192 25 65MB
German Pages 327 [332] Year 1991
Linguistische Arbeiten
265
Herausgegeben von Hans Altmann, Peter Blumenthal, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Heinz Vater und Richard Wiese
Ulrike Scholz
Wunschsätze im Deutschen Formale und funktionale Beschreibung Satztypen mit Verberst- und Verbletztstellung
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1991
ClP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Scboli, Ulrike : Wunschsätze im Deutschen : formale und funktionale Beschreibung ; Satztypen mit Vertxrst- und Verbletztstellung /Ulrike Scholz. - Tübingen : Niemeyer, 1991 (Linguistische Arbeiten ; 265) NE:GT ISBN 3-484-30265-8
ISSN 0344-6727
© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co, KG, Tübingen 1991 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen. Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany, Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Heinr. Koch, Tübingen
Inhaltsverzeichnis VORWORT VERZEICHNIS DER VERWENDETEN ABKÜRZUNGEN UND GRAPHISCHEN ZEICHEN
L EINFÜHRUNG IN DEN UNTERSUCHUNGSBEREICH 1.1.
Zielsetzung: intendierte vs. 'traditionelle* Klassifizierung(en) von Wunschsätzen
l
\2.
Konzeptionelle Voraussetzungen 1.2.1. Zum Satzmodusbegriff 1.2.1.1. Formtyp VS. Funktionstyp (Tabelle 1) 1.2.2. Zum Eliipsenbegriff 1.2.3. Zusammenfassung / zugrundegelegtes Satzmodussystem (Tabelle 2)
10 10 10 16 27
1.3.
Abgrenzung des Untersuchungsbereichs 1.3.1. Vl-Sätze 1.3.1.1. Vl-Sätze mit Konj.I ('Heischesätze') 13.2. VL-Sätze 1.3.2.1. Idiomatische wenn-VL-Sätze/ Strukturtypen: A: 'wenn + bitte (vielleicht, mal) -t- Konj.Prat.' B: 'wenn + nur (bloß, mal} ·*· Ind.' C: 'wenn + auch (halt) + Ind.' D: 'wenn + schon -f- Ind.' E: Zusammenfassung (Tabelle 3)
29 31 31 33 35 35 39 45 48 50
2. VORGEHEN / METHODE / KORPUS
54
3. FORMALE BESCHREIBUNG: DIE FORMTYPEN VON VI-/wenn-VL-WUNSCHSÄTZEN 3.1.
Morphologische Merkmale 3.1.1, Modus / Tempus 3.1.1.1, Vl-Sätze A: Merkmalsausprägung 1. Synthetische Konj.II-Formen (Tabelle 4) 2. Analytische Konj.II-Formen a. Konj.Plusq.Akt.-Formen / Konj.II Pass.-Formen b. Würde-Formen 3. Zusammenfassung / Distribution in V l-Wunschsätzen B: Merkmals variation C: Merkmalsdiffcrenzierung 3.1.1.2. VL-Sätzc A: Merkmalsausprägung / Distribution in VL-Wunscbsätzen B: Merkmals variation C: Merkmalsdifferenzierung 3.1.2. Person / Numerus / Genus Verbi 3.1.2.1. Vl-/VL-Sätze
57 58 58 58 63 64 64 64 66 70 73 76 76 79 80 82 82
3.2,
ReihenfolgemeHunale 3.2.1. Verbsteüung 3.2.L1. Vl-Sätze A: Merkmalsausprägung
84 84 84 84
VI
B: Merkmalsvariation C: Merkmalsdiffereozierung 3.2.1.2, VL-Sätze A: Merkmalsausprägung B: Merkmalsvariation Exkurs: asyndetische/syndetische Koordination mit wert/i-VL-/(Vl-)Wunscasätzen C: Merkmalsdifferenzierung 33.
3.4. 3.5.
Merkmale der Kategorialen Füllung 3.3.1. Merkmalsdimensionen: Auswahl satzmodusrelevanter Ausdruckskategorien 3.3.2. >v-Ausdrücke 33.2.1. Vl-/VL-Sätze 3.3.3. Interjektionspartikeln (IPn) 3.3.3.1. Vl-Sätze A: Merkmalsausprägung (kompatible Gruppe; syntaktische Eigenschaften) B: Merkmalsdifferenzierung 33.3.2. VL-Sätze A: Merkmalsausprägimg B: Merkmalsdifferenzierung 33.4. Modalpartikeln (MPn) 3.3.4.1, Vl-/VL-Sätzc A: Merkmalsausprägung (kompatible Gruppe; syntaktische Einschalten; Tabelle 5) B: Merkmalsdifferenzierung 1. Einzelpartikeln a: doch b: nur/bloß/wenigstens 2. Kombinationen a: doch nur /doch bloß 3. Zusammenfassung (Tabelle 6) 3.3.5. VL-Einleitungselement (VL-EE) 33.5.1. VL-Sätze A; Merkmalsausprägung (kompatibles Element; syntaktische Eigenschaften) B: Merkmalsdifferenzierung (Tabelle 7) Zur Rolle der nicht-Intonatorischen Merkmate im Gesamtkomplex der form typ konstituieren den Merkmale (VI -/wenn-VL-Wunschsätze) Intonatorische Merkmale 3.5.1, Merkmalsdimensionen: Auswahl satzmodusrelevanter intonatorischer Merkmale 3.5.1.1. Auswahl auf der Basis linguistischer Intonationsforschung 3.5.1.2. Auswahl auf der Basis phonetischer Intonationsforschung 3.5.2. Datenbasis von Vl-/wenn-VL-Wunschsätzen 3.5.2.1. Testsatzkorpus
85 93 97 97 97 100 104 104 105 106 106 110 110 110 115 116 116 117 118 118 118 129 129 129 137 144 144 145 147 147 147 157 159 160 161 161 163 167 168
VII
3.6.
3.5.2.2. Bewertung des Korpus A: Vl-Wunschsätze B: wenn -VL- Wunschsätze 3.5.2.3. Folgerungen für die Verwendbarkeit des Korpus 3.5.3, Merkmalsausprägung / -variation / -differenzierung 3.5.3.1, Vl-Sätze A: Merkmale des FO-Verlaufs B: Andere potentiell satzmodusrclcvante Merkmale C: Akzentstruktur D: Zusammenfassung (Tabellen S und 9) 3.5.3.2. VL-Sätze A: Merkmale des FO-Verlaufs B: Akzentstmktur C: Zusammenfassung (Tabelle 10)
172 172 176 176 177 177 177 188 191 1% 201 201 206 206
Zusammen fas sung: Die Form typen von VI -/ wenn - VL-Wu n s ch sätzen (Tabellen 11 und 12)
209
4. FUNKTIONALE BESCHREIBUNG 4.1.
4.2.
43,
Zur Konzeption 4.1.1. Zur Problematik einer Trennung propositionaler und illokutiver Bedeutungsantcile 4.1.2. Ausdruckstypen propositionaler Einstellungen 4.1.2.1. Ausgedrückte, benannte und bezeugte (Wunsch-)Einstellungen 4.1.2.2. Zur Einordnung von Saadv in diese Typik 4.1.3. Zusammenfassung / Ausblick Strukturelle Bedeutungsebene: Der Funktionstyp von Vl-/*w7in-VL-Wunschsätzen 4.2.1. Die ausgedrückte propositionale Einstellung von Vl-/wen«-VL-Wunschsatzen 4.2.1.1. Versuch einer propositionalen Paraphrase 4.2.1.2. Regeln der propositionalen Einstellung / Verwendungsbedingungen A; Aufrichligkeitsbedingung (R-l) B: Zusatzbedingungen 1. Verwendungsbedingung (R-2) (Tabelle 13} 2. Verwendungsbedingungen (R-3) und (R-4) C: Zusammenfassung 4.2.2. Vorschlag für die Integration von WunScheinstellungen in eine Typik propositionaler Einstellungen (Tabelle 14) Lexika! isch-propositionale Bedeutungs ebene 4.3.1. Zum Einstellungsrahmen von Wunschsätzen: Ausgedrückte Wunscheinstellungen und weitere Ausdrucksmittel für Einstellungen 4.3.1.1. Ausdrucksmittel, die an der Formtypkonstituierung beteiligt sind A: MPn 1. doch 2. nw/bloß/wenigstens 3. Zusammenfassung B: IPn
214 217 218 219 222 225 227 227 227 230 232 234 236 243 250 251 253 253 254 255 255 258 259 260
VIII
43.1.2.
4.3.1.3. 4,3.2. 4.3.2.1. 4.3.2.2.
4.4.
C: VL-EE D: Zusammenfassung Ausdrucksmittel, die nicht an der Formtypkonstituierung beteiligt sind A: Lexikalisch repräsentierte Ausdrucksmittel 1. Satzadverbiale (Saadv) 2, Modalverben (MVen) B: Prepositional repräsentierte Ausdrucksmittel Zusammenfassung Zum propositionaien Gehalt von Wunschsätzen Referenzmittel / Prädikationsmittel Zum Anteil lexikalisch-propositionaler (grammatischer und kontextueller) Faktoren bei der Festlegung modaler Bedeutungskomponenten: POTENTIALIS vs. IRREALIS
261 264 264 265 265 272 280 283 283 284
284
Kontextuelle Bedeutungsebene: Aspekte der Verwendung von Wunschsätzen 288 4.4.1, Typische Verwendungsmuster von Wunschsätzen (sequentielle Einbettung; monologisch/dialogische Verwendung; textsortenspezifisches Auftreten) 289 4.4.2. Sprechhandlungstypen, die mit Wunschsätzen realisiert werden können 294 4.4.2.1, Direkte/gerade Verwendungen 294 4.4.2.2, Indirekte/ungerade Verwendungen 297
S. RÜCKBLICK
302
QUELLENVERZEICHNIS
305
LITERATURVERZEICHNIS
307
ANHANG: Berechnungsmodus einzelner Variablen der intonatorischen Beschreibung
Für die fachliche (und moralische) Unterstützung danke ich Prof. Dr. H. Altmann, den Mitgliedern des Münchner DFGProjekls und Dr. W.Oppenrieder.
Mein größter Dank jedoch gilt Rainer.
N e u f a h r n im September 1990
Ulrike Scholz
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen und graphischen Zeichen Abkürzungen Die Abkürzungen der QueOen sind im Quellenverzeichnis aufgeführt. Die Abkürzungen für die einzelnen Satzmoduskategorien sind Tabelle 2, Kap.1.2.3. zu entnehmen. Adv.NS Akk.O Akt. AM BZE ETj/j
FHG FT GP GS GTS H HiV HT Imp, Inf. Ind. IP KA Komp.NS Kond.NS Kond.MS Kond.S Kond.G Konj. Konz.NS LV MF MP MS MV NF NS Pass, Pcrf, Pl. Plusq. PO PP Präs. Prät. RV
Adverbialnebensatz Akkusativ-Objekt Aktiv Amplitude Bezugselement Einstcllungsträgcr 1 = ET der dwcb den Satzmodus ausgedrückten Einstellung (= Sprecher) 2 = ET einer durch zusätzliche Ausdrucksmittel realisierten Einstellung Fokus-Hintergrund-Gliederung Freies Thema Gradpartikel Gliedsatz Gliedleilsatz Hörer Hilfsverb Handlungsträger Imperativ Infinitiv Indikativ Interjektionspartikel Kontrastakzent Komparativnebeasalz Konditional n eben sät z Konditionalmatrixsatz Konditionalsatz Konditionalgefüge Konjunktiv Konzessivnebensatz Linksversetzung Mittelfeld Modalpartikel Matrixsatz Modalverb Nachfeld Nebensatz Passiv Perfekt Plural Plusquamperfekt Präpositionalobjekt Partizip Perfekt Präsens Präteritum Recht s Versetzung
XI
S Saadv Sg. SV SZ SZP TM V VIV2VLVF VL-EE WF ZK
Sprecher Satzadverbial (Sg./Pl.) Singular Satzverbindung Silbenzahl Sprechzcitpunkt Tonmuster (s, graphische Zeichen) Vollverb Verb-Erst-Stellung Verb-Zweit-SteUung Vcrb-Letzt-Stellung Vorfeld Verb-Letzt-Eirdcitungselement; Subjunktion Vor-Vorfeld Zuordnungskonstituente
Graphische Zeichen Beispielsätze ?; ??; *
Akzeptabililätsbewertungen bei konstruierten Sätzen (mit nach rechts abnehmender Akzeptabilität)
f',f\',\',\J',~*·
steigende(s); konvexe(s); fallende(s); progrediente(s)/gIeichbleibende(N) Kontur (Tonmuster)
[|
Pausenzeichen
—>
Rekonstruktion elliptischer Teile
gesperrt gedruckt:
akzentuierte Silbe
* in Quellenangabe:
Originalbeleg verändert
+
belegtes Beispiel bei Sätzen aus der Fachliteratur; mit Kennzeichnung des Autors
konkave(s);
Ein fach-/D op pel Unterstreichungen in den Beispielsätzen kennzeichnen die jeweils zur Diskussion stehenden Punkte.
(...) [...] Fettdruck
von der Verfasserin
: : :
Auslassungen Einfügungen Hervorhebungen
:
Auslassungen in Originalzitat/-beispiet vorhanden
Sind bei einzelnen Literaturangaben mehrere Seitenzahlen aufgeführt, beziehen sich eventuell folgende Zitate auf die letztgenannte Seitenzahl,
1. Einführung in den Untersuchungsbereich
1.1.
Zielsetzung: Intendierte vs. 'traditionelle' Klassifizierungen) von Wunschsätzen
Gegenstand der Untersuchung ist eine Klasse von satzförmigen Strukturen des Deutschen, die bestimmte gemeinsame formale Eigenschaften aufweisen und denen aufgrund dieser einheitlichen formalen Struktur eine bestimmte Grundfunktion zugeordnet werden kann. Solche Klassen von Strukturen werden häufig auch mit dem Begriff 'Satzmodus' ('Satzart') versehen. Vertreter der hier zu beschreibenden Klasse sind Sätze der folgenden Form: (1)
Hättest du mir doch nur geholfen!
(2)
Wenn du mir doch nur geholfen hattest!
(3)
Daß au mir doch nur geholfen hättest!
Ziel der Untersuchung wird es sein, diese Klasse von (satzförmigen und satzwertigen) Strukturen innerhalb eines noch zu explizierenden Satzmodussystems als eigenständige Kategorie, d.h. als Satzmodus zu etablieren. Diese Kategorie will ich als 'Wunschsatzmodus' bezeichnen und Sätze wie (I) (3) als 'Wunschsätze' (im folgenden: WU-Sätze/ Satz); und zwar in Abhängigkeit von der Stellung des finiten Verbs und von dem die Verbletzt-Sätze einleitenden Element als Verberst-Wunschsatz (Vl-WU-Satz; vgl. (1)), vvenn-VerbletztWunschsatz (>ve«n-VL-WU-Satz; vgl. (2)) und daß-Verbletzt-Wunschsatz (daß-VLWU-Satz; vgl. (3)). Die durch Sätze dieser Form ausgedrückte Funktion bzw. Einstellung (s.u.) bezeichne ich vorläufig als 'Wunsch' bzw. 'Wunscheinstellung' (WU-Einstellung). Den Hauptuntersuchungsberetch der vorliegenden Arbeit bilden die VI- und wenn-VL-WU-Sätze; auf die / / -VL-WU-Sätze wird nur an einigen wenigen Stellen Bezug genommen.1 WU-Sätzen soll also ein den 'traditionell' 2 etablierten Satzmodi Aussagesatz, 1
Als Hauptgrund für diese Beschränkung ist die äußerst schlechte Belcgsituation für daß-VLWU-Sätze ( 12 Belege!) zu nennen, was auf die Ungebräuchlichkeit dieser Strukturvariante schließen läßt. Siehe Anm.3. Zum Korpus vgl. Kap.2.
2
Der Begriff 'traditionell' bzw. 'traditionelle Grammatiken zum Deutschen' bezieht sich großleils auf folgende Beschreibungen (wobei eine derartige Etikettierung teilweise nicht ganz, angemessen ist; wie z.B. im Falle von Heidolph et al. (1981)): Admoni (1970), Blatz (1896-1900), Curme (I960), Drosdowski (1984), Eich l er/Bunting (1978), Eisenberg (1986), Erben (1972), Glinz (1971), Heidolph et al, (1981), Helbig/Buscha (1981),
Fragesatz und Imperativsatz vergleichbarer Status zugeschrieben werden. Eine derartige Zielsetzung involviert eine Revision traditioneller Klassifizierungsvorstellungen für WU-Sätze im speziellen und damit eine Revision von Klassifizierungskonzepten für Satzmodi im allgemeinen. Eine solche Revision ist aber nur insoweit gerechtfertigt, wie bisherigen Klassifizierungsvorschlägen Mängel bzw. Ungenauigkeiten in den angewandten Klassifizierungsverfahren nachgewiesen werden können; d.h. insoweit, wie 'traditionelle' Klassifizierungen verbesserungsfähig sind. Die 'klassischen' Klassifizierungsvorschläge für WU-Sätze scheinen nun gerade beispielhaft auf einigen dieser Mängel bzw. Ungenauigkeiten der angewandten Verfahren zu basieren. Zwei Hauptklassifizierungsvorstellungen dominieren: Soweit WU-Sätze der Form (1) und (2) überhaupt erwähnt werden4, werden sie entweder einer der drei 'klassischen* Satzmoduskategorien zugeschlagen (d.h. als abgeleitete Kategorie betrachtet) oder sie werden als formal und funktional unselbständig und damit als nicht-satzmodusfahige Kategorie angesehen. Ich spreche im ersten Fall von These l (bzw. 'Ableitungshypothese'), im zweiten Fall von These 2 (bzw. 'Ellipsenhypothese'). Worin bestehen nun die Mängel beider Klassifizierangsthesen?
Jung (1982), Schmidt (1967) und Schulz/Griesbach (1982). Die beiden in traditioneilen Grammatiken bevorzugten Klassifizierungsvorschläge für WUSätze beziehen sich nur auf Vl-/wenn-VL-WU-Sätze. Daß-VL-WU-Sätze werden bei beiden Klassifizierungsthesen nicht berücksichtigt. Dies mag zum einen daran liegen, daß sie fast ausnahmslos unerwähnt bleiben, zum anderen, daß sie nicht in die für den unspezi fische n Ellipsenbegriff konstatierte Parallelität von Wunschsätzen und elliptischen KonditionalNebensätzen 'passen'. (S. u,2.). Nicht erwähnt werden daß-VL-WU-Sätze bei Heidolph et al. (1981), GHnz (1971), Erben (1972), Schulz/Griesbach (1982), Eichlcr/ Bunting (1978), Jung (1982), Admoni (1970) und Helbig/Buscha (1981). Nicht erwähnt werden WU-Sätze z.B. bei Curme (1960) und Blatz (1900), die jedoch beide grundsätzlich auf eine Satzartenklassifizierung verzichten. Auch Eisenberg (1986:347) verzichtet auf eine derartige Systematisierung; wettn-VL··WU-Sätze werden jedoch als Beispiele selbständiger VL-Sätze aufgeführt. WU-Sätze scheinen aber als satzmodusrelevante Kategorien so etabliert zu sein, daß sie, sollten generelle Satzartenklassifizierungen vorhanden sein, immer in irgendeiner Form erwähnt und integriert werden. Von einer Dreiteilung der elementaren Satzmoduskategorien gehen u.a. aus: Admoni (1970:254), Jung (1982:31), Schmidt (1967:309), Eichter/Bünting (1978:34/35), Erben (1972:243) und Drosdowski (1984:560/561).
1 These 1; Ableitungshypothese
Bei ausschließlich auf funktionalen Klassifizierungskriterien basierenden Satzarten-/Satzmodusklassifizierungen6 werden WU-Sätze bzw. (die dadurch ausgedrückten) Wunscheinstellungen in ein Ableitungsverhältnis zu Imperativsätzen bzw. Aufforderungseinstellungen gebracht.7 Das bedeutet, die durch einen WU-Satz ausgedrückte Funktion wird als Spezifikation der ausgedrückten Funktion eines etablierten Satzmodus angesehen. Es existieren allerdings einigermaßen konträre Vorstellungen darüber, welche der beiden Einstellungen (Wunsch vs. Aufforderung) bei dieser Art von implikativem Verhältnis als die elementare und welche als die abgeleitete, spezifischere zu gelten hat. Vergleiche dazu stellvertretend Helbig/Buscha (1981:173,175), die von der häufiger vertretenen Annahme einer elementaren Aufforderungseinstellung und einer spezifischeren Wunscheinstellung ausgehen Um Umschreibungen des Aufforderungssatzes im weitesten Sinne handelt es sich auch bei der Verwendung des Konj. Prät./Plusq. im einfachen Satz [^Vl-/we/in-VL-WU-Satz].
bzw. Das Wesen der Aufforderung, die im allgemeinsten Sinne zu verstehen ist und auch Bitte und Wunsch umfaßt, (...). (ebd.: 175)
und Heidolph et al. (1981:93), der die entgegengesetzte These einer allgemeinen Wunsch- und einer spezifischeren Aufforderungseinstellung vertritt: Man könnte Aufforderungen als eine spezielle Unterart der Wünsche betrachten und den Aufforderungen die Wünsche im engeren Sinne gegenüberstellen, als Wünsche nämlich, die im Gegensatz zu den Aufforderungen nicht unmittelbar an die Aktivität des Hörers a pe liieren.
Ein Großteil der Satzartenklassifizierungen in 'traditionellen' Grammatiken ordnet sich in diese Tradition ein: Vgl. z.B. Flämig (1964:324 ff), Schmidt (1967:309), Schulz/Griesbach (1982:427 ff), Erben (1972:243), Duden (1973:476), Drosdowski (1984:560): "sprachlichen Äußerungen liegen bestimmte Absichten zugrunde", Admoni (1970:254): "Einteilung der Sätze nach ihrer kommunikativen Aufgabe" bzw. Jung (1972:31): Einteilung "nach der kommunikativen Absicht des Sprechers". Daneben basieren auch die im Rahmen der sprachphilolophisch orientierten Sprechakttheorie entwickelten Typisierungen von Sprechhandlungen auf einem derartigen Klassifizierungsvorgehen. Vgl. dazu Jung (1982:31); "In ihm [dem Imperativsatz] verlangt man etwas: in der milderen Form als Wunsch, d.h. ohne Einflußnahme auf den Vollzug, in der strengeren als Befehl, Weisung, A pell, Forderung, d.h. mit Einflußnahme auf den Vollzug," Ähnlich: Schmidt (1967:309), Eichler/Bünting (1978:34/35), Heidolph et al. (1981:93), Helbig/Buscha (1981:173,175), Drosdowski (1984:560/561) und Weuster (1983:28): "Bei Aufforderungssätzen lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: Befehls- und Wunschsätze."
Die dargestellten Differenzen bei der Erstellung 'illokutionssemantischer Hierarchien' unterstreichen die Unzulänglichkeiten eines derartigen, funktional orientierten KJassifizierungsvorgehens, das an die Vorgehensweise sprechakttheoretischer Untersuchungen erinnert: Ohne explizite Berücksichtigung und Parallelisierung der sprachlichen Form von Sätzen bleibt eine derartige Taxonomie von Sprechhandlungstypen immer recht spekulativ und willkürlich. D.h. das Verhältnis von sprachlicher Form, sprachlicher Bedeutung und der Bedeutung als Sprechhandlung wird bei dieser Art von Typisierungen (und somit von der gesamten Sprechakttheorie) nicht oder nur unzureichend geklärt. Da jedoch zwischen sprachlicher Form und Funktion anerkanntermaßen 8 kein eins-zu-eins Verhältnis besteht, sind die - ohne Berücksichtigung der Form - angesetzten Funktionen entweder zu global (was sich in der Dreiteilung der 'klassischen' Satzmodi Aussagesatz, Frage- und Imperativsatz zeigt) oder zu spezifisch,9 Der syntaktische Status von WU-Sätzen (Vl-/wenn-VL) bleibt entsprechend dem funktional orientierten Vorgehen entweder völlig ungeklärt10, oder sie werden - in einer Art 'Mischklassifikatäon' - formal als elliptische Konditionalnebensätze ( = These 2) mit einer aus Imperativsätzen abzuleitenden Funktion angesehen.11 Trotz der geäußerten Kritik soll hier nicht der Beweis geführt werden, daß zwischen Wunsch- und Aufforderungseinstellungen kein engerer Zusammenhang besteht als z.B. zwischen Aufforderungs- und Frageeinstellungen. Damit sind die wesentlichen Punkte genannt, welchen ein revidierter Satzmodusbegriff genügen sollte: Er darf weder mit dem Begriff des 8
Vgl. z.B. Franck (1980:11); "Deutlich ist, daß zwischen den sprachlichen und den HandlungsKategorien keine simple eins-zu-eins Entsprechung bestehen kann." Ahnlich; Grewendorf/ Zacfferer (1984:13).
9
Innerhalb der Sprechakuheorie wurde versucht, dem durch das Konzept 'indirekter Sprechakte', d.h. nicht wörtlich realisierter Sprechhandlungsbedcutungen, Rechnung /u tragen. Vgl. dazu z.B. Franck (1975, 1980) und die Entwicklung der Grice'schen Konversationsmaximen, die sich auf Regularitäten des Erschließens indirekter Bedeutungen beziehen: Grice (1975) und Grice (1978) bzw. die deutsche Übersetzung in Meggle (1979:243265).
10
So z.B. bei Schmidt (1967:309) und Jung (1982:31) in Bezug auf die Vl-WU-Sätze. Bei den "selbständigen VL-Sätzen" (Jung 1982:30) finden sich jedoch auch Beispiele von wenn-VL-WUSätzen (Jung 1982:133). Bei Eichler/Bünting (1978:35) kann man nur indirekt auf den Status von VI-WU-Sätzen schließen: diese werden als "Wunschsatz und irrealer Wunschsatz in allen Personen" zu "Satzart[en] mit Spitzenstellung des Verbs" gezählt.
11
So z.B. Heidolph et al, (1981:93,772), Helbig/Buscha (1981:174) und Eichlcr/Bünting (1978: 197); letztere sehen WU-Sätze ja generell als Spezifikationen von Imperativsätzen an, bezeichnen wenn-VL-WU -Sätze aber an anderer Stelle als "konditionale Wünsche",
Sprechhandlungstyps identifiziert werden (vgl. die Kritik an der Klassifizierungsthese l für WU-Sätze), noch darf er auf den Begriff des formalen Satztyps reduziert werden.12 Vielmehr muß sowohl die formale wie die funktionale Seite von Sätzen berücksichtigt werden, wobei das Zuordnungsverhähnis beider Bereiche in eineindeutiger Weise definiert sein sollte, um die genannten Unzulänglichkeiten und Ungenau igkeiten zu vermeiden. (Vgl.Kap.1.2.1.) Auch die zweite Klassifizierungsthese für WU-Sätze basiert auf weitgehend unklaren Klassifizierungskriterien, was einen ebenso unreflektierten, unspezifischen Ellipsenbegriff zur Folge hat: 2) These 2; Ellipsenhvpothese WU-Sätze (Vl-/Wwz-VL) werden in diesem Rahmen als Konditionalnebensätze (Kond.NSe13) angesehen, deren Matrixsatz (MS) fehlt, d.h. sie werden als unselbständige, elliptische Vl-/VL-Sätze klassifiziert; bzw. sie werden - funktional ausgedrückt - als "unvollständige Konditionalsätze (,.,), denen das Konsequenz fehlt, d.h. sie werden als Antezedenz eines Konditionalsatzes betrachtet" (Kasper 1987:108)." 12
Bespiele solcher Reduktionen sind Satzartenklassifizierungen, die aufgrund von einzelnen formalen Merkmalen oder eines einzigen formalen Merkmals erstellt werden: So wird teilweise allein aufgrund des Verbstellungstyps klassifiziert (vgl. z.B. Eichler/Bünting 1978:34ff), wobei häufig versucht wird, dem Verbzweit-(V2-)Stellungstyp syntaktische und funktionale Neutralität nachzuweisen. Vgl, z.B. Flämig (1964:315/316), Oder dem Verbmodus wird - ausgehend von einer unzulässigen Identifizierung von grammatischem Modus und Modalität im Sinne einer ausgedrückten Einstellung (s.u.) - allein der Ausdruck elementarer illokutiver Funktionen zugeschrieben: So werden Aufforderungseinstellungen allein von der 'Imperativ-Verbmorphologie1, Optativ- bzw. Wunscheinstellungen von der Konj.II-Verbmorphologie abgeleitet. So z.B. bei Admoni (1970:193/194), Schmidt (1967:230), Eichler/ Bunting (1978:112) und Erben (1972:103/113). Imperativ- und Konj.II-Formen sind jedoch zum großen Teil ambig, was derartige Funktionszuschreibungen per se als unangemessen ausweist. Vgl. Kap.3.1. und 4.3.2.2.
13
Ich will mich bei der Beschreibung von Konditionalgefügen an folgende terminologische Festlegungen halten: Konditionalsatz (= Kond.S) bzw. Konditionalgefüge (= Kond.G) bestehend aus Konditionalnebensatz (= Kond.NS) und Konditionalmatrixsatz (= Kond.MS). Unter elliptischen Kond.Sen verstehe ich Kond.Se mit fehlendem Kond.NS oder Kond.Se mit elliptischem Kond.NS oder Kond.Se mit fehlendem Kond.MS bzw. Kond.Se mit elliptischem Kond.MS, wobei in Hinblick auf Vl-/>veflrt-VL· WU-Sätze vor allem Kond.Se mit fehlendem Kond.MS von Interesse sind.
14
Die These, Wunschsätze seien auf voltständige Konditionalsätze zurückzuführen, wird mit Variationen (s.u.) u.a. vertreten von: Erben (1972:113, Anm.254), Glinz (1971:116/117), Heidolph et al. (1981:93), Helbig/Buscha
Im Falle der (we«n-)VL-WU-Sätze spiegelt sich darin eine bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt weitverbreitete Ansicht wieder, sämtliche VL-Sätze, seien sie nun eingebettet (vgl. (4)) oder nicht-eingebettet15 verwendet (vgl. (2)), als unselbständig und damit nicht satzmodusfähig zu klassifizieren: (4)
Wenn du mir geholfen hättest, wäre ich zufrieden gewesen.
(2)
Wenn du mir doch nur geholfen hättest!
Bei nicht-eingebetteten VL-Sätzen wird von einer generellen Rekonstruierbarkeit passender MSe und damit von der generellen Ellipsenhaftigkeit bzw. Unselbständigkeit ausgegangen.16 Eine Besonderheit im Hinblick auf die WU-Sätze besteht darin, daß nicht nur die (wenn-)VL-WU-Sätze, sondern auch die VI-WU-Sätze in diese Ellipsenhypothese (1981:174), Schulz/Gnesbach (1982:391) und Drosdowski (1984:159) bzw. Jäger (1971:205), Flämig (1962:19), Buscha (1976:275), Kasper (1987:108/109) und Zaefferer (1987:284, Anm.lS). Zaefferer spricht von der "OptativfunktioQ der Konj.II-Konditionale", 15
Eine exakte Begriffserklärung hinsichtlich der Einbettung von VL-Sätzen erfolgt in Kap. 1.2.2. Hier bereits soviel: Unter eingebettet verwendeten (im folgenden: eingebetteten) VL-Sätzen verstehe ich VL-Sätze, deren (tcxtueller) Vor- bzw. Folgekontext mögliche MSe aufweist, in welche die VL-Sätze syntaktisch und intonatorisch voll Integriert sind (bei schriftlichen Belegen verdeutlicht die Interpunktion die fehlende intonatorische Markierung: orthographisches Indiz: Trennung von MS und NS durch ','). Eingebettete VL-Sätze sind immer unselbständige VL-Sätze. Nicht-eingebettete VL-Sätze sind demnach einerseits VL-Sätze, deren Vor- bzw. Folgekontext mögliche MSe aufweist, in welchen die VL-Sätze aber syntaktisch und intonatorisch nicht-voll bzw. nicht integriert sind (orthographisches Indiz: Trennung von MS und NS durch '.',';' bzw, '-'). Nicht-eingebettete, isolierte VL-Sätze sind unselbständige VL-Sätze. Die Übergänge zwischen voll integrierten und nicht-voll integrierten unselbständigen VL-Sätzen sind teilweise fließend (vgl. Eisenberg (1986:356) und Weuster (1983:24)). Andererseits sind VL-Sätze auch dann n ich t-eingebettet, wenn ihr Vor- bzw, Folgekontext keine möglichen MSe aufweist. Selbständige VL-Sätze bilden eine Teilmenge dieser letzten Gruppe nicht-eingebetteter VLSätze, die sich durch bestimmte Besonderheiten vor allem hinsichtlich möglicher MSRekonstruktionen gegenüber nicht-eingebetteten unselbständigen VL-Sätzen auszeichnen (s. Kap.1.2.2.). 'Eingebettet/nicht-eingebet t et' verwende ich im folgenden äquivalent zu 'integriert/nichtintegriert'.
16
Trotz dieser vorherrschenden Ellipsentheorie ist die Forschungslage zum Status nichteingebetteter VL-Sätze als unklar zu bezeichnen. Exemplarisch hierfür sei Heidolph et al. (1981) zitiert: Haftka in Heidolph et al. (1981:717) spricht bei selbständigen VL-Sätzen von "Reduktionen eines übergeordneten Satzes" [= VL-Sätze als unselbständige Strukturen]; Jüttner (1981:767) spricht im selben Band dagegen von "selbst ändige[n], hinsichtlich der Satzintention spezifizierte[n} SätzeJnJ". Einen ausführlichen Bericht zur Forschungslage bezüglich der 'selbständigen' VL-Sätze bringt Weuster (1983:12 ff); einen knapperen Thurmair (1989:50ff). Eine nicht auf VL-Sätze bezogene Darstellung der Entwicklung des Ellipsen-/Tilgungsbegriffs findet sich in Fries (1987:75-79).
miteinbezogen werden.17 Dies bietet sich an, da nicht nur für die wenn-VL-WUSätze, sondern auch für die Vl-WU-Sätze strukturell ähnliche, unselbständige, uneinge leitete bzw. eingeleitete Kond.NSe existieren. Die Vl-WU-Sätze werden demnach als uneingeleitete Kond.NSe, die we«n-VL-WU-Sätze als eingeleitete Kond.NSe, jeweils mit fehlendem MS, angesehen. Als zu rekonstruierende MSe werden Aussagesätze u.a. (vgt. unten (b)) der folgenden Form angegeben: (5)
Hättest du mir (doch nur) geholfen / Wenn au mir (doch nur) geholfen hättest..., dann wäre ich zufrieden sewesen /cfann wäre ich froh.
Da Vl-/Wnn-VL-WU-Sätze nicht nur formal auf unselbständige Vl-/wenn-VLKond.NSe zunickgeführt werden, sondern - wie aus dem Zitat Kaspers (s.o.) ersichtlich - auch funktional als "Antezedens" hinsichtlich eines zu ergänzenden "Konsequens" angesehen werden18, sollte die prepositional e Struktur des zu rekonstruierenden MSes als mögliche 'Konsequensproposition' interpretierbar sein. In der unspezifiziertesten Variante werden solche 'Konsequenspropositionen' mit (a) angegeben: (a)
(6) —>
Hättest du mir (doch nur) geholfen / Wenn du mir (doch nur) geholfen hättest, ..., dann wäre mein Wunsch erfüllt [ + Kasper] / dann hätte ich, was ich wünsche.
Daraus werden spezifischere Konsequenspropositionen abgeleitet: für die Semantik dieser 'Kond.NSe' (Wunschsätze) wird nicht nur angenommen, daß ein Wunsch hinsichtlich der Erfüllung des in der Antezedensproposition de notierten Sachverhalts ausgedrückt wird (= Konsequensproposition in (a)), sondern, daß diese 'Wunscherfüllung' mit einer ausgedrückten Bedingung "für den vom Sprecher angestrebten Zustand der Befriedigung" (Heidolph et al. 1981:93) gleichzusetzen ist. Entsprechende Konsequenspropositionen wären die unter (b) aufgeführten:
17
Auf VL- und Vl-WU-Sätze wird die Ellipsenhypothese bei Setiulz/Griesbach (1982:391) bezogen, die den syntaktisch-funktionalen Status von WU-Sätzen zwar nicht explizit festlegen, aber davon sprechen, daß "Wunschsätze (...) die Form eines irrealen Konditionalsatzes mit oder ohne wenn [haben]", Ebenso: Glinz (1971; 116/117) und Drosdowski (1984:159/160}. Erben (1972:113, Anm.254) und Helbig/Buscha (1981:174) beziehen die Ellipsenhypothese dagegen nur auf die www-VL-WU-Sätze.
18
Davon sind diejenigen Klassifizierungsvorschläge auszunehmen, die WU-Sätze zwar formal aus Kond.Sen ableiten, funktional jedoch aus Aufforderungsemstellungen (s. These 1), Die Ellipsenhypothese wird explizit auf Form und Funktion bezogen bei Kasper (1987) und Drosdowski (1984).
8 Cb)
(7)
...
~>
.,., dann w$re ich froh /
dann wäre es gut. 19
Die angegebenen, weiter differenzierten Konsequenspropositionen bezeichnen die unterschiedlichen Gründe für die gewünschte Erfüllung des denotierten Sachverhalts, d.h. sie lassen sich nur aus dem jeweiligen Verwendungskontext des 'Kond.NSes' (Wunschsatzes) rekonstruieren. Vgl, (c): (c)
(8)
...
··>
.... dann könnte ich endlich weiterarbeiten / dann wären wir endlich atiein. [ + Kasper]
Die offensichtliche Willkür hinsichtlich der propositionalen Struktur angeblich zu rekonstruierender MSe resultiert aus der Tatsache, daß der sprachliche/ textuelle (und situative) Ko(n)text meist keine Anhaltspunkte für eine derartige Rekonstruktion liefert. In jedem Falle basiert die Ellipsenhypothese für nicht-eingebettete VL-Sätze im allgemeinen und für Vl-/H>ertrt-VL-WU-Sätze im besonderen auf einem weitgehend unreflektierten, unspezifischen Ellipsenbegriff. Unspezifisch insbesondere deshalb, weil bei den für Vl-/wertn-VL-WU-Sätze vorgeschlagenen MS-Rekonstruktionen (vgl. (a)-(c)) die vorhandenen Modal· partikeln (MPn: doch, nur) bzw. deren Inkompatibilität mit den rekonstruierten MSen durchgängig ignoriert werden.21 Folglich kann auch mit diesem unspezifischen Ellipsenbegriff dem unterschiedlichen Verhalten von nichteingebetteten XT^-Sätzen der Form (A) bzw. (B) gegenüber solchen der Form (C) hinsichtlich Art (s.u.) und Akzeptabilität von MS-Rekonstruktionen in keiner Weise Rechnung getragen werden: Nicht-eingebettete VL-Sätze sowohl der Formen (A) und (B) als auch der Form (C) werden aufgrund dieses unspezifischen Ellipsenbegriffs als elliptisch und damit unselbständig klassifiziert: (A)
(9)
Ja, wenrup mich getroffen häne · mich haben meine Beine lang genug herumgetragen. Was brauch' ich sie noch ... [SZ,UH,89/90]
19
Vgl. Helbig/Buscha (1981:174) und Glinz (1971: 116/117): 'In beiden Fällen [VI- und wmnVL-WU-Sätzc] kann man einen Teilsatz dazudenken: dann wäre es pit · dann hauen wir, was wir wünschen (...)."
20
Kasper (1987:109) spricht davon, daß "das je nach Verwendungskontext speziellere Konsequenz eines solchen irrealen Wunschsatzes (...) sich dann jeweils aus dem Grund für den Wunsch [ergibt], (...) aber nicht aus der Semantik dieses Äußerungstyps [folgt]".
21
Ich habe die MPn in (5) - (6) daher in Klammern gesetzt.
(B)
-- >
Ja, wenn es mich getroffen hätte, wäre es hell? so schlimm gewesen.
(10) -- >
Und wenn ich nicht von ihr loskomme? [ + Buscha} Und was w$re. wenn ich nicht von ihr loskomme?
(11) ->
Wenn du das vermöchtest {...}. - Wie wollte ich dich doch segnen (...), (...). [ + Flämig] Wie wollte ich dich doch segnen, wenn du das vermöchtest!
(12)
Und nun stand er (...) vor dem Wohnhaus Nr.44. Zweite Etage links wohnte sie. Wenn sie nun unerwartet herausträte und ihn sähe? Ob sie ihn wiedererkennen würde? [ + Stojanowa] Ob sie ihn wiedererkennen würde, wenn sie nun unerwartet herausträte und ihn sähe ?
-- > (C)
(13) -->
Ach, wenn ff (fach nur mich yetroffen hätte! / Ach, hätte es doch nur mich Betroffen! Ach, wenn es {'doch nur) mich getroffen hätte / (...), wäre das halb so schlimm fewesen.
(14) - >
Ach, daß es doch nur mich getroffen hätte! Ich wünschte, daß es f*doch nur) mich getroffen hätte.
(15) -->
Ob er mich wohl angelogen hat? Ich frage mich, ob er mich (*wohl) angelogen hat
(16) -->
Wie du aber auch wieder daherkommst! Ich wundere mich, wie du (*aberauch) wieder daherkommst,
Betrachtet man MPn (zunächst vorläufig) als Indikatoren (syntaktischer oder zumindest funktionaler) Selbständigkeit22, so erklärt sich damit auch die Inkompatibilität von nicht-eingebetteten VL-Sätzen der Gruppe (C) mit möglichen MS-Rekonstruktionen - im Gegensatz zu nicht-eingebetteten VL· Sätzen der Gruppen (A) und (B). ("VX-Sätze der Gruppe (C) (vor allem der Formen (14) - (16)) weisen allerdings Gemeinsamkeiten auf, was die Art von MSen betrifft, durch welche sie unter Wegfall ihrer MPn ergänzbar sind (s.u.).) Ein revidierter, differenzierter Ellipsen begriff, aufgrund dessen die nichteingebetteten YX-Sätze unter (A) und (B) als unselbständig (elliptisch, d.h. mit fehlendem MS: (A); nicht-elliptisch, d.h. mit isoliertem MS: (B)), die nichteingebetteten VL-Sätze unter (C) jedoch als selbständig (nicht-elliptisch) klassifiziert werden können, scheint also in jedem Falle erklärungsadäquater als der 'traditionelle* unspezifische Ellipsenbegriff. (Vgl. Kap. 1.2,2.) Im Gegensatz zu diesen 'traditionellen' Klassifizierungsvorschlägen für V1-/VLWU-Sätze23 involviert die hier intendierte Klassifizierung als eigenständige 22
Vgl. u.a. Thurmair (1989:50) und Altmann (1987:28).
23
Davon sind die wenigen Untersuchungen abzunehmen, die der hier intendierten Klassifizierung von WU-Sätzen als selbständige und damit satzmodusfähige Sätze folgen. Vgl. dazu Jüttner in Heidolph et al. (1981:772) (in Bezug auf Vl· und wenn-M^WU-S ätze), Stojanowa-Jovceva (1975:228), Weuster (1983:59 ff) und Buscha (1976:275) (in Bezug auf wenn·
10 Satzmoduskategorie also eine Revision sowohl des (der) 'traditionellen' Satzmodusbegriffs (-begriffe) als auch des 'traditionellen' unspezifischen Ellipsenbegriffs.
1.2. Konzeptionelle Voraussetzungen 1.2.1. Zum Satemodusbegriff Im Anschluß an die Klassifizierungsthese l für WU-Sätze (Ableitungshypothese), die auf einem unreflektierten Satzmodusbegriff bzw. auf einem unreflektierten und damit mangelhaften Klassifizierungsvorgehen basierte, wurde die Forderung erhoben, den Begriff des Satzmodus weder auf den Begriff des formalen Satztyps noch auf den des funktional en/Ülokutiven Typs (im Sinne eines Sprechhandlungstyps) zu reduzieren. Vielmehr sollten sowohl formale wie funktionale Aspekte von Sätzen in eine Satzmodusklassifizierung einfließen, wobei deren Zuordnungsverhältnis jedoch eindeutig definiert sein sollte. Ein Satzmodusbegriff, der diesen konzeptionellen Anforderungen entspricht, liegt m.E. dem von H.Altmann (vgl. Altmann 1984, 1987, 1989) konzipierten Satzmodussystem zugrunde: Zu Satzmodi werden nach Altmann bestimmte Klassen von Sätzen zusammengefaßt, die angebbare formale Eigenschaften aufweisen und welchen systematisch und regelhaft bestimmte Arten von Funktionen zugeordnet sind. (Diese Kriterien können sowohl von V1-/V2- als auch VL-Sätzen erfüllt werden (s.u. Kap. 1.2.2.).) Unter Satzmodus wird also die eindeutige Zuordnung eines bestimmten formalen Satztyps (im folgenden; 'Formtyp') und eines funktionalen Typs (im folgenden: 'Funktionstyp') verstanden. 1.2.1.1. Formtyp vs. Funktionstyp Mit Funktionstyp ist dabei eine relativ abstrakte strukturelle Bedeutung gemeint, die durch einen Komplex bestimmter formaler Merkmale, i.e. durch einen bestimmten Formtyp24, ausgedrückt wird. Für die Formtypkonstituierung sind VL-WU-Sätze) bzw. Luukko-VJnchenzo (1988), Winkler (1989) und Oppenrieder (1987, 1988, 1989). 24
Mit Begriffen wie "syntaktischer Modus" (Lang (1981,1983); (Grewendorf / Zaefferer (1984)), "Struktyrtyp" (Luukko-Vinchenzo 1988) und (formaler) "Satztyp" (Pasch (1982); Fries (H87)) wird wohl auf Vergleichbares Bezug genommen wie durch den hier verwendeten Begriff 'Formtyp'. Analog zu 'Formtyp' verwende ich im folgenden auch teilweise den Begriff 'syntaktischer Modus'.
11
damit wiederum nur diejenigen formalen Merkmale eines Satzes (einer Klasse von Sätzen) relevant, die am Aufbau dieser strukturellen Bedeutung (bzw. des Funktionstyps) beteiligt sind.25 Das sind solche Merkmale, die wenigstens an einer Stelle des Satzmodussystems für die formale Unterscheidung zweier Satzmodi nötig sind. (Oppenrieder 1987:161)
Wie (1) vs. (17)-(20) bzw. (2) vs. (21)-(22) illustrieren, sind nur ganz bestimmte formale Merkmale, die einzelnen Merkmalsbereichen angehören, am Aufbau von solchen strukturellen Bedeutungen bzw. Funktionstypen (im Falle von (1) und (2) des Funktionstyps 'Wunsch') beteiligt: (1)
flauest du mir doch geholff n/
(17)
Hast du mir doch geholfen?
(18)
Du hättest mir doch geholfen.
(19)
Hättest du mir denn geholfen ?
(20)
Hättest du mir doch geholfen ?(f )26/.(\)
(2)
Wenn du mir doch geholfen hättest!
(21)
Wenn du mir bitte helfen würdest?^)
(22)
Daß du mir ja. hilfst!27
In diesem Sinne satzmodusrelevant sind zumindest:2* a) Merkmale der morphologischen Markierung (bei V1/(V2-) und VL^Sätzen: vgl. (1) vs. (17) bzw. (2) vs. (21) und (22)) Vorrangig die Teilkategorien Modus (und teilweise Tempus (vgl. (2) vs. (21)) der morphologischen Markierung des finiten Verbs sind satzmodusrelevant. 25
An terminologischer Vielfalt für diese am Aufbau der strukturellen Bedeutung eines Satzes beteiligten Merkmale mangelt es in der Fachliteratur nicht. Sie reicht von "syntaktischen Markierungsmitteln" (Oppenrieder 1987:161), "Illokutionstadikatoren'/'nicht-performativen Indikatoren"/"Basisindikatoren" (Franck 1980:u,a.93) bis zu "illokutionären Merkmalen" (Luukko-Vinchenzo 1988:13) bzw. "illokutionäre Kraft indizierenden Mitteln" (Bierwisch 1980:1).
26
Zur graphischen Kennzeichnung der intonatorischen Markierung siehe das 'Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen und graphischen Zeichen'.
27
Die Illustration der SatTmodusrelevanz einzelner formaler MerkmaJsbereiche fällt anhand der H>e«rt-VL-WU-Sä£ze nicht so eindeutig aus wie anhand der Vl-WU-Sätze, da im Paradigma der selbständigen VL-Sa£zmodi (s.u.) keine zu den Vl-/V2-Satzmodi analogen Minimalpaarkonstellationen (d.h. Paare von Formtypen, die sich nur in einem formalen Merkinalsbereich voneinander unterscheiden) vorhanden sind. (Zur Klassifizierung von Sätzen wie (21) vgl, Kap.l3.2.1,tTyp A.)
28
Eine etwas ausführlichere Darstellung der MerkmaUbereiche c)'Merkmale der Kategorialen Füllung' und d)'intonatorische Merkmale' erfolgt zu Beginn der entsprechenden Kapitel.
12
b) Reihenfolgemerkmale (bei Vl-/(V2-)Sätzen: vgl. (1) vs. (18)) Merkmale dieses Bereichs betreffen vor allem die Stellungseigenschaften des finiten Verbs (VI-, V2- und VL-Stellung) und - hier weniger relevant - die Stellung von w-Ausdrücken. Bei VL-Sätzen ist das Stellungsmerkmal nicht distinktiv, sondern über das VL-steuernde Einleitungselement in der Kennzeichnung der 'Kategorialen Füllung' (s. c)) enthalten. c) Merkmale der Kategorialen Füllung (bei V1-/(V2-) und VL-Sätzen: vgl. (1) vs. (19) bzw. (2) vs. (21) und (22)) Dieser Merkrnalsbereicb bezieht sich auf das Vorhandensein bzw. Fehlen von satzmodusrelevanten Ausdruckskategorien. Nicht das Einzellexem und/oder dessen (potentielle) lexikalische Bedeutung ist formtyp konstituierend, sondern die Existenz / das Fehlen eines Ausdrucks aus der betreffenden Kategorie. Satzmodusrelevant Ld.S. ist zumindest das Vorhandensein/ Fehlen eines finiten Verbs, eines w-Ausdrucks (darunter sind 'Frage'-Pronomina, 'Fr age'Adverbien und komplexe Frageausdrücke zu verstehen), eines Subjektausdrucks29 und eines die Endstellung des Finitums steuernden Ausdrucks (Verbletzt-Einleitungselement (VL-EE)) sowie die Obligatheit einzelner MPGnippen bzw. deren Kompatibilität mit einzelnen Satzmodi. Bei WU-Sätzen spielen darüberhinaus Interjektionspartikeln (IPn) eine satzmodusindizierende Rolle. d) Intonatorische Merkmale (Bei V1-/(V2-) und VL-Sätzen: vgt. (1) vs. (19) und (20) bzw. (2) vs. (2l)30) Für die Konstitution von Vl-/V2-Satzmodi und damit für Vl-WU-Sätze sind die Merkmalsbereiche a) - d) relevant; für die Konstitution von VL-Satzmodi und damit für wenn-(daß-)VL-W\J-Säize. zumindest die Bereiche a), c) und d) - und zwar nicht als Einzelmerkmale, sondern als Kombinationen typischer Merkmalsausprägungen der einzelnen Merkmalsbereiche.
29
Das Fehlen/Vorhandensein von Subjektausdrücken ist bei der Formtypkoastituierung von Imperativsätzen von Bedeutung. Vgl. Winkler (1989:41ff) und Fries (1987:85), der von "Pronomen-Dropping" spricht.
30
Die intonatorischen Merkmale sind durch die Interpunktion (./?/!) bzw. durch die graphische Kennzeichnung ((f }/(\ )/···) bei den schriftlichen Belegen natürlich nur näherungsweise wiedergegeben.
13
Die spezifischen Merkmalsausprägungen (der einzelnen Bereiche) können teilweise innerhalb der für einen Form typ typischen Merkmalskombination variieren (Merkmalsvariation). Die Variation sollte sich idealerweise nur in dem Bereich bewegen, in welchem die Distinktivität der jeweiligen Merkmalskombination und damit die Distinktivität der jeweiligen Formtypen/ Satzmodi gewahrt bleibt,31 Eine Beschreibung von WU-Sätzen auf der Basis dieses Satzmodusbegriffs umfaßt damit Sätze wie (1) und (2) bzw. (23) und (24), nicht jedoch Sätze wie (25) - (28) bzw. (29): (23)
Würde Paul doch endlich nach Hause kommen!
(24)
Wenn faul doch endlich nach Hause käme / kommen würde!
(25)
Ich wüjtfchte, Paul käme endlich nach Hause,
(26)
Ich wäre froh, käme Paul endlich nach Hause,
(27)
Hoffentlich kommt Paul endlich nach Hause.
(28)
Paul soll endlich nach Hause kommen.
(29)
Paul kommt doch nach Hause ?(f)
'Illokutive Bedeutungen' wie 'Wünsche' werden in (25) - (28) bzw. evtl. (29) nicht durch einen Komplex von Merkmalen aus den unter a) - c) genannten Bereichen (d.h. nicht-propositional) ausgedrückt, sondern sie werden im Falle von (25) - (28) über bestimmte lexikalische Mittel, d.h. nicht-strukturell realisiert (zu (29) s.u.). Natürlich haben auch Sätze wie (25) - (28) eine strukturelle Bedeutung, die allgemein als 'Assertion' bezeichnet wird. In Anlehnung an Lang (1981, 1983:3130), Bierwisch (1979, 1980:20ff) und teilweise Doherty (1980, 1985) kann man diese nicht-propositional ausgedrückten strukturellen Bedeutungen (im Falle von (23) und (24): 'Wunsch'; im Falle von (25) - (28): 'Assertion') auch als ausgedrückte propositionale Einstellungen bezüglich dem im propositionalen Gehalt denotierten Sachverhalt (p; im Falle von (23) - (29): 'daß Paul nach Hause kommt') auffassen.32 31
Faktisch sind die einzelnen Varationsbereiche jedoch nicht immer völlig distinkt, d.h. es existieren Strukturen, die zwei Formtypen bzw. Satzmodi zugerechnet werden können. Solche Kategorienüberlappungen sind v.a. dann zu erwarten, wenn die Merkmalsausprägungen zweier 'verwandter' Formtypen/Satzmodi im jeweils untypischen, d.h. nicht für den entsprechenden Formtyp prototypischcn Bereich liegen. Vgl. Altmann (1989:10) und Oppenrieder (1989:201), S. auch Anm. 55 und 81.
32
Ich verwende im folgenden die Begriffe '(ausgedrückte) propositionale Einstellung', '(ausgedrückte) strukturelle Bedeutung" und 'Funktionstyp' weitgehend äquivalent. Zu der wiederum recht vielfältigen, analog verwendeten Terminologie in der Fachliteratur s. Aom.l in Kap.4.1.
14
Sätze wie (25) - (28) zeichnen sich gegenüber (23) und (24) dadurch aus, daß sie neben ihrer strukturell (d.h. durch den entsprechenden Formtyp) ausgedrückten propositionalen Einstellung nicht-strukturell, d.h. lexikalisch (vgl. (27) und (28)) oder propositional (vgl. (25) und (26)) realisierte 'illokutive Bedeutungen' bzw. Einstellungen aufweisen. Geeignete 'lexikalisch repräsentierte Ausdnicksmittel' für Einstellungen (im folgenden: Einstellungsausdrücke) sind u.a. Satzadverbiale (Saadv; vgl. (27): hoffentlich} oder Modalverben (MVen; vgl. (28): sollen); geeignete 'propositional repräsentierte Ausdrucksmittel, sind komplexe Ausdrücke, die bevorzugt Verben oder komplexe Prädikate mit 'einstellungsbeschreibender' Semantik enthalten (vgl. (25): ich wünsche: (26): ich wäre froh}. Propositional (d.h. durch propositional repräsentierte Ausdrucksmittel) realisierte Einstellungen (wie die WU-Einstellunge n in (25) und (26)) können - wiederum in Anschluß an Lang (1981, 1983:328ff) - als benannte oder bezeugte Einstellungen33 bezeichnet werden, (Ihre Ausdrucksmittel sind in jedem Falle Bestandteile des propositionalen Gehalts der betreffenden Sätze.) Die durch den Formtyp ausgedrückte Einstellung spielt dabei in vielfältiger Weise zusammen mit 'zusätzlichen', durch (lexikalisch bzw. propositional repräsentierte) Ausdrucksmittel realisierten Einstellungen. Die durch den Formtyp ausgedrückte strukturelle Bedeutung kann dabei spezifiziert, modifiziert oder verdeckt werden. Der Aufbau eines solchen 'komplexen Einstellungsrahmens' (Lang) ist dabei nicht willkürlich; vielmehr unterliegt die Kompatibilität der 'zusätzlichen' Einstellungsausdrücke untereinander bzw. die Kompatibilität mit der durch den Formtyp ausgedrückten strukturellen Bedeutung spezifischen Kombinationsrestriktionen, die vorrangig vom 'Satzmodus' determiniert sind.34 Damit können Art und Umfang der mit einem bestimmten Satzmodus kompatiblen Einstellungsausdrücke auch als heuristisches Mittel eingesetzt werden, um die durch den Formtyp/Satzmodus ausgedrückte strukturelle Bedeutung bzw. den Grad ihrer Spezifiziertheit zu beschreiben. In jedem Falle sollte dem für die Satzmodusbeschreibung relevanten Funktionstyp nicht ein 'Zuviel an Bedeutung* zugeschrieben werden - d.h. auf die Trennung strukturell / nicht-propositional ausgedrückter vs. lexikalisch bzw. propositional 33
Zu den Details (auch im Hinblick auf Literaturhinweise) s. Kap,4,l. Dort wird auch ausführlich auf den Status von Saadv und MVen als 'lexikalisch repräsentierte Einstellungsausdrücke' eingegangen.
34
Vgl. Doherty (1980,1985) und Thurmair (1989:47ff) u.v.a. Kap.4.1.
35
Ich werde dieses Mittel zunächst bei der Klärung der Art bzw, Komplexität der durch die idiomatischen w/in-VL-Sätze ausgedrückten strukturellen Bedeutungen (vgl. Kap.1.3.2.1.) einsetzen.
15 realisierter 'illokutiver Bedeutungen* ist zu achten. Entsprechend wird im folgenden zwischen struktureller Bedeutungsebene (als eigentlich satzmodusrelevante funktionale Beschreibungsebene) und lexikalisch* propositionaler Bedeutungsebene unterschieden. Die gesamte durch die sprachliche Struktur bestimmte Bedeutung (strukturelle und lexikalische Bedeutung) fließt schließlich ein in den kommunikativen Sinn, der mit der Verwendung einer entsprechenden Struktur in einem konkreten Siluationszusammenhang verbunden ist (kontextuelle Bedeutungsebene). So kann z.B. auch mit der Verwendung eines assertiven Fragesatzes wie (29) der kommunikative Sinn bzw. die Sprechhandlungsbedeutung 'Wunsch' realisiert werden. Die linguistische Relevanz solcher kontextuell bedingter Bedeutungen bzw. Sprechhandlungsbedeutungen läßt sich allerdings nur rechtfertigen, wenn sie durch die sprachlich indizierten Bedeutungen determiniert sind bzw. wenn sie sich systematisch aus den sprachlichen (strukturellen und lexikalischen) Bedeutungen erschließen lassen. Hierfür geeignete Interpretationsstrategien wären die bereits erwähnten Grice'schen Konversationsmaximen. Die strukturelle Bedeutung muß also einerseits getrennt werden von lexikalisch/propositional realisierten Bedeutungen (Einstellungen), andererseits von Sprechhandlungsbedeutungen, die durch die Verwendung einzelner Formtypen/Satzmodi in einem konkreten Situationszusammenhang induziert werden.36 Zur Konzeption bzw. zum zugrundegelegten Satzmodusbegriff vgt. folgende tabellarische Übersicht:
36
Der hier intendierte Satzmodusbegriff basiert also auf einer "Drei-Ebenen-Theorie" und stellt eine weitere Differenzierung gegenüber auf zwei Ebenen basierenden Satzmodusbegriffen dar ("Zwei-Ebenen-Theorien"), die alle in irgendeiner Form auf der Zweiteilung illokutiver und propositionaler Aspekte beruhen. Vgl. Grewendorf/Zaefferer (1984:23ff, 32ff), Altmann (1989:4) und Kap.4.1.
16 Tabelle 1: Zur Konzeption funktionale Ebene Ebene
strukturelle Bedeutungsebene
lexikalischproposittonale B e deutungsebene
kontextuelle Bedeutungsebene
Kombination bestimmter formaler Merkmale aus den angegebenen Merkmalsbereichen
ausgedrückte proposit. Einstellung - und deren Verwendungsregeln
Restriktionen/ Regulär itaten bei der lexikalischen Füllung der Variablen des propos. Gehalts auch im Hinblick auf mögliche proposit. /lexikalisch repräsentierte Einstellungsausdrucke
kommunikativer Sinn: Verwendung eines Satzmodus (mit entspr.leskaLFüllung) in einem aktuellen Kontext
Formtyp
Funktionstyp
Sprechhandlungstyp
Satzmodus Kap.3.
Kap.4. Kap.4.2,
Kap.4.3.
Kap,4,4.
1.2.2. Zum EllipscnbegrifT
Im Anschluß an die Klassifizieningsthese 2 für WU-Sätze (Ellipsenhypothese), die auf einem unreflektierten, unspezifischen Ellipsenbegriff basiert, scheint eine Differenzierung des Ellipsenbegriffs hinsichtlich nicht-eingebetteter VL-/ (V1-) Sätze im allgemeinen und wenn-VL^/(V l -)WU-Sätze im besonderen nötig und auch 'lukrativ' (i.S. von erklärungsadäquater) zu sein. Eine Explikation desselben existiert bislang37 nur insoweit, als er die Basis bildet für das auch hier zugrundegelegte Satzmodussystem Alimanns.38 37
Eine Typologie nicht-eingebetteter VL-Sätze wurde neuerdings von Oppenricder (1989) entwickelt. Auf Details wird verschiedentlich Bezug genommen.
38
So bleiben auch bei denjenigen Untersuchungen, die nicht-eingebettete VL-Sätze (und damit teilweise auch (Vl)/VL-WU-Sätze; vgl, Anm.23) nicht per se als elliptisch einstufen, die Klassifizierungskriterien für Selbständigkeit/Nicht-Ellipsenhaftigkeit bzw. Nicht-Selbständigkeit/Ellipsenhaftigkcit weitgehend im Unklaren oder decken sich nicht mit den hier als konstitutiv betrachteten. Nach Buscha (1976:274) sind "isolierte Nebensätze" [^ selbständigen
17
Wie bereits anhand der (Vl-/Wwi-VLr)WU-Sätze illustriert, müßte ein solcher differenzierter Ellipsenbegriff dem unterschiedlichen Verhalten von nichteingebetteten VL-Sätzen der Form (A) bzw. (B) vs. (C) hinsichtlich möglicher MS-Rekonstruktionen Rechnung tragen und damit das augenscheinlichste Manko des schwächeren Ellipsenbegriffs - das Ignorieren vorhandener MPn (vgl. (C)) vermeiden. (Ich führe zu den Sätzen (9) - (16) zusätzliche Beispiele an;) (A)
(30)
—>
(31) -- > (32)
-> (B)
(33) —>
(34) -->
Aber nun zu meinem Problem: Was ist Liebe? Es fällt mir schwer, diesen Begriff (...) einzuordnen. Wenn ich gem mit einem Mädchfi ^sqmmen bin? Wenn ich mir vorstellen konnte, es zu heiraten? (...) [ILL,GO,6/87,93] Ist es Liebe, wenn... ? [rekonstruierter MS; V l-Satzfragesatz39] "Was soll man machen, Monsieur", hörte Chariot ihn sagen, "wenn man könnte, wie man wollte, aber sie wissen ja, wie es ist (..·)·"[ + Kaufmann] Wenn „., wäre das halb so schlimm. [rek,MS: V2-Aussagesatz] Vielleicht, daß Schwab/Staudinger die Träume wahr werden lassen .... Ja, wenn der Mannschaftswettbewerb, dent der Nordischen Kompilierer nachempfunden, bereits auf dem Olympia-Programm stünde. Bei dessen Premiere schwang sich das bundesdeutsche Fünferteam (...) gleich m Meisterehren auf. [SZ,25/88,40] Ja, wenn ..., könntejnan vielleicht Medaillen erwarten. [rek.MS: V2-Aussagesatz] Und wenn einer wie Littbarski dann noch Pierre heißt. Was sollte da schief gehen? [SZ,12./13.09.87,49] Un,£wassollte da noch schiefgehen, wenn.... [isolierter MS: w-V2-Fragesatz] Und wenn das Kind stürbe' (...) Die Mutter hätte keinen ruhigen Tag mehr. [ -t- Kaufmann] Und die Mutter hätte keinen ruhigen Tag mehr, wenn .... [isol.MS: V2-Aussagesatz]
Vl^Sätzen] solche VL-Sätze, die "zur Monosemierung keine Vorgänger äuße r unge n brauchen" (funktionale Argumentation), Nach Stojanowa-Jovceva (1975:227 ·1) sind VL-Sätze dann selbständig, wenn sie "durch Punkte von ihren Nachbarsätzen getrennt sind". Jüttner in Heidolph et al. (1981:767) bringt keinerlei Klassifizierungskriterien; Weuster (1983:63ff) hingegen (ebige) wenige. Meist wird jedoch nur im Zusammenhang mit der 'illokutiven Nuanciertheit' (vgl, Weuster (ebd.) bzw. Jüttner (ebd.)) auf MPn eingegangen, nicht jedoch auf deren generelle InkompatibiMt mit MS-Rekonstruktionen. Reis (1985: 282/283) dagegen führt differenzierte Kriterien an; sie geht davon aus, daß selbständige VL-Sätze "aufgrund ihrer speziellen illokutiven Funktionen, ihrer Kombinicrbarkck mit h a up tsa t ^spezifische n Erscheinungen wie MPn, verschiedenen Intonationsmustern etc., (...) nicht als Ellipsen, Verkürzungen aus entsprechenden Nebensatzstrukturen zu erklären [sind] ".Auch Oppenrieder (1989:166ff) macht die "Anwesenheit von Modalpartikeln" und die "intonatorische Form" für die Nicht-Einbettbarkett selbständiger VL-Sätze verantwortlich. 39
Zu den einzelnen Satzmoduskategorien des zugrundegelegten Systems vgl. Kap.1.2.3. Tabelle 2.
18 (C)
(35) —>
Wenn doch nur $es sein 21-igster Geburt^qgwäre und er sein Geld hätte und machen könnte, was er wollte. Er würde nicht in England bleiben. [JG,DB,83] Er würde nicht in England bleiben, wenn {'doch nur) dies sein 21-igster Geburtstag wäre.
(36) ->
Mein Gott, daß der aber auch so furchtbar schimpfen kann. Ich wundere mich, daß der (*aberauch) so furchtbar schimpfen kann!
(37) - >
Ob wir wohl mal die Auskunft fragen sollten ? Ich fraye mich, ob wir (*wohl) mal die....
Folgende Unterschiede zwischen nicht-eingebetteten VL-Sätzen der Gruppen (A) - (C) sind zu konstatieren: 1) Nur VL-Sätze der Gruppe (C) weisen jeweils typische Teilmengen von MPn auf. VL-Sätze der Gruppen (A) und (B) haben keine MPn und sind auch nicht durch solche ergänzbar. 2) Nur VL-Sätze der Gruppen (A) und (B) sind in MSe einbettbar, wobei der Satzmodus dieser MSe bzw. ihre strukturelle Bedeutung zu der im VL-Satz realisierten 'paßt': - Im Falle von VL-Sätzen der Gruppe (A) sind sie aus dem Ko(n)text zu rekonstruieren (fehl.MS); - im Falle von VL-Sätzen der Gruppe (B) sind sie im textuellen Vor- bzw. Folgekontext realisiert (isol.MS). VL-Sätze der Gruppe (C) sind nicht in rekonstruierte oder im Kontext realisierte (vgl. (35)) 'MSe' einbettbar - eine solche Ergänzung führt regelhaft zu einer Änderung ihrer strukturellen Bedeutung und zum Wegfall der MPn. VL-Sätze der Gruppe (C) weisen allerdings folgende Gerneinsamkeiten auf: Unter Wegfall ihrer MPn sind sie in Aussagesätze integrierbar, die die ausgedrückte strukturelle Bedeutung des VL-Satzes über bestimmte Einstellungsausdrücke (i.S. Längs) propositional benennen; und zwar vorzugsweise durch einstellungsbeschreibende Verben wie sich wundem, fragen etc. (vgl. (36) und (37)) * Diese Unterschiede könnten folgendermaßen in die Klassifizierungskriterien eines differenzierten/spezifizierten Ellipsenbegriffs einfließen: 1) Als selbständige (nicht-elliptische) VL-Sätze sollen solche Strukturen gelten, die 40
Da mit komplexen Sätzen wie (i) (i) Ichfraye mich, ob wir die Auskunft fragen sollen, über ursprünglich durch Vl-/V2-Satzmodi ausgedrückte Einstellungen (Sollen wir mal die Auskunft fragen?) indirekt berichtet werden kann, spricht Altmann (1987:27,49, 1984:139) von einer Entsprechung der selbständigen VL-Sätze (vgl, Gruppe (C)) in den "Indirektheitstypen" zu den Vl-/V2-Satzmodi.
19 - nicht in einen MS eingebettet sind (MS fehlt); - MPn aufweisen oder durch MPn ergänzt werden können; - unter Beibehaltung der entsprechenden MPn weder in MSe mit 'passenden' Einstellungsbeschreibungen, noch in MSe mit 'passendem' Satzmodus integrierbar sind. Die durch diese selbständigen VL-Sätze ausgedrückte Funktion kann jedoch bei gleichzeitigem Wegfall der MPn - durch die Einbettung in MSe mit einstellungsbeschreibenden Ausdrücken verdeutlicht werden. Selbständige VL-Sätze sind also funktional explizierbar, syntaktisch aber nicht einbettbar (vgl. Oppenrieder 1989:175). 2) Als unselbständige (elliptische/nicht-elliptische) VL-Sätze sollen entsprechend solche VL-Strukturen gelten, die - entweder in einen MS eingebettet sind (= 'normale' unselbständige VLSätze) oder nicht-eingebettet sind, wobei der MS fehlen (unselbständige/ elliptische VL-Sätze) oder isoliert sein kann (unselbständige/ntchtelliptische VL-Sätze); - keine MPn aufweisen und auch nicht durch solche ergänzt werden können; - in MSe mit passendem Satzmodus integrierbar sind.41 Dieser kann ko(n)textuell rekonstruiert werden (elliptische VL-Sätze) bzw. er ist kontextuell im Vor- oder Folgetext bereits realisiert (nicht-elliptische/ isolierte VL-Sätze). Aufgrund dieses spezifizierten Ellipsenbegriffs sind nicht-eingebettete VL-Sätze - der Gruppe (A) als unselbständige/elliptische (fehl.MS), - der Gruppe (B) als unselbständige/nicht-elliptische (isol. MS) und - der Gruppe (C) als selbständige/nicht-elliptische VL-Sätze klassifizierbar. Vgl, dazu auch folgende graphische Übersicht:
4l
D.h., der 'Funktionstyp' eines unselbständigen/elliptischen X^Satzes entspricht damit dem Satzmodus des zu rekonstruierenden M S es (vgl. Altmann 1984:140). Inwieweit dieser MS 'lexikalisch spezifiziert" rekonstruierbar ist (wie von Oppenrieder (1989:165) angenommen), ist jedoch fraglich. Vgl. die Sätze (60) - (62).
20 VL-Sätze _t nicht-eingebettet/ nicht-integriert l
eingebettet/ integriert
VL-Satz syntaktisch/ intonatorisch voll integriert
MS isoliert42 (VL-Satz syntaktisch/int onato risch nicht bzw. nicht-voll integriert
MS fehlt
l Übergaagsbereich — ——+
'
] r nicht*
,
. nicht-elliptisch
elliptisch
~l
nicht vorhanden
Kf S nicht -rekonstr. (nach den Kriterien des spezifizierten Ellipsenbegriffs) - MPn (meist) vorhanden
i elliptisch
nicht elliptisch
MS rekonstruierbar (nach den Kriterien des spezifizierten Ellipsenbegriffs) - MPn (meist)
unselbständige VL-Säbe keine satzmodusfähigen Kategorien
i
selbstfind. VI-Sätze
satzmodusfähige Kategorien
Eine Differenzierung der Vl-/(V2-)Sätze könnte analog zu den VL-Sätzen vorgenommen werden, ist aber insofern von sekundärer Relevanz, als unselbständige Vl-/V2-Strukturtypen vorzugsweise eingebettet auftreten. Es handelt sich dabei um Vl-Kond.NSe (38), Vl-Kozessivnebensätze (Konz.NSe; vgl, (39)), irreale V2-Komparativnebensätze (Komp.NSe; vgl. (40)) und unselbständige V2-Sätze nach Verba dicendi (vgl. (41)) bzw. nach MSen mit spezifischen lexikalischen Füllungen, die ebenfalls eine eingebettete Verwendung von V2-Sätzen ermöglichen (vgl. (4l)');43 (38)
Hätte er das bereits gemacht, wäre er dieser Arbeit entledigt. [Kond.NS: VI]
(39)
Sei die Arbeit auch schwierig sie muß gemacht werden. [ + Erben] [Konz-NS: VI]
42
Als Sonderfall von unselbständigen, nicht-elliptischen VL·/ (Vl-)Sätzen mit Isoliertem MS sollen unselbständige Vl-/VL-Sätze mit getrenntem MS gelten, bei welchen zwischen VL-Satz und MS satzwertige und satzförmige bzw. nicht-satzwertige und nicht-satzförmigc Strukturen dazwischengeschoben sind, Vgl, Satz (42).
43
Vgl. Heidolph et al, (1981:718), Erben (1972:107,295), Curme (1960:26/27), Helbig/Buscha (1981:566), Altmann (1987:26/27), Reis (1985:286ff) und Oppenrieder (1989:164).
21 (40)
Er tut yo, als sei aas nicht schwierig, [irrealer Komp.NS: V2]
(41)
Er sagte, er hätte das bereits erledigt. [unselbständiger V2-Satz nach Verba dicendi]
(41)'
Ei ist besser, du vehst jetzt. [ + Oppenrieder]
Nicht-eingebettet sind unselbständige Vl-/(V2-)Sätze zwar isoliert bzw. nichtvoilintegriert (vgl. (42) und (43)), aber wohl nur ganz bedingt elliptisch verwendbar: (42)
"Hätten wir früher damit angefangen", murmelt Nick vorwurfsvoll 1 1 , "so wäre vieles anders gelaufen." [ILL,GO,3/86t25] [Vl-Kond.NS mit getrenntem MS]
(43)
HäU'ich mebrjaein Hen U - gern legt auch mehr ich dir zu Füßen. [JJ,UL,24,*] [Vl-Kond.NS mit isoliertem MS]
Die Ursache für das nur bedingt mögliche, ellipsenhafte Auftreten von unselbständigen Vl-/V2-Sätzen ist wohl in den dabei zu erwartenden Strukturzuweisungsproblemen zu suchen: Da VL-Stellungstyp und VL-EE als Subordinationsmerkmale nicht vorhanden sind, darf der MS als einziger Subordinationsindikator nicht fehlen. Fraglich ist daher, inwieweit (44) und (45) wirklich als unselbständige, elliptische Vl-Kond,NSe zu interpretieren sind; (44) ?·· > (45) ?-- >
Du Elender, der du dein Leben nur meinem wählerischen Geschmack zu verdanken hast ... fräße ich alles und wäre ich nicht Spezialist - [KA.216] Du würdest schon lange nicht mehr leben, fräße ich alles.... Deine Schuld. Hättest du das Päckchen nicht fglfen lassen! [ , 69,2 Hauest du..., dann müßtest du jetzt nicht suchen.
Abgrenzungsprobleme selbständiger (Vl-)/VL-Sätze von (strukturell ähnlichen) unselbständigen, nicht-eingebetteten (mit fehlendem oder isoliertem MS auftretenden) (Vl-)/VL-Sätzen sind also v.a. bei wenn-Vl^WU-Sätzen und unselbständigen, nicht-eingebetteten (fehlender/isolierter MS) wenn-VL-Kond. NSen zu erwarten; nicht bzw. in wesentlich eingeschränkterem Maße bei Vl-WUSätzen und unselbständigen, nicht-eingebetteten (fehlender MS) Vl-Kond. NSen (s.u.). Auf der Basis dieser - über einen spezifizierten Ellipsenbegriff - entwickelten Taxonomie von selbständigen/unselbständigen (Vl-)/VL-Sätzen erfüllen nun die Vl-/VL-WU-Sätze (vgl. die Sätze (1) - (3)) alle Kriterien für Selbständigkeit (und damit Satzmodusfähigkeit):*1 44
Damit erfüllen selbständige VL-Sätze (d.h. selbständige (Vl-)/ wn/i-VL-WU-Sätze) genau die
22
V l-/VL-WU-Sätze sind nicht-eingebettet. Sie weisen (obligatorisch!; vgl. Kap.3.3.4.) MPn auf oder sind durch solche ergänzbar. Unter Beibehaltung ihrer MPn sind sie weder in Aussagesatz-MSe mit 'passenden' Einstellungsbeschreibungen, noch in MSe mit 'passendem' Satzmodus (i.e. WU-Sätze) integrierbar (vgl. (C)), Die durch sie ausgedrückte strukturelle Bedeutung (vorläufig als 'Wunsch' bzw. 'Wunscheinstellung' bezeichnet) kann jedoch - unter Wegfall der MPn - durch die Einbettung in Aussagesatz-MSe mit entsprechenden, einstellungsbeschreibenden Ausdrücken verdeutlicht werden: (46) -- >
Daß du mir doch nur einmal geholfen hättest! 1(1} wünschjl^ daß du mir geholfen hättest.
(47) -- > - >
Wenn du mir doch nur einmal geholfen hättest/ Ich wünschftk. 'wenn du mir... Ich wäre froh, wenn du mir nur einmal geholfen hättest.
Allerdings sind die i.d.S. für wenn-VL-WU-Sätze ergänzbaren 'einstellungsbeschreibenden MSe' insofern ungewöhnlich, als diese MSe keine einfachen einstellungsbeschreibenden Verben wie wünschen, sondern nur komplexe einstellungsbeschreibende Ausdrücke45 wie froh/glücklich sein enthalten können (vgl. auch die im Rahmen der Ellipsenhypothese vorgeschlagenen 'KonsequensRekonstruktionen' unter (b)). Als syntaktisch motivierte Erklärung kann geltend gemancht werden, daß wenn als (einzige46!, selbständige VL-Sätze einleitende) subordinierende Konjunktion Adverbial-NSe oder Ergänzungssätze - bei letzteren jedoch nur Präpositionalobjekt- (PO-), aber keine Akkusativobjekt- (Akk.O-)Sätze (wie z.B. daß) - einleiten kann. Entsprechende 'passende* einstellungsbeschreibende Verben von 'MSen' sind daher auf solche Verben / komplexe Prädikate beschränkt, deren Valenzrahmen keine obligatorische Akk.O-Ergänzung fordert (wie z.B. wünschen). Die hier vorgenommene Klassifizierung als selbständige V l-/VL-WU-Sätze sollte Eigenschaften, die Fries (1987:78) für die Nicht-Ellipsenhaftigkeit infiniter Hauptsatzstrukturen anführt, Vgl, (a) und (b): "(a) Konstruktionen der genannten Art [hier: selbständige VL-Sätze] verfügen typspezifisch über grammatische und pragmatische Eigenarten, die nicht mit den grammatischen Eigenarten entsprechender "voller Satze" [hier: unselbständige VL-Sätze] übereinstimmen; (b) Konstruktionen der genannten Art [selbständige VL-Sätze} besitzen typübergreifende Gemeinsamkeiten, welche sie klar von "normalen Sätzen" ['normale1 unselbständige VL-Sätze] unterscheiden." 45
'Einsteltungsbeschreibend' ist bei WU-Sät7,en nicht ganz korrekt, Vgl. dazu Kap.4.2.1.1.; Anm.25.
46
Vgl. dazu v.a. Kap.3.3.5.
23 jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß es - wie bereits angedeutet Konstellationen gibt, wo eine Abgrenzung selbständiger VL-/(Vl-)Sätze von unselbständigen, nicht-eingebetteten (mit fehlendem oder isoliertem MS auftretenden) VL-/(V1-) Sätzen aufgrund der Kriterien des spezifizierten Ellipsenbegriffs nicht oder nicht eindeutig möglich ist. Die Grenzen von Klassifizierungen vor dem Hintergrund dieses spezifizierten Ellipsenbegriffs sind 'spätestens* dort erreicht, wo deutlich wird, daß er mit einer Reihe von Vereinfachungen und Idealisierungen 'erkauft' wurde. Eine Hauptvereinfachung besteht darin, daß der Begriff der Selbständigkeit/ Nicht-Ellipsenhaftigkeit vorrangig in Abhängigkeit von MPn gebracht wird; d.h., daß angenommen wird, das Auftreten von MPn sei notwendig an die Selbständigkeit der betreffenden Strukturen gebunden. Ganz offensichtlich treten MPn aber einerseits auch in unselbständigen, eingebetteten VL-Sätzen47 auf, (48)
Man redet, wie eben die Leute _reden, von einer Beerdigung, vom Weiler („,). [ +· Thunnair] {eingebetteter, unselbständiger Komp.NS]
(49)
Die hat ihn so angehimmelt, daß er doch elatt aus dem Cleichyewi^hi gekommen ist. [•i-Thurmair] [eingebetteter, unselbständiger Konsekutiv-NS]
andererseits fehlen MPn normalerweise48 bei selbständigen (satzwertigen) infiniten Strukturen; (50)
Wohin sich noch wenden? [ + Fries]
(51)
Ich und Lotto gespielt haben ? [ ·*· Fries]
Eine zweite Idealisierung resultiert aus der Polyfunktionalität der einzelnen Partikeln. D.h. Partikeln, die MP-Funktion erfüllen, können auch in anderen Partikelfunktionen (u.a. Konjunktions-, Konjunktionaladverbial-, Gradpartikel(GP-)funktion, ...) auftreten (vgl. Kap.3.3.4,i.). Das Auftreten dieser Tunktionsalternativen' ist allerdings nicht an das Kriterium der Selbständigkeit der betreffenden Struktur gebunden. Insoweit die einzelnen Partikelfunktionen über spezifische syntaktische und funktionale Eigenschaften eindeutig differenzierbar sind (vgl. die Akzentuiertheit von doch in (52)), ist die Polyfunktionalität der MPn keine 'Hürde* für den 47
Vorwiegend aussagesatztypische MPn lassen sich in folgenden unselbständigen, eingebetteten VL-Sätzen nachweisen (vgl. Thurmair (1989;73f0, Oppenneder (1989:167) und Altmann (1989:17)): 1) in Ergänzungssätzen; und zwar nach Verba dicendi, also bei indirekter Rede; 2) in den meisten Typen von Adverbialsätzen (Ausnahme: Lokal- und Temporalsätze); 3) in nicht-restriktiven Gliedleiisätzen.
48
Vgl. Fries (1983, 1987). Auf infinite Strukturen mit MPn weisen Thurmair (1989:65ff) und Oppenrieder (1989:197) hin. Vgl. Anm. 51.
24
spezifizierten Ellipsenbegriff: (52) --> (53)
-->
Rita erschrak: "Sagen Sie niemandem etwas. Sie glauben nicht, wie böse er mir wäre!" seine Maschine ajoch ausprobiert würde? [CW,GH,I53] Wäre er Ihqf_n_]$se. wenn ..,? [unselbständiger, elliptischer H>en/i-VL-Kond.NS; rek, MS: Vl-Satzfragesatz] Und eines Tages schicken Sie mir noch einen Wisch voll blödsinniger Injurien auf den Hals, Hö, ja, schriftlich haben Sie Mut. Und wenn es frfcff dieser lachhafte Brief wäre. Aber Sie haben gegen mich intrigiert, (...). [TM,TRISTAN,44] Und wenn ,,.. wäre das nicht so tragisch, [unselbständiger, elliptischer wenn -VL-Kond.NS; rek. MS: V2-Aussagesatz]
Fixiert der (textuelle) Kontext49 die Interpretation als eingebetteter, unselbständiger Vl^rSatz, sind mögliche Funktionsambiguitäten der Partikeln ebenfalls irrelevant; vielmehr werden diese wohl durch den Kontext i,S. eines Funktionsvorranges zuungunsten der MP-Funktion restringiert (vgl. in (54) GPvs, MP-Funktion von nur): (54)
Die 2 1 -jährige Karen Percy aus Bau ff hat sie gefürchtet. Wenn die nur im jZLel wärz, eäb_e_ es wohl keine mehr, die ihr die Medaille noch nehmen könnte. [SZ,45/88,42] [unselbst., nicht-ellipt. we/m-VL-Kond.NS; nur. GP}
Insofern nun weder der (textuelle) Kontext eine bestimmte Interpretation eindeutig lanciert, noch die Partikelfunktionen eindeutig differenzierbar sind, entstehen m.E. teilweise unauflösbare Vagheitsbereiche hinsichtlich einer Interpretation als selbständige oder nicht-selbständige (isolierte bzw. nicht-voll integrierte) VL-Satze (bzw. Vl-Sätze; vgl. (57)): (55)
Wenn ich bloß Zeit hätte (...} und arbeiten dürfte, statt schuften zu müssen. $g wollte ich es ihnen schon zeigen! 1 4 Flämig]
(56)
So ist noch nicht alle Hoffnung geschwunden, ich tröste mich damit, um nicht ganz zu verzweifeln. Wejitt Du wenigpfens hier wpre^t, Du würdest mir eine Stütze sein; (,..). JGF,JH,43/44]
(57)
Hält ich nur mehr, mein Herz · pem leg auch mehr ich dir zu Füßen. [JJ, U L,24]
(58)
Der Pole Marek Panas vom THWKiel war (...) der festen Überzeugung, seine Mannschaft hätte gewonnen, wenn nur Andreas Thiel auf seiner Seite gestanden rfättef [SZJ1/86.46|
(59)
Wenn ich aus Berlin wegmüßte, würde ich am liebsten in München leben - wenn nur der Föhn nicht wäre! [ILL,QU,6/86,8]
49
Mit 'textuetler Kontext' beziehe ich mich insbesondere auf den Grad der syntaktischen und intonatorischen Integration von potentiell selbständigen VL-/(Vl-)Sätzen in ihre Vor- oder Folgesätze, wobei intonatorische Eigenschaften bei Vor- und Folgesätzen relevant sind, - syntaktische Eigenschaften (v.a. der Verbstellungstyp) bei (V2-) Folgesätzen (vgl. z.B. (54): Vl-Stellung vs. (55), (56) und (57): V2-SteIlung),
25
Auf diese 'Schwäche' des spezifizierten Ellipsenbegriffs im Hinblick auf eine eindeutige Differenzierung von selbständigen Vl-/ivenn-VL-WU-Sätzen vs. nichtbzw. nicht-voll integrierten (nicht-elliptischen), unselbständigen Vl-/Wwi-VL· Kond.NSen werde ich v.a. bei der intonatorischen Beschreibung (vgl. Kap.3.5.) und bei der Beschreibung der wunschsatztypischen Partikeln nur/bloß/wenigstens (vgl. Kap,3.3.4.1.,A) eingehen. Eine weitere (für WU-Sätze eigentlich irrelevante) Idealisierung des spezifizierten Ellipsenbegriffs bezieht sich auf die Maßgabe, der fehlende MS unselbständiger elliptischer VL-Sätze sei aus dem Ko(n)text bzw, aus dem 'VL-Fragment' eindeutig rekonstruierbar; eindeutig sowohl im Hinblick auf den Satzmodus als auch die lexikalisch-propositionale Struktur desselben. Zumindest bei elliptischen VL-Sätzen wie (60), (01) und (62) bieten der Kontext und das 'VL-Fragment' jedoch keine hinreichenden Anhaltspunkte für eine eindeutige MS-Rekonstruktion:50 (60) ?--> (61) ?— > (62)
?-->
Der Vater fragte mühsam verhalten: "Wenn ich aber dennoch als yafär auftreten wollte?" [ + Kaufmann] Wäre es verwerflich, wenn ... / Was wäre, wenn ... / Ob das wohl verwerflich wäre, wenn .... frek. MSe: V l- Satzfragesatz / tv-V2-FragesaU / VL-SatzfragesatzJ Einer der Monteure hatte (...) den Kopf geschüttelt, mit dem Daumen über die Schulter in die Höhe gezeigt und gesagt: "Wenn nun dem so etwas passierte.'i\CW.Gtl.l45] Der Skandal wäre groß, wenn ... / Was wäre doch der Teufel los, wenn .... [rek.MSe: V2-Aussagesatz / w-VZ-Exklamativsatz] In ein solches Haus sollten sie einmal kommen, da würden sie Mund und Augen aufreißen! {& wenn sie zuschauen dürften, diese NeidhammeL wie ich da munter sitze, und der Oberstleutnant aus dem Kriegsminislerium mir zutrinkt, wie (...). {SZ,UH,52] Die würden Augen machen, wenn ... / Die würden aber vielleicht Augen machen, wenn ... / Was würden die doch für Augen machen, wenn .... [rek. MSe: V2- Aussagesatz / V2-Exklamativsatz / w-V2-Exklamativsatz)
Sieht man von diesen augenscheinlichen Schwächen des spezifizierten Ellipsenbegriffs ab, so überwiegen doch dessen größere Beschreibungsadäquatheit im Hinblick auf eine differenzierte Klassifizierung nicht-eingebetteter VL-Sätze und damit dessen Vorteile gegenüber dem unspezifischen Ellipsenbegriff.
50
Diese Verhältnisse veranlassen Oppenrieder (1989:172), einen weiteren Typ von nichteingebetteten, aber einbettbaren VL-Sätzen anzusetzen. Dieser unterscheidet sieb von den unselbständigen VL-Sätzen dadurch, daß ein "lexikalisch spezifizierter* MS nicht rekonstruierbar ist und von den selbständigen VL-Sätzen dadurch, daß Sätze dieses Typs syntaktisch generell einbettbar sind.
26
1.2.3. Zusammenfassung / zugrundegelegtes Satzmodussystem Auf der Basis dieser konzeptionellen Voraussetzungen (restrukturierter Satzmodus- und Ellipsenbegriff) läßt sich für den Untersuchungsbereich dieser Arbeit zunächst folgendes festhalten: 1) Weder die Klassifizierungsthese l (Ableitungshypothese) noch die Klassifizterungsthese 2 (Ellipsenhypothese) erfassen den formalen und funktionalen Status von Strukturen wie (1) - (3) erklärungsadäquat. 2) Vielmehr ist eine Einstufung als satzmodusfähige (und damit weder als abgeleitete noch als elliptische Strukturen) sowohl für VI- (vgl. (1)) als auch VL-WU-Sätze (vgl, (2) und (3)) plausibler. WU-Sätze treten dabei in den eingangs genannten drei Strukturtypen auf: VIWU-Sätze (1), wenn-VL-WU-Sätze (2) und daß-VL-WU-Sätze (3),51 Es existieren jedoch durchaus problematische Differenzierungsbereiche zwischen WU-Sätzen und strukturell ähnlichen, unselbständigen, nichteingebetteten Kond.NSen. Diese betreffen v. a. die VL-Varianten, d.h. wennVL-WU-Sätze und unselbständige, nicht-eingebettete wenn-VL-Kond.NSe mit fehlendem oder isoliertem MS. 3) V l-/VL-WU-Sätze lassen sich damit zunächst 'provisorisch' in ein - basierend auf dem skizzierten Satzmodus- und Ellipsenbegriff konzipiertes Satzmodussystem (vgl. Altmann (1984, 1987, 1989)) integrieren. Dieses besteht aus sieben Vl-/V2-Satzmodi (Vl-/V2-Grundtypen) und 'parallelen' VL-Satzmodi (VL-Grundtypen), wobei letztere v.a. in funktionaler Hinsicht als Spezifikationen ihrer parallelen Vl-/V2-Typen aufgefaßt werden können.52 51
Neben den V1-/(V2-) und VL-Satzen sind auch die bereits erwähnten "infiniten Hauptsarzstrukturen" (Altmann 1984,1987) bzw. "infinite Hauptsätze" (Fries 1983,1987) satzmodusrelevante Ausdruckstypen. Dabei handelt es sich um nicht-satzförmige, aber dennoch satzwertige, d.h. funktional eigenständige Strukturen. Sie werden im Rahmen dieser Untersuchung nicht berücksichtigt, obwohl durch sie durchaus auch Wunsch- bzw. Aufforderungseinstellungen ausgedrückt werden können: (i) Nur nicht eezauderi! [KA,325] (ü) Jetzt bloß keinen zweiten Gegentreffer kassieren! [mB] (iii) Bloß nichts damit zu tun haben! Die geringste yerbindung zu Aids wäre der Todeskuß, gesellschaftlich, beruflich, überhaupt. [ILL,BU, 10/86,32] Kennzeichnend für diesen Typ ist das für infinite Strukturen an sich untypische Auftreten von MPn, wobei sich die MP-Selektion weitgehend mit derjenigen von da^-VL-Imperativsätzen deckt (vgl. Oppenrieder 1989:197ff): Neben unbetontem bloß/nur sind wunschsatzuntypisches betontes bloß bzw. ja und teilweise mal/einfach akzeptabel: (iv) Nur l ff nicht aufeeben! [ ·+ Oppcnricdcr] (v) Alle mal auf passen! [ + Oppenrieder]
52
Vgl, Ahmann (1984:139), Altmann (1987:49) und Weuster (1983: 63): "Sätze mit VerbEndstellung erscheinen im Vergleich diffuser, aber auch nuancierter in ihrer Bedeutung; sie
27 Mischtypen bzw. untergeordnete Typen53 und die 'infiniten Hauptsatzstrukturen' führe ich nicht auf. (vgl. dazu aber die im Hinblick auf die 'Heischesätze' bzw. 'idiomatischen we/in-VLrSätze' auftauchende Frage, wo und wie sie in dieses System zu integrieren sind (s. Kap. 1.3.)): Tabelle 2t Zugrundegelegtes Satzmodussvstem (s. S. 28) Hinsichtlich dieser 'provisorischen' Integration von Vl-/ (daß-)/wenn-VL-WUSätzen in das zugrundegelegte Satzmodussystem sollte die folgende Beschreibung vorrangig folgende Fragen klären; 1) Ermöglichen die angegebenen vier (für die VL-Sätze: drei) satzmodusrelevanten formalen Markierungsbereiche eine eindeutige Differenzierbarkeit der Vl-/VL-WU-Sätze von den übrigen VI-/V2- bzw. VL-Grundtypen gleicher Hierarchie; bzw. sind die jeweils ausgedrückten strukturellen Bedeutungen eindeutig differenzierbar? D.h. bestätigt die formale und funktionale Beschreibung auf Basis des skizzierten Satzmodusbegriffs den angenommenen Satzmodusstatus von V l -/wenn- VL-WU-Sätzen? 2) Sind - auch in Anbetracht traditioneller Klassifizierungen - interne Hierarchien innerhalb der Vl-/V2-Grundtypen bzw. der VlX-lrundtypen vorhanden, die eine Unterscheidung in 'unmarkierte' (bzw. 'zentrale') und 'markierte' (bzw. 'periphere') Satzmoduskategorien rechtfertigen?5*
werden offenbar verwendet, um differenzierte Illokutionen auszudrücken," Obwohl aus Symmetriegründen innerhalb des Satzmodussystcms eigentlich ein VL· Aussagesatzmodus vorhanden sein sollte, scheint es eher gerechtfertigt, hier eine Lücke im System anzunehmen (vgl. noch Oppenrieder 1987:181), denn zur Füllung dieser Lücke eventuell in Frage stehende Strukturen als VL-Aussagesätze zu klassifizieren (vgl. neuerdings Oppenrieder (1989) undThurmair (1989)). Zur Argumentation im Einzelnen vgl. Kap.1.3.2.1., insbes. Anm.%. 53
S. dazu Altmann (1984:137ff, 1987:48/49) und Kap.1.3.2.
54
Ähnliche Gedanken finden sich bereits bei Sadock/Zwicky (1985:160) und neuerdings - gestützt durch empirische Daten im Bereich der intonatorischen Markierung von Satzmodi - bei Altmann (1989), Oppenrieder (1989) und Thurmair (1989). So fordert auch Meibauer (1987:8/9), daß eine Satzmodustheorie "über eine bloße Auflistung der zu unterscheidenden Fortntypen hinaus Hypothesen über die Einheitlichkeit dieser Typen, d.h, ihren Verwandtschaftsgrad innerhalb eines Satzmodus, sowie über die Markierthdl von Satztypen und Satzmodi vorlegt".
28
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Vgl. die f r die Vl-/V2-Giundrjp*n angesetzten Funktionstnien / propositionalen Einstellungen / slruktuiellen Bedeutungen. (Die st rkere funklionale Differeniieithtlt der dutch die VL-Grundtypen ausgedr ckten stiuktufellen Bedeutungen wird Kier nicht ber cksich-jgi.)
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29 Indizien für die Markiertheit bzw. den peripheren Status von Satzmoduskategorien könnten sein: Die im Vergleich zu unmarkierten (zentralen) Satzmoduskategorien geringere Variabilität innerhalb der satzmodusrelevanten formalen Markierungsbereiche;55 die im Vergleich zu unmarkierten Satzmoduskategorien geringere Variierbarkeit der ausgedrückten strukturellen Bedeutung (sichtbar u.a. an der eingeschränkten Kompatibilität von Einstelhmgsausdrücken wie MPn, Saadv und MVen) und - davon abhängig - die unflexiblere Verwendbarkeit bzw. das seltene oder an ganz bestimmte "situative oder textuelle Typen" (Fries 1987:89) gebundene Vorkommen entsprechender, markierter (peripherer) Satzmodi. 3) Sind VI- bzw. VL-WU-Sätze (und EX-Sätze56) i.d.S. als markierte Satzmoduskategorien einzustufen? 4) Entspricht auch bei WU-Sätzen das Verhältnis von VI- und wenn-VLVariante dem von unspezifiziertem und spezifiziertem Typ? Bevor eine Beantwortung dieser Fragen über die eingehende formale und funktionale Beschreibung der WU-Sätze erfolgt, ist zunächst zu klären, ob mit Sätzen der Form (1) - (3), d.h. mit den drei angegebenen Strukturtypen sämtliche Ausdruckstypen erfaßt sind, die einer Satzmoduskategorie 'WU-Satz' zuzurechnen sind, 1.3. Abgrenzung des Untersuchungsbereichs Ganz offensichtlich existierten sowohl im Bereich der VI- als auch der werw-VL· 55
Aufgrund der teilweise vorhandenen Merkin alsvari at ion innerhalb der einzelnen Formtypen kann angenommen werden, daß nur ein bestimmter Kernbereich der Merkmalsausprägungen als satzmodustypisch im engeren Sinn, d.h. als prototypisch anzusehen ist. Die R and a u s prägungen sind demnach weniger einzelsatzmodustypisch und bilden den Bereich gewisser Satzmodusvagheiten (vgl. Anm.31). Man kann weiter annehmen, daß das Verhältnis der Kern- und Randmerkmalsausprägungen den Status eines Satzmodus als unmarkierten bzw. markierten Typ steuert: bei markierten, d.h. weniger zentralen Satzmoduskategorien kann ein kleiner Kernbereich und ein großer Rand- und damit Vagheitsbereich erwartet werden; - bei nicht-markierten, d.h. zentralen Satzmoduskategorien kann umgekehrt ein großer Kernbereich und ein kleiner Rand-/Vagheitsbereich erwartet werden.
56 Ähnlich den WU-Sätzen werden V l-/V2-/VL-EX-Sätze in 'traditionellen' Satzartenklassifizierungen nicht als selbständige, sondern als abgeleitete Satzmoduskategorie behandelt. Vgl. z.B. die Klassifizierungsvorschläge für Exklamativsätze in Schmidt (1967:310) und Admoni (1970:255): "In der älteren Grammatik wurden die Ausrufesätze überhaupt als der vierte Typus mit den Aussagesätzen und Aufforderungssätzen und Fragesätzen zusammengestellt. Aber sie liegen auf ganz verschiedenen Ebenen Der Ausrufesatz wird nur durch seinen E mot i on algehalt ausgesondert, (...).*
30 Sätze Strukturen, die aufgrund des skizzierten Satzmodus- und Ellipsenbegriffs satzmodusfähig sind, aber dennoch durch das Raster der oben etablierten V1-/V2- bzw. VL-Satzmoduskategorien 'fallen', Die Frage nach ihrer potentiellen Zugehörigkeit zu WU-Sätzen stellt sich sowohl wegen gewisser formaler als auch funktionaler Gemeinsamkeiten mit Vl-/wennVL-WU-Sätzen der Form (1) und (2). Daher sollte also zunächst das Verhältnis dieser V l-/ (V2-) bzw. K>enn-VL-Strukturen zu den angesetzten V1-/V2- bzw. VLSatzmodi - insbesondere den V l-/ wenn- VL- WU-Sätzen - in formaler wie funktionaler Hinsicht geklärt werden; d.h. es sollte geklärt werden, wo bzw. wie diese Strukturen in das skizzierte Satzmodussystem zu integrieren sind. Um dies nur einigermaßen befriedigend lösen zu können, muß ich mich einerseits auf konzeptionelle Details stützen, die erst im Verlauf der Untersuchung - über das bereits Gesagte hinaus - expliziert werden (vgl. v.a. Kap.4.1.); andererseits muß ich Ergebnisse der formalen und funktionalen Beschreibung der V l-/ wennVL-WU-Sätze vorwegnehmen. (Vorausgesetzt werden die Vorgaben zu den formalen und funktionalen Merkmalen in Tabelle 2.)57 Im einzelnen wird folgendermaßen verfahren: - Zur Klärung des formalen Status bzw. des formalen Verhältnisses der fraglichen Vl'/uww-VL-Strukturen zu den angesetzten Satzmoduskategorien wird auf die satzmodusrelevanten formalen Markierungsbereiche einzugehen sein; d.h. vorrangig auf die morphologische Markierung und die Kategoriale Füllung (hier v.a. auf die MPn), zweitrangig auf die Verbstellung (bei VISätzen). Die intonatorischen Merkmale bleiben unberücksichtigt, da mir keine empirisch ermittelten Daten zur Verfügung standen.58 - Zur Klärung des funktionalen Status bzw. des funktionalen Verhältnisses der fraglichen Vl-/wenn~VL-Simkt\iTen zu den angesetzten Satzmoduskategorien werden die Kompatibilitätsregularitäten von Einstellungsausdrücken (wie MPn, Saadv und MVen) untersucht (bei VI- und wenn-VL-Sätzen). D.h. Art und Umfang kompatibler Einstellungsausdrücke verdeutlichen - in Relation zu den Kompatibilitätsregularitäten der etablierten Satzmodi - die strukturelle Bedeutung der fraglichen Strukturen. 57
Gründe der Systematik und besseren Lesbarkeit sprachen jedoch dafür, die formalen und funktionalen Eigenschaften insbesondere der 'idiomatischen we/in-VL-Strukturen' 'en bloc' zu beschreiben und nicht gesondert in den jeweiligen Kapiteln.
58
Hiervon auszunehmen ist der we/in-VL-Strukturtyp B (s.u.). Vgl. dazu ausführlich die Kapitel zur intonatorischen Markierung; dort werden H^rm-VL-Strukturen des Typs B unter dem Rcalisationstyp (5-3) geführt.
31
1.3.1. Vl-Sätze 1.3.1.1. Vl-/fV2->Sätze mit Koni.I f'Heischesätze') Im Bereich der Vl-Sätze bilden v.a. die häufig als "Heischesätze", "heischender Konjunktiv" bzw. "volitionaler Konjunktiv"59 bezeichneten Strukturen nicht einfach in das Satzmodussystem integrierbare bzw. von Vl-WU-Sätzen differenzierbare Strukturtypen. Es handelt sich dabei um selbständige VI-/ (V2-)Sätze, deren finite Verbformen Konj.I-Markierungen der 3.Ps.Sg./(Pl. vgl, Anm.61) aufweisen: (63)
Komme mir niemand mit der Entschuldigung, man hätte das alles ja nicht voraussehen können! f+FIäraig]
(64)
Karl, verfluche dir Gott deine Seele ewiglich, grölte Ben Doliard wild, ich hab' in meinem Leben schon mehr Sachen abgetragen als du je zu sehen gekriegt hast. [JJ,UL,34Q]
(65)
Hole ihn doch der Teufel! / Der Teufel hole ihn!
(66)
Aber da bringe ihn mal einer davon ab!
(67)
duck und Erfolg seien euch beschieden! [ + Flämig]
(68)
Man suche ein verkehrsarmes Straßengeviert [ + Oppenrieder]
von etwa 400 Metern
Seitenlänge.
Das Verhältnis dieser "Heischesätze" und der Vl-WU-Sätze ist insofern zu klären, als die jeweils ausgedrückten strukturellen Bedeutungen gewisse 'Ähnlichkeiten' aufweisen; d.h. die durch Heischesätze ausgedrückte Einstellung liegt im Bereich von WU- bzw. Aufforderungseinstellungen.60 Aufgrund der ausgedrückten strukturellen Bedeutung würde sich daher eine Integration sowohl in den Satzmodus Wunschsatz als auch in den Imperativsatz anbieten; aufgrund der formalen Merkmale (Variabilität zwischen VI- und V2Stellungstyp, Konj.I-Markierung) dagegen eine Integration in den Imperativ- oder Aussagesatz. Eine formal und funktional einigermaßen plausible Integrationsbasis
59
So z.B. Flämig (1962:111), Eisenberg (1986: 127), Admoni (1970: 192 ff). Erben (1972: 102/112), Curme (1960: 221), Schmidt (1967:230) und Heidolph et al. (1981:533): "Sätze mit Spitzenstellung oder Grundstellung des Finitums mit dem Konj.I (Präs.) haben die Bedeutung von Aufforderungen, wenn sie nicht als indirekte Rede verstanden werden können."
60
Dementsprechend fallen auch die - meist funktional motivierten - KJassifizierungsvorschläge als "erfüllbare Wünsche" (Admoni (1970:194), Schmidt (1967:230) und Duden (1973:101)) bzw, "vermittelte Aufforderungen, die das Imperativparadigma durch die 3.Ps. [ergänzen]" (Jäger (1971:245), ebenso: Flämig (1962: 111), Heidolph et al. (1981:533) und Glinz (1970: 93/94)), aus.
Vgl. dazu auch Oppenrieder (1987:176,186,Anm.23) und Wunderlich (1984:101f).
32 würde damit nur der Imperativsatzmodus bieten.61 Diese Annahme wird auch von Oppenrieder (1987:173ff) vertreten, der neben den erwähnten formalen und funktionalen Eigenschaften dieser Vl-/V2-Strukturen als weiteres Argument für diese Zuordnung v.a. das Verhalten von Einstellungsausdrücken aufführt.62 Dabei unterliegt die Akzeptabilität von Einstellungsausdrücken in diesen Strukturen ähnlichen Restriktionen wie in Imperativsätzen: 1) Imperativsatztypische MPn (u.a. betontes ja/ruhig) sind in vielen Fällen zulässig. 2) Die Saadv-Kompatabilität ist wie in Imperativsätzen (vgl. Winkler 1989:189) (und WU-Satzen) stark eingeschränkt. 3) Einzelne MVen (können, sollen und müssen) sind - vergleichbar dem Verhalten in Imperativsätzen (vgl. Winkler 1989:193ff) - nicht akzeptabel. Ebenso ist wie in Imperativsätzen (und im Gegensatz zu WU-Sätzen) ein vergangenheitsgerichtetes Tempus ausgeschlossen (vgl. Gerstenkorn 1976:274). Gegen eine Integration der Heischesätze in den Wunschsatzmodus sprechen neben den formalen Merkmalen (mögliche V2-Stellung; Konj.I-Formen nicht ohne Funktionsänderung durch Konj.II-Formen ersetzbar (s. Kap.3.1.1.)) auch gewisse feinere Unterschiede der jeweils ausgedrückten strukturellen Bedeutungen: Im Gegensatz zu der durch WU-Sätze ausgedrückten strukturellen Bedeutung bleibt bei der durch Heischesätze realisierten unspezifiziert, ob der Sprecher selbst es vorzieht, daß der präferierte, mögliche Zustand erreicht wird oder nicht. Daher häufig auch die Bezeichnung "vermittelte(r) Aufforderung/ Wunsch"63. 61
So integriert Winkler (1989:19ff) die entsprechenden Strukturen in das Imperativsatzparadigma als "Ersatzform der S.Ps.Sg,", Daneben existieren auch Ersatzformen für die 3. PS. PL Dabei kann - bei morphologisch eindeutigen Konj.I-Markierungen (also nur bei sein) und Subjektausdrücken der 3.Ps,Pl. die VerbsteHung variieren: Vgl. (i) vs, (ii): (i) Glück und Erfolg jgjg« Euch beschieden! (ii) Seien Euch Glück und Erfolg beschieden.' - bei morphologisch nicht eindeutigen Konj.I-Markierungen und Subjekt ausdrücken der 3,Ps.Pl, (Siet Sie ·+· Quantor, Quantor, Indefinitpronomen) nur der Vl-Stellungstyp realisiert werden, damit die Distinktivität gegenüber V2-Auss-Sätzen gewahrt bleibt: (üi) Hebeq Sie (Sie alle, g/te einife) mal die Hände hoch! [ 4-WinklerJ Sätze wie (i) - (iii) werden von Winkler (1989:55/56) ebenfalls in das Imperativsatzparadigma integriert.
62
Vgl, Oppenrieder (1987:173/174), der gegen eine Zuordnung der betreffenden Strukturen zum Aussage sät zmodus und für eine Zuordnung zum Imperativsatzmodus argumentiert.
63
Vgl. dazu Oppenrieder (1987:186, Aam,23): "Ebenfalls offen bleibt auf dieser Stufe, ob der Sprecher selbst es vorzieht, daß der entsprechende Zustand erreicht wird. In beiden Punkten unterscheidet sich die durch Imperativ- und Heischesätze ausgedrückte Einstellung von der durch den Formtyp Wunschsatz ausgedrückten: (,..)."
33 Dariiberhinaus sind die modalen Bedeutungsaspekte (Erfüllbarkeitsaspekte) wegen der starken Beschränkungen der Tempusmarkierung bei den Heischesätzen wie bei den Imparativsätzen (s.o.) wesentlich eingeschränkter als bei den WU-Sätzen: Im Gegensatz zu den WU-Sätzen ist die potentielle Realisierbarkeit des denotierten und präferierten Sachverhalts bei Heischesätzen (fast immer) gegeben (vgl. Kap.4.2.1.2.). Wegen der funktionalen Nähe von Wunsch- und Aufforderungseinstellungen sind bei WU- und Imperativsätzen vergleichbare Restriktionen hinsichtlich der Kompatibilität von Einstellungsausdrücken zu erwarten. D.h. mit Hilfe dieser Regularitäten kann zwar gegen eine Integration der Heischesätze in den Aussagesatzmodus argumentiert werden (vgl. Oppenrieder 1987). Es können jedoch keine Argumentationshilfen dafür erwartet werden, ob die Integration der Heischesätze in den Wunschsatzmodus derjenigen in den Imperativsatzmodus vorzuziehen ist: wunschsatztypische MPn (doch und nur) sind sowohl in Imperativais auch in Heischesätzen akzeptabel; die Saadv-Kompatibilität ist in allen drei Strukturtypen ähnlich stark restringiert; die Akzeptabilität von MVen ist in Heische- und in Imperativsätzen allerdings wesentlich eingeschränkter als in WUSätzen (vgl. Kap.4.3. L). Die plausibelste Lösung scheint mir daher eine Integration der Heischesätze in den Imparativsatzmodus zu sein. Aufgrund dieser Argumente und mit einem Verweis auf die Ausführungen von Oppenrieder (1987) und Winkler (1989) werden die selbständigen Vl-/V2-Sätze mit Konj.I (Heischesätze) von dieser Beschreibung ausgeschlossen, 13.2. VL-Sätze Im Bereich der VL-Sätze bereiten eine Reihe von VL-Strukturen, die durch wenn als VL-EE eingeleitet sind, Probleme hinsichtlich einer Integration in das (VL-)Satzmodussystem bzw. hinsichtlich einer Differenzierung von wenn-VL-WUSätzen, Diese wenn-VL-Strukturen weisen allesamt Partikeln/MPn auf und verhalten sich gegenüber Einbettungen in MS-Rekonstrukte wie selbständige VL-Sätze. Sie sind daher - soweit der spezifizierte Ellipsenbegriff eindeutige Zuordnungen erlaubt nicht als unselbständige, nicht-eingebettete und elliptische, sondern als selbständige, satzmodusfähige wenn-VL-Sätze zu klassifizieren,64 64
Die Einstufung als selbständige, nicht-elliptische VL-Sätze ist wiederum dort problematisch, wo die Mängel des spezifizierten Ellipsenbegriffs deutlich werden. D.h. dort, wo die MP-Funktion der entsprechenden Partikeln (über spezifische formale Eigenschaften) nicht eindeutig nachweisbar ist (vgl, Typ A: bitte, vielleicht, mal\ Typ B: mal; Typ D: schon). Ich gehe darauf im einzelnen bei Typ A ein.
34 Eine 'schnelle' und plausible Integration in einen bzw. verschiedene der etablierten VL-Satzmodi ist insofern nicht möglich, als diese www-VL-Sätze formal und funktional stark spezifiziert sind und daher in keinen der angesetzten VL-Satzmodi ohne Modifikationen desselben 'passen' würden (vgl. die Vorgaben zu den formalen Merkmalen und den ausgedrückten strukturellen Bedeutungen der VL-Satzmodi in Tabelle 2), Wegen des unklaren Status, vor allem im Hinblick auf die angesetzten VLSatzmoduskategorien, will ich diese wen^-VL-Strukturen vorläufig als 'idiomatische wewi-VL-Sätze' bezeichnen. Eine Klärung des Verhältnisses von diesen idiomatischen wewi-VL-Sätzen und den wenn-VL-WU-Sätzen ist insofern notwendig, als formale Gemeinsamkeiten zumindest über das VL-EE wenn bestehen (vgl. Typ -D); weitere Gemeinsamkeiten bezüglich der morphologischen Markierung (vgl. Typ A) bzw. der Partikeln/MPn (vgl, Typ B) kommen teilweise hinzu, Die stark spezifizierten strukturellen Bedeutungen dieser idiomatischen wenn-VLr Sätze weisen neben assertiven teilweise auch 'wunschnahe Komponenten' auf (vgl. v.a, Typ A und B). Eine Beschreibung dieser spezifizierten strukturellen Bedeutungen mit Hilfe der durch die Formtypen des Satzmodussystems ausgedrückten - Funktionstypen ist wegen der funktionalen Nuanciertheit der idiomatischen Typen einerseits und der Abstraktheit der Funktionstypen (d.h. der strukturellen Bedeutungen der Formtypen) andererseits recht problematisch und unzulänglich. Hinsichtlich der Differenziertheit ihrer strukturellen Bedeutungen liegen die idiomatischen Typen nicht auf der Ebene der Funktionstypen des Satzmodussystems, sondern eher auf der Ebene möglicher Verwendungsbedeutungen (Sprechhandlungsbedeutungen) dieser Funktionstypen/ Satzmodi. (Die Funktionsbeschreibung der idiomatischen we/w-VL-Typen geht daher teilweise über die Funktionstypen der etablierten Satzmodi (vgl. Tabelle 2) hinaus.) Es werden im folgenden vier 'Strukturtypen' (Typ A - D) angesetzt, wobei diese Einteilung über die variablen formalen Merkmalsbereiche 'morphologische Markierung' und 'Partikeln/ MPn' motiviert ist:65
65
Die aufgrund dieser beiden formalen Markierungsbereiche vorgenommene Gruppenbildung korreliert nicht notwendigerweise mit einer einheitlichen, durch den jeweilen Strukturtyp ausgedrückten strukturellen Bedeutung. Eine dadurch naheliegende Einteilung nach funktionalen Typen hätte jedoch dieselben Inkonsistenzen - diesmal nur auf formaler Seite - zur Folge,
35
1.3.2.1. Idiomatische wenM-VL-Sätze/Stnikturtvpen: Strukturtyp At 'wenn -t- bitte (vielleicht, mal) 4- Konj.Prät.' Hinsichtlich akzeptabler Partikelfüllungen bzw. -Kombinationen lassen sich die Varianten 1 - 6 unterscheiden. Die Partikelalternativen sind dabei in den wennVL-Satzen des Typs A nahezu frei variierbar: 1) wenn + bitte + Konj.Prät.; 2) wenn + vielleicht 4· Konj.Prät.; 3) wenn + mal + Konj.Prät.;
4) wenn + bitte vielleicht + Konj.Prät.; 5) wenn + bitte mal + Konj.Prät.; 6) wenn + vielleicht mal + Konj.Prät. Vgl. dazu (69) - (76) (belegt sind die jeweils ungeklammerten Partikelfüllungen): (69)
Ich deck' den Tisch. Wenn du bitte (vielleicht, mg£ bMe. vielleicht, bitte mal, vielleicht man das Teewasser aufsetzen würdest! [ + Kaufmann]
(70)
Aber bitte sehr. Wenn Sie vielleicht (bitte....) hierherein kommen würden? [ + Kaufmann]
(71)
Wenn Sie bitte (...) da drüben warten wolleg? [ + Buscha]
(72)
Wenn ihr mir mal (...) behilflich sein könntet?
(73)
Martin Jente, 78, war als Butter in Kuhlenkampfs "EWG" eine Femsehinstitution f'Wenn ich mir bitte (vielleicht. ?mal. vielleicht bitte, ^vielleicht mal, -bitte mal) noch eine Bemerkung erlauben dürfte (...)"). [ILL,G 0,46/87,89]
(74)
Wenn wir uns vielleicht (bitte. fmai bitte vielleicht, 'bitte mal, vielleicht mau jetzt schon verabschieden könnten?
(75)
Wens (er, sie, Hans,...) heute mal (...) länger wegbleiben dürfte?
(76)
Wenn Hans das vielleicht (...) repariere^ könnte?
Die durch den wenn-VL-Typ A ausgedrückte strukturelle Bedeutung liegt relativ einheitlich im Mischbereich der Funktionstypen 'Aufforderung' und 'Wunsch'. Sie kann vage, mit spezifizierten (Sprechhandlungs)kategorien wie 'höfliche Aufforderung' (bevorzugt bei Subjektsausdrücken, die einen möglichen Adressaten denotieren (du, Sie, ihr); vgl (69) - (72)), 'Bitte' bzw. 'Bitte um Erlaubnis' (bevorzugt bei Subjektsausdrücken, die den Sprecher selbst denotieren oder ihn einschließen66 (ich, wir, ...); vgl. (73) und (74)) oder 'vermittelte Bitte' (bevorzugt bei Subjektsausdrücken, die weder den Sprecher noch einen möglichen Adressaten denotieren (er, sie, Hans,...); vgl. (75) und (76)) beschrieben werden.
66
VgL Fries (1983:31/32).
36
Da Vl-FR-Sätze mit analogen Partikelfüllungen zur Realisation vergleichbarer Sprechhandlungsbedeutungen (höfliche Aufforderung) verwendet werden können (vgl. (77) und (78)) und wenn bei Typ A teilweise durch ob ersetzbar ist (vgl. Weuster (1983:59); s. (79) und (80)), wird teilweise auch von "VL(Entscheidungs)fragesätzen"67 gesprochen, die v.a. zum Ausführen von "höflichen Aufforderungen"68 verwendet werden. (77)
Könnten wir uns vielleicht (bitte, ...) jetzt schon verabschieden?
(78)
Wurdest du bitte (vielleicht, mal, ,..) den Tisch decken ?
(79)
Ob wir uns vielleicht (...) jetzt schon verabschieden könnten ?
(80)
7
Qb_ du bitte (...) den Tisch decken würdest?
Die aufgrund dieser funktionalen Anhaltspunkte sich anbietenden Integrationsalternativen der wenn-VL-Sätze des Typs A in den VL-FR-, VL-IMP- bzw. VLWU-Satz wurden jedoch zu Modifikationen der entsprechenden Formrypen führen: Die morphologische Markierung (des fmiten Verbs) der wen/z-VL-Strukturen des Typs A ist auf Konj.Prät.-Formen beschränkt (vgl. (69) - (76) außer (71)). Sofern keine - für den Typ A typischen - MVen69 vorhanden sind, ist die Umschreibung mit Vürde-(Ersatz)formen (vgl. Kap.3.1.1.1.,A) wohl nahezu obligatorisch, Vgl. (69) und (70) vs. (81) und (82): (81)
-Ich deck' den Tisch. Wenn du bitte das Teewasser aufsetztest!
(82)
''Aber bitte sehr. Wenn Sie bitte hierher kämen?™
Allerdings scheinen Ind.Präs.-Formen bei bestimmten lexikalischen Füllungen von Subjekts- und Prädikationsmittel akzeptabel zu sein: nämlich bei Sie67
Vgl. Buscha (1976:276) und Weuster (1983:59).
68
Vgl. Weuster (ebd.) und Thurmair (1989:53). Die Vl-FR- bzw. die ob-VL-FR-Sätze können jedoch (In Abhängigkeit von der jeweiligen l exi kaiisch -proposition alen Struktur) neben höflichen auch zu Ausdruck sehr unhöflicher ultimativer Aufforderungen verwendet werden (vgl. Thurmair (1989:143ff) und Oppenrieder (1989:182)); (i) Ob du wohl gleich den Mund hältst? nicht jedoch die entsprechenden wenn-VL-Sätze (was an der obligatorischen Konj.HMarkierung liegt): (ii) *Wenn du wohl gleich den Mund halten würdest ('hältst)!
69
Thurmair (1989:53) geht m,E. nicht korrekt von der Obligatheit der MVen in dem wenn-VLTyp A aus. Ebenso: Buscha (1976:276).
70
Eine Ausnahme von dieser Regulär i tat bilden tve/w-VL-Strukturen des Typs A, deren Verbalkomplex sein als Kopulaverb enthält. Eine Umschreibung der Konj.Prät.-Formen mit wörde-Formen I ist in diesem Falle nicht obligatorisch. Vgl. (i): (i) Wenn Sie bitte so freundlich wären (freundlich sein würden}, mir das Buch zu reichen/
37 Subjektsausdrücken in Kombination mit dem MV wollen (vgl, (71) und (83) vs. (84) und (85)): (S3)
Wenn Sie sich das bitte merken wollen ?
(84)
~*Wenn du. dir bitte die Hände waschen willst?
(85)
^Wenn ish. das vorher vielleicht erledigen darf?
Die Beschränkung der morphologischen Markierung auf Konj. Prät.-Formen (teilweise: Ind.Präs.-Formen) des we/m-VL-Typs A ist im Hinblick auf eine mögliche Integration in einen der angesetzten Satzmodi für sämtliche zur Diskussion stehenden VL-Formtypen zu spezifisch: Die morphologische Markierung von VL-FR-Sätzen ist nicht restringiert (keine Imp.-Formen); die von VL-IMP-Sätzen ist auf Ind.-Formen (vgl. Oppenrieder 1989:194ff) und die von wenn-VL-WU-Sätzen ist zwar auf Konj.II-Formen - hier jedoch auf Konj, Prät.und Konj.Plusq.-Formen - beschränkt.71 Typische Partikelfüllungen des Typs A sind bitte, vielleicht und mal, wobei zumindest vielleicht und mal nicht eindeutig als MPn interpretierbar sind: Die Funktion von mal liegt im Übergangsbereich von Temporal adverbial und MP (vgi. Thurmair 1989:185), die von vielleicht im Übergangsbereich von Saadv und MP (vgl. Thurmair 1989:194), wobei vielleicht in Typ A eher als Saadv zu interpretieren ist.72 Da die für einzelne (Vl-/V2-)/VL-Satzmodi typischen MP-Teilmengen nicht unbedingt disjunkt sind, können über die MP-/Partikelselektion keine eindeutigen Argumentationshilfen hinsichtlich möglicher Zuordnungen der idiomatischen wenn-VL-Typen erwartet werden. So sind bim und mal sowohl mit (Vl-)/VL-FR-Sätzen73 (vgl. (86) und (90)) und 71
Insoweit über die morphologisch temporale Markierung bestimmte modale Bedeutungskomponenten wie die Realisierbarkeit des denotierten (und zum Sprechzeit pun k t (SZP) nicht-faktischen) Sachverhalts gesteuert werden, sind die durch die morphologische Markierung induzierten modalen Komponenten beim tve/m-VL-Typ A wesentlich spezifischer a]s bei den (VL-)WU-Sätzen: Bei WU-Sätzen kann der denotierte kontrafaktische Sachverhalt realisierbar sein oder nicht, d.h. der Wunsch erfüllbar sein oder nicht. Beim wenn-VLA ist der denotierte kontrafaktische Sachverhalt normalerweise realisierbar.
72
Für diese Funktionspräferenz in Typ A spricht die Substituierbarkeit von vielleicht durch möglicherweise und die Nicht-Substituierbarkeit durch etwa, wodurch vielleicht als MP in FRSätzen normalerweise ersetzbar ist (beide MPn indizieren eine negative Anwortpräferenz). Vgl. Thtirmair (1989:194). Auch Thurmair (1989:53) setzt neben der Partikel bitte nur die MP mal als typische MP-Füllung für den Typ A an.
73
Das Partikelverhalten von nicht als Negationspartikel (Neg. part.) bzw. M P spricht jedoch relativ eindeutig gegen eine denkbare Zuordnung des wenn-VL-Typs A zum FR-Satzmodus: Nicht kann in Vl-FR-Sätzen - je nach Abfolge und Akzentuierung - sowohl MP- als auch
38 (Vl-/V2-)/VL(?)-IMP-Sätzen (vgl. (87) und (89)) als auch mit V2-AUSS-Sätzen (vgl. (88)) kompatibel: (86)
Kommst du jetzt bitte (mal bine mau Her?
(87)
Komm jetzt bitte (mal bias mal} her!
(88)
Du kommst jetzt bitte (mal bitte mal} her.
(89)
Daß au mir jetzt rbitte (mjzL bitte meU herkommst/
(90)
Ob du jetzt bitte (mal bilt£ mal} herkommen könntest?
Funktional bzw. 'illokutionssemantisch' dienen die MPn/Partikeln in (86) - (90) wie im weiw-VLrlyp A der Fixierung von Aufforderungssprechhandlungen.74 Die MP-Selektion des tvewt-VL/Typs A deckt sich also nicht mit der einzelner (VI-/V2-)/VL-Formtype n, sondern sie entspricht einer spezifischen Teilmenge von denjenigen Formtypen, die zur Realisation von Sprechhandlungstypen verwendet werden können, welche der strukturellen Bedeutung des wenn-VL-Typs A gleichen - eine Bestätigung der funktionalen Spezifiziertbeit des wenn-VL-Typs A. Auch die Kompatibilitätsgesetzmäßigkeiten von Einstellungsausdrücken (hier v.a. MVen und Saadv) unterstützen die Annahme funktionaler Differenziertheit des wmn-VL-Typs A: Sofern MVen als Einstellungsausdrücke verwendet sind75, ist ihr Auftreten teilweise in Abhängigkeit von speziellen Subjektsausdrücken bzw. von der dadurch realisierten Subjektsreferenz restringiert. So auch beim wenn-VL-Typ A: Das Auftreten von können ist nicht beschränkt. Müssen, sollen und dürfen sind dagegen bei Subjektsfülhmgen mit Personalpronomina (Pers.pr.) der 2,Ps,Sg. bzw. Sie, d.h. bei Subjektsausdrücken, die auf einen möglichen Adressaten referieren, nicht akzeptabel: Neg.part.-Funktion erfüllen (vgl. Thurmair 1989:85,92ff), im wenn-VL-Typ A jedoch nur Neg,part.-Funktion: (i) Könntest du mir vielleicht mal nj c h t dreinreden? ' [nicht: Neg.part.] (it) Könntest du mir nickt mal schnell helfen ? [nicht: MP] (iii) Wenn du mir vielleicht mal n ich_t dreinreden würdest! (iv) Wenn du mir ('nicht) mal schnell helfen könntest? 74
Thurmair (1989:184ff) spricht im Falle von mal und bitte von "Aufforderungslesart" fixierenden Partikeln. Vergleichbar Franck (1980: 248/249) bezüglich mal bzw. Fries (1983:31) bezüglich bitte: "Die Verwendung (...) von bitte [ist] daran gebunden (...), daß der entsprechende Satz in Äußerungen mit direktivem kommunikativem Sinn interpretiert werden kann (...)."
75
Zu den Verwendungsalternativen von MVen vgl, ausführlich Kap, 4,3.1.2,^,2.
39
(91)
Wenn Lisa ( , sie, ich, wir, dji, ihr. Sie} heute mai bitte nicht schon um 7 Uhr zu Hause sein müßte (n, s!, t, n) /sollte (n, st, t, n)f
(92)
Wenn Lisa (es, sie, ich, wir, du, ihr. Sie) das bitte mal aliein machen dürfte (..·)?
Mögen und wollen sind hingegen bei Subjektsfüllungen mit Pers, pr. der l.Ps.Sg./PL, d.h. bei Subjektsausdrücken, die auf den Sprecher (bzw. auf eine Gruppe, zu welcher der Sprecher gehört) referieren, inakzeptabel: (93)
Wenn Lisa (& si& du, ihr, Stf. *fcft.
??
wr) ihm bitte helfen vvofftg (...) /möchte (...)?
Die Saadv-Kompatibilität ist noch stärker restringiert als die MV-Kompatibilität. Neben vielleicht sind die - auch in den (Vl-/V2-)/VL-Satzmodi nahezu unbeschränkt kompatiblen - "epistemisch transparenten Saadv" tatsächlich/ wirklich (Doherty 1980, 1985)76 im wenn-VL-Typ A bedingt akzeptabel: (94)
Wenn Sie dos w_i r k lieh (tat s ach lieh) mal tun könnten?
(95)
Wenn Sie (??w i r k lieh. ??tat s ach lieh) so freundlich wären, mir das Buch zu reichen?
Das MV-Verhalten ähnelt damit dem in (wemi-VL-)WU-Sätzen (vgl. Kap.4.3.1,2.,A,2.); das Saadv-Verhalten dem in (V1-/V2-/VL-) IMP-Sätzen bzw. WU-Sätzen. Eine plausible Integration in einen der in Frage kommenden VL-Satzmodi ist damit auch auf Basis des Verhaltens von Einstellungsausdrucken nicht möglich; vielmehr läßt sich die für den Typ A angesetzte strukturelle Bedeutung im Mischbereich der Funktionstypen 'Aufforderung' und 'Wunsch* bestätigen. StmkturtvD B: 'wenn + nur (bloß, mal) + Ind.' Hinsichtlich akzeptabler Partikelfüllungen bzw. -kombinationen lassen sich die Varianten l - 5 unterscheiden. Die Partikelalternativen sind dabei in den wennVL-Sätzen des Typs B weitgehend frei variierbar (vgl. aber die wenn-VL-Sätze des Typs B l ; s.u.): 1) wenn + nur + Ind.; 2) wenn + bloß + Ind.; 3) wenn + mal + Ind.; 4) wenn + mal nur + Ind.; 5) wenn + mal bloß + Ind. Vgl. dazu (96) - (107) (belegt sind wiederum die ungeklammerten Partikelfüllungen; auffallend ist die gute Belegsituation von Variante l und die schlechte von Variante 2): (96) 76
A:
Jeder hat etwas, über das er sich aufregt. So entsteht wenigstens ein Gleichgewicht.
Zu den Verwendungsalternativen bzw, der Subkategorisierung der Saaöv vgl. Kap.4.3,1.2,, A,l. Hier nur soviel: Ich unterscheide nach Doherty (1980, 1985) zwischen "epistemisch transparenten* (wirklich, tatsächlich,...), "epistemisch opaken" (vermutlich, ...) und "evaluativen" (leider, ...) Saadv.
40 B:
Wenn ich das mal (nur, bloß, mal nur, mal bloB) nicht anders ff^f.' [m B]
(97)
Wenn Sie sich da mal (...) nicht irren! [mBj
(98)
Wenn das mal (···) gut^htf
(99)
Wenn der mal (...) nicht baden geht mit seinen Ideen!
(100)
Den kleinen Matthias hatten seine Lehrer in eine Sepplhose gesteckt und mit einem Tirolerhut auf dem Blondschopf nahm er bei der Begrüßung den deutschen Part ein, während ein kleiner Kollege als WM-Maskottchen Pique mit Riesensombrero Mexiko symbolisierte. Wejvn^. nur (?maL bloß, mal nur, mal bloß) der tätlich einstündige Deutschunterricht nicht ähnlich klischeehafte Vorstellunsen vermittelt, [SZ, 125/86,47]
(101)
Wenn das nur (?mai bloß, mal nur, mal bloß] am Ende der Herr Maulschmidt nicht (sj. [KA,316]
(102)
Er ist schließlich unser Renommierpatient! · Wqnn dem nur f?mal. bloß, mal mir, ..,) nichts passiert! [mB.TV]
(103)
Für die deutsche Mannschaft ist dieses Märchen vom siegreichen Aschenputtel Matthäus ein Ansporn, an einen glücklichen Abschluß dieser Weltmeisterschaft zu glauben. Wenn sich das Glück bis dahin nur (mal, bloß. ...i nicht umdreht. [FAZ,19,06.86,30]
(104)
A: B:
(105)
"Wenn das nur f..,) euteeht", ist der 21-jährige gebürtige Füssener inzwischen etwas unsicher geworden. [57,209/84,37]
(106)
f...). Derwall lacht. "Dann werde ich von einem Tag zum anderen Spaziergänger," Wenn Sie ihn nur (...) lassen .... Ein Angebot wird er doch mindestens bekommen, wenn er zurück ist in seiner "Heimat". [SZ, 163,87,31]
(107)
Oh Gott, wenn nur (^mal. bloß. ...) nicht wieder die Blinde hereinschlurft... die kann ich jetzt nicht brauchen, meine Nerven halten das nicht aus, dies ewige Rücksichtnehmen .... [SZ,UH,347|
Mein Gott! Stell' ich mich heut' vielleicht dußlig an! Wenn du'i nur (mal, bloß, ...J einsiehst! [mB]
Die strukturelle Bedeutung des wemt-VL-Typs B kann vage im Mischbereich der Funktionstypen 'Assertion* und 'Wunsch' 'angesiedelt* werden. Der 'assertive Anteil' ist dahingehend zu spezifizieren, daß die denotierten Sachverhalte (p) 'nicht einfach assertiert' werden, sondern daß die negierten denotierten Sachverhalte (nicht-p) als (hypothetisch) wahr behauptet werden, allerdings in einer abgeschwächten Form i.S. einer Einschätzung oder Erwartung des Sprechers, (Weuster 1983:61)
Insoweit Klassifizierungsbemühungen für selbständige VL-Sätze überhaupt vorhanden sind, werden die nwm-VL-Sätze des Typs B - entsprechend dieser funktionalen Analyse - als "Aussagesätze"77 (Weuster ebd.) oder Wunschsätze78 77
Auch die hinsichtlich der spezifischen assertiven Bedeutungskomponente ("Polarität sum kehrung" der Proposition) analog zum wenn-VLB verwendbaren (nicht eingeleiteten )als obVL-Sätze werden von Oppenrieder (1989:205ff) als selbständige VL-AUSS-Sätze eingestuft
41
klassifiziert. Aufgrund dieser funktionalen Anhaltspunkte bietet sich damit für die wenn-VLSätze des Typs B die Integration in den wenn- VL-WU-Satz an.79 Eine derartige Integration hätte jedoch wegen der spezifizierten morphologischen Markierung und der spezifizierten MP-Kompatibilität des we/m-VL-Typs B (bzw. wegen der dadurch induzierten spezifischen modalen Bedeutungsaspekte) zu weitreichende, d.h. m.E. nicht mehr beschreibungsadaquate Modifikationen des angesetzten wemt-VL-WU-Satzmodus (vgl. die Vorgaben in Tabelle 2) zur Folge: Die morphologische Markierung der wenn- VL· Sätze des Typs B ist im Hinblick auf die Kategorien Modus und Tempus ähnlich stark restringiert wie bei Typ A: Sämtliche der belegten Beispiele weisen Ind.Präs.-Formen auf (vgl. (96) - (107)). Konj.-Markierungen in den entsprechenden Sätzen bewirken regelhaft das 'Überwechseln* in einen anderen 'Strukturtyp'.80 Neben Ind.Präs.-Formen sind teilweise auch Ind.Perf.- bzw, Ind.Fu tu rl -Formen im wenn-VL-Typ B akzeptabel; nicht akzeptabel sind dagegen Ind.Prät.- und Ind.Plusq. -Formen (die Akzeptabilitätsurteile sind jedoch nicht immer eindeutig zu fällen): (108)
Wenn das mal bloß futgeht ( "ßf^gigg fuigepanifen ist, futgefangen war, futyehen wird}.
Eine Integration der we/m-VL-Sätze des Typs B in den WU-Satzmodus hätte (s.u.): (i) Als ob ich was zu sagen hätte! [ + Oppenrieder] [Assertion: 'Ich habe nichts zu sagen'] (ti) Als ob ich hier nichts zu sagen hätte/ [Assertion: 'Ich habe was zu sagen1] 78
So z.B. bei Buscha (1976:276), Helbig/Buscha (1981:426), Kasper (1987:109) und indirekt teilweise auch bei Weuster (1983:61). Thurmair (1989:53) spricht ebenfalls explizit von einer "Mischung aus Aussage und Wunsch".
79
Eine weitere Klassifizierungsalternative wäre - wie von Oppenrieder (1989) für die funktional verwandten als ob-VL-Sätze vorgeschlagen (s, Anm.77) - die Etablierung eines eigenen VLAUSS-Satzmodus. M.E. sprechen aber gerade die hoch spezifizierte und teilweise nicht homogene Funktion neben der formalen Hetcrogenität der in Frage kommenden Strukturen (sAnm,96) gegen eine derartige Kategorie,
80
So sind 'wenn + nur/bloß'-Sätze mit Konj.II (Prät./Plusq.)-Markierungen als WU-Sätze zu klassifizieren; 'wenn + /na^-Sätze mit Konj.Pra't.-Formen (Wenn Sie mir mal aas Buch reichen könnten?) sind normalerweise dem idiomatischen wenn-VL-Typ A zuzurechnen, Wenn + mal + Konj.Prät.'-Sä'tze der Form (i) entsprechen jedoch ganz offensichtlich nicht dieser Regularität (s. dazu unten detaillierter): (i) Wenjj icA 4 a s mq^ erleben dürfte!
42
somit notwendigerweise eine 'Aufweichung* der für die 'kanonischen* WU-Sätze konsumtiven Beschränkung auf Konj.II(Prät./Plusq.)-Formen zur Folge81 - und zwar sowohl für die wenn-VLr als auch für die VI-WU-Sätze. Die Differenzierbarkeit solcher restrukturierter 'wen/i-VL·WU-Sätze' bliebe im Paradigma selbständiger VL-Satzmodi über das VL-EE wenn zwar weitgehend gesichert (mit Ausnahme der idiomatischen vvewt-VL-Sätze), nicht jedoch die der 'VI-WU-Sätze' im Paradigma selbständiger Vl-/V2-Satzmodi. Darüberhinaus käme entsprechenden - d.h, analog zu den wen/t-VL-Sätzen des Typs B konstruierten - Vl-Sätzen keinerlei 'Wunschlesart' zu: (100)f
"Vermittelt nur (mal fr/oft ...) der täglich einstündige Deutschunterricht nicht ähnlich klischeehafte Vorstellungen.
(102)'
"Passiert dem nur(..,) nichts,'
Durch diese - infolge einer Integration notwendige - Aufweichung der morphologischen Restriktionen würden auch die (teilweise) über die Konj.Markiemng gesteuerten modalen Bedeutungskomponenten (in unzulässiger Weise) aufgelöst werden: 'Kanonische' WU-Sätze zeichnen sich durch die - vorrangig über die Konj,Markierung gesteuerte (vgl. v. a. Kap.4.3.2.2.) - Kon trafaktualität des denotierten Sachverhalts82 aus. Der in wercn-VL-Sätzen des Typs B denotierte Sachverhalt bleibt über die Ind.-Markierung in dieser Hinsicht unspezifiziert.83 81
Explizit von einer Alternative zwischen Konj,- und Ind.-Formen bei der Modusmarkierung von (Vl-??)/wen«-VL-WU-Sätzen gehen Helbig/Buscha (1981:426) und Kasper (1987:109) aus. Implizit kann dies auch den übrigen Autoren, welche die we«n-VL-Sätze des Typs B als WUSätze klassifizieren (vgl. Aitm.78), unterstellt werden. Ebenso Oppenrieder (1989:199/200), der in den indikativisch markierten wenn -VL- S ätzen des Typs B ein Beispiel für das 'Ausfransen' von Satzmoduskategorien (hier:WU-Satz) siehtj wenn einzelne Merkmalsausprägungen (hienModus) nicht im prototypischen (hier: Konj.H) Bereich liegen.
82
Diese Formulierung ist (bewußt) ungenau: Die Kontrafaktualität des in WU-Sätzen denotierten Sachverhalts ist - wie auch im Zitat Weusters deutlich - besser als Sprecher abhängige Verwendungsbedingung für WU-Einstellunge n/Wünsche zu formulieren. Vgl. dazu die Verwendungsbedingung (R-2) in Kap.4.2.1.2.,B,l.
83
Vgl, die oben zitierte Aussage Weusters. Auch Kasper (1987:109) konstatiert unterschiedliche "VerwendungsbedingAingen" für 'kanonische', d.h. konj. markierte wenn-VL-WU-Sätze und ind. (Präs./Perf.) markierte 'wenn + (doch),bloß,nijrt-Sätze (Typ B) - dennoch stuft er diese Sätze als WU-Sätze ein: "Die Verwendungsbedingungen solcher Äußerungen unterscheiden sich natürlich. (42) [Wenn er doch (bloß) gekommen wäre/] wird typisch erweise kontrafaktisch verwendet, d.h. wenn vorausgesetzt wird, daß er nicht gekommen ist. (43) [Wenn er doch (bloß) gekommen ist.] kann dagegen nur verwendet werden, wenn unbekannt ist, ob er gekommen ist, es aber erhofft wird (und es scheint mir nicht unplausibel zu sein, anzunehmen, daß etwas zu erhoffen involviert, daß gewünscht wird, daß es eintritt bzw. eingetreten ist)." Neben den oben genannten Argumenten (keine Parallelität zu Vl-Sätzen; Problem der
43
Auch die MP-Kompatibilität 'pass t in dieses Bild': nur/bloß als wu-satztypische Partikeln/MPn sind im wenn-VLB zwar akzeptabel (vgl. Thurmair (1989:53; Anm.65), nicht jedoch die - ebenfalls die Kontrafaktualität in 'kanonischen' WUSätzen betonende - MPdoch (vgl. Kap.4,3.1.1.,A): {109}
Wenn Sie sich da mal ("doch. *doch nur, ''doch mal} nicht irren!
(110)
Wenn das mal f*doch. 'doch nur. *doch_maL ^doch^ploß) gutgeht!
Wie in Typ A 'verdeutlicht' auch in Typ B die MP-Selektion die für diesen Typ angesetzte strukturelle Bedeutung (mal: u.a. aussagesatztypisch; nur/bloß: u.a. wunschsatztypisch). Ohne auf das Verhalten von Einstellungsausdriicken in Typ B einzugehen34, sprechen die bereits genannten Argumente relativ eindeutig gegen eine Integration der wenn-VL-Satze des Typs B in den wenn-VL-WU-Satzmodus; d.h. gegen eine Modifikation desselben. Ich bin mir nicht im klaren, ob we/i«-VL-Sätze wie (110) - (114) zum Typ B gerechnet werden können: Diese wenn-VL-Sätze realisieren obligatorisch die Partikelvariante l, also 'wenn + mär. Sie sind mit bloß/nur als Einzelpartikeln bzw. Partikelkombination (mit mal) nicht kompatibel. (Ich spreche im folgenden vom wenn-VL-Typ B,:) (110)
Hm! Ich weiß nicht! Wenn aas mal f*nur. "bloß. *mal nur, "mal bloß) noch normal ist!
(111)
Also! Wenn der mal {*..,) noch alle Tassen im Schrank Hai! [ + Fries,*]
(112)
Wenn der mal (*...) keine Riesenohren hat!
(113)
Wenn das mal (*.„) keine guten Nachrichten sind/
(114)
Wenn das mal {*,..) keine flotte Methode ist! [ +· Weuster,*)
Die strukturelle Bedeutung dieser vvewi-VL-Sätze liegt wohl nicht mehr - wie bei Typ B - im Mischbereich der Funktionstypen 'Assertion' und 'Wunsch1, sondern eher im Mischbereich der Funktionstypen 'Assertion' und 'Exklamativ'85, wobei für die 'assertiven Anteile' dieselben Spezifikationen gelten wie für die oben Dtfferenzierbarkeit solcher 'restrukturierter WU-Satze') sprechen m.E. gerade diese unterschiedlichen 'Verwendungsbedingungen' ind. v&. konj. markierter wwift-VL-Sätze gegen eine Klassifikation der ind. w/w-VL-Sätze (Typ B) als 'normale' WU-Satze. 84
Sofern Saadv und MVen in Typ B nicht gänzlich inakzeptabel sind, ist ihr Auftreten doch stark restringiert (vgl. auch die Belege (96) - (107)).
85
So auch Fries (H87:14), der von einer "exklamativahnlichen Funktion" dieser Sätze spricht.
44
angeführten 'wenn + maT -Sätze (bzw. die als oo-VL-Sätze). Mehrere Anhaltspunkte unterstützen diese Funktionshypothese für die wenn-VLSätze des Typs B t ; Bezeichnenderweise sind nur/bloß als wu-satztypische MPn/Partikeln in diesen we/m-VL-Sätzen nicht akzeptabel; zumindest teilweise akzeptabel sind hingegen die Vl-/V2-ex-satztypischen86 MPn/Partikeln aber/ vielleicht/ aber vielleicht in Kombination mit mal: Wenn der mal faber mal ?vielleichl mal, ?aber vielleicht, ?ebsr mal vielleicht) keine Riesenohren hat!
(115)
Nicht kompatibel sind jedoch die VL-ex-satztypischen MPn/Partikeln doch/aber auch*7 (vgl. Altmann 1987:40/41); (116)
Wenn der mal (*doch. *aber auch, mal doch, mal auch, aber mal auch) keine Riesenohren hat.'
Die morphologische Markierung ist - im Gegensatz zu (V1-/V2-/ VL-)EXSätzen88 - wohl analog zu den anderen we/m-VL-Sätzen des Typs B - auf Ind.Präs.(teilweise Perf,-, Futurl(??)-) Formen beschränkt: (l 17)
Wenn der mal keine Riesenohren hol fggfiabf ftgf, ??haben wird ?hatte, *j>ehabt hatte).'
Unklar bleibt damit die Zuordnung von 'wenn + mal + Konj. Prät./Plusq.(!)'Sätzen, die nicht in das für Typ A, sondern eher in das für Typ Bj angesetzte 'Funktionsspektrum1 passen. Vgl. (118) und (119) und Anm.80 (mal ist hier allerdings durch einmal substituierbar, was für die Temporaladverbialfunktion von mal spricht): (1 18)
Wenn ich das mal erleben dürfte (hätte erleben dürfqnj! [ + AltmannJ
(119)
Mein Gott! Wenn du den mal tfhen würdest (gesehen hättest")!
Auch die Akzentposition - vorzugsweise auf einem unmarkierten Demonstrativen 86
Vgl. allgemein zu EX-Sätzen Roncador (1976), Näf (1987) Zaefferer (1988) und Oppenrieder (1989).
87
Ganz offensichtlich existieren jedoch nwr/j-VL-Sätze, die aber auch als mögliche Partikelfüllungen aufweisen können, Vgl. (i) und (ii): (i) Mein Gott! Wenn er aber auch jeden Mist glaubt! (ii) Wenn du dich aber auch immer so dußlig anstellst.' Die ausgedrückte strukturelle Bedeutung entspricht jedoch nicht derjenigen des nwin-VL-Typs B r Vgl.TypC.
88
Wenn überhaupt, dann ist die morphologische Markierung von EX-Sätzen nur geringfügig restringiert: Imp.- und Konj.I-Formen sind nicht akzeptabel. Gewisse Beschränkungen bestehen hinsichtlich der Tempuskategorien Ind.Plusq. und Ind.Futurll. Vgl. Oppenrieder (1989).
45
bzw. Artikel 'relativ weit links im Satz' (vgl. Jacobs (1988:115); vgl. (110) - (114): d e r / d a s ) - entspricht durchaus einer der möglichen 'Normal-Positionen' des für EX-Sätze typischen 'Exklamativakzents' (vgl.dazu Kap.3.5,3.1.,C). Ebenso unterstützt das Auftreten von "wertenden Ausdrücken" (Altmann 1988a:5), d.h. von Ausdrücken, deren denotierte Entitäten in eine skalierende Interpretation (in Bezug auf eine Klasse von Entitäten) gebracht werden können (vgl. z.B. Riesenohren, gute Nachrichten, flotte Methode), diesen Klassifizierungsvorschlag. Damit bleibt einerseits das Verhältnis von wenn-VLr$ä\zen wie (118) und (119) zu Typ Blt andererseits das Verhältnis von Typ Bj zu B letztendlich ungeklärt. Mit Blick auf den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit kann jedoch soviel abschließend festgehalten werden: Wie bei Typ A verbietet auch bei Typ B/Bj die formale und funktionale Spezifiziertheit eine plausible Integration bzw. Modifikation der angesetzten VL· Satzmodi, Stnikturtyp C; *wenn + auch (halt) + Ind.' Hinsichtlich akzeptabler Partikelfüllungen bzw. -kombinationen lassen sich die Varianten l - 4 unterscheiden. Die Partikelalternativen sind dabei in den wennVl^-Sätzen des Typs C weitgehend frei variierbar: 1) wenn + auch + Ind.; 2) wenn + halt + Ind.; 3) wenn + aber auch +Ind.; 4) wenn + halt auch + Ind. Vgl. dazu (120) - (123) (belegt sind wiederum die jeweils ungeklammerten Partikelrullungen): (120)
A: B:
Ich hatte Peter nicht mehr angetroffen. Kein Wunder! Wenn du ihn auch (holt, aber auch, halt auch} so lange hast warten lassen!
(121)
A: B:
35 Fahrstunden und schon wieder durchgefallen' Wenn du dich aucji (half, aber auch, halt auch) so dußiig anstellst!
(122)
Natürlich hätt' ich ihn nicht so anschwindeln dürfen! Aber mein Gott! Wenn er auch (halt .,.) jeden Mist glaubt[+Tburmair]
(123)
Ich glaub', so langsam hat er die Schnautze vollf Wenn er qu£h_ (halt. .,.) jede Drecksarbeit machen muß! [mB]
Die strukturelle Bedeutung des n>e/m-VL-Typs C kann näherungsweise als 'assertionsnahe'/assertiv (vgl. Thurmair 1989:52, Anm.64) bezeichnet werden, wobei neben dem im VL-Satz denotierten Sachverhalt (p) v.a. ein Kausalverhältnis zwischen diesem und dem im Vorgängersatz denotierten Sachverhalt (p*) assertiert wird. D.h. es werden zusätzliche 'relationale
46
Bedeutungsaspekte' assertiertVgl. (a): (a)
'Du hast Peter nicht mehr artgetroffen (p'), weil du ihn so lange hast warten lassen (p).'
Aufgrund dieser funktionalen Einordnung bietet sich (im Gegensatz zu den Typen A und B) weder die Integration in einen der angesetzten VL-Satzmodi an89, noch bietet sich - wiederum wegen der starken formalen und funktionalen Spezifiziertheit - eine Etablierung eines wewi-VL-Aussagesatzmodus an: Wie beim vorausgehenden Typ B ist auch bei Typ C die morphologische Markierung auf Ind.Präs./Perf,-Formen beschränkt: (124)
Wenn au dich aber auch so dußlig anstellst (*anstelltest, angestelil hast, ^anstellen wirst],
Analog konstruierte, negierte wen/t-VL-Sätze mit KoivJ.Prät.(?)/ Plusq.Markierungen bilden wohl - zumindest mit halt/ halt auch als Partikelfüllungen keine ungrammatischen Strukturen. Allerdings deckt sich die dadurch ausgedrückte strukturelle Bedeutung nicht mit derjenigen des Typs C; vielmehr liegt sie im Mischbereich von 'Assertion* (und zwar in der für den Typ C angegebenen Spezifikation) und 'Wunsch'. (Ich habe jedoch keine Belege:) (125)
Wenn du dich halt ("halt auch. ??aber auch} nicht so dußlig ?anstelkn wära&t (angestellt hättest)/
(126)
Wenn du ihn halt (??halt auch, "aber auchl nicht so lange ?yar(en lassen würdest {hättest warten lassen)/
Eine denkbare Integration dieser wewi-VL-Sätze ((125) und (126)) in den wennVL-WU-Satz würde zwar 'nur' zu einer Erweiterung des wu-satztypischen MPInventars führen (und nicht wie bei Typ B zu einer Auflösung der morphologischen Restriktionen), ist m.E. aber einerseits wegen der erwähnten Belegsituation, andererseits wegen der fraglichen Parallelität der V l-Sätze nicht unbedingt eine plausible Lösung: (127)
^Hättest du dich halt (Tia/f gtjgfo. a&gjjgfljt.) nicht so dußlig angestellt/
Auch die MP-Selektion von Typ C bestätigt bisherige Annahmen zur MP-Wahl in den idiomatischen wenn-VL-Typen: Sie deckt sich mit denjenigen (VlVV^-yVL-Formtypen/Satzmodi, die zur Realisation entsprechend spezifizierter Bedeutungen, also Sprechhandlungsbedeutungen verwendet werden können; d.h. bei Typ C vorrangig mit w-V2-/w~ 89
Oppenrieder (1989:218, Anm.43) dagegen sieht wenn-VL-Sätze des Typs C neben entsprechenden wei/-VL-Sätzen als Varianten von daj3-VL-EX-Sätzen an, wobei diese VL-EE Alternativen dem "Exklamativ sozusagen einen konditionalen oder kausalen 'Beigeschmack' verleihen": (i) Daß (wenn. ??weil) du aber auch so leichtsinnig bist/ [ + Oppenrieder] Alledings sind gerade diese VL-EE Alternativen erklärungsbedürftig (insbesondere, warum weil - völlig tintypisch (vgl. Kap.3.3.5.) - hier angeblich selbständige VL-Sälze einleitet).
47
VL-yWajS-VL-EX-Satzen (vgl. Anm.89), (128)
A: B:
55 Fahrstunden und schon wieder durchgefallen! Mf stellst du dich aber auch wieder dußlig an! / [w-V2-EX-Satz] Wie dußlig du dich aber auch wieder anstellst! / [tv-VL-EX-Satz] Daß du dich aber euch so dußlig anstellst! [do/S-VL-EX-Satz]
und V2-AUSS-Sätzen: (129)
A: B:
(...) Du stellst dich ebermsh dußlig an, {V2-AUSS-Satz]
Sämtliche dieser V2-/VL-Satzmodi können entsprechend dem werw-VL-Typ C verwendet werden, um neben dem im V2-/VL-Satz denotierten Sachverhalt auch ein Kausalverhältnis zwischen diesem und dem im Vorgängersatz denotierten Sachverhalt zu 'assertieren'. Im Gegensatz zu den wenn-VL-Satzen des Typs C und den V2-AUSS-Sätzen (vgl. (129)) wird durch die Verwendung entsprechender V2-/VL-EX-Sätze {vgl. (128)) 'zusätzlich' ausgedrückt, daß der Sachverhalt in der aber auch -Äußerung selbst (...) nicht den Erwartungen des Sprechers [entspricht], {Thurmair 1989:252)
Mit entsprechenden AUSS-Satz- bzw. wenn-VLrTyp C-Äußerungen drückt der Sprecher dagegen gerade aus, daß 'der Sachverhalt der aber ouc/t-Äußerung' seinen Erwartungen entspricht, d.h. von ihm als weitgehend evident angesehen wird. 'Illokutionssemantisch' passen die MPn halt bzw. auch (aber auch/ halt auch) in diese angegebenen, stark differenzierten (Sprechhand lungs Bedeutungen - v.a. der wewi-VL-Sätze des Typs C und der AUSS-Sätze. Vgl. u.a. Franck (1980: 101) zur Funktion von halt: durch halt wird ein (mitunter allgemein bekannter) Sachverhalt als endgültig und unveränderbar und vollständig normal dargestellt.90
Über die stark restringierte Kompatibilität von Einstellungsausdrücken in den H>CTI -VL·Sätzen des Typs C läßt sich v.a. gegen das Ansetzen eines wenn-VL·· Aussagesatzes argumentieren: Die häufig postulierte 'Unmarkiertheit' von AUSSSätzen spiegelt sich (funktional) gerade in ihrer vergleichsweise uneingeschränkten Akzeptabi lität von Einstellungsausdrücken (vgl. Oppenrieder 90
Ähnlich Thurmair (1989:125) zur Funktion von halt bzw. zur Funktion von auch (ebd.: 155): "Mit auch zeigt der Sprecher an, daß der in der Vorgängeräußerung dargestellte Sachverhalt für ihn erwarlbar war.*
48 1987:181). So sind im wenn-VL-Typ C sämtliche Subklassen von Saadv zumindest von fragwürdiger Akzeptabilität (wie die epistemisch transparenten und evaluativen Saadv) (130)
Wenn du dich aber auch ?mirk/fch ('tatsächlich, ?bedauerKcherweise. ?leider. ...) so dußlig ansteilst!
oder sie sind inakzeptabel (wie die epistemisch opaken Saadv): (130)'
Wenn du dich aber auch 'vermutlich ( vielleicht, wahrscheinlich) so dußlig anstellst!
Das Auftreten von MVen ist weniger stark beschränkt, (Ich verzichte auf eine Beschreibung.) Strukturtyp D: 'wenn + schon + Ind.' Bei Typ D bestehen bezüglich möglicher Partikelfüllungen bzw. -kombinationen keine Alternativen. Wegen der bei schon problematischen Abgrenzung der einzelnen Partikelrunktionen91 ist der - vorrangig von der MP-Funktion auftretender Partikeln abhängige - Status als selbständige (wenn-)VL-Sätze bei diesem Typ besonders fragwürdig. Aus diesem Grund und, weil die 'wenn + schon '-Sätze auch in funktionaler Hinsicht keine Differenzierungsschwierigkeiten gegenüber we/m-VL-WU-Sätzen bzw.'Wünschen'/WU-Einstellungen bereiten, gehe ich nur knapp auf diesen Typ ein. (131)
Mein Gott! Der Olaf! Wenrj ich den schon sehe! [+Thurmair]
(132)
Aids, Aids und nochmals Aids. Wenn ich das schon höre! {mBJ
(133)
A: B?
Vielleicht schaffe ich den Abgabetermin im Herbst für meine 'Diss'. Wenjl du schon 'vielleicht' sapsl!
(134)
A: B:
Das ist der neue Projektleiter. Oh je! Wenn einer schon Lacoste-Pullover trägt! [ m B ]
Die strukturelle Bedeutung des wemi-VL-Typs D liegt wie diejenige des Typs C im 'assertiven Bereich'92. Mit der Verwendung von Sätzen dieses Typs drückt der Sprecher darüberhinaus eine negative Einschätzung hinsichtlich 'situativ
91
S. auch Thurmair (1989:146ff); sie gibt für schon MP-, GP-, Temporaladverbtal- und Afftrmationsadvcrb-Funlction als Alternativen an; Franck (1980;194ff) Adverbial-, Antwortpartikel- und MP-Funktion.
92
Thurmair (1989:53) geht davon aus, daß diese Sätze im "Übergangsbereich zwischen Aussagesatz und Exklamativsatz liegen".
49
präsenter' oder 'textuell vorerwähnter'93 (vgl. die Vorgängersätze der wenn-VLSätze von (131) - (134)) Entitäten bzw. Sachverhalte aus. Ausgehend von dieser Funktionshypothese für den jve/vi-VL-Typ D liegen die Verhältnisse in Bezug auf eine denkbare Integration in das angesetzte VLSatzmodussystem ähnlich wie bei Typ C: Es bietet sich weder eine Integration in einen der etablierten VL-Satzmodi an, noch - wegen der bereits für Typ C genannten Argumente - eine Etablierung eines VL-Aussagesatzmodus. Auch bei Typ D sind die formalen Eigenschaften und die 'illokutionssemantische' Variierbarkeit durch Einstellungsausdrücke viel zu eingeschränkt, als daß die letztgenannte Möglichkeit eine befriedigende Klassifizierungslösung für diese wewi-VL-Sätze wäre: Partikelalternativen zu schon existieren nicht. Die MP-Seleklion spiegelt auch hier die angesetzte strukturelle Bedeutung wider: schon ist neben V2-AUSSSätzen v.a. in w-VL-/(V2-)Sätzen verwendbar (vgl. (135) und (136)), die Thurmair (1989:153/154) als rhetorische w-VL-FR-Sätze, Oppenrieder (1989:181, Anm.15) als exklamativnahe94 einstuft: (135)
Mein Gott. W&dudas schon machst! [+Thurmair]
(136)
Wer das Zeug schon liest! | + Oppenrieder]
Die morphologische Markierung ist auf Ind.Präs.-Formen beschränkt: (137)
Mein Gott! Der Olaf! Wenn ich den schon sehe ( sah, "gesehen habe, sehen werde, sehen wftrjfe. gesehen hätte)!
Die strukturelle Bedeutung von wenn-VL-Sätzen des Typs D ist durch Saadv in keiner Weise variierbar. Für die MVen bestehen wohl wieder sehr differenzierte Beschränkungen. Ich will damit die Beschreibung von (potentiell!) selbständigen (nicht-elliptischen, nicht-isolierten) wenn-VLrSätzen abschließen. Mit den Typen A - D sind die m.E. wichtigsten, wenngleich sicherlich nicht sämtliche selbständigen > - ,-5 & 1 6 erfaßt.95 93
Zu den Begriffen "situativ präsent" (Pasch 1980) bzw. 'textuell/kontextuell vorerwähnt' (v.a, Höhle 1979) vgl. Kap.3.5.3.1, insbes. Anm.176.
94
Wobei aber die rhetorizilätsindizierende MP schon gerade gegen eine Klassifizierung als EXSalz spricht.
95
Vgl. z.B. >ve/»rt-VL-Sätze wie (i) bzw. (ii) - (v). Ihr Status als selbständige Sätze ist aber wiederum sehr fragwürdig (die Funktion von erst in (i) liegt im Grenzbereich von MP und GP; Sätze wie (ü) - (v) weisen normal erweise keine M Pn/Partikeln auf (selten: nur/bloß)): (i) A: Der Wasrneierhat die Strecke in einer Topzeii gemeistert. B; Aber wenn der Zurbriggen erst kommt.' [mB.TVJ
50
E; Zusammenfassung (Tabelle 3) Trotz der Unzulänglichkeiten und Klassifizierungsschwächen des spezifizierten Ellipsenbegriffs sind es v.a. folgende Eigenschaften der hier beschriebenen wennVL-Sätze, die zur Klassifizierung als selbständige (nicht-elliptische) wenn-VLSätze berechtigen: 1) Sie weisen durchgängig typische Gruppen kompatibler Partikeln (-kombinationen) auf, die alle MP-Funktion erfüllen können, (Erschwerend wirkt sich aus, daß der Nachweis der MP-Funktion für die einzelnen Partikeln nicht immer eindeutig erbracht werden kann; ich habe auf eine Argumentation im einzelnen verzichtet.) 2) Sie drücken selbständig sehr spezifizierte Bedeutungen aus, die nur recht unzulänglich als Mischungen von zwei der angesetzten Funktionstypen des Satzmodussystems beschrieben werden können. 3) Ihr Verhalten gegenüber MS-Rekonstruktionen entspricht daher auch demjenigen selbständiger VL-Sätze: Sie sind nicht in Sätze integrierbar, die diese spezifizierten strukturellen Bedeutungen via Satzmodus ausdrücken. (Solche spezifizierten Satzmodi existieren in dem angesetzten System auch nicht.) Mit dem Status als selbständige, d.h. satzmodusfähige Strukturen stellt sich die Frage nach dem Verhältnis dieser we/m-VL-Sätze zu den angesetzten Satzmoduskategorien. Folgende Losungsvorschläge bieten sich an: 1) Die Integration in einzelne der etabliecten VL-Satzmodi würde wegen der formalen und funktionalen Spezifiziertheit der idiomatischen we/in-VL-Typen zu einer Auflösung der angesetzten formalen und funktionalen Eigenschaften der betreffenden Satzmodi führen. Eine solche Integration hätte entweder eine Erweiterung der zugehörigen Formtypen (z.B. im Fall einer Integration der wenn-VL-Sätze des Typs B in den we^/i-VL-WU-Satzmodus) oder eine Einengung der zugehörigen Formtypen zur Folge. Im ersten Fall wäre die Differenzierbarkeh nicht mehr gewährleistet, im zweiten Fall wäre eine Reihe (ii) Wenn Sie alle wüßten, wieviel ich früher nachgedacht habe über die eine Frage: („.)? [CW.GH.173] (iii) Wenn die wüßten, daß ich in Wirklichkeit Abraham heißen tu'! [KA.414) (iv) Ach, wenn Sie ahnten, was hier im Haus vorgeht (...). [SZ,UH,235] (v) Wenn Sie verstünden, Vater, in welchem Dilemma ich mich befinde! [ + Flämig] Bei Sätzen wie (ii) - (v) handelt es sich wohl um eine stark idiomatisierte 'wenn-VL-Variante', deren lexikalisch-propositionale Struktur obligatorisch ein Verbum sentiendt {wissen, verstehen,...) aufweist. Ich komme auf diese Satze und Sätze wie (i) in einem anderen Zusammenhang (intonatorische Beschreibung) noch einmal zurück. Vgl. Kap.3.53.2.
51 selbständiger VL-Sätze nicht mehr klassifizierbar - damit ist die erste Klassifizierungsalternative die wohl am wenigsten befriedigende. 2) Dieselben Faktoren (Spezifiziertheit) sprechen auch gegen eine Erweiterung des VL-Satzmodusparadigmas urn die entsprechenden VL-Typen (vgl. auch Anm.96). 3) Eine Klassifikation als Mischtvpen (vgl. u.a. Altmann 1984:137) setzt - auf der Basis des zugrundegelegten Satzmodusbegriffs - voraus, daß die formale und funktionale Spezifiziertheit als Mischung derselben (VL-) Ausgangssatzmodi erklärbar ist. In Anbetracht der häufig ausgedrückten assertiven Bedeutungsanteile der fraglichen Typen (vgl. B, C und D) müßte dann allerdings ein relativ unspezifischer VL-AUSS-Satzmodus angesetzt werden, dessen Funktion als eine Komponente in die spezifischen Bedeutungen der entsprechenden wennVL-Sätze einfließt. Aber aus welchen Strukturtypen könnte sich ein solch unspezifischer VLAUSS-Satzmodus 'rekrutieren' (vgl. auch Anm.96)? 4) Die Einstufung als idiomatische wewi-VL-Sätze ist damit im Hinblick auf das zugrundegelegte Satzmodussystem zwar die 'unverfänglichste', wohl aber zumindest zürn gegenwärtigen Zeitpunkt - auch die plausibelste Klassifizierungslösung. In zweifacher Hinsicht lassen sich diese wenn-VL-Sätze als idiomatische wenn-VLStrukturen gut an das Satzmodussystem anschließen: 1) Sie bilden - neben den VL-Satzmodi - eine weitere und differenziertere Möglichkeit der Spezialisierung der durch die Vl-/V2-Satzmodi ausgedrückten, abstrakten strukturellen Bedeutungen/Funktionstypen. Damit wäre hinsichtlich der Differenziertheit der durch sie ausgedrückten strukturellen Bedeutungen folgende Skala von satzmodusfähigen Ausdruckstypen denkbar: V1-/V2Grundtypeu
VLGrundtypeo
relativ undifferenziert/ nicht spezifiziert
V1-/V2Mischtypen
idiomatische VLTypen
infinite Haupsatzstrukturen
Grad der Differenziertheit/ rei.differenz./ spezifiziert
2) Bezeichnenderweise weisen die strukturellen Bedeutungen der idiomatischen wenn-VL-Typen häufig hoch spezifizierte 'assertive' Komponenten auf (vgl, Typ B - D; s.u. Tabelle 3). D.h. durch sie wird gerade ein solches 'Funktionsspektrum' ausgedrückt, für das auch die VL-Satzmodi noch zu undifferenziert sind. Die idiomatischen wen/i-VL-Strukturen fügen sich also nicht nur als
52
Ausdruckstypen für Spezialisierungen der Funktionstypen des Satzmodussystems in dieses ein, sondern sie schließen auch vorhandene Lücken96 in dem durch die Vl-/V2-/VL-Satzmodi realisierbaren Funktionsspektrum. Vgl, dazu die folgende tabellarische Übersicht:
96
Oppenrieder versucht neuerdings (1987 vs. 1989) diese Lücke zu schließen, indem er einen VLAUSS-Satzmodus etabliert. Zu diesem zählt er formal recht heterogene Strukturen (und ob-1 und w-VL-Sätze, als ob-/ eis w/tn-VL-Sätze (vgl. Anm.79), HO Ξ sr
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- stark (unregelmäßig) konjug. Verben: Tempusstamm II ( =Tempusstamm I + Stammvokalwechsel): (143)
du komm-st (lad.Präs.)
;
au kam-st [Ind.Prät.]
;
du käm-est (Konj.Prät.I
- gemischt konjug. Verben: Tempusstamm II (= Tempusstamm I + Erweiterung -(-/- Stammvokalwechsel): (144)
du brenn-st
;
au
fyrgnn-l-est
(145)
du wgißrst {Ind.Präs.]
;
du wuß.-i-est [Ind.Prät.]
;
du brenn-t-est
»'
du wüß-f-esl [Konj.Pfät.]
Dabei weisen Imperativ- und Koiy.I-Formen7 keine Formidentitäten mit den synthetischen Konj.II(Prät.)-Formen auf; Indikativ- und synthetische Konj.II(Prät.)-Formen sind jedoch teilweise ambig: (A) Schwach konjug. Verben; Bei den schwach konjug, Verben überschneiden sich sämtliche Konj.Prät.Formen mit den Formen des Ind.Prät.: (146)
ich lobte: du lobtest: er lobt?: wir lobten:.,. fInd./Konj.Prät.]
Auch bei schwachen Verben mit "< -e- > -Erweiterung" (Drosdowski 1984:119) fallen sämtliche Konj.- und Ind.Prät.-Formen zusammen: ( 147)
ich gründ-e_-te; du gründ-£-test;. , . [Iad./Konj.Prät]
6
Vgl. Drosdowski (1984:125) und Heidolph et al. (1981:161 R).
7
Bausch (1978:170) führt mögliche homophone Formen des Konj.I und Konj.II an,
60 Stark konjug. Verben: a) Bei Verben, die < i > bzw. {/i/ bzw. /t:/) in den Präteritalformen als Stammvokal aufweisen, sind Ind.- und Konj.II(Prät.)-Formen teilweise ambig: - Wenn die Ind.Prät.-Formen dieser Verben keine -Erweiterung aufweisen, bestehen Formidentitäten zwischen den Formen des Ind.und Konj.Prät. bei der 1. und 3.Ps.PL: (148)
wir fielen; wir gingen; [l.Ps.PUnd,/Konj.Prät.]
sie fielen; sie gingen; p.Ps.Pl.Ind./Konj.Prät.]
- Wenn die Ind.Prät.-Formen dieser Verben eine -Erweiterung aufweisen, betreffen die Formidentitäten von Ind,- und Konj.Prät.Formen nicht nur die Formen der 1. und 3.Ps. PL, sondern auch diejenigen der 2.Ps. Sg./Pl.: - Eine -Erweiterung 8 weisen zum einen starke (schwache) Verben auf, deren Stamm auf Dental oder < t > endet9, (149)
du mied-f_-st; wir mieden; ihr mied-e^t; sie mieden [Ind./Konj.Prat,]
(150)
du riet-&-est; wir rieten; ihr riet-e_-i; sie rieten [Ind./Konj.Prät.J
(151)
au litt-e_-st; wir litten;...10
8
Entsprechende Formen mit < -e- > -Erweiterung werden von Drosdowski (1984:128) als "archaisch" bzw. "dichterisch" bezeichnet.
9
Keine entsprechenden Formidentitäten zwischen Ind.- und Konj, Prät.-Formen bestehen bei starken Verben, die zwar eine -Erweiterung aufweisen, aber nicht bzw. als Prater it alstamrn vokal haben; (i) dufand-e-st vs. du fänd-t-sl wirfanden vs. -wir fänden ihrfand-e-t vs. ihrfänd-e-t sie fanden
vs.
sie fänden
(Ind.Prät.) [Konj.Prät.J Ebenso bestehen keine Formidentitäten zwischen Ind.- und Konj.Prät.-Formen bei stark konjug. Verben, die die Möglichkeit des < -e- > -Ausfalls bei den Endungen der 2.Ps.Sg./ Pl. des Konj.II haben, da dies nur bei Verben mit unterschiedlichem Stammvokal im Ind.- und Konj.Prät. möglich ist (vgl. Drosdowski 1984:128): (ii) du trugst vs. du trugst/du trüg-e-st ihr trugt (iii) du trgnkst
ihr trgnfcf 10
vs. vs.
ihr trügt / ihr tryg-e-t du trgnkst / du trgnk-e-st
vs.
(Ar tränkt / ihr trgnk-e-t
Hier tritt zusätzlich ein Wechsel des stammschließenden Konsonanten beim Tempusstamm II auf (vgl. Drosdowski 1984:129), Ebenso:
61
- zum anderen starke (schwache) Verben, deren Stamm auf , , oder endet (vgl. Bausch 1978:169): (152)
du bewiesest; wir bewiesen; ihr bewies-e_-t; sie bewiesen; [Ind./Konj.Prät.l
(153)
du riss-f_-st; wir rissen; ihrriss-e_'t;sie rissen; [Ind./Konj.Präl.]
b) Bei allen anderen stark konjug, Verben bestehen keine Formidentitäten. CO Gemischt konjug. Verbem a) Bei Verben, die gemischt konjugiert werden und die die Ind.Prät.-Forrn entsprechend dem Muster der schwach konjug. Verben bilden (d.h. ohne Stammvokalwechsel und mit -Erweiterung), bestehen dieselben Formübereinstimmungen zwischen Ind.- und Konj, Prä't.-Formen wie bei den schwachen Verben, d.h. also vollständige Formidentität der jeweiligen Prät.-Paradigmen: (154)
mahlen; gemahlte; gemahlen; ich mahlte; du mahltest; er mahlte; wir mahlten;... [Ind./Konj.Prat.]
b) Bei allen anderen gemischt konjug. Verben (mit Stammvokalwechsel und mit -Erweiterung) bestehen keine Formidentitäten.11 ( ) Hilfsverben
ffliVen);
Bei haben, werden und sein bestehen keine Formidentitäten zwischen Konj.(i) du schneidest; du schniQest;... 11
D.h. bei 1) gemischt konjug. Verben, die einen Stammvokalwechsel zwischen und aufweisen und die die Ind. Prät.-Formen mit -Stammvokal bilden, da das Konj.Prät,Paradigma immer mit dem Stammvokal realisiert wird (vgl. Drosdowski 1984:129): (i) ich kannte vs. ich kennte [Ind.Prat.J [Konj.Prat.J ebenso: brennen, nennen, rennen, senden und wenden 2) wissen: (ii) ich wußte vs. ich wüßte {s.o.} 3) Verben, die wie diejenigen unter 1) konjugiert werden, aber zusätzlich im Prät. gegenüber dem Präs, eine Kons on ante n an de rung aurweisen (vgl. Bausch 1978:172): (iii) ich brachte vs. ich brächte ich dachte vs. ich dächte
62
und Ind.-Paradigma, da sie das Prät. durch Umlaut bilden. D.h., die synthetischen Konj.II-Formen der Verben haben, werden und sein sind morphologisch eindeutig. Dementsprechend sind auch die mit haben, werden und sein als HiVen gebildeten analytischen KonjJI-Formen (s.u.) morphologisch eindeutig.
:
a) Die MVen sollen und wollen verhalten sich wie die schwach konjug. Verben (vgl.(A)). Entsprechend ist das gesamte Konj.Prät.-Paradigma mit demjenigen des Ind.Prät. formidentisch: (155)
ich sollte; du solltest; er sollte;... [Ind./Konj.Prät.]
(156)
ich wollte; du wolltest; er wollte;.,. [lnd./Konj.Prat,J
b) Die MVen dürfen, können, mögen und müssen verhalten sich wie die gemischt konjug. Verben, die aufgrund des Stammvokalwechsels keine Formidentitäten mit dem Indikativ aufweisen: (157)
ich durfte du durftest [Ind.Prät.]
vs. vs.
ich dürfte du dürftest [Konj.Prät.)
CF) Zusammenfassung (Tabelle 4} Das für die morphologische Markierung von V1-/(VL·) WU-sätzen obligatorische Konj.II-Paradigma ist, was die synthetischen Konj.II (Prät.)Formen betrifft, defektiv. D.h., es existiert kein formal intaktes Konj.Prät.Paradigma12. Vgl. dazu Tabelle 4:
12
So auch Bausch (1978:116,181). Bausch (1978:64) geht sogar soweit, die Angemessenheit eines synthetischen Konj.II -Paradigmas generell in Frage zu stellen: "Der Grundsatz, den synthetisch gebildeten Konj.II als paradigm atisches Muster für die Behandlung des Konjunktivs beizubehalten, ist weder unter strukturellem Aspekt noch von der Realität des heutigen Sprachgebrauchs zu begründen. Er dürfte eher motiviert sein durch die Tradition der Sprachpflege,"
63
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64
2) Analytische Konj.II-Formen a) Koiy.PIusqAktiv-Formen / Konj.II-Passiv-Formen - Konj.Plusq.Akt.-Formen werden analytisch gebildet mit dem Konj.II der HiVen haben/sein und dem Part.II des Vollverbs: hob/sein
[Konj.fl] + V [Part-Ill
- Konj.Prät.-/Plusq.Pass.-Formen werden ebenfalls analytisch gebildet mit dem Konj.II der HiVen sein/werden (zur exakten Bildungsweise s. Kap. 3.1.2.). Sowohl bei Konj.Plusq.Akt.-Formen als auch bei den Konj.II Pass.-Formen bestehen keine Formambiguttäten mit anderen Moduskategorien, da die Konj.Prät.-Form der HiVen sein, haben und werden morphologisch eindeutig ist (s. synthetische Konj.II-Formen, (D)).
b) würde-Formen Als Würde-Formen werden Konj.II-Formen bezeichnet, die analytisch mit dem Konj.II des HiVs werden™ und dem Inf.I bzw. II des Vollverbs gebildet werden: - werd {Koqj.II] + V [ Inf.I]
[= würde-farm
- wad [Konj.Ii] + V [Part.II] + hab/säa [Inf.I]
[= ttwtfe-Fonn III
Bei beiden würde-Formen I und II bestehen keine Formambiguitäten, da die Konj.Prät.-Form des HiVs morphologisch eindeutig ist (s. synthetische Konj.ILFormen, (D)). Die würde-PoTmen l und II werden häufig als "Ersatzformen" für morphologisch ambige Konj.II-Formen gehandhabt; und zwar die würdeFormen I für die synthetischen Konj.II (Prät)-Formen ('Ersatz'paradigma I) und (teilweise) die würde-Formen II für die analytischen Konj.II (Plusq,)Formen ('Ersatz'paradigma II)14. Das Ansetzen morphologischer Ersatz- bzw. Alternativformen ist jedoch nur dann gerechtfertigt, wenn 'ursprüngliche Form' und 'Ersatzform' (bei analoger 13
Diese Verwendungen von werden als Vollverbverwendungen (Kopulastrukturen): (i) Würde er doch wieder gesund! (ii) Würde es doch bald wieder Frühling!
HiV
sind
zu
unterscheiden
von
den
14
Von den Hurcfe-Formen als "Ersatz"- bzw. "Sonderformen" oder "Nebenvarianten" sprechen u.a. Helbig/Buscha (1981:160/161), Duden (1973:114), Drosdowski (1984:171), Schmidt (1967:229), Flämig (1962:36) und Jäger (1971:251). Sie beziehen sich dabei vorwiegend auf die Verwendung der Konj.II-Formen in Kond.Sen.
65 Verwendung) dieselben modalen und temporalen Aspekte indizieren. 15 In Vi-/(VL-(s.u.))WU-Sätzen läßt sich die funktionale Äquivalenz - zumindest für das Ersatzparadigma I - nachweisen:16 Die würde-Form l erfüllt kontextunabhängig dieselben zeitreferenziellen (Bezug: Sprechzeitpunkt (SZP)) und modalen (Erfüllbarkeitsaspekte) Funktionen wie die synthetischen Konj.Prät.-Formen (vgl. auch Kap.4.3.2.2.): (158)
Brächte ich das doch nur fertig!
nachzeitig->
(159)
Wurde ich das doch nur
Potentials
(160)
WMrv Hans doch hier!
gleichzeitig'>
(161)
Würde Hans doch [Analog: wenn-VL- Wunschsätze}
'Irrealis'
Problematischer ist der Nachweis der funktionalen Äquivalenz der würdeFormen II und der Konj.Plusq.-Formen (Ersatzparadigma II): (162)
Hattg ich die Prüfung doch bestanden!
(163)
''Würde ich die Prüfung doch bestanden haben/
(164)
(165)
Hätte ich die Prüfung doch schon bestanden! Würde ich die Prüfung doch schon bestanden haben!
vorzeitige Irrealis
'nachzeitig1- > Potent i aus
15
D it funktionale Äquivalenz der würde- Formen mit den 'entsprechenden' Voll Verbformen wird in Bezug auf das Ersatzparadigma I fast generell angenommen (vgl. die unter Anm.14 angegebenen Literatur); seltener wird die funktionale Äquivalenz für das Ersatzparadigma II angenommen (vgl. u.a. Helbig/Buscha (1981:160/161)). Daneben werden die beiden würdeFortnen jedoch auch oftmals - aus Symmetriegründen zum Tempusparadigma des Ind. - als (Ersatz)formen für den Konj.FuturI und II ("Konditional I und H") behandelt (vgl. Glinz (1970:132), Heibig/ Buscha (1981:165), Kaufmann (1972:39/40), Drosdowski (1984: 160,172) und Heidolph et al. (1981:523), der vom "Konj.II der Erwartungsstufe" spricht.). Bausch (1978:66 ff) und - in Anlehnung an diesen - Eisenberg (1986:130/131) weisen auf die durch diese 'Mehrfach'-Integralion der Würde-Formen in das Konj.-Paradigma entstehenden Widersprüche hin. Eisenberg (ebd.) geht daher davon aus, daß "die Stellung der würeie-Formen im Paradigma noch unverstanden ist". Der Grund für diese uneinheitliche Einordnung der würde-Formta liegt wohl in dem - sprachpflegerisch motivierten - Wunsch einerseits nach Vollständigkeit des Kon}.-Paradigmas, andererseits nach funktionaler Symmetrie zum Ind.Paradigma.
16
Zur Klärung der Frage, ob die wü«te-Formen I und II als Alternativformen in WU-Sätzen zu werten sind, muß hier auf temporale und modale Funktionen der entsprechenden morphologischen Formen Bezug genommen werden.
66
Auch aufgrund der Belegsituation (s.u.) gehe ich davon aus, daß die WürdeFormen II in Vl-/(VL)-WU-Sätzen nur akzeptabel sind, wenn durch sie die Zeitreferenz 'Vergangenheit* nicht auf den SZP bezogen wird, sondern auf einen zukünftigen Zeitpunkt ('nachzeitig'; vgl, (165)).17 Die entsprechenden Konj. Plusq.-Formen können jedoch - in Abhängigkeit von bestimmten lexikalischen (vgl. schon in (164) und (165)) bzw. kontextuellen Faktoren sowohl vorzeitige wie nachzeitige Zeitreferenz indizieren. Die würJe-Formen I sind also in Vl-/(VL-)WU-Sätzen generell akzeptabel und können als Alternativformen für den Konj.Prät. der entsprechenden synthetischen Vollverbformen gewertet werden ((158)-(161)); die WürdeFormen II sind in Vl-/(VL-)WU-Sätzen nur mit Einschränkung akzeptabel und deshalb nur bedingt als Ersatzformen für die Konj. Plusq.-Formen einzustufen. 3) Zusammenfassung Mit den würc/e-Formen als Formalternativen ergibt sich damit für die Vl-/(VL)-WU-Sätze das folgende zulässige morphologische Formenparadigma18:
17
Vgl. dazu auch Metschkowa (1983:86/87). Sie führt Beispiele von Kond.NSen an, in welchen die Konj.Prät.-Form durch eine würde-Fotm II dann substituierter ist, wenn die zeitreferentiellen Bezüge auf die Bezeichnung der relativen Nachzeitigkeit beschränkt sind:
(i) Dort würde sie auf mich warten: Ich wollte den Weg über Österreich und den Rhein nehmen, den ich kannte, und sie würde anrufen, wenn ich Zürich erreicht hätte [ - erreicht haben würde]. [ + Metschkowa] 18
Zu den Passivformen vgl.Kap.3.1.2, Nicht aufgeführt sind auch analytische Konj.II-Formen mit MVen (s.u.).
67
^s. MerkmalsForm-X^ auspräalter^sÄUng nativen
DVollveribformen (analyt,/ synihei.)
2)wJrdeFormen (analyt.)
^»w
Koitf.II
Konj.Prfit
K Koni.Perf. Konj.Perf,-Formen der l./2.Ps.Sg./Pl. sind in selbständigen Vl-Sätzen inakzeptabel; (190)
Steift du auch damals doch nur so glücklich gewesen! [Konj.Perf.-For m; morpholog, eindeutig]
sie sind allenfalls akzeptabel in unselbständigen Vl-NSen (Kond.NSe, Konz.NSe), evtl. mit isoliertem MS: (191)
Habe ich auch Glück gehabt - es war dennoch nicht einfach gewesen. [mB] [lnd,/Konj.Perf.-Form; morpholog, ambig ; Vl-Konz.NS mit isoI.MS]
Selbständige Vl-Strukturen mit Konj.Perf.-Formen der 3,Ps.Sg./Pl. sind als Heischesätze bzw. S/e-Imperativsätze26 klassifizierbar: (192)
Seien Sie fleißig gewesen, wenn ich zurückkomme! [+WinkJer] [Konj.Perf. 3.Ps.Pl.-Form; Sie-IMP-Satz}
25
Die Aussage müßte evtl. revidiert werden, da ich keine Belege für morpholog. eindeutige Konj.Perf.-Formen in unselbständigen Vl-Strukturen habe: (i) 'Sei ich auch angeblich überheblich gewesen - es war nicht meine Absicht. [Konj.Perf.-Form; morpholog. eindeutig]
26
Innerhalb des Imperativsalzparadigrnas wird die Subkategorisierung von Winkler (1989:7ff) übernommen. Er unterteilt den IMP-Satzmodus in folgende formale Subtypen (vgl. auch Tabelle 2 in Kap. 1.2.3,): 1) IMP-Satz (2.Ps.Sg./Pl,), 2) Sie-IMP-Satz (3.Ps.PL), 3) Adhortativsatz (l.Ps,PI.) und 4) Heischesatz (3,Ps.Sg,/PI.), 2)-4) wertet er als "Ersatzformen' für Lücken im Paradigma der (morpholog.) IM P-Formen; sie sind im Gegensatz zu 1) als Syntagmen definiert.
72 b) Koni.Präs. Konj.Präs, -Formen der l.Ps.Sg. sind in selbständigen Vl-Sätzen inakzeptabel;27 (193)
*Ach sfl ich doch nur glücklich! [Konj.Präs.-Form; morpholog. eindeutig.]
Konj.Präs.-Formen der 2.Ps.Sg. sind jedoch als IMP-Sätze klassifizierbar: ( 194)
Sfl (du) kein Frosch.' /Dusfl kein Froschf [Imp.-Form; raorpholog. ambig]
Vl-Sätze mit Konj.Präs.-Formen der 3,Ps,Sg,/PL sind wiederum Heischesätze bzw. Sie-IMP-Sätze zu interpretieren: ( 195)
$£i bloß keiner so kühn, sich mit ihm einzulassen! [ + Winkler] [Konj.Präs.-Form; morpholog. eind.; Heischesatz]
( 196)
Seien Euch doch immer Glück und Erfolg beschieden! [ + Flamig]
(197)
Seien Sie doch nicht so vorlaut! [mB] [Konj.Präs.-Form; morpholog. eind,; 5j'e-IMP-Satz]
als
Konj.Präs. -Formen der l.Ps.Pl. in selbständigen Vl-Sätzen sind als Adhortativsätze und damit ebenfalls als Subtypen des Imperativsatzparadigmas zu werten: (198)
Gehen wir doch schon mal voraus! [Konj. /Ind. Präs. -Form; morpholog. generell ambig, außer be'isein]
(199)
Seien wir doch mal ehrlich! [Konj.Präs.-Form; morpholog. eind,]
Morphologisch eindeutige Konj.Präs.-Formen der 2.Ps. Pi, sind in selbständigen Vl-Strukturen inakzeptabel; (200)
Gehet ihr doch schon nach Hause! [Konj.Präs.-Form; morpholog. eind.}
Ausnahme: (20 1 )
Möfet ihr doch gesun d bleiben! [Konj.Präs. von mögen; morpholog. eind.]
Morphologisch entsprechend markierte Strukturen sind allenfalls bei fehlendem Subjektsausdruck grammatisch und als IMP-Sätze der 2,Ps.Pl. 27
Mit Ausnahme der bereits erwähnten selbständigen Vl-Sätze mit (morpholog. eindeutigen!) Konj.Präs.-Formen der 2.Ps.Sg./ l,/2.Ps.Sg./Pl. von mögen. Vgl, die Beispiele in Anm.23.
73
einzustufen (vgl. Winkler 1989:11): (202)
Freuet euch! [+Winkler] [Konj.Präs.-Form; morphotog. eind.]
(203)
Wehret den Anfangen! {+Winkler] [s.o.]
Zwischen Konj.I (Präs./Perf.)- und Konj.II (Prät./Plusq.)-Formen besteht also bei (Vl-)WU-Sätzen keine Merkmalsvariabilität: Entsprechend morphologisch markierte V l-Strukturen sind entweder ungrammatisch oder als Heischesätze, Sie-Imperativsätze, Adhortativsätze bzw. Imperativsätze der ZPs.Pl. in das Imperativsatzparadigma zu integrieren. C: Merkmalsdifferenzierune Die morphologische Markierung erfüllt für (Vl-)WU-Sätze folgende Konstituierungs- bzw. Differenzierungsfunktion: 1) Das für VlVCVL-JWU-Satze obligate mo hologische Formenparadigrna ist defektiv, d.h. die synthetischen Konj.II-Formen sind zum großen Teil ambig. Stellt man die Distribution der (ambigen) synthetischen Konj.II-Formen sowohl in VI- als auch in VL-WU-Sätzen in Rechnung, so ist offensichtlich, daß fast ausschließlich morphologisch eindeutige Formen verwendet werden. 2) Dennoch ist die Differenzierungsleistung der morphologischen Markierung wesentlich geringer zu veranschlagen als häufig angenommen: a) Vl-/(VL-)WU-Sätze sind nicht aufgrund des Merkmals Verbmorphologie - auch bei morphologisch eindeutigen Formen - konstituierbar, da außer dem IMP-Satzmodus sämtliche anderen Satzmodi keine Modusrestriktionen aufweisen (vgl. Tabelle 2 in Kap. 1.2.3.): b) Gegenüber diesen selbständigen Vl-/(V228-)Satzmodi erfüllt die morphologische Markierung (Modus/Tempus) keine Differenzierungsfunktionen: (204)
Hätte der doch nur gelacht!
(205)
Hätte der denn gelachl? [Vl-FR-Satz]
(206)
Hätte der aber vielleicht gelacht/ [Vl-EX-Satz]
c) Auch unselbständige Vl-Sätze (Kond.NSe) mit Konj.II-Formen sind nicht über die morphologische Markierung differenzierbar: 28
Y2-Stnil;tuTen werden nicht aufgeführt.
74
(207)
Hätte der gelacht, wäre das Eis gleich gebrochen gewesen.
3) Absolute Differenzierungsfünktion erfüllt die Modus- /Tempus-Markierung hingegen in VI- WU -Sätzen mit synthetischen Verbformen (keine Konj.Plusq.Formen; keine wiirde-Formen) gegenüber IMP-Sätzen29 mit Vl-Stellungstyp und lexikalisch realisiertem Subjektsausdruck, d.h, bei: -
S/g-IMP-Sätzen: (208)
Überlegen Sie doch nicht so lange!
(209)
(Ach) überlegten Sie doch nicht so lange! [Konj.-Markierung ambig; Tempus disambiguiert]
Adhortativsätzen: (210)
Gehen wir doch nach Hause!
(211)
(Ach ) gingen wir doch nach Hause! / Würden wir doch nach Hause gehen! [Konj.-Markierung eind.; Modus/Tempus disambiguierenj
Heischesätzen:
-
29
(212)
Lobe ihn mal jemand.1
(213)
Lobte ih n doch nur mal jemand! J Konj.-Markierung ambig; Tempus disambiguiert)
(214)
Gebe ihm mal einer das Buch!
(215)
Gäbe ihm doch nur mal einer das Buch! [Konj,- Markierung eind.; Modus/Tempus disambiguieren]
IMP-Sätzen a.Ps.PU: (216)
Überlegt ihr doch nicht so lange!
(217)
Überlegtet ihr doch nicht so lange? [Konj.-Markierung ambig; Tempus disambiguiert]
Geht man von der Akzeptabilität von Imp.Perf.- bzw. Imp. Passiv-Formen aus (so Winkler 1989:I6ff,24ff), so waren die folgenden Aussagen auch auf die analytischen Konj.II-Formen zu beziehen. Vgl.z.B.: (i) Werdet ihr erst einmal so verdroschen wie ich! [ + Winkler] {Vorgangspassiv; IMP-Satz der 2,Ps.Pl.J (ii) Würdet ihr doch nur einmal so verdroschen wie ich! l Vorgangspassiv; Vl-WU-Satz]
75
-
IMF-Sätzen f2.Ps.Sg. t: (218)
Geh du nur nach Hause!
(219)
Gingest du doch nur nach Hause! jKrmj.-Markierung eind,; Modus/Tempus disambiguieren]
Modus- und Tempusmarkierung überlagern sich hier in ihren Differenzierungsleistungen, da die finite Verbform von IMP-Sätzen (sämtlicher Subtypen) generell mit dem Tempusstamm I, die von WU-Sätzen mit dem Tempusstamm II (Konj. Prät.) bzw. Tempusstamm III (Konj.Plusq.) gebildet wird. D.h., die Modusmarkienmg kann - auch bei eindeutigen Konj.II-Formen - keine absoluten Differenzierungsfunktionen erfüllen kann, da keine entsprechenden Oppositionen im Vl-Satzmodusparadigma vorhanden sind (vgl. die Satzpaare (210)7(211), (214)/(215) und (218)/(219)); der Tempusmarkierung (i.d.S. dem jeweiligen Tempusstamm) kommt isoliert distinktive Funktionen zu bei nicht-eindeutigen Konj.II-Formen in Kontrast zu nicht-eindeutigen Imp.- bzw. Konj.I-Formen (vgl. die Satzpaare (208)/(209), (212)/(213) und (216)/(217)). -
'Vi
Die morphologische Markierung (Modus/Tempus) leistet also innerhalb des Paradigmas der selbständigen Vl-7V2-Satzmodi nur die Abgrenzung gegenüber V l-/(V2-) IMP-Sätzen der besprochenen Subtypen. Die anderen Vl-/ (V2-)$atzmodi müssen - ebenso wie die unselbständigen Vl-Kond.NSe - über die anderen Merkmalsbereiche disambiguierbar sein.
30
Vgl. Heidolph et al, (1981:561ff) und Winkler (1989:15),
76
3.LL2.VL-Sätze A; Merkmalsausprägung Siehe Merkmaisausprägung von Vl-WU-Sätzen. Allerdings entspricht die Distribution der jeweiligen Konj.H-Formen (analytische vs. synthetische) in wennVL-WU-Sätzen nicht vollständig derjenigen von Vl-WU-Sätzen: 1) Synthetische Konj.II-Formen Im Gegensatz zu den Vl-WU-Sätzen ist der Anteil synthetischer Konj.IIFormen mit 50% aller Belege sehr hoch. Sie bestehen zum großen Teil aus morphologisch eindeutigen Konj.II-Formen von sein (25% aller Belege!; vgl, (220)-(222)) und haben ((223), (224)) als Ven; (220)
"Was ßr ein prächtiger Mensch!" rief Maryet. "Ach, wenn nur alle Leute so wgre/t außer uns beiden natürlich." [PB,GL,85]
(221)
Ach Gott, wenn das nur so wäre! [SZ,UH,324]
(222)
Ach, wenn ich doch [Werbung,Radio,mB]
(223)
Ihre Mutter kann das nicht bewältigen. Wenn Chedbury nur ein Spital hätte! Aber die Fahrt nach Boston würde er nicht aushallen. [PB,GL,165]
(224)
A: B:
ein
Goldstar war! - Dann
war
ich
knackig,...
.
Dem werd'ich den Kopf ordentlich waschen, wenn wir die Bilder erst haben. Wenn wir sie nur schon fratfgg/ [TV,mB]
bzw. aus synthetischen Konj.II-Formen anderer (vorwiegend) starker Verben ((225)-{229)). (Auffallend häufig - zumindest im vorliegenden Korpus - ist dabei der synthetische Konj. Prät. von kommen31 ((228),( 229)):)
31
(225)
Das, wenjj ich nur wüßte, im voraus! [mB]
(226)
Als Ausnahmelalent bekommt die 24-jährige aus Wehr/Baden jetzt den BAMBl, was sie so kommentiert: 'Wenn ich das Reh doch nur erst in Händen hielte..." [ILL,BU,51/87,47]
(227)
Tja, der Heller Andt würde einen schmücken Cartland-Helden abgeben, als melancholischer Märchenprinz, ein richtiger kapriziöser Wiener Zuckerbäckerritier. Wenn er nur endlich zu sich selbst fände! [ILL,VO,6/87,189]
Dies könnte als Bestätigung gewertet werden für Bausch's (1978:213) Annahme, "daß synthetische Konj.II-Bildungec von Vollverben (...) auf eine eng begrenzte Anzahl von im Sprachgebrauch häufigen Lexemen" beschränkt sind. Dazu zahlt Bausch (1978:119,213,215) neben sein, haben und werden In der Funktion von Voll- bzw. Hilfsverben die MVen können, mögen, dürfen und müssen und die Verben kommen, gehen, geben und wissen. So auch Behagel (1928, Bd.2:244); zitiert nach Bausch (1978:263, Anm.330). Vgl. dagegen die von Drosdowski (1984:171) genannte Liste von Verben mit gebräuchlichen synthetischen Kon j. IIFormen: kommen, bekommen vnd finden.
77 (228)
Ach, wenn nur diese schreckliche Sache endlich zu einem Ende käme, daß man nicht so schlecht dadurch wird, so bös und zommutigf [SZ,UH,226]
(229)
Ruhig, Mütterchen. Ich will mein Bußgewand anziehn -Ach Gott, wenn jemand kßme. dem ich um den Hals fallen und erzählen Aewite/[WE,FR,44]
Allerdings läßt sich Bausch's (1978:63,204) These, daß bei schwachen Verben nur analytische Konj.II-Bildungen (Hwtfe-Formen I) möglich sind, nicht für ihre Verwendung in wewi-VL-WU-Sätzen bestätigen. Vgl, die folgenden Beispiele mit morpholog. ambigen KonjJI-Formen (6% aller Belege): (230)
Wenn Sie mich wenigstens liebten! [ST,FJ,39]
(231)
Wenn man nur auf erneute Steuererhöhungen verzichtete! Das wäre begrüßenswert. [ 4- Kaufmann]
(232)
Wollte er denn nicht endlich reden, ihr sagen, was er zu sagen beabsichtigte? Wenn er sie nur nicht anrührte! [JG,DB,178]
2) Analytische Konj.II-Forrneji Der Anteil analytischer Konj.Plusq.-Formen ist bei VL-WU-Sätzen wesentlich geringer als bei Vl-WU-Sätzen (10% vs. 33%)M: (233)
(...) Magarth führte zur allgemeinen Verblüffung umsichtig Regie. Alles bestens. Wenn bloß die Stürmer besser Betroffen hätten. [5^22.06.86,42]
(234)
Wenn Sie bloß nicht eine solche Schmierenkomödie aufgeführt hätten! Dann war" ich vielleicht sogar drauf reingefallen. [ILL,GO,4/8632]
(235)
Wenn er doch nur so vernünftig gewesen wäre, auf das Picknick zu verzichten! [PB.GL.14]
(236)
Wenn er Lewis Harrow doch nie bejggne( warf, sagte sich Edward" Haslett, wenn der Bursche doch nach dem Krieg in Frankreich geblieben wäre, wenq er sich in New York verloren hätt£. ja beinahe wenr^ er doch in die Tür eines anderen Verlags getreten wäre. statt in das stille Chedbury zu kommen und Edwards aufblühende Firma mit Beschlag zu belegen. [PB,G L, 159/160]
Die analytischen Konj.lI-Formen bestehen jedoch bei den we««-VL-WUSatzen - wie bei den Vl-WU-Sätzen - zum großen Teil aus Konj.II-Bildungen mit MVen (25% aller Belege) und hier wiederum aus Konj.II-Formen mit können (20%):
32
(237)
(...) und dann diese Oberschenkel, diese kurzen. Wsnr± du doch die Kartoffeln könntejf, ma chere Romy! Nur das Gesicht fand sie in Ordnung - auf Fotos. [ILL,VO,4/87,239]
(238)
Oh, wenn ich davon loskommen könnte! Wenn ich davon loskäme, würde ich dich pflegen (...). Edgar, ich würde dich lieben! [ST,TO,66]
Diese Daten zeigen die Tendenz zur geschlossenen Klammer.
lassen
78 (239)
Wer hat eigentlich den Schlafsack erfunden? Wenn der Mann doch sehen könnte, was er angerichtet hat1 fSZ,25.08,88,l]
(240)
Wenn sie ihm nur hätte sagen können, wovor sie sich ßirchtetel Armut könnt ei nicht sein,... [JG,DB,32]
Einen kleineren Anteil bilden Konj.H-Fonnen mit anderen MVen (wollen, mögen): (241)
Wenn ihm die Kunstschule nur erlauben wollte* statt des ewigen Kopierens die Dinge zu modellieren, so wie er sie selber sah! [JG,DB,8]
(242)
Wenn sie ihm aas nur glauben wollte! IJG,DB,268]
(243)
A: B:
Der Barbier stellt unerfüllbare Bedingungen. Wenn sie mir nur endlich sagen wollten, was für Bedingungen/ [BB,SEZ, 120]
Für analytisch gebildete Würde-Formen habe ich bei wenn-VL-WU-Sätzen zwar einige Belege, jedoch stellen sie nur einen kleinen Anteil der analytischen Konj.H-Fonnen ( 7%), Auch ist ihre Verwendung nicht auf schwache Verben (potentiell morpholog. ambige Formen) beschränkt, (244)
Tja, wenn sie doch nur einmal scheinen würde, die schöne Sonne! [mB,Radio3-08.87]
(245)
Partnerschaft: Wenn er sich bloß ändern würde^l [ILL,BR,Artiketüberschrift]
(246)
Wenn es doch dieses eine Mal nicht heißen würde. 'Ladies first'! [mB.TV, 12.03.87]
sondern sie ist auch bei starken/gemischt konjugierten Verben belegt, d.h. bei Verben, deren synthetische KonjJI-Formen morphologisch nicht ambig wären: (247)
Wie werde ich nur da herauskommen.... Oh, wenn doch das Haus niederbrennen würde .... (ST.TO.28]
(248)
Wenn sie doch nur nicht singen würfe! Nicht mit dieser Stimme. [mB,T V, 17.01.85]
Die Distribution der (synthetischen/analytischen) KonjJI-Formen in wennVL-WU-Sätzen unterscheidet sich von derjenigen in Vl-WU-Sätzen durch den hohen Anteil an synthetischen (teilweise morphologisch ambigen) Konj.Prät.Formen - ein erstes Indiz, daß die durch das VL-EE segmental eindeutigeren Hwm-VL-WU-Sätze nicht in dem Maße wie die Vl-WU-Sätze auf die Indizierungsleistung der morphologischen Markierung angewiesen sind. Sieht man von den Konj.Plusq.-Formen ab, so sind die 'restlichen' analytischen Konj,II-Formen mit dem hohen Anteil an Konj.II-MV-Formen und dem geringen an analytischen würde-Formen I in VI- und VL-WU-Sätzen weitgehend analog distribuiert.
79
B; Merkmalsvariation VgL Vl-WU-Sätze: auch für wewi-VL-WU-Sätze ist die Konj.II-Markierung konstitutiv: 1}
Ind.-Formen
Selbständige wewz-VL-Strukturen mit Ind.- (vorwiegend Ind. Präs.-)Formen sind je nach Partikelfüllung und ausgedrückter struktureller Bedeutung den verschiedenen idiomatischen wefm-VL-Typen zuzurechnen (vgl. Typ A-D). Aufgrund kompatibler Partikelfüllungen und der ausgedrückten strukturellen Bedeutung bereiteten v.a.33 ind. (vorwiegend Ind.Präs./(Perf.)) markierte we/i/i-VL-Strukturen des Typs B (Partikeln: nur, bloß, mal) Probleme hinsichtlich einer Abgrenzung von werm-VL-WU-Sätzen. Insbesondere deshalb, weil analog konstruierten ind. markierten VIStrukturen keinerlei 'Wunschlesart' zukommt (vgl. Kap.l.3.2.1.,B und Kap.3.1,l.l.,B) und wegen der unterschiedlichen 'Verwendungsbedingungen' ind. und konj. markierter wenn-VL-(WU-)Sätze (vgl. v.a. Anm.83 in Kap. 1.3.2.1,,B) wurde gegen eine Merkmalsvariation zwischen Ind.(Präs./(Perf.))und Konj. (Prät./Plusq.)-Formen bei (wercn-VL-JWU-Sätzen argumentiert. Die Sätze (249) und (250) sind - aufgrund des spezifizierten Ellipsenbegriffs wiederum als ind. markierte, unselbständige wenn-VL-NSe (Kond.NSe, Konz.NSe) mit fehlendem (249) oder isoliertem (250) MS zu klassifizieren: (249)
A: Wirst du ihm denn Bescheid sagen? B: Wenn du ej so wiltstf [mB] [vwjftn-VL-Kond.NS mit fehlendem MS]
(250)
Wenn er sich auch noch so anstrengt - er wird es nicht mehr rechtzeitig schaffen. [HWifi-VL-Konz.NS mit isoliertem MS]
2) Konj.I-Formen Konj.I(Präs./Perf.)-Formen sind in selbständigen wewi-VL-Sätzen wohl generell inakzeptabel (vgl. die Merkmalsausprägung von wenn-VL^VJUSätzen und die jeweils akzeptablen morphologischen Markierungen in den verschiedenen idiomatischen we/jn-VL-Strukturtypen). Wenrc-VL-Strukturen mit Konj.I(Präs./Perf.)-Formen sind · daher nur als
33
Auch bei Typ A ('wenn + bitte/vielleicht'), der neben Typ B 'illokutionssemantisch1 der durch WU-Sätze ausgedrückten strukturellen Bedeutung sehr nahe steht, sind in einer Variante (3.Ps.PI. Sie + MV wollen) Ind.Präs.-Formea möglich: (i) Wenn Sie bitte im Nebenraum einen Moment Platz nehmen wollen?
80 (reportierte3*)
unselbständige
(elliptische/
nicht-elliptische)
wenn-VLr
(Kond.) NSe interpretierbar: (251)
Das könne er von seinen Leuten nicht verlangen, ^ventj er selbst doch bloß am Karfreitag gebe.. [HM,U,64] [Konj.Präs.-Form; nicht-elliptischer Kond.NSj
(252)
Ja, es sei Zeit gewesen, höchste Zeit, aber ich würde sehen, wie rasch es jetzt, wenn man's nur richtig anpacke, mit ihrer Genesung vorwärts gehen würde. [SZ,UH,209] IM251)]
(253)
Er sagte, er müsse sich selber stellen und sie ergänzte; Nur, wenn er es getan habe. [mB] [Konj.Perf.-Form; elliptischer Kond.NS]
Ci MerkmalsdifTerenzicniTig 1) Da außer dem VL-IMP-Satz sämtliche selbständigen Vl^-Satzmodi keine Modusbeschränlcungen aufweisen35, leistet die Modus-/Tempusmarkierung von wertH-VL-WU-Sätzen keine Differenzierungsfunktion gegenüber: a) selbständigen VL-Sätzen: - VT-FR-Sätzen (254)
Ob er (wohl) doch noch käme?
(255)
Wenn er (doch nur) käme!
(256)
Was er (wohl) getan hätte?
(257)
Wenn er das (doch nur) getan hätte!
- w-VL-EX-Sätzen (258)
Wie der (aber auch) wieder hingelangt hätte!
(259)
Wenn der (doch nur) hingelangt hätte!
- ttaß-VL-EX-Sätzen (260)
Daß du dich (aber auch) so dußlig anstellen würdest!
(261)
Wenn du dich (doch nur) nicht so dußlig anstellen würdest/
(bzw. b) unselbständigen wenn-VL-Kond.NSen)
34
Metschkowa (1983:105) weist nach, daß der Gebrauch des Konj.I in Kond.Sen "nicht durch die KonditionaliUt" bedingt ist, sondern durch die Verwendung der betreffenden komplexen Strukturen als Redewiedergaben. Ebenso: Jäger (1971:30,71).
35
Vgl. die Vorgaben in Tabelle 2, Kap.1.2.3.
81
2) Absolute Differenzierungsfunktion erfüllt die Modus-/Tempusmarkierung ^> hingegen in wenn-VL-WU-Sätzen mit synthetischen Verbformen gegenüber /3-VL-IMP-Sätzen (Subjektsausdruck obligatorisch lexikalisch realisiert!): a) Bei morphologisch eindeutigen Konj.-Formen überlagern sich die Differenzierungsfunktionen von Modus- und Tempusmarkierung wiederum: (262)
Daß du (bloß) nicht kommsit
(263)
Wenn du (doch nur) nicht kämeil!
b) Bei morphologisch ambigen Konj.-Formen wird die Differenzierungsfunktion gegenüber Ja/i-VL-IMP-Sätzen wiederum von der Tempusmarkierung übernommen: (264)
Daß du (bloß) nichts anrührst!
(265)
Ach, daß du (doch nur) nichts anrührtest! z; Konj.markierimg ambig; Tempus disambiguicrt]
c) Auch gegenüber den idiomatischen tvewi-VL-Strukturtypen (Ausnahme: Typ Bji Wenn ich das mal erleben dürfte!: vgl, Tabelle 3) erfüllt die morphologische Markierung, d.h. die Modus- und Tempusmarkierung oder die Tempusmarkierung allein (vgl. Typ A: Wenn du bitte das Teewasser aufsetzen würdest?} absolute Differenzierungsfunktion,
D.h.: a) Auch bei eindeutigen Konj.II-Formen kann die Modusmarkierung keine absolute Differenzierungsfunktion erfüllen, da auch im VLSatzmodusparadigma keine relevanten Merkmalsoppositionen vorhanden sind (vgl. Satz (254) - (263)). b) Der Tempusmarkierung kommen isoliert desdnktive Funktionen zu bei nicht-eindeutigen Konj.II-Formen in Kontrast zu ind, markierten dflj9-VL-IMP-Sätzen (vgl. Satz (264) und (265)). Die Differenzierungs- bzw. Konstituierungsfunktion des morphologischen Markierungsbereichs ist damit für VI- und wewi-VL-WU-Sätze (in ihren jeweiligen Satzmodusparadigmen) vergleichbar - jedoch nicht so 'hoch zu 36
Bei i/ajS-VL-IMP-Sätzen mit analytische D Verbformen - neben Ind. Präs.- sind allenfalls Futur I- bzw. Perf.-Fonsen akzeptabel (vgl. Oppenrieder (1989;194ff) vs, Weuster (1983:51/52) und Altmann (1987:36) - ist die Differenzierung ebenfalls durch die morphologische Markierung (Modus/Tempus disambiguieren) gesichert: (i) Daß du ja freundlich sein wirst! [ + Oppenrieder] (Li) Wenn du doch nur freundlich sein würdest! (iii) Daß du um 5 Uhr ja abgespült host! [ + Oppenrieder] (iv) Wenn du um S Uhr doch nur abgespült hättest!
82
veranschlagen', wie teilweise angenommen wird. 3.1.2. Person / Numerus / Genus Verbi 3.1.2.1. VI. Nur bei einzelnen MVen (v,a, mögen und wollen) bestehen hinsichtlich der Füllung der Subjektsausdrücke und damit hinsichtlich der (am MV indizierten) morphologischen Teilkategorien Person/Numerus bei Vl-/wenn-VL-WU-Sätzen marginale Restriktionen. Vgl. (266) vs. (267) bzw. (268) vs. (269): (266) (267) (268) (269)
"Wollte f •wollten) ich (wir) doch nur helfen! Wollte (-esi -tet, -ten) er (du, ihr, sie) doch nur helfen! "Wenn ich (wir) doch nur helfen mochte ('möchten)! Wenn du (er, ihr, sie) doch nur helfen möchtest (möchte, möchtet, möchten)!
Da diese Restriktionen mit der Funktion der MVen als Einstellungsausdrücke zusammenhängen, d.h., da 'illokutionssemantische' Inkompatibilitäten dafür verantwortlich sind, werde ich im funktionalen Beschreibungsteil darauf zurückkommen (vgl. Kap,4.3.1,2.,A,2.). Ansonsten bestehen bez. Person und Numerus keine Restriktionen. Obwohl fast nur aktivisch markierte Vl-/we?m-VL-WU-Sätze belegt sind, bestehen bez. der Kategorie Genus Verbi bei Vl-/VL-WU-Sätzen keine Beschränkungen: Zustandspassiv-, Vorgangspassiv- und kriegen /bekommenPassivformen sind grundsätzlich akzeptabel (Beispiele konstruiert):
83
würde-Formen
Konj. Prat.
A
B
Konj. Plusq.
Würde das Haus doch nur gestrichen wertfeji
Vorgangspassiv
Zustandspassiv
wäre ... gestrichen
würde ... gestrichen sein
kriegen/ bekommenPassiv
Bekäme Karl doch nur die Kinder zugesprochen
Würde ... zugesprochen bekommen
Vorgangspassiv
Wäje. ... gestrichen worden
''Würde ... gestrichen worden sein
E
Zustandspassiv
Wäre ... gestrichen gewesen
''würde ... gestrichen gewesen sein
F
kriegen/ bekommenPassiv
Hätte ... ^ugesprocj^en bekommen
C
D
\
Würde ... zugesprochen bekommen haben
Belege habe ich allerdings nur für Konj.Prät.-VorgangspassivFormen: (270)
A: Ich habe geschworen, es In Eure Hände zu legen. B: Würden doch alle Schwüre so gewissenhaft erledigt-' [mB,TV]
(271)
Leider weiß ich genau, daß er selber kommen wird. Ach, würde ich nur einmal überrascht! [KA,3821
Da sämtliche analytisch mit den HiVen haben, sein und werden gebildeten Konj.II (Aktiv/Passiv) -Formen morphologisch eindeutig sind, gelten für die Konj.IIPassiv-Formen dieselben Aussagen zur Differenzierungsfunktion wie die generell zu morphologisch nicht-ambigen Konj.II-Formen geäußerten. 37
Entsprechend der häufig - aus Symmetriegründen zum Tempusparadigma des Indikativ vorgenommenen Einstufung der wurde-Foimcn I und II als Ersatzformen für den Konj.II Futur I und II (vgl. Anm.15) werden auch die u^cde-Passivfonnen teilweise als Konj.II Futur I/H -Passivformen klassifiziert {vgl. z.B. Drosdowski 1984:117), und zwar ( , D und E' verweisen auf die entsprechenden Spalten in der obigen Tabelle): 1) wü«fe-Formen der 'Bildung A' als Konj.II Futur I; Vo-Passiv 2) würde-Formen der 'Bildung D' als Konj.II Futur II; Vo-Passiv 3) würde -Formen der 'Bildung E' als Konj.II Futur II; Zu-Passiv.
84
3.2. Reihenfolgemerkmale Satzmoduskonstituierend sind v.a, die Stellung (eventuell vorhandener) tvAusdrücke und die Stellung des finiten Verbs. Da in Vl'/wewi-VL-WU-Satzen keine w-Ausdrücke auftreten können (vgl. Kap.3.2.2,), ist bei der Beschreibung von Reihenfolgemerkmalen nur die Verbstellung zu berücksichtigen.38 3.2.1. Verbstellung Gerade den drei Verbstellungstypen (VI, V2 und VL) wird traditionell39 ein hoher Anteil an der Satzmoduskonstituierung zugesprochen. Oftmals werden sie analog zur Modusmarkierung - als alleinige Indikatoren elementarer struktureller Bedeutungen angesehen. Eine Diskussion derartiger Annahmen erübrigt sich im Anbetracht der freien Variierbarkeit des Verbstellungstyps bei einzelnen Satzmoduskategorien (z.B. bei Vl-/V2-/VL-EX-Sätzen) . onne ^aß durch die Änderung des Verbstellungstyps eine satzmodusrelevante Funktionsänderung erkennbar wäre. 3.2.1.1. Vl-Sätzc A: Merkmalsau sprägung Konstituierend für Vl-WU-Sätze ist der VI-Verbstellungstyp: (272)
Ich schrieb ihm einen Zettel:"Sag doch was!" //äff' ich doch diesen Zettel nicht geschrieben! Daß ich von ihm Hilfe erbat! (CW,GH,132]
(273)
Könnten wir doch das unselig-notwendige Geschäft der Wahrheitsfindung (...) noch vor Weihnachten in Ehren hinter uns gebracht haben! {Die Zeit,53/87,1]
(274)
Müßte man sich doch nicht auch noch mit sowas rumschtagen!
(275)
Ach, hätten wir nur auch so einen! [mB)
(276)
Oh Gott, wäre er nur zu Haus'geblieben! [mB]
Daß unter Vl-Stellung nicht unbedingt Anfangsstellung zu verstehen ist, zeigen die Beispiele (275) und (276), die unter möglichen 'Merkmalsvariationen'
38
Die Stellung des VL-EEs bzw. dessen unterschiedliche Kombinierbarkeit mit anderen Partikelfunktionen (Konjunktionen, Konjunktionaladverbialen, GFn, .,,) in wenn-VL-WUSätzen bzw. in unselbständigen Hf?nn-VL-(Kond.)NSeti wird in Kap.3.3.5. beschrieben,
39
Vgl. z.B. EichJer/Bünting (1978:34/35), Duden (1973:1493 f), Helbig/Buscha (1981:541) und Flämig (1964:315 f).
85 eingehender zu beschreiben sind, B: Merkmalsvariation Ganz offensichtlich gibt es "Störfaktoren" (Altmann 1987:33), die die eindeutige Bestimmung des Verbstellungstyps erschweren können: Das sind beim VIStellungstyp (saizförmige/nicht-satzförmige) Ausdrücke, die vor dem fmiten Verb auftreten, den Verbstellungstyp aber nicht verändern.40 Hierfür bieten sich zwei Erklärungsmöglichkeiten an: 1) Entsprechende satzförmige/nicht-satzförmige Ausdrücke haben keinen Satzgliedstatus, 'zählen' damit bei der Verbstellungsbestimmung nicht und sind entsprechend als "Vor-Vorfeld-Ausdrücke"41 (WF-Ausdrücke) zu werten. Kennzeichnend ist - neben ihrer Kompatibilität mit dem V l-Stellungstyp -, daß diese WF-Ausdrücke vorwiegend intonatorisch integriert verwendet sind (kein eigener Akzent; kein(e) eigene(s) Kontur/Tonmuster (TM); keine intonatorische Pause zwischen WF-Ausdruck und V l-Folgestruktur) und nicht die üblichen syntaktischen Eigenschaften von satzgliedhaften Ausdrucken erfüllen (Erfragbarkeit; Pronominalisierbarkeit). 2) Entsprechende satzförmige/nicht-satzförmige Ausdrücke sind als syntaktisch eigenständig und damit als satzwertig zu interpretieren. Kennzeichnend ist v.a. ihre intonatorische Eigenständigkeit (eigener Akzent; eigenes TM; intonatorische Pause zwischen diesen Ausdrücken und dem V l-Folgesatz) und die Tatsache, daß sie syntaktisch nicht in den Vl-Folgesatz integrierbar sind bzw. daß sie in gewissem Maße selbständig ein bestimmtes illokutives Potential ausdrücken. Sie sind daher nicht als VF-füllend zu werten. Als "Störfaktoren" i.d.S. können bei Vl-WU-Sätzen bzw. Vl-Formtypen fungieren: 1) Koord i native Konjunktionen (koord.KonjJ Koordinative Konjunktionen können ganz offensichtlich (obwohl nur spärlich belegt42) auch vor Vl-WU-Sätzen auftreten: 40
Die Annahme, daß entsprechende Ausdrücke keinen Einfluß auf die Bestimmung des Verbstellungstyps haben, wird v.a, dadurch gestützt, "daß die Hinzufügung oder Wegnahme solcher Teilstrukluren nicht zu einer Änderung der Zuordnung zu einem Formtyp im Satzmodussystem führt." (Altmann 1989:21)
41
VgJ. dazu Oppenrieder (1987:164), Van de Velde (1978:131) und Winkler (1989:70ff),
42
Bei den Beispielsätzen handelt es sich z.T. um konstruierte Sätze. Die schlechte Belegsituation für koord, Konj,/KonjunktionaladverbiaIe/(...), also von primär 'kohärenzbildenden' WF-Ausdrücken vor Vl-/(VL-)WU-Sätzen mag in der typischen 'nicht-diskursorientierten' Verwendung von V 1-/(VL-)WU-Sätzen begründet sein. Vgl. dazu ausführlich Kap.4.4.
86 (277)
Oder: wäre er doch nur gleich zu Hause geblieben. [mB] [Koord.Konj.]
(278)
Ich ging die paar Schritte hinaus in den Vorraum, wo der Diener mit Kappe und Säbel schon bereitstand. Aber wäre ich nur rascher gegangen! Wäre ich nur rücksichtsloser gewesen. Doch der alte Mann konnte sich noch nicht von mir trennen. [SZ,UH,340] [Koord.Konj.]
Allerdings erfüllen die koord.Konj. hier nicht ihre 'normalen' syntaktischen Eigenschaften als intonatorisch integrierte, nicht-satzgliedwertige WF-Ausdrücke; sondern sind - vergleichbar nicht-VF-füllend verwendeter Konjunkiionaladverbiale (Konj.adv.) (vgl. Satz (279) und (280)) - tendenziell intonatorisch vom VIFolgesatz abgesetzt:43 (279)
Doch 11: Hätte er nur nicht so iange gezögert! [mB] [Konj.adv.: intonatorisch nicht integriert]
(280)
Nur] \ · wäre dieses eine Mal doch das letzte Mal gewesen! [ILL,BR,3/87,45]
Die Verwendung koord.Konj. am linken Satzrand von Vl-WU-Sätzen unterscheidet sich damit von der Verwendung in unselbständigen Vl-NSen (Kond.NSen; Konz.NSen), wo sie als nicht-satzgliedwertige WF-Ausdrücke normalerweise intonatorisch integriert auftreten: (281)
i/n4 käme der stärkste aller Ringer - Ich werf ihn nieder und bin sein Bezwinger. [KA.284] [Koord.Konj.: intonatorisch integriert in Vl-Kond.NS]
(282)
Und hätte er das auch getan, ich wäre nicht bei ihm geblieben. [Koord.Konj.: intonatorisch integriert in Vl-Konz.NS]
(283)
Und drohe, was da wolle, wir werden unsere Pflicht tun. [ +- Erben] [s.(282)J
2) Interiektionspartikeln (TPnV*5 Als besonders für VI- (und VL-)WU-Sätze typische nicht-satzförmige Ausdrücke am linken Satzrand treten IPn auf:
43
Thurmair (1989:12, Anm.9) weist neben koord. Konjunktionen auch subordinative (obwohl, weif) in dieser Verwendung nach: (i) Wo Se schon sehen, wie ich damit zurechtkomme. QbjvoM \ \, das stell' ich mir furchtbar vor, wenn ich das noch nie gemacht hob. [+Thurmair]
44
Dasselbe gilt für die Verwendung koord.Konj. vor VL-WU-Sätzen. Vgl. dazu Kap.3.3.5.1 .A
45
Diese unflektierbaren Ausdrücke werden in traditionell orientierten Grammatiken normalerweise als "Interjektionen" bezeichnet. So u.a. bei Curme (1960:434), Blatz (1900:621), Duden (1973:339f), Helbig/Buscha (1981:468), Heidolph et aJ. (1981: 491) und Drosdowski (1984:90381), Ich komme auf IPn vor Vl-/ wenn-VL-WU-Sätzen unter formalem (vgl. Kap.3.3.3.) und funktionalem Aspekt (vgl. Kap,43.1.1.,B) ausführlich zu sprechen.
87 (284)
Von zweien will sich der FC Bayern trennen. Ach, hätte HugHes doch früher so entschlossen geschossen. In 14 Spielen hatte er 3 Tore erzielt, soviel wie gestern Abend, [SZ, 103/88,5l]
(285)
Qh, hätte man "Baby Schimmerten" FJf.Kroetz doch gelassen.' Es wäre endlich ein Weg gewesen, aus dem (...) und Boris-Becker-Stumpfsinn herauszukommen. [ILL,GO,3/88,102]
(286)
Ach, könnte es doch so sein, daß ich in meinem Leben nie etwas verleugnen müßte. fILL,GO,23/85,36]
(287)
Ach! Bekäme sie doch ihren rechten Boden, dann wollte sie schon gerade und zuversichtlich aufwachsen! [JG,DB,159]
(288)
Jg46, hättest du das doch nur tatsächlich getan! [mB]
(289)
Q, wären wir weiter, Q, war' ich zu Haus! {+ Blatz]
Die IPn werden relativ einheitlich als formal und funktional eigenständig, d.h. satzwertig klassifiziert: Unter dieser Bezeichnung [Interjektion] versteht man formal unterschiedliche Ausrufeund Empfindungswörter, die als relativ selbständige satzwertige Elemente nicht unmittelbar Glieder des Satzes sind. (Heidolph et al. 1981:491)47
Damit wäre ihre Kombinierbarkeit mit Vl-WU-Sätzen (bzw. mit Vl-Formtypen generell48) - entsprechend Erklärungsalternative 2 - gerechtfertigt: I.d.S. wären die IPn als formal und funktional eigenständige, nicht-satzförmige Ausdrücke zu werten, die syntaktisch und intonatorisch nicht in den Folgesatz integriert sind. Bei Vl-WU-Sätzen ist jedoch durchaus auch eine stärkere intonatorische Integration der IPn in den Folgesatz plausibel (vgl. Kap.3.3,3,1.). Auch die Tatsache, daß parenthetische Strukturen zwischen IPn und Vl-/(VL-)WU-Satz eingeschoben werden können (s.u. 5 'Kombinationen'), unterstützt diese Annahme, da Parenthesennischen nur innerhalb eines Satzes, nicht aber zwischen 46
Partikeln wie/j, doch und nein werden von Thurmair (1989:18/19) als "Gliederungspartikeln" eingestuft, wobei sie explizit auf die teilweise analogen Verwendungsmöglichkeiten von IPn und Glicderungspartikeln hinweist; ähnlich Willkop (1988). Blatz (1900:622 am. 2 sieht Partikeln wie ja und nein "auf der Grenze zwischen Adverb und Interjektion". Gegen eine derartige Klassifizierung spricht aber die Nicht-Erfragbarkeit bzw. Nicht "Ersetzbarkeit derartiger Partikeln.
47
Ebenso: Helbig/Buscha (1981:468), die die IPn als "Satzäquivalente" bezeichnen. Ähnlich: Duden (1973:342) und Blatz (1900:621) ("(...) weil sie mit dem Satze nicht in syntaktischer Verbindung stehen, (...)"). Explizit als "syntaktisch isolierte Einheiten (...) in Verbindung (...) mit einem Wunschsatz" werden die IPn bei Drosdowski (1984:384/385) bezeichnet und ihre Verträglichkeit mit dem Vl-Stellungstyp entsprechend Erklärung:Variante 2 gerechtfertigt.
48
Zur Kombinierbarkeit von IPn mit Vl-EX-Sätzen vgl. Roncador (1976:106/107). Blatz (1900:623rAnm.4) bringt Beispiele von IPn in satzinitialer Position vor Vl-FR-Sätzen (w-V2EX-Sätzen), Vl-IMP-Satzen und Vl-WU-Sätzen. Ebenso: Drosdowski (1984:384/385). Vgi. auch Kap.3,3,3.
88 zwei Sätzen (bzw. satzwertigen Ausdrücken) vorhanden sind: (290)
Ach, und damit komme ich wieder auf das leidige Thema zurück, brächte ich meine Seminararbeit doch endlich fertig,' [eingeschobene Floskel für "Freies Thema" (FT) (Altmann 1981); s.u.]
(291)
Ach, um noch einmal auf meine Seminararbeit zu kommen, brächte ich die doch endlich fertig.' [s.o.]
Auch die funktionaleo Eigenschaften der IPn in WU-Sätzen sprechen nicht unbedingt für ihre Satzwertigkeit bzw. formale und funktionale Selbständigkeit: Ihr häufiges Auftreten vor WU-Sätzen {VI/VL) ist damit erklärbar, daß sie - wie auch WU-Sätze - vorwiegend zum expressiven Ausdruck von Gefühlen49 verwendet werden, In WU-Sätzen drücken IPn wie ach, oh und o jedoch tendenzieü kein eigenes 'illokutives Potential' aus, sondern 'verstärken' bzw. 'verdeutlichen' allenfalls die durch den WU-Satz ausgedruckte strukturelle Bedeutung.
Der syntaktische Status der IPn am linken Satzrand von VI-WU-Sätzen ist somit nicht eindeutig fixierbar. Je nach Grad der intonatorischen Integration sind sie entweder als nicht-satzgliedwertige, intonatorisch integrierte WF-Ausdrücke zu werten (= Erklärungsalternative 1), oder als satzwertige, intonatorisch nichtintegrierte eigenständige Ausdrücke (= Erklärungsalternative 2). 3) 'Vokativisch' verwendete nicht-satzförmige Ausdrücke (am linken Satzrand) Den IPn funktional nahe50 stehen 'vokativisch' verwendete, nicht-satzförmige Ausdrücke (Kategoriale Füllung: Nominalphrasen (NPn); Adjektive; Partizip PerfektFormen (PP-Formen)) am linken Satzrand von VI-WU-Sätzen: (292)
Mansch, würde ich das doch nur einmal schaffen! [rnB] [NF]
(293)
Verdammt, hätte ich ihn doch nur nicht gehen lassen! [PP-Form]
(294)
Verflixt, hätte er mich doch nur nicht beim Abschreiben erwischt! [Adjektiv]
Aufgrund ihrer intonatorischen Eigenschaften sind entsprechende Ausdrücke tendenziell als satzwertig zu interpretieren (= Erklärungsalternative 2). Als Sonderfall des in (292) aufgeführten vokativischen Ausdrucks sind 49
Vgl, z.B. Curme (1960:434); "An interjection (...) is used to give vent to some sudden outburst of Feeling or fashion, (...)". Bzw. Blatz (1900:621): "Die Interjektionen (...) sind in Sprachlaute gekleidete Äußerungen eines körperlichen oder seelischen Gefühls (...)." Ebenso: Heidolph et al, (1981:491) und Drosdowski (1984:90381,724). Vgl. ausführlich Kap.4.3.1.1.,B.
50
Blatz (1900:622) bezeichnet diese Ausdrücke als "unechte, uneigentliche Interjektionen", welche "aus anderen Klassen der Redeteile entlehnte Worte (Substarttiva, Adjektiva, Partikeln, Verba) [sind]".
89 "Vokativische NPn" (Altmann 1981:51 ff) zu werten, die im Gegensatz zu der NP in (292) durch eine kasus- und numerusidentische Proform wiederaufgenommen werden können (i.d.S. wären sie dann als herausgestellte Strukturen zu werten (s.u.)); bzw. sie können durch Proformen, d.h. Pers.Pr. der 1. und 2.Ps.Sg./Pl. erweitert werden: (296)
Du Idiot da, hättet dM ihn doch nur nicht abschreiben lassen!
(297)
Du Kindskopf, würdest djy, doch nur einmal ernst bleiben!
vs: (298)
*fch Mensch ich, würde ich das doch nur einmal schaffen?
4) Nach tinks herausgestellte satzformige/nicht-satzformige Strukturen Neben den unter 3 aufgeführten nicht-satzförmigen, aber tendenziell satzwertigen Ausdrücken, die als vokativisch klassifiziert wurden, können noch weitere nichtsatzförmige und satzwertige Strukturen am linken Satzrand auftreten, die als "Freies Thema" (FT)S1 (vgl. Altmann 1981:49 ff) zu interpretieren sind: (299)
Meine Seminararbeit, brächte ich die doch fertig! [nicbt-satzförmiger Ausdruck als FT vor Vl-WU-Satz; ·+· Proform]
(300)
Bitte nicht schon wieder - hättest du 's halt früher erledigt/ [mB] [nicht-satzförmiger Ausdruck als FT vor Vl-WU-Satz; -Proform]
Auch nach links herausgestellte satzformige und satzwertige Strukturen vor VIWU-Sätzen können nur als FT in Form von G lied teilsätzen (GTS; d.h, mit Proform im Folgesatz) gewertet werden: (301)
Daß du einsam bist würdest du das doch nur einmal zugeben? [mB] [GTS (Attributsatz zu Akkusativobjekt) als FT zu Vl-WU-Satz]
(302)
Wie ich das gemacht habe, ach hätte mich Hans doch nur einmal danach gefragt,1 [GTS (Attr.satz zu Präpositionalobjekt) als FT zu Vl-WU-Satz]
Für die Satzwertigkeit derartiger satzförmiger/nicht-satzförmiger Strukturen als FT sprechen neben der intonatorischen Eigenständigkeit u.a. auch die Stellungsmöglichkeiten von IPn zwischen herausgestellter Struktur und Vl-WUSatz (vgl. (302)). Problematische Fälle im Hinblick auf ihren syntaktischen Status bilden Kond.NSe am linken Satzrand bei Vl-Satzmodi im allgemeinen und bei Vl-(VL-(s.u.))WUSätzen als möglichen Kond. MSen im besonderen:
5l
Eine Interpretation als "Linksversetzung" (Altmann ebd.) ist nicht möglich, da bei diesem Herausstellungstyp immer eine Proform direkt auf die herausgestellte Struktur folgt und dieser daher nur mit dem V2-Stelhjngstyp kompatibel ist. Vgl. Altmann (1981:48,164) und Oppenrieder (1987:164). Vgl. auch die Sätze (305) - (309),
90 EXKURS 1) a) Kond.NSe können am linken Satzrand von Vl-Satzen/Satzmodi52 als Kond.MSe wohl nur mit einer Proform (dann> so) im MS auftreten. Sie wären damit - als GTSe in der Verwendung als FT zu interpretieren: (303)
Wäre ich fertig, wqre ich dann froh ? [Kond.NS (GTS) als FT TU Vl-FR-Satz (Kond.MS)]
(304)
Wäre ich fertig, wäre ich dann^ aber vielleicht froh! [Kond.NS (GTS) als FT zu Vl-EX-Satz (Kond.MS)]
b) Syntaktisch integrierter in Form einer linksversetzten satzförmigen Struktur (LV) (Proform folgt unmittelbar auf den Kond.NS) können Kond.NSe (GTSe) - wegen des Verbstellungstyps - bei Vl-Satzmodi als Kond.MSen (wohl) nicht auftreten: (305)
"Wäre ich fertif. denn wäre ich wohl froh ?53
Problematisch ist diese Argumentation allerdings bei IMF-Sätzen mit normalerweise obligatorischer V l-Stellung (also bei IMP-Sätzen der l.Ps.PI. (306), 2.Ps.Pl. (mit realisiertem Subjektsausdruck (307)) und SieIMP-Sätzen ((308), (309)) bei sämtlichen Verbfüllungen außer sein5*): 52
Bei V2-SäUen/SaUmodi als Kond.MSe können Kond.NSe am linken Salzrand syntaktisch wesentlich variabler auftreten als bei Vl-Satzmodi; und zwar in Form von 1) GSen fohne Proform^ a) als 'echter' VF-Ausdruck: (i) Wäre das fertig, wäre ich froh. b) als FT: (ii) Wäre das fertig, ich wäre froh. 2) GTSen (mit Proform^ a) als LV: (iii) Wäre das fertig, danr^ wäre ich froh, [VF-Ausdruck; echte Mehrfachbesetzung des VFes] b) als FT: (iv) Wäre das fertig, ich wäre dpnn froh, [WF-Ausdruck] wobei die Variante la häufig als die unmarkiertere angesehen wird. Vgl. z.B. Zaefferer (1987:265): "Gewöhnliche Konditionale besetzen, wenn sie vorausgehen, das Vorfeld des Hauptsatzes und sind deswegen unmittelbar vom Finitum gefolgt." Ebenso: Jäger (1971:190 ff) und Kaufmann (1972:7/8 bzw. 26/27).
53
Der MS in (305) könnte allenfalls als rhetorische Frage interpretiert werden. Vl-EX-Sätze als mögliche MSe von potentiell 'linksversetzten Kond.NSen' sind als Testsatze ungeeignet, da der Verbstellungstyp zwischen VI-Stellung und V2-Stellung variieren kann: (!) Wärekhffrtig. dann wäre ich aber vielleicht froh! [KondNS (GTS) als LV zu V2-EX-Satz]
54
Nur bei sein bestehen bei IMP-Sätzen der l.Ps.Pl. bzw. Ä'e-IMP-Satzen Verbstellungsalternativen, da die Formen morphologisch nicht mit den entsprechenden
91
(306)
Und wenn das auch über unsere Kräfte geht. sj^ versuchen wir aas trotzdem. [KondNS als GTS (LV?) zu IMP-Satz als MS]
(307)
Wenn ihr rechtzeitig eine Einladung bekommt, dann geht ihr ruhig auch mal hin.
(308)
Wenn Sie sich lieber langsam abkühlen, dann (m Sie es halt! \ + Winkler]
(309)
Wet\n Sfe Max treffen, denn fß&e« Sie ihm das.'
Oppenrieder (1987:185,Anm.20) spricht in diesen Fällen von einer "partiellen Abschwächung" des Vl-Merkmals, Winkler (1989:80) hingegen von Ambiguitätsfallen zwischen V l -IMF-Sätzen und V2-AUSSSätzen (.wobei die Zuordnung vorwiegend über die MPn gesteuert wird). c) Auch in Form von G Sen (ohne Proform) als FT sind Kond. NSe am linken Satzrand bei Vl-Satzmodi als Kond.MSen von teilweise fragwürdiger Akzeptabilität: (310)
^äre ich fertig. wäre ich wohl froh?
(311)
^Wäre das Script erst einmal getippt, wäre die Hauptarbeit doch wohlgetan?
(312)
WenrtStt aber Vorschläge heben^ wie wir Avis-Autos noch persönlicher Aachen können, schreiben Sie uns einfach mal, denn wir (...). [+ Winkler]
EXKURSENDE
2) Obwohl die Akzeptabilitätsurteile nicht immer eindeutig zu fällen sind, läßt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, daß bei Vl-/(VL-(vgl.(317))WUSätzen als potentiellen Kond. MSen keine der beschriebenen Integrationsmöglichkeiten (vgl. la-c) von Kond.NSen am linken Satzrand (d.h. bei Abfolge NS - MS) akzeptabel ist: (313)
^Wäre ich fertig, wäre ich fiann doch nur froh!
(314)
*Wip£ icfiferfig,
dann wjjre. ich doch nur froh!
(315)
*Wäre ich fertig, wäre ich doch nurfroM
(316)
^Wenn er käme, wäre ich dann doch nur froh!
(317)
''•Wäre ich fertig, wenn ich dann doch nur froh wars! [Kond,MS: VL-WU-Satz]
Vgl. dazu auch die (ebenfalls konstruierten) Beispiele für die umgekehrte Abfolge Vl-/H>e«rt-VL-WU-Satz(MS) - NS: (318)
?Wgr£ ich doch nur glücklich, wenn er käme! /
!nd,Präs.-Formen zusammenfallen (vgl. Winkler 1989:76ff): (i) Ssi£!L wir klug! / Wir yejen^ klug! [ + Winkler]
92
ich doch glücklich wäre, käme er!
Syntaktische Ursachen (wie die Verunklarung des Vl-Stellungstyps) können für die Inkompatibilität von Kond.NSen bei Vl-/VL-WU-Sätzen als potentiellen Kond.MSen nicht geltend gemacht werden: Einerseits ist die Stellung von Kond. NSen im WF bzw. VF(?) von Vl-Satzmodi generell möglich (vgl. (303) - (312)), andererseits sind Kond.NSe auch bei wenn-VL·· WU-Sätzen als potentiellen Kond.MSen bzw. bei Abfolge MS(V1/VL) - NS nicht integrierbar (vgl. (317) und (318)),53 Eine semantisch-funktional orientierte Begründung für diese Inkompatibilität liefe darauf hinaus, daß 'konditionale Wünsche' nicht (bzw. nur ganz bedingt) ausgedrückt werden können.56 5) Kombinationen (von Strukturen aus 1-4) Diese und weitere verunklarende Faktoren können natürlich auch kombiniert auftreten. Für derartige Kombinationen von satzförmigen/nicht-satzförmigen Ausdrücken am linken Satzrand von Vl-WU-Sätzen sind allerdings - außer Kombinationen wie diejenigen in (319), (320) und (321) - keine Belege vorhanden. Konstruiert sind die Sätze (322) und (323); (319)
Oft Go& würde sich doch der Erdboden auftun [ILL,GO,3/86,43] [IPn + vokativisch verwendete NP]
und ihn für immer verschlingen!
(320)
Oh verdammt* hätte ich doch nur die Finger davon gelassen! [mB]
55
Die Tatsache, daß Adv.NSe anderen semantischen Typs als Kond.NSe viel eher in WU-MSe 'integrier!:«!-' sind, spricht ebenfalls gegen eine syntaktische und für eine semantischfunktionale Unverträglichkeit: (i) Obwohl ich mich geärgert habe - könnte ich doch nur einmal sauer auf dich sein!
56
Vgl. dazu Zaefferer (1987:266 ff), der den Begriff des "Illokutionskonditionals" einführt, bei welchem der "Illokutionstypindikator [= hier: der ausgedrückten propositionalen Einstellung] (...) im Skopus des Konditionals [steht]"; im Gegensatz zum "gewöhnlichen Konditional", bei welchem die Relation zweier Sachverhalte im Skopus des Konditionals steht. Als Beispiele führt er u.a. (i) bzw. (ü) an: (i) Hast du jemals einen Geist gesehen, wenn du an Geisterbeschwörungen teilgenommen hast? ["gewöhnliches Konditional": einfache Frage nach einem konditionalen S ach verhalt] (ii) Wenn du an Geisterbeschwörungen [eilgenommen hast, hast du jemals einen Geist gesehen? ["11lokut Jonskonditional*: konditionale Frage nach einem einfachen Sachverhalt] In Zaefferers Terminologie ausgedrückt, können also Wünsche/ WU-Einstellungen nicht im 'Skopus eines Konditionals' stehen. In jedem Falle fallt damit die Interpretation von strukturell mit Vl-WU-Sätzen identischen Kond.MSen (vgl. (in)) zuungunsten einer WUSatz-Interpretation aus: (tu) Wäre Karl durchgekommen, hätte Peter ihn doch nur dämm beneidet. (MS: Aussagesatz; Kond.NS: 'echter' VF-Ausdruck]
93 [IPn + vokativisch verweodete PP-Form] (321)
Oh nein - würdest du ihn doch endlich mal in Ruhe lassen! [mB] [IPn + Antwortpartikel]
(322)
Aber und damiijcomjne^ich wieder auf den leidigen Vorwurf zurück hätte er doch nur einmal durchgeholten/ [Koord.Konj. + FT]
(323)
Meine SeminararbeiL ach brächte ich die doch endlich fertig! [FT + IPnJ
Das seltene Auftreten von syntaktischen Mustern wie LV und FT vor (VI-/VL-)WU-Sätzen könnte wie das von koord.Konj. bzw. Konj.adv. mit deren primär 'kohärenzbildender' Funktion begründet werden, die wiederum mit der bevorzugt diskursungebundenen Verwendung von WU-Sätzen kollidiert {vgl. Anm.42 in diesem Kap, und Kap.4.4.). Bei sämtlichen der unter 1-5 aufgeführten Strukturen liegt also keine echte Merkmalsvariation im Sinne eines möglichen V2-Stellungstyps bei Vl-WU-Sätzen vor. Es handelt sich lediglich um Faktoren, die den Vl-Stellungstyp verunklaren. Indiz ist dabei die Konstanz der den betreffenden Strukturtypen zugeordneten strukturellen Bedeutung, C; MerkmalsdifTerenzierung 1) Absolute Differenzierungsfunktion erfüllt die V l-Markierung gegenüber: a) selbständigen V2-Sätzen, also Satzmodi mit V2-Stellungstyp und einer Verbform, die eine Konj.II-Markierung aufweist. D.h. z.T. bei - V2.AUSS-Sätzen (324)
Gern hätte man Eder etwas früher gesehen als eine Viertelstunde vor Schluß. [57,103/88,51]
(325)
Bleiben hätten sie alle dürfen; aber Pfaff und Eder nur als zweite Wahl, (...). [SZ,lll/88,33]
auch mit Kond.NS (GS) im VF: (326)
Hätte man ihn getötet, wäre er gerächt gewesen.
- w-V2-FR-Sätzen (327) 57
Was halte der denn ohne ihn gemacht?
Zu diesem Verfahren muß allerdings einschränkend angemerkt werden, daß "die Zuweisung eines Verbstellungstyps nur aufgrund relativ unklarer Intuitionen über den Funktionstyp höchstens als heuristisches Verfahren akzeptabel }ist]" (Altmann 1987:34). Zu funktionsunsabhängjgen Verfahren der Bestimmung der Verbstellungstypen vgl, ebenfalls Altmana (1987:etxt.) und Altmann (1989:23ff).
94
- w-V2-EX-Sätzen (328)
Was wäre das aber auch ßr eine Freundschaft (...). [$Z,103/88,50]
- Gegenüber V2-IMP-Sätzen mit Subjektsausdruck (vgl. Anm.54) kommt dem Verbstellungstyp nur relative Differenzierungsfunktion zu, da die morphologische Markierung (Modus/Tempus) immer disjunkt ist: (329)
Jetzt seien Sie hals mal ruhig! { + Winkler] [V2-Si>-IMP-Satz]
(330)
Dann äaea doch wenigstens wir so besonnen! [ + Winkler] riMP.Satzderl.Ps.P!.]
(331)
Da feqiq sich noch einer aus! [ + Winkler] [V2-Hetschesatz]
(332)
Das sage du nur noch einmal! [ + Winkler] [V2-IMP-Satz der 2.Ps.Sg. mit Subjektsausdruck]
- Gegenüber V2-IMP-Sätzen ohne Subjektsausdruck überlagern sich die Konstituierungsfunktionen der Merkmalsbereiche Verbstellung, morphologische Markierung und der Kategorialen Füllung: (333)
So was und erst mal! \ + Winkler] [V2-IMP-Satz der 2.Ps.Sg. ohne Subjekt&au&druck]
(334)
Nach Hause schleicht euch! [V2-lMP-Satz der 2.PS.PI. ohne Subjektsausdruck]
b) Nicht so offensichtlich ist die Differenzierungsfunktion des Verbstellungstyps gegenüber selbständigen V2-Strukturen, die aufgrund eines nichtrealisierten VFes wie VI -Strukturen aussehen; Die Ergänzung zu einem V2-AUSS-Satz ist dann ohne weiteres zu rechtfertigen, wenn der fehlende VF- Ausdruck einer fehlenden obligatorischen (meist thematischen) Verbergänzung entspricht. Oppenrieder (1987:179) spricht in diesen Fällen von einem "virtuellen VF': (335) -- >
Hätte wahrscheinlich *nen 50er exlra gekostet/ [mB] Das hätte ...
(336) —>
Keine Rückkehr ins DFB-Team. Förster: "Käme mir komisch vor. " [SZ, 107/88,39] Ich käme mir ...
(337) -->
Hättest halt besser aufpassen müssen! [mB] D_a hättest halt ...
Vgl. auch (338) -(341): (338)
Doch am nächsten Wochenende trifft die Mannschafl auf den LFC Kaiserslautern, ein Sieg wird sich so leicht auch wieder nicht verhindern lassen. Er^be 7:1 Punkte nach vier Spielen. Und das Positive daran? Das nackte Ergebnis. [SZ, 192/88,32]
95
(339)
Hätte ihm vielleicht gamicht geschmeckt. [J J,UL,321]
(340)
Sollte ja eigentlich seitlich sitzen und rot gemalt sein, wie ein richtiges Herz. [JJ,Ut,loO]
(341)
Würden die ganze Geschichte total vermasseln. [JJ.UL.168]
Wesentlich mehr Probleme bezüglich der Frage, ob ein Virtuelles VF' anzusetzen ist oder nicht, bereiten selbständige Vl(?)-Sätze (häufig mit Part./MP doch)59, bei welchen keine obligatorischen Verbergänzung fehlt: (342)
->
Ware ein Abstieg für diesen Traditionsverein sportliche Ungerechtigkeit? Ebenfalls nicht. Bliebe allenfalls der nostalgisch verklärte Wunsch nach weiterer Präsenz des Namens in der höchsten bundesdeutschen Fußballiga, der (...). [SZ,92/88,51] Sß. /damit, somit, 04, S3) bliebe...
(343) -->
Kletterte doch der Bursche schon wieder auf meinen Birnbaum! [ + Erben,* j D& (dann, setzt) kletterte...
(344)
Hättest du goch fast schon wieder den gleichen Fehler gemacht! [ + Schulz/Griesbach,*] Da (dann, jggf) hättest...
-->
Aufgrund der durch Sätze wie (342) - (344) ausgedrückten strukturellen Bedeutung wäre eine Kategorisierung als V2-AUSS-Sätze (reine VFfüüende Ausdrücke wie da, dann, jetzt, ... sind in allen Fällen rekonstruierbar) oder Vl-EX-Sätze möglich.59 In jedem Falle bilden Sätze wie (342) - (344) im Hinblick auf eine Abgrenzung von Vl-WU-Sätzen (v.a. mit Part./MP doch und Konj.IIMarkierung; vgl. (343) und (344)) sehr 'problematische* Strukturen. c) Differenzierungsfunktionen erfüllt der Vl-Stellungstyp jedoch auch gegenüber unselbständigen VI-Strukturen (d.h. vorwiegend VIKond.NSen) mit Abfolge MS (elliptisch/nicht-elliptisch) - NS:
58
Ähnliche (unselbständige (?)) VI-Strukturen (vorwiegend mit Ind.-Markierung und Part./MP doch), die obligatorisch an Vorgängersätze 'angeschlossen' sind (d.h. orthogrtaphisch durch Kommata, teilweise jedoch auch durch Punkte von diesen getrennt sind), bereiten noch größere Klassifizierungs- und Differenzierungsprobleme: (i) Aber, warum nannte Hans ihn Tonio, solange sie allein waren, finf er doch an - kam ein dritter hinzu, sich seiner zu schämen. (+Metschkowa,*] (ü) Me wurde geheizt, saß man tfoch eh immer in der Küche. [ILL,BR,17/87,7,*] Ich lasse dieses Problem hier undiskutiert, da ich auf diese Strukturen unter dem Aspekt der Partikelfüllung ausführlich zurückkomme (vgl. Kap.3.3.4.1.,B,la).
59
Vgl, ausführlich Kap.3.3.4.1.,B,l. Dort auch Argumente für bzw. gegen die beiden Klassiftziertingsalternativen und Literaturhinweise.
96 (345)
Wehe, käme ich nur einmal zu spät! [mB] [MS : IMP-Satz der 2.Ps.Sg.; nicht-elliptisch]
(346)
A: Hätte er das denn überhaupt termingerecht geschafft? B: Sicher, hätte man ihn nur machen lassen! [MS: AUSS-Satz; elliptisch]
(347)
Wenden Sie sich bitte an seine Sekretärin, sollte er jetzt nicht im Büro sein. [ +Kaufmann] [MS : Sie-IMP-Satz; nicht-elliptisch]
2) Die V l-Markierung erfüllt keine Differenzierungsfunktion gegenüber: a) selbständigen Vl-Sätzen, - Vl-FR-Sätzen (348)
Hätte nun aber Boris Becker ins Hotel ziehen sollen, obwohl er (...) ein schmuckes Appartement sein eigen nennt? [SZ,92/88,50]
- Vl-EX-Sätzen (349)
Mein Gottf Haffe der aber vielleicht blöd geguckt! [mB]
- Vl-IMP-Sätzen. wobei hier jedoch - wiederum aufgrund der durchgängig disjunkten morphologischen Markierung (Modus/Tempus) eine Differenzierung gegenüber Vl-WU-Sätzen bereits durch diesen Merkmalsbereich möglich ist: (350)
Geh (du) nach Hauset [Vl-IMP-Satz der 2,Ps.Sg. mit/ohne Subjekts au sdruck]
(351)
Geht (ihr) nach Hause! [Vl-IMP-Satz der 2.Ps.PI. mit/ohne Subjekt&ausdruck]
(352)
Gib/Gebe mir einer was zu trinken! [ -t- Winkler] [Vl-Heischesatz]
(353)
Sind/Seien Sie doch nicht so nachtragend! [Vl-J/e-IMP-Satz]
(354)
Sind/Seien wir halt mal höflicher! [IMP-Satz der l.Ps.Pl.J
b) unselbständigen Vl-Strukturen (vorwiegend Kond.NSen) bei Abfolge NS -MS: (355)
Gäbe es für Geisteswissenschaftler einen Ausweg ähnlich dem der Industrie ßr Naturwissenschaftler, dann maßte ein Großteil der Gymnasien überhaupt geschlossen werden. [ + Kaufmann]
Zusammenfassung; 1) Aufgrund der Verbstellung ist bereits eine Differenzierung der Vl-WU-Sätze
97
gegenüber V2-AUSS-Sätzen (elliptisch/nicht-elliptisch), w-V2-FR-Sätzen, wV2-EX-Sätzen und V2-IMP-Sätzen möglich. 2) Unter Mitberücksichtigung der morphologischen Markierung sind auch die VMMP-Sätze differenzierbar. 3) Aufgrund der Konstituierungsfunktion dieser beiden Merkmalsbereiche (morphologische Merkmale, Reihenfolgemerkmale) steht die Differenzierung von V l-WU-Sätzen gegenüber (konjunktivisch markierten) Vl-FR- bzw. VIEX-Sätzen noch aus. Diese müßten über die intonatorischen Merkmale bzw. Merkmale der Kategorialen Füllung disambiguierbar sein. 3.2.1.2 VL-Sätze A: Merkmalsausprägung
Konstituierend für VL-WU-Sätze ist der VL-Stellungstyp: (356)
Wenn es wenigstens noch irgend eine bessere Mannsperson gewesen wäre! [ST,FJ,43]
(357)
A: B:
Du fängst baid an mir Angst zu machen! Wenn ich's nur körnte! [ST,TO,80]
Daß unter VL-Stellung wiederum - analog zum Vl-Stellungstyp - nicht die satzfinale Position des finiten Verbs zu verstehen ist, illustrieren die unter B diskutierten Beispiele. B; Merkmalsvariation
V.a. die Verlagerung von Teilstrukturen/-ausdriicken an den rechten Satzrand, d.h. hinter das klammerschließende Element (finites Verb), verunklart die VLStellung: 1) Satzfonmige Strukturen am rechten Satzrand Dabei handelt es sich vorwiegend um extraponierte GSe bzw. GTSe. Je nach intonatorischen Eigenschaften, Art bzw. Deskriptivität des Bezugselements (BZE; nur bei GTSen) und plausibel einschiebbaren Floskeln sind diese GSe/GTSe unterschiedlich zu interpretieren60; und zwar: a>GSe - als 'normal' extraponiert (Eigenschaften (tendenziell): syntaktisch und intonatorisch integriert): (358) 60
Wer hai eigentlich den Schlafsack erfunden? Wenn der Mann doch sehen könnte.
Ich verzichte hier auf eine detailliertere Darstellung der Unterscheidungskriterien mit einem Verweis auf die ausführliche Beschreibung in AI t man n (1981).
98 was er angerichtet hat! [SZ,25.08.88,1] [extraponierter GS (Akkusativobjekt-Satz)] (359)
(Shui Ta): (Shun):
Der Barbier stellt unerfüllbare Bedingungen. Wenn Sie mir nur endlich sagen wollten, was für Bedingungen. [BB,SEZ,120] [extraponierter elliptischer GS (Akkusativobjekt-Satz)J
(360)
Wenn er jetzi nur die Augen schließen und verlöschen könnte, bevor ihm dieser Augenblick halber Erfülfang entylitl! [JG,DB,156] [extraponierter GS (temporaler Adverbialsatz)]
(361)
Ach, wenn nur diese schreckliche Sache endlich zu einem Ende käme, daß man nicht so schlecht dadurch wird, so bös und zommutif! [SZ,UH,226] [extraponiertcr, elliptisch koordinierter GS (finaler Adverbialsatz)]
- als Nachtrag (Eigenschaften (tendenziell): syntaktisch und intonatorisch nicht integriert; 'Anschluß'-Floskel: und zwar). Satz (362) ist konstruiert61: (362)
Ach, wenn er dir nur einmai richtig die Leviten lesen würde , (und zwar) so. daß du es dir ein für allemal merkst.
- als Parenthese bzw. FT (Eigenschaften (tendenziell): syntaktisch und intonatorisch nicht integriert; Floskel: übrigens). Die Sätze (363) und (364) sind wiederum konstruiert: (363)
Wenn er doch nur bestanden hätte, um mal wieder dieses leidige Thetna anzusprechen.
(364)
Ach, wenn es doch gut ausgegangen wäre , was immer man darunter auch verstehen will.
b) GTSe - als 'normal' extraponiert (syntaktisch und intonatorisch integriert): (365)
Sein erstes Gefühl, von Gram völlig betäubt, war Neid. Wenn er doch nur so laut schluchzen könnte, wie Fioretta es tat! [FB,GL,282] [extraponierter GTS (Akkusativsatz zu Nfodaladv.)]
(366)
Wenn es nur irgend etwas gäbe, djis ich fun kgnnfe! [CC,DO,504] [extraponierter GTS (Relativsatz zu Akkusativobjekt)]
(367)
Ach Gott, wenn jemand käme, dem ich um den Hals fallen und erzählen könnte. [WE,FR,44] [extraponierter elliptisch koordinierter GTS (Relativsatz zu Subjekt)]
- als (weite) Rechtsversetzung fRV) (syntaktisch und intonatorisch integriert; BZE (häufig mit demonstrativem Artikel); Floskel: ich meine)'. 6l
Die Tatsache, daß syntaktische Muster wie Nachtrag, herausgestellte Strukturen u.a. am rechten Satzrand bei VL-WU-Sätzen ebenso selten belegt sind wie entsprechende Muster am linken Satzrand von Vl-WU-Sätzen, ist wiederum auf die bevorzugt nicht-diskursorientierte Verwendung von WU-Satzen zurückzuführen.
99
(368)
Ach wenn mir dieser Weg doch bekannt wäre, (ich meine) wie man am schnellsten mm Ziel kommt.
(369)
Ach wenn er sich doch damals dahintergeklemmt hätte, (ich meine) als noch Zeit dafür war.
2) Night-^atzflirmige Strukturen am rechten Satzrand a) Vokativische NPn (vgl. vokativische NPn am linken Satzrand von VIWU-Sätzen: syntaktisch und intonatorisch nicht integriert;...): (370)
Wenn du doch die Kartoffeln lassen könntest, ma chere Romv! Nur das Gesicht fand sie in Ordnung - auf Fotos, [ILL,VO,4/87,230]
(371)
Wenn du wenigstens diesmal zügiger gearbeitet, hättest, du alier Trödler (d.if)! JmB]
b) Ausgeklammerte Ausdrücke / realisiertes Nachfeld (NF) (syntaktisch und intonatorisch integriert: ausgeklammerter Ausdruck erfüllt syntaktische Funktion im 'übergeordneten' Satz): (272)
Wenn es doch dieses eine Mai nicht heißen würde 'Ladies first'! [mB,TV] [Ausklammcrung (Subjekt)}
(273)
Wenns nur nicht gar so weit war nach Puttingen! {KA,315] [Ausklammerung (Richtungsadv.)J
(374)
Was für ein prächtiger Mensch! rief Margret. Ach, wenn nur alle Leute so wären · außer uns beiden natürlich! [PB,GL,85] [Ausklammerung (PO)]
(375)
Für Mrs. Kael ist die Streep "so blaß und eisig wie ein Mondmensch, der Filmstar werden will. Wenn sie doch nur weniger leiden würde auf der Leinwand #r\d häuReer mal kichern." [ILL.BR, 11/88,137] [Ausklammerung (PO) +· elliptische Koordination]
Handelt es sich bei den im NF stehenden Ausdrücken urn freie Angaben und nicht um obligatorische Ergänzungen, so ist auch eine Interpretation als Nachtrag möglich:
c)
(376)
Wenn ich das doch nur sagen könnte, (und zwar) mit einiger Sicherheit! fNT/(Aii5kiammerung) (Modaladv.)]
(377)
Wenn er die Arbeit doch nur endlich mal erledigen würde, (und zwar) demnächst! [NT/(Ausklammerung) {Temporal ad v.)]
RV (s.LV und s.o.: syntaktisch und intonatorisch integriert; Floskel: ich meine): (378)
Tja, wenn sie doch nur einmal scheinen würde, die schöne Sonne! [mB, Radio]
(379)
Wenn sie mir doch nur einmal leichter über die Lippen gingen, diese täglichen Scrjwjndejeien.' [mB]
(380)
Oh, daß sie ewig bliebe - die Zeit der Liebe! [mB,Radio,Werbung]
100
EXKURS 3t
Satzverbindungen mit wenn-VL-/(\l-tt}W\J-SMzen Im weitesten Sinne verunklaren auch asyndetische bzw. syndetische Satzverbindungen von we«n-VL-WU-Sätzen mit anderen VL· bzw. V1-/V2Strukturen den VL-Stellungstyp. Da Belege für entsprechende Satzverbindungen mit VL·/ (Vl-)WU-Sä'tzen jedoch sehr 'spärlich' vorhanden sind, beschränke ich mich auf die Beschreibung einiger weniger Regularitäten:
a.} Asyndetische Satzverbindungen fSVen) Belege habe ich für die asyndetische Reihung von we/m-VL-WU-Sätzen (381)
Ihr schien die Stille ringsum fürchterlich. Wenn nur dos leiseste Lüftchen geweht hätte, [wenn nur!63 die Binsen am Wasser noch so schwach gerauscht hätten. [wenn nur] ein einziger Vogel Laut gegeben hätte; aber nichts, nichts außer (...), [JG,DB,187] [asyndetische SV von wewj-VL-WU-Sätzen, mit Vorwärtsellipse64: VL-EE + MP]
bzw. von Vl-WU-Sätzen (also WU-Sätzen jeweils desselben Strukturtyps): (382)
Frauen! Diese Frauen! Wäre er doch nur von allen beiden befreit, fwäre er doch nur] von allen Frauen samt den Leidenschaften, dem Mitleid, das sie erregten, frei, so daß sein Him und seine Hände wieder leben und arbeiten könnten! Sie sollten ihn nicht erwürgen, sie sollten ihn nicht zugrunde richten! [JG,DB,273] [asyndetische SV von Vl-WU-Sätzen, mit Vorwärtsellipse: finites Verb + Subjekt + MPn]
Asyndetische Reihungen von WU-Sätzen mit anderen Satzmodi habe ich nur für wwm-VL-WU-Sätze und V2-AUSS-Sätze belegt: (383)
Oh daß ich doch ein Jäger war, Fischen und Jagen freute mich sehr! [asyndetische SV eines iföJJ-VL-WU-Sattes und eines V2-AUSS-Satzes ohne Ellipse]
(384)
Ach, wenn ich ihr nur nachreisen {könnte], wenn ich sie nur sehen könnte, ich glaube, es wäre mein glücklichster Tag. [SZ,UH,40] [asyndet.SV: 1) von zwei wenn -VL- WU-Sätzen mit Rückwärtsellipse: finites
62
Die wenigen Belege koordinierter (syndetischer/ asyndetischer) VI-WU-Sätze füge ich an den entsprechenden Stellen ein.
63
Die in den folgenden Beispielsätzen geklammerten Ausdrücke sind rekonstruiert.
64
D.h. der von der Koordinationsreduktion betroffene Ausdruck (die betroffenen Ausdrücke) befindet(en) sich im 2. Konjunkt; vs. 'Rückwärtsellipse' (vgl. u.a. (384)).
101 Verb 2) eines wenn-VL-WU-Satze s und eines V2-AUSS-Satzes, ohne Ellipse]
Eine bei dieser Art der asyndetischen Reihung von WU- und AUSSSätzen bevorzugt realisierte semantische Relation zwischen den jeweils denotierten Sachverhalten ist die eines 'Ursache-Folge-Verhältnisses' (d.h. der im AUSS-Satz denotierte 'Folgezustand' wird unter die Bedingung der Verwirklichung des 'gewünschten, kontrafaktischen Zustandes* gestellt). Diese Relation entspricht weitgehend derjenigen von 'Antezedens* und 'Konsequenz' der in Kond.Sen denotierten NS- und MS-Sachverhalte (vgl. dazu auch das VF-füllende dann):65 (385)
Wenn sie doch nur imstande wäre, in ihn hineinzublicken, ihn genauso zu sehen, wie er war, wie er, ohne das geringste damit zu tun zu haben, nun einmal erschaffen worden war, dann wyrde sie begreifen, und vielleicht würde sie dann nicht einmal mehr leiden, [JG,DB,269]
{386)
Wenn sie körn - ach, wenn sie nur kam ·, dann würde sie nicht hierbleiben in diesem schwarzen, dumpfen Schlammwasser, („.). [JG,DB,191] [wenn-VL-Satz; lad.-Form!}
(387)
Aber dann ßgie sie doch hinzu: 'Wenn sie bloß nicht eine solche Schmierenkomödie aufgeführt hätten ·, gann war' ich vielleicht sogar drauf reingefallen." [ILL,GO,2/86,41]
(389)
Wenn er doch wenigstens schon 16 oder 17 wäre: danr± könnte er im Orient schon heiraten. {mB.TV]
) Syndetische Satzverbindungen Auch bei syndetischer Koordination ist nur die Verbindung von WUSätzen untereinander - und hier wiederum desselben Strukturtyps belegt:66 - wewi-VL-WU-Sätze: (390)
Wenn das Meer doch steigen [wollte} und [wenn das Meer] uns [doch]
65
Sind WU-Satz und asyndetisch angeschlossener V2-AUSS-Satz aufgrund ihrer syntaktischen (Indiz: Verbs teil ungstyp des AUSS-Satzes) bzw. intonatorischen Eigenschaften (Indiz: Pause/TM (Kontur)) jedoch nicht vollständig isoliert, liegen diese Satzverbindungen (vgl. Kap. 1.2.2.) im Grenzbereich der Interpretation als selbständige Sätze (WU- und AUSS-Satz) oder als unselbständige und selbständige Sätze (Kond.NS und Kond.MS). Vgl. dazu v.a. Kap.3,3.4.1.,B,lb (dort auch Beispiele) und Kap.4.4.1.
66
Reis (1985:288) stellt für die Koordination unselbständiger Vl-/wenn-VL-Kond,NSe dieselbe Tendenz zur "nicht-gemischten" Koordination fest. Auch hier sind 'Mischkoordinationen' mit Vl-/H>en/i-VL-Kond,NSen auf Zweitkonjunkte mit V2-Stellungstyp beschränkt, Vgl. (i) und (ü) (Beispiele von Reis): (i) Käme ich nach Hause und der Gerichtsvollzieher stände vor der Tür,.... (ii) Wenn ich nach Hause komme und der Gerichtsvollzieher steht vor der Tür, ist meine gute Laune hin.
102
fortschwemmen wollte! [ST,TO,28] [syndetische (koordinative) SV von zwei wen n -VL-WU- Sätzen mit Rückwärtsellipse; fmites Verb; und Vorwärtsellipse; VL-EE +· Subjekt ·*· MP]
-
(391)
Wenn er doch nur für einen Augenblick von seinem Herzen loskommen [könnte] und fwenn er doch] ruhen könnte mit den Bäumen und den Sternen,' [JG,DB,167J [syndetische (koordinative) SV von zwei we/t/i-VL-WU-Sätzen; 2. wenn-VLWU-Satz mit ausgeklammerten Ausdrücken; Ellipsen s.(390)]
(392)
Wenn ich mich wenigstens hinsetzen könnt' und (wenn ich wenigstens} stricken [körtni'J oder [wenn ich wenigstens] lesen könnt'.1 [inB] [syndetische (koordinative/disjunktive) SV von drei wenn-VL-WU-Sätzen mit Vorwärtsellipse (1. u. ZSatz): M^EE + Subjekt + MP +/(-} finites Verb]
Vl-WU-Sätze: (393)
Könnte er ihn doch erwürgen un£ {könnte er doch} für immer mit ihm fertig sein! [JG,DB,172/173] [syndetische (koordinative) SV von zwei Vl-WU-Sätzen mit Vorwartsellipse: fmites Verb 4 Subjekt ·+· MF]
(394)
Hätte sie doch nur nicht seinem Drängen nachgegeben und (hätte sie doch nur] an ihre Mutier, Großmutter und an die Generation Frauen vor ihr gedacht! [PB.DL, 128/129] |s.(393)]
Bei entsprechendem 'Umfang' der von der Koordinationsreduktion betroffenen Ausdrücke, d.h., wenn im zweiten Satz zumindest das VL-EE und das finite Verb fehlen (Vorwärtsellipse), ist aufgrund der verbleibenden Ausdrücke der Satzmodus des zweiten koordinierten Satzes nicht eindeutig rekonstruierbar. Funktional plausibel ist allerdings nur die Rekonstruktion eines WU-Satzes, wobei jedoch teilweise auch die 'Restinformation' nicht zur Bestimmung des entsprechenden (zu rekonstruierenden) Strukturtyps (VI vs. VL) ausreicht. Vgl.(395): (395)
Blitzsauber ist sie und ihre Wohnung auch ... Wenn nur aas Kind nicht war und {wenn nur] der Mann [nicht war]. Der ... der ist ja schließlich nicht da (,.,). [ ·*· Stqjanowa] [syndetische (koordinative) SV von zwei wenn- VL-WU -Sätzen (?) mit Vorwärtselüpse: VL-EE + M P + Negation67 4 finites Verb]
Syndetische Satzverbindungen anderer sernantischer Qualität (wie z.B. disjunktive Koordination mit oder, adversative Koordination mit aber, sondern und doch bzw. explanative Koordination mit denn (vgl. Posner 1979)) habe ich - außer Beispiel (392) - nur für Vl-WU-Sätze belegt: 67
In koordinativen, syndetischen SVen (mit und) gilt die Negation - tritt sie im ersten WU-SatzKonjunkt auf - auch für das zweite Konjunkt. Dieselbe Regularität wird von Matzel/Ulvestad (1978:171) und Winkler (1989:136ff) für die Koordination von IMF-Sätzen konstatiert. Für eine detailliertere Untersuchung bei WU-Sätzen fehlen mir entsprechende Belege.
103
(3%)
Irgendwer ertappte ihn, als er das tat, was viele Profis tun - als er heimlich paffte, Hätte er bloß auf seinen verstorbenen Lehrer Hennes Weisweiler gehört · oder [hätte er] sich wenigstens nicht erwischen lassen. [ILL.BU, 16/87,12] [syndctische (disjunktive) SV von Vl-WU-Satzen mit Vorwartsellipse: finites Verb -f Subjekt]
(397)
K&nnt£ sie sie doch öffnen und [müßte sie doch] nicht dies Gesicht mit dem rechteckigen Unterkiefer und dem gierigen Besitzerblick vor sich sehen, sondern jkönnie^ie doch! das andere mit den sehnsüchtigen Augen voll demütiger Bewunderung {sehen]! [JG,DB,141] [syndetische (koordinative und adversative) SV von Vl-WU-Sälzen mit Vorwärtsellipsen: finites Verb + Subjekt + MP]
Konstruiert ist (398): (398)
Wenn er ihn doch nur nicht gleich geschlagen hätte, sondern [wenn er] ihm doch wenigstens eine Chance gegeben hätte! jasyr.tktische (adversative) SV von wwm-VL-WU-Sätzeii mit Vorwärtsellipse: VL-EE + Subjekt]
EXKURSENDE
4) Kombinationen (von Strukturen aus l-3> Ich führe von den möglichen Kombinationen nur diejenigen auf, die belegt sind: (399)
Wenn nur dies sein 21ster Geburtstag wäre unt% er sein Geld Hätte und machen könnte. was erwollie. Er würde nicht in England bleiben. [JG,DB,83] {syndetische (koordinative) SV von wenn-VL-WÖ -Sätzen mit Vorwärt ellipse + GSExtrapositiou (Akkusativ-Objekt)]
(400)
Wenn ich nur den Schlüssel finden könnte und {wenn ich nur/ wüßt$ was dahintersteckt! [mB,TV] [«.(399)1
(401)
Und als er nahe hinzukam, sah er die Stadt an und weinte über sie und sprach: Wenn doch auch du erkenntest zujjieser Zeit, was deinem Frieden dient! [Bibel(evang.),Lukas 19,41-42] [Ausklammerung (Temporaladverbial) + GS-Extraposition (Akkusativobjekt)]
(402)
Wenn ihm die Kunstschule nur erlauben wollte, statt des ewigen Kopierens die Dinge zu modellieren*, so wie er sie selber sah!" [JG,DB,8] [*: infiniter extraponierter GS (Akkusativobjekt); **: GS-Extraposilion (Modaladverbial)]
Alternative Merkmalsausprägungen hinsichtlich des VI- bzw. VLSteilungstyps bei VI- bzw. wen/t-VL·WU-Sätzen lassen sich also nicht nachweisen: Bei sämtlichen der unter B l - 408 untersuchten Strukturen 68
Als weiterer marginal«, den VL-Slellungstyp verunklarender Faktor ist noch die MV-Regel bei VL zu erwähnen:
104
handelt es sich um wen«-VL·WU-Sätze mit lediglich Verunklartem' VLSteUungstyp. Ci Merkmalsdifferenzierung 1) Keine Differenzierungsfimktion erfüllt der VL-Stellungstyp gegenüber: a) sämtlichen selbständigen VL-Satzmodi. Da das Paradigma der VLrSatzmodi u.a. über den VL-Stellungstyp definiert ist, erfüllt dieser Merkmalsbereich bei den selbständigen VLSatzmodi keine formtypdifferenzierenden Funktionen; b) sämtlichen idiomatischen wenn-VL-Typen (vgl. 1.3.2.1.); c) unselbständigen wenn-VLrKond.NSen (auch bei Abfolge NS - MS und bei stark elliptischen Kond.MSen): (403)
Wie gesagt: Wenn Sie Lust auf Kino haben sollten, nichts wie hin! [ILL,PE,6/87,78] [we/m-Kond.NS - Kond.MS: clüpt, Sie-lMP-Satz]
(404)
7« und was willst du da haben ?" "Wann 's Ei/teert, dich." [KA,404] [wenn-KonANS - Kond.MS: ellipt. AUSS-Satz]
(405)
Wenn ich dich erschreckt haben sollte, verzeih! fmB] jwe/i«-Kond.NS - Kond.MS: nicht-ellipt. IMF-Satz der 2.Ps.Sg.]
(406)
Wenn ich mal nicht käme, wehe! [ILL,QU,13/87,20] [s.(405)J
(407)
"Hättest du ihm denn geholfen ?" 'Wenn ich's sewußt hätte, vielleicht." [niB] [tu>nn-Kond.NS - Kond.MS: ellip. AUSS-Satz]
Bei VL-Sätzen im allgemeinen und £«/ -\^\¥ -5^ im besonderen erfüllt die Stellung des finiten Verbs sowohl im Paradigma der selbständigen VL-Satzmodi als auch gegenüber unselbständigen werm-VL-Kond.NSen keine formtypdifferenzierende Funktion. Entsprechende Differenzierungsleistungen werden im Paradigma der selbständigen VLrSatzmodi von dem Merkmalsbereich 'Kategoriale Füllung' übernommen - zweitrangig von der intonatorischen Markierung. 3.3. Merkmale der Kategorialen Füllung Gemeint ist mit dem Begriff der 'Kategorialen Füllung* das Vorhandensein (bzw. Fehlen) einer Strukturstelle für bestimmte syntaktische Funktionen in den (i)
Wenn er sie doch nur hätte singen hören können/
(n)
Wenn er sie doch nur würde sjngen hqrqn können,!
105 einzelnen Formtypen/Satzmodi. D.h. wichtig ist das Vorkommen von [bestimmten] Stnifcturwörtern; ausgeschlossen ist damit deren lexikalische Information (im Sinne der Stammbedeutung von Wörtern). (Grewendorf/Zaefferer 1984:11)69
3.3.1. Merkmalsdimensionen: Auswahl satzmodusrelevanter Ausdruckskategorien Satzmodusspezifisch restringiert ist in diesem Sinne die Strukturstelle (bzw. deren Kategoriale Füllung) von 1) Subjektsausdrücken (nur in Vl-/V2-IMP-Sätzen) 2) w-Ausdriicken 3) Imerjektionspartikeln (IPn) 4) Modalpartikeln (MPn) 5) VL-Einleitungselementen (VL-EEen) (nur in VL-Satzmodi). Im Falle von Subjektsausdrücken und w-Ausdrücken ist das Vorhandensein bzw. Fehlen einer Strukturstelle an sich satzmodusspezifisch beschränkt. Im Falle von IPn, MPn und VL-EEen ist eine Strukturstelle für die betreffende syntaktische Funktion in sämtlichen Formtypen/Satzmodi vorhanden; hier ist dann die jeweilige Kategoriale Füllung satzmodusspezifisch unterschiedlich. Diese Kategorialen Füllungen sind nicht als satzmodustypische Wahl von Einzellexemen zu verstehen, sondern als Wahl bestimmter Teügmppen aus der Menge der Einzellexeme, die in dieser syntaktischen Funktion auftreten können. D.h. z.B. für die MPn, daß aus der Gruppe der Partikeln, die MP-Funktion erfüllen können, in jedem Formtyp/Satzmodus nur eine bestimmte Teilmenge kompatibel ist. Ausdruckstypen wie den unter 3 - 5 genannten kommt der Status als formtyprelevante - und i.d.S. 'grammatische' - Merkmale insofern zu, als sie als Gruppe satzmodusabhängig selektiert werden. Probleme ergeben sich dadurch, daß sie als Einzellexeme eine gewisse 'lexikalische Restbedeutung' aufweisen: Auf der anderen Seite weiß man aber, daß die Grenze zwischen Funktions- und Inhaltswort und damit zwischen grammatischer und lexikalischer Bedeutung fließend ist. (Grewendorf/Zaefferer 1984:11)
Diese 'Restbedeutung' operiert anerkanntermaßen (zumindest für die MPn70) im nicht-propositionalen, d.h. ülokutiven Bereich und wird häufig mit 69
Vgl. Altmann (1989:12) und Oppenrieder (1987:162); 'Nicht die Wahl eines speziellen Lexems ist also ausschlaggebend, sondern nur, ob tatsächlich ein Ausdruck der betreffenden Kategorie in einem Satz enthalten ist.*
TU
So z.B. Bublitz (1978), Fraack (1980) und Thurmair (1989) für die MPn. Vgl. dazu auch die Literatuiangaben v.a. in Kap. 3.3.4. und 33.5. bzw. 43.1.1.
106 "Abtönungsfunktion" umschrieben. Für die vorliegende Untersuchung hat dieser 'Zwitterstatus' von MPn, IPn und VL-EEen zur Folge, daß sie sowohl bei der formalen als auch der funktionalen Beschreibung berücksichtigt werden (vgl. Kap.4.3.1.). Die formale Beschreibung der Kategorialen Füllung von V l·/VL-WU-Sätzen bezieht sich auf die unter 2 - 5 aufgeführten Ausdruckskategorien:71 3.3.2. tv-Ausdrücke 33.2.1. Vl^/VL-Sätze w-Ausdrücke sind sowohl in VI- als auch VL-WU-Sätzen inakzeptabel. Mit dieser Festlegung ergeben sich Klassifizierungsprobleme für verschiedene Strukturtypen mit w-Ausdrücken, V2-/VL-Stellung und Konj.II-Markierung, da deren ausgedrückte strukturelle Bedeutung zumindest als 'wunschnahe' zu bezeichnen ist: I) Adverbiale w-Ausdrücke im VF + V2 + Koni.II: (408)
Wie glücklich hätten wir werden können, gemeinsam lebend und denkend und uns mit Kunst, Geschichte, Literatur befassend, {GF,JH,13]
(409)
Aber ich bin nun mal keine Beamtennatur. Ich liebe Kampf und Abenteuer. Wie_ gern ftgtte ich zu den Zeilen der alten Wikinger gelebt! [DD,A3,3]
(410)
Wie schön wäre es, diese Arbeit endlich hinter sich gebracht zu haben!
Die Sätze (408) - (410) sind aufgrund ihrer formalen Merkmale (w-Ausdruck + V2) noch relativ eindeutig als w-V2-EX-Sätze kategorisierbar, die aufgrund bestimmter lexikalischer Füllungen (glücklich, gem bzw. schön) zum Ausdruck von WU-Einstellungen verwendet werden können. Für die Einstufung als w-V2-EX-Sätze spricht auch die Einfügbarkeit von (w7l
Daneben ist jedoch auch das Auftreten von nicht als Neg.part. bzw. MP satzmodusspezifisch restringiert ebenso wie das Auftreten des freien Dativs mir (Dativus ethicus), dem Thurmair (1989:38ff) ein MPn vergleichbares syntaktisches Verhalten (Nicht-Vorfeldfähigkeit; Weglassbarkeit; zusätzliche Kombinierbarkeit mit valenzgebundenen Dativobjekten) nachweist. - Die Verwendung von nicht als (fokussierend bzw, nicht-fokussierend verwendete) Neg.partikel ist in WU-Sätzen normalerweise nicht beschränkt (vgl, Thurmair 1989:88) und die Sätze (592) - (598)' in Kap,33,5.): (i) Hält ich doch nicht das Bargeld mitgenommen, sondern die Schecks! [+Thurmair] - Der Dativus ethicus mir tritt vorwiegend in EX- und IMP-Sätzen auf, nicht jedoch in V1-/VL- WU-Sätzen: (ii) (üi)
Wenn ihr ( min bloß rechtzeitig nach Hause kämet! Daß ihr mir ja rechtzeitig nach Hause kommt! [VL-IMP-Satz]
107 V2-/VL-)ex-satztypischen MPn (aber auch und doch72): (408)'
Wie glücklich hätten wir aber auch (doch) werden können, gemeinsam (...).
(409)'
Wie gern hätte ich '·'aber auch (doch) zu den Zeiten der alten Wikinger gelebt,
(410)'
Wie schön wäre es -aber auch (tjgfji), diese Arbeit endlich hinter sich gebracht zu haben!
Mehr Probleme hinsichtlich einer sinnvollen Integration in das zugmndegelegte Satzmodussystem bereiten H'-V2-/(VL-)Sätze, die eine gewisse stereotype lexikalisch-propositionale Struktur aufweisen (w-Ausdruck + Partikel nicht + Quantor alles) und syntaktisch als Kond.MSe fungieren; 2V Adverbiale w-Ausdrücke / tv-Pronomina a> im VF + V2 + Konj .II + Vl-/VL-Kond.NS b> + VL + Koni.H + Vl-/VL-Kond.NS (4l 1)
Was würfe ich nicht ellez darum geben, könnte ich dir nur einmal helfen! [m B]
(412)
Wgs. könnte ich nicht alles tun, wenn ich nur mehr Zeit hätte!
(413)
?
WeM könnte ich nicht aUgs. helfen, wenn man mich nur lassen würde!
Daß die 'wunschnahe Einstellungssemantik' auch bei Sätzen wie (411) - (413) wiederum wohl nur über eine bestimmte lexikalisch-propositionale Struktur (insbesondere des Kond. NSes) und über die Markierung des im W-Satz' denotierten Sachverhalts als potentiell realisierbar induziert ist, legen die folgenden (bis auf den Konj.Plusq. (vgl.(414) und (415)) analog konstruierten Sätze nahe. Die dadurch ausgedrückte strukturelle Bedeutung ist m. E. nicht mehr im gleichen Maße wunschnahe: (412)' (414)
Was könnte ich nicht alles tun, wenn ich nur Lust dazu hätte! ^ Womit hätte ich nicht alles angeben können, wenn ich nur gewollt hätte!
(415)
Wem hätte er nicht alles helfen können, wenn man ihn nur gelassen hätte!
Auch hier Hegt wiederum eine Kategorisienmg als w-V2-/VL-EX-Sätze nahe. Dafür spricht - die Umformbarkeit der betreffenden w-V2-Sätze in w-VL-Sätze73 (412)*
Was ich nicht alles tun könnte, wenn (...)!
72
Damit wird die - aufgrund der formalen Struktur - noch mögliche Interpretation als W-V2-FRSatz unterbunden, da in diesem Formtyp nur doch, nicht aber aber auch akzeptabel ist. Vgl. U.a. Luukko-Vinchenzo (1988:26 ff).
73
Diese Parallelität von iv-V2- und w-VL-Strukturtyp weist neben dem Exklamativsatzmodus nur noch der Fragesatzmodus auf; in diesem ist allerdings die genannte MP-Kombination inakzeptabel.
108 - die Kompatibilität der obengenannten MPn aber auch, doch und der MP nicht74, die neben w-EX-Sätzen nur noch in Vl-FR-Sätzen auftreten kann (vgl. Thurmair 1989:86ff; 160ff) (412)"
Was ich aber auch (4p£hj n\cht) alles tun könnte, wenn (...)!
- daß die MP nicht bei expliziter (All)quantifizierung durch den Quantor attfakultativ, (412)""
Was ich alles tun könnte, wenn (...)!
- bei impliziter (All)quantifizierung jedoch obligatorisch ist (412)"' vs.
Was könnte ich nicht tun, wenn (...)! Was könnte ich tun, wenn (...) ? [w-V2-FR-Satz]
- die obligatorische Trennung von w-Ausdruck und Quantor (vgl. Oppenrieder 1989:221), d.h. das 'Quantorenfloatmg' ist im Gegensatz zu w-FR-Sätzen nicht reversibel: (412)""" vs.
*Was_elles könnte ich nicht tun, wenn (...)! Was könnte ich njchl allef tun, wenn (...)! Was alles könnte ich denn tun, wenn (...) ? [>v-V2-FR-Satz]
Eindeutig nicht als EX-Sätze zu kategorisieren ist die dritte Gruppe von fraglichen 'w-Sätzen': 3) w-Pronomina + VL + Koni.II: (416)
Mir scheint, jetzt wirds brenzlig. Wer doch auf solchem Bahnhofsich auskennte! Der könnt sicher irgendwo unterschlupfen. [KA,316]
(417)
Wer so blaue Augen hätte! [ + Flämig]
(418)
Wer; jetzt ein bißchen Musik zu hören bekäme! [ + Flämig]
(419)
Mein Gott, wem so ein Glück beschieden wäre! [ILL.G 0,6/86,28]
(420)
Die Rakete hebt ab, zischt empor zum Sternenzelt. Die Erde aber, mit ihrer Schwere, versinkt weit unten in der Finsternis: Ach, wer da mitreisen könnte in die prächtige Sommernacht! [SZ, 173/88,1]
Die plausibelste Klassifizierung von Sätzen wie (416) - (420) scheint mir diejenige als unselbständige, elliptisch ((417) - (420)) bzw. isoliert (416) verwendete wRelativ-GTSe bzw. -GSe zu sein. Auch die MP doch in (416) widerspricht der 74
Die MP-Funktioo von nicht ist relativ eindeutig nachweisbar, wenn eine Ncg.part. nicht zusätzlich eingefügt werden kann: (i) Was hat der nicht alles nicht eingekauft! [l, nicht (unbetont); MP; 2. nicht (betont): Neg.part.]
109
potentiellen Selbständigkeit des w-VL-Satzes nicht, da in unselbständigen GTSen ja gerade aussagesatztypische MPn (u.a. doch) auftreten können (vgl. Thurmair 1989:81): (416) —>
Wer ( doch) auf solchem Bahnhofsich auskennle, (der) könnt sicher igendwo unter· schnupfen. [w-Relativ-GS bzw. (GTS)]
(417) -->
Wer so blaue Augen hätte, (der) könnte sich glücklich schätzen! [s.o. (416)]
(418) - (420) .-> --> : vgl. die MS-Rekonstruktionen für (417),
4] wenn-VL-Sätze mit Konj.II75 jmd adverbialen/pronominalen H'-Ausdrücken imMF sind als VL-Versicherungsfrage n (vgl. Luukko-Vinchenzo 1988:79ff) zu interpretieren: (421)
A: B:
Ich hätte ihn noch besucht, wenn es nicht so spät gewesen wäre. Wenn was nicht gewesen wäre? Du sagst, du hättest ihn besucht, wenn was nicht gewesen wäre?
A: B:
Wäre die Prüfling besser gelaufen, wenn er fachspezifischer geantwortet hätte? Wenn er was getan hätte? / Wenn er wie geantwortet hätte? fragst, ob die Prüfuns_besser gelaufen wäre, wenn er was getan hätte?/..., wenn er wie geantwortet hätte?
—> (422)
-->
Der tv-Ausdruck ist dabei in hierarchisch untergeordneten 'Propositionen', d.h. in NSen76, enthalten. Da Versicherungsfragen funktional als Mischung der Funktionstypen Assertion und (w-)Frage beschreibbar sind (vgl. Altmann 1984:138), kann bei diesen (im 'ursprünglichen Satz') syntaktisch untergeordneten VL-Versicherungsfragen angenommen werden, daß durch sie sowohl die zwischen MS- und NS-Sachverhalt ausgedrückte semantische Relation als auch die im MS ausgedrückte strukturelle 75
Die unmarkierte morphologische Form von V2-/VL-Versicherungsfragen ist der Indikativ. Vgl. Luukko-Vinchenzo (1988:80): "Die nicht-indikativischen Versicherungsfragen sind Zitate ihrer Vorgängeräußerungen."
76
Neben Kond.NSen können auch andere NSe (GSe/GTSe) w-Ausdrücke enthalten und isoliert als VL·Versicherungsfragen verwendet werden: (i) A: Weil er recht offen war, hat er ganz schön was einstecken müssen. B: Weil er w äs war? [VL-Versicherungsfrage: ursprünglicher Kausal-Adverbial-NS] (ii) A: Ich würde mir wirklich wünschen, daß er mehr Wert auf sein Äußeres legen wurde. B: Daß er was tut? [ ursp rü ngl i ch er Akk usat i vobj e ktsatz]
no Bedeutung assertiert wird und nach Teilausdrücken der 'vT^-Satz-Proposition' gefragt wird (vgl. die möglichen MS-Rekonstruktionen für die VL-Versicherungsfragen in (421) und (422)). Die Frage, wie diese VL·Versicherungsfragen in Bezug auf ihre Selbständigkeit zu beurteilen sind, ist nicht einfach zu beantworten: Wegen der funktionalen Konstanz als Mischtyp aus Assertion und (w-)Frage ist der hier etablierte Etlipsenbegriff (wonach VL-Sätze dann unselbständig/elliptisch sind, wenn ihre Funktion dem Satzmodus eines rekonstruierbaren MSes entspricht) wohl kaum anwendbar.77 Für (V^/VL-fwenn-VL-Strukturen mit Konj.II-Markierung, die w-Ausdrücke enthalten, kann also generell eine Interpretation als ( 2-)/ ^/ ' ? - -\ Satz ausgeschlossen werden. Die Inkompatibilität von w-Ausdrücken in WU-Sätzen unterstützt die bereits über die Verbstellung indizierte Differenzierung gegenüber W-V2-/VL-FR- bzw. EXSätzen.
3.3.3. Interjektionspartikeln (IPn) 3.3.3,1. Vl-Sätze A; JMerkmalsauspräeung (kompatible Gruppe; syntaktische Eigenschaften) Aus der Gruppe78 der nicht-flektierbaren IPn treten die in Kap.3,2. bereits erwähnten, den Verbstellungstyp nicht beeinflussenden IPn ach und oh (o) in satzinitialer Stellung besonders häufig vor VI-/VL·WU-Sätzen auf. Dabei kommt die IP ach mit einem Verhältnis von ca. 3:8 beim VI- bzw. 1:8 beim
77
Für eine Einstufung als nicht-selbständige/elliplische VL-Sätze spräche zum einen die Tatsache, daß die subordinierende Umgebung der VL-Struktur im Vorgängersatz teilweise explizit realisiert ist, zum anderen, daß MPn (wie normalerweise in Mischtypen (vgl. Oppenrieder (1989:183 ), Tburmair (1989:69ff), Luukko-Vinchenzo (1988:7110)) inakzeptabel sind. Oppenrieder (1989:188) weist zwar ebenfalls daraufhin, daß "gerade in diesem Bereich die Unterscheidung der elliptischen und illokutiv selbständigen Verb-Letzt-Strukturen problematisch" ist, zählt die VL-Versicherungsfragen aber - wie die VL-Rückfragen generell zu den selbständigen VL-Sätzen.
78
Vgi. dazu die Listen möglicher IPn in Curme (1960:434), Blatz (1900:621 ff) und Drosdowski (1984:381 ff). Ich gehe hier nur auf Partikeln ein, nicht auf - vergleichbar den IPn - vokativisch verwendete Ausdrücke (Kategoriale Füllung: PP-Formen, Adjektive und NPn). Vgl. auch Amn.50, Kap.3.2,
Ill
wen/i-VL-Strukturtyp79 wesentlich frequenter vor als die beiden anderen IPn (on; noch seltener, weil veraltet (?): o): (423)
Q könnte ich euch doch mitnehmen! [ + Luukko-Vinchenzo]
(424)
Oh. wüßten es doch alle Kleinkinder dieser Welt! ( + Luukko-Vinchenzo]
(425)
Qh_ hätte man Baby Schimmerlos FJf.Kroetz doch gelassen! [ILL,GO,3/88,102J
(426)
Sie wünschten sich beide den Sommer herbei. "Ach wäre doch schönes Wetter", sagten sie, "dann würden wir zusammen ausreifen und (...). [GF,JH,56]
(427)
Sein weltüberwindend Lachen klingt mir fortwährend im Ohr, Ach, könnte ick das nur auch zu Papiere bringen, wie es sich gehörte! [ + Luukko-Vinchenzo]
(428)
Von zweien will sich der FC Bayern trennen. Acr± hätte Hughes doch früher so entschlossen geschossen. [SZ.103/88,51]
Daß es sich bei ach/ oh (o) nur um eine typische, nicht absolut restriktive Gruppe (wie z.B. bei den MPn; s.u.) wunschsatztypischer IPn handelt, belegen folgende Beispiele. (Wobei diese IPn allerdings nicht in der für WU-Sätze typischen Verwendung als syntaktisch/intonatorisch integrierte Ausdrücke (s.u.) auftreten,): (429)
Ja_ (^)> hättest du das doch nur tatsächlich getan! [mB]
(430)
TJg (^ \ hättest du hall nur einmal deinen Mund gehalten.' [mB]
Die Beispiele (423) - (428) vs. (429) und (430) machen deutlich, daß die IPn syntaktisch (intonatorisch und funktional) unterschiedlich verwendet werden können, wobei die einzelnen Verwendungsmöglichkeiten normalerweise nicht formtyp- bzw. satzmodusabhängig restringiert sind. Nur das in WU-Sätzen typische Auftreten als nicht-satzgliedwert ige und nichtsatzwertige (d.h. als syntaktisch und intonatorisch integrierte und damit nichtselbständige) Ausdrücke am linken Satzrand ist nicht ohne Einschränkung bei allen Formtypen das Satzmodussystems akzeptabel. In diesem Sinne könnten die IPn über eine relativ kleine kompatible Gruppe und über spezifische syntaktische Eigenschaften gewisse satzmodusindizierende Funktion erfüllen, Im einzelnen können die IPn auftreten: 1) als satzgliedwert ig verwcndete^Ausdrügke Es bestehen für diese - im allgemeinen relativ ungebräuchliche (vgl. Drosdowski 1984:385) - Verwendung keine satzmodusspezifischen Beschränkungen (die folgenden Beispiele sind konstruiert): (431)
79
Hätte er doch nur einmal 'ach'gesagt!
Diese Aussage gilt nur für die wena-VL-, nicht jedoch für die daß-VL-WU-Sätze. S. Anm.88.
112
(432)
Hat der aber vielleicht laut 'ach' gesagt?
Als satzgliedwertige Ausdrücke sind die IPn verschiebbar, vorfeldfüllend (VIBeispielsätze zur Illustration ungeeignet), erfragbar (Was hätte er sagen sollen?) und bedingt pronominalisierbar (Hätte er es doch nur einmal gesagt!); 2JLatsjf»cht-5atzgliedwertig verwendete Ausdrücke D.h. sie erfüllen die oben genannten Kriterien für einen Satzgliedstatus nicht. In dieser Verwendung stehen die IPn vorwiegend satzinitial. Hinsichtlich des Grades ihrer syntaktischen (und damit auch intonatorischen) Integration in den Folgesatz sind vor allem zwei Varianten zu unterscheiden: Nicht-satzgliedwertige IPn können satzwertig und damit als eine Art "Satzäquivalent" syntaktisch und intonatorisch isoliert/ selbständig auftreten. Dabei repräsentieren sie entweder völlig allein einen konversationellen Zug (vgl,(433); sie entsprechen in dieser Verwendung am ehesten isoliert verwendeten Antwortpartikeln wie doch, nein und/a):80 (433)
A: Er hat seine Sache wirklich gut gemacht,
Oder sie sind mit äquivalent verwendeten Partikeln (Antwortpartikeln, Gliederungspartikeln, isoliert auftretenden Satzadverbien, ...) kombiniert (vgl, (433)'): (433)'
A: Er hat seine Sache wirklich gut gemacht. wirklich.? (f )
Oder sie können mit einem syndeu'sch82 (vgl. (434)) oder asyndetisch (435) angeschlossenen Folgesatz, der meist ebenfalls syntaktisch und funktional selbständig ist, kombiniert auftreten: (434)
£2 weh! (\ ) Abfr ich kann 's nicht ändern. (\ ) [ -f Blatz] [nicht-satzgliedwertige, aber satzwertige IP vor syndetisch angeschlossenem V2-AUSSSatz]
80
Satzwertig verwendete IPn werden daher auch teilweise zu den "Gliederungspartikeln" (bzw. Antwortpartikeln) gezählt. Vgl. Willkop (1988) und Thurmair (1989:18/19).
81
Zur Verdeutlichung der gemeinten Interpretation (satzwertig vs. nicht-satzwertig) werden folgende orthographische Kennzeichnungsmittel verwendet: *!/,/?' vs. . Die eigenständigen intonatorischen Eigenschaften satzwertiger IPn werden durch die für die TM eingeführten Kürzel \f ), das laß meine Sorge sein! (\){+ Winkler] [IP vor V2-IMP-Sat2]
(438)
Ach. (\ \ »äre der denn wirklich länger dort geblieben ? (f ) [IP vor Vl-FR-Satzp
Auch vor Vl-/VL-Kond,NSen, die im VF/WF ihres MSes stehen, sind IPn normalerweise wohl nicht intonatorisch integriert (ich habe nur Belege von IPn vor VL-Kond.NSen (s.u.); (439) ist konstruiert): (439)
(439)'
Afh doch nur (11% bei V1-; 17% bei Vl^WU-Sätzen): (478)
'Tete As" ist Fernsehunterhaltung ohne großen Tiefgang. "Der 7,Sinn": nötige Verkehrserziehung für jedermann. Würden doch nur die Ratschläge von alten befolgt werden! [ILL,GO,20/88,26;TV-Kritilc]
(479)
Wenn der Kerl sich doch nur die geringste Dreistigkeit herausnehmen würde. Wie herrlich, ihn dann zu einem Waidspaziergang hinauszubitten, ihn Mores zu lehren und anschließend gründlich zu verdreschen! {JG,DB,32/33]
95
Kombinierbarkeitskriterien für MPn sind einerseits die semantische Verträglichkeit der jeweiligen MPn, andererseits die Akzeptabilität beider MPn als Einzelpartikeln im gleichen Form typ/S atzmod us.
96
Thurmair (1989:288) zeigt, daß die Reihenfolge der Partikeln in den akzeptablen Kombinationen nicht vom Satzmodus determiniert wird, sondern partikelißbärenten Gesetzmäßigkeiten folgt, Die Reihenfolge der Partikeln in WU-Sätzen bestätigt zumindest folgende von Thurmair aufgestellten Regeln: - MPn mit unspezifischer Bedeutung stehen am Anfang der Kombination (also doch vor nur/bloß); - MPn, die den Funktionstyp verstärken oder abschwächen, treten an zweiter Stelle auf (also nur/bloß nach doch). Vgl. auch Altmann (1976:281) zur obligatorischen Zweitstellung der MP nur bzw. Franck (1980:20),
122
b) doch bloß (4% bei V1-; 1% bei VL-WU-Sätzen): (480)
Ach wäre er doch bloß am Schreibtisch seiner Dienststelle im Hotel 'Lutetia' geblieben! Theoretische Generalstabsarbeit - das war seine Stärke, nicht aber Taktik und Strategie. [+Thunnair]
(481)
Obwohl angeblich nur 2um Bergsteigen nach Mexiko geflogen, hat sich seine Anwesenheit spürbar und sichtbar auf Beckenbauer ausgewirkt. Hätte Schwan doch bloß ausgehalten bis zum Schluß; es wäre manches ungesagt geblieben, [SZ,3Q.06.86,42]
Für die m.E, ebenfalls akzeptable MP-Kombination doch wenigstens habe ich keine Belege. Die MPn bzw. MP-Kombinationen (doch, nur, bloß, wenigstens, doch nur, doch bloß, doch wenigstens) erfüllen in WU-Sätzen jedoch die für MPn gültigen syntaktisch-grammatischen Eigenschaften97 nur teilweise: Hier ist in erster Linie ihr normalerweise 11 fakultativer Status zu nennen. Dieser wurde oben damit begründet, daß MPn für die grammatischsyntaktische Wohlgeformtheit eines Satzes/Formtyps keine notwendigen Elemente sind. Daher können sie - entgegen syntaktisch obligaten Merkmalen wie Verbstellung und Verbmorphologie - normalerweise keine formtypkonstituierende, sondern allenfalls formtypmitindizierende Funktion erfüllen. Im Falle segmental identischer Formtypen, d.h. wenn Verbstellung und Verbmorphologie als konstituierende Merkmale entfallen, müßten die intonatorischen Merkmale eine eindeutige formale Kennzeichnung ermöglichen. Genau das aber scheint die intonatorische Markierung von V l-/VL-WUSätzen nicht zu leisten: Wie die folgende Untersuchung zu den intonatorischen Merkmalen zeigen wird, sind diese bei potentiell segmental mit WU-Sätzen identischen selbständigen Satzmodi (VI: Vl-FR-Sätze, VIEX-Sätze; VL: 0) teilweise nicht ausreichend indizierungsstark ausgeprägt (v.a. bei Vl-EX-Sätzen); bei potentiell segmental mit WU-Sätzen identischen unselbständigen Strukturen (VI: Vl-Kond.NSe; VL: wenn-VL-Kond.NSe) sind die intonatorischen Merkmale bei bestimmten Konstellationen (Kond.NSe elliptisch bzw. syntaktisch und intonatorisch isoliert verwendet) wohl überhaupt nicht differenzierend. Vl-/VL-WU-Sätze sind daher auf die formtypkonstituierende Funktion ihrer für sie typischen MP-Gruppe angewiesen: Diese kompensieren die 97
Nach Bublitz (1978:35 ff), Franck (1980:20 rt), Altmarm (1978: 58 ff), Doherty (1980:100 ff) und insbesondere Thurmair (1989:22ff,37).
123 Indizierungsschwäche der anderen formalen Kennzeichmmgsmittel, insbesondere der Intonation, und sind daher in WU-Sätzen obligatorisch. So ist für (482) und (483) (trotz wunschsatztypischem (\ ) TM) kontextfrei eine Interpretation als WU-Satz nicht gesichert: (482)
Wenn der, von dem Sie sprechen, das Geld beschaffen könnte! (\ ) [
(483)
A: B: A:
,8
,63]
Ein Bohrer! Wie durften Sie ihn in die Tasche stecken! Tödlich hätte er sie verwunden können. Weiyj es Sie bewegtet (^) [Stern, Die Hose, 63]
Vgl. dazu auch die damit konformen, aber spärlichen Aussagen, die sich in der Fachliteratur finden: so u.a. von Wunderlich (1978:153): Ohne Verwendung eines dieser Par r ikel Wörter (doch, nur) wäre 26 [Würdest du doch nur das Radio abstellen!] ungrammatisch bzw. würde eine Interrogativ-Intonation verlangen.98
Damit erklärt sich auch die - im Vergleich zu anderen Satzmodi (außer EXSätzen!) - relativ begrenzte Anzahl kompatibler MPn: Sie verhindert eine breite Überschneidung mit für andere Satzmodi typischen Teilmengen von MPn. Unter der oben geäußerten These des 'kompensatorischen Zusammenspiels' der formalen Markierungsbereiche könnte ein tendenziell fakultativer Status der MPn in WU-Sätzen dann erwartet werden, wenn a) andere wunschsatzindizierende, aber prinzipiell fakultative Merkmale vorhanden sind bzw. b) die anderen Merkmale besonders indizierungsstark ausgeprägt sind. D.h. die MPn können in WU-Sätzen nur dann fakultativ sein, wenn ihre Differenzierungsleistung von anderen Merkmalen bzw. Merkmalsbereichen übernommen wird: zu a^: Fakultative, aber dennoch wunschsatzindizierende Merkmale sind die IPn in ihrer für WU-Sätze typischen, syntaktisch nicht-isolierten Verwendung und eine (bereits erwähnte) besondere Akzentstruktur99. 98
Ebenso Thurmair (1989:24ff), Doherty (1980:224,Anm.64) und GHnz (1971:116), der behauptet, doch nur und endlich (!) seien nahezu obligatorisch. Bzw. Weuster (1983:59, 7Q,Anm.28), (Tabelle 6) Doch und nur/bloß/wenigstens erfüllen als Einzelund als MPKombination nahezu identische Differenzierungsfunktionen in V1-/VL·WUSätzen, da sie (fast) dieselben formtypspezifischen Auftretensrestriktionen aufweisen. Vgl. Tabelle 6:
133
Bei V2-AUSS-Sätzen könnte die Partikel nur auch in GP-Funktion vorliegen (vgl.(559): nur als GP mit ZK dementieren).
146
Tabelle 6;
Auftretensrestriktionen der einzelnen Partikelfunktionen von doch potentiell mit WU-Sätzen identischen Strukturen
Partikeln u. AufPartikeltretensfitnktirestriktioo nen nen ID den relevanten Strukturen A
VI'/VL-WU-Setze
B
setfastfind.Sätze VI: Vl-FR-SaU
EINZELPARTIKEL nur/blaß/ wenijptens
doch
betont 0 *
Vl-EX-Satz
0
VL: lidiomat,
*
unselbständige Sätze VI: Vl-Kond.NS VL: VL-Ki>nd,NS
*
*
doch nur 1 dochbloß
MP
GP
MP
*
•
*
0 0 außer in Vl-SatzEX-Säizen 0 0 außer in 'fakLVlKoniNSen' 0 außer in 'fakt.VLKond.NSen'
MP+GP
MP+MP *
siehe Auftretensrcstriktionen der EinzelM? doch
*
0
0 ?
0
*
0
0
*
0
0
*
0
0
Typ AI C
KOMBINATION
0
0
( * = Partikelfunktion in entsprechenden Sätzen akzeptabel; 0 = Partikelfunktion in entsprechenden Sätzen nicht akzeptabel]
Damit ist die form typkonstituier ende Funktion der wunschsatztypischen MPn für -/ '£/ /!-1 ^-\ -83 relativ hoch zu veranschlagen: Die sehr kleine kompatible Gruppe gewährleistet in besonders hohem Maße disjunkte MP-Teilgruppen - v,a. bei den segmental mit Vl-/(VL-)WU-Sätzen potentiell identischen Vl-FR- bzw. Vl-EX-Sätzen (mit Ausnahme der Vl-SatzEX-Sätze) und den unselbständigen Vl-/(VL-)Kond.NSen, die mit Ausnahme der 'faktischen Kond.NSe' keine MPn aufweisen. Überschneidungen der jeweils kompatiblen MP-Gruppen bestehen nur bei Formtypen, die bereits über die segmentalen Merkmale disambiguierbar sind (vgl. oben 2a),
147
3.3.5. VL-Einleitungselement 3.3.5.1. VL-Satze A; Merkmalsausoragung (kompatibles Element; syntaktische Eigenschaften) Sämtliche selbständigen VL-Satzmodi weisen ein 'ursprünglich' subordinierendes und damit die VL-Stellung des finiten Verbs steuerndes Element in satzinitialer Stellung (exakter s.u.) auf. Dieses VL-EE zeichnet sämtliche selbständigen VLSatzmodi gegenüber ihren parallelen Vl-/V2-Typen durch ein Mehr an formtypindizierendem Material aus (vgl. Reis 1985:273). Die häufig auch als "Complementizer" (so z.B. bei Fries (H87) und Reis (1985)) bezeichneten Subjunktionen werden, je nachdem, ob sie als Einleitungselemente von Adverbial- oder von Ergänzungssätzen fungieren, als adverbiale oder echte subordinierende Konjunktionen bezeichnet.134 Neben diesen Konjunktionen kommen auch adverbiale/pronominale w-Ausdrücke als VL-Einleitungselemente vor. Im Gegensatz zu unselbständigen VL-Sätzen, die durch sämtliche Subtypen von Complementizern eingeleitet werden können, treten in selbständigen VL-Sätzen nur die Ergänzungssatzeinleitenden echten subordinativen Konjunktionen (daß,ob) und die genannten adverbialen/pronominalen w-Ausdrücke auf, Adverbiale subordinierende Konjunktionen (wie nachdem, weil, obwohl, damit, ...) können normalerweise keine selbständigen VL-Satzmodi einleiten. Vgl, u.a.135 Reis (1985:283): In sä tzgram malische n V/E-Hauptsätzcn [= selbständigen VL-Sätzen] kommen nur die Complementizer daß, wenn und ob und interrogative/exklamative w-Pronomina vor.
Vergleiche dazu folgende Beispiele unselbständiger (isolierter) VL-Satze, die durch adverbiale Konjunktionen eingeleitet sind und auch von Reis (ebd.) als unselbständig klassifiziert werden (Beispiele von Reis):136 134
So z.B. bei Reis (1985), Weitster (1983) oder Eisenberg (1986: 330ff,347), der zwischen "ESUB" (= Subjunlctioaen, die Ergänzungssätze einleiten) und "ASUB" (= Subjunktionen, die Adverbial-NSe einleiten) unterscheidet. Analog Oppenrieder (1989:178): "adverbielle" vs. "nicht-adverbielle Satzeinleiter".
135
Ebenso Weuster (1983:35), Eisenberg (1986:347) und Oppenrieder (1989:177): Es gilt, "daß die durch adverbielle Satzeinleiter eingeleiteten Verb-Letzt-Sätze nicht zu den illokutiv selbständigen Verb-Letzt-Sätzen im eigentlichen Sinn zu zählen sind."
136
Oppenrieder (1989:178) gibt als möglichen Grund für die Inkompatibilität adverbialer Konjunktionen in selbständigen VL-Sätzen die - im Gegensatz zu den "nicht-adverbiellen Satzetnleitern" - "intrinsisch relationale Natur" der "adverbiellen Satzeinleiter* an, die notwendig das Vorhandensein beider "Relata" (MS und Adv.NS) voraussetze,
148
(561)
Ja, ich gehe in den Kurs. Obwohl er mich überforden.
(562)
Exola fur's Baby. Damit's ein Prachtkind wird.
Die aufgrund dieses unterschiedlichen syntaktischen Verhaltens von Eisenberg vorgeschlagene Subkategorisierung der Subjunktionen in "ASUB" und "ESUB" entspricht bei Reis derjenigen in "starke Complementizer" (= adverbiale subordinierende Konjunktionen) und "schwache Complementizer" (= echte subordinierende Konjunktionen), wobei im Hauptsatz [= selbständigen VL-Sätzen] (...) nur schwache COMP-Strukturen erscheinen, also solche, die den 'eigentlichen' COMP-Iosen Hauptsatzstrukturen am ähnlichsten sind. (Reis 1985:284)
Nur das für wenn-VL-WU-Sätze typische VL-EE wenn verhält sich bezüglich der Subklassen 'starke' vs. 'schwache Complementizer' bzw. 'ASUB' vs. 'ESUB' nicht eindeutig; wenn kann sowohl Adverb ial-NSe (konditionale, temporale, instrumentale, kausale, ...) als auch Ergänzungssätze (Subjektsätze, Akkusativobjektsätze, Präpositionalobjektsätze137) einleiten - also GSe und GTSe: Der einzige Ausreißer ist wenn, das einerseits Adverbialsätze einleitet, sich aber andererseits wie ESUB verhält, (Eisenberg 1986:347)138
Wenn nimmt also einen Zwitterstatus zwischen starken und schwachen Complementizern ein, wobei es, da es auch als VL-EE selbständiger VL-Sätze auftritt139, den "schwachen Complementizern" daß und ob "nahesteht" (Reis 1985:284).
137
Der Status als Ergänzungssatz ist vor allem für wenn-VL-Sätze in der Funktion von Subjekten bzw. Akkusativobjekten umstritten, da hier teilweise ein "Zwang zum Korrelat" (Eisenberg 1986:358) im MS angenommen wird und die wen/i-Sätze somit als Attribut- bzw. GTSe zu interpretieren wären. Ebenso Härtung (1964:370/371). Vgl. dagegen Fabricius-Hansen (1980; 161), dort auch einschlägige Beispiele: (i) Als auszeichnend konnte dabei angesehen werden, wenn er [Hitler] handschriftlich einige Worte hinzufügte. [wenn-VLrNS in der Funktion eines Subjektsatzes] (ii) Ich kann verstehen, wenn der revolutionäre Guerillakämpfer wenig Mitleid mit den gutgenährten Einwohnern (...) hat (...). [wwm-VL-NS in der Funktion eines Akkusativobjektsatzes]
138
So auch Curme (1960:427,d), Fabricius-Hansen (1980:161 ), Metschkowa (1983:86ff und 126ff), Blatz (1900:1147,Bd,2) und mit Einschränkung Härtung (1964:371),
139
Als mögliche Gründe für die Verwendbarkeit von wenn in selbständigen VL-Sätzen nimmt Oppenrieder (1989:178) an, daß wenn in selbständigen *wwt-VL-WTJ-Sätzen "seine Relationalst verliere" und gleichzeitig den "nicht-adverbialen Satzeinleitern" insofern nahestehe, als durch wenn primär etwas über den "Wahrheitsstatus" des im VL-Sa£z denotierten Sachverhalts ausgesagt werde. Vgl. auch Kap.4.3.1.L,C.
149 Welche Auswirkungen hat dieser Sonderstatus des VL-steuernden Elements von wewi-VL-WU-Sätzen auf dessen formtypkonstituierenden Anteil? 1) Wie für alle adverbialen subordinierenden Konjunktionen kann auch für wenn eine gewisse 'lexikalische Restbedeutung'140 angenommen werden, die auf funktionaler Ebene in die Satztypisierung miteinfließt, Daher erfüllt das VL-EE von VL-WU-Sätzen - vergleichbar der Rolle der MPn und in eingeschränkterem Maße der IPn - eine gewisse Doppelfunktion bei der Satzmoduskonstituierung: einerseits als formtypspezifisch restringierte Ausdruckskategorie, andererseits über die genannte 'Restsemantik'. 2) Durch die Sonderrolle als einzige adverbiale Konjunktion, die auch selbständige VL-Sätze einleitet, erfüllt wenn · als formtypspezifisch restringierte Ausdruckskategorie - absolute Differenzierungsfunktion im Paradigma selbständiger VL-Satzmodi: Sämtliche anderen selbständigen VLFormtypen weisen Ergänzungssatz-einleitende subordinierende Konjunktionen (daß, ob) bzw. w~Ausdrücke auf, wobei daß in Bezug auf den dadurch eingeleiteten VL-Satzmodus mehrfach ambig ist (vgl. Oppenrieder (1989:177ff), Altmann (1987:49 f), Tabelle 2 und unten Tabelle 7). 3) Die Art/Füllung des VL-EEs ermöglicht jedoch keine Abgrenzung selbständiger Hwtn-VL-WU-Sätze von parallelen unselbständigen wefm-VL-NSen (GSen/GTSen), Unselbständige VL-Sätze und damit auch deren VL-EEe können jedoch aufgrund ihrer Funktion als Satzglieder bzw. Teile von Satzgliedern wesentlich variabler mit anderen Partikelfunktionen (s.u.) kombiniert werden.141 Ihre VL-EEe treten daher auch stellungsmäßig flexibler auf als in selbständigen VL-Sätzen. D.h. mit anderen Partikelfunktionen kombinierte VL-EEe schließen teilweise 140
Vgl. Fries (H87:14), der von einer "lexikalischen Semantik der jeweiligen Complementizer" spricht. Oder Metschkowa (1983:12) bzw. Eisenberg (1986:346), der wenn zu den "Konjunktionen mit lexikalischer Bedeutung" zählt. Vgl. dazu ebenfalls Kap.43.1.1.,C.
141
Daß diese unterschiedlichen Kombinationsregularitäten des VL-EEs jedoch nicht nur auf den unterschiedlichen syntaktischen Status (selbständig vs. nicht-selbständig) des durch sie eingeleiteten VL-Satzes zurückzuführen sind, zeigen die folgenden asymmetrischen Kotnbinationsregularitäten von unselbständigen VI- vs. unselbständigen VL-Sätzen. Vgl. dazu auch Reis (1985:291/292): (i) Und wenn ich mehr Geld hätte, wurde ich mir dos trotzdem noch überlegen. (i)' Und hätte ich mehr Geld, würde.... (ü) Selbst wenn ich mehr Geld hätte, würde .... (ii)' 'Selbst hätte ich mehr Geld, würde.... (iii) Imm^rwenn ich mehr Geld hätte, würde ich leichtsinnig werden. (iii)' *Immer hatte ich mehr Geld, würde.... Diese Verhältnisse legen die Annahme nahe, daß auch über das VL-EE an sich die Kombinationsregularitaten gesteuert werden.
150 durch die Kombination an sich (s.u. b, c, teilweise d und e) bzw. durch die Art der Kombination (s.u. a) eine Interpretation der durch sie eingeleiteten VLStrukturen als selbständige VL-Sätze aus. Generell wird v.a. dann eine Kategorisierung als selbständiger VL-Satz unterbunden, wenn vor dem VL-EE in Kontaktstellung und intonatorisch integrierter Verwendung andere Partikelfunktionen (x) auftreten (x + wenn)}42 je nach Partikelfunktion ist das bei unterschiedlichen syntaktischen Gegebenheiten der Fall: al Koordinative Konjunktionen fkoord.Konj.) / Konjunktionaladverbiete iKonj.adv.> + wenn (und wenn, aber wenn, denn wenn, oder wenn,... / immerhin wenn, jedoch wenn, doch wenn, also wenn, vielmehr wenn, nun wenn143,...)
Selbständige VL-Sätze realisieren wie V l-Satzmodi kein VF (vgl. Oppenrieder 1987:164). Dementsprechend treten vor selbständigen VL· und Vl-Satzmodi nur Ausdrücke (unter anderem auch Partikeln in unterschiedlichen Funktionen) als VVF-Ausdrücke, d.h. als intonatorisch nichtifltegrierte Ausdrücke auf. In Kap.3.2.1.1.,B wurden neben Ausdrücken für FTT vokativischen NFn und IPn auch koord.Konj. (569) bzw. Konj. adv. (570) in dieser Verwendung vor selbständigen wenn-VL-/(Vl-) WU-Sätzen nachgewiesen: (569)
Aber (\ ) wenn ich nur rascher gegangen wäre!
(570)
Dofh (^) wenn er nur geblieben wäre!
Vor unselbständigen VL-Sätzen können koord.Konj./Konj. adv. jedoch wie vor V2-Satzmodi sowohl intonatorisch nicht-integriert als auch intonatorisch 142
Reis (1985:304) spricht von "doppelter COMP-Besetzung* und gibt 4 Typen, unter anderem x ·+ wenn, an.
143
niin verhält sich vor wenn wie Konj.adv,: l) Abfolge x + wenn: a) Kontaktstellung (i) NurLwenn {jedoch wenn) dies alles gewesen sein sollte, so war das nicht viel. b) 'Distanzstellung' (d,h, vor dem MS bei Abfolge MS - NS; nun kann hier VF-füllend sein) (ii) Afyn fjedgfh) (das) war (das) nicht viel, wenn.... 2} Abfolge wenn + x: a) KontaktsteUung (iii) Wenn nun (wenn }^dc^h) dies alles gewesen sein sollte, so,.., b) Distanzstellung (iüi) Wenn dies ma (jedoch) alles gewesen sein sollte, so....
151
integriert verwendet werden;144 beide Partikelfunktionen stehen nur dann in Kontaktstellung vor wenn, wenn der MS auf den NS folgt; (571)
Und (-* ) weqn er wirklich unverwundbar geworden sein sollte, übernehme ich ihn. [ + Kaufmann]
(572)
Und eines Tages schickten sie mir solch einen Wisch voll blödsinniger Injurien auf den Hals. Hö, ja, schriftlich haben sie Mull Und (-*·) w$rtji es bloß dieser lachhafte Brief wäre. Aber sie haben gegen mich intrigiert, [Th.Mann,Tristan,44] [nwm-VL-Kond.NS mit fehlendem MS]
(573)
AiisL (-* ) wenn einer käme, alles das bieten würde, was es zu Hause auch gibt, dazu noch das Abenteuer, nur mit dem Reiz des Neuen versehen? Natürlich, morgen schon würden die Koffer gepach werden. JSZ,12./ 13.9.87,49) (wcrt«-Kond.NS mit fehlendem FR-Satz-MS]
(574)
Denji (-*) wfn>\ sich Macay nur einen Augenblick lang wirklich besonnen und nachgedacht haben würde, so hätten ihm die Haie einfallen müssen, kaltschnäuzige Wölfe. [ + Kaufmann]
Bei Abfolge MS - NS treten die koord.Konj./Konj.adv. nicht mehr in Kontaktstellung vor wenn (575), sondern vor dem MS auf: koord.Konj. sind dann nich t- VF- füllend (575)', während Konj.adv. dies sein können (575)": (575)
Es wäre eine Überraschung, (*aber, 'doch] wenn das eintreffen würde.
(575)'
Aber es wäre eine Überraschung, wenn ....
(575)"
Doch (es) wäre (es) eine Überraschung, wenn,,..
Nur und wenn verhält sich nicht konform: Auch bei einer Abfolge von MS NS kann die XT^-EE-Kombination in Kontaktstellung auftreten; und verhält sich somit wie GP ·*· wenn - Kombinationen generell bzw. auch wenn im besonderen (s.b), dem es - über die Indizierung einer konzessiven Semantik auch funktional nahesteht.145 (Wie bei durch auch wenn eingeleiteten Konz.NSen ist bei und wenn der vorangestellte MS dabei intonatorisch tendenziell nicht voll integriert:) 144
Wie bereits erwähnt können auch subordinierende Konj, vor anderen subordinierenden VLEEcn in Kontaktstellung auftreten. Allerdings sind sie dann sowohl vor selbständigen wie unselbständigen VL-Sätzen intonatorisch immer abgesetzt. Reis (1985:287rAnm.ll} spricht von "Doppelpunktinterpretation": (i) Obwohl (\) wfnn er das getan hätte, wäre mir wohler. (i)' Obwohl (^) M£££ tf das getan, wäre mir wohler. (ü) Obwohl (\) wenn er das doch nur getan hätte!
145
Auch vor unselbständigen VI-Sätzen induziert intonatorisch integriertes und konzessive Semantik (vgl. auch Anm,141 Bsp.(i)'): (i) Und drohe, was da wolle, wir werden unsere Pflicht erfüllen. [ + Erben] (i)' Wir werden unsere Pflicht erfüllen (\ \ und drohe, was da wolle. (ii) Und kßme der stärkste aller Ringer. Ich werf ihn nieder und bin sein Bezwinger,' |KA,284]
152
(576)
Jedenfalls werde ich es auftreiben (\), und wenn fauch weno) ich es stehlen müßte/ [BB,SEZ,71]
(577)
Wer kann schon daran zweifeln, daß Becker Spielpraxis braucht und haben muß (\ ) und wenn er sie sich bei diesem hochbezahlten Training holen müßte. [SZ,163/88,31,*]
Sehr frequent ist dieses konzessive und wenn bei (w-/ Vl-)FR-Satz-MSen, wobei diese sehr häufig fehlen (= elliptische Konz.NSe): (578)
Fonda; B:
Ich bin eine praktisch engagierte Künstlerin, aber keine Politikerin. (...) Und wenn Sie doch Politikerin wären ? ( f ) [ILL,BR,3/86,92]
Koord.Konj./(Konj.adv.) können in VL-Sätzen teilweise (nur wenn aber, wenn dann, nicht wenn und bzw. wenn oder) auch im MF wie in V2-Sätzen auftreten (Überschneidungen mit MP- bzw. Adverbialfunktion!), Eine Interpretation als VL-WU-Satz ist jedoch sowohl bei wenn -tkoord.Konj./Konj.adv. in Kontakt- als auch Distanzstellung recht unwahrscheinlich (vgl. (579)' und (579)'"): (579)
Wenn denn (w_enn_aber) dies alles gewesen sein sollte, so war das nicht besonders viel
(579)'
Wfnn f??denn. ?aber) dies doch nur alles gewesen wäre!
(579)"
Wenn dies denn (ebjr) alles gewesen sein sollte, so war....
(579)"'
Wenn doch dies (??denn, 7aber) alles gewesen wäre!
Das für die Distanzstellung anführbare Argument der Überschneidung mit der MP-Funktion entsprechender - als MPn in WU-Sätzen nicht akzeptabler Partikeln (vgl. (579)1": denn, aber) ist für die Kontaktstellung nicht haltbar (vgl. (579)'). Vielmehr liegt die eingeschränkte Kompatibilität von koord.Konj./Konj.adv. in WU-Sätzen generell und im MF von VL-WUSätzen wohl wiederum an der vorwiegend diskursungebundenen Verwendung dieses Satzmodus, die sich mit der kohärenzbildenden Funktion koord.Konj. bzw. Konj.adv. nicht verträgt. In ganz ähnlicher Weise schließt nun in Kontakt- (vgl. (580)) oder Distanzsteliung (vgl. (581), (582) und Anm.143) eine Interpretation als WUSatz aus: (580) ·->
Mein Gottf Wenn nun dem so etwas passierte! [mB] (Hwn-Kond.NS mit fehlendem MS] Es wäre nicht ausstdenken, was passieren würde, wenn nun dem....
(581)
Sonderbar, er brachte es nicht fertig, sie zu verdammen. Wenn sie nun aufstehen und hier entlangkommen würden! [JG.DB.124,*] [».(380)]
(582)
Wenn sie nun unerwartet herausträte und ihn sähe? Ob sie ihn wiedererkennen würde? [ + Stqjanowa] [wwi/t-Kond.NS mit isoliertem ofr-VL-FR-Satz-MS]
153 b) GPn + wenn (nur wenn, sogar wenn1*, besonders wenn, außer wenn^, auch wenn, selbst wenn, zumal wenn, ,.,)
Kontaktstellung von GPn vor wenn ist bei unselbständigen tven/i-GSen148 (Adverbial- und Ergänzungssätzen) sowohl bei Abfolge NS - MS als auch MS - NS möglich. ZK bzw. Fokus der GP ist dann wohl der gesamte GS. Eine Interpretation als selbständiger tve/m-VL-WU-Satz ist in beiden Fällen ausgeschlossen: (583)
Selbst wenn es kritisch geworden wäre, hätten mich Scheibenbremsen vorn und Bremskraftverstärker Hinten sicher zum Sterben gebracht. [ + Kaufmann]
(583)'
Mich hätten ... sicher zum Sterben gebracht, selbst wenn es kritisch geworden wäre.
(584)
Aychjvenn ich es wüßte, würde ich es nicht sagen. \ + Kaufm aim]
(584)'
Ich würde es nicht sagen (\), auch wenn ich es wüßte.
(585)
Sogar wenn ein solcher Bezug herstellbar wäre, ergäbe sich Rechtfertigungsmöglichkeit. [ + Eisenberg]
daraus
keine
Kontaktstellung bei Abfolge wenn + GP ist in unselbständigen (wie selbständigen wenn-VL-WU-Sätzen (s.u.)) wohl nur möglich, wenn die ZK / der Fokus der GP nicht der Gesamtsatz ist und eine mögliche ZK unmittelbar folgt: (586)
Wem* auch dies seits der Alpen die Sonne etwas Häufiger scheinen würde, wäre das erfreulich.
(586)'
Ej wäre erfreulich, wenn auch, dies seits der Alpen .,„
(587)
Es wäre zu befpiißen, wenn auch bei der f o l genden Deutschlehrertagung die Probleme fachbezogenen Deutschunterrichts wieder behandelt würden. [+Kaufmann]
Wie die Kombination aus GP auch + wenn (vgl.(584), (584)*) kann wenn auch ebenfalls konzessive Semantik induzieren.149 Wenn auch leitet dabei (wie die festen Kombinationen wenngleich, wenn schon (s.u.)) vorwiegend elliptische Konz.NSe ein (vgl. Blatz 1900: 621 ,Anm.2): 146
Zur Semantik voo onfy if bzw. even if vgl. James (1986:472f bzw. 476Q.
147
Zu außer wenn bzw. nur wenn siehe auch Metschkowa (1983:115ff).
148
Vgl. Altmann (1976:151ff), Reis (1985:291f) (mit einigen interessanten Hinweisen auf mögliche wenn-GTSe als Fokus einer GP) und Hartimg (1964:357); "Da der we/w-Satz im Normalfall die Stelle einer Adverbialbestimmung einnimmt, kann er - wie andere Adverbialbestimmungen - durch bestimmte Adverbien (auch, selbst, nur u.a.) zusätzlich charakterisiert werden."
149
Vgl, u.a. Eisenberg (1986:351), Helbig/Buscha (1981:592), Erben (1972:205) und Curme (1960:430,0).
154
(588)
Sie müssen aus der Sonne gehen (^ \ quch wenn sie braun werden wollen.
(589)
Ja, ich habe eine Beurteilung erhalten, wenn auch eine negative. [mB]
(590)
Lehrstellen sind für alle da, wenn auch nur selten im Wunschberuf. lILL,$T,26/87,28]
Eine Wunschsatzinterpretation ist bei Subjunkticmskombination GP + wenn in Kontaktstellung generell ausgeschlossen; bei der Kontaktstellung von wenn -t- GP ist sie - wenn überhaupt - dann unter der auch für unselbständige wennGSe genannten Bedingung einer vorhandenen ZK möglich. Allerdings wird sie wesentlich plausibler, wenn zwischen dem VL-EE und der GP eine wunschsatztypische MP steht (vgl.(586)"' und (591)'). (Ich habe allerdings keine Belege;) (586}" (586)"
''Wenn auch dies seits der Alpen die Sonne doch nur etwas häufiger schiene,' Wenn doch puch dies seits der Alpen die Sonne etwas häufiger schiene!
(591)
^Wenn auch d u dich doch daran gewöhnen könntest!
(591)'
Wenn doch euch au dich daran gewöhnen könntest!
Ganz ähnlich verhält sich die bei direkter Abfolge wenn nicht fokussierend verwendete Negationspartikei nicht (vgl. Härtung 1964:359): e) wenn. + nicht In unselbständigen VL-NSen tritt Kontaktstellung von wenn nicht - wie bei wenn auch - häufig bei elliptischem NS (vgl.(594)) auf; (592)
Schon wieder Schnee in Leukerbad - und welche Mengen. Schön eigentlich, wenn nicht Skirennen auf dem Programm stünden. [S Z, 20/88,28) [H«/irt-Kond.NS mit elliptischem MS]
(592)'
..., wfnn Skirennen (*mebt) auf dem Programm stünden.
(592)"
..., wenn auf dem Programm nicht S k i rennen stünden.
(593)
Eine Mannschaft wie aus einem Guß, mit Ballgefühl und nicht nur das. Auch mit Intuition, nicht schablonenhaft und trotzdem geordnet. Wenn nicht Z e n ga gewesen wäre .... {87,134/88,36,*] S mit fehlendem MS]
(594)
Diese schändliche Knechtseligkeit und dieser schier unerschütterliche Kadavergehorsam machen viele, wenn njcHt zu o ffenen, so doch m insgeheimen Verrätern, (...) jedes freien, selbständigen Denkens. [ + Härtung]
In selbständigen wenrc-VL-/(Vl-)WU-Sätzen ist diese Kontaktstellung jedoch nicht möglich: (595)
Wenn (*nich() Ski rennen doch auf dem Programm stünden/
(596)
Würden (*njcMi S k i rennen doch auf dem Programm stehen.'
(597)
Wenn f*/»c/tjj Zenga doch nur gewesen wäre!
155
(598)
Wars {*n'tchu Zenga doch nur gewesen!
Auch hier ist die fokussierende Negationspartikel (wie fokussierende GPn) nur mit einer zwischen VL-EE und der fokussierenden Partikel eingeschobenen MP in WU-Sätzen möglich. D.h. die fokussierend verwendete Negationspartikel nicht ist in WU-Sätzen grundsätzlich akzeptabel (vgl. (595)'(598)') - ebenso wie nicht-fokussierendes nicht (vgl. Anm.71 in Kap.3,3. L): (595)'
Wenn doch nicht Ski rannen auf dem Programm stünden!
(596)'
Würden doch nicht Ski rennen auf dem Pro&amm stehen!
(597)'
Wenn doch nur nicht Zenga gewesen wäre!
(598)'
Wäre doch nur nicht Zenga gewesen!
(595)"
Wenn Skirennen doch nur nicht au} dem Programm stunden!
d) Adverbien + wenn (jedesmal wenn, immer wenn, dann wenn, erst wenn,...)
Entsprechende unselbständige wenn-VL-Sätze sind als Attributsätze/GTSe zu den als Temporaladverbiale im MS fungierenden Adverbien (jedesmal, immer,...) aufzufassen.150 Intonatorisch integrierte Kontaktstellung Adverb + wenn ist sowohl bei Abfolge NS - MS als auch bei umgekehrter Reihenfolge möglich. Erfüllt bei dieser Kombination (Adverb + wenn) das Adverb (in der Funktion eines Temporaladverbials) "Korrelaffunktion (so Härtung 1964: 366) im MS151, dann sind die so eingeleiteten Vl^Strukturen nur als unselbständige wennVT^-Sätze interpretierbar: (599)
Mein Lehrer kann mich nicht leiden: Immer, wenn ich mich verspäte, trägt mich mein Lehrer ins Klassenbuch ein. [ILL,GO,3/87,24]
(599)*
Afein Lehrer trägt mich ins Klassenbuch ein, immer wenn ich mich verspäte.
(600)
Er sieht zu und wartet, denn er weiß: erst wenn die Leidenschaftlichen sich gegenseitig vernichtet haben, beginnt die Zeit für die Abwartenden. [ + Metschkowa]
Die Tatsache, daß die Temporaladverbiale bei VF-Position (nur bei Abfolge 150
Fabriciiis-Hansen (19SOil74) spricht von *iterativ[en] Temporal ad verb|ialen] oder anderen Faktoren, [die] die (generalisierend-)temporale Interpretation des wenn-Satzes verlangen (...)".
151
Vgl. dagegen Adverbien, die unter denselben Positionseigenschaften als (im WF stehende ?) Temporaladverbiale des NSes fungieren (vgl.(i) und (i)') und in dieser Verwendung natürlich auch in selbständigen VL-Sätzen akzeptabel sind (ii): (i) Na, Toni, schön fuhrst du dich auf! Einmai wg/jg man dich von der Leine läßt, und du blamierst das ganze Regiment. [SZ,UH,30] (i)' Wenn man dich einmal von der Leine läßt, blamierst du... (ii) Einmal wenn man dich doch von der Leine ließe!
156 MS - NS) bzw. MF-Position (bei beliebiger Abfolge von MS und NS) im MS durch eine eindeutige Proform dann ergänzt werden können ((599)", (599)"' und (600)") bzw. müssen (600)', spricht allerdings gegen die Annahme einer reinen Korrelatfunktion: (599)"
Immer (dann) trägt mich mein Lehrer ins Kassenbuch ein, wenn....
(599)"*
Mein Lehrer trägt mich tmm$r (dany) ins Klassenbuch ein, wenn....
(600)'
*£rsl ferst dann) beginnt die Zeit für..., wenn ....
(600)"
Die Zeitßr... beginnt erst (dgnnl wenn ....
e) Vergleich sparti kein + wenn (wie wenn, als wenn)
Wie und als vor wenn in Kontaktstellung leiten meist 'irreale', selten 'reale' Komparativ-Adverbial-NSe (Komp.NSe) ein.152 Auch wenn der - vorwiegend vorangestellte - MS häufig isoliert ist bzw. fehlt (= elliptische Komp.NSe153), wird durch diese feste Subjunktionskombination154 eine Wunschsatzinterpretation in jedem Falle unterbunden: (601)
Schon wieder Orangensaft zum Frühstück.' Als wenn ei keine anderen Säfte gäbe! Probier doch mal Lindavia! [m B .Radio, Werbung] [Komp.NS mit fehlendem MS]
(602)
Ich hab schon eine Schlaf! Als wenn ich zwölf Maß Bier getrunken hau'. [KA.262] [Komp.NS mit isoliertem MS]
(603)
Zu den prominentesten heutigen Feinden des Schmusetiers gehört der Papst: Er Keß das Füttern der rund 50 wildlebenden Vatikan-Streuner verbieten! Als wenn die maunzenden Geschöpfe nicht schon genug Schwierigkeiten in ihren neun Leben hätten: (...). [ILL,GO,29/88.8]
Andere mit wenn 'zusammengesetzte subordinierende Konjunktionen' (wenn + x) wie wenngleich (= obgleich), wenn schon (= obschon) und wenn auch
152
Zu Komp.NSen vgl. Curme (1960:431), Glinz (1970:110/111), Schulz/Griesbach (1970:53/54) und Bausch (1978:80 ff). Nach Erben (1972:208) leitet wie wenn im Gegensatz zu als wenn vorwiegend indikativische Komp.NSe ein, da dadurch ein "realer, der Situation entsprechender" Vergleichsfall bezeichnet wird.
153
Wie bereits erwähnt analysiert Oppenrieder (1989:205ff) isoliert verwendete als wenn-/ als ot>-VL-Sätze als selbständige VL-AU SS-Sätze, mit welchen "Rhetorische Vergleiche" ausgedruckt werden. Typisch ist, daß hier wie beim idiomatischen iw/wi-VL-Typ B die 'Polaritätsumkehrung der Proposition1 asser tier t wird, Vg], Anm.77 und 79 in Kap. 1.3.2.
154
Eisenberg (1986:311) spricht in diesen Fällen von "zusammengesetzten subordinierenden Konjunktionen*. Reis (1985:291, Anm.16) von "untilgbare[m] als'. Oppenrieder (1989:179) dagegen spricht sich explizit gegen die Annahme einer "zweifachen (...) Besetzung einer Satzeinleiterposilion" aus.
157
(?)15S leiten - wie bei wenn auch bereits angeführt - vorwiegend KonzessivAdverbial-NSe (Konz.NSe) ein; sie unterbinden also ebenfalls eine Wunschsatzinterpretation: (604)
(...). Die Familie selbstverständlich auch, der der brave Olaf Eintrittskarten gekauft Hat, wenngleich er es nicht nötig habe, einen ganzen Clan ins Stadion zu schleifen wie Diego Maradona. [SZ, 136/88,54]
Die wichtigsten Kombinationsmöglichkeiten von unselbständigen wenn-VLSätzen bzw. von ihren VL-EEen mit anderen Partikelfunktionen sind damit erfaßt. Sie werden in erster Linie gesteuert über den jeweiligen syntaktischen Status (GS/GTS) des betreffenden unselbständigen wenn-VL-Satzes. Für die Satzmoduskonstituierung von VL-(teilweise VI-) WU-Sätzen sind diese insofern relevant, als über bestimmte, in selbständigen VL-Sätzen inakzeptable VL-EE-Kombinationen eine Lesart als WU-Satz ausgeschlossen wird. B; Mgrkmalsdifferenzierune Über die Art/Füllung des VL-EEs und über dessen syntaktische Eigenschaften als Complementizer selbständiger VL-Sätze, die sich von denjenigen unselbständiger VL-Sätze unterscheiden, kann für wenn folgende satzmoduskonstituierende Funktion angesetzt werden: 1) Die Art des VL-EEs ist im Paradigma der selbständigen VL-Satzmodi der formale Indikator für WU-Sätze, da in den übrigen VL-Formtypen jeweils andere Complementizer kompatibel sind. Vgl. die Sätze (563) - (568) und Tabelle 7:
155
Vgl. dazu Erben(1972:205) und Eisenberg (1986:351), dessen Ableitung aus wenn + GPn für diese festen Subjunktionskombinationen nicht generell zutreffend ist.
158 Tabelle 7: Zur Distribution der VL-EEe in selbständigen VL-Sfitzen X. VL-EE Dtf\SubkaUgotrtbu^v risielion in >rjjng selbständi- \> genVL-SaizOT >v VL-FR-SaU ob-VL-FR Hi-VL-FR
ursprün^kb subordinierende Elemente »r-AusdrÜcke Konjunktionen adveradver· prono'echte' minale biale biale wenn
ob
PP mit wAusdruck
daß
*
VL-EX-SaU daß-Vls^EX. H^VL-EX
*
VL-lMP-Satz daß-VL-iMP
*
VL-WU-Satz dop-VL-WU tveroi-VL-WÜ
+
*
*
*
*
*
*
*
[ * = VL-EE mit entsprechendem VL-Satzmodus kompatibel]
2) Die Art des VT-EEs erfüllt jedoch keine Indizierungsfunktion gegenüber sämtlichen idiomatischen n«wi-VL-Typen (vgl. Kap.1.3.2.1.) und gegenüber unselbständigen »enn-VL-NSen. Im ersten Fall muß die Differenzierung über andere Merkmalsbereiche erfolgen (v.a. über die morphologische Markierung). Im zweiten Fall können die in unselbständigen wenn-VL-Sätzen flexibleren Kombinationsmöglichkeiten des Vl^EEs mit anderen Partikelfunktionen in vielen Fällen zumindest eine Interpretation als selbständigen VL-WU-Satz ausschließen. Die Beschreibung der segmentalen Merkmale ist damit für VI- und we««-VLWU-Sätze abgeschlossen.
159 3.4.
Zur Rolle der nicht-intonatorischen Merkmale im Gesamtkomplex der formtypkonstituierenden Merkmale von Vl-/tyewi-VL-Wiiii$chsätzen
Innerhalb der Paradigmen der selbständigen V1-/V2- bzw. VL-Sätze erfüllen die 'segmentalen' satzmodusrelevanten Merkmale ganz unterschiedliche Differenzierungsleistungen: 1) Vor allem mit dem VL-EE verfügen die VL-WU-Sätze gegenüber den VIWU-Sätzen über ein zusätzliches, indizierungsstarkes Merkmal, so daß die ««nn-VL-WU-Sätze im Paradigma selbständiger VL-Satzmodi bereits aufgrund ihrer segmentalen Struktur eindeutig kategorisierbar, d.h. von sämtlichen anderen VL-Formtypen abgrenzbar sind. Von den - im folgenden Kapitel zu beschreibenden - intonatorischen Merkmalen kann, wenn überhaupt, nur ergänzende, nicht alleinindizierende Funktion erwartet werden. 2) Anders ist die Differenzierungsleistung der 'segmentalen' Merkmalsbereiche (Verbmorphologie/Verbstellung) bei Vl-WU-Sätzen. Ohne die relativ starke Indizierungsfunktion der MPn (oder alternativ: IPn + nicht-fokussierende Akzente) steht im Paradigma selbständiger Vl-/V2-Satzmodi zumindest die Abgrenzung von Vl-FR- und Vl-EX-Sätzen aus. In beiden Fällen ist die intonatorische Markierung im Hinblick auf eine eindeutige Satzmoduskonstituierung funktional wesentlich höher belastet als bei den VL-WU-Sätzen. Aufgrund des bereits skizzierten kompensatorischen Ausgleichs der Differenzierungsleistungen der einzelnen Merkmalsbe reiche ('trading relations') kann v.a. bei vorhandenen MPn von einer Entlastung der intonatorischen Kennzeichnungsmittel ausgegangen werden. Die unterschiedliche segmentale Eindeutigkeit von VI- vs. wenn-VL-WUSätzen in ihren jeweiligen Formtyp-Paradigmen ist wohl auch - neben der Tatsache, daß die VL-WU-Satze keine funktionalen Spezifizierungen ihrer V l-'Varianten' darstellen - die Hauptursache für die bevorzugte Verwendung der VL-Typen gegenüber den V l-Typen. Gegenüber unselbständigen Vl-/VL-(Kond.)NSen ist die über die 'segmentalen Merkmale' abgedeckte Differenzierungsleistung bei VI- und VL-WU-Sätzen weitgehend identisch und damit auch die differentielle Belastung der intonatorischen Merkmale: 1) Intonatorisch/syntaktisch integrierte (eingebettete) unselbständige Vl-/ VLNSe (im VF ihres MSes) weisen normalerweise keine Partikeln auf. Die Intonation kann dann im Falle segmentaler Identität mit selbständigen WUSätzen mitindizierende Funktion erfüllen. Sind wunschsatztypische Partikeln vorhanden (v.a. nur/bloß/ wenigstens; 'faktische Kond.NSe' mit doch stehen wohl nie vor ihrem 'MS', d.h. sie sind
160 intonatorisch nie voll integriert), kann die intonatorische Markierung alleinindizierendes Merkmal und damit bei der Satzmoduskonstituierung stark belastet sein. 2) Intonatorisch/syntaktisch nicht- bzw. nicht voll-integrierte (eingebettete) unselbständige Vl-/VL-NSe (isolierte VL-Sätze (häufig bei Abfolge MS-NS) bzw. elliptische VL-Sätze; vgl, Kap. 1.2.2.) realisieren wohl weitgehend die intonatorischen Eigenschaften ihres isolierten (häufig vorangestellten) bzw. fehlenden MSes. Diese können also nur insoweit differenzierend sein, wie die intonatorischen Eigenschaften des NSes von denjenigen selbständiger Vl-/VL-WU-Sätze abweichen. Sind in den unselbständigen, nicht-integrierten (eingebetteten) V1-/VLSätzen wunschsatztypische Partikeln (s.o.) vorhanden, so ist die Intonation wieder alieinindizierendes Merkmal. Ist auch die intonatorische Kennzeichnung bei vorhandenen Partikeln nichtdifferenzierend - das kann z.B. bei isolierten/fehlenden Aussagesatz-MSen erwartet werden - ist eine Differenzierung nur noch unter Einbezug des Kontextes möglich (vgl.v.a. Kap.3.3.4.1.,B,lb).
3.5. Intonatorische Merkmale Die linguistische Relevanz intonatorischer 'Phänomene' wurde in der sprachwissenschaftlichen Forschung156 lange Zeit fast vollständig vernachlässigt, obwohl sich ihre satzmodus-/formtypkonstituierende Relevanz - fast mit einer gewissen Tradition - in den Satzartenklassifizierungen 'traditioneller' Grammatiken157 wiederspiegelt. Allerdings bleibt dort (wie teilweise auch in der - auf die TG folgenden - linguistischen Forschung) der Status intonatorischer Merkmale als Mittel zum Aufbau syntaktischer Strukturen und i.d.S. als Mittel zum Aufbau von Formtypen des Satzmodussystems unreflektiert und ungeklärt. Daher wird - mit (kritischem) Blick auf bisherige 'intonatorische Beschreibungen' - die Auswahl satzmodusrelevanter intonatorischer Merkmalsdimensionen ausführlicher gerechtfertigt als dies bei den anderen Merkmalsbereichen der Fall war:
156
Z.B. in der Tradition der generativen Transformationsgrammatik (bis etwa 1970),
157
Vgl. u.a. Heidolph et a). (1981:768ff), Helbig/Buscha (1981:541ff), Schulz/Griesbach (198l:420f!) und Erben (1972:245). Siehe dazu ausführlicher unten Anm.161.
161 3.5.1. Merkmalsdimensionen i Auswahl satzmodusrelevanter intonatorischer Merkmale 3.5.1.1. Auswahl auf der Basis linguistischer Intonationsforschung Die Auswahl satzmodusrelevanter intonatorischer 'Aspekte* erfolgte in den 'traditionellen', teilweise jedoch auch in den neueren linguistischen Untersuchungen, meist durch intuitiven 'Zugriff auf intonationsphonologische und häufig funktional bereits belastete Kategorienise. D.h. ohne den 'Umweg' über eine empirische Intonationsphonetik wurde ad hoc eine Intonationsphonologie angesetzt, auf die - häufig ebenso unreflektiert - eine Intonationssemantik aufgebaut wurde. Relativ einheitlich ist dabei die Auswahl und Anzahl dieser 'introspektiv* gewonnenen Kategorien: Sie beschränkt sich - geht man von der (im eigentlichen Sinn nicht vorhandenen (s.u.)) Äquivalenz von Begriffen wie 'Tonverlauf', 'Tonführung", 'Tonhöhe", 'Tonhöhenverlauf' und 'Tonmuster"159 zum einen und Begriffen wie "Akzent", "Akzentposition" und "Akzentuierung" zum anderen aus 1/J1 auf diese beiden Beschreibungskategorien oder großteils nur auf die erstgenannte161 Beschreibungskategorie. Das Fehlen eines Bezugs dieser intonatlonsphonologischen Kategorien zu intonationsphonetischen (hauptsächlich akustischen) Korrelaten führt häufig dazu, daß Linguisten etwas zu hören glauben, was akustisch nicht vorhanden ist; ebenso kann der Betrachter einer akustischen Aufzeichnung etwas zu sehen glauben, was phonologisch nicht vorhanden ist. (Wunderlich 1988:37)
158
Vgl. z.B. Begriffe wie "interrogative vs. terminal*· Intonation" (Helbig/Buscha 1981:54Iff) bzw. "interrogative vs. terminate Tonführung" (Erben 1972:245).
159
Ich gehe hier von folgendem Begriffsverständnis aus: Tonmuster* versiehe ich als phonologische Kategorie, 'Grundfrequenzverlauf bzw. 'PO-Verlauf als phonetisch/ akustisches Korrelat und TonhöhenverlauP bzw. Tonhöhenbewegung' als phonetisch/ auditives Korrelat.
160
So z.B. Altmann (1981:163) und Pheby (1975:46): "Wir beschränken uns (...) auf Verhaltnisse, die traditionell mit den Termini Tonhöhe" und "Akzent" bezeichnet werden,*
161
Neben den in Anm.157 (sicherlich nicht vollständig) aufgeführten Grammatiken wird auch in den folgenden linguistisch orientierten Beschreibungen von der dominanten Rolle des Tonhöhenverlaufs' als satzmodusrelevantc intonatorische Kategorie ausgegangen: u.a. von Essen (1964:13,15 ff) und Bierwisch (1971:100). Häufig wird der Tonhöhenverlauf mit Intonation schlechthin gleichgesetzt: vgl. die Begriffe "steigende vs. fallende Intonation" (Heidolph et al. 1981:768 ff) bzw. "interrogative vs. terminate Intonation" (Helbig/Buscha 1981:541 ff). Vgl. dazu auch die Kritik in Luukko-Vinchenzo (1988:39).
162
Bezogen auf die genannten Untersuchungen äußert sich das in bestehenden Unsicherheiten, 1) wo genau (in der 'akustischen Entsprechung', d.h. im zugeordneten (akustischen Signal)) diese zeichenhaften/phonologischen Kategorien insbesondere relevante 'Tonmuster' - realisiert werden. Die von Altmann (1981:164) vertretene Annahme, daß "der signifikante Teil des Tonmusters (...) mit der Silbe, die den Hauptakzent trägt, [beginnt]", kann als ein relativ einheitlich vorherrschender Konsens angesehen werden,162 2) was genau den zeichenhaften/phonologischen Kategorien phonetisch (d.h. akustisch und auditiv) entsprechen könnte. Begriffe wie 'Tonhöhenbewegung' und Tonmuster' liegen ja nicht auf gleicher Ebene. Vgl. u.a. Pheby (1981:843): Wenn eine Tonhöhenbcwcgyng phonologisch distinktiv ist, bezeichnen wir sie als Tonmuster.163
3) wie spezifiziert bzw. komplex die satzmodusrelevanten zeichenhaften/ phonologischen Kategorien anzusetzen sind. Als signifikant wird allgemein die Richtung/Art des Tonhöhenverlaufs angesehen; eventuell relevante feinere Subkategorisierungen wie 'Grad der Veränderung' bzw. 'Ausgangsebene' werden vernachlässigt: Das Kriterium für die Unterscheidung zwischen den Tonmustem und damit für ihre Klassifikation ist die distinktive Art der Tonhöhenbewegung, während der Grad dieser Bewegung (z.B."stark-fallend"; "schwach-fallend") als eine Möglichkeit der Varianz innerhalb eines postulierten Tonmusters betrachtet wird. (Pheby 1981:844)lfi4
Die Richtungen distinktiver Tonhöhenbewegungen werden vorwiegend mit drei verschiedenen Tonmustern angegeben: steigend, fallend und gleichbleibend/progredient. Aber auch hier bestehen Unsicherheiten, ob eventuell komplexeren Tonmustern wie steigend-fallend, fallend-steigend Satzmodusrelevanz zukommt.165 Nach Altmann (1984:141ff)166 kann 162
Vgl. Pheby (1975:66), von Essen (1964:15 f) und Bierwisch (1971: 146 ff),
163
Ebenso Bierwisch (1971:100): "(,..) die Eigenschaft der Lautstruktur eines Satzes (...), deren phonetisches Korrelat die TonhöhenfYifge und deren akustisches Korrelat der zeitliche Verlauf der Grundfrequenz ist," Vgl. auch Anm.159.
164
So sind auch die in Pheby (1975:59) aufgeführten "Subsysteme" der Tonmuster "eng/breit fallend" vs. "breit steigend" etc, nach Pheby nicht satzmodusrelevant, sondern drücken feinere ülokutive Unterschiede aus: u.a.z.B, "eng fallend" vs. "breit fallend" für "neutrale Aussage" vs. "emphatische Aussage".
165
So werden z.B. die von Pheby (1975:52) aufgeführten fünf Tonmustcr ( f; \ ; ·+ ; bei Pheby (1981:843 ff) auf drei ( / ; \; ·* ) reduziert.
,; \f )
163 hinsichtlich der Komplexität der anzusetzenden Tonmuster zwischen zwei generellen Positionen unterschieden werden: Bei Vertretern der ersten Position, zu welchen Altmarin u.a. Liberman (1978), Ladd (1980) und Stock (1980) zählt, werden relativ differenzierte Tonmuster angesetzt, denen sehr komplexe Bedeutungen zugeordnet werden. Bei Vertretern der zweiten Position, zu welchen u.a. die genannten Arbeiten von Pheby (1975, 1980) zu zählen sind, wird ein einfaches Tonmustersystem angesetzt, das keine eigene Bedeutung hat, sondern als syntaktisches Mittel verstanden wird. Die knapp skizzierten Unsicherheiten von rein intonationsphonologisch orientierten Beschreibungen bei der Auswahl und Gewichtung satzmodusrelevanter intonatorischer Kategorien zeigen die Notwendigkeit, die phonetischen (d.h.v.a. akustischen und auditiven) Korrelate bzw. deren perzeptive Relevanz bei einer derartigen Etablierung niiteinzubeziehen:167 3.5.1.2. Auswahl auf der Basis phonetischer Intonationsforschung Eine derartige Überprüfung der "akustischen Form und perzeptiven Relevanz der wesentlichen intonatorischen Beschreibungsmerkmale" (AJtmann 1988a:2) unter Einbezug der Methoden der akustischen und perzeptiven Phonetik wurde im Rahmen des bereits erwähnten Münchner DFG-Projekts zur Satzmodus- und Fokusintonation durchgeführt. Die folgende Beschreibung beruht, sowohl was die Auswahl der untersuchten intonatorischen Merkmale als auch was die Beschreibung der Ausprägung dieser Merkmale in Vl-/VL·WU-Sätzen betrifft, auf Vorarbeiten bzw. Ergebnissen168 des genannten Projekts: Auch auf der Basis dieser akustisch-phonetischen Untersuchungen erwies sich der 1) a) FO-Verlauf bzw. Grundfrequenzverlauf als zentral für die intonatorische Satzmodusindizierung. Relevant ist jedoch nicht der gesamte Grundfrequenzverlauf einer Äußerung, sondern nur einzelne Teilverläufe bzw. Werte: Für die intonatorische Kennzeichnung von zentraler Bedeutung sind die Form des Grundfrequenzveriaufs im Bereich der
106
Die folgenden Literaturhinweise sind Altmann (1984 ebd.) entnommen.
167
Als ein erster intonationsphonetischer Ansatz für das Deutsche könnte Bannert (1983) angeführt werden. Allerdings begrenzt er die empirischen Daten, indem er zum einen für die zu untersuchenden Strukturen isolierende Betonung fordert (mehrere Primärakzente), zum anderen nur Strukturen untersucht, die aus stimmhaften Silben bestehen.
168
Die Ergebnisse sind in einem ausführlichen Abschlußbericht (vgl. Altmann et al 1989b (Hgg.)) bereits veröffentlicht.
164
Nukleussilbe169 (hier als Kontur bezeichnet) und die Grundfrequenzwerte am Äußerungsende (hier als Offset bezeichnet) bzw. eventuell am Äußerungsanfang (Onset). Die Formen des FO-Verlaufs im Bereich der AI-Silbe, d.h. die verschiedenen Konturtypen entsprechen wohl weitgehend den (oben aufgeführten) 'traditionellen' Tonmustern. Aus den absoluten FO-Maxima- bzw. -Minimawerten läßt sich der FOUmfang/Grundfrequenzumfang (Range) als zusätzlicher Parameter berechnen. Obwohl in der Mehrzahl der Fälle die Merkmale der Parameterebene des FO-Verlaufs (insbesondere die Kontur der FO-Bewegung in der AlSilbe und die Offsetwerte) ausreichende intonatorische Markierungsmitiel zur eindeutigen Salzmoduskennzeichnung sind170, scheinen sie bei einzelnen Satzmoduskategorien - insbesondere bei den (markierten) Satzmodi WU- und EX-Satz - eine eindeutige intonatorische Auszeichnung nicht restlos zu gewährleisten. Eine Beschränkung der Auswahl satzmodusrelevanter intonatorischer Merkmale auf bestimmte Einzelmerkmale/ -aspekte des FO-Verlaufs ist daher nicht gerechtfertigt.171 Neben Bestandteilen des Grundfrequenzverlaufs werden daher auch b) die Zeitstruktur (Dauer) bzw. c) der Intensitätsverlauf (Amplitude) berücksichtigt, Diese beiden intonatorischen Kennzeichnungsebenen sind v. a. wichtig bei eventuell unterschiedlichen Akzentrealisierungen, d.h. bei der Untersuchung der Feinstrukturen von einzelnen Akzentsilben (s.u.2c). 2) Geht man davon aus, daß die genannten Merkmale des FO-Verlauf s und zunächst ungenau formuliert - die Merkmale des Haupt-/Satzakzents in ihrer Funktion als intonatorische Phänomene primär zwar verschiedenen Markierungsebenen dienen (Satzmodus- vs. Fokusmarkierung), daß der Satzakzent darüberhinaus jedoch auch eine Rolle bei der 169
Die Nukleussilbe wird im folgenden vorwiegend als AI-Silbe bezeichnet.
170
Vgl.Oppearieder (1988a:189), Altmann et al. (1989a:7) und Wunderlich (1988:11): "Entscheidend für die Identifizierung eines Musters sind der PO-Verlauf auf der Akzentsilbe und ihrer Umgebung sowie (gegebenenfalls) der initiale oder finale FO-Verlauf der Intonation sphrase."
171
Das weist lotonationsmodelJe, die nur Eigenschaften des PO-Verlaufs berücksichtigen (wie die "Ton-Sequenz-Modelle" in Pierrehumbert (1980) und Selkirk (1984)) als unzulänglich für eine Beschreibung der intonatorischen Satzmoduskennzeichnung aus. Vgl. dazu die Argumentation in Altmann (1984:141), Altmann (1988a:3), Oppenrieder (1988a:181ff) und Altmann et ai. (1989a:7).
165 Satzmoduskonstituierung spielt, so könnte ihm diese Relevanz v.a. in dreifacher Hinsicht zukommen: a) Da der für die Satzmodusindizierung relevante Teil des FQ-Verlaufs fast ausschließlich in den Bereich derjenigen Silbe fällt, die den Satzakzent trägt, kommt dem Satzakzent i.d.S. nicht 'per se', sondern durch den Zusammenfall zweier intonatorischer Markierungsbereiche sekundäre Relevanz bei der Satzmoduskonstituierung zu.172 b) Der Position von Satzakzenten und davon abhängig der funktional determinierten Unterscheidung nach Akzentarten wird üblicherweise keine Relevanz bei der Konstitution der Formtypen des Satzmodussystems zuerkannt. Vielmehr wird ihre Rolle ausschließlich in der Fokusmarkienmg gesehen173: Die Unterscheidung in fokussierendeI74 Akzente (worunter neben den 'normal'fokussierenden Akzenten auch Emphase- und Kontrastakzente175 verstanden werden) und nicht172
Die Überlagereng beider intonatorischer Markierungsbereiche führt teilweise zu der Annahme, daß der modusrelevanle Teil des R)-Verlaufs auch eine Rolle bei der Fakusmarkierung spiele und der Satzakzent aJs intonatorisches Merkmal daher überflüssig sei (sowohl bei der Fokus- als auch bei der Satzmodusmarkierung). Vgl. z.B. Klein/v.Stechow (1982).
173
So z.B. Wunderlich (1988:7): "Es ist nicht anzunehmen, daß die Fokusauszeichnung (...) irgend etwas mit dem Satzmodus zu tun hat,"
174
Die übliche Zweiteilung fokussierender Akzente in frei vs. gebunden fokussierend soll hier vernachlässigt werden. Jacobs (1984, 1988:95/96) zeigt, daß eine einheitliche Beschreibung von freier und gebundener Fokussierung dann möglich ist, wenn man den Illokutionstyp (i.d.S. die ausgedrückte strukturelle Bedeutung/Einstellung) eines Satzes als einen äquivalent zu fokusbindenden Ausdrücken wie GPn, fokussierender Negation u.a. - "FHGsensitive[n] Operator(en)" (ebd.) auffaßt. Die Fokus-Hinlergrund-Gläederung (FHG) wird dana - unabhängig vom Auftreten fokusbindender Elemente in der proposition ale n Struktur als "relational" aufgefaßt, d.h. in Abhängigkeit von FHG-sensiliven Operatoren gebracht (Illokutionstypoperator bzw. prepositional repräsentierte Operatoren (GPn, Negation)). Als semantische Gemeinsamkeit samtlicher FHG-Typen sieht Jacobs den "Alternativenbezug". Vorteile bietet diese relationale FHG-Auffassung v.a. dadurch, daß die Möglichkeit der freien Fokussierung nicht mehr auf Aussagesätze beschränkt ist.
175
Bei den Begriffen 'normaler' fokussierender Akzent, Emphase- und Kontrastakzent beziehe ich mich in erster Linie auf die Festlegungen von Höhle (1979,1982): Ein mit einem normalen fokussierende n Akzent betonter Satz kann nach Hohles Terminologie in einer maximalen Anzahl möglicher Kontexte verwendet werden. D.h., der normal fokussierende Akzent ist auf demjenigen Ausdruck des Satzes positioniert, der eine maximale "Fokusprojektion" erlaubt (i.d.R. ist das die letzte Nominalphrase im MF) (Höhle 1979: 589 ff). Emphase - und Kontrastakzente sind markierte fokussierende Akzente in dem Sinn, daß Sätze mit diesen Akzentverhältnissen in minimal wenigen, d.h. nur in einem möglichen Kontext verwendbar sind (i.d.R, ist das bei Akzentuierung des ftniten Verbs bzw. des VFAusdrucks der Fall). Zum Kontrastakzent vgl.auch Jacobs (1988:113), Fuchs (1976) und teilweise Wunderlich
166
fokussierende Akzente nimmt Bezug auf deren unterschiedliche Rolle bei der FHG eines Satzes; d.h. auf die - über die Akzente gesteuerte unterschiedliche Anpassung von Sätzen/Äußerungen an Kontexte/ Kotexte.™ Ganz offensichtlich gibt es jedoch Akzente/-arten, die keine Funktionen bei der Fokusmarkierung erfüllen und daher zumindest nicht als 'normal' fokussierend interpretierbar sind. Die potentielle Relevanz dieser Akzente für die Formtypkonstituierung der Satzmodi resultiert aus der Tatsache, daß sie allein oder in Kombination mit fokussierenden Akzenten an ganz bestimmte Formtypen gebunden sind, d.h. in ganz bestimmten Satzmodi auftreten: vgl. z.B. Jacobs (1988:115) zu Sätzen wie Bist du aber schmutzig,1: Daß diese Akzente keine fokusmarkierenden sind, sieht man daran, daß hier kein Bezug zu Alternativen hergestellt wird, also zu Personen, deren Schmutzigkeit bzw. Aussehen zu debattierea wäre. Solche Akzente kommen anscheißend nur in exklamativen Sätzen vor. Wir könnten hier deswegen von Exklamativakzenten sprechen.
Allerdings scheint diese Besonderheit der Akzentstruktur nicht nur Exklamativsätze von Nicht-Exklamativsätzen zu trennen, sondern vielmehr primär kontextungebunden verwendbare Satzmodi von primär kontextintegriert verwendbaren Satzmodi. I.d.S. kontextungebunden sind Satzmodi, die vorrangig zum Ausdruck emotionaler (Gefuhls)zustände verwendet werden und daher höchst schwach in größere Text- bzw. Diskurszusammenhänge integriert sind, d.h. also EX- und WU-Sätze. Die Untersuchung möglicher Akzentstrukturen als intonatorisches Kennzeichnungsmittel könnte - zunächst unabhängig von irgendwelchen akustisch-phonetischen Eigenschaften der jeweiligen Akzente - insofern formtypkonstituierend sein, als sich WU- und EX-Sätze über eine besondere Akzentstruktur von den anderen Formtypen des Satzmodussystems unterscheiden. c)
Ein syntaktischer Unterschied zwischen Exklamativ- und fokusmarkierenden Akzenten scheint [zwar] zu sein, daß erstere zu einer relativ frühen Stellung
(1988:25 ff). Nach Jacobs ist ein "kontrastiver Fokus" funktional dadurch ausgezeichnet, daß "er im jeweiligen sprachlichen Kontext explizit irgendwelchen Fokusalternativen gegenübergestellt wird". 176
Zur Erfassung von relevanten, die FHG eines/er Satzes/Äußerung steuernden Faktoren vgl. ebenfalls Hohle {1979:397 ff) mit dem Begriff "relevanter Kontext" bzw. Pasch (1981:40 if) mit den Begriffen "situativ präsent /nicht-präsent" und Jacobs (1988: 128), dessen Begriff der "kontextuellen Präsenz* beide Aspekte umfasst (s. dazu unten C, Akzentstruktur).
167 neigen, letztere dagegen nicht (Jacobs 1988:115),
jedoch kann diese 'frühe' Position durchaus auch von fokussierenden Akzenten eingenommen werden, die dann als markierte fokussierende Akzente - meist in Form von Kontrastakzenlen - realisiert werden. Damit könnte der Bereich 'Akzent' als intonatorisches Merkmal in dritter und letzter Hinsicht satzmodusrelevant sein; dann nämlich, wenn steh für Exklamativ-Akzentsilbe n und normal fokussierende bzw. KontrastAkzentsilben unterschiedliche akustisch-phonetische Eigenschaften nachweisen lassen. Eine Untersuchung der akustisch-phonetischen Realisierung der Hauptakzentsilbe und damit eine Untersuchung der 'Feinstruktur dieser AI-Silbe' könnte - unter der oben genannten Bedingung gleicher Position, aber unterschiedlicher akustisch-phonetischer Eigenschaften - auch für eine intonatorische Differenzierung von EX- und WU-Sätzen sorgen. Die Untersuchung der Feinstruktur der AI-Silbe wird alle drei oben genannten akustisch-phonetischen Kennzeichnungsebenen umfassen: Sowohl Merkmale des FO-Verlaufs als auch des Intensitätsverlaufs sowie die Zeitstruktur und eventuell spezifische Korrelationen der Merkmalsebenen untereinander werden erfaßt. Die folgende Untersuchung der Ausprägung, Variation und Differenzierungsfunktion der intonatorischen Merkmale von Vl-/ (VL-)WU-Sätzen wird sich auf diese drei Kennzeichnungsebenen beschränken. Zu betonen ist dabei, daß dieses Verfahren bereits eine beträchtliche Vereinfachung des komplexen akkustischen und phonetischen Geschehens (...) (darstellt). (Altmann 1989:24)
3.5.2. Datenbasis von Vl-/VL-Wtirtschsätzen Das untersuchte Datenmaterial ist vollständig aus dem genannten DFG-Projekt übernommen.177 Die Grundlage für die Erstellung des Testsatzkorpus bildeten sogenannte intonatorische Minimalpaare 173 , D.h. die Testsätze wurden entsprechend der Annahme konstruiert, daß sich die Relevanz intonatorischer Merkmale beim Aufbau bestimmter Formtypen in besonderem Maße dann zeigt, wenn segmental 177
Das gesamte Datenmaterial des DFG-Projekls ist - untergliedert nach verschiedenen Korpora - in Oppenrieder (1989c:289-328) dokumentiert,
178
Zu Methoden der Testsatzerstellung vgl. u.a. Luukko-Vinchenzo (1988:41 ff), Oppenrieder (1988a: 172), Oppenrieder (1989c:281ff) und Altmann el al. (l°89a:3ff).
168 identische Strukturen dennoch unterschiedliche Funktionen, also strukturelle Bedeutungen, realisieren. 3.5.2.1. Testsatzkorpus Prinzipien der Konstruktion; Für die VI-Wü-Sätze beschränkt sich die Minimalpaarbildung auf die über Verbmorphologie und Verbstellung (zunächst unter Abzug typischer MPn), d.h. auf die über die segmentale Struktur nicht disambiguierbaren Vl-FR-Sätze und VI-EX-Sätze,179 Die Festlegung der segmentalen Merkmale dieser Testsätze wird dabei immer von demjenigen Formtyp des Minimalpaares bestimmt, dessen jeweilige Merkmalsausprägung am stärksten restringiert ist. Diesem Postulat genügend, mußten entsprechende Strukturen neben den segmentalen Merkmalen [ + V1] und [+Konj.II] aufgrund der angestrebten Akzentuierungsparallelität weitere 'Bedingungen' erfüllen. Diese wurden v.a. durch die spezifischen Gesetzmäßigkeiten der Hauptakzent-/Al-Position in EX-Sätzen bestimmt. Die Minimafpaartestsätze müssen daher a) einen definiten Ausdruck enthalten, der - 'relativ weit links' im Satz positioniert (vgl. Jacobs 1988) - einen potentiellen Exklamativakzent tragen kann. (Im Testsatz (2): ich vs. er in Testsatz (1).) Die WU-Sätze der Minimalpaare erhalten dabei aufgrund der angestrebten Akzentuierungsparallelität - und gesteuert über Kontextvorgaben (s.u.) einen Kontrastakzent auf dem Subjektsausdruck. Diese Wunschsatz-Testsätze sind in zweifacher Hinsicht als markiert anzusehen: einerseits sind kontrastiv betonte Sätze/Äußerungen generell markierter als normal fokussierend akzentuierte Sätze, da sie normalerweise in nur einen möglichen Kontext 'passen'; andererseits ist diese durch Kontrastakzente indizierte starke Kontextgebundenheit gerade für die primär ko(n)text- und diskursungebunden verwendbaren WU-Sätze ungewöhnlich.180 b) einen Ausdruck enthalten, dessen Denotat in irgendeiner Weise skalierbar ist. (Im Testsatz (2): (sehr/weniger) glücklich.) Folgende V l-Testsätze wurden entsprechend konstruiert und in satzmodussteu-
179
Leider sind in das Vl-Testsatzkorpus des Projekts keine syntaktisch integrierten bzw. nichtvoll integrierten (isolierten) Vl-Kond.NSen aufgenommen worden (wie teilweise beim VLTest satzkor pus).
180
Auch die mit einer Konj.Ii-Form realisierten Exklamativtestsätze sind als markiert anzusehen: Die exklamativtypische Einstellung bezieht sich in diesem Falle nicht auf einen bestehenden/faktischen Sachverhalt, sondern auf einen als faktisch vermuteten Sachverhalt,
169
ernde Kontexte eingebettet (sie wurden jeweils mit und ohne MPn in das Korpus aufgenommen; vgl, Oppenrieder (1989c:292/293)): l.Minimalpaar: Vl-FR-Satz vs. Vl-WU-Satz: Im folgenden als Satz (1) FR-, WU-Realisation (+ /-MP) bezeichnet.
FR fSituation: Sprecher:
ü)F Sprecher und ein anderer "Und was wäre gewesen, wenn der Oberförster seine Brille nicht vergessen hätte ? Hätte er getroffen?"
q> WU f -MP)
Situation:
Sprecher:
Situation: Sprecher:
Sprecher und ein anderer "Und was wäre gewesen, wenn der Oberförster seine Brille nicht vergessen hätte ? Hätte er wohl getroffen?"
(1) WU (+MP1 Der Sprecher und sein Freund j amm er n über eine knappe Niederlage der Bayern. "Mein Gott! Steht dieser Rummenigge allein vor dem Torwart und bringt den Ball nicht ins Tor, Ach? Hätte er Setroffen!"
Situation:
Sprecher:
Der Sprecher und sein Freu n d j a m m er n über eine knappe Niederlage der Bayern. "Mein Gott! Steht dieser Rummenigge allein vor dem Torwart und bringt den Ball nicht ins Tor. Ach! Mäße er doch Betroffen!"
2.Minimalpaar: Vl-FR.Satz vs. Vl-WU-Satz vs. Vl-EX-Satz; Im folgenden als Satz (2) FR-, WU- und EX-Realisation ( + /-MP) bezeichnet. (2) FRJ-MP) Situation; Sprecher:
( 2 ) F R f + MP> Sprecher und ein anderer "Kein Wunder, daß er nicht glücklich ist. Wie ginge es mir in seiner Lage? Wäre ich Klucklich?"
Situation: Sprecher:
Sprecher und ein anderer "Kein Wunder, daß er nicht glücklich ist. Wie ginge es mir in seiner Lage ? Wäre ich denn elücklich?"
170
(21 WUl+MPl
(2t WU
Situation: Sprecher:
Der Sprecher "Ach! Wenn doch nicht immer nur die anderen glücklich wären! Wäre ich glücklich!"
Situation: Sprecher:
Der Sprecher "Ach! Wenn doch nicht immer nur die anderen glücklich wären! Ware ich doch elückitch!"
Sprecher und ein anderer "Was meinst du, wie ich mich über einen dicken Lottogewinn freuen würde. Wäre ich elückitch!"
Situation:
Sprecher und eia anderer "Was meinst du, wie ich mich über einen dicken Lottogewinn freuen würde. Wäre ich vielleicht glücklich!"
(2) EX f-
Situation: Sprecher:
Sprecher:
Für die wewi-VL-WU-Sätze ist - aufgrund der starken formtypkonstituierenden Funktion der 'segmentalen' Merkmale - im Paradigma der selbständigen VLSatzmodi kein, unter Berücksichtigung unselbständiger VL-Strukturen ein (potentielles) intonatorisches Minimalpaar vorhanden: MP-lose we«n-VL-WUSätze in Kontrast zu Hww-Kond.NSen (ohne Partikeln) mit fehlendem MS. Zwar wurden im Rahmen des Projekts entsprechende Testsätze mit selbständigen und unselbständigen we/m- VL-Strukturen konstruiert; allerdings handelt es sich um keine echten Minimalpaare, da die wenn-VL-WU-Sätze nur mit MPn in das Korpus aufgenommen wurden (vgl. Oppenrieder 1989c:302):
Sprecher:
"Ob die anderen kommen, ist doch eigentlich ziemlich egal. Wenn__äer Willi doch käme! Der könnte uns bestimmt helfen. "
(4) HCT/i-VL.Kond.NS f-MPl Sprecher;
"Wenn der Willi käme, könnte er uns bestimmt helfen, "
Daneben wurden noch drei Varianten von idiomatischen wew!-VL·Strukturen (u.a. Typ B; s.u.(5-3)) berücksichtigt, die jedoch - wegen der morphologischen Markierung und/oder der MPn (vgl. Kap. 1.3.2,1.) - ebenfalls keine intonatorischen Minimalpaare mit wenn -VL-WU -Sätzen bilden: (5) wenn-VL-idiomati sehe Typen ( + AMP) (5-1)
Spreeher:
"Daß die Christa kommt, ist ja schon schlimm genug. Willi erst kommt! Der würde euch vielleicht was erzählen. "
(5-2)
Sprecher I: Sprecher 2:
"Weißt du, wie das Wetter morgen wird?" "Ach, wenn ich das wüßte!"
wenn der
171
(5-3)
Sprecher:
"Wzna des mal gut geht!"
Bedingt durch die untergeordnete Rolle der intonatorischen Merkmale im Gesamtkomplex der formtypkonstituierenden Merkmale bei wenn-VL-W(JSätzen wird sich die Beschreibung der intonatorischen Kennzeichnung von \vennVL-WU-Sätzen auf die typischen Merkmalsausprägungen beschränken. Die für die Vl-WU-Sätze wichtige differenzierende Funktion der intonatorischen Kennzeichnungsmittel kann hier weitgehend vernachlässigt werden, Ausw^rtungsverfahren: Die Sätze mit den vorausgehenden Kontextbeschreibungen wurden für beide Korpora (Vl/VL) in geschriebenen Versionen und in randomisierter Reihenfolge jeweils 6 Versuchspersonen (3 weiblichen/ 3 männlichen) zur Aufnahme181 vorgelegt.
Die gelesenen Realisationen182 der konstruierten Testsätze bildeten in zweifacher Weise die Basis für die Auswertung/ Bearbeitung183: a) Zum einen wurden sie auditiv - in Hörtests - nach verschiedenen Kriterien beurteilt (s.u.); b) zum anderen wurden für jede dieser Realisationen Mingogramme vom FOVerlauf, Intensitätsverlauf und vom Zeitsignal erstellt, anhand derer charakteristische akustische Parameterwerte extrahiert wurden. Diese konstante Menge extrahierter Werte ermöglicht die Vergleichbarkeit der einzelnen Realisationen.184 181
Zur Produktion der Teslsätze vgl. Altmann et al. (1989a:5ff) und Luukko-Vinchenzo (1988:42).
182
Die Beschreibung basiert auf folgender Anzahl von Realisationen: - Satz (1): 28 WU- und 26 FR-Realisationen - Satz (2): 29 WU-, 25 FR- und 27 EX-Realisationen ( = 135 Realisat.) 2) VL-Sätze: jeweils 12 Realisationen der 5 Testsätze {= 60 Realisat.). Zu den Problemen, die gelesene Testsalzrealisationen als Beschreibungsgrundlage intonatorischer Merkmale mit sich bringen, vgl. Oppenrieder (1988a: 173/174). Vgl. dazu auch Tropf (1985:57), der in Bezug auf die intonatorische Realisierung von gelesenen vs. spontan geäußerten Vl-FR-Sätzen keine qualitativen Unterschiede feststellt.
183
Die Auswertungs- bzw. Bearbeitungsverfahren (Perzeptionstests, Extraktion akustischer Parameterwerte) der Testsatzrealisationen werden ausführlich in Oppenrieder (1989c:282ff) und Altmann et al. (1989a:7ff) dargestellt.
184
Eventuelle 'Verzerrungen' der extrahierten Parameterwerte des FO- Verlaufs durch 'iotrinsische Faktoren1 (Veränderung der FO- Werte bei speziellen Vokalen) bzw. 'extrinsische Faktoren' (Veränderung der FO- Werte durch die konsonantische Umgebung des vokalischen Silbenkerns) sind bei den segments! identischen Minimalpaarrealisationen nicht von Bedeutung.
172
Mit dem ersten Bearbeitungsverfahren wurde u.a. die 'Güte' der einzelnen Realisationen beurteilt. Diese Ergebnisse waren für die Weiterverarbeitung des Materials insofern restriktiv, als nur solche Realisationen bzw. deren extrahierte Werte für die Beschreibung der intonatorischen Kennzeichnung der einzelnen Satzmodi herangezogen wurden, die über einer festgelegten Gütegrenze lagen. Die auf die Indizien! ngsfunktion der intonatorischen Merkmale angewiesenen VIWU-Sätze wurden sowohl im Vergleich zu den gesamten restlichen Realisationen als auch im Vergleich zu den jeweiligen Realisationen des entsprechenden Minimalpaares besonders schlecht bewertet, Daher sind die Hörtestergebnisse hier nicht nur in ihrer Funktion als 'Gütefilter' interessant, sondern - über die Beschreibung möglicher Ursachen für diese schlechten Bewertungen - auch 'per se'. 3.5.2.2. Bewertung des Korpus A: Vl-WU-Sätze Ginge man von dem im Rahmen des Projekts angesetzten Güiefüter aus, so würden nur 1% (Satz (2)) bzw. 21% (Satz (1)) der Vl-WU-Satzrealisationen ( + /M P) diesen Filter passieren, Filterbedingung war die in den Hörtests ermittelte Güte der Realisationen in Bezug auf ihre kontextfreie Kategoristerbarkeit bzw, kontextgebundene Natürlichkeit.l&5 Filterwerte waren Richtig-Kategörisierungen von >_ 80% und ein Natürlichkeitswert von 85%) in den Kategorisierungstests zu 100% mit einer Akzentposition aufhätte. - Bei den MP-haltigen Versionen ist eine derartige Korrelation nicht nachweisbar. (Die mit > 85% Trefferquote ausgezeichneten Realisationen weisen unterschiedliche Akzentpositionen auf.) Zu Satz m·.
Kontrastive Fokusakzente (KA) verringern wegen der genannten Gründe erwartungsgemäß die Bewertungsgüte. D.h. die Rate der Fehlkatego risicrumgen von Satz (2) (mit KA) liegt höher als die von Salz (1) (ohne KA): 55%
175 Fehlkategorisieningen von (2) gegenüber 36% von (1) bei fehlenden MPn bzw. 20% (2) vs, 9% (1) bei den MP-haltigen Realisationen. Ebenso werden die kontrastiv betonten Realisationen von (2) auch in ihrer Natürlichkeit schlechter bewertet als die nicht-kontrastiv betonten Realisationen von (1); insbesondere bei fehlenden MPn: 3.6 (Satz (1)/-MP) vs. 3.0 (Satz (2)/-MP). Kontrastive fokussierende Akzente können somit als besonders wunschsatzuntypiscb, nicht-fokussierende Akzente als besonders wunschsatztypisch angesehen werden.
3) Art der Fehlkategorisicrungen: Die Fehlkategorisieningen betreffen v.a. die funktionalen Kategorien Wunsch und Exklamativ, D.h. die WU-Testsatzrealisationen wurden einerseits als Exklamative fehlkategorisiert: Bei Satz (1) 9,4% der MP-haltigen und 18,5% der MP-losen Realisationen; bei Satz (2) 18,9% der MP-haltigen und 36,4%(!) der MP-losen Realisationen. Andererseits wurden die EXTestsatzrealisationen vorwiegend als Wünsche fehlkategorisiert187: Bei Satz (2) 32,1% (!) der MP-haltigen und 42% (!) der MP-losen Realisationen (vgl, auch Oppenrieder 1988:167). Durch die Verwechslung der Kategorien Wunsch und Exklamativ wird auch die Annahme bestätigt, daß WU- und EX-Sätze als primär 'expressiv' bzw. kontextungebunden verwendbare und in diesem Sinne markierte Satzmodi funktional enger zusammenliegen. An der hohen Verwechselungsrate ist ebenfalls ersichtlich, daß die formale Kennzeichnung über die intonatorischen Merkmale für eine eindeutige Kategorisierung beider Modi wohl nicht in jedem Falle ausreicht. Das ist sicherlich zum einen auf die markierten (und damit untypischen) Testsätze zurückzuführen188; zum anderen darauf, daß die für die 187
Des weiteren wurden als Wünsche fehlkategorisiert: 1) AdhortaUvsäte (Gehen wirf) zu 10%, 2) FR-Sälxe (Gehst du nun bald nach Hause?) zu 17,9% und S) IMP-Sätze (Z.Ps.Pl.) (Stellt ihr euch doch an!) zu 11,1%. Die Fehlkategorisierungen sind einigermaßen plausibel damit erklärbar, daß die oben aufgeführten Satzmodi (direkt oder indirekt) zur Realisation von SprechHandlungen verwendet weiden können, die der strukturellen Bedeutung von WU-Sätzen ähneln (vgl.v.a. Kap.4.2.).
188
Der .Anteil des Testsatzdesigns an der hohen Verwechselungsrate von WU- und EX-Sätzen sollte jedoch nicht zu hoch veranschlagt werden: So sind die unmarkierteren (weil mit keinem KA realisierten) WU-Testsätze von (1) doch eher geringfügig besser identifizierbar gewesen als die markierteren WU-Testsätze von (2): 91% / 64% Trefferquote bei (1) vs. 80% / 45% Trefferquote bei (2), jeweils +/-MPn.
176 Differenzierung verantwortlichen intonatorischen Merkmale wohl nicht so indizierungsstark ausgeprägt sind. B; wenn-VL-WU-Sätze Anders als die Vl-WU-Sätze wurden die wenrc-VL-WU-Realisationen gut kategorisiert (95% Trefferquote) und als sehr natürlich bewertet (im Durchschnitt 1.4).189 Variable Akzentpositionen sind nicht vorhanden; der Akzent auf Willi (zu 100% realisiert) ist als normaler fo kassierender Akzent zu interpretieren (vgl. die Kontextvorgaben). Die guten Bewertungsergebnisse für die wewi-VL-WU-Reatisationen sind v.a. auf die segmentale Eindeutigkeit dieser VX-Formtypen - jedenfalls im Paradigma der selbständigen VX-Satzmodi - zurückzuführen und damit auf die periphere satzmodusindizierende Funktion der intonatorischen Kennzeichnung. 3^5.2,3. Jolgerungen für die Verwendbarkeit des Korpus Die Hörtestergebnisse schränken die Relevanz der nun folgenden Aussagen zur intonatorischen Markierung von Vl-WU-Sätzen erheblich ein; Da die Testsätze zum überwiegenden Teil schlecht bewertet wurden - sei es nun aufgrund der Testsatzkonstruktion oder aufgrund der generell schwachen intonatorischen Differenziertheit -, können die entsprechenden Realisationen bzw. deren extrahierte Parameterwerte nicht unbedingt als wu- bzw. ex-typisch gewertet werden. Die folgenden Aussagen zur intonatorischen Markierung von Vl-WUSätzen bedürfen daher der weiteren experimentellen Absicherung.190 Das gilt jedoch nicht für die Aussagen zu den intonatorischen Merkmalen von VLWU-Sätzen, deren formtypkonstituierende Funktion jedoch von sekundärer Bedeutung ist.
189
Vergleichbar gut wurden die im Korpus auch vorhandenen da/)-VL-WU-Realisationen (Ach, daß du doch so brav wärst wie dein Bruder!) bewertet: 88% Trefferquote; durchschnittlicher Natürlicnkeitswert 2.0, Die (venrt-VL-Kond.NS-Realisationen und die >v£«n-VL-Realisationen idiomatischer Typen erhielten ebenfalls gute Natürlichkeitsbewertungen (zw. 1.5 und 1.7). Eine Überprüfung der Kategorisierungsergebnisse scheint wenig sinnvoll, da die angesetzten funktionalen Kategorien für die idiomatischen wen/i-VL-Slrukturen in jedem Fall zu unspezifiziert sind (ygl. Kap. 1.3.2.1., insbes.E),
190
Z.B. durch die Konstruktion und das Austesten von manipulierten Stimuli (die nach Vorgabe der anderen intonatorischen 'Prototypen' variiert werden).
177
3.5.3. Merkmalsausprägung /-variation /-differenzierung Die Beschreibung umfaßt folgende Bereiche: A: Merkmale des H)· Verlaufs 1> FO-Verlauf im Bereich der AI-Silbe a) Form des FO-Verlaufs b) Femkontur des FO-Verlaufs (3-Punkte-Skala) 2} FO-Werte am Satzende (Offset) 3) FO-Werte am Satzanfang (Onset) 4) FO-Umfang der Gesamtäußerung (Range) 5} Feinstruktur der AI-Silbe a) FO-Umfang der AI-Silbe (Konturrange) b) Lage des Ffl-Maximums und des Amplitudenmaximums relativ zueinander c) Dauerwerte der AI-Silbe (s.B.) B; Andere potentiell satzmodusrelcvante Merkmale 1} Dauerwerte a) Gesamtdauer b) Absolute und relative Dauer der A l-S übe C: Akzentstruktur
3.5.3.1. Vl-Sätze Den hier berücksichtigten Realisationen wurde im Falle der Merkmale 'Kontur' bzw. 'Offsetwert' wegen ihrer angenommenen Zentralität (bzw. Indizierungsstärke) eine stärkere Filterbedingung (bei den FR-Reali&ationen die 'normale' Filterbedingung .>. 80% Trefferquote (TQ) und _ 50% TQ und ^ s*
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41
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