäre ferner ohne eine

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solche Annahme dänischer Seits nicht zu erklären ge nen Colonnen mit Nebermacht werfen und sie ein wesen, daß man auf eine Umgehung das Gewicht der zeln schlagen , oder, wenn er dazu zu spät kam , absichtlich ausweichen und den Feind in der Richtung gegen Entscheidung hätte legen können , deren Eintreffen zur rechten Zeit mindestens sehr precär genannt werden konnte, Flensburg nach sich ziehen, um ihn aus seiner da sie sich erst über die Treene- Uebergänge Bahn brechen Position zu locken , während die (vorausgesezte) ſtarke, mußte, während sie von dem Armeetheil auf der Flens mit entscheidendem Gewichte " ausgerüstete Um burger Chauffee nicht hätte unterstüßt werden können; gehungscolonne die Treene- Uebergänge forcirte , die sehr denn dänischer Seits kannte man ja die schles = zerstreute 1. Brigade rasch über den Haufen warf und die wig - Holsteinische Aufstellung noch sehr wenig Position am Lang- See hinter dem Rücken des Gegners = besegte. und durfte die Fehler derselben nicht voraus Während es ganz richtig ist, wenn man die sezen. Es hat einen glänzenden Anschein , über einen Gegner, Uebermacht hat , eine kleinere Abtheilung zu dieser Um den man vor sich hat , herzufallen , wenn man weiß, daß gehung zu verwenden , damit dieselbe 1 ) die Aufmerkſam er sich durch eine Umgebung geschwächt hat. Ja , aber nur dann ist dieser Anschein Wahrheit , wenn keit des Feindes und seine Kräfte theile, 2) wenn es ihr gelingt, gegen Flanke und Rücken des Feindes Fortschritte man von der Stärke und Stellung des Gegners zu machen, moralisch nachtheilig auf den Feind wirke ; vor sich und von der Stärke der Umgehung Ge= wißheit hatz hat; wenn man weiß, daß man während 3) wenn mit der Hauptstärke in der Front gesiegt wird, zur Hand sei, diesen Sieg zu vervollständigen und die der Offensive in der Front den Gegner in der Flanke rückwärtigen Stellungen des retirirenden Feindes im vor wird aufhalten können , so daß man auf diesen zu während dieß ganz richtig ist , würde rückkommen kann, nachdem man jenen geschlagen hat. aus aufzuheben ; es ganz falsch und darum nur vortheilhaft für die schles Wenn der schleswig - Holsteinische Obergeneral aber glaubte, entscheidendem Gewicht " in wig-holsteinische Armee gewesen sein , wenn die dänische daß der Gegner mit Umgehung auf dem rechten Treene- Ufer in der vorher seiner Flanke vorrücken werde, so mußte er sich sagen, bezeichneten Art ausgeführt worden wäre. Es ist gewiß daß seine Flankendeckungen durch die 1. Brigade ihm keine eine sehr einfache, richtige Regel , daß man den Gegner Gewähr gegen ein solches entschiedenes Gewicht gaben. immer für sehr klug halten und ihm zutrauen muß , so zu Das Debouchee an der nördlichen Spiße des Ahrenholz handeln, wie man nach bestem Wissen an seiner Stelle Sce's ist von dem Treene- Uebergange bei Sollbrück 13 selbst handeln würde. Fehlt der Gegner dann , desto besser, Meilen, also 3 Meilen weiter entfernt , als Wedelspang, dann heißt es : die Augen auf dem Tiſch, um das Spiel die erſte Angriffsſtaffel , von der Flensburger Chauffee bei zu übersehen und ihn zu strafen , nicht aber dadurch in Jdstedt; nehmen wir auch 1½ Meilen und diese als eine denselben Fehler fallen, daß man ihm nachgeht und seine volle Stunde für die erstere Entfernung an, so würde, Blöße ungestraft läßt. Wir wissen wohl , daß es gewiſſen den Aufenthalt durch das Gefecht bei dem schleswig-hol Notabilitäten gegenüber nicht recht ansteht, solche Schüler steinischen Angriff auf der Flensburger Straße und den weisheit auszuframen ; indeß, möge man uns auch vor bei dem dänischen Angriffe gegen die 1. schleswig - Holstei= werfen, daß hinterdrein leicht über ein Factum zu urthei nische Brigade gleich gerechnet, der lettere am Ahrenholz len sei , auf diese Frage kommt es ja nicht an , wir glau See oder dem Jdstedter Holze angelangt sein können, ben nur aussprechen zu können , daß jene Auſicht des wenn der erstere im siegreichen oder vom Gegner absicht schleswig-Holsteiniſchen Öbergenerals der inneren Wahr lich herbeigeführten Vorgehen bis in die Nähe des Elm holzes gekommen wäre. Dann wäre ein Umkehren in die scheinlichkeit sehr entbehrte. Aber wir gehen noch weiter. Wenn dieſe Ansicht verlassene Position zu spät. Aber auch dann würde der innere Wahrscheinlichkeit gehabt hätte, wenn sie in dem dänische Flankenangriff_bis_in_den Rücken der Position Obergeneral zur Ueberzeugung herangereift gewesen wäre, gekommen sein , wenn die Offensive der lezten Staffel bei so hätte diese moralische Gewißheit dennoch die that Jdstedt eben eist in dem Augenblick begonnen gehabt hätte, sächliche Gewißheit nicht ersehen dürfen , welche durch wenn der dänische Flankenangriff etwa in der Höhe des aus zu dem Entschlusse gehörte, die Kraft, welche der Gammelunder See's angekommen wäre und dadurch ein minder starken Armee aus der Stellung erwuchs, Zurückgehen der verschiedenen Staffeln in die Position veranläßt hätte. Die Angriffsstaffel bei Jdstedt wäre dann durch eine allgemeine Offensive aus derselben heraus auf zugeben und dagegen sich auf eine (wenn auch alle Signale genöthigt worden , ihrem Gegner die Stirne zu bieten, ſie hätte also nicht gegen den Flankenangriff verwandt werden richtig gegeben und richtig verstanden wurden) höchst schwie rige staffelweise Offensive einzulassen , deren erste und legte können , die übrigen Staffeln wären günstigsten Falles Staffeln auf der Basis der Bewegung eine Meile eben wieder in die Position eingerückt, um - fich nach Es ist weit von einander lagen. Unmöglich durfte man doch zwei Seiten und für ihren Rückweg zu schlagen. vorausseßen , daß der Feind vor einer solchen Position wohl festzuhalten , daß alle diese Schlüſſe nur aus der selben Annahme von einer feindlichen Umgehung mit übernachten werde , ohne auf der ganzen Ausdehnung der entscheidendem Gewichte " gezogen sind , aus wel felben seine Augen zu haben , die ihn von jeder Bewegung über dieselbe hinaus bei Zeiten unterrichteten. Dann aber chen der schleswig -holsteinische Obergeneral den Entschluß konnte er auf zweierlei Weise seinem Gegner sehr gefähr= zur Offensive gezogen hat. lich werden. Er konnte sich entweder auf die einzel (Fortseßung folgt. ) Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag ,

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01 ma

23. Dctober 1851 .

No 127. SINUS

Ih99

Allgemeine Militár - Zeitung. Gab man fid) einer ſolchen Anſicht hin, ſo mußte man Sch w e i 3. aus derſelben den Schluß ziehen , daß der Gegner , wenn Vom Rhein , 1. Det. gn Thun, Kantons Bern, er ein entſcheidendes Gewicht " auf ſeinen rechten

fand jüngſt der erſte 3 nſtructionscurs für Militär- Flügel "legte, unmöglich auch zugleich mit bedeutenden ärzte, Herrn Feldarzt Flügel geleitet , ſtatt. Es iſt durch dieſe neue undOberſterſteInſtruction zur Zufriedenheit

Kräften auf ſeinem linken Flügei vordringen könne, daß man alſo auf die an ſich ſtarke Poſition von Wecelſpang

allerAnweſendenausgefallen.Es wurden auch praktiſche ſehr wenig,noch weniger Kräfte aufdenPoften ander Uebungen auf dem Manövrirfeld der Artillerie während Furth bel'Süldenholm zu verwenden brauchte. Dieſe deren Manöver gemacht , die auf Jedermann und nament Truppen wurden daher zum größten Theil disponibel, um lich auf den Soldaten einen ſehr günſtigen Eindruck mach die Poſition bei Neu - Berend und Berend- Haide zu be ten. (S. M.) ziehen . Wenn dann die erſte Brigade den Befehl. erhielt, fich (bis auf die Detachements von Bollingſtedt und Enga Vereinigte Staaten von Nordamerika. brüd) vor dem überlegenen Flankenangriffe über Sii ( 5) Capitän Henry Wayne hat ein System of broad berſtedt auf Schuby zurück zu ziehen , mit der Reſerve and small Sword Practice publicirt, das als Leitfaden Cavallerie die Straße über Jübeck und Friedrichsnu decend, für die Militärakademie zu Weſt Point von den Behörden ſo konnte man den Flankenangriff in dieſer Poſition getroſt angenommen worden iſt.

erwarten , während die Avantgarde und die 4. Brigade

Großbritannien.

dem Feinde in der Front bei " goſtedt und Gryder Holz die Stirne boten und ihn endlich im Zurücgehen auf die

(15 ) Am 1. Dctober wird bei Kent 1. Comp. ein den Poſition zwiſchen dem Abrenholz- und Lang -Sce nad zogen und demnächſt ebenfalls gegen den Flankenangriff Intereſſen Militärs gewidmetes Journal unter dem fich Titel :" „ Thedesbritish soldier ,“ von dem Oberſtlieutenant verwendet, reſp. in Reſerve gehalten werden konnten . -

þort herausgegeben , erſcheinen und in Monatslieferungen Þátte ſich aus dem Gefecht der Avantgarden- und 4. Bri fortgeſellt werden. Der Preis des Monatsbetes beträgt gade die Gewißheit von der Sdwäche des Feindes auf der Flensburger Straße ergeben , ſo war es nun erſt Zeit, mit der Avantgarden- und 4. Brigade unter Hinzuziehung D ä ne m ar k. aller disponibel zu machenden Artillerie zu einer Offenſive Kopenhagen , 22. Sept. „Middagspoſten" meldet, auf der Flensburger Straße vorzugeben . - Wollte dann daß im hieſigen Arſenal eine Eſpingolbatterie in voll- die Umgebungs - Colonne dieſer Offenſive in der Richtung ſtändigen Stand geſeßt wird, um als Geſchenk an den über Friedrichsau und Gammielund in den Rüden fallen, 2 Schilling.

Raiſer von Rußland dorthin abzugehen.

(was nur mit dem Theile möglich geweſen wäre , welcher

ſich über Jübeck dirigirt hätte) dann ſtanden die 1., 3. und 2. Brigade ganz à porté , mit einem angemeſſenen Theile ihrer Stärke dieſer Bewegung in die Flanke zu

Taktiſche Studien auf den Gefechtsfeldern der fallenSalten . legten Jahre. 1.

wir uns nun aber wieder an das Factun, daß

der ſchleswig -Holſteiniſche Obergeneral zu der Offenſive von allen Puncten ſeiner Poſition entichloſſen war, ſo

Die Schlacht bei Jdſtedt am 24. und 25. Juli 1850. müſſen wir, ohne noch auf das Detail des Gefechtes ein zugehen , und wieder gegen zwei Fehler wenden, welche keineswegs aus den Uniſtänden genügend zu erklären Der Leſer wolle nicht ermüden, uns nun zu der Frage find : u begleiten , welden anderen Entſchluß jene Anſicht von a ) Der eine dieſer Fehler iſt der ſpäte Aufbruch der iner Säniſchen Umgebung hätte bervorrufen ſollen. Colonnen, der andere b) daß der General dieſe Bewegung ohne ( Fortſegung.)

1035 eine nennenswerthe Reserve antrat , da man das von der 1. Brigade übrige 1. Bataillon bei Lürschau wohl nicht als eine solche rechnen kann , ebenso wenig die schwache Cavallerie- und Artillerie-Reserve, da diese ohne eine ent= sprechende Infanterie , selbst nur definitiv für den Fall eines Mißlingens der Offensive gebraucht werden konnten, die Artillerie betreffend aber außerdem vorauszusehen war, daß man einen Theil der Reserve- Artillerie in erster Linie zur Offensive würde verwenden müssen. Ad a. Man beschließt, aus allen Puncten der Position zur Offensive vorzugehen , weil man am Abend vorher durch Meldungen sc. zu der Ansicht gekommen ist, der Feind mache auf dem rechten Treene- Ufer eine Umgehung mit entscheidendem Gewicht." Am Nachmittage hat man bereits das lebhafte Gefecht bei Sollbrück gehört; der Feind ist also die ganze Nacht über schon an der Treene gewesen ; er kann die Nacht zum Brückenbau benugt haben, und da die Detachements an der Treene nur schwach sind, mit dem ersten Morgendämmern den Uebergang forciren. Es läßt sich sogar erwarten, daß , um ihm dieß und das weitere Vordringen gegen unsere linke Flanke zu er= leichtern , d . h. die Verstärkung der gegen ihn stehenden Abtheilungen zu verhindern, der Feind zu derselben Zeit unsere Front mindestens beschäftigen werde ; zu diesem Schlusse bedürfen wir nicht erst der Anleitung durch das wirklich Geschehene, er liegt durchaus nahe. Wir find der unmaßgeblichen Meinung , daß diese Betrach tungen sehr dringend zur Eile aufforderten. Der schleswig Holsteinische Obergeneral scheint indeß anderer Ansicht ge= wesen zu sein , denn er befiehlt , daß die rechte Flügel Colonne von Wedelspang erst um 4 Uhr, die 3. Brigade von Güldenholm um 42 Uhr, die 4. Brigade um 5 Ühr, lettere aber nicht aus ihrer früheren Stellung hinter dem Westergehege, sondern aus Jdstedt debouchiren solle. Während das Gelingen dieser staffelweiſen Offensive ganz allein auf der Möglichkeit der Vereinigung der verschie denen Staffeln zu einem Angriffe berüht, tritt_auf_ein= mal eine ganz unzeitige Sorge für die Bequemlichkeit der Truppen in den Vordergrund und veranlaßt eine Zeitbe stimmung für den Angriff, durch welche allein schon die Wahrscheinlichkeit des Mißlingens gegeben ist. „Die feindlichen Gefangenen waren äußerst marode und der Ge neral folgerte daraus," " daß der Feind ihm Zeit lassen werde. "" Wenn unsere Quelle hier gut berichtet ist, so heißt das die Motive wichtiger kriegerischer Handlungen von unbedeutenden Kleinigkeiten hernehmen und den Feind sehr gering schäßen. Der Feind hat, beiläufig gesagt, dieſe Geringschäßung nicht verdient , denn er war, obgleich er mehrere Tage vorher auf dem Marsche und am lezt ver floffenen Tage zum Theil im Gefecht gewesen , doch sehr früh auf den Füßen. Der Schleswig -Holsteiner, der schon mehrere Tage ruhig in der Position gestanden hatte, hätte trog seiner bequemen Art und Weise auch wohl um Mitter nacht sein Fleisch gegessen und seinen Kaffee getrunken, um dem Feinde zuvor zu kommen. Wenn man im Hauptquartier diese Lage der Dinge mit Klarheit übersehen hätte , so wäre man zu derselben Zeit, als das Hauptquartier in Falkenberg anlangte, um dort einige Stunden zu ruhen, bereits mit der 2. Brigade von Wedelspang angetreten , hätte nicht die Ordre zur

1036 Offensive wegen anderer eingegangener Nachrichten wieder sistirt; ihre nachherige Wiederaufnahme hätte nicht durch die Unsicherheit der Fanale fehlgeschlagen, kurz man wäre, so falsch die Maßregel an sich war , doch zu einer entschiedenen kriegerischen Handlung gekommen und hätte, was ja eben das Schwierigste war, die verschiedenen Co lonnen vereinigt , bevor sie auf den Feind stießen. Ad b. Woher sollte man eine Reserve nehmen ? Diese Frage wollen wir später beantworten , weil wir dazu noch mals auf das Detail der Aufstellung in der Position zu rückkommen müssen. Daß man aber keine Reserve hatte, war ein enormer Fehler. Wir haben zwar vorher auf das Bataillon der 1. Brigade und einen Theil der Re ſervecavalerie und Artillerie zu diesem Zwecke hingewiesen, indeß war über jenes Bataillon zu dem ersten Angriffe zur Unterstüßung der Avantgarde links von der Chaussee über das Buchholz und über die Reservecavalerie nebst . der reitenden Batterie zur Abwehrung des Flankenangriffes von Sollbrück her verfügt , also außer dem kleinen Rest der Reserveartillerie gar keine Neſerve vorhanden. Man wolle sich diese Situation nur recht lebhaft_ver= gegenwärtigen : Man geht aus einer weitläufigen Position in weit von einander entfernten Colonnen ſtaf= felweise zur Offensive gegen einen Feind vor , den man erst aufsuchen muß, während man Flanke und Rücken von einem überlegenen Feinde bedroht glaubt, und hat keine Reserve, nichts , gar nichts in der Hand , mit dem man, wenn wir auch an eine Verwendung für die Offensive gar nicht denken wollen , mit dem man einem beginnenden Unfall Einhalt thun, den geworfenen Trup pen eine directe oder indirecte Aufnahme bereiten , oder einem feindlichen Durchbruche einen Damm entgegensezen fann !!! Wir kommen nun zur Beantwortung der vorher auf geworfenen Frage : woher sollte man eine Reserve nehmen ? – Aus den Ersparniſſen , welche man aus einer zweckmäßigeren Vertheilung der Truppen in der Position hätte machen können. Es mag zugegeben werden, daß der Mangel an geeig= neten Führern dem Obergeneral einigen Zwang auferlegt hat in der selbstständigen Verwendung einzelner Truppen theile; wenn ihn aber diese Rücksicht so weit geführt hat, an Puncten, welche mit dem dritten oder vierten Theil der Truppen hinreichend besezt gewesen wären , ganze Bri gaden aufzustellen , so ist das gewiß zu viel. Wir können uns aber kaum einen anderen Grund denken für die Auf stellung einer ganzen Brigade nebst einer Batterie an der Furth , resp. Laufbrücke bei Güldenholm , da für die Defensive ein Beobachtungsposten von einer Compagnie mit 2 Geſchüßen genügt hätte, für die Offenſive aber es kaum einen schlechteren Punct in der ganzen Position geben konnte, als gerade diesen. Warum ? Man kann aller dings von ihm aus ebensowohl sich rechts gegen die Flens burg-Missunder, als links gegen die Flensburg- Schles wiger Straße wenden , links indeß weniger günstig als rechts , weil die Schleswig - Flensburger Straße sich da, wo sie die Position durchschneidet, links abbiegt, der Feind also sich auf der kürzeren Linie befindet, die Offensiv Bewegung von jenem Punkte aus , um se.ne linke Flanke

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zu erreichen, also fortwährend auf Umwegen marschiren muß, wozu sie außerdem noch mehr durch die Beschaffen heit des Terrains genöthigt wird. Zu einer solchen Offen fiv-Bewegung würde sich das Debouchee am Gryder Holz beffer eignen. ――― Zu einer Bewegung rechte ladet aller dings der Zug der Miffunder Straße ein, dennoch aber liegt die Furth zu tief in dem eingehenden Bogen der Position , um darauf rechnen zu können , daß man von hier aus werde überraschend gegen die Miſſunder Straße wirken können. Außerdem ist , wie wir später zu ent wickeln versuchen werden. gerade auf dieser leßteren Straße gar keine Hauptoperation des Feindes zu gewärtigen. Die specielle Localität aber des fraglichen Punktes fügte allen diesen Gründen gegen die Brauchbarkeit zu einer Offensive einen legten sehr bedeutenden hinzu , denn eine Laufbrücke oder eine Furth kann nimmermehr für geeignet gehalten werden , für 5000 Mann , die sich deßhalb von ihrer Artillerie trennen müſſen , zu einem Debouchee in diesem Sinne gebraucht zu werden , wie wir dieß weiter oben bereits näher berührt haben. Das glückliche Gefecht der 3. Brigade ist , wie wir dieß später näher darzuthun bemüht sein werden , kein Beweis gegen diese Behauptung . (Fortseßung folgt. )

die Fabrikation des Stahles doch einer der am meisten vernachlässigten Industriezweige sei. Das Verfahren beider Kunstproducte darzulegen , wäre der Zweck dieser Schrift. Der erste Abschnitt handelt von dem Stahl. Nach einer Definition oder Feststellung des Begriffes wird eine kurze Geschichte des Stahles gegeben , von den mosaischen und homerischen Traditionen an bis zu den neueren Zeiten. Die verschiedenen Ansichten über das Wesen des Stahles, wie sie vorzüglich unsere deutschen Metallurgen aussprachen, finden im zweiten Kapitel Erwähnung , welches schließlich durch die Theoricen der französischen Chemiker auf den neuesten Standpunct der Wissenschaft führt. Es folgen nun die physischen und chemischen Kennzeichen des Stahles und eine Aufzählung der verschiedenen Arten ; einer jeden derselben , dem natürlichen , Cement , Guß- und Damas cener Stahl , ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Eine kurze Andeutung über den Gebrauch des Stahles schließt diesen allgemeinen Theil. Von S. 34 der Schrift an wird praktisch die Fabri kation des Stahles behandelt, und zwar zuerst die Er zeugung des natürlichen Stahles aus Stablerz, die Con struction der Defen und die ganze Reihenfolge der Ope= rationen. Darauf sind der Fabrikation des Cementstables, des Gußstahles und des Damascenerstahles ausführlichere Artikel gewidmet, welche das Verfahren und die Gründe desselben in gedrängter Uebersicht darlegen. Die drei fol genden Kapitel handeln von dem Härten des Stables, von den Kennzeichen der verschiedenen Qualitäten und endlich von der Analyse des Stahles. Auf 97 Seiten und in 234 Paragraphen ist so die ganze Fabrikation des Stahles in einer flaren und popu lären Sprache abgehandelt. Es ist nicht ein receptartiges Vorschreiben des Verfahrens , sondern eine Belehrung, die fich auf dem Standpuncte der Wissenschaft hält und Alles hervorhebt, was in neuester Zeit von den verschiedenen Nationen und ihren ausgezeichneten Chemikern und Tech nikern geschehen ist, um die Resultate zu erzielen , welche diesen wichtigen Fabrikationszweig zum gegenwärtigen hohen Grad der Vollkommenheit geführt haben.

Literatur. Memoria sobre la teoria y fabricacion del acero en general , y de su aplicacion a las armas blancas, por los coroneles graduados capitanes de artilleria Don Claudio de Fraxno y Don Joaquin de Bou ligny , profesor y ayudante de la clase de cien cias naturales dal colegio nacional de artilleria. Para servir de testo en la enseñanza de los cabal leros cadetes del arma. gr. 8. Segovia 1850. Imprenta de D. Eduardo Baeza. (6 unp. , 171 u. 4 unp. S. m. 11 Kupfertaf.) Die Redaction dieser Blätter verdankt der freundlichen Zuvorkommenheit der Direction der Artillerie in Madrid verschiedene militärische Schriften von allgemeinem Inter effe, über welche sie um so lieber Bericht erstattet, als dieselben von dem wissenschaftlichen Geiste Zeugniß geben, der in der spanischen Armee ein neues Leben hervorruft. Wir werden unsere Leser mit dem Inhalte dieser Schriften bekannt machen und beginnen heute mit der „ Denkschrift über den Stahl im Allgemeinen und seiner An = wendung für die blanken Waffen , von den Artil leriehauptleuten Claudio del Frarno und Joaquin de Bouligny. Dieser für den Unterricht der Cadetten der Waffe be stimmte Leitfaden ist dem General Don Francisco Afpiroz, Generaldirector der Artillerie, gewidmet , einem Manne, deffen ausgezeichnete Kenntnisse und rastlose Thätigkeit im Auslande rühmlichſt bekannt sind. In einer kurzen Vor rede sagen die Verfasser, daß wenn auch Spanien den Ruhm habe, ganz vorzügliche Schneidewaffen zu liefern,

Der zweite Abschnitt behandelt nun die Anwendung des Stahles zur Fabrikation der Schneid- oder blanken Waffen. Einige Paragraphen leiten den Gegenstand historisch ein und bezeichnen dann die vier Klassen blanker Waffen, nämlich: Schlagwaffen, wie Keule, Kolbe, Morgensternz Wurfgeschosse , wie Pfeil , Wurfspieß u. dgl.; geschäftete Waffen , Hellebarde, Lanze, Spon= ton , Partisane, Streitart, und Faust- oder eigentliche Schneidewaffen , wie Schwert, Säbel , Degen , Dolch u. 1. w. Diese Kapitel enthalten manche interessante histo rische Notizen über berühmte Waffen spanischer Helden (von Sid's ruhmreicher Tizona und Karl's V. prachtvollem Schwerte bis zu späteren Zeiten) , welche in den spanischen Waffensammlungen aufbewahrt werden. Es knüpft sich daran eine Beschreibung der verschiedenen Formen der Schwerter, für deren Bezeichnung die spanische Sprache einen größeren Wortreichthum besigt , als die deutsche. Die Schrift geht nun auf die Waffenfabriken über, und insbesondere auf die altberühmte Fabrik von Toledo welche troß des beklagenswerthen Zustandes der Fabrik

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industrie Spaniens im Allgemeinen , im Vergleich mit den anderen Nationen Europas, doch in Bezug auf Degen Elingen bessere Arbeit liefere , als irgendwo." Als Beleg dieser Behauptung wird angeführt , daß die Fabrik von Solingen am Niederrhein , welche gegenwärtig am meisten Ruf habe, auf viele für Amerika bestimmte Degen und Säbelklingen die Marke : 99 Fabrica de Toledo einäßen lasse , wie dieses die spanischen Artillerieoffiziere auf ihrer Instructionsreise durch Europa im Jahre 1845 bei dem Besuche der Fabrik gesehen hätten. Diese Thatsache hat allerdings ihre Richtigkeit , und nicht allein die angeführte, sondern verschiedene andere spanische Inschriften sieht man auf den für das spanisch redende Amerika bestimmten So linger Säbelklingen , was aber nur als ein Kunstgriff der Fabrikanten anzusehen ist, um ihrer Waare durch einen dem Spanier geläufigen Fabriknamen Abſaß zu verschaf= fen. Ref. will hierdurch den Werth der Toledaner Waffen keineswegs herabſehen , sondern er findet es nur von einer anerkannt tüchtigen deutschen Fabrik tadelnswerth , sich durch ein anderes als ihr eigenes Fabrikzeichen im Aus land Geltung zu verschaffen. Ueber die Leistungen der Fabrik von Toledo wurde in diesen Blättern (Nr. 90 und 91 v. 1. J.) eine kurze Dar stellung nach dem Memorial de Artilleria gegeben , an welche wir hiermit unsere Leser erinnern. Die vorliegende Schrift enthält die Hauptmomente der Geschichte der tole danischen Waffenschmiederei und führt eine Namensliste von 94 der berühmtesten Schwertfegeimeister des 16. und 17. Jahrhunderts auf, welche mit Alonso de Sahagun dem Alten im Jahre 1570 beginnt. Eine saubere Litho graphie bildet die Marken und Monogramme ab , womit die Arbeiten dieser Meister bezeichnet stud. Die Gründung der eigentlichen Fabrik unter Karl III. und die Mißgriffe Sabatini's , sowie die späteren Verbesserungen werden dar auf in gedrängter Kürzs aufgeführt.

Fabrikation der Scheiden , Knäufe , Griffe und übrigen Garniturstücke im Detail beschrieben. Als Anhang sind zwei Tabellen beigefügt, wovon die erste ein Preisverzeichniß aller in der Fabrik geschmiedeter Waffen enthält, und zwar von jeder Art der Preis der glatten Klinge und der von drei verschiedenen , mehr oder minder ausgeführten Gravirungen , mit oder ohne Vergol= dungen u. s. w. Die zweite Tabelle gibt die Dimensionen und Gewichte der verschiedenen blanken Waffen der spa nischen Armee nach folgenden Rubriken : Länge der Klinge, Breite , Dicke , Curve , Gewicht nach der Schmiedung, Gewicht nach der Vollendung , Gewicht der Garnitur, Gewicht der Scheide. Anmerkungen dazu bezeichnen die reglementsmäßig zu jeder Gattung gehörigen Verzierungen, und 9 äußerst sauber ausgeführte Kupfertafeln stellen die gegenwärtig gebräuchlichen blanken Waffen der Armee bildlich dar. Die Formen find elegant , die Verzierungen geschmackvoll und auch Garnituren und Scheiden entsprechen den schönen Verhältnissen der Klingen. Die erste Abtheilung ist durch Abbildung der Stahl öfen erläutert , welche dem Terte größere Deutlichkeit geben . So weit der Inhalt des Büchleins , das durchweg faß Der lich und seinem Zwecke entsprechend abgefaßt ist.

Der eigentlich technische Theil der Schrift ist mit größe rer Ausführlichkeit behandelt. Er führt zuerst die Eigen thümlichkeit der toledanischen Waffen aus , welche aus einer Zunge weichen Eisens und zwei darauf liegenden Stahlplatten ausgeschmiedet werden. Das Gewichtsver hältniß zwischen Stahl und Eisen wird je nach den ver schiedenen Klingen genau angegeben. Wir ersehen dar aus , daß ein Cavalerieſäbel z . B. 10 Unzen Eisen und 22 Stahl enthält , ein Offizieredegen der Infanterie 6 Unzen Eisen und 12 U. Stahl u. s. w. Der in der Fabrik verarbeitete Stahl wurde früher ausschließlich aus Deutschland bezogen (deutscher Cement stahl) ; seit dem Jahre 1849 aber liefert die inländische Cementstahlfabrik Pola de Lena , welche biscaysches Eiſen in Stahl umwandelt, alles nöthige Material. Alle Operationen des Schmiedens , Härtens , Schlei fens und Polirens werden nun auf's Genaueste angegeben, die Kennzeichen einer fehlerfreien Klinge hervorgehoben und die vom Reglement geforderten Proben bezeichnet. Ebenso ist die für die Verzierungen , Gravirungen und Vergoldungen eingeführte Methode erörtert und zuleßt die

Druck ist schön und die äußere Ausstattung nur zu kostbar für ein kurzes Lehrbuch. Ueberhaupt können wir die Be merkung nicht unterdrücken, daß wir bei einem Unterrichte, der eine breitere wissenschaftliche Basis haben muß, solche Monographicen nicht billigen können. Unserer Meinung nach sollte die vorliegende Schrift nnr einen Abschnitt aus einer militärischen Technologie bilden, welche nothwendig auf eine umfassende Kenntniß der Chemie basirt sein muß. Wir können nicht beurtheilen, in wie weit das Studium der Chemie dem Cyklus der Unterrichtsgegenstände der spanischen Militärſchulen angehört : aber so viel ist gewiß, daß die Artillerieſchulen Spaniens einen ausführlichen Unterricht der Chemie nicht entbehren können , weil der Staat alle zum Militärwesen gehörigen Fabriken selbst betreiben muß und dieſe der Direction der Artillerie unter Die jungen Männer sollen sich in der geordnet sind. Cadettenschule vorbereiten, nicht allein um einst als Offi ziere ihrer Waffe zu fungiren , sondern auch um in den Eisenhütten, Stückgießereien , Fabriken von Feuer- und Schneidwaffen, Salpeterſiedereien , Schwefelhütten , Pul vermühlen , Gerbereien u. f. w . als Dirigenten verwandt werden zu können. Sie bedürfen deßhalb allgemeine Kennt= niß der Chemie , als nothwendige Grundlage der technischen Anwendung für die speciellen Zweige des Militärwesens. Die bezüglichen Lehrbücher, sowohl für den theoretischen als praktischen Theil , müßten nun aus einem Gusse ge= arbeitet sein, sich gegenseitig ergänzen und einem Systeme folgen. Bei einer Bearbeitung wie die vorliegende find Lücken unvermeidlich, Wiederholungen machen den Gang schwerfällig und dem Lernenden fehlt dabei alle Uebersicht und systematische Einheit , während dem Manne von Fach durch die compendiarische Behandlung eben so wenig ge= nügt wird .

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt,

Samſtag ,

25. October 1831 . 10:20

N 128 .

AUCIUS

Allgemeine Militár- Zeitung.. Belgie n. Brüſſel , 12. Det. Die mit der Unterſuchung und Prüfung der gegenwärtigen Heeresorganiſation zu beauftragende Commiſiion iſt nun endlich ernannt worden ; fie beſteht aus 11 höheren Offizieren , 7 Deputirten und Senatoren und 2 Staatsbeamten .

(A. A. 3.)

Vereinigte Staaten von Nordamerika. ( 5 ) Gin officielles Document, das dem Congreſſe vorgelegt worden , gibt die Zahl der Feuergewehre in

den Zeug häuſern der Vereinigien Staaten wie folgt an :

511259 brauchbare Musketen jeder Art,

de Corps neu zu beleben und ſorgfältig zu fördern ſuchen, daß ſie nach der obigen Beſtimmung thun , was an ihnen iſt, um mit folden Gliedern ergänzt zu werden , welche

empfänglich find für die ritterlichen Tugenden , die den Dffizier zieren müſſen , joll Thron und Vaterland unter allen Umſtänden ſicher auf ihn bauen fönnen. Mögen die Offiziercorps dieſe Andeutungen als Richt ichnur bei ihren von ihnen verlangten Iirtheilen über die jungen Männer nehmen , welche als Kameraden in ihre

Reiben aufgenommen zu werden trachten , damit 36 Mich ſtets in der Lage befinde, eine fichere Wahl treffen zu fönnen. Karlsruhe , den 7. Dctober 1851. gez . Leopold .

gez. A. v. Noggenbach .“

8818 unbrauchbare

brauchbare Büdſen jeder Gattung, 61891 8166 unbraud bare 25875 braucıbare Piſtolen verſchiedener Art und 1915 unbrauchbare

Hannover.

Hannover, 2. Oct. Vorgeſtern ſpät Abends ſtarb zu Samein der General han

von dem Busche.

Derſelbe , zweiter Sohn des im erſten Rerolutionstricg an Baden .

Karlsruhe, 11 , Det. Se. f. H. der Großherzog haben dem großh . Kriegøminiſterium folgende allerhöchſte Weiſung zugeben laſſen:

der Waal gefallenen Generals von dem Busiche , nahm in frühcm Alier ſchon Kriegødienſt, ſo daß er bereits in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Offizier war. Nach der unglüdlichen Convention von Delingen und nach der Auflöſung der bannoveriſchen Armee, welche

1803 imnachLauenburgiſden Hand(dervonälteſte dem, England. Mit geſchah, Brüdern noch zweiging „Mein Kriegøminiſterium erhält hiermit die Weiſung, Buſche bei ſeinen Anträgenauf Beförderung von Portepeejähu- General Ronis . D.B. lebt noch auf ſeinem Gute Liethc

drichen und Unteroffizieren zum Lieutenantjedesmal das bei Wunſtorf) trat er in die engliſch-deutſcheLegionein Urtheil des Offiziercorps des betreffenden Regiments oder machte alle Züge derſelben mit ; er war bei den Lan Bombardements dungetruppen Bataillons über die Würdigkeit zum OffizierinBezug auf und von ,welche während des Ghrenhaftigkeit der Geſinnungund ſtandesmäßiges Bes KopenhagenSeelands Küſte beſeften , ſtand,fortwährend tragen des zum Bordlag beſtimmten Aſpiranten zu er beben und Mir vorzulegen .

bei den leichten Truppen und zuleßt ein Jägerbataillon

Beweis Meines Vertrauens gebe, erwarte 3ch dagegen

commandirend , in Spanien in vielen Solachten vor dem Feindaber und doch bliebnicht ftetsbis unverſehrt. Das, Kriegsglück ihm indem ihm war zu Ende hold bei

mit Zuverſicht von demſelben , daß es die ihm gegebene weſentliche Befugniß und die damit verbundene heilige Pflidt gegen Mich und den Staat ohne irgend eine Men= fdenfurcht und ohne dem Wohle des Dienſtes fremde Rüdfichten voranzuſtellen, gewiſſenhaft ausüben werde. Die bitteren Erfahrungen der jüngſten Vergangenheit

Katerloo eine' Rartätſchentugel den Arm ſo zerſchmetterte, daß er amputirt werden mußte. Im Frieden war er län gere Zeit Generaladjutant des Generalgouverneurs von Sannover , des Herzog8 von Cambridge, welde Stellung er auch einige Jahre bei dem König Ernſt Auguſt ein nahm , bis er klø Brigadier der leichten Brigade die Ge

„ Indem 3ch Meinem Dffiziercorps hiermit einen neuen

fordern onzu auf , daß die Öffiziercorps den wahren Gjprit neraladjutantur in die Hände des Generalmajors v. Lins

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fingen übergab. Vor einigen Jahren in Pension getreten und zum General avancirt, lebte er in Zurückgezogenheit seiner Familie in Hameln , wo er sich angekauft hatte. ($. 6.)

den Antrag zu stellen : ein neues Regulativ für Militär pensionen bearbeiten lassen zu wollen , wobei namentlich das Dienstesalter in Berücksichtigung gezogen werden solle.“ (D.P.A.3 .) Schweden.

Großbritannien . (5) Vor Kurzem fanden bei Woolwich in Gegenwart des Generallieutehants Downman , Versuche mit Colt's und Adams Revolvers , sowie Sears Zündnadelgewehr und Carabiner statt. Die Drehpistolen von Colt trafen auf 50 Yards eine 6 Quadratfuß haltende Scheibe sehr gut und ergaben nur wenig Fehlschüsse. Die Revolvers von Adams unterscheiden sich von denen Colt's , daß sie keinen Ladestock haben, da die konischen Geschosse in die Drehschwanzschrauben mit den Fingern gesezt werden ; die Zündhütchen werden mittelst einer Feder auf das Piston gesezt. Bei Colt's Pistolen muß der Hahn nach jedem Schusse zurückgedrückt werden; bei Adams Erfindung ist dieß nicht nöthig, die Schüsse können in ungemeiner Schnelligkeit einander folgen . Colt verwendet runde und konische Geschosse; Adams nur konische , die mit einem elastischen Material gepflastert sind. Die Resultate waren auch hier günstig. Darauf wurde das Zündnadelgewehr von Sears auf 200 Yards verwendet. Die 1 Unzen schwere Kugel ist fonisch und wie eine Kartusche mit der 2; Drachmen be tragenden Pulverladung verbunden ; diese Patrone wird von der Kammer aus in das Rohr ohne Anwendung eines Ladestockes eingeführt. Der feste Schluß zwischen dem hin teren und vorderen Theile des Laufes wird durch eine schiefe Ebene gebildet, die die Kammer hinten so genau schließt, daß keine Pulverluft entweichen kann. Darauf wurde ein mit Sears Vorrichtung versehenes gewöhnliches Dienstgewehr auf 400 Yards probirt und dann ein Cara biner, der eine Kugel von 1 Unze Gewicht mit einer La dung von 12 Drachmen Pulver schießt. Die Reſultate waren bei allen drei Feuergewehren sehr gut.

Bayern. München, 8. Oct. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer gelangten die Militärrechnungen für 1847-49 zur Berathung. Dieselben wurden nirgends beanstandet und daher ohne Debatte als richtig anerkannt. Nur Fürst Wallerstein hatte angefragt, ob die Ausgaben, welche Bayern für den Reichskrieg , dann für die Auf stellung in Württemberg und Baden in den Jahren 1848 und 1849 machte, und die über 2 Millionen Gulden be= tragen , beim Bunde bereits liquidirt wären , und ob deren Rückzahlung von der Regierung bereits beantragt sei; der Herr Regierungscommissär v. Habel erwiederte , daß die Einleitungen hierzu getroffen seien. Ohne Debatte wurden dann noch von der Kammer zwei Anträge des Ausschusses angenommen, die Staatsregierung zu ersuchen , bezüglich einer, Minderung des Bedarfs erzielenden, Diganisation der Armee, sowie einer Revision des Gagenregulative die geeigneten Einleitungen so rechtzeitig treffen lassen zu wollen, daß dieselben bis zur Berathung des nächsten Budgets rellendet sind und dem gedachten Budget zu Grunde gelegt werden können; ferner an die Regierung

Stockholm , 15. Aug. Vor Kurzem kam ein Vor = schlag zu einer veränderten Organisation der Armec, der von einer Partei lebhaft empfehlen worden war, im Ritterhause ( deſſen Mitglieder größtentheils Mi litars find) zur Sprache und zur Abstimmung; obwohl derselbe im Allgemeinen auf höheren Sold und schnelleres Avancement zielte, erhielt er bei der Abstimmung doch nur drei Stimmen.

Taktische Studien auf den Gefechtsfeldern der

lezten Jahre. I. Die Schlacht bei Jdstedt am 24. und 25. Juli 1850. (Fortseßung.)

Auch die Besetzung von Wedelspang mit einer ganzen Brigade und so viel Artillerie war bei der Sparsamkeit, zu welcher die eigene Schwäche hätte nöthigen sollen, nicht motivirt. Ein Jägerbataillon und eine 12pfündige Bat= terie hätten dazu ausgereicht , da die Position an sich außerordentlich stark ist. Zu dieſer ſtarken Beſegung hätte, bevor man die Nachricht von der Bewegung der feindlichen Truppenmassen auf dem rechten Treene- Ulfer hatte, nur die Lesorgniß führen können , daß der Feind einen Haupt angriff hierher richten würde. Wir haben dieß bereits verneint. Es wird hier der Ort sein , diese Behauptung zu rechtfertigen : Der Feind war, so viel wußte man von ihm, nicht überlegen genug, um auf beiden Puncten , bei Jöstedt und bei Wedelspang, zugleich die Position zu überwäl tigen, wenn man nämlich annimmt , daß der Vertheidiger alle Offensivgedanken so lange hätte aufgeben sollen , bis er durch die Defensive alle Vortheile seiner Stellung zur Geltung gebracht hatte. Der Feind konnte seine Ueberlegenheit nur geltend machen : entweder 1 ) durch eine Umgehung , oder 2) durch die Anhäufung seiner Streitmittel gegen einen Punct der zu überwältigenden Position, in der Front, ohne Um = gebung, während er gegen die übrigen Puncte Demon= strationen richtete , welche stark genug waren , um das Vorbrechen des Gegners zu Offenſivſchlägen_von dieſen Puncten aus zu hindern , oder 3) indem er seine Neber legenheit zu beiden ad 1 und 2 angegebenen Angriffsarten benußte und sich mit einer geringeren Umgehungscolonne, sowie mit einer geringeren Anbaufung überlegener Streit mittel gegen einen Punct der Position begnügte. Ad 1. Wollte der Feind seine Ueberlegenbeit nur zu einem Flankenangriffe benugen , so konnte diesem nur die Absicht zum Grunde liegen, durch dessen drohendes Vor schreiten die Vertheidigung in der Front zu lockern, um dann, wenn diese Wirkung eingetreten war, seinen

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Frontalangriff gegen einen Punct der Position besonders zu richten, während er die übrigen Puncte nur maskirte. Wenn er den Frontalangriff gegen alle Puncte der Po= fition gleich stark hätte richten wollen, so hätte sein Gegner in der Position ihn selbst mit Sicherheit durch geringere Kräfte festhalten und eine genügende Truppen zahl aus der Position zichen können , um jenem Flanken angriffe entgegenzutreten , seine Wirkung zu paralisiren, vielleicht sogar ihn durch einen Offensivschlag rasch aus dem Felde zu schlagen. Wenn wir an der Regel festhal ten , daß man dem Gegner immer dasjenige militärische Urtheil zutrauen müsse , welches man selbst für das rich tige hält, so kommen wir also zu dem Schluffe , daß der Vertheidiger annehmen mußte , der Feind werde mit seiner Umgehung einen überlegenen Angriff auf einen Punct der Position combiniren , die übrigen Puncte also nur mastiren. Aber gegen welchen Punct der Position mußte dieser Angriff gerichtet werden? Gegen den, welcher dem zu umgehenden Flü gel möglichst nahe lag. Danach möchte man den äußersten rechten Flügel , die Lücke nämlich zwischen den Verschanzungen an der Flens burger Chauffee und Engbrück für diesen Punct halten. Dagegen sprechen jedoch andere Rücksichten : die Richtung auf Gammelund würde zwar im Falle des Gelingens zur Vereinigung mit der Umgehungscolonne führen , wenn man diese über Jübeck und Friedrichsau dirigiren wollte. Wenn gleich hierdurch zugleich die Nebergänge von Bollingstedt und Engbrück geöffnet werden würden , so kann diese Di rection der Flankenbewegung indeß dennoch nicht als die richtige angesehen werden , weil dieselbe auf die sehr starke Position zwischen dem Ahrenholz - See und Jdstedter Holze führen würde, der bis Gammelund durchgedrungene Fron= tal- Angriff aber einestheils die Flensburger Straße ent blößen, anderentheils aber mit der Umgehungscolonne zugleich sich gegen eine neue Front der feindlichen Stellung vereinigt sehen, der Zweck der Umgehungecolonne, den Feind in der Flanke und im Rücken zu bedrohen , also verfehlt werden würde. Außerdem aber würde dadurch die dänische Schlachtordnung gerade an der bedenklichsten Stelle, auf der kürzesten Rückzugslinie in einen Winkel gebrochen und der Haupttheil derselben mit dem Rücken nach den Treene- Uebergängen und Morästen gestellt wor= ―――― den sein. Endlich aber, und dieß ist der Hauptgrund, weßhalb die bezeichnete Lücke nicht als der richtige An griffspunct angesehen werden kann : ist an ein Vordringen in dieser Richtung nicht anders zu denken , als wenn man ſich troß der Umgehungscolonne noch einer solchen Neber= legenheit zu erfreuen hat , daß man die Poſition zwischen der Chaussee und dem Jöstedter See noch mit einem entscheidenden Angriffe bedrohen und zugleich mit einer bedeutenden Streitkraft in der Richtung auf Gam melund vordringen kann . Ohne die Erfüllung dieser An nahme bleibt das Vordringen an leßterer Stelle abhängig von der vorhergegangenen Ueberwältigung der Posi tion zwischen der Chauffee und Jdstedt. - Einer solchen Ueberlegenheit hatten sich die Dänen nicht zu erfreuen, Daraus folgt also , daß die Spiße der zusammenhängenden Position die Front zwischen der Chauffee und Jöstedt der

Punct sein mußte , gegen welchen der Feind einen über legenen Frontal- Angriff zu führen hatte, daß also für einen Angriff gegen Wedelspang nur unterge= ordnete Kräfte disponibel blieben. Ad 2. Wellte der Feind keine Umgebung machen,

sondern die ganze Wucht seiner Ueberlegenheit nebst allen disponibel zu machenden Kräften gegen einen Punct der feindlichen Front verwenden, so fragt es sich wieder , wel ches war hierzu geeignete Punct ? Wenn der Hauptangriff gegen Wedelspang gerichtet werden sollte, so würde dennoch eine ansehnliche Trup penmacht auf der Schleswig - Flensburger Chauffee zu= rückzulaſſen ſein , um zu verhindern , daß der Vertheidiger gegen eine zu schwache Truppenmacht hier vorbreche, nachdem dieselbe sich an der Position geschwächt , oder, falls er sie gar nicht angreifen follte, auch ohne dieſes abzuwarten. Dieses Vorbrechen an sich würde freilich dem Angreifer nichts schaden , wenn es einen großen Theil der Streitmacht des Vertheidigers absorbirte und es während dessen gelänge, den Paß von Wedelspang zu überwältigen und demnächst im Rücken der Position vorzudringen . Der Angreifer darf ſich indeß einem solchen Vertrauen auf eine Unbesonnenheit des Gegners nicht hingeben , sondern muß erwarten , daß dieſer ſchr bald erkennen werde , wie wenig er vor sich habe , und daß er daraus den Entschluß fassen werde, die Front der Position geringen Kräften anzuver= trauen und sich mit allen disponibel zu machenden Trup pen sowohl von Jdstedt als von dem Debouchee am Giyder Holze aus gegen die rechte Flanke der vor Wedelſpang engagirten Truppenmacht zu wenden. Der Angreifer muß sogar fürchten , daß ihn ein solcher Flankenangriff_treffen könnte, wenn er das Defilee bei Wedelſpang fercirt und mit einem Theil der Truppen paffirt hätte, während der andere Theil sich noch jenseits dem fraglichen Flanken Wenn auch anzunehmen ist, angriffe ausgesezt befände. daß der Vertheidiger bei dieser Flankenbewegung Ober= . und Nieder- Stolk mit Truppen besezt finden und durch dieselben werde aufgehalten werden , so würde eine Be= seßung dieser Orte, um Sicherheit gegen einen solchen Flankenangriff zu gewähren , doch wieder zu viel Kräfte absorbireu , um gegen den Hauptangriffspunct stark genug zu bleiben. Der Angreifer muß des Gegners Hauptstärke an der Schleswig- Flensburger Chauffee er= warten, folglich muß er dieser Seite der Position auch seine Aufmerksamkeit in dem Grade widmen , daß er sich einem solchen Flankenangriffe nicht ausseßt, zu welchem der Umstand noch besonders einladet , daß Jöstedt gegen Wedelspang bedeutend nach Flensburg vorspringt und daß die Misunder Straße sich von Wedelspang bis Klapholz gegen die Flensburger Straße heranzieht. Also auch nach diesen Betrachtungen müssen wir zu dem Schlusse kommen , daß gegen Wedelspang kein Angriff mit bedeutenden Kräften zu erwarten war. Wir kommen nun zu dem Vorwurfe , daß der Angrei= fer über die Defileen zur Offensive vorgehen wollte, ohne eine nennenswerthe Reserve und zu dem Nachweis, daß eine Reserve wirklich disponibel gemacht werden konnte, zurückkehren. Der Leser möge uns ver geben , daß wir vielleicht allzugründlich waren ; jener Vor wurf ist indeß zu groß , als daß man nicht verpflichtet

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wäre, ihn mit allen dafür sprechenden Gründen zu belegen Hätte man eine ansehnliche Reserve zur Hand gehabt, so wurde vielleicht aus der Schlacht bei Jdstedt troß aller dabei begangener Fehler statt einer Niederlage ein Sieg.

diese schwache Stelle deckte und bei der beabsichtigten Offen= five hier zu einer entscheidenden Wirkung hätte geführt werden können und zwar um so sicherer, je fester fich der Feind auf die Stellung verlich. Die Reservecavalerie , 9 Schwadronen, mit den 6 rei tenden Geschüßen würden wir bei Friedrichsau aufgestellt haben. Hier wären sie nach Zübeck über das Büch-Moos hin und selbst nach Schuby gleich disponibel gewesen, um dem etwa über Silberstedt vorgedrungenen Feinde auf die Flanke zu fallen. Die Aufstellung von 1 Bataillon , 1 Escadron und 4 Geschüßen bei Lürschau trägt ebenfalls den Stempel der Unklarheit und Unsicherheit , ihre nachherige Verwendung zur Offensive am Buchholz vollendet diesen Eindruck. Der einzige Kern und Halt, den man der ganz aufge lösten 1. Brigade geben konnte , indem man bei Jübeck statt 1 Bataillon , 2 Bataillone und außer den 2 rei= tenden, 4 Fußgeschüße aufstellte, wogegen eine der beiden Schwadronen der Reserve: avalerie zu dieser hätte zurück kehren können, sobald die Schwadron der 1. Brigade bei Jübeck eintraf, — dieſer einzige Kern wurde nicht gebildet, indem man jene Truppen bei Lürſchau ließ , wo sie weder für die Jdstedter Stellung , noch für die Flankendeckung als Reserve dienen konnte, weil sie in beiden Fällen, wenn der Feind einmal so nahe heran war , zu unbedeutend war, übrigens auch der eine Zweck dem anderen hier hin derlich werden konnte. Man will uns nun allerdings nicht mit Unrecht vor= halten, daß wir vergessen zu haben scheinen, daß wir den Entschluß des schleswig -holsteinischen Obergenerals zur Offensive auf der ganzen Linie adoptiren wollten, woraus von selbst die Nothwendigkeit einer gewissen Stärke der einzelnen Posten hervorgehen würde, wir haben indeß die ganze zu machende Ersparniß angeführt , da aus ihr leicht zu abſtrahiren ist, daß man troß des Entſchluſſes, von allen Puncten zur Offensive vorzugehen, dennoch eine namhafte Reserve hätte zusammen bringen können. (Die Schwabren von Güldenholm wäre dann auch wohl bei dem Detachement zu lassen gewesen .) Es scheint uns aber ziemlich deutlich zu sein, daß die Unklarheit des Ge nerals in seinem Offensivplan ihn dazu geführt hat , seine Armee in dieser unmotivirten gleichen Zertheilung zu lassen, ohne einen bestimmt als solchen er kannten Schwerpunct für die Vertheidigung sowohl als für den Angriff. Wie stimmt die Instruction für den Führer der Avant garde am 24.: „sich auf nichts Ernstliches einzu = lassen, den Feind vielmehr an die Poſition her anzuziehen , " wie stimmt diese Instruction zu den Offensiv- Echelons, deren Gelingen gerade darauf begründet sein mußte , daß der Feind noch nicht an der Position heran war ? Es sind nicht die vor uns liegenden Thatsachen, welche uns zu solchen Betrachtungen angeleitet haben , sondern Gründe , welche unseres Bedünkens sich gerade aus einer unbefangenen Anschauung der vorhande en Terrain- und Gefechtsverhältniſſe ergeben. (Fortseßung folgt. )

Wir wollen nun unser Erempel für die Ersparnisse formiren , welche nach den vorstehenden Betrachtungen nach unserer unmaßgeblichen Meinung zu machen gewesen wären, um eine Reserve zu formiren . Für Wedelspang waren disponirt 1 Jägercorps und 3 Bataillone Infanterie, 1 12pfündige Batterie , 1 6pfün dige und 3pfündige , die beiden ersteren à 8 , lettere à 3 Geschüßen, Summa 19 Geschüße und 1 Escadron. Wir würden diesen Posten übergeben haben an 1 Jäger corps , 1 6pfündige Batterie und 1 Escadron , die Esca dron nur wegen der Jſolirtheit des Postens für mögliche Eventualitäten. Wir ersparen also an dem Posten von Wedelspang 3 112pfündige Bataillone Infanterie , 1 12pfündige und 2 3pfündige Batterie, Summa 11 Geschüße. Den Posten von Güldenholm beſeßen wir nur mit 2 Compagnieen Jäger und 3pfündigen Batterie. Es werden also an dieser Poſition erspart 3 Bataillone Infanterie, Jägercorps , 1 6pfündige Batterie und 1 Escadron. Nach Abzug der 3pfündigen Batterie , welche wieder bei Güldenholm verwandt ist, betragen alſo die Erspar Jagercorps , ( 1 6pfün nisse 6 Bataillone Infanterie, dige und 1 12pfündige Batterie) 16 Geſchüße und 1 Es cadron. Für den Posten am Gryder Holz bestimmen wir Jagercorps von der obigen Ersparniß und ein ganzes Jagercorps der 4. Brigade , 2 Bataillone und 4 Geschüße von der Brigadebatterie diesseits des Abschnittes als Sou tien , resp . Repli. Dadurch wird wieder erspart 1 Ba taillon , 6pfündige Batterie und 1 Escadron. Die Ausgabe von Jagercorps der vorigen Ersparniß abge rechnet, sind dann also erspart 7 Bataillone , 20 Ge schüße, 3 Escadronen. In der Reserveartillerie be fanden sich zu Anfang des Gefechtes noch disponibel : 1 12pfündige Batterie (aus der Avantgarde abgelöst) , 1 24pfündige Granatkanonenbatterie, zus. 16 Geſchüße , 1 6pfündige (fahrende) Batterie Nr. 5, 6 Geſchüße ; zusam men 22 Geschüße; hierzu die oben ersparten 20 find in Summa 42 Geſchüße. Die ersparten 3 Escadronen , welche in der Position gewiß sehr unnüß waren, würden wir der Reservecavalerie hinzugefügt haben. Diese starke Jufanterie- und Artilleriereſerve würden wir im Anfange des Gefechtes hinter Gammelund , um aber demnächst die beabsichtigte Offensive zu unterstüßen, diesseits Engbrück etwa zwischen den beiden nach dem Büch-Moos führenden Wegen aufgestellt haben . Wurden auch von derselben etwa 2 Bataillone und 12 Batterie von Hause aus abgegeben, um die Spise der Stellung an der Straße und bei Jöstedt zu verstärken , so blieb immer noch eine Macht von 5 Bataillonen und 30 Ge schüßen in der Hand des Obergenerals , welche einerseits

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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5001 Dienstag, 28. October

№ 129.

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Militär - Zeitung.

B a y e r n. München, 18. Oct. Was die schon kürzlich erwähn ten (f. die vorige Nummer der A. M. 3.) Militär rechnungen für die Jahre 1847-48 und 1848-49 betrifft, so ertheilte die Kammer denselben die Zustimmung nach folgenden Positionen : Die Kosten der activen Ar mee in beiden Jahren betrugen zusammen : 22,991,788 fl.; für die Gendarmerie, bestehend im Jahre 1848-49 aus 2248 Köpfen , wurden in beiden Jahren verausgabt 1,454,902 fl.; für das topographische Büreau 106,990 fl.; Zuschuß an den Militär-Invaliden- und Waisenfond 92,000 fl . jährlich; Herstellung und Unterhaltung der Bundesfestung Landau für die beiden Jahre 51,663 fl.; Militärcommission in Frankfurt zusammen 15,753 fl.; Jahre Pensionen und Medaillenzulagen für beide 1,307,140 fl.; Kosten des Festungsbaues in Germers heim für beide Jahre 1,194,747 fl.; für Ingolstadt (A. A. 3.) 1,337,280 fl. Mecklenburg- Schwerin. Schwerin , 5. Oct. Es hat jezt die Recrutirung im Großherzogthum Mecklenburg stattgefunden und ist dabei zum erstenmal wieder seit dem Jahre 1848 die frü here Auslosungsmethode angewandt worden. In Ueber einstimmung mit den Frankfurter Beschlüssen ward 1848 die allgemeine Wehrpflicht auch in Mecklenburg eingeführt und ohne Ausnahme mußten, ganz wie in Preußen, Alle dienen; jezt, wo das Militär wieder reducirt , die Dienst pflicht der Soldaten aber auf das frühere Maß erhöht und das auch 1848 angenommene preußische Landwehr system größtentheils schon beseitigt wurde, ist auch die alte Loosung, wobei ein bestimmter Theil der Militärpflichtigen fich freiloosen kann, wieder eingeführt, die früher gestat tete Erlaubniß, sich durch Stellvertretung vom Dienst frei zukaufen , ist bisher aber noch nicht wieder gegeben wor= den , und wer sich jetzt festloost , muß auch Soldat werden. In wohlunterrichteten Kreisen ist man aber allgemein der Ansicht, daß auch die Stellvertretung bald wieder einge führt und überhaupt das ganze mecklenburgische Militär system unverändert wieder auf den Fuß , wie es vor dem März 1848 bestand , zurückgeführt werden solle. Die im Jahre 1849 mit Preußen abgeschlossene Militärconvention

besteht zwar noch dem Namen nach, kann aber thatsächlich als aufgehoben betrachtet werden. Die vier mecklenbur gischen Infanteriebataillone, die Artillerie und das Dra gonerregiment haben allein für sich ihre Feldübungen bei Schwerin abgehalten , ohne daß sich auch nur ein einziger preußischer General oder höherer Stabsoffizier zur Besich tigung bei denselben eingefunden hätte ; ebenso befindet sich auch jest kein einziger mecklenburgischer Offizier auf einer preußischen Kriegsschule oder sonstigen militärischen Bil dungsanstalt. Dagegen glaubt man hier, daß das meck lenburg-strelig'sche Infanteriebataillon , welches jest in eine preußische Brigade eingetheilt ist, künftig mit den mecklenburg-schwerin'schen Truppen vereinigt werden solle. (O.P.A.3 .) Vereinigte Staaten von Nordamerika. (5) Die Akademie zu West Point verfolgt mit großem Nußen die Zwecke, die ihr durch die Organisation angewiesen sind. Während des Jahres 1850 ist eine wich tige Aenderung , um den Cadetten billigere Utensilien zu verschaffen, vorgenommen worden. Das System der Be schaffung des Essens und der Kleidung ist auch auf den Ankauf anderer Gegenstände ausgedehnt worden , so daß die Cadetten den Profit behalten , den die Agenten bisher in die Tasche steckten. Dieß ist vorläufig nur ein Versuch, dessen Erfolg über die definitive Einführung entscheiden wird. Das Budget der Militärakademie für das Jahr 1851 beträgt zu den laufenden Ausgaben 27,137 Doll., zur Vermehrung der Bibliothek 1000 D. , zu den Aus gaben der Verwaltung 3800 D. , zu Ausgaben in der Instruction im praktischen Ingenieurdienst 500 D. , in Summa 32,435 D. Außerdem für die Reitbahn 12,000 D., zu dem Apparat zur Heizung mit warmer Luft 2500 D., zur Erbauung von Baracken für die zu West Point zu stationirenden Ingenieurtruppen 5000 D. , Totalsumme 51,935 Dollars. Zu Ende von 1850 bestand das Per= sonal der Anstalt aus : dem Commandanten Ingenieur Hauptmann Brewerton, dem Professor der Civil- und Militärbaukunft Prof. Mahan mit 2 Hülfslehrern, der Naturlehre und Experimentalphysik Bartlett mit 4 Hülfs lehrern , der Mathematik Church mit 6 Hülfslehrern , der Genie, Mineralogie und Geologie Bailey mit 2 Hülfs= lehrern , der Ethik Sprole mit 3 Hülfslehrern , der Zeich

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nenkunst Weir mit 2 Hülfslehrern ; dem Instructor der praktischen Befestigungskunst Ingenieurhauptmann Callum, dem Instructor in der Infanterietaktik Infanteriehaupt mann Alden mit 4 Hülfslehrern , dem Profeffor der fran= zösischen Sprache mit 2 Hülfslchrern , dem Instructor für Cavalerie und Artillerie Major Porter mit 1 Hülfslehrer, dem Instructor für das Säbelerercitium Janon. Die

Als Resultat der angestellten Recognosciruugen und Erkundigungen am 20. Juli hatte der dänische Ober general folgende Nachrichten über die Stellung seines Gegners erhalten : Es ergab sich , daß die feindliche Vorpostenlinie von Havetoft über Siverstedt nach Langstedt und von dort längs des Treene-Fluſſes bis Treya lief. Ueber die Haupt stärke erfuhr man , daß dieselbe hinter dem Abschnitte concentrirt wäre , welchen der Lang- und Ahrenholz-See bilden, und daß sie sich durch Aufwerfen von Verschan zungen bei Wedelspang und nördlich des Jdstedter Holzes verstärkt hätte. Ferner wurde man von der Etablirung einer Laufbrücke über den Lang - See, sowie einer Schiff brücke bei Missunde unterrichtet. Die Vertheilung der feindlichen Hauptstärke in dieser Stellung betreffend, so hörte man, daß eine Brigade bei Wedelspang , die anderen zwischen Schleswig und den genannten Seen ständen.“

Kasernen für die Cadetten sind zum großen Theile neu erbaut , der Bau eines Meßhauses begann im Mai 1850 und wird am 1. September 1851 beendet sein .

Großbritannien. (5) Das Royal Military Asylum zu Chelſea und die Hibernian Military School zu Dublin find zur Aufnahme von Militärwaisenkindern bestimmt. Das Erstere hat seit 1846 eine Erweiterung erfahren , indem daselbst die Mili tärſchullehrer ausgebildet werden. Eine Normalſchule mit 40 Zöglingen , zum Theil aus Civilisten , zum Theil aus den Reihen des Heeres genommen , wird unter Aufsicht eines Master von 2 Gehülfen geleitet. Die Zöglinge der Anstalt werden in ihrer Schule so weit gebildet, daß sie später in die genannte Normalschule eintreten können. Dieß System hat wohlthätige Früchte getragen und bereits eine nicht unbedeutende Zahl von Schullehrern der Armee geliefert. Im März 1847 traten die ersten Zöglinge in die Normalschule und wurden auf Staatskosten bekleidet, genährt und untergebracht ; sie haben einen zweijährigen Cursus zu absolviren und werden dann durch den Kriegs secretär als Garnisons- oder Regimentsschullehrer angestellt. Die erste solche Anstellung erfolgte im März 1849, ſeit welcher Zeit nach und nach 33 Schullehrer und 11 Ge = hülfen Anstellung erhalten haben. Die Gehülfen treten nach einiger Zeit in die Normalschule zurück , um nach einem neuen einjährigen Cursus dieselbe als Schullehrer zu verlassen. Aus allen Garnisonen und von allen Re gimentern , die bisher dieſer Inſtitution theilhaftig gewor= den sind , ist dieselbe mit Freuden begrüßt worden; nament lich hat der Generalmajor Lord Fisclarence in Portsmouth derselben eine Ausdehnung gegeben , wie sie nur von den segensreichsten Folgen begleitet sein kann. Sie wird ein wesentliches Mittel zur Hebung des britischen Soldaten bilden und mit der Zeit das Heer aus anderen Elementen gebildet erschaffen , als es gegenwärtig in seiner Mitte birgt.

Taktische Studien auf den Gefechtsfeldern der lezten Jahre. I. Die Schlacht bei Jdstedt am 24. und 25. Juli 1850. (Fortseßung.) Wir wenden uns nun , bevor wir an das Detail des Geschehenen gehen , zu den Operationen der däni schen Armee.

Während die Disposition des schleswig-holsteinischen Obergenerals nnklar, unsicher , verwirrend dadurch wird, daß sie sich zunächst im Widerspruch mit der Wahl einer Defensivstellung befindet , indem sie die Defensive aufgibt, che sie dieselbe in der Stellung erprobt hat , ―――― ferner dadurch, daß sie auch in der Anordnung der Offensive, auf nichts weniger, als auf die möglichen Hindernisse des Feindes rechnet, vor dem man aus lauter Defileen debou chiren muß 2c. -- trägt die Disposition des dänischen Obergenerals durchaus den Stempel der Klarheit, indem sie sich überall auf die vom Feinde eingezogenen Nach richten und auf ein sicheres Festhalten an den durch die strategischen und taktischen Beziehungen des Terrains be= stimmten Angriffspuncten stügt. Am 23. nehmen die verschiedenen Armeetheile bereits Bivouakstellungen ein , welche die Zuſammenwirkung ihrer Operationen für den nächsten Tag vorbereiten und erleich tern und finden sie auch nachher manchen Zwischenfall auf ihrem Wege , der sie nicht so weit kommen läßt , als die Disposition sie haben will , so bleibt diese doch der Ariadne- Faden , dem sie immer wieder folgen können. Da es kaum möglich ist, die Disposition in noch für zerer Form zu geben, als das Original , so glauben wir es vorziehen zu müssen , dieß zu geben : „Aus der heut eingenommenen Stellung bricht die Armee folgendergestalt auf: die 3. Brigade (von Wan derup) rückt Schlag 12 Uhr Mitternacht über Jörlkirche, Sollbrück und Esperthoft gegen Silberstedt vor. Die beiden Divisionen und die Hauptreserve brechen Schlag 3 Uhr in folgender Ordnung auf: die 1. Division (bei Oversee) in zwei Treffen auf der Chaussee nach Schleswig ; die 2. Division (bei Klein- Solt) auf dem Wege nach Miffunde. (Alle drei Colonne mit der möglichsten Verbindung unter einander.) Nachdem die Divisionen bei Helligbeck , resp . Klapholz angekommen . sind, hat die 2. Division sich mit ihrer Hauptstärke, möglichst verdickt vor dem Feinde , über Oberstolk gegen das westliche Ende des Lang - See's zu dirigiren, während die 1. Division am Jdstedter Krug vorbei vorrückt. Die 2. Division hat zwiſchen Süd -Fahrenſtedt und Wedelſpang

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eine Abtheilung zurück zu laſſen , welche stark genug sein muß, um ein stehendes Engagement mit dem Feinde zu unterhalten. Sobald die beiden Divisionen an dem Holze zwischen dem Ahrenholz- und Lang = See mit einander in gleicher Höhe sind , greifen sie den Feind mit höchstmöglicher Kraft an. Die Reserve cavalerie (nördlich der 1. Division am Bilschau-Krug) marschirt von Oversee über Tarp , Langstedt, Engbrück auf den Jdstedter Krug , und zwar so , daß sie dor mit der 1. Division gleichzeitig eintrifft. Während des Marsches sucht sie mit dem Hauptcorps Verbindung zu erhalten." 2c. Die 5. Brigade (Hauptreserve) und die Artilleriereserve folgen den Bewegungen der 1. Diviſion auf der Chauffee. Während des Gefechtes zwischen dem Ahrenholz und Lang - See sucht die 3. Brigade einen forcirten Flankenangriff auf den Feind auszuführen und deffen Rückzug nach Süden abzuschneiden. Durch die vereinte Stärke der Armee ist der Feind in östlicher Richtung oder so kräftig zurückzuwerfen , daß er beim Uebergang über die Schlei in Schleswig oder bei Miſſunde in Unordnung tomme."

fileen von Bollingstedt und Engbrück ſo ſchwach angegriffen und der Reservecavalerie die Direction auf den Jöstedter Krug gegeben haben. Wir vermuthen vielmehr , er würde die Forcirung des Bollingstedter Defilees mit dem des Sollbrücker Defilees in der Art combinirt haben , daß die 3. Brigade den Befehl erhalten hätte, sich unmittelbar nach errungenem Uebergange auf dem linken Ufer der Bollingstedter- Aa mit der Abtheilung in Verbindung zu sehen , welche den Uebergang bei diesem Orte erzwingen sollte, indem sie den Vertheidiger dieses Punctes im Rücken angriff. Wenn gegen Bollingstedt 1 Bataillon dirigirt worden wäre , in Verbindung mit der reitenden Artillerie der Reservecavalerie, ſo würde das Erscheinen von 2 Ba= taillonen der 3. Brigade mit 2 Geschüßen im Rücken der Position gewiß hingereicht haben , diesen Uebergangspunct zu öffnen. Während dieser Unternehmung würde die Haupt stärke der dänischen 3. Brigade den Feind bei Jübeck an der Stofwad -Brücke beſchäftigt haben , bis derselbe , seine gefährdete Situation gewahrend , gegen Friedrichsau ab gezogen wäre. Dann hätte hier bei Friedrichsau oder bei Gammelund ein entscheidender Kampf zwischen der 3. dänischen und 1. schleswig-holsteinischen Brigade , so weit diese lettere zusammen gewesen wäre, und der beiderseitigen Reservecavalerie nebst den zugehörigen Geschüßen statt finden müssen. Dieser Kampf, so nahe dem Rücken und der Flanke der schleswig - holsteinischen Stellung , hätte als Diversion auf diese wirken müssen. Dann hätte dänischer Seits die leßte Reserve und die noch disponible Reserve

Wir haben bereits oben unsere Gründe ausführlich entwickelt, weshalb wir den Hauptangriff auf der Schles wiger Straße für den richtigen halten , und in diesem Sinne läßt der dänische Obergeneral eine Abtheilung zwi= schen Süd-Fahrenstedt und Wedelspang zur bloßen Unter haltung eines stehenden Engagements zurück , während die Hauptstärke der 2. Division die Stellung bei Jdstedt in der Flanke fassen und im Rücken bedrohen soll. Es scheint uns aber auch aus dieser Disposition , verbunden mit Dem, was der dänische Obergeneral als Resultat der Recog nofcirungen angibt , hervorzugehen , daß auch dieser , ob gleich er nördlich des Jdstedter Holzes Verschanzungen angelegt weiß , doch ebenfalls vermuthet hat, die Haupt stellung des Feindes werde die (von uns vorher als die bessere bezeichnete) Position zwischen der Südwestspige des Lang-Sees und dem Ahrenholz - See sein , denn beide Di visionen sollen, in gleicher Höhe vor dem Holze an diesen beiden Seen angekommen , den Feind hier mit möglichster Kraft angreifen , die 3. Brigade soll während dieses Ge= fechtes ihren Flankenangriff ausführen. In diesem Sinne allein könnten wir uns auch mehr mit dem Lobe einver ſtanden erklären , welches in dem dänischen Berichte über die feindliche Position ausgesprochen wird ; dieser Bericht sollte aber doch wohl diejenige Position meinen , welche der Feind wirklich innegehabt hat. Diesen Gesichtspunct , daß der dänische Obergeneral den Hauptkampf an dem hinteren Abschnitte erwartet habe, muß man , glauben wir , festhalten , um die Operationen desselben richtig zu beurtheilen . Die Direction der 3. dänischen Brigade von Sollbrück über Espertoft und Sil berstedt wäre eine falsche gewesen , wenn sie in der Vor aussetung gegeben worden wäre, daß die Hauptentſchei dung vorne bei Jdstedt gegeben werden würde, denn sie hätte, wenn der Gegner sich richtig benommen . hätte, mindestens zu einem Lufthiebe, möglicherweise aber auch zu dem Verlust dieser Brigade führen können , wenn in so großer Entfernung vorwärts die Schlacht zum Nach theil der Dänen entschieden worden wäre. Ebenso wenig würde , so glauben wir , der dänische Obergeneral die De

artillerie ausgespielt werden können , um über das Büch Moos durchzubrechen , während die schleswig-holſteiniſche Reserveartillerie , höchstens noch 14 Geſchüße , sich vielleicht würde darauf haben beschränken müssen, das Gefecht der 1. Brigade zu halten. Wäre dann auf diese Weise der Sieg für die Dänen entschieden worden , so wäre es für die Reservecavalerie immer noch Zeit gewesen , schnell rechts ab zu marschiren , um über Friedrichsau zwischen dem Ahrenholz- und Roth- See hindurch das Plateau von Berend -Heide und Neu - Berend zu erreichen , um hier möglicherweise Früchte des Sieges zu ernten. Die 3. dänische Brigade hätte dann auf demselben Wege folgen können. Hätte aber der Gegner diesen Weg sich nicht nehmen lassen, so wäre jedenfalls der Weg von Fried richsau über die Colonie nach Schuby offen geblieben. Wir halten die Frage nicht für ganz müßig, ob der dänische Obergeneral unter der Annahme, daß die eigent= liche Position des Feindes zwischen dem Ahrenholz- und Lang-See sei , nicht besser gethan haben würde, gegen Sollbrück nur ein schwaches Streifcommando zu schicken, dagegen mit Hülfe der Brückentrains , welche der Reserve cavalerie und der 3. Brigade beigegeben waren , und unter Benuzung der bedeutenden Uebermacht einen Uebergang unterhalb Bollingstedt , wenn auch unter dem feindlichen Feuer , herstellen und forciren zu lassen , um dann mit dieser ansehnlichen Macht (der vereinigten 3. Brigade und Reservecavalerie) rasch auf Gammelund zu marschiren. Wenn die Hauptstärke der schleswig - Holsteinischen Ar= mee zwischen dem Ahrenholz- und Lang - See stand, so war darauf zu rechnen , daß auf die Beschung der Ueber= gänge bei Bollingstedt und Engbrück keine so bedeutenden Kräfte verwendet ſein würden , als wenn die Hauptſtellung

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vorne bei Jdstedt gewesen wäre , da im leßteren Falle diese Puncte die unmittelbaren Flügelanlehnungen bildeten, während sie in ersterem Falle nur in dem Bereiche des Avantgardengefechts gelegen haben würden . Da man indeß dänischer Seits auch wußte , daß sich die feindlichen Vorposten bis an die Treene- Uebergänge bei Sollbrück und Treya erstreckten , so mußte man auch darauf schließen, daß sich innerhalb dieses Rayons Soutiens und Replis vorfinden müßten , welche in Summa nicht unbedeutend sein konnten. Die Möglichkeit einer Forcirung, und zwar einer raschen Forcirung des Ueberganges bei Bollingstedt war wohl

von dem wir vorher sagten , er werde zwischen der däni schen 3. Brigade und der dänischen Reservecavalerie einer= seits und der schleswig -holsteinischen 1. Brigade und der schleswig -holſteiniſchen Reservecavalerie andererseits geführt werden , würde hier gegen etwa nur die Hälfte der schles= wig-holsteinischen 1. Brigade zu führen sein, da wir wohl nicht mit Unrecht vorausseßen können, daß die Abthei= lungen dieser sehr zögern werden , die Treene- Uebergänge preiszugeben, so lange noch gegen sie demonstrirt wird. Dagegen wird man die beabsichti te Flankenbewegung, wie wir bereits sagten , über Friedrichsau auf Berend oder auf Schuby immer noch ausführen können . Nachholen müssen wir noch, daß wir die Ausrüstung der Colonne der Reservecavalerie mit 2 Compagnieen für viel zu gering halten. Da man nach dem Bericht des dänischen Obergenerals die feindlichen Vorposten in dem Rayon von Siverstedt anf Langstedt und demnächst längs der Treene (zufolge der Recognoscirungen) vermuthete, so ist es unbegreiflich , daß man sich fast dem Glauben hin geben konnte, man würde bei Bollingstedt und Engbrück so gut wie gar keinen Widerstand finden, denn anders ist das nicht auszulegen , daß man das Reüssiren dieser Co lonne von 2 Compagnieen Infanterie abhängig machte, wenn man auch nicht vergessen will , daß diese Colonne Cavalerie eine ganze Batterie und einen Brückentrain mit sich führte. Eine dieser beiden Compagnieen mußte so gar , nachdem Langstedt passirt war , wieder zur Brigade zurückkehren. Dieß kam daher, weil man von Hause aus der Reservecavalerie gar keine Infanterie mitgegeben hatte und erst während des Avantgardengefechtes an der Hel= ligbecke , vielleicht auf dringendes Bitten des Comman = deurs der Reservecavalerie , jene 2 Compagnieen von der Chaussee nach Langstedt hinübergeschickt worden waren. Bei solchen Aushülfen sucht dann der Commandeur , wel= cher sie geleistet hat , seine gleichsam verborgten Truppen natürlich so schnell als möglich wieder heranzuziehen . Dieß Versehen ist nachher die Ursache geworden, daß man die Cavalerie, als der Feind wich , nicht zur Hand , und als sie dann nach dem großen Umweg (über Langstedt und Jalm zurück und dann wieder auf der Chaussee vor) an= gekommen war, statt einer frischen , oder doch wenig ge= brauchten , eine sehr ermüdete Cavalerie hatte, welche zur Vervollständigung der errungenen Resultate viel zu lang= ſam war. Es konnte freilich von dem dänischen Obergeneral nicht wohl übersehen werden, daß er ungefähr zu derselben Zeit, als die Reservecavalerie nach jenem Umwege bei Hellig= beck eintraf, die Defileen der Bollingstedter-Aa durch einen Frontalangriff gegen die Position bei Jdstedt und an der Chaussee degagiren würde ; das aber war wohl voraus zusehen , daß er diese Cavalerie auch auf oder neben der Chauffee nicht eher würde vorbringen können , als bis die Spiße der Position bei Jdstedt entweder von ihm ge= nommen oder vom Feinde geräumt war, daß er also die Reservecavalerie dann bei Bollingstedt ebenso oder noch besser, und zwar weniger ermüdet zur Hand haben würde. (Die weitere Fortseßung folgt demnächft. )

kaum zu bezweifeln. Welche Vortheile wären aus dieser Operation hervor gegangen ? -Man fiel mitten in den Sicherheitsrayon der linken Flanke und hinderte die Vereinigung der ver schiedenen Glieder desselben; man öffnete die linke Flanke der feindlichen Avantgardenstellung, welche man, sobald man Engbrück und Bollingstedt besezt wußte, auch unge fähr in gleicher Höhe mit diesen an der Schleswiger Aber auch wenn man die Chauffee erwarten mußte. Avantgardenstellung erst in der Höhe des Jdstedter Kruges erwartete, so konnte man dennoch nicht erwarten, die Lücke zwischen hier und Eugbrück offen zu finden, man mußte vielmehr gefaßt sein , spätestens bei Gammelund auf ern= sten Widerstand zu stoßen , da man feindlicher Seits ohne diese Vorsicht seine Seitendeckungen von vorneherein ge opfert, ihre Aufstellung also durchaus unnüß gemacht haben würde. Gammelund mußte der Stüßpunct für die Brechung der Front sein , zu welcher man sich entschließen mußte, wenn man auf den rechten Flügel und in den Angriff der Stellung zwischen dem Ahrenholz- und Lang Dieser Stüßpunct See die Entscheidung legen wollte. war aber erst dann zu einem solchen geeignet, wenn man hinter ihm die Uebergänge bei Bollingstedt und Engbrück geöffnet, sie hergestellt und wo möglich noch mehrere Ueber Als den Hauptvor gänge neben ihnen hergestellt hätte. theil aber sehen wir es an, daß man diese Truppenmasse denn wenn gleich der dänische in der Hand behielt, Obergeneral nicht voraussehen konnte, daß die 3. Brigade in einem Augenblicke, wo alle Umstände zum Vorwärts drängten , den auf andere Ereignisse und auf einen ande umzukehren ren Moment gegründeten Befchl troß dieser Umstände , welche durch einen seit dem Ab= gange des Befehls vom Obercommando eingetretenen Um schwung ganz veränderte waren , erfüllen würde , so konnte er doch sehr leicht berechnen, daß er bei der außerordent lich großen Entfernung dieser Umgehung dieselbe keinen falls zu einem präcisen Eingreifen in diet Verhältnisse des Frontalgefechtes würde leiten können, daß ihm mög licherweise diese Kraft ganz verloren gehen könne. Ist aber die Verbindung über Gammelund geöffnet, so ist von den zurückkehrenden feindlichen Detachements an der Treene nichts zu fürchten , denn bevor sie da sein können , wird die directe Verbindung mit dem Gros an der Flensburger Straße hergestellt sein , der Kampf aber,

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Obor 30. Donnerstag, October 1851. hilly ( bila aid Tyli tal Masalah

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Allgemeine

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Militär -

Schleswig- Holstein. Aus Holstein , 12. Oct. Die Anordnungen zur Herstellung des holsteinischen Contingents sind jest , was die militärischen Requisiten, sowie die Normi rung der Militärverwaltungsangelegenheiten überhaupt betrifft, in praktischer Weise so weit gediehen, daß in nicht ferner Zeit diese Angelegenheit erledigt sein wird. Gene rallieutenant Bardenfleth hatsich nach Kopenhagen be geben und dürfte nach seiner Rückkunft die Anstellung der niederen und höheren Commandeure erfolgen. (Pr. 3tg.)

Toscana. Florenz, 13. Oct. Der Monitore Toscano" , ent hält Decrete zur demnächstigen Umgestaltung des Militärwesens , deren eines das im October 1848 aufgehobene Generalcommando mit den früheren Attributen wieder einseht. Die Generalinspection über die Linien truppen und der Generalstab des Kriegsministeriums wer den dagegen aufgelöst. An die Stelle des ausgetretenen Kriegsministers de Laugier ist provisorisch der Finanz minister getreten. Ritter F. Ferrari , Oberstlieutenant in der österreichischen Armee, ist zum Generalmajor bei der toscanischen Armee ernannt und mit dem Generalmilitär commando des Großherzogthums betraut worden . Gene rallieutenant Ferrari und Generalmajor Chiefi find in Disponibilität verseßt. (N. Pr. 3tg.)

China. Ueber das chinesische Heerwesen gibt der franzö= fische Schiffscapitän Jurien de la Graviere in der Revue des deux mondes" folgende interessante Daten. Auf Grund officieller Documente hat man lange geglaubt, China unterhalte 700,000 Mann unter den Waffen. In Wirk lichkeit zählt es jedoch nicht mehr als 60,000 Soldaten, durchaus Mandschu-Tataren , in 8 Banner getheilt. Der größere Theil dieser tatarischen Regimenter verläßt die Hauptstadt nie; die übrigen sind in den Provinzen zer ftreut und bilden die Garnisonen der vorzüglichsten Städte. Es sind muthige und kräftige Männer, troßdem aber nichts weniger als furchtbar, denn ihre Waffen bestehen aus Begen und Hakenbüchsen mit Lunten und militärische Taktik

Zeitun

g.

ist ihnen ganz fremd. Die Piraten des malayischen Ar chipels sind ungleich tüchtigere Strategen, als diese stolzen Mandschukrieger. Außer diesen 60,000 Mann , welche die eigentliche und einzige chinesische Armee bilden , besigt China noch eine zahlreiche Miliz. Das Waffenhandwerk ist in den Familien erblich. Hat der Sohn von seinem Vater den Gebrauch des Säbels und des Schildes ge lernt , hat er es so weit gebracht, daß er mit der einen Hand den Hieb führen , mit der andern sich decken kann, weiß er den Pfeil nach dem Ziele abzuschießen oder die Hakenbüchse zu laden, dann tritt er vor den Mandarin, legt die Probe seiner erlangten Fähigkeiten ab und erkauft sich das Recht, dem Kaiser zu dienen. Diese Befugniß, die für einige Taels (ungefähr 3 fl. C.M.) ertheilt wird, verschafft dem chinesischen Milizen eine gewisse Quantität Reis oder irgend ein Stückchen Grund, welches seinen Lebensunterhalt sichert. An die Scholle gebunden , find diese Milizen nicht in Kasernen vereint. Jeder Miliz soldat lebt daheim im Kreise seiner Kinder, bebaut sein Fleckchen des himmlischen Reiches" und zieht die Uniform nur bei seltenen Gelegenheiten an. Braucht man die Mi liz, so findet man kaum ein Viertheil der Soldaten, die in den Registern der Mandarinen eingetragen find. Einige melden sich nicht auf den Ruf, der größte Theil hat aber nie eristirt und ihr Sold diente nur dazu , die unzurei= chende Gage der Offiziere zu verstärken. Hat man sie aber auch unter den Fahnen versammelt , so wird diese undisciplinirte Masse oft meuterisch und nicht selten wei gern sich ganze Corps , fich mit dem Feinde zu schlagen, außer man bezahlt sie für ihre Pflicht. Vor der Erpe= dition der Engländer im Jahre 1840 war der Krieg, und folglich auch die Uebung im Waffenhandwerke , etwas, woran man in diesen friedliebenden Gegenden gar nicht dachte. Selbst die Räuber , deren Banden - durch die — Noth und Unterdrückung verstärkt gar häufig die In tegrität des Reiches gefährdeten, fürchten den chinesischen Soldaten nur wenig , und wurden weit öfter durch glück liche Unterhandlungen, als durch die kaiserliche Armee entwaffnet. Derselbe Fall ist es mit den Seeräubern, welche die Küsten von Fokien und den Golf von Toukin beunruhigen , jede Kriegsdschonke schlagen und über die nur zur Flußschifffahrt tauglichen Mandarinenschiffe lachen. So oft die Regierung diese Piratenschiffe zerstreuen wollte, sah sie sich genöthigt, ihnen einen ihrer eigenen Capitäne

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entgegenzustellen , welcher sich von seinen Genossen losge= taktischen Aufgabe mit ihrer (vielleicht ſtrategiſchen) Vor sagt hatte und mit einem Theile der Rebellenflötte in den • ausseßung ; das zweckmäßige Disponiren über die vor= Dienst des Kaisers übergegangen war. (O.P.A.3 .) handenen Truppen ; die ordnungsmäßige Ausführung der Dispositionen und ihre rechtzeitige Abänderung, in sofern eine solche durch plötzliche Wahrnehmungen , durch Vereinigte Staaten von Nordamerika. eingehende Nachrichten über die Absichten des Gegners, (5) Der Congreß hat dem nächsten männlichen Ver oder auch durch höhere Befehle aus ſtrategiſchen Gründen waudten des in der ersten Schlacht des merikaniſchen Krie geboten wird. Entwurf und Ausführung , mit allen ihren durch Ne ges gefallenen Capitans Ringgold der Artillerie ein kostbares Schwert votirt. benumstände verursachten Schattirungen , sollen also bei den Feldmanövern Hand in Hand gehen und in Wechſel= ( 5) Eine aus den Commodoren Morris und Perry wirkung treten , damit die Befehlshaber aller Grade ſich und dem Capitän Breese bestehende Commission ist in daran gewöhnen , auch nach eigenem Gutdünken zu ope Washington angekommen, um die Reglements der riren . Marine einer Revision und Umarbeitung zu Daß wir hierbei nicht blos die Uebung höherer Be= unterwerfen. fehlshaber in der richtigen Verwendung und sicheren Füh rung der Truppen im Auge haben , bedarf wenigstens für solche Leser keiner Bemerkung, welche aus eigener Erfah= rung wissen, daß jede größere taktische Operation aus vielen kleineren zusammengesezt ist und daß das Zuſam= Was soll durch Feldmanöver zunächst bezweckt menwirken aller selbstständigen Truppentheile gegen das gemeinsame Object den Erfolg bedingt. Auch im wirk werden? lichen Kriege wird die Uebereinstimmung im Handeln den Erfolg sicherer herbeiführen , als die Bravour der Trup Nach so vielfacher Besprechung dieses Gegenstandes könnte die hier aufgestellte Frage fast als eine überflüssige pen , und wenn auch nicht bestritten werden mag, daß ein erscheinen , und doch glauben wir , daß sie noch lange nicht zelne kühne Thaten aus dem Stegreife zuweilen glänzende Folgen gehabt haben , so sind doch die Fälle ungleich zahl= erschöpft ist. Bleiben wir vorläufig bei der allgemeinen Ansicht reicher, wo der größte Heldenmuth am unrechten Orte und stehen , daß durch Feldmanöver im kleinen und großen zur Unzeit nur nuglose Opfer verursacht hat, wenn auch Maßstabe den Truppen Anleitung gegeben werden soll, die Namen der Tapferen rühmlichst genannt worden sind. Es ließe sich überhaupt von der Nuglosigkeit manches das einzuüben , was sie vor dem Feinde auszuüben haben, womit höheren Orts zugleich eine Prüfung des bereits Gefechtes gar Vieles sagen , doch gehören wir keineswegs Eingeübten verbunden werden kann ; so wird man doch zu denen , die den Sieg nur mit dem Kopfe und den Bei vor Allem darüber sich verständigen müssen , was bei dem nen erringen zu können glauben ; im Gegentheil legen wir Mangel jeglicher Kriegsgefahr zunächst und haupt großen Werth auf ein entschlossenes Drauflosgehen und sächlich zu üben sei. tüchtiges Dreinschlagen , sobald es hier oder dort an der Man könnte sich hier mit der kurzen Bemerkung be Zeit ist. Von der eitlen Ansicht , man dürfe keinen Schritt gnügen : daß Alles , was auf den Erercirpläßen eingeübt zurückweichen oder keinen Posten räumen, ohne zuvor mit worden, bei den Feldmanövern mit Berücksichtigung des dem Feinde um die Waffenehre gekämpft zu haben , find Terrains und des durch andere Truppen dargestellten wir aber niemals ergriffen gewesen und halten dieß für Die Truppen sind Gegners zur Anwendung kommen solle , wobei es sich in eine übel angebrachte Ritterlichkeit. dem Anführer das , was die Gold- , Silber- und Kupfer Betreff der Befehlshaber aller Grade aber auch darum handele, daß sie die ihnen gestellten höheren taktischen münzen dem Geschäftsmanne sind, dieser tauscht dafür Aufgaben , unter gegebenen Voraussetzungen , nach eigenem Waaren , fener Siege oder andere Vortheile ein. Ein Ermessen lösen lernen. umsichtiger Geschäftsmann wird aber sein gutes Geld nicht Es will uns bedünken , daß gerade der lettere Theil für werthlose Waare ausgeben, und der ritterliche Sinn die Quinteſſenz aller solcher Uebungen sei und bleiben einer Truppe oder ihres Führers findet hundert Gelegen= müsse. heiten, sich auf bessere Weise kund zu geben. Ist man mit uns über den hauptsächlichsten Zweck der Eine vollkommen disciplinirte und gut einerercirte Truppe wird vor dem Feinde ihre taktischen Bewegungen Feldmanöver einverstanden , dann wird es nun angemessen so geordnet ausführen und ihr Feuer so regelrecht abgeben, sein , die Grundbedingungen zu bezeichnen. Vor Allem suche man die unvermeidlichen Suppositio= wie auf dem Erercirplage, dafür bürgt eben die Disciplin und viele ältere Erfahrungen bestätigen dieß. Feldmanöver nen auf die kleinste Anzahl zu beschränken. Man kann werden aber die Zuverlässigkeit einer Truppe in dieser fast bei jedem Feldmanöver wahrnehmen , wie die Feuer Beziehung nicht besser darthun, denn es fehlt der haupt wirkung des Gegners oft in höchst auffälliger Weise miß fächlichſte Probirstein , die wirkliche Gefahr. Man muß achtet wird . Die Befehlshaber ſolcher Abtheilungen, welche also den hauptsächlichsten Nußen der Feldmanöver wohl in ihre Truppen im wirksamsten Bereiche des feindlichen Feuers etwas Anderem suchen. mit einer gewissen Gemächlichkeit vorbei- oder abziehen Dieses Andere ist nach unserer Ansicht das richtige lassen, beruhigen und entschuldigen sich gewöhnlich damit, Auffassen der bei jedem einzelnen Manöver gestellten daß sie denselben nußlose Anstrengungen ersparen wollen,

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und meinen, daß wenn einmal die Kugeln einschlagen werden , die Sache sich von selbst anders gestalten würde. Sie bedenken dabei aber nicht , daß durch ein so unange=

halb es bedenklich erscheint , in dieser Beziehung Suppo fitionen eintreten zu lassen. Größere Truppenmassen, welche in der Wirklichkeit eine Meile und darüber rück

messenes Verfahren die schönste Gelegenheit versäumt wird, sich in der geschickten Handhabung der Truppen vor be= gonnenem oder nach abgewiesenem Angriffe zu üben , was viel Geschick und Geistesgegenwart erfordert , wenn man den Feuerverlust vermindern will , und daß durch die ganz unstatthafte langsamere Bewegung einzelner Truppentheile im feindlichen Feuerbereich die taktischen Verhältnisse des Ganzen in eine unrichtige Lage versezt werden. Das sind jedoch persönliche Fehler, die durch consequente Strenge von oben leicht abgestellt werden können . Anders verhält es sich mit der Benußung des Bodens auf dem Manöver lage. Dekonomische Rücksichten fordern allerdings die möglichste Schonung der Feldfrüchte. Wenn aber den einzelnen Truppenführern zugemuthet wird, jedes Kraut- oder Rübenfeld für ein völlig ungangbares Ter rain anzusehen, dann wird dem Vorstellungsvermögen doch allzuviel Gewalt angethan, und es treten taktische Er scheinungen hervor , die das darzustellende Bild eines wirklichen Gefechts zur Karrikatur machen. Muß im Kriege auf einem Terrain operirt werden , wo die Truppen jeden Augenblick auf Bewegungshindernisse stoßen , dann werden die taktischen Anordnungen gleich vom Hauſe aus darnach getroffen , die Vortruppen gehen weiter voraus und die Hauptmasse zieht in gewöhnlicher Marschcolonne hinterher. Für ein Feldmanöver würde das aber nicht sehr belehrend sein. Auch die Vorstellung von der Wir kung des Geschüßfeuers wird wesentlich beeinträchtigt, so= bald Fruchtfelder für stehende Gewässer oder Sumpfboden angesehen werden sollen , welche in ihrem natürlichen Zu stande der Front eine gute Deckung gewähren , die ein Fruchtfeld bekanntlich gar nicht darbietet. Man sei also möglichst umsichtig bei der Wahl der Manöverpläge , da= mit aus ökonomischen Rücksichten die taktische Terrain benuzung nicht allzusehr verunstaltet werde. Aber von weit größerem Einfluß auf das richtige Disponiren der Truppen bei Feldmanövern ist der aus = rückende Stand der taktischen Einheiten, was wohl zu wenig beachtet wird. Wir haben gesagt , daß bei dem Mangel wirklicher Gefahr gutes Disponiren die wesentlichste Aufgabe bei diesen Uebungen bleibe , insbe sondere für die höheren Offiziere , und befürchten darin keinen Widerspruch. Gut disponiren heißt aber : die · Truppen so aufzustellen und zu bewegen , daß sie vermöge ihrer numerischen Stärke , Waffenwirkung und sonstigen Eigenschaften jede einzelne taktische Operation mit Aus ficht auf günstigen Erfolg durchführen zu können , wobei die gegenseitige Unterstügung der verschiedenen Waffen gattungen ganz besonders zu beachten ist. Die ursprüng = liche Vertheilung der Streitkräfte im Raume dient dem Ganzen hierbei zur Basis und begründet die taktische Dekonomie, das sicherste Merkmal einer guten Dispo= fition. Die Stärke und Ausdehnung der Vortruppen und der Sicherheitsabtheilungen in den Flanken , die Vertheilung der nächsten Unterſtüßungen , die Aufstellung und taktische Zusammensehung der Reserven und andere vorläufige An ordnungen , kommen hier hauptsächlich in Betracht, weß=

wärts aufgestellt , also überhaupt nicht sichtbar sein wür den , können ohne Nachtheil supponirt oder auch durch die Parks markirt werden. Was aber zunächst in taktische Berührung mit dem Gegner zu treten berufen ist, das muß auch wirklich auf dem Plaße sein , und zwar in an= gemessener Stärke. Hier stößt man jedoch auf manche Schattenseite. Die Generale und Obersten disponiren über die taktischen Einheiten (Bataillone , Schwadronen und Batterieen). Die Befehlshaber der legteren können aber ihre Truppe auch nicht immer vereint wirken lassen , sie müssen oft einzelne Compagnicen und Züge besonders verwenden , welche sich nach Umständen in noch kleinere Trupps zu theilen haben. Da es nun gerade die kleinsten Truppentheile sind, welche das Gefecht beginnen und nähren , bis der ent scheidende Moment zu größerer Kraftanstrengung eintritt, so ist ihre Kopfzahl nichts weniger als gleichgültig . Denn selbstverständlich vermag ein Trupp von 20 Mann nicht Das zu bewirken , was 60 Mann vermögen , und 2 Ge schüße haben bekanntlich eine geringere Feuerwirkung als 3 oder 4 Geschüße. Einer Infanteriecompagnie von 80 Feuergewehren kann man nicht zumuthen, ein Dorf zu vertheidigen , wozu eine Compagnie von doppelter Stärke Eine Schwadron von 30 nothdürftig ausreichen würde. Rotten leistet in jedem Verhältniß nur halb so viel als eine von 60 Rotten. Rückt aber eine Batterie nur mit 3 oder 4 Geſchüßen aus , so kann nicht mehr von Ver wendung einer halben Batterie die Rede sein, denn diese Halbbatterie ist eben nur ein Zug oder geht ganz in die Brüche. Die Arbeit eines vielarmigen Riesen kann nie mals zur Aufgabe für einen Zwerg werden. Man sollte meinen , daß dieß kein Umstand von Er heblichkeit sei, weil der Gegner sich ganz in derselben Lage befindet , und am Ende doch immer nur Das zu bekämpfen ist , was man wirklich vor sich hat. Diese Ansicht ist aber so wenig richtig , als es die Behauptung sein würde : ein Kampf zwischen kräftigen Männern gebe nicht mehr Aus beute, als der Kampf zwischen schwachen Kindern, weil die Partie gleich sei. Es handelt sich hierbei um die Kraftsumme der einzelnen organischen Körper, also um die Stärke der taktischen Einheiten , deren größere Theil barkeit die taktischen Kraftäußerungen vielfach zu poten = ziren vermag. In dieser Geſchicklichkeit liegt zum großen Theil das Geheimniß einer guten Gefechtsführung und ganz notorisch die unbestreitbare Ueberlegenheit einer sehr manövrirfähigen Truppenmasse im Gefecht mit weniger geübten Gegnern. Um Mißverständnissen zu begegnen, müssen wir hier die Bemerkung einschalten , daß zum Beispiel eine Infan teriedivision von 8 Bataillonen zu 1000 Mann , gleiche Güte der Truppen und ihrer Offiziere vorausgeseßt , ein geringeres Kraftvermögen hat, als eine Division von 10 Bataillonen zu 800 Mann. Eine Infanteriebrigade von 4 Bataillonen zu 1200 Mann wird viel weniger ver mögen, als eine von 6 Bataillonen zu 800 Mann. Achn= liche Verhältnisse treten , wenn auch minder stark, bei Ga valerieregimentern von gleicher Pferdezahl ein , wenn das

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eine nur 4, das andere hingegen 6 Schwadronen hat, Schmelzen die Truppenkörper im Laufe eines Feldzuges vorausgeseßt, daß keine Schwadron unter 120 Reitern ist. zusammen , so gehört es nicht zu den Seltenheiten , daß Der Unterschied liegt lediglich in der größeren Theilungs Regimenter von Majoren , Bataillone von Hauptleuten, fähigkeit, die bei Zusammensetzung der Vortruppen und Schwadronen und Compagnieen von Lieutenanten befeh= ligt werden. Bei Feldmanövern mit halber oder noch Reserven von entscheidendem Einfluß werden kann. Wenn man also bei Feldmanövern nur die Uebung geringerer Stärke derselben pflegen aber die Offiziere voll= zählig zu sein und werden gleichsam degradirt. und resp. Prüfung der Generale und Obersten im Auge Ein nicht minder zu beachtender Uebelstand ist aber haben wollte, so würde sich hieraus sogar folgern lassen, auch der, daß Brigade , Regiments , Bataillons - , daß es besser sei, eine größere Anzahl schwächere Ba= taillone und Schwadronen zu haben , als weniger und Schwadrons , Compagnie- und Batteriecommandanten, stärkere. Wir wollen dich einstweilen auf sich beruhen welche seit ihrer Erhebung zu dieser Befehlshaberſtelle lassen , müssen aber doch zu bedenken geben , daß das Auf immer nur mit schwachen Truppenkörpern manövrirt haben, rücken in höhere Grade nicht so oft vorkommt, als in den sich erst ein ganz anderes Augenmaß aneignen müssen, niederen Graden ; daß die Offiziere vom Obersten abwäris sobald die Truppe in voller Kriegsstärke unter den Waf die große Mehrzahl bilden und der Uebung im Dispo fen steht. Mancher Leser ist vielleicht der Ansicht , daß es niren und Manövriren jedenfalls eben so sehr bedürfen, leichter sei , eine größere Truppenmasse taktisch richtig zu da auf dem Erercirplage die Beziehungen zum größeren verwenden als eine kleinere ; doch möchte darin ein Jrr= Ganzen nur gedacht , nicht aber dargestellt werden können. thum obwalten. Napoleon , der in dieser Beziehung ein Ist nun der ausrückende Stand so schwach, daß die vollgültiges Urtheil haben dürfte , hat in der Charakteristik taktischen Einheiten kaum die halbe Kriegsstärke erreichen, seiner Generale von manchem gesagt : er sei an der Spize so wird für ihre Befehlshaber und die übrigen Offiziere von 10,000 Mann unübertrefflich gewesen , habe aber an der praktische Nußen größerer Uebungen nicht nur sehr der Spiße von 30,000 Mann ganz nach demselben Maß= gering sein , sondern es werden dadurch auch mancherlei stabe disponirt und Fehler über Fehler gemacht. Sollte Nachtheile verursacht. Denn 1 ) wird durch die Schwäche dieß nicht auch bei Befehlshabern geringerer Grade seine der taktischen Einheiten ihre Theilbarkeit vermindert, weil Richtigkeit haben ? Der richtige Maßstab für das Handeln im Kriege und bei Entsendung kleinerer Unterabtheilungen die Kopfzahl unter erschwerenden Umständen ist nicht so leicht gefunden. schließlich maßgebend bleibt und man einen ganzen Zug Je kleiner die Truppe ist, die ein Offizier zu befehligen verwenden muß, wo außerdem ein halber ausgereicht haben hat, desto mehr ist er genöthigt , sich um jede einzelne würde ; 2) müssen folgerichtig die Offiziere Commandos Anordnung zu kümmern oder vielmehr sie selbst zu treffen. übernehmen, welche bei angemessenerer Truppenſtärke Of Dieß wird bei längerer Dauer eines solchen Verhältnisſſes fizieren eines niederen Grades übertragen worden wären. Während also die Feldmanöver den Offizieren aller Grade so zur Gewohnheit, daß diese Gewohnheit auch auf größere Gelegenheit geben sollten , zu zeigen , daß sie auch größere Commaudoverhältnisse übergeht , was der umsichtigen Lei= tung des Ganzen Eintrag thut, und die untergegebenen Truppenabtheilungen zu verwenden verstehen und zu höhe ren Stellen geeignet sind , werden dieselben zum großen Offiziere unſelbstständig macht. Eine Folge davon ist, daß Theil genöthigt , sich mit niederen Anführerrollen zu be man oft Befehlshaber sieht , die zwar im Kleinen groß, gnügen , wobei ihnen allerdings freigestellt bleibt , ihre im Großen aber klein sind. Truppe durch das Vergrößerungsglas anzusehen. Auf Sollte man unsere Ansichten und ihre Ausführung richtig finden , dann geben wir zu bedenken , ob es nicht was beschränkt sich da der praktiſche Nugen solcher Ue bungen für die Offiziere? zweckmäßiger sei, in Zeiten , wo der ausrückende Stand Man wird vielleicht einwenden , daß ein tüchtiger Be der Bataillone, Schwadronen und Batterieen aus ökono= fehlshaber sich stets nach den Umständen richten und auch mischen Rücksichten nicht einmal auf die halbe Kriegsstärke mit verhältnißmäßig geringen Kräften Das zu vollbringen gebracht werden kann , lieber eine Anzahl Regimenter und wissen müsse, wozu in der Regel mehr Kräfte in An Brigaden von den großen Uebungen ganz auszuschließen, spruch genommen werden. Man wird uns darauf hin den dazu bestimmten Truppenkörpern aber eine Stärke zu weisen, daß nach einem langen und verlustreichen Feldzuge geben , welche wenigstens zwei Dritteln der vollen Kriegs= 4 die Bataillone und Schwadronen ebenfalls in schwache stärke gleich kommt. Wird damit ein jährlicher Truppen= Haufen zusammenschrumpfen. Das Alles soll nicht be wechsel in Verbindung gebracht , so hat dieß für die krie ftritten werden. Der geschichte Anführer einer in ihrer gerische Ausbildung der Truppen und ihrer Führer ohne Tüchtigkeit vielfach erprobten Truppe kann allerdings auch Zweifel weniger Nachtheile , als wenn jährlich Uebungen einem dreimal stärkeren Gegner von geringerer Tüchtigkeit vorgenommen werden mit einer Zuſammenſeßung von tak= die Spise bieten und ihn wohl auch besiegen. Bei Feld tischen Einheiten , die im Grunde nur Bruchtheile sind manövern kennt man aber keinen Unterschied der Truppen und bei taktischen Theilungsprozessen schließlich noch in und die Güte der Dispositionen im Kleinen und Großen Decimalbrücke verwandelt werden müssen , um wenigstens wird ausschließlich dadurch bedingt, daß man auf dem - der Form zu genügen. entscheidenden Puncte der Stärkere set , wobei die Theil Dieser Vorschlag dürfte am geeigneten Orte wohl einer barkeit der taktischen Einheiten auch ein Wörtchen mitzu gründlichen Erwägung würdig sein. P. sprechen hat, welche wieder durch ihre Stärke bedingt wird. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

N 131 .

1. November 1851 . 3 Sanoin A

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Allgemeine Militár - Zeitung. Württemberg .

-

permanente Fortification , Vauban's erſtes Syſtem ; Geographie : Europa, Aſien , Afrika , Amerika ; — mathe -

3

G

Stuttgart , 19. Dct. Der topographiſche Atlas

matiſche Geographie , Dimenſionen der Erde , Länge,

von Württemberg, der ſchon am Ende der 20er Jahre

Breite; – Grammatit, Syntar; Geſchichte von Eng= Geometrie, land bis zur Regierung Georg'8 IV.;

von dem quiescirten Ingenieurtopographen Hauptmann

Dürrich (im f. Generalquartiermeiſterſtab) und einigen anderen Mitgliedern des topographiſchen Büreaus , ſpäter beſonders dem Topographen Paulus, begonnen und unter der Leitung des Inſpectors Fleiſchmann in der königl. lithographiſchen Anſtalt geſtochen wurde,, iſt nun gänzlich

Euclid's Elemente 1., 2., 3. und 4. Buch , Trigonometrie, Aufnehmen des Terrains; modellen von Erdwerken .

-

Anfertigung von Sands

General Lord Fißclarence be

zeigte den Schülern am Schluſſe der Prüfung ſeine An erkennung für ihren Eifer und meinte, fie bätten fich nun

vollendet und damit ein Kartenwerk von einer Genauigkeit die Thüre zur Offizierscarriere eröffnet. in der Bearbeitung und Schönheit der Ausführung ge tores

ſchaffen worden , wie es wohl nur wenige Staaten auf zuweiſen haben werden . Es find demſelben die Kataſter aufnahmen der allgemeinen Landesvermeſſung als Unter-

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

( 5) Der Profeſſor der Zeichnenkunſt, früherer Dffizier lage gegeben. Die J. G. Cotta'ſche Buchhandlung, welche in der preußiſchen Armee , Otto Botticher, hat zu An von jeber alles Große und Verdienſtlide unterſtüßte , trat

fang dieſes Jahres die Herausgabe eines „Album of the

von Anfang bei dem rühmlichen Unternehmen mit ein, brachte demſelben manche Opfer und ſorgte durch ihre

United States Militia“ begonnen , das in einer Reihe von colorirten Lithographieen die Abbildung ſämmtlicher Regi

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ausgedehnten Verbindungen dafür, daß es auch in wei-

menter und Compagnieen des nordamerikaniſchen þeeres

teren Kreiſen benußt wurde. Durch höchſtes königliches

und der Miliz enthalten ſoll. Die erſte Lieferung iſt mit

Decret an den Ordenskanzler iſt nun als Anerkennung der Verdienſte für die Ausführung dieſes Atlaſſes dem Hauptmann Dürrich und dem Inſpector Fleiſchmann das

den Abbildungen der Boston National Lanceers, den New

York Rifles und der Garden Lafayette's verſehen . ( 5 ) In New -York hat ſich ein neues Freiwilli

Ritterkreuz des württembergiſchen Kronordens verliehen gencorps unter Führung des Capitäns Dräge unter dem ( D.P.A.3 .)

worden .

Namen der „Zefferſon Garde " gebildet.

Jedes Mitglied

des Corps wurde von den Mitgliedern einer hierzu ernann ten Commiſſion befragt : 1 ) Sind Sie Bürger der Ver einigten Staaten ? 2) Haben Sie ſich freiwillig entſchloſſen ,

Großbritannien.

(5) Ende Auguſt hat zu Portsmouth in Gegenwart in das Corps einzutreten ? 3) Sind Sie im Stande , ſido des Commandeurs des jüdweſtlichen Diſtrictes, General : ſelbſt zu uniformiren und zu equipiren ? 4) Wollen Sie major Lord Figclarence, eine Prüfung in der Diſtrict: dieß ohne Verzug thun? Militärſdule ſtattgefunden , die ſehr gute Reſultate geliefert hat. Dieſe Inſtitution iſt bekanntlich eine neue Frankreich. und hat den Zwed , Unteroffiziere und Soldaten in den dienſtfreien Stunden wiſſenſchaftlich auszubilden. Um zu

Die Nationalverſammlung hat zur Vermehrung

dieſem Ziele zu gelangen , ſind Diſtrictsſchullehrer ange ſtellt worden . Von der Ausdehnung des Unterrichtes erhält man einen Begriff, wenn man in Jones Woolwich Journal lieſt, daß die Prüfung folgende Gegenſtände uma faßt habe: Arithmetit, Proportionen ,, gewöhnliche und Decimalbrüche, Intereſſenrechnung ; Algebra , einfache und quadratiſche Gleichungen ; Feldfortification , Conſtruction und Gebrauch aller Arten von Feldwerken ;

der Gendarmerie die erforderlichen Geldmittel verwil ligt. Es werden nun unter Leitung der Generale de la Rue, Servatins und Nebillot 231 neue Brigaden gebildet und vor Ende des Jahres wird der Effectivſtand dieſes Corp8 um 1200 Mann verſtärkt ſein , ja man glaubt, daß es im nächſten Jahre eine Verſtärkung von gleichen Betrag erhalten werde. Der gegenwärtige Beſtand iſt 23,154 Mann , nåmlich 77 Oberoffiziere, 178 Hauptleute,

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514 Ober- und Unterlieutenante, 1369 Unteroffiziere, 2755 Brigadiere , 18246 Gendarmen , lauter ausgewählte Leute . (A. A. 3.)

Die Indolenz des besseren Theils der Nationen ließ die Gefahr heranwachsen , und erst als die Folgen der Entfittlichung bethätigend in's Leben traten , starrte man vor dem Abgrund , bis an deffen Rand das unglückliche Geschlecht geführt war. Zu spät bildete sich die Reaction

Die heutigen Zeitverhältnisse und die Armeen.

gegen jene Wirkungen. Die aus dem Entwickelungsgange hervortretenden zwei Hauptparteien stehen sich mit zu un= gleichen Kräften gegenüber , denn die eine wird durch Ent schlossenheit , Keckheit , Verzweiflung und Gewinnſucht ſtets vorwärts getrieben und will , von der Ansicht ausgehend, daß die Gesellschaft und ihre Einrichtungen morsch ſeien, ein neues Geschlecht aus dem Blute ihrer Widersacher erzeugen , während die andere sogenannte conservative, monarchisch gesinnte Partei in ihren Reihen Glieder findet, welche aus Gleichgültigkeit , falscher Friedfertigkeit, Furcht und Halbheit der Gesinnung eine Schwächung herbeifüh ren und die Entscheidung des politischen Kampfes zweifel haft machen. Der Art find die Zustände unserer Zeit ! Wer führt den unverdorbenen Theil der Menschheit aus diesem La byrinthe ? Es ist die Armee. An ihr muß der Schwächere einen Anhaltspunct, an ihrer moralischen Haltung die nöthigen Mittel zur Stärkung und Aufrichtung finden. Man müßte blind sein, wollte man die fortschreitende Frechheit, die bodenlose Schlechtigkeit der Führer der Um sturzpartei, das Vertrauen sei es ein wahres oder er fünfteltes ― zu dem endlichen Siege ihrer Grundsäge übersehen und dabei annehmen , daß ein ungleicher Kampf der zwei Hauptparteien nur durch das auf Geschichte, Sitte und Religion gestüßte Recht der conservativen Partei glücklich und gefahrlos entschieden werden könnte. Es ist schon oft ausgesprochen worden und kann nicht oft ge= nug wiederholt und den Machthabern zugerufen werden : nur die Armeen sind im Stande, die kommende Epoche siegreich und zum Heile der Menschheit

Durch die Sitte , wie sie das Christenthum als pofi tives Gesez aufgestellt hat , wurden die Völker in jenen Zustand von Zufriedenheit verseßt , in welchem allein das wahre Glück der Menschheit eine sichere Stüße hat.--Mehr als alle Discussionen zeigen die Erfahrungen und Thatsachen der verflossenen Jahrhunderte, daß aus dem Christenthum die Quelle des Glückes , der Wiſſenſchaft und eine auf die Eigenthümlichkeit der menschlichen Natur gegründete Moral fließt . Was einen großen Theil der Menschheit dem Christenthum entfremdet hat , das sind die unlauteren Bestrebungen und Phantasieen , die sich seit dem vorigen Jahrhundert in Wort und Schrift gegen die Religion offenbaren , das sind hauptsächlich die Pläne der Umsturzpartei, die in dem Wesen des Christenthums ein Haupthindernis bei der Verfolgung ihrer verruchten Ab fichten erblickt und darauf ausgeht, das Christenthum zu erschüttern oder ganz zn vertilgen, um willen , sitten = und gewissenlose Werkzeuge der Zerstörung zu gewinnen, an welchen fünftige Unternehmungen mit mehr Aussicht auf Erfolg ihre Anlehnung finden sollen. Die Ursache dieser der ganzen Civilisation drohenden Gefahr liegt also in den Angriffen auf dasjenige Princip , welchem wir die Civilisation zu danken haben, sie liegt in der Religions verachtung und dem Preisgeben der geistigen und mora= lischen Heiligthümer an das Gespötte der Masse, sowie an der unheilvollen Sucht zunächst der französischen So phisten, den Glauben durch speculative Versuche und durch die leider zu sehr überschäßte Kraft des menschlichen Gei = stes zu ersehen, durch Trugschlüsse den Verstand zu ver zu bestehen, nur sie können retten aus diesen traurigen wirren und durch schlechte Grundsätze die christliche Moral Zuständen der Verwirrung , der Entfittlichung , der poli= zu vernichten. tischen und materiellen Noth. Wenn auch einzelne hervorragende Köpfe nach großen Welche Mittel müssen angewandt werden , diese Ar= waren, gekommen Punct Anstrengungen den auf geistigen rein zu erhalten , sie vor dem auflösenden Gift un meen auf welchem sie die Ueberzeugung predigen konnten , daß und für den der menschliche Geist nach langem Umherschweifen auf dem ferer Gegner zu bewahren , sie zu kräftigen einfach, sind Sie ? vorzubereiten Kampf bevorstehenden Felde der Forschungen und Irrthümer sich vergebens ab wenn man nur den ernstlichen Willen hat , aus der Er= einen müht , auch eine Nahrung für das Gemüth und zu erkennen und den anderen sicheren Hafen zu finden , als den des christlichen fahrung die Kraft ihrer Wirksamkeit Glaubens , ſo zeigten sich dennoch die Folgen jener das Muth , vor ihrer Anwendung nicht zurückzubeben. Romieu hat Recht , wenn er die Gewalt als das Mittel Unendliche erstrebenden Bemühungen in dem leichtsinnigen Materialismus , wodurch das sittliche , religiöse Gefühl bezeichnet , durch welches der Gesellschaft der Friede wieder auf eine erschreckende Weise verlegt , sogar vernichtet wurde. gegeben werden kann , daß aber diese Gewalt auch vor = Aus der systematisch herbeigeführten Irreligiosität unserer handen sei , sobald man ihrer bedarf, daß die Armee das Zeit entwickelt die Umsturzpartei fortschreitend und folge bleibe, was sie heute noch ist, das muß ein stabiles Thema recht die Pläne zum Sturze der Monarchien , welche als bleiben, bis die Aufgabe glücklich gelöst ist. Neue und weniger abgenußte Mittel drängen beständig das andere Haupthinderniß aus dem Wege geräumt werden sollen. Das Princip der Monarchie ruht nicht allein auf an den Stand heran , der allein fähig ist , Revolutionen einer rationellen Ueberzeugung als Product jeder gründ = zu überdauern. Man hüte sich aber vor Sorglosigkeit und lich wissenschaftlichen geselligen und moralischen Durchbil Ueberschäßung , man halte nicht alle Theile der Armee dung, sondern auch auf dem Glauben und den Säßen für durchaus unzugänglich den schlechten Lehrfäßen der der ungefünftelten christlichen Religion und im Zusammen Demagogie , weil es das Offiziercorps der deutschen Ar hange mit dem beabsichtigten Sturze der Religion steht mee ist und stets bleiben wird. Man bereite sich in allen Stücken auf die Wiederkehr einer ansteckenden politischen daher auch jener der Monarchien.

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Schwindelei vor, dann wird man die Anwendung der Mittel nicht zu bereuen haben. Der Verfasser dieses Aufsages ist von der Meinung weit entfernt, als ob er den Stein der Weisen gefunden hätte; seine persönliche Aufgabe ist lohnend gelöst , wenn durch diese Zeilen die Anregung zur weiteren Behandlung dieses Stoffes gegeben wird. Vor Allem also Militärprediger , keine Garnisons prediger, die neben ihrer Hauptbestimmung als Ortsgeist liche nebenbei die Aufgabe haben, an gewissen Sonn- und Feiertagen auch einmal eine Predigt zu halten , die vor zugsweise für das Soldatenohr geschaffen ist. Zedes Re giment sollte einen Geistlichen haben , der besonders aus gewählt , als ein tüchtiger, furchtloser , dem monarchiſchen . Princip auf's Treueste ergebener Mann bekannt ist, dessen Handlungen nicht im Widerspruch mit seinen Worten stehen, der die Soldaten nicht zu Betbrüdern , sondern zu moralischen , christlich gebildeten Menschen erzieht , der auf religiöse und überzeugende Weise die Anhänglichkeit und Liebe zu dem Monarchen zu beleben und die Nothwendig keit der Treue für ihren Kriegsherrn darzuthun versteht, der nicht allein von der Kanzel herab seine Moral pre digt, sondern mitten unter den Soldaten , in den Kaser nen , vor jeder ernstlichen Handlung als wohlwollender Freund und treuer, ermahnender Rathgeber, in den La zaretben und auf dem Schlachtfelde als gewissenhafter Seelsorger ein Werk aufbauen hilft, welches den kühnsten Berechnungen der Radikalen trost. Die Aufrechterhaltung , resp . die Neuschaffung einer reinen sittlichen Volksnatur ist freilich die Aufgabe eines jeden Geistlichen, der seine Bestimmung richtig erfaßt und gewürdigt hat; aber einestheils leben viele dieser Aufgabe nicht nach und anderntheils sollen hier nicht die Mittel besprochen werden , wie überhaupt die Schäden der Gesell schaft auszubessern sind , sondern wie bei dem Vorhanden sein dieser Gebrechen der Militärstand die Rolle lösen soll, die ihm in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts unaus bleiblich angewieſen werden wird . Ein Wirkungskreis kann nicht lohnender sein, sein , als der eines Regimentspredigers in dem gedachten Sinne. Er würde das Gemüth des Soldaten anregen und verursachen, daß Handlungen und Ueberzeugungen dem Herzen ent= springen , er würde durch eine richtige Belebung des Ge fühls auch Dankbarkeit, Mitgefühl , Zufriedenheit, Liebe und Treue erwecken. Ist aber das Gemüth des Soldaten gestärkt, so kommt diejenige Kraft von selbst, welche sich in der Unterordnung des Willens äußert, und hieraus wieder entspringen zwei unentbehrliche Eigenschaften des guten Soldaten : Entsagungsfähigkeit und Thatkraft. Seit vielen Jahren wurden durch Erziehung und noch mehr durch Schriften aller Art die Gemüthsmenschen be geifert, der Begriff von Gefühl und Gemüth war fast dentisch geworden mit dem von Albernheit , man prangte nur noch mit dem Kopfe. Selbst die meisten Geistlichen. verfielen dieser Richtung. Eine wohlgesezte Predigt voll schöner Worte und Redensarten war größtentheils das Einzige, was man von der Kanzel hörte, das Herz blieb leer, der Zweck der Religion unerfüllt. Die Tröftungen der Religion , der Glaube allein kann diese Leere - das Gebrechen unseres Geschlechtes - ausfüllen und jene hei

teren, arbeitsamen , wackeren und zufriedenen Menschen schaffen , die unserer Zeit fehlen. Wenn die Armee neben ihrer physischen Stärke einen sittlichen Charakter fich erhält , dann darf der Blick mit Ruhe auf die Zukunft gerichtet sein. Darum überall tüchtige Militärprediger! Ein anderes Mittel zur Kräftigung unseres Standes ist die Abschaffung des Verfassungseides in den Staaten, worin er noch besteht. Er hat manchen Kopf verwirrt, unter dem sonst ein treues Herz schlug , und gehört, weil unnüß und mit der Natur des Militärstandes unverträglich , eine Vergangenheit an, mit der man streng abschließen und sie mit einem dichten Schleier der Ver gessenheit bedecken sollte. Zusammenhängend mit dem Verfassungseide steht das constitutionelle Recht für jeden neingeweihten, über militärische Angelegenheiten zu votiren und die Lebensregeln der Heere zu bestimmen. Was dem Militärstand frommt , kann nur der Mann vom Fache wissen, und wenn ein Laie außer Unkenntniß auch noch bösen Willen in die Berathung mitbringt, wie dieß ſeit 1848 so häufig der Fall war , so verdient ein solches Mißverhältniß eine sofortige Beseitigung , bevor es auch einmal einer deutschen Kammer einfallen sollte, den Ope= rationsplan für Niederkämpfung einer demokratischen Schilderhebung entwerfen zu wollen. Wer den Beruf dazu hat , das Heerleben gegen der= gleichen schädliche Einflüsse von Außen her zu schüßen, der stemme sich aus allen Kräften gegen Einmischungen, die häufig herabwürdigend für die Ehre des Standes ein wirken, selten wohlmeinend sind und immer mit Wider= willen und gerechtem Zweifel aufgenommen werden . Wir leben in einer bedenklichen politischen Zeit; unsere Soldaten , die zum großen Theil einer Schichte der Ge= sellschaft entnommen sind , in welcher die Politik nach ein seitigen, aus persönlichen Neigungen fließenden Säßen gelehrt wird , müssen daher durch gründliche, auf den Con sequenzen der Geschichte ruhende Belehrungen aufgeklärt und dadurch in den Stand gesezt werden , sich der Er füllung ihrer Berufspflichten mit Freude hinzugeben. Die meisten Soldaten zeigen Empfänglichkeit für Belehrungen, wenn sie zur rechten Zeit und auf eine überzeugende Weise vorgetragen werden. Vor einem Vierteljahrhundert kannte man nur den unbedingten Gehorsam; er behielt seine un= verlegte Form, weil ein Volksleben nicht gegen die Zwecke des Standes intriguirt wurde ; früher forderte man Ge= horsam, heute muß man ihn lehren und dann fordern, denn heute ist ein anderes Geschlecht , mit anderen Vor stellungen und Gewohnheiten erfüllt und anders erzogen. Hieraus erwächst für den Offizier die Verpflichtung, den Soldaten mit theilweise anderen Mitteln zu erziehen wie früher. Die politischen Belehrungen tragen wesentlich zur Erreichung des Hauptzweckes bei , sie haben sich überall bewährt, wenn man sich über Herkommen und Vorur theile hinwegseßte und zur Anwendung dieses Stärkungs mittels schritt.

Die übrigen Einflüsse auf den inneren Zusammenhalt der Heere find meistens dienstlicher Natur, dabei jedoch abhängig von den Persönlichkeiten der Offiziere , die be= wußt oder unbewußt dem Dienste mehr schaden oder nüßen, als es bei einer oberflächlichen Betrachtung den Anschein

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hat. Nicht jeder Offizier hat eine rein militärische Natur, d. h. Eigenschaften, durch welche er fähig wird, das eigenthümliche Wesen unseres Standes zu stählen, Liebe und Achtung vor den Personen , die im Namen des Gefeßes handeln , zu erwecken, also auch Achtung vor dem Geseze selbst zu gründen ; aber jeder Offizier muß die Verpflichtung anerkennen , seinen Handlungen Aufmerk= ſamkeit zu schenken , die Wirkungen derselben auf Kopf und Herz seiner Untergebenen kennen zu lernen. Die Sorge für das materielle Wohl des Soldaten, consequente , aber unnachsichtige und gerechte Strenge im Dienste, Leutseligkeit und Freundlichkeit außer Dienst, Erleichterung der Mühen des Standes , wo es sich mit dem Zwecke des Dienstes verträgt , Verhütung aller Spie lereien , die mit dem Ernste des Berufes im Widerspruche stehen , das Aufgeben schädlicher Vorurtheile und Miß bräuche, Gewissenhaftigkeit in Ausübung aller, auch der scheinbar unbedeutenden dienstlichen Verrichtungen und musterhaftes Vorangehen der Vorgeseßten in allen Theilen der Berufszweige, das sind die weiteren Mittel , durch welche die Soldaten zu ihren Vorgesezten hingezogen wer= den und das Band um eine Armee geschlungen wird , das allen Stürmen der Zeit widerstehen kann. 35.

den Leserkreis der schweizerischen Militärzeitschrift nur zu weiterem Danke verpflichten. Diesem Auffage folgen „Ansichten über die taktische Formation der Infanterie," zufolge der Andeutung von einem höheren deut schen Stabsoffizier verfaßt , der sich seit längerer Zeit in der Schweiz aufhält. In dieser Abhandlung herrscht manche Willkür in den Annahmen und Vorschlägen , denen in Wirklichkeit kaum eine Erfüllung zu versprechen sein dürfte ; was jedoch anderes Grundsäßliche anlangt , so glauben wir den Infantericoffizieren deſſen Kenntnißnahme nur angelegentlich empfehlen zu können, da alte und neue Wahrheiten von großem Gewicht - namentlich über Art und Weise der Verwendung der Compagnieen , einzeln und im Bataillon - darin niedergelegt find , sowie auch sehr treffende Bemerkungen über die Stellung auf zwei und drei Glieder , Com pagniecolonnen , Offiziersbursche , Bandagenträger u. s. w. , welche die Nothwendigkeit geeigneter Reformen in der Schweiz und ander wärts abermals dringlich an's Herz legen . Der Verfaſſer wünſcht eine Compagnießtärke von 1 Hauptmann , 1 Oberlieutenant , 3 Lieu tenanten, 1 Arzt, 1 Fähndrich , 1 Feldwebel, 10 Unteroffizieren, 10 Corporalen , 5 Spielleuten , 200 Gemeinen , 4 Bandagenträgern, und 7 Offiziersburschen , oder insgesammt 244 Köpfen ; 6 ſolcher Compagnieen sollen ein Bataillon bilden. Mit der Redaction der schweizerischen Zeitschrift , die sich mit der Stärke und Eintheilung eines derartigen Bataillons nicht einverstanden erklärt , möchten noch viele Leser übereinstimmen ; den Bekämpfern der hier aufge stellten Ansichten dürften sich eine nicht unbeträchtliche Menge ge= wichtiger Gegengründe auf ungesuchte Weise darbieten. Auch die Art und Weise der Carreeformationen , das Verschließen der Lücken mit solchen Massen von Unteroffizieren , die gestörte taktiſche Ord nung und die complicirten Bewegungen , um auf den angewiesenen Fleck zu gelangen , möchten die Streitluft manches Andersdenkenden erwecken , während andererseits wieder Formationen angedeutet find, welche Demjenigen nicht unerwünscht kommen werden , dem die Carreebildungen überhaupt einen Gegenstand reiflichen Nachdenkens und abwägender Vergleichung bilden. Man wird , wie erwähnt, diesen Auffaß nicht ganz ohne Befriedigung aus der Hand legen. An diesen Artikel reihen sich „Andeutungen zur ferneren Aus በ bildung des schweizerischen Heerwesens , die vorzugsweise locales Interesse haben und sich namentlich auf Commandirung eidgenöffi scher Offiziere zu auswärtigen Kriegsübungen beziehen, zu fleißigem Besuche der wissenschaftlichen Vorträge auffordern und auf die Ab ftellung einiger bedeutenden Mißſtände hindeuten ; zuleßt werden noch eine Reihe militärischer Aufgaben zur Bearbeitung empfohlen. Alles dieses würde , wenn ihm Folge gegeben werden sollte , zwar von einiger Wirkung begleitet ſein , das Hauptübel aber , an dem das schweizerische Militärwesen fiecht , nicht beseitigen , die Nach theile nämlich einer durch Kürze naiven , hinter den bescheidensten Erwartungen zurückbleibenden Einübungs- und Wiederholungsfrist. Hieran schließt sich eine „ Darstellung der Schlacht von Santa Lucia bei Verona am 6. Mai 1848 ," mit einem Plan und einer Uebersichtskarte ; gutes Material und gediegene Quellen ſind dieſer Arbeit zu Grunde gelegt und mit pragmatischem Blick , in klarer Auffassung , die beiderseitigen Verhältnisse , die Aufgaben des An griffs und der Vertheidigung gewürdigt. Einige "/ Gedanken über Anschaffung der Cavaleriepferde durch die Eidgenossenschaft ," gleichfalls von speciell schweizerischem Inter effe, folgen hierauf, Vorschläge ( — die Eidgenossenschaft soll die Pferde ankaufen und den Milizreitern ständig vermiethen ), deren Befolgung vielleicht eine etwas weniger als sehr mittelmäßige Ca valerie heranzubilden vermöchte , obschon noch lange keine mittel mäßige , die den Forderungen der heutigen Reitertaktik nur einiger maßen zu entsprechen im Stande wäre. Milizcavalerie ist und bleibt Milizcavalerie, halb Fördernis , halb Hinderniß , die als Bedingung irgend welchen Erfolgs gegnerische Milizcavalerie er. beischt , ein Fall , zu dem sich zu gratuliren die Schweiz kaum Ge legenheit finden dürfte , fie müßte denn gerade sich im Bürgerkrieg befinden. Mit einer literarischen Anzeige, des Cäsarismus von Romieu, schließt das vorliegende Heft.

Literatu r. Schweizerische Militär - Zeitschrift. Neue Folge. Zweiter Band. Jahrgang 1851. Erstes Heft. Zü rich bei Friedrich Schultheß, Bern bei L. R. Walt= hard. Mit Abbildungen. (S. 1–104.) Das erste Heft des zweiten Jahrganges der neuen Folge dieser Zeitschrift steht an Reichhaltigkeit des Inhalts den Heften des vorigen Jahrganges nicht nach. Es enthält zunächst einen Auf faß über die Anwendung von Holzbauten bei provisorischen und Feldbefestigungen." Der Verfasser , der sich Wilhelm Rüstow un terzeichnet , geht von der Ansicht aus , daß die Holzbauten für die flüchtigen und provisorischen Befestigungen der Schweiz einen Ge genstand besonderer Wichtigkeit bildeten , einestheils wegen der Seltenheit des losen Erdbodens an solchen Stellen , an welchen die Verschanzungen oft besonders wünschenswerth_seien , andern theils wegen der förmlichen Nothwendigkeit der Holzverwendung bei Hohlbauten. Der ganze Auffaß, namentlich auch die detail lirten Mittheilungen über die Conftruction der Blockhäuser , sowie die Bemerkungen über Blockhausverbindung und ihre Anwendbar= keit bieten vieles Beachtenswerthe; das Detail ist auf eine ange= messene und leicht verständliche Weise neben einander gestellt , das Wichtigere dabei entsprechend hervorgehoben und die Zahlenangaben übersichtlich gegeben. Der Verfasser bemerkt schließlich , es sei ihm nicht um systematische Vollständigkeit zu thun gewesen , da eine vollständige Aufstellung der Normalformen und des reglementa rischen Schematismus doch nur von Werth feien , wenn sie unmit telbar in's Leben träten , das heißt von Behörden ausgingen , welche überhaupt reglementarische Anordnungen treffen könnten ; seine Ab ficht sei nur die gewesen , zum Nachdenken über die behandelten Gegenstände anzuregen . Sei ihm dieß mit seiner Besprechungs weise gelungen, so wolle er auch die übrigen , bei flüchtigen Be festigungen vorkommenden Holzbauten kurzen Betrachtungen unter. werfen. Mit Erfüllung dieses Versprechens wird sich der Verfaſſer

1 Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

N 132.

4. November 1851.

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Württemberg.

Mann ; Friedensſtand: 53,378 Mann. Kriegsſtand der Cavalerie an Mannſchaft 9984; an Pferden 8180 ; Frie Stuttgart, 18. Oct. Mit dem heutigen Tage tritt dieneue Organiſation der Kriegsſchule zu Ludwig 8- bensſtand der Mannſchaft 9816 ; an Pferden 5320. Stärke Artillerie im Kriege im5390 Mann ; im Frieden 5308 Kriege Mann; 1039 Mann im Frie= burg in’s Leben. Sämmtliche Zöglinge zweiter Klaſſe der . Genieregiment aller Waffen erhalten nämlich einen zweijährigen wiſſen den 1007 Mann. Arbeitercompagnie 152 Mann. Inge-=

17 ,

ſchaftlichen Unterricht, nachdem nieurcorps Mann. Generalitab 21 Mann incluſive 1; Jahre genoſſen. Nach Vollendung dieſer 3. jährigen ſämmtliderChargen. Stärke der ganzen Armee imKriege jährigen Bildungszeit wird von den Zöglingen das Difi= 71,130 Mann ; im Frieden 69,752Mann (d.h. abgeſehen

vorher in denRegi: 70 Mann. menterntheoretiſch und praktiſch "ſiemilitäriſchen Unterricht nieurcorps 70 r

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zierszöglingseramen erſter Klaſſe gemacht, und dieſelben erhalten als Auszeichnung die Offiziersſchärpe ohne Quaſten. Die Auszeichnung der Offizierszöglinge zweiter Klaſſe be-

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von den Beurlaubungen).

(D.P.A.3.)

Vereinigte Staaten von Nordamerika. (5 ) Anſtrengungen Der Congreß gemacht, hat in den Tagen ſeiner berittenen Waffen in einem gelben IInterfutter der Panzer. Seffion begangene Unterlaf die leßten Kein Offizierszögling zum Gramen der Zöglinge ſungsſünde, in die vom Kriegsſecretärbeantragte Ver erſter Klafie zugelaffen wird , bevordas Offiziercorpsfeines ſteht bei den Fußwaffen in gelben Achſelklappen , bei den

Regiments"ihn nichtals würdig erkannthat, ſpäter mit mehrung der Cavalerie um zwei Regimenter Dragoner als" Offizier zu dienen.

(St.A.)

Preußen .

nicht zu willigen , wieder gut zu machen. Er faßte näm lich den Beſchluß, eines der zahlreichen Infanterieregt menter, wie es heißt (8 dergleichen beſtehen ) , beritten zu machen . Die für die Armee wichtigſten Bills , betreffend

011

Königsberg, 24. Oct. Der hieſige Feſtungsbau

die Vermehrung des Heeres und die Penſionirung in der

bat im Laufe dieſes Jahres bedeutende Fortſchritte gemacht Marine, find indeſſen nicht durchgegangen. Die Regierung und find noch über 1000 Arbeiter dabei beſchäftigt. Das müßte die Kraft der Armee und der Flotte durch gerechte neue Sadheimer und Roßgärtner Thor ſind bereits dem und zwedentſprechende Maßregeln zu vermehren trachten. Berfehre übergeben. Fünf Batardeaur find errichtet. Zwi- Alte Offiziere wären , wenn erforderlich, mit ganzem Ge iden den vier Baſtionen liegen Cavaliere und andere Werke. halte zu verabſdzieden; unmöglich aber können dieſelben

ber

Das Hauptwert liegt in der Mitte . Die Pregelbaſtion länger Commandos behalten , denn jüngere Kräfte müſſen an die Spiße der Regimenter und Corps geſtellt werden. Wie die Brüde des Königethores durch einen Es gibt viel zu viel älte Offiziere, die das Capitol der Brückenkopf, ſo iſt die bes Sacheimer Shores durch ein mit einer Caponiere wird noch im Laufe dieſes Jahres

fertig.

Armee und Marine bewachen . Die Zeichen der Zeit ſind

maſſives Blodhaus geſchüßt. Ingemein ſtarke Fortifica- keineswegs günſtig für eine ewigeFreundichaft mit dem tionswerke werden am Roßgärtner Thor aufgeführt. Eine mächtigſten Nachbar, der mit unſeren Verhältniſſen und Caponiere, die auf den Pfahlroſt des Oberteiches zu liegen Verteidigungsmitteln beſſer vertraut iſt, als unſere Re i

kommt, dient zum Sauß des lepteren. Die zwiſchen den gierung und unſere Bevölkerung. The civil , military Hauptwerfen liegenden Courtinen , ſowie die übrigen Erd- and naval Gazetie “ fällt in harten Worten über die alten wäde werden mit großer Accurateſſe gechnet und die Dor- und jungen Dffiziere der Marine her, die ſich vom activen firungen derſelben mit Sprößlingen bepflanzt. (D.P.A.3.) 8 4 ) + r t. München , 10. Oct. Durch die mittelft Reſcripto vom 18. September anbefohlene formation der Ar-

Dienſte fern zu halten ſuchen . Die alten Marineoffi ziere," ſo heißt es, „ leben in dem Gedanken , daß fie in den Jahren 1812–1815 die Flotte ſounſterblich gemacht, daß fie in Zukunft nur von dieſem Ruhme zu zehren haben und nur zur See zu gehen brauchen , wenn es ihren Wün

mee ſtellt fich folgendes Geſammtergebniß feſt : Kriegs- ſchen entſpricht. Manche Begünſtigte ſind 12 bis 24 Jahre ſtand der Infanterie incl. der 6 Jägerbataillone: 34,474 nicht an Bord geweſen , während Andere ſtets dem Wind

1075 und Wetter unter dem Sternenbanner ausgesezt gewesen find. So haben sie den erworbenen Ruhm ausgebeutet und die erhabene Stellung der Flotte dadurch eben nicht Ein neuer esprit de corps muß über die vergrößert. Marine kommen. Junge Capitäne ernenne man zu Com = modoren ―― jeder Favoritismus verschwinde. Keine Sine curen dürfen in der Armee und Flotte bestehen , wir kön nen keine schwachen , gebrechliche und indolente Offiziere gebrauchen. Die ganze Armee von dem Oberbefehlshaber herab muß vor Eifer und Patriotismus brennen, stets bereit , selbst das Unmögliche möglich zu machen.“

Großbritannien. (6) Die Bestimmungen über die Prüfungen der Offiziere vom 14. Mai 1850 (vgl. A. M. 3. 1850, Nr. 110) sind aufgehoben und durch nachstehenden Erlaß des Oberbefehlshabers ersetzt worden. „Bevor Offiziere für die Beförderung zum Range eines Lieutenants empfohlen werden können , muß sie der Com= mandirende zuerst einer Prüfung durch eine Commission unterworfen haben , die aus ihm selbst , einem Stabsoffi= zier und dem ältesten Capitän , oder wenn kein zweiter Stabsoffizier bei dem Regiment präsent sein sollte , den zwei ältesten der präsenten Capitäne zu bestehen hat. Diese Commission berichtet an den Staatssecretär , welcher sodann den Oberbefchlshaber davon in Kenntniß seßt, daß die hiernach zu empfehlenden Offiziere als in den nach= folgenden Puncten unterrichtet zu betrachten sind. Sie müssen nämlich : 1 ) mit den Verordnungen des Regiments vollkommen bekannt sein , in welchem sie dienen; 2) eine genaue Kenntniß aller Obliegenheiten haben, welche sie als Regiments - Ordonnanzoffiziere , als Wachecommandanten und als Subalterne im Wach dienste unter höheren Offizieren zu erfüllen haben; 3) eine Compagnie die Handgriffe und die Zugsschule ausführen lassen können , und befähigt sein , sowohl eine Abtheilung als eine Compagnie in dem Erer= citium und den Evolutionen einzuüben , welche in den zwei ersten Theilen des Infanterieexercirregle ments vorgeschrieben sind ; 4) für jede Evolution des Bataillons genau die Plätze aller Compagnieoffiziere kennen ; 5) mit den allgemeinen Verordnungen , Armeebefehlen, der Aufruhr- Acte und den Kriegsartikeln , und 6) mit den königl . Regulativen und Vollmachten in Bezug auf die Beschaffung der Bedürfniffe der Trup pen , mit dem Preis eines jeden Artikels und den barauf bezüglichen Bestimmungen bekannt sein ; 7) das Gewicht des Tornisters , des Gewehres mit und ohne Bajonnet und der Tasche mit und ohne Mu= nition , das Munitionsquantum , das diese zu faffen vermag, und das Gewicht der Ausrüstung kennen. 8) Außer dem in dem Vorhergehenden auf die Gava= lerie Anwendbaren sollen die Cornets mit dem Stall und Kasernendienst wohlvertraut sein, den Unter richtscursus in der Reitschule durchgemacht haben und im Stande sein , eine Abtheilung zu Fuß und zu Pferde zu exerciren.

1076 Lieutenante , welche nach dem Monat Juli 1849 in den Dienst getreten sind , müssen , um zum Range des Capitäne empfohlen werden zu können , noch außerdem folgende Kenntnisse nachweiſen : 9) In der Gegraphie : die Welttheile , die Namen der Hauptstädte in Europa, die Hauptflüſſe , Scehäfen und Militärposten in Großbritannien , Irland und den englischen Besizungen in den anderen Welt= theilen.

10) Die Grundzüge der griechischen , römischen und eng lischen Geschichte. 11) Die ersten sechs Bücher des Euclid. 12) Praktische Geometrie. 13) Algebra : die 4 Rechnungsarten , die Ausziehung der Quadratwurzel und die Auflösung der einfachen Gleichungen. 14) Ebene Trigonometrie : die Auflösungen , welche sich auf die drei Hauptfälle beziehen , mit Anwendungen auf die Bestimmung von Höhen und Entfernungen (Beispiele mit Hülfe der Logarithmen) . 15) Inhaltsbestimmung der ebenen Figuren (gradlinige und Kreis) , sowie der Körper und ihrer Ober= flächen . 16) Fortification : Zeichnung einer Front nach Vauban's erstem System, mit dem Profile von Wall und Brustwehr; außerdem die Namen und Zwecke der verschiedenen Feldwerke , vom Redan bis zum bastio= nirten Fort einſchließlich. 17) Genaue Bekanntschaft mit den Bestimmungen der Aufruhr-Acte und der Kriegsartikel, und 18) mit den Formen und Vornahmen von Kriegsge= richten . Dieselben müssen ferner : 19) einige der vorzüglicheren Werke über Kriegsgerichte studirt haben ; 20) die Evolutionen eines Infanteriebataillons oder Ca valerieregiments , nach den für dieſe Dienſte beſtehen= den Reglements vollkommen verstehen; 21 ) mit dem Exercitium der leichten Infanterie vertraut seinz 22) die innere Oekonomie einer Schwadron oder Com = pagnie verstehen und die Vorschriften in Bezug auf Menage und Verpflegung des Soldaten und das bestehende System der Verrechnung kennen ; 23) mit den königl. Vollmachten vertraut sein , welche den Sold , die Provisionen , Pensionen , Belohnungen, Dienstzeit, Kleidung und Ausrüstung des Soldaten regulirenz 24) mit den allgemeinen Verordnungen und Armeebcfch= len bekannt sein , ganz besonders mit solchen , welche sich auf die Führung und Behandlung der Truppen in Transport- und Sträflingschiffen beziehen. 25) Endlich muß man versichert sein , daß man ihnen eine Compagnie oder ein Detachement unter allen Verhältnissen anvertrauen kann . Lieutenante, welche vor Juli 1849 in die Armee ein= getreten sind , sind nicht gehalten, in den sub 9 bis 16 aufgeführten Puncten sich prüfen zu laſſen.“

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Literatur. Memoiren des königlich preußischen Generals der Infanterie Ludwig Freiherrn v. Wol = zogen. Aus dessen Nachlaß unter Beifügung offi cieller militärischer Denkschriften mitgetheilt von Alfred Freiherrn v. Wolzogen. gr. 8. Leipzig 1851. Verlag von Otto Wigand. (VI , 311 u. CXXXVI S.)

1078 Königs von Württemberg ernannt , versah er bei den württembergischen Truppen , die übrigens nicht mehr am Kampfe selbst Thell nahmen , die Stelle eines General stabschefs und Generalquartiermeisters und wurde 1806 mit einer, besonders die Vermählung einer württembergi=

fchen Prinzessin mit dem Prinzen Hieronymus betreffenden, Gegen diplomatischen Sendung an Napoleon betraut. Preußen wollte v. Wolzogen nicht dienen , wurde indefen vom König zum Oberstlieutenant und Commandeur der Garde zu Fuß ernannt und erhielt danach auch die Aufz sicht über das Cadetteninstitut. Als Ausländer verfolgten Der Name Memoiren hat keinen reinen Klang, und ihn bald wegen seines schnellen Aufsteigens und seiner das haben meist die Franzosen auf dem Gewissen. Sie Verbindungen in Preußen widrige Umtriebe; er nahm haben uns mit einer Fluth von Denkwürdigkeiten über 1807 den Abschied , suchte erst in Preußen , dann in Ruß schwemmt, worin fast überall die Eitelkeit und die Selbst land Dienste und wurde auch dort, nach manchen Be gefälligkeit die Feder führen. Einerlei , ob die eigene Per mühungen , Major im Generalquartiermeisterstabe. fon im Mittelpuncte steht, oder ob um einen vergötterten Der General v. Phull, welcher ihn von früher kannte Helden , einen Napoleon, sich die Erzählung bewegt; in und damals beim Kaiſer Alerander , als dessen Lehrer der der Art, wie dieser für die Dinge und sie für ihn zurecht Kriegskunst sehr viel galt, nahm sich seiner auf jede Weise gemacht werden, wie er spricht und handelt, tritt selten an; durch diesen und durch verschiedene Denkschriften , die der Held in Fleisch und Blut vor uns hin , sondern die er einreichte, wurde er dem Kaiser vortheilhaft bekannt Theaterfigur, hinter der wir überall die Hand bemerken, und 1810 zu dessen Flügeladjutant ernannt. Als sich die welche die Drähte in Bewegung seßt. Der Sinn , der Spannung mit Napoleon mehr und mehr entwickelte, nicht im Stande ist , sich hingebend in die ganze große wurde v. Wolzogen vom Kaiser persönlich zur Besprechung Wirklichkeit zu versenken , sucht aus lauter Kleinlichkeiten der Kriegsplane herbeigezogen und 1811 mit der ausführ auf Vorzimmern und auf allen sonstigen Gebieten menschlichen Recognoscirung des westlichen Kriegstheaters beauf licher Erbärmlichkeit den Gang der Geschichte zusammen, tragt. Im Gefolge des Kaisers, dann , als dieser das und widrig wird all' dieß Treiben bis in die geheimsten Heer verlassen hatte, im Generalstabe des Generals Barclay Winkel verfolgt, wo es an den kleinsten Schwächen und de Tolly nahm er am ersten Theil des Feldzuges von Stärken der Persönlichkeit, um die es gilt, sich anknüpfen 1812 Theil und übte vielfach einen glücklichen und bedeu tenden Einfluß auf die Bewegungen des ruffischen Heeres. muß. Das Ganze macht ein gewandtes Hineinweben von Effecten anziehend , eine die schwersten Dinge überspielende Bald nach dem Verlust von Moskau nöthigte ihn Barclay's Leichtigkeit gibt ihm den Schein der Natürlichkeit, und Entfernung , auch seine Stelle aufzugeben. Er ging nach die Phrasen von Ruhm, Freiheit, Tugend oder wie die Petersburg und konnte wegen seiner zerrütteten Gesund= immer das Jch widerspiegelnde Gottheit heißt , tragen den heit am weiteren Verlauf des Feldzuges keinen Theil neh gebräuchlichen Aufschwung hinein. Ohne Zweifel haben men. Doch schon 1813 vor der Schlacht von Lüßen schen wir daneben , und auch von Franzosen , echte Lebenserinwir ihn wieder im Gefolge des Kaisers und mehrfach ――― nerungen , aber der herrschende Strom derselben ist wirkte er wieder (so besonders am 16. October bei Leip noch sehr trübe ; und es ist darum desto erwünschter, je zig) glücklich auf die Ereignisse ein. Nach dem Sieg der mehr sich berechtigte Stimmen vernehmen lassen , uns die Verbündeten wurde v. Wolzogen , inzwischen bei Leipzig Vergangenheit mit dem lebendigen Inhalt des unmittelbar zum Generalmajor ernannt , dem Herzog Karl August von Erlebten zu erfüllen , den Eindruck der Wirklichkeit wie Weimar, der das aus dem königlich sächsischen und ver= einst zu ihnen , so zu uns reden zu lassen und persönliche schiedenen thüringischen Contingenten zu bildende dritte Bundesarmeecorps nach den Niederlanden führen sollte, Bewegungen für den Zusammenhang der Dinge offen zu legen , welche aus nothwendigen Rücksichten der Lebenden als Chef des Generalstabs beigegeben. Als solcher nahm uns bisher verborgen waren. er thätigen Theil an der Organisation dieses Corps und Eine solche Stimme spricht zu uus aus diesen Me moiren. Der Verf. hat in einer 44jährigen Laufbahn oft in der unmittelbaren Umgebung der Personen , welche hauptsächlich die Ereignisse bestimmten , die große Zeit durchmessen , aus deren Nachwirkungen wir noch immer vergebens bemüht sind , uns zu einer klaren Lage durch zuringen. v. Wolzogen war 1773 in Meiningen geboren, erhielt vom 8. Jahre an seine Erziehung in der Karls= schule zu Stuttgart mit manchem später berühmt gewor= denen Altersgenossen und wurde erst in württembergischen, dann, 1794, in preußischen Diensten Offizier. 1802 zum Erzieher des Prinzen Eugen von Württemberg berufen, verwaltete er dieß Amt bis 1805. Inzwischen zum Haupt mann und Flügeladjutant des neuen Kurfürsten , späteren

trug wesentlich zum befriedigenden Erfolg des , seiner Na tur nach zwar nicht glänzenden , aber doch für die Bewe= gungen der großen Armeen wichtigen Feldzugs bei , wel chen dasselbe 1814 in Holland und Belgien machte. Im Gefolge des Herzogs nahm er dann am Wiener Congreß Theil und trat 1815 wieder als Generalmajor in preu ßische Dienste , was er immer, bei den gehässigen Umtrie ben , welche viele vornehme Ruffen gegen ihn als Aus länder machten, sehnlichst gewünscht hatte. Nach dem Frieden war er lange in verschiedener Nich tung thätig : als Lehrer des Kronprinzen in den Kriegs wissenschaften ; in einer Commission zur Umgestaltung des Berliner Cadettenhauses ; als militärisches Mitglied einer Commission zur Neugestaltung des gesammten preußischen

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Schulwesens ; endlich als preußischer Bevollmächtigter für die Militärangelegenheiten des Bundes , als welcher er dem Aachener ( 1818) und Carlsbader Congreß ( 1820) , sowie den Wiener Conferenzen (1820) beiwohnte. Vom 15. März 1819 an, wo die Bundesmilitärcommission definitiv errichtet wurde, blieb er deren Mitglied ; 1820 wurde er Generallieutenant; 1830 und 1831 nahmen die Bewegungen in Belgien und Polen zum legtenmal seene Thätigkeit in bedeutenderer Weise in Anspruch. Am 12. März 1836 wurde er als General der Infanterie unter allseitiger Anerkennung seiner Dienste in Ruhestand verseßt. General v. Wolzogen starb in Berlin am 4. Juli 1845. Die Muße seines Lebensabends seit seinem Rück tritt von den öffentlichen Geschäften füllte er, wie der Herausgeber im Vorworte mittheilt, mit der Aufzeichnung dieser Denkwürdigkeiten aus. Er hatte dabei weniger die Absicht, ein Buch zu schreiben , und behandelte demnach die verschiedenen Abschnitte , wie es ihm die Neigung da= für und wohl auch die Menge des Stoffes und die Leben digkeit der Erinnerung eingab. Wenn der Herausgeber mit glücklichem Takt das Unwesentliche ausgesondert und nur wirklich zur Färbung der Zeit Gehöriges beibehalten hat; - so verdanken wir dafür gerade jenem freien Sich gehenlassen des Verfassers ohne Zweifel den einfachen, natürlichen Fluß der Erzählung , der im Ganzen den Ein druck ungeschminkter und ungesuchter Wahrheit macht. Freilich möchten wir sie manchmal etwas lebendiger und tiefer bewegt wünschen. Wir wissen nicht, ob der Verf. viele Aufzeichnungen aus der Zeit der Ereignisse selbst benußen konnte ; doch mag zum Theil die späte Ausarbei tung der Frische und Unmittelbarkeit des Ganzen Eintrag gethan haben. Anderntheils scheint es aber auch nicht in der Art des Verfassers gewesen zu sein , sich um Dinge oder Personen zu viel und leidenschaftlich zu bewegen. Wenn wir einige Härten *) uns hinweg oder vielmehr die unvortheilhafteren Charakterzüge uns in der natürlichen Milderung denken , die sie bei einer lebendig in Fleisch und Blut vor uns stehenden Persönlichkeit erhalten; so scheint es Clausewiß mit der Schilderung der Persönlich keit des Verfassers, wie er sie an verschiedenen Stellen feiner Geschichte des Feldzugs 1812 ( VII . Bd . besonders S. 40 ff.) gibt, so ziemlich getroffen zu haben. Als einen Offizier, der mit einer gründlichen und vielseitigen Bildung und dabei mit ungewöhnlicher Richtigkeit des Blickes und Klarheit des Verstandes begabt war, stellt sich der Verf. schon in den Beilagen dar; Arbeiten , meist für die größeren Zwecke ihrer Zeit verfaßt wie z. B. über die Kriegführung gegen Napoleon vom 22. August 1810 ;

über die Vertheidigung des Herzogthums Warschau gegen einen Angriff der Ruffen vom 10. Nov. 1810 u. f. w. welche noch heute mit Nußen gelesen werden mögen . Sie sind voll gesunder allgemeiner Gedanken und erinnern in ihrer klaren Kürze manchmal sogar an Clausewiß; nur daß sie im Einzelnen öfter unsicher werden und nicht die einfache Kraft besigen , womit Clausewiß bis auf die_leg= ten Tiefen durchdringt. Uebrigens hat General v. Wol zogen Recht , seine persönliche Thätigkeit , die, wie wir sehen werden , in einzelnen Augenblicken von wirklich be= deutendem Einfluß war , gegen die Vergessenheit oder den zu geringen Anschlag , welche ihr von manchen Seiten zu Theil wurden , überall an den rechten Plaß zu stellen. Ob sie ihm die Erinerung hie und da menschlicher Weise etwas günstiger dargestellt hat, wollen wir Anderen zu untersuchen überlassen ; uns hat sich kein Zug von Eitel keit aufgedrängt. Jedenfalls ist das Auftreten des Ver fassers , auch wo es besonders wichtig erscheint , in den Umständen , unter welchen , und in der Art, wie es der Erzählung nach geschah , so in Uebereinstimmung mit dem Gesammteindruck, den wir von seiner Persönlichkeit haben, daß darin das Hauptzeugniß für die Wahrheit gegeben ist. Was das Hereintreten anderer Persönlichkeiten und nur wenige Bedeutendere aus der großen Zeit erschei= -nen nicht darin in diese Denkwürdigkeiten angeht , so ist deren Schilderung nicht blos in Uebereinstimmung mit Dem , was sonst darüber festgestellt ist , sondern es bürgt die ganze Erzählung nach der Natur des Verfassers für ihre Wahrhaftigkeit. Der Verf. hatte Scharfblick genug, um sich ein richtiges Urtheil zu bilden , und zu einer Par teilichkeit aus Haß oder Liebe war er, so scheint es , durch aus nicht angelegt. Auch läßt er sich selten auf besondere Charakterzeichnungen ein ; vielmehr schildern sich die Per= sonen meist durch ihr Auftreten in den Ereignissen selbst, und man muß gestehen , daß der Verf. öfter mit glücklicher Wahl aus scheinbar kleinen Thatsachen wesentliche Züge hervortreten zu lassen versteht. Die Ereignisse nach ihrem großen und tiefen Zusammenhang können nach der Absicht des Verfs. , sich blos auf Selbsterlebtes zu beschränken, natürlich in diesen Denkwürdigkeiten nicht erscheinen; auch scheint dem Verf. bei aller Ehrenhaftigkeit und Tüchtigkeit kein besonderer Sinn für die großen bewegenden Gewalten in der Brust des Einzelnen oder draußen im Leben inne gewohnt zu haben. Dafür finden wir einen Reichthum von Besonderem , Einzelnem , Dertlichem, zwar nicht mit dramatischer Lebendigkeit , aber mit überzeugender , natür= lich ansprechender Treue und mit einem durchaus klaren, treffenden Urtheil in diesen Denkwürdigkeiten dargestellt, welches uns zur vollen Ausmalung des Bildes jener Zeit von hoher Wichtigkeit scheint. Wir wünschten Das Alles an recht ausführlichen Auszügen nachweisen zu können, wenn wir uns nicht damit zu weit einlassen und dem Verf. in seine Rechte eingreifen müßten. Wir wollen daher nur noch einige der bedeutendsten Stellen berühren , damit theils Geschichtschreibung und Kritik ſich des reichen Stoffes bemächtigen, dann aber auch, damit recht Viele das Buch für sich selber zur Hand nehmen mögen. (Schluß folgt.)

*) Bekanntlich hat Clausewiß überhaupt , und besonders in die fem Theil seiner Werke, die Persönlichkeiten mit einer Kühn heit , Schärfe und Kraft gezeichnet , die ihm von mancher Seite den Vorwurf der ungerechten Herbe zuzog . Hätten wir nur öfter Anlaß zu solchem Vorwurf. Er konnte nur Skizzen zeichnen; eine erfülltere Ausführung hätte , wie ge fagt , die Härten von selbst gemildert. Aber wie sie find, möchten wir nicht den kleinsten Strich an dieſen Charakter zeichnungen vermissen ; sie stellen gleichsam das geistige Knochengerüßte dieser Persönlichkeiten dar.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

6. Donnerstag , November 1851 . DV) Sunging

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oder Lager, sowie auf den Wachen verordnet. Wenn Truppen beim Einrücken in eine Garnison 2c. auf dem Der Staatsanzeiger" enthält folgende Bekanntmachung, bestimmten Plage aufmarschirt und von dem hierzu Be die veränderte Formation c. des Gardereserve fugten besichtigt sind, so erfolgt , nachdem die Mannschaft infanterie ( Landwehr- ) Regiments und der das Gewehr beim Fuß genommen hat , das Commando beiden Gardeulanen (Landwehr-) Regimenter zum Gebet", worauf die Spielleute das Gebet schlagen betreffend : oder blasen. Befindet sich bei den Truppen eine Musik, "„Ich fertige dem Kriegsministerium den beiliegenden so hat diese eine besondes angeordnete neue Hymne zu Bericht des Generalcommandos des Gardecorps zu und spielen. Dasselbe hat zu geschehen beim Ausmarsch aus bestimme auf den Mir darüber gehaltenen Vortrag Fol einer Garnison 2c. , und zwar unmittelbar vor dem Ab= marsche. Auf der Wache hat das Ausrücken zum Gebet gendes : 1) das Gardereserveinfanterie (Landwehr-) Regiment Morgens und Abends zur Stunde des Gebetläutens und soll auch bei künftigen Mobilmachungen nicht auf Mittags um 12 Uhr stattzufinden. Stehen bayerische gelöst werden , sondern vollständig in das Verhältniß Truppen mit solchen anderer Herren in gemeinsamer Dien der Reserveregimenter der Provinzialarmeecorps tre ftesausübung , bet welchen das Zeichen zum Gebet" auch ten ; daher dasselbe den Namen „ Gardereserveinfan= vor dem Abmarsche der täglichen Wachtparade zu schlagen terieregiment" annimmt und hinfort die Ersaßmann oder zu blasen üblich ist, so haben sie sich gleicherweise schaften nicht mehr provinzenweise , sondern ohne nach dieser Einführung zu verhalten. Bisher wurde in Rücksicht auf die Heimath nach den sonst geltenden der bayerischen Armee nur auf den Wachen, und da nur allgemeinen Grundsägen den Compagnicen zugetheilt, des Abends beim Gebetläuten , zum Gebet ausgerückt. auch die ausgedienten Mannschaften nicht zur Land= Die neuen Bestimmungen sind, wenn ich nicht ire, im Wesentlichen dieselben wie die in der österreichischen Ar= wehr, sondern zur Reserve entläßt. (A. A. 3.) 2) Die beiden Gardenlanen = (Landwehr-) Regimenter mee angeordneten. legen ebenfalls den Namen „Landwehr" ab und stellen die Ersaßmannschaften nicht mehr nach Maß Toscana. gabe ihrer heimathlichen Provinz, sondern nach den Man schreibt der A. A. 3. aus Florenz, 18. Oct., sonst geltenden allgemeinen Grundsäßen in die Schwa= dronen ein. über den Zustand des toscanischen Heeres Folgen= Indem Ich über die hiernach nöthig werdende Aende des : " Sicht man sich gewisse Statistiken an, so könnte rung und weitere Egalisirung der Bekleidung der genann = man glauben , Toscana habe eine bewaffnete Macht, deren Ziffer 3. B. jene des an Bevölkerung ihm um wenig ten Regimenter Mir die Beschlußnahme vorbehalte , über überlegenen Königreichs Württembergs weit übertreffe. lasse Jch dem Kriegsministerium die Ausführung der obi Blicken wir aber genauer zu, so verschwinden die auf dem gen Bestimmungen , sowie die entsprechende fünftige Regu firung der Etatsverhältnisse des Gardereserveinfanterie Papier stehenden 12,000 Mann größtentheils . Es bleibt regiments. Berlin , den 2. October 1851. (gez .) Fried ein Linien- und ein Cavalerieregiment, zudem das Regi ment Veliti oder Garden, Artillerie und, wenn man sie rich Wilhelm. (gegengez.) v. Stockhausen." hier mitrechnen will , die Gendarmerie. Man hört wohl hie und da Leute sagen: mit Ausnahme der Gendarmerie, Bayern . welche Polizeitruppe ist , sei alles übrige Lurus. Die ge München, 13. Oct. Zufolge Rescript des fönigl. ringe Consideration , deren das Militär genießt, ist höchst Kriegsministeriums vom 9. d. hat Ee. Maj. der König charakteristisch. Es konnte aber nicht anders kommen, die Wiedereinführung des Schlagens oder Bla = denn Jahrhunderte hindurch hat die Regierung sich be= sens " zum Gebet " beim Abmarsch oder Einrücken in strebt, das Volk zu entmilitärisiren. Die Sbirren sollten eine Garnison, Stand-, Cantonnirungs-, Marschquartier genügen , im Inneren Ordnung zu halten , an Vertheidi= Preußen.

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gung nach Außen hin dachte Niemand. Die Ereignisse der Tezten Jahre haben gezeigt , wie grob der Irrthum war, aber die Abneigung gegen den Kriegsdienst sist so tief, daß selbst diese Erfahrung zu nichts hilft. Im gegenwär= tigen Moment spielt unser Militär freilich eine ziemlich 6-7 klägliche Rolle wozu ist es da , während 8-10,000 Desterreicher das Land besezt halten? Aber diese Be ſeßung kann nicht ewig währen , und es ist selbst im wohl verstandenen Interesse Oesterreichs , daß ein verbündeter, zum Kaiserreich in so engen Beziehungen stehender Staat eine eigene tüchtige , zuverlässige Kriegsmacht habe , die es ihm möglich mache, im Fall eines neuen Umwälzungs versuches auf eigenen Füßen zu stehen und wahrhaften Schuß zu gewähren. Denn die gegenwärtigen österreichi schen Linien sind für den Fall des Krieges viel zu lang. Man ist deßhalb genöthigt, an eine durchgreifende Reor ganiſation unseres Heerwesens zu denken, ein Zuſtand wie der unsrige und der des Kirchenstaates ist eine Anomalie, die nicht ohne den ernstlichsten Schaden lange währen kann. Es wird aber unter allen Umständen eine schwie rige Aufgabe sein. Der bisherige Kriegsminister General Graf Laugier ist abgetreten, wie man schon seit einem Jahre erwartete. Er ist ein tüchtiger Offizier von vielem persönlichen Muth , der von seiner loyalen Gesinnung unter Anderem im Februar 1849 vollgültige Proben ab gelegt hat , so wenig ihm auch (ohne seine Schuld) die Umstände hold waren. Zum Kriegsminister gehört aber ein Organisations- und Verwaltungstalent , welches Graf Laugier nicht besaß. Wo es aber unter den hiesigen Offi zieren finden ? Der einzige , welcher höhere Kenntnisse und Erfahrung besigt , ist der General Graf Serritori , wel cher vor Jahren im russischen Dienst gestanden und schon eine Zeit lang Kriegsminister gewesen ist in einer Zeit freilich , wo man glaubte , es sei mit den stehenden Heeren aus und die Bürgergarden seien berufen , sie zu ersehen . Ob aber auch er zu einer solchen Aufgabe paßte, ist die Frage. Man hat daher einen österreichischen Obersten zum Generalcommando berufen."

Kußland und Polen. St. Petersburg , 19. Oct. Se. Maj. der Kaiser hat die Vorlage des Reichsrathes genehmigt, nach welcher Männer , die sich verstümmeln , um dem Militärdienste zu entgehen, wenn sie dessen gerichtlich überwiesen worden, in die Strafcompagnieen einrangirt werden sollen, und hat es sich nach Verlauf der gefeßmäßigen Dienstzeit ge zeigt, daß sie zum Dienst im Gliede und zu militärischen Arbeiten untanglich geworden , so sollen selbige nach Si birien als Kolonisten gesendet werden. (N. Pr. Ztg.)

Literatur. Memoiren des königlich preußischen Generals der Infanterie Ludwig Freiherrn v. Wol zogen. Aus dessen Nachlaß unter Beifügung effi cieller militärischer Denkschriften mitgetheilt von Alfred Freiherrn v. Wolzogen.

gr. 8.

Leipzig

1851. Verlag von Otto Wigand. ( VI , 311 u . CXXXVI S.) 3 Thlr. (Schluß.) An den Jugendjahren auf der Karlsschule und der ersten Dienstzeit, die übrigens viel Anziehendes über Er= zichungsweise , Leben und Gesellschaftston jener Zeit ent halten; an der sehr gelungenen Schilderung des Württem = berger Hofes und der dortigen , damals eben nicht glän= zenden Heerverhältnisse ; an der unerquicklichen Geschichte, wie Bayern und Württemberg zum französischen Bündniß traten , von welcher Geſchichte der Verf. manche nicht gerade erfreuliche Einzelheiten zu erzählen weiß , - eilen wir vor= über. 1807 kam v. Wolzogen eben beim Ausgang des Feldzugs , nach Memel . Der russische Oberbefehlshaber, General Bennigsen , mit dem bei Eylau erworbenen Feld= herrnruhm zufrieden , und im Gefühl , daß er Napoleon nicht gewachsen sei , intriguirte auf alle Weise gegen die Fortseßung des Krieges und wußte es auch durch die Unterstützung des Großfürsten Constantin und der stock russischen Partei dahin zu bringen , daß schon vor der Schlacht von Friedland „ das allgemeine Gerede im ruf= rischen Heer auf die mißmuthige Frage hinauslief: warum sollen wir uns für die persönliche Freundschaft unseres Kaisers mit dem König von Preußen noch ferner schlagen ?” Nach jener Schlacht schloß Bennigsen unter der Firma des Großfürsten Constantin am 17. Juni Waffenſtillstand. Ueber die Bestätigung hatte dieser Prinz, der sich bei allen Gelegenheiten des Feldzuges als Poltron bewiesen," mit dem Kaiser Alexander eine heftige Scene , worin von nach Sibirien schicken , vom Thron stoßen u. f. w. die Rede war, so daß der mit gegenwärtige Generaladju tant Graf v. Lieven , um öffentlichen Scandal zu vermei= den , die Schildwachen vor den kaiserlichen Gemächern zu rückziehen mußte. " Endlich entschied die Furcht vor einer Erhebung des russischen Polen und die von Bennigsen wider die Wahrheit behauptete völlige Desorganisation des russischen Heeres. Alexander willigte, gewiß gegen das bessere seines edlen Herzens , das ihn seinem Bundes genossen das feierlich gegebene Wort halten hieß, am 21. Juni in den Waffenſtillstand ein . Des Verfs. Darstellung von 1812 stimmt im Ganzen. und in fast allen bedeutenden Einzelnheiten mit der von Clausewiß überein , ohne übrigens ein so ausführliches Urtheil zu entwickeln. Kein General im russischen Heere hatte einen klaren , vernünftigen Plan , wie dieser Krieg zu führen sei; die Umtriebe der Kriegs- und Friedens partei kreuzten sich auf alle Weise und lähmten alle Maß regeln ; von einem so hochherzigen Entschluß , das halbe Reich und Moskau aufzugeben , um den Feind zu vernich ten , wovon man hinterher gefaselt hat , war keine Ahnung. Der Verf. fand noch im Spätjahre 1811 (S. 78) am kaiserlichen Hofe Alles herrlich und in Freuden , keine Spur jener ernsten sorgenvollen Thätigkeit," wie sie eine so große Unternehmung nothwendig voraussest. Er fand noch im Juni 1812 in Wilna (S. 85) „neben einer un= erklärlichen , in tausenderlei Lustbarkeiten sich ergehenden Sorglosigkeit die größte Verwirrung , weil der Kaiser Jeden anhörte und eben so verschiedene Meinungen über den Krieg eristirten, als Rathgeber vorhanden waren." Der Verf. war unter den Wenigen , die dem Kaiſer verſtän=

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digen Nath gaben; Barclay erhielt den Oberbefehl , das Heer ging in's Lager von Driffa zurück. Der Verf. hatte es im Jahre vorher auf Phul's Anordnung ausgesucht ; aber wenn es ja zu brauchen war, so hatte man die dafür unerläßlichen Vorbereitungen versäumt. Der Verf. war es , welcher in dem darüber gehaltenen Kriegsrath diese Ansicht so klar entwickelte , daß man sich zum Glück noch zu rechter Zeit zum Rückzug nach Witebsk entschloß ( S. 103 ff.). Der kaiserliche Flügeladjutant Oberst Michaud, dem dich Verdienst mehrseitig mit Unrecht zugeschrieben wird , hatte hauptsächlich ſich nur gegen die fortificatorischen Fehler des Lagers ausgesprochen. Der Verf. war es auch, der den Fürsten Bagration zur Vereinigung mit Barclay (S. 111) vorzugsweise bestimmte. Zum Dank dafür wurde er mit anderen Deutschen mehr und mehr verdächtigt und, als er in Smolensk gegen das , wenigstens so wie es ges wollt wurde, ganz verkehrte Offensivproject (f. Clausewiß VII. S. 110 ff.) stimmte, bei dem kleinsten Schein ein Verräther gescholten (S. 119 ff.) , wobei Großfürst Con= stantin , General Yermolow , Oberst Toll und selbst Fürst Bagration besonders gegen ihn thätig waren. Natürlich, daß er mit Barclay's Abgang , den der Kaiser eben auch gezwungen verfügte (S. 162) , das Heer verlassen mußte. Für die Art, wie Kutusow den Befehl führte , ist übrigens eine Scene aus der Schlacht von Borodino bezeichnend. Der Verfaffer sollte dem Feldherrn nämlich im Auftrag Barclay's vom Verlust aller wichtigen Stellungen Mel dung machen und seine Befehle einholen. Er fand ihn eine halbe Stunde hinter dem Schlachtfeld auf der Mos kauer Straße bei Champagnerflaschen „ unter jungen, reichen, vornehmen Russen , die in allerlei Genüffen schwelgten und an dem furchtbaren Ernst des Tages in keiner Weise Theil nahmen (S. 145 f.) ." Als er seinen Bericht erstattet hatte, schrie ihm Kutusow entgegen : „Bei welcher hundsföttischen Marketenderin haben Sie sich besoffen, daß Sie mir einen so abgeschmackten Rapport machen ? Wie es mit der Schlacht steht, muß ich doch wohl selbst am besten wissen. Die An griffe der Franzosen find überall siegreich zurückgeschlagen worden, so daß ich mich morgen selbst an die Spiße der Armee sehen werde, um den Feind ohne Weiteres vom heiligen Boden Rußlands zu vertreiben ! " Wenn Kutu= sow die Sache dennoch glücklich zu Ende führte, so lag dieß, wie Clausewiß treffend entwickelt hat (VII. S. 134ff.), in den Umständen, durch die solche Eigenschaften , wie seine schlaue Klugheit , seine Popularität , seine Groß sprecherei besonderes Gewicht erhielten. Uebrigens lag die Hauptursache in der Standhaftigkeit, womit Kaiser Aleran der den Frieden ablehnte; eine Standhaftigkeit , die aber nicht etwa im Vertrauen zu seinem Feldherrn ihren Grund hatte , sondern einzig und allein in der starken Seele des Ministers v. Stein , welcher fort und fort zur Ausdauer mahnte, während die ganze übrige Umgebung des Kaiſers an der Rettung des Landes verzweifelte ( S. 162 f. ) . Auch dem preußischen General v. d . Knesebeck gebührt, wenn nicht an der Durchführung , doch an dem Gedanken des hochherzigen Entschlusses ein wesentlicher Antheil. Fr hauptsächlich hatte vorausgeschen, daß Napoleon an der ungeheneren Ausdehnung des russischen Reiches zu Grunde gehen werde, und sein König hatte ihn 1811 an Kaiser Alexander gesandt , um in diesem Sinne auf den Kriegs

plan zu wirken (f. S. 178 , wo die Anmerkung genau mit Dem übereinstimmt , was Dreysen im Leben York's [S. 320] darüber sagt). Wir haben alle diese Umstände hier aufgenommen , weil wir es für Pflicht halten, dem rus fischen Geschichtsschreiber Danilewski gegenüber, der sich auf ruhmredige patriotische Phrasen so gut versteht wie je cin Franzose, noch mehr aber, um der deutschen Blö digkeit willen die Verdienste der Deutschen in dieser großen europäischen Sache entschieden hervorzuheben. Im Jahre 1814 finden wir den Verf. wieder in der Schlacht von Großgörschen im Gefolge des Kaiſers Alexander. Der schöne allgemeine Gedanke der Schlacht, dem Feind , der die Verbündeten in der rechten Flanke umgehen wollte, mit einem Gegenstoß in seine rechte Flanke zuvorzukommen , rührt von Diebitsch her, die Aus führung aber war ohne allen Zusammenhang, indem Nie mand den Oberbefchl führte. Jeder der Unterbefehlshaber handelte ziemlich für sich , und nur ihrer Tüchtigkeit und der Tapferkeit der Truppen , besonders der Preußen , die Nufsen , die die Sache nicht mehr für die ihre hielten, waren im Ganzen lau , und wer sie bei Borodino gesehen co war hatte, erkannte sie kaum wieder als dieselben an " der nach den Umständen noch glückliche Erfolg zu ver= danken ( S. 169 ff. ). In der Schlacht bei Baußen war die Leitung beffer; sie ging hauptsächlich vom preußischen General v. d. Knesebeck aus , den Kaiser Alexander an der Seite hatte , „ indem Wittgenstein nur dem Namen nach den Oberbefehl führte“ (S. 179) . Nach dem Ablauf des Waffenstillstandes nahm der Verf. wieder an der Schlacht von Dresden und den fol= genden Ereignissen bis zur Schlacht von Kulm thätigen Antheil. Die Erzäblung stimmt im Wesentlichen mit der Daistellung im trefflichen Werk von Aſter *) überein ; was der Verf. dort in der Beilage Nr. 11 ( S. 261 ff.) mittheilt, finden wir hier ausführlicher wieder. Schwar= zenberg hatte dem General Barclay befohlen , mit der ge= fammten russischen Armee auf dem Weg von Dohna über Gieshübel nach Peterswalde zurückzugehen ; Barclay hielt dicß, nachdem Vandamme bei Pirna auf_das_linke Elbe ufer übergegangen war und diese Straße sehr bedrohte (26. und 27. August) , für zu gefährlich , und änderte eigenmächtig den Befehl dahin ab, daß alle Hecrtheile fich weiter westlich durch das Gebirge zuruckziehen foilten. General Ostermann , der am 28. den Befehl über den gleichfalls den rechten Flügel übernommen hatte und Marsch im Angesichte und längs der Front des Van damme'schen Corps von Zchist bis Gieshübel mit seinen geringen Streitkräften für zu gewagt hielt," wollte nach Barclay's Befehl seine Anstalten treffen . Dadurch wäre dem Feind die große Straße nach Töplit freigelassen wor= den , so , daß er dann ohne Zweifel die bene früber er reicht haben konnte , als sich die Verbündeten durch die beschwerlichen Wege des Gebirges durchgewunden haben würden, wonach diese mit unvermeidlichem Untergang be= droht waren. Nur den energischen Vorstellungen des Prin zen Eugen von Württemberg , unterstüßt vom General *) Die Kriegsereignisse zwischen Peterswalde , Pirna , König Atein und Prieſten 2c. von H. After , königl. sächs. Obersten. Deesden, bei Adler und Diche. 1845 .

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Yermolow und vom Verf. (S. 197 f.) , gelang es , den General Ostermann zu bewegen , im Sinn der ursprüng lichen Anordnung zu handeln , wonach alſo diesem Prinzen das wesentliche Verdienst um die Rettung der Armee zu kommt. Was hernach General Ostermann und Prinz Eugen am 29. August bei Prieſten leisteten , die Tapfer keit der russischen Truppen an diesem Lage ist bekannt und über jedes Lob erhaben. In Bezug auf die Anord nungen für den 30. August und auch des Generals Kleist Entschluß, dem Feind über Nollendorf in den Rücken zu gehen , weicht des Verfs. Darstellung von der im Aster' schen Werke in einigen Puncten ab. Nach der ersteren (S. 200, 202 ff.) wurde am Abend des 29. , als das Gefecht bei Kulm unentschieden geendigt hatte, Oberst v. Schüler durch den König von Preußen an Kleist nach Fürstenwalde geschickt, mit der Nachricht, er könne sich durch das Defilee von Geiersberg nicht mehr zurückziehen und möge sich so gut als möglich helfen. Kleist versam= melte hierauf sein Offiziercorps und faßte jenen schönen, kühnen Entschluß. Oberst v. Schöler ritt zurück, langte gegen 3 Uhr Morgens in Barclay's Quartier an und theilte dem General Diebitsch die Sache mit. Dieser ent warf darauf gleich den Plan , Vandamme mit Tagesan bruch anzugreifen , um die Entscheidung der Schlacht dann vom gleichzeitigen Rückenangriffe Kleist's abhängig zu machen. Er erhielt auch die Genehmigung Barclay's dafür, als sich Feldmarschalllieutenant Colloredo , auf der Rechten der Ruſſen , verpflichtete , ebenfalls ohne den wegen Kürze der Zeit nicht mehr zu erhaltenden Befehl Schwarz zenberg's die Franzosen anzugreifen. Die Monarchen und Schwarzenberg wurden dann mit der Meldung dieses An griffes am Morgen des 30. , und gegen 11 Uhr durch die Erscheinung Kleist's auf der Höhe von Nollendorf über rascht und die Schlacht nahm den bekannten glücklichen Verlauf. Nach Aster's Darstellung dagegen hätte Oberst v. Schöler schon an Kleist die Andeutung mitgenommen, ob er nicht etwa über Nollendorf gehen könne (S. 152 ff.) und die Monarchen und Schwarzenberg hätten mit Bezug darauf schon am Abend des 29. vor der Absendung Schö ler's verabredet, Vandamme am folgeuden Lage anzu greifen (S. 157). General v . Wolzogen , in dessen Gegen wart der Oberst v. Schöler durch den König von Preußen abgeschickt wurde, hat vielleicht nicht Alles gehört ; jene Verabredung aber kann wohl mit dem , was hernach in der Nacht geschah, zusammenbestehen. Beide Erzählungen haben ihre Günde für sich , die zu erörtern hier zu weit führen würde ; anziehend wäre es , wenn die Sache, etwa aus Oberst v. Schöler's hinterlassenen Papieren, völlig aufgeklärt werden könnte. Uebrigens steht die, durch diese Verschiedenheit nicht berührte , Hauptsache fest, daß in diesen entscheidenden Tagen auf Seiten der Verbündeten besonders der Prinz von Württemberg, General v. Kleist mit seinem Generalstabschef v. Grollmann , wohl auch General Diebitsch , dann die Monarchen mit Schwarzen berg eine glückliche Einsicht der Lage und eine seltene Kühnheit und Energie des Entſchluſſes bewiesen , und daß ein schönes , freies Zusammenwirken bei den Befehlshabern und den Truppen stattfand.

Noch einmal war es dem Verf. vergönnt , in einem höchst wichtigen Augenblick helfend einzugreifen. Fürst Schwarzenberg hatte am 16. October hauptsächlich auf den Nath des Generals Langenau die Hauptmasse des österreichischen Heeres zwischen Elster und Pleiße hinein geschoben und auf Connewiß gerichtet. General v. Lan= genau, früher in ſächſiſchen Diensten , war nämlich mit dem Terrain am besten bekannt ; hatte aber bei dieser Disposition die Absicht , sich durch einen entscheidenden Sieg, den hauptsächlich österreichische Truppen erfechten sollten , den Weg zu sicheren Stellen zu bahnen; über das Fehlerhafte derselben war er völlig verblendet (S. 213 f.) . Der Verf. nun war bei dem Kaiſer Alexander, als dieser von der Höhe bei Gülden- Goſſa aus die dunkeln Maſſen wahrnahm , welche Napoleon nach dem ersten ziemlich glücklichen Vordringen der Preußen und Russen auf den Höhen bei Dösen , Wachau und Liebertwolkwiß gegen dieſe entwickelte. Die verbündeten Truppen waren hier fast ohne Reserve , während auf dem linken Ufer der Pleiße 40,000 Desterreicher in einem „Zwickel von Flüssen, Sümpfen und Bächen steckten ," der keine vernünftige Be wegung erlaubte. Auf des Kaisers Frage sezte der Verf. die Gefahr ſehr lebhaft auseinander und wurde sogleich zum Fürsten Schwarzenberg geschickt, dieſen zu bewegen, daß er seine Hauptmacht auf das rechte Pleißeufer den Russen und Preußen zu Hülfe führe. Der Verfasser, von Radesky , bekanntlich damals Chef von Schwarzenberg's Generalſtab , energiſch unterſtüßt , ſeßte es bald durch (S. 211 f. ) , und so kam diese mächtige Reserve besonders noch darum zu rechter Zeit herüber , weil Blücher durch seinen energischen Angriff von der anderen Seite Napoleon in diesen entscheidenden Augenblicken einen Theil ſeiner Trup= pen entzog. Von hier an ist das Einzelne der Denkwürdigkeiten weniger von besonders hervortretender weltgeschichtlicher Bedeutung; doch sind sie noch reich an Personalschilde= rungen, Thatsachen und Zügen , welche der Geschichte Farbe geben. Der Feldzug in Belgien ist, obwohl ohne große Entscheidungen, recht lehrreich). Der Wiener Con greß mit seiner zulest drohenden Zerwürfniß ist bekannt ; weniger vielleicht die Art, wie Kaiser Alexander, als er die Landung Napoleons in Cannes erfuhr, sich gegen Metternich benahm , der bekanntlich kurz vorher den Ab schluß eines Bündnisses zwischen Frankreich , Oesterreich und England wider Rußland und Preußen wesentlich be fördert hatte. Der Kaiser ließ den Fürsten rufen und übergab den Tractat , der bei der Flucht Ludwig's XVIII. liegen geblichen und von Napoleon an ihn überfandt wor= den war, vor seinen Augen den Flammen und somit die ganze Sache der Vergessenheit ( S. 280) . Des Verfassers späteres Auftreten in Bundesmilitärangelegenheiten ist von nicht besonderem Intereſſe. In diesen Denkwürdigkeiten hat einer der lesten treuen Zeugen einer im Schlimmen und Guten größeren Zeit zu uns gesprochen. Möge nun seine Stimme Ohren und Herzen finden. 24.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

N 134.

8. November 1851.

Allgemeine Militár-Zeitung. nek) auf 23 iſt geſtochen und auf 2 angefang

Oeſterreid;iſche Monarchie.

ſind 10 Blätter fertig ausgezeichnet , 10 andere Wien , 31. Det.

Dem Vernehmen nach iſt die Er-

richtung von fünften (Landwehr-) Bataillonen

Slich

in

Arbeit und werden ror Beginn der Aufnahmen von 1852 vollendet ſein .

bei den ſiebenbürgiſchen Regimentern anbefohlen Die Geſammtzahl der Blätter , aus denen die Karte worden. – Außer der Sendung eines Pionniroffiziers von Frankreich (Maßſtab zuivo ) beſtehen wird , beträgt nach Antwerpen , um die von dem belgiſchen Hauptmann 258, von welchen 169 rolle , 69 zum Theil angefüllte und Thierry erfundenen neuen Kriegsbrüden in Augenſdein 28 halbe Blätter ſind, welche im Ganzen 208 vollen Blät zu nehmen , hat auch die Artilleriedirection drei ihrer DF= tern gleichkommen. Die Flächenausdehnung des auf jedem fiziere nach Lüttich beordert, um ſich in der dortigen aus- vollem Blatte dargeſtellten Terrains beträgt 256000 Sec

gezeichneten Geſchüßgießerei zu unterrichten. ((A.A.3.)

taren oder 25 Quadratmyriameter , oder endlich 1294

gewöhnliche franzöſiſche Quadratlieues. Man hat berech net, daß die 258 vereinigtenBlätter einen Raum von 156 Quadratmeter bedecken würden. Am 1. Januar 1851

Sach ſe n - Meiningen.

Meiningen , 1. Nov. Unlängſt fanden hierSteß = waren von den 208 (vollen ) Blättern 183 aufgenommen ; verſuche mit einer von dem Erdprinzen von Berlin mit- es blieben demnach nur noc 25 , welche man in 4 Jahren gebrachten Minié'ſchen Büchſe ſtatt, die jedoch auf

(ausſchließlich der Aufnahmen von 1851 ) beendigen zu

weitere Diſtanzen den gewünſchten Erfolg nicht gewährten . Man machte hterauf den Verſuc), die Minie'ſchen Rugeln aus den hieſigen Jägerbüchſen zu ſchießen , und der Erfolg war außerordentlich ; auf nähere wie fernere Diſtanzen wurde mit immer größerer Siderbeit geſchoſſen . Ein beſonders glänzendes Ergebniß lieferten zwei Sdüſſe, die auf 1600 Sdritte mit Hülfe eines improviſirten Papierviſirs nicht nur die Scheibe trafen , ſondern auch noch ſo viel Durchſchlagsfähigkeit hatten , daß ſie das zolldice Brett durdydrangen. Die Schießübungen werden nun noch

können glaubte. Von der Geſammtzahl bleiben im Stich noch 109 zu vollenden , wovon die meiſten in Arbeit ſind. Um die Vollendung der Veröffentlichung zu bejdsleu nigen , hat der Kriegsminiſter die Benußung aller perſo

täglich mit großem Eifer fortgeſeßt.

(N. Pr. 3tg.)

.

nellen und materiellen Mittel, die das Budget nur immer erlaubt, vorgeſchrieben. Bei den Arbeiten der Karte von

Frankreich wurden verwendet : von 1818-1824 327 Ins genieurgeographen , von 1825 - 1830 381 Ingenieurgeo

graphen und Generalſtabsoffiziere, von 1831–1851 1541 Generalſtabsoffiziere, oder im Ganzen in 33 Jahren 2249 Perſonen.

Die Zahl der bei der Karte beſchäftigten Offiziere hat alle Jahre beträchtlich gewechſelt. 1818 betrug ſie nur

frankreich .

35 Offiziere, 1827 deren 63 , 1830 erhob ſie ſich auf 81 , (11) Vor kurzem iſt die fünfzehnte Lieferung der großen

1832 auf 93 , 1833 auf 98 , 1834 auf 99 , von 1831 bis .

Verkaufe

1817 wechſelte ſie zwiſchen 81 und 74 , 1848 fiel ſie bis

übergeben worden . Dieſelbe begreift 7 Blätter : Tréguier, Mayenne , la Teſte de Buch , Beaupréau, Rochechouart, gonzac, Etang de St. Julien , und bringt nun die Zahl der ſeit der erſten Lieferung, im Januar 1833, erſchienenen

auf 49 19 herab, 1819 betrug fie 54 und 1850 und 1851 ſtellte ſie ſich auf 56. Nach einem der Budgetcommiſſion für 1852 zugeſtellten Etat erhoben ſich die Koſten während 30 Jahren von 1818 bis 1850 zur Summe von 8,106,180 francs . Man hat berechnet, daß von 1851 einſchließlich an noch 5 Jahre nöthig ſein werden , um die Aufnahmen zu vollenden , ſo daß hiernach die noch entſtehenden Koſten in dieſer Pe= riode für Material, geodätiſche Arbeiten , Zeichnung und Stich, auf das Jahr 93,000 Fr. gerechnet, in Allem auf

Karte von Frankreich vollendet und dem

Sectionen auf 149.

Was das weitere Vorſchreiten der Herausgabe dieſes großartigen Werkes anlangt, ſo iſt zu bemerken, daß der Stich der Terrainzeichnung und alles deſſen , was dem vorausgeht, auf 18 Blättern mehr oder weniger vollendet iſt; die Sdrift iſt auf 5 Blättern beendigt , auf 11 ans

gefangen ; der erſte Entwurf (le trait , Weg- und Waſſer- 465,000 Fr. fommen werden.

Ferner erfordert die Be

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soldung der Angestellten , Zeichner und Stecher 75,300 Fr. und die Kosten der Büreaufournituren 9700 Fr. oder zu fammen 85,000 Fr. für ein Jahr, für 5 Jahre also : 425,000 Fr.; endlich beträgt die Entschädigung für 56 aufnehmende Offiziere, auf das Jahr 60,000 Fr. gerech net, in Summa 300,000 Fr. Nach Vollendung der Auf nahmen wird man noch ungefähr 8 Jahre bedürfen , um den Stich zu beendigen , wozu aber noch eine Ausgabe von 900,000 Fr. erforderlich ist. Sonach wird die Karte von Frankreich in ungefähr 40 Jahren vollendet werden. und eine mittlere Ausgabe von 10,196,180 Fr. erheischen, das ist eine mittlere Summe von 221,656 Fr. für das Jahr.

sie sein soll. Der rechte Arm der Landesvertheidigung, und daß sie dieß nie erreichen kann , wenn verschiedenartige Gesinnungen in den Theilen bestehen , die ein Regiment bilden . Ohne Gleichmäßigkeit der Uniformirung kann keine Harmonie zwischen den Compagnieen bestehen , das ist ein nicht zu läugnendes Factum. Mögen die Regi mentscommandeure dick beherzigen und dahin streben , daß die Mannichfaltigkeit in den Farben und Anzügen durch eine Gleichmäßigkeit wie bei der Armee ersezt werde."

Die veröffentlichten Blätter der Karte wurden in der Art Aufschriften versehen , daß sie auch Departements farteden. Einunddreißig solcher Karten sind schon lang Handel, einschließlich derjenigen des Seinedepar temen , die allein in 4 gestochen ist. Eine zwet unddreißigste, die von Loiret, ist so eben vollendet worden. Das Kriegsdepot hat neuerlich eine neue Bestimmung über die Veröffentlichung dieser Departementalkarten getroffen . Es läßt nämlich Blätter der großen Karte auf Steine von geringerer Abmessung auftragen und für Viertels blätter (25 Centimeter Höhe und 40 Centimeter Breite) einrichten. Diese Uebertragung bietet den Vortheil, keiner Ausbesserung zu bedürfen und den Stich genau wieder zugeben. Der Abzug ist überdieß noch weit zufrieden stellender als der von großen Steinen. Jedes Departe ment wird so zu mäßigen Preisen in bequemem Fermat einen Atlas haben können, oder durch Aneinanderlegung der Blätter eine vollständige Karte besigen.

Vereinigte Staaten von

Nordamerika.

(5) Nicht bei allen Milizregimentern ist eine be stimmte Uniform im Gebrauche, bei manchen kleidet sich Jeder nach seinem Geschmacke. Der Herausgeber des Uni ted Service Journal fämpft in vielen Artikeln für die Einführung einer gleichmäßigen Uniform ; in einem der= felben sagt er: „Wir können es nicht begreifen , warum die Regimentscommandeure nicht dahin wirken , eine Gleich förmigkeit der Uniform zu erzielen. Wir fordern keine Gleichmäßigkeit der verschiedenenRegimenter, denn es ist dem Auge angenehm , bei Paraden u. s. w . Mannichfal tigkeit in den Uniformen der hinter einander folgenden Colonnen zu erblicken. Aber in den Regimentern selbst verlangen wir Nebereinstimmung des Anzugs - entweder eine und dieselbe Uniform oder kein Regiment, das ist unser Motto. Welche Compagnie trägt gegenwärtig die geschliche Uniform ? Wer vermag es zu sagen ? Wer fann eine Ordre des Oberbefehlshabers oder des Gouver= neurs vorzeigen, in der die Genehmigung der Uniform enthalten ist? Der Oberst des 3. Husarenregiments hat einen Befehl des Gouverneurs , der die Uniform des Re giments nach dem Muster bestimmt , das bei der Forma tion der Compagnieen gültig war , aber er hat wenig Rücksicht darauf genommen. Manche Regimenter schillern in allen Farben des Regenbogens ; bedenken wir, daß wir dahin streben müssen , die Miliz zu dem zu machen, was

Großbritannien. (5) In Jones Woolwich Journal and Army and Navy Gazette für September 1851 ( Vol. VIII. Nr . 34) finden wir eine Anzeige, daß bei Parker , Furnivall u. Parker zu London 22 Records of the Royal Military Academy from 1741 to 1840 , illustrated with 10 drawings in plain and coloured Lithography66 , including 16 sketches of costumes of different periods im Imperial - Quart zu dem Preise von 20 Schillingen erscheinen werden. Sie bestehen in mit vieler Mühe zusammengebrachten Documenten , Aus zügen und officiellen Erlassen und einigen Briefen , die die Gewohnheiten und Sitten zu verschiedenen Zeiten be treffen . Von den Zeichnungen sind 6 den neuerdings durch Subscriptionen der Offiziere des Artillerie- und Inge= nieurcorps errichteten Fenstern und Trophäen gewidmet, 2 Blätter enthalten 16 Figuren , die die Costümirung der Eleven zu verschiedenen Zeiten darstellen ; die Originale der Costüme find zum großen Theile aus einer Sammlung von Zeichnungen des Obersten Gravatt , früheren Inspec= tors der Anstalt, entnommen. (6) Bei Gelegenheit einiger Versuche , welche Lord Ranelagh neulich mit Zündnadelgewehren anstellen_ließ, zeigte ein Mr. Callow ein neue Art Sprengpulver. Es sieht aus wie feiner rother Sand , detonirt durch einen heftigen Schlag mit einem Hammer und äußert eine dop= pelt so starke Kraft als das Schießpulver, während es weniger kostet.

Literatu r. Tagebuch des 10. deutschen Bundes- Armee = corps unter dem Befehle des k. hannöver'= schen Generals Halkett während des Feld = zugs in Schleswig - Holstein im Jahre 1848, von L. v. Sichart, Major im . hannover'ſchen 6. Infanterieregiment, damals Chef vom Stabe des Armeecorps. Mit 5 Karten und Plänen. gr. 8. Hannover 1851. Hahn'sche Hofbuchhandlung. (XVIII u. 388 S.) 3 Thlr. 10 Nr.

Das vorliegende Werk kündigt sich im Titel und Vor wort bescheiden als ein solches an , welches nicht eine Ge schichte geben, sondern nur in der Fülle einzelner Erleb nisse der Geschichte zuverlässigen Stoff, den Theilnehmern der Ereignisse aber freundliche Erinnerungen bieten wolle.

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Es befriedigt in diesem Sinne jede billige Erwartung. Der Verf. hat mit großer Ausführlichkeit Tag für Tag alle die Begebenheiten aufgezeichnet, die sich an die Er scheinung jenes Corps anknüpfen , und in dem Wechsel der mannichfaltigen kriegerischen Thätigkeiten ein Bild dargestellt, welches unsere volle Theilnahme und Aufmerk samkeit in Anspruch nimmt. Es ist nicht blos der offi= cielle Charakter und der Name des Verfassers , welche dem Werk als dem eines Augenzeugen und Theilnehmers be= sonderen Werth für uns verleihen ; auch die weiſe Be= schränkung , welche sich der Verf. gesezt, auch der einfache, unbefangene , von Vorurtheil und Absichtlichkeit freie Ton der ganzen Darstellung gewinnt unseren Beifall und un seren guten Glauben. Die sehr sorgfältig ausgearbeiteten Beilagen über Verpflegung , Organisation , Stärke 2 .; die fleißig , schön und deutlich gezeichneten Karten sind eine willkommene Zugabe. Die ersten Märsche des Corps von der Elbe bis gegen Flensburg mag man auf jeder etwas größeren Karte verfolgen ; von da an genügt für die all gemeine Betrachtung der Bewegungen die Karte von Schleswig; die Gefechtplane machen, was besonders bei den Gefechten im Sundewitt am 28. Mai und 5. Juni ohne dieselben nicht leicht wäre , ein Verständniß und eine Verfolgung des Kampfes auch bis in die Einzelheiten möglich.

theilungen ganz neu zusammengesezt werden , daß die mei= sten Behörden sich erst in ihre Thätigkeit allmälig hinein= gewöhnen mußten. Die kleineren Kriegsverhältnisse da= mals haben diese Nachtheile weniger empfinden lassen : aber es ist auch heute , obgleich die Ergänzung der Aus rüstung meistens geschehen sein wird , nicht viel besser ge= worden.

Die A. M. 3. hat den Feldzug im Ganzen schon bei der Anzeige von v. Alten's verdienstvoller Geschichte ( 1850, Nr. 95 und 96) , bedeutendere Kämpfe desselben beim Bericht über Rothenburg's gründliche und ausführliche Beschreibungen ( 1850, Nr. 115 u. 116) betrachtet ; dieses Tagebuch ergänzt und berichtigt sich mit ihnen. *) In den Einzelheiten die Bedeutung vieler Mittheilungen nach zuweisen, würde hier zu weit führen. Die Errichtung der Division des 10. Armeecorps , die ersten Maßregeln und Märsche bis zur Schlacht von Schleswig bringt das Tage= buch so gut wie ganz neu. Außer in den vielen besonde ren militärischen Beziehungen , welche bei einer solchen neuen Bildung und Zuſammenſegung immer hervortreten, hat dieser Anfang noch ein tieferes und allgemeineres Interesse durch die Art, wie sich in ihm die damaligen deutschen militärischen und politischen Verhältnisse aus drücken. Wenn wir die Ausrüstung im Anfang in vielen Dingen mangelhaft finden, wenn es zum Theil am Noth wendigen fehlte, wenn die hannover'sche Ambulance z . B. erst am 26. April in der Gegend von Bau , die Pionnir compagnie am 1., die Feldgendarmerie am 3. Mai beim --Corps eintrafen , so sind solche Erscheinungen bekannt= lich nicht blos bei den Staaten des 10. Armcecorps, son dern überall in Deutschland vorgekommen. Noch weit schlimmer war es , daß überall die Stäbe combinirter Ab

*) Wo die Einzelheiten nicht ganz übereinstimmen , wie z. B. in den Verlustangaben des 28. und 29. Mai ( v. Alten, S. 188 ; Sichart , S. 187) , wird man wohl den ausführlicheren Mittheilungen des Tagebuchs folgen müssen ; coch ist die Ungleichheit wegen der Verschiedenheit der Berechnung theil. weise nur seinbar. v. Alten entwickelt dafür natürlich den Feldzug allseitig ausführlicher ; doch hat auch er manche Ein zelheiten , die wir im Tagebuch nicht finden , wie z . B. im fchönen Gefecht der hannoverischen Reiter bei Sieverkrug (v. Alten S. 203, v . Sichart S. 183).

Wir fühlen im vorliegenden Werk aus den Anord nungen der Zusammenziehung des Corps und aus den anfänglichen Bestimmungen sogleich die völlige Unsicherheit heraus , welche hernach fast den ganzen Feldzug hindurch den schlimmsten Einfluß übte. Im Anfang war nur die Aufstellung eines Observationscorps zur Aufrechthaltung der Selbstständigkeit Holsteins beabsichtigt; die Staaten des 10. Armeecorps machten aus freiem Antrieb die Ein leitungen dazu und die Bundesversammlung sprach am 4. April ihre Anerkennung dafür aus ; aber es war weder ein klarer Plan , noch ein bestimmter Oberbefehl da . Die erste Instruction an den General Halkett ( S. 8) ist in ihrer weiten vorsichtigen Haltung ein merkwürdiges Acten= stück; Alles wird darin auf die freie Vereinbarung der verschiedenen Truppencorpscommandanten gestellt, ein Ein rücken in Schleswig wird jetzt und später wiederholt un Hannover konnte freilich keinen Angriffskrieg tersagt. führen; aber es zeigt sich eben hier , wohin solche Dinge gerathen, wenn eine große einheitliche Leitung fehlt. Die provisorische Regierung in den Herzogthümern anerkennen und doch sich auf die Abwehr eines Einfalls in Holstein beschränken , war eine politische, Holstein blos in Holstein vertheidigen zu wollen, war eine nicht geringere militä= rische Halbheit und ein Widerspruch ; der Bundesbeschluß vom 4. April wollte eine Herstellung des status quo ante ; war dazu irgend eine Möglichkeit ohne die Besetzung Schleswigs ? Noch am 12. wollte der König von Han= nover keinen Elbübergang vor dem 15. , und auf keinen Fall ein Einrücken in Schleswig gestatten; am 13. Mit tags erst kam der Befehl zum sofortigen Ueberseßen nach Holstein , am 14. die Erlaubniß , auch in Schleswig mit den preußischen Truppen mitzuwirken ; aber noch am 15. legte ein Nachtrag zur Instruction dafür beschränkende Bedingungen auf. Es ist wohl keine Frage , diese Umstände waren wesent= lich Ursache , daß das Treffen bei Schleswig fein völlig entscheidender Sieg wurde. " Ohne ihren Einfluß konnte das 10. Armeecorps schon am 23. zum Angriff vollständig mitwirken. Dann war man unzweifelhaft stark genug, den Hauptangriff auf die Umgehung der rechten Flanke der dänischen Stellung und auf ihre Rückzugslinie zu richten; und wenn sich dann die Dänen so überraschen ließen, wie es wirklich geschehen , dann konnte es nicht ausbleiben , daß ihre Armee mit einem einzigen Schlag zerstört wurde, um in diesem Feldzug nicht mehr zu er scheinen. Uebrigens können wir auch so in der Rechtfer= tigung des Treffens von Schleswig mit dem Verf. nicht übereinstimmen (S. 53) . Es war eigentlich nur eine große Recognofcirung beabsichtigt ; daß die Truppenführer die ersten Erfolge benußten, daß dann das Gefecht durchge= führt werden mußte , dafür trifft die unteren Führer viel eher Lob als Tadel ; aber der Commandirende mußte fich klarer seines Zwedes bewußt sein , sich nicht durch zufäl=

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lige Umstände das Gesez geben lassen. Wenn er am 24. mit völliger Siegesgewißheit angreifen konnte, wozu war eine solche Recognofcirung am 23 ? Von der Ueberraschung scheint vorher Niemand etwas geahnt zu haben ; also war dieß kein Grund , den Angriff nicht auf den 24. zu ver= schieben. General Wrangel mußte aber auch ohnedieß bei seiner Ueberlegenheit nach einem entscheidenden Siege trach= ten, einem Sieg , den er auch benuhen konnte; statt dessen fiel ihm im natürlichen Zusammenhang mit der Unklarheit dieses ersten Auftretens ein solcher zu, der nicht einmal durch eine energische Verfolgung vollendet werden konnte. Den Rückzug aus Jütland können wir nicht mit dem Verf. (S. 173) aus militärischen Gründen auch nur eini germaßen erklärlich finden . Wenn das Heer nicht stark genug für diese Aufgabe war , so mußte der General das bald erkennen und dann Verstärkung verlangen , an der es ihm , wenn in Preußen eine klare und entschiedene Ansicht über den Krieg herrschte, nicht fehlen konnte. Man mußte von Anfang wiſſen , daß man Dänemark, dem zur See nicht beizukommen war, nur durch dauernde Wegnahme Jütlands zum Frieden zwingen könnte ; man konnte ganz gut übersehen, wie viel Truppen dazu nöthig würden und mußte darauf seine Maßregeln nehmen. Das Auftreten Preußens trug auch im Anfang ganz diesen entschiedenen Charakter; der Rückzug aus Jütland ist die erste Abwei= chung davon , der dann Halbheit und Schwanken auch für den übrigen Krieg folgen. Der Grund davon kann nur in politischen Verhältnissen , vorzugsweise wohl doch in den russischen am 21. Mai in Berlin gestellten Bedin gungen gelegen haben. Der General Wrangel hatte nicht lange vorher einen russischen Unterhändler mit ähnlichen Zumuthungen abgewiesen; *) er ſah wohl, auf welche Weise allein der Krieg ehrenvoll zu beenden war. Was das Treffen bei Nübel vom 5. Juni angeht, so mag der Verf. bezüglich der Nothwendigkeit des Angriffs Necht haben; aber dann hätte man auch die Düppeler Höhen nehmen müssen ; sollte deren Wegnahme und Be Hauptung nicht 1848 so gut möglich gewesen sein, als sie es 1849 war? Eine Unternehmung , bei der im Wesent= lichen nichts erreicht wird , macht immer den Eindruck einer verfehlten; und der Ausgang berechtigte den dänischen General, auf die Wiederbeseßung fast des ganzen früheren Terrains mit hochtönenden Worten hinzuweisen. Man kommt bei diesem Gefecht über den Eindruck nicht weg, daß zwischen Wollen und Erreichen kein klarer Zuſammen= hang war. Aus diesen wenigen Puncten mag man entnehmen , wie wichtig das uns vorliegende Tagebuch für die Beur theilung dieses Feldzuges ist. Daß wir in Manchem nicht mit ihm übereinstimmen , kann seiner Bedeutung nicht Es bleibt ein sehr willkommener Beitrag zur schaden. Geschichte jenes Krieges und wird gewiß den Truppen des 10. Armeecorps eine erwünſchte Gabe der Erinnerung sein. Der Verf. hat es dem General Halkett , dem „ritter= lichen Führer," der ſich ſo raſch_die allgemeine Liebe und Verehrung erwarb , gewidmet. Der Name ist eine Zierde

mehr für das Werkz der General hat immer für die Sache Deutschlands gefochten . *) 24.

*) v. Alten , der Krieg in Schleswig 1848 c.

S. 111 .

Miscelle. Die Armee des Beh von Tunis. (5) Die Regentschaft von Tunis , lange Zeit unter der Ober herrschaft der Türkei . hat , wie viele andere kleine Staaten , den Ideen der Selbstständigkeit das Ohr nicht zu verschließen vermocht und sich unabhängig erklärt --- das Land hat dadurch mehr Elend als Glück gewonnen. Der Bey von Tunis hatte 2 Millionen Tribut zu zahlen. Seit der Zeit , daß die Regentschaft sich frei erklärte , sendet der Chef dem Sultan diesen Tribut zwar nicht mehr , dafür macht er dem Sultan aber Geschenke , die den Werth von 2 Millionen bei Weitem übersteigen . Man hat den Bey überredet , daß eine reguläre Armee , wie die französische organisirt , ihm zur Erhaltung der Unabhängigkeit Mittelst eines Preßsystems hat er unbedingt nothwendig sei. 25,000 Mann dem Ackerbaue entzogen , d. h. der Beschäftigung, die ihm die meisten Einnahmen verschafft. Um diesen Ucbelstand zu paralisiren, wird ein Viertel des Werthes aller Waaren als Abgabe erhoben , wodurch die Industrie eine vollständige Lähmung erleidet , da der träge Araber durch die Aussicht auf Gewinn allein zu einer Thätigkeit angespornt werden kann. Sieht er sich dieses Gewinnes beraubt , so läßt er Handel , Ackerbau und Production und ist zufrieden , wenn er zu seiner Nahrung ein paar Datteln oder Früchte findet. So zahlt demnach die Regentschaft von Tunis in Folge des Gelüftes nach Selbstständigkeit der Türkei , wenn auch unter einem anderen Namen , einen Tribut und ruinirt die Einwohner. Troß dem , daß Frankreich dem Bey tüchtige Inftructoren ge= sendet, daß man bemüht gewesen, die tunesischen Offiziere zu un terrichten und die Soldaten einzuererciren , hat Tunis dennoch keine Armee , die im Stande wäre , der türkischen entgegenzutreten. Aus dem Franzosen wird bald ein guter , ein braver Soldat, namentlich in Zeiten des Krieges ; bei dem Araber ist dieses nicht der Fall. Man kann zwar durch Züchtigungen und Bastonaden die armen, ihren Arbeiten und Gewohnheiten entrissenen Mann fchaften in ein enges Kleid einzwängen , fie in eine Kaserne ein logiren , fie nach Commando rechts- und linksum machen lassen, aber man vermag nicht , ihnen Patriotismus einzuflößen , ihnen Liebe zum Ruhme und zur Fahne einzuimpfen und ihnen die Tugen den des Soldaten zu verleihen. Der Bey honorirt die europäischen Instructoren sehr hoch , er hat kostbare Kasernen errichten lassen, er kauft in Frankreich Uni formen ohne Rücksicht_auf_das_Klima und die Sitten der Araber, er läßt täglich seine Soldaten in den französischen Manövern üben, aber die Mannschaften fliehen die Kaserne , sie entledigen sich un mittelbar nach dem Exerciren der engen Anzüge , des Lederzeuges, die ihrem Himmel eben so wenig entsprechen , wie der Haïf und die Sandale dem Klima des Nordens. In Ermangelung des ein heimischen Anzuges hüllen sich die Leute in die Decken und Tücher ihrer Betten ein und spazieren in diesem Costüm , mehr den Wege lagerern als den Mitgliedern einer regulären Armee ähnlich. Dieß ist in Wahrheit der Zustand der tunesischen Armee. Der Moniteur de l'armée , dem wir diese Notiz entlehnen , fügt hinzu, daß der geschilderte Zustand keineswegs den franzöſiſchen Instruc toren zur Last fällt , sondern den Abenteurern anderer Länder, denen der Bey ein williges Gehör leiht. *) Bekanntlich_bat er schon in jener tapferen deutschen Legion, welche in Spanirn wider die französische Zwingherrschaft stritt, ehrenvoll mitgekämpft.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

135.

N

11. November 1851 .

Hortonsists

8

ฟิว11211

Allgemeine Militár - Zeitung. o

Preußen .

Die Reſultate der Arbeiten des Jahres 1850. ſind auf

beiden Poſten hinter den Erwartungen zurücgeblieben, Berlin , 31. Oct. Es iſt ſo gut als ausgemacht, weil die durch Dampfkraft bewegten Schneidemühlen , die daß in der bevorſtehenden Rammerſişung eine Erhöhung die Bretter und Bohlen herzuſtellen haben, unbrauchbar des Militäretats vom Miniſterium beantragt werden geworden waren , und mehrere Monate vergingen, ehe die wird. Das Landwehrſyſtem ſoll dadurch reformirt werden, zur Reparatur erforderlichen Maſchinen von St. Louis in einer Weiſe , welche dem Mangel an Diſciplin und herangeſchafft werden konnten . Die Schwierigkeit, tich

an einer ausreichenden Anzahl dienſtkundiger Unteroffiziere tige Arbeiter zu erhalten , hat ſich gegen früher noch ge und Offiziere abhilft. Zunächſt würde zu dieſem Behuf

ſteigert. Viele der Gemietheten haben es vorgezogen, nach

die Friedensſtärke der Bataillone erhöht und die Dienſt- Californien zu pilgern , Ade werden von den Entbehr zeit der Linie von zwei Jahren wieder auf drei verlängert rungen , die ſie fern von allen Anfiebelungen zu erbulden werden. Man hofft ſo beſſere Unteroffiziere zu gewinnen, haben , abgeſchredt. Während der Auswanderungszeit

was allerdings auch dadurch ſich bewerkſtelligen ließe, daß müſſen die berittenen Truppen ſtets patrouilliren , body man das Lehrbataillon erweiterte. Dem Mangel an Df Of= gelingt es nur ſelten , die flüchtigen Arbeiter zur Rüdkehr fizieren ließe ſich abhelfen , indem man die älteren Premierlieutenante als Stabehauptleute der Landwehr zu Führern gäbe , während das bisherige Syſtem , das einjährige Freiwillige zu Offizieren beförderte, ganz und gar nichts taugt. Die Mehrkoſten dieſer Einrichtung werden auf (A. A. 3.) 1,400,000 Thlr. veranſchlagt.

Vereinigte Staaten von Nordamerika . ( 5) Der vom Chef des gngenieurweſens dem Congreſſe erſtattete Bericht ſpricht zunächſt von den Mi

zu bewegen. Der Bericht geht darauf zu dem Nußen über , den die weitere Anlage von Kaſernen haben würde , und beantragt die Genehmigung zur Errichtung ſolcher auf Governors

Jøland am Hafen von Boſton und dem von New - York und zur Erbauung von Lazarethen im Fort Adams, am Hafen von Newport und dem Fort Waſhington in Mary land.

Großbritannien.

(5) Die früheren und jeßigen Zöglinge der Militär nien und führt hierbei an , daß im Port_Kearney ein akademie zu Woolwich haben dem verſtorbenen Gouverneur zweiſtöckiges Gebäude zur Aufnahme von Dffizieren mit der Anſtait, Generalmajar Parfer zu Ehren ein Dent : litärſtationen auf der Straße von Öregon nady Califor-

vier Stuben , zwei Salons und einem Wachtlocale erbaut worden iſt. Die drei 1819 erbauten Gebäude find faſt

mal in der Salle des Gebäudes errichten laſſen . Es be ſteht aus einem 2 : Fuß hohen Schilde mit dem Wappen

fertig , zur Errichtung eines neuen Gebäudes ſind die des Verſtorbenen geziert und einem darauf befindlichen Vorbereitungen getroffen , aber der Platefluß hatte wäh- Helme. Zu beiden Seiten hängen ſeidene Fahnen, bie rend des Sommers und Frühlinge 1850 einen ſo hohen mit goldgewirkten Buchſtaben verſehen ſind. Auf der rech Waſſerſtand , daß das erforderliche Holzwert nicht beran- ten Seite lieſt man : Generalmajor Parker , geb. den geſchafft werden konnte. Das Dach des Vorrathémaga-

zins iſt mit Bleiplatten eingededt. Im Fort Laramie " iſt eine zweiſtödige Kaſerne zur Aufnabnie von 100 Mann der Vollendung nabe ;die Mauern eines Pulvermagazins find aufgeführt und wird dasſelbe vor dem Anfange dcs Winters zurAufftapelung des Pulvers bereit ſein . Die im vorigen Jahre errichtete Wohnung für Offiziere iſt im Innern ausgebaut und zur Be ziehung bereit. 200,000 Ziegeln find gebrannt, 150,000 bleiben zu den Bauten des laufenden Jahres übrig.

Vittoria 29. Mai 1786 . Walcheren – Fluſhing St. Sebaſtian - Bidaſoa - Drthes Sarbe8 - Sous -

-

louſe – Waterloo. Auf der anderen Seite iſt verzeichnet : 2. Capitän der Cadetten von 1822 bis 1837.

Gouver

neur der Militärakademie von 1816 bis zum Todestage,

den 25. März 1851. Quer an das Schild iſt der Säbel gelehnt , den der General gewöhnlich an der Seite trug.

1100

1099

Die

neueste Organisation

der

österreichischen

Artillerie.

Der 2. Lieferung des in Nr. 72 der A. M. 3. d. J. angezeigten Werkes die Armee im Felde" entnehmen wir die nachfolgenden, die Organisation der österreichischen Artillerie betreffenden Notizen. Die General-Artillerie-Direction steht unmittelbar unter dem Kriegsministerium und zerfällt in folgende 5 Departements : A. Personalangelegenheiten und Personale für die Aus rüstungen. B. Unterrichts- und wissenschaftliche Angelegenheiten, Waffenübungen , Jnstructionen , Projecte 2c. C. Artillerie-Zeugwesen : Geschüße , Munition, Fuhr werke 2c. Ausrüstungs - Entwürfe, ferner Pulver und Salpeterwesen. D. Kleingewehr-Erzeugung und Raketenwesen. E. Politisch = ökonomische Ängelegenheiten und Kanzlei direction . Die Verrechnung der Artillerickörper erfolgt an die Kriegsministerialbuchhaltung , die Ausweisung ihres Per sonalstandes und Materialvorrathes an die General - Ar tillerie-Direction. Der Stand der G.A.D. ist bis jezt noch nicht vollkommen geregelt . Die hier und bei anderen. Abtheilungen verwendeten Jndividuen find meist Zugetheilte und gehören den Regimentern an , welche durch diese riel fältigen Commandirungen , besonders bei den Reserve

Die Artillerie-Hauptſchule hat die Nachbilbung tüchtiger Offiziere für alle Branchen der Artillerie zum Zweck. Nach Maßgabe des Abganges an Chargen bei der Feld- und Festungsartillerie rücken jährlich die fähig= 1 ften Schüler der Regimentsschulen , an welchen auch die Individuen der Festungsartillerie Theil nehmen, in die Artillerie-Hauptschule vor, mo sie in 2 Compagnieen for= mirt, einen vierjährigen Cursus hören, um sodann als Feuerwerker in praktische Dienstleistung zu treten und nach ihrer Beförderung zum Offizier einen weiteren zweijährigen höheren Cursus in der Artillerie-Hauptschule durchzu machen. Der Stand dieser Schule begreift in fich : 1 General oder Oberst als Commandant, 1 Stabsoffizier als Stu diendirector, 1 Stabsoffizier für die Disciplin , Dekonomie und die Leitung der praktiſchen Nebungen , 1 Hauptmann für das Hauswesen und die innere Oekonomie, 1 Auditor (zugleich als Lehrer der Kriegsgeseße) , 1 Adjutant ( zu= gleich Lehrer des Geschäftsſtyles und des Adjutantendien= stes) , 1 Rechnungsführer (zugleich Lehrer des Militär und Zeugs - Rechnungswesens , 1 Chef- Arzt, 6 Hauptleute und 14 Subalternoffiziere als Professoren und zum Com pagniedienst, 2 Cavalericoffiziere für den Reitunterricht, 1 Offizier als Fechtmeister. Der Stand der Schüler darf die Zahl von 200 nicht überschreiten. Zur praktischen technischen Ausbildung wird von jeder Compagnie der Reservebataillone ein Öffizier der technischen Artillerie zu= getheilt.

Die Artillerie-Equitation bezweckt die Erzielung eines gleichförmigen Reit- und Fahrunterrichtes , die zweck mäßige Abrichtung der Remonten und die Verbreitung der bataillonen , viele Chargen entbehren . nöthigen Kenntniß und Behandlung des Pferdes bei den Die unmittelbare höhere Leitung der Artillerietruppen Individuen der Feldartillerie. und technischen Branchen wird durch Generale in zwei Der Stand dieses Juſtitutes begreift in ſich : 1 Stabs Brandben, nämlich durch Feldartillerie-Directoren und offizier als Commandanten, 1 Stabsoffizier eder Haupt Artillerie-Inspecteure besorgt. mann als Vicecommandant , 1 Hauptmann oder Rittmei Die Armee-Artilleriedirectoren und die Artilleriechefs ster als erster Lehrer , 2 Ober- oder Unterlieutenante als (Stabsoffiziere) bei den Armeecorps leiten alle bei den zweite Lehrer, 1 Oberoffizier aus dem Armeestande als Truppen und den Reserven mobil eingetheilten Abthei Fecht- und Voltigirmeister , 1 Unteroffizier als Fecht- und lungen der Feld- und technischen Artillerie. Bei einer Voltigirmeister , 1 Thierarzt (zugleich Lehrer der Veterinär= großen Armee werden Generale auch für das Commando gegenstände) , 1 Ober-, 1 Unterfourier , 1 Unterſchmied, der Hauptreserve und die Leitung der Depots bestimmt. 1 Sattlermeister . 1. K. , 1 Feuerwerker, 4 Corporale zur Die Festungsartilleriedirectoren und die Artilleriedirectoren Inspection , 62 Fahrkanoniere als Pferdewärter c. , 4 bei einem Belagerungscorps sind in der Regel Stabsoffi Kanoniere als Aufseher der Hörsäle und Sammlungen, ziere oder Hauptleute. Die Artillerie- Inspecteure leiten 6 Offiziersdiener , zus. 89 Köpfe; ferner 24 Scholaren= alle nicht zur mobilen Armee gehörigen Abtheilungen der pferde, 36 Remonten, 4 Dienstpferde des Vicecomman = Feld , Festungs- und technischen und verwaltenden Ar danten und der Lehrer , und 2 Zugpferde , zuſammen 66 tillerie, nämlich die stabilen Abtheilungen der Zeugs Pferde. artillerie, die Garnisonsartillerie , die Artillericbesaßung in In der Anstalt befinden sich regelmäßig 18 Ober- und den Festungen und von den Feldartillerietruppen die Schu 18 Unteroffiziere von den Artillerieregimentern und dem len und alle nicht bei der Armee in Verwendung stehenden Raketeurcorps als Cursisten , 12 Batterie- Schmiedege= Compagnieen, fie mögen für den Fall eines Krieges was sellen (um dem Cursus über den Beschlag beizuwohnen), immer für eine Bestimmung haben. 18 Offiziersdiener, zus. 66 Köpfe ; ferner 36 Dienstreit Die Direction des Pulver- und Salpeterwesens ist pferde der Cursisten aus dem Stande der Regimenter und mit dem Departement C und die Leitung der Artillerie des Naketeurcorps. Außerdem wird der Anstalt für den, Hauptschule mit dem Departement B der General -Artille Fahrunterricht abwechselnd eine halbe Batterie mit der Für die Leitung des großen Bespannung zugetheilt. rie-Direction verbunden. Der Cursus für die Ober- und Unteroffiziere der Ar Artilleriearsenals zu Wien ist ein eigener General be= stimmt. tillerie dauert 2 Jahre, für die Schmiedegesellen 6 Mo

1102

1101 nate. Ausgezeichnete Schüler können zu ihrer höheren Ausbildung auch länger als 2 Jahre in der Anstalt ver bleiben.

3 Oberkurschmiede , 6 Oberschmiede , 1 Rechnungsführer= Adjunct, 18 Fouriere, 1 Regimentstrompeter, 6 berittene Stabstrompeter, 1 unberittener bei dem Reservebataillon, Bei großen Kriegsrüstungen haben die Artillerie - Equi 1 Regimentsprofoß , 26 Offiziersdiener ; zus. 95 Mann. tationen und die Regiments - Equitationen (f. w. unten) Zur Regimentsschule gehören : 1 Hauptmann als zur Completirung , Zusammenstellung und Ausrüstung der Commandant, 2 Subalternoffiziere als Lehrer, 6 Feuer= Batterieen mit Pferden , sowie zur schnellen Abrichtung der werker als Lehrgehülfen , 6 Corporale zur Aufsicht, 15 halbinvalide Oberkanoniere zu Hausdiensten , 180 Ober= Batteriereitpferde nach Thunlichkeit beizutragen . fanoniere (Marimum) als Schüler , 3 Offiziersdiener; Das Artillerie-Knabenerziehungshaus dient zur Aufnahme und dem Unterrichte der Knaben der Artillerie 3uf. 213. Die Regiments - Equitation . Aus den besten der mannschaft , um sie nach dem Wunsche der Eltern für den im allgemeinen Artillerie Equitationsinstitute herangebil Artilleriedienst vorzubereiten und den Eltern selbst cine deten und zu den Regimentern ausgetretenen Schülern Erleichterung in der Erziehung und Versorgung ihrer wird in jedem Artillerieregiment und in dem Raketeur Kinder zu verschaffen. corps eine eigene Equitation errichtet , in welcher von jeder Die Artillerieregimenter. Der Stab eines Regi der in den zunächstliegenden Kronländern stationirten Bat ments sammt dem Stabe des Reservebataillons besteht terieen ein fähiger Ober- und 1 Unteroffizier den Unter aus : 1 Regimentsinhaber , 1 Oberst als Regimentscom richt in einem achtmonatlichen Curse erhalten. Die aus mandant, 1 Oberstlieutenant als Commandant des Re den Regimentsequitationen ausgetretenen Schüler haben servebataillons , 6 Majore als Artilleriechefs , 1 dispo dann wieder den erhalteuen Unterricht in den eigenen nibler Major für die Munitionsreserven , 1 Regiments Battericen zu verbreiten. Batteriestand. Jedes der 5 Artillerieregimenter hat adjutant und die 2 Adjutanten des Oberstlieutenants und des disponiblen Majors (lettere ohne Dienstpferde) , 6 24 Battericen zu 8 Geschüßen (6 Kanonen und 2 Hau= Adjutanten bei den Artilleriechefs mit Dienstpferden , 1 bigen) , nämlich 12 6pfündner, 6 12pfündner und 6 Ca= Regimentskaplan , 1 Auditor , 1 Rechnungsführer, 1 Re valerie-Battericen. Kriegsstand und Ausrüstung der Bat gimentsarzt, 3 Oberärzte , 1 Oberwundarzt, 5 Unterärzte, terieen ergibt sich aus folgender Uebersicht. *)

Batterie. 6pfünd. Fuß. 12pfünd. Fuß- Cavalerie. Raketen= 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 3 3 3 4 12 12 12 12 2 2 2 2 16 24 16 16 38 50 28 36 22 28 34 30 63 71 91 104 2 2 3 4 1 1 1 1 1 1 2 1 4 4 4 4

8

|||

4spänn. 4spänn. 2spänn. 4spänn. 4spänn.

6

*) Wegen Raumersparniß haben wir die Raketenbatterieen gleich mit in dieſe Uebersicht aufgenommen.

| 0000 ||

6

187

00||||

4spänn. Gipänn. 6spänn. 4spänn. 6ſpänn. 6spänn. 4spänn.

200

011211

174

|| 0 || 2 |

Total

Ge schüß c. • 6pfündige ordin. Kanonen 6pfündige Caval. 12pfündige 7pfündige ordin . kurze 7pfündige Caval. . Haubigen · 7pfündige lange • Raketenwurstfahrzeuge Munitions t rre Größere Karren für die Geschüße Kleinere Zweiräderige Cavaleriegeſchüßkarren 6pfündner Raketen-Munitionswagen 12pfündner "1 "

227

6

TT

Hauptmann Oberlieutenant Unterlieutenante Feuerwerker Corporale Trompeter Vormeister Oberfanoniere oder Raketeure Unterkanoniere oder Raketeure Fahrkanoniere Schmiede Wagner Sattler Offiziersdiener

8 8

43111

Persona I e.

12

12

!

1103

1104

Andere Fuhrwerke. 4spänn. 4spänn. 4spänn. 4spänn.

***

100

། གླུ །

2spänn. 4spänn. 6spänn.

Summe aller Fahrzeuge

+22118

Bagagewagen Fouragewagen Deckelwagen Feldschmieden

Batterie. 6pfünd. Fuß- 12pfünd. Fuß- Cavalerie. Raketen 3 3 3 3 4 3 4 2 1 1 1 1 1 1 8 23 17 39 8

Pferde.

Munition

Kanon. Haub. 40 20 30 20

130

158

185

12 16 7 1 -

1

Geschüß

18pfündner Batterie. Kanon. Haub. 42 6 30

8

8 8 1

bei der Cavalerie -

Kanon. Haub. 136 26 42 30

6

16 2

14 8 8 8 9

11 1

Raketen =

Geschüße.

15 3

59 27 20 20

―――― 130

13 28

18528

16 3

18219

Kanon. Haub. 96 34 31

22112

Zusammen Schüsse

12pfündner

1152190

Vollkugeln · Kartätschen . Granaten Granatkartätschen Hohlkugelkartätschen Schrotbüchsen Leuchtkugeln Schußraketen Wurfraketen Kartätschraketen Brandhaubenraketen

für

6pfündner

114

I

Artilleriezuggeschirre Als Reserve { " "

13 156 12

3 / cm 11

ordinäre Geschirre

4 14 132 8

REZI

Zuggeschirre

4*

Artilleriegeschirre

4 8 112 6

-∞∞∞∞

2spänn. 4spänn. 6spänn. 4spänn. 4spänn. 6spänn.

**** *

Reitzeuge für Unteroffiziere

4 12 92 6

∞ | ∞ ∞ ∞ | -

Total

+0200

* 28 སྒྱུ སྐ |

Offizierereitpferde Unteroffizierereitvferde Schwere Zugpferde Schwere Reservepferde

70

80

Nach den neuesten Bestimmungen werden etwas mehr als 3 Geſchüße auf je 1000 Mann und auf jedes Ar= meecorps (ohne die Armee- Reserveartillerie) im Durchschnitt 4 6pfündner, 2 12pfündner, 2 Cavalerie- und 1 Raketen= batterie gerechnet. Auf jedes Armeecorps kommen zwei Stabsoffiziere als Führer größerer Geschüßabtheilungen und auch die Armee-Reserveartillerie wird durch Stabs. offiziere befehligt und im Ganzen durch den Armee -Artil lericdirector geleitet. Bei jeder Armee befinden sich einige Batterieen als Geschüß-Hauptreserve , und einige vollstän dig ausgerüstete Geschüße (jedoch ohne Munition und Be spannung) bet dem Felddepot. Jedes Regiments - Reservebataillon zählt im Kriege in 6 Compagnieen 6 Hauptleute, 12 Ober- und 12 Ünterlieutenante, 18 Feuerwerker, 72 Corporale, 12

68

48

36

162

90

126

Compagnietrompeter, 480 Ober- und 600 Unterkanoniere, 180 Fahrkanoniere mit 320 Reservepferden , 30 Offiziers = diener; zus. 1422 Mann und 320 Pferde. Die Reservebataillone haben zum Zweck, die Stellung des Artilleriepersonals für die Munitionsreserve, den Er fag der abgängigen Batteriemannschaft, die Stellung der Procenten - Divisionen als Ersaß für die abgängig wer dende Batteriebespannung , Aufnahme und erste Ausbil dung der Recruten zum Ersaß des Abganges bei den Batterieen , und die Hülfeleistung bei der Feuerwerksmei = sterei zur Munitionserzeugung. Von jeder Compagnie wird 1 Offizier zur praktischen Ausbildung der Zeugs= artillerie zugetheilt. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

1

Donnerſtag ,

N 136 .

13. November 1831.

19 pinpalai plo U

MEN

ta

Allgemeine Militár - Zeitung. frankreich.

heute der Vertheidigung der Civiliſation unſer Blut und unſere Anſtrengungen darbringen. Seien wir daber gefaßt

Paris , 31. Oct. Der Kriegsminiſter General de St. Arnaud hat folgende Rundſchreiben an die com-

mandirenden Generale der 17 Militärbezirke gerichtet:

auf Alles, und mögen wir nun eines Tages im Namen des Vaterlandes nach Außen die Ehre unſerer Waffen aufrecht zu erhalten haben oder möge im Inneren die ge

berr General ! Als der Präſident der Republik das

fährdcte Geſellſchaft in uns ihre feſteſte Stüße ſuchen , To

Kriegøminiſterium meiner Ergebenheit anvertraute, wußte

mögen dieje Geſinnungen, die mich beſeelen , und die auch

er , wo ich meine Stärfe ſuchen würde : fie beruht auf dem

die Shrigen find , auch ferner die Reihen der Armee be

Charakter der Männer, die durch ihre Erfahrung und den Glanz ihrer Dienſte an die Spiße unſerer Militärbezirke geſtellt ſind. Glüdlich, unter Ihnen ſo viele Chefs anzutreffen, unter denen gedient zu haben ich mir zur Ehre anrechne, brauche ich nicht in unſeren neuen Beziehungen die Gelegenheit zu ergreifen, Ihnen Regeln vorzuſchreiben,

ſeelen und dieſelbe auf der Höhe ihrer doppelten Beſtime mung erhalten. – Empfangen Sie , Herr General, die Verſicherung meiner ausgezeichnetſten Sochachtung. Paris, den 28. October 1851. Der Kriegsminiſter A. de Saint Arnaud.“ (Pr. 3tg.)

movon Ihr ganzes Leben als Beiſpiel und Vorbild das ſteht; gleichwohl würde ich Ihrer Erwartung nicht ent

Preußen.

ſprechen und hinter meinen Pflichten zurückbleiben , wenn Berlin , 1. Nov. Die „ Neue Preußiſche Zeitung" ich mich nicht beeilte, 3bnen zu erſcheinen, wie ich bin : ſchreibt: Die Reorganiſation des Militarmedia durch und durch von den Ueberlieferungen beſeelt , deren cinalweſen iſt vollendet. Zuerſt war der Stab des treuer Ausdruc Sie ſchon vor mir geweſen ſind. Mehr Militärmedicinalweſens der Armee mit der Anfertigung als jemals fann in den Zeiten , worin wir leben , der der betreffenden Vorſchläge und Aufſtellung des Etats von wahre militäriſche Geiſt das Heil der Geſellſchaft fichern. Seiten des Kriegøminiſteriums beauftragt, jedoch mußten Aber dieſes Vertrauen , welches die Armee einflößt , ver- die beiden eingereichten Entwürfe verworfen werden , weil

dankt ſie nur ihrer Diſciplin, und wir wiſſen 18 Ade, beide das Militærbudget um 100,000 Thlr., reſp . 80,000 þerr General: es gibt keine Diſciplin in einer Armee, wo das Dogma vom paſſiven Gehorſam dem Recht auf Unterſuchung Plaß macht. Einem Befehl, der discutirt wird,. folgt Zaudern , dem Zaubern Niederlage. Unter den Waffen iſt das militäriſche Dienſtreglement das ein-

Thlr. , mehr belaſtet haben würden . Deßt iſt auf Befehl des Kriegsminiſters in dem Miniſterium ſelbſt die Reor ganiſation vorgenommen und der Etat feſtgeſtellt worden. Nach demſelben ſtehen die ſämmtlichen Stellen der Regi mentsärzte auf dem Ausſterbeetat, die Stellung eines

zige Gefeß. Die Verantwortlichkeit , die dem Militärweſen Oberarztes bei den Artillerieregimentern geht ein und es Stärke und Autorität gibt, läßt ſich nicht theilen ; ſie wird per Compagnie oder Batterie ein Afiſtenzarzt ange bleibt bei dem Vorgeſepten ſtehen, von dem der Befehlſtellt.' In Stelle der eingehenden Regimentsärzte bei der ausgeht ; fie ſchüßt den Gehorſam und die Vollſtredung Infanterie, welche die beiden Musketierbataillone eines jeden auf allen Stufen . In dieſem höchſt einfaden Grundſaß, Infanterieregimentes zu verſehen hatten ,I werden Ober der die Seele der Diſciplin iſt , liegt die frugtbare Quelle ſtabsärzte mit einem Gehalt von 800 Thlr. bis 1000 Thlr.

des Muthes und der Hingebung. Wennvor dem Feinde angeſtedt , die Cavalerieregimenter erhalten in Zukunft die ſo verſtandene Diſciplin zu allen Zeiten eines der ſtatt der Regimentsärzte nur Stabsärzte mit einem Ge Geheimniſſe des Siegens war, ſo ſichert ſie auch bei den Halt von 600 Thlr. und den übrigen Competenzen. Die einheimiſchen Kämpfen , deren bloßes Drohen die Bevöl: Štellen der Stabsärzte in der Pepiniere geben ein und kerung unſerer Städte in Unruhe verſeßt, den Triumph der Ordnung. Man wählt ſich nicht ſein Zeitalter aus; unſere Väter, glüdlicher darin, haben die öffentliche Drdé nung unter dem Abgland; des militäriſchen Ruhmes wie-

werden durch Affiſtenzärzte verſehen , welche nur das Ge halt ihrer Charge und keineweiteren Emolumente beziehen. Das Gehalt der Affiſtenzärzte bei den Truppen iſt dem Gehalt des Secondelieutenants der Artillerie gleich geſtellt,

derfehren und ſich befeſtigen ſehen ; wir unſererſeits müſſen auch erhalten ſie die übrigen Competenzen dieſer Charge.

1107

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Der einschlagende Etat eines Infanterieregiments stellt fich wie folgt : 1 Oberstabsarzt , 1 Bataillonsarzt und 6 Assistenzärzte, da ein Assistenzarzt zwei Compagnicen ärzt= lich zu überwachen hat; ein Cavalerieregiment hat an ärztlichem Personal einen Stabsarzt und zwei Assistenz ärzte, da auch hier ein Assistenzarzt zwei Schwadronen ärztlich behandelt. Hat ein Regiment Cavalerie oder In fanterie drei oder vier Garnisonsorte , so erhält dasselbe noch einen Assistenzarzt mehr auf den Etat. "

Hiernach ist der Stand eines Bataillons zu 6 Compag = nieen 1410 Mann , zu 9 Compagnieen 2110 Mann. Die Schüler der Festungsartillerie werden den Regi mentsschulen der 5 Feldartillerieregimenter zugetheilt und die Fähigsten kommen von hier aus ebenfalls in die Ar tillerie-Hauptschule. Die Festungstruppen werden sowohl zur Vertheidi gung als zum Angriffe der festen Pläge und Küsten ver wendet. Durch dieselbe werden Die technische Artillerie. die Waffen und Munition , sowie das sonstige Artillerie material erzeugt und im brauchbaren Stande erhalten. Sie hat mit der Verwaltung , welche der Garnisonsartil=

Die

lerie zugewiesen ist , nichts zu thun. Nur im Kriege ver waltet sie auch das ihr übergebene , bei den Artillerie reserven und Depots befindliche Material. Sie zerfällt in die folgenden 4 Branchen : a) Die Zeugsartillerie. Hierzu gehören : 1) Der Stab und die Oberfeuerwerksmeiste = rei : 1 Oberst als Commandant der Zeugsartillerie , 1 Major ad latus , 4 Majore (einer bei jeder Armee von 4 oder mehreren Armcecorps) , 1 Hauptmann als Oberfeuer werksmeister , 1 Rechnungsführer, 1 Adjutant, 10 Werk führer (mit Lieutenantscharakter) , 1 Chef- (Ober- )_Arzt, 2 Unterärzte, 6 Fouriere , 10 Offiziersdiener; zuf. 38. Der Commandant mit der Oberfeuerwerksmeisterei im Ar senale zu Wien ; ein Commando in allen festen Plägen und Hauptorten des Reiches. 2) 12 stabile Zeugscompagnieen mit Einschluß der Feuerwerksmeistereien in den festen Pläßen und den Hauptorten des Reiches zur Arbeit in den stabilen Artil= leriewerkstätten vertheilt, im Ganzen : 12 Hauptleute , 24 Ober- und 36 Unterlieutenante , 144 Feuerwerker, 34 Meister erster, 170 zweiter Klaſſe, 264 Gesellen erster, 792 zweiter Klaſſe , 72 Handlanger- Corporale , 360 Hand= langer- Gemeine, 72 Offiziersdiener; zus. 1980. 3) Mobile Zeugscompagnien. Diese werden erst in Kriegszeiten errichtet und die Cadres hierzu aus den stabilen Zeugscompagnieen genommen. Die Zahl der Compagnieen richtet sich nach dem Bedarf. Der Stand einer Compagnie besteht aus : 1 Hauptmann , 3 Ober= und 4 Unterlieutenanten , 24 Feuerwerkern , 3 Meistern erster, 15 zweiter Klaffe, 24 Gesellen erster , 72 zweiter Klasse , 6 Handlanger- Corporalen , 24 Handlanger- Ge= ―― meinen , 8 Offiziersdienern ; zuf. 184. Eine Abtheilung befindet sich bei jeder größeren Reserveabtheilung und den Felddepots ; die Feuerwerksmeisterei bei dem Artilleriepark des Belagerungscorps . 4) Die Geschüßgießerei und Bohranstalt : 1 Stabsoffizier als Director, 1 Hauptmann ad latus , 1 Ober- und 3 Unterlieutenante, 1 Oberbohrmeister (mit Subalternoffizierscharakter) , 2 Unterbohrmeister , 6 Feuer werker, 3 Meister zweiter, 10 Gesellen erster, 20 zweiter Klaffe, 40 Handlanger- Gemeine (in zwei Klassen) , 6 Offiziersdiener; zus. 94. Die der Zeugsartillerie zufallenden Obliegenheiten find im Wesentlichen: Erzeugung aller Laffeten, Progen, Fuhr werke , Geschüßrohre, Heb-, Transportir- und sonstige Maschinen , Werkzeuge ic. , des Geſchüßzubehörs und aller Ausrüstungsgegenstände , der Artilleriepferderüstungen, fer

neueste Organisation der Artillerie.

österreichischen

(Schluß.) Das Naketeurcorps. Der Corpsſtab besteht aus : 1 Stabsoffizier als Commandanten, 2 oder 3 Majoren bei Armeen von wenigstens 4 Armeecorps , 1 Corpsadju tant, 2 oder 3 Majorsadjutanten (mit Dienstpferden), 1 Corpsauditor, 1 Rechnungsführer, 1 Oberarzt als Chef arzt, 2 Unterärzten , 6 Fourieren , 1 Corpstrompeter, 1 Profoß, 9 oder 11 Offiziersdienern ; zusammen 28 oder 32 Mann. Die Corpsschule besteht aus : 1 Hauptmann als Commandanten , 2 Subalternoffizieren als Lehrer, 6 Feuer werkern als Lehrgehülfen , 6 Corporalen zur Aufsicht, 10 halbinvaliden Oberraketeuren zu Hausdiensten , 90 Ober raketcureu (Marimum) als Schülern , 3 Offiziersdienern ; zus. 118. Die Raketeurcorps - Equitation wie bei den Re gimentern. Das Corps zählt 15 Batterieen zu 12 Geſchüßen . Der Bestand der Batterieen 2. ist bereits oben bei deu Regimentern angegeben. Die Reservedivision zählt 2 Hauptleute, 4 Ober = und 4 Unterlieutenante, 6 Feuerwerker, 24 Corporale , 4 Compagnietrompeter , 160 Ober- und 200 Unterraketeure und 10 Offiziersdiener ; zus. 414 Mann. Ihr Zweck ist ähnlich wie bei den Reſervebataillonen ; nur wird der Er= ſaß für die Batteriebespannung aus den Artillerie-Pro centendivisionen genommen. Die Festungstruppen bestehen aus 8 Artilleriebatail lonen , von welchen in Kriegszeiten 5 Bataillone aus 9, und 3 aus 6 Compagnieen bestehen. Die Commandanten dieser 8 Bataillone sind 1 Oberst, 2 Oberstlieutenante und 5 Majore. Der Stab eines Bataillons besteht aus : 1 Stabsoffi zier, 1 Adjutant (Ober- oder Unterlicutenant) , 1 Ober= und Chefarzt, 3 (bei 9 Compagnieen 4) Unterärzten , 1 Stabstrompeter, 6 (bei 9 Compagnieen 9) Fourieren , 4 Offiziersdienern ; zus. 17 , bei 9 Compagnieen 21 Mann. Je 2 Bataillone haben zusammen eine Rechnungskanzlei mit 1 Rechnungsführer. Bei jeder Compagnie befinden sich: 1 Hauptmann , 2 Ober- und 2 Unterlieutenante , 8 Feuerwerker , 12 Cor porale, 2 Trompeter, 20 Bombardiere, 80 Ober- und 100 Unterkanoniere , 5 Offiziersdiener; zus. 232 Mann.

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ner der Kleingewehr- und Geschüßmunition (mit Ausnahme der Percussionszünder und gepreßten Bleikugeln für das kleine Gewehr) ; die Herstellung dessen , was in den ge= nannten Kategoricen schadhaft geworden ist ; während des Krieges die Uebernahme des von der verwaltenden Artil lerie (fiche diese) aufgestellten Artilleriematerials in eigene Verwaltung und Unterhaltung; periodische Untersuchung der Depots der verwaltenden Artillerie , um die Reparatur des schadhaft oder die Beseitigung des unbrauchbar gewor denen Materials zu bewirken ; Mitwirkung (durch 1 Feuer werksmeister) bei den periodischen Munitions - Untersuchun gen der verwaltenden Artillerie ; zeitweise Untersuchung der Munition im Bereiche der ganzen Monarchie (durch den Oberfeuerwerksmeister) ; vor und nach scharfen Uebungen Untersuchung und Claſſificirung der Geschüße und Vor schrauben der Rohre (durch die Feuerwerksmeistereien ) ; überhaupt alle zu scharfen Uebungen nöthigen Erzeugungen und Herstellungen.

Klasse (beide mit Lieutenants charakter) , 1 Oberfourier, 8 Feuerwerker , 13 Offiziersdiener; zus. 37. Die Büchsenmachercompagnie : 1 Hauptmann zweiter Klasse, 1 Unterlieutenant, 3 Feuerwerker, 9 Mei ster erster und 10 zweiter Klaſſe , 50 Gesellen erster und 220 zweiter Klasse, 20 Handlanger, 2 Offiziersdiener; zus. 316. Zu den Functionen dieser Branche gehören außer Her= anbildung tüchtiger Büchsenmacher für die Infanterie und Cavalerie: Erzeugung der Kleingewehre, Leitung der Schaft-Dampfanstalt, Erzeugung der Kleingewehrkugeln mittelst Preß- und Ausschneidemaschinen und die Unter suchung der von Privaten eingelieferten Gewehre. Die fertigen Sorten werden an die Verwaltungsartil= lerie abgegeben. Die verwaltende Artillerie zerfällt in 14 Verwal= tungs - Artillerie- Districte und hat folgenden Gesammtstand : 3 Obersten , 4 Oberstlieutenante, 18 Majore , 36 Haupt

leute erster, 22 zweiter Klasse , 86 Ober- und 117 Unter lieutenante , 302 Feuerwerker, 90 Corporale als Maga= zinsdiener, 5 Büchsenmachermeister erster und 30 zweiter Klaffe, 171 Büchsenmachergesellen , 5 Bindermeister zweiter Klaffe , 80 Bindergesellen , 25 Handlanger- Corporale, 284 Handlanger- Gemeine, 4 Portiers , 286 Offiziersdiener; 1 Hauptmann , 1 Ober- und 1 Unterliculenant , 1 Werk zus. 1568. Die Vertheilung dieses Personals erfolgt je führer erster Klaſſe (mit Lieutenantscharakter , für die Prä nach der Größe und Wichtigkeit der in den einzelnen Orten cisionswerkstätte) , 4 Offiziersdienern ; zus. 9. Die Prä gehaltenen Vorräthe für die Feld- und Festungsartillerie und das Raketeurcorps . cisionswerkstätte steht unter der Oberaufsicht des mit der Direction des Arsenals zu Wien beauftragten Generals. Der Wirkungekreis der verwaltenden Artillerie ist fol= Der Geschäftskreis der Commission umfaßt die Ent gender : Anschaffung , Conservation und Verwaltung des würfe neuer Constructionen , die Evidenthaltung der be " zu den Erzeugungen der Zeugsartillerie und als Vorrath stehenden ; die Ausarbeitung der Cynosuren , Erzeugungs nöthigen Rohmaterials (wozu auch die Eisenmunition und und Uebernahms - Instructionen ; ferner mit Hülfe der Prä Materialbestandtheile, wie eiserne Achsen ic. gehören) , ſo= cisionswerkstätte die Verification oder genaue Darstellung wie die Hinausgabe dieser Rohstoffe und Bestandtheile an der zu den Erzeugungen und Untersuchungen nöthigen die Zengsartillerie; Uebernahme des von dieser erzeugten Leeren, Chablonen, Instrumente oder Maschinen ; die Artillericmaterials , sowie dessen Conservirung und Ver Conservirung der technischen Bibliothek und Modellen waltung; Zustandhaltung der Depots , Werkstätten und sammlung; die Untersuchung und Prüfung der wesentliche Wohngebäude; Uebernahme, Verwaltung und Conservation ren Rohstoffe, sowie der großen im Arsenale zu Wien der Kleingewehre und der sonstigen den Zeughäusern zu kommenden Vorräthe ; Betrieb und Verschleiß des Pulver vorgenommenen Erzeugungen. c) Die Raketen- und Zünder-Zeugsbranche. Stab : und Salpeterwesens unter der besonderen Leitung der mit 1 Stabsoffizier als Commandant , 1 Ober- und 1 Unter= der General-Artilleriedirection (Departement C) vereinig = lieutenant für das Rechnungswesen , 1 Werkführer erster ten Pulver- und Salpeterwesens -Direction ; Aufstellung der befohlenen Feld , Belagerungs- und Vertheidigungs Klaffe mit Lieutenantscharakter, 1 Oberarzt, 3 Offiziers diener; zus. 8. Ausrüstungen und Uebergabe derselben an die Zeugs artil= Die Raketen- Zeugscompagnie. 1 Hauptmann, lerie; Hinausgabe der Munition an die Truppen in Frie 2 Ober- und 2 Unterlieutenante, 15 Feuerwerker, 3 Mei denszeiten (im Kriege geschicht dieß durch die Zeugsabthei= fter erster, 3 zweiter Klaſſe , 12 Corporale, 160 Zeugs lungen der Artilleriereserven) ; Abgabe der Exercirgeschüße und Fuhrwerke für die Batterieen auf dem Friedensstande; rafeteure, 45 Gesellen erster Klaffe , 5 Offiziersdiener; zus. 248. Abgabe der Uebungsgeschüße , Munition und Requisiten Die Zünder- Zeugscompagnie : 1 Hauptmann, für die Dauer der scharfen Nebungen an die Feld- und 2 Ober- und 2 Unterlieutenante , 9 Feuerwerker, 12 Cor Festungsartillerie ; endlich periodische Untersuchungen des porate, 203 Zeugsraketeure , 5 Öffiziersdiener; zuf. 234. Zustandes der Vorräthe an Artilleriematerial und_Muni Die fertigen Naketen und Percuſſionszünder werden tion , in Verbindung mit der Zeugsartilleric , und halb der Garnisonsartillerie zur Verwahrung und Verwaltung jähriger Ausweis dieser Vorräthe an die Generalartillerie direction. übergeben. Fremde Hülfscorps. Hierher werden gerechnet : das d) Die Gewehr-Erzeugungsbranche. Stab : 1 Stabs = offizier als Gewehrfabriksdirector, 1 Hauptmann ad latus, Artillerie- Neserve - Fuhrwesen für die Corps und 1 Hauptmann erster und 1 zweiter Klasse, 5 Ober- und Armee -Munitionsreserven , bestehend aus 54 Reserve-Be 4 Unterlieutenante, 1 Werkführer erster und 1 zweiter spannungsdivisionen zu 87 Mann und 144 Pferden , 5 b) Die Constructions- und Uebernahmscommiſſion. Dieselbe wird , sammt einer Präcisionswerkstätte, hinsicht lich Verpflegung des Personals und der Materialverrech nung der Zeugsartillerie zugerechnet , steht aber sonst un mittelbar unter dem Inspectorate und der Generalartillerie direction. Sie besteht aus: 1 Stabsoffizier als Präses,

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Raketen-Reservebespannungsdivifionen zu 77 Mann und 123 Pferden , 10 Respicirungs- und Reservebespannungs Commanden zu 8 Mann und 6 Pferden; sodann Civil fuhren, bestehend aus Conducteurschaften , jede mit 25 4spännigen Leiterwagen , für die mobilen Abtheilungen des Felddepots und für den Belagerungstrain . Die Artillerie mit dem Reservetrain zählt sonach im Ganzen 60,191 Mann 28,435 Pferde. Im Frieden treten Verminderungen im Stande der Mannschaft und in der Bespannung ein. Für die Batte= rieen insbesondere ist ein erhöhter Bereitschaftsstand , ein gewöhnlicher Bereitschaftsstand , in beiden Fällen mit der vollen Zahl der Batteriegeschüße und der halben Zahl der Munitionskarren , und ein förmlicher Friedensstand mit der halben Geschüßzahl und dem vierten Theile der Mu nitionskarren und etwa dem halben Mannschaftsstande vorgeschrieben. Die Chargen sind auch im Frieden be= ritten. Bei den Festungsbataillonen endlich werden im der Compagnieen activ Frieden in jedem Bataillone nur

Die Hauptsache war auf der anderen Seite , die junge For mation des schleswig-volſteiniſchen Heeres und alle die Uebel , die nahe damit zusammenhingen. Das Heer entstand mitten in einer Revolution und ward rasch nach dem Lande bisher völlig fremden Mustern und Formen gebildet ; die Verwirrung der herrschenden Meinungen war groß, die in den Persönlichkeiten , welche das junge Heer bilden und tragen sollten , faft noch größer. Sieht man fich biese Ursachen nach ihrem tiefwirkenden Zusammenhang näher an, so muß man mit dem Verf. die treffliche Natur dieses Volkes be wundern, durch die doch so Tüchtiges zu Stande kam ; daß es aber nicht besser war, dafür braucht es nicht viel besonderer Gründe. Doch der Verf. bleibt dabei nicht stehen. Er besauldigt zuerst den General v. Bonin eines völligen Mangels an schöpferischem Geiste bei seiner Organisation . Er spricht dabei manch' wahres Wort über die Sache im Allgemeinen ; ob aber der Vorwurf in dieser Weise gegründet , fragt sich doch wohl , namentlich aber ob General v. Bonin wirklich das junge Heer nur auf einer völlig mechanischen Uebertragung zu errichten verstand ; das zu beweisen, hätte der Verf. etwas mehr von positiven eigenen Vorschlägen in der Sache entwickeln sollen. Einen anderen Vorwurf macht der Verf. den Generalen Bonin und Williſen und der Statthalterschaft gemeinschaftlich. Sie sollen nach seiner Meinung sowohl bei der Bildung , als später bei der Ergänzung des Heeres mit solcher Aengstlichkeit nach politischen Meinungen unterschieden haben , -- man foll unter ihren Augen mit Ausschließung aller irgend der Demokratie Verdächtigen fo unwürdig, grob , brutal , niedrig und auch albern und lächerlich" verfahren sein , daß dadurch Taufende zurückgeschreckt und dem Heere in der höchsten Noth viele tüchtige Arme und Köpfe entzogen worden seien. Wenn der Verf. die Ausschließung der Ausländer, Ungarn , Polen 2c. , auch darunter begreift , so widerspricht er sich damit selbst , denn er kann bei den Dänen die Vortheile der natio nalen Einheit im Heere nicht genug loben ; auch hätte die Regie rung der Herzogthümer allerdings mit ihrer Herbeiziehung die Reinheit ihrer Sache verunglimpft. Offenbar geht der Verf. aber auch in anderer Beziehung zu weit , so wenig diese Regierung von Fehlern freizusprechen sein mag. Der Verf. führt nur ein bedeu tendes Beispiel an , nämlich die Zurückweisung des tapferen Nor wegers Helgesen , der hernach im Dienste der Dänen Friedrichstadt so meisterhaft vertheidigte ; vieles Andere können wir nicht für so völlig begründet erachten. Uebrigens scheint allerdings nach der Art, wie ein Theil der Offiziere dem General v. Willisen von An fang entgegen war , die Ausstreuung von Unzufriedenheit , die Ver. dächtigung und ein unwürdiges Umtriebemachen nicht so ganz allein auf Seiten der Demokratie geweſen zu ſein. Das Urtheil des Verfs . über die Kriegführung ist im Allge meinen richtig und widerlegt treffend die herrschenden flachen An fichten. In der Schlacht bei Zdstedt erzählt er von einem aus dauernden Widerstand weniger Tausend Schleswig-Holsteiner bei Schuby , einem Umstande , der erst noch aufgeklärt werden muß, da jene nach anderen Nachrichten gerade hier ihre Sachen am wenigften gut gemacht haben sollen. Die Generale Gerhardt und v. d. Horft verseßt der Verf. mit Unrecht auf den rechten Flügel, der erstere hatte die Avantgarde , der andere den rechten Flügel der Mitte; auch die Leitung der Schlacht durch General v. Williſen würdigt der Verf. nicht ganz richtig und klar. Eben so wenig will uns sein Nachweis der Unwichtigkeit Friedrichstadts für die Schles wig-Holsteiner einleuchten. Desto entschiedener nimmt er im Gan zen mit Recht Willisen's Kriegführung in Schuß und weist die Albernheiten, die ihm auch nach Zdstedt noch Gott weiß was Alles zumutheten , so derb als schlagend zurück. Wir würden einzelne , doch wenig zahlreiche Ausfälle auf Per. sönlichkeiten , würden manche unbegründete Gehässigkeiten des Ur theils gerne entbehren ; auch für ein wirklich geschichtliches Urtheil einen höheren Standpunct wünschen müſſen : im Ganzen aber finden wir gesunde , die Wirklichkeit oft sehr treu abspiegelnde Anschauungen in der Schrift, die wohl berechtigt waren , in dieser Sache sich auszusprechen. 24.

gehalten .

Literatu r.

Beiträge zur Beurtheilung des deutsch - däni schen Krieges von einem Generalstabsoffizier a. D. gr. 8. Hamburg 1851. Verlag von J. F. Nichter. (64 S.) Selbsterkenntniß ist der Weisheit Anfang. Wir haben lange genug auch in Kreisen , von denen man ein besseres Urtheil erwar ten konnte, die unglaublichsten Ansichten über dieſen Krieg verbrei tet gesehen und sehen fie leider noch herrschen ; es ist Zeit , daß wir einmal Wahrheit hören , so bitter sie sein mag. Diese Schrift lei Atet uns solchen Dienst. Wir wünschen der Sache des Vaterlandes - denn Schleswig-Holsteins Sache betrachten wir als eine solche viele solche aufrichtige Freunde wie den Verf.; es kann nicht beffer werden , bis wir erkannt haben , daß alles Uebel in uns selber liegt. Gegen die leichtfertigen , ruhmredigen Meinungen des Tages, die auch nach Jdstedt noch von der Erbärmlichkeit der dänischen Armee fafelten, die alles Unglück bald auf diesen , bald auf jenen Fehler der Führung , wohl auch auf Verrath schieben , tritt der Verf. mit allem Nachdruck einer kalten , leidenschaftlosen An= schauung" in die Schranken. Und ist die Anschauung auch nicht in allen Puncten wirklich leidenschaftlos , in der Hauptsache müſſen wir ihr Recht geben. Die Hauptsache war auf der einen Seite die Ueberlegenheit, nicht blos die gezählte , sondern auch die innere , der dänischen Ar mee. Nicht als ob die dänischen Mannschaften von Hause aus beffer, mit kriegerischen Eigenschaften begabter gewesen wären ; aber es zeigte sich bei den Dänen der unberechenbare , für die Un eingeweihten nie in Worten klar und groß genug darzustellende Vorzug einer älteren Organisation , aus welcher jede Erweiterung von selbst hervorwachsen konnte. Und daß dieser Vorzug von den Dänen mit feltener Einsicht und Entschiedenheit benugt wurde , daß alle ihre Parteien mit fester , vaterlandsliebender Eintracht im nämlichen Streben zuſammenhielten , daß sie eben so viel Vorsicht und Ausdauer im Unglück , als Besonnenheit und Takt hernach im Glücke bewiesen ; wer kann es läugnen ? Nur scheint der Verf. das Alles zu sehr zu betonen und zu wenig Gewicht auf die Un terftüßung Dänemarks von Außen und die Politik zu legen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samſtag ,

No 137.

15. November 1851.

1000 out

menos

wa 0

Allgemeine Militár-Zeitung.

det

frankreich.

tretenen Veränderungen in einem beſonderen Anbange nachzutragen , der , wie wir aus der Vorrede erfahren,

(5) Die von Giguet, einem früheren Schüler der poly- eine kurze Beſchreibung der ſømiedeeiſernen Laffeten für techniſchen Schule, herausgegebene Histoire militaire de la France hat den vom Kriegsminiſterium ausgelegten Preis

die Defenſions- Rohrgeſchüße und eine Beſchreibung des

Mörſerjattelwagens nach der Conſtruction von 1819 ent

erhalten und iſt als Leſebuch für die Regimentoſdulen balten follte. Dennoch iſt aber die Bezeichnung „ſehr " die der Titel trägt, angenommen worden. Das Werk iſt bei Hachette in Paris vermehrte und verbeſſerte Auflage“, in zwei Bänden erſchienen und koſtet brochirt 15 Franken. eine in jeder Beziehung gerechtfertigte. Eine Vergleichung der 2. und 3. Auflage beweiſt vollfommen dieſen Aus ſpruch und bietet nebenbei vielfache Fingerzeige dar, daß in der preußiiden Artillerie ſeit dem Jahre 1814 ein

reges Leben geherrſcht und Früchte getragen hat. Wir literatur .

แฐ

haben uns der Mühe unterzogen , eine ſolche Vergleichung im Detail anzuſtellen , und glauben feine untillkommene

Lehrbuch der Artillerie für Preußiſche Avans Arbeit zu unternehmen , wenn wir in dem Nachfolgenden cirte dieſer Waffe , mit 5 Figureutafeln , nach die Reſultate dieſer Vergleichung vorlegen . Sie zeigen

den neueſten Vorſchriften bearbeitet ron F. Belze, Secondelieutenant in der Königlich Preußiſchen års, tillerie. Dritte ſehr vermehrte und verbefferte Auflage, nach dem Tode des Verfaſſers neu beraus-

einestheils die Vermehrungen, die die 3. Auflage erfah ren , undandererſeits die Veränderungen und Verbeffe rungen , die in der preußiſchen Artillerie in den legten Jahren eingetreten find. Zuvörderſt wollen wir aber nody

gegeben von Hermann Schindel, Lieutenant im

die Bemerkung vorausſchiden , daß die Kapitel , Para=

Gardeartillerieregiment. 8. Berlin 1851. Verlag graphen und Gegenſtände, die wir hier nicht berühren, von 3. J. Strifter. (XII u. 426 S.) 1 Thlr. 10Ngr. wörtlich mit denen der 2. Auflage des Lehrbuches über einſtimmen .

Die zweite Auflage des genannten Lehrbuches haben

Die Fertigung des Pulvers iſt ausführlicher bes

wir dem Leſer dieſer Blätter in Nr. 23 des Jahrganges handelt, namentlich das Körnen, das auf der Körnmaſchine ſtehen auf 1817 vorzuführen geſucht und dabei dem Werthe desſelben volle Gerechtigkeit zu Theil werden laſſen. Ein neuer

LE

ausgeführt wird. Die Siebe dieſer Maſchine

einer großen Scheibe, nahe dem umfange derſelben in

Beweis der Vortrefflichkeit liegt unſtreitig in der noth: gleichen Abſtänden von einander. Die Scheibe wird mit wendig gewordenen dritten Auflage nach verhältnismäßig telſt einer Welle mit Krummzapfen ſo hin- und berge kurzer Zeit ( die erſte Auflage iſt in Magdeburg 1814 – ſchleudert , daß jedes Sieb für ſich eine Kreisbewegung, erhält. Jedes Sicb beſteht aus drei Einſaßen , welche die dritte inin Berlin im erhält. die zweite in Berlin 1816 - die November 1850 erſchienen , wenn ſie auch 1831 auf dem Drahtboden von verſchiedener Maſchenweite haben. Der

Titel trägt). Seit dem Erſcheinen der zweiten Auflage oberé Boden , auf den die zerſchlagenen gepreßten Pulver iſt der Verfaſſer, Lieutenant Delze , geſtorben , die Erben kuchen gelegt werden, hat grobe Maſchen und zwei mit desſelben haben ſich an den Lieutenant Schindel mit der Blech gefütterte, fich diametral gegenüber ſtehende und Bitte um Vervollſtändigung des Werfes und Veranſtaltung ſchaufelartig nach unten gerichtete Deffnungen. Auf die einer neuen Auflage gewendet, der dieſem Wunſche bereits Pulverkuchenſtücke drücft eine mit Blei ausgegoffene Scheibe willig und, wie wir anerkennen müſſen , mit viclem Ge- von Eichenholz. Die durchdie Bewegung hindurchgedrück= .

fchid entſprochen hat. Zu bebauern iſt nur , daß die mans

ten Körner fommen auf das zweite Sieb , das ſolche

nichfachen Geſchäfte, die dem Herausgeber bei der Mobila Maſchen hat, daß Körner der gröbſten Sorte noch den die durch die Löcher des zweiten Siebes madung des geſammten preußijden Heered im November Durchgang fint den Stüde werden durch die Schwunga 1850 erwuchſen , ihm die Möglidyfeit benommen haben, nicht hindurch

die Abſicht auszuführen , die während des Druces hea , kraft auf den ſchrägen ſchaufelförmigen Deffnungen des

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obersten Siebes in dieses zurückgeführt und hier von Neuem durch die eichene Scheibe zerdrückt. Unter dem zweiten Siebe befindet sich ein sehr feiner Haarficbboden , der die Körner von richtiger Größe zurückhält und nur dem Staube den Durchtritt gestattet. Die Körner rotiren an der Peripherie des Siebes und fallen durch eine Seiten öffnung in einen Schlauch und durch diesen in einen Pul verkasten ; der Staub gelangt mittelst eines beutelförmigen Schlauches in einen anderen Kasten. In § 10 sind das neue und früher gefertigte Pirsch pulver als bestehende Pulversorten aufgeführt ; die Vor rede belehrt uns aber, daß die Jägerbüchsen in Zukunft nur mit neuem Gewehrpulver geladen werden sollen , da sich bei Versuchen mit dem Gewehrpendel unter Anwen dung glatter und gezogener Läufe ergeben hat , daß das Gewehrpulver eine unbedeutend geringere , dabei aber eine viel gleichmäßigere Wirkung äußert , als das Pirschpulver. Von dem Momente ab , wo das vorhandene Pirschpulver verbraucht ist, soll demnach bei den Büchsen nur neues Gewehrpulver angewendet werden. Bei dem Pulverprobiren wird außer der Probe mit dem Probirmörfer auch die Probe mit dem balistischen Pendel und die unmittelbar praktische Probe an= gegeben. Die erstere wird in den königlichen Pulverfabriken zur genauen Ermittelung der Kraftäußerung des Pulvers gebraucht. Bei ihr hängt an einer in ihren Lagern sehr beweglichen Achse in eisernen Stangen ein mit einer Stahl platte belegter hölzerner Kloz , ihm gegenüber an einer ähnlichen Achse ein Gewehrrohr. Beim Abfeuern des Gewehrrohres wird am angebrachten Gradbogen die Weite des Rückstoßes des Rohres und die Größe der Schwin gung des hölzernen Kloßes gemessen und daraus auf die Kraft des verwendeten Pulvers geschlossen. Die zweite praktische Probe wird im Kriege eintreten, wenn man Vorräthe von Pulver gewinnt , dessen Wirkung man nicht kennt ; jede beliebige Schießwaffe wird dann ein Mittel darbieten , um beim Schießen einen Anhalt über die Wirkung des Pulvers durch Vergleichung mit den bekannten Erfolgen des eigenen zu gewinnen. Die in der preußischen Artillerie gebräuchlichen Kaliber = haben sich durch die 25pfündige und 50pfündige Bom benkanonen vermehrt. Dieselben haben für die stärkste Ladung von C Bombenschwere eine Seelenlänge von 10 Geschoßdurchmessern , eine konische Kammer und eine ver hältnismäßig geringe Erhöhung des Kopfes , woher das Korn, um es nicht zu hoch zu machen , nicht auf dem Kopfe, sondern auf dem Zapfenstücke nahe dem langen Felde angebracht ist. Die Röhre sind ferner verglichen, ihr Lagerpunct liegt in der Seelenachſe, ihre Trauben sind durchlocht, das Gewicht des 25pfündigen beträgt 60 Cent ner, das des 50pfündigen 100,7, Centner. Ganz bedeutende Veränderungen sind bei dem die Ernst feuerwerkerei behandelnden Kapitel eingetreten ; hier offen bart sich deutlich das Bestreben , den Weg der Wiſſenſchaft einzuschlagen und den der empirischen Braris , der die mannichfachsten und heterogensten Bestandtheile in einen Feuerwerkskörper vereinigte, zu verbessern. Die Ideen, die seit Jahren von Morig Meyer undelen Anderen angeregt worden sind , haben , nach dem genannten Kapitel zu urtheilen , in der preußischen Artillerie Eingang und

werkthätige Beachtung gefunden. Das zeigt die Schluß bemerkung des Herausgebers zu dem Kapitel über Ernst feuerwerkerei , die unserer Meinung nach zweckmäßiger als Einleitung demselben vorausgeschickt worden wäre. Die selbe stellt zunächst den Saß hin , daß die zu Sazmen= gungen am meisten zur Anwendung gelangenden Stoffe die Bestandtheile des Schießpulvers sind und hauptsächlich in zwei Verhältnissen benugt werden , als Pulversaß und als Salpeterschwefel . Beide Mengungen bilden die Fun damente für jeden Feuerwerkssaß , und zwar die erſte für solche Säße, die heftig und schnell brennen und ſtark trei bend wirken sollen , die lettere für solche, bei denen eine längere Brennzeit oder eine stark leuchtende Flamme ge= fordert wird. Jeder Feuerwerkssaß ist aus einem Funda mentalsag und aus Beimengungen zusammengesezt. Der Pulversaß wird in Körner- und Staubform und verdichtet oder unverdichtet verwendet ; in Körnerform zu den_Ladungen für Geschüße und Gewehre, zu den Sprengladungen der Hohlgeschoffr, zu Ausstoßladungen für Raketen und Bombenröhren und zu Ladungen für Kanonenschläge; in Staubform als Mehlpulver zum Auf pudern , zum Anfeuern , zur Zündschnur , zum Zündpapier u. s. w. Verdichtet wird das Kornpulver in der Schlag= röhre , das Mehlpulver in der oberen Saßsäule der neuen Zünder gebraucht . Der Salpeterschwefel ist eine Mengung von Sal peter und Schwefel im Verhältniß von 75 zu 25 ; er läßt sich verdichten, zerseßt sich beim Verbrennen und gibt ein hellstrahlendes Licht , brennt jedoch sehr träge und ist schwer entzündlich , so daß er allein nicht anwendbar , weßhalb ihm stets etwas Mehlpulver (mindeſtens 7 Procent) zuge= fezt werden muß. Diese Verbindung von 100 Theilen Salpeterichwefel und 7 Theilen Mehlpulver hat den Na= men grauer Saß erhalten und brennt noch sehr lang= sam, wird aber durch weiteren Zusaß von Mehlpulver rascher. Der Salpeterschwefel wird bei vielen Säßen nur mit Mehlpulver gemischt, so im Zehrungssaß mit 25 Procent, im Zünderſaß mit 100 Procent, im Sage für die Feld= granatzünder mit 47 Procent u. f. w. Im Kaltgeschmol zenzeug tritt noch Antimon , im Brand- und Zündlichter saß noch Kolophonium hinzu. Die erstgenannte Substanz vermehrt den Rückstand , der bei der Verbrennung mit der Flamme aufgeriffen wird und so die Leuchtkraft steigert. Die Beimengung von Kolophonium erzeugt eine große Hiße beim Verbrennen . Den Treibsäßen der Naketen u . s. w. wird gekleinte Kohle zugesezt , da dadurch die Gasmenge nicht momentan , sondern langsam entwickelt wird. Nach diesen Principien sind die Säße der verschiedenen Feuerwerkskörper modificirt und auf Salpeterſchwefel bas firt. Aber neben diesen wesentlichen Veränderungen sind noch mannichfache andere in der Ernstfeuerwerkerei vor genommen worden. Die bisherigen kiefernen , mit Zünd schnur umwickelten Stoppinen sind durch Papierstop pinen ersest, deren Beschreibung S. 94 und 95 gegeben ist. Die Zünder zu den Feldgranaten haben einen veränderten Saß erhalten, werden seitwärts angebohrt, bleiben unten massiv und werden daſelbſt mit einem Kaut schukpolster versehen. Diese Aenderung scheint ihren Grund inem Umstande zu haben , daß die Zünder der schweren

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Hohlgeschoffe zuweilen durch den Stoß der Geschüßladung in das Zunere des Geschosses hineingetrieben werden und dadurch erlöschen. Das elastische Kautschukpolster und die Ausströmung des Feuerstrahles werden diesem Uebelstande vorbeugen. Die Zünder zu Bombenkanonen sind konisch, haben eine gereifelte Bohrung , deren Länge außerhalb bezeichnet ist und außerdem eine Tempireintheilung , d. h. eingerissene Ringe , die im oberen Theile 10 und im un teren 1.0 Zoll von einander entfernt sind. Nach der er= forderlichen Brennzeit wird der Zünder zum Gebrauche nach der Tempireintheilung mittelst eines Tempirringes und Bohrers seitwärts angebohrt und dann eingepreßt. Die Bombe selbst wird mittelst Blechstreifen auf einem hölzernen Spiegel befestigt. Seite 116 ist außer der Größe der Ladungen der Feld geschüße auch die Größe der Ladungen für Festungs- und Belagerungsgeschüße angegeben , ebenso erfährt man da= selbst die stärksten Gebrauchsladungen für eiserne Geschüße. Die bisher gebräuchlichen Handbrand- , Handleucht = und Stankkugeln sind unter dem Namen der Feuerbal len zusammengefaßt. Sie beſtehen aus einem mit Saß gefüllten Beutel von Zwillich und haben als Handbrand = fugeln gebraucht den Zweck, in belagerten Festungen zur Vertheidigug der Breschen zu dienen , als Handleuchtkugeln zur Erleuchtung benußt zu werden und als Stankkugeln den Feind aus Minengallerieen , Blockhäusern und kase mattirten Räumen zu vertreiben. Der Saz ist der graue Sag und wird mit wenig Spiritus angefeuchtet , mittelst Hölzerner Stempel in den in einer hölzernen Stopfform befindlichen Beutel fest eingeschlagen. Nach dem Trocknen und Erhärten des Sages wird mit einem Löffelbohrer in die Mitte des Sahes ein Loch gebohrt , in das ein mit Werg bewickeltes Saßröhrchen kommt. Das Kapitel " Vom Artilleriegeräth " hat bedeu tend an Vollständigkeit gewonnen , indem die Nomenclatur, die die 2. Auflage in Bezug auf das Sattelzeug und die Geschirrsachen eigentlich nur gab , durch eine ausführliche Beschreibung ersezt ist. Ebenso ist die Aufzählung des Geschüßzubehörs wesentlich vervollständigt , da z. B. sämmt= liche den Shrapnels eigenthümliche Zubehörſtücke ange= führt sind. Die 5. Abtheilung , die Handhabung der Ge = schüße und die dazu nöthigen Maschinen betref= fend, hat gleichfalls mehrere Zusäße erhalten, so ist bei= spielsweise S. 169 der Gebrauch zweier Hebezeuge zum Heben von Lasten über 60 Centner neu; so ist ferner bet den Herstellungsarbeiten das neue Feldartilleriematerial beachtet , namentlich bei dem Auslegen von Achſen (Sei'e 200) , bei dem Anlegen eines Schleppbaumes (S. 202), bei dem Erfaß eines zerbrochenen Propnagels (S. 204) ; fo ist schließlich dem Passiren von Schiffsbrücken Aufmerk famkeit zugewendet. Hiernach soll die Artillerie dergleichen Brücken nur zu Einem mit 10 Schritt Distanz passiren, die Bedienungsmannschaft der Fußartillerie wird neben die Pferde, auf denen die fahrenden Artilleriſten bleiben, ver= theilt, damit dieselben ruhig , ohne zu scheuen und zu prellen , gehen. Die Bedienungsmannschaften der reitenden Artillerie figen ab und folgen zu Zweien geschlossen 5 Schritte hinter dem Geſchüß.

Auf Seite 217 finden wir folgende Erklärung : Unter neuer Befestigungsart versteht man die Sicherung größerer Pläge mit einer Polygonal - Enceinte durch ſelbſt= ständige detachirte Werke , die eine gedeckte Grabenverthei digung, freistehende Bogenmauern und ein bombenfestes Kernwerk besigen . Das Kapitel über Schießen und Werfen ist durch die Mittheilung der Schieß- und Wurftafeln für die verschiedenartigen Geschüße und Schuß- und Wurfarten bereichert worden , wobei auch die neu eingeführten Bom benkanonen Beachtung gefunden haben. Dieselben gestat= ten vermöge ihrer größeren Seelenlänge im Vergleich zur 25pfündigen Haubige eine stärkere Ladung , ein Marímum von 8 und 15 Pfund . Daraus ergibt sich eine größere Schußweite, größere Percussionskraft und größere Treff fähigkeit der Geschosse, namentlich zur Erlangung eines größeren und bestrichenen Raumes. Man verwendet deß halb diese Geschüße vorzugsweise zur Armirung der Küsten, Häfen , Seepläge gegen feindliche Schiffe , zur Vertheidi gung weit von einander entfernter Festungswerke; das 25pfündige Bombenkanon zum Enfiliren , Breschelegung auf größere Entfernungen und gegen verdeckt liegende Ziele, endlich zur Bewaffnung aller Kriegsschiffe, selbst der Kanonenboote und Jollen. Die Trefffähigkeit der Bombenkanonen ist bei der Lage der Pfeilspige der Bombe nach unten so groß , daß bei einer Elevation , mit welcher eine Schußweite von etwa deutscher Meile erreicht wird, noch eine genügende Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, größere Kriegsschiffe zu treffen. Das Kapitel über die Ausrüstung der Feldartil lerie liefert größere Details über die innere Eintheilung der Batterieen und Colonnen , über die Ausrüstung mit den materiellen Erfordernissen, der Munition und mit Futter, als die 2. Auflage. Die Ausrüstung mit Muni tion , die in der zweiten Ausgabe nur der Zahl nach an gegeben wurde, ist jest nach den einzelnen Geschoßarten specificirt, woraus denn auch die Menge der mitgeführten Shrapnels ersichtlich ist. Hinzugetreten ist namentlich die Ausrüstung eines Vorrathswagens und der Feldschmiede nach der Construction des Jahres 1842 (S. 294 und 296) . Beim Batteriebau sind statt der bisher zur Siche rung der inneren Theile der Schartenbacken üblichen Män tel oder Halbkörbe sogenannte Schartenhorden aufgeführt, die mit Pfählen an der Bekleidung der Schartenwände befestigt werden. Seite 341 find Erfahrungssäße über den Bedarf an Holz und Strandh zu den verschiedenen Batte= riebaumaterialien mitgetheilt. Den Angriff und die Vertheidigung der Fe = stungen betreffend , sind größere Specialien über die Aus rüstung der Defensionsgeschüße gegeben und dabei auch die Zubehörstücke der schmiedeeisernen Laffeten erwähnt. Hieraus ersieht man , daß 5 Nummern derselben bestehen, und zwar Nr. I zu 6Pfändern, Feld- 12Pfündern und 7pfündigen Haubigen, Nr. 1 zu schweren 12Pfündern , kurzen 24Pfündern und 10pfündigen Haubigen, Nr. III zu langen 24Pfündern und 25pfündigen Hau bißen,

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1119 Nr. IV zu 25pfündigen Bombenkanonen

und 50pfün-

digen Haubigen , Nr. V zu 50pfündigen Bombenkanonen . Seite 422 wird zu den bei der Vertheidigung auszu führenden Arbeiten auch das Aufladen eiserner Scharten laden hinter denjenigen gemauerten Scharten der Kase matten, Caponieren front, welche dem zur Aufstellung von sind und von denen

oder gemauerten Reduits der Angriffs feindlichen directen Geschüßfeuer bis Geschüßen in der Krönung entzogen aus die feindlichen Arbeiten auf dem

Glacis , dem bedeckten Wege u. s. w. wirksam beschoffen werden können , gerechnet. Die vorstehenden auszugsweisen Angaben dürften den Beweis liefern, daß die vorliegende 3. Auflage des Lehr buches der Artillerie mit Recht eine vermehrte und ver besserte genannt zu werden verdient ; wir haben dabei nur die Hauptgegenstände berühren können und möchten daher Demjenigen , der sich für die Sache aus Neigung oder Beruf intereffirt , rathen, das Werk selbst zur Hand zu nehmen , es wird ihn , selbst wenn er die 1. oder 2. Auf lage specieller kennt , wahrlich nicht gereuen. 5.

Zur Kritik der Schrift : ,,Blicke in das Bernerische Militärwesen vom Ober ften Bimmerli " in Mr. 68 der A. M. B. von diesem Jahre. Der Redaction dieser Blätter ist in Beziehung auf die im Titel erwähnte Schrift und deren in Nr. 68 erfolgte Beurtheilung ein Schreiben des eidgenössischen Obersten Zimmerli zugekommen , welches nachstehend folgt : Tit. Sie haben sich veranlaßt gesehen , meinem Schriftchen , betitelt : „Blicke in das Berner'sche Militärwesen ," Ihre Aufmerksamkeit zu schenken ; erlauben Sie mir aber , Ihnen zu bemerken , daß dieses kleine Product nicht für ein größeres Publikum , am allerwenigsten für das Ausland bearbeitet wurde , sondern meinen Freunden und Waffengefährten gewidmet , hauptsächlich für fie und den Kanton Bern bestimmt war. Da Sie dasselbe indessen einer kritischen Be urtheilung werth gehalten , so finde ich mich zu einer kleinen Rück äußerung bewogen , welcher Sie , im Intereſſe der Wahrheit , in 3hrem verdienstlichen Blatte gefälligst einen Play gestatten wollen. Die Motive, welche mich f. 3. zu einer freimüthigen Dar legung der Bernerischen Militärzustände bestimmten , gründeten sich auf die jedem guten Schweizer innewohnenden Gefühle für die Er haltung der Freiheit und Unabhängigkeit seines Vaterlandes , und es sollte dieselbe zugleich eine Wahrung meiner , durch die bekannten Umstände hart angegriffenen militärischen Beamtenehre bezwecken . In einem Staate, wo kaum die nothdürftigsten Mittel zur Bildung des Wehrwesens gefeßlich angewiesen find , muß dasselbe unfehlbar der Desorganiſation und Auflöſung anheimfallen , wenn auch dieses Wenige größtentheils unvollzogen bleibt. Daß ich aber zu allen erduldeten Kränkungen nicht auch noch die Unter laffungssünden oberer Behörden mir aufbürden lassen wollte , wird mir wohl Niemand verargen , der einiges Gefühl für Recht im Busen trägt, und so erschien nach meiner eben so ungerechten

als höchstbeleidigenden Entfernung von meiner Stelle eine einfache, mit Actenstücken belegte Darstellung der Bernerischen Militärver hältnisse ; es war dieß eine Berufung an die öffentliche Meinung (un appel à l'opinion publique) , das einzige zur Wahrung meiner Ehre mir zu Gebote stehende Wittel. Ich hatte das Vergnügen . meine Abficht erfüllt zu sehen , und der Umstand , daß sämmtliche Berner Bataillone des Bundes auszuges , welche nicht schon leztes Jahr den Wiederholungscurs bestanden haben, im Laufe des gegenwärtigen zum Unterricht ein berufen werden , zeigt , in welchem Umfange auch der vaterländische oder rein militärische Zweck erreicht wurde. Uebrigens find in der neuen schweizerischen Militärorganisation , zufolge welcher die Armee u. a. auch ſolche verbesserte Bestimmungen aufgefreut , welche künftighin keine hVerwahilofungen mehr, wie sie gerügt worden , zulaſſen ; bezüglic des Unterrichts, so ist derjenige der Specialwaffen centralisirt, wodurch jest schon sehr günstige Ergebnisse erzielt worden; für die Zufanterie aber wurde das Minimum der Instructionszeit festgefeßt und der Unter richt dieser Waffe der Beaufsichtigung eigenen eidgenössischen Inspec toren unterstellt , so daß vermittelst dieser nambaften Verbesserungen und da der Bund nunmehr selbst die Vollziehung der Militärgefeße überwacht , die Schweiz weit besser als je auf alle Eventualitäten vorbereitet ist. Noch bleibt mir eine in Ihrer kritischen Beurtheilung irrig aufgefaßte Stelle meines Werkchens , wo von Truppenaufgeboten die Rede ist, zu berichtigen. Ob diese irrige Auffassung meiner Darstellungsweise oder ungenügender Kenntniß der dießfälligen Ber ner'schen Anschauungsweise (was natürlich dem Herrn Verfaſſer nicht zum Vorwurf gereichen könnte) zugeschrieben werden müſſe, bleibt , als nicht zur Sache gehörend , dahingestellt. Zweierlei ift es, Truppen zu organiſiren und kampffähig auszustellen , oder fie wirklich zum Kriege zu gebrauchen. Das erste verſchafft die Kampf mittel , das zweite bedingt die Verwendung derselben zu bestimmten Zwecken. Nicht allerwärts theilt man indeffen diese Ansicht unbe dingt , denn wenn Truppen aufgeboten worden waren , glaubte man , diese bedürften nun der gewöhnlichen Inftruction nicht , weil fie ja schon unter den Waffen gewesen wären ; dieſe Anschauungs weise war aber nie die meinige, und eben darauf bezieht sich die von Ihnen angefochtene Stelle ; denn haben im Felddienſt geſtan dene Truppen auch wirklich Anlaß gehabt , Manches zu erlernen, das sie sich in der Garnison oder im Lager nicht hätten aneignen können , so waren sie hinwieder der Verhältnisse wegen außer Stande, in manch' anderen , zur Dienstbefähigung ebenfalls nöthi gen Fächern gehörig geübt zu werden. Daraus geht hervor , daß wenn der Dienst im Felde in leßter Instanz allerdings das Wesent lichste zur praktischen Truppenbildung beiträgt, bei dem ohnehin minimen Unterricht der Miliztruppen auch bei erfolgtem Felddienst die entsprechenden Wiederholungscurse dennoch möglichst regelmäßig stattfinden sollen , weil eben durch diese die Truppen dienstfähig erhalten werden. Ja , ein geleisteter activer Dienst , weit entfernt, für einen Wiederholungscurs zählen zu können , liefert im Gegen= theile mehrfache Gründe zu Bestehung eines solchen , weil im Felde Waffen, Kleidung und Ausrüftung reparaturbedürftig und un brauchbar werden und überhaupt in vielen anderen Beziehungen Nachtheile , als unausweichliche Folgen eines Feldzuges sich ergeben, denen im wohlverstandenen Interesse des Dienstes wie eber , wie beffer gesteuert werden muß. Sie wollen aus allem Dem ent nehmen , daß ich keineswegs gegen die Feldzüge , wohl aber gegen ein Abmarkten der Znstruction auf Rechnung derselben bin ; und indem ich allem Demjenigen , was Sie zu Gunsten des activen Dienstes sagen , unbedingt beipflichte , werden auch Sie , nach den ertheilten Erläuterungen , mit den geäußerten Ansichten einverstan den sein , hoffend , daß Ihr ausgedrücktes Erstaunen nunmehr einem billigen Gefühle Plaß machen werde. Genehmigen Sie die Versicherung meiner vollkommensten Hoch

achtung. Aarau , den 17. Juli 1851 . Zimmerli, eidgenöffischer Oberst.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Feste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Dienſtag ,

N 138 .

18. November 1851 .

ผyd Wradiar

Waru

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1121/2017 It isbound the The TE69

)

790 d

Allgemeine Militar-Zeitung. Oldenburg .

Anzahl Dffiziere , Beamten , darunter auch ein Staats

(24) In dieſem Augenblic , wo in Berlin für die Ginführung der Gymnaſtič nach ling'ſdem Syſtem eine groß =

nicht ermüdete. Jest iſt in den Schulen die Arbeit ſchon begonnen; die Lehrer leiten meiſt ſelber den Unterricht in

rath , mit einem Eifer an , der bis zum leßten Augenblic

artige Anſtalt gegründet wurde und eine bedeutende Tha- ihren Schulen und Abtheilungen und üben fich, darunter tigkeit bereits begonnen bat , dürfte es für Ihre Leſer von

auch mehrere Offiziere, fortwährend zuſammen im wech

Intereſſe ſein, auch von der Einführung des Turneng in

ſelnden Verhältniß des Lehrers und Schülers , des Be fehlens und Gehorchens. Wer vom Turnen nur die hergebrachten Vorſtellungen

einem anderen Theile des Vaterlandes zu hören . E8 hat nämlich , freilich ſpäter als ling , aber noch

ehe über deſſen Syſtem etwas Näheres in Deutſchland hat , wird freilich nicht wiſſen , was man in drei Wochen bekannt geworden war, ein Deutſcher, Adolf Spieß, erſt irgend Erſprießliches zu Stande bringen mag , und was in der Schweiz , ſeit 1848 aber Miniſterialajieffor für das

es überhaupt mit der ganzen Sache ſoll. Auch fühle ich,

Unterrichtsweſen in Darmſtadt, ein ſelbſtſtändiges Turn- indem id dieß noch andeuten möchte, die Schwierigkeit, ſyſtem entwidelt und in einer Reihe von Sdriften *), noch mit dürren Worten eine Sache darzuſtellen , die ſich nur mehr in praktiſcher Uebung vielſeitig und umfaſſend dars geſtellt. Seit ſeiner Rüdkehr in's Vaterland hat er für

nus lebendiger Anſchauung erkennen und begreifen läßt.

die Sache zunächſt im Großherzogthum , wo der Boden

übungen geſprochen ; ſie ſind es , die mir die Einführung

Ich habe von den freien Dronung8- oder Gemein

dafür ſich mehr und mehr bereitet , dann auch in Frant- des Turnens in's Heer zur Erziehung des Soldaten ge furt a . M. und an anderen Orten gewirkt. Im Herbſt radezu als eine Nothwendigkeit erſcheinen laſſen und an dieſes Jahres aber erhielt er vom großherzoglich olden-

die gerade für dieſen Zwed fich weſentliche Vorzüge knüpfen,

burgiſden Oberconſiſtorium (die höchſte dortige Unterricht8= welche das ling'iche Syſtem , wie ich glaube, entbehrt, behörde) eine Giuladung , auch dort den Grund zur Ein- Dieſes leßtere will in Deutſchland erſt jeßt auch praktiſch führung ſeines Turnens zu legen. Er folgte und konnte geübt werden; bisher war es nur durch die mit ſehr wiſ durch die warme und thätige Theilnahme, welche er dort

ſenſchaftlicher Ausrüſtung und Entwidelung, doch warm

fand, ſchon nach drei Wochen das Wert , als ein wohl- und edel geſchriebenen Werke Rothſteins, fegt Vorſteher gegründetes, verlaſſen. Während dieſer Zeit gab er täglid cine Stunde Unterricht an Knaben und ebenſo an

des Berliner Centralinſtituts, befannt. Allerdings beugt dieſe Gymnaſtik ihrem Streben nach auf den geſunden,

Mädchen vou 12 - 15 Jahren , und zwar nicht in ge- diegeſammteBildung umfaſſenden und in einen harmoniſchen bräuchlichen Turnausführungen , ſondern nur in freien Geſammtausdruck vermählenden Boden der Alten zurück, aus Dronungsübungen , die ſeinem Syſtem eigenthümlich und unzweifelhaft von außerordentlicher Bedeutung für Schule und Heer find. An den beiden Geſchlechtern mußte der

dem ſie als etwas mit dem geſammten Gehalt unſeres Lebens erfülltes Neues hervormadſen will; aber in ihrer eigenthümlichen , von dem menſchlichen Organismus nach

weſentlich erzieheriſche Gehalt dieſes Turnens mannigfal phyſiologiſcher Betrachtung ausgehenden Gründung beint tiger und darum dentlicher hervortreten; und an dieſem ſie zu ſchr' in eine beſondere Nichtung zu gerathen , den aiter mochte ſich wohl am erſten der Zuſammenhang der

allgemeineren Boden der Erziehung zu ſehr aus den Augen

Uebungen mit ſolcheu für vorangehende und folgende Le- zu verlieren, zu viel fachmäßiges, ja gelehrtes Beiwert zu bensſtufen erkennen laſſen. Aber auch die Lehrer hatten

verlangen und erſt auf allzuweitem Wege zu dem frucht

täglich eine Stunde Unterricht und hier ſchloß fich eine baren Felde unmittelbar praktiſcher Ausübung und An ſchauung zu führen. *) Ich will darunter beſonders auf das für den praftiſchen Gebraud widtige Wert aufmertíam maden : „Turnbuch für

Smulen als Anleitung für den Turnunterricht durc die

Wie wir erſt erwarten müſſen , in

welcher Weiſe dieſe Gymnaſtik die großen Forderungen der Erziehung und dann beſonderer Bildungsrichtungen mit ihrem heilenden und erfriſchenden Wirfen durdſtrömen

Lehrer der Soulen, von adolf Spies. 2 Tbeile. Baſel, will; ſo iſt auch über ihre Bedeutungfir das Heer , über Soweigbauſer'ſche Budhandlung. den beſonderen Zweig der Wehrgymnaſtik noch ſchwer etwas

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Bestimmtes zu erkennen oder zu sagen. Jedenfalls scheint ihr ganz die Auffassung und Darlegung eines so wesent lichen Bildungsmittels zu fehlen , wonach der Einzelne selber wieder als Glied einer größeren Ordnung wie diese selber der Erziehung bedarf, nämlich die Taktik " *) _zu fehlen. Auch fürchte ich , daß es zur fortschreitenden Er oberung der Meinungen , welche der Sache so sehr zu wünschen ist, wenig helfe , wenn die im Institut jezt zu bildenden Lehrer mit Vorträgen über Therapeutik, Ana tomie , Physiologie 2c. in Anspruch genommen werden, statt möglichst rasch in die volle lebendige Anschauung und Bewegung hineingeführt zu werden, die gleich den ganzen Menschen ergreift und ihn so alsbald die rechte Bedeutung des Turnens auch für die besonderen Lebensrichtungen ahnen und herrausfühlen läßt . Diese rasche Einführung in den vollen Strom einer gesunden Praxis scheint mir in hohem Grad ein Vorzug des Spieß'schen Systems zu sein. Es stellt sich sogleich mitten in das Gebiet der Erziehung , es will in ihrem Dienste sein, und es vermählt sich sofort allen guten Kräften , die darin thätig sind, es nußt sie und gibt ihnen diesen Nugen doppelt zurück, cs_trägt einen natürlichen Zug des Zusammenwirkens in sie hinein. Es betrachtet den Menschen nach den zwei Seiten , aus deren wechsel feitiger Durchdringung nachher das Leben erwächst, als Einzelnen und als Mitglied einer größeren Gemeinschaft. Die Einzelübungen und die Ordnungsübungen sollen ihn dazu bilden helfen , wechselseitig sich fördernd , wie der Einzelne sich selber erst an der größeren Gemeinschaft und diese wieder an sich erst verstehen leint. Man sieht, welch' eine Fülle gesunder sittlicher Kräfte mit diesem neuen Hin Dieſe zutreten der Gemeinübungen entwickelt werden. Gemeinübungen sind die klare Antwort auf das dunkle Gefühl, welches auf manchen Turupläßen tüchtige Männer in einer Art Verzweiflung am Hergebrachten zum gewöhn= lichen Ererciven trich; sie sind der für die gesammte Er ziehung klar hingestellte Ausdruck der heilsamen fittlichen Gewalt, die in den Ordnungen des Heeres liegt. Welch' eine Bedeutung für das Heer , wenn ihm hier der Soldat in der Zucht dieser mächtigen Wechselwirkung zwischen Streicht Befehlen und Gehorchen schon zugebildet ist. denn diese Wechselwirkung nicht durch alle unsere kleine und große Thätigkeit ? Ist der Lieutenant , der seinen Zug befchligt, nicht in ihr, so daß erst dann sein Com mando den rechten Erfolg hat, wenn er selber unter der Zucht seines Befehls steht ? Muß der Feldherr, der große Dinge thun will , nicht am lebendigen Strom zwischen ihm und dem Heere fühlen , was er mit diesen Soldaten ausrichten kann ? Hier liegt die Bedeutung der Persön= lichkeit , die in Wahrheit überall nur so viel ist und gilt, Seseß darstellt. wie sie an sich selber als verkörpertes ( Daß aber nicht blos diese Zucht wirkende Seite der Taktik in diesen Gemeinübungen sich darstellt, daß viel mehr auch die Gesammtheit unserer Formen in Bezug auf Zusammenstellung und Bewegung kleinerer und größerer Körper darin enthalten ist , wird bei kurzer Anschauung augenblicklich klar , so schwer sich's beſchreiben läßt. Das Gebiet der Gemeinübungen umfaßt Alles , was in Fest

aufzügen , Tänzen , Reigen , was auf dem Erercirplaß erscheinen mag ; es ist ein unendliches , nur durch den jedes = maligen Zweck begränzt, aber der unendlichen Erweiterung in jeder Richtung fähig . Wie hier die Schule schon beim Einzelnen die Gewandtheit für die Formen vorbildet, so kann unsere Taktik des Exercirplases selber davon lernen, ihre Formen nicht etwa vom Gefechtszweck abzuleiten, son dern sie darauf zu richten , daß die vielseitig gewandteſten Soldaten erzogen werden , denen es so zur Natur wird, sich in den schwierigsten Verhältnissen , auch wenn diese nicht erst auf dem Exercirplaße eingeübt sind , zurecht zu finden. Man wird dann vielleicht lernen , daß die Uebung der Gefechtsformen auf ein anderes Ucbungsfeld als auf den Erercirplaz gehört.

*) Turnbuch für Schulen , 2. Thl. S. 5.

Königreich Sachsen. Dresden, 1. Nov. Vom 1. Januar 1852 an werden nach dem Muster und den in den italienischen Feldzügen gemachten Erfahrungen der österreichischen Armee auch in der unseren Sanitätscompagnieen errichtet , und das ganze ärztliche Personal unter einer Medicinaldirec = tion vereinigt werden , so daß die Aerzte nicht mehr auf den Etat der Truppe gehören , sondern nach Bedarf zu ihr commandirt werden. -- Zu gleicher Zeit tritt die Bezeichnung der Oberärzte nach Klassen wieder zurück und die Benennungen: Divisions Brigade , Garnisons Stabsarzt und Regiments-, Bataillons =, Assistenz-Arzt treten für die Oberärzte , ſowie die Benennungen : Com= pagnie , Schwadrone , Batterie- und Hospital- Arzt für die Unterärzte in Wirksamkeit. Die Sanitätscompagnieen , welche in ihrem Aeußeren durch einen Roßhaarschweif auf dem Czako, sowie einer rothen Binde mit schwarzem S. C. um den linfen Ober arm sich auszeichnen werden , haben die Bestimmung, ge= hörig eingeschulte Krankenwärter für die Feldhospitaler und Ambulancen, sowie eine besondere Truppe zur Auf suchung der Verwundeten zu bilden, und werden schon in Friedenszeit zu ihrem so schweren, wichtigen und ernsten Beruf angeleitet werden. Wenn wir recht berichtet sind , so werden 4 Sanitäts compagnicen errichtet, jede aus 1 Offizier , 1 Serschant, 3 Corporalen , 1 Signalist , 41 Soldaten bestehend und hoffen wir, daß bei der nächsten Budgetberathung dieſe ſo außerordentlich wichtige Einrichtung Theilnahme genug findet, um nicht blos wie jest durch Commandirte aller Parteien auf die Zeit der Üebungen und für den - sondern Fall einer Mobilmachung in's Leben zu treten, als permanent auf den Etat der Armee gesezt zu werden. (Freim. Sachsenz.)

Rußland und Polen. Petersburg, 27. Oct. Der Dirigent des kaiſerl. Kriegsministeriums , Generaladjutant Fürst Dolgorukow I., hat auf Befehl Sr. Maj. unlängst einen Tagesbefehl er= lassen , welcher die Bestimmungen enthält : 1 ) daß in die Leibgärderegimenter nicht jüngere Männer als von 17 und nicht ältere als von 20 Jahren aufgenommen werden sol len ; 2) beim Avancement zu Offizieren , sowohl der bereits dienenden Fähndriche und Zunker, als derjenigen , die in

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der Wissenschaft keineswegs einen Grad des Einflusses, namentlich in moralischer Beziehung , einräumen , der sich mit den gut gemachten Erfahrungen und Eindrücken des Krieges in überwiegender Weise messen könnte ; oder als könne die Wissenschaft jene Erfahrungen erseßen und zu dem Geschäfte des Krieges vollständig vorbereiten : - so viel aber bleibt gewiß , daß die Wiſſenſchaft , für die frag= liche Zeit, das vornehmste Mittel ist , um der Praxis des Friedensdienstes eine höheren Bedeutung in der oben an= Andeutungen über außerdienstliche Beschäfti gedeuteten Richtung abzugewinnen , wenn auch immerhin gungen des angehenden Offiziers in Bezug auf die # Theorie" nach dem Ausſpruche des Generals v. Clau= sewiß keine positive Lehre sein kann. seine weitere wissenschaftliche Ausbildung . Betrachten wir den Krieg , wie er ist, als ein Gewebe Wenn ein jeder Beruf in irgend einer bestimmten Rich von Erscheinungen und Handlungen , welches täglich, stünd= tung eine begränzte Thätigkeit in Anspruch nimmt , um lich verschiedene Verhältnisse hervorbringen kann , die bald gewiffen Verpflichtungen zu entsprechen ; wenn , neben der deutlich und klar, bald verhüllt oder zweideutig vor das Auge treten: so wird die Theorie im Vereine mit der Sachkenntniß, Eifer, Ausdauer und Gewissenhaftigkeit die beste Bürgschaft für die genügende Erledigung irgend einer Kriegsgeschichte insofern auf das Urtheil des Offiziers Arbeit überhaupt bieten: - so gehört der Stand des inwirken, als sie, fußend auf der durch die Geschichte erwiesenen Natur der Dinge , das Vorstellungsvermögen Militärs , insbesondere der des Offiziers , zu denjenigen Berufsarten, bei welchen jene Kenntniß , resp. der Besiz mittelst der Ordnung und der Erläuterung der Begriffe der genannten Eigenschaften in einem hohen Grade zur zur klaren Anschauung befähigt, und nicht einseitig an Beachtung kommen. dieser oder jener Erscheinung u. f. w. haftet , als auch den Die begränzte Thätigkeit fußt in dem zugewiesenen scheinbar geringfügigen Umständen eine Aufmerksamkeit und Wirkungskreise; fie findet dort den Inhalt ihrer nächsten Würdigung zuwendet , wie dieß die vielfältigen Beziehungen Bestrebungen, namentlich aber den Buchstaben der Vor der Kriegsthätigkeit verlangen. schrift und näher oder entfernter liegende Andeutungen zur So belangreich auch das Studium der Kriegsgeschichte in diesem Connere mit der Theorie erscheint, so viel Stoff intellectuellen und sittlichen Fortbildung . In der Vor schrift liegt hier insbesondere das Begränzte ; sie verdrängt jene auch liefert, um irrigen Vorstellungen und specula= ――― so wenig ist sie doch aber nicht oder sollte doch nicht jenen Eifer verdrängen, tiven Träumereien zu entgehen, der auf verschiedenen Wegen die Fortbildung anstrebt, treß ihrer Mannichfaltigkeit geeignet: für alle Situatio= insofern diese sich solche Kenntnisse zunächst anzueignen nen gerade den richtigen Weg anzudeuten , eben weil eine sucht , welche nicht nur mit den dem Wirkungskreise zuge Handlung meist unter solchen veränderten Umständen vor wiesenen speciellen Bestrebungen in naher verwandtschaft sich zu gehen pflegt, zu denen in der Vergangenheit wohl licher Verbindung stehen , sondern von denen man auch Aehnlichkeit, nimmer aber Gleichförmigkeit in dieser oder einen gedeihlichen Einfluß auf Charakter, Gewohnheit jener That aufgefunden werden könnte. Es würde dem= und Sitte erwarten darf. So auch im Berufe des Offi nach , wollte man Beides mit einander verwechseln , die ziers. Geschichte ganz gegen ihren Charakter sehr häufig zu Ist der einem bestimmten Wirkungskreise angehörende Schlußfolgerungen verleiten, die weder in der Natur und Dienst alio nach Cbigem etwas Begränztes in Bezug auf in dem Ergebnisse der Wirksamkeit vorliegender Dinge, den Buchstaben der dienſtlichen Vorschrift , ſo ſchließt er noch in deren Beziehungen zu anderen Ereignissen u.s.w. doch keineswegs mit dieser ab; er geht vielmehr , in eine unumstößlich sichere Begründung finden dürften. Folge der Andeutungen zur intellectuellen und sittlichen Sind nun also Theorie und Geschichte keine positiven Fortbildung, zu der entsprechenden Privatbeschäftigung Lehren , so sind sie doch dagegen ohne allen Zweifel : Stüßen des Geistes , Lenker des Urtheils und treffliche über und findet gerade hier die reichhaltigsten Mittel : um Gehülfen der Verantwortlichkeit und der Gemüthskräfte, für alle ſolche Leistungen sich vorzubereiten, die außerhalb ― ohne deßhalb praktische Tüchtigkeit und Erfahrung zu der Gränzen des alltäglich sich Wiederholenden liegen. Am wenigsten würde demnach der Offizier zu dem erseßen. Gleichwie das Leben mitten unter den Eindrücken der Glauben berechtigt sein : als genüge vollkommen und für lange Zeitdauer die specielle Kenntniß der ihn zunächst Außen- und Innenwelt studirt werden muß, damit sich angehenden Dienstoblicgenheiten , wie sie in beschränkter ein Jeder nach seiner Stellung , seinen Gewohnheiten und Weise durch das Garnisonleben mehr oder weniger zur Ansichten zurechtfinden und einen Standpunct erklimmen Anschauung kommen ; denn wo sollten , bei einem sol kann , von dem aus er minder beunruhigt den Ereignissen chen Stillstande, das Streben nach höherer Intelligenz, entgegenzuschauen oder einen Kampf mit ihnen zu beginnen die Sicherheit der Handlungsweise unter schwierigen Ver vermag; so auch der Offizier, der, gestüßt durch Men hältnissen , sowie die Heranbildung des Charakters und schenkenntniß und die militärischen Tugenden , mitten im des festen Willens ihre Nahrung hernehmen , wenn nicht Gewühle des Krieges die Erfahrung sucht. An der Hand -· - für die Zeit des Friedens auf dem Wege der Wis der Theorie und der Geschichte betritt der Offizier den senschaft oder dem der entsprechenden Mittheilung unter Schauplaß der ernsteren Thätigkeit seines Berufes ; jene gleichmäßig strebenden Männern ? - Wir wollen hiermit Führer geben aber nur dann einige Bürgschaft für den Zukunft aufgenommen werden , haben dieſelben das_vor= geschriebene Eramen in denjenigen Wissenschaften abzulegen, die das diesem Tagsbefehle beigefügte Reglement bestimmt ; 3) haben die jungen Leute in wissenschaftlichen Anstalten fich ausgebildet und dieses durch hinlängliche Zeugnisse beurkundet, so ist ihnen das erwähnte Eramen zu erlassen. ( N. Pr. Ztg .)

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guten Erfolg, wenn der Offizier eine den zu erreichenden Zwecken gemäße geistige Verarbeitung der Erfahrung vor diese also im Geiſte, je nach den einwirkenden nimmt Verhältnissen u. s. w. , praktiſch umbildet und ſonach_für Das diesen oder jenen concreten Fall nußbar macht. Wissen kommt also hierbei eben so gut in Betracht, als das praktische Können; wo aber beide in einer gleich gewichtigen Weise auftreten , wo also Theorie und Praxis fich gegenseitig stüßen und jedes den ihm eigenthümlichen können Werth bewahrt und geltend macht ; wo ferner Unter der moralische wir noch hinzuscßen - die Unter Leitung die gebenen den unveränderlichen Geseßen der Humanität, der ――― da stürmen Disciplin und der Subordination gehorcht : die Wechſelfälle des Krieges minder drohend auf den Offizier ein, eben weil in der Vielseitigkeit der von ihm gewonnenen Anschauung der sicherste Führer bei dem Ver halten unter schwierigen Verhältnissen erblickt werden dürfte, vorausgeseßt, daß auch die Geistesgegenwart und der besonnene Muth jenem Führer zur Seite stehen. Es bedarf daher der Jufanterie- und Cavalerieoffizier gerade keiner Gelehrsamkeit , um im Felde den ihn tref fenden Dienstleistungen gewachsen zu sein ; denn jene lenkt nur zu oft von der wirklichen Natur der Dinge ab und gefällt sich dagegen bisweilen in Speculationen , welche sehr oft der nüchternen , kalten Wirklichkeit fremd bleiben; auch wird nicht selten der in excessiven Speculationen Befangene erstaunt sein , wenn troß der genauesten Berech nung , bei welcher alle bekannten Facten u. s. w. zur Beachtung kamen , ein Reſultat sich herausstellt , das dem erhofften wenig oder gar nicht ähnlich sieht. Befindet sich der in dieser Richtung Fortschreitende deßhalb in einem sehr gefährlichen Ertreme , weil er die Natur des Krieges überhaupt nicht würdigt , namentlich aber dem wechselvollen lebendigen Wirken sich selbstbewuß ter Kräfte , je nach der vorgefaßten Meinung u. s. w., einen unnatürlichen Zwang im Kalkül auflegt ; so ist es nicht minder Derjenige, nur in entgegengesetter Weise, welcher sich mit dem Handwerksmäßigen des Berufes be= gnügt. Wenn der Erstere alle Mittel erschöpft zu haben glaubt, um den guten Erfolg mit vieler Gewißheit für fich in Anspruch zu nehmen , — so hofft der Lestere : mit seinem beschränkten Wissen selbst dann auszulangen , wenn der strenge Ernst des Berufes herantritt und es sich darum handelt, unerschöpflich an Auskunftsmitteln zu sein. So achtbar auch die Bemühungen auf dem Exercirplaße und die dort gewonnenen Reſultate ohne allen Zweifel find, so reichen doch beide da nicht hin, wo eine klare, vorur theilsfreie Anschauung , ein intelligentes Eingehen in die Absichten des Commandirenden , ein zweckgemäßer Gebrauch der anvertrauten Kräfte u. a. D. mehr die Hauptbedin gungen zum Gelingen bilden. Der beste Weg liegt hier in der Mitte , um die ge= nannten Extreme zu vermeiden. Dieser Weg deutet aber nicht blos auf das formelle Wissen in Bezug auf die verschiedenen Dienstzweige überhaupt , sondern auch und insbesondere auf jene Verzweigungen militärischer und anderer Kenntnisse, die einen klären , belehrenden Blick in das Wesen derjenigen Thätigkeiten thun laſſen , wie solche

der Stellung des Offiziers entsprechen ; → und es werden demnach solche Studien hier am Orte sein , von deuen sich der junge Offizier den nächsten und größten Nußen ver sprechen darf. Das Gebiet der Taktik mit ihren Verzwei= gungen liefert hierzu den ergiebigsten Stoff zur Bearbei tung, und zwar in einem Umfange, wie dieß von der dienstlichen Stellung des jungen Offiziers verlangt wird. Damit ist indeß nicht gesagt, daß sich derselbe hier nicht zu überschreitende Gränzen zu ziehen habe, inwieweit die ihm zu ertheilenden Aufträge etwa reichen möchten , da die Dienstleistungen dem Feinde gegenüber nicht selten einen dem beschränkten Auftrage wenig entsprechenden Charakter annehmen , so zwar, daß man selbst bei dem untersten Offiziersgrade immer mehr Kenntniß zu verlangen berech= tigt ist, als die officiell abgegränzte Dienstsphäre gerade anzudeuten scheint. Zu dem Gebiete der Taktik würde das Studium des Kundschafts- und Sicherheitsdienstes von beſonderem Nußen für den angehenden Offizier sämmtlicher Waffen sein, denn dieser Dienst ist ganz dazu geeignet : die Geiſteskräfte in einer Weise in Anspruch zu nehmen , wie solche in dem beschränkteren Wirkungskreiſe, namentlich in dem des Zu fanterie- und Cavalerieoffiziers , nicht zum zweitenmale vorzukommen pflegt. Dieses , sowie ein jedes andere Stu dium erfordert zuerst ein allgemeines Verständniß betreffs des zu behandelnden Gegenstandes , und der Offizier müß sich demnach des Zweckes , des Nußens und der Anwen dung , resp. der Würdigung dieser oder jener Mittel be= wußt werden , bevor er zu der Betrachtung des Detail irgend eines Verhältnisses übergeht. Mit diesem Detail treten die für den betreffenden Fall geeigneten Mittel und der specielle Zweck in den Begriff; die Verhältnisse des Gegners werden gleichmäßig erwogen ; die Einwirkung von Nebenumständen wird abgeschäßt - und darauf das Ver= fahren bei der Erledigung des respectiven Auftrages ge= gründet. Untrügliche Mittel gibt es im Kriege nicht , weil Alles, was da geschicht , nie in derselben Gestalt und unter dem= selben Gesichtspuncte des Beobachtenden oder Handelnden auftritt , wie solches vielleicht früherhin erschien. Die Ausführung irgend einer Aufgabe , z . B. in Bezug auf den Kundschafts- und Sicherheitsdienst, wird also wohl nach einer allgemeinen Regel, nimmer aber nach einer speciellen Vorschrift bemessen werden dürfen. Der junge Offizier muß daher bei seinem Studium insbesondere dar auf ſehen : das specielle , für irgend eine bestimmte Lage angegebene Verfahren von dem allgemeinen zu unterschei= den ; auch sich selbst fragen : wie wird das Verhalten sich modificiren , wenn dieser oder jener Umstand eintritt oder hinwegfällt, dieser oder jener Befehl u. s. w. eintrifft ? Hiernach seine Maßregeln zu treffen , nachdem vorher dem Umstande und dem Befehle u. s. w. die gebührende Würdigung zugekommen , möchte lohnenswerther erscheinen, als das Nachahmen eingelernter Formen , die nimmer An spruch auf praktiſchen Werth machen können , wenn nicht mit ihnen das Urtheil anregend in den Prozeß der Ideen eintritt. (Fortseßung folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerstag, 20. November 1851

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Allgemeine

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Frankreich. 6 (5) Unter dem Titel : ‫ ܟ‬La Lorraine militaire publi cirt gegenwärtig Jules Nollet Fabert eine Reihe von Biographicen berühmter Militärs , die in den vier De partements des alten Lothringens geboren sind. Er will in einen Kranz die Geschichte dieser berühmten Krieger flechten , deren Tapferkeit sprüchwörtlich geworden und denen Napoleon oft in den entschiedensten Worten seine Sympathie und sein Zutrauen zu erkennen gegeben. We nige Lieferungen sind bisher erschienen , aber eine große Zahl von Subscribenten hat sich bereits gefunden. Der Verfasser beweist sich als ein treuer und gewissenhafter Erzähler, dessen Ausdrucksweise klar , lebhaft und hin reißend ist. Spanien. (2 ) Wir haben schon öfter Gelegenheit gehabt zu er= wähnen, wie sehr man von Seiten der höchsten Militär behörden in Spanien bemüht ist, den Veränderungen im Kriegswesen des Auslandes zu folgen, um je nach Um ständen dieselben für das eigene Land nugbar zu machen. Einen neuen Beweis hierfür gibt die vor Kurzem einem höheren spanischen Offizier von Seiten des Kriegsmini fteriums gewordene Mission , die Fortschritte des Militär wesens im Allgemeinen und der Militär-Literatur und Journalistik insbesondere in Frankreich, Deutschland und England zu studiren.

Andeutungen

über

außerdienstliche

Beschäfti

gungen des angehenden Offiziers in Bezug auf seine weitere wissenschaftliche Ausbildung. (Fortseßung.) Der specielle Zweck in der gehenden Offiziers gibt sich mit ten, nicht aber mit größeren lichungen ab, die sich auf die

Sphäre des jungen an= Einzelheiten gewisser Fac allgemeinen Veranschau Ereignisse eines längeren

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Zeitung.

Zeitabschnittes beziehen. Daher ist es für jenen Offizier von besonders praktischem Nußen , sich mit dem Studium einzelner Begebnisse eines Feldzuges , als : Vertheidigung und Angriff einzelner Terrainpuncte, Gebäude und Dörfer, ferner Belagerungen , Gefechte , Märsche u. s. w. auf das Sorgfältigste zu beschäftigen; ihr Wesen, das Jneinander= greifen der verschiedenen Dienstfunctionen , die gegenseitige Unterstüßung der Waffen kennen zu lernen; die Umstände zu würdigen , unter welchen die eine oder die andere Hand lung stattfand , und aus den Handlungen selbst auf den Charakter und die Beweggründe der Commandirenden, sowie auf die praktische und moralische Tüchtigkeit der Truppen zu schließen. Mit diesem Verfahren läßt sich sehr wohl ein Blick auf die Gesammtthätigkeit in irgend einem längeren Zeit abschnitte vereinbaren, in welchem die fragliche taktische Handlung gleichsam eingerahmt erscheint und ihren Ur sprung, je nach dem Geiste jener Thätigkeit , findet. Die Auffaffung des Charakters der Gesammtthätigkeit eines kriegsgeschichtlichen Zeitabschnittes leitet den Offizier um so leichter durch das Gewühl der Begebenheiten bis zu demjenigen Ereignisse, welches zur speciellen , resp . kritischen Betrachtung bestimmt wurde; und, wenn irgendwo , so ist es hier , wo der höhere Offizier sich der Studien der angehenden Offizier annehmen muß. Gele= genheiten möchten sich hierzu genug darbieten , wollte man überhaupt es überall zum Grundsaße machen: auch außer dem Dienste die unteren Chargen der Offiziere den höhe ren näher zu bringen , um neben der geselligen Unterhal= tung auch das Wohl des Dienstes in einer Richtung zu verfolgen, wie solches auf dem Nebungsplaße allein nim= mer erreicht werden kann. Bei der mündlichen Verarbei= tung des vorliegenden kriegsgeschichtlichen Stoffes würde dann eine jede persönliche Anschauung Gelegenheit finden, mit der Anschauung Anderer Vergleiche anzustellen, hieran neue Ideen zu knüpfen und so auf dem Wege der for= schenden Discussion dem fraglichen Gegenstande möglichst viele Seiten abzugewinnen. Bei dem Studium kriegsgeschichtlicher Thatsachen, möge fich dasselbe nun über ganze Feldzüge oder einzelne Ereig= nisse verbreiten , fommt es vor Allem auf die Erforschung und das Verständniß der Ursache und Wirkung an. Suchen wir nun - abgesehen von dem Zufalle und dem Glücke -

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nach der Ursache irgend einer That im Allgemeinen , wie etwa solche durch dieses oder jenes frühere Ereigniß her beigeführt , so finden wir die Ursache unter anderen in dem Charakter, den Beweggründen , dem Befehle des Com mandirenden; ferner in den verschiedenen , der resp. Gegen wart angehörenden Verhältnissen , in der Güte der Trup pen , in der Beobachtung u. a. D. m. Demnach werden auch solche Dinge als Zielpuncte der speciellen Forschung dienen, will man überhaupt sich ein solides Fundament schaffen , auf welchem die Schlußfolgerung bis zu irgend einer Wirkung aufwärts steigt. So viele Erscheinungen es gibt , so viele sichtbare Wirkungen gibt es auch. Die Ursachen hierzu sind aber sehr häufig , namentlich im Kriege , nicht blos materieller, sondern auch geistiger Natur; daher muß auch Derjenige, welcher möglichst vielseitig sich unterrichten will, der der geistigen Welt die höchste Beachtung zuwenden. Es ist dieß unstreitig der schwierigste Theil des bei dem Studium kriegsgeschichtlicher Thatsachen zu bewältigenden Stoffes ; und dem Offizier dürfte sich hier mehr wie irgendwo die treffliche Gelegenheit darbieten , sich - unter der Voraus = segung genügender Daten von dem eigenen Nachdenken und der Kritik über Ursache und Wirkung in jenes Bereich praktischer selbstbewußter Thätigkeit einführen zu lassen, in welchem meist nur wenige Kennzeichen dieser oder jener physischen Eigenschaften angetroffen werden . Da es dem Offizier obliegt , die Verhältnisse, unter denen er handelt, einer entsprechenden Würdigung zu un= terwerfen, um namentlich auch dem Unerwarteten begegnen zu können, so wäre die oben bezeichnete Richtung des Selbststudiums ganz dazu geeignet , unmittelbar zu den Dienstleistungen vorzubereiten , die der Sphäre des an= gehenden Offiziers im Felde angehören oder ihr nahestehen. Die Ursache steht mit der Wirkung durch die Mittel im Zusammenhange. Je größer oder kleiner die Anzahl der anzuwendenden Mittel , desto umfaſſender oder beschränkter wird auch der Kreis der Thätigkeit in der Regel sein. Damit nun die Mittel sich in beiden Beziehungen den zur Handlung bewegenden Ursachen anpassen , oder, was gleich bedeutend, damit das Auftreten der Mittel auch durch die Natur derjenigen Ursachen gerechtfertigt werde, welche aus der Beobachtung des Gegners und der Erkundigung seiner Absichten hervorgingen, so wird man sich auch noch ins besondere mit dem Thun und Lassen desselben und mit folchen äußeren Verhältnissen bekannt machen, die in enge rer oder weiterer Beziehung zu uns stehen und von denen wir also irgend welche Einflüsse erwarten können. Hiernach darf denn auch das Studium dieſes oder jenes Ereignisses nicht einseitig der Spur des Handelnden und der zunächst gelegenen Verhältnisse folgen , sondern es muß die Einigung der fraglichen Begebenheit mit sämmtlichen bekannt gewordenen Einwirkungen ermittelt und hierauf die Gesammtthätigkeit unter den entsprechenden Gesichts punct der Beurtheilung gebracht werden. Dieses Verfahren würde auch bei dem Studium ganzer Feldzüge anwendbar sein, wobei es vor allen Dingen nöthig erscheint, in der Menge von Ereignissen die Haupt richtung der Operationen angedeutet durch Absicht und Zweck nicht zu verlieren , die mit ihnen in Verbindung ſtehenden ſecundären Handlungen aufzusuchen und sich von

beiden nach Zeit , Ort, Verhältnissen und Zweck ein an= schauliches Bild zu schaffen. Die Idee oder der auf irgend ein Unternehmen gerich tete Plan des Commandirenden bestimmt jene Hauptrich tung, welche bald recht sichtbar zu Tage tritt , bald ver schwindet oder doch zu verschwinden scheint , während die ſecundären Handlungen , wenn sie auch in der Regel die in der genannten Richtung vorzunehmenden Operationen begünstigen sollen , eine vergleichungsweise untergeordnete Thätigkeit darstellen. Wohl zu beherzigen bleibt aber dabei, daß das Secundäre unter Umständen auch die Idee des Feldherrn zu Modificationen bewegen kann . Will man also mit Erfolg die Studien beginnen , so gebührt der leitenden Idee eine sehr bedeutende Beachtung, denn an jene reihen sich die unmittelbaren und mittelbaren Maßnahmen in strategischer Beziehung , und diese finden weiterhin ihre taktische Erledigung. In dieser legteren Beziehung , nach Maßgabe der Bewegung , der Gefechts weise u. s. w. , größerer oder kleinerer Truppenkörper, sich ebenwohl specielle Kenntnisse zu erwerben , ist nicht minder die Aufgabe des Studirenden , da einestheils die taktiſche Erledigung durch die strategische Veranlassung einen höhe= ren Werth bekommt, anderentheils aber auch die Dienst sphäre des strategisch Anordnenden unter Umständen in sehr nahe Beziehungen zu der des Offiziers treten kann. Wir haben bereits oden bemerkt , daß Derjenige, wel= cher durch das Studium kriegsgeschichtlicher Thatsachen sich möglichst vielseitig unterrichten will , der geistigen Welt die höchste Beachtung zuwenden müsse. Diese geistige Welt, welche sich selbst bei dem unbedeutenden Ereignisse in der Gesammtwirkung verſchiedener Kräfte ausspricht , die, bald vereint, bald sich abstoßend, bald sich ergänzend, ihren Prozeß in dem Seelen- und Geistesleben des Handelnden ſchlichten und oft gar nicht klar in das Bewußtsein desselben treten, besißt allë jene Triebfcdern, von denen insbesondere der Men= schenkenner insofern einen trefflichen Gebrauch zu machen versteht, als ihm gewisse untrügliche Anzeichen bekannt werden , durch deren Benußung er auf den inneren Men= schen wirkt. Jeder militäriſche Befehlshaber ſollte billiger= weise einen , seinem Standpuncte angemessenen Grad von Menschenkenntniß und Lebenserfahrung überhaupt besigenz denn welcher Stellung öffnet sich ein größerer Raum für den psychologischen Kalkül und tritt die Forderung einer bestimmten , entscheidenden Wahl von Personen , sowie einer Unterscheidung der Verhältnisse und Ereignisse näher, als dem Standpuncte des Offiziers ? Die Wahl und die Unterscheidung sind in unserem Sinne die Ergebnisse der Erfahrung und der Wiſſenſchaft. Die praktische Erfahrung liefert dem Kricaskundigen den Stoff; die Wissenschaft (psychologischer Kalkül ) verarbeitet aber diesen Stoff zum Nugen für das praktische Lebenz doch muß dieß dem Wesen der Dinge entsprechend , ge= schehen , oder was dasselbe : es darf der Phantasie nur ein dieser treuen Gefährtin der Seelentbätigkeit ― solcher Spielraum gestattet werden , welcher in den Kreiſen der Wirklichkeit liegt. Je höher der Standpunct des Befchligenden ist, desto mehr wird sic mehr sich vor ihm der Kreis der zum eigenen Hans deln anregenden Erscheinungen erweitern; sowie denn auch die Kenntniß von den lebendig wirkenden Kräften in pſy

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fischer Beziehung zunehmen muß , um dadurch ein Hülfs mittel mehr zur Verwendung der dem größeren Ganzen entsprechenden Thätigkeit zu bekommen . Je nach dem Dienstgrade macht sich diese Anforderung in einem höheren oder geringeren Maße bei einem jeden Befehlehaber geltend ; es liegt diesem daher auch ob : die seinem Wirkungskreise angehörenden Elemente der for: schenden psychischen Betrachtung zu unterwerfen , um auf diesem Wege eine gute Wahl zu ermitteln. Bei dem angehenden Offizier liefert die Kriegsgeschichte den zu verarbeitenden Steff , und zwar zunächst in den bereits früher genannten einzelnen Begebenheiten eines Feldzuges, während psychologische Studien die Stüßen des Kalkuls in Bezug auf die Erscheinungen der geistigen Welt bilden.

theilenden Auftrages an infofern derselbe mehr oder weniger das Vertrauen , die Geistesgegenwart, die Hin= gebung u. s. w. in Anspruch nimmt. Heben wir nur einen Dienstzweig hervor, zu dessen Ausübung vor dem Feinde insbesondere dem Offizier eine genaue psychologische Kenntniß seiner Leute nöthig ist, --so ist es der oben genannte Kundschafts- und Sicher heitsdienst. Kein Dienst gibt dem jungen Offizier einen so uner= schöpflichen Stoff zum psychologischen Kalkül , denn in dem Umstande , daß sich dieser Dienst nach allen Richtungen hin verbreitet, in welchen die Thätigkeit des Gegners zur äußeren Anschauung kommt, findet der Offizier auch die ernste Veranlassung : dem Wesen der Erscheinungen auch in psychologischer Hinsicht nachzuforschen . Man muß hierbei natürlich von einem richtigen Vordersaße auszu= gehen suchen , das bekannt Gewordene möglichst nach allen Seiten hin erwägen , es dann mit dem weiter Erfahrenen -verbinden , um hierauf sein Endurtheil zu gründen. Freilich wird dieses nicht selten problematischer Natur sein, weil man trog der strengsten Aufmerksamkeit nicht immer wissen kann : inwiefern die Verknüpfung der Begriffe in dem Urtheile mehr oder weniger auf apodictische Gewiß heit , Wahrscheinlichkeit , Möglichkeit oder Täuschung be ruht. (Schluß folgt. )

Da es bei der Relation jener Begebenheiten an Spe cialitäten nicht fehlen dürfte, in denen sich die Beweg gründe der handelnden Personen in psychischer Beziehung abspiegeln , und aus denen daher um so belehrender die That des Einzelnen hervorspringt, so wird es dem Offi zier bei fortgesetter Bemühung nicht schwer fallen , an der Hand der Psychologie einen Standpunct zu erreichen, von dem aus er mit ungleich mehr Genugthuung auf das das Ergebniß des Studiums blickt , als wenn nur die Auffassung des taktischen Verlaufes dieſer oder jener Hand= lung den Inhalt des Resultates bildet. Es gehört eine gewisse andauernde Mühe dazu , um die aus dem pſychologiſchrn Studium hervorgehenden Be griffe zu ordnen; bei weitem höher steht aber die Befähi gung : jenen Begriffen eine Stelle in der Praris anzu weisen, von der aus sie erst nugbringend für die einzelnen Handlungen werden. Demnach ist es eine specielle Auf gabe des mit jenem Studium sich beschäftigenden Offiziers : den abstracten wiſſenſchaftlichen Begriff in ein Concietum übergehen zu lassen , je nachdem jener in der Schilderung von Personen und Zuständen Anknüpfungspuncte hierzu findet. Damit wird übrigens nicht immer den sämmtlich hierher gehörigen Verhältnissen irgend einer Handlung Genüge geleistet werden können , weil selten alle Mittel glieder der Kette bekannt sein möchten, die von der Ur= sache bis zu der in das Bewußtsein tretenden Wirkung führen. * Könnte man ein Kriegsereigniß oder ein anderes im= mer in seinen psychischen Quellen aufsuchen und es durch alle Stationen bis zu der erscheinenden Wirkung verfolgen, so würde das Reich des Zufalls um ein sehr Bedeutendes beschränkt werden , und die Geſchichte dürfte den kommen uen Geschlechtern einen ungleich lehrreicheren Nachweis wie bisher über Dinge liefern , die , eben weil sie unbe kannt bleiben , immer von Neuem zum Kreislaufe der Ideen u. s. w. auffordern , dabei aber auch neue Gestal tungen hervorbringen. Der angehende Offizier findet für das mehrgenannte Studium einen sehr erwünschten Anknüpfungspunct in dem Verhältnisse zum Soldaten; denn gerade das Eindringen in die psychologische Eigenthümlichkeit des Untergebenen regelt nicht nur das Verhalten gegen denselben in huma ner und disciplinarischer Beziehung, sondern es deutet auch den Grad der Zuverläſſigkeit des Gehorchenden und den Umfang des demselben unter gewiſſen Umständen zu er=

Literatur. Die Schweizerregimenter in f. neapolitani = schen Diensten in den Jahren 1848 und 1849. Zweite, deutsch umgearbeitete, verbesserte und beträcht= lich vermehrte Ausgabe mit 5 Plänen. Von Rudolf Steiger, gewesenem Oberlieutenant beim Berner Regiment. 8. Bein 1851. Stämpfli'sche Buch druckerei. Verlagscommission von Huber u. Comp. (6 unpag. u. 472 S.) 1½ Thlr. Wer erinnert sich nicht, wie unter den Stürmen des Frühjahres 1848 , als noch die Gemüther um die große Entscheidung zwiſchen Etsch und Mincio in Ungewißheit und Besorgniß schwebten , auf einmal die Nachricht von einem furchtbaren Schlag herüberſchallte , der die Anarchie Das Königreich beider Si in Neapel niedergeworfen. cilien war von der Gewalt der Revolution zuerst ergriffen worden. Sicilien hatte sich im Januar erhoben und nach einem schwach und unglücklich geleiteten Verſuch der Wie= derunterwerfung sich völlig losgerissen; König Ferdinand hatte am 29. Januar für Neapel eine Verfassung gewäh= ren müssen, die sogleich die Truppen , hernach am 24. Februar er selbst, beschworen. Damit war indessen die Umwälzung nicht beendigt; drei Ministerien , welche der König bis zum 3. April nach einander berief, konnten ihren Fortschritt nicht aufhaltenz Wünsche, Hoffnungen, Plane stiegen unter den langſam vorschreitenden Wahlen der Abgeordneten in's Maßloſe. Die Kammer, kaum

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versammelt , erhob um ihren Eid heillosen Zwist mit der schreibt den Zustand des Königreichs im Jahre 1847, ſein Krone; an dem für ihre feierliche Eröffnung bestimmten Heer und die Schweizerregimenter. Der 1. Theil begreift Tage (15. Mai) brach die Gährung in offenen Aufruhr die Ereignisse in Neapel bis gegen Ende des Sommers aus. Am Abend des Tages war der Aufruhr besiegt, der 1848; der 2. schildert die Expedition von Sicilien ; der 3. König Herr in seiner Hauptstadt. Bald, nach ziemlich erzählt, etwas weniger ausführlich, die zwei , freilich un= bedeutenden Feldzüge gegen die römische Republik" im unblutiger Dämpfung eines Aufstandes in Calabrien, war er es auch in ganz Neapel; er durfte jezt seine Truppen, Sommer 1849 , und der 4. endlich behandelt die Wand = die er gegen die Oesterreicher nach Oberitalien geschickt lungen und Schicksale, welche die Capitulationsfrage in Folge hatte, wieder zurückrufen , um Sicilien zum Gehorsam dieser Ereignisse in der Schweiz erlitten . Noten und er= läuternde Beilagen , welche die leßten 135 Seiten des zurückzuführen. Buches einnehmen, machen den Schluß. Ein in 2 Divisionen getheiltes Corps von 12-16000 Mann , unter General Filangieri , wurde dafür beſtimmt, Man mag aus dem gegebenen flüchtigen Ueberblick landete Anfangs September bei Meſſina und nach drei= entnehmen , welche Beachtung die Schrift verdient. Im Großen und Allgemeinen haben wir so ziemlich die Ein tägigem Kampf war die Stadt in seinen Händen (7. Sep tember). Dieser erste Erfolg bestimmte die in dieser Sache drücke aus der legten Umwälzung festgestellt ; wir müssen aber, wenn die erschütternden Erfahrungen daraus für uns sehr zweideutige englische und französische Politik zur Ver recht fruchtbar werden sollen , die einzelnen Erscheinungen mittelung eines Waffenstillstandes , der sich dann bis in's folgende Frühjahr hinauszog. Nach der inzwischen ein in ihrer vollen lebendigen Gestalt zu erkennen trachten. getretenen Aenderung der allgemeinen politischen Lage ver Die vorliegende Schrift kommt diesem Bedürfniß auf er wünschte Weise entgegen . Der Verfasser hat sie nach der anlaßten jene Mächte das Cabinet von Neapel zum Ulti= matum von Gaeta (28. Februar 1849) , worin , mit Aus günstigen Aufnahme , welche die erste , franzöſiſche Auflage nahme eines abgesonderten Nationalheeres , alle möglichen derselben gefunden , in's Deutsche umgearbeitet und mit Zugeständnisse an Sicilien gemacht wurden. Dieses Ultima Benußung einer ziemlichen Anzahl Quellen und Belege" tum verwarf jedoch die herrschende ausschweifende Partei und verbessert und vervollständigt. Die Darstellung der allge= meinen politischen Verhältnisse und Einwirkungen erstrect mit dem Ablauf des Waffenstillstandes , am 29. März, sich nur so weit, als es zum Verständniß des Zuſammen= begannen die Feindseligkeiten wieder. Die Sicilianer hat ten ein Heer von vielleicht 10,000 Mann sehr zweifelhaf hanges nöthig ist; Alles , was den besonderen Zweck an= ter Truppen zusammengebracht, von denen 6—8000 unter geht , ist dagegen mit einer bis in alle Einzelheiten gehen= Mieroslawski die Provinz Catania vertheidigen sollten. den Ausführlichkeit behandelt. Was die Quellen betrifft, Das neapolitanische Heer war auf etwa 20,000 Mann so scheinen sie dem Verf. reichlich , aber doch nicht immer in gleichem Maße, von beiden Seiten zu Gebote gestanden verstärkt worden ; mit 13-14,000 derselben rückte General Filangieri gegen den Feind. Mit geringem Verlust nahm zu haben. Wir finden die Thorheiten und Sünden der er die Stellung von Taormina (2. April) , unter ernste anarchischen Partei ziemlich vollständig aufgenommen ; wir rem, schwankendem Kampf die Stadt Catania (6. April) ; sehen aber zu wenig, woher sie entsprungen sind , wo die Gebrechen lagen , welche zu dieser Saat nothwendig bei mit diesem war aber die Kraft des Aufstandes gebrochen. Einen vollständigen pragmatischen Zu General Filangieri rückte nun in mehreren Colonnen quer getragen haben. durch die Insel auf Palermo und zog, nachdem er noch sammenhang dürfen wir nicht suchen; die Masse der durch einander wogenden Intereffen und Bestrebungen tritt nicht bei Mezzagno ein kurzes Gefecht bestanden , siegreich in die Hauptstadt ein (15. Mai) . so eindringlich, nicht so umfassend und nach ihren bewe genden Momenten erscheinend hervor, um daraus einen Der König von Neapel war wieder Herr aller seiner Lande. Viele in Europa mochten wohl kaum an die über das Berechtigte und über das Ueberstürzende in der Möglichkeit einer Unterwerfung Siciliens , die Wenigsten Bewegung sicheren und klaren Eindruck zu erhalten. Der an einen so raschen Sieg geglaubt haben. Man hatte wesentlichste Theil der Schrift dagegen, der militärische, die elende Feigheit und Nichtswürdigkeit der Sicilianer ist mit richtigem Takt und Urtheil , mit einfacher Treue nicht gekannt, man hatte sich auch in der Treue und Tüch und mit der wirklichen Lebendigkeit geschildert, welche ohne tigkeit des neapolitaniſchen Heeres nach früheren Erfah= jede Gesuchtheit und Neduerei aus den Ereignissen selbst rungen verschäßt ; vor Allem aber hatte man , wie es spricht. Die 88 Beilagen , welche die Darstellung mit urkundlichen Nachweisen, mit Einzelheiten aller Art in scheint, der Schweizer vergessen. Es ist kein Zweifel, daß ohne diese trefflichen Truppen König Ferdinand schwerlich Bezug auf persönliche wie auf allgemeine Heeres- und Staatsverhältnisse bereichern , sind eine erwünschte Zugabe; mit eigenen Kräften seinen Thron behauptet, noch viel weniger Sicilien wieder unterworfen haben würde. Ihre die fünf Plane, Neapel , Messina , Catania, die Umge= Thaten verdienen es, der Nachwelt überliefert zu werden bungen Palermos und die Stadt selbst darstellend , haben zum Stolz ihres Vaterlandes und zum Zeugniß , was eine zwar bezüglich der Zeichnung geringeren Gehalt, tienen kleine tapfere Schaar vermag. aber sehr gut, die entscheidenden Gefechte , welche gerade Das vorliegende Werk, von einem Theilnehmer und in diesen Städten stattfanden , mit Hülfe der trefflichen Augenzeugen der meisten dieser Kämpfe geschrieben , um = Beschreibung bis in die Einzelheiten zu verfolgen und zu faßt deren Geschichte vom Ausbruch der Bewegung bis verstehen. zum Ende und die nächsten Folgen. Die Einleitung be= (Schluß folgt.) Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Oesterreichische Monarchie. Venedig, 6. Oct. Ein Lagunenflotillecorps, aus 120 Mann bestehend , unter dem Commando eines Majors, wird hier nächstens errichtet. Dasselbe soll eine Abtheilung der Landseeflotille bilden und theils die Piroghen, theils die Batterieen an unserem Gestade besezen. 50 fol cher Soldaten sind bereits vom Gardasee hier eingetroffen, um dem neu zu errichtenden Corps eingereiht zu werden. (O.P.A.Ztg.)

Frankreich. Paris, 26. Det. Der Moniteur de l'armée enthält einen Bericht des Kriegsministers an den Präsidenten der Republik, nach welchem jener eine neue Organisation, beziehungsweise Eintheilung und Formirung der Cavalerie vorschlägt. Frankreich besigt 54 Regimenter dieser Waffengattung , nämlich 12 Regimenter Reserve cavalerie, 20 Regimenter Liniencavalerie und 22 Regi menter leichte Cavalerie. Es handelt sich nun darum, daraus 9 Divisionen , jede aus 3 Brigaden oder 6 Regi= mentern zu bilden und ihnen benachbarte Garnisonen an= zuweisen, damit die Inspection leicht wäre. Zwei Divi fionen würden nach dem Norden, zwei nach dem Osten, eine nach dem Westen , zwei nach dem Süden ( Alpen und Pyrenäen) kommen. Es würde eine Division leichte Sa valerie, eine Division Liniencavalerie , drei Divisionen, jede aus zwei Brigaden Reservecavalerie und einer Bri gade Liniencavalerie bestehend, endlich vier aus Linien- und leichter Cavalerie gemischte Divisionen geben . Jede dieser Divisionen würde einen Inspectionsbezirk bilden mit be stimmter Nummer u. f. f. Dieser Vorschlag ist von dem Präsidenten genehmigt worden. (A. A. 3.) Spanien. (2) In Folge eines Befehls der Generaldirection der Infanterie vom 29. October d. J. werden in allen Regi mentern der Waffe gymnastische Schulen errichtet. Der allgemein gute Erfolg der bisherigen Versuche und der unläugbare Nußen der Gymnastik für den Soldaten hat zur Gründung dieser Schulen Veranlassung gegeben. Zur Erzielung einer gleichförmigen und methodischen In

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struction wird demnächst ein Reglement ausgegeben ; Offi ziere der Regimenter sollen als Instructoren verwendet und hierzu auch die Cadetten herangebildet werden. Den Commandostellen ist aufgegeben worden , die zur Ausfüh rung dieses Befehls erforderlichen Vorschläge hinsichtlich des Personals für die Schule und der sonstigen Einrich tuugen für deren Instandsezung einzugeben .

Sardinien. Turin, 30. Oct. Man spricht von bevorstehenden Truppenübungen und Manövern am Po , in der Ge gend von Balenza , deren Zweck darin bestehen soll, das bortige Terrain genau kennen zu lernen. Unser Kriegs minister verweilt noch in Vercelli , wo Erkundigungen ein= gezogen werden , wie das Terrain zu Befestigungen benutzt werden könne. Alessandria , Casale, Vercelli ist unsere zweite Vertheidigungslinie , wenn der Tessin nicht mehr zu halten ist; durch Vercelli gewinnt auch Alessandria und was noch wichtiger ist, Turin größeren Schuß.

Andeutungen

über

außerdienstliche

Beschäfti

gungen des angehenden Offiziers in Bezug auf seine weitere wissenschaftliche Ausbildung. (S & 1 u s.) Kehren wir nunmehr in unserer Betrachtung dahin zurück, wo der junge Offizier seine taktischen Studien be gann, und reiben an dieselben das Studium der noth= — wendigsten Hülfswissenschaft der Terrainlehre. Die Terrainlehre bildet die Grundlage zu allem mili tärischen Wissen und Können , welches den Boden zum Medium seiner Wirksamkeit nimmt oder doch auf denselben in irgend einer Beziehung reflectirt. Man findet demnach, daß alle rein militärischen Wissenschaften daran Theil haben und erst mit der Hinzunahme des Bodens die Ab sicht und die Mittel zur Handlung klarer, vollständiger erscheinen. Mit Bezug hierauf würden also in taktischer Hinsicht z. B. Stellung , Bivouak , Lager, Marsch, Ge fecht, ferner die Sicherheitsmaßregeln (Avant- und Ar=

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rieregarde, Seitentrupps , Vorposten u. f. w.) , Feuerwir kung, wechselseitige Unterſtüßung und Gefechtsweise der Waffen u. a. D. zu betrachten sein. Bet dem Studium der Terrainlehre handelt es sich zuerst darum : die Bedeutung gewisser Benennungen , als 3. B. Terraintheile , Terraingegenstände , Terrainabschnitte, ferner die Bedeutung der verschiedenen Terrainarten kennen zu leinen , und , nachdem dieß geschehen , die Beschaffenheit bes Einzelnen, je nach seiner Eigenthümlichkeit , seiner Verbindung mit anderen Dingen , aufzusuchen. Hätte man also z . B. die Natur , Beschaffenheit und andere Eigenthümlichkeiten der Terraintheile, als : Hügel , Berge, Schluchten, Ravins , Flüsse, Seen , Wälder u. s. w. kennen gelernt, und diese Terraintheile hie und da mit solchen Gegenständen in taktischen Rapport gebracht , welche durch Menschenhand entstanden , als Gebäude, Gärten u . s. w., so würde die dritte Stufe der Betrachtung nunmehr in den Terrainabschnitten geboten werden. Hier eröffnet sich nun ein weites Feld dem Studium, welches um so gehalt= voller und lehrreicher sein wird , wenn damit taktiſche Studien z. B. in Bezug auf die Benuzung des Terrains bei der Vorbereitung zum Gefechte und in den verschiede nen Perioden desselben , ferner Anweisung zum Recog= nofciren, Patrouillengang , Aufſuchung von Stellungen für Parteien (Detachements) und später auch für größere Truppenabtheilungen verbunden werden . Bei dieser Zu sammenstellung taktischer Annahmen mit der Bodenbeschaf fenheit dürfte vielleicht auch noch hier und da speciell be= meffen werden, inwiefern die etwaigen natürlichen Hinder niffe durch die Feldbefestigungskunst verstärkt oder erweitert werden könnten. Auf diese Weise, wo also die Taktik mit dem Terrain und der damit so eng verbundenen Feld befestigung auftritt , erfährt das Privatstudium nicht nur einen angenehmen Wechsel , sondern es wird ihm auch ein neuer Reiz geboten , wenn die Kriegsgeschichte ihre Beispiele liefert und dem theoretisch Erkannten einen lebens vollen Gehalt ertheilt. Bet diesem Zusammentreten der genannten Wissenschaf ten, in welchem die eine von der anderen ergänzt wird, kann es alle aber ein gemeinsames Wirken darstellen , -

nimmt ; Aenderung derjenigen Verhältnisse , unter denen die Aufgabe erledigt werden sollte, ferner das plögliche Eintreten unvorhergesehener Ereignisse u. s. w., - alle diese Dinge geben dem jungen Offizier bei seiner Selbst bildung einen unerschöpflichen Stoff zum Nachdenken, zur Kritik, namentlich : wenn er sich an der Hand der Ge schichte und der Erfahrung fortleitet, um nur dem Wahr scheinlichen den Eintritt in den Kalkül zu gestatten. Éin solches Verfahren wird den Offizier am besten gegen eine weitschweifende Speculation sicherstellen; er wird sich aber auch nicht in einer allzu complicirten Berechnung gefallen -dürfen , die, wenn auch daheim in der Stille des Zimmers ein genügendes Resultat erwächst , dennoch sehr häufig für die Praris ein todter Schaß bleibt, welcher nur unter seltenen Umständen gehoben werden dürfte. Will der junge Cffizier fich von seinen Studien den gründlichsten Erfolg versprechen, so studire er mit der Feder in der Hand. Es ist das geeignetste Mittel : nicht nur das Bemerkenswerthefte für die spätere Zeit gleichsam in einem Rahmen zusammen zu stellen und somit einen Faden der Erinnerung zu liefern , an welchem sich diese zu den Details fortleitet; sondern es befähigt auch zu= gleich : sich mit leichter Mühe einen Blick über den Kreis zu verschaffen, in deſſen Bereich man sich wiſſenſchaftlich beschäftigte. Verbindet man mit den Ercerpten zugleich das eigene Urtheil , so gibt dieß eine recht nüzliche Ver anlassung , bei dem weiteren Vorschreiten zu erfahren, in= wieweit das anfängliche Urtheil dem Wesen des respectiven Gegenstandes , des Vechältnisses u. s. w . entsprach oder sich wissenschaftlich begründen ließ. Hat man nun auf diese Weise einen gewissen , dem zunächst liegenden Bedürfnisse entsprechenden Cyklus der betreffenden Wissenschaften durchwandert , so knüpfen sich daran selbstständige Ausarbeitungen. Wie bet Allem , so gehe man auch hier von dem Ein facten, minder Schwierigen , zu dem Zusammengefeßten, Schwierigeren , über; ordne die gegebenen Materialien -nach den Bedingungen der Aufgabe ; bestimme natür lich bei taktischen Aufgaben einem jeden Mitwirkenden den Kreis seiner Thätigkeit im Allgemeinen ; bezeichne etwa den kürzesten Weg zur Ausführung, berücksichtige dabet, soweit dieß vorauszuschen , die etwa eintretenden Hinder uiffe und leite so zum Ziele, welches stets sichtbar sein, dem vergegenwärtigen muß. beint Uebersicht der Verhältnisse , unter denen man handelnd auftreten will , muß natürlich vorausgehen; gleichwie man vorher sich des Werthes derjenigen Mittel bewußt sein muß, welche ctwa gebraucht werden dürften. Die ſicht baren Mittel , unter den allgemeinen Benennungen Trup pen“ und „Terrain“ zuſammengefaßt , sind beziehungsweise ―――――― activer und passiver Natur, d. h. die „ Truppen" grei fen selbstthätig , oder was dasselbe, sie greifen sich der Handlung bewußt in das Ganze ein ; während das „ Ter rain" erst durch das Verhalten der Truppen seinen Ge brauchswerth empfängt. So wie nun die Ausarbeitung im Allgemeinen das Gepräge der logischen Form annehmen muß, so nothwen= dig erscheint es auch, daß die Specialitäten des Inhaltes, nach den auf sie bezüglichen Begriffen , Urtheilen , Bewei sen und Schlüffen logisch seien, damit einerseits der Stoff

nicht fehlen , daß sich die Kritik in Bezug auf Wahl der Mittel, Anordnung und Anwendung derselben zu diesem oder jenem Zwecke , ferner in Bezug auf gewisse Andeu tungen, Vorausseßungen u . a. D. dem Geschäfte der Kritik liegen der Werth oder die An wendbarkeit dieses oder jenes Dinges in der einen, und der Unwerth desselben oder das dem Zwecke nicht Ent sprechende in der anderen Wagschale und es kommt nun darauf an: das Verlangte mit dem Gegebenen in geeig nete Verbindung zu sehen, und ihm einen Weg vorzu zeichnen, auf dem insbesondere den obersten Anforderungen dieser oder jener Aufgabe Genüge geleistet werden dürfte. Dadurch bestimmt sich zugleich , wenn es sich z . B. speciell um den Gebrauch des Terrains für einen gewissen Fall handelte , der Werth des Bodens in taktischer Beziehung; sowie denn auch dieser Werth , je nach den vorhandenen Mitteln , der Gefechtsweise , der Stärke der Truppe u. f. w ., ein relativer sein wird. Vorausseßungen bei selbst gestellten Aufgaben ; Ein würfe, die man als von irgend einer Seite kommend an=

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um so klarer bearbeitet , andererseits aber auch die Dar stellung einem Anderen um so überschaulicher werde. Zu dem Ende gewinnt das Studium der Logik, wenigens in ihren Grundzügen , eine besondere Bedeutung , gleichwie Grammatik und Styl gleiche Beachtung verdienen. Sollen uns die Begebenheiten , welche die Kriegs geschichte erzählt, wirklich eine Lehre sein ; sollen sie, wenn auch nicht maßgebend , doch zum Urtheile für irgend einen gegebenen Fall auffordernd , vor das Auge treten : — so ſo möchte uns eine Recapitulation des dem Studium früher Unterworfenen mit der Feder in der Hand dem Ziele un gleich näher bringen , als eine bloße dem Gedächtnisse anvertraute Kenntnißnahme; bei deren momentanen An eignung es dahin gestellt bleiben dürfte : inwiefern man auf die Gründe der handelnden Personen , auf die etwas verborgener liegenden Verhältnisse nachhaltig reflectite und beide (Gründe und Verhältnisse) in eine das End reſultat aufklärende Verbindung sezte. Die schriftliche Bearbeitung eines Stoffes , neben Be= seitigung des Buches , leitet unmerklich zu den dahin ein schlagenden Details , während durch das Bestreben , das Bearbeitete auch kritisch zu beleuchten , das praktische Ur theil geschärft wird -- insofern uns das Reale im Ge= wande der ihm eigenthümlichen Natur und nicht in dem einer willkürlich combinirenden Phantasie entgegen tritt. Außer der Schärfung des Urtheiles bieten solche geistige Verarbeitungen, namentlich in kriegsgeschichtlicher Bezie hung, auch ein reiches Magazin von anleitenden Aus kunftsmitteln für das praktiſche Leben , insofern man dieſe, je nach dem fraglichen Falle modificirt , in Anwendung zu bringen versteht.

Verbindung , welche sowohl im Geschäftsleben als auch in den verschiedenen Lebensverhältnissen eine besondere Gel tung haben. Bestattet es demnach die Muse des jungen Offiziers, so wird er in dem Studium z . B. der französischen oder der englischen Sprache einen reichhaltigen Beitrag zu sei ner geselligen und beziehungsweise auch dienstlichen Welt Es werden also damit diejenigen Mittel bildung finden. geboten , welche, neben der kriegswissenschaftlichen Fort= bildung, zu höheren Stellungen oder zu umfassenderen Wirkungskreisen vorbereiten, in denen die Kenntniß wenn auch nur einer der genannten Sprachen außer der Mut tersprache vor so manchen Verlegenheiten sicherstellt. Aber auch abgesehen von dieser Nuzanwendung ver leiht unter Umständen eine solche Kenntniß eine gewisse Befähigung in der Ueberſchau_fremdſtaatlicher und allge= meiner, das Interesse des großen Ganzen beansprechender Verhältnisse. Wir haben in dem Vorstehenden nur eine Skizze von demjenigen Kreise der außerdienstlichen wissenschaftlichen Beschäftigung geben wollen , wie solche sich bei dem an gehenden Offizier am dringlichsten in den Vordergrund stellt. So sehr sich auch in dem Abgehandelten der junge Offizier nur auf bestimmte Beschäftigungen hingewiesen ficht , denen er sich nicht entziehen darf, so verändert sich doch die Sachlage , wenn er sich bereits mittelst der Selbst bildung und des weiteren Unterrichts die zu seinem Be rufe nothwendigsten Kenntnisse verschafft und somit ein allgemeines Urtheil über die fernere Bestimmung zu dieſer oder jener wissenschaftlichen Beschäftigung gewonnen hat. Der Offizier wird sich dann natürlich auch noch solchen Disciplinen zuwenden , die seinen Neigungen und Anlagen besonders entsprechen , - ohne deßhalb aufzuhören : jenem reichen Schaße des Wissens einen Theil der freien Zeit zu widmen , von dem die rationelle Dienstthätigkeit so be= deutend abzuhängen pflegt. R - 6.

Der junge Offizier befleißige sich bei ſeinen schriftlichen Arbeiten einer deutlichen kernigen und bündigen Sprache. Grammatik und Styl kommen also hier wie bereits oben erwähnt wurde - in besonderen Betracht_und_wer= den durch das Lesen guter Schriften , namentlich der an erkannten Klassiker , ungemein gefördert. Das Präcise und das Deutliche des Ausdruckes , verbunden mit einer gewissen Eleganz der Sprache, welche gleichweit von Ueber treibung als von künstlichen Wendungen entfernt ist, können ebenwohl nur durch schriftliche Uebungen mit Zu grundelegung jener Klassiker erreicht werden. Der Ge= ſchmacksſinn wird aber auch durch solche Ucbungen_ver= edelt und wirkt wieder günstig auf das außerdienstliche Leben des jungen Offiziers , insofern jenem gewisse heil fame Schranken gesezt werden , die von diesem zu hüten find, will er überhaupt den fittlichen und geselligen Anforderungen seines Standes unter allen Umständen ent sprechen. Was dem angehenden Offizier an Welterfahrung ab= geht, kann freilich durch die Lectüre dahin einschlagender guter Schriften nur zum kleinen Theil erseßt werden ; diese bereiten aber doch gewissermaßen zu mancherlei Verhält= nissen und Lagen vor und lassen den Leser unwillkürlich auf Mittel finnen , um das eigene Benchmen zu regeln oder den Hindernissen zu begegnen. Wenn die Fertigkeit, sich in der Muttersprache münd lich und schriftlich gut auszudrücken , zu dem gehört , was man einem jeden Gebildeten beanspruchen kann , ―――― so steht damit auch die Erlernung fremder lebender Sprachen in

Literatur. Die Schweizerregimenter in f. neapolitani = schen Diensten in den Jahren 1848 und 1849. Zweite, deutsch umgearbeitete, verbesserte und beträcht= lich vermehrte Ausgabe mit 5 Plänen . Von Rudolf Steiger, gewesenem Oberlieutenant beim Berner Regiment. 8. Bern 1851. Stämpfli'sche Buch druckerei. Verlagscommiffion von Huber u. Comp. (6 unpag. u. 472 S.) 15 Thlr.

(Schluß.) Die Schrift ist reich an lebendigen Zügen des Krieger lebens in Kampf und Ruhe. Wir lernen zuerst die Schwei zerregimenter, die der Verf. mit Recht nicht nach „dürren Nummern“, sondern der alten Sitte gemäß nach ihren Commandeuren , wohl auch nach ihrem Heimathskanton, nennt, ihre Ordnung , Stärke, Einrichtung , den Schwei zersoldaten und seine Eigenthümlichkeit kennen. Sie be=

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-wahren den festen Takt einer zuverlässigen Truppe unter solchen Feind die Soldaten immer ergriffen haben mag, den Schwankungen , welche die Revolution rings um sie solche Thaten , wie sie in jener Zeit nicht blos hier , son und selbst beim Oberbefehl und im Rathe des Königs dern auch anderwärts bei siegreichen Truppen vorkamen, erzeugt. Das damals gewöhnliche Spiel unsicherer , auf beflecken stets die Sache. Uns will es scheinen , als sei gehobener, wieder erneuerter Befehle erschüttert sie kaum ; solchem Treiben mitunter zu wenig entgegengetreten wor= zum Kampf gerufen , beweisen sie, obgleich der großen den, und doch pflegen sich die Folgen solcher Ausartungen Mehrzahl nach zum erstenmal im Feuer, den Muth und rächend gegen die zu kehren, welche sie zulassen ; die Dis die Ausdauer gefechtsgewohnter Soldaten. Der Kampf ciplin , nur in einem Puncte gelockert, wird es von da in Neapel, wie auch derjenige in Messina und Catania aus bald in allen übrigen . ― Die Verluste des neapoli= waren Straßen- und Häuſergefechte , wie sie das Gemüth tanischen Heeres betrugen über 1000 Mann , wovon auf des jungen Soldaten gewöhnlich am unheimlichsten und die 2 Schweizerregimenter fast die Hälfte kam; sie haupt= empfindlichsten ergreifen. Es ist nichts von den großen, sächlich entschieden den Kampf, erstürmten das Kloster fortreißenden Augenblicken einer offenen Schlacht darin; Maddalena , den Hauptpunct der Vertheidigung , und auch über Hindernisse aller Art gehts nur langjum vorwärts ; an anderen Puncten des Kampfes gingen sie mit schönen, ein freilich nicht tapferer, aber zahlreicher, hinter aufge manchmal fast abenteuerlichen Waffenthaten voran. häuften Deckungen wohl geschüßter Feind macht jeden Den größten Ruhm aber erwarb das Berner Regi= Schritt gefährlich und will sich nirgends recht sehen , viel ment im ficilischen Krieg unter Oberst v. Muralt bei der weniger irgendwo entscheidend ergreifen lassen. Dazu Einnahme von Catania. Dort war die neapolitanische mangelte es in Neapel an jeder geordneten und zusammen Vorhut siegreich tief in die Stadt gedrungen ; dieselbe hängenden Leitung ; die einzelnen Schweizerregimenter, an völlig zu nehmen sezte sich eine Colonne von & Bataillonen Ort und Stelle angekommen mußten nach eigenem Ermessen mit 2 Batterieen in Bewegung. Dieselbe wird unerwartet in's Gefecht treten. So kam es , daß nicht Alles geſchah, von heftigem Kartätschfeuer empfangen , ein Munitions wie es häite sein sollen , namentlich scheinen die Geschüße wagen flog in die Luft , die Spize wich), riß die Colonne theils nicht richtig, theils zu spät verwendet worden zu mit sich fort, alle Vortheile waren verloren. Da rief ein sein. Der Kampf erforderte große Anstrengungen und Befehl das Schweizerregiment aus der Hinterhut herbei. Opfer, wurde aber mit Ehren bestanden. Die Schweizer Mit ruhiger fester Haltung zog es durch die völlig ent hatten einen Verlust von 27 Todten (wobei 6 Offiziere) muthigten Neapolitaner und stürzte sich auf den Feind. Eben brach die Dunkelheit ein , nur das Blißen der Ge und 174 Verwundeten (wobei 13 Offiziere) , darunter das Berner Regiment , Oberst Gingins , allein 18 Todte und schüße und die Flammen brennender Häuser beleuchteten 89 Verwundete. Die neapolitanischen Truppen verloren den Kampf, die Berner sahen eher einen sicheren Tod als nur 2 Todte und 18 Verwundete. Das mag allein schon den Sieg vor Augen, Augen , aber mit einem Hurrah Bern" beweisen, daß an diesem Tage die Schweizer den ncapo und „es lebe der König “ ging's drauf und in 3 Stunden war die Stadt genommen. Der Kampf ist überaus schön litanischen Thron gerettet haben. Zu Messina war die Führung tüchtig . General Fi= geschildert ( S. 257 ff.) . Der Verlust war geringer als langieri nahm gute Maßregeln und bewies in zweifelhaf in Neapel und Meſſina ; aber eine Waffenthat wie diese, ter Lage unter bedenklichen Nachrichten eine ſeltene Stand wo 900 Mann durch ein geschlagenes und entmuthigtes haftigkeit. Der Feind war zahlreich und mit sehr vielem Heer ziehen und den fast verlorenen Sieg gewinnen , ver Geschüß versehen, der Widerstand weit bedeutender; doch dient in der Geschichte aufbewahrt zu werden. ist bei den Sicilianern auch nicht ein Schein von Leitung Der König erwies sich hernach in Gaeta kalt gegen und Ordnung gewesen; sie machen hier, wie im ganzen das brave Regiment ( S. 300) ; doch machte er es wieder Krieg, weit mehr den Eindruck einer Näuberbande , eines gut. Schon in Neapel bewies er den Schweizern in aus dem Zuchthause zusammengeleſenen Gesindels , als glänzenden Belohnungen seine Dankbarkeit; jest wieder= wirklicher Soldaten. Daher nahm auch das Gefecht die holte er es. Es wurde trefflich für die Verwundeten und eigenthümliche Gestalt vieler einzelnen , über einen Raum Dienstunfähigen gesorgt , ein großes allgemeines Aufrücken von mehr als 2 Stunden zerstreuten , von Compagnieen geschah und auch Orden wurden verschwenderisch vertheilt. Im Vaterland fanden die Schweizerregimenter nicht und kleineren Trupps durchgeführter Kämpfe. Die uner hörte Feigheit und Nichtswürdigkeit der Sicilianer , die den Dank, den sie doch_durch_Verherrlichung seines Na= an den Gefangenen namenlose Gräuel verüben , ihre Cha mens verdient hatten. Vom Stände und Nationalrath rakterlosigkeit, die in einem Athem dem König Fluch und geschahen Beschlüsse , um die Aufhebung der Werbecapi= Verwünschung, im anderen ein Hoch bringen können, tra= tulationen mit Neapel zu bewirken . Einzelne Kantone, gen eigenthümliche Züge in den nach der Art der Stadt besonders Bern , hoben sie wirklich 1849 vorläufig aufz und des Landes ohnedieß mit vielen Eigenheiten ausge ein neuer conservativer Großrath aber , der 1850 gewählt statteten Kampf. Auch die Sieger blieben hier, wie später wurde, machte diesen Beschluß zu nichte , und so schwebe in Catania , nicht frei von Ausschweifungen. Sie blieben die Sache noch; die Schweizerregimenter haben sich wieder zwar weit unter dem , was seiner Zeit die Preſſe darüber ergänzt. Ihr Vaterland hat doch noch zu viel tüchtigen mit lügenhaftem Schwall berichtete , und auf den messini Gehalt, um tros radikalen Unsinns ihre Verdienste nicht schen Böbel selbst fallen ohne Zweifel die wüstesten dieser anzuerkennen ; erkennt sie doch ganz Europa an ! 24. Thaten. Aber welche gerechte Erbitterung gegen einen Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offiziu gedruckt.

Dienſtag,

N 141.

25. November 1831 .

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30 DA

Allgemeine Militár - Zeitung. Oeſterreichiſche Monarchie.

Inſel' Dãnholm der Benußung übergeben . Das Rano nenboot Nr. 3t fubr ungehindert und leicht in den neuen

Wien , 8. Nov. Der Kaiſer hat nachfolgende Bes Kriegshafen ein. ſtimmungen über die Drganiſation der PionnirCorpsſchule zu Tulln erlaſſen , welche vom Jahre 1852 an in Wirtſamkeit treten .

Zunädiſt iſt derſelbe nur für Kriegs

fahrzeuge der kleinſten Art, für Ranonenboote und deren Aviſo- Dampficiffe , beſtimmt; aber nach ſeiner vollſtän digen Beendigung wird das bafenbeden einen Flächen

, Die Dauer des Lehrkurſes, deſſen jeweiliger Beginn

raum von beinahe 12 Magdeburger Morgen einnehmen ,

auf den 1. October feſtgeſeßt iſt, wird von drei auf vier

Jahre erhöht. Die Zöglinge, in der Zahl von 150, theilen ſich in jene des Schulſtandes mit 100 und in jene

von denen gegenwärtig etwa drei Viertheile beendet ſind. Der Hafen iſt in ſeinem ganzen Umfange unter Waſſer mit einem ſtarken Bohlwerfe eingefaßt, während die dar

der Pionnircompagnieen mit 50. Ueber die Pläße des

über befindlichen Erdböſchungen mit einer Steinbekleidung

Schulſtandes hat das Kriegominiſterium zu verfügen , wogegen die Beſeßung der Pläße für die Pionnircompagnieen dem Corpscommando, aus den zur Frequentirung der Corpsſchule geeigneten Individuen des Mannſchaftsſtandes, zukommt. Das Aufnahmsalter der Competenten für den Schulſtand iſt auf das 14. Lebensjahr feſtgelegt und die Aſpiranten dieſer Kategorie haben vor der Vormerkung bei dem Kriegsminiſterium für die Corpsſchule eine Aufnahmeprüfung abzulegen . Dieſe Prüfung hat ſich zwar

verſehen ſind. An ſeinem öſtlichen Ende ſteht das Baſſin durch einen 5 Nuthen breiten Kanal mit dem Fahrwaſſer zwiſchen dem Dànholm und Rügen in Verbindung. Zwei über 100 Sdiritt lange Molen, über Waſſer ganz von Steinen erbaut, ſctügen die Kanalmündung gegen Ver ſandung. Im nådiſten Jahre ſoll — wie vorlautet noch ein zweiter Kanal von dem weſtlichen Ende des Baffing in den Ziegelgraben ausgeführt werden, ſo daß dann der Dänholm durch Kunſt vollſtändig in zwei Jn

blos auf die Kenntniß des Rechtſchreibens in der Mutter-

ſeli getheilt ſein wird.

ſprache des Aſpiranten, der vier Nednungsſpecies und der Regel de tri, der Elemente der phyſiſchen Erdbeſchrei: bung und der Geographie des öſterreichiſchen Kaiſerſtaates

haben bis jeßt zwar nur eine Tiefe von 7 bis 8 Fuß er halten ; allein ſie können leicht, falls ſich ein Bedürfniß dazu berausſtellen ſollte, durch Baggerung um das Dop

zu beſchränken ; es iſt aber dabei auf die im Allgemeinen

pelte vertieft werden.

Das Hafenbecken und die Kanäle

Auf der Nordſeite dieſes Baffine

bereits genoſſene Erziehung und die Bildungsfähigkeit des erheben ſich auf ſtarfem maſſivem Unterbau zwei große Aſpiranten beſondere Rücfiöt zu nehmen undnach dieſem ſtattliche Gebäude, von denen jedes zur bequemen , trode allgemeinen Maßſtabe die Eignung des Prüflings für die nen Aufnahme von 20 Kanonenſdaluppen eingerichtet iſt. Vormerkung und ſeinerzeitige Aufnahme in die Pionnir: Auf hölzernen , in der Mitte vertieften Bahnen , die meh corpsicule der Prüfungecommiſſion zu beurtheilen. Das rere Fuß unter den Waſſerſpiegel hinabreichen , können die

Reſultat der Prüfung wird dem Aſpiranten unter Zurück- Fahrzeuge leidit in die Gebäude gebracht werden. Sämmta gabe der vorgelegten Documente mittelſt Protofoll- Ertrac- liche Taue, Segel , Maſte jammt allen übrigen zur Aus tes bekannt gegeben worden. Lautet dasſelbe günſtig, ſo raftung der Schaluppen gehörenden Utenſilien finden ihren

tritt für die betreffende Familie der Zeitpunct ein , wo Plaß in dem oberen Stocwert der Gebäude , und zwar das Geſuch um Vormerkung und ſeinerzeitige Aufnahme bes Aſpiranten in die Pionnircorpoſdule an das Kriegs-

unmittelbar über derjenigen Shaluppe, zu welcher fie gehören , fo daß bei eintretendem Gebrauch die Ausrüſtung miniſterium entweder unmittelbar oder im Wege eines und Armirung der Fahrzeuge in der kürzeſten friſt erfola Landesmilitārcommandos einzureiden iſt.“ gen fann. Ein Zeughaus und mehrere Magazine, von denen eine bereits im Bau begriffen iſt , rollen in den

Preußen .

folgenden Jahren die Baulichkeiten auf der Nordſeite des

Bafenbroens verrollſtändigen . Die Südſeite desſelben jou

Stralſund , 18. Nov. Am 14. d. M. wurde der dagegen zur Aufnahme derjenigen Anlagen beſtinimt ſein, erſte preußiſche Kriegshafen auf der nahe gelegenen die theils zum Neubau, theils zur Inſtandhaltung und

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Ausbesserung der Fahrzeuge erforderlich find. Auch sollen sein werde, weil es moralisch unmöglich sei , das ganz hier eine bedeckte Werfte und Werkstätten für alle beim zu vergessen, was man oft unter den Augen gehabt habe. Schiffsbau beschäftigten Handwerker ihre Stelle finden . Man möge daher ein Zusammentreffen mit seinen Vor Der Bau hat im vorigen Jahre begonnen und sollen wäh gängern dem Zufall oder einer Gleichheit der Ansichten rend der Sommermonate jährlich 5-600 Menschen dabei zuschreiben . Der möglichen Beschuldigung des Plagiats begegnet er im voraus durch Verzichtleistung auf die Prio (Str. 3tg.) beschäftigt geweſen ſein. rität der Ideen. Das erste Kapitel enthält allgemeine Betrachtungen Nassau. Schon über die Befestigung auf wasserreichem Boden. Wiesbaden, 9. Nov. Ein neues Militärstraf Coehoorn war der Schöpfer der Idee, daß eine solche gesetzbuch, welchem das sehr gute hannover'sche faft Befestigung von derjenigen auf erhöhtem Terrain ſehr gänzlich zu Grunde liegt, ist vor wenigen Tegen von den verschieden sein müsse, und wenn dessen Nachfolger keine Herren Generalauditeur Scebold , Ministerialrath Warren, scharfe Unterscheidung zwischen den Befestigungen mit Staatsprocurator Reichmann und Major v. Holbach schließ= trockenen und mit Wassergraben festsetten, so muß dieß lich berathen und vollendet worden. Die Arbeit soll eine wohl der Natur des Bödens zugemessen werden , auf den recht gelungene sein. Deffen alsbaldige Einführung mit sie ihr Augenmerk richteten : denn , einige Ausnahmen ab= gerechnet, findet man außerhalb der Niederlande keine so einem neuen Competenzgefch würde einem sehr dringenden tiefe befestigte Lagen , daß alle Graben des Plages be= Bedürfnisse abhelfen und Mißstände beseitigen , die Unbe ständig mit Wasser angefüllt wären. Doch besigen meh fange im Interesse der öffentlichen Macht seit dem Be rere andere Staaten Befestigungen , von welchen ein Theil ftande des dermaligen Märzcompetenzgefeßes beklagen. der Graben in diesem Falle sich befindet , und es ist daher (D.P.A.3 .) die Aufgabe, welche den Verf. beschäftigt, nicht von blos localem Interesse. Die Meinung einiger Ingenieure, welche als Bedingung eines guten Systems festseßen , daß es die Anwendung der beiden Gattungen von Graben zulassſe, widerlegt der Verf. , indem er ein und dasselbe Literatur. System mit beiderlei Graben aus den fünf Hauptgesichts Mémoire sur la fortification des sites aqua puncten der Kosten, der Sicherheit gegen den ge = waltsamen Angriff, der Communicationen, der tiques , par J. M. Engelberts , major au 1. ré inneren Feuer, endlich der Natur der beiden Gat giment de l'artillerie du Royaume des Pays- Bas. tungen von Graben hinsichtlich der Mittel gegen den 8. Breda 1848. Broese et Comp. (73 p.) gewaltsamen Angriff, der Bewegungen der Besaßung , der Schon seit längerer Zeit hat sich der Verfasser des zum Bau erforderlichen Erdmasse 2c. betrachtet. Er wählt vorliegenden Werkchens mit der Lösung des Problems be dabei die Front moderne, nicht als die beste , ſondern schäftigt, ein Befestigungssystem für einen Boden , der nur weil nach ihr viele Befestigungen construirt seien , und naffe Gräben zuläßt , zu entwerfen und dabei die eigen jede der interessanten Betrachtungen führt zu der Folge= thümlichen Vortheile der Wassergraben zu benußen , den rung, daß das Tracé einer Befestigung mit Wassergraben Mängeln derselben aber abzuhelfen. Nachdem vor einigen nothwendigerweise von Demjenigen mit trockenen Graben Jahren seine Bemühungen zu einem glücklichen Erfolg abweichen müsse. geführt zu haben seienen , unterwarf ein sehr unterrichteter In dem zweiten Kapitel folgt nun die Beschrei= höherer Genieoffizier das Project einer Prüfung, worauf bung des projectirten (bastionirten) Systems und im drit der Verf. den anfänglichen Plan´unter Beibehaltung der ten eine gründliche Prüfung und Motivirung des Ganzen und der einzelnen Theile. Wir wollen versuchen , unseren Grundsäße des Systems abänderte. Er gesteht gern, bei dem Streben , gewisse Fehler zu verbessern , auf die größ Lesern nur ein allgemeines Bild von dem Projecte zu ten Schwierigkeiten gestoßen zu sein , und er ist deßhalb entwerfen, soweit dieß ohne einen Plan möglich ist. weit entfernt , sein System frei von Mängeln anzusehen, Der Verf. hat das reguläre Neuneck zu Grunde gelegt und für Vielecke von mehr oder weniger Seiten die wesent glaubt aber, daß es große Vorzüge für die Befestigung auf wafferreichem Boden darbiete, wenn man bei der Be lichen Veränderungen besonders angegeben. Die Construc tionsebene ist horizontal und 1 Meter über der gewöhn= urtheilung von Vorurtheilen absehe , die seit langer Zeit gleichsam als feste Regeln für die Befestigung betrachtet lichen Wafferhöhe angenommen. worden sind. Eine günstige Beurtheilung seines Tracés Die Polygonseite ist 400 Meter , das Construc hofft er von Denjenigen , welche in den neuen Ideen ein tionsperpendikel 33 Meter lang. Hierdurch werden . die Bastionswinkel so geöffnet, daß der Feind zu einer Mittel gegen die vielen Mängel suchen , die die Erfahrung außerordentlich großen Entwickelung seiner erſten Parallele in den veralteten Manieren aufgedeckt hat. Diese Ideen gezwungen ist, um eine Front gehörig zu umfassen; auch benußend , ging der Verf. , wie er versichert , seinen eigenen treffen die Verlängerungen der Bastionsfacen diese erite Weg, d. h. er enthielt sich vorausgegangener Anwendungen Parallele to entfernt , daß erst in der zweiten Parallele berselben und suchte die von Auderen gewählten Formen zu vergessen, um jede Nachahmung zu vermeiden; aber wirksame Ricochetbatterieen errichtet werden können. Ver möge der Kürze des Constructionsperpendikels werden ferner , er fühlt deffen ungeachtet, daß sein Tracé nicht ein erstes

1149 die Bastione sammt ihren Kehlen , selbst bei den adoptirten kurzen Facen , geräumiger und wird der weiter vortretenden Courtine eine active Rolle zugewiesen . Die Facen haben nur 90 Meter Länge , weil der Verf. aus vielerlei Gründen nur eine solche Länge für gerechtfertigt hält, welche die Forderung befriedigt, die zur Bestreichung der auf der Perpendiculare liegenden Vorwerke unumgänglich nöthige Anzahl von Geschüßen aufzunehmen. S Die

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durch die anderen Vorwerke gegen das Breschelegen vom Glacis aus geschüßt. Das Ravelin ift bonnetirt, damit die Feuer des ausspringenden Winkels das Glacis rajant bestreichen. Die nicht revetirten Flanken sind einge= bogen und zurückgezogen und liegen 5 Meter tiefer, als die hohen Flanken der Bastione, um diesen das Feuer nach den Escarpen der Contregarden zu gestatten. Dem Grundsaße, große Raveline anzuwenden , wurde nicht entsprochen , um die weiter vorliegenden Werke nicht zu senkrecht zu den Defenslinien stehenden hohen und nie deren Flanken sind nur 33 bis 35 Meter lang . weit von der Hauptumfassung zu entfernen . Das Ra velin hat Couvrefacen , welche in ihrer Verlängerung Auf der Mitte der Courtine erhebt sich der alle vorlie auf einen Punct der Bastionsfacen gerichtet sind , welche gende Werke beherrschende sogenannte Central - Cava 10 Meter von deren Schultern abstehen. Die Couvre lier, wie ihn Speckle in seinem ersten Systeme aufge= facen sind gegen Ricochete durch den vorliegenden Thurm nommen hat. Das Feuer seiner Flanken wirkt zu dem selben Zwecke mit , wie das der Bastionsflanken , dann gesichert. Vollständig gedeckte Brücken mit beweglichem Theile verbinden Ravelin und Couvrefacen. flankirt es die Contrebatterie, welche bestimmt ist, die Bastionsflanke der Collateralfront zu bekämpfen_und_end= Vor den Bastionen liegen Contregarden mit Cou lich haben die Cavaliersflanken Einsicht auf den Terreplein püren und zwischen den letteren und den Ravelinskehlen Die legteren sind des angränzenden bedrohten Baſtions , nachdem ein Theil sogenannte Centralwaffenpläge. der hohen Flanke desselben abgebrochen worden ist. Unter also in einem sehr einspringenden Winkel placirt , vor dem Cavaliere befinden sich Kasematten als Schußorte für welchem sich viele Feuer kreuzen. Diese von Erde crrich= Besazung und Material. - Eine Tenaille hat das Sy= teten Werke sind getrennt , aber durch völlig gedeckte Brücken stem nicht. verbunden ; sie vervollständigen den Gürtel , welcher das Revetement der Hauptumfassung deckt, bestreichen zum Zu der so construirten Hauptumfassung muß noch Theil das Ravelin und dessen Couvrefacen und schließen bemerkt werden , daß die Brustwehr der Bastionsfacen in in Verbindung mit dem Ravelin die zweite Enceinte. Ihre Cremailleren gebrochen ist, ― daß sich in den Bastions fehlen abgesonderte gemauerte Abschnitte befinden , deren Anlage entspricht allen Forderungen, die an solche Werke Feuer den ganzen Wall des Plages beherrschen und die gestellt werden. Insbesondere wird die Escarpe der Contre vermöge ihrer inneren Einrichtung und Plattform sowohl garden durch die hohen Bastionsflanken und die Central= nach Außen als gegen Innen vertheidigungsfähig sind , waffenpläge vertheidigt, und ein auf den Contregarden daß endlich die Baſtionsfacen und die Courtine für ein etablirter Feind würde wegen der Führung des Tracés in rafantes Gewehrfeuer ein detachirtes crenelirtes , die Ba Flanke und Rücken beschoffen werden. Die Lücke zwischen dem Navelin und dem Central= stionsflanken aber ein gewöhnliches Revetement erhalten haben. waffenplay wird durch die Couvreface des Ravelins , die fenige zwischen der Contregarde und deren Coupüre durch Die Contreescarpe des Hauptgrabens ist von der ein sogenanntes inneres Glacis gedeckt , das überall Bastionsspise 31 Meter entfernt und von hier auf den Courtinenpunct gerichtet , wodurch der Graben vor der durch das Feuer des Hauptwalles beschossen wird , wäh rend es Contrebatterieen keine Position gestattet und durch , Bastionsschulter nur 17 bis 18 Meter Breite erhält. dessen Anlage der Constructor einen bedeutenden Erdüber Betrachten wir nun die zweite Enceinte. Von der Courtine ist die Spiße des Ravelins 135 Meter, die fluß untergebracht hat, um zugleich die an dieser Stelle Kehle 40 Meter entfernt. Die Communication von übermäßige Breite des Grabens auf finnreiche Weise un der Poterne der Courtine nach dem Ravelin besteht in schädlich zu machen. Die vordere Enceinte wird gebildet durch kasemat= einem Erddamme, der an den Enden mit Brücken ergänzt wird , die gegen flankirendes Feuer geschüßt sind. In der tirte Thürme mit Couvrefacen aus Erde und durch den Mitte der Ravelinskehle befindet sich ein Hafen für bedeckten Weg mit seinen Waffenpläßen. Die Thürme springen mit ihren Spigen 200 Meter Fahrzeuge, mit welchen die Communication unterhalten vor die Courtine vor; ihre 37 Meter langen Facen wird , wenn die Brücken abgebrochen oder zerstört sind. Die auf gewöhnliche Weise revetirte Facen find nur 70 schließen einen vollen Körper ein , die 10 Meter langen Meter lang, weil sie so der Forderung genügen , die Ge= Flanken find kaſemattirt für 1 Kanone zur Bestreichung - ähnlich so die zweiten , 9 Meter schüße zu placiren , welche zur Erschwerung der feindlichen des vorderen Grabens , Annäherung gegen die Bastione und über den äußeren zurückgezogenen und 12 Meter langen Flanken für 1 Ka= Graben nöthig sind . Die Facen sind auf einen Punct der none und 1 Haubige , leßtere, um Granaten über die Courtine gerichtet, der 20 Meter von den Flanken absteht Brustwehr der Couvreface des Raveling zu werfen , welche und durch einen noch weiter vorgeschobenen (der vorderen fich bis hierher erstreckt. Die die Flanken verbindenden. Enceinte angehörigen) Thurm_dem Ricochet völlig ent Kehlmauern find crenelirt, um Rückenfeuer in die Nave zogen, ohne daß ihre Feuerwirkung auf die Capitalen der linsgraben zu bringen. Den ganzen Thurm bedeckt eine Plattform , die 10 Feuergeschüße aufnimmt. Hinter der der Bastione durch jenen beeinträchtigt wird. Durch diese Richtung der Ravelinsfacen find übrigens weder die Flügel Kehle des Thurmes liegt die die Couvrefacen des Rave lins verbindende Brücke, welche niemals beſchoffen werden der Courtine, noch die Baſtionsschultern entblößt , vielmehr

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kann und von welcher eine Zugbrücke nach dem Thurme selbst führt. Eine Couvreface , deren ausspringender Winkel 260 Meter vor der Courtine liegt, umgibt den Thurm. Ihre Facen sind auf die Lücke zwischen Contregarde und deren Coupure gerichtet und endigen in der Verlängerung der Contreescarpe des bedeckten Weges vor den Bastionen, der hier fast senkrecht auf die Capitallinie des Bastions Aeführt ist. Die Brustwehrkante der Couvreface ist in Cremailleren gebrochen. Ein 27 Meter breiter Graben trennt sie unmittelbar von dem Glacis , indem hier ein bedeckter Weg nicht besteht ; dieser Graben erstreckt sich bis zu den eingehenden Waffenplähen des bedeckten Weges und umgibt diese in einer schmäleren Anlage. Die Contreescarpe des Vorgrabens vor den Contre garden der Bastione ist 67 Meter von den Spizen der Bastione entfernt. Der bedeckte Weg , welcher sich nur bis an die eingehenden Waffenpläße erstreckt und mit die sen durch Damm und Brücke verbunden ist, hat ein Glacis en contrepente vor sich liegen , dessen Fuß auf die Schul tern der Thürme gerichtet ist. Die Communication zwischen der ersten und zweiten Enceinte besteht in Brücken von den Couvrefacen des Thurmes nach denen des Na veling. Den Thurm zählt der Verf. zu den Vorurtheilen , von welchen er bei der Beurtheilung seines Systems abgesehen wissen will, weil ein solches hohes Werk, in dem aus springenden Winkel der äußersten Vorwerke angebracht, nach den gewöhnlichen Fortificationsregeln ungebräuchlich fei. Er unterwirft ihn daher einer Prüfung aus zweierlet Gesichtspuncten , nämlich als vorgerückten Posten zur Be wachung der Vorwerke gegen den gewaltsamen Angriff, und dann hinsichtlich des Widerstandes , dessen dieses Werk gegen den regelmäßigen Angriff in Verbindung mit dem geräumigen und freien bedeckten Wege fähig ist, welcher in einem Rentrant angelegt und absolut dem Ricochet feuer entzogen ist, außerdem aber anch ungeachtet der nassen Graben ein bedeutendes Offensivelement darbietet. Hinsichtlich dieser scharfsinnigen Betrachtungen über die Selbstständigkeit und den Werth der ersten Enceinte müssen wir auf das Werk selbst verweisen und heben nur hervor, daß die Thürme auch dann, nachdem sie endlich vom Ver= theidiger verlassen und gesprengt worden sind , dem Bela gerer kein Logement darbieten , abgesehen davon , daß der Lerreplein ihrer Plattform vom Bonnet des Ravelins um 2 Meter überhöht und daß der Belagerer daselbst von einem Kreis von Feuer aus den zwei noch ganz intakt gebliebenen Hauptumfassungen überschüttet wird. Bei dem Entwurfe dieses rein auf den wasserreichen Boden berechneten Systems , das große Veränderungen zu erleiden hätte , wenn es einem erhöhten Terrain angepaßt werden sollte , hat nun der Verf. folgenden Forderungen zu entsprechen sich bestrebt: 1 ) Ein Befestigungssystem darf keine übermäßigen Kosten erfordern , wenn es eine praktische Nüßlichkeit haben foll.

2) Ein Kriegsplay muß sich gegen den gewaltsamen Angriff mit einer geringen Besaßung vertheidigen können. 3) Das Ganze der Werke muß mehrere Enceinten bil den , welche der successiven Vertheidigung fähig sind. 4) Man muß das Wasser benußen, um die Vertheidi gung zu erhöhen , ohne die Offensivbewegungen der Besaßung zu hindern. 5) Alle zulässigen Mittel müssen angewendet werden, um die Werke der zerstörenden Wirkung des Ricochet feuers zu entziehen. 6) Die Communicationen müssen versichert sein , unge= achtet der mit Wasser angefüllten Graben. 7) Das Tracé muß gute und zahlreiche Positionen für die Artillerie vorbereiten. Nach unseren Untersuchungen genügt das System die= sen Forderungen in einem hohen Grade ; einige vom Verf. selbst hervorgehobene Unvollkommenheiten einzelner An= lagen sind möglichst gehoben worden , müssen aber zu den anderen Vorzügen mit in den Kauf genommen werden. Ueberblicken wir nochmals das Ganze, so stellen sich uns drei durch Graben gesonderte Enceinten vor, welche fich nicht nur gegenseitig unterstüßen , sondern die auch jede für sich einer guten Vertheidigung fähig sind. Das Ganze ist vermöge des eigenthümlichen Tracés und der besonderen , zum Theil neuen Einrichtungen mit geringer Besatzung zu bewachen und zu vertheidigen, so daß ein so ausgeführter Plaß nur einen regelmäßigen Angriff zu befürchten hat. Dem Nachtheil der naffen Graben , daß fie die Communication erschweren , also die offensiven Rückzüge behindern, ist durch geschickte Anordnung der Gräben möglichst begegnet. Obgleich die Außenwerke aus vielerlei Stücken bestehen, so sind diese doch auf wahrhaft ingenieuse Weise zusammengestellt, und der Angreifer findet auf keinem einen Schußort, der sein Etabliſſement begünstigte. Die Communicationsmittel find durch das Complicirte der vorderen Enceinte sehr zahlreich , aber gut gedeckt . Das weite Vorspringen der Außenwerke über schreitet nicht die Gränze, indem diese Werke von der Hauptumfassung noch stark genug vertheidigt werden. Zahlreiche Flanken, gute Grabenvertheidigung sowohl durch Gewehr- als Artilleriefeuer, successive Vertheidigung der auf der Perpendicularen gelegenen Vorwerke, möglichstes Entziehen der Wallgänge gegen den Ricochet , gehöriges Commendement der Werke sind werthvolle Eigenthümlich feiten, die alle Anerkennung verdienen. Der Parallelis mus der Magistralen ist überall vermieden, die Capital linien genießen einer guten Vertheidigung. Der Artillerie, als Hauptelement der passiven Vertheidigung sind überall zahlreiche und gut gewählte Positionen angewiesen , und der Verf. zergliedert und erläutert dieselben als Mann vom Fache durch detaillirte Betrachtungen. Im Interesse der Wissenschaft und deren Anwendung wünschen wir schließlich, durch vorstehende Mittheilungen die Aufmerksamkeit der zum Festungsbau berufenen In genieure auf das verdienstvolle, durch manches Eigenthüm liche und Neue ausgezeichnete Werkchen zu lenken.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerſtag , 27. November 1851.5

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