Zellularer Mobilfunk; Neue Märkte mit neuen Netzen für das Funktelefon 3768521915

Der Mobilfunk in Deutschland befindet sich im Aufbruch. Die D-Netze nehmen gerade ihren kommerziellen Betrieb auf, für z

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German Pages 308 Year 1992

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Zellularer Mobilfunk; Neue Märkte mit neuen Netzen für das Funktelefon
 3768521915

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Neue Märkte mit neuen Netzen für das Funktelefon

net-Buch

Telekommunikation

Jörg Praetorius "—--

Artur-Kutscher-Platz 4 D-80802 München Jörn Kruse (Hrsg.) Zellularer Mobilfunk

net-Buch Telekommunikation

Schriftenreihe der

Zeitschrift für angewandte Telekommunikation net

Herausgegeben von Prof. Dr. Wernhard Möschel

Prof. Dr.-Ing. Karl-Ludwig Plank Prof. Prof. Prof. Prof.

Dr. Dr. Dr. Dr.

Eckart Raubold Dietrich Seibt Carl Christian von Weizsäcker Dres. h. c. Eberhard Witte

Zellularer Mobilfunk Neue Märkte

mit neuen

Netzen für das Funktelefon

Herausgegeben von

Prof. Dr. Jörn Kruse unter Mitwirkung von Stephan Eilfeld, Björn Frank, Gudrun

Götzke, Mathias Hanel,

Klaus Kercher,

Prof. Dr. Jörn Kruse, Dr. Klaus Lange, Roland Mahler, Dr. Karl-Heinz Neumann, Friedrich Schwandt, Harald Stöber, Saadet Toker, Bettina Voßberg, Prof. Dr.-Ing. Bernhard Walke

R. v. Decker’s Verlag, G. Schenck Heidelberg

© 1992. R. v. Decker’s Verlag, G. Schenck GmbH, Heidelberg Printed in Germany Satz und Druck: Laub GmbH

ISBN 3-7685-2191-5

& Co, Elztal-Dallau

Vorwort

Der Mobilfunk in Deutschland befindet sich im Aufbruch. Die D-Netze nehmen gerade ihren kommerziellen Betrieb auf. Für zusätzliche Netze werden die Entscheidungen vorbereitet. Die Postreform hat den ersten Schritt getan, diesem weltweit boomenden Sektor auch hierzulande wirtschaftliche Dynamik zu ermöglichen, indem bei den Netzen Wettbewerb eingeführt wurde. Die europaweite Standardisierung des digitalen Funktelefonsystems GSM (DNetze) und eine weit größere Kapazität als beim C-Netz versprechen deutlich geringere Kosten für die Kunden und eine höhere Akzeptanz. Schon um nur auf das gegenwärtige Verbreitungsniveau vieler unser europäischer Nachbarländer zu kommen, werden für die Bundesrepublik in den nächsten Jahren hohe Wachstumsraten

erwartet.

Im

Zusammenhang

damit

entwickeln

Märkte für Endgeräte und eine ganze Palette von Serviceleistungen.

sich

neue

Das vorliegende Buch vermittelt einerseits einen Einblick in die grundlegenden Funktionsweisen,

Perspektiven und möglichen Probleme

des Mobilfunks

und

will andererseits hilfreiche Informationen für die Praxis liefern. Zu diesem Zweck konnten fachkundige Autoren gewonnen werden, die ihre jeweiligen Themen aus unterschiedlichen praktischen und wissenschaftlichen Erfahrungen heraus behandeln. März 1992

Prof. Dr. Jörn Kruse

Inhaltsverzeichnis

1

Ökonomische Strukturen im Mobilfunk . ........ 2.2.2.2...

Jörn Kruse

1

1.1 1.2 1.3 1.4

Einführung .......: 2. occcnueeneneeneenenennn nen Arten des Mobilfunk .........:.: 2222er eeeen ern nn Strukturen im Sektor Mobilfunk ........... 2222er een. Frequenzen und Zellularprinzip .........222ecceeeenenn

1 2 7 10

2

Technik des Mobilfunks (Dienste und Protokolle digitaler Mobilfunknetze) ........ 222 coeeeseeenen ernennen Bernhard Walke

17

2.1

Einführung

.........: 2222er eneeeeenrenenernennns

2.3.1

Teledienste

.......

2.7

Unterstützung von Roaming

1.5

2.2 2.3

2.3.2 2.4 241 2.4.2 2.4.3 2.5 2.6 2.8 2.9

2.10 2.11

2.12

Kosten- und Marktstrukturen ...... 222 coceeeeeree nn Literatur ..: CC Sonnen nnn en eeeeeene nenn

14 16

17

Standardisierung eines europaweiten Mobilfunknetzes ....... Dienste-Angebot im PAN-Europäischen-Mobilfunknetz ......

24 25

Trägerdienste .......:..2c22ereenereereenrenen nenn. Systemarchitektur des GSM-Mobilfunknetzes ..........:.. Aufbau ....ocoooonoen nennen enereeenenen Schnittstellen ..........2cmorereeeeeen een Zeitmultiplex-Struktur ........22ceeeeeeeeeeeenennenn Handover (Weiterreichen) ......: 22.222200 eeneeerenn Aktualisierung des Aufenthaltsbereiches (location update) ....

27 28 28 31 36 42 46

Verbindungsaufbau

2.22

2on2enereen

ernennen

............2rncreee en

.........22cuenneennnenenennnenn

Datenübertragung und Raten-Anpaßfunktionen

............

Netzübergangsfunktionen - Interworking Functions IWF ..... Sicherheitsaspekte ......... 222222 ereenseeeennnnn: Schlußbemerkung Literatur 22:2

......::. 222.2 oeeneerenrerr een Sooeeeeeenenenn seen een nnn

26

47

48

49

54 58

61 62

VO

Zur Akzeptanz des Mobiltelefons Klaus Lange

3.1 3.2 3.3 3.3.1 3.3.2 3.4 3.5

Einleitung

....:.:

......: 2.22.2222

2 2coC onen

ern

rer ene

Penetration von Mobilfunktechnologien .............2... Verbreitungshemmnisse ... 2... 2222 2cneeneeen nennen Reale Verbreitungshemmnisse ......: 222 ccnnereeen een Potentielle Verbreitungshemmnisse . . ..... 22222 20eeenen Sozialverträglichkeit des Mobiltelefons .................. Vision eines akzeptablen Dienstes und Endgerätes .......... Literatur

2 CC 2 CC nern

ernennen

Netzausbau und Marktstrategie für das D1-Netz der Telekom

..

Roland Mahler

4.1 4.2 4.3 4.4 4.5

Ausgangssituation für das DI-Netz

............222ccrn00.

Aufbaustrategie .. 2... 2 Cocoon erer nenne Einführungs- und Ausbaustrategie .....:..c22cceeerenn

Marktstrategie DI ........ 2222er oeeeeenenn rennen Weiterentwicklung des D1-Systems ......... 22.222220. Netzausbau und Marktstrategie bei Mannesmann Mobilfunk Harald Stöber

5.1 5.2 5.3 5.4 5.4.1 5.4.2 5.4.3 5.4.4 5.5 5.6

Deregulierung im deutschen Telekommunikationsmarkt Die Vorgeschichte der D2-Lizenz ........ 222.20 eeeene. Ein Dienstleistungsunternehmen entsteht Der Aufbau der Mannesmann Mobilfunk GmbH

Internationale Trends ........ 2... .cnneeeeren en: Der deutsche Mobilfunk-Markt im Wandel ...............

Die Zielgruppen des digitalen Mobilfunks .......... 2.22... Die Erwartungen der Kunden .........:..2 ccm ecen en Die Marktstrategie von Mannesmann Mobilfunk ........... Ausblick bis zum Jahr 2000. ....... 2... 2:2 cn

Bettina Voßberg, Mathias Hanel

VII

...........

Die D2-Netzinfrastruktur ..... 22222020 ooeeeeeeeeenn nn Der Aufbruch in den digitalen Mobilfunk-Markt ...........

Diensteanbieter im deutschen Mobilfunk

6.1 6.2 6.3 6.4

...

.................

Was sınd Diensteanbieter? ..... 2:22 onen. Auswahl von Service Providern durch die Netzbetreiber ......

Aufgaben eines Service Providers ..... 22222222 oceneenen Kriterien für erfolgreiche Service Provider ................

112

6.4.1 6.4.2 6.5

Erfolgsfaktoren eines Service Providers .......... 22222020. Zielgruppenanalyse und Marktsegmentierung ............. Service Provision - Goldgrube oder Investitionsruine?

Endgeräte im zellularen Mobilfunk Klaus Kercher 7.1 72 7.3 7.4 7.5 7.6

.......

........... 2.2 2c2ce00:

Einleitung ........- 22 Coon eerer nennen ernennen Der Endgeräte-Markt in Europa .......: 2222er

Der deutsche Markt ......... 2. Coon one eeeneeenrenenn Funktelefone auf dem deutschen Markt .........: 2 r22202.. Das Mobile Büro ........: 2... ooneeneeeeereerereen

Ausblick - Zukünftige Anwendungen im Mobilfunk

.........

Ordnungspolitische Alternativen beim Mobilfunk ........... Jörn Kruse 8.1 8.2 8.2.1 8.2.2 8.2.3 8.2.4 8.3 8.3.1 8.3.2 8.3.3

| ah 11 [1113 1

EEE

Liberalisierte Funktelefon-Märkte und Frequenz-Allokation ... Frequenz-Allokation als ordnungspolitisches Kernproblem .... Intramodale Frequenz-Allokation bei GSM ............... Intermodale Frequenz-Allokation ......... 2.222220. Wettbewerbsproblem liberalisierter Märkte mit pretialer Frequenzallokation ....... 2.22 ccuueeuee nennen een Mobilfunkordnung in der Bundesrepublik ................ Telekom als Wettbewerber und Monopolist ............... GSM-Dyopol ........2222ecereneensenenenen nenn Allokation der GSM-Frequenzen ........222cceecneseen Literatur

..: CC Cm onen

ern

nn

PCN - Die neueste Entwicklung im digitalen zellularen Mobil| 11) ı)

184

Bisherige Entwicklung des Funktelefondienstes ............ Die Entstehung des PCN-Konzeptes in Großbritannien ........ Gemeinsamkeiten und Unterschiede von PCN und GSM .....

202 onor ernennen rer een nn

184 185 187 191

Conseeeeeee nennen ren ernennen rer ee rene

193 199

Karl-Heinz Neumann

9.1 9.2 9.3 9.4 9.5

Wasist PEN?

........

Wettbewerbs- und Lizenzierungspolitik im digitalen zellularen Mobilfunk ...... 2.222 Literatur . 222 CSS

IX

10

Die Entwicklung des zellularen Mobilfunks in den USA

10.1 10.2

Einleitung und Problemstellung ..........2 22220 cereen Institutionelle Rahmenbedingungen des US-Telekommunika-

10.3 10.3.1 10.3.2 10.3.3 10.4

Die Lizensierung zellularer Mobilfunksysteme in den USA .... Die Vorgeschichte ..... 2.222222 ceeeeeeneeneenernenn Rahmenbedingungen und Verfahren der Lizenzvergabe ......

Stephan Eilfeld

tionssektols . 2.222202

......

core een en en

Die Marktentwicklung ......:.:: 2.2 c none Die Diskussion zur Einführung neuer „Personal Communica-

tions Services“ (PCS) .. 2... 2222er Literatur

22

C co

eeee

een

rennen

er en

nenn

ernennen

11

Mobilfunk in Großbritannien ... Friedrich Schwandt, Saadet Toker

11.1 11.2 11.2.1 11.2.2 11.2.3 11.3 11.4

Einführung .......: 2:22:02 nueeeeeneereereenerenn Funktelefon ....:. 22222 cc oeeen nennen

12

Mobilfunk-Entwicklung in Europa Gudrun Götzke

12.1 12.2 12.2.1 12.2.2 12.2.3 12.2.4 12.3 12.3.1 12.3.2 12.3.3 12.3.4 12.3.5 12.3.6 12.4 12.4.1 12.4.2

Einleitung .....:.:: 2220 cee een eeneeneeen een Skandinavien ..... 2.2 Como neereeeeeesnereeerennn Schweden 2... 22 comes nennen Norwegen 2... 2 oo con en n en ernrnnnenenenn Finnland .....:::: co soon een nereernn Dänemark .....: 2:2 co onen

22:

2m u ceeeer en

Historischer Überblick . 222.222 zone Lizenzvertrag und Regulierung ........ 222.2 22er eenenn

Marktstruktur . 2.2222 Coon eenrerneren Personal Communications Network... .... 2.2.2222. Zellulare Technik in Großbritannien ......... 222222220.

Mitteleuropa

.......... 2... cunan.

... 2... 2222 cuenereeeenenn

ernennen.

Frankreich .....2:2 2 co Coco eeeee ern rrereenenn Irland ......2 222200 ooeeener res rerereernennn Niederlande ....2.:. 2:2 c Cocoon ern rrrerennn Belgien... 2.22: 02 oooorn nennen een

Österreich

Schweiz

Südeuropa

Italien

Spanien

2222 2er

222

o onen

.....22222eneeeeenenenne een errene nn

222222200

oo

.....2ccueeenee

e nennen

nennen

nenen

rennen

12.4.3

Portugal

......

2000 ones

260

12.5

Vergleich der Länder .......... 2.22.22 oeeeeeeeeeenenn [N 1) ı 7)

261 267

13

Internationale Entwicklungsmuster zellularen Mobilfunks Björn Frank

.....

271

13.1 13.2

Einleitung .....: 2.222 2cuo en Internationaler Querschnitt .....

ererennn

271 271

13.3 13.4

222 onen

Entwicklungsmuster zellularen Mobilfunks ............... Zur zukünftigen Entwicklung in Deutschland .............. Anhang

.......22Coeereeer nennen rennen enne

Abkürzungsverzeichnis

.........222eeeseeeeneeeeneeereenenn

276 279 281

283

Stichwortverzeichnis . 2.2... 2.2 co comes eeeree see erernerenn 286 Die Autoren ....: Coon onen eeerereeeereree ne 289

xl

1

Ökonomische Strukturen im Mobilfunk Jörn Kruse

11

Einführung

Den gerade gestarteten D-Netzen wird in der Bundesrepublik eine rasante Entwicklung vorausgesagt. Bis 1995 sollen danach die zellularen FunktelefonNetze in Deutschland ca. 1,5 Mio und bis zum Jahr 2000 ca. 5 Mio Teilnehmer

haben (vgl. Kapitel 3). Andere Schätzungen liegen noch höher. Dies impliziert gewaltige Wachstumsraten, wenn man bedenkt, daß das C-Netz Ende 1991 erst ca. 500.000 Teilnehmer hatte. Die Basis für diese optimistischen Prognosen anderen Ländern,

liegt häufig im Vergleich mit

die eine wesentlich stärkere Verbreitung von Funktelefonen

aufweisen. Die Bundesrepublik,

deren C-Netz eine Marktpenetration von 6,3

Abonnenten pro 1000 Einwohnern erreicht hat, muß im internationalen Vergleich als Mobilfunk-Schwellenland bezeichnet werden. Insbesondere alle skandinavischen Länder (Schweden 67,5), aber auch die Schweiz (25,4), Großbritan-

nien (21,3) u.a. weisen deutlich höhere Werte auf, während Frankreich (6,4) ebenfalls zurückliegt.' Auch die vergleichbaren außereuropäischen Länder haben

mit Ausnahme

von

Japan

(7,3) wesentlich

USA (24,8), Kanada (24), Australien (18,6).

höhere

Penetrationsraten:

Die bisher relativ geringe Verbreitung des Funktelefons in der Bundesrepublik läßt sich zu einem Teil ökonomisch einfach erklären: Für die Kunden ist das C-

Netz im internationalen Vergleich außergewöhnlich teuer.? Dies gilt sowohl für die Endgerätepreise als auch für die Gesprächsgebühren. Aus einem Gesamtkostenindex wird ersichtlich, daß das mobile Telefonieren nur in Frankreich noch teurer ist, während die Nutzerkosten in vielen anderen Ländern nur etwa halb so

hoch sind wie in der Bundesrepublik. Die Teilnehmerprognosen

gehen

davon

aus, daß

die D-Netze,

wenn

sie die

wichtigsten Regionen und Verkehrswege versorgt haben, bezüglich Endgerätepreisen, Nutzungsgebühren,? Kommunikations-Möglichkeiten und Qualitätsmerkmalen deutliche Vorteile gegenüber dem C-Netz aufweisen werden.

Hierzu trägt bei, daß die europäischen Länder sich bei den digitalen Funktelefon-Netzen auf einen einheitlichen Standard (GSM) geeinigt haben. Dies erlaubt die relativ zügige Ausnutzung von kostensenkenden Skalen- und Lernkurven-Effekten und sorgt für kompetitive Endgeräte- und SystemtechnikVgl.

FinTech

Mobile

Communications

Guide

to European

Mobile

Subscribers,

Nr.

91,

21.11.1991, S. 5. Vgl. für einen internationalen Überblick die Tabellen in Bild 12-1, 13-1 und

vom 13-2.

Die Kostenvergleichsdaten für die einzelnen Länder sind Bild 12-2 und 13-3 zu entnehmen. Die für den Beginn des Netzbetriebs vorgesehenen Gesprächsgebühren der Telekom (bzw. Mannesmann) von 1,68 (1,65) DM pro Minute für die Hauptzeit (montags bis freitags 7 bis 20 bzw. 19 Uhr) entsprechen allerdings noch nicht diesen Erwartungen.

Märkte und einen entsprechenden Preisdruck. Außerdem sind in den D-Netzen durch entsprechende Frequenz- und Kapazitätsplanungen weit höhere Skalenund

Dichtevorteile

Die

D-Netze

realisierbar

als im

C-Netz,

was

sich bei der erwarteten

Nachfrage für die Betreiber stückkosten-senkend und für die Nutzer gebührenmindernd auswirkt. leiten

aber

auch

deshalb

eine

neue

Epoche

ein,

weil

damit

erstmalig in der Bundesrepublik Wettbewerb in einem relevanten Telekommunikations-Netzbereich zugelassen wird. Während die Telekom beim C-Netz ein Monopol

innehat,

Mannesmann

werden

Mobilfunk

die beiden

aufgebaut

D-Netze,

und

die von der Telekom

betrieben

werden,

im

und von

Wettbewerb

stehen (vgl. Kapitel 4 und 5). Mit Blick auf die einschlägigen Erfahrungen mit Cellnet und Racal Vodaphone in Großbritannien (vgl. Kapitel 11) werden von dieser Konkurrenz dynamische Entwicklungsimpulse für das Funktelefon in Deutschland erwartet. In den nächsten Jahren werden weitergehende Liberali-

sierungsschritte erfolgen, die den Wettbewerb auf den Telekommunikationsmärkten intensivieren.

Dieser erste Beitrag dient als Einleitung für das Buch und soll einige grundlegende wirtschaftliche Strukturen des Mobilfunks aufzeigen bzw. ökonomisch interpretieren. Es werden zunächst die verschiedenen Mobilfunkarten und wirtschaftlichen Strukturen des Mobilfunk-Sektors kurz erläutert. Kapitel 1.4 beschäftigt sich mit der Frequenz-Problematik und 1.5 mit einigen Grundelementen der Kostenstrukturen.

1.2

Arten des Mobilfunk

Als Mobilfunk

werden

Dienste

zur Individualkommunikation

bezeichnet,

bei

denen der Teilnehmer über eine Funkstrecke mit dem jeweiligen Netz verbun-

den ist. Typischerweise handelt es sich dabei um Kommunikation zwischen zwei Teilnehmern bzw. Endgeräten, die in beiden Richtungen erfolgt (Ausnahme Funkruf). Dies unterscheidet die Individual- von der Massenkommunikation (z.B. Hörfunk, Fernsehen), bei der eine Nachrichtenquelle für eine größere Menge potentieller Empfänger sendet. Im Gegensatz zu einer derartigen, einseitigen Verteilkommunikation erfordert die Adressierung des jeweiligen Partners bei der Individualkommunikation in der Regel einen Vermittlungsvorgang. Die wichtigsten, öffentlichen Mobilfunkdienste werden üblicherweise in vier

Arten

unterteilt,

nämlich

Funktelefon,

Telepoint,

Bündelfunk

und

Funkruf

(Walker (1990), Scheele (1991) Kedaj/Hentschel (1991)). Zum Vergleich sind

diese in Bild 1-1 gegenübergestellt.

2

MOBILFUNK |

FUNK-

TELEFON

normale

Inhalt

Gespräche

l

TELE-

POINT

normale

Gespräche

Daten, Fax

Kommunikations- Richtung

zweiseitig

Initiierung der Kommunikation

aktiv + |passiv

Beispiele

zweiseitig

aktiv

A-, B-Netze

CT1+, CT2

C-, D-Netze

CT3, DECT

PCN-Netze

Birdie

I

|

BÜNDEL-

FUNK BETRIEBSF. TRUNKING kurze

Gespräche

FUNKRUF PAGING Signale,

wenige

Daten

Zeichen

zweiseitig

(zu Mobil-Tn.) einseitig

aktiv + passiv Betriebsfunk,

Chekker

passiv Eurosignal Cityruf

ERMES

Bild 1-1: Mobilfunk-Arten Das Funktelefon, dem das vorliegende Buch gewidmet ist, ist der wirtschaftlich

bedeutendste Bereich des Mobilfunks und wird begrifflich häufig mit diesem gleichgesetzt.* Das Funktelefon ermöglicht normale Telefongespräche zwischen einer Mobileinheit (Autotelefon, tragbares oder Handgerät) und jedem beliebigen Teilnehmer, der an das allgemeine Telefonnetz (mobil oder stationär) angeschlossen ist. Zusätzlich sind bei den neueren technischen Systemen (insb.

D-Netze) auch Datenübertragung, Telefax etc. möglich (vgl. Kapitel 2.4).

Für die Bundesrepublik ist nach dem A- und dem B-Netz, die jeweils nur geringe Teilnehmerzahlen hatten,’ erstmalig das 1985 eingeführte, analoge C-Netz von wirtschaftlicher Bedeutung. Es wird ebenso wie seine Vorläufer von der DBP Telekom

im Monopol betrieben. Gegenwärtig befinden sich zwei D-Netze im

Auch in diesem Buch wird vielfach von Mobilfunk gesprochen, wenn tatsächlich nur das Funktelefon

5

gemeint ist. Genauer könnte man dementsprechend von „Mobilfunk im weiteren Sinne“ (alle mobilen Dienste) und von „Mobilfunk im engeren Sinne“ (nur Funktelefon) sprechen. Das A-Netz hatte maximal (1971) 11.000 Teilnehmer. Das seit 1972 bestehende B-Netz hatte 1986

26.000 und im Juli 1991 noch 17.000 Teilnehmer. Vgl. SCHEELE (1991), S.93ff

Aufbau (D1 der DBP Telekom und D2 der Mannesmann Mobilfunk), die mit dem europaweit standardisierten, digitalen GSM-System

arbeiten. Beide wer-

den 1992 an den Markt gehen und bis 1994 eine Fläche von über 90% der Wohnbevölkerung erreicht haben.‘ Zur Zeit wird in der Bundesrepublik und anderen Ländern über zukünftige PCN-Netze (Personal Communication Networks) diskutiert, die vermutlich 1993/94 im GSM-nahen DCS-1800-Standard

(d.h. im Frequenzbereich von 1,8 Gigahertz) eingeführt werden.

Die C-, D- und zukünftigen PCN-Netze sind zellular aufgebaut, das heißt, das

gesamte Versorgungsgebiet ist in kleinere (in Ballungsräumen) und größere (in ländlichen Gebieten) Funkzellen aufgeteilt, die jeweils von einer Basisstation versorgt werden. Die typische Zellengröße ist allerdings auch zwischen den

verschiedenen Systemen sehr unterschiedlich. Das C-Netz hat durchschnittlich

relativ große, das D-Netz kleinere und die PCN-Netze sehr kleine Zellen. Das Zellularprinzip dient der effizienteren Ausnutzung des knappen Frequenzspektrums.

Telepoint

ist die vorläufige

Bezeichnung

für einen

öffentlichen

Mobilfunk-

dienst, der technisch eine Weiterentwicklung der üblichen schnurlosen Telefone (Cordless Telephone,

CT)

darstellt. Während

letztere bisher nur im Bereich

eines normalen Hauptanschlusses eine kurze Funkverbindung zu dem jeweils zugehörigen

Handgerät

herstellen, beinhaltet Telepoint die Möglichkeit, sich

auch außerhalb des eigenen Telefonanschlusses in das öffentliche Fernsprech-

netz einzuwählen,

sofern man

sich im Umkreis

von ca. 200 Metern

um

eine

entsprechende öffentliche Basisstation (d.h. einem Telepoint) befindet. Man kann dann normale Telefongespräche mit jedem Netzteilnehmer führen.

Es werden gegenwärtig verschiedene technische Systeme (CTlplus, CT2, CT3, DECT), konzipiert, getestet oder schon in der Praxis eingesetzt. In der Bundesrepublik erprobt die Telekom ein System, das unter der Bezeichnung Birdie eingeführt werden soll.

Bündelfunk stellt eine fortgeschrittenere Version des klassischen Betriebsfunks

dar und ist für geschlossene Benutzergruppen konzipiert. Typische Kommunikationsvorgänge für diesen Dienst sind z.B. Anweisungen eines Betriebs an seine Außendienst-Mitarbeiter und deren Informationen an die Zentrale. Es sind normale Telefongespräche möglich, wobei man davon ausgeht, daß diese kurz sind. Eine Überleitung der Gespräche in das allgemeine Telefonnetz ist grundsätzlich möglich. Die einzelnen Betriebe unterhalten nicht mehr jeweils ihr eigenes Funknetz,

sondern sind Kunden eines regionalen Bündelfunkbetreibers, von denen jeweils

zwei oder mehrere zueinander in Konkurrenz stehen werden. In der Bundesrepublik werden neben der Telekom (Dienstbezeichnung Chekker) auch private

Entsprechend des eigenen Bewerbungsgebotes schreibt die Lizenz von Mannesmann Mobilfunk einen Versorgungsgrad von 94% bis Ende 1994 vor. Die Planungen der Telekom für das D1-Netz richten sich auf eine ähnlich hohe Flächendeckung.

Betreiber Bündelfunkdienste anbieten. Die ersten Lizenzen sind für eine Reihe von Ballungsräumen bereits erteilt worden, weitere Lizenzen verschiedener Art werden folgen.

Der entscheidende Vorteil gegenüber den früheren Betriebsfunknetzen besteht in einer effizienteren Ausnutzung der Frequenzen durch Bündelung mehrerer (8-20) Funkkanäle bei einem Netzbetreiber. Es werden nicht mehr einzelne Funkfrequenzen für eine Nutzergruppe fest zugeteilt, sondern jedem Nutzer wird im Einzelfall bei einem konkreten Kommunikationswunsch automatisch ein freier Funkkanal für die Dauer des Gesprächs zugewiesen. Danach steht er anderen zur Verfügung. Der Funkruf (internationale Bezeichnung: Paging) unterscheidet sich qualitativ erheblich von den anderen Mobilfunkdiensten, da es sich nicht um eine telefon-

ähnliche Kommunikation handelt, sondern lediglich um die einseitige Übermittlung einfacher Signale oder weniger Zeichen an einen mobilen Teilnehmer (Empfänger). In der Bundesrepublik sind Funkrufdienste der Telekom unter den Bezeichnungen Eurosignal (seit 1974) und Cityruf (seit 1989) eingeführt. Ab 1992 soll ein europaweites Funkrufsystem mit erweiterten Leistungsmerkmalen unter dem Namen ERMES (European Radio Message System) den Betrieb aufnehmen, wobei noch offen ist, in welchem Maße die Märkte in der Bundesre-

publik tatsächlich wettbewerblich strukturiert sein werden.

Mit Ausnahme des Funkrufs kann die Kommunikation beim Mobilfunk in beide Richtungen erfolgen, bei verbaler Kommunikation also Hören und Sprechen. Dies bedeutet für die Mobileinheit, daß sie für Empfangen und Senden ausgerü-

stet ist, und für das Netz, daß zwischen beiden Gesprächspartnern jeweils zwei Kanäle (ein Duplexkanal) geschaltet und somit die entsprechenden Frequenzen frei sein müssen. Von der eigentlichen Kommunikationsrichtung zu unterscheiden ist die Initiierung, das heißt die Einleitung eines konkreten Kommunikationsvorgangs. Vom Standpunkt des mobilen Teilnehmers kann dies als aktiv oder passiv bezeichnet werden. Bei aktiver Initiierung (Anrufen) stellt der Mobilteilnehmer die Verbindung her, bei passiver Initiierung wird er seinerseits vom Gesprächspartner

angerufen. Passive Initiierung erfordert bei zellularem Mobilfunk einen bestimmten Infrastruktur-Aufwand, um zu gewährleisten, daß der Mobilteilnehmer an seinem jeweiligen Aufenthaltsort erreicht wird, ohne daß der Anrufer

diesen kennen muß. Bei Telepoint ist nur aktive (wie bei deutschen Telefonzellen) und bei Funkruf nur passive Initiierung möglich, bei Funktelefon und Bündelfunk dagegen beides (wie im stationären Telefonnetz).

Beim Funktelefon ist der Frequenzbedarf und der Infrastrukturaufwand, der die Kosten des Dienstes für die Kunden wesentlich bestimmt, relativ hoch. Letzte-

res ist bedingt durch den zellularen Aufbau bei hoher Flächendeckung und die Nutzungsmerkmale der aktiven und passiven Initiierung sowie Roaming und Handover.

Roaming beinhaltet, daß der Teilnehmer den Dienst innerhalb eines größeren Gebietes (bei GSM später ganz Europa) an allen versorgten Punkten nutzen

kann, was die Möglichkeit einschließt, daß eine Mobileinheit auch dann angerufen werden kann, wenn der Rufer den Standort nicht kennt. Handover bedeutet,

daß ein Gespräch auch dann ohne Unterbrechungen abgewickelt wird, wenn sich der Nutzer im Auto über Zellengrenzen hinweg fortbewegt, das heißt das Gespräch

wird automatisch,

ohne daß der Teilnehmer dies merkt,

von einer

Basisstation (Zelle) zur nächsten weitergereicht.

Verglichen damit ist der Frequenzbedarf einer typischen Kommunikationsein-

heit bei Telepoint wegen der kleinräumigen Funkversorgung geringer und bei

Funkruf wegen der extrem kurzen Übertragungsdauer sehr klein. Die relativ großen Funkrufzonen erfordern einen nur kleinen Infrastrukturaufwand. Dieser

ist bei Telepoint abhängig von der Zahl der Basisstationen, aber auch bei hoher Versorgungsdichte immer noch wesentlich geringer als beim Funktelefon, da auf Vorkehrungen für passive Initiierung, Roaming und Handover verzichtet werden kann. Bei Telepoint werden die Endgerätepreise und die Nutzungsentgelte geringer

sein als beim Funktelefon. Dafür beinhaltet das System gegenüber diesem einige

Nutzungseinschränkungen, insbesondere die fehlende passive Initiierung, was C-Netz

eff. Einführung System/Frequenz analog/digital typ. Zellgröße typ. Endgeräte Sendestärke Frgz-Kapazität Versorgung

seit 1985 |C-450 analog Großzellen Autotelefon mittel klein nahe 100%

Anbieterzahl Betreiber

1 DBP Telekom

intramodale/r Marktstruktur

Monopol

Wettbewerb

Wettbewerb insg. — bis 1991 - ab 1992 - ab 1994?

nein

D-Netze ab 1992 GSM-900 digital Kleinzellen Auto/Handy klein mittel/groß über 95% 2 DBP Telekom Mannesmann

Dyopol

ja

auf dem Funktelefon-Markt nein

ab 1994? DCS-1800 digital Mikrozellen insb. Handy sehr klein sehr groß bis 80% ? 1, 2, ??

ja

moderat zwischen C- und D-Netzen intensiv insb. zwischen D- und PCN-Netzen

Bild 1-2: Zellulare Funktelefon-Netze in der Bundesrepublik 6

PCN/(E-)Netze

? ?

?

?

allerdings durch Kombination mit Funkruf kompensiert werden könnte (Pagerphone, vgl. Kapitel 3). Für zahlreiche Kunden dürfte Telepoint wegen der niedrigeren Preise grundsätzlich eine relevante Alternative zum Funktelefon darstellen. Ob dies in der Bundesrepublik jedoch tatsächlich relevant wird, hängt davon ab, ob durch gegenseitige Beeinflussung von hoher Nachfrage, hoher Versorgungsdichte und niedrigen Stückkosten bei Endgeräten und Netzinfrastruktur (Economies of Scale, Dichtevorteile und Lernkurven-Effekte) die Schwelle zum Massenmarkt übersprungen wird. Gegenwärtig wird die Telepoint-Konzeption

offensichtlich durch die PCN-Diskussion verdrängt, so daß sehr fraglich ist, ob

sie jemals ökonomische Bedeutung erlangen wird.

Im Mittelpunkt dieses Buches steht das zellulare Funktelefon. Bild 1-2 stellt einige Merkmale der in den 90er Jahren relevanten zellularen FunktelefonNetze einander gegenüber. Dies ist bezüglich der Personal Communication Networks noch mit vielen Fragezeichen versehen, da die entsprechenden Entscheidungen noch nicht getroffen sind.

1.3

Strukturen im Sektor Funktelefon

Der gesamte Funktelefonsektor ist nach den relevanten Produkten

in zwei

Bereiche zu unterteilen. Ein Mobilfunknutzer benötig erstens ein Endgerät’ und zweitens ein Abonnement bei einem Anbieter des betreffenden Telekommunikationsdienstes. Er tritt damit als Nachfrager in zwei grundlegend unterschiedli-

chen Branchen auf, die in Bild 1-3 gegenübergestellt sind. In beiden sind die entscheidenden Akteure die Unternehmen der Produktionsstufe (EndgeräteProduzenten bzw. Netzbetreiber), die ihre Produkte über Händler bzw. Diensteanbieter an die Endkunden verkaufen.®

Die mengenmäßigen Gesamtnachfragen nach Endgeräten und Diensten sind stark komplementär und hängen jeweils von den Preisen, Qualitäten etc. beider Sektoren ab. Letztere sind zudem technisch eng miteinander verknüpft, da jedes Mobilfunksystem bezüglich der Schnittstellen und zahlreicher Merkmale als Gesamtheit konzipiert und standardisiert wird. Sie bilden jedoch wirtschaftlich eigenständige Bereiche, in denen jeweils unterschiedliche Unternehmen agieren. Einige der Hersteller von Endgeräten produzieren zwar gleichzeitig System-Equipment (Basisstationen, Vermittlungen etc.), treten jedoch in aller Regel nicht als Netzbetreiber auf bzw. sind sogar explizit davon ausgeschlossen. ?

Das mobile Endgerät besteht im Fall der reinen Sprachübertragung aus einem Autotelefon, Portable oder Handy, kann aber auch ein Telefaxgerät etc. sein. Vgl. Kapitel 7. Die Endgeräte werden in der Regel vom Teilnehmer erworben. Es ist jedoch auch möglich, daß Unternehmen (z.B. Autovermieter, Diensteanbieter u.a.) die Mobiltelefone an einzelne Nutzer vermieten.

Die D-Netz-Betreiber verkaufen ihre Leistungen entweder direkt an die Nutzer oder über sogenannte Diensteanbieter (Service Provider). In der Realität sind die Transaktionsbeziehungen differenzierter als in Bild 1-3 dargestellt. Vgl. Kapitel 6.

Mobilfunk-Nutzer I

Produkt

]

Endgerät

Mobilfunk-

Funktelefon

Dienst

]

Handelsstufe

I

Händler für Funktelefone

DiensteAnbieter

]

]

Produktionsstufe

Hersteller von Funktelefonen

Netzbetreiber

problematische Inputs

keine

Frequenzen Mietleitungen

problematische

keine

Strukturelemente

hohe EoS/MOB

Marktbarrieren

Bild 1-3: Sektorale Struktur des Mobilfunks

Vor allem aber unterscheiden sich beide Sektoren bezüglich ihrer ökonomischen

Strukturen und ordnungspolitischen Probleme ganz erheblich. Während der Netzbetrieb in fast allen Ländern durch zahlreiche staatliche Interventionen und wettbewerbsbeschränkte oder monopolistische Märkte gekennzeichnet ist, sind

die Endgerätemärkte

strukturell

unproblematisch,

wenn

man

einmal

vom

außenwirtschaftlichen Protektionismus einzelner Staaten absieht. Die öffentlichen Diskussionen beziehen sich deshalb fast ausschließlich auf den Netzbeeich. Endgeräte

sind, so kompliziert und innovativ sie technisch auch sein mögen,

ganz normale Produkte, die weder bezüglich ihrer spezifischen Inputs noch aufgrund ihrer industrieökonomischen Strukturfaktoren Wettbewerbsprobleme erwarten lassen.” Die mindestoptimalen Betriebsgrößen in Relation zum Marktvolumen und die Scale Economies sind klein genug, um weite wettbewerbliche

Strukturen zu ermöglichen. Die Markteintrittsbarrieren sind für die einschlägigen Unternehmen nicht so hoch, daß ineffiziente Ergebnisse Bestand haben könnten - essein denn, aufgrund protektionistischer Interventionen des Staates. Je kleiner jedoch der Marktumfang ist - bzw. durch industriepolitisch motivierte, nationale Standardisierungen,



die als nichttarifäre Handelshemmnisse

Das bei der D-Netz-Eröffnung beklagte Fehlen von GSM-Endgeräten ist ein kurzfristiges Phänomen, das wesentlich durch die späte Änderung technischer Spezifikationen im GSM-Standard verursacht war, jedoch kein Indiz für längerfristige Funktionsprobleme darstellt.

wirken, gemacht wird — desto höher werden aufgrund unausgeschöpfter Volumeneffekte die Stückkosten sein und desto größer ist die Gefahr kollusiv überhöhter Preise. Dies erklärt einen Teil der im internationalen Vergleich außergewöhnlich hohen Preise für C-Netz-Telefone in der Bundesrepublik (vgl. Bild

12-2

und

13-3).

Bei

den

D-Netzen

ist dies

nicht

zu

erwarten,

da

die

europäische Standardisierung ein großes Marktvolumen erzeugt, das vielen Unternehmen das Angebot unter Ausschöpfung von Skaleneffekten ermöglicht. Dies läßt intensiven Wettbewerb und starken Preisdruck entstehen.

Die Netzbetreiber realisieren also den eigentlichen Mobilfunkdienst, das heißt die Kommunikation zwischen einem mobilen Teilnehmer und seinem Gesprächspartner, und errichten die dafür erforderliche Infrastruktur. Dazu gehört insbesondere ein Netz von Basisstationen, das eine umfassende Funkversorgung fast der gesamten Bundesrepublik ermöglicht, eine Anzahl von Mobilvermittlungsstellen, die die Verkehrsabläufe

im Mobilnetz und bis in das stationäre

Telefonnetz hinein steuern sowie Einrichtungen für die Teilnehmerverwaltung, Gebührenerfassung, Abrechnung, Qualitätskontrolle etc. (vgl. Kapitel 2).

Für die Kommunikationsvorgänge werden zwischen Mobil- und Basisstationen Funkverbindungen hergestellt, die entsprechende Frequenzen erforderlich machen, während der Nutz- und Signalisierungsverkehr zwischen Basisstationen und Mobilvermittlungen, zwischen verschiedenen Mobilvermittlungen sowie zwischen diesen und den Übergängen in das stationäre Telefonnetz über festverbundene Leitungswege geführt wird. Diese können Kabel- oder Richtfunkstrekken sein. Letztere sind im folgenden jedoch nicht gemeint, wenn von Funkwe-

gen oder Frequenzen

die Rede

ist, sondern

ausschließlich die eigentlichen

Mobilfunkstrecken zwischen Basisstationen und Endgeräten.

Am

einfachsten

ließe sich die Tatsache,

daß

in den meisten europäischen

Ländern die Mobilfunknetze von staatlichen Unternehmen betrieben werden, damit erklären, daß Infrastruktureinrichtungen traditionell als öffentliche Auf-

gabe betrachtet werden. Dies ist jedoch im Mobilfunk ebenso wie in vielen anderen Bereichen eher ein historisches Phänomen als eine ökonomische Notwendigkeit und könnte durch private Unternehmen effizienter erledigt werden. Gleichwohl gibt es beim Mobilfunk-Netzbetrieb einige ökonomische Problemfaktoren bei Inputs und Kostenstrukturen, die besondere Funktionsbedingungen nach sich ziehen und ordnungspolitische Detailarbeit erfordern (vgl. Kapitel 8). Die beiden wichtigsten Probleme, erstens bezüglich des Inputfaktors Funkfrequenzen und zweitens die starken Skaleneffekte und deren Folgen werden anschließend gesondert erörtert. Neben den Frequenzen sind die festen Leitungswege in der Bundesrepublik ein potentiell problematischer Inputfaktor. Wegen des rechtlich vorgegebenen Monopols der Telekom für Übertragungswege sind die Netzbetreiber gezwungen, diese von der Telekom zu mieten, was natürlich Fragen nach Preisen und Konditionen aufwirft. Ökonomisch wäre es zweifellos effizienter, den Mobilfunk-Netzbetreibern (und anderen Unternehmen) die Errichtung eigener Übertragungswege generell zu erlauben. Insofern

ist die Mietleitungsfrage in erster Linie ein Problem des deutschen Fermelderechts. Ein grundsätzlicher Aspekt ist bei Infrastruktureinrichtungen die Verfügbarkeit geeigneter Grundstücke, die im Mobilfunk in großer Zahl für Antennenanlagen etc. benötigt werden. Wenn die Funknetzplanung bezüglich der optimalen Standorte genaue Vorgaben macht, können sich hieraus Probleme mit baurechtlichen Vorschriften (Genehmigung zur Errichtung von Antennen) oder mit Grundstückseigentümern ergeben, die ihre eventuell monopolähnlichen Positionen zu überhöhten Preisforderungen nutzen könnten. Dies war im übrigen

auch der Grund, warum die Bewerber-Konsortien um die D2-Lizenz fast alle Unternehmen enthielten, die über zahlreiche Grundstücke in der Bundesrepu-

blik verfügten. In den meisten Fällen stellt dies jedoch in der Praxis kein erstrangiges Problem dar, da die Funkplanung in der Regel Freiheitsgrade aufweist und die Grenzkosten der Grundstückseigner bei einer Vermietung von

Standorten gering sind, so daß Interesse an den Mieteinnahmen besteht.

Bei anderen Faktoren wie qualifiziertem Personal und den technischen Elementen der GSM-Netzinfrastruktur Können sich allenfalls kurzfristige AngebotsEngpässe

in der ersten

Aufbauphase

der Netze

ergeben,

die preissteigernd

wirken. Sie werden aber keine längerfristigen Funktionsprobleme zur Folge haben. Die Märkte für GSM-Equipment (Basisstationen, Mobilvermittlungen) sind zwar relativ eng, aber wegen der europaweiten Standardisierung und der Existenz potentieller Konkurrenten nicht monopolgefährdet. Die ersten Beschaffungs-Entscheidungen der Netzbetreiber zeigen, daß diese jeweils mehrere Lieferanten beauftragen, um sich nicht von eventuellen Lieferengpässen oder Verhandlungspositionen einzelner Hersteller abhängig zu machen.

1.4

Frequenzen und Zellularprinzip

Ökonomische Charakteristika von Mobilfunk-Frequenzen Ein wesentlicher Inputfaktor für jeden Mobilfunk-Netzbetreiber sind die Frequenzen, die er zur Abwicklung des Funkverkehrs zwischen seinen Basisstatio-

nen und den Mobileinheiten seiner Kunden benötigt. Wenn wir die technischen Standards eines Funktelefon-Systems als vorgegeben betrachten, kann für die ökonomischen Überlegungen ein Frequenzpaar mit einem Duplexkanal gleichgesetzt werden.!® Das relevante ökonomische Gut ist das Recht, auf einer bestimmten Frequenz (Kanal) senden zu dürfen. Als ökonomisches Charakteristikum und Grund dafür, die Nutzung von Frequenzen staatlich zu reglementieren, wird erstens deren Knappheit angeführt. 10

10

Z.B. sind bei GSM 124 Duplexkanäle im Bereich 890-915 MHz (Mobil- zu Basisstation) und 935-960 MHZ (Basis- zu Mobilstation) mit konstantem Duplexabstand von 45 MHz definiert worden. Diese stehen jedoch bei Netzeröffnung noch nicht alle zur Verfügung (militärische Nutzung).

Funkfrequenzen sind in der Tat knapp.!' Dies gilt jedoch in gleichem Maße für fast alle Güter einer Volkswirtschaft, und knappe Güter sind geradezu die Domäne marktwirtschaftlicher Prozesse, die in der Regel um so effizienter funktionieren, je weniger staatlich interveniert wird. Zweitens wird betont, daß Frequenzen nicht vermehrbar sind. Ökonomisch ausgedrückt: Die Angebotsfunktion ist auch langfristig vollkommen inelastisch, das heißt, ein steigender Preis für Frequenzen führt nicht zu einem höheren Angebot. Dies ist in sonstigen Bereichen zwar nicht der Normalfall, gilt jedoch auch für eine Reihe anderer Güter (z.B. Grundstücke,

bestimmte Rechte bei

Patenten, Filmen etc.) und impliziert als solches noch kein Versagen oder eine verminderte Effizienz marktlicher Mechanismen.'?

Der entscheidende Grund für den Problemgehalt des Inputfaktors Frequenzen ist der kollektive Handlungsbedarf bei der Sicherung der Verfügungsrechte (Property Rights). Da eine Frequenz ganz oder teilweise wertlos wird, wenn andere gleichzeitig auf ihr senden, müssen die Verfügungsrechte einzeln definiert, individuell alloziert (zugewiesen) und effektiv sanktioniert werden. Letzteres, d.h. die Gewährleistung der Exklusivität gegenüber anderen Interessenten, ist praktisch nur durch die staatliche Rechtsordnung und ihre Durchsetzungs-Autorität zu erreichen. Eine nicht-staatliche Regelung auf der Basis freiwilliger Verträge im Kollektiv würde in diesem Fall an der Nichterfaßbarkeit von Außenseitern scheitern. Dies sagt allerdings weder etwas über den Träger des Frequenzmanagements noch über die Regeln, Kriterien und Verfahrensweisen aus, nach denen die Allokation der Frequenzen vorgenommen wird. Diese erfolgt bisher fast überall durch administrative Entscheidungen der Behörden, bei denen der ökonomi-

sche Wert von Frequenzen keine explizite Rolle spielt. Grundsätzlich könnte dies auch nach marktlichen (pretialen) Verfahrensweisen oder anderen operationalen Effizienz-Kriterien erfolgen (vgl. Kapitel 8.2). Die praktische Durchführung des Frequenzimanagements wäre auch durch Private möglich, wenn der Staat deren Entscheidungen mit den gleichen Rechts- und Sanktionswirkungen

ausstattet.

Ein Gut wird im strengen Sinne nur dann als knapp bezeichnet, wenn bei einem Preis von null die Nachfrage größer ist als das Angebot. Während bei den meisten Gütern die Nachfrage-Menge beim Preis von null irrelevant ist, da die langfristigen Grenzkosten größer als null sind, ist dies bei Frequenzen anders, da die Produktion von Frequenzen keine Kosten im umgangssprachlichen Sinne verursacht - d.h. wenn man einmal von Opportunitätskosten absieht. Bei den meisten Gütern einer Volkswirtschaft ist die langfristige Angebotsfunktion elastisch, wenngleich sie kurzfristig mehr oder minder inelastisch sein kann. Es wird gelegentlich vermutet, Frequenzen seien ein öffentliches Gut. Dies ist unzutreffend: Es gilt ganz offensichtlich keine Nichtrivalität (was in der Literatur zwar ein gängiges Kriterium, aber als solches ungeeignet ist). Vor allem aber besteht bei funktionierender Rechtsordnung (sanktionskräftige Property Rights) eine Ausschluß-Möglichkeit. Weder relevant noch zutreffend ist in diesem Zusammenhang das Argument, Frequenzen verursachten keine Produktionskosten. Okonomisch relevant sind nämlich die Opportunitätskosten (Nutzungsentgang anderer), die bei Knappheit in der Regel größer als null sind.

11

Frequenzdimensionen und Zellularprinzip In einem etwas weiteren ökonomischen Sinne ist das Gut Frequenzen bezüglich dreier Dimensionen zu spezifizieren, (1) Umfang und Lage des jeweiligen Ausschnitts aus dem Gesamtspektrum, (2) zeitliche Nutzungsdauer und (3) regionale Ausdehnung. Alle drei Dimensionen sind gleichzeitig Gegenstand wirtschaftlicher Überlegungen und technischer Innovationen mit dem Ziel, die knappen Frequenzen effizienter nutzen zu können. (1) Physikalisch bedeutet eine Frequenz zunächst nichts anderes als ein Maß für die elektrische Schwingungs-Intensität. Diese wird in Hertz gemessen und bildet ein kontinuierliches Spektrum, dessen einzelne Teilbereiche von ganz verschie-

denen Verwendungsarten (z.B. Fernsehen, Hörfunk, Navigation, militärische Zwecke, Richtfunk, Mobilfunk etc.) genutzt werden, die ihrerseits wieder in

zahlreiche, technisch spezifizierte Funkdienste unterteilt sind. Die einzelnen Dienste bekommen den von ihnen zu nutzenden Ausschnitt des Frequenzspektrums von der zuständigen Behörde (in der Bundesrepublik das Bundesministe-

rium für Post und Telekommunikation) zugewiesen (intermodale Frequenzallokation). Wieviele nutzbare Kanäle in einem Spektrums-Ausschnitt bestimmter Breite

untergebracht werden können, ist nicht nur zwischen verschiedenen Mobilfunkarten (z.B. Funkruf, Funktelefon etc.) sehr unterschiedlich, sondern ist auch bei

der technischen Konzipierung eines Funktelefon-Systems (z.B. GSM, TACS, NMT-450

etc.) Gegenstand

technischer Optimierungs-Entscheidungen, wobei

der Frequenzaufwand gegen andere Kriterien wie Übertragungsqualität, Kosten etc. abzuwägen ist. Das Hinausschieben dieser Tradeoff-Funktionen ist ein Ziel technologischer Innovations-Anstrengungen.

(2) Die zeitliche Inanspruchnahme einer Frequenz hängt mit Letzterem eng

zusammen.

Je kürzer ein Kommunikationsvorgang

eine bestimmte

Frequenz

niert wird, Gesprächs.

bestimmen beim Funktelefon die Nutzer selbst die Länge eines Gleichwohl bestehen auch hier verschiedene Möglichkeiten, z.B.

belegt, desto mehr nutzbare Gesprächseinheiten können bei gegebener Frequenzausstattung realisiert werden. Während zum Beispiel beim Funkruf die Frequenznutzungsdauer eines Kommunikationsvorgangs vom System determidurch Sprachkodierung und Komprimierung die zeitliche Inanspruchnahme zu reduzieren bzw. mehrere Gespräche auf der gleichen Frequenz simultan abzuwickeln (Zeitmultiplex)(vgl. Kapitel 2.5.3). Auf diese Weise können beim GSM-System 8 Gespräche simultan auf der gleichen Frequenz realisiert werden. Gegenwärtig wird ein sogenannter Half-Rate-Codec entwickelt, der dies auf 16 simultane Kommunikationsvorgänge steigert, womit die ökonomische Nutzbar-

keit einer Frequenz praktisch noch einmal verdoppelt wird. Allerdings führt dies 1a

12

Die inter-modale Frequenzallokation bezieht sich auf die Zuteilung an verschiedene Funkdienste, die intra-modale auf die Zuteilung dienstespezifischer Frequenzen auf unterschiedliche Betreiber von Sendeeinrichtungen des gleichen Dienstes.

zu Qualitätseinbußen, wobei noch unklar ist, ob (bzw. bei welcher Preisreduk-

tion) die Nutzer dies später akzeptieren werden.

(3) Grundsätzlich sind alle Frequenzen an allen geografischen Orten verfügbar.

Eine Funkquelle ist in einer bestimmten regionalen Ausdehnung, die im einzelnen von

der Sendestärke,

der Antennenhöhe,

verschiedenen

topografischen

Merkmalen der Region, frequenzspezifischen Ausbreitungscharakteristika etc. abhängt, für die Empfänger regulär nutzbar. Der Bereich, in dem diese Frequenz für andere Nutzungen nicht störungsfrei zur Verfügung steht, ist jedoch wegen der nicht exakt abgrenzbaren Interferenzen weit größer. Die Zahl, Art und regionale Struktur der Sendeorte ist dementsprechend ein wichtiger Entscheidungsparameter beim Aufbau eines Mobilfunksystems. Obwohl damit eine bestimmte Frequenz großräumig „verbraucht“ wird, ist es bei Massenkommunikationsdiensten wie z.B. dem Satelliten-Fernsehen häufig erwünscht,

ganze

Länder oder Kontinente

durch eine einzige Funkquelle

versorgen, um möglichst viele potentielle Empfänger zu erreichen.

zu

Bei Individualkommunikationsdiensten ist dies anders, da hier theoretisch nur der jeweilige Standort eines einzelnen Mobilteilnehmers funkmäßig erfaßt

werden müßte. Eine großräumige Funkversorgung (durch große Sendestärke) würde also eine bestimmte Frequenz über eine weite Fläche für andere Nutzungen wertlos machen, obwohl sie jeweils nur eng begrenzt benötigt wird.

Um nun die gleiche Frequenz an verschiedenen Standorten nutzen zu können, wird die Gesamtfläche in Zellen aufgeteilt, die durch eigene Sender mit entsprechend schwächerer Leistung versorgt werden. Dieses Zellularprinzip, das dem ganzen System den Namen gegeben hat,” ist deshalb die nach außen sichtbarste Antwort auf die Frequenz-Knappheit. In den typischen geografischen Nutzungsstrukturen mit regional unterschiedlich dichtem Besatz an Wohn- und Arbeitsstätten, Verkehrswegen etc. wird die

Nachfrage nach Kommunikations-Kapazität ebenfalls regional differieren. In Ballungsgebieten werden deshalb die Zellen kleiner gemacht (stärkere Zellteilung) als in eher ländlichen Gebieten mit geringerer Kommunikationsdichte.

Durch immer weitere Zellteilung könnte man grundsätzlich die Verkehrskapazität bei konstanter Frequenzausstattung weiter erhöhen. Allerdings steigen damit auch die Kosten für die Infrastruktur (Basisstationen, Leitungen) und die Betriebsabwicklung.

Je kleiner die Zellen sind, desto zahlreicher sind durch-

schnittlich auch die Handover-Vorgänge Automobilen

und die damit verbundenen

von Zelle zu Zelle bei fahrenden Signalisierungsprozesse

im System,

die ebenfalls Frequenz- und Leitungs-Kapazität beanspruchen. Außerdem steigt der Datenverarbeitungsaufwand für die Lokalisierung der Teilnehmer und sonstige Funktionen. Mit anderen Worten: Ab einem bestimmten Punkt — der allerdings regional unterschiedlich ist - übersteigen die Grenzkosten die Grenz15

„Zellular“ ist - insb. in den angelsächsischen Ländern - praktisch zum Synonym für Funktelefon geworden.

13

nutzen, das heißt die Kapazitätsvorteile zunehmender Zellteilung werden durch die Mehrkosten überkompensiert.

1.5

Kosten- und Marktstrukturen

Analog zu vielen anderen Telekommunikations-, Verkehrs- und Versorgungsbereichen sind die Kosten der Mobilfunk-Infrastruktur sind durch die Existenz von Dichtevorteilen gekennzeichnet, die ein Spezialfall der Economies of Scale darstellen. Sie sind charakterisiert durch abnehmende langfristige Durchschnittskosten (LDK) bei größeren Produktionsmengen (Gesprächsaufkommen) im gleichen Versorgungsgebiet. Dies bedeutet, daß z.B. bei einer Verdoppelung der Gesprächseinheiten die Kosten für Basisstationen, Leitungen, Wartungspersonal etc. um weniger als den Faktor 2 zunehmen. Wenn

solche Dichtevorteile quantitativ gravierend sind und noch in einem

Mengenbereich existieren, der einen wesentlichen Teil des gesamten Marktvo-

lumens ausmacht, dann würde die Existenz einer großen Zahl von Anbietern auf

einem solchen Markt zu einer volkswirtschaftlichen Ressourcenverschwendung

durch ungenutzte Scale Economies führen. Unter normalen Wettbewerbsbedingungen hätte eine solche Situation jedoch keinen Bestand. Sie würde unter den Unternehmen zu verlustreichen Preiskämpfen bzw. Verdrängungswettbewerb führen

und damit das Ausscheiden

der weniger erfolgreichen Anbieter bzw.

Fusionen zur Folge haben. Wieviele Konkurrenten auf einem bestimmten Markt

Platz haben, das heißt profitabel anbieten können, hängt nicht nur von den Scale

Economies

und

dem

Marktvolumen

ab, sondern

unter anderem

auch von den

Möglichkeiten zur qualitativen Produktvariation und Innovation und einigen unternehmensspezifischen Konstellationen. Bei den D-Netzen wird das Marktvolumen außer durch die Nachfragefunktion noch durch die verfügbaren Frequenzen begrenzt. Wenngleich die Kostenstruk-

turen bei GSM-Netzen erst in Umrissen bekannt sind, kann man wohl davon ausgehen, daß sich unter Wettbewerbsbedingungen bei pretialer Frequenzallo-

kation und freiem Marktein- und -austritt eine Marktstruktur mit nicht zwei bis drei Anbietern herausbilden würde. Diese Vermutung liefert ökonomische Begründung dafür, daß die Regulierungsbehörden die Lizenzen beim D-Netz in der Bundesrepublik sowie in vielen anderen

mehr als auch die Zahl der Ländern

(vgl. Kapitel 10 bis 12) auf zwei begrenzt haben, sofern überhaupt Wettbewerb

zugelassen wurde."

Da die Frequenzen bisher fast überall administrativ zugeteilt werden, sehen sich die Regulierungsbehörden vor der Situation, mit der Zahl der vergebenen Lizenzen gleichzeitig die Anbieterstruktur festzulegen. Vgl. dazu ausführlicher den Beitrag „Ordnungspolitische Alternativen der MobilfunkEntwicklung”. In der Regel haben jedoch politisch-pragmatische Erwägungen bei derartigen Entscheidungen ein größeres Gewicht als ökonomische.

14

Ein weiteres Merkmal von Infrastruktureinrichtungen hängt ebenfalls mit den Dichtevorteilen

zusammen,

nämlich

die Kostenunterschiede

zwischen

städti-

schen und ländlichen Gebieten. Die Versorgung Letzterer führt in der Regel zu weit höheren Stückkosten. Dies führt in unregulierten Märkten zu entsprechend höheren Preisen und gegebenenfalls auch zu einer Nichtversorgung dünnbesiedelter Gebiete. Beim Funktelefon sind diese Effekte aus zwei Gründen weit weniger relevant. Erstens werden die Funkzellen in nachfrageschwachen Gebieten größer als in Ballungsgebieten konzipiert, in denen die Frequenzknappheit eine stärkere

Zellteilung erzwingt, die zu höheren Infrastruktur- und Betriebskosten führt.!’

Zweitens ist das Funktelefon gerade dadurch geprägt, daß die Kunden nicht nur

am Arbeitsplatz- oder Wohnort telefonieren wollen. Mit anderen Worten: Eine möglichst umfassende Flächendeckung ist für die Netzbetreiber ein erstrangiges Marketing-Argument auch gegenüber solchen Kunden, die in Ballungsgebieten wohnen und arbeiten. Aus diesem Grunde hätten die Betreiber auch ohne Lizenzauflagen ein Interesse, möglichst zügig einen hohen Versorgungsgrad zu erreichen.

In der Bundesrepublik wurde durch die Lizensierungs-Entscheidung des Bundesministers für Post und Telekommunikation eine dyopolistische Marktstruktur vorgegeben. Die D1-Lizenz wurde von vorn herein der Telekom vorbehalten, die auf dem gleichen Markt außerdem das C-Netz betreibt. Die D2-Lizenz wurde 1989 ausgeschrieben und nach Maßgabe zahlreicher qualitativer Kriterien (einschlägige Fachkunde, Verfügbarkeit über diverse Ressourcen, Planung etc.) an Mannesmann Mobilfunk vergeben."®

technische

Beide Betreiber müssen in den ersten Jahren hohe Investitionen in den Aufbau

der Netze und die Marktentwicklung tätigen, während die entsprechenden Erlöse erst für die nachfolgende Phase zu erwarten sind. Die Unsicherheit in

ihrem Erlöskalkül sind die zukünftigen Konkurrenznetze, insbesondere die Personal Communikation Networks (PCN), die in direkter Konkurrenz zu den GSM-Netzen stehen werden (vgl. Kapitel 9). Da deren Konzeption auch in ländlichen Gebieten Kleinzellen erfordert und damit starke Stückkosten-Differenzen zu Ballungsgebieten aufweist, ist zwar nicht damit zu rechnen, daß die

PCN-Infrastruktur eine ähnlich hohe Flächendeckung erreicht wie die D-Netze. Gleichwohl werden sie den Funktelefon-Wettbewerb erheblich intensivieren.

18

Die Kapazitätsgrenzen durch knappe Frequenzen haben zum Beispiel in Großbritannien dazu geführt, daß die Gesprächsgebühren werktags in London höher waren als im Rest des Landes, was einerseits mit höheren Stückkosten durch Zellteilung und andererseits mit Knappheitsrenten erklärt werden kann.

An der Mannesmann Mobilfunk GmbH sind beteiligt: Mannesmann AG 51%, Pacific Telesis 26%, DG

Bank 10% , Cable & Wireless 5% , Lyonnaise des Eaux 2,5%. Der Rest wird für mittelständische

Unternehmen in Reserve gehalten.

15

Literatur Bolle, G. (Hısg.),(1989), Mobilkommunikation -— Telekommunikation, Information und Navigation für den Autofahrer, Berlin (Springer) Calhoun, George (1988), Digital Cellular Radio, Norwood (Artech House) FIBA (Hrsg.), (1991), Europäischer Mobilfunk, FIBA-Kongreß-Publikationen (div.), München Fintech (1991), Mobile Communications Guide to European Mobile Subscribers, in: Fintech -— Mobile

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Financial Times Newsletters,

London, Ifde. Ausgaben Huws, U., W.B. Korte und S. Robinson (1990), Telework. Towards the Elusive Office, New York (Wiley) Kedaj, J. und G. Hentschel (1991), Mobilfunk-Handbuch, Ulm (Neue Medien-

gesellschaft) Scheele, P. (1991), Mobilfunk in Europa, Heidelberg (R.v.Decker) Silberhorn, A. (1989), Mobilfunkdienste, in: F. Arnold, (Hrsg.), Handbuch der Telekommunikation, Köln (Verlag Deutscher Wirtschaftsdienst) Singleton, L.A. (1989), Global Impact - The New Telekommunikation Techno-

logies, New York (Harper&Row) Walker, J. (Hrsg.), (1990), Mobile Information Systems, Boston und London (Artech House)

16

2

Technik des Mobilfunks

digitaler Mobilfunknetze)

(Dienste und Protokolle

Bernhard Walke

2.1

Einführung

Vor etwa 100 Jahren wurden die ersten Fernsprechnetze in Betrieb genommen. Vorher war der Morsetelegraf das einzige Kommunikationsmittel,

das Nach-

richten mit nahezu Lichtgeschwindigkeit über größere Entfernungen befördern konnte. Mit dem Fernsprecher erhielt jedermann dıe Möglichkeit, unmittelbar mit seinem Gesprächspartner in Verbindung zu treten. Der Umstand, daß der Fernsprechbenutzer dabei sein Endgerät selbst und ohne besondere Ausbildung bedienen konnte, war sicher einer der Gründe,

der zum

Erfolg dieses neuen

regional,

zusammengeschlossen.

Dienstes beitrug. Während mehr als einem Jahrhundert wurden Fernsprechnetze eingerichtet und vergrößert, auf den Selbstwählverkehr umgestellt und landesweit,

kontinental

und

weltweit

Trotz

allem blieb das Telefon was es von Anfang an war, ein drahtgebundenes Kommunikationsmittel zur Übertragung menschlicher Sprache.Marconi baute 1895 die erste praktische drahtlose Übertragungseinrichtung für größere Entfernungen. 1901 gelang ihm die Überbrückung des Atlantiks mit Radiowellen. Die riesigen Sendeanlagen erlaubten vorerst nur den ortsfesten Einsatz von Funkverbindungen. Bald wurden allerdings auch Schiffe mit Funkübertragungsanlagen ausgestattet.

Nach dem letzten Weltkrieg traten die ersten für zivile Zwecke genutzten Funkanlagen in Motorfahrzeugen auf: große schwere Röhrengeräte, die den Kofferraum eines Wagens weitgehend ausfüllten. Sie wurden vorerst für Sicherheitsdienste, später für Taxis, Transportunternehmen usw. eingesetzt. Der Wunsch,

aus dem

Wagen

auch

ins öffentliche

wurde Anfang der fünfziger Jahre verwirklicht.

Fernsprechnetz

zu gelangen,

Der an ein Einzelsystem angeschlossene Fernsprechteilnehmer konnte in der Regel nur über eine einzige ortsfeste Sende- und Empfangsanlage, die Feststa-

tion, mit einer typischen Reichweite von 10 bis 50 km verkehren. Das Mobilgerät verfügte über genau einen Funkkanal,

den es mit 20 Teilnehmern

teilte;

gleichzeitig konnte nur ein Gespräch geführt werden. Die Verbindung zwischen dem Fernsprechteilnehmer und dem Drahtnetz wurde anfangs handvermittelt, später automatisch hergestellt. Jedes Fahrzeug konnte einzeln angerufen werden. Die Feststation war in der Regel an eine Ortszentrale angeschlossen, bei der jeder Teilnehmer unter seiner Rufnummer geführt wurde. Die Gespräche wurden teils im Halb-, teils im Vollduplex-Modus geführt.

17

Landesweite, nicht zellulare Systeme Isolierte Einzelsysteme hatten den Nachteil, daß sie nur im Bedienungsbereich

einer Feststation benutzt werden konnten. Manche Städte führten solche Anla-

gen ein. Fuhren die Teilnehmer in eine fremde Stadt, war das Autotelefon nicht mehr verwendbar, sogar wenn dort ebenfalls eine Einzelanlage verfügbar war.

Mit Einführung der ersten landesweiten Funkfernsprechnetze bekamen die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Verbindungen über beliebige Feststationen aufzubauen. Auch hatte der Benutzer nicht mehr nur einen Funkkanal, sondern

ein ganzes Kanalbündel verfügbar, aus dem er einen im Augenblick freien Kanal auswählen konnte. Dadurch ließ sich jeder Funkkanal besser nutzen, d.h. bei gleicher Verlust-Wahrscheinlichkeit konnten mehr Teilnehmer je Kanal bedient werden. Die einzelnen Feststationen waren entweder an ihrem Standort mittels einer sog. Überleiteinrichtung an das örtliche Fernsprechnetz angeschlossen oder über direkt geschaltete Leitungen untereinander zu einem eigenen Netz verbunden, mit zentraler Überleiteinrichtung zum Fernsprechnetz. 1958 wurde in der BRD das erste öffentliche, bewegliche Landfunknetz öbl-A eröffnet. Das Netz war handvermittelt und gestattete dem Teilnehmer, über beliebige Feststationen zu verkehren. 1972 wurde es durch das öbl-B Netz ersetzt. Es ermöglichte den vollautomatischen Verbindungsaufbau in beiden Richtungen (vom Mobil- zum Drahtnetz-Teilnehmer und umgekehrt) und ist noch heute in Deutschland, Österreich, Holland und Luxemburg Teilnehmer können die Feststationen in allen 4 Ländern benutzen.

in Betrieb.

Da diese mit Überleiteinrichtungen an das örtliche Fernsprechnetz angeschlossen sind, muß

ein rufender

Drahtnetzteilnehmer

genau

wissen,

bei welcher

Feststation sich der mobile Gesprächspartner aufhält, um ihn zu erreichen. Er wählt dazu die Fernkennzahl des vermuteten Aufenthaltsortes, dann die Kennziffer für die Überleiteinrichtung sowie die Rufnummer des gewünschten Mobil-

teilnehmers. Dieser wird auf einer einheitlichen Funkfrequenz gerufen; bei Erfolg wird ihm ein freier Funksprechkanal zugeteilt. Die Mobilstation schaltet sich automatisch auf diesen Sprechkanal, quittiert dort den Anruf und signalisiert dem Teilnehmer akustisch, daß ein Gespräch vorliegt. Hebt er den Handapparat ab so steht die Gesprächsverbindung.

Wünscht die Mobilstation eine Verbindung, sucht sie innerhalb der vom Teilnehmer vorgewählten Kanalgruppe selbständig einen freien Sprechkanal und richtet darüber die Verbindung ein. Mit der Vorwahl der Kanalgruppe kann der günstigste Gebührenbereich bestimmt werden. Fährt der Teilnehmer während des Gesprächs aus dem Versorgungsbereich der Feststation hinaus, so wird die Verbindung getrennt. Sie kann nicht an eine benachbarte Feststation weitergereicht und bei gestörtern Kanal nicht auf einen anderen umgeschaltet werden. Der zugeteilte Sprechkanal bleibt bestehen, bis die Verbindung beendet ist. Da jede Feststation die Rufe auf derselben Frequenz abstrahlt, können sich diese im Überlappungsgebiet zweier Sender gegenseitig stören.

18

Landesweite, zellulare Systeme Ein Beispiel erläutert Möglichkeiten und Grenzen eines konventionellen Funknetzes. Ein Kreisgebiet mit Radius R=10 km (314 km? Fläche) und der Dichte

25 Teiln./km? soll versorgt werden. Dort befinden sich also 7850 Mobilfunktele-

fone. Wollen in der Hauptverkehrszeit 10% aller Teilnehmer gleichzeitig sprechen, sind ca. 800 Duplexkanäle notwendig. In Europa ist ein Funkkanal 25 kHz breit; der Frequenzbedarf beträgt also zweimal 20 MHz. Damit im gesamten Versorgungsbereich eine ausreichend große Feldstärke besteht, muß die Feststation mit genügend großer Sendeleistung arbeiten. Außerhalb des betrachteten Gebietes mit Radius 5 R müssen zur Vermeidung von Interferenzen andere Funk-Kanäle zugeteilt werden, also für jedes angrenzende Gebiet gleicher Größe und Teilnehmerdichte jeweils weitere 800 Duplexkanäle. Bild 2-1a verdeutlicht den enormen benötigten Frequenzbedarf [Cla91].

Bild 2-1: a) Versorgungs- (Radius R) und Interferenzbereich (5 R)

der Feststation. b) 7er-Zellen-Cluster (Wiederholmuster gleicher Funk-Kanäle)

Bild 2-1b zeigt (vergrößert) dasselbe zu versorgende Gebiet mit R=10 km Radius, das jetzt in 7 gleiche Zellen aufgeteilt ist. Es werden weiter 40 MHz Frequenzbandbreite (800 Duplex-Kanäle) angenommen. Jede Zelle des 7erClusters erhält ein Siebtel der 800 Duplexkanäle. Zelle 1 bekommt z.B. die Kanäle

1-115,

Zelle 2:

116-230,

Zelle 3: 231-345

usw.

Verteilt man

in den

benachbarten Bereichen die Funkkanäle entsprechend, so ergibt sich für Zellen mit gleichen Funkfrequenzen eine örtliche Entfernung von ca. dem fünffachen Zelienradius wie nach Bild 2-1a) erforderlich. Es sind auch andere Cluster üblich (z.B. 3er, 12er, usw) [Net89]. Interferenzen (Gleichkanalstörungen verschiedener Sender beim selben Empfänger) sind dann auf ein akzeptabel niedriges Niveau reduziert. Man spricht von störbegrenzten Zellgrößen: Außerhalb einer Zelle erreicht der Störpegel ein zu hohes Niveau, um eine angestrebte Qualität 19

der Übertragung sicherzustellen. Die Zellenstruktur erlaubt die Wiederverwen-

dung derselben Funkkanäle, also die Versorgung beliebig großer Gebiete.

Zellulare Netze bedecken im Idealfall - beiebenem Gelände - das Versorgungsgebiet wabenartig, Bild 2-1b, mit nach einem streng geometrischen Muster

angeordneten Feststationen. Benachbarte Zellen überlappen sich ca. 10-15% und haben, bedingt durch Morphologie und Topographie des Geländes, unregelmäßige Begrenzungen [Kun91]. Verläßt eine Mobilstation ihre Zelle, so wird dies vom Netz festgestellt, und die Verbindung wird, auch bei noch guter Verbindungsqualität, von der neuen Zelle übernommen. Zellulare Systeme müssen somit in der Lage sein, während eines bestehenden Gespräches einen Wechsel des Funkkanals und auch der Feststation vorzunehmen. Dieser Vorgang wird als „handover“ bezeichnet.

Der einem zellularen Netz zur Verfügung stehende Frequenzbereich wird in Kanalgruppen aufgeteilt, die ihrerseits auf die Zellen verteilt werden. Die Kanalgruppen werden innerhalb des Netzes in regelmäßigen Abständen wiederholt, so daß an den Zellenrändern gerade noch zulässige Interferenzen entste-

hen. Beim Verkleinern der Zellen werden die geometrischen Gleichkanalabstände, d.h. die Distanz zwischen Feststationen gleicher Kanalgruppen verringert, womit bei gegebener Anzahl verfügbarer Frequenzkanäle theoretisch beliebig viele Mobilteilnehmer bedient werden können. Tatsächlich haben die Zellen eine minimale systernbedingte Größe, die durch Kosten-Nutzenbetrachtungen gegeben ist. In Versorgungsgebieten hoher Teilnehmerdichte werden Kleinzellen

mit

unter

1 km

Radius

gebildet,

wodurch

kleine,

leicht

tragbare

Funktelefone mit unter 100 mW Funk-Ausgangsleistung benutzt werden können. Die Zahl nötiger Feststationen wird reduziert, wenn sie nicht im Zentrum einer,

sondern im Schwerpunkt z.B. dreier benachbarter Zellen angeordnet werden und drei 120°-Sektoren mit verschiedenen Kanalgruppen versorgen.

Ein weiteres wichtiges Merkmal landesweiter und länderübergreifender zellula-

rer Netze, das ein Auffinden des mobilen Teilnehmers erst ermöglicht, heißt „roaming“ und gestattet, daß der Teilnehmer den Rufbereich wechselt, ohne dies nachteilig zu bemerken, vgl. Abschn. 2.7.

Die Entwicklung der Telekommunikation hat in den letzten Jahren im Bereich mobiler

Kommunikation

zu

enormen

Zuwachsraten

geführt.

Die

Deutsche

Bundespost Telekom stellt für mobile Nutzer derzeit das B-Netz (mit ca. 25000 Teilnehmern) und das C-Netz [Spi86] (mit derzeit ca. 350000 Teilnehmern und geplanter Aufnahmekapazität von bis zu 1 Mio. Teilnehmern) zur Verfügung. Das B-Netz wird voraussichtlich

1992 außer Betrieb genommen.

Das C-Netz

befindet sich in seiner Hauptnutzungsphase und bietet günstige Voraussetzungen für flächendeckende

Anwendungen

von Fernsprech- und Datendiensten.

Da es voraussichtlich über die neunziger Jahre hinaus in Betrieb bleibt, wird es wohl auch in den nächsten zwei bis drei Jahren noch im Mittelpunkt vieler kurzfristig zu realisierender Anwendungen stehen. 20

Um die mittelfristige Entwicklung mobiler Telekommunikation zu fördern, wurde im Herbst 1991 in Deutschland der Probebetrieb für zwei digital übertra-

gende Mobilfunknetze D1 und D2, die erstmals Teil eines paneuropäischen Mobilkommunikationssystems sind, aufgenommen. Die wesentlichen Funktionen dieses Systems werden in den folgenden Abschnitten dargestellt. Für dieses GSM-System wurden in Deutschland im Rahmen der Standardisierung ab 01.01.1991 zwei Bereiche im 900 MHz Band reserviert. Der Frequenzbereich 905-914 MHz ist für die Verbindung von Fest- zu Mobilstation (uplink), der Bereich 950-959 MHz für die Gegenrichtung (downlink) reserviert. Ab 01.01.2001

kommen

zusätzlich die Bereiche

890-905

MHz

und 914-915

MHz

sowie 935-950 MHz und 959-960 MHZ hinzu. In diesen Bändern werden zwei als D1 und D2-Netz bezeichnete Mobilfunknetze eingerichtet. Insgesamt stehen 124 Kanäle zur Verfügung, deren Trägerfrequenzen sich ergeben aus:

Fu(n)=(890,2+0,2*(n-1)) MHz;

Fd(n)=(Fu(n)+45) MHz;

(1

Erfolgsfaktoren Service

)| Abrechnung)

Kosteneifizientes Provisioneaystem mit 0

Kompsienter Endgeräleservioe: = Installation I

Kundentreundliohes u. kostengünstigen Abrechnungeayalem

wirkung unterstützung Unter llEunD nel,

Umtansende Kundenberatung

of

Motlvatione-

Lo...

.

ea

eommunıker. aueh I Telekarte

- Einkauf

Logierin Markilorsahung: ° VKF-Material Intelligente Logietim

Auswertung von KundenZieigruppennutzungsdaten nahe der VerIrlebekanäle one ae. elaltung und Funktionalität ANgeMessene der Chip-Karte Fiäohendeokung Vertelebestützpunkte Zisigruppenorlentierte Taritsteuhtur Akquialtione'anlakelt den Handeis-

L

Bonitätsprüt onitäteprütung und Debitorenmanagemanı

- Vertrag it Dienstunbleter - Mehrwertdienste

pariner

+

-

++

++

++

++

+ |

in...

von

Ansatzpunkte zur Erringung atrategischen Wettbewerbsvorteilen

Bild 6-5: Erfolgsfaktoren im Geschäftsfeld Service Provision 123

Bedingt durch den stufenweisen Aufbau des D-Netzes und die starke Dynamik des Mobilfunkmarktes werden in der Anfangsphase andere Erfolgsfaktoren im Vordergrund stehen als zu einem späteren Zeitpunkt. Zunächst wird dem raschen

Aufbau

eines leistungsfähigen,

dichten

Vertriebsnetzes

mit entspre-

chenden Service- und Installationskapazitäten die entscheidende Rolle zukommen. Wie bereits angedeutet, erfolgt der Vertrieb der Dienste in Verbindung mit dem Endgerätevertrieb, so daß dem Händler unter dem Gesichtspunkt der Kundenakquisition für den Service Provider eine zentrale Rolle zukommt. Diese Funktionen können jedoch nur von fachlich kompetenten und kundenorientierten Händlern wahrgenommen werden, die jedoch Anfang 1992 noch nicht in genügender Zahl zur Verfügung standen. Lediglich der traditionelle Funkfachhandel verfügt über ein umfassendes Service- und Geräteangebot, allerdings mit erheblichen Defiziten hinsichtlich seiner Kunden- und Marktorientierung. Es wird damit gerechnet, daß sein Anteil am Gesamtumsatz stark zugunsten neuer, alternativer Handelsschienen zurückgeht. Das enorme Marktvolumen im D-Netz macht deshalb die Erschließung neuer qualifizierter Absatzkanäle über den Funkfachhandel hinaus notwendig. Hierfür eignet sich insbesondere der Automobilhandel, der neben einer großen Zielgruppenreichweite und Flächendeckung bereits über langjährige Erfahrung

im Vertrieb von C-Netz-Endgeräten verfügt. Denkbar sind auch alle anderen

Vertriebskanäle, die über eine hohe Kundennähe zu Automobilkunden verfü-

gen. An erster Stelle sind hier die Automobilhändler und Niederlassungen der Automobilhersteller zu nennen,

aber auch der Autoradio- und Autozubehör-

handel sowie Unterhaltungselektronikhändler bieten sich als Partner für Diensteanbieter an. Eine weitere vielversprechende Vertriebsschiene ist der Breitenvertrieb über Fachmärkte und U&E-Märkte. Mittelfristig sind auch Kaufhäuser

als Vertriebsstützpunkte für Mobilfunkdienste denkbar. Diese weisen jedoch starke Defizite im Service- und Einbaubereich auf und werden sich deshalb auf

den Vertrieb von Handheld-Geräten konzentrieren.

Bei der Erschließung dieser Vertriebskanäle wird der Service Provider bemüht sein, eigene Vertriebsorganisationen zu motivieren und in sein Vertriebskonzept einzubinden. Insbesondere bei Diensteanbietern ohne eigene Vertriebsorganisation ist die Unterstützung und langfristige Anbindung unabhängiger Händler eine wichtige Erfolgsvoraussetzung. Der Wettbewerb um diese Händler wird sich dementsprechend hart gestalten. Nur ein adäquater Vertriebszugang ermöglicht die Profilierung gegenüber dem Wettbewerb und eine erfolgreiche Akquisition in den angestrebten Kundensegmenten. Der Service Provider hat deshalb starkes Interesse daran, den Handel bei der Verbesserung seiner Akquisitionsfähigkeit und technischen Qualifikationen zu unterstützen. Hierzu steht dem Diensteanbieter neben technischen und vertrieblichen Schulungen ein umfangreiches Instrumentarium aus Werbe-, VKF- und logistischen Maßnahmen zur Verfügung. Nur diejenigen Service Provider, die ihre Händler als echte

Partner verstehen, können in diesem Wettbewerb langfristig bestehen. 124

Der Vertriebszugang der Service Provider beschränkt sich nicht allein auf assozierte Händler, Kooperationspartner und unabhängige Händler. Durch eigene Vertriebszentren mit entsprechenden Installations- und Serviceeinrichtungen tritt der Service Provider in direkten Kontakt mit dem Kunden. Dies gibt ihm

die Möglichkeit,

die Bedürfnisse

unmittelbar kennenzulernen.

und

Anforderungen

seiner Zielgruppe

Mit zunehmenden Teilnehmerzahlen kommt den Mehrwertdiensten eine immer

wichtigere

Bedeutung

zu.

Unter

Mehrwertdiensten

versteht

man

Dienstlei-

stungen, die über den reinen Basisdienst hinausgehen und sowohl vom Service Provider als auch vom Netzbetreiber angeboten werden können. Welche Mehrwertdienste im einzelnen im D-Netz realisiert werden, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwer abzusehen und hängt nicht zuletzt vom Engagement der Diensteanbieter beziehungsweise Netzbetreiber ab. Grundsätzlich lassen sich Mehrwertdienste nach ihrer Funktionalität wie folgt unterteilen:

— — — -

Informationsdienste (Verkehrs- und Wettermeldungen, u.a.), Buchungs- und Reservierungsdienste (Flugtickets, Reisen, u.a.), Notfall und Sicherheitsdienste (Notrufdienst, u.a.), Leitdienste (Verkehrsleitsysteme u.a.), Sekretariatsdienste (Übersetzung, Textbearbeitung u.a.).

Vom Standpunkt des Service Providers ergibt sich die besondere strategische Bedeutung der Mehrwertdienste aus der Notwendigkeit, sich gegenüber konkurrierenden Diensteanbietern zu differenzieren und zusätzliche Verkaufsargumente für die Basisdienste zu schaffen. Gegenüber den relativ undifferenzierten

Basisdiensten, die dem Service Provider keine Unterscheidungsmerkmale beinhalten,

kann

dem

Kunden

ein

sichtbarer

und

substantieller

Produktnutzen

angeboten werden.

Mehrwertdienste sind auf besondere Bedürfnisse von klar definierten Zielgrup-

pen ausgerichtet, die von den Basis- und Zusatzdiensten der Netzbetreiber nicht

befriedigt werden. Die Bedeutung der Mehrwertdienste für den Diensteanbieter liegt in erster Linie in ihren Profilierungspotential. Die starke Nachfrage nach Mehrwertdiensten

zu hohen

Gesprächsgebühren

(”premium

rates”)

im eng-

lischen und amerikanischen Markt sind jedoch ein Hinweis darauf, daß diesen im hiesigen D-Netz auch eine nicht unerhebliche Umsatzbedeutung zukommen wird, da durch die Nutzung dieser Dienste ein höheres Gebührenaufkommen generiert werden kann.

Die Realisierung eines breiteren Mehrwertdienstangebots ist erst mittelfristig zu erwarten. In der Anfangsphase des D-Netzes werden verhältnismäßig einfache Mehrwertdienste für breite Zielgruppen dominieren, die jedoch rasch um spezialisierte und komplexere Dienste ergänzt werden. Diese Entwicklung wird auch durch die wachsenden Teilnehmerzahlen und somit bessere Auslastung der Mehrwertdienste sowie die Herausbildung von Kundensegmenten mit einem deutlich ausgeprägten Anforderungsprofil begünstigt werden.

125

Mehrwertdienste

sind

Diensteanbieters,

das ihm Vorteile bei Kundenakquisition und Nutzungsstimu-

also eine

unverzichtbares

Profilierungsinstrument

des

lierung verschaffen kann. Ist der Diensteanbieter darüberhinaus in der Lage, diese zusätzlichen Dienste in einem angemessenen Kosten-Nutzen-Verhältnis anzubieten und die besonderen Bedürfnisse seines Kundenstammes zu befriedigen, kann er einen echten strategischen Wettbewerbsvorteil erlangen.

Eine der wichtigsten Erfolgsfaktoren eines Dienstenabieters ist die Festlegung

einer auf seine Resourcen und Möglichkeiten zugeschnittenen Marktingstrate-

gie. Dabei steht neben der Analyse des eigenen Unternehmens die Auswertung

aller relevanten Marktinformationen im Vordergrund. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können Marktanalysen und Prognosen über die voraussichtliche Entwicklung der Markterschließung nur unter Vorbehalt in strategische Überlegungen einbezogen werden. Trotzdem stellen Überlegungen zur Marktsegmen-

tierung auch für einen Diensteanbieter die wesentliche Grundlage zur Erarbeitung einer erfolgreichen Marktstrategie dar. 6.4.2 Die

_ Zielgruppenanalyse und Marktsegmentierung Aufteilung

des

Gesamtmarktes

in homogene

Marktsegmente,

die

sich

hinsichtlich ihrer Anforderungen und spezifischen Bedürfnissen voneinander unterscheiden,

dient der Abgrenzung

des relevantes

Marktes

eines Dienste-

anbieters. Vor dem Hintergrund des phasenweisen Ausbaus der D-Netze ist die Standortfrage und Mobilität von Abnehmern ein wichtiges Kriterium. Für bestimmte Zielgruppen ist der Einstieg in den digitalen Mobilfunk erst sinnvoll, wenn die für sie relevanten Gebiete durch die Netzinfrastruktur abgedeckt sind. Dem einzelnen Teilnehmer ist es zwar möglich in den versorgten Gebieten überallhin, ins In- und Ausland, zu telefonieren und auch von überallher

angerufen zu werden. Bewegt er sich jedoch aus dem versorgten Gebiet heraus, wird die Verbindung unterbrochen. Dies ist besonders für solche Zielgruppen

von Nachteil, die sich durch hohe Mobilität auszeichnen. Somit stellt sich die

Frage nach den wichtigsten Merkmalen und Bedürfnissen einzelner Marktsegmente. Einer

neueren

vierteljährlich

herausgegebenen

amerikanischen

Studie

von

EMCI zufolge, die die Veränderungen des Nutzerprofils zwischen 1988 und 1990

- der Zeitraum,

in dem die Preise für Zellulartelefone in den USA

erheblich

sanken - untersucht hat, zeigt, daß mit Zunahme preislicher Veränderungen das demographische Profil von Nutzern verwischt. Das durchschnittliche Einkommen von Zellulartelefonnutzern in Amerika

fiel zwischen

1988 und

gesunken.

im Jahr

kamen

1990 von

90.000 auf 50.000 Dollar Jahresgehalt. Seit Einführung der Zellularnetze 1984 ist auch das Durchschnittsalter von anfänglich 55 auf 34 Jahre 1990 drastisch Zu

Beginn

dieser Untersuchung

1988

die Nutzer

vorwiegend aus den Berufsgruppen, die auf ein Mobiltelefon angewiesen sind,

d.h. Makler, Verteter des Baugewerbes und Handelsreisende. Inzwischen hat sich das Nutzerprofil erheblich verändert. Heute werden, so EMCI, schon 40%

aller Mobiltelefone privat genutzt. 126

Fraglich ist zwar, ob sich Studien über den amerikanischen und englischen Mobilfunkmarkt,

aber auch über den C-Netz-Markt

in Deutschland

zur Pro-

gnose über die Entwicklung des D-Netzes in Deutschland eignen. Sie erleichtern zumindest die Einschätzung bestimmter Merkmale zukünftiger D-Netz-Nutzer. Über die Nutzergruppen von C-Netz-Telefonen weiß man z.B., daß ca. 95% aller Teilnehmer ihr Gerät gewerblich nutzen. Nach Berufsgruppen aufgeschlüsselt entfallen 68% auf den Außendienst oder höhere Angestellte; die restlichen 32%

teilen sich Ärzte, Mitarbeiter von Reparaturdiensten,

Autovermietungen

und des Baugewerbes u.a. auf. Experten gehen davon aus, daß sich eine ähnliche Entwicklung wie in England und den USA auch bei den deutschen

Zellulartelefonnutzern abzeichnen wird. Aufgrund fallender Preise und einer gänzlich anderen Markterschließung als im C-Netz rechnet man im D-Netz mit einer Zielgruppenausweitung auf breite Privatkundensegmente.

Eindeutige Aussagen sind jedoch, so eine Studie von Infratest vom Mai 1991, auf der Basis englischer und amerikanischer Erfahrungen nicht möglich, da sich, wie

verschiedene I+K-Märkte gezeigt haben, länderspezifische Abweichungen bei wichtigen Kriterien, wie z.B. dem Investitionsverhalten, ergeben. Nach Infra-

test sind zur Abschätzung der Marktentwicklung im Mobilfunk, vor allem im DNetz, folgende Nachfragefaktoren von besonderer Bedeutung:



Mobilität



Erreichbarkeit Kosten-Nutzen-Kalkül

In dieser Studie ergab die Zielgruppenanalyse aller in Deutschland einsetzbaren Mobilfunkdienste folgende Ergebnisse: 23% der insgesamt 21 Millionen Beschäftigten in privaten Betrieben in den alten Bundesländern, d.h. 6,5

Millionen, sind geschäftlich mobil. Geschäftliche Mobilität bezieht sich in diesem Zusammenhang Personen, die außerhalb ihres Betriebs, oder in ausgedehnten Werksgeländen unterwegs sind, bzw. einen längeren Weg (mehr als 15

Minuten) zwischen Wohnung und Arbeitsplatz haben. Geht man von einer ähnlichen Struktur der geschäftlichen Mobilität in den fünf neuen Bundesländern aus, so wird sich dort bei entsprechendem wirtschaftlichem Trend in den nächsten

Potential

geschätzt.

3-5

Jahren

ein

ausschließlich

Potential

privat

von

mobiler

weiteren

Personen

1,5

Millionen

wird

ergeben.

Das

auf ca. 4 Millionen

Die 6,5 Millionen geschäftlich mobilen Personen in den alten Bundesländern

stellen ein Potential mit heute noch relativ geringer Mobilfunk-Penetration dar.

Interessant ist die Struktur der geschäftlichen Mobilität: für die Anschaffung von Mobilfunk spielt der Weg zum Arbeitsplatz eine geringe Rolle - nur in wenigen Ballungsgebieten ist die Commuting-Zeit ein relevanter Faktor: 80% der Manager/Selbständigen benötigen weniger als 15 Minuten für den Arbeits-

weg. Dagegen treten Geschäftsreisen oder geschäftlich bedingte Abwesenheiten

bei dieser Zielgruppe sehr häufig auf: 50% der Manger/Selbständigen täglich mindestens einmal geschäftlich unterwegs.

sind 127

Um in diesem Potential Interesse am Mobilfunk zu wecken und Nachfrage zu induzieren, ist es laut Infratest erstens notwendig, daß die ständige Erreichbarkeit unterwegs überhaupt als wichtig empfunden wird. In den letzten Jahren ist das Potential derjenigen, die Erreichbarkeit für wünschenswert halten, schon

um ein Drittel auf knapp 3 Millionen angestiegen. Bis zum Jahr 2000 wird das Potential derjenigen mobilen Personen, die unterwegs erreichbar sein wollen oder sollen, auf 70%

gestiegen sein.

bis 90%

des Mobilitäts-Potentials auf ca. 12 Millionen

Der zweite nachfragewirksame Faktor bezieht sich nach Infratest auf die Gestaltung der Preispolitik, wobei sowohl der Gerätepreis als auch die Gebührenstruk-

tur wichtig sind. Die Untersuchungen von Infratest zur Preiselastizität der Nachfrage nach Mobilfunkdiensten haben ergeben, daß der Gerätepreis eine

höhere Preiselastizität aufweist als die Gebühren, und nachfrageempfindlicher sind als die Gesprächseinheiten.

die Grundgebühren

Zwischen den Zielgruppen des Mobilfunkmarktes läßt sich jedoch folgender Unterschied herausarbeiten: für die Anschaffung eines mobilen Telefons durch Firmeninhaber, Selbständige und Freiberufler ist die Preisschwelle durch die subjektiv

empfundene

Preiswürdigkeit

ist durch

Marketingmaßnahmen,

bestimmt,

d.h.

eine

als ausgewogen

eingeschätzte Relation von Nutzungsvorteilen und Kosten. Diese Einschätzung so

Infratest,

leichter

beinflußbar,

als die

Einsatz-Entscheidung für Außendienstmitarbeiter, denen in der Regel Wirtschaftlichkeitsberechnungen zugrunde liegen.

Basierend auf diesen Untersuchungen und nach Expertenmeinung ergibt sich das Bild einer dynamischen

Segmentierung.

Dynamisch

werden

sich sowohl

geographische (durch den phasenweisen Ausbau der Netze), als auch soziodemographische Merkmale von Zielgruppen (vom gewerblichen zum Privaten

Nutzer) entwickeln. Da sich der D-Netz-Markt in den nächsten 5 Jahren extrem verändern wird, werden sich bezogen auf bestimmte Segmentierungskriterien und Eigenschaften von Zielgruppen Veränderungen ergeben, die schon heute von den Diensteanbietern bei der Strategieentwicklung beachtet werden sollten.

Die Marktsegmentierung eines Diensteanbieter kann beispielsweise folgende Überlegungen beinhalten:

Grundsätzliche Eigenschaften gewerblichen Bereich sind:

eines

potentiellen

D-Netz-Kunden



Mobilität,

-

Kommunikationsbedarf überregional und im direkten Dialog, positive Grundeinstellung zur mobilen Kommunikation,

-

-

aus

dem

Notwendigkeit, geschäftlich zu kommunizieren, aktive Kommunikation, ausreichende Finanzkraft/Budgetverfügbarkeit,

Wohnort,

gung.

128

Geschäftstätigkeit innerhalb eines Gebietes mit D-Netz-Versor-

Bei der Zuordnung dieser Eigenschaften zu bestimmten Branchen/Berufsgruppen ergibt sich für die Mobilfunknutzer der neunziger Jahre folgende Prognose: -

50.000 Topmanager von Großunternehmen,

40.000 1.500.000 650.000 2.100.000

Topmanager von mittleren Unternehmen, Manager im mittleren Management, Freiberufler, Selbständige, sonstiges mobiles Personal (Vertrieb, Service).

Insbesondere für Diensteanbieter mit einer Nischenstrategie, ist bei der Gestaltung spezieller Dienstleistungspakete die Analyse möglicher Zielgruppen von

großer Bedeutung. Zur Erarbeitung von zielgruppenspezifischen Dienstleistungsangeboten müssen die Bedürfnisse einzelner Segmente genau untersucht werden, um sich mit speziellen Lösungen vom Wettbewerb abzuheben und um sich als Mobilfunkspezialist für diese Berufsgruppen im Markt zu etablieren. Die frühzeitige Analyse und Bestimmung von Zielgruppen empfiehlt sich ebenso aus der Notwendigkeit, die für diese Nutzergruppen relevanten Absatzkanäle an sich zu binden. Vermutlich werden sich alle Diensteanbieter in einen starken Wettbewerb um Absatzmittler begeben. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Konkurrenzkampf letztendlich nur noch über die Provisionszahlungen zu gewinnen ist, oder ob andere Kriterien wie Qualitätsmerkmale und Serviceangebote gleichwertige

Faktoren darstellen werden.

6.5

Service Provision: Goldgrube oder Investitionsruine

Als sich 1990 die ersten Firmen für eine Lizenz als Diensteanbieter bewarben,

schwärmte

man

in sogenannten

Expertenkreisen

von

der gewinnträchtigen

Chance, auf diesem Geschäftsfeld in kurzer Zeit riesige Erträge erwirtschaften

zu können. Der anfänglichen Hysterie folgte allerdings schon bald die Einsicht, daß sich diese Erwartungen nicht in dem Maße erfüllen würden, wie man vermutet hatte.

In Großbritannien hat sich gezeigt, daß es vor allem die Netzbetreiber waren, die trotz hoher Investitionen in den ersten Jahren sehr ansehnliche Gewinne verbuchen konnten. Bei den meisten englischen Service Providern hingegen, die ihre unprofessionelle Startphase mit hohen Verlusten bezahlen mußten, ist inzwischen die Euphorie über ungeahnte Ertragschancen der nüchternen Erkenntnis gewichen, daß ihnen nur bei ausreichendem finanziellem Engagment und klaren Strategien langfristig Erfolg beschieden ist. Die starke Marktbereinigung um ca. 50% eingestiegenen

Unternehmen

verdeutlicht,

aller seit 1985 in dieses Geschäft mit

welchen

Provider auf dem Weg zum Erfolg zu kämpfen haben.

Problemen

Service

129

Dabei waren nicht nur der schnelle Preisverfall von Geräten und ein ruinöser Wettbewerb um Händler und Endkunden, sondern vor allem eine Besonderheit dieser Branche von großer Bedeutung: der Service Provider subventioniert seine Endkunden über einen betimmten Zeitraum, und kann im Durchschnitt erst nach Ablauf von ca. 1,5 Jahren erstmals Gewinne aus einem Endkunden ziehen.

Dafür ist es jedoch erforderlich, daß dieser Kunde ein gewisses Gebührenaufkommen beim gleichen Service Provider über einen längeren Zeitraum verursacht.

Die deutschen Service Provider werden diese Gesetzmäßigkeit in ihre Überlegungen mit miteinbeziehen müssen, um wirtschaftlichen Erfolge erzielen zu

können. Darüberhinaus sind eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen, die die Rentabilität eines Diensteanbieters unmittelbar beeinflussen. Neben der schon angesprochenen durchschnittlichen Dauer eines Teilnehmerverhältnisses bzw. der Wechselneigung des Teilnehmers („churn rate“) erfordert auch die eigene Kostenstruktur (Abrechnungssystem, Marketing, Mehrwertdienste u.a.) die ständige Aufmerksamkeit und Kontrolle des Service Providers. Einen Wettbewerbsvorteil können diejenigen Service Provider erringen, die ihre Kosten durch geschickte Einbindung von Kooperationspartnern, Co-Branding oder Nutzung von vorhandenen Ressourcen der Gesellschafter bzw. des Mutterkonzerns minimieren. In diesem Zusammenhang muß auch auf die übergeordnete Zielsetzung einiger Service Provider hingewiesen werden, die in der Diensteanbieterschaft die Möglichkeit sehen, Synergieeffekte zu erzielen und neue zukunftsweisende Geschäftsfelder zu besetzten. Unterzieht man alle relevanten Variablen einer näheren Betrachtung, so wird

deutlich, daß unabhängig von der Organisationsstruktur und der strategischen Ausrichtung eines Diensteanbieters zwei Faktoren maßgebend sind: die Kosten der Kundenakquisition in Vertrieb und Marketing sowie der angestrebte Marktanteil.

Um dies zu verdeutlichen sind in den folgenden 6 Abbildungen verschiedene Modelle fiktiver Service Provider dargestellt, wobei in den Kalkulationsbeispie-

len die Kosten für den Anschluß jedes neuen Teilnehmers zu den durchschnittli-

chen Jahreseinnahmen in Bezug gesetzt werden. Die Modelle gehen von Kundenanbindungs-Kosten in Höhe von insgesamt DM 600,- bis DM 1.000,- für jeden neuen Teilnehmer aus, wobei dies den Gebührenmindesteinnahmen für ca. 1-2

Jahren unter Berücksichtigung der an die Netzbetreiber abzuführenden Gebührenbeteiligung entspricht.

Wichtig ist dabei insbesondere die Höhe der Händlerprovisionen. Geht man von der Zahlung von Mehrfachprovisionen aus, d.h. eine bestimmte Summe für den

Anschluß eines Neukunden, und fortwährenden Zahlungen bei Verbleib dieses

Kunden beim gleichen Service Provider, z.B. durch eine prozentuale Beteiligung an der Handelsspanne oder einem Festbetrag pro Jahr für jeden Kunden,

wird ersichtlich, daß eine Subventionierung des Gebührenaufkommens jeden Neukunden über einen Zeitraum von 1-2 Jahren stattfindet.

130

für

Je höher der Marktanteil, d.h. je mehr neue Teilnehmer in kurzer Zeit gewon-

nen werden können, und je höher die Provisionszahlungen an Händler, die möglicherweise durch einen starken Wettbewerb um Absatzmittler unnötig in die Höhe getrieben werden, ausfallen, desto niedriger gestalten sich die Ertragschancen. Die nachfolgenden Abbildungen beziehen sich auf Marktanteile durchschnittlicher Teilnehmerzahlen, die sich nach Expertenmeinung folgendermaßen entwickeln könnten: — — — — — -

bis bis bis bis bis bis bis bis bis

Ende Ende Ende Ende Ende Ende Ende Ende

1992 1993 1994 1995 1996 1996 1997 1998 2000

ca. ca. ca. ca. ca. ca. ca. ca. ca.

50.000 200.000 450.000 700.000 1.000.000 1.500.000 2.200.000 3.000.000 4.000.000 Teilnehmer.

In den ersten 3 Modellen wird jeweils von einem Marktanteil von 10% bei unterschiedlichen Provisionszahlungen ausgegangen, die nachfolgenden 3

Modelle zeigen die Gewinne, die sich bei gleichen Provisionszahlungen für 15%

Marktanteil ergeben.

2 sooo oo

Geschäftsjahr

un

AKKUMUL.GEWINN/ VERLUST (10% Markt; Provision: 200.-+200.-DM)

in Millionen DM [_] Akkum.

Bild 6-6: 10%

G&V

Jahresgew./-verlust

Marktanteil und Abschlußprovision in Höhe

Folgezahlungen von insgesamt DM 200,-.

von DM

200,- mit 131

AKKUMUL.GEWINN/ VERLUST (10% Markt; Provision:

Be 2

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Geschäftsjahr

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300.-+200.-DM)

22,698

in Millionen L_] Akkum.

G&V

30

DM

Jahresgew./-verlust

Bild 6-7: 10% Marktanteil und Abschlußprovision in Höhe von DM 300,- mit Folgezahlungen

von insgesamt DM

200,-

AKKUMUL.GEWINN/VERLUST Provision:

400.-+200.-DM)

aG@mnN

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(10% Markt;

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10 + 17 12 19

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7

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GGG

-60

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DJ Akkum. G&V

EEEZZENEEEZPEEEEEEEEEEERZEEN

0 20 in Millionen DM

EG

40

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80

Jahresgew./-verlust

Bild 6-8: 10% Marktanteil und Abschlußprovision in Höhe von DM 400,- mit Folgezahlungen in Höhe von DM 200,132

AKKUMUL.GEWINN/VERLUST 200.-+200.-DM)

T

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Geschäftsjahr on oeonoa»2

(15% Markt; Provision:

85,839

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50 100 in Millionen DM

L_]Akkum.

GaV

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154,408

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Jahresgew./-verlust

Bild 6-9: 15% Marktanteil und Abschlußprovision in Höhe von DM 200,- mit Folgezahlungen von insgesamt DM 200,-

AKKUMUL.GEWINN/VERLUST

T 1 l T

Geschäftsjahr

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(15% Markt; Provision: 300.-+200.-DM)

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Jahresgew./-verlust

Bild 6-10: 15% Marktanteil und Abschlußprovision in Höhe von DM 300, - mit Folgezahlungen von insgesamt DM 200, -. 133

AKKUMUL.GEWINN/VERLUST (15% Markt; Provision: 400.-+200.-DM)

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Geschäftsjahr

-7,278 -7,278

in Millionen

Akkum. GkV

DM

BG Jahresgew./-verlust

Bild 6-11: 15% Marktanteil und Abschlußprovision in Höhe von DM 400,- mit Folgezahlungen von insgesamt DM 200,-.

Diese

Modelle

verdeutlichen,

welchen

Einfluß

Marktanteil

und

Höhe

der

Provisionszahlungen auf den hohen Investitionsbedarf in den Anfangsjahren haben, dem Gewinne erst nach frühestens 4 bis 5 Jahren gegenüberstehen.

Insbesondere die Kombination von 10% Marktanteil und sehr hohen Provisionszahlungen, wie in Abbildung 6-8 dargestellt, läßt erkennen, daß sich hohe Verluste bis zu 70 Millionen DM in den ersten 7 bis 8 Jahren ergeben können. Wirklich interessant erscheinen eigentlich nur die Modelle, die bei einem Marktanteil von 15% nicht über Provisionszahlungen von insgesamt DM 300,bis DM 400,- hinausgehen.

Natürlich sind diese Kalkulationsbeispiele im Vorfeld der Betriebsaufnahme der D-Netze noch sehr spekulativ. Sie verdeutlichen jedoch, daß das Geschäftsfeld Service Provision sicherlich nicht den Erwartungen gerecht werden kann, die anfänglich an die Ertragsmöglichkeiten geknüpft waren. Es ist nach heutigem Wissenstand abzusehen, daß nur die „großen“ Diensteanbieter, die möglicherweise nach ca. 2 bis 3 Jahren den Markt unter sich aufteilen werden, wirklich

interessante Gewinne erwirtschaften können. Dabei ist jedoch nicht auszuschließen, daß auch ein kleinerer Diensteanbieter mit einer Nischenstrategie als Spezialist für bestimmte Marktsegmente Erträge erwirtschaften kann, die sein

Überleben langfristig sichern und sogar eine Rendite abwerfen.

134

7

Endgeräte im zellularen Mobilfunk Klaus Kercher

71

Einleitung

Die Jahre 1991/1992 markieren für den Markt der Mobilfunk-Endgeräte einen entscheidenen Umbruch: aus einer Vielzahl voneinander getrennter Märkte für Funktelefone (und andere Endgeräte, wie z.B. mobilen Faxgeräten, Laptops,

Datenerfassungsterminals usw.) entsteht ein einheitlicher europäischer Markt. Rechtzeitig zum Jahr 1992 fallen auch hier die Handelsschranken, entstehen gemeinsame technische Standards. Vorbereitet wurde dieser gemeinsame europäische Markt durch die Vereinbarungen europäischer Gremien unter Führung der „Groupe Spe&ciale Mobile“ (GSM), der sich mittlerweile 17 Staaten angeschlossen haben. Gegenstand dieser Vereinbarungen ist das neue europaweite zellulare Mobil-

funknetz (und die zugehörigen Endgeräte), das in Deutschland die Bezeichnung

„D-Netz“ bekommen hat, und damit, zufällig aber markant, auf seine digitale Technik hinweist, die es von seinen analogen Vorläufern, A-, B- und C-Netz unterscheidet. Die Aussichten für die Verbraucher sind erfreulich. Bedeutet doch ein einheitlicher europäischer Markt für Endgeräte mehr Wettbewerb, sinkende Gerätepreise, Einsatz von Funktelefonen über die Landesgrenzen hinweg, zusätzliche

Dienste zur Sprachkommunikation.

Dennoch, der neue Markt wirft auch neue Fragen auf: macht es noch Sinn, in Geräte fürs C-Netz zu investieren, welche Hersteller werden sich auf dem europäischen Markt tummeln, welche neuen Anwendungen wird es im digitalen

Netz geben? Zudem führt die Reise zum gemeinsamen europäischen Mobilfunkmarkt keineswegs über eine schnurgerade Strecke, sondern ist, was ihre reale Durchführung

betrifft,

mit

zahlreichen

Umleitungen

versehen:

das

digitale

Mobilfunk-Netz wird in den einzelnen europäischen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführt, die europaweit gültige Zulassung von Endgeräten verzögert sich, private Netzbetreiber streiten mit staatlichen Telefongesellschaften um die Mietkosten für Telefonleitungen - diese und andere zeigen, daß dieser Markt erst noch „das Laufen lernen“ muß. Grund

genug,

Informationen,

Fakten

und

Prognosen

Probleme

zu diesem Thema,

die

heute noch zum großen Teil exklusiv in Fachkreisen, auf Kongressen und in

Fachzeitschriften diskutiert werden, einem breiteren Publikum in allgemeinver-

ständlicher Weise zugänglich zu machen.

135

7.2

Der Endgeräte-Markt in Europa

Der europäische „Flickenteppich” Die Verteilung der verschiedenen (analogen) zellularen Mobilfunk-Netze über Europa stellt sich als bunter Flickenteppich miteinander nicht kompatibler Systeme dar. Übersichten finden sich in Kap. 12 (Tabelle 12-1) und Kap. 13 (Tab. 13-1) in diesem Band. Im Wesentlichen lassen sich fünf unterschiedliche Netztypen unterscheiden, die hier in der Reihenfolge ihrer Verbreitung geglie-

dert sind:

NMT (Nordic Mobile Telephone): skandinavische Länder, auf den quenzbändern 450 MHz und 900 MHz; TACS (Total Access Communication): Großbritannien und Irland; Radiocom 2000: Frankreich;

Fre-

C-Netz: Deutschland, Portugal; RTMS

(Radio Telephone Mobile System): Italien.

Wer sich in Deutschland ein C-Netz-Autotelefon gekauft hat, kann beim Grenzübertritt in ein europäisches Nachbarland sein Gerät nicht mehr benutzen, er muß sich auch diverse bürokratische Amtshandlungen gefallen lassen: vom Aufkleben strafandrohender Hinweisschilder (Frankreich) bis zur Verplombung (Italien) reicht die Phantasie der Zollbürokraten. Mit Fug und Recht läßt sich sagen, daß der Gemeinsame Markt in Bezug auf Mobilfunk-Geräte bis heute nicht existiert. Vielmehr gibt es nationale, durch unterschiedliche technische Standards und nationale, meist staatliche Telefon-

gesellschaften monopolistisch regulierte, voneinander abgeschottete Teilmärkte, die dem Endkunden hohe Preise und, angesichts steigender Nachfrage, einen

vom

Verkäufer

beherrschten

Markt

bescheren.

Diese

Aussage

trifft

insbesondere für Deutschland und Frankreich zu. Aber nicht nur die Gerätepreise, auch die Gebühren sind in Deutschland und Frankreich am höchsten, wie die Tabellen 12-2 und 13-3 zeigen. Das neue D-Netz: einheitlicher Standard, mehr Wettbewerb, sinkende Gerätepreise

Das neue digitale Mobilfunk-Netz GSM, benannt nach dem im Standardisierungsprozeß führenden Komitee „Groupe Spe&ciale Mobile”, soll hier für den Verbraucher günstige Veränderungen schaffen. Die europaweit von 17 Ländern

akzeptierte, einheitliche Norm soll europäische Mobilität, einen größeren Markt für Endgeräte, Wettbewerb unter den Netzbetreibern und damit niedrigere Gerätepreise und Gebühren bringen. Solange das GSM-Netz noch nicht realisiert ist, bietet der Blick nach Großbritannien reichlich Anschauungsmaterial, wie dieser zukünftige liberalisierte, „deregulierte“ Markt aussehen könnte.

Initiiert durch den strikt markt- und wettbewerbsorientierten Kurs der britischen Regierung ist dort das Monopol der staatlichen Telekom-Behörde seit

136

längerem gebrochen, im Bereich des (analogen) Mobilfunk konkurrieren dort bereits

heute

zwei

Netzbetreiber-Gesellschaften,

Cellnet

und

Vodafone

(in

Deutschland ist die Deutsche Bundespost Telekom Monopeolbetreiber des CNetzes, alleiniger Generalunternehmer für die Lieferung der Sende- und Empfangsanlagen, der Funkvermittlungsanlagen inclusive der Rechnersysteme und der Software ist die Firma Siemens).

Der Kunde, der in Großbritannien am Mobilfunkdienst teilnehmen will, wendet

sich an einen der zahlreichen Diensteanbieter (Service Provider), die miteinander hinsichtlich Preis und Ausstattung von Endgeräten, Gebührenhöhe und -seruktur sowie dem Angebot an Zusatzdiensten (Hotel-, Bahn- oder Flugzeu-

greservierungen, Verkehrsinformationen usw.) konkurrieren. Kein Wunder, daß in Großbritannien aus dem Luxusartikel Autotelefon ein Konsumartikel für viele geworden ist, der auch im Kaufhaus zu bekommen ist.

Die Strategie japanischer Hersteller Während im übrigen Europa japanische Hersteller von Funktelefonen in den Marktanteils-Statistiken nicht auftauchen, haben sie sich den britischen TACS-

Markt offensichtlich als Testmarkt ausgesucht. Nach dem amerikanischen Chipund Telekommunikations-Multi Motorola belegen sie dort bereits die vorderen Plätze bei den Marktanteilen: Marktanteile mobil-portable Funktelefone Hersteller Motorola NEC Novatel Panasonic

Philips

Cellnet 32 18 8 5

im Netz von

1

Vodafone 30 25 22

4

Marktanteile handportable Mobilfunktelefone Hersteller Motorola NEC Panasonic Mobira Hitachi Kokusai Mitsubishi

Technophone

Cellnet 10 5 3 3 3

im Netz von

2

Vodafone 23 30 10 9 7

8

Quelle: Untersuchungen von Cellnet (3/90) und Vodafone (5/90)

Bild 7-1: Marktanteile Mobilfunktelefone in Großbritannien. 137

Nach Einschätzung der PA Consulting (in ihrem Bericht an die Europäische Kommission vom Oktober 1990) werden sich japanische Endgerätehersteller über ihre bereits bestehenden Niederlassungen in Europa ca. 1993/1994, nach Ende der Anlaufschwierigkeiten bei der Einführung von GSM-Endgeräten, im europäischen Markt für digitale Endgeräte engagieren. Diesen auf Miniaturisierung und Massenfertigung elektronischer Konsumprodukte spezialisierten Unternehmen werden sich die europäischen Hersteller stellen müssen. Stärke der Europäer im Systemgeschäft Dem zweifellos vorhandenen Wettbewerbsvorsprung japanischer Unternehmen im Bereich der Endgeräte steht ein nicht zu unterschätzender Vorsprung europäischer Firmen im Systermgeschäft gegenüber, d.h. in der Projektierung und Lieferung von Anlagen der Infrastruktur für Mobilfunknetze (Basisstationen, Funkvermittlungsstellen

usw.).

Die Liste der Systemlieferanten

der europäi-

schen GSM-Netzbetreiber liest sich, sieht man einmal von der US-amerikanischen Motorola ab, wie ein Who’s Who der Spitzen der europäischen Telekommunikationsbranche: Alcatel und Matra (Frankreich), Siemens und ANT/Bosch (Deutschland), Ericsson (Schweden), Nokia (Finnland), Philips (Niederlande), Telettra (Italien) und Orbitel(Großbritannien) haben sich, teilweise in Konsortien zusammengeschlossen, Großaufträge zur Lieferung von Anlagen für GSM gesichert. Der dadurch entstandene Technologie- und Know-How-Vorsprung ist nicht zu unterschätzen, da die Entwicklung digitaler Mobilfunk-Netze in den USA und Japan der europäischen GSM-Entwicklung um Jahre hinterherhinkt. Hier liegt - im Weltmaßstab gesehen - ein Marktpotential in Milliardenhöhe, das auszuschöpfen die europäische Telekommunikationsindustrie große Chancen hat. Die Schattenseiten des deregulierten Marktes Gerade weil die Situation in Großbritannien in vielem das Abbild des zukünftigen europäischen Mobilfunkmarktes sein dürfte, lohnt es sich, die dort aufgetre-

tenen negativen Entwicklungen ebenfalls zu betrachten. Unter den zum Teil mit unzureichender Kapitaldecke ausgestatteten Diensteanbietern entwickelte sich ein geradezu ruinöser Wettbewerb um Teilnehmer. So wurden interessierten Abonnenten

angeboten.

Endgeräte

Durch

zu umgerechnet

ca.

100.-DM,

diese Rabattpolitik wurden

oder sogar kostenlos

Kundenkreise

angelockt, die

entweder ihr Mobilfunktelefon kaum nutzten, oder die Gebührenrechnungen

gar nicht bezahlen konnten. Im Ergebnis kam es zu zahlreichen Firmenzusammenbrüchen bei Serviceprovidern. In Deutschland sollen diese Schattenseiten des deregulierten Marktes durch Beschränkung der Anzahl von Serviceprovidern, Mindestanforderungen an ihre Kapitalausstattung sowie die vertraglich gesicherte Einschränkung des Rabatt(un)wesens verhindert werden.

138

Anlaufschwierigkeiten im digitalen Netz Die Euphorie über das kommende europaweite GSM-Mobilfunknetz wird anfangs noch durch erhebliche Anlaufschwierigkeiten gedämpft werden: verursacht durch verspätete bzw. geänderte Spezifikationen in den Normungsgremien

kamen die Endgerätehersteller in Terminverzug, so daß Endgeräte nicht wie geplant zur Mitte des Jahres 1991 zur Verfügung standen. Aus demselben Grund konnte das Verfahren zur Zulassung von Endgeräten noch nicht europaweit

vereinheitlicht werden, so daß als Interimslösung doch wieder (allerdings befristete) nationale Zulassungen diskutiert werden. In der Praxis würde dies bedeuten, daß der Besitzer eines in Deutschland gekauften und zugelassenen D-NetzTelefons nicht sicher sein kann, daß sein Gerät im GSM-Netz eines europäischen Nachbarstaates auch wirklich voll funktionsfähig ist. In Herstellerkreisen wird zudem befürchtet, daß zur Angleichung Softwaretauschaktionen notwendig werden, wobei bislang unklar ist, wer deren Kosten trägt.

Auch sind die Abrechnungsverfahren für „Gast”-Teilnehmer, d.h. solche, die ihr Mobilfunktelefon nicht in ihrem „Heimat”-Netz sondern in einem fremden

Netz (z.B. im benachbarten Ausland) betreiben, noch nicht geklärt. Die Verhandlungen dürften recht kompliziert sein, sind doch daran nicht nur die europäischen Mobilfunk-Netzbetreiber des digitalen GSM-Netzes beteiligt, sondern auch die vermittelnden Betreiber leitungsgebundener Netze mit unterschiedlichen Gebührenstrukturen.

Die Möglichkeit, sein neues D-Netz-Telefon auch wirklich im Ausland zu nutzen, wird für seinen Besitzer aber hauptsächlich dadurch eingeschränkt, daß die nationalen GSM-Netze keineswegs gleichzeitig in allen 17 der GSM angeschlossenen Länder aufgebaut werden. Das Interesse an deren schnellem Aufbau ist in den einzelnen Länder unterschiedlich ausgeprägt: wo der allgemeine

Bedarf an mobiler Kommunikation noch gering ist, bzw. analoge Systeme erst vor kurzem eingeführt wurden (z.B. Griechenland, Irland oder Portugal) wird mit Investitionen in das neue digitale Netz noch gezögert. Die Länder, in denen man am frühesten (d.h. noch in 1991, spätestens im ersten

Halbjahr 1992 „ans Netz“ gehen kann, sind Deutschland, Belgien und Frankreich, was auf die (zumindest in den dichtbevölkerten Ballungsgebieten auftretende)

Überlastung

der jeweiligen

analogen

Mobilfunknetze

sowie

auf

die

stimulierende Wirkung der in diesen Ländern bereits aktiven konkurrierenden Netzbetreiber zurückzuführen ist. Ab wann ist ein in Deutschland gekauftes D-Netz-Telefon auch im benachbarten Ausland nutzbar? Unter der Annahme, daß die oben angeführten Probleme

(tatsächliche Kompatibilität der Endgeräte, Vereinbarungen über Abrechnungsverfahren) geklärt sind, hängt dies von der Ausbaugeschwindigkeit bzw. den Ausbauschwerpunkten der GSM-Netze in den jeweiligen Signatarstaaten ab. Bild 7-2 bietet eine Gesamtübersicht über das GSM-Rollout der GSMSignatarstaaten, soweit Angaben und Pläne vorlagen.

139

GSM-Rollout in den Signatarstaaten Anzahl der Kanäle in Tausend

Gesamt GB D F I IRL E B NL CH A P GR DK SF N Ss ISL

137 167 114 101 12 91 15 20 14 13 14 14,8 14 56 56 84 2

Total

924,8

1991

1992

42 553 04 7 04 6 0 03 0 05 0,5 4 0 2 05 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 05 2 06 25 0 0 12,4

52,3

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

13 2 12223 7 7 6 6 05 05 2 4 4 4 2 2 2 2 05 1 05 1 0 0 2 2 2 2 2 4 29 4 0 0

5 5 7 7 05 5 2 3 3 2 1 05 3 4 6 5,6 08

sk 7 1 10 1 8 05 2,7 3 2 2 2 3 6 8 7 07

7 38 15 20° 2,1 10 0 3 2 3 2 3 2 10 10 1 04

19 2% 230 265 15 20 11 17 31 24 11 145 0 0 43 1 05 0 3 15 4 25 4 4 1 0 15 10 15 7 17.717 01 0

9 27 24,6 176 1,6 36 0 0 0 0 1 1,3 0 8 1,5 16,4 0

58,4

80,4

99,9 128,5 143

64,5

143,4 142

Quelle: Hermann Hohm, PKI, Europäischer Mobilfunk-Kongreß, Düsseldorf, Februar 1991

Bild 7-2:

7.3

GSM-Rollout nach Ländern

Der deutsche Markt

Hinsichtlich der Verbreitung von Mobilfunktelefonen ist Deutschland ein Entwicklungsland - eine für uns an obere Plätze in Wirtschafts- und Verbrauchsstatistiken gewohnte Deutsche erstaunliche Tatsache. Spitzenplätze in diesen Statistiken belegen die skandinavischen Länder. Und warum gerade Schweden, Norwegen? Da ist z.B. die Liebe der Skandinavier zu ihrer (oft weitab von Städten, nicht ans leitungsgebundene Telefonnetz angeschlossenen) Zweitwoh-

nung, der hohe Lebensstandard, lange Fahrstrecken, aber auch die seit langem innovativ-liberale Telekommunikationspolitik der skandinavischen Regierungen. Ein weiterer Unterschied zu Deutschland besteht in der länderübergreifenden Kompatibilität der in Skandinavien verbreiteten Mobilfunknetze NMT 450 und NMT 900, die einen einheitlichen skandinavischen Markt geschaffen hat.

Das deutsche C-Netz ist nur in Deutschland nutzbar und ist zudem, wenn auch in

einigen Punkten komfortabler, technisch aufwendiger. All dies schlägt sich in der Verbreitung und den Preisen der Mobilfunktelefone

nieder: in Schweden

kostet ein Autotelefon etwa ein Drittel des in Deutschland üblichen Preises. 140

Der deutsche Markt hat Nachholbedarf

Die derzeit relativ geringe Verbreitung von Mobilfunktelefonen läßt aber für Deutschland

einen rasch wachsenden

Markt erwarten, zumal mit dem

neuen

digitalen Mobilfunknetz erstmals in Deutschland konkurrierende Telefonnetzbetreiber auf den Markt treten: die Deutsche Bundespost Telekom (D1) und Mannesmann-Mobilfunk

GmbH

(D2). Der Markt für Endgeräte wurde durch

die Standardisierung auf ganz Europa ausgeweitet.

Faktoren

in Deutschland

Zusätzlich stimulierende

sind die neuen Bundesländer,

in denen

der Bedarf

nach mobiler Funkkommunikation angesichts des völlig unzulänglichen leitungsgebunden Telefonnetzes erheblich ist, sowie die Tatsache, daß die Deutschen „Europameister unter den Geschäftsreisenden“ sind: der Anteil von PKW-Fahrern auf bundesdeutschen Straßen, der zwei bis vier Tage pro Woche dienstlich unterwegs ist, somit auf permanente Erreichbarkeit angewiesen ist und

Investitionen

in ein

Autotelefon

(Kaufpreis

und

abrechnen kann, ist vergleichsweise hoch.

Gebühren)

dienstlich

Diese Aussagen werden belegt durch das rasche Anwachsen der Teilnehmerzahl im analogen C-Netz: von Ende 1989 bis Ende 1990 nahm sie von 185 508 auf 292 630 (Quelle: DBP Telekom vom 1.2.91) und damit um fast 60% zu! Und dieser Trend hielt in 1991 an und führte zeitweise zum Umkippen des Autotelefonmarktes zum Verkäufermarkt, die Nachfrage überstieg das Angebot, Hersteller kamen

in Lieferschwierigkeiten,

Geräte verteilen.

Händler

konnten

die wenigen

vorhandenen

Obwohl die Aufnahmekapazität des C-Netzes inzwischen auf ca. 600000 Teilnehmer erweitert wurde, zeichnet sich doch in den bevölkerungsreichen Ballungsgebieten eine Überlastung des C-Netzes ab: Klagen von C-Netz-Kunden über vergebliche Versuche, Gesprächsverbindungen aufzubauen, häufiges Warten in der Funkwarteschlange oder Gesprächsabbrüche insbesondere während der morgendlichen

und abendlichen

Rush-hours

häufen sich und zeigen, daß

dem C-Netz bei regionaler und zeitlicher Spitzenbelastung „die Luft ausgeht”. Hier liegen die Startchancen des neuen D-Netzes. Gute Startchancen für das D-Netz in Ballungsgebieten

Somit besteht der erste und augenfälligste Vorteil des neuen digitalen Netzes in seiner Entlastungsfunktion für das C-Netz in den Ballungsgebieten Deutsch-

lands. Nach den Plänen der beiden D-Netz-Betreiber konzentriert sich der

Aufbau der Infrastruktur in den Jahren 1991/1992 auf die Gebiete Berlin, Hamburg, Hannover, Rhein-Ruhr- und Rhein-Main-Gebiet, Mittlerer Neckar,

München und Nürnberg. Der D2-Betreiber Mannesmann Mobilfunk beabsichtigt darüberhinaus auch die Gebiete Bielefeld, Kassel, Mannheim und Saarbrükken zu versorgen. Die weiteren Vorteile des D-Netzes aus Sicht des Nutzers seien hier kurz aufgezählt: — verbesserte Sprachqualität, — Datenübertragung (z.B. können bestehende innerbetriebliche DV-Kommunikationssysteme durch mobile Terminals ergänzt werden),

141

mobiler Faxdienst,

europaweite Nutzbarkeit von Endgeräten, sinkende Gerätepreise, Angebot

von

Mehrwertdiensten

Flugzeureservierungen usw).

(z.B.

Verkehrsinformationen,

Hotel-

und

Die auf Grund digitaler Übertragungstechnik verbesserte Sprachqualität wird

dem Nutzer sofort zur Verfügung stehen. Die übrigen Vorteile des D-Netzes werden erst im Laufe der Zeit nutzbar werden, dazu kommt als Nachteil die im Vergleich zum C-Netz anfangs geringere Flächendeckung. Bis zum Jahr 2000: Marktanteil von %%

für GSM

Längerfristig, d.h. bis zum Jahr 2000, gehen alle Marktforscher von einem über 90% igen Marktanteil für das digitale Mobilfunknetz in Europa aus. PA Consul-

ting prognostiziert für das Jahr 2000 eine Gesamtzahl von ca. 21 Millionen Mobilfunk-Teilnehmern, davon 3,2 Millionen in Deutschland (ohne neue Bun-

desländer). Dies setzt eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von ca. 30% beim Absatz von Endgeräten voraus. Deutschland hätte dann die heutige

Teilnehmerdichte der skandinavischen Länder erreicht. Diese Studie zählt zu

den eher pessimistischen Prognosen. Andere gehen von noch höheren Zahlen aus (vgl. die Bilder 3-1 und 3-2). Mannesmann-Mobilfunk legte auf dem Mobilfunk-Kongreß in Düsseldorf (Februar 1991) eine Prognose vor, derzufolge im Jahr 1995 mit 2 Millionen Mobilfunkern (drei Viertel davon im digitalen Netz), im Jahr 2000 mit ca. 4,5 Mio. (mehr als 90% im digitalen Netz) zu rechnen sei. Unabhängig von solchen Differenzen stimmen alle Marktforscher darin überein, daß in diesem Jahrzehnt die Mobilfunkbranche zu den wachstumsstärk-

sten Branchen gehören wird.

Zur Freude der Verbraucher werden die Preise für Mobilfunktelefone erheblich

sinken (vgl. Bild 7-3). In dieser GfK-Analyse ist der Einfluß der D-NetzEndgeräte noch nicht berücksichtigt. Die sinkende Tendenz für Endgerätepreise dürfte daher noch deutlicher ausfallen, da im D-Netz mit einer (begrenzten) Subventionierung von Endgeräten durch die Serviceprovider zu rechnen ist, deren Kosten über die Gebühren finanziert werden sollen.

Der Kunde vor der Entscheidung: C-Netz oder D-Netz-Gerät? ”Soll ich noch in ein C-Netz-Telefon investieren oder soll ich warten, bis D-Netz-

Telefone verfügbar sind?“ war die auf Fachmessen und bei Händlern im ersten Halbjahr 1991 meistgestellte Frage von Neueinsteigern. Was das Jahr 1991

betrifft, scheint diese Frage am Markt beantwortet zu sein: 1991 erlebte das C-

Netz einen derartigen Boom (für April meldete die DBP Telekom einen bislang einmaligen Zulassungsrekord von über 22.000 Neuanmeldungen!), daß die Hersteller mit der Lieferung von Geräten zeitweise nicht mehr nachkamen. Vermutlich hatte es sich herumgesprochen, daß D-Netz-Geräte erst ab Anfang 1992 lieferbar sein werden. 142

DM/Stück *Einflun D-Netz wegen unbekannter Gebührenstruktur nicht berücksichtigt

_ NS u oO o

—T

Preis

,

85

6

87

8

89

90

91

92

93

Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung, 1990)

Bild 7-3: Preisentwicklung für Mobilfunktelefone 1985 - 1992;

Wenn aber D-Netz-Geräte tatsächlich lieferbar sind, was spricht dann für ein D-

Netz-, was für ein C-Netz-Gerät? Der wesentliche Vorteil des C-Netzes ist seine Flächendeckung im Bereich der alten Bundesländer, die von den beiden D-

Netzen erst Mitte der neunziger Jahre erwartet werden kann. Wer sein Mobilfunktelefon (auch) im ländlichen Raum nutzen und mit der Anschaffung nicht bis 1994/95 warten will, ist mit dem Kauf eines C-Netz-Telefons gut beraten. Die DBP Telekom garantiert den Betrieb des C-Netzes weit über das Jahr 2000

hinaus, ist es doch die Cash-Cow für das Unternehmen: 1990 nahm die DBP Telekom ca. 800 Mio. DM an Gebühren ein, für 1991 wird der Sprung über die

Milliardengrenze erwartet.

Für diejenigen Anwender, die sich ausschließlich oder hauptsächlich in den großstädtischen Ballungsgebieten bewegen, ist das D-Netz bereits in seiner Startphase eine echte Alternative. Die Situation in den neuen Bundesländern

Nach eigenen Aussagen baut die DBP Telekom dort das C-Netz mit Hochdruck aus. Anläßlich der Leipziger Messe wurde 1990 erstmals in Leipzig eine Funkfeststation errichtet, die wegen der großen Nachfrage erhalten blieb und ausgebaut wurde. In Berlin stehen seit Ende 1990 mehr als 400 Sprechkanäle im Kleinzellennetz „Gesamt-Berlin“ zur Verfügung. ”Ein großflächiger Ausbau des Gebietes der ehemaligen DDR mit dem Funktelefonnetz C mit etwa 60% Flächen- und 80% Bevölkerungsversorgung soll bis Ende 1991 durchgeführt sein. Die Autobahnstrecke Helmstedt/Berlin ist seit Januar 1991 versorgt. Das 143

Funktelefonnetz für die Autobahn Herleshausen/Dresden soll durch die Insel-

netze in Chemnitz/Zwickau und Dresden bis September 1991 aufgebaut sein”!

Die Infrastruktur für das D-Netz wird (mit Ausnahme von Berlin) mit Verzöge-

rung entstehen, da nach den Ausbauplänen beider Netzbetreiber die Ballungs-

gebiete Westdeutschlands Vorrang haben. Außerdem stehen in den neuen Bundesländern für das D-Netz noch nicht gnügend Frequenzen zur Verfügung.

Dem Mobilfunk werden in den neuen Bundesländern als Alternative zum desolaten leitungsgebundenen Telefonnetz gute Chancen eingeräumt. Meist

wird dabei aber übersehen, daß auch der Mobilfunk von einem gut funktionie-

renden Leitungsnetz abhängt, werden doch die Signale ab bzw. bis zur Basisstation über Leitungen (sieht man von Richtfunkstrecken ab) übertragen. Mit anderen Worten: die Mobilfunk-Flächendeckung in den neuen Bundesländern ist nicht nur abhängig vom Aufbau neuer Basisstationen, sondern auch von der Verbesserung der leitungsgebundenen Infrastruktur. Die Hersteller vor dem Start des D-Netzes Bemerkenswert ist die Tatsache, daß sich die Hersteller von C-Netz-Telefonen

in jüngster Zeit (1991) mit Innovationen zurückhalten. Ganz offensichtlich konzentrieren sich ihre Entwicklungsmannschaften auf die neuen D-Netz-

Geräte. Auf der CeBit im März 1991 zeigten die meisten Hersteller nur Muster von D-Netz-Geräten. Mittlerweile wurde bekannt, daß der D1-Netzbetreiber Telekom D-Netz-Telefone der Hersteller Motorola, Siemens und Orbitel vertreiben wird.

Die AEG Mobile Communication präsentierte auf dieser Messe ihr viel beachtetes CD-Konzept (Bild 7-4). Demnach wird dem Käufer eines C-Netz-Telefons der AEG garantiert, daß er bei einem späteren Wechsel zum D-Netz-Telefon der AEG lediglich das Sende- und Empfangsteil auswechseln muß, ein Vorgang, der so einfach ist, wie das Herausnehmen bzw. Wieder-Einklinken eines portabel genutzten Autotelefons. Das gebrauchte C-Netz- Sende- und Empfangsgerät wird von AEG in Zahlung genommen. Über konkrete Preise war bislang von AEG

allerdings nichts zu erfahren, der Preis soll aber, laut AEG, auf jeden Fall

unter dem eines neuen D-Netz-Gerätes liegen.

Bislang steht die AEG mit ihrem CD-Konzept alleine auf dem Markt, der Wettbewerb verhält sich skeptisch: die C-Netz-Komponenten, die bei einem DNetzgerät wieder verwendet werden können, betragen wertmäßig nur ca. 10-20 Prozent des Anschaffungspreises, so PKI/Philips. Siemens sieht keinen Anlaß, ein umrüstbares Telefon anzubieten. Wer in drei bis vier Jahren umsteigen will, werde einen Markt für gebrauchte C-Netz-Geräte vorfinden, der ihm einen hohen Wiederverkaufswert für sein gebrauchtes C-Netz-Telefon sichert. Außerdem werde es dann D-Netz-Geräte der zweiten Generation geben, die infolge Hochintegration wesentlich kleiner sein werden als D-Netz-Geräte der ersten Generation. ı

144

Kedaj/Hentschel:

Mobilfunk-Handbuch;

Neue Mediengesellschaft,

Ulm

1991

Telecar CD 452

ortTn wand

Telecar CD

Bild 7-4: Transportables

Communication

C-Netz-Funktelefon

Telecar

CD

von AEG

Mobile

Marktanteile bei C-Netz-Funktelefonen

Die Hersteller von C-Netz-Telefonen erwartet bei den kommenden D-NetzGeräten ein harter Wettbewerb mit fernöstlichen, v.a. japanischen Herstellern, dem sie vor allem mit einer drastischen Senkung ihrer Herstellungskosten

begegnen müssen. Dabei wird es nicht ohne Firmenzusammenschlüsse, Partner-

schaften oder strategische Allianzen abgehen. So hat z.B. die französische Matra-Gruppe im Juli 1991 den Mobilfunkbereich der AEG aufgekauft. Für die nächsten Jahre ist eine deutliche Umschichtung bei den Marktanteilen zu erwarten, einige Markennamen werden möglicherweise völlig verschwinden, 145

andere, neue Herstellernamen, werden sich an die Spitze schieben. Insofern ist

die folgende Aufstellung von Marktanteilen (Bild 7-5) eine historische Momentaufnahme, die die Startpositionen der genannten Hersteller für den D-NetzMarkt markiert. Marktanteile Funktelefone C-Netz nach Stückzahlen: Siemens 24 % Motorola/Storno 18 % AEG 16 % PKI 16 % Bosch 13 % SEL/Alcatel 10% Nokia 3%

Quelle: Tele-Funk-Kommunikations GmbH & Co. (TFK), Stockstadt, 5/1991.

Bild 7-5: Marktanteile Funktelefone C-Netz nach Stückzahlen. Die TFK-Statistik beruht auf einer Beobachtung der Verkaufszahlen, wie sie Vertriebsorganisationen der Hersteller am Markt abgesetzt haben. Nicht berücksichtigt sind reine Vertriebsorganisationen wie z.B. die DBP Telekom, die das handportable C-Netz-Telefon „Pocky“ des britischen Herstellers Tech-

nophone (baugleich mit dem SEM 340 von SEL/Alcatel und dem Teleport Cvon AEG) unter eigenem Markennamen vertreibt. Viele Hersteller vertreiben ihre Geräte nicht nur unter dem eigenen Markennamen über die eigene Vertriebsorganisation, sondern lassen ihre Geräte unter dem Label anderer Hersteller oder

Vertriebsorganisationen (als sog. OEM-Geräte)

auf den Markt kommen.

Eine

solche Herstellerstatistik (incl. OEM-Absatz) ist schwierig zu erfassen und würde, nach Einschätzung der TFK, eine Verschiebung in der oben zitierten Untersuchung zugunsten von Motorola ergeben.

7.4

Funktelefone, Leistungsmerkmale, Zubehör, Preise

Mobil, transportabel oder Handy? D-Netz-Telefone

der

ersten

Generation

werden

in

Fertigungstechnologie,

Größe und Gewicht im wesentlichen den heutigen Geräten des C-Netzes entsprechen. Ein Technologiesprung hinsichtlich Miniaturisierung, d.h. Hochintegration der Bauteile, wird erst für die zweite Generation digitaler Endgeräte (Marktverfügbarkeit 1992/1994) erwartet. Die folgende Übersicht über Bauweise, Kennwerte und Leistungsmerkmale von Mobilfunktelefonen 146

wird sich daher an den analogen Geräten orientieren, wobei allerdings besondere Betonung auf zukunftsweisende Trends in Ausstattung und Leistungsmerkmalen gelegt wird. Die Einteilung in mobile, transportable und handportable Geräte ist mittlerwei-

le international branchenüblich, wobei unter mobilen Geräten solche verstan-

den werden, die ausschließlich für den Einsatz im Fahrzeug konzipiert sind, also fest eingebaut werden, teilweise bereits durch den Fahrzeughersteller am Band. Transportable Funktelefone können sowohl im Fahrzeug als auch außerhalb eingesetzt werden und benötigen daher einen, meist aufsteckbaren, Akkusatz, der sich in einem höheren Preis und größerem Gewicht niederschlägt. In der Regel können die Akkus automatisch über das Bordnetz des Fahrzeugs aufgeladen werden, zusätzlich gibt es Ladegeräte für 220 Volt zum Aufladen an

der Steckdose. Viele Hersteller bieten sog. Aufrüstsätze an, mit denen mobile zu transportablen Geräten nachträglich hochgerüstet werden können.Handportable Geräte (kurz „Handys“ oder „Handhelds”) sind solche, die in der Westen-

tasche oder im Aktenkoffer Platz finden und somit dem Wunsch nach ständiger mobiler Telekommunikationsfähigkeit sehr viel näher kommen als die beiden erstgenannten Kategorien von Funktelefonen.

Bild 7-6: Handportables C-Netz-Funktelefon SEM 340 von SEL/Alcatel 147

Die wichtigsten Kennwerte. Aufgrund

der kompakten

Bauweise

müssen

bei Handys

aber in der Regel

Abstriche bei der Sendeleistung der Geräte hingenommen werden. Die Sende-

leistung ist eine Meßgröße für die Einsatzfähigkeit des Funktelefons. In städtischen Gebieten, in denen das Mobilfunknetz aus Kleinzellen aufgebaut ist, das

Mobilfunkgerät also relativ kleine Entfernungen zur Basisstation zu bewältigen hat, genügt eine kleine Sendeleistung, in ländlichen Gebieten ist eine größere Sendeleistung für den Betrieb notwendig.

Bei transportablen und handportablen Geräten ist außer den Abmessungen und dem Gewicht auch noch die Betriebsdauer ein wesentliches Qualitätsmerkmal,

d.h. die Frist, bis der Akku neu aufgeladen werden muß. Leider haben sich die Hersteller diesbezüglich noch nicht zur Angabe einheitlicher Vergleichsbedingungen durchgerungen: so ist die Betriebsdauer natürlich höher, wenn man annimmt, daß das Gerät nur empfangsbereit eingeschaltet ist, sich also im sog. „Standby“ befindet (Richtwert bei Handys ca. 8 Stunden); andere Hersteller geben die maximale Sprechzeit an (bei Handys ca. 30 Minuten); wiederum andere geben die Betriebszeit für ein statistisches Mittel von 90% Bereitschaftsschaltung und 10% Gesprächszeit an. Angesichts dieses Wirrwarrs sind Verglei-

che zwischen verschiedenen Modellen schwierig.

Gewicht maximale

Sendeleistung

Betriebsdauer bei Akkubetrieb Standby max. Sprechzeit ..90% Standby/ ..10% Sprechzeit

mobil

transportabel

handportabel



2,2 kg bis max. 6,5 kg

ca. 600 g

15 Watt

zwischen 2,5 und

|ca. 1 Watt

8bis 10 Stunden — je nach umgebungsbedingter

|ca. 8 Stunden ca. 30 Minuten —

|——

15 Watt

Sendeleistung

5-8 Std

Quelle: Datenblätter der Hersteller

Bild 7-7: Derzeit gängige Kennwerte für C-Netz-Telefone

148

In den USA und in Großbritannien hat ein wahres Wettrennen um das kleinste,

leichteste Gerät mit der längsten Bereitschaftszeit eingesetzt. Handys in diesen Ländern (ausschließlich in analogen Mobilfunknetzen) liegen bei den entsprechenden Kennwerten noch weitaus günstiger (im übrigen auch im Preis) als in Deutschland. Kleinstgeräte für die Westentasche - das sind die Endgeräte, mit denen die ständige Telekommunikationsfähigkeit zur Realität werden soll. Deshalb sagen die Marktforscher den Handys bis zum Ende dieses Jahrzehnts einen Marktan-

teil von 50% voraus, in Großbritannien liegt ihr Anteil inzwischen bei 25 %, in Deutschland zur Zeit bei ca. 7%.

Leistungsmerkmal Zuverlässigkeit im praktischen Betrieb Trotz aller Zusatzleistungen (z.B. Daten- und Faxübertragung) wird doch die

Sprachkommunikation für die Mehrzahl der Mobilfunkteilnehmer auch im digitalen Netz der wichtigste Nutzeffekt bleiben. Und damit wird die Qualität der Sprachübertragung sowie der rasche und störungsfreie Verbindungsaufbau

zum entscheidenden Qualitätsmerkmal.

Leider gibt es bisher weder von den Herstellern noch von unabhängiger Seite (z.B. von Fachmedien) entsprechende (laufende) Tests, obwohl die Messung von Qualitätskennwerten (z.B. Erfolgsquote und Geschwindigkeit beim Gesprächsaufbau oder die Gesprächsqualität) ohne weiteres möglich ist. Das größere Problem liegt in der Interpretation von Meßwerten: ist doch das Mobilfunktelefon nur eine Komponente eines Gesamtsystems mit vielen Einflußfaktoren. Die Frage, ob dieser oder jener Meßwert durch das Funktelefon,

durch die Antennenanlage oder durch das Mobilfunknetz beeinflußt wird, ist keineswegs einfach zu beantworten. Dennoch, Testumgebungen aufzubauen, unter denen sich die verschiedenen Einflußfaktoren isolieren lassen, das dürfte kein

unlösbares

technisches

Problem

sein.

Der

Grund,

warum

bis heute

die

Verbraucher nur mit Kennwerten bezüglich Größe, Gewicht, Sendeleistung usw. (darüberhinaus auch mit vielen, für den Anwender unnötigen und verwir-

renden Informationen) versorgt werden, nicht aber mit Informationen über die

Zuverlässigkeit im praktischen Betrieb, dürfte viel mehr etwas zu tun haben mit der Sorge beispielsweise von Verlagen und Redaktionen von Fachmedien, nach der Publikation „unliebsamer“ Ergebnisse von Herstellern mit juristischen Sanktionen

überzogen

heißen Themen läßt.

zu

werden,

weshalb

man

lieber

die

Finger

von

solch

Qualitätstests der konkurrierenden Netze sind notwendig Dieser Mangel an Verbraucherinformation sollte mit der Einführung des GSMNetzes behoben werden. Für den Verbraucher sind dabei nicht nur Qualitätskennwerte der Endgeräte sondern auch solche über die konkurrierenden Netze von

Bedeutung.

Wenn

Wettbewerb

zwischen

Netzbetreibern

herrschen

soll,

dann müssen dem Verbraucher auch Qualitätskennwerte zum Vergleich der

Netze zur Verfügung stehen, was umso wichtiger werden wird, wenn, nach der

149

Einführungsphase, die konkurrierenden Netze identische Flächen abdecken.

Hier

sind

Netzbetreiber,

Serviceprovider

und

ordnungspolitische

Instanzen

(z.B. die GSM) gleichermaßen zu Aktivitäten aufgefordert, wobei es zu den erstaunlichen Tatsachen der Vorgeschichte des europäischen GSM-Szenarios gehört, daß in dieser Hinsicht bislang keine Planungen vorliegen.

In Großbritannien hatte die dortige Aufsichtsbehörde (OFTEL) zeitweilig Qualitätstests der beiden britischen Netzbetreiber (von analogen Netzen) veröffentlicht, aber Anfang 1990 diese Publikationen eingestellt. Mittlerweile beabsichtigt OFTEL, eigene, unabhängige Netzprüfungen durchzuführen. Dies könnte ein Hinweis sein, wie zukünftige Netzprüfungen im europaweiten GSMNetz organisiert werden könnten. Denkbar sind auch Service Provider als Organisatoren von Netzprüfungen, sind sie doch, zumindest in Deutschland, meist an mehr als einen Netzbetreiber gebunden und somit an Information über die Qualität der konkurrierenden Netze interessiert. Auch hier gilt: wer den Wettbewerb will, der muß auch an ausreichender Verbraucherinformation

interessiert sein.

Vergleichstests von Endgeräten - eine Aufgabe der Fachmedien Was nun die eingangs erwähnten Qualitätskriterien für Endgeräte bzw. deren Messung betrifft, so sind hierfür sog. „GSM-Netz-Simulatoren“ vorgesehen (der Zuschlag zum Bau dieser Simulatoren wurde übrigens einer deutschen Firma erteilt). Sie werden an die jeweiligen nationalen Institutionen ausgeliefert, deren Aufgabe es ist, die Zulassungsfähigkeit von Endgeräten für das GSM-Netz zu prüfen. Damit entfällt allerdings nicht die Notwendigkeit, Seriengeräte im Feld, d.h. unter denselben Bedingungen, wie sie der wirkliche Nutzer einsetzt, zu testen. Wer sich dieser Aufgabe annimmt, wird die Zukunft entscheiden: Fachzeitschriften der Sparte Auto und Motor oder Mobilfunk, die Stiftung Warentest oder neue, verbraucherorientierte Telekommunikationszeitschriften

(vergleichbar mit den PC-Zeitschriften), wer immer diese Aufgabe anpackt -

der Markt für Verbraucherinformationen zum Thema Mobilfunk wird mit dem Markt der Endgeräte wachsen.

Leistungsmerkmal bedienfreundliche Benutzeroberflächen Fragt man Funktelefonbenutzer danach, ob sie die veschiedenen Sperrcodes an

ihrem Funktelefon benutzen, so hört man häufig die Antwort: „Das ist mir viel

zu kompliziert!“ Tatsächlich werden

von der überwiegenden

Mehrzahl

der

Anwender nur ein kleiner Teil der an ihrem Funktelefon zur Verfügung stehenden Leistungsmerkmale genutzt. Nun mag es ja ein Argument mancher Marke-

tingabteilung sein, sich mit zusätzlichen Leistungsmerkmalen vom Wettbewerb zu differenzieren. Wenn sich diese Bemühungen aber in unübersichtlichen Bedienungsanleitungen, labyrinthischen Benutzerführungen an den Geräten niederschlagen und Prospektmaterial zur Folge haben, das dem Leser, dem es auf Informationen zum praktischen Nutzen seines Geräts ankommt, Fachbegriffe wie „Impedanz”, „Phasenmodulation“ oder „Duplexabstand“ Ohren knallt, dann ist dem Anwender ein Bärendienst erwiesen.

150

um

die

Einfache, leicht zu bedienende Benutzeroberflächen, die dem Anwender die Möglichkeit des Selbstlerneffekts erlauben und die ihn, was beim Autotelefon

von überragender Bedeutung ist, möglichst wenig vom Verkehrsgeschehen ablenken - dies ist eine Anforderung aus Nutzersicht, der die Hersteller bis heute in den wenigsten Fällen gerecht werden. Die folgende Übersicht über die Leistungsmerkmale von Funktelefonen beschränkt sich auf Funktionen und Zusatzgeräte von zweifelsfreiem Anwendernutzen und konzentriert sich auf solche, von denen mit einiger Sicherheit anzunehmen

ist, daß sie auch auf dem zukünftigen Markt der D-Netz-Telefone

eine Rolle spielen.

Frei-Hörsprechen (”Hands-Free”) Die Möglichkeit, Gespräche per Autotelefon ohne Abheben führen,

d.h.

die

Hände

dort

lassen

zu

können,

wo

sie

beim

des Hörers zu Führen

eines

Fahrzeugs ihren Platz haben, nämlich am Steuer, ist angesichts der Tatsache, daß immer noch über 90% der Funktelefone in Fahrzeuge eingebaut werden, eine wesentliche Erleichterung für den Benutzer und ein Beitrag zur Verkehrssicherheit. Erinnert sei an die oft verdrängte Tatsache, daß das imagehebende Telefonieren mit Handhörer während des Fahrens verboten ist!

Die Komponenten einer Frei-Hörsprech-Anlage sind ein Mikrophon (meist an

oder bei der Sonnenblende des Fahrers montiert), und ein zusätzlicher Lautsprecher (häufig werden auch die Lautsprecher des Autoradios genutzt), sowie

die Steuerelektronik, die im Sende- und Empfangsteil des Autotelefons integriert ist, oder separat geliefert wird. Wesentliches Qualitätsmerkmal einer Frei-Hörsprech-Anlage ist das sog. „Swit-

ching”: um die (mit einem martialischen Pfeifton verbundene) Rückkopplungen zwischen Mikrophon und Lautsprecher zu vermeiden, muß das Mikrophon während

des Empfangs

ausgeschaltet sein. Das

automatische

Hin- und

Her-

schalten (”Switching”) zwischen Sende- und Empfangszustand verlangt vom Nutzer eine Gesprächsdisziplin, die er vom Telefonieren mit Hörer nicht gewohnt ist und die ihn deshalb oft irritiert. Inzwischen ist die Technik des

„Switching“ aber so verbessert worden, daß der mobile Anwender den Unterschied kaum noch spürt und annähernd „normal”telefonieren kann (sog. „fast

switching”).

Weitere Verbesserungen sind die automatische Lautstärkeregelung (wie beim Autoradio), die den Nutzer durch automatisches Anpassung der Lautstärke an die Umgebungsgeräusche von manueller Regelung entlastet.

Zusätzlich werden die (bereits erwähnte) Nutzung der Radiolautsprecher sowie automatische

Radiostummschaltung

angeboten.

Es ist allerdings dringend

zu

empfehlen, vor dem Kauf solcher Zusatzleistungen feststellen zu lassen, ob im konkreten Fall die elektrischen Verbindungen zur bestehenden Autoradioanlage tatsächlich, bzw. zu welchen Kosten herstellbar sind.

151

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Frei-Hörsprech-Funktion eine

der wichtigsten Leistungsmerkmale von Autotelefonen ist, die angesichts ihres

Beitrags zur Verkehrssicherheit zum Standard-Funktionsumfang gehören sollte. Anrufbeantworter

Sie haben dieselben Funktionen wie Anrufbeantworter am leitungsgebundenen

Telefon.

Sprachdigitalisierung und -speicherung auf einem

Chip ermöglichen

auch hier eine Miniaturisierung und v.a. die Integration ins Sende- und Empfangsteil, so daß der Anrufbeantworter auch im portablen Betrieb immer mit dabei ist. Vor dem Kauf eines Anrufbeantworters sollte allerdings geprüft werden, ob man nicht die vom Netzbetreiber eventuell angebotene Mailbox nutzen will, die bei entsprechender Schaltung trotz abgeschaltetem Funktelefon

eingehende Gespräche speichern kann.

Spracheingabe und -ausgabe (Voice Controlled Memory, VCM) Sprachkommunikation zwischen Mensch und Gerät dürfte eine der sinnvollsten technischen Neuentwicklungen beim Autotelefon sein. Auch sie ist ein Beitrag zur Verkehrssicherheit, macht sie doch das vom Verkehrsgeschehen ablenkende

Betätigen von Tasten überflüssig. Derzeit gibt es eine erste Generation von Sprachsteuerungen auf dem Markt, die bei sprachlicher Eingabe eines Namens die Teilnehmernummer aufs Display des Hörers rufen. Statt einer mehrstelligen Ziffernfolge muß der Anwender nur noch die Starttaste drücken. Eine „zweite Generation“ von Sprachsteuerungen im Autotelefon wird auch dies überflüssig machen: dann können auch Kommandos, wie z.B. „Start“ (zum Einleiten des Wählvorgangs) sprachlich eingegeben werden. Kann die

Sprachsteuerung über eine Frei- Hörsprecheinrichtung „angesprochen“ werden, erhöht sich der Beitrag zur Verkehrssicherheit - der Bedienhörer muß nicht abgehoben werden. Sinnvoll ist auch die Integration der Steuerelektronik ins Sende- und Empfangsteil, so daß Sprachsteuerung auch im portablen Betrieb möglich ist. Bedauerlicherweise greifen die Hersteller dem Kunden für diesen Beitrag zu Verkehrssicherheit tief in die Tasche: die heute angebotenen Sprachsteuerungen kosten um die 2000.- bis 3000.- DM! Berechtigungskarte Als einziges der analogen Zellularnetze bietet das C-Netz eine Berechtigung-

skarte als Zugangsberechtigung. Damit wird ein wesentliches Prinzip des PCNKonzeptes, die personen- ‚nicht gerätegebundene, Rufnummer vorweggenommen: der Teilnehmer ist, unabhängig vom benutzten Gerät, immer unter seiner

Rufnummer erreichbar, die Gebühren werden personenbezogen abgerechnet.

Die Berechtigungskarte (im Eurocheckkarten-Format) ist aber vor allem dehalb von Bedeutung, da sie das eigentliche Produkt ist, mit dem sich die zukünftigen Serviceprovider gegenüber ihren Wettbewerbern differenzieren: insbesondere in ihrer technologisch fortgeschrittensten Form,

152

der Karte

mit eingeprägtem

Mikroprozessor, bietet sie die Möglichkeit, eine Vielzahl von Zusatzdiensten anzubieten, bzw. darüber abzurechnen. So kann z.B. der Besitzer der C-NetzKarte der DBP Telekom auch die öffentlichen Kartentelefone benutzen, die Gebührenrechnung erhält er mit der Abrechnung seiner C-Netz-Gebühren.

(Genaugenommen ist die Berechtigungskarte damit nicht mehr Leistungsmerkmal eines Endgerätes, sondern sie ist zentraler Bestandteil des Leistungsspektrums der Serviceprovider bzw. Netzbetreiber). Bedenken

gegenüber

der

Fälschungssicherheit,

wie

sie in letzter

Zeit

v.a.

gegenüber der mit Magnetstreifen ausgestatteten Eurocheck- und Kreditkarte geäußert wurden, versuchen die Kartenhersteller mit der Entwicklung von Speicherchip- und Mikroprozessorkarten (sog. Smartcards) zu begegnen, die insbesondere das widerrechtliche Ablesen der persönlichen Identifikationsnummer (PIN) erschweren sollen. Schließlich sollte nicht unerwähnt bleiben, daß bei einigen C-Netz-Telefonher-

stellern in der Vergangenheit Probleme mit den Kartenlesern auftraten, mit jener Komponente am Autotelefon, die die Karten mechanisch aufnimmt und den elektronischen Austausch digitalisierter Daten bewerkstelligt: Karten konnten

nicht

gelesen

werden

oder

- noch

schlimmer

- sie wurden

durch

die

Elektronik des Kartenlesers zerstört. Tatsächlich ist die Technologie kompak-

ter, schockresistenter Kartenleser, wie sie für Mobiltelefone benötigt werden,

nicht ohne Probleme und recht kostenaufwendig, ein Grund für viele Funktelefonhersteller, der Einführung von Berechtigungskarten bei GSM-Geräten Widerstand entgegenzusetzen. Dennoch: die geschilderten Probleme bei der Betriebssicherheit von Kartenlesern dürften zu den sogenannten Kinderkrankheiten gehören, die mit zunehmender Erfahrung auf seiten der Hersteller bald der Vergangenheit angehören werden.

Anwenderschutz - Diebstahlsicherung und Sprachverschlüsselung Leider wirkt sich die zunehmende Beliebtheit von Funktelefonen auch auf die

Kriminalstatistik aus: insbesondere aus Großstädten meldet die Kriminalpolizei eine sprunghafte Zunahme von Autotelefon-Diebstählen. Ganz offensichtlich orientiert sich die „Branche“

um: vom Diebstahl und der Hehlerei von Autora-

dios zum lukrativeren „Geschäft“ mit Autotelefonen.

Die Hersteller von Funktelefonen reagieren bereits. So bietet Siemens einen Diebstahlcode an, der wie folgt funktioniert: der Gerätebesitzer programmiert sein Gerät mit Hilfe seiner Berechtigungskarte auf eine gerätespezifische Kenn-

zahl (Code). Soll das Gerät nun mit einer fremden Berechtigungskarte betrieben werden, verlangt es zuerst die Eingabe dieses Codes. Ein gestohlenes Gerät

dieser Art wird damit für den Dieb, bzw. seinen Hehler wertlos. Dadurch wird allerdings der legale, geräteunabhängige Einsatz der Berechtigungskarte stark

eingeschränkt - ein Zielkonflikt, der bislang nicht befriedigend gelöst ist.

Ein weiteres Problem bildet die Abhörsicherheit von Funkgesprächen. In einigen Ländern wie z.B. Japan, scheint das Mitschneiden von Funkgesprächen, 153

vergleichbar den Aktivitäten von Computerhackern, zum Volkssport zu werden. Nun bieten digitalisierte Mobilfunknetze sicherlich weitaus mehr Sicherheit bei der Verschlüsselung als analoge Systerne. Ob damit den „Mobilfunk-Hakkern“ das Handwerk gelegt werden kann, wird sich zeigen.

Adapterbox für Peripheriegeräte Fast alle Hersteller von C-Netz-Telefonen bieten inzwischen derartige Schnittstellen an. Peripheriegeräte wie z.B. Faxgeräte, Laptops, schnurlose Telefone oder externe Anrufbeantworter sind damit an das Autotelefon anschließbar.

Die bislang für das C-Netz angebotenen Schnittstellen sind als separate Adapterbox ausgeführt, die meist mit herstellerspezifischen Steckern und Buchsen

ausgerüstet ist. Der Trend dürfte beim D-Netz zu integrierten (ins Sende- und Empfangsteil eingebauten) Schnittstellen gehen, die nach außen, d.h. zu den

Peripheriegeräten genormte Anschlüsse (z.B. den beim Leitungstelefon ver-

wendeten

TAE-Stecker)

haben,

so daß der Nutzer

wahlweise

ein beliebiges

Peripheriegerät durch einfaches Einstecken eines Kabels anschließen kann.

Es ist zu hoffen, daß die Zulassungsbehörden auch hier die Zulassungsverfahren

liberalisieren. Bis heute schreibt z.B. in Deutschland die Zulassungsbehörde den Herstellern vor, daß Schnittstellen nur mit bestimmten Peripheriegeräten, die gemeinsam mit der Schnittstelle zugelassen werden müssen, auf den Markt gebracht werden dürfen. Betriebssicherheit im Fahrzeug — elektro-magnetische Verträglichkeit Moderne PKW enthalten in zunehmendem Maße elektronische oder elektronisch gesteuerte Komponenten: elektronische Diagnosesysteme überwachen Fahrzeugkomponenten, die Benzineinspritzung wird elektronisch gesteuert,

Sensoren übermitteln elektronische Signale zur Auslösung eines Airbag oder zur

Regelung des Antiblockiersystems. Dienen diese Anlagen der Sicherheit der Fahrzeuginsassen, so tragen Autoradio und Klimaalange zu ihrem Komfort bei. Mit jeder zusätzlichen

elektronischen

Komponente

(und ihrer Verkabelung)

steigt das Potential an gegenseitiger Störfähigkeit bzw. (passiver) Störanfälligkeit. Dies gilt in besonderem Maße für Geräte und Anlagen der Mobilkommunikation. Geräte- und Fahrzeughersteller sowie die zuständige Zulassungsbehörden führen daher vor der Zulassung solcher Komponenten umfangreiche Mes-

sungen durch, bei denen bestimmte Toleranzwerte nicht überschritten werden

dürfen. Daher ist dringend von der Verwendung nicht zugelassener Geräte und

vom Selbsteinbau abzuraten. Beim Kauf und Einbau sollte man sich auf jeden Fall an den Fachhandel bzw. eine Fachwerkstatt wenden. Die Kosten für den Anwender

Die Kosten für ein Mobilfunktelefon teilen sich in einmalige Anschaffungskosten (Gerätepreis und Fahrzeugeinbau) sowie in laufende Betriebskosten (Grund- und Nutzungsgebühr). 154

Gerätepreise Für 1991 kann man von einem Durchschnittspreis für ein C-Netz-Telefon von ca. DM 5000.- ausgehen. Transportable Anlagen und Handys liegen darüber, reine

Mobilanlagen darunter. Insgesamt ist mit einer stark fallenden Tendenz der Endverbraucherpreise zu rechnen, die mit Einführung der Endgeräte für das DNetz noch zunehmen dürfte. Beide D-Netzbetreiber haben Einführungspreise

für D-Netz-Telefone von 2500.- bis 3000.- DM angekündigt. Einbaukosten

Mobilfunktelefone müssen ins Fahrzeug eingebaut werden: im Fahrgastraum muß der Bedienhörer, gegebenenfalls Mikrophon und Lautsprecher einer FreiHörsprecheinrichtung eingebaut, im Kofferraum die Sende- und Empfangseinheit montiert werden. Kabelverlegung und Antennenmontage kommen hinzu. In jüngster Zeit werden immer häufiger kapazitiv gekoppelte Antennen verwen-

det: die Bohrung durch das Karosserieblech entfällt, der Antennenfuß wird auf

die Heckscheibe geklebt, auf der Scheibeninnenseite befindet sich eine Anpaßschaltung mit der Leitung zum Sende- und Empfangsteil. Voraussetzung für die Verwendung von kapazitiv gekoppelten (”geklebten”) Antennen ist, daß die Scheibe ein nahezu verlustfreies Dielektrikum bildet. Daher ist ihr Einsatz bei doppeltverglasten und bei getönten Scheiben nicht möglich.

Realistische Durchschnittswerte für Einbaukosten liegen bei ca. DM 400.- bis

500.-, zu denen noch die Kosten für die Antenne

(ca. DM

120.-) sowie den

Antennenfuß (ca. DM 60.-) addiert werden müssen. Bei Einsatz einer Kombinierten Antenne für Radio und Telefon wird eine Funkweiche (ca. DM 100.-) benötigt. Insgesamt belaufen sich die Einbaukosten, incl. Antenne und Zubehör somit auf 600.- bis 700.-DM. Anschaffungskosten

Mobilfunktelefon (C-Netz)

ca. DM

laufende Kosten pro Jahr (C-Netz) Grundgebühr + Nutzungsgebühr bei monatlicher Nutzung von 2 Stunden

ca. DM 3000.-

Einbau, incl. Antenne und Zubehör

5000.-

ca. DM 600.- bis 700.-

Bild 7-8: Kosten für den Anwender Das obige Beispiel für die Jahresgebühren wurde wie folgt errechnet: die monatlichen Grundgebühr im C-Netz von derzeit DM 75.-, plus den Gesprächsgebühren, wobei davon ausgegangen wurde, daß 75% aller Gespräche tagsüber zwischen 8 und 18Uhr im teuren 8-Sekunden-Takt und nur ein Viertel der monatlich angenommenen Gesprächszeit von zwei Stunden zum günstigen „Mondscheintarif“ (20-Sekunden-Takt) geführt werden. 155

7.5

Das Mobile Büro

Im Mittelpunkt der bisherigen Erörterungen zum Thema Endgeräte stand das Mobilfunktelefon und damit die mobile Sprachkommunikation. Der Mobilfunk, insbesondere digitalisierte Netze wie GSM, bietet darüberhinaus weitere Dienste an: Fax- und Datenübertragung,

Teilnahme

am BTX-Dienst,

um

nur die

wichtigsten Dienste zu nennen. Das Interesse an solchen Diensten kommt von all jenen, die aus beruflichen Gründen den größten Teil unterwegs sind, d.h. im PKW, LKW, Bahn oder Flugzeug.

ihrer

Arbeitszeit

Wer braucht das Mobile Büro?

Entscheidungsträger

aus

Wirtschaft

und

Politik

müssen

nicht

nur

ständig

erreichbar sein, sie benötigen auch unterwegs schriftliche, aktuelle Unterlagen,

die korrigiert oder unterzeichnet und möglichst rasch weitergeleitet werden müssen. Für fundierte Entscheidungen werden oft Zusatzinformationen (Tabel-

len, Kalkulationen, Statistiken) vor Ort benötigt. Für Freiberufler, wie Archi-

tekten, Makler oder Reporter eröffnen sich ebenfalls neue Perspektiven ihrer Arbeit. Architekten erhalten auf der Baustelle aktuelle Pläne und Skizzen. Makler sind ständig über die aktuellen Geschehnisse unterrichtet und können von unterwegs ihre Geschäfte tätigen. Reporter und Journalisten erstellen mittels Textverarbeitung an Ort und Stelle ihre Manuskripte und übermitteln sie in die Textsysteme

der Redaktion,

ohne von einem

festinstallierten Telefon-

oder Datenanschluß abhängig zu sein. Im Transportgewerbe bietet sich eine weitere Einsatzmöglichkeit: LKW-Fahrer können noch während der Fahrt Frachtpapiere oder neue Transportaufträge nachgesandt bekommen. Somit wird eine flexible Tourenführung erleichtert. Außendienstmitarbeiter im Vertrieb sollten für dringende

Mitteilungen

schriftlich erreichbar

sein.

Es wäre

wünschenswert, wenn Aufträge unmittelbar an die zentrale EDV übermittelt werden und die Auftragsbestätigung dem Kunden sofort ausgehändigt werden könnte. Servicemitarbeiter möchten sich technische Zeichnungen, Schaltpläne und Skizzen an ihren Einsatzort nachsenden lassen. Von dort prüfen sie über die zentrale EDV die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und rufen diese direkt ab. Im

Folgenden werden einige Konfigurationsbeispiele aufgezeigt. Mobilfunktelefon mit Faxgerät

Die sog. „Adapterbox“ zum Anschluß von Peripheriegeräten wurde bereits erwähnt. Im Vergleich zum Akustikkoppler bietet sie beim Anschluß eines

Faxgeräts höhere Betriebssicherheit und schnellere Übertragungsgeschwindig-

keit, d.h. geringere Gebühren pro Din A 4 - Seite. Diese Konfiguration, bei der handelsübliche, portable Faxgeräte der Gruppe III eingesetzt werden, erlauben das Senden und Empfangen von Faxkopien auch während der Fahrt. Auch bei verlassenem Fahrzeug können Faxkopien (automatisch) empfangen werden. Die meisten portablen Faxgeräte können zusätzlich auch als Kopierer genutzt

werden. Qualität und Betriebssicherheit der Faxübertragung unterliegen den156

Quelle: AEG

Bild 7-9:

1989

Mobiles Büro von Mercedes-Benz und AEG

selben Einschränkungen wie die mobile Sprachkommunikation:

befindet sich

das Fahrzeug z.B. in einem längeren Tunnel, so reißt die Funkverbindung ab,

die Faxübertragung muß, wie ein Telefongespräch, danach neu aufgebaut werden. Mobilfaxgeräte werden zum Einbau in Fahrzeuge (bei PKW z.B. in der Fondarmlehne) als auch in Tragekoffern angeboten.

Ca. 5% bis 6% der C-Netz-Teilnehmer nutzen zusätzlich Mobilfaxgeräte. Für diesen Anwenderkreis empfiehlt es sich übrigens, mit dem Einstieg ins D-Netz noch etwas zuzuwarten, da sich die Normungsarbeiten für die Faxübertragung zu GIIl-Geräten

im digitalisierten

Netz

verzögert

haben.

Der

Preis für ein

mobiles Faxgerät mit Adapterbox und Verkabelung liegt derzeit bei ca. 4000.bis 5000.- DM

157

Mobilfunktelefon, Faxgerät und Laptop Auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) 1989 stellte MercedesBenz gemeinsam mit AEG ein Mobiles Büro mit den Komponenten Funktelefon, Faxgerät und PC (Laptop) vor. Schriftstücke, die auf dem Laptop erstellt werden,

können

als Fax verschickt

werden. Das Faxgerät dient zusätzlich als Drucker für den Laptop und als Kopierer. Auf eine echte Datenübertragung (Transfer von ASCII-Files oder Terminal-Emulation) wurde verzichtet, da mangels geeigneter Modems und Korrektursoftware eine ausreichende Betriebssicherheit im fahrenden Fahrzeug

nicht gewährleistet werden konnte.

Im D-Netz sind diese Probleme leichter

lösbar, da das digitalisierte Netz von der Systemseite her bereits für Datenüber-

tragung ausgelegt ist. Inzwischen bieten verschiedene Fahrzeughersteller Mobile Büros als Sonderausstattung für PKW der oberen Klasse aber auch für Kleinbusse (”Büromobil”) an. Die Büroabteile des neuen ICE der Deutschen Bundesbahn bieten dem Nutzer Funktelephon und ein daran angeschlossenes Faxgerät.

7.6

Ausblick -— Zukünftige Anwendungen im Mobilfunk

Die Zukunft des Mobilfunks hat gerade erst begonnen. Miniaturisierung von

Endgeräten,

Digitalisierung

und

europaweite

Standardisierung

des Übertra-

gungssystems (GSM) und Konzepte des „Personal Communication Network“ (PCN), Liberalisierung im Sinne der Zulassung des Wettbewerbs bei den

Mobilfunknetzen und bei Mehrwertdiensten - all dies eröffnet weite und vielfäl-

tige Perspektiven mobiler Kommunikation. Das Büro im Koffer

Die Miniaturisierung des Computers hat mit dem Laptop noch nicht seinen Abschluß gefunden. Sogenannte „Notebook-PC“ kommen inzwischen auf den Markt, deren Abmessungen, wie der Name schon sagt, denen größerer Notizbü-

cher entsprechen. Ihr Volumen wird letztlich nicht mehr durch Bauteile oder Platten-, bzw. Floppy-Laufwerke bestimmt, sondern durch die Minimalgröße bzw. Abstände der Tastatur. Es wird nicht mehr lange dauern, bis solche Geräte, kombiniert mit einem Minifaxgerät, das auch drucken und kopieren kann, sowie mit einem handporta-

blen Funktelefon, integriert in einem Koffer mit einem Gesamtgewicht von unter 5 kg angeboten werden. Notruf mit Ortung Notruf per Mobilfunktelefon - eine unter Umständen lebensrettende Funktion, sie ist mittlerweile bei den meisten C-Netz-Telefonen (als freiprogrammierbare

158

Sonderfunktionstaste) verfügbar. Mit ihrer Hilfe kann per Knopfdruck automatisch der Polizeinotruf des nächstgelegenen Ortsnetzes alarmiert werden. Die Idee, mit dem

Notruf auch die Position des Notrufabsenders,

d.h. seine

Lagekoordinaten mit abzusenden, liegt nahe, sind doch nach den Erfahrungen von Polizei, ADAC und Hilfsorganisationen häufig die Positionsangaben von Notrufern ungenau, so daß bei der Anfahrt von Polizei und Rettungsdiensten oft wertvolle Zeit verlorengeht. Nun bieten zellulare Mobilfunknetze prinzipiell die Möglichkeit, den Mobilfunkteilnehmer zu orten: jedes Mobilfunktelefon prüft laufend

(vorausgesetzt

es ist eingeschaltet)

seinen relativen

Abstand

zu den

nächstgelegenen Basissationen des Mobilfunknetzes, um auf diese Weise optimale Sende- und Empfangsbedingungen herzustellen und gegebenenfalls auf eine neue Basisstation umzuschalten. Aus diesem Grund gab es im Rahmen des bekannten Projektes „Prometheus“

für das C-Netz unter Beteiligung namhafter Fahrzeug- und Funktelefonhersteller sowie von Polizei und Rettungsdiensten praktische Versuche, mit denen die Ortungsgenauigkeit einer Mobilstation im C-Netz ermittelt werden sollte. Dabei ergaben sich Ungenauigkeiten bei der Positionsbestimmung von 200m bis 2500m. Sei es, daß diese Fehlertoleranzen zu groß sind, um im praktischen Einsatz eine Verbesserung zu erzielen, sei es, daß die Kosten für ein flächendekkendes Ortungssystem auf Basis des C-Netzes zu hoch (im Vergleich zum

Ergebnis) liegen - die Bemühungen zu diesem Thema sind über das Versuchsstadium nicht hinausgekommen. Zu prüfen wäre, ob das digitalisierte D-Netz hier bessere Voraussetzungen bietet als das C-Netz.

Navigation, Flottenmanagement Für Speditionen

im nationalen

und grenzüberschreitenden

Verkehr

ist die

effiziente, flexible und kurzfristige Planung des Fahrzeugeinsatzes ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Liegezeiten, Leerfahrten und Staus vermeiden,

Fahrzeuge rechtzeitig umdirigieren, Frachtpapiere drahtlos per Fax übermitteln - hier liegen Kostensenkungspotentiale, die im hart umkämpften Wettbewerb dieser Branche von großer Bedeutung sind.

Die Teilnahme am digitalen Mobilfunk (D-Netz) dürfte mittel- und langfristig für das Transportgewerbe von eindeutig kalkulierbarem Nutzen sein: drahtloser Datenverkehr (zusätzlich zur Sprachkommunikation), grenzüberschreitender Einsatz der mobilen Endgeräte in Europa, sinkende Gerätepreise, günstige Gebühren, gegebenenfals die Nutzung von spezifischen Diensten der Service-

provider - dies sind Funktionen und Dienste, die im gewerblichen Flottenmana-

gement eindeutige Wettbewerbsvorteile sichern.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Flottenmanagements ist die Navigation: auf einem Bildschirm in der Leitzentrale werden die im Einsatz befindlichen

Fahrzeuge als bewegte Punkte auf einer Karte angezeigt. Voraussetzung eines

solchen Systems ist die laufende Ermittlung der Positionsdaten der Fahrzeuge und ihre Übermittlung an eine Zentrale. Wie im vorhergehenden Abschnitt

159

erwähnt, bieten zellulare Mobilfunknetze prinzipiell die Möglichkeit, Mobilfunkstationen zu orten. Der wunde Punkt scheint dabei die Ortungsgenauigkeit zu sein. Das satellitengestützte Ortungssystem GPS (Global Positioning System) zeigt hier befriedigende Ergebnisse und ist auch bereits praktisch erprobt.

Fehlerradius ... ... minimal ...maximal Bild 7-10:

Satellitensystem (GPS)

Zellulares Netz (C-Netz)

30 m 100 m

200 m 2500 m

Ortungsgenauigkeit im Vergleich:

Das Satellitensystem GPS ist ursprünglich vom amerikanischen Verteidigungs-

ministerium eingerichtet worden, ist aber auch zivil nutzbar. In Deutschland sind Anlagen zur zivilen Nutzung bereits erhältlich, beispielsweise von Dornier,

Friedrichshafen und der Deutschen Marinetechnik, Hamburg.

Ein zusätzlicher Vorteil von GPS ist seine weltweite Flächendeckung, Nachteil sind die beschränkte Einsatzmöglichkeit in städtischen Gebieten (Abschattung der Satellitensignale durch Gebäude) sowie die heute noch hohen Preise der Endgeräte.

Denkbar wäre die Kombination terrestrich gestützter Mobilfunksysteme und des Satellitensystems GPS, womit Schwächen des einen Systems durch das andere ausgeglichen würden. Verkehrsleitsysteme

Der Verkehrskollaps auf deutschen Straßen in Städten und auf Autobahnen ist mittlerweile zum alltäglichen Ärgernis geworden, so daß bei geschäftlichen Besprechungen mit auswärtige Gäste die Frage nach dem Stau zur Begrüßungsformel geworden ist. In der Erkenntnis, daß diesem Mißstand nicht mehr durch unbegrenzten Landschaftsverbrauch, sprich Straßenbau, beizukommen ist, sind

Konzepte von Verkehrsleitsystemen entwickelt und erprobt worden, die es den

Verkehrsteilnehmern nicht nur erlauben, sich in einer fremden Stadt selbst zu „lotsen”, sondern die sie auch vor Staus, Unfällen, Baustellen usw. warnen und

ihnen Umgehungsmöglichkeiten anbieten.

Die einfachste (und auch am schnellsten realisierbare) Form eines solchen Verkehrsleitsystems ( das demnächst von den Serviceproviders des D-Netzes

angeboten wird) ist die operatorgestützte dedizierte Verkehrsinformation, die der Verkehrsteilnehmer übers Autotelefon als Dienst abrufen kann - ein wesentlicher Fortschritt zu den bekannten Verkehrsnachrichten übers Autoradio, die einem Autofahrer bei Freiburg Staus bei Köln, Nürnberg und München melden. Wenn er Glück hat und in dem Wust von Informationen die ihn betreffende Meldung nicht überhört, so ist diese dann meist veraltet. 160

Ein anderes System ist die Autonavigation des Verkehrsteilnehmers mittels eines Displays im Fahrzeug, auf dem ihm der kürzeste Weg zwischen Start und Ziel sowie gegebenenfalls Ausweichmöglichkeiten dynamisch angezeigt werden. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Travelpilot von Bosch, ein fahrzeugautarkes Navigationssystem, das (im Unterschied zu satellitengestützten Systemen) von teuren Infrastruktureinrichtungen unabhängig durch den Verkehrsteilnehmer selbst geeignet ist.

und

zur Navigation

Leider fehlt diesem System die Kommunikationskomponente, die die Aktualisierung der Verkehrsinformationen erlaubt. Diese Kombination wurde in Japan unter der Bezeichnung AMTICS als Pilotanlage entwickelt und wird derzeit in Tokio erprobt. Sie besteht im wesentlichen aus einem zellularen Mobilfunknetz, das den Mobilfunkteilnehmer mit Daten versorgt. Die Verkehrslagedaten werden z.T. automatisch durch stationäre Infrarot-Sensoren (z.B. an Ampeln, Brücken, Verkehrsknotenpunkten), z.T. über den bestehenden Verkehrsnach-

richtendienst ermittelt. Auf Wunsch kann der Verkehrsteilnehmer den aktualisierten Stadtplan (-Ausschnitt) auf seinem im Fahrzeug installierten Monitor anzeigen und so rasch und gezielt Umleitungsmöglichkeiten abfragen. Zielkonflikt Informationsflut versus Verkehrssicherheit

Autoradio,

Autotelefon,

Anzeige von Temperaturen

und Betriebszuständen,

optische und/oder akustische Meldung von Verkehrssituationen- das Bedienen und Ablesen

der Fahrer

von Instrumenten

von

seiner

im Fahrzeug

zentralen

Aufgabe,

nimmt

sein

in einem

Fahrzeug

Ausmaß

sicher

zu, daß

durch

den

Verkehr zu steuren, abgelenkt wird und der Fahrgastraum zum Cockpit zu werden droht.

Für die Konzeption von Mobilfunk-Endgeräten bedeutet das: die Gestaltung einfacher,

bedienerfreundlicher

Bedienoberflächen

muß

oberste

Priorität

bekommen, die Sprachsteuerung wird dabei ein wesentliches Element sein.

Konzepte, die die Vielzahl von Instrumenten und Bedienelementen durch ein zentrales Anzeige- und Bedienteil ersetzen, befinden sich in Entwicklung. Dabei werden die Kabel durch ein einziges Bussystem (vergleichbar den Local Area Network,

LAN,

im Bereich der Bürokommunikation)

ersetzt, das standardi-

sierte Schnittstellen zu den einzelnen Bordgeräten hat. Gefragt sind damit ganzheitliche Systeme, die dem Anwender zu dem Mehr an Technik auch deren Beherrschbarkeit liefern.

161

8

Ordnungspolitische Alternativen beim Mobilfunk Jörn Kruse

s1

Einleitung

Die Telekommunikation, die früher überwiegend in Form staatlicher Monopole organisiert war, wird derzeit in einigen Ländern liberalisiert und wettbewerblichen Prozessen überantwortet. Während z.B. in Großbritannien schon relativ weitgehende Deregulierungsschritte vollzogen worden sind, ist die Bundesrepublik diesbezüglich sehr zurückhaltend gewesen und hat einstweilen nur das Notwendigste aus dem staatlichen Monopolanspruch entlassen. In zwei ganz zentralen

Bereichen

der Telekommunikation,

der Errichtung

von

Übertra-

Übereinstimmung,

daß dies

gungswegen und im Telefondienst, ist das Monopol der Telekom unangetastet geblieben.

Unter Ökonomen

besteht weitgehene

für die Telekommunikations-Kunden schaftlich zu Effizienzverlusten führt.

insgesamt nachteilig ist und volkswirt-

Der Mobilfunksektor ist einer der wenigen relevanten Netzbereiche, in denen der Wettbewerb zur Regel gemacht werden soll. Dies ist auch insofern nicht überraschend, als hier noch keine wesentlichen Geschäftsfelder und versunkenen Investitionen der Telekom vorhanden waren, die durch erfolgreiche Kon-

kurrenten in Gefahr geraten könnten. Gleichwohl wird auch in diesen Bereichen

die Telekom zukünftig der dominante Anbieter sein, teils aufgrund ihrer Ressourcen und Erfahrungen, teils aufgrund von Regulierungsvorgaben. Dies gilt insbesondere für den Funktelefon-Markt, wo die Telekom nicht nur das

C-Netz-Monopol hat, sondern auch als D1 bevorzugt lizensiert wurde. Im DNetz

ist die

dyopolistische

Marktstruktur

durch

die

Regulierungsbehörden

administrativ vorgegeben und Newcomer-Eintritt institutionell ausgeschlossen worden. Vom Wettbewerbs-Standpunkt ist ein Dyopol zweifellos ein Fortschritt gegenüber dem bisherigen Monopol. Man fragt sich aber natürlich, warum der Staat überhaupt solche strukturdirigistischen Vorgaben gemacht hat. Wäre es hier nicht besser gewesen, den Markteintritt von Anfang an frei zu lassen, so daß

jedes kompetente Unternehmen Mobilfunkdienste anbieten kann, wenn es dort Gewinnmöglichkeiten sieht? Diese Frage kann unter den gegebenen Rahmenbedingungen gleichwohl nicht eindeutig mit ja beantwortet werden, solange nicht über marktliche Verfahren

der Frequenzallokation entschieden ist. Die Art der Frequenzverteilung bildet den Kern der ordnungspolitischen Problematik des Mobilfunks und steht deshalb im folgenden am Anfang der Erörterungen.

Kapitel 8.2 behandelt die ordnungspolitischen Alternativen zunächst grundsätzlich und geht auf die praktischen Möglichkeiten einer effizienten Frequenzallokation ein. Kapitel 8.3 legt die in der Bundesrepublik konkret getroffenen GSMEntscheidungen

162

zugrunde,

fragt danach,

welche

Probleme

bestehen

bzw.

zu

erwarten sind und welche ordnungspolitischen Optionen in der nächsten Zeit vorhanden sind. Es wird unter anderem gezeigt, daß es ökonomisch gute Gründe für die Privatisierung von D1 gibt und daß sich der GSM-Wettbewerb via Frequenzvergabe intensivieren ließe.

8.2

Liberalisierte Funktelefon-Märkte und Frequenz-Allokation

8.2.1

_Frequenz-Allokation als ordnungspolitisches Kernproblem

Die ordnungspolitische Erwartung an liberalisierte Märkte besteht primär darin, daß aktueller und potentieller Wettbewerb für Effizienz im weitesten Sinne (also kostenminimale Produktion, kostengemäße Preise und präferenzadäquate Produkte in statischer und dynamischer Hinsicht) sorgen. Die Marktstruktur wird

dabei durch die internen Wettbewerbsprozesse sowie durch Marktein- und Marktaustritte endogen bestimmt. Die potentielle Konkurrenz möglicher Newcomer sorgt auch dann für Effizienz, wenn die Anbieterstruktur eng wird vorausgesetzt, die Markteintrittsbarrieren sind niedrig genug. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für spätere Markteintritte in den Mobilfunkmarkt ist der Zugang zur Frequenznutzung. Dies ist unter den gegenwärti-

gen Rahmenbedingungen genauso ein Problem für funktionierende Mobilfunkmärkte wie die Herstellung wirtschaftlich adäquater Marktbedingungen in der Startphase eines Dienstes.

Man kann davon ausgehen, daß auch die GSM-Frequenzen knapp sein werden. Auch bei vollständig liberalisierten Mobilfunk-Märkten muß diese zentrale Ressource auf irgendeine Weise unter verschiedenen Interessenten verteilt werden.

Solange

dies weiterhin

administrativ-diskretionär

erfolgt,

impliziert

jede Frequenzvergabe gleichzeitig einen Strukturdirigismus für den Funktelefon-Markt.

Wenn wir die herkömmliche Art der Frequenzvergabe durch die Regulierungsbehörde einmal als Prämisse betrachten, steht die Regulierungsbehörde vor dem Problem, auf wieviele und welche Anbieter die Frequenzen verteilt werden sollen. Dies wäre ökonomisch nicht sonderlich problematisch, wenn die mindestoptimale Betriebsgröße in Relation zum Marktvolumen klein wäre. Die mindestoptimale Betriebsgröße (MOB) ist definiert als die kleinste Kapazität, die die Ausschöpfung aller Economies of Scale (Massenproduktionsvorteile) erlaubt. Wenn

die relative MOB

klein wäre,

könnten

die Frequenzen

auf zahlreiche

Unternehmen verteilt und deren Selektion und Effizienz den Wettbewerbsprozessen überlassen werden. Wenn die relative MOB groß ist, ist das Entscheidungsproblem

gravierender:

Die Frequenzverteilung

auf zahlreiche Anbieter

würde wesentliche Economies of Scale ungenutzt lassen, was gesamtwirtschaftlich zu überhöhten Kosten (technische Ineffizienz) führt. Aufgrund der einzel163

wirtschaftlichen

Kostenstrukturen

würde

sich

verlustreichen Preiskämpfen niederschlagen. Demgegenüber

dies

für die

bedeutet eine Vergabe der Frequenzen

Unternehmen

in

an nur zwei Anbieter

eine staatliche Privilegierung von Unternehmen, die ihre großen Marktanteile

nicht im Leistungswettbewerb erringen mußten, das heißt, es könnten auch ineffiziente Unternehmen mit Frequenzen beschenkt worden sein. Außerdem

beinhaltet eine so enge Marktstruktur die Gefahr der Wettbewerbsbeschränkung durch Kollusion (vgl. 8.3.2).

Wenn nun (wie bei GSM) die Technik noch neu ist, das heißt noch keine wirtschaftlichen Erfahrungen vorliegen und somit die Economies of Scale und die relativen MOB weitgehend unbekannt sind, ist die Aufgabe der AprioriBestimmung einer gesamtwirtschaftlich optimalen Marktstruktur für die Regulierungsbehörde praktisch unlösbar. Außerdem schließt eine Verteilung aller Frequenzen den späteren Markteintritt von Newcomern aus und beseitigt damit auch die potentielle Konkurrenz. Selbst wenn eine Frequenzreserve von der Regulierungsbehörde zurückgehalten würde,

fehlten die Kriterien, ob und wann

mit den noch verfügbaren Frequen-

zen ein Newcomer zugelassen werden sollte.

Falls es gelingen würde,

die Frequenzvergabe der staatlichen Diskretion zu

entziehen und einem marktlichen Allokationsverfahren zu unterwerfen, so daß

sie für die Mobilfunkbetreiber zu einem normalen Inputfaktor (wie z.B. Grundstücke) werden,

die auf Märkten

erworben

werden

können,

werden

liberali-

sierte Mobilfunk-Märkte ordnungspolitisch realistisch. Die angestrebten Effizienz-Effekte liberalisierter Mobilfunkdienste-Märkte hängen deshalb erheblich

von der Funktionsfähigkeit der zugehörigen Frequenz-Märkte ab. Im folgenden werden deshalb zunächst die Möglichkeiten einer marktlichen Frequenzallokation betrachtet und dann die Wirkungen auf die Mobilfunk-Märkte verbleibenden Wettbewerbs-Probleme erörtert.

und

die

Die Verteilung der Frequenzen eines für einen bestimmten Dienst designierten Spektralbereichs auf verschiedene Anbieter bzw. Nutzer solcher Dienste wird

als „intramodale“ Frequenz-Allokation bezeichnet. Die „intermodale“ Frequenz-Allokation, das heißt die Zuordnung einzelner Frequenzen auf bestimmte Funkdienste (z.B. GSM-Funktelefon, Bündelfunk, Hörfunk etc.),

wird davon institutionell strikt unterschieden. Wenngleich dies ökonomisch nicht eindeutig separierbar ist, folgt die Gliederung aus Zweckmäßigkeitsgründen hier ebenfalls dieser Unterscheidung.

8.2.2

Intramodale Frequenz-Allokation bei GSM

Betrachten unter

der

wir zunächst

Annahme,

daß

die intramodale mehrere

Allokation von

Interessenten

GSM-Frequenzen

vorhanden

sind

und

die

Gesamtmenge knapp ist. Dabei werden zunächst die grundsätzlichen ökonomi164

schen Effekte einer Versteigerung erörtert und anschließend einige institutionelle Parameter für die konkrete Umsetzung. Ökonomische Effekte von Frequenzauktionen Das

ökonomische

Allokations-Optimum

ist

dadurch

gekennzeichnet,

daß

knappe Güter bzw. Faktoren in diejenigen Verwendungen gelangen, in denen sie den höchsten gesamtwirtschaftlichen Nutzen erbringen. Aufnormalen Märkten wird bei Abwesenheit externer Effekte der Nutzen verschiedener Verwendungen durch die jeweilige Zahlungsbereitschaft der direkten und indirekten Nutznießer ausgedrückt. Das idealtypische Verfahren, diese im konkreten Fall zu ermitteln, ist eine Auktion (Versteigerung). In der Versteigerung einer bestimmten Menge von Frequenzen werden diese bei

entsprechender institutioneller Ausgestaltung der Auktion (siehe unten) an die höchstbietenden Mobilbetreiber zum Preis des Grenzgebots vergeben.

In der

Regel kann man davon ausgehen, daß die Unternehmen, die eine Frequenz am effizientesten nutzen, auch jeweils die höchsten Gebote abgeben. Dieser Zusammenhang ist ein Kernelement der Effizienzerwartung bei Auktionen.

Diese Zusammenhänge sind in Bild 8-1 veranschaulicht. Die Nachfragefunktion Npn repräsentiert die aggregierten Zahlungsbereitschaften aller Betreiber bei unterschiedlichen Frequenzmengen, oder andersherum betrachtet, ihre men-

genmäßige Nachfrage bei alternativen Preisen. Die Nachfrage nach Frequenzen ist unter anderem eine Funktion der Nachfrage nach Mobilfunkdiensten. Die Zahlungsbereitschaft der Betreiber für Frequenzen wird bestimmt durch die

Deckungsbeiträge der zusätzlich ermöglichten Mobilfunkdienste. Frequenz-

Preis

pa



No