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German Pages 265 [276] Year 1925
ALBANIEN
ALBANIEN BAUTEN, T R A C H T E N U N D G E R Ä T E NORDALBANIENS VON
DR. F R A N Z B A R O N N O P C S A
MOTTO: DIE FREMDEN EROBERER KOMMEN UND GEHEN. (SCHILLER: BRAUT VON MESSINA)
BERLIN
UND
LEIPZIG
1925
V E R L A G V O N W A L T E R DE G R U Y T E R & CO.
Druck von Einil Herrmann senior in Leipzig.
INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG
Scte
Historisches über die H a u s f o r s c h u n g
i
ERSTER ABSCHNITT Bauten I. Allgemeines (Anlage eines Bauwerkes, primitive Bauten, Verbreitung von Holz- und Steinbau, Siedelungsverhältnisse, Dorftypen) II. Primitive Anlagen A. Einfache Bauten (Hohlenwohnungen, Rundhiitten, Bordeu, Geflechthatten, Geflechthäuser, Sennhütten) B. Das Gehöfte und die Nebenbauten (Umfriedungen, Torbauten, Strunga, Gerüste, Maisbehälter, Milchkasten, Vorratskammern, Backofen, Pergolen, Bewässerungsanlagen der Felder, Quellfassungen, Brunnen, Brücken) III. Das Wohnhaus A. Das Material und die Bauart (Riegelwände, Trockenmauern, Mauern, Dachmaterial) . B. Das Wohnhaus (das Holzhaus, das Steinhaus, einzellige, zweizeilige, mehrzellige Häuser) C. Das Wehrhaus (kugelsichere Einbauten, Kulen) D. Kombinierte Häuser IV. Das Zimmer A. Anlage des Zimmers (Zimmerwand, Plafond, Türe, Fenster, Bordbretter, Kästen) . . . B. Die Feuerstätte (Votra, Rauchfänge, Kamine) ZWEITER A B S C H N I T T Gebrauchsgegenstände 1. Der Hausrat (Glutbecken, Kesselkette, Feuerroö, Piätar, Küchengeräte, Holzfässer, Leitern, Tische, Schemel, Stühle, Bett, Wiege, Truhe, Korbe, Fischereigeräte, Scftneideinstrumente, Feuerstahl, Cengel Pusit, Pferdefesseln, Musikinstrumente) II Wirtschaftliche Geräte A. Geräte der Landwirtschaft (Egge, Pflug, Dreschtisch, Tabakschneidemaschine, Webstuhl, Spinnrocken, Handmühle, Turbinenmühle, Walkmühle, Oln enquetsche, Ölpresse) . . B. Transportmittel (Karren, Schwimmsäcke, Einbäume, Fähren, Boote) III. Waffen (Gewehre, Patronentaschen, Pistolen, Ladestock, Handiar, alte Waffen DRITTER ABSCHNITT Die T r a c h t I. Beschreibung der Tracht • A. Tracht der skutariner Katholiken B. Tracht der skutariner Mohammedaner C. Die alte Tracht von Merdita D. Die Tracht der Landbevölkerung 1. Die Zadrima S. 162, 2. die Malcija Madhe S. 165, 3. Malcija Vogel S. 172, 4. Dukadiin S. 175, 5. die neue Tracht von Merdita S. 177. E. Die Haartracht II. Analyse der Tracht A. Analyse der Männertrach . 1. Hemd S. 180, 2. Fustan S. 181, 3. Hose S. 183, 4. Weste S. 187, 5. Jacken S. 190, 6. Oberkleider S. 193, 7. Kopfbedeckung S. 198, 8. Akzessorien S. 206, 9. Zusammenfassung S. 211. B. Analyse der Frauentracht 1. Hemd S. 212, 2. Schürze S. 213, 3. Rock S. 215, 4. Jacken und Westen S. 217, 5. Oberkleider S. 219, 6. Überwurf S. 220, 7. Kopfputz S. 220, 8. Akzessorien S. 222, 9. Zusammenfassung S. 224. VIERTER ABSCHNITT Ursprung der e i n z e l n e n K u l t u r g ü t e r N o r d a l b a n i e n s Methode der Untersuchung, Liste der Kulturgüter, Resultate ANHANG Transkription der balkanischen Orts- und Sachnamen Literaturverzeichnis Register Tafel I - I V .
3 3 7 7 15 29 29 33 51 62 65 65 76 94 94 119 119 137 146 155 156 156 158 159 161
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VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN . i . Grundriß einer halb unterirdischen Hütte bei Tuzi. 2. Sennhütte in den BjeSkat e Nemuna (Livadi Bogs). 3. SennhUtte in den BjeSkat e Nemuna (Reth Vukoces). 4. Sennhütte und Nebenbauten in den BjeSkat e Nemuna (Ljeänica). 5. Gehöfte in Poravi am Drinflusse (Stammesgebiet Thaci). 6. Altes Hoftor in Skutari. 7. Hoftor eines ärmeren Hauses in Skutari. 8. Haus in Dakota am Fuße des Berges Maranaj. 9. Gehöfte in Malavana im Stammesgebiete Pulti. 10. Vorratskammern in Bregumatja. 1 1 . Wasserleitung bei Mziu. 12. Wasserleitung bei K o l g e c a j im Stammesgebiete Krajsnic. 13. Merkflock bei Dardha. 14. Quelle bei Mercinje unweit Alessio. 15. Brücke über denFandifluß bei Skala Madhe. 16. Hütte bei Pulaj an der Bojana. 17. Winterwohnung der Klmeni in Bregumatja. 18. Winterwohnung des Bajraktars von Nikäi in Bregumatja. 19. Grundriß des Hauses Figur 18. 20. Haus in Mziu. 2 1 . T ü r e eines wohlhabendenHauses inBrebula, 22. Grundriß und Querschnitt eines Hauses in Bajza (Stammesgebiet Kastrati). 23. Grundriß eines Hauses in K o l a j . 24. Verandahaus in Toplana. 25. Verandahaus in Brebula. 26. Ansicht eines Hauses eines reicheren §kreli am Mali Rencit. 27. Grundriß des Hauses Figur 26. 28. Grundriß und Querschnitt eines Hauses in Vuksanlekaj (Stammesgebiet Hoti). 29. Grundriß eines Hauses in Serma. 30 und 31. Grundriß zweier Häuser in Kastrati. 32. Ansicht eines Hauses in K o l a j . 33. Gehöfte Djeta Cogus in Bregumatja vor seiner Niederbrennung. 34. Häuser bei Dinoäi im Stammesgebiete Gruda. 35. Großes Haus in Truäi in der skutariner Ebene. 36. Altes Haus in Skutari. 37. Gebäudezeichnungen auf mittelalterlichen Münzen und Fresken des Altertums. 38. Grundriß des F.inkehrhauses bei Gurri Strais. 39. Häuser und K u l e n im Weiler Okoli (Gebiet Thethi, Stamm Sala). 40. Eingänge in eine K u l a in Merturi. 4 1 . Kula in Sapaci T a l e im Stammesgebiet Berii».
Fig. 42. K u l a in Spaci im Gebiete Merdita. , 4 3 . K u l a in Kalivaci im Gebiete M e r d i U im 44. Gehöfte im Weiler Miäes (Gau Fandi). r Gebiete von Merdita. 45. Grundriß des in Fig. 44 abgebildeten T Gehöftes. . 46. Herrensitz Bib D o d a s in Oroäi im Jahre 1841. 47. Zimmerwand in Brebula (Stammesgebiet r Beriäa). „ 48. Holzverschalung in einem skutariner Prunkgemach (die Holzschnitzerei nur angedeutet). „ 49. Deckenschnitzerei eines skutariner Prunkgemaches. , 50. Alte geschnitzte Kirchentüre von V e l j a (Bergland bei Alessio). , 5 1 . Schnitzereimotive aus einem skutariner Prunkgemache vom Ende des 18. Jahrhunderts. „ 52. Innenansicht eines doppelt wirkenden Türverschlusses. „ 53. Automatisch wirkender Türverschluß aus §ala. 54. Inneres einer K u l a in Kimesa (im GeT biete Merdita). 55. Inneres^ einer K u l a in T h e t i (Stammesr gebiet Sala). 56. Wandschrank eines skutariner PrunkT gemaches. „ 57. Feuerstelle mit Buzmisteinen und Herdbank in Vrethi (Stammesgebiet §kreli). , 58. Feuerstatte mit Dörrost und Wandnische in Vjerdha (am Drinflusse). „ 59. Feuerstelle, Funkenfang und aus Reisiggeflecht hergestellter Dachboden (zum T e i l entfernt) von oben aus gesehen aus Gleth (Stammesgebiet Kastrati). , 60. Feuerstätte und Rauchabzug in Nanmavrici (Stammesgebiet §ala). 6 1 . Feuerstelle und Herdbank in Hoti. T , 62. Feuerstelle mit Wandnische und Rauchloch in B o g a . , 63. Feuerstätte in §kreli. „ 64. Feuerstätte mit Dörrost und Farumi in Vorri Paps (Stammesgebiet Kastrati). « 65. Kamin in Celza. „ 66. K a m i n in Nikaj. 67. K a m i n in Brebula (Gebiet Beriga). r , 68. Runder Kamin in Merdita. , 69. K a m i n in Serma. , 70. Kamin in einem skutariner Prunkgemach vom Ende des 18. Jahrhunderts. ,, 7 1 . Anderer Kamin in einem skutariner Prunkgemach. 72. T y p e n des Feuerrosses. r „ 73. Drei T y p e n des Piätar. , 74. Küchengerät. „ 7 5 . Leitern.
VIII
Verzeichnis der Abbildungen
Fig. 76. Ein Sechstel einer in Tirana angefertigten ehernen Tischplatte. „ 77. Ein Piätar, verschiedene Schemel und Sessel. , 78. W i e g e aus Planti (Gebiet von Pulti). * 79. A l t e skutariner Holztruhen. „ 80. Holztruhen der Landbevölkerung verschiedener Gebiete Nordalbaniens. „ 8 1 . Tabakschneidemesser, , 82. Z w e i T y p e n des K m e s aus Nordalbanien. , 83. Zwei Feuerstahltypen. , 84. Brunnen mit fiengel Pusit (nach einer im österreichischen Museum für Volkskunde befindlichen Zeichnung von Herrn Forstner). , 85. Zwei Pferdefesseln. , 86. Musikinstrumente. „ 87. T y p e n albanischer I-Iolzpflüge. 88. Karte der primitiven Pflugtypen der Balkanhalbinsel. , 89. Maisentkörnung auf einen Trin in Bregmatja. , 90. Tabakschneidemaschine. „ 9 1 . Webestuhl aus Boga. „ 92. V i e r nordalbanische Spinnrocken. , 93. Töpferscheibe aus G o j a n a (Merdita) schräge von unten gesehen. Das zugespitzte Ende normalerweise in der Erde verborgen. , 94. Handmühle (Mokna) in Guri Leks (Stammesgebiet §o§i). , 95. Mühle in Brebula (Stammesgebiet BeriSa). „ 96. Diagramm einer albanischen Turbinenmühle. , 97. Inneneinrichtung einer Mahlmühle in DuSmani. 98. Mühlen bei Süni Gjonit in der Ebene nördlich von Skutari. , 99. Walkmühle in Merdita. , 100. Olivenquetsche aus Skutari (nach einer im österreichischen Museum für Volkskunde befindlichen Zeichnung von Herrn Förstner). . 101. Ölpresse aus Skutari (nach einer im österreichischen Museum für Volkskunde befindlichen Zeichnung von Herrn Förstner). , 102. Zweirädcriger Karren der Zadrima. , 103. Ein Schwimmsack und ein ausSchwimmsäcken hergestelltes F l o ß in Merturi. Tafel „
I: II: III: IV:
Fig. 104. Einbaumboot mit Auslegern bei Vjerdha am Drin. „ 105. Fähre bei R a j a (Stammesgebict Merturi). „ 106. Fähre bei V a u Denjs. , 107. Kleines Boot (Sul) des Skutarisees. „ 108. Segelboot (Londra) am Skutarisee. 109. Imitation der Patentinschrift eines Martini-Gewehres. , 1 1 0 . A l t e mit ausländischen Motiven verzierte Patronentasche aus Skutari. , I i i . Mit einheimischen Motiven verzierte Patronentasche. . 1 1 2 . Mit einheimischen Motiven verzierter Ladestock. , 1 1 3 . H a n d i a r aus Skutari und Haumesser der ersten Eisenzeit aus Bosnien (verschiedene Verkleinerung). , 1 1 4 . Illyrischer Krieger aus Bosnien mit Doppelschwert. „ 1 1 5 . Schnittmuster eines Jelek. , 1 1 6 . Schnittmuster. Diurdin. „ 1 1 7 . Schnittmuster. Mitan. , 1 1 8 . Schnittmuster zweier im K n i e etwas ausgedehnter Hosen. , 1 1 9 . Schnittmuster. Malot. , 120. Kriegerfigur (Gl adiator' J ),römisches Relief aus Durazzo. , 1 2 1 . Römischer Grabstein aus der Dobrudscha. „ 122. Hermes (nach Reinach Repertoire de Relief gree et Romain pol. III, pag. 180, fig. 2). , 123. Antike Bronzefigur aus Arkadien in der Tracht der Figuren des .Situlavolkes". , 124. Trachten nach verschiedenen Situlen und Gürtelblechen der späteren Eisenzeit Norditaliens und der Südalpen. „ 125. Altgriechische Figur mit Kegelmütze (nach Reinach Repertoire statuairc, V o l . II, pag. 90). „ 126. Darstellung flachkegelformiger Mützen auf illyrischen Münzen. „ 1 2 7 . Dakisch-thrakische Tracht. , 128. Reiter am Parthenonfries mit breitkrempigen Hut. _ 129. Minoische Frauentrachten. , 130. Neolithische Tonfigur von Kliäevac in Serbien. , 1 3 1 . Madchen des Stammes Hoti. „ 132. Einheimische Frauentracht in Bosnien zur Romerzeit (nach Patsch).
I. Trachten skutariner Katholiken. II. Trachten skutariner Mohammedaner. III. Alte und neue Tracht von Merdita. IV. Trachten der Zadrima. V . Trachten der Malcija Madhe. VI. Trachten der Malcija V o g e l . VII. u. VIII. Trachten aus D u k a d i i n . IX. Alte Trachten der Klmeni Syrmiens Trachtenwerkcn von Hacquet, Timlich und Jaschke.
aus den
EINLEITUNG HISTORISCHES ÜBER DIE HAUSFORSCHUNG Über den Hausbau in Nordalbanien liegt eine systematische Arbeit bis jetzt nicht vor, und auch die zerstreuten Notizen enthalten nur wenige genauere Daten. Mit Abbildungen albanischer Häuser sind wir noch spärlicher bedacht worden. Eine ausführliche Beschreibung und Abbildung mittelalbanischer Häuser wurde bereits 1853 von Hahn gegeben und die Meinung ausgedrückt, daß die Wehrhäuser, rp. Kulen in Mittelalbanien autochthon wären. Etwas jünger als Hahns Angaben sind, soviel ich ermitteln konnte, die Abbildungen von Häusern in Beresford's Werk über Südalbanien und H. F . Tozer, Researches in the Highlands of Turkey (London, 1869). Tozer bietet auch ein Bild des seither von türkischen Truppen zerstörten Herrensitzes Prenk Bib Dodas in OroSi. Aus dem ganzen folgenden Zeiträume 1870 bis 1900, also aus vollen dreißig Jahren, ist mir nur eine einzige Abbildung eines albanischen Profanbaues bekannt geworden, nämlich die Photographie eines befestigten Wohnhauses in Dedani bei K . Oestreich. Im Jahre 1903 publizierte A. Baldacci zwei Sennhütten, eine hölzerne und eine steinerne, aus dem Gebiete der Klmeni; 1904 beschäftigte sich C. Patsch mit Bauernund Adelshäusern in Mittelalbanien, die an den Typus des alten Herrenhauses in OroSi erinnern, heute aber im Wilajet Skutari nicht mehr vertreten sind. Im selben Jahre veröffentlichte K . Steinmetz die Abbildung eines Wohnhauses in Slaku, ein Jahr darauf die einer Kula im Gaue der Krajsniö und in 1908 eine Kula aus Kthela. 1909 finden wir derartige turmartige Wohnhäuser aus Nikaj und Lurja bei E . Durham, eine Sennhütte aus Dragobija im Valbonatale bei E . Liebert, und ein Haus bei Slaku bei L. Edlinger abgebildet. 1 9 1 0 veröffentlichte M. Kaucky die Skizzen zweier Häuser im Cem-Tale und ich selbst brachte Abbildungen einer Kula aus Thethi, eines Gehöfts, eines Wohnhauses und einiger Stallungen in Bregumätja, ferner Abbildungen von Sennhütten aus dem Gebiete der Klmeni. Die vorletzten Beiträge über albanischen Häuserbau stammen schließlich aus dem Jahre 1 9 1 1 , von Ekrem Bei Vlora aus Berat und vom Tomor, von E . Jäckh und von A. Baschmakoff. Hierauf gab ich selbst eine Ubersicht über die Gebäudetypen Nordalbaniens, ferner wurde der albanische Häuserbau auch von Haberlandt behandelt. In Cvijif seinem Buche über die Balkanhalbinsel findet man allgemeine Daten. Eine noch geringere Darstellung als die Bauten hatte vor 1902 die Ausstattung der Wohnhäuser erfahren. Ich vermochte außer meiner Photographie des Interieurs der Kula des Sadri Luka zu Okoli in Thethi bloß zwei, dafür aber prächtige Zeichnungen von E . Durham ausfindig zu machen, von denen die eine das Innere einer Skreli-, die andere die Feuerstätte einer Mirditenwohnung vorführt. Beide werden weiter unten reproduziert. Über die Schiffstypen Albaniens ist einiges von Tozer, Träger und Trebitsch publiziert worden. In diesem Gebiete ist speziell Haberlandts Arbeit wichtig. Eingehendere Aufmerksamkeit ist seitens verschiedener Reisenden N o p c i a , Moaogr. Nordalbaaiens
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Einleitung
den Bauten in Skutari, Kroja, Berat usw. zuteil geworden; ich beschränke mich jedoch hier vorwiegend auf die baulichen Leistungen des nordalbanischen Berglandes, das nur bei größerem Zeitauf wände begangen werden kann, und ziehe die städtischen Behausungen sowie die der Litoralebene nur soweit heran, als sie auf die Bauart der Malsoren Streiflichter werfen. Das moderne skutariner Haus, dann die christlichen und türkischen, religiösen Zwecken dienenden Gebäude wurden grundsätzlich nicht berücksichtigt. Ein für die Ethnographie der Balkanländer sehr wichtiges Element ist die Volkstracht, merkwürdigerweise fehlt aber bisher eine wissenschaftliche Bearbeitung derselben. Der einzige, der sich und zwar mit einem größeren Apparat an diese Aufgabe herangemacht hat, war H a b e r l a n d t , doch beschränkte er sich auf die Besprechung der wesentlichsten Stücke. Die folgenden Zeilen holen nun zwar etwas weiter aus, da aber eine vollständige Übersicht der Balkantrachten allein schon Stoff für ein mehrbändiges Werk geben würde, kann auch hier nur ein Bruchteil geboten werden. Infolge dieses Umstandes beschränke ich mich in erster Linie auf das albanische Gebiet, doch trachtete ich die Vergleiche, namentlich durch Heranziehung älterer Abbildungen immerhin etwas weiter auszuführen, als es durch H a b e r l a n d t geschah. Verschiedene von Cvijiö hin und wieder aufgestellte Bemerkungen, so daß die städtische Frauentracht des Balkans, deren reiche Goldarnamentik und die Kürschnerei der südlichen Balkanhalbinsel byzantinischen Ursprungs wären, wurden bisher nicht weiter begründet, scheinen aber wahrscheinlich. Im Folgenden sollen nacheinander die Bauten, die Gebrauchsgegenstände und die Trachten Nordalbaniens mit Heranziehung eines entsprechenden Vergleichsmaterial es besprochen werden.
ERSTER
ABSCHNITT
BAUTEN L ALLGEMEINES Sowohl die Anlage eines Bauwerkes, zumal eines solchen größerer Dimensionen, als auch das Beziehen eines Wohngebäudes war bis vor kurzem in Albanien mit abergläubischen Zeremonien verbunden. In erster Linie trachtete man sich darüber Sicherheit zu verschaffen, ob die für den Bau eines Gebäudes ausgesuchte Stelle glücklich liege und man legte daher auf die zu bebauende Stelle Asche, Brot, Käse und Raki. Ist die A s c h e in der Frühe feucht oder fehlt etwas von den hingelegten Gegenständen, so gilt dies als böses Zeichen und dann baut man das Haus an einer anderen Stelle, im gegenteiligen Falle kann man beruhigt an den Bau schreiten. Mit der Gründung der Stadt Djakova ist eine ähnliche Tradition verbunden. A u c h der eigentliche Bau eines Hauses ist in Nordalbanien mit besonderen Feierlichkeiten verbunden. Von der Skutariner Festung erzählte man sich, daß ihre Mauern während des Baues so lange wieder zu Boden stürzten, bis man nicht in sie eine junge Frau lebend eingemauert hatte, also den bösen Geistern dasselbe Opfer darbrachte, das beim Baue der Arta-Brücke, der Brücke über dem Ljumi Beratit. dem Kastell von Berat, dann der Burg von D6va (Siebenbürgen) und vielen anderen größeren Bauten der Balkanhalbinsel dargebracht werden mußte. Valwassor erwähnt in „ E h r e des Herzogtums Krain" (1789), daß sich in Zengg bei der A u f b a u u n g der Stadt ein Jüngling habe freiwillig einmauern lassen, damit die Stadt bestehen bleibe, und zirka 1677 habe man seine riesigen Knochen bei Renovierungen ausgegraben, was die Zenger sehr betrübte. Hahns A n g a b e n zufolge wurde noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts bei Antivari beim Baue eines jeden Hauses ein Huhn unter die erste Steinlage des aufzuführenden Neubaues gelegt. Im Gebiete von R e k a schlachtet man heute noch bei jedem Neubau einen Widder und läßt sein Blut in die Grube des Fundamentes rinnen; in beiden Fällen kann man wohl ein Symbol des alten thrakischen Menschenopfers erblicken. Die Annahme der Bulgaren, daß man ein Haus dadurch vor Einsturz bewahren könne, daß man in das Fundament den Schatten einer Katze einmauere, ist offenbar als ganz analoge Opferhandlung zu betrachten. Seligmann erwähnt das Vorkommen von Bauopfern in Deutschland, England, Schottland, Serbien, Bulgarien, Rumänien, in der Türkei und bei den Arabern, doch wechseln die Zeremonien. Tylor erwähnt es bei den Picten. Spuren dieses Gebrauches lassen sich sogar bei den Georgiern des Kaukasus finden (Ernauf). Das Beziehen eines Neubaues erfolgte früher in der Malcija Vogel dadurch, d a ß sich der Hausherr splitternackt auszog, mit einer Pistole in der Hand allein das Wohnzimmer des Neubaues betrat, den Schaft auf die Feuerstätte drückte und die Pistole losschoß. Offenbar sollten hierdurch die bösen Geister von der Feuerstätte verscheucht werden. i*
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Enter Abschnitt
Die Mohamedaner lassen als Abwehrmittel gegen böse Geister in einem noch nicht bezogenen Neubau einen Koran liegen, dieses soll die Besitzergreifung des noch unbewohnten Neubaues durch böse Geister ebenfalls verhindern. Es deckt sich diese Annahme mit dem Aberglauben, daß auch leerstehende frische Gräber von bösen Geistern bezogen werden können, Gräber sind ja die Wohnstätten der Toten. Der Hausbau lag im Berglande vor 1909, allgemein genommen, sehr darnieder. In nicht geringem Maße war schuld daran die türkische Regierung, welche — statt für das Volkswohl zu sorgen und so ihre Untertanen auf eine höhere Stufe der Gesittung zu heben — dem, infolge die Minorität der Osmanen in Europa von ihrem Standpunkte aus nicht unberechtigtem Grundsatze huldigte, daß ein armes, unzivilisiertes Volk leichter zu beherrschen sei als ein reiches. Im Zusammenhange steht damit, daß man in Albanien auch in Friedenszeiten bis zuletzt an dem mittelalterlichen Prinzipe festhielt, das Haus des Verbrechers, den man nicht mühelos einfangen konnte, zu verbrennen, um auf diese Weise die ganze Familie in Armut zu stürzen, was natürlich auf die Bautätigkeit im Lande eine äußerst ungünstige Wirkung ausübte. Man hat in Albanien in erster Linie temporäre Wohnstätten und Dauerwohnungen, dann unter letzteren wieder aus Holz und aus Stein aufgeführte, zu unterscheiden. Sowohl in Sala als auch Kastrati versicherten mir die Leute, alle stockhohen Bauten seien Neueinführungen, die erst vor ca. 60 Jahren in das Land kamen und zwar soll in Sala der Name des Erbauers der ersten Kula, in Kastrati jener des Erbauers des ersten, stockhohen Veranda-Hauses bekannt sein. Beiden Traditionen zufolge sind die durch diese Leute importierten höheren Bautypen türkischen Ursprungs. Speziell in Kastrati gelang es mir sogar, den Namen des Neuerers, der in Konstantinopel gewesen war, festzustellen: Er hieß Liho Cuni. Auf diese Tradition und ihre Richtigkeit werden wir bei der Besprechung der betreffenden Haustypen noch einmal zurückzugreifen haben. Vor der Einführung von Kula und Verandahaus soll man in den Gebirgen Albaniens bloß in ebenerdigen, ein-, höchstens zweizeiligen, stroh- oder brettergedeckten, mit Satteldächern versehenen Hütten gewohnt haben. Das häufigere Vorkommen von Strohdächern in früherer Zeit in Gebieten, wo heute Strohdächer fehlen, hängt in nicht geringem Maße damit zusammen, daß früher Korn in der Volksernährung eine größere Rolle spielte als heute, wo es vom Mais verdrängt wurde, und daß Kornstroh ein besseres Dachmaterial abgibt als Maisstroh. Spuren ehemaliger primitiver Wohnhäuser sind in Nordalbanien nicht eben häufig, meist zeigen die Gebäudereste, z. B. jene von Mastrokol, bereits den heutigen Typus, immerhin gelang es aber bei LvoS und dann bei Kiäa Stiz (unweit Oelsa, am Wege gegen die Cafa Triz) Spuren kleiner, aus Trockenmauern aufgeführter, rechteckiger Gebäude zu entdecken. Namentlich wäre Ethnographen, die sich für die jüngste Vergangenheit der albanischen Volkskunde interessieren, eine eingehendere, mit Grabungen verbundene Untersuchung der letztgenannten Lokalität zu empfehlen. Das albanische Gebäude, als Haus gegisch Spi, als Hütte Bun genannt, steht in seinen beiden wohl gesonderten Hauptteiien infolge der Kommunikationsschwierigkeiten in engster Abhängigkeit von der Natur des Bodens seines Standortes. Das in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehende Baumaterial bestimmt, ob das ganze Haus, nämlich Mauern und Dach, aus Stein
I. Bauten: Allgemeines
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oder ganz ans Holz aufgeführt wird oder ob die beiden möglichen Kombinationen, Steinmauern mit Holzdach und Holzwände mit Steindach, eintreten. Als Ersatz f ü r Bretter wird vielfach und allgemein Rutengeflecht verwendet. Ich habe Betteinlagen, Fußböden, Hauswände, ja sogar längere Brücken ( !) aus Rutengeflecht gefunden. Da in der Malcija Madhe überall Kalkstein ansteht und dieser sich infolge seiner Spaltbarkeit zu Bauzwecken vortrefflich eignet, und auch die Malcija Vogel ziemlich kalkreich ist, herrscht hier ausschließlich der Steinbau. In den waldreichen Gebieten südlich des Drin, wie bei Nerlümza, in Puka und Merdita, wo das Gestein wie Gabbro bröckelig oder wie Serpentin zäh ist, trifft man ziemlich viele Holzbauten an; Steinbauten können sich hier nur etwas besser situierte Familien erlauben. Als Zentren des Holzbaues erwähne ich aus Dukadzin Sakati und Vau Spas, woselbst der Bau von Holzhäusern allerdings nicht so sehr durch den Steinmangel als durch den die Mörtelbereitung verteuernden Kalkmangel bedingt wird. Da ganz Nordalbanien äußerst unwegsam ist, ergibt es sich, daß in einem Orte Kalk im Überfluß vorhanden ist, ein hiervon vielleicht eine Wegstunde entfernter anderer Ort jedoch schon an Kalkmangel leidet. In Mziu beobachtete ich, daß die Leute zum Nähren der kleinen Kalköfen genötigt waren, die im Drinbett liegenden Kalkgerölle zu sammeln, obzwar sich gar nicht weit von diesem Orte Kalkberge befanden. Auch in Merdita spielt der Kalkmangel lokal eine nicht unwesentliche Rolle. In der Küstenebene, insbesondere am Mati (in Bregumatja) müssen sich infolge des völligen Steinmangels selbst recht wohlhabende Leute mit Holzhäusern begnügen; den Aufwand für ein Steinhaus kann sich da nur der Allerreichste leisten. Daß dieses wegen seiner Kugel- und Feuersicherheit, angesichts der Unsicherheit im Lande, den Wunsch des Albaners bildet und auch den entwicklungsfähigeren Typus darstellt, ist evident. Die in Mittelalbanien herrschende Sitte, in Steinmauern oder Lehmziegelmauern Holzbalken einzufügen, fehlt, wie Haberlandt betont, in Nordalbanien. Vielleicht ist die mittelalbanische Sitte ein Anklang an die byzantinische, Steinund Ziegellagen abwechselnd zu verwenden. Wir erwähnen nun noch die in Nordalbanien gebräuchlichen Längenmaße. E s sind dies : Plam (Spanne), Pa§ (Klafter = die Distanz der Fingerspitzen bei ausgebreiteten Armen) und Hap (Schritt, im Gebirge dem alten römischen Doppelschritt entsprechend). Hier scheinen nun einige Bemerkungen über die Siedlungsverhältnisse am Platz. Betreffs der Höhenlage der Ansiedlungen ergeben sich, wie auch im topographischen Teile ausgeführt wird, einige ganz interessante Daten. In der Ebene liegen die meisten Ansiedelungen wegen der Malaria meist einige 20—30 m hoch an den Lehnen der aus der Ebene emporragenden Höhen, da die Gelsen in ihrem Fluge nicht sehr hoch zu steigen pflegen. Im Gebirge findet man im Kiritale 45 °/ 0 der Ansiedlungen zwischen 650 und 850 m, im Salatale liegen alle Ansiedelungen zwischen 500 und 700 m, im Gebiete von Duämani kann man die Zone zwischen 400 und 500 m als Siedelungszone bezeichnen, denn 9 0 % der Weiler liegen in dieser Höhe. In dem Gumina- und Sapaiitale sind die Weiler in bezug auf Höhe gleichmäßiger verteilt, doch liegen im Guminatale noch immer 35 °/ 0 zwischen 400 und 500 m, im Gebiete des Drinbogens findet sich der größte Prozentsatz in 650 m, in Westmerdita endlich in 220 m Höhe. Wenn man vom Kiri-
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Erster Abschnitt
tale absieht, das wegen seiner Meeresnähe und seines infolgedessen wärmeren Klimas eine Besiedelung bis iooo m zuläßt, so muß 850 m als obere Siedelungsgrenze gelten. Das Optimum der Besiedelungsfähigkeit scheint zwischen 250 und 650 m zu liegen, denn im Kiritale liegen 71 °/0, im Salatale 1 0 0 % , im Guminatale 77 °/0, in DuSmani 1 0 0 % , im Gebiete des Drinbogens 9 0 % , im Gebiete des Gjadri und des Proni Dibrs je 56 °/0 der Ansiedelungen in dieser Höhe. Nach Cvijii seinen Angaben des Jahres 1914 wäre das ganze nordalbanische Bergland, ferner das zwischen dem Proni That und dem Liieni Hotit liegende Gebiet von Dörfern des Ibartypuses bedeckt, in der Zadrima wären in dem von Skutari bis Alessio reichenden Gebiete auch Cifiidörfer zu treffen und nördlich der nordalbanischen Alpen schlössen sich nach diesem Verfasser Dörfer des Karsttypuses an. Da Cvijii selbst den Cifiitypus als einen künstlich angelegten Dorftypus definiert, bei dem sich kleine Bauten geometrisch um ein Herrenhaus gruppieren, und da wiederum nach Cvijii sich der Ibartypus eines Dorfes dadurch charakterisiert, daß die Häusergruppen eines Dorfes zwar sehr weit auseinanderliegen, aber dichtgedrängte Komplexe bilden, so sind seine Angaben größtenteils falsch. Der Karsttypus der Dörfer reicht vor allem kaum bis an den Proni That, dann ist im ganzen Berglande Nordalbaniens nicht ein einziger dichterer Häuserkomplex bekannt, und endlich habe ich auch zwischen Skutari und Alessio, obwohl ich das Gebiet kenne, nicht ein einziges Herrenhaus mit umliegenden Pächterwohnungen konstatiert. Die Dorfanlage beschränkt sich im ganzen Berglande unseres Gebietes auf einzelstehende Gehöfte, die bloß ein oder zwei Gebäude enthalten. Hier fehlen genau so wie beim Karsthause die Gärten, es tritt also hier ein in bezug auf Gefüge etwas an den Stari Vlahtypus von Cvijii erinnernder eigener Typus auf, dessen Verbreitung sich zum Teile mit dem von Cvijii erkannten einheimischen albanischen Haustypuse deckt, der sich vom Kapaonik bis Skutari und Ochrida hinzieht. Erst in der Ebene kann man in Nordalbanien am Fuße des Gebirges gedrängte Häusergruppen treffen, die an den Ibartypus gemahnen. Solche ibartypusartige Gruppen von dichterstehenden Gebäuden findet man bei Kopliku, bei Driäti, Nanäati, ferner in der südlichen Zadrima, dann bei Brdica, endlich Manatia und Pedhana, sie sind durch Gartenanlagen oder Ölbaumhaine charakterisiert, aber oft durch das Auftreten von gepflasterten Wegstücken mediterran beeinflußt. Erst durch das Zusammenwachsen von solchen weilerartigen Komplexen entstehen die Siedlungszentren, die wir kennen. Das Wohnviertel von Skutari mit seinen Gärten und krummen Gassen, dann das große Dorf Barbaluäi sind Haufendörfer im Sinne Meitzens oder Timokdörfer im Sinne von Cvijii. Das Handelsviertel von Skutari ist im Gegensatze hierzu rein turko-orientalisch, das Zentrum von Durazzo ist hingegen wieder „dalmatinisch". Tirana schließt sich mit seinen Gärten und krummen Gassen dem Typus Skutari -BuSati an. Letzterer stellt das aus dem albanischen Dorftypuse hervorgegangene Städtestadium dar, er ist mithin national. Als Anhang ist zu erwähnen, daß die in der Stadt Skutari immerhin bemerkbare Blumenzucht im albanischen Berglande völlig fehlt. Dieser Mangel weist auf große Wildheit des Volkes. Am zweckmäßigsten ist es, die Schilderung albanischer Bauten mit jener der temporären Wohnstätten zu beginnen, dann auf das Gehöft überzugehen, da man auch hier in der Umgebung eines höher entwickelten
IT. Primitive Anlagen: A. Einfache Bauten
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Wohnhauses noch immer gar manche sehr primitive Konstruktion antrifft, und erst dann die auf einer höheren Entwicklungsstufe stehende Dauerwohnung und endlich ihre Einrichtungsgegenstände, endlich Waffen und Tracht zu schildern. Wir beginnen also mit der Schilderung der verschiedenen temporären Wohnstätten und sonstigen einfachen Konstruktionen Albaniens.
II. PRIMITIVE ANLAGEN A. EINFACHE BAUTEN D e n primitivsten W o h n t y p u s , den ich in Nordalbanien antraf, stellen die H ö h l e n w o h n u n g e n des Cemtales, zwischen Dinoäi und U r a L j m a i s , i m G e b i e t e des S t a m m e s G r u d a d a r ; sie entsprechen v o l l k o m m e n d e m prähistorischen A b r i s . Hier r a g e n im F l u ß u f e r , etwa 8 — i o m über d e m Wasserspiegel, durch Sickerwasser stärker verfestigte, horizontale diluviale K o n g l o m e r a t b ä n k e stellenweise weit über die unteren weicheren, a u s g e w a schenen vor und bilden lange, niedrige, ziemlich tiefe höhlenartige Nischen, die sich, durch eine T r o c k e n m a u e r vorn leicht abgeschlossen, leicht zu ziemlich schwer zugänglichen W o h n s t ä t t e n adaptieren ließen. W o die H o h l r ä u m e g r o ß g e n u g sind, oder wo sich mehrere Nischen nebeneinander vorfinden, dient h ä u f i g der eine Teil den Menschen, der andere dem Kleinvieh z u m Unterschlupf. Besonders g r o ß e H ö h l u n g e n werden durch R u t e n g e f l e c h t abgeteilt. Sonst ließen sich im W i l a j e t Skutari derartige T r o g l o d y t e n b e h a u s u n g e n nicht nachweisen, aber nur deshalb nicht, weil anderswo infolge der geologischen Beschaffenheit des Bodens die natürlichen Bedingungen nicht vorhanden sind. D a die G r u d a ein relativ zivilisierter S t a m m sind, so wäre das A u f t r e t e n der A b r i s eher überall als in Gruda zu erwarten gewesen. V ö l l i g a n a l o g e F l u ß h ö h l e n w o h n u n g e n k o m m e n auch in der Herzegovina, an der mittleren Narenta und an der oberen Bregava, dann Haberlandt zufolge bei Klissura und Pirot v o r ; es ist also ein weitverbreiteter T y p u s , der sich aber wohl lokal entwickelt hat. Die künstliche N a c h a h m u n g eines A b r i ist die Zuflucht unter den Ästen eines Baumes, ferner das mit R o h r , Stroh oder Ästen g e d e c k t e W i n d d a c h . Im Gegensatze zu Rumänien, wo die W a n d e r hirten in den Winterquartieren zuweilen W i n d d ä c h e r errichten, erinnere ich mich nicht solche Gebilde in A l b a n i e n gesehen zu haben. Ich vermute, d a ß es die Sicherheitszustände des Landes sind, die das Schlafen unter einem, von einem vorne befindlichen Feuer, erleuchteten W i n d d a c h e nicht gestatten. D a s W i n d d a c h ist als A u s g a n g s p u n k t aller Hausformen zu betrachten. D u r c h einen dreifachen K n i c k und die E r r i c h t u n g von Scheidewänden wird der Grund zu d e m die Feuerstätte unter freiem Himmel aufweisenden A t r i u m h a u s g e g e b e n , dessen weitere Evolution schon Schuchardt eingehend besprach. Das Gegenüberstellen zweier W i n d d ä c h e r führt zum Satteldach und weiterhin zum Haus, aus einem h a l b k r e i s f ö r m i g e n W i n d d a c h e geht d u r c h die V e r k l e i n e r u n g des Radiuses natürlich die K e g e l h ü t t e hervor. Winddächer der letzten A r t sind von Sirelius abgebildet worden (Finnisch-ugrische Forschungen, Helsingfors 1906). Illustrationen f ü r die Hypothese, d a ß Satteldach und A t r i u m h a u s ( = mittelländischer Palast) aus W i n d d ä c h e r n h e r v o r g e h e n , sind in Meringers A r b e i t über den mittelländischen Palast zu
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Erster Abichnitt
finden. Es scheint, als ob manche kaukasisch - mesopotamische Karawanserei dem Atriumhause nahe stehen würde. Akzeptiert man die Hypothese, daß das Tectum testudinatum die Urform des Atriumhauses darstellt, und daß das Tectum testudinatum bloß aus einem Rauchabzugsloche des Daches hervorging, dann ist der Ursprung des Atriumhauses freilich nicht im Winddache, sondern anderswo und zwar in einem Gebäudetypus zu suchen, dem das von Rosati publizierte mittelalbanische Haus von Bilogni nahesteht. Das Haus von Bilogni besteht aus einem von Mauern umgrenzten Herdraum und um diesen sind allenthalben symmetrisch Wohnkammern und Vorratsräume angebaut worden. Infolge dieser Umbauten ist der zentral gelegene, raucherfüllte Raum dunkel. Sowohl Satteldachwohnungen als auch Kegelhütten sind aus Albanien bekannt. Die Kegelhütten lassen sich als temporäre Fischerunterkünfte in den Sümpfen des Küstengebietes konstatieren. Das Gerippe der Hütte, die ich in der Kneta Baldrens, nordwestlich von Alessio, gesehen habe, bestand aus acht eingerammten, oben sich berührenden, unbehauenen Stämmen, die an der Spitze mit Benützung der natürlichen Astgabeln verbunden waren. Als Mantel diente langgeschnittenes Rohr, in dem eine Lücke als Tür und Fenster zugleich ausgespart war. Der Basisdurchmesser des konischen Wohnraumes mochte 2, die lichte Höhe 2 x / 2 —3 m betragen haben. Der Wetterschutz war so vollkommen, daß bei einem heftigen Regenguß auch nicht ein Tropfen Wasser durchsickerte. Als Dauerwohnung von Hirten und armen Leuten erwähnen Haberlandt und Cvijif solche Hütten aus Südost-Montenegro, dann aus Ost- und Süd-Serbien. Am Kossovo Polje waren sie, wie aus einem Manuskripte des österr. Majors Boroviczka hervorgeht (Staatsarchiv Wien), im Jahre 1858 der normale Wohnhaustypus. Bald aus Reisern, bald Röhricht wurden sie durch den Atlas der Serb. Siedelungskunde auch aus dem von Albanern bewohnten TrepSi bekannt. Als Rohrhütten kennt man sie auch von der unteren Donau (Jaeneke und Lodge). Als Strohhütten und zwar zum Teil mit, zum Teil ohne vertikale Hüttenwand, finden sie sich sehr häufig noch in Piemont, Latium und Sizilien, wo sie möglicherweise die direkten Nachkommen der vom Neolithikum bis in die erste Eiszeit reichenden Fondi di capanna bilden, mit denen sie durch die italienischen, aus der römischen Kaiserzeit bekannt gewordenen Rundhütten verbunden werden (Mielke). Bekanntermaßen lassen sich allerdings halbunterirdische Hütten gleicher Konstruktion auch in Deutschland und Serbien bis in die Steinzeit zurück verfolgen (Bremer, Vassits). Glücks Funde bei Marburg (Germania, 1917) bewiesen, daß die oberhalb der Wohnungsgruben aufgeführten konischen Hütten zum Teil wenigstens aus unten in den Erdboden gerammten konvergierenden Pfählen bestanden. Unter dem Namen Köte sind Kegelhütten heutzutage auch den Bewohnern des Harzes und Taunus bekannt. Durch ihre Bedeckung mit Rasenziegeln unterscheidet sich die Köte allerdings von den mehr einem südlichen Klima entsprechenden balkanischen Gebilden. In Albanien nennt man diese Hütten Kaöor. Der Name findet sich als Bezeichnung primitiver Steinhütten in der Form Kafara auch in Serbien wieder. In Wallis (Ozi^res) wird Hunziker zufolge der Abort „Katsayr" genannt, offenbar haben wir es mit einem Diminutiv vom Worte casa zu tun, wie sich solches als casicioara (Häuschen) auch im Rumänischen findet. Kacor werden in Albanien niemals dauernd bewohnt. Steingedeckte, mit falschem Kuppelgewölbe versehene Steinhütten, wie sich solche nach meinen Beobachtungen allerdings sehr selten in den Süd-
II. Primitive Anlagen: A. Einfache Bauten
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karpathen, dann Jelik zufolge bei Nin in Dalmatien, dann, wie Hunziker zeigt im Wallis am Berninapasse, ferner nach Gasperis Beobachtung im Bergstocke Majella in Mittelitalien, und nach Berteaux seinen in großer Menge in Apulien, endlich nach Deffner als Sennhütten in Kreta finden, fehlen in Albanien. Diese Rundhütten, die an die „beehive-houses" der Hebriden und Islands erinnern und als Reste des vorarischen mediterranen Bautypuses aufgefaßt werden müssen, finden sich auch auf den Balearen und Sardinien und nehmen ostwärts an Häufigkeit gegen Mesopotamien zu. Auch hier werden sie nach dem Tholosprinzipe merkwürdigerweise aber aus Lehmringen gebaut. Die Rundhütten sind von Altman und Montelius ausführlich besprochen worden. Interessant ist es, daß es seinerzeit in Portugal Rundhütten mit Säulenperistyl gab, wie solche heute in Afrika existieren. Offenbar hat man in den Rundhütten den Ursprung der in Europa eine Zeitlang durch das Sattel- und Wohndach verdrängten monumentalen Kuppelbauten zu erblicken, die wie Strygowski ausführt, als aus dem Orient stammende Bauten in Europa erst wieder etwas nach Christi Geburt festen Fuß faßten. Weit im Westen waren steingedeckte Rundhütten in vorportugiesischer Zeit die Behausung jenes Teiles der Bewohner von Teneriffa, den Stuhlman für mediterranen Ursprungs hält. In Apulien und Sardinien gehen mit ihnen große gekuppelte Rundtürme einher, die aus Sardinien als Nuragahns berühmt sind. Da unsere K a i o r an den Rundbautypus anschließen, scheinen sie sehr interessant. Andere temporäre Wohnungen Nordalbaniens sind die ^ halb unterirdischen Wohnstätten, die man in der Ebene zwi'yP sehen dem Skutarisee und Grenzorte Tuzi im Gebiete des Stammes Hoti antrifft. Zu ihrem Baue wird eine etwa 8 m lange und 3 m breite rechteckige Grube von beiläufig 0,30 m '^"¡rd'sche" Tiefe ausgehoben (vgl Fig. 1). Diese wird dann allseits mit Tuzi Hütte einer Trockenmauer ausgekleidet, die auf den Langseiten 0,30 — 0,40 m und auf den Schmalseiten, sich verjüngend, etwa 2 m über den Erdboden hinaufragt. Auf den Schmalmauern ruht der Firstbalken des strohgedeckten Satteldaches. A n die Mauern wird außen so hoch Erde geschüttet, daß die Dachkante die wallartige Erhöhung berührt. Da diese bald mit Gras und Unkraut bewachsen ist, so verwischt sich in der kürzesten Zeit ihr künstlicher Charakter, und man sieht nur aus dem Boden hervorragende Dächer. Der kaum mehr als 1,2 m hohe, lochartige Eingang in dem 1 , 3 — 2 m hohen Raum ist an der Schmalseite angebracht und wird nicht durch eine Tür, sondern zur Nachtzeit durch dorniges Gestrüpp verschlossen. A n gegenüberliegender Seite befindet sich die Feuerstätte. Im Winter hausen in diesem Räume Hirt und Herde (diese vorne beim Eingange) zusammen und hierdurch wird er bei seiner geringen Höhe genügend erwärmt, um dem schneidend kalten Nordwinde, der zu dieser Zeit die Ebene von Hoti heimsucht, standhalten zu können. Außer in Albanien kann man halb unterirdische Schafställe auch im sächsischen Gebiete treffen. Aus diesen Schafställen ging offenbar das altsächsische Haus hervor. Peßlers gegen so eine Ableitung vorgebrachten Bedenken werden durch die nordalbanischen Bordeutypen entkräftigt. Halb unterirdische, Bordeu genannte Hütten sind, wie aus Crainiceanus Arbeit hervorgeht, auch in Rumänien, namentlich in der kleinen Walachei (Teleorman, Romanats, Dolj), dann aber auch in der Moldau und der Dobrudscha zu treffen. Sie finden sich weiter nach Cvijii auch in Serbien und Bulgarien.
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Enter Abschnitt
Seinerzeit hatten solche Hütten offenbar weitere Verbreitung, denn Rohrer erwähnt solche Erdhütten in 1806 noch aus Slawonien. D a die Bordeu sowie die ihnen bei runden Häusern entsprechenden Wohngruben den Überg a n g des noch wandlosen Hauses zu dem Hause mit vertikalen Wänden repräsentieren, sind sie baugeschichtlich interessant. W i e sich eine Hauswand entwickelt, zeigt die W a n d des albanischen Bordeu. Im rumänischen Bordeu ist von einer Wand, resp. einer Mauer noch überhaupt keine Spur. Bei der Weiterentwicklung wurde zuerst offenbar der unter einem oben geschlossenen Winddach liegende Raum der Bequemlichkeit halber und, wie die Kochgruben zeigen, jedenfalls auch wegen der Feuergefahr, vertieft, und erst aus der Vertiefung erwuchs die Wand. Der erhöhte Boden des Wohnraumes (der Stube) in mancher steinzeitlichen, rechteckigen deutschen Wohngrube zeigt, daß die Küche, zumal am Boden, jedenfalls sehr feucht war. In Rumänien läßt sich bei manchem Bordeu eine Querwand konstatieren, die Feuerstätte (Vatra) kommt in so einem Falle in den vorderen Raum zu liegen. V o n ganz ungemeiner Bedeutung ist die scheinbar geringfügige Differenz, daß sich bei dem von Hirten und ihren Herden bezogenen Bordeu der Ebene von Tuzi die Feuerstätte im Hintergrunde der Anlage befindet, während sie in dem von Ackerbauern bewohnten rumänischen Bordeu etwas seitlich von der Mitte der Anlage liegt und bei einer Abgliederung eines zweiten Raumes in den Vorderraum verlegt wird. Im rumänischen Bordeu dient der rückwärtige Teil als Kammer, im albanischen der vordere als Stall. Diese Differenzen in der Herdanlage lassen sich bei den rechteckigen Bauten bis in das Neolithikum verfolgen. Die Megaron-Häuser von Troja II, dann Tiryns, dann von Mykene und endlich auch die möglicherweise von Thrakern bewohnten von Buch in Deutschland zeigen alle einen rückwärtigen Küchen-, resp. Herdraum und eine vorne gelegene Laube. Die fast gleich alten Häuser von Großgartach, des Steinhauser Rieds, von Niederwill und die jüngeren Häuser von Dolnje Dolina an der Save haben einen vorne gelegenen Herdraum und eine weiter einwärts gelegene Kammer, resp. eine durch Kohlenglut heizbare Stube (Großgartach). Interessant ist die Evolution, die das Megaronhaus bei seinem Übergange aus dem warmen, aber steinigen Peloponnes und Attika in das kalte aber fruchtbare Thessalien durchmacht. Zu der Vorhalle für das Kleinvieh tritt eine rückwärts gelegene, mit Backofen und Darre ausgestattete Kammer. Der Grundriß des Megaronhauses von Dimini-Sesklo mit seinem an der Stirnseite gelegenem Eingange findet sich in der rhätoromanischen Sennhütte und dem primitiven Walliserhause, auch dieses besteht aus drei geradlinig hintereinander folgenden Räumen, nämlich Flur, Herdraum und Kammer. Im Gegensatz zu diesem Typus zeigt die Sennhütte im Gebiete des deutschen Länderhauses einen, wegen des tiefen Daches allerdings niederen E i n g a n g an der Traufseite und hierauf auf der einen Seite eine abgegliederte Zelle, die wie im deutschen Längshaus als Vorratskammer dient. Dieser T y p u s findet sich in den Lessinischen Alpen und am Rollpaß (Bancalari Hunziker). In Kleinasien, wo das Megaronhaus entstand, ist es in seiner primitiven, aus Vorraum und Herdraum bestehenden Form mit Pultdach in Lykien, mit Satteldach bei den Armeniern, den Grusiern und in Kachetien
II. Primitive Anlagen: A. Einfache Bauten
zu treffen. In dem letztgenannten Gebiet besteht seine rückwärtige Wand erst aus Flechtwerk. Die weitere Evolution dieser Bauten ist dort aber eine andere als in Albanien. E s scheint mir, daß die Bordeus Albaniens und Rumäniens die unmittelbaren Nachfolger der prähistorischen und auch aus römischer Zeit bekannten Wohnstätten des Balkans repräsentieren. Die in den prähistorischen Wohnstätten gefundene bemalte Keramik hat thrakischen Charakter, und thrakische Volksreste erhielten sich trotz illyrischer Überschichtung sowohl am Skutarisee als auch in Dardanien. Die Dobrudscha war von altersher thrakisches Gebiet. Jäneke hält die rumänischen Bordeus, aber allerdings wohl mit Unrecht, für kumanisch. Im kaukasisch-armenischen Gebiet sind halb oder ganz unterirdische Wohnungen noch heutzutage zu treffen, der Grundriß derselben und auch das Dach sind hingegen von den europäischen verschieden. Der Vollständigkeit halber sei das Vorkommen der Kram genannten Arbeiterbarakken Steiermarks und Kärntens gedacht, die gleichfalls nur aus einem Dach bestehen, aber schon durch ihre größeren Dimensionen das verraten, daß sie von Leuten angelegt werden, denen eine höher stehende Bauart nicht fremd ist. Interessant ist, daß beim steiermärkischen Kram der sehr langgestreckte Herd fast die ganze Mitte des Raumes einnimmt. So eine Ausdehnung eines Herdes ist eine recht alleinstehende Erscheinung, sie beweist aber zur Genüge, daß der Kram keine geschlossene Familie beherbergt. Schon deshalb läßt er sich nur schwer mit einem eine Familie bergenden Wohnhause vergleichen. Die letzte Art der temporären Wohnstätten Nordalbaniens bilden die oberirdischen, mit Wänden ausgestatteten, viereckigen, aus einem Pfahlgerippe aufgebauten und mit Wandgeflecht oder Rohr verschlossenen Hütten, die man teils an der Meeresküste, so z. B. Pulaj, teils aber auf den Almen findet. So hausen, um von den letzteren nur ein Beispiel anzuführen, die Thethi, wenn sie ihre Almen, wie die auf der Cafa Valbons, beziehen, monatelang in solchen luftigen, aus Buchenreisig geflochtenen und mit Laubwerk eingedeckten Sommerwohnungen. Solche Hütten heißen Ksol. Gegen Norden reichen heutzutage solche Geflechthütten, wie Haberlandt erwähnt, bis nach Spuz, ostwärts bis Iepk und Rudnik, sie finden sich aber auch in Serbien und Bosnien. Bei Prisren waren um 1858 Geflechthütten mit Holzrahmen und Lehmbewurf, wie Boroviczka betont, sehr häufig. Haberlandt findet, daß die Geflechthütte in Nordalbanien nur Notstandsbehelf sei, gegen Süden aber größere Verbreitung erlange und den Charakter einer Dauerwohnung annehme. E r hält sie infolge dieses Umstandes für eine kulturgeschichtliche Einheit. Ohne die ethnographische Wichtigkeit dieser ebenfalls prähistorischen Form geringschätzen zu wollen, glaube ich, daß ihre Frequenz im Süden einfach durch den Frostmangel bedingt wird. Nachdem die verschiedenen Dauerwohnungen der Klmeni in Bregumatja infolge der Ereignisse der letzten Jahre von verschiedenen Heeren niedergebrannt worden waren, konstruierten sich auch diese hier ähnliche, allerdings bedeutend größere Hütten. Das Gerüst bestand aus festen Balken, das Dach aus Stroh, die Stelle der Bretterwände oder Steinmauern nahmen bloßes Reisiggeflecht ein, durch dessen zahllose Fugen das Licht, der Wind, aber auch die Moskitos in die Wohnung drangen. Infolge ihrer Größe zerfielen manche dieser Hütten in zwei Zimmer. Diese Hütten wurden als freilich nur provisorische Dauerwohnungen verwendet.
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E n t e r Abschnitt
W e n n Haberlandt diese großen Geflechthäuser mit den ehemaligen Pfostenbauten von Bregumatja identifiziert, so muß dem entschieden widersprochen werden. Der Lehmbewurf ist vielleicht das einzige, was beide Häusertypen gemeinsam hatten. A u s Trockenmauern aufgeführte Häuser, und zwar von einem sehr primitiven Typus, trifft man auch in Nikaj und Merturi, wo der weiche, bröckelige Schieferboden und der Mangel an ebenen Flächen die Leute dazu brachten, ihre Häuser, zum Teil wenigstens, halb in die Lehne einzugraben. Bei einem solchen eingegrabenen Hause werden häufig nur die seitliche und die vordere Mauer aufgeführt. Ist so ein Haus schon an und für sich recht unbemerkbar, so wird dies in noch höherem Maße durch die eigentümliche Bedeckung bewerkstelligt. Meist erspart man sich in solchen Fällen ein Dach, legt vielmehr bloß horizontale Dachbalken und bedeckt dann diese zuerst mit Brettern, hierauf mit Erde resp. feinem Schutt, wodurch dann das horizontale, mit schütterer Grasnarbe bewachsene Dach von oben gesehen nur durch den daraus ca. i m hoch herausragenden Rauchfang als
Fig. 2.
Sennhtttte in den BjeSkat e nemuna (Livadi Bogs)
solches kenntlich wird. Irgendein besonderer Vorteil scheint sich mit dieser Dachtype nicht zu verbinden, es sei denn, daß er eine die W o h n u n g warm haltende und feuersichere Bedachungsart darstellt. In den meisten Fällen dienten diese, jedenfalls einen sehr alten Gebäudetypus darstellenden Bauten bloß als Vorratskammern, doch fand ich, d a ß sie in einigen Fällen yon den Frauen bewohnt wurden, was bei Vorratskammern in Albanien häufig auftritt. Dies hat sein Analogon bei manchen, aus mehreren Bauten bestehenden Sennhütten Rumäniens; auch hier ist es nämlich das Privilegium der mit der Milch manipulierenden Leute — also oft der Frauen — im Vorratsraume (Celar) zu schlafen. Dies zeigt, wie sich allmählich die Wohnstube aus der Vorratskammer entwickelt. Der eben besprochene Hüttentypus der Nikaj scheint deshalb eine besondere Erwähnung zu verdienen, denn Hütten dieser Art sind normalerweise heutzutage, von den Erdkellern absehend, nur in dem armenischkaukasischen Gebiete zu treffen, da aber noch in altgermanischer Zeit in Europa auch den armenischen Thonirs analoge unerirdische Feuerstätten existierten (Kiekebusch), so scheint dieser Lokaltypus von einiger Bedeutung. A l l e die bisher angeführten Typen haben für die Kenntnis des Kulturgrades und der Wirtschaftsformen des Gebietes und darüber hinaus als Illustrationsmaterial für ältere Kulturperioden sehr g r o ß e Bedeutung.
II. Primitive Anlagen: A . Einfache Bauten
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Höher als die Erdhütten, die sozusagen improvisierten Wohnstätten vergänglicher Natur, stehen die Sennhütten der nordalbanischen Gebirge. Sie sind ganz über Tag, die Mauern sind fest gefügt, relativ hoch, außerdem haben
Fig. 3.
Sennhütte in den BjeSkat e nerauna (Rath Vukoces)
diese Hütten eine Tür. Die Fenster werden allerdings auch noch bei ihnen durch unbeabsichtigte Lücken im Dache ersetzt. Eine stabile, mit einer Türe versehene Hütte wird albanisch Bun oder auch Ban genannt. An dieses Wort erinnert das in Dalmatien vorkommende
F i g . 4.
Sennhütte und Nebenbauten in den BjeSkat e nemuna (Ljeänica)
gleichsinnige Wort Bunja und der in KrajsniS vorkommende Ortsname Bunjaj. Eine Sennhütte ist (vgl. Fig. 2) einzellig und besteht aus Trockenmauerwerk, das meist etwa 1,5 m hoch ist, sich aber auf geneigtem Boden
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Erster Abschnitt
dem Gefälle in der Höhe anpaßt, also stellenweise niedriger sein kann. Die Fugen zwischen den Steinen werden mehr oder weniger sorgfältig mit Gras oder Rasenstücken verstopft. Der Dachstuhl besteht bloß aus drei Balken oder Baumstämmen, die mit ihren Enden auf den Q u e r m a u e m aufliegen. W e g e n der Sturmgefahr und wegen der primitiven E i n d e c k u n g ist er stets recht flach. Die Eindeckung besteht aus etwa i m langen, 3 0 — 4 0 cm breiten, dicken, mit der Axt meist an Ort und Stelle hergestellten Brettern, die in zwei Reihen lose auf die Balken gelegt werden. U m sie am Rutschen zu hindern und sie vor dem Winde zu sichern, werden sie, wie aus F i g . 4 ersichtlich ist, mit Steinen und häufig beiderseits unten mit einem mächtigen Längsbalken beschwert, der zugleich etwa herabrollende Steine auffängt, und hinter den Gegenstände deponiert werden können. D a das Dach und mit ihm das primitive Mauerwerk im Winter von der Schneelast eingedrückt, bzw. zerstört werden könnten, nehmen die Hirten beim Verlassen der A l m die Bretter, die deswegen nicht angenagelt werden, herunter und schichten sie in der Hütte zusammen. Die Ursache, weshalb man als Dachbalken allzu schwache Stangen verwendet, liegt darin, daß in dem waldarmen Teile der Hochgebirgsregion das Beschaffen, namentlich aber das Transportieren größerer Balken ungemeine Schwierigkeiten bereitet, weshalb denn z. B. in Nikaj nicht nur auf das Zerstören einer Sennhütte, sondern auch auf das Stehlen der spärlichen Dachbretter einer solchen eine recht hohe Strafe gesetzt ist. Die Türe einer steinernen Sennhütte ist meist an einer Schmalseite angebracht, und zwar stets seitlich, um die durch den Firstbalken belastete Mitte nicht zu schwächen (Fig. 3). Der Türstock besteht aus vier roh zugerichteten Balken, der Türflügel aus vertikalen Brettern, deren letztes zapfenartige Ansätze als Drehvorrichtung aufweist. Natürlich hat auch dieser Hüttentypus weite Verbreitung, er findet sich z. B. bei den albanischen K u i i , dann aber auch in der Schweiz wieder. Namentlich ist infolge der assymetrischen L a g e der T ü r e die Ähnlichkeit dieser Sennhütten mit manchen des Tessinergebietes (Valdolgia) besonders zu erwähnen, während anderswo im Tessinergebiet und im Wallis die Türe gerade unter dem First liegt. Daß, allerdings für das Vieh bestimmte, Hütten dieser Art von den Serben auch K a f a r a genannt werden, wurde schon erwähnt. E s versteht sich von selbst, daß man in waldreichen, namentlich mit Nadelholz bestockten Gebieten nicht steinerne, sondern hölzerne Sennhütten antrifft, die in der Art der Blockhäuser erbaut sind. So wie alle temporären Wohnstätten sind auch diese Sennhütten sehr niedrig. D i e ' H ö h e der Wände dürfte kaum je 1V2 m überschreiten. Der Durchbruch der Türe kann sich an der Längsseite befinden. Die Dachbalken haben, wegen der Leichtigkeit sich in einem Walde entsprechendes Material zu beschaffen, stärkere Dimensionen als bei den steinernen Sennhütten und die Konstruktion des Daches ist daher zuweilen dauerhafter und solider. Blockhäuser dieser Art sind nur in der weiteren U m g e b u n g von Gusinje, nämlich dem oberen Valbonatale, den BjeSkat e Nemuna und dem Gebiete des Trojan bekannt geworden. In den soliden Blockhäusern von Budaöi (südwestlich von Gusinje) enthält der erste Raum, in den die Haustür führt, die Feuerstätte und dient als Küche, der zweite R a u m ist den Männern sowie deren Gästen als Wohn- und Schlafzimmer vorbehalten und weist, was f ü r ein Männergemach in Albanien eine Seltenheit ist, keine Feuerstelle auf. Haberlandt wies nach, daß diese Häuser zum bosnischen Hauskreise gehören.
II. Primitive Anlagen: B . D u Gehöfte und die Nebenbauten
Über die Benutzung der Sennhütten ist das zu bemerken, daß die im Hochgebirge befindlichen naturgemäß nur während der Sommermonate bezogen werden, sich außer diesen aber gleiche im Mittelgebirge, und zwar vorwiegend an dessen bewaldeten Südlehnen befinden, die man während des Winters bezieht. E s geschieht dies deshalb, weil diese besonnten Lehnen einerseits tagsüber wärmer sind als die im Schatten liegenden engen Täler, dann auch deshalb, weil dort das schon im Sommer gesammelte und getrocknete, aus Laub bestehende Winterfutter näher zur Hand ist und man sich auf diese Weise sein schwieriges Zutalschaffen erspart. Als bekannteste Winterquartiere dieser Art will ich den nördlichen Hang des Ljeänicatales im Gebiete von Toplana, dann die manchmal auch von Hirten aus Sala frequentierten Südlehnen des Gebietes von Summa erwähnen. Aber auch sonst kann man mehrererorts Wintersennhütten finden.
B. DAS GEHÖFTE UND DIE NEBENBAUTEN Jede, auch die primitivste Dauerwohnung ist, wenn entsprechendes Material in der Nähe vorhanden ist, eingefriedet, und zwar zumeist durch einen Flechtzaun, welcher das Kleinvieh und die Hühner am Entkommen aus dem Hofe
Fig. 5.
Gehöfte in Poravi am Drinflusse (Stammesgebiet Thaöi)
hindern soll. Die Umzäunung der an das Gehöft angrenzenden Felder besteht oft aus weniger gut schließenden Staketen, die mit den unteren Spitzen in die Erde geschlagen sind und bloß oben und unten durch ein schmales Flechtband zusammengehalten werden (Fig. 5). Manchmal, so in Curaj, stellt man den Zaun so her, daß je zwei mannshohe Pflöcke in entsprechenden Distanzen senkrecht in den Boden eingerammt und an drei oder vier Stellen mit Geflecht verbunden werden; die Pflöckenpaare verbindet man horizontal mit langen, dünnen Baumstämmen, die auf dem Geflecht ruhen. Durch seewärtiges Verschieben der Stämme kann an jeder beliebigen Stelle der Zaun geöffnet werden. In steinreichen Gegenden dienen Trockenmauern zur Abgrenzung. Sowohl diese als auch die Zäune weisen oft an bestimmten Stellen Vorrichtungen auf, welche das Übersteigen erleichtern. In der Malcija Madhe ist dies sogar bei den steinernen Umfriedungen der Fall. In solchen Fällen sind dies einzelne aus den Steinmauern vorspringende Steine, die treppenartig schräg übereinander eingemauert werden. Bei Zäunen verwendet man
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beiderseits je einen gegabelten Baumstumpf, wobei der den Übersteig Benutzende den Fuß in die Gabel setzt und so über den Zaun steigt. Da diese Gabeln bei Regenwetter bald kotig und glitscherig werden, ist ein Benutzen, wenn man Opanken an hat, nicht ganz einfach. In der Ebene benutzt man zur Umfriedung der Felder und Gehöfte abgehackte Äste des Christdorns (Paliurus). Einen eigentümlichen Feldschutz gegen die Ziegen findet man an den Seiten mancher nicht tief eingeschnittenen Hohlwege in Boga. Dieser Felderschutz besteht darin, daß man auf den oberen Rand der den Hohlweg begrenzenden i — 2 m hohen Mauern, denen die Aufgabe zukommt, das Erdreich der beiderseits des Hohlwegs befindlichen Felder zu stützen, Äste so auflegt, daß ihre dickeren Enden über die Mauer hinaus, frei in den Hohlweg ragen. Die dünneren, auf dem Rande des Ackerfeldes aufliegenden Astteile beschwert und befestigt man durch Aufschütten von Steinen und Erde. Die auf diese Weise dicht nebeneinander in den Hohlweg vortretenden horizontalen Äste hindern die in dem Hohlweg täglich einherziehenden Ziegen, die beiderseitigen Mauern des Hohlweges zu erklettern, auf die spärlichen Ackerfelder zu gelangen und dort die zarte grüne Saat zu fressen. Der Mangel hochragender steinerner Hofmauern sowie eines großen Hoftores sind für die Gehöfte des katholischen Hochlandes charakteristisch, im Gegensatze zu Skutari, wo sie dem Straßenbilde das Gepräge geben. Das skutariner Wohnhaus liegt in der Regel in einem mehr oder weniger mit Rollsteinen ausgepflasterten Hofe, den mächtige, wenigstens 3 m hohe Steinmauern umgeben. Innen und außen bestehen diese Mauern aus je einer Lage größerer Steine, in der Mitte werden als Füllmittel Mörtel, Schutt und kleinere Steine verwendet. Diese Hofmauern schauen infolge der großen Steine der Außen- und Innenseite recht imposant aus, doch haben sie infolge dieser ihrer doppelten Konstruktion kein festes Gefüge. Zuweilen geschieht es sogar, daß einige Meter weit die eine Steinlage abrollt und dann der zwischen beiden Mauerhälften sichtbare Schutt zutage tritt. Bekanntermaßen war diese Art der Mauerstruktur den Römern und später auch den Langobarden bekannt. Unterbrochen werden die skutariner Hofmauern bloß durch die mächtigen Torbauten der Gehöfte. Infolge dieser fensterlosen, ungetünchten Hofmauern hat eine typische skutariner Straße ein desolates Aussehen und nicht einmal die zuweilen über die Mauer hängenden schönblumigen oder wohlriechenden Gewächse können diesen Eindruck ändern, wenngleich sie blumenreiche Gärten vermuten lassen und deren Ungepflegtsein lieb verbergen. Der Hofeingang aller besseren skutariner Häuser ist ein solides, starkes, meist aus behauenen Steinen aufgeführtes Bauwerk. Das Tor selbst ist in der Mitte und im Hintergrunde des Bauwerkes gelegen, beiderseits des Tores erheben sich auf dessen Außenseite wohlgefügte, weit vorspringende, fensterlose, mehr als meterdicke Mauern, die zuweilen eine kleine, mit einer Bank versehene Nische, immer aber beiderseits in Manneshöhe eine lange, schmale, auf den freien Raum vor dem Tore zielende Schießscharte haben, durch die man seinerzeit die beim Tor befindlichen Leute beobachten oder eventuell mit Schüssen daran hindern konnte, das stets hölzerne Tor gewaltsam zu öffnen. Die beiden Seitenflügel so eines Tores sind daher als Defensivbauten zu deuten. Da das Tor selbst stets verschlossen ist und sich sein Öffnen daher oft bis zu der Erteilung der Zustimmung seiner Öffnung durch den Hausherrn verzögert, ist, um den Freunden des Hausherrn bei Regenwetter das
II. Primitive Anlagen: B . Das Gehöfte und die Nebenbauten
Warten vor dem Tore wenigstens einigermaßen zu erleichtern, Tore ein vorspringendes Dach zu finden. Die Abbildung Fig. Haustor eines angesehenen Hauses, das, wie die eingemeißelte zeugt, am Ende des X V I I I . Jahrhunderts erbaut wurde. Bei
Fig. 6.
17 über jedem 6 zeigt ein Inschrift beeinfacheren
Altes Hoftor in Skutari
Familien, die zu ihrem Glücke seinerzeit die öffentliche Aufmerksamkeit weniger auf sich zu lenken pflegten als die angeseheneren, haben auch die Haustore bescheidenere Dimensionen; allen ist aber das Dach und die stets verschlossene, mit ihrem schweren Pocher versehene Haustüre gemeinsam; die seitlichen Zubauten sind jedoch, wie in Fig. 7 ersichtlich, auf zwei ge* mauerte Säulen reduziert. N o p c s a , Monogr. Nordalbaniens
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Um den steten Verschluß des Haustores zu sichern, ist bei manchem Tor, so z. B. bei dem in Fig. 6 abgebildeten, auf dessen Innenseite ein automatischer Verschluß derselben Art angebracht, wie wir ihn später bei den Zimmertüren mancher Häuser des Gebirges antreffen werden. Während dieser Verschluß aber bei den Zimmertüren der Gebirgler infolge ihrer Niedrigkeit mit der Hand ausgelöst werden kann, geschieht dies bei den Haustoren mit einer vertikalen, am Haustorflügel angebrachten, bis an den Oberrand des Torflügels reichenden, starken Stange. Wegen des Grundgedankens dieser Struktur sei auf Fig. 53 und Seite 73 gewiesen. Diese großen Haustore, die sich im Albanerdorf Arbanassi bei Trnovo in Bulgarien wiederfinden, scheinen türkisches Kulturgut zu sein. Bei jeder Sennhütte befindet sich eine Einfriedung, Strunga, in der die Schafe übernachten und in die sie auch beim Melken hineingetrieben wer-
Fig. 7.
Hoftor eines ärmeren Hauses in Skutari
den. Die Form der Strunga ist unregelmäßig, sie ist bald aus Flechtwerk, bald aus Steinriegeln gemacht, immer hat sie aber an einer Seite eine oder mehrere schmale Öffnungen, neben denen sich Sitzgelegenheiten, also Steine oder Holzklötze befinden, wo die Melker, zu denen die Tiere aus dem Inneren der Strunga durch die genannten Öffnungen herangetrieben werden, Platz nehmen. Da die Öffnungen schmal sind, können immer nur je ein Schaf, resp. eine Ziege, zu jedem Melker gelangen (Fig. 4). Um die Melker vor Regen zu schützen, errichtet man über ihren Sitzen zuweilen ein kleines Dach. Die Gewohnheit, die Schafe bei der Strunga zu melken, findet sich in Montenegro und auch bei den rumänischen Wanderschafhirten Siebenbürgens, bei den rumänischen Hirten des Banates ist diese Art des Melkens jedoch nicht üblich: dort treibt man die Schafe beim Melken durch einen an beiden Seiten offenen Anbau bei der Sennhütte (Stina), was um so merkwürdiger ist, da gerade bei den banater und nicht den siebenbürger Hirten die
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albanische Art der Milchbehandlung in Gebrauch ist. W i r sehen auf diese Weise, wie bei zwei so nahe verwandten Sachen, wie der A n l a g e einer Sennhütte und der in der Sennhütte vor sich gehenden Milchbehandlung, die Sitten keineswegs parallel gehen. Dies ist ein interessanter Hinweis, wie gefährlich es wäre, beim Aufstellen ethnographischer Parallelen sich bloß auf einige gemeinsame Züge zu verlassen. Zuweilen kommt bei Sennhütten und auch bei Häusern, in der Nähe des Eingangs ein Gerüst vor, an dem man Gegenstände aufhängt. Dies ist ein vertikal eingerammter, entrindeter Tannenbaumstamm mit aufwärts gerichteten, kurzgeschnittenen Ästen (vgl. Fig. 4 rechts) [Selfnur], In den
Fig. 8.
Haus in Sakota am Fuße des Berges Maranaj
Südkarpathen sind natürliche, Selcer genannte Gerüste dieser Art nur mehr bei den Sennhütten zu treffen und den Versuch, sich eines solchen in einem Dorfe zu bedienen, würde man sicherlich belachen. Dies spricht für das hohe Alter des Selinur, denn in den Karpathen hat er sich nur mehr im Hirtenleben erhalten. Ein anderes, dem Aufbewahren von Lebensmitteln dienendes Gerüst, das man in Nordalbanien antrifft und das interessanterweise bei den sonst mit den Albanern so viel Ähnlichkeiten aufweisenden rumänischen Wanderhirten fehlt, besteht aus einem ungefähr 2 m über dem Erdboden befindlichen, von vier Stämmen getragenen, starken Rahmen, auf den eine horizontale Balkenlage gelegt wird (Kukor). Hier pflegt man Fleisch und dergleichen aufzubewahren, um diese Sachen vor den Hunden in Sicherheit zu bringen, denn einerseits ist der Türverschluß einer Sennhütte sehr primitiv und anderseits hat die albanische keinen Dachboden, wie etwa der bei den Sennhütten der Rumänen befindliche Vorratsraum (Celar). Beim Hinaufsteigen i *
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auf den Kukor bedient man sich eines mit tiefen Kerben versehenen Baumstrunkes, den man schräg an das Gerüst anlehnt. Solchen primitiven Treppen oder Leitern werden wir bei der Besprechung des albanischen Hausrates neuerlich begegnen. (Vergl. Fig. 4.) Bei jedem albanischen Landhause befinden sich, wenn auch wenige, Nebenbauten (vgl. Fig. 8). Vor allem sind zu erwähnen etwa 2,5 m hohe, runde, aus Reisig geflochtene, freistehende, zuweilen mit Stangen gestützte Behälter (KoSi) von etwa 1,5 m Durchmesser, in denen, wie in Siebenbürgen der noch nicht gerebelte Mais aufbewahrt wird, soweit er nicht als Saatgut im Wohnhause untergebracht ist. Ich gebe in Fig. 8 eine Abbildung eines nicht gefüllten Maisbehälters (Koä) aus Sakota am Maranaj, in Fig. 9 die Gesamtansicht eines albanischen
Fig. 9.
Gehöfte in Malavana im Stamraesgebiete Fulti
Gehöftes aus Malavana in Pulti. Die Struktur des auf einen aus vier, einen Rahmen bildenden Balken aufgestellten Ko§ ist aus der Fig. 8 mit hinlänglicher Deutlichkeit zu erkennen. Das von einer mohammedanischen Familie bewohnte Gebäude, bei dem er steht, repräsentiert, wie wir sehen werden, ein quergekeiltes Verandahaus, bei dem jedoch die Veranda nicht die ganze Hausfront einnimmt. Die Ursache, warum die Veranda verkürzt ist, ist darin zu suchen, daß getrachtet wurde, den oberen Teil der Stiege in die Nähe der Eingangstüre zu rücken. Die Hecke dieser Ansiedelung besteht aus stacheligen Ästen, die auf vertikal in den Boden eingerammte Stangen aufgeschichtet wurden. Der vordere Teil des Hofes, wo der Kos steht, wird Obor genannt, der umfriedete Teil, in dem das Kleinvieh übernachtet wird, trägt die Bezeichnung Vath. Einen fertigen, mit Mais angefüllten, und einen leeren, unfertigen Ko§ sieht man in der Abbildung des Malavana-Gehöftes, Fig. 9, das sich dem Beschauer als eine einheitliche Anlage repräsentiert und auch als solche hergestellt wurde, jetzt aber wegen der nach seiner Vollendung eingetretenen
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Güterteilung von zwei Familien bewohnt wird. Die eine Familie bewohnt den Turm und ist Besitzerin der fertigen Koi, die andere das Haus (Jerevi) und verfügt über den unfertigen KoS und seinen zukünftigen Inhalt. Wie schon Cvijif und Haberlandt betonen, ist der geflochtene Ko§ im Gebiete von Wassojevii, dann ferner im Gebiete des sogenannten wardarischen Haustypusses zu treffen, von hier erstreckt er sich dann ostwärts nach Rumänien und Siebenbürgen. In Westrumänien wird er in neuerer Zeit vielfach von aus Latten gezimmerten Getreidespeichern verdrängt, im nördlichen Serbien und Slawonien hat ihn dieses Schicksal schon erreicht. Die Getreidespeicher der alten Ägypter waren mehrere Meter hohe, zwei Meter dicke, runde Bauten, die oben eine Türe zum Hineinschütten des Getreides, unten, wie der albanische KoS, eine zu dessen Herausnahme hatten. Maiskörbe sind schon, worauf Haberlandt hinwies, aus der jüngeren Eisenzeit Nordostbosniens bekannt geworden. Das Fehlen des runden geflochtenen Speichers in Rußland (Heikel) und im Kaukasus (Rikli) spricht für seinen ägyptisch-ostmediterranen Ursprung; seine Verbreitung deckt sich also mit dem östlichen Verbreitungsgebiet des runden Hauses. Im Gegensatze hierzu sind im Kaukasus schon Haus und Speicher eckig. In Armenien trifft man • Rikli zufolge auch noch runde Bauten an. Ganz links sieht man beim Gehöfte von Malavana halb im Schatten eines riesigen Edelkastanienbaumes ein Strohdach, das die Stelle des Stalles anzeigt. Zwischen dem Stall und dem leeren Koä ist ein kleines, auf hohen Füßen stehendes, aus Balken und Brettern gezimmertes Kämmerlein zu sehen, in dem man Milch, Fleisch und dergleichen Sachen aufhebt. Eine ebensolche Vorratskammer ist auch auf der Treppe der Kula zu erkennen. So ein Verschlag heißt in Sosi „Caranik". Er entspricht den Milchkästen Kolaäins, findet sich im Gebiete des vardarischen Hauses, ist in Albanien weit verbreitet, kommt aber auch in den Alpen vor und konnte seinerzeit über ganz Mitteleuropa verfolgt werden. Sowohl die Kula als auch das Haus sind bei der Malavana-Ansiedelung mit Steinplatten bedeckt. Die Wasserdichtigkeit des langen Firstes ist bei dem Hause durch eine Strohlage erhöht worden. Der im Kos befindliche Mais ist durch ein Dach aus Maisstroh geschützt worden. Da keine Schornsteine sichtbar sind, so können wir darauf schließen, daß sich im Haus und in der Kula — in letzterer natürlich bloß in Stockhöhe — offene Feuerstellen befinden. Über den Stall dieser Ansiedelung ist folgendes zu sagen: Wo kein eigener Stall vorhanden ist, hausen Mensch und Tier unter einem Dache, in einzelligen und unvollkommen getrennten zweizeiligen Häusern sogar in einem Räume. Die Tiere haben ihren, manchmal durch ein brusthohes Reisiggeflecht abgetrennten Platz bei der Haustür, bzw. in jenem Räume, in den die Eingangstüre führt. Interessant ist, daß sogar in einzelligen Häusern, wo Mensch und Tier gemeinsam wohnen, zuweilen eigene Eingänge für Mensch und Tier angetroffen werden, was der inneren, freilich etwas theoretischen Zweiteilung des Innenraumes entspricht. Der Herdenreichtum in der skutariner Niederung bringt es mit sich, d a ß man namentlich bei den dieses Gebiet bewohnenden Malsoren zuweilen bessere Stallungen antrifft. Besonders schön waren einige Stallungen, die von Dul DoSi am Mali Rencit erbaut worden waren, aber auch andere Stallungen waren, obzwar aus Holz errichtet, recht gut gebaut.
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Noch mehr Sorgfalt als auf den Bau der Stallungen wird namentlich in Bregumatja auf den Bau der Vorratskammern verwendet, in denen trocken zu erhaltende Nahrungsmittel aufbewahrt werden. Um sie in dem Sumpf gebiet vor Erdfeuchtigkeit zu schützen, ruht der hölzerne Fußboden (vgl. Fig. 10) auf niedrigen Aufmauerungen, zwischen denen die Luft frei zirkulieren kann. Im Gegensatze zu diesen Vorratskammern besteht der Fußboden der allerdings stets geheizten Wohnräume nur aus festgestampftem Lehm, eine nicht singuläre Erscheinung, da man Analoges oft auch in den rumänischen Sennhütten der südlichen Karpathen findet. Eigene Heukammern (sog. Heustadel), wie solche in Montenegro vorkommen, finden sich erst vereinzelt an der Südgrenze Merditas, sie sind also dem Berglande unseres Gebietes fremd, wie überhaupt der Gedanke, für verschiedene Zwecke oder etwa für den verheirateten Sohn und seine
Fig. IO.
Vorratskammern in Bregumatja
Frau verschiedene Nebenbauten zu errichten, wegen der allgemeinen Unsicherheit in Nordalbanien nicht aufkommt. Der Abort ist bei primitiven Häusern, wenn überhaupt für nötig erachtet, stets außerhalb des Hauses und besteht aus vier Balken oder Stämmen, die ein Bretterdach tragen, während die Seitenwände zuweilen fehlen. In vielen Fällen ist ein schwebender, in der Mitte durchlochter Fußboden vorhanden. In Apripa (am Drinknie) fand ich einmal sogar Wasserspülung: Die zur Berieselung der Felder dienende Wasserader war unter dem Fußboden durchgeleitet. Über den Abtritt der Wehrhäuser soll später gehandelt werden. Eine besondere Beachtung verdienen wegen ihres singulären Vorkom mens vier Backöfen, die ich in primitiven Gehöften des Dorfes Vilza, nordöstlich von Skutari, am Fuße des Cukali, angetroffen habe. Sie haben die Form kleiner, etwa 0,75 bis 1 m hoher Häuschen, mit einem niedrigen Rauchfang rückwärts und einer durch eine Steinplatte verschließbaren Öffnung an der vorderen Schmalseite. Wohl um Maurerarbeit zu sparen, ist ihr rückwärtiger Teil ein wenig in die Berglehne eingehöhlt. Diese Backöfen sind auffallend, da in Albanien außerhalb der Städte das Brot ausnahmslos auf dem Herde mittels einer Backglocke, die den Ofen ersetzt, gebacken wird. Auch in Merdita habe ich in einem besseren Hause, diesmal aber klar dem skutariner Typus nachgebildete Backöfen getroffen, und deshalb bin ich geneigt, auch die Backöfen von Vilza für Skutariner Lehngut zu halten.
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In Albanien waren demnach die Backöfen ebensowenig aiutochthon wie in dem nordwestlich liegenden Bosnien, doch finden sie sich bei den Kutzowalachen des Rhodopegebirges. Ethnographisch ist dies wichtig, denn es beweist, daß der aus dem Backofen entstandene Stubenofen nach Bosnien erst mit seiner neuen Bestimmung eindrang. Die Backglocke, die ihn ersetzt, erscheint in Bosnien als prähistorisches, in Albanien hingegen zum mindesten als vorrömisches Erbgut. Vielleicht wird es sich ergeben, daß der freistehende, heute in den Tessiner Alpen und Italien nachweisbare, mit dem Töpferofen verwandte Backofen der Römer und der in der Stube befindliche Backofen Mitteleuropas verschiedenen Ursprung haben. Den Backofen der Römer bin ich geneigt, mit dem orientalischen Backofen zu verbinden, denn, wie Langenegger betont, ist in Mesopotamien ein freistehender, primitiver, runder Backofen zu treffen, dessen Alter in Jericho ganz sicher bis in das zweite Jahrtausend vor Christi Geburt zurückreicht. Es scheint ja ganz natürlich, daß man in einer Gegend, wo man vorzüglich von der Wärme leidet, den Backofen außerhalb des Hauses beläßt. Daß übrigens auch der mitteleuropäische Backofen sehr alt ist, kann bei der großen Rolle, die bei den Nordvölkern im Winter die Pflanzen-
Fig. 11. Wasserleitung bei Mziu
nahrung spielte, gar nicht wundernehmen. Aus Deutschland werden Backöfen schon aus einem bronzezeitlichen (?) Grabe in der Lausitz, dann aus einem altgermanischen Grabe bei Lagradesmühlen bekannt. In dem an der Save gelegenen Dolnje Dohna findet man ihn am Ende der Hallstadtzeit mit der Backglocke zusammen. Maurizio wies schon darauf, d a ß der prähistorische kleine Backofen wohl aus der irdenen Backglocke hervorging. Daß man im Kontinentalgebiete von Europa die Backofen noch vielerorts zur Stubenheizung verwendet, sei der Vollständigkeit wegen betont. Der oft angebundene Hund wird in Albanien stets außerhalb des Hauses gehalten und hat öfters einen eigenen hölzernen Verschlag, in dem er bei Regen Zuflucht findet. Da die Erschießung eines Hofhundes Blutrache nach sich zieht und für jeden aus einem Konflikte desselben mit Gästen entstehenden Schaden sowohl diese als auch der Hausherr verantwortlich gemacht werden können, so liegt es im Interesse beider, Rekontren vorzubeugen. Gepflasterte Dreschtennen, wie solche aus dem benachbarten Montenegro und aus der Herzegowina bekannt sind, fehlen, wenn man von der Malcija Madhe absieht, in Albanien heute völlig. Die Reste einer alten Dreschtenne habe ich, aber bereits unter Erdreich verhüllt, bei Fuska (im Gebiete Duämani) ausgraben können. Das Fehlen der Dreschtennen hängt heute mit dem Vorwiegen der Maiskultur zusammen. In Mistra gab es nach Guilletriere im XVII. Jahrhundert bei jedem
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Hause eine niedere, kleine Mauer, hinter der man sich, wenn nötig, in den Hinterhalt legen konnte, in Albanien sind heute solche kleine aus Klaubsteinen aufgeführte Mauern nur mehr an vielbegangenen Wegen und Pässen üblich. Man errichtet sie an solchen Stellen meist dann, wenn sich zwei Stämme in Fehdegang befinden. Als einen Ort, wo ich solche Mauern in größerer Zahl antraf, erwähne ich die Cafa Gomares auf dem seinerzeit von Sala und Skreli kontestierten Berge Troäani. Konstruktionen, die sich zwar nirgends im Gebirge, wohl aber in der skutariner Ebene und da wieder namentlich bei jedem Wirtshaus (Han) finden, sind schattenspendende Pergolen. Wie ihre albanischen Namen Cergul, re6p. Pjergul, zeigen, sind sie direkte Nachkommen der schon von den pompejanischen Wandgemälden bekannten Gebilde. In seiner einfachsten Form besteht ein Pjergul aus vier aufrechten, ein viereckiges Lattengerüst
Fig. 12.
Wasserleitung bei Kolgecaj im Stammesgebiete Krajsnic
tragenden, ca. 2,5 m hohen, hölzernen Säulen, resp. Pfählen. Einem vorgeschritteneren Stadium entspricht es, wenn eine gemauerte, mit gemauerter Rückenlehne versehene Bank drei Seiten des durch die vier Pfähle bezeichneten Viereckes einnimmt. Als dauernd errichtete Sonnen- oder Regendächer haben diese Strukturen, wie wir weiter sehen werden, den albanischen Häuserbau deshalb stark beeinflußt, weil sehr häufig der Fall eintritt, daß das Pergoladach bei der Eingangstüre des Hauses an das Hausdach anstößt. Aus der Kombination von ausladendem Dache und daran stoßender Pergola ist, wie ich glaube, das noch zu besprechende Verandahaus entstanden. Die Abbildung so einer Pergola ist im Atlasse der Naselja Srbska Zemlja von 1 9 1 3 zu finden. Infolge ihrer dicken runden Steinsäulen fallen die Pergolen der liparischen Inseln dem Fremden besonders auf. Interessant ist, daß die dem Kaukasus sonst fremden, aus Steinsäulen errichteten Pergolen sich Ernouf zufolge im Swanetengebiet finden. ImGegensatze zu der Einfachheit der albanischen Ackergeräte stehen die stark entwickelten Irrigationsanlagen der Felder, die durch die große Regenarmut in den Sommermonaten und die starke Böschung der meisten Ackerparzellen, von denen das Niederschlagswasser rasch abläuft, erzwungen wurden. Das
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zur Berieselung nötige Wasser wird oft in mehreren Kilometer langen Kanälen (Vija) herbeigeholt. Man schreckt sogar vor größeren Hindernissen nicht zurück. Senkungen werden mit Rinnen aus Tannenholz überbrückt (vgl. F i g . 1 1 ) und Felsen in Einschnitten passiert. Eine der auffallendsten bei solchen Wasserleitungen verwendeten Konstruktionen (Fig. 12), deren Photographie ich dem Botaniker Dr. J a v o r k a verdanke, befindet sich in der allerdings etwas außerhalb unseres Gebietes gelegenen Gegend Kolgecaj. Hier übersetzt eine Wasserleitung auf einer f ü r sie erbauten Brücke in ca. 1 0 — 1 2 m Höhe ein ziemlich bedeutendes Tal. Da die Brückenlage ganz schmal ist, ist sie f ü r F u ß g ä n g e r schwer passierbar, f ü r Saumtiere natürlich g a r nicht. Der ganze Bau scheint fast in gar keinem Verhältnisse zu der beförderten minimalen Wassermenge zu stehen, doch wird er sorgfältig bewacht. Einen Felseinschnitt von 20 m L ä n g e und 8 m Tiefe im festen Serpentingestein sah ich bei Kortpula (südwestlich von Puka) im Zuge des kaum fußbreiten, aber mehr als 5 km langen Aquäduktes, der vom Gömsicebache etwas Wasser auf einige Maisfelder des Dorfes Kaftali leitet. Über das Alter dieser Anlage konnte ich leider nichts erfahren, glaube jedoch, daß sie sehr alt ist. W o bröckliges Gestein oder gar Gesteinschutt vorkommt, wird die Wasserleitung im "Winter regelmäßig und auch im Sommer manchmal bei stärkeren Regengüssen zerstört; deshalb kann man fast den ganzen Sommer hindurch Leute mit der Reparatur von Berieselungskanälen beschäftigt finden. Zu der Herstellung und Erhaltung der K a n ä l e vereinigen sich oft mehrere Familien oder Sippen. Die Wassernutzung steht dann im Verhältnis zu der geleisteten Arbeit. Da die Reihenfolge der Benützung der Leitung und das Quantum des ihr zu entnehmenden Wassers öfters Anlaß zu Streitigkeiten geben, wird dem manchmal dadurch vorgebaut, daß am Rande des Kanals ein Pflock errichtet wird, auf dem alle beteiligten Familien ihre zu diesem Zwecke gewählten einfachen Hausmarken in be1 3 . Merkflock stimmter Reihenfolge und so oft einschneiden, als jedem das Fig.bei Dardha Recht der Wasserbenutzung in einem bestimmten Zeiträume zusteht. Einen derartigen mehr als 1,5 m hohen Merkpflock zeichnete ich in Dardha am Drin (vgl. F i g . 13). Zuweilen können sich aus dem Berieselungsrecht von Wasserleitungen recht komplizierte juridische Fragen ergeben. In Curaj Poster hatten vor Zeiten von den dort befindlichen 24 Familien 20 einen Berieselungskanal angelegt, die übrigen vier Familien beteiligten sich damals nicht an dem Unternehmen und diese vier Familien haben daher auch kein Benützungsrecht des Kanals. Nachdem der Kanal hergestellt war, begannen die zwanzig den Kanal an die anderen vier Familien zu vermieten und verlangten pro Nacht 1 6 — 2 0 Kronen, sie waren aber auch bereit, jeder der vier Familien das Mitbenützungsrecht a m Kanal gegen einen einmaligen Barerlag v o n 9 0 0 Kronen zu gewähren. Dies schien den vier Familien zu teuer, ihr Vorschlag, die Reparaturen des Kanales gegen dessen Mitbenützungsrecht auf sich zu nehmen, wurde von den Eigentümern nicht angenommen, und ebenso verhinderten diese, daß sich die vier Familien einen eigenen Berieselungskanal anlegten, da sie sonst um ihr Monopol und den daraus erwachsenden Profit gekommen wären. Wie dieser Streit, der sich in Curaj Poster jahrelang hinzog, endlich geschlichtet wurde, ist mir unbekannt geblieben.
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Erster Abschnitt
Welche Wichtigkeit man der künstlichen Bewässerung der Felder im Gebirge Albaniens beilegt, sieht man daraus, daß, so wie die Hirten, auch die an den Aquädukten arbeitenden Leute lediglich auf Grund dieser Tätigkeit die Bessa haben, das heißt, daß sie vor der Verfolgung seitens ihrer Feinde geschützt sind. Diese Berieselungsanlagen, die von manchen für eine byzantinische Errungenschaft betrachtet werden, sind in dem Gebiete des Mittelmeeres weit verbreitet. A u ß e r auf der Balkanhalbinsel, wo sie sich namentlich in den von Albanern bewohnten Gebieten finden, trifft man sie heutzutage auch bei den Berbern des Atlas; daß sie aber ein äußerst hohes Alter haben, beweist ihr von Stuhlmann hervorgehobenes vorgeschichtliches Vorkommen auf den Kanarischen Inseln. Ähnliche alte Wasserleitungen erwähnt Haxthausen schon in 1856 aus Grusien im Kaukasus. Große Bewässerungsanlagen kannte man schon zu mykenischer Zeit in Thessalien (Bulle). Interessant ist, daß sie heute von den Albanern einfach so angelegt werden, daß
Fig. 14.
Quelle bei Mercinje unweit Alessio
man die Höhe des Punktes, woher das Wasser geholt zu werden hat, einfach abschätzt und beim Graben Schritt für Schritt darauf achtet, dem Wasser ein möglichst geringes Gefälle zu geben. Anbetracht ihrer Länge möchte man oft meinen, ihre Anlage sei ohne vorhergegangenen Messungen nicht möglich, und so zeigt uns diese Beobachtung, wie auch der prähistorische Mensch manches fast unmöglich scheinende Problem ohne technische Vorbildung löste. Über die Quellfassungen und Brunnen Nordalbaniens ist einiges zu bemerken. Wie in allen jenen wärmeren Gebieten, in denen der Islam längere Zeit herrschte, hat die Sitte, bessere Quellen mit einem Mauerwerk zu fassen, feste Wurzeln geschlagen. Mit Mauern gefaßte Quellen trifft man in Nordalbanien nicht nur in der Ebene und in der Nähe der Städte Skutari und Alessio, sondern auch drinnen im Gebirge. Die schönste solche Quellfassung, die aus Werksteinen erbaut und mit einem maurischen Spitzbogen geschmückt ist, kenne ich von Meriinje, sie ist in Fig. 14 reproduziert. Im Berglande war vor 1911 die Quelle von Dzaj in Skreli besonders zu erwähnen, denn zu dieser Neuanlage wurde das Wasser in Tonröhren von ziemlich weit hergebracht. Als Torghut Schefkets Truppen diese Quelle in 1911 zerstörten, da nannte man diese Handlung in ganz Skreli allgemein eine Sünde.
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D a ß nicht nur die zivilisierten oder im Karstgebiet wohnenden Bergstämme das Fassen einer Quelle schätzen, beweist die Fassung einer Quelle im fast allerwildesten Gebiete zwischen Sala und Nikaj, unterhalb des verrufenen Kru&Bajraktarit. Das wenigste, was man bei einer neben einem W e g e zutage tretenden Quelle unternimmt, ist, ihr ein rinnenartiges hölzernes Ausflußrohr zu geben. Bei den Pusat e Haruss am Anstiege von Boga zur Cafa Steguvene sind, um das aus den Klüften des Kalkgesteins hervorsickernde und bald wieder verschwindende Wasser einigermaßen zu sammeln, uralte, ausgemeißelte napfförmige Vertiefungen auf der glatten Felsoberfläche bemerkbar. Nach der Patina des Gesteines möchte ich sie fast für prähistorisch halten. Nur das an die Beurteilung der natürlichen Gesteinsoberfläche gewöhnte A u g e eines Geologen kann ihre natürliche Entstehung mit einiger Berechtigung bezweifeln. Die subtilen Gründe zu diesem Schlüsse lassen sich aber fast nicht in Worte kleiden. Zisternen, wie solche im Karste der ganzen adriatischen Küste vorkommen, trifft man in Nordalbanien nur in dem zivilisierteren Gebiete der karstigen Malcija Madhe. Die Brunnen unseres Gebietes zeigen alle den aus Italien bekannten Typus des Schöpfbrunnens. Der obere Rand des Brunnens wird in der R e g e l mit einem Mauerkranz umgeben. Das Ersetzen dieses Mauerkranzes durch eine in italienischer A r t aus einem Stein gemeißelte, reich ornamentierte Brüstung ist nur an einigen skutariner Brunnen, so bei einem im Hofe Prenk Bib Dodas stehenden Brunnen, konstatierbar (vergl. auch Fig. 84). Das Heraufziehen des Wassers erfolgt bei allen nordalbanischen Brunnen so, daß man, wie in Italien, an einem Stricke ein Wassergefäß herabläßt. Der hohe Ziehbrunnen mit hölzernem Eimerhalter und dem in seiner Mitte rotierbaren und an einem Ende mit einem Gegengewichte versehenen Querbalken, den man vom Kossovo r o l j e über Serbien und Rumänien und Syrien bis Palmyra, dann vereinzelt in Ä g y p t e n antrifft, der in Thrakien und Griechenland, dann aber auch in Mesopotamien fehlt, und sich anderseits von Serbien über Ungarn und Rußland bis in das deutsche Gebiet erstreckt, fehlt in Nordalbanien ebenso wie das Wasserrad, das von Maze donien bis nach Mesopotamien und darüber hinaus reicht. Eine ganz isolierte Stellung in der Reihe albanischer Konstruktionen hat ein mitten in einer Schotterebene gelegener ca. 4 m tiefer Brunnen in Domgjoni, der Gurra Domgjonit genannt wird. Oben ist dieser Brunnen mit einer aus Rollsteinen gebauten, primitiven Kuppel von 2,5 m Durchmesser zugedeckt, die auf einer niederen Mauer aufruht. A u ß e r h a l b dieses Baues führt eine Rampe mit vier fast 1 m breiten Stufen abwärts gegen den Bau, dann gelangt man zu einer schon halb unterirdisch liegenden Türe, durch die man in das Innere des oft wasserlosen Brunnens eintritt. Im Inneren des Brunnens führt an der Brunnenwand eine Wendeltreppe in die H e f e und bis an den Boden des Brunnens. V o n dort führt ein ungefähr zwanzig Schritte langer enger unterirdischer Kanal, der sich nur wenig senkt, talabwärts und ins Freie. Der ganze Bau ist in den Schutt und das Gerolle des DomgjoniBaches eingesenkt; er sammelt das im Schotter befindliche Sickerwasser, und dieses tritt dann durch den Kanal unterhalb des Brunnens als Quelle zutage. Ein Tiefersinken des sich im Brunnen ansammelnden Wassers im Schotter wird dadurch verhindert, d a ß man alljährlich die Bodenfläche des Brunnens mit L e h m belegt, die Spiraltreppe dient dazu, bei dieser Arbeit leicht auf den Boden des Brunnens zu gelangen, die Kuppel verhindert,
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daß das Wasser von oben her verunreinigt oder der Brunnen bei Regenwetter durch die zu Tal gehenden Schuttmassen verschüttet werde. Als ich den Brunnen in 1907 untersuchte, reichte das Grundwasser an den unteren Teil der Wendeltreppe, so daß deren unteres Ende unsichtbar blieb. Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, daß sich ähnliche Brunnen in Griechenland finden. In dieser Hinsicht erinnert der Brunnen von Domgjoni an die technisch allerdings höherstehenden Brunnenketten und künstlichen Flüsse, die Treitsch aus Cypern beschreibt. Bei den Brunnen der skutariner Ebene kann man häufig rechteckige, steinerne Wassertröge finden, deren eine Schmalseite sich gegen außen in eine vorspringende, tischartige Platte fortsetzt, die man als Unterlage beim Ausklopfen der Wäsche verwendet. Offenbar liegen hier Objekte des dalmatinisch-romanischen Kulturkreises vor. Zur Überbrückung eines schmäleren Wasserlaufes verwendet man in Albanien einen einseitig geglätteten Baumstamm, dessen dickeres Ende oft mit einem mehrere Meter langen Rebengewinde über der Hochwassermarke am Ufer vertäut wird. Tritt Hochwasser ein, so legt sich der Stamm parallel zur Strömung und wird nicht fortgeschwemmt. — Größere Bäche machen sich als Verkehrshindernis geltend, sie müssen daher, sofern es ihr Wasserstand zuläßt, meist durchwatet werden. Wie es keine Straßen gibt, so fehlte es in dem viel tausend Quadratkilometer großen Wilajete Skutari bis zum Jahre 1910 auch gänzlich an modernen Brücken, welcher Bauart auch immer. Ja, ich kannte bis 1914 nicht eine einzige Brücke, die man in „Europa" für praktikabel oder gar für fahrbar halten würde; sogar die hochragenden, türkischen, schmalen Steinbrücken, von denen das Gebiet mehrere besaß, wie die schon oft reproduzierte Ura Mesit über den Kiri, die Ura Vezirit über den Drin und die Brücke von Gömsice über den gleichnamigen Fluß, hatten alle nur den Wert eines für Tragtiere passierbaren Steges. Die größeren bis 1910 von Einheimischen erbauten Brücken Albaniens waren: eine Brücke über den Cem bei SeliStje, die Brücke über den Salabach unterhalb Abata, eine Brücke über den Ljumi Curajt in Merturi, eine fünfundzwanzig Schritte lange Brücke über den Ljumi Zi in Merdita, dann eine fünfundzwanzig Schritte lange Brücke über den Fandi zwischen Gojani und Kalivari, endlich die Brücke über denselben Fluß bei Skala Madhe. Charakteristisch war für alle diese Brücken, daß sie wegen der häufigen großen Hochwässer hoch über dem Flußniveau angelegt wurden und daß man, um wegschwemmbare, im Flußbett stehende Säulen zu ersparen, stets trachtete, ihnen eine möglichst große Spannweite zu geben. Man schob bei einem Brückenbau daher von je einem steinernen Landpfeiler die Enden von Balkenreihen über die Enden der darunter liegenden Reihen so lange allmählich vor, bis die zur Verbindung der beiden abgetreppten Konsolen verfügbaren Balken ausreichten. Eine einfachere Konstruktion dieser Art ist, wenn man beiderseits nur eine Balkenlage vorragen läßt und diese auf den Landenden mit Steinhaufen festlegt. Die bekannteste derartige Brücke ist jene von Skala Madhe. Infolge der stark entwickelten Konsolen konnte sie der Mittelpfeiler entbehren, wogegen bei der Brücke von Kalivari zur Unterstützung Holzsäulen und bei jener des Ljumi Zi eine Steinsäule verwendet wurden. Von den Cembrücken des Jahres 1909 verdiente die Ura Ded Nikols Erwähnung. Der Brückenkopf bestand zu beiden Seiten des Flusses aus Trockenmauern, und sieben Schritt von einem und achtzehn Schritt vom
III. Das Wohnhaus: A. Das Material und die Bauart
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anderen Ufer befand sich eine aus Mauerwerk gebaute Säule von 4 m Dicke, welche die 1,25 m breite Brücke in der Mitte unterstützte. Bei der Brücke über den Salabach war eine Mittelsäule dadurch vermieden worden, daß man für den Bau des Mittelstückes der Brücke ganz besonders starke und lange Balken heranzog. Hier aber wie bei der Brücke bei Skala Madhe hatte die Elastizität des Materiales ein recht unheimliches Schwanken der Brückenkonstruktion zur Folge. Eine Abbildung der Brücke von Skala Madhe nach einer Photographie von Ippen ist in Fig. 15 gegeben. Diese Brückenkonstruktion ist auch in Montenegro üblich.
Ein Vezir Ali soll seinerzeit auch den vor Jahren allerdings schmäleren Seearm von Hoti mit einer langen Holzbrücke überbrückt haben, aber schon in 1841 war diese Brücke verfallen. Für die türkischen Verhältnisse war es immer typisch, Neuanschaffungen zu besorgen, das angeschaffte aber nie zu erhalten, und was f ü r Gegenstände galt, galt ebensogut für Bauten.
III. DAS WOHNHAUS A. DAS MATERIAL UND DIE BAUART Was das in Nordalbanien zum Baue verwendete Material und die Konstruktionsart der Häuser anbelangt, so ist zu erwähnen, daß ersteres stark von den zufälligen örtlichen Bedingungen abhängt, bei letzteren sich aber eine gewisse Regelmäßigkeit kundgibt. Flechtwände mit Lehmbewurf sind in Nordalbanien nur in der Küstenebene und auch da nur stellenweise bekannt, daher kann man im allgemeinen dies eine nicht landesübliche Bauart nennen. Seinerzeit war diese Bauart in Mitteleuropa (bis zur L a T&ne-Zeit) weit verbreitet, jetzt ist sie namentlich in Kleinasien zu Hause. Riegelwände mit Bretter- oder zur Not auch Geflechtfüllung, wie solche nördlich von Albanien in Vassojevi£ vorkommen, trifft man in unserem Gebiete nur in Bregumatja, wohin sie durch die Klmeni, einem Grenzstamni der Vassojevii verpflanzt wurden. Vom Riegelbau ist bekannt, daß er das
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Erster Abschnitt
mitteldeutsche Haus, freilich auch den Ostbalkan, charakterisiert und daß er in der Vergangenheit, Stephani zufolge, auch den Langobarden, Franken und Bajuvaren bekannt war. Blockbauten kennt man in Nordalbanien in erster Linie aus dem zwischen Klmeni Gusinje und Nikaj liegenden bewaldeten Gebiete, dann dem Krabi. Daß der Blockbau im Norden der Balkanhalbinsel sozusagen endemisch ist, ist aus seinem Vorkommen in den hallstädtischen Niederlassungen von Ripai und Dolnje Dolina belegbar. Es gehören diese Blockhäuser zu den ältesten, die wir kennen. Isoliert lassen sich in unserem Gebiete allenthalben aus Trockenmauern aufgeführte Häuser konstatieren, mit Mörtel verbundene Steinmauern sind die dominierenden Strukturen. Die in Südalbanien, Mittelalbanien, dann Ostalbanien und östlich von Üsküb und Saloniki allgemein übliche Sitte, gemörtelten Stein- oder Lehmmauern durch das Einmauern von horizontalen Balken einen festeren Halt zu geben, fehlt in unserem Gebiete, genau so wie im eigentlichen Griechenland. Diese Bauart, bei der die horizontalen in die Mauer eingelegten Mauern oder Rahmen nur dem folgenden Mauerabschnitt eine feste Unterlage gewähren, ist vom Riegelbau, wo die Mauer nur als Ausfüllung von Löchern auftritt und das Gebäude auch ohne dieser Ausfüllung bestehen könnte, scharf zu trennen. Der Riegelbau charakterisiert das mitteldeutsche Gebiet und reicht bis Albanien, die Mauer mit Balkenlagen ist hingegen mediterran. In erster Linie werden die horizontalen Balkenlagen bei Lehmmauern verwendet. Sie finden sich bei Lehmmauern schon in trojanischen und frühminoischen Bauten, ferner bei den Kurden, dann in Altägypten (Fajum), Kleinasien und dem südlichen Balkan, wo sie, wie gesagt, bis Mittel- und Ostalbanien reichen, endlich auch in den Atlasländern (Stuhlmann). In Ostalbanien und im kurdischen Gebiet des Antitaurus kann man bei so konstruierten Wänden an Stelle der Lehmziegel auch Steine treffen. Mielke. dem man eine Übersicht der Gebiete verdankt, wo solche Mauerung üblich ist, betont, daß offenbar diese Struktur das Vorbild des römischen Opus Mixtum wurde. Auch das durch Steinund Ziegellagen charakterisierte Opus Mixtum, das in Grusien heute noch Verwendung findet, wurde vorwiegend von Byzantinern verwendet, und als Ausfluß byzantinisch-römischer Kultur ist es bis ins elfte Jahrhundert bei größeren deutschen Bauten konstatierbar. Das Opus mixtum ist ebenso wie das im Kaukasus auch jetzt noch übliche Opus spiccatum den Nordalbanern fremd. Die Sitte, auf einen steinernen Unterbau einen hölzernen Oberbau zu errichten, die sich von Kolaäin einerseits über Serbien und Rumänien bis nach Siebenbürgen, anderseits über Ostmontenegro, Bosnien, bis in die Schweiz, mit Ausnahme des südlichen Tessin, verfolgen läßt und für Deutschland schon seit der Merowingerzeit belegbar ist, fehlt der Landbevölkerung Albaniens. Als Dachmaterial werden in Albanien Stroh, Schindeln, Schieferplatten, Bretter und Ziegel verwendet. Stroh, und zwar Korn- oder Maisstroh, findet sich bloß als Dachmaterial primitiver Bauten, und zwar ausschließlich im Gebirge. Schieferplatten verwendet man nur dort, wo sich in der Nähe ein gut zu Platten brechender Kalkstein oder Tonschiefer findet, so z. B. bei Komani und Bugjoni. Das Bretterdach ist besonders in der Malcija vogel und dem an Gussinje grenzenden Gebiete häufig, in Merdita und in der Küstenebene wiegt das Ziegeldach vor.
III. Das Wohnhaas: A. Das Material und die Bauart
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Im Gegensatze zur Römerzeit, während der die damaligen flachen Dachziegel sogar in Toplana und Grali§t, also recht entlegenen Gebirgsdörfern, in Gebrauch waren, ist heute an ihrer Stelle überall der halbröhrenförmige Dachziegel in Gebrauch. Als Ort, wo man im Berglande Nordalbaniens halbröhrenförmige Dachziegel erzeugt, bezeichnete man mir das auch sonst wegen seiner Töpferei bekannte Gojani in Merdita. Betreffs der Verbreitung dieser Dachziegelart möchte ich hier nur so viel erwähnen, daß man sie überall auf der Balkanhalbinsel, dann auf italienischem Gebiete bis in die Südalpen hinein, dann vom Libanon, aus Palästina, aus dem Hermongebiet und dem Taurus, endlich weit im Osten von Italien, im afrikanischen Kabylengebiete antrifft. Diese Angaben sind zu unvollständig, um daraus Folgerungen zu ziehen. Die Verwendung von
Fig. 16.
Hütt- bei Pulaj an der Bojana
flachen Dachziegeln ermöglicht einen steileren Dachstuhl als die der rinnenförmigen. Erstere haben also in schneereicheren Gebieten den Vorzug. Vielleicht entspricht der rinnenförmige Dachziegel einem vorrömischen Typus, der nach dem Niederbruche der römischen Kultur wieder um sich griff. Durch sehr flache, mit Steinen beschwerte Bretterdächer sind die nordalbanischen Sennhütten charakterisiert, aber auch beim Ziegeldach und auch beim Bretterdach finden sich nur wenig emporragende Formen. Als Ausnahme verdienen die hohen Bretterdächer in Thethi besondere Erwähnung. Sie sind der südliche Ausläufer von einem Typus, der in Ostmontenegro (z. B. Andrijevica) sehr große Ausdehnung erlangt und sich bis nach Bosnien fortsetzt. Die Steile des Dachhanges wird zum Teil durch das Dachmaterial, zum Teil durch die Niederschlagsverhältnisse bedingt. Ein Strohdach bedingt, um ein Einsickern der Niederschläge zu verhindern, immer einen recht erhöhten Dachstuhl; bei halbröhrenförmigen Dachziegeln wird, wie dies auch das Dach von Cvijif seinem „Vardarhause" zeigt, die flache Struktur des Daches durch den Rei-
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Erster Abschnitt
bungskoeffizienten zwischen diesen primitiven Ziegeln und ihrer Unterlage bedingt. Daß bei Bretterdächern die jährliche Schneemenge von Belang ist, zeigen Jaenekes Beobachtungen im Königreiche Rumänien. Im schneereichen Berglande Rumäniens sind überall steile Dächer zu treffen, in der Ebene wird der Querschnitt der Dächer überall flacher. Freilich spielt auch die relative Seltenheit von Balkenholz eine Rolle. Am Dachgerüste kann man Querbalken, Firstbalken, Dachbalken, Sparren und Deckmaterial unterscheiden. Die Querbalken heißen auf albanisch Tra, die Dachbalken Kamza, der Firstbalken heißt Kulm. Die Sparren, sofern sie aus Rundhölzern hergestellt sind, heißen Baski oder Sikla. Bestehen sie aus behauenen Latten, so nennt man sie Breza. Die Baski verwendet man bei Schindel-, die Breza bei Ziegeldächern. Die Schindeln heißen in Hoti Skubla, in Kastrati Drasa. Die Ziegel werden überall Tegula genannt. Außer Pultdächern, wie solche bei primitiven Häusern mehrfach, so in Sala, Nikaj und Vilza, vorkommen, kann man auf den Wohnhäusern Nordalbaniens nördlich des Drin vorwiegend Satteldächer, südlich des Drin, freilich auch da nur bei auffallend langen Häusern, Walmdächer treffen. Die
Fig. 1 7 .
Winterwohnung der K l m e n i in Bregumatja
Walmdächer lassen sich, und zwar auch als Eindeckung relativ einfacher Häuser, von Albanien quer über Mazedonien bis Rumänien verfolgen, die Satteldächer ziehen sich vorwiegend längs der adriatischen Küste nach Nordwesten, finden sich aber auch an der ägäischen Küste. Da in ganz Kleinasien, ferner auch im Kaukasus, das Walmdach fehlt und die Häuser bestenfalls in den hölzernen Bergregionen durch Satteldächer gedeckt werden, anderseits Walmdächer im kontinentalen Teile Europas und in Nordeuropa ein häufiger Typus sind, so sehen wir, wie sich in Albanien zwei weit ausgedehnte Konstruktionsarten treffen. Halb abgewalmte Dächer, wie man sie teilweise schon in Kroatien, dann aber charakteristisch in Nordkärnten, Steiermark, Nordtirol, Salzburg und Oberösterreich antrifft, fehlen in Albanien. Auch den vorspringenden Unterbau vom Oberbau durch ein Pultdach zu trennen, wie dies im IX. und X. Jahrhundert im deutschen Gebiete vielfach üblich war, und wie man dies z B. in Bosnien und Nordungarn (Körmöczbänya) noch heute sieht, ist in Nordalbanien nicht üblich. Interessant ist, daß bei den Steinbauten Südtirols das Walmdach fehlt, es hingegen in der Poebene von Padua bis Venedig, also in e"hemals langobardischem Gebiete wieder auftritt. Die später noch zu besprechenden Kulen Nordalbaniens werden meist mit pyramidenförmigen Zeltdächern, seltener mit Pultdächern gedeckt. Bei den Walmdächern kann, und dies scheint mir wichtig, der Rauchfang in der Mitte der Schmalseite des Hauses angebracht werden, wogegen bei Satteldächern der Firstbalken so eine Lage verhindert.
Ol. und B. Du Wohnhaus
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Weit vorspringende (ausladende) Ziegeldächer, wie solche in der Stadt Skutari, dann in der skutariner Ebene, ferner aber auch in Mazedonien vorkommen, sind dem nordalbanischen Bergland fremd. Als Kuriosum erwähne ich, daß sich ein reicher Klmenier einst im steinarmen Bregumatja sogar ein im Blockhaussystem gehaltenes, kleines Wehrhaus, also eine hölzerne Kula erbaute, doch hat sich seither kein Nachahmer gefunden und auch diese Kula wurde naturgemäß verbrannt. Interessant ist dieser Bau deshalb, weil aus dem Jahre 1690 aus Nordalbanien gleichfalls ein „Castello di legno" erwähnt wird und aus Fachwerk errichtete Kulen, Kanitz zufolge, seinerzeit auch in Bulgarien existierten. Grothe erwähnt in Fachwerk aufgeführte Kulen aus Mazedonien. Im I X . Jahrhundert gab es hölzerne Wohntürme noch in Frankreich (Chatillion sur Loire). Eine Kombination von Holzoberbau und steinernem Unterbau persistierte bei Burgen, und zwar namentlich in der Schweiz, bis ins XIII. Jahrhundert. Alles in allem scheint aber trotz dieser Parallelen die hölzerne Kula von Bregumatja eine spontane Neubildung zu sein.
B. DAS WOHNHAUS Wiewohl die getrennte Behandlung der Holz- und Steinbauten vielleicht nicht gebilligt werden wird, da sich Wiederholungen nicht vermeiden lassen, scheint es doch, da der Bautypus vom Materiale stark abhängt, zweckmäßig, Holz- und Steinhäuser getrennt zu behandeln. 1. D A S HOLZHAUS. Die einfachsten Holzhäuser in Puka und Merdita sind rechteckige, einzellige Blockhäuser aus ziemlich roh behauenen Stämmen mit einem niedrigen Dache aus kurzen, dicken, etwas mehr als spannbreiten, mit der Axt zugerichteten Brettern, das mehr Fugen aufweist, als den Inwohnern bei Regenwetter lieb ist. Die Lücken zwischen den meist ziemlich gut aneinander schließenden Wandstämmen werden mit Moos abgedichtet. Fenster sind in der Regel nicht vorhanden; als einzige Lichtquelle dient, abgesehen von den Dachfugen, die Tür, welche tagsüber offen ist. Eine Decke besteht nicht; in denjenigen Häusern, die dauernd bewohnt werden, ist über der Feuerstätte in etwa 2—2,5 m Höhe unter dem Gebälk ein mit Lehm be deckter, horizontaler, hölzerner Funkenfang aufgehängt. Die Feuerstelle ist offen und liegt ungefähr im zweiten Drittel des Raumes. Der Rauch zieht durch das Dach ins Freie, zu welchem Zwecke dieses manchmal oberhalb der Feuerstätte eine Luke aufweist. Auf den Funkenfang, diese genetisch wichtige Herdanlage, werden wir später, bei der Erörterung der Kaminkonstruktion nordalbanischer Häuser noch zu sprechen kommen. Wir haben bereits vermerkt, welche Verbreitung das Holzhaus in der Litoralebene besitzt. Da in den sumpfigen Gebieten viel Schilf und Rohr vorhanden sind, so finden sie beim Hausbau reiche Verwendung. Das Gefüge der Wände und des Dachstuhls besteht bei Häusern in der Litoralebene aus mehr oder weniger behauenen Balken und Pfosten, sonst ist fast alles aus beiden Materialien hergestellt. Die Wände sind ein Rohrgeflecht um dünne Stangen, und die Eindeckung wird auf den dicht gereihten, starken Sparren zuerst durch eine schüttere Lage quergelegten Rohres und darauf durch Schilfbündel gebildet, die mit den Blattspitzen nach abwärts gekehrt sind. N o p c s a , Monogr. Nordalbaniens
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Erster Abschnitt
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Eine durchgehende Decke ist nie vorhanden, sondern nur über einem Teile, der Hälfte oder einem Drittel des Hauses. In ihrer primitivsten Art besteht sie aus einem starken Astgeflecht, das auf den Dachbalken auf ruht. A m Dachboden wird das ausgedroschene Getreide bewahrt. In Bregumatja haben die Blockhäuser stets langgestreckten Grundriß, der zuweilen doppelte Eingang in dieselbe ist in der Mitte der Traufseite gelegen. Durch diese Lage des Einganges sind sie von den Sennhütten verschieden und im Anschluß daran ist an die Tatsache zu erinnern, daß sich auch der Eingang in die Häuser der Hallstadtzeit in den Alpen an der Längsseite befindet. Ist ein Holzhaus geräumig genug, so teilt man es in zwei Zellen. Die Scheidewand besteht entweder aus Balken oder bloß aus brusthohem Reisiggeflecht. Bei letzterer Art ist die Trennung natürlich nur eine unvollkommene.
Fig. 18.
Winterwohnung des Bajraktars von Nikäi in Bregumatja
Im allgemeinen werden die Innenwände eines Hauses stets aus schwächerem Materiale (Flechtwerk, Bretter) hergestellt als die Außenwände, und es zeigt dies, daß die Zimmer hier nicht durch das Zusammenwachsen mehrerer Häuser, sondern durch spätere Abgliederung des einzelligen Innenraumes entstanden. In den alpinen Blockhäusern, ferner in den Pfahlbaudörfern Nordostbosniens erfolgt im Gegensatze hierzu die Abtrennung der Zimmer durch Balken, die mit den Außenwänden der Gebäude verzahnt sind. Die einzige albanische Ausnahme fand ich bei den sich an das montenegrinische Steinhaus anschließenden großen, längsgeteilten Steinhäusern der westlichen Malcija Madhe, bei denen die Abtrennung der Räume durch eine Mauer erfolgt. Je nachdem ein Haus aus Balken, Flechtwerk oder Schilf gebaut ist, ist der Eindruck der Innenwand recht verschieden. Über die Verwendung des Blockhaussystems habe ich bereits gesprochen, bei Häusern aus Flechtwerk besteht das Gerüst aus Balken, die ein Rahmenwerk abgeben, dessen Öffnungen durch Flechtwerk verschlossen werden; bei Reisighütten gibt es nur das Dach tragende Pfosten und vertikal verlaufende Stäbe, um die man das Reisig flechtet. Fig. 16, zu der ich die Aufnahme mit Blitzlicht gewonnen habe, wobei die Hütte fast in Flammen aufging, führt uns die Innenkonstruktion einer Reisighütte und auch den Hausrat vor, doch dieser ist hier nicht unwesentlich durch den Umstand beeinflußt, daß die Hausfrau aus Skutari stammt.
tll. nnd B. t>a* Wohnhaas
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Die höchste Entwicklung erreicht der Holzbau der Ebene in Bregumatja. Diese Ebene weist Gehöfte mit grossen, in der Regel zweizeiligen Wohnhäusern und eigenen Stall- und Wirtschaftsbauten auf (vgl. Fig. 17). Um die aus Pfosten und Spreizen bestehende, mehr oder weniger komplizierte Holzkonstruktion der Wände vor Witterungseinflüssen zu schützen, die Temperatur innen zu erhöhen und endlich auch dem Hause ein gefälligeres Aussehen zu geben, werden (vgl. Fig. 18) die Wände außen mit Rohrgeflecht belegt und dieses mit Lehm beworfen und abgedichtet, worauf noch eine Kalktünchung erfolgt. Als Deckmaterial werden aus Lehm in Bregumatja leicht heistellbare Hohlziegel verwendet, die zuerst konkav, dann konvex aufeinander gelegt werden, wodurch der Dachstuhl sehr belastet wird. Dieser muß daher stark und, da die Ziegel nicht befestigt sind, flach sein. Schilf wird in diesem Teile der skutariner Ebene meist nur zur Eindeckung der Stallungen verwendet. Die Zahl der Haustüren ist nicht konstant: manchmal ist, wie in Fig. 17, nur eine vorhanden, die dann in den Männerraum führt. In Fig. 18 hat jedes Gelaß seinen eigenen Eingang. In der Scheidewand der beiden Räume (vgl. den Grundriß Fig. 19) ist stets, und zwar meist in der Nähe des Hauseinganges, eine Verbindungstür angebracht. Kleine, durch Holzläden verschließbare Fensteröffnungen sind immer vorhanden. Feuerstätten besitzen beide Räume gegenüber der Scheidewand Fig. 1 9 . ziemlich nahe der Schmalseite. Rauchfänge fehlen auch in Bregumatja häufig, dagegen habe ich in den Wohnhäusern überall eine mehr oder weniger ausgedehnte Decke konstatiert.
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2. D A S E I N Z E L L I G E
STEINHAUS.
E s ist auf den ersten Blick schwer, einen prinzipiellen Unterschied zwischen einer steinernen Sennhütte und einer primitiven, einzelligen, steinernen, aus Trockenmauerfi aufgeführten Dauerwohnung zu finden, denn die einzigen Differenzen bestehen darin, daß eine Dauerwohnung größere Dimensionen hat, höher ist und das Gebälke des Dachstuhls größere Stärke aufweist. Zuweilen wird ein Walmdach gebaut. Die erwähnten Differenzen ergeben sich beide aus der Tatsache, daß die Dauerwohnung für ständige Benützung erbaut wird. Dauerwohnungen dieser Art sind im allgemeinen nicht häufig. Ich fand sie im Gebiete von Mziu am Drin und in Puka, doch auch hier schon stellenweise mit Modifikationen. In der erstgenannten Landschaft ist der Grundriß nicht langgestreckt, sondern fast quadratisch, und in der Pukagegend finden sich zuweilen (vgl. Fig. 16) niedrige Rauchfänge, und zwar der Dachkonstruktion wegen seitwärts des Firstes. In Kastrati heißen diese Hütten, sofern sie bloß aus Trockenmauern aufgebaut werden, Ksol. Die Türe ist manchmal an der Giebelseite, manchmal an der Traufseite zu treffen. Sowie wir von dem hinsichtlich der Stabilität von der Spaltbarkeit des Materials sehr abhängigen, daher in bezug auf die Höhe beschränktem Steinhause ohne Mörtelverband zu dem Hause mit gemörtelten Mauern emporsteigen, läßt sich eine Änderung der Bauart konstatieren. Die Ecken werden, wenn die Steine nicht zufällig schon von selbst in Platten brechen, häufig durch parallelepipedische Quadern verstärkt, und den Sturz von 3*
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Erster Abschnitt
Tür und Fenstern oder deren Äquivalenten, die hier ausnahmslos vorhanden sind, bilden zweckentsprechend behauene Steine. Für die ganze Geschichte des Häuserbaues Albaniens ist die Lage der Türe von Bedeutung. Während sie sich bei den halbunterirdischen Hütten und den Sennhütten des Gebirges sowie in den modernen Häuserbauten der Schweiz und Tirols auf der Giebelseite befindet, ist sie sogar bei den einfachsten mit Mörtel verfertigten albanischen Bauten stets an der Traufseite zu treffen. Durch eine ähnlich situierte Türe werden manche Blockhäuser der Hallstadtzeit charakterisiert. Im Vereine mit der noch später zu besprechenden, quer auf den First verlaufenden Einteilung des Hauses, verleiht die auf der Traufseite befindliche Türe dem Hause dasselbe Gepräge, wie man es in Serbien, Rumänien und Siebenbürgen wiederfindet. Die Funktion der einzelnen Wohnräume differiert aber, wie wir sehen werden, allerdings stark in diesen Gebieten. Entschließt sich der Bauherr — was oft der Fall ist — zu einer bogenförmig abgeschlossenen Türe, so wird der Sturz höchstens aus zwei oder drei kreissegmentförmig behauenen, oft ungleich großen Steinen hergestellt.
Fig. 20.
Haus in Mziu
Keilsteinwölbungen, die, wie die Ruinen von Surdha (östlich von Skutari) zeigen, vor 600 Jahren in Albanien bekannt waren, werden gegenwärtig nicht ausgeführt, als eine Erinnerung daran kann man aber das Ornament über dem Türbogen eines Hauses in Brebula (Fig. 21) ansehen, das sich, wie wir noch sehen werden, ein kunstsinniger Gebirgler gebaut hat. Dem ästhetischen Empfinden dieses Mannes ist auch der über der Tür befindliche, bautechnisch aber durch nichts motivierte, schön ornamentierte Schlußstein zuzuschreiben, der sonst bei den ländlichen albanischen Bauten fehlt. Mit Kreuzen verzierte Steine zu beiden Seiten der Tür werden im Lande öfters angetroffen. Das Prinzip, oberhalb der Türe an Stelle des Bogens zwei dachartig gegeneinander gestellte Steinplatten anzubringen, die sich oben berühren und so einen Entlastungsbogen zu ersetzen, das sich bei mittelalterlichen Fensterbauten, dann bei den Türen der primitiven runden Steinhütten des Majellagebirges in den Abruzzen, aber sogar bei den Türen mancher montenegrinisch-dalmatinischen Karsthäuser findet (Naselja Srbski Zemalje Atlas 1907) fehlt in Albanien. An sehr vielen Kulen (vgl. Fig. 42), aber auch an besseren Steinhäusern des Gebirges (vgl. Fig. 21 und 32) findet man, wie beim Hause von Brebula, außen beiderseits der Türe hakenartige Steinvorsprünge, die in erster Linie
m . und B. Das Wohnhaus
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zum Aufhängen der Gewehre dienen. Haberlandt betont, daß diese Auszier der Portale und die Steinhacken neben den Türen auch in den Palazzis Dalmatiens bemerkbar sind. Infolge dieses Hinweises könnte man diese Züge für venezianisches Lehngut halten, doch widerspricht dem, was die Portale anbelangt, daß oben abgerundete Portale in Albanien schon aus dem XI. Jahrhundert bekannt sind. Beide Typen kommen auch im Kaukasus vor. Einzellige, mit Mörtel gemauerte Steinhäuser dienen in Vilza (nordöstlich von Skutari), Komana (am Drin), Seliätje (im Cem-Tale) und vielen anderen Orten der ärmeren Bevölkerung als Wohnung. In Sala und Kastrati heißen sie Jerevi. Ihr Dach ist, wie bei den Sennhütten, ein Satteldach (vgl. Fig. 34), indem der Firstbalken, welcher dann der Hauslänge ent-
Fig. 2 1 .
Türe eines wohlhabenden Hauses in Brebula
spricht, den Mauern der Schmalseite aufruht. Sie sind in der Regel mit Steinplatten oder mit Stroh gedeckt, Bretterdach ist selten. E s versteht sich, daß sich namentlich im waldaTmen Kalkgebiet, wo Holz für einen großen Dachstuhl fehlt, ein eigener kleiner Steinhaustypus entwickelt, und so finden wir, daß sich kleine rechteckige Steinhäuser mit runden, aus Stein gemeißelten Türbogen in einer ununterbrochenen Zone von dem Nordrande der Malcija Madhe bis an den Quarnero hinziehen. Cvijiö wies in 1918 darauf, daß die Verbreitung dieser Hausart mit der geographischen Verbreitung des Karstes koinzidiert. Isoliert finden sich Häuser dieser Art heutzutage allerdings auch noch in Oroäi, ehemals hat es, wie Ruinen zeigen, recht analoge Häuser, aber vielleicht mit viereckiger, in einem Holzrahmen befindlicher Türe, bei Celza gegeben. Haberlandt meint, dieser Haustypus sei für das ehemalige Illyrien charakteristisch und benennt ihn dem entsprechend. Im Gegensatze zu ihm ziehe ich aber den Ausdruck Karsthaus vor, und zwar deshalb, weil ich mir den Ausdruck illyrisches Haus für einen weiter gefaßten Haustypus reserviere. Wie das hölzerne, kann auch das steinerne, einzellige, ebenerdige Haus durch eine Scheidewand zu einem zweizeiligen ausgestaltet werden. Wegen der Natur der Scheidewand sei auf pag. 35 gewiesen. Die Teilung erfolgt so-
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wohl der Länge, als auch der Breite nach. Der letztere Typus ist der bei weitem häufigere: der erstere ist bis jetzt nur aus dem Gebiete der Kastrati und Hoti belegbar. Als Beispiel für ein längsgeteiltes Haus führe ich das Haus des Luc Prela in dem zu Kastrati gehörigen Dorfe Bajza (Fig. 22) an. Etwa 1 o m lang und 8 m breit, wird es unten durch eine Mauer, deren Höhe nur den etwa 2,5 m messenden Außenmauern entspricht, in zwei gleiche Räume von 10 m Länge und 4 m Breite geschieden. Auf der Scheidemauer stehen in Stockhöhe Stützpfosten für den Firstbalken des Dachstuhles. Die Eingangstür ist in der Mitte der einen Längsseite angebracht, und ihr gegenüber die Tür in den zweiten Raum, der keinen eigenen Ausgang hat. Jedes Gelaß hat rechts vom Eingang etwa 1 m von der Schmalseite eine Feuerstätte. Bei ihr ist in der Giebelmauer eine ungefähr 0,40 m tiefe, fast 3 m breite, oben bogenförmig abgeschlossene Nische ausgespart, die eine etwa 0,30 m hohe gemauerte Bank enthält. Eine derartige breite „Feuerbank" ist für ganz Hoti und Kastrati charakteristisch, ich fand aber derartige Nischen auch in Sakota; in Skreli dagegen ist die Nische so schmal, daß sie nur einem Manne Sitgelegenheit bietet. Auf die Bedeutung dieser Einrichtung werden wir noch zu sprechen kommen. Diese längsgeteilten Häuser der Hoti und Kastrati sind zuweilen stockhoch. Dieses längsgeteilte Haus, das trotz seiner Teilung die Türen auf den Traufseiten hat, ist eine singulare Erscheinung, in KolaSin finden sich aber, wie Cvijii betont, in analoger Weise zuweilen zwei, mit ihrer Längsseite aneinander gebaute Häuser, der Zusammenbau erfolgt aber so, daß ein jedes sein eigenes Satteldach behält. Mit welcher Gruppe von Häusern dieser Längsbau zuFig. 2 2 . Grundriß und sammenzustellen ist, ist mir vorläufig noch unklar. Die Querschnitt eines Hauses Längsteilung ist etwas, was sich in manchen Tessiner in Bajza (Stammesgebiet Bauten, z. B. Sennhütten von Valdolgia findet, bei diesen Kastrati) ist aber der Eingang an der Giebelseite gelegen. Falls das Kastratihaus wirklich diesem Haustypus entspricht, liegt eine Türverlegung vor. Mit Außerachtlassung Kastratis ist für das ganze übrige Nordalbanien das quer auf den First geteilte Steinhaus charakteristisch. Ein ebenerdiges quergeteiltes Steinhaus habe ich, um nur ein Beispiel von vielen zu erwähnen, als Winterquartier einer Klmenifamilie bei TruSi gefunden. Die Außenmauern des rechteckigen Baues bestanden aus mit Mörtel verfertigten Steinen, gedeckt war es mit Ziegel, die Haustür befand sich in der Mitte der einen Längsseite des Baues. Sie führte in einen großen Raum, der als Vorratskammer diente und in dem gleichzeitig die Frauen schliefen. Rechts vom Eingange sprang von der, der Türe gegenüber befindlichen Längsmauer eine aus Geflecht bestehende Querwand im rechten Winkel in das Zimmer vor, und hierdurch wurde von dem Vorratsraum ein Wohnraum für die Männer und Gäste abgesondert. Da die Querwand nicht bis an die, die Eingangstüre aufweisende Mauer reichte, war die Absonderung der beiden Räume nur eine unvollständige. Eine Feuerstätte war nur im Wohnräume vorhanden, doch sah ich, daß man gelegentlich auch im Vorratsraume am bloßen Lehmestrich ein Feuer machte. Die primitive Querteilung des zweizeiligen Hauses, wie sie uns aus
III. und B. Das Wohnhau»
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dieser Übersicht entgegentritt, findet sich, wie aus Jovanoviä's und Jaenekes Ausführungen hervorgeht, scheinbar auch im deutschen Längshaus, dann in Serbien und R u m ä n i e n ; die Annahme, daß die albanische und slawische Querteilung identisch wäre, ist aber ganz entschieden falsch. Im zweizeiligen Haus ist in Kroatien, Serbien und Rumänien und in den sich an Wassojevic anschließenden Blockhütten von Budafi der erste Raum stets die Küche, der daneben liegende der Wohnraum. In Albanien gelangt man, sowie in dem von Newetlowsky beschriebenen Karsthaus Westmontenegros, in den Feuerraum erst, nachdem der Vorraum passiert ist. E s entspricht dies dem Typus, den Meringer Mittelflurhaus nennt. In der Maina war im siebzehnten Jahrhundert offenbar eine ähnliche Zimmereinteilung wie in Albanien üblich, denn Guilletifere schildert die drei bis vier Treppen hohen Häuser der ärmeren Bevölkerung als fensterlose Räume, wo die Menschen und die Haustiere beisammen wohnten. Die Trennungslinie von Stall und Wohnraum bildete das hohe, nur mit einer Leiter ersteigbare Bett. Dies erinnert daran, daß man im Karsthause Dalmatiens zuweilen Truhen zur Abgrenzung verwendet. Von dem zweizeiligen Hause haben sich diese Differenzen der Anlage dem noch zu besprechenden dreizelligen vererbt. Im südslawisch-rumänischen Gebiet ist der mittlere, die Eingangstüre aufweisende Raum stets eine mit einem Herde ausgestattete Küche, und die beiderseits symmetrisch liegenden Zellen werden als K a m m e r oder Wohnräume benutzt. In Albanien sowie in der Herezgowina hat man an beiden Enden des Gebäudes mit Feuerstätten versehene Zimmer, dazwischen aber einen Gang, der offenbar das aus einem Stall hervorgegangene Flurrudiment darstellt. Der germanisch slawische zweizeilige Typus ist die Wohnstätte des in einem kälteren Klima wohnenden F ; ^ Grundriß eines primitiven Menschen, der infolge des im Winter ein^Hauses ¡""Koiaf"" tretenden Nahrungsmangels genötigt ist, Vorräte zu sammeln und diesen sowie seine hierzu notwendigen Werkzeuge wohl zu verwahren. Das albanische Haus ist wieder die Behausung eines im wärmeren Klima wohnenden Hirten, der von den Herdenprodukten lebt, aber bei dem über Nacht notwendigen Einsperren seiner Herde sie schon wegen der Feuerstätte im vorderen Teile des Wohnraumes verwahrt. Analoge Beweggründe der Lageänderung des Herdes fanden wir schon beim Vergleiche der rumämänischen und albanischen Bordeus. D a ß das natürlich nur bei einem Ackerbauvolke mögliche Aufkommen des Backofens und sein Hineinragen in die untere, bis dahin nur über Nacht bewohnte Vorratskammer dieser dann den Stubencharakter verlieh, will ich nebenbei erwähnen. W i e die Funde von Dolnje Dolina am Saveufer zeigen, waren kleine, im Feuerraum des Zimmers befindliche Backöfen schon am E n d e der Hallstadtzeit bekannt. Die aus den Backschüsseln hervorgegangenen Backöfen sind in Mitteleuropa schon vorrömisches Erbgut. Häufiger als ebenerdige kann man stockhohe quergeteilte Häuser antreffen. Die Zahl der Geschosse bezeichnet der Albanier nach der Zahl der Fußböden (Pod), wobei auch der ebenerdige mitgerechnet wird. Mehr als zweigeschossige Bauten sind nur die Kulen. Den Zweck, den Fußboden über den Erdboden zu heben, haben wir bei der Besprechung der Vorratskammern in Bregumatja kennen gelernt; beim Wohnhause macht er sich in noch höherem Maße geltend.
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Erster Abschnitt
Zur Veranschaulichung dieser Art Häuser sei auf Fig. 23 ein Haus aus Kolaj (am Mali Rencit) angeführt, wo einige Familien der Klmeni den Winter verbringen. Im Erdgeschoß befinden sich die Vorratsräume und der Pferdestall. Die beiden Wohnräume des Oberstockes haben gesonderte Eingänge, doch kommunizieren sie auch untereinander. Zu ihnen führt, vollkommen unorganisch außen angefügt, eine zweiarmige Steintreppe empor, neben der die Eingänge in das Erdgeschoß angebracht sind. Die Feuerstätten liegen auch hier an der Schmalseite des Hauses, doch im Gegensatze zu Fig. 22 an entgegengesetzten Seiten. Diese Lage der Feuerstätten findet in der Genese der das Haus ursprünglich durchziehenden Querteilung, ihre Erklärung. In einigem erinnert sie an die Anlage eines Bordeu. Während man im serbischen Hause den in der Küche befindlichen Herd bald auch zur Erwärmung des in die Stube hineinragenden Backofens verwendet, und diese innere Lage der Feuerstätte dann einen, den Dachboden frei durchziehenden Schornstein hervorruft, wird in Albanien der Feuerplatz, da ja der Vorratsraum nicht geheizt zu werden braucht, von der
Fig. 24.
Verandahaus in Toplana
Mitte des Wohnraumes an eine der aus feuerfestem Materiale angefertigten Giebel wände verlegt. Aus Mittelalbanien erwähnt Hahn, daß man dort die eine Giebelwand des Hauses wegen der Annäherung des Herdes bei den dort häufig aus Flechtwerk bestehenden Hütten eigens deshalb aus Stein oder Lehm erbaut. Wie die Annäherung des Herdes an die Außenwand des Hauses mit einer Kaminbildung einhergeht, wird bei der Schilderung des Kamines erörtert. Von Wichtigkeit ist, daß die einmal mit einem Schornstein an die Außenwand des Hauses sozusagen angeheftete Feueranlage auch bei der Weiterentwicklung des Hauses stets an der Außenwand verbleibt. Stockhohe Häuser von der Art des Hauses von Mali Rencit, zuweilen aber mit einer in Halbkreisform aufgeführten Treppe versehene, sind aus dem Karste überall bekannt. Wenn Haberlandt das ebenerdige und stockhohe Haus unterscheidet, kann ihm nicht beigepflichtet werden. Nebst den zweizeiligen stockhohen Häusern findet man in Albanien und an der dalmatinischen Küste auch einzellige stockhohe Häuser, die mit einer die ganze Hauslänge einnehmenden, offenen, mittels einer massiven Steintreppe zugänglichen Veranda versehen sind. In Proseku, südlich des behandelten Gebietes, kommen von Säulen gestützt Veranden auch bei ebenerdigen Bauten vor, die den einzigen Eingang an der Traufseite haben. Hier wurde mir diese Type als eine altertümliche bezeichnet, die überall den neuen Kulen
III. und B.
fias
Wohnhaus
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weiche. Der Ursprung der Veranda aus dem Zusammenfließen von Dachteil und Pergola wurde kurz schon im Vorhergehenden besprochen; hier muß nun noch das hinzugefügt werden, daß wir uns als Übergangsglied ein an das Dach angefügtes, aus Brettern gebildetes Pultdach vorzustellen haben, das noch eine geringere Neigung besaß als das eigentliche Hausdach und sich längs der ganzen Traufseite des Hauses hinzog. In der Arbeit über den kroatischen Wohnbau (Zagreb 1904) ist aus Korito bei Sluin ein solches, an einen Holzbau angefügtes Porticodach abgebildet worden. Ein anderes, an ein Steinhaus angelegtes, ist aus Piemont im „Studio" zur Abbildung gelangt. Es erübrigt sich nun, die systematische Stellung der so wichtigen Pro sekuhäuser zu besprechen. Offenbar haben wir in ihnen die Vorläufer der stockhohen Verandahäuser zu erblicken. Das Prosekuhaus, das in vielem an die bekanntermaßen primitive Hütten nachahmenden alten Tempel erinnert, entspricht infolge der Einseitigkeit der Veranda völlig den von Swoboda behandelten Porticusvillen Roms. Die infolge einer Bauverordnung Neros obligaten Porticusbauten Roms wurden unter Karl dem Großen auf den Krondomänen immitiert. Außer auf mittelalbanischem und griechischem Ge-
Fig. 25.
Verandahaus in Brcbula
biet kann man sie an ebenerdigen Häusern, von vereinzelten Fällen in Kolaäin und Wassojevif absehend, namentlich immer bei den rumänischen Häusern treffen. Wie Jaeneke betont, wird bei den Verandahäusern Rumäniens die Lage des Hauses ausschließlich durch die stets nach Süden orientierte Veranda bestimmt. Bei den mit Veranden versehenen Bauernhäusern Siebenbürgens ist das nämliche der Fall. Thumb konnte in der Maina die nämliche Orientierung der Veranda konstatieren. Schon diese Lage der Veranda zeigt, daß sie mit der Sonnenbestrahlung zusammenhängt. Von der an der Giebelseite entstehenden Laube der Germanen ist der an der Traufseite entspringende Portico dadurch zu unterscheiden, daß letzterer bei dem Höherwerden des Hauses zusammen mit dem Hause vom Boden förmlich emporwächst, die Laube sich jedoch im Laufe ihrer Entwicklung vom Oberstock sozusagen allmählich gegen den Erdboden herab senkt. Es geschieht dies deshalb, weil die primitive Veranda aus einem Dache, die primitive Laube jedoch aus einem Fußboden besteht. Offenbar geht dies darauf zurück, daß im Norden die winterliche Bodenfeuchtigkeit, im Süden jedoch die Sommerhitze lästig wird. Wird später im Laufe der Entwicklung die Veranda eines albanischen Hauses vorne durch Bretter oder Mauern geschlossen, so kann ein derartiges Haus, wenn es früher einzellig war, im Grundriß einem längsgeteilten
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Erster Abschnitt
zweizeiligen gleichen, der Mangel einer Feuerstätte und die Verwendung des Vorderraumes lassen jedoch auch dann noch die Entwicklung erkennen. Stockhohe Vertreter des Verandahauses Nordalbaniens haben eine ausgedehnte Verbreitung. Südwärts reichen sie bis in den Peloponnes, nordwärts sind, außer aus Kolasin und der Gegend von Trebinje, solche Häuser auch aus der Üsküber Gegend bekannt. Noch zahlreicher als am Balkan
F i g . 26.
Ansicht eines Hauses eines reicheren g k r e l i am Mäli Rencit
trifft man sie in Italien. Im Gegensatze von Albanien ist der Portico in Italien sehr häufig auf Steinsäulen gestützt, gegen die Alpen hin trifft man wieder Holz, und so läßt sich das Porticohaus über Domo d'Ossol hinaus bis in das südlichste Tessin verfolgen. Der lateräle gemauerte A b s c h l u ß der hölzernen Veranda, den wir in Albanien bei manchem Verandahause treffen werden, ist im Tessin (Comolongo) ebenfalls bekannt. Zum Unterschiede von Albanien ist die Veranda in Italien freilich oft mit einem Satteldach verbunden. A u s einem abgeschlossenen Teil der Veranda entwickelt sich häufig das noch zu besprechende „ A la franca"-Zimmer. A u s der Entstehung der Veranda ergibt sich von selbst, d a ß sie bei stockhohen Bauten in ihrer primitivsten Form, im Gegensatze zum eigentlichen Hause, nicht auf Mauern, sondern wie das Dach, auf Säulen ruht, die aus Holz oder Stein sein können. Der die Veranda deckende Dachvorsprung wird in Albanien, soviel ich beobachten konnte, nur von Holzsäulen getragen. Fig. 24 und 25 führen Veranden in Toplana und Brebula vor, bei denen man die Holzkonstruktion mit stärkeren Säulen F,8HausesGFi'nurri26deS unten und schwächeren oben bemerken kann, auses lg und zugleich sieht, wie unorganisch die Steintreppe (Skala) angefügt wird. An die Veranda einfach angelehnte Treppen kann man auch bei den stockhohen Porticohäusern anderer Gegenden, so z. B. der Herzegowina,
III. and B. Das Wohnhaus
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konstatieren. E i n im Naselja Atlas (1903) abgebildetes Haus zeigt dieselbe Treppenanlage wie in unserem Hause aus Brebula. F i g . 29 ist jenes Haus, von dem die F i g . 21 abgebildete T ü r stammt; wegen der dort erwähnten besonderen Veranlagung seines Erbauers unterscheidet es sich in seiner inneren Dis position von der allgemeinen Norm. Fig. 24 stellt durch den beiderseits gemauerten Abschluß der Veranda ein ziemlich vorgeschrittenes Stadium des albanischen Hausbaues vor und ist im Innern durch Querteilung zweizeilig. E s wird bereits hier vorgeführt, weil es die Außenarchitektur eines Verandahauses gut veranschaulicht. Eine Überraschung war es f ü r mich, zu entdecken, daß das Verandahaus je nach dem Fehlen oder Vorhandensein einer Fig. 29. lateralen Mauerbegrenzung der VeGrundriß eines randa, in Kastrati verschieden benannt Hauses wird. Ist die Veranda seitlich durch Fig. 3 0 . Grundrisse zweier Häuser in Serna in Kastrati Mauern begrenzt, so heißt der Bau Samaäin, wenn nicht, so nennt man ihn Cardag. Samasinhäuser sind auch aus der Mostarer Gegend bekannt. E i n faktisch einzelliges Verandhaus ist das auf F i g . 28 im Querschnitt und im Grundriß des ersten Stockwerkes abgebildete des Nik Prelotzi in Vuksanlekaj (südlich von Podgorica), da die kleine „ A la franca"-Stube ohne Feuerstätte erst später abgeteilt wurde. Die Veranda wird in diesem speziellen Falle vorn nicht von Holzsäulen, sondern von einer festen Mauer getragen; daß sie aber etwas Sekundäres ist, zeigt die mittlere Längsmauer, die vom Fundamente bis an den Dachfirst reicht und sich 1 so als die primäre Haus1 mauer zu erkennen gibt. Man beachte also den Unterschied zwischen diesem Hause und jenem Luc Prelas in Kastrati. i.ii Das Verandadach wird von Stockhöhe an durch Fig. 3 1 Holzsäulen gestützt. Die Stiegenanlage zeigt hier im Gegensatze zu den früher besprochenen Fällen einen wesentlichen Fortschritt, denn F i g . 28. Grundriß und die Treppe durchbricht den Boden der Veranda, und ist Querschnitt eines Hauses auf diese Weise in das Haus einbezogen worden. Infolge in Vuksanlekaj (Stammesder Untermauerung der Veranda befinden sich im ganzen gebiet Hoti) Erdgeschoß geschlossene Räume, die als Stallungen dienen. Die Vorratskammern und Wirtschaftsräume wurden der Fliegen wegen abseits im Gehöfte untergebracht. Bezeichnend ist, daß trotz der Ähnlichkeit der Gebäude und des aus dem Bestände einer Extrastube erkennbaren Luxusses sogar in diesem Hause f ü r einen Abort keine Vorsorge getroffen wurde.
1 .
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Erster Abschnitt
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Schon die bisher vorgeführten Beispiele zeigen, wie recht mannigfache Kombination sich durch die Verbindung des Typus eines zweizeiligen Hauses mit dem eines Verandahauses ergeben. Sie steigern sich noch, wenn man anfängt, auch die Veranda verschiedenartig zu verwerten. Ein altes Haus (Fig. 26 und 27) in Prel Ivanaj, am Mali Rencit, zeigt so recht den Anfang solcher Kombinationen. Eine einarmige, geländerlose Steintreppe führt auf einen Podest in der Höhe der Veranda. Diese ruht auf starken Steinsäulen und ist beiderseits, wie ein SamaSin, durch Mauern abgeschlossen. Das Dach der Veranda tragen Holzsäulen, zwischen denen an beiden Seiten Holzverschalungen angebracht sind, wodurch, wie öfter nach Rovinsky in Montenegro, durch kleine Fensterausschnitte belichtete Vorratsräume gebildet wurden. Von der Veranda führt je eine Tür in die
Fig. 32.
Ansicht eines Hauses in Kolaj
beiden Zellen des Hauses, die auch direkt kommunizieren. Jeder Raum hat eine in der Anlage gleiche Feuerstätte, und zwar an der der Scheidewand gegenüberliegenden Giebelmauer. Rauchfänge sind nicht vorhanden; der Rauch zieht vielmehr durch das Dach frei ab. Im Erdgeschosse wurden unter der Veranda und den Wohnzimmern durch Trockenmauem und Bretterwände geschlossene Räume improvisiert, die als Stall u. dgl. dienen. Die Freitreppen erhalten häufig Holzgeländer und auf dem Podest Brustwehren (vgl. Fig. 33), letztere führten dazu, die bloß angebaute Treppe mit der Veranda in eine innigere Verbindung zu bringen, sei es durch einen säulengetragenen Dachvorsprung, sei es durch ein eigenes kleines Dach. E i n weiterer Schritt war, diesen Vorbau, wie in Fig. 32, in ein festes Treppenhäuschen zu verwandeln. Dieses bietet auch den Vorteil, daß man beim Öffnen der Haustür nicht sofort von einem lauernden Gegner gesehen wird, man gedeckt ist, und besser als von einem fast fensterlosen Zimmer Ausschau halten kann. Das Hinaustreten aus der Haustür, das manchmal durch ungewöhnliche R u f e oder blindlings abgefeuerte Schüsse eigens provoziert wird, ist in Albanien einer der Momente, in denen man Gefahr läuft, vom Gegner aufs Korn genommen zu werden.
ITI. und B. Das Wohnbaas
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Obzwar ich diese albanischen Treppenhäuschen entschieden für eine spontan entstandene selbständige Bildung halte, will ich es doch nicht unterlassen, auf ein nahezu ganz identes Treppenhäuschen zu weisen, das aus Bilek in der Herzegowina bekannt wurde (Nas. Serbs. Atlas 1903). Ein ganz besonders schönes Treppenhäuschen, und zwar einen halbkreisförmigen Turm von etwa 1,5 m Halbmesser, mit drei Schießscharten habe ich bei einem großen Hause in Serma, unweit von Topläna1, gesehen, das ich deswegen und wegen seiner eigentümlichen Disposition im Grundriß (Fig. 29) aufgenommen habe. Außen infolge der dicken Wände fast 14 m lang und 5,5 m tief, wird es, wie das bereits wiederholt erwähnte Haus in Brebüla, durch einen Turm geschützten, von der Haustür quer verlaufenden Gang von 2 m Breite und 5 m Länge in zwei separierte quadratische Stuben von 5 m Seitenlänge geteilt, die auf den beiden Längsseiten des Gebäudes Fenster und auf der Schmalseite je einem Kamin aufweisen. Die Existenz des letzteren verrät sich schon außen durch einen Rauchfang. Das runde Treppenhäuschen von Brebüla — übrigens ein Neubau — ist deswegen interessant, weil er der einzige mir aus Albanien bekannte Rundturm ist.
Fig. 33.
Gehöfte DjeU Cogus in Bregumatja vor seiner Niederbrennung
Teils darf zur Erklärung seiner Entstehung wohl die runde Form der zu umhüllenden Treppe herangezogen werden, da das Gebäude aber auch einen der wenigen mir aus Nordalbänien bekannten runden Steinkamine enthält, hat bei seinem Bau wohl auch ein besonderes Gefallen des Hausherrn an runden Formen maßgebend gewirkt. Vorbilder für Rundtürme boten wohl die Apsiden der alten Kirchen des Gebietes. Vielleicht ist es erwähnenswert, daß diese Treppenhäuschen in den Bocche, wo sie gleichfalls vorkommen, Rovinsky zufolge einen romanischen Namen haben; sie heißen dort Solar. Ihre albanische Bezeichnung vergaß ich zu erfragen. Nun sind wir in unserer Beschreibung so weit, daß wir auch die Genese komplizierter nordalbanischer Häuser verstehen können. Solche sind namentlich in der skutariner Ebene zu treffen. Die Grundrisse zweier solcher Häuser aus Kastrati sind in Fig. 30 und 31 gegeben. Das erste dieser beiden Häuser (30) zeigt an der Vorderfront eine angebaute massive Steintreppe und ein kleines steinernes Treppenhäuschen, dessen Dach in das Hausdach übergeht. Beiderseits des Treppenhäuschens ist in Stockhöhe in der Mitte der beiderseitigen Hausfront je ein kleines Fensterchen bemerkbar. Ebenerdig ist rechts von der geländerlosen Steintreppe eine oben bogenförmig abgeschlossene Türe bemerkbar, die in den unter den Wohnräumen befindlichen Stall führt; der Grundriß dieses Hauses zeigt, daß es sich um den gleichen Haustypus handelt, den wir aus Prel Ivanaj kennen gelernt
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Ent«r Abschnitt
haben, daß sich jedoch das Mauerwerk auf Kosten des Cardag ausdehnt. Der rückwärtige kleine A n b a u zum Hause enthält den Abritt. A u s Mittelalbanien hat Hahn die Abgliederung von Räumen von der an der Traufseite der dortigen Häuser verlaufenden Veranda schon vor mehr als sechzig Jahren geschildert. A u c h das gleich zu besprechende Zusammenfließen des Querganges mit der davor befindlichen Veranda ist aus Mittelalbanien bekannt. Grundrisse solcher Häuser von Durazzo und Rethi sind in Rosatis Arbeit über die Landwirtschaft Albaniens gegeben worden. Man erkennt, d a ß dies in Mittelalbanien der normale Typus ist. Er schließt sich unmittelbar an unser Haus Fig. 30 an. Scheinbar schwierig ist es, sich den Haustypus der Fig. 31 befriedigend zu erklären, denn die beiderseits der Haupttreppe vorspringenden Flügel scheinen zuerst eine Neubildung zu repräsentieren, wenn man aber
Fig. 34.
Häuser bei Dinoäi im Stammesgebiete Gruda
an ein Haus des Serma-Typus später eine Veranda anbaut, ergeben sie sich von selbst. Die Existenz zweier Treppen beweist, daß dies damals geschah, als mit der Güterteilung in dieser Familie auch das Wohngebäude aufgeteilt wurde. Jeder Teil bekam durch diesen Zubau ein eigenes Wohnzimmer, eine eigene Treppe und eine eigene Veranda. Das Haus des Dul DoSi in Kolaj, Fig. 32, das ebenfalls einen in das bereits erwähnte Treppenhäuschen ausmündenden Gang besitzt, muß mit seinen vier Zimmern, von denen je zwei vorn und rückwärts liegen, ebenso wie das des Djeta Cogu in Bregumatja, Fig. 33, als der vollendetste Typus eines aus einem Verandahause hervorgegangenen Hauses gelten. Bei Fig. 32 läßt die verschiedene Größe deer Fenster erkennen, daß die Mauern der Veranda später als das übrige Gebäude aufgeführt wurden. A u c h im Hause des Djeta C o g u konnte diese Entwicklung noch unschwer festgestellt werden. Die Veranda ist nach außen zu ganz vermauert; im Inneren war jedoch ein Teil von ihr als Gang erhalten. Rechts war aus ihr ein zweifenstriges „ A la franca-Zim.mer" (vgl. o. S. 48), links eine Vorratskammer entstanden; die Abtrennung beider Räume war aber nicht durch feste Mauern, sondern nur durch getünchtes Rieglmauerwerk erfolgt. Das Zimmer charakterisierte sich durch einen Plafond, durch die, wie auch in
m. and B. D u Wohnhaus
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Fig- 32, großen und dadurch größeren Luxus verratenden, hier noch verglasten Fenster, ferner durch einen hohen Tisch und einige hohe Sessel als die für vornehme Gäste bestimmte „gute Stube". Diese Einrichtung und Ausstattung ist typisch f ü r alle derlei Extrazimmer. Die beiden rückwärtigen gen, durch eine Tür verbundenen großen Zimmer des Dj6ta C6gu haben keine Decken. Das linke dient als Männer-, das rechte als Frauengemach, zugleich aber auch als Küche und Vorratskammer für die im alltäglichen Leben notwendigen Sachen. Wie das Haus bezeugen auch die ausgedehnten Stallungen (albanisch Jerevia), daß Djeta Cogu ein wohlhabender Mann war. Die Einteilung in Djeta Cogus Haus entspricht, wie man aus Baragiolos Arbeit entnimmt, in allem und jedem jener, die man bei den ebenerdigen, noch mit Stroh gedeckten und aus getrockneten Ziegeln hergestellten Bauernhäusern im paduanischen und venezianischen Gebiete antrifft. Auch hier hat man an der Traufseite des Walmdaches eine verkürzte, von ein bis zwei Holzsäulen gestützte Veranda, die auf der einen Seite von einem Magazin, auf der anderen von einem Wohnzimmer flankiert wird und im Hintergrunde der Veranda öffnen sich drei nebeneinander liegende, miteinander allerdings nicht kommunizierende Zimmer. Das mittlere dieser Zimmer entspricht offenbar dem in ein Zimmer verwandelten Gang des albanischen Hauses, das eine der seitlichen ist, wie in Albanien, die Küche mit dem an die Quermauer des Gebäudes angerückten Herd. Daß aus den an beiden Enden eines Verandahauses abgegliederten Stuben unter dem Einflüsse von Turmbauten, die, wie Swoboda zeigt, manche spätrömische Villa und manches mittelalterliche Wohnhaus charakterisierenden Eckrisalite hervorgehen, sei, obzwar es bloß für Südalbanien von Belang ist, doch hier nebenbei erwähnt. Swoboda hat den italienischen Ursprung der Eckrisalite betont. Sozusagen ein Schulbeispiel für den Übergang des Verandahauses in ein Porticogebäude mit Eckrisaliten ist von Foville aus dem auch sonst durch seinen italienischen Häusertypus auffallenden Gebiete von Montauban abgebildet worden. Es ist dies ein typisches einstöckiges Haus mit hölzerner Veranda, das vorne und seitlich von zwei mit Taubenverschlägen versehenen Türmen flankiert wird. Im Turme dient der Raum im Obergeschoß als Zimmer, im Untergeschoß als Stall. Das beim typischen Porticohause oft in Italien vertretene Prinzip, jeder Zelle einen Eingang auf dem Portico zu geben, hat in Albanien wohl wegen den Gefahren, die zu viele Zimmerausgänge mit sich bringen, nicht Wurzel fassen können. Dies ist einer der Gründe, weshalb sich, wie wir sehen werden, das quergeteilte albanische Haus als nicht entwicklungsfähig erwies. In der Lage der Kamine, die sich von den Giebelmauern des Hauses nur schwer, und von den Außenmauern überhaupt nicht loszulösen vermögen, ist der andere Grund gelegen. Das hier geschilderte Verandahaus mit dem Eingange an der Traufseite reicht von Griechenland und Albanien über Italien bis in den Südabhang der Alpen und dann weit hinein nach Frankreich. Nach Siebenbürgen, Rumänien und Bukowina wurde der Verandabau durch die Rumänen importiert. Interessant ist, daß sich hier der Verandabau mit dem Küchenstubenhaus verbindet. Östlich Italiens und der Küste der Balkanhalbinsel läßt sich der Verandabau, freilich in Verbindung mit mannigfachen Häusern, im ganzen großen, zwischen dem ägäischen Meere, dem Zweistromland und dem Kaukasus liegenden Gebiete nachweisen. Außerhalb Armeniens, woher uns der Verandabau durch Movsesjans Arbeit bekannt wurde, kommen Verandabauten, wie aus Dechys und
Enter Abichmht
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Merzbachers Kaukasuswerken sowie Grothes Büchfern über den Antitaurus hervorgeht, bei den Satteldachhäusern und bei den flachgedeckten Häusern beider Gebiete vor. Bei den Chevsuren befinden sich die Veranden, Merzbachers Angabe zufolge, stets an deren West- oder Südseite, also ähnlich wie in Europa. In Mingrelien und Immeritien wird, wie Ernouf angibt, das freistehende Haus allseits von Veranden umgeben. Im allgemeinen läßt sich also der Verandabau als ein Charakteristikum der kleinasiatischen Einflußsphäre betrachten, seine Weiterverbreitung nach Norditalien und Südfrankreich führe ich auf römischen Einfluß zurück. Der Gedanke, für die verschiedenen verwandten oder untereinander verschwägerten Bewohner eines Hauses bei dem Wachsen der Familie gesonderte Gebäude zu errichten, der sich in Serbien, dann bei den Slowenen und stellenweise im Kaukasus (Osseten) findet, ist den Albanern ganz fremd, der Gedanke, ihnen wenigstens gesonderte Wohnräume zuzuweisen, den wir hier zuerst (pag. 43) beim Hause des Nik Preloci in Vuksanlekaj verwirklicht ge-
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Grolles Haus in T r u j i in der skutariner Ebene
sehen haben, ist städtisch, der Landbevölkerung gleichfalls fremd und dem Hochgebirge ebenfalls vollkommen unbekannt; in der Einflußsphäre von Skutari, so im Gebiete von Gruda, in dem ebenen Teile von Hoti und in der Küstenebene Bregumatja beeinflußt jedoch dieser Gedanke in nicht unbedeutender Weise den Hausbau bei Neuanlagen und Adaptierungen. Das Bestreben, einem oder nur wenigen Menschen einen eigenen Wohnraum zu geben, führt zur Absonderung von Zimmern, die Notwendigkeit wieder, für eine ganze, in Gütergemeinschaft, Hauskommunion lebende Familie Unterkunft zu schaffen, zu Zubauten zum Hause. Die schon früher erwähnte Sonderstube Nik Preloci ist durch Kürzung des ehemaligen gemeinsamen langen Wohnraumes (Fig. 28) entstanden, in dem quergeteilten Hause des Bajraktars von Gruda im Orte Cafa Kronit fand ich das „ A la franca"Zimmer als Mansarde über dem Frauengemache. Es war, wie die meisten, weil nur für eine oder wenige Personen bestimmten Sonderstuben, sehr klein. Während der Bairaktar von Gruda mit seiner Frau noch im gemeinsamen großen Zimmer wohnte, hatte sein Sohn am Dachboden für sich und seine Frau ein kleines Zimmerchen eingerichtet. Die Einrichtung dieses Gemaches bestand aus zwei Betten, einigen Truhen, einem kleinen, als Schreibtisch dienenden, hochbeinigen Tisch mit Schublade und einem Bücherregal mit verschiedenen Büchern, u. a. der Geschichte Albaniens von Noc Nikaj. Außerdem gab es im Zimmer noch eine Kleiderbürste, einen Teeseiher und sogar — sit venia verbo — einen Nachttopf I
III. und B. Das Wohnhaus
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E s bereitete das Kämmerchen seinem Eigentümer die allerherzlichste Freude. Nur sehr wenige bevorzugte Fremde wurden hineingelassen, für gewöhnliche Sterbliche war es stets verschlossen. In den bergigen Teil des Gebietes von Hoti war das „ A la franca"-Zimmer in 1909 noch nicht eingedrungen. Auch in Vuksanlekaj konnte ich, als mir Nik Preloci sein Paradestübchen im Jahre 1909 zeigte, trotz des damaligen allgemeinen Friedens die Bemerkung nicht unterdrücken, ich hätte mich aus bloßer Angst, es könnte eines Tages das ganze Haus angezündet werden, nicht getraut, auf einem so unsicheren Boden, wie es Albanien ist, mir eine so luxuriöse Ausgabe zu leisten. Meine Befürchtung bewahrheitete sich: Im Sommer 1 9 1 1 wurde das Anwesen tatsächlich von den Truppen Torghut Schefket Paschas niedergebrannt. Im Jahre 1 9 1 2 verbrannten sämtliche stattlichen Bauten Bregumatjas. Haberlandt erwähnt, daß eine „ A la franca"-Stube in Raja in 1 9 1 7 ,,Soba" genannt wurde. Der Gebrauch dieses Ausdruckes ist in Raja als Neuerscheinung zu bezeichnen, die durch die Serbenherrschaft des Jahres 1 9 1 5 hervorgerufen wurde. Vor 1 9 1 4 gab es in R a j a noch keine derartigen Zimmer und es fehlte dementsprechend eine eigene Bezeichnung. Daß sich der Name Soba später rasch einbürgern konnte, hängt aber offenbar mit diesem Mangel zusammen. Die Absonderung von „ A la franca"-Stuben kann als Übergangstypus des kommunistischen Hauses zu jenem Typus aufgefaßt werden, wo die ganze Familie tagsüber zwar noch das gemeinsame, mit einer Feuerstätte versehene Familienhaus bewohnt, die einzelnen Ehepaare sich abends aber in separate, ihnen gehörige, um das Stammhaus errichtete Nebenbauten zurückziehen, denen jedoch Feuerstätten abgehen. Gebäudegruppen dieser Art sind für die serbische Zadruga charakteristisch. Aus Albanien ist mir derartiges nicht bekannt. Benötigt man mehr Zim mer, so greift man hier zur Vergrößerung des Baues. Naturgemäß verursachen die Zubauten weit größere bauliche Schwierigkeiten als die Herstellung der guten Stuben. Sie nehmen im wesentlichen den Charakter selbständiger Häuser mit eigener Feuerstätte an, da die Ursache der Erweiterung in der teilweisen Absonderung eines Teiles der Familie liegt, die in der Regel nicht ohne „innere Reibungen" vor sich geht. Später wird das infolge von Zwistigkeiten unter den stark vermehrten Familienmitgliedern gelockerte Band meist ganz gelöst, wobei auch die Teilung des bisher gemeinsamen Besitzes erfolgt. Dieser Teilung kommt auch oft die dies bereits vorsehende Anordnung der Neubauten zustatten. Einzellige Zubauten zu einzelligen Häusern, wie sie in Fig. 34 zu erkennen sind, kommen nur selten, und zwar nur im unteren Cemtale vor. In der Regel geht die Vergrößerung in Gegenden, in denen Häuser und nicht Kulen bevorzugt werden, bis zu dem in Fig. 32 abgebildeten Typus vor sich, der bei der Anspruchslosigkeit der Bevölkerung 20 bis 30 Personen zu beherbergen vermag, dann erfolgen mit der erwähnten Auflösung der Hauskommunion Neubauten. Daß man bei Aufrechterhaltung der Gütergemeinschaft das vollkommen entwickelte, organisch gegliederte Haus, wie es sich z. B. in Fig. 32 präsentiert, noch mehr erweitert, ist eine Ausnahme, da der Mangel eines Längs ganges, ferner die Lage der Kamine und die der Treppe Schwierigkeiten bereitet. Daß man auch über die Schwierigkeiten hinwegzukommen versteht, zeigt ein Haus in Truäi (in der Zadrima), Fig. 35 ; hier wurden die Kamine an die vordere Längsmauer verlegt — wie man ja auch aus demselben Grunde in dem oft einen komplizierten Grundriß aufweiX t ' p c s a , Monogr. Noiitalbatiiens
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Enter Abschnitt senden Skutariner Hause den K a m i n an der A u ß e n m a u e r zwischen zwei Fenstern anbringt — außerdem werden zwei T r e p p e n und ebensoviele Veranden vorgesehen. Der K a m i n markiert sich auch a n der Außenseite des Hauses deutlich an der Mauer. Man sieht aber, daß damit ein Zwillingshaus geschaffen wurde, von dem jeder Teil ein selbständiges Dasein führen konnte. In der Tat, bald nach der A u f f ü h r u n g des Zubaues ist die Gütergemeinschaft, auch hier nicht ohne Streit, aufgehoben worden. Die Doppeltreppe erinnert an die mancher norditalienischer Häuser (z. B. A r b e d a ) , bei denen sich analoge Schwierigkeiten zeigen. Die V e r s c h l ä g e auf den beiden Veranden des aus Truäi abgebildeten Hauses, von denen sich mehrere auf eigenen unterspreizten Vorsprüngen befinden, enthalten teils A u s g ü s s e f ü r A b w ä s s e r , Küchenabfälle und dgl., teils bilden sie Vorratskästen f ü r Viktualien, die hier frischen Luftzutritt haben, und auch vor Mäusen, Ratten usw. geschützt sind. Ähnliche Vorkehrungen sieht man an den Verandahäusern Fig. 36.
Kig. 3 6 .
Altes Haus in Skutari
Den Beschluß der Bilder nicht bewehrter Häuser m ö g e die Hofansicht (Fig. 3 6 ) des mehr als hundert Jahre alten Hauses der Familie Muzani in Skutari bilden, das ich jahrelang bewohnt habe. E s ist dies ein steinerner, einstöckiger, infolge der Kleinheit des Hofes im rechten W i n k e l gebrochener Bau, was bei den Dorfhäusern nicht vorkommt, da die B a u g r ü n d e nicht beschränkt sind. D a s E r d g e s c h o ß nehmen eine Seidenspinnerei, eine Ölpresse, ein Stall, ein Holzmagazin, eine Rumpelkammer und dgl. ein. D i e W o h n räume befinden sich sämtlich im ersten Stock, dessen Mitte eine von Holzund Steinsäulen getragene, ebenfalls geknickte V e r a n d a bildet, die von je einem durch eine Riegelmauer abgetrennten E c k z i m m e r flankiert wird. Den Boden der Veranda durchbricht eine zweiarmige Treppe. D e r Rauchfang, der das flache Ziegeldach v o n der Mitte ab erhöht, ist erst durch meinen barbarischen Eingriff an diese ihm sonst nicht zukommende Stelle geraten, und auch das aus einem Zimmerfenster herausragende und wegen des weit vorladenden Daches nach abwärts gebogene eiserne Ofenrohr ist eine moderne, aber bereits in vielen orientalischen Häusern der ganzer» Halbinsel eingeführte Einrichtung. Der schon von Haberlandt betonte E i n f l u ß des romanischen und italienischen mittelalterlichen Elementes auf die W o h n b a u t e n Albaniens, ist an
III. Das Wohnhaus: C. D u Wehrhaus
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manchem zu erkennen. In erster Linie stammt der von Bogdan verwendete albanische Name Pias für palastartige Bauten, wie mich Prof. Dr. Jokl aufmerksam macht, aus dem Altdalmatinischen, noch besser läßt sich aber dieser Einfluß durch die auf einigen seltenen albanischen Münzen sichtbaren Häuserabbildungen belegen (Fig. 37). Eine Münze von Dri§ti(a) ist noch wenig charakteristisch. Eine Münze von Sa£ (b) vom Ende des X I V . Jahrhunderts zeigt aber ein drei Stock hohes Haus. Zu unterst besteht dieses Gebäude aus vier zinnengekrönten Loggien, im zweiten Stock sind auf diese zwei weitere gleiche Loggien aufgebaut, und gekrönt wird das ganze von einem der Breite einer Loggie entsprechenden, ebenfalls zinnengekrönten Turm. Auf einer gleichalten Skutarimünze (c) sieht man zwei mit hohen Satteldächern und darunter befindlicher Wehrplattform versehene drei Stock hohe Türme, die Verbindung wird in Stockhöhe durch einen Loggienbau bewirkt. Im Erdgeschosse dieses Baues sind bloß zweinebeneinander befindliche, oben abgerundete Eingangstüren bemerkbar. Ähnliche Bauten finden sich heute IUU1 ODO
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HP "M Fig. 37- Gebäudezeichnungen auf mittelalterlichen Münzen und Fresken dei Altertums a) von einer Münze von Drivasto, b) VOD einer Münze von Sas, c) von einer Münze von Skutari, d) von einer MUnze des Bischofs von Stablo (XIII. Jahrhundert), e) römisches Gebäude nach einer Freske von El Alia. (Die Münzen a — c wohl vom Ende des XIV. Jahrhunderts)
noch bei Delvino im Epirus. Die Zeichnung der Salmünze ist mit jener einer Bischofsmünze von Stablo (d) aus dem XIII. Jahrhundert nahezu identisch, der Doppelturm erinnert stark an ein römisches, von Swoboda reproduziertes Mosaik von El Alia (e), das Eckrisaliten zeigt. Ein Rest eines mittelalterlichen Porticos aus Nordalbanien ist jener, der an der Längsseite der skutariner Festungskirche vorkommt. In Mittelalba nien findet man solche Säulengänge bei Kirchen mehrfach.
C. DAS WEHRHAUS Wir haben das nordalbanische Wohnhaus von seinem primitiven bis zu seinem kompliziertesten Typus verfolgt; unsere Aufgabe ist aber damit nicht beendet, denn die in Albanien herrschenden Zustände haben noch einen anderen Typus, das Wehrhaus, sich entwickeln lassen. Das Haus hat in Albanien oft nicht lediglich den Zweck, seine Bewohner vor Witterungsunbilden, sondern auch vor Feinden zu schützen. Diese doppelte Bestimmung zwingt die Albanier, nicht bloß wohnliche, sondern auch weniger behagliche Häuser zu bauen, in denen man ruhig die Nacht zubringen und in der Not sich wehren kann. Wie die Reihe der Wohnhäuser in dem skutariner Wohnhaus kulminiert, so schließt die Reihe der Wehrhäuser mit der Kula. 4*
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Erster Abschnitt
Die arabische Bezeichnung Kula findet sich schon bei den byzantinischen Schriftstellern des X I . Jahrhunderts, bei den Serben war diese Bezeichnung für Wehrhäuser schon in 1350 bekannt. Eine Vermittlung der Türken beim Kulebau ist überflüssig gewesen. Der besondere Zweck bestimmt beim Wehrhause das Baumaterial, die Anlage, die Dimensionen und die Ausstattungen. E s sind hohe, turmartige, massive, mit wenig Mann zu haltende Steinbauten, die möglichst große Deckung gewähren. Kommt schon beim gewöhnlichen, nicht speziell für Verteidigungszwecke eingerichteten Wohnhause (Spi) des Gebirges der Gedanke zur Geltung, durch kleine Fenster die Abkühlung des Wohnraumes hintanzuhalten, aber auch zu erreichen, daß ein Schuß ins Innere möglichst erschwert werde, so ist die letztere Absicht bei der Kula so ausschlaggebend, daß statt der Fenster sorgfältig angelegte Schießscharten, ja sogar eigene Defensivtürmchen entstehen. Veranda und Kula schließen sich selbstverständlich auch aus, denn wo die Sicherheit groß genug ist, sich ein Wohnhaus mit Veranda zu bauen, da ist eine Kula überflüssig, und umgekehrt wird es niemand einfallen, dort ein Wohnhaus zu bauen, wo zu befürchten ist, daß die Veranda über Nacht in Flammen aufgeht. In Kalivaci (Westmerdita) kommt es wohl bei reichen Leuten vor, daß einem für die Frauen bestimmten Verandahause eine Kula für die Männer angebaut wird, in der sich dann auch das Empfangszimmer für die Gäste befindet; sonst werden aber die obigen theoretischen Erwägungen durch die geographische Verbreitung von Spi und Kula bestätigt. Typische, turmförmige Kulen fehlen z. B. in der Malcija Madhe, in der ebenen Zadrima, in Bregubuns sowie in Bregumatja, relativ selten sind sie in der dem von Skutari leichter zugänglichen und erst vor relativ kurzer Zeit von Skutari unabhängig gewordenen Westmerdita, und zwar meist, weil dies Gebiete sind, die sich größerer öffentlicher Sicherheit erfreuen. Die Sicherheit bzw. Unsicherheit läßt sich an der von mir gesammelten Statistik der Morde erkennen. In Buäati (südlich von Skutari) sind nur 3,4 o/0 Todesfälle auf Morde zurückzuführen, in Nansati (südöstlich vom vorgenannten) 6 °/o, in L a d (südöstlich von Skutari) 1 2 0/0, in Kolaj 15,80/0, in Slaku 16,40/0, in Kortpula (südwestlich von Puka) 16,90/0 und in dem südwestlich benachbarten Mnela 1 1 , 1 o/0, und hier traf ich überall Verandahäuser an. Die nämliche Hausart findet sich auch in dem benachbarten Kaftali und K£ira. Ein anderes Gebiet, in dem man Verandahäuser antrifft, ist der Westhang des Maranaj, von dem leider keine kriminalstatistischen Angaben vorliegen, ferner die ganze Skutariner Niederung von Tuzi bis Bregumatja; OroSi mit 21 0/0, Kaznjeti (Westmerdita) mit 240/0, Nikaj, So§i und Kaiinari (östlich von Kaznjeti) mit je 25 o/0, gala mit 26 o/0, Nerfandina (südwestlich von Oroäi) mit 28 % und Spaci (nordwestlich von Orosi) mit 32 o/0 Morde sind dagegen Gegenden, in denen Kulenbauten bevorzugt werden. Dasselbe ist für die Stämme Merturi und Thafi zu konstatieren, wo Kulen vorkommen und Verandahäuser fehlen. E s gibt aber einige interessante Ausnahmen von der Regel. Gömsice (nächst Vau Denjs), das aus dem Inneren des alten, eigentlichen Merdita besiedelt wurde, und das trotz der Nähe von Skutari mit seinen 30 o/0 Morden die Blutsverwandtschaft mit dem fehdefrohen Merdita bekundet, weist bei seinen Bauten ziemlich viel Holz auf und muß sich zum Teil mit niedrigen Häusern begnügen, weil als Steinbaumaterial nur schwer zu bearbeitendes Serpentingestein und wenig Kalk zur Verfügung 1 stehen und in Duämani und Toplana, wo die Mordzahl auf 23 0/0 bzw. auf 39 0/0 steigt, kommen
III. Das Wohnhaus: C. Das Wehrbaus
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trotzdem einige Verandabauten auf. Dies erklärt sich wohl daraus, das sich hier die Gaugenossen bloß untereinander erschießen und die Gaue unter den nächtlichen Streifzügen der Nachbarn nicht so viel zu leiden haben wie Sala, Nikaj Merturi, Planti und Soäi, die sich vor gegenseitigen nächtlichen Überfällen sehr zu schützen haben. Auch wird in Duämani und Toplana jeder Mörder aus dem Stammesgebiete vertrieben. Eine dritte, umgekehrte Ausnahme bildet Räeni. Wiewohl dort nur 13 amadan 1 8 8 ; Lcdergnrt, breiter 2 0 9 . — S i e n n a : L e i n w a n d käppchen 2 0 1 . — S t . G i a c o m o : Ä r m e l j a c k e 2 1 8 . — S ü d i t a l i e n : Bogenjoch 1 3 9 ; D o l a m a 2 1 9 , 2 2 0 ; G l u t b e c k e n 9 4 ; H e m d , gesticktes 2 1 2 ; J a c k e 2 1 8 ; Mühle mit Trichterläufern 1 3 0 , Tuchmütze, herabhängende 2 0 0 . — T e r 1 i z z i : Cülah 200. — T e r r a n o : Pelzweste 1 8 9 . — T u r i n :
Register
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Überwurf 220. — V e n e d i g : C o r n o 2 0 2 ; Gondeln 145; K a p u z e n m a n t e l 1 9 6 ; K l a p p d e c k e l t r u h e n i n ; Kniehose, enge 186; L e i n w a n d k ä p p c h e n 2 0 1 ; Überwurf 220. — V e n e t i e n : Cucullus 196.— V i l l a B a d e s s a : Armeljacke 2 1 8 ; Deckschürze 213 ; H e m d , gesticktes 2 1 2 ; Ohrgehänge 222. — V i l l a B a r e z z o : Jacke 191. K a b y l e n g e b i e t : Dachziegel, halbröhrenförmige 31. K ä r n t h e n : Feuerstahl 115; K a m i n 88 ; K r a m 11; Spanleuchter mit Klemmvorrichtung 99. — N o r d k ä r n t h e n : Dach, halbgewalmtes 32. K a r p a t h e n : H o s e n r ö h r e n 1 8 4 ; Kesselhaken 9 5 ; Ledergurt, breiter 2 0 9 ; Selcnur 19. — O s t k a r p a t h e n : F e u e r b o c k , gehörnter 9 7 ; Feuerbock, vierfüßiger 96. — S i i d k a r p a t h e n : H e m d , gesticktes 2 1 3 ; Pelz, ärmelloser 194; Steinhütte, runde 9 ; ( S z á s z s e b e s ) K a p u z e n m a n t e l 1 9 6 ; ( Z s y l t a l ) K o p f t u c h 221. K a u k a s u s : Dreschschlitten 1 2 4 ; Kesselkette 9 5 ; Krungel 114; Opus Mixtum 3 0 ; P o r t a l e , gerundete 37 ; Prometheussage 108 ; R a h m e n j o c h als fremd 140; Getreidespeicher 2 1 ; Treibstachel 140; Veranden am Megaronhaus 4 7 ; W a l m d a c h , Fehlen des 32. — A b c h a s e n g e b i e t : Kamin 9 1 ; Tisch, langer 105. — C e c e n g e b i e t : Bett i o q ; Holztruhc 1 1 3 ; K a m i n 91 ; Kula 55. — Clerk e s s e n g e b i e t : Dolch, zweischneidiger 153; K a m i n 89, 91. — C h e v s u r e n g e b i e t : Bett 1 0 9 ; Dreschstange 1 2 4 ; Ehrensitz, runder 108; Orientierung der Veranden 4 8 ; Schemel 1 0 6 ; T u r b i n e n mühle 134. — D a g h e s t a n : Brustlatz 224. — D i g o r i e n : Brustlatz 2 2 4 ; Kesselkette 95. — G e o r g i e n : Bauopfer 3. — G r u s i e n : Berieselungsanlagen 2 6 ; K a m i n 9 1 ; Megaronhaus 10; Schemel 106; W a g e n , z w e i r ä d r i g e r 139. — I m m e r c t i e n : V e r a n d e n umgeben das H a u s 4 8 ; Wagen, vierrärleriger 139. — K a c h a t i e n : Megaronhaus 10. — K i r g i s e n g e b i e t : T u r b i n e n mühle 134. — K u r d i s t a n : Mauer mit Balkenlagen 3 0 ; R u c k s a c k p r i n z i p 110; T u r b i n e n m ü h l e 134. — L e s g h i e n : K a m i n 91. — M i n g r e l i e n : K a m i n 91 ; Veranden umgeben das H a u s 4 8 . — O s s e t e n g e b i e t : Bank 1 0 8 ; Bett 109; Bogenjoch 1 3 9 ; Buzmi-Steine 7 8 ; Ehrensitz, r u n d e r 108; Karren, zweiräderig 138; K e r b b a u m 102; Kesselkette 9 5 ; Kula 5 5 ; Nebenhäuschen f ü r Verwandte 4 8 : Scamnus 105; Schaukelwiege 110; Schemel 106. — S v a n e t i e n : Egge 119; K e r b b a u m 102; K u l a 55; Pergolen 24. — T r a n s k a u k a s i e n : Dreschschlitten 124. — T u S e n : Plaid 198. K l e i n a s i e n : Anteri 192; Karren, z w e i r ä d r i g e r 1 3 8 ; Mauer mit Balkenlage 30; Megaronhaus 10; Schlot, freistehender 8 4 ; T o g a 1 8 2 ; W a l m d a c h , fehlen des 32. — K a p p a d o k i e n : T a l a g a n 194. — N o r d w e s t k l e i n a s i e n : T u r b i n e n m ü h l e 134. — T r o j a : Megaronhaus 10. K r a i n : Ledergurt 209. — O b e r k r a i n : Feuerbock, dreifüßiger 9 6 ; Ofen 91. — U n t e r k r a i n : Kogel 8 0 ; Rauchloch 82. — W a t s c h : Fustán 182. K r e t a : Brustlatz 2 2 3 ; Doppelspeer 154; Glockenrock 2 1 5 ; Schwert, zweischneidiges 153; Steinhütte, runde 9 ; Szürmantel 195. •— S p h a k i a : Hose, enge 185; Schurz 181. K r o a t i e n : H a n d m ü h l e 130; Hut, breitkrempiger 2 0 3 ; K a p u z e n m a n t e l 1 9 6 ; Karren, vierräderiger 139; Kesselkctte 9 5 ; Küchenstubenhaus 3 9 ; Ledergurt, b r e i t e r z o g ; Leiterwagen 139; Känzchen 2 0 9 ; Rauchfang, hölzerner 85 ; T u n i k a h e m d 181. — L i k a : D o l a m a 2 2 0 ; H e m d , gesticktes 2 1 3 ; K a puzenmantel 196; Pelzweste 1 8 9 ; Scamnus 1 0 5 ; Strümpfe 2 0 8 ; Teppichschürze 2 1 4 ; T u n i k a hemd 181. — S l u i n : Porticodach 41. K u r l a n d : Hängewiege 110. L e t t l a n d : H a n d m ü h i e 1 3 0 ; Hängewiege 110. L i t t a u e n : H a n d m ü h l e 130; H ä n g e w i e g e 1 1 0 ; N e b e n k a m i n für Kienleuchte 88. M a z e d o n i e n : Anteri 192; Buttermaschine 102; Dächer, ausladende 3 3 ; Feuerstahl 115; Gamaschen 223; Hemd 1 8 1 ; L e i b b i n d e 2 0 9 ; Mangal 9 4 ; Mauernischen beim K a m i n 9 3 ; R a u c h f a n g , hölzerner 8 5 ; T a l a g a n 1 9 4 ; Triebstachel 140; Wasserrad 27. — K r i v o l a k : Pflug, spaniolischer 122. — K u m a n o v a : Plaid 1 9 7 ; Sarval 187. — N o r d m z a e d o n i e n : Feuerbock, vierfüßiger 96. — O c h r i d a : P r u n k k a m i n 90. — S a l o n i k i : H a n d d e r F a t m e 6 5 ; Mauer mit Balkenlagen 3 0 ; Pflug, spaniolischer 1 2 2 ; Sarval 187. — S ü d m a z e d o n i e n : Jelek 219. — S ü d w e s t m a z e d o n i e n : Brustlatz 223. — Ü s k ü b : Doppelschürze 2 1 4 ; K o p f t u c h 2 2 1 ; Mauern mit Balkenlagen 3 0 ; Verandahaus, stockhohes 42. M a r o k k o : Ölpresse 1 3 6 ; T a l a g a n 194. M e s o p o t a m i e n : Backofen 2 3 ; K a m i n 9 1 ; Karren, zweiräderiger 1 3 8 ; Schwimmsack 142; Steinhütten, runde 9 ; Veranda am Megaronhaus 4 7 ; Wasserrad 27. — I r a k : R a u c h f a n g an Außenmauer 84. M i t t e l e u r o p a : Abort 5 7 ; F l e c h t w ä n d e 2 9 ; Milchkasten 2 1 ; Löffelständer 1 0 2 ; Strümpfe 2 0 8 ; Truhe, Lage der 112; W a l m d a c h 32; W o h n t ü r m e 54. M i t ' . e l m e c r l ä n d c r : Flaschenkürbis 100. M o n g o l e i : Feuerstahl 116. M o n t e n e g r o : Bett 108; Bordbretter 73; Bratspieß 9 8 ; D o l a m a 2 2 0 ; Dreschbesen 1 2 4 ; Dreschtenne, gepflasterte 2 3 ; Fässerbereitung 101; F e u e r b a n k 8 1 ; H a n d m ü h l e 1 3 0 ; H a n d i a r 153; H e m d , gesticktes 2 1 3 ; H e u k a m m e r 2 2 ; Ilolzbecher, geschnitzter 1 0 2 ; Jclek 188; K ä p p c h e n 201, 2 2 1 ; Kesselkette 9 5 ; Kniehose, weite 186; Krungel 114; Mauernische beim K a m i n 9 3 ; Lämpchen 9 9 ; Laute 119; Ledergurt, breiter 2 2 3 ; Lehnsessel, r u n d e r 1 0 7 ; Mangal 9 4 ; Pantoffelopanke 2 0 6 ; Panzerweste 1 8 8 ; Pflug, altslavischer 121; Plaid 197; Prometheussage 1 0 8 ; Schaukelwiege 1 1 0 ; Schemel 1 0 6 ; Schlitten 137: Schürze, Fehlen der 2 1 3 ; Spinnrocken 2 0 8 ; Strunga 18; Tisch,
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Register
elliptischer 1 0 5 ; Vorratskammer, aus Veranda hervorgegangene 4 4 . — A n d r i j e v i c a : Dächer, er, steinbeschwerte 3 1 . — A n t i v a r i : Bauopfer 3 . — B j e l o p a v l i c : Ehrensitz, steinerner 1 0 8 . D a n i l o T g r a d : Pflug, serbischer 1 2 1 , 1 2 2 . — D u l c i g n o : Ehrensitz 1 0 7 ; Feuerbank, Fehlen en der 8 1 ; Haus, längsgeteiltes 3 8 ; Holzoberbau auf Steinunterbau 3 0 ; Milchkasten 2 1 ; Unter- :rschenkelbinde 2 0 8 ; Verandahaus, stockhohes 4 2 ; Verandahaus 4 1 . — K u c i : Sennhütte 1 4 . O s t m o n t e n e g r o : Bank 1 0 8 ; Holzoberbau auf Steinunterbau 3 0 . — O s t r o g : Fähre mit Ver- :rdeck 1 4 5 . — S ü d o s t m o n t e n e g r o : Kegelhütte aus Stroh 8 . — W a s s o j e v i c : Buzmisteine 7 7 ; 7 ; Feuerbock, vierfüßiger 9 6 ; Kniehose, weite 1 8 6 ; Maisbehälter geflochtener 2 1 ; Verandahaus 4 1 . W e s t m o n t e n e g r o : Bank, Fehlen der 1 0 8 ; Bett, Fehlen des 1 0 9 ; Brotfahrplatte 1 0 0 ; Ehrensitz itz 1 0 7 ; Entlastungsbogen der Türe 3 6 ; Feuerbock, vierfüßiger 9 6 ; Jacke 1 9 1 ; Mittelflurhaus 3 9 . 9 . M y k e n e : Ehrensitz, runder 1 0 8 ; Glockenrock 2 1 5 , 2 1 6 ; Hemd, Fehlen des 1 8 0 ; Megaronhaus 1 0 ; o ; Schurz 1 8 1 ; Schwert, zweischneidiges 1 5 3 . N o r d e u r o p a : Bank 1 0 8 ; Walmdach 3 2 . Ö s t e r r e i c h ( N i e d e r ö s t e r r e i c h ) : Piätarständer 9 9 . — ( O b e r ö s t e r r e i c h ) : Dach, halbgewalmtes es 3 2 ; Feuerstahl 1 1 5 ; Kienrost, hängender 9 9 ; Mostquetsche 1 3 5 . — W i e n : Leiterwagen 1 3 9 . 9 . O s t e u r o p a : Rahmenjoch 1 3 9 . P a l ä s t i n a : Dachziegel, halbröhrenförmige 3 1 . P a n n o n i e n : Beinbinden 2 0 8 ; Deckschürze 2 1 3 ; Hose, enge 1 8 4 ; Kopftuch 2 2 t . P e r s i e n : Hängewiege 1 1 0 ; Jacke 1 9 1 ; Sarval 1 8 7 . P h r y g i e n : Hose, enge 1 8 4 , 1 8 7 ; Mütze, phrygische 2 0 2 ; Tunikahemd 1 8 0 . P o l e n : Handmühle 1 3 0 ; Opanke, skythische 2 0 7 . — G a l i z i e n : Handmühle 1 3 0 ; Hose, enge 1 8 5 . 5 . P o r t u g a l : Dreschschlitten 1 2 4 ; Plaid 1 9 7 ; Rundhütte 9 . P u n i e n : Brustlatz 2 2 3 . R u m ä n i e n : Abtritturm 5 7 ; Angelleine 1 1 3 ; Anten 1 9 2 ; Ärmeljacke 2 1 8 ; Bank 1 0 8 ; Bauopfer 3 ; ; ; Bett 1 0 9 ; Bockshaut 1 0 1 ; Bordeu 9 , 1 1 ; Bratspieß 9 8 ; Bretterdach-Entwicklung 3 2 ; Ceptar 1 9 0 ; > ; Dolama 2 2 0 ; Doppelschürze 2 1 4 ; Fellmütze 2 0 4 ; Feuerbock, dreifüßiger 9 6 ; Fußlappen 2 0 8 ; i ; Handnetz 1 1 3 ; Hängewiege i n ; Haumesser 1 5 4 ; Hose, enge 1 8 4 ; Holzbecher 1 0 2 ; Holz- 1oberbau auf Steinunterbau 3 0 ; Kesselkette 9 5 ; Klappdeckeltruhe 1 1 2 ; Kopftuch 2 2 1 ; Küchen- 1stubenhaus 3 9 ; Leibbinde 2 0 9 ; Leibriemen 2 0 9 ; Löffelständer 1 0 2 ; Maisbebälter, geflochtener 2 1 ; 1; Mauernische beim Kamin 9 3 ; Ofen 9 1 ; Opanke, skythische 2 0 7 ; Peitsche 1 4 0 ; Pelzjacke 1 9 2 ; 2 ; Plaid 1 9 7 ; Porticohaus 4 7 ; Querhaus 3 6 ; Ränzchen 2 0 9 ; Schafschurschere 1 1 5 : Schaukel- 1wiege I I I ; Schindelfügungstruhe 1 1 2 ; Sennhütte 1 2 ; Schuba 1 9 1 ; Tunica-Hemd 1 5 4 ; Tur- rbinenmühle 1 8 1 ; Unterschenkelbinde 2 0 8 ; Verandahaus 4 1 ; Weinpresse 1 3 7 ; Winddach 7 ; 7 ; Ziehbrunnen 2 7 . — D o l j : Bordeu 9 . — D o n a u , u n t e r e : Kegelhütte aus Stroh 8 . — M e h e - e d i n t s : Rauchfang, hölzerner 8 5 . — M o l d a u : Bordeu 9 ; Doppelschürze 2 1 5 ; ( C u c u t e n i ) i) H e m d , Fehlen des. — O l t e n i a : v K u l a 5 4 . — R o m a n a t s : Bordeu 9 . — T e l e o r m a n : 1 : Bordeu 9 ; Sarval 1 8 7 . — V l a ä k a : Sarval 1 8 7 . — W a l a c h e i : Fellmütze 2 0 4 ; Hose, enge 1 8 5 ; Plaid 1 9 7 ; Sarval 1 8 7 . — W e s t r u m ä n i e n : Getreidespeicher 21. R u ß l a n d : Getreidespeicher 2 1 ; Kesselhaken 9 5 ; Leiterwagen 1 3 9 ; Ziehbrunnen 2 7 . — S ü d r u ß - Jl a u d : Opanke, skythische 2 0 7 . S a l z b u r g : Dach, halbgewalmtes 3 2 . S a r d i n i e n : Brustspange 1 9 ; Diamadan 1 9 2 ; Klappdeckeltruhc 1 1 2 ; Kopftracht 1 9 2 ; Rundturm 9 ; ) ; Schurz 1 8 2 ; Steinhütte, runde 9 . S c h o t t l a n d : Bauopfer 3 ; Kilt 1 8 2 ; Steinhütte, runde 9 . S c h w e d e n : Brunnenhaken (Arpion) 1 1 7 . S c h w e i z : Angelleine 1 1 3 ; Arpion 1 1 7 ; Brustlatz 2 2 4 ; Dreschstock 1 2 4 ; Entlastungsbogen 8 1 ; t ; Handmühle 1 3 0 ; Herd, aufgemauerter 7 6 ; Holzoberbau auf Steinunterbau 3 0 ; Kamin 9 0 ; ) ; Kesselkette 9 5 ; Mauernische beim Kamin 9 3 ; Türe, L a g e der 3 6 . — B i e l e r S e e : Bank 1 0 8 . G r a u b ü n d e n : Kamin 8 5 ; Mauernische beim Kamin 9 3 ; Rauchloch 8 2 ; Turbinenmühle 1 3 4 . L e s s i n i s c h e A l p e n : Sennhütte 1 0 . — N i e d e r w i l l : Küchenstubenhaus 1 0 . — T e s s i n : 1 : Backofen 2 3 ; Brustspange 2 1 9 ; Haus, längsgeteiltes 3 8 ; Haus-Turm-Verbindung 6 2 ; Holz- zoberbau, Fehlen des 3 0 ; Rauchloch 8 2 ; Sennhütte 1 4 ; Turbinenmühle 1 3 4 . — W a l l i s : s: Abort 8 ; Kerbbaum 1 0 2 ; Rauchabzugspyramide 8 1 ; Rauchfang, hölzerner 8 5 ; Schafschur- r schere 1 1 5 ; Sennhütte 1 4 ; Turbinenmühle 1 3 4 . S e r b i e n : Ärmeljacke 2 1 8 ; Backglocke 1 0 0 ; Bank 1 0 8 ; Bauopfer 3 ; Bett 1 0 9 ; Bordeu 9 ; Do- 1lama 2 2 0 ; Doppelschürze 2 1 4 ; Feuerbock, vierfüßiger 9 6 ; Hose, enge 1 8 5 ; Holzoberbau .u auf Steinunterbau 3 0 ; Jacke 1 9 1 ; Jelek 1 8 8 ; Käppchen 2 0 2 , 2 2 1 ; Kesselkette 9 5 , Kniehose, e, weite 1 8 6 ; Krungel, Fehlen der 1 1 4 ; Küchenstubenhaus 3 9 ; Laute 1 1 9 ; Ledergurt, breiter 2 0 9 ; > ; Leibbinde 2 0 9 ; Leuchtkiste 9 9 ; Nebenhäuschen für Verwandte 4 8 ; Ofen 9 1 ; Peitsche 1 4 0 ; > ; Pelzjacke 1 9 2 ; Querhaus 3 6 ; Ränzchen 2 0 9 ; Rauchfang, hölzerner 8 5 ; Wohngrube 8 ; Zieh- 1brunnen 2 7 . — B e l g r a d : Leiterwagengrenze 1 3 9 . — K l i S e v a c : Doppelschürze 2 1 4 ; Glocken- 1rock 2 1 5 . — M o r a v a t a l : Fellmütze 2 0 4 ; Pantoffelopanke 2 0 7 . — N i S : PantofTelopanke 2 0 7 ; ' ; Spinnrocken 1 2 7 . — N o r d s e r b i e n : Getreidespeicher 2 1 . — O s t s e r b i e n : Kegelhütte aus