Werke und Briefe: Band 2 Text / Apparat 9783110900705, 9783110164213

The volume contains textual material, most of it unpublished hitherto, for the second part of the "Republic of Scho

134 2 27MB

German Pages 1013 [1020] Year 2002

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Text
Textteil I: Textstücke zum geplanten zweiten Teil der »Gelehrtenrepublik« von 1774
1. Dreyzehnter Morgen
2. ‹Morgen› ‹Die vorher erwähnten Richterlinge ...›
3. ‹Morgen› ‹Der Vortrag, welchen ...›
4. ‹Morgen› ‹Hjrauf sagte der wortfürende Alderman ...›
5. Morgen ‹Es ist der Gebrauch ...›
6. Morgen ‹Die Musiker ...›
7. Morgen ‹Heute brach eine Empörung aus ...›
8. Morgen ‹Das Gesez von der bleyernen Mittelmässigkeit ...›
9-14. Der Abend. Zur Geschichte unsrer Sprache
15. Der Abend ‹Rohrdommel hatte...›
16. Abend. Von dem Reichthume, und der Biegsamkeit unsrer Sprache
Textteil II: Gesetze der Gelehrtenrepublik in Deutschland
Vorbemerkung des Herausgebers
Gesetze der Gelehrtenrepublik in Deutschland
Textteil III: Frühe Arbeiten zum Themenkomplex »Staat und Stand der Gelehrten«
1. Entwürfe zu einer »Gelehrtenrepublik« 1755 im »Arbeitstagebuch«
2. Fragment aus einem Geschichtschreiber des neunzehnten Jahrhunderts
3. Bruchstücke eines Aufsatzes zur Förderung der Wissenschaften
Textteil IV: Textstücke fraglicher Werkzugehörigkeit
1. Abend ‹Ob der den Umkreis ...›
2. ‹Jede Gelehrtenrepublik ...›
3. ‹Die gebildeten Nationen ...›
4. Rohrdommels Wehklage
5,1-10. Denkmale der Deutschen: Addenda
6,1-10. Übersetzungen Klopstocks aus antiken Autoren
7. ‹Dieß sind die Grazien ...›
8. ‹Kunst ...›
9. ‹Und hiermit...›
Apparat
Apparat zum Werk im ganzen
Genese und Geschichte des Werkes
Zeugnisse zur Entstehung und Wirkung
»Gelehrtenrepublik« von 1774 und von 1817
Überlieferung
Textkonstitution
Lesarten
Varianten
Apparat zu Teilen der »Gelehrtenrepublik« von 1774:
Die Geseze
Die Geseze: Kerngeseze; Von den Lehrgebäuden; Von den Nachtwächtern; Von der Entdeckung und Erfindung
Die Geseze: Kerngesez Nr 6
Die Geseze: Kerngeseze
Die Geseze: Von den Mäcenaten
Die Geseze: Guter Rath der Aldermänner
Die Geseze: Guter Rath der Aldermänner
Geschichte des lezten Landtages
Geschichte des lezten Landtages: Verse
Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Aus einer neuen deutschen Grammatik
Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Aus einer neuen deutschen Grammatik: Vom Tonmaasse
Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Aus einer neuen deutschen Grammatik: Paralipomena I und II
Geschichte des lezten Landtages: Denkmale der Deutschen
Denkmale der Deutschen: Unglückliche grosse That; Roßbach; Gelimer; Der bessere Überrest
Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Zur Poetik
Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Rohrdommels Verhör
Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Unterstüzung der Wissenschaften, die wir zu erwarten haben
Der Abend. Unterstiizung der Wissenschaften, die wir zu erwarten haben: Fragment aus einem Geschichtschreiber des neunzehnten Jahrhunderts
Geschichte des lezten Landtages: Zwölfter Morgen
Apparat zu Textteil I:
Handschriften
Anordnung der Textstücke
Textkonstitution (auch zu Textteil IV)
1. Dreyzehnter Morgen
2. ‹Morgen› ‹Die vorher erwähnten Richterlinge ...›
3. ‹Morgen› ‹Der Vortrag, welchen ...›
4. ‹Morgen› ‹Hjrauf sagte der wortfürende Alderman ...›
5. Morgen ‹Es ist der Gebrauch ...›
6. Morgen. ‹Die Musiker ...›
7. Morgen. ‹Heute brach eine Empörung aus ...›
8. Morgen ‹Das Gesez von der bleyernen Mittelmässigkeit ...›
9-14. Der Abend. Zur Geschichte unsrer Sprache
15. Der Abend ‹Rohrdommel hatte ...›
16. Abend. Von dem Reichthume, und der Biegsamkeit unsrer Sprache
Apparat zum Textteil II
Gesetze der Gelehrtenrepublik in Deutschland
Apparat zu Textteil III
1. Entwürfe zu einer »Gelehrtenrepublik« 1755 im »Arbeitstagebuch«
2. Fragment aus einem Geschichtschreiber des neunzehnten Jahrhunderts
3. Bruchstücke eines Aufsatzes zur Förderung der Wissenschaften
Apparat zu Textteil IV
Anordnung der Textstücke
Textkonstitution
1. Abend ‹Ob der den Umkreis ...›
2. ‹Jede Gelehrtenrepublik ...›
3. ‹Die gebildeten Nationen ...›
4. Rohrdommels Wehklage
5,1-10. Denkmale der Deutschen: Addenda
6,1-10. Übersetzungen Klopstocks aus antiken Autoren
7. ‹Dieß sind die Grazien ...›
8. ‹Kunst ...›
9. ‹Und hiermit ...›
Anhang
Editionsprinzipien
Abgekürzt zitierte Literatur
Übersicht über die diakritischen Zeichen und Abkürzungen
Nachwort
Register (erläuternd)
Faksimiles I und II
Recommend Papers

Werke und Briefe: Band 2 Text / Apparat
 9783110900705, 9783110164213

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Hamburger Klopstock-Ausgabe

FRIEDRICH

GOTTLIEB

WERKE UND

KLOPSTOCK

BRIEFE

HISTORISCH-KRITISCHE

AUSGABE

Begründet von Adolf Beck, Karl Ludwig Schneider und Hermann Tiemann Herausgegeben von Horst Gronemeyer, Elisabeth Höpker-Herberg, Klaus Hurlebusch und Rose-Maria Hurlebusch f Verlag Walter de Gruyter in Berlin und New York

Abteilung Werke: VII ζ

Friedrich Gottlieb Klopstock Die deutsche Gelehrtenrepublik Band z: Text/Apparat Herausgegeben von Klaus Hurlebusch Walter de Gruyter Berlin, New York 2003

Inhaltsverzeichnis

Text Textteil I: Textstücke zum geplanten zweiten Teil der »Gelehrtenrepublik« von 1774 1 . Dreyzehnter Morgen

1 3

2.

11

3.

15

4. cHjrauf sagte der wortfürende Alderman ...> . . .

26

5. Morgen

33

6. Morgen

42

7. Morgen

51

8. Morgen

64

9 - 1 4 . Der Abend. Z u r Geschichte unsrer Sprache

76

1 5 . Der Abend

91

1 6 . Abend. Von dem Reichthume, und der Biegsamkeit unsrer Sprache

98

Textteil II: Gesetze der Gelehrtenrepublik in Deutschland

103

Vorbemerkung des Herausgebers

105

Gesetze der Gelehrtenrepublik in Deutschland

105

Textteil III: Frühe Arbeiten zum Themenkomplex »Staat und Stand der Gelehrten«

119

1 . Entwürfe zu einer »Gelehrtenrepublik« 1 7 5 5 im »Arbeitstagebuch« 2. Fragment aus einem Geschichtschreiber

121 des

neunzehnten

Jahrhunderts

132

3. Bruchstücke eines Aufsatzes zur Förderung der Wissenschaften

141

Textteil IV: Textstücke fraglicher Werkzugehörigkeit...

151

1 . Abend

153

2. cjede Gelehrtenrepublik ...>

154

3.

156

4. Rohrdommels Wehklage

157

5 , 1 - 1 0 . Denkmale der Deutschen: Addenda

162

6 , 1 - 1 0 . Übersetzungen Klopstocks aus antiken Autoren

168

Vili

Inhaltsverzeichnis

7.

225

8.

226

9.

227

Apparat

229

Apparat zum Werk im ganzen:

231

Genese und Geschichte des Werkes

233

Zeugnisse zur Entstehung und Wirkung

313

»Gelehrtenrepublik« von 1 7 7 4 und von 1 8 1 7

379

Überlieferung

379

Textkonstitution

382

Lesarten

397

Varianten

418

Apparat zu Teilen der »Gelehrtenrepublik« von 1 7 7 4 : . . 447 Die Geseze Uberlieferung

449 449

Synopsen I und II

450

Zeugnisse zur Entstehung

462

Textgenese, Datierung

462

Varianten

485

Die Geseze: Kerngeseze; Von den Lehrgebäuden; Von den Nachtwächtern; Von der Entdeckung und Erfindung Überlieferung Die Geseze: K e r n g e s e z N r é Überlieferung

496 496 498 498

Die Geseze: Kerngeseze

499

Überlieferung

499

Die Geseze: Von den Mäcenaten

499

Überlieferung; Textgenese, Datierung

499

Die Geseze: Guter Rath der Aldermänner

502

Überlieferung; Datierung Die Geseze: Guter Rath der Aldermänner Überlieferung; Datierung; Textwiedergabe Geschichte des lezten Landtages

502 502 502 504

Überlieferung

504

Textgenese, Datierung

504

Geschichte des lezten Landtages: Verse

543

Überlieferung; Übersichtsschema

543

Textgenese, Datierung

545

Inhaltsverzeichnis

Einzelapparate

IX

547

Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Aus einer neuen deutschen Grammatik Überlieferung

554 554

Zeugnisse zur Entstehung und Wirkung

555

Textgenese

566

Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Aus einer neuen deutschen Grammatik: Vom Tonmaasse Überlieferung; Datierung; Textgenese; Varianten

610 610

Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Aus einer neuen deutschen Grammatik: Paralipomena I und II Paralipomenon I

612 61z

Überlieferung; Datierung; Textgenese; Genetische Textwiedergabe

613

Lesefassung

623

Paralipomenon II

6x5

Überlieferung; Datierung; Textgenese; Genetische Textwiedergabe

625

Lesefassung

629

Geschichte des lezten Landtages: Denkmale der Deutschen . . . Überlieferung

631 631

Zeugnisse zur Entstehung und Wirkung

631

Genese und Geschichte des Textkomplexes

641

Denkmale der Deutschen: Unglückliche grosse That; Roßbach; Gelimer; Der bessere Überrest Überlieferung; Datierung; Textgenese; Varianten Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Zur Poetik . . . .

664 664 671

Überlieferung

671

Datierung

671

Textgenese

672

Vorfassung

720

Varianten

721

Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Rohrdommels Verhör

722

Überlieferung

722

Zeugnisse zum Text

722

Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Unterstüzung der Wissenschaften, die wir zu erwarten haben Überlieferung

722 722

Entstehung und Zwecke der Veröffentlichung aus dem »Wiener Plan« und aus dem zugehörigen Briefwechsel

723

χ

Inhaltsverzeichnis

Der Abend. Unterstiizung der Wissenschaften, die wir zu erwarten haben: Fragment aus einem Geschichtschreiber des neunzehnten Jahrhunderts

726

Überlieferung; Varianten

726

Geschichte des lezten Landtages: Zwölfter Morgen

727

Überlieferung

727

Zeugnisse zur Entstehung und Wirkung

727

Textgenese

730

Apparat zu Textteil I:

733

Handschriften

733

Anordnung der Textstücke

737

Textkonstitution (auch zu Textteil IV)

740

1. Dreyzehnter Morgen

742

Überlieferung; Datierung; Textgenese

742

2.

753

Überlieferung; Zeugnisse zur Entstehung; Datierung; Textgenese; Zuordnung

753

3.

758

Überlieferung; Datierung; Textgenese; Quellen

758

4. . . . Überlieferung; Datierung; Textgenese; Textkonstitution. . 5. Morgen Überlieferung; Datierung; Textgenese; Zeugnisse

zum

Text; Textkonstitution Überlieferung; Textgenese, Datierung; Zeugnisse zum Text 7. Morgen. Überlieferung; Datierung; Textgenese; Zeugnisse zum Text 8. Morgen Überlieferung; Datierung; Textgenese

762 765

6. Morgen.

9-14. Der Abend. Z u r Geschichte unsrer Sprache

762

765 769 769 772 772 775 775 781

Inhaltsübersicht

781

Überlieferung

781

Zeugnisse zum Text

785

Vorarbeiten zur Fragmenten-Sammlung

788

Text: 1) Übersichtsschema, getilgt

788

2) Exzerpte

789

3 ) Vorrede zur Fragmenten-Sammlung

794

4) Synopse der Übersichtsschemata

795

Inhaltsverzeichnis

Überlieferung

X I

796

Zeugnisse zur Entstehung

799

Werkgenese

807

Textgenese, Quellen, Datierung

816

Textkonstitution

8x9

1 5 . Der Abend Überlieferung; Datierung; Textgenese; Textkonstitution

833 833

16. Abend. Von dem Reichthume, und der Biegsamkeit unsrer Sprache

839

Überlieferung; Zeugnisse zur Entstehung; Textgenese; Quellen; Zeugnisse zum Text

Apparat zum Textteil II:

839

869

Gesetze der Gelehrtenrepublik in Deutschland

869

Überlieferung; Textkonstitution

869

Apparat zu Textteil III:

873

1. Entwürfe zu einer »Gelehrtenrepublik« 1 7 5 5 im »Arbeitstagebuch« Überlieferung

873 873

2.. Fragment aus einem Geschichtschreiber des neunzehnten Jahrhunderts

873

Überlieferung

873

Zeugnisse zum Text

873

Varianten

878

3. Bruchstücke eines Aufsatzes zur Förderung der Wissenschaften

878 Überlieferung; Datierung; Textgenese

Apparat zu Textteil IV:

878

885

Anordnung der Textstücke

885

Textkonstitution

887

1. Abend

887

Überlieferung; Datierung; Zuordnung; Zeugnisse zum Text; Textkonstitution z. Überlieferung; Datierung; Zuordnung 3. Überlieferung; Datierung; Zuordnung 4. Rohrdommels Wehklage

887 889 889 893 893 894

Überlieferung; Datierung; Textgenese; Quellen; Zuordnung; Textkonstitution

894

XII

Inhaltsverzeichnis

5 , 1 - 1 0 . Denkmale der Deutschen: Addenda Überlieferung; Zuordnung

898 898

Apparat zu den Texten 1; 2-5; 6; 7-9; 1 0

899

6 , 1 - 1 0 . Übersetzungen Klopstocks aus antiken Autoren

903

Überlieferung; Zuordnung

903

Apparat zu den Texten 1 - 1 0

905

7.

921

Überlieferung; Datierung; Zuordnung; Zeugnisse zum Text 8. Überlieferung; Datierung; Zuordnung 9. Überlieferung; Datierung; Zuordnung

921 922 922 923 923

Anhang Editionsprinzipien

927

Abgekürzt zitierte Literatur

933

Übersicht über die diakritischen Zeichen und Abkürzungen

943

Nachwort

944

Register (erläuternd) Faksimiles I und II

947 1003

Textteil I: Textstücke zum geplanten zweiten Teil der »Gelehrtenrepublik« von 1774

Textteil I,ι

3

Ι,ι. Dreyzehnter Morgen.

Leerraum für Inhaltsangaben Schon heute zeigte es sich, daß der Vortrag der Aldermänner nicht überall so tief eingedrungen war, als es geschienen hatte. Denn, indem man sich versammelte, wurden darüber hier und da Urtheile gefält, von denen es

5

schwer w a r auszumachen, ob sie, schiefer, oder wizhafter, entscheidender, oder unrichtiger, und spizfindiger, oder, durch Verfehlung des Punkts, worauf es allein ankam, ungereimter wären. Sie wurden, ihrer Beschaffenheit gemäß, mit solchem Lärme gefält, daß der Herold, als endlich jeder seinen Plaz eingenommen hatte, zum zweytenmale Stillschweigen

10

gebieten muste. Die Aldermänner, die solche laute Redner vorausgesehn hatten, und deren Bemerkung sie auch jezo nicht entgingen, Hessen sich diesen kleinen Sturm nicht irren, sondern fuhren fort (denn was gingen sie Leute an, die keine Seele hatten) den Entschlüssen, welche sie für diesen Landtag gefast hatten, gemäß zu handeln. Vielleicht hatten sie auch den schon gefast, sich jenen Rednern alsdann gerade entgegen zu stellen, wenn die Zahl derselben so würde gewachsen seyn, daß das gemeine Wohl diese Herablassung von ihnen foderte.

Z. 1-4 Dreyzehnter Morgen, bis hatte.: H^(H.i) Z. 4: war,] [wäre] [,J > war, H^(H.i) Z. 4-19 Denn bis auf,: Hj(H.2 H.j). H.z ist hier Grundschicht, H.j erste Überarbeitungsschicht. Z. 6lj: ob bis spizfindiger,] ob > sie [schiefer, wizhafter] SIE, [das eine gegen das andre gehalten] f,J schiefer, [oder] wizhafter » SIE, SCHIEFER, [ O D E R ^ I W I Z HAFTER [daß] sie auf die Nachwelt kommen [würden]«^ SIE würden AUF D I E N A C H W E L T K O M M E N ; Hz(H.i) Z. 29: Zeitpuncte] [Zeitpunc'] / 'Zeitpuncte Hz(H.i) Z. 30: von Männern] [solcher]-? von Männern Hz(H.i) Z. 30: lebten] [lebten'] H.i .· lebten Hz(H.z) Ζ. 31/3Z: zu sehr] [so] sehr > zu SEHR HZ(H.I)

Textteil I,ι

5

A l e x a n d e r s Z e i t a l t e r haben wir so oft nennen gehört. Wenn lebte denn Homer? Und waren die unsterblichen Griechen denn nichts, die theils lange nach dem berühmten und berüchtigten Krieger gelebt haben? Und dann Alexanders! (Es ist nicht völlig Nebensache, daß wir uns auf die Untersuchung der Benennung selbst ein wenig einlassen) Warum denn Alexanders, der Chörilen beynah so sehr als Homeren schäzte? der, wie sein Vater, (Demosthen nent diesen so) ein Barbar war? der das seltne Geschenk des Himmels, die Freyheit, sie, unter deren beseelenden Mitwirkung die Griechen ihre vortreflichsten Werke hervorgebracht hatten, nicht weniger, als sein Vater in den Staub trat? und der nur Einem grossen Griechen seiner Zeit zeigte, wie er von den Wissenschaften dächte? Also nicht Ein goldnes Zeitalter der Griechen; und wenn ja nur Eins seyn soll, dieses nicht Alexanders, weil er in den Zeiten der Vortreflicheren nicht lebte, und weil, wenn er auch darinn gelebt hätte, er es nicht verdient, daß dieß Zeitalter seinen Namen führe. Die Griechen sind von Homeren an bis lange nach dem Eroberer (man muß sie nach den wenigen geretteten Werken nicht allein beurtheilen) vortreflich in den Wissenschaften gewesen. Alle die heiligen Urnen würden sich bewegen, wenn es bis zu ihnen hinschölle, daß wir Neuern ihre Grösse an einen Siegswagen fes-

Z. 34: Alexanders Zeitalter] Unterstrichen Hz(H.z) Z. 34: haben bis gehört.] haben [sl* wir so oft nennen [hören] [ . ] >.· gehört.« Hz(H.i) Z. 35: nichts] nichts [?]*, Hz(H.i) Z. 37: Alexanders!] Alexanders [?] > ALEXANDERS! HZ(H.I) Z. 37: völlig Nebensache] völlig [eine! Nebensache H.i .· VÖLLIG NEBENSACHE Hz(H.z) Z. 39: so bis schäzte?] so thoch]^ sehr als Homeren schäzte [,'] » '?< Hz(H.i) Z. 40: Demosthen] [Demosthenes'] > 'Demosthen Hz(H.i) Z. 41: beseelenden] [beseelenden'] H.i > ['beseelender'] H.i .· 'beseelenden Hz(H.z) Z. 43: trat? und der] trat? Γ11.Ι der Hz(H.i) Z. 4 j : wenn ja nur] wenn Γ ja 1 nur Hz(H.i) Z. 46: dieses] [dieß'] H.i .· 'dieses Hz(H.z) Z. 46: weil bis Vortreflicheren] weil [es in seine Z.ii er in den Zeiten der Vortreflicheren Hz(H.i) Z. 47/48: verdient bis führe] > verdiente, [diesem] Zeitalter seinem Namen [zu g e b e n d t> [VERDIENTE'], daß dieß ZEITALTER SEINEM NAMEN [ f ü h r t e t 'verdient, DASS DIESS Z E I T A L T E R /"SEINEMJ N A M E N führe Hz(H.i) Z. 48: Homeren] [Homer'] > 'Homeren Hz(H.i) Z. 49/50: Eroberer bis vortreflich] Eroberer T(man muß sie nach den wenigen geretteten Werken nicht allein beurtheilen) 1 [wh vortreflich Hz(H.i) Z. 51: wenn es bis] [b]* wenn es bis Hz(H.i)

6

Textteil I,ι

sein! Und noch dazu an welchen Siegswagen? An einen, der über die Väter derer hinfuhr, die jezo mit einer Handvoll Auswurf der Europäer unsre Krämer besiegen! A u g u s t e n s Z e i t a l t e r ! Wider diese Benennung ist freylich viel weniger zu sagen, besonders wenn Cicero und Caesar mit dazu gerechnet werden. Aber w o wollen wir denn nun die, welche, nach Augustens Jahrhunderte, keine kleine Verdienste um die Wissenschaften gehabt haben, hinverstecken? L e o ' s d e s Z e h n t e n ? der das Wetter, welches gegen die Alpen aus Deutschland herauf zog, viel zu spät sah? der einen lateinischen Hofpoeten hielt, welcher zwar nicht mit der Schelle um die Tafel ging, aber doch dort solcher Verse: Et versus pro mille aliis facit archipoeta, Et pro mille aliis archipoeta bibit. ohne Z a h l umherschelte? Leo's, der selber l a t e i n i s c h e Gedichte machte, die man zwar herausgegeben hat; aber die keiner kent (wer sie unter euch kent, oft zu belesene Deutsche, der trete auf) und italienische Gedichte, die man sich geschämt hat herauszugeben. Und dann die Männer, die vor und nach seinem Jahrhunderte durch die Wissenschaften in Italien groß gewesen sind. L u d e w i g s d e s V i e r z e h n t e n ? Es ist überhaupt nun so mit seiner G r ö s s e beschaffen, nach dem man's nimt, als: Der berühmte, der gemahlte, der belobredete, der beaufschriftete, der besungne Übergang über den Rhein, ist eine Begebenheit, das nicht, ein Vorfall, ein Hergang von

Z. 55: Krämer] [Kaufleute] H.i .· Krämer Hz(H.z) Z. 56: Augustens Z e i t a l t e r ! ] Unterstrichen H2(H.2) Z. 57-60: mit dazu bis hinverstecken?] mit dazu [gehören.] >.· gerechnet werden."* H.z< Aber wo [sollen] >.· wollen wir" H.z< denn nun >die [hinverstekt werden, die].· 'umherschelte '? H.2< H2(H.i H.2) Z. 69: belesene] [bes]·? belesene H2(H.I) Z. 71: seinem] [diesem] > seinem H2(H.I) Z. 73: L u d e w i g s des Vierzehnten] Unterstrichen H2(H.2) Z. 73: Es bis so] Es ist [nun soH überhaupt nun so Hi(H.i) Ζ. 74/75: der gemahlte bis der beaufschriftete] der gemahlte, [derl belobredete, der b e a u f s c h r i f t e t e

H2(H.I)

Textteil I,ι

7

einer Art, wie sie in unserm lezten deutschen Kriege so gar die Zeitungsschreiber wenigstens alsdann vergessen haben, wenn sie die notwendige Füllung ihrer Blätter nicht zwang, so etwas mitzunemen. Doch dieses, und mehr dergleichen möchte beschaffen seyn, wie es könte; aber soll denn nach einem Könige, der die Künste den Wissenschaften weit vorgezogen hat, ein merkwürdiges Zeitalter der Gelehrten benent werden? Unterdeß da die französischen Gelehrten treuherzig genung gewesen sind, diesem Jahrhunderte diesen Namen zu geben; so können wir Ausländer ihnen wol nachsprechen. Wir Deutschen haben drey Zeitalter, die benent zu werden verdienen, und denen nur die Namen fehlen. Wenn wir L u t h e r s Z e i t a l t e r , L e i b n i z e n s Z e i t a l t e r sagen; so haben wir gut, und ohne Schmeicheley eines Fürsten, benant: und wenn wir dem unsrigen keinen Namen geben; so haben wir da geschwiegen, w o wir schweigen musten. Das künftige Jahrhundert wird schon reden. Aber wir haben gleichwol mit unsern Benennungen noch nicht genung gesagt, wenn wir nicht zugleich ausmachen, welche die Männer sind die n e b e n L u t h e r η , und n e b e n L e i b n i z e n aufzutreten verdienen. Sezet euch, Zünfte und Volk, als Richter, und wählt die, von welchen ihr glaubt, daß sie, neben den beyden Monden, als Sterne, leuchten können. Gestattet uns Aldermännern dabey, daß wir hier eurer Strenge, und dort eurer Gutheit Einhalt thun, Z. 77-79: in bis mitzunemen.] in [unsern'] >.· 'unserm H.z< lezten deutschen Kriege so gar die Zeitungsschreiber Γ wenigstens alsdannl vergessen haben [?] » HABEN Γ wenn sie die notwendige Füllerey ihrer Blätter nicht zwang, so etwas mitzunemen. soll denn ein König, der die Künste den Wissenschaften weit vorgezogen hat, [einem'] [merkwürdigen'] Zeitalter der Gelehrten [seinen Namen]«* SOLL DENN [EIN'] [ K Ö N I G ' ] , DER DIE K Ü N S T E DEN W I S S E N S C H A F T E N WEIT VORGEZOGEN HAT, 'ein "merkwürdiges Z E I T A L T E R DER G E L E H R T E N benennen? H.i .· SOLL DENN nach 'einem 'Könige, DER DIE K Ü N S T E DEN W I S S E N S C H A F T E N WEIT VORGEZOGEN HAT, 'EIN 'MERKWÜRDIGES Z E I T A L T E R DER G E L E H R T E N [seinen Namen] [benennen'?] >.· GELEHRTEN 'benent werden? H.z< Hz(H.i Hz) Z. 84: diesen] [diesem']·? 'diesen Hz(H.i) Ζ. 86/8γ: Wir bis fehlen.] [Die Engländer könten N e w t o n s Z e i t a l t e r sagen; u sie würden besser]* Wir [Deutschen! haben drey [Ja]-7 Zeitalter, die [genent'] » 'benent« zu werden verdienen, u denen nur die Namen fehlen. Hz(H.i) Z. 88/89: so bis benant] so haben wir [gut genant]·? gut, u. ohne Schmeicheley eines Fürsten, [genant'] » 'benant ausmachen, Hz(H.i) Z. 94: und] [u]* M * / u. Hz(H.i) Z. 95: wählt] [entscheidet]* wählt Hz(H.i) Z. 96: Sterne, leuchten] Sterne Γ, H.z 1 leuchten Hz(H.i H.z)

8

loo

105

no

115

120

Textteil I,ι

daß wir noch andre Namen nennen, und genante verwerfen. Und wenn ihr zulezt nach langer Berathschlagung alles bestirnt, wenn ihr nicht, wie jene griechischen Richter, geloste Aussprüche aus der Urne geworfen, sondern mit deutschem Tiefsinne, und mit deutscher Billigkeit die Urtheile gesprochen habt; so ist euch gleichwol noch Eins zu thun übrig. Ihr müst die Namen derer, welche dazu beygetragen haben ihr Zeitalter verehrungswürdig zu machen, nicht nur in euren Jahrbüchern aufzeichnen; ihr müst auch Denkmale von ihnen aufstellen. Jedes Zeitalter bestehe aus einer Gruppe Bildsäulen. L u t h e r , u n d die es w e r t h s i n d , um ihn her. L e i b n i z , u n d die es w e r t h s i n d , um ihn h e r . Und dann stelt ihr beym Eingange des Plazes, den ihr dazu wählen werdet, diejenigen Bildsäulen seitwärts, die künftig die Gruppe unsers Zeitalters grossentheils ausmachen werden. Die Aldermänner würden das kühle Thal zum Plaze der Denkmale wählen. Wenn ihr es auch wählt, so könt ihr auf der Anhöhe, die es endet, zertrümmerte Denkmale aus den älteren Zeiten zerstreun. Keine Stelle des Haines werden, wenn wir Landtag halten, die Ausländer und die Altfranken so oft besuchen, als dieses Thal; und, welches uns noch viel wichtiger seyn muß, unsre Jünglinge werden dort hineilen, und nicht wieder wegkommen können; stillschweigend vor den Denkmalen stehn, die Aufschriften lesen, wieder lesen, vor Ehrbegierde glühen, sich entschliessen, erzittern, wegen ihrer Kleinmut auf sich zürnen: aber auch dann einen lezten, festen, unwiederruflichen, unerschütterlichen Entschluß fassen! Und wenn sie ihn ausgeführt haben; so werden sie wieder in das Thal gehen, und uns danken, daß wir die Male gesezt haben. Der Anwald der Naturforscher trat weiter, als er sonst zu thun gewohnt war, auf dem Zunftplaze hervor, und sagte: Wenn ich mich der ungestümen Bewegung überlassen wolte, mit der ich dich habe reden hören, Al-

Z . 98: verwerfen.] [verwerfen dürfen.] H.I .· VERWERFEN. HZ(H.Z) Z . 100-102: geloste bis habt] geloste [Urteile] >.· Aussprüche' < aus der Urne geworfen [habt,] sondern >.· GEWORFEN, SONDERN H.Z< mit deutschem Tiefsinne Γ, H . z l u. mit deutscher Billigkeit die [Aussprüche gethan] >.· Urtheile gesprochen*" < habt Η Ζ (H.I H.z) Z . 1 0 3 : welche dazu] [die]^ welche dazu Hz(H.i) Z . 106: die es w e r t h ] die Tes Η.ΖΛ werth Hz(H.i H.z) Z. 110: kühle Thal] Unterstrichen H.i, getilgt Hz(H.z) Z. 1 1 3 : werden bis die Altfranken] > werden [die] "Male Hz(H.i)

Hz(H.z)

Textteil I,ι

9

dermann; so wiird ich von der stolzen Vorstellung, die eure Gruppen bey

125

mir erregt haben, vielleicht zu sehr überströmen. Aber ich will kalt seyn, und auf desto kürzerem Wege werd ich zu dem Ziele kommen, das, wie ich hoffe, bald ein gemeinschaftliches Ziel der Republik seyn wird. Diejenige Z u n f t , deren vormalige und jezige Mitglieder für d i e G r u p p e n d e r J a h r h u n d e r t e sollen gewählt werden, steigt während dieser Wahl von

130

ihrem Plaze herunter, trit zwischen das Volk und die Zünfte, und erwartet dort, was der Herold ausrufen werde. Der Herold geht zu den Aldermännern, von Z u n f t zu Z u n f t , und zu dem Volke (der Pöbel muß sich, diese ganze Zeit über an den Gränzen aufhalten!) läst sich die Namen sagen, und ruft sie aus. Nach der Ausrufung fangen die Untersuchungen an, das

i 3S

heist, man erklärt sich für oder wider die Würdigkeit der Genanten. So bald man sich über die Wählen vereinigt hat, werden die Namen den Aldermännern übergeben. Doch sieht dieses Verzeichnis die Z u n f t aus der gewählt wurde, vor der Übergebung, und läst aus, wenn sie es für gut findet. Denn es könten ja auch solche mit aufgezeichnet seyn, die sie verwürfe. M a n fürchtet mit Recht ihre Partheylichkeit, und läst sie daher nicht selbst wählen: aber man muß ihr auch den Stolz erlauben, verwerfen zu dürfen, wer ihr nicht vortreflich scheinet. Den folgenden Morgen löZ. 126-139

zu

sehr bis Übergebung: H2(H.I H.z H.3)

Z. 127: Wege werd ich] Wege [werde'] >.· 'werd H.20 ich Hz(H.i H.z) Z. 12.9/130: die bis J a h r h u n d e r t e ] Unterstrichen Hz(H.i) Z. 132-134.· Der Herold bis läst sich] Der Herold geht Γ zu den Aldermännern, [u dann] » ALDERMÄNNERN,"* H.z< Η.2I von Zunft zu Zunft, TTund zu dem Volke (der Pöbel muß sich, diese ganze Zeit [,] über >.· ZEIT ÜBER an fi.30 den Gränzen aufhalten Γ! H.3I) H.2II läst sich Hz(H.i H.z H.3) Z. 135-137: das heist bis werden] das heist, Ijede Zunft, >[die] wider [diejenigen]^ welche WIDER die von einer andern Zunft [genanten'] etwas zu sagen hat, sagt e s J >.· DAS HEIST, man erklärt sich für oder wider die Würdigkeit der 'Genanten. H.z< [So bald] sich [die Zünfte] >.· So bald man SICH"* H.ZO >[über die] [vereinigt] über die Wahlen vereinigt [haben'] >.· 'hat *H.z IHR NICHT HI .· ihr nicht Hz(H.z) scheinet] scheint Hl ; scheinet Hz(H.z)

140

IO

Textteil

Ι,ι

sehen die Aldermänner aus, oder sezen hinzu, wie sie es für gut halten. 145

Aber diese lezte Untersuchung der Aldermänner ist nur Rath und nicht Stimme. Denn sie hatten den vorigen Morgen ihre Stimme schon gegeben. Der Herold macht den Rath der Aldermänner bekant. Zünfte und Volk können diesen so lange untersuchen, als es ihnen gefält. Wenn auch dieses vorüber ist; so werden die Namen der W ü r d i g e n öffentlich in eine Erz-

150

tafel gegraben, und diese wird hierauf unter Absingung eines s t o l z e n Vaterlandsliedes, in die grosse Halle getragen, und dort w o angelehnt, weil sie nicht Denkmal seyn, sondern nur an die zu errichtenden Denkmale erinnern soll. Aus einem

Entwurf:

Wenn wir nach diesem vielfachen Anlasse unpartheyisch und frey zu ur155

theilen werden gewählt haben; so dürfen wir, denk ich, nicht befürchten, daß unsre Nachkommen an den Gruppen ändern werden. Ich leugne dabey nicht, daß es nötig seyn wird, bey der Wahl für unser Jahrhundert unsre Fähigkeit und Neigung gerecht zu seyn in ihrem ganzen Umfange zu zeigen.

Z. 143/144: löschen] [streichen] .· löschen Hi .· [sezen!k löschen H2(H.z) Z. 144:

a u s , ] a u s Hl .· a u s ,

H2(H.2)

Z. 144: es bis halten] es Γ für] gut halten Hl .· es für gut halten Ηζ(Η.ι) Ζ. 145: diese bis Aldermänner ist] dieses ist Hl .· diese lezte Untersuchung der Aldermänner ist H2(H.2) Z. 147: Aldermänner bekant] Aldermänner öffentlich bekannt Hl .· Aldermänner [ ö f f e n t l i c h ] b e k a n t H2(H.2)

> A L D E R M Ä N N E R BEKANT

HifH.i)

Z. 147: Zünfte und Volk] Die Zünfte u das Volk Hl .· Zünfte u Volk H2(H.2) Z. 148: so lange untersuchen,] so lange oder so kurze Zeit untersuchen Hl .· so lange untersuchen, H2(H.2) Z. 148: gefält] gefällt Hi .· gefält H2(H.2) Z. 149:

ist;] ist, Hl .· ist;

H2(H.2)

Z. 149: öffentlich in] öffentlich (die Republik bleibt so lange versammelt) in Hl .· öffentlich [ ( ] Idie [Republik] >.· [Landgemeine] H.y< bleibt so lange versammelt)] in H.2

.· ÖFFENTLICH IN

H2(H.})

Z . 1 5 1 : Vaterlandsliedes,] Vaterlandsliedes Hl .· Vaterlandsliedes, Z. 154-173

HifH.i)

Wenn bis anzuzeigen : Hl

Z. 155: werden gewählt haben;] gewählt haben [werden,] > werden GEWÄHLT HABEN;

Hi

Z. ij6: Ζ. i57:

an den Gruppen] [die] Gruppen > an den GRUPPEN Hi Wahl] Waxxi*, Wahl Hi

Textteil 1,2

II

Es währte nicht lange, so wurde der Vortrag der Aldermänner und der Zunft der Naturforscher von allen Zünften und dem Volke angenommen. Die Zünfte der Wisser, und der Kundigen und das Volk würden, wenn sie sich widersezt hätten, doch dadurch nicht allein nichts ausgerichtet, sondern auch den Verdacht auf sich geladen haben, ihre Widersezung wäre bloß daher entstanden, weil keiner ihrer vormaligen und jezigen Mitglieder bey diesem grossen Anlasse könte gewählt werden. Doch sie willigten nicht deßwegen ein, um diesen Verdacht zu vermeiden, sondern weil sie zu unpartheisch und zu edel dachten, um sich zu widersezen. Zulezt wurde beschlossen, daß vorher viel abendliche Berathschlagungen müsten gehalten werden, eh man zu der grossen Wahl schreiten könte Die Zünfte behielten es sich dabey vor, den Aldermännern die Zeit der Wahl anzuzeigen^ >

1,2.

Bruchstück Die vorher erwähnten Richterlinge hatten auch gegen diesen Vortrag der Aldermänner allerley zu erinnern. Sie sahen, nach ihrer Gewonheit, bey-

Z . 160-164

Es bis Wider//sezung : H.i

H.z

Z. 160/161: so wurde bis angenommen.] [daß] » so wurde"< der Vortrag der Aldermänner u der Z u n f t der Naturforscher von allen Zünften u dem Volke angenommen [wurde.] » ANGENOMMEN.*"< Hi(H.i) Z . 162: Wisser bis Volk] Wisser, Tu H.z1 GEN Υ Η.2« das Volk Hi(H.i H.z)

der Kundigen [der Dritler] u >.· KUNDI-

Z . 1 6 4 - 1 7 3 wäre bis anzuzeigen : HL Z. 167: Z. 169: Z. 169:

nicht deßwegen ein] nicht Γ deßwegen 1 ein HL daß vorher] daß [noch] vorher > DASS VORHER HL viel] [viele'] > 'viel HI(H.I)

Z. 170:

der grossen Wahl] der Wahl [ d e r W ü r d i g e n ] > DER grossen WAHL HI

Ζ. 3 " i 2 Die bis stossen. : Hz(H.i Z. 3 : vorher] [oben] H.i .· vorher

H.z) Hz(H.z)

160

165

170

12

Textteil

1,2

nah nichts davon und unter andern auch die Verbindung nicht ein, in welcher dieser neue Vortrag mit demjenigen stand, der zur Eroberung angefeuert hatte. Das grosse Geräusch, womit sie ihre Meinungen vorbrachten, wurde durch zwey Polizeyverordnungen unterbrochen, welche die Aldermänner, indem man eben aus einander gehen wolte, bekant machen Hessen. Wenn ein Gesez bekant gemacht wird; so bläst der Herold vorher die Trompete: wird's aber eine Polizeyverordnung; so müssen drey Nachtwächter vor der Verlesung in die Hörner stossen. Dieß war jezo geschehen, und der Herold verlas: Gar sehr glauben wir europäischen Nationen in allem und jedem gebildet zu seyn; aber wir haben noch mancherley Barbareyen, kleine Auswüchse, auch wol etwas grosse, deren Abschneidung heilsam und ersprieslich ist. Laß die Altfranken ihres Orts schneiden, wie sie können und mögen; wir Gelehrten müssen ihnen unsers Orts von Zeit zu Zeit gute Beyspiele geben. Merket euch also, Polizeymeister und Beysizer, daß, wenn künftighin ein Gelehrter die abhandelnden Wissenschaften, in Beziehung auf die darstellenden, die n ü z l i c h e n oder die h ö h e r e n nent, es geschehe dieses wolbedächtig, und weil ihm dünket, daß er seine Nase gar füglich auf diese Art aufwärts halten könne; oder es geschehe auch aus Unbedacht, und weil er angewöhntermaassen nur so hinschwazt, was ihm eben ins Z. 5: und bis ein,] u Laucha unter andern auch [dieses nicht;]^ die Verbindung nicht ein, Hz(H.i) Z. 6/7: zur bis hatte.] zur Eroberung [anfeuerte.] .· e i n g e f e u e r t hatte. Hz(H.i), ge wohl versehentlich nicht eingefügt Z. 7: Geräusch] [Gra]^ Geräusch Hz(H.i) Z. 8: Polizeyverordnungen unterbrochen,] Polizeyverordnungen [,]* unterbrochen, Hz(H.i) Z. 11: Trompete:] Trompete [ ; Ί > T R O M P E T E ' : Hz(H.i) Z. 12/13 Dieß bis verlas:: Hz(H.z) Ζ. 14-56 Gar bis miisten. : Hl Z. iz-14: Dieß bis Gar sehr] [Die Aldermänner Hessen folgende Γ zwey 1 Polizeyverordnungen bekant machen:]/ Gar sehr Hl .· / G A R S E H R HI .· Dieß war jezo geschehen, u der Herold verlas: / G A R S E H R HZ(H.Z) HI Ζ. i y. mancherley] [manche] > [allerhand] .· mancherley Hl Z. 16: Abschneidung] [Absehet 'Abschneidung Hl Ζ. Z4: wolbedächtig] [wolbedacht']·/ 'wolbedächtig Hl Ζ. Z4: ihm dünket,] [er vermeint] f , J .· ihm dünket, Hl Z. z6lzj: ihm bis fleust,] ihm Γ eben 1 ins Maul oder in [den Kiel kömt] [,J » die Feder fleust,< Hl

Textteil

1,2

13

Maul oder in die Feder fleust, daß ihr, wie in dem einen so auch in dem andern erwähnten Falle, bey uns anzufragen habt: O b ihr den in Barbarey befangenen Schuldigen dem Rümpfer oder dem Hohnlacher überliefern solt. Die zweyte Polizeyverordnung lautete so: Mag doch den Professoren, wie sie gewönlichermaassen sind, (bey allem, was schäzbar und verdienstvoll ist, wenige, gar wenige sind der Ausnamen!) zugelassen seyn und bleiben noch so viel Plauderey da, wo denkenden Männern etliche Worte zureichen, noch so viel Nachäfferey der Gründlichkeit, noch so dünkelhafte Einbildung, als dächte die Welt eben so von ihnen, wie etwan einer oder der andre ihrer Schüler von ihnen denkt: denn wer kann das Unmögliche möglich, aus Kakerlaken Menschen, oder aus Professoren dieses Schlages Gelehrte machen? allein wenn sie zugleich an der Wizhaftigkeit dergestalt krank darnieder liegen, daß sie mit den Abgeschmaktheiten, die unter den Namen der C a t h e d e r s p a s s e berüchtigt sind, sich, und wie sie vermeinen, auch ihren Zuhörern gütlich thun, und also der Würde eines Gelehrten schnurstraks entgegen handeln; so sollen Polizeymeister und Beysizer sie gleichwol auf fünf

Z. 27: wie] [wie] > wie Hl Z. 28: erwähnten bis ihr] [angezeigten] >.· erwähnten« Falle, bey uns anzufragen habt: [ob'] » O b « ihr Hl Z. 30: solt] [sollt'] > 'solt Hi Z. 32/33: wie bis gar wenige] wie sie gewönlichermaassen sind, ([wie] bey » SIND, (BEY""« allem, was schäzbar u verdienstvoll ist, [wie] wenige, [wie] gar » IST, WENIGE, GAR wenige Hl Z. 3 6-42: als bis sich,] als [nähme] [sie] die Welt [für] eben [das, w o f ü r sie] einer oder der andre ihrer [Zuhörer] [nimt] > .· ALS dächte DIE WELT EBEN so von ihnen, wie [ e t w a n ] EINER ODER DER ANDRE IHRER Schüler von ihnen denkt« / . 7 [Denn] >.· :denn« wer kann das Unmögliche möglich, aus Kakerlaken Menschen, [oder aus Professoren [, welche der Haar sind,] >.· PROFESSOREN dieses Schlages« Gelehrte machen?] [Wenn] >.· [Allein'] w e n n > 'allein WENN« sie [aber] >.· zugleich« an der Wizhaftigkeit dergestalt krank darnieder liegen, daß sie >[sich] mit den Abgeschmaktheiten, die unter den N a m e n der C a t h e d e r s p a s s e berüchtigt sind«i- MIT DEN ABGESCHMAKTHEITEN, DIE UNTER DEN N A M E N DER C A T H E D E R -

SPASSE BERÜCHTIGT SIND, sich, Hl, möglicherweise sind die Umlautzeichen in C a t h e d e r s p a s s e versehentlich ausgelassen worden; laut Grimm ist die Pluralform ohne Umlaut vereinzelt bezeugt. Z. 42: und] u. Hi Z. 43: thun,] thun [;']* Hl Z. 44: so bis fünf] so sollen [sie] LPoly Κ Polizeymeister u. Beysizer rgleichwoll a u f >.· s o SOLLEN POLIZEYMEISTER U. BEYSIZER s i e [GLEICHWOL! AUF« f ü n f

Hi

14

Textteil

1,2

Jahre für stimmenlos, und auf zeitlebens für unzünftig erklären. Fügt sichs aber gar, daß sie beym Vortrage der Religion mit obenerwähnter Spashaftigkeit befallen werden, und daß sie also der Wohlanständigkeit gerade ins Gesicht speyen; so kann und soll es keinesweges bey fünf Jahren sein Bewenden haben, sondern es soll zehn Jahre mit der Stimmenlosigkeit währen. Es hatte sich noch nie zugetragen, (wenigstens findet man davon kein Beyspiel in den Jahrbüchern) daß sich Zünfte und Volk den Aldermännern bey Einführung einer Polizeyverordnung widersezt hätten. Gleichwol unterfingen sich dießmal nicht wenige Professoren, es dahin zu bringen, daß die Aldermänner die eben angeführte Polizeyverordnung wieder aufheben müsten. Einige von ihnen betrieben die Sache mit vielem Geschreye, und gar wunderlichen Gebehrdungen. Ihrer einer, der es sehr in seiner Gewalt hatte ein angebohrnes und durch die Kunst ferner gebildetes Faunengesicht zu machen, machte es so oft und so ausdrückend, daß er sich schon dadurch allein, bey den Absichten, die er hatte, völlig im Lichte stand. M a n kann den Umstand, daß er sich ausserdem auch noch seinem Hange zu einer ziemlich kräftigen Spashaftigkeit gänzlich überließ, nicht wol anders, als dadurch erklären, daß er nichts von dem, was ihm bey Erreichung seines Z w e k s hinderlich seyn könte, unversucht lassen wolte. Nachdem es sich in kurzem gezeigt hatte, daß alle fernere Be-

Z. 46: daß bis mit] daß sie Γ beym Vortrage der Religion! mit Hl Z. 47: Wohlanständigkeit] [Wohlanstigkeit'H 'Wohlanständigkeit Hl Z. 48/49: soll bis haben] soll es bey fünf Jahren sein Bewenden [nicht] >.· S O L L ES keineswegs B E Y FÜNF J A H R E N SEIN B E W E N D E N < haben Hi Z. 51/52: sich bis sich] sich noch nie zugetragen, (wenigstens findet [sich] t>.· mano Γ davon 1 kein Beyspiel in den Jahrbüchern) daß sich Hl Z. 52/53: den Aldermännern bey Einführung] den Aldermännern [bey] » [der] > beyo Einführung Hl Z. 56-64 Einige bis un//versucht: Ηι(Η.ι H.2 H.j) Z. 61/62: er bis gänzlich] er sich [dabei] >.· [ausserdem! auch noch H.j< seinem Hange zu einer nicht unschildischen [Spasvogeley] >.· [NICHT U N S C H I L D I S C H E N ] Spashaftigkeit H.2 .· ziemlich kräftigen S P A S H A F T I G K E I T H.J.· G E Z E I G T hatte, DASS< alle fernere Bemühungen, die Verordnung wieder abzuschaffen, vergeblich seyn würden; so erklärten die Aldermänner, [daß] sie bey derselben ein Versehn begangen [hätten] » SIE hätten B E Y D E R S E L B E N EIN V E R S E H N B E G A N G E N ^ das sie Hi

Textteil 1,3

15

mühungen, die Verordnung wieder abzuschaffen, vergeblich seyn würden; so erklärten die Aldermänner, sie hätten bey derselben ein Versehn begangen, das sie, und zwar jezo gleich, wieder gut machen wolten. Wir haben, sagten sie, die Professoren, die sich künftig über Kathederspassen werden betreten lassen, der Polizey übergeben. Darinn haben wir unrecht gehabt. Wir unterwerfen sie also hiermit der Botmässigkeit der Fünfergerichte.

1,3·

Leerraum

für

Inhaltsangaben

Der Vortrag, welchen die Aldermänner den zwölften Morgen gehalten hatten, w a r nun schon so oft der Gegenstand der Unterredungen gewesen, daß man anfing ihm Namen zu geben. Unter andern machte einer davon, der spöttisch seyn solte, nämlich: die E r o b e r u n g sein Glük nicht. Z w i schen zwey andern: D e r G r u n d s a z , und: d e r E n t s c h l u ß schwankte man einige Zeit hin und her. Der lezte behielt die Oberhand. Die den ersten hatten einführen wollen, waren besonders deswegen unzufrieden, daß es ihnen damit nicht gelungen war, weil dieser an dasjenige, worauf es, in Absicht auf die Ausführung, vornämlich ankäme, an das anhaltende Fortsezen, würde erinnert haben. Denn die Aldermänner hatten nicht unerwähnt gelassen, daß die Sache nur durch den b l e i b e n d e n Grundsaz sie auszuführen, ausführbar wäre. Dieses gaben diejenigen, welche mit der Benennung: Entschluß durchgedrungen waren, zwar völlig zu; allein sie behaupteten zugleich, daß ihre Benennung dennoch besser wäre, weil sie an das Auszuführende lebhafter erinnerte.

Z. 8-10: Die bis dasjenige] Die [Gruik den ersten hatten einführen wollen, waren besonders deswegen unzufrieden, daß es ihnen Γ damiti nicht gelungen war, weil dieser [Beik an dasjenige Η Ζ. 13: den] [einen! > den Η Ζ. 14/15: welche bis waren] > [durch] welche [die] Benennung: Entschluß durchgedrungeno* W E L C H E mit der B E N E N N U N G : E N T S C H L U S S D U R C H G E D R U N G E N waren Η Ζ. i6: behaupteten bis besser] behaupteten [zugleich,] » [gleichwol,] H.I > • zugleich, · H.III< daß ihre Benennung [gleichwol] » dennoch H.ll< besser Η

16

Textteil 1,3

M a n stritt beym Heraufgehn darüber: Ob die Aldermänner die Stimmen wegen des Entschlusses heute würden sammeln lassen? Auf der einen Seite wurde gesagt: Den Aldermännern komt so viel Zeuges, das man wider sie vorbringt, zu Ohren, so viel vorsezlich falsche Erklärungen ihrer Absichten und Gesinnungen, (denn man müste doch auch gar zu wenig Verstand haben, wenn sie unvorsezlich wären) daß sie sich nicht nur um die Stimmensamlung wegen des Entschlusses nicht bekümmern, sondern überhaupt ermüden, und das Schif werden schwimmen lassen, wie es kann. Auf der andern Seite sagte man: Wer von den Aldermännern glaubt, daß sie so leicht erschüttert, oder gar bis zum Ablassen ermüdet werden, der verkent sie beynah in eben dem Grade, in welchem die von denen ihr redet, elende und kleindenkende Leute sind; wir sezen hinzu: in welchem sie Mangel am Verstände auch dadurch zeigen, daß sie sich einbilden, Andre werden die Vorsezlichkeit der falschen Erklärungen nicht einsehen. Aber nicht die Denkungsart derer, die so erklärten, sondern der unvermutete Umstand, daß einige der Besseren Kälte der Gesinnung in die Kälte der Untersuchung zu mischen anfingen, w a r die Ursache, warum es die Aldermänner für rathsam hielten, eine Stimmensamlung, die so viel entscheiden solte, noch aufzuschieben. Ihr Vorsaz war, jene Kälte, die An-

Z. 18/19: Aldermänner bis heute] Aldermänner > [heute] die Stimmen wegen des Entschlusses .· seitdem Wolfs Zeit zur Epoke geworden war,< bis etwa Η

too

20

Textteil

1,3

und w o werden die ähnlichen hinkommen, die seitdem sind geschrieben 105

worden? Wie wenige sind derer, welche das, was etwa von Unwiderholten darinn vorkomt, herauswühlen mögen, besonders da so vieles von dem, was schon bekant war, noch obenein wiedergekäutes Stroh ist. Die Ausländer, sagt man vielleicht, machen es hier nicht besser, als wir. Aber davon ist ja eben die Rede, daß wir es h i e r und s o n s t besser als die

no

Ausländer machen sollen. Wem das nicht genung gesagt ist, der bekömt niemals genung zu hören. Auch in den Theorien der darstellenden Wissenschaften ist es beynah nichts anders als Wiederholung auf Wiederholung, was uns vorgetragen wird. Denn man schmeichelt sich doch wol nicht etwa, deswegen für neu gehalten zu werden, weil man, durch allerhand

115

bildliche Redensarten, die noch dazu das Ding viel öfter vermummen als einkleiden, sich gebehrdet, als ob man neu wäre? Wir wollen immer mit unsern Dichtern ein wenig zufrieden seyn, daß sie es vorzüglich sind, welche nun schon seit nicht kurzer Zeit der Republik Ehre machen. M a n geb uns nicht Schuld, daß wir partheyisch von ihnen urtheilen. So einsei-

12.0

tig haben wir nie gedacht, und werden wir nie denken. Doch warum lehnen wir einen solchen Vorwurf von uns ab? Die Sache der Dichter redet ja laut genung für sich selbst, und wird, wenn nach dem Verlaufe einiger Jahre diese und jene andre Sache, auf die man sich hier u da dieß und das einbildet, völlig wird verstumt seyn, noch lauter reden. Alsdann

115

wenigstens wird man unsre Unpartheylichkeit ganz einsehn, weil man gar nichts mehr von dem wissen wird, was wir meinten, wenn wir von allerZ. ioj-107: welche bis ist.] welche [da] » das, « was etwa von Unwiderholten darinn vorkomt, herauswühlen [könnend mögen, besonders da [das meiste] » so vieles« [von demi, was schon bekant war, Γ noch obenein] [wiederkäutes'] » 'wiedergekäutes« [Heu u] Stroh » S T R O H « ist. Η Ζ. 109/110: die Ausländer machen sollen] [sie] » die Ausländer« machen [solten'] » 'sollen« Η Ζ. 113/114: man bis etwa,] man wird sich doch wol nicht etwa schmeicheln [wollen,] > M A N [ W I R D ] S I C H D O C H W O L N I C H T ETWA [ S C H M E I C H E L N , ] > M A N schmeichelt S I C H D O C H W O L N I C H T E T W A , Η Ζ. 114-116: man bis als ob] man [sichle, durch allerhand bildliche Redensarten, die noch dazu das Ding viel öfter vermummen als einkleiden, sich [anstelt,] » gebehrdet,« als ob Η Ζ. ii8: welche] [welche'] > 'welche H, w gestrichen und zwecks Verdeutlichung neu darüber geschrieben Z. 120-122: warum bis selbst] warum [lassen] wir [uns] [auf] einen solchen Vorwurf [ein?] » W A R U M lehnen W I R E I N E N S O L C H E N V O R W U R F von uns ab?« [Die] gute Sache » [Denn die] G U T E S A C H E > · Die · [ G U T E ] S A C H E > · D I E · S A C H E « der Dichter redet [ja] > [laut] [für sich selbst] redeten. H Ζ. 117-130: Daß bis hätten.] Daß also C(J [wenn man uns anders Unpartheylichkeit zugesteht)] die >.· ALSO DIE"* < Dichter, [schon einen] [Seh]·? Entschluß [nicht nur] >.· DICHTER, für ihr Theil, den ENTSCHLUSS s c h o n t gefast, [sondern auch ausgeführt hätten; u daher dem Entschlüsse der Republik nicht beyzutreten brauchten. Das lezte nicht. Denn warum solten sie nicht fortfaren wollen auszufüren?] •.· GEFAST, U. seine Ausfürung, (dieß getrauen wir uns zu sagen, ob wir gleich Zeitgenossen sind, [u daher partheyisch scheinen könten)] nur » SIND,) NUR < noch hier u. da unvollendet gelassen hätten." 4 Η Ζ. 132/133: an bis fähig] an, [fähig]·? einer Unpartheylichkeit, wie die unsrige ist, fähig Η Ζ. 135-137: vielen bis daß] vielen derselben [ihr zutraut] [ , ] >.· ihr, wenn euch [anders! die Geschichte der Wissenschaften bekant ist, in allem Ernste zutrauen könt,.· WIR DEUTSCHEN hätten"' « in den meisten abhandelnden Wissenschaften den rechten Weg

i 4S

22

Textteil

1,3

den rechten Weg zuerst gesehn, in vielen ihn zurükgelegt, in keiner unbetreten gelassen, hätten überhaupt mehr Altes als die Ausländer verkürzt, umgebildet, verworfen; mehr Neues entdekt, erfunden, es tiefsinniger bestirnt, und gerader und stärker zum Gebrauche angewandt; als wir euch iso

dieses damals sagten: so waren's vornämlich einige ältere Zeitpunkte, und viel weniger die lezten zwanzig oder dreyssig Jahre, was wir dabey im Sinne hatten. Damit sagen wir nicht, daß in diesem lezten Zeitpunkte gar nichts aus den abhandelnden Wissenschaften vorhanden sey, welches veranlassen köne, die Fassung des Entschlusses anzurathen: aber wir sa-

155

gen, daß derjenige, der, nur auf diesen Zeitpunkt zurüksehend, zu einem solchen Entschlüsse riethe, zwar wol Entschuldigung, allein kein Lob, wegen seines Mutes, verdiene. Lasset uns die Sache noch etwas genauer ansehen. Was haben sie denn in diesem Zeitpunkte anders gethan (die wenigen Ausnamen macht uns auch ihre Seltenheit schäzbar!) was anders,

160

als den Franzosen und Engländern über Staatskunst, Einkünfte, Haushaltung und Handlung nachgesprochen, und manchmal so gar nur nachgestammelt? über Dinge, die wegen der damit verknüpften vielen Leidenschaften und Zufälle überhaupt so unbiegsam gegen alle Theorie sind, daß die, welche sie nach sehr wenigen a n w e n d b a r e n Grundsäzen, und

165

mit gutem Erfolge betreiben, viel öfter des Theoretikers spotten, als sich

zuerst [gesehen'] » 'gesehn«, in vielen ihn zurükgelegt, in keiner unbetreten gelassen [hätten,] [daß wir] > . · G E L A S S E N , hätten""« überhaupt mehr Altes Tals die Ausländer! verkürzt, umgebildet, verworfen; mehr Neues [gefunden,] H entdekt, erfunden, es tiefsinniger bestirnt, [lebendiger gefast,] t> .· u.< gerader u stärker zum Gebrauche [angewendet'] [hätten] [ ; ] >.· 'angewandt;*" « H Ζ. i jo: sagten:] sagten [ , ] > S A G T E N : Η Z. 152-157: wir nicht bis verdiene.] wir [zwar] nicht » W I R N I C H T « , daß in diesem lezten Zeitpunkte gar nichts aus den abhandelnden Wissenschaften vorhanden sey, welches veranlassen [könte'] >.· köne"*«, die Fassung des Entschlusses anzurathen: aber wir sagen, daß derjenige, der, auf diesen Zeitpunkt [allein] zurüksehend » nur A U F D I E S E N Z E I T P U N K T Z U R Ü K S E H E N D « , zu einem solchen Entschlüsse riethe, zwar wol Entschuldigung, allein kein Lob, wegen seines Mutes, [verdiente'] >.· 'verdienet. Η Ζ. 157: die Sache] [das Ding] .· die Sache Η Ζ. ι6ο-ι62: Staatskunst bis Dinge,] Staatskunst, [Finanzen] >.· Einkünfte·], Haushaltung u Handlung nachgesprochen, u [oft] >.· manchmal« so gar nur nachgestammelt [,] » ?« über [Gegenstände,] > .· Dinge, . · W E L C H E S I E [nach sehr wenigen a n w e n d b a r e n Grundsäzen, ul mit gutem Erfolge« betreiben, viel öfter des [Theoretikers'] » ['Theoristen] > -Theoretikers- « spotten, als sich mit ihm einlassen [;] [Was] » : was « anders Η

T e x t t e i l 1,3

Z 3

mit ihm einlassen: w a s anders gethan, als sich in Schurnalfabriken zu Arbeitern brauchen lassen, und sich, weil sie nun v o n Buchhändlern Bestallungen z u m Richteramte erhalten hatten, über schlechte Scribenten, mit demütigem Stolze, und über gute, mit einem der noch lächerlicher ist, erhaben geglaubt? w a s anders, als, nunmehr endlich der eklektischen

i7o

Philosophie zugethan, so oft das Falsche oder das Unwissenswürdige gewählt? V o n den Wiederholungen des Wiederholten haben wir vorher schon geredet. W i r merken hier nur noch in Vorbeygehn an (denn w i e könten w i r uns anders als in Vorbeygehn auf so etwas einlassen,) d a ß das bey der Sache denn doch g e w i ß nichts ändern werde, w e n n man mit lang

i75

ausgesponnener Wizhaftigkeit, und grobeitler Zuversichtlichkeit, als sage man etwas v o n Bedeutung, oder mit geglaubter Laune, oder auch mit schwerfälliger und weitschweifiger Trockenheit das Wiederholte widerholt. Was haben sie endlich besonders in der N ä h e unsrer jezigen Zeiten anders gethan, als den Socinianismus (der bey und bald nach seiner Entstehung viel scharfsinniger vorgetragen w u r d e , w i e jezo) wieder hervorgezogen, und sich angestelt, als o b sie ihn erfunden hätten? W i r sehen hier den Socinianismus nicht v o n der theologischen Seite an; wir reden nur v o n dem sonderbaren D ü n k e l derer, die sich Vorzüge

Z. 167-172: und bis gewählt?] u sich, [bey Führung ihres] [eingebildeten'] [Richteramts',] >.· weil sie nun [ein] ['Richteramt'] [führten] [,J > WEIL SIE NUN von Buchhändlern Bestallungen zum 'Richteramte erhalten hatten,< über schlechte Scribenten, mit demütigem Stolze, u über gute, mit [lächerlichem',] » MIT einem der noch 'lächerlicher ist,< erhaben geglaubt? [Was] » was< anders, als, Γ nunmehr endlich! der eklektischen Philosophie zugethan, [gewöhnlich] >.· so oft« das Falsche oder das [Unbedeutende] >.· Unwissenswürdige< gewählt? Η Ζ. 172/173: wir vorher schon] wir [schon] vorher > WIR VORHER schon Η Ζ. 1J3: hier nur noch in] hier Γ nur noch! in Η Ζ. 174-177: einlassen,) bis oder auch] einlassen [?] » , .· ALS den"« Socinianismus (der [zur Zeit]* bey u bald nach seiner Entstehung viel scharfsinniger vorgetragen wurde, als [er es jezt wird] » [ALS] jezo > wie JEZO«) [als ob]* sich angestelt >.· Γ wieder h e r v o r g e z o g e n , u l SICH ANGESTELT*"«, als o b Η

Ζ. 182-194: hätten? bis Auch] hätten? iïWir sehen hier den Socianismus nicht von der theologischen Seite an; wir reden nur von dem sonderbaren Dünkel derer, die sich deswegen [Verdienst] >.· SICH [DESWEGEN] V o r z ü g e > SICH VORZÜGE«

ιβο

24 185

Textteil 1,3

anmaassen, weil sie etwas, das schon da gewesen war, von neuem vorbringen, und es noch dazu mit schlechtem Gründen unterstiizen als ihre Vorgänger. Welch Bündnis, und welche Verbündete, die dergleichen zum Verdienste erheben wollen. Aber wie betriebsam, und wie wenig ekler Wahl in Ansehung der Mittel müssen Leute seyn, denen es gleichwol mit

190

einer l a u s c h u n g wie diese ist bey Einigen glükt. Nicht so wol das wird einst die Geschichte merkwürdig finden, daß es von neuem Socinianer gab, sondern, daß sie mit dieser schamlosen A n m a a s s u n g des Verdienstes auftraten. Zwischenraum

für vorgesehene

Einfügung

Auch haben sie die Bibel modernisirt, und das Ding, indem sie Jesus 195

mit Grazie reden liessen, wol so arg gemacht, als jener alte deutsche Übersezer des Livius, der, um modern zu seyn, den Pontifex m a x i m u s der Römer Pabst nante, und Scipionen und Hanniballen auf einander feuern ließ, oder so arg, als H e u m a n n , der einem Römer nicht etwa nur einen Titel g a b , sondern ihn, der Landpfleger Syriens war, über d a s auch einen

anmaassen, weil sie etwas, das schon da gewesen war, von neuem vorbringen, u es noch dazu mit schlechtem Gründen unterstüzen als ihre Vorgänger. Welch Bündnis, u welche [Verbündeten'] » 'Verbündetem, die [einen solchen Mangel an Verdienste] > .· DIE [so etwas] > DIE dergleichen zum Verdienste erheben wollen. Aber wie betriebsam, u wie wenig ekler Wahl in Ansehung der Mittel (der nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus) müssen Leute seyn, denen es gleichwol mit einer [solchen] Täuschung » EINER T Ä U S C H U N G wie diese ist« bey Einigen glükt. Nicht so wol das wird einst die Geschichte merkwürdig finden, daß [zum zw]í >[wieder] Socinianer [auftraten]«!* es von neuem S O C I N I A N E R gab, sondern, daß [sie]* sie mit dieser [tollkühnen] >.· schamlosen«] Anmaassung [von] [Verdiensten'] » des 'Verdienstes « auftraten. 11 [Was anders, als durch Erziehungsbücher Wunder zu thun gemeint, ohne zu bedenken, daß es bey der Erziehung fast ganz allein auf den Ausführer ankomt.] Auch >.· AUFTRATEN, et A U C H < H Z. 195: Grazie] [Gar]* Grazie H Ζ. îyj-zoo: wol bis betitelte.] wol so [toll] >.· arg"« gemacht, als jener alte deutsche Übersezer des Livius, der, um modern zu seyn, den Pontifex maximus der Römer Pabst nante, u Scipionen u Hanniballen [Feur]* [Feuer] auf einander [geben] » AUF EINANDER feuern« ließ I(das [Feuer geben] » feuern« war auch in den Holzschnitten, oder * H O L Z S C H N I T T E N zu sehen)], O D E R > . · L I E S S , O D E R « [so [toll,] >.· [s]* arg,*"«] als Heumann, der [[dem']* 'den Landpfleger] >.· einem Römer^« [von Syrien] /"; (7 [dem doch] [wen]* [wo nicht] [Erlaucht] [doch wenigstens Excellenz zugekommen wäre] [ , ) ] >.· [Syriens]* nicht etwa nur einen Titel gab, sondern fihm7 , der Landpfleger Syriens war, über das auch einen3 « Hochedlen Herrn [betitelte.] > .· [hieß] > [schalt] > [hieß] > /"nanteJ > • betitelte·*1 « Η

Textteil

1,3

2-5

Hochedlen Herrn betitelte. Ausser allem diesen sollen, wie man uns er-

200

zählt, jezo Handschriften herumgehn, und von vielen bewundert werden, deren Verfasser mit der E i n b i l d u n g s k r a f t ,

und noch dazu mit einer

sehr v e r w i l d e r t e n philosophiren. Der neueste Schritt, und unstreitig ein sehr wichtiger, den man auf dem Wege der Aufklärung thäte, wäre also, daß man künftig mit den O h r e n sähe, und zwar, welches die Sache ihrer

205

Volkommenheit nicht wenig nähert, mit t a u b e n O h r e n . Wir wissen, daß wir rund, und unpolitisch geredet, und uns dadurch nicht kleinen Anfeindungen, die wir aber mit Mänlichkeit ertragen werden, weil wir sie nicht verdienen, ausgesezt haben. Und so werden denn diejenigen, die sich getroffen fühlen, sich uns unter vielem andern, was

210

sie wider uns nach ihrer Art treiben werden, auch bey dem zu fassenden Entschlüsse aus R a c h e widersezen. M ö g t ihr doch! Nur Eins bitten wir euch bey der Sache begreifen zu lernen. Und dieses lautet so: M a n kan zwar von Niemanden fodern, d a ß er für die Z u k u n f t sorgend, mit M u t e und vaterländischer Gesinnung Grund zu wichtigen Dingen lege, oder, welches hier einerley ist, den Gedanken eines solchen Entschlusses habe: allein wenn dieser öffentlich ist angerathen worden, ihn dann nicht nur nicht fassen zu wollen, sondern sich so gar bemühen, diejenigen, welche

Z. 200/201:

Ausser bis erzählt,] [Über dieses alles] >.· Ausser allem diesen« sollen, >

wie [man] uns erzählt [,] WIE UNS ERZÄHLT [wird]r, dänen di Gaben anderer, weil si selbst keine hatten, ein Dorn im Auge waren. Freilich hatten manche fon inen ire geglaubten Gaben der "Welt zeigen wollen; weil aber ire "Werke schçm nach J$r und Tag so ganz fergessen waren, daß nyr di Samler und Bletterer aller Bycher, di geschriben warden, noch etwas dafon wüsten: so war es selbst inen kein Geheimnis mçr, daß jr Glaube an sich selbst wol äben nicht so ganz rein fon Aberglauben sein möchte. Je einleuchtender inen nyn dises w^rd, desto heftiger st^ch si der Dorn. Was dise Leute, so wol di, welche es mit iren Gaben schçm fersycht, als di, so es noch nicht fersycht hatten, was si taten, um iren Schmerz wenigstens zu lindern? Si sychten sich, fanden sich leicht und schnei, denn si hatten eine scharfe Witterung fon einander, ferbanden sich zu festgesezten Zusammenkümften, und zu gemeinschaftlichen Schriften. Und dan w§rd nichz als Kritjk gesprochen, und geschriben. Das Ding, das inen fyr Kritjk galt, wçr ein Schwal rezensentischer Redensarten, mit dänen si in di Luft strichen, jr meint, jr seid schçm mitten in einer Schylhalterei. Noch nicht föllig. Denn si waren über das Alles auch noch so einseitig, so sçr an ire Landschaft, an ire Stat gebunden, daß, da si, wen dis nicht gewäsen were, denn doch wenigstens als Knaben an Ferstande hetten aufträten können, si sich durch dise eingeschrenkte Denkungsart bis dahin ernidrigen ljssen, daß si fon jr als Kinder gegengelt wurden. Doch genung fon euch, und an euch, jr Kleindenkenden, jr Modernen! Denn wen es euch auch unbekant ist, was wjr noch hinzu sezen könten, und weglassen; so sehen wjr doch Menner um uns här, di es recht gyt wissen. Und über dises ekelt uns auch dafçr, uns an dem Tage einer solchen Entscheidung weiter mit euch einzulassen. Di Aldermenner hetten sich, sagt man uns fileicht, mit Leuten dises und änliches Gelichters überhaupt g§r nicht einlassen, und tyn sollen, als ob si nicht auf dem Landtage weren. Meint jr etwa, di jr uns den Fç>rwurf macht, daß wjr disen hohen Sin nicht auch haben? Aber sol är denn so hçch sein, daß är die Gyther-

Textteil

1,4

29

zigkeit, mit dar man sich auch solche Schäden zu heilen bemyt, ganz unwirksam mache? Und wen nyn follends dise Schäden, selbst in Anse-

95

hung einiger, di jenes Gelichters nicht sind, kräbs^rtiger weren, als jr wol denkt; und wjr also nicht blçs gutherziger, als jr uns haben wolt, gewäsen weren, sondern auch weiter gesehen hetten, als jr? Wjr wenden uns jezo zu dänen, di wjr zw§r auf keine Weise mit den Modernen fergleichen; dänen wjr aber doch auch noch keinen Plaz unter

100

den Gytçdlen gäben können, zu euch, di jr fjl Geist, und noch mçr Fleis zeigt; wichtige Sachen läbhafter wünscht, als hoft; wolt, allein nicht sçr wolt; anfangt, fortfart, doch di feurige Ausdauer nicht kennet, di noch unrufoller endet, als si begonnen hatte; weise, aber zu bedechtig seid; handelt, und gleichwol zögert; den Auslender çrt, one fç>r der Übersehe-

ioS

zung desselben auf eurer Hyt zu sein; und der falschen Grçsse zw^r nicht gestattet, daß si euch blende, allein fçr der waren so erschrekt, daß jr si f y r uniibertrefb^r haltet, zu euch, di wjr fereren und liben, aber di wjr noch mçr fereren, noch mçr liben wärden, wen jr euch yber euch selbst erhäbt.

no

|r zweifelt also noch, jr seid nicht one Befürchtung des Mislingens, da wjr euch auffodern den grçssen Entschlus mit uns zu fassen? Ist das der Fçrfaren würdig? Luthers, welcher, är Ein Man, und durch Ein Bych, di Sprache, und welche Sprache, beina umsehyf? Opizens, där zuçrst dise Sprache recht brauchte? Melanchthons, där Deutschlands Lerer hjs, und

n5

w^r, und noch nicht föllig aufgehört hat es zu sein? Keplers, där di yrsach der Weltbewägung f ç r Neutonen sa? Leibnizens, där auch treumend erfand? Bei disen w^rhaftig deutschen Mennern! höret endlich auf bis zur Kleinmyt bescheiden zu sein, und f ç r der Grçsse der Auslender (ich meine di wirkliche; aber fjl flimmerz auch unter inen fon scheinbarer) fçr jener

no

Grçsse zu erschrekken; und erkynt euch deutsch zu denken! Di Franzosen und Englender haben nicht etwa nyr ire Werke der Darstellung, sondern auch ire besten unter den abhandelnden, in iren Sprachen, geschriben; und si haben es recht gemacht. Ich hoffe, daß es kaum mçr nötig ist, euch daran zu erinnern, daß kein Neuerer in der lateini-

iz5

sehen Sprache schreiben kan. Jr h^bt doch wol Menner, di Geist hatten, mit einander sprechen gehçrt, dafon der eine, in seiner Sprache, und der andere, in äben diser fon jm recht gyt erlernten Sprache, redete; und jr h^bt dan bemerkt, welche Überlägenheit, nach einer solchen Unterredung allein zu urteilen, der çrste über den lezten zu haben schjn? eine Überlä-

130

30

Textteil

1,4

genheit, welche diser nyr aus übertrjbner Gytherzigkeit dulden konte; denn sonst wiird' är schnei abgebrochen, und den Auslender haben allein reden lassen. Meinet nicht etwa, daß dis föllig der Fai sein würde, wen ein Römer aufstünde, und ein Neuerer mit jm sprçche. Denn der Alte 135

würde hjr noch weit höher auf den Neuern herabsçn. Wjr können di läbenden Sprachen fjl besser lernen, als di toten; und wjr lernen si auch fjl besser. War eine Sprache nicht föllig weis, dar ist jr Skl^f, und mus denken, wi si es haben wil: war si aber ganz ferstçt, dar ist Her, är denkt wi är wil, und di Sprache mus jm folgen.

140

Bei dem Gebrauche der lateinischen Sprache kömt noch besonders in Betrachtung, daß der Neuere, welcher si schreibt, grçssenteils Begriffe darin ausdrükken mus, welche di Römer nicht gehabt hatten. Da nyn jener di lateinische Sprache nyr sçr unfolkommen lernen konte, und si auch (ich kans fon den besten Latinisten beweisen, daß si keine Ausname

145

ferdinen) nyr so gelernt hat; und da es selbst f y r Zesarn oder Zizerçn keine leichte Sache gewäsen were, dise ganz andern Begriffe auszudrükken: (Wär nicht weis, wi weit es dem lezten gelang, oder mislang, wen är dem Gedankengange der grjchischen Filosofi und irer Teori über di schönen Wissenschaften folgen wolte, dar darf hjr nicht mitsprechen.) so sihet

150

man leicht ein, was eine solche mangelhafte Kentnis der Sprache alle fç>r Ferwirrungen, Ferunstaltungen, Ferwarlosungen, und manchmal beina Zerstörungen der Begriffe, di man hatte, sagen wolte, und nicht sagte, herfçrbringen muste. Und gleichwol red' ich hjr fon der tjfgegründeten Foderung därer noch nicht, dänen weder das feurigste Gedicht, noch di

155

kelteste Untersychung genung tyn, wen di Bestimmung des Gegenstandes nicht bis zur Foliendung richtig ist. Ich schäme mich beina noch etwas hinzu zu sezen; aber ich mus doch wol, wi schwçr ich auch daran gehe. Indäm wjr Neuern eine Sprache schreiben, di wjr nicht schreiben können, so begehen wjr unter andern auch dän Fäler; und dis besonders alsdan,

160

wen wjr di Begriffe unsrer Zeit auszudrükken haben, (wär hjr seine Zuflucht zu Umschreibungen nimt, fersjt es äben so sçr) dän Fäler, sag ich, daß wjr di Eigentümlichkeiten unsrer Sprachen in di römische mischen, daß der Franzose, der Englender, und der Deutsche in Gallizismen und so weiter reden. Und der Erfolg hjrfon? Daß si sich einander nicht ferstçn;

Ζ . 1 3 1 - 1 3 3 : dulden bis lassen.] [dulden' konte;] denn sonst [würd' är] schnei [abgebrochen',] und den Auslender [haben] allein reden [lassen.] .· 'duldete; DENN SONST b r a c h er SCHNEL ' a b , UND ließ DEN A U S L E N D E R A L L E I N REDEN.

Η

Textteil

1,4

31

und dis denn oft alsdan, wen es auf nichz geringers als auf erweiterte

165

Grenzen der Wissenschaften ankomt. Daß also, nicht etwa nyr in Bezihung auf di Werke der Darstellung, sondern auch auf di besten der abhandelnden di genanten Auslender es denn doch wol recht gemacht hetten. Beschuldigt uns nicht, daß wjr euch hjrdurch zur N^chamung der Auslender auffodern. Man ist nicht Nach-

i70

amer, wen man etwas tyt, fon däm es sich fon selbst ferstçt, daß es geschehen müsse, und das Andere nyr früher getan haben. Wjr haben euch, aus ganz andern yrsachen, als di jr uns aufzubürden scheint, an di Franzosen und Englender erinnert. Unsre Absicht ist, euch fçrnâmlich auf Eine Sache aufmerksam zu machen, di zur Ausfürung des Entschlusses nicht wenig

i75

beitragen kan. Leibniz, (ferzeit dem erhabnen Manne den Fältrit seiner französischen Teodizee) Leibniz tat den Ausspruch: »Was ich nicht deutsch sagen kan, das ist nicht w^r.« Aber können wjr denn wirklich alles, was war ist, deutsch sagen?

180

Dise grçsse Frage durfte man zu Leibnizens Zeit noch nicht so beantworten, wi man jezo darf. Wjr können. Könnens di Englender? di Franzosen? Last, und entscheidet. Aber jr müsset den Inhalt und di Sprachen ferstçn: wo nicht; so enthaltet euch des Entscheidens! Jr sehet doch, auf welche Höhe ich euch gefyrt habe? Wen wjr alles,

185

was war ist, sagen können; so dürfen wjr ja nyr auf dem grçssen Wäge der Warheitsbestimmung (ich näme hjr alte noch nicht genung entwikkelte, und neue Wçrheiten zusammen) immer weiter fçrwerz gçn; und wjr warden di Franzosen und Englender, weil si oft nicht alles sagen können, was war ist, hinter uns lassen. Ich meine nicht di gewçnliche halb unrich-

i?0

tige Bestimmung; denn bei diser kans keine Sprache der andern zeigen, daß si mçr fermöge: ich meine di follendete, si, di dem scharfen Untersycher allein genung tyt. Steli euch einen Deutschen, und einen Auslender fç>r. Si sollen beide äben dasselbe heraus gebracht haben; beider Gedanken sol zu äben där lichten, und über alle weitere Weglassungen oder

i 95

Zuseze erhabnen Foliendung gekommen sein, dären Durchschauung dem recht tifen Forscher Wonne ist; aber der Auslender sol nicht ganz sagen können, was är dachte; (nicht sagen, und nicht ganz sagen, ist hjr fast einerlei) der Deutsche sol es können: was gçt es nyn den Zuhörer an, denn är weis es ja nicht, daß beide gleich gedacht hatten? und wen ar durch das Gesagte in neue Bezirke des Denkens tr§t, durch wän w^rd är hinein gefyrt?

200

32.

Textteil

1,4

Und eine solche, hjrzu fähige Sprache braucht jr nicht etwan çrst zu schaffen; jr h^bt si schç>n. Wen ich fon eurer Sprache rede; so meine ich 105

si in irem ganzen Umfange, zu däm di Bildsamkeit als etwas jr fçrzûglich Eigentümliches gehört, durch welche si jede Wendung des Gedankens, und zw^r des tifen und des starken am willigsten, auch nimt. Daß sich hjr di Ungeweiten, und unter inen fçrnâmlich unsre ditirambischen Prosaisten entfernen, di mit den reinen und schönen Umrissen föllig unbe-

110

kant, nicht mit samftem Finger in den Tç>n drükken, sondern mit der Faust derb darauf herum arbeiten. Dise Sprache h^bt jr. Wen jr also in däm Grade Untersycher, Entdekker, und Erfinder seid, daß jr file wichtige bekante Warhelten bis zur fölligen Richtigkeit bestirnt, und file wichtige neue heraus bringt, di beiden Zile des Entschlusses in Ansehung der ab-

us

handelnden Wissenschaften; so sezet euch eure Sprache in den Stand, andern das ganz mitzuteilen, was jr bestirnt, oder heraus gebracht, und si alle Tritte und Schritte, di jr auf der grçssen Laufb^n get^n h^bt, auch tyn zu lassen. Aber nyr dan wist jr, was jr an diser eurer Sprache h§bt, wen jr si ganz kent. Ferzeit mjr meine Befürchtung. Es kömt mjr fç>r, daß

22.0

es fileicht file unter euch nicht so recht wissen, wi hçch si, durch den fölligen Gebrauch der Sprache, kommen, oder, welches hjr einerlei ist, wi weit si sich über di Auslender erhäben können, und das deswägen, weil si in den Geheimnissen der Sprache nur halb eingeweit sind. Der Gedanken, und di Sprache stçn mit einander in filen genauen und

225

festen Ferbindungen. Ar gibt jr, n§ch seiner Beschaffenheit, dise oder eine andere Wendung, und si jm, n^ch irer, und dis zwçr öfter, oder seltner, niich der Anzal, und der Änlichkeit därjenigen Begriffe, di si iren Worten schçm anfertraut hat. Si kan zu reinem Bestimmungen feranlassen, und manchmal wol g§r Miterfinderin wärden.

230

Welche Einflüsse das Denken auf eine Sprache, di alles, was w^r ist, sagen kan, oder di eurige habe, überlas ich euch in seinem Umfange zu übersehen. Aber wissen müst jr, was w§r ist, und was nicht war ist, und ferstçn müst jr di Sprache; sonst enthaltet euch ja hjr zu entscheiden.

235

Wen jr eine Fçrstellung, ich rede fon einer, di richtig sondert, und folstendig ist, dafon h^bt, wi genau di Grjchen in irer Sprache das Ware ausdrükten; und wen jr di eurige kent: so werdet jr es ganz durchsçn, was ich meine, wen ich behaupte, daß sich di Deutschen, in Betracht der alles wägenden, und alles erreichenden Warheitsbestimmung, auch durch

240

Hülfe irer Sprache, über di Auslender erhäben können. Einst schçrn erhu-

Textteil 1,5

33

ben? Durch Wolfen nicht. Denn dazu ferstand är di Sprache nicht genung; obgleich seine deutschen Werke allein auf di Nachwelt kommen warden. Denn di Folzäligkeit einiger weniger Bychersäle wird denn doch wol seine lateinischen, di so überfolstendig, und in Ansehung der Sprache nyr nicht barbarischer als der Scholastiker ire sind, auf di Nachwelt bringen sollen?

z45

Damit jr sehet, daß unser Ide^l des wissenschaftlichen Ausdrux fest gegründet ist; so wollen wjr aus dem tjfsinnigen Lambert Stellen sçr ferschjdnes Inhalz nämen, und mit genauer Untersuchung seiner Sprache so lange fortfaren, bis wjr glauben dürfen, der Denker wärde nyn aufhören Einwürfe zu machen, der Schwezer aber lauter als jemals warden.

150

1,5Morgen

Bruchstück 1 Leerraum für

Inhaltsangaben

Es ist der Gebrauch unter uns, daß, wenn der B e d e u t e r , Belerung halben, die Leute einladen last, der V o r k a u e r sich allezeit bey ihm aufhalte. Dieses ist auch ein recht guter Gebrauch; und es würde schlimmere Folgen haben, als man wol denkt, wenn er, nach dem Wunsche derer, die nur am Heutigstägigen kleben, abkäme. Denn so bald der Bedeuter mit seinen Erläuterungen, Darlegungen, und Zurechtweisungen nichts fruchtet, und also die Hände sinken läst, und am guten Erfolge verzaget; so trit der

Z. 4/5: die bis ist] tan] die Leute [geschikt wird,] » D I E L E U T E einladen läst, < der V o r k a u e r [ihm] allezeit [nachtrete.] >.· D E R V O R K A U E R sich A L L E Z E I T bey ihm aufhalten [U.] [dieses'] » 'Dieses« ist H Ζ. 6lj: als bis abkäme.] als man wenn man vom Heutigstägigen schwindelt, [wol denkt,] wofern er abkäme. > ALS M A N [wol denkt,] [WENN MAN V O M H E U T I G S T Ä G I G E N S C H W I N D E L T , ] [ W O F E R N ER A B K Ä M E . ] .· A L S M A N wol denkt, wenn er, nach dem Wunsche derer, die nur am Heutigstägigen kleben, abkäme. Η Ζ. γ-io: seinen Erläuterungen bis seinen Erörterungen] seinen [Erörterungen] » Erläuterungen«, Darlegungen, u Zurechtweisungen nichts fruchtet, u also die Hände sinken läst, >[u. sie] [von seiner]«^ u am guten Erfolge verzaget; so trit der Vorkauer mit seinen Erörterungen Η

5

34

Textteil 1,5

Vorkauer mit seinen Erörterungen, Zergliederungen, und Einprägungen sogleich hervor, und leistet seinem Geselschafter so kräftigen Beystand, daß die Vorgeladnen gleichsam in einem Meere von Deutlichkeiten fortgeschwemmet werden. Die Aldermänner sahen, daß es sehr Noth thäte, den Bedeuter endlich zu beschäftigen, und sie liessen sich daher auch keine Bedenklichkeit mehr davon abhalten. Sie hatten von so vielen Urtheilereyen und Quermeinungen gehört, und erfahren, wie hoch diese auf dem jezigen Landtage den Kopf trügen, daß ihnen, den Einflüssen derselben zu wehren, beynah kein anderes Mittel übrig war, als den Bedeuter sein Amt verrichten zu lassen. So bald dieser Polizeybediente jezo die Anhöh herunter und nach dem Plaze zwischen den Zünften und dem Volke zuging; so näherten sich ihm, der Gewonheit gemäs, fünf Nachtwächter, die er dann auch sogleich zu Einladungen versendete. Viele der Eingeladnen verwunderten sich höchlich, daß sie es wären, die dem Bedeuter stehen solten; aber die Zuschauer theilten diese Verwunderung nicht mit ihnen. Der Mann pflegt sich bey seinem Geschäfte einer Formel zu bedienen, die er nachdem ihm Anlaß dazu gegeben wird, seltner oder öfter wiederholt. So oft er sie ausspricht; so stöst allezeit ein Nachtwächter dazu ins Horn, und er selbst wiederholt

Z . 10-12: Einprägungen bis gleichsam] Einprägungen Γ sogleich 1 hervor, u leistet seinem Geselschafter > [ein] so [kräftig'] [ist] » werden könte < in% Vergleichung mit der Dichtkunst der Ausländer u der Alten/ ist: ('ist als Kustos eingetragen, unterstrichen) H, an tieferen ursprünglich zusammengeschrieben, dann durch einen senkrechten Strich getrennt Z. 103-10/: so muß bis haben.] so [müssen] >.· muß^< doch wenigstens [zwey Sachen] >.· zweyerley'< so gar für euch auffallend seyn, das > [erste] [weniger wichtige ist] .· eine":< Daß uns [unsK die Ausländer, erst seit dem wir unsere neuern Dichter haben, übersezen; die zweyte [,] [daß'] •> [die] [zweyte:] >.· das andre:^ 'Daß·* diese Dichter • [,] > [daß] .· D U N K E L H E I T , D A S S ^ [ d i e s e r , ] »

er,< e r

Η

Ζ. liz: wolt] [wolte'] > 'wolt Η Ζ. 112.: den Vorkauer wol] [wolΗ den Vorkauer wol Η Z. h3·· das bis durch] [dieß] that [er denn] b das THAT dieser [dennl durch Η Ζ. 1 2 2 : bekantlich] [d]* bekantlich Η Ζ. 12): Hörne] [Home'] > 'Horn' > 'Hörne Η Ζ. 124: Verurtheilter] [verurtheilter'] > 'Verurtheilter Η Ζ. 1 2 9 - 1 3 1 : nicht einmal bis durchliesse.] • [selbst] die helsten Gedanken, u die stärksten Empfindungen, weder [Stralen'] » 'Stral< [noch]^ noch Sturm, bedeute Η Ζ. 140: Punkte] [PunchH Punkte Η Ζ. 143: welches zu] welches [auch] zu > W E L C H E S Z U Η Z. 144: werde! Die] werde! φ [ D ] Die .· W E R D E ! D I E H, vgl. entsprechende Änderung Z. 14 7/14 S Ζ. 147/148: können. Er] können. [)] Er .· K Ö N N E N . Er H, vgl. entsprechende Änderung Z. 144 Z. 148: welche] Möglicherweise nachgetragen Η Ζ. i ; o : des] [eines] > des Η Ζ. i jo: verhalten müsse] [zu] verhalten [habe] > V E R H A L T E N müsse Η Ζ. 151-153: ertappe bis Nachdem] [ertaffe']·? ['ertappe!]^ ertappe [!'] >.· ERT A P P E ' , Γ daß man nämlich dieß nicht jenem sondern vielmehr diesem beyzumessen habe.l Nachdem Η GEN, WEDER [STRALEN'] »

'STRAL< N O C H


'sezet Η Ζ. i$6: könne:] könne [ ; ] > KÖNNE : Η Ζ. i6y. Amtsverrichtungen] [Amtsverrichtung']* 'Amtsverrichtungen H, -ungneu geschrieben, vermutlich zwecks besserer Lesbarkeit Z. 165/166: der Vorkau] [das Vorgekaute] > der Vorkau Η Ζ. ι66/ι6γ: sich bis an] sich Γ nach überlebter Einleitung! [jezo] an > SICH nun [ N A C H ÜBERLEBTER E I N L E I T U N G I AN

Z. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ.

Η

167/168: so bald] [nachdem! > so bald Η i68: etlichemal] [einigemal] > etlichemal Η i68: mislautend] [unharmonisch] > mislautend Η ιγο: so:] [soo:]* so: Η ιγι: Hier] [E]* Hier Η ιγι: er] [si]* er Η ι γ 2 : er jezt nicht] er [jezt! nicht Η 175·· durch] [durch]* durch Η ι γ y . Mit der Poesie] [War's Poesie;]* Mit der Poesie H

I7S

42.

Textteil

1,6

etwas anders zu Werke. Bald umschrieb er sie bloß prosaisch, bald schwächte er sie ausserdem noch durch erläuternde Zusäze. Aber dieß w a r ihm noch nicht genung. So lau wolt er sein Amt nicht verrichten. Er erniedrigte daher auch allzeit (in der Prosa und der Poesie) den edlen 180

Ausdruk zum gemeinen; und lächelte mit desto mehr Selbstzufriedenheit je tiefer er, bey dieser Verwandlung zu liegen gekommen war. [Der M a n n pflegte bey seinem verdeutlichenden Vortrage auch wol hier und da Einschiebsel anzubringen. Er schob unter anderm folgendes ein:]

1,6. Morgen.

Leerraum für Inhaltsangaben Die Musiker waren mit denen Künstlern, deren Werke die Zeichnung zur Grundlage haben, des Vorzugs wegen, in Zwiespalt gerathen. Dieß s

mochte wol die nähere Veranlassung des Antrags seyn, zu dem sie gestern im Thale vorbereitet hatten, und den sie heute thaten. Ihre Abgeordneten waren zu den Aldermännern hinauf gegangen. Dieß w a r ihre Anrede: Wir gehören nicht zu den zeichnenden Künstlern, und die Wahrheit sagen, wir mögen es auch nicht, und das vornämlich deswegen, weil sie

io

oft einen Stolz gegen uns zeigen, bey dem Verbindungen nicht dauerhaft seyn können. Denn wir r ü h r e n in höherem Grade, als sie, oder vielmehr, wir rühren, da sie bloß u n t e r h a l t e n d sind; und das wollen nur sie uns

Z. 176/177: bald bis Zusäze.] bald [übersezte er sie gar in Prosa.] > B A L D [machte er siel » [baldig schwächte er sie ausserdem noch < durch erläuternde Zusäze. H Ζ. i8i: gekommen war.] [kam.] > gekommen war. Η Ζ. 182/183: [Der bis ein:]] Passus zweimal senkrecht mit Tinte gestrichen Η Ζ. i8z: pflegte] [hatte] > pflegte Η Ζ. i8i: auch] lin [Ge]]l* auch Η Ζ. 183: Einschiebsel] [eix]^ Einschiebsel Η Ζ. 4·· in Zwiespalt] in [cIi Zwiespalt Η Z.yho: das bis bey] das [nicht allein] >.· vornämlich« deswegen, weil sie [so] > .· oft< einen Stolz [haben,] > .· gegen uns zeigen, < bey Η Ζ. uhi: als sie bis und das] als sie, [oder vielmehr, wir rühren, da sie [nur] » bloß« unterhaltend sind;! u das Η

Textteil

1,6

43

nicht zugestehn. Bey den Griechen gehörten wir zu euch. Doch dieß ist, wir wissen nicht, wie, und warum, abgekommen. Wir zweifeln nicht, daß die Gelehrten geneigt seyn werden, uns wieder unter sich aufzunehmen. Dieß vorausgesezt, erwarten wir von euch zu hören, wie ihr uns aufnehmen wolt, wir meinen, welche von uns Zünfter, und welche unter dem Volke seyn sollen. Wir freuen uns, erwiederte der wortführende Aldermann, daß ihr zu uns zurükkehren wolt; und um euch unsre Hochachtung recht, wie es seyn muß, zu bezeigen, wollen wir euch die Bedingungen der Aufname ganz offen sagen. Auch ihr seyd oft zu stolz auf den vorziehenden Beyfall gewesen, den euch, wie den zeichnenden Künstlern, die Grossen vor uns gegeben haben. Ihr müst überhaupt ohne Stolz zu uns kommen, wenn unsre Verbindung Dauer haben soll. Erlaubt uns ein Paar Worte in Vorbeygehn, von der geringen Reizung zum Stolze, die in jenem unterscheidenden Beyfalle der Grossen gewönlich liegt, zu sagen. Die meisten von ihnen stellen sich nur so an, als ob sie Kenner wären, sie sind es aber nicht. In der Musik verlangt sie allein nach Wollüsten des Ohrs, und gewiß sehr oft nur nach den gröbern; von den Wollüsten des Herzens, der Hauptsache des Musikers, wissen sie nichts. Der zeichnende Künstler gewint sie vornämlich dadurch, daß sie es sind, die er mit dem Griffel oder Pinsel, oder in M a r m o r und Erz abbildet; denen er Paläste und Schlösser aufführt. Wäre das nicht, so würd auch er sie sehr kalt lassen. Wir kennen nichts, das weniger verführerisch sey, als solche Reizungen. Es ist noch Eine Art des Stolzes (wir fahren fort euch durch Aufrichtigkeit Hochach-

Z . 1 3 : Bey bis euch.] [Zu dl^ [In] den [alten] Zeiten •> >[Zu] den [ZEITEN] [der G] vorziehenden] Beyfall gewesen, den euch, wie den zeichnenden Künstlern, die Grossen Γ vor uns! gegeben haben.Η Ζ. zy. soll.] [sollen']-? 'sollen Η Ζ. z6lzj: jenem unterscheidenden Beyfalle] jenem [Be]·? unterscheidenden Beyfalle Η Ζ . ζ 8 : wären, sie sind] wären, [siel sind Η Ζ. Z9I30: Musik bis nur] Musik [verlangen'] 1» 'verlangt« sie [nur] >.· allein< nach Wollüsten des Ohrs, u gewiß sehr oft nur H Ζ. 3 2 / 3 3 : Griffel bis Schlösser] Griffel oder Pinsel, Γ oderai in Marmor [oder] » u""< Erz abbildet; denen er Paläste [oder] » u"~« Schlösser Η Ζ . 3 6 : Eine] [eine'] > 'Eine Η

44

Textteil

1,6

tung zu bezeigen) den ihr nicht mit zu uns bringen müsset. Die Componisten haben die alte und böse Gewonheit, daß sie schlechte Gedichte wählen, sie zu sezen, damit die Musik die Herrin, und die Dichtkunst die Magd sey. Aber ihr irret euch bey der Sache nicht wenig. Denn es geht die Dichtkunst nichts an, daß auch schlechte Gedichte gemacht werden; und ihr beraubt eure Compositionen der grössern Schönheit, die sie durch gute Gedichte bekommen würden. Vereinte Schönheiten wirken auf ein ander, und verstärken dadurch ihre Eindrücke; in unserm Falle, wirken die Schönheiten des Dichters auf des Componisten, und so wieder des lezten auf des ersteAnV Nehmt einer schönen Composition das schlechte Gedicht, gebt ihr ein gutes, und sie wird noch viel was anders seyn, als sie vorher war. Erst schlepte die Musik ein schwaches Kind mit sich fort; jezt wird sie von einem Herkules geführt! Welch ein ganz and/er'v Gang. Nicht fernere Bedingung der Aufname, sondern nur guter Rath ist es, wenn wir noch sagen, daß ihr wol thut, wenn ihr öfter für den Gesang als für die Instrumente sezt. Eurer Sprache, wenn ihr ohne Worte reden wolt, fehlt, und wie vieles fehlt ihr dadurch, das Bestirnte einzelner Gegenstände. Es wird ihr daher unmöglich, sich bis zur Darstellung zu erhe-

Z . 3 7 - 5 2 Die bis sezt.: H.i

H.2

Z . 3 7 / 3 8 : Die bis daß] [Es ist alter u böser Brauch euer] Componisten >.· Die COMPONISTEN haben [den] [alten'] u. [bösen'] [Brauch] [,] H.2 > DIE COMPONISTEN HABEN die 'alte u. 'böse Gewonheit, H.i< daß H(H.i H.i) Z . 4 1 - 4 5 : daß bis Componisten] daß [einige'] t» ['Einige] H.i .· auch H.2< schlechte Gedichte [machen]^ [machen;] >.· gemacht werden; H.20 u ihr beraubt eure Compositionen der grössern Schönheit, die sie durch >[ein] [gutes'].· aus;""« so [thut] >.· macht« er Meisterwerk. A u f dem grösseren Schauplaze [kan]'- ist Η Ζ. γ ζ: die bis ehrerbietigen] die [eh]-? Instrumente zu folgsamen u. ehrerbietigen Η Ζ . 74·· recht gut, sagt] recht [gut, 1 sagt Η Ζ. y y.

so] [zu] > so H

Ζ . 76-J9:

N u n bis sind?] [ D o c h Fr]* [ A b e r ] » N u n « gleichwol Freyheit; aber >[ist]

denn das Vergnügen, sie ganz uneingeschränkt zu gemessen«* [ w o l t ihr]* [zieht se]* zieht ihr DENN DAS VERGNÜGEN, SIE GANZ UNEINGESCHRÄNKT ZU GENIESSEN, [dem]* der Freude vor, Meisterstücke zu machen, welche der Sezung für die Instrumente >[nicht] [möglich']«* 'unmöglich sind? H

4 6

Textteil

1,6

heit; aber zieht ihr denn das Vergnügen, sie ganz uneingeschränkt zu gemessen, der Freude vor, Meisterstücke zu machen, welche der Sezung für die Instrumente unmöglich sind? Wir sagen unmöglich, weil den Algemeinheiten die starke Rührung unerreichbar ist, zu welcher sich einzelne bestirnte Gegenstände erheben, wenn sie der Dichter und Componist zugleich darstellen. Wie wichtig und groß aber auch der Unterschied zwischen dem Guten und dem Besseren ist; so wollen wir ihn gleichwol nicht zum Maasstabe machen, wenn es darauf ankomt, ob ein Componist Zünfter seyn, oder dem Volke angehören solle. Ein Componist also, er mag für die Instrumente, oder er mag Gedichte sezen wird Zünfter, jedoch unter der Bedingung, daß er einen gewissen Grad Vortreflichkeit erreicht habe. Knechte werden es auch hier nur selten. Wir haben bisher von den Musikern im eigentlichsten und vorzüglichsten Verstände, den Componisten nämlich, geredet. Wolt ihr, denn wir überlassen es euch, daß auch die Ausführer, die Sänger und Spieler, zünftig seyn sollen? Es versteht sich von selbst, daß wir nur die Virtuosen meinen. Wir überlassen euch dieses deswegen, weil der Ausführer so viel Eignes des Vortrags zu der Composition, (denn zu wie manchem hat sie keine Zeichen,) hinzusezen kann, und muß, daß er gewissermassen auch als Erfinder anzusehen ist. Wäre dieß nicht, so würden wir uns wol hüten, euch die Zünftigkeit der Virtuosen zu überlassen. Der Virtuose ist der Maler oder Bildhauer, der nach der Zeichnung eines Andern arbeitet. Der Componist ist der Zeichner. A m besten thätet ihr, wenn ihr uns keine Schreyer und Spielleute zuführtet. Doch wenn ihr dieses nicht vermeiden könt; so versteht es sich von selbst, daß sie sich unter den Pöbel begeben müssen.

Z. 80/81: zu bis erheben,] zu welcher > einzelne [völlig] bestirnte Gegenstände [, we][kann], Γ jedoch 1 unter der Bedingung, daß er einen gewissen Grad Vortreflichkeit erreicht habe [,] sie sich Η

47

T e x t t e i l 1,6

Die Musiker wurden ein wenig schwierig darüber, daß man der Composition für die Instrumente nicht allein einen so engen Bezirk gäbe; sondern ihr so gar die Darstellung abspräche. Der Zuhörer, sagten sie, muß sich

105

einzelne Gegenstände hinzu denken. Nur wenige Zuhörer, wurde ihnen geantwortet, wären lebhaft genung, um dieß zu können; und diese möchten es oft auch nicht thun, und das deswegen, weil der Componist nicht selten von einer Algemeinheit zur andern spränge, und dadurch machte, daß man bald abliesse, Bestirntes, da dieses so oft müste geändert werden,

no

hinzu zu denken. Wir haben euch, fuhr der Aldermann fort, noch zwey Bedingungen der Aufname zu machen: Derjenige Componist, der allein für die Instrumente arbeitet, ist unfähig, (in so weit verwandeln wir unsern guten Rath in Bedingung) Anwald zu werden; und derjenige, welcher gewönlich schlechte Gedichte sezt, gehört unter das Volk. Wir sehen es,

n5

antworteten die Musiker, recht gut ein, wo ihr hin wolt. Die Dichtkunst soll die Herrin, und die Musik die Magd seyn. Eine angenehme Geselschafterin, sagte der Aldermann, ist keine Magd. Doch Vorzug, wessen er auch seyn möge, bey Seite. (Ihr sehet, wie lieb ihr uns seyd) Wir reden jezo gar nicht davon; wir sorgen nur durch unsre scheinbare Strenge für euer Bestes. Um euch hiervon zu überzeugen, brauchen wir euch nur an etwas, das wir schon gesagt haben, zu erinnern, daran nämlich: Daß vereinte Schönheiten, zu beyderseitigen Vortheile, auf einander wirken.

Z . 103/104: der Composition] [ihren] [Compositionen'] > der 'Composition H Ζ. ιογ/ιο8: dieß bis möchten] [es] >.· [dieses'] > 'dieß« zu können; u [diesel möchten Η Ζ. no: man bis werden,] man Tbaldl abliesse, [das] [Bestirnte'] » ['Bestirntes'] > [•das·] ['Bestirnte'] > 'Bestirntes«, [da'] [dieses] so » [das'] so > 'da dieses so« oft müste geändert werden, H, müste nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreibfehlers Z. 113-115: Instrumente bis Wir] Instrumente [seztX,] >.· arbeitet,« ist unfähig, [(in so weit verwandeln wir unsern guten Rath in Bedingung)! Anwald zu werden; u derjenige, welcher gewönlich schlechte Gedichte sezt, [muß sich, wenn er Zünfter ist,] unter das Volk [begeben.] T>.· SEZT, gehört UNTER DAS VOLK.« Wir Η Ζ. ii6: hin wolt.] [hinaus'] » 'hin« wolt. Η Ζ. 1 1 9 - 1 2 1 : Seite bis Bestes.] > Seite [,] ([ihr'] sehet, wie lieb ihr uns seyd) 'mancher Η

Textteil 1,6

49

aber wir sind jezo nicht beyeinander, um es zu untersuchen. Auf eins nur müssen wir euch noch aufmerksam machen. Der Singcomponist drükt

i 45

dasjenige Leidenschaftliche aus, was dem Dichter, der Sprache wegen, unausdrükbar ist. Was also der Dichter, wenn ihn die Sprache nicht gehindert hätte, noch würde ausgedrükt haben, d a s g a n z , aber auch n u r d a s muß der Componist ausdrücken. Weicht er rechts oder links von diesem Wege, sagt er mehr oder weniger als der Dichter, hätt es ihm die

i5o

Sprache erlaubt, noch würde gesagt haben; so schwächt er die Wirkung, welche durch die Vereinung der Schönheiten der Dichtkunst und der Musik, zu beyder Vortheile, entsteht: und weicht er sehr weit ab; so hebt er die Vereinung gar auf. So? so? rief einer der Abgeordneten, Der Singcomponist hat den Vor-

i55

rang unter uns; und dieser Mann auf seiner Höhe ist doch am Ende weiter nichts, als euer Declamator. Singende Declamation, redende! Was gehn mich eure listigen Unterschiede an. Unterwürfigkeit, Knechtschaft, Sclaverey ist es, wozu ihr uns bringen wolt! Nie, nie werd ich mir diese Fesseln anlegen lassen, nie w a s anders sezen als fürs Instrument! Aussinnen erfinden will ich es noch, wie selbst die Stimme, (die freylich etwas hat, das kein Instrument herausbringen kann) bloß als Instrument könne ge-

Z. 144: aber] [allein]^ aber H Ζ. 144: beyeinander] tbeys']^ 'beyeinander Η Ζ. 144: um bis untersuchen.] um t>[dieß] [auslm es zu untersuchen. Η Ζ. 145/146: Singcomponist bis aus,] Singcomponist >[läst] dasjenige Leidenschaftlichem drükt D A S J E N I G E L E I D E N S C H A F T L I C H E aus, Η Ζ. 147/148: wenn bis noch] wenn [es]-? ihn die Sprache nicht gehindert fhättel, noch Η Ζ. 148: ausgedrükt] ausgedrukt Η Ζ. 148: haben] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η Ζ. 148: aber] [χ]* aber Η Ζ. 152/153: welche bis entsteht:] >welche die Vereinung der Schönheiten der Dichtkunst u der Musik, zu beyder Vortheile« W E L C H E durch D I E V E R E I N U N G DER SCHÖNHEITEN DER D I C H T K U N S T U DER M U S I K , ZU B E Y D E R V O R T H E I L E , ent-

steht: Η Ζ. 155: rief] [sagte] .· rief Η Ζ. 155: Singcomponist] [s!k Singcomponist Η Ζ. ij6: seiner Höhe ist] seiner [ist]^ Höhe ist Η Ζ. 15j/i$8: Singende bis an.] [Redendeik Singende Declamation, redende! [O] [was'] » R E D E N D E ! 'Was« gehn mich eure [kleinen] gebraucht werden«·? könne GEBRAUCHT WERDEN.

Η

iso

50

Textteil

1,6

braucht werden. A , und e soll sie mir hören lassen, und kein halbes Wort eines Gedichts. Ich sehe meinen Sieg schon vor mir. Ganz neu will ich für 165

das A , e Instrument sezen, das sich um so mehr mit allen den Vorzügen die es vor andern Instrumenten hat, ausnehmen soll, weil es nun durch die Aussprache der Worte an nichts gehindert wird! Der Mann wolte noch fortfahren; allein die andern Abgeordneten schwichtigten ihn, ob sie ihn gleich nicht besänftigen konten. Sein Ge-

170

schrey hatte keine Einflüsse, und das vornämlich deswegen, weil er nur ein mässiger Künstler war. Der Herold ging jezo herum Zünfte und Volk zu befragen: O b sie ihre Einwilligung zu den Bedingungen der Aufname gäben? Indem dieses geschah, kam der Anwald der Kundigen in den halben Kreis herauf. Ihr

175

scheint uns, sagte er, den Ausführern nicht Gerechtigkeit genung wiederfahren zu lassen. Wenn es wahr ist, und was ist wahrer? daß der Ausdruk der Leidenschaft die Hauptsache der Musik ist; so erinnert euch nur, wie viel die Ausführer, vornämlich Leidenschaftliches, indem sie singen oder spielen zu der Composition hinzu sezen. Stellet euch einmal vor, daß man

180

auch für dies Hinzukommende Zeichen hätte; wie viel mehr dieser Zeichen an Z a h l und Art würde man brauchen müssen, wenigstens alsdann, wenn man den Ausführer als Virtuosen annäme. Wir wissen von einem grossen Componisten, der ein eben so grosser Spieler ist, daß er bey sich, als Spieler, am meisten gilt.

Z. 163: mir] [mir] > mir H Ζ. 164: Ich bis Ganz] Ich sehe meinen [ganzen] Sieg » MEINEN SIEG.· annäme. H.i< H.u Wir H(H.i H.i) Z. 183/184: sich bis am] sich [,] als Spieler [,] am H(H.i)

Textteil 1,7

51

Der Anwald trat zurük. Die Aldermänner machten hierauf noch diese

185

Bedingung der Aufname: Ob gleich der, der nur für die Instrumente sezt, nicht Anwald werden kann; so können es doch die, welche auf den Instrumenten, oder mit der Stimme ausführen. Der vortrefliche Spieler ist ein so grosser Künstler, daß er darunter nicht leiden muß, daß wir den Singcomponisten ein wenig über den Instrumentalcomponisten erheben. Es

190

geht ihn nichts an, was man vornämlich sezen solte; denn er hat nur mit der Ausführung zu thun. Nachdem die Zünfte und das Volk ihre Einwilligung zu den Bedingungen gegeben, und die Musiker erklärt hatten, daß sie mit denselben zufrieden wären: so machte der Herold ihre Aufname mit algemeinem Beifalle

i 95

bekant.

1,7· Morgen.

Notizen: Unterschied Γι)1 zwischen Gelehrten u Gelehrten 2) zwischen Grossen, u die doch nur ihr Anhang sind 3) G e s c h ä f t e der Gelehrten ihre A r b e i t e n . Geschäfte der Gel. haben da die Staaten noch nicht waren, wie sie jezt sind, viel zur Errichtung derselben gewirkt, wirken noch fort Ζ. ι8γ/ι88: so bis ein] so [kann] es doch [derjenige der auf den Instrumenten ausführt. Γ (Es versteht sich von selbst, daß der Sänger hier nicht ausgeschlossen wird)!] •.· so können ES DOCH die, welche auf [dem'] [Instrumente'] » 'den 'Instrumenten«], oder mit der Stimme ausführen. H . n [Ausführer, welcher den Gesang mit dem Spiele nicht verbindet.]^ [Er ist, wenn er] [vortreflich'] [spielt] [,J » Der 'vortrefliche Spieler ist< ein H(H.i H.2) Z. 191/192: denn bis thun.] > [weil] er nicht Componisi .· AUFNAME mit algemeinem Beifalle BEKANT. Η . Κ H(H.i H.z)

5

52.

Textteil

1,7

[Geschäft der Grossen] als Ärzte, Theologen, Juristen praktische Mathematiker Erzieher Geschäfte der Grossen. Krieg. Unterdrückung im Frieden durch Auflagen Sie sorgen nur für das äusserliche Glük, u schlecht Arbeiten der Gelehrten solche die moralische Einflüsse Γ (hier auch Vergnügen des Geistes)!, u die andre Einflüsse haben Sie bilden die Sprache Beyfall [der Gell^ den die Gelehrten erhalten, f r e y er den die GrossenL,]·? erhalten, g e z w u n g n e r ä u s s e r l i c h e r

Bruchstück Leerraum für Inhaltsangaben Heute brach eine Empörung aus, deren Ursprung wir etwas umständlicher erzählen müssen. Es waren immer Altfranken aus der grossen Welt, wie man es jezo nent, auf unsern Landtagen gewesen. Vordem nante man die Altfranken dieser Art Hofierer, auch grosse Hansen, und man begrif zugleich unter dieser Benennung die Hofierer der Hofierer von der ersten Grösse, wie auch diejenigen, welche den Hofierern von der zweyten ihrerseits büklingten. Die Hofierer von der zweyten Grösse nante man auch wol, wenn man nicht so obenhin reden wolte, die kleinen Hansen, und die von der dritten Grösse die kleinen Hänse Aber in unsern Zeiten ist alles dieß in den Ausdruk: Altfranken aus der grossen Welt, zusammenge-

Z. 23: unsern] [der] b unsern Η Ζ. 26/27: zweyten ihrerseits büklingten.] t> zweyten Grösse [hofiert] ZWEYTEN [ G R Ö S S E ] ihrerseits .· Z W E Y T E N I H R E R S E I T S [hofierten] [ J >.· büklingten.< Η Ζ. 28/29: wol, bis Hänse] wol Γ, wenn man nicht so obenhin reden wolte,] [die] [kleinen'] >.· [ 'kleine]"* .· -die kleinen·1 < Hansen, u die von der dritten Grösse [die] [kleinen'] >.· ['kleine]*" .· -die kleinen·^ Hänse Η Ζ. 2: in unsern Zeiten] [zu] unsern Zeiten > in U N S E R N Z E I T E N Η Z. 30: alles dieß in] alles [dießl in Η

Textteil 1,7

53

schmolzen. Von diesen waren dießmal nicht wenige auf dem Landtage. Vordem w a r es den Altfranken viel anders auf den Landtagen ergangen, als jezo. M a n hatte ihnen mit einer Ehrfurcht, die weder Ziel noch M a a ß kante, begegnet. Aber Ehrfurcht w a r dieß mal, bis auf das Wort selbst, abgekommen. So gar Ehrerbietung fand nicht alzuwol statt. M a n bezeigte den Altfranken Hochachtung, wenn sie es nämlich verdienten. Dieses Betragen überhaupt, und nicht weniger die vorher erwähnte Unterredung mit einigen Aldermännern, dasjenige, was sich mit der Heraldik zugetragen hatte, der Umstand, daß in Absicht der Aufname in die Republik Schwierigkeiten vorgefallen waren, und endlich der Auftritt mit den sämtlichen Mäcenaten des heiligen römischen Reichs hatte die Altfranken in hohem Grade aufgebracht. Sie sannen auf Rache, eine Leidenschaft, die sie eben so gern als die mit einem Bande oder mit einer Lais, Ninon, und wie das ferner heist, zu büssen pflegen. Auf die Aldermänner solte es losgehn: Nur kanten sie die Einrichtung und die Geseze der Republik nicht genung, um Anlaß zu Verdrehungen, die doch auch einen gewissen Schein hätten, darinn zu finden. Indem sie sich hiervon unterrichteten, kamen sie einer Meuterey auf die Spur, mit welcher einige Gelehrte, auch wider die Aldermänner, umgingen. Mit diesen, denen ihr Beytritt keine geringe Freude machte, vereinigten sie sich so gleich. Nur w a r die Freude der Altfranken noch grösser. Denn sie spotteten zugleich ins geheim über den niedrigen Verrath dieser Gelehrten. Der Schwärm bestand aus nicht

Z. 3 0/31: zusammengeschmolzen] [zusammengeschmozen'] > 'zusammengeschmolzen H Ζ. 31/32: Von bis viel] Von diesen [Altfranken] [nun] waren >.· D I E S E N WAREN % dießmal nicht wenige auf dem Landtage. Vordem war es [den Altfranken] .· [ihnen] > -den Altfranken-""< viel Η Ζ. 34: dieß mal,] [d]* [m]* dieß mal, Η Ζ. 3 j: vorher erwähnte] [vorher erwänhte] > -vorher erwänhte· H, Verschreibung nicht korrigiert Z. 40: Auftritt] [Vorfall] .· [Hergang] .· Auftritt Η Ζ. 43: als bis Ninon,] als die [mit] >.· mit einem Bande oder mit"*< einer Lais [oder] Ninon, > . · L A I S , N I N O N , H Ζ. 47/48: hiervon bis kamen] [hierüber'] >.· 'hiervon« unterrichteten, Lxi'r [so] kamen » U N T E R R I C H T E T E N , KAMEN< Η Z. 48/49: mit bis umgingen.] t> [welche'] einige, auch wider die Aldermänner, mit 'welcher E I N I G E [Gelehrte,] A U C H W I D E R D I E A L D E R M Ä N N E R , umgingen. Η Ζ. 45>: ihr Beytritt] [der] Beytritt [der Altfranken] > ihr B E Y T R I T T Η Z. j2: Verrath bis Der] Verrath dieser Gelehrten. [Die ihn begingen waren gröstentheils]* Der Η

54

Textteil

1,7

wenigen Mitgliedern der eingegangenen Scholiastenzunft, verurtheilten Ausrufern, gewesenen Dritlern, aus manchen, die dem Volke, und auch wol dieser oder jener Z u n f t angehörten, und Nachsager, Ausschreiber, Meisterer, Pfuscher, Bänkelsänger, Kritler, Kritmänner, Anstifter, Verdreher, Verkleisterer, Blaudünstier, Erstinker, Erliigner und desgleichen waren. Überhaupt hatte der ganze Haufen das ihm eigene, daß bey denen, die ihn ausmachten, der Stolz immer nach Maasgabe des geringeren Verdienstes zunahm, ein Stolz der, so wie der Geiz alles Übels, die Wurzel aller Lächerlichkeiten ist. Aber wie tief auch dieser Stolz bey diesen Leuten saß, und wie sehr er auch von ihnen gehegt, und gepflegt wurde, so konte er sie doch nicht so sehr benebeln, daß sie nicht eingesehn hätten, es gäbe für sie keine Grösse, als die, welche auf den Trümmern Anderer erbaut würde. Sie waren nicht davon abzubringen diesen Bau oft unternemen zu wollen, so verdrieslich und widrig es ihnen auch war, immer wieder durch die Erfarung zu sehen, daß sie selbst bey dem lebhaftesten Vorsaze, es zu thun, dennoch nicht zertrümmert hatten. Keine Empörung entsteht auf Einmal. Der Strom hat immer erst gerieselt, eh er rauscht. Wir sind weit davon entfernt uns auf eine umständliche Nachricht einzulassen, wie es bey der entstehenden Empörung hergegangen sey. Ein einziges Beyspiel reicht zu, sich eine Vorstellung davon zu machen. So gar

Z. 5 3 - j S : Scholiastenzunft bis waren.] Scholiastenzunft, [aus] verurtheilten » S C H O L I A S T E N Z U N F T , VERURTHEILTEN< Ausrufern, [aus] gewesenen » A U S R U F E R N , GEWESENEN^ Dritlern, aus > manchem [des Volkes]·^ [manchem'], [der] >.· 'manchen, die"*< dem Volke, u auch wol dieser oder jener Zunft [angehörte'] >.· 'angehörten^, u Nachsager, Ausschreiber, Meisterer, Pfuscher, Bänkelsänger, [Schemelrichter,] • .· Kritler, [Kritmänner'] » [ 'Kritmannen,] > Kritmänner [u] Erlügner [d] ERLÜGNER u. desgleichen [war'] >.· 'waren*"«!. H Ζ. j8: daß bey denen,] daß [dem']Í· DASS bey 'denen, Η Ζ. 64: es bis welche] [daß] es für sie keine [andre] Grösse » KEINE G R Ö S S E « [gäbe] [,] • . · ES gäbe F Ü R SIE KEINE [ A N D R E ] G R Ö S S E » KEINE G R Ö S S E < , < als die [,] welche Η Ζ. 6ζ!66: Sie bis und] [Hiervon] waren [sie] nicht abzubringen [,] •.· Sie WAREN N I C H T davon A B Z U B R I N G E N [dieß] >.· diesen Bau< oft [zu] unternemen [ , ] » O F T U N T E R N E M E N zu wollen,« so [verdrießlich'] » 'verdrieslich« u. Η Ζ. 66-68: immer bis hatten.] > [daß sie] immer wieder durch die [Erfahrung'] [sahen'] < •> I M M E R W I E D E R D U R C H D I E [ E R F A H R U N G ' ] » 'Erfarung 'gutgewälten Η Ζ. 89·· es sehr] [s!k es sehr Η Ζ. 9i: vereinigt] [vereig']^ 'vereinigt Η Ζ. 92: man an] man [endlich] an > MAN AN H, vgl. spätere Wiederholung des getilgten Wortes Z. 94, 99 74-76:

HAFTES .· E K L E S , R Ä T H S E L H A F T E S ^

56

Textteil

1,7

man zu seinem Zwecke gelangen könte. Es w a r eine Zusammenkunft verabredet worden. Die Gelehrten waren jezt endlich, nachdem sie die 95

Altfranken mit unzähligen ehrfürchtigen Büklingen empfangen hatten, um sie her, zum Geradestehn gekommen, und erwarteten, nicht ohne weite Öfnung ihrer Mäuler, was die Altfranken für Vorschläge zu thun hätten. Da aber auch diese, mit nachsinnender Gedankenlosigkeit, und hoher Mine stillschwiegen; so trat endlich ein Gelehrter, Namens Kliff

ioo

Klaff Franz Hans Klaas der jüngere hervor, und eröfnete seine Meinung, wie folget: Wenn wir, sagte er, nicht etwas aus der Einrichtung der Republik oder aus den Gesezen oder auch aus beyden wider die Aldermänner heraus klauben; so ist alle unsere Bemühung vergebens. Ich hab in beyden einen

105

Fund gethan, der mir Wasser auf unsere Müle zu seyn scheint. Bekantermassen haben die Aldermänner das Recht, Knechte frey zu lassen. Thut aber der wol seine Pflicht, der ein Recht hat, und es nicht braucht? Und haben sie etwa diesen Landtag auch nur einen einzigen Knecht freygelassen? Sie sind also pflichtvergesne Leute. Als solche wollen wir sie ankla-

I io

gen, und zugleich auf ihre Bestrafung dringen; die darinn bestehen soll, daß sie das Recht verlieren, so viel Pöbels als sie wollen Landes zu verwei-

Z. 93: Zwecke gelangen könte.] [ZwekkeH Zwecke gelangen [wolteik könte. H Ζ. 93/94: Zusammenkunft verabredet] Zusammenkunft [bey dem Felsen im kühlen Thale] verabredet > Z U S A M M E N K U N F T V E R A B R E D E T Η Z. 94: jezt] [jezc^ jezt Η Ζ. 95·· empfangen hatten,] [bewxik empfangen hatten, H, hatten ist nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreibfehlers. Z. 96: um sie her,] um sie [herum] 1» her M I T N A C H S I N N E N D E R H, möglich auch, daß das zweite Adjektiv Sofortersatz für das erste Adjektiv ist Z. 99-101: trat bis folget:] >[wagte es] endlich ein Gelehrter, Namens Kliff Klaff Franz Hans Klaas der jüngere [hervorzutreten',] [u folgende Anrede an die Versandung zu halten] i - J n trat E N D L I C H E I N G E L E H R T E R , N A M E N S K L I F F K L A F F F R A N Z H A N S K L A A S D E R J Ü N G E R E 'hervor, u eröfnete [,] [wie] [seiner'] Meinung [nach das Ding anzugreifen wäre.] » Υ E R Ö F N E T E 'seine M E I N U N G , wie folget: < Η Ζ. ìoz/io3: oder aus] [χ]* oder aus Η Ζ. 105/106: Bekantermassen] [Bekantermaassen'l > 'Bekantermassen Η Ζ. io6: das Recht] [das Recht] .· [die Befugnis] > -das Recht· Η Ζ. io6/ioj: Thut aber der] Thut Γ aber 1 der Η Ζ. io8: etwa] [wol] .· etwa Η Ζ. 109/110: sie anklagen] sie [also] anklagen > SIE A N K L A G E N Η

Textteil 1,7

57

sen. Schon unsre Menschlichkeit mit der wir uns so wol in Absicht auf die Knechte als auf den Pöbel des unterdrükten Nächsten annemen, muß Eindruk machen. M a n wird uns hören, und wir werden die stolzen Aldermänner dadurch demütigen, daß wir ihre Gewalt einschränken. Aber

nS

noch köstlicher wär's, wenn wir es überdieß auch noch dahin bringen könten, daß sie künftig nur Eine Stimme hätten. Was meint ihr, solt uns nicht folgende Stelle aus einem unsrer Geseze zur Erreichung dieser Absicht behülflich seyn? Die Stelle lautet so: Wenn ein Edler (bey diesem Worte stieg einigen Altfranken das Blut ins

no

Gesicht. Denn sie erinnerten sich sehr lebhaft, in welchem Verstände es bey uns genommen würde, daß es sich nämlich auf sie, die Verdienste e r b t e n , gar nicht bezöge, sondern daß unsre Edlen selbst Verdienste hätten und grössere als gewönlich selbst jener Erblasser gehabt hatten) wenn ein Edler einen Hang zum herschen merken läst, so muß man ihn in Zeiten zurükhal-

125

ten, und dadurch dem Hochverrathe vorbeugen, den er etwa künftig begehen könte. Wir sezen keine Art der Strafe für ihn fest, aber wol dieses, daß sie, nach Befinden der Umstände, so gar streng seyn dürfe. Womit wir erweisen wollen, daß die Aldermänner einen grossen Hang zum herschen haben? Damit vornämlich, daß sie es sind (da muß man

130

denn allerhand Erzälungen zu Hülfe nemen) die den Naturforschern eine zweyte Stimme verschaft, und die Musikanten in die Republik aufgenommen haben. Durch diese beyden Zünfte, die ihnen viel ergebner sind, als es ehmals die Scholiasten und Dritler waren, haben sie ihre Gewalt über das Volk offenbar erweitert. Es wird nicht übel gethan seyn, wenn wir bey dieser Gelegenheit den Zünftern den Floh ins Ohr sezen, daß die

Z. l i y . ihre Gewalt einschränken.] >[sie] [einsc] [gar keine Beziehung] auf sie, die Verdienste erbten.· DASS ES sich N Ä M L I C H AUF S I E , D I E V E R D I E N S T E E R B T E N , GAR nicht bezöge, < Η Ζ. 124: jener] [ihre] .· jener Η Ζ. 124: hatten] [hätten'] > 'hatten Η Ζ. i2y. merken läst] [verräth] .· merken läst Η Ζ. i2j: Wir bis Art] [Die Art x\b Wir sezen keine Art Η Ζ. 133/134: Durch bis Gewalt] Durch diese beyden Zünfte [haben sie ihr]*, die ihnen viel ergebner sind, als es ehmals die Scholiasten u. Dritler waren, haben sie ihre Gewalt Η Ζ. 135/136: wenn wir bey] [be]* wenn wir bey Η

135

58

Textteil

1,7

Aldermänner überhaupt nichts so sehr suchen als über sie, und durch sie über das Volk zu herschen. Die Altfranken (denn Kliff Klaff hatte endlich ausgeredet) traten jezo 140

näher zusammen, und berathschlagten ins geheim mit einander. Gut genung, hieß es, unter ihnen, wenn die Aldermänner nicht mehr Landes verweisen können, noch besser, wenn sie Eine Stimme verlieren. M a n muß diesen Kliff aufmuntern! Aber damit sind wir gleichwol noch lange nicht da, w o wir hinwollen. Denn wenn wir die Republik nicht bis dahin

145

erniedrigen, daß wir sie demokratisch machen; so haben wir nichts gethan. Ganz unüberwindliche Schwierigkeiten wird die Sache denn doch nicht haben. Sölten wir dem Volke nicht wieder zu der verlornen vierten Stimme, die es im vorigen Jahrhunderte hatte, verhelfen können, da es so viele neue Mitglieder, die vor kurzem noch Zünfter waren, bekommen

150

hat? Und vollends würd es ein Meisterstük seyn, wenn wir obenein auch dem Pöbel eine Stimme verschaften. Wir sind nun einmal mit Kliffen und seinen Genossen in Verbindung. Wir können nicht mehr zurük treten. Einer von ihnen erklärte hierauf den Mitverschwornen, was sie vorhätten. Diese gaben ihnen mit grosser Bewunderung Beyfall; und so schied

15s

man von einander, nachdem man noch übereingekommen war, heute sehr früh in der Versamlung zu erscheinen. Die Verschwornen hielten sich genau Wort. Es erregte, da sich die Landgemeine versammelte, nicht wenig Aufmerksamkeit, daß ein so grosser Haufen, Altfranken und Gelehrte, an einer Stelle, w o sonst Niemand zu

160

seyn pflegte, auf dem freyen Plaze, zwischen den Zünften und dem Volke,

Z. 137: Aldermänner überhaupt nichts] Aldermänner Γ überhaupt 1 nichts Η Ζ. 139: traten] [taten h traten Η Ζ. 141: es, unter ihnen, wenn] es, Γ unter ihnen, 1 wenn Η Ζ. 144: nicht] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreibfehlers Η Ζ. 144: wenn] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreibfehlers Η Ζ. 145/146: gethan] [gethx'ik 'gethan Η Ζ. i$o: wenn] w zur Verdeutlichung über dem Wort wiederholt Η Ζ. 151/152: mit bis Genossen] mit [Kliffs'] [verachte]^ [Leuten] .· MIT 'Kliffen u. seinen Genossen Η Ζ. 155/156: man bis erscheinen.] man > [nach der Verabredung] heute sehr früh in der Versamlung zu erscheinen [,'] [von ein] 'schicken H i66: Vorigen erräth,] Vorigen [,]* erräth, Η ι6γ: der erkant wurde,] [den'] [man] [erkante'] [ , ] .· 'der 'erkant wurde, Η 169/170: ließ bis einem] ließ sich [dieß] gleichwol nicht [irre'] [machen;] 1»

LIESS es SICH GLEICHWOL NICHT 'irren; < Ls]* u er redete mit so vieler [Unerschrockenheit], u mit einem • . · Υ [ER] REDETE » Υ REDETE< MIT s o VIELER [Drei-

stigkeit (Mut kann man so etwas nicht wol nennen)], Υ MIT EINEM > Υ [ER] REDETE »

u REDETE« [MIT s o VIELER] [ K e k h e i t ] , [ u ] MIT EINEM > υ

R E D E T E « , M I T EINEM·«

[ER] REDETE »

υ

Η

Z. 1 7 2 : Denn] Den H, Strich für Doppelkonsonanz versehentlich weggelassen Z. 174: die bis wagte,] [deren sich] der Altfranke [bediente] [ , ] .· die DER ALTFRANKE w a g t e , Η

Z . î j y . nämlich] [χ]* nämlich H Ζ . ιγγ: den] [unsern] .· den Η Ζ. ιγ8: diejenigen sind,] diejenigen [,]* sind, Η Ζ. 179: Die] [Die]* Die Η Ζ. 179/180: und mehr ausgebreitete] tax]* u. [aus]* mehr ausgebreitete Η Ζ. i8o: Gelehrten.«] Gelehrten. [Dieß]* H, Anführungszeichen vor der betreffenden Ms.-Zeile als ihr Gelehrten.

6ο

Textteil I,γ

Die Aldermänner schikten den Herold zu den Verbundenen, und Hessen bey ihnen anfragen: Ob sie jezo ausgeredet hätten? Nach erhaltner Antwort, daß es so wäre, trat ein Aldermann hervor, und redete folgendermaassen: Zünfte und Volk sehen, daß man bey diesem sonderbaren Bunde nichts gerin185

gers in Sinne hat, als die Republik demokratisch zu machen. Wir überlassen es euch allein, denn wir werden unsre Stimmen nicht geben, wie ihr gegen die Gelehrten verfahren, und welchen Dank ihr den Altfranken abstatten wolt. Wir haben jezo mit diesen nur sonst ein Paar Worte zu reden. Ihr könt vielleicht, Jünglinge, künftig einmal Grosse werden, oder auch

190

nicht werden; denn wie wist ihr, wie es mit der Ausführung eurer Entwürfe ablaufen wird. Doch wir halten uns bey dieser Ungewisheit nicht auf; wir lassen euch schon seyn, w a s ihr zu werden hoffet, und als mit solchen, reden wir jezo mit euch. Wir müssen gleich Anfangs erklären, daß, wenn wir von den Grossen reden, wir ihre Anhängsel, die ihnen

195

hinten nachschleppen, und so gern unter sie gerechnet werden möchten, nicht mit meinen. Wir nennen nur die Grosse, die viel Macht in Staate haben, und diese Macht brauchen. Wir schliessen also von ihrer Zahl aus, und verweisen unter das nicht mit zurechnende Nachgeschlepp: Hofleute und Hofschranzen, wären sie auch von noch so hohem Range, Altadliche

100

und Ältstadliche mit Einem oder mit mehr Bändern, die ihre Reichthümer in einer alten oder neuen Burg oder in einer grossen Stadt verprassen, und so gar Fürsten, die ihr erhabnes Amt nicht selbst verwalten. Denn

Z. 182: erhaltner] [erfolgter'] > 'erhaltner Η Ζ. 184: daß bis Bunde] daß [dieser'] [sonderbare'] [Bund'] > DASS man bey 'diesem 'sonderbaren 'Bunde Η Ζ. i86: euch allein] [a]* euch allein Η Ζ. ι8γ: wolt] [wollt'] > 'wolt Η Ζ. i8y: Ihr] Absatz nachträglich eingezeichnet Η Ζ. 190/191: mit bis Entwürfe] mit [eurem'] [Vornemen] .· MIT der Ausführung 'eurer Entwürfe Η Ζ. 191: uns bey] uns [jezo] bey > UNS BEY H Ζ. îyi: schon seyn] schon [Γ j]]* seyn H, möglicherweise Ansatz zu jezo, nachgetragen im Anschluß an die Tilgung dieses Wortes im vorhergehenden Satz (vgl. Z. 191) und sofort getilgt im Hinblick auf die Verwendung des Wortes im folgenden Satz (vgl. Z. 193) Z. 193: solchen, reden] [solchen]* solchen Γ,Ι reden Η Z. iç>5: gerechnet werden] gerechnet [se]* werden H Ζ. 196: die Grosse] [diejenigen'] Grosse > 'die G R O S S E Η Z. 197: diese Macht brauchen.] [sie] >.· diese Machto brauchen [,]*. Η Ζ. i υ N U R [ W I R ] N E U E R N [können] [so V I E L E ] [ A L T F R Ä N K I S C H E ' ] [ G R O S S E ' ] ['aufweisen]«·/ υ N U R uns N E U E R N war es vorbehalten uns so vieler 'altfränkischen 'Grossen schämen zu müssen. Η Ζ. 2i6l2ij: Geseze, bis Ehre;] Geseze [;'] » < ferner [Ehre]^ den Schein der Ehre; Η Ζ. 217: nur] [erst] .· nur Η Ζ. 2i8: nur] [obgleich]^ nur Η Ζ. 219: machen] [machen] 4 / machen H, getilgt wegen undeutlicher Schreibung Z. 220: Bauren] [Bauers] .· Bauren Η Ζ. 221: wozu bis solten] wozu [solten wir] viel » wozu V I E L « von dem reden, was sie thun solten Η Ζ. 222: die Beherscher] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η

no

6z

2.2.5

230

135

2.40

Textteil

1,7

eine Sklavin der Leidenschaft/en\ ist, füren müssen. Unsre Absicht ist hier gar nicht die Grossen zu meistern; wir wolten nur die Kreise, in denen sie sind, genau bestimmen. In diese ihre Kreise kommen wir theils dadurch, was wir von einigen Grossen, die mit den Wissenschaften bekant sind, schon angefürt haben; theils aber auch durch folgendes: Wir haben keinen geringen Antheil vielleicht den grösten an der Gesezgebung: Wer die Geschichte nicht kent, der weis auch hiervon nichts. Wir tragen, wir müssen es gestehn nur wenig zur Aufname des Akkerbaues und der Handlung durch unsere Theorien bey; (man verlangt doch nicht etwa, daß uns das Modegeschwäz unsers Jahrhunderts zum Widerrufe dieses Geständnisses bringen soll?) aber noch viel weniger ist es, was die Grossen durch ihre Verordnungen dazu beytragen. Nur noch Ein Wort von denen unter euch, die bey ihren Staatsverwaltungen die Wissenschaften zum Gebrauche anwenden; und dann völlig aus euren Kreisen in die unsrigen. Was wäre denn die Kriegskunst ohne die Geschichte und die Mathematik? Nichts! Dieß zugestanden, oder behauptet, daß alle Feldherrn Hanniballe sind. Doch ihr kennet den grossen Karthager nicht. So lernet ihn denn kennen. Er erfand bey jedem Schritte, den er that! Wenn nun die Gelehrten in einer höheren Sphäre handelten, als der Grossen ihre ist? Wir thun die Frage mit Bescheidenheit, und mit Vertraun

Z . 224: der Leidenschaft/en\] [des Herzens] .· der Leidenschaft/er^ H, von der Endung ist nur das e entzifferbar Z . 224/225: ist hier gar] ist Γ hier 1 gar Η Ζ . 225/226: in denen] [w]^ in denen Η Ζ . 228/229: Wir bis Gesezgebung:] Wir haben keinen [gexli geringen Antheil vielleicht den grösten an der Gesezgebung: > WIR HABEN [Γ was die Verfertigung der G e s e z e b e t r i f t , ] ] KEINEN GERINGEN A N T H E I L VIELLEICHT DEN GRÖSTEN AN G E S E Z G E B U N G : > W I R HABEN KEINEN GERINGEN A N T H E I L VIELLEICHT DEN

DER GRÖ-

STEN AN DER GESEZGEBUNG Tin [Betracht ihrer Verfertigung.]^ [IN Absicht auf die Verfertigung der Geseze]! : > GESEZGEBUNG: Η Z . 230: Wer bis Wir] > φ [wer'] die Geschichte nicht kent, der weis auch hiervon nichts. [)] [Wir sind die Handhaber der Geseze] 'Wer DIE GESCHICHTE NICHT KENT, DER WEIS AUCH HIERVON NICHTS. W i r

Η

Ζ . 2 ) i : wenig] [s]* wenig Η Ζ . 233/234: uns bis soll] uns [die Modemeinungen, u] das Modegeschwäz unsers Jahrhunderts zum Widerrufe dieses Geständnisses bringen [sollen'] > UNS DAS MODEGESCHWÄZ UNSERS J A H R H U N D E R T S

ZUM WIDERRUFE

BRINGEN 'soll Η

Ζ. Ζ. Ζ. Ζ.

237: 2)8: 239: 242:

euren] [ihren] > euren Η Kriegskunst] [Krig']^ [ ' K r i e g t Kriegskunst Η alle Feldherrn] [mehr als Ein]4 alle Feldherrn Η Wenn] [D]* Wenn Η

DIESES

GESTÄNDNISSES

Textteil

1,7

63

auf unsre Gründe. Daß wir auch unparteyisch sind, und uns nichts anmassen mögen, w a s uns nicht zukömt, haben wir schon gezeigt, indem wir unsern geringen Antheil an der Aufname des Akkerbaues und der Handlung gestanden haben. Worinn trift denn als in einem Mittelpunkte alles das zusammen, was die Grossen thun? Darinn, daß sie, durch gesichertes Eigenthum, das Leben erhalten helfen? Wir sagen: helfen. Denn thun denn etwa die Handhaber der Geseze und die guten Männer nichts dabey, welche, durch die ungerechte Benennung: Lohnknechte, herunter gesezt, ihr Leben für wenige Scherfe im Kriege wagen? Und dann, wenn bey der Erhaltung des Lebens gar nicht mehr vom Eigenthume die Rede ist; (meint nicht etwa, daß wir hier von neuem in eure Kreise kommen, denn hier habt ihr gar nichts zu thun) wenn der Arzt auftrit, und seine Wolthaten erweist? Jezo zu denen Fragen, deren Beantwortung entscheiden muß. Lebt der Mensch, um das Leben zu erhalten? oder lebt er um es zu geniessen? Eine dritte Frage behalten wir uns noch vor. Wir hören euch wieder fragen: Was wir das Leben geniessen heissen? Glaubt ihr etwa, daß wir nicht wissen was beynah jeder unter euch so heist? Aber ist denn der Genuß der Sinlichkeit, feiner oder grober, das ist hier einerley, deswegen der wahre Genuß des Lebens, weil ihr euch bis zu dieser Meinung erniedrigt habt. Wird euer Lüsteln, und was ihr darüber

Z. 244: wir bis sind] wir rauchi [unparteiisch'] » 'unparteyisch« sind H Ζ. 244: nichts] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η Ζ. 2 4 j : zukömt] [zugehört]^ zukömt Η Ζ. 246: Antheil] [Anteil'] > 'Antheil Η Ζ. 248: Mittelpunkte] [Mittelpuk']* 'Mittelpunkte Η Ζ. 2 j o : helfen] Ihex'ìi 'helfen Η Ζ. 251: Geseze und] Geseze [(wir müssen, wohin wir uns auch wenden, immer wieder in eure Kreise kommen)] [die] u > G E S E Z E Υ Η Z. 253: wenn] [w*'] > 'wenn Η Ζ. 254: gar] [garH gar Η Ζ. 255: kommen, denn] kommen [;] [denn'] > K O M M E N [ ? ] 'Denn > K O M M E N , denn Η Ζ. z y 6: auftrit,] [auftrit] [ , ] > auftrit, Η Ζ. 258/259: Lebt der Mensch] [Leben'] [die] [Menschen'] > 'Lebt der 'Mensch Η Ζ. 26ο: Eine bis vor.] Notiz alR, mit Blei: (Die Religion angehend) Η Ζ. 26z: Glaubt] [Meint] > Glaubt Η Ζ. 264-266: weil bis ändern?] weil [es euch so] //[vorkömt?] .· W E I L ihr euch bis zu dieser Meinung// erniedrigt habt. Wird [denn] euer » W I R D EUER< Lüsteln, u

Textteil

64

1,8

mit hoher N a s e schwazet, die N a t u r des Menschen ändern? Wir nehmen also Geniessende an, die auch eine Seele haben. Ihr sehet, daß ihr auf einmal in das grosse Feld der Wissenschaften, oder in unsere Kreise, gekommen seyd. N u r Ein Wort von dem Begriffe, welchen ihr euch von ihnen zu machen habt, damit ihr wenigstens einigermaassen wisset, w o ihr seyd. Die Wissenschaften belehren den Verstand des Menschen von dem, w a s er selbst ist, und w a s die Dinge ausser ihm sind; sie unterhalten nicht ohne edle Freude sein Herz von ihm selber als einem zu Bessernden und Glükseligkeitsfähigen: und aus ihrem immer vollerem und hellerem Strome fliesset nicht wenig, das dort Fruchtbarkeit hervorbringt, ins gemeine Leben über. Auch die Sprache, dieses grosse Hiilfsmittel den Verstand und das Gefühl zu bilden, hat das Vornehmste von dem, w a s sie zu einem s o l c h e / m \ Werkzeuge macht, den Gelehrten zu verdanken. Befürchtet nicht, daß wir uns hierüber mit Umständlichkeit ausbreiten werden«.>

1,8. Morgen

Notizen: Divae E l e g a n t i a e In älteren Zeiten, wie die Bilder, die in Klöstern von den Heiligen gemacht worden auf Pergament gemahlt, u beym Lesen zu Zeichen gebraucht, damit [man] was ihr darüber mit hoher Nase schwazet, die Natur des Menschen ändern? H, Kustoden vor dem Seitenwechsel // : [ v o r k ö m t ? ] .· [er-/nieH ernie Ζ. 267-269: daß bis seyd.] > [daß] [wir euch] auf einmal auf das grosse Feld der Wissenschaften, oder in unsere Kreise, [geführt haben.] daß ihr AUF EINMAL [AUF] »

ino DAS G R O S S E F E L D D E R W I S S E N S C H A F T E N , O D E R IN U N S E R E K R E I S E ,

gekommen seyd. Η Ζ. 269: ihnen] [den Wissenschaften] > ihnen Η Ζ. 2jo: einigermaassen] [eig]^ einigermaassen Η Ζ. z j i : den Verstand des Menschen] [den'] Menschen > den Verstand 'des MENSCHEN

Η

Ζ. 274/275: Strome] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η Ζ. ζγ8: solche/m*\] Möglich auch: solchen Η Ζ. 279·· mit Umständlichkeit] [umst]^ mit Umständlichkeit Η

Textteil

1,8

65

sie » DAMIT SIE ein fleissiger Mann< immer vor Augen hätte, u von Zeit zu Zeit ein Stoßgebet an sie richten könte dem G e s c h m a c k e der G r a z i e [auf] » an< Ringen als alte geschnitte Steine angebracht an den Uhren als Berloken getragen

Vorhänge vor den Büchern

Auf Vignetten unter den Genien angebracht (diese Genien wählt der Zeichner, wenn es ganz dürr in seiner Seele ist, u er nicht weis, was er vorstellen will, so wie viele Scribenten bey gleicher Dürre die Gedankenstriche machen

Bruchstück Das Gesez von der b l e y e r n e n M i t t e l m ä s s i g k e i t wurde zwar erst auf dem Landtage 1 7 4 5 gegeben; aber der Bilderdienst, welcher in diesem Geseze als Hochverrath verboten wird, ist viel älter. Er ging nur von Zeit zu Zeit etwas weniger in Schwange. Als wir den angeführten Landtag hielten, w a r der Bilderdienst so sehr unter uns eingerissen, daß das Gesez notwendig wurde. A m weitesten hatte er sich zu denen Zeiten ausgebreitet, als nach Wiederherstellung der Wissenschaften die Gelehrtenrepubliken Europa's nun völlig zu Einer lateinischen Republik geworden waren. Diese Zeiten des Bilderdienstes sind zwar gröstentheils in der Betrachtung fabelhaft, daß man nur sehr wenig zuverlässige Nachrichten hat, wie er eigentlich ist getrieben worden; aber völlig historisch werden sie in einer andern Be-

Z. 24/25: Als bis eingerissen] ίχί.· ALS wir 'den 'angeführten Landtag hielten«, war [er] >.· der Bilderdienst (gestrichenes Einfügungszeichen) so sehr Γ unter unsi eingerissen Η Ζ. 2 7 : Am] [NLk [A]* Am Η Ζ. ζγ: hatte er sich] [war er] > hatte er sich Η Ζ. 30-37: gröstentheils bis wenig] gröstentheils [dadurch] fabelhaft, [daß] » GRÖS T E N T H E I L S F A B E L H A F T , [weil] .· G R Ö S T E N T H E I L S in der Betrachtung F A B E L H A F T , daß"< man nur sehr wenig zuverlässige Nachrichten hat, wie er eigentlich ist getrieben worden; aber völlig historisch werden sie [,] [wie die [Kenner d]·? Untersucher

66

Textteil

1,8

trachtung, in der nämlich, daß, nach Aussage der Alterthumskenner, die damaligen Schriften, ob sie gleich lange untergegangen sind, noch hier und da in öffentlichen Büchersälen angetroffen werden. Indeß ist doch folgende Nachricht von Einer Weise, auf welche jener alte Bilderdienst getrieben wurde, eben so wenig fabelhaft, als es der erwähnte allgemeine Untergang ist; und derjenige, der in geringstem daran zweifeln wolte, müste keine Zeile weder in Haspelius noch in Hizaccerius gelesen haben. Wenn dazumal ein Gelehrter, der ein Bilderknecht war, in seinen eignen oder in seiner Mitbrüder Werken las, so pflegte er etliche Bilderchen, welche die M i t t e l m ä s s i g k e i t vorstehen, und die Aufschrift: Divae Elegantiae hatten, in denselben liegen zu haben. Eine solche Diva Elegantia war mit vielerley hellen Farben auf Pergament gemahlt, alles nach Art der Heiligenbilder, wie sie die Nonnen machen. An ihr weidete nun der Lesende nicht nur seine Augen, wenn er bey einer vortreflichen Stelle, um sie recht zu beherzigen, Halte machte; sondern er richtete auch bey dieser Gelegenheit nicht selten Stoßgebete an sie, daß sie ihn fernerhin in dem Gleise der Nachahmung gängeln, und ihn, auch als Ausschreiber, in Dünste, wie es die homerischen Götter zu machen pflegten, verhüllen, und

der Alterthümer wissen, dadurch, daß die damaligen Schriften untergegangen sind.] •.· SIE [dadurch,] >.· in einer andern Betrachtung, in der nämlich,'"« daß, nach Aussage der Alterthumskenner, die damaligen Schriften, ob sie gleich lange untergegangen sind, noch hier u da in öffentlichen Büchersälen [anzutreffen sind.K angetroffen werden. H.l* Indeß ist doch [auch] folgende » DOCH FOLGENDE< Nachricht von > der [χχ] .· VON Einer [ART U.] WEISE > VON EINER WEISE« [jenes alten Bilderdienstes] >.·, auf welche jener alte Bilderdienst getrieben wurde, H.II< eben so wenig H Ζ. 3 8: in] [im'] > in Η Ζ. 39·· in bis gelesen] [im] Bummius >.· [in] [BUMMIUS] .· in Haspelius"*« noch [im] [Bammius] >.· in VL\b Hizaccerius""« gelesen H, vgl. eine entsprechende Änderung Z. s 4'55 Ζ . 40: Bilderknecht] [Bil]* Bilderknecht Η Ζ . 4 2 : Aufschrift:] [Unterschrift:] .· Aufschrift: Η Ζ . 43 : Eine solche] [Di] 4 Eine solche Η Ζ. 44/4J: Pergament bis machen.] Pergament [,] alles nach Art der Heiligenbilder, w i e sie d i e N o n n e n m a c h e n [ , ] [ g e m a h l t . ] > PERGAMENT g e m a h l t , ALLES NACH A R T DER HEILIGENBILDER, WIE SIE DIE N O N N E N MACHEN. Η

Z. 47/48: auch bis nicht] auch [bey dieser Gelegenheit! nicht Η Ζ . 4 8 - 5 1 : daß bis wolle:] sie, >[ihm']4 'ihn fernerhin in dem Gleise der Nachahm u n g « · ? d a ß s i e 'IHN FERNERHIN [ [ n i c h t n u r " * ! ] i n »

FERNERHIN IN 3 « DEM G L E I S E

DER N A C H A H M U N G g ä n g e l n [ w o l l e : ] • . · GÄNGELN, [ s o n d e r n ] i h n t» GÄNGELN, u

IHN*·«, auch als Ausschreiber, in Dünste, wie es die homerischen Götter zu machen pflegten, verhüllen, u ihn so den Pfeilen seiner Widersacher entrücken wolle:*"·« Η

Textteil

1,8

67

ihn so den Pfeilen seiner Widersacher entrücken wolle: am gewissesten aber war ihr seine Verehrung, wenn er, voll von dem Gelesenen, nun eben im Begriffe stand, den Folianten zuzuschlagen, und den kleinen Hausgözen zum Zeichen, wo er aufgehört hätte, zurükzulassen. Hizaccerius berichtet so gar, daß zu seiner Zeit Gelehrte gewesen wären, die sich mit eigner Hand in die Anfangsbuchstaben der Kapitel Divas Elegantias gemahlt hätten, um desto öfter Anlaß zur Anrufung zu haben. Nur hätt es ihnen mit dem Mahlen der Gesichter niemals so recht glücken wollen, weil sich immer Züge des Affen mit eingemischt hätten. Als sich in den nachfolgenden Zeiten einige Mitbürger der grossen lateinischen Republik empörten, und sich unterfingen in der Sprache ihrer Nation zu schreiben, so blieb gleichwol bey den meisten, die dieß thaten, die Neigung zu dem Bilderdienste. Man änderte nur die Aufschriften. In Anfange, und ziemlich lange hernach hieß es: D e m G e s c h m a c k e ; und nun wechselt mit dieser Aufschrift eine andre, nämlich: D e r G r a z i e ab. Der Divae Elegantiae schwingt nur noch hier und da einer in seinem unbekanten Winkel bisweilen das Rauchfaß. Die neuern Bilderchen werden nicht, wie die ehmaligen klösterlichen, auf Pergament gemahlt; und überhaupt werden sie auch besser, als die alten gearbeitet. Aber das macht gleichwol keinen bedeutenden Unterschied. Denn sie stellen doch nichts anders vor, als was die alten vorstelten, die M i t t e l m ä s s i g k e i t . Bald

Z . 52-54: er bis zurükzulassen.] er, [nun eben] [,] voll von dem Gelesenen, im » ER, VOLL VON DEM GELESENEN, nun eben IM< Begriffe [war] [,J » stand,.· den kleinen Hausgözen« zum Zeichen, w o er aufgehört hätte, [zum Zeichen]* zurükzulassen. H Ζ . 54/55: Hizaccerius berichtet] [Bammius] [trigesimusH [tertius] [erzählt] .· Hizaccerius berichtet H; vgl. entsprechende Änderung Z . 39 Z . 56: in die Anfangsbuchstaben] in Γ die] Anfangsbuchstaben Η Ζ . 57.· hätt] [hätte'] > 'hätt Η Ζ . 58: niemals] [m]* niemals Η Ζ. 6o: in den nachfolgenden] in [den] nachfolgenden Η Ζ. 62.163·· so bis In] so [kamen zwar die angeführten Unterschriften]* blieb gleichwol bey den meisten, die dieß thaten, die Neigung zu dem Bilderdienste. Man änderte nur die Aufschriften [der Bilder.] In » AUFSCHRIFTEN. IN« Η Z. 64: hernach] [fort] > hernach Η Ζ. 64/65: und bis ab.] [u zulezt wechselte]·? u. nun wechselt mit dieser [;] D e r >.· DIESER [Aufschrift eine andre, nämlich:! DER« G r a z i e [od]* ab. Η Ζ. 66!6j: in bis das] in [der E]* [seiner'] [Einsamkeit] » 'seinem unbekanten Winkel« [bisweilen] das Η Ζ . 68: klösterlichen] [klöstermässigen'] [,] > 'klösterlichen Η Ζ. 6y: gearbeitet.] [gemacht] [ J > gearbeitet. Η

68

Textteil

1,8

sind es geschnitne Steine, und werden auf Ringen, bald Berlocken, und werden an Uhren getragen. Bisweilen sieht man sie auch unter den Genien, die sich in den Vignetten vor den Büchern herumtummeln. Auf diesen lezten Bilderdienst kann man einem nicht gut lauern. Denn hier werden die Aufschriften weggelassen. Wer indeß ein gutes Auge hat, und sonst den Verfasser des Buchs, vor dem die Vignette steht, ein wenig kent, der kömt dem Dinge gleichwol auf die Spur. Denn alle diese Bilder, sie mögen geschnitten, gegossen, oder gestochen seyn, haben einerley Hauptzüge, und für den, der ihnen recht ins Gesicht sieht, eine so unbedeutende Mine, daß man sie beynah nicht verkennen kann. Nur derjenige, der noch nicht weis, wie abergläubisch selbst die Gelehrten manchmal sind, kann an folgendem zweifeln. Es giebt nämlich noch jezo und unter den Deutschen Gelehrte, welche die Bilder am blossen Leibe, und zwar da, w o ihnen nichts schlägt, auf der linken Brust, tragen, weil sie dafür halten, daß ihnen dieß in mancherley Fällen und Nöten ersprieslich sey. Diese Ersprieslichkeit glauben sie besonders daraus zu sehen, daß ihnen, wenn sie das Bild so tragen, kein ungedrukter Tadel schaden könne, jedes gedrukte noch so einfältige L o b aber allzeit sehr grossen Nuzen bringe. Auch solt es bey zu machenden Bündnissen mit Literaturschulen, und so gar dann, wenn man Schriftsteller und Recensent

Vignetten bis Büchern] Vignetten [leerer Zeichner] > V I G N E T T E N vor den Büchern Η Ζ. 75: lauern] [lauren]* lauern Η Ζ. γ6: Wer indeß] [Aber wer] .· Wer indeß Η Ζ. 77: vor bis steht] [vor] » vor« dem die [VI* Vignette [ist] » steht« Η Ζ. 78: der kömt] [kömt]* der kömt Η Ζ. 78-80: Bilder bis für] Bilder Γ, sie mögen geschnitten, [gedrechselt,] gegossen » G E S C H N I T T E N , G E G O S S E N ^ , oder gestochen seyn,] haben Γ [Einen Charakter, u.] > einerley Hauptzüge, ul für Η Ζ . 74··

Ζ. 82-96 Nur bis gedrukt. : H.i H.z Z. S3: an folgendem] [am'] [folgenden'] > "an 'folgendem H(H.i) Z. 84: welche bis blossen] [die]* welche die Bilder [auf] » am« blossen H(H.i) Z. 86: mancherley bis Nöten] mancherley [Fällen u.l Nöten H(H.i) Z. 8y-ç>6: ersprieslich bis gedrukt.] ersprieslich Iseyn' könne. Worinn diese Ersprieslichkeit bestehe, werden wir [in]* bald in unsrer Erzählung zu erwähnen Anlaß haben.] / Kustos, mit Blei geschrieben, mit Tinte gestrichen: [Die Sache] • .· 'sey. Diese Ersprieslichkeit glauben sie besonders daraus zu sehen, daß ihnen, wenn sie das Bild so tragen, [daß]* kein ungedrukter Tadel schaden könne, jedes gedrukte noch so einfältige Lob aber allzeit sehr grossen Nuzen bringe. Auch solt es bey zu machenden Bündnissen mit Literaturschulen, u. so gar dann, wenn man [s]* Schriftsteller u Recensent zugleich ist, gute Dienste thun, man [kömt]

Textteil 1,8

69

zugleich ist, gute Dienste thun, man komme nämlich in Ansehung der eignen Schriften immer gut weg, wenn man auch Andrer ihre mit noch so strengen Recensionen heimgesucht habe. Nur daß es in dem ersten Falle auch wol einmal schief geht. Denn bisweilen wird denn doch der Briefwechsel, den man wegen des Bündnisses führte, gedrukt. Die Sache des Bilderdienstes zu diesen unsern neuern, und ganz neuen Zeiten solte, oder konte vielmehr heute endlich vorgenommen werden. Viele der Ankläger und Zeugen waren schon in dem halben Kreise; und die, welche gewiß vermuteten, daß sie es treffen würde, berathschlagten sich nicht ins geheim mehr, wie sie sich verantworten wolten. M a n faste, wie es in solchen verzweifelten Fällen herzugehn pflegt, mancherley Entschlüsse, und ließ sie wieder fahren. Wir wollen, und wir müssen es gerade zu behaupten, daß es keine Abbildungen der Mittelmässigkeit sind! Damit meint ihr durchzukommen? Die Aldermänner dürfen sie ja nur vorzeigen, und sie werden von jedem, so blind ist man! für das, was sie seyn sollen, gehalten werden. Von jedem? Auch von den Nachtwächtern?

den Ausrufern? dem

Schreyer, und seines gleichen? Von diesen nun freylich eben nicht; aber wolt ihr solchen Schuz suchen? Was ist an der Beschaffenheit der Retter gelegen, wenn man nur gerettet wird, besonders wenn man sich in einer so gefährlichen Stellung befindet? Denn ist denn etwan in dem steinharten Geseze von etwas geringerem die Rede, als vom Hochverrathe. » komme< nämlich in Ansehung der eignen Schriften immer gut weg, wenn [auch]^ man auch Andrer ihre mit noch so strengen Recensionen heimgesucht [hat] » habe.· 'des 'Bilderdienstes" H . 2 < zu diesen unsern neuern, u ganz neuen Zeiten [betreffend] solte >.· Z E I T E N S O L T E ' H.K

H(H.I)

Z. 99: Viele] Die meisten' H.i .· [DIE 'meisten] H.z > Viele H(H.z), ei in meisten nachgezogen in H.z Z. 104/105: behaupten bis Abbildungen] [leugnen], daß es Abbildungen > behaupten, DASS ES keine A B B I L D U N G E N H(H.i) Z. 107: jedem] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus H(H.i) Ζ. ιογ/ιο8: jedem bis werden.] jedem Γ, so blind ist man!] für das, was [sie sind] [,] » sie seyn sollen,< [erkannt werden.] » gehalten werden.« H(H.i)

7o

Textteil

1,8

Aber wir wenigstens, die wir auf unsern Bildern die Aufschrift: Dem Geschmacke, haben, können und werden uns durch die Behauptung retten. Denn wie kann denn ein Bild mit dieser Aufschrift eine weibliche Gestalt seyn; und wie also die Mittelmässigkeit vorstellen? Als wenn man sich an die Aufschrift, die ihr unter das Bild habt sezen lassen, kehren würde? Und geben denn ausserdem diese herschsüchtigen Leute nicht vor, die Bildsäule, von der wir die Abbildungen hätten, sey so gar schlecht gemacht, daß man nicht einmal recht wisse, ob sie M ä d chen oder Bübchen sey? Ein andrer Haufen, denn Haufen waren's, die Anklagen zu fürchten hatten, schlug andere Rettungsmittel vor. So lasset uns denn sagen, wie es sich ja auch wirklich verhält, das Gesez könne, und werde, und solle uns nichts angehn! Denn es verfüge ja wegen der bleyernen Mittelmässigkeit; und so möge es sich denn mit denen, welche dieser anhingen, so viel, als es wolle, zu schaffen machen. Aber es gebe auch in den Wissenschaften eine goldne Mittelmässigkeit; denn auch hier müsse man seine Begierden mässigen und zähmen: und diese w ä r es eben, deren Abbildungen wir, zu unsrer Zier und Ehre, trügen.

Z. 116: wir wenigstens, die] wir [wenigstens!, die H(H.i), Komma aus Versehen mit hinzugefügt Z. 117: Behauptung] [Ableugnung] > Behauptung H(H.i) Z. 120/121: ihr bis lassen] ihr > für gut gefunden habt, [darunter] IHR UNTER DAS B I L D habt S E Z E N LASSEN H(H.l) Z. 121: ausserdem] [überdieß] H.i .· ausserdem H(H.z) Z. 121: herschsüchtigen] herschsüchtigen H(H.i), er nachgezogen in H.z Ζ. ízz: Leute] Leute H(H.i), nachgezogen in H.z Z. IZZ: nicht vor] nicht [etwa] vor > N I C H T VOR H(H.I), O nachgezogen in H.z Z. 123/124: einmal bis sey?] einmal Γrecht] [wissen'] [könne,] >.· 'wisse, H.z R E C H T ' ; H(H.i) Z. 1)6: Das] Über s ein Kreuzzeichen H(H.i), vgl. Variante Z. 172 sich Z . 1 3 7 : Gesez hier vom] Gesez [von]·? vom > G E S E Z Thierl V O M H(H.i) Z. 1 ) 8 / 1 ) 9 : aber bis vorbringt.] >tu] [vonk^ aber desto mehr von Bleye, u wieder von Bleye vorbringt. H(H.i) Z. 142:

Vorfragen: Ob] Vorfragen [,] [ob'] > VORFRAGEN: O b H(H.i),

ag

nachge-

zogen in H.2 Z. 1 4 3 : ein Gesez, das] [das] » ein< Gesez, das H(H.i) Z. 14J: Indeß daß] Indeß [,] daß H.i .· I N D E S S DASS H(H.z),

in H.2 Z. 146/147: H.2

Indeß nachgezogen

Gesezen; und] Gesezen; u H(H.i), Semikolon und u nachgezogen in

Z. 149: hatte] [hatte*']h 'hatte H(H.i) Z. 150: Kummer hat.] [betrübt ist.] > Kummer hat. H(H.i) Z. 1 5 1 : die verdienten] die [beynah] [werth wären]^ verdienten H.i DIENTEN

H(H.Z)

Z. 15):

Vorweser] [Vorfahr'] > 'Vorweser

Z. 1J4:

haben] haben H(H.i),

H(H.i)

a nachgezogen

in H.2

.· DIE VER-

72.

155

Textteil

1,8

wir's denn nun, wie's ist! Alles geht bergunter! Lauter Unrecht und Ungerechtigkeit w i r d gehandhabet! Er schüttelte K o p f und Kranz. Bellen konte mein Vorweser, wie sichs gebührt, beissen auch, wie sichs gebührt, auch sich so zuthätig, w i e sich's gebührt, herbeyschmiegen, w e n n m a n ihn lokte; aber eine N a s e hatte er

160

nicht! gar nichts von der odorâ vi, g a n z und gar nichts, platterdings nichts, mit Einem Worte: nichts! D e n n sonst hätt er ja von weitem gerochen w a s v o r w ä r e , hätte er ja dem Dinge fein vorgebeugt! Die gutartigen, unschuldigen, unschädlichen M ä n n e r , weil sie Püpchen gern leiden mögen, die, m a n weis nicht w a s , vorstellen; so werden sie

165

Hochverraths angeklagt, werden auf immer und ewig Landes verwiesen, werden, w e r d e n ... Er schüttelte. Z. 155: bergunter!] [Kopf unten!] > bergunter! H(H.i) Z. 155/156: Lauter bis gehandhabet!] Lauter Ungerechtigkeiten werden Γ begang e n , ! [ v e r ü b t ] [!] H.I

> L A U T E R [ U N G E R E C H T I G K E I T E N ' ] [ W E R D E N ' ] [ΓBEGANGEN, 1]

[VERÜBT,] [[gehandhabt'!]] H.i .· LAUTER [Unrecht u Η.2I 'Ungerechtigkeit 'wird 'gehandhabet! H(H.2), ec in Ungerechtigkeiten, bt in verübt und in gehandhabt nachgezogen in H. 2 Z. 157: schüttelte Kopf und] schüttelte Kopf u H(H.i), ch und u nachgezogen in H.i Z. 157: konte] konte H(H.i), on nachgezogen in H.2 Z. 15J-15Ç): Vorweser bis aber] Vorweser, wie sichs gebührt, [[auch sich [wie es H so kriechend, wie [e]* sich's gebührt, herbeyschmiegen, wenn man ihn lokte,]] beissen auch, wie sichs [gebührte'] [;] » ' gebührt,< aber H.i .· VORWESER, WIE SICHS GEBÜHRT, BEISSEN A U C H , WIE SICHS 'GEBÜHRT, A U C H SICH SO [KRIECHEND] >.· z u t h ä t i g H.2 'er H(H.i) Z. 162: vorwäre bis dem] vorwäre, [u] hätte dem > VORWÄRE, HÄTTE [er jal dem H(H.i), er ja nachgezogen in H.2 Z. 163: unschädlichen] tunsad']* 'unschäd-/lichen H(H.i), unschäd- nachgezogen in H.2 Z. 164: die bis vorstellen;] die Γ, H.2] [wer weis] » man weis nichto was Γ, H.2] vorstellen; H(H.i), Semikolon nachgezogen in H.2 Z. 165: Hochverraths] Hochver-/raths H(H.i), chver nachgezogen in H.2 Z. 165: immer und ewig] [e]* immer u ewig H(H.i) Z. 166: werden ...] werden ... H(H.i), Punkte nachgezogen in H.2 Z. i6j: schüttelte.] schüttelte. H(H.i), Punkt nachgezogen in H.z

Textteil 1,8

73

Ach ihr theuersten Männer! ihr Stüzen und Säulen, ihr Saft und Kraft des gemeinen Wesens! so soll mit euch umgesprungen werden, und nicht nur umgesprungen, sondern auch umgegangen! Jammerschade! Er riß sich den Kranz ab, warf ihn nieder, und stampfte darauf. Endlich hatte er sich verschnoben. Er sezte den Kranz wieder auf, und rükte ihn langsam zu rechte. Gleich darauf schlief er stehend ein und schnarchte dabey so laut, daß er nichts davon merkte, daß sein Hauptschmuk noch einmal neben ihm zu liegen gekommen war. Einige Altfranken stiessen die Köpfe zusammen, konten sich in die ganze Sache nicht finden, und begriffen nicht, wie es den Gelehrten möglich wäre, solche Bilderchen zu tragen. Gleichwol kamen sie von ihrer Verwunderung so ziemlich zu sich selber, als sie daran erinnert wurden, daß ja auch die Grossen allerhand Bilderchen an allerley Bändern trügen, zwar wol mit dem Unterschiede daß diese es frey öffentlich, die Gelehrten hingegen nur verstolner Weise thäten: daß man sich aber doch in Bezie-

Z. 168: Männer!] Männer [,'] H.i

.· M Ä N N E R ' ! H(H.z), er nachgezogen in H.2 Z. 168/169: ihr bis Wesens!] ihr [Saft u Kraft der Republik]^ Stüzen u Säulen, ihr Saft u Kraft der Republik >.· [DER REPUBLIK Γ ! Ί• H.i > des gemeinen Wesens!

H.2< H(H.I) Z . 169/170: so bis Jammerschade!] [so] » [dergestalt] > soll mit euch umgegangen, u nicht nur umgegangen, [sondern auch Teuchl mitgefahren, u nicht nur mitgefahren,]^ [ s o n d i s o n d e r n auch umgesprungen, u nicht nur umgesprungen, [sondern [so] » [dergestalt] > -so·"*« soll euch auch mitgefahren werden [!'] » '?« [so? so?] » [dergestalt?] > -so? so?-""< Jammerschade!] H.i > [ s o ] » [DERGESTALT] > - s o - < S O L L M I T E U C H [ U M G E G A N G E N ' ] > . · ' u m g e s p r u n g e n H.2< NUR [ U M G E G A N G E N ' ] [ , ] > .· ' u m g e s p r u n g e n , H.z
. · A U C H u m g e g a n g e n ! J a m m e r s c h a d e !

H.z
-gekommen war· H.24 / H(H.i), Kustos

Nicht wenige in H.2 eingetragen und gestrichen. Er bezieht sich auf Z. 186-224: Nicht wenige bis auf. : H.I. Getilgt wurde er vermutlich, als der Text mit dem Zwischenstück Z. 176-185 Einige bis wäre. : H.II fortgesetzt wurde. Z. 176-185

Einige bis wäre. : H.II

Z. 182-185: aber bis wäre.] aber > [doch] [auf beiden Seiten] [denen'] [schon zur [Gnünge']^ 'Genüge bekant].· SIEBZIG 'GEWESENE H.2« 'Ausrufer Υ 'dermalige 'Aufwärter H.N bey den Nachtwächtern, !(dem halben war die Zunge etwas [gel]^ gelähmt)]] [in dem h]^ [vor ihnen erschienen] heraufkamen » NACHTWÄCHTERN, [nebst einem halben (diesem w a r die Z u n g e etwas gelähmt)] HERAUFKAMEN > NACHTWÄCHTERN, HERAUFKA-

MEN«, u wegen der Bilderdiener einen Fußfall thaten. Z. 221-224

H(H.i).I

Die bis auf. : Η

Ζ. 223/224: Ankläger und Zeugen] [Zeugen]^ [ge]^ Ankläger u Zeugen Η

76

Textteil 1,9

1,9Der

Abend.

Zur Geschichte unsrer

Sprache.

Bruchstück? V i e r t e s J a h r h u n d e r t , z w e y t e H ä l f t e . A u s U l p h i l a . Saei hoseit Worda mina jah tojith, geleiko ina Wera frodamma, saei gatimrida Razn sein ana Stena. Jah s

atiddja dalath Rign, jah quemun A h w o s , jah w e w o u n Windos, ja bistugquun bi thamma Razna jainamma, ja ni gidros, unte gasulith w a s an Stena. Die Übersezung dieser Stelle wird die Übersezung der drey folgenden überfliessig machen. Der hört meine Worte und sie thut, ich vergleiche ihn einem weisen Manne, der

10

zimmerte sein Haus auf Steinen. Und es ging Regen nieder, und es kamen Wasser, und es wehten Winde, und umstürmten dieß Haus, und es stürzte nicht ein, weil es gesäult w a r auf Steinen. S i e b e n d e s J a h r h u n d e r t , z w e y t e H ä l f t e . A u s K e r o . Der hoorit Wort miniu, indi tuat dei, gelichison inan G o m m a n n e spahemu, der gezimbrota Hus sinaz

15

oba Steine. Q u a m u n A h a , blatoon Windi, indi erloso satun in Hus daz, indi ni fiai, danta gestudit w a s oba Steine. Vermutlich

aus

dem

achten

Jahrhunderte.

Angelsächsische

Bibel-

ü b e r s e z u n g . Thera the thas mine Word gehyrt, and tha wircth, bith gelic tham Z. 16: (Gestudit) gestätet.

Z . 1/2: D e r A b e n d bis S p r a c h e . ] Nachgetragen aR nach Referenzzeichen, das auch über Ms.-Zeile zu Z . 3 ( [ S i e b e n d e s ] / V i e r t e s bis H ä l f t e . ) eingetragen ist: Z u r G e s c h i c h t e u n s r e r S p r a c h e g e h ö r i g , mit roter Tinte unterstrichen, dann mit brauner Tinte und zwei schrägen Strichen getilgt, darunter nach dem wiederholten Referenzzeichen: D e r A b e n d (zweimal unterstrichen)/ Z u r Ges c h i c h t e u n s r e r S p r a c h e [ g e h ö r i g ] , ebenfalls mit roter Tinte unterstrichen; das letzte Wort ist mit dunkelbrauner Tinte gestrichen H Ζ . 3·· V i e r t e s ] [Siebendes] .· V i e r t e s Η Ζ . 3·· z w e y t e ] [ e r s t e ] .· z w e y t e Η Ζ . 6: jainamma] [jenamma'] > 'jainamma Η Ζ . 7·· der drey folgenden] der Γ drey 1 folgenden Η Z. y: überfliessig] [über-/folgenden'H 'überfliessig H Ζ. M A N N E , d e r z i m m e r t e SEIN H A U S AUF STEINEN.

Η

Z. 11: wehten] [webten]^ wehten Η Z . i 3 : H ä l f t e ] [H*]^ H ä l f t e Η Ζ. 14: gelichison] [gelichison'] >'gelichison H, c verdeutlichend

nachgetragen

Textteil

Ι,ιο

77

wisan Were, se his Hus ofer Stan getimbrode. Tha k o m thär Ren, and miele Flod, and thär bleowun Windas and ahruron on that Hus, and hyt na ne feoll, sothlice hyt w a s ofer Stan getimbrod. N e u n t e s J a h r h u n d e r t , z w e y t e H ä l f t e . A u s T a t i a n . Thie thar gihorit thisu Wort, inti tuot siu, ist gilich spahemo M a n , thie thar gizimbrota sin Hus ubar Stein. Inti nidarsteig Regan, inti quamun Gusu, inti blisun Winda, inti anafielun in thas Hus, inti iz ni fiel, wanta it gifestinot w a s ubar Stein. Z . 2 j : (Gusu) Güsse.

Ι,ιο.

Bruchstück Kädmon verdient noch mehr gekant zu werden. Wenige kurze Stellen aus ihm werden zu dieser Absicht zureichen. Ich unterscheide die Verse, auf angelsächsische Art, durch Puñete. A c he (Henoch) quic giwat. Mid C y n i n g Engla. O f dhissum länan. Life Frean. O n dham G e a r w u m . Dhe his Gast onfeng. Ar hine to M o n n u m M o d o r brohte. Und er ging lebendig. Z u dem Könige der Engel. A u s diesem geliehnen. Leben zum Herrn. In den Gewanden. Die sein Geist empfing. Eh ihn zu den Menschen die Mutter brachte. Folgendes scheint eine N a c h a h m u n g d e r B a r d e n zu seyn. O n thät Dägröd sylf dynedan Scyldas. Hlude hluin M o n . Dhäs se hlanca gefeah. Wulf in Wälde. And se wanna Hrefn. Wäl gifre Fugel. West an begen. Dhät hine the D h e o d Gumen. Dhohton tilian. Fylle on Fägum. M i t der Tagsröthe schon tönten die Schilde. Laut schrien die Männer. D e ß freute sich der Hungrige. Der Wolf im Walde. Und die graue Krähe. Der Vogel nach Todten gierig. Beyde von Z. 14: ( F ä g u m ) W i r h a b e n d a s W o r t f e i g n o c h , a b e r in e i n e r s e h r e n t g e g e n g e s e z t e n B e d e u tung. D i e Todesgeweihten, u m w e l c h e die W a l k ü r e n zu s c h w e b e n , und ihnen den T o d anzuk ü n d i g e n pflegten, freuten sich auf denselben.

Z. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Z. Ζ.

6: he (Henoch)] he [quic gew]* (Henoch) H 8: Und er] [Er] > U er Η 12: Scyldas] [Sculdas'l > ['Scyldas] [.] > Scyldas. Η 14: Fägum. Mit] Fägum. [Ac him fleah on Lastly // M i t Η 14: schon] [schön'] > 'schon Η, Umlautzeichen wohl versehentlich 18: Todesgeweihten, um] Todesgeweihten, [de]* um Η i8: zu schweben] [zuschweben'] > 'zu schweben, Η

gesetzt

j8

Textteil I,io

Westen her. Daß sie Heerscharen. Dachten zu zerreissen. Sich zu füllen mit Todesgeweihten. Ac him fleah on Last. Earn Äses georn. Urig Fethera. Salowig Pada. Sang Hilde Leoth. Hirned Nebba. Und er flog mit Eile. Der Adler Ases begierig. Die furchtbare Feder. Der dunkle Schlachtvogel. Sang der Hilda ihr Lied. Mit dem Hornschnabel. Der Sänger der Schlacht Athelstans hat, im zehnten Jahrhunderte, Kaedmonen, oder die Barden so nachgeahmt: Lätan him behynd an. Hräfn bryttian salowig Padan. And thene swartan Hrefn. Hyrned Nebban. And than hasean Padan Earn. Aftan hwit Ases brucan. Grädigne Gudhafoc, an that gräge Deor Wulf in Wäalde. Sie liessen hinter sich. Die Krähe Besiz nehmen den dunkeln Schlachtvogel. Und die schwarze Rabe. Gehörnt den Schnabel. Und den lautschreyenden Schlachtvogel den Adler. Hinten weisses Ases geniessen. Den gierigen Kriegshabicht und das graue Thier, den Wolf im Walde. Mir scheint in diesen beyden Stellen der ächte Bardenton zu herschen. König Lodbrog (man kann ihn so gar in einer ähnlichen Stelle vergleichen) der doch wol der beste unter den Scalden seiner Zeit ist, überschreitet schon die Gränzen, und artet ins Wilde aus. Was sind die Scalden, die wir haben, (ich gebe gern bessere Zeiten der Scalden zu; aber aus diesen ist nichts übrig) was sind sie gegen Ossian? Ζ . 2 2 : ( Ä s e s ) Z u der Zeit kein unedles Wort. Die Longobarden nanten das S c h l a c h t f e l d A a s f e l d . (Urig) Ich habe die Bedeutung dieses Worts nicht finden können. ( P a d a ) Ein Wort, das der Poesie allein angehörte, vielleicht mit dem niederdeutschen p e d d e n o f t t r e t e n verwandt. ( H i l d e ) Die Kriegsgöttin.

Z. Ζ. Ζ. Z. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Z. Ζ. >

Η Ζ. Ζ. Ζ. Z.

20: Heerscharen. Dachten] Heerscharen [dl*. Dachten Η zo: zerreissen] [vertilgen] [.]* zerreissen. Η 22: georn] [geoxn'] > 'georn H, r verdeutlichend neu geschrieben 24/2 j: Feder bis Sang] Feder. [[Salowig]* Der dunkle Schlachtvogel. 1 Sang Η 2j: Hilda] [Hid]* Hilda Η 27·· so nachgeahmt] so [g]* nachgeahmt Η 28: salowig] [Salo]* salowig Η 3 i : Krähe Besiz nehmen] Krähe Besitz .· K R Ä H E B E S I Z nehmen Η 33: Kriegshabicht und] Kriegshabicht [,] > K R I E G S H A B I C H T u Η 35: zu herschen] zu [χ]* herschen Η ¡6/37·· der bis ist] der > [ist] doch wol der beste unter den Barden seiner Zeit habe H, Dittographie bei Wort] [Worte']* 'Wort Η

Zeilenwechsel

Textteil 1 , 1 1

79

Und gleichwol macht man einen solchen Lerm von ihnen, daß man ihnen so gar die Spielwerke, die sie mit anfangenden Selbstlauten oder Mitlauten treiben, zur Schönheit anrechnet. Ich bin begierig zu sehn, was dann vollends für ein Lerm wird werden, wenn man etwa auch die späteren schottischen Barden solte kennen lernen, die sich auf noch viel mehr, und noch gothischere Spielwerke verstehn. Ossian weis von diesem allen nichts. Hier sind einige seiner Verse. Aus // (Anschlußtext nicht überliefert)

Ι,ιι. Der

Abend.

Zur Geschichte unsrer Sprache. Bruchstück? Von dem S a c h s e n . Ich habe diesen Dichter in Hikes (es verdriest mich auf uns, daß ich mich so ausdrücken kann) entdekt. Der Engländer, der nach unserm Franciscus Junius die meisten Verdienste um unsre alten Mundarten hat, ist auf allen Seiten seines grossen Buchs voll von diesem Ungenanten. Erst sezt er ihn in die ältesten Zeiten der Angelsachsen; hernach in Karls des Grossen. Er führt keine

Z. 44-46: macht bis anrechnet] > machen wir einen Lerm von ihnen, [der] [so ga] 'in Η verdriest] [verebt']^ 'verdriest H kann)] kann [(']* [ HABEN. EIN Η Z . 17: Gelehrten] [Gehehrten']^ 'Gelehrten Η Ζ. 23-25: Evangelisten bis ab.] Evangelisten [bis zum Gespräche der Jung]^ übrig. Die [Hans]b Handschrift bricht [mitten] in dem Gespräche der Jünger, die nach Emmaus gehen, [abK ab. Η Ζ. 25: dieß Werk] dieß [WerkH Werk Η Ζ . 2 y . der niederdeutschen] der [s]^ niederdeutschen H Ζ . 29·· umschreiben] [umschnocben'] > 'umschreiben Η

Textteil I , i l

8l

Fehlern, die dieser Zwek unvermeidlich machte, nicht frey sey. Ulphila umschreibt nicht, sondern bildet, und zwingt die Sprache nach dem Griechischen; der Sachse hingegen läst ihr das Eigentümliche und kann es auch, weil er umschreibt, viel eher thun, als Ulphila, wenn er auch nicht so wörtlich hätte iibersezen wollen, es gekont hätte. Dieser ist daher den Sprachforschern bey weitem nicht von so grossen Nuzen als jener. Der Sachse hat ausser dem einen edlen Ausdruk, und ist weit über Otfrieden. Dieser hat nach dem Sachsen gelebt, und sagt von sich, daß er die Schrift zuerst in der Sprache des Landes bekant mache. Es ist iiberfliessig die Ursache von Otfrieds Stillschweigen, die eine sehr geringe gewesen seyn kann, zu untersuchen, denn es kann wider das Zeugnis eines Zeitgenossen Ludewigs nicht gelten. Auch das macht uns, besonders den Niederdeutschen, den Sachsen merkwürdig, daß es also diese evangelische Geschichte gewesen ist, die in den Kirchen ihrer Vorfahren bald nach der Zeit, da sie die christliche Religion angenommen hatten, ist verlesen, oder vermutlicher abgesungen worden. Folgende Stellen dieses Dichters sind theils aus Hikes Thesaure, und theils aus einer völlig zuverlässigen Abschrift weniger Blätter des einzigen geretteten alten

Z. 30: unvermeidlich] [notwendig malt unvermeidlich H Ζ. 30-35: Ulphila bis dem] Eingefügt am Rande Η Ζ. 32: läst bis Eigentümliche] läst [der Sprache] [ihr] [Eigentümliches'] .· LAST ihr das 'Eigentümliche Η Ζ. 32: es] [das] .· es Η Ζ. 32: auch, weil] auch [vie]*, weil H Ζ. 33/34: als bis gekont] als [es] Ulphila, wenn er auch nicht so wörtlich hätte übersezen wollen, gekont .· ALS U L P H I L A , WENN ER A U C H N I C H T SO W Ö R T L I C H HÄTTE ÜBERSEZEN WOLLEN, es GEKONT

Η

Ζ. 35·· Der bis ausser dem] [Er hat] .· Der Sachse hat ausser dem Η Ζ. 35·· edlen Ausdruk] edlen [, u weit über]* Ausdruk Η Ζ. 3 6: nach] [nam']* 'nach Η Ζ. 37·· der Sprache] Ldex'ì Sprache > 'der S P R A C H E H, der und Sprache, die zusammengeschrieben waren, durch senkrechten Strich getrennt Η Ζ. 38/39: Ursache bis untersuchen,] Ursache [des]* von Otfrieds Stillschweigen [zu untersuchen] die eine sehr geringe gewesen seyn kann .· U R S A C H E VON O T F R I E D S S T I L L S C H W E I G E N , D I E EINE SEHR G E R I N G E GEWESEN S E Y N KANN, zu untersuchen, Η Ζ. 3 8: eine] Versehentlich über e gesetzter Strich, getilgt Η Ζ. 39·· kann wider] kann [gl* [wivder'] > KANN 'wider Η Ζ. 40: uns, besonders den] uns [wenigstens] den .· UNS, besonders DEN H, mögliche Zwischenstufe der Änderung: UNS DEN Z. 42/43: bald bis worden.] bald [darauf] [sind] » [ist]< verlesen, oder vermutlicher abgesungen worden [;'] [nachdem diese nicht lange vorher durch das Schwert der Schlacht [,] u des Fehmgerichts waren zu Christen gemacht worden.] .· B A L D nach der Zeit, da sie die christliche Religion angenommen hatten, ist V E R L E S E N , O D E R V E R M U T L I C H E R A B G E S U N G E N W O R D E N ' . H, in Schlacht ht gestrichen und erneut darüber geschrieben Z. 45: Abschrift weniger Blätter des] Abschrift Γ weniger Blätterl des Η

82

Textteil I , l i

Manuscripts genommen. Ich überseze sie mit Fleiß auf eben die Art, wie ich Kädmonen iibersezt habe. Aus H i k e s : So stodun im tegegnes thar Engilos twena in alahwiton wanamon Giwadion. Da standen ihm dort gegenüber zween Engel in allweisen glänzenden Gewanden. Sia badun ina, helagna, that hie im iro Ogen opana gidedi, that sia Liudio Drom, Svigli Sunnanscin gisehan moustin. Sie baten in, den heiligen, daß er ihre Augen aufthäte, daß sie der Menschen Wonne, des Himmels Sonnenschein sehen könten. Kumit gi, quithit hie, thia thar gicorana sindun, endi di antfahent, that craftiga Riki, that gouda, that hier gigerwit stendit, that thar warth Gumono Barnon giwaraht fan thesaro Weroldes Endie. Komt ihr, die da erkoren sind, und empfahet dieß mächtige Reich, dieß gute, das hier bereitet steht, das da ward der Menschen Kindern gewirkt von dieser Welt Anfange. Thuo fan them Wolcne quam helag Stemna Godes, endi them Helithon thar seibo sagda that: That is Sunu libbendero liobost, an them mi licod an minon Hugisceftion. Z . 49: ( G i w a d i o n ) W a t A.S. u. F. W a n d a ein Sterbegewand. A.S. Z. 51:

( D r o m ) ein poetisches Wort; davon T r o m p e t e . Das ältere D r o m m e t e zeigt die

Verwandtschaft noch mehr. Z . j6: ( g i g e r w i t ) Dhuo ir Himilo garwida Is. Thu scealt A d gegärwon Bearne thinum. Du solst einen Holzhaufen machen für deinen Sohn. Kädm. Unser jeziges Wort g e r b e n ist eben dasselbe. So sehr kann sich die Bedeutung der Wörter ändern.

Z . 56/57: (giwaraht) dieser

ist die Bedeutung des Worts ähnlich, wie sie Luther in W u n d e r w i r k e n noch braucht. Z . 61: (libbendero) solte g e l i e b t e n übersezt werden. Allein ich überseze, wie ich schon gesagt habe, mit Fleiß so wörtlich.

Z. 46/47: Fleiß bis habe.] Fleiß [sehr wörtlich.] .· FLEISS auf eben die Art, wie ich Kädmonen übersezt habe. H Ζ. 48: A u s H i k e s : ] Aus [dem T h e s a u r e ] .· A u s H i k e s : Η Ζ. 4 S: tegegnes] Strich über dem letzten e, getilgt H Ζ. jo: Da] Absatz nachträglich eingezeichnet Η Ζ. 53·· Sie] Absatz nachträglich eingezeichnet Η Ζ. 53·· aufthäte] [öfnete,]·? aufthäte Η Ζ. 5 6: gigerwit] w gestrichen und verdeutlichend neu darüber geschrieben Η Ζ. 57·· empfahet] [emtpxahet' Η 'empfahet Η Ζ. 58: das] [tha]* das Η Ζ. 6i: libbendero] [libxbenvdero'] > 'libbendero Η Ζ. 6γ: Sohn] [Sonh]* Sohn Η Ζ. 68: So sehr] So [unedel]* sehr Η Ζ. 68: (giwaraht)] ([gewirkt]/")-? ·' giwaraht) Η Ζ. 68: dieser] [diesem'] .· 'dieser Η Ζ. jo/yi: überseze bis Fleiß] überseze, [mit]* wie ich schon gesagt habe, mit Fleiß Η

Textteil

I,i2

83

Da k a m von der Wolke die heilige Stimme Gottes, und sagte selber den Männern da dieses: Dieß ist der liebste der zu liebenden Söhne, an dem ich Gefallen habe in meinen Gedanken.

1,12.

'Jordan H Ζ. 24: das Heidenthum] [die heidnischen Begriffet das Heidenthum Η Ζ. 24·· hatte, S c h i k s a l ] hatte [das] S c h i k s a l > HATTE, S C H I K S A L Η Z. 2 4 / 2 5 : quamun bis them] quamun [ok Wurdi Giscapul them Η Ζ. 25/26: kamen bis Manne,] • kamen [dem] [reichen Manne] die Entscheidungen des [Schikxals'] » 'Schiksals^ * KAMEN DIE ENTSCHEIDUNGEN DES [ S C H I K X A L S ' ] » 'SCHIKSALS< dem reichen Manne, Η Ζ. 2j: /ελίη] Möglich auch: Ein Η Ζ. 28: (git. unkon. unka.)] [(lithan) ibu gelidet, wenn ihr geht. UlphilaJ b (git. unkon. unka.) H, hier gestrichen und gemäß der Reihenfolge der von Klopstock erläuterten Wörter im zitierten Text später (Z. j j J wieder aufgenommen Z. 2 8 / 2 9 : Duale bis unter] Duale. [Ubereinstimmungen'] >.· Nur [wenige] > N U R [eine'] [solche] > NUR 'Eine 'Übereinstimmung-^ zweyer Sprachen in solchen Eigenheiten, als der Dual ist, [zeigen'] >.· 'zeigt*" 'waron Η Ζ. 58: wart] [ward'] > 'wart Η Ζ. 6o: was bis State] [welches] da [in] [dem] [Tempel] > was DA an geweihter Stäte Η Ζ. Ó2: gleich weisen] [gleiche']* 'gleich weisen Η

88

Textteil

1,13

Thuo sprac engilhert Man, thia iru Gaduling was... Thuo sprac eft thie fruodo Man, thia thar Consta filo mahlean. Ni gibu ik that tirada, quat hie, rinco nigenon that Word Godes wendan biginne ... Thoh hie ni mugi enig Word gisprecan, thoh mag hie bi Buokstabon Brief giwirkean, Namon giscriban. Thuo hie nahor gieng, lagda im ena Buok an Baram, endi gemo bad writan wislico, gimerkion hwat sia that helaga Barn hetan scoldin. Da sprach ein Mann mit einem Engelherzen, der ihr Verwandter war ... Da sprach hernach der weise Mann, der viele Künste reden k o n t e (hier fehlt wol dieß Wort in M.S.) Ich gebe die Gewalt, sagte er, keinem Menschen, daß er das Wort Gottes zu wenden beginne ... Ob er gleich nicht vermag ein einziges Wort zu sprechen, so vermag er doch mit Buchstaben einen Brief zu wirken, den Namen zu schreiben. Da ging er ihm näher, legte ihm ein Buch auf den Schoß, und bat ihn sehr weislich zu schreiben, zu bestimmen, wie sie den heiligen Knaben heissen solten. Hie giwet im f a h o r a s u m an enna Nacon innan neriende Crist slapan. Sith w o r i g Segel uppdadun wederwisa Weros, lietun Wind after Manon obar thena Meristrom. Unthat hie te Middean quam, Waldand mid is Werodu; thuo bigan thes Wedares Craft Ust upstigan, Uthiun wahsen. Swang giswero angimang thie Z . 7 7 / 7 S : ( f a h o r a s u m . w o r i g . ) Diese beyden Wörter versteh ich nicht.

Z . 63: sprac] [sprakM > 'sprac H Ζ. 6y. eft] Cefto'] > 'eft Η Ζ . 64: Consta] [Consta so] > Consta Η Ζ. 64: mahlean.] mahlean [,] > MAHLEAN. Η Z. 65: wendan] [wendxan'] > 'wendan Η Ζ. 66: Thuo] [Tuo'] > 'Thuo Η Ζ. 6j: Buok] [Bouok'] > 'Buok Η Ζ . 6γ: gemo] [gerne'] > 'gemo Η Ζ . jo: viele] Lxì'r viele Η Ζ. jolji: k o n t e bis M.S.)] [ ( k o n t e fehltK k o n t e ([es fehlt]^ hier fehlt wol dieß Wort in M.S.) Η Ζ. 72: einziges] Ixxì'r einziges Η Ζ. 73·' zu] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η Ζ. 75·· sehr bis bestimmen] sehr zu schreiben, [weise Worte,] zu bestimmen > SEHR w e i s l i c h z u SCHREIBEN, ZU BESTIMMEN

Η

Z. 78: obar] [ober'] > 'obar Η Ζ. 79·· Meristrom. Unthat] Meristrom [.'] [Unthat'] > MERISTROM [ ';'] ['unthat] > MERISTROM'. -Unthat-

Η

Ζ. 79·· Werodu; thuo] Werodu [,] [thuo] > WERODU [.'] [Thuo] > WERODU '; thuo Η Ζ. j$/8o: bigan bis Ust] bigan Γ thes Wedares Craftl Ust Η Ζ. 8o: wahsen. Swang] wahsen [;] [swang'] > WAHSEN. 'Swang Η

Textteil 1 , 1 3

89

Seu, warth anhruoru. Wanwind endi Water Weros sorogodun. Thiu Meri warth so muodag; ni wanda thero Manno nigen lengron Libes. Thuo sia Landesward wekidun mid irò Wordon, endi sagdun im thes Wedares Craft, badun, that im ginathig neriendi Crist wurdi wid Watare, efta wi sculun hier te Wunderqualu sweltan an theson Sewe. Seif upparäs the guodo Godes Suno, endi te is Jungron sprak, hiet, that sia Wedares Giwinn wiht ni andraedin. Te hwi sind gi so forhta, quat hie, nis ju noh fast Hugi, Gilobo is ju te luttil; nis nu lang tethiu, that thia Stromos sculun falrun werthan, githit Weder, wunsam. Er ging in einen Nachen hinein der erhaltende Christus zu schlafen. Sie zogen das Segel auf, wetterkundige Männer, nahmen den Wind nach dem Monde auf dem Meerstrome. Als er zur Mitte kam der Waltende mit seinem Haufen; da begann des Wetters Kraft von Osten aufzusteigen, die Wellen zu wachsen. Es schwang sich schwer durch einander der See, ward aufriihrisch. Den gefährlichen Wind und das Wasser fürchteten die Männer. Das Meer ward so ungestüm, und keiner der Männer hofte auf ein längeres Leben. Da wekten sie den Landeshüter mit ihren Worten, und sagten ihm des Ungewitters Kraft, baten, daß ihnen gnädig würde der erhaltende Christus wider das Wasser, oder wir werden hier mit schreklicher Angst sterben auf diesem See. Der gute Sohn Gottes stand auf, sprach seinen Jüngern zu, hieß, daß sie vor des Wetters Arbeit nicht erschräken. Warum seyd ihr so furchtsam? sagte er; das Gemüth ist euch nicht fest, der Glaube ist euch zu klein! Es ist nun nicht lange bis dahin, daß die Ströme sollen fallend werden, das Wetter heiter, wonnewoll. Z . 89: (falrun) Die Endung dieses Wortes scheint mir eben die zu seyn, die in n ü c h t e r n , l ü s t e r n und andern vorkomt.

Z. 8z: anhruoru. Wanwind] anhruoru Wan, [Winde'] > ANHRUORU. [WAN, 'Wind! > ANHRUORU. Wanwind H Ζ. 8z: Water Weros] Water [;] Weros > WATER WEROS Η Z . 8z: sorogodun. Thiu] sorogodun [;'] [thiu'] > SOROGODUN '. 'Thiu Η Ζ. 8y. ni] [Ni] > ni H Z. 84: Wedares] [Wedar'K 'Wedares H Z. 8j: neriendi] [neriendei'] > 'neriendi H Z. 86: an theson] [antheson] > AN THESON H, durch Strich getrennt Ζ. 86: upparäs] tuppaaräs'] > 'upparäs Η Ζ. 8γ: wiht] [wicht'] > 'wiht Η Ζ . 5>i: wetterkundige] [wetterkundige']* 'wetterkundige Η Ζ . 92: Meerstrome. Als] Meerstrome [,] [bis] > MEERSTROME. Als Η Z. çz: Haufen; da] Haufen [.'] [Da] > HAUFEN '; da Η Ζ . 94·· der See] [die S]* der See Η Ζ. 9y. Das] [Th]* Das H Ζ. y 6: wekten] [wecl* 'wekten Η Ζ. ιοί: furchtsam?] [furlila furchtsam [,'] > FURCHTSAM '? Η Ζ . ι ο ί : das Gemüth] [die Gedanken]* das Gemüth H Ζ. 104: in] [wir]* in Η

90

no

Textteil 1,13

Thuo hie te them Winde sprac getieden, Sewa so self, endi sia smultro hiet bethiu gibareon. Sia Gibod lestun Waldandes Word, Weder stillodun, fagar warth an them Fluode. Thuo that Folk under im, Weroda wundroda, endi suma mid Wordun sprakun: Hwilic that so mahtigro Manno wari, that im so thie Wind endi thie Wag Wordu hordin bethiu is Gibodscipies. Thuo habda sia that Barn Godes ginerid fan thero Nodi; thie Naco fuorthor scred, (ho) hurnid Scip. Helithos quamun, thia Liudi te Landae, sagdun Lof Gode, maridun is Megincraft.

115

Da sprach er zu dem Winde abzufliessen und dem See, und hieß sie dadurch sanft werden. Sie folgten dem Gebote, des Waltenden Worte, stillten das Wetter; schön ward es auf der Flut.

12.0

Da wunderte sich das Volk untereinander, die Schaar, und einige sprachen mit Worten: Welcher der so mächtige Mann wäre, daß der Wind und die Woge seinem Worte gehorchten auf sein Gebot. Da hatte sie der Sohn Gottes gerettet aus der Noth. Der Nachen schritt fort, das feste Schiff, die Männer kamen, die Leute zum Lande, sagten Gott Lob, verherlichten seine grosse Macht.

125

Die Ulmengeselschaft schien mit dem Sachsen zufrieden zu seyn. Der Vorleser der Fragmente versprach ihn einmal ganz heraus zu geben, wenn es ihm anders noch gelänge eine völlig zuverlässige Abschrift des Manuscripts zu bekommen. Eine rechtschaffen schwere Arbeit, sagte er, würde zwar diese Herausgabe seyn; aber was thäte man nicht, um auch nur etliche Wölkchen derjenigen Dämmerung zu vertreiben, die, in so Vieler Augen, den Genius der Sprache noch immer umgäbe. Z . 111:

(ho) Über diesem Worte, das ich nicht verstehe, ist ein mir unbekantes Zeichen

Z. 107; Weder] [w]* [Wedar'l > 'Weder H Ζ. M ; scred, (ho) hurnid] [sered]* scred [...] hurnid > SCRED, (ho) hurnid H, vgl. Varianten Z. 128 Z. 113: abzufliessen] [zu schweigen] [,] > abzufliessen Η Ζ. 114: des Waltenden Worte,] > [dem Worte] des Waltenden (ho) Über diesem Worte [steht] ein [Zeichen,] [das ich nicht kenne] » W O R T E , das ich nicht verstehe, ist EIN mir unbekantes Zeichen < Η

Textteil 1,14

1,15

91

1,14.

] > GITAL H Ζ. 5·· Lioht.] L i o h t [,] > LIOHT. Η Z . 5 : scona] [scona]* scona Η Ζ. 8: es w a r ] [w]* es w a r Η Ζ . l i : in d e m N a m e n F a i r f a x ] in [zwei bekanten] I N a m e n [;'] t»', « in Fairfax u. H a r f a g e r , [auf]* [nur in]]* IN dem [bekanten] N a m e n » DEM NAMEN« F a i r f a x Η Ζ. 12: ist] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η Ζ. 12: d e m Beynamen] [dem N a m e n ] > d e m B e y n a m e n Η Z . î j : edeln] [edl]* edeln Η Ζ. 1-9 D e r bis so: : H.III Z. 3: er] Nachgetragen

zwecks

Korrektur

eines Schreiblapsus

H.III

5

92.

Textteil

1,15

Unterdeß machte der sonderbare Mann seinen Fehler denn doch dadurch einigermaassen wieder gut, daß er bey solcher Gelegenheit immer etwas sagte, das für den Frager gehörte, und ihm gar heilsam war. Heute beantwortete er fünf Fragen, deren Anführung überfliessig wäre, nach seiner Weise, so:

1) Ich habe zwey Probirsteine, woran ich die Theorien der darstellenden Wissenschaften versuche. Der erste (denn zur Strenge bin ich nun einmal nicht geneigt) ist ein wenig weich; der zweyte aber hat die gehörige Schärfe. Ich frage nämlich: Ob der Künstler dem Theoristen wenigstens in dem meisten recht gebe? Und, wenn es mit diesem Punkte in der Ordnung ist: Ob der Künstler von dem Theoristen etwas gelernt habe? Hapert's schon beym ersten; so hab ich weiter gar nichts zu fragen: sondern es ist bey mir ausgemacht, welche Bewandnis es mit dem Lehrbüchlein habe. Der Theorist mag dann noch so viel allgemeine, tiefsinnig lautende aber nicht tiefsinnig seyende Säze auskramen; noch so viel Wendungen und Sprünge machen, sie, als etwas von Bedeutung, an den Mann zu bringen; er mag noch so viel angaffende Zuhörer haben, Hofleute und Stadtleute, gedrukte, und ungedrukte Recensenten: so hilft ihm dieß alles bey mir nichts, und ich warte nicht etw/"an\ bis ich oben drein noch höre, der Künstler, nicht zufrieden nur den Kopf bey dem Buche zu schütteln, habe so gar darüber gespottet; sondern ich brauche keines weitern Unterrichts, lasse das Buch ungelesen, und es seinen Weg gehn oder stolpern, wie es am besten kann.

Z. 7: bey solcher Gelegenheit] bey [einem] [solchen'] [Anlasse] > BEY 'solcher Gelegenheit H.III Z. 7: immer] imer H.HI Z. 8: fünf] [drey] > [vier] > fünf H.III Z. 10-35

Ich bis gezeichnet. : H.I

Z. 10: Probirsteine, woran] Probirsteine, [sagte Rohrdommel,] woran STEINE, WORAN

Z. Z. Z. Z.

13: meisten recht] meisten >[,] [wasl PROBIR-

H.I

> SPRÜNGE

H.I

Z. 19/20: er bis so] [noch soK er mag noch so H.I Z. zo/zi: gedrukte bis Recensenten:] [Schreiber u Nichtschreiber] [·.] > gedrukte, u ungedrukte Recensenten: H.I Z. 22: etw/*an\] Möglich auch: etwa H.I Z. 22/23: Künstler bis habe] >Künstler [habe] nicht zufrieden nur den Kopf bey dem Buche zu schütteln, vielen, theils berühmten Männern U N T E R S U C H T H.I Z. 27: nicht] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus H.I Z. 27/28: mit v ö l l i g e r R i c h t i g k e i t ] mit ("völliger! R i c h t i g k e i t H.I Z. 30: werden] Iv/xib werden H.I Z. 31/32: Wahrheit bis Schönheit] Wahrheit [,] was » W A H R H E I T WAS< der [richtige] » [-richtige·] > reine Umriß < [des Meisters in der Malerey] in » U M R I S S IN< [Absicht auf die] » Ansehung der< Schönheit H.I Z. 33: Erforschers bis am] [Forschers] [verweilten am] > Erforschers verweilen am H.I Z. 34/35: nur bis gesammelt.] [nicht groß] » nur klein") « Γ nicht ohne Mühe"l gesammelt. H.I Z. 35: hab/e\] Möglich auch: hab H.I Z. 36-84 4) Den bis andermal.: H(H.i H.x).U Z. 36: 4) Den bis Handwerksburschen] ÜdZ 4) bis Handwerks-/ Überschrift: Abend H.i, gestrichen H.2 Z. 36: 4) Den] r 4 ) H.2I Den H(H.i).II Z. 36: Handwerksburschen liegt] Handwerksburschen [,] [sagte Rohrdommel,] liegt H.I .· H A N D W E R K S B U R S C H E N L I E G T H(H.2).II Z. 37: W a h r z e i c h e n ] Wahrzeichen H(H.i).II, hr nachgezogen in H.i Z. 41: eben nicht mit] [auf keine Weise m] [eben] » eben« nicht mit H(H.i).II Z. 42: wol] wol Η(Η.ι).ΙΙ, o nachgezogen in H.2 Z. 42: euch bis daß] euch [nicht abstreite,] wenn ihr darauf besteht, daß > E U C H , W E N N I H R D A R A U F B E S T E H T , nicht abstreite, DASS Η (H.i).II

94

Textteil 1,15

noch hie und da etwas Handwerkisches von eurer ersten gelehrten Erziehung her anklebe; auch will ich nicht gesagt haben, daß man auf der Bücherwanderschaft nicht viel merkwürdigere Wahrzeichen müsse kennen lernen, als die Handwerksburschen auf der ihrigen: aber gleichwol will ich euch, nachdem ich mir nun das Hinkende des Gleichnisses vom Halse geschaft habe, von einigen Wahrzeichen, die ihr etwan auf euren Reisen nicht möchtet bemerkt haben, gehörig, das heist, kurz unterhalten. Ihr braucht euch eben keine Vorwürfe wegen der Nichtbemerkung zu machen, denn ihr junges Blut habt noch nicht Stärke genung, allen den Rust abzufegen, der sich von der Selbsträucherung, welcher unsre Schriftabfasser und Bücheraufsezer gar sehr ergeben sind, fast überall, und oft etwas stark ansezt, und euch die Wahrzeichen unkentlich macht. Ihr durchreiset unter andern die dicken vierteljährigen, und die dünnen monathlichen kritischen Hefte, denn ihr möget gern durch (haltet mir immer das Wortspiel zu gute!) durch Dicke und Dünne gehn; aber ihre Wahrzeichen kent ihr nicht, weder den L e i s t e n , noch die S t e r n s c h n u p f e n , den Leisten: indem ihre Verfasser, wenn ein Werk zum Vorscheine kömt, worinn Neues ist, neuer Inhalt, oder neue Ausführung, oder beydes zugleich, nicht wissen, wo aus noch ein, und so lange mit den Köpfen überall anstossen, bis sie endlich die tiefsinnige Erfindung herausbringen,

Z. 43: noch] noch H(H.i).II, c nachgezogen in H.2 Z. 43: eurer ersten] eurer ersten H(H.i).II, das zweite e in eurer und das r in ersten nachgezogen in H.z Z. 45: merkwürdigere] [nK merkwürdigere H(H.i).II Z. 46: nachdem] nachdem H(H.i).II, ch nachgezogen in H.2 Z. 46: mir nun das] mir Γ nun] das H(H.i).II Z. 4j: einigen] [einem Paar] > einigen H(H.i).II Z. 51: Rust] Rust H(H.i).II, u nachgezogen in H.z Z. 51/52: Schriftabfasser und Bücheraufsezer] Schriftabfasser und Bücheraufsezer H(H.i).II, das c in Sch und das zweite e in Bücheraufsezer nachgezogen in H.z Z. 52-54: stark bis vierteljährigen,] [dik] >.· starke ansezt [.'] » Tu euch die Wahrzeichen unkentlich macht. 1 .· unter andern die dickend vierteljährigen, H(H.i).II, rk in stark, ehr in durchreiset, en in dicken, Komma nach vierteljährigen nachgezogen in H.2 Z. 54/55: und bis monathlichen] u Γ die dünnen! monathlichen H(H.i).II, u, ünnen, ona nachgezogen in H.z Z. 55/56: gern bis gehn] gern [[(haltet mir immer das Wortspiel zu gute!)]] durch [dik] >.· [dicke'] H.i .· 'Dicke H.2« u [dünne'] >.· 'Dünne H.z< gehn H.i .· GERN DURCH [(HALTET M I R I M M E R DAS W O R T S P I E L ZU G U T E ! ) ] [ D I K ] >.· [ D I C K E ' ] H.I ' D I C K E H.Z
ihre Verfasser H(H.i).II Z. 58: zum Vorscheine kömt] [hervorkomtH zum Vorscheine kömt H(H.i).II Z. 58/59: ist bis nicht] ist, [neuer Inhalt, oder neue Ausführung, oder beydes zugleich,] nicht H(H.i).U

Textteil 1,15

95

dieses Werk über irgend einen der alten Leisten zu schlagen, und wenn es denn aller ihrer Zerrerey ungeachtet doch nicht passen will, es gar ungebehrdig verurtheilen, weil es nicht past! und hier wäre denn doch gleichwol, wenn man anders von ihnen etwas Bedeutendes fordern dürfte, eben hier der Anlaß, sich dadurch als wahre Kritiker zu zeigen, daß sie die Beschaffenheit eines solchen Werks etwas früher als andre sähen; zweytens die S t e r n s c h n u p f e n : indem die genanten Beurtheiler die und die Schrift desto mehr lobpreisen, je mehr sie ihrem Schiksale, der Vergessenheit, reifet, und gar kein arg daraus haben, was für ein Urtheil die Welt schon jezt darüber zu fällen anfängt, und endlich, denn nur langsam kann dieses, wegen der Menge der Stimmen, geschehen, gewiß darüber aussprechen, das heist ihr den Untergang zuerkennen wird. Aber von dem allem wissen sie nichts, und halten immer getrost darauf

Z. 62: Zerrerey] Zerrerey H(H.i).II, ere nachgezogen in H.2 Z. 62/63: ungebehrdig bis weil] ungebehrdig iïzul] verurtheilen » U N G E B E H R D I G VERURTHEILEN«, [daß] » weil< H(H.i).II Z. 63-66: past! bis die] past! [(] u >.· PAST! υ"« hier wäre denn [, eben hierin doch Γ gleichwol!, wenn man anders von ihnen etwas Bedeutendes fordern dürfte, eben hier der Anlaß, sich [zu zeigen] [ ; ] aber sie können weiter nichts [denn] » als< bellen, wenn man Csie]^ vor ihnen, ohne sie zu sehen, vorüber geht, [u] » oder[doch haben] [sie]«·^ allein von der scharfen Witterung [h]* ist ihnen nur stiefmütterlich zu Theile worden;) die •.· ANLASS, SICH dadurch als wahre Kritiker zu zeigen, daß [se]^ sie die Beschaffenheit eines solchen Werks [wenigstens] etwas > .· W E R K S ETWAS H.2< früher als andre sähen; EABER SIE KÖNNEN WEITER NICHTS [ D E N N ] » ALS« B E L L E N , WENN MAN VOR IHNEN, OHNE SIE ZU SEHEN, V O R Ü B E R GEHT, [U] » ODER« SICH K R I E C H E N D H E R B E Y S C H M I E GEN, WENN MAN SIE LOKT, A L L E I N VON D E R SCHARFEN W I T T E R U N G IST IHNEN NUR S T I E F M Ü T T E R L I C H z u T H E I L E WORDEN;)]! DIE > SÄHEN; [zweytensl D I E % H(H.l).II, a in was, η in Bedeutendes, re in wahre, e und chaf in Beschaffenheit, rüher in früher, s in als, dre in andre, sähen nachgezogen in H.2 Z. 66: S t e r n s c h n u p f e n bis Beurtheiler] S t e r n s c h n u p f e n [,] » : « indem [sie] >.· die genanten Beurtheiler« H(H.i).II, urtheiler nachgezogen in H.i Z. 67: je mehr] je mehr H(H.i).II, j und zweites e nachgezogen in H.2 Z. 68: gar] gar H(H.i).II, ar nachgezogen in H. 2 Z. 68: arg] [arg] H.i .· arg H(H.2>.II Z. 68: für bis Welt] [die x^ für ein Urtheil die Welt H(H.i).II Z. 69: fällen] fällen H(H.i).II, e nachgezogen in H.2 Z. 69: nur] Nachgetragen in H.2 zwecks Korrektur eines Schreiblapsus, nur war bereits als Kustos eingetragen H(H.i).II Z. 69: langsam] langsam H(H.i).II, lan nachgezogen in H.2 Z. 70/71: aussprechen bis wird.] > aussprechen [wird.] [Denn woltest du Leuten, die nun einmal Sternschnupfen für Sterne halten, die Augen auch noch so mühsam öfnen] «^ AUSSPRECHEN, [nH [ihnen] » das heist ihr« den Untergang zuerkennen wird. H

(H.I).II

Z. 71: allem] allem H(H.i).II, m nachgezogen in H.2 Z. 7 1 / 7 2 : halten bis los] > [meinen] immer getrost «^ halten los H(H.i).II

I M M E R GETROST

darauf

96

Textteil 1 , 1 5

los Sternschnupfen für Sterne. Wenn zulezt die Stimmen des Publicums (die deswegen, weil man sie nicht drucken last, nicht aufhören Stimmen zu seyn) volzählig werden, und es daher mit den Sternen so übel abläuft; so stehen dann die genauen Bemerker da, und verwundern sich höchlich, (denn nun sehen sie es auch ein,) daß sie sich von Sternschnupfen so haben narren lassen. Aber das Publicum achtet jezt eben so wenig hierauf, als es vordem auf ihre Lobpreisungen, die es, wie Stadtmähren, zu vergessen pflegte, geachtet hatte. Das Ding bleibt ungerügt, und sie fangen's wieder an, wo sie's gelassen hatten; und thun, als ob sie nichts davon wüsten, daß sie bey jedesmaliger Wiederholung verächtlicher werden. Dieß wären also die beyden Wahrzeichen der meisten periodischen und auch mancher andern kritischen Blätter. Wer diese mit Augen im Kopfe durchreiset, wird die Wahrzeichen sehen, und nach geendigter Wanderschaft davon zu erzählen wissen. Von den Wahrzeichen verschiedner andrer Bücher etwan auf ein andermal.

5) Ich habe nun schon, beynah seit neunzig Jahren, denn ich fing ziemlich früh damit an, die mich dünkt nicht üble Gewonheit gehabt, bey dem, was meine Aufmerksamkeit auf sich zog, oder ziehen solte, immer vornämlich darauf zu sehn: Was

Z. 72: Sternschnupfen] Sternschnupfen H(H.i).II, erstes η und c nachgezogen in H.2 Z. yz-80: Sterne bis Dieß] Sterne. Γ Γ Wenn zulezt die Stimmen des Publicums (die deswegen, weil man sie nicht drucken läst, nicht aufhören Stimmen zu seyn) volzählig werden, u es daher mit den Sternen so übel abläuft; so stehen dann die genauen Bemerker da, u verwundern sich höchlich, (denn nun sehen sie es auch ein,) daß sie sich >tso] von Sternschnupfen.· ACHTET Γ eben 1 so H.z > ACHTET Γ jeztl ΓΕΒΕΝΙ SO H.Z< wenig hierauf, als es [sonst] » vordem< auf ihre Lobpreisungen, die es [wie Stadthistorien] » ES, wie Stadtmähren, diese H(H.i).II Z. 8z: wird die Wahrzeichen] [w!^ wird [sieK die Wahrzeichen H(H.i).II Z. 84: Von bis andermal.] Nachgetragen in H(H.z).II Z. 84: verschiedner andrer] [an-/]í verschiedner andrer H(H.z).II Z. 8j-iiy

5) Ich bis läst.: Η

Ζ. 8$: 5) bis beynah] [Der [Abend]] /Ich habe nun schon, [(sagte Rohrdommel zu seiner Gesellschaft,)] beynah .· 5) ICH HABE NUN SCHON, BEYNAH Η

Z. 87-89: darauf bis daraus] darauf [gesehn'] » zu 'sehn< : [Was denn eigentlich dahinter wäre] / ?7 » Was denn nun eigentlich drinn wäre?< [oder] [was'] » "Was'< [denn!^ [dennlí- am Ende heraus käme? [worauf es [zuleztl hinaus liefe?]

Textteil 1,15

97

denn nun eigentlich drinn wäre? Was am Ende heraus käme? Welche Wirkung es hervorbrächte? Was daraus folgte? Diese Fragen sind so fromm nicht, als sie euch beym ersten Aufhorchen etwa vorkommen möchten, sondern sie machen, wenn man sie mit Augen im Kopfe thut, manchem, das noch so sehr glänzelt, ein schnelles Garaus. Ihr wist, ich kann zaubern; aber entzaubern kann ich auch: und da sind denn diese Fragen meine Zauberstäbe, womit ich das glänzelnde Ding vor mir anrühre. Freylich kömts dabey gar sehr auf die Art und Weise des Anrührens an. Man muß den Stab fein fest halten, und damit desto kräftiger niederdrücken, je mehr sichs vor einem drehet und wendet. Aber ohne von der Beschaffenheit und dem Werthe der Dinge urtheilen, und die Gegenstände der Empfindung empfinden zu können, kann man sich auf die Fragen: Was ist denn nun eigentlich in dieser Untersuchung? Was für Wirkung bringt dieß Gedicht, diese Musik hervor? Was folgt aus dieser Theorie? Was kömt aus dieser Unternemung heraus? keine sonderliche Antwort geben. Meinenthalben mögt ihr, wenn viel Einleitens, Ankündigens, Verheissens vorhergegangen ist, auch noch diese Frage thun: Aber was ist denn nun so recht dahinter? Glaubt mir, ihr werdet grosse Strecken auf eurem Wege vorwärts kommen, wenn ihr euch

[was es wirkte?] » [Was es für] Wirkung hervorbrächte? > Welche WIRKUNG es HERVORBRÄCHTE?« [was'] » 'Was*"« daraus H Ζ. 89/90: Fragen bis machen,] Fragen [(ihr denkt wol, daß ich mit wenigeren auskommen könte; aber ihr irrt euch)] [sie] sind » FRAGEN SIND« so [unschuldig] » fromm< nicht, als sie euch beym ersten [Aufhöre]^ Aufhorchen etwa vorkommen möchten, [u] » sondern« sie machen Η Ζ. 9i: mit] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Scbreiblapsus Η Ζ. 92: da] Über a gestrichenes, nicht entzifferbares Zeichen H Ζ. 94·· Art bis des] Art Tu. Weisel des Η Ζ. 95·· und damit] u [ihn] damit > υ DAMIT Η Z. 95: kräftiger] [stärker] > kräftiger Η Ζ. 95/96: sichs bis drehet] [sich'] [das Ding] drehet > 'sichs vor einem DREHET Η Z. 96-98: Aber bis Was] > Aber [man muß] von der Beschaffenheit u dem Werthe der Dinge urtheilen, u die Gegenstände der Empfindung [empfinden können] ABER o h n e VON DER BESCHAFFENHEIT U DEM W E R T H E DER D I N G E URTHEILEN, U DIE GEGENSTÄNDE DER E M P F I N D U N G EMPFINDEN z u KÖNNEN, k a n n m a n s i c h a u f

die Fragen: Γ Was [χ]* ist denn nun eigentlich in dieser Untersuchung?] Was [wirkt] dieß Gedicht [?] diese Musik [?] •> WAS [bringt] » WAS für Wirkung bringt« DIESS G E D I C H T , DIESE M U S I K h e r v o r ? « W a s

Ζ. ιοί/ιοί:

Η

ihr bis auch] > ihr [auch,] wenn viel Einleitens, Ankündigens, Verheis-

s e n s v o r h e r g e g a n g e n ist,

IHR, WENN VIEL EINLEITENS, ANKÜNDIGENS, VERHEIS-

SENS VORHERGEGANGEN IST, a u c h

Η

Ζ. 102-10j: nun bis ist.] [eigentlich] >.· nun so recht"'« dahinter? Glaubt mir, ihr werdet grosse [Schritte] auf eurem Wege vorwärts [thun] [ , ] T>> Strecken AUF EUREM WEGE VORWÄRTS kommen,« wenn >ihr [euch]«* > IHR bey guten Anlässen [lernt] «* IHR [BEY GUTEN ANLÄSSEN] euch » IHR EUCH« die Fragen [recht] beantworten lernt [ J >.· FRAGEN mit derjenigen reifen Genauigkeit BEANTWORTEN LERNT, welche das wahrste Kenzeichen des guten Urtheils ist.*"« Η

90

95

100

98

ioS

I io

115

Textteil I, ι 6

die Fragen mit derjenigen reifen Genauigkeit beantworten lernt, welche das wahrste Kenzeichen des guten Urtheils ist. Ihr werdets sehen, so manches, das hoch aufschwoll, wird klein hinsinken, so bald ihrs mit eurem Stabe anrührt. Wenn ihr, in der Geschichte, ein wenig darauf achtet, was dieß und das war, da es sich zutrug, und was es nun ist, da wir es als vergangen mit Kälte ansehn; so könt ihr euch am besten vorstellen, was sich durch die Zauberstäbe, die ich euch gereicht habe, alles bewerkstelligen läst. Aber wendet sie auch auf der andern Seite gegen Dinge, die einen w i r k l i c h e n Werth haben; und sie werden euch diese in ihrem vollem Lichte zeigen. Ich merk es euch an, ihr sähet gern, daß ich euch dieß und das ein wenig entzauberte, Dinge nämlich, welche eben aufgekommen sind, und die die Entzauberung der algewaltigen Zeit noch nicht getroffen hat. Aber ich bin, aus Neigung und Grundsäzen, zu schonend, euch hierinn fügen zu können. Ihr müsset es also entweder selbst lernen, oder euch hinsezen, das Maul aufsperren, und warten, was euch die algewaltige Zeit hineinfliegen läst.

I,l6. Abend. Von dem Reichthume, und der Biegsamkeit unsrer Sprache. Bruchstücke Rohrdommel hatte unter andern auch die Schrolle, daß, wenn er allein war, und er wars fast immer, er oft seine Gedanken nicht wie Andre bloß dachte, sondern Z. 105: hoch] [hoik [breit] ^ hoch H Ζ. 107·· zutrug] [zutrxg']^ 'zutrug Η Ζ. io8: was es] es nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η Ζ. íoS-iií: euch bis diese] euch [dadurch]^ am besten vorstellen, was [ihr] [durch den] [S]·? [Zauberstab'], [den] >.· WAS sich durch die 'Zauberstäbe, die"« ich [euch! gereicht habe, [hervorbringen] [werdet.] >.· [ausH alles bewerkstelligen läst."«! Aber [hebet] » wendet< [ihn] >.· sie"*« auch [auf der andern Seitel gegen Dinge, die einen w i r k l i c h e n Werth haben; u [er wird] [sie] [euch] >.· υ sie werden euch diese*"« Η Ζ. 113: welche bis die Entzauberung] welche [die] Entzauberung > W E L C H E eben aufgekommen sind, u. die die E N T Z A U B E R U N G Η Z. N J : schonend, euch] schonend, [um] euch > S C H O N E N D , E U C H Η Z. liy: die algewaltige Zeit] die Γ algewaltige 1 Zeit Η Ζ. 1-14 A b e n d bis seine: H.i H.z Z. Z. Z. Z.

3: 4: 4: 4:

Rohrdommel] Zeileneinzug H(H.z) oft bis nicht] > [nich] seine Gedanken«^ oft Andre] [andre'] H.i .· 'Andre Η (H.i) bloß] [in sich] > bloß H(H.i)

SEINE G E D A N K E N

nicht H(H.i)

Textteil I, ι 6

99

die Worte derselben aussprach. Denn wir dächten, meinte er, doch nun einmal Gedanken und Worte zugleich; (Einige leider! nur diese) bloß gedachte Worte aber wären nur Schatten: er lobte sich die wirklichen Gestalten, und zwar die hörbaren nicht weniger, als die sichtbaren. Diesem zu Folge wär es gut gethan, die Worte nicht bloß in der Seele herum schweben oder gar nur flattern zu lassen, sondern sie dem Ohre zu bilden. Kam ihm nun ein Gedanken, der ihm nicht gefiel; so murmelte er dessen Worte nur in den Bart: kam ihm aber ein besserer; so sprach er die Worte mit mehr oder weniger Declamation aus, alles nach Beschaffenheit des Gedankens. Wolt er sich, der Verdauung halben, eine Bewegung machen; so trieb er die Sache so weit, daß er, indem er sich vorstelte, was Andre über seine (Text bricht ab)

nun folgt, ist aus X e n o p h o n e n . Doch erst muß ich euch sagen, was ich übersezen nenne Denn verkürzen, verlängern, umbilden, verschönern, (Schade, daß, wenn es über die Alten mit dem Verschönern hergeht, es gemeiniglich übel dabey abläuft, und, was verschönert werden solte, oft desto mehr verschlechtert wird, je moderner es ist) alles dieses nenn ich nicht übersezen. Wenn also z.E. ein Deutscher einen Griechen übersezt; Z. 4/5: sondern bis aussprach.] sondern [sie sagte] [ , ] [lauter oder leiser,] nachdem [sie] ihm >.· [ N A C H D E M I H M die Gedanken] H.z < [gefielen] .· S O N D E R N die Worte derselben aussprach [ , ] » A U S S P R A C H . < H(H.z) Z. 6: Einige leider!] einige [freylich] leider! > [ E I N I G E ' ] >.· 'Einige H.z< L E I D E R ! H(H.i H.z) Z. 7/8: die hörbaren bis sichtbaren.] >[nicht allein] fdieJ [sichtbaren sondern auch] die hörbaren [. Demlcí D I E H Ö R B A R E N (Buchstaben nachgezogen H.z) nicht weniger Γ, H.zl als die sichtbaren. H(H.i H.z) Z. 11: er dessen Worte] [er ihn] > er [seine] » dessen < Worte H(H.i) Z. 11: ihm aber ein] ihm Γ aber 1 ein H(H.i) Z. 11: sprach] [sprach [sagte] H.i .· sprach H(H.z) Z. iz: Worte bis alles] Worte [ , ] >.· W O R T E H.z < mit mehr oder weniger Declamation [ , ] > . · D E C L A M A T I O N aus, H.z < alles H(H.i H.z), ion nachgezogen in H.z Z. 14: daß er bis seine] daß [ , ] indem er sich vorstelte, was [andre'] » 'Andre < über seine H.i .· DASS er, I N D E M ER S I C H V O R S T E L T E , WAS ' A N D R E Ü B E R S E I N E H(H.z) Ζ. 15-7Z nun bis verstehen. : Η Ζ. i6: Doch] Zeileneinzug (Absatz) nachgetragen Η Ζ. i8: dabey] [damit'] > 'dabey Η Ζ. 19: solte bis verschlechtert] solte, [[doch] > oft desto mehr] verschlechtert H, die Textaddition ist versehentlich vor dem Komma eingewiesen, vgl. zu Z. 19 [oft] Z. 19: wird bis ist)] wird, [)]* je moderner [oft] es » J E M O D E R N E R ES< ist) H, vgl. zu Z. 19 [doch] > oft Z. zo: nenn ich] [nen]* [heiß] » nenn< [ich]* ich Η Ζ. zo: Wenn bis ein] Wenn [ein]* z.E ein > W E N N Talso] z.E EIN Η

IOO

Textteil

Ι,ι6

so muß der Grieche nicht zum Deutschen werden, sondern er muß Grieche bleiben, und nicht nur Grieche überhaupt, sondern derjenige Grieche mit dem für dießmal der Leser in die so oft gewünschte nähere Bekantschaft kommen soll. Der Grieche muß seine Vorstellungen von den Sachen, seine Sitten sein Eigenthümliches, auch seine Eigenheiten, so gar seine Fehler behalten; nur daß der Übersezer ihn schreiben lassen muß, wie er würde geschrieben haben, wenn er deutsch geschrieben hätte. Ihr sehet von selbst, daß ich annehme, der Grieche habe unsre Sprache verstanden. Denn sonst würde eine Wörtlichkeit des Übersezens heraus kommen, die ich eben so wenig, als die Umbildung und Verschönerung ausstehen kann. Die erwähnte Genauigkeit muß, wie mich deucht, die Hauptregel jedes Übersezers, aber besonders auch die meinige deswegen seyn, weil ich diese Stellen oft sehr v e r s c h i e d n e r Alten vornämlich in der Absicht verdeutscht habe, um den Reichthum und die Biegsamkeit unsrer Sprache zu zeigen. Den Dichter in Verse übersezen.. das laß ich wol bleiben. Wähl ich seine Versart nicht; so kan ich den Gang seiner Bewegung niemals, und wähl ich sie, ihn so selten gehen, daß ich den Dichter auch hier, in Absicht auf diesen Theil seines Ausdruks, fast immer u m b i l d e . Versteht mich nur recht. Ich habe freylich seine Versart; aber ich muß sie ja ganz anders brauchen, als er sie gebraucht hat. Unter andern können seine Abstufungen des Langsamen und des Schnellen nicht die meinigen seyn.

Z. 21/22: Grieche bis nur] [nichtig Grieche bleiben, u. nicht nur H Ζ . 22: sondern] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η Ζ. 22/23: dem bis soll.] dem [man] für dießmal [den] Leser [bekant machen will.] > D E M F Ü R D I E S S M A L der L E S E R in die so oft gewünschte nähere Bekantschaft [gerathen] » kommen«! soll. Η Ζ. 24/25: muß bis Fehler] muß [seinen Character,] seine Vorstellungen von den Sachen, seine Sitten » M U S S S E I N E V O R S T E L L U N G E N VON D E N S A C H E N , S E I N E S I T TEN [sein Eigentümliches] so gar [seine] Eigenheiten » S I T T E N so G A R E I G E N H E I T E N > S I T T E N -sein Eigentümliches,· [so G A R ] [-seine·] E I G E N H E I T E N > S I T T E N -SEIN E I G E N T Ü M L I C H E S , · auch seine E I G E N H E I T E N « [u] » so gar seine B E H A L T E N [ . ' ] [ N u r ] » B E H A L T E N ' ; n u r < d a ß d e r Ü B E R S E Z E R IHN S C H R E I B E N LASSEN m u ß ,

Η

Ζ. 29/30: wenig bis kann.] wenig [ausstehn kannH W E N I G , als die Umbildung u. Verschönerung ausstehen kann. Η Ζ . 32: verdeutscht] [übersezt] > verdeutscht Η Ζ. 34-40: Den Dichter bis seyn.] Eingefügt Η Ζ. 3 6: den Dichter auch hier, in] [ihn] [auch hier], in > den Dichter, IN > DEN D I C H T E R -auch hier·, IN Η Z. 38-40: Unter bis seyn.] [Seine] Abstufungen des Langsamen u des Schnellen [können] nicht die meinigen seyn > Unter andern können seine A B S T U F U N G E N DES LANGSAMEN U DES SCHNELLEN NICHT DIE MEINIGEN SEYN.

Η

Textteil 1,16

ΙΟΙ

Wodurch ich denn nun aber den Verlust des Verses e i n i g e r m a a s s e n erseze? Durch ein prosaisches Silbenmaas, das sich, ohne poetisch zu werden, ein wenig über das Silbenmaas des Redners erhebt. Über einiges von dem, was wir bisher mit einander (fuhr Rohrdommel fort) beherziget haben, äussert sich meiner Mutter Oheim, Philesius (Ich dank es meinem Großvater noch in seinem Grabe, daß er seinen deutschen Namen fein bey behalten hat) in der Vorrede zu seinem getiitschten Caesar, den er 1508 herausgab, folgender Gestalt: Es erfordert ein jetliche sprach iren eygnen louff, wann es waz formlich syn, und nicht übel luten sol. Wa zu wyt darvon gewichen, und nach eignen willen hinyn gesetzt, das in dem latein nicht erfunden würt, u. man ußlasset das nach lut des lateins nicht geschehen solt, so ist dann solichs (wie wol es vieleicht baß luten mag dann sunst) nit mer das vorig buch, verlürt den glouben, u würt für fabeln gehalten.. Harumb so lernet, u. gebüt der Poet F. Horacius recht, das ein interpres (das ist ein Dolmetsch, der ein gezüng durch das ander ußlegt) nichts ußlaß, nüt darzu thu, kein ding h e f f t i g e r oder h i n l ä s s i g e r ußleg, dann es in dem andern gezüng geschriben ist.. Hingegen muß Micyllus (auch einer von meinen Verwandten mütterlicher Seite) in der Zuschrift seines 1534 v e r d e u t s c h t e n Tacitus leider! gestehen, daß er hie etwas darzu gesatzt, dort etwas abgebrochen, u alleyn auff den sentenz und auff die meynung, dieselbige auffs klärlichst u. verstentlichste darzuthun, gesehn hab; u dieses zwar, dieweil wir alle menschen sind, unnd diser Tacitus seiner kurtzen u

Z. 41-43: Wodurch bis erhebt.] Eingefügt H Ζ. 4i: e i n i g e r m a a s s e n erseze?] [erseze?]^ e i n i g e r m a a s s e n erseze? Η Ζ. 42: prosaisches] [proasisches'^k 'prosaisches Η Ζ. 4 2 : werden, ein] werden, [sichle [doch] ein > W E R D E N , EIN Η Z. 43-64: Über bis mag..] Eingefügt Η Ζ. 44: einander bis beherziget] einander T(fuhr Rohrdommel fort)! beherziget Η Ζ. 4 j : Oheim] [Brudik Oheim Η Ζ. 45: Philesius] [Thilesius] > Philesius Η Ζ. 4 j : Ich] [ich'] > Tch Η Ζ. 47·· herausgab] [he]4 (in deutscher Schrift) [her]·? herausgab Η Ζ. 53/54: Harumb so lernet] Harumb [so] lernet Η Ζ. 54: Horacius recht] Horacius [de arte]^ recht Η Ζ. 54: ein interpres (das] > ein [jetlicher] interpres EIN INTERPRES (das Η Ζ. 56: h e f f t i g e r ] [hefftiger] > h e f f t i g e r Η Ζ. 5$: er hie] er [[inn dem verdeutschen 1] hie > ER HIE Η Z. 61: verstentlichste] [verstent/lichste'] > 'verstentlichste H, Trennung des Wortes aufgehoben Z. 62: menschen] [Menschen'] > 'menschen Η

I02

Textteil Ι,ι6

verschnittenen rede halben dermassen schwer u dunckel ist, daß sich einer leichtlichen darinn übersehen, u stossen mag.. Preisler stach einen Raphael nach einer Zeichnung, die ihm nicht richtig genung schien. Ach könt ich doch jezo, seufzte er manchmal, nur Einen Blik auf das Gemälde thun! Wir Dolmetscher haben's viel besser, als es der gewissenhafte Künstler hatte; wir können dieser Blicke so viel wir wollen thun. Doch die Vergleichung, die uns zu Kupferstechern macht, hinket ein wenig. Denn wir sind, zwar blos kopirende, aber doch auch Maler; nur daß unsre Colorit von der Colorit des Originals verschieden ist, und dieses mehr oder weniger, nach der Beschaffenheit unsrer Sprache, und nachdem wir sie verstehen.

(Vgl. Textteil IV, 6, 1-10 Übersetzungen Klopstocks aus antiken Autoren)

Z. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ.

63: dunckel] [dunkel'] > 'dunckel H 64: übersehen] [übersehen*] > 'übersehen Η 66: seufzte] [seuf/ztH seufzte Η 6j: Gemälde] [Orig]·? Gemälde Η 68: viel] [oft] > viel Η 68/6ρ: die Vergleichung] [diese'] » 'die< Vergleichung Η 69/70: sind bis aber] sind[,l zwar [nur] » blos< kopirendeT,! aber Η

Textteil II: Gesetze der Gelehrtenrepublik in Deutschland (Veröffentlicht in der von H. W. von Gerstenberg herausgegebenen Wochenschrift »Der Hypochondrist eine holsteinische Wochenschrift von Herrn Zacharias Jernstrup«, T. 2, 2. verbesserte und vermehrte Auflage, Bremen und Schleswig 1771, St. 26, S. 629-667)

Textteil

II

I05

Vorbemerkung des Herausgebers des »Hypochondristen« Das Manuscript, was ich meinen Lesern heute mittheile, war mir unter den Seltenheiten meines Museums das schätzbarste; das einzige, welches ich in dem unglücklichen Brande, dessen die Vorrede erwähnt, zu retten, Fassung und Gegenwart des Geistes besaß. Der Inhalt allein müßte mir es schon wichtig machen: aber der alte ächte deutsche Geist des S a l i s c h e n G e s e t z b u c h s , der von einem Ende zum andern darinn herrscht, giebt diesem Aufsatze einen neuen, einen Originalwerth. Was die Herren Salogast und Wlemar bisher abgehalten hat, denselben öffentlich bekannt zu machen, wie ihnen die Aldermänner gebothen haben, kann ich nicht sagen. Ich freue mich, daß mich ein günstiges Schicksal in Stand setzt, es an ihrer Stelle zu thun.

Gesetze der Gelehrtenrepublik in Deutschland. VORREDE. Die Gesetze unsrer Republik sind bisher nur durch die mündliche Überlieferung unter uns bekannt gewesen. Die Aldermänner pflegten sie bey versammelter Landgemeine bisweilen öffentlich zu wiederholen. Öftere Vorschützung der Angeklagten, daß sie die Gesetze nicht recht wüßten, hat die Aldermänner zu dem Entschlüsse gebracht, uns, Salogast und Wlemar, zu gebiethen, daß wir den Hauptinhalt der nothwendigsten Gesetze durch den Druck bekannt machen sollten. Wir thun dieses hierdurch, und beziehen uns zugleich dabey jedesmal auf die Verordnungen, oder Landgerichte, in welchen diese Gesetze umständlicher enthalten sind. In Absicht auf diese Landgerichte ist nun auch folgendes von den Aldermännern genehmigt worden. Sie werden nämlich nicht mehr, wie vordem, und nur bisweilen, geschah, vor der Landgemeine aus dem Gedächtnisse wiederholt, sondern verlesen. Und vielleicht wird bey der nächsten Versammlung auf den Druck derselben angetragen. In dem Falle, daß denn die Mehrheit der Stimmen für diese Bekanntmachung ist, so werden wir sie, und zwar in der alten Sprache und ganz unverändert, herausgeben.

IO6

Textteil

II

EINLEITUNG.

Von der Verschiedenheit unserer Mitbürger. Wer nur anderer Meynung hat, nur nachahmt, ist ein K n e c h t . Wer selbst denkt, selten und mit Urtheil nachahmt, ist ein F r e y e r . Wer selbst, tiefsinnig, und schön denkt, oder auch, ohne schön zu denken, entdeckt oder erfindet, ist ein E d l e r . Wer, wie es einem Edlen ziemt, lange gelebt hat, ist ein A i d e r m a n n .

Von den Strafen. Das S t i r n r u n z e l n zeigt nicht Spott, sondern nur Verdruß an. Das L ä c h e l n ist angehender Spott. Die l a u t e L a c h e ist voller herzlicher Spott. Das N a s e n r u m p f e n ist Spott und Verachtung zugleich. Das H o h n g e l ä c h t e r ist beides im höchsten Grade. Vier einheimische Folianten tragen, nennen wir mit dem altdeutschen Ausdrucke: d e n H u n d t r a g e n . Acht ausländische: d e n S a t t e l t r a g e n . Wer den Hund oder den Sattel trägt, geht in einem Kreise, dessen Durchschnitt tausend Schritte machen, so umher, daß der vorige Gang von dem folgenden nur einen Schritt entfernt ist, und steht in der Mitte so lange still, bis ein Aldermann Gnade ruft. Die L a n d e s v e r w e i s u n g geschieht durch den Herold mit diesem Ausrufe: Geh! du trinkst nicht mehr aus der Quelle dieses Hayns! und wärmst dich nicht mehr an unserm Feuer! Einem die Todtenfackel anzünden, heißt ihm durch den Herold zurufen lassen, daß seine Schrift todt sey, ob er gleich selbst noch lebe. Das Stirnrunzeln, das Lächeln, und die laute Lache können unter gewissen Bedingungen erlassen werden; aber nicht das Naserümpfen, das Hohngelächter, und das Hund und Sattel tragen.

Von den Belohnungen. F r e y l a s s u n g . Die Bedingungen, unter welchen ein Knecht ein Freyer wird, kommen in den Gesetzen selbst vor.

Textteil

II

I07

D i e S c h a l e . Einigen wird, wenn sie in die versammelte Landgemeine kommen, aus der Quelle des Hayns geschöpft. D a s E i c h e n b l a t t . Es wird andern bey ihrer Ankunft gereicht. B l a t t u n d E i c h e l empfangen einige zugleich, wenn sie ankommen. Z u r u f an die N a c h k o m m e n . Man hört ihn nur selten von dem Herolde. Wer einen Hügel hat, und Blatt und Eichel zu erhalten pflegt, der ist zu der größten unserer Belohnungen fähig, dieser nämlich: der Herold ruft von ihm bey versammelter Landgemeine aus: Urenkel! schütze sein Werk gegen die Leerheit und die spitzfindige Denkungsart deiner Brüder! Es wird in unsere Jahrbücher geschrieben, daß der Ausruf geschehen sey.

Von den Grundsätzen unsrer Republik. Deren haben wir nur drey. Der e r s t e ist: durch Untersuchung, Bestimmung, Entdeckung, Erfindung, Bildung, und Beseelung ehemaliger, neuer, und würdiger Gegenstände des Denkens und der Empfindung sich recht viele und recht mannigfaltige Beschäftigungen und Vergnügen des Geistes zu machen. Der z w e y t e : das nützlichste und schönste von dem, was jene Beschäftigungen und Vergnügungen unterhalten hat, unsern Mitbürgern und den Einwohnern der angränzenden Länder durch Schriften mitzutheilen. Der d r i t t e : Schriften, deren Inhalt einer lebendigen Darstellung nicht nur fähig, sondern auch würdig ist, denen vorzuziehen, die entweder ohne diesen Inhalt, oder ohne diese Bildung sind. Die Erfahrung vieler Jahrhunderte hat gezeigt, daß nur sie dauern. Und obgleich auch bisweilen Schriften, denen jene Würdigkeit des Inhalts fehlt, auf die Nachwelt gekommen sind, so verdienen sie doch ihre Dauer nicht. Der Grund des Vorzuges, den wir geben, ist zu erwartende und verdiente Dauer. Z u Erläuterung der beiden letzten Grundsätze gehört zu wissen, daß Handeln und Schreiben weniger unterschieden sey, als man gewöhnlich glaubt. Wer handelt und wer schreibt, bringt Wirkungen hervor. Diese sind auf beiden Seiten sehr mannichfaltig. Die moralischen sind die vorzüglichsten. Sie haben eine nähere Beziehung auf die Glückseligkeit, als alle andere. Ob der Schreiber oder der Handelnde in größerm Umfange wirke? Der eine vielleicht bisweilen so lange er lebt, und denn durch die Wirkungen der Wirkungen, so lange sie dauern können. Der andre wirkt auch nach seinem Tode, und immer von neuem ganz. Und wenn dieses

Ιθ8

Textteil

II

von neuem ganz auch nur ein Jahrhundert fortwährt, so währt es lange. Hiezu kömmt noch die gewöhnlich größre Zahl derer, auf welche die Schrift Einfluß hat. Und denn die Einflüsse der Leser auf die, welche sie nicht kennen. Dieß wiegt auch auf der Wagschale. Die Aldermänner haben uns gebothen, auch über diese Sachen kurz zu seyn, ob wir gleich, ohne weitläuftig zu werden, viel mehr darüber hätten sagen können.

Von unserer Politik. Wir haben gar keine. Dieß bringt uns nicht wenig Nachtheil. Den Aldermännern ist nicht unbekannt, daß sie sich bey versammelter Landgemeine vergebens bemühen würden, sie von diesem Nachtheile zu überzeugen. Sie haben aber beschlossen, einige wenige Grundsätze der Politik für sich selbst festzusetzen. Hiervon wird in der Geschichte unserer Republik, die nun bald vollendet ist, mehr vorkommen. Wir warten mit der Herausgabe dieser Geschichte nur darauf, daß die noch bevorstehende Zusammenkunft der Landgemeine vorüber sey. Denn bey dieser werden viel wichtige Dinge abgehandelt werden. Man wird, wie unter andern die Rede geht, einige Freye, die es unrechtmäßig sind, zu Knechten machen; viele unsrer Mitbürger, bis sie sich etwa bessern möchten, für stimmenlos, und nicht wenige zu Nachtwächtern erklären, sowohl wegen ihrer Wahlfähigkeit, als auch deswegen, weil die Vermehrung der Nachtwächter jetzt Noth thut. Denn von den ausländischen Gelehrtenrepubliken kommen nachtnächtlich mehr verstorbne Schriften an, die als Gespenster umgehen, und bey unsrer Jugend besonders dadurch viel Unfug stiften, daß sie vorgeben, als machten sie daheim Epoke.

GESETZE.

1.

Von unsrer Sprache.

Wer römisch schreibt (die bekannten Nothdürften ausgenommen), wird so lange Landes verwiesen, bis er etwas in unsrer Sprache geschrieben hat. Ist er ein Knecht, so trägt er vorher den Sattel. L a n d g e r i c h t , welches anfängt: D i e u n v a t e r l ä n d i s c h e n S k l a v e n u.s.w. L. G. den N a c h l e s e r n und S t o p p e l s a m m l e r n e t c .

Textteil II

109

2.

Wer in einer neuen ausländischen Sprache schreibt, wird so lange Landes verwiesen, bis er etwas in unserer Sprache herausgegeben hat. Ist er ein Knecht, so wird er vorher durch das Naserümpfen gestraft. L. G. D i e G e r i n g s c h ä t z u n g des E i g n e n u n d B e w u n d e r u n g des F r e m d e n u . s . w . L . G . S e l b s t L e i b n i t z , w e n n er w i e d e r k ä m e e t c . 3· Wenn ein Knecht über drey neue Worte wagt, so büßt ers durchs Naserümpfen. L . G . E i n m i s c h u n g in a n d e r e r L e u t e S a c h e n u. s. w. 4· Wenn ein Freyer oder Edler ausländische Worte ohne Bedürfniß in die Sprache mischt, so entgilt ers, sinds nur wenige, durch die Stirnrunzel und das Lächeln, sinds aber viele, so trägt er den Hund. Thuts ein Knecht, es seyn dann viel oder wenig Worte, so büßt ers durchs Hohngelächter, und wird er noch einmal betreten, durch den Sattel. L . G . W i d e r die N a t u r und alte gute Sitte unsrer S p r a c h e u . s . w . 5· Wer hundert Scherfe und zehn Goldstücke in die Sprache gebracht hat, der erhält Schale und Blatt; wer die doppelte Zahl der Scherfe und der Goldstücke, Hügel und Eichel. L . G . Weil v o n d e r S p r a c h e g r o s s e n t h e i l s die D e n k u n g s a r t e i n e s V o l k s a b h ä n g t u. s. w.

1.

Von Streitschriften.

Streitschriften können nur im Falle der Nothwehr gewechselt werden. L . G . O b w o h l o f t W a h r h e i t d u r c h S t r e i t u n d S t r a u ß u. s. w. z. Wenn der Fall der Nothwehr, welcher durch tausend gute Männer und einen bestätigt werden muß, nicht vorhanden gewesen ist, so wirds an dem Angreifer und dem Vertheidiger durch dreymal wiederholtes Hohngelächter gerügt, weil in den angränzenden Ländern unter Vornehmen und Geringen viel Lachens über den Streit gewesen ist. L . G . D e r h o h e T o n u n s e r e r N a c h b a r n , die d o c h s e l b s t , w e n n sie K r i e g e f ü h ren e t c .

no

Textteil

II

3· Ist der eine von den Streitenden ein Edler gewesen, so büßt ers nur durch die Stirnrunzel und das Lächeln. L . G . M e h r z u r W a r n u n g a l s z u r Strafe etc. 4· Wird ein Streitender ertappt, daß er unter seinem Schreibzeuge Knüttel oder Keule versteckt liegen habe, so wird er auf ein Jahr Landes verwiesen. L . G . A l l e W i l d e m a n n s A r b e i t e t c .

1.

Sechs Kerngesetze.

Wer unter dem Vorwande der Vollständigkeit das Wiederholte wiederholt, ist auf Jahr und Tag zu Belohnungen unfähig. L . G . A n l a n g e n d die A b s c h a f f u n g der P l u d e r h o s e n etc. z. Wer sich auf mehr als zwey Wissenschaften und drey Kenntnisse einläßt, muß entweder auf alles Gefühl von Vortreflichkeit Verzicht thun; in diesem Falle ist er, so lange er bey dieser Verzicht beharret, aller Belohnungen unfähig: L . G . A l l e d i e s i c h m i t W i s s e n u n d W i l l e n b e y m S t u h l n i e d e r s e t z e n e t c . : oder er muß beweisen, daß Leibnitzens Geist in ihn gefahren sey; im Fall daß es mit dem Erweise nicht fort will, ist er, so lange er bey der Behauptung beharret, aller Belohnungen unfähig. L . G . Da nichts mißlicher ist, als die B e r u f u n g auf g r o s s e M ä n n e r etc. 3· Ein Knecht kann über diese Sache gar nicht vernommen werden. L. G. Alles w a s a u s s e r der Sehe und B e ä u g u n g etc. 4· In dem hoffentlich seltnen Falle, daß ein Freyer fortdauernde Unbärtigkeit durch den Augenschein sollte darthun können, wird er auch nicht vernommen. L. G. D a U n b ä r t i g k e i t H i n d e r n i s s e etc.

unter die

unüberwindlichen

T e x t t e i l II

III



Wer überwiesen werden kann, daß er die Stunde des Genies ungebraucht hat vorüber gehen lassen, ist auf J a h r und Tag keiner Belohnung fähig. L. G . D i e K ü r z e d e s L e b e n s , u n d d i e S e l t e n h e i t d e r

Stunden,

da etc. 6. Wer zu wenigem Inhalte viel Geschwätz gemacht, und dieß hundert und einen Tag getrieben hat, der kann dessen bey der nächsten Versammlung der Landgemeine von jedem, wer es thun will, angeklagt werden. Wird er überwiesen, so entgilt ers durch das Hohngelächter. L. G. N i e m a n d e n w e n i g e r a l s den D e u t s c h e n z i e m e t e t c . L. G . D i e g r o s s e a n s t e c k e n de u n d g a r g e f ä h r l i c h e K r a n k h e i t u n s e r s e r l e u c h t e t e n a c h t z e h n ten J a h r h u n d e r t s etc. Will sich der Angeklagte durch Gewohnheiten, Herkommen, Sitten und Gebräuche anderer Gelehrtenrepubliken, unsrer Bundsgenossinnen, entschuldigen, so trägt er den Hund. L. G. N i c h t z u r B e s c h ö n i g u n g , s o n d e r n d a ß m a n sich d a r a n s p i e g l e , d i e n t e t c .

1.

Von Lehrgebäuden.

Neue Lehrgebäude werden gleich, wenn sie fertig sind, verbrannt. L. G. D a m i t d i e R e p u b l i k n i c h t d u r c h g r o s s e W a h r h e i t s v e r l u s t e in G e f a h r k o m m e etc. z. Wenn das Lehrgebäude brennt, wird der Erbauer an die Gränze geführt. Läßt er beym Umsehen nur eine Thräne fallen, so wird er so lange verwiesen, bis der Wind die Asche ganz zerstreuet hat. L. G .

Hartnäckige

o d e r w e i c h l i c h e A n h ä n g l i c h k e i t d a r f nie den R i c h t e r etc. 3· Wer auch nur als Handlanger dabey geholfen, vornämlich aber wer den Kranz aufgesetzt und die Rede gehalten hat, wird mit der lauten Lache bestraft. L. G . B e y D i n g e n , w o d u r c h d i e R e p u b l i k in G e f a h r k o m m e n k a n n , w i r d bis auf den H e l f e r s h e l f e r etc. Z. 80-82: der kann bis Hohngelächter] Von Klopstock gewünschte, aber im Druck nicht berücksichtigte Änderung: entgilts durchs Hohngelächter (vgl. Apparat zu »Die Geseze«, Abschnitt »Varianten«, 29,12)

112

105

1.

Textteil

II

Von den Nachtwächtern.

Wer fünf Jahre und sieben Tage nichts anders gethan, als mittelmäßige Bücher übersetzt hat, wird Nachtwächter. L. G. D i e g u t e V e r t h e i l u n g der v e r s c h i e d n e n G e s c h ä f t e e t c . z. no

Ein Nachtwächter hat unter andern dafür zu sorgen, daß die, welche durch eine spitze oder scharfe Feder im Zweykampf erlegt sind, und nun als Gespenster umgehen, des Spukes nicht zu viel machen. L. G. D a s e w i g e V o r g e b e n d e r e r , die im Z w e y k a m p f e g e b l i e b e n s i n d , sie w ä r e n nicht geblieben etc.

us

1.

Von der Entdeckung und der Erfindung.

Entdecker bekommen das Eichenblatt. L. G. D a b e s o n d e r s a u c h d a d u r c h d a s B e s t e der R e p u b l i k b e f ö r d e r t w i r d , d a ß e t c . izo

A n m . Auch die gehören zu den Entdeckern, welche die wahr geglaubte Erfahrung als falsch zeigen.

2. Erfindern wird der Hügel gegeben. L. G. D i e E h r e r b i e t u n g , die m a n den E r f i n d e r n s c h u l d i g ist e t c . L. G. E r f i n d u n g h a t

Augen,

Fund ertappts etc. 12.5

130

135

3. Wenn die Entdeckung und die Erfindung vom Umfange der Schwierigkeit und des Nutzens ist, so wird dem Entdecker der Hügel, und dem Erfinder ausser dem Hügel Blatt und Eichel gegeben. L. G. K e i n e r h a t g e r e c h t e r e A n s p r ü c h e a u f die h ö c h s t e n B e l o h n u n g e n e t c . L. G. N i c h t die E r w e i t e r u n g der W i s s e n s c h a f t e n , s o n d e r n die E r h ö h u n g etc. 4· Wenn ein Knecht darthun kann, daß Entdeckung oder Erfindung einem andern zugehöre, so wird er frey gelassen. L. G. S o l l t e e t w a ein Knecht w i d e r alles Vermuthen etc.

T e x t t e i l II

1.

II3

Von der Freylassung.

Wenn ein Knecht sein Geschriebnes bis auf ein Stück oder zwey vor der Landgemeine öffentlich verbrennt, so wird er nach den übrig gelaßnen beurtheilt, und kann den nächsten Landtag frey werden. L. G. O b g l e i c h lange K n e c h t s c h a f t etc.

i4o

2. Wenn ein Knecht durch Nachahmung eines andern Knechts zwiefach ein Knecht wird; so ist er auf Jahr und Tag zur Freylassung unfähig. L. G. Allzugrossem Verfalle vorzubeugen etc.

ms

A n r a . Bey letzter Versammlung der Landgemeine wurde von einigen nur erst vor kurzem freygelaßnen Knechten in Vorschlag gebracht: den zwiefachen Knecht zur Freylassung gänzlich unfähig zu erklären. Aber die Republik hat, nach ihrer weisen Gelindigkeit, das alte Gesetz behalten, und zugleich das neue gegeben, daß kein gewesener Knecht vor Verlauf eines Jahres etwas bey der Landgemeine in Vorschlag bringen könne.

150

3· Wenn ein Knecht einen streitsüchtigen Freyen im Zweykampf erlegt, so wird er freygelassen. L. G. D e n K n e c h t e n d e s t o m e h r T h ü r e n u n d T h o r e zu ö f f n e n e t c .

Von den Ankündigern und Ausrufern.

I55

Die Ausrufer können bey dem Anlasse, da sie neue Bücher anzeigen, ihre Stimme als Mitbürger geben. Dünket ihnen aber, daß sie deswegen, weil sie Ausrufer sind, mehr als Eine Stimme haben, so müssen sie beym ersten Landtage sich entweder damit entschuldigen, daß sie zu der Zeit, da sie die Meynung von mehr als einer Stimme hegten und äusserten, krank gewesen seyn, oder sie werden zum Hohngelächter verurtheilt. L. G. D a a l l e r l e y W a h n , D ü n k e l , u n d S c h w i n d e l o b w a l t e t , als w e n n e t c .

160

1.

A n m . Dieß Gesetz gehet die Ankündiger nur alsdenn an, wenn sie sich gleicher Gesetzlosigkeit mit den Ausrufern schuldig machen.

165

2. Verharren die Ausrufer aber bey ihrer Meynung, so fragt sie der Aldermann: Wie viel Stimmen denn mehr als Eine? und nachdem sie eine Zahl genannt haben, so werden sie eben so viel Jahre Landes verwiesen. L. G. D a die L e u t e o f t m e h r als E i n e n S p a r r e n zu v i e l e t c .

i 70

114

175

i8o

i85

190

Textteil II

3· Wenn ein solcher Ausrufer von der Landesverweisung zurück gekommen ist, so wird er noch Jahr und Tag Aufwärter bey den Nachtwächtern, und ihm liegt ob, den Nachtwächtern das Horn rein zu halten, damit es gut blase, und er in Zeiten mit dem Horn umgehen lerne. Denn künftig, wenn er wieder Ausrufer ist, muß er, wenn er sein Ausrufungsgeschäft nun eben verrichten will, allezeit zuvor ins Hornstossen. L. G. Es ist n i c h t o h n e , d a ß die Gesetzgeber gegen eingewurzelte und h a r t n ä c k i g e Schäden etc. 4· Sollte ein Ausrufer des Umstandes, daß der Landtag noch entfernt ist, zu sehr misbrauchen, und mit den vielen Stimmen, die er zu haben glaubt, zu laut schreyen, so warne ihn Jeder, der es gut mit den Unmündigen meynt, die der Ausrufer etwa irre führen könnte, und gebe ihm zu verstehen, daß die Landgemeine denn doch endlich gewiß gehalten werde. Wer dieß thut, hat Belohnung von den Aldermännern zu erwarten. L. G. A u c h g u t e H a n d l u n g e n , d i e in d e n G e s e t z e n n i c h t b e n a n n t s i n d e t c . 5· Wenn sich ein Freyer oder ein Edler gegen einen Ausrufer öffentlich vertheidigt, so büßt ers durch Stirnrunzeln und durch Lächeln. L. G. Da z u r r e c h t e n Z ä h l u n g , M e s s u n g , u n d W ä g u n g m e h r als e i n e Z u s a m m e n k u n f t d e r L a n d g e m e i n e , u n d d a s U r t h e i l der a n g r ä n z e n d e n L ä n d e r etc. 6.

Vertheidigt sich ein Knecht, so läßt mans hingehen, und ahndet es nicht. L. G. G e m e i n e s H a n d g e m e n g e u n d F a u s t r e c h t e t c .

Von Völlerey und Trunkenheit.

I95

1.

200

Wer sich in einer ausländischen Schrift berauscht hat, es sey Wein oder Weingeist darinn gewesen, sie sey kühl hinuntergegangen, oder sie habe geraucht, und taumelnd von ihr auf der Gasse herumwankt, und laut schreyt (murmeln kann er wie er will), daß er diese Schrift allen deutschen Schriften vorziehe, über dem rufe man gleich auf der Stelle, und ohne alle Säumniß: Jo Düthe! und stoße ihn, ohne Aldermänner und Herold abzuwarten, über die Gränzen hinaus. L. G. D e r T r u n k n e m u ß w i e der N ü c h t e r n e etc.

T e x t t e i l II

II5

2. Wer, ob er gleich zu Hause bleibt, und nur murmelt, sich täglich in den Schriften der neuen Sophisten, ζ. E. Voltarens und seiner Säuglinge, besäuft, und zwar dermassen, daß er fünf bis sechsmal beym Stuhl liegend und den Rausch ausschlafend gefunden worden ist, der wird eingemauert, und ihm seines gewöhnlichen Gesöffs, wie auch Papiers zum Speyen, so viel er will gelassen. L. G. Z u r S t e u e r u n g a l l z u g r o s s e r , u n d a n h a l t e n d e r V ö l l e r e y , u n d d a m i t n i c h t in den a n g r ä n z e n d e n L ä n d e r n d u r c h die U n t h a t e n V e r s t a n d e s und E h r v e r g e ß n e r T r u n k e n b o l d e etc.

1.

Von der Todtenfackel.

Wenn ein Freyer, oder ein Edler, oder gar ein Aldermann sieht, daß seinem Werke die Todtenfackel angezündet werden soll; so hat er die Befugniß, die Stimmensammlung zu hindern, und um ein Jahr Frist zu bitten. In dieser ist ihm vergönnt, allerhand ihm vortheilhafte Nachrichten von dem Geschmacke einiger unserer Mitbürger zu sammeln, und sie den nächsten Landtag anzuführen. Unterdeß kann ihm dieß nicht viel helfen. Denn die gerechte Republik, Aldermänner, und Landgemeine, hatte nicht ohne Ursache der nun nothwendigen Anzündung der Todtenfackel erwähnt. Es kömmt also dießmal zur Stimmensammlung, und der Herold ruft: Du lebst, aber dein Werk ist todt! L. G. D a k e i n e s w e g e s g e d u l d e t w e r d e n k a n n , d a ß die N a c h barn Aussprüche über wichtige Sachen unsrer Republik thun, u n d f e r n e r k u r z e V e r j ä h r u n g d o c h nie r e c h t s k r ä f t i g ist e t c . A n m . Wenn wir die Geschichte unsrer Republik herausgeben, so wird man bisweilen darinn finden, wie diese und jene Schrift, deren Verfasser die Stimme des Herolds gehört hatten, von allerley Leuten und Leutchen, als ob sie noch lebte, geliebkoset worden sey.

2. Ein Knecht kann wohl auf Geschwätz anklagen, aber nicht auf die Todtenfackel. L. G. N a c h d e m M a a ß e der E i n s i c h t e t c . A n m . Siehe das sechste Kerngesetz.

3· Wenn ein Freyer oder Edler auf die Todtenfackel anklagt, und das Urtheil der Landgemeine wider den Ankläger ist, so büßet es dieser durch

II6

T e x t t e i l II

die laute Lache, Hohngelächter, und den Hund, und wird auf fünf 140

Jahre Landes verwiesen. L. G. D i e K ü h n h e i t d e r h ä m i s c h e n S c h e e l sichtigen etc.

145

4· Bey eines Knechtes Schrift wird die Todtenfackel nicht angezündet, weil sie eigentlich niemals recht gelebt hat. L. G. A l l e s ü b e r f l ü ß i g e zu v e r meiden etc. L. G. N a c h a h m u n g wollt's A f f e n g e s i c h t zwar gerne v e r l a r v e n etc.

Vom Hochverrath.

250

Hochverrath wird durch ewige Landesverweisung bestraft. Der Knecht wird in aller Stille bey Nacht und Nebel über die Gränze geführt, der Freye, Edle und Aldermann aber bey versammelter Landgemeine. Hochverrath ist es, 1. Wenn sich einer zum Beherrscher aufwirft. L. G. D e r e r s t e

Grund-

s t e i n u n s r e r R e p u b l i k ist F r e y h e i t e t c . 255

Z.

Wenn einer die ausländischen Gelehrtenrepubliken unsrer vorzieht. L. G. Alle Blinzer, D r e y s c h r i t t s e h e r , und B e w u n d e r u n g s s i e c h e etc.

260

265

3· Wenn ganze Gesellschaften in einer fremden Sprache schreiben. L. G. Im F a l l e i n e r n o t h w e n d i g e n g r o s s e n S ä u b e r u n g , w e n n in h e l l e n H a u f e n , S c h a a r e n , und H e e r e n etc. 4· Wenn einer einen deutschen Fürsten verführt, klein vom Genie und der Wissenschaft der Deutschen zu denken. L. G. D e m K l e i n m ü t h i g e n , Unedlen, H a l b d e u t s c h e n etc. 5· Wie viel Beyfall und Ehre auch die Mitbürger der Künstlerrepubliken gemessen, und wie sehr auch wir und unsre Bundsgenossinnen, und mit

Textteil

II

I I 7

welchem Vergnügen wir sie haben erweitern und erhöhen helfen; so ists doch Hochverrath, wenn einer die Künste über die Wissenschaften erhebt. L. G. Wer die D i n g e a u f den K o p f s t e l l t e t c .

270

6. Wenn einer Männer nicht ehrt, die in den angränzenden Ländern groß vom Vaterlande denken. L. G. S o g a r d a s S t i l l s c h w e i g e n v o n M ä n n e r n , die e t c .

275

7· Wenn einer Fürsten oder ihre Diener lobt, die es nicht verdienen. L. G. A l l e g r o s s e E r l e i c h t e r u n g zu E r h a l t u n g d e s B e y f a l l s e t c . 8.

Wenn einer nach dem Gesetze von Völlerey und Trunkenheit nicht J o Düthe! mitschreyt. L. G. D i e S c h w a n k e r u n d Z w i t t e r e t c . 9· Wenn ein Ausrufer oder Ankündiger auch nur äussert, geschweige denn, wenn er gar freventlich behauptet, sein Amt sey ein Richteramt. L. G. N u r die v e r s a m m e l t e R e p u b l i k , A l d e r m ä n n e r u n d L a n d g e m e i n e e t c .

280

285

10.

Wenn einer die Ausländer über Anmaßungen der Erfindungen ertappt, die wir erfunden haben, und es nicht öffentlich anzeigt, oder anzeigen läßt. L. G. S c h l a r a f f e n l ä n d i s c h e S c h l a f s u c h t e t c . 11.

290

Wenn einer zu Ruh und Frieden räth, nachdem unsre Republik Wettstreit um den Vorzug mit den ausländischen Republiken beschlossen hat. L. G. D e n K u r z s i c h t i g e n , K l e i n d e n k e n d e n , M u t h l o s e n , den K n e c h t e n , und K n e c h t s c h a f t w e r t h e n , die des V a t e r l a n d e s nicht w ü r d i g sind etc. 12.

295

Wenn einer behauptet, daß die Griechen nicht können übertroffen werden. L. G. Was a u c h s c h e i n b a r e V o r u r t h e i l e f ü r G e w a l t e t c . 13· Wenn bey einem die Abbildung der Bildsäule gefunden wird, die in den neuern Zeiten, mit falschen Inschriften, hier: der Eleganz, dort: dem Ge-

300

Il8

Textteil II

schmacke, anderswo: der Grazie, aber im Grunde, und der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, der Mittelmäßigkeit gesetzt worden ist. L. G. D a es in d e n W i s s e n s c h a f t e n k e i n e g o l d n e M i t t e l m ä ß i g k e i t g i e b t , w o h l a b e r , u n d e i n i g u n d a l l e i n , eine b l e y e r n e ; da f e r n e r h i n 305

a l l e s , w a s n i c h t e i g n e K r a f t in d e r A d e r h a t , d o c h n u r , w e l c h e Beschönigungsnamen

dem Dinge auch gegeben w e r d e n ,

an

d e r K ü n s t e l e y f e i n e r e r u n d g r ö b e r e r k r ä n k l i c h u n d k r a n k da n i e d e r l i e g t : so e t c . 14. 310

Wenn einer die Abschaffung eines unserer Gesetze vorschlägt, und sein Vorschlag durch die Mehrheit der Stimmen verworfen wird. L. G. Aufwieglern und Empörern zu steuren etc. L. G. D a s i c h b e y a l l z u g r o s ser G e l i n d i g k e i t u n d N a c h s i c h t b e s o n d e r s a u c h die K n e c h t e in g a n z e n Z ü g e n , H o r d e n u n d R o t t e n Zusammenthun k ö n n t e n

315

etc.

Textteil III: Frühe Arbeiten zum Themenkomplex »Staat und Stand der Gelehrten«

Textteil III, ι

IZI

ΙΙΙ,ι.

Entwürfe zu einer »Gelehrtenrepublik«

1755 im

»Arbeitstagebuch«

— Demjenigen ist nur erlaubt, in seiner Wissenschaft allein ein Theoretikus zu seyn, der dadurch für die praktischen Gelehrten so viel thut, daß diese sich mindstens etliche Jahre mit der Ausführung desjenigen beschäftigen müssen, was jener erfunden hat. D a s V e r d i e n s t ist vorgestellt, Avie\ es der Tugend im Schosse sizt, und ein Horn des Überflusses, das viel voller von Früchten, als Bluhmen ist, ausschüttet. Indem das Verdienst dieß mit einer männlichen Stellung thut; so lächelt die Tugend ihm Beyfall zu. Am Fusse des Altars wälzt zur linken die Arbeitsamkeit mit der einen Hand ein schweres Felsenstück fort, mit der andern Hand wischt sie sich den Schweis ab. Ihr Gesicht hat Heiterkeit und eine angenehme Müdigkeit. Auf der rechten Seite schwebt das G e n i e am Boden, so daß es ihn kaum berührt, und sieht sich nach der Arbeitsamkeit mit einer vergnügten Mine um. Es ist ein Paar Schritte weiter vorgekommen. Ite Tafel. heißt: Religion Ute Tafel. Die Bücher Nachdenken. /ΉΙ. Tafel. Die beyden TempelV.> NB. Die Strafen sind iedesmal besonders bey iedem Geseze angemerkt. Freygeisterey ist Hochverrath. kömmt besonders die Selbstprüfung vor Z . 1-44 -Demjenigen bis Gesez. : H.i

H.2

Z. 1: -Demjenigen] Davor eingetragen: 23.) (=23.11.1755) [G R. Dasjenige, was der Klugheit eines jeden überlassen wird, gehört zu den Gesezen der XII Tafeln nicht; wird aber gleichwohl angezeigt.] - Demjenigen >.· 23.) - DEMJENIGEN H . 2 « H ( H . I

H.2)

Z. 1: Wissenschaft allein ein] Wiss. Talleinl ein H(H.i) Z. 2: Gelehrten] Gel. H(H.i) Z. 4: jener erfunden] jener [alsik erfunden H(H.i) Z. 5 - 1 3 : D a s V e r d i e n s t fois vorgekommen.] Neufassung dieses Textstücks Z. 128137 In demselben bis um. 2 . 5: /wie\] Lesung ist aus dem Zusammenhang des Satzes erschlossen, die entsprechende Stelle ist nicht entzifferbar H(H.i) Z. 6: das] [d]* das H(H.i) Z. 7: männlichen Stellung] männlichen [uH Stellung H(H.i) Z. 10: hat Heiterkeit] hat [eine] Heiterkeit H.i .· HAT HEITERKEIT ¡-¡(H.I) Z. 14/15 : Ute Tafel bis Nachdenken] Ute Í - J Nachdenken H.i .· ΙΙΤΕ Γ Taf. Die Bücher! NACHDENKEN H(H.I) Z. 1 5 : /ΉΙ. Tafel bis Tempeh] III. Ausarbeitung H.i .· Λ III. Tafel. Die beyden Tempel H(H.2>

122

Textteil

III,ι

IV. Ausbesserung. V. Absichten Vite Ehre. und alle ihre guten Folgen, nämlich der mannigfaltige Nuzen der Lesenden. (Besonders alle kleine Bemühungen um Ehre verboten. Bey der Ehre: Wieder das Vielschreiben. Hier kommen besonders Geseze wieder die gar zu hizige Anmassung der Ehre vor. (VII. Tugend, mit I. Religion verbunden) VII. Aufnahme, oder Eigenschaften derer, die zu Mitbürgern aufgenommen werden. Hier kömt die Einschränkung besonders vor, daß man in Einer Wissenschaft, oder auch in einem Theile einer Wissenschaft vortreflich zu werden suchen müsse. VIII. Eintracht' 7 *' oder: die allgemeine Verbindung und Freundschaft der Zünfte unter einander. Hier wird besonders, alles was zur Diktatorschaft führen kann verworfen, auch von den Streitigkeiten IX Pflichten gegen die Ausländer das ist Ungelehrten. Hier kommt der Patriotismus für die Republik vor. N B . die zwo lezten Tafeln enthalten politische Geseze der ganzen Republik.

Z. 20: IV. Ausbesserung. V. Absichten] IV. Ausbesserung. /TVteJ [Stillschweigen.] V. >.· IV. AUSBESSERUNG. V. H.z< Absichten H(H.i H.z) Z. 20/21: Ehre. bis (Besonders] Ehre. Tu alle ihre guten Folgen, nämlich der mannigfaltige Nuzen der Lesenden.1 (Besonders H(H.i), aus dem topographischen Eintragungsbefund in der Außenspalte des Ms. ist zu schließen, daß die Ergänzung nach Niederschrift der Randnotizen und (Z. 2 3 - 2 5 J erfolgte. Z. 2 5 : vor.] [voe'] .· 'vor. H(H.i) Z. 26: Religion] Rei. H(H.i) Z. 28-30: Hier bis müsse.] Randnotiz später eingetragen als die Randnotiz (Z. 33/34) H(H.i) Z. 29: einer Wissenschaft] einer Wissen H(H.i) Z. 30: müsse.] müsse, von H(H.i), vermutlich nachgetragener Ansatz zu einer weiteren Annotation, die nicht ausgeführt wurde Z. 33/34: Hier bis Streitigkeiten] Randnotiz früher eingetragen als die Randnotiz (Z. 28-30) H(H.i) Z. 34: auch von den Streitigkeiten] Nachgetragen H(H.i) Z. 3 5 : Ausländer] [Fremden] H.i .· Ausländer H(H.2) Z. 36: Hier bis vor.] In der Außenspalte des Ms. später eingetragen als daselbst die Annotation (Z. 28-30) Z. 36: Republik] Repl. H(H.i) Z. 3 7 : zwo] [drey] .· zwo H(H.i) Z. 37/38: Republik.] Republ. H(H.i)

Textteil III,ι

I23

X von dem Publico X I . vom großen Haufen XII Die Vermittlung nämlich zwischen den beyden ausländischen Mächten. Tafel von den Pflanzstädten Tafel von den Academien N B . was, wenn es nicht an Gelehrte gerichtet wäre, ein blosser Rath seyn würde, wird ihnen oft zum Gesez.

Der so genannte g r o s s e V e r s u c h den man mit einem Neuaufgenommenen (denn man konnte sich bey Untersuchung seiner Eigenschaften dennoch geirrt haben) zulezt macht ist: daß man ihn in den Tempel der Unsterblichkeit führt. Wenn dieser Neuaufgenommene gerade auf die Göttinn zuläuft und siê umarmen will; so ist das ein schlimmes Zeichen. Wenn er aber mit einer gewissen ehrfurchtvollen Bescheidenheit von ferne stehn bleibt, so kann man sich viel Hofnung machen. *

Die Policeyordnung für die Vorstädter wird nicht ganz angeführt. Es werden nur einige Stücke daraus mitgetheilt *

ILDaß die Republik der Gelehrten, wie ich sie beschreiben werde, nicht etwa nur der Entwurf von guten Hofnungen; sondern daß sie wirklich so

Z. Z. Z. Z.

41-44: Tafel bis Gesez.] Ergänzt in der Außenspalte H(H.z) 41/42: Tafel] Taf. H(H.i) 44: seyn] sey H(H.z), η versehentlich ausgelassen 46: Der bis Versuch] [Die'] so genannte grosse [Probe]* 'Der so G R O S S E Versuch H(H.i)

GENANNTE

Z. 46-211 Der bis schreiben. : Η Ζ. 46: den] denn H, vermutlich durch Prolepse zu denn (Z. 47) entstandener Schreibfehler Z. 46/47: Neuaufgenommenen] [neuaufgenommen'] > 'Neuaufgenommen oder 'Neuaufgenommenen H, Wortendung nicht eindeutig entzifferbar Z. 47: Untersuchung] [Untersuchung'] > 'Untersuchung Η Ζ. 49·· Neuaufgenommene] Neuaufge.. Η Ζ. 49/50: Göttinn] [Gotten']* 'Göttinn Η Ζ. jo: Zeichen.] Zeichen [;']*'. Η Ζ. 57·' Republik der Gelehrten] R. der G H Ζ. 5 y/5 8: nicht etwa nur] nicht [etwa] nur > [NICHT NUR] > NICHT [etwa! NUR Η Z. 58: von guten Hofnungen] von [sey]* /"HofnungJ > VON [guten! < : Hofnungen > H, Pluralendung des Substantivs wohl versehentlich nicht an die Addition des Adjektivs angeglichen

124

Textteil

III, ι

eingerichtet sey: davon können sich meine Leser durch die meisten Schriften überzeugen, die in unsern Zeiten herauskommen Ich habe also nicht nötig mich länger bey diesem Punkte aufzuhalten.] Ich gehe daher ohne weitere Einleitung zu meiner Beschreibung fort. Nur eins muß ich noch erinnern. Es ist seit ieher meine Gewohnheit gewesen, daß ich, wenn ich ein Werk herausgebe, zugleich ein neues ankündige. Das Werk also, das auf dieses und zwar in kurzem folgen soll; ist: Erzählung einiger bis auf den heutigen Tag unbekannten Begebenheiten, die sich in der Gelehrten Republik zugetragen haben. Um meine Leser zum voraus für dieses Werk einzunehmen,H' 1 *' Siehe α)

Tafel II. Das Nachdenken. 1) Eh ihr anfangt über ein Werk, als eins, das ihr ausführen wollt, nachzudenken, müst ihr mindstens einen ganzen Tag in dem Tempel des Verdienstes zubringen, um dort mit eben so viel Bescheidenheit als Musse, eure Fähigkeit zu diesem Werke, von neuem zu untersuchen. z) Der würde mit der Ausarbeitung zu früh anfangen, der nicht vorher seinen ganzen Plan von neuem übersehn, jeden Theil desselben, und bisweilen auch seine Theilchen unter einander verglichen, und alles überfliessige mit Strenge aus demselben /entfernt\ hätte. 3) Es muß eben so wohl eure glükliche Stunde seyn, wenn ihr über euer Werk nachsinnt, als sie es seyn muß, wenn ihr dasselbe ausarbeiteten 4) Ihr müßt die Stunde des Genie so wenig durch zu heftige Anstrengung herbeyrufen wollen; als ihr es der Nachlässigkeit oder der oft zu frohen

Z . 63-68: Es ist bis einzunehmen,] Textpassus ist arR mit einem senkrechten Strich markiert. Er sollte vermutlich anzeigen, daß der markierte abgebrochene Textpassus neu zu schreiben oder neu zu formulieren war (s. Vermerk Z. 69). Zwischen Text Z. 68 und Titel des folgenden Textteils ein waagerechter Strich. Er kann sowohl Bestandteil der Textmarkierung als auch Abgrenzungszeichen sein. Z. 66/67: Gelehrten Republik] G . R . H Ζ . 69: Siehe α)] α vermutlich Referenzsymbol für eine nicht erhaltene Handschrift zu den »Entwürfen zu einer >Gelehrtenrepublik.· demselben< •'verwiesen 1 · >.· Λ entfernt< hätte. Η Ζ. 8i: Genie so] Genie [eben] so > GENIE s o Η

Textteil

III,ι

I25

Hofnungen: Sie werde schon wiederkommen! erlauben müßt, sie ungebraucht voriibergehn zu lassen. 5) Wenn ihr eure Gedanken so wie sie im ersten Feuer entstehn, aufschreibt; so habt ihr das Misvergnügen nicht, euch von euerm Gedächtniß betrogen zu sehn. 6) Das Exempel grosser Männer entflammt. Denkt an sie, wenn ihr nachsinnt. 7) Der Tadel der Anarchie, den ihr vorherseht, schlägt euch nicht nieder. Stellt ihn euch oft vor, um von dieser Seite recht sehr tadelnswürdig zu werden. 8) Wer einen erhabnen Entwurf am geschwindesten macht, und in ihm am langsamsten ändert; der hat oft den glüklichsten gemacht. Das erste kann kein Gesez werden, das zweite ist eins der vornehmsten.

g e n a n n t s i e h e α) Die beständigen Einwohner von Hellenopolis sind diejenigen, die keine äusserliche Umstände hindern, sich den Beschäftigungen der Gelehrten allein zu widmen. Die meisten ihrer Mitbürger haben sich, theils, weil sie die Notwendigkeit dazu zwang, theils, aus edlen Absichten im Reiche zerstreut. Diese unterlassen aber nicht, zu den Zeiten der Musse ihre Heimath zu besuchen. Daher kömt es, daß Hellenopolis selten so leer an Einwohnern zu seyn scheint, als es wirklich ist, wenn man die beständigen Einwohner allein rechnet. Dieser Mangel an EinZ . 90: der Anarchie] [grossen Haufens] .· der Anarchie H Ζ . 93·· erhabnen] [grossen] .· erhabnen Η Ζ. 93·· ihm] ihn oder ihm H, zur Gestaltassimilation von m und η in der deutschen Schreibschrift Klopstocks vgl. Apparat zum Textteil I, Abschnitt »Handschriften«. Z . 95: Gesez] [Gesezen']^ 'Gesez Η Ζ . 97·· g e n a n n t s i e h e α)] ÜdZ eingetragen: 1 4 ) (=24.11.1755). - Vgl. oben Anmerkung zu Z. 69 Siehe α) Ζ . 97·· Hellenopolis] Helenop. Η Ζ. yyhoo: ihrer Mitbürger haben sich] ihrer [würdigen] Mitbürger » IHRER MITBÜRGER< [sind] >.· haben sicho H, ob würdigen durchgestrichen oder unterstrichen (varietur-Markierung) wurde, ist nicht eindeutig erkennbar; vermutlich wurde das relativ nichtssagende Adjektiv getilgt. Z. 102: ihre Heimath] ihre [liebe] [Vaterstadt] .· IHRE Heimath H, zwischen a und d korrigierte VerSchreibung; mögliche Zwischenstufen der Änderung: (a) ihre Vaterstadt oder (b) ihre liebe Heimath; nach Heimath versehentlich Punkt gesetzt. Z. 102/103: Hellenopolis selten] Hellen, [niemals] >.· selten< H

126

105

Textteil

III,ι

wohnern ist in unsern Zeiten sehr unmerklich. Denn der Z u f l u ß der ausländischen Mitbürger ist izt sehr groß. Die Wiederherstellung der beyden grossen Tempel, des Verdienstes und der Unsterblichkeit, und noch mehr die wiedergefundnen zwölf Tafeln Geseze haben dieß verursacht. Daß seit der Z u r ü k k u n f t der Wissenschaften in Europa diese Tempel baufällig

no

werden; die Geseze über die Hälfte verloren gehn, und die übrigen Tafeln größtentheils unleserlich haben werden können: das ist zwar sehr sonderbar; aber unterdeß ist es doch wahr. Einige behaupten, daß die kurzsichtige Einschränkung der Wissenschaften in die grammatikalische Untersuchung der Griechen und Römer die Hauptursach dieses Verfalls gewesen

us

sey. Ich werde mich in Entscheidung dieser Sache nicht einlassen. So viel muß ich als Geschichtschreiber sagen, daß seit Bacon die Ausbeßrung der Tempel und die Aufsuchung der Geseze mit Ernste angefangen worden sey. Einige grosse Männer verehrten zwar vor Bacon das Verdienst und die Unsterblichkeit als Hausgötter. Aber ihre öffentlichen Tempel waren

no

kaum mehr kennbar. Einige Geseze der zwölf Tafeln waren hier und da in guten Büchern verstekt. Aber wenige lasen diese Bücher und noch wenigere verstanden sie. Unterdeß haben dieselben vieles zur Aufklärung der zwölf Tafeln, w o sie unleserlich geworden waren, beygetragen. Die beiden Tempel, die der Hauptstadt der Republik so viel Ansehn,

125

und zwar mehr durch die Absicht, in welcher sie gebaut sind, als durch ihre Pracht, geben, liegen an dem einen Ende derselben auf einer steilen Anhöhe. Wenn man mit Mühe hinaufgestiegen ist, so kömmt man zuerst

Z. 108-110: Daß bis werden] Daß > [diese Tempel] seit der Zurükkunft der Wiss. in Europas S E I T D E R Z U R Ü K K U N F T D E R W I S S . IN E U R O P A diese Tempel [haben] baufällig > .· T E M P E L B A U F Ä L L I G < werden H, vgl. Varianten Ζ . 1 1 1 Z. 111: unleserlich haben werden] [unser]b unleserlich [haben] >.· -haben-< werden H, vgl. Varianten Z. 108-110 Z. 113: Wissenschaften] Wiss. H Ζ. ii6: Ausbeßrung] [Ausbessrung'] > 'Ausbeßrung Η Ζ. ii8: Einige grosse] [Viele gross] h Einige grosse H Ζ. ii8: zwar vor Bacon das] zwar [vor Baconl das Η Ζ. l i y : Hausgötter] [Haush'H 'Hausgötter Η Ζ. 119: Aber] [Ad']* 'Aber Η Ζ. 122: dieselben] [diese'] [Bücher] > 'dieselben Η Ζ. 123: unleserlich] [unlesenlich'] > 'unleserlich Η Ζ. 124: Die] Absatz nachträglich eingezeichnet Η Z. ìzy. die] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η Ζ. 125·· gebaut sind] gebaut [worden] sind > G E B A U T S I N D Η Z. 126: Ende] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η Ζ. 126: steilen] [schwer zu ersteigenden] .· steilen Η

Textteil III,ι

127

in den Tempel des Verdienstes-;.> In demselben führt ein langer Gang von Pfeilern zu der Bildsäule des Verdienstes, welches der Tugend, die auf dasselbe herunter lächelt, im Schoosse sizt, und ein Überflußhorn, das voller von Früchten als Blumen ist, ausschüttet. Die Mine des Verdienstes ist liebenswürdige Männlichkeit. Zur linken Seite steht die Arbeitsamkeit. Indem sie mit der einen Hand ein schweres Felsenstück fortwälzt; wischt sie sich mit der andern den Schweiß ab. Heitre und angenehme Müdigkeit zeigt sich in ihrem Gesichte. An der rechten Seite, und weiter vorwärts schwebt das Genie mehr am Boden, als daß es darauf steht, und sieht sich nach der Arbeitsamkeit mit freundschaftlicher Mine um. Auf beyden Seiten sind zwölf kühle Hallen, worinn sich diejenigen die den Tempel besuchen, der Betrachtung überlassen können. In jeder Halle steht eine der Tafeln, auf welche die Geseze der Republik eingegraben sind. Wenn man diesen Tempel verlassen hat; so kömmt man auf einem kurzen und eb/nerA Wege, zu dem zweiten Tempel, welcher der Unsterblichkeit gewidmet ist. Er ist noch kühler als der erste, und voll Dämmrung.

Z . 128-137: In demselben bis um.] Neufassung des Textstücks Z. 5 - 1 3 D a s V e r d i e n s t bis vorgekommen. H Ζ. iz8: In] [E]* In Η Ζ . 13 o: Überflußhorn] [Überfluß Horn'] > 'Überflußhorn Η Ζ . 131/132: Die Mine bis Männlichkeit] Liebenswürdige Männlichkeit ist die •'Mine des Verdienstesv > V MINE DES VERDIENSTESV IST MÄNNLICHKEIT H, Umstellung durch Bezifferung der umgestellten Wörter (über Liebenswürdige: 4, über ist: 3, über Mine: 1, über Verdienstes: 2); hierbei ist die orthographische Angleichungsänderung Liebenswürdig > liebenswürdig und die > Die unterblieben. Z. H, Z. Z. Z. Ζ. Ζ. Ζ.

133: mit der einen Hand] mit /"demi einen [Arme] .· MIT EINEN Hand Angleichungsänderung dem zu der versehentlich unterblieben; vgl. Varianten 134 der 1 3 4 : der] [dem'] .· 'der H, vgl. Varianten Z. 133 134: Heitre] [Heit/erV]^ 'Heitre Η 1 3 y . rechten] [lin]·? rechten H 13 y. Seite, und weiter] Seite, [ul weiter H 136/137: sieht sich bis um.] [sieht nach] der Arbeitsamkeit mit freundschaftli-

cher M i n e

b SIEHT sich NACH DER A R B E I T S A M K E I T MIT

MINE um.

Η

Ζ. Ζ. Ζ. Z. Ζ. Ζ. Ζ.

FREUNDSCHAFTLICHER

13 8: sind zwölf kühle] sind Γ zwölf1 kühle Η 139/140: In bis sind.] Nachgetragen, teilweise in der Außenspalte Η 140: der Tafeln] der [zwölf] Tafeln > DER TAFELN Η 140: Republik] Repl. Η 142: eb/'nen'V] [eben'] > 'ebnen oder 'ebenen Η 1 4 2 : welcher] [der]* welcher Η 1 4 3 : Er ist noch kühler] > [In diesem herscht] [eine] [Eine'] [längere']«^ 'Ein 'längerer Pfeilergang H Ζ . 14 S: sich] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus H Ζ. 149: Er] [Der Zweifel] .· Er Η Ζ . 150: Unsterblichkeit] [Säule]* Unsterblichkeit Η Ζ. 151/152: Dasjenige bis herabsieht] >[In] [demjenigen'] [Gesichte'], mit dem der Zweifel auf den Ankommenden herabsieht«* ' 'Gesicht, MIT DEM DER Z W E I F E L A U F D E N A N K O M M E N D E N H E R A B S I E H T H, d e s j e n i g e n nicht

an die

Ände-

rung angeglichen Z. 152: voll] [von'] > 'voll Η Ζ. 1 5 2 / 1 5 3 : sieht bis Unsterblichkeit] sieht t> [die] [Unster-]«* [mit] [Heiterkeit'] » SIEHT 'heiter< auf die [Unsterbio Bildsäule der Unsterblichkeit Η Ζ . 1 5 3 / 1 5 4 : Unsterblichkeit bis etwas] Unsterblichkeit. [[Die Unsterblichkeit selbst,] hat von den gewöhnlichen Auszierungen, die ihr die Maler u Bildhauer bisher gegeben haben, nichts.] >.· UNSTERBLICHKEIT. [Ihre Stellung] i u M i n e i H.I .· UNSTERBLICHKEIT. Die Stellung u M . der U. H.II « [hat] >.· zeigt< etwas H, Streichung von u Mine unterblieb versehentlich, weil zwischen [Ihre Stellung] und u Mine Zeilenwechsel; die Eintragung der Ersatzvariante Die Stellung u M . der U. erfolgte möglicherweise nach Tilgung des vorausgehenden Satzes [[Die Unsterblichkeit bis nichts.1, d.h. vor Streichung von [Ihre Stellung] Z . 1 5 4 / 1 5 5 : Geflügelte Jahrhunderte, welche] [Fliegende] >.· Geflügelte« Jahrhunderte, [die] > .· welche« Η Ζ . i DIE NAMEN Η Z. 158/159: die durch bis Schriften] [deren Andenken sich unter den Nachkom erhalten hat.Η die durch Thaten [der [Men-']* 'Menschlichkeit] >.· THATEN deren Absicht die Glükseligkeit der Menschen war; « [oder] durch >.· DURCH« Schriften H, zur Tilgung von oder vgl. Varianten Z . 160

Textteil III,ι

I29

entsprangen oder durch Meisterstücke der schönen Künste, unter den

i«o

Nachkommen leben. Nach Newtons Tode ist eine Verordnung von der Republik gemacht worden, daß die Namen aller derjenigen (denn diese wurden sonst auch eingegraben) die durch irgendeine Ausschweifung des Verstandes, oder des Herzens auf die Nachwelt gekommen sind, ausgelöscht werden sollen. Weil dieß aber eine sehr schwere Arbeit ist; so wird

165

nur langsam damit fortgefahren. *

Tafel /Die B ü c h e l 1) Ein Buch, das mit Nuzen und Vergnügen gelesen werden; das auf die Nachwelt kommen; und das auch verdienen soll auf eine Nachwelt zu

170

kommen, die aus vollkommnern Menschen bestünde, als sie gewöhnlich sind: ein solches, und keins von geringem Eigenschaften müßt ihr euch vorsezen zu schreiben; wenn ihr es unternehmt, eins zu schreiben. 2) Z w e y Wege, die bisweilen durch einander hindurch gehn, führen euch zu diesem Ziele. Auf dem einen klärt ihr den Verstand auf; auf dem andern bessert ihr das Herz. Wenn ihr beyde zu gehn (welches doch etwas sehr seltnes ist), gleiche Fähigkeit habt: so geht beyde; aber den lezten am öftesten. Sonst wählt den, auf welchem ihr am glüklichsten fortzukommen denkt.

Z. 160: entsprangen bis unter] entsprangen roder durch Meisterstücke der schönen Künstel, unter H, vgl. Varianten Z. 158/159 Z. 162/163: (denn bis die] ([die] sonst auch eingegraben [wurden!] >.· denn diese wurden SONST AUCH EINGEGRABEN«) die H Ζ. 165: eine sehr schwere] eine [sehr! schwere Η Ζ. i68: Tafel /Die Bücher'V] Taf. Die Bücher die beiden letzten Wörter unterstrichen, rechts üdZ: Viell Absichten zweites Wort unterstrichen; es ist nicht eindeutig bestimmbar, ob es sich bei den Unterstreichungen um varietur-Markierungen oder um Titelauszeichnungen handelt (Absichten ist Alternativvariante zu Die Bücher,); für die erstere Möglichkeit spricht das Fehlen einer Unterstreichung beim funktional analogen Titel Z. 70 Taf. II. Das Nachdenken. Z. 171: vollkommnern] [bessern] .· vollkommnern Η Ζ. ιγι: sie] [dx]* sie Η Ζ. ιγζ: euch] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η Ζ. ij6: Wenn ihr] Wenn [,] ihr > WENN IHR Η Z. rjGlvj-j: gehn bis gleiche] gehn [(welches doch etwas sehr seltnes ist)l, gleiche Η Ζ. ιγγ: habt:] habt [ ; ' ] > HABT Η Ζ. ιγ8: den] [den-']* 'den Η

175

130 180

Textteil

III,ι

3) Schreibt kein Buch, das keine andre Absicht hat, als euren Leser zu vergnügen. Es ist beynahe unmöglich, daß ihr ihn durchgehends, auf eine unschuldige Art, vergnügt. 4) Folgt bey der Wahl und bey der Ausbildung eurer Materie eurem Genie. Viele Wege zum Schönen sind noch unbetreten. Wer dieses Entschlus-

185

ses nicht fähig ist, der frage strenge Freunde, was an ihm ist? Denn es kann (wiewohl dieß sehr selten geschieht) sich zutragen, daß ihn furchtsame Bescheidenheit allein zurükhält. Die Welt durch einen Versuch zu fragen, ist gefährlich. 5) /Wenn ihr das Glük habt einem Leibniz oder Virgil durch euer Genie

190

zu gleichen; so seyd unbekümmert, daß man euch für ihre Nachahmer halten werde, wenn ihr eurem Genie folgt. Die Materie, die ihr wählt, wird euch genung von ihnen unterscheiden.\

Z. 181/182: durchgehends bis vergnügt] durchgehends Γ,Ι auf eine unschuldige Art Γ,Ι vergnügt Η Ζ. 183: Ausbildung] [Ausbildung']^ 'Ausführung' > ' V I E L E W E G E Z U M S C H Ö N E N S I N D N O C H unbetreten. H, mögliche Zwischenstufe der Änderung: Viele Wege zum Schönen sind noch Wege. Z. 18 y. Freunde, was an ihm ist? Denn] Freunde [.'] •.· ', Γ was an [euch] >.· ihm< ist?l< Denn Η Ζ. i86: kann bis sich] kann > [sich] (wiewohl dieß sehr selten geschieht)«^ (WIEW O H L D I E S S S E H R SELTEN G E S C H I E H T ) s i c h

Η

Ζ. 187: Bescheidenheit allein zurükhält] Bescheidenheit [allein H.I1 [hindert] >.· zurükhält H.IL· H, die Ersatzvariante zurükhält ist später eingetragen als das Additum allein Z. 189-192: 5) /Wenn bis unterscheiden.λ] Wenn ihr ein Genie wie Leibniz oder Virgil habt; so folgt ihm [auchl. Seyd unbekümmert, daß man euch für ihre Nachahmer halten werde. > Λ Seyd unbekümmert daß man euch für einen Nach Le oder V halten werde, wenn ihr das Genie dieser grossen Männer habt u ihm folgt. > Λ Wenn ihr das Glük habt [Leibniz]^ einem Leibniz oder Virgil durch euer Genie zu gleichen; so seyd unbekümmert, daß man euch für ihre Nachahmer halten werde, wenn ihr eurem Genie folgt. Die Materie, die ihr wählt, wird euch genung von ihnen unterscheiden. H, über jede der beiden in der Außenspalte des Ms. eingetragenen Alternativvarianten zu Wenn ihr ein Genie bis werde. ist ein o-förmiges Zeichen gesetzt.

Textteil III,ι

131

6) Wer das Herz nicht hat zu denken, daß ein gutes, oder wenn er kann, ein vortrefliches Buch zu schreiben, eine würdige Unternehmung eines Manns sey, der seinem Vaterlande dienen will; der schreibe keins!

195

6) Wer nachzuahmen fähig ist, wie man soll, der kann auch ein Original werden. Ihm wird daher verboten, keine Ungerechtigkeit gegen sich zu begehn, und dennoch nachzuahmen 7) Die Wahrheit oder die Tugend so ganz nakt in die Welt hinausschikken, zeigt wenig Kenntniß des Menschen an. Der Metaphysikus selbst soll ihnen mindstens etwas von einem leichten Gewände geben.

200

8) Aber sie in gar zuviel Lehrart vermummen ist noch schlimmer, als sie nakt lassen. Wer nichts anders, als dieß oder jenes mit ihnen thun kann; der behalte sie auf seiner Studierstube. 9) Ihr müßt nicht allein die Vergleichung eure/s\ Werk/s'v mit vortrefliehen Werken, die schon da sind, fürchten. Ihr müßt auch an die vortreflichern die vielleicht kommen denken, um die Vorstellung von einem hohen Grade der Vollkommenheit lebhaft bey euch zu erhalten. - Wer es aufgiebt diese Geseze alle nach der Strenge beobachten zu können; der ist bescheiden. /"Wer sich aber überreden kann, daß es genung sey,λ sie nur halb zu halten, der muß gar nicht schreiben. Z. 195: seinem] sein H, Endung em versehentlich ausgelassen Z. 197: Ihm] [WirIi- Ihm Η Ζ. zoo: soll] [sollte'] > 'soll Η Ζ. 20i: von] Lx'ì'r Von Η Ζ. 202: Lehrart] [Methode]^ Lehrart Η Ζ. 202: noch schlimmer] noch [viel] schlimmer > NOCH S C H L I M M E R Η Z. 203: anders] [al]^ anders Η Ζ. 204: der bis Studierstube] der [soll] sie auf seiner Studierstube [behalten] .· DER behalte SIE AUF SEINER S T U D I E R S T U B E Η Z. 205: eure/s\ Werk/s'v] Möglich noch zwei weitere Lesarten: (1) eurer Werke (2) eures Werkes. Gegen die erste Lesart spricht aber die Tatsache, daß in den Paragraphen 1-9 dieses Textstücks jeweils nur von der Herstellung eines Werkes bzw. Buches die Rede ist, gegen die zweite Lesart die in den Endungen gegebene Isophonie, die Klopstock in der Regel zu vermeiden suchte. Außerdem läßt Klopstock häufig ein schwach betontes Endungs-e (dort wo es möglich ist) weg. Z. 207: kommen] kommen Η Ζ. 209: der] [dex]^ der Η Ζ. 210/211: /"Wer bis sey,Λ] Wer •'sich aber vornehmen v kann, .· A /~WER7 [es aber für genung halten] /"KANN,7 > Λ Wer sich aber überreden kann, daß es genung sey, Η Ζ. 2li: muß] [soll] .· muß Η

2.05

210

132.

Textteil ΙΙΙ,ι

111,2. F r a g m e n t aus einem G e s c h i c h t s c h r e i b e r des

neunzehnten

Jahrhunderts (Bestandteil von Klopstocks

Konvolut

zum »Wiener Plan«, Beilage des

Briefes an Kaunitz vom 28. April 1768; zur veränderten vgl. HKA, Werke VII 1, S.

220-222, Ζ.

Druckfassung

ι9)

»Aus der Einleitung« Mich deucht, alle Geschichtschreiber, die zu der Zeit, da sich die Begeben5

heiten zutragen oder bald nach derselben, schreiben, sollten es, um zur genauen Wahrheit zu kommen, machen, wie ich es gemacht habe. Ich habe mit grosser Sorgfalt gesammelt, und gebe jezt heraus, was ich habe finden können, mich von denen, die mehr wissen, unterrichten zulassen. Mein Werk wird also erst nach diesem Unterrichte vollständig seyn. Und

10

ich werde es, so bald ich genug zu dieser Vollständigkeit wissen werde, von neuem herausgeben »Aus dem Werke selbst« Man sagt gewiß nicht zu viel, wenn man behauptet, daß die Wissenschaften der linke Arm einer Nation sind, und daß ihr rechter Arm, alles andre

15

nämlich, was nicht Wissenschaft ist, ohne die vielfache Beyhülfe des linken, weniger Stärke haben würde. Wir müssen erst übersehn, in welchem Zustande der Kaiser die Wissenschaften fand, eh wir von dem, in welchen er sie gesezt hat, urtheilen. Dieser Zustand war, daß die Gelehrten Deutschlands von keinem ihrer Fürsten unterstüzt wurden, und daß, in-

20

dem sie das Verdienst hatten, alles, was sie thaten, allein zu thun, die Unterstüzung, auf die man sich hier und da ein wenig, und nur auf kurze Zeit, und ohne Plan, einließ, viel zu unbedeutend war, als daß sie auf die Gegenwagschaale jenes Verdienstes gelegt werden konnte. Stolz konnte freylich ein solches Verdienst diejenigen machen, welche es hatten; aber

Z. 4/5: der bis oder] [ihrer] Zeit, oder .· der ZEIT, da sich die Begebenheiten zutrag e n ODER Η

Ζ. γ/8: gebe bis mich] gebe [es] jezt heraus, mich .· GEBE JEZT HERAUS, was ich habe finden können, MICH Η Z. 21: da] da [,]* Η

Textteil 111,2

133

zu einer Zeit, da eine Nation, in Absicht auf die Wissenschaften, in einer gewissen Bewegung ist, ist dem Fortgange derselben, und der Erreichung eines hohen Zieles nichts nachtheiliger, als es haben zu müssen. Der Kaiser sähe die Bewegung, in der seine Nation war, und daß er in einen Perioden lebte, den seine Vorfahren vergebens würden haben hervorbringen wollen; er ergrif den Augenblick des Anlasses, und entschloß sich zu seyn, was er, weil er vaterländisch dachte, zu seyn verdiente. Der König von Preussen, Friedrich der Zweyte, hatte sich um die Nation, welcher er angehörte, zu wenig bekümmert, um sich diese Gährung zu Nuze zu machen. Er w a r zwar, durch seine Feder, und durch seinen besseren Degen, berühmt, aber zugleich in seinem lezten Kriege hassenswürdig geworden. Und die Nation, die sich immer mehr fühlte, und die sah, daß sie, die andern Nationen in den philosophischen Wissenschaften oft vorgegangen war, auch in den schönen Wissenschaften, deren Unterstüzung sie so lange vergebens von ihm erwartet hatte, groß zu werden anfing, spottete über den deutschen Fürsten, der mittelmässig in der französischen Sprache schrieb.

Friederich hätte es nun zu spät für seine

Ehre unternommen, Unterstüzer der schönen Wissenschaften zu werden. In Absicht auf die lange getäuschte Erwartung, ist folgendes zu sonderbar, um nicht von der Geschichte aufbehalten zu werden. Z u einer Zeit, da man gar nichts mehr von ihm hofte, wählte er den schlechtesten Dichter Deutschlands aus, um ihm ein Geschenk, und so gar ein Gedicht an ihn zu machen; und einem der besten gab er ein Gehalt von zwey hundert Thalern nicht, das er ihm selbst versprochen, er, der einem französischen lange Zeit eins von fünf tausend gegeben hatte. Unterdeß fuhr die Nation fort ihre Sprache zu lieben, die Werke ihrer guten Scribenten mit Beyfall aufzunehmen, und überhaupt Talenten, mit viel mehr Antheil, als sonst gewöhnlich gewesen war, Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Und dieß w a r der Zeitpunkt, in welchem ein junger Kaiser, der den Geist Carls des Fünften in sich fühlte, Deutschlands Oberhaupt wurde. Die Nation war, ungeachtet der Bewegung, in welcher er

Z. 3 3 : welcher er angehörte,] [von der er war,] .· welcher er angehörte, H

Ζ. 3 S: oft] Vermutlich nachgetragen zur Korrektur eines Versehens H Ζ. 39·· zu werden] Csey]$ zu werden Η Ζ. 44·· aufbehalten] aufbehalten Η Ζ. 4 j : zwey hundert] [f\k zwey hundert Η

134

Textteil

III,ζ

sie fand, gleichwohl noch nicht patriotisch genung; einige der besten Werke der schönen Wissenschaften waren noch ungeschrieben; und viele Erfindungen der philosophischen waren noch nicht da.

Ein Volk, das

in viele Fürstenthümer abgesondert ist, konnte auch nicht eher mit einem gewissen Feuer und mit Festigkeit vaterländisch seyn, als bis man es veranlaßte, Gesinnungen der Verehrung und Dankbarkeit in seinem Oberhaupte zu vereinigen. Dieses, auch durch die Unterstüzung der Wissenschaften, zu thun, und ihm, d u r c h d i e K ü r z e d e r Z e i t , in der es ausgeführt wurde, eine noch stärkere Wirkung zu geben, war, und verdiente das Werk eines Kaisers zu seyn, dessen Namen unsre besten Dichter und unsere strengsten Geschichtschreiber so oft ausgesprochen haben. Da die, welche in den philosophischen und schönen Wissenschaften gut schrieben, oder, vornämlich in jenen, erfanden, als solche, von Männern erkandt wurden, denen man Entscheidung auftragen konnte; so wurde hierdurch ein Grund gelegt, ohne den die Belohnungen würden Verschwendungen gewesen seyn. Die Zahl derer, die zu entscheiden hatten, war klein. Sie hatten, und durften nichts Geringers, als die Ehre des Vaterlandes, des Kaisers, und der Beschüzer der Wissenschaften, die der Kaiser durch diese Befehle unterscheiden wollte, zum Z w e c k e haben. Auch ihre eigne Ehre konnte ihnen nicht gleichgültig seyn. Sie hatten andern Gelehrten, oder wer sonst sich ins Beurtheilen mischen wollte, gar keine Rechenschaft, aber dem Kaiser und den Beschüzern der Wissenschaften alle mögliche von ihren Urtheilen zu geben. Und da diese oft gegeben wurde; so sähe man in das Innerste der Sachen, und w a r nicht in Gefahr, unwürdige zu belohnen. Der Gedanke, eine kaiserliche Druckerey zu errichten, und darinn die besten Werke Deutschlands, zum Vortheile ihrer Verfasser, zu drucken, fand deßwegen nicht statt, weil es zu schwer w a r auszumachen, welchen Grundsäzen die Censoren dennoch folgen müsten, wenn es auch bey den Büchern nicht mit in Betrachtung kommen sollte, ob die Schreiber Katholiken oder Protestanten wären. Wenigstens hätte die Festsezung dieser

Z. 58: das] [daß'K "das Η Ζ. 66: ausgesprochen haben] ausgesprochen [zu] haben H, Korrektur eines Schreiblapsus Ζ. 6γ/68: Wissenschaften bis oder] Wissenschaften [, oderik gut schrieben, oder Η Ζ. j6: ins Beurtheilen] [in*] [Beurtheilung'l [dieser] [Sache] > 'ins 'Beurtheilen Η

Textteil 111,2

I35

Grundsäze zu viel Zeit erfodert; und man hätte sich gleich im Anfange in Schwierigkeiten verwickelt, statt mit schnellen Schritten zu Erreichung des vorgesezten Zweckes fortzueilen. Die Belohnungen f ü r d i e g u t e n u n d f ü r d i e v o r t r e f l i c h e n Scribenten, und für die Erfinder von gleichem Unterschiede, bestanden in Geschenken von zweyerley Art. Die ersten erhielten Geld, und Ehre dadurch, daß es ihnen gegeben wurde; die zweyten Geschenke zwar auch von nicht geringem Werthe der ersten Art, aber zugleich von solcher Beschaffenheit, daß der Empfang nicht allein die Ehre derselben ausmachte. M a n kannte Alle, die Verdienste um die Wissenschaften hatten, so unbekandt sie auch ausser ihrem Kreise zu seyn glaubten, und man ließ es ihnen dadurch merken, daß man sie zu Schriften, oder zu Erfindungen auffoderte. Diese A u s s p ä h u n g d e s b e s c h e i d n e n V e r d i e n s t e s erhielt den Beyfall der Welt so sehr, daß ihr Deutschlands Kaiser alle Fürsten zu übertreffen schien, die jemals, durch Unterstüzung der Wissenschaften, waren berühmt geworden. Man w a r so gar auf j u n g e G e n i e s aufmerksam, und sie bekamen Beyhülfe, sich weiter zu bilden. Wenn, für angezeigte Erfindungen, oder für Schriften von bestirntem Inhalte, Preise ausgesezt wurden; so erfuhren die, welche sie erhielten, oder sich umsonst darum bemüht hatten, den Namen deßjenigen, der ihr Beurtheiler gewesen war. Titel oder Adelstand erhielt Niemand. Jene sind für Gelehrte von geringer Bedeutung; und dieser bringt sie aus ihrer Sphäre. Sie sind dann weder rechte Gelehrte, noch rechte Adliche. Der Kaiser schrieb an die, welche er vorzüglich ehren wollte, mit eigner Hand; und weil dieß nur selten und Wenigen geschah, so w a r es mehr, als Titel und Adel.

Z. 93/94: zweyten bis Art,] zweyten [zwar auch] Geschenke [von der ersten Art des Werths] [,] : Z W E Y T E N G E S C H E N K E zwar auch von nicht geringem Werthe der ersten Art, H Ζ. 97·· auch bis zu seyn] auch zu seyn .· A U C H [ausser ihrem Kreisel zu S E Y N Η Ζ. io y. Wenn, für] Wenn [Preiset, für H Ζ. toy. für angezeigte] für [gewisse] angezeigte > F Ü R A N G E Z E I G T E Η Z. IOJ: sich bis hatten,] [verloren,] .· sich umsonst darum bemüht hatten, Η

136

Textteil 111,2

Diese Briefe begleiteten bisweilen die Geschenke der zweyten Art. Diese waren: Mathematische Instrumente, Compositionen der Werke deß Dichters, der sie bekam, Sammlungen von Kupferstichen, Gemälde, prächtige Ausgaben guter Bücher. Ich nenne diejenigen nicht, welche auf diese Art geehrt worden sind, weil sie jeder kennt. Überhaupt lasse ich mich auf die Erzählung solcher einzelnen Begebenheiten nicht ein, die mehr in die Geschichte der Gelehrten, als in meine gehören. Dazu kommt, daß ich dadurch meiner Absicht entgegen handeln würde, nach der ich von dem, was geschehn ist, eine Vorstellung zu machen suche, durch die man in den Stand gesezt wird, den Plan in der Ausführung zu sehen. Doch ein Paar Ausnahmen kann ich mir erlauben. übersandte nicht lange vor seinem Tode das Geschenk, das ihn der Kaiser gemacht hatte, nach Wien, damit es in der grossen Bibliothek aufbewahret würde. Er begleitete es mit dieser Inschrift, die in eine Marmortafel gegraben wurde: Joseph der Andre ehrte mit diesem Geschenk. Er hätte es gern seinen Freunden gelassen, denn er liebte sie. Aber ohne andern Stolz, als den, mit welchem er immer an die Ehre der Wissenschaften gedacht hat, Ließ er es in diesem Tempel derselben für die Nachkommen aufstellen. Ihr grossen Werke, die hier, weit von der Unsterblichkeit,

Z . 1 1 5 : begleiteten bis Art.] [wurden mit Geschenken] von der zweyten Art [begleitet.] > begleiteten bisweilen die Geschenke [VON] DER » GESCHENKE DER < ZWEYTEN ART.

H

Z. 116: waren: Mathematische] waren: [Goldene] [Schreibzeuge,] [mathematische'] > WAREN: 'Mathematische H Ζ . ιιγ/ιι8: prächtige bis Bücher.] Vermutlich nachgetragen Η Ζ . 1 2 9 : Inschrift] [Aufschrift'] > 'Inschrift Η

Textteil 111,2.

I37

ein sieches Leben führen,

145

steckt meine mit eurem tödtlichen Gifte nicht an, daß dieser M a r m o r nicht zerschlagen, und das Geschenk des vortreflichen Kaisers keinem Andern gegeben werde.

150

Jezt ist Keplers Statue in eine andere Galerie dem Eingange gerade gegen über gesezt worden. So bekandt auch ihre edle Aufschrift ist; so kann ich doch nicht unterlassen, auch meine Geschichte damit zu schmücken: Kepler. Der Kaiser Matthias

155

ließ ihn in Armut sterben, und der Kaiser Joseph der Andre, den Geist des grossen Mannes zu versöhnen, ihm dieß Denkmaal sezen. Überhaupt wurde auf eine Art verfahren, die den Werth dessen, was ge-

160

schah, noch erhöhte. Manichfaltigkeit in dem Betragen, und Neigung das Verdienst liebenswürdig zu machen, gab Allem eine Wendung der Anmut, mit der nichts, als die rechtwählende Beurtheilung konnte verglichen werden. Durch dieß Alles stieg der Ruhm des Kaisers so schnell, daß es bald

165

lächerlich wurde, ihm publicistisch zu räuchern. Denn er ward wirklich verehrt, und geliebt. Die Schaubühne, durch welche Wien auch von dieser Seite die Hauptstadt Deutschlands wurde, war nun schon eingerichtet; und die Anstalten waren schon gemacht, denen wir die erste und vortrefliche Geschichte unsers Vaterlandes verdanken. Wir hatten damals nur wenig Tragödien, und fast gar keine Comödien. Wenn man mit der Einrichtung der Schaubühne hätte warten wollen, bis wir mehr theatralische Werke bekommen hätten; so würden wir vielleicht

Z. 151: eine andere Galerie dem] eine Galerie [der] [Burg] dem GALERIE DEM

> EINE

andere

H

Z. 169: nun schon] nun [auch] schon > NUN S C H O N H, vgl. folgende Änderung Z. lyo: waren schon] waren [auch] schon > W A R E N S C H O N H, vgl. vorige Änderung Z. 174: Werke] [Stücke] > Werke H

170

138

175

180

185

190

195

100

205

Textteil

ΙΙΙ,ϊ

nur sehr wenige mehr bekommen haben, als wir bey Eröfnung der neuen Schaubühne besassen. Man wollte sich also auf diese ungewisse Erwartung nicht länger einlassen. Die Hofnung, von guten Schauspielern vorgestellt zu werden, war gewiß kein schwacher Reiz, sich in diese Laufbahn zu begeben. Überdieß erhielt der Verfasser die Einnahme jeder sechsten Vorstellung. Aber eh die Zahl unsrer guten theatralischen Stücke zureichend war, musten die Spieler doch beschäftigt werden. Man ließ daher einige italienische, wenige französische, viele englische, und fast alle griechische Schauspiele aufführen. Alle Nationen Europens hielten, wie sie noch thun, die Griechen für ihre Muster. Und diese Erfinder beynah in allen Wissenschaften sind auch Muster. Wie sonderbar war es daher, daß man die Anmerkung nicht gemacht hatte, daß es von guten Einflüssen seyn würde, ihre Stücke zu spielen; und daß wir, zu einer Zeit, da wir kaum anfingen, eine Schaubühne zu haben, das Beyspiel geben musten. So bald der Entschluß, eine zu haben, gefaßt war; so wurden auch Übersezer für dieselbe angenommen, die gut bezahlt wurden, weil sie langsam arbeiten musten, um Übersezungen zu liefern, die unsern Mangel einigermaassen ersezten. Lessing und Gerstenberg, die Unteraufseher des Theaters, wählten so wohl die deutschen Stücke, die gespielt, als die ausländischen, die für die Vorstellung übersezt werden sollten. Sie hatten die Gewait, ohne an Jemand von dem Gebrauche derselben Rechenschaft zu geben, Schauspieler anzunehmen, und fortzuschicken. Sie gaben ihnen zugleich Unterricht in ihrer Kunst, und sie bereiteten sie zu jedem neuen Stücke. Bey der Wahl der Stücke wurde nicht allein auf ihre poetische, sondern auch auf ihre moralische Schönheit gesehen. In Absicht auf diese, hatte der Oberaufseher den streitigen Fall zu entscheiden. Denn dieser höchstwichtige Punkt ist nicht die Sache der Kunst, sondern des Staats. Weil die Schaubühne nicht allein von ihren Einnahmen, sondern, im Falle des Mangels, auch vom Hofe unterhalten wurde; so kam der Gedanke, daß man weniger Zuschauer haben würde, wenn man auf diese oder jene Art verführe, nicht in Betrachtung, und man konnte kühn mit dem griechischen Dichter sagen: Ich bin nicht da, ihr Athenienser, von euch, sondern ihr seyd da, von mir zu lernen.

Z . 1 7 9 : sechsten] [zehnten] > sechsten H Ζ. i8i: italienische, wenige] italienische, [uJ SCHE, W E N I G E

[spanische] [ , ] wenige > ITALIENI-

Η

Ζ . 1 8 3 : Nationen Europens] Nationen [von] [ E u r o p a ' ] > NATIONEN 'Europens Η Ζ . 193·· als] tu] > als Η

Textteil 111,2

I39

Aber einige Jahre fast nichts, als ausländische Schauspiele; zwar viel Neuheit, viel Schönheit, und vortreflich iibersezt; aber gleichwohl doch nur Werke der Ausländer. Dazu gehörte Überwindung für Leute des Va-

no

terlandes, die es wüsten, daß die Nation bisher allzugerecht gegen alte und neue Freunde gewesen war; und sie mochten sich nicht immer überwinden. Man entschloß sich daher, um dieses edle Murren zu unterbrechen, bisweilen, statt der Zuschauer Zuhörer einzuladen. Ebert, der unsre Sprache vorzüglich schön aussprach, wurde auf einige Zeit zum Vorleser

n5

angenommen, die Dichter öffentlich zu declamiren. Durch ihn machten auch bisweilen, diejenigen Dichter, die ihre Werke noch zurük hielten, einen Versuch, wie sie bey der völligen Bekandtmachung derselben würden aufgenommen werden. Etwa fünf Jahre nach Errichtung der Schaubühne hörten diese Vörie-

120

sungen nach und nach auf, und wenn sie bisweilen noch verlangt wurden, so geschah es nur wegen der Abwechslung. Unsre Tragödien machten schon damals keine kleine Zahl aus. Wir können uns, mich deucht, darüber trösten, daß wir nur wenige Comödien haben, erst, weil die meisten derselben zu der höheren comischen Art gehören, und also, den Fehler

22.5

der geringen Anzahl, durch den Werth, ersezen; und dann, weil wir uns eben keine Vorwürfe zu machen haben, daß unsere Sprache und unser Charakter zu den Arten weiter herunter nicht biegsam genung sind. Eh noch die Zahl unsrer Tragödien groß genung geworden war, um die Vorlesung einigermaassen von der Schaubühne zu verdrängen, so waren

130

die Versuche der musikalischen Declamation unsrer epischen Gedichte, oder, wie wir es jezt nennen, der Absingung schon gelungen. Es ist zwar sehr überfliessig, weil wir es wissen; aber es ist doch angenehm, es zu wiederhohlen, daß die andern Nationen Europens dieß von uns gelernt haben. Und vermutlich ist einigen noch nicht bekandt, daß zwey der Republiken in Nordamerika nun auch S i n g h ä u s e r haben. Die

sind

bis jezt entweder zu nachlässig dazu, oder sie wissen es nicht genung, wie sie es machen sollen, daß der Schall recht aus der Ferne, Tiefe, und Höhe herzukommen scheine. Sie sondern so gar noch immer die Zuhörer von

Z . 2 1 3 : edle] [eri]* edle H Ζ . z i y . vorzüglich schön] [am besten in ganz Deutschland] > vorzüglich schön

Η

Ζ . 2 2 1 : nach und nach] [völlig]·^ nach und nach Η Ζ . 2 3 6 : auch S i n g h ä u s e r ] auch [schon] S i n g h ä u s e r > AUCH SINGHÄUSER Η

235

14Ο

240

Textteil

111,2

den Sängern durch einen schlaffen seidenen Vorhang.

Ich würde zu

umständlich werden, wenn ich beschreiben wollte, wie

vor kurzem

gebaut hat, um den Schall, zu einer noch viel grösseren Illusion des Ohrs, als man vor ihm erreicht hatte, zu führen. Ich kann jezt mit Gewißheit sagen, daß nun schon künftiges Jahr 145

von unsern drey grossen Com-

ponisten gesezt, daß dessen Composition, der in dem Wettstreite siegt, allezeit zu seinem Vortheil gedrukt, und daß der unter ihnen, der nach der Vollendung am öftesten wird gesiegt haben, sehr vorzüglich belohnt werden soll. Aber so etwas wird auch nur in Wien ausgeführt. Endlich eine Geschichte unsers Vaterlandes schreiben zu lassen, dazu

250

gehörte mehr Zeit, als die Schaubühne zu heben, oder ein künftiges Singhaus zu v e r a n l a s s e n . Einige Gelehrte, die bloß Sammler waren, und auf eine gewisse Zeit dafür bezahlt wurden, erhielten von zwey Geschichtschreibern, einem Katholiken, und einem Protestanten eine genaue Anweisung zu dem, was sie sammeln sollten. Sie konnten nicht eher, als

255

nach einigen Jahren von ihrer Reise zurükkommen. Nun waren zwar die Geschichtschreiber von einer grossen Menge Stoff, Ruinen, aus denen sie bauen sollten, umgeben; aber gleichwohl musten sie erst lange und sorgfältig wählen, eh sie schrieben. Wir dürfen sie keiner Zögerung beschuldigen. Was hatten sie nicht zu thun. Sie musten festsezen, was wirklich

260

geschehn sey; und sie durften aus dem Wahren nur das heraus nehmen, was wissenswürdig war. Sie konnten also nicht anders, als mit langsamen Schritten fortgehn. Dafür haben sie uns aber auch ein Werk geliefert, das uns auf unsre Nation, und auch auf sie stolz machen kann. Und von welcher reichen, und dennoch auserlesenen Schönheit, sind, bey so vielem

265

Inhalte, und so vieler Fähigkeit, ihn zu brauchen, die lezten Gemälde ihres Meisterwerks.

Z . 2 4 9 : schreiben zu lassen] [zu] schreiben > SCHREIBEN ZU lassen H Ζ . 255·· einigen] [vierl^ einigen Η Ζ . 2 6 6 : Meisterwerks.] Danach in Η drei Schlußlinien und die Notiz Klopstocks auRl: (Die unterstr. Stell, w a r e n s auch bey der Überschickung.) Dieser Vermerk wurde vermutlich im Februar 1773 eingetragen, als Klopstock das Konvolut zum »Wiener Plan« zwecks Rechenschaft gegenüber seinen Freunden angelegt hat (vgl. Apparat, Abschnitt »Überlieferung«),

Textteil 111,3

I

4I

III,3· Bruchstücke

eines Aufsatzes zur Förderung

(Bestandteil von Klopstocks

Konvolut

der

Wissenschaften

zum »Wiener

Plan«)

Die Werke der ersten und der zweyten Stufe ich meine die v o r t r e f l i c h e n und die g u t e n sind jezt noch nicht von einander unterschieden worden. Die Verfasser derer, die schon belohnt sind, derer, welchen nur wenig fehlte, es zu verdienen; und diejenigen, welche noch nichts geschrieben haben, werden von nun an nach dem einem oder dem andern Werthe ihrer Arbeiten beurtheilt. Wie ein Scribent künftig zuerst hervortritt, oder wie er seine Schriften von neuen herausgiebt, gliiklich, oder zu ihrem Nachtheile verändert; kleiner oder grösser an Zahl, diese Ausgaben, und in dem Einen Falle die neue selbst ohne Vergleichung mit den vorigen, werden auf die Gegenwagschaale der unübertriebnen aber ge-

Z . 1-27 Die Werke bis ward. : H.i

H.2

Z . 1: Stufe] [Classe,] H.i .· [Stufe,] > Stufe H(H.z), Komma nach der zweiten Variante versehentlich nicht geschrieben Z. 1/2: v o r t r e f l i c h e n g u t e n ] Unterstreichung in H. 2 Z. 2: nicht von einander unterschieden] nicht Γ von einander H.2I unterschieden Η (H.i H.i) Z. 3/4: derer, bis nichts] derer, die [schon] » schon< belohnt sind, [die es]$ derer, die [es nicht sind.] [u welche sich vielleicht über Ungerechtigkeit beklagen] •> DIE [jezt nur im] h DIE [jezt] [nur] » [nur]« [zu warme Vorstellungen von sich selbst,] [es Tjezt schonl zu [verlangen] > .· fodern«] verleiten konnten, > [DIE] [VERLEITEN KONNTEN, es jezt schon zu fodern,] > welchen nur wenig fehlte, es zu [verdienen;] >.· verdienen; H.i« u diejenigen, welche [es]^ noch nichts Η(Η.ι H.2) Z . 5/6: nach bis beurtheilt. Wie] nach dem [Vortreflichkeit oder der Güte H [ersten] >.· einem H.2« oder dem [zweyten] >.· andern H.z< Werthe [ihrer Werke] » ihrer [Schriften] > IHRER Arbeiten« beurtheilt [werden.] Wie » BEURTHEILT. WIE« H(H.i H.i) Ζ. 6I7: künftig bis herausgiebt,] künftig [zuerst hervortritt, oder wie er H.2] seine [Werke] » Schriften« [von neuen H.I~\ herausgiebt H(H.I H.I) Z. 8-12: diese bis Der] diese [Ausgabe'] [allein] [wird,] selbst ohne Vergleichung [,]* mit den vorigen, >.· 'Ausgaben, u in dem Einen Falle die neue SELBST OHNE VERGLEICHUNG MIT DEN VORIGEN, w e r d e n H . 2« auf die G e g e n w a g s c h a a l e der

[unübertriebnen] » unübertriebnen« aber gerechten, [u bey den Grundgesezen des Schönen, unverzeihenden] Forderung >.· GERECHTEN, [u in Absicht auf die Grundsäze vom Nüzlichen u Schönen nichts erlassenden] FORDERUNG H.I > GERECHTEN, FORDERUNG H.K der Leser, gelegt [werden.] •.· GELEGT, einer Forderung, die in Absicht auf die Grundsäze vom Nüzlichen u Schönen nichts [erläßt] » erläßt.« H.I- Der H(H.I H.I)

142.

Textteil 111,3

r e c h t e n , F o r d e r u n g d e r L e s e r , g e l e g t , e i n e r F o r d e r u n g , die in A b s i c h t a u f die G r u n d s ä z e v o m N ü z l i c h e n u n d S c h ö n e n n i c h t s e r l ä ß t . D e r K a i s e r s c h ä z e t die W e r k e , u n d s c h ä z e t sie n i c h t w e n i g , d e r e n V e r f a s s e r n Er die z w e y t e B e l o h n u n g g i e b t ; a b e r n u r d i e , w e l c h e die erste S t u f e e r r e i c h t h a b e n , bew a h r t Er b e y d e n B i l d n i s s e n i h r e r S c h r e i b e r a u f . In d e r B u r g , in w e l c h e r s o V i e l e a u s D e u t s c h l a n d s g r ö s t e n K a i s e r s t a m m e g e w o h n t h a b e n , ist k ü n f t i g e i n S a a l b i s w e i l e n o f f e n , in d e m m a n m a r m o r n e B r u s t b i l d e r , ü b e r i h n e n V o r s t e l l u n g e n d e r l i t e r a r i s c h e n C h a r a k t e r e d e r A b g e b i l d e t e n u n d u n t e r ihnen Bücher und Z e i c h n u n g e n v o n Erfindungen, w i r d sehen k ö n n e n .

Z . 13-ij·; deren bis In] deren Verfasser [von Ihm] die zweyte Belohnung [erhalten] > V E R F A S S E R E r d u r c h DIE Z W E Y T E B E L O H N U N G u n t e r s c h e i d e t H.I .· [ V E R F A S S E R ' ] ER [ D U R C H ] DIE Z W E Y T E B E L O H N U N G

[ e h r t ] H.I

.· ' V e r f a s s e r n ER D I E

ZWEYTE

BELOHNUNG giebt H.Z MAN MARMORNE BRUSTBILDER, über ihnen 'VORSTELLUNGEN DER L I T E R A R I S C H E N C H A R A K T E R E ' D E R A B G E B I L D E T E N [,] [IN E R H A B N E R A R BEIT;] Υ UNTER [ D I E S E R ] » ihnen«/",J Z E I C H N U N G E N V O N E R F I N D U N G E N , [[U E N T D E C K U N G E N ! ] [ O D E R B Ü C H E R [ , ] ] [ B E Y D E ] [ M I T G O L D N E N E I C H E N L A U B E A U F DEN

Textteil 111,3

I

43

Die Gestelle, auf denen die Bildnisse ruhn, sind mit Eichenlaube umwunden. Das Eichenlaub ist uns national. Unsre Väter hielten in den alten Zeiten die Eiche für heilig; und uns drükt sie den Charakter der Nation aus. Die Römer wüsten es wohl, was für Bedeutung in diesem Bilde läge, da sie, zu der Zeit ihrer wahrsten Grösse, die corona civica gaben. Vielleicht blieb Cäsar; auch bey Xenophons oder Demosthenes Bildnissen nicht ohne Thränen. Zwar schweigt die Geschichte davon; aber wir wissen, wie groß er in Bey d e n ward. Ich kenne die Deutschen, und weis, mit welchem Blick unsre Jünglinge die Bildnisse betrachten werden, die der Kaiser aufbewahrtem Nichts mehr von dem, was sie dabey fühlen! Denn, wen der Genius hinführte, der hat sich schon entschlossen! Nur zwey Winke Erinnerung: Kürze, Kraft, Urgedanke! und Είη/ελ Warnung: Ganz ohne Entweihung der moralischen Schönheit! Wenn die Materie zu einer Schrift vorgeschlagen wird, und Mehre die Ausarbeitung unternehmen, so geschieht es mit Anzeigung der Namen, oder ohne dieselbe, aber öffentlich. Der olympische Jüngling stritt nicht

ihnen Bücher u Z E I C H N U N G E N VON E R F I N D U N G E N « W I R D Die [Säulen] > 'Gestelle«, auf denen die Bildnisse ruhn, sind mit Eichenlaube umwunden. H(H.z) Z. 21/22: hielten bis die Eiche] hielten [es]* [die]* da sie noch Abgötter [waren,] » H I E L T E N / " , ] [DA SIE N O C H A B G Ö T T E R verehrten] H.i .· H I E L T E N in den alten Zeiten H.2« die Eiche H(H.i H.z) Z. 23/24: was bis zu] was für [Kraft] » Bedeutung H.io in diesem Bilde läge » Λ [wäre] > L Ä G E « , da sie [,] zu H(H.i H.z) Z. 24: gaben] [erfanden] > gaben H(H.i) Z. 25-27: Vielleicht bis ward.] [Cäsar weinte bey dem Bildnisse des griechischen Kriegers. Die Geschichte schweigt davon, was er bey Xenophons [u Demosthenes] that » X E N O P H O N S THAT«; [aber wir wissen, wie groß er, in Beyden, ward.]! .· Vielleicht blieb Cäsar, auch bey Xenophons oder Demosthenes Bildnissen nicht ohne Thränen. Zwar schweigt die Geschichte / davon; aber wir wissen, wie groß er in B e y d e n ward. H(H.z), zunächst davon; außerhalb des handschriftlichen Zeilenspiegels piaziert, sofort gestrichen BÄNDEN,] »

Υ UNTER

SEHEN KÖNNEN, C

Z. zj-60

Ich bis ausgenommen·;.> : Η

Ζ. 28: Bildnisse] [BD* Bildnisse Η Ζ. 28: betrachten] [ansehn] > betrachten Η Ζ. zç>: Nichts bis fühlen!] [Nichts mehr davon] .· Nichts mehr von dem, was sie dabey fühlen! H Ζ. 30: sich schon entschlossen!] sich Tschonl entschlossen! Η Ζ. 30/31: Nur bis Warnung:] [Aber [E]* zwey Worte Raths: [Uhrgedanke'] » 'Urgedanke«, Kürze, Kraft.] [u Eins] [Warnung:] .· Nur zwey Winke Erinnerung: Kürze, Kraft, Urgedanke! u Ein/e\ Warnung: H, mögliche Lesung auch: Einen

144

Textteil 111,3

im Winkel. Der Erfolg ist: Entweder wird keiner belohnt; oder Mehre, oder Einer. Ich komme zu dem, was schon für die Wissenschaften geschehn ist. Aber eh ich etwas davon sage, muß ich noch zweyerley anführen, daß jedem neuen Verdienste, das ein Gelehrter um die Wissenschaften hat, neue Belohnungen bestimmt sind, und daß jene so vorzügliche, von der man bald lesen wird, nicht die einzige derjenigen ist, deren Werke für vortreflich erkandt werden: und dann, daß man von denen Belohnungen, die in Gelde bestehn unrichtig urtheilen würde, wenn man sie sich nur von dieser Seite vorstellte. Sie haben vornämlich die, daß sie Beyfall sind, mit dem der Kaiser Männer unterscheidet, die wie sich eins unsrer alten Geseze ausdrükt, nicht Gut für Ehre nehmen, und die, in jenen noch älteren Zeiten, von welchen uns unser verdienstvoller Freund Tacitus soviel G u t e s Unterhaltendes erzählt, auf Gold mit mehr geschäzter Gleichgültigkeit gesehn, und gleichwohl die goldne Sichel als ein Merkmaal der Ehre getragen hätten.

Z. 3 7 : Einer.] Einer [[:] [Trat] » u trat< dieser Eine allein auf die erste Stufe]] C,J [so wird nur er belohnt.] > E I N E R . [Betritt Einer die erste Stufe allein, so wird nur er belohnt.] > E I N E R . H Z. 37-50: was bis hätten.] was Tschon für die Wiss.l geschehn ist. Nachgetragen (Die Striche sind durch den Nachtrag annulliert): Aber eh ich etwas davon sage, muß ich noch Tzweyerleyl anführen, daß [jedes'] [neue'] [Verdienst'] >.· 'jedem 'neuen 'Verdiensten [daß'] » 'das« ein Gelehrter um die Wissenschaften hat, neue Belohnungen [erhält] >.· bestimmt sind«, u daß jene [so vorzügliche] [Belohnung], von » [so V O R Z Ü G L I C H E ] , VON< der man bald lesen wird, nicht die einzige derjenigen ist, deren Werke [vortrefl. sind.] » für vortrefl. erkandt werden:« u dann, daß man >[sich] [diejenigen] Belohnungen, die in Gelde bestehn«^ von denen B E L O H N U N G E N , D I E IN G E L D E B E S T E H N unrichtig urtheilen würde, wenn man sie sich nur von dieser Seite vorstellte. Sie haben [die] [viel vorzüglichere,] » vornäml. die,« daß [Sie'] » 'sie« Beyfall sind, mit dem der Kaiser Männer [ehrt,] » unterscheidet«, [die,] » [welche] > die« wie sich eins unsrer [ältesten] » alten« Geseze ausdrükt, nicht Gut für Ehre nehmen, + + lu die einem Volke zugehören, das in noch älteren Zeiten, jenen, von welchen uns unser verdienstvoller Freund Cornelius Tacitus so viel Gutes erzählt, [h]^ [auf das Gold hoch herab sahn. Und gleichwohl trugen die Druiden, seine Weisen, goldne Sicheln.] » E R Z Ä H L T , mit gleichgültigen Blicke auf Gold sah; u gleichwohl an den Druiden, seinen Weisen, die goldne Sichel als ein Merkmaal der [Ehr]^ Ehre betrachtete.«]! » u die, in jenen noch älteren Zeiten, von welchen uns unser verdienstvoller Freund HCaius] [Corn.]] Tac. » F R E U N D T A C . « soviel G u t e s [Unterhaltendes! erzählt, mit mehr geschäzter Gleichgültigkeit [auf Gold] >.· E R Z Ä H L T , [auf Gold] [mit] Nur die Übersezungen der besten griechischen Werkec,> der wenigen römischen, die nicht Nachahmungen sind, und einiger auserlesnen Fragmenten aus unsern ältesten stehen neben den Originalen von der zweyten Classe. Auch der Dichter wird in Prosa übersezt; der ganze Grieche, so genau ihn der Deutsche in seiner Abbildung treffen kann; mit seinen Fehlern, und besonders ohne alle geglaubte Verschönerung. Die Übersezungen unsrer Alten können und müssen noch genauer seyn. Denn auch aus diesen Quellen müssen oft die neuen Wendungen der Sprache etwas seitwärts gelenkt fliessen. Ein wenig Armut daraus nimmt der

Z. 53-55: haben, bis erhalten.] haben, [jeder ein Geschenk von erhaltend zu der Anschaffung einiger Lieblingswerke, die ihnen etwa in ihrer Bibliothek fehlen konnten, jeder ein Geschenk von erhalten. Η Z. s 6/57: worden, bis übersenden] worden, [dem Kaiser] ihre neuen Schriften [zuzusenden]^ WORDEN, I H R E NEUEN S C H R I F T E N an den Kaiser zu übersenden H Ζ. 57·· Neueren] [neueren'] > 'Neueren Η Ζ. 57-59: die bis wird] die [der Kaiser belohnt] » Belohnung erhalten« [, unterdeß'] » . 'Unterdeß«) [ist] >.· wird > ist< Ebert, wegen der Wahl des Originals u wegen der Schönheit [der] » seiner« Übersezung ausgenommen worden [, u hat erhalten.] Aber » WORDEN. A B E R < [Niemand]« » Niemand«! wird Η Ζ. 6i-8z Nur bis beurtheilt. : H.i H.z Z. 61: Nur] Absatz eingetragen in H.z Z. 61-64: der bis Classe.] der Γ besten! griechischen Werke [u] der >.· W E R K E < , > DER« wenigen römischen, die nicht Nachahmungen sind, [u einiger auserlesnen Fragmenten aus unsern ältesten Η.zl [wird]* [werden] den Originalen von der zweyten Classe [an die Seite gesezt.] >.· stehen neben DEN O R I G I N A L E N VON DER Z W E Y T E N C L A S S E . Η.2«

H(H.I

H.Z)

Z. 64: Dichter bis Grieche, so] Dichter in Prosa » D I C H T E R wird IN PROSA übersezt«; [so]* der Tganzel Grieche, so H(H.i) Z. 65/66: kann bis und] kann; [wie er ist,] mit » KANN; MIT« seinen [Feihern] > .· Fehlern H.z müssen« H(H.i)

146

Textteil 111,3

Strom lieber auf, als selbst griechische Fülle, und, in Beziehung auf unsre Nachahmungen der Neueren, als noch so viel ausländisch wild Wasser. Der Finder, Übersezer und Erklärer eines Gedichts aus den beyden ersten Jahrhunderten nach Karl dem Grossen, erhält — Barden,

; und eines

D — eben so viel, wenn er Ossians Sprache so studirt, daß

er ihn genau übersezen kann Der Barde Ossian war ein Caledonier, und daher deutscher Abkunft. Es gehört hier nicht her die Gründe für diesen Anspruch auf Ossian anzuführen, oder denen Vorwürfe zu machen, denen sie gleichgültig sind. Die Schrift eines Deutschen, der in der lateinischen Sprache geschrieben hat, wird so lange, als eine, die uns nicht zugehört, angesehn, bis sie der Verfasser in unsrer Sprache schreibt . . Sie wird nicht als Übersezung beurtheilt. Kein ander Volk gleicht uns in der Gerechtigkeit, mit der wir Ausländer beurtheilen. Aber wir sind bisher allzugerecht gewesen. Unseren Charakter müssen wir behalten, und gerecht bleiben; doch jenen Fehler, so edel er auch ist müssen wir endlich ablegen«;.> Dieß Eine Wort an die Ausländer sey genung, für unsre und die vergangne Zeit. Nach einem Jahrhunderte Thun, mag einer unser Nachkommen ein zweytes Wort sagen. Unsre Zeit hat viel wirkliche Vorzüge; aber es giebt allerley Büchergeschwäze Gehör. Weltbürger, sagt man uns, sollen wir seyn. Als wenn das Herz selbst des rechtschaffensten Mannes die Vaterlandsliebe, wie sie seyn muß, ganz fassen könnte.

Z. 71: als noch so] als [s!k noch so H(H.I) Z. 72: Finder bis Gedichts] Finder Γ, Übersezer u Erklärerl eines [guten] Gedichts »

EINES G E D I C H T S «

H(H.i)

Z . 7 5 : ihn] [Ossian] > ihn H(H.I)

Z. 79-81: Die Schrift bis nicht] [Das Werk] >.· Die Schrift"« eines Deutschen, der in der lateinischen Sprache [,J [oder gar in einer neueren] geschrieben » S P R A C H E G E S C H R I E B E N « hat, wird als [eins*] >.· 'eine"*«, [das] >.· die"*« uns nicht zugehört, [so lange] » WIRD so lange, ALS [ E I N S ' ] >.· ' E I N E " « , [DAS] >.· D I E " « UNS NICHT ZUGEHÖRT,« angesehn, bis [es] >.· sie"*« der Verfasser [deutsch herausgiebt.]^ [in] [unsrer] » [seiner] > in unsrer« Sprache [denkt u] schreibt T» S P R A C H E SCHREIBT«. . [Es] >.· Sie"« wird [[alsdannl] nicht » W I R D NICHT« H(H.i) Z. 83-148 Kein bis erkennen.: H Ζ. 86: endlich] endl. Η Ζ. 88: Thun] [thun>] > 'Thun Η Ζ. 91/92: Vaterlandsliebe bis ganz] Vaterlandsliebe, >[ganz,] wie sie seyn muß«·? WIE SIE SEYN M U S S , ganz Η

Textteil 111,3

147

Der Schritte von dem Guten zu dem Vortreflichen sind wenig; allein ihr Weg ist steil, und sie bringen in eine Gegend, w o die, welche selbst Verdienste haben, gern verweilen. Ein stark ausgezeichneter Originalcharakter ist eine der Eigenschaften eines vortreflichen Gedichts. Das Werk eines Philosophen muß keinen Originalcharakter haben wollen. Denn ihm gehören nur wenige Schönheiten der Ausführung zu; und Wahrheit und Erweis sind keines Originalcharakters fähige.> Überzeugung, die jeden Widerspruch ganz aushören und verachten kann, und Täuschung, welche die Erdichtung für uns beynah in Wirklichkeit verwandelt sind auch vorzügliche Verdienste des Philosophen und des Dichters. Überhaupt bestimmt den Werth jeder gelehrten Unternehmung, fürs erste ihr Nuzen, und dann der Umfang der Fähigkeit, die erfodert wurde, um sie auszuführen. Wenn der sonderbare Fall vorkommen, und das Werk eines Meisters von geringen Nuzen seyn sollte; so wird es doch nach dem Talente des Verfassers belohnt. Denn wie leicht kann er sich auch zu einem andern entschliessen, dessen Nuzen von gleicher Grösse ist, besonders wenn er erfährt, daß man nun dieß von ihm erwartet. Der Dichter muß zwey Z w e c k e haben, die er sich immer als untrennbar vorstellen sollte: Den Geist zu vergnügen, und das Herz zu bessern. In welchem Felde arbeitet er, wenn es wahr ist, und was ist wahrer? Daß

Z. 93: Der Schritte von] [Die'] » 'Der« Schritte [V]^ von H Ζ. 101/102: Überzeugung bis und] [Völlige] Uberzeugung >.· « Ü B E R Z E U G U N G « , rrtdx]* die jeden Widerspruch [ganz aushören ul verachten kann]] u Η Ζ. io3·· sind auch vorzügliche] sind [[auch] > auchl vorzügliche Η Ζ. 103-105: Philosophen bis fürs] Philos, u des Dichters. Dieß [kann] » wird« denen [genug seyn] für die ich schreibe f . ] [Den anderen würde selbst zu Viel nicht genug seyn. » D I C H T E R S . [ D I E S S WIRD DENEN, FÜR DIE ICH SCHREIBE, genug seyn.] > D I C H T E R S . « Uberhaupt [entscheidet] » bestimmt« den Werth jeder gelehrten Unternehmung, [von] [welcher] [Art] [sie sey] fürs » U N T E R N E H M U N G , F Ü R S « H, Absatz nachträglich vor Uberhaupt eingezeichnet Z. 106: wurde,] Zwecks Verdeutlichung erneut geschrieben H Ζ. ιογ: sonderbare] [sehr besondre] > sonderbare Η Ζ. io8: es] [dieser'] [Meister]* ['dieß] > es Η Ζ. 108/109: dem Talente] [dem'] [Tk /"'der] [Gut]* Talente H, versehentlich dem nicht wieder hergestellt Z. 109: wie] Zwecks Verdeutlichung erneut geschrieben Η Z. m: nun] Zwecks Verdeutlichung erneut geschrieben Η Ζ. 112: haben] Nachgetragen zwecks Korrektur eines Schreiblapsus Η

148

us

Textteil 111,3

zulezt bey dem Menschen alles auf seinen moralischen Werth ankörnt, und daß keiner ist, der dieß nicht früher, oder später lernen müsse. Gleichwohl wird, wenn die moralische Schönheit ein merkliches Übergewicht hat, einiges, das sich von ihr etwas entfernt, übersehen werden. Allein wenn Gedichte sich so weit von ihr entfernen, daß sie mit jedem

no

Reize der Verführung durch webt sind; wenn man sie dem Jünglinge, der im Dienste des Vaterlands arbeiten, oder für dasselbe sterben soll, und der künftigen Mutter von Kindern, die sie ihm erziehen soll, nie lassen darf: wie kann da ihr Verfasser Belohnung erwarten? Ausser dem machen hier diejenigen Erfindungen eine Ausnahme, die ein Gegenstand der Sinne

115

sind. Es ist zureichend, von dem H a u p t i n h a l t e einer guten oder vortreflichen Schrift, zu sagen, daß er die vornehmsten Mittel zu nicht kleinen Zwecken des Schreibers in sich begreifen müsse; und, von dem A u s d r u c k e , daß er, auf den Gebrauch einer etwas tieferen Sprachkenntniß,

130

einzuschränken sey. Allein von der A u s f ü h r u n g muß ich ein Paar Worte mehr sagen. Sie ist es, die entweder durch die Anordnung des Überzeugenden, welche selbst die kleinsten Bestimmungen desselben nicht ausschließt; oder durch die Stellung der Gedanken und Empfindungen, von denen an, die am meisten hervorragen, bis zu den feinsten: und, in Bey-

135

den, durch genaue Verhältnisse zu den Zwecken, dem Hauptinhalte, in den Werken des Philosophen, Gestalt voll einfältiger Anmut; und, in des Dichters, jene Gestalt voll Schönheit und Lebenskraft giebt. Von dem Geschichtschreiber und dem Redner kann ich, ohne eine Umständlichkeit, die hier nicht hergehören würde, weiter nichts sagen, als

140

daß sich jener, auf dem grossen Wege der zwischen dem Philosophen und

Z . 115: bey dem Menschen alles] Call] ^ bey dem Menschen alles H Ζ. ιιγ: Gleichwohl] [Die] [ M ] * Gleichwohl H Ζ . ιιγ: ein] [dx]^ ein Η Ζ. ii8: ihr etwas entfernt] ihr Tetwasl entfernt Η Ζ. ii SIE SIND mancherley äusserlichen Schimmers BEDÜRFTIG Η Z. 16-22

wir bis ist. : H.i

H.2

Z. i6hy: arm; bis Mehr] arm [.'] Mehr H.i .· ARM '; [aber auch mänl. u standhaft genung, es bleiben zu wollen.! MEHR H(H.2)

156

Textteil

IV,3

und standhaft genung, es bleiben zu wollen. Mehr Namen der Unsern werden auf die Nachwelt kommen, als Namen der Fürsten; und einst wird auch das unser Ruhm seyn, daß wir, ohne aus ihrem Quell geschöpft 20

zu haben, unsern Weg gegangen sind. Der vaterländische M a n n sagt alsd a n n der freyen Worte nur wenige, weil die Z a h l der Fürsten, die seine Zeit erreicht haben, sehr gering ist.

IV,3.

Paralipomenon zum ersten bzw. Textstück zum geplanten zweiten Teil der »Gelehrtenrepublik« (?) Bruchstück (?) Die gebildeten Nationen bekommen der halbguten Schriften immer mehr Dennoch würden die wenigen guten ihre Stelle bald genug einnehmen, wenn sich jene nicht in schön scheinende Fehler vermumten. Schärfere 5

Augen der Leser würden die Sonderung früher machen. Gemacht wird sie einmal gewiß. Ein Schreiber, der bider ist, geht seinen Weg fort, und kehrt sich an die Mummerey nicht. Vortreflichen Schriften schaden die halbgu-

Z. 17: Unsern] [unsrigen] > Unsern H(H.i) Z. 18: einst] [dann] > einst H(H.i) Z. 19/20: ohne bis haben,] [ununterstüzt von ihnen] [,J > ohne aus ihrem Quell geschöpft zu haben, H(H.i) Z. zo: unsern bis sind.] [unser'] [Werk] [gethan haben.] .· ['unsern] >.· unsern H.24 Weg gegangen sind. H(H.i H.2) Z. 20-22: Der bis ist.] [Vaterländische'] [Männer] » Der 'vaterländische Mann"[mit schönen] [Fehlern']«^ SCHRIFTEN T> [ , ] [deren] [ 'Fehler]« 4 SCHRIFTEN immer H Z. y. guten bis einnehmen,] guten bald genug [emporkommen] [ können 1, > GUTEN ihre Stelle BALD GENUG einnehmen [ Γ K Ö N N E N ! ] , > GUTEN IHRE STELLE BALD GENUG E I N N E H M E N ,

H

Textteil IV,4

I57

ten nicht. Sie dringen nur da nicht gleich durch, w o das Auge des Lesers so gar blödsichtig ist. Wer es ohne Stolz überdacht hat, wie ein Werk beschaffen seyn müsse, um auf Unsterblichkeit hoffen zu dürfen, der hat

10

Mitleid, wenn er das Werk seines Mitbruders vor seinen Augen untergehn sieht. Und welcher Anlaß zu diese/n\ Mitleiden in unsrer Zeit. Wie viel Scheiter und Gerippe liegen überall umher.

IV,4.

Rohrdommels Wehklage Paralipomenon

zum ersten Teil der »Gelehrtenrepublik«

(?)

Bruchstück (?) Hundert und drey Jahr bin ich alt, und denke wenigstens noch einmal so alt zu werden. Geschrieben hab ich nichts und werd auch nichts schreiben (es müste denn e t w a A A seyn daß ich 1872 den Werken, die 1772. und noch so etwas zurük ihre Unsterblichkeit angehoben haben durch eine Anpreisung ein wenig auflebte) Geschrieben, sag ich, hab ich nichts, und gleichwol liegt mir kein Ding so sehr an Herzen, als das Schiksal der Schriften, die überhaupt zu allen Zeiten und in aller Welt (wo ist noch

Z. S/9: Lesers so gar blödsichtig] Lesers Γ so garl blödsichtig Η Ζ. io: um bis dürfen] [das] auf Unsterblichkeit hoffen b um AUF UNSTERBLICHKEIT HOFFEN z u d ü r f e n

Η

Ζ. io: hat] [wird]* hat Η Ζ. 12: sieht bis Wie viel] sieht. [Nur derjenige] [spottet des untergehenden]* Und [wie viel]* welcher Anlaß zu diese/ηλ Mitleiden in unsrer Zeit. Wie viel H, mögliche Lesung auch: diesem Z. 2/3: denke bis werden.] denke [noch] wenigstens [eben so lang zu leben.] > DENKE WENIGSTENS noch einmal so alt zu werden. Η Ζ. 4·· etwa/ηλ] Mögliche Lesung auch: etwa Η Ζ. 4-6: ich bis Geschrieben] ich [1871' ] [eine Anpreisung] iderJ [erhabnen] » /"DERJ [tiefstehenden]« [kritischen Werke] [von 1770] [\iJ [weiter zurük] [herausgäbe)] Geschrieben .· ICH '1872 den Werken, die [1770' ] » '17724 > [u7 [ein w] MIR kein Ding so sehr Η Ζ. 8: Zeiten und] Zeiten [in]* ZEITEN U Η Z. 8/9: Welt bis aber] Welt aber > WELT Γ (wo ist noch ein Herz das so weit sey, wie das meinige?) 1 ABER Η

5

158

Textteil

IV,4

ein Herz das so weit sey, wie das meinige?) aber auch besonders zu meiner 10

Zeit und in meine/mA Vaterlande geschrieben worden sind. Warum denn das? Warum muß ich doch wegen des Schiksals andrer so vieles leiden? Recht als wenn ich sie selbst gebohren hätte, ebenso gehen mir die Geisteskinder andrer Leute zu Herzen, wenn ich sie, welk und gelb wie Laub in Herbste da so vor mir liegen sehe. Hier siz ich in diesen weiten Biicher-

15

saale, wie in einer Grabstäte, und weine darob, O Schiksal aller menschlichen Dinge. Begraben liegen sie da um mich herum verendet, verdorrt diese Kinder des Geistes! Diese Flammen! Ach sie sind verloschen! zu Asche geworden. Wozu kann ich zaubern? wozu Gold machen? wozu mich bis zu 2.00 Jahren verjüngen, wenn ich diesen Kummer meiner Seele

20

nicht los werden kann? Aber was gehts denn doch immer mich an, (rollt nur, rollt ihr Thränen, ich sehe euch wohl unten an Barte hängen, in den

Z . 10: in m e i n e / m \ Vaterlande geschrieben] in meine/rrA » IN [ M E I N E / M M deutschen > IN [ D E U T S C H E N ] > IN -meine/mV«! Vaterlande [ (ich bin aus dem Freyreichsdorfe (3,8 cm Leerraum) in Schwaben gebürtig)] geschrieben > V A T E R L A N D E G E SCHRIEBEN

H

Ζ. io: meine/πΛ] Mögliche Lesung auch: meinen Η Ζ. h: doch bis leiden?] doch [so viel leiden] wegen des Schiksals andrer [?] > D O C H W E G E N D E S S C H I K S A L S A N D R E R so vieles leiden? Η Ζ. ì x / i y . Geisteskinder] [Kinder] > Geisteskinder Η Ζ. 13/14: sie bis vor] sie [da so vor mir]"? SIE, wie Laub in Herbste [gar gelb] vor > S I E , [ W I E ] L A U B IN H E R B S T E Γ da sol VOR > S I E , welk u gelb wie L A U B IN H E R B S T E DA SO VOR

Η

Z. 14: Hier bis in] [Da] siz ich [hier] > Hier siz ICH IN Η Z. 14: weiten] [grossen] > weiten Η Z. ìy. darob, O] darob, u die [TK D A R O B , υ [ D I E ] Inseln b D A R O B , U grosse [ I N S E L N ] ^ D A R O B , U G R O S S E [Thränen] t» [u] [ G R O S S E ] [Tropfen]< [b]* [bleiben [mir! unten] [an Barte hängen] [ , ] [als der Thau an niedersinkenden Zweigen] O > D A R O B , Ο Η, nach grosse nicht deutbarer Buchstabenansatz, getilgt Ζ. 17/18: sind bis geworden] sind Asche geworden > S I N D [verloschen! zul A S C H E GEWORDEN

Η

Ζ . i8: Wozu bis zaubern?] [Warum] [bin] ich [einJ [Zaubrer] i ? 7 > Wozu kann ICH zaubern? Η Ζ. i8: wozu Gold machen?] [warum] [kann ich] Gold machen? > wozu G O L D MACHEN?

Η

Ζ. 18/19: wozu mich] [warum] h wozu [kann ich] mich > w o z u M I C H H Z. 19: Kummer] [Schmerz] > Kummer H Ζ. 20: los werden] [entfernen] > los werden Η Ζ. zo/zi: Aber bis ihr] [Was] » Aber was< [hab ich] [denn] [davon] t>> gehts denn mich an, > G E H T S D E N N Γ doch immer! M I C H AN,< {Lioxi1? rollt [,]* ( R O L L T nur, rollt [nur] ihr > (ROLLT N U R , R O L L T I H R Η Z. z i : Barte bis in] Barte, in > B A R T E hängen, IN Η

Textteil IV,4

I59

ich hier i/m\ Mondscheine bey den linken Nasenloche herunter blicke) was gehts denn mich an, wolt ich sagen, daß alle diese vordem so lauten Redner um mich her verstumt sind? Ach ehmals spracht ihr so schön, hieltet einen so lieblichen Vortrag; aber nun, auch nun!. - Hin seyd ihr! ja hin! und nichts hat euch retten können, selbst die grossen Männer nicht, die unsterblichen Zeitungsschreiber und ihres gleichen, die euch zu ihrer und zu eurer Zeit mit so vieler Überzeugung vo/m\ Erfolge verewigten. Aber Bären haben den auch geboren, und Wölfe gesäugt, wem es nicht in Herzen weh thut und jammert, daß auch die Geisteskinder, so dahinwelken, oft schleunig über Hals und Kopf dahinwelken. Und wie hatten sie gleichwol ihre Väter gepflegt und gehegt, wie mit schönen bunten Kleidern heraus gepuzt, wie sie gegängelt, wie sie tanzen und springen und schwezen gelehrt, bevor sie dieselben in die Welt hinausschikten, wo sie dachten daß sie immerdar leben und weben solten, und gleichwol — aber wie gesagt, Bären haben den geboren und Wölfe gesäugt, der ein solch Schiksal ohne Mitleid ansehen kann. So ruhn die Pyramiden in ihren Schutte, so in ihren Schutte Athen, Lacedamon, und Carthago, wie ihr Z. Ζ. Ζ. Ζ. Ζ.

2 2 : i / m \ ] Mögliche Lesung auch: in H 2 2 : blicke] [sehe] > blicke Η 2 3 : was bis an,] was [hab ich denn davon] > WAS gehts denn mich an, Η 2y. wolt] [wollt] ir wolt H 23/24: diese bis verstumt] [die lauten]^ diese vordem so lauten Redner ver-

s t u m t > DIESE VORDEM s o LAUTEN R E D N E R Γ u m m i c h h e r ! VERSTUMT Η

Z. 2 7 : Zeitungsschreiber bis die] Zeitungsschreiber die > ZEITUNGSSCHREIBER TU ihres gleichen,] DIE Η Z. 28: v o / m \ Erfolge] [des Erfolgs] > v o / m \ Erfolge mögliche Lesung auch: von Η Ζ. 29: wem] [wenn* ] > 'wem H Ζ. 3 0 : weh thut und jammert] [jamH weh thut u jammert Η Ζ. 30/31: daß bis dahinwelken] daß [ein solch] [Geisteskind'] [als ein Buch ist], so [dahinwelkt' ], oft schleunig über Hals u Kopf [dahinwelkt' ] > DASS auch die ' G e i s t e s k i n d e r [ , ] s o ' d a h i n w e l k e n , OFT SCHLEUNIG ÜBER H A L S U K O P F ' d a h i n -

welken Η Ζ. 3 2 - 3 5 : hatten bis solten, und] [hatte'] [es] gleichwol [sein] [Vater'] gepflegt u gehegt, [wie] [mit der] [ besten7 [Mode aus andrer Leute Büchern genährt, bis es dik u fett worden war,] wie » 'hatten sie GLEICHWOL ihre 'Väter GEPFLEGT U GEHEGT, WIE"< bunten » mit BUNTEN > MIT [schönen! BUNTEN« [Farben her]^ Kleidern heraus gepuzt, wie [es] » sie-*« gegängelt, wie [es] » sie"« tanzen u springen gelehrt, [u viel] [u mancherley] [süß Geschwäz,] » SPRINGEN U [süß] schwezen GELEHRT, > SPRINGEN U SCHWEZEN GELEHRT,< b e v o r [er e s ] »

sie d i e s e l b e n " « in

die Welt [ hinausschikte7 » " ruhn Η Ζ. 38/39: ihr da] ihr [alle] da > IHR DA Η

léo

Textteil

IV,4

da von dem Schleyer der Vergessenheit bedekt vor mir ruht, o all ihr Folianten, Quartanten, Octave, und Duodeze! ruht und liegt, o all ihr todten Minerven, die ihr aus götlichen Hirne über und über bewafnet hervorgesprungen wäret, aber nun hingeworfen seyd, daß hier die Helme, da die Lanzen, und dort die Aegiden weit umhergeflogen sind. Keinem Kunstrichter, keinem Mäcenaten keinem Verleger, keiner schönen Frau ja selbst den Verfasser nicht, der es doch am besten wissen kann, will ich mehr glauben, wenn sie mir sagen: Dieß Werk wird unsterblich seyn. Ein allgemeines menschenfeindliches Mistraun soll meine Seele einnehmen. Nichts will ich mehr glauben! nichts mehr hoffen Und wenn selbst der grosse Firl und der nicht kleinere Fanz Bücher schreiben so will ich ihnen nur Kinderjahre und mit nichten ein langes Leben noch viel weniger Unsterblichkeit zutraun.

Und zu allen diesen komt nun noch, daß ich fast täglich hierher wandern muß, w o ich nichts anders thun kann als meine Wunden aufreissen; w o die Vorstellungen von dem Fünfeck, von den herbeygebanten Geistern, von dem ganzen Heere derer, die auch gekommen seyn würden, wenn ich —

doch ich mag dem trübsinnigen Gedanken nicht länger nachhängen.

Was hattet ihr mir doch immer gethan, ihr lieben Gespenster, daß ich euch in eurer Ruhe störte, und auch mitten aus den TitulaturBuchstaben einer Zuschrift diesen schönen Säulengängen, die zu einem Tempel zu Z. 3 9 - 4 3 : ruht bis sind.] Eingefügt H Ζ. 4i: die ihr aus] die aus > die ihr aus Η Ζ. 42: hingeworfen] [hingestrekt'] > 'hingeworfen Η Ζ . 4 4 / 4 5 : Frau bis will] Frau will > F R A U Γ ja selbst den Verfasser nicht, der es doch am besten wissen kann,l W I L L Η Z. 46: glauben] glauben > Λ Μ $ G L A U B E N Η Z. 4 9 - 5 1 : ihnen bis zutraun.] ihnen [doch keine] [Unsterblichkeit zutraun.] > IHNEN nur Kinderjahre u mit nichten ein langes Leben noch viel weniger Unsterblichkeit zutraun. Η Ζ. 5 2 / 5 3 : hierher wandern muß] hierher muß > H I E R H E R Γ wandern] MUSS Η Z. 54: herbeygebanten Geistern] herbeygebanten [ankommenden] Geistern > HERBEYGEBANTEN GEISTERN

Η

Z. 56: trübsinnigen] [melancholischen] > trübsinnigen Η Ζ. 56: länger nachhängen.] [fortsezen.] > länger nachhängen. Η Ζ. 57·· Gespenster] [Geister] > Gespenster Η Ζ. j8-6o: den TitulaturBuchstaben bis oder] der Titulatur einer Zuschrift oder > [DER' ] [TITULATUR] » 'den [grossen] [Buchstaben' ] > 'DEN '-Titulatur-Buchstaben H.II< EINER Z U S C H R I F T Γ diesen schönen Säulengängen, die zu einem Tempel zu führen schienen, H.11 O D E R Η

Textteil IV,4

l6l

führen schienen, oder unter einen Vignettenbaum hervorrief, wo ihr ungelobt und ungetadelt schlummertet? Wie so munter bey meinem Betrübniß, Jünglinge? Beynah bedünket mich, daß ihr über mein Leidwesen scherzet. Thut das nicht. Wie leicht kann es den Schriften, die ihr zu schreiben in Sinne habt ergehen, wie es diesen um uns her ergangen ist. Ich will sie immer, weil ich gern viel auf Einmal abthue, ein wenig in voraus beklagen. Bleiben sie beym Leben; so schadet ihnen meine Klage nicht: und gehn sie darauf; so ist ihnen ja die lezte Pflicht erzeigt worden, und dieß ist deßwegen etwa auch gut, weil es zu ihrer Zeit harte Menschen geben könte, die so wenig an sie dächten, daß sie so gar diese lezte Pflicht gegen sie verabsäumten. Gesezt also es trüge sich zu, wie oben ist bemeldet worden, so beklag ich euch folgender Gestalt: Da liegt ihr nun auch am Gestade, o ihr jezo noch ungebohrnen! umgekommen seyd auch ihr in dem grossen Meere Gesauset und gebrauset hat um euch manche barsche Windsbraut, und so hat euch Scylla verschlungen, und Charybdis wieder emporbracht, denn ihr kontet nicht steuren, und ihr seyd herumgetrieben, und endlich ans Gestade geworfen worden, wo ihr nun, angeführter Maassen liegt, und wo ich ein frommer Wändersmann euch mit ein wenig Sande bestreue. Neben Text zu Z. 52/53

eingetragen:

Freyreichsdorf Urlau auf der leutkircher Heide in Schwaben

Z . 60/61: ungelobt und ungetadelt] [in süsser Vergessenheit alles Lobes u Tadels] > ungelobt u ungetadelt H Ζ. 6i: Betrübniß] [Schmerze] > Betrübniß Η Ζ . 64: diesen bis ergangen] diesen ergangen > DIESEN [ u m uns her] ERGANGEN Η Z. 66: nicht:] nicht [,] > NICHT: Η Ζ. 67/68: dieß bis gut] dieß [etwa] deßwegen gut > DIESS ist D E S S W E G E N Γ etwa a u c h ! GUT Η Ζ. 68/6