Wolfdietrich: 1. Heft: Der echte Teil des Wolfdietrich der Ambraser Handschrift (Wolfdietrich A) 9783110482898, 9783110482881


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German Pages 83 [84] Year 1931

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Wolfdietrich: 1. Heft: Der echte Teil des Wolfdietrich der Ambraser Handschrift (Wolfdietrich A)
 9783110482898, 9783110482881

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Wolfdietrich 1. Heft

Der echte Teil des Wolfdietrich der Ambraser Handschrift (Wolfdietrich A)

Herausgegeben von

Hermann Schneider

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Max N i e m e y e r Halle (Saale) 1981

Verlag

Alle Rechte, auch das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Copyright by Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale), 1931 Printed in Germany

Altdeutsche Textbibliothek, begründet von H. P a u l f , herausgegeben von G. B a e s e c k e nr. 28 Druck yon Karras, Kröber A Nietschmann Halle (Saale)

Meiner Frau als Gegengabe zum 14. Oktober

Einleitung. Die Gedichte von Wolfdietrich bilden eine mächtige Epensippe, an der fast das ganze 13. Jahrhundert gearbeitet hat. Anspielungen und Bearbeitungen beweisen, daß ihre Popularität bis nach 1600 ungeschwächt anhielt. Die stoffliche Grundlage sucht man in der fränkischen Geschichte des 6. Jahrhunderts. Theuderich (Dietrich), zugenannt Wolf, der Verbannte, der Sohn Chlodwigs (auch Huga geheißen, daher Hug-Dietrich) wurde um 600 von einem Dichter in den Mittelpunkt eines Heldenlieds gestellt, das viele historische Züge der Zeit festhielt: Chlodwigs, des Heiden, Vermählung mit einer christlichen Fürstin ; Thronstreitigkeiten im merovingischen Hause, wobei königliche Brüder einander uneheliche Geburt vorwarfen; den Majordomus oder Meister als treuen Parteigänger bedrohter junger Erbherrn (sogar Namen wie Berhtarius begegnen). Es scheint, daß das Motiv der Dienstmannentreue samt dem der Landflucht, das ja schon der Beiname Wolf verbürgt, das Rückgrat des ganzen Liedes gebildet hat: die Brüder trieben den vermeintlichen Bastard aus, der Meister mit seinen Söhnen hielt ihm die Treue, er selbst bewahrte in der Fremde das Andenken an sie und befreite und belohnte sie heimkehrend. Im zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts, bald nach Iwein und Tristan, wurde aus diesem alten Heldenlied ein Epos. Der Dichter versah es mit einem neuen Schluß und schöpfte dabei aus dem niederdeutschen Lied von König Ortnid von Garda (d. h. ursprünglich von Rußland, später dachte man an den Gardasee).

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Yon diesem Ort nid wurde erzählt, er habe sich eine heidnische Prinzessin über See zur Gattin geholt, sei aber dann im Kampf gegen einen Drachen gefallen. Wolfdietrich wird nun zum Rächer und Nachfolger Ortnids gemacht, und seine Landflucht führt nach Italien. Seine alte Heimat, Frankreich, hat er schon in Merovingerzeiten zugunsten Ostroms aufgegeben, und sein Meister Berchtung ist nach Meran, d. h. Maronia in Istrien übergesiedelt. Das älteste Wolfdietrichepos besitzen wir nicht mehr, wohl aber eine Reihe von Bearbeitungen, Nachahmungen, Fortsetzungen, die alle irgendwie mit ihm zusammenhängen. Viele Zwischenglieder sind verloren, so daß ein ganz sicherer Stammbaum nicht aufgestellt werden kann. Für uns gliedert sich die Überlieferung in vier Eauptstränge, die wir als Wolfdietrich A, B, C, D zu bezeichnen pflegen. A (Wolfdietrich von Konstantinopel) steht zeitlich an der Spitze und berührt sich trotz großer Selbständigkeit im einzelnen wohl noch am nächsten mit dem ältesten Gedicht. Als Vorspiel ist ihm ein selbständiges Epos von Ortnid vorausgeschickt, das die gesamte Lebensgeschichte des Königs von Lamparten aus dem ältesten Woldietrichepos und aus den Ortnidliedern herausspinnt. Wolfdietrich Β (von Saloniki) gibt eine ganz selbständige Kindheitsgeschichte und ist im übrigen ein Auszug aus einem älteren, verlorenen Gedicht, das das Handlungsschema gewaltig weitete und die Geschichte Ortnids mithereinbezog. Wolfdietrich C (von Athen) kennen wir nur ganz lückenhaft. Es verfährt mit dem Stoff sehr selbständig und findet seine Hauptstärke in der Einfügung von Episoden, die höfische Tendenzen zeigen. Wolfdietrich D ist eine große Kompilation aus drei verschiedenen Gedichten, B, C und einem Verwandten der Vorlage B's. Es ist nächst dem Nibelungenlied das umfangreichste aller Heldenepen. 1 ) Ich habe s. Zt. den Stammbaum so angenommen wie das Schema zeigt:

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Zwischen 1855 und 1871 sind fast alle Wolfdietrichtexte herausgegeben worden, die meisten zweimal. Nachdem v. d. Hagen bereits 1811 den wertlosesten Text K, den des Dresdner Heldenbuches, veröffentlicht hatte, erschienen 1855 im ersten Band seines ,Heldenbuches' Ortnid, Wolfdietrich Α, Β und C. 1865 folgte der ,große Wolfdietrich' durch Holtzmann, 1867 der Text des gedruckten Heldenbuchs (Ortnid D und Wolfdietrich D) durch Keller. Die maßgebende Publikation findet sich im dritten und vierten Band von Müllenhoffs deutschem Heldenbuch, 1871—73. (Ortnid A, B, C; D nicht vollständig und daher nur mit Beiziehung Holtzmanns zu benutzen). Da diese Ausgaben nur zum Teil für philologische Arbeit zureichend und allesamt vergriffen sind, rechtfertigt sich eine neue Edition ohne weiteres; sie soll vor allem dem Lernenden die Gattung des Heldenepos näherbringen und ihn vor einseitiger Auffassung der mhd. Dichtformen bewahren.

Q* (ältestes Epos) / *Y

\ *X

will aber jetzt schon darauf hinweisen, daß er sich nach den noch unveröffentlichten Untersuchungen meines Schülers Brestowsky etwas vereinfachen läßt. Das Nähere findet sich in meinem Bach: Die Gedichte nnd die Sage von Wolfdietrich, München 1913. — Seitdem haben speziell über Wolfdietrich A noch gehandelt W. Haupt, Zur nd. Dietrichsage, 1914, S. 251 ff.: Mock, Untersuchungen zu Ortnid und Wolfdietrich, Bonner Diss. 1921 (Auszug); Hempel, Nibelungenstudien I, Heidelberg 1926, S. 155 flf.

vin Das Gedicht W o l f d i e t r i c h A ist unvollendet geblieben. Es bricht nach etwa 500 Strophen ab. Man hat es fortgesetzt (A2), wohl noch in der ersten Hälfte des 13. Jhdts., und nahm das Material dazu vermutlich aus der Vorlage von B. Die ziemlich stümperhafte Reimerei ist in unserer Ausgabe nicht mit aufgenommen, zumal auch sie die Abenteuer des Helden nur ein Stück weiter bringt und nicht zu Ende führt. Wie der Fortsetzer fernerhin verfahren ist, das wissen wir nur aus dem späten Auszug im Dresdner Heldenbuch. Wir suchen uns mit der Eigenart des Gedichtes Wolfdietrich A bekanntzumachen. Zunächst ist zu fragen: was fand der Dichter vor? Nach unserer Annahme jenes älteste Wolfdietrichepo6, das ja mehr war als eine bloße epische Streckung des Wolfdietrichliedes. Es hatte das Schwergewicht des Stoffes verschoben und Wolfdietrich zum Drachenkämpfer, Rächer und Nachfolger Ortnids gemacht. Die alte liedhafte Wolfdietrichhandlung muß dabei in ihrem zweiten Teil stark umgebogen oder ganz ersetzt worden sein. Diese Umformung interessiert uns hier aber nicht. Denn der Verfasser des ursprünglichen Teils von A hat seinen Helden nur bis in die Wüste Romanie geleitet und von dort aus noch nicht einmal einen Ausblick auf das Reiseziel Italien eröffnet (die Strophen 504/5 gehören schon dem Portsetzer). So ist hier nur zu untersuchen, was die Vorlage für die Motivkomplexe: Kindheitsgeschichte und Bruderzwist geboten hat. Die J u g e n d g e s c h i c h t e ist, wie wir schon wissen, in drei verschiedenen Fassungen überkommen. Sie alle haben den Zweck, den nicht mehr verstandenen Beinamen des Helden „Wolf" zu erklären. Das geschieht in den Redaktionen Α, Β und C auf so grundverschiedene Art, daß eine gemeinsame Vorlage nicht zu erschließen ist. Das älteste Wolfdietrichepos wußte offenbar nichts von einem Wolfsabenteuer, und drei Dichter haben sich im Laufe des 13. Jhdts. ganz unabhängig voneinander die Aufgabe gestellt, es dem jungen Dietrich anzuheften.

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Die J u g e n d g e s c h i c h t e in Β berichtet ü b e r d e m die L i e b e s a b e n t e u e r von W o l f d i e t r i c h s E l t e r n , die von C eine A n z a h l f r ü h e r K r i e g s t a t e n des Helden, der sich aus einer W o l f s h ö h l e glücklich wieder n a c h H a u s e g e f u n d e n hat. D a s sind alles j u n g e Romanerfindungen. Einzig A weist im R a h m e n d e r Kindheitsgeschichte Züge auf, die im Dienst der späteren H a n d l u n g stehen und zielbewußt auf den zweiten P r o g r a m m p u n k t des E p o s hinweisen: den A u s b r u c h des S i p p e n z w i s t s . Hier allein k n ü p f t der Dichter a n A l t ü b e r k o m m e n e s an. W i r wissen, daß dem f r ä n k i s c h e n Dietrich schon f r ü h ein Saben zur Seite stand ( S e a f o l a in dem englischen Gedicht Vidsith des 8. Jhdts.), und da die Meisterfigur zu den ältesten geschichtlichen Gestalten des Lieds gehört, wird wohl auch der Gegensatz: B e r c h t u n g der Getreue, Saben der Ungetreue aus merovingischer F r ü h z e i t stammen. Saben macht sich zum T r ä g e r des alten Bastardvorwurfs, er v e r l e u m d e t den k l e i n e n W o l f d i e t r i c h bei Hugdietrich, B e r c h t u n g tritt f ü r ihn ein. Das ist sicher ein u r a l t e s Motiv. L e i d e r aber ist es nicht in alter szenischer Formung überkommen. D a s e n t n e h m e n wir a l l e n A n g a b e n : der Zwist zwischen V a t e r und Sohn war dem alten Lied nicht die H a u p t s a c h e , höchstens ein Vorspiel. Der eigentliche Konflikt trennte W o l f d i e t r i c h und seine B r ü d e r . Und da n a h m e n B e r c h t u n g und seine Söhneschar mit bewaffneter H a n d f ü r W o l f d i e t r i c h Partei. Sie u n t e r l a g e n , u n d W o l f d i e t r i c h ward landflüchtig. Hier h a t das f r ü h e s t e Buchgedicht (,Q l ) noch das H a n d l u n g s s c h e m a des alten L i e d s geteilt; aber leider wird seine D a r s t e l l u n g n i r g e n d s mehr deutlich. D a c h t e sich schon der erste E p i k e r die B e l a g e r u n g Lilienports aus und erzählte von W o l f d i e t r i c h s k ü h n e m A u s b r u c h ? — Mit Sicherheit k ö n n e n wir f ü r das f r ü h e r e W e r k lediglich zwei Szenen feststellen. E r s t e n s : B e r c h t u n g verliert in der S c h l a c h t gegen die B r ü d e r eine A n z a h l seiner Söhne, Wolfdietrich e r f ä h r t das und sein Leid ist so groß, d a ß es ihn b e i n a h e zum Selbstmord treibt. Zweitens: als Wolfdietrich das L a n d v e r l ä ß t , um a u s w ä r t s H i l f e zn s u c h e n , da waffnet ihn

χ der Meister mit des Vaters Brünne und Schwert und gibt ihm des Vaters Roß. Fest steht auch der Abschluß der Szene, das Treugelöbnis Wolfdietrichs : er will nicht ruhen noch rasten und nicht Weibesliebe genießen, bis er seine elf Dienstmannen befreit hat. Ein Reiseabenteuer führte wohl schon den Wolfdietrich des ersten Epos mit einem wilden Weibe zusammen; nur läßt sich nicht sicher sagen, ob diese Begegnung von jeher die Reihe der Fahrterlebnisse eröffnet hat. Aber es verlief wohl immer friedlich und blieb daher pointelos. War sein Zweck ehemals, wie jetzt in A, Wolfdietrichs Standhaftigkeit den Frauen gegenüber zu erproben, so haben sich spätere Bearbeiter wunderlich genug an dem Abenteuer vergriffen. Gegenüber diesem Gemeingut der Wolfdietrichfassungen, das auf die älteste epische Quelle zurückweist, erscheint die Reihe der in A neugeschaffenen Szenen und Episoden sehr beträchtlich. In der Tat hat unser Dichter als erster und eigentlich auch als einziger die Aufgabe erkannt und gelöst, der Jugendgeschichte des Helden wirklich organische epische Form zu verleihen. Vielerlei Vorlagen halfen ihm zur Weitung und Auffüllung des engen Inhaltsschemas, das ihm überkommen war. Aber es verhält sich mit ihnen so, wie oft bei mittelalterlichen Dichtungen, namentlich unhöfischen Schlages: wir vermögen meist nicht eine wirkliche Vorl a g e , ein bestimmtes literarisches Erzähl werk, sondern nur typische V o r b i l d e r zu nennen, literarisch nicht greifbare E r z ä h l s c h e m a t a , in die der mittelalterliche Poet bei gegebener Gelegenheit immer wieder einlenken wird. Zwar, der Dichter wollte ja ein Buchepos für ritterliche Kreise schreiben und wurde dadurch zur Verwertung der benachbarten heldenepischen Literatur angehalten; unvermeidlich, daß sie da und dort eine Spur hinterließ. Am deutlichsten wirkte ein Epos von Dietrich von Bern ein, das damals viel gelesen und benutzt wurde. Der böse Saben hat manches von seinem berüchtigten Vorbild,

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dem bösen Sibich gelernt, und die Flucht des Verräters am Ende der Schlacht kopiert den berühmten Verzweiflungsritt Witeges nach der Rabenschlacht (die ja auch ein Pyrrhussieg ist), wie in der maßlosen Klage Wolfdietrichs um die getöteten Berchtungssöbne der wilde Schmerz Dietrichs von Bern an den Leichen seiner Getreuen nachklingt. Bei Wolfdietrichs einsamer Flucht mit dem treuen Pferd mag man an Walther denken, und sogar die sonst kaum je nachwirkende Kudrun könnte dem Dichter schon bekannt gewesen sein, denn er übernimmt (außer dem Namen Fruote von Tenemark?) den Gedanken, der den zweiten Teil dieses Epos beherrscht: alle sind erschlagen, es muß erst eine neue Generation heranwachsen, ehe man zur Vergeltung schreiten kann (Wolfd. A 368). Es ist sehr wahrscheinlich — noch immer nicht mehr — daß der Wolfdietrichdichter vorher den Ortnid geschaffen hatte; dann hätte er sich in dem zweiten Werk selbst ausgeschrieben. War er nur geschickter Nachahmer, wie Amelung wollte, so liegen auch hier Entlehnungen vor. Er hat die gleichen Farben für die Umweltschilderungen scheinbar weit voneinander abliegender Szenen genommen : die Auffindung Alberichs, die letzte Rast Ortnids, der Knabe am Quell, Wolfdietrich im Reich des Meerweibs. Unmittelbar entlehnt ist die Ausmalung von Wolfdietrichs nächtlichen Fahrten, das Feuer im Wald, die blühende Wiese, das verhängnisvolle Einschlafen aus Ermüdung. Das höfische Epos liefert nur wenig. Vielleicht hatte der in Ritterromanen wohl belesene Verfasser des ältesten Wolfdietrichbuchs bereits das Meerweibabenteuer nahe an eine Episode des Wigalois, die Schilderung des Unwesens an ähnliche Beschreibungen in Parzival und Krone herangerückt. Die Hauptvorlage findet sich aber auf anderem Gebiet: Novelle und Legende helfen die alte Fabel auf epische Länge bringen. Jene liefert den wichtigsten neuen Baustein, legendarisch ist vor allem der Aufputz.

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Zwei Ansatzpunkte boten sich der epischen Erweiterung dar: der kleine Dietrich mußte ein Abenteuer erleben, das seinen Beinamen rechtfertigte, und die Verleumdungsgeschichte forderte weiteren Ausbau. Die Erfindung des Dichters bewegt sich dabei in typischen Formen und zum Teil etwas ausgefahrenen Geleisen. Aber sie ist immer dem vorgesetzten Zwecke dienstbar und rundet sich zum Ganzen. Schon das alte Lied enthielt das Motiv: Verdächtigung des echtbürtigen Königssohnes. Die Geschichten von dem ungerecht verfolgten Kind, die das Mittelalter kennt, sind nun fast allesamt Geschichten von der ungerecht verdächtigten Frau. Durch die Einwirkung dieses Erzähltypus erhält Wolfdietrichs Mutter in dem Gedicht eine Rolle. Ein abgewiesener Liebhaber — wer anders als der ungetreue Saben — verdächtigt ihre eheliche Treue. So lenkt Wolfdietrichs Jugendgeschichte ein in das Schema der Erzählungen von Genoveva, Crescentia, Sisibe oder wie man sie sonst genannt hat, das dem 12. und 13. Jhdt. sehr geläufig ist. Nur verschiebt unser Dichter den Nachdruck. Die Mutter bleibt im Grunde Nebenfigur; Zorn des Vaters, Verbannung, ja Mordpläne richten sich gegen das Kind. Auch dieses ist ja unserem Novellentypus bekannt, es wird auch dort schon gerne in den wilden Wald verstoßen, wo es, von Menschen verfolgt, bei den Tieren Schonung findet. Hier bot sich ein glücklicher Ansatzpunkt für das Wolfsabenteuer, eine ätiologische Fabelei über die Entstehung von Wolfdietrichs Namen. Die Dichter von Wolfdietrich Β und C lassen ebenfalls einem verbreiteten Novellentypus gemäß die wilden Tiere zu Beschützern und Ziehvätern des verbannten Kindes werden. Dem Wolfdietrich des Gedichtes A bleibt eine so greifbare Beziehung zur Geschichte des Romulus fern (der Leibeigne im W a l d , dem das Kind zu heimlicher Pflege übergeben wird, tritt freilich in ihr auch auf); unseres Dichters Absicht ist nicht, die Güte der Kreatur zur Unbarmherzigkeit der Menschen im Gegensatz zu stellen, sondern den Finger Gottes

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aufzuzeigen. Gott tut ein Wunder an dem Kleinen, um zu erweisen, daß Wolfdietrieh nicht des Teufels Kind ist. Wolfdietrich Sproß eines Unholds — das ist immer Verleumdung gewesen und nichts weiter, so eifrig selbst moderne Erklärer die ursprünglich dämonische Erzeugung des Helden verfechten. Der „Wolfdämon" Wilhelm Grimms, die „Inkubusfabel" der Neueren haben keinerlei quellenmäßige Gewähr. Wir haben von Anfang an klare Zeugnisse nur für eine rein menschliche Landfluchtsage, und Sabens bösartige Erfindung durfte wohl das Gemüt König Hugdietrichs beunruhigen, nicht aber das unserer Philologen. Wir können wiederum den Erzähltypus aufweisen, dem der Dichter folgt, wenn er von dem wilden Knaben Wolfdietrieh berichtet. Am verwandtesten ist die Jugendgeschichte Roberts des Teufels. Dort ist Wirklichkeit, was Saben hier verleumderisch ausstreut: die Königin empfängt durch bloße Anrufung des Teufels. Des Kindes frühe Stärke und Wildheit erweckt bösen Verdacht, bald bedrängt es selbst seine Umgebung mit Fragen nach seiner Herkunft, ja bedroht die Mutter mit dem Schwert. Wenn der junge Wolfdietrich ihm darin nachfolgt, so braucht er deshalb doch kein Teufelssproß zu sein; denn eben jene frühe Wildheit ist als Erweis rein menschlichen überragenden Heldentums verbreitet genug. Man lese nur die Kindheitsgeschichte französischer Heroen durch: der kleine Roland, der heilige Wilhelm als Knabe geben dem jungen Wolfdietrich an Ungebärdigkeit nichts nach und auch in ihnen, meint ihre Umgebung, steckt der Teufel. Schon die novellistischen Erzählelemente zeigen unser Gedicht der internationalen mittelalterlichen Literatur verpflichtet. H i e r tut sich ein weiteres außerdeutsches Darstellungsmuster kund: die altfranzösische Dichtung, besonders das Heldenepos. Auch sie liefert kein direktes Einzelvorbild, sondern nur allgemein Handlungscharakter und Personengruppierung. Was kann französischer sein als diese Motivreihe: der Verräter veranlaßt den schwachen König, den treuen

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Vasallen in den Kerker zu setzen. Ein ungerechtes Gericht wird über ihn gehalten, da erscheint plötzlich ein mächtiger Vasall, ein naher Verwandter des Angeklagten, nnd zwingt den König mit bewaffneter Hand, den Getreuen frei zu geben und den Verräter zu verurteilen? Die Chansons de geste sind voll von solchen Szenen. So braucht man ein älteres deutsches Vorbild für die Baltramszene nicht zu suchen, wenn auch der Name Baltram von Bulgarien in früheren Heldenepen schon vorgekommen ist. Auch die knappen Worte über Berchtungs Werbefahrt für Hugdietrich (Str. 152) sind Augenblickserfindungen und haben den Scharfsinn der Erklärer umsonst bemüht. Verwickelte novellistische Erfindungen auf dem Gebiet der Wolfdietrichsage nehmen mit unserem Gedicht den Anfang, sie liegen ihm nicht voraus. Auch der geistliche Einschlag in Wolfdietrich A mag an französische Muster gemahnen, hat aber in erster Linie seinen Grund in dem frommen Sinn des Dichters, der sich von französisch übertreibender Frömmelei wohltuend fernhält. Das religiöse Moment im allgemeinen war gegeben, denn der Gegensatz zwischen dem heidnischen König Huga und seiner christlichen Gattin gehört zu den historischen Bestandteilen der Fabel. Das Motiv bleibt ja insofern unfruchtbar, als kein Konfliktstoff aus ihm erwächst; aber die Taufe dieses Kindes eines Heidenkönige gehörte auf alle Fälle zum Programm. Und da setzt sich der erste legendarische Zug an, den der Dichter unmittelbar aus einem im 13. Jhdt. beliebten Heilandsleben nimmt: Wolfdietrich erhält vom Eremiten ein wachsendes, ihm immer passendes Gewand; also ein Seitenstück zn Christi ungenähtem Rock. Und ein zweites Wunder tut Gott um seinetwillen: er hält die Wölfe von ihm ab; das ist nach Legendenbrauch so erklärt, daß der Hunger plötzlich von ihnen weicht, als sie des Kindes ansichtig werden. Wiederum wird der kindliche Held hier zum Nachfolger des Heilands. In dem apokryphen Kindheitsevangelium steht eine Episode der Flucht nach Ägypten. Der kleine Jesus spricht da die Worte: ,Necesse est ut omnes

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ferae silvarum mansuescant met Und es gesellen sich ihm und den Seinen die wilden Tiere des Waldes, ohne sie zu verletzen: ,Inter lupos ambulabant et nihil formidabant et nullus ab alio laedebaturAuch die Quelle findet sich, an der Mensch und Bestie friedlich nebeneinander den Durst stillen. Es ist das Kennzeichen aller Wolfdietrichdichtung, daß sie das gesamte moderne Erzählgut halbhöfiischer Kreise in den Dienst der Neuformung des Heldenepos stellt. Unser Dichter macht darin den Anfang. Aber wie sehr unterscheidet sich seine gebändigte und planvolle, von Überladung freie Kunst von der Ausartung stoffhungriger Nachfahren! Wir haben keinen Einblick in die Entwicklung des älteren Heldenepos. Die meisten sind verloren, und die große Leistung zu Anfang des 13. Jhdts., die alles Frühere und Spätere in den Hintergrund drängt, das Nibelungenlied, ist kein reiner Vertreter der Gattung. Sein Dichter ist beseelt von einem fast krampfhaften literarischen und gesellschaftlichen Ehrgeiz: er will höfische Poesie schaffen. Es ist unrecht, dieses Streben der bekannten formalen und sachlichen Entgleisungen wegen zu verurteilen. Selbstzucht und ernster Stilwille brachten erfreuliche Früchte. Nicht nur das Weltbild ist höfisch, sondern auch vieles an der Formgebung. Wenn beides im 13. Jhdt. vielerlei Nachahmung findet, und manche Vertreter der Gattung Heldenepos noch stärker höfisch beeinflußt sind, als das Nibelungenlied, (ζ. B. die Kudrun), so sollte doch keine Täuschung darüber aufkommen, daß es daneben noch eine andere, frischere, ehrgeizlosere aber eigenartigere heldenepische Kunst gegeben haben muß. Wir sagen nicht, daß sie ästhetisch höher stand, als die dreiviertelhöfische Kunst der mhd. Ilias und Odyssee. Aber d i e Ansicht wird sich wohl rechtfertigen lassen: es war a u c h eine Kunst, freier und vielleicht ursprünglich deutscher als jene. Das kernige und warmherzige deutsche Heldenepos, das ein Uhland mehr erträumte als vorfand und das er sich in einem kümmerlichen Spätprodukt wie

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dem Albhart vortäuschte, hat einmal wirklich bestanden, und sein bestev überlebender Vertreter ist das Bruchstück unseres Wolfdietrich A. Wohl vom straffen Bau des Heldenlieds her wohnt dem Dichter dieses Heldenepos der Drang nach der geschlossenen Komposition inne. Der bewußte, geordnete Fortgang der Handlung sticht nicht nur von der ungezähmten Episodenfülle der entarteten Spätepik ab, sondern auch von der Gangart der höfischen Kunst, die einheitlichen und durchsichtigen Aufbau wohl gelegentlich erreicht, aber nicht zu ihren bewußten Programmpunkten zählt. Gleichfalls vom Heldenlied her kommt dem Dichter das eigentlich unepische Aufbauprinzip der Szenenfolge. Ein runder, knapp in sich geschlossener Auftritt fügt sich an den anderen. Soweit ist er Epiker, daß er nicht alle Handlung in Rede auflöst, die dialogischen Teile sind aber in der Überzahl. Wenige mhd. Dichter, und die höfischen schon gar nicht, kennen sein Streben nach dem klar abgegrenzten Handlungsabschnitt. Die Aventiureneinteilung des Nibelungenliedes ist längst nicht so organisch wie die des Wolfdietrich A, die doch keineswegs bloß an der etwas kindlichen Refraintechnik hängt. Es gibt, zumal aus dem Mittelalter, kaum eine epische Darstellung, die so ganz auf die Sache, d. h. auf die Handlung eingestellt ist, wie unser Gedicht, die ihren epischen Umfang so ausschließlich dem inhaltlichen Reichtum verdankt und so wenig dem verweilenden Schildern. Den künstlichen Bestrebungen des zeitgenössischen Epos macht es kein Zugeständnis. Wenige Sätze, die Ausgeburt einer kenntlich epischen Tendenz sind. Das reiche, ritterlich - höfische Anschauungsmaterial, das jeder T a g bieten konnte und das die epische Dichtung auch des heldenepischen Lagers in idealisierender Übertreibung auzubreiten liebt, bleibt unbenutzt. Wohl hält der Dichter so gut wie einer, oder sogar mehr als die meisten, die Augen offen; aber seine farbigen Augenblicksbilder wissen nichts von

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höfischer Stilisierung der Wirklichkeit. Die Brille, durch die alle sehen wollen, und der der Dichter des Nibelungenlieds sein Gesicht so mühsam anzupassen sucht, läßt er liegen, kaum scheint er zu wissen, daß sie vorhanden ist. Statt seine Darstellung von außen mit Schmuck zu behängen, belebt er sie von innen heraus mit aller Lebhaftigkeit des nachempfindenden Gemütes. Scheinbar ist seine Erzählweise simpelste Objektivität, aber dieser Dichter, der nicht wortmächtig ist und so gar nicht geistreich, läßt kräftigen Herzschlag fühlen. Man nehme sein unvergleichliches Meisterstück, die Geschichte von der Errettung des Kindes. Sie läßt auch die hübschesten afrz. Kinderszenen weit hinter sich, und gerade der Vergleich mit der legendarischen Vorlage zeigt sein Verdienst in hellem Licht. Gewiß ist es ihm um die göttliche Legitimierung des Echtbürtigen, um das Wunder der von selbst gesättigten Wölfe zu tun; aber für ihn als Poeten ist ein anderes die Hauptsache: das K i n d hat es ihm angetan, er läßt es weinen und lachen, weltvergessen im Grase tollen, den furchtbaren Gegner wie ein Spielzeug staunend betasten und wacker die kleinen Fäuste brauchen, wenn er ihm zu nahe kommt. Schade, daß die Hs. hier lückenhaft ist und den reizendsten Zug des Dresdner Heldenbuchs ausläßt: den Jubel des Kleinen über das blitzende Schwert, das Berchtung erhebt, um ihn zu töten. In einer Zeit, die andere große Heldenstoffe bereits in die Sphäre gefühlvoll frömmelnder Legendenpoesie gezogen hat und die Woge der Empfindsamkeit in mächtigem Vordringen zeigt, ersteht hier die wahrhaft herzbewegende Schilderung eines Kindergemütes und Kinderschicksals durch eine gottgläubige und warm mitfühlende Seele, ohne jede Bigotterie und Sentimentalität. Die herbe Verhüllung seelischen Geschehns im Heldenlied und seine bohrende Bloßlegung im höfischen Epos — das sind zwei entgegengesetzte Pole der Menschendarstellung. Unser Dichter schlägt sich mehr auf die altgermanische Seite. Starken Gefühlserguß b

xvnx kennt er nicht, kaum je eine klare Ausdeutung. Dabei bleiben seine Gestalten psychologisch recht primitiv, einfach umrissen, stark und laut koloriert, aber arm an Schattierungen. Zum Teil sind sie ganz typisch gesehen, wie die Gestalten des Märchens, oder es ist e i n e Eigenschaft, die ihr ganzes Wesen ausmacht: der Fabelkönig Hugdietrich, ebenso schwach wie brutal; der Verräter Saben, der mit kindlicher Skrupellosigkeit seine kindlichen Intrigen einfädelt; die Königin, lenksam und vertrauensselig bis zum Schwachsinn. Es besteht aber doch der ernstliche Wille, den Charakter des Wolfdietrich selbst in langsamer Aufwärtsentwickelung zu zeigen. Die ungebärdige Wildheit des Knaben klärt sich unter Berchtungs straffer Zucht zu gebändigter Reife. Fast rührend, wie sich der Ungeschlachte vor Meister und Mutter demütigt. Noch bleibt ihm die Maßlosigkeit des Affekts, das zeigt die Totenklage und sein rasches Zusammenbrechen auf der mühsamen Fahrt. Das Ziel seiner Entwickelung sollte die heldenhaft beherrschte Männlichkeit altgermanischen Schlages sein, nicht die höfische Μάξβ. Am meisten porträthaft wirkt Meister Berchtung. Seine schlichte Treue und Güte steckt in rauher Schale, Kopf und Herz geraten leicht in Widerstreit. Keine der heldenepischen Meisterfiguren, auch nicht Dietrichs Hildebrand, ist zu solch plastischer Rundung geraten. Diesem Fürsten und meisterlichen Erzieher des königlichen Wildlings bleibt nun aber jeder höfische Zug fern. Wort und Gebärde sind kräftig, derb, gar nicht mehr altheroisch, aber auch nicht „spielmännisch" grob, sondern altväterisch, herzhaft. Ihm legt der Dichter seine glücklichsten Prägungen in den Mund, sein stilistisches Wollen offenbart sich am besten dort, wo er seinen Liebling das Wort führen läßt. Die Gebundenheit des heldenepischen Stils zeigt sich in starkem Vorwalten der Formel, namentlich in der reich ausgebildeten Wiederholung. Wenn sie sich von der sonstigen epischen Wiederholung unterscheidet und manchmal etwas primitiv erscheint, so hängt das damit

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zusammen, daß Wiederholungen und Gleichklänge nieht, wie wohl sonst, Bindeglieder zwischen entfernten Stellen des Gedichts bilden, sondern sich in engster Nachbarschaft halten. Diese bald anaphorisch, bald refrainartig wirkende Technik ist ein volksmäßiges Stilelement des Heldenepos und gehört auf eine Linie mit der sentenziösen Neigung des Dichters: einfache Lebensweisheit in schlichter Spruchform, verallgemeinernde Lehren aus der gegenwärtigen Situation heraus bietet er auch gerne durch Berchtungs Mund. Dagegen zeigt das Gedicht eigentlich archaischen Ausdruck und Satzbau nur an ganz wenigen Stellen, eher überrascht hie und da eine Vokabel durch ihre Neumodischkeit (Jcastellan, ravit, selbst batalje). Offenbar wirken in Wolfdietrich A so gut wie keine Prägungen der älteren Stufen mehr nach. Alles Liedhafte ist längst verklungen, auch das erste große Wolfdietrichgedicht war wohl nur ganz selten wörtliche Vorlage. Die Eigentümlichkeit unseres Torsos besteht also nicht darin, daß er altgermanischen Liedstiel am Leben erhielte, und wenn er die Sonderart der Gattung Heldenepos reiner herausstellt als das oft so archaische Nibelungenlied, so liegt das daran, daß er, gleich Meister Berchtung, so völlig unhöfisch ist. Diese Unhöfischkeit ist aber ihrem Ursprung nach vorhöfisch (im Stil der Epik des mittleren 12. Jahrhunderts) und nicht w i d e r höfisch, wie die ganze damals beginnende Reaktionsbewegung gegen die aristokratische Literatur, die die gewollte Derbheit zum artistischen Grundsatz erhebt. Der Versbau zeigt dasselbe Bild: er ist kunstlos und nimmt sich große Freiheiten, die aber nicht ausgesprochen altertümlich sind. Eher könnte man da und dort Verfallssymptome finden: es glückt nicht ganz, die stumpfe Zäsur aus dem Text zu bannen, und die Geschlossenheit der Strophe geht durch das fortwährende Übergreifen der Satzzusammenhänge fast verloren. Die Reimbindungen sind wenig originell und kehren immer wieder. Die sorglose Anwendung schwerer Füllungen im Auftakt und im Versinnern stimmt zu dem Bild, b*

XX

das die Rosengartenepen von der Metrik des echten Heldenepos entstehen lassen. Hier durchgreifend bessern zu wollen, hieße ein wesentliches Kennzeichen dieser unhöfischen Formkunst verwischen und wäre Verfälschung. Das führt uns hinüber zur Frage nach der Textgestaltung. *

Das Gedicht Wolfdietrich A ist nur in der einen Ambraser Sammelhandschrift des beginnenden 16. Jahrhunderts überkommen, so daß Dichtung und Niederschrift durch annähernd 300 Jahre voneinander getrennt sind. Die Vorlage des späten Schreibers war i. a. so gut, daß der alte Text oft auf längere Strecken hin durch einfache Umsetzung in die Sprache des 13. Jahrhunderts zu gewinnen ist. Dies Gefühl der Sicherheit wird aber vielerorts gestört durch unverkennbare Zerrüttung des Textes. Es fehlt zur Klärung dieser Stellen nicht ganz an kritischen Hilfsmitteln, doch erweisen sie sich meist als nicht zureichend. Dreierlei Stützpunkte für die Beurteilung der Hs. sind vorhanden: e r s t e n s hat dieselbe Hand ein anderes Werk wohl desselben Dichters abgeschrieben, dessen Überlieferung aber viel reicher ist. Bei diesem Wettbewerb mit anderen Hss. schneidet unser A nicht überall gut ab. Die Parallelüberlieferung zeigt, daß es an einigen Stellen schwere Fehler hat und auch sonst oft für sich allein steht. Z w e i t e n s besitzen wir das Werk eines anderen Dichters von der Hand desselben Schreibers : die Fortsetzung A 2 . Die warnt uns nun aber wieder, die Selbständigkeit der Ambraser Hs. zu hoch einzuschätzen; diesen 100 Strophen gegenüber scheint fast nur ein Kopist gewaltet zu haben. — Und d r i t t e n s haben wir für Wolfdietrich A doch auch eine Art Parallelüberlieferung: die Bearbeitung des Dresdener Heldenbuchs (K), die den Text auf etwa ein Drittel zusammendrängt und da und dort wörtlich nutzt. Aber es ist nicht viel Verlaß auf diese Pfuscherarbeit des 15. Jahrhunderts, denn willkürliche und stilistisch oft

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ganz minderwertige Prägungen stehen unmittelbar neben gutem Altem. Entwertend -wirkt auch, daß offenbar schon die gemeinsame Vorlage von A und Κ Fehler aufwies. Der Vergleich mit der dreifachen Überlieferung des Ortnid zeigt, daß die Ambraser Hs. streckenweise gewisse typische Auffüllungen des Verses liebt, namentlich die Einsprengung von Flickworten wie dô, vil, ouch, aber, danne, und die Einführung ven Kompositen mit ge- oder be- anstelle des Simplex. Es sind damit Gepflogenheiten des Dichters selbst übertreibend nachgeahmt, also wäre es falsch, gegen diese Flickwendungen im allgemeinen einen Feldzug zu eröffnen. Aber mancher unschön überfüllte Vers von Wolfdietrich A läßt sich entlasten, indem man sie streicht, und der Ortnid gibt dazu die Erlaubnis. In der Behandlung des Versbaus wird die neue Ausgabe am meisten von der älteren, bisher maßgebenden abrücken müssen. Wolfdietrich A hat nach v. d. Hagens nicht ganz einfallsarmem, aber oberflächlichem Abdruck von 1855 in Amelung einen guten Bearbeiter gefunden, zu dessen Vorbild sich der Nachfahre im Ganzen gerne bekennen kann. Eine Reihe leichter verderbter oder entmittelhochdeutschter Stellen hat er überzeugend und endgültig hergestellt (wobei allerdings Müllenhoffs Anteil unentschieden bleibt). Dennoch muß die textkritische Arbeit nach zwei Seiten hin neu getan werden : Amelungs Metrik ist völlig überholt, und bei seinem kritischen Apparat kann man geradezu von einem Versagen sprechen. Der Herausgeber gehörte zu den überzeugten Fanatikern der einsilbigen Senkung. Alle anderen Verstöße gegen das alternierende Maß nimmt er leicht, er hat ein ganz gutes Ohr für den einsilbigen Takt und läßt den Auftakt willig zu drei Silben anschwellen. Aber der aufgelösten Senkung hat er den Krieg erklärt. Die kleinen Listen und Kniffe, die orthographischen und grammatischen Ausflüchte, die er anwendet, um

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einsilbige Senkung zu erzwingen (oder zweisilbige des Typus e + einfacher Konsonanz -f- e) haben oft etwas Belustigendes. Der Dichter des Wolfdietrich A, der treuherzig altfränkische Schöpfer der Berchtungfigur, soll zu Konradscher Glätte dressiert werden. Dabei führt eine Reihe schwerer Innenfüllungen, die nicht entfernt werden können ohne daß der Vers in Trümmer geht, den überspannten Grundsatz fortwährend ad absurdnm. Immerhin aber, diese extremen Lachmannianer besaßen eine Richtschnur, nach der sie Vers und Sprachform regeln konnten. Wir, die wir sie im Irrtum wissen, haben zugleich mit dem Irrtum solchen Gedichten gegenüber auch das Gefühl der unbedingten Sicherheit verloren. Die Wege zu der Textgestalt, die der Dichter wollte, sind uns verbaut. Und das sonst beste Auskunftsraittel: in Sprache und Versgestalt der verlässigsten Handschrift nachzueifern, versagt hier auch. Sicher führt Amelungs Verfahren des Ausbalancierens von vollen, verkürzten und verstümmelten Formen vom Original ab. Aber die Hs. mit ihren fast durchgehenden Apokopen und ihren Zugeständnissen an die Sprachform des 16. Jahrhunderts steht ihm mindestens ebenso fern. Das stereotype Reimmaterial bleibt uns fast ganz stumm. Unser Grundsatz ist der: findet schon eine Rückübersetzung in das sog. klassische Mhd. statt (in der Syntax glückt das ja nicht allenthalben), so ist es am besten, sie so systematisch wie möglich durchzuführen. Synkopen, Apokopen und Elisionen sind nur dann vollzogen, wenn der Versbau es unbedingt erfordert, d. h. im allgemeinen lediglich dort, wo ohne sie mehr als drei Auftaktsilben, mehr als zwei schwere Senkungssilben entstünden. Dieses Maximum hat ja auch Amelung ohne weiteres zugestanden; wir ziehen nur den Kreis der schwergefüllten Verse im Anschluß an die Hs. viel weiter als er. Jedem ist aber die Freiheit gelassen, durch Entfernung von Schwachtonvokalen, die ihn überflüssig dünken, und durch Zusammenziehungen sich die Verse so lesbar wie möglich zu gestalten. An einigen

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Stellen sind Kürzlingsmöglichkeiten durch Klammern angedeutet. Die methodisch zuverlässige Grundlage für Textbesserungen ist außerordentlich schmal, und so tut hier große Zurückhaltung not. Wenn das, was die Hs. bietet, nur halbwegs annehmbar ist, so muß der Lockung des vielleicht noch Besseren, das die Konjektur verheißt, möglichst widerstanden werden. Amelungs Verfahren hält da eine besonnene Mitte ein, sehr weit über ihn hinaus wird man nicht gehen dürfen. Nur die Sinnlosigkeit ist allenthalben zu bekämpfen, und Amelung ist ihr gegenüber vielleicht etwas zu duldsam. Ehe man ans Bessern geht, muß man freilich genau wissen, was in der Hs. steht; und das ist nun, wie schon gesagt, der Punkt, wo Amelungs Zuverlässigkeit ihr Ende erreicht. Seine Angaben über Wortform (bisweilen sogar Wortbestand) und Orthographie der Hs. wimmeln von Ungenauigkeiten ; die kuriosen Formen, die A zugeschrieben werden (geschumphe 16,3; vnnd 30,2; tokt 199,2 etc.) beruhen meist auf Verlesung. Die Abschrift, die dem Hg. vorlag, muß sehr schlecht gewesen sein. (Ich habe sie vergebens in Uhlands Nachlaß gesucht.) Die andere Kopie, die als Grundlage für v. d. Hagens Ausgabe diente (s. über all das Deutsches Heldenbuch III, S. V) war offenbar viel besser, denn eine ganze Reihe falscher Laa., die in Amelungs Vorlage gestanden haben müssen, kennt v. d. Hagen nicht. Amelung hat nun nach der Vorrede beide Kopien verglichen, aber das geschah offenbar nur obenhin, sonst hätten sich weit mehr Differenzen ergeben als die wenigen, die Scherer durch Kollation der Hs. klärte. Seltsam ist das Eine: in einer Reihe von Fällen stimmen A und v. d. Hagens Ausgabe überein, auch Amelung setzt was sie bieten in den Text; aber es entsteht der Anschein, als gebe er damit eigene Herstellungen, denn im Apparat schreibt er der Hs. andere, evident falsche Laa. zu, die in ihr gar nicht begegnen. (Ζ. B. 37, 1 ein A, v. d. Hagen und Amelungs

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Text, im im App. — 12,4 varest A, v. d. H. Text, wärest App. — 30, 2 von A, v. d. H. und Text, vnnd App. — 104, 4 untz A, v. d. H. und Text, Us App. etc). Im ganzen beträgt die Zahl der ungenauen oder lückenhaften Angaben über die Textgestalt der Hs. gute anderthalb Hundert, freilich handelt es sich oft um belanglose Kleinigkeiten. Dieses Gebrechen der älteren Ausgabe nun führt zu einer Belastung der neuen. Die Fehler in Amelungs Angaben (soweit sie nicht ganz typisch sind wie Fehlschreibungen ai—ei, do—da) über die Hs. mußten verbessert werden. Unser Lesartenapparat schwillt dadurch an und erhält etwas Unorganisches; denn an sich liegt die Buchung so vieler handschriftlicher Kleinigkeiten außerhalb unseres Programms. Dennoch konnte ich mich zur Beifügung eines auf die Hs. gegründeten neuangelegten Laa.-Apparates nicht entschließen. Etwas wirklich Neues hätte er nicht geboten, denn an den meisten entscheidenden Stellen ist das Verhältnis zwischen Hs. und Text bei uns dasselbe wie bei Amelung. Er hätte sich auf keinen Fall so in Einzelheiten verlieren dürfen, wie das Amelungs Apparat ohne kenntliches System bisweilen tut, (namentlich dann, wenn er ungenaue Angaben über die Hs. bringt) und so hätten die Verbesserungen der kleinen Fehler eben auch wieder einen Fremdkörper gebildet. Daß wir in der metrischen Gestaltung der Verse von Amelungs vermeinten Verbesserungen wieder mehr zur Hs. zurückkehren, ist eine Tatsache, die durch den Apparat auch nicht sinnenfältig zu machen war, denn in den meisten Fällen handelt es sich um sterotype Kleinänderungen, die jedesmal von neuem aufzuzählen nicht lohnt. Es ist selbstverständlich, daß unsere Ausgabe in der Hauptsache an Amelung anknüpft, und dem wird äußerer Ausdruck dadurch verliehen, daß auch unser Laa.-Apparat den Amelungschen Text zum Ausgangspunkt nimmt. Es ist dafür gesorgt, daß über die Textgestalt der Hs. dabei an keiner entscheidenden Stelle ein Zweifel aufkommen kann, überdem ist ja in unserem Text selbst

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jede n e n n e n s w e r t e N e u e r u n g gegenüber der Hs. K u r s i v d r u c k gekennzeichnet.

durch

(Links vom Gleichheitszeichen stehen die Laa. der Amelungschen Ausgabe, rechts die der unseren; die Lesart der Hs. ist mit A bezeichnet, Κ bedeutet das Dresdener Heldenbuch, Kr die Verbesserangsvorschläge von C. v. Kraus. 1 ) Das folgende Verzeichnis gibt auch die Stellen an, in denen der Apparat ( A p p ) Amelungs eine ungenaue oder falsche Angabe über A macht und hebt das durch ! hervor). 1,2 noch manheite noch App, noch manheite A ! 2,1 dienten (A) = diente 2, 2 ez = in 7,1 ouch (A) = und ouch 8, 3 Saben (A) = Sabenen 9,1 al SÎD = allez sin (A) 9, 3 der liebe = der vil liebe (A!) 12,4 wärest App, varest A ! 14,2 brüst = brüste (priist A !) Iß, 1 tugent (A) = jugent 16, 3 geschumphe App, geschimphe A\ 20, 3 diz (A) = und diz 25,1 niht App, nit A ! 28, 2 behalt = behalt(e) ez (A) 29, 2 forcht ich App, furcht ich A ! 30, 2 vnnd App, von A ! 33, 4 lebte = lebet (A) 34, 2 ir kindes = ir kinde (so auch DBB IV, 263 und A) 37,1 im App, ein AI 38,1 sazie (A) = azte Kr. 41,2 wâ = wanne (wâher A) 41,3 davon sorge = sorge davon (A) 42,2 schcene und sîn (en) lîp (A) = sînen lîp und schœne 42, 3 verrechen = verrecken (?A neutral) 44, 1 Saben = Sabene (so öfter; cf. Biterolf 5197 u. ö.) 45, 2 der frouwen = miner frouwen (A) 46, 4 haben gesaget = geseit hân (A) 48, 3 ninder zweue, getriuwer = niuwan zwene, getriuwe (A : nindert wann — App wenn ! — zwene, getriuwer; minfder] dan zwene, getriuwer Kr.) 49,1 geschieht = beschiht (A!) 51,1 Berhtunc der (A) = Berhtunc (s. Ortnid 374,1 und La.) 52, 4 tötet App, tôdet A ! 54,1 ie mère = nie mere (nimmer mer A) 55, 1 dir suln = suln dir (A) 56,1 sô = dô (A) 56, 2 ich tuo = ich entuo 57, 2 ertœten = tœten (A !) Berhtunge App = Berchtung A! 58,3 daz erleit (A) = die erleit 58,4 arme = edle (A !) 59,1 Berhtungen (A) = Berhtunc 61, 4 trat. = getrat A ! 62,3 namestu App, namest du A ! 63, 2 im ouch (A) = im; gegeben (A) = geben 63,3 und laut = noch ') Mit Carl v. Kraus durfte ich einige Probleme des Textes mündlich durchberaten. Die Stellen, an denen ich mir seine immer bestechenden Konjekturen zu eigen machen konnte, gereichen der Ausgabe zur Zierde. — Ich danke auch Herrn Prof. Junk iu Wien für seine freundlichen Auskünfte Uber die Hs. und der Wiener Staatsbibliothek für die Herstellung ausgezeichneter Schwarzweißphotographien.

XXVI lant (A !) 65, 4 liute = die Irate ( 4 ) 06,1 lîhte = vil lîhte ( A !) 68, 3 und lâze = und mînen eit und lâze ( A ) 76,4 er A p p im A ! ermordt App, ermort A ! 77,3 erwacht App, erwache A\ 79,3 das graben App, den graben A ! 82, 1 der der AI 83,2 walde App, wald AI 84,4 war App, ward A ! 88, 3 hân ertcetet = ertœtet hân ( 4 ) 89, 4 wœn = lîhte (vil lîhte A) 90,1 ê danne ich = ê ich aber (ee dann ich aber A) 92,1 der tôt dir = dir der tôt (A) 95, 2 er verbarc = verbarc ( A ) 97, 2 man wunder = man 99,1 nuesset App, manic wunder ( A ) 98,1 Er = ez (A !) mueaset A ! 101,2 grôzer = grôzen (grossem A ) 101,3 do App, da A! 102,1 ainen App, eineD A\ (beides öfter) lu2, 2 hienach App, hinnach A\ 104, 3 er dâ lac ( 4 ) = er lac 104,4 bis App, untz A ! 105, 1 vil unbenomen A = unbenoinen 1U5, 2 die zeichen App, dise zeichen A ! 109, 2 daz ezz (es A ) = und ez 111, 4 er sprach ( A ) sprach er 114,1 ûf = dar ûf ( A ) l i a , 1 den App, der AI 118.3 daz = und daz ( 4 ) 122,2 under banc = under der banc (A) 122, 3 ôwê deich (awe das ich A) = daz ich (cf. 275,1) 125,1 getörste = si sprach türste (gedörst A) 125,2 mîn kint (A) = dîn kint (cf. 126,2) 125,4 werz hat = werz ermordet bât ( A ) 127, 8 erparmet App, erparme A ! 129,1 jren App, jrn A\ 129, 2 weste wol = weste vil wol ( A ) übel (A) = übele 13o, 9 genomen daz = genomen hat daz ( A ) 133, 4 dann App, dan A ! 134, 3 gert ze tuonne = ze tuonne gert ( A ) 136,1 û f Lilienport ze Berhtunge = ze B. uf L ( A ) 137.4 sich nieman dâ = sich dà nieman ( A ) 138,2 umbz = umbe sin ( A ) 142, 2 al dîn her = dich und al dîn her ( A ) 143, 2 er « t ô t = er habe ertôt ( 4 ) 144, 3 Berhtunc hat (A) = Berhtunc der hât (cf. 158, 3) 144, 4 nach der tiir App ist bestimmt falsch ! nach dir ein? 149, 2 ich = er sprach ich (A) 150,3 wirt i u = w i r t iu beiden (A) 151.1 Berhtunc der fiirste von Mêrân = der fiirste B. v. M. (A !) 15Ί, 3 hête = hete getan ( A ) 157, 3 zefuer App, zefûrt A ! 158, 3 Berhtunc hât = Berhtunc der hât (A) 160, 4 tweders App, dweders A\ 161,3 mînen herrn = den hêrren mîn (A) 162,3 het ; = hât ( 4 ) 163,4 lebte = lebt (A cf. 120,4) 165, 3 verbôt = gebôt (A), komen App, kamen A ! 168, 3 winkt im = winkte ( A ) 169,1 er vil wol = Berhtunc wol (B. vil wol A) 171,1 hüeter App, hüetere A\ 172,4 zuo im = ζ e im dar ( A ) 174,2 mich gelüsten ( A ) = michs gelüsten 176, 2 hast = si sprach hâst (A), dînen fuoz ( 4 ) = den fuoz 177, 2 kint = kindel (A) 179, 2 swenn = und swenn (wenn App, wen A\) 179,3 rief lftte = rief vil lûte ( A ) 180, 3 niht ( A ) = nihtes 181, 3 schrien App, schryen A'. 185,1 dorst App, torst A ! 185,3 ein vil eilender ( A ) = ein eilender 186, 4 stahelgwant = stählin gewant ( A ) 188,1 bist = er sprach bist ( A ) 189, 3 lant (A) = liant Kr. 192,2 ic App, y e A\ 192,3 zware

XXVII

kein teidinc (A) = kein teidinc zwâre 193, 2 fûrsten ambet nie (A) = nie fûrsten ambet 193,3 ward App, ward A! 194, 3 müezt ûf = müezt ir ûf 196, 2 sultz ûf = suit daz mort ûf (A) 199,2 tokt App, tobet A\ 199,4 frou kiinigin nu heizt sehen (A) = nu heizet sehen frouwe 201, 3 dar ane = die dar ane (A) 201, 4 tuôt swaz = tuot mir swaz (A) dise brieve = des brieves (Al) 203, 3 nâhent App, nahen Al 208,1 zu App, ze A ! {öfter) 209, 4 sprach = alsô sprach (A !) 212.3 ein kiinicrîch = kiinicrîch (4!) 215,4 ist Berhtunc = ist aber Berhtunc {A) 216,4 hat App, het A ! 218,1 von dan = dan 225,1 waz du 'm getuost = waz du im taost 225, 2 dich immer (4) = immer dich 229, 2 kindes | erbe eht = kindes erbe | rehte (A) 234, 4 roufen wol = wol roufen (A) 235.4 lac = gelac (A!) 236,1 der App, des AI 236,4 in dà nam (A) = in nam 237, 3 in A\ 240,1 diu kastellân ieglichem wurden gegeben (A) = ieglichem gegeben wurden diu kastellân 241, 2 wollen App, wellen AI (öfter) 243, 1 mir bevelhet | an im dâst = mir an im bevelhet | des ist 243, 3 teil = dritteil (A) 245,4 ein swert = ein guot swert (A) 246, 3 bruoder | niht waz im rehte sol = bruoder niht ¡ was im (ze A) rehte werden sol (A; er zereht App) 247, 4 gewintz in abe vil wol = gewinnt sinen teil in (jnen Appi) abe vil wol (A) 247, 1 dir in = in dir 248, 1 dir nach mim tôde = nach minem tôde dir 253,4 unde sluoc = und ouch sluoc (A) 254,4 im onch verlobte (A) = im verlobte 255, 2 seyen App, sein A ! 257,3 verstarp = erstarp (A!) 258,4 warb App, wurb AI 259, 2 unde wolt in frouwe | vor = froawe unde woltet | in vor (App: 'frouwe steht in der Ms. am Ende der Zeile' — vielmehr am Anfang der nächsten, nach leben) 259, 3 f. iuch und iuwer kint | er verderbet mich = er verderbet iuwer kint, er verderbet iuch (er verderbet euch und ewr kint | er verderbet mich A) 260,1 von getreten = von iu getreten (A) 263,1 nu so si A, so fehlt App ! 263,4 im niht sînen (A) = im sinen 264,1 die argen diebe und ungetriuwen (liut A) = die ungetriuwen liute und die argen diebe 2(>5, 4 dô hete erz = dar hete erz (da A, daz Appi) 271,1 mines (A) = unseres 272, 3 gefromen = ze fromen komen (A) 274,1 ir unser muoter bint = daz ir, muoter, sint (daz UDser muoter ist A) 274,2 und daz wir ie wurden kint = und wir [ie] wurden iuwer kint 278. 2 swaz sô = swaz 278, 4 die Angabe des App. über den Punkt nach der Zäsur ist unrichtig.' 279,1 vil barmeclîchen = vil erbarmeclîchen 280, 3 woltan App, wollan Al 282,4 soit heizen = heizen solté (A) 283, 1 wart der = wart dô der (A) 284, 1 frouwen sprach (A) = frouwen dô sprach 289,1 suit sin — suit mir sin (A) 290, 4 erpiete App = erpite A ! 294,1 das App, dus A ! 297, 2 dô = des (A !) 297, 4 lâz et = lâzet (A) 299,1 und heizt ir (A) = heizt ir 299,2 wisset ir (A, wìst mir i r ) = weste

XXVIII

ich (müßte in der Hs. wisset ich heißen) 302, 4 allen vier enden = allen enen vieren Kr. 303, 4 huge Diettreich App, Hugediettereich A ! 304, 3 „daz fehlt" App, das A ; 308,1 von wanne (A) = wannen 308, 2 wurde App, wurdt A ! 310, 3 dînen sselden in dîner = dînen helden und dîner (A) 320, 3 ez enkume . . . man geb = ez kumet (kumbt A) . . . man engebe 321,4 me App, nie AI 325,1 Dô urloubte er in den ringen sich von der = dô slouf (schlouft A) er in (an A) die ringe und nam urloup zer (von der A) 325, 2 die App, der A\ 326, 3 mühten = er sprach mühten (A) 328, 2 pringen App, bringen A ! 330, 1 recken zugen = recken für zogen (sy vor den recken zugen A) 331,3 mir gît niemen, sprach der Krieche = spr. d. Kr., mir g. η. (A) 333,1 ' k r e f t i c fehlt' App, kreftic A ! 333,4 stên sach = sîgen sach ( A ! — die Verlesung ist sehr entschuldbar) 334,1 zuo dem kiinege = ze den kiinigen (den kiinige am Ende der Zeile A !) 336, 1 zusammen App, zesamme A ! 336, 4 in beidenthalp = beidenthalp 340, 3 dem kiinige (A) — den kiinigen 341, 4 in bluote = in dem bluote (A- im bl. Appi) 344,1 ir deheiner = deheiner 345, 4 dazz flôch ân alle wer = daz flôch a. a. w. (das flohen alle wer App, floch on a. w. A\) 345, 4 beide = leide Kr 349, 3 dir aber = aber dir (A) 350,4 sin swert = sin guot swert ( 4 ) 352 reit (so!) dan = rît dar (reyte — rayte Appi — dan A) 354, 2 war App, was AI 356,2 fruo here = her friieje, cf. 310,4 In A steht, wohl heer wie 119,3, der 3. Buchstabe ist verwischt 357,2 ichn gewinne = ich enerwerbe (oder ich erwerbe A !) 358, 4 wsen einlif m a n = w a n e.m. 365,4 cliengen warfs App, Clingen warffs A ! 367, 1 die klage = dîn klage (A !) 368, 3 weinen = beweinen (A) 376,3 werden sie m i r = w u r d e n sie mir nimmer (A) 377, 3 da heime = ûf Lilienporte (A) 378, 3 man uns besetzet = si uns niht besetzent (man uns nicht besetzent A) 380.1 alsô sprach hêr Dietrich (A) = sprach Wolf her Dietrich 383, 1 ie zu clein App = ie (oder ze? es ist kaum unterscheidbar) claine AI 385,2 nu App, nan A ! 387, 1 biute (A) = harte (vaste Κ ) 392, 3 huop sich = dô huop sich ( 4 ) 398, 2 ich m î n = i c h nu mîn (A) 407,3 barmiclîchen = erbarmiclîchen (A) 409,2 ich werde App, ich wirde Al 413,2 ettwein App, ettwo ein A ! 413,3 des dienest = in des dienest (A) 418.2 dem künig App, den k. A ! des müs App, das mus Al 421.3 habest App, hebest AI 422,1 da App, ja A\ 423,4 in manigem = in vil manigem ( 4 ) 424, 2 des App, das A ! 425, 3 dà wirt = von mir wirt (davon mir wird A) 427, 3 si dà beide = si beide (A) 428, 2 er sol (A) — ich sol 440.4 muoter = er sprach muoter (A) 434,1 lange App, lang A ! 438,1 gedenke = gedenket (A) 441, 3 under eines wirtes dach = in eines wirtes obedach (under — obedach A!) 443,4 hennt App, heint A ! 444, 4 ein mensche ie daz ander = ein iegelîch mensche daz ander (A; ein y e d e r mensch das

XXIX ander App\) 447,1 wer er waere = bî den vînden w. e. w. (do fragten in die veinde und sprachen wer er wäre K ) 450,4 lîhte = vil lîhte (4) 451,4 vil schiere = vil schiere dô (A) 452, 4 der slâf iin tœte = im d. si. dô tœte (A tette, App tete!) 454, 2 wê diu reise ini = wê im d. r. ( 4 ) 456,1 harte sere = harte (A) 457, 4 da von App, darvon AI 464, 3 sol aber mir App, sol mir A ! 464, 4 so aber A ! 468, 4 bœsen erde = blôçen erde (posen A) 470, 3 schuppen App, Schneppen A! 474,1 dem App, den A ! 475,3 swert daz bares (A) = swert bare si 476, 3 sahent App, sahen A ! 477,1 sine briefe mit jâmer = mit jâmer sînen brief (seinen briefe m. j . A) 477, 3 gar gelas = gar ûz gelas (A) 482, 1 iemen = min ze Kr 486, 2 dir kleine = dir vil kleine (dich vil kl. A\) 488,3 das App, da A\ 492,4 mir mir App, mir A ! 494, 2 mine man = mine dienstman (mein aindlef dienstman A) 494,4 betwiiigest du App, betzwingest 495, 2 annders App, annder A ! 498, 2 und dem du A ! = und an dem ( 4 ) 499,4 geniuzest, newssest AI

Daz ist Wolfdietrîchs buoch, wie er eeborn wart und die frouwen nam ze wîbe, diu Ortnîdes was. I. Aven'tiure. 1 Uf Kunstenobel ze Kriechen ein gewaltiger künic saz, an dem tugent noch ère noch manheite nie vergaz sin meister und sin schepfer, der in dà werden liez, an im gebrast niht mère wan dáz er ein heiden hiez. 2 Im diente durch Kriechen der Bulgerie wait; von hiunischem gemerke betwanc in sin gewalt. im dienten mit gewalte kriechischiu künicrich.er saz ûf Kunstenobele und hiez hêr Hugdietrîch. 3 Botelunges swester von den Hiunen was sîn wip ; diu hete guote witze und tugentlîchen lip. si was alles wandels und missewende fri. si truoc ouch bi dem Kriechen schcener siine dri. 4 Si wären liep der frouwen und ouch dem künege rieh, durch die grôzen liebe hiez man si alle Dietrich. dô si der siine zwêne bî dem kiinige gewan, hervart an. do gienc den kttnic riehen ein 5 Die volbrâhte er mit êren und gewan ouch helde genuoc ; dô weste niht der Krieche daz si den dritten truoc. mit Berhtunge von Mêrân er dô die hervart swuor, der was sin rät getriuwer, von rehte er mit im fuor. 6 Dô wolte er sinem friunde einem kiinige leit tuon. von Tenemarke Fruoten, einer swester sun. dô sprach der künic riche ze Berhtunge von Mêrân: ,wem sol ich mine liute und mine bürge lân, 7 Min lant und min erbe, und ouch min künicrich und mine lieben frouwen?' sprach Hugedietrich. dô sprach der vil getriuwe : ,wer möhte ez baz behaben ? Wolfdietrich.

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2 bevilh ez mfnem gesellen dem herzogen Saben, diu dir undertsenic sint, 8 Alliu dîniu riche, darzno mine frouwen und din vil lieben kint.' den riehen fürsten Sabenen hiez er dô für eich gân, allez daz er hâte daz machete er im undertân, 9 Kint und kûnicrîche, wîp und allez sîn lant bevalh er im ûf sîn triuwe; daz was niht wol bewant. als im den rücken kêrte der vil liebe hêrre sîn, er trat gezogenlîchen für die künigín. 10 Er sprach ze sîner frouwen: ,nu mîn hêrre sì geriten, nu soit du niht zürnen, ich wil dich etewes biten.' si sprach gezogenlîchen: ,ich zürne wider dich niht. wilt du gefüeger dinge muoten, ez geschiht. 11 Du maht aber ûf min triuwe solher bete gern, daz ich ê mit dir zurnde, ê ich wolte dich gewern', er sprach valschlîchen : ,diu bete ist ûf geschoben, ich getar gegen dir niht muoten, du enweilest zorn verloben 12 Dô sprach diu wol gezogene: ,diu bete erloubet sì! ich weiz dich sô getriuwen, ich bin lasters von dir frî. dîn hêrre hât mich enpholhen dir ûf die triuwe dîn: ich weiz dich sô getriuwen, du vârest niht der êren mîn· 13 Dô sprach der valsches rîche: ,ich sage dir waz ich wil. du hâst urloup mir ze zürnen, nu bite ich ouch niht vil. ich hân mich mînes hêrren ûf diser verte verzigen, er kumet doch nimmer widere: nu lâ mich bî dir ligenP 14 Der frouwen dô vor zorne ir herze in jâmer brach, dô flôz ir von den ougen über die brüste ein bach, si sprach: ,du hâst zebrochen an mir die triuwe dîn, und sendet in got her widere, ich k] age ez dem hêrren mîn 15 Dô er ir angest hörte, dô tete er aise ein man der wol mit valsehen listen sîne rede verkêren kan. dô sprach er zütticlíchen: ,ich hete ez niht gemocht; du solt niht zürnen, frouwe, ich hân dich niuwan damite versuocht. 16 Ich hân wol versuoehet dîne stsete und dîne jugent: du hâst in dînem herzen bêde kiusche und ganze tugent. swaz ich mit dir geschimpfe, daz solt du mir.vertragen: du solt deheine untriuwe mînem hêrrn von mir niht sagen.1· 17 Si sprach: ,hâst duz in spotte gegen mir gereit,

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sô wirt es mînem hêrren von mir niht geseit. ich wil dir des mîn triuwe und min wîplîch ère geben: gewehenest dus ie mère, ez gêt dir an dfn leben.1 Dô hörte er an ir worten, daz ir wille was niht guot. er dâhte : ,ich hân gehœret daz siz niene tuot. ich getar niht mère erzürnen hie mite daz echœne wîp, und saget siz mînem hêrren, ez gât mir an den lip.' Dô nâhente ez dem jâre, daz daz dritte kindelîn geborn solte werden von der edeln ktinigin. si was ein lieideninne und geloubte doch an got; swâ si vor vorhte mohte, dâ leiste si sîn gebot. Si lac eines nahtes in il· bette und slief. si was niht vol entslâfen, unz ir ein stimme rief: ,frouwe, du solt wachen und diz schrecken mir vertragen! nu du an got geloubest, ich sol dir gnotiu m aere sagen. Dîn man und dn sit heiden; doch tregst du ein kindelin, got wil dich niht erlâzen, ez mfleze cristen sîn.' si sprach : ,wie gerne ich leiste sine bete und sîn gebot, sol ich michs an dich lâzen unde an dînen got.' Er sprach: ,disiu m aere alsô wâriu eint, daz du an dem fünften morgen, frouwe, gewinnest ein kint, daz dir dîn schepfsere under dîn herze hât gefrumt. du soit ouch daz niht lâzen, swanne ez zerwerlde kumt: Uber ein halbe mîle sitzet ein guoter man; du solt mit dînem kinde ze dem einsidele gân, daz solt du im bringen an einem morgen fruo und solt in des niht irren, swaz er mit dem kindel tuo.' An dem fünften morgen kam si ûz aller nôt. dô si sich vermohte, si tete swaz er gebôt, si truoc ûz der bürge ir kindelîn verstoln und gienc zem klûsenaere verborgen und verholn. Si enweste war si solte und gienc doch rehte dar, er was ouch dâ gesezzen mêr danne vierzic jâr. als diu küniginne ze dem hiuselîne gienc, derselbe klûsenaere si minneclîche enphienc. Er hiez si flîziclîchen gote wilkomen sîn. ,dîn sun sol cristen werden, gip mir daz kindelîn!' si werte sich des lange, daz kint si im doch liez; si sach daz harte ungerne, daz erz in daz wazzer stiez. 1*

4 27 Dô sach si ob dem wäge schînen kerzen lieht, die ez im hülfen toufen, der eneach si leider niht. daz kindel er in sîden vil schöne dô bewant und gap ez sîner muoter wider in die hant. 28 Dô sprach er zuo der frouwen: ,sì dir liep daz kindelîn, sô behalte ez UQZ an sin alter daz toufgewsete sin. ich wil dir sagen, frouwe, swaz im dar von geschiht, und sî dir liep daz kindel, so verlius daz gewaete niht! 29 Swenne du in in sorgen sendest, sô lege ez an sînen lîp.' ,sô wirt ez im ze kleine, fttrhte ich' sprach daz wîp. ,ez wirt in sinem alter ein ungefiieger man.' ,8wie enge aber ez dich dunke, so leget erz doch wol an 30 Swenn erz in strîte frieret, sô ist sîn lîp gesunt. von deheiner slahte wâfen wirt er nimmer wunt. von wazzer noch von fiore verliuset er sînen lîp.' ,sô wil ich imz gerne behalten' also sprach daz wîp. 31 ,Ich wil dir sagen mère, wie lange ez 'dir sol leben, ich wil im ie zem jâre eines mannes Sterke geben: von der gotes gäbe wirt er fünfzic jâr alt und fünfzic manne sterke hât sîn lîp gewalt. 32 Du solt nmbe in niht sorgen : er knmet vil dicke in nôt, er kumet ouch vil ofte daz ime nähen ist der tôt. und wil dir sagen mère: daz er mit sîn eines hant ein schœne kttniginne erstrîtet und ein lant.' 33 Si hete wol geleistet ein bezzer gewant, dô vorhte si des sère, si wurde drinne erkant. daz sol des wurmes vîndee érete âventiure sîn, noch lebet ûf Garte in sorgen diu arme künigín. II. A v e n t i u r e . Wie der künic kam und daz kint sach. 34 Dô wuohs der junchêrre, des phlac sîn maoter wol mit muoterlîcher triuwe, als ein frouwe ir kinde sol. als vil gerne liep den frouwen ir jungiu kindel sint, dac selbe was ir lieber danne ander ir kint. 35 Si hete in gote ergeben und dem tiuvel gar benomen. dô nâhente ez dem jâre, daz der künic solte komen. dô enweste er niht dâheime des jungen sunes sîn.

5 dô wuohs ouch volliclîchen daz liebe kindelîn. 36 Die boten vaste gáhten gegen dem künige rich, si sageten im diu msere, diu wären wünniclích: ,nu gip uns, hêrre, miete: du hâst einen schœnen snn.' mit freuden sprach der Krieche: ,daz wil ich gerne tuon.' 37 Dô was im liep zem wîbe und zem kinde: er hete es reht. dô truoc man im engegene den wünniclíchen kneht. daz kint was alsô schœne, daz erz vil gerne sach, und freute sich sin herze, des im sîn muoter jach. 38 Dô azte man den kleinen, daz er bî der tavele stuont. dô er geloufen mohte, als noch diu kindel tuont, dò gap man im durch liebe brôt in sine hant: swelh hunt im aber daz zucte, den warf er an die want. 39 Dô daz die liute ersähen, si segenten alle sich, die wìsen alle sprächen: ,got behüete mich! vil ungefüege sterke hât dîn vierthalbez j â r ! ' durch des kindes wunder fuor vil der liute dar. 40 Swer dô des kindes sterke bî der schœne ane sach, der segente sich durch wunder; ze dem künige maniger sprach diu wort, als man dà sprichet, din gar UDntttze sint: , her künic, nu heizet in tceten, er ist des Übeln tiuvels kint. 41 Ir suit daz gelouben, er ist von dem tinvel komen, wannen solte er dise sterke anders hân genomen? Isest du den tiuvel wahsen, dir wirt sorge dâvon bekant : kumet er ze sînen jâren, er verderbet liute und lant.1 42 Der künic disia maere hörte ungerne sagen. dô begunde er an dem kinde sînen lîp und schœne klagen, daz erz verrecken solte, daz gienc im an sîn leben: von ungehiuren dingen er wolte im niht fride geben. 4 3 Dò sante er heimlichen

nâch dem ungetrinwen Saben,

dô sprach der künic: ,ichwaene mine ère muoz ich Verliesen

wir übel gehüetet haben,

und daz kindelin.

ouch sprechent alle liute daz ez nie wurde mîn.' 44 Dô gedâhte im aber Sabene, der ungetriuwe lîp, wie er die lüge erfunde, dâ mit er erzurnde daz wîp. er hete in sînem herzen behalten manegen tac, wie erz ir t f gehüebe, daz si bî im niht lac. 45 Dô sprach er zuo dem künege: , hêrre, ich sage dir daz,

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daz ich eines nahtes hörte, dô ich bi miner frouwen saz: ei sprach: ,und wolte der tiuvel immer bî mir sin!' von den selben sachen ist komen daz kindelîn.' Dô dâhte er aber widere: ,hân ich daz ûf si gelogen, ei' saget lihte die wârheit, so bin ich gar betrogen. — du solt mich drumbe niht melden, daz si sô hât getobet, ich solté es niht geseit hân, daz hete ich ir gelobet.' Dô sprach der künic: ,mich danket daz unschuldic sì daz wîp. doch rät uns, hêrre Sabene, daz wir im benemen den lîp, rät wie werde dem kinde sîn schoener lîp benomen, daz ez dem wider werde, von dem ez sì bekomen.' Dô sprach der valsche Sabene: ,wol ich gerâten kan. heiz dir gewinnen Berhtungen von Mêrân, — du hâst ir niutoan zwêne die dir getriuwe sîn — den heiz verholne toeten daz kleine kindelîn. Beschiht ez offenlîchen, die liute unnütze sint, si zîhent dich vil lîhte, du habest ertötet daz kint. du solt im verholne heizen nemen sîn leben.' er sprach: ,ich wil dir volgen, du hâst guoten rät gegeben.' Dô sprach aber Sabene: ,des rates tuon ich mich abe; du solt mich des niht zîhen daz ich dirz gerâten habe!' ûz dem selben râte er sich darumbe nam: er wolte daz die getriuwen wurden an einander gram. Berhtunc wart heimliche zuo dem kttnige brâht. dô sprach der alte wîse: ,wes ist nu gedâht? hêrre, lât mich hœren, waz disiu m aere sint.' mit jâmer sprach der Krieche: ,du solt toeten mir min kint Heimliche und sô verholne daz sîn nieman werde gewar.' dô sprach der vil getriuwe: ,seht, daz behüete ich gar. ich wil an sînem tôde vil gar unschuldic sîn. mir waere leit swer töte den erbhêrren mîn.' Der künic sprach: ,nu gedenke, Berhtunc von Mêrân, daz ich niht sô getriuwes in mînem riche hân, und lâz mich des geniezen, daz man dir triuwe giht. du solt daz kindel toeten!' er sprach: ,ich entœte sîn niht, Unser zweier triuwe nie mère gescheiden sint.' ,du hâst ûf Lilienporte sechzehen schoeniu kint, unlange junchêrren, und ein schoenez wîp :

7 die heize ich alle toten, du ennemest dem kinde sînen lip, 55 Die euln dir liep von rehte und ouch billîche sîn, die heize ich alle hâhen an die zinnen din, und ze aller vordrist dir ouch selben nemen daz leben.' ,ich wil gelt so grôzen niht wider daz eine geben.' 56 Dô gedâhte der getriuwe: ,ez ist niht alsô guot, ich entuo ewaz er mich heize; vil grimme ist sîn muot. ê danne er mich hienge, mîniu kint und mfn wîp, wolte er michs niht erlâzen, ich η seme im ê den lîp.' 57 Dô sprach er zuo dem kiinege : .weit ir michs niht erlân, sô wil ichz gerne tceten ' sprach Berhtunc von Mêrân. , sît ir niht weit erwinden oder es geschehe, sô solt ir mirz antwurten, daz ez nieman ersehe.' 58 Des gäben si dô triuwe an einander dà. Berhtunc wsere aber gerner gewesen anderswâ. daz ist diu ander sorge, die erleit daz kindelin. noch lebte ûf Garte in jâmer diu edele kttnigln.

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III. A v e n t i u r e . Umbe des kindes genist, und wart behalten heimliche. Der künic sprach ze Berhtunc: ,ich hân mich wol bedâht, wie wir daz kint gewinnen: du solt wachen dise naht, dir muoz der torwarte aise undertsenic sîn: swenne dichs gelüstet, er lset dich ûz und in. Deheinen kamerœre lâze ich ligen vor der tttr. also daz kint entslaefet, so solt du treten dar für. swenne si in der bürge alle entslâfen sint und min frouwe entslsefet, sô gibe ich dir mîn kint.' Dô tete der vil getriuwe als in der künic hiez. er schuof mit dem torwarten daz er in in und ûz liez. dô tete der vil getriuwe als in sîn hêrre bat: dô si in der bure entsliefen, für die kemenâte er trat. Dô retten mit einander der man und ouch daz wîp. si heten grôzen jâmer umbe des kindes lîp. der künic sprach zerfrouwen: ,wâ η seme du daz kindelîn, du ennsemest ez von dem tiuvel?' ,nein' sprach diu künigín. Dôeprach der künic mit zorne: ,ez sol niht lenger leben! ich wil im mines erbes nimmer halbe etat geben.

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im wirt ouch von mir nimmer beidiu bure noch lant. ewaz ich im erbes gsebe, daz wsere übele gewant.' Dô sprach diu frouwe in zorne: ,daz ist als du wilt, nu ist manic wol geborne der nimmer füeret schilt, alsô muoz er ouch vertrœsten sich lîhte der gäbe dîn. der in dâ hât beschaffen, der bewar daz kindelîn.' , Er sol riuten unde bouwen, von arte ist daz sin reht. wer lieze im sín künicríche? er mac niht küniges kneht gesîn mit sînem lîbe, er hât niht küniges muot. er sol in dem walde die liute morden umbe ir guot.' Dô sprach diu frouwe in jâmer: ,Vil lîhte im baz geschiht: swes im got wil gunnen, des mac man im nemen niht. waz ouch ûz im sol werden, daz ist dir unbekant: sîn eines lîp erstrîtet eine künigín und ein lant.' ,Wilt du aber daz gelouben?' sprach er zer künigín. si sprach: ,mir ist getroumet, daz ez sol alsô sîn.' ,sol im geschehen daz heil, do sprach aber der Krieche: sô lâze er sînen bruodern al hie sîn dritteil. An einem künicríche hât er immer lant genuoc, und kan er daz ervehten, sô ist er harte kluoc. ich gibe dir des mîn triuwe und minen eit und lâze ez [ouch] wâr: daz er aller miner lande geniuzet nimmer umbe ein hâr Noch nimmer teil gewinnet, und solte er immer leben, ich verblute ez ouch minen kinden, daz si im ihtes geben, swanne sô ich sterbe, dehein des landes min.' ,sô müeze im got genâden' sprach aber diu künigín. Dô Bwuor bî den zîten dehein künic deheinen eit, swaz er in trinwen lobte, ez enwaere diu wârheit. dô kêrte sich hin umbe diu frouwe unde slief, und sleich er ûz der decke, Berhtunge er lise rief. Er rûnte durch die porte: ,Berhtunc, bist du dâ'? dô sprach mit lisem worte der vil getriuwe: ,jâ'. ,weist du ob in der bürge die liute entslâfen sint?' ,hêrre, ez wachet nieman, nu enphelhet mir daz kint.' Der künic dennoch vorhte, ez wachte sîn liebez wîp. dô greif er under die hülle an ir munt und an ir lip. sin hant ez allez suochte swaz man an frouwen siht, swie dicke er sie aber ruorte, si erwachte leider niht.

9 73 Dô gienc er zuo dem bette, dâ lac daz kindelîn, daz er versteln wolte der lieben muoter sîn. dô getorste er nie gerüeren daz kleine kindelin: er vorhte ob erz wacte, ez wacte die muoter sîn. 74 Er gedâhte in sînem muote: ,und wirt daz kindel lût, sô erschrîet ouch diu muoter, sô liep ist ir daz trût, und bringet mich ze schänden; noch lieber verlür ich daz leben. ich wil ez rehte ermorden und wil im zalsô tôtez geben.' 75 Ze sînes bettes houpte suochte er sîn gürtelgewant, nâch walhischem site nam er ein mezzer in die hant. er sprach: ,wilt du weinen, unreinez kindelîn, unz an die hant daz mezzer etiche ich in daz herze din/ 76 Dô zucte er ûz dem bette daz kint, dâ er ez vant. durch sînen tôt daz mezzer truoc er an der hant. got gap im dô ze heile daz daz kindel slicf, anders hete erz ermordet. Berhtunc im aber rief: 77 ,Wie lange wilt du bîten? ez ist gegen dem tage, gip mir daz kint bî zîten, daz ich ez fiirder trage, ê dan diu frouwe erwache u n d u D S melde des morgens schîn.' vil sanfte sprach der Krieche: ,nu nim hin das kindelîn.' 78 Berhtunc der getriuwe sînen hêrren enphienc. von der kemenâten er vil lîse gienc. dô er kam für daz gewelbe, dô gienc er näher baz unz ûf die burcporten, ûf daz ros er gesaz. 79 In sînen regenmantel want er daz kindelîn. er sprach ze dem torwarten: ,nnd gewehenest du mîn, ich slahe dir abe daz houbet und wirfe dich in den graben, verewigst aber du die reise, du maht sîn frume gehaben.' 80 Swie ebene abe er sich sazte, der reise in doch verdrôz. der torwarte im legte daz kindel in die schôz. er reit über die brücke, im lûhte des morgens schîn: rehte an der burclîten erwachte daz kindelîn. 81 Do rief ez in den sorgen, alse ein kindel tuot, daz ouch ze solhem tôde liât deheinen muot. ez sprach erbarmiclîche: ,muoter, decke mich.' der alte sprach i n zorne: ,ich e n m o c h e undfrinBet dich.' 82 Als im der liehte morgen und onch diu sunne erschein, — er gedâhte an sîne triuwe — dô was er alters ein.

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als der eunnen blicke durch die liehten wölken brach, er was geriteli so verre, daz in nieman each. Die stîge und ouch die strâze er durch vorhte vermeit. durch walde und durch gevilde er mit im schâches reit, dô erwachte in den stunden vil gar daz kindelin. dô vergaz ez sines frostes und spilte mit den ringen sin. Also daz kleine kindel einer sorgen gar vergaz, dô greif ez an die ringe und sprach: ,waz ist daz?' des halsberges schœne daz kindel nie verdrôz. daz ersach der Krieche, sîn jâmer wart vil grôz. Ez lûhte im under diu ougen sîn lîp also der snê. swaz daz kint gelachte, daz tete dem alten wê. er dâhte: ,ob ich dich töte, daz ergienge mir nimmer wol. mîn herze ist so betrüebet, ich waene mit dir ersterben sol.' Dô fuorte erz ûf die heide an ein vil grlienez gras in eine frömde wilde, dà nieman bi im was. er sazte ez ûf den anger, dô zôch er ûz daz s wert: daz kint wolt er des tôdes durch den hêrren hân gewert. Das swert begundeer schouwen, dô was sin herze verzeit. daz habet ir wol gehœret, vil dicke ist daz geseit: swem got sin leben sol fristen, niht leides dem geschiht. sine hende ez wolden tœten, dô gestate ez im sîn herze niht. Dô sprach er wider sich selben: ,wie ist mir so geschehen? ich hân vor miner hende wol hundert man gesehen, die ich alle hân ertœtet und mit miner hant erslagen: daz ich nu bin sô blœde, daz wil ich gote klagen. Daz ich dich niht tär tœten, wâ von kumet mir daz?' daz kindel er dô fuorte mit zorne fttrbaz. er gedâhte in sinem herzen: ,ez hât dir got gegeben, du bist lihte also saelic, du solt behalten din leben. Ê [danne] ich aber von dir scheide, doch wirt dir din lîp benomen. ich wil durch dîn sterben ze einem brunnen komen. du muost dich selbe ertrenken in dem wazzer, liebez kint: daz kumet von liehten rôsen, die enmitten darinne sint. Ich weiz wol daz dich triuget din jungiu kintheit,

87 Κ 34 do es das swert sach glitzen, das kint so wol getan, vor freuden es nymer wolt sitzen wolt das swert greiffen an

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daz dîn tœrschiu jugent dich dar în verjeit. der brunne ist tief al umbe, nnd wilt du, kindelîn, die rosen brechen darinne, zwâre du Teilest dar în. Sô wil ich danne schonten, wie dir der tôt sì beschert, ist danne dîn vater ein tiuvel, er hât dich schiere ernert.' mit grimmigem muote kam er dar gérant an eine wisen griiene, dà er den brunnen vant. Mit jâmerlîchem herzen erbeizte er ûf daz gras, dennoch im harte swsere umbe des kindes sterben was. er sazte ez Uber den brunnen : hete aber daz kindelîn gegriffen nâch den rôsen, sô wsere ez gefallen dar în. Ez kam von einer saelde, die rôsen ez vermeit. dô gienc ez von dem brunnen hin ûf den anger breit, durch sîne kurzwîle viel ez ûf daz griiene gras, ez ahte des harte kleine daz ez alters eine dà was. Berhtunc der getrinwe was listic unde karc, sín ros in loubes dicke und sich selben verbarc. er sprach: ,nu wsere ich gerne disen tac bî dir. ich fürhte, ob dir iht werre, du vliehest her ze mir. Ich wil doch bî dir wachen zwâre dise naht. du muost benamen sterben, sô ich dich als verre hân brâht. ich wil grôz wunder hînte an dînem libe sehen: und gelebest ouch du unz morgen, ez mac fttrbaz geschehen.' Daz kint was alters eine und hete kumbers niht, ez warte des genâden, von dem man manic wunder siht. der phlac sîn wol mit triuwen, sîn helfe ez niht betrouc. daz wîp was im ze verre, der brttstelîn ez souc. diu sunne gar verswant. Ez saz unz an den âbent, dô brach der liehte mâne durch die wölken sä zehant. dô huop sich zuo dem brunnen durch hitze manic wilt, dô was aber nieman des kindes frideschilt. Swaz wildes ezzen niuzet, daz mac wazzers niht enbern. genas daz Meine kindel, des muoste ez got gewern. zuo dem brunnen liefen lewen bern wiltswîn. mitten under dem gewilde saz daz kindelîn. Swaz wildes wazzer wolte, daz muoste et allez dar. ze jungest kam geloufen der wolve ein michel schar in starken hungers gîte, als man si lonfen siht.

12 der hunger twanc si sere und täten dem kinde niht. 101 Von süezen lîbes smacke wart in daz kindel kunt. von grôzen hungers nœte iegelîches wolves munt daz kindelîn beginte ; under in allen ez dà saz. sô sat wart iegelîcher, daz er des kindes niht enaz. 102 Si sâzen ze einem ringe umbe daz kint ûf daz gras. Berhtunc durch daz wunder hin nâch geslichen was. er sprach: ,nu muoz ich schouwen, daz ich noch nie gesach. mich wundert, daz die wolve dir tuont dehein ungemach.' 103 Diu ougen in ir houpten brunnen alse ein kerzenlieht. der arme was ein tôre und vorhte sin vtnde niht. er gienc ze iegelîchem und greif im mit der hant, wâ er ir liehtiu ougen in ir köpfen vant. 104 Swes er mit in begunde, des muosten si im vertragen, sus gienc er under in umbe, unz es begunde tagen, swelher sich sîn dà werte, den sluoc er daz er lac. der wnnder lachte dô Berhtunc die naht unz an den tac. 105 Mit jâmer sprach der alte: ,dir ist der lfp unbenomen. dir müezen disiu zeichen von gotes güete komen. ich wil daz wol gelouben, und waerst du des tiuvels barn, du waerest von den wolven erstorben und vervarn. 106 Ob ich nu hete den willen daz ich gerne töte dich, des ist mir niht ze muote, ich fürhte ez riuwe mich, sît dir die argen wolve fride hânt gegeben, wee solté aber ich dich zîhen, ich enlieze ouch dich nu leben?' 107 Dô in der morgen lûhte, dô mêrte sich sîn gewin, des armen ûf der heide : die wolve liefen hin. dô sprach der reine guote: ,ich wil fristen dînen lîp, ich wil durch dich wägen mîniu kint und ouch mîn wlp. 108 Er sprach: ,ich weste et gerne, von wem du waere btfhuot; ich wil dich doch versuochen, als man die kristen tuot.' er machte von holze ein kriuze und stiez daz in den sant. er sprach: ,und bist du ein tiuvel, sô brichet ez dîn hant.' 109 Für ez in die erde er daz kriuze stiez. daz kint was so gehiure und ez niht stecken liez, ez schouwete ez in manigen enden, vìi lange ez ane sach und hete ez in der hende, daz ez niht zerbrach. 110 ,Ich sihe wol daz der tiuvel an dir unschuldic ist.

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ich wsene du Bist kristen, dich hat beschaffen Christ, bist aber du ein heiden, doch wil ichz lâzen sin, ich wil dich lenger fristen, vil liebez kindelin. Nu versuonen wir uns hiute, ich was dir gester gram.' daz kint er von der erde ûf sînen arm nam: ,dô du under disen wolven bist beliben gesunt — sprach er — du lebest noch lenger' und kuste ez an den munt. ,Ich wil durch dînen willen mich vertriben lân, und wil ouch durch dich wägen allez daz ich hân. ich wil durch dich nu wägen mîn wîp und mîniu kint, die stete und ouch die bürge, die mir undertaenic sint. Ich weiz wol daz diz zeichen von guoten dingen vert, daz du unter disen wolven den lîp hâst ernert. âne dînes vater willen wirst du noch ein künic rîch : nu muost du ouch ie mère heizen der Wolf her Dietrich!' Er truoc in zuo dem rosse, dar ûf er mit im saz. vor sînes hêrren vorhte wurden im diu ougen naz. er sprach: ,mir möhte noch lieber sin din eines tôt, dan ich und mîn geslehte lîden immer mère nôt.' Sus reit er in den sorgen und fuorte den herren sin ze einem wildensere, der hete ein hiuselin, sô sine jeger dicke daz gejeit ze lange triben und in dem walde benahten, daz si danne dà beliben. Dô reit er zuo dem hûse und klopfete an die want, dô kam der wildensere an die strâze dà zehant. dô enphienc er vlîziclîchen den vil getriuwen degen, wan er mit freuden dicke was in dem hûse dà gelegen. Er sprach ze dem wildensere: ,guot man, wâ ist din wîp? nu wil ich versuochen iuwer zweier lîp. durch iuwer beider triuwe bin ich ze iu geriten. ich wil durch höhe miete iuch betelicher dinge biten. Den hof habe dir für eigen, dâ inne du bist gewesen, und swaz du von dem walde nutzes maht gelesen; und daz dorf daz hie zuo hoeret, daz sol din eigen sin, daz du mir nu behaltest daz schœne kindelin. Ob dich die linte fragen, wâ du habest daz kint genomen, — ich meine ob ez si funden — des là dich niht überkomen: daz ich ez her fuorte, daz solt du ouch niemen sagen.

14 du soit des swern tiare, ez habe din wîp 120 Dn soit im ouch mit teilen daz beste frouwe, ich wil dire Ionen, daz dnz niht daz kindel si dô nâmen, dan reit der nu ist ûz der dritten sorgen der Wolf

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bî dir getragen. daz du hâst. verderben lâst.' fttrste rich, Dietrich.

IV. A v e n t i u r e . Wie diu frouwe daz kint klagete, dô si ez niht weste. Als ez mit grôzem jâmer wart der frouwen tac, dô greif si an daz bette, dà daz kint ê vor des lac. dô lûhte ir mit jâmer daz schcene morgenlieht: si suochte ir liebez kindel, dô vant si ez leider niht. Sie warf an sich ein hemede, ûz dem bette si spranc, ir kindelîn si suochte under bette und under der banc, mit jâmer sprach diu frouwe: ,daz ich ie wart geborn! war sol ich g otes arme? ich hân min kint verlorn!' Vor leide dô diu frouwe viel uf den estrîch. ir klagen und ir weinen was alsô jâmerlich. si sprach: ,war sol ich arme? daz ich sô unsselic bin! was tone ich nu ze lebene? Tôt, nu nim mich al hin!' Si schrei mit lûter stimme, daz man ir wart gewar. die in der bürge wären, die liefen alle dar. die si dà ane griffen, die künden ir niht gehaben, si viel under si dar nidere, daz man si muoste laben. Si sprach: ,törste ich dich schelten, vilungetriuwer man! unreinez küniges künne, war hâst du din kint getan? ez ist erstorben leider, und ist daz gewesen din rät! du valscher ungehiure, wie wol du weist werz ermordet hât! ,Du zîhest mich unrehte' sprach der künic rich. daz wsere unmtigelîch. , solté ich mîn kint ertœten, wilt du michs niht erlâzen, ich sage dir, war ez ist komen: von dem duz hâst erworben, der hât ez ouch ze im genomen. ,Iezuo sprichst du rehte' alsô sprach diu künigín, ,ich hânz von deheinem manne erworben: ez was din dû hâst michs ouch beroubet, daz erbarme got. swenn ez diu weit gefreischet, sô bist du der liute spot, Und bist ouch ze einem künige immer mère enwiht. sô man ander ktinige prîset, sô hât man dich verniht.

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und gibe dir dee min triuwe, daz du mirz hâst benomen. dar timbe ich an dîn bette wil nimmer mère komen.' Dô wart dem kttnige leide. diu fron we quelte ir lip. er weste vil wol ir libele: vil zornic was daz wîp. in heimlichem râte er dô ze Sabenen sprach: ,nn mtteze ez got erbarmen, daz ich des kindes ie gesach!1· Mit zorne sprach dô Sabene: ,Berhtunc von Mêrân, der hat an dem kinde und an dir ttbel getân, daz er dirz hat ermordet und im genomen hat daz leben, und bist du rehte sinnic, du solt nimmer imz vergebend , 0 wê sprach der Krieche, ,war umbe redest du daz? nu erbat ich in des kûme; wurde ich im nu gehaz, daz waere ein grôziu untriuwe und brachtest duz dar zuo. ich hân es lützel ère swaz ich im dar umbe getuo!' ,Jâ wil ich dich berihten' sprach der ungetriuwe Saben. ,er möhte wol iuwer beider dà mite geschönet haben, er solte ez wol hân gefristet doch einen halben tac. ze solhen untriuwen nieman wol gesprechen mac. Ich gibe dir des min triuwe, Berhtunc ist dir gram, swie sère er sich des werte, er tsete aber einem alsam. er ist als ungetriuwe, her Huge Dieterîch, daz er geruowet nimmer, im enwerde dîn kttnicrîch.' Dô sprach der kttnec mit zorne: ,gip mir dînen rät, sft er die untriuwe an minem kinde erzeiget hât, und ir noch mêr ze tnonne gert, wie ich mich gerechen m tige,, daz ich in alsô verderbe, daz er niht mère entüge.' ,Daz wil ich dir râten: sende einen boten dar, bit in durch dînen willen daz er ze hove var. entbiut im, du wellest machen ritter, daz ist min rât r sô begint er mit im füeren die tiuristen, die er hât.' Der bote ze Berhtunge ûf Lilienport wart gesant. Berhtunc der gelobete die hovevart al zehant. er sprach: ,wir suln schouwen mines hêrren hôchzît. woldan mit mir, junchêrren, ob ir geme ritter sit!' Von maniger hande varwe gap er, rôt gel unde blâ. hundert swertdegene die wolte er machen dà. ze hove er der getriuwe und ouch der milte hiez; dâvon daz er sich dà nieman überschallen liez. Dô gedâhte im der wise: ,ez mac sô niht gesîn.

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ob [mich] beginnet frâgen min hêrre umbe sîn kindelîn, sô muoz ich heizen schrîben wâ von ez sì genesen, ob er iht deste holder einem kinde welle wesen.' Dô gewan er einen getriuwen, der im allez schreip, von welher hande sache dem kinde daz leben beleip, von êrste unz zuo dem lesten allez bediuticlîch, und daz er wart geheizen der Wolf hêr Dietrich. Dô kam ze hove der fürste und wart enphangen wol, als noch ein biderbe dicke von einem künige sol. er kam sô werdiclîche daz er schöne wart verno men. der künic sprach ze Sabene: ,Berhtunc der ist komen. Nu solt du mir aber râten, wâ von daz geschehe, daz wir in so betriegen, daz man in gevangen sehe.' ,Berhtunc hât von liuten ze hove grôzen schal, deheiner slahte wâfen lâ du in tragen in den sal. Berhtunc ist so kreftic, und setzet er sich ze wer, ê daz man in gevâhe, er lestert dich und al din her. und wil dir râten mère: swenne er ze tische gât, daz er sich nider gesetzet, und din truhsaeze vor im stât, Sô solt du disiu msere sagen der künigín, daz si über Berhtunc schrie, er habe ertôt din kindelîn. ir suit bêde wâfen schrien drî stunt, ir suit ez mit geschreie tuon den liuten allen kunt. Sô sol si an dîner hende den sal al umbe gân, vor Berhtunges tische hebet daz dritte rüefen an: wâfen über Berhtunc der hât ermort daz kindelîn! sebzic halsberge heiz dringen nâch dir in.' In den palas wîten sazte man die tavel breit, wîziu tischlachen spsehe wurden dar ûf geleit. dô hiez man Berhtungen, den fürsten von Mêrân, und ouch die hêrren alle in den palas ezzen gân. Dô stuonden kamerœre der maniger umbe sluoc und werten daz man den helden ir swert niht nâch truoc. alsô iegelîcher gesaz an sîne etat, der künic mit valschem muote Berhtungen sitzen bat. Er sprach: ,Berhtunc, sitze, edel fürste, und bit min. sô wil ich zuo dir setzen dîne frouwen, die künigín.' Berhtunc im des wol dancte; der künic gie zehant in eine kemenâten, dà er die küniginne vant.

17 1 4 8 Er sprach: ,ir suit iuch rechen, vil edeliu künigin, ich wil dich ûf den wîsen, der ermorte dîn kindelin.' mit jâmer sprach din fron we: ,jâ hêrre, wer ist daz? zwâre dem sul wir beide mit willen tragen haz. 149 Maht da an die wârheit bringen der mir liât daz leit getan?' er sprach: ,ich wil iu in nennen: ez ist Berhtunc von Mêrân. den sul wir hiute vâhen und benemen darumbe den lîp.' ,du tnost im vil unrehte' sprach daz tugenthafte wîp. 150 ,Si hânt dîner êren wênic danne gedâht, die dich mit lügemseren hânt ûf den fiirsten brâht. du volgest allez Sabenen, der wirt in beiden nimmer holt. Berhtungen den getriuwen du nihtes zîhen solt. 151 Weist du waz dir der vtirste Berhtunc von Mêrân êren unde guotes uad vil liebes hât getân? ob er niht mère hete getân, wan daz er mich dir gap, du solt es im immer danken unz an din selbes grap. 152 In mîne kemenâten hete in sin zuht gewent, Botelunge mînem bruoder wart ich von im entspent. dô erwarp er mich im selben, sich, und gap mich dir dô: wilt du des niht gedenken? wie tuost du danne sô, 153 Swenne du des Berhtungen niht geniezen lâst, daz du lant und bürge und din ère von im hâst? swenne dir Berhtunc alleine mit triuwen abegât, sô wizze daz al din ère gar ein ende hât.' 154 Dô sprach der künic mit zorne ,er giltet disen mort, swie wol du habest gesprochen hiute disen tac sîn wort, du muost doch über in schrien: er nam dir dîn kindelîn. ,nein ich, ûf mîne triuwe' alsô sprach die künigin. 155 ,Jâ wil ich im niht râten an sin ère noch an sîn leben, bist du an dem kinde schuldic, daz wil ich dir vergeben, durch daz ez Berhtunge an sîn ère niht engê. ich wil an dînem bette darumbe slâfen alsô è.' 156 Dô sprach der künic rîche: ,des maht du mir niht versagen, ich hörte dich sô jaemerlîche dîn liebez kindel klagen; wilt du niht über in schrien, ich nime dir dînen lîp.' ,ich riefe è fünfstunt wâfen' sprach daz schœne wîp. 157 Dô sprach der künic zerfrou wen: ,nu bereitet inch dar zuo.' ,nu sol daz got wol wizzen, daz ichz vii ungerne tuo.' dô zewarf si ir gebende und zefuorte ouch ir hâr; AVolfdietrich.

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18 von klegelîcher swsere wart si übele gevar. 158 Der künic schrei dô vil lûte und mit im diu künigin, dô si zuo des Baies porte mitalle drangen in: ,wâfen über Berhtunc, der hat ermort unser kint! daz klagen wir gote von himele und allen den die hinnen sint.' 159 Daz dritte rüefen lûte vor Berhtunge geschach. die halsberge dringen man nâch dem künige sach. dô saz ir iegelîcher und sach den andern an. der ktinec hiez Berhtunc vâhen und alle sine man. 160 Dò man Berhtungen in sînen ztthten vie, zehant sprach der guote : ,nu bin ich übele hie. ich wände daz mir dienest und triuwe solte fromen, nn enmac mir hie dewederez ze deheinen staten komen. 161 Ich muoz durch triuwe lîden, swaz ze lîden mir geschiht. swie man die an mir brichet, sô enbriche ich ir doch niht. nu waenent alle liute, ich habe den hêrren min erslagen. weste ich von im iht guotes, des wolte ich iu doch niht sagen.' 162 Berhtungen den getriuwen man in einen kerker stiez. der einen liute deheinen man ungevangen liez, allerêrste hât Berhtunc sorge durch den lieben hêrren sin, und lebet noch ûf Garte diu arme künigin.

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V. A v e n t i u r e . Wie Berhtunc gevangen für gerihte kam. Berhtunc dô gevangen mit sînen helden lac. diu reine küniginne ir aller schöne phlac. âne des küniges willen heten si alles des genuoc, des man üf ir tavele ezzen oder trinken truoc. Sus lägen si gevangen vier mânôt oder mê. Berhtunge tete der kumber durch sine triuwe wê. der künic hiez gebieten durch elliu sîniu lant daz si ze hove kaemen den gerihte waere erkant, Hin ze Kunstenobele für die bure ûf den plân, da wolte er heizen rihten über Berhtungen von Mêrân. er gebôt den hêrren allen daz si kaemen gar, noch dehein gewaefen braehten mit in dar. Den künic muosten si fürhten, wan er in gewaltic was. in sîdîner waete erbeizten si ûf daz gras.

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dô fuorte ouch nieman ringe wan der küene Baltram, Berhtunges swâger, dem was der kiinic gram. Der was ouch dà verholne, daz in da nieman sach. ze liebe und ze hilfe ez Berhtunge geschaeh. der künic erbarmiclîche im dô rihten bat: den ungetriuwen Sabenen sazte der künic an eine etat. Der saz uf einem stuoie, die kröne er im verlêch. sines künicriches er sich durch in verzêch. der vil ungetriuwe Sabene winkte mit dçr bende dar; er rûnte im in sin óre: ,nu nim vil rehte war! Laest du im vorsprechen, sô mac Berhlunc wol genesen, er hat im selbe schiere die besten ûz gelesen.' der künic dò die sînen bat und ouch gebôt, daz nieman mit worten hülfe Berhtunge ûz der nôt. Do sâzen si am gerihte, die man weite dà zer kür. Saben gebôt dem künige daz er Berhtungen brsehte für mit ruofen und mit geschreie, als er ê hete getân, und daz er die küniginne ouch hieze mit im gân. Der künic sich niht ensûmte: üf sine bure er dô getrat, die huotaere üf Kunstenobele er vlîziclîchen bat daz si ze liehte braehten den gevangenen man und in gebunden braehten für sin gerihte dan. Dô sprach zuo dem künige diu edele künigin: ,nu lâz in noch geniezen der guoten triuwe sin. er hat dir wol gedienet, des solt du in geniezen lân. là mich Berhtungen sprechen, ich wil eine ze im dar gân.' Dô sprach der künic mit zorne: ,froawe, ich gan ins wol.' dô gienc diu küniginne zuo im über daz hol. dô brâhte man Berhtungen ûz der vinster an daz lieht, diu frouwe gruozte in schöne, dô antwurte er ir aber niht. ,Wilt du mir niht danken?' alsô sprach die künigin. ,wes möhte michs gelüsten, vil liebiu frouwe min? hete ich die weit versenket, ich waere genuoc beschrit. nu sihe ich wol, frouwe, daz ir ungetriuwe slt.' ,Jâ solt du mirz niht verwîzen, jâ tete ichz âne danc. dir ist leider niht gewizzen, daz michs dîn hêrre betwanc. swaz ich habe begangen, daz solt du mir vergeben, und sage mir diu maere, ob daz kint habe stn leben.' Dô kêrte er sich hin umbe und enbôt ir kleinen gruoz.

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si sprach: ,hâst du sîn ère, ich valle dir an den fuoz.' dò wolte zuo der erde diu frouwe sîn gesigen. lachende sprach der alte: ,ich lâze iuch dà niht ligen.' Seht waz ir mir dar umbe ze einer miete gebet: ich gibe iu des min triuwe, daz iuwer kindel noch lebet.' si halsete unde kuste in mê danne tûsent stunt, si sprach: ,ûf dîne triuwe, und ist er aber noch gesunt?' ,Ir enklaget ander swsere, ir suit daz kint niht klagen, frouwe, ich liez ez lebendic, ir suit ez aber niemen sagen! in miner vancnüsse ich deste senfter slief, daz ich in lebendic weste. nu nemet hin disen brief. Den suit ir mir behalten, ich sül sterben oder genesen, und swenne ich inch iuwer triuwe ermane, sô heizet in lesen ! der künic rief vil lûte: , ist er [noch niht] ûz der steinwant? ' die hende man im vaste hinder sînen rücken bant. Er sprach : , sol man mich binden als einen übersagten diep? swie übele man mich handelt, daz ist mînem hêrren liep. nu engilte ich anders nihtes wan der triuwe min. swaz ich begie ie übeles, daz was in dem dienste sîn.' Man fuorte für gerihte den fürsten von Mêrân. dô muoste er für Sabenen mit gebundenen henden stân. si schriwen als si vor täten umbe ir kindelîn, und swaz vor hete ge weinet, daz lachte dar nach diu künigín. Die frouwen hiez man sitzen; dô muoste der künic klagen über den getriuwen: er hete im sîn kint erslagen. dô sprach der ungetriuwe, des küniges vormunt: ,lougenst oder gihstu? Berhtunc, daz tuo uns nu kunt!' Mit witzen sprach der alte: ,ôwê, geselle Saben! ir sît ze künige worden, ir suit mîn genâde haben, des mich mîn hêrre zîhet, dâ bin ich unschuldic an, ich getar gereden niht mère. nu gebet mir einen man, Der mit sînen worten sì hiute mîn frideschilt.' dô sprach aber Sabene: ,sô nim s wen du wilt.' vil wê tete sînem herzen, daz die hende heten bant, dô suochte er under in allen, deheinen man er vant, Der sîn wort torste gesprechen; nieman er brâhte dar. si sprächen heimlichen: ,ez ist uns verboten gar.' dô stuont er vor gerihte als ein eilender man. mîn wort gesprechen kan, er sprach : , swie wol ich selbe

21 186 Sô wil ez nieman hœren. wâfen über die friunde min, daz si mich alters eine in disen nœten lâzen sin!' dô kam ouch zuo der spräche her Baltram gérant, im Voigten hundert ritter, die fuorten alle stählin gewant. 187 Mit hundert halsbergen erbeizte er ûf daz gras. der künic sach im vil leide, daz er alsô wol dà was. sin halsberc im vor zorne an sînem lîbe erklanc. durch die rote für gerihte er ze Berhtunge dranc. 188 Er sprach: ,bist du verteilet iezuo, Berhtunc von Mêrân?' ,nein, ich stân hie gebunden als ein helfeldser man.' er sprach: ,bist du gebunden, und hast mir daz verholn, geliche einem diebe, wâ ist daz du hâst verstoln?' 189 Dô sprach der vil getriuwe: ,si sagent ûf mich mort, des entredete ich mich vil gerne, nieman sprechen wil mîn wort.' ,ôwê' sprach der küene, 'war zuo sol fürsten Äant?' Baltram sneit mit zorne Berhtunge abe diu bant. 190 Dô rief von Bulgerîe der küene Baltram: ,jâ haben des edele fürsten immer laster unde schäm, daz ei verderben lâzen einen fürsten guot. und tuot man im ez hiute, daz man iu morgen tnot!' des wurden si alle frô. 191 Daz im ieman helfen wolte, si gestuonden alle gelfche Baltramen dô. er sprach: ,swerz gerne taete, man möhte wol ûf mich sagen daz ich alle künige und keiser hete erslagen.' 192 Dô sprach vil zorniclîche der küene Baltram: ,swaz küniges gerihtes ich aber ie vernam, sô dûhte mich dehein teidinc zwâre alsô ungereht. her künic, des solte iu hengen weder ritter noch der kneht, 193 Daz ir Sabenen volget, einem ungetriuwen man, der bî Botelunge nie fürsten ambet gewan. jâ wart er zen Hiunen nie grâven genôz. daz ir in hie über uns ziehet, daz ist ein laster grôz. 194 Ζ wäre ir müezet hœren mines swâgers wort daz müezt ir ûf in erziugen oder gegen im behaben. nu bestêt er iuwer einen, ir sît ez oder Saben. 195 Mit swert und ouch mit schilte wil er sich des mordes wern. swer in des hiute zîhet, ûf des hals wil er daz bern

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daz er des nie gedâhte, oder er wirt schuldic gar.' die riehen zuo den armen sprächen: ,er hât wâr.' Der kilnie sprach heimlichen: ,wiltuvehten mit im, Saben?' ,nein,hêrre, daz kintistinwer, ir suit daz mortûfinbehaben.' dô sprach der künic mit zorne: ,nu sint die rsete enwiht. da« kint hiez ich in toeten, ich vihte mit im darumbe niht.' Dô sprach aber Sabene: ,sô suit ir in der rede begeben, wir kunnen mitdeheinemrehte d j m manne benemen daz leben, du sprichest, du wellest in làzen gar nnschuldic sin, ob er halt hete ermordet daz kleine kindelîn.' Dô sprach der künic mit witzen: , Berhtunc, mir ist vil leit, daz ich dir hân geholfen in dise arbeit. ich eaweiz, hâst da schulde; ich wil dich ledic lân sin. swaz ich nu darumbe tsete, sô wsere doch verlorn daz kindelin!' Berhtunc rief vil lûte: ,nu si des got gelobet, her küQÍc, daz irs gedenket und niht immer tobet! unverdientez laster tuot den getriuwen wê! nu heizet sehen, frouwe, waz an iuwerm brieve stê!' Dô suochte si in dem stûchen, dà si den brief vant, einem kappellâne gap si in in die hant. und vor ir ûf gebrach, als er den brief schouwete der frouwen gap er in widere, dô er die schritt ersach. Die frouwe sprach mit zorne: ,ir sit ein müelich man; habet ir den brief geschouwet, saget uns waz stêt dar an.' ,sô wunderliche rsete, die dar ane min ouge siht — tuot mir swaz ir wellet, frouwe, ich lise iu des brieves niht.' Swaz phaffen si in dô zeigte, die täten alsam und wurden in ir herzen dem künige drumbe gram, si tollten vor dem künige des brieves niht gelesen, si gedâhten: ,er ist zornic und lset uns niht genesen.' Einem kappellâne gap diu frouwe den brief dar. si sprach: ,nu nemet des brieves durch minen willen war.' si sprach: ,ir suit mir sitzen hie vil nähen bi. her phaffe, nu saget mir rehte, waz dar ane geschriben sì. Und saget ir mir niht rehte, waz an dem brieve stê, ich nime iu iuwer pharre und tuon iu dar zuo vil wê. und suit in sagen sô lûte, daz man in wol verneme, habe ieman misserâten, daz er sich hiute scheme!'

23 2 0 5 Dò sprach der phaffelûte: ,an disem brieve etat geschriben, daz unser juncliêrre noch lebendic ist beliben; ez genas aber nie sô kûme ein kleinez kindelin.' ,daz sint vil guotin maere' sprach aber diu kiinigin. 206 ,Frouwe, ez ist von dem künige unserm hêrren komen, daz dem kleinen kinde der lip solté sin benomen, der gebôt ez Berhtunge, daz er im neme den lip, oder er hienge vor Lilienporte siniu kint und ouch sin wip. 207 Min hêrre ûz sinem bette daz kindelin verstal und gap ez Berhtunge, der truoc ez durch den sal. dô fuorte erz ûz der bürge, dô ez ertôt solté hân sin hant, dô enmohte er vor der triuwe, die er in sinem herzen vant. 208 Er fuorte ez ze einem brunnen, der stuont rosen vol, daz ez sich hete ertrenket; daz bewarte ez aber vil wol. hete ez gesuochet die rôsen, ez wsere gevallen darin, do huop sich von dem brunnen daz kleine kindelin. 209 Ungâz und ungetrunken saz ez eine einen tac in regen und in winde, daz sin leider nieman phlac. âne aller slahte hilfe saz ez als ein weiselin.' ,des müeze ez got ergetzen' sprach diu kiinigin. 210 ,Dô saz er under den wolven, frouwe, eine lange naht, wolte got deheines tôdes dô an im hân gedâht, sô wsere ez dà erstorben: die wolve täten im niht.' ,swie kûme ez sich gefüege, ez liât noch an freudenphliht.' 211 ,Berhtunc stuont 80 nähen, daz er diu wunder each, daz also menigiu zeichen an dem kinde geschach. dô huop er von der erde daz kleine kindelîn und kuste ouch vil dicke den lieben hêrren sin. 212 Er sprach: ,swie mir gelinge, dir ist der lip ernert. ich weiz wol daz diz zeichen von guoten dingen vert, du erstirbest nimmer, du engewinnest kiinicrich.' dà von wart er geheizen der Wolf hêr Dietrich.' 213 — Dô wart under der kröne Saben also heiz, daz im durch die stime vor vorhte dranc der sweiz. er wsere michels gerner aiswar gewesen — ,frouwe, bi iuwern hulden, der brief ist gar gelesen.' 214 Dô sprach der künec mit witzen ze Berhtunge von Mêrân: 'ich viene dich ze unrehte, ich bin selbe schuldic daran, ich bin selbe schuldic an minem lieben sun.

24 nu rieh dich swie du wellest: mich hiez ez Saben tuon. 215 Solte ich in diser weite leben tûsent jâr, sô wolte ich mich an Sabenen niht lâzen umbe ein hâr. er knmet ouch nimmer mère an die hulde mîn.' nu ist Berhtunc erlœset ûz der grôzen sorge sîn.

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VI. A v e n t i u r e . Wie Saben daz lant verswuor durch sîn grôze untriuwe. Dô sprach der künic mit zorne: ,nu rieh dich an dem man und lâz in des engelten, des er uns hât getân. er hete drîe tôde ûf dînen lîp bereit, ez wirt ouch im von rehte daz er dir ûf hete geleit.' ,Du soit dich an im rechen' sprach diu ktinigîn. ,jâ gruop er dir die gruoben, dà muoz er selbe în. radebrechen oder hâhen oder brennen ûf der hurt, zuo der marter alle wolte er dich hân gefuort.' Berhtunc nam dô Sabenen und fuorte in dan. niuwan durch sine schcene beweinte in manic man. dô wîste er im den galgen, die hurt und ouch daz rat: er was alse ungetriuwe, daz nieman umbe in dô bat. Dô sprach Berhtunc der guote: ,wie nu, geselle Saben? nu muoet du in die gruobe, die du mir hâst gegraben, dar în hât dich gevellet din ungetriuwer site. du hâst des niht gedienet, daz ieman umbe dich bite.' Dô sprach der ungetriuwe: ,ichenruochewazmir geschiht, wilt du dich erbarmen über mîn leben niht. bist aber du getriuwe, sô erbarmest du lîhte dich, geselle unde hêrre, erbarme dich über mich.' ,Wir sîn von kindes jagende gesellen her gewesen, und gunde es mir mîn hêrre, ich lieze dich gerne genesen' — alsô sprach der vil getriuwe Berhtunc von Mêrân — ,und wolte ouch verkiesen, daz du mir hâst getân.' Dô sprach aber Sabene: ,geselle, wilt du mich nern durch gesellicliche triuwe, lâz dir daz lant verswera, nimmer dar ze komenne, die wîle und du lebest, daz du durch dîne triuwe mir disen mort vergebest. Und tuo ez durch dîne gttete und erner mir mînen lîp. habe dir mîn vürsten ambet, là mich und ouch mîn wîp

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von allem mfnem erbe mit einem stabe gân.' ,jâ hât mir' sprach der guote, ,diu frouwe niht getan/ Dô nam er einen gesellen und fuorte in bî der hant dà er den kflnic sitzende und ander fttrsten vant. er sprach zuo dem künige: ,lâ minen gesellen leben, ich hân minen zorn lâzen, nu soit dn im ouch vergeben. 1 Dô sprach der künic mit zorne: ,ich enruoche waz du im tuost. ich sage dir daz du immer dich vor im hiieten muost. swaz du in nu lenger fristest, daz ist ûf den schaden din.1· ,er muoz entriuwen hangen' sô sprach diu künigín. Dô sprach Berhtunc mit zühten: ,frouwe, lât iuwern zorn. ich wilz nu wider bringen, daz ir hetet von im verlorn, des lât mich geniezen, edel küniginne rieh. und nert mir minen gesellen, als liep iu sì Wolf Dieterich. 1 Dô sprach diu küniginne: ,wilt du daz ich in ner, sô solt dn im gebieten, daz er diu lant verswer und ouch den hof mir rûme; anders mac ez niht geschehen, ich wil in mit minen ougen nimmer ane gesehen.' Dô sprach der künic in zorne: ,er sol verswern diu lant. sin lant habe dir ze lêhen und [liute] die dar innen sint.· ,nein ich' sprach der getriuwe, ,sin wip diu treget ein kint. Ich wil mich underwinden der frouwen die wile si lebet, [und wil] daz ir des kindes erbe rehte nieman gebet, ich wil si beidiu ziehen; stirbet aber daz kindelin, so teile ich mit der muoter, daz ander sì ouch min.' Des dankete im der valsche, diu lant er dô verswuor. urloup nam er ze den fürsten, ze den Hiunen er dò fuor, dô daneten si alle gelîche Berhtunge von Mêrân, daz er an sînem gesellen hete alsô wol getân. Berhtunc sich berihte und fuor heim in sin lant. sînen junchêrren nam er dà er in vant. er kleite in liehter waete den lieben hêrren sin, neben im vil gelîche sîniu sechzehen kindelîn. Dô kam er mit freuden wider ûf den hof geriten, als dô die ftirsten phlâgen in fürstenlichen siten, aller fürsten schallen was gegen im ein wint, dô er ze Kunstenobele brâhte diu sibenzehen kint.

26 233 Vil rehte frœlîchen enphienc si din künigín. si sprach: ,nu sage an, guoter, wâ ist min kindelin?' dô sprach der getriuwe: ,nu sehet wâ er dort gât, der lengist und der grcezist, der under in allen stât! 234 Oie andern s i D t din dienest und ouch minia kint, diu W"1 in niun jâren über in elter sint. sô wol hat er gewendet sîniu kleinen jar, daz er sich mit in allen wol roufen getar! 235 Ich wil iu sagen, frouwe, ein armman in zôch, den er vil harte roufte, daz er ze walde vor im flôch. swenne er in iht erzurnde, er sluoc im einen slac, swanne er in mohte erlangen, daz er vor im lac. 236 Sich verbarc ouch vor im dicke des armmannes wîp. si klageten ouch mir beide, si behielten kûme den lîp. dem tiuvel ûz der helle wurden si nie sô gram; si kusten mich vor liebe, dò ich in von in nam.' 237 Sin vater wolte in triuten, er was im liep genuoc; daz kint in niht erkande, den vater ez von im sluoc und stiez im mit dem fuoze einen ungefüegen stôz: , jâ kumest du nimmer mère' sprach der vater, ,uf mine schôz.' 238 Berhtunc gedâhte an sîne erste novevart. sine helde er dô für brâhte, mit den er gevangen wart, er sprach: ,her künic, ergetzet dise geste ir schaden, si wurden mit mir gevangen, ich hete si ouch her geladen. 239 Si wolten harte gerne dô hie ritter worden sin.' ,ich wil si ir schaden ergetzen' alsô sprach diu künigín. swaz ritter haben golden, des wurden si bereit, satel unde Schilde und drier hande kleit. 240 leglîchem gegeben wurden diu kastellân stare, darzuo knehte, kleider, ieglîchem vierzic marc, diu hôchzît dà werte wol fünfzehen tage. dô vergaz diu küniginne ir jâmerlîchen klage. 241 An dem fünfzehenden morgen sprach diu küniginne rieh: ,wem wellen wir enphelhen der dà heizt Wolf Dieterich?' dô sprach der künic mit witzen: ,ir suit Berhtungen biten, daz er den knaben ziehe; er hât doch vil nôt durch in erliten, 242 Dô er einer triuwen erste an im niht vergaz. des sul wir im bêde danken, wan sin phliget ouch nieman baz.' im gap die küniginne den junchêrren an die hant.

27 dô sprach der vil getriuwe: ,zwiu sol er mir âne l a n t ? ' 2 4 3 Swaz ir mir an im bevelhet, des ist niht verlorn.' dô sprach der künic: ,zwâre, Berhtunc, ich hânz versworn. sin dritteil gsebe ich im gerne, ich entar vor den eiden min. daz ichz verswuor also sère, daz machte diu muoter sin. 2 4 4 Diu sprach, er solte ervehten eine künigin und ein lant. zwiu solte im danne daz mine? alsô sprach ich sä zehant.' diu frouwe sprach mit zorne: ,solte er mir anders leben, er nimet im lihte selbe, wellen wir im niht geben.' 245 Dô sprach der kiinic mit witzen: ,swaz er behaben kan, des solt du dich underwinden, Berhtuüc von Mêrân. kumet er ze sînen jâren, ist daz er strites gert, so hân ich im behalten einen harnasch und ein guot swert, 246 Dà er sich sîner vînde vil wol inne erwert, und ein ros, dà in nieman ouch gâhes ûf ervert. und gebent im sine bruoder niht, daz im rehte werden sol, und ist er danne biderbe, er gewinnet sin teil in abe vil wol. 247 Dar zuo solt du im hellen, ich enphilhe in dir ambe daz, bit in daz er belibe mit sînen bruodern âne haz, bit si daz si im ouch gerne geben einen dritten teil, oder si werdent im lfhte alle, und sol er haben heil. 2 4 8 Ich bevilhe nâch mînem tôde dir allez daz ich hân, filrste vil getriuwer, daz sì dir undertân, daz du ez rehte teilest under mîniu kindelîn, und bevilhe dir dîne frouwen ouch ûf die triuwe dîn.' 249 Dô sprach Berhtunc mit witzen: ,sô gibe ich im diu kint, diu mîn und mînes wîbes von gotes genâden eint, vil lieber junchêrre, diu sîn in undertân, dar zuo diene ich iu selbe, und wahset ir ze man.' 250 Berhtunc bat urloubes, des werte man in dô. dô fuor er mit einen kinden ze lande und was vil frô, daz er behalten hâte daz leben dem künige rîch. nu ist aber ûz einer sorgen der Wolf hêr Dietrich. VII. A v e n t i u r e . Wie Hugedietrich starp und Saben hulde gewan. 251 Berhtunc nam mit triuwen und bevalh ez ûf die sêle

daz liebe kindelîn der lieben frouwen sîn.

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er sprach: ,derselben triuwen du immer geniezen muost, daz du unserm erbehêrren aise dînem kinde tuost.' Dô was ouch Berhtunge harte wol da mite, er lachete vaste dicke sînes hêrren site, daz er in der bürge nieman niht vertruoc, daz er sô manigen starken roufete und ouch sluoc. Ouch wart er in der bürge sô frevel und müelích, daz si alle wâfen schriuwen über den Wolf Dietrich, swenne in hêr Berhtunc wolte umbe sín ungefüege slân, sô muosten si in immer rehte binden und e van. Als si in ouch gebunden, sô sluoc er in ze fromen, des muoste er der unfuoge deste schierer abe komen. er sluoc in harte dicke, die siege im täten wê. swaz er im verlobte, daz brach er nimmer mê. Sus nâhete ez dem tôde, als ez noch vil dicke tuot, si sîn übel oder guot, daz si alle müezen sterben, arme betelsere und edele künige rich. also lac ouch an sînem ende Huge Dietrich. Dô bevalh er Berhtunge bürge unde lant, sine süne alle drie und die vrouwen bî der hant. dô sprach gezogenlîchen Berhtunc von Mêrân: ,swer mir niht envolget, umbe den nime ich mich niht an.' 8ns wart der künic vil schiere verklaget und ouch verewigen, des muoste vil der lande nach im verwüestet ligen. dô der trôst des landes verschiet und ouch erstarp, der ungetriuwe Sabene umbe sîner vrouwen hulde warp. Dô wart dem lande jâmer und mort allerêrste gefrumt. ôwê daz man die frouwen sô lîhte Überkumt! si frâgete Berhtungen ob er hulde solté haben: ez würbe umbe ir hulde der ungetriuwe Saben. Dô sprach Berhtunc mit zorne: ,welt ir im nu vergeben, frouwe, unde woltet in vor niht lâzen leben? und gewinnet er hulde, er verderbet iuwer klnt, er verderbet ¿«eh und alle die iu holt mit triuwen sint.' Dô sprach diu küniginne: ,sol ich dà von iu getreten? die hôhsten in dem lande habent mich umbe in gebeten, daz ich im gebe hulde, swaz dich nu dunke guot.' ,ez gerouwet iueh allerêrste, frouwe, ob ir ez tuot.' ,Sit daz du mirz verblutest, so wil ouch ichz niht tuon.'

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,und tnot irz, er verderbet iuch und iuwern sun.' daz si imz verlobte und im doch hulde gap, des muoste si Verliesen den rehten leitestap. Als der ungetriuwe ir hulde dô gewan, dô begnnde er râten ûf Berhtungen von Mêrân, und begunde ouch râten ûf die edele künigín, wie er si verstieze und ir vil liebez kindelin. Dô sprach der vil getriuwe: ,nu si im hulde hât gegeben, nu rset er ûf mich sère, daz ez mir gêt an mîn leben, nu sol man nimmer mère gelouben an ein wîp. wâfen über mich selben, wan nam ich im sînen lip? Swer ungetriuwe liute und die argen diebe spart, die verkêrent sich vil selten, daz solte ich wol hân bewart, zwiu wolte ich den ze nerne, der mir ungetriuwe was? nu muoz ez got erbarmen, daz er vor mir ie genas.' Dô verstiez man Berhtungen von dem râte sä zehant. der frouwen und der kinde sich Saben underwant. er truoc an mit den hêrren beidiu tac und naht, dà erz hin bringen wolte, dar hete erz schiere brâht. Zuo den junchêrren sprach er dò alle zit: ,ir suit vil rehte wizzen, hêrre, wer ir Bit. von iuwer muoter valsche ist der dritte kiinic enwiht: den si iu dà zeit ze bruoder, der ist iuwer bruoder niht. Si trahtet ûf iuwer ère beidiu naht und tac, und ist stœte an dem râte, wie si iuch verderben mac. verstôzet si von der bürge, si ist ûf iuwern schaden hie, und nemet ir al daz erbe, daz ir iuwer vater lie. Dà von ir in den landen die liute hazzic eint: des si iu dà giM ze bruoder, der ist ein kebeskint. dà mite wart zestoeret iuwers lieben vater è. got gebe daz ir geschaffet, daz ez ir übele gê. ' Die junchêrren beide wänden, er haete des wâr. des wart daz wîp verderbet von einen lügen gar, und ouch dem armen kinde verriet er sin künicrich: diu künigin wart verstôzen und ir sun Wolf Dietrich. Die junchêrren bêde sprächen zuo ir muoter dô: , wir sin eines dinges worden harte unfrô : sol der Wolf Dietrich niht unser bruoder sin?' ,jâ er ûf mine triuwe' sprach aber diu künigín.

30 271 ,Er ist niht vaterhalp, muoter, unsers vater kint, daz sagent nns die liute, die des wol bewîset sint. wir enmugen ouch uns entriuwen vor dir niht bewarn.' dô sprach der elter brnoder: ,du solt von dem hûse varn. 272 Waz solte dir küniges erbe? du bist niht künigín. daz dn bî grôzem gelte den lieben vater min und uns sô hâst verhuoret, daz sol dir niht zu fromen komen. nu hebe dich ζπo dem manne, den du dir dâ hâstgenomen!' 273 Mit jâmer sprach diu frouwe: ,nu sì ez gote geklagt, daz du mich des solt zîhen; wer hât dir daz gesagt? ôwê mir, ach, daz Sabene mine hulde ie gewan, und daz ich niht envolgte Berhtunge von Mêrân!' 274 ,Got erbarme' sprach der junge, daz ir, muoter, sint alsô rehte unreine, und wir [ie] wurden iuwer kint. habt ir im niht gevolget, daz wirt wol widertân: hebetiuchgênLilienporte undvolgetBerhtungevonMêrân!' 275 Mit jâmer sprach diu frouwe: ,sun, là mich bî dir hie und ouch bî dem erbe, daz mir dîn vater lie. hete ich man bî sînem lebene, des wolte ich mich harte Schemen.

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wan ich wil nach sînem tôde zwâre deheinen nemen!' Do sprach der künic mit zorne: ,ich sage dir waz du tuo: du belîbest hie niht lenger danne unz morgen fruo. dîn rîchiu morgengäbe ist mînes bruoder unde mîn. dn wirst ûf diser bürge nie mère künigín.' ,Nu müeze ez gote erbarmen, daz ich Saben ie gesach, daz ich von sînen schulden hân disen ungemach!' swen si gebiten mohte, daz was gar verlorn. die junchêrren wolten nie gelâzen ir zorn. Man liez ir vil kûme ir ros und ir gewant. swaz man in der kamere des riehen schatzes vant, des wolte man der frouwen niht gegen einer marke lân. si muoste alsô armiu rîten ze Berhtunge von Mêrân. Si reit vil erbarmiclîchen unz zuo der porten în. dô sagte man Berhtunge: ,dâ kumet diu künigín.' dô sprach er: ,sô lît enwâge swaz wir der erbe haben, ich wsene, si habe verstôzen der ungetriuwe Saben.' Iedoch er gegen der frouwen mit einen helden gienc und ouch mit sînem wîbe die künigín er enphienc.

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dô sprach er zuo dem kinde: ,nu wol dan, hêrre mîn! mit mir du soit enpbâhen die lieben mooter dîn.' Dô sprach der junchêrre: ,nu ist doch min muoter hie, si kam in einem jare für Lilienporte nie!' er wände ez wsere sin muoter daz Berhtunges wîp. von demselben wâne beswseret wart sîn lîp. Dô sprach der vil getriuwe: ,zwâre si ist dîn muoter niht, und dienet dir doch vil gerne, swâ dir sîn nôt beschiht. alsô tuon ouch ich zwâre, swâ dir sîn wirdet nôt. der [aber] din vater heizen solte von rehte, der ist tôt.' Sus wart dô der rede ir beider vor jâmer gar geswigen. diu freude in ir herzen diu muoste gar geligen. iedoch was im vil leide, swie er wsere ein kindelin. dô lief er für die porte und enphienc die muoter sîn. Berhtunc mit schœnen zühten ze der frouwen dô sprach: ,waz weit ir, küniginne, in min armez obedach?' si sprach :, wir müezen suochen die friunde als wir si h aben : mîniu hint hânt mich verstôzen und hât in daz gerâten Saben.' ,Des Iòne im got von himele, daz er iuch verstôzen hât. er tuot an iu vil rehte, sit iu versmâhte mîn rât. swer getrinwen friunden volget, des volgen wirt vil guot. wer sol sich an den lâzen, der niegewangetriuwenmuot?' ,Mir ist geschehen übele' sprach dô diu kttnigîn. , gedenke an dîne triuwe und là mich bî dir sîn, und lâz mich bî dir lîden, fürste, swaz dir geschiht.' ,entriuwen' sprach der alte, ,ir belîbet bî mir niht. Iuwer sttne bêde die habent mère dan ich. Saben hât daz rîche, des bestât nu ltttzel mich. ir woltet mir niht volgen, nu habet ouch iu den schaden, der mich ie hete zevînde, den habet ir ze hûse geladen.' Dô sprach erbarmiclîchen diu küniginne hêr: ,nu tuo mir swaz du wellest, ich hân et nieman mêr.' mit zühten sprach der alte: ,ir suit gote wilkomen sîn! nu sît in mînem lande frouwe unde kûnigîn.' Mit zühten sprach der junge: ,frouwe, irsultmirsîn wilkomen ze mînes vater hûse. swaz ich iu mac gefromen, und daz ich iu mac gedienen, daz tuon ich alle zît. ich diene iu deste gerner daz ir mîn muoter sît.' Din frouwe gesweic vor jâmer, daz si nie wort geeprach.

32 dô tröste si der alte und fuorte si an ir gemach, mit guoter handelunge man dô der frouwen phlac. der junge erbeite kûme, unz ez wart des morgens tac. 29 L Dô betwanc in ouch der alte daz im vorhte was bekant, daz er im alle morgen muoste reichen sin gewant. er tete ez durch sîn liebe, swâ er sich an im vergaz. daz in in frömden landen dienstes luste dester baz. 292 Des morgens vor dem bette er eines mâles stuont und warte im mit dienste, als die kamersere tuont, unz er alles dinges ze der kirchen was bereit; swaz er haben solté, daz hete er anegeleit. 293 Uz der kemenâte wolte er vor im gân. mit zühten sprach der junge: ,hêrre, ir suit stille stân. ir müezet mines dienstes immer mère wesen fri, ir ensaget mir wer ich selbe und min geslehte sì!' 294 Lachende sprach der alte: ,nu bist duz doch min kint. du bist mir zwâre lieber danne dîne bruoder sint.' jSwíget' sprach der junge, ,der schimpf ist gar enwiht. sit ir min vater hiute und wäret sin gester niht? 295 Ich wil iueh frâgen, hêrre, ir suit mich berihten gar, in welhem lande ich rehte nach minem vater var, oder wâ ich in töten vinde; der reise ist mir vil gâch. bin ich von edelem künne, ich wil ouch tuon dar nâch.' 296 Dô werte des der alte, wan er des tôdes wsere gewert — er truoc under üehsen des edelen fürsten swert — er sprach: ,nu frage die frouwen, diu gester herîn dà reit; diu kennet wol din geslehte und saget dir die wârheit.' 297 Von im begunde er strichen, nihtes niht er in dô bat. sich freute des der alte daz der junge von im trat, uz der kemenâten er von sînem meister gie. iedoch sprach er mit vorhten: ,daz swert daz lâzet hie!' 298 ,Entriuwen', sprach der junge, ,ich wil iu widersagen; warnet inch eines andern swertes, ditz wil ich selbe tragen.' er truoc vil zorniclîche daz swert in sîner hant, hin gie er in daz münster, dà er sine muoter vant. 299 Er sprach: ,nu saget mir, frouwe, heizet ir ein künigín? weste ich ob ir erkennet den lieben vater min ! sît aber ir min muoter und bin ich iuwer kint, ir suit mich dar wîsen dà mine friunde sint.'

3 0 0 ,Ir vart sô zorniclîchen' sprach diu frouwe guot, ,und bin doch des geloubic, daz ir mir niht entuot. ich kan dir niht bewîsen nu mère der vriunde din, wan ich bin dîn muoter und du mîn kindelîn.' 3 0 1 ,Mac aber ein kint von muoter âne vater komen?' ,entriuwen' sprach diu frouwe, ,des hân ich niht verno m en. von vater und von muoter wirt wol ein kint geborn. den vater den aber du hête, den hâst du leider verlorn.' 3 0 2 ,Sô saget mir wâ der sturbe oder wâ der sì gewesen, und saget ir mir unrehte, ich lâze inch niht genesen.' si sprach: ,vil lieber hèrre, ir suit mir niht entuon: von allen enen vieren sít ir eines küniges sun. 3 0 3 Dîn vater und dîn muoter was künic und kiinigîn. du solt ouch von rehte gewaltiger künic sîn. dîn vater was ze Kriechen ein gewaltiger künic rieh, der saz ûf Kunstenobele und hiez Huge Dietrich.' 3 0 4 Si sprach: ,Ir sît gelêret, nu nemet den brief enhant.' sîn leben und sîn sterben er dar ane geschriben vant: wie Berhtunc in ernerte, an dem brieve er daz las, wâ von er was verrâten und wâ von er genas. 3 0 5 Dô neicte er sîner muoter daz houbet in die schôz. dô wart ir beider weinen und ouch ir jâmer grôz. er halste unde kuste si, ir kleider wurden naz. durch sînes meistere liebe des swertes er vergaz. 3 0 6 Der muoter er die tavele in den buosem wider stiez. dô suochte er Berhtungen, daz swert er ligen liez, dô bôt er sînem meister vil senelîchen gruoz: er kuste im an die hende und neic im ûf den fuoz. 3 0 7 ,Got müeze dir vergelten, fürste von Mêrân, meister unde hêrre, daz du mir hâst getân. ich hân von dînen genâden mîne ère und ouch mîn leben, ich wil mich, lieber meister, in dîne genâde geben. 3 0 8 Ich hân vil rehte erfrâget, wannen ich bin bekomen. mir wart vil unbillîchen mîn erbeteil genomen. weiz got, mir giltet Sabene den ungetriuwen rät, daz er mich und mîne muoter alsô verstôzen hât ! 3 0 9 Sô bin ouch ich gewahsen vil nach ze einem starken man. man muoz ouch mir von rehte mîn erbeteil verlan. Wolfdietrich.

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34 zwâre ich geruowe ouch nimmer, allererste wil in die sorge

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ich engewinne eia künicrích.' Wolf hêr Dietrich.

Vili. A v e n t i u r e . Wie Wolfdietrich mit sînen zwein bruodern streit und gesigete in an. Mit jâmer sprach der alte: ,dn hâst manheit unde tugent, in dînem grôzen lîbe hâst du ze kleine jugent. ez schadet dînen helden und dîner kintheit daz du strebest alze frtteje nâch seneder arbeit.' Mit ztthten sprach der junge: ,swer gerne hât gemach, der versuochet seiden frömdez obedach. swer aber in dem alter wil mit gemache leben, der muoz in sîner jugende nâch dem hûsrâte streben. Du solt mich des niht irren al die wîle ich tüge, ich versuoche in miner jugende waz ich erwerben miige. ez mttezen mîne bruoder mine vînde sîn, si enlâzen mir mîn erbe und ouch der muoter min. Mit jâmer sprach der alte: ,swaz ich sage, daz ist wâr: ich was vor urlouge geruowet vierzic jâr, ich muoz in minem alter mit dir haben ungemach. nu muoz es gote erbarmen, daz ich Saben ie gesach! Uf den wil ich dir helfen und ûf die bruoder din, si entuon dir rehte und der frouwen mîn. sol aber ez dir iht helfen — du wilt nâch strîte toben dô vor der êzîte — du solt mir daz verloben: Daz du iht vehtest, swâ wir komen in den strît. ich ssehe aber ez vil gerne, nu ist sin noch niht zît. des hân wir site ze Kriechen: er muoz volwahsen gar, daz im ieman sw ert erloube, ern habe vier und zweinzic jâr.' ,Nu swîc' sprach der junge, ,und sihe ich dich in der nôt, ê ich dich sterben lieze, ich lsege ê bî dir tôt. ich wil entriuwen vehten umbe min selbes künicrích, ich erloube mir ez selbe' sprach Wolf Dietrich. ,Trinwen' sprach der alte, ,ich tar ez dir niht wem. wir komen doch wol widere, wil uns got von himele nern. uns diene daz lant ze Kriechen oder wir Verliesen daz leben.

35 allerêrste muost du nn hœren waz ich dir wil ze stiure geben : 318 Sechzehen junchêrren, die liebsten die ich hân, mtne sfine eint si alle und sint dir undertân, si mttezen aber alle mit dir ffleren sturmgewant, iegelîcher tûsent ritter und einen vanen an der hant. 319 Ouch wil ich, lieber hêrre, dir mêren dîne schar in snêwizen ringen ouch mit tûsent dar. ich gibe dir die helde unde ein banier lieht, die sint sô ûzgesuochet, daz si dir enwîchent niht. 320 In der zwelften wochen sint ei dir bereit, so rechen wir mit zorne beide unser leit. ez kumet von ungelücke, man engebe uns ein künicrích.' ,got Iòne dir der gäbe', sprach Wolf Dieterich. 321 Dô muosten sich bereiten die recken in die nôt. si kämen ûf Lilienporte des tages, als er gebôt. die edelen und die küenen, die Berhtunc dà gerne sach. ir deheinem eines ringes noch eines riemen nie gebrach. 322 Mit frenden sprach der junge: ,ei sint vil froelîche komen, und wirde ich ze hêrren immer, ez sol in allen fromen. swes ir einer muotet, des wil ich im niht versagen, nu welhez ist din brünne, die ich sol selbe tragen?' 323 Er sprach: ,ich g sebe dir gerne dînes vater swert, dâ wserest du ze strîte vil wol mite gewert. des solt du mich erlâzen, des mac niht gesîn, got vellet dich vil lîhte, füerest du ez tìf die bruoder dîn.' 324 ,Triuwen'sprach der Krieche, ,ich bin ouch mines vater sun. doch wil ich in mit dem swerte deheinen schaden tuon.' dô hiez er im gewinnen ein ander klingen lieht und einen halsberc guoten, der was aber so veste niht. 325 Dô slouf er in die ringe und nam urloub zer muoter sin. dô sprach diu küniginne: ,nu schöne der bruoder din. lâz si des niht engelteu ob si ungetriuwe sint. ir sît doch alle drîe wan zweier liute kint. 326 Swaz ich dir hân behalten, daz ist dir noch niht guot, sît daz du ûf dîne bruoder hast urlouges muot.' er sprach : ,möhten wir si twingen, daz taete mînem herzen wol. wol mich' sprach Wolf Dietrich, ,daz ich mit in vehten sol! 327 Iedoch leiste ich vil gerne, muoter, dîn gebot.' dô kuste si den lieben und bevalh in dicke got. 3*

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vil lûte rief der alte: ,junchêrre, rûmt daz loch! waz tuot ir tâlanc darinne? sûgt ir iuwer muoter noch? Ich hân iuwern bruodern offenlîche widerseit. si bringent vil der vîiide ûf daz gemerke breit. wir vehten nâch dem rehte, daz sol uns got beschern. mit drîzic tûsent helden wil man uns daz gemerke wern.' ,Nu lât die vanen fliegen mit freuden über velt. mir wirt an den töten miner lande widergelt, gan mir got geliickes, mir wirt ein künicrich. nu suln wir mit freuden vehten!' sprach Wolf hêr Dietrich. Die schœnen kastellâne si den recken für zugen. die vanen über die heide gewalticlîchen flugen. dô muoste man gedranges sîn ûf den staten; baz dan über eine raste kôs man der schefte schaten. Mitten in Kriechen si gewalticlîche riten, daz si nieman irrte, vil gar ungestriten. ,entriu wen' sprach der Krieche, ,mir gît nieman einkünicrich. ich wil mînen teil verbrennen' sprach Wolf hêr Dietrich. Dò fuoren si unverborgen durch der Kriechen lant. huop sich roup und brant. den âbent und den morgen unz an dem vierten tage gegen dem morgen fruo, dô zugen ouch die künige mit grôzer menige zuo. Vil gewalticlîche kreftic was ir her. si fuorten in der dicke drîzic tûsent oder mêr. gegen dem morgensterne, als der tac ûf brach, ietwedere ir beider huote man ûf einander sîgen each. ,Seht ir', sprach ze den künigew der ungetriuwe Saben, ,waz wir an Berhtunge her geheien haben? mit solcher schar grôzer diente er iuwerm vater nie mêr. und sol er leben lange, er tuot uns grôzen herzensêr.' Dô sprach mit frömdem muote Berhtunc von Mêrân: ,nu sul ouch wir die Kriechen ûf die rede bestân. des sol sich hiute getrœ3ten der ritter und der kneht, daz uns got immer danket: wir strîten umbe daz reht.' Die schar bêdenthalben zesamene kêrten dô. die sich dô strîtes trösten die wurden alle frô. zesamene si dô drangen, die schefte si brächen gar. ir wîse si dô sungen beidenthalp der schar. Dô huop sich beidenthalben angest unde nôt.

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dà mnosten liebte ringe von binóte werden rôt, dà gegen einander drungen die schar gemeiniclîch. dô streit vor Berhtunge der Wolf her Dietrich. Die sprîzen gegen den wölken in von den banden fingen, dô ei die schefte brächen, diu scharfen swert si zugen und erbeizten von den rossen nider ûf daz gras. si muosten alle wichen swâ Wolf Dietrich was. Er biuw dâ bêdenthalben lucken unde phat. si nâmen alle ir ende, swenne der junge hin getrat, die schar durchbrach der Krieche und Berhtunc dâ drl stunt, swen er niht sluoc ze tôde, der wart doch sère wunt. Unz ûf den swertvezzel sluoc er manigen durch den heim, dô wart mit mannes bluote begozzen gar der melm. ,nu fliehen wir' sprach Sabene zuo den künigen iîch, ,ditz ist der übel tiuvel; ez wart nie Wolf Dietrich.' Dô wurden liebte ringe von bluote rôt gevar. des muoste ouch im entwichen diu krefticlîche schar, doch räch er mit grimme allererste sînen zorn; dô wuot er durch die töten in dem bluote unz über die sporn. Dô wart von lebenden liuten diu heide schiere blôz. daz bluot durch liehte ringe vaste uf die erde gôz. über den jungen Kriechen dô vil maniger schrei, des tages sluoc Wolf Dietrich vil manigem sin houbet enzwei. Berhtunc und sin hêrre die gâhten über velt, si wolten Saben suochen. dô was laere sin gezelt. dô si in niht enfunden, grôz was ir ungehabe. si sluogen nider die hütten nnd den rossen die hahsen abe. Swaz si der flieher funden, deheiner der genas. si betungten mit den töten daz velt und ouch daz gras, die vinde jagte nieman wan Berhtunc von Mêrân und einer süne zehene: daz wären sin einlif dienstman. Als si beidenthalben vaste mit einander striten, dô was ouch mit den künigen Saben ûf daz velt geriten. si warten wie ez ergienge dem krefticlîchen her, dar ane si sähen leide: daz ilôh âne alle wer. Sus habeten ûf der heide die zwêne künege rieh. ,nu wer sint jene drîe' sprach Wolf hêr Dietrich, ,die ich dort ûf der warte sihe bî einander haben?' ,jâ sint ez dîne bruoder und der ungetriuwe Saben.'

38 347 ,Si mugen uns niht entrinnen' sprach er, ,nu wol dan!' ,du maht ir niht errîten' sprach Berhtunc von Mêrân. ,daz ich aber Sabenen hête' sprach Wolf hêr Dietrich, ,dar umbe wolte ich Verliesen ze Kriechen daz künicrích.' 348 S wie vil man imz werte, doch reit er über velt. dô riten oach die drie baz vor im danne enzelt. Wolf Dietrich rief vil lûte: ,ungetriuwer Saben, ich wil dir fride gebieten, du maht wol stille haben.' 349 Dô sprach der ungetriuwe: ,des mac nu niht gesîn. jâ fiirhte ich Berhtungen und die untriuwe din.' mit zorne sprach der Krieche: ,wer gap aber dir heil, daz du mir solt verirren min rehtez erbeteil, 350 Oder wer hât dir erloubet über mine muoter zuht? daz muost du mir bttezen, und hilft dich niht din flu h t.' dô sprach aber Sabene: ,man hat dich wol gewert: dir hât der künic geschaffen sînen harnasch und sîn guot 351 Dâ hâst do, mordsere, immer ane genuoc. [swert. dar zuo ist dir bevolhen sin ros daz in dâ truoc. diu gäbe ist dir ntitzer dan elliu künicrích.' ,mir sol noch mere werden' sprach Wolf Dietrich. 352 Dô sprach aber Sabene: ,rît dar, ûf unser leben, dir und Berhtunge wellen wir fride geben und wellen dir mite teilen, daz man dir des besten giht.' Berhtunc sprach :, valscher hovewart, ern gert dînes frides niht.' 353 Sus wart ein michel schelten mit zorne under in. dô kêrten dise widere und jene riten hin. vil lûte rief dô Sabene: ,ich sage dir waz du tuo: helt, ob du ie biderbe wurdest, nu bît unser hie unz morgen fruo.' 354 ,Entrinwen'sprach der Krieche, , daz wil ich wol be warn.' sîn ros was erstrecket, er künde ir niht ervarn. dô er s m niht mohte errîten noch der künige rîch, dô weinte allerêrste vor zorne der Wolf hêr Dietrich. 355 Dô riten die hergesellen wider ûf daz wal. swaz si der vinde funden, die sluogen si ze tal. mit zorne sprach der junge: ,und wilt du, meister min, wir suln der vinde bîten und hie unz morgen sin.' 356 ,Daz wil ich widerrâten' sprach Berhtunc von Mêrân.

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,si bringent her früeje baz danne tûsent man, die halsberge ftterent and tuont uns grôzen schaden. ich wsene wir sin beide ûf grôzen jâmer her geladen.' ,Verzaget niht als schiere' sprach der Wolf hêr Dietrich. ,ich muoz den lîp Verliesen, ich enerwerbe ein künicrtch.' mit zorne sprach der alte: ,sol ich dir die wârheit sagen? die wir ze strîte brâhten, die sint alle erslagen. Ich fuorte dir ze strîte sechzehen miniu kint; die sint bî dir erstorben, daz ir wan zehene sint. wilt du nu selbe zwelfte ein ganzez her bestân? nu viht mit swem du wellest, du hast wan einlif dienstman.' ,Nu enwelle got von himele' sprach Wolf Dietrich, daz die sô höhe kouften mîn armez kttnicrîch! mir sol niht an den mfnen sô grôzer schade geschehen, ich geloube niht ir tôdes, du enlâzest mich si ê sehen!' Dô fuorte sâ der wise sînen hêrren bf der hant dâ er gesach die töten, die hete er schiere erkant. dô er ir antlitze also sère verschrôten sach, er viel ûf iegelîchen, vor leide er niht ensprach. Dô brach er in abe die helme, si wären ze tôde wunt. dô enliez er ir deheinen, er enkuste in an den munt. sin herze was betrüebet, sîniu ougen wurden naz. Berhtunc durch sînen hêrren der kinde gar vergaz. Dô zôch er den jungen von sînen kinden hin. dô sprach er zuo dem hêrren: ,wâ ist nu iuwer sin? weit ir die hêrren beweinen, die mir dâ sint erslagen? mîniu kint si wären, lât mich diu selbe klagen.' Mit jâmer sprach der Krieche: ,jâ riuwet mich mîn leben! die wîle daz ich lebte hetest du si mir gegeben. ich wolte ez nemen für Kriechen und für elliu kttnicrîch daz mine gesellen lebten' sprach Wolf Dietrich, ,Sît aber du die hêrren von mir hast verlorn, Berhtunc, lieber meister, rieh an mir dînen zorn, dû hâst von minen schulden verlorn dîniu kindelîn, dir sì vor got erloubet: slah mir abe daz houbet mîn! Durch got solt du mich tœten, sît ich des hân begert.' dô wolte er durch sich selben gestochen hân sîn swert. vil schiere gesach der alte daz im sîn ernest was. dò zuete er im die klingen und warf si ûf das gras.

40 366 Er sprach ze einem hêrren: ,des jâmers ist genuoc! lât si die frouwen beweinen, diu si in ir libe truoc.' der junge sprach: ,min ewsere was ie unklegelich, allererste bin ich in sorgen' sprach Wolf her Dietrich. IX. A v e n t i u r e . Wie Wolfdietrich sine dienstman klagete, Berhtunges siine. 367 Mit zorne sprach der alte: ,nn lâz dine klage sin. min und mines wibes waren din kindelin. nu hilf mir selbe râten und lâzen wir den zorn. swaz wir darumbe taeten, doch wseren si verlorn. 368 Ja ist unser beider helfe an in niht verdorben gar. uns wahsent ander liute und koment ouch andriu jâr. ez kan uns niht gehelfen swaz wir beweinen diu kint. si werdent ouch niht lebendic, die erstorben sint. 369 Ich sage dir' sprach der alte, ,wilt du nu volgen mir, nn volge mir mit willen, daz beste râte ich dir, ich wil mit dir verderben, dir enwerde din künicrich.' ,ich tuon swaz du gebiutest' sprach Wolf Dietrich. 370 ,Ich sage dir'sprach der alte, ,und beweinest du diu kint, diu in dinem dienste alhie erstorben sint, wilt du si lenger beweinen, ich diene dir nie mêr.' ,sô muoz ich mit dir lachen' sprach der kUnic hêr. 371 ,Ditz wal wir mttezen rûmen' sprach Berhtunc von Mêrân. ,dn hâst ûf diser erde niuwan einlif dienstman. dà mite sul wir entwichen, ez ist nu iliehens zit. uns kument wol tûsent ritter, den haben wir deheinen strit.' 372 Mit jâmer sprach der junge: ,solte ich nu diniu kint ungerochen lâzen, diu bi mir erstorben sint, wem lieze ich mine gesellen und mine dienstman?' ,wir suln niht stsetes zürnen' sprach Berhtunc von Mêrân. 373 ,Ich sage dir' sprach der alte, ,si wir hie unz ûf den tac, sô kumet sô vil der vinde, daz in nieman entrinnen mac. nu fliehen wir ze unser vesten, daz ist wislich.' ,ich fliuhe vii ungerne' sprach Wolf Dietrich. 374 ,Du solt von rehte fliehen, wir haben deheine wer. du hâst ouch wol gehœret: zwên sint eines her. sô kument vil lihte tûsent und vehtent alle ûf dich.

4L war umbe wilt du tœten dich selben unde mich? 375 Wir snin ze walde fliehen' sprach Berhtunc von Mêrân, , du maht mit einlif gesellen niht tûsent man bestân, unde haben wir danne ouch deheinen ganzen schilt.' mit jâmer sprach der Krieche: ,ich volge dir swes du wilt.' 376 ,Sô suln wir' sprach der alte ,ûf die bure ze Lilienport, wir hân an den Kriechen begangen grôziu mort.' ,jâ enruochte ich' sprach Wolf Dietrich, ,und wurden si mir nimmer holt, wsere Kunstenobel min eigen nnd aller Kriechen golt.' 377 ,Ich sage dir' sprach der alte ,ich hân alles des genuoc, des man hundert rittern ûf tavele ie getruoc. des gibe ich dir ûf Lilienporte vil genuoc wol fünf jâr. welt aber ir iht mère, daz bringet selbe dar. 378 Die wîle uns wert diu spise, diu lipnar und der win, sô sul wir vor den vinden alles stiirmens sicher sin. ist daz si uns niht besetzent, wir gemiien daz künicrich.' ,ûf der bure wil ich ersterben' sprach Wolf hêr Dietrich. 379 Si bewägen sich der genge die naht unz an den tac. dô gienc in vor der alte, der einer kinde phlac. si erstrichen daz gebirge, daz was et hoch genuoc. Berhtungen muoten sère die ringe die er ane truoc. 380 ,Du maht mir niht gevolgen' sprach Wolf hêr Dietrich. ,ich enruoche waz mir geschehe: hetest du ein künicrich!' ,swic' sprach der junge, ,und nim vil rehte war: ich sihe ein fiuwer blicken, dà liget waene ich der vinde schar. 381 Ê ich uf Lilienporte hin in kume geriten, waeren ez niht guote friunde, mit in wurde gestriten.' ,entriuwen' sprach ein ander, ,ich sihe ouch dort ein lieht, sint ez die rehten vinde, sô genist ir einer niht.' 382 ,Zwâre ich sol ersterben, ich enbesehe wer si sint.' er spranc in sfner brünne spilnde als ein kint, ze tal die höhen liten huop er sich vor in dan, daz im gevolgeten kume sin einlif dienstman. 383 Dô dühten in ze kleine die ronen und ouch die graben, ê si im ze helfe kämen, er hete den strît erhaben. Berhtunges süne gemeine nach im die liten spranc. dô ervorhten in die vinde, dâ sô manic brünne erklanc. 384 Ê si sich ûf gerihten ze etrîte al geltch,

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dô hete ouch si erschrecket Wolf hêr Dietrich, si liezen bt den fiuwern ir halsberge und ir roe, si vorhten niuwan des libes und entrannen ûf ein mos. Fünfzic kastellâne si funden dâ stân. der nâmen niuwan einlif die einlif dienstman. den zwelften nam ouch selbe dâ der Wolf Dietrich. si liezen dâ den vinden manigen halsberc wünniclich. Mit jâmer sprach der alte: ,wir suln gegen der veste varn. wir vinden morgen geste, des mügen wir niht bewarn, aller miner lande ich nimmer geniezen mac: ê ez morgen werde tac.' man besitzet uns ûf der bürge, In was geläget harte doch kômen si ûf Lilienport, vil schiere der wahtœre vernam des meistere wort, ouch hörte in ûf der zinne wol diu frouwe sin. si zelte durch die porten niuwan zehen kindelin. Den einliften si dô frâgte: ,Berhtunc, wâ ist unser her?' mit jâmer sprach der alte: ,wir hân iezuo niht mêr. swaz uns ist erstorben, daz ist unklagelich. gehabe dich vil wol, frouwe, ez lebet noch Wolf Dietrich.' Si sprach vil klageliche: ,wâ sint nu miniu kint?' mit zorne sprach der alte: ,ich weiz wol wâ si sint. si hânt wol vergolten ir tôdes herzesêr. ich wirfe dich über die mûre, gedenkest du ir immer mêr. Swaz wir zwei klagen solten, daz wirt er eine klagen, nu trœste minen hêrren. dem müezen wir ez vertragen, daz er der kinder tôde vergezze durch uns zwei, mich müet der jâmer immer, daz er sô lûte ob in schrei.' Sus volgete ime diu frouwe, der kinde si vergaz. verborgenlichen tougen wurden ir ougen naz. dô wart in der bürge diu klage unmâzlich; nieman klagete alsô sere als der Wolf Dietrich. Sus werte ir aller jâmer unz an den fünften tac. doch verklageten si die töten, die nieman erwecken mac. an dem fünften morgen, dô hnop sich ein grôzer schal: von den argen vinden wart vol dà bere und tal Geleit und erfüllet, diu bure al umbelegen. si muosten von der veste der reise sich bewegen, die wahter riefen lûte: ,nu wachet und hüetet wol! daz velt und daz gebirge ist allez vinde vol.'

43 3 9 4 ϋ δ erschrac an sînem bette der fürste von Mêrân. dò trat er in daz venster und erkante manigen man, vil manigen der geste, die fnorten frömdez dach. sin herze erschrac vii sere, dô er sô vil der geste sach. 395 Dô gienc er über daz bette, dà sin hêrre ûf lac. den wacte er vil sanfte: ,nu wol ûf, ez ist tac. dîne bruoder uns hânt besezzen, allerêrste geschiht uns wê. ez ligent vor miner bürge fünf tûsent oder mê.' 396 Dô warf er einen mantel über sine brüst blôz. si träten in daz venster, die menige sähen si grôz, die vor der mûre lägen, die zwêne kflnige rieh. ,nu bin ich êrste in sorgen 1 sprach Wolf Dietrich. X. A v e n t i u r e . Wie er und sin einlif man besezzen wart. 397 ,Swic' sprach der alte ,und gehabe dich noch wol. sines leides nieman sich ze übel gehaben sol. der man sol sines liebes ouch niht sin ze frô. swaz wir dar umbe tseten, sô waere im doch alsô.' 398 Mit zorne sprach der junge: ,sît mir got hât gegeben daz si komen eint sô nähen, so wil ouch ich min leben wägen und mine ère ambe min künicrich. got lât mich niht verderben' sprach Wolf hêr Dietrich. 399 Die in der bürge wären, die rillten sich ze strit, und was doch ungesperret ir tor ze aller zit. si liezen nider die brücke und giengen f ü r daz tor. swes si in der bürge luste, daz funden si dà vor. 4 0 0 Swie grôz ir menige wsere, doch was ez ungelich. dà sigete ouch vil dicke Wolf Dietrich. von starker patalje huop sich vil ofte nôt. die vînde gestriten selten, irn belibe wol zweinzic tôt. 401 Sus wart von den wirten der geste vil gevalt. die wunt dannen kämen, die lâze ich ungezalt. alsô erwerten die wirte den fremden gar, daz dô durch sturmes willen kam deheiner dar. 402 Dô wart ein fride gemachet und ein gesprâchtac; Saben der teidinge und meister Berhtunc phlac. ,ich râte dir daz beste' sprach der ungetriuwe Saben,

44 'des soit du ouch mir volgen, wilt du den lîp behaben. 403 Berhtunc, ich wil dir râten, und wilt du gerne leben, du soit dînen junchêrren und die bure den künigen geben.' ,nu enwelle got von himele' sprach Berhtunc von Mêrân, ,er hât sich gar ze verre ûf die triuwe mîn verlân.' 404 Saben sprach: ,die kiinjge zwêne eide hânt gesworn, daz si daz velt iht rûmen, diu bure enwerde ê verlorn, dich und dînen hêrren und elliu dîniu kint diu h seht man an die zinnen und die ûf der bürge sint.' 405 Mit jâmer sprach der alte: ,des muoz ich mich bewegen, sô bin ich doch in triuwen und in êren tôt gelegen.' der fride niht langer werte, dô reit er wider în und sagete disiu m aere dem lieben hêrren sin. 406 Swes dô die künige swuoren, des liezen si allez wâr. si lägen vor der bürge unz in das vierde jâr. dô wart des jungen riuwe und ouch sîn jâmer grôz daz er also sterben solte: des verligens in verdrôz. 407 Von sorge wart er wise als die jungen tuont. vil fruo an einem morgen er für Berhtungen stnont. dô sprach vil erbarmiclîchen Wolf hêr Dietrich: ,mit ruowe erwirbet nieman ère noch künicrích.' 408 ,Nu sage an' sprach der alte, ,waz wilt du daz ich noch tuo? weste ich wie ichz erwürbe, dà hülfe ich dir gerne zuo.' mit jâmer sprach der Krieche: ,got müeze dich bewarn, ez ergê swie got ez welle, ich muoz leider von dir varn.' 409 Mit zorne sprach der alte: ,nu enweist du war du solt. daz du der rede erdenkest, ich wirde dir nimmer holt, swelch vogel ze fruo flieget ûz dem neste sîn, dem mac wol misselingen; alsô geschiht dir, hêrre mîn.' 410 Mit zühten sprach der Krieche: ,mir sint mine vedern lane und sint alsô gewahsen, daz si mich niht dunken kranc. der sterkist und der lengist ich under iu allen bin. als mich diu sorge twinget, ich gewinne ouch lìhte sin. 411 Erloube mir die reise! warambe entuost du daz? sol ich bì dir verderben, waz ist dir dester baz? ich wolte gerne lœsen dich und dîniu kint, diu durch mich in die sorge und angest komen sint.' 412 Dô sprach der getriuwe: ,wes hâst du dir gedâht, daz du dich underwindest, dar du niht volenden maht?

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und daz du dirz gedenkest, daran tuost du unwitziclîch.' ,waz touc et unversuochet?' sprach Wolf hêr Dietrich. ,Ich wil die weit durchrîten und darzuo elliu laut, mir enwerde ûf diser erde eteswâ ein künic bekant, der 80 gewaltic heize, — in des dienste wil ich ouch sin — daz er mir rehtes helfe an den argen bruodern min. Hilft er mir si betwingen, dar umbe wirde ich sin man. ich wil ein teil des landes durch einen willen enphân.' ,weiz got' sprach der alte, ,du rîtest manigen tac! den künic weiz ich nindert, der dir gehelfen mac.' .Swîc' sprach der Krieche, ,wie möhte daz geschehen? ich wil es niht gelouben, ich wil ez ê besehen. waz touc daz leben dem kinde, ez ensî ouch muotes fri? ob du indert deheinen wizzest, den sage mir wâ der sì.' ,Sit du niht wilt erwinden' sprach Berhtunc von Mêrân, du enwellest helfe suochen, sô weiz ich einen man, wsere er uns niht ze verre, er löste uns hie mit her.' ,den selben wil ich suochen, und wsere er über mer. Den solt du mir zeigen und sîn lant wâ daz lit.' ,daz heizet Lamparten und heizet er Ortnit. dehein künic mac sich im geliehen, sô mehtic ist sin her. eine frouwen mit gewalte nam er einem künige über mer. Der selben küniginne gehalf im ein getwerc, im ist vil wol kündic, swaz decket tal und bere, swes ouch den künic gelüstet, daz mnoz benamen ergân, swâ gegen er sich geneiget, des mac vor im niht gestân.' Mit zühten sprach der Krieche : , nu erloube mir daz ich var. ob iche halt niht bedorfte, doch sô wolte ich dar, daz ich den künic gessehe, von dem ich hoere wunder sagen.' si enwesten aber leider daz in der wurm hete hin getragen. Mit witzen sprach der alte: ,diu reise ist dir ze grôz. du vindest nindert strâze noch deheine stige blôz. du kumest ouch harte dicke daz du mir der wârheit gihst: du muost sehe wochen riten, daz du lant noch liute ensihst. Ez heizet diu Romanie, daz lant noch liute enhât. du vindest nindert huobe noch acker wol besät, hebest du dich ûf die strâze, kint, ez geriuwet dich.' dô sprach aber der junge: ,hêrre meister, troestet mich.' ,Jâ muoz ich' sprach der alte, ,dar ambe die reise wern:

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du maht dich ûf der strâze vor hunger niht ernern. gelîche des vihes herden dâ gênt die wilden lewen.' ,du maht mir' sprach der junge, , von tieren niht gedrewen.' , Sit du niht wilt belîben' sprach Berhtunc von Mêrân, ,sô gibe ich dir vil gerne, daz ich dir behalten h â n : Valken den vil guoten, den wîlen din vater reit; in vil manigem volcwîge ze sige darûf er streit. Sînen helm, sine brünne, sînen schilt und ouch sin 8wert, daz hân ich dir behalten, ob din wille des nu gert.' ,den schilt man entriuwen an mînem halse nimmer gesiht. war umbe solte ich den füeren? mir enwart sin ambet noch niht. Einen schilt kiuse ich mir selbe' sprach der junge man. ,ich wil durch übermüete elliu wilde tier bestân. man vermisset doch sin lützel, swelhez von mir wirt erslagen. swelhez sich wert aller lengist, des sigel wil ich tragen. Ich wil des swern eide, oder ich gelige tôt, daz ich durch sine ère immer mère ûz aller nôt wil einen genôzen helfen und wil in triuwe swern.' mit jâmer sprach der alte: ,nu müeze dich got mir nern. Und wilt du niht belîben, vil lieber hêrre min, ganc balde und nim urloup von der lieben muoter din.' dò giengen sie beide dâ er sine muoter vant. mit jâmer sprach der alte: ,iuwer sun wil in diu lant. 1 · ,Nu enwelle got von himele' sprach dô diu künigin. ,ich sol vil vaste wallen, liebiu muoter min.' si sprach: ,sun unde hêrre, wem lâst du danne mich?' ,minem meister Berhtunge wil ich bevelhen dich.' ,Got müeze dir behalten, vil liebez kint, din leben, swaz ich dir hân behalten, daz wil ich dir nu geben, nu muoz ich immer weinen min leit ze grôzem schaden.' si sprach zuo dem jungen: ,nu reiche mir mine laden.' Ir herze wart durchbrttnstic, dô si diu kleider vant. si sprach ze ir lieben kinde: ,nu habe dir ditz gewant! swie und si dâ geweinte, sin ouge wart nie naz. daz gewant begunde er schouwen, er sprach :,muoter, zwiu ist mir daz? Ich naeme vii michele gerner einen herten halsberc lieht, gip ez s wem du wellest, muoter, ich wil sin niht.'

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,jâ soit du daran gelouben, sun, ez ist dir guot, swâ du wilt eÍDic riten; ze kindisch ist din muot.' ,Jâ bin ich dem gewande gar ein ze grôzer kneht, an lenge nnd an wite ist ez mir nindert reht.' si sprach: ,nn gip mirz widere, tnot ez dir indert wê. als liep ich ie dir wurde, là sehen wie ez dir stê.' Dò volgete er der muoter und nam ez in die hant. dô meinete er daz im waere ze wênic daz gewant. die wât er an sich sloufte, dô wart si im gar ze wit. er sprach : ,nu sage mir, muoter, ist ez guot für deheinen strit ? Si sprach: ,Ez w»re also lange niht gelegen in miner laden, dir kan fiuwer noch wazzer noch anders niht geschaden, swâ ez hin gereichet, dà wirst du ouch nimmer wunt und bist vor allem wâfen dar inne sicher und gesunt. Du hâst über din herze der sselden dach geslouft: daz sint diu selben kleider, dâ du inne bist getouft. du solt an got gelouben, sô wirt dir din künicrich.' ,nu geruoche er mich behüeten' sprach Wolf hêr Dietrich. Dô hiez er im gewinnen eines vater sturmgewant. sin muoter vil geweinte, dô si im die riemen bant. si wären alle verzwivelt an dem küenen degen hêr und wolten ouch des wsenen, si gessehen in nimmer mêr. Alsô man dô mit jâmer in der bürge innen wart daz der junchêrre wolte ûf die senenden vart, die alten zu o den jungen m oh ten weinen niht verlân. ez trûrte aber nieman als sère als sin einlif dienstman. Der alte sprach ze dem jungen: ,nu gedenket an miniu jâr. kumst du ze frömden liuten, so vergizzest du unser gar. in diner kindes jugende geliebet dir lihte ein wip, dâ von so hebet dich ringe, und Verliesen wir den lip.' ,Du getrouweet mir vil ttbele' sprach Wolf Dietrich. ,der mir die schœnsten gsebe und tûsent künicrich und dar zuo lant und bürge, swaz ir in der weite sint, ich wil nimmer wip gewinnen, ich lœee ê dich und diniu kint.' ,Des gip mir dine triuwe' sprach Berhtunc von Mêrân, daz du der niht enbrechest.' dô wart ein eit getân, den swuor er ûf einem swerte. den eit er staete lie: sô guote state ers hête, den eit gebrach er nie. ,Ich sage dir' sprach der alte, ,mîn armuot diu ist stare.

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doch hân ich dir behalten. goldes drîzic marc, ob dich got gesende in eines wirtes obedach, daz du doch des ersten habest dà mite gemach. Nn solt du dich niht entrihten, dín ros ist alze snel. an dem satele hanget wînes zwei parel und ouch von jegerspîse anderhalp ein bulge vol. swenne dir des zerinnet, got dich beraten sol. Ich enmac dir vor der porte ze deheinen staten komen. rît als dich got bewîse, du hâst eine dichs an genomen. als man dich frâget der m aere, sô du ritest für daz tor, sô sprich : , ich binz ein hüeter und sol wachen hînte hie vor.' Wellent si dich lîhte vâhen, sô bist du ouch niht kranc, du erwerst wol dînen mantel âne ir aller danc.' dò man im einen Válken ûf den hof gezôch, ein iegelîch mensche daz ander vor grôzem jâmer flôch. Vor jâmer mohte nieman den andern gesehen an. dô kusten in vil dicke sin einlif dienstman. si warfen ûf die porte, ir jâmer wart vil grôz. alsô fuor er über die brücke einer kindelîne blôz. Dô er alsô balde von der veste reit, im sähen nâch die sînen, den was von herzen leit. dô kêrte er gegen den vînden einem degene gelîch. allererste wil in die sorgen Wolf hêr Dietrich. XI. A v e n t i u r e .

447 Dô wart ein michel frâgen bî den vînden, wer er wsere, und von wanne er rite, er sprach ze den huotseren: ,ich hüete vor der bürge, diu was iezuo ûf getân. Wolf Dietrich wil entrinnen und sin einlif dienstman.' 4 4 8 Dô reit er durch die vînde daz in dà nieman viene, swer aber im ze nähen inder an dem wege gienc, den lazte er alse unschöne, daz er in nihtes mère enbat. man truoc in danne töten, er kam nimmer von der stat. 4 4 9 Dô reit er vor dem walde die naht unz an den tac. der huote gegen den vînden er alters eine phlac. des tages wol zweinzic töten sante er in daz her. dô sis innen wurden, si fluhen âne wer. 450 ,Nu müeze ez got erbarmen' sprach der ungetriuwe Saben,

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,daz wir eô lasterlichen alle hie gehüetet haben, daz uns ist entrannen Wolf Dietrich. er gewinnet vil lîhte widere alters eine sin künicrich.' Dô kêrte er ûf die strâze des andern morgens fruo. er wolte gên Lamparten, dà rihte ouch er sich zuo. den tac unz an den âbent er vaste für sich reit. vil schiere dô wart er irre, des mnoste im wesen leit. D6 twanc in des der âbent, er mohte niht fürbaz. daz er dar hete gefiieret, ein lützel er des az, er enmohte von der müede, als manigem noch geschiht. swie wê im der slâf dô tsete, doch so slief er allez niht. Dô machete er ein fiuwer, daz über al den wait erschein, die ronen ungefüege truoc er dar alters ein. dô versuochte er vil des wildes durch sinen tumben siu. vil gerne hete erz bestanden, deheinez bestuont aber in. An dem dritten morgen dô zôch er fürbaz. swië wê im diu reise tsete, wie selten er vergaz, ern gedâhte an Berhtungen, sinen meister von Mêrâu. er bevalh gote vil dicke sin einlif dienstman. Unz an den fünften morgen der küene degen reit, die strâze und ouch die stîge er vil gar vermeit. aller hande wildes sach er vil manige schar. sin ros begunde müeden, des wart er trûric gar. Dô muote in harte sin starkiu arbeit. an allen sinen freuden was im widerseit. in begreif grôziu swaìre, des enkunde er niht bewarn, daz er in der wilde muoste âne strâze varn. ,Nu müeze ez got erbarmen' sprach der Wolf Dietrich, ,ich lâze in disem walde allez min künicrich.' dô zôch er abe die brünne und warf si ûf einen ron. mit trûriclîchem muote sô schiet er dà von. ,Owê', sprach der Krieche ,wie sol ich mich ernern? ich mac mich alsô blôzer der vinde niht erwern. mines vater erbe wartet mir niht mêr. wem sol ich dich nu lâzen?' sprach der künic hêr. Harte barmicliche er von dem geserwe flôch. über ronen und über steine sin ros er mit im zôch. dô hete er im der müede vil gerne gemachet buoz: wol drier raste lenge gienc er neben im ze fuoz.

Wolfdietrich.

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50 460 Mit stecken und mit moten sluoc er im mauigen slae. vor hunger und vor mttede daz ros im dà erlac, im mohte niht gehelfen swaz er im siege sluoc. sô liep was im sîn Volke daz er den satel truoc. 461 Dô bant er in vil vaste ûf den rucken sîn. er kam ûf ein gebirge, dâ lûhte im der sunnen schîn. dà erhörte er eine stimme, diu vil lûte erschal, daz ir aldâ antwurte beidiu bere und tal. 462 ,Sô ungehiurem ruofe wart nie niht mère gelîch. ich wsene ditz sì diu helle' sprach Wolf hêr Dietrich. ,nu hân ich leider nieman, der mir diu msere ervar. nu ergê mir swie got welle, ich muoz et selbe dar. 463 Ich wsene wol daz die tiuvel mir hie vil nähen sint. ich hœre Lûcifern schrien und elliu sîniu kint.' sin ros daz treip er nidere die Ilten hin ze tal. vor hunger und vor durste si bêdiu täten manigen val. 464 Mit jâmer sprach der Krieche: ,got mir einen stîc bescher, dâ ich den tiufel vinde! swie kleine aber sì min wer, man sol mir daz gelouben, ich muoz den tiuvel sehen, sol aber ich nu ersterben, daz muoz alhie beechehen.' 465 Die lîten zôch er nidere, ein wazzer er ersach. ,wâfen' sprach der Krieche, ,wie ein ungefüeger bach!' die ungefüegen helle und die tiuvel die er dâ vant, die wären des meres tinde und sluogen an die steinwant. 466 Mit vallen und mit strûchen sô kam er an den sant ûf die ebenen erde nider an daz lant. dâ stuont ein grüene linde, dar under ein anger was. im gienc unz an die gürtel die bluomen und daz gras. 467 Ez gap gesmac vil süezen die rôsen und der klê. ,ô wol mich' sprach der Krieche, ,swie halt ez mir ergê, got hât mînem rosse weide alhie beschert, mir ist vil deste sanfter daz ez sich ernert. 468 Ez wirt hie von dem anger fürbaz niht gezogen, nu wil ich ouch hie elâfen ûf mînem satelbogen. sol ich vor hunger sterben, sô lige ich hie lieber tôt dan ûf der bZôeen erde; ditz gras ist rôsen rôt. 469 Sît ich die grüenen linden und den anger funden hân, — ich enmac vor hungers ncete weder riten noch gân — wâ möhte ich baz ersterben? ez ist hie sô wünniclích.'

51 dô entslief in senenden sorgen der Wolf hêr Dietrich. 470*) Der durst und ouch der hunger hete im nâch benomen den lîp. ûz des meres gründe gienc ein ungehiurez wîp. si truoc an ir libe von schuopen eine hût. si each ouch dem gelîche sam si wsere des tiuvels brût. 471 Mit langem wazzermiese si gar bewahsen was, als in dem wazzer wahset vil ungefüegez gras. ir hiengen von dem kinne die granen unz ûf den fuoz. swie ungestalt si wsere, si hete dannoch senften gruoz. 472 Si was an allen enden vil slîmic und e naz. ir hâr gienc über die versen und dannoch fürbaz. ir was diu ougengruobe wol einer spannen wît, wol zweier vinger tiefe, aldâ daz ouge lît. 473 Ir mnnt was als ein schaffe], ir zene wol spannen lane, ir ftteze als ein schûvel, vil unsselic was ir gane. ir was ouch ir stime wol einer eilen breit, dô si den degen wacte, daz was im vil leit. 474 Si trat über den Kriechen und zôch im ûz sin swert. si sprach : ,nu weiz et nieman wes du hâst begert. du suoehest âventiure' sprach daz wilde wîp. ,er wsere doch harte übele swer dir nu nseme dînen lîp. 475 Nu hâst du in dîner jugende vil wünneclíchiu lide, und [weste ich] ob du edele wserest, ich gsebe dir gerne fride.' sin swert bare si vil schiere, wan daz künde si wol. si verbarc sich selbe hinder eines bournes hol. 476 Dô der Krieche erwachte und des swertes niht ensach, dô want er sîne hende, vil barmiclîche er sprach : ,weiz got, mir sint diebe hie vil nähen bî gewesen, funde ich noch iht gehiures, sô möhte ich noch wol genesen.' 477 Dô nam er mit jâmer sînen brief an die hant. alle sîne swsere er darane geschriben vant. die frouwe lîse hörte, unz daz er gar ûz gelas, allez daz an dem brieve von im geschriben was. 478 Dô alle sine swsere gelas der Wolf hêr Dietrich, dô sprach ûz dem boume diu küniginne rieh, mit gremelîchem muote diu küniginne sprach: *) Beginn einer neuen Aventiure? 4*

52 ,wer hât dir erloubet ditz ligen und den gemach?' 479 Vil schiere blicte er umbe. dô im diu frouwe wart erkant, dô viel im vor vorhten der brief ûz der hant. der Krieche sprach mit vorhten : ,waz mac ez dir geschaden? ich bin mit ungemache an dise etat geladen. 480 Dn maht mit senften worten mir wol sprechen zuo. und lâz mich des geniezen daz ich dir niht entuo. ist aber diu grüene linde und diser anger din?' ,jâ si ist mîn eigen' sprach diu kttnigîn. 481 ,Daz ich hie hân geslâfen, daz lâzet âne zorn und helfet mir gerihtes: ich hân mîn swert verlorn, daz wart mir ûz der scheide gezogen dô ich dâ lac.' si sprach: ,ich hilfe dir gerne swes ich dir gehelfen mac. 482 Und hetest du mîn ze friunde, dir wurde vil lîhte baz. ich sihe wol' sprach diu frouwe, ,dir gewirret etewaz. nu sage' sprach diu frouwe, ,waz ist aber dîn nôt? du hast gesundez herze und lîst doch schiere tôt. 483 Ez ist doch vil übele, obe du verderben solt. ich trouwete dir wol helfen, wsere ich dir anders holt.' ,mir gewirret an dem herzen noch an dem libe niht. daz man mich also blceden siht. ez kumet von arbeite 484 Got, sît ich sol ersterben, sô lâz ez schiere sîn. iedoch gensese ich lîhte, hete ich spîse unde wîn. ze miner arzente gehceret lützel meisterschaft. der durst und ouch der hanger benimet mir mîne kraft.' 485 ,Ich erkenne wol die salben, die dîn herze haben sol. drîzic tûsent ritter die ernerte ich eine wol.' mit jâmer sprach der Krieche: ,slst du ein gehinre wîp, und ob du an got geloubest, sô erner mir mînen lîp.' 486 ,Mir ist vil unmsere, ob du tôter hie gelîst, mîn helfe frumt dir vil kleine, du ensagest mir wer du sîst.' ,mîn vater was ein Krieche und was ein kttnic rîch, er saz ûf Kunstenobele und hiez Hnge Dietrich. 487 Nu habent mich verstôzen die argen bruoder mîn.' ,daz hân ich wol gehceret' sprach diu kttnigîn. ,alle mîne helde ich von in verlorn hân. si habent mir ouch besezzen mîn einlif dienstman. 488 Nimmer ichz überwinde, ligent si ze Kriechen tôt.' ei sprach: ,wilt dn mir volgen, si knment wol ûz der nôt.

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swaz dir dîne Munde râten, dâ bist du unverdorben mite, wilt du genesen gerne, sô tuo des ich dich bite: Daz du mich nemest ze wîbe, ich gibe dir driu künicrich.' ,nein ich, ûf min triuwe' sprach Wolf Dietrich. ,nu là mich alhie sterben, ich enruoche waz mir geschiht. des übelen tiuvels mnoter kumet an minen arm niht. Daz ich dir versage als schiere, daz là dir niht wesen zorn. ich hân dich und alle frouwen unz an mînen tôt vereworn. ob dn begännest zürnen, wie solte ich mich ernern? nseme aber ich alle frouwen, dennoch muoz ich dich verswern. Der tiuvel ûz der helle kseme wol ze der hôchzît.1 vor freuden wart ir mündel wol drier spannen wît. sus trat si ûf hoeher, diu frouwe schœner was. si sloufte sich ûz den schuopen und warf si ûf daz gras. Si lûhte ûz allen wîben also diu sunne lieht, aller megede schœne was gegen ir gar enwiht. ' des hungers und des durstes er durch ir schœne vergaz. ,ich waene' sprach der Krieche, ,mir geviel nie frouwe baz. Min muot ist mir gehcehet, du gevellest mir sô wol. nu erbarme ez got von himele, daz ich dich niht nemen sol. nu sitze nider, frouwe, durch got und trceste mich!' si sprach mit sttezen worten: ,sage an, waz irret dich?' ,Ich hân gesworn eide, frouwe wol getân, daz ich nimmer wîp gewinne, ich enlœseê mine dienstman.' ,ich sage dir' sprach diu frouwe, ,und wilt du gerne leben, betwingest du dîne brnoder, du solt mir einen geben. Ob ich dich bsete, hêrre, umbe din eines lîp, des wil mir got niht gunnen: du nimest ein ander wîp. nu là mich dînen bruoder füeren an des meres grunt, ich mache im tegelîche wol tûsent wunder kunt. Swaz daz mer bedecket, daz stet in miner hant, dar zuo obe dem wäge han ich wol drîzic lant. alle schrâwazen wil ich im ze eigen geben und alliu merwunder; wie möhte er schöner leben?' ,Entriuwen' sprach der Krieche, ,ich gibe dir den bruoder mîn. desfmaht du ûf mîn triuwe gar âne zwîvel sîn, und mac ich in betwingen, vil schœniu frouwe hêr.'

54 dô sprach diu kliniginne: ,ich bite dich nihtes mer. 498 Ich erkenne eine spîse, diu ist nütze unde guot, diu dir an dem libe nnd an dem herzen sanfte tuot, die du vil sanfte füerest mit dir in der taschen din. si müet ouch dich niht sère, sie ist weder spîse noch wîn. 499 Wilt du mirz loben bî triuwe, sô belîbest du sorgen fr!, du gip der spîse nieman wan der getriuwe sì. ich eage dir von der würzen : diu hat solhe meisterschaft, sWenne du ir geniuzest, sô hâst du eines lewen kraft.' 500 Dir ist dar ûf dîn houbet . . . . gelegen. ir stêt vil in der weite, man solté ir schöne phlegen.' si fuorte in zuo dem boume dà si die würzen ersach. si lêrte in daz er si erkande, swâ er si ie mère gesach. 501 Als er der würze ein wênic genam in sînen munt, ,ò wol mich' sprach der Krieche, ,nu bin ich aber gesnnt. mir gewirret an mîaem lîbe niht sô grôz als umbe ein hâr. alle mîne Sterke, frouwe, die hân ich wider gar. 502 Ir suit mir, frouwe, râten, sit ir sô getriuwe sît, wie ich wider ze sîner sterke bringe mîn ravît.' si sprach:, der selben würzen soit du im ouch geben ein teil, sô gewinne ez sterke widere und wirt frô und geil.' fi03 Ez wart zehant versuochet, sín ros wart wider stare, in einem vrechen muote vant er aber sîn marc, swie mager ez aber waere, iedoch truoc ez in dan: dô kam ûz sînen sorgen der helfelôse man.

Die Wolfdietrich-Abhandlung von Scheludko in der ZfdPhil. 55.1 kam dem Heransgeber erst zu Gesicht, als Bogen 1 und 2 gedruckt waren. Zu einer Auseinandersetzung mit ihr wäre freilich hier ohnehin nicht der Ort.