Aktuelle Bedeutung der Marxschen Randglossen zum Gothaer Programm [Reprint 2021 ed.] 9783112533802, 9783112533796


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German Pages 144 [145] Year 1977

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Aktuelle Bedeutung der Marxschen Randglossen zum Gothaer Programm [Reprint 2021 ed.]
 9783112533802, 9783112533796

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Aktuelle Bedeutung der Marxschen Randglossen zum Gothaer Programm

Akademie-Verlag Berlin

In den Forschungsberichten des Zent ral i nstituts f ü r W i rtschaftswissenschaften werden die jeweils neuesten Arbeitsergebnisse zu aktuellen Problemen der politischen Ö k o n o m i e des Sozialismus sowie zur Auseinandersetzung m i t der heutigen bürgerlichen Ö k o n o m i e veröffentlicht.

Die

Forschungs-

berichte sollen nicht nur über neue

Forschungen

informie-

ren; sie sollen vor allem zur Diskussion über die zielgerichtete Fortführung der Arbeiten anregen. Der Herausgeber

Aktuelle Bedeutung der Marxschen Randglossen zum Gothaer Programm

Forschungsberichte herausgegeben von dem Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR, Direktor Prof. Dr. habil. Wolfgang Heinrichs Nr. 18

Autorenkollektiv

Aktuelle Bedeutung der Marxschen Randglossen zum Gothaer Programm

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1976

Autoren: Prof. Dr. habil. W o l f g a n g H e i n r i c h s (Leiter d e s A u t o r e n k o l l e k t i v s ) Prof. Dr. A r t a § Arakeljan Dr. sc. A n n e l i e s e B r a u n Dr. E r n s t D o m i n Dr. E r h a r d G a n s Dr. G e r h a r d H u b e r Prof. Dr. habM. O t t o m a r K r a t s c h Dr. habil. W o l f g a n g M a r s c h a l l Dr. G ü n t h e r R u d o l p h Prof. Dr. K u r t W a l t e r Dr. G e r t r a u d W i t t e n b u r g Wissenschaftlicher Redakteur: Dr. W a l b u r g a W i c k e

E r s c h i e n e n im A k a d e m i e - V e r l a g , 108 Berlin. Leipziger S t r . 3 — 4 © A k a d e m i e - V e r l a g . Berlin 1 9 7 6 L i z e n z n u m m e r : 202 - 100/41/76 Gesamtherstellung: V E B Druckerei „Thomas M ü n t z e r " ; 582 B a d L a n g e n s a l z a B e s t e l l n u m m e r : 7 5 2 9 7 1 0 (2163/18) L S V 0325 Printed in G D R EVP 9,—

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

7

Wolfgang Heinrichs 100 Jahre Marx' Randglossen zum Programm der Deutt, Arbeiterpartei. Probleme der politischen Ökonomie des Sozialismus

10

Ottomar Kratsch Zum Entwicklungsgedanken der politischen Ökonomie im Sozialismus

58

Gerhard Huber Karl Marx' Kritik am Gothaer Programm und einige theoretische Grundfragen der sozialistischen ökonomischen Integration

66

Ernst Domin Kommunistische Einstellung zur Arbeit als Keim der höheren Phase des Kommunismus

76

Artaä Arakeljan Über den Naturschutz - Quelle des Reichtums

83

Gertraud Wittenburg Die Stellung der Marxsr hen Theorie der sozialistischen Verteilungsverhältnisse in der Geschichte der politischen Ökonomie des Sozialismus

90

Günther Rudolph Über eine neuere Tendenz in der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte Ferdinand Lassalles

98

Anneliese Braun Einige Probleme der Effektivitätsentwicklung in der ersten Phase des Kommunismus und Konsequenzen zur Vorbereitung der höheren Phase

107

Kurt Walter Zur Verteilung nach Arbeitsleistung

116

Wolfgang Marschall Zur Einheit von wissenschaftlich-technischem und sozialem Fortschritt im entwickelten Sozialismus

125

Erhard Gans Gemeinschaftliche Befriedigung von Bedürfnissen und Zeitgewinn

131

6

VORWORT

"Die 'Kritik des Gothaer Programms' ist ein wichtiges theoretisches Dokument des Marxismus, das für den gegenwärtigen Kampf der kommunistischen Weltbewegung, für die Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und für die Auseinandersetzung mit den verschiedenen opportunistischen Strömungen größte Aktualität besitzt. " + Von dieser für Theorie und Praxis hervorgehobenen Bedeutung der Marxschen Schrift ließ sich das Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR leiten, als es eine wissenschaftliche Arbeitsberatung vorbereitete und in Anwesenheit von Gästen aus Bruderinstituten der Akademie der UdSSR und Vertretern wissenschaftlicher Institutionen der DDR, mit denen wir seit langer Zeit kooperieren, im April 1975 durchführte. Dem Leser werden Auszüge aus dem einleitenden Referat sowie aus Diskussionsbeiträgen dieser A r beitstagung vorgestellt. Für die Veröffentlichung wurden vor allem jene Teile in die Auswahl einbezogen, die sich mit Entwicklungsproblemen der politischen Ökonomie des Sozialismus beschäftigen und die gegenwärtig Gegenstand von Diskussionen unter marxistischen Ökonomen sind. Ein zentraler Gedanke der "Kritik des Gothaer Programms" ist auf die Gesellschaftsentwicklung gerichtet, wie sie sich nach der revolutionären Ablösimg des Kapitalismus vollziehen wird. Von den vor 100 Jahren getroffenen prognostischen Voraussagen über die Arbeiten Lenins, die er vor und nach der siegreichen Oktoberrevolution im Zusammenhang mit dem Plan des sozialistischen Aufbaus zunächst in einem Lande leistete, bis hin zu den Beschlüssen der kom-

+

Erich Honecker, Aus dem Bericht des Politbüros an die 13. Tagung des ZK der SED, Berlin 1974, S. 57. 7

munistischen und Arbeiterparteien, in denen die Wege der entwickelten sozialistischen Gesellschaft gewiesen werden, spann sich der Bogen fruchtbarer theoretischer Arbeit, in die der Erfahrungsschatz der führenden gesellschaftlichen Kraft, der machtausübenden Arbeiterklasse, eingegangen ist. Die historischen Erfahrungen beim Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus lehren, daß es für den Erfolg des weiteren gesellschaftlichen Fortschritts äußerst bedeutsam ist, wissenschaftlichen Vorlauf für die nächsthöhere und anzustrebende Entwicklungsphase zu schaffen. Um den Eintritt in die nächsthöhere Entwicklungsphase vollziehen zu können, müsseit materielle und ideelle Voraussetzungen im Schöße der historisch vorangehenden Entwicklungsphase schon bewußt gestaltet werden. Der Prozeß vollzieht sich nicht widerspruchsfrei und etwa historisch diskontinuierlich. Dieser Gedanke von der Dialektik des Gemeinsamen und der Unterschiede beider Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation wurde von Marx in seiner Schrift "Kritik des Gothaer Programms" erstmals begründet. Für die Vertiefung des wissenschaftlichen Vorlaufs über die entwickelte sozialistische Gesellschaft, die die UdSSR bereits errichtet hat und an deren Gestaltung wir und andere Länder der sozialistischen Staatengemeinschaft gegenwärtig arbeiten, ist dieser Entwicklungsgedanke von unverzichtbarem Wert. In methodologischer Hinsicht ist der Aspekt der Dialektik vom Gemeinsamen und von den Unterschieden beider Phasen der kommunistischen Formation der grundlegende und übergreifende für die Erfassung der Dynamik der sozialistischen Produktionsverhältnisse, für das Verständnis des Inhalts und der Wirkungsbedingungen der ökonomischen Gesetze. Aber dieser Aspekt macht in gleicher Weise auf die aktuellen wirtschaftspolitischen "Druckpunkte" aufmerksam, die vor allem in einer bedeutend höheren Effektivität des sozialistischen Wirtschaftens liegen wie überhaupt in der Entwicklung der materiellen und persönlichen Produktivkräfte und ihrer rationellen Avisnutzung. Dafür müssen alle Vorzüge, die dem Sozialismus eigen sind, noch bewußter erschlossen werden. Denn im Grunde ist die unterschiedliche ökonomische Reife, worin beide Phasen der kommunistischen Formation sich voneinander unterscheiden, vor allem auf das noch unzureichende Vorhandensein der "Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums" zurückzuführen, die materieller und 8

ideeller Natur sind. In dem Maße, wie diese "Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums" geschaffen und in größeren Dimensionen fließen, die ihnen entsprechenden sozialökonomischen Bedingungen gestaltet und vervollkommnet werden und in enger Wechselbeziehung dazu der Bewußtseinsgrad der Gesellschaftsmitglieder sich weiter entwickeln wird, in dem Maße reifen die Bedingungen für das allmähliche Hinüberwachsen aus der ersten Phase in die nächsthöhere Phase heran. Mit der Erfüllung der Fünfjahrpläne schaffen wir bewußt diese Bedingungen. "Jeder Parteitag bringt uns diesem Ziel näher." + + Es versteht sich, daß zu einer derartigen vielschichtigen Problematik, wie sie die Dialektik des Gemeinsamen und der Unterschiede beider Phasen kommunistischer Formation eben darstellt, in wissenschaftlichen Erörterungen unterschiedliche Standpunkte geäußert werden. Die vorliegende Veröffentlichung will selbst als ein Diskussionsbeitrag verstanden sein. Sie kann somit weder fix und fertige Lösungen zu diesem oder jenem Problem anbieten, noch darauf verzichten, unterschiedliche Auffassungen sichtbar zu machen. Schließlich sollte noch eines erwähnt werden: Bei der Vorbereitung der Arbeitstagung haben wir ganz bewußt Wert darauf gelegt, auch jüngeren Wissenschaftlern Gelegenheit zu geben, aus der Problematik ihrer Forschungsaufgaben zu berichten, um vielleicht bisher nicht so klar gesehene Bezüge zur "Kritik des Gothaer Programms" weiter vertiefen und profilieren zu können. Wolfgang Heinrichs

++ Bericht des Zentralkomitees an den VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berichterstatter: Erich Honecker, Berlin 1971, S. 33.

9

Wolfgang Heinrichs 100 JAHRE MARX' RANDGLOSSEN ZUM PROGRAMM DER DEUTSCHEN ARBEITERPARTEI. PROBLEME DER POLITISCHEN ÖKONOMIE DES SOZIALISMUS 1.

Aktuelle Bedeutung der Programmkritik

1.1.

Zur Rolle der Programmkritik für die Ausarbeitung der marxistischleninistischen Reproduktionstheorie durch die Klassiker

In diese Wochen fällt der 100. Jahrestag, an dem Marx seine Randglossen zum Programm der Deutschen Arbeiterpartei verfaßte. Es vergingen mehr als 15 Jahre, um sie auf Initiative von Engels hin erstmals 1890/91 zu veröffentlichen. Die Kritik des Gothaer Programms gehört zu den Standardwerken der Klassiker des Marxismus-Leninismus. Sie ist eine außerordentlich wichtige theoretische und methodologische Grundlage für die Strategie und Taktik der kommunistischen und internationalen Arbeiterbewegung sowie für die ideologische Auseinandersetzung mit allen Schattierungen der bürgerlichen Ideologie, besonders mit dem Sozialreformismus. Für die politische Ökonomie im allgemeinen und die politische Ökonomie des Sozialismus im besonderen hat die Programmkritik eine herausragende Bedeutung, ist sie doch eine wesentliche Quelle, um - gestützt auf die historisch-ökonomische Analyse - zu neuen, den sozialökonomischen Entwicklungsgang der sozialistischen Gesellschaft vorausschauenden Aussagen zu gelangen. Als sich Lenin mit dem Plan des sozialistischen Aufbaus vor und nach dem Sieg der Oktoberrevolution beschäftigte, griff er immer wieder auf diese Schrift zurück und bemerkte: "Die große Bedeutung der Erörterungen von Marx besteht darin, daß er auch hier konsequent die materialistische Dialektik, die Entwicklungslehre, anwendet, indem er den Kommunismus als etwas betrachtet, das sich aus dem Kapitalismus entwickelt. An Stelle scholastisch ausgeklügelter, 'erdachter' Definitionen und fruchtloser Wortklaubereien (wäs Sozialismus, was Kommunismus sei) gibt Marx eine Analyse dessen,

10

was man als Stufen der ökonomischen Reife des Kommunismus bezeichnen könnte. 1,1 Indem Marx die Stufen der ökonomischen Reife des Kommunismus analysierte, begründete er die Theorie der sozialistischen Produktionsverhältnisse, erfaßte sie als System sozialökonomischer Beziehungen, die alle Bereiche der Reproduktion des materiellen Lebens umspannen und die in Abhängigkeit und Wechselwirkung mit der Entwicklung der Produktivkräfte selbst der Dynamik unterliegen. Mit der Ausarbeitung der Theorie der sozialistischen Produktionsverhältnisse, die von Lenin weiterentwickelt wurde, bewies der Marxismus/Leninismus erneut, daß er allein imstande ist, eine wissenschaftlich begründete Methodologie für Gesellschaftsprognosen zu liefern. Mit der Praxis des erfolgreichen Aufbaus des Sozialismus/Kommunis mus in einem Teil der Welt wurde dieser Beweis nachhaltig unterstrichen. Ein nicht geringer Teil der vor 100 Jahren gegebenen Vorausschau über die künftige Gesellschaft ist, bereichert um die Erfahrungen, die die Arbeiterklasse und die sie führenden marxistisch-leninistischen Parteien im engen Bündnis mit allen Werktätigen beim Aufbau der sozialistischen Gesellschaft sammeln und theoretisch verallgemeinern konnten, bereits lebendige Realität geworden. An der Umsetzung eines anderen Teils der Prognose, die in der Kritik des Gothaer Programms zu finden ist, arbeiten wir, um die entwickelte sozialistische Gesellschaft zu gestalten. Das ist, wie Erich Honecker auf dem VIII. Parteitag hervorhob, "eine große und schöne Aufgabe, deren Lösung sich unsere Partei und unser Volk mit großem Eifer hingeben. Gewiß wird noch einige Zeit vergehen, und es bleibt noch viel zu tun, bis wir sagen können, der Sozialismus ist in der Deutschen Demokratischen Republik vollendet. Dafür erforderlich ist ein höheres Niveau der Produktivkräfte, der sozialistischen gesellschaftlichen Beziehungen und des sozialistischen Bewußtseins der Menschen. Jede Fünfjahrplanperiode, jeder Parteitag bringt o uns diesem Ziel näher." Wir sollten am Vorabend des 8. Mai nicht vergessen, daß der historische Sieg, den die Rote Armee über den Hitlerfaschismus errungen hat und der zugleich ein Sieg des Sozialismus Uber die Kräfte des Imperialismus und 11

ihres aggressivsten Teils war, die grundlegende historische Voraussetzung dafür ist, daß heute in der DDR, als Teil der sozialistischen Staatengemeinschaft, erfolgreich an der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft gearbeitet wird. Im Schaffen von Marx und Engels spielt die Vorausschau auf die Ökonomik der künftigen Gesellschaft eine bedeutende Rolle. In der Programmkritik wird sie vor allem in jenen Zusammenhängen geäußert, wie sie sich insgesamt notwendig aus der Gesamtanalyse der kapitalistischen Produktionsverhältnisse und ihrer wechselseitigen Beziehungen zu Elementen des Überbaus und aus dem historischen Nachweis der Ablösung dieser Produktionsweise ergibt. Das betrifft besonders die Reproduktionstheorie, die im früheren Schaffen von Marx und Engels bereits ausgearbeitet worden war und in der Programmkritik nunmehr auf die Bedingungen des Überganges vom Kapitalismus zum Kommunismus angewendet wurde. Aus dem breiten Spektrum reproduktionstheoretischer Fragen sollen zwei herausgegriffen werden: Erstens ist die Einheit und wechselseitige Abhängigkeit der verschiedenen Phasen der erweiterten Reproduktion hervorzuheben, in der sowohl in materiell-stofflicher als auch in gesellschaftlicher Hinsicht der Produktion das Primat gebührt. Bei der Betonimg des Primats der Produktion in dieser Einheit und wechselseitigen Abhängigkeit darf nicht die rückkoppelnde Wirkung der Distribution auf die Gesamtheit der Produktions - und Reproduktions bedingungen übersehen werden. Fußend auf diesem in den Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie fundamentalen methodologischen Leitsatz, begründete Marx im dritten Band des Kapitals, daß im Kommunismus der Umfang der Konsumtion durch die vorhandene Produktivkraft der Gesellschaft und durch die Entwicklung der vollen Individualität des Menschen bestimmt wird. Damit umriß er das Ziel der materiellen Produktion wie auch ihre Mittel, die jeweils für die Zielrealisierung eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang wies er schließlich zugleich auch auf die Wege zur Überwindung der Mittelbegrenzung selbst hin. Das in der Programmkritik für die kommunistische Formation gültige Reproduktionsschema der Verteilung des gesellschaftlichen Produkts stützt 12

sich auf die bereits im ersten Band des Kapitals zu findende Vorstellung, nach der das Gesamtprodukt eines Vereins freier Menschen, die mit gesellschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und die ihre individuelle Arbeitskraft selbstbewußt als gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben, nur ein gesellschaftliches Produkt sein kann. Ein Teil davon, nämlich der in Form von Produktionsmitteln auftretende, bleibt gesellschaftlich. Ein anderer Teil wird als Lebensmittel an die Vereinsmitglieder verteilt. Anknüpfend an diesen Gedanken, wies Marx auf die historischen Veränderungen hin, unter denen sich die Verteilung beim Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus entwickeln würde. Gegenüber der Verteilung im Kapitalismus würde sie bereits im Anfangsstadium des sozialistischen Aufbaus eine historisch neue Qualität aufweisen. Im Verlaufe der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft, ihrer Ausgestaltung und ihres allmählichen Hinüberwachsens in die nächsthöhere Phase wird sie selbst Veränderungen unterworfen sein. In der Programmkritik griff Marx diesen Gedanken erneut auf und entwikkelte ihn weiter, indem er im einzelnen die Bedingungen auffächerte, die vorhanden sein müssen, um vom Prinzip der Verteilung nach dem Arbeitsmaß zum Prinzip der Verteilung nach den Bedürfnissen zu gelangen. Gemäß diesem historischen Vorgehen und gestützt auf den methodologischen Leitsatz von der Einheit der gesellschaftlichen Verhältnisse in Produktion, Distribution, Austausch und Konsumtion bei Wahrung des Primats der Produktion schloß Marx bereits in seinem vor der Programmkritik verfaßten ökonomischen Hauptwerk die Möglichkeit nicht aus, daß die Verteilung des für die Befriedigung persönlicher Bedürfnisse bestimmten Teils des gesellschaftlichen Produkts für eine historisch längere Periode mit Hilfe des Äquivalenzprinzips vollzogen werden müßte. "Nur zur Parallele mit der Warenproduktion setzen wir voraus, der Anteil jedes Produzenten an den Lebensmitteln sei bestimmt durch seine Arbeitszeit. Die Arbeitszeit würde also eine doppelte Rolle spielen. Ihre gesellschaftlich planmäßige Verteilung regelt die richtige Proportion der verschiednen Arbeitsfunktionen zu den verschiednen Bedürfnissen. Andrerseits dient die Arbeitszeit zugleich als Maß des individuellen Anteils des Produzenten an der Gemeinarbeit und daher auch an dem individuell verzehrbaren Teil des Gemeinprodukts. Die gesellschaftli13

chen Beziehungen der Menschen zu ihren Arbeiten und ihren Arbeitsprodukten bleiben hier durchsichtig einfach in der Produktion sowohl als in der Distribution. " 3 Zweitens betrifft es die Theorie vom notwendigen und Mehrprodukt. "Mehrarbeit überhaupt, als Arbeit über das Maß der gegebnen Bedürfnisse hinaus", wie Marx schrieb, "muß immer bleiben . . . Ein bestimmtes Quantum Mehrarbeit ist erheischt durch die Assekuranz gegen Zufälle, durch die notwendige, der Entwicklung der Bedürfnisse und dem Fortschritt der Bevölkerung entsprechende, progressive Ausdehnung des Produktionsprozesses..." g

Im ersten Band des Kapitals begründet er bereits die These, der Arbeitstag werde nach Beseitigung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse auf die notwendige Arbeit beschränkt. Jedoch müßte sie unter sonst gleichbleibenden Umständen ihren Raum ausdehnen, da einerseits die Arbeitsbedingungen der Arbeiter reicher und seine Lebensansprüthe größer werden, andererseits würde aber ein Teil der jetzigen Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit zählen, nämlich der Teil, der zur Bildung eines gesellschaftlichen Reserve- und Akkumulationsfonds erforderlich ist. Alles das, was bereits vor der Programmkritik der sozialökonomischen Struktur, zum Entwicklungsstand der Produktivkräfte der künftigen Gesellschaft geäußert wurde, ist in komprimierter Form in die Gesellschaftsprognose des Überganges vom Kapitalismus zum Kommunismus eingegangen. Dieser Erkenntnisschatz wurde von Marx und Engels nicht als ein für allemal gültig übernommen, sondern ständig an den neueren historischen Erfahrungen überprüft und schöpferisch weiterentwickelt. Eipp besondere Rolle spielten dabei die Erfahrungen, die das Proletariat während der Pariser Kommune sammeln konnte. Gestützt auf diese Erfahrungen, gelangte Marx hinsichtlich der Länge des Übergangs vom Kapitalismus zum Kommunismus zu der Erkenntnis, daß die Arbeiterklasse "lange Kämpfe, eine ganze Reihe geschichtlicher Prozesse durchzumachen hat, durch welche die Menschen g wie die Umstände gänzlich umgewandelt werden" . Diese Erfahrungen waren unverzichtbar, um in der Programmkritik näher die Phasen und ihre Übergänge innerhalb der künftigen Gesellschaft begründen zu können. 14

Es würde den Rahmen sprengen, wollte man versuchen, im einzelnen zu zeigen, in welcher Weise sich Lenin bei seinen Arbeiten über den sozialii stischen Aufbau vor und nach der Oktoberrevolution direkt auf die Programmkritik stützte und sie schöpferisch weiterentwickelte. Hier soll nur der zentrale Gedanke hervorgehoben werden, den Lenin inlmer wieder in den Mittelpunkt rückte. Das ist der Gedanke, wonach der Marxismus/Leninismus in der Einheit seiner Bestandteile die einzige theoretische und methodologische Grundlage für Gesellschaftsprognosen sein kann. "Auf Grund welcher Unterlagen aber kann die Frage nach der künftigen Entwicklung des künftigen Kommunismus aufgeworfen werden? Auf Grund der Tatsache, daß er aus dem Kapitalismus hervorgeht, sich historisch aus dem Kapitalismus entwickelt, das Resultat der Wirkungen einer gesellschaftlichen Kraft ist, die der Kapitalismus erzeugt hat. Bei Marx findet sich auch nicht die Spur eines Versuchs, Utopien zu konstruieren, ins Blaue hinein Mutmaßungen anzustellen 7 über das, was man nicht wissen kann. " Es gehört eben zu den Vorzügen der marxistisch-leninistischen Gesellschaftsprognose, daß sie die Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung zur alleinigen methodologischen Grundlage erhebt und immer wieder erneut ihre Aussagen um die historischen Erfahrungen bereichert. Bereits in den Jahren 1916/17, als Lenin seine Schrift "Marxismus und Staat" schrieb, vermerkte er am Rande der Marxschen Schrift: "Also: I. 'lange Geburtswehen', II. 'erste Phase der kommunistischen Gesellschaft', g in. 'höhere Phase der kommunistischen Gesellschaft'. " Lenin hob den Hinweis von Marx nach deutlicher und präziser Unterscheidung beider Phasen der einheitlichen kommunistischen Gesellschaft hervor. Setzte er als Randnotiz zur niederen Phase die Bemerkung "Ebenfalls eine 9 Form des Zwanges: 'Wer nicht arbeitet, der kriegt auch nichts zu essen' " ein, so kommentierte er die höhere Phase mit den Worten: "Die Arbeit ist zum Bedürfnis geworden, es besteht keinerlei Zwang. " Und er schließt dann die Frage an: "Wann ist das möglich?" Als Antwort findet man: "Wenn (1) der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; (2) die Arbeit zum ersten Lebensbedürfnis wird (NB: die Gewohnheit zu arbeiten wird, zur Regel, ohne Zwang!!); 15

(3) die Produktivkräfte sich mächtig entwickelt haben werden usw.

Be-

reits in dieser Schrift sind die Grundkonturen der Lehfre von den Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation, ihrer gemeinsamen sozialökonomischen Grundlagen und ihrer Besonderheiten gelegt worden, die Lenin dann später weiterentwickelte. 1. 2. Zur theoretischen und methodologischen Bedeutung der Programmkritik für die Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Ideologie Die aktuelle Bedeutung der Marxschen Programmkritik für die Gesellschaftsprognose wird noch von einem anderen wichtigen Aspekt her unterstrichen. Gesellschaftsprognosen werden immer spürbarer zum.Gegenstand des ideologischen Kampfes zwischen den beiden Weltsystemen. Die bürgerliche Ideologie hat viele Versuche unternommen, Prognosen über die kapitalistische Gesellschaftsentwicklung anzustellen. War es, vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Widersprüche des Imperialismus und der allgemeinen Krise, Spenglers "Untergang des Abendlandes" nach dem ersten Weltkrieg, waren es angesichts der gewaltigen sozialen Erschütterungen, die die kapitalistische Gesellschaft Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre erfaßte, Versuche, den Ausweg im'planmäßig "organisierten" Kapitalismus zu finden, so präsentierten sie sich nach dem zweiten Weltkrieg in den verschiedensten Varianten der Futurologie. Auf dem geistigen Boden wachsender Unsicherheit und eines teilweise nicht mehr zu leugnenden Pessimismus gegenüber den Perspektiven des Kapitalismus wurde jüngst der zweite Bericht an den Club of Rome veröffentlicht. ^ Vom ersten Bericht "Die Grenzen des Wachstums", in dem bekanntlich der Zusammenbruch der Welt in den nächsten 75 Jahren vorausgesagt wurde, wenn nicht dem Bevölkerungswachstum Einhalt geboten und das wirtschaftliche Wachstum rigoros gestoppt werden würde, hebt sich der zweite Bericht dadurch ab, daß er verschiedene Varianten des Wachstums Vinterscheidet. Danach würden nicht alle Varianten des Wachstums in gleicher Weise der Mensch heitsentwicklung Schaden zufügen. In den Mittelpunkt ihres Berichts stelle; Mesarovii und Pestel ein Weltmodell, das von der Prämisse ausgeht, daß 16

"dieses unausgeglichene und undifferenzierte Wachstum die eigentliche Ursache der dringlichsten Probleme (sei), vor denen die Menschheit steht, 12

organisches Wachstum weist den Weg zu ihrer Lösung! " Sehen wir davon ab, daß auch im zweiten Bericht des Club of Rome die dem kapitalistischen System immanenten Widersprüche und Krisen zu Menschheitskrisen umgemünzt werden, spiegelt sich auch hier die Ohnmacht des kapitalistischen Systems wider, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt für die Wohlfahrt der Menschen einzusetzen. Dennoch enthält er gegenüber dem früheren Bericht einen anderen, nicht mehr so drastisch fatalistischen Ton. Denn der Ausweg bestände in einem Generalplan, "Unser Weltsystem besitzt keinen solchen Generalplan. Die Entwicklung der Menschheit ist nicht 13

als organisches Wachstum vorprogrammiert. " Unter Hinweis darauf, daß in der freien Marktwirtschaft nicht mehr der Ausweg zu suchen sei, schreiben die Autoren, nichts würde darauf hindeuten, daß sich der Übergang vom undifferenzierten zum organischen Wachstum als natürlicher Prozeß von selbst vollziehen oder als Deus ex machina den Generalplan der Menschheit bescheren könnte. Daran schließen sie die Forderung: "Der Generalplan muß "also erst entwickelt werden, und zwar im Rahmen der Möglichkeiten, die uns 14 Menschen noch offenstehen und die wir wahrzunehmen haben. " Ganz offensichtlich ist der zweite Bericht auch unter dem Eindruck der wachsenden Anziehungskraft marxistisch-leninistischer Gesellschaftsprognosen sowie der planmäßigen sozialökonomischen Entwicklung der sozialistischen Staaten entstanden. Prognosen und langfristige Planung fassen im marxistisch-leninistischen Verständnis die Gesellschaft als einen sozialökonomischen Organismus auf, in dem alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens integriert sind und in dem die natürliche Umwelt als eine die Gesellschaft tragende Entwicklungsbedingung fungiert. Wenn von der aktuellen Bedeutung der Marxschen Kritik am Gothaer P r o gramm die Rede ist, kommt man nicht umhin, auf den gegenwärtigen Sozialreformismus einzugehen. Bekanntlich richtete sich der Hauptstoß der Marxschen Kritik vor allem gegen jene Auffassungen im Gothaer Programm, die der Arbeiterklasse in ihrem Kampf gegen den preußischen Militärstaat eine opportunistische Orientierung zu geben versuchten. Hierbei stand die 17

Lassallesche These im Vordergrund, wonach die Arbeiterklasse ihre Ziele allein durch das allgemeine Wahlrecht und durch die Bildung von Produktionsgenossenschaften mit Staatshilfe erreichen könnte. Neuerdings begegnet uns diese Theorie des Hinüberwachsens vom Kapitalismus in den Sozialismus bei Umgehung der Errichtung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse in einem Buch, das unter dem Titel "Zwischen Marx und Markt" 1973 erschienen ist. Es stammt aus der Feder von Ehrenberg, der sich zunehmend zum Nachfolger von Deist und Schiller als ökonomischer Experte der sozialdemokratischen Führung profiliert. Ehrenberg stellt sich die Aufgabe, eine Konzeption zu entwickeln, die die Entwicklung der siebziger und achtziger Jahre in der BRD zu umreißen versucht. Um von vornherein über seine Position zum Marxismus-Leninismus, insbesondere aber zur Einheit seiner Bestandteile, keinen Zweifel aufkommen zu lassen, stellt er fest: "Karl Marx' genialer Wurf des Kommunistischen Manifests traf den Kern der politischen und ökonomischen Probleme seiner Zeit. Sein Gesamtwerk - in seinen vielfältigen Wirkungen über alle Kontinente nur noch der Bibel vergleichbar wäre sehr viel früher oder später vielleicht eines unter vielen gewesen. " Und er fährt fort: "Zumindest seit Joseph A. Schumpeter, dem großen Wiener Ökonomen in Harvard, wissen wir, daß 'Marx der Prophet' weniger ernst zu nehmen ist als 'Marx der Ökonom'; daß aber der höchste Rang 15 'Marx dem Soziologen' gebührt. " Nach Auffassung Ehrenbergs können weder das Keynessche Instrumentarium noch die Marxsche Ökonomie als Rezept für die notwendige politische Ökonomie der siebziger und achtziger Jahre in der Bundesrepublik dienen. Von der Errichtung von Produktionsgenossenschaften mit Staatshilfe, aus denen die sozialistische Organisation der Gesamtarbeit sich entwickeln sollte, die, wie Marx schon vor 100 Jahren schrieb, der Einbildung Lassalles würdig ist, "daß man mit Staatsanlehn16 ebensogut eine neue Gesellschaft aufbauen kann wie eine neue Eisenbahn! " bis hin zur Einbildung Ehrenbergs, in der staatsmonopolistischen BRD einen demokratischen und sozialen Rechtsstaat zu schaffen, über diesen weiten Bogen spannt sich der Sozialreformismus und findet seine kontinuierliche Und direkte Fortsetzving bis in die Gegenwart. 18

Bei der historischen Verbindung, die wir von den Lassalleschen Theorien bis zum gegenwärtigen Sozialreformismus ziehen, ist allerdings nicht die Rolle Lassalles zu übersehen, die er, verglichen zu allen Sozialreformisten von heute, für die Entwicklung der Arbeiterbewegung gespielt hat. Er war "einer von der vieille souche (vom alten Stamm) und der Feind uns17

r e r Feinde" , wie Marx schrieb, und sein Verdienst besteht nach Lenin darin, die Arbeiterklasse aus einem Anhängsel der Bourgeoisie zu einer selbständigen politischen Partei gemacht zu haben. Aber nun zurück zu den Sozialreformisten von heute. Daß die Wirtschaftspolitik der SPD die gesellschaftlichen Grundlagen des Staates nicht anzutasten hätte, darüber läßt Ehrenberg keinen Zweifel, wenn er die Wirtschaftspolitik des demokratischen Sozialismus als Wirtschaftspolitik definiert, die auf die18Erfüllung des Verfassungsauftrages zum sozia len Rechtsstaat hin abzielt. Der Weg zum entwickelten "sozialen Rechtsstaat" in der BRD führt nach Ehrenberg unter ausdrücklicher Umgehung der Überwindung des kapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln über - mehr Chancengleichheit, - menschengerechte Lebens- und Arbeitsbedingungen, - mehr Demokratie in Wirtschaft und Gesellschaft, - Vervollkommnung der sozialen Sicherstellung und19 - gerechtere Einkommens - und Vermögensteilung. Nur von diesen Positionen aus ist Ehrenberg bereit, die wirtschaftliche und soziale Situation der BRD kritisch zu beleuchten. Hierbei stützt er sich auf die von John Kenneth Galbraith entwickelte These vom privaten Wohlstand \ind der öffentlichen Armut. Ehrenberg erkennt zwar in einem bestimmten Ausmaß Konsequenzen, die sich aus der wissenschaftlich-technischen Revolution für die Entwicklung gesellschaftlicher Formen der Bedürfnisbefriedigung ergeben. Seine Konzeption der Verteilung ist deshalb vor allem auf die Verminderung der Spannungen zwischen öffentlichem und privatem V e r brauch gerichtet. Sie muß dann aber für den untauglichen Nachweis herhalten, wirtschaftliches Wachstum und soziale Wohlfahrt in Einklang zu bringen. Alles dies kann angesichts der bestehenden Eigentums - und Machtverhältnisse in der BRD nur als soziale Demagogie angesehen werden, die sich 19

mit staatsmonopolistischen Instrumentarien drapiert. Demagogie deshalb, weil sich diese Verteilungskonzeption bemüht, den Grundwiderspruch des Systems sowie das Ziel des wirtschaftlichen Wachstums, das sich einzig und allein am Profit orientiert, zu verschleiern. Jede auch noch so kleine soziale Besserung auf dem Gebiet der Bildung, der kulturellen Entwicklung, des Gesundheitswesens usw. ist das Ergebnis harter Kämpfe der Werktätigen. Bessere Teilbedingungen in der Reproduktion der Arbeitskraft, das Aufholen von Bildungsdefiziten gegenüber anderen kapitalistischen Industriestaaten usw. als Weg zu einer neuen Gesellschaft zu verkünden, verschleiert aber nur den objektiv notwendigen Zusammenhang und die Abhängigkeit der Verteilungsverhältnisse von der eigentumsmäßigen Verteilung der Produktionsbedingungen. Aus einem Mehr an gesellschaftlichen Formen der Bedürfnisbefriedigung gegenüber individuellen Formen, was ohnehin im staatsmonopolistischen Mechanismus der Verteilung vor allem zu Lasten der Steuer zahlenden Werktätigen führt, entsteht noch keine neue Gesellschaft. Im Gegenteil. Sie verfestigt die staatsmonopolistische Herrschaftsstruktur in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Gegen diese Verteilungskonzeption wandte sich Marx bereits vor 100 Jahren, als er forderte, von der sogenannten Verteilung in der Ausbeutergesellschaft nicht so viel Wesens zu machen und auf sie nicht den Hauptakzent zu 20 legen. Eben weil, wie Fred Oelßner vor mehr als 25 Jahren schrieb, "durch die ganze Geschichte der deutschen Sozialdemokratie . . . ein Zug des Ausweichens vor den entscheidenden Problemen, ein Zug der Unterschätzung des theoretischen Kampfes in der 21 Partei und des Zurückweichens vor den revolutionären Konsequenzen" geht, eben weil die bürgerliche Ideologie in der Gegenwart sich des Sozialreformismus als einer ihrer Spielarten im ideologischen Kampf bedient, haben die theoretischen und methodologischen Grundlagen von Marx und Engels, wie sie in der Programmkritik gelegt wurden, nichts an Aktualität eingebüßt.

20

2.

Zum historischen Platz der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und einiger damit zusammenhängender methodologischer Fragen

Wie bereits erwähnt, hat Marx in der Auseinandersetzung mit den Lassalle sehen Theorien von der "gerechten Verteilung", des "unverkürzten Arbeitstages", des "freien Staates", die im Gothaer Programm Eingang gefunden hatten, die Lehre von den beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation begründet. Damit sind wir bei dem entscheidenden Ausgangspunkt angelangt, der Untersuchung der Produktionsverhältnisse der kommunistischen Gesellschaftsformation, ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den beiden Phasen dieser Formation. Der Vin. Parteitag der SED stellte den Gesellschaftswissenschaftlern, nachdem nochmals bekräftigt wurde, daß zwischen den beiden Phasen keine starren Grenzlinien auftreten, die Aufgabe, diese Prozesse unter Beachtung 22

der spezifischen Bedingungen in der DDR gründlich zu erforschen. In der Diskussion über den historischen Platz der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, im Bemühen, tiefer in die Dialektik beider Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation einzudringen und für Theorie und Praxis gesicherte Schlußfolgerungen zu ziehen, wurden unterschiedliche Standpunkte laut. Im Grunde genommen resultieren sie daraus, daß im Rahmen der Dialektik beider Phasen entweder den Gemeinsamkeiten oder den Unterschieden, auch als Besonderheiten beziehungsweise als Spezifik der jeweiligen Phase bezeichnet, ein größeres Gewicht beigemessen wird. Für uns Politökonomen sollte die Diskussion über den historischen Platz der entwickelten sozialistischen Gesellschaft Anlaß sein, noch tiefer in die Dialektik dieser beiden Phasen einzudringen, um die qualitativ neuen Stufen des gesellschaftlichen Fortschritts, die wir mit der Gestaltung der entwikkelten sozialistischen Gesellschaft erreichen, möglichst allseitig zu e r f a s sen. Unsicherheiten begegnen uns dann, wenn die sozialökonomischen Wesenszüge der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, die zweifellos noch mit Muttermalen der alten Gesellschaft behaftet ist, als Wesenszüge dargestellt werden,» die ausschließlich auf die Überwindung der Muttermale gerichtet sind. Aber auch dann bleibt eine Reihe von Fragen offen, wenn der 21

Versuch unternommen wird, für die entwickelte sozialistische Gesellschaft Ziele und sozialökonomische Wesenszüge anzunehmen, die erst die zweite Phase des Kommunismus kennzeichnen. Gerade der letztere Versuch mündet zwangsläufig in eine Entfernung theoretischer Arbeit vom realen Leben, erzeugt Illusionen über den erreichten Entwicklungsstand der Produktivkräfte und den Reifegrad der sozialistischen Produktionsverhältnisse. Er läßt nicht zuletzt auch Verzerrungen bei der Bewertung des untrennbaren Zusammenhangs von Leistungsentwicklung der Gesellschaft und Bedürfnisbefriedigung zu. Es darf ebenfalls nicht übersehen werden, daß der Versuch, die entwickelte sozialistische Gesellschaft mit sozialökonomischen Zielen und Merkmalen zu versehen, die erst die zweite Phase der kommunistischen Formation kennzeichnen, auch gewisse Illusionen über den Zeitraum, in der in der DDR die entwickelte sozialistische Gesellschaft aufgebaut wurde, nähren kann. Alles dies muß bei der Diskussion unbedingt beachtet werden. Es scheint jedoch, daß der Hinweis auf solche Unsicherheiten beziehungsweise auf derartige mögliche Konsequenzen nicht ausreicht, um unseren Erkenntnisstand über die Dialektik der beiden Phasen, über Gemeinsames und Unterschiedliches ihrer Entwicklung zu bereichern und zu vertiefen. Aus den Erfahrungen der Sowjetunion und eigenen Erfahrungen wissen wir, daß die Schaffung und weitere Ausgestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft eine zeitlich lange Entwicklungsetappe ist, die der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation angehört und in der sich die Vorzüge und Triebkräfte des Sozialismus voll entfalten und in der schließlich das Hinüberwachsen zum eigentlichen Kommunismus vorbereitet wird. Weil der Sozialismus mit dem Kommunismus im gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln und dem Kollektivismus gemeinsame Grundlagen, allerdings in unterschiedlichem Reifegrad, besitzt, weil in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft die dem Sozialismus eigenen Triebkräfte und Wesenszüge sich voll entfalten, weil dafür vor allen Dingen ein hoher Entwicklungsstand der Produktivkräfte, ein hoher Reifegrad in den gesellschaftlichen Beziehungen und nicht zuletzt ein hoher Bewußtseins stand aller Mitglieder dieser Gesellschaft vorhanden sein muß, eben deshalb ist die entwickelte sozialistische Gesellschaft nicht einfach ein zeitlich kur22

zes Durchgangsstadium zur nächsthöheren Phase. Folglich können die Merkmale und Kriterien für die entwickelte sozialistische Gesellschaft weder die Überwindung der Muttermale der alten Gesellschaft noch die Entwicklung von Keimen des eigentlichen Kommunismus sein. Mit der Ausprägung und vollen Entfaltung aller dem Sozialismus eigenen Vorzüge und Triebkräfte werden zugleich die sozialökonomischen Grundlagen, die beiden Phasen der Gesellschaftsformation eigen sind, auf eine höhere Stufe gestellt, womit in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft zugleich die qualitativen Züge des eigentlichen Kommunismus sich herausbilden und damit das allmähliche Hinüberwachsen von dieser in die nächsthöhere Phase vorbereitet wird. Eben in der Höherentwicklung der gemeinsamen sozialökonomischen Grundlagen, der Aiisprägung ihres Reifegrades, finden wir auch die Erklärung dafür, weshalb sich zwischen die entwickelte sozialistische Gesellschaft und den eigentlichen Kommunismus keine Übergangsperiode schieben kann. Der differenzierte Reifegrad gemeinsamer sozialökonomischer Grundlagen kommt, wie es Marx in der Programmkritik voraussah, in den Besonderheiten zum Ausdruck, worin sich beide Phasen voneinander unterscheiden. Vom eigentlichen Kommunismus unterscheidet sich der Sozialismus vor allem in der materiell-technischen Basis, der sozialökonomischen Struktur und der ihnen entsprechenden Überbauelemente. Eng verbunden mit dem tieferen Eindringen in die Dialektik des Gemeinsamen und der Unterschiede beider Phasen ist die Frage nach der Beziehung der Produktionsverhältnisse zu den ökonomischen Gesetzen. In der Gemeinschaftsarbeit innerhalb unseres Instituts zu den Gesetzmäßigkeiten der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft haben wir unseren Standpunkt deutlich gemacht. Wir wandten uns dabei gegen die Auffassung, wonach der sozialökonomische Inhalt der ökonomischen Gesetze feststände und sich nur die Wirkungsbedingungen dieser Gesetze bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft beziehungsweise in dfer entwickelten sozialistischen Gesellschaft selbst verändern würden. Diese Ansicht geht davon aus, daß die Produktionsverhältnisse entweder nur Existenzbedingung ökonomischer Gesetze oder gesellschaftlicher Rahmen für die Existenz dieser Ge23

setze seien. Wir meinen jedoch, daß die ökonomischen Gesetze ihrem Wesen nach Bewegungsgesetze sozialistischer Produktionsverhältnisse sind, die ihrem sozialökonomischen Inhalt nach auch im Rahmen einer gegebenen sozialökonomischen Formation auf Veränderungen im Reifegrad der Produktionsverhältnisse reagieren, allerdings auf der Grundlage des gesellschaft-, liehen Eigentums an Produktionsmitteln. Natürlich steht diese Veränderung des sozialökonomischen Inhalts ökonomischer Gesetze im Rahmer ?iner gegebenen Formation im engen Zusammenhang mit den veränderte».

Vi

rkungsbedingungen. Aber sie darauf allein

reduzieren zu wollen, würde nicht nur in methodologischer Hinsicht Erkenntnisse darüber verschließen, in welcher Weise sich das Verhältnis und der Wirkungszusammenhang verschiedener ökonomischer Gesetze, beispielsweise zum ökonomischen Grundgesetz des Sozialismus, bei höherem Reifegrad der sozialistischen Produktionsverhältnisse verändern würden, welches spezifische Gewicht jedes einzelne Gesetz in diesem Wirkungszusammenhang einnimmt und warum mit dem Wachsen der ökonomischen Möglichkeiten und der weiteren Entwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse auch zugleich eine immer größere Übereinstimmung von sozialem und ökonomischem Fortschritt herbeigeführt werden kann. Liegt das nur an den veränderten Wirkungsbedingungen ökonomischer Gesetze oder auch daran, daß sich in enger Wechselwirkung zu ihnen auch der sozialökonomische Inhalt der Gesetze verändert? Aus dem Kreis methodologischer Fragen, die mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation und besonders mit dem historischen Platz der entwickelten sozialistischen Gesellschaft verknüpft sind, sollen zwei Probleme etwas näher untersucht werden: einmal die Dialektik von ökonomischer Effektivität und gesellschaftlichen Zielen sowie zum anderen Gemeinsames und Unterschiedliches bei der Verteilung der Konsumtionsfonds der Gesellschaft in den beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation. 1. Dialektik von ökonomischer Effektivität und gesellschaftlichen Zielen In' der Literatur wird darauf verwiesen, daß eine wichtige Besonderheit der gegenwärtigen Etappe der sozialökonomischen Entwicklung darin besteht. 24

daß die Wechselbeziehungen zwischen den Möglichkeiten der Lösung sozialökonomischer Aufgaben und der Erhöhung der ökonomischen Effektivität der gesellschaftlichen Produktion immer intensiver werden. Man kann sagen: Die sozialökonomischen Aufgaben, die die Partei in der jeweiligen Etappe des sozialistischen Aufbaus stellt, spiegeln immer vollkommener und in Abhängigkeit von den ökonomischen Ressourcen und ihrer Nutzung das höchste Ziel der gesellschaftlichen Produktion wider, das in der Gewährleistung eines umfassenden Wohlstandes und der freien, allseitigen Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft besteht. Dieser Aspekt muß deshalb hervorgehoben werden, weil in der Literatur auch Auffassungen anzutreffen sind, die eine Gegenüberstellung von ökonomischer Effektivität und sozialen Zielen der Gesellschaft zulassen. Sozialistisches Wirtschaften ist Mittel zum Zweck, und der Zweck ist die immer bessere Befriedigung der Bedürfnisse und die allseitige Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft. Darin ist eingeschlossen, daß das sozialistische Wirtschaften kein anderes Ziel als die Befriedigung der Bedürfnisse haben kann. Jedwede Erscheinungsform der Verselbständigung von Teilen des Wirtschaftsprozesses zu diesem Zweck ist ein Verstoß gegen objektive Erfordernisse. Aber das Ziel des Wirts chaftens darf man nicht allein in den außerökonomischen Bereich verlagern, wie man ebenso wenig die Mittel nur allein im ökonomischen Bereich ansiedeln kann. Im Ziel der gesellschaftlichen P r o duktion ist zugleich eine Kernfrage der Vervollkommnung der Mittel eingebettet, nämlich die Erweiterung der produktiven Potenzen der Werktätigen. Natürlich geht es stets um ein dem Umfang und der Qualität nach besseres Ergebnis an vergegenständlichten Erzeugnissen bei Minimierung des dafür erforderlichen Arbeitsaufwandes. Denn dieses Resultat bildet den materiellen Gegenstand der Bedürfnisbefriedigung. Aber gleichzeitig geht es auch um die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse, wie um das Bedürfnis nach wachsendem Anteil schöpferischer Arbeitsinhalte, nach höherer Kultur am Arbeitsplatz, nach verstärkter Teilnahme an der Leitung und Planung usw. Erst wenn wir das Ziel der gesellschaftlichen Produktion in dieser komplexen Weise auffassen, erst dann werden die dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte 25

entsprechenden gesellschaftlichen Effekte vollständig erreicht werden, in die untrennbar und nicht verselbständigt die ökonomischen Effekte eingeschlossen sind. In diesem Zusammenhang ist zu betonen, daß die Steigerung des Nutzeffekts der Arbeit nicht ausschließlich auf den ökonomischen Effekt reduziert werden kann. Bei wachsender Vergesellschaftung der Produktion und der Arbeit nimmt die Kollektivität der Arbeit zu, erhöht sich die Sichtweite und die gesellschaftliche Verantwortung der Werktätigen an jedem Arbeitsplatz, verstärkt sich ihr Bedürfnis, an der Leitung und Planung immer sachkundiger teilzunehmen. Arbeit ist das entscheidende Tätigkeitsfeld, in dem der Mensch seine schöpferischen Fähigkeiten, seine Individualität entfaltet, die er auch in diesem Feld bestätigt findet. Folglich darf man die wirtschaftliche Tätigkeit nicht auf materiell-technische und organisatorische, von sozialen Effekten losgelöste Tätigkeiten reduzieren. In gleicher Weise soll man den ökonomischen Gesetzen nicht ihren sozialökonomischen Inhalt nehmen und etwa die mit den ökonomischen Erfordernissen verbundenen sozialen Erfordernisse in nichtökonomische Bereiche verlagern. Wir haben es vielmehr bei wachsendem Reifegrad der sozialistischen Produktionsverhältnisse mit einer intensiveren Verflechtung ökonomischer und sozialer Faktoren zu tun, die den Inhalt und die Erfordernisse der ökonomischen Gesetze bestimmen. Dabei sind diese Wechselwirkungen je nach den Etappen, die die Gesellschaft beim Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus durchläuft, selbst historisch determiniert. In der Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus kann das für die kommunistische Formation gültige Ziel der gesellschaftlichen Produktion, nämlich die Gewährleistung eines umfassenden Wohlstandes und die freie, allseitige Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft, noch nicht als unmittelbar praktische Aufgabe gestellt werden. Dennoch werden bereits in dieser Etappe des sozialistischen Aufbaus durch die Schaffung der Grundlagen der materiell-technischen Basis des Sozialismus, durch die Umgestaltung der Klassenstruktur und die endgültige Überwindung der Ausbeutung des Menschen diu ..h

Menschen, durch die Brechung des Bildungsmonopols

der ehemals herrschenden Klasse sowie durch die schrittweise Verbesse26

rung des Lebensniveaus für die Werktätigen Voraussetzungen für die Annäherung der praktischen Aufgaben an dieses Ziel erreicht. Die DDR und andere sozialistische Staaten der Gemeinschaft gestalten die entwickelte sozialistische Gesellschaft. Sie sind dabei, mit anderen Worten gesagt, die Bedingungen dafür zu schaffen, daß das Ziel der gesellschaftlichen Produktion in den sozialökonomischen Aufgaben immer unmittelbarer und komplexer realisiert werden kann. Das findet seinen Ausdruck in der strategisch angelegten Hauptaufgabe der Politik der Parteien. In dieser Etappe der Entwicklung ist es möglich, verglichen mit den zurückliegenden Etappen, einen wachsenden Teil der ökonomischen Ressourcen auf die unmittelbare Verwirklichung*dieses Zieles zu lenken. Dabei werden die Verflechtungen von sozialen und ökonomischen Zielstellungen intensiver und zugleich unsere Vorstellungen über den konkreten Inhalt der allseitigen Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten, Uber die sozialistische Lebensweise reicher. Alles das sind wichtige Merkmale der wachsenden Reife der sozialistischen Gesellschaft. Bei diesen Überlegungen darf allerdings nicht übersehen werden, daß in der gegenwärtigen Etappe die Abhängigkeit der Lösung sozialer Aufgaben von den Fortschritten im Entwicklungsniveau der Produktivkräfte noch größer geworden ist, als das in der zurückliegenden Etappe der Fall war. Die materiell-ökonomische Basis für die Lösung sozialer Aufgaben lag in den vergangenen Jahren vor allem in der quantitativen Ausdehnung des Produktionsfeldes, im Wachstum der gesellschaftlichen Produktion. Heute ist die Steigerung der ökonomischen Effektivität die materiell-ökonomische Basis für die Lösung solcher wichtigen Aufgaben, wie beispielsweise bei der Realisierung des Wohnungsbauprogramms, dem Kernstück unseres sozialpolitischen Programms. Dafür gibt es viele hier nicht im einzelnen zu nennende Ursachen. Im Sinne der fortschreitenden Heranführving der unmittelbaren Zielstellung der gesellschaftlichen Produktion an ihr historisch höchstes Ziel ist es deshalb unerläßlich, in der gegenwärtigen Etappe die sozialökonomischen Maßnahmen vor allem auf die Entwicklung der Bedingungen auszurichten, die die Steigerung der ökonomischen Effektivität der gesellschaftlichen Produktion begünstigen, wenngleich sie auch nicht nur allein dafür 27

bestimmt sind. Die Steigerung der ökonomischen Effektivität der gesellschaftlichen Produktion schafft die wichtigste Voraussetzung, um den wachsenden Kreis sozialer Aufgaben, die mit dem weiteren gesellschaftlichen Fortschritt verbunden sind, zu erfüllen. Erich Honecker verwies auf dem 13. Plenum des ZK der SED auf diesen Zusammenhang, wenn er ausführte: "Im Sinne der Hauptaufgabe gilt es, durch höhere Leistungen in der sozialistischen Produktion die Voraussetzungen dafür zu schaffen, das materielle und kulturelle Lebensniveau des Volkes zu sichern und Schritt für Schritt weiter zu verbessern. Darin besteht der grundlegende sozial-ökonomische Zusammenhang, der die Entwicklung unseres Lebens heute, morgen und in 23

der weiteren Zukunft bestimmt. "

2. Gemeinsames und Unterschiedliches bei der Verteilung der Konsumtionsfonds der Gesellschaft in den beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation Für die Begründung der Verteilungsverhältmsse in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ist es zunächst wichtig, die Kategorie der Verteilung präzise zu bestimmen. Das erscheint deshalb erforderlich, da in der Literatur Auffassungen anzutreffen sind, die den Wirkungsbereich der Vertei24 lung in unterschiedlicher Weise fassen. Mehrere Autoren beziehen in die Verteilungsverhältnisse die Verteilung der Produktionsbedingungen (mithin die Verteilung der vergegenständlichten und lebendigen Arbeit auf die einzelnen Zweige und Bereiche sowie den Austausch von Tätigkeiten und Fertigkeiten) und die Konsumtionsmittel (im weitesten Sinne des Wortes) ein, während andere den Wirkungsbereich der Verteilungsverhältnisse auf die Verteilung der Konsumtionsfonds begrenzen. Beide Auffassungen haben ihre Berechtigung, die erstere Auffassung hebt vor allem den Aspekt des Primats, den Aspekt des übergreifenden Moments der Produktion gegenüber der Distribution hervor. Dieser Aspekt stellt die Distribution als der Produktion zugehörig dar. In diesem Sinne verstanden, ist die Distribution Bedingung und Voraussetzimg der Produktion. Die letztere Auffassung, die keinesfalls das Primat der Produktion gegenüber der Distribution und deren Abhängigkeit von der Produktion negiert, 28

hebt hingegen den Aspekt der relativen Selbständigkeit der Distribution von Produkten in den wechselseitigen Beziehungen zwischen den Phasen der Reproduktion hervor, die ihrerseits wiederum spezifische Bedingungen zwischen Gesellschaft und Individuum auslösen. Da die Reproduktionsbedingungen des gesellschaftlichen Eigentums an Produktionsmitteln und die Verteilung von Produktionsmitteln auf die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft sich sowohl historisch als auch logisch gegenseitig ausschließen, kann die Verteilung, die gesellschaftliche Beziehungen zwischen Gesellschaft und ihren einzelnen Mitgliedern auslöst oder vermittelt, nur eine Verteilung von Konsumtionsmitteln sein. In dieser Hinsicht ist die Verteilung eine r e l a tiv selbständige Reproduktionsphase, sie besitzt, verglichen zur Produktion, zum Austausch und zur Konsumtion, ihre Spezifik im System sozialistischer Produktionsverhältnisse. Das ist auch der Grund dafür, weshalb wir es in der politischen Ökonomie mit relativ selbständigen Verteilungsgesetzen zu tun haben, die zum System der Gesetze der sozialistischen/kommunistischen Ökonomik gehören. In diesem Sinne hat Marx in der Programmkritik das für beide Phasen der kommunistischen Formation gültige Verteilungsschema aufgefaßt. Denn wie wären die Formeln "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Leistungen", gültig für die erste Phase, und "Jeder nach 25

seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen"

, gültig für die höhe-

re Phase der kommunistischen Formation, anders zu verstehen? Eine Ausdehnung des Wirkungsbereichs der Verteilung, beispielsweise auch auf die Verteilung der Pi;oduktionsbedingungen, würde zwangsläufig zu fehlerhaften Schlußfolgerungen führen. Wenn eingangs hervorgehoben wurde, daß es für die Darstellung des historischen Platzes der entwickelten sozialistischen Gesellschaft notwendig ist, noch gründlicher die Dialektik von gemeinsamen Grundlagen beider Phasen der kommunistischen Formation und ihrer Besonderheiten zu erfassen, gilt das auch ohne Einschränkung für die Verteilungsverhältnisse. Wir werden der Dialektik der Verteilungsverhältnisse in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft eher gerecht, wenn in methodologischer Hinsicht die sozialökonomischen Grundlagen, die der Verteilung in beiden Phasen gemeinsam sind, mehr als bisher in das Blickfeld unserer Untersuchungen rücken. Das 29

ist nicht nur von theoretischem Interesse, sondern auch von praktischer Bedeutung. In der Programmkritik hat Marx die gemeinsamen sozialökonomischen Grundlagen der Verteilung für beide Phasen der kommunistischen Gesellschaft formuliert. Hierbei stützt er sich auf das grundlegende Produktionsverhältnis, das durch Überwindung des kapitalistischen Eigentums objektiv zu existieren beginnt und sich in Abhängigkeit von der Entwicklung der Produktivkräfte immer stärker ausprägt. Das Gemeinsame, welches beide Phasen miteinander verbindet, besteht darin, daß das gesamte Produkt mit Ausnahme des Teiles auf die unmittelbaren Produzenten verteilt wird, der zur Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse erforderlich ist. Da die unmittelbaren Produzenten zugleich Eigentümer der sachlichen Produktionsbedingungen sind, das Produkt der Gesellschaft nicht wie im Kapitalismus und wie in jeder Ausbeutergesellschaft eine Fiktion ist, sondern eben real als gesellschaftliches Produkt auftritt, realisieren sich die gesellschaftlichen Bedürfnisse im Ersatzfonds und im Nettoprodukt, während sich in einem Teil des Nettoprodukts die persönlichen Bedürfnisse realisieren. Im gesellschaftlichen Produkt und seiner Verteilung wird die Einheit der gesellschaftlichen und persönlichen Interessen materiell reflektiert. In dieser Einheit, die zugleich den Widerspruch zwischen gesellschaftlichen und persönlichen Interessen in sich birgt, liegt das sozialökonomische Gemeinsame der Verteilung der Konsumtionsfonds beider Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation. Diesen gemeinsamen sozialökonomischen Grundlagen beider Phasen der kommunistischen Formation entspricht dann auch ein Verteilungsgesetz, das seinem sozialökonomischem Inhalt und seinen Wirkungsbedingungen nach Veränderungen unterliegt, sich in widersprüchlichen Formen äußert und den unterschiedlichen Reifegrad der Produktionsverhältnisse in beiden Phasen der kommunistischen Formation zum Ausdruck bringt. Ginge man nicht von einem die gesamte kommunistische Gesellschaftsformation umspannenden Verteilungsgesetz aus, würde das in methodologischem Sinne zwischen den Phasen der kommunistischen Gesellschaftsform

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starre Schranken errichten und darüber hinaus in der Methodologie der Gesellschaftsprognose eine Reihe wichtiger Einblicke verschließen. Es bereitet immer noch Schwierigkeiten, den Widerspruch exakt zu f a s sen, der darin besteht, daß einerseits der in der Programmkritik geäußerte Gedanke, wonach der Teil des gesellschaftlichen Produkts, der zur gemeinschaftlichen Befriedigung der Bedürfnisse bestimmt ist, im gleichen Maße zunimmt, wie die neue Gesellschaft sich entwickelt, andererseits aber die Verteilung nach Arbeitsleistung die für den Sozialismus adäquate Hauptform der Verteilung der Konsumtionsfonds ist. Das ist in der Tat ein Widerspruch, der historisch in der Dialektik vom Gemeinsamen und Unterschiedlichen beider Phasen existiert. In Abhängigkeit vom Entwicklungs niveau der Produktivkräfte und von der Reife der Produktionsverhältnisse verlangt er, wie in einem anderen Zusammenhang noch näher zu erläutern sein wiid, für die jeweilige Phase und abhängig von den ökonomischen Möglichkeiten eine spezifische Lösung. Wenn wir das Gemeinsame in der Verteilung des Konsumtionsfonds in beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation hervorheben, so heißt das nicht, daß nicht jeweils in den einzelnen Phasen dieses Verteilungsgesetz einen qualitativ differenzierten sozialökonomischen Inhalt aufweist und unterschiedliche Erfordernisse hervorbringt, die auf die unterschiedliche ökonomische Reife dieser beiden Phasen zurückzuführen ist. In der Programmkritik hat Marx umfassend die Bedingungen herausgearbeitet, weshalb in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation bei Gleichheit aller Mitglieder in ihrer Stellung zu den Produktionsmitteln Ungleichheit in der Konsumtion notwendig ist. Einerseits r e produziert die sozialistische Gesellschaft diese Ungleichheit in der Konsumtion, andererseits untergräbt sie durch die uneingeschränkte Entwicklung der Produktivkräfte schrittweise die sozialökonomischen Ursachen dieser Ungleichheit. Bei der Formulierung des für die erste Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation gültigen Verteilungsprinzips "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Leistungen" stützten sich die Klassiker auf drei grundlegende Erkenntnisse, nämlich darauf, daß

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1. eine wichtige Aufgabe des Proletariats nach seinem Sieg darin besteht, die Masse der Produktivkräfte möglichst rasch zu vermehren, 2. die Nivellierung der Bedürfnisbefriedigung auf einem niedrigen Stand der Produktivkräfte keinen historischen Fortschritt, sondern Rückschritt bedeuten würde, und schließlich 3. in der kommunistischen Gesellschaft die Arbeit die schaffende Substanz des gesellschaftlichen Reichtums ist und die Arbeit als erstes Lebensbedürfnis ein breites Feld umfaßt, in dem sich alle Wesenskräfte der menschlichen Persönlichkeit voll entfalten. Im Grunde führen alle diese Punkte auf den relativ begrenzten Stand der sachlichen und persönlichen Produktivkräfte zurück. Angesichts dieser gesellschaftlichen Bedingungen unterliegt das für die kommunistische Formation insgesamt wirkende Verteilungsgesetz in der ersten Phase der Modifikation, in der Weise, daß der Hauptteil des gesellschaftlichen Produkts, der für die Befriedigimg der persönlichen Bedürfnisse der Produzenten bestimmt ist, in Abhängigkeit von Qualität und Quantität der Arbeitsleistung objektiv.notwendig verteilt wird. Die Verteilung nach Qualität und Quantität der Arbeitsleistung ist ein wesentlicher, objektiver und sich wiederholender Zusammenhang, eine Bewegungsform sozialistischer Produktionsverhältnisse, die nicht nur dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte entspricht, sondern eben Triebkräfte freisetzt, um die "Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen" zu lassen und um auf diese Weise die sozialistischen Produktionsverhältnisse selbst auf einem höheren Niveau sozialökonomischer Beziehungen zu reproduzieren. Jeder Schritt zu einem höheren Niveau in den sozialökonomischen Beziehungen bedeutet aber zugleich einen Schritt hin zur Überwindung der ipi Sozialismus bestehenden sozialökonomischen Ursachen für die Ungleichheit in der Befriedigung der Bedürfnisse. Die Dialektik vom Gemeinsamen und Unterschiedlichen beider Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation ist demnach auch im sozialökonomischen Inhalt und den Erfordernissen des Gesetzes der Verteilung nach Arbeitsleistung begründet. Das bedeutet, daß dieses Gesetz in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation seine volle Entfaltung erfährt und nicht eingeschränkt wird. 32

3.

Zum Zusammenhang vom Gesetz der Verteilung nach Arbeitsleistung, Leistungsprinzip und materieller Interessiertheit

Ohne Zweifel kann bei den Merkmalen und Kriterien, die die Ökonomik der entwickelten sozialistischen Gesellschaft charakterisieren, nicht auf eine theoretische und empirische Analyse der Distributionsverhältnisse verzichtet werden. Das ist aus verschiedenen Gründen erforderlich, von denen nur einer hier hervorgehoben werden soll. Die entwickelte sozialistische Gesellschaft ist durch die völlige Herrschaft des sozialistischen Eigentums an den Produktionsmitteln gekennzeichnet, auf dessen Grundlage sich in Übereinstimmung mit dem erreichten Entwicklungsstand der Produktivkräfte das System sozialistischer Produktionsverhältnisse entwickelt. Die in der und durch die Distributionsphase eingegangenen gesellschaftlichen Beziehungen gehören zu diesem System sozialistischer Produktionsverhältnisse, und ihre weitere Avisgestaltung führt zu einem höheren Reifegrad der Gesamtheit der Verhältnisse von Produktion, Verteilung, Austausch und Konsumtion. Marx hob diesen Zusammenhang hervor, wenn er schrieb, daß die "jedesmalige Verteilung der Konsumtionsmittel . . . nur Folge der Verteilung der Produktionsbedingungen selbst (ist); letztere Verteilung aber 26

ist ein Charakter der Produktionsweise selbst"

, Es gehört, wie wir fest-

stellten, zu den marxistisch-leninistischen Grundwahrheiten, daß der P r o duktion im System der Wechselbeziehungen, die in der Reproduktion des materiellen Daseins eingegangen werden, das Primat gebührt. Im Primat der Produktion begreifen wir nicht nur ihre bestimmende Rolle gegenüber allen anderen Phasen der Reproduktion. Im Primat sind auch die aktiven Rückwirkungen eingeschlossen, die von den Bedürfnissen und ihrer Befriedigung ausgehen und die erst den wechselseitigen Zusammenhang von P r o duktion und Konsumtion ausmachen. Bei einem bestimmten Stand der Entwicklung der Produktivkräfte und dem jeweils erreichten Reifegrad der sozialistischen Produktionsverhältnisse, erweisen sich das Niveau der Bedürfnisse und der Grad ihrer Befriedigung als eine unerläßliche Voraussetzung für die weitere Vervollkommnung der materiellen Produktion und damit überhaupt für den sozialen, öko33

nomischen und technischen Fortschritt. Auf diesem Niveau der ökonomischen Reife der sozialistischen Gesellschaft ist ein zeitlich längeres Zurückbleiben des Grades der Befriedigung der Bedürfnisse gleichbedeutend mit einem gewissen Verzicht auf die vollständige Ausschöpfung aller Vorzüge und Merkmale, die sich in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation herausbilden. Die Vermittlung dieser vom Bedürfnisniveau und dem Grad ihrer Befriedigung her an Intensität zunehmenden Rückwirkung auf die Produktion und die Produktivkraft der Arbeit erfolgt durch die Verteilungsverhältnisse, das um so mehr, je mehr sie die Übereinstimmung zwischen den gesellschaftlichen und persönlichen Interessen der gesellschaftlich assoziierten Produzenten auf dem jeweilig erreichten Entwicklungsstand der Produktivkräfte herbeiführt. Marx hatte diesen Zusammenhang im Auge, als er für die kommunistische Formation schrieb, daß sich die Verteilungsweise "mit der besondren Art des gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entspre27

chenden geschichtlichen Entwicklungshöhe der Produzenten" verändern wird. Namentlich diese Seite der Abhängigkeit der Verteilungsverhältnisse von der geschichtlichen Entwicklungshöhe der Produzenten ist von uns noch nicht hinreichend erforscht worden. Das ist meines Erachtens auch der Grund dafür, weshalb bei der Darstellung des Zusammenhangs zwischen dem Gesetz der Verteilung nach Arbeitsleistung, dem Leistungsprinzip und der materiellen Interessiertheit einige Fragen offenbleiben. Zweifellos rückt man der Lösung dieses Problems näher, wenn wir uns künftig mehr der Untersuchung der Wechselbeziehungen zuwenden, die zwischen Bedürfnissen, Interessen, Anreizen und der Interessiertheit bestehen. Es kann hier nicht der Ort sein, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Bedürfnissen, Interessen, Anreizen lind der Interessiertheit, die als System der Triebkräfte zu begreifen sind, im einzelnen darzustellen. Da es sich um ein komplexes Problem handelt, müssen an dessen Lösung außer Ökonomen Vertreter anderer gesellschaftlicher Disziplinen beteiligt sein, worauf auch die in der Sowjetunion erschienene Literatur zu dieser Thematik hinweist. Die interdisziplinäre Anlage ist um so notwendiger, 34

wenn man in diese Problematik auch die geistig-kulturellen Bedürfnisse, die geistig-moralische Motivation zur schöpferischen Arbeit sowie die moralische Interessiertheit überhaupt einbezieht, was unbedingt notwendig ist. Ich will mich nur auf einige Aspekte des Zusammenhangs von ökonomischen Bedürfnissen, materiellen gesellschaftlichen und persönlichen Interessen beschränken, die über materielle Anreizformen zur materiellen Interessiertheit führen. Alles das soll in den Zusammenhang der Verteilungspröblematik in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation gestellt werden. Das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln bringt nicht nur gesellschaftliche ökonomische Bedürfnisse und damit auch gesellschaftlich materielle Interessen hervor, sondern erhebt sie in der Struktur der ökonomischen Bedürfnisse und der materiellen Interessen zum bestimmenden Element, Das gesellschaftlich materielle Interesse und die gesellschaftlich materielle Interessiertheit sind mit der Bewegung und Vermehrung des gesellschaftlichen Produkts auf das engste verbunden. Mit dem gesellschaftlichen Produkt werden die Gesamtheit der ökonomischen Bedürfnisse befriedigt und damit auch die gesellschaftlich materiellen Interessen realisiert und reproduziert. Jede andere Kategorie drückt einen relativ kleineren Kreis gesellschaftlicher Bedürfnisse und materieller Interessen aus. Im gesellschaftlichen Produkt ist auch der für die nichtproduktive Konsumtion bestimmte Anteil enthalten, was nur ein anderer Ausdruck dafür ist, daß im Sozialismus/Kommunismus die immer bessere Befriedigving der persönlichen Bedürfnisse aller Mitglieder der Gesellschaft selbst ein gesellschaftliches Bedürfnis ist oder, wie Lenin schrieb, auf Rechnung der Gesellschaft vollzogen wird. Die ökonomischen Bedürfnisse der Gesellschaft und die gesellschaftlichen materiellen Interessen finden im gesellschaftlichen Gesamtprodukt jedoch differenzierte Ausdrucksformen: in der Minimierung des Ersatzfonds und der Vergrößerung des materiellen Volumens des Nationaleinkommens insgesamt und seiner Bestandteile, der produktiven und unproduktiven Akkumulation, der gesellschaftlichen und individuellen Konsumtion. Hierin zeigt sich die bestimmende Rolle der gesellschaftlichen materiellen Interessen der 35

Werktätigen als Eigentümer der Produktionsmittel, denen die Gesamtheit der Interessen als gesellschaftlicher Produzent und Konsument eigen ist. Diese gesellschaftlich materiellen Interessen sind auf die Erweiterung und Vervollkommnung der gesellschaftlichen Produktion, auf hohe Zuwachsraten der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität sowie auf die möglichst vollständige Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse aller Mitglieder der Gesellschaft, darunter auch der eigenen und der ihrer Familien, gerichtet. In der Gesamtheit der gesellschaftlichen ökonomischen Bedürfnisse, die im grundlegenden mit den persönlichen Bedürfnissen übereinstimmen und deren Träger der Werktätige als assoziierter Produzent ist, liegt der Reichtum und die Vielseitigkeit der Bedürfnisse. Das macht ihn zum Schöpfer seines eigenen Lebens. Nur unter diesen Bedingungen wird ein echtes Aufblühen seiner Persönlichkeit, seiner Fähigkeiten und sozialen Verhaltensweisen und die Entwicklung seiner persönlichen Bedürfnisse und Interessen möglich. Während das gesellschaftliche materielle Interesse auf die Entwicklung des gesellschaftlichen Produkts und die Minimierung des dafür notwendigen Arbeitsaufwandes insgesamt gerichtet ist, ist das persönliche Interesse mit der Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse des einzelnen und seiner Familie verbunden. Dafür tritt nicht das gesellschaftliche Produkt, sondern das notwendige Produkt auf. Weder das Gesamtprodukt noch das Nationaleinkommen insgesamt können die unmittelbaren Bewegungsformen des persönlichen Interesses sein, da sie eine Sphäre umfassen, die über die der persönlichen Bedürfnisse und Interessen der Werktätigen hinausragt. Bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft muß das notwendige Produkt so reproduziert werden, daß es in immer vollständigerem Maße die Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse und darüber hinaus die allseitige Entwicklung der in der materiellen Produktion Beschäftigten in Abhängigkeit von den ökonomischen Möglichkeiten erlaubt. Im Gegensatz zum Kapitalismus, in dem, wie Marx schrieb, "die Größe der Akkumulation . . . die unabhängige Variable, die Lohngröße, die abhängi29

ge (ist), nicht umgekehrt, "

ist im Sozialismus das Mehrprodukt eine Funk-

tion des notwendigen Produkts. Das bedeutet, daß es mit Fortschreiten der 36

sozialökonomischen Entwicklung auch möglich und notwendig wird, Teile des Mehrprodukts für die Befriedigung konsumtiver Bedürfnisse einzusetzen. Zunehmende Vergesellschaftung der Formen der Bedürfnisbefriedigung haben ebenfalls Einfluß auf die Struktur des notwendigen Produkts und seiner Relation zum Mehrprodukt. Bedürfnisse, die ehemals in der fami liären Hauswirtschaft befriedigt wurden und deren Befriedigung nunmehr in die gesellschaftliche Sphäre verlagert wird, haben Umverteilungen des notwendigen Produkts, so zum Beispiel in Form des Austauschs mit Dienstleistungen, zur Folge. Notwendiges Produkt und Teile des Mehrprodukts werden über eine Vielfalt von Umverteilungsbeziehungen realisiert, die sich in letzter Konsequenz in den Endeinkommen der Bevölkerung als Arbeitseinkommen, direkte und indirekte Einkommen, die durch gesellschaftliche Konsumtionsfonds materiell gesichert sind, darstellen. In der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation ist das persönliche materielle Interesse mit der Unvollkommenheit der sozialen Gleichheit in den Bedürfnissen und ihrer Befriedigung verknüpft. Wie Marx in der Programmkritik voraussah, werden in dieser Phase die wesentlichen Unterschiede in der Arbeit zwar schrittweise gemildert, aber nicht endgültig überwunden. Diese Unterschiede in der Arbeit bedeuten, daß sich das persönliche materielle Interesse bei den einzelnen Gruppen von Werktätigen auf der Grundlage ungleicher Bedürfnisse und einem unters chiedlichen Niveau der Befriedigung der Bedürfnisse herausbildet. Nimmt man das unterschiedliche Arbeitseinkommen der vollbeschäftigten Arbeiter und Angestellten in volkseigenen Betrieben in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen als einen Indikator für die Unterschiede in der Arbeit, das scheint bei allen Einschränkungen deshalb berechtigt zu sein, weil die verschiede^ nen Bereiche sich vor allem auch durch einen unterschiedlichen Einsatz komplizierter und weniger komplizierter Arbeit voneinander abheben, so lag 1973 das Niveau des monatlichen Arbeitseinkommens (Durchschnitt der Wirtschaftsbereiche im Jahre 1973 = 100) in der Industrie bei 101, in der Bauindustrie bei 107, der Land- und Forstwirtschaft bei 99, dem Verkehr bei 108, im Post- und Fernmeldewesen bei 90 und im Handel bei 88 P r o -

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Di« ökonomischen Bedürfnisse der Gesellschaft und die Formen ihrer Realisierung sind von Anbeginn des Übergangs vom Kapitalismus zum Kommunismus stets auf die Reproduktion der optimalen Struktur der Bedürfnisse und ihrer Befriedigung sowie auf die allseitige Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft gerichtet. Aber das vollzieht sich unter zeitlich länger anhaltenden gesellschaftlichen Bedingungen, in denen wesentliche Unterschiede in der Arbeit bestehen, der Fonds an Konsumtions mitte In, gemessen an den Bedürfnissen, noch begrenzt ist und die Arbeit selbst noch nicht zum ersten Lebensbedürfnis wurde. Daher reproduzieren die sozialistischen Produktionsverhältnisse in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation in gewisser Hinsicht die faktische Ungleichheit in der Konsumtion, obgleich sie insgesamt und mit der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft um so mehr auf ihre allmähliche Überwindung gerichtet ist. Solange das aber der Entwicklungsstand der Produktivkräfte noch nicht ermöglicht, wird die gesellschaftliche materielle Interessiertheit hauptsächlich indirekt, das heißt über die persönliche materielle Interessiertheit wirksam. In dem Maße aber, wie die "Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen", die wesentlichen Unterschiede in der Arbeit überwunden werden, die Arbeit zum ersten Lebensbedürfnis geworden ist und der Konsumtionsfonds in Umfang und Struktur erlaubt, nicht nach dem Arbeitsmaß, sondern nach den Bedürfnissen zu verteilen, erst dann wird sich das Verhältnis der gesellschaftlichen materiellen Interessiertheit zur persönlichen materiellen Interessiertheit ändern. Die gesellschaftlich materiellen Interessen werden sich in immer stärkerem Maße zur unmittelbaren Triebkraft der Arbeit der Menschen entwickeln. Aus all dem ergibt sich: 1. In der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation findet dieser Zusammenhang von gesellschaftlichen und persönlichen materiellen Interessen im Gesetz der Verteilung nach Qualität und Quantität der A r beit seinen wesentlichen Ausdruck. Es ist das für diese Phase adäquate ökonomische Gesetz, das als Bewegungsform der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der Distributionssphäre (verstanden als Verteilung von

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Konsumtionsmitteln im weitesten Sinne des Wortes) objektiv wirkt und s e i ne Entwicklung und Entfaltung erfährt. 2. Natürlich ist das Leistungsprinzip nicht nur auf den Arbeitsprozeß begrenzt. Aber ich halte es für problematisch, den Anwendungsbereich des Leistungsprinzips auf alle gesellschaftlichen Aktivitäten, auch auf die, die im Bereich der gesellschaftlichen ehrenamtlichen Arbeit angesiedelt und ohne Zweifel für den gesellschaftlichen Fortschritt höchst nützlich sind, auszudehnen. 3. Die Notwendigkeit wächst, Lohn und Prämie noch wirksamer für die Verbesserung der Arbeitsergebnisse sowohl in quantitativer, als besonders auch in qualitativer Hinsicht und in engem Zusammenhang damit für die E r höhung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität einzusetzen. Immer bedeutsamer wird der letzte Aspekt der Verteilung nach Arbeitsleistung, weil er den am meisten stimulierenden Einfluß auf die Arbeit der Werktätigen gewährleistet. Mitunter wird das Verteilungsprinzip nur in der Teilformel "Jedem nach seinen Leistungen" verkürzt wiedergegeben. Aber bekanntlich lautet das Verteilungsprinzip "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung". Das hat für die Leistungsbewertung nicht zu übersehende Bedeutung. Es schließt ein, das erreichte Effektivitätsniveau der Arbeit nicht einfach zu fixieren, sondern die Leistungskennziffern und überhaupt die normativen Grundlagen so zu gestalten, daß sie zur Ausnutzung aller Möglichkeiten anregen, einen Zuwachs an Produktivität und Effektivität zu erreichen, und den Werktätigen zur Entwicklung und Ausschöpfung seiner Fähigkeiten stimulieren. Hierzu gehört auch, den materiellen Anreiz des Werktätigen nicht nur an dessen Zugehörigkeit zu einem Wirtschaftszweig oder zu einer Berufsgruppe zu binden, sondern, wie sowjetische Ökonomen es ausdrücken, individualisierter zu handhaben, das heißt, auf die E r r e i chung bestimmter persönlicher Leistungskennziffern oder Kennziffern für das Arbeitskollektiv zu lenken. 4. Es wäre ein Trugschluß, annehmen zu wollen, daß die Aufgaben der wirksamen Gestaltung des persönlichen materiellen Anreizes einfacher würden. Wie die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation bestätigen, treten Faktoren, wie der schöpferische Charakter der Arbeit, das 39

gesellschaftliche Prestige des Berufs, das sozial-psychologische Klima im Kollektiv immer mehr in den Vordergrund. Sie verknüpfen sich mit den moralischen Stimuli von höherem gesellschaftlichem Rang, die aus dem wachsenden politisch-ideologischen Bewußtsein resultieren. Gemeinsam mit den Faktoren des materiellen Anreizes bilden sie das System materieller und moralischer Triebkräfte. Deshalb darf man den Einfluß des Grades der materiellen Interessiertheit auf die Produktionsergebnisse nicht verabsolutieren. Immer dringlicher wird die bessere Beherrschung der Wechselbeziehungen und -Wirkungen von Formen materiellen und moralischen Anreizes. Aber nicht nur wegen der intensiver werdenden Wechselwirkungen von Formen des materiellen und moralischen Anreizes wird die wirksame Gestaltung des materiellen Anreizes komplizierter. Innerhalb der Formen des materiellen Anreizes ist in der gegenwärtigen Etappe eine Tendenz zur Komplexität erkennbar, deren Beherrschung höhere Anforderungen an die Leitung und Planung auf betrieblicher, territorialer und zentraler Ebene stellt. Zwar bleiben in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation Lohn und Prämie als grundlegende Kategorien des Gesetzes der Verteilving nach Arbeitsleistung erhalten. Aber durch sie wird die persönliche materielle Interessiertheit nicht mehr allein wirksam. Immer mehr fördern neben dem Arbeitseinkommen Faktoren, wie berufliche Eignung, betriebliche Arbeitsbedingungen (wozu übrigens auch das Arbeitszeitregime gehört), Wohnbedingungen (zum Beispiel Nähe des Arbeitsortes vom Wohnort), Qualifizierungsmöglichkeiten oder betriebliche Versorgungsbedingungen die materielle Interessiertheit. Nicht zu übersehen ist, daß der Grad der materiellen Interessiertheit im Sozialismus und somit auch die Wirkungsbedingungen des Gesetzes der Verteilung nach Arbeitsieistimg maßgeblich vom Ausmaß der proportionalen Übereinstimmung des Bedarfs an Arbeitskräften und den Quellen ihrer Deckung abhängen. Bei längere Zeit anhaltenden Disproportionen können die von diesem Gesetz ausgehenden stimulierenden Impulse abgeschwächt werden, wie es die Erfahrungen lehren ("großzügigere" Einstufung in die Lohngruppen, "liberales Verhalten auf Verstöße gegen die Arbeitsdisziplin"). Alle diese Erscheinungen stören die Übereinstimmung von gesellschaftlichen und persönlichen Interessen und 40

machen erneut den hohen Rang deutlich, den die Erziehung zur sozialistischen Arbeit einnimmt. Im engen Zusammenhang damit steht die auf dem 13. Plenum des ZK der SED erhobene Forderung, die Intensivierung weiter zu vertiefen und zu erreichen, daß das Wachstum der Warenproduktion vom Wachstum der Arbeitsproduktivität übertroffen wird. Einer von vielen damit verbundenen Aspekten ist zweifellos der, daß mit der schrittweisen Überwindimg der Disproportion zwischen Bedarf und Deckimg von Arbeitskräften günstigere Bedingungen für die Ausnutzung des Gesetzes der V e r teilung nach Arbeitsleistung geschaffen werden.

4.

Zur Methodologie der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds

In der Diskussion über methodologische Fragen der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds, die bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft der Verteilung unterliegen, ist besonders in der letzten Zeit im Zusammenhang mit der Würdigung der Marxschen Programmkritik eine Belebung eingetreten. Hierbei wurden eine Reihe von Kriterien genannt, die für sich genommen sicher alle ihre Berechtigung haben. Gleichzeitig wurde eine empfindliche Lücke sichtbar, die darin besteht, daß die politökonomische Grundlage für die Methodologie der Konsumtionsfonds offensichtlich noch nicht genügend ausgearbeitet worden ist und damit der alle Gesichtspunkte und Einzelkriterien zusammenfassende Rahmen noch geschaffen werden muß. Die Konsumtionsfonds der entwickelten sozialistischen Gesellschaft sind materieller Natur. Hebt man ihre materielle Natur hervor, dann haben wir weniger den Aspekt i h r e r stofflichen Zusammensetzung als vielmehr den Tatbestand im Auge, daß sie bestimmte gesellschaftliche Beziehungen zwischen Gesellschaft und Individuum darstellen. Die gesellschaftlichen Konsumtionsfonds setzen sich nicht nur aus Arbeitsprodukten und Leistungen schlechthin zusammen, sie besitzen auch eine gesellschaftliche Form. GeTade diese ihre gesellschaftliche Form, die ökonomische Verhältnisse zwischen Gesellschaft und Individuum zum Inhalt hat, ist der Grund dafür, wes41

halb die gesellschaftlichen Konsumtionsfonds untrennbar zum System sozialistischer Produktionsverhältnisse gehören. Ihr Bestimmungs zweck, ihre Funktionen werden durch die Gesamtheit der sozialistischen Produktionsverhältnisse, vor allem durch das grundlegende Produktionsverhältnis und durch die ihnen gemäße Bewegungsform, die Planmäßigkeit, bestimmt. Für Zwecke der langfristigen Planung kann man selbstverständlich nicht auf dieser Abstraktionsebene stehenbleiben. Vielmehr ist es erforderlich, konkreter zu werden, um die Vielfalt der bestimmenden und abgeleiteten ökonomischen Beziehungen, die diese Fonds vermitteln oder selbst auslösen, erfassen zu können. Bei der Bestimmung der Konsumtionsfonds der entwickelten sozialistischen Gesellschaft knüpfen wir an den von Marx in der Programmkritik geäußerten Gedanken an. Bei gesellschaftlicher Produktion und ökonomischer Gleichstellung der unmittelbaren Produzenten gegenüber den Produktionsmitteln wird mit Ausnahme der für die Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse bestimmten Teile, die gesellschaftliches Eigentum bleiben, das gesellschaftliche Produkt auf die einzelnen Mitglieder zur Befriedigung ihrer gegenwärtigen Bedürfnisse verteilt. Der Fonds, der Gegenstand dieser Verteilung ist, ist der Konsumtionsfonds der Gesellschaft. Ihm entsprechen bestimmte Distributionsfonds. In der ersten Phase der kommunistischen Formation wird der Hauptteil der Konsumtionsfonds der Gesellschaft in Abhängigkeit von Qualität und Quantität der Arbeitsleistung verteilt, während ein anderer Teil mehr oder weniger nicht an die Arbeitsleistung gebunden ist. Diesen Teil, der manchmal fälschlicherweise mit der gesellschaftlichen Konsumtion identifiziert wird, bezeichnen wir als gesellschaftlichen Konsumtionsfonds, der mit dem Konsumtionsfonds der Gesellschaft nicht zu verwechseln ist. Worin besteht nun der Bestimmungs zweck der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds in der ersten Phase der kommunistischen Formation? Die auf diese Phase zunächst eingeengte Problemstellung ist deshalb notwendig, da der gesellschaftliche Konsumtionsfonds mit dem allmählichen Hinüberwachsen in die nächsthöhere Phase an Umfang zunimmt und schließlich in der höheren Phase mit dem Konsumtionsfonds der Gesellschaft 42

gänzlich zusammenfallen wird. Dementsprechend verändert sich auch die Struktur der Distributionsfonds. Aber bis dahin erfaßt er noch nicht den Hauptteil der Konsumtionsfonds der Gesellschaft, und unter diesen Bedingungen erhält er einen dem ökonomischen Reifegrad der Produktionsverhältnisse und dem Stand der Produktivkraftentwicklung adäquaten Bestimmungszweck. 1. Die wichtigste, weil bestimmende und zugleich übergreifende Funktion der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds ist meines Erachtens darin zu sehen, schrittweise gleiche Bedingungen für alle Gesellschaftsmitglieder bei der Überwindung der sozialökonomischen Ursachen für die noch vorhandenen wesentlichen Unterschiede in der Arbeit, die die Ursache für die Ungleichheit in den konsumtiven Bedingungen sind, zusätzlich zur V e r vollkommnung der Produktionsbedingungen zu schaffen. Diese Funktion der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds trägt nicht die Tendenz zur Gleichmacherei in sich. Im Gegenteil. Sie schafft wichtige soziale und ökonomische Voraussetzungen für die weitere Entfaltung des Gesetzes der Verteilung nach Arbeitsleistung im System der Gesetze der sozialistischen Ökonomik. 2. Eine davon abgeleitete Funktion des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds ist mit Faktoren verbunden, die nicht direkt mit den erzielten Arbeitsergebnissen zusammenhängen. Die Werktätigen leben unterschiedlich, nicht weil sie weniger für die Gesellschaft leisten und entsprechend ihren Fähigkeiten arbeiten, sondern infolge der unterschiedlichen Familiengröße, des verschiedenen Gesundheitszustandes oder, wie Marx hervorhob, aus Gründen des Alters "noch nicht oder nicht mehr sich an der Produktion be31 teiligen können" . Zwar hat sich die Struktur der Haushaltsnettoeinkommen der Arbeiter und Angestellten seit 1960 zugunsten höherer Einkommensgruppen bedeutend verändert. Lagen im Jahre 1960 noch 59, 4 Prozent aller Einkommen unter 800 Mark und nur 18, 8 Prozent aller Einkommen in der Gruppe 1 000 bis 1 200 Mark beziehungsweise darüber, bezogen im Jahre 1974 70, 6 Prozent aller Arbeiter- und Angestelltenhaushalte ein Nettoeinkommen von 1 000 bis 1 200 Mark und darüber. Legt man das durchschnittliche monatliche Haushaltsnettoeinkommen der Arbeiter- und Angestelltenhaushaltungen zugrunde und berechnet unter Berücksichtigung der Kinderzahl hingegen das 43

Prokopfeinkommen, dann lag das Niveau des Prokopfeinkommens der Haushalte mit drei Kindern zu den Haushalten ohne Kinder (= 100 Prozent) im Zeitraum von 1960 bis 1972

39

1960 1965 1970 1972

bei: 47, 52 46, 85 48, 45 47,46

Prozent Prozent Prozent Prozent

Die Differenzierung des Prokopfeinkommens nach der Haushaltsgröße und bei Berücksichtigung des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens ist beträchtlich. Entsprechend gestaltete sich auch die Verbrauchsstruktur. Lag im Jahre 1973 in Zwei-Personenhaushalten der Anteil der Verbrauchswirksamen Ausgaben bei 73, 9 Prozent, war er bei Fünf- und Mehrpersonenhaushalten 79, 4 Prozent, bei Ausgaben für Konsumgüter 61, 6 Prozent beziehungsweise 68, 5 Prozent und bei bezahlten Dienstleistungen bei 12, 3 bezie33 hungsweise 10, 9 Prozent. Die Funktion der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds besteht darin, auf diese Art der Konsumtionsunterschiede einzuwirken. Korrespondierend mit dem Teil der Konsumtionsfonds der Gesellschaft, der nach Arbeitsleistung verteilt wird, wird auf die Konsumtionsunterschiede durch die Realisierung wichtiger sozialer Erfordernisse aktiv eingewirkt, ohne damit den Zusammenhang von Konsumtionsniveau und Teilnahme an der Arbeit aufzuheben. Als besonders spürbar für die Entwicklung der Bedürfnisse und den Grad ihrer Befriedigung erweist sich die zielstrebige Realisierung des Wohnungsbauprogramms. Von den Neubauwohnungen wurden seit 1971 zwei Drittel an Arbeiter und 12 Prozent an kinderreiche Familien übergeben. Bei insgesamt wachsendem Einkommen konnten die Wohnungsmieten stabil gehalten werden. Infolgedessen sank der Anteil der Mieten an den durchschnittlichen Ausgaben in den Haushalten von Arbeitern und Genossenschaftsbauern von rund 3 Prozent im Jahre 1970 auf 2, 7 Prozent im Jahre 1974. 3. Eine weitere Funktion der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds ist darauf gerichtet, anknüpfend an das wachsende Anspruchsniveau der Werktätigen und aller Mitglieder der Gesellschaft, der Verwendung der Freizeit Sinn und Inhalt zu geben und zugleich auf sie im Sinne der sozialistischen Lebensweise aktiv Einfluß zu nehmen. Auch diese Funktion der gesellschaft44

liehen Konsumtionsfonds ist direkt und indirekt über die Reproduktion der Arbeitskraft mit der Wiederherstellung und höheren Entwicklung produktiver Potenzen verknüpft. 4. Schließlich resultiert eine Funktion des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds aus dem Vergesellschaftungsprozeß. Der Vergesellschaftungsprozeß in der Produktion und der Arbeit findet zwar nicht zeitlich gleich und in gleichen Formen, aber dennoch objektiv notwendig seine Fortsetzung und Entsprechung im Vergesellschaftungsprozeß der Formen der Befriedigung persönlicher Bedürfnisse. Auch dieser Bestimmungszweck der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds ist direkt und indirekt mit den Erfordernissen des Gesetzes der Verteilung nach Arbeitsleistung in der Weise verbunden, weil durch die Übernahme ehemals in der Hauswirtschaft verrichteter Funktionen durch die gesellschaftlichen Einrichtungen mehr Zeitfonds vor allem für die Frauen disponibel werden, um am Arbeitsprozeß wie überhaupt am gesellschaftlichen Leben aktiv teilnehmen zu können. Es werden damit Voraussetzungen geschaffen, um in noch höherem Grade gleiche Bedingungen für die Überwindung der Ursachen für noch bestehende Unterschiede in der Arbeit wirksam zu nutzen. Für 400 000 vollbeschäftigte Mütter mit zwei und mehr Kindern wurde der Urlaub auf 18 bis 24 Tage verlängert und für mehr als 200 000 Mütter mit drei und vier Kindern wurde die 40-Stunden-Woche eingeführt. Die Zahl der Plätze in Kindereinrichtungen konnte seit 1970 beträchtlich erhöht werden, so daß im Jahre 1974 für 1 000 Kinder im betreffenden Alter 804 Kindergartenplätze beziehungsweise 403 Kinderkrippenplätze zur Verfügung standen. Für 1 000 Schüler der 1. bis 4. Klassen sind etwa 640 Hortplätze geschaffen worden. Sowohl zwischen den Funktionen des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds gibt es Zusammenhänge und Zwischenglieder, als auch besonders zu den Wirkungsbedingungen und Erfordernissen des Gesetzes der Verteilung nach Arbeitsleistung ist dies der Fall. Dennoch besitzen beide Formen der Konsumtionsfonds der Gesellschaft jeweils ihre relative Selbständigkeit, die sich aus dem spezifischen Verteilungsmodus ergibt. 45

Letztlich hängt der Umfang der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds vom Entwicklungsstand der Produktivkräfte ab, der aber maßgeblich davon beeinflußt wird, mit welcher Intensität das Gesetz der Verteilung nach Arbeitsleistung in der Leitung, Planung und Stimulierung ausgenutzt wird und die Produktivkraftentwicklung stimuliert. Bei gegebenem Entwicklungsstand der Produktivkräfte ist die Relation zu dem nach der Arbeitsleistung der Konsumtionsfonds der Gesellschaft aufgeschlüsselten Teil ein Faktor, der die Grenzen des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds reguliert. Legt man den Zeitraum von 1960 bis 1973 zugrunde, dann entwickelten sich für A r beiter- und Angestelltenhaushalte die Relationen des Arbeitseinkommens zu den Einkommensarten, mittels derer der gesellschaftliche Konsumtionsfonds verteilt wird, wie Tabelle 1 aufzeigt. In diesem Zeitraum betrug das unterschiedliche Entwicklungstempo (1960 = 100) bei dem Arbeitseinkommen 158, bei den gesamten gesellschaftlichen Konsumtionsfonds 215 Prozent, davon aus indirektem Einkommen, das heißt unbezahlter beziehungsweise zum Teil bezahlter Verbrauch, 245 Prozent. Es zeigt sich, daß trotz schnelleren Wachsens der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds im untersuchten Zeitraum das Arbeitseinkommen immerhin mit mehr als 70 Prozent die Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse der Arbeiter- und Angestelltenhaushalte vermittelte. Von Qualität und Quantität der Arbeitsleistung abhängig, wird somit im überwiegenden Maße die Befriedigung der Bedürfnisse der Arbeiter- und Angestelltenhaushalte reguliert. Das wird auch für längere Zeit so bleiben. Es muß auf die Fehlerhaftigkeit hingewiesen werden, die einer Identität etwa in d'em Sinne das Wort redet, wonach alles das, was über die Arbeitseinkommen hinaus verteilt wird, unentgeltlich sei. Zunächst hat das Merkmal der Unentgeltlichkeit oder teilweisen Unentgeltlichkeit nichts mit der Verteilung nach den Bedürfnissen zu tun. Würde man einen solchen Zusammenhang unterstellen, müßte man zugleich von der Annahmt ausgehen, daß das Arbeitseinkommen das volle notwendige Produkt reflektiert. Alles darüber Hinausgehende und zur Verteilung Gelangende müßte demnach aus dem Mehrprodukt genommen werden. Aber die gesellschaftlichen Konsumtionsfonds werden nicht, und wie ich meine, in erster Linie aus dem 46

Tabelle 1 Relative Entwicklung der Arbeitseinkommen der A r b e i t e r - und Angestelltenhaushalte zu den Verteilungsarten der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds in den Jahren von 1960 bis 1973 Entwicklung der Einkommen der A r b e i t e r und Angestelltenhaushalte, in Prozent

Anteile der Einkommensarten an den B r u t toeinkommen der A r b e i t e r - und Angestelltenhaushalte, in Prozent 1960 1973

1960

1973

Arbeitseinkommen

100

158

77,8

71,2

Direkte Geldeinnahmen aus gesellschaftlichen Konsumtionsfonds

100

188

8,3

9,1

Ohne Zinsen und Lotterie gewinne

100

158

7,4

6,9

Direkte Einkommen insgesamt Indirekte Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds (unentgeltlicher beziehungsweise teilweise unentgeltlicher Verbrauch)

100

156

86,1

80,3

100

245

Einkommen insgesamt

100

172

100

215

Darunter aus gesellschaftlichen Fonds (ohne Zinsen und Lotterieeinnahmen)

13,9 100

21,3

19,7 100

26,6

Quelle: Berechnet nach dem Statistischen Jahrbuch der DDR 1974, Berlin 1974, S. 343.

Mehrprodukt gespeist. Das notwendige Produkt e r f ä h r t über die Umverteilung als Produkt für sich und Produkt für die Gesellschaft eine bestimmte Zentralisierung, und ein Teil des notwendigen Produkts wird auf diesem Wege Bestandteil des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds. Andererseits werden die nichtmateriellen gesellschaftlichen Bereiche, deren Leistungen mit dem Lebensniveau der Bevölkerung und darüber hinaus mit der a l l s e i 47

tigen Entwicklung der Persönlichkeit sehr eng verknüpft sind, weiter anwachsen. Das hat künftig auf das Verhältnis von notwendigem und Mehrprodukt und auf eine seiner Ausdrucksformen, auf die Entwicklungsrelation von Arbeitsproduktivität und Durchschnittslohn der in der materiellen Produktion Beschäftigten, erhebliche Aviswirkungen. Um die wachsenden Ansprüche der Akkumulation, darunter auch der nichtproduktiven Akkumulation zu befriedigen, um den wachsenden Anforderungen zu entsprechen, die sich aus der erhöhten Beschäftigtenzahl der in dem nichtmateriellen Bereich Beschäftigten und der damit wachsenden Arbeitseinkommen dieses Teils der Beschäftigten ergeben, muß die Entwicklungsrelation von Arbeitsproduktivität und Durchschnittslohn der in der materiellen Produktion Beschäftigten, verglichen zu den zurückliegenden Jahren, sich weiter zugunsten der Steigerung der Arbeitsproduktivität verändern. Gleichzeitig werden höhere Ansprüche gestellt, das Verhältnis von Leistung zum Aufwand in den nichtmateriellen Bereichen künftig günstiger zu gestalten. Eine für die Bestimmung optimaler Entwicklungsrelationen außerordentlich wichtige Frage ist die nach der längerfristigen Entwicklung des gesellschaftlich notwendigen Arbeitseinkommens der in der materiellen Produktion Beschäftigten, um die Zuwachsraten der Arbeitsproduktivität zu erwirtschaften. Wir benötigen Analysen über länger zurückliegende Zeiträume, die die Entwicklungsrelationen zwischen Arbeitsproduktivität und durchschnittlichem Arbeitseinkommen ausweisen, um der Beantwortung der F r a ge näher zu kommen, was an Arbeitseinkommen im produktiven Bereich insgesamt und nach einzelnen Wirtschaftsbereichen gebraucht wird, damit die Steigerung der Arbeitsproduktivität angemessen stimuliert und das gesellschaftliche Arbeitsvermögen rationell eingesetzt werden kann. Hierin sind selbstverständlich auch Probleme der Gestaltung der Lohnformen einbezogen. Wenn dem gesellschaftlichen Konsumtionsfonds auch die historische Tendenz zu seiner Ausweitung eigen ist und er schließlich in der zweiten Phase der kommunistischen Formation vollständig mit dem Konsumtionsfonds der Gesellschaft zusammenfallen wird, so kann man gegenwärtig noch nicht s a -

48

gen, daß die gesellschaftlichen Konsumtionsfonds bereits eine vollständigere Befriedigung der Bedürfnisse gewährleisten. Dagegen sprechen nicht nur die Tatsachen, wie sie beispielsweise auf dem 13. Plenum des ZK in bezug auf das Gesundheitswesen besonders in den industriellen Ballungsgebieten genannt wurden, und die auch auf dem Bundeskongreß des DFD zur Sprache kamen. Theoretisch scheint mir eine solche Auffassung ebenfalls nicht stichhaltig zu sein. Der Entwicklungsstand der Produktivkräfte begrenzt den Grad der Befriedigung der Bedürfnisse - sowohl die über das Arbeitseinkommen als auch die über Distributionsfonds der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds zur Verteilung gelangenden Fonds. Zwischen Bedürfnissen und ihrer Befriedigung bestehen Unterschiede, auch bei denen, deren Befriedigung mehr oder weniger vorwiegend über den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds vermittelt werden. Im Unterschied zu dem Arbeitseinkommen handelt es sich bei letzterem um die gesellschaftliche Anerkennung solcher persönlichen Bedürfnisse, die vftn der Mehrheit der Mitglieder der Gesellschaft oder von einzelnen Gruppen als besonders dringlich empfunden werden und an deren immer besserer Befriedigung die sozialistische Gesellschaft in Übereinstimmung mit dem sozialen und ökonomischen Fortschritt in der jeweiligen Etappe ihrer Entwicklung interessiert ist. Diese Art von gesellschaftlicher Anerkennung ist nicht mehr an das unmittelbare Arbeitsmaß gebunden, wenngleich sie andererseits auch noch keine Verteilung ist, die die vollständige Befriedigung der Bedürfnisse s i chert. Entsprechend einer marxistischen Grundwahrheit, setzt die allseitig^ Befriedigung der Bedürfnisse den Überfluß an ihren Mitteln voraus. Es ist deshalb undenkbar, für einen Teil der Bedürfnisse, nämlich den, deren Befriedigung über den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds vermittelt wird, einen Überfluß zu konstatieren und für den anderen Teil der Bedürfnisse, deren Befriedigung über Arbeitseinkommen vermittelt wird, hingegen eine Begrenztheit der Mittel anzuerkennen. Die Dialektik besteht darin, daß beide Verteilungsformen auf die Befriedigung von persönlichen Bedürfnissen gerichtet sind. Beide Verteilungsformen begrenzen in der ersten Phase der kommunistischen Formation noch 49

die Bedürfnisbefriedigung. Ihnen ist in Abhängigkeit von den ökonomischen Möglichkeiten die historische Tendenz eigen, das Niveau der Bedürfnisbefriedigung immer mehr an das Bedürfnis selbst heranzuführen. Schon in der ersten Phase der kommunistischen Formation rückt das praktisch zu lösende Problem immer näher, von einer ausreichenden Ernährung zu einer nach wissenschaftlichen Normen begründeten rationellen Ernährung für die Mitglieder der Gesellschaft überzugehen. Neben den quantitativen Proportionen zwischen Arbeitseinkommen und Distributionsfonds, die den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds verteilen, ist noch eines wichtig. Bei der ökonomischen Wertung der Art und Weise, wie die Beziehungen zwischen Produktion und Konsumtion durch die Verteilung vermittelt werden, spielt das Verhältnis eine Rolle, mit dem die Verteilungsfonds an der Vermittlung der Befriedigung bestimmter Bedürfnis komplexe beteiligt sind. Eine solche Betrachtungsweise ist auch für die aktive Gestaltung der sozialistischen Lebensweise von Bedeutung. Nur dadurch erlangt man näheren Aufschluß über das unserem sozialökonomischem System adäquate Bedürfnissystem. Wir können dadurch präziser unsere Aktivitäten zur Einwirkung auf die weitere schrittweise Herausbildung dieses Systems mit ihren einzelnen Elementen bestimmen. Natürlich ist die Betrachtung der Verteilungsformen nach Bedürfnis komplexen ein kompliziertes Unterfangen, und ich bin mir auch der Unvollständigkeit bewußt, die den bisherigen Ergebnissen der Forschungsarbeit unseres Instituts anhaften. So haben wir in der Gliederung der Bedürfnis komplexe noch nicht genügend das Bedürfnis nach schöpferischer Arbeit erfaßt und außerdem ist auch die statistische Transparenz noch mit vielen Mängeln behaftet. Der Anteil des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds (soweit sie nicht bezahlte beziehungsweise teilweise bezahlte Leistungen be treffen) an der Vermittlung der Bedürfnisbefriedigung, gegliedert nach Bedürfniskomplexen (die vorwiegend konsumtive Bedürfnisse erfassen), wurde von uns für das Jahr 1972 für die Gesamtheit der DDR berechnet (vgl. Tabelle 2).

50

Tabelle 2 Anteil des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds an der Vermittlung der Bedürfnisbefriedigung im Jahre 1972, in Prozent Bedürfniskomplexe

Einzelhandelsumsatz

Ernährung

97

3

Bekleidung Wohnen

9z

Bezahlte Dienstleistungen

Nichtbezahlte beziehungsweise bezahlte Leistungen4"

58

25

8 17

Körper- und Gesundheitspflege

44

5

51

Bildving und Erziehung

15

2

82

Kultur und Erholung

51

26

24

Verkehr und Kommunikation

44

33

23

+

Der Einzelhandelsumsatz und die bezahlten Dienstleistungen werden aus Arbeitseinkommen realisiert. Einzelhandelsumsatz und bezahlte Dienstleistungen reflektieren auch direkte Einkommen aus dem gesellschaftlichen Konsumtionsfonds.

Bei der Bestimmung des optimalen Verhältnisses von Arbeitseinkommen und den Distributionsfonds, die den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds verteilen, rückt ein weiterer methodologischer Aspekt immer mehr in den Vordergrund, der Aspekt der Einteilung der Verteilungsfonds nach Geldund Nichtgeldeinkommen. Diese Unterscheidung ist wichtig, weil die Verteilung von Geldeinkommen aus gesellschaftlichen Konsumtionsfonds den gesellschaftlichen Einflußmöglichkeiten auf die Befriedigung spezifischer Bedürfnisse in gewisser Hinsicht Grenzen setzt. Die Rang- und Reihenfolge der Bedürfnisbefriedigung wird von der Höhe der Geldeinkommen pro Haushalt, pro Haushaltsgröße und auch pro Kopf maßgeblich bestimmt. Aber diese Rang- und Reihenfolge kann in gewisser Weise mit den gesellschaftlichen Interessen in Widerspruch geraten.

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Die Nichtgeldeinkommen hingegen erlauben eine direktere Einflußnahme auf die Befriedigung spezifischer Bedürfnisse, da die Mittel bei Auftreten der Bedürfnisse unmittelbar in Anspruch genommen werden. Diese Mittel der Bedürfnisbefriedigung sind weder substituierbar, noch "lagerungsfähig" und damit "akkumulationsfähig". Sie gehen in der Regel weder zeitweilig noch längerfristig in gegenständlicher Form in das persönliche Eigentum ein. Dieser Umstand hat auf die Struktur des Nationalreichtums einen nicht zu Ubersehenden Einfluß, da ein stark anwachsender Anteil der Geldeinnahmen der Bevölkerung sowohl aus Arbeitseinkommen als auch aus gesellschaftlichen Konsumtionsfonds die Relation des Bestandes an Konsumgütern zum Wachstum des Bestandes an Grundfonds im nichtmateriellen und materiellen Bereich bestimmt. Im Zeitraum von 1970 bis 1973 lag der Zuwachs des Bestandes an Konsumgütern bedeutend höher als der Zuwachs der gesamten individuellen Konsumtion und des produzierten Nationaleinkommens.

5.

Zur methodischen Abgrenzung der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds

Abschließend seien noch einige Bemerkungen zur methodischen Abgrenzung der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds erlaubt. Auch darüber treten Meinungsverschiedenheiten auf. Bei der methodischen Abgrenzung der einzelnen Bestandteile des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds dürfen wir, ausgehend von ihrem Bestimmungszweck, weder Überziehungen noch Untertreibungen zulassen. Das soll an einigen Beispielen deutlich gemacht werden. Vielfach wird die gesellschaftliche Konsumtion als Verwendungskategorie des Nationaleinkommens mit dem gesellschaftlichen Konsumtionsfonds identifiziert. Im Sinne der statistischen Nationaleinkommensrechnung wird bekanntlich als gesellschaftliche Konsumtion der Verbrauch von Material und produktiven Leistungen für die kulturelle und soziale Betreuung der B e völkerung, der Wissenschaft und Forschung, zur Befriedigung gesamtgesellschaftlicher Bedürfnisse, darunter auch der der staatlichen Verwaltung, der Parteien und Massenorganisationen, der Geld- und Kreditinstitute usw. be 52

zeichnet. Der laufende Verbrauch an Material und produktiven Leistungen für die kulturelle und soziale Betreuung der Bevölkerung gehört als Teil der gesellschaftlichen Konsumtion zum gesellschaftlichen Konsumtionsfonds. Der gesellschaftliche Konsumtionsfonds umfaßt aber mehr, als dieser Teil der gesellschaftlichen Konsumtion ausmacht. Im gesellschaftlichen Konsumtionsfonds werden zur Zeit laufende Aufwendungen der Betriebe für die Verbesserung der Arbeits - und Lebensbedingungen der Werktätigen, des Kultur- und Sozialfonds in allen Bereichen der Volkswirtschaft, Ausgaben des Volksvertreterfonds der örtlichen Organe der Staatsmacht für die Bevölkerung, der Verschleiß der Grundfonds der kulturell-sozialen Einrichtungen nicht oder nur unvollständig erfaßt. Schon an diesem Beispiel wird deutlich, daß der gesellschaftliche Konsumtionsfonds seinem ökonomischen Bestimmungszweck nach zu niedrig ausgewiesen wird. Er divergiert übrigens auch um diese beiden Posten mit der in der UdSSR gültigen Abgrenzung, womit der unmittelbare Vergleich nur bedingt möglich ist. Es werden aber auch Auffassungen laut, die in ihren Konsequenzen zu einer Ausweitung des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds führen könnten, die nicht gerechtfertigt ist. So wird unter anderem dafür plädiert, Teile der nichtproduktiven Akkumulation in den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds einzubeziehen. Bei den Nettoinvestitionen im materiellen Bereich werden für kulturelle und soziale Einrichtungen der Betriebe zur Zeit etwa 5 bis 10 Prozent der Investitionen aufgewendet. Nimmt man für das Jahr 1973 den Mittelwert von etwa 7 Prozent, dann hätten diese Aufwendungen rund 1, 3 Milliarden Mark betragen. Streng genommen gehört jener Teil der Nettoinvestitionen des materiellen Bereichs, der für die Erweiterung der sozialen und kulturellen Bedingungen verwendet wird, zur nichtproduktiven Akkumulation. Aber hier handelt es sich um eine Erweiterung des Nationalreichtums in Gestalt der Erweiterung ni chtpr oduktiver Grundfonds. Nicht sie, sondern ihr jährlicher Verschleiß ist Bestandteil der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds. Sie müssen jährlich erneut aus dem Nettoprodukt reproduziert werden.

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Ein äußerst kompliziertes Problem ist die Einbeziehung der Subventionen für Preisstützungen der Verbraucherpreise bei Nahrungsgütern, Industriewaren, Dienstleistungen usw. Sie haben sich im Zeitraum von 1960 bis 1970 auf 133 und von 1970 bis 1973 erneut auf 131, das heißt in den zurückliegenden Jahren, sehr schnell entwickelt. Zweifellos handelt es sich hier um eine bedeutende soziale Leistung unserer Gesellschaft. Die Konsumtion wird in der Regel mit Preisen bewertet, zu denen sie als Waren oder Leistungen an die Bevölkerung verkauft beziehungsweise von ihr in Anspruch genommen werden. Das wirkt sich auch nachhaltig in der Realeinkommensrechnung der Haushalte der Arbeiter und Angestellten aus. Im Grunde genommen handelt es sich um ein Wert-Preis-Problem, denn andere Waren und gewisse Leistungen werden über ihren Wert verkauft. Die Abweichungen des Preises vom Wert werden bei der Berechnung des Mehrprodukts ausgeglichen. Hier handelt es sich um eine komplizierte Problematik, die auch auf andere Elemente des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds zutrifft. Aus grundsätzlichen Erwägungen heraus, wonach der gesellschaftliche Konsumtionsfonds seinem Inhalt nach materielle Fonds verkörpert und es sich bei Preissubventionen um die Abweichungen der Preise von ihren Werten handelt, werden Preissubventionen in der UdSSR nicht als Bestandteil des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds ausgewiesen. Weitere Fragen, wie beispielsweise die, ob durch die Verlängerung des Arbeitsurlaubs die für die Gesellschaft entstehenden zusätzlichen materiellen Aufwendungen in Form des Urlaubsgeldes usw. in den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds einbezogen werden sollten oder nicht, bedürfen weiterer Überlegungen. Für unsere künftigen Arbeiten hat die Untersuchung der DistributionsVerhältnisse uhd ihrer Rolle im System der sozialistischen Produktionsverhältnisse in Übereinstimmung mit der Dialektik der zwei Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation, die Hinwendving zur Erforschung der Erfordernisse des Gesetzes der Verteilung nach Arbeitsleistung und ihr Zusammenhang mit den objektiven Bestimmungsfaktoren der gesellschaftlichen Konsumtionsfonds sowie nicht zuletzt die Methodologie und methodi-

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sehe Abgrenzung dieser Fonds Bedeutung. Eine wichtige Quelle, um auf diesem Gebiet weiterzukommen, bildet die schöpferische Auswertung der Klassiker des Marxismus-Leninismus, zu deren Standardwerken die Marxsche Programmkritik gehört.

Anmerkungen 1 W.I. Lenin, Staat und Revolution, in: Werke, Bd. 25, Berlin 1960, S. 485. 2 Bericht des Zentralkomitees an den VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berichterstatter: Erich Honecker, Berlin 1971, S. 33. 3 Karl Marx, Das Kapital. Erster Band, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke (im folgenden MEW), Bd. 23, Berlin 1962, S. 93. 4 Karl Marx, Das Kapital. Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, Berlin 1964, S. 827. 5 Vgl. Karl Marx, Das Kapital. Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, S. 552. 6 Karl Marx, Bürgerkrieg in Frankreich, in: MEW, Bd. 17, Berlin 1962, S. 343. 7 W.I. Lenin, .S'mat und Revolution, in: Werke, Bd. 25, Berlin 1960, S. 471. 8 W.I. Lenin, Marxismus und Staat, Berlin 1960, S. 47 (Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED). 9 Ebenda, S. 48. 10 Ebenda. 11 Vgl. Mihailo Mesarovitf/Eduard Pestel, Menschheit am Wendepunkt. Zweiter Bericht an den Club of Rome, Stuttgart 1974. 12 Ebenda, S. 15. 13 Ebenda, S. 16. 14 Ebenda. 15 Herbert Ehrenberg, Zwischen Marx und Markt. Konturen einer infrastrukturorientierten und verteilungswirksamen Wirtschaftspolitik, Frankfurt a. M. 1973, S. 13.

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16 Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, in: MEW, Bd. 19, Berlin 1962, S. 26. 17 Karl Marx an Engels vom 7. September 1864, in: MEW, Bd. 30, Berlin 1964, S. 432, 18 Vgl. Herbert Ehrenberg, Zwischen Marx und Markt . . . , Frankfurt a. M. 1973, S. 15. 19 Vgl. ebenda, S. 135. 20 Vgl. Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, in: MEW, Bd. 19, Berlin 1962, S. 22. 21 Fred Oelßner, Das Kompromiß von Gotha und seine Lehren. Überarbeitete Rede anläßlich der 75. Wiederkehr des Vereinigungskongresses der deutschen Arbeiterparteien vom 22. bis 27. Mai 1875 in Gotha, Berlin 1950, S. 29. 22 Vgl. Bericht des Zentralkomitees an den VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berichterstatter: Erich Honecker, Berlin 1971, S. 94. 23 Aus dem Bericht des Politbüros an die 13. Tagung des ZK der SED, Berichterstatter: Erich Honecker, Berlin 1974, S. 25. 24 Vgl. G. S. Sarkisjan, Uroven, tempy i proporcii rosta real'nych dochodov pri socializme, Moskva 1972, S. 163; vgl. Solodkov, Ökonomische Probleme der nichtproduzierenden Sphäre, in: Voprosy ekonomiki, 10/1974, S. 3-13; vgl. K. Mikulski, Die Vervollkommnung der Verteilung nach der Leistung in den RGW-Ländern, in: Sowjetwissenschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, 6/1975, S. 590 600. 25 Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, in: MEW, Bd. 19, Berlin 1962, S„ 21. 26 Ebenda, S. 22. 27 Karl Marx, Das Kapital. Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, S. 93. 28 Vgl. W.I. Lenin, Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Plechanows, in: Werke, Bd. 6, Berlin 1956, S. 40. 29 Karl Marx, Das Kapital. Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, S. 648. 30 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1974, Berlin 1974, S. 73 (und danach berechnet). 31 Karl Marx, Das Kapital. Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, Berlin 1964, ' S. 855.

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32 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1974, Berlin 1974, S. 341 (und danach berechnet). 33 Vgl. ebenda, S. 336.

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Ottomar Kratsch ZUM ENTWICKLUNGSGEDANKEN DER POLITISCHEN ÖKONOMIE DES SOZIALISMUS

Die Beschäftigung mit d e r "Kritik des Gothaer P r o g r a m m s " von Karl Marx rückt zwangsläufig den Entwicklungsgedanken der politischen Ökonomie des Sozialismus wieder stärker in den Vordergrund, den Gedanken, daß der Sozialismus die niedere Phase des Kommunismus darstellt, daß er e i n e r seits "in jeder Beziehung, ökonomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist mit den Muttermalen der alten Gesellschaft, aus deren Schoß sie h e r kommt"*, daß e r andererseits zugleich die Voraussetzungen für den Übergang zur höheren Phase, dem eigentlichen Ziel unserer gesellschaftlichen Entwicklung, schafft. Wir können den 100. Jahrestag dieser bedeutenden Arbeit von Karl Marx nicht b e s s e r würdigen, als diesen Entwicklungsgedanken s t ä r k e r in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu rücken. Das scheint um so notwendiger, weil die politische Ökonomie des Sozialismus in dem Bemühen um die Präzisierung ihres inneren Systemaufbaus und um die tiefere Erfassung der gegenwärtigen Entwicklungsprobleme den künftigen Entwicklungstendenzen und den Problemen des Übergangs zum Kommunismus bislang nur ungenügend ihre Aufmerksamkeit widmete. Aber schließlich wissen wir, daß die Aufgaben der Gegenwart aus den allgemeinen Zielen der gesellschaftlichen Entwicklung abgeleitet werden müssen. Das allgemeinste Ziel unserer theoretischen und praktischen Arbeit ist der Kommunismus. Wie weit wir auch immer noch von dem Zeitpunkt eines fühlbaren Übergangs zur höheren Phase des Kommunismus entfernt sein mögen, scheint es doch gegenwärtig eine vordringliche Aufgabe der politischen Ökonomie des Sozialismus zu sein, die Gesetzmäßigkeiten des Übergangs von der niederen zur höheren Phase des Kommunismus s t ä r k e r in

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das Zentrum der Forschungen zu rücken, denn in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft werden alle Voraussetzungen für diesen Übergang geschaffen. In dem Vortrag von Wolfgang Heinrichs hat der Entwicklungsgedanke der politischen Ökonomie in begrüßenswerter Weise einen besonderen Platz eingenommen. Es wurden vor allem zwei Problemkreise angesprochen, die diesen dynamischen Aspekt der Wirtschaftstheorie besonders kennzeichnen: die Entwicklung des Verteilungsgesetzes und die Entwicklungstendenzen der sozialistischen Produktionsverhältnisse. Ich möchte zu beiden Problemkreisen einige Bemerkungen beitragen. Zunächst zum Verteilungsgesetz. Wir kennen zwei Verteilungsprinzipien: Das Prinzip der niederen Phase "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung!" und das Prinzip der höheren Phase des Kommunismus "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen! " Es überrascht zunächst, wenn Wolfgang Heinrichs nur von einem einzigen Verteilungsgesetz spricht, das für beide Phasen der kommunistischen Entwicklung Gültigkeit habe. Die Argumente sind jedoch einleuchtend. Wenn es ein Verteilungsgesetz gibt, das beiden Phasen gemein ist, dann stellen sich die beiden Verteilungsprinzipien logisch als Erscheinungsformen dieses Gesetzes dar. Der Entwicklungsprozeß wird dann dadurch gekennzeichnet, daß das Verteilungsprinzip nach der Leistung, das zunächst vorherrscht, allmählich abgelöst wird durch die Verteilung nach den Bedürfnissen. Zu dieser These steht aber die andere These im Widerspruch, wonach es im Sozialismus noch keine Keimformen der Verteilung nach den Bedürfnissen gäbe, denn schließlich besteht zwischen den beiden Phasen keine starre Trennwand. In der gegenwärtigen Diskussion zu diesem Problemkreis wird meist nur der Aspekt der Verteilung des Teils des neugeschaffenen Produkts, der den Konsumtionsfonds der Gesellschaft bildet, berührt, der Aspekt der Ressourcenverteilung wird völlig außer acht gelassen. Das ist meines Erachtens eine unzulässige Einengung, denn nach Karl Marx ist "die jedesmalige Verteilung der Konsumtionsmittel nur Folge der Verteilung der P r o -

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duktionsbedingungen selbst, letztere Verteilung aber ist ein Charakter der 2

Produktionsweise selbst" . Man muß davon ausgehen, daß die Distributionsverhältnisse im Sozialismus/Kommunismus von Anfang an einen spezifischen gesellschaftlichen Charakter haben. Der Sozialismus hat nichts mit der bürgerlichen "Leistungsgesellschaft" gemein, in der sich der einzelne im Konkurrenzkampf durchsetzen muß. Dieser spezifische gesellschaftliche Charakter der Distributionsverhältnisse im Sozialismus/Kommunismus besteht darin, daß hier von vornherein die Ziele der Produktion und die entsprechende Verteilung der Ressourcen auf die Zweige und Bereiche der Volkswirtschaft, ausgehend von den Bedürfnissen der Gesellschaft und ihrer Mitglieder, erfolgt und daß die grundsätzliche Interessenübereinstimmung der Werktätigen im gesamtgesellschaftlichen Plan zur Entwicklung der Volkswirtschaft ihren Niederschlag findet. Daraus folgt, daß es zwischen der Verteilung nach der Leistung und der Verteilung nach den Bedürfnissen keinen diametralen Gegensatz gibt. Die Verteilung nach der Leistung ist im Sozialismus das vorherrschende Prinzip bei der Verteilung des für die individuelle und gesellschaftliche Konsumtion bestimmten Teils der Ressourcen, Der größere Teil dieses Konsumtionsfonds wird in Form von Arbeitseinkommen nach dem Leistungsprinzip verteilt. Dieses Prinzip wird sicher noch für lange Zeit wirksam bleiben. Aber auch in bezug auf den Konsumtionsfonds ist das Leistungsprinzip nicht das einzige Verteilungsprinzip. Es gibt im Sozialismus bereits einen bestimmten Kreis von Bedürfnissen, deren Befriedigung nicht von der Höhe der Arbeitseinkommen abhängt. Dazu gehört zum Beispiel das Bedürfnis nach Bildung. Obwohl trotz ständig steigenden Bildungsfonds gegenwärtig das Bildungsbedürfnis noch nicht vollständig befriedigt werden kann, ist bei allgemein gestiegenem Bildungsniveau der unentgeltliche Bildungsweg des einzelnen primär durch seine Fähigkeiten und Neigungen bestimmt. Diese Verteilungsform als "Verteilung nach sozialer Bedürftigkeit" zu deklarieren, widerspricht meines Erachtens dem Wesen des Sozialismus, da insbesondere dieser Teil des Konsumtionsfonds seinen Anteil ständig erhöht. 60

Ich möchte in diesem Zusammenhang nochmals auf die "Kritik des Gothaer Programms" verweisen, wo Karl Marx von der Verteilung de's Konsumtionsfonds spricht: "Bevor es zur individuellen Teilung kommt, geht hiervon wieder ab: . . . Zweitens: was zur gemeinschaftlichen Befriedigung von Bedürfnissen bestimmt ist, wie Schulen, Gesundheitsvorrichtungen etc. Dieser Teil wächst von vornherein bedeutend im Vergleich zur jetzigen Gesellschaft 3

und nimmt im selben Maß zu, wie die neue Gesellschaft sich entwickelt. " Die Verteilung der Ressourcen entsprechend den Bedürfnissen der Gesellschaft, die gegenwärtig mit der strategischen Orientierung auf die Hauptaufgabe eine weitere Entfaltung erfährt wie auch der wachsende Anteil der Formen der "gemeinschaftlichen Befriedigung von Bedürfnissen" sind meiner Meinung nach Keimformen der Verteilung nach den Bedürfnissen. Der andere Problemkreis, zu dem ich sprechen möchte, ist die Dynamik der Produktionsverhältnisse als Wesensmerkmal des Sozialismus/Kommunismus. Hier offenbart sich der Entwicklungsgedanke der politischen Ökonomie des Sozialismus in besonderer Weise. Es ist ja nicht nur der Entwicklungsstand der Produktivkräfte, der die beiden Phasen des Kommunismus unterscheidet. Es sind auch die Unterschiede im Entwicklungsniveau der Produktionsverhältnisse, denn neben Gemeinsamem gibt es auch eine Reihe sehr wesentlicher Unterschiede zwischen den Produktionsverhältnissen der niederen und der höheren Phase des Kommunismus. Voraussetzung des Übergangs zur höheren Phase des Kommunismus ist die Vertiefung des Gemeinsamen und die Überwindung dieser Unterschiede. Deshalb haben die Entwicklungstendenzen der sozialistischen P r o duktionsverhältnisse für die konkrete Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft eine besondere Bedeutung. Es sind die folgenden Entwicklungstendenzen der Produktionsverhältnisse im entwickelten Sozialismus hervorzuheben: 1. Die weitere Vergesellschaftung der Produktion durch die Vertiefung der sozialistischen Arbeitsteilung und engere Verschmelzung aller Bereiche des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses Beiden Phasen der kommunistischen Formation ist ein hohes Niveau der Vergesellschaftung der Produktion eigen. Auf der Grundlage des gesell 61

schaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln wird es erstmals möglich und notwendig, den ganzen gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß nach einem einheitlichen gesamtgesellschaftlichen Plan zu leiten. Aber im Grad der Vergesellschaftung der Produktion gibt es zwischen den beiden Phasen der Formation wesentliche Unterschiede. Im Sozialismus ist die übernommene Zersplitterung der Produktion und Dienstleistungen in zahlreichen Kleinbetrieben noch nicht überwunden, es besteht noch ein erhebliches Produktivitätsgefälle zwischen den verschiedenen Bereichen und Zweigen der Volkswirtschaft, die Integration der Wissenschaft in die gesellschaftliche Produktion beginnt sich erst durchzusetzen und anderes mehr. Hier widerspiegelt sich vor allem der erreichte Entwicklungsstand der Produktivkräfte. . 2. Die weitere Internationalisierung des Wirtschaftslebens dur.ch die sozialistische ökonomische Integration der Volkswirtschaften der RGW-Mitgliedsländer Gemeinsam ist beiden Phasen des Kommunismus der wahrhaft internationalistische Charakter der Wirtschaft, der nicht nur aus dem auch schon im Kapitalismus wirksamen Vergesellschaftungsprozeß der Produktivkräfte entspringt, sondern generell Ausdruck des Prinzips des proletarischen Internationalismus ist, der mit der Aufhebung der Klassenschranken auch die Überwindung der Schranken zwischen den Nationen zum Ziel hat. Zwischen beiden Phasen gibt es aber noch bedeutende Unterschiede im Grad der Internati onalisierung der Wirtschaft. Die von Lenin vorausgesagte "nach einem gemeinsamen Plan vom Proletariat aller Nationen zu regeln4

de Weltwirtschaft als Ganzes" wird erst in der höheren Phase des Kommunismus erreicht werden. Im Sozialismus vollzieht sich zunächst der Prozeß der Konsolidierung der nationalen Volkswirtschaften und, auf dieser Grundlage sowie zugleich als eine ihrer wesentlichen Voraussetzungen, die Entwicklung und allgemeine Vertiefung der sozialistischen ökonomischen Integration der Volkswirtschaften der sozialistischen Staatengemeinschaft. 3. Die weitere Vertiefung des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit und die allmähliche Abschwächung der wesentlichen sozialökonomischen Unterschiede zwischen Stadt und Land sowie zwischen geistiger und körperlicher Arbeit 62

Beiden Phasen des Kommunismus ist der unmittelbar gesellschaftliche Charakter der von jeglicher Ausbeutung befreiten Arbeit gemein. Die grundlegenden Beziehungen der Menschen in der Produktion sind geprägt durch das Prinzip der kameradschaftlichen Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe. Zugleich bestehen bedeutende Unterschiede zwischen dem sozialistischen und dem kommunistischen Charakter der Arbeit. Im Sozialismus dient die Arbeit vorwiegend noch dem Erwerb der Mittel für den Lebensunterhalt der Werktätigen und ihrer Familienangehörigen, während sie im Kommunismus zum ersten Lebensbedürfnis selbst wird. Als "Muttermale" der alten Gesellschaft bestehen im Sozialismus wesentliche Unterschiede zwischen den konkreten Arbeiten fort: Unterschiede in den Arbeitsbedingungen, zwischen qualifizierter und unqualifizierter Arbeit, zwischen industrieller und landwirtschaftlicher Arbeit und andere, die entscheidend auch die wesentlichen sozialökonomischen Unterschiede zwischen Stadt und Land sowie zwischen geistiger und körperlicher Arbeit bestimmen. 4. Die weitere Vergesellschaftung der Distributionsverhältnisse Beiden Phasen ist gemein, daß die Arbeit die Grundlage für die Verteilung des neugeschaffenen Produkts ist und jegliche parasitäre Einkommensquellen beseitigt worden sind. Aber erst in der höheren Phase des Kommunismus erfolgt die Verteilung ausschließlich nach den Bedürfnissen, während im Sozialismus der größere Teil des Konsumtionsfonds noch nach dem Prinzip "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Leistungen! " verteilt wird. 5. Die Höherentwicklung der sozialistischen Eigentumsverhältnisse aul der Grundlage des wachsenden Vergesellschaftungsgrades der Produktion und der Arbeit Beiden Phasen der kommunistischen Formation ist das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln gemein. Aber es gibt wesentliche Unterschiede im Grad der Vergesellschaftung. Im Sozialismus existiert neben dem staatlich organisierten Volkseigentum noch das genossenschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln. Beide Formen des gesellschaftlichen Eigentums werden sich mit wachsendem Vergesellschaftungsgrad zum ein63

heitlichen kommunistischen Eigentum an den Produktionsmitteln entwickeln. Das führt zugleich zum Verschwinden der letzten Klassenunterschiede in der Gesellschaft. Die fünf genannten Entwicklungsrichtungen der sozialistischen Produktionsverhältnisse prägen den sozialökonomischen Entwicklungsprozeß in den nächsten Jahrzehnten und bereiten den Übergang zur höheren Phase des Kommunismus vor. Sie widerspiegeln die objektiven Gesetzmäßigkeiten, von denen die jeweils konkreten Zielstellungen der sozialökonomischen Politik von Partei und Regierung ausgehen. Das Gemeinsame und die wesentlichen Unterschiede im Entwicklungsniveau der Produktionsverhältnisse in den beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation verweisen auf die Elemente der Produktionsverhältnisse, von deren Dynamik der Prozeß des allmählichen Übergangs zur höheren Phase des Kommunismus am stärksten beeinflußt wird. Sie verdeutlichen aber auch die Notwendigkeit zur Entwicklung der methodologischen Grundlagen für die planmäßige Beherrschimg dieser Entwicklungsprozesse, von der sowohl das Entwicklungstempo als auch die Vermeidung hemmender Einflüsse und Nebenwirkungen abhängt. Die genannten Unterschiede können jedoch nur das Ausgangsmoment für die konkret-historische Analyse der Entwicklung der Produktionsverhältnisse und ihrer theoretischen Verallgemeinerung sein. Denn diese Entwicklung ist das Ergebnis des komplexen Zusammenwirkens aller Elemente der Produktionsverhältnisse. Ihre isolierte Untersuchung und Behandlung kann daher den gesellschaftlichen Erfordernissen kaum genügen. Es erhebt sich somit erneut die Frage nach den Bestandteilen und Elementen der sozialistischen Produktionsverhältnisse und nach ihren Wechselbeziehungen im System der gesellschaftlichen Verhältnisse, die die Menschen in der materiellen Produktion ihres Lebens eingehen, sowie die Frage nach den Faktoren, die die wesentlichen Entwicklungstendenzen der sozialistischen Produktionsverhältnisse beeinflussen. Die Beantwortung dieser Fragen ist um so dringender, als die Verwirklichung der Hauptaufgabe und die Realisierung des großen sozialökonomi64

sehen Programms bedeutende sozialökonomische Veränderungen hervorrufen. Zur Festlegung von Maßnahmen und zur langfristigen Planung der Sozialpolitik der Gesellschaft sind daher objektiv begründete Kriterien e r f o r derlich: Kriterien für den jeweils optimalen Grad der Vergesellschaftung von Produktion und Arbeit, für optimale Strukturrelationen im gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß," für ein jeweils rationalles Niveau der Bedürfnisbefriedigung, für die Differenzierung der Einkommen der Werktätigen, für das optimale Verhältnis zwischen individueller und gesellschaftlicher Konsumtion und anderes mehr. Diese Probleme können nicht nach empirisch begründeten Zweckmäßigkeitserwägungen entschieden werden, sondern die Lösungen sind unmittelbar aus den gesellschaftlichen Zielen des Sozialismus und den ihnen zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten abzuleiten. Die Verwirklichung der gesellschaftlichen Ziele des entwickelten Sozialismus erfordert komplexe Lösungen. Letztlich können die Kriterien für die vielfältigen sozialpolitischen Programme nur aus den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungserfordernissen abgeleitet werden. Aus diesen Anforderungen erwächst die große Bedeutung, die die Prognose der Entwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der DDR und in allen Ländern der sozialistischen Staatengemeinschaft erlangen wird. Denn der erreichte Entwicklungsstand der sozialistischen Produktionsverhältnisse wird das Gesamtbild der gesellschaftlichen Entwicklung der DDR bis 1990 wesentlich prägen.

Anmerkungen 1 Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, in: MEW, Bd. 19, Berlin 1962, S. 20. 2 Ebenda, S. 22. 3 Ebenda, S. 19. 4 W. I. Lenin, Ursprünglicher Entwurf der Thesen zur nationalen und zur kolonialen Frage, in: Werke, Bd. 31, Berlin 1959, S. 135.

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Gerhard Huber KARL MARX' KRITIK AM GOTHAER PROGRAMM UND EINIGE THEORETISCHE GRUNDFRAGEN DER SOZIAUSTISCHEN ÖKONOMISCHEN INTEGRATION

Die Kritik von Karl Marx am Gothaer Programm und die Präzisierung dies e r Gedanken in Lenins Werk "Staat und Revolution" enthalten inhaltliche Aussagen, die auch für die internationale Wirtschaftszusammenarbeit b e deutungsvoll sind. Das betrifft nicht nur den generellen Hinweis von Marx, daß Arbeiterprogramme in jedem Falle internationalistischer Natur sein müssen, sondern vor allem auch die Problematik des Leistungsprinzips in der sozialistischen Gesellschaft, seine spezifische Anwendung in der sozialistischen ökonomischen Integration. Obwohl auf diese Fragen hier nicht näher eingegangen wird, vermittelt die Programmkritik jedoch wichtige Lehren für das methodologische Herangehen an die Untersuchung der ökonomischen Prozesse überhaupt und die der sozialistischen ökonomis.chen Integration im besonderen. In keinem anderen Werk hat Karl Marx s o zusammenfassend, geschlossen und präzise die materialistische Dialektik auf die Untersuchung gesellschaftlicher Prozesse in der kommunistischen Gesellschaftsformation angewendet wie gerade in dieser Streitschrift. Drei Momente der Methode von Marx ragen hier besonders heraus: 1. Marx demonstriert in seiner Analyse der beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation die Notwendigkeit, ökonomische Kategorien in ihrer komplexen Wechselwirkung und zugleich in ihrer Dynamik zu begreifen. Er weist darauf hin, daß auch der Kommunismus ein sich entwickelnder gesellschaftlicher Organismus ist, der verschiedene Phasen und Etappen durchlebt, eine Entwicklung vom Niederen zum Höheren, vom Einfachen zum Komplizierten erfclgt, allmählich die erste Phase in .lie zweite Phase dieser Formation hinüberwächst. Dabei macht e r deutlich, daß alle diesen Entwicklungsprozeß bedingenden Faktoren auf ihre eigentliche Ursu66

che zurückzuführen und diese ausschließlich in der materiellen Produktion, in der Entwicklung der Produktivkräfte zu suchen sind. 2. Bei der Anwendung der materialistischen Dialektik auf Prozesse der kommunistischen Gesellschaftsformation wird deutlich, daß man auch unter den Bedingungen des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln ökonomische Vorgänge nicht einfach aufheben und ignorieren, Kategorien und Institutionen nicht durch subjektive Akte willkürlich schaffen oder abschaffen kann. Der fundamentale Satz, daß das Recht sich nie weiterentwikkeln kann als die ökonomische Basis, ist eine Musterthese für dieses methodische Herangehen. 3. Ökonomische Kategorien, Prozesse, staatliche Institutionen und Einrichtungen können nicht abgeschafft werden, sondern müssen sich durch die Entwicklung der materiellen Produktion selbst überleben, allmählich absterben, indem man die betreffenden Kategorien und Institutionen entwikkelt. Kategorien und Institutionen sind bedingt durch die konkreten ökonomischen Verhältnisse, durch den Entwicklungsstand der Produktivkräfte, und sie sind nur zu überwinden, indem man die Produktivkräfte mit Hilfe dieser Kategorien und Institutionen heranbildet, die ökonomischen Grundlagen für die Existenz dieser selben Kategorien und Institutionen damit aufhebt. Von fundamentaler Bedeutung für die Methodologie sind solche Thesen wie: - Der Staat wird nicht abgeschafft, sondern er muß allmählich absterben, indem man die ökonomischen Grundlagen seiner Existenz schrittweise beseitigt. Das wiederum ist nur möglich, indem der sozialistische Staat sich entwickelt und seine Funktionen immer wirkungsvoller ausübt. - Die Ware-Geld-Beziehungen können nicht abgeschafft werden, sondern man muß die materiellen Grundlagen für die Existenz der Ware-Geld-Beziehung beseitigen. Das setzt wiederum die volle Entfaltung der WareGeld-Beziehungen voraus. In der Diskussion über Nationales und Internationales, über Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse im Integrationsprozeß ist diese materialistisch-dialektische Methode konsequent anzuwenden.

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Das Wesen der sozialistischen Produktionsverhältnisse wird durch das sozialistische Eigentum bestimmt. Verschiedene Organisationsformen, darunter auch die einzelstaatliche Organisationsform im Rahmen der RGWGemeinschaft, sind nur Ausdruck einer bestimmten Entwicklungsetappe der Produktivkräfte, und mit der Entwicklung der Produktivkräfte vervollkommnen und entfalten sich auch die Produktionsverhältnisse vom Niederen zum Höheren, vom Einfachen zum Komplizierten. Dabei ist jede Gegenüberstellung von Nationalem und Internationalem methodologisch nicht haltbar. In der Aufteilving der Produktionsverhältnisse in internationale und nationale Produktionsverhältnisse liegt stets schon ein gewisser Keim ihrer Gegenüberstellung, auch wenn die Einheit beider Seiten ständig hervorgehoben wird. Es ist methodologisch nicht richtig, davon zu sprechen, daß das Internationale vom Nationalen abgeleitet ist oder sich Nationales und Internationales gleichrangig entwickeln und anderes mehr. Der entscheidende methodologische Ausgangspunkt im Sinne von Marx muß meines Erachtens im Nachweis liegen, daß sich unter den Bedingungen der sozialistischen ökonomischen Integration das Nationale auch international entfaltet, relative Selbständigkeit erlangt und allmählich zur Aufhebung als rein Nationales führt. Nehmen wir zum Beispiel die Produktionsverhältnisse. Betrachtet man sie als Beziehungen der Menschen in Produktion, Distribution, Zirkulation und Konsumtion, so ist das Spektrum dieser Verhältnisse außerordentlich vielschichtig. Wenn sozialistische ökonomische Integration bedeutet, daß die internationale Verflechtung, die sich bisher vorwiegend über die Zirkulationen vollzog, jetzt unmittelbar in Wissenschaft, Technik und Produktion erfolgt, so ist damit verbunden, daß sich Elemente der Produktionsverhältnisse, die sich bislang in den einzelnen Volkswirtschaften entwickelt haben, nunmehr auch international entfalten. Integration bedeutet nicht mehr nur Beziehungen zwischen Außenhandelsorganisationen, sondern schließt ein die Entwicklung von Beziehungen zwischen den wirtschaftsleitenden Organen der sozialistischen Länder auf ihren verschiedenen Ebenen, zwischen den Betrieben und Kombinaten, den Forschungseinrichtungen und auch Beziehungen zwischen den Produzenten, den 68

Werktätigen selbst. Die gemeinsame Rationalisierung von Betrieben, der Erfahrungsaustausch in allen Bereichen und auf allen Ebenen nach den P r i n zipien der kameradschaftlichen gegenseitigen Hilfe, der Austausch ganzer Arbeitskollektive und anderem bedeutet, daß bestimmte Elemente der P r o duktionsverhältnisse, die sich ausschließlich bislang auf die Volkswirtschaften der einzelnen Länder erstreckten, jetzt auch international zur Entfaltung kommen. Wenn wir gemeinsajne Energieprogramme mit allen daraus für die P r o duktion und den Verbrauch erforderlichen Konsequenzen bis zum Jahr 2000 aufstellen, dabei von den Bedürfnissen der gesamten Gemeinschaft ausgehen, wenn wir auf einzelnen Gebieten die gemeinsame Planung in ihrer wirklich neuen Qualität durchsetzen, dann entfaltet sich natürlich die Planmäßigkeit als ein wichtiges Element der sozialistischen Produktionsverhältnisse auch international in neuer Qualität. Treffen die Betriebe und Kombinate im Rahmen der internationalen Spezialisierung und Kooperation vertragliche Regelungen über die Kooperation und gegenseitige Lieferung von Bauteilen, Baugruppen und anderen Erzeugnissen zur Herstellung eines gemeinsamen Finalprodukts und sind diese Beziehungen dauerhaft, dann entstehen hier gegenseitige Abhängigkeiten in neuer Qualität, die eine gegenseitige Abhängigkeit der Arbeit der Betriebe und Kollektive sind, die diese Kooperation miteinander eingehen. Die vielfältigen Integrationsprozesse in ihrer neuen Qualität, die langfristig geregelte Spezialisierung und Kooperation, Investitionsbeteiligungen bei der Errichtung großer Betriebe, die Schaffung gemeinsamer Einrichtungen, all das hebt den nationalen Aneignungsprozeß nicht auf, trägt aber hier neue Elemente hinein. Wenn auf Grund von Investitionsbeteiligungen und langfristig vertraglich geregelter Kooperation von vornherein feststeht, daß ein beträchtlicher Teil der produzierten Erzeugnisse im Grunde genommen dem Partner übertragen werden muß, um das gemeinsam beschlossene Kooperationssystem funktionstüchtig zu erhalten, dann haben wir es hier mit der Entwicklung neuer Elemente im Aneignungsprozeß zu tun. Politökonomisch sind das meines Erachtens weiterentwickelte Aneignungsprozesse im Vergleich zu denen, 69

die sich innerhalb einer Volkswirtschaft in bezug auf die Produktion, Verteilung und Konsumtion von Erzeugnissen vollziehen, die ausschließlich für den Inlandsbedarf produziert werden. Ausgehend von der Marxschen Methode, ist hier die These berechtigt, daß die mit Hilfe des Staates international abgeschlossenen Verträge eine Entfaltung der einzelstaatlichen Organisation form im Interesse der Forcierung der Integrationsprozesse darstellen. Gleichzeitig entwickeln sich damit aber auch Keime und Elemente, die auf eine zukünftige und allmähliche Abschaffung, das heißt auf die Beseitigung der ökonomischen Grundlagen für die Notwendigkeit der Existenz des einzelstaatlich organisierten Eigentums hinzielen. Hier gilt die gleiche materialistisch-dialektische Betrachtungsweise wie bei der Entwicklung und Entfaltung des Staates. In diesem Zusammenhang ist die These des sowjetischen Ökonomen Sirjaev* interessant, wonach gegenwärtig keine Bedingungen vorhanden sind, die einzelstaatliche Organisationsform des Eigentums abzuschaffen, es aber notwendig wird, die Grenzen ökonomisch zu Uberwinden. Indem durch vielfältige neue Formen der Zusammenarbeit diese Grenzen ökonomisch überwunden werden, entwickeln sich allmählich und schrittweise auch die Voraussetzungen, um in Zukunft die Grenzen im juristischen Sinne, das heißt die einzelstaatliche Organisationsform, aufzuheben. Dabei ist zu berücksichtigen, daß das System der Produktionsverhältnisse außerordentlich vielschichtig ist und sich die einzelnen Elemente der sozialistischen Produktionsverhältnisse im Integrationsprozeß unterschiedlich entfalten. Wie bereits erwähnt, waren in der Vergangenheit die über die Zirkulation vermittelten Produktionsverhältnisse dominierend. Im Integra tionsprozeß entwickeln sich die Produktionsverhältnisse vorrangig in der Produktion und der Verteilung der Güter. Ihre Entfaltung in Produktion und Verteilung zwischen den Volkswirtschaften führt allmählich auch zur Veränderung, zur Entwicklung der Aneignungsbeziehungen. Die internationale Entfaltung sozialistischer Beziehungen in der Zirkulation, in der Produktion und in der Verteilung bereiten allmählich den Boden vor, auch in der unmittelbaren Aneignung die internationalen Beziehungen zu entwickeln. Vielfach wird die These vertreten, daß man auf einigen Gebieten nicht mehr vom na70

tionalen Aneignungsprozeß, sondern vom international koordinierten nationalen Aneignungsprozeß sprechen sollte. Wenn also von der internationalen Entfaltung der Produktionsverhältnisse und darunter auch der Eigentumsbeziehungen gesprochen wird, dann geht es hier um ökonomische Prozesse, die sich mit dem Übergang zur sozialistischen ökonomischen Integration gegenwärtig in ihren Keimformen entwickeln. Das Nationale entfaltet sich im Internationalen, wobei jede Entfaltung des Nationalen im Internationalen Keimformen, erste Schritte, auf dem Wege zur allmählichen Aufhebung und Überwindung des Nationalen sind. Nicht gemeint ist die Unterstellung nationaler Kapazitäten unter internationale Verfügungsgewalt. Die Hauptmethode zur internationalen Entfaltung der Produktionsverhältnisse und der Eigentumsbeziehungen ist in der gegenwärtigen Etappe die Koordinierung der Pläne, jedoch eine Koordinierung in neuer Qualität, die zunehmend von den gemeinsamen Interessen der sozialistischen Länder ausgeht und mit einer supranationalen Planung nichts gemein hat. Ein solches Herangehen an die Erforschung dieser Prozesse läßt uns die Kompliziertheit und die Dauer des Integrationsprozesses noch illusionsloser erscheinen. Gründliche Untersuchtingen der realen Prozesse vermitteln gerade ein Bild davon, daß wir hinsichtlich der Entfaltung von Produktionsund Eigentumsverhältnissen im Integrationsprozeß erst am Anfang stehen. Das kommt zum Beispiel darin zum Ausdruck, daß eine ganze Reihe von Maßnahmen, die gegenwärtig bereits als Investitionsbeteiligung bezeichnet wird, langfristige Kreditbeziehungen sind. Das zeigt sich darin, daß trotz aller Fortschritte der internationalen Spezialisierung und Kooperation langfristige und dauerhafte Beziehungen, die über einen Fünf jähr es Zeitraum hinausreichen, noch relativ selten sind. Die Analyse der Produktionsverhältnisse im Integrationsprozeß darf also nicht das Ziel verfolgen, kommunistische Produktions- und Verteilungsweisen zu einer Aufgabe der nächsten Zukunft zu machen. Es geht darum, erste Keime dieses Prozesses aufzuspüren, die widersprüchliche Dynamik dieser Prozesse zu ergründen, durch die Leitung, Planung und Stimulierung auch diese Prozesse zu fördern. Die vielfältige Diskussion über die 71

einheitliche kommunistische Gesellschaftsformation, die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Spezifika der höheren und niederen Phase haben meines Erachtens die Probleme der Integration als einen gesellschaftlichen Entwicklungsprozeß vom Niederen zum Höheren, vom Einfachen zum Komplizierten beim Übergang von der einen zur anderen Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation unterbewertet. In diesem Zusammenhang ist die häufig anzutreffende These, wonach die sozialistische ökonomische Integration als ein Kriterium der entwickelten sozialistischen Gesellschaft bezeichnet wird, nicht zufriedenstellend. Betrachtet man die Integration als einen langfristigen historischen Entwicklungsprozeß, dann ist nicht nur die entwickelte sozialistische Gesellschaft durch diesen Prozeß charakterisiert, sondern die gesamte kommunistische Gesellschaftsformation. Das eigentliche Problem besteht darin, in der Integration nicht schlechthin ein Kriterium zu sehen, sondern aufzuzeigen, wie über beide Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation der Prozeß der sozialistischen ökonomischen Integration sich allmählich entwickelt und vervollkommnet. Somit ist die sozialistische ökonomische Integration eine Gemeinsamkeit (als Prozeß) beider Phasen dieser Gesellschaftsordnung. Es ist Aufgabe der ökonomischen Wissenschaft herauszufinden, mit welchen spezifischen Formen und mit Hilfe welcher Methoden sich dieser Prozeß in der ersten beziehungsweise in der zweiten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation vollzieht. Geht man von den gegenwärtigen Erkenntnissen und Erfahrungen der sozialistischen ökonomischen Integration aus, läßt sich vielleicht ein erster Ansatzpunkt (ohne daß dabei eine Trennwand zwischen beiden Phasen der Gesellschaftsformation errichtet wird) folgendermaßen formulieren: Die sozialistische ökonomische Integration ist in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation vor allem durch die Annäherung der sozialistischen Länder gekennzeichnet. Dies betrifft die materiellen Prozesse, das heißt die Entwicklung der Volkswirtschaftsstrukturen und ihre gegenseitige Ergänzung. Das gilt weiter für eine Annäherung der Planungs- und Leitungssysteme und schließt auch die Annäherung in den wirtschaftspolitischen Zielsetzungen ein. Die entscheidende Methode 72

in dieser Phase der Integration kann nichts anderes sein als die freiwillige Koordinierung der wirtschaftlichen Prozesse. In dieser Phase entfaltet und entwickelt sich das sozialistische Eigentum in seiner einzelstaatlichen Organisationsform, indem dieses Eigentum sich gleichzeitig, in wichtigen Teilen der Produktionsverhältnisse, auch international entfaltet. In der zweiten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation wächst diese Annäherung allmählich in eine Verschmelzung unserer Volkswirtschaften hinüber. Das ist verbunden mit einer dauerhaften stabilen unlöslichen Verflechtung der Volkswirtschaftsstrukturen und ihrer Optimierung aus der Sicht der Gemeinschaft, der Internationalisierung der Planungsprozesse und der Gestaltung der Planung überwiegend aus der Sicht der Gemeinschaft, mit der Entwicklung neuer Eigentumsformen, wobei es naheliegt anzunehmen, daß internationales soziälistisches Eigentum sich im Rahmen internationaler Wirtschaftsvereinigungen zu2 nächst als genossenschaftliches Eigentum für eine längere Übergangsperiode entwickelt. In der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation werden die Unterschiede im ökonomischen Entwicklungsniveau der Länder in dem Sinne abgebaut, daß der nichtantagonistische Widerspruch zwischen Industrieländern auf der einen und Agrarländern auf der anderen Seite aufgehoben wird. In der zweiten Phase vollzieht sich eine weitgehende Annäherung der sozialistischen Industrieländer hinsichtlich ihres Entwicklungsniveaus, der Arbeitsproduktivität, der Technologie und Qualität der Erzeugnisse, der Effektivität der Produktion in allen Bereichen der Volkswirtschaft. Während in der ersten Phase die Unterschiede in den einzelnen Ländern zwischen Stadt und Land, zwischen geistiger und körperlicher Arbeit weitgehend durch innere Faktoren abgebaut werden, sind in der zweiten Phase die Integrationsprozesse in einem solchen Maße wirksam, daß die genannten Unterschiede in den einzelnen Ländern weiter und mit höherem Tempo reduziert und dabei auch die diesbezüglichen Unterschiede zwischen den Ländern weitgehend beseitigt werden. Die Tatsache, daß zum Beispiel die Unterschiede zwischen Stadt und Land in den einzelnen sozialistischen Ländern verschieden groß sind, obwohl sie in den vergangenen Jahren in allen 73

Ländern abgebaut wurden, ist ein typisches Merkmal der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation. Wenn die These stimmt, daß der Übergang zur kommunistischen Phase unserer Gesellschaftsordnung nur in der Gemeinschaft der sozialistischen Länder, nicht im Alleingang möglich ist, dann müssen auch die Unterschiede zwischen Stadt und Land, geistiger und körperlicher Arbeit in den Ländern, die zu dieser fortschrittlichen Gemeinschaft gehören, annähernd im gleichen Zeitraum und im gleichen Maße abgebaut werden. Ein erstrangiges Anliegen der Wirtschaftswissenschaften bei der weiteren Untersuchung der dialektischen Wechselbeziehungen zwischen beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsordnung besteht darin, die sozialistische ökonomische Integration nicht nur als ein Kriterium der entwickelten Gesellschaft zu postulieren, sondern es ist erforderlich, bei der Untersuchung dieser Wechselbeziehungen die sozialistische ökonomische Integration als wichtigen Bestandteil, als elementaren Prozeß des Übergangs von einer Phase zur anderen zu berücksichtigen und in seiner Einwirkung zu analysieren. Vor 100 Jahren haben Marx und Engels in der Gothaer-Programm-Kritik grundsätzliche Thesen für den Übergang von der ersten zur zweiten Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation aufgestellt. Lenin hat viele dieser Marxschen Thesen schöpferisch für den Übergang zur sozialistischen Gesellschaftsordnung in der UdSSR angewendet und sie theoretisch verallgemeinert. Heute, da mehrere Länder in der sozialistischen Gemeinschaft die entwickelte sozialistische Gesellschaft aufbauen und die UdSSR die materiell-technische Basis des Kommunismus errichtet, scheint es äußerst legitim, ausgehend von Marx, Engels und Lenin unter konsequenter Anwendung ihrer materialistischen Dialektik, Grundfragen der sozialistischen ökonomischen Integration in ihrer weiten historischen Perspektive als Bestandteil des Aufbaus der entwickelteil sozialistischen Gesellschaft und des Übergangs zur kommunistischen Gesellschaft zu untersuchen. Dabei kommt es darauf an, die Integrationsprozesse in ihrer konkreten Form, so wie sie sich gegenwärtig zwischen unseren Ländern vollziehen, gründlich zu analysieren,

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die Keime für das Entstehen und die Entfaltung sozialistischer Produktionsverhältnisse im Integrationsprozeß aufzuspüren. Hier liegt eine wichtige Aufgabe der politökonomischen Forschung.

Anmerkungen 1 Vgl. Ju. S. Sirjaev, Ekonomiieskij mechanizm socialistifieskoj integracii, Moskva 1973. 2 Im Sinne der Leninschen Formulierung Weltgenossenschaft.

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Ernst Domin KOMMUNISTISCHE EINSTELLUNG ZUR ARBEIT ALS KEIM DER HÖHEREN PHASE DES KOMMUNISMUS

Die in der Marxschen Kritik am Gothaer Programm entwickelte Dialektik von Einheit und Unterschied zwischen den beiden Phasen des Kommunismus ist eine bedeutsame methodologische Grundlage. Sie dient dazu, die Erkenntnisse vom Wesen fortschrittlicher Formen der Einstellung der Werktätigen zur Arbeit unter unseren gegenwärtigen Bedingungen zu vertiefen und beizutragen, die Quellen zur Erhöhung der Leistung und damit auch die "Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums" besser zu nutzen. Die von Wolfgang Heinrichs dargelegte These, daß sich die Einheit der beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsordn\mg im Bereich der Verteilung in einem einheitlichen Verteilungsgesetz ausdrückt, ermöglicht, dringende Probleme bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft von einem höheren Grad der Verallgemeinerung und damit wirksamer zu untersuchen. Die Bedeutung dieser These zeigt sich auch darin, daß der in ihr untermauerte Gedanke der Einheitlichkeit beider Phasen nicht nur auf die Verteilung, sondern ebenso auf die Produktion, den Austausch und die Konsumtion anwendbar ist. Die Tätigkeiten und Handlungen in allen Bereichen der Ökonomie werden im Interesse des einzelnen wie der gesamten Gesellschaft ausgeübt. Daher wird das ökonomische Grundgesetz in dem unter der Redaktion von Zagolov herausgegebenen Lehrbuch der Politischen Ökonomie auch einheitlich für die gesamte kommunistische Gesellschaftsordnung formuliert. * Diese Einheitlichkeit wurde auf dem VIII. Parteitag mit der Bemerkung unterstrichen, daß zwischen den beiden Phasen keine unüberwindlichen Schranken bestehen.

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Wolfgang Heinrichs hat in seinen Ausführungen darauf hingewiesen, daß man aus der These eines einheitlichen Verteilungsgesetzes keine illusionären Schlußfolgerungen über die Entwicklung der Verteilung in der von uns prognostisch zu überschauenden Zukunft ziehen kann. Die Verteilung nach der Leistung ist gegenwärtig die bestimmende Gesetzmäßigkeit innerhalb des einheitlichen Verteilungsprozesses. Allerdings sollte die Frage der "Keime" der höheren Phase des Kommunismus weiter untersucht werden. Wie Ottomar Kratsch und ¿angli sehe ich in verschiedenen Arten der 2

Verteilung des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds solche Keime. Im folgenden werde ich zeigen, daß auch in der Einstellung zur Arbeit solche Keime bereits in der ersten Phase des Kommunismus bestehen und welche Rolle sie unter den Bedingungen der vorwiegend intensiv erweiterten Reproduktion, vor allem bei der Verwirklichung der wissenschaftlich-technischen Revolution, spielen. Die Grundlage dafür ist das sozialistische Eigentum, insbesondere das gesamtgesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln. Das ist das Entscheidende, das prägt das Wirken der ökonomischen Gesetze in beiden Phasen, und das muß sich vor allem in der Produktion, in der Arbeit zeigen. Bei aller Einheitlichkeit zwischen den Phasen, was die Arbeit und P r o duktion anlangt, gibt es jedoch beträchtliche Unterschiede, die aus dem Niveau der Produktivkräfte resultieren. So bestehen Unterschiede zwischen geistiger und körperlicher Arbeit, zwischen der Arbeit in der Industrie und Landwirtschaft und andere. Die Arbeit ist im Sozialismus noch nicht generell erstes Lebensbedürfnis. Heißt das aber, daß die kommunistische Einstellung zur Arbeit erst in seiner zweiten Phase beginnt? Die Gleichheit der Eigentümer und die Produktion zur Entwicklung des Wohlstandes und der Persönlichkeit aller führen dazu, daß mit dem Aufbau der ersten Phase des Kommunismus zusammen mit solchen Erscheinungen der Produktion, die beiden Phasen gemeinsam sind, auch Keime oder Ansätze einer kommunistischen Einstellung zur Arbeit entstehen. Das ergibt

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sich aus der Widerspiegelung des sozialistischen Eigentums und der Vorzüge der neuen Ordnung im Bewußtsein. Lenin hat diesen großen Initiativen für den Aufbau der neuen Ordnung eine außerordentliche Bedeutung beigemessen. "Kommunistische Arbeit im engeren und genauen Sinne des Wortes ist unbezahlte Arbeit zum Nutzen der Gesellschaft, die man leistet, nicht um eine bestimmte Dienstpflicht zu erfüllen, nicht um Anspruch auf bestimmte Produkte zu erhalten, Arbeit, die nicht nach vorher festgelegten, gesetzlichen Normen geleistet wird, sondern freiwillige Arbeit, Arbeit ohne Norm, Arbeit, die geleistet wird, ohne auf Entlohnung zu rechnen, ohne die Bedingung der Entlohnung, aus der Gewohnheit, für das Gemeinwohl zu arbeiten, und aus der (zur Gewohnheit gewordenen) Erkenntnis von der Notwendigkeit der Arbeit für das Gemeinwohl, Arbeit als Bedürfnis eines gesunden Orga„3

msmus." Die von Lenin im Zusammenhang mit den Subbotniks dargelegten Merkmale der kommunistischen Arbeit lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: - bewußte freiwillige Initiative bei der Steigerung der Arbeitsproduktivität \ind Produktion, - Arbeit in selbstloser Weise, das heißt, das Arbeitsergebnis kommt nicht dem Betreffenden oder den ihm Nahestehenden zugute; - Überwindung schwerer Bedingungen, - Arbeit aus Gewohnheit für das Gemeinwohl und als Bedürfnis eines gesunden Organismus. In der Sowjetunion hat sich mit dem Aufbau der kommunistischen Gesellschaft eine "Bewegung für eine kommunistische Einstellung zur Arbeit" als eine Wettbewerbsform herausgebildet, die Massencharakter 5 trägt. Smolkov bezeichnet sie als die "höchste Stufe der gegenwärtigen Entwicklungsetappe g des sozialistischen Wettbewerbs" . "Sie trägt gleichzeitig eine Reihe Merk7

male und Wesenszüge des künftigen kommunistischen Wettbewerbs. ". . Bei der Charakterisierung dieser Bewegung führt Smolkov ausdrücklich die von Lenin herausgearbeiteten Merkmale an und zeigt damit die Kontinui-

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tat in der Entwicklung der kommunistischen Einstellung zur Arbeit von den ersten Subbotniks über die Stachanow-Bewegung bis heute. Auch in unserer Republik entwickeln sich Keime einer kommunistischen Einstellung zur Arbeit. Das gilt für die Aktivisten der ersten Stunde, die Hennecke-Bewegung und die Formen des Wettbewerbs in der Gegenwart, wie die Initiativschichten, die Slobin- und Saratow-Methode. Sicher gibt es erhebliche Unterschiede in den Bedingungen, unter denen sich jetzt die kommunistische Einstellung zur Arbeit äußert gegenüber den schweren Anfängen in der Sowjetunion im Jahre 1919 und in unserem Lande in den vierziger und Anfang der fünfziger Jahre. Dennoch kann man nicht außer acht lassen, daß es heute auch oft den vollen Einsatz der Persönlichkeit verlangt, um die Produktivität und Effektivität zu erhöhen. Somit werden nicht selten die eigenen Wünsche hinten angesetzt. Auch die "Nahestehenden" bringen dabei ungewöhnliches Verständnis auf und nehmen Härten in Kauf. Andererseits wird man dem Wesen dieser kommunistischen Einstellung zur Arbeit nur voll gerecht, wenn man berücksichtigt, daß diese freiwillige Arbeit, dieser unentgeltliche Beitrag zur Entwicklung von Produktivität und Effektivität nicht aus einem Verzichtsdenken resultiert. Hier äußert sich ein natürliches Bedürfnis nach Arbeit, seine Befriedigung schafft Freude. Diese Wesenszüge der kommunistischen Einstellung zur Arbeit und ihre Hauptbedingungen in der Gegenwart beschreibt Öangli folgendermaßen: "Die umfassende Steigerung der Arbeitsproduktivität, das wachsende kulturelle und technische Bildungsniveau der Werktätigen in der sozialistischen Gesellschaft, die Entwicklung der schöpferischen und wissenschaftlichen Elemente der Arbeit und schließlich die bewußte Einstellung zur Arbeit zeigen, wie sie beginnt, zum ersten Lebensbedürfnis, zur höheren Form der kommunig stischen Arbeit zu werden. " Die Verbesserung der Arbeits - und Lebensbedingungen bei der Lösung der Hauptaufgabe und die vorwiegend intensiv erweiterte Reproduktion schaffen neue und fruchtbare Bedingungen für die weitere Ausprägung dieses kommunistischen Zuges der Arbeit. Es sei hier auf zwei wichtige Erscheinungen eingegangen. 79

Sozialistische Rationalisierung ist die Hauptmethode, um die Intensivierung durchzusetzen. Das ist Sache aller Werktätigen, insbesondere der Angehörigen der Arbeiterklasse. Rationalisierung und ihre Verbindung mit der Neuerertätigkeit müssen, wie vieles, gelernt werden. Naturtalente sind auch hier die Ausnahme. Also kommt der theoretischen und, das ist besonders wichtig, der praktischen Anleitung eine außerordentliche Bedeutung zu. Es hat sich in unserer Republik eine Bewegung herausgebildet, die als 1 + 2 bezeichnet wird. Ein erfahrener Neuerer nimmt sich der Entwicklung g zweier jüngerer Facharbeiter an und bildet sie zu Neuerern heran. Das läßt sich mit der normalen Arbeit und Verteilung nach der Leistung begrifflich nicht voll erfassen. Vielfach wird es für den erfahrenen Neuerer "lukrativer" sein, allein oder zusammen mit anderen "alten Hasen" Neuerervorhaben durchzuführen. Aber wer, wenn nicht die Erfahrenen, können dem Anfänger die Augen für Problemstellungen und Lösungsmöglichkeiten öffnen? Hier treten offenbar Züge beziehungsweise Keime einer kommunistischen Einstellung zur Arbeit zutage. Man kann die Bedingungen und die Notwendigkeit einer solchen kommunistischen Einstellung auch im Zusammenhang mit der Entwicklung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, insbesondere mit der wissenschaftlich-technischen Revolution, nachweisen. Hierzu sei als Beispiel die Arbeit an einer Anlage komplexer Automatisierung gewählt, wie man sie zum Beispiel in der chemischen Industrie vorfindet. Unter den Bedingungen der klassischen Arbeitsnormung läßt sich genau bestimmen, wie die betreffende Arbeit auszuführen ist und wie hoch der A r beits Zeitaufwand sein wird, um bestmöglichst zu arbeiten. Unter den Bedingungen der Automatisierung ist das optimale Arbeitsregime des einzelnen häufig mit diesen Methoden nicht mehr festzulegen. Es sind neue Methoden der Arbeitsnormung entwickelt worden, bei denen es aber nicht in dem gleichen Maße möglich ist, die Arbeit des einzelnen zu kontrollieren. An sein Verantwortungsbewußtsein werden somit höhere Anforderungen gestellt. Das gilt besonders dort, wo hochproduktive Anlagen bedient 80

-werden und der Arbeitsplatz nicht selten einen Wert von 1 Million Mark hat. Dem einzelnen fällt eine riesige Verantwortung zu, wenn es darum geht, Havarien abzuwenden beziehungsweise die Ausfälle auf ein Mindestmaß zu beschränken. Hier wird also eine moralische Qualität verlangt, die dem hohen Grad der Vergesellschaftung der Arbeitsmittel beziehungsweise des Produktionsprozesses entsprechen. Das sind Züge kommunistischer Einstellung zur Arbeit. Der methodologische Ansatz, den Wolfgang Heinrichs dargelegt hat, hilft, diese Keime der zweiten Phase des Kommunismus aufzuspüren und geeignete Methoden ihrer Entwicklung zu finden. Dabei spielt die moralische Anerkennung eine große Rolle. Es erhebt sich die Frage, ob wir schon genügend differenziert diese moralische Anerkennung entwickeln. Vielleicht brauchen wir Formen der Anerkennung, die direkt zugeschnitten sind auf diese Art von Initiativen, die dazu dienen, die kommunistische Einstellung zur Arbeit zu fördern, ^ Damit würden wir Lenins Ratschlag befolgen, der im Zusammenhang mit der "großen Initiative" nachdrücklich forderte, die Keime des Neuen sorgfältig zu untersuchen, ihnen die größte Aufmerksamkeit entgegenzubringen und sie zu hegen und zu pflegen. **

Anmerkungen 1 Vgl. Lehrbuch Politische Ökonomie. Sozialismus, Jig. v. N.A. Zagolow, Berlin 1972, S. 143. 2 Öangli schreibt in ihrer umfangreichen Monographie, daß die "Fonds der gesellschaftlichen Konsumtion . . . ihrem Wesen nach Keimform der kommunistischen Verteilung" sind. -Vgl. J . J . Cangli, Trud, Moskva 1973, S. 46. 3 W. I. Lenin, Von der Zerstörung einer jahrhundertealten Ordnung zur Schaffung einer neuen, in: Werke, Bd. 30, Berlin 1961, S. 510. 4 Vgl. W.I. Lenin, Die große Initiative, in: Werke, Bd. 29, Berlin 1961, S. 417. 5 Vgl. Rechenschaftsbericht des Zentralkomitees der KPdSU an den XXIV. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Referent: L.I. Breshnew, Moskau-Berlin 1971, S. 113. 81

6W.G. Smolkow, Wettbewerb und Kommunismus, Berlin 1973, S. 141. 7 Ebenda. 8 J. J. Öangli, Trud, Moskva 1973, S. 186. 9 "1 + 2 bedeutet: 1 erfahrener Neuerer hilft 2 Jugendlichen, sich zu Neuerern zu entwickeln . . . 10 Jugendliche wurden 1971 für die Neuererbewegung gewonnen und reichten fünf Neuer er vor schlage ein, davon wurden zwei Vorschläge von der Produktion genutzt und bringen einen jährlichen Nutzen von 1 085, - M. " - So machen es die Besten. Erfahrungen über die Führung des sozialistischen Wettbewerbes nach den Leninschen Wettbewerbsprinzipien im VEB Vereinigte Holzveredelungswerke, Leipzig 1972, S. 15 (Bezirksvorstand des FDGB, Leipzig). V

10 Cangli vertritt beispielsweise die Auffassung, daß die Verteilung nach der Leistung weniger elastisch ist und somit ungenügend in der Lage ist, den Reifegrad der kommunistischen Arbeit in den Grenzen der e r sten Phase des Kommunismus auszudrücken. - Vgl. J. J. Öangli, Trud, Moskva 1973, S. 44. 11 Vgl. W.I. Lenin, Die große Initiative, in: Werke, Bd. 29, Berlin 1961, S. 421.

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ArtaéS Arakeljan ÜBER DEN NATURSCHUTZ - QUELLE DES REICHTUMS

Das ideelle Erbe von Karl Marx hat große Bedeutung für die Lösung von ökonomischen Problemen des Sozialismus. In der gegenwärtigen Etappe der Entwicklung der sozialistischen Ökonomie errangen viele Hauptthesen von Marx besondere Aktualität. Zu ihnen gehört der Naturschutz, der von Marx als eine der wichtigsten Quellen des Reichtums der Gesellschaft erkannt wurde. Vor 100 Jahren, im Mai 1875, schrieb Marx die "Kritik des Gothaer Programms". In diesem Werk wurde eine vernichtende Kritik der Ausgangspositionen des Programms der deutschen Arbeiterpartei gegeben, das im Geiste der Lasalleschen Idee verfaßt war. Ein Satz dieses Programms lautet: "Die Arbeit ist die Quelle alles Reichtums und aller Kultur. " Die Konzeption kritisierend, schrieb Marx: "Die Natur ist ebensosehr die Quelle der Gebrauchswerte (und aus solchen besteht doch wohl der sachliche Reichtum!) als die Arbeit, die selbst nur die Äußerung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft. Die Aktualität, die Lebenskraft der Idee von Marx besteht vor allem darin, daß er die Natur als eine wichtige Quelle des Reichtums erkennt. Das hat prinzipielle Bedeutung. Durch solche Betrachtungsweise des Naturschutzes erlangt auch die rationelle Ausnutzung ihrer Ressourcen höchste Bedeutving für die ganze Menschheit. Dieses Problem hat sozialen Charakter. Marx verwies auf den Vorzug der planmäßigen sozialistischen Wirtschaft für die Erhaltung der Umwelt und die zerstörenden Folgen der Anarchie der Produktion. Er schrieb: " . . . die Kultur - wenn naturwüchsig vorschreitend und nicht bewußt b e h e r r s c h t . . . -" 2 (läßt) "Wüsten hinter sich" zurück. Max unterstrich, daß der Kommunis83

mus "die wahrhafte Auflösung des Widerstreites zwischen den Menschen mit der Natur" ist. Unter den Bedingungen des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln, der planmäßigen Leitung der ganzen Volkswirtschaft, gibt es keine sozialen Ursachen für die Ausplünderung der Naturressourcen, gibt es keine soziale Grundlage für die Verschlechterung der Biosphäre. Infolge der Vorzüge des Sozialismus bestehen alle Möglichkeiten nicht nur des Schutzes der Umwelt, sondern auch ihrer Verbesserung. Für die Verwandlung dieser Möglichkeit in die Wirklichkeit ist eine große und vielseitige A r beit des ganzen Systems der Leitung der Volkswirtschaft erforderlich. Wenn die Natur Quelle des Reichtums ist, muß die planmäßige Leitung der Produktion ihren Schutz und die rationelle Ausnutzung garantieren. Diese Arbeit findet ihre konkrete Widerspiegelung vor allem in der planmäßigen Verwirklichung umfassender Aufwendungen der sozialistischen Länder für den Naturschutz. In der Sowjetunion werden für dieses Ziel bedeutend mehr Aufwendungen als in den USA bereitgestellt, obwohl ihr Bedarf hier bedeutend höher ist. Ein treffendes Beispiel dafür ist Moskau. In der Stadt wurden mehr als 7 Tausend Abwasserkläranlagen geschaffen. Alle Kesselhäuser für TEZ (Wärmekraftwerke) stellte man auf Gas um. Ungefähr 700 umweltfeindliche Betriebe und Produktionsableitungen wurden an die Stadtgrenze verlegt oder rekonstruiert. Die Verstaubung und der Gehalt des schwefelhaltigen Gases (des Grundstoffs der verschmutzten Luft) verringerte sich in den letzten 20 Jahren um das Vierfache. Die Luft von Moskau ist reiner im Vergleich zu der Luft jeder im Umfang ähnlichen kapitalistischen Stadt. Aber das alles bedeutet nicht, daß die Gefahr der Verschlechterung der Biosphäre bei uns beseitigt ist. Noch immer finden Umweltvergiftungen durch giftige Gase, Fabrikrauch oder Giftstoffe statt. Unter diesen Bedingungen wurden wir gezwungen, ungeheure Mittel für den Bau komplizierter Reinigungsanlagen auszugeben. Für viele Betriebe erreicht der Wert der Klär- und Filteranlagen jetzt schon den dritten Teil der Grundfonds der Produktion. Nicht selten ist es notwendig, zur Fabrik noch ein Werk in der Art einer Klärwirtschaft zu 84

errichten, mit Kosten, die gleichgroß oder auch höher im Vergleich zum Hauptwerk sind. So wird 2mm Beispiel für die Produktion von Schwefelsäure Schwefelkies als Hauptrohstoff verwendet. Nach dem Brennen des letzten Rohstoffes verbleiben Pyritreste. Das hat den Bau von Lagern und das Abfahren dieser Abfallprodukte zur Folge. Für Betriebe mit der Kapazität von 1 Million Tonnen bedeuten diese Abfälle eine Belastung von 7 bis 10 Millionen Rubel. Außer diesen hohen einmaligen Aufwendungen sind auch beständig die laufenden Aufwendungen fUr die Erhaltung von Bauten, des Transportwesens und von Lagerräumen) für die Kanalisation und ihre Abflußreinigung notwendig. Unterdessen zeigen sich die Abfallprodukte immer mehr als wertvolle Rohstoffe für die verschiedenen Produktionszweige. Die Aufwendungen für den Schutz und die Wiederherstellung der Umwelt betrugen durch vorläufige Berechnungen im Jahre 1970 in der UdSSR 11 Milliarden Rubel. Zu solchen Aufwendungen, sogar in größerem Maßstab, sind wir auch weiterhin gezwungen. Kann man sich aber mit solchen Thesen, wie mit ständig wachsenden Aufwendungen, Bestimmungen für die Neutralisierving von negativen E r scheinungen, die durch die wissenschaftlich-technische Revolution hervorgerufen worden sind, zufriedengeben? Nein, es ist unmöglich. Es ist unmöglich durch folgende drei Gründe: 1. Die aufgezeigten Ausgaben senken in bedeutendem Maße die Effektivität der wissenschaftlich-technischen Revolution. Sie ziehen für die Reproduktion der Naturressourcen einen immer höheren Anteil des ökonomischen Potentials des Landes ab. Aber dadurch Wird die Kompliziertheit des P r o blems nicht ausgeschöpft. Es handelt sich immer noch darum, daß der Bedarf an Grundfonds für die Neutralisierung der schädlichen Wirkung der Industrie auf die Biosphäre das Wachstum der Produktion überholt: Es wächst schneller als die Erzeugnisse und das Nationaleinkommen. 2. Große Aufwendungen für den Bau von Abwasserkläranlagen befreien nicht immer und nicht vollständig die Umwelt von der schädlichen Wirkung der Abfallprodukte der Produktion. Zum Beispiel wird die Aluminiumproduktion mit Hilfe der Elektrolyse des Bauxits durch Entfernung des über85

schüssigen Fluors, das besonders giftig ist, begleitet. Damit die Arbeiter von dem gefährlichen Einfluß des Fluors im Produktionsabschnitt befreit werden, sind mächtige und teure Ventilationssysteme erforderlich. Das Fluor befindet sich dann jedoch außerhalb der Fabrik, um die sich eine leblose Gegend bildet. Es muß hervorgehoben werden, daß einige von den in die Umwelt eingedrungenen Stoffen sich nicht ausbreiten oder überhaupt nicht zersetzt, verteilt oder angeeignet werden können. Da sie sich ansammeln, verändern sie unvermeidlich die Umwelt zum Nachteil des Menschen. 3. Industriefolgen zeigen sich in der Verschwendung des Naturreichtums. Bei uns gibt es sehr viele Naturressourcen, aber sie sind nicht unendlich. Die gegenwärtige Technologie der Produktion bewirkt eine Ausplünderung der Natur, der Quelle des Reichtums. Infolge der vorher aufgezeigten drei Probleme muß man solche Wege zur Entwicklung der Industrie und der gleichzeitigen Schaffung einer reinen Biosphäre suchen, die sich nicht nur einander ausschließen, sondern auch die Ausgaben für den Bau von Kläranlagen begrenzen. Ein wichtiger Weg der Lösung des komplizierten Problems zum Schutze der Biosphäre unter den Bedingungen der wissenschaftlich-technischen Revolution ist der Übergang zu einer prinzipiell neuen Technologie der Produktion, der die Abfallprodukte mit einschließt, der Übergang zur komplexen Ausnutzung der Rohstoffe. •Die Technologie der abfallfreien, komplexen Ausnutzung der Rohstoffe stellt sich in einem neuen Grad der Entwicklung der wissenschaftlich-technischen Revolution dar. Wissenschaft und Technik der Gegenwart geben uns selbst die Möglichkeit, diese Widersprüche zu bezwingen, die zwischen den alten Methoden der Industrieproduktion und unserem Streben, die natürliche Umwelt von dem schädlichen Einfluß der Industrieabfallprodukte zu befreien, entstehen. Betriebe, die auf einer Technologie basieren, keine Abfallprodukte zu kennen, sind Betriebe der Zukunft. Einzelne Betriebe haben schon eine abfallfreie Produktion oder werden zur Zeit geschaffen. Davon gehören viele zur Leicht- und Lebensmittelindustrie, zum Beispiel die vollautomatisierten 86

Fleischkombinate. Eine Gruppe von sowjetischen Chemikern, Energetikern und Maschinenbauern untersuchten die prinzipiell neue Technologie der P r o duktion von Salpetersäure, infolge deren es möglich war, ohne rotbraune Stickoxiden auszukommen, die in die Luft hinausgeworfen wurden. Das chemische Kombinat arbeitet jetzt abfallfrei. Eine Zementfabrik ist in der Stadt in Betrieb. Auch Asbest wird in völlig abfallfreien Betrieben (Abfallprodukte gehen in die neue Produktion wieder ein) produziert. Große Erfolge sind auf dem Gebiet der abfallfreien Technologie im Transportwesen zu verzeichnen. Es wurden "unschädliche" Arten von Transportmitteln, wie Metro, Trolleybusse, elektrische Lokomotiven und anderes geschaffen. Die Konstruktion von elektrische^ Bussen weist bedeutende Resultate auf. Die Busse sind dazu bestimmt, in naher Zukunft den Kraftwagen zu ersetzen, der durch seine Auspuffgase die Atmosphäre in den Städten vergiftet. Betriebe mit einer komplexen Ausnutzung der Rohstoffe und einer Technologie zur abfallfreien Produktion sichern der Gesellschaft einen hohen Gewinn: eine bedeutende Erhöhung der Effektivität der Investitionen durch eine enorme Senkung des Aufwands für den Bau von teuren Reinigungsanlagen. Die komplexe Verarbeitung der Rohstoffe in einem Betrieb ist immer billiger als die Gewinnung dieser Produkte in verschiedenen Betrieben. Die abfallfreie Technologie beseitigt die Gefahr der Umweltverschmutzung. Gleichzeitig wird die Ausnutzung der Naturressourcen rationell, vernünftig beginnen. Die Ausarbeitung und die breite Anwendung einer qualitativ neuen Technologie, die die Abfallprodukte der Produktion mit einbezieht, ist eine aktuelle Aufgabe des ganzen Systems der Leitung der sozialistischen Ökonomie. Sie kann gelöst werden vor allem mit Hilfe der Beseitigung der behördlichen Schranken hinsichtlich der komplexen Ausnutzung der Rohstoffe, mit Hilfe der Verstärkung des zwischenzweiglichen (volkswirtschaftlichen) Herangehens an die Perspektive der Entwicklung von Produktionszweigen. Die Frage der komplexen, abfallfreien Verarbeitung der Rohstoffe ist jetzt in den Zellulosewerken und Anreicherungsbetrieben im Bergbau akut geworden. Diese Betriebe tragen zu einer hohen Verschmutzung der Umwelt mit 87

bei, da sie ungeheure Mengen von schädlichen Stoffen in die Luft, in das Wasser und in den Boden abgeben. Diese Abfallprodukte können unterdessen selbst wertvolle Rohstoffe für die Gewinnung neuer wichtiger Produkte sein. Warum wird für diese Betriebe die Technologie der komplexen, abfallfreien Verarbeitung der Rohstoffe nicht festgesetzt? Doch deshalb, weil diese Betriebe bestimmten Behörden untergeordnet sind, in deren Bereich die Geschäftsinteressen für die Herstellung nur bestimmter "Profil"produkte eingehen. Aber alle übrigen Abfallprodukte, die man als Rohstoffe durch Methoden der komplexen Verarbeitung herausholen kann, befinden sich im Bereich der Interessen "fremder" Behörden. Große Bedeutung hatten ökonomische Maßnahmen. Es ist notwendig, solche Bedingungen zu schaffen, um die Probleme der Einbeziehung der Abfallprodukte, die mit der Entwicklung der Hauptproduktion verbunden sind, durch die Wirtschaftsleiter zu lösen. Wenn die Ministerien und Betriebe ökonomisch an der Atisnutzung der Abfallprodukte der Produktion interessiert wurden, entwickelte sich dazu ein anderes Verhältnis. Es war nötig, die Planaufgaben für die Betriebe durch die Ausnutzung der Industrieabfälle und die damit verbundenen Erfolge der Betriebsökonomie zu erweitern. Im Kampf um den Schutz und die Verbesserung der Biosphäre hatte die ökonomische Bewertung der Naturressourcen große Bedeutung. Die Suche nach Wegen zur Verringerung der Verluste, die wir der Natur zugefügt haben, könnte materiell stimuliert werden. Die materielle Stimulierung wäre dann gleichzeitig ein ökonomischer Hebel zur rationellen Ausnutzung der Naturressourcen. Große Bedeutung besitzt die wissenschaftliche Aufgabenstellung für die Schaffung einer Technologie der abfallfreien Produktion. Sie ist zugleich eine zentrale Aufgabe der Grundlagen- und angewandten Forschung, angefangen von der Akademie der Wissenschaften über die Technologie und Konstruktion bis zu den Betrieben und Ministerien. Eine besonders wichtige Rolle bei der Erarbeitung und breiten Anwendung der qualitativ neuen Technologie, die die Abfallprodukte der Produktion einschließt, fällt der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit der Mit88

gliedsländer des RGW zu. Die Kooperation der wissenschaftlichen Forschungen, auch der Austauscherfahrungen auf diesem Gebiet, hat erstrangige B e deutung. Diese Arbeit muß auf allgemeinen Grundlagen basieren, die als wichtige zwischenstaatliche Aufgabe aller Mitglieder des RGW anerkannt wird. Hinsichtlich der Spezifik jedes sozialistischen Landes (Vorhandensein der entsprechenden Kader, die Arten der Naturressourcen usw.) ist es notwendig, in der Form der internationalen Arbeitsteilving ein breites Gebiet der Untersuchung für die Einführvmg der Technologie der abfallfreien Produktion zu organisieren. Diese Technologie muß man in den nächsten 10 bis 20 Jahren beherrschen. So verwirklichen die Sowjetunion und andere Länder der sozialistischen Gemeinschaft durch wachsendes Tempo planmäßig den wissenschaftlich-technischen Fortschritt, um ihre Hauptlinien der Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion und der Erhöhung ihrer Effektivität zu berücksichtigen. Zur Beseitigung der schädlichen Einflüsse auf den Menschen und die Natur, die durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt hervorgerufen wurden, sind riesige und stetig wachsende Aufwendungen erforderlich. Diese Aufwendungen stellen sich als zwingende und zeitliche Maßnahmen dar. Der Hauptweg zur Entwicklung der Produktion in der Perspektive ist die abfallfreie Produktion. Nur solche Wege können den Schutz, auch die r a tionelle Ausnutzung, der Natur garantieren, die Marx als Quelle des Reichtums bezeichnete.

Anmerkungen 1 Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, in: MEW, Bd. 19, Berlin 1962, S. 15. 2 Karl Marx an Engels vom 25. März 1868, in: MEW, Bd. 32, Berlin 1965, S. 53. 3 Karl Marx, Privateigentum und Kommunismus, in: MEW, Ergänzungsband, Teil 1, Berlin 1968, S. 536.

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Gertraud Wittenburg DIE STELLUNG DER MARXSCHEN THEORIE DER SOZIALISTISCHEN VERTEILUNGSVERHÄLTNISSE IN DER GESCHICHTE DER POLITISCHEN ÖKONOMIE DES SOZIALISMUS

Unmittelbare Bedeutung für das Verständnis der sozialistischen Verteilungsweise haben die in Gestalt von "Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" begründeten Aussagen von Karl Marx über die Verteilungsverhältnisse der künftigen kommunistischen Gesellschaft. Um die Marxschen Aussagen zum Verteilungsmodus der Produkte in der künftigen Gesellschaft zu verstehen, ist es notwendig, auf die von den Klassikern des Marxismus selbst gesetzten Ausgangsprämissen einzugehen. Die künftige Gesellschaft ist, schrieb Marx, ein "Verein freier Menschen . . . , die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewußt als eine gesellschaftliche A r • i beitskraft verausgaben" . Und Friedrich Engels bemerkte im "Anti-Dühring": "Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduk- 2 tion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten." "Die unmittelbar gesellschaftliche Produktion wie die direkte Verteilung schließen allen Warenaustausch aus, also auch die Verwandlung 3 der Produkte in Waren..., und damit auch ihre Verwandlung in Werte. " Die Tatsache, daß Marx und Engels annahmen, daß es im Sozialismus keine Warenproduktion geben werde, ließ sie die "doppelte Rolle" der A r beitszeit im Sozialismus hervorheben. "Ihre gesellschaftlich planmäßige Verteilung regelt die richtige Proportion der verschiednen Arbeitsfunktionen zu den verschiednen Bedürfnissen. Andrerseits dient die Arbeitszeit zugleich als Maß des individuellen Anteils des Produzenten an der Gemeinarbeit und daher auch an dem individuell verzehrbaren Teil des Gemeinprodukts. Die gesellschaftlichen Beziehungen 90

der Menschen zu ihren Arbeiten und ihren Arbeitsprodukten bleiben hier 4

durchsichtig einfach in der Produktion sowohl als in der Distribution. " 5 Der Marxsche Hinweis darauf, daß in der künftigen Gesellschaftsformation die Produkte der Arbeit nicht die Warenform annehmen, also auch die Kategorien des Wertgesetzes wie Wert, Preis, Profit, Lohn usw. wegfallen, erklärt, weshalb Marx die Verteilung der Konsumgüter nicht aus der indirekten Messung der Arbeit über den Wert ableitet, sondern die Arbeitszeit als das "Maß des individuellen Anteils der Produzenten . . . an dem individuell verzehrbaren Teil des Gemeinprodukts" betrachtet. Demnach kann keiner in der ersten Phase der kommunistischen Produktionsweise sich einen Teil vom gesellschaftlichen Produkt aneignen, ohne einen Teil der "Gemeinarbeit" erbracht zu haben. Offensichtlich liegt der Marxschen Darstellung der Verteilung der Konsumgüter nach dem Arbeitsquantum kein anderes Gesetz zugrunde als das des Äquivalentenaustauschs. Eine bestimmte Menge Arbeit in einer Form wird gegen gleichviel in einer anderen ausgetauscht. Diese Verteilungsweise der Konsumgüter ergibt sich bei Marx folgerichtig aus der Produktionsweise selbst, über die er schrieb: " . . . nach Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise, aber mit Beibehaltung gesellschaftlicher Produktion, (bleibt) die Wertbestimmung vorherrschend in dem Sinn, daß die Regelung der Arbeitszeit und die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit unter die verschiednen Produktionsgruppen, endlich die Buchg führung hierüber, wesentlicher denn je wird. " Zwei Aspekte der marxistischen Produktions - und Verteilungstheorie der ersten Phase der kommunistischen Produktionsweise sollen besonders hervorgehoben werden. Erstens die Betrachtung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts und seiner Bestandteile in Naturalform und zweitens die Auffassung von der Ausdehnung der notwendigen Arbeitszeit zum Zwecke der Befriedigung wachsender " Lebensansprüche" und zur Bildung des Reserve und Akkumulationsfonds der Gesellschaft. Die Verteilung des in der sozialistischen Gesellschaft erzeugten gesellschaftlichen Gesamtprodukts kann erst dann einsetzen, wenn alle ökonomisch notwendigen Abzüge vorgenommen worden sind. 91

Die Grundlage, nach dem der verbleibende Teil des gesellschaftlichen Produkts auf die Mitglieder der Gesellschaft verteilt wird, beruht, wie bereits betont, auf dem Äquivalentenaustausch. Dabei spielen die Unterschiede in der Qualifikation der Werktätigen keine Rolle bei der Vergütung der Arbeit. Engels schrieb darüber: "In der Gesellschaft von Privatproduzenten bestreiten die Privatleute oder ihre Familien die Kosten der Ausbildung des gelernten Arbeiters; den Privaten fällt daher auch zunächst der höhere Preis der gelernten Arbeitskraft zu . . . In der sozialistisch organisierten Gesellschaft bestreitet die Gesellschaft diese Kosten, ihr gehören daher auch die Früchte, die erzeugten größern Werte der zusammengesetzten Arbeit. Der Arbeiter selbst hat keinen Mehranspruch. Das bedeutet, daß bei der Verteilung des gesellschaftlichen Produkts die Arbeit der Beschäftigten im Sozialismus qualitativ gleichgesetzt wird, also nur die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden zählt. Für Marx und Engels wirft die Verteilung nach dem Arbeitsquantum nicht das Problem der Reduzierung komplizierter Arbeit in einfache Arbeit auf. In der ökonomischen Theorie der Sowjetunion nach 1917 spielte die Verteilungsproblematik - verglichen mit Diskussionen über die Notwendigkeit der politischen Ökonomie im weitesten Sinne, des Gegenstands der politischen Ökonomie, der Ware-Geld-Verhältnisse und andere Fragen - eine weniger bedeutende Rolle. Lenin betrachtete vor und unmittelbar nach dem Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution die Ware-Geld-Beziehungen mit dem Sozialismus als unvereinbar. Im Mai 1919 erklärte Lenin: "Einstweilen bleibt das Geld, und es wird während der Übergangszeit von der'alten kapitalistischen g zur neuen sozialistischen Gesellschaft ziemlich lange bleiben. " Für die Übergangsperiode aber forderte Lenin die Wiederherstellung des Finanzund Kreditsystems in der Wirtschaft und die umfassende Ausnutzung der Ware-Geld-Beziehungen, um schneller diese Kategorien zu überwinden. Im Unterschied dazu leugneten die "linken" Kommunisten (Bucharin, Trotzki, Ossinski) die Notwendigkeit der Ausnutzung der Ware-Geld-Bezie-

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hungen in der Übergangsperiode und sprachen sich für einen geldlosen Wirtschaftsverkehr aus. Dieser Auffassung entsprang der Gedanke von der Ausgleichung des Einkommens der Werktätigen. Von Interesse sind die Auffassungen zur Verteilungsproblematik im Sozialismus in der Zeit des Kriegskommunismus. In der Wirtschaft zeichnete sich eine starke Reduzierung der Ware-GeldBeziehungen ab, was aber nicht zu einer Herausziehung des Geldes aus der Zirkulation führte. Die besondere Situation in der Wirtschaft veranlaßte aber den in. Gesamtrussischen Kongreß der Volkswirtschaftsräte, die Forderung nach allmählicher Ablösung des Geldes durch stoffliche Naturalverrechnungen auszusprechen. Und obgleich das Volkskommissariat für Finanzen für die Stabilisierung der Geldzirkulation eintrat, erhielt Strumilin den Auftrag, Formen und Me thoden einer geldlosen volkswirtschaftlichen Buchführung zu erarbeiten. Strumilin stutzte sich zur Lösung seines Auftrages auf die von Marx in der "Kritik" geäußerten Gedanken zur Messung des Arbeitsaufwands direkt in Arbeitszeiteinheiten. Dabei stieß Strumilin und die von ihm geleitete Gruppe auf die Frage der Reduzierimg komplizierter Arbeit auf einfache Arbeit, ein Problem, das, wie eben dargestellt, für die Klassiker des Marxismus nicht stand und welches Strumilin nicht zu lösen vermochte. Strumilin schlug die Einführung eines Buchsystems vor, nach dem jeder Werktätige in ein Buch die geleisteten Arbeitszeiteinheiten eingetragen erhält, die er dann gegen das gleiche Quantum Arbeitszeit in Form von Gebrauchsgegenständen austauschen könne. Lenin gebührt das Verdienst, im Jahre 1921 mit der Begründung der vollen Ausnutzung der Ware-Geld-Beziehungen in der Übergangsperiode auch die Notwendigkeit der Existenz des Arbeitslohnes nachgewiesen zu haben. Davon ausgehend, daß das Wertgesetz und seine Kategorien noch lange beim Übergang zur kommunistischen Gesellschaft existieren werden, betrachtete Lenin den Arbeitslohn als ein "Mittel zur Steigerung der Produktion". "Ist die Rede von der Verteilung der Lebensmittel, so darf man nicht 93

nur daran denken, daß man gerecht verteilen muß, man muß vielmehr daran denken, daß diese Verteilung eine Methode, ein Werkzeug, ein Mittel zur g Steigerung der Produktion ist",

erklärte Lenin in seiner Rede auf der III.

Gesamtrussischen Konferenz für Ernährungswesen. Entschieden wandte sich daher Lenin gegen die von Trotzki propagierte These von der Ausgleichung in der Konsumtion und von der Vorrangigkeit in der Produktion, "Vorrangigkeit ist Bevorzugung, aber Bevorzugung ohne Konsum ist nichts . . . Bevorzugung wegen Vorrangigkeit ist Bevorzugung auch im Konsum. Sonst ist die Vorrangigkeit ein schöner Traum, ein blauer Dunst. Wir aber sind immerhin Materialisten. 1 , 1 0 Lenin unterstreicht die volle und breite Anwendung des Stücklohnes in den staatlichen Betrieben und eines Prämiensystems. In der Periode der NÖP erscheinen somit der Arbeitslohn und alle anderen Kategorien des Wertgesetzes wieder. Jene Bedingungen also, von denen Marx und Engels-bei der Begründung der sozialistischen Verteilungstheorie absahen. Es ist daher auch nicht verwunderlich, daß in den folgenden Jahren die marxistischen Ökonomen, soweit sie von der Notwendigkeit des Absterbens der Ware-Geld-Kategorien im Sozialismus überzeugt waren, auch die Kategorie des Arbeitslohnes als ein Überbleibsel der kapitalistischen Produktionsweise in der Übergangsperiode betrachteten. Der Arbeitslohn wurde in der ökonomischen Literatur der zweiten Hälfte der zwanziger und der ersten Hälfte der dreißiger Jahre als Kategorie ohne Wert, als "irrationale und dem sozialistischen Sektor fremde Form"** betrachtet. Natürlich konnte in dieser Zeit auch nicht die Rede von einem Gesetz der Verteilung nach der Arbeitsleistung sein, sondern von Prinzipien, "Normen 12

des Wirtschaftens"

, wie Chmelnizkaja erklärte.

Was Jampolski unter dem Arbeitslohn verstand, formulierte er so: "Der Arbeitslohn ist ein Teil des der Arbeiterklasse in ihrer Gesamtheit gehörenden gesellschaftlichen Produktes, das für die persönliche Konsumtion in Abhängigkeit von der Quantität und Qualität der Arbeitsleistung verwendet wird. Von besonderem Interesse sind die von S. Strumilin in seiner Arbeit "Zur Methodologie des Studiums des Arbeitslohnes und der Arbeitsproduk94

tivität" 1925 geäußerten Gedanken zum Durchschnittsniveau des Arbeitslohnes im Soziallsmus, das seiner Auffassung nach durch die Kosten für die Reproduktion der Arbeitskraft bestimmt wird, daß aber im Unterschied zum Kapitalismus der Lohn im Sozialismus "jedem einzelnen Arbeiter eine 14 verdiente Norm von Existenzmitteln sichern muß" Verbirgt sich hinter diesen Äußerungen nicht die Frage nach der Grundlage der Verteilung nach der Leistung? Als Mitte der dreißiger Jahre die sozialistischen Produktionsverhältnisse in der Sowjetunion siegten und die Ware-Geld-Kategorien noch immer existierten, wurde die Frage nach dem Wesen der Ware-Geld-Kategorien im Sozialismus zur erstrangigen Aufgabe der marxistischen politischen Ökonomie. Das auf Initiative des ZK der KPdSU im Jahre 1938 gebildete Forscherkollektiv zur Erarbeitung eines Lehrbuches für politische Ökonomie beschäftigte sich ausführlich mit den Problemen der sozialistischen Produktionsweise, unter anderem auch mit den Ware-Geld-Beziehungen. Im Ergebnis dieser Diskussionen wird von der Existenz objektiver ökonomischer Gesetze gesprochen, wird das Wertgesetz anerkannt und die ihm immanenten Kategorien. Was den Arbeitslohn anbelangt, bleibt er die einzige Kategorie des Wertgesetzes, die im Sozialismus ohne "Wertbegriff" erklärt wird. "Die sozialistische Revolution hat die Arbeitskraft mit den Produktionsmitteln auf der Basis des sozialistischen gesellschaftlichen Eigentums vereint, deshalb ist die Arbeitskraft im Sozialismus keine Ware. Deshalb ist auch die Veränderung des Arbeitslohnes nicht vom Wert der Arbeitskraft, sondern von an15 deren Gesetzen bestimmt", erklärte Ostrovitjanov 1944. Wie wir sehen, geht Ostrovitjanov bei der Betrachtung der Verteilung nach der Arbeitsleistung von der Einheit der objektiven und subjektiven Bedingungen der Produktion aus, demzufolge die Arbeitskraft keine Ware ist und keinen Wert besitzen könne, wobei er aber den Charakter dieser Einheit nicht näher untersucht. Übersieht Ostrovitjanov und gleich ihm alle anderen marxistischen Ökonomen, die die genannte Auffassung auch heute noch teilen, nicht die Tatsa-

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che, daß Marx eben aus der Einheit der objektiven und subjektiven Produktionsbedingungen im Sozialismus die Verteilung der Produkte nach dem "Maß der Arbeit" ableitet, aber die sozialistische ökonomische Theorie aus der selben "Einheit", die Notwendigkeit der Ware-Geld-Beziehungen begründet,. die Marx für die kommunistische Gesellschaftsformation verneinte. Meines Erachtens kommt der Redaktionsartikel aus dem Jahre 1943 dem Wesen der sozialistischen Verteilungstheorie näher, indem es heißt, "die Berechnung des Maßes der'Arbeit und des Maßes des Verbrauchs in der sozialistischen Gesellschaft ist nur auf Grund der Ausnutzung des Wertgesetzes möglich. "Die Rechnungslegung über die verschiedenen Arbeitsarten, ihr Vergleich, erfolgen nicht mit Hilfe des 'natürlichen Maßes der Arbeit' - der Arbeitszeit -, sondern mittelbar, mit Hilfe der Rechnungsführung und des Vergleichs 16 der Arbeitsprodukte, der Waren." Paäkov schätzt in einer 1974 veröffentlichten Arbeit ein, daß "das objektive Gesetz der Verteilung nach der Arbeitsleistung als Grundlage für die Verteilung des individuellen Konsumtionsfonds erst seit den fünfziger Jah17 ren in der sowjetischen Literatur in breitem Maße begründet" wurde. Für die planmäßige, zielgerichtete Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft sind ohne Zweifel weitere Arbeiten erforderlich, in denen versucht wird, den Verteilungsmodus im Sozialismus aus dem Gesamtsystem der ökonomischen Kategorien und Gesetze der sozialistischen Produktionsweise zu erklären und die allgemeine Tendenz seiner Weiterentwicklung zu begründen.

Anmerkungen 1 Karl Marx, Das Kapital. Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, S. 92. 2 Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (Anti-Dühring), in: MEW, Bd. 20, Berlin 1962, S. 264. 3 Ebenda, S. 288.

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4 Karl Marx, Das Kapital. E r s t e r Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, S. 93. 5 Vgl. ebenda, S. 552. 6 Karl Marx, Das Kapital. Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, Berlin 1964, 5. 859. 7 Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (Anti-Dühring), in: MEW, Bd. 20, Berlin 1962, S. 187. 8 W.I. Lenin, Gesamtrussischer Kongreß für außerschulische Bildung, 6. - 19. Mai 1919, in: Werke, Bd. 29, Berlin 1961, S. 346. 9 W. I. Lenin, Rede auf der III. Gesamtrussischen Konferenz für Ernährungswesen, 16. Juni 1921, in: Werke, Bd. 32, Berlin 1961, S. 471. 10W. I. Lenin, Über die Gewerkschaften, ebenda, S. 11. 11 V. Kaz, Die Verteilungsverhältnisse im Kapitalismus und in der UdSSR, in: Problemy ekonomiki, 7/1931, S. 69. 12 E. Chmelnizkaja, Über das theoretische Herangehen an die Untersuchung unserer Volkswirtschaft, in: Ekonomiceskoje obozrenje, 3/1925, S. 66. 13 M. Jampolski, Fragen des Arbeitslohnes in der gegenwärtigen Etappe, in: Problemy ekonomiki, 6/1931, S. 12. 14 S.G. Strumilin, Zur Methodologie des Studium des Arbeitslohnes und der Arbeitsproduktivität, in: Planovoje chozjajstvo, 8/1925, S. 35. 15 K. Ostrowitjanow, Mängel im Unterricht der politischen Ökonomie an den Hochschulen, in: Beiträge zur Geschichte der politischen Ökonomie des Sozialismus, Berlin 1975, S. 302. 16 Einige Fragen über den Unterricht in politischer Ökonomie, in: Redaktioneller Artikel, in: Beiträge zur Geschichte der politischen Ökonomie des Sozialismus, Berlin 1975, S. 28/29. 1 7 A . I . Paschkow, Ökonomische Probleme des Sozialismus, Berlin 1974, S. 155.

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Günther Rudolph ÜBER EINE NEUERE TENDENZ IN DER REZEPTIONSUND WIRKUNGSGESCHICHTE FERDINAND LASSALLES

Es ist natürlich ein historischer Zufall, daß der 100. Jahrestag des kompromißlerischen Gothaer Vereinigungskongresses und der sich darauf beziehenden Programmkritik von Marx und Engels zusammentrifft mit dem 150. Geburtstag von Ferdinand Lassalle. Doch auch historische Zufälle haben ihre Gesetzmäßigkeiten und ihre Bedeutung im gesellschaftlichen Leben der Menschen. Tatsächlich bestehen zwischen diesen drei Ereignissen enge innere Beziehungen, denn es war die belastende Übernahme anachronistisch gewordener lassalleanischer Theoreme in das Gothaer Kompromißprogramm, die Marx und Engels zu ihrer bis heute höchst bedeutsam gebliebenen Kritik veranlaßten. Verständlicherweise stehen auf dieser Arbeitstagung und auf vergleichbaren wissenschaftlichen Veranstaltungen anderer Institutionen die beiden erstgenannten Ereignisse im Vordergrund des Interesses, denn es gilt, die historischen Lehren des Gothaer Kompromisses auch für den gegenwärtigen Kampf der Arbeiterbewegung und des realen Sozialismus nutzbar zu machen und den hochaktuellen Reichtum der Marxschen Programmkritik für die weitere Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft auszuschöpfen. Doch indem man sich dieser Aufgabe unterzieht, stößt man immer wieder auf Namen und Wirksamkeit von Ferdinand Lassalle, der - sieben Jahre jünger als Marx und fünf Jahre jünger als Engels - 1825 als Sohn eines jüdischen Seidenhändlers im ehemaligen Breslau geboren wurde, 1862 seine Arbeiteragitation begann, 1863 die Bildimg des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" bewirkte und ein Jahr darauf, am 31. August 1864, unter politisch kompromittierenden Umständen an den Folgen eines Duells 39jährig in Genf verstarb. 98

Trotz aller theoretischen und politisch-ideologischen Unzulänglichkeiten und Fehlorientieruneen wurde Lassalle iedoch in der kurzen Zeit seines politischen Wirkens zu einer wie auch immer zwiespältigen historischen Persönlichkeit, die sich das von Marx apostrophierte "unsterbliche Verdienst" erwerben konnte, die Arbeiterklasse nach "fünfzehnjährigem Schlummer" wieder wach gerufen zu haben. * Er war und blieb in dieser Hinsicht, wie es auch in dem im Hauptreferat von Wolfgang Heinrichs zitierten Ausspruch von Marx hieß, "doch noch immer einer der vieille souche (vom al2 ten Stamm) und der Feind unsrer Feinde" . Alle an seinen Namen adressierte zutiefst berechtigte Kritik von Marx und Engels sowie der späteren marxistischen Gesellschaftswissenschaft kann und will diese Feststellung von Marx in keiner Weise "zurücknehmen", also auch nicht sein ihm von Lenin bescheinigtes "großes Verdienst", "daß er die Arbeiterklasse aus einem Anhängsel der liberalen Bourgeoisie zu einer selbständigen politischen Partei machte" . Nicht zufällig und ohne Grund setzte Lenin auf das Titelblatt eines seiner berühmtesten Werke als Motto einen markanten Satz von Lassalle, in dem es um Kernfragen einer proletarischen Parteistruktur geht: "Daß die Parteikämpfe", heißt es in dem von Lenin als Motto seiner Schrift "Was tun?" benutzten LassalleZitat, "gerade einer Partei Kraft und Leben geben, daß der größte Beweis der Schwäche einer Partei das Verschwimmen derselben und die Abstumpfung der markierten Differenzen ist, daß sich eine Partei stärkt, indem 4 sie sich purifiziert, davon weiß und befürchtet die Behördenlogik wenig!" Bemerkens werterweise wird auch eine der Leninschen Hauptthesen in "Was tun?", daß nämlich eine nur spontane Arbeiterbewegung lediglich ein trade-unionistisches Bewußtsein hervorzubringen imstande ist und es deswegen so sehr darauf ankommt, das sozialistische Bewußtsein vermittels der Arbeiterpartei in die spontane Arbeiterbewegung hineinzutragen, durch den Hinweis auf Lassalles historisches Verdienst demonstriert. Nun ist aber hinlänglich bekannt und gerade in der Marxschen ProgrammKritik sowie später durch Rosa Luxemburg nachgewiesen, daß Lassalles theoretische Unzulänglichkeiten, die er für sich selbst kraft seiner vielseitigen Begabung teilweise noch zu überspielen vermochte, schon bei seinen 99

unmittelbaren Nachfolgern Becker und Schweitzer, besonders aber in dem mit dem Namen Bernstein unheilvoll verquickten Sozialreformismus und Revisionismus der Jahrhundertwende zum Ausgangspunkt einer verhängnisvollen ideologischen Desorientierung ausgemünzt werden konnten und auf diese Weise großen Schaden in der deutschen Arbeiterbewegung anrichteten.

Es ist ebenso hinlänglich bekannt, daß sich die Sozialdemokratische

P a r t e i der Weimarer Zeit und der BRD in i h r e r desorientierenden ideologischen Arbeit längere Zeit darin gefiel, den angebiicn "staatsfreundlichen" und "nationalen" Lassalle gegen den angeblich "staatsfeindlichen" und "vaterlandslosen" Marx auszusDielen. Für die rechtssozialistische Doktrin vom "Hineinwachsen der Arbeiterbewegung in den Staat" schien sich Lassalles idealistischer Staatskult als demagogisch massenwirksames Leitbild eine Zeit lang wirklich sehr zu ejnpfehlen. Lassalle wurde daher für geraume Zeit, fast bis in die Gegenwart hinein, zum renommierten Ahnh e r r n der spezifischen sozialdemokratischen Ideologie aufgebauscht. Es war nur eine unmittelbare Folge davon, daß nunmehr nicht der "Bund der Kommunisten", sondern der von Lassalle gegründete "Allgemeine Deutsche Arbeiterverein" lautstark zum strukturbestimmenden Grundstein der deutschen Arbeiterbewegung hochgelobt wurde. Wir haben die rechtssozialistischen Jubiläumsartikel aus dem Jahre 1963 zum 100. Jahrestag des "ADAV" noch in einer gewissen unrühmlichen Erinnerung. Die marxistische Gesellschaftswissenschaft hat zu diesen unwissenschaftlichen und in i h r e r Demagogie durchsichtigen Bemühungen um Lassalle jedoch nicht geschwiegen und demonstriert, daß es neben allerdings b e r e c h tigten "Anknüpfungen" auch zu einer Vielzahl massiv verfälschender Lassalle-Interpretationen kam, die mit dem wirklichen, dem trotz aller I r r t ü m e r als "Feind unsrer Feinde" kämpfenden Lassalle nichts mehr zu tun haben. E s sei in diesem Zusammenhang nur auf eine aus dem Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED hervorgegangene Arbeit verwiesen, in der es über diese verfälschende Inanspruchnahme Lassalles wie folgt heißt: "Wenn sich die heutigen rechten SPD-Führer in ihrem V e r such, die westdeutsche Arbeiterklasse dem deutschen Imperialismus und Militarismus auszuliefern, auf Lassalle berufen, so stellt dies das direkte 100

Gegenteil dessen dar, was Lassalle für die deutsche Arbeiterbewegung getan hat. Es ist der Versuch, rückgängig zu machen, wofür Lassalle vor 100 Jahren gekämpft hat. In diesem Sinne schänden die heutigen rechten SPD-Führer das Werk Lassalles und besitzen keinerlei politisches und historisches Recht, sich auf Lassalle zu berufen. Nicht die rechte SPDFührung, sondern die revolutionäre Arbeiterklasse ist in dieser Beziehung 7 der legitime Erbe der polltischen Tat Lassalles vom Mai 1863. " Im Zusammenhang mit der dieser Art von marxistischer Seite kritisierten verfälschenden Berufung auf Lassalle sei schließlich auf eine neuere, aber zunehmende Tendenz in der Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte Lassalles hingewiesen, die diese rechtssozialistische Inanspruchnahme von verschiedenen Aspekten her ad absurdum führt und insofern Aufmerksamkeit verdient.g Es handelt sich einmal um ein der klerikalen Ideologie verhaftetes Buch , das Lassalle als verdammungswürdiges "Urbild des ewigen Revolutionärs" verketzert. Es handelt sich zweitens um die neueste, zumindest offiziöse, Geschichte der deutschen Sozialdemokratie von Pottg hoff , und es handelt sich drittens um die gleichfalls 1974 erschienene auf neuen Archivforschungen basierende instruktive Lassalle-Biographie der sozialkritischen bürgerlichen Publizistin Goesta von Uexküll*^. In dem erstgenannten Titel von Colberg liest man folgende für unsere Probleme bezeichnende Auslassung: "Weil Ferdinand Lassalle in seinem System die apokalyptische Struktur revolutionärer Geschichtsbetrachtung vollendet ausgearbeitet hat, ist sein Denken und Handeln Thema dieser A r beit". Dann fährt er fort: "Die in ihr getroffenen Feststellungen gelten aber nicht nur für diese revolutionäre Ideologie aus dem 19. Jahrhundert. Die an Lassalles System gezeigte apokalyptische Struktur läßt sich ebenso an der kommunistischen, der nationalsozialistischen und an der Ideologie der antiparlamentarischen Opposition unserer Tage nachweisen"^. Soweit diese Auslassung. Auch ohne den dankenswerten Hinweis, daß sowohl das Institut für politische Wissenschaft der Universität München wie auch die "Reim Foundation" zu den "Druckkosten" beigetragen haben, ist die Absicht dieser Schrift leicht zu erkennen. Im Gewand einer wissenschaftlichen Untersuchung soll 101

hier ein reaktionärer Beitrag im weltweit geführten ideologischen Klassenkampf geleistet werden. Es ist ein allerdings untauglicher Versuch, in und mit Lassalle den "ewigen Revolutionär" anzuprangern und unschädlich zu machen. Speziell für den hier interessierenden Aspekt ist aufschlußreich, daß Colberg und seine Auftraggeber auf der Suche nach einem geeigneten Schreckgespenst gerade auf Lassalle verfielen. Sie halten es zumindest für möglich, daß die nach revolutionären Leitbildern suchende Jugend der vom Imperialismus beherrschten Länder auch aus Lassalle ihre Kampfparolen beziehen könnte. Daß Colberg diese Möglichkeit sieht, mag von seinem reaktionären Spürsinn zeug'en, daß er darin eine Gefahr wittert, verrät sein reaktionäres Weltbild und Klassehinteresse. Nicht weniger aufschlußreich ist die an zweiter Stelle erwähnte "Geschichte der SPD" von Potthoff aus dem Jahre 1974. An ihr wird deutlich sichtbar, wie die offiziöse Parteigeschichtsschreibung der SPD nach der bereits längst vollzogenen Ausstoßung von Marx nunmehr auch von Lassalle Abschied nimmt, weil dieser, wie es heißt, sich "trotz gegensätzlicher Staatsauffassung" in "weitgehender Übereinstimmung" eben mit Marx befinde. So kann man bei Potthoff folgendes lesen: "Trotz der gegensätzlichen Staatsauffassungen lassen sich die unterschiedlichen Konzeptionen nicht, wie das häufig geschieht, auf den einfachen Nenner bringen: 'der den nationalen Staat bejahende sozial-demokratische Reformismus Lassalles und der internationale revolutionäre Sozialismus von Marx und Engels'. In der Analyse des kapitalistischen Systems, in der Einschätzung der Rolle der Arbeiterschaft und der Arbeiterbewegung, selbst in der Endzielvorstellung herrschte weitgehende Übereinstimmung. Nicht zufällig", so wird betont, "hat Marx ja das 'Arbeiterprogramm' Lassalles als Plagiat seiner eigenen Gedanken bezeichnet. Die von ihm und Engels polemisch attackierte 'Assoziation mit Staatshilfe' galt Lassalle nur als praktisches Instrument und als Ansatz zur Änderung des Wirtschaftsgefüges. Eine Lösung der sozialen Frage war auch für ihn erst durch die Abschaffung des 'Grund- und Kapitaleigentums' 12

möglich. " Soweit die Interpretation der SPD-Geschichtsschreibung. Im Klartext wäre zu lesen, daß auch ein Lassalle der heutigen rechten SPD102

Führung viel zu sehr "links" steht und nicht mehr als ideologiebestimmender Parteigründer akzeptiert werden soll. Was jedoch Potthoff noch mehr oder weniger verschämt den SPD-Leser schlußfolgern läßt, faßt von Uexküll in die Form einer offenen kritischen Kontroverse, gerichtet gegen die auch in dieser Hinsicht prinzipienlose Haltung der rechten SPD-Führung. Sie registriert zunächst ein "neu erwachtes 13 Interesse für den sozialistischen Revolutionär der ersten Stunde" und e r klärt kategorisch, "Lassalle (habe) sich bis heute nicht erledigt. Selbst in bezug auf sein unmittelbarstes und greifbarstes Erbe, seinen schriftlichen Nachlaß", seien "bis heute noch Fragen offen". "Wer Lassalle liest", heißt es weiter, "lernt einen anderen Lassalle kennen als den 'Reformsoziali 14 sten' . . . " Direkt an die Adresse der rechten SPD-Führung heißt es dann wie folgt: "Fraglos wollte Lassalle die Revolution. Wer ihn von diesem Vorwurf freisprechen will, muß ihn von sich selbst freisprechen, und wer ihm einen Vorwurf daraus macht, muß diesen Vorwurf auf den ganzen Lassalle erstrecken. Nur eines kann man, wenn man bei der historischen Wahrheit bleiben will, nicht: den Parteigründer auf den Schild erheben und den Revolutionär Lassallc - vergessen. Genau diese Quadratur des Zirkels versucht aber die 'Sozialdemokratische Partei Deutschlands'. Ganz aus dem Parteihimmel verstoßen kann sie Lassalle nicht . . . Auf den Parteigründer Lassallc konnte und wollte man nicht verzichten, für den Revolutionär Lassalle war aber spätestens seit dem 'Godesberger Progiamm' von 1959 im Selbstverständnis der SPD kein Platz mehr. " 15 Die Verfasserin bezieht sich bei dieser Interpretation auf einige bekennt16

nishafte Avissagen Lassalles zu Fragen der Revolution, die in der Tat einen scharfen Kontrast zu den demagogischen Verschwommenheiten der gegenwärtigen SPD darstellen, wenngleich sie, in marxistischem Licht, noch lange keine wissenschaftliche revolutionäre Theorie sein können, sondern bestenfalls ernst und ehrlich gemeinte Deklaration. Immerhin ist damit auf signifikante Weise der breit klaffende Abstand bezeichnet, der den wie auch immer irrenden Kämpfer Lassalle von den prinzipienlosen Anpassvingsdemagogen des Rechtssozialismus qualitativ trennt.

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Die angeführten Belege aus der neuesten nichtmarxistischen LassalleLiteratur demonstrieren hinlänglich, daß im Hinblick auf den 100. Jahrestag der "Kritik des Gothaer Programms" gleichermaßen Anlaß besteht, die Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte Lassalles in der Gegenwart aufmerksamer als bisher zu beobachten. Auch in diesen neuen Akzentuierungen drückt sich das zugunsten des Sozialismus verschobene Kräfteverhältnis aus, das bekanntlich einhergeht mit Verschärfungen und daraus resultierenden Umgruppierungen im ideologischen KamDf. Vermittels dieser von den neuen realen Kräfteverhältnissen forcierten ideologischen Auseinandersetzungen großen Stils wirkt Lassane wieder weitgehend als das, was er nach dem resümierenden Wort von Marx ist und trotz aller FehlerhafT7 tigkeit und Unzulänglichkeit geblieben war: als "Feind unsrer Feinde" . Es handelt sich bei solchen Feststellungen nicht um eine nachträgliche "Rechtfertigung" Lassalles, dessen theoretische Unzulänglichkeit und desorientierende Rolle für wichtige Etarmen der deutschen Arbeiterbewegung vielmehr unbestritten bleibt, sondern um eine Dialektik der ideologischen Svstemauseinandersetzung der Gegenwart, indem die erklärten Gegner des Marxismus einen Anlaß sehen, sich nunmehr auch von Lassalle und ihren bislang demagogisch aufrecht erhaltenen Lassalle-Legenden zu trennen. Die marxistische Gesellschaftswissenschaft hat bei dieser ideologischen Umrüstung im Lager ihrer Gegner keinerlei Grund, ihr in vielen Kämpfen bewährtes Lassalle-Bild umzuschreiben, sie hat aber mancherlei wichtige Gründe, diese Ausstoßung Lassalles aus dem rechtssozialistischen Sozialreformismus der Gegenwart und seine Verketzerung durch die klerikale Reaktion bei ihrer ideologischen Arbeit in den kapitalistischen Ländern mehr als bisher in Rechnung zu stellen.

Anmerkungen 1 Vgl. Karl Marx an Johann Baptist von Schweitzer vom 13. Oktober 1868, in: MEW, Bd. 32, Berlin 1965, S. 568. 2 Karl Marx an Engels vom 7. September 1864, in: MEW, Bd. 30, Berlin 1964, S. 432. 104

3W.I. Lenin, Der Kapitalismus in der Landwirtschaft, in: Werke, Bd. 4, Berlin 1955, S. 168. 4W.I. Lenin, Was tun?, in: Werke, Bd. 5, Berlin 1955, S. 355. 5 Vgl. ebenda, S. 396/397. 6 Hierzu besonders die auch heute noch aussagekräftige Schrift von Fred Oelßner, Das Kompromiß von Gotha und seine Lehren. Überarbeitete Rede anläßlich der 75. Wiederkehr des Vereinigungskongresses der deutschen Arbeiterparteien vom 22. bis 27. Mai 1875 in Gotha, Berlin 1950. 7 Klaus Lingner, Ferdinand Lassalle und die proletarische Revolution. Dissertation, Berlin 1964, S. 87 (Institut für GeseIischaftsWissens chatten beim ZK der SED). 8 Vgl. Eckard Colberg, Die Erlösung der Welt durch Ferdinand Lassalle, München 1969. 9 Vgl. Heinrich Potthoff, Die Sozialdemokratie von den Anfängen bis 1945, Bonn-Bad Godesberg 1974 (Kleine Geschichte der SPD, Bd. 1). 10 Vgl. Goesta von Uexküll, Ferdinand Lassalle in Selbstzeugnissen, Hamburg 1974. 11 Ebenda, S. 16. 12 Heinrich Potthoff, Die Sozialdemokratie von den Anfängen bis 1945, Bonn-Bad Godesberg 1974, S. 28 (Kleine Geschichte der SPD, Bd. 1). 13 Ebenda, S. 12. 14 Ebenda, S. 131/132. 15 Ebenda, S. 19. 16 "Welches ist dieser wissenschaftliche Sinn des Wortes 'Revolution', und wie unterscheidet sich Revolution von Reform? Revolution heißt Umwälzung, und eine Revolution ist stets dann eingetreten, wenn, gleichviel ob mit oder ohne Gewalt - auf die Mittel kommt es dabei gar nicht an - ein ganz neues Prinzip an die Stelle des bestehenden Zustandes gesetzt wird. Reform dagegen tritt dann ein, wenn das Prinzip des bestehenden Zustandes beibehalten und nur zu milderen oder konsequenteren und gerechteren Folgerungen entwickelt wird. Auf die Mittel kommt es wiederum dabei nicht an. Eine Reform kann sich durch Insurrektion und Blutvergießen durchsetzen und eine Revolution im größten Frieden. Die Bauernkriege waren der Versuch einer durch Waffengewalt zu erzwingenden Reform. Die Entwicklung der Industrie war eine in der friedlichsten Weise sich vollziehende totale Revolution, denn ein ganz neues Prinzip wurde dadurch an Stelle des bis dahin bestehenden Zustandes gesetzt". - Ferdinand Lassalle, Gesammelte Reden und Schriften, ed. E. Bernstein, Bd. 2, Berlin 1919, S. 275. Oder an anderer Stelle: "Eine Revolution machen wollen, ist eine T o r heit unreifer Menschen, die von den Gesetzen der Geschichte keine Ah105

nung haben. Eben deshalb ist es eben so unreif und ebenso kindisch, eine Revolution, die sich bereits einmal in den Eingeweiden der Gesellschaft vollzogen hat, zurückdämmen . . . zu wollen . . . " - Ebenda. S. IRR Oder schließlich: "In diesem Sinne kann ich sagen, daß ich jedenfalls von dem künftigen Eintreten einer Revolution überzeugt bin. Sie wird entweder eintreten in voller Gesetzlichkeit und mit allen Segnungen des Friedens, wenn man die Weisheit hat, sich zu ihrer Einführung zu entschließen . . . - oder aber sie wird innerhalb eines Zeitraumes hereinbrechen unter allen Konvulsionen der Gewalt, mit wild wehendem Lockenhaar, erzene Sandalen an ihren Sohlen. " - Ebenda, S. 477/ 478. 17 Karl Marx an Engels vom 7. September 1064, in: MEW, Bd. 30, Berlin 1964, S. 432.

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Anneliese Braun EINIGE PROBLEME DER EFFEKTIVITÄTSENT WICKLUNG IN DER ERSTEN PHASE DES KOMMUNISMUS UND KONSEQUENZEN ZUR VORBEREITUNG DER HÖHEREN PHASE

Mit dem Aufbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft wird die erste Phase des Kommunismus zur Reife geführt und der Übergang zur höheren Phase unmittelbar vorbereitet. Die Bewältigung der allseitigen Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses ist damit untrennbar verbunden. * Durch die allseitige Intensivierung soll letztlich ein so hohes Effektivitätsniveau erreicht werden, daß die "Springquellen des ge2 nossenschaftlichen Reichtums voller fließen" können, wie bereits Marx betonte. Um beurteilen zu können, welche Fortschritte in der Intensivierung e r reicht worden sind und diese zu stimulieren, muß die Frage beantwortet werden, woran gemessen wird, ob die sozialistische Gesellschaft tatsächlich reicher geworden ist. Marx gibt dazu unter anderem den Hinweis, daß der reiche Mensch, das entwickelte menschliche Bedürfnis, zum Kriterium 3 für den gesellschaftlichen Fortschritt wird. Das wirft die Frage nach dem Verhältnis von ökonomischer Effektivität der Produktion und gesellschaftlicher Bedürfnisbefriedigung unter den gegenwärtigen Bedingungen auf, zu einem Zeitpunkt, wo wir noch dabei sind, den Sozialismus auf seiner eigenen Grundlage zu entwickeln. Wie die Aufgaben zur proportionalen Entwicklung von Produktion und Konsumtion, von Investitionen zur unmittelbaren Sicherung der Produktionsaufgaben, der A r beits- und Lebensbedingungen sowie des Umweltschutzes zeigen, geht es darum, die Dialektik von ökonomischer Effektivität der Produktion und gesellschaftlicher Bedürfnisbefriedigung bei der Lösung der Aufgaben des VIII. Parteitages noch stärker zu berücksichtigen.

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Weil die ökonomische Effektivität der gesellschaftlichen Produktion von vornherein auf die Ziele des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus ausgerichtet ist, besteht grundsätzlich kein Gegensatz zwischen ökonomischer Effektivität der Produktion und gesellschaftlicher Bedürfnisbefriedigung als materieller Grundlage? für die Persönlichkeitsentwicklung der Werktätigen. Letztere kann aber nur in dem Maße verbessert werden, wie die ökonomische Effektivität steigt. In welchem Maße diese die Bedürfnisbefriedigung real verbessern kann, hängt darüber hinaus auch von der Rationalität und Leistungsfähigkeit der verschiedenen nichtproduktiven Tätigkeiten ab. Die dafür eingesetzten Ressourcen und ihr wissenschaftlich-technisches Niveau werden ebenfalls im starken Maße durch die Effektivitätsentwicklung in der materiellen Produktion beeinflußt. So besitzt die erste Phase der kommunistischen Gesellschaft selbst noch ein gegenüber der zweiten Phase unreifes ökonomisches Niveau und demzufolge auch noch relativ geringere Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung. Hieran zeigt sich im übertragenen Sinne, wie Marx in der Gothaer Programmkritik hervorhob, daß das Recht nie weiter sein kann als das jeweils erreichte ökonomische Entwicklungsniveau. Zugleich muß jedoch berücksichtigt werden, daß mit der besseren Beherrschung der Intensivierung nicht nur die materiellen Voraussetzlingen für die gesellschaftliche Bedürfnisbefriedigung sich e r höhen, sondern daß letztere immer wichtiger für die Entfaltung der spezifisch sozialistischen Triebkräfte wird. Das bedeutet, daß mit wachsender Reife der ersten Phase auch die Steigerung der ökonomischen Effektivität der Produktion immer mehr durch die Entwicklung der gesellschaftlichen Bedürfnisbefriedigung der Werktätigen beeinflußt wird und damit die B e deutung der Planung sozialer Prozesse zunimmt. Schwierigkeiten liegen in der praktischen Umsetzung, im realen Einschätzen der Möglichkeiten, die für verbesserte soziale Leistungen e r a r beitet wurden, in der Beurteilung ihrer Rückwirkung auf die Effektivität, in der stärkeren Einbeziehung der Planung sozialer Prozesse, ohne in Extreme zu verfallen, die dem erreichten beziehungsweise erreichbaren ökonomischen Entwicklungsniveau wider sprechen. Das ist mit Konsequenzen für den Wirkungsbereich der Ware-Geld-Beziehungen bei der Messung 108



und Planung der ökonomischen Effektivität der Produktion und ihrer Beziehungen zur gesellschaftlichen Bedürfnisbefriedigung verbunden. Einerseits verlangt die steigende Bedeutung der ökonomischen Effektivität der Produktion für die Dynamik des sozialistischen Reproduktionsprozesses, daß die Möglichkeiten der Ware-Geld-Beziehungen für die Planung und Messung der Effektivität zunehmend stärker genutzt werden. Das betrifft zum B e i spiel die weitere Annäherung der Preise an die gesellschaftlich notwendige Arbeit, die noch bessere planmäßige Einstellung der Produktion auf den Bedarf, die Berücksichtigung der Differentialaufwendungen für begrenzt vorhandene nichtreproduzierbare Ressourcen im Preis, Ausarbeitung eines Systems von Wertkennziffern zur Beurteilung und Stimulierung der Effektivitätsentwicklung. Andererseits wächst gleichzeitig allmählich der Wirkungsbereich solcher Intensivierungsergebnisse, die nicht primär Warencharakter annehmen, wie zum Beispiel die absolute Freisetzung von Arbeitszeit, Entwicklung der Arbeitsbedingungen in Richtung stärkerer schöpferischer Anforderungen, rationellen Verbrauchsnormen im nichtproduktiven Bereich, Erhaltung und Verbesserung der Umweltbedingungen. Damit nimmt bei voller Nutzung der Ware-Geld-Beziehungen auf bestimmten Gebieten mit wachsender Reife der sozialistischen Gesellschaft schrittweise ein Teil der Intensivierungseffekte nicht mehr die Warenform an. Das hat Konsequenzen für die Leistungsbeurteilung der Volkswirtschaft und ihrer Betriebe. Marx setzte in der Kritik des Gothaer Programms voraus, daß bereits in der ersten Phase die Warenproduktion verschwindet und konzentrierte sich deshalb auf die Verteilungsprinzipien für das Individuum, das heißt auf das Kriterium der individuellen Leistung als Hauptweg zur Herstellung der Übereinstimmung zwischen gesellschaftlichen und persönlichen Interessen. Aus der relativen Selbständigkeit der Reproduktion! im Betrieb im Rahmen des Plans folgt, daß das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Individuum durch den Betrieb, und damit durch Kollektivinteressen, ver4 mittelt wird. Damit entsteht die Notwendigkeit, auf der Grundlage der volkswirtschaftlichen Einordnung aller Reproduktionsphasen den Beitrag des Betriebskollektivs zur volkswirtschaftlichen Effektivitätssteigerung zu beurteilen und zu stimulieren. Bekanntlich wurde bisher die Leistung der 109

Betriebskollektive primär an der Entwicklung der Warenproduktion beziehungsweise der auf dieser Basis erreichten Produktivitätssteigerung beurteilt. Dadurch wurde nur ein Spezialfall der Effektivitätssteigerung zugrunde gelegt, und es konnten solche wichtigen Intensivierungseffekte wie die absolute Freisetzung von Arbeitskräften, langfristig Rohstoffe sparende Materialsubstitutionen, Qualitätsverbesserungen, hohe Beiträge zur Intensivierung beim Anwender (zum Beispiel durch die Bauwirtschaft, den Anlagenbau, die Konsumgüterindustrie) nicht beziehungsweise nicht ausreichend als Leistungssteigerung gewertet werden. Sie wirkten sich negativ oder

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nicht im Umfange der wirklichen Leistung auf die Warenproduktion aus. In bestimmten Fällen wurden auch Sonderregelungen zur Stimulierung angewendet, die jedoch die Gefahr des Subjektivismus in sich bergen. Um die Betriebskollektive stärker an der Intensivierung zu interessieren, muß folglich beantwortet und methodisch faßbar gemacht werden können, worin das Ergebnis der Intensivierung, das heißt die Effektivitätssteigerung, besteht. Qualitativ ist es bekanntlich eindeutig, daß die Effektivitätssteigerung der materiellen Produktion sich auf die Gesamtheit der Einsparungen sowohl an Ressourcen als auch an laufenden Aufwendungen beziehen muß. Damit stellt sie faktisch den Teil des produzierten Nettoprodukts dar, der für die Erweiterung der Reproduktionsbasis der Gesellschaft verwendet werden kann.

Diese Überlegung soll Ausgangspunkt für den Versuch sein, zumin-

dest für die Effektivität der Ressourcennutzung eine zusammenfassendere Aussage zu finden, die Ansätze für eine vervollkommnete Beurteilung des Beitrages der Zweige zur Intensivierung liefert und die für Betriebe noch überprüft werden muß. Zur Effektivitätssteigerung gehören: 1. Das physische Volumen der Effektivitätssteigerung, soweit es sich in der Konsumtionssteigerung im weiteren Sinne und der produktiven Akkumulation zur Beschleunigung des Wachstumstempos des Nationaleinkommens

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ausdrückt. Mit diesem physischen Volumen der Effektivitätssteigerung werden unmittelbar die Gebrauchswerte erfaßt, die zum Wachstum der ProKopf-Konsumtion und zur Erhöhung der Basis der erweiterten Reproduktion

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dienen können. Über ihre Verwendung entscheidet in der ersten Phase des Kommunismus die Rückwirkung auf die Effektivitätssteigerung. 2. Die absolute Freisetzung von Arbeitskräften oder von Arbeitszeit pro Beschäftigten aus der materiellen Produktion. Indem die absolute Freisetzung von Arbeitszeit direkter Bestandteil der Effektivitätssteigerung wird, ist damit die Frage nach der Proportion eingeschlossen, in der sich die Effektivitätssteigerung auf Produkte und Zeit aufteilen soll, damit für die zusätzlichen Produkte auch die notwendige Konsumtionszeit zur Verfügung steht. Zugleich kann dadurch die materielle Interessiertheit der Betriebskollektive an der absoluten Freisetzung von Arbeitszeit grundsätzlich gesichert werden. Beispielsweise wurden in der Textilindustrie ein Drittel und mehr der Leistungszunähme dieses Zweiges in der Vergangenheit nicht als Leistungssteigerung für die Volkswirtschaft bewertet und stimuliert. Erst die Effektivitätsrechnung, die vom Gesamtergebnis der Effektivitätssteigerung ausgeht, unabhängig davon, ob es sich im Produkt oder in absolut eingesparter Zeit vergegenständlicht, kann zu einer vollen Ausschöpfung der Effektivitätsreserven beitragen. 3. Die Einsparung gesellschaftlicher Gesamtarbeit pro Einheit des P r o dukts, die sich in einer Wertsenkung pro Produkt äußert und über verschiedene ökonomische Stimuli die Erschließung von Effektivitätsreserven anregen muß. Die so zusammengesetzte Effektivitätssteigerung der materiellen Produktion nimmt insofern eine primäre Stellung ein, als sie folgende Fragen bestimmt: - Wie kann sich das volkswirtschaftliche Leistungs- und Einkommensverhältnis und damit das Verhältnis zwischen individuell und gesellschaftucn angeeignetem Produkt beziehungsweise die Verwendung des letzteren entwickeln? Bei gleichem Zuwachs des Nationaleinkommens kann desto mehr für den nichtproduktiven Bereich, die individuelle Konsumtion oder die Beschleunigung des Wachstums verwendet werden, je mehr die Effektivität gestiegen ist. - Wie können sich die Investitionen für den nichtproduktiven Bereich und die absolute Freisetzung von Arbeitszeit für diesen Bereich entwickeln? 111

Berechnungen für die DDR zeigten in den vergangenen 20 Jahren eine fast lineare Abhängigkeit der Beschäftigtenzunahme im nichtproduktiven Bereich von der Steigerung der Arbeitsproduktivität. Gleichzeitig wurde die Leistungsentwicklung dieses Bereiches fast ausschließlich durch die lebendige Arbeit bestimmt, da die Grundfondsausstattung von 1955 bis 1970 etwa gleichblieb und sich erst danach erhöhte, - Welche materiellen Voraussetzungen sind für die Verbesserung der Bedürfnisbefriedigung der Werktätigen vorhanden? Dabei entscheidet die Rationalität des Konsumtionsprozesses wesentlich mit darüber, inwieweit die Effektivitätssteigerung der materiellen Produktion tatsächlich die gesellschaftliche Bedürfnisbefriedigung verbessert. Das bedeutet vertiefte Intensivierung auch im nichtproduktiven Bereich. Intensivierungsreserven sind zum Beispiel durch größere Bedarfsgerechtheit der Leistungen (unter anderem Vermeidung von Disproportionen zwischen ausgebildeten und benötigten Fach- und Hochschulkadern, Facharbeitern; effektive Proportionen zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung) sowie durch Rekonstruktion und Rationalisierung auch in diesem Bereich (vgl. Gesundheitswesen, Handelsnetz) noch zu erschließen. Das heißt, Effektivitätssteigerung verbessert dann die Zielrealisierung, wenn sie sich in bedarfs-, qualitätsund termingerechten Sortimenten niederschlägt und die Konsumenten das entsprechende Einkommen und die Reproduktionszeit zur Verfügung haben. Das bedeutet konkret, daß es zur Orientierung auf die vertiefte Intensivierung zwar ein Fortschritt ist, aber noch nicht ausreicht, die Warenproduktion als Ergebnisform durch die Nettoproduktion oder Eigenleistung zu ergänzen. Das Hauptkriterium muß die erwähnte Effektivitätssteigerung für die Gesellschaft sein. Hierbei ist weitere Forschungsarbeit zur praktischen Nutzung zu leisten. Betriebliche Untersuchungen bestätigen die Richtigkeit dieser Forderung. So gibt es beispielsweise Betriebe, die den Plan der Warenproduktion erfüllten, jedoch aus der gestiegenen Eigenleistung nichts für die Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse zur Verfügung stellten. Ursachen dafür waren unter anderem relativ gestiegene Abschreibungen, stark zunehmende Aufwendungen für Ausschuß und die Beseitigung von Qualitätsmängeln. 112

Es muß dabei ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß die Effektivitätssteigerung für die Gesellschaft nicht mit dem Gewinn identifiziert werden kann, der aus den verschiedensten Gründen nicht beziehungsweise nicht allein die tatsächliche Effektivitätsentwicklung ausdrückt. Dabei wird stets davon ausgegangen, daß der Effektivitätsrechnung als Restriktion die bedarfsgerechte Produktion und die Verbesserung des Grades der Bedarfsdeckung vorangehen muß. Erst bei Einhaltung dieser Restriktion kann überhaupt eine Effektivitätsbeurteilung aussagekräftig sein. Bereits die Ermittlung des physischen Volumens aus der Effektivitätssteigerung bei der R e s sourcennutzung konkretisiert die Aussage der Nettoproduktion. Berechnungen zeigten, daß zum Beispiel mit dem Nettoproduktionswachstum solcher Zweige wie der Textil- und Leichtindustrie, des Binnenhandels, zum Teil der Chemie oder des Verkehrs- und Nachrichtenwesens eine relativ kontinuierliche Effektivitätssteigerung verbunden war. Das bedeutet, daß diese Zweige direkt einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der Reproduktionsbasis der Volkswirtschaft leisteten. Demgegenüber schwankte zum Beispiel in der Elektrotechnik/Elektronik und im Maschinen- und Fahrzeugbau die direkte Effektivitätssteigerung der Ressourcennutzung stark und ging in einigen Jahren zurück. Das wies auf eine zeitweilige gewisse Verstärkung extensiver Tendenzen hin. Um das relative Effektivitätsniveau richtig einschätzen zu können, müssen jedoch der physischen Effektivitätssteigerung bei der Ressourcennutzung die Aufwendungen für die intensiv erweiterte Reproduktion gegenübergestellt werden. Bisherige Untersuchungen zu dieser Problematik auf volkswirtschaftlicher Ebene haben gezeigt, daß die Wirtschaftszweige von vornherein auf Richtwerte einer Mindesteffektivitätssteigerung pro Einheit der Aufwendungen für die intensiv erweiterte Reproduktion orientiert werden sollten. Diese Richtwerte müßten die Stabilität und Kontinuität in der Dynamik des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses sichern und zugleich die realen Möglichkeiten und Voratissetzungen in den Wirtschaftseinheiten beachten. Wie Berechnungen zeigen, unterliegt der Effektivitätszuwachs pro Einheit der Aufwendungen für die erweiterte Reproduktion über einen längeren Zeitraum weit weniger zweiglichen Unterschieden als solche Teil113

kriterien, wie zum Beispiel die Steigerungsraten der Arbeitsproduktivität und Grundfondsquote. Damit wäre es möglich, diesen Richtwert über länger e Zeiträume in der Tendenz mehr oder weniger einheitlich zu gestalten, da e r sowohl die Effektivität der lebendigen als auch der vergegenständlichten Arbeit berücksichtigt. Zur Begründung der zukünftigen Entwicklungstendenzen dieser Richtwerte wäre es notwendig, der Untersuchung der organischen Zusammensetzung der Produktionselemente mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Darauf weisen verstärkt auch sowjetische Ökonomen hin. Die Verbesserung der Leistung der Betriebskollektive ist eine wesentliche Voraussetzung, um Effektivitätsreserven noch s t ä r k e r zu erschließen. Durch das in den letzten Jahren schnellere Wachsen der durch Investitionen geschaffenen Arbeitsplätze gegenüber den verfügbaren Arbeitskräften bestehen unter anderem Reserven der Fondsnutzung. Eine Zunahme der Grundfondsquote um 0, 5 Prozent entspricht zum Beispiel etwa 10 Prozent des Nationaleinkommenszuwachses eines J a h r e s . Gegen die Anwendung wertmäßiger Effektivitätsrichtwerte wird oft eingewendet, daß Mängel in der Preisbildung die Aussage verzerren, daß Qualitätsverbesserungen nur zum Teil berücksichtigt werden und daß mit der V e r schlechterung zum Beispiel der Erschließungs- und Abbaubedingungen einheimischer Rohstoffe die Sicherung der bedarfsdeckenden Warenproduktion das P r i m a t vor der Effektivität habe. Diese Argumente setzen faktisch stillschweigend voraus, daß wertmäßige Effektivitätsrichtwerte zum alleinigen Beurteilungskriterium der Leistung werden. Tatsächlich geht es jedoch um ein richtiges Verhältnis von Naturalkennziffern (die zum Beispiel nach den Erfahrungen der UdSSR den Grad der Bedarfsgerechtheit und die Qualität der Produktion wesentlich mit beeinflussen können), die mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt zunehmende Bedeutung erlangen, und wertmäßigen Kennziffern. Vertiefte Intensivierung muß für die Volkswirtschaft insgesamt jedoch auch zu einer Verbesserung der wertmäßigen Effektivitätskennziffern führen, wenn die Dynamik der intensiv erweiterten Reproduktion auf einem hohen Niveau aufrechterhalten werden soll.

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Anmerkungen 1 Vgl, Bericht des Zentralkomitees an den VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berichterstatter: Erich Honecker, Berlin 1971, S. 25. 2 Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, in: MEW, Bd. 19, Berlin 1962, S. 21. 3 Vgl. Karl Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, in: MEW, Ergänzungsband, Teil 1, Berlin 1968, S„ 544. 4 Vgl. W. W„ Radajew, Ökonomische Interessen im Sozialismus, Beriin 1974, S. 255 ff. 5 Beispielsweise betragen in einigen Betrieben der Textilindustrie die Erlösminderungen infolge von Qualitätsmängeln in der Regel nur 0, 2 bis 0, 3 Prozent der Warenproduktion. Zugleich haben die Konfektionsbetriebe Schwierigkeiten wegen der schlechten Qualität der Gewebe. 6 Etwa gleichbleibenden Arbeits Zeitfonds im produktiven Bereich vorausgesetzt. 7 Wächst das produzierte Nationaleinkommen schneller als das verwendete, dann ist auch diese Wachstumsdifferenz Bestandteil der Effektivitätssteigerung«

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Kurt Walter ZUR VERTEILUNG NACH ARBEITSLEISTUNG

Im Referat und in der Diskussion kam die aktuelle Bedeutung der Kritik des Gothaer Programms voll zu ihrem Recht. Damit sind vielfältige P r o bleme und auch komplizierte Aufgaben für uns verbunden. Viele der Gedanken und Schlußfolgerungen der "Kritik" werden um so wichtiger, je näher wir den historischen Zielen kommen, die vorausgesehen wurden. Aus der Fülle der hier behandelten Probleme möchte ich zwei Komplexe herausgreifen, die mir besonders wichtig erscheinen: - Gestaltung der Arbeit im entwickelten Sozialismus unter den Bedingungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, - zur Stimulierung hoher Arbeitsleistungen im Zusammenhang mit dem Gesetz der Verteilung nach der Arbeitsleistung. Über die Lösung beider Problemkreise gibt es verschiedene Auffassungen. Das gilt auch für solche Probleme, wie zum Beispiel Bildung und Verwendung der Fonds der materiellen Stimulierung. Es geht offensichtlich um eine höhere Proportionalität und Stabilität bei der Beherrschung des sozialen und wissenschaftlich-technischen Fortschritts, auch mit Hilfe dieser Fonds. Vom Standpunkt der Forschving sind die theoretischen Grundlagen nur in Gemeinschaftsarbeit vieler wissenschaftlicher Disziplinen weiterzuentwickeln. Die Erfahrungen lehren: In den "umstrittenen" Problemen liegt oft der Schlüssel zu Lösungen, die auf die Zukunft weisen beziehungsweise von ihr geprägt sind.

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1. Gestaltung der Arbeit im entwickelten Sozialismus unter den Bedingungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts Der wissenschaftlich-technische Fortschritt führt zu neuen, auch ökonomischen Produktionsdimensionen. Die Arbeiterklasse verwirklicht auf der Grundlage des sozialistischen Eigentums an den Produktionsmitteln ihre führende Rolle. Wenn viele Arbeiter in einer weiteren Erhöhung ihrer eigenen Arbeitsdisziplin eine wichtige Reserve für die Steigerung der'Arbeitsproduktivität sehen, ist das dafür ein konkreter Beweis. Dabei verbündet sich die Arbeiterklasse immer enger untereinander sowie mit den Angehörigen der anderen Klassen und Schichten. Dieser Prozeß wird durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt in seiner Gesamtheit gefördert. Die materiell-technischen und ökonomischen Möglichkeiten nehmen zu, die soziale Lage und das Bildungsniveau innerhalb der Arbeiterklasse und im gesamtgesellschaftlichen Maßstab nähern sich weiter an. In ihrer Gesamtheit und über größere Zeiträume wirkt die Tendenz zur Vereinheitlichung, die den gesellschaftlichen Erfordernissen entspricht und durch beide Phasen des kommunistischen Aufbaus charakterisiert wird. Die wissenschaftlich-technische Revolution verstärkt andererseits auch die innere Differenziertheit dieser Prozesse. Die zunehmende gesellschaftliche Arbeitsteilung, die immer raschere, aber zunächst immer nur Teilgebiete betreffende Anwendung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, erhöhen zumindest für längere Zeiträume die Differenziertheit der Arbeitsbedingungen und -anforderungen. Es gibt Beispiele dafür, daß besonders bei ungenügend planmäßiger Beeinflussung dieser Prozesse in sozialer Hinsicht die Differenziertheit der Arbeitsbedingungen der Werktätigen .zunimmt und auch zu zeitweiligen Verschlechterungen führen kann. Wie ist dieser objektive Prozeß zu beurteilen? Solche Entwicklungen sind ein wichtiger Produktivitätsfaktor, wenn die unterschiedlichen Anforderungen und Leistungen auch von den Werktätigen als notwendig und richtig e r kannt werden. Andererseits können solche Differenzierungen auch leistungshemmend wirken und die Bewußtseinsentwicklung negativ beeinflussen, wenn sie von den Werktätigen als ungerecht, nicht durch Leistungsunterschiede 117

gerechtfertigt, angesehen werden müssen. Natürlich sind uns hinsichtlich der Beeinflussung sozialer Differenzierungen objektive Grenzen gesetzt. Worauf es unseres Erachtens ankommt, ist die tiefere Analyse der durch die Produktivkräfte wie durch die Produktionsverhältnisse verursachten Entwicklungstendenzen und ihre planmäßige Beeinflussung. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Arbeitsbedingungen in ihrer Gesamtheit. Das wird um so wichtiger, weil die Werktätigen ihre soziale Lage selbst immer mehr in Abhängigkeit von ihrer Rolle und Stellung im Produktionsprozeß, von ihren Möglichkeiten zur schöpferischen Aktivität beurteilen. Einige Aspekte, die das Problem der Differenziertheit der Arbeitsbedingungen verdeutlichen sollen: Seit 1969 verlassen rund 99 Prozent aller Schulabgänger die Zehnklassenschule und erhalten eine Berufs- oder höhere Ausbildung. Das ist ein großer Fortschritt. Es gibt aber eine beträchtliche Anzahl Arbeitsplätze mit geringen Qualifikationsanforderungen. So waren 1974 noch 597 000 Produktionsarbeiter in der Industrie (rund 27 Prozent) nicht an Maschinen oder Anlagen tätig, zwei Drittel darunter übten vorwiegend Handarbeit aus. Während 16, 5 Prozent der Produktionsarbeiter in der zentralgeleiteten Industrie noch schwere beziehungsweise sehr schwere körperliche Tätigkeiten verrichten, erfordert die Arbeit bei über 41 P r o zent einen einseitigen psychischen oder körperlichen Aufwand. Hier gibt es sowohl Unter- als auch Überforderungen in psychischer und physischer Hinsicht. So wird die Beherrschung solcher Fragen der einseitigen Beanspruchung beziehungsweise Belastung und deren Kompensation beziehungsweise Beseitigung durch Konstruktion, Technologie und die wissenschaftliche Arbeitsorganisation zu lösen sein. Das geht bis zu den neuen Problemen der Gestaltung und der Grenzen der Arbeitsteilung im Sozialismus, die künftige kommunistische Erfordernisse verstärkt berücksichtigen wird. Welche Schlußfolgerungen sind daraus zu ziehen? Technik führt nicht automatisch zu sozialistischen Arbeitsbedingungen. Hier muß, wie es das 13. Plenum des ZK der SED festgestellt hat, in der Vorbereitimg der Produktion mit Hilfe des Planes und arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse das ständig sich entwickelnde mögliche System verwirklicht werden. 118

- Dieser Prozeß und seine planmäßige Beherrschung erfordern theoretisch begründetes und praktisch wirksames reales Herangehen. Das rechtzeitige Aufgreifen solcher differenzierten Aufgaben und Probleme, das Klären des Möglichen, die Bestimmung von Etappen und Wendepunkten wird i m mer mehr zur konkreten wissenschaftlichen Aufgabe. Die Nutzung aller mit dem arbeitenden Menschen verbundenen intensiven Produktionsfaktoren ermöglichen die bewußte und planmäßige Förderung der für den entwickelten Sozialismus typischen Merkmale der Arbeit. Die Intensivierimg gilt nicht nur für die Ziele und Ergebnisse der Produktion, sondern auch für die Art und Weise ihrer Herbeiführung. Es gibt nicht nur ökonomische Grenzen, sondern auch noch viele technische und arbeitswissenschaftliche Probleme, die offensichtlich nur schrittweise bewältigt werden können. Die materiellen Arbeitsbedingungen sind Leistungs- und Erlebnisbedingungen. Sie bilden im großen Umfang die Persönlichkeit. Sie werden immer stärker bei der Nutzung des Gesetzes der Verteilung nach der Arbeitsleistung zu berücksichtigen sein. Aktuelle psychologische und soziologische Untersuchungen und sowjetische Erfahrungen zeigen, daß sie neben der materiellen und ideellen Stimulierung immer wichtiger für die Arbeitsproduktivität werden. Erforderlich ist es, die Sicht für den konkreten Inhalt der Arbeit und seine Veränderungen zu verstärken. Allgemeine Betrachtung sozialer Probleme, die die wissenschaftlich-technische Revolution aufwirft, sind sehr wichtig, aber reichen nicht aus. Es ergeben sich Konsequenzen für die Planung und Leitung. So sind die Proportionen zwischen kurz- und langfristigen Aufgaben festzulegen, also zwischen Teilkorrekturen und grundlegender Umgestaltung der Arbeitsbedingungen. Fortschritte wurden bei der planmäßigen Um- beziehungsweise Neugestaltung der Arbeitsplätze mit Hilfe der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation erreicht. Das Tempo ist hier weiter zu beschleunigen. Die Differenzierung in den Arbeitsinhalten und Arbeitsbedingungen beeinflußt neben der materiellen und ideellen Anerkennung auch in zunehmendem Maße die Auffassung der Werktätigen über die gesellschaftliche Wertung ihrer Arbeit. Gerade deshalb werden vermeidbare, vor allem leistungsunabhängige Differenzierungen zunehmend als ungerecht empfunden. 119

Zusammenfassend läßt sich sagen: Die weitere Vervollkommnung des sozialistischen Charakters der Arbeit, der Arbeitsinhalte und der Arbeitsbedingungen werden dazu beitragen, um allmählich die Arbeit zum ersten Lebensbedürfnis zu machen.

2. Zu den Fragen der Stimulierung von Arbeitsleistungen Unsere sozialistische Gesellschaftsordnung hat im Gegensatz zur kapitalistischen Ausbeutung eine hohe Gerechtigkeit vom Standpunkt der Leistungsund Persönlichkeitsbewertung der materiellen und gesellschaftlichen Anerkennung der befreiten Arbeit ermöglicht. Ungleichheit im Verbrauch kann bekanntlich erst vollständig in einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft überwunden werden. Das ist offensichtlich ein wesentliches Merkmal, das beide Phasen unterscheidet. Die Verteilung nach Arbeitsleistung hat die prinzipiell gleiche Stellung der Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft zu den Produktionsmitteln zur Grundlage. Auf die Verteilung wirken die in der sozialistischen Gesellschaft vorhandenen objektiven Unterschiede im Grade der Vergesellschaftung der Arbeit ein, die im Entwicklungsniveau der Produktivkräfte ihre Ursachen haben und die selbst mit der weiteren Entwicklung des Sozialismus schrittweise überwunden werden können und müssen. Die Anwendung eines einheitlichen Verteilungsmaßstabes auf Menschen, deren Fähigkeiten, Tätigkeiten und Familienverhältnisse unterschiedlich sind, ruft objektiv Unterschiede bei der Befriedigving der persönlichen Bedürfnisse hervor. Die noch nicht vollkommene Beherrschung des Gesetzes der Verteilung nach der Arbeitsleistung, seine materielle Begrenzung, können auch zu Vor- und Nachteilen für einzelne Werktätige oder bestimmte Beschäftigtengruppen von Betriebskollektiven und Industriezweigen in bestimmten Zeitabschnitten führen. So besteht der Grundgedanke der Jahresprämie in der Produktion darin, über die individuelle beziehungsweise kollektive Lohnentwicklung hinaus, jeden Arbeiter verstärkt am Gesamtergebnis seines Betriebes materiell 120

zu interessieren. Das ist im gewissen Umfang gelungen. Die Grenzen lagen und liegen nicht in der Prämie, sondern in der die Leistung des Betriebs kollektivs unvollkommenen Widerspiegelung mit Hilfe von Kennzahlen. Es wird offensichtlich erforderlich, in Auswertung des 13. Plenums des ZK der SED, bei den Forschungsarbeiten zur besseren und komplexen Leistungsbewertung der Betriebe und Kombinate diese komplizierten Zusammenhänge zu beachten und zum Beispiel den Gewinn mit anderen Leistungsbeziehungsweise Intensivierungsfaktoren zu verbinden. Ebenso notwendig wird eine zunehmend exaktere Analyse und Bewertung der Leistungen der warenproduzierenden Einheiten bei der Steigerung der Arbeitsproduktivität, insbesondere der Nutzimg des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Das erfordert ein tieferes Eindringen in die einzelnen Produktivitätsfaktoren und ihrer planmäßigen Beeinflussung. So wird die Aufmerksamkeit v e r stärkt auf Niveauprobleme der Leistung gerichtet. Wege dazu sind die Analyse und Planung der Faktoren der Arbeitsproduktivität in der materiellen Produktion, wie das in der Planmethodik vorgesehen ist. Der Arbeitslohn ist im Sozialismus materieller und ideeller Leistungsanreiz und die wichtigste Grundlage für das Lebensniveau und die Lebensweise. Er bestimmt in großem Umfang den Grad der Bedürfnisbefriedigung. Das gilt auch bei steigender gesellschaftlicher Konsumtion. Er drückt in bestimmtem Umfang gesellschaftliche Anerkennung aus. Er entscheidet verstärkt über die Nutzung von Reserven der Arbeitszeit, der gewachsenen Grundfonds und der Qualität der Erzeugnisse. So wird durch die Normenund Lohngestaltung täglich mit über das konkrete Handeln von Arbeitern, Meistern und Leitern leistungsfördernd oder leistungsmindernd entschieV

den. Für die Lösung dieser Aufgaben ist der Arbeitslohn nicht ersetzbar. Die konkreten Bedingungen der Arbeit (Organisation, Kontinuität, Planmäßigkeit, Sicherheit, Anforderungsstruktur) gewinnen für die Werktätigen deshalb auch zunehmende stimulierende Bedeutung, weil sie nicht nur als Voraussetzung individueller Leistungen gesehen, sondern zunehmend unter dem Gesichtspunkt betrieblicher und volkswirtschaftlicher Zusammenhänge betrachtet werden. Individuelle hohe Leistungen vollbringen die Werktätigen immer weniger nur aus Verdienstgründen, sondern vor allem auch dann, 121

wenn ihr gesellschaftlicher Nutzen für den einzelnen und ftir das Kollektiv sichtbar ist. Umgekehrt werden Unordnung, Unkontiriuität, Verlustzeiten usw. immer leistungshemmender, weil sie für viele Werktätige sichtbar machen, daß ihre individuellen Leistungen betrieblich beziehungsweise volkswirtschaftlich ungenügend wirksam beziehungsweise an anderer Stelle unwirksam gemacht werden. Das ist zum Beispiel eine der wesentlichen Ursachen, weshalb eine gute Lohngestaltung nicht voll wirkt, wenn Technologie und Arbeitsorganisation nicht in Ordnung sind. Neue Bedürfnisse und Verhaltensweisen und neue materielle Bedingungen der Werktätigen beeinflussen also verstärkt die konkrete Nutzung des Gesetzes der Verteilung nach Arbeitsleistung. Sie stellen gleichzeitig erhöhte Anforderungen an die wissenschaftliche Arbeitsorganisation und an die Leitungsorganisation Uberhaupt. Es gilt daher, nicht nur die Forderungen an das Niveau der Leitungstätigkeit zu berücksichtigen, die die neue Technik verlangt, sondern es ist erforderlich, • gleichzeitig auch verstärkt diesen Gesichtspunkten Rechnung zu tragen. Den Gedanken der Intensivierung zu Ende führen heißt auch, die wirtschaftlichen Einheiten nach ökonomischen und verstärkt nach sozialen Kriterien zu beurteilen und verstärkt auf Leistvingsmaßstäbe zu setzen, die auf die Intensivierung orientierten. So rückt aus unserer Sicht das Problem der Niveaubestimmung von Leistungen, das gilt für Volkswirtschaftszweige, für Kombinate und Betriebe und geht bis zu jedem Arbeitsplatz, immer mehr' in den Mittelpunkt. Auch die Frage nach höherer Proportionalität in der Volkswirtschaft hängt damit zusammen. Differenzierte Wachstumsraten und ihre verstärkte Stimulierung setzen neue Maßstäbe für die Niveaubestimmung. Das geht bis zur Arbeitsnormung. Sowjetische und eigene Erfahrungen lehren, daß die Stimulierung des Niveaus der Normung dabei immer wichtiger wird als hohe Erfüllung unexakter veralteter Normen. Es geht offensichtlich auch um das Leistungsprinzip, wenn für die Erfüllung alter oder neuer Normen nicht dasselbe an Lohn gezahlt sowie auch ideell die Arbeit nach neuen Normen besser anerkannt wird. Zur Verwirklichung des Gesetzes der Verteilung nach Arbeitsleistung gehört weiter das Problem der differenzierten Erfassung spezifischer Re122

produktionsbedürfnisse, zum Beispiel der Schichtarbeiter oder der alternden Menschen. Hier sind die Grenzpurikte zur Bedürfnisbefriedigung mit Hilfe der gesellschaftlichen Konsumtion besonders gut erkennbar. Welche Rolle spielen dabei die differenzierten Reproduktionsbedingungen? Nehmen wir die Problematik des alternden Menschen im entwickelten Sozialismus* Sie führt uns an die Aufgabenstellung heran, schrittweise eine wissenschaftlich begründete Gestaltung des gesamten Arbeitslebens zu e r r e i chen. Wenn sich der Eintritt in das Rentenalter für die Mehrzahl der Werktätigen heute noch als einschneidender sowie von außen kommender Vorgang darstellt, steht das eigentlich im Widerspruch zu den recht individuellen physischen und psychischen Entwicklungsprozessen des Menschen, zunehmend auch zu seinen sozialen Interessen und Bedürfnissen. Auch auf diesem Gebiet geht es um weitere Lösungen komplexer Art, um negative Aus Wirkungen auf den Menschen und die Produktivität zu vermeiden. Auf der einen Seite gewinnen wir damit Produktivitätsreserven, und andererseits werden damit auch steigende Bedürfnisse befriedigt. Das ist ein Problem, das immer stärker soziale Akzente bekommt und auch die engen Verflechtungen beider Phasen des Kominunismus verdeutlicht. Abschließend eine Bemerkung zur Stimulierung hoher Leistungen im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Konsumtion. Ohne Zweifel wird sie weiter und schneller steigen. Ein Hauptproblem besteht darin, wie diese Fonds "bewußter gemacht" werden und zur Stimulierling hoher Leistung stärker beitragen. Beide Verteilungsformen ergänzen sich. Das Wichtigste ist nach meiner Meinung: Nach dem jeweiligen Reifegrad der Produktionsverhältnisse und den jeweiligen Anforderungen der Technik geht es letztlich um den höchsten Stimulierungseffekt, der durch beide Formen erreichbar ist. Auf jeden Fall ist dieses Problem bei der Proportionierung zwischen gesellschaftlicher und individueller Konsumtion zu berücksichtigen. Auch hier gibt es, wie Untersuchungen zeigen, objektive Grenzen. Ökonomische und soziologische Untersuchungen weisen auf ein Defizit an moralischer Stimulierung hin. Bei der Verwirklichung der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation im Kampf um eine hohe Arbeitsproduktivität, 123

bei der Realisierung der Beschlüsse des 13. Plenums des ZK der SED, stoßen wir aber auch auf die Probleme, deren Lösung eine besimmte Lohnentwicklung und Lohngestaltung auf der Grundlage der möglichen Fondsentwicklung verlangt. Diese Fonds sind verstärkt qualitativ zu orientieren, sie müssen in erster Linie von Intensivierungsfaktoren abhängen.

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Wolfgang Marschall ZUR EINHEIT VON WISSENSCHAFTLICH-TECHNISCHEM UND SOZIALEM FORTSCHRITT IM ENTWICKELTEN SOZIALISMUS

Die umfassende Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist Bedingung, um die entwickelte sozialistische Gesellschaft weiter zu profilieren und "wichtige Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus zu schaffen"^. Die Dialektik des wissenschaftlich-technischen Fortschritts besteht darin, daß er einerseits Voraussetzungen für die immer bessere Bedürfnisbefriedigung schafft, gleichzeitig aber ständig neue Bedürfnisse heranreifen läßt. Aufgabe der planmäßigen Gestaltung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts als eines Hauptproblems der Leitung des gesellschaftlichen Fortschritts ist es demgemäß, ausgehend von den zunächst global vorhandenen Bedürfniskomplexen, Problemlösungen anzubahnen und in der Praxis zu realisieren, die dem Entwicklungsniveau der sozialistischen Produktionsweise adäquat sind. Ausgehend vom ökonomischen Grundgesetz, lassen sich für die entwickelte sozialistische Gesellschaft solche wichtigen Bedürfniskomplexe herausarbeiten, wie das Ernährungs-, das Wohnungs- und das Bekleidungsbedürfnis als wichtige materielle Bedürfniskomplexe. Daneben erlangen das Bildungsbedürfnis, die Bedürfnisse, sich kulturell zu betätigen und die Freizeit sinn voll zu nutzen, immer größere Bedeutung. Alle grundlegenden Bedürfniskomplexe stellen sich zunächst nicht in konkreten Nachfragen nach bestimmten Erzeugnissen und Leistungen dar. Das gilt insbesondere für perspektivische und prognostische Betrachtungen. Dementsprechend ist die Art und Weise, in der ein bestimmtes Bedürfnis befriedigt wird, davon abhängig, welche Möglichkeiten dem Bedürfnisträger geboten werden. Ob also beispielsweise das Bedürfnis, sich innerhalb der Stadt fortzubewegen, auch 125

künftig in zunehmendem Maße durch individuelle Transportmittel (PKW) realisiert wird, ist wesentlich davon abhängig, welche Alternativen angeboten werden. Solange öffentliche Verkehrsmittel noch unpünktlich und häufig überfüllt sind, außerdem über sehr wenig Sitzplätze verfügen, und die Fahrabstände nicht selten 10 Minuten und mehr betragen, wird sich die gesellschaftlich uneffektive Transportform mittels PKW weiterhin rasch ausbreiten. Belastungen der Umwelt und der Infrastruktur sind unvermeidliche Folgen davon. Ähnliche Zusammenhänge ließen sich auch auf anderen Gebieten finden. Das Kernproblem der Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts im Sozialismus besteht daher im Auffinden typisch sozialistischer Problemlösungen. Zur Bedürfnisbefriedigung durch den wissenschaftlichtechnischen Fortschritt sind die Bedürfnisse der Menschen so zu profilieren, daß jederzeit eine maximale Bedürfnisbefriedigung im Verhältnis zum erreichten Entwicklungsniveau möglich ist. Die Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts trägt somit wesentlich zur Herausbildung der materiell-technischen Basis des Sozialismus bei und fördert die weitere Annäherung der Klassen und sozialen Schichten. Marx stellte fest, "daß mit der Abschaffung der Klassenunterschiede von selbst alle aus ihnen entspringende soziale und politische Un2 gleichheit verschwindet" Die Praxis des sozialistischen Aufbaus lehrt, daß sich dieser Prozeß des Verschwindens nur allmählich vollzieht. Je entschiedener dieses Ziel bei der planmäßigen Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft verfolgt wird und je wirkungsvoller dabei der wissenschaftlich-technische Fortschritt zur Geltung kommt, desto rascher wird der weitere sozialistische Aufbau vonstatten gehen. Somit ist die Schaffung eines langfristig, multivalent nutzbaren wissenschaftlichen Vorlaufs für die Entwicklung der materiellen und nichtmateriellen Bereiche zu einer Kernfrage des weiteren sozialistischen Aufbaus geworden. Die "Konzeption der langfristigen Entwicklung der naturwissenschaftlichen und mathematischen Grundlagenforschung sowie der Grundlagenfor126

3 schung ausgewählter technischer Richtungen bis zum Jahre 1990" stellt konstruktive Ziele für die Forschung, gerichtet auf die Befriedigung wesentlicher gesellschaftlicher Bedürfnisse. "Die Konzeption ist ein entscheidendes Instrument jener strategischen Forschungspolitik, die die wesent4 lichsten Fragen unserer gesellschaftlichen Entwicklung berücksichtigt." Das Hauptproblem bei der Realisierung dieser Konzeption besteht darin, die Arbeit so zu organisieren, daß der mit den Resultaten von Forschungsund Entwicklungsarbeiten erzielbare wissenschaftlich-technische Fortschritt konsequent mit einem ökonomischen und sozialen Fortschritt verbunden ist. Es genügt somit nicht, schlechthin neue Erzeugnisse zu entwickeln oder neue Technologien in die Praxis einzuführen. Vielmehr kommt es darauf an, durch die verschiedensten Maßnahmen des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts, also durch neue Erzeugnisse, neue Verfahren und neue Technologien Bedingungen für eine> hohe Effektivität der materiellen Produktion und aller übrigen Bereiche des Reproduktionsprozesses zu schaffen. Ebenfalls sind die umfassende Bedürfnisbefriedigung, die Verbesserung der Arbeits - und Lebensbedingungen, die Entwicklung des Charakters der Arbeit und der zwischenmenschlichen Beziehungen so zu gestalten, wie es den Möglichkeiten und Erfordernissen des entwickelten Sozialismus entspricht. Anders ausgedrückt heißt das, der wissenschaftlich-technische Fortschritt muß sich langfristig in tiefgreifenden Veränderungen bei der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit, der verfügbaren Fonds und der in Anspruch genommenen Ressourcen niederschlagen. Die Struktur des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses wird unter Einwirkung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts spürbaren Wandlungen unterzogen mit dem Ziel, die Stufen und Bereiche des Reproduktionsprozesses besonders zu forcieren, die für die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft in ier jeweiligen Entwicklungsetappe maßgeblich sind. Gleichzeitig wird die Bedeutung anderer Bereiche relativ zurückgehen. Eine solche strategische Betrachtungsweise des wissenschaftlich-technischen Fortschritts als Faktor für die Gestaltung der Bedürfnisse und als Faktor für die Entwicklung der Struktur und das Profil der materiellen Pro127

duktion sowie der übrigen Bereiche des Reproduktionsprozesses bedingt Konsequenzen in bezug auf die differenzierte Leistungsbewertung der einzel nen Struktureinheiten des Reproduktionsprozesses. Die gegenwärtig angewendeten Formen der Leistungsbewertung für Betriebe und Kombinate, gerichtet vor allem auf die Steigerung der Warenproduktion, sind zu undifferenziert. Sie berücksichtigen ungenügend die jeweilige Situation im Zweig. Viele Bereiche der Leicht- und Lebensmittelindustrie haben in der DDR ein Produktionsvolumen erreicht, das von der Menge her eine volle Bedarfsbefriedigung sichert. Hinsichtlich der Qualität, des Sortimentes und der Kontinuität im Warenangebot beim Einzelhandel gibt es gleichzeitig häufig noch ungelöste Probleme. Wird die Leistung der Betriebe anhand der Steigerung der Warenproduktion gemessen, treten, vor allem so lange die Preise nicht den gesellschaftlich notwendigen Arbeitsaufwand widerspiegeln, Sortiments- und Qualitätsprobleme in den Hintergrund der Aufmerksamkeit. Eine tendentiell nicht 5

bedarfsgerechte Produktion beim einzelnen Erzeugnis wird stimuliert. Letztlich bedeutet das aber, daß die Verteilung der gesellschaftlichen A r beit, der Fonds und der Ressourcen nicht so erfolgt, wie es dem Entwicklungsstand der sozialistischen Produktionsverhältnisse entsprechen würde. In unserer Volkswirtschaft gibt es Zweige der materiellen Produktion und andere Bereiche, deren Produktionsvolumen heute bereits mengenmäßig ausreicht, um die vorhandenen Bedürfnisse voll zu befriedigen. Daneben sind jedoch einige Bereiche des Reproduktionsprozesses noch nicht in der Lage, spürbar unbefriedigte Bedürfnisse, wie zum Beispiel bei Wohnungen, Möbeln oder PKW abzusättigen. Auch Zweige, die der Automatisierung der Produktion dienen (Elektrotechnik, Elektronik, Meßgerätebau) sowie Zweige, die Ausrüstungen für die nichtmateriellen Bereiche herstellen (Unterrichtshilfs- und Lehrmittel, wissenschaftliche Geräte, Diagnose- und Therapieausrüstungen), müssen weiterentwickelt werden, um die sich sehr rasch entfaltenden Bedürfnisse möglichst weitgehend zu befriedigen. Langfristig ist es deshalb erforderlich, größere Umverteilungen im gesellschaftlichen Arbeitskräftepotential und den verfügbaren Fonds zu vollziehen. 128

Die Steigerung der Arbeitsproduktivität bei der Herstellung eines bestimmten Produktes gibt nicht automatisch die Gewähr einer höheren B e dürfnisbefriedigung. Wird die Verminderung des Aufwands für die Herstellung einer Ware genutzt, um die Produktion dieser Ware mengenmäßig zu vergrößern, während die real existierenden Bedürfnisse viel stärker bei anderen Waren, respektive Leistungen nichtmaterieller Bereiche liegen, bringt die Produktivitätssteigerung in diesem Fall für die Gesellschaft letztlich keinen Nutzen. Eine derartige Entwicklung sollte also auch nicht positiv stimuliert werden. Die Orientierung ist vielmehr auf die Freisetzung von gesellschaftlicher Arbeit zu richten, wodurch sich die Möglichkeit bietet, neu entstehende Bedürfnisse überhaupt beziehungsweise vorhandene Bedürfnisse besser zu befriedigen. Stimulierungen, die eine solche Entwicklung begünstigen, entsprechen den Erfordernissen des Aufbaus der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Sie helfen, die gesellschaftliche Arbeit so zu verteilen, wie es dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse entspricht. Auf diese Weise wird ein wirkungsvoller Beitrag zur Erfüllung der Marxschen Forderung geleistet, DistributionsVerhältnisse zu schaffen, die vom Entwicklungsstand der Produktionsweise abhängig sind. So ist es auch möglich, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt gesellschaftlich effektiv zu vollziehen, und zwar so, daß er zu einer durchgreifenden Effektivitätssteigerung führt, die sich letztlich in einer Steigerung der Bedürfnisbefriedigung und in einem sozialen Fortschritt niederschlägt.

Anmerkungen 1 14. Tagung des ZK der SED, Erich Honecker, Zur Einberufung des IX. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1975, S. 14. 2 Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, in: MEW, Bd. 19, Berlin 1962, S. 26. 3 Kurt Hager, Wissenschaft und Technologie im Sozialismus, Berlin 1974, S. 21. 129

4 Ebenda. 5 Hierbei wird unterstellt, daß die Produktion nur für den Inlandbedarf erfolgt. Sobald die Möglichkeit, ein gegebenes Erzeugnis zu exportieren, entsteht, erweitert sich selbstredend der effektive Produktionsausstoß in Abhängigkeit von der möglichen Exportmenge.

130

Erhard Gans GEMEINSCHAFTLICHE BEFRIEDIGUNG VON BEDÜRFNISSEN UND ZEITGEWINN

In meinem Diskussionsbeitrag möchte ich einige Gedanken und Erfahrungen zu der Marxschen Voraussicht darlegen, wonach die gemeinschaftliche Befriedigung von Bedürfnissen der Bevölkerung in der sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft von vornherein bedeutend größer ist als unter kapitalistischen Bedingungen und daß diese Form der Bedürfnisbefriedigung im selben Maße zunimmt, wie die neue Gesellschaft sich entwickelt. 1 Die Erfahrungen des sozialistischen Aufbaus haben die Voraussage von Marx über das Ausmaß und Tempo der gemeinschaftlichen Befriedigung von Bedürfnissen glänzend bestätigt. Im Zeitraum von 1960 bis 1973 erhöhte sich die individuelle Konsumtion insgesamt auf 168 Prozent, darunter die 2

aus gesellschaftlichen Fonds abzudeckende auf 220 Prozent. Die Einkünfte aus gesellschaftlichen Fonds werden in der DDR auch im laufenden Fünfjahrplan auf 130 bis 135 Prozent steigen und damit schneller als die 3 Realeinkommen der Bevölkerung, die um 21 bis 23 Prozent wachsen.

Mit über

einem Fünftel hat sich die aus gesellschaftlichen Fonds vermittelte individuelle Konsumtion in der DDR kontinuierlich erhöht. So stiegen die jährlichen Einkommen von Arbeiter- und Angestelltenhaushalten aus gesellschaftlichen Fonds von 2 664 Mark im Jahre 1960 auf 5 952 Mark 1973. In diesen 5 952 Mark sind 31 Prozent direkte Einkommen und 69 Prozent indirekte 4 in Form von unentgeltlichen Leistungen und Konsumgütern enthalten. Allein die Zuwendungen aus dem Staatshaushalt beliefen sich im Zeitraum 1966 bis 1970 auf 110 Milliarden Mark und sind für die Jahre 1971 bis 1975 mit 140 bis 150 Milliarden Mark veranschlagt. Damit werden sich die monatlichen5 Ausgaben des Staates für eine vierköpfige Familie auf 460 Mark erhöhen. 131

In der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ist das Lebensniveau der Bevölkerung auch maßgeblich geprägt durch den zielgerichteten Einsatz der gesellschaftlichen Fonds, insbesondere für Bildung und Qualifizierung, geistige und kulturelle Entwicklung, Kindereinrichtungen, Gesunderhaltung, Arbeitsschutz und Altersbetreuung. Mit dem jährlichen Anstieg der Aufwendungen des Staates von 400 bis 500 Mark pro Kopf der Bevölkerung in den Jahren 1971 bis 1975 wird das sozialpolitische Programm zielstrebig verwirklicht und so der Prozeß der Überwindung objektiv vorhandener Differenzen in der Bedürfnisbefriedigung kontinuierlich vorangetrieben. In den letzten Jahren sind bekanntlich eine Reihe weiterer sozialpolitischer Maßnahmen wirksam geworden, die neue Bevölkerungskreise erfassen und den Umfang der gemeinschaftlichen Befriedigung von Bedürfnissen zusätzlich vergrößern. Das Ausmaß der allein aus gesellschaftlichen Fonds des Staates getätigten Ausgaben ist etwa doppelt so groß wie vergleichbare Staatsausgaben in kapitalistischen Ländern, zum Beispiel Frankreich oder der BRD. Dies ist kein Zufall, sondern entspringt den wirkenden sozialistischen Produktionsverhältnissen. Das gemeinsame objektive Interesse des sozialistischen Staates und seiner Bürger an der "Sicherung der höchsten Wohlfahrt und der

g

freien allseitigen Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft" , um mit Lenin zu sprechen, führt notwendigerweise zu einer Verteilung, mit der die individuelle Bedürfnisbefriedigung über das Arbeitseinkommen hinaus e r weitert wird. Hierdurch können für die Rangfolge der Bedürfnisbefriedigung von der sozialistischen Gesellschaft bewußt Prioritäten gesetzt werden. So erfolgt die Bedürfnisbefriedigung der Komplexe Bildung, Kultur und Gesundheitspflege, die über die Hälfte der erwähnten Ausgaben des Staatshaushaltes auf sich vereinen, in starkem Maße aus Mitteln gesellschaftlicher Fonds. Das unterstreichen auch Berechnungen unseres Institutes über die Anteile der aus gesellschaftlichen Fonds abzudeckenden Bedürfnisbefriedigung. Das bewußte Präferieren derartiger Bedürfnisse hängt eng mit der Tatsache zusammen, daß eine solche gemeinschaftliche Befriedigung der B e dürfnisse ein Ausdruck der Zielstellung gesellschaftlicher Entwicklung im 132

Soziallsmus ist. Die hierbei erfolgende Ausprägung und Erhaltung der F ä higkeiten und schöpferischen Anlagen sozialistischer Persönlichkeiten trägt zugleich in immer stärkerem Maße Zu einer höheren Effektivität des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses bei. Ein Verzicht auf gesellschaftliche Orientierungen in der Bedürfnisbefriedigung und diese den Möglichkeiten und Einsichten des einzelnen zu überlassen, würde zu einer gesellschaftlich nicht gewollten Verschiebung in der Reihenfolge der Bedürfnisbefriedigung führen und wesentliche Potenzen der Hauptproduktivkraft Mensch nicht f ö r dern. Dennoch bleibt bei aller Bedeutung gesellschaftlicher Fonds für ausgewählte Bedürfnisschwerpunkte das in Form individueller Geldfonds auftretende Arbeitseinkommen nach der Arbeitsleistung die Hauptquelle der B e dürfnisbefriedigung. Die Verteilung nach der Leistung "erkennt stillschweigend die ungleiche individuelle Begabung und daher Leistimgsfähigkeit . . . 7

als natürliche Privilegien an" , schrieb Marx in der "Kritik des Gothaer Programms". Die daraus resultierende Ungleichheit bei der Befriedigung der individuellen Bedürfnisse g kann erst "in einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft"

völlig überwunden werden. In der entwickel-

ten sozialistischen Gesellschaft wird planmäßig die objektiv bedingte Ungleichheit in der Bedürfnisbefriedigimg entsprechend der Produktivkraftentwicklung schrittweise ausgeglichen und zunehmend der Marxsche Grundsatz durchgesetzt, "was dem Produzenten in seiner Eigenschaft als Privatindividuum entgeht, (kommt) ihm direkt oder indirekt in seiner Eigenschaft als g Gesellschaftsglied zugut" . Beide Formen der Bedürfnisbefriedigung sind organisch miteinander v e r bunden, zwischen ihnen bestehen wechselseitige Beziehungen. Die Erfahrungen zeigen, daß die aus gesellschaftlichen Fonds herrührende individuelle Konsumtion sich schneller entwickelt als der auf der Grundlage persönlicher Geldeinkommen zustande kommende Verbrauch an Konsumgütern und Leistungen. Dafür gibt es zwei Gründe: Einmal sind die im Interesse der Herausbildung allseitig entwickelter sozialistischer Persönlichkeiten aus gesellschaftlichen Mitteln zur Verfügung gestellten Fonds und deren Unterhaltung vor allem für die Bedürfniskomplexe Bildimg und Erziehung, Kul133

tur und Erholung, Körper- und Gesundheitspflege besonders aufwendig. Zum anderen können bestimmte Bedürfnisse, wie das Bildungsbedürfnis, der Wunsch auf Betreuung der Kinder in Krippen und Kindergärten, die Inanspruchnahme eines Arztes oder Krankenhauses, qualitativ einwandfreier und rationeller nur über gesellschaftliche Lösungen der Bedürfnisbefriedigung bestritten werden. Hier wird der Einsatz gesellschaftlicher Fonds im Interesse der Effektivität zur Notwendigkeit. Ihr Einfluß erhöht sich planmäßig in Abhängigkeit vom wachsenden materiellen Reichtum der Gesellschaft. Das heißt, alle materiellen und finanziellen Mittel für die Bedürfnisbefriedigung müssen vorher erarbeitet werden, was von der Effektivität der Volkswirtschaft, ihren Ressourcen und Potenzen abhängig ist. Auch für die aus gesellschaftlichen Fonds abgedeckte individuelle Konsumtion gilt, die erneute Forderung des 13. Plenums zu prüfen, wie die eingesetzten Mittel zur Erhöhung des Nationaleinkommens als Quelle dieser Fonds beitragen. Die Notwendigkeit zur Verbesserung der Verhältnisse von Aufwand und Leistung auch für den Einsatz gesellschaftlicher Fonds deutet bereits darauf hin, daß die volkswirtschaftlichen Möglichkeiten den Grad dieser unmittelbaren, aus indirekten Einkommen stammenden Bedürfnisbefriedigung begrenzen. Daraus läßt sich auch ableiten, daß die zur Verfügung stehenden Mittel für eine volle Befriedigung selbst ausgewählter Bedürfnisse noch nicht ausreichen. Es handelt sich folglich nicht um Elemente einer kommunistischen Verteilung, obwohl diese Frage umstritten ist. Die Existenz von zwei im Sozialismus wirkenden Verteilungsgesetzen anzunehmen ist nicht zulässig, da "die jedesmalige Verteilung der Konsumtionsm i t t e l . . . nur Folge der Verteilung der Produktionsbedingungen selbst"*® ist. Und die Produktionsbedingungen der entwickelten sozialistischen Gesellschaft sind dergestalt, daß mit den gesellschaftlichen Fonds für die Konsumtion der Bevölkerung zwar eine gezielte, aber sich nur im Rahmen der jeweils gegebenen gesellschaftlichen Möglichkeiten bewegende Bedürfnisbefriedigung vorgenommen werden kann. Das um so mehr, als wesentliche Teile der aus gesellschaftlichen Fonds herrührenden Konsumtionsmöglichkeiten gleichfalls nach leistungs- (wenn auch nicht unmittelbar aus dem gesellschaftlichen Arbeitsprozeß abgeleitet) und klassenmäßigen Gesichtspunk 134

ten von der Gesellschaft bereitgestellt werden. Daraus folgt, daß beide Formen der Verteilung der Mittel für die individuelle Konsumtion gemeinsam wirken, sich ergänzen und eine Einheit bilden. Bestimmend und wesentlich bleibt die Verteilung nach der Arbeitsleistung, wobei die konkreten Proportionen beider Verteilungsformen sich nach den jeweiligen ökonomischen Gegebenheiten und Aufgaben richten. Ein wichtiges Anliegen der gemeinschaftlichen Befriedigung von Bedürfnissen ist ihre Rationalität. Der wachsende Einfluß derartiger gesellschaftlicher Formen beruht mit auf der höheren zeitlichen Effektivität der Bedürfnisbefriedigung. Der Gewinn disponibler Zeit auch und besonders auf der Grundlage gemeinschaftlicher Produktion erfolgt nicht mehr in Form kapitalistisch angeeigneter Surplus-Arbeit, sondern ist wesentlich für die freie Entwicklung der Individualitäten, da, wie Marx sagt, dies "dann die künstlerische, wissenschaftliche etc. Ausbildung der Individuen durch die für sie alle freigewordne Zeit und geschaffnen Mittel"** ermöglicht. Dann ist "keineswegs mehr die Arbeitszeit, sondern die disposable time das Maß des Reichtums"

12

.

Für die sozialistisch-kommunistische Gesellschaftsordnung gilt folglich: "Reichtum ist verfügbare Zeit, und sonst nichts. "

13

Gleichzeitig fügt Marx

hinzu, es sei Bedingung, "daß möglichst viel Gebrauchswerte . . . in möglichst kurzer Arbeitszeit" geschaffen werden. Das ist eine sehr aktuelle und zu beherzigende Lehre. Sie zeigt die Dialektik von Ziel und Mittel. "Time of labour (Arbeitszeit) . . . bleibt immer die schaffende Substanz des Reichtums und das Maß der K o s t . . . Aber free time (Freizeit), disposable time (verfügbare Zeit), ist der Reichtum selbst -14teils zum Genuß der Proaukte, teils zur free activity (freien Betätigung)" . Die Verminderung der in allen Phasen des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses verausgabten Zeit im Verhältnis zu ihrem Resultat verkörpert also die entscheidende Voraussetzung, um die materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Menschen in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft vollständiger zu befriedigen. Ökonomie der Zeit in allen Bereichen gesellschaftlicher Tätigkeit ist demnach einerseits Voraussetzung für die Entwicklung der Hauptproduktiv 135

kraft der Gesellschaft und andererseits Ausdruck schöpferischer Aktivitäten sozialistischer Persönlichkeiten. Ich konzentriere mich bei den folgenden Ausführungen zum Zeitgewinn durch eine gemeinschaftliche Bedürfnisbefriedigung vor allem auf die Vorteilhaftigkeit der Vergesellschaftving bestimmter hauswirtschaftlicher Tätigkeiten, da die zeitlichen Vorzüge der Inanspruchnahme von Dienstleistungen etwa für Bildung, Kultur, gesundheitliche Fürsorge offenkundig sind, aber gerade die Hausarbeit nachweisbar Reserven enthält, die anderweitig bessere Verwendung finden können. Die erreichte hohe und wachsende Ausstattung der Haushalte mit technischen und elektronischen Geräten (zum Beispiel Kühlschränke 74, 5 P r o 15 zent, Waschmaschinen 66, 7 Prozent) hat, wie entsprechende Untersuchungen zeigen, zwar die Hausarbeit körperlich erleichtert, nicht aber zeitlich reduziert. Die modernen arbeitssparenden Haushaltsgeräte haben in ihrer Mehrheit eher dazu beigetragen, die Qualität der zu verrichtenden Arbeiten zu heben, als die darauf verwendete Zeit einzuschränken. Der Aufwand für Wartung und Pflege technischer Konsumgüter kompensiert zum Teil eingetretene Zeiteinsparungen. Außerdem scheint zum Beispiel die Tendenz des zunehmenden Einsatzes von Chemiefasern durchaus nicht reduzierend auf die Hausarbeit zu wirken. Vorzüge der Massenproduktion und im Produktionsprozeß erzielte Effektivitätserhöhungen führen daher nicht zwangsläufig auch zu höheren Konsumtionseffekten,, Notwendig wäre eine stärkere Orientierung der Erzeuger auf die Gebrauchswerteigenschaften ihrer P r o dukte im Hinblick auf die Minimierung des noch erforderlichen Zeitaufwandes bei der eigentlichen Konsumtion der Produkte. Denn dieser Zeitaufwand schlägt sich in erster Linie im Umfang der von den Haushalten zu verrichtenden notwendigen Hausarbeitszeit nieder und beeinflußt die Konsumtionseffektivität. Dieser Aufwand ist mit 47 Stunden je Haushalt und Woche seit 16 Jahren konstant geblieben. Bei 6, 4 Millionen Haushalten in der Republik kann sich jeder ausrechnen, welches Arbeitsvermögen in diesen unproduk17 tiven, kleinlichen, entnervenden Tätigkeiten gebunden ist. Ein besonders hoher Anteil hauswirtschaftlichen Aufwandes entfällt auf die Speisenherstellung. Angestiegen sind die zeitlichen Aufwendungen für die Reinigung der 136

Wohnung, der Wäsche sowie für das Einkaufen. "Sicherlich spielen hierbei viele Gründe eine Rolle. Neben der weiteren qualitativen Vervollkommnung des Gebrauchswertes der Konsumgüter im Interesse der Rationalisierung der Hausarbeit besteht ein anderer wesentlicher Lösungsweg in der Entwicklung gesellschaftlich orientierter Konsumtionsformen. Diese differenzierten Vergesellschaftungsstufen bestimmter hauswirtschaftlicher Verrichtungen führen mit der Substitution von Konsumgütern und Folgetätigkeiten durch Dienstleistungen zu einer höheren zeitlichen Effektivität. So ergibt sich ein zeitlicher Nutzen von Dienstleistungen

18

als Ausdruck

für die Vorteilhaftigkeit der gemeinschaftlichen Bedürfnisbefriedigung bei der Zubereitung der Mahlzeiten pro Haushalt von mindestens einer halben Stunde täglich. Haushalte, in denen alle Personen an der gesellschaftlichen Speisenwirtschaft teilnehmen, benötigen 1 : 40 Stunde/Minute. Haushalte, in denen keiner in Einrichtungen der gesellschaftlichen Speisenwirtschaft ißt, benötigen dagegen 2 : 11 Stunde/Minute, Auch ein internationaler Ver19 gleich unterstreicht diese Aussage. In der UdSSR, deren prozentualer Anteil des Zeitaufwandes für das Außer-Haus-Essen am Zeitaufwand für den Bedürfniskomplex Ernähren mit 14, 5 Prozent an der Spitze von acht untersuchten Ländern liegt, werden nur 87 Prozent des Durchschnitts für die B e friedigung des Ernährungsbedürfnisses benötigt. Auch für die Inanspruchnahme von Kinderkrippen, -gärten und Schulhorten zeigen sich signifikante zeitliche Vorteile (vgl. Tabelle 1). Tabelle 1 Durchschnittlicher täglicher Zeitaufwand pro Haushalt mit Kindern nach der Betreuung der Kinder Haushalte, in denen alle Kinder bis zu 10 Jahren in Kindereinrichtungen betreut werden

Haushalte, in denen ein Teil der Kinder bis zu 10 Jahren in Kindereinrichtungen betreut werden

Haushalte mit Kindern, in denen die Kinder bis zu 10 Jahren nicht in Kindereinrichtungen betreut werden

Hausarbeit

6 : 38 Std. /Min.

8 : 42 Std. /Min.

9 : 39 Std. /Min.

Arbeitszeit

11 : 16 Std./Min.

9 : 47 Std. /Min.

9 : 16 Std. /Min. 137

Die im vergangenen Jahr ermittelten Daten beweisen, daß die Inanspruchnahme derartiger Einrichtungen und die Zurückdrängung des nötigen hauswirtschaft liehen Aufwands über die höhere berufliche Arbeitszeit positiv auf den gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß zurückwirkt und außerdem mit zunehmendem Versorgungsgrad eine höhere arbeitsfreie Zeit ermöglicht. Eine ähnlich positive Bilanz macht die Inanspruchnahme von Wäschereien deutlich (vgl. Tabelle 2). Der zeitliche Effekt beläuft sich hierbei auf 12 Minuten täglich. Tabelle 2 Durchschnittlicher täglicher Zeitaufwand bei Inanspruchnahme von Wäschereien ja Reinigung, Pflege und Reparatur von Wäsche und Kleidung

0 : 49 Std. /Min,

nein 1 : Ol Std. /Min.

Die Vorzüge derartiger Formen der gemeinschaftlichen Bedürfnisbefriedigung wirken sich in doppelter Hinsicht effektiv aus: einmal in Richtung einer effektiveren Nutzung des Produktionspotentials, der Ressourcen einschließlich der Umwelt, zum anderen in bezug auf eine rationellere Gestaltung der Konsumtion selbst. Sie sind förderlich für die allseitige Entwicklung der sozialistischen Persönlichkeiten, indem sie disponible Zeit für andere Betätigungen schaffen und dadurch, daß ihre Realisierung eine effektivere Form des Reproduktionsprozesses ermöglicht und so zusätzliche Potenzen für die Befriedigung neuer Bedürfnisse der Gesellschaft freimacht. Allerdings bedingen solche gemeinschaftlichen Befriedigungsformen zur Substitution von Konsumgütern durch Dienstleistungen den Einsatz nicht unerheblicher Mittel, deren Bereitstellung nur gestützt auf positive Ergebnisse im Kampf um die Steigerving der Produktion, der Arbeitsproduktivität und um eine hohe Effektivität in der Volkswirtschaft möglich wird. Wenn Uber 5 Millionen Bürger der DDR an Arbeits- und Schultagen in Einrichtungen der gesellschaftlichen Speisenwirtschaft essen, wenn 77 P r o zent der Kinder im Vorschulalter in Kindergärten und -Wochenheimen unter138

gebracht sind, wenn 10 Kilogramm Wäsche pro Kopf der Bevölkerung im Jahr in Wäschereien gewaschen werden, wenn für 103 Mark pro Kopf Reparatur leistungen (ohne Baureparaturen) für die Bevölkerung erbracht wer20 den , sind weitere Fortschritte auf dem Gebiet der Dienstleistungen nur im Rahmen der materiellen Möglichkeiten zu erreichen. Auch hierfür wachsen die Mittel bei planmäßiger erfolgreicher Arbeit kontinuierlich, sie steigen aber nicht sprunghaft. Der Ausbau derartiger Dienstleistungseinrichtungen ist mit wichtigen Problemen ihrer ökonomischen Realisierung v e r bunden, die sowohl die konkrete Produktionsstruktur als auch die volkswirtschaftlichen Grundproportionen und Effektivitätsrelationen beeinflussen. Die gesellschaftlichen Formen müssen bequemer und rationeller und damit so überzeugend und anziehend sein, damit das, was gesellschaftlich rationell, auch annehmbar für den Konsumenten ist. Es handelt sich hierbei um einen Prozeß, der vom Tempo der ökonomischen Entwicklung maßgeblich beeinflußt wird.

Anmerkungen 1 Vgl. Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, in: MEW, Bd. 19, Berlin 1962, S„ 19. 2 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1974, Berlin 1974, S. 42. 3 Vgl. Dokumente des VIII. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1971, S. 53 und 20. 4 Vgl. Jürgen Buchbach/Günter Manz, Bedürfnisbefriedigving durch gesellschaftliche Fonds, in: Wirtschaftswissenschaft, 11/1974, S. 1665. 5 Vgl. Dokumente des VIII. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1971, S. 53. 6 W. I. Lenin, Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Plechanows, in: Werke, Bd. 6, Berlin 1956, S. 40. 7 Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, in: MEW, Bd. 19, Berlin 1962, S. 21. 8 Ebenda. 9 Ebenda, S. 19. 10 Ebenda, S. 22. 139

11 Karl Marx, Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 593. 12 Ebenda, S. 596. 13 Karl Marx, Theorien über den Mehrwert, in: MEW, Bd. 26.3, Berlin 1968, S. 252 (Anmerkung 1). 14 Ebenda, S. 253. 15 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1974, Berlin 1974, S. 334. 16 Vgl. Inge Lange, Aktuelle Probleme der Arbeit mit den Frauen bei der weiteren Verwirklichung der Beschlüsse des VIII. Parteitages der SED, Berlin 1974, S. 25. 17 Vgl. W.I. Lenin, Die große Initiative, in: Werke, Bd. 29, Berlin 1961, S. 419. 18 Berechnet nach den Ergebnissen der Zeitbudgeterhebung 1974 der Staatlichen Zentralverwaltving für Statistik in Haushalten von Arbeitern und Angestellten, Berlin 1975. 19 Berechnet nach: Alexander Szalai, The use of time, Mouton-The HagueParis 1972. 20 Vgl. Inge Lange, Aktuelle Probleme der Arbeit mit den Frauen bei der weiteren Verwirklichung der Beschlüsse des Vin. Parteitages der SED. Berlin 1974, S. 10 und 25, sowie Statistisches Jahrbuch der DDR 1974, Berlin 1974, S. 344 und 346.

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Erschienene Forschungsberichte

Heft 10

Heftl W . Keller/E. K i g y ö s s y - S c h m i d t Hauptkennziffern d e r wirtschaftlichen E n t w i c k l u n g der europäischen RWG-Länder 1960—1975

G. Knobloch Bedürfnisbefriedigung — Reproduktionsstruktur — Grundproportionen

Heft 2 Autorenkollektiv Z u r Modellierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses Heft 3 Autorenkollektiv Probleme der Proportionalität z w i s c h e n gesellschaftlichem Arbeitsvermögen und Arbeitsplätzen Heft 4 Autorenkollektiv Ungarische Modelle d e r langfristigen P l a n u n g Heft 5 Autorenkollektiv Z u r Reproduktion des Q u a l i f i k a t i o n s n i v e a u s der W e r k t ä t i g e n Heft 6 Autorenkollektiv P r o b l e m e der I n t e n s i v i e r u n g des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses Heft 7 A . P. B u t e n k o Z u r Dialektik v o n Einheit und Interessen i m sozialistischen W e l t s y s t e m Heft 8 Autorenkollektiv Reproduktion der natürlichen U m w e l t b e d i n g u n g e n Heft 9 U . Ludwig Aufwand - Nutzen-Analysen in F o r s c h u n g und E n t w i c k l u n g

Heft 11 A u t o r e n k o I lekti v Z u r Entwicklung der Verteilungss t r u k t u r e n d e r Investitionen a u f die B e r e i c h e u n d Z w e i g e der V o l k s w i r t s c h a f t Heft 12 H . - D . A n d e r s / H . Schilar/ K. S c h w a r z Z u m Bewertungsproblem im Sozialismus Heft 13 Autorenkollektiv Z u r Kritik gegenwärtiger bürgerlicher s o z i a l ö k o n o m i s c h e r T h e o rien ( K o n f e r e n z m a t e r i a l ) Heft 14 R. Schaefer/J. W a h s e Bestimmung der zukünftigen Qualifikationsstruktur der Arbeitskräfte mit Hilfe eines R e g r e s s i o n s m o d e l l s Heft 15 W a c h s t u m — Effektivität — Intensivierung (Konferenzmaterial) Heft 16 Autorenkollektiv Intensiv erweiterte R e p r o d u k t i o n und S o z i a l i s m u s Heft 17 H.-D. Haustein Messung der volkswirtschaftlichen Intensivierung — Z u r Methodologie — Heft 18 Autorenkollektiv Aktuelle Bedeutung der M a r x s c h e n R a n d g l o s s e n z u m Gothaer P r o g r a m m

In Vorbereitung befinden sich:

G. Kroll Zusammenarbeit der RGW-Länder auf dem Gebiet der Investitionen Autorenkol lekti v Zur optimalen Verteilung des Nationaleinkommens auf Konsumtion und Akkumulation M. WöHllng Ein ökonometrisches Modell der Volkswirtschaft der DDR E. Domin/H.Maler Faktorenanalyse der Arbeitsproduktivität