221 29 60MB
German Pages 204 [219] Year 1977
ZOOLOGISCHE ABHANDLUNGEN Herausgegeben vom STAATLICHEN
MUSEUM
FÜB
TIERKUNDE
IN
DRESDEN
In Kommission AKADEMISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT GEEST & PORTIG K.-G. LEIPZIG
S t a a t l i c h e s M u s e u m für T i e r k u n d e in DDR - 801 Dresden, Augustusstraße 2
Dresden
ABHANDLUNGEN UND BERICHTE AUS DEM STAATLICHEN MUSEUM FÜR TIERKUNDE IN DRESDEN Verantwortlicher Redakteur: Dr. RAINER EMMRICH Redaktioneller Beirat: Dr. ALFRED FEILER - Dr. ROLF HERTEL Dipl.-Biol. RÜDIGER KRAUSE - Dipl.-Biol. FRITZ JÜRGEN OBST
Hinweise für unsere Autoren Die Publikationen des Staatlichen Museums für Tierkunde in Dresden dienen der Veröffentlichung von Arbeiten aus dem Museum sowie solchen, die ganz oder teilweise Material des Museums behandeln oder über Materialien berichten, von denen Belegstücke in die Sammlung des Museums kommen. Die Arbeiten sollen eine Thematik aus den Wissensgebieten Taxonomie, Phylogenie, Evolution, Morphologie, Anatomie, Biologie, Ökologie, Faunistik, Zoogeographie sowie den fachbezogenen Museumswissenschaften beinhalten. Arbeiten anderer Wissensgebiete sowie biographisch oder methodisch orientierte Arbeiten können aufgenommen werden, sofern sie zur Kenntnis der genannten Gebiete beitragen. Es werden nur Originalarbeiten veröffentlicht, die weder ganz noch teilweise bereits an anderer Stelle erschienen sind. Publikationen über Tiermaterial vom Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik werden vorrangig behandelt. Für Inhalt, sprachliche Gestaltung sowie Beachtung einer eventuellen Veröffentlichungsgenehmigung ihrer Arbeiten sind die Autoren selbst verantwortlich. Eine redaktionelle Bearbeitung der Manuskripte behält sich der Herausgeber vor. Die Autoren erhalten eine Eingangsbestätigung oder umfassendere Nachricht über die eingesandten Manuskripte. Nach Veröffentlichung ihrer Arbeiten erhalten die Autoren unentgeltlich 100 Sonderdrucke zugesandt; bei Veröffentlichungen, welche mehr als 200 Seiten umfassen, nur 50 Sonderdrucke. Von in den „Faunistischen Abhandlungen" erscheinenden Kurzmitteilungen werden 10 Belegexemplare ausgegeben. Diese Zahlen können aus technischen Gründen auch bei Veröffentlichungen von zwei oder mehr Autoren nicht erhöht werden. Die Manuskripte können in deutscher, englischer oder französischer Sprache abgefaßt sein. Jede Arbeit (ausgenommen die für die „Reichenbachia" vorgesehenen Veröffentlichungen) muß eine kurze Zusammenfassung in der zur Abfassung des Manuskriptes verwendeten Sprache enthalten. Diese Zusammenfassung wird einschließlich des Titels der Arbeit bei deutschsprachigen Manuskripten in das Englische, bei fremdsprachigen Manuskripten in das Deutsche übertragen. Es ist erwünscht, daß die Autoren diese Übertragung selbst vornehmen. Eine Rezension eingesandter Monographien wird auf Wunsch gern vorgenommen. Spezielle Richtlinien über Manuskriptgestaltung, Ausführung der Illustrationen und Korrekturgang der Publikationen können auf Anforderung vom Herausgeber bezogen werden.
ZOOLOGISCHE ABHANDLUNGEN STAATLICHES MUSEUM FÜR TIERKUNDE IN D R E S D E N B d . 34
Ausgegeben: 25. März 1976
Nr. 1
Die relative Sexualdifferenz in der Ordnung der Passeriformes (Aves) UDO B Ä H R M A N N Lauchhammer-Mitte Der Sexualdimorphismus kann unter den Vogelarten und ihren geographischen Formen in ganz verschiedener Weise auftreten. Am auffälligsten sind die äußeren Unterschiede in der Färbung und Zeichnung des Gefieders. Bei manchen Arten sind es auch die Farbe der Augen, der nackten Hautteile, der Hornbekleidung des Schnabels oder der Beine. In nicht seltenen Fällen zeichnen sich die Männchen durch besondere Schmuckfedern aus. Alle diese sekundären Geschlechtsmerkmale verändern sich bei vielen Arten während der Ontogenese bis zum Alterskleid oder bis zu dessen endgültigen Ausfärbung. Außerdem verändert sich ihr Gefieder im Jahresrhythmus. So tragen nicht wenige Arten zur Brutzeit ein Prachtkleid undun der übrigen Jahreszeit ein Schlichtkleid. Von ihnen sind meistens die Männchen schöner gefärbt oder gezeichnet als die Weibchen, nur selten erreichen diese die Schönheit des Gefieders der Männchen. Beide Geschlechter können auch gleich gefärbt sein. Aber auch durch Abnutzung der Federränder, wodurch die verdeckten bunten Federteile schärfer und auffallender hervortreten, entstehen während des Sommers prächtige und ausgefärbte Kleider, besonders bei den Männchen. Andererseits ist bei vielen Vögeln das Gefieder nach der Brutzeit, wenn es abgetragen und zerschlissen ist, am unansehnlichsten, dagegen im frisch vermauserten Zustand im Spätsommer und Herbst am schönsten. Analog der äußeren Geschlechtsunterschiede in der Färbung unterscheiden sich die Geschlechter auch in der Größe. So kann innerhalb systematischer Ordnungen oder in mehr oder weniger großen Verwandtschaftsgruppen von den Geschlechtspartnern entweder der eine oder der andere der größere sein, seltener sind beide Geschlechter durchschnittlich gleich groß. Vorbemerkungen zur Untersuchung des relativen Größenuntcrschiedes der Geschlechter In dieser Arbeit soll der Sexualdimorphismus nicht nach der Färbung oder Zeichnung, sondern nach der Größe abgehandelt werden. Diese ist artgebunden und kann an den einzelnen Körperteilen absolut und relativ verschieden sein. In der deutschsprachigen Literatur ist über den relativen Größenunterschied der Geschlechter nur wenig bekannt. Im allgemeinen wird die metrische Flügellänge als Maßstab für die Größe eines Vogels angesehen, obwohl es dafür noch andere Größenverschiedenheiten in der Befiederung und im Skelettbau gibt. Der hier untersuchte relative Geschlechtsunterschied wird aus der Differenz der durchschnittlichen Flügellänge von Männchen
ZOOLOGISCHE ABHANDLUNGEN STAATLICHES MUSEUM FÜR TIERKUNDE IN D R E S D E N B d . 34
Ausgegeben: 25. März 1976
Nr. 1
Die relative Sexualdifferenz in der Ordnung der Passeriformes (Aves) UDO B Ä H R M A N N Lauchhammer-Mitte Der Sexualdimorphismus kann unter den Vogelarten und ihren geographischen Formen in ganz verschiedener Weise auftreten. Am auffälligsten sind die äußeren Unterschiede in der Färbung und Zeichnung des Gefieders. Bei manchen Arten sind es auch die Farbe der Augen, der nackten Hautteile, der Hornbekleidung des Schnabels oder der Beine. In nicht seltenen Fällen zeichnen sich die Männchen durch besondere Schmuckfedern aus. Alle diese sekundären Geschlechtsmerkmale verändern sich bei vielen Arten während der Ontogenese bis zum Alterskleid oder bis zu dessen endgültigen Ausfärbung. Außerdem verändert sich ihr Gefieder im Jahresrhythmus. So tragen nicht wenige Arten zur Brutzeit ein Prachtkleid undun der übrigen Jahreszeit ein Schlichtkleid. Von ihnen sind meistens die Männchen schöner gefärbt oder gezeichnet als die Weibchen, nur selten erreichen diese die Schönheit des Gefieders der Männchen. Beide Geschlechter können auch gleich gefärbt sein. Aber auch durch Abnutzung der Federränder, wodurch die verdeckten bunten Federteile schärfer und auffallender hervortreten, entstehen während des Sommers prächtige und ausgefärbte Kleider, besonders bei den Männchen. Andererseits ist bei vielen Vögeln das Gefieder nach der Brutzeit, wenn es abgetragen und zerschlissen ist, am unansehnlichsten, dagegen im frisch vermauserten Zustand im Spätsommer und Herbst am schönsten. Analog der äußeren Geschlechtsunterschiede in der Färbung unterscheiden sich die Geschlechter auch in der Größe. So kann innerhalb systematischer Ordnungen oder in mehr oder weniger großen Verwandtschaftsgruppen von den Geschlechtspartnern entweder der eine oder der andere der größere sein, seltener sind beide Geschlechter durchschnittlich gleich groß. Vorbemerkungen zur Untersuchung des relativen Größenuntcrschiedes der Geschlechter In dieser Arbeit soll der Sexualdimorphismus nicht nach der Färbung oder Zeichnung, sondern nach der Größe abgehandelt werden. Diese ist artgebunden und kann an den einzelnen Körperteilen absolut und relativ verschieden sein. In der deutschsprachigen Literatur ist über den relativen Größenunterschied der Geschlechter nur wenig bekannt. Im allgemeinen wird die metrische Flügellänge als Maßstab für die Größe eines Vogels angesehen, obwohl es dafür noch andere Größenverschiedenheiten in der Befiederung und im Skelettbau gibt. Der hier untersuchte relative Geschlechtsunterschied wird aus der Differenz der durchschnittlichen Flügellänge von Männchen
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Zool. Abh. Mus. Tierk. Dresden, Bd. 34, Nr. 1,1976
und Weibchen berechnet. In gleicher Weise erfolgt dessen Feststellung von der Schwanzlänge und den wichtigsten Skelettelementen, die von einigen Arten zum Vergleich herangezogen werden. Schwerpunkte bilden nach außen die Flügellänge und nach innen von den Skeletteilen die Sternumlänge. Von einer größeren Anzahl nach Familien geordneter Arten und Unterarten wird der Geschlechtsindex ihrer Flügellänge in der Tabelle 1 in Prozent angegeben. Näheres über dessen Berechnung ist im Abschnitt „Abkürzungen" enthalten. Wir wissen noch nicht, ob sich die Größe des relativen Geschlechtsunterschiedes in Verwandtschaftsgruppierungen der geographischen Rassen verschiebt oder konstant bleibt. Sind es bestimmte ökologische Bedingungen, die auf die Größe der Sexualdifferenz Einfluß haben? Besteht ein Zusammenhang zwischen der relativen Sexualdifferenz und der Körpergröße? In welchen systematischen Ordnungen ist teils das männliche, teils das weibliche Geschlecht größer oder nur das eine von beiden? Wie verhalten sich die miteinander verglichenen relativen Geschlechtsindizes der äußeren und inneren Körperteile in ihrer Größe, z. B. von Flügel- und Sternumlänge? Bei welchen Arten sind sie gleichgroß oder nähern sich einander oder schließen sich gegenseitig aus? Das sind alles anstehende Fragen, die ihrer Lösung harren, zu der im Rahmen dieser Arbeit nur teilweise beigetragen werden kann. Von einer verhältnismäßig kleinen Anzahl Arten wurden die wesentlichen Skelettteile vermessen und ihre durchschnittliche Größe ermittelt. Danach sollen die intraspezifische Proportionalität von beiden Geschlechtern und die relative Sexualdifferenz im Skelettbau untersucht werden. Quellenangabe über die verwendeten Meßwerte Die in Tabelle 1 enthaltenen Angaben basieren auf Untersuchungen einer großen Anzahl von Arten und Formen, die in Eurasien vorkommen und zu den Passeriform.es gehören. Da meine eigenen Messungen arten- und zahlenmäßig nicht ausreichten, mußten Maßeingaben aus der Literatur herangezogen und verwendet werden. Dabei stellten sich einige Mängel und Unzulänglichkeiten heraus. Nicht nur in den älteren Werken, sondern auch in einigen neueren Schriften sind die angegebenen Maße der Flügellängen oftmals ungenau. Bei HARTERT (1903), HEINROTH (1926), BERNDT und MEISE (1959), MEINERTZHAGEN (1926) u. a. sind sie nicht nach Geschlechtern getrennt. WITHERBY (1938) und TISCHLER (1941) geben nur die Variationsbreiten von beiden Geschlechtern an. VAURIE (1959) gibt Flügellängen von Männchen und Weibchen zusammen an, aber meistens nur von den Männchen in ihrer Variationsbreite und im Durchschnitt. Zur Ermittlung der Geschlechtsindizes sind die Mittelwerte von beiden Geschlechtern erforderlich. Sie sind im deutschsprachigen Schrifttum nur spärlich vorhanden. Gegenüber diesem Mangel hat GLUTZ von BLOTZHEIM (1966—1973) im „Handbuch der Vögel Mitteleuropas", das erst im Erscheinen begriffen ist, den Maßangaben der Flügel- und Schwanzlängen die Mittelwerte und die Anzahl der vermessenen Exemplare hinzugefügt. Die ohnehin erweiterten und vervollständigten Maßangaben in diesem vortrefflichen Werk stellen einen bedeutenden Fortschritt zur Kenntnis der Größenverhältnisse unserer Vögel dar. In den älteren ornithologischen Schriften sind einige Mittelwerte bei NIETHAMMER (1937) und viele Einzelangaben über Flügellängen einzelner Arten getrennt nach
BAHRMANN: Relative Sexualdifferenz der Passerif ormes
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Geschlechtern bei STRESEMANN (1920) und SACHTLEBEN (1922) vorhanden. Aus diesen genauen Messungen wurden die Durchschnittsmaße und der Geschlechtsindex ermittelt. Doch sind es verhältnismäßig nur wenige Arten. Von ausschlaggebender Bedeutung f ü r das Zustandekommen dieser Arbeit sind die aus der russischsprachigen Literatur entnommenen Mittelwerte f ü r die überwiegende Anzahl der untersuchten Arten. Sie sind in dem von DEMENTIEW und GLADKOW (1954) herausgegebenem Werk „Die Vögel der Sowjetunion" enthalten. Dieses ausgezeichnete Werk ist besonders aufschlußreich durch die vielen beschriebenen Arten und Subspezies mit ihren Größenangaben, die sich z. T. auf große Balgserien stützen. Es ist deshalb f ü r die Feststellung des relativen Geschlechtsunterschiedes eine unentbehrliche und wertvolle Hilfe. In dem nachfolgenden Verzeichnis sind einige Arten doppelt oder mehrmals aufgenommen. Von ihnen sind in der Literatur ausreichende Daten aus verschiedenen Teilen ihres Verbreitungsgebietes vorhanden. Außerdem sind es auch solche Arten, die eine vergleichende Untersuchung des Geschlechtsindexes in ihrem Jugend- und Altersstadium ermöglichen. Die Verschiedenheiten, die sich daraus ergeben, sind in mehrfacher Hinsicht beachtenswert. Herrn S. ECK (Staatliches Museum für Tierkunde in Dresden) danke ich für die Durchsicht des Manuskriptes, insbesondere f ü r einige Berichtigungen und Ergänzungen zur Nomenklatur in der Tab. 1 sowie für die Neuschreibung des erweiterten Literaturverzeichnisses. Abkürzungen 1. Erklärung zu den Buchstaben A—E am Kopf der Tab. 1: A = Mittelwerte von den Flügellängen der ¿5 6 in Millimetern. B = Mittelwerte von den Flügellängen der 2 2 in Millimetern. C = Differenz von A und B in Millimetern. D = M