Acta Pauli: Aus der Heidelberger Koptischen Papyrushandschrift Nr. 1 [Nachdr. d. 2. erw. Ausg. Leipzig 1905. Reprint 2021 ed.] 9783112491409, 9783112491393


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German Pages 378 [390] Year 1966

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Acta Pauli: Aus der Heidelberger Koptischen Papyrushandschrift Nr. 1 [Nachdr. d. 2. erw. Ausg. Leipzig 1905. Reprint 2021 ed.]
 9783112491409, 9783112491393

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t SCHMIDT • ACTA PAULI

ACTA PAULI AUS DER H E I D E L B E R G E R K O P T I S C H E N P A P Y R U S H A N D S C H R I F T NR. 1

Herausgegeben von CARL SCHMIDT

O 1965 Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim

Reprografischer Nachdruck d e r zweiten erweiterten Ausgabe Leipzig 1905 Mit G e n e h m i g u n g des Verlages J . C. Hinrichs, Leipzig P r i n t e d in Germany H e r s t e l l u n g : Druckerei Lokay, R e i n h e i m Best.-Nr. 5100 909

Vorwort zur zweiten Ausgabe. Meine im Februar 1904 erschienenen „Acta Pauli" waren, wenn der Preis auch verhältnismäßig niedrig angesetzt war, doch nur beschränkt zugänglich, eine Ausgabe ohne die kostspieligen 80 Lichtdrucktafeln daher ein unabweisbares Bedürfnis. Erwünschteste Gelegenheit bot nun eine solche „kleine Ausgabe", alle Untersuchungen einer erneuten Revision zu unterziehen. Auf Grand der Anregungen, die mir aus Rezensionen und Abhandlungen erwachsen sind, habe ich das getan und dabei auch zahlreiche Verbesserungen, die mir von anderer Seite freundlichst zugestellt sind, verwerten können. 1 Berücksichtigung haben folgende mir zugängliche Arbeiten gefunden: 1) Anzeige von H a r n a c k in der Theolog. Literaturztg. 1904, Nr. 11, Sp. 322 ff. 2) Anzeige von G. K r ü g e r im Literar. Zentralblatt 1904, Nr. 15/16, Sp. 486f. 3) Anzeige von v. D O b s c h ü t z in der Deutschen Literaturztg. 1904, Nr. 8, Sp. 458ff. 4) Anzeige von C o r s s e n in den Gött. Gel. Anzeigen 1904, Nr, 9, Sp. 702ff. 5) Anzeige von W i l k i n s o n in der Critical Review 1904, July. 6) Anzeige von C r u m im Journal of theolog. studies, Vol. VI, Nr. 21, S. 125f. 7) C. Ciernen: Miszellen zu den Paulusakten in der Z. f. ntliche Wissensch. 1904, H. 3, S. 228 ff. S) G. K r ü g e r : Der getaufte Löwe, ebenda, H. 2, S. 163ff. 9) G. K r ü g e r : Noch einmal Der getaufte Löwe, ebenda, H. 3, S. 261 ff. 10; R o l f f s : NeutestamentlicheApokryphen, hrsg. von E d g . H e n n e c k e , Bd.lI,S. 35Sff. Meinen Kritikern bin ich für ihre Bemühungen um die Erforschung der Paulusakten zu großem Danke verpflichtet; habe ich auch nicht immer ihren Ansichten beipflichten können, so habe ich doch die vorgetragenen Argumente objektiv zu würdigen gesucht. Freilich ist die These C o r s s e n s von der Urgestalt der Paulusakten für mich schlechterdings unannehmbar, deshalb habe ich in einem besonderen Abschnitt auf seine heftige Polemik eingehend geantwortet. Wie viel noch trotz alledem zu tun übrig bleibt, ist mir nicht verborgen. Gern hätte ich z. B. die Frage nach dem Verhältnis des Apostelromans zum Roman der Kaiserzeit erörtert, aber meine Studien sind noch nicht abgeschlossen. 1) Herrn Dr. L e i p o l d t verdanke ich einige Verbesserungen des Textes und der Übersetzung, welche er in einer noch nicht erschienenen Anzeige in der Zeitschrift der Deutschen Morgenliindisclien Gesellschaft veröffentlichen wird.

Vorwort.

IV

Ein Philologe von Fach könnte diese A r b e i t unternehmen, aber vorerst ist eine Studie ü b e r das literarische elöog der Apostelgeschichte erforderlich. Die erste Veröffentlichung der „Acta Pauli", die unmittelbar nach der Zentenarfeier der Heidelberger Universität statthaben sollte, hatte eine unverhoffte Verzögerung insofern erlitten, als der koptische T e x t , der f ü r die A u s g a b e in Autographie fertiggestellt war, durch Typendruck ersetzt wurde. Ich hoffe aber zuversichtlich, daß diese Verzögerung dem W e r k e selbst zugute gekommen ist, da zahlreiche Verbesserungen in den Text wie in die Übersetzung aufgenommen werden k o n n t e n ; hier h a t das W o r t „dies diem docet" seine volle Berechtigung. Ich bin deshalb dem Großherzoglich Badischen Ministerium, wie insbesondere dem H e r r n Verleger, der keine Kosten in Hinsicht auf eine würdige A u s s t a t t u n g des W e r k e s gescheut hat, f ü r die stetige Berücksichtigung meiner W ü n s c h e zu großem Danke verpflichtet. D a u k e n m ö c h t e ich n i c h t zuletzt an dieser Stelle den Herren der KirchenväterKommission, die in der liberalsten Weise es gestattet haben, daß ich meine A r b e i t s k r a f t unausgesetzt in den Dienst der vorliegenden Publikation setzen k o n n t e ; ohne dieses freundliche E n t g e g e n k o m m e n h ä t t e die A u s g a b e noch mehrere J a h r e in A n s p r u c h genommen, da die wichtigste Vorarbeit, d. h. die Zusammensetzung der Papyrusfetzen, auf der Heidelberger Bibliothek a u s g e f ü h r t werden mußte. N i c h t ohne innere Bew e g u n g gedenke ich bei der Niederschrift dieses Vorwortes des einstigen Besitzers unseres kostbaren Papyrusschatzes, des H e r r n Konsul D r R e i n hardt. Bei der Zentenarfeier konnte ich diesem treuen und lieben F r e u n d e meinen D a n k f ü r die der Wissenschaft geleisteten Dienste n o c h persönlich aussprechen; mit lebhaftem Interesse sah er der in Aussicht gestellten Publikation seines Schatzes entgegen. Inzwischen h a t ein heimtückisches Leiden ihn dahingerafft. W a s Dr. R e i n h a r d t der Wissenschaft durch unermüdlichen und uneigennützigen Sammeleifer während seiner W i r k s a m k e i t in Ägypten geleistet hat, wird erst eine spätere Zeit in richtiger Weise würdigen können. Mit der altchristlichen L i t e r a t u r ist sein N a m e unauslöschlich v e r k n ü p f t ; ich will n u r an den koptisch-gnostischen Papyrus, an das Stück der alten P e t r u s akten, an die F r a g m e n t e der Elias-Apokalypse und an einen erst k ü r z lich erworbenen P a p y r u s erinnern; alle bilden Zierden der Berliner Papyrussamnilung. Unvergeßlich aber wird bei seinen Freunden seine T r e u e und sein Andenken sein. B e r l i n , im J a n u a r 1905 bez. Dezember 1903.

Carl Schmidt

INHALT. Vorwort Zusätze A. Z u r Komposition der Paulusakten B. Geschichtswert der Paulusakten. Archäologisches C. Der getaufte Löwe D. Einzelbemerkungen E. Die angebliche Urgestalt der Paulusakten. Antikritik gegen Corssen F. Ergänzungen und Verbesserungen Einleitung I. Beschreibung der Handschrift I I . Anordnung der Blätter III. Die H e r k u n f t u n d der sprachliche Charakter der Handschrift . . . IV. Text und Übersetzung Text in deutscher Übersetzung Bemerkungen zu den Fragmenten Untersuchungen V. Inhalt der koptischen F r a g m e n t e VI. Geschichte der üga^sig TIavXov m der alten Kirche Die koptischen Fragmente der P a u l u s a k t e n i m Lichte der alten Tradition A. Das Martyrium des Paulus B. Der apokryphe Korintherbriefwechsel C. Die Akten des Paulus u n d der Thekla D. F r a g m e n t e der P a u l u s a k t e n VII. Verfasser, Zeit und Ort der Paulusakten VIII. Der Charakter der Paulu6akten IX. Der geschichtliche W e r t der Paulusakten. Verhältnis zum NT. . . X. Integrität des Textes A n h a n g : Bruchstück eines apokryphen Evangeliums Koptischer Text Glossar Index der griechischen W ö r t e r I n d e x der Eigennamen

Seite III VII XIV XIX XXIX XXXI LI 1 3 5 13 21 24 91 92 108 116 118 125 145 161 173 183 198 217 236 1* 57* 77* 79*

A. Zur Komposition der Paulusakten. (Vgl. S. 5 ff., S. 92 ff. u. S. 207 ff.) Bei der Anordnung der Fragmente lag die Hauptschwierigkeit in der Feststellung der Komposition der Paulusakten; an mehr als einem Punkte mußte ich den hypothetischen Charakter meiner Ausfuhrungen mangels sicherer Unterlagen zum Ausdruck bringen, ja noch während des Druckes glaubte ich meine früher gewonnenen Resultate einer besseren Einsicht opfern zu sollen. Infolgedessen ist eine gewisse Inkongruenz zwischen dem Tafelbande und der Textausgabe entstanden, die noch verstärkt ist durch die nachträglich von mir gemachte Entdeckung 1 — die Lichtdruckphotographien waren ein Jahr vor der Publikation hergestellt —, daß der Papyruskodex aus ineinandergelegten Doppelblättern bestand, bei denen alle Rektoseiten mit vertikaler Faserung der ersten Hälfte des Buches, alle Rektoseiten mit horizontaler Faserung der zweiten Hälfte angehörten. Dies alles mußte zu erneuter Prüfung herausfordern, und wir sind C l e m e n zu besonderem Danke verpflichtet, daß er sich dieser mühsamen Arbeit in seinen „Miszellen zu den Paulusakten" (Z. f. ntliche Wiss. V, 3, S. "228 ff.) unterzogen hat. C l e m e n stimmt mit mir darin überein, daß die Schilderung der im ersten Teile der Paulusakten enthaltenen Begebenheiten sich an die kanonische Apostelgeschichte cap. 13. 14 anschließt und daß es sich überhaupt um die sogenannte erste, nicht die zweite (oder dritte) Missionsreise des Apostels handelt. Strittig ist nur, ob die Geschichte von der Totenauferweckung des Sohnes des Anchares und der Phila und von der Verfolgung des Paulus, die sich nach dem Lemma S. 6, Z. 7 ( = S. 27 meiner Ausgabe) in Antiochien zugetragen hat, ein anderes Antiochien zum Schauplatz hatte, wie das Martyrium der Thekla. Ich hatte nämlich die erste Episode nach dem syrischen, die zweite nach dem pisidischen Antiochien verlegt, indem ich den Apostel von Syrien aus 1) Ich betone diesen Punkt, da man aus meinen Worten S. 3 entnommen hat, Dr. G e r h a r d hätte jene Entdeckung gemacht; in Wahrheit hat er nur bei der Berechnung des Buchformates mich freundschaftlichst unterstützt.

Vili

Acta Pauli.

direkt zu Lande über Lystra nach Ikonium und dem pisidischen Antiochien wandern ließ. Mit Recht aber erhebt Clernen den Einwand, daß die Worte in Acta Thecl. c. 3 ('OpTjalqtogog) ¿JIOQSV&T] xaxa rrjv ßaOihxfjv oöbv rijv ejcl AvorQav nicht zu übersetzen seien: „Ones. ging auf der königlichen Straße entlang", sondern „Ones. ging gegen die königliche Straße hin, die nach Lystra führt". Letzteres würde ausgezeichnet stimmen mit der durch die Inschrift von Comana bezeugten Tatsache, daß die von Augustus angelegte via Sebaste in ihrem einen Arme das pisidische Antiochien mit Lystra verband, ohne Ikonium zu berühren. Dann kann man die geographische Notiz nur so deuten, daß Paulus von dem pisidischen Antiochien auf der Hauptstraße wandernd gedacht ist, und daß Onesiphorus sich an dem Kreuzungspunkte des Seitenweges nach Ikonium aufgestellt hat. Ist nun die Flucht aus dem pisidischen Antiochien erfolgt, so hat sich der Verfasser der Paulusakten direkt an Act. 13, 50. 51 angeschlossen. Aber auch das Antiochien der Thekla muss mit dem pisidischen identisch sein, denn wie hätte Paulus plötzlich nach Myrrha in Lykien versetzt werden können — eine Episode, die nach der koptischen Handschrift den Ereignissen in Antiochien folgte —T wenn es sich um das syrische Antiochien gehandelt hätte; man müßte denn annehmen, daß der Romanschreiber in der Geographie ein großer Ignorant gewesen wäre! Jene Annahme wird wieder gestützt durch die kanonische Vorlage, da ja nach Act. 14, 21 der Apostel über Ikonium nach dem pisidischen Antiochien zurückgeht. Dazu paßt auch, daß Paulus, scheinbar ganz unmotiviert, sofort nach Betreten der Stadt verschwindet und die Thekla ihrem Schicksal allein überläßt; hatte er nämlich in dieser Stadt schon einmal das Wort Gottes verkündigt und sich den Nachstellungen der Feinde durch die Flucht entzogen, so war für ihn ein längeres Verweilen nicht geboten. Bei dieser Sachlage ergibt sich nun ein doppeltes für die Komposition. Zunächst hat der Verfasser den Paulus nicht in den Städten Lykaoniens, d. h. Lystra und Derbe im Anschluß an Act. 14, 6 wirken lassen. Trotzdem wollte er die Absicht einer Reise nach Lystra nicht unterdrücken: Paulus wird nach Act. Thecl. c. 3 auf der oöog rj enl Avoxgav von Onesiphorus nach Ikonium abgezogen. Deshalb wäre man auch versucht, die Konjektur Zahns in Act. Thecl. 23 axo 'Ixoviov eig AiQßrjv statt des merkwürdig überlieferten axo 'ix. eig Aa