Handwörterbuch des deutschen Märchens: Band 2, Lieferung 7 Geiz – Gerte [Reprint 2022 ed.] 9783112677223, 9783112677216


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German Pages 42 [84] Year 1938

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HANDWÖRTERBUCH DES DEUTSCHEN MARCHENS: GEIZ — GERTE
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Handwörterbuch des deutschen Märchens: Band 2, Lieferung 7 Geiz – Gerte [Reprint 2022 ed.]
 9783112677223, 9783112677216

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HANDWÖRTERBUCH DES D E U T S C H E N MARCHENS HERAUSGEGEBEN UNTER

BESONDERER

MITWIRKUNC

VON

J O H A N N E S BOLTE UND MITARBEIT ZAHLREICHER FACHGENOSSEN VON

LUTZ MACKENSEN

BAND H 7. LIEFERUNG GEIZ — GERTE

BERLIN

UND LEIPZIG

1938

WALTER DE GRUYTER & CO. VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J . GUTTENTAG, VERLAGSB U C H H A N D L U N G • G E O R G R E I M E R - K A R L J. T R Ü B N E R - V E I T & C O M P .

Geiz—Geld

Geiz s. C h a r a k t e r m o t i v e , Geistlicher III 2 b ! gelb s. F a r b e n 6.

G e l d 10,

Geld 1. Herkunft. — 2. Mengenbezeichnungen. — 3. Magischer G.-erwerb: a) Personen, b) Tiere, c) Gegenstände. — 4. Stehlen. — 5. List. •— 6. Finden. — 7. Lohn für Dienste. — 8. Gewinn. — 9. Hecketaler. — 10. Großmut und Habgier. — 11. Geld fortwerfen, verlieren. — 12. G. bringt Sorgen. — 13. Vermischtes. Die Gedanken über das G. im Volksmärchen sind hauptsächlich auf seinen Erwerb gerichtet, und zwar durch G. spendende Tiere und Dinge, durch Diebstahl, List, Finden, Verdienen und Gewinnen. Manchmal wird auch G. verloren. Oft bringt es Kummer und Unglück. Oft bestimmt mehr das Glück als die Anstrengung seine Verteilung. Selten werden dem G. magische Qualitäten oder eine übernatürliche Macht zugeschrieben, ebenso spiegeln die Volksmärchen wenig vom Glauben, Aberglauben und von den Sprichwörtern über das G. wieder, die auf ihren eigenen Gebieten recht ausgedehnt sind Erst spätere kulturelle Entwicklungsstufen bringen das G. mit sich, und daher läßt es sich nicht bis in die frühen Stadien der Menschheit hinein verfolgen, wie Naturereignisse und einige andere volkskundliche Elemente 2 ). Die alten Griechen hatten einen Gott des Reichtums A473 (Pluto) 3 ); im Orient ist es manchmal eine Göttin 4 ). Wir werden hier das G. betrachten, A 4 7 3 . ! soweit es die Währung irgendeines Landes bedeutet, oder die allgemeinen Begriffe von Gold und Schätzen, wenn sie hauptsächlich als Mittel zum Kaufen angesehen werden.

1. Ein finnisches Märchen erzählt von A 1433 der Herkunft des G.es 5). Zwei Männer wollten nach ihrem Tode von der Hölle zum Himmelstore einen Kessel bringen; die Männer wurden mit ihrem Kessel auf die Erde zurückgeworfen, und aus dem Kessel wurde G. gemacht. Ein Negermärchen aus Holländisch-Guyana ' ) erzählt von der Herkunft der Goldmünzen. Eine Maus kroch aus der Nase eines schlafenden Mannes und ging zu einem bestimmten Baume in den Wäldern, dann kroch sie wieder in die Nase des Mannes zurück; sein Freund sah, wohin sie ging; als der Mann erwachte, erzählte er, er habe geträumt, daß er eine Kiste mit Gold in dem Baum gefunden habe; darauf gingen sie zusammen zum Baume und fällten ihn. Eine große Kiste fiel aus seinen Zweigen und brach auf, und Goldstücke rollten heraus; die beiden Freunde gaben ihr G. großzügig aus; so wurden die Münzen über die Erde verbreitet, und jedermann lernte sie kennen, denn vor dieser Zeit waren Goldmünzen unbekannt.

Ein italienisches Märchen 7 ) beruht darauf, daß häufig das Gesicht eines 30

Märchen-Lexikon II.

465

Königs auf Münzen geprägt ist. Ein Bauer erzählte einem König ein schweres Rätsel; der König befahl ihm, zu versprechen, daß er das Rätsel niemandem erzählen werde, bevor er das Gesicht des Königs hundertmal gesehen habe; ein Minister gab dem Bauern 100 Münzen, auf die das Gesicht des Königs geprägt war; der Bauer sah sich jede Münze an, dann glaubte er, frei von dem Versprechen zu sein, und erzählte das Rätsel dem Minister. r ) Siehe G. N i e m e r Das Geld (Wortu. Brauch, Heft 21) Breslau 1930 über G. im Aberglauben und in der Welt des übernatürlichen. 2 ) AberglaubenWb. 3, 590. 3 ) S. T h o m p s o n MotifIndex of folk-literature (FFC. 106) 1932 I 88: A 473; R o s c h e r Ausführliches Lexikon der 4 ) P e n z e r Ocean of griech. u. rötn. Mythol. story 10, 206 (Hindu); A n e s a k i Japanese Mythol. 268; T h o m p s o n Motif-Index I, 88: A 473. 1; siehe auch A l e x e i e v The Chinese gods of wealth London 1928. 6 ) A a r n e Verzeichnis der finnischen Ursprungssagen (FFC. 8) Nr. 32; T h o m p s o n Motif-Index 1, 1 7 1 : A 1433; vgl. MärchenWB. 1, 46. •) P e n a r d Surinam folktales (JAF. 30) Nr. 3; T h o m p s o n Motif-Index 1, 171: A 1433. 1. ') Crane Italian populär tales Nr. 107.

2. Das Studium der G.-Mengen birgt interessante Tatsachen. Oft werden die Mengen des G. es mit den Ausdrücken der Münzbenennungen bezeichnet, die in dem Lande, in dem die Geschichte erzählt wird, im Umlauf sind; manchmal werden Volksausdrücke als Münzbenennungen gebraucht; in der Verbindung mit solchen Ausdrücken werden gewöhnlich konventionelle Zahlen gebraucht (3, 7, 9, 100). Interessanter sind die Mengenbenennungen für größere Quantitäten von G. Das Volksmärchen kann einfach davon sprechen, daß der König eine Menge G. 8 ) als Belohnung aussetzte. Verschiedene Ausdrücke von kleinerem Umfange sind eine Börse voll 9 ), ein Sack 1 0 ) voll, ein K r u g u ) , ein T o p f 1 2 ) . Ein Herr gab einem Diener ein Stück Gold so g r o ß w i e sein K o p f 1 3 ) . In einem spanischen Märchen 14 ) ererbte ein junger Mann nur 2 Münzen; seine Katze borgte einen V i e r t e l s c h e f f e l Maß von einer reichen jungen Witwe und brachte es mit einer in eine Ritze gesteckten Münze zurück; ebenso machte sie es mit der zweiten Münze; der Witwe machte der Reichtum des jungen Mannes Eindruck, und sie heiratete ihn. In einem italienischen Märchen 1B ) borgte ein hilfreicher Fuchs das Maß

466

Geld

von dem König und sagte, sein Herr wünsche das Gold von dem Silber zu scheiden. In einem wallonischen Märchen 16 ) wird einer alten Frau als Belohnung für die gastliche Aufnahme unseres Herrn und St. Peters gesagt, sie solle eine Münze in einer Ritze in der Wand verstecken; danach zog sie jeden Tag Münzen aus der Ritze; sie lieh sich ein „setier" (ungefähr eine Pinte, 0,54 1) von einem Nachbar, der neugierig war und den Boden des Maßes einschmierte, so daß eine Münze daran kleben blieb. Oder die Innenseite des Maßes wird mit Harz beschmiert 1 7 ). Ein Scheffel Silber und ein Scheffel Gold wurden dem als Belohnung gegeben, der den Grund der geheimnisvollen Krankheit des Prinzen entdekken konnte 1S ). Ein König, der einen Gauner los zu werden wünschte, sandte ihn zu einem benachbarten König mit dem Auftrage, ihn zu töten; dem Gauner sagte er, er bekäme von ihm ein und einen halben Scheffel Gold 19 ). Wesen der anderen Welt zahlen gewöhnlich einen S c h e f f e l v o l l G. 2 0 ). Ein Student verschrieb sich dem Teufel, wenn er nach einem Jahr nicht für einen gehäuften Scheffel G. einen gestrichenen zurückgeben könne; er gab den gestrichenen Scheffel sofort zurück und behielt, was darüber war 21 ). Ein Mädchen das ein Zauberer heiraten wollte, verlangte von ihm, er solle ihrem Vater und ihrer Mutter einen K o r b voll Gold bringen und ihn selber auf dem Rücken tragen; sie steckte ihre Schwestern, die der Zauberer schon vorher verlockt hatte, in den Korb und bedeckte sie mit Gold; so trug sie der Zauberer ohne es zu wissen heim 22 ). In einem norwegischen Märchen 23) wurde ein freundlicher Troll veranlaßt, einen ganzen S a c k voll Gold zur Taufe eines Bauemkindes zu schenken. Der Held einer amerikanischen Indianergeschichte 24) stahl mit seinen übernatürlichen Helfern von einem Kaufmann ein F a ß voll Gold. Der Junge, der das Fürchten lernen wollte, verbrachte 3 Nächte in einem verwunschenen Schloß, und ein Geist zeigte ihm 3 K i s t e n voll Gold 25 ). Ein Bruder verkaufte seinen Hahn in einem Lande, wo Hähne unbekannt waren, für s o v i e l G o l d , w i e e i n E s e l t r a g e n k o n n t e ; der zweite Bruder verkaufte seine Sense in einem Lande, wo Sensen unbekannt waren, für soviel Gold, w i e e i n P f e r d t r a g e n k o n n t e ; der dritte Bruder verkaufte seine Katze in einem Lande, wo Katzen unbekannt waren, für soviel Gold, w i e e i n M a u l e s e l t r a g e n k o n n t e 2 6 ) . Der Junge, der in des Teufels Haus ging und

dort die Antworten auf bestimmte Fragen erfuhr, wurde von den Leuten, denen er die A n t worten mitteilte, mit zwei goldbeladenen Eseln belohnt 27 ). Ein Mann, der drei Königen sein Zauberschwert lieh, damit sie ihre Feinde damit überwältigen könnten, wurde mit 3 W a g e n v o l l G o l d und wertvollen Steinen belohnt 28 ). „ G e n u g , um einen B r u n n e n zu f ü l l e n " 29) ist eine der größten Mengenbezeichnungen. Zwei geläufige formelhafte Mengenbezeichnungen sind, „etwas mit Gold aufwiegen" und dem Helden „soviel er tragen kann" geben. Ein König erbot sich, etwas Seide, die er sehr gern haben wollte, mit Gold aufzuwiegen 30 ). Der Schatz einer Zauberin wurde von einem Soldaten entdeckt; er nahm davon, soviel er tragen konnte 3 1 ). Ein Mann gewann mit seinen übernatürlichen Helfern eine Prinzessin, deren Vater ihm statt der Prinzessin soviel Gold anbot, wie sein Diener wegtragen konnte; sein Diener war so stark, daß er den ganzen Schatz des Königs wegtragen konnte 32 ). 8 ) C r a n e Nr. 18. ») KHM. Nr. 110; L o o r i t s Livische Märchen (FFC. 66) Nr. 1645'; D ä h n h a r d t Natursagen 2, 142. 1 0 ) J a c o b s More English fairy tales Nrs. 53 u. 64; Exempla of J a c q u e s de V i t r y (hrsg. C r a n e ) Nr. 66; F r e r e Old Deccan days Nr. 5; C r a n e Italian populär tales Nr. 44 u. 103. n ) C r a n e Nr. 99. l2) JAF. 25, 241 (American Indian). 13 ) KHM. Nr. 83. " ) B o g g s Spanish folktales (FFC. 90) Nr.545 *C. 1 6 ) C r a n e N r . 3 3 . 1 6 ) L a p o r t Contes pop. wallons (FFC. 101) Nr. 750. 1 7 ) C l o u s t o n Populär tales and fictions 1, 120. 18 ) J a c o b s English fairy tales Nr. 37. 1 9 ) JAF. 26, 229. (American Indian). 20 ) F e i l b e r g Ordbog 4, 804. 2 1 ) FFC. 74, Nr. 1182. 22 ) KHM. Nr. 46. 23 ) C h r i s t i a n s e n Norwegian fairytales (FFC. 46) Nr. 1165; 2 Säcke voll Geld; C r a n e Ital. pop. tales Nr. 77. a4 ) R a n d Legends of the Miemacs Nr. 13. 2B) KHM. Nr. 4. 2S ) KHM. Nr. 70. 2 ' ) KHM. Nr. 29. 2S ) KHM. Nr. 97. a9 ) F r e r e Old Deccan days Nr. 16. 30 ) C r a n e Italian pop. tales Nr. 28. 3 1 ) KHM. Nr. 1 1 6 32) KHM. Nr. 71.

3. Die beliebteste Methode des G.erwerbs im Volksmärchen ist die, daß es auf wunderbare Weise von Personen, Tieren und Gegenständen gespendet wird. Viele magische Gegenstände spenden die gewünschten Dinge direkt 3 3 ), wie der magische Ring, der jeden Wunsch erfüllen kann. Andere magische Gegenstände haben die besondere Funktion, nur G. hervorzubringen, wie z. B . der

Geld

magische G.säckel. D a nun mit G. ein jedes wünschbare Ding gekauft werden kann, ist es von geringerer Bedeutung, ob nun der magische Gegenstand den Besitzer mit G. oder mit dem gewünschten Ding selbst versorgt. Infolgedessen betrachten wir als R e i c h t u m p r o d u z i e rende Personen, Tiere und Gegens t ä n d e , besonders diejenigen, die G. direkt hervorbringen. Das Volksmärchen ist voll von Episoden von Menschen, die G. zu erwerben trachten. Im Volksmärchen wird häufig von Menschen erzählt, die G. mitnehmen, wenn sie sich auf eine Reise begeben. 3 a. Zuerst die G. produzierenden Personen. In der alten indischen Mahabharata 34) lesen wir von einem weisen Manne, der einem König seinen Wunsch erfüllte, er solle einen Sohn haben, der so beschaffen War, das alles, was sein Leib hervorbrachte, aus Gold war; der Sohn wurde von Dieben weggeholt, die ihn ermordeten, weil sie hofften, so alles G., was er geben konnte, auf einmal zu bekommen; aber sie wurden enttäuscht (vgl. die Gans, die das goldene E i legte, bei Aesop). Eine schlecht behandelte Stieftochter war freundlich zu einem Wesen mit übernatürlicher Macht, das ihr die Gabe verlieh, daß ihr jedesmal, wenn sie sprach, ein Goldstück aus dem Munde fallen sollte 3 5 ). E i n e mongolische Geschichte erzählt v o n einem Mann, der einen Stein verschluckte, der ihm die M a c h t gab, Gold auszuspucken und zu erbrechen; der K ö n i g merkte das, g a b ihm Salzwasser und ließ ihn peitschen, bis er den Stein erbrach; darauf verschluckte ihn die Königstochter; der Mann sprach zu ihr Worte, die ihm im T r a u m verkündet worden waren und sie, schwanger, weil sie den Stein verschluckt hatte, verwandelte sich in eine Eselin; der M a n n ritt auf ihr, bis sie vor Müdigkeit zusammenbrach, dann ließ er sie liegen; die Geschichte geht dann so weiter: sie gebar zwei Knaben, der eine war gut, der andere schlecht, und v o n ihnen s t a m m t das chinesische Volk 3e ).

Ein Junge schlug eine gelbe Schlange B 113.1 tot und aß ihren K o p f ; darauf konnte er Gold in jeder Menge ausspucken 37 ). Wer immer das magische Vogelherz aß, fand jeden Morgen ein Goldstück unter seinem Kopfkissen 3 8 ). Dieses beliebte Motiv kann man nicht nur in Asien und Europa, 30*

467 sondern auch in den nordamerikanischen Indianermärchen 39 ) finden.

33) FFC. 74 N r . 569: C l o u s t o n Populär tales and ficiions 1, 72. 3 4 ) Übersetzt v o n J. M u i r 27 = C l o u s t o n Pop. tales and fictions 1, 124. 35) FFC. 74 Nr. 403; P . A r f e r t Das Motiv von der unterschobenen Braut R o s t o c k 1897; KHM. Nr. 1 3 ; weit verbreitet über Europa 36) C l o u s t o n und Amerika. Pop. tales and fictions 1, 86 = Folklore-journal 1886 I V 23. 37) C l o u s t o n 38 ) FFC. 1, 125. 74 N r . 567; T h o m p s o n Motif-Index 1, 298: B 113. 1 ; KHM. Nr. 60 u. 122; P e n z e r Ocean of story 1, 19 n. 2 ; C l o u s t o n Pop. tales and fictions 1, 93 = B u s k Folklore of Rome 146; v g l . AberglaubenWB. 3, 601 über den Glauben über die Beziehung zwischen verschiedenen gegessenen 39) Dingen und G . B e t r a g , den m a n erhält. Geological survey of Canada, Anthropological series 2, N r . 16.

3 b. Zahlreicher sind die G. produzierenden Tiere 40 ). Allgemein bekannt ist die Gans aus der Aesopschen Fabel, die ein goldenes E i 4 1 ) legte, der Vogel, der G. oder goldne Eier bei jedem Schritt legte 4 2 ), der Vogel auf dem Baume, der reines Gold fällen ließ oder die Henne, die Jack dem Riesen stahl, als er auf die Bohnenstange kletterte; diese Henne legte goldene Eier, die Jack und seine Mutter verkauften; und davon führten sie ein angenehmes Leben Auch den Vogel mit den goldenen Federn gibt es 4 5 ).

B100-119 D876

B 101.2

B 101

E i n neu-mexikanisches Indianermärchen 4 6 ) B 1 0 1 . 3 erzählt v o n den Truthähnen, die sich zu dem kleinen Aschenputtel, die sie so freundlich behütete, wie die gute Fee benahmen; sie machten ihre zerlumpten Kleider neu und schön und husteten für sie Geschmeide aus.

Sehr beliebt in der Volksmärchenliteratur ist der G. produzierende Esel, dessen Exkremente und Mist von Gold sind 47 ). B 1 0 2 In der Geschichte von dem armen Manne, D 1°26 der drei magische Gegenstände erhält, ist einer von ihnen ein Gold spendender Esel oder ein Gold spendendes Pferd, das der Wirt stahl, aber der Diebstahl wurde später mit der Hilfe des Knüppel aus dem Sack e n t d e c k t K ) . E s gibt auch ein Pferd, von dem fälschlicher Weise behauptet wird, es mache G o l d 4 9 ) ; ein K i l l . 1 kluger Junge steckte Münzen in den Mist des Pferdes und gab vor, daß das Pferd G. mache, und er verkaufte es für einen hohen Preis 50 ); manchmal wird ein Tier mit G. gefüttert, das dann zur rechten Zeit in

468 B109.3

B 104 B 108

B 112

Geld

seinem Mist erscheint. In einem albanischen Märchen 6 1 ) findet ein armer Mann einen Löwen, dem ein Goldstück aus dem Maule fällt; der Mann nahm das G. mit nach Hause; das wiederholt sich jeden T a g ; schließlich errichtete der Mann ein eisernes Gitter um den Löwen und fütterte ihn gut, und er erhielt jeden T a g ein Goldstück; eines Tages ging der Sohn des Mannes mit einem Säbel auf den Löwen los; der Löwe zerriß den Jungen in Stücke und gab kein Gold mehr; schließlich kamen der Löwe und der Mann überein, daß er das tägliche Goldstück gegen Fressen geben solle; aber die Freundschaft war vorbei. Ein slavisches Märchen 62 ) erzählt von einem Jungen, der für einen Bauer ein Jahr arbeitete und als Lohn ein weißes S c h a f erhielt, aus dessen Fell ein Goldregen fiel, jedesmal, wenn er „Schaf, hilf mir!" sagte; der Junge verlor das Schaf in einem Wirtshaus, aber er fand es mit Hilfe eines anderen magischen Gegenstandes wieder. Im Volksmärchen begegnet auch ein W i d d e r mit goldenem Vließ 5 3 ) und ein Eber mit abwechselnd goldenen und silbernen Borsten M ). Nichts gesellt sich häufiger und lieber zum G. oder zu einem Schatze als die S c h l a n g e . In der Pantschatantra 65 ) betete ein Brahmine eine Schlange auf einem Ameisenhaufen an und brachte ihr warme Milch, und jeden Tag fand er eine Münze auf dem Ameisenhaufen; eines Tages schickte er seinen Sohn, der die Schlange töten wollte, um den ganzen Schatz auf einmal zu bekommen; die Schlange biß den Jungen, und er starb. Ebenso beliebt ist die Gold produzierende Schlangenkrone 68 ).

E s gibt auch verschiedene andere 107, 109 Schatztiere 6 7 ): Hirsch, Fisch, H u n d 5 8 ) B 1 1 3 Geiß 69), Kuh, Teile eines Vogels 60) und Ein B 1 1 5 anderer Tiere (Ohr, Flügel) 61 ). Schatz wird gefunden in g e s c h l a c h t e t e n B 1 0 0 h i l f r e i c h e n T i e r e n 8a), wie z. B. in dem portugiesischen Märchen 63) von der bösen Stiefmutter, die ihrer Stieftochter befahl, die Kuh zu schlachten und ihre Eingeweide zu waschen; die Kuh befahl dem Mädchen, alles, was sie herauskommen sähe, aufzubewahren; als sie die Eingeweide reinigte, sah sie eine Goldkugel aus den Eingeweiden ins Wasser fallen. 40 ) T h o m p s o n Motif-Index i , 295: B 100 bis 119; C l o u s t o n 1, 123; P e n z e r Ocean of story 1, 20 u. 8, 59; C o x Cinderella 510 Nr. 54. 4 1 ) T h o m p s o n Motif-Index D 876; C l o u s t o n 1, 123. 42 ) T h o m p s o n Motif-Index 1, 295: B 101. 2: C o x Cinderella 510 Nr. 54; K ö h l e r

43 ) Pantschatantra KISchr. i , 409. Buch 3 Nr. 13 = C l o u s t o n Pop. tales and fictions 1, 124. 44 ) J a c o b s English fairy tales Nr. 13; vgl. J a c q u e s d e V i t r y Exempla (hrsg. C r a n e ) 209. 4 Í ) T h o m p s o n Motif-Index 1, 295: B 101. 1; K e i t h Indian Mythology 149; P e n z e r Ocean of story, 2, 507. 48 ) C u s h i n g Zuñi folktales 54; T h o m p s o n Motif-Index 1, 295: B 101. 3. 47 ) T h o m p s o n Motif-Index 1, 296: B 102; A a r n e Journal do la société finnoougrienne 1909 X X V I I 1 ; P e n z e r Ocean of story 5, 11 n. 1; B o l t e - P o l i v k a 1, 349 ( K H M . Nr. 36); S é b i l l o t Haute Bretagne Vannes 1892 ,,âne"; B a s i l e Pentamerone I Nr. 1. Vgl. T h o m p s o n Motif-Index D 1026 und G. N i e m e r Das Geld (Wort und Brauch 21) 91 (Gold fallen lassender Zwerg). 48 ) F FC. 74 Nr. 563; KHM. Nr. 36; C r a n e Italian pop. tales Nr. 32; H a h n Nr. 43; F e i l b e r g Ordbog 2, 803. 49 ) T h o m p s o n Motif-Index K h i . 1. 50 )

C l o u s t o n Pop. tales and fictions 2, 232. D o z o n Contes Albanais Nr. 17 = C l o u s t o n i , 131 ; T h o m p s o n Motif-Index 1, 297: B 109. 3. M ) L e g e r Contes pop. slaves Nr. 17 = C l o u s t o n i , 91 ; vgl. L o o t e n s Oude Kindervertelsels in den 63 ) Brugschen Tongval Brussels 1868 S. 9. T h o m p s o n Motif-Index 1, 296: B 105; P e n z e r Ocean of story 1, 20 n.; W.S.FoxGreeA and Roman mythology 108. 64 ) T h o m p s o n Motif-Index 1, 296: B 104. 56 ) Buch 3 Nr. 5 = C l o u s t o n 1, 125; T h o m p s o n Motif-Index 1, 297: B 108 (B 108. i mit Gold unter ihr; B 108. 2 mit einem Juwel auf ihrem Kopf; B 108. 3 liegt auf einem Schatz in einem See; B 108. 4 Gold produzierende Schlange; B 108. 5 als Schutzherr des Reichtums in Japan); vgl. Gesta Romanorum (übersetzt von S w a n ) Nr. 141. 68 ) T h o m p s o n Motif-Index 1, 297: B 112; B o l t e P o l i v k a 2, 463; FFC. 25, 132 Nr. 79; FFC. 33, 46 Nr. 79; FFC. 66, 73 Nr. 233. " ) T h o m p son Motif-Index 1, 296—7: B 106, B 107 u. B 109. 68 ) P e n z e r Ocean of story 5, 11 n. 1. S!>) A s b j ö r n s e n Nr. 7. , 0 ) T h o m p s o n Motif Index i , 298 : B 113. 81 ) ebda. B 115. s a ) e b d a . i , 295: B 100. 1; L e s k i e n u. B r u g m a n n Litauische Volkslieder u. Märchen Nr. 25; L u z e l 3, 134. 83) P e d r o s o Portuguese folktales Nr. 18. 51)

3 c. Meist ebenso beliebt sind die G. produzierenden G e g e n s t ä n d e , obwohl sie nicht in dem Maße variieren, wie die Tiere. A m einleuchtendsten ist natürlich der sich selbst füllende G.säckel. Fortu- D 1 4 5 1 natus erhielt von Fortuna unter anderen magischen Gegenständen einen unerschöpflichen G.säckel 6 4 ). Gott versprach dem Mädchen, das ihm freundlich den Weg zeigte, drei Wünsche zu erfüllen; das erste, was sie erbat, war eine Börse, die niemals leer werden sollte ®5). Eine Fee beschenkte Kinder, die in den Wald verstoßen worden waren, mit solch

Geld

einer Börse 6 6 ). Ein Mann stahl .eine solche Börse Dieben oder ihrem rechtmäßigen Eigentümer 6 7 ). Ein magischer G.beutel wurde von einem reichen Nachbarn gestohlen 68 ). In einem französischen Märchen 6 9 ) verhielt sich die g u t e Schwester freundlich zu einer a l t e n Bettlerin, und als das M ä d c h e n a m nächsten Morgen ein Leinentuch auseinanderfalten wollte, wurde es immer länger, bis es das ganze H a u s a u s f ü l l t e ; die böse Schwester w a r freundlich zu der Bettlerin und b a t sie u m ein Geschenk, das ihr das W e i b a u c h g a b ; in derselben N a c h t legte das M ä d c h e n eine Börse v o l l G . unter ihr K o p f kissen und h o f f t e , daraus a m nächsten Morgen ein ganzes H a u s v o l l G. herausnehmen zu k ö n n e n ; aber als sie erwachte, f ü h l t e sie einen F l o h auf der S c h u l t e r ; sie fing ihn und t ö t e t e ihn, d a k a m e n aber T a u s e n d e v o n F l ö h e n und bissen sie; sie t ö t e t e und z e r k n a c k t e sie, bis ihr ganzer Körper b l u t i g war. Dieses M ä r c h e n könnte a u c h in d e m A b s a t z über S t r a f e f ü r H a b g i e r b e h a n d e l t werden.

Sehr ähnlich der Börse ist die Tasche, die immer mit G. gefüllt ist; ein Soldat erhielt vom Teufel einen Mantel mit solch einer Tasche; er sollte dem Teufel angehören, wenn er in sieben Jahren stürbe 7 0 ). Als Belohnung für die Befreiung eines Geistes aus einer Flasche erhielt ein Mann einen kleinen Sack; wenn Stahl oder Eisen mit dem Sack gerieben wird, verwandelt es sich in Silber 7 1 ). Ein armer Mann in den Wäldern sah Geister aus einem Spalt in einem D1451.2 Felsen einen Sack und einen Hammer herausnehmen, mit dem sie auf den Sack schlugen; da kam Speise und Trank heraus; sie schlugen noch einmal, und goldenes und silbernes Geschmeide kam heraus. Darauf legten sie ihn wieder zurück und gingen fort, der arme Mann aber nahm den Sack und den Hammer und wurde reich; er erzählte seinem reichen Bruder von seinem Abenteuer; der reiche Bruder ging zu derselben Stelle; die Geister aber dachten, er habe den Sack und Hammer gestohlen, und bestraften ihn 72). In einem isländischen Märchen 73) erhielt ein armer Mann von einem geheimnisvollen Wesen eine H a n d m ü h l e , die alles ausmahlte, was er sich wünschte; unter anderen Dingen befahl ihr der arme Mann, Geld auszumahlen. In einem Grimmschen Märchen 74) wollten D 1451.1

469

3 Soldaten desertieren; der Teufel brachte sie in der Gestalt eines Drachen in Sicherheit und gab ihnen eine P e i t s c h e ; wenn d 1470.1.31 sie mit der Peitsche knallten, dann sprang so viel Geld vor ihnen herum, wie sie nur wünschten; dafür wollten sie ihm 7 Jahre dienen, und wenn die Zeit vorüber wäre, dann sollten sie ihm verfallen, wenn sie nicht ein Rätsel raten könnten, das er ihnen zu raten geben werde; mit Hilfe der Großmutter des Teufels rieten sie das Rätsel, wurden frei und behielten die Peitsche. „Eisen ist wertvoller als Gold"; ein Mann läßt sich von einem Schiff auf den Meeresboden hinuntersinken, wo er mit Hilfe dieser Zauberformel viel Gold erwirbt 7 5 ). U n t e r den pseudo-G.-produzierenden G e g e n ständen ist die pseudo-magische K u h h a u t oder das Eselsfell ' • ) a m beliebtesten. E i n Gauner zerriß die H a u t a n einigen Stellen, und in die Risse v e r s t e c k t e er einige M ü n z e n ; er n a h m sie m i t auf den M a r k t und b e h a u p t e t e , sie spende Gold, wenn m a n schlüge; er schlug sie m i t einem S t o c k , und ein paar M ü n z e n fielen heraus, und er v e r k a u f t e die H a u t für einen hohen Preis. Ein ernstes G e g e n s t ü c k scheint die Geschichte v o n d e m V a t e r , der seine T o c h t e r heiraten wollte, zu sein; das M ä d c h e n h a t t e eine F e e zur G e v a t t e r i n , die ihm riet, zu verlangen, d a ß er i h m erst ein Eselsfell bringen solle, das Gold s p e n d e " )

G. durch eine magische Produktion zu bekommen, ist zweifellos das beliebteste Mittel, das man im Volksmärchen findet. Übernatürliche Personen oder hilfreiche Tiere sind der gewöhnliche Quell solcher Versorgung. Diese Methode des Erwerbens erfordert die geringste Anstrengung. °4) FFC. 74 Nr. 566; B o l t e - P o l i v k a 1, 4 7 0 ; C l o u s t o n 1, 7 2 ; H a h n N r . 44; F e i l b e r g Ordbog 1, 360 u. 4, 1 5 7 . 6 5 ) FFC. 74 Nr. 4 0 3 A ; KHM. Nr. 135. 6 6 ) C r a n e Italian pop. tales N r . 4. 6 7 ) ebda. Nrs. 31 u. 66. 6 8 ) FFC. 74 N r . 564; 69) v g l . AberglaubenWB. 3, 601, 6 0 4 — 5 . Ch. D e u l i n Contes du roi Gambrinus 3, 283 = 7 0 D ä h n h a r d t Natursagen 2, 142. ) KHM. Nr. 7 1 1 0 1 ; FFC. 74 Nr. 361. ) KHM. N r . 99; FFC. 74 Nr. 331. 7 2 ) Siddhi Kür N r . 14 = C l o u s t o n 1, 101. 7 3 ) P o w e l l a n d M a g n u s s o n Icelandic legends (2. Serie) 16 = C l o u s t o n 1, 119. 74) KHM. N r . 1 2 5 ; FFC. 74 N r . 812. 7 5 ) FFC. 74 Nr. 6 7 7 ; A f a n a s j e v 5, Nrs. 31 a u. b . 76) FFC. 74 N r . 1 5 3 5 ; C l o u s t o n 2, 229. 7 7 ) C o x Cinderella 343.

4. Von den Methoden, zu G. zu kommen, die in der natürlichen und realen Welt gebräuchlich sind, ist das S t e h l e n

470

Geld

bei weitem die gewöhnlichste. Diese Tatsache gibt beredtes Zeugnis vom Mangel oder vom primitiven Stand sozialer Moral im Volksmärchen. Die oben erwähnten Methoden (übernatürliche G.Produktion) gehören offensichtlich zu den übernatürlichen Typen der Volksmärchen. Die folgenden Methoden (Stehlen, Betrügen etc.) sind typische Begleiter der anekdotischen, scherzhaften oder realistischen Märchentypen. Das berühmteste Diebsmärchen ist die alte ägyptische K 301.1 Rhampsinitusgeschichte 78), die H e r o d o t erzählt, und die in der modernen europäischen Folklore ganz geläufig ist. Rhampsinitus, der König von Ägypten, ließ sich für seinen Schatz eine Kammer aus behauenen Steinen bauen; der Erbauer erzählte seinen beiden Söhnen das Geheimnis; der König entdeckte, daß sein Schatz kleiner wurde, und legte eine Falle; der älteste Sohn ging in die Falle, als er G. stahl; der jüngere schnitt seinem Bruder den Kopf ab, um zu vermeiden, daß er erkannt werde; der König ließ den kopflosen Leichnam von der Palastmauer herunterhängen; der jüngere Bruder überlistete die Wachen und holte die Leiche seines Bruders wieder zurück. Eines von Däumlings Abenteuern (Tom Thumb) ist der Diebstahl des Königsschatzes 79). Däumling schloß sich einer Diebsbande an, die zu des Königs Schatzkammer kam und kroch durch eine Ritze in der Tür hinein, öffnete das Fenster und warf einen Taler nach dem anderen den Dieben zu, die draußen standen; der König kam, sich seine Schatzkammer zu besehen, und entdeckte den Diebstahl; während der König draußen war und den Wächtern davon erzählte, hörten sie das klingende Geräusch, das Däumling durch das Hinauswerfen der Taler verursachte; sie gingen schnell hinein, aber Däumling versteckte sich unter einem Taler und rief: „Hier bin i c h " ; aber sie konnten ihn nicht finden, weil er immer von einem Versteck zum anderen entschlüpfte; schließlich wurden sie müde und gingen hinaus, und Däumling warf den letzten Rest des G. zum Fenster hinaus und entkam; die Diebe teilten ihre Beute; der Anteil Däumlings war aber nur eine einzige kleine Münze, denn das war alles, was er tragen konnte (in einem englischen Märchen bietet der König Tom Thumb an, ihm alles Geld zu geben, das er aus der Schatzkammer tragen könne; mit vieler Mühe konnte Tom gerade eine Silbermünze heimtragen).

Ein satirischer Angriff auf die Verdorbenheit des Hofes ist das Märchen von dem verkleideten König, der einen Dieb begleitete, der ihm nur 6 Schillinge zu nehmen erlauben wollte, weil, wie er sagte, der König so viel Diebe habe 8 0 ), Ein paar m o r a l i s c h e Märchen, von denen die meisten einen erzieherischen Zweck haben und die in der Diebstahlgruppe begegnen, sind der Erwähnung wert als der Die Wahrheit kommt ans Licht-Typ. Grimms Variante 81) berichtet, daß ein Schneideriehring einen Juden auf der Landstraße ermordete, in der Meinung, daß er viel G. habe. Jedoch, als er die Leiche des Juden untersuchte, fand er nur 8 Heller; des Juden letzt Worte waren: ,,Die klare Sonne wird es an den Tag bringen"; als der Schneider später einmal in der Sonne an der Arbeit saß, sagte er: ,,Ja, die will's gern an den Tag bringen und kann's nicht"; seine Frau bat ihn, diese Bemerkung zu erklären; schließlich tat er es, sie erzählte das Geheimnis weiter, und er wurde verurteilt. Dies weit verbreitete Märchen ist wahrscheinlich orientalischen Ursprungs 82). Es ist ein Liebling mittelalterlicher Exempelsammlungen, und eine typische christliche Variante ist noch im heutigen Spanien 83 ) im Umlauf. E i n armer Mann entdeckt Gold auf dem Boden eines Brunnens und erzählt seinem reichen Bruder davon; sie gingen zusammen zum Brunnen, der reiche Bruder holte das Gold heraus, den armen Mann aber ließ er auf dem Grunde des Brunnens sterben; der aber bat den reichen Bruder, daß sein Kind, das gerade geboren werden sollte, „Nichts bleibt vor Gott verborgen" genannt werde; Missionare wunderten sich über den merkwürdigen Namen und fragten den reichen Bruder danach aus, der schließlich gestand. Zwei nordeuropäische Märchen erzählen von Dieben, die bestraft wurden. Ein livisches Märchen 84 ) erzählt von einem Sohn, der lange von Haus fort war und mit viel G. heimkehrte ; seine Eltern erkannten ihn nicht und töteten ihn um des G.s willen. E i n estnisches Märchen 85 ) berichtet, wie ein Mann etwas Gold fand; ein mit einem Ziegenfell verkleideter Prediger wollte es ihm fortnehmen; aber das Ziegenfell blieb an ihm kleben und er konnte es nicht wieder los werden. E i n spanisches Märchen, gefunden in einer Exempelsammlung 88 ) und in der Folklore 87 ), erzählt von einem Seher, der einem Manne sagte, seine Frau habe sein Geld gestohlen und ihrem Liebhaber gegeben; der Mann

Geld

d r o h t e ihr m i t d e m T o d e , aber ihr K i n d s a g t e , d a ß das S c h w e i n das G . v e r s c h l u c k t h a b e ; er s c h l a c h t e t e das S c h w e i n u n d f a n d das G . Ein anderes spanisches Märchen 88 )

erzählt von einer Dienerin, die mit ihren Ersparnissen heimkehrte; auf dem Wege wurde sie beraubt und ihr der Kopf abgeschlagen. Ein Grimmsches Märchen 89) erzählt von einem Feldscherer, der behauptete, er könne sich seine Hand abschneiden und sie wieder dransetzen; er schnitt sie ab und gab sie dem Wirt, der sie zur Aufbewahrung in einen Schrank legte; in der Nacht legte der Schatz einer Magd an ihre Stelle eine Hand von der Leiche eines Diebes; am nächsten Tage setzte der Feldscherer diese Hand an seinen Arm; später, in einem anderen Wirthaus, sah er einen reichen Mann an einem Tische sein G. zählen; als der reiche Mann wegsah, griff der Feldscherer danach und nahm eine Hand voll. Er argwöhnte, daß er die falsche Hand bekommen hatte und ging zurück zum ersten Wirtshaus, um seine Hand wiederzubekommen; der Wirt hatte sie nicht, gab ihm aber an ihrer Stelle viel G. Als Jack seine Bohnenstange erklettert hatte und von der Frau des Riesen versteckt worden war, sah er den Riesen 2 Geldsäcke herausholen, die er zählte, bis er in Schlaf fiel; Jack stahl darauf einen Geldsack und floh mit ihm 9 0 ). Verschiedene ^Diebstahl-Märchen fallen in die Scherz- und Anekdoten-Klasse. Zwei davon, beides wallonische Märchen, tragen religiösen Charakter. Ein Junge, der eine Statue der Jungfrau in einer Prozession trug, sah eine Münze auf dem Boden Hegen; er beugte sich nieder, um sie aufzuheben, aber bevor er sie ergreifen konnte, fiel die Statue darauf; daher glaubte er, die Jungfrau müsse sie schon vorher gesehen haben und legte die Münze auf einen Altar der Jungfrau 91 ). Ein Bauer betete vor einer lächelnden Statue eines Heiligen; er sah dort einige Opfermünzen liegen; er nahm eine der Münzen, dann sah er nach der Statue und sagte: ,,Du lachst ? Dann werde ich noch eine Münze nehmen" ®2). Eine sehr beliebte und weit verbreitete Geschichte

471 ist die von nenten 93).

den gemeinsamen

Depo-

G . wurde v o n 3 g e m e i n s a m e n D e p o n e n t e n einem B a n k i e r übergeben und sollte nur auf die gemeinsame F o r d e r u n g aller drei wieder ausgelöst werden k ö n n e n ; einer v o n den drei D e p o n e n t e n s t a h l das G . oder b e k a m es v o n d e m B a n k i e r durch L i s t ; die beiden anderen v e r k l a g t e n den B a n k i e r w e g e n des G . s ; er s t i m m t zu, es herauszugeben, w e n n alle drei es gemeins a m forderten. E i n e andere sehr beliebte G e schichte ist die v o n Doktor Allwissend 9 1 ). D r e i J K Diener stahlen ihres Herren G . ; ein prahlender D o k t o r Allwissend wurde herbeigerufen, u m den D i e b e n nachzuspüren; a m ersten T a g e b r a c h t e einer v o n den Dienern d e m D o k t o r zu essen; d a s a g t e e r : „ D a s w a r der e r s t e " , er m e i n t e d a m i t aber, der erste v o n den drei T a g e n , die i h m zur N a c h f o r s c h u n g z u g e b i l l i g t waren, sei nun v o r ü b e r ; der Diener aber dachte, er h a b e i h n d a m i t als einen v o n den drei D i e b e n bezeichnen w o l l e n ; ebenso g i n g es m i t d e m zweit e n und d r i t t e n ; schließlich gestanden alle drei d e m D o k t o r , der sie das G . z u r ü c k g e b e n ließ, sie aber n i c h t verriet.

Ebenso beliebt ist die Geschichte von den drei armen Handwerksburschen, denen der Teufel versprach, es solle ihnen niemals an Geld fehlen, solange sie auf jede Frage mit: „Wir alle drei", „Ums Geld" und „Und das war recht" antworteten; ein Kaufmann, der im selben Wirtshaus abgestiegen war, gab dem Wirt viel G. zur Aufbewahrung; der Wirt und die Wirtin ermordeten den Kaufmann und klagten die drei Handwerksburschen an, die auf alle Fragen die drei abgemachten Antworten gaben und zum Tode verurteilt wurden; aber der Teufel erlaubte ihnen, die Wahrheit zu sagen; der Teufel bekam die Seele des Wirtes, der für den Diebstahl zum Tode verurteilt wurde, und die drei Handwerksburschen wurden mit ihrem G. freigelassen 95 ). Als der Junge die magische Fiedel spielte, nach der der Jude im Dom tanzen mußte, gab der Jude ihm einen ganzen Beutel voll G., damit er mit spielen aufhöre; später aber klagte der Jude dem Richter, der Junge habe ihm sein G. gestohlen, und der Junge sollte gehängt werden; der Junge spielte auf seiner Fiedel, und der ganze Gerichtshof mußte tanzen, bis sie ihn wieder frei ließen; dann drohte er, wieder zu spielen, wenn der Jude nicht gestehe, woher er das G. habe; der Jude

1956

472

Geld

gestand, daß er das G. gestohlen habe, und wurde als Dieb aufgehängt 96 ). In den beiden letzten Märchen sehen wir, wie G.diebstahl mit dem Tode bestraft wird; aber öfter entkommt der Dieb ohne Strafe und scheint die Sympathie und Bewunderung des Märchenerzählers, wenn nicht sogar auch die der Hörer, auf seiner Seite zu haben. Ein Märchen aus Indien • ' ) erzählt von einem blinden und von einem tauben Mann, die dem Menschenfresser seinen Schatz stahlen; als sie ihn teilen wollen, befahl der Blinde dem Tauben, ihn in zwei gleich große Teile zu teilen; der Schatz bestand aus vier Bündeln; und der Taube legte drei Bündel und einen Teil vom vierten für sich bei Seite; den Rest teilte er in zwei Hälften; als der Blinde fühlte, wie klein sein Anteil war, sagte er, er sei betrogen worden; in dem Streit, der daraus entstand, fingen die beiden an, sich zu schlagen; der Blinde schlug den Tauben so heftig aufs Ohr, daß er wieder hören konnte, und der Taube schlug den Blinden so heftig ins Gesicht, daß er die Augen aufschlug und wieder sehen konnte; der Taube gestand seinen Betrug ein, und nun teilten sie wirklich gerecht. In einem spanischen Märchen 98 ) vergrub ein Flötenspieler sein G. unter einem Feigenbaum; ein Nachbar sah das und stahl ihm das G.; als der Flötenspieler entdeckte, daß sein G. fort war, ging er durch die Straßen und sang und spielte, er wolle noch mehr G. an derselben Stelle vergraben; der Nachbar legte das gestohlene G. eilig zurück, in der Hoffnung, so vielleicht später noch mehr stehlen zu können; der Flötenspieler aber fand durch diese List sein G. wieder.

Eine andere Gruppe von Märchen über das Stehlen beschäftigt sich mit der E r w e r b u n g v o n D i e b s g e l d durch eine List oder durch einen glücklichen Zufall. Ein Gauner sah, wie Diebe ihre Beute teilten; er zog eine rote Schnur durch seine einzige Münze und ließ sie unter das Diebsgeld gleiten; er erhob Anspruch auf das G. weil wie er behauptete, eine von ihm bezeichnete Münze darunter sei; sie teilten das Geld mit ihm"). Hierher gehört ein anderes von Däumlings (Tom Thumbs) Abenteuern. Däumling versteckte sich unter einem Felsstück, als drei Diebe mit einem Sack voll G. vorbeigingen ; ein Dieb fing an, das G. zu zählen und drohte, die andern tot zu schlagen, wenn sie nicht still wären; Däumling zählte hinter seinem Felsstück laut mit dem Dieb mit, der sich darauf umwandte

und den einen von seinen Gefährten tot schlug; ebenso erging es dem andern; aber als er dann immer noch hörte, wie einer hinter ihm mitzählte, glaubte er, nahebei versteckte sich jemand und wolle ihn töten; da lief er weg und ließ das G. liegen; Däumling aber brachte es seiner Mutter 100 ). Ein närrischer Mann und seine Frau schliefen auf einer Tür auf einem Baume; Diebe kamen unter den Baum und wollten ihr G. teilen, der Mann erschrak und zitterte so vor Furcht, daß die Tür herunterfiel; sie fiel den Dieben auf den Kopf, und sie flohen und ließen ihr G. liegen 1 0 1 ). Ein Junge tat so, als ob er tot wäre und wurde in der Kirche in einen offnen Sarg gelegt; ein Kaufmann, dem der Junge G. schuldete, kam in die Kirche, versteckte sich hinter dem Altar und wollte warten, bis die anderen die Kirche verlassen hatten, denn er hoffte, er könne dem Jungen die Mütze an Stelle des schuldigen G. wegnehmen; nachts kamen Diebe in die Kirche, um gestohlenes G. zu teilen; sie gerieten bei der Verteilung in Streit; in diesem Augenblick erhob sich die angebliche Leiche und befahl den Dieben, die Kirche zu verlassen; in großer Furcht rannten sie hinaus; der Kaufmann kam aus seinem Versteck und forderte seinen Anteil an dem G., aber der Junge wollte ihm nur zahlen, was er ihm schuldete; die Diebe aber glaubten draußen, ihr G. werde unter den Toten verteilt, und rannten in großer Furcht weg 1 0 2 ).

Ein armer Mann sah zwölf Diebe auf einen Berg hinaufgehen und hörte wie sie riefen: „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich auf!"; als sie fort waren, sprach er dieselben Worte, kam so in ihre Höhle und nahm viel G. mit; als er es ausgegeben hatte, lieh er sich ein Scheffelmaß von seinem reichen Bruder und holte sich darin noch mehr von dem G. der Diebe; der reiche Bruder hatte Pech auf das verliehene Maß gestrichen; er fand G. und erfuhr so von der Entdeckung seines armen Bruders; nun ging auch er in die Höhle; aber als er wieder fort gehen wollte, hatte er die Worte vergessen; die Diebe fanden ihn und schlugen ihn tot 1 0 3 ). 78 ) FFC. 74 Nr. 950; C l o u s t o n 2, 1 1 5 ; C r a n e Italian pop. tales Nr. 44. 79 ) KHM. Nr. 45; FFC. 74 Nr. 700; J a c o b s English fairy tales Nr. 25. 80 ) FFC. 74 Nr. 951 A ; B o l t e 8l P o l i v k a 3, 393 (2). ) KHM. Nr. 1 1 5 ; FFC. 74Nr. 960; vgl. FeilbergOnZfcog^, 804. 82 ) B o l t e - P o l i v k a 2, 5 3 1 ; FFC. 74 N. 960; 1001 Nacht (Habicht) 14, 2 0 1 ; vgl. C h a u v i n 7, 146. 83 ) L l a n o R o z a de A m p u d i a Cuentos asturianos Nr. 1 2 1 ; FFC. 90 Nr. 960. 84 ) L o o r i t s

Geld Livische Märchen (FFC. 66) Nr. 939'. 86 ) A a r n e Estnische Märchen (FFC. 25) Nr. 8 3 1 * . 86 ) Libro de los ejemplos por ABC Nr.293. " ) L l a n o R o z a d e Ampudia Nr. 1 2 2 ; B o g g s Spanish folktales (FFC. 90) Nr. »891. 88 ) FFC. 90 Nr. 780* A. 89 9 ) KHM. Nr. 1 1 8 ; FFC. 74 Nr. 660. ») J a c o b s English fairy tales Nr. 1 3 . 9 1 ) L a p o r t Contes pop. wallons (FFC. 1 0 1 ) Nr. *I224. 9 2 ) ebda. Nr. j 5 6 5 . 93) FFC. 74 Nr. 1 5 9 1 ; C l o u s t o n 2, 1 ; W e s s e l s k i Arlotto 1 , 205 Nr. 4 1 ; C h a u v i n 8, 63 Nr. 28 (Syntipas); P e n z e r Ocean of story 1 , 186; B u r t o n 1001 nights 6, 2 1 0 ; B e n f e y 287; Shakespeare Jestbooks 2, 330. 8 4 ) KHM. Nr. 98; FFC. 74 Nr. 1 6 4 1 . 96 ) KHM. Nr. 1 2 0 ; FFC. 74 Nr. 360; 1 6 1 7 . 96) KHM. Nr. 1 1 0 ; FFC. 74, Nr. 592. 9 ') F r e r e Old Deccan days Nr. 1 5 . 98) FFC. 90 Nr. * i 6 i 7 ; C a b a l Folklore de Asturias S. 200. " ) FFC. 74 Nr. 1 6 1 5 ; C h a u v i n 7, 1 5 3 (100z Nacht); W e s s e l s k i Hodscha Nasreddin 2, 197 Nr. 387. 1 0 °) C r a n e Italian pop. tales Nr. 77. 101 ) J a c o b s English fairy tales Nr. 6. 1 0 2 ) C r a n e Nr 103. 1 0 3 ) FFC. 74 Nr. 676; KHM. Nr. 1 4 2 ; B o l t e - P o l i v k a 3, 1 3 7 ; G o n z e n b a c h Nr. 75; A f a n a s j e v . 8 Nr. 27. 5 . D e r G r u p p e v o n Märchen, in denen G . durch Diebstahl erworben w i r d , ist eine kleine G r u p p e v o n Märchen n a h e v e r w a n d t , in denen G . durch eine L i s t erworben wird. Moralisch gehören diese beiden G r u p p e n in dieselbe Kategorie. I n jedem F a l l e , den m a n finden kann, bleibt der B e t r ü g e r unbestraft. Ein M a n n täuschte die D u m m h e i t einer F r a u , die er auf der L a n d s t r a ß e t r a f , indem er ihr erzählte, er sei v o m H i m m e l gefallen; sie fragte ihn, ob er dort ihren Mann gesehen h a b e ; er sagte, er kenne ihn, u n d sie g a b i h m G . , das er ihrem Manne mitbringen s o l l t e 1 0 4 ) . Eine englische Variante erzählt von einem Bauern, der seiner Frau 1 0 Pfund in Gold zur Aufbewahrung gab, bevor er auf den Markt fuhr; sie wickelte sie in ein Tuch und versteckte sie im Rauchfang; ein alter Soldat kam und behauptete, er käme aus dem Paradies und habe dort ihren ersten Mann getroffen; der Mann habe ihm aufgetragen, er solle ihr erzählen, er sei ein Flickschuster und brauche G. für neues Leder; sie gab dem Soldaten die 1 0 P f u n d 1 0 6 ) . Ein Mann, der eine närrische Frau hatte, hatte etwas G. gespart und in Goldstücke eingewechselt; er sagte zu seiner Frau, die Goldstücke seien gelbe Gickelinge und vergrub sie im Stall; eines Tages kamen Krämer, die irdene Näpfe und Töpfe feil hielten; das Weib sagte, sie habe kein G., sondern nur ein paar gelbe Gickelinge; sie zeigte ihnen, wo sie vergraben waren, und sie flohen mit dem Gold und ließen alle Näpfe stehen 1 0 6 ). Zwei Jungen stritten sich darüber, wen der Kuckuck mit seinem Ruf gemeint habe; jeder bezahlte einem An-

473 walt eine Gebühr, damit er darüber entscheide; der Anwalt sagte, er habe keinen von den beiden, sondern ihn selbst gemeint, weil er das G. habe 1 0 7 ). Ein Mann verschrieb sich für G. dem Teufel; er stopfte seine Kleider mit Stroh aus und hängte die Puppe auf; der Teufel glaubte, der Mann habe sich a u f g e h ä n g t 1 0 S ) . Eine junge Frau, die ihren verlorenen Mann suchte, verdang sich als Bediente; der Kellermeister machte ihr einen Heiratsantrag und sagte, er habe 70 Pfund bei seinem Herrn liegen; sie ließ ihn das G. bringen und beschäftigte ihn durch Zaubermacht, die ihr ihr verzauberter Mann verliehen hatte, mit einer albernen Arbeit; ebenso machte sie es mit dem Kutscher und dem L a k a i 1 0 9 ) . A l l e diese Märchen mit A u s n a h m e des letzten sind reine Vertreter des S p a ß und Anekdotentyps. >04) KHM. Nr. 104; vgl. FFC. 74 N r . 1540 und FFC. 22. l 0 6 ) J a c o b s English fairy tales Nr. 8. 1 0 8 ) KHM. Nr. 59; vgl. FFC. 74 Nr. 1385. 107 ) FFC. 90 Nr. " 1 5 9 3 (spanisch); L l a n o R o z a de A m p u d i a Cuentos asturianos Nr. 79. 108 ) A a r n e Estnische Märchen (FFC. 25) Nr. 10Ä iiqo*. ) JacobsMore English fairy toZesNr.50. 6. N e b e n dem Stehlen ist d a s F i n d e n d a s beliebteste Mittel im Volksmärchen, zu G . ? u kommen. B e i dieser äußerst mühelosen A r t des G.erwerbs ist die höchste M a c h t die des Z u f a l l s oder des Glücks. Auch den Schatzfindungsmärchen, die einen ganzen K r e i s f ü r sich bilden, soll hier eine kurze B e t r a c h t u n g gewidmet sein. Z w e i spanische Märchen preisen F o r t u n a s M a c h t u n d L a u n e n haftigkeit. D a s G . u n d d a s G l ü c k beschlossen einmal, ihre M a c h t an einem armen M a n n e auszuprobieren; d a s G . g a b ihm einen T a l e r , aber er verlor i h n ; d a s G . g a b ihm ein Goldstück, aber der K a u f m a n n , d e m er es geben wollte, erklärte es f ü r f a l s c h ; das G . g a b ihm eine große Menge G . , aber D i e b e stahlen es i h m ; das G l ü c k blies ihn an, und er f a n d den verlorenen T a l e r ; der K a u f m a n n entschuldigte sich, denn er h a t t e entdeckt, daß das Goldstück echt w a r ; die Diebe kamen ins Gefängnis, u n d er b e k a m sein G . wieder; schließlich fand er noch eine Goldmine110). E i n M a n n , der großes G l ü c k hatte, w u r d e reich u n d g a b seinem armen N a c h b a r n G . ; d a m i t sollte er zu F o r t u n a s P a l a s t gehen u n d versuchen, ob er nicht sein L o s verbessern k ö n n t e ; aber der a r m e M a n n h a t t e P e c h , denn

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Geld

F o r t u n a ändert nicht ihren Sinn und geht dorthin, wo sie w i l l m ) . Ein Mann träumte einmal, wenn er in eine bestimmte Stadt ginge, dann werde er unter einer bestimmten Brücke einen Schatz finden; er ging hin, fand aber nichts; er traf aber auf der Brücke einen Mann, dem er seinen Traum erzählte; der Mann sagte, auch er habe geträumt, er werde an einer bestimmten Stelle, die er genau beschrieb, einen Schatz finden; aus der Beschreibung erkannte der Mann, daß es sein eigenes Haus war; er ging heim und fand den Schatz l i a ). Ein Mann verkaufte einem Kruzifix seine Kuh; als es nicht zahlen wollte, zerbrach er das Kruzifix in Stücke und fand darin einen Schatz 113 ). Weitverbreitet in der Folklore ist der Gedanke, daß Riesen, Zwerge und überh a u p t übernatürliche Wesen großen Reicht u m besitzen 1 1 4 ). z. B . in einem englischen Volksmärchen erschlug der Held einen Riesen und fand viel Gold und Silber in seiner Höhle 1 1 5 ). D a s G. kommt in einem Heiligenbild-Motiv in der spanischen Geschichte von der belohnten Gastlichkeit eines armen Mannes v o r : der a r m e Mann lud ein Christusbild ein, und es fiel G. aus der S t a t u e 1 1 6 ). E s gibt viele Geschichten von vergrabenen oder verborgenen Schätzen 1 1 7 ). G. der anderen W e l t wird auf dieser W e l t oft ein ganz wertloser Gegenstand 1 1 8 ) (siehe ferner unten den Absatz über G. für Dienstleistungen). Andeutungen davon findet m a n in einem englischen M ä r c h e n 1 1 9 ) . Eine arme alte Frau fand an der Landstraße einen großen schwarzen Topf; sie nahm den Deckel ab und fand darin lauter Goldstücke; in der Dunkelheit zog sie den schweren Topf hinter sich nach Hause; nach einer Weile hielt sie an, um sich auszuruhen und sah in den Topf; diesmal war es Silber; sie ging wieder eine Weile und hielt wieder an; diesmal war im Topf nur ein Klumpen Eisen; als sie das nächste Mal anhielt, war ein Stein darin; und als sie nach Hause kam, verwandelte sich der Topf in ein Pferd und sprang wiehernd davon. Ein Mädchen nahm Dienst bei einer Hexe, die ihm verbot, den Rauchfang hinaufzusehen; einmal tat es das Mädchen aber doch, und es fiel ihm ein großer Beutel voll G. in den Schoß; das ereignete sich mehrmals, und das Mädchen kam reich nach Hause 120 ). Ein Wirt hörte einen Baron sagen, Erziehung mache reich; der Wirt ging zur Schule, aber der Lehrer sagte, er sei zu spät gekommen; da ging er immer früher zur Schule, bis er eines Morgens vor Sonnenaufgang dort ankam und eine große Börse voll Gold fand 121 ). Ein Narr fand eine Börse und erzählte das dem, der sie verloren

hatte; die Frau des Mannes versuchte zu beweisen, daß ihr Mann verrückt sei, damit sie die Börse behalten konnte m ) . In einer italieni123 ) merkte Aschenschen Aschenputtel-'Va.Tia.nte puttel auf ihrem Heimweg vom Ball, das ihr Diener des Königs folgten und verstreute aus zwei Börsen, die ihr ein Wunschvogel gegeben hatte, G. auf die Straße; die Diener hielten an, um das G. aufzuheben und verloren sie dabei aus dem Auge. In einem spanischen Märchen124) warf ein getreuer Diener ein paar Münzen aufs Feld; als sein Herr sie aufhob, sagte der Diener zu dem Liebhaber der Frau seines Herrn, der Herr hebe Steine auf, um sie nach ihm zu werfen, worauf der Liebhaber floh. D a s Anfangsmotiv des wohlbekannten 1 2 6 ) ist die Küchlein (Halfchick)-Märchens G.-findung, während es nach Nahrung herumscharrt; es verleiht das G., oder es wird ihm gestohlen; der größere Teil des Märchens erzählt dann, wie Küchlein (Halfchick) das G. mit seinen Helfern wiederfindet. Eine interessante religiöse V a r i a n t e 1 2 6 ) wurde in Spanien gefunden, in der G. die Hauptrolle spielt. Küchlein fand eine Münze; es wollte sie einer Bettlerin nicht als Almosen geben; es traf noch eine alte F r a u , die es zum Tode verdammte, wenn es die Münze jemals verliere; es ließ die Münze in einem Teich einem F r o s c h ins Maul fallen; der F r o s c h konnte die Münze nicht herunterschlucken, biß sie entzwei und verschluckte die eine Hälfte; die andere Hälfte fand Küchlein; da starb die eine Hälfte seines Körpers; Küchlein bereute und sprang in den Teich, u m zu sterben, aber es landete auf dem Frosch, der die halbe Münze heraushustete; so fand Küchlein sie wieder und wurde wieder ganz lebendig, weil es bereut h a t t e . G. begegnet in dem Haufenmärchen 1 2 7 ). Eine alte Frau fand beim Fegen eine Münze; sie kaufte dafür ein Schwein; sie kam zu einem Zauntritt, aber das Schwein wollte nicht hinüber; sie bat einen Hund, das Schwein zu beißen, aber der Hund weigerte sich; sie bat einen Stock, den Hund zu schlagen, aber der Stock wollte nicht; usw. Ein Sohn ging in die Welt hinaus, sein Glück zu suchen; seine Mutter gab ihm mehrere Brote, in die sie je eine Goldmünze hineingebacken hatte 1 2 8 ). Oder ein Herr gab seinem Diener, der den Dienst aufgeben wollte, einen Laib Brot, der G. enthielt 129 ). E s ist eine im Volksmärchen gern angewandte Praxis, dem Reisenden in

Geld

dieser Art verstecktes G. mitzugeben 130). Ein reicher Mann befahl seinem Sohn auf dem Totenbette, wenn er einmal seinen Reichtum verlieren sollte, sich aufzuhängen; und wirklich, der Sohn verlor alles und wollte sich grade aufhängen, als das Dach einbrach und viel G. freilegte, das der Vater dort versteckt hatte m ) . In einer spanischen Variante 132 ) grub der Junge ein Erdloch, um darin seinen Kopf zu ersticken; aber beim Graben fand er einen Schatz. 110 ) C a b a l l e r o Cuentos y poesías populares andaluces S. 69; FFC. 90 Nr. 945* A. m ) C a b a l l e r o Cuentos y poesías pop. andal. S. 57; FFC. 90 Nr. »948. 1 1 2 ) FFC. 74 Nr. 1645; N i e m e r Das Geld (Wort und Brauch 21) S. 126; J a c o b s More English fairy tales Nr. 63. 1 1 3 ) M e y e r Contes de la Flandre (FFC. 37) Nr. 1642*. m ) N i e m e r Das Geld Kap. 4; C l o u s t o n Pop. tales and fictions 1, 126, Anm. 2; im Nibelungenlied bewacht der Drache Fafnir einen gewaltigen 1 1 6 ) J a c o b s More English Goldschatz. fairy tales Nr. 52. 1 1 6 ) FFC. 90 Nr. 750 B ; E s p i n o s a •Cuentos pop. esp. Nr. 86. u » ) Siehe z. B. FFC. 74 Nr. 1791; F e i l b e r g Ordbog 3, 235 und 4, 803; A a r n e Finnische Märchenvarianten FFC. 33, S. 45. 1 1 8 ) F e i l b e r g Ordbog 4, 804. 1U>) J a c o b s More English fairy tales Nr. 53. l 2 °) ebda. Nr. 64. 1 2 1 ) L o o r i t s Livische Märchen (FFC. 66) Nr. 1645'. 122 ) FFC.e90 Nr. 1696* A. 123 ) C r a n e Italian pop. tales Nr. 9. 124 ) FFC. 90 Nr. 1725; l l a n o R o z a de A m p u d i a Cuentos asturianos N r . 107. ™)FFC. 74 Nr. 715; B o l t e - P o l i v k a i , 258; H a h n Nr. 85. 126 ) A . R o d r í g u e z d e M o ñ i ñ o Manuscript collection of tales from Extremadura Nr. 46. 1 2 ? ) J a c o b s English fairy tales Nr. 4. 1 2 S ) F r e r e Old Deccan days Nr. 9. 1 2 i ) C r a n e Italian pop. tales Nr. 41. 130 ) FFC. 90 Nr. 910 B. 1 3 1 ) FFC. 74 Nr. 910 D ; C l o u s t o n Popular tales and fictions 2, 53; C h a u v i n 8, 94 132 ) B u s k .(Syntipas); KHM. 237. Patrañas S. 131.

7. In ein paar Märchen ist G. der Lohn für Dienstleistungen; oft wird es von übernatürlichen Wesen gezahlt. Eine arme Stieftochter sprang in einen Brunnen und kam zum Hause der Frau Holle, •der sie brav diente; als sie heimkehren "wollte, ließ Frau Holle Gold regnen, und das Mädchen wurde ganz und gar von Gold bedeckt; sie durfte das Gold mit nach Hause nehmen m ) . Der Tod, der bei dem Sohn eines armen Mannes Gevatter stand, gab dem Jungen als sein Patengeschenk die Macht, wenn er an ein Krankenbett gerufen werden sollte, •den Tod zu sehen; der Junge, der auf

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dieses Weise genau voraussagen konnte, ob einer sterben oder am Leben bleiben würde, wurde ein berühmter Arzt und verdiente viel G. 1 3 4 ). In dem Abschnitt über das Geldfinden beobachteten wir Andeutungen von G. aus der anderen Welt, das in dieser Welt wertlos wird; in diesem Abschnitt nun finden wir direkte Beweise für das entgegengesetzte Phänomen: für ein in der andren Welt wertloses Ding, das auf dieser Welt zu G. wird 1 3 5 ). Ein Mann arbeitete sieben Jahre für den Teufel; als Bezahlung befahl ihm der Teufel, seinen Ranzen mit Kehricht zu füllen; als er auf diese Welt zurückgekehrt war, fand der Mann, daß aus dem Kehricht pures Gold geworden war 1 3 6 ). E i n Schneider und ein Goldschmied wurden in der Dunkelheit beim Wandern durchs Gebirge von der Musik des kleinen Volkes angezogen; sie ließen sich willig Haar und Bart scheren; zur Belohnung füllte ihnen das kleine Volk die Taschen mit umherliegenden Kohlen; als sie in das Wirtshaus kamen, waren die Kohlen zu reinem Golde geworden 1 3 7 ). In einem indischen Märchen gab eine Königin einer Hexe einen großen Beutel mit Goldstücken, damit sie die Freundschaft zwischen ihrem Sohn und einem Jungen von niedrigerer Geburt löse 138 ).

In den Gesta Romanorum findet man eine interessante Geschichte über das Budget eines Mannes von seinem Verdienst 139 ). Kaiser Titus erklärte den Geburtstag seines ersten Sohnes zum Feiertag, und jeder, der an diesem Tage arbeitete, sollte des Todes schuldig sein; der Zimmermann Focus wurde mit der Hilfe eines magischen Standbildes an diesem Tage bei der Arbeit erwischt; als der Kaiser Focus fragte, warum er das Gesetz übertreten habe, antwortete er ihm, er müsse jeden Tag acht Pfennige verdienen, denn er müsse jeden Tag zwei Pfennige von einer Schuld zurückzahlen, die er in seiner Jugend gemacht habe, und zwar müsse er seinem armen Vater das viele G. zurückgeben, das er für ihn in seiner Jugend ausgegeben habe; zwei Pfennige müsse er jeden Tag seinem eignen Sohn leihen, damit er davon etwas lernen könne; zwei Pfennige verschwende seine Frau jeden Tag; und die übrigen zwei Pfennige brauche er für sich selbst

Geld

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für Speise und Trank; der Kaiser ließ ihn frei, weil er ihm so klug geantwortet hatte, und als Titus starb, wurde Focus zum Kaiser ernannt; nach seinem Tode wurde sein Bild, auf dem oben acht Pfennige abgebildet waren, unter den Bildnissen der verstorbenen Kaiser aufgestellt. 133) KHM. N r . 24; FFC. 74 N r . 480; C h r i s t i a n s e n Norske eventyr 63. 1 3 4 ) FFC. 74 N r . 332; KHM. Nr. 44; Gonzenbach Nr. 19. A f a n a s j e v 1, Nr. 9; C h r i s t i a n s e n Danske studier 1 9 1 5 , 7 1 . 1 3 6 ) F e i l b e r g Ordbog 1, 5 1 2 und 4, 803; v g l . N i e m e r Das Geld K a p . 4. 1 3 7 ) KHM. "«) KHM. Nr. 100. N r . 182; v g l . AberglaubenWB. 3, 624, heißes Teufelsgeld, und F e i l b e r g Ordbog 3, 256, heiße, glühende Geister138) F r e r e münze. Old Deccan days Nr. 5. 139) Gesta Romanorum Nr. 5 7 ; v g l . F e i l b e r g Ordbog 3, 256.

8. Manchmal wird G. durch G e w i n n e n erworben. Ein Prinz versprach, die Tochter eines Zauberers zu heiraten und nach einem Jahre G. zurückzuzahlen, das er vom Zauberer geborgt hatte; während dieses Jahres wurde dem Prinzen die Macht verliehen, beim Spiel zu gewinnen w o ) . Ein alter Soldat verbrachte drei Nächte in einem Gespensterhaus und gewann dadurch eine Prinzessin zur F r a u ; er willigt ein an Stelle der Prinzessin eine Summe G. anzunehmen 141 ). 140) FFC. 90 N r . 313. wallons (FFC. 1 0 1 ) Nr.

141)

L a p o r t Contes '324.

pop.

9. Der H e c k e t a l e r , oder G., das zu seinem Besitzer immer wieder zurückkommt, ist zwar ein sehr wichtiger Volksglauben, aber im Märchen spielt er keine große Rolle 1 4 2 ). Im Leben nach dem Tode bringt er seinen Besitzer in die Hölle; denn, wer ihn besitzt, muß dem Teufel verfallen. Die Hauptidee findet man bei den alten Hebräern; eines ihrer Volksmärchen erzählt davon, wie der Prophet Elias einem Jungen einen Wunsch gewährte; der Junge wünschte sich G., und der Prophet gab ihm solch eine Münze 1 4 3 ). In Die schwarze Schule in Grundtvigs Dänischen Märchen muß jeder, der vom Teufel G. haben will, u m Mitternacht dreimal um die Kirche gehen und jedesmal, wenn er an der Kirchentüre vorbei kommt, dreimal durchs Schlüsselloch pfeifen; dann erscheint der Teufel und gibt ihm so viel G., wie er wünscht.

142) AberglaubenW B. 3, 1 6 1 3 ; 5 c u r a t Zauber geld in Am Ur-Quell 1893 I V 1 3 5 ; N i e m e r Das Geld K a p . 3; F e i l b e r g Ordbog 4, 1031. 143) M. G r ü n b a u m Jüdisch-deutsche Chrestomathie, L e i p z i g 1882, S. 418.

10. Das Volksmärchen streicht oft heraus und betont, daß G r o ß m u t b e l o h n t u n d H a b g i e r b e s t r a f t wird; häufig wird Großmut mit G.-Vermehrung und Habgier mit G.-Verlust vergolten. An dieser Stelle sei das Märchen von der guten und der bösen Schwester erwähnt, das schon oben unter den G. produzierenden Gegenständen behandelt wurde. In dem oben unter G. für Dienstleistungen erwähnten Märchen von dem Schneider und dem Goldschmied, die ihre Taschen mit Kohlen, die zu Gold wurden, füllen durften, kehrt der Goldschmied später mit Säcken zurück; nachdem er dem kleinen Volk erlaubt hatte, ihn zu scheren, durfte er die Säcke mit Kohlen füllen; als er aber nach Hause kam, wurden die Kohlen nicht zu Gold, und auch die, die er beim ersten Male bekommen hatte, blieben kein Gold, sondern wurden wieder zu Kohlen, und außerdem behielt er noch seine Glatze 1 4 4 ). Das war die Strafe für seine Habgier. A u f der anderen S e i t e : als ein alter M a n n einen armen Jungen u m ein G o l d s t ü c k b a t , g a b ihm der J u n g e eines, w e n n er auch unter großen O p f e r n zu i h m g e k o m m e n war, der a l t e M a n n g a b i h m darauf vier G o l d s t ü c k e und befahl i h m , sie aufs Spiel zu s e t z e n ; der J u n g e t a t es u n d g e w a n n ein großes V e r m ö g e n 1 4 6 ). D a s ist d a s e n t g e g e n g e s e t z t e E x t r e m . E i n K n e c h t , der drei Jahre f ü r seinen Herrn gearbeitet h a t t e , b e k a m dafür drei H e l l e r ; auf der L a n d s t r a ß e traf er einen Zwerg, der ihn d a r u m b a t und sagte, er sei a l t und könne nicht mehr a r b e i t e n ; er g a b sie ihm, und der Z w e r g belohnte ihn m i t der E r f ü l l u n g dreier W ü n s c h e 1 4 6 ) . Ein armes Mädchen, das nichts als die K l e i d e r auf d e m L e i b und ein S t ü c k B r o t in der H a n d besaß, traf verschiedene B e t t l e r und g a b ihnen alles, w a s sie h a t t e ; als sie so n a c k t , einsam und h u n g r i g i m W a l d e stand, fielen einige Sterne v o m H i m m e l ; es waren aber G o l d s t ü c k e , sie s a m m e l t e sie auf und wurde reich 1 4 7 ).

Daraus sehen wir, wie das Volksmärchen besonders die Großmut und das Almosengeben betont. Der geizige Reiche verliert wahrscheinlich seine Seele. z. B . : ein reicher B a u e r sah sich seine K i s t e m i t seinem G . a n ; da f r a g t e ihn sein Gewissen, ob er a u c h seinen R e i c h t u m g u t a n g e w e n d e t habe, d e n A r m e n g e g e b e n h a b e u n d n i c h t h a b g i e r i g gewesen sei; sein H e r z m u ß t e auf alle

Geld diese Fragen mit „nein" antworten; ein armer Nachbar bat ihn um etwas; das gab er ihm und bat den armen Mann, er möge drei Nächte auf seinem Grabe wachen; der Arme tat es, und in der dritten Nacht kam der Teufel und wollte sich die Seele des reichen Bauern holen; der Teufel befahl dem armen Mann und einem Soldaten, der ihm Gesellschaft leistete, fortzugehen; sie machten zur Bedingung, daß der Teufel den Stiefel des Soldaten mit G. fülle; während der Teufel das G. holen ging, schnitt der Soldat ein Loch in den Stiefel; so mußte der Teufel immer wieder G. herbeischaffen und konnte damit den Stiefel doch nicht füllen; schließlich floh er und verlor so die Seele und das G. 148 ). Nur seine letzte Handlung von großmütiger Mildtätigkeit rettete diesen reichen Bauern. Das G. eines reichen Mannes war in seiner Haut versteckt; der Teufel kam, nach dem G. zu sehen; ein Flickschuster schlug einen Kreis um ihn, um den Teufel fern zu halten, nahm das G. und nagelte den Teufel f e s t I W ) . Ein Prinz sah, wie zwei Engel auf dem Dach einer frommen Witwe spielten; er machte sie reich; nach einem Jahre kam er wieder vorbei und sah zwei Teufel auf dem Dach 1 5 0 ). Reichtum und Schlechtigkeit, Armut und Tugend gesellen sich gewöhnlich im Volksmärchen zueinander. Ein Vater verkaufte einem Manne seinen Sohn gegen Gold; er sollte nach zwanzig Jahren zu seinem Vater zurückgeschickt werden; in dem Hause des Mannes war es dem Jungen verboten, zwei Töpfe anzurühren, der eine war von Gold, der andere von Silber; der Junge nahm von dem einen Topf den Deckel herunter und tauchte seinen Finger hinein; der Finger •wurde sofort zu Gold 1 6 1 ). Ein Mann bekam einen Sack voll Gold, der nach Belieben jede Hand, die hineingriff, festhalten konnte 1 5 2 ). Ein Schüler ging in die Werkstatt seines Meisters, während der Meister fort war, und versuchte vergeblich aus Kupfer Gold und aus Blei Silber zu machen 163 ). Ein Mann heiratete eine Frau, deren rechter Arm aus massivem Gold war; sie lebten glücklich, aber er schätzte sie am meisten wegen ihres goldenen Armes; als sie gestorben war, grub er ihren Leichnam aus, schnitt den goldnen Arm ab und legte ihn unter sein Kissen; da erschien ihm der Geist seiner Frau; „Was hast du mit deinen roten Wangen gemacht", fragte er sie; „Sind ganz verwelkt und verbraucht", antwortete sie; usw. bis er zu der Frage kam: „Was hast du mit deinem goldnen Arm gemacht ?" da antwortete sie: „ D u hast ihn!" (Diese letzte Antwort wird plötzlich laut ausgerufen, offensichtlich, um Kinder zu erschrecken) 164 ). Der Geist eines toten Kindes kam immer wieder in sein Vaterhaus zurück, um zwei Heller zu suchen, die ihm seine Mutter gegeben und die es in den Dielenritzen versteckt hatte; die Mutter hatte dem Kinde das G. für einen armen Mann gegeben; aber aus Eigensucht hatte er das G. versteckt, um sich davon Zwieback zu kaufen; und nun konnte seine Seele keine Ruhe finden, bis das G.

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dem armen Manne gegeben war; die Eltern fanden das G. und gaben es dem Armen; und der Geist des Kindes wurde nie wieder gesehen 166 ). Alle diese letzten Geschichten zeigen verschiedene Merkmale menschlicher H a b gier. 145 »4) KHM. Nr. 182. ) L a p o r t Contes pop. wallons, FFC. 101 Nr. ' 3 1 3 D ; v g l . N i e m e r 149 Das Geld Kap. 5. ) KHM. 1 1 0 (FFC. 74 Nr. 592). 1 4 7 ) KHM. 1 5 3 . 1 4 8 ) KHM. Nr. 195. 11») PFC. 74 Nr. 815. 1 6 0 ) A a r n e Estnische Märchen (FFC. 25) Nr. 796*. 1 6 1 ) JAF. 26, 247 lä2 (American Indian). ) FFC. 90 Nr. 330. 153 ) J a c o b s English fairy tales Nr. 15. I64 ) ebda. Nr. 24. 1 6 S ) KHM. Nr. 154. 1 1 . I m Volksmärchen wirft nur der N a r r G. fort oder gibt es weg oder verliert es gänzlich. E i n N a r r warf den Fröschen G . zu, damit sie es zählen konnten 1 S 6 ). E i n N a r r verkaufte einige Ochsen und g a b das G. f o r t 1 5 7 ) . Einige Narren beschlossen, ihrem W i r t , der ziemlich weit weg wohnte, die Miete zu schicken; sie kamen überein, sie wollten es durch einen Hasen übersenden, den einer von ihnen gefangen h a t t e ; sie schrieben also dem W i r t einen Brief und steckten das G . in einen Beutel, banden beides dem Hasen u m den H a l s und zeigten ihm den W e g ; der aber rannte in den W a l d ; sie schlössen daraus, er kenne einen kürzeren W e g 1 5 8 ) . 15«) PFC. 7 4 Nr. 1642. « ' ) FFC. Nr. 90 Nr. 1003* A C a b a l Cuentos tradicionales asturianos S. 174. 1 6 8 ) J a c o b s More English fairy tales Nr. 86. 1 2 . Ähnlich den Gedanken über die S t r a f e für Habgier und die Verbindung von G . mit Schlechtigkeit, die wir oben behandelt haben, geht der Gedanke durch das Volksmärchen, daß G. Sorgen bringt. E i n glücklicher Mönch bekam v o m Herrn viel G . ; je mehr er bekam, umso unglücklicher wurde e r ; schließlich wurde er sein G. wieder los und w a r wieder glücklich wie vorher 1 5 9 ). In einem spanischen M ä r c h e n 1 S 0 ) g a b ein reicher Mann einem armen Schuhmacher viel G . ; er wurde aus Sorge und F u r c h t vor D i e b stahl ganz unglücklich; darum g a b er das G. zurück und lebte glücklich in seiner Armut. In einem anderen spanischen M ä r c h e n 1 6 1 ) schickte ein König einem armen Müller, der reich werden wollte, eine Pastete, die mit G. gefüllt w a r ; aber der Müller starb unglücklich. In den

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Geldbörse, die verlorene—Geld im Stock

Exempla des J a c q u e s d e V i t r y 1 6 2 ) finden wir eine Geschichte von einem armen Mann, der mit einem bescheidenen Einkommen glücklich war, während seine reichen Nachbarn immer von Sorgen schwer bedrückt wurden; sie klagten, das Singen des glücklichen armen Mannes ließe sie des Nachts nicht schlafen; einer von ihnen beschloß seinem Glück ein Ende zu bereiten und warf einen Beutel voll G. vor des armen Mannes T ü r ; der Arme fand es und versteckte es; in dieser Nacht machte er sich Sorgen aus Furcht, das G. könne gestohlen oder er des Diebstahls angeklagt werden, und war gar nicht froh und sang nicht; seine reichen Nachbarn fragten ihn, warum er denn so traurig sei; zunächst wollte er nicht mit der Sprache heraus, aber der reiche Mann sagte, er wisse sein Geheimnis; da sagte der Arme: „ N i m m dein G. wieder, damit ich wieder singen und mich freuen kann wie sonst". Ein Drache zeigte zwei Jägern einen Schatz; der erste vergiftete den Wein des zweiten; der zweite erschoß den ersten, dann trank er den vergifteten Wein und starb 1 6 3 ). 169) FFc. 37 Nr. 754 (flä7 4 Nr. 754; FFC. misch). 18 °) FFC. 90 Nr. 754« A. 1 6 1 ) FFC. 90 Nr. 754* B. 162 ) Hrsg. C r a n e Nr. 66; FFC. 74 Nr. 754. w») FFC. 74 Nr. 763; L o o r i t s Livische Märchen FFC. 66 Nr. 763; B o l t e - P o l i v k a 2, 154; B a s s e t 1001 Contes 3, 181.

13. Vermischte Märchen behandeln das G. auf verschiedene Weise. Eine Frau sagte zu ihrem Manne: „Wenn ich einen Gulden fände und einer mir geschenkt würde, so wollte ich einen dazu borgen und du solltest mir auch noch einen geben; mit den vier Gulden wollte ich eine junge K u h k a u f e n " ; der Mann dachte, das sei wirklich eine gute Idee, und sie dachten sich weiter solche Sachen aus, bis sie anfingen, sich darüber zu streiten, wem nun eigentlich die Milch von der K u h zukäme 1 6 4 ). Ein armer Mann, der vor Gericht stand, hatte einen Stein in seiner Börse; er wollte ihn nach dem Richter werfen, wenn er verurteilt würde; der Richter glaubte, die Börse enthalte Bestechungsgeld und sprach ihn frei 1 6 6 ). Ein abgedienter Soldat und St. Petrus waren zusammen auf der Wander-

schaft; St. Petrus erweckte eine tote Prinzessin wieder zum Leben, und der König belohnte ihn dafür mit viel G . ; St. Petrus teilte das Gold in drei Teile und sagte, ein Teil sei für ihn selbst, einer für den Soldaten und einer für den, der das Herz vom L a m m gegessen habe (der Soldat hatte es vorher gegessen, hatte das aber geleugnet); jetzt gab der Soldat sofort zu, daß er das Herz gegessen habe und nahm sich schnell auch den dritten Teil des Goldes 1 6 6 ). Der Feind, der die Stadt belagerte, wollte nicht abziehen, wenn er nicht 600 Taler bekäme. Die Städter riefen aus, wer das G. aufbrächte, der solle Bürgermeister werden; der Sohn eines armen Fischers wurde v o m Feinde gefangen genommen, der für ihn 600 Taler g a b ; der Fischer gab die 600 Taler den Städtern, die sie dem Feinde bezahlten. Der Feind zog ab, und der Fischer wurde Bürgermeister 167 ). Niemer 1 6 8 ) sagt, die alte Sitte, eine Münze entzwei zu brechen u n d . eine Hälfte dem Bräutigam, die andere der Braut bei der Hochzeit als Bürgschaft zu geben, sei in deutschen Volksmärchen gut belegt. 161) FFC. 74 Nr. 1430; KHM. Nr. 168. 1 6 5 ) FFC. 74 Nr. 1660; W e s s e l s k i Hodscha Nasreddin 1, 253 Nr. 171. 168 ) FFC. 74 Nr. 785; KHM. Nr. 81. »») KHM. Nr. 137. 16S ) Das Geld S. 157 Anm.

Vgl. Gerte E 2 !

Boggs.

Geldbörse, die verlorenes, a r a b i s c h e M o t i v e B I! Geld im Stock. In Deutschland ist dieser Stoff vorzüglich durch Hans S a c h - J 1161. s e n s Das golt im stab Cydiae bekannt. Hier leiht Archetimus dem geizigen Cydias eine große Summe Geldes. Wie er sie zurückverlangt, behauptet Cydias, er habe sie zurückerstattet. E r wird vor Gericht geladen. Bevor er sich dahin begibt, höhlt er einen Stab aus und legt das Geld hinein. Wie er nun den Eid leisten soll, übergibt er den Stab dem Archetimus, daß dieser ihn halte und schwört dann, er habe das Darlehen zurückgegeben. Wütend schleudert Archetimus den Stab zu Boden, der Stab bricht

Geld im Stock

entzwei, das Geld rollt heraus, der Betrug des Cydias wird offenkundig. Karl Gödeke (s. u.) hat sowohl die unmittelbare Quelle vom „stab Cydiae", als auch die bisher bekannte älteste Aufzeichnung des Stoffes nachgewiesen. Als unmittelbare Quelle diente H. Sachs folgendes Werk, das im Jahre 1551 erschienen war, ganz kurz bevor H. Sachs sein Gedicht verfaßte: Johannis Stobei scharpfsinniger Sprüche ausz den schritten der aller vernünftigsten eltisten, hochgelerten Griechen um der zale ob 250 zusammengetragen von G e o r g F r ö l i c h von der Lomnitz. H. Sachs bearbeitet also den Stoff nach dem Florilegium 'AvöoXofiav des Joannes aus Stoboi in Makedonien, der im VI. J h . n. Chr. lebte. Die bisher bekannte älteste Aufzeichnung bietet der griechische Grammatiker Konon (I. Jh. v. Chr.) in seinem mythographischen Werke Atr^asts cap. 38: Ein Milesier, aus der Heimat flüchtig, vertraut seinem Gastfreund in Sizilien sein Geld zur Verwahrung an. Der Gastfreund leugnet das anvertraute Gut ab, höhlt ein Rohr aus, legt das Geld hinein, gibt vor Gericht das Rohr dem Milesier zu halten und schwört, er habe das Geld dem Kläger zurückgegeben. Ergrimmt über den Meineid, schleudert der Milesier das Rohr zu Boden, das Geld rollt hervor. Der entlarvte Betrüger erhängt sich. Aus dem hellenistischen Kreis ging der Stoff zu den Juden des Altertums über. Gaster (s. u.) hat die Fassungen im Talmud und Midrasch nachgewiesen. Im babylonischen Talmud Nedarim 25 a, Schebuoth 29 a und nachher im rabbinischem Schrifttum heißt dieses Motiv „das Rohr Rabas" nach dem Rabbi (IV. Jh.), vor dem sich der Streitfall abgespielt haben soll. Im Midrasch Leviticus Rabba, VI, 3, Pessikta Rabbati X X I I . ed F r i e d m a n n 113a heißt es „Geschichte des Bar-Talmion" nach dem Betrüger, der, als die Geldstücke aus dem geborstenen Stab rollen, dem Kläger zuruft: Lies nur auf, lies nur auf, du liest ja das deinige zusammen. Die Aggada kennt auch das Motiv vom Geld, das in Brot eingebacken wird. Eine Frau ver-

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gißt bei ihrer Nachbarin drei Geldstücke, die Nachbarin merkt sie nicht und bäckt sie in ein Brot ein. Als die Frau um ihr Geld zurückkommt, schwört die Nachbarin beim Leben ihrer Kinder, sie habe es nicht. Sie wiederholt den Schwur dreimal und verliert ihre drei Kinder, eines nach dem anderen. Erst beim Trauermahl, wo das Brot angeschnitten wird, kommt das Geld zum Vorschein. (Klare Fassung bei G a s t er Exempla, 1 2 1 b , wo reiche Literatur.) Beide Erzählungen, die von Bartholomäus mit dem Geld im Stock und die von der Frau mit dem Geld im Brot sollen die Bedeutung des Schwures veranschaulichen.

In der islamischen Legende erfährt dieser Stoff eine eigenartige Wandlung. David erhält von Gott eine wunderbare Glocke, die an einer Kette gezogen werden kann; jedoch nur wer im Recht war, konnte die Kette erreichen. Nach Davids Tod kommt folgender Rechtsfall vor die Glocke: Einem Israeliten wird eine Edelperle anvertraut. E r behauptet, das anvertraute Gut zurückerstattet zu haben. Die Glocke soll entscheiden. Der Betrüger schließt die Perle in einen Stock ein, auf den er sich stützt. Vor der Glocke beteuert der ehrliche Kläger, die Perle nicht zurückbekommen zu haben; natürlich erreicht er die Kette. Zum Glockeneid zugelassen, reicht der Betrüger den Stab mit der Perle dem Kläger und schwört darauf, er habe die Perle dem Besitzer zurückgegeben. — Auch er erreicht die Kette. Das Volk Israel gerät in Verwirrung über die Glocke, die beiden recht gibt. Gott entrückt die Kette ( D a m l r i Leben der Tiere, Kairo 1830, I, 520). Eine minder klare Fassung ist bei W e i l Biblische Legenden der Muselmänner, Frankfurt 1885, 213 f. zu lesen. Diese islamische Legende verbindet derart das Motiv vom G. i. St. mit dem Motiv des betrogenen Gottesurteiles (s. K23.71 Eideslist in MärchenWb. I 476) und mit dem Motiv von der Glocke der Gerechtigkeit. D1318 Augenscheinlich verrät sie jüdisch-aggadische Einwirkung. Auch für den Islam kommt hier Indien als Märchenheimat nicht in Rechnung, denn aus den Untersuchungen Zachariaes (s. u.) erhellt, daß der Stoff in Indien vor dem XVII. J h . nicht nachgewiesen ist. Indischer Einfluß kann also auch für das christlich-

48o

Geld im Stock—Geldmännlein

europäische Mittelalter nicht angenommen werden. Die kirchliche Legende verknüpft unser Motiv mit der Wundergeschichte des heiligen Nikolaus. Vincentius Bellovacensis (Vincent deBeauvais, X I I I . Jh.) erzählt: Ein Christ lieh von einem Juden Geld. E r behauptet, dem Juden nichts zu schulden. Der Jude fordert den Eid beim heiligen Nikolaus. Der Christ steckt die Summe in einen ausgehöhlten Stock, den er, vor der Eidesleistung, dem Juden zum Halten übergibt; nun schwört er, alles zurückerstattet zu haben. Wie er derart obsiegend mit seinem Stock nach Hause zieht, wird der Betrüger von einem Wagen überfahren; er selbst stirbt, der Stab wird entzweigebrochen, das Geld rollt hervor. Der Jude gelobt, sich zu taufen, wenn der heilige Nikolaus den Toten belebt. Der Getötete erwacht zum Leben, gesteht den Betrug, der Jude tauft sich (Speculum

morale,

III,

VI.

IV.).



Von

den

weiteren Gestaltungen des Stoffes in Europa ist hervorzuheben die bei C e r v a n t e s Don Qijöte I I 45, wo Sancho Pansa als neuer Statthalter der Insel Barataria an einem derartigen Rechtsfall seinen richterlichen Scharfsinn zu beweisen hat. Herrmann Küglers treffliche Untersuchungen (s. u.) verfolgen den Stoff in der lebenden Volksüberlieferung. E r geht von der Sage aus, die an den Turm des alten berlinischen Rathauses in der Spandauer Straße anknüpft. Ein betrügerischer Schuldner, bevor er die Hand zum Eid erhebt, reicht dem Gläubiger, wie zufällig, Hut und Stock zum halten, und schwört, dem Gläubiger das Geld in die Hand gegeben zu haben. Unterwegs höhnt und schilt er noch den Geprellten. Sie werden handgemein. Dabei spaltet sich das Rohr, die Goldstücke rollen die Treppe hinab, der Meineidige muß die Summe zurückerstatten und zeitlebens eine seidene Schnur um den Hals tragen, zum Hinweis auf den Strick, den er verdient hätte. Hermann K ü g l e r weist noch Volksüberlieferungen nach: A l e x .

folgende Cosmar

Sagen u. Miscellen aus Berlins Vorzeit, 1831, 25—42. O t t o M o n k e Berliner Sagen und Erinnerungen, 1926, Nr. 10; W i d a r Z i e h n e r t Preußische Volkssagen, 1839, II. 93 ff.; G r ä s s e Sagenbuch des preußischen Staates, 1868, I. 4of.; W i l h e l m S c h w a r t z Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg, 1914, Nr. 4; C a r o l a F r e i i n v o n E y n a t t e n Brandenburgersagen 1893 1 — 1 0 . Dazu noch K ü h n a u Sagen aus Schlesien, Nr. 159; W u s t m a n n Als der Großvater die Großmutter nahm, 169—173. In einem Märchen aus der Gascogne birgt der Betrüger das Geld nicht in einen Stock, sondern in einen Korb, den er vor dem Eid dem Kläger reicht ( B l a d é Gascogne, I I I , 368). Besonders beachtenswert scheint die Volksüberlieferung aus Salzwedel. D a wird der Meineidige von einem Müllerwagen überfahren, stirbt, die Dukaten rollen hervor, der Betrug wird offenkundig. Hier ist die Einwirkung der Legende vom heiligen Nikolaus klar. ( T e m m e Die Volkssagen der Altmark 1839 Nr. 35; K u h n Märkische Sagen u. Märchen Nr. 39; Grässe Sagenbuch des preußischen Staates Nr. 182).

Der W e g der Wanderung unseres Motivs läßt sich also derart zeichnen: Aus dem Hellenismus (Konon) dringt das Motiv vom G. i. St. in die jüdische Aggada, von der Aggada in die islamische Legende und in die christliche Hagiologie, obwohl für diese auch hellenistische Einwirkung angenommen werden darf. Die Kirchenlegende wirkte weiter in der Volksüberlieferung, welche noch heute lebt. K a r l G o e d e k e Geistliche und weltliche Lieder des Hans Sachs, Deutsche Dichter des 16. Jh.s I V Leipzig 1870 I, 297 Nr. 147; R. K ö h l e r KISchr. I, 137; S t e i n s c h n e i d e r 1. ZDMG. XXVII 564, 2. Hebräische Übersetzungen S. 860 Anm. 85 Nr. 9; G a s t e r 1. Monatsschrift für Gesch. u. Wissenschaft des Judentums 1880 42—53. 2. Studies and Texts, London, 1925 bis 1928, II. 1228—1239. 3. Exempla of the Rabbis 1 2 1 a S. 210 f.; W ü n s c h e Zwei Dichtungen von Hans Sachs nach ihren Quellen, Zvgl LitGesch. N. F . 1897, X I . 4 8 — 5 9 ; C h a u v i n 1. Bibliographie I I 129. 2. La Récension égyptienne des 1001 Nuits Bruxelles 1899 93 f. G ü n t e r Die christliche Legende des Abendlandes 1910 61, 71 — 73; Z a c h a r i a e in ZVk. 33, 78; H e r m a n n K ü g l e r Das Geld im Stock und der Strick um den Hals in MittGeschBerlins 1927 28—32; B. H e l l e r 1. Revue des Etudes Juives 1911 L X I I 312. 2. In B o l t e - P o l i v k a I V 323, 389. 3. Die Bedeutung des arabischen Antar-Romans für die vergleichende Literaturkunde 1931, 16.

Heller. Geldmännlein s. G a l g e n m ä n n c h e n .

Geld mit Scheffeln messen

Geld mit Scheffeln messen. 1. Allgemeines. — 2. Unibos. — 3. Simeliberg. — 4. Gestiefelter Kater. — 5. Andere T y p e n . — 6. Ursprungsfrage.

K 223

1. G. m. Sch. m. ist ein Motiv, das in den verschiedensten Schwank- und Märchentypen seinen Platz haben kann — in solchen, die auf den Gegensatz von „arm und reich" aufgebaut sind. Der Arme borgt vom Reichen einen Scheffel zum Messen von Geld, ein hängen gebliebenes Geldstück entfesselt dann die Habsucht des Reichen. Eine der möglichen Variationen ist, daß der Arme das Geldstück absichtlich hängen läßt oder gar nur das eine Geldstück besitzt, mit dem er Reichtum vortäuschen will. Aber das Allgemeine ist doch die folgende Formulierung: der Arme kommt unversehens zu Geld, der Reiche bestreicht den Scheffel, um zu wissen, was gemessen wurde. 2. A m ältesten ist unser Motiv im T y p u s Unibos belegt, und zwar in dem lateinischen Gedicht, das dem Typus den Namen gegeben. Der lateinische Unibos 2) ist, wie bekannt, im 1 0 . — 1 1 . Jh. in Niederland, Lothringen oder Frankreich entstanden 3 ). Der Bauer Einochs findet drei Töpfe voll Geld. Um seinen Reichtum zu messen, borgt er vom Praepositus einen Scheffel. So erfährt der habgierige Reiche vom Geld und beginnt mit dem Villae maior Ränke gegen Unibos zu schmieden. In der Unmasse der modernen Varianten des Um'6os-Märchens 4 ) ist aber das Motiv ziemlich selten, so daß BolteP o l i v k a 6 ) und Aarne-Thompson 8 ) es nicht einmal unter die stehenden Motive aufnehmen. Die einzige deutsche Variante, die ich kenne 7 ), stammt aus Dithmarschen. Der Arme, dem man die K u h getötet hat, macht in der Stadt Halbpart mit einem Dieb und kommt so zu Reichtum. Z u Hause borgt er vom Nachbar einen Scheffel zum Geldmessen und läßt absichtlich einige Stücke darin stecken. In einem französischen Märchen aus Lothringen 8 ) mißt das Bürle sein Geld, das er für die wahrsagenden Häute bekommen, im Scheffel des argwöhnischen Nachbarn. Eine überaus verstümmelte 31

Märchen-Lexikon II.

Aufzeichnung von ebendort ®) berichtet, daß ein kleines Mädchen von seiner Patin einen Scheffel verlangt, um „seine Goldstücke zu messen". Als es ihn zurückgibt, fallen drei Taler heraus, die Erklärung ist unklar. Eine burgundische Variante 1 0 ) stimmt mit der Müllenhoffschen überein, nur daß der Eigentümer des Scheffels auf den Inhalt neugierig ist. Auch in Irland 1 1 ), in Dänemark 1 2 ), in Litauen 1 3 ) findet sich das Motiv in Unibosvarianten, und zwar in der Spielart, daß der Held selber das Geld im Scheffel läßt. Endlich haben wir auch das Motiv in einer modernen indischen (bengalischen) Variante 1 4 ). Hier spielt der Schlaue die Säcke, in denen er sein gestohlenes Geld getragen hatte, seinen Feinden in die Hände und sorgt dafür, daß einige Geldstücke im Grunde liegen bleiben. !) F . das.-, B o l t e - P o l i v k a I I . 1 ff.; A a r n e a ) Herausgegeben T h o m p s o n Nr. 1535. von G r i m m und S c h m e l l e r Lateinische Gedichte des 10. und 11. Jh. Göttingen 1838, 359; v g l . ZDA. 9, 398. 3 ) S. G u s t a v E h r i s m a n n Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters I. München 1918, 363; B o l t e - P o l i v k a I I . 6. 4 ) S. B o l t e - P o l i v k a I I . 10 ff. 5 ) I I . 10. «) Nr. 1535. ' ) M ö l l e n 8) C o s q u i n h o f f Schleswig 461. Lorraine I, 222. 9 ) C o s q u i n Lorraine I, 230. 1 0 ) E . B e a u v o i s Contes populaires de la Norvege, de la Finlande et de la Bourgogne, Paris 1862, 218. L o v e r Legends and stories of Ireland, 2 nd 12) series, London 1834, 273. Carit Etlar Eventyr og Folkesagn fra Jylland, Kobenhavn 1874, 134; vgl. auch A n d e r s e n s Großen und 13) S c h l e i c h e r Kleinen Klaus. Litauen 121. 14) Indian Antiquary 1874, 1 1 ; s. C o s q u i n Lorraine I, 1 1 7 .

3. Ganz regelmäßig kommt das Motiv G. m. Sch. m. im Märchentypus Simeliberg 1S ) vor. Die Teile dieses Märchens sind 1 6 ): A. Ein armer Mann entdeckt eine Schatzhöhle, die sich auf ein Losungswort öffnet und schließt. — B . Sein reicher Bruder, von dem er sich einen Scheffel zum Geldmessen leiht, entlockt ihm das Geheimnis. — C. Der Reiche verfehlt in der Höhle das Losungswort und findet den Tod. — In diesem Typus ist das Motiv G. m. Sch. m. wesentlich und organisch. Wie wir aus der Ubersicht bei Bolte-Polivka 1 7 ) ersehen, fehlt es in nur wenigen der zahlreichen

482

Geld mit Scheffeln messen

Varianten, die über ganz Europa verbreitet sind. Es ist kaum anders glaublich, als daß alle europäischen Varianten auf das Märchen Ali Baba in IOOI Nacht zurückgehen. Dieses Märchen ist nach Europa in der bekannten Ubersetzung von Galland eingedrungen18), fehlt aber in den arabischen Texten der Sammlung 1S ), um 1910 ist der arabische Text aus einer um das Jahr 1800 entstandenen Oxforder Handschrift *>) bekannt geworden. Uberaus zahlreiche Übersetzungen in alle Sprachen Europas 21 ) vom 18. Jh. an verbreiteten das Märchen schnell und ließen es überall ins Volk dringen. Merkwürdig ist, daß, während das Motiv des Geldmessens in allen europäischen Varianten wie in der arabischen literarischen Fassung eine entscheidende Rolle spielt, es in den spärlichen äußereuropäischen mündlichen Aufzeichnungen 22 ) regelmäßig fehlt. Ein Zeichen der Zeriittung dieser Varianten, die von den europäischen volkstümlichen Varianten abhängen müssen. 1 5 ) S. das.; B o l t e - P o l i v k a III. 137; A a r n e w) T h o m p s o n Nr. 676. Nach B o l t e - P o l i v k a I I I , 137 f. " ) III, 138 ff. " ) B o l t e P o l i v k a III, 149. 1 9 ) V. C h a u v i n Bibliographie des ouvrages arabes V, Liège-Leipzig 1901, 79 ff. 20 ) Hg. v . D. B. M a c d o n a l d Journal of the Royal Asiatic Society 1910, I. 327, 1913, I, 4 1 ; vgl. N ö l d e k e Zeitschrift für Assyriologie 28, 242ff. 2 1 ) S. C h a u v i n Bibliographie V, 79 ff.; B o l t e - P o l i v k a I I I 144, Anm. 1 und 2. 22 ) S. B o l t e - P o l i v k a III. 144.

4. In nördlichen und östlichen VariN 401.1 anten des Gestiefelten Katers23) haben wir auch das Motiv G. m. Sch. m., natürlich in der Form, daß der Fuchs, der in jenen Gegenden bekanntlich 24 ) den Kater vertritt, durch das Ausborgen des Scheffels und Liegenlassen eines Geldstückes den Reichtum seines Herrn dem König vortäuschen will. So bei den Awaren im Kaukasus 26 ) und den Tataren in Sibirien 2t ). In der betreffenden russischen Variante 27) erbittet der Fuchs zuerst ein Maß, um Kupfermünzen zu messen, dann für Silbergeld, endlich für Gold. In den Varianten, die Afanasjew zu diesem Märchen mitteilt, erwirbt ein

armer Bursche eine reiche Braut dadurch, daß seine Mutter oder er selber den Scheffel ausleihen. (Vgl. KHM. 84; s. Hans heiratet.) Die finnische Variante des gestiefelten Katers 28) bringt die Episode in der einfachen Form, wie die awarischen und tatarischen Aufzeichnungen. 23 ) S. Kater, der gestiefelte; Bolte-Polivka 1, 325; G a r n e - T h o m s o n hr. 545 B. — 24 ) B o l t e - P o l i v k a 1, 331 ff. 26) S c h i e f n e r 26 ) Awarische Texte. W. R a d i o f f Proben der Volksliteratur der türkischen Stämme Südsibiriens St. Petersburg 1866—1886, I, 2 7 1 ; I V 359. " ) A f a n a s j e w I V 32. 28 ) E e r o dalmelainen Suomen Kansan satuja ja tarinoita I, Helrinki 1852, 47; vgl. A a r n e FinnVar Nr. 545 B.

5. Verstreut kommt das Motiv vom G. m. Sch. m. noch in anderen Typen vor. Im Lothringen z. B. im Typus Tischlein deck dich29). Das Tischlein, der Goldesel und der Knüppel machen die Familie reich. Der Mann will seinen Reichtum mit dem Scheffel messen, man verklagt ihn wegen des hängen gebliebenen Geldstückes, man will ihn hängen, aber er rettet sich mit Hilfe des Zauberknüppels30). In Dummlingsschwänken, die doch ebenfalls oft von unversehens gewonnenen Schätzen handeln 31 ), begegnet uns das Motiv z. B. in der vierten Variante zu KHM. 59 S2). Die dumme Frau mißt das den Räubern abgewonnene Geld mit dem Scheffel und verrät sich. Bakäla, der rumänische Einfaltspinsel 33 ) verkauft seine Kühe an einen Baum M ) und borgt vom Popen einen Scheffel zum Messen des gefundenen Geldes. Der Pope lauscht und Bakäla tötet ihn. 2») S. B o l t e - P o l i v k a I, 346 ff.; A a r n e 30 ) T h o m p s o n Nr. 563. C o s q u i n Lorraine I I 67. 3 1 ) S. B o l t e - P o l i v k a I 59; A a r n e T h o m p s o n Nr. 1642 und B o l t e - P o l i v k a I 520; A a r n e - T h o m p s o n Nr. 1653. 3 2 ) B o l t e P o l i v k a I 520. 3 3 ) S c h o t t WalachM. 225. S4 ) Vgl. A a r n e - T h o m p s o n 1643.

6. Wenn wir nun den Ursprung des Motivs suchen, fällt uns die sonderbare Tatsache auf, daß es nur in e i n e m Märchentypus, dem spät nach Europa eingewanderten Simeliberg, organisch verwurzelt ist, daß es aber im Typus Unibos, wo es nur gelegentlich vorkommt, im frühen Mittelalter schon für Westeuropa be-

Geldsäckel—Geldzauber

legt ist. D a wir aber eine Wanderung von Westeuropa etwa zu den Arabern schwerlich annehmen dürfen 3S ), können wir uns das Motiv im nahen Orient entstanden denken. Typische Motive der semitischen Märchenerzählung sind die RechtshandelMotive 3 6 ). Ein jüdisches Rechtsfragenmotiv etwa vom T y p des folgenden 3 7 ) konnte den Anstoß zur Bildung des Motivs G. m. Sch. m. geben. Ein Weib übergibt Krüge voll Gold, oben Honig, einem Nachbarn. Dieser nimmt das Gold, füllt die Krüge mit Honig und behauptet, sie so übernommen zu haben. Der junge David zerbricht die Krüge und findet noch einige Goldstücke im Honig. Ein ähnliches Motiv etwa, gepaart mit der Sprachgebärde „er ist so reich, daß er das Geld mit Scheffeln m i ß t " 38) hat in der Situation, wie sie in erster Reihe Unibos und Simeliberg geben, im Kampf des reichgewordenen Armen und des habsüchtigen Reichen das Motiv G. m. Sch. m. gebildet — wohl im semitischen Orient und nicht nach dem 10. Jh. S9 ). 3 5 ) Vgl. K r o h n Methode 133. 3S ) Vgl. Fr. v . d. L e y e n Indogermanische Märchen, in: ZVk. 39, 17 f. 3 7 ) M o s e s G a s t e r The Exempla of the Rabbis London 1924, c. 403; F . D. E i s e n s t e i n Ozar Midrashim N e w Gorle 1905, 533; s. H e l l e r in B o l t e - P o l i v k a I V 353. 38 ) So z. B. im Pentamerone 2/10; L i e b r e c h t s Ubersetzung I 284. 39 ) Variantenverzeichnisse zu unserem Motiv finden wir u. a. an folgenden Stellen: B o l t e - P o l i v k a I 520; I I 6; I I I 137; A a r n e - T h o m p s o n Nr. 676; Nr. 1535; C h a u v i n Bibliographie V 83; C o s q u i n Lorraine I 117, 230; I I 67; G o n z e n b a c h I I 243 (R. K ö h l e r ) ; Orient und Occident I I (1864), 486 = R. K ö h l e r KISchr. I 230.

Honti. Geldsäckel s. auch Geld 3 c ! Geldzauber. A . Geld als Wertmaßstab der Glückseligkeit. B . Magische Wirksamkeit der Münze. C. Magincher Gelderwerb als einmalige Spende elbischer Wesen. I. Direkte Gaben. II. Verkappte Gaben. III. Indirekte Gaben. I V . Die elbische Gabe im Schwank. D. Gelderwerb durch fortlaufend wirksame Geldzaubermittel. I. Dämonische Geldzuträger. II. Zaubergegenstände. I. Heckegeldstücke. 2. Zaubergeldbeutel. 3. Trachtstücke. 4. Hausgeräte. 5. Zauberstab. ' III. Zauberdinge aus der Natur. I V . Zaubertiere. V . Zaubermenschen. 3i*

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A. D a in der materiellen Einstellung des Märchens der Reichtum an dinglichem Besitz die Grundlage der irdischen Glückseligkeit bildet 1 ), spielt in ihm der G. zum Teil in der Form magischer K r ä f t e einer Münze, wie sie in reichem Maße im Volksglauben erscheinen 2 ), besonders aber als zauberisches Erwerben, Erhalten und Vermehren des Geldes, das häufiger als in dem Volksglauben im Märchen vorkommt, eine bedeutsame Rolle. Wie das Märchen es liebt, seine Begriffe nach der eingenommenen Tendenz hier zu übersteigern, so geschieht eine solche bis ins Maßlose gehende Übertreibung mit dem Geldbesitz im großrussischen Marko der Reiche, dessen Ziehsohn, zum Drachen geschickt, um zu erfahren, wieviel Geld der Pflegevater .habe, unterwegs eine Säule von Goldstücken findet, „ d a waren Goldmünzen aufgeschichtet, und reichten von der Erde bis zum Himmel" 3 ). Die Größe plötzlich erworbenen und nicht zählbaren Reichtums wird dargestellt in dem Bilde des Messens solchen Geldes durch ein vom bösen Nebenspieler entliehenes Scheffelmaß 4 ) (im Unibos des 10./11. J h . s 5 ) , im ditmarsischen 6 ), dänischen 7 ), französischen 8 ) und litauischen 9 ) Bürle (KHM. 61), ebenso im hessischen Frieder und Catherlieschen {KHM. 59) 1 0 ), weiterhin im Similiberg11) und seinen rheinländischen 12 ), norddeutschen 1 3 ), posenschen 14 ), pommerschen 1 5 ), flämischen16), holländischen 1 7 ), norwegischen 1 8 ), isländischen 19 ), französischenitalienischen 21 ) .maltesischen 22 ) .mallorkinischen 23 ) katalanischen 2 4 ), griechischen 26 ), serbokroatischen 26 ), bulgarischen 27 ), slovenischen 28 ), tschechischen 29 ), slowakischen t0 ), kassubischen 3 1 ), polnischen 32 ), klein- 3 3 ), weiß- 3 4 ), großrussischen 36 ), litauischen 3 6 ), lettischen 3 7 ) und arabischen 3 8 ) Varianten. Pracht wird mit Hilfe des Geldes dargestellt, wenn im Serbokroatischen der Turm mit blanken Dukaten gedeckt ist 3 9 ), eine Vorstellung, die in der tschechischen Frau Holle {KHM. 24) als Mittel zum Verstreichenlassen der Zauberzeit verwandt wird, wenn das Mädchen dem sie belästigenden Toten

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Geldzauber

aufgibt, Türen, Wände und Dach mit Talern zu beschlagen40). In S c h u m a n n ' s Nachtbüchlein tauscht die Wirtin den mit der Asche des zerstörten Hauses gefüllten Sack, des Glaubens, er enthalte Gold, als betrogener Betrüger gegen einen solchen mit Pfennigen um 4 1 ); in der wallisischen Variante Der Arme und die elf Reichen ersetzen die Wirtsleute den mit vermeintlichen Edelsteinen gefüllten Sack heimlich durch einen solchen mit Goldstücken 42 ); in italienischen 43 ), rumänischen 44), serbokroatischen 48), tschechischen46), slowakischen 47 ), polnischen 48), groß- 49 ) und kleinrussischen M ), wotjakischen 5 1 ), tatarischen 82), gagausischen S3 ), kirgi84 sischen ), aramäischen 88), indischen 86), und suahelischen87) Varianten betrügt Das Bürle die Genarrten, indem es einen K 114 Sack mit Lehm, Asche oder ähnlichen Wertlosigkeiten für Geld ausgibt, verkauft, vertauscht oder heimlich vertauschen läßt 68 ). Auch in normaler Menge erscheint das Geld als lebensnotwendiges Mittel unter den die Handlung hervorrufenden oder tragenden Objekten im Märchen. In siebenbürgischen89), bayrischen hessischen 81 ), schwedi62 schen ), itaüenischen63), serbokroatischen 64), bulgarischen68), slovenischen66), tschechischen 67), slowakischen 68), kleinrussischen 69) und lettischen70) Varianten des Frieder und Catherlieschen kommt unter den Narrenstreichen der törichten Frau auch das Fortgeben der für Gickerlinge u. ähnl. gehaltenen Goldstücke um Nichtigkeiten vor 7 1 ). In Hans heiratet gibt der Werber des hinter dem Ofen sitzenden Dummlings diesem „einen neugemünzten Heller" in die Hand und behauptet dem nach dem Vermögen fragenden Vater der reichen Bauerntochter gegenüber, Hans habe „einen guten schönen Pfennig in der Hand!' 72 ). Als im englischen Däumling der als Zwerg im Dienst des Königs stehende Tom Thumb von jenem die Erlaubnis bekommt, aus seinem Schatz mitzunehmen,, so viel er tragen könne, lädt er sich mit vieler Mühe ein Dreipfennigstück in einem Beutelchen auf den Rücken 73). Einen Dukaten aus dem Brunnen zu holen ist in der serbo-

kroatischen Bienenkönigin (KHM. 62) die mit Hilfe dankbarer Tiere gelöste Aufgabe 74 ); der Meisterdieb löst die Aufgabe, die Kleider zu stehlen, indem er die Genarrten in den Brunnen steigen läßt, um den angeblich hineingefallenen Geldbeutel zu holen 78 ). Spieß Volksmärchen 17. 2 ) S i e b s in Aberglauben Wb. I I I 590—625: Geld; ders. ebda I I I 625 f.: Geldmännlein\ ders. ebda I I I 1 6 1 3 — 1 6 2 4 : Hecketaler-, S c h ö t t l e Geld und Münze im Volksaberglauben, im Arch. f. Kulturgesch. 1 1 , 320 ff.; N i e m e r Das Geld. Ein Beitrag zur Vk., Wort und Brauch Heft X X I , 3 Breslau 1930. ) S a d o v n i k o v Nr. 86 = L ö w i s o f M e n a r RussVM. 204 Nr. 35. 4 ) K ö h l e r zu Gonzenbach I I 244, 2 5 1 ; ders. ZVk. 6, 69, ders. KISchr. I 233—248; B o l t e - P o l i v k a I 520, I I 6, I I I 137 — 145; C h a u v i n V 83. 5 ) K ö h l e r KISchr. I 233; B o l t e - P o l i v k a I I 6. •) M ü l l e n h o f f 461. ' ) A n d e r s e n Ges.M. (1847) II 43; E t l a r Jylland 134. 8 ) B e a u v o i s 218; S S b i l l o t Haute-Bretagne 1 1 2 = B l ü m m l 35 Nr. 10. ») S c h l e i c h e r 1 2 1 . 1 0 ) B o l t e P o l i v k a I 520. " ) KHM. 142; B o l t e - P o l i v k a I I I 137 — 145 Motiv B.; A a r n e - T h o m p 12 son Nr. 676. ) S i m r o c k M. 279 Nr. 62. 1S ) P r ö h l e Mfdlug. 122, Nr. 30. l 4 ) K n o o p lä Ostmärk.Sag. I 157 Nr. 78. ) BlpommVk. 8, 89 Nr. 8. 1 6 ) C o r n e l i s s e n - V e r v l i e t Nr. 27. 17 18 ) Volkskunde 17, 95. ) B e r g e Norske Folkeeventyr 44. 1 9 ) A r n a s o n I I 9, R i t t e r s h a u s 228 Nr. 55. 20 ) C a r n o y Picardie 273, Orain Pays Gallo 257, Revtradpop. 9, 107. 21 ) V i s e n t i n i Nr. 7; Ortoli 1 3 7 ; G o n z e n b a c h I I 197; G r i s a n t i I I 181. 2 2 ) I l g I 104 Nr. 30; 109 Nr. 31. 2 3 ) S a l v a t o r 1 1 7 . 24 ) M a s pons Rond. II 64 Nr. 14. 2 5 ) Folk-lore 7, 1 5 5 ; G e l d a r t 9. 2 6 ) V a l j a v e c 204 Nr. 29, S t r o h a l I I I 141 Nr. 3; S t o j a n o v i c Pucke pripov. 59 Nr. 2, T o r d i n a c 22 Nr. 8. 2 7 ) g a p k a r e v 7 Nr. 6; 327 Nr. 185. 88 ) G a b r s c e k 280 Nr. 36. 29 ) M i k s i c e k I 99 Nr. 10; M e n s i k Jemnic 88 Nr. 29; K u l d a I I I 61 Nr. 6; Radostov2 I 1 1 3 ; K u b i n I I i n Nr. 28. 3 0 ) D o b s i n s k j r I I I 67. 3l ) B r o n i s c h 40 Nr. 3. 3 2 ) K o l b e r g Lud V I I I 84 Nr. 32; X I V 137 Nr. 27; M a l i n o w s k i I 46, C i s z e w s k i Krakow. 99 ff. Nr. 78—84, Zbiör 5, 52 Nr. 37; 5, 263 Nr. 64, Mater, antrop. 6, 388 Nr. 56; 6, 400 Nr. 61, Wisla 12, 732 Nr. 1 3 ; 33 C h e l c h o w s k i I 183 Nr. 29. ) Etnogr. Zbirnyk 3, 108 Nr. 39; W o y c i c k i Klechdy3 161 = W o y c i c k i - L e w e s t a m 52; R u d c e n k o I I 139 Nr. 33. R o m a n o v I I I 312 Nr. 66. ) A f a n a s j e v II 305 Nr. 201; C h u d j a k o v I I I 93 Nr. 100; C u d i n s k i j 41 Nr. 4. 3 6 ) B o l t e P o l i v k a I I I 142. 3 ' ) T r e u l a n d 280 Nr. 138. 38 ) 1001 Nacht H e n n i n g X X I 59; C h a u v i n V 79. 3 9 ) P r e i n d l s b e r g e r - M r a z o v i d 110. 40 ) Poh. nas. lidu 10 Nr. 7. 4 1 ) S c h u m a n n Nachtb. (1559) Nr. 6; B o l t e zu Schumann (1893) Nr. 5 f., K ö h l e r KISchr. I 235. 4 2 ) J e gerlehner Oberwallis 134 Nr. 150. 4 3 ) Rivdlett35

Geldzauber pop. 2, 374. 44) S c h u l l e r u s Archiv 33, 516 Nr. 58. 45 ) Kres 4, 502 Nr. 26, Bos. nar. pripov. redov. omlad.3oNr. 21. 46) K u l d a I I 166Nr. 109, V r ä n a 22 Nr. 4. 47 ) D o b ä i n s k ^ V I I I 5iNr.86, Sbornik mus. slov. 16, 15 Nr. 12. 48) S w i § t e k 439 Nr. 72, Zbiör wiadom 5, 198 Nr. 5, Mater, antrop. 1, 417 Nr. 1. 49 ) S a d o v n i k o v 126 Nr. 27. 60) S a d o k B a r ^ c z 51; H n a t j u k 51) Geschlechtsleben II 207 Nr. 269. Journ. 52 ) finno-ougrienne 19, I i i Nr. 21. Sbornik kavkaz 13, 2, 305 Nr. 5; R a d i o f f V I 219. " ) R a d i o f f X 107 Nr. 61. M ) Etnogr. Obozr. 92f., 200. 6 5 ) L i d z b a r s k i 2 4 9 N r . 15. 56 ) C a m p b e l l Santal Jolk tales 25; B o m p a s 189 Nr. 62; 201 Nr. 67. " ) V e l t e n 23. 6S ) B o l t e - P o l i v k a I I 11 — 1 8 Motiv E 1. 59 ) H a l t r i c h 4 Nr. 65. 60) F i r m e n i c h I I I 510 = M e r k e n s I 201; II 198. 61 ) H o f f m e i s t e r 53. 6a ) A b e r g Ni. 319. 63 )

S c h n e l l e r Nr. 56; P i t r e Nov. tose 186 Nr. 33. Preindlsberger-Mrazoviö 95 Nr. 12; N i k o l i d 2 II 28 Nr. 2, S t r o h a l II 62 Nr. 24; B r o c h Dialekte 98 Nr. 5, Srpski dial. Sbornik 2, 440. 66) ä a p k a r e v V I I I f. 70 Nr. 56, 450 Nr. 261. ««) K r e k 34 Nr. 14. «') K u l d a I I 68 ) 160 Nr. 108 = W e n z i g 41. Nemcovä Slov. I 247 Nr. 29 = D o b s i n s k ^ II 59 Nr. 16. 69) Etnogr. Zbirnyk 3, 130 Nr. 2, Mater, antrop. 2, 18 Nr. 3. '•) A n d r e j a n o f f 72. '^BolteP o l i v k a I 521—528 Motiv C 1, MärchenWb. 72 I I 229 f.: Frieder u. Katherlieschen. ) KHM. 84; B o l t e - P o l i v k a II 203 f. »») T a b a r t Pop.stories (1809) I I I 37 ff.; B o l t e - P o l i v k a 74 ) V o j i n o v i ö 8 Nr. 1; V 47. MärchenWb. , 6 ) Nachweise B o l t e - P o l i v k a I 346: Brunnen. 64 )

I I I 392 f.; MärchenWb.

a. a. O.

B. Wie fast alle lebensnotwendigen Dinge ist auch das Geld in Mythen und Mythenmärchen dämonischen Ursprungs 7S ). So wurde den Palauinsulanern das aus Glasscherben und gebrannter Erde bestehende Steingeld von Meergeistern geschenkt 7 7 ): wie das schwangere Fischmädchen die geschwollenen Finger in der Tasche der Häuptlingstochter abstreicht, füllt es sie mit Geld, und bei seiner Niederkunft gebiert es so viele Geldstücke, daß die ganze Insel bedeckt ist 7 8 ). Die Zauberkräfte des Geldes äußern sich vereinzelt als Sprachvermögen. Im großrussischen Marko der Reiche trägt die bis zum Himmel reichende Säule von Goldstücken dem Helden „mit menschlicher Stimme" die Frage an diesen auf, wem sie gehören solle 7 9 ). Wenn im altgriechischen Amor und Psyche-Märchen Psyche auf dem Gang ins Totenreich als Fährlohn für den Charon einen Heller im Munde mitnimmt so ist der primitive Ursprung dieser als Totenbei-

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gabe noch heute bestehenden Zauberabwehrmaßnahme der zunächst als Metallzauber zu wertende Bann 8 1 ). Als Bannmittel ist jedenfalls auch das Geld, das das tirolische 82 ) und griechische 83 ) Aschenputtel {KHM. 21) auf dem Rückweg von der Kirche ausstreut, um die Verfolger aufzuhalten, aufzufassen: es war ursprünglich ein hemmnisbildendes Zaubermittel auf der magischen Flucht 8 4 ). Das in der Sage erscheinende Motiv, daß eine mit einem Kreuze versehene Münze in einen „lutternden" Schatz geworfen diesen vor dem Versinken in die Erde bannt 85), tritt in türkischen 86) und arabischen 87 ) Märchen schwankmäßig in der Form auf, daß der Held seinen Heller in den Schatz der Räuber wirft und nun gleiche Teilung des gemeinsamen Besitzes verlangt 8 8 ), wie in dem 16. Jh. entstammenden Varianten des Bruder Lustig (KHM. 81) der mit dem Herrgott wandernde Landsknecht seinen für das Einschenken auf der Hochzeit erhaltenen Heller zu den 100 Gulden wirft, die der liebe Gott für die Totenerweckung bekommen hat, auf daß sie den gemeinsamen Verdienst gleichmäßig teilen 89). Verchristlicht wird das geldzauberische Bannmotiv, wenn in der Legende von St. Petrus dem Märtyrer der Ketzer, der die auf dessen Grab liegenden zwei Groschen an sich nimmt, um sie zu vertrinken, nicht von der Stelle kann, bis er das Geld zurücklegt " ) . Das Motiv des Geldbanns wechselt über in das Gebiet dämonisch besegneter Zaubergeräte, wenn im schottischen 91 ) und irischen 92) Spielhansel (KHM. 82) der Teufel in die alles festhaltende Geldbörse gebannt wird. Die in Wiedergängersagen oft auftretende Vorstellung, daß zu Lebzeiten widerrechtlich erworbenes Geld Verstorbene an den Ort der Missetat bannt 9 3 ), erscheint vereinzelt auch im Märchen, z. B. im hessischen Gestohlenen Heller, wo das Kind, das die zwei Heller unrechtmäßig behalten hat, nach seinem Tode als weiße Gestalt zurückkommt und nach dem Golde gräbt, bis die Eltern die hervorgezogenen Münzen einem Armen geben 94), oder im flämischen Dankbaren Toten (KHM. 217), wo der Bäcker dem

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Geldzauber

Verstorbenen durch Zurückgeben des gestohlenen Geldes Grabesruhe verschafft 95 ). 74) AberglaubenWb. I I I 593 fi. " ) A n d r e e Parallelen I (1878) 226. , 8 ) H a m b r u c h SüdseeM 177 Nr. 41; vgl. d. Anm. S. 346. '•) wie Anm. 3. 80) H a u s r a t h - M a r x GriechM. 319; 8I) Aberglauben Wb. I I I 615 f. Heckscher Kulturkreis 382 Anm. 269; d e r s . Hannover I : Neust. 96. § 89; I I : Bersenbrück § 55. Die auch heute noch volksmäßig lebende Interpretation der Ablösung der Besitzrechte des Verstorbenen durch den Erben, die Siebs AberglaubenWb. I I I 618 als den Ursprung des Totengeldes im abergläubischen Brauchtum ansieht, erscheint mir als sekundäre Umdeutung nicht mehr ver82 ) Z i n g e r l e KHM. standener Riten. Tirol 83 ) Hahn Nr. 23. Nr. 2, Ausg. E r n s t I 9. M) Vgl. S p i e ß in MärchenWb. I I 103: Ab86 ) H e c k s c h e r Hann. schlagen der Ferse. II: Bers. § 14. 86 ) W e s s e l s k i Nasreddin I I 197 87 Nr. 387 ) C h a u v i n V I I 153 Aarne89 ) M o n t a n u s T h o m p s o n Nr. 1615. Wegkürzer (1557) Nr. 7, ed. B o l t e (1899) 25, P a u l i Schimpf u. Ernst (1522) Nr. 566. , 0 ) Legenda aurea, übs. v. Benz I 434. 81 ) M a c d o u g a l l (1910) 17. , 2 ) Notes and Queries 6, ser. 8, 43. Ünmagisch wird die Geldbörse, wenn im schwedischen Dankbaren Toten der Schusterlehrling eine solche, von ihr selbst gearbeitet, als Erkennungszeichen von der Prinzessin bekommt. 93 ) H e c k s c h e r B a c k s t r ö m I I 144. Neust. 17 § 18. M ) KHM. 154, B o l t e - P o l i v k a I I I 235, MärchenWb. I 589, AberglaubenWb. I I I 618. • 5 ) Revtradpop. 2, 421 = de M o n t e n d e C o c k Wondersprookjes 208.

C1. Der G. als magischer Erwerb äußert sich im Märchen zunächst als einmalige und unmittelbare Spende elbischer Wesen. Wie das Geld der bösen Neigungen wegen, die es im Herzen der Menschen erregt, als vom Teufel stammend betrachtet wird 96 ), so erscheinen zumeist der Teufel und seine Leute als Geber. In der Legende von Mariae Himmelfahrt gibt der Böse dem Ritter dafür, daß er ihm sein der Jungfrau ergebenes Weib zu bringen verspricht, Gold, Silber und Edelsteine, mehr als er will, welche Schätze er nach der Rückkehr in seinem Hause findet97). Im Irischen bekommt der Held vom Teufel „eine Börse voll Goldes", damit er sich in dem ihm noch verbleibenden Jahre allnächtlich betrinken kann 98 ). In der holsteinischen Bärenhäuter (KHM. zor^-Fassung De Suldat un de Düwel gibt der Teufel jenem dafür, daß er sich in einem Jahre „ken Rennlikeit dön" will, so viel Geld, wie immer er wünscht 99 );

in der schweizerischen Variante verschreibt Schwager Leide sich um einen Sack voll Geld dem Teufel auf sieben Jahre 100 ). Im Jephtamotiv101) erscheinen dämonische Wesen als Spender, wenn in den deutschen Eisemen Stiefeln der Vater sein Kind gegen eine Kiste Gold an den „fremden Mann" im Walde 102 ), im schweizerischen Großen Mörder für einen Haufen Geldes an den „Grünen" 103), im Finnischen um einen Beutel Geldes an die Hexe 1 0 4 ), im Marienkind um einen Sack mit Geld an die „schwarze Jungfrau" 105), in Musäus' Chronika der drei Schwestern die älteste an den Bären um einen, die zweite an den Adler um zwei Zentner Gold und die dritte an den Fisch um drei Himten Zahlperlen verkauft 106 ). In der estnischen Frau Holle findet das gute Mädchen in der Unterwelt dem Teufel gehörendes Geld 107 ), wie es ebenso in der hannoverschen Fassung mit einem Sack Geld entkommt 108 ), während in der großrussischen der das Mädchen nächtlich in der Hütte belästigende Menschenkopf beim Hahnenschrei in Dukaten 109 ) und in der kleinrussischen der Wolf beim Schlag mit dem Klotz auf den Kopf in Silber und Gold zerfällt 110 ). In andern Varianten erhält es das Geld als Lohn für in der Unterwelt geleistete Dienste, wie in der serbokroatischen vom Drachen einen Koffer mit D u k a t e n m ) , in der polnischen ebenso einen Koffer voll Gold 1 1 2 ), in der finnischen einen Kasten voll Gold und Silber 113 ), in der indischen einen Eimer voll Silbermünzen 114 ). In der weißrussischen Fassung bringt der Tote einen Haufen Gold 118 ) in der japanischen der Sperling einen Korb mit Gold 1 1 6 ). Ein Sack Geld fliegt in einer deutschen Fassung ins Zimmer, als das Mädchen dem Rate der helfenden Haustiere folgend nachts auf das Pochen die Tür öffnet 1 1 7 ), und in einer anhaltischen hat sich das Bettstroh, auf dem das Mädchen am nächsten Morgen zu Hause erwacht, in Gold verwandelt 118 ). Auch oberirdisch verleihen solche dämonische Wesen ihre Gaben. In Die alte Kittelkittelkarre erhalten die Kinder von dem aus der Schlinge befreiten Menschenfresser neben dem Zauberwagen sieben

Geldzauber

Sack Geld 1 1 9 ). Im isländischen Jon und die Trollsriesin vererbt die Riesin jenem ihr Geld 120 ). Die Wichtelmänner stecken dem zur Taufe gebetenen Mädchen zum Abschied die Taschen voll Gold 1 2 1 ). Wie im Schlesischen der Wassermann als Spender auftritt 1 2 2 ), so gibt im Neugriechischen die Nereide dem Helden für sein Zitherspiel eine Handvoll Goldstücke 123), und in der deutschen Prinzessin mit dem Wasserkopf schenkt die Wasserjungfer dem Patenkinde einen Beutel Geldes, für das es die zur Erlösung der verwünschten Prinzessin nötigen drei Wagen voll Wein, Weizen und Brot kaufen soll 124 ). Im neugriechischen Kartenspiel mit der Prinzessin läßt der Jüngling den gefangenen Fisch unter der Bedingung wieder frei, daß er ihm alle Taschen mit Geld fülle 125 ), in der polnischen Goldenen Ente macht der wieder in Freiheit gesetzte Fisch das Stroh, auf dem das Mädchen erwacht, zu silbernen und goldenen Talern 126 ). Die Linie der dämonischen Spender verläuft von der bösartigen über die gutartigen, zuletzt ins Bereich der göttlichen Personen. Der Jungfrau, die dem Herrgott als altem Mann vom Baume geholfen hat, bringen in der tschechischen Frau Holle zwei Hunde auf einem Wagen eine Truhe voll Gold 127 ). In der Kinderlegende Der heilige Joseph im Walde findet das jüngste und gute Kind am Morgen in der Waldhütte des Heiligen „einen Sack mit Geld, so schwer, als es ihn nur tragen konnte, darauf stand geschrieben, das wäre für das Kind, das heute Nacht hier geschlafen hätte", das zweite, minder gute Kind findet ebenso ,,ein Säckchen mit Geld, das händelang war", während das älteste und böse Kind beim Suchen nach solchen Gaben eine lange Nase bekommt 128). In dem kleinrussischen Der Arme und der Reiche (KHM.8y) verwandelt sich das Feuer, nach welchem Christus, Paulus und Petrus die sie mildherzig beherbergende arme Frau ausgesandt haben, in Geld 129), in der französischen Variante nutzt die Arme die von der göttlichen Person zum Dank für die Beherbergung gewährte Unaufhörlichkeit des ersten

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Tagewerks 130 ) unbewußt, indem sie ihr geringes Geld zu zählen beginnt 131 ), während in der litauischen Fassung die neidische Nachbarin, die dieselbe Gabe ebenso zum Geldzählen anwenden will, sich den ganzen Tag mit den ihr entgegenspringenden Flöhen abquälen muß 132 ). 96) AberglaubenWb. I I I 595. 97 ) Legenda aurea, B e n z I I 15. 98 ) K ä t e M ü l l e r IrVM. 120. 99 ) W i s s e r PlattdVM. I 189. 10 °) J e g e r l e h n e r Oberwallis 90 Nr. 116. 1 0 1 ) H e c k s c h e r Märchen Wb. I 468 f.: Eid I I I 5 a, b. 102 ) Z a u n e r t Märchen seit Grimm I 377. 103 ) J e g e r l e h n e r Was die Sennen erzählen 216 = Oberwallis 45 Nr. 67. 1 M ) L ö w i s of M e n a r FinnVM. 98 Nr. 33. 106 ) KHM. 1812 S. V ; B o l t e - P o l i v k a 108 I 13. ' ) M u s ä u s , Ausg. Zaunert I I 67 ff. 10T ) K a l l a s Verhandl. Nr. 39. 108 ) B u s c h 16 Nr. 7. i m ) C h u d j a k o v I 48 Nr. 13. 110 ) Zbiör wiadom 13, 203; das „ G o l d " und „Silber" ist hier, wie wohl überall im Märchen, wo das Gegenteil nicht ausdrücklich bezeugt ist, als gemünzt, also Geld, und nicht als Rohstoff oder etwa Schmuckgerät aufzufassen. m ) W u k S t e f . K a r a d s c h i t s c h SerbVM. 2 i 4 N r . 36. 1 1 2 ) Wisla 19, 297 Nr. 4. 1 1 S ) H e r t z b e r g 27. 1 1 4 ) S c h i e f 116) F e d e r o w s k i n e r Uden (1863) 59. II 116) 204 Nr. 182. M i t f o r d Gesch. I 292 = 117) S e i d e l Asiat. Volhslit. 47. A r n i m 19 Nr. 3. 1 1 8 ) F i r m e n i c h I I 224; Erwachen auf Gold gewordenem Bettstroh auch unten Anm. 126. 1 1 9 ) Z a u n e r t Märchen seit Grimm I 171. 12 °) A r n a s o n I 203; L e h m a n n - F i l h 6 s I 92; A v e n s t r u p - T r e i t e l 89; N a u m a n n 188 Nr. 45. m ) KHM. 39, 2; B o l t e - P o l i v k a I 366 f.; abziehende Zwerge lohnen mit Gold: i G r i m m Myth. I 380, Anm. 1, I I I 132; H e c k s c h e r Neust. 1 f. § 1, AberglWb. I I I 595, 616. "2) K ü h n a u Sag. I I 278. 12S ) H a h n Nr. 58, Ausg. E r n s t I 291 = K r e t s c h m e r NeugriechM. 240 Nr. 56. 124 ) Z a u n e r t Märchen seit Grimm I I 277. 126 ) K r e t s c h m e r 211 Nr. 49. 128 ) Mater, antrop. 1, 85 = P i p r e k PolnVM. 25. 127 ) Poh. a. pov. naä. "lidu 3 Nr. 3. 128 ) KHM. 201, B o l t e P o l i v k a I I I 457—459. 129 ) Etnogr. Zbirnyk 12, 130 ) H e c k s c h e r MärchenWb. 132 Nr. 153. I 608 f.: Erster I I I 4. m ) G i t t i e - L e m o i n e 102. 132 ) D o w o j n a - S y l w e s t r o w i c z I 66.

C II. In weiteren Motiven, die auch in der Sage erscheinen, tritt die elbische Spende als verkappte Gabe in der Form auf, daß das als unscheinbarer und wertloser Gegenstand erhaltene Geschenk sich daheim als Gold und Geld erweist. So hat sich in Des Teufels rußiger Bruder der dem Soldaten von jenem für die siebenjährige Dienstzeit in der Hölle geschenkte Kehrdreck in Gold verwandelt, als er zu Hause den Ranzen öffnet 133 ).

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Geldzauber

Ebenso werden in der kleinrussischen Variante die Löffel Mohns, die der Teufel dem armen Bruder aus den Höllenkesseln mitgibt 134 ), in der weißrussischen 135 ) und lettischen 136 ) Variante die aus der Hölle mitbekommenen Kohlen daheim zu Gold. Ein gleiches geschieht mit den drei Kohlen, die in den polnischen Drei Männlein im Walde (KHM. 13) die Herren dem Kinde mitgeben 137 ), während in einer weiteren polnischen Fassung 138) und in kleinrussischen 139 ) und slovakischen 140 ) Varianten diese Kohlen daheim zu Talern werden. Im schweizerischen Der Schmied und die drei Raischläge findet dieser, der als Lohn für 20 Jahre Dienst statt des Geldes drei Ratschläge gewählt hat, daheim beim Anschneiden des mitgegebenen Brotes in demselben den vollen Lohn als funkelnde Goldstücke 141 ). In den Geschenken des kleinen Volkes142) und seinen rheinländischen 143 ) und niederländischen 144) Varianten erweisen sich die vom Zwergenfest mitbekommenen Kohlen, in den pommerschen Wichtelmännern die den Paten mitgegebene Hobelspäne 146 ), im hannoverschen das von den Zwergen mitgegebene Weizenmehl 148 ) und das für die Überfahrt erhaltene Stück Pferdekadaver 147) zu Hause als Gold. In der österreichischen Frau Holle wird die Speise, die der hartherzige Bauer heimlich vom Mahl der Zwerge mitnimmt, zu Roßäpfeln, die sich jedoch in der Hand der mildtätigen Magd zu Dukaten wandeln 148). Zu Gold werden daheim auch die abfallende Späne, die der Bauer für das Verkeilen von Perchthas 149 ) oder Frau Holles 160 ) Wagen bekommt, und die von ihr geschenkten Flachsknoten 151 ), wie fleißige Spinnerinnen des Morgens vor dem Wasserholen in den Eimern von ihr gespendete Silbergroschen finden1B2). Verwandlung kostbarer Geschenke in Nichtigkeiten erscheint, wie schon in altgriechischen Schwankmärchen, wo solche Schätze zu Kohlen werden 153 ), auch in deutschen Sagen, wo vom Teufel bei Hexengelagen gespendetes Gold sich am nächsten Tage als Kot und Mist zeigt 184 ), wie im Münsterländischen die Musikanten statt des

Goldes Kuhdreck in der Tasche finden156). Daß umgekehrt elbische Wesen von armen Menschen ihr letztes Geld erhalten, findet sich als Gutherzigkeitsprobe in manchen Formen des Erwerbs von Zauberdingen166), wie etwa im Krautesel die alte Frau dem Jäger für das gereichte Almosen zum Goldvogel verhilft 1 5 7 ) oder wie im Juden im Dorn das Männlein dem armen Knecht für seine drei Heller drei Wünsche gewährt 168). KHM. 100; B o l t e - P o l i v k a I I 423—426; MärchenWb. I 517 f.: Elbengeschenke. Zytje i Slovo 4, 97 Nr. 38. 1 3 5 ) F e d e r o w s k i I 226 Nr. 1084. 136 ) Zbiör wiadom 18, 347 Nr. 36. 1 3 ') Ebda. 17, 123 Nr. 3; C i s z e w s k i Nr. 100. 138 ) Lud 7, 30. 1 3 9 ) Etnogr. Zbirnyk 13, 16 Nr. 229. 140 ) N 6 m c o v ä I 16; S k u l t e t y D o b s i n s k ^ 2 279; D o b ä i n s k ^ V 3. 141 ) J e vgl.

134)

g e r l e h n e r Was d. Sennen erzählen 105 = Ober-

wallis 57 Nr. 76. 142) KHM. 182; B o l t e - P o l i v k a III 324—329 Motiv B. 2. l 4 3 ) W o l f DMS. 145 Nr. 348. 144 ) D y k s t r a I I 13. ) KuhnS c h w a r t z 321 Nr. 2; J a h n Volkssagen, Nr. 80 u. 90; Varianten B o l t e - P o l i v k a I 366 f. "«) H e c k s c h e r Neust. 1 § 1. 1 4 7 ) Ebda. 2 § 1. 148 ) Z i s k a 38. 1 4 9 ) G r i m m Myth 4 I 228, nach B ö r n e r Volkssag. a. d. Orlagau 173; ebenso Späne v o m Pflug: B ö r n e r 113,126 160 ) G r i m m 161 ) K u h n - S c h w a r t z 215 Myth* I 222. N r . 245, 1,2; 219 N r . 247, 4; MärchenWb. I I 152 218: Frau Holle. ) G r i m m DS N r . 4. 15S

) Z e n o b i o s II 1; B o l t e - P o l i v k a IV 118.

154

) G r i m m Myth*

III 624.

16ä

chenWb

I

I I 895, I I I 310,

AberglWb.

) B o l t e - P o l i v k a III 17. 396: Dienst

166

beim elbischen

) MärWesen.

157)

KHM. 122, B o l t e - P o l i v k a I I I 3—9. lt8) KHM. 110, B o l t e - P o l i v k a I I 490—503, M ä r c h e n W b . I 608: erstes I I I 3; und fleißig.

I I 66: faul

C III. In weiteren Motiven erscheint der zauberische Gelderwerb nicht als überreichte Spende, sondern als indirekte Gabe dämonischer Wesen. So entsteht im griechischen Aschenputtel (KHM. 21) aus den vergrabenen Knochen der Mutter neben den drei schönen Kleidern „ein großer Haufen von Geldstücken aller Art" 1 6 9 ). Dasselbe ist der Fall beim Goldregen 160) in den Sterntalern, wo die Sterne als blanke Taler vom Himmel fallen 161 ). Modifiziert ist das Motiv in dem gleichnamigen Märchen Jean Pauls, wo der auf dem gefundenen silbernen Taler aufgeprägte Engel gen Himmel fliegt und aus den vielen Sternen alles holt, was das Mädchen haben will 162 ). örtliche Kontraktion

Geldzauber

des Goldregens auf das durchschrittene Grenztor der Unterwelt erscheint in der Frau Holle 163 ) und den schlesischen 164 ) und dänischen 1 8 5 ) Varianten: wie das auf dem Heimweg befindliche Mädchen unter dieses Tor trat, „fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es über und über davon bedeckt war". Indirekte magische Besitzübertragung liegt endlich auch im Schatzfinden. Wie im serbokroatischen Schatzgraben ein im Traum erscheinendes weißes Kind den Ort des Schatzes bezeichnet 1 6 6 ), so zeigen ebenso in andern europäischen 167 ) und in vorderorientalischen 168 ) Märchen wohlwollende Wesen diesen Platz 1 6 9 ). In schweizerischen 17 °), weißrussischen 1 7 1 ), 1 7 z lettischen ), armenischen 1 7 S ), tatarischen 174 ), grusinischen 175 ), indischen 176 ), annamitischen 1 7 7 ) und arabischen 178 ) Fassungen der Beiden Wanderer (KHM. loy) erfährt der Held aus einem belauschten Dämonengespräch, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um den Schatz zu heben 179 ). Im Indischen verrät Die dankbare Nachtigall, die der Bauer aus der Gefangenschaft befreit hat, daß unter dem B a u m ein mit Goldstücken angefüllter Krug vergraben ist 1 8 0 ). Ebendort legt die auf einer Pfanne mit Goldstücken hausende Goldspendende Schlange bei jeder Vorlesung des Heiligen ein im Munde herzugetragenes Goldstück auf die Erde 1 8 1 ). In dem buddhistischen Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch ist der Schatzhüter ein als Schlange wiedergeborener geldgieriger Kaufmann m ) . Der Schutz solcher Schätze erfolgt durch das abwehrzauberische Kreuz, wenn im RumänischZigeunerischen der Kaisersohn auf seinen in einem steinernen Kasten vergrabenen Besitztum ein solches aufpflanzt, bevor er in die Fremde zieht 1 8 3 ). Das Sagenmotiv des „Brennens" vergrabenen Geldes 184) hat sich vereinzelt auch ins Märchen herübergezogen, z. B. erscheinen in Der fleißige und der jaule Fischer über den im Meer versunkenen Schätzen Flämmchen 185 ). Schwankhaft verwandt wird das Motiv des vergrabenen Schatzes, wenn der tschechische 186 ), polnische 187 ) und gegausische 188) Meisterdieb (KHM.

489

192) die Bauernknechte lockt, dem angeblich ausgeackerten Geld nachzugraben. 159 ) H a h n Nr. 2, Ausg. E r n s t I 8. 16 °) Die Vorstellung erscheint auch im Volksglauben, wie die „Regenbogenschüsselchen" genannten keltischen Goldblechmünzen beweisen, die vom Himmel gefallen sein sollen, wo der F u ß des Regenbogens auf der Erde stand, AberglWb. I I I 1 6 1 ) KHM. 593 f. 153; B o l t e - P o l i v k a I I I 233 f.; vgl. A r n i m Die drei lieblichen Schwestern und der glückliche Färber, MärchenWb. I 121. 162 ) J e a n P a u l Die Sterntaler in Unsichtbare Loge (1793) I 214 = Sämtl. Werke (1840) I 139; B o l t e - P o l i v k a I I I 223, MärchenWb. I 536: Engel "3) KHM. 24 Bolte-Po1M) l i v k a I 207—227. Peter II 167. l65) 1M) M a d s e n 71. Wuk St. Karads c h i t s c h SerbVM. 148 Nr. 22. 1 6 7 ) B o l t e in 168 ) ZVk. 19 (1909) 290—298. Basset in Revtradpop. 25, 86; C h a u v i n V I 94 Nr.258. 169 ) Aarne-Thompson Nr. 1645, 1569*. 1 7 °) S u t e r m e i s t e r Nr. 47. 1 7 1 ) K a r l o w i c z 24 Nr. 16; D o b r o v o l j s k i j 637 Nr. 3; R o m a n o v I I I 319 Nr. 69. " * ) A n d r e j a n o f f 44 = T r e u l a n d 128 Nr. 90. 1 7 3 ) M a c l e r 92 Nr. 11, Sbor1M) nik kavkaz. 24, 2, 252 Nr. 36. Sbornik kavkaz. 23, 3, 38 Nr. 8; 35,2 85 Nr. 2. 1 7 5 ) E b d . 19, 2, 104 Nr. 1. 1 7 6 ) M i n a j e v Nr. 16 u. 42, Indian Antiquary 3, 9; 10, 151 = S t e e l T e m p l e 290; G r i e r s o n I X 2, 262. 1 7 7 ) L a n d e s Nr. 105. 178 ) M ü l l e r Mehri I I I 59. 179 ) B o l t e P o l i v k a I I 468—482 Motiv C. 5; A a r n e T h o m p s o n Nr. 613. 18 °) H e r t e l IndM. 335 1 8 1 ) Ebd. 18a ) Nr. 82. 296 Nr. 68. Lüders 183 ) BuddhM. 311 Nr. 51. Constantinescu (1878) 95; K ö h l e r KISchr. I I 423. 1 M ) G r i m m Myth4 I 501, I I I 173; H e c k s c h e r Neust. 324 § 336; ders. Bers. § 14. 186 ) Z a u n e r t DM. seit Grimm I 63. 188 ) K u l d a I 279 Nr. 53; N e m c o v ä - T i l l e I 130 Nr. 9. 187 ) M a l i n o w s k i I I 235. ™8) R a d i o f f X 135 Nr. 74.

CIV. Die Märchenzüge von geldspendenden übernatürlichen Wesen finden mancherlei schwankmäßige Ausläufer. So im Motiv Geld im Stock, wie im Italienischen der Held (s. d.) seine Leinwand an die Bildsäule als den am wenigsten feilschenden Kunden verkauft und in ihr einen Topf voll Goldstücke findet, wie er sie, wütend darüber, daß sie ihm wegen der Bezahlung nicht Rede steht, zerschlägt 1 8 9 ), ein Motiv, das im Französischen verderbt ist, wo Der dumme Hans sich durch Erbrechen des Opferstocks schadlos hält 19°). Zahlreich sind in den Märchenschwänken die Formen der Uberlistung des geldbringenden Teufels. So wird im Westfälischen, 1 9 1 ) Hannoverschen m ) , Schleswig-Holsteini-

490

Geldzauber

sehen 193 ), Dänischen 194 ), Schwedischen 195 ), Italienischen 196 ) und Polnischen 197 ) der Teufel dadurch geprellt, daß der Bauer, der über Jahr und Tag statt des gehäuften Scheffelmaßes ein gestrichenes zurückgeben soll, das Maß schon bei der Übergabe abstreicht und den Rest dem Teufel gleich wieder mitgibt 198). Im Grabhügel soll der Teufel dem Soldaten den Stiefel mit Geld füllen, aber dem Stiefel ist der Boden ausgeschnitten 199). Ebenso versucht er einen bodenlosen Stiefel in den pommerschen 200), ostpreußischen 201 ), wendi202 schen ) und nordamerikanischen 203) Varianten zu füllen, der im Niederbayerischen durch die Stubendecke 204) im Oberösterreichischen durch das Firstloch m ) , im Pommerschen durch das Scheunendach 408) oder in den Schornstein m ) gesteckt wird. Einen in die Scheune gehaltenen bodenlosen Strumpf soll er im Wendischen voll machen 208), einen bodenlosen Hut im Estnischen209), Wotjakischen 210 ) und Lappischen 211 ), einen solchen über den Stadelfirst gehalten im Niederbayrischen 212 ), einen bodenlosen Scheffel im Masurischen 213 ), ein über ein Loch gehaltenes bodenloses Schaff im Kärntnerischen 214), einen bodenlosen Sack im Oberhessischen 218 ), Brandenburgischen 216 ), Pommerschen 217 ), Ostpreußischen218), Friesischen219) Schwedischen220), Tschechischen 221 ), Wendischen 222), Polnischen223) .Kassubischen 224 ), Masurischen 228), Klein- 226), Weiß- 227) und Großrussischen 228), Litauischen 229) und Lettischen 230), einen über eine Grube gehaltenen Sack im Isländischen 231 ), einen zum Firstplatz hineingehaltenen im älteren Deutschen 232), einen in den Schornstein gesteckten im Rheinländischen 233), wie im französischen der Kamin mit Geld gefüllt werden soll 234). Das Motiv der Geldspende von Menschen an übernatürliche Wesen hat seinen letzten Ausklang in dem in Die klugen Leute erscheinenden Narrenstreich der törichten Frau, dem vorgeblich aus dem Himmel kommenden Mann Geld für ihren verstorbenen und seiner Aussage nach im Himmel Not leidenden Ehemann mitzuge-

ben 238), ein Motiv, das sich wie im deutschen des 16. und 17. Jh.s 236) so im neuzeitlichen Tirolischen237), Heanzischen238), Böhmerwäldischen 239), Bayrischen 240 ), Schweizerischen 241 ), Elsässischen 242), Schwäbischen 243), Luxemburgischen244), Norddeutschen 248), Schleswig-Holsteinischen 246), Saterländischen 247), Hannoverschen 248), Pommerschen 249), Niederländischen 28°), Dänischen 2B1), Schwedischen 262), Norwegischen 263), Isländischen 284), Englischen 266), Irischen 266), Französischen 267), Baskischen 288), Italienischen 289), Maltesischen 260), Ru261 mänischen ), Griechischen 262), Slovenischen 263), Serbokroatischen264), Bulgarischen 268), Wendischen 266), Tschechischen 267), Slowakischen 268), Polnischen 269 ),. Klein- 27 °), Weiß- 2 7 1 ), Großrussischen 272), Litauischen 273), Lettischen 274) Imeritinischen 275), Gagausischen 276), Türkischen 277), Arabischen 278) und Indischen 279) findet. 189 ) B a s i l e I, 4; B o l t e - P o l i v k a I V 195; I 5 9 — 6 7 : Der gute Handel Motiv B. 19 °) B l a d e Gascogne I I I 123 = B l ü m m l 70 Nr. 27. m ) K u h n Westf. I 375 Nr. 420; S c h e l l Neue 192 ) bergische Sagen (1905) 110. Heckscher 193 ) Neustadt 5 § 5 . M ü l l e n h o f f Nr. 414. 1M) G r u n d t v i g Folkeaev. I I 213 Nr. 19 = Leo-Strodtmann II 280; Kristensen Molbohistorier Nr. 458; W i g s t r ö m Folkdikt196 ) H a c k m a n ning I I 199. Reg. Nr. 1182. 198 ) M a i l l y Nr. 140. 1 9 ') K n o o p SagdProvPos. (1913) Nr. 171 = Rogasener Familienblatt 8, 9. 19S ) B o l t e - P o l i v k a I I I 14, 364; A a r n e T h o m p s o n Nr. 1182. 199 ) KHM. 195; B o l t e P o l i v k a I I I 420—423. 200 ) ZdMyth. 2, 147; 201 ) H a a s RügSag. (1903) Nr. 32. Reusch2 202 ) V e c k e n s t e d t 203 ) 71. 389. Knortz Streifzüge amerik. Vk. (1902) 131. 204) S c h ö n w e r t h I I I 61. 205 ) Linzer Musealberichte 24, 129. 206) K n o o p Hinterpommern 130 Nr. 263, 207 ) BlpommVk. 4, 162 Nr. 71. AsmusK n o o p 25 u. 97. so8 ) S c h u l e n b u r g Volkstum 51. 209) Kalewipoeg dtsch. v. R e i n t h a l u. B e r t r a m (1861) 237. 21») W i c h m a n n I I 116. 2 1 1 ) Archivio 6) 399 = D ü b e n Om Lappland (1873). 212 ) S p i e g e l (1914) Nr. 11 b. 2 i 3 ) T o e p 214 E l ä p e n 128. ) G r a b e r Nr. 427. ) Bindewald 21«) 217) 148. S c h w a r t z Sag. 137. Jahn Volkssag. Nr. 150, BlpommVk. 8, 56 Nr. 48, Urquell 4, 114. 2 1 S ) L e m k e I I 16. « 9 ) D y k s t r a I 139. 22 °) H a c k m a n Reg. S. 35. 221 ) Cas. Mat. Morav. 7 (1875) 89. 222 ) S c h u l e n b u r g 223 ) K o l b e r g Volkssag. 108. Lud X I V 247 Nr. 59. 224 ) L o r e n t z Teksty pom. 13, Nr. 37; 45 Nr. 83; 262 Nr. 352; 347 Nr. 449; 349 Nr. 454; 486 Nr. 623. 225 ) L o r e n t z Slovinz. Texte 23

Geldzauber Hr. 21. 22«) Etnogr. Zbirnyk 6 Nr. 692; 34, 243 Nr. 1149; H r i n c e n k o Iz. ust. nar. 4 Nr. 6f.; M a l i n k a 266; R u d c e n k o l 9 2 ; C u b i n s k i j II 385, A f a n a s j e r 3 I 204. 227) S e r i p u t o v s k i j 70, i n . 228) O n c u k o v 175 Nr. 402; A f a n a s j e v 3 I 200—203 Nr. 87—89. 229) A f a n a s j e v 3 I 204. 33 °) U l a n o w s k a 262 Nr. 11. 231 ) A r n a s o n I I 15 = R i t t e r s h a u s 331 Nr. 88 — A n d e r s e n 293 = P o w e l l - M a g n u s s o n II 23. 232) H a n s S a c h s Schwanke, ed. G o e t z e - D r e s c h e r II ¿32 Nr. 350; IV 502 Nr. 584. 2J3 ) ZsfrheinVk. 4, 131. 234) S e b i l l o t Litt, orale 175, Revdtradpop. 9, 346 Nr. 58. 236) KHM. 104; B o l t e P o l i v k a II 440—451 MotivC.; Köhlerii/ScAr. I 247; R i t t e r s h a u s 353 Nr. 98; A a r n e T h o m p s o n Nr. 1540. 236) Nachweise F r e y •Gartengesellschaft (1896) 236: W i c k r a m Werke I I I 391, V I I I 315, 347; B o l t e - P o l i v k a II 447 f. 237 ) Z i n g e r l e 2 I 63 Nr. 14. 238) B ü n k e r 23 Nr. 9 = ZsVfVk. 7, 308. 239) B l ü m m l Beitr. (1908) 133. 240) S c h m e l l e r Mundarten (1821) 435. 241), S u t e r m e i s t e r 70 Nr. 23. S t ö b e r Alsatia 1875 f. S. 203. 243) M e i e r Nr. 20; B i r l i n g e r Volkst. I 463 Nr. 693. G r e d t 495 Nr. 917. 245) p r ö h l e KVM. 157 Nr. 50. 246) M ü l l e n h o f f 413 Nr. 10 = M e r k e n s II 141 Nr. 173; W i s s e r Grotmoder II 18 = PlattdVM. I 211; Kieler Heimat 11 (1901) 177 Nr. 25 . 247) B r ö r i n g II 300. 348) KblndSprachf. 21, 73, 86 = Busch 82. 249) BlpommVk. 9, 28. 250) D y k s t r a II 82; L e o p o l d I 527, Volkskunde 15, 187. "261) G r u n d t r i g Minder I 23; K r i s t e n s e n Fra Bindestue I 59 Nr. 10; ders. Bindesluens Saga 13 Nr. 2; ders. Jylland I V 254 Nr. 17. ••25a) A b e r g Nr. 319. 263) M o l b e c h (1882) Nr. 6; A s b j ö r n s e n - M o e 45 Nr. 10 = B r e •semann I 70 = T h o r p e 328 = D a s e n t (1859) 198. R i t t e r s h a u s 352 Nr.98. 2 5 5 ) B a r i n g "Gould Nr. 3 = J a c o b s EnglF.T I 40 Nr. 8, Milusine 1, 352. 256) K i l l i n g e r Erin 4, 23; K e n n e d y (1875) 13. 257) C o s q u i n Romania •6 (1877) 548 f. — Lorraine I 237 Nr. 22 = B l ü m m l 188 Nr. 67, Melusine 1, 133; 1, 135, Revdtradpop. 13, 634; 23, 341; O r a i n 177; S e b i l l o t Joyeuses histoires 112, 117; L u z e l Basse-Bretagne III 414 = B l ü m m l 150 Nr. 51. ^o) V i n s o n i i 2 = B l ü m m l 11 Nr. 2. 259) B u s k 361. 2«o) H g n 30 Nr. 88; 52 Nr. 99. 261 ) S c h o t t 291 Nr. 43. 2«2) S c h m i d t 125 Nr. 25. a83) P o d 2 M ) V u k St. K a r a d 2 i 6 ¿ a v n i ä k i 8 Nr. 5. Srpske nar. pripov. 309 Nr. 28; L u c a V I 481. 265) Sbornik minor 16 f., 341 Nr. 4. S c h u l e n b u r g Volkssagen 57. 267) N em•covä II 151 Nr. 27; K u l d a II 160 Nr. 108 = W e n z i g 41, C. Lid 5, 459 Nr. 6. 288) C z a m b e l 352 § 181; 447 § 223. 269) K o l b e r g Lud V I I I 220 Nr. 91; C i s z e w s k i Krakow. 275 Nr. 225, -Zbiör wiadom. 8, 299 Nr. 2; 11, 73 Nr. 21, Wisla 3» 753 Nr. 1, Mater, antrop. 11, 33 Nr. 30. 3 7 °) H r i n c e n k o Iz. ust. naroda 332 Nr. 320; C z a m b e l 465 § 233; T a r a s e v ä k y j 63 Nr. 93; 371 Nr. 287; C u b i n s k i j II 571 Nr. 56; 577 ^Nr. 61, Etnogr. Zbirnyk 3, 131 Nr. 2; 6, 361 ff. N r . 696—699; 8, 101 f. Nr. 49, 50; 9, 37 Nr. 18.

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S71 ) F e d e r o w s k i III 131 Nr. 237; 243 Nr. 483, Mater, kom. j?zyk 2, 89 Nr. 4 27a ). A f a n a s j e v 3 II 352 Nr. 220 = G u b e r n a t i s Tiere 155; O n c u k o v 581 Nr. 296; I v a n i c k i j 204 273 ) V e c k e n s t e d t s Nr. 39. ZsfVk. 1, 191. 274 ) B ö h m Nr. 22 u. 41. 276 ) Sbornik kavkaz. 2 19, 2, 30 Nr. 5. ">) R a d i o f f X 141 Nr. 78. 277) W e s s e l s k i Nasreddin I 173 Nr. 305. 2™) Folk-lore 11, 357 Nr. 1. 279) K i n g s c o t e 135 Nr. 12. D I. Sind diese einmaligen Spenden dämonischer oder elbischer Wesen auch oft so beträchtlich, daß sie dem Beschenkten für das ganze Leben Sorgenlosigkeit und damit Glückseligkeit gewährleisten, so sind doch die magischen Mittel zu Erwerb oder Vermehrung des Geldes, die d a u e r n d wirksam sind, bedeutsamer, da wir mit ihnen das eigentliche Gebiet des Märchenzaubers betreten und ihr Wert für das Leben der Märchenleute ein ungleich höherer ist. Den Ubergang von den einmalig zu den fortlaufend wirksamen spendenden Geldquellen bilden die dämonischen Geldzuträger, übernatürliche, zunächst teuflische Wesen, deren geldzauberische Aktivität mehr oder minder in den Willen des Helden gestellt ist. Eine solche Verkörperlichung des schätzebringenden Teufels ist der „Drachen", ein die Luft durchfliegendes wurmartiges, zuweilen beflügeltes Wesen 280), das oft mit den Sternschnuppen identifiziert wird 2 8 1 ). E . M. Arndt berichtet aus Rügenschen Verhältnissen des 18. Jh.s 282), daß er seinen Anhängern auf Anfordern alle Lebensbedürfnisse, auch Geld zuträgt 283 ). Vereinzelt bringt er auch, wie im Erzgebirge 284), den Hecketaler 285 ) oder gibt, wie im Wendischen 286), um Mitternacht auf dem Kreuzweg gefunden und mit Hirsebrei genährt, alle Stunde ein Goldstück von sich 287). Die Vorstellung überführt den Drachen in den Bereich der hausgeistartigen Geldbringer 288), wie es das Geldmännlein 289) oder der Puk ist, ein rotkäppiges Männlein, das aus einem im Mist vergrabenen „Sparei", einem taubeneigroßen Hühnerei ohne Dotter entsteht 290 ), oder tiergestaltig die Geldhummel im Egerland, ein aus dem E i einer schwarzen Henne und eines schwarzen Hahns in der Achselhöhle ausgebrütetes Tierchen, das im Geldbeutel getragen diesen nie leer werden läßt 2 9 1 ).

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Geldzauber

Die Kröte als teuflisches Geldzaubertier erscheint wie im Volksglauben 292) so auch im Märchen, z. B. in der Hose mit den Hecktalem, wo in der einen Tasche ein krötenartiges Tier mit einem menschenähnlichen Kopf in einer Flasche sitzt, das alles in die andere Tasche gesteckte Geld über Nacht verdoppelt 293). Die Vorstellungen vom bösartigen Drachen als Schätzehüter haben sich märchenmäßig verschwächt in die gutartiger Schlangenwesen, wenn im Süddeutschen Die Krönlnatter der Bauerntochter ihr Krönlein gibt, das alles, zu dem es gelegt wird, unversieglich macht 294). Im Niederösterreichischen legen die Nattern beim Baden ihr Kränzchen auf einen Stein, das man entwenden und zu seinem Gelde legen muß, damit es niemals weniger wird, so viel man auch davon nimmt 295). M0) B o l t e ZdAlt. 48, 55; G a i d o z Milusine 6, 193; 7, 3, 49; 8, 94, 187; B o l t e - P o l i v k a I I I 423; H e c k s c h e r Kulturkreis 103; 352 Anm. 150; 367 Anm. 221; 379 Anm. 259; 382 Anm. 273; ders. Neust. 9 ff. § 9; ders. Bers. Reg. s. verb.; M a c k e n s e n in AberglWb. I I 281 ) B i r l i n g e r 364—404: Drachen. Volkst. I 189; D r e c h s l e r I I 135; B a r t s c h I 256, I I 201; H e c k s c h e r Kulturkr. 103; Bolte-Polivka 282 ) I I I 234. E . M. A r n d t Märchen II (1843) 92 = Heckscher Kulturkr. 103. 283) AberglWb. I I 397 f.: Drache B I I I a. 284) S p i e ß Obererzgeb. 30. 285) AberglWb. III 1619. 28 «) V e c k e n s t e d t Sag. 389. 287 ) AberglWb. I I I 626. 288) M a r z e i l in AberglWb. I 3 1 2 — 3 2 4 : Alraun (als Geldzuträger: Sp. 319), S i n g e r ebda I I I 1568—1570: Hausgeist; H e c k s c h e r Kulturkreis 87 ff., 337 ff. Anm. Nr. 86—94. 289) AberglWb. I I I 625 f. 2S0) H a a s Schnurren 76 Nr. 69; vgl. MärchenWb. I 458: E i ; P o l i v k a Die Entstehung des dienstbaren Kobolds aus 291 ) einem Ei, in ZVk. 28, 4 1 — 5 5 . John Westböhmen 217, 223. 292) Die Hexe erzeugt Geld durch Schlagen einer Kröte mit einer Haselrute; W o l f ZdMyth. 2, 73, MärchenWb.'. Frosch I 3. 293) Z a u n e r t Märchen seit Grimm I I 137. 294) ebd. I 372; ebd. I I 182: Noch ein Märchen von der Krönlnatter macht das Krönlein seinen Besitzer steinreich, ohne daß die A r t der geldzauberischen Wirksamkeit angegeben wird. 295) V e r n a l e k e n Mythen 140.

D I I 1. Die Überleitung von den Gelddämonen zu den Geldzauberdingen bildet das Heckegeld, das oft als gegenständliche Einkörperung des Teufels betrachtet wird. Seine magische Wirksamkeit ist eine mehrfache: es erzeugt Geld, vermehrt das Geld, zu dem es gelegt wird, macht '

dieses Geld unversieglich, so viel man auch davon nimmt und kommt ausgegeben immer zu seinem Besitzer zurück 296 ). So erscheint es als f(|inußoXtov des Päses in einer Erzählung des griechischen Lexikographen Suidas 297), wird von Iuvenal erwähnt 298 ) und tritt mit derselben Fähigkeit im Arabischen des 10. Jh.s als Dirhem des Königs Hügib auf 299 ). In Musäus' Rolands Knappen erhalten die drei Soldaten von der Mutter Drude neben zwei anderen Zaubergaben einen Wunderpfennig, unter welchem jedesmal, wenn man ihn in der Hand umwendet, ein Goldstück liegt 300 )In den estnischen Zwölf Töchtern schenkt die Wasserfrau jedem Pflegekind a m Tauf tage „ein Rubelstück, welches die Mitgift im Kasten hecken sollte" 3 0 1 ). Wie in der Oberpfalz ein nie weichender Kreuzer gefunden wird, wo eine Sternschnuppe auf die Erde fällt 302), so hat sich in andern Formen des Erwerbs von Heckegeldstücken 303) die Beziehung zum Teufel erhalten: im Norddeutschen wird es mitternachts an der Schwelle der Kirchentür gegen einen Hasen 304), im Weichselländischen in der Silvesternacht auf dem Kreuzweg gegen den „gehörnten schwarzen Kater" 305), im Russischen zur Mitternacht dort gegen einen Gänserich 306 ) vom Teufel eingetauscht. In einer an dasBärenhäuter (KHM. JOJ^-Märchen anklingenden Modifizierung erhält man im Polnischen den Inklus, den stets zurückkehrenden Taler, wenn man sich sieben Jahre nicht wäscht, die Nägel schneidet, betet und nicht zur Kirche geht 307 ); im Polnischen 308), Kleinrussischen 309) und Slowakischen 310) bekommt ihn, wer neun Tage ein Geldstück im linken Stiefel trägt, ohne sich zu waschen und zu beten. 296) G r i m m DS. Nr. 86, MythA I I 726; Andree BraunschwVk. 283; Heckscher Neust. 96 § 89; W a s y l § c u r a t Zaubergeld Urquell 4 (1893) 105 ff., 135 ff. (slawische Belege), C h a u v i n I I 129 Nr. 137; W a r d Catalogue of Romances I I I 234, 377, 447; A a r n e T h o m p s o n Nr. 745; S i e b s in AberglaubenWb. I I I 1 6 1 3 — 1 6 2 4 : Hecketaler. M u s ä u s spielt in Rübezahl (ed. Z a u n e r t I 59) auf das Motiv an, wenn er von den geliehenen 100 Talern, um die der Bauer sich Acker auf Acker kauft, sagt: „ E s war ein Segen in Rübezahls Gelde, als. wenn ein Hecktaler drunter wär". 297) R o s c h e r I I I 1664; C r u s i u s 40; B o l t e - P o l i v k a I V

Geldzauber 2,8 ) ac velut 1 1 7 ; AberglaubenWb. I I I 1615. «xhausta redivivus pullulet area nummus et •e pleno tollatur semper acervo, I u v e n a l 6 , 363; B o l t e - P o l i v k a I V 123. 2 " ) Orient u. Occid e n t 1, 332. 300) M u s ä u s (1782) I 164 = ed. Z a u n e r t I I 143; vgl. d. Anm. S. 434 f. 301) K r e u t z w a l d - L ö w e EhstnM. 90 Nr. 6. 302 ) S c h ö n w e r t h II 61, 79. 303) AberglWb. I I I 1 6 1 8 — 1 6 2 1 . 304) MärchenWb. I 522: Elementargedanke. 305) M i n a r s k i Weichsel-M. 6 Nr. 1. 3M) 307) W a s y l S c u r a t a.a.O. Ebd. 109, Wisla 1, 100; B o l t e - P o l i v k a I I 434, Aber308 glaubenWb. I I I 1617. ) Mater antrop. 4, 267; S w i g t e k 491. 309) Etnogr. Zbirnyk 15, 254 Nr. 376, 378. 310) Slov. pohl'ady 12, 36.

D II 2. Der Zaubergeldbeutel besitzt die Eigenschaft, nie leer zu werden, soviel man ihm auch entnimmt; vereinzelt ist die in ihm enthaltene Geldsumme eine beschränkte. Ein solcher Geldbeutel erscheint, meist in Verbindung mit zwei andern Dingen des Nahrungs-, Tarn-, Fahr-, Gebots- oder Kraftzaubers, unter den vom Helden erworbenen, verlorenen und wieder gewonnenen Zaubergaben im dänischen311), serbokroatischen 312 ), tschechischen313) und kleinrussischen 314 ) Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack (KHM. 36), in tirolischen 315 ), heanzischen 316 ), österreichisch-schlesischen 317 ) waldeckischen 318), harzischen 319 ), hannoverschen 32°) , holsteinischen 321 ), ostpreußischen 322), flämischen 323), dänischen 324), schottischen 325), irischen 328), französischen 327), italienischen 328), katalanischen 32S), griechischen 330), albanischen 331 ), rumänischen 332), italienischslavischen 333), slovenischen 331 ), serbokroatischen 335), bulgarischen 336), tschechischen 337), slowakischen 338), polnischen 339 ), groß- 340), klein- 341 ), weißrussischen 342), litauischen 343), lettischen 344), ungarischen 345), grusinischen 346), armenischen 347) und tamilischen 348) Fassungen des Ranzen, Hütlein und Hörnlein (KHM. 54), in schwedischen 349), slovenischen 350), polnischen 351 ), klein- 352) und weißrussischen 353), Fassungen des Bruder Lustig (KHM. 81), in niederländischen354), dänischen 355), schwedischen 356), norwegischen 357), schottischen 358), fran359 zösischen ), rumänischen 36°) und kleinrussischen 361) Fassungen des Spielhansel (KHM. 82), in odenwäldischen362),

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tirolischen 363) und französischen 364) Fassungen der Rabe (KHM. 93), im norwegischen 365), französischen 366), tschechischen 367) und polnischen 368) Krautesel (KHM. 122). Der Teufel ist der Spender dieses Zauberbeutels im tschechischen Des Teufels rußiger Bruder (KHM.ioo)3*9), im pommerschen 370), dänischen 371 ), schwedischen 372) und lettischen 373) Bärenhäuter (KHM. 101), in den harzischen Drei Handwerksburschen (KHM. i2oj 3 7 4 ), im dänischen Der Teufel und seine Großmutter (KHM. 125) 375). Im Heanzischen gibt der Teufel als „schwarzer Herr" dem Bauern für den ihm überlieferten Sohn den nie leer werdenden Geldbeutel 3 7 6 ). In der dänischen Schwarzen Schule erhalten die drei Studenten diesen vom euphemistisch „Alter Erich" genannten Teufel unter der in KHM. 120 erscheinenden Bedingung, ausschließlich drei Redensarten zu gebrauchen 377 ). Im pommerschen Nüllingküken bekommt der Held vom Teufel „einen Geldbeutel, der niemals alle wird'' 378 ). Daumerling (KHM. 45) springt im Französischen dem Teufel in die Tasche und entwendet ihm die Zauberbörse 379). Durch Riesen wird der Teufel abgelöst, wenn der Held im Pommerschen380) und österreichischen 381 ) Riesen den Wunderbeutel durch Veranstaltung eines Wettlaufs entlistet, wie er in der kärntnerischen Kristallkugel (KHM. 197) den Wunschbeutel von seinen Riesenschwägern erhält 382). Im Pommerschen 383), Odenwäldischen 384) und Slowakischen 385) stiehlt er ihn Räubern, aus deren Gespräch er die Wunderkraft desselben erhorcht hat. Das rote Männlein schenkt in einer hessischen Ranzen-Fassung das nie leer werdende alte Beutelchen dem abgedankten Soldaten 386). Vom Häuptling der Elfenschar bekommt im Irischen der Held die Zauberbörse 387), im Italienischen des 16. Jh.s erhalten drei Wanderburschen von Feen Glückssäckel 388); Fortunatus bekommt von der Glücksgöttin einen Beutel, in dem sich, so oft er hineingreife, zehn Goldstücke finden 389) und bei den Zamaiten bringt Laima, die Herrin des Glücks, dem verwundet am Wege liegenden und zum Wege-

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Geldzauber

gott um Hilfe betenden Bauern die nie versiegende Börse 39°). In der holsteinischen Trommler (KHM. 193) -Fassung De twölf Swön bekommt der Held den „Büdel mit Geld, de ins [nie] leddi ward" von den Schwanjungfrauen 391). In der hannoverschen Krautesel-Fassung Die Prinzessin mit dem Hörne 392) und in ihrer gälischen Variante Die drei Soldaten393), wie in den Odenwaldmärchen Das goldene Königreich394), Die Prinzessin von Tiefental 395) und Die dreizehn verwünschten Prinzessinnen 396) geben verzauberte Jungfrauen den Helden die nie leer werdenden Geldtaschen. Das pommersche Allerleirauh (KHM. 65) bekommt von der Hexe den Wunschbeutel 397). In der oldenburgischen Zwei Brüder (KHM. 60^-Fassung Waterpeter und Waterhinnerk erhält ihn jener für die müde Gabe von einer alten Frau 398). In der holsteinischen i?

P o l i v k a I 210. 231) D a v i d s s o n 139, R i t t e r s h a u s 143 zu Nr. 32. S3S) Gesta romanorum 190, D i e k c. 176, D e u t s c h c. 35, K e l l e r c. 53; B ü s c h i n g ErzdMa. (1814) I 124; B o l t e - P o 233) H e c k s c h e r l i v k a IV 140. Kulturkreis 1 3 0 ! , 3 8 5 ! Anm. 278—-285, M a r z e l l in Aber234 glWb. III 1527—1542: Hasel ) KHM. 210, B o l t e - P o l i v k a I I I 477. 235) A s b j ö r n s e n u. Moe NordVHM. übs. v. K l a i b e r I 130. 236 ) Ebd. II 57; Die Stelle fehlt in der Übersetzung S t r ö h e s II I5ff.

D 1 . Den Charakter des Angriffszaubers nimmt der Wehrzauber an in den Geräten des Schlagzaubers (PrügelzauD 1651.2 bers) 237 ). Im Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack bekommt der dritte Sohn von seinem Lehrmeister einen Sack mit einem Knüppel, der auf das W o r t : „Knüppel aus dem S a c k ! " den Gegner prügelt, bis er auf das Wort: „ K n ü p p e l in den S a c k ! " wieder in diesem verschwindet 238). Ein solcher den Widersacher auf Geheiß seines Besitzers prügelnder Knüppel, Knüttel oder Stock oder auch deren mehrere in dem Zauberbehälter erscheinen in deutschen Fassungen des 19. Jh.s 239 ), ferner in heanzischen240), hannoverschen 241), niederländischen 242), schwedischen 243), englischen 244), italienischen 245), portugisischen 246), serbokroatischen 247), bulgarischen 248), tschechischen 219), polnischen 260), kassubischen 251 ), klein- 252) und weißrussischen 253), litauischen 254), nordkaukasischen255), türkischen 256), arabischen 257), indischen 258) und brasilianischen 259), eine solche Peitsche in großrussischen 280) und afrikanischen 261) Varianten. Heilige Personen sind die Spender, wie der Himmelsgott im Chinesischen 262), innerhalb des christlichen Kulturkreises der liebe Gott im Französischen 263), Rumänischen 264), Tschechischen 265), Slovakischen 26e ) und Kleinrussi267 268 schen ), Jesus im Italienischen ) und Polnischen 269 ), Petrus im Niederländischen 270), Französischen 271 ) und Italienischen 272), Nikolaus im Polnischen 273), der hl. Sava im Serbokroatischen 274), der Pfarrer im Isländischen275), das Nönnlein im Italienischen 276). Weiter bekommt sie der Held von magischen Wesen, wie der „Frau Glück" im Italienischen 277), Feen im Welschtirolischen 278) und Indischen 279), alten Frauen im Holsteinischen 280) und Irischen 281). Der König erscheint als Spender im Tirolischen 282), wie ebendort ein Händler 283), ein Bettler im Ungarischen 284), ein Greis im Tschechischen 285) und Weißrussischen 286), ein Zauberer im Tschechischen 287) und Polnischen 288), ein Männchen im Litauischen 289), der „unterirdische Bergmann" im Dänischen 2,0 ), Dämonen im Katalanischen 291 ), böse Geister im Slovakischen 292), der Teufel im Oldenburgischen 293), Slovenischen 294), Serbo-

Stab kroatischen 293), Tschechischen schen 297) und Polnischen 298).

296),

Slovaki-

In den turkestanischen Geschenken der Schlange bekommt der Held vom Schlangenvater u. a. einen Prügel, der zur Erde geworfen auf das W o r t : „Prügel, hau ihn!" den Gegner schlägt 299 ), im Indischen erscheinen Schlangen 300), im Bulgarischen der Vogelkönig 301 ), im Groß- 302 ) und Weißrussischen 303) der gefangene Kranich, im Weißrussischen auch die gefangene Schnepfe 3M ) als tierische Spender. Vereinzelt tritt dieser als Pflanze auf, so wenn im Philippinischen ein Zauberbaum den Knüppel schenkt 305). Als personifizierte Wettererscheinung gibt im norwegischen Von dem Burschen, der zum Nordwind ging und sein Mehl zurückverlangte dieser jenem einen Stock, der auf die Worte: „Stock, schlag drauf!" den Gegner so lange prügelt, bis „Stock hör a u f ! " gesagt wird 306). Ebenso erscheint der Wind im Französischen 307), Slovenischen 308), Tschechischen 309), Polnischen 310 j und Estnischen 311 ) als Spender, im Estnischen auch der Frost 3 1 2 ), im griechischen Das Töpf chen bekommt der auf dem Brotbaum ins überirdische Reich gekletterte Mann vom Sommer und Winter den prügelzauberischen Stock 3 1 3 ). Im Kleinrussischen wird der Knüppel gegen ein anderes Wunderding eingewechselt 314 ). Weiter wird das magische Gerät aus Zauberreichen geholt, im Schwedischen die Zauberkeule aus Hultamosa 316 ), im Italienischen die Zauberg. aus Noramalas 316 ). Eine solche schlagzauberische Keule erscheint in weiteren schwedischen Varianten 317 ), auch im Dänischen 318 ). Weiter sind die Behälter gewandelt, wenn im Indischen der Held einen Topf mit dem prügelnden Stock 3 1 9 ), im Wotjakischen ein E i voll Knüttel 320), im Afrikanischen eine Trommel mit einem Prügel 3 2 1 ), im Mongolischen einen Sack mit einem Hammer 322) bekommt. J m Weißrussischen gibt der Teufel eine Trompete 323 ), der Wind eine solche 324) oder ein Horn 325 ), bei deren Betätigung der prügelnde Knüppel erscheint. Einen Ranzen mit einem Knüttel schenkt ebendort der Frost 326 ), im Aramäischen der Mann an der Quel-

Gerte,- Stab

le 327), wie im Türkischen der Araber im Brunnen zwei schlagzauberische Stöcke spendet 328). Einen Streitkolben gibt im Serbisch-Zigeunerischen das Waldmännlein 329), der Wind einen Sack voll Knüttel 330) oder einen Ranzen mit Hammer 331 ) im Kleinrussischen, einen schlagzauberischen Hammer auch im Nordgrönländischen 332), wie eine solche Peitsche im Rumänischen 333). Neben diesen eigentlichen Schlagzauberdingen stehen Zaubergeräte, aus denen auf Befehl des Besitzers mit Knütteln ausgestattete magische Wesen hervorkommen, womit also der zaubermäßige Schwerpunkt vom Schlaggerät auf die dieses handhabenden dienenden Geister übertragen ist. So erscheint im Großrussischen ein Zauberknüttel, aus dem auf Befehl des Besitzers drei Helden springen, die den Gegner so lange prügeln, bis der gegenteilige Befehl erfolgt 334). Ein Sack, aus dem mit Knütteln versehene Knechte springen, erscheint im 14. Jh. in einer Albertus Magnus beigelegten Erzählung 335 ), wie in dänischen 336) und großrussischen 337) Varianten 338), ein Ranzen mit prügelnden Männern im Klein- 339) und Großrussischen 340), wo er vom Kranich geschenkt ist 341 ), ein solcher mit drei 342) oder zwölf Kerlen 343) im Weißrussischen, ein Topf mit prügelnden Dämonen im Indischen 344), ein Kürbis mit prügelnden Männern im Georgischen 345) und, vom Reiher geschenkt, im Sartischen 346 ), einFäßchen mit peitschenden Kerlen 347 ), mit sieben 348) oder, vom Wind geschenkt, mit fünf schlagenden Kerlen 349) im Großrussischen, im Kleinrussischen, von Nikolaus geschenkt, ein Widder, aus dem prügelnde Knechte springen 3S0), ebendort eine Trommel 3 5 1 ) mit zwölf Kerlen 352 ), die der Wind schenkt 353), wie ein Horn, aus dem Polizisten k-mmen 354 ). Dasselbe Motiv des prügelzauberischen Stockes erscheint in vielen Fassungen des Ranzen, Hütlein und Hörnlein355). In der märkischen Variante bekommt Der dumme Hans vom Besenbinder einen Sack voller Knüppel, die auf den R u f : „Knüppel, raus aus dem Sack!" den Gegner verprügeln und die Zaubergaben zurückschaffen 356). Ebenso erscheint der prügelnde Knüttel in schweizerischen 357 ), waldeckischen 558), flämischen 359 ), französischen 360 ), bulgarischen 361 ), groß = 362), kleinrussischen 363) und tamilischen 364), ein Sack voll Knüttel in kleinrussischen 365), eine schlagzauberische Peitsche in serbokroatischen 366), eine Keule in slowakischen 367 ), groß- 368), weißrussischen 369) und litauischen 370 ), streitenden Männern abgenommen in serbokroatischen 371 ) Varianten.

535

In der polnischen Fassung Die drei Wunderdinge tauscht der Held einen speisengebenden Holzklotz gegen einen Stock ein, der in die Erde gestoßen drei Haiduken erscheinen läßt 372 ). Flämische 373 ), polnische 374) und großrussische 375 ) Varianten haben einen Stock, aus dem Soldaten springen, letztere auch eine Keule, aus der drei Reiter kommen 37S ), weiß- 377 ) und großrussische 378) einen Hammer voll Soldaten, großrussische einen Sack mit dreiunddreißig prügelnden Kerlen 378 ). Sporadisch erscheint der schlagzauberische Stock auch in andern Märchen. Im griechischen Die Schlange und ihre Eltern bezaubert die Schlange das Stäbchen des Vaters, daß es auf das Wort „Wurr, Stäbchen!" auf die Mutter losfährt 380). Im griechischen Prinz und Schwanjungfrau entlistet der erstere dem Derwisch einen Schäferst., der auf den Ruf: „Wurr! mein Stöckchen, schlag ihn auf den K o p f ! " diesen Befehl ausführt 3 8 1 ). In den drawidischen Drei Feen gibt der Riese dem Helden einen Stock, der, ein wenig berieben, den König prügelt 382). Im kaukasischen Die Wundertiere und der Wunderknüppel schenkt die Alte dem Helden diesen Stock, der auf das Wort: „Dom, dorn!" den Gegner schlägt 383). In den serbokroatischen Zertanzten Schuhen nimmt der Held bei der Verfolgung der Prinzessin streitenden Teufeln u. a. auch einen „Knüppel aus dem Sack" ab 384). In einer spanischen Fassung der Zwölf Brüder (KHM. 9) bekommt der Soldat von Petrus einen prügelnden Stock 385 ). Ebenso gibt Petrus in einer polnischen Spielhansel (KHM. 82)-Fassung diesem „einen Krückenstock, mit dem er alles in Fetzen schlagen kann", was er in die Zaubertasche gewünscht hat, und mit dem er den Teufel bezwingt 386). Im italienischen Die Monate, einer Variante der Drei Männlein im Walde (KHM. 13), bekommt der böse Bruder, der den „März" gescholten hat, von diesem einen Knüppel, der ihm auf das Wort: „ G i b mir hundert!", statt der erwarteten Taler Schläge gibt 387 ). Im Blauen Licht schlägt das durch Anzünden der Pfeife gebotszauberisch herbeigerufene schwarze Männlein alles zur Hinrichtung des Soldaten unter dem Galgen versammelte Volk, „und wen es mit seinem Knüppel nur anrührte, der fiel schon zu Boden und getraute sich nicht mehr zu regen" 388). Als in der schlesischen Wasserlisse der geizige Bauer deren Gebiet verlassen hatte, wurden die Rechenpfennige zu Prügeln, die ihn so lange schlugen, bis sie entzwei waren 389). In der tschechischen Fassung des Märchens Der Arme und der Reiche (KHM. 87) benutzt die Frau den ersten der drei freigestellten Wünsche zu einer törichten Bitte, worauf der erboste Mann wünscht, daß der Stock sie prügeln möge und nun den dritten Wunsch dazu verwenden muß, die Schläge aufhören zu lassen 390). Als in der Legende Von St. Pelagius dem Papst dieser als Prior sich weigert, in seiner Kirche „die neue Geschichte St. Nicolai" singen zu lassen, erscheint ihm der Heilige im Schlaf und singt

536

Gerte, Stab

die Antiphone, wobei er mit einer Rute „bei jeglichem Wechsel der Stimme harte Streiche auf des Priors Rücken fallen läßt" 391 ).

Schwankmäßig erscheint der prügelnde Stab im paderbornischen Schlauraffenland

(KHM.

158),

wo der Erzähler mit

einem „Stock von Höppertänen" (Froschzähnen) geschlagen wird 392). In natürlichem Sinne findet das Schlaggerät Verwendung, wenn im irischen Croch-gheal die Brüder auf der Flucht vor dem zur Verfolgung entsandten Riesen sich mit dem Blute eines Lammes einreiben und sich mit Baumzweigen schlagen, um den Riesen glauben zu machen, sie schlügen sich um den Wald 393), wenn im großr u s s i s c h e n Nikolaus,

der Wundertäter

der

Reiche dessen Heiligenbild, das die für den Armen übernommene Bürgschaft nicht erfüllt hat, mit Ruten zu prügeln beginnt 394), oder wenn im gälischen Löwenvckerchen der Riese, durch Übergabe anderer Kinder statt des versprochenen Königssohnes getäuscht, den Betrug durch die Frage nach dem Zweck der gezeigten Rute feststellt 396). 237 ) T h i m m e 65 deutet das Motiv, das als vorübergehende Wehrlosmachung bezweckend durchaus ernsthaft ist, falsch, wenn er im Anschluß an die Besprechung des Zauberschwerts sagt: „Ins Komische oder Skurrile übertragen prügelt ein „Knüppel aus dem Sack" alle Feinde windelweich". 138) KHM. 36, B o l t e P o l i v k a I 346—361, A a r n e Die Zaubergaben 4—19, A a r n e - T h o m p s o n Nr. 563 I c, S p i e ß Das dtVM. 4, MärchenWb. I 205: Baum II D. "») Alb. Ludw. G r i m m , LinasMb. (1816) II 840) 315, B e c h s t e i n (1845) 140. Bunker Nr. 55. 241 ) H e c k s c h e r Hannover I I : Bersenbrück § 195. M2 ) D y k s t r a II 52, C o r n e l i s s e n V e r v l i e t Nr. 5, J o o s I 153 Nr. 87, V e r m a s t 116. "») S t e f f e n I I 46, A l l a r d t Nr. 139f. ***) B a r i n g - G o u l d Nr. 7 = J a c o b s I 206 Nr. 39, K ö h l e r , KISchr. I 47. 245) B a s i l e I 1, O r t o l i 171, C o m p a r e t t i Nr. 7 u. 12, N e r u c c i Nr. 34. "») B r a g a I 120 Nr. 49. « ' ) Zbornik jugoslav. 10, 138 Nr. 5. 348) Sbornik minor 9, 158, X r u d I 532 nach A r n a u d o v 53 Nr. 48. M a t y 163 Nr. 15 = M e n ä i k Jemnic. 374 Nr. 95 = W a l d a u 41, E l p l 86 Nr. 20, K u b i n I 27 Nr. 10. 26°) K o l b e r g Lud I I I 112 Nr. 1, X I V 22 Nr. 6, 27, Nr. 9, M a l i n o w s k i II 222. 261) E r b e n Citanka 97. 252) M a n 2 u r a 74 Nr. 49, ä u c h e v y g 132 Nr. 76, Zbior wiadom. 9, 84 Nr. 3, Etnogr. Zbirnyk 4, 81 Nr. 14; 29, 207 Nr. 29. M3 ) R o m a n o v I I I 281 Nr. 54, G l i n s k i I V 106 = G o d i n 50, F e d e r o w s k i I 96 Nr. 287, I I 144 Nr. 121. 2M ) S c h l e i c h e r 105, K a r l o w i c z 60 Nr. 43. 255) Sbornik havkaz. 27, 4, 12.

"«) K u n o s Adakaie II Nr. 7, 257) H e i n - M ü l l e r Mehri-Texte 62. 258) Swynnerton (1892) Nr. 37. 259) S a n t ' A n n a N 6 r y 226, R o m e r o Nr. 41. 28°) I v a n i c k i j 188 Nr. 14. 2al ) Petermanns Mitt. 1856 S. 467, F r o b e n i u s Dekameron 262. 282) C h a v a n n e s 500 contes I I I 267 Nr. 477. 283) C o s q u i n I 50 Nr. 4, C a r n o y Contes frane. 249 = Romania 8, 231 Nr. 4. 284) S c h o t t 204 Nr. 20. 285) T i l t e 85 Nr. 30. 288) D o b ä s m k ? I I I 57 Nr. 29. 287) Etnogr. Zbirnyk 14, 161 Nr. 20. 268) G u b e r n a t i s Nr. 21 = Florilegio 90 = M e n n i e r 114. 289) C i s z w e s k i 168 Nr. 122, 27°) C h e t c h o w s k i I 166 Nr. 24. Lootens Nr. 1 = Germania 14, 84, Volkskunde 5, 118 = 271 T e i r l i n e k Contes fiam. 23. ) Archiv 55, 364 = M a r e l l e 13 = S S b i l l o t Contes des prov. 46, S e b i l l o t Haute-Bretagne I 82 Nr. 12, C o s q u i n I I 64 Nr. 39, T a l b e r t Dial. blasois (1874) 323, P i n e a u Contes pop. 127 Nr. 2. 272) P i t r e Nov. toee. Nr. 29. 273) Mater, antrop. 10, 157 Nr. 31. 274) N i k o l i S 116 Nr. 10. 275 ) A r n a s o n II 491 = A n d e r s e n 451 = P o w e l l II 563 = R i t t e r s h a u s 423 Nr 120. 278) P i t r e I 271 Nr. 30 = K a d e n 118. 277) G o n z e n b a c h I 335 Nr. 52. 278) S c h n e l l e r 28 Nr. 15. 279) S t o k e s Nr. 7. ¡»o) W i s s e r Grotmoder II 67 = PlattdVM. 245, De Snider un sin dre Söhns. 281) K e n n e d y (1870) 25. *>*) Z i n g e r l e II 84. Ebd. 185. M4 ) E r d 6 1 y i II 12 = E r d e l y i - S t i e r Nr. 12 = 285 J o n e s - K r o p f 161. ) B u k o v a n s k ^ 46 M') Nr. 21. D o b r o v o l j s k i j 601 Nr. 32b. " ' ) S t r ä n e c k d 16. M8 ) W o y c i c k i Klechdy 147. t u ) L e s k i e n - B r u g m a n 464 Nr. 30. 29°) K r i s t e n s e n Jylland I I I 181 Nr. 34, Folkeaer. I 72 Nr. 72, Skattegraveren 11, 200. 291) M a s p o n s I I I 31. 292) S k u l t e t y - D o b s i n s k y 2 238 Nr. 19. 2»3) S t r a c k e r j a n 1 II 317 §624 = 2. Aufl. S. 457, K ö h l e r KISchr. I 67. 294) ArchfslavPhil. 8, 110 Nr. 2. 295) K r a s i ö I 15 Nr. 2. 298) K u l d a II 57 Nr. 74 = W e n z i g 104, H o ä e k II 2, 94 297) Slov. Pohl'ady Nr. 61. 15, 322 Nr. 31, Sbornik mus. slov. 16, 82 Nr. 22. 288) Zbiör. 2 wiadom. 16, 51 Nr. 36. " ) J u n g b a u e r MaTurkestanuTibet 37f. Nr. 3, O s t r o u m o v I I 28 Nr. 5. 30°) M i n a j e v (1877) Nr. 12 = C o s q u i n I 56. 301) Sbornik min. 11, 126 Nr. 2. 302) S a d o v n i k o v 136 Nr. 30. 303) R o m a n o v III 276 Nr. 51. 304) C h u d j a k o v II 49 Nr. 48. 305) Journ. of americ. folk-lore 20, 106. 308) A s b j ö r n s e n - M o e Nr. 7 = T h o r p e 3 2 6 = D a s e n t I 263 = B e a u v o i s ö = K l a i b e r I I I 76. 307) Melusine 1, 129 = L u z e l Contes I I I 63, S e b i l l o t Haute-Bretagne I I I 222 Nr. 24, ders., Joyeuses histoires 105, Revtradpop. 3, 19 u. 24; 11, 518, A r n a u d i n 37. 308) Kres 4, 451.; 309) S o u k a l 5 6 . 31 °) Zbiör wiadom. 15, 27 Nr. 10 16, 77 Nr. 21. 3 n ) K a l l a s Nr. 27. 312 ) J a n n s e n I 27 Nr. 7. : = K i r b y II 71. 313 ) H a h n - E r n s t II 273 Nr. 125. 314 ) Etnogr. Zbirnyk 29, 205 Nr. 28. 315) W i g s t r ö m Sagor 63. 319) M a n g o 96 Nr. 8 = T s c h i e d e l (1896) 27. 317 ) W i g s t r ö m Sagor 163. 318 ) G r ö n b o r g 89. 319 ) F r e r e 166 Nr. 12 = deutsche Übs. 213. Izv&stija Archeol. Kazan. 3, 236 Nr. 12. 321) M a n s f e l d 322 229 Nr. 16, D a y r e l l Nr. 4. ) Siddhi-Kür

Gerte, Stab Nr. 14, J ü l g (1868) S. 3. 323) D o b r o v o l j s k i j 597 Nr. 32. 324) R o m a n o v III 279. 32S) Ebd. 277. 32e) F e d e r o w s k i 1 1 6 1 Nr. 489. 327) P r y m S o c i n II 342 Nr. 81. 328) K ü n o s 38 Nr. 6. 329) MittzZigkde 2, 103. 330) V e r c h r a t s k y j 152. 331) R u d c e n k o II 136 Nr. 32. 332) T h a l b i t z e r 285 Nr. 8 . 333) S c h u l l e r u s Archiv 33, 458 Nr. 34. 334) K o l o s o v 200. 336) v a n V e l t h e m Spiegel historiael (1717) 36 = W o l f DM. Nr. 41. 336) G r u n d t v i g Nr. 61. Afan a s j e v II Nr. 18. 338) A a r n e Journ. f,nnoougrienne 27 (1909) 48, A a r n e - T h o m p s o n Nr. 564. 339) C u b i n s k i j II 354 Nr. 92. s40) Sbornik kavhaz. 15, 2, 167 Nr. 3. 341) A f a n a s j e v I 305 Nr. 109 = G o l d s c h m i d t 139 = B a i n Russ. folk tales 245 = G u b e r n a t i s Tiere 540, C h u d j a k o v II 52 Nr. 49, O n c u k o v 66 Nr. 16. 343) »«) D o b r o v o l j s k i j 585 Nr. 29. Rom a n o v III 282 Anm. 1. 344) D a y 53 Nr. 3. 345) O r b e l i a n i Nr. 108. 348) O s t r o u m o v II 32 Nr. 6. M7 ) O n c u k o v 272 Nr. 111. 348) Ebd. 326 Nr. 132. 349) R o v i n s k i j I 216 Nr. 61 = A f a n a s j e v 3 I 306 = D i e t r i c h 118 Nr. 8. 350) J a s t r e b o v 187 Nr. 6. 351 ) S u c h e v y c 133 Nr. 77. 362) R u d c e n k o II 125 Nr. 31. 353 ) C u b i n s k i j II 344 Nr. 89 Etnogr. Zbirnyk 4, 88 Nr. 15. 3M ) C u b i n s k i j II 350 Nr. 90. 355)

KHM. 54; B o l t e - P o l l v k a 464—485. N e u m a n n MärkVM. 8, F r i e d e l - M i e l k e III 226. 3 " ) SchweizA rchfVk. 13, 172. 35S) C u r t ze 34 Nr. 5, MärchenWb. I 320: Der süße Brei. 359) W o l f Wodana (1843) 69 Nr. 5 = Wolf DM. Nr. 26, J o o s III 24 Nr. 7, V e r m a s t 3, 36 C o r n e l i s s e n - V e r v l i e t Nr. 31. °) L u z e l Conies pop. III 3 Nr. 1, C a r n o y Picardie 292. 361 ) S p r o s t r a n o v 1 Nr. 1. 362) Zapiski krasnoj. 1, 65 Nr. 36. 383) K o l b e r g Pohucie IV 21 Nr. 4, H r i n c e n k o II 244 Nr. 182, Etnogr. Zbir364) N a d 6 s a nyk 29, 197 Nr. 29. Sastri Dravidian nigths 149. 365) V e r c h r a t s k i j 52. 366) P r e i n d l s b e r g e r - M r a z o v i c 28. 36 ') D o b s i n s k y I 17 Nr. 2. 368) A f a n a s j e v II 40 Nr. 122d. 368) R o m a n o v III 246 Nr. 40, V I 308 Nr. 33. 37°) D o w o j n a - S y l w e s t r o w i c z II 371 ) 299. P r e i n d s l b e r g e r - M r a z o v i c 14. 372) Mater, antrop. 4, 2, 10 = P i p r e k 110. 373 ) V e r m a s t 3, C o r n e l i s s e n - V e r v l i e t N r . 3 1 . 374 ) K o l b e r g Lud X I V 107 = Piprek. 110 Anm. 2, M a l i n o w s k i I 8 . 375) O n c u k o v 12 Nr. 3. 37e) K o l o s o v 200. 377) R o m a n o v V I 378) C h u d j a k o v 79 Nr. 7. III 29 Nr. 85. 379) Zap. krasnojarsk. 1, 65 Nr. 36, R o m a n o v 38°) H a h n - E r n s t 111 246. I 225 Nr. 43. S81) Ebd. I 86 Nr. 15 = K r e t s c h m e r Neugriech. 382 292 Nr. 61. ) S c h u l z e DrawidaM. 60, 63 Nr. 10. 383) D i r r KaukasM. 116 Nr. 25. Nik o l i c 221 Nr. 23 ) C h u d j a k o v Mater. 36. a85) A m p u d i a Cuentos Asturianos (1925) Nr.118, MärchenMb. II 157: Flinte. 388) Lud 6, 252 = P i p r e k 181. s87) B a s i l e V 2, B o l t e - P o l l v k a I 107, IV 249. M8 ) KHM. 116. »») Z a u n e r t DM. seit Grimm I 120. 39°) S t r d n e c k ä . 29. s»i) Leg. aur. B e n z II 523. 392) B o l t e - P o l i v k a III 256f. ,93 ) M ü l l e r - L i s o w s k i IrVM. 100 Nr. 19. 3 ' 4 ) Zapiski krasnojarsk I, 99 Nr. 51 = 356)

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Löwis of M e n a r RussVM. 282 Nr. 48. 395) C a m p b e l l Nr. 2, K ö h l e r KISchr. I 165. D 2. Bekommt das Schlagzaubergerät den Zweck des dauernden Wehrlosmachens durch Töten, so wird es zum Waffenzau-D1402.10 ber. Mose bannt durch Hochheben des D 1421.5 „Gottesst.es" den Sieg an das Heer Israels 396 ); ähnlich schwingt im Litauischen der König der Zamaiten von seinem hoch in der Luft befindlichen Thron aus seinen Zauberst., von welchem Blitz und Donner vernichtend auf das feindliche Heer herniederfahren 397). Gebotszauberisch wirkt das Waffenzaubergerät, wenn im siebenbürgischen Der Königssohn und die Teufelstochter der Teufel dem von seinen Feinden bedrängten König dadurch zu Hilfe kam, daß er „eine eiserne Geißel mit vier Schwänzen nahm und damit nach den vier Winden knallte. Siehe, da strömte auf einmal von allen Seiten zahlreiches Kriegsvolk herbei" 388). Unter den Fähigkeiten der Gefährten mit wunderbaren Eigenschaften erscheint solcher Waffenzauber, wenn im kleinrussischen Fliegenden Schiff, einer Variante von Sechse kommen durch die ganze Welt {KHM. Ji), der eine Gefährte ein Bündel Reisig trägt, das auseinander geworfen ein Heer entstehen läßt 3 " ) ; in den jüdisch-deutschsprachigen Vier kunstreichen Brüdern {KHM. 12g) kann einer der sieben Gefährten mit einer Rute vom Lindenbaum zehntausend Mann totschlagen 40°). Der kontaminierende Schlagzauber, der sich in diesen Motiven in Erzeugungszauber gewandelt hatte, ist wieder hergestellt, wenn im Indischen der Held streitenden Dämonen zwei Stöcke entwendet, die alle Feinde besiegen 401). Magische Wesen sind diesem Waffenzauber unterworfen: im hessischen Fürchten lernen {KHM. 4) schenkt der unschuldig des Diebstahls bezichtigte am Galgen hängende Tote dem Helden für das ehrliche Begräbnis einen St., „womit er alle Gespenster schlagen kann" 402). Verwandlungszauberisch werden im pommerschen Kater Johann die von der Hexe diesem und dem Ziehsohne gegebenen Stöcke in ihren Händen zu Schwertern m ). Zum Zauberdinge tritt die magische Handhabung, wenn im Est-

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Gerte, Stab

nischen der „Schatten" der Mutter dem Kalevipoeg zeigt, wie er den „Höllenalten" besiegen kann, indem sie den Wockenstock über dem Kopfe wirbelt und krachend zu Boden wirft 404 ). 398 ) 2. Mose 17, 8ff., G u n k e l 99. 3»7) V e c k e n s t e d t Zamaiten I 107 Nr. 28. 398 ) H a l t r i c h 4 Nr. 27 = Z a u n e r t DM. seit Grimm I 155. 3 " ) R u d c e n k o II 78 Nr. 25 ) L ö w i s of M e n a r RussVM. 13 Nr. 4, B o l t e - P o l i v k a II 92. 400) Maasebuch (Rödelheim 1783) Bl. 81 a, T e n d lau Fellmeiers Abende (1856) 16, S t e i n s c h n e i der Serapeum 1866 S. 10, G r ü n b a u m Chrestomathie (1882) 446; K ö h l e r KISchr. I 300, B o l t e - P o l i v k a I I I 51. 401 ) Avadäna Nr. 74, F o r k e IndM. 55. 402 ) B o l t e - P o l i v k a I 25. 403 ) J a h n PommVM. 209 Nr. 38. 404) Kalevipoeg, L ö w i s of M e n a r FinnuVM. 275.

E 1. Wie im Wehrzauber werden den D 1470 fr. durch die Umstände gegebenen Erfordernissen auch durch Beschaffung der jeweiligen Lebensbedürfnisse mit Hilfe von Zauberg. und Zauberst, genügt. So erscheinen diese Zauberdinge als Mittel zur Beschaffung des notwendigsten Lebensunterhalts, der Nahrung. Im griechischen Märchen Von dem Prinzen und der Schwanjungfrau gibt der im unterirdischen Bergschloß angekettete Greis dem Prinzen eine Rute mit der Anweisung: „Wenn du mit dieser auf den Boden klopfst, so werden daraus alle Speisen kommen, die du wünschest" 405 ). Ein solcher alle Speisen verschaffender Stock erscheint auch unter den Wundergaben des serbokroatischen Tischchens In der dem orientalischen Märchen eigenen Komplizierung wird die Nahrung in ihre Einzelstoffe zerlegt: in der arabischen Geschichts Dschanschäs besitzt der Zaubermönch eine aus drei Stücken hergestellten St., dessen erstes Stück in die Erde gepflanzt und beschworen Fleisch und Blut, dessen zweites ebenso Milch und dessen drittes ebenso Weizen und Gerste hervorbringt 407 ). Der alle Zauber beherrschende St. erscheint nahrungszauberisch, wenn im bulgarischzigeunerischen Der liebe Gott und die verstoßene Stieftochter Gott das aus Mist zubereitete Gebäck der Stieftochter durch Berühren mit seinem St. zu einem richtigen Kuchen macht 408 ). Indirekt nahrungszauberisch wirksam ist der St. in einer französischen Einäuglein (KHM. 130) =

Fassung, in der die Heldin von der Jungfrau Maria ein Stäbchen bekommt, das einen Tisch mit Speisen herbeizaubert, sobald sie mit ihm das Ohr des schwarzen Widders berührt m ) ; im estnischen Tontlawald läßt der Alte durch Klopfen seines silbernen Stäbchens aus dem im Hofe liegenden Block einen Hahn kommen, der durch Flügelschlagen Tische, Stühle, Teller und Gerichte aus dem Block hervorbringt 4 1 0 ), und im Holsteinischen erhält Siegfried von der Alten eine kleine Rute, deren Schlag den Ahornbaum öffnet und einen Tisch mit Speisen erscheinen läßt 4 1 1 ). Das Vieh genießt solchen Nahrungszaubers, wenn in der schlesischen Wasserlisse die Kühe so lange fett bleiben, wie das Reislein der Wasserfrau grün bleibt 412 ). Parodiert wird das Motiv des nahrungszauberischen St.es in dem unter den Streichen des Bürle auftretenden Schwankzug vom Verkauf des angeblich speisenbereitenden Stockes 4 1 3 ). So stellt im polnischen Märchen von Wojtek dieser, wie er die Juden ins Haus kommen sieht, den Kessel mit kochender Grütze vom Feuer in den Schnee und behauptet, der Stock, mit dem er sie rühre, bewirke, daß die Grütze sich von selbst zubereite, worauf die Juden den vermeintlichen Zauberstock um viel Geld kaufen 414 ). Ebenso verkauft in einer französischen in der Perche aufgezeichneten Variante Böcevaine 415), in der normannischen Der Arme und der Reiche 416 ) und in der bretagnischen Der Müller und sein Herr 4 1 7 ) der Held eine Peitsche, im Serbokroatischen einen Speisen zutragenden Stock 4 1 8 ). In der isländischen Variante Die Seeschafe betrügt der Held, der vorher Butter um einen Erdhaufen geschlagen hat, die Genarrten mit einem Klopfer, der angeblich einen Erdhaufen zu Butter machen kann 4 1 9 ).

Wie das Essen wird auch das ebenso lebensnotwendige Trinken vermittelst D1472 Zauberst, und Zauberg. beschafft. Als die Israeliten bei ihrer Wüstenwanderung an Wassermangel litten, schlug Mose auf Geheiß Gottes mit seinem St. an einen Felsen, worauf eine Quelle hervorsprudelte 420 ). Dasselbe mit Hilfe des St.es bewirkte Quellwunder erscheint im Altgriechischen 421 ) und in christlichen Legenden, so vom Hl. Furseus 4 2 2 ), von Pirmin 423 ) oder von St. Himerius, der durch einen in die Erde gesteckten Baumzweig einen Brunnen hervorquellen läßt 4 2 4 ).

Gerte, =tab

Märchenmäßig erscheint es in einer polnischen Fassung der Zertanzten Schuhe, wo der Herr, den Durst der in einem goldenen "Wagen zum Tanz abgeholten Prinzessin zu löschen, mit einem Stock gegen die Erde schlägt und dadurch eine Quelle und zugleich ein goldener Becher aus der Erde kommt 425). Transsubstantiation von Wasser in Wein erfolgt im Legendenmärchen, z. B. im serbokroatischen Wer wenig verlangt, dem wird am meisten gegeben, wo der Engel durch kreuzweises Schlagen seines St.es über dem Bache dessen Wasser in Wein verwandelt 426 ). 405 ) H a h n - E r n s t I 83 Nr. i 5 = K r e t s c h m e r Neugriech. 290 Nr.61. 406) M i k u l i c i ö 135 Nr. 24 407 ) 1001 Nacht, L i t t m a n n IV 57. 408) Journal of the Gypsy-Lore Society New Series 6, 3f. = A i c h e l e , ZigM. 46 Nr. 12, 1. 409) B e a u v o i s (1862) 239, K ö h l e r KISchr.l 100, B o l t e - P o l i v k a III 63. 410 ) K r e u t z w a l d - L ö w e 6gf. Nr. 4. 4 1 1 ) W i s s e r PlattdVM. II 66. 412 ) Z a u nert Märchen seit Grimm I 116. 4 1 3 ) KHM. 61, B o l t e - P o l i v k a II 1—18 Motiv C. 414 ) Lud 3, 146 = P i p r e k 169. 415 ) Revtradpop. 1 1 , 357 = T e g e t h o f f FranzVM. II 98 416 ) F l e u r y BasseNormandie 180 = B l ü m m l 133 Nr. 45. 417 ) L u zel Basse-Bretagne III 443 = B l ü m m l 152 Nr. 51. 41S ) Zbornik jugoslav. 16, 133 Nr. 13. 419 ) A r n a s o n II 500 = R i t t e r s h a u s 437 Nr. 124. 420) 2. Mose 17, 5fi., Gunkel 99, 421 T h i m m e 65. ) Callimach. h. Jov. 28, Grimm Myth4 I 485. 422 ) Acta Bened. 321, 4 Grimm Myth III 166. 423 ) B i r l i n g e r Volkstüml. I 408, Elsäss. Monatsschrift 1913, 574, S a r t o r i in AberglaubenWb. V I I 34: Pirmin. 424 ) Gelpke Christi. Sag. d. Schweiz 293, 425 ) K o l b e r g Lud V I I I 141, P i p r e k 13 Anm. 1. 426 ) Amn. 90.

E 2. Wie die Nahrung wird auch das d 145011. Geld 427), das in nächsthöheren Kulturstufen lebensnotwendigste Element, durch G. und St. zauberisch erworben. In den serbokroatischen Verbrüderungsgeschenken gibt der Greis dem Helden einen feuerroten St., der, an irgend einen Gegenstand geschlagen, Geld hervorquellen läßt, bis man mit dem Ruf: „Schon genug!" Einhalt gebietet 428). Im Teufel und seine Großmutter gibt der Teufel den drei Soldaten ,, ein kleines Peitschchen" mit den Worten: „Peitscht und knallt ihr damit, so wird so viel Geld vor euch her umspringen, als ihr verlangt" 429). In der westfälischen Variante DiedreiFragenerwirbt der Schneider diese gelderzeugende Peitsche des Teufels durch die auf die Frage nach deren

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Zweck gegebene Antwort: „Mit der Peitsche schlägst du Geld, weshalb du auch so reich bist" 430). Die geldschaffende G. ist hinsichtlich des Materials näher bestimmt, wenn im Deutschen die Hexe Geld erzeugt, indem sie eine Kröte mit einer Haselrute schlägt 431 ). Indirekt geldzauberisch wirkt die G., wenn im paderbornischen Müllerbursch und Kätzchen {KHM. 106) die Schildkröte, von der Wünschelrute herbeigezaubert, die Tasche mit Geldrollen füllt 432). Geldeswert wird magisch erzeugt, wenn in den indischen Beiden Mördern die Göttin des Glücks dem Kaufmann den „St. der Kräuter" gibt, der durch Berührung den in Schlaf versetzten Asketen in Gold verwandelt 433 ); in den kaukasischen Sagen von Salomo dem Weisen schenkt dieser dem aus seinem Dienst scheidenden Helden ein Stäbchen, das mit Schlangenhaut überzogen im Hof in die Erde gesteckt zum großen Baum mit goldenen Früchten wird 434). Wie im letzten Beispiel der St., wird in der Legende Von St. Johannes dem Evangelisten die G. in Gold umgekörpert: der Heilige heißt die Jünglinge „G.n und Kiesel holen vom Strande des Meeres, und verwandelte die in Gold und Edelgestein", ein Zauber, der nach dreißigtägigem Gebet der Bereuenden, „daß die G.n und Steine sich wieder kehren zu ihrer Natur", rückgängig wird 435). Schwankmäßig verwandt ist das Motiv im serbokroatischen Bürle, der, nachdem er die Zeche vorher beglichen hat, die Zechgenossen glauben macht, sein St. bezahle sie und dieses Wunderding teuer verkauft 436). Indirekt erscheint der St. als Geldzaubermittel in schwankmäßigem Auslauf, wenn in der dänischen Variante der Hut vorgeblich bezahlt, wenn man ihn mit dem Stock schwenkt 437), wie in der irischen Fassung ein Schimmel, um den vorher Geld in den Mist verstreut ist, als Wundertier verkauft wird, das Geld von sich gibt, sobald man es peitscht 438). In der Eideslist vom Geld im Stock gibt der Beklagte dem Kläger vor Gericht einen hohlen mit dem geliehenen Geld gefüllten St. zu halten und schwört, das Geld zurückgegeben zu haben «»).

Gerte, Stab

540

427) Vgl. den Art. Geld, Geldzauber. 428) W u k S t e f . K a r a d s c h i t s c h VMdSerb. 144 Nr. 20.

«»)

KHM.

125, B o l t e - P o l i v k a

III

12—17,

A a r n e - T h o m p s o n Nr. 812. 4-°) K u h n Westf. II 257f. Nr. 19 = H a r t e n - H e n n i g e r 105, B o l t e - P o l i v k a III 14. 431) ZdMyth. II 73, A herglauben Wb. III 595. 432) B o l t e - P o l i v k a II 466. 433) H e r t e l IndM. 2gof. Nr. 65. 434 ) D i r r KaukasM. 254 Nr. 67. 435) Leg. aur., B e n z I 87fr. «•) L u c a V I 441. m ) E t l a r 165, K ö h l e r KISchr. I 251. ««) K i l l i n g e r SaguM. II 23. 439) Vgl. die Nachweise Geldzauber Anm. 495 bis 498, dazu MärchenWb. I 248: Betrüger überführt. E 3. Durch G. und St. bewirkter KleiD 1473 dungszauber erscheint in manchen Fassungen des Aschenputtel. In einer älteren hessischen Fassung erbittet das Mädchen vom Vater als von der Reise mitzubringendes Geschenk das erste Reis, das ihm auf dem Heimweg an den Hut stößt, und pflanzt dieses Haselreis auf das Grab der Mutter, wo es zum Baum wird, der die zum Fest des Königs benötigten Kleider abwirft 440). Ebenso erscheint das Motiv im Serbokroatischen 441 ), Tschechischen 442 ) und Magyarischen 443), wie im Sizilischen ein vom Vater mitgebrachter Dattelzweig 444 ), sonst im Italienischen ein vom Fisch geschenkter Granatapfel 44S) den kleiderspendenden Baum ergibt. Zum mittelbaren Kleidungszauber wandelt sich das Motiv, wenn in einer älteren italienischen Fassung aus dem Dattelzweig, den die Fee dem Vater auf der Reise gegeben hat, ein Baum entsteht, aus dem die Fee herauskommt, um die Kleider zu schenken 446), wie in der späteren Grimmschen Fassung auf dem Haselbusch ein Vöglein erscheint, das die Kleider abwirft 447) und in der dänischen Variante aus dem vom Diener gebrachten und in den Brunnen gesteckten Haselzweig drei Hündchen kommen, die die Kleider bringen 448). Andererseits erscheint der St. als Befriediger des durch die Umstände gegebenen Kleidungsbedürfnisses. Übergangsmäßig geschieht das mit Hilfe des als Wunderschrank erscheinenden Baumes z. B. in der holsteinischen Fassung Ruchkläs, wo der Alte der Stieftochter einen weißen Stock gibt, der an den Baum geschlagen die Kleider herauskommen läßt 449), ebenso heißt in der dänischen Variante die tote Mutter das Mädchen mit einem Stäbchen an den kleiderbergenden Baum klopfen 460). In weiterer Abwandlung zaubert in der großrussischen Fassung die Patin die Kleider mit ihrem Zauberst, herbei 451 ), in einer französischen gibt eine Fee 452), in einer schwedischen ein alter Mann 453), in einer schwäbischen ein Zwerg 464) der Heldin den kleider-

schaffenden Zauberst., der sich in einer chilenischen Variante im Eingeweide der helfenden Kuh findet 45S). Den Festgewändern weiblicher Helden entspricht die Offizierskleidung und Rüstung der männlichen. Im serbokroatischen Königssohn und Bär gibt der Bär dem Prinzen einen Stock, der an die Eiche geschlagen eine „Offizierskleidung" hervorkommen läßt 456), im Niedersächsischen gibt die alte Zauberin dem Hänschen Glasköpfchen Lilien zum „Aufschließen" des Baumes, in dem sich die Rüstung findet 457 ). Im Polnischen verschafft sich der Held mit Hilfe dreier vom sterbenden Vater erhaltener Zauberpeitschen in drei Tagen Pferd und Kleidung, um die Hand der Prinzessin durch Vollbringung der Aufgabe, die Festung zu überspringen, zu gewinnen 458). Den Sonderfall der Wiedererlangung entwendeter Kleidung bewältigt die Zauberg. im irischen Der große Narr aus Cuasan, wo der bezwungene Riese aus seinem Ohrloch eine solche zieht, die Waffenrüstung und Kleidung wieder herbeizaubert, sobald der Held sich damit berührt "•). «O) KHM. 1812 Nr. 21, B o l t e - P o l i v k a I 165, C o x Cind. 237, MärchenWb. I 606: Erster II 9. 441 ) S t o j a n o v i é 185. ***) W a l d a u 638, K u b i n II 46 Nr. 16. 443) J o n e s - K r o p f 209. 444) P i t r é I 368 Nr. 42. G r a d i Saggio 141. " • ) B a s i l e I 6, B o l t e - P o l i v k a I 173, IV 197. 447) KHM. 21. 448) G r u n d t v i g hsl. Smlg. bei 449) C o x 234, S p i e ß VM. 38. Wisser PlattdVM. I I26f. «®) Wie Anm. 448. 451 ) C h u d j a k o v I 51 Nr. 15. 452) S é b i l l o t Contes II 178 Nr. 31, 200 Nr. 36, 226 Nr. 42. 463) Á b e r g Nr. 159, 251, 252. 454) M e i e r Nr. 4. 455) Bibl. de las trad. pop. españolas 1, 114 = Journ. of amer. folk-lore 19, 273. 458) V a l j a v e é Nar. pripov.a (1890) 136 = L e s k i e n Balkan 201 Nr. 45. 457) S c h a m b a c h - M ü l l e r 279f. Nr. 12. 458) K o l b e r g Lud V I I I 1, P i p r e k 106 Anm. 1. 459) M ü l l e r - L i s o w s k i IrVM. 171 Nr. 23. F i . Im Fahrzauber 46°) spielen G. und St. zunächst eine Rolle als magisches Fahrgerät zur zeitlosen oder zeitarmen D 2121 Bewältigung von Entfernungen. In der D 1520 griechischen Heiratsscheuen Prinzessin nimmt der Prinz den beiden um die Erbschaft streitenden Männern einen Stock ab, welcher den, der mit ihm dreimal auf die Erde tupft, trägt, wohin er will 4 6 1 ). In den weißrussischen Erdmänneken wünscht sich der von den Gefährten auf dem steilen Berg verlassene Held mit Hilfe seiner Zauberrute heim 462). Die Wasserlisse gibt im Schlesischen den Kindern eine Weideng. mit, die sie auf den Boden schlagen, um sich alsbald

Gerte, Stab

wieder dort zu befinden, von wo die Wasserfrau sie mitgenommen hat 463). Als magisches Reitgerät erscheint der St., wenn im dänischen Prinz Irregang und Jungfer Miseri der Kobold die Fliehenden auf einem solchen reitend verfolgt ^ ; derselbe Stock, den das zum Abholen des versprochenen Prinzen gekommene Männchen an die Tür gestellt hat, fährt dem Prinzen am nächsten Morgen beim Antritt der Wanderung aus der Hand zwischen die Beine und trägt ihn in sausender Fahrt durch die Luft davon 465). Im isländischen Märchen von Thorstein Hofkraft spricht dieser die Bitte des Zwerges: „Mutter, gib mir meinen Krummst, und meine Handschuhe, denn ich will auf einen Zauberritt fahren, weil heute Festtag ist in der Unterwelt" nach, erhält die gewünschten Dinge und reitet hinter dem Zwerge her 466). Zur Ofengabel wird der St. gewandelt, wenn im dänischen Prinz Irregang die Mutter des Kobolds auf einer solchen durch die Luft reitet 467), während im pommerschen Kater Johann die Ofengabel des Knaben und der Besenstiel des dienenden Katers, beide von der Hexe geschenkt, zwischen die Beine genommen zu Pferden werden 468). In Verbindung mit anderem magischen Gerät erscheint die fahrzauberische Peitsche, wenn im serbokroatischen Beg und Fuchs die Zauberin die Fliehenden auf einem Teppich verfolgt, der davonfliegt, wie sie mit ihrer Peitsche darauf schlägt 469), und wenn im odenwäldischen Der Metzgergesell der König dem Helden einen Wagen schenkt, der wie von tausend Pferden gezogen davonfährt, wenn man die Peitsche von der rechten Seite auf die linke herübersteckt und stillsteht, wenn man wieder wechselt 470). Zur Beschaffung fahrzauberischen Gerätes dient der St., wenn im finnischen Sünder und Königssohn der den Prinzen als Betteljunge begleitende Engel ( = dankbarer Toter!) rät, mit dem auf dem Wege gefundenen Stock dreimal auf den großen Stein zu schlagen, und dieser sich teilt, um Wagen, Pferde und Lakaien des Prinzen erscheinen zu lassen 4 7 1 ). Im französischen Aschenbrödel macht die Feenpatin für deren Fahrt zum Tanz im Schlosse durch Berühren mit ihrem Zauberstäbchen aus einem Kürbis eine vergoldete Kutsche, aus sechs

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Mäusen Pferde, aus einer Ratte einen Kutscher und aus sechs Eidechsen Lakaien 472 ). In der italienischen Variante bringt die aus dem Dattelzweig kommende Fee neben der Kleidung auch Wagen und Dienerschaft 4 ' 3 ), in der holsteinischen kommen beim Beklopfen mit dem Zauberstock wie aus dem ersten Baum Kleider, so aus dem zweiten ein Wagen und aus dem dritten Pferde 474 ). Ein Pferd findet sich neben Uniform und Rüstung im Serbokroatischen in dem durch den Stock 475 ), im Hannoverschen in dem durch die Lilien 476) geöffneten Baum; im Polnischen verschafft sich der Held ein solches durch die Zauberpeitsche 477 ). Ein Schiff wird mit Hilfe von St. und G. hergestellt, z. B. im irischen Die Insel mit den fünf Buchten, wo der Held durch Berührung mit dem Zauberstäbchen den ersten Eichenstumpf am Meeresstrande in ein Boot verwandelt 478) oder im irischen Der große Rote, wo die Zauberin durch Schlag mit ihrer G. einen großen Stein zu einem Boot macht, welches so schnell fährt, daß es in drei Tagen in Spanien ist 479 ). Der Aufstieg zum Himmel erfolgt mit Hilfe der Zauberg.; im südamerikanischen Indianermärchen Der Stern wächst der Baum, auf den das Sternenmädchen und sein Erdenmann nächtlich geklettert sind, auf den Schlag der Rute bis in den Himmel und trägt beide empor 480). Schwankhaft verwandt ist dieses Motiv im französischen Der Schäfer erhält die Königstochter eines Wortes wegen abgewandelt, wo der Schäfer dem König erzählt, daß er seinem Esel an Stelle des gebrochenen Rückgrats eine Haselg. eingesetzt hätte, die am nächsten Morgen bis in den Himmel gewachsen sei und ihm zum Aufstieg in denselben gedient habe 481 ); im norwegischen Wettlügen-Märchen Aschenbrödel, der die Prinzessin im Lügen übertrumpfte dient die dem Pferde an Stelle des gebrochenen Halses eingesetzte Tanne dem Helden als Leiter in den Himmel, wo er die Jungfrau Maria Peitschenschnüre aus Fleischbrühe hat spinnen sehen 482). Ein schwankhaftes Luftreisemittel ist im Riese und Schneider 483) und seinen holsteinischen 484), serbokroatischen 485 ), bulgarischen 486), kleinrussischen 487) und kabardinischen 488 ) Varianten auch die Weideng., die der Schneider herunterzieht und die ihn „so weit in die Höhe schnellt, daß man ihn gar nicht mehr sehen konnte". Der Körper des Helden wird mit Hilfe des St.es fahrzauberisch gemacht: in dem polnischen SchwanjungfrauMärchen Die verwandelte Ente schlägt der Zauberer, als der Held sich durch dessen Sälbe zum Hasen gemacht hat, „ m i t einem Stock drei Kreise über ihn" 489). Einen Wanderst, als natürliches Mittel der Reiseerleichterung nimmt auch im kaukasischen Die Wundertiere und der Wanderknüppel der auf die Suche nach der entschwundenen Goldeier legenden Henne ausziehende Mann mit 49°) und schneidet sich im pommerschen Das Mädchen im Pfluge der Kaufmann aus einem Kreuzdorn 4 9 1 ). Im Märchen von ,,Starken Männern" wird er zum schweren Eisenst., mit dem der Held seine

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Gerte, Stab

Kraftproben liefert. So läßt sich Der starke Hans von seinem Vater vor seinem Auszug in die Welt,,einen zentnerschweren Spazierst." machen und tötet damit den Zwerg, der die Königstochter in der Unterwelt gefangen hält 492). Ebenso zieht in den holsteinischen 493), schweizerischen 494) und französischen 495) Erdmänneken (KHM. 91), wie in den gälischen Beiden Brüdern (KHM. 60) 496) der Held mit einem solchen Eisenst. in die Welt, wie er sich im kaukasischen Kahlköpfigen Gänsehirt mit einem solchen auf den Weg zum Wahrsager macht 4 9 '). Im Erlösungszauber erscheint der eiserne Wanderst., wenn in den bulgarischen Zwölf Brüdern (KHM. 9) 49S) wie im harzischen 499), portugisischen 50°), italienischen 501 ), griechischen 502), rumänischen 503 ), serbokroatischen 504), großrussi505 506 schen ), türkischen ) und armenischen 507) Löweneckerchen die Entzauberung an den Verschleiß von Eisenstäben auf der Märchenwanderung als Kennzeichenung der Länge des Weges gebunden ist 508). 460) H e c k s c h e r in MärchenWb. II 8—42: Fahrzauber. 4 e l ) H a h n - E r n s t II 190 Nr. 114. 462) D o b r o v o l j s k i j I 630 Nr. 38. 463) Z a u n e r t DM. seit Grimm I 116. 484) G r u n d t v i g Minder II 77 Nr. 7 = G r u n d t v i g - L e o II 118. 465) G r u n d t v i g - L e o II io5f. 466) Fornmanna sögur III (1827) 175 = N a u m a n n IslVM. 14 Nr. 4. Im Tartarischen löst der Held die Aufgabe, nicht ohne und nicht mit Pferd zu kommen, indem er auf einem Stocke reitend erscheint, R a d i o f f I 60, IV 201, K ö h l e r KISchr. I 454. 4 " ) G r u n d t v i g - L e o II 119. 46e) J a h n PommVM. 209 Nr. 38. 469) Bosanske narodne pripovjedke (1870) 60 = L e s k i e n Balkan 168 Nr. 37. 470) W o l f DHM. 89. 471 ) L ö w i s of M e n a r FinnuestnVM. 73f. Nr. 22. 472) P e r r a u l t Contes (Paris 1697) 91 = T e g e t h o f f FranzVM. I 248 Nr. 27. 473) Anm. 446. 474) Anm. 449. 47S) Anm. 456. 476) Anm. 457. 477 ) Anm. 458. 478) M ü l l e r - L i s o w s k i IslVM. 282 Nr. 34; MärchenWb. I 603: Erstes II 3 b ; II 28: Fahrzauber V I 4. 479) M ü l l e r - L i s o w s k i 52 Nr. 9. Internat. Congress of Americanists, X V I I I . Session (1912) I 395 = Koch-Grünberg IndMaSüdamer. 207 Nr. 76. 481) L u z e l BasseBretagne III 447 = B l ü m m l 164 Nr. 55. 482) A s b j ö r n s e n u. Moe NordVHM. übs. v. K l a i b e r 1109. 483) KHM. 183, B o l t e - P o l i v k a III 333—335 MotivD. 484) W i s s e r PlattVM. I 58, De Snieder un de Ries'. 485) P r e i n d l s b e r g e r 73. 488) Sbornik nar. umotvor. 2, 182 = A r n a u d o v 47 Nr. 35 = S t r a u ß 260. 487) C u b i n s k i j II 120 Nr. 4of. 488) Sbornik kavkaz. 12, 141. 489) Mater, antrop. 5, 2, 70 = P i p r e k 86. 490) D i r r Kaukasus 115 Nr. 25. 491) J a h n PommVM. 193 Nr. 35; auf die abwehrzauberische Kraft des Kreuzdorns ( H e c k s c h e r Kulturkreis 80, 135f., 380 Anm. 264, 385 Anm. 282, 395 Anm. 3o8f., M a r z e l l in AberglWb. V 504 bis 506: Kreuzdorn) ist nicht verwiesen. 4m)KHM. 166, B o l t e - P o l i v k a III 274. 493) M ü l l e n h o f f 437 Nr. 16, Hans mit de isern Stang. 494) S u t e r m e i s t e r Nr. 8, Der Bub mit dem isige Spazier-

stecke. 495) Rcvtradpop. 21, 469, Ives et son baton de fer\ ebd. 27, 230, Le garçon au bâton de fer. 496) C a m p b e l l Nr. 4, K ö h l e r KISch. I 177. 497) D i r r Kaukasus 48 Nr. 11. 498) S a p k a r e v Bulgar. prik. Nr. 78 = Sbornik jugosl. 8, 189 Nr. 114. 499) P r ö h l e KV M. Nr. 31. 50°) C o n s i g l i e r i - P e d r o s o Nr. 20. 501) I m b r i a n i Nov. fior. Nr. 12. 502) H a h n - E r n s t II 153 Nr. 102, C a r n o y - N i c o l a i d e s 127. 503) M i t e - K r e m n i t z Nr. 5. 504) W u k S t e f . K a r a d s c h i t s c h VMd.Serb. 84 Nr. 10. 505) C h u d j a k o v I 25 Nr. 5. 506) K u n o s Stambul 349. 507) M a c l e r Nr. 21. 508) B o l t e - P o l i v k a II 2 7 1 ! , T e g e t h o f f Amor 43, MärchenWb. I 515—517: Wanderung auf eisernen Schuhen. F 2. Die zeitlose Überwindung von Entfernungen liegt auch dem Gebotszauber zugrunde, in welchem die magischen Helfer durch St. und G. herbeigerufen werden 509). Er betrifft den Spender des Zauberdinges selbst, so in den französischen Pomeranzen, wo die kleine Fee dem freundlich antwortenden Jüngsten ein Stäbchen mit den Worten gibt: „Wenn du in Not bist, so sagst du: »Kraft meines kleinen Stäbchens, wenn nur meine kleine gute Frau da wäre!« Dann werde ich zu dir kommen" 5 1 0 ). Ebenso gibt in der deutschen Seltsamen Heirat die Kröte dem Hansl ein Stäbchen mit der Weisung: „Wenn du damit in den See hinein schlägst, weiß ich schon, daß du da b i s t " 6 n ) . Weiter begreift der Gebotszauber die dem Gerät botmäßigen magischen Wesen. So erscheint in der serbischen Hexenschwester ein Walfisch, wie der Held den von der alten Frau erhaltenen Krummst, auf das Meer wirft 5 1 2 ). In der norwegischen Aschenputtel-Fassung Kari Holzrock erscheint ein Mann, als die zum Dienst ins fremde Schloß gegangene Königstochter mit dem vom helfenden Stier erhaltenen Stock an die Felswand klopft 5 1 3 ). Als im Estnischen Des Nebelbergs König mit seinem Eisenstecken dreimal auf den Rasen klopft, stehen zwei Mädchen da, um dem verlaufenen Kinde als Spielgefährten zu dienen S14 ). Im pommerschen Schloß der goldenen Sonne ruft die Jungfrau, als der Junge aus deren Schloß heimbegehrt, ihren Bruder, einen Unterirdischen, aus tausend Meilen Entfernung herbei, indem sie dreimal mit dem Knauf ihres Stockes auf den Boden stößt B 1 5 ). In der arabischen Geschichte des Juweliers Hasan von Basra

Gerte, S t a b

entlistet dieser durch fingierten Wettlauf Streitenden eine metallene, mit Bildern und Talismanen versehene und über sieben Geisterstämme herrschaftgebende Zauberrute, an deren Herstellung der Magier 135 Jahre gearbeitet hat und die unter den Worten: „O ihr Diener dieser Namen!" auf den Boden geschlagen die dienstbaren Geister emporsteigen läßt 5 1 6 ). Im griechischen Der Jüngling, der Teufel und seine Tochter gibt diese dem Helden einen St., der geschwungen alle Teufel zur Hilfe bei der Aufgabe, in einer Nacht das geforderte Schiff zu bauen, herbeiruft 517 ). Durch Pfeifen auf ihrem goldenen Stäbchen läßt im Irischen die edle Frau die Tafelrunde aus der sich öffnenden Wand hervorkommen 518 ). Endlich unterliegen auch Tiere solchem Gebotszauber. Im serbokroatischen Königssohn und Bär gibt der Bär dem Prinzen einen Stock, der an die Eiche geschlagen die Hasen des Königs, die er hüten soll, herbeiruft 519 ). Im Sizilianischen ruft der in der Unterwelt verlassene Held mit seinem Zauberst, den Adler herbei, daß er ihn emporträgt 520 ). Im Zaubererwettkampf zwischen Mose und den ägyptischen Magiern werden durch den über den Nil gestreckten St. Frösche herbeigerufen, die ganz Ägyptenland bedecken 521 ). Das magische Fahrgerät wird gebotszauberisch geholt, wenn in der rumänisch-zigeunerischen Katze auf das dreimalige Knallen der in diese verzauberten Prinzessin in drei Windrichtungen der „Blitzwagen" da steht, der den Helden im Nu in das neun Jahre entfernte Schloß des Vaters trägt 522). Im Mongolischen holt der St. auf Befehl entwendete Sachen zurück 523). Umgekehrt werden in der kölnischen Fassung Die Erdmänneken nach dem Heraufbringen des Helden auf die Oberwelt durch den Schlag mit der Rute auf den Erdboden zum Verschwinden gebracht 524). 609 ) S. den A r t . Gebotszauber. 610) Revtradpop. 6, 584 = T e g e t h o f f FranzVM. I I 102 N r . 24. 511) Zaunert Märchen seit Grimm I 263. 5 1 2 ) O s t r o u m o f f Skazki Sartov (1906) = Jungbauer M aTurkestanuTibet 124, 126 N r . 8. 5 1 3 ) A s b j ö r n s e n - M o e I I 79 Nr. 19 = Stroebe 514) NordVM. I I 152 N r . 27. KreutzwaldL ö w e EhstnM. (1881) 4 N r . 2 = L ö w i s of M e n a r FinnuestnVM. 2 1 5 N r . 69. 5 1 5 ) J a h n

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PommVM. 3 1 5 N r . 57. 5 1 6 ) 1001 Nacht, Henn i n g X I I I 132, X I V 79, L i t t m a n n V 495, C h a u v i n V I I 29 Nr. 212, B o l t e - P o l i v k a I I 334, I I I 4 i 2 f . , MärchenWb. I 98 f . : Ar ab. Motive B I 2. 5 1 7 ) H a h n - E r n s t I 280 Nr. 54. 5 1 8 ) K ä t e 519) M ü l l e r IslVM. 19 Nr. 1. A n m . 456. 52 °) G o n z e n b a c h I I 26, 239f. 5 2 1 ) 2. Mose 8, 5 ff., 522) A i c h e l e G u n k e l 99, 103. Zigeuner 173 Nr. 41. 523 ) A n m . 132. 524) B o l t e - P o l i v k a I I 299 f.

F 3. G. und St. erscheinen fahrzauberisch weiter als magische Mittel zur Herstellung von Wegen. Solche Bereitung einer Gehbahn durch Zaubergelände liegt vor, wenn im polynesischen Wasser des Ka-ne der jüngste der drei Söhne zum Dank für die freundliche Antwort von dem Zwerge einen St. bekommt, der ihn durch den Zauberwald führt 525). Unterirdische Wege werden in der orientalischen Reise der drei jungen Söhne des Königs von Sarandib geschaffen, wo der Jüngling den eingekerkerten Helden durch das Beherrschen der Kunst befreit, „dank der Kraft einer Rute unterirdische Gänge zu machen, die sich binnen kurzer Frist drei oder vier Meilen Wegs erstrekken" 526). A u f dieselbe W e i s e werden d u r c h W a s s e r führende W e g e hergestellt. A l s Mose seinen S t . g e g e n das Schilfmeer h e b t , s p a l t e t es sich, einen t r o c k n e n W e g z u m D u r c h z u g des V o l k e s Israel bildend 6 2 7 ). I m griechischen Märchen Vom eisernen Derwisch und dem Prinzen mit den drei Zwiebäcken befiehlt die auf der Insel w o h n e n d e Prinzessin den M ä g d e n , „ d e n See m i t der R u t e zu schlagen, d a m i t er sich teile u n d der P r i n z zu ihr hinüber k o m m e n k ö n n e " 5 2 8 ). D i e b e z w u n gene Schwanjungfrau g i b t i m Schweizerischen d e m H e l d e n eine G., „ e r schlug d a m i t auf d a s Meer u n d k a m trockenen F u ß e s n a c h Amerika " 5 2 9 ) . A l s in der südseeischen Geschichte von Jat und Jol der H e l d den v o m E n d e der W e l t m i t g e b r a c h t e n B a m b u s s t . ins Wasser t a u c h t e , „ t e i l t e n sich die Wellen, und er ging t r o c k e n e n F u ß e s in das andere L a n d " 530 ). A l s i m serbokroatischen Das höllische Blendwerk und die göttliche Macht die H e x e a n das Wasser k o m m t , „ b e r ü h r t e sie es m i t ihrem St.e, u n d a u g e n b l i c k lich t e i l t e es sich, und sie setzte den F l ü c h t i g e n n a c h " 5 3 1 ).

Die wegbildende Zauberkraft der Rute gleitet von dieser über auf den magischen Betätiger. Im pommerschen Der Pilger übt eine beliebige Rute in der Hand des Zaubernden den das Wasser öffnenden Zauber aus. Als der alte König an das Wasser kommt, auf dessen Grund sein

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Gerte, Stab

Schloß liegt, entnimmt er dem Gezweig eine kleine Rute und schlägt mit dieser dreimal unter Hersagen der Worte: „Wasser, wandle dich in Erde!" in den See, worauf „sich das Wasser auseinander tat und ein breiter Baumgang sichtbar ward, der tief in den See hinabführte" 632). Dasselbe Motiv erscheint in der schlesischen Wasserlisse, wo fette Weiden, auf denen die Kinder ihre Kühe satt hüten können, sichtbar werden, als sie mit der Weidenrute in den See schlägt Bm ). Bei Flüssen geschieht die Herstellung des Durchganges durch Abstauen des Oberlaufs bei Abfluß des Unterlaufs. Als im steirischen Verstockten Schneider Christus seinen St. über den Fluß hält, entsteht ein Durchgang durch Teilen des Wassers, das oberhalb stehen bleibt und unterhalb a b f l i e ß t . Im südamerikanischen Indianermärchen Eteto raubt der Held das Ruder der Fischotter, das am Ufer ins Wasser gesteckt den Fluß abwärts trocken werden läßt 635). Mit dem von der Riesin Grid entlehnten St., dem Gridst., durchschreitet im Isländischen Thor auf der Fahrt zu Geirröd den Fluß, indem er sich stromabwärts auf ihn stützt 536 ).

Das Schließen so entstandener Durchgangswege geschieht auf die gleiche Art. Als die Ägypter das Volk Israel auf dem durch Erheben von Moses St. entstandenen Wasserweg verfolgen, läßt Mose auf die gleiche Weise das Wasser zurückfluten, so daß die Verfolger ertrinken 637). Im Irischen, wo Der graue Braimin, das Zauberpferd, mit seinem Stäbchen „einen Weg durchs Meer" gemacht hatte, schloß auf dem Rückwege „der Reiter den Weg wieder mit dem Zauberstäbchen des Hengstes, und jeder ertrank, der ihnen gefolgt war" 638). Indirekter Wegbahnungszauber liegt vor, wenn im brandenburgischen Die Königstochter beim Popanz jene im Zauberspiegel sieht, daß ein Fußsteig von der Insel führt, auf dem mit Hilfe des dem Popanz entwendeten Zauberst.es die Flucht möglich ist 539). Wenn in einer dänischen Zwei Brüder (KHM. 6o)-Fassung beim Schlag mit dem Hexenstock unter Murmeln der Worte: „Vorn eine Brücke und hinten nichts!" eine trockene Durchfahrt im Wasser entsteht, die sich sofort hinter der Hexe wieder schließt 640), so liegt eine Verblassung des ursprünglichen Motivs

vor; auch im estnischen Schlaukopf raubt der Held dem Alten eine Eberescheng., die auf die Worte r „Brücke vorn, Wasser hinten" eine Brücke vor dem Träger entstehen und hinter ihm verschwinden läßt 6 4 1 ). Die G., die als Wünschelrute im Estnischen geradezu „Briickenanfertiger" heißt 642), erscheint in dieser Funktion auch im niedersächsischen Sausewind, wo der als Bettler wandernde Heiland dem Jungen, der von seinem Schwiegervater „ein Stück Gold von der Goldklippe" zu holen ausgeschickt ist, einen Stock gibt, „mit dem solle er, wenn er an ein Wasser käme, nur an das Ufer schlagen und dabei sprechen „hol über", dann würde alsbald ein Steg über das Wasser führen" 643). 626) W e s t e r v e l t Legends of Old Honolulu (1915) 38 = H a m b r u c h SüdseeM. 284 Nr. 68. 626) Peregrinaggio di tre giovani (1557) = 1001 Tag, H a n s m a n n - E r n s t I I 737t. 527 ) 2. Mose 528 14, 16, 21, G u n k e l 99, 158. ) Hahn-Ernst I 21 Nr. 4 = K r e t s c h m e r Neugriech. 284 Nr. 60. 629) J e c k l i n Volkstüml. a. Graubünden (1874) I 134, W o i t e Friedr. v. Schwaben 67. M0 ) H a m b r u c h SüdseeM. 188 Nr. 43. 631 ) V u k S t e f . K a r a d z i c Srpske nar. pripov.2 (1870) 100 = VMdSerb. 142 Nr. 19 = L e s k i e n Balkan 133 Nr. 29. 632) J a h n PommVM. 170 Nr. 32. 533) Z a u n e r t Märchen seit Grimm I 115. 534 ) D e r s . Donauland 79. M 5 ) K o c h - G r ü n b e r g = Vom Roroima zum Orinoco I I (1916) 92 IndMaSüdam. 124 Nr. 39. 538) Skdldskaparmdl 18, Edda ed. J ö n s s o n 88f., S n o r r i S t u r l u s o n Prosa edda I 284, Thüle X X 151, R i t t e r s h a u s Einl. X X X I , N a u m a n n IslVM. 12 Nr; 3, MärchenWb. I 444: Edda C 7 b, I 465: Eid I I I 4a. 637) 2. Mose 14, 26f. 63s ) M ü l l e r - L i s o w s k i IslVM. 296 Nr. 35. 539) N e u m a n n MärkVM. 62. M0 ) G r u n d t v i g Folkeaev. I 80 Nr. 8 = G r u n d v t i g - L e o I 314, 322, 324. M 1 ) K i r b y I 187 = Kreutzwald-Löwe H 3 f . Nr. 8 542) Kalewipoeg X V 70 Vers 217. 543) Schamb a c h - M ü l l e r 262 Nr. 3.

F 4 . Die durch den St. bewirkte magische Wegeleitung äußert sich zunächst in der Form des Wegorakels. In der sartischen Hexenschwester gibt die Alte dem auf der Suche nach der Mutter befindlichen Helden einen „St. mit krummen Schnabel" unter der Anweisung: „Wenn du einmal vor mehreren Wegen stehen wirst, so wirf den St. auf die Erde und geh dorthin, wohin der Schnabel zeigt. So wirst du deine Mutter wiederfinden" 544). Übereinstimmend leitet in

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