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German Pages 175 [184] Year 1955
WÖRTERBUCH DER PHYSIOLOGISCHEN CHEMIE FÜR
MEDIZINER
VON
DR. H A N N S D Y C K E R H O F F o. P R O F E S S O R , E H E M . D I R E K T O R DER
DES PHYSIOL.-CHEM.
UNIVERSITÄT
WALTER
DE
INSTITUTS
STRASSBURG
G R U Y T E R & CO.
V O R M A L S G. J. G Ö S C H E N ' S C H E V E R L A G S H A N D I U N G - J. G U T T E N T A G , VERLAGSBUCHHANDLUNG
-
GEORG REIMER
V E I T & COMP.
B E R L I N 1955
-
KARL
J.
TRÜBNER
Alle Hechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der photomechaniechen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen und der Übersetzung, Torbehalten / Copyright 1955 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, Georg Keimer, Karl J . Trübner, Veit & Comp., Berlin W 35, Genthiner Str. 13/Archiv-Nr. 5210254 / Printed in Germany/ Satz: Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35 / Druck: Günther & Sohn Akt.-Ges., Berlin SW11
VOKWORT Die chemische Physiologie befaßt sich mit der Ermittlung der Substanzen, die den Organismus zusammensetzen und mit der Aufklärung der Reaktionen, die im Organismus ablaufen, also mit dem Stoffwechsel. Der Mediziner richtet Fragen an den chemischen Physiologen, die dieser mit chemischer Methodik bearbeitet. Die Antwort erfolgt in der Sprache der Chemie, zumeist in einer chemischen Formel oder in der chemischen Formulierung eines Reaktionsablaufs. Viele praktische Ärzte und auch Kliniker sind zeitlich nicht in der Lage, sich so gründlich mit chemischen Studien zu befassen, daß ihnen Formelbilder oder gar der komplizierte Ablauf einer Stoffwechselreaktion stets gegenwärtig sind. Aufgabe dieses Wörterbuches ist es, den Arzt schnell und mühelos über Substanzen und Stoffwechselvorgänge zu informieren, aus deren Kenntnis er diagnostische und therapeutische Schlüsse ziehen kann. Es liegt im Wesen eines Wörterbuches, daß im Fluß befindliche noch strittige Fragestellungen nicht behandelt werden können. Die Abgrenzung gegen medizinische und pharmazeutische Wörterbücher ist ohne weiteres gegeben.
Köln, im Herbst 1954
Hanns
Dyckerhoff
Abbau: Aufspaltung größerer Moleküle in kleinere Bruchstücke. Abderhalden sehe Reaktion: s. A b w e h r f e r m e n t e . Abnutzungsquote: Durch Zellzerfall und Zellverschleiß geht dem Organismus täglich etwa 15 g E i w e i ß verloren. Man bezeichnet diese Eiweißmenge als A. Absorption: Aufnahme von Energie oder Materie im Inneren anderer Körper. A. von Lichtquanten, A. von Gasen in Flüssigkeiten. Abwehrfermente, auch A b w e h r p r o t e i n a s e n : Wenn blutfremdes E i w e i ß in die Blutbahn gelangt, so bilden sich im Blut P r o t e i n a s e n , die ausschließlich dasjenige Protein zu spalten vermögen, welches in die Blutbahn gelangt ist. Diese hochspezifischen F e r m e n t e bezeichnet man als A., weil sie die schädliche Wirkimg des blutfremden Proteins abwehren. Die A. werden im Urin ausgeschieden und können im Urin nachgewiesen werden. Bei Erkrankungen, die mit Zellverfall verbunden sind, treten die Proteine der zerfallenden Zellen in die Blutbahn über. Es werden A. gebildet, die auf das Eiweiß der zerfallenden Zellen spezifisch sind. Bei Zerfall von Leberzellen tritt ein A. im Blut und Harn auf, welches gegen Lebereiweiß spezifisch ist. Die Untersuchung des Harns auf das Vorhandensein von A. bedeutet eine wichtige Stütze der klinischen Diagnose. Bei Schwangerschaft gelangt Chorionzotten-Eiweiß in die Blutbahn. Im Schwangerenharn tritt daher ein A. auf, welches Placentaeiweiß spaltet. Auf dem Nachweis dieses Fermentes beruht die Abderhaldens che Reaktion zum Nachweis der Schwangerschaft .(s. A n a p h y l a x i e ) . Abwehrproteinasen, s. A b w e h r f e r m e n t e . Acetale: Durch Wasseraustritt entstehende Verbindungen der Hydrate eines Aldehyds mit 2 Molekülen Alkohol (s. Acetalphosphatide und H e x o s e n ) .
Aldehyd
Aldehyd-hydrat
Alkohol
Acetal
Acetaldehyd: entsteht bei der alkoholischen Gärung aus B r e n z t r a u b e n säure. COOH
yO
c=o
CH, • CCH(CH 2 ) 1 4 CH, CHOx I /OH CHaO—P=0 \Ov
I ¿ H i
\
">CH(CH,) U .CH, N//C / / | / \ /OH CH 2 0 P=0
^CH^CHj-fNH,)
0
\Ov
Glyeerinrest Colaminiest a-Palmltal-plasmalogen
^CH 2 CH,-NH, 0-Palmital-plasmalogen
In den a-Verbindungen ist der Aldehydrest 1.2 in den /^-Verbindungen 1.3 an das Glycerin gebunden. Acetessigsäure: entsteht im Organismus bei der ß-Oxydation der Fettsäuren. Beim Endabbau der Zucker (s. G l y k o l y s e ) bilden 2 Moleküle Acetaldehyd Aldol. CH 3
CH,
CHOH
CHOH
I
I
CH,
+ 0 —
•
T
I/O
„
I
CH,
I ,
\H
Aldol
CH, „ „
+ H
I
-° ,
!
COOH
CHA
CH,
CH,
COOH
COOH
COOH
|
C
ch, II CH
I xO
CCH N— C— NH/ Adenin
+ H,0 — '—>-
N=c—OH
I I HC C Nv I II /CH N—C—NH/ Hypoxanthin
+ NH,
Adenin: Bestandteil der Nucleinsäuren (s. N u c l e o p r o t e i d e ) . A. ist 6 Aminopurin. N=C —NH, HC C Nv II II >CH N—C—NH/ Adenin
Adenosin: Nucleosid aus Hefenucleinsäure. Das A. der Muskeln enthält D e a o x y r i b o s e . Seine Konstitution ist noch nicht bekannt. A. wirkt gefäßerweiternd. - O N=C—NH, ' I OH OH HC C—N; CH N—C—NC—C—C—C—CH,OH I I i I H H H H Adeninrest B-ibosereat Adenosin
Adenosin-Desamidae — Adiuretin Adenosin-Dcsamidase: F e r m e n t , welches durch hydrolytische NH 3 Abspaltung A d e n o s i n in I n o s i n umwandelt. N=C—OH N=C—NH, I I I I + H,0 HC C—Nv OH OH HC C—Nv OH OH + NH« CH | | | II II >CH II II N—C—N- C — C — C—C—CH.OH N—C—N- C — C — C—C—CH.OH I I I I I I I I H H H H H H H H AdenoGln
Inosin
Adenosindiphosphorsäure: entsteht durch Abspaltung eines Moleküls Phosphorsäure aus Adenosintriphosphorsäure. —w N=c—NH, idi C—N> OH OH ^>CH I I : N—C—N c—c—c—c CHaO—P^O—Pi=0 \0H \0H I I H H H H Adenosindiphosphorsäure
Adenosinphosphorsäure: auch A d e n y l s ä u r e . Adenosintriphosphorsäure: Verbindung von Adenylsäure mit säure. Im Muskel kommt Adenylsäure nur in Form von A. vor. N=C—NH, 0-
Phosphor-
HC C—N; OH OH CH O II II / OH \i'' n vt—t C — C — C—C—C H,0—P—O—P(-0—P^O N—C—N\ 0 H \0H \0H | | | A H H H Adenoslntrlphosphors&ure
Adenylpyrophosphorsäure: auch A d e n o s i n t r i p h o s p h o r s ä u r e . Adenylsäure: Nucleotid (s. N u c l e o p r o t e i d e ) , welches nicht im Verbände der Nucleinsäuren vorkommt, aber aus verschiedenen Organen, besonders aus Muskulatur dargestellt werden konnte. Die Muskel-A. ist eine Adenosin-ö-Phosphorsäure. (s. P a r n a s sehe R e a k t i o n ) . Die Konstitution der Hefe-A. ist noch nicht vollständig aufgeklärt. N=C-NH, H i i—JNs. OH OH OH II II >CH I I pZ N- -C—NC—c- C—C—CH,0—P£=0 \0H i H i HJ HI H Muskeladen jlsäure
Adenylsäuredesaminase: F e r m e n t , welches zu den Purindesaminasen gehört. A. verwandelt durch hydrolytische NH 3 -Abspaltung Muskel-Adenyls ä u r e in I n o s i n s ä u r e . Hefe-Adenylsäure wird durch das Ferment nicht angegriffen. Adermin: s. A n t i p e l l a g r a V i t a m i n . Adiuretin auch V a s o p r e s s i n : Blutdrucksteigerndes Hormon des H y p o p h y s en -Hinter lappens.
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Adrenalin — Adrenosteron
Adrenalin: auch S u p r a r e n i n . Hormon des Nebennierenmarks. A. ist in vivo und in vitro leicht oxydierbar. Daher ist seine Wirkung flüchtig. A. wirkt in hohen Dosen blutdrucksteigernd. Es erweitert die Gefäße in tätigen Organen und verengt sie in ruhenden. Das A n d r e n o c h r o m , ein Oxydationsprodukt des A., steigert den Gewebsstoffwechsel. A. mobilisiert Leber- und Muskelglykogen. Auch bei der Verwandlung von F e t t in K o h l e h y d r a t e spielt das A. eine wichtige Rolle. Die Entfernung des Nebennierenmarks kann ohne wesentliche Ausfallerscheinungen geschehen, weil alle chromaffinen Zellen A. bilden können, (s. A d r e n a l s y s t e m ) . A. übernimmt bei den adrenergischen Nerven die Übertragung des Reizes von der Nervenendplatte zum Erfolgsorgan, (s. D i o x y phenylalanin.) OH
OH Adrenalin
Adrenalinoxydase: P o l y p h e n o l o x y d a s e , Substanzen zu dunklem P i g m e n t oxydiert.
die A d r e n a l i n über chinoide
Adrenalsystem: nennt man alle Adrenalin liefernden Drüsengewebe. Nebennierenmark und Zellgruppen im Abdomen. Alle diese Zellen werden durch Chrom dunkelbraun gefärbt. Daher auch chromaffines System. Adrenochrom: o-chinoides Oxydationsprodukt des A d r e n a l i n s . wirkt eine starke Oxydationssteigerung in den Geweben.
A. be-
CHOH
NCH, Adrenochrom
Adreno-cortico-tropes Hormon: auch A. C. T. H., auch corticotropes Hormon, ist das Hormon des Hypophysenvorderlappens, welches die Hormonausschüttung der Nebennierenrinde steuert. Die Konstitution ist unbekannt. Therapeutisch angewandt wird A. C. T. H. gegen rheumatoide und chronische Arthritis, Gicht und anaphylaktische Störungen. Meist muß dauernd A. C. T. H. gegeben werden, da es sich, wie bei Insulin, um eine Substitutionstherapie handelt. Adrenosteron: Hormon der Nebennierenrinde, welches wie ein männliches Sexualhormon wirkt. Chemisch gehört es zur Gruppe der Steroide. O ,
CH, II
Adrenosteron
Adsorption — Aglykone
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Adsorption: An den Grenzflächen zwischen verschiedenen Substanzen machen sich besondere Oberflächenkräfte bemerkbar. Sie können elektrischer Natur sein. Je größer die Oberfläche, desto größer die Kräfte. Daher können fein verteilte Substanzen von großer Oberflächenaktivität oft große Mengen anderer Substanzen durch Adsorption an sich binden, z. B. Farbstoffadsorption an Tierkohle. Adsorptionsbindungen sind oft ebenso fest, wie chemische Bindungen. Auch von der elektrischen Ladung der Oberfläche hängt die A. ab. Da die im Körper vorwiegend vorhandenen K o l l o i d e eine große Oberfläche von hoher Aktivität besitzen, und zumeist elektrisch geladen sind, spielen Adsorptionsprozesse im Organismus eine entscheidende Rolle. Äpfelsäure: Zwischenprodukt beim Endabbau der Zucker (s. G l y k o l y s e ) und bei der ^-Oxydation der F e t t s ä u r e n . COOH
Aerobe Phase: Der Teil des biologischen Abbaues einer Substanz, der sich unter Beteiligung von Sauerstoff vollzieht. (s. a n a e r o b ) . Ätherschwefelsäuren: Ester der Schwefelsäure mit aromatischen Substanzen, die hierdurch entgiftet werden. Die im Darm durch Eiweißfäulnis entstehenden Phenolderivate werden in der Leber durch Kupplung mit Schwefelsäure oder G l u c u r o n s ä u r e harnfähig und damit ungiftig gemacht. Äthylalkohol: Aus 2 Molekülen Acetaldehyd entsteht durch Cannizzarosche Umlagerung 1 Molekül Essigsäure und 1 Molekül Alkohol. 2 CHsC^ CH.COOH + CH,CH,OH \H Aldehyd Essigsäure Alkohol Daher ist etwas Alkohol stets im Organismus vorhanden. Aufgenommener Alkohol wird zu A c e t a l d e h y d oxydiert. Affinität: Chemische Verwandschaft zweier Substanzen zueinander. Die A. bestimmt die Möglichkeit der Bildung und die Festigkeit chemischer Verbindungen. Als Maß für die A. ist die maximale Arbeit bei einer chemischen Reaktion anzusehen. Agar-Agar: P o l y s a c c h a r i d aus G a l a c t o s e . A.-A. wird dargestellt aus verschiedenen asiatischen Algen. Es dient als Nährboden für viele Mikroorganismen. Agglutinine: bilden sich im Plasma, wenn körperfremde E i w e i ß s t o f f e oder Zellen, z. B. fremde Blutzellen oder Bakterien, in die Blutbahn gelangen. Die A. machen die Fremdkörper klebrig, so daß sie sich zusammenballen und dadurch weniger schädlich werden (s. B l u t g r u p p e n ) . Aglykone: Viele P o l y s a c c h a r i d e enthalten Substanzen, die chemisch nicht zu den Kohlehydraten gehören. Man nennt die Nichtkohlehydratbestandteile der Kohlehydrate A.
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Agmatin — Albuminate
Agmatin: entsteht durch Decarboxylierung des A r g i n i n s , A. wurde im Heringssperma aufgefunden. CH.-NH—C=NH
I
I
CH,
NH,
!
CH, CH,-NH a Agmatin
Akonitase: F e r m e n t , welches C i t r o n e n s ä u r e umwandelt.
in
cis-Akonitsäure
Akonitsäure eis: entsteht beim Abbau der Citronensäure durch H 2 0-Abspaltung. HOOC-C-CH.COOH
ii
CH
I
COOH cis-Akonitsäure
Akromegalie: Die Skelettenden, vor allem Zehen, Finger, Nase und Kinn fangen bei Erwachsenen, die an A. erkrankt sind, an zu wachsen. Das beruht auf einer vermehrten Bildung des Wachstumshormons im H y p o p h y s e n v o r d e r l a p p e n . Beim Kind führt diese Überfunktion der Hypophyse zum Kiesenwuchs. Aktivität optische: s. a s y m m e t r i s c h e s
Kohlenstoffatom.
Aktivitätskoeffizient: Faktor, mit dem man die Ionenkonzentration starker Elektrolyte multiplizieren muß, um die Konzentration der wirklich wirksamen Ionen zu erhalten. Ionen-Aktivität und Ionen-Konzentration stimmen bei höheren Konzentrationen starker Elektrolyte nicht überein, weil Anziehungskräfte zwischen den Ionen die freie Ionenbeweglichkeit und damit die Aktivität eines Teiles der Ionen vermindern. Aktivatoren: Hilfsstoffe, deren manche F e r m e n t e bedürfen, um wirken zu können. Meist befreien die Aktivatoren das Ferment von einem Hemmungskörper, der das Ferment blockiert. A. sind z. B. E n t e r o k i n a s e und T h r o m b o k i n a s e ; (s. C o f e r m e n t e ) . Aktivitäts-pii-Kurve: gibt die Abhängigkeit der Wirkung eines F e r m e n t e s von der W a s s e r s t o f f i o n e n k o n z e n t r a t i o n an. Akzessorische Nährstoffe auch V i t a m i n e . Alanin: A m i n o s ä u r e , die in den meisten E i w e i ß k ö r p e r n vorkommt. A. ist a-Aminopropionsäure. COOH
I
H-CNH, CH, 1